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JAN 2 2 :
Sacbart) College librar^
" BOUCHT WITH THE INCUME
FkOM THl BBQUKST OF
PROF. JOHN FABBAB, LL.D.
BLIZA FABBAB
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U^tx, "38 <»>^
SITZUNGSBERICHTE
DER
PHILOSOPHISCH-HlSTOßISCHEN KLASSE
DEB KAISBBUCHKM
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
HUNDERTNEUNUNDFÜNFZIGSTER BAND.
(MIT 9 TAFELN.)
WIEN, 1908.
IN KOMMISSION BEI ALFKED HOLDER
I. U. K. HOr- UND UNIVKB8ITÄT8-BUCHHÄHPLIB
BUCHHiHDLIB DER KAISKRUCBUT AKADRHIK DKR WISaKNSCHAFTKX.
1 -'"♦
Draek Ton Adolf Holthansen,
k. und k. Hof- und Uii1v6i«itati-Baehdruelt«r in Wien.
INHALT.
!• AbhandllUlgr* Wilmart: La tradition des opasculus dogmatiques de
Foebadius, Gregoriua Illiberitanus, Faastinas. (Mit 3 Tafeln.)
II. Abbaiidliillg. Redlich and SchOnbach: Des Qatolf von Heiligen-
krenz Translatio s. Delicianae.
III. Abhandlung. Cornu: Beiträgpe sar lateiniscben Metrik.
IT. Abhandlnnir* Schönbach: Stadien zar Erzählongsliteratar des Mittel-
altein. Siebenter Teil: Über Caesarias von Heisterbach. II.
Y. Abhandlnng. Kraiaia: Thomas Campanella and Ferdinand II.
Tl. Abliandlnnir* Weinberger: Beiträge aar Handschriftenkunde. I. (Die
Bibliotheca Coryina.)
TU. Abluindinng. Bick: Wiener Palimpseste. I. Teil: Cod. Palat. Vindo-
bonensis 16, olim Bobbiensis: Lacanus, Pelagonius, Acta Aposto-
loram, Epistolae lacobi et Petri, Epistola apocrypha Apostoloram,
Dioscarides, Fragmentam medicom. (Mit 6 Tafeln.)
XX. SITZUNG VOM 23. OKTOBER 1907.
Der Sekretär legt den eben erschienenen 154. Band der
Sitzungsberichte^ der philos.histor. Klasse vor^ sowie die
Hefte 1, 2, 3 and 6 des 156. and Heft 4 des 157. Bandes.
Der Sekretär verliest die Dankschreiben der Herren Adolf
Erman, Franz Kielhorn, Reinhold Koser und Elias Stein-
meyer für ihre Wahl zu k. M. der Klasse im Aaslande.
Der Sekretär überreicht eine Subskriptionseinladang des
Komitees für die Errichtung eines Nationaldenkmals für den
verstorbenen Grafen Konstantin Nigra^ weiland E.-M. der Klasse^
in Ivrea.
Das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht über-
mittelt nachstehendes Programm für den Wettbewerb um den
aus dem Legate des D. Francisco Martorell j Pena gestifte-
ten Preis, der für ein Werk über spanische Archäologie aus-
geschrieben wurde.
^Programa para el Concurso que, en cumplimiento del
legado que D. Francisco Martorell y Pena hizo & la ciudad de
Barcelona, abre el Excmo. Ayuntamiento Constitucional de la
misma, bajo las bases siguientes:
1. Se concederi un premio de veinte mil pesetas & la
mejor obra original de Arqueologia espanola que se presente
' DieMr Band ist der letzte nach der alten, kompletten Ausgrabe. Vom
156. Bande an werden die einselnen Abhandlungen ah separate Hefte,
sofort nach Eraeheinen, aasgegeben.
VI
en este Concnrso, si lo mereciere, ä jaicio del Jnrado que se
nombre.
2. El expresado premio serd adjudicado en el dia 23 de
Abril del aüo 1912, festividad de San Jorge, patron de Catalana.
3. Se admitirin obras impresas 6 mannscritas y de autores
espanoles 6 extranjeros; terminando el plazo para la presenta-
ci6n en la Secretaria de este Äyantamiento, el dia 23 de Oc-
tnbre de 1911, i las doce de la manana.
4. Podri estar escrita la obra qne es presente al Con-
cnrso, en los idiomas latino, castellano^ catalin, francös, italiano
<S portngüäs.
5. La obra deberä presentarse anönima con un lema que
corresponda al sobre de un pliego cerrado qae deberi acom-
panarse, conteniendo el nombre y domicilio del autor.
6. Serän jneces ö censores en este Concarso cinco per-
sonas idöneas, que elegirä este Ayuntamiento; y serä su Presi-
dente honorario el Alcalde Presidente de la misma Corporaciön.
7. El dia 23 de Octubre de 1911, i las doce, se consti-
tuiri la Comisiön encargada de llevar & cabo el legado de D.
Francisco Martorell y Pena^ bajo la presidencia del Excmo.
Sr. Alcalde, y procederä desde luego ä levantar acta de todas
las obras que se hubieren presentado; y al nombramiento del
Jurado, 6 sea de los cinco censores 6 jueces de este Concurso.
8. El autor de la obra, ä quien se hubiese adjudicado el
premio, deberä publicarla dentro del t^rmino de dos anos, con-
taderos desde la fecha de la adjudicaciön de aqua, debiendo
entregar cinco ejemplares ä la Corporaciön municipal. Si no
estuviera escrita en castellano, deberä traducirla ä este idioma
para dicha publicaciön.
En el caso de que el autor de la obra no diere cumpli-
miento ä las dos prescripciones que preceden, podrä el Ayun-
tamiento publicarla y traducirla ä costas de la misma Corpo-
raciön, reservindose los derechos de propiedad de la obra
premiada, los cuales en casocontrario corresponderin al autor.,
Das Unterrichtsministerium legt ferner ein Exemplar des
X. Bandes der ersten Abteilung der vom königl. Preußischen
historischen Institute in Rom herausgegebenen ,Nuntiatur-
VII
berichte ans Deatscbland nebst ergänsenden Aktenstücken' vor,
enthaltend: ^Legation des Kardinals Sfondrato 1547 — 1548. Im
Auftrage des königl. Preußischen histerischen Institutes in Rom
bearbeitet von Walter Friedensbnrg. Berlin 1907'.
Professor Dr. R. F. Kai n dl in Czernowitz übersendet ein
Manuskript ^Beiträge zur Qeschichte des deutschen Rechtes in
Qalisien. IX/1 und IX/2'.
Dr. Rudolf Wölk an, Privatdozent an der k. k. Univer-
sität und Skriptor der Universitätsbibliothek in Wien, über-
sendet das Manuskript zu den beiden ersten Bänden des
,Briefvfechsel des Eneas Silvius Piccolomini. Erste Abteilung:
Briefe aus der Laienzeit (1431 — 1445)', und zwar Band I:
Privatbriefe, Band II: Amtliche Briefe.
Dr. Wilhelm Weinberger, k. k. Gymnasialprofessor in
IglaUy übersendet mit der Bitte um Aufnahme in die Sitzungs-
berichte der Klasse eine Abhandlung, betitelt: ,Beiträge zur
Handschriftenkunde I. (Die Bibliotheca Corvina)^
Das w. M. Professor Mejer-Lübke legt namens der
akademischen Kirchenväterkommission eine Abhandlung von
Dom Andrä Wilmart 0. S. B. in Farnborough (England) vor,
die betitelt ist: ,La tradition des opuscules dogmatiques de
Foebadius, Gregorius lUiberitanus, Faustinus^
Das w. M. Professor Oswald Redlich überreicht eine von
ihm und dem w. M. Hofrat Anton E. Schönbach in Graz
verfaßte Arbeit ,De8 Gutolf von Heiligenkreuz Translatio s. De-
licianae' fbr die Sitzungsberichte.
Das w. M. Hofrat Leo Reinisch überreicht für die
ySchriften der Sprachenkommission' das Manuskript einer Ab-
VIII
handlang unter dem Titel: ,Das persönliche Fürwort und die
Verbalflexion in den chamito-semitischen Sprachen/
Das w. M. Hofrat D. H. Müller überreicht als Obmann
der Nordarabischen Kommission den kürzlich erschienenen
2. Band des Werkes: ^Arabia Petraea. Von Alois Mnsil.
II. Edom. Topographischer Reisebericht. 1. Teil. Mit 1 Um-
gebnngskarte von wädi Müsa (Petra) und 170 Abbildungen im
Texte. Wien 1907.^ '
Derselbe überreicht ferner für die akademische Bibliothek
ein Exemplar seines Werkes: ^Komposition und Strophenbau.
Alte und neue Beiträge von Dav. Heinr. Müller. (Biblische
Studien III.) Wien 1907.'
Hofrat D. H. Müller macht ferner eine Mitteilung ^über
neue Papyrusfunde in EUephantine^
XXI. SITZUNG VOM 30. OKTOBER 1907-
In Vertretung des erkrankten Vizepräsidenten, Sr. Exzellenz
von Böhm-Bawerky eröffnet der Alterspräsident, Hofrat
F. Kenner, die Sitzung.
Die Herren Wendelin Foerster in Bonn und Gustav
Schmoller in Berlin danken für ihre Wahl zu auswärtigen
korrespondierenden Mitgliedern der Klasse.
Die Redaktion der ^Deutsch-Evangelischen Rundschau^ in
Berlin übersendet ein Belegexemplar der Nummern 16 und
20 dieser Wochenschrift, die den Aufsatz ,Streiflichter zur
biblischen Geschichte' von O. Eberhard enthalten, wozu die
Klasse s. Z. einige Klischees aus Seilin ,Tell Ta'annak^ leih-
weise überlassen hatte.
IX
Der Sekretär überreicht die folgenden an die Klasse ge-
langten Druckwerke, und zwar:
1. ^Geschichte der Deutschen in den Karpathenländern.
Von Raimund Friedrich Kai ndl. II. Band: Geschichte der
Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen bis 1763, in der Wa-
lachai und Moldau bis 1774. Mit einer Karte. (Allgemeine
Staatengeschichte. Herausgegeben von Karl Lamprecht. Dritte
Abteilung, VIII. Werk, IL Band.) Gotha 1907.' Vom Verfasser
übersandt;
2. .Theodor von Sickel. Fest werte, gesprochen am 11. De-
zember 1906 bei der im Historischen Seminar der Universität
Wien abgehaltenen Sickel-Feier des akademischen Vereines
deutscher Historiker in Wien, von Dr. Harold Steinacker,
Privatdozenten an der Universität Wien. (Mit einem biblio-
graphischen Anhang.) Wien 1907.' Überreicht vom Verfasser;
3. ,Die feierliche Inauguration des Rektors der Wiener
Universität für das Studienjahr 1907/1908 am 15. Oktober 1907.
Wien 1907;
4. ,Jahresbericht über die Herausgabe der Monumenta
Oermaniae historioa. Von Reinhold Koser (Sitzungsberichte der
königl. Preußischen Akademie der Wissenschaften. Gesamt-
Sitzung vom 30. Mai 1907).' Überreicht vom Verfasser;
5. ,Thesaurus linguae latinae. Vol. IV, Fase. IIL Leipzig,
bei Teubner, 1907/
Der Sekretär überreicht eine kurze Mitteilung des Herrn
Dr. Hans von Miik in Wien, betitelt: , Vorläufiger Bericht
über eine von der k. k. Hofbibliothek in Wien neu erworbene
arabische Handschrift.'
XXn. SITZUNG VOM 6. NOVEMBER 1907.
Der Sekretär, Hofrat Ritter von Karabacek, überreicht
die an die Klasse gelangten Druckwerke, und zwar:
1. Pfarrer A. Wild: ,Die körperliche Mißhandlung von
Kindern durch Personen, welchen die Fürsorgepflicht für
dieselben obliegt. (Preisgekrönt von der Universität Zürich.)
Zürich, 0. J.';
2. ,Die Einderarbeit und ihre Bekämpfung. Von Jalius
deutsch. (Preisgekrönt von der Universität Zürich.) ZUiichyO.J/;
3. ,Die Amerikareise des Wiener Männergesang- Vereines
mit der Doppelschrauben- Lustjacht „Oceana^ der Hamburg-
Amerika-Linie vom 21. April bis 28. Mai 1907. Wien 1907.'
Ubersandt vom Verfasser , Herrn Schriftsteller Emil Jelinek
in Wien;
4. yM^langes de la Facultä Orientale. Band I und H,
Beyrouth 1906 und 1907.' Ubersandt von der Universitä Saint-
Joseph in Beyrouth (Syrie);
ö. ^Deutsche Volkskunde aus dem östlichen Böhmen, Von
Dr. Eduard Langer. VII. Band, 1. Heft, Braunau i. B. 1907.'
Es wird hierfür der Dank ausgesprochen.
Der Sekretär überreicht eine Mitteilung von dem k. M.
Professor Alois Musil in WieU; betitelt: ^Griechische Inschriften
aus Arabia Petraea/
Das w. M. Professor Hans von Arnim überreicht drei
Abhandlungen von Julius Cornu, Professor der romanischen
Philologie an der Universität in Graz, betitelt: ^Beiträge zur
lateinischen Metrik', und zwar:
I. Accentus anima versus,
II. Armäque und krmentique im Hexameter,
IIT. Zu dem vierzehnsilbigen Hexameter der sechszeiligen Rätsel,
und ersucht um deren Aufnahme in die Sitzungsberichte der
kais. Akademie der Wissenschaften.
Das w. M. Professor J. Konstantin Jireöek überreicht
im Namen des Verfassers ein Manuskript von Dr. Johann
Kvaöala, Professor an der Universität Jurjew (Dorpat), be-
titelt: ,Thomas Campanella und Ferdinand IL'
XI
XXin. SITZUNG VOM 13. NOVEMBER 1907.
Die British Academy for the Promotion of Historical,
Philosophical and Philological Stndies in London übersendet
den zweiten Band ihrer Publikationen unter dem Titel: ,Procee-
dings of the British Academy. 190Ö — 1906. London^
Die Direktion des k. und k. Eriegsarchives in Wien über-
sendet Band V der dritten Folge der ^Mitteilungen des k. und
k. Kriegsarchiyes. Herausgegeben von der Direktion. (Mit
4 Textskizzen.) Wien 1907'.
Es wird hieflir der Dank ausgesprochen.
Der Sekretär überreicht ferner die an die Klasse ge-
langten Druckwerke; und zwar:
1. yKaccolta Vinciana presse TArchivio Storico del Comune
di Milano. Castello Sforzesco. 1906—1907';
2. ;Der Übergang vom Lehendienst zum Solddienst in
•• _ _ _
Osterreich. Ein Beitrag zur Heeresgeschichte des 14. Jahr-
hunderts. Von Ernst von Frisch. Wien 1907' (überreicht
im Auftrage des Verfassers);
3. yMaria Carolina d'Austria e la politica Inglese in
Sicilia. Lettura di Francesco Guardione. Acireale 1907';
4. ,La Pellagra i Pellagrologi e le Amministrazioni pu-
bliche. Saggi di storia e di critica sanitaria del Dott. Gaetano
Strambio. Milano 1890' (,Omaggio della Famiglia Strambio') ;
5. ^Aus dem Leben der arabischen Bevölkerung in Sfax
(Regentschaft Tunis). Von Dr. Karl Narbeshube r» k. k. Oster-
reichisch-ungarischem Vizekonsul in Sfax. Mit einem Beitrag
von Professor Hans Stumme in Leipzig. (Veröffentlichungen
des städtischen Museums für Völkerkunde zu Leipzig. Heft 2.)
Leipzig 1907'.
Eb wird für diese Einsendimgen der Dank ausgesprochen.
XII
XXIV. SITZUNG VOM 20- NOVEMBER 1907.
Der Sekretär^ Hofrat Ritter von Karabacek, überreicht
die an die Klasse gelangten Druckwerke, und zwar:
1. ^run von Qnerfnrt, Mönch , Eremit, Erzbischof der
Heiden und Märtyrer. Lebenslauf, Anschauungen und Schriften
eines deutschen Missionars und Märtyrers um die Wende des
10. und 11. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte Deutsch-
lands und Italiens im Zeitalter Ottos UI. und zur ältesten
Eirchengeschichte Ungarns, Rußlands, Polens, Schwedens und
Preußens. Von Dr. H. G. Voigt, Professor ftlr Kirchengeschichte
in Halle a. S. (Mit 4 Lichtdrucktafeln und 6 lithographischen
Tafeln.) Stuttgart 1907';
2. ,Kleists Todeslitanei. (Prager deutsche Studien. Heraus-
gegeben von Carl von Kraus und August Sauer. VII. Heft.)
Prag 1907', übersandt vom Verfasser, k. M. Professor Dr.
August Sauer in Prag;
3. ,Budape8t Rigisigei (Antiquitäs de Budapest), Räge-
szeti 6s Tört^neti Evkönyv, szerkeszti Dr. Kuszinszkj Bälint.
IX. Budapest 1906*.
Es wird für diese Spenden der Dank der Klasse aus-
gesprochen.
Dr. Otto Stolz, Mitarbeiter am historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer in Innsbruck, übersendet eine
Abhandlung unter dem Titel: ,Das mittelalterliche Zollwesen
Tirols bis zur Erwerbung des Landes durch die Herzoge von
Österreich (1363)' und ersucht um die Aufnahme derselben
in das Archiv für österreichische Geschichte.
XXV. SITZUNG VOM 4- DEZEMBER 1907.
Der Sekretär verliest die hohe Note des Kuratoriums
der kaiserlichen Akademie vom 29. November 1. J., wonach
XIII
Seine kais. und königl. Hoheit der dareUauchtigste Herr Erz-
herzog-Kurator der beantragten Anberaumung der nächst-
jährigen feierlichen Sitzung auf Samstag den 30. Mai 1908,
um 7 Uhr abends^ Höchstseine Genehmigung erteile.
Der Sekretär legt den soeben erschienenen Band LX
der Fontes rernm austriacarum vor, enthaltend: , Akten und
Korrespondenzen zur Qeschichte der Gegenreformation in Inner-
österreich unter Ferdinand U. Zweiter Teil: Von der Auf-
lösung des protestantischen Schul- und Kirchenministeriums
bis zum Tode Ferdinands U. 1600 — 1637. Gesammelt und
herausgegeben von J. Loserth, k. M., Wien 1907.'
Der Sekretär verliest die beiden eingelaufenen Dank-
schreiben, und zwar:
1. von dem k. M. Professor Dr. Edmund Hauler in
Wien ftar seine Delegierung in die interakademische ^Kommis-
Bion fttr den Thesaurus linguae latinae* als Vertreter der kais.
Akademie an Stelle des verstorbenen w. M. Exzellenz Wilhelm
Ritter von Hartel; und
2. von der Direktion der k. k. Universitätsbibliothek in
Graz für die geschenkweise Überlassung des VII. Bandes der
Schriften der Sudarabischen Expedition^
Das k. M. Dr. Karl Wessely in Wien übersendet mit
dem Ersuchen um Aufnahme in den ,Anzeiger' eine Mitteilung,
betitelt: ^Ein neuer Libellus aus der Christenverfolgung des
K. Decius^
Das w. M. Hofirat Anton E. SchOnbach in Graz über-
sendet den VU. Teil seiner ^Studien zur Erzählungsliteratur
des Mittelalters: Über Cäsarius von Heisterbach IP.
XVI
Geschichte der Entwicklung der Gerichtsverfassung und des
Verfahrens in den alten Vierteln des Landes ob der Enns bis
zum Untergange der Patrimonialgerichtsbarkeit^
Das w. M. Hofrat V. Jagi6 überreicht als Obmann der
linguistischen Abteilung der Balkankommission das eben aus-
gegebene Heft Vn der Schriften dieser Kommission, enthaltend :
^Sprache und Volksiiberlieferungen der südlichen Sporaden im
Vergleich mit denen der übrigen Inseln des ägäischen Meeres.
Von Karl Dieterich. Wien 1908^
Sitzungsberichte
der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-Historische Klasse.
159. Band, 1. Abhandlang.
La
traditioii des' opuscules dogmatiques
de
Foebadius, Gregorius Illiberitanus,
Faustinu8.
Par
Dom Andrö Wilmart, o. 8. B.
(Mit 3 Tafeln.)
TorfcUgt in det Sitittog am iS. Oktober 1907.
Wien, 1908.
In Kommission bei Alfred Holder
k. «. k. Hof- und Unireniats-Bucbhindler
Bvehh&ndlar der kftleerliehea Akademie der Wineasehaflen.
A. Periodische Publikationen.
Schriften der Balkancommiision. Antiquarische Abtheilnng:
I. Band. Die Lika in römischer Zeit von Karl Patsph.
40. 1901. 6 K = 5 M.
— II. Band. Römische Villa bei Pola von Hans Schwalb.
4«. 1902. 18'K = 15 M.
— ni. Band. Das Sandschak Berat in Albanien von Karl
Patsch. 40. 1904. 18 K = 15 M.
— IV. Band. Antike Denkmäler in Bulgarien. Unter Mit-
wirkung von E. Bormann, V. Dobrusk^, H. Egger, H. Hartl,
V. Hoffilier, J. Ohler, K. Skorpil, A. Stein, J. Zingerle
bearbeitet von Ernst Kaiinka. Mit einer Karte und
162 Abbildungen. 4<>. 1906. 24 K = 20 M.
Der römische Lime« in Oesterreich. Heft I. 8<>. 1900. 9 K = 8 M.
— Heft IL 80. 1901. 16 K = 14 M.
— Heft in. 8«. 1902. 10 K = 9 M.
— Heft IV. 8«. 1903. 9 K = 8 M.
— Heft V. 80. 1904. 10 K = 9 M.
— Heft VI. 8«. 1905. 12 K = 10 M. 60 Pf.
— Heft VII. 8«. 1906. 12 K = 10 M. 60 Pf.
B. Selbständige Werke.
Arnim, Dr. Hans von: Bemerkungen zum Index Stoicorum
Herculanensis. 8^ 1900. 40 h — 40 Pf.
Bauer, Adolf, und Strzygowski, Josef: Eine alexandrinische
Weltchronik, Text und Miniaturen eines griechischen
Papyrus der Sammlung W. GoleuiSöev. (Mit 8 Doppel-
tafeln und 36 Abbildungen im Texte.) 4^ 1906.
20 K — 20 M.
Blume. Clemens: Wolstan von Winchester und Vital von Saint-
Evroult, Dichter der drei Lobgesänge auf die Heiligen Athel-
wold, Birin und Swithun. 8^ 1903. . 60 h — 60 Pf.
Bratke, Eduard: Epilegomena zur Wiener Ausgabe der Alter-
catio legis inter Simonem Judaeum et Theophilum Christia-
num. (Mit 1 Tafel.) 8^. 1904. 4 K 50 h — 4 M. 50 Pf.
Engelbrecht, August: Die Consolatio philosophiae des Boethius.
Beobachtungen über den Stil des Autors und die Ueber-
lieferung seines Werkes. 8«. 1901. 1 K 40 h — 1 M 40 Pf.
— Studien über den Lukaskommentar des Ambrosius. " Mit
einem Anhang über eine bisher verschollene Handschrift
des Philastrius. 8^ 1903. 1 K — 1 M.
GoUob, Eduard: Verzeichnis der griechischen Handschriften in
Österreich außerhalb Wiens. (Mit 11 Tafeln.) 8«. 1903.
5 K 90 h — 5 M. 90 Pf.
I. Abb.: Wilmart. La tradition des opuscules dogmatiques etc. 1
L
La tradition des opuscules dogmatiques
de Poebadius, Gregorius lliiberitanus, Faustinus.
Dom Andrä Wilmart, 0. S. B.
(Mit 3 Tafeln.)
(Vorgelegt in der Sitzang am SS. Oktober 1907.)
ö e dois k 1' Acadämie Imperiale quelques explications sur
r^tat d'un travail qu'elle m'a fait Thonneur de me confier, k
savoir la präparation des äditions conjointes du Contra Arrianos
de Phöbade* d^Agen, du De Fide de Grigoire d'Elvire, et du
De Fide adversus Arrianos du luciförien Faustin, pour un
fascicole des Auctorea Minores Saec. IV% V\ VI* du Corpus
Scriptorum Ecclestasticorum Latinorum}
Je n'ai pas k justifier de la raison qu'il y a de r^unir ces
trois Berits: ils sont apparentös par leur sujct mgme, la defense
de la doctrine trinitaire contre les entreprises de rariauisme;
mais en outre le traitö de Phöbade^ composä en 3ö7 ou en 3ö8,
a Bervi jusqu'k uu certain point de mod&le, ou de base, k
celui de Grögoire d'Elvire, qui est de 360 ou 361, — assez
^ Je garde ici, et ci-dessons, pour la pratique, la yieille ortbographe con-
yentionnelle, qoi est celle de Tillemont par exemple; mais on peut
remarqaer qtte mon titre maintient la vöritable grapbie : j*ai donnd
p. 8 s., n. 2, k Toccasion de la notice de Saint J^röme la jnstification
de cette forme.
' L*e texte usuel, nn pea plus fantif seulement qae les aatres, est celui
de la Patrologie Latint (en döpendance directe de la Bibliotheea de
Gallandi V et VUI, 1769 et 1770): XX, 13—30; ib. 31—50; XIII, 37—80.
Mais le De Fide de r^ySque d^Elvire a M encore donnö par Migne
t. XVII, 549—568 d'aprös r^dition bdn6dictine de Saint Ambroise 1690, et
t. LXII, 449—463 d*apr^ F^dition de Vigile de Thapse du P. Cbifflet 1664.
Sitiangeber. d. pUl..Uit. Kl. 169. Bd. 1. Abb. 1
2 I. Abhandlung: Wilmart.
r^ellement pour que depuis deux Bildes la seconde de ces oeuvres
soit placäe communötnent sous le patronage de Töv^que d'Agen
au mSme titre que la premi^re;^ d'autre pari le libelle de
Faustin^ auquel on peut assigner par approximation la date de
380, se präsente dans la suite direete de celui de Gr^goire, par
ce seul fait que T^v^qae d'EIvire fat an des organisatears
les plus en vue du schisme laciförien dont le prStre romain fat
le partisan': d'ailleurs la ressemblance des titres a ätä cause ici
que la tradition a confondu un temps les deux autears, attri-
buant positivement k Gr^goire le bien de Faustin.'
I.
Mes premi&res recherches, en 1905, au sujet du Contra
ArrianoSj m'amen^rent kretrouver le Cod. lat. Voss, F. 58, s. IX
(f. 117 — 124), conservä k la Bibliothfeque de rUniversitä Royale
de Leyde,^ le mSme manuscrit, tr&s certainement, qui servit k
l'idition princeps de Theodore de Bfeze (1570).* Je remarquai
' Les autean de VHUtoire UtUraire de la France I, 2, 1733, p. 266—281
sont responsables du succös de cette th^e fallacieuse (cf. Fr. Florio, De
Sancto Qregorio lUiberitano Ubeüi de Fide auctore . . ., Bononiae 1789,
p. 3—30; dorn G. Morin, Vattributum du De Fide ä Grigoire d'Elmre^
Revue B^idiciine XIX, 1902, 229—235; Toir aussi Bulletin de LitUrature
EeclMastique 1906, 279 88.); le point de d^part parait 6tre une Suggestion,
aussi peu formelle que possible, de Tillemont (cf. Memoire» VI, 1699,
p. 227 8., et IX. 1703, 727).
* M. L. Saltet (Fraudes UlUrairet des tchitmatique» luciferiens aux IV' et
V tihcUs^ dans le Bulletin cM, p. 322—324) n*a pas eu de peine k
marquer Vinfluence litt^raire de Pöcrit de Gr^oire sur celui de Faustin.
' Baronius {ad ann, 371, n. 124, — 388, n. 99 s.) et Bellarmin (De »criptor,
eecl. 1613) sont les t^moins d^clar^ de cette erreur.
^ cf. OiUaloffua librorum tarn impressorum quam manuscriptorum BihUothecae
puMieae ürUvernlatiä Lugduno-Baiavae ... 1716, p. 372 B (parmi les
ManuscripU Bibliotheeae Vosnanae pretio eniptae)] voir d'ailleurs le cata-
logue des manuscrits d*Isaac Vossins (f 1689, Institut chanoine de
Windsor en 1670), tel qu^il fiit r6dig^ par Paul Colomiös k la demande
de Parchev^que de Cantorb^rj, dans [Bernard] Catalogi libr. m$s. Ängliae
et Hibemiae 1697, t. II, p. 1, 67—72.
^ Athanani Dialogi V de »anda TrinUate. Basilii Libri IUI adversua impium
Eunomium. Änaslasii et Cgrilli compendiaria orthodoxae fidei explicatio. Ex
interpretaUone Theodori Bezae. Foebadi nve Foebadii liber contra Ärianoe.
La tradition des opnscules dogmatiqaes de Foebadios etc. 3
anssi qae ce manuscrity qni est rempli principalement par les
Commentaires de Verecundas de Junca (f ca 552) Super Cantica
Quae Äihananij Anattcuii ei CyrilU sunt, et quae Foebadü, nunc primum
edunlur. Anno MDLXXj excftdebat Henriciu Stephanus, In -8^, 8 f.
+ 432 + 28 pp. La lettre dedicatoire de BSze aux seigneurs de Pologne
,piaram Ecclesiarum patronis* est datöe de Genöve 15 Aoüt 1570; eile
insiste snr Vinterdt de Topuscale de Phöbade, sur Tötat irrSm^diable du
texte et, ce qai Importe davantage, sur la provenance imm^diate du
manuscrit : X^^^^IIq™) ^- Pitheus, rarae cuiusdam eruditionis homo, et
Yeluti fato quodam ad eruenda vetustatls monimenta natus, quum in
doctissimi et amicissimi mei Germani Colladonii, itidem Jnrisconsulti,
bibliotheca venatus esset, ad me detulit*. Cependant k peser bien ces
termes, et aussi ceux du bref avertissement qui introduit les conjectures
de rSditeur p. 25 — 27, il ne semble pas qu'il ait dispos^ d^autre chose
qa*une copie pr6par6e par Pithou, encore quHl ait pu voir le manuscrit
lors de sa mise an jour. Germain Colladon, chez qui il fut trouvö, ötait
en effet un docteur ös droits, originaire de La Chätre en Berry, r^fugiS
en 1550 avec sa familie k Genöve, ou la bourgeoisie lui fut conför^e
en 1555, et ou il mourut en 1594, aprös avoir r^dig^ avec Dorsiöres,
en sMnspirant de la coutume du Berry, les ädits politiques et civils de la
R^publique (cf. J. Senebier, HUtoire litUraire de Qenhve 1786, I 343 s.; —
mais noter que Senebier, ici et p. 360, est inexact en pretant un röle k
Henri Estienne dans la decouverte de Ph^bade; k Tinverse Mattaire,
Stephanorum Historia, Lond. 1709, I p. 2, 348 8., et Renouard, Annale» de
rimprimerie des EaÜenne 1843, 133 5, enUvent, k tort, k B^ze Thonneur
de r^dition: ce qui est sür, et reconnu par tous, cV^^t que le livre sortit
des presses de Henri Second k Gen^ve). Quant a Pierre Pithou, qui
fut jusqu'ä la reille de sa mort en relations littöraires avec Böze (voir
la lettre de Casaubon du 1«' Kot. 1596: haaci Caaaubon Epiatolae, Roterd.
1709, p. 65, et cf. Grosley, Vie de Pierre PUhou 1756, I 356), on le
trouve en 1568 — 1570 k Bäle, appelä sans doute par son Edition d^Otton
de Freisingen et de Paul Diacre qui y parut en 1569, et on ne le
retrouve k Paris, pour ses fonctions d'avocat, qu'en 1571 (cf. Petri
PUhoei vita elogia opera hihliotheca, accur. Joan. Boivin, Paris. 1711, 11 ss.,
et Grosley a. c. 114); dans la pr^face du De Quhematione Dei de Salvien,
Paris 1580, il ränge Pböbade parmi les reprSsentants ,Gallicae Theologiae*,
qu'il Youdrait r^unir fiörement en un seul recueil, et en 1686 est en
effet publice chez Nivelle la petite coUection des Veterum aliquot OalUae
theologorum Scripta ou l'^v^ue d^Agen occupe une place d^honneur
(p. 77 — 113) entre Vincent de L^rins et Fanst de Riez : reste k savoir
n^anmoins si ce Yolume peut se r^clamer du savant humaniste. Ses
biographes le lui attribnent sans restriction (Boivin p. 56, Grosley I
p. 221),' mais Ittig, De BibUothecU et CatenU Patrum 1707, p. 416 s., a
raison de faire remarquer le caractöre anonyme de Touvrage: de fait
pas un mot n'indique que Pitbou a pris part k sa confection, alors
1*
4 I. Abhandlung: Wilmart.
Ecclesiastica (Edition princeps de D. Pitra — 1858,* d'apr&B
cet nniqne tämoin),' provenait sans aacnn doute de Tabbaye
qaUl signait toajours ostensiblement ses propres ^ditions, avec la mention
particnliöre ,ex bibliotheca P. Pithoei J. C. [cuios etiam Notae qnaedam
adiectae sunt]*; il est vrai seulement qae le texte du Contra Ärrianot
de 1586 est bon, corrigö par endroits d'une maniöre maglstrale, et poar
cette raison da moins on peut croire que Pitboa lui-mdme a fournl k
r^diteur anonyme, on k rimprimeur, une copie de Popascule dont il
d^tenait Toriginal. Celui-ci aura passS dans les mains d*Isaac Vossias au
cours da dix-septiöme siecle, en m^me temps que les häritiers de Pierre
et Fran^ois Pithou laissaient dilapider le tr^r de leurs livres: M. 8. de
Vries yeut bien m*apprendre que deux autres manuscrits portant la
marqae de Pithou sont consery^s parmi les VMtiani de Lejde (Voss. lat.
O. 60 : Can^ao de Sancta Fides de Agen , et Voss. lat. Q. 54 : Gerberti
opera, olim S. Maximini Miciacensis). L^6dition de 1586 fut recueillie
par P. Delalande, CondUorum Aniiquorum Oaüi^ie a lac. Sirmondo S. L
editoruni Supplementär Lutet. Paris. 1666 p. 3—9, sous le titre orange
,Epistola concilii Vasensis ad episcopos apud Sirmium existentes...';
mais ayant mSme qu^elle ait ^tö Stabile, la BibUotheca Patrum de Margarin
de la Bigne s*^tait empar6 du texte de Böze (Paris. 1575, t. V c. 261 —
274), malheureusement sans tenir compte de la liste des conjectures, la
plupart receyables, et en d^yeloppant Taspect fautif des le^ons : la yoie
^tait d^ lors ouyerte, et c'est k trayers les diyerses r^impressious de
Margarin, non sans ayoir beaucoup souffert de ce long yoyage, que le
Contra Arrianoa est arriyö jusqu'a nous dans la Patrologie Latine. On
comprend donc aisöment Tint^rdt quHl j a aujourd^hui k recourir au manu-
scrit, si mauvais qu^il soit, en supprimant tous les intermödiaires. L^ödition
ind^pendante de Caspar Barth, Francfort 1623, — qui attribue d6ji. k
Pithou la collection des Vetei-um . . Scripta ^ — ne mSrite pas considö-
ration, ainsi que Ta montrö J. Draeseke, Zu Phoebadiua von Ägennum
{ZeiUchriß ßir wi»9. Theologie XXXIU, 1890, 78—98).
Spieilegium Soleamenee t. IV, pp. 1 — 131; cf. Prolegomena p. V— VII, et
Tabula n. 5. II est surtout important de remarquer la ressemblance des
deux mains, celle qui a exöcutä ordinairement la copie de Verecundus,
et Celle du Contra Arrianogy — plus legdre, — mais bien plus, la part
qu*a prise cette derniöre k la rädaction du Commentaire ff. 97^ — 102^:
Tunit^ du manuscrit ressort n6cessairement de ce petit fait.
' R^cemment dorn G. Morin a Signal^ des extraits de ,Verecnndas pres-
byter in Canticis canticorum' (aicj dans le ms. 65 (1212) de la collection
Balis, k la Bibliothöque de Metz, fol. 437—439 (cf. Pevue BSnidietine XXII,
1905, p. 166 s.); — c*est nn recueU proyenant de la vente Saibante,
n^ 81, que M. Paulus (cf. Le Bibliographe moderne VII, 1903, p. 401 ss.)
döclare 4crit en minuscule italienne du XII* siöcle, et D. Morin
parait approuyer cette indication. Je suppose que ces fragments sont
La tradition des opnscnles dogmatiqaes de Foebadias etc. 5
de S*-Martin de Massay en Berry (Massiacum, Masisiacensey
prfes Vierzon, Cher): le Vat. lat. 3324, s. XI, f. 111^—112', offre
en effet an catalogae des livres de Massay oü Ton rel&ve entre
antres cette mention: ,Verecand' sop cantic';^ or le premier
feaillet da Vossianue porte ägalement, dans la marge sapörieare,
en ^ritore qni peat Stre da dixi&me ou da onzi^me si&cle, cette
notice de biblioth&qae : ,aerecüd' pt)r sap cantica', et la diffö-
rence est nögligeable^ sinon normale. D'autre part, d'ane exper-
tise qae je fis faire k Gen^ve, il r^salta qae le Cod. lat. 50 de la
Biblioth&qae Publique de cette ville, qui comprend les cäl&bres
Annales Masciacenses (ann. 732 — 832 [848])* et les Berits de
BMe sar le calendrier^' ätait räellement apparentö aa manas-
en relation presque directe avec le texte du VoMtiantu: la rubrique
faative du d^but m*7 aatorise.
* Dom Pitra recueillit le premier cette donnöe par rinterm^diaire du
Commandeur De Rossi, maU il s'abttint, semble-t-il, de toute recherche
sar ridentitö da moDastöre en qnestion : de fait, par saite de je ne saia
qaelle errear, il Orthographie jMascianensisS ,Ma8cianensem*, et il date
r^critore da catalogae du qainziöme siöcle (cf. Pndegomena, p. YIl).
M. L. Delisle liyra le docament k la publicitö, d'apr^ nne copie da
D. A. Frigell 1857, dans le Cabinet de» ManuseriU II, 1874, 441—8 (et
cf. 382 8. ; voir quelques rectifications de Th. Gottlieb, Über mütdaUerlicke
Bibliotheken 1890, p. 121 et n., d*apr^ M. Gitlbauer, Phüol. Str^fzOge
1886, 419 ; la piöce est d*aillears k inscrire parmi les nombreuses omissions
de Becker). Le Vat. lat. 3324 (11 4 ff.) contient la Guerre des Gaules de
C^ar (Jncipiunt libri Caii lulii Cesaris belli gallici de narratione
temporum' f. 1—106^; an milieu de 106'*' ,Incipit bellum hispaniense*,
107—110 ont disparu, en haut de 111^ cinq lignes du catalogue ont M
gratt^es et remplac^es par la finale de la guerre d'Espagne en öoriture
du XVI* siöcle; le catalogae lui-mdme est d*une main de la fiu du XI*
siMe, et sa prorenance, ainsi que celle du manuscrit, fix^e par les
deux copies de chartes qui suivent (du XIIl* siöcle); 112'*' — 114 sont
remplis principalement par des s^uences (avec notes) de diverses mains
des XII* et XIII* siöcles; TanathÄme f. 113^ n*est plus guöre lisible,
Sans doute effacö k dessein (,Iste est lib . . . M (^) . . etc.*).
' Blies furent publikes par Labbe en 1657, puls par Pertz dans les Mcn.
(hrm, Hht.f Scr. III, 1839, 169 s., d^apr^ ce manuscrit; Pertz donne un
exemple de T^criture.
' Le manuscrit est, me dit-on, pour sa portion principale, d^une belle öcri-
ture de la premiöre moitiS du neuviöme siecle ; cf. d'ailleurs J. Senebier,
CiUalogtie de» mantucrii» eonterni» dan» la bihliothhque de Genhse 1779,
p. 126 SS. II doit faire partie du premier fonds de la bibliothöque, ötablie
au milieu du seiziöme siöcle; et, aprös ce que j'ai dit plus haut de
6 I. Abhandlung: Wilmart.
crit de Leyde, sans toutefois reprisenter la mSme öcriture. En
Mai 1905; je pus collationner moi-mdme au British Mnsenm le
Vossianus, Dans le meme temps le Dr. Ratti de rAmbrosienne
examinait pour moi VAmbros. E. 147 sup., palimpseste dont la
premi^re öcritare^ du cinqui&me siecle, nous a renda les Frag-
ments Ariens da Card. Mai (1828),^ qui reproduisent sons forme
ColUdon k propos da Voananu», il est assez clair qne ces deux manus-
criU aa moins furent apportös de leur lieu d*origine dans la citS de
Calvin par le juriste de La Ch&tre. Sur Massay nons ne savons a pea
pr^ plus ricn, k pari la chronique de ses d^buts: le fragment de cartu-
laire , conserv^ k la Bibliothöque Nationale ( Cod. IcU. 9864, s. XIII), est
insignifiaut; les papiers en d6p6t aus Arcbives ddpartementales du Cher
appartiennent au dix-huitiöme si^cle (titres de propri6t4). La biblio-
thöque de Tabbaye fut en effet pill6e en 1567 lors du passage des
huguenots; et c*est au pr^alable que Colladon avait acquis, de quelque
maniöre qu'il alt procdde, les deux yolumes retrouvös dans la suite k
Geneve. Outre le CSsar du Vatican, M. Delisle {op. c. 382 s.) a encore
Signal^ comme originaire de Massaj le Paris. B. N. 628 s. IX, mais en
r^alitä ce manuscrit provient de Saint-Martial de Limoges, dont il porte
encore la cote (n« 145). Sackur {Die Cluniaceiuer I, 64—66, cf. II, S3)
a notö le passage de Massay dans le mains des Clunisiens Bernon et
Odon, puis en 1002 dans Celles d*Ingo Tabbe de Salnt-Pierre de Sens et
de Saint-Germain ; je rel^ve aussi la r^cente discussion de A.Yenninghoff,
Eine geßiltchte Synodalurkunde ßlr die Abtei Maatay von angeblich 839
{N. Archiv, B. XXX, p. 387—402).
Scriptorum Veterum Nova OoUeclio e Vaticanii codd. edUa, t. III, p. II,
p. 208—239: Sermonum Arianarum fragmenta antiquisnma in rescripti»
membrania reperta et nunc primum cum idoneis reßttationibu$ edita. De \k
dans Migne, P. L. t. XIII, 592 — 632. Ces Fragments, au nombre de vingt
et un, se partagcnt aujourd^hui entre les deux volumes Ambro». E. 147
sup. et Vatic. 5750, qui forment ensemble le manuscrit n. 185 de Tin-
▼entaire de Bobbio de 1461, ainsi döcrit: ,Sinodu8 Calcedonensis in quo
conti nentur actiones XIIII incomplete et primo Epistole XXXV ad
diverses directe pro ipsa synodo celebranda. In littera longobarda.
Satis magni vol. Asser.' Cette rödaction des Actes de Chalcödoine
(coUection de Rusticus), dont une moiti6 a 4chapp6 au d^pouillement
de Maasseu (cf. Geschichte der Quellen . . des canonischen Rechts . . 1870,
p. 745), est en semi-onciale du VII« si^cle (voir la description de Reiffer-
scheid, Bibliotheca Patrum latin. italica II, 1871, p. 22—26, et I, 1865,
p. 466 — 470); la premiöre öcriture a rendu avec les Fragments les com-
mentaires (d'Asconius?) sur Cic^ron, une partie de Fronton, des discours
de Symmaque et de Pline le Jeune, quelques pages des Evangiles
d'Ulfilas (cf. Chätelain, Les Palimpsestes latins 1904, p. 10—11, nn. 11—
14). Le Dr. Ratti tient pour possible, voire pour probable que le manus-
La tradition des opascales dogmatiqnes de Foebadins etc. 7
de citations quelques passages ^Foebadi Aquitani'.^ Enfin j'ai
constat^ avec int^rSt que Phäbade d^marquait d'une mani^re
que personne encore n'a paru soup9onner divers äcrits de Ter-
tuUien,' surtout VAdversua Praxean, et je me r^serve de mettre
le fait en valeur. Mais depuis lors j'ai en vain poursuivi les
traces du Contra Arrianos : d'apr^s une conjecture que m'a
suggeräe le tr&s regrettä Dr. Traube de Munich, notre manus-
crit de Leyde pourrait venir par ses ancetres d'Espagne, et
par delä d'Afrique, gr4ce, en dernier lieu^ k Tentremise de Saint
Benoit d'Aniane qui contribua en 814 k T^tablissement d^fi-
nitif de Tabbaye de Massay;' est-il permis aujourd'hui encore
d'attendre d'Espagne un nouveau t^moin du texte de Ph^bade?
la question n'est pas trop audacieuse.
II.
Parallilement, en raison du probl&me litt^raire^ j'avais
commencä d'^tudier la tradition du De Fide (Orthodoxd), que
nos äditions modernes attribuent k trois ou quatre auteurs,
crit — OQ, si Ton pröföre, la matiöre da manuacrit — 6tait yenu k Bobbio
de Borne in6me.
^ Mgr. Mercati a rappelt rattention aar cea antiqaea citations dans ses
Antiche BeUquie lilftrgiche Ätnbronane et Romane eon un Excureus #ut
frammenli dogmatiei Äriani del Mai (Sludi e Teili. VII. Roma, 1902,
p. 68 n. 1). (Test le fragment XYIII de Mai (op. c, p. 236; P. X. XIU,
626), correspondant aux pages 19--20 de V Ambro», £. U7 sup.; il
mettrait hon de doute rauthenticitS da Contra Ärrianoi, si Ton n^avalt
d^j^ la garantie absolament forme da VosMianus.
' Le professear Hamack en particolier a omis cette cariease d^pendance,
non moins th^ologiqae qae litt^raire, de Ph^bade par rapport k Tertallien
dans sa m6ritoire ^tade TertuUian in der Literatur der alten Kirche
(SUzungeberiehte der königlieh preufiiechen Akademie der Wiaeemehaften
%u Berlin, Jahrg. 1896, II, 646—679).
' cf. Mabillon, Annalu Ordim» BenedieHni t. II, 1704, p. 438, 461, et cf.
p. 108. On peat remarqaer k Toccasion qae sar le catalogoe des livres
de Massay, Verecandas (Foebadins) Toisine avec an exemplaire de la
Qmcardia Regularum, Ponr le reste, qae Saint Benoit d*Aniane ait en des
relations littöraires ayec TEspagne, dn caractöre le plns pr^cis, c*est ce
qne le Dr. Tranbe vient de montrer övidemment par nne simple obser-
Tation pal^ographiqae (dans les Untereuehungen zur Überlieferungegeeehichte
der öüeatm lateiniechen Moncheregeln de H. Plenkers 1906, VorufoH p. VIII).
8 I. Abhandlung: Wilma rt.
Phöbade^ Saint Gr^goire de Nazianze, Saint Ambroise, Vigile
de Thapse, mais qu'ane opinion plus juste, qui se fait jour
depuis la iin da dix-septi^me sifecle/ rattache au nom de
Grägoire d'Elvire; & partir de la notice de Saint J4rdme dans
son De ViHs (c. CV).^ Je n'ai pas ä entrer ici dans le detail de
^ Je Yeax dire avee P. Quesnel, Letnüa Optra (1676), DLss. XIV, 718—722
(cf. P. L. LVI, 1049—1063), puis Du Pin (1686) et Tillemont (I6g6rement
r^seryd, cf. VII, 767 et IX, 668, 727). Döjä Chifflet arait compliqu«
Taffaire eu cr^ant sana aucan motif des droits k Vigile de Thapse; de
leur cdtö Le Nourry et Du Frische rö^itaient ie traitö k la suite dea
Oeuvres de Saint Ambroise, dans TAppendice, sans endosser avec asses
de ddcision le jugement de Quesnel. Bientdt Rivet dressa son argu-
mentation en faveur de Phöbade, et TMition de Gallandi, voire celle
de Cl^mencet {Sancti Patfi* nostH Qregorii Theologi Opera omnia 1778,
892-— 906) lui donnörent appui, tandis que Fontanini {Hitioria lUteraria
Aquüeimtit, 1742, cf. P. L. XXI, 188—191) et les Ballerini (1767), rare-
ment aussi mal conseill^s par leur animosit^ contre Quesnel, osaient
maintenir Tautoritö de Saint Gr^olre de Naiianse. Enfin Florio,
prävöt de la mötropole d'Udine, sut mettre toutes choses au point dans la
remarquable dissertation que j*ai cit6e, et dorn Morin qui a heureusement
rdnoTÖ cette maniöre de voir {Revue cTHistaire et de LitUrcUure ReU-
gieuses V, 1900, 162 ss., et Revue Din4dicUne XIX, 1902, 229 ss.) a eu
raison d*insinuer une plainte contre Tincnrie du dernier si^cle k cet
6gard. Voici un exemple typique du succ^ imm^ritd de VHUtaire
litUraire : dans son Lehrbuch der Dogmengetchiehte (B. H, 3. Aufl., 1894,
p. 246 n. 1), le professeur Harnack präsente ,le trait6 De Filii diTinitate'
comme une rSponse de Pb^bade k la formule de Sirmium 367, —
entendez le De Fide Ini-mdme sous le nom que lui a fabriquö la d4tes-
table Edition Romaine de Saint Ambroise (t. IV, 1683). Gwatkin fait
k peu pr^ pendant (Sttidies of ÄrianUm 1882, p. 169).
' ,Gregorius, Baeticus Eliberi episcopus, usque ad eztremam senectutem
diversos mediocri sermone traclatus conposuit, et de ßde elegantem librum
hodieque superesse dicitur* (ed. Richardson 1896, 49, 7—10); le com*
mentalre de von Sychowski {Hieronymua als Literarhistoriker 1894,
p. 184) est k rectifier dans le sens indiqud Rev. HiaU Litt, Relig, s. c. 156
et Bull. Littfr, Ecdis. 8. c. 286. Trois pas plus loin on rejoint la notice
de Ph^bade, presque parallele, c. CVIII : ,Phoebadius, Agenni Galliarnm
episcopus, edidit ccntra ArianoB librum. Dicnntur eins et alia esse opus-
cula, quae necdum legi. Vivit usque hodie decrepita senectute* (Richardson,
ib. 23—26); je ne doute pas qn*il faille äcrire exactement Foehadius^ avec
les Fragments Ariens, le Vosnanua^ le VcUieanut de Sulpice Sövöre {Chr.
II, 44, 1. 2. 6 : Foe^adius), la lettre de Saint Ambroise (Foe^adio et Delfino
episcopis : ep. 87), le protocole du concile de Valence 374 (Foe^atins,
Foe(2ayius, Fae^adius d*apr^ divers manuscrit«), la signatnre du concile
La tradition des opuflccileB dogmatiques de Foebadius etc. «^
ce Probleme litt^raire; je prends seulement libertö de rappeler
qae je lai ai donnä r^cemment nn nouvel aspect, en proposant
d'attribner, snr diverses raisons de fait^ k an seul et mSine
antear, Gr^goire d^Elvire, les Tractatus Origenis bien connaS;
cinq bomälies de mSme natare sur le Cantiqne des Cantiqaes
pabliöes par Qotthold Heine en 1848 (d'apr^s trois manascrits
espagnols)^ enfin notre De Fide}
Les manascrits qni livrent ce dernier sont assez nombreax;
j'en connaissais d^jä plosiears par la Photographie, lorsqae
TAcademie Imperiale a daignä s'int^resser ä mon travail, et
m'a prStö aide poar le bien accomplir : dans an voyage fait
nagn^re (Septembre — Octobre 1906) ä Paris, j'ai pa voir moi-
memc ia plapart des manascrits qae je vais citer ; poar certains
cependant j'ai da recoarir de noaveaa k la Photographie.
Le De Fide se präsente d'abord sous ane forme qa'il est
exact, je crois, de d^nommer premi&re ,ödition^, parmi les
oeavres dogmatiqaes de Saint Ambroise, et plus precisement
dans an petit groape constita^ par les deux premiers livres da
De Fide ad Gratianum et les Actes da concile d'Aqailee, con-
de Saragosse cnSSO (Ft^adias tic), et d'aillenn avec nombre de manns-
crits da De Viru, appartenant a Tane des trois classes de Richardson:
sur ce demier point il appartient k Tädition de M. Haemer de ddcider,
mais j'admets Tolontiers qae la graphie Foegadias paisse dtre une Variante
aathentiqae de la transcription latine da nom de Phöbade, 4>oißix$io;
(da comman ^oißa^Eiv vatidnari et purgare, formö sur ^oißo(, Tappellatif
d'ApoUon, racine f a tplendere, cf. H. Stephani TheaauruM ed. Hase-Dindorf
VIII, 967 8.; Etymologicon Magnum ed. Qaisford 796; — il est curieux de
eonstater que la seule antre mention d'un <&oißa5to( vise Tun des artistes
qai ehantörent r^pithalame aux fameuses noces d*Ataulphe et de Galla
Placidia k Karbonne en 414, d^apr^ Olympiodore ap. Photius Cod, LXXX,
P. G. cm, 266); Soebadios, mis en cours par les premiers äditeurs du
De Viruj r^pond simplement k nne des nombreuses fautes du mmiator
dans la traduction du ps. Sophronins (cf. von Gebbardt, Der sogenannie
Sophroniu» 1896, p. 55, 21 — 25, et p. V et n. 3); Taebadius est pareille-
ment une faute de la Chronique de Fröculphe (P. L. GVI, 1284 A);
Fedarius au contraire, attestö litt^rairement par le Breviaire de BilhoniB
(1526), repr^ente l*appellation populaire, Fi^ri, sous laquelle T^v^que
d*Agen est commämorö par ses compatriotes, et c^est, semble-t-il , an
■obriqnet — ,le gardeur de brebis' — appliquö par instinct d^assonance.
' et Bulletin de LiU4rature EcelMaatiqtus, s. c. 233 — 299, sous ce titre : le» flVae-
latue^ aur le Cantique aUribuis ä Qr4goire d*Elvire; ces cinq homÄlies oabli^es
forment en effet, je crois, Täl^ment le plus positif de la d^monstration.
10 I. Abhandlnng: Wilmart.
eile que pr^sida en effet le m^tropolitain de Milan au printemps
de 381. Les manascrits qai noas ont conservä cette forme de
texte et, plus ou moins exactement, son contexte sont au nombre
d'nne donzaine. Les voici en ordre:
Cod, Montepe$8ulanu8 (Ecole de Mödecine), n. 310,
8. IX— X;i
Cod. Parisinus (Biblioth^ne Nationale), n. 2717, 8. X
(proyenant de Saint- Amand en PaMe, pr^s Valenciennes);'
Cod. BruxellensiSj n. 953, 8. XI (provenant de Qembloox);'
Cod. Bemensis, n. 278, s. XI;*
Cod, Parisinus alter (Bibliothfeque Nationale), n. 1758,
8. XII (provenant de Saint-Martin de Tournai);*
Cod, Metensis, n. 230, s. XII (provenant de Saint- Arnoal) ; ^
^ cf. Catalogue OMral des ManuMcriU des BibiUotk^qu/es Publiques de France
4*. I, 1849, p. 414; c^est nn manuscrit du pr6sident Bonhier: de \k k
Tidentifier avec le Divionensis aar la foi duqael Chifflet (cf. P. L. LXII,
449) a pr^tendu attribuer le traitö k Yi^i^ile de Thapse, la distance est
nulle, et il ne faut pas h6siter en effet k däbarrasser le terrain de
rinvention de Chifflet : son texte n*a pas d*aatre base que le manuscrit
de Montpellier. Le mSme manuscrit est Tun des quatre ^exemplaires*
qui ont servi k Sirmond pour l*ädition du De Ordine Baptismi de
Th^odulphe (cf. Theodtdphi Äurelianensis episeopi Opera 1646, Notae,
p. 274). A remarquer f. 28^, apposäe au trait4 de Thöodulphe, ou plutdt
k un chapitre compUmentaire tir6 de la lettre de Jess^ d'Amiens sur le
mdme sujet (cf. P.L. CV, 792 C — 793 B [Oratio quasi oris ratio ... id est ad
comparationem. sic)j une note qui pourrait Beryir k ^tablir la proYenance
du manuscrit : ,in dl nomen p inssione Alacone abbate' (nc, max. Uli.).
' cf. Catalogus Oodieitm Manuscriptorum BibUoÜiecae Regiae 1744,111, p. 319;
Ant. Sanderus, Bibltotkeca Belgiea manuseriplaf Insulis 1641 — 1643, I
p. 36 B., n. 67; J. Desilve, De sckola Mlnonensi 1890, p. 123, 139 ss.
" cf. J. van den Gheyn, CaUdogue des manuscrüs de la Bibliolhique Boyale
de Belgique^ II, 1902, pp. 35—36; — ancienne cote 5606—10.
^ cf. H. Hagen, Catalogus codicum Bemensium 1875, p. 305; E. Halm,
Verzeichnis der alteren Handschriften UU, Kirchenväter in den BihlioÜieken
der Schweiz 1865, p. 9.
B cf. Catalogus O. M. B. £., s. c. p. 183 s. Au f. 1' on lit : ,Ex libris biblio-
thecae Illustrissimi et Reyerendissimi Domini mei Domini Caroli Mauritii
Le Tellier Archtepiscopi Ducis Remensis primi Franciae Paris etc**,
puis : ,Codex Tellerianus Remensis 197*; c'est en effet le Tellerianus des
^iteurs de Saint Ambroise, cf. P. L. XVI, U15; XVII, 549 8«. La pro-
yenance de Saint-Martin de Tournai est assuräe par une trös ing^nieuae
remarque de M. Delisle, cf. Le CMnet des Manuscrits 1, 1868, p. 306 s.
« cf. Catalogue General ... 4«». V, 1879, p. 101.
La tradition des opttsculefl dogmatiques de Foebadius etc. 11
Cod, Duaeemia, n. 225, s. XII (provenant d'Anchin);^
Cod. Audomaritanus, n. 65, s. XIII (provenant de Saint-
Bertin);»
Cod. Gothanus, n. I. 60, s. XIII ; '
Cod. Brugensisy n. 103, s. XV;*
Cod. TrevirensiSf n. 121, s. XV ;*^
Cod. Laetiensis (provenant de Liessies, d'apr&s son nom,
mais dont nons ne pouvons pIns jager qne par les variantes
des Manristes editenrs des oeavres de Saint Ambroise, 1690).^
Et il est donteux qu'il en existe beaueoap d'autres da
m^me type: le premier ^ditear de Saint Ambroise, Amerbach
(B&le 1492),^ dopend d'an manascrit trhs semblable, qaant k la
^ cf. Catalogue GMral . . . 4o. VI, 1878, p. 116 8.
> cf. Catalogue GSndral . . . 4^ III, 1861, p. 41.
* Lo Yolume n'est pas portö au catalogue de Cjprianus, Lipsiae 1714;
an recto du feuillet de garde se trouve un index signä : L. Kulenkarop
1775, et ce sera le nom da dernicr possessenr, comme Tacqaörenr aura
6t^, je snppose, le duc Ernest II (cf. R. Ehwald, Oeschiehte der Qothaer
Bibliothek, dans le ZentralUaU fUr Bibliothekewesm XVIII, 1901, 434-^463).
* cf. Laude, Calalogtte de» mamucrits de la bildiolhique publique de Brugee
1859, pp. 88 — 89. ,Completuni anno 1489 pro feste Petronille virglnU'
est-il notä k la fin de la coUectlon de Saint Ambroise; Laude marque
dgalement que le manascrit appartenait k Tabbaje des Dunes.
^ cf. Keuffer, Verzeichni» der Handtehriften der Stadtbibliothek zu Trier
II, 1891, pp. 14 — 17. Ici le titre {Defide et tymbolo) comme le contexte
sont assez insolites; mais le volume est dat^ de 1498, provenant de
Notre-Dame des Martyrs.
* cf. P. Xr. XVII, 549 BS.; XVI, 1415. II est av^r^ qae les öpayes de la
biblioth^ae de Saint-Lambert de Liessies sont extremement rares, la
toarmente r^volationnaire Tajant trait^e sans mercl. L*abbaye avait 6t6
restaaröe en 1095, et la bibliothöque principalement formte par Tabbö
Wedric 1124—1147 (cf. Jacquin, Etüde sur Vahbaye de Liessies [109ö—
1147], 1902, p. 45, 57 ss.); de fait le mannscrit de Saint Ambroise
qui nous conceme est donn^ par les Manristes comme cireiter 600 an-
noiian; et dans Tespöce, comme on verra, son döfaut est pea regrettable.
^ AmbrosH Opera ( — Libri tertiae partis: Epistolaram libri X. De Fide
ad Gratianum libri V. De Spirita sancto libri III. De Fide contra
Arrianos Über I. De Incarnationis dominicae sacramento Über I. De
Mysterio Paschae Über L De excessa fratris Über I. De Fide re-
snrrectionis über I. De paenitentia libri II eto.). Cet ordre n*a guÄre
variä, ni le texte du De Fide contra Arrianos n'a 6t^ sensiblement modifiö
dans les ^itions d'Erasme 1527 et de Gillot 1569; la Bomana 1579—1587
est connue poar son caractöre artificieux : on le retroave ici (t. IV,
13 I. Abhandlung;: Wilmart.
nature da texte^ k celai de Gotha ;^ et le Cod, Bruoßellensis
alter f n. 965, s. XVI' est tributaire de T^dition princeps,
D'aiileurs force est de convenir, apr^s le moindre examen, que
tous les manaserits snbsistants ne valent qae ponr an seal
exemplaire de T^poqae carolingienne , et sans doate originaire
d'an monastfere da nord de la France; et d^s lors Top^ration
da classement; poar indispensable qa'elle demeare, n'a qa'ane
importance secondaire : le mannscrit de Montpellier^ si fantif
qn'il soit, peat valoir pratiqaement poar le repräsentant de tonte
la famille. Poar la m6me raison il ne fant pas trop prendre
garde ä nne particalaritö da Bemenais, assez frappante an
premier abord : le De Fide de Qrägoire d'Elvire y iigare im-
m^diatement k la saite des deax premiers livres da De Fide
de Saint AmbroisC; avec ce titre: ^Tertias beati [Ambrosii] de
fide', et les Geata Aquileiensia ne viennent qa'en troisi^me rang;
on poarrait donc 6tre tent^ de vouloir reconnaitre ici la dis-
position originale, bien plas de penser sarprendre la confasion
litteraire aa moment pr^cis de sa naissance : mais comment ex-
pliqaer, en cette bypothfese, Tordre presqae imperturbable de la
tradition, qai ränge: 1* Saint Ambroise De Fide libri I — //,
2® Actes d'AqaiWe,' 3** De Fide da ps. Ambroise? et en oatre
1683), par exemple dans le titre : De FüH Divinitate et ComubttantialUate
contra Äriano§ Über I (cf. 8Upr,^ p. 8, n. 1), et dans le choix de Tariantes
propos^ par les Maaristes (P. L. XVII, 549 ss.). Je erois poavoir main-
tenir qae, jusqu'ii ces derniers, qai mirent en oeuvre les deax manaserits
que j*ai not^s, et k part la prodnction irröguliöre falte par Chifflet du
manuscrit de Montpellier, le texte d*Amerbach fat seul fix6 par nne
consaltation directe. Gillot, qni se livra poar le reste k ane enqn^te
assez s^riease, s'exprime formellement (cf. Praef, ad Leelorem) : ,Nos in
tanta veterum codicum maltitadine, qnos andiqae interrogavimus, nallnm
exemplar reperimas nee libroram de vocatione gentium^ nee illias qui in
eodem tomo titalo hoc notatar, de fide contra Ärianos . . /.
1 Cette relation ressort en particalier da fait qa^Amerbach pr^ente la
mtoe s^rie de capUula qui courent encore dans nos dditions. C*est dire
par ]k meme qae, tant poar la division en chapitres qae poar la r^action
des diffSrents sommaires, je n*ai troav^ de röpondant plns ancien qae le
Qothanut^ et l*on en conclara justement qae le manuscrit qui servit
de base k Amerbach ^tait assez jeune.
• cf. J. van den Gheyn ». c. pp. 40—41; — ancienne cote 242 — 65.
' C*est la Rcmana qui tntroduisit les Actes d^Aqailöe dans la collection
des ecrits de Saint Ambroise, en tdte des lettres, t. V (1585); mais il
La tradition des opuscules dogmatiqnes de Foebadius etc. lo
comment expliquer le caractire effacä du Bemensis vis-k-Tis
des autres t^moins? Tont ce qu'on pent conc^der a priori est
que, Selon la vraisemblance, rattribution k Saint Ambroise
da De Fide de r^y^ue d'Elyire s'explique, k qaelqne moment
est 0 priori doateux qu'elle ait pris appni directement sur an texte
manascrit. Chifflet les publia au compte de Vigile de Tbapse, toujours
d*aprös son Divioneruitf c*e8t-ji-dire notre MontepeastUanu» (P, L. LXII,
432 — 450 : Vigilü Tapaetuis contra Palladium Ärianum liber primus, le
second livre öUnt en effet le De Fide, cf. ib. 475—487 et 490—492, les
Vindieiae de cette th^ incroyable !). Les Mauristes de Saint Ambroise
retinrent les Qetla dans la elasae des lettres, et pr^cisöment en tdte des
Ep. IX — X, qai lenr fönt cortöge dans les manoscrits (cf. Chifflet ib. 463
— 466). Ils ayaient pour t^moin an Tellerianus ,annoruni circiter 600^, le
mSme assaröment qu*ils interrogörent aa sujet du De Fide, c*est-li-dire
notre Paritinu» 1758. £n outre ils se röferaient k Chifflet et k la
Momana, toajours Strange, en m§me temps qa*JL TSdition des conciles de
Labbe. Les Sacroaancta Candlia de Labbe, t. II, 1671, c. 978 — 1008,
noos reprösentent en effet ane ligne parallMe k Celle des öditions de
Saint Ambroise, et le point de d^part en a ^t& üxi par Tan des premiers
collectears de conciles, Pierre Crabbe de Malines, dans sa seconde ödition
Oondliorum omnium tarn generalium quam particularium , Colon. Agripp.,
t. I, 1551, p. 394 — 404 (Concilium Äquileienae)', k travers les reprises de
Sarins 1567, de INicolini 1585 et de Bini 1606 et 1636, c*est le texte
m6me de Crabbe qni reparait dans Labbe, et Ton pent m§me dire que
TMition romaine de Saint Ambroise en est döpendante, probablement
par Tinterm^iaire de Sarins, si bien qa*en definitive c'est k Pierre
Crabbe qu'on doit Tintrodaction des Gesta Aquileiensia dans^les oeuvres
de Saint Ambroise, et ponr autant lear mise en relation avec le De
Fide advernu Ariano», Les Sditenrs romains qai ^tablirent mat^riellenient
ce rapprochement se doataient-ils qa'ils renoaaient par \k la tradition
de Tantiqait^ briste par Amerbach ? C6tait cependant le cas : les actes
d*Aqailde sont an de ces docaments conciliaires qni nons sont parrenns
par ane aatre Toie qne celle des anciens recneils canoniqaes, c*est-&-dire
par ane voie parement littdraire. La note d^Hardouin, jadicieux k
ses heures, dans la Regia de 1715, c. 825, est en effet k prendre an pied
de la lettre: ,Exstant (Gesta) inter opera Arabrosii et Vigilii Tapsensis,
Don in nlla collectione concilioram ms., sed in quibusdam tantummodo
Ambrosii exemplaribas mannscriptis*. Or on sait qne Crabbe, ^ditear
actif et consciencieax , a sartout puis^ dans le tr^sor du Nord de la
France, de la Belgiqne et des pays Rh^nans (cf. dom Quentin, Jean-
Dominique Mami 1900, p. 12 — 17). II aara ntilis^ dans la circonstance
Tnn oa l'antre de nos manascrits, deax vraisemblablement, ceux de
Toumai (Paris. 1758) et de Gembloax (Bruxel. 953) peut-gtre. On verra
ci-dessoas encore plus nettement pourquoi ane ^tude attentive de la
tradition des Actes d*Aqail4e s^imposait k propos du De Fide.
14 I. Abhandlung: Wilmart.
qu'elle se soit d'abord prodaite, par le mSme phänom^ne dont
le Bemensis par coincidence offre Texemple.^ Et par bonhenr
on tient la preave presqae directe que cette attribation est fort
ancienne et que nos exemplaires carolingiens sont les descen-
dants d'un archötype beaucoup plas yön^rable. Si en effet le
De Fide da ps. Ambroise ne jouit pas d'une docamentation
plus ancienne que celle du Montepessulanus du IX/X® si^cle,
les Gesta d'Aquil^e, qui lui tiennent compagnie de la mani^re
la plus fidMe^ ont la cbance de rejoindre, par-delk, le point de
d^part^ ou peu s'en faut, de leur lignee; c'est k savoir dans le
Paris. (Bibl. Nationale) n. 8907, ^crit en lettres onciales du VI*
siicle et provenant de la Catb^drale de Chartres.' Or cet antique
^ La confusion s^est produlte ici sur le titre mdme — De Fide — de
Touvrage, de la mdme maniöre qaUl a pass^ soos le patronage de Saint
Hilaire, lorsquMl a M appel^ De TrinitalCy ainsi qu*il est marqu6 plas
bas. Aa contraire c^est au nom de Tauteur — Gregoriut — que la con-
fusion a tenu dans la seconde recension, ou les hom^Ues de Grägoire
de Kazianze forment le contexte, et de m^me dans le cas des cinq
tractatiu sur le Cantique, presque compl^tement recouverts par rautoritö
de Gr^oire le Grand. J'ai döjii repr6sent6 cette Strange destinöe des
CBUvres de l'öveque d^Elvire dans la dissertation du Bulletin de Lü.
Eccles.y 8. c. p. 285 et ss. II faudrait ajonter quant aux yingt Tractalut
Origenis de libris »anctarum scipturarum c<mprob€U(i) a Hieronymo, qu*ils
4cbappörent k leur TÖri table auteur — ou, si Ton aime mieuz, com-
poaiteiir — plus furtivement encore, et peut-etre par un juste retour
des choses : rall^gorisme, röellement origönien de ces sermons (cf. Buü,
ib. p. 260 s., 249 ss.), 6tait assez pour les rendre assimilables aux
collections d^hom^lies du grand Alexandrin (voir les listes du D. Harnack,
AOL. Die Überlieferung p. 394 ss.); de fait le r^dacteur du Liber Olowarum
[pi. Ansileubus] qui a constituö son recueil dans la premiöre moiti^ du
hnitiöme siöcle et, je crois, en Espagne mSme (cf. G. Goetz, Der L. Q.^
Abh. der phiL-kisC. Kl. der k. sächsischen G, der W., XIII. Bd. 1893,
p. 287 s.), et Saint Isidore (f 636) dans ses Quaestiones connurent nos
traci€Uus sous le nom d^Origöne, mais encore il est trös probable quUls
portalen t d6}k cette attribution dans le milieu de L^rins au cinquiöme
siöcle et au sixiöme, entre les mains d'Evagrius (ca 420, cf. Bratke,
Epilegoniena sur Wietier Ausgabe der AÜercatio, p. 181) et de Saint Cesaire
(t 542), cf. Buü. s. c. p. 261. D*ailleurs j'espöre pouvoir montrer un jour
que des nombreux discours auxquels le tracUUor lui-meme se räföre (cf.
dd. Batiffol, Prolegomena p. XXI) quelqu*un nous a 6i& encore conserve,
traversant le moyen &ge espagnol.
' cf. Delisle, Le Cabinet des Manuscrits, t. III (1S81) p. 211. Dom Constant
employa ce manuscrit pour son Edition des oeuvres de Saint Hilaire
La tradition des oposcnles dogmatiquea de Foebadios etc. 15
tömoin, incomplety k la fin, d'nn eahier, sinon de plasieurs^ com-
prend aprös une collection d'^crits de Saint Hilaire (De Trinitatey
Adv. Auxentiumj De ex^ilio c'est-k-dire notre De Synodis) les deux
Premiers livres de Saint Ambroise De Fide, ni plus ni moinS;
et ensnite les Gesta episcaporum Aquileicie adverstts haereticos
ArrianoSj dont les demi^res lignes seulement fönt döfaut: de
ce fait on doit conclore que le Paris. 8907 s'achevait primi-
tivement sar le De Fide de Grögoire d'Elvire, placö oa non
dhs lors Sons le patronage de Saint Ambroise; aussi bien le
texte des Actes d'Aqoilee et da De Fide I — // de Saint Am-
broise dans le manuscrit de Montpellier est etroitement apparentä
k celni de Tancetre da sixi^me si^cle.^ S'il est donc regrettable de
n'avoir plas le t^moignage de celai-ci toachant notre De Fide,
noos savons k tont le moins qae sa descendance remonte jasqae-lk.
Accidentellement cette premi^re recension da De Fide se
retronve k la saite da De Trinitate de Saint Hilaire comme
yliber XIIP, dans an manascrit da Mont-Cassin, Cod. XVIII;
8. XII;' de plas^ d'ane fa9on incompl&te:
1® dans le Liber de Patris et Filii unitate äditö par Jean
Sicard (B&le 1528) soas le nom de Saint Hilaire,^ et dont la
(1693); plas r^cemment F. Kanffmann (Au» der Schule des Wu^Ua,
Straßbarg 1899) a tirÄ de» marges (f. 298'— 311 ^ 836'— 349', semi-
onciale qai peut etre du sixiöme siöcle), k la suite de Waitz et de Bessel,
les teztes importants qu'il a intitul^s Dueertatio Maximini contra Am-
brorium (cf. p. 65 — 90), et a d*aillears publik directement tonte la matiere
des f. 298—353 [De Fide et Oeeta"] (p. 1—63). Sans doute la collection
totale 8*e8t formte et d^relopp^e en Italic, dans la monvance de Milan,
Bons la domin ation gothiqne et ponr les besoins de la pol^miqne an-
ftiarienne. M. Kanffmann admet m^me {Prcltg, p. XXII s.) que, tont
comme son ancien confröre de Chartres, VOribase Paris. 10233 s. VI, le
Paris. 8907 a 6i6 Scrit en Haute-Italie.
^ n me parait tontefols, apr^ un examen attentif, qa*il y a un interm^diaire,
par exemple dn septiöme siöcle, entre les deux manuscrits.
* cf. BiUiotheca Casinensis I, 1873, p. 224 ss., et tab. IX.
* Dom Coustant a tort en effet d^attribner la pnblication de cette rapsodie,
oeaTre ,8tudio8i cniaspiam*, k Froben, r^^iteur k B&le en 1535 de THilaire
d*£rasme (1523). Elle figure ponr la premiöre fois dans VAnlidoium
contra diitersas omnium fere seeulorum haereses de Sicard , qui n*6st rien
moins que la plus ancienne »bibliothöque* patristique : p. 82 — 92,
Z>. Hilarü Pietavorum episcopi, De Patris et Filii unitate, et aliquot
locorum sacrae scripturae interpretatio (cf. P. L. X. 883 — 888). A une
16 I. Abhandlung: Wilmart.
base mannscrite, qae j'ignore, a pa s'antoriser d'une indication
de m6me natare qae celle du manuscrit cassinäsien^
2^ dans le sermo da ps. Aagastin {App. 113), qui ne parait
pas avoir d'aatre räpondant qae le Cod. Remensis 296, s. XI.^
La seconde recension de notre traitö est caractärisöe par
diverses retoaches, mais sartoat par radjonction d'an prologae
et d'an ^pilogae qai en fönt aa sens strict ane r^^dition:
Taatear d^dare en effet aa coars da prologae qa'il accepte la
responsabilit^ de son odavre, jasqae-lk mise en circalation soas
Tanonymat.' Mais encore, teile qa'elle noos est parvenae, cette
sölection de paflsages du De TrinUtUe (II, 6, 7, 8, 9, 11, 12, 13; IX, 1-44)
86 rattachent, sans plus d'artifice, quatre morceaux du De Fide (e. 6,
cf. P. L. XX, 42 B, 42 C, 42 D— 43 C, et c. 8, ib. 46 B).
^ cf. Catalogue Qin^al ... 8». XXX (1904), p. 291 n. Le manuscrit ett
un lectionnaire de la fin du XI« siöcle k l'naage de Notre-Dame de Beimi,
compl^tant pour une partie du aanctoral les codd. 293 et 294; de fait
le aermo App. 113 (al. de Tempore 190 : ed. 1683, Y, 206—7; P. L.
XXXIX, 1969—71, De VerbU Apostoli ad Hehr. eap. I, 3) appartient k
une Serie de le^ons destinöes, me semble-t-il, k la fSte de la Trinit^, en
majori tä apocryphes (f. 1— 30 : par exemple les Regulae defimtiontan
du ps. J^rdme rendues k Sjagrius par D. Morin, cf. 22e9«s B6n. 1893
p. 390 SS., et par le Dr. Künstle, AntiprUdlUana 1905 p. 126—169, et les
sermons 232, 236—239 de VAppendiee de Saint Augustin). A part la
phrase du däbut, toute la matiöre du morceau est emprunt^e au De
Fide (c. 6 dea, — c. 7 ine, P. L. XX, 41 D— 44 A).
' cf. P. L. XX, 31 — 32 : ,Amore catholicae fidei ductus, iam pridem adveraua
Arrianoa libellum edideram : quem cum amico legendnm dedissem, qnia
placuit credidit trauscribendum ; a quo hoc eg^ magnopere postulavi nt
interim diaaimulcUo auctcre doctis viris et prudentibus legeret, ut si quem
movisset quod illic plus aut minus positum yideretur, posset plurimorum
consilio emendari . . : sin yero cunctis omnia quae illic scripta erant
iuxta fidem veri constare viderentur, tum et ipse petentibus non negaret.
Quod eum ita fecisse manifestum est; et qnia res digna tam catholicae
confessioni quam haereticae responsioni universornm iudicio aestimata
est, muüi eum vel legere vel deacnbere voluerunt, Sed non defuit qui vel
pro studio doctrinae vel pro caritatis officio ea quae a nobis dicta sunt
scrupulosius retractaret, et quaedam illic tcI superflua vel ambigua
dieeret, quae aliter possint a quibusdam quam a me dicta sunt accipi :
proinde rursns ea ipsa planiori aermone in hoc Ubello digeaai, nt et simpli-
citatem sensus mei ostenderem et scrupulum legentibus ampntarem . .';
Toir le commentaire des articles döjii r^f<6r6s, Bev. Bin, 1902 p. 280 ss..
Bull, LitUr. EeelSa, 1906 p. 284. A prendre le texte k la lettre, c« pro-
logae n*en est pas un; c*est une röplique, ou une explication qui en nn
sens se suffit k elle-mdme, et qui, si de fait eile n'a pas M publice
La tradition des opiucales dogmatiques de Foebadins etc. 1 •
seconde ödition est präcäd^e elle-mdme de la ,foi' de Nic^e^
indÄpendamment de T^crit, da premier 6crit (,iain pridem libelltit
edUttf') incrimin^, anrait pa Tdtre et en tont cas a M r^ig^e sans
relation Traiment directe avec lai : .qaaedam . . planiori sermone in hoc
libelio digessi*. Ute libdUUf c'est trop clair, n^est rien d'autre qne notre
prolog^e actael : l'autear, atteint dans son amoar-propre, 7 redresse en
effet, ayec asses de foree, eneore qne bri^rement, les passages oh 8*6taient
bnt^ certains lectenra trop prdcantionnenx , et qn*il prend la peine de
reprodaire express^ment. Mais il est vrai qne la publication de ce
morcean, ponr obtenlr sa pleine ef&cacitö, a entratnä k sa snite nne
nonyelle Mition dn traitö en question : du caractöre original de cette
disposition nons avons la garantie dans rdpilogae, oü röcrivain, qui a
aecept^ cette fois onvertement la responsabilitö de son osnvre, se contente
d^inviter le public k ne pas trop Bubtiliser. Nons ponvons donc qualifier
en propres termes tont cet ensemble d'^dltion revne et angmentöe, et
nons f^liciter qne la tradition düment interrogäe permette de constater
snccessivement les denx ^tats dn libelle. Ce qne je latsse soup^onner
plus bas d*une forme particuliöre dn denxiöme ötat, — et qni me permet
mdme de d^oubler celni-ci, — ne complique r^ellement pas la Situation.
^ ,Fide8 conscripta apnd Niceam a recte credentibns episcopis trecentis
decem et octo*, comme eile s'intitule pr^cis^ment. Le döplacement qn*a
snbi en fait la formnle antorise nn certain doute tonchant roriginalit^
de sa tenenr de mdme que toncbant Vanthenticit^ dn titre : il est possible
en effet que cette mntation ext^rienre alt d^terminö nne modification
plns profonde, atteignant le texte lui-m6me. Mais, quoi qu*il en soit
d^id^ment, on ne peut s*empdcber d'ötablir nne relation entre la
r^action dn Symbole de Nic4e, teile que la präsente la tradition du
De Fide, et celle qni est enclose parmi les FragmenU Historiques de
Saint Hilaire (II, 27, cf. P. L. X, 654); plus qne les ressemblances des
denx moreeaux, c'est Ten-tdte de la yersion de Saint Hilaire qni legitime
le rapprochement : ,Incipit fides apnd Nicaeam conscripta a CCCXVIII
episcopis contra omnes haereses*. Si la rScente argnmentation de la
Bevue Bdnidietine (A^ril-Jnillet 1907 : VÄd Constantium Über primtu de
8aini HUaire de PoiHert et lea Frctgments Historiquea) est fondöe, on anra
ici dös 366 nne donn^e importante sur le nombre des Pöres de Nicöe,
▼raisembl ablernen t fonrnie par la base grecque, en tont cas ind^pendante
dn symbolisme des servitenrs d* Abraham, k la difförence de la formnle
dn De Synodis (cf. n. 84 — 88), dont les diyergences sont d^ailleurs assez
notables; on verra sans donte aussi dans le texte hilarien de 356 le
type premier d'oü sont dörivSes les diffSrentes formes dn Nicftenum
repr^ent^es par Lucifer (De tum parcendo, de 359 ou 360, P, L, XIII,
973), le Tomut Dainan de 380 {ea), et la seconde recension du De Fide,
Le Tamu» Damcui, tel qne M. Turner PMitera prochainement, a Tinterdt
special d*offrir nn titre qui concorde remarquablement avec celui da
De Fide : Jncipit fides apnd Nicaeam conscripta ab episcopis (recte)
Sitsvngsbw. d. pUL-hiit. Kl. 169. Bd. 1. Abh. 2
18 I. Abhandlung: Wilmart.
(qui logiquement devaii conclure T^pilogae^), — et compl^t^e
par nne confession litteraire, qui n'est pas sans relation avec le
libelle proprement dit, et qne par suite je ne vois ancan motif
d'enlever h, rautoritä de Grögoire d'EIvire:' dans tont ce petit
credentibuB CCCXVIII' (cf. C. H. Tarner, Journal cf TheoL 8tudie$ VII,
1906, p. 283 s., ftu snjet de la eurieose Tariante ,rectoribas* du CoUm.
XXXIII); d'autre pari la tenenr de son texte est si roirine de celle des
Fragment» Historique» qa*il parait normal de rötablir dans cenx-ci le
qnalificatif ,recte credentibus', comme repr^entant Poriginal opSoSo^ouatv
(plut6t que &p6o8^Soic) de la sonrce grecqne.
^ C*est nne cons^qnence presque Evidente des derniers mots de cet ^pilogne :
yNicaenae autem synodi tractatnm omni animi nisa . . amplectimnr : hunc
enim tractatnm scimus contra omnes haereses inyicta yeritate oppositnm'
(P. L. XX, 60). Ce rappel explicite dn Nicaenum en engagealt natu-
rellement la production littörale, et il n*est pas moins elair que la
mention sp^cifique contra omnes haereeea est un emprunt pröalable au
titre de la recension hilarienne de 356 (cf. Rev. Bin,, Jnillet 1907,
p. 313 SS.).
' Je me suis d^jk expliquä asses longnement sur cette interessante formule»
connue conramment sons le nom de Fides Bomanorum (cf. Btiü. LittSr.
Ecdis,, s. c, p. 297 — 299 ss.). Quelques points sont assur^. Ph^bade n*a
aucun titre d^autoriti k faire yaloir. La circulation anonyme de la piöce,
comme Instrument canonique et catholique, est fort ancienne : eile se
manifeste dans les milieux romains, au cours de la premiöre mottii dn
cinquiöme siöcle pour le moins, et d^ lors eile s*6tend jnsqu'au mojen
Age. D^autre part on saisit des attaches en Espagne : la fides fait partie
d^nne collection, excellemment repr^sentöe par le cod. 28 de Saint-
Mihiel s. IX (cf. D. Morin, Bev. Bin, XXI, 1904, p. 1 s.), dont la plupart
des eiöments particnliers sont d'origine espagnole, et par suite la totalitö
elle-mdme (sur le De TrinUate du ps. Athanase, cf. G. Ficker, Studien mi
VigUius von Thapsus 1897, p. 51—75, et D. Morin, Beo, Bin, XIX, 1902,
p. 237—242, — sur VEpistola Potami ad Äthanasium et VEpistola sandti
Athanasi ad Luciferum, cf. L. Saltet, BuU. Littir. Eeelis., 1906, p. 319, —
sur la fides du ps. Jördme , attribu^e sans fondement k Damase, cf. K.
Künstle, Antiprisciüiana 1905, p. 45 ss.). Enfin la relation est reelle entre
notre libelle De Fide et cette confession, qu*une tradition explicite j rönnit
sous la rubrique De Fide Nieaena (cf. Kattenbuscb, Das Apostolische l^fmbol
I, 1894, 171 — 173). Je n'ose pas iDsister sur la Solution qui consiste k
reconnattre les droits de Gr^oire d'Elvire k la fois sur les deux formules
apparent^es, la Fides Bomanorum (alias libdlus fidei, eocposilio fidH sancU
Athanasiif de fide Nieaena) et la. Fides Hteronymi (ad DamasumJ'y il me
parait aujourd*hui, aprös retour sur le curieux ,8ymbole inMit attribuö
k Saint JörömeS publik par dom Morin en 1904 {Bev. Bin. XXI, p. 1 — 9,
et Anecdota Maredsolana III, 3, p. 199 s.), que cette troisiöme pi^ce est
trop voisine des deux autres, dans sa teneur aussi bien que dans sa
La tradition des oposcules dogmatiqnes de Foebadius etc. 1^
oDsemble, qa'un indice — la ressemblance da cadre ext^rienr
avec le contexte da Tomus Damcui de (ca) 380^ calqaä, semble-
t-il, pour la circonstance sar le De Fide^ — fait sapposer fort
ancien, j'aimerais k voir la pablication d'an tenant da schisme
laciferien vers la fin da qaatri6me siicle;' oa, si Ton veut^ an
tradition, poor ne provenir pas de la mdme sonrce litt^raire, et Ton
troavera sans doate abosif d'enrichir k ce point an peraonnage nagnöre
si dölaissö, mais noa ignorances oa dos pr6jug^ n*ont pas la Taleur da
moindre argament positif. Dans le cas YanecdoUm de D. Morin est an
ing^nieox composS de YApottolicum, du Nicaenum, et des döveloppements
tiinitaires qui caract^risent \sl fides Romanorum et celle da ps. Jördme;
il ne figare d'aillears qae dans la collection da cod. Michaelinu» rappel6
ci-dessos, pr^cädant la formale da ps. J6r6me. A döfaat d'aatres indl-
cations et jasqu^ä plas ample informd, c*en est assez pour le ranger dans
le bagage Utt^raire de T^y^qae d*Elyire.
J*ai notä pr6c6demment qae le Tomtu Daman d^batait par Vexpotition
da Symbole de Nic^e sous an titre qui ne difföre pas de celui qni
commande la formale da De Fide. Mais eneore il s^achöve par la pro-
duction de la^e« Romanorum, et la coi'ncidence est trop exacte poar
qu*il n*y alt pas imitation d*an c6t^ oa de Vaatre. Admettant qae le
Nicaenum et la profession litt^raire originale sont ^troitement I16s an
Ubelle De Fide, dont toate la raison est nne apologie da con9ubatantiel,
j*aYais concla sans r^erve qae la recension da Tomfis Damaai ötait an
döcalque de la petite collection da De Fide (cf. BuU. Lüter. Ecclia., «. c.
p. 299). II me semble toajoars qae cette Solution est bonne, mais je ne
Toadrais pas dtre plus affirmatif : je suis trös frappd en effet de la ressem-
blance da Symbole de Nicöe qui accompagne le Tomut Damati avec
celui des Froffments Historiques : il faadrait donc penser que le Tomus
dopend k la fois des Fragments et du De Fide, et je m^en tiens k cette
supposition qui n*est pas d^raisonnable.
M. Saltet a röcemment jetä quelque jour sar ractiyitö litt^raire des
Lacif(6riens k la fin da quatriÄme si&cle, et j*ai peat-6tre moi-mdme
renforcö sa thöse, k propos des Fragment» Hiatorique» (cf. Ref), Bin.
XXIVy 1907, p. 297 8., n. 1). II a not^ en particulier, ainsi que je Tai
rappelö plus baut, que le De Fide, con^u d*ailleurs 'selon Torthodoxte
et ayant mdme Torganisation du schisme, ayait joui d*un r4el credit
dans la secte, k preuye le parti qu^en ont tir6 Faustin pour la compo-
sition de son De THnüate et Tauteur du De Trinitate en sept liyres.
Les Luciföriens auront donc trayaillä k la diffusion d*un dcrit qui öma-
nait d'un de leurs cheÜB, mais c*est un peu plus qu*il faut dire : s*il
est yrai qu*ils ont agi par fraude, qu'ils ont fabriqu^ des fauz tels que
la lettre d'Eusöbe de Verceil k Grögoire d'Elyire et les deux lettres
d'Athanase k Lucifer, interpolö la lettre d^Athanase soUtariae vitae »tu-
denUbu», plac^ enfin sous la garantie du meme Athanase le De Trinitate
2»
20 I.Abhandlung: Wilmart.
troisibme ätat da libelle. Qaoi qn'il en soit^ le libelle ainsi di-
velopp^ nons a iii conservö dans plusiears manascrits de la
collection des homölies de Saint Gr^goire de Nazianze tradaites
par Rufin:
d'abord dans le Cod. Laudianus (Biblioth^ae Bodläienne)
n. 276, s. IX,^ qu'il faut vraisemblablement identifier avec an
manascrit de Lorsch dont Tancien catalogue de ce monast^re
noas a laissö la description ; ^ le De Fide s'y präsente en effet
juste avant la dernifere hom^lie de Qr^goire-Rafin (,De Arrianis
qaod non liceat semper et pablice de Deo contendere'), et k
part le Laudianus je ne connais comme t^moins de cette dis-
Position! qae qaatre manascrits italiens da XV*^ si&cle ötroite-
ment lids entre eox, les Laurent, Aed, Florent VII' et Laurent.
en sept livres, il est assez tentant de reconnaitre un proc^dÖ pareil
dan« la mise en circnlatton da De Fide qni noas arrive ici de fait,
comme on ya le Toir, convert par le nom de Saint GrSgoire de Na-
aianze. Les sectatenrs anront pensd qae T^veque de Constantinople
ötait an r^pondant plus favorable qae son homonjme d'Elvire : leara
habitades autorisent poar le moins cette conjectare, qui ne les noircit
pas excessivement. II reste rependant possible qae Tattribution k Gr6-
goire de Nazianze ait öte fortuite, comme plas tard dans le cas des
tractatus sar le Cantiqne, port^ aa compte de Grögoire le Grand.
^ cf. H. Coxe, Catalopua Codicum manu9cr%plarum Laudianorumf 1858 —
1886, c. 226 s. La datation de ce catalogue — «ec. XT. in. — n^est
peut-Stre qu'une faute d* Impression.
' cf. G. Becker, CaUdogi Bibliothecarum AnÜqui, 1886, p. 113 s., 612 (LV)
,liber sancti Gregorii Naaianzeni episcopi, hoc est . .' La seule objection
qu*on pourrait faire k cette Identification est la mention, dans le cata-
logue de Lorsch et k la suite de la derniöre homölie, d*une pi^e ,de
ordine noTi et veteris testamenti*; mais comme me Ta fait remarqner
M. C. H. Turner en me signalant aimablement le manuscrit d*Oxford,
ce morceau pouvait tenir sur un feuillet de garde final, depuis perda.
On sait pouf le reste que la collection de Tarchev^que Laud comprend
nombre de manuscrits d'AUemagne, particuliörement de Mayenee et de
Wurzbourg, et plusieurs certainement proviennent de Lorsch. — Le
mdme catalogue de Lorsch porte encore au XLV, n. 873: ,liber Victorini
in leviticnm, libri X Gregorii Nazianzeni in uno codice' (Becker, p. 108),
et c*^tait 14 certainement un second exemplaire de la tradnction inter-
pol^e de Rufin, mais on yoit quUl ne remplissait qu^une partie du vo-
lume : il est donc plus naturel de rapporter TintituU du n. 612 au
Laudiantu.
* cf. A. M. Bandini, Bibliolkeca Leopoiditia-LaurenUana^ I, 1791, p. 20 s.
La tradition des opnscales dogmatiqaeB de Foebadius etc. 21
Fesul XLIV,i Vatie. lat. 307« et ürbin. lat. 60,» qui prennent
toQs fin sar le De Fide, omettant rhom^lie snr les Ariens;^
— d'autre part, dans les deox mannscrits Augiena, CXVIII
(Bibliothfeque Ducale de Carlsruhe), s. IX/X* et Monac. 3787,
s. X,^ qui run et Taatre, et avec eax l'^dition princepa de
Enoblouch (Strasbourg 1508),'^ — offrant assez de variantes
* ib., n, 1792, p. 733.
* cf. M. Vattasso et P. Franchi de* CaTalieri, Oodicea VaHcani latini, I,
1902, p. 224.
' cf. C. Stornajolo, Chdicet UrbiruUes UUinij I, 1902, p. 76—77.
* Ces quatre manuscrits, dont le contexte est fort semblable, et qui en
oatre pröaentent tons la m6me lacune au milieu de libelle, Talent
öridemment pour un seul t^moignage. II j faut röiiuir poar les meines
raisons le Pariamus (Bibliothöque Nationale) 10694 (Nonveau Fonds
latin, = Suppl. 616), s. XV pap., dont je ne tiendrai d'aillenrs pas compte.
* cf. A. Holder, Die Beichenauer Handaehrifleriy I. Die Pergammthand-
Mchriflen, 1906, p. 301 s.
' cf. C. Halm, Catalogtu Codieum IcUinorum bibliotheeae regiae Mtmacentia,
I p. 2, 1871, p. 116 s.; le manoscrit provient de la Cath^rale d'Augsboarg,
cotd 87.
' Le Tolnme (in-4^ sans pagination, les cahiers marqa^ de a i ^) est
assez rare; il porte en titre : JTi sunt in hoc eodice libelli \ X. divi Qre-
gorU Ncaanzeni, et snit F^num^ration des divers morceanz; la lettre-
pr^faee (all — alll) d^bate : ^Doctissimls et excellentiss. yiris divine
sapietie cnltori{bus. Qeorgio Botre Mognntifl. et loanni FlSmingo |
Boppardieü. ecclesiarä psbyteris loannes | Adelphns Mnlingos Argen. | S.
P. D.S et s^achöve par la date: ,ex veteri Argeutoraco. H. KalefS. lanaa-
rias. Anno hnins secnli octavo supra sesqnimillesimum.' La demiöre
page porte : ,Explicit liber B. Gregorii Kazanzeni episco | pi translatus a
quodä Rofino. Impreslsus Argetine p loannS Knob|louch. Anno dni.
M|d. VUI. Hilarii'. D*an beut k Tautre rögne le systöme d*abräviations
en yigaear depais le treiziöme siöcle; qaant au reste, mon Impression
est qne le mannscrit utilis^ pour cette publicatlon ätait plutot röcent.
— Cette Vitien fut reprise, sans changements, k Leipzig en 1622
(D. Gregorii oognomento Theologi, episcopi Nazanteni opera^ e graeco
sermone in kUinum versaj^ ins^rSe parmi les versions modernes de Pierre
Mosellanus et de Willibald Pirckheymher; et c*est encore k eile que
Jacques de Billy emprunta le texte du libelle et de son compl^ment
{De Fide Nicaena) dans la nouvelle traduetion des discours de S. Gr^oire
de Nazianze quUl fit paraitre k Paris en 1669 (d*aprös Tödition grecqne
de 1660) : n*ayant pas de base grecque pour nos deux piöces, il se trou-
vait forc^ment tributaire de Tancienne Edition, r^putäe Version de Rufin,
et il classa les dits morceanx Oratio 49* et Oratio 60**', ils fignrörent
ainsi dans les coUections latines ou gr6co-latines de 1683, 1609 — 1611,
1630, 1690, et il fallut attendre D. Cldmencet (1778, cf. supr.) pour les
22 I. Abhandlang: Wilmart.
ponr nons repr^senter un manuscrit diBtinct, encore qne fort
semblable^ — portent le De Fide en qaatri&mo lien^ entre
rhomälie ,De Luminibus' et celle ,De Pentecoste^
En oatre, da prcmier de ces groupes, le libelle a döriyö,
on ne sait comment, dans la coUection canoniqne de Novare
(Cod, Novariensis XXX, 66, s. X/XI).*
Yoir rel^a^a k Tappendice (an b^nöfice de PhSbadd); ponr ritabliasement
da texte, Clömencet ne tronva rien de mienx, k defaat de manadcrits,
qae de präsenter ane Vitien variorum, en 8*appayant principalement
aar Billy (,BilIianam ezemplar') et aar les Mitean mauristes de 8t.
Ambrolse (cf. le monüum p. 892 8., et P. O. XXXVI, 673 8.), et aasurö-
ment son travail est le plua satisfaisant qui Boit encore, rösamant
toutes les recherches ant^rieures (on aait da reste qae Climencet ne fat
qae le dernier oavrier d'ane t&che k laqaelle s'emplojörent BaccesBive-
ment dans la Congrdgation de St.-Maar Da Frische, Loayard et Maran).
Migne qai avait dSjiL donn^ trols foia en entier le De Fide dans la
PcUrologie latine erat devoir enfin s^abstenir, se contentant de reproduire
le monilum da b^nödictin; c'^tait nöanmoins jouer de malheart
^ cf. F. Maassen, Geschichte der Quellen . . . des cananitchen Bechtt . . 1870,
443, 513, 717, 737; A. Reifferscheid, Bibliolheea Patrum Italica II, 1871,
247 — 261. D. Ambrogio Amelli a pabli^ intögralement le manascrit de
la collection de Novare dans le Spicile^ium Ctuinenae I, 1896, 1 — 189
(soos le titre Dionysii exigui nova colleetioj mais Toir L. Dachesne,
Bulletin Critique XV, 1894, p. 181; sar le manascrit, cf. les Prolegomena
de r^ditear, cap. I, p. XIX— XXXIII). On ne saurait se mdprendre
apr^ un instant d'ezamen sar la valear de ce noayeaa tömoln; le titre
— Indpit Qregorii episcopi de fide Nicena — assez ötrange k premiöre
rae, s^explique par ane simple et grossiöre conflation : le copiste a entendu
coavrir par \k le Symbole de Nic^e pr^fixö aa De Fide, et poar ce faire
il a abandonn^ la confession particuUöre k laqaelle la seconde partie
da titre appartenait; et c*est sans doute aassi poar faire plas coart
qa'il a laissö tomber Tattribatif pr^cis Nazanxeni : en tont cas, noas
avons ici la meme tenear de texte que dans le Laudianus et les manus-
crits Italiens, c*est-ii-dire dans le type de Lorsch, et aassi bien D. Amelli
admet qae le Novarienns a une origine germaniqae : le collectear anra
en en mains an manascrit de ce groape des hom^lies de Grögoire-
Rafin. —
Je dois encore pr^enter an tämoin partiel des homdlies de
Grdgoire-Rafin, k qaelqae espöce de manascrits qa*il fasse öcho : k saToir
Jean Diacre dans VExpositum in Heptateuchum, oü il commente saccessi-
yement Ex. II, 2 et XIII, 21 par ces citations düment disting^öes : ,Rafini
de Fide libro II. Moysi in rabo . . . odor mortis in mortem' et ,Rafina8
in libro II de Fide. Popalas Israel in colamna ignis . . . Apostolorom
Acta declarant' (cf. D. Pitra, Spicilegium Solemiente I, 1851, p. 295, et
Änalecta Sacra V, 1888, p. 175, d*apr^ le Cod. Paris, 12309 s. X, f. 72«
La tradition des opuBcnles dogmatiqnes de Foebadius etc. 23
Cette insertion de I'opascnle de Grögoire d'Elvire dans le re-
cueil des hom^lies de Gregoire de Nazianze est-elle ancienne? il
est irhs probable, — et sans doate posterieare de fort peu k
TexteDBion qa'il a regue^ ainsi qne j'ai remarqa^, d'un disciple
on partisan de l'aotear. C'est un fait que Saint Axtgustin en 412
(oa 413) en cite nne phrase en la mettant an compte d'nn ,Qre-
gorins sanctns episcopas orientalls'^ qni dans sa pensöe ne devait
6tre que Tex-patriarche de Constantinople (f 390).^ Fautil aller
et 94). Qae noas ayons lA deuz passages da De Fide, la rabrique da
centonisatear Tindiqae d^jjt, et il soffit de comparer P, L. XX, 46 CD
ponr YÖrifier lear identitö; et qa'ils proviennent directement de la tra-
daction interpolöe de Eafin, la mbriqae le dönonce encore; qnant k la
dteignation preise da /tore, eile rejoint ane premiöre citation sar la
GenÄse, iotrodaite par les mots ,ex libro de Fide Bafini* (cf. D. Pitra,
Spie. Sol. p. 284, — Cod. Pari*. 12309, f. 10*), et qai est en effet tir^e
da Über de ßde publik par Sinnend en 1650 d^aprös deax anciens nianas-
crits de Corbie aa compte d'an Rufin ,presbyteri provinciae Palaestinae'
(cf. P. L. XXI, 1135, 1138 s., c. 23 et 29 da libelle). Sirmond le premier
avait relev^ les r^f^Srences de Jean Diacre, mais sans parvenir k expli-
qaer le sens de ce Uvre »econdj ni d'aillears k reconnaitre aa jaste les
extraits vis^s (cf. la rö^ition de Vallarsi 1745, P. 2^. XXI, 1123 88. n.,
1154 n., et Fontanini, HUloria lüeraria Aquileientia 1742, ib. 274), et
D. Pitra d^lare sörieosement : ,Nec alias bac usqae sab caelo innotait
qni hntos secandi libri daret indiciam' (ef. Spie., 9. e., p. 295, n. 14). Jean
Diacre est donc seul responsable de Tindication, mais il atteste ponr aatant
la pr^nce dans sa bibliothöqae d*an volnme des hom^Ues gr^g^riennes
angment^es da De B%de de r^vdque d^EWire; par saite, la qaestion
litt^raire soalevöe par le livre pölagien De Fide est entiörement ind6-
pendante des dirers problömes concernant la tradition da libelle de
mdme nom qai fait Tobjet des pr^entes recberches.
* Yoir la lettre 148 (P. L. XXXIII, 622 ss.) ,sancto fratri FortnnatianoS
sar la T^ritable natare de la vision de Dieu; apr&a aroir cit^ le ,bien-
heareax Atbanase, röydqne d'Alexandrie', Saint Angustin alldgue ainsi
Tautoritö de notre aatear : ,apertissime dicit Deam natara yisibilem,
quando patrihuM vinu est, sicat McyH^ cum qao fade ad fadem loqae-
batar, aUetdua eontpicabUia materiae ditpoiiUcme aemmpta, ttUva saa
inddbUiUUe rideri potaisse* (i&., 6267), et noas avons \k en effet an
rappel exprös du De Fide, voire le r^um^ fidöle d*ane longae argu-
mentation (cf. P. L. XX, 45 A, 46 C, 47 B). Saint Ambroise (,noster
Ambrosins*) est ensnite mis k contribution dans le mdme sens. II est
peu doateux que le doctear entendait dösigner Grögoire de Nazianze,
ni davantage qu'il avait rencontrö le De Fide sous son patronage; mais
que r^crit füt encore k Tdtat s^parö, oa bien döjii röani aax hom^lies,
e^est ce qae noas saorions döcider.
24 I. Abhandlnng : W i 1 m a r t.
jasqn'k admettre que Rafin lai-m^me (f 410) a pratiqnä
Tinterpolation ? ce serait assez os6 assar^ment^ mais encore la
mani^re dont il se rifhre k sa tradaction n'y contredit pas^^
et le Laudianus a saavä k la fin de rhomölie septiime (,De
reconciliatione et unitate monachoram') an colophon k tont le
moins fort curieux, ainsi con9a : ^Usqae huc contali de codicae
(sie) scae melaniae roma^'
IIL
Le De Fide adversus Arrianos da pretre FaaBtin fat
pabliä poar la premiere fois k Bäle en 1528 ^apad loannem
Fabram luliacensem', soas le titre Faustini episcopi de fide
^ Dans ie chapitre de VHiätoire EcditituÜque ,De Gregorio et Basilio
Cappadociae episcopis*, il note : ,Gz8tant qnoqne ntriusque ingenii moni«
menta magnifica tractatuum, qnos ex tempore in ecclesiis declamabant ;
ex quibus no8 denasferme nngtdorum oratiunculat transfudimas in laÜnum'
(cf. H. E. II, 9; P. L, XXI, 620 C); et sans doute la tradaction des trac-
talu» grögoriens s*oavre par V ApotogSUgue, et celle des basiliens comprend
VEpUtola ad virffineai lap»am, mais Rufin ne redonte pas ces impräcisions.
Ce qai est positif, c*est qae les bom^lies de Saint Basile, puisqu* bom^lies
il 7 a, fönt an total de buit sealement {^Octo ergo beati Basilii breves
istos homeliticos transtuli libellos* dit-il exactement dans sa pröface k
Apronien, P. O, XXXI, 1723 A); je n*cn yenx pas conclure avec les
anciens ^rudits qui admettaient Taatbenticitä da De Fide que le cbiffre
präcis marquö dans VHistoire EccUtuutique yisait forcöment le recaeil
des homälies de Gr^golre de Nazlanze : il est toatefois remarquable que
Tinclasion du De Fide dans ce recaeil r^alise la dizaine.
' cf. H. Coxe, Op. c.f c. 226. Encore qae Kafin se soit troav6 en relations
Streites avec Melanie iunior et son mari Pinien daran t la premiöre de-
cade da cinqni^me siöcle (cf. M. Card. Rampolla del Tindaro, SeuUa
MeUmia Qiuniore Senatriee Bomana 1905, Nota XXIII, p. 200 — 202),
c'est tr^ probablement TaTeule qai est nomm^e dans la note dn manns-
crit. Melanie »enior döc^da en 410 — 411 (cf. D. Batler, The Latmae
HUtory of Palladiua II, 1904, p. 228), qaelqaes mois sealement apr^
son ami. Qa*on observe anssi qu'Apronien, le destinataire des bomö-
lies, tant gr^goriennes qae basiliennes, ötait de la famille de Melanie,
ajant öpons^ sa ni^ce Avita (HUtoria Laugiaca c. LIV, cf. D. Batler,
p. 266 SS.; C. Rampolla, p. 147). La tradaction mSme des deax s^ries
d'hom^lies est k dater, d^aprös diverses donn^es concordantes, des ann^ea
399—400 (cf. Tillemont, M6moirea XII, p. 219, 304, 656).
La tradition des opnacnlfls dogmatiques de Foebadios etc. 25
carUra Ariafios opus egregium ad Flacctllam imperatricemy^
et de Ik reprodait fröquemment dans les collections et las
biblioth^ues patristiques % en se chargeant de fautes comme
de joste. J'ai ea recemment la Batisfaction de retrouver le
manuscrit sur lequel cette Edition repose : Cod, Colaniensia
XXXIII (Dann. 2029), s. IX,' oü Topiiscale est encadr^ par
les denx premiers livres da De Fide de Saint Ambroise et le
* Le Yolume (in-16^, 104 fol.) porte an double titre, Fauati epiacopi de
Chratia Dei et humanae tMntU libero arbürio opus wuiffne cum D, Ei'otmi
RoUrodami pritefatione. Lern FautUni epücopi ad Flaociüam imperatrieem
de Fide adversut Ariana§ et de propontU quaeetionibue Arianorum, ayec
cette notice : ^ervetustua uterqae, sed iam primum in luce aedlti* {»ic).
La pr^face d'Erasme, datöe de Büe 1528, se rapporte au De Oratio de
Faust de Kiez ezclusivement, et il n*y a pour le reste aucune marque
qne le grand 6rudit se soit employ^ pour la publication du traitö de
Faustin ; Tinitiative de rimprimeur aura consist^ k associer deux ceuvres
dont les auteurs ötaient presque homonymes. Le De Fide remplit la
seconde partie du volume (f. 65 ss), introduit par la notice de Gennade
(yVita Faustini per Gennadiam*) et la liste des capUula. Par suite de
Terreur de Schoenemann qui donne comme premiöre T^dition de Herold
(cf. P. L. XIII, 35), cette Edition princeps semble avoir 6ohapp6 tout-ä-
fait auz historiens modernes.
' La premiÄre est donc celle de Jean Herold, les Orthodoxograpka, B&le
1555, qui sont en effet, apr^ VÄntidotum de Sicard, la plus ancienne
des patrologies : parmi les 76 6crits qui y sont rassembl^, le FautUni
de Fide contra Ai'ianos liber est comptö trente et uniöme; il est repris
öyidemment de Tedition prineept. Les Monumenta Sanctorum Patrum
Orihodoxographa de Jacques Orynaeus, B&le 1569, d^veloppent et orga-
nisent le recueil de Herold : 85 6crits, dont rayant-<[emier (1998-— 2028)
est le Faugtini liber de Fide contra Arianoe, dans la septiöme et demiÄre
classe. En 1575 il est re^u dans la premiöre Bibliothique de Marguerin
de la Bigne (t V ,Contra haereses', p. 716), et probablement par re-
cours direct k l'^dition prineep» : le De Oraäa de Faust suit immö-
diatement. En 1589 il est reimprimö de confiance, präcödant le De Qratia^
anquel il restera fid&le dans les ^itions parisiennes suivantes (1610, 1624,
1644, 1654), mais dös lors son texte particulier aura M ^vinc^, k pro-
prement parier, par celui d'un rival dont il semblait n^ avoir rien k craindre:
cet incident sera marqu^ plus bas, k la bonne place, pour achever l*hi-
stoire des rööditions du De Fide,
' cf. Pb. Jaffa et G. Wattenbach, Ecdesiae MetropoUtanae Ooloniensie Oo-
dicum Manuaeriptorum Catalogua 1874, p. 11; J. Hartzheim, Cataiogue
kittoricua critieue Oodicum mae, bibliotheeae Ecdesiae metrcpolitanae Colo-
nieneif 1752, p. 23.
26 I. Abhandlang : W i 1 m a r t.
De Spiritu Sancto de Nicola. ^ En revancbe je n'ai pas r^assi
k däcouvrir le manuscrit de Tabbaye de Pomposa^ au dioc&se
de Ravenne, qai contenait^ d'apr&s le catalogne de la fin da
XI* si^cle (annöe 1093), le Liber de Trinitate Gregorii His-
panierisis Eliberitanae sedis epiacopi ad Gallam Placidiam:*
cette indication reconvre en effet Töcrit mdme de Faostin,
puisqu'k d^faut da codex noas poavons noas reporter k T^dition
qa'en fit Achile Stazio k Rome en 1575.' Encore qa'il seit
^ cf. A. E. Barn, Nieeta of Remenana : hit lA/e and Work» 1905, p. LXIII.
A uoter que l'opascole de Nicola est attribud \k k an ,Jean dydqae',
qai ne saarait dtre qae Chiysostome. Le manascrit a an caractÄre fort
net de recaeil dogmatiqae, mais Bans doate ancien, composö poar le«
besoins de la controverse antiarienne; il comprend en premier liea le
commentaire de Rufin sar le Bjmbole des Apdtres, puis les trois Berits
nommSs, enfin le Concile romain de Damase (cf. tupr., p. 17 s., n. 1), les
lettres 135 et 137 de Saint Augastin, le Sermo Aiianorum avec la r^ponse,
et les lettres 170 et 138.
' cf. Montfaacon, Diarium Italicum 1702, p. 85; Q. Becker, op. c, p. 160;
G. Mercati, H CtUalogo deüa Biblioieca di Pompota dans Studi e doat'
menti di ttoria e diritto XVII, 1896, p. 163 s. Le catalogne dötallle ctn-
qaante-hnit volames; le n. 27 est ainsi döcrit : ,Eiasdem [cf. n. 26 . . .
De trinitate Hilarii lib. XU] expositio fidei ad synodnm. Liber de trini«
täte Gregorii Hispaniensis Eliberitanae sedis episcopi ad Gallam Placidiam.
Apologeticam Gregorii Nazianzeni episcopi, eiusdem liber de natiyitate
Domini I, de Epiphania I, cam de agro reverteretur ad imperatorem I,
de continentia et nnitate monachornm I, de grandinis vastatione cam
pater episcopas re[ticeret I]'.
^ Gregorii Baetid Heliheritanae sedis antistiUs De TrinilaU »ive De Fide
liber ante hoc numquam editus. — Cum privilegio et licentia superioram.
Romae, in aedib. Popali Romani. MD. LXXV. [VI-]79 pp., in-8** (rö^ition
en 1577 k Cologne, ap, Matemum Chalinnm^ in- 16^). Une lettre pr^fatoire
[I — IV] d^die le volume ,Mariae Augustae Regis Emmanaelis filiae
iffanti PortugalliaeS en date da 1 Janvier k Rome. Stazio ötait lui-
m§me Portagais d'origine; nöanmoins ses rapprochements entre Tinfante
et Galla Placidia sont assez malheureux, non moins que ceux qu*il fait
entre Grögoire XIII alors r^gnant et Tautear suppos^, Gr^^oire d'Elvire.
L'avertissement an lecteur [V] offre plus dlntdrSt : Stazio tenait sa copie
d^un bSnMictin nomm6 Germain, qu^il qualifie de G6nois et dont il
vante le savoir; le manascrit avait ^t^ trouvö ,paT hasard* par ce Ger-
main dans Tabbaje de Pomposa, prös de Ferrare aa diocöse de Ravenne.
Le catalogue de 1093 permet d*appr^cier la richesse de la bibliothöqae
rassembl^e dans la seconde moiti^ du onziöme siöcie par l'abb^ Jdröme.
Lors da voyage da Montfaacon en 1698 (cf. Diarium^ p. 80) c'est-i-dire
an peu plus d*an siöcle aprös Tödition de Stazio, le monastöre ätait
La tradiiion des opascnlos do^atiqnes de Foebadins etc. 37
parvena au moyen d'an raisonnement partiellement fanx k re-
troaver le titre väritable^^ Stazio ne s'apergat point que le
libelle ätait dejk public depuis tantöt cinquante ann^es^ ni que
la notice descriptiye de Gennadius (c. XVI) mettait hors de
doute l'autorit^ de Faustin non moins que Tadresse k Flaccilla;'
abandonn^. Mgr. Mercati (op. c, p. 143 — 177)' a laiTi avec sa comp^-
ience ezcepUonnelle le destin de cette admlrable eollection de livres, et
respoir est faible de retronver encore, entre aiitres, le manusorit da
ps. Gr^^ire. Si Stasio en avait eu la posseasioa reelle, il serait entrö
«Tee les antres livres et papien de rhumaniBte (f 1681) dans la biblio-
tböqne de TOratoire k Borne; en fait il n'est pas conservö k la Valli-
cellane, et le plns probable est qae Staalo ne put mettre en oenTre que
la oopie de son correspondant.
^ Jj ad Uetarem s'en expliqne ainsi : yDe fide yero inscribltur, qnod Teteres
aaeroBanctae Trinitatis mysterium traditio nemp. sie fere yocabant. cniuB
rei plnra sint testimonla. Sed nos Hieronjmi, atq. hnins ipsius Gregorii
anetoritate contenti esse Tolaimas, qoi princtpio tractatns nltimi, hains
qnasi titnlam significans opnscali, quasi coinsdam, inquit, adbreyiationis
de fide qnaedam tazatto . . /. An premler abord on pourrait croire qae
le manoscrit mdme de Pomposa portait VinaeriptUm »De Fide' et qae
r^itear a soaci de la jostifier. Le contexte montre au contraire qua
Stazio se jnstifie lai-m6me d^avoir ajoatö aa titre ayoaö ,De Trinitate'
an doublet; aussi bien ce döveloppement du titre n*apparait qu'en t6te
du Tolume, car l'^ition proprement dite (p. 1) nous rend scrupuleuse^
ment, — saaf T^pithöte sanctifiante et le synonyme 6piscopal — le
libelle dn catalogue de 1093: ,Incipit Liber de Trinitate sancti Gregorii
Hispaniensis Heliberitanae sedis antistitis ad Gallam Placidiam'. Or il
s'est trouvö qa*en rebaptisant ainsi le traitö Stazio en recouvrait heurea-
sement le titre authentique; mais si la seconde donn^e sur laquelle il
raisonne est yalable, prise k Töcrit lui-m6me (cf. P, L, XllI, 76 D) , la
premiöre, c*est-&-dire le recours k la notice du De Viru sur Gr^oire
d'Elyire, engage une pure Petition de principe et fait perdre tout le
b^nöfice de Tautre Observation. Bref c*est par un sophisme que Stazio
a rendu au De Fide son nom original, et il n*y a rien gagn6. Un auteur
plus maladroit encore est le Pseudo-Dexter (BomÄn de la Higuera
t 1611), dont cette note dopend öyidemment de T^dition de 1576 : ,A.
C. 423. Obiit Gregorius Baeticus, cum prius dicasset librum De Fide
vd de TrwiUUe Gallae Placidiae, feminae lectissimae' (P. L, XXXI,
649 s.; cf. »6. 643 s. : ,A. C. 407 . . . Gregorius etiam Baeticus, iam in
ultima senectute constitutus, sed yegetus et integris animi corporisque
viribus, apprime charus Gallae Placidiae Augustae . . ').
' ,Fau5tinus presbyter scripsit ad personam Flaccillae reginae adversum
Arianes et Macedonianos libros Septem, bis eos maxime Scripturarum
testimoniis arguens et convincens, quibus illi pravo sensu utuntur ad
blasphemiam' (ed. Richardson, p. 67, 14 — 18). M. B. Czapla {Gennadiua
28 I. Abhandlang; Wtlmart.
et il est k moitiä responsable de la coDfosion qai entonra
un certain temps Touvrage^ confasion nulle part plus visible
als LUlerarhisloriker 1898, p. 42 8.), Apart 8on ignorance de la tradition
manuscrite, a bien reconnn l'importance de ce tömoignage: Gennade
döcrit trop exactement T^crit qu'il catalogne pour ne Tayoir pas In
Ini-meme. Et c'est pour cela mSme que tonte la notice est k entendre
comme descripUve; ou si le titre original du libelle reparatt ponr qnel-
qn'nn de ses ölöments, c^est seulement en Tue de donner une idöe
exacte de Tony rage, et an travers du r^nmö de l'historien; je ne crois
donc pas, k Tencontre de Richardson et de Csapla, qne Gennade ait
prätendn intituler en propres termes l'^crit de Fanstin : ÄdverMum Ariano»
et Macedoniaiiot, mais plat6t en se reportant k la teneur da Colonienai»
il est hautement vraisemblable que Gennade ayait sons les yeax et entre
les mains nn manascrit pareil k celui qul nons a 6tö conseryÖ, c*est-
i-dire poaryu du titre traditionnel. Dans ces conditions comment ex-
pliquer la döformation attest^e par le catalogne de Pomposa, et pour
autant par Tädition de Stazto? — comme nn simple accident, il me
semble, dont le point de ddpart Importe assez pen. On a propos^ de yoir
dans cette attribution de T^crit de Faustin k Gr^goire d'EWire une
confiision occasionnöe directement dans le manuscrit de Pomposa par le
yoisinage de la collection des hom^lies de Gr^goire de Nasianze-Rnfin
(cf. D. Morin, Reo* Bin,, 1902, p. 236, n. 2); il est possible en effet que
le phSnom6ne n*ait aucune aitache antörieure, mais meme en ce cas,
j'aimerais mieux le tenir pour le r^ultat d'une correction artificielle, le
fait d*nn scribe örudit qni avait d^une part remarquö la notice con-
sacröe k Gr^goire d^Elvire dans le De Viris de Saint Jör6me, k pen
pr^ comme fit plus tard Stazio, et qui surtont d'autre part ayait associö
le nom de Gk^goire k celui de Faustin, son violent pan^yriste dn Li-
bettu» Precutn. Si Ton estimait incroyable de la part d^nn homme de
Mojen äge, soit au moment de la renaissance carolingienne soit encore
au onziöme si^cle, nne obsenration de cette port^e, il resterait k sup-
poser qne dans le deuziöme tiers ou le deuxiöme quart du V* siöcle
r^ydque d'EWire avait encore des ddyots, et j*avoue que cette hypo-
th^e demeure libre : si eile se laissait ydrifior, nous aurions \k une
nouvelle trace, la derniöre en date peut-dtre, de Tactivitö litt^raire des
Lnciföriens. La Substitution du nom de Galla Placidia k celui de
Flaccilla est aussi an detail qai ne souffre pas d*explication adöquate.
Tillemont (Memoires VII, note 6« snr Lucifer, et Hisloire des JSmpereurs V,
note 2* sur Theodose I) a remarquö, apr^ Valois (1668, note sur So-
crate H. E. IV, 81; cf. Philostorge H, E, X, 7) et Du Gange {Famüiae
Byzanüinae 1680, p. 69 s.), que les Grecs avaient parfois eonfondu Fla-
cilla (t 385, 14 Sept.?) et Placidia (f 450), la premiöre femme de
Thöodose et la fille de sa seconde femme (cf. Gallandi P. £. XIII, 29 s.);
et 11 est yrai que, si Tune jouissait d'une röputation m^rit^e de saintet^,
Tantre acquit par sa yie mouyementöe, et depuis le temps m6me de
La tradition dea opnsculns dogmatiques de Foebadias etc. 29
qne dans le tome quatri^me de la Bibliotheca Patrum de 1Ö89
oü le De Fide adversus Arrianoa fignre denx fois, d'abord an
compte de Faustin^ ptiis k celui de l'^ySqae d'Mvire.^ On
son manage avec Ataolphe 414, an renom beaucoap plus eonsiddrable.
Maifl cette errenr des hUtoriens grecs, qui peat n^Stre qne grammati-
cale (4>XaxiXXa, ÜXaxtXXa, IlilaxiSia), est toot au plus une indication ana-
logiqae. Aussi Baronius (ad. ann. 388, § 100), qai a tort, assuröment,
de l%itimer aox trois quarts le titre falsifiö du libelle, a-t-il peut-Stre
raison, en döfinitiTe, lonqnHl croit qne le nom de Placidia a M ajontö
en complöment de celoi de sa propre mÄre Galla (f 394), la seconde
femme de Th^odose en 886. 81 cette nonvelle hypothÄse 6tiut T&ritable,
il j anrait d'autant plns de fondement k reconnaitre dans la modifi-
cation dn titre nne frande Incifirienue : on anrait Substitut intention-
nellement, dans les demires annöes da qnatri&me siöcle, deax person-
nages d*an patronage plns farorable, T^rdqae d'Elvire et l*imp6ratrice
Qalla, aax vrais ayant-droit. Par \k mdme le mannscrit de Pomposa
repr^nterait nne tradition litt^raire de premier ordre. Qa'on ne m^en
Teaille pas da moins de m'dtre attard^ k des rdtilles : elles ponrraient
prendre quelqne jonr plas de prix.
J*ai d4ji notö qne Baronios et Bellarmin fnrent les victimes de l*^dition
de Stasio; mais l'errenr se manifesta l'annöe mdme de sa pnblication,
en 157Ö, dans la premiöre BibUcthhqut de Margnerin de la Bigne : le
tome V offrait d^j^ r^crit de Fanstin dans la ligne de TMition de B&le
1528; le tome VIII le pr^nta de nonveaa, parmi les Varia et en
demier lien (p. 766), affabld da nom de Gr^ire d'EWire, c'est-i-dire
d*apr^ Stazio. La Bihltothkque de 1589 acheva de mettre en övidence
cette contradiction : le senl et mSme tome IV donna presqne k la saite
Tan de Vantre p. 839 ss. et p. 1273 88. le Fatatmt optit de Fide contra
Arianoe et le Greg&rii Baeiiei lüiberitanae »edU epUeopi ad Oallam Pia-
eidiam Äuguatam de TriniUUe et Fide contra Arianot Über. Le rappro-
cbement ^tait trop flagrant ponr laisser k l*an on l'autre öcrit chance
de snbsister. L'öditear de la Bihltothkque de 1610 — la troisiöme en effet
— se d^eida assez habilement, sons je ne sais quelle influeuee, k r6*
soadre la difficalt^ par une fnsion des deux textes, voire mdme des denx
titres (t. IV, 765 — 794) : le texte dn ps. Grögoire est reprodnit en plein,
tandis qne dans les marges nn systöme de notes permet d^appr^cier,
p^e-mdle an milien des explications grammaticales döjj^ courantes, les
diffSrences du texte traditionnel de Fanstin, et Tensemble est qnalifie:
jFaastini presbyteri, yalgo Gregorii Baetici Eliberitanae sedis antistitis, ad
Gallam Placidiam De Trinitate tive de Fide contra Arianoe^ liber nunc
demnm Auctori sno restitutns'. Sar ce demier point la BibUothique ayait
raison et devani^it le r^glement de la question litt^raire par Labbe et
Ttllemont {Memoireg t. VII, p. 526 et 767); mais la r^action m6me de
la formale signifie qne le vrai Fanstin — le Faustin de 1528 — se tron-
▼ait en r^alit^ qnant an texte, döposs^^, et c'est ce qaUl faat regretter
30 L Abhandlung;: Wilmart.
saura gr^ da mois k Stazio de se präsenter comme nn öditeor
Bcrapoleiix, et de distinguer fröqaemment, comme il rannonce^
ses propres conjectnres et les Ie9ons originales.^
Toutefois j'ai pa recueillir, pour la connaissance du texte^
quelques ressources sabsidiaires inntilisäes jnsqa'k präsent:
1® le Cod, Vatic. 1319, s. XIII in.,* qui Joint k qnatre
des livres De Trinitate da ps. Athanase (oa ps. Eas&be) le
dans cette sorte d'ödiilon variortim. Dös Ion, et josqn'ii nos joara, la
nouvelle ligne tint bon, et les modifications qu^elle subit sont trös faibles.
Les collections parisiennes j compris la Magna de 1654, gardörent Tan-
cien contexte, ainsi qae j'ai indiquö. Entre temps la Bibiiothhgtie de
Cologne 1618 (t lY, 544 — 558) ötablit an ordre difförent, chronologiqae;
d*atttre part eile rendit an De Fide Tintögrit^ de son prologne (,Reginam
te orbis romanns sascipit . .'), öconrtd pröcMemment d'aprös le modöle
de Stasio (Jncipiamus ergo oboedientes . .*). Or cVst eelle-ci que la
Maxima de Lyon 1677 (t. V, 636—651) alla prendre pour base : la com-
position de 1610, sur an point complötöe, ötait ainsi consacröe; en möme
temps on 7 röunit le LibeUtu Precum, publik par Sirmond en 1650. La
BibUotheea de Gallandi en 1770 (t. VIII, p. 441—474) suiyit fidölement
la Maxima, 7 ajoutant seulement la FauMtini Fides (öditöe par Qnesnel
en 1675), et compUtant Tannotation du ,De Trinitate' par quelques
remarques inspiröes par une öditton particuliöre d*Oxford {Fatutmi pfea-
bi/teri »criptorit Beculi quarti et fidei orlhodoxae advernu Ärianag vmdieU
acerrinU Opera, Oxonii, e tbeatro Sheldoniano, 8<>, 1678). Par suite de
ces röimpressions successives, c'est donc le texte de l'ödition de Paris
1610, et pour autant de T^dition de Stazio (1575), que nous lisons dans
la PakrologU de Migne. Pour Tintöröt bibliograpbique , je note encore
cette traduction : Faustinu» the Presbyter to Che Emprea» FUuxüla, of the
TrinUt/, or of the Faith againtt the Ariana . . . (a treatise Ter7 nece8sar7
to be read at this time. — London, 1721. In-S« XV— 79 pp.).
^ ,Quem nos librum, quia nonnihil mendosus fuit, usi coniectura, Tel
emendavimus, Tel potius emendare conati sumus, ac veterem illam »cri-
bendi ro^ümem, quam in antiquissimis monumentis scriptam sculptamTO
agnoTimus, quoad eiua fieri potuit^ retinuimuBf ne quod antiquitatis studio
et diligentia fecimus, ipse aliter accipias atque interpretere' Ad lector,
[V]. En effet les marges foumissent un certain nombre de corrections
au texte öditö, oü celui-ci est censö fautif. Si Stazio a des torts au
point de Tue de Thistoire littöraire, il les a donc rachetös d'une certaine
maniöre comme öditeur, et nous aurons moins de regrets de ne possöder
plus le manuscrit qu*il a mis en oBUTre.
* cf. Maassen, Quellen p. 721; D. Morin, Bev. Bin. XV, 1898, p. 5—7;
C. H. Turner, J. of TheoL Studie» VI, 1905, p. 72, 85—86. D'aprös
Mgr. Mercati (cf. Turner, p. 72, n. 2, le manuscrit aurait ötö öcrit proba-
blement en France; la dato ci-dessus est celle k laquelle s'est arrötö M.
La tradition des oposcales dogmatiques de Foebadius etc. 31
d^bat da trait^ de Fanstin, en qnalit^ de cinqüi^me livre (^De
professione catholica');
— 2^ un gronpe de mannscrits oü la portion centrale de
ropuscole (chapitres II — IV) se präsente, k cdtä du Contra
Sermonem Arianorum de Saint Angnstin^ comme liber sancti
Ambrosii episcopi contra Haereticoa, k savoir:
Cod. Valencianensia^ n. 247, s. IX in. (provenant de Saint-
Amand) ; ^
Cod. Sangalieniis j n. 94, s. IX;'
Cod, Augiensis (Biblioth^ae de Carlsrube), n. COLI,
8. IX tn.;'
Tamer. Des explications d*Eug^ne de Levis (cf. P. L. XII, 963 ss., r^im-
primÖ des Änecdota taera 1789, p. 5 ss.) on pourrait dtre tentö de conclure
qne le manoBcrit trouyö par lui en 1762 ches les Oratoriens de Turin
contenait le libelle entier de Fanstin; mais il dit aossi, positiyement
qne ce manoscrit concordait ,qnoad substantiam* avec celni de la Biblio-
thöqne Vaticane.
' cf. Catalogue O^nh-al . . . 8«. XXV, 1894, p. 299 s. (l'öditeur falt k propos
du Contra HaereUcoa dn ps. Ambroise cette remarque ^tonnante : ,Trois
ÜTres. Ce sont probablement les liyres III kV dvi De Fide ad örattanum,
mais le d^bat diff^reMI); voir anssi Mangeart, CaUdogue deaeriptif et
rauonn^ de la Bibliothhque de Valenciennet 1860, p. 254 s. Ij Index maior
d«s liyres de Saint-Amand (ann. 1160—1168, PaWrw B. N. 1850, cf. Delisle,
Cabinet II, 461 A; Desiiye, De whola Elnanenti, p. 164—177) d^igne
ainsi notre mannscrit (n. LXXIY) : ,Angn8tini et Arrii disputatio, cum
Ubro Amhrotü contra Arrianos, et cum Soliloqniis Angnstini*. Les
SolUaque» prolongent en effet les denz Berits antiariens; k la fin (f. 125')
se tronye cette note : ,Deo protegente et Kemigio abbate iubente, Aiglalfus
niminm peccator fecit hnnc libellnm. Preco eos qai legitis nt pro me
precetis'; pnis yiennent les deux lettrei^ d*Alcnin k Charlemagne de
eeptuageMimo, texagetimo et quinquagesimo et de saltu lunari.
* cf. G. Scherrer, VerzeiehnU der Handschriften der SliftsbiUiothek von
St. Oaüen 1876, p. 37. Le premier catalogue de Saint-Gall da IX« s.
(Becker, op. c, n. 22, cf. p. 46s.) libelle, soas la rubrique ,de libris sGI
Angnstini epi' : ,163 Ämfirosii contra heretico» et angastini contra arrianos,
et eple dne ambrosii ad yalentinO imprem. In yol. I.' — O. Seek a
ntilis^ le Sangal. 94 (« A*) pour Tödition de la Relaiio III de Sym-
maqne (an. 384, Epist. IIb. X, 3), cf. Mon. Oerm., Äuet. Äntiq. VI, 1893,
p. 280 SS.
' cf. A. Holder, op. c, p. 566—7. Le catalogne de 822 (Becker, n. 6, cf.
p. 9 ,de opnscnlis 8. Ambrosii') donne : ,306. Contra haereticoa lib. I et
epistolae eins dnae ad Valentiniannm Impera. in cod. I.'; de mdme
Becker n. 16, s. IX (cf. p. 337 : ,122. [Ambrosins] Conira heretieot /in quo
o2 I. Abhandlung: Wilmart.
Cod. Bononiensis , n. 36, b. XII (provenant de Saint-
Bertin) ; ^
Cod. Mus. Britannici, Add. 24.902, s. XI/XII ; «
Cod. Berolinensis Theolog. fol. 465, s. XIII;'
et angustinus contra arrinm', et Becker n. 33, s. X (cf. p. 76) : ,de lib.
sei Ambrosii epl . . . 59. Contra hereticoB lib. I et epistol. eins daae ad
Valentinianam imp. in cod. I.' (cf. Holder, ib. 567). La relation est
Evidente entre les deux manascrits de Saint-Gall et de Reichenan, —
maifl dans qael sens? Mon aris est qu*ils se tiennent snr la mdme
ligne, k partir d^nn commnn ancdtre. Ce qni caraetärise ce gronpe
subsidiaire oa, plus simplement, TancStre des deuz manuscrits, est, ainsi
qae Tindiqnent succinctement les anciens catalognes, le cortöge des denx
lettres 24 et 17 de Saint Ambroise k Valentinien, de la Belatio de
Sjmmaqne, et de la lettre 40 (n. 1 — 9) da mSme Saint Ambroise k
Th6odo8e.
^ cf. Cataloffue Qhteral ... 4«. IV, 1872, p. 595 s. Ici la disposition originale
a ät^ perdne : l'^crit fait saite k nne collection des lettres de Saint
Ambroise , soas ce titre d6velopp6 : ,Incipit liber prirnns beati Ambrosii
episcopi ad Qratianum imperatorem de sancta TriniUUe eonira Arriano9 . . /
Le scribe devait avoir en mains nn manascrit da m6me type qae Tarcb^-
type des manuscrits de Saint-Oall et de Reichenan, et c*est sans doute
la r^pätition des lettres k Valentinien et k Th^odose, ainsi qae de la
Relatio de Sjmmaque, qai lui a suggörö d'en extraire nos trois livres
pour les adjoindre au yolume des lettres.
* D^aprös une note du feuillet de garde, ,ce manascrit a M achet^ k la
vente de feu le baron de Warenghien le mardi 10 Juillet 1855 par
M. Clandin qui me Ta revendu le 23 du mime mois . . .' (pas de Signa-
tare). Rien ne saurait indiquer la provenance ant^rienrement. Le
Yolume (presque d'nn bout k Tautre de la memo main) pr^nte k la
suite : 1 ^ ^Aagustinus episcopas ad Optatum episcopum de origine amnuie
per epistolam' — c^est en effet Vep, 190; — 2^ ,Eiasdem ad eundem de
aententia lacobi apo9toU . . . (II, 10)< : «p. 167; — 3^ ,Interrogationes
Orosii et responsiones Angastini* : le Dialog^u Quaeatitmum LXV de
VAppendice VI (P. L. XL, 733 ss.); — 4» ,Explanatio beati Augastini
episcopi de aymholo apoatolico [quando beatum legimus paulum . . . quae
in symbolo continentur, amen*; — 5^ fExptmtio ßdei eatholieae fTraditur
quod a beatissimo athanasio ... de illius laude et nos gloriemur, amen';
— 6° le Sermo Ärianorum'j — 7» ,Liber saneti Ambrosii episcopi contra
ewfdem hereticoa^'^ an correcteur a ajoutd dans l*interligne : ,sd Qratianum
imperatorem*; — 8<» les deux livres des SoUloquet, Noter que cette dis-
position finale röpond 4 celle da Valencianen»%$, — Cf. CaUdogue of Ad-
dition» io the Manuscripta in the B. Museum in Ihe yeara 1854 — 1876,
vol. II (1861 SS.), 1877, p. 118.
' Dans la marge infSrieure du f. 2' on peut lire : ,Hic liber M
Electi g[enerali8?] ....', le reste a ötö grattö trop soigneusement pour
La tradition des opnscales dog^atiques de Foebadias etc. 33
— enfifl 3® les deux Cod, Veronensis XV, 13, s. VIII,^
et Cod. Berolinensis 17 (Philip. 1674), a. IX* qui ont gardö k
la snite de la coUection des lettres de Saint Jöröme les chapitres
VI et Vn du De Fide avec une reförence originale k la noble
destinataire : Sei Arrdyrosi ad Flaccellam Reginam adversus
Arianos.
De ces noavelles donn^es, qai sont k rapprocher peut-dtre
de la tradition du Colaniensis , on conclura sans tömöritä que
d'assez bonne heure Fäcrit de Fanstin s'etait mis k Tabri du
nom de Saint Ambroise.
qn^on en devine rien. Les deux premiera tiers du mannscrit sont
occnp^ par une collection des lettres de Saint Jör6me. Le morceau de
Faostin fait snite sans titre ni distinction d*ancune sorte, mais de la
mdme main (f. 107' — 109'):,Habes ergo per haec capitnla . . .' : c^est
la finale dn Contra HaereticoMy c'est-ä-dire la seconde moiti^ du chapitre UI
et le chapitre IV entier dn De Fide contra Ariano» (P. L. XIII, 64 A ss.).
•Tai constat^ qne cet eztrait repr^ente le m6me texte qne le Bono-
mentu. Les hom^lies d*Origöne-Riifin snr Ps. XXXVI, XXXVII et XXXVIII
remplissent la fin dn mannscrit de Berlin. — Je dois avoner ici qne je
n*ai pn retronyer le mannscrit ,parisien' signal^ par les Manristes dans
le pr^face an tome II des (Envres de Saint Ambroise (snr TAppendice,
— cf. P. X. XVI, 12). A prendre lenr indication k la lettre, ce manns-
crit serait semblable k celni de Saint-Oall, dont Mabillon avait cm bon
de prendre nne copie an conrs de son Iter Oermanicum, n^ayant pas
sonp^nnö qne T^crit ötait nne partie de Topnscnle de Faustin. Quoi
qn^il en soit, la perte est faible.
^ ef. A. Reifferscheid, Bibl, iL I, p. 69 ss. (palimpseste de Qains, trös en-
dommagö). L'index de tdte d^nombre les lettres : ,. . . XXXI sei am-
brosi ad fla&ella regina*; et on a parallölement , apr^s la lettre 59 ad
Mareeüam, f. 119 — 122: ,Incpt sei ambrosi ad ilaccella. regrina. de eo
qnod scribtnm est dns creavit me . .* (cf. P. L, XIII, 73 D) — ,[explicit
capitnlum] VII. sei Ambrosi ad flacilla regina adversns arianos*. Suit
immMiatement nne ,sententia de moralibns beati Gregorii papae.'
' cf. V. Rose, Verzeichni» der lateimteken Handschriflen (zu Berlin) : Die
Meerman Hge., 1892, p. 17 — 20; G. Hftnel, CatcUogit» librorum manuKrip-
iorum . . 1830, c. 848 (Middlebill, mss. ex bibliotheca Meermani). C^est
en effet le mannscrit Meerman 446, on Coüegii Par, 8oc. leau 447.
M. Roee a notö tr^ jnstement (p. 177) : ,verwandt mit dem alten Vero-
nensis*. Je ne pnis dire encore absolnment si la d^riration est directe;
la collection des lettres de Saint Jördme est plns raste, et diffSremment
distribn^ dans le BeroHnenns (les pi^es n. 57 — 69 röpondent anx n. 19 —
24, 27 — 32 dn Veronentis), mais le copiste a pn prendre des libert^
avec sa sonrce.
Sitiiisgil>«r. d. plül.-1iitt. Kl. 159. Bd. 1. Abh. 3
34 I. Abh. : Wilmart. Les tradition des opuscules do^atiques etc.
Je n'ose me fiatter, en tenninant, d'avoir reconvrä tont ce
qai subsiste, dans le mystire des biblioth^ques, des trois opas-
cules que PAcademie a daignä confier k ma vigilance, ni d'ayoir
döbronill^, aussi parfaitement que j'eusse voaln et qa'on eüt
soahaitä, l'histoire de lear transmission par les ftges. Mais on
m'accorderay je Tespöre; qae depuis trois si^cles et plus ces
antiques petits Berits thäologiques, dignes assnröment de tous nos
^gards; n'avaieDt pas encore fait Tobjet d'ane enqudte m^tho-
dique et qa'il y avait quelque difficult^ k retrouver le fil tänu de
la tradition derri^re les insnffisantes ^ditions modernes. Qu'on me
permette d'ailienrs de faire hnmblement appel, ponr mener k
bien ce travail^ anx indications, conseils et remontrances de
tons cenx qai s'intöressent k la fortnne de Tancienne littöratnre
cbrötienne.^ ^Snper onerariam nayem rndis vector imponorl'*
^ Je yenx ezprimer dös maintenant ma vive reconnaissance pour lears
bons Offices k Messieurs les Conseryatenrs de la Biblioth^ue de TUni-
yersitö Royale de Lejde, de la Bibliothöque Royale de Berlin, de Im
Bibliothöque Dacale de Carlsrahe, de la Bibliothöqae Capitulaire de
Cologne, des Biblioth^aes de Metz, de Gotha, de Genöye, de Saint-Gall
(Stiftsbibliothek) et da Moat-Cassin, de la Bibliothöque Bodlöienne, plus
particaliörement encore k ceuz du Mus^e Britannique k Londres et de
la Bibliotheque k Paris. Ce m*est aussi un deyoir, que je remplis ayee
beancoup de joie, de remercier nommöment, k divers titres, mon ami
M. le Chanoine Durengues d^Agen, qui le premier m*inyita k ötadier
Tosuvre de Saint Phöbade et m*encouragea dös lors dans mes recherches,
le Dr. P. Müller, bibliothöcaire du S^minaire archiöpiscopal de Cologne,
grftce auquel j*ai obtenu la permission de prendre une Photographie da
Co/ontSTuw, le Dr. H. Schenkl, professeur k TUniversit^ de Graa qui me
fournit plusieurs indications sur les collections ambrosiennes des deux De
Fide, le Dr. Ratti de TAmbroeienne qui collationna k mon Intention une
partie des Fragments Ariens de Mai, mon eher confröre et maitre Dom Ger-
main Morin qui rappela naguöre Tattention sur Grögoire d*£lyire et prit
k coBur de me donner accös au Corpui, M. C. H. Turner de Magdalen
College, Oxford, qui me fit connaitre les deux Augienait et Laudiamu
du De FidCj M. le Professeur Engelbrecht qui me donna l*id6e d*ad-
joindre Topuscule de Faustin aux deux autres et chez lequel surtout
j*ai renconträ toujours une bienyeillance et une sollicitude sans rösenre.
Je rappellerai enfin le souyenir d*un admirable savant, qu*on ne pouyait
connaitre sans Taimer, si vaillant en face de la mort, Ludwig Traube
(f 19 Mai) : il daigna s^interesser k mes faibles dtudes, et je dois trop k
son influence, je yeux dire k sa möthode, k ses exemples, k ses en-
couragements, pour ne lui offrir pas k cette heure mon hommage 6mu.
' 8, Hieronymi Ep. I, 2.
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^ iDÄnuscriptis Augustini quae
^ et Novi Testamenti CXXVII.
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.^3 Fhylen. 8«. 1901.
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ft»rar-s:eschichtliche Entwicklung der
.:ia/iratis redundamL in personam und
J. 8«. 1900. 1 K — l M.
. 31.: Untersuchungen zur altchristlichen
>. 1901. 5K — 5M.
.-;,/istücke einer antiken Schrift über Wetter-
, 'iPOO. 1 K — 1 M.
,./fle Untersuchung zur hellenistischen Amts-
.r 1900. 1 K — 1 M.
-^Indizium im Philogelos. 8®. 1905.
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.folf: 'Ets; und Ir.auTo;. 8^ 1900. 40 h — 40 Pf.
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43. lUu'he des Livius. S\ 1902. 50 h — 50 Pf.
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^ den beigefünrten Preisen durch Alfred Holder, k. u. k. Ilof-
^riii>^r.-5>t**f8-Buclihändler, Buchhändler der kais. Akademie der
^aehnüen (Wien, I., Roten turmstraße 13), za beziehen.
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Qomperz, Heinrich: über die Wahrscheinlichkeit der Willens-
entscheidungen. Ein empirischer Beitrag zur Freiheitsfrage.
(Mit 1 Textabbildung.) 8«. 1905. 50 h — 50 Pf.
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Jutbner, Julius: Der Gymnastikos des Philostratos. Eine text-
geschichtliche und textkritische Untersuchung. 8®. 1902.
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Haindl, R. F. : Beiträge zur Geschichte des deutschen Rechtes
in Galizien. I. und U. 8«. 1906. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
Kastil, Alfred: Die Frage nach der Erkenntnis des Guten bei
Aristoteles und Thomas von Aquin. 8<>. 1900. 90 h — 90 Pf.
Kenner, Friedrich: Die römische Niederlassung in Hallstatt
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Kretschmer Prof. Dr. P.: Die Entstehung der Koine. 8<>. 1900.
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der neuen Tertullian -Ausgabe. 8». 1900. 1 K — 1 M.
Menzel, Adolf: Untersuchungen zum Sokratesprocesse. 8^ 1902.
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Schenkl, Heinrich: Bibliotheca patrum latinorum Britannica,
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Colleges in Cambridge. II. (2717—2986). 8«. 1901.
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Sedlmayer, Heinrich Stephan: Der Tractatus contra Arianes
in der Wiener Hilarius- Handschrift. Mit einem Nachwort
von Dom Germain Morin. 8». 1903. 60 h — 60 Pf.
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2 II. AbhAndluDg: Redlich-SchODbach.
meinsam hergestellt, Schönbach schrieb den Abschnitt III der
Erläuterungen, während die Abschnitte I und IV von mir
herrQhren.
Die Handschrift ist ein Legendär in vier Bänden, in
Kleinquart, in feste Holzdeckel gebunden, Papier. Einige
wenige Schreiber haben die recht umfangreiche Sammlung
(270, 289, 251, 296 Folien) in der gewöhnlichen Bücherschrift
der Mitte des 15. Jahrhunderts zusammengeschrieben. Nach
Vollendung aller vier Bände wurde jedem einzelnen ein Ka-
lendar vorangestellt, viermal von derselben Hand geschrieben
und bei den einzelnen Heiligennamen mit dem Zitat ihrer Vita
im Legendär versehen. Die ganze Handschrift befand sich
früher im Besitze des Wiener Piaristenklosters.
Ursprünglich aber gehörte sie niemand anderem als
Thomas Ebendorfer von Haselbach, dem wohlbekannten ge-
lehrten Theologen und Historiker der Wiener Universität. Im
4. Bande des Legendars steht auf fol. 57 — 61 die Vita Severini.
Gerade bei ihr finden sich mehrere Randglossen. Fol. 57' heißt
es bei dem Namen Comagenis: in privilegio ecclesie Pataviensis
dicitur de monte Comagenis et villa Kingstetten et ideo forte
Tulna Comagenis est; fol. 58 zu Favianis: Wyennam nunc
appellatam; ita vidi in quodam privilegio ducis Hainrici Austrie
datum monasterio Admontensi de anno domini 1158, datum in
civitate nostra Favianis, que dicitur Wyenna; ita etiam habetur
in privilegio monasterii Scotorum Wyenne. Die interessanteste
Stelle kommt später auf fol. 252'. Hier werden nämlich Nach-
träge zu dem fol. 57 — 61 gegebenen Texte der Vita Severini
mitgeteilt und mit den Worten eingeleitet: Hec in forma reperi
textui hystorie beatissimi nostri patris Severini per Ewgepium,
sui monasterii Wienne extra muros que olim Favianis dicebatur
abbatem et qui eius translacioni et morti presens fuit, adiuncta,
Neapoli in eius monasterio sancti Severini, ubi in summo altari
quiescit, anno domini 1452. T. de Haslpach tempore corona-
cionis Friderici III.
An dieser letzten Stelle nennt sich Ebendorfer selber und
es kann kein Zweifel sein, daß auch die anderen Stellen von
ihm herrühren. Jene Randnoten und der ganze Nachtrag zur
Vita Severini sind jedoch von der Hand des Schreibers dieser
Teile des Legendars geschrieben. Er hat sie demnach aus
Des Gatolf yon Heiligenkreuz Translatio 8. Delicianae. 3
einer Vorlage kopiert und in dieser Vorlage müssen wohl diese
Stellen von Ebendorfer selbst geschrieben oder diktiert gewesen
sein. Sie ergeben zweifellos, daß Ebendorfer an der Zusammen-
stellang des Legendars beteiligt war, ja wir werden annehmen
dürfen, daß er die Herstellung des Legendars veranlaßt und
geleitet hat, daß es für ihn selbst zunächst bestimmt war und
ihm gehörte.
Das Legendär zeigt manche Unebenheiten einer ersten
Sammlung. Wie Professor Strobl in seinen der Handschrift
beigegebenen Bemerkungen^ feststellt, sind die Heiligenleben
nicht nach dem Kalender geordnet, sondern folgen einander
noch vielfach in der Ordnung, wie sie die Vorlagen besaßen,
als welche besonders die Legenda aurea des Jacobus de Vora-
gine benützt wurde. Ferner sind einzelne Legenden in der-
selben Fassung zweimal abgeschrieben worden,^ zu anderen
finden sich Randbemerkungen hinzugefügt^ welche vielleicht
darauf schließen lassen, daß noch eine Endredaktion der ganzen
Sammlung beabsichtigt war.' Eine Inhaltsübersicht über das
Legendär bieten die nach seinem Abschlüsse jedem Bande
vorangestellten Kaiendare.
Jene vorhin- angeführten Stellen geben uns Anhaltspunkte,
um die Entstehungszeit der Sammlung zu bestimmen. Sie ist,
mögen die Vorarbeiten und der Beginn der Herstellung der
Handschriften auch weiter zurückreichen, nach der Kaiser-
krönung Friedrichs HI. am 19. Alärz 1452 und nach der bald
darauf erfolgten Rückkehr -Ebendorfer» aus Italien abgeschlossen
und jedenfalls vor dem Tode Ebendorfers (am 12. Jänner 1464)
vollendet worden.
Eben jene Stellen bieten auch noch nach anderen Seiten
Interesse. Die Randbemerkungen beschäftigen sich mit der
* Denen ich auch die Hinweise auf die vorhin besprochenen Stellen sowie
auf die Fassungen der Vita Seyerini und die anderen auf Österreich be-
züglichen Stflcke im Legendär verdanke.
> So die Legenden der Heiligen Nicomedes Bd. HI, fol. 240, IV, fol. 131,
Felix und Regula Bd. IV, fol. 104 und 164\ Praxedis Bd. IV, fol. 120' und
147. Über die Texte der Vita Severini und Maximilian! unten S. 4. 6 ff.
' So steht Bd. III, fol. 17* bei der Vita s. Valentini: nihil valet, und im
Kalendar kein Verweis; bei anderen Legenden: apta, oder aptior, aptis-
sima; bei einer ersten Fassung der Vita s. Vigilii steht apta, bei einer
sEweiten apta et eadem.
1*
6 11. Abhandlang: Redlich-SchOnbach.
Regula in Zürich ein Notariatsinstrament ausgefertigt; die
Reliquien werden dem Subprior Johann von Rietheim über-
geben, der sie seinem Bruder Johann Brennschenk, genannt
Züricher, in Wien übermitteln wird.
Die Vita des in Passau verehrten heil. Maximilianus ist
zweimal gebracht. Dem ersten Texte in Band II, fol. 109'
sind noch verschiedene Wundergeschichten angefügt. Es ist
dies im ganzen jene Fassung, wie sie schon Pez in seinen
SS. rer. Austr., 1, 19flF. veröffentlicht hat. Bei Pez 31 steht
denn auch schon die Geschichte über einen feindlichen
Überfall auf Passau im Jahre 1265, welche also längst
schon gedruckt, bisher aber niemals beachtet und verwertet
worden ist. Ich gebe den Text hier nach unserem Legen-
där II, fol. 114' mit den Varianten der von Pez benützten
Handschrift.
Anno^ domini MCCLXV IUI. kal. novemb. circa horam
noctis terciam^ porta civitatis Pataviensis super ripam Eni
versus monasterium s. Nicolai per adulterinas traditorum claves
aperta liberum hostibns fecit' introitum. Quidam intrantes
manu valida occupaverunt« maiorem ecclesiam et superiorem
curiam et sacrarium irruperunt et^ potenter atque manifeste^
tenuerunt omnia^, civibus non ad arma defensionis sed ex de-
speracione ad solius fuge remedium preparatis.^ Cum autem
hostes (fol. 115) nuUo resistente civitatem et omnia que in ea
erant quietissime retinere possent, ultro terga vertunt' et unde
venerant sunt reversi, nullo hominum prosequente, sed solo
beatorum patronorum suffragio, ut pie credi potest,^® hoc apud
divinam clemenciam impetrante.
Pezens Handschrift hat sachlich nur um die Angabe usque
ad solis ortum mehr. In unserer Handschrift ist das Wunder-
bare des Ereignisses abgeschwächt durch die Auslassung des
Satzes Quid multa etc. und die Einfügung des ut pie credi
potest am Schlüsse.
^ Anno namqne Pez * circa terciam vigiliam ' patefecit
* qui clanculo intrantes oceupaverunt ' et feJiU
^ pot. et patenter ^ tenuerunt divina usque ad ortum solis
* hier folgt bei Pez: Quid mnlta? Contigit miraculnm eyidens et insigne.
Hostes cum possent nullo etc.
* verterunt *® ut — potest fehlt.
Des Gntolf von Heiligenkreus Translatio 8. Deltcianae. 7
Die Qeschichte dieses nächtlichen Überfalles anf Passau
am 29. Oktober 1265 gehört in den Krieg der Herzoge von
Bayern mit König Ottokar von Böhmen, der hauptsächlich
wegen des Salzburger Kirchenstreites im Jahre 1265 nea ent-
flammte und 1266 fortdauerte.^ Passau, dessen Bischof, der
durch Ottokars Einfluß erhobene Wladislav von Breslau, mit
Domkapitel und Bürgern auf böhmischer Seite stand, wurde
von den Bayern überfallen, denen ein Verräter das Tor am
Innufer geöffnet hatte. Sie besetzten den Dom, den oberen
Bischofshof und die Sakristei, die Bürger wagten keinen Wider-
stand, dennoch verließen die Bayern in der Frühe die Stadt.
Jetzt erhält erst die wenige Tage später am 5. November 1265
zu Freistadt in Oberösterreich für Kapitel, Ministerialen und
Bürger von Passau gegebene Urkunde' die rechte Bedeutung:
Ottokar verspricht den Passauern Ersatz alles Schadens, den
sie durch die Herzoge von Bayern wegen der treuen Anhäng-
lichkeit an ihn erlitten, besonders deshalb, da sie ihm und den
Seinen freien Durchzug durch Städte und Festen der Passauer
Kirche gewähren und ihn zur Abwehr ruchloser Angriffe (ini-
quis conatibus) rufen können; dafür übertrugen sie ihm das
Recht, einen Stadthauptmann einzusetzen; er aber will mit
den Herzogen nicht Frieden schließen, bevor ihr Schaden nicht
gutgemacht ist, und will sie in jeden Frieden mit einschließen.
Dieses enge Bündnis ist die Antwort auf den bayrischen Hand-
streich gegen Passau. Und vielleicht haben die Bayern Passau
deshalb so schnell wieder verlassen und aufgegeben, weil sie
das Herannahen böhmischer Streitkräfte und König Ottokars
selber fürchteten.
Ein zweites Mal findet sich die Vita Maximiliani im dritten
Bande und hier ist an sie (fol. 206') die ,Inventio' ange-
schlossen, welche in Cilli (Celeia) spielt, wo der heil. Maximilian
der Legende nach den Märtyrertod erlitt. Sie wird nach der
im Jahre 1304 vor den Franziskanern von Cilli gemachten und
eidlich bekräftigten Mitteilung des Heinrich von Plankenstein
erzählt. Hier möge nur der Eingang wiedergegeben werden:
,Anno domini 1304 Henricus de Planchenstain, qui fuit pro-
* Vgl. Biezler Gesch. Bayerns 2, 122 f.
* Mon. Boica 29 1>, 463, Emier Reg. Bohemiae 2, 193.
l
8 II. Abhundlang^: Redlich-BehOnbach.
curator fratmm in Celeya multis annis quidero, qnadam die
reqnisitus a fratre Thyemone custode tnnc temporis presente
fratre Rflgero gardiano Celeyensi et fratre Lewpoldo de Windisch-
grecz et fratre Jacobe et fratre Conrado et fratre Perichtoldo
layco de apparitionibis beati Maximiliani et de reliquiis inventis
nbi b. Maximilianas passns est extra muros civitatis et ibidem
inventis in qaodam colliculo iuxta rippam versns turrim olim
prefati Heinrici de Planchenstain . . /
Nunmehr aber gelangen wir za jenem Stücke, welches
ein besonderes Interesse nach verschiedenen Richtungen be-
anspruchen darf, zur Translatio sanctae Delicianae. Sie ist im
dritten Bande des Legendars fol. 152' — 159 enthalten. Wir
geben zunächst den Text, um daran die Erläuterungen zu
knüpfen. 0. R.
II. Der Text der Translatio s. Delicianae.
Incipit epistola super translacione sancte Deliciane.
Venerabili ac vere amantissime in Christo matri domne
Margardi, abbatisse quondam de sancto Nycolao, frater Gutolfns,
dictus abbas Montis sancte Marie, peccator et inutilis, summum
6 bonum ardenter concupiscere et feliciter assequi concupitum.
cum lego Artharxersem Persarum regem in convivio Hester
,avitis hystoriis et annalibus insompnem illam duxisse noctem'
et in Esdra Samsay scribam eidem nunciasse regi, ,ut recen-
seat in libris hystoriarum patrum suorum' et post pauca ibidem
10 ,Thatannay ducem trans flumen scripsisse Dario, ut recenseat
in bybiiotheca regis, que est in Babilone, utrumnam a Cyro rege
jussum, ut edificetur domus Dei in Jerusalem', adverto profun-
dissimam illarum gentium barbariem laudandam admodum con-
scribendis temporum suorum actis impendisse operam et vehe-
16 mens Studium habuisse talia in posteros transfundendi. nee id
frustra, preteritarum enim rerum cognicio quedam est presen-
cium informacio, nee minus optima providencia futurorum. adde
vero et hoc, nam et propter solum hoc predicta intuli, quod
tanta barbarorum illorum fortis diligencia magne desidie nos
20 coarguit et confundit. diu certe est, quod-thesaurus ille nobilis
6 EHher 6,1. % 1 E»dr. 4, 16. 10 Btdr. 5, 6. 17.
Des Gutolf Ton Heiligenkreuz Translatio 8. Delicianae. 9
(153) ac revera ^desiderabilis super auram et lapidem preciosum
maltum', caput loquor sancte Deliciane, de longinqnis ad nos
regionibns venit, in nostris sese laribus posnit, signa evidentis-
sima fecit, sed quis horum aliqaid per scripturam posteris enar-
ravit? annon in hoc ipsis barbaris convincimur segniores? immo 6
plane, et idcirco non erit post nos, qui de nobis dicat, quanta audi-
vimas et cognovimas ea et patres nostri narraverant nobis, dam
nichil presentinm curamus ,annnnciare generationi, qne Ventura
est', sed detestabili sepelimus silencio, que toti mundo, si possi-
bile foret, fuerant publicanda. sed hoc quanto detrimento? 10
magno utique: de omnibus nobis dicitur: ,spiritus vadens et
non rediens^ ita ergo ,dormiente8 {Hb. dormientis) vos omnes
sompnum {Hs. sompnium) vestrum', filie autem vestre, que post
TOS nascentnr et exurgent, ignorabunt, unde preciosum illud
depositum venerit; qua sanctitate premineat, qua reverencia i5
teneri debeat; languebitque paulatim veneracio, quam prece-
dencium non fulcit commendacio, et devocio frigebit, quam
certa cognicio non accendit. igitur ad honorem gloriose hujus
martiris narracionem transiacionis ejus vestro dedicavi nomini,
quam vestro numini non dubito complacere. et quamquam ego 20
quoque Delicianam meam delicioso complectar affectu (zweimal
Hs.) et ipse virginis amor ad scribendum me urgeat, vereor
tarnen, eo ipso, quo vobis placere contendo, aliis spiritum
vestmm non habentibus displicere (Es. dispicere). incipiam
tamqnam qui rem supervacuam sim aggressus. verum si que 25
tales sunt illas credo, ut non legisse, ut lectum non advertisse,
quod post reversionem ex Babilone in Jerusalem quidam ejecti
fuerant domo paterna et sacerdocio, eo quod ^genealogie sue
Bcrip(153')tura' (Hs. scripta) et testamento paterno, utrum ex
Israel essent, non poterant comprobare. ex quo nimirum iiquet, so
quod, quantum negligencie tunc habuit non habuisse scripturam
generacionis proprie, tantum nunc laudis habeat, si habemus
(jET«. heraus ohne Abkürzungsstrich) ea, ex quibus sanctorum
nostrorum claritatem contingat nostros posteros non latere. sed
sermo succingi debet, ne verbum prolixius plus fortasse vobis 35
1 Ptalm, 18, 11. 8 Psalm. 7ö, 18. 11 Paalm. 77, 39. 12 Psalm.
75, 6. 16 /. debeat retineri. 16 l. langaebit qaidem? 28 1 Esdr.
2, 62, vgl 2 Etdr. 7, 64.
10 II. Abhandlung: Redlich-SchOnbacb.
(darnach Hs. ein getilgtes a) afferat oneris (kon\ aus honoris
Hs,) quam materie det honoris.
Incipit translacio sancte Deliciane virginis et martyris (rot).
Ungaria (U hübsch aufgeführte Iiiitiale, S^)) q^e ut hy-
5 storie prodant oliui Pannonia ab Appennino monte qno clauditar
dicta erat; quam latissimum tarn et letissimum solum habet^
flaviis vero maximis, quorum Hister, qui et Danubius^ preci-
puus est, ita irrigatur, ut paradisum putes. huic ut feeunditas
laudem addit, ita demit infelicitas. denique sicut Sicilia, Cy-
10 clopum primo patria, dehinc vero tyrannis quasi ex lege sibi
succedentibus, quantum agri nobilitate laudatur^ tantum fedatur
nova semper tyrannide, ita et hie ubertatem glebe immundarum
gencium freqnentissima irrupcio {Hs. irrupeione) confundit. ex
hac Gothos Huni, Hunos Avari, Avaros Ungari, a Perenatis
16 et ipsi pulsi, expulerunt. itaque circa annum ab incarnacione
Domini octingentesimum septimum temporibus Arnulfi egressi
Pannonias sibi sedem regni delegcrunt, ubi cum aliqaamdiu
habitassent, aliarum adhuc regionum ignari, Arnulfo regi contra
Zwendebaldum Moravorum regem ducenti exercitum invitati
20 tulere auxilium. qui nimirnm, quia testibus illis vincere voluit,
vincere docuit. exhinc enim predarum illecti dulcedine et docti
(Hs. docte) vivere rapto ad ulteriora pedem ferentes frequen-
tissimis excursibus, quod nunc propter exina(154)nitam (Hs.
exinanita in) eorum virtutem vix credi putem, non solum
25 NoricoS; Retbos, Alamannos, Saxones, Thuringos, Qermanos,
verum eciam GuUos Ytalosque crebro vastavere (Hs. fastavere).
nee non et ipsi (Hs. ipse) usquequaque immunes extitere peri-
culi, quippe diverse temporis interventu a Karenthanis, Noricis,
Alamannis frequenter victi, detriti paulatim virtute, jam raro
30 aliena regna invadere, sepe vero eciam porciones sui regni
perdere didicerunt (Hs. dedicerunt). nam eciam circa annum ab
4 ff. nach laidor, Etym. Hb. 14 ^ cap. 4 bei Migne 82 y 607 B. Das unge-
meine Lob Ungarns und ein paar tcörüiefie Anklänge kärmten auf die Be-
nutzung des Bartholomaeus Änglicus hinweisen, vgl. Mitteil, des Instituts ßlr
österr. Geschichtsforschung 27, 74 f. 9 ff. vgl. Horaz^ JEpist. 1, 2, 59.
14 ^ Ä Pecenariis? das wären die Petschenegen, mhd. Pesncere, Pescencere, vgl.
Nib. 1280, 2. 19 vgl. SB. 160, 2, 14. 26 l. crebrius vastavere?
28 vgl. SB. 160, 2, 14.
Des Oatolf yon Heiligenkreus Translatio 8. Delicianae. 11 *
incarnacione Domini MXX quiDtum hec nostra ^orientalis mar-
chia^ qne nnnc Anstria dicitur et necdum ut nunc in dncatam
profecerat, ab Adelberto (folgt getilgt prelii erepta est Hs,)
marcbione^ Ernesti dneis Suevorum germano^ eis jure prelii
erepta est. ex illo tempore permixtis varie hinc inde rebus 5
frequenter ex nostris egere predas, ipsi vicissim preda nostrorum
frequencius. nam usque hodie inter nostros illosque treuge ser-
vantur interdum, perpetuitas autem pacis {Hs. paucis) num-
quam; ipsa eciam treugarum fides adeo instabilis, adeo suspecta
est^ ut nonnunquam species pacis {Hs, paucis) plus formidinis, 10
aperta vero facies plus securitatis nobis ferat. in omni enim
treugarum composicione ita sese agunt, ut voluntate quidem
bellum optent, necessitate admittant pacem, furore adversum
nos bella, metu pro nobis consulente ea que pacis sunt.
Est Tero in hac nostra marchia civitas Wienna, que olim 16
oppidum, sicut hodie, quia vetustissimus monstrat murus, a Ro-
manis conditum Favianis dicebatur, nulli {Hs. nunc) autem om-
nium {Hs. omnino) urbium, quas vel in Germania vel Qaliia vel
Ytalia viderim^ inferior, que quia amenissimi situs specialem prin-
cipum nostrorum semper meruit favorem; spreto antiquo Roma- 20
norum limite in grandem (154') satis excrevit civitatem, ita ut jam
merito, non molc quidem magni corporis, sed usu mire ubertatis
potissimis sit urbibus etsi non preferenda, conferenda tamen.
a muris ejus parvissimo intervallo is quem predixi Danubius
magno impetu preterlabitur. montes a tergo versus septentrionem 26
confertissimis excultos vineis portat, quarum charissimus liquor
ita bibentem reficit^ ut Falernum querere sit nefas. ad occi-
dentale latus munitur nemoribus magnorum roborum et venatui
aptissimis. ad orientem vero ac meridiem planam agrorum fa-
ciem et plerumque campanias intersertas monstrat. fiorentissimis 30
eciam paradisis ornatur juxta decursum äuminis, et cum sit
▼eluti porta quedam hiis, qui vel Ytaliam vel Gallias petunt,
in hoc tamen speciale preconium sibi vendicat, quod ad eam
1 Orientalis — dicitur = SB. 150, 2, 14. 5 L est erepta. Diese
venoorrenen Ang<then beziehen sich wohl auf die siegreichen Kriege der Deut-
schen gegen die Ungarn in den Jahren 1042 — 1044, 11 vielleicht plus se-
curitatis vero aperta facies nobis ferat. 19 ff. zu dieser enthusiastischen
Beschreibung von Wien vgl, die verstreuten Notizen aus QtUcifs Qrammatik
a. a. O. SB. 160, 2. 14/,
* 12 II. Abhandlung: Redlich-SchlJnbAch.
de remotis mundi provinciis diyersarnm reram mercatas copiose
advebitur. inde quia fit^ ut in quocunque remm fructa singale
nrbes singnlariter pro se gloriari solent, hoc ista in se Tel natam
vel allatum habunde satis ferat.
5 Hand longe a porta ejns, qae Pannonias respicit, videre
est monasterinm sanctimonialinm Cysterciensis ordinis, septna-
ginta, ut parcins snmma loqnar^ babens sorores. qnaa licet
specialis litterarnm ac scriptnrarnm nitra morem sexns illins
ornet sciencia, religione tarnen et sanctitate ac disciplina ita con-
10 spicne sunt, nt facilins sit eas nnmero quam merito vinci, nee
snbito occnrrant, qnas eis conferri — ne preferri dicam — sit
licitnm. Ungaris ergo ex more improvise provinciam irrum-
pentibns, ita nt aliqnando non formido sed saciata libido metam
poneret cladibns, virgines iste non habentes qno fagerent a facie
15 arcQS, pars intra menia nrbis (lö5) Wienne, pars in oppidis,
pars in castellis^ ubi quasqne cnra consangnineoram servasset^
morabantur. ad hos enim digressns virgines illas necessitas non
voluntas, hostis violencia non animi petulancia pernrgebat^ qnam-
vis qnantnlam est hoc preconinm virginalis modestie non sponte
20 exisse monasterio^ nisi qnod hoc speciali veneracione dignum^
quod videtur in sexn illo fragili^ virgines iste ne hac qaidem
devocione carnerint. estaabat proinde domna Margardis, vene-
rabilis tnnc abbatissa — ipsa est que me ad hec scribenda
compnlit — estaabat inqnam, eo qnod salntem et qnietem filiamm
25 snper omnia et pre omnibus mallet^ sciens juxta prophetam ,1a-
chys esse principinm peccati filie Syon*; si qnidem ,lachys'
jdeambulacio' interpretatur, nee facile qnid inveniri, quod vir-
ginibus Christi adeo noxium sit: quomodo si exemplo domine
{Hs. dine) circneant et perambulent terram, ubi an fama {Hs. fame)
30 an gracia {Hs. gracie) magis perdant, incertum est. itaque
gloriosum illum regem Bohemorum Othakerum, dominum tunc
terre, pro domo refugii a facie inimici intra menia urbis petenda
— nam et ego (jHi. eo) tante sollicitudinis particeps eram —
adivimus sperantes nos facile obtenturos apnd largissimum prin-
16 Z. serYayerat? 25 f. Mich. 1, 13: tamultna quadrigae atuporis
habitanti Lachis: principinm peccati est filiae Sion, quia in te inventa
sunt Bcelera Israel. Die Deutung QutcHf» ateht im Kommentar de* Hiero-
riymua tur Stelle: Migne 26, 1160 0, 28 f. vgl Paalm. 67, 22. 33 sol-
licitationis?
Des Gutolf Ton Heiligenkreuz Translatio s. Delicianae. 13
cipem, quod aliqoando eciam dod petentibas parcissimi presti-
tissent. sed secus quam sperabamus accidit. nam ille quamvis
alias malta admodum et sepius beneficia impendisBet dominabus
nostrisy in hoc tarnen negocio preces nostras videbatur eladere,
nee videlicet spondens qnod petebatur, sed nee negans, licet, 5
at ego tanc intelligebam, homini (Hs. hominem) neganti pro-
pinqnior videretar. et ita nos, cum gemina vice vota nostra
non exaaditam iri accepissemns, quasi vento tarbinis retroacti
(155') et de successu non parum jam diffidentes paulatim ab
adtemptato remittere cepimus et languere illud animo versantes: lo
bonum est sperare in Domino qaam sperare in principibus. nee
yfraudati sumus desiderio nostro', quod quam pium in intentione
tarn utile in adeptione fuit. suscitavit enim Dominus spiritum
viri honorabilis et clarissimi domini Paltrami cognomento ante
cimiterium sancti Stephani, civis Wiennensis — necdum enim 15
militaveraty quod tarnen munus milicie postea sub illustri duce
Noricorum Heinrico sollempniter admodum noscit assecutus. virum
hunc non sola felicitas sed et strenuitas honoratum fecerat, hinc
filiis, inde cognatis ambiebatur; divicie vero tante suberant, ut
nichil nisi qaod nollet non haberet; et licet biis rebus magna 20
ei fama accrevisset, animi tarnen magnitudine apud omnes clarior
habebatur. nee minus tamen eciam pietatis exercebatur operibus,
quibus ita familiärem sese prestiterat, ut in elemosynarum lar-
gitionibus specialis ei gracia a Deo data videretur. castrum
Yocabulo Lö (am Rande von anderer Hand: Castrum Lach 1465 23
eversum per Wien.)^ quod magnis admodum impensis edificarat,
fratribus hospitalis sancti Johannis Baptiste majore dedit affectu
quam sumptu extruxerat. partem non parvam monasterii ex-
terioris pecunia sua ipse erexit, domnabus nostris ebdomadarias
pitancias procurare solitus erat, aliis eciam monasteriis ordinis 30
nostri dona satis ampla largitus est. religiosorum, quorum sancti-
tatem ampliorem noverat, oraciones quanto expetebat tanto re-
munerabat studio, ut non facile dixerim, an religiosus exactor
in exigendis oracionibus devocior, an in remanerandis profusior
extiterit. et quia beneficia sua non ad notissimos sed ad op- 36
9 Sap.6,24, 11 Psalm. 117,9. 12 Psalm. 77,/fO. 14 su-
Bcitare spiritam häufig in den historischen BücJiem des Alten Testamentes.
17 L noscitar assecutus. Der dux Noricorum H. ist Herzog Heinrieh von
Niederbayem, 24 /. a Deo data gratia videretur?
14 IL Abhandlung: Redlich-SchOnbach.
timos qaosque transferebat, congregacionem dominarum nostrarum
onico excolebat (156) affectu.
Domus interim qaedam in civitate domui nostre ita con-
tigaa, ut ano tantum dirimerentar pariete, venumdanda ex-
5 ponebatar (Hs, exponebat), quam vir idem honorabilis pro da-
centis argenti marcis comparans tanta hylaritate dominabus
nostris sub titnlo constraendi monasterii contalit, quanta ab illis
aviditate snscepta est {von anderer Hand am Rande: nunc ad
8. Nicolaum). et ita factam est, ut quod maximi illius regis dene-
10 gaverat parcitas, religiosa unius civis liberalitas exhiberet. nee
mora, potite votis cum Ezechiele ,fodientes parietem et appa-
rente bostio uno', locum illum sanctum domum oracionis futurum
anno Domini MCCLXXII in die sancti Malachie clarissimis
decantantes vocibus: ^Benedic^ Domine^ domum istam'^ cum in-
15 genti cordis jubilo irruperunt.
Ex ilio die Paltramus fundacionem loci illius sibi attitulans
alterum Paitramum cognomento Vatzonem ex sorore sua ne-
potem devocionis sue emulatorem ferventissimum ad hoc in-
stituit, ut ecciesiam et ambitus duos^ superiorem videlicet et
20 inferiorem^ qui porticum tam spaciosam quam speciosam am-
biebant, construeret {Hs. construebat). nam alia edificia mutata
dumtaxat seculari facie dormitorium et refectorium apte ad-
modum exhibcbant. nee segniorem se Vatzo iste pietate ad-
hortantis ostendit, sed assidue ^calamus mensure' ,in manu ejus
25 aut trulla cementarii' aut certe aliud aiiquid simile, quo muralis
exerceretur labor, ^nec dabat sompnium oculis suis nee manibus
requiem^y tanto quippe ferebatur affectu, donec crescente opere
sub oculis ejus ecclesia satis speciosa repente apparuit. cujus
basilice dedicacio demum a venerabili patre domino Petro ec-
30 clesie Pataviensis {Hs, Pataviensi) (156*) episcopo anno ab in-
carnacione Domini MCCLXXIIII, quarto idus novembri facta
est; sub nomine et honore patronatus XI milinm virginum nec-
7 l. ab illis est aviditate snscepta. 11 Esech. 8, 7 f. Da» Zitat ist
im Hinblick auf den Inhalt des Kapitels bei Exechid geradezu verhängnisvoll
unpassend und es erhellt daraus, wie ganz mechanisch und nur den nächsten
Wortlaut ins Äuge fassend y Schriftstellen angewendet wurden. 13 Exech.
41, 11. — 6. Nov. 14 gehört zu den Antiphonen der DedUxUio Ecdesiae.
24 üzech. 40, 3. Arnos 7, 7. 26 f. Psalm, 131, 4f 29 Bisehof Petrus (aus
Breslau) 1265—1280, vgl. unten 8. 33.
Dea Gutolf von Heiligenkreuz Translatio s. DeliciaDae. 15
non sancte Katberine virginis et martiris, quam idem Vatzo
nsque hodie solitns est variis obsequiis et elemosinarum largi-
cionibus specialiter venerari.
Aliquantis interea labentibus annis monasterium exterius
in desertam solitudinis redactam et contaminatum nuUo incole- 5
bator habitatore et erat abhominacio desolationis in loco illo
sancto per dies moltos. dominus enim noster, qni hodie feliciter
regnat, Rudolfas, Serenissimus Romanorum rex semper augustus,
in obsidione civitatis terribilem iilam castrorum suorum aciem
locaverat ibi et ecclesia spurciciis repleta^ edibus dirutis tota 10
monasterii facies squalida visebatur.
Vix tandem desolacionis diebus consummatis post annos
tres et dimidium in die sancti Laurencii martiris domine, quas
ferventius urgebat desiderium, in claustrum illud undiqne ad-
huc perruptum remigraverunt et chorum in trautes voeibusque 16
in altum ante altare sublatis ,in ymnis et confessionibus bene-
dicebant Dominum^, qui eas velud de altera captivitate Babi-
lonica in suam carissimam Jerusalem^ in qua enutrite fuerant,
revexisset. immisit quoque Dens in cor regis Romanorum et
regine, ut profanatum illnd dedicari deberet monasterium^ quod 20
nimirum certe restauracionis domus ejusdem auspicium fuit.
nam ex illo die Dominus dedit benediccionem et pacem loco
illi et facti sunt principes nutricii ejus et regina reparatrix
illias. ex donariis eorum exaltati sunt muri per circuitum, dor-
mitorium (157) tignis et tecto latericio reformatum, alia eciam 25
edificia in altum deducta statum repente novam faciem osten-
derunt.
üt vero nunc tandem ad translacionem domine nostre
sancte Deliciane veniamus, et retro elapsis temporibus paululum
ordiamur. cum predictus Otbakarus, Bohemorum rex potentis- 30
simus et valde gloriosus, dominum Rudolfum, comitem quidem
strenaissimum armisque experientissimum, sed in re familiari
et domestica tantum paupertatis quantum in animo virtutis ha-
bentem, compcrisset in regem electum et unctum, fastu regio
despexit factum et jam tunc totis quibus valebat molicionibus 35
conabatur in adversum. vocati ea tempestate ab eo milites et
cives Wiennenses, quos pocior commendabat auctoritas, Pragam,
16=2 Mach, 10, 38. 21 2. fuit auspicium.
16 II. Abhandlung: Redlich-SchOnbach.
Bohemmie maximam urbem veniant tantaque ambicione sol-
lempnis apparatus juxta solitom morem illad iter agressi sunt^
ut cives singuli singuli pene barones patarentur. patratis
vero demum, pro quibus acciti yenerant, negociis^ Paltramas
6 ille dignuB et vere dignns, per quem Dominos sua nobis dona
transmitteret {Hs. transmitterent); cam oracionis causa in mo*
nasterium contra frontem castri Pragensis situm venisset,
quod Strahovia {Hb, gtrahovia) dicitur, et fratres Premonstra-
tenses, qni ipsam locam inhabitabant, reliqnias sanctoram,
10 quorum ibi grandis copia est, dilecto demonstrarent hospiti, non
sine ammiracione nnmeri LX ibi capita illarum ostendit mar-
tiram, quas apud Agrippinam Germanie urbem sub Atyla Hu-
norum rege, Europe tocius yastatore passas legimus qaasque
sub undenario milium numero speciosissima illa Ursula, Bry-
15 tannorum (157') regis {Hs. rigis) filia, dum per totum quasi
mundum martirium querit (Hs, t aus s korr.\ secum classe
multarum navium advexerat. sola vero Septem ex illis tot capi-
tibus superscriptis propriorum nominum titulis noscebantur, nam
reliquorum nomina ignorancia longa sepelierat. cum vero vir
20 ille, fundacionis sue non immemor, totus in preces conversus
tamdiu a cepto non destitit, quousque unum ex illis capitibus
promissione acciperet, fratres enim, licet devotis obnixi precibus
plurimum contradicerent, victi tamen instancia et honore tanti
viri celatis studiose nominibus, dum propensiori cura servarent
25 ea que nominibus propriis titulabantur, liberam eligendi potes-
tatem dederunt ex tot capitibus unum, neque enim valde vereri
poterant, quod in tanta numerositate capitum sors caderet super
Delicianam, quam ipsi maxime diligebant.
Paltramus itaque cum toto illo suorum concivium comitatu
30 alteri Paltramo cognomento Vatzoni, nam et ipse presens aderat,
negocium eleccionis imposuit. qui nihil moratus corde clamans ad
Dominum illud ,In manibus tuis sortes mee', angelo eciam ut non
immerito crediderunt duce elevatas manus super caput sancte
Deliciane deposuit. expalluere monachi et in contradiccionem
35 versi sese ut ignavos arguebant, quod in re tanta tam faciles
extitissent. econtra cives legem et libertatem sorcium, que eis
3 f. l. cives singall barones pene singuli putarentur? 16 f. l. navium
multarum advexerat. 19 2. longa ignorancia sepelivit? 32 PtcUtn. 30, 16.
36 f. werden Autdrücke des kanonischen Protestes verwendet.
Des Gntolf von Heiligenkreoi Translatio s. DelicUnae. 17
cecidissent in preclaris, alacriter allegabant. Vix tandem reli-
giosa contencio in hanc modam deciditur^ ut altera eligendi
facultate permissa nequaqaam jam irritari debeat eleccio, ad
qaamciinque predictns Vatzo ^extenderet manns snas'; etiam si
(fehlt Hb.) ipsa esset, quam (158) preparasset Dominus ad 6
peregrinandum in regionem longinqnam cum servis suis, mona-
chos yero solabatnr condicio, cum suspicari non possent, qaod
in tanta nomerositate capitnni; que ipsi jam pridem locis suis
demataverant, sors iterato saper Delicianam caderet. assunt
itaqae cives^ monachi plnrimum securi assistunt, Vatzo rarsum lo
elector institaitur, ciamat ad Dominum, manus levat, levatas
super Delicianam demittit; turbantur fratres, sed non extur-
bantur; quis enim ,tam hebes^ tam brutus/ qui non manum
videat Dei ? assensere omnes, sed assensum extorsit pulchritudo
miraculi. l&
Tunc ergo primum monachi illi Delicianam suam per-
egrinari volentem propria yicti condicione compelluntur dimittere.
cives vero thesaurum jam suum longo quesitum, ^inventum et
effoBSum' desiderio sigillant^ sigillatum fratribus recommendant;
quoasque ipsi regia freti licencia resumptum deferrent ad pro- 20
pria. interea vero non inerti indulgent ociO; sed multa avidi-
täte sciscitantibus, quonam modo martyr sancta ad provincias
illas devenerit, talem monacbis referentibus hystoriam accipiunt.
martyr^ inquiunt^ ista non longo ab hostio cujusdam vidue
apud Agrippinam sepulta dum crebris revelacionibus unam ex 25
illo notissimo sanctarum virginum coUegio se esse nuncciat et
extumulandam populoque insinuandam imperat. ad hoc usque
sollicitudo se revelantis profecit, ut illa eadem vidua duce clerus
et populus ipsam^ ut putabant, effodientes in monasterio non
longe posito cum soUempnitate collocarent {Hs, coUocarunt). nocte so
porro subsequente adest martyr^ blandis viduam compellit vo-
cibus, errorem indicat^ indicatum arguendo castigat (158'), al-
4 die Pkrtue gehört heecndera der Sprache der PttUmen und Propheten.
6 vgl. Lue. 19, 12. 9 l. son saper Delicianam caderet iterato. 12 ff. die
Autdrüeke find durchwegs der Bibelsprüche entnommen^ und zwar so, daß der
Kundige sieh an kleinen Nebenwirkungen erfreut, wie z, B, torbari hauptsäch-
Üeh von den Gegnern Davids und Christi gebraucht wird. 13 Seneca, De
beneficiis 3, 37. 14 t videat man am Dei. 15 2. extorsit miracali pal-
ehritodo. \1 l. dimittere compellantar. 18 vgl. Proverb. 2, 4 f.
SitBWif aber. d. phil..liiat. Kl 169. Bd. S.Abh. 2
18 n. Abhftndlang: Redlich-SchOnbaoh.
teram, qua ipsa longe sit illustrior, extumnlatam asserit, sese
tali ac tali reperiendnm loco monstrat; Delicianam se vocari
nuncciat. vidua vero, qnam recens edocaerat visiO; anhela
pandit que acceperat^ adest cleras, concnrrant plebes, itum est
5 in viscera terre^ nee mora, margarita celestis conspicitar^ nomen
Deliciana saxo inscnlptum cernitar^ annlas aureus viridi gravis
smaragdo juxta invenitur, martir ypogeo extollitur, laudes Christo
depromuntur. hoc ergo, aiunt, tante martiris caput nobis de
remotis allatum vobis divinitus datum condigna devocione sus-
10 cipite^ susceptum ea qua decet veneracione tenete.
Cives vero tantarum rerum veritate percepta et tanto
munere leti Wiennam suam repetunt, munus sacrum extra portas
urbis in ecclesia sancte Marie Magdalene deponunt, altero autem
die tanta hominum promiscui sexus multitudo cum clero yestibus
15 sacris induto in obviam ruit, quantam, ut verum fatear, non
sepe viderim. ego ea tempestate sancte martiri occurri cum oc-
currentibus et sacratissimum illud capud meis licet indignis sub-
vectum humeris in urbem usque portam super altare monasterii
interioris deposui, ut sit locus ille requies ejus in seculum se-
20 culi et ibi habitet {Hs. habitat), quoniam elegit [Hb. darnach
getilgt dominus) eum.
Quas vero tibi^ o martir preciosa, graciarum referemus
acciones? nam quod a finibus terre aquilonaris ad nos veniens
et cornigerum illum contempnens Renum inter cunctos Europe
25 fluvios famosissimum hunc nostrum dignata es invisere Histrum,
pietatis non {folgt getilgt nochmals non) necessitatis opus fuit.
ceterum quanta sis alacritate a nostris excepta sanctis^ illa
nimirum (159) varii coloris mireque lucis ostenderunt lumina,
que de totis, quas tanta urbs habet, ecclesiis in locum mansionis
30 tue multis se videntibus demiserunt. quod sane miraculum adeo
celebre, adeo notum extitit, ut gravissimis et veracissimis utrius-
que sexus personis protestantibus sit defensum. ubi vero sunt,
,quorum os loquitur vanitatem', ubi inquam sunt qui nostris
nunc garriunt temporibus: dormit Christus, cessaverunt signa,
35 miracula desierunt. ecce Deliciana nostra signis evidentissimis
damit, beneficia languentibus exhibuit, et vos o modice fidei
13 St. MaffdcUenenkloster in der Itoetau. 24 zu cornigerum vgl,
Rhenus bicornis bei Vergit, Aen. 8, 727, 26 vieäeichl fuit zu streichen.
33 Psalm. 143, 8. 36 f. MaUh. 6, 30 ete.
Des Gntolf Ton Heiligenkreas TransUtio ■. Delicianae. 19
dicitis: signa nostra non vidimus, jam non (darnach getilgt vid)
est propheta^ ^non dormitabit neqne dormiet qai cnstodit IsraeP^
sed sponsam snam Ecclesiam sicut semper diligit; ita nanqnam
sine gloria signoram dimittit. deniqae super egros manas im-
ponere et sanare, demonia eicere, mortiferum bibere et non 5
dolere^ serpentes tollere, etsi non in toto Ecclesie corpore cor-
poraliter^ in toto tarnen electornm corpore spiritnaliter actitantur.
sed sancte Deliciane minus visum est, si spiritnaliter tantum
signa faceret, que speciali mire sanctitatis titulo ,manum ausa
est ponere in ambobus^ unde nemo mihi oro succensendum lo
putet^ si brevissimo sermone quedam unius martiris signa de-
clamem, que tanta veritate subnixa sunt, ut inde dubitare sit
nefas, presertim cum vestris, o mater yenerabilis^ ea dumtaxat
litteris acceperim, que yel yos in vobis magistra didicistis ex-
periencia vel que ab aliis accepistis, apud quos vel quas sancta 15
veritas periculum non patitur.
Hec itaque martyr cum in yeniendo ad nos in civitatulam
quandam, nomine Brod, honorifice deducta hospicium introisset,
hospitam quandoquidem laborantem egritudine juxta mensuram
fidei sue (159') perfecte sospitati reddidit. que vero infirmitas 20
ejusdem matrone extiterit, quia in scripto non accepi, scribere
non potui. Sabina sanctimonialis, virgo Deo devota, que adhuc
hodie ,Titali vescitur aura', tanto dolore capitis sine intermissione
agebatur, ut sanguine de aure dextra jugiter profluente jam
pene firenetica putaretur. complexa tandem fidem, ex qua justus 25
vivit, Caput martiris suo doloroso subponit capiti. supposuit,
orayity convaluit. vos quoque laudes hujus virginis generacioni,
que Ventura est, non immerito annunciabitis, que cum pedem
habueritis, qui nuUo medicamine, sed ferro, ut putabatur, solo
curari poterat, exorata martire in triduo est sanatus. domna 30
Anna^ pie recordacionis regina Romanorum, per tres continue
1 Psalm. 73, 9. 2 Psalm. 120, 3f. 4flf. die aufgezählten Wunder
rind »ämäiek von den Apottdn Petrue, Johannes und Paulus vollbracht worden,
also nach dem Tode Jesu, aäein auf Anordnung Gottes. 9 f. Job 9, 33.
10 v^ Caesar, Bell. ciy. 1, 84, 3. 16 l yeritas non patietur periculum?
18 Brod Ut Deutschbrod in Böhmen südosü, Kuttenberg. 20 U reddidit
sospitati. 22 vielleicht sind die beiden letzten Kola des Satzes umzustellen.
23 Lneret. 5, 855. 26 l. suo subponit capiti doloroso. 27 Psalm.
70, 18: donec annuntiem generationi, quae Ventura est.
2*
20 11. Abhandlang: Redlieh-SehOnbaoh.
annos lateris dextri passa dolorem, ut raro quidem in eo posset
quiescere, virgine invocata incolamitati restituta est, nt ipsa
qnoqne sanctitatis ejus testis effecta virtatem predicaverit qaam
in se experiri {$o Hb.), matronas duas, qnaram et nomina et
5 condiciones ego non habeo, presertim cnm vos ea mihi scribere
neglexeritisi hanc a morbo epylemsie (so Hs,)^ illam a {fehlt H$.)
paralisi; qne miseram incarvaverat, martir sancta sanavit qni-
bns ergo ista pro argumento sanctitatis ejas non snfficinnt,
paveant illad qaod hominibas hajasmodi Filius hominis dicit:
10 ,generacio hec signam qaerit, et non dabitar ei^ ego autem,
0 domna carissima, qaod petistis, etsi non nt volai, certe nt valai
feci. orate martirem sanctam pro servo vestro, nt in ocniis ejus
merear graciam invenire. Amen.
III. Pie Legende Ton s. Delleiana and Ihre Quellen.
Als Verfasser der Tramlatio s, Deliciane bezeichnet sich
in dem vorangestellten Briefe ein frater Grutolfus mit dem Bei-
satze dictus abbat Montis sancte Marie ^ das ist die Zister-
zienserabtei Marienberg in Ungarn, also selbst ein Zisterzienser,
worauf das Prädikat frater schon hinweist. Gewidmet ist die
Schrift einer Frau Margard, gewesenen Äbtissin des Klosters
der Zisterzienserinnen St. Nicolaus. Es leidet keinen Zweifel,
daß dieser Qutolf identisch ist mit dem Zisterzienser Gutolf
von Heiligenkreuz, dem Verfasser einer lateinischen Grammatik,
die für den Unterricht der Zisterzienserinnen des Klosters zu
St. Nicolaus extra muros in Wien bestimmt war. Über diesen
Mann und seine Schriftstellerei verbreitet sich eine Abhandlung,
die als zweite des 150. Bandes der Wiener Sitzungsberichte
1904 erschienen ist (Nachträge und eine Predigt auf St. Scho-
lastica von demselben Gutolf im zweiten Stück des 151. Bandes
der Sitzungsberichte = Studien zur Geschichte der altdeutschen
Predigt, viertes Stück 1905, S. 69 ff. besonders S. 86 ff.). Dort
finden sich S. 34 f. die historischen Notizen über die beiden
Frauenklöster des Zisterzienserordens in Wien zu St. Nicolaus
innerhalb und außerhalb der Mauern Wiens, die damals zu-
4 vor experiri wird ein Wort zu ergänzen »ein, vieOeieki poterat.
10 frei nach Marc. 8, 12. 1 1 l, feci ut valui.
Des Gatolf ron Heiligenkreus Translatio 8. Delicianae. 21
gftnglich waren und jetzt durch die genauen Mitteilungen
Qutolfs ersetzt werden können. Gutolf war ein angesehenes
Mitglied des Stiftes Heiligenkreuz ^ dessen geistlicher Leitung
die beiden genannten Frauenklöster unterstellt waren, Gutolf
insbesondere scheint mit diesem Amte betraut gewesen zu sein.
Wenn er sich in dem Briefe vor der Translatio Abt von Marien-
berg ^ nennt (der Beisatz dictua bezeugt wohl, daß er es nicht
mehr war), so stimmt das vollkommen ttberein mit einer Angabe^
welche die Vita Wilbirgis des Propstes Einwic von St. Florian
enthält, vgl. a. a. O. S. 77. Dort mußte gesagt werden : ,Wir
wissen aus keiner anderen Quelle etwas davon, doch ist es
nicht unmöglich, daß uns noch einmal Aufschlüsse darüber zuteil
werdend Diese Hoffnung ist durch den Fund der Translatio
s. Deliciane überraschend erfüllt worden. Die Abfassungszeit
des neuen Werkleins schickt sich durchaus in die Entstehungs-
geschichte der Vita Wilbirgis und stimmt zu dem Charakter
der auf Qutolfs Erfahrungen als Abt dort bezüglichen Notiz als
einer nachträglichen Einschaltung. Denn diese Translatio s.
Deliciane muß zwischen 1281 und 1287 geschrieben sein: sie
erwähnt die Königin Anna, Qemalin König Rudolfs mit dem
Beisatz pie recordacionis und Anna starb am 16. Februar 1281 ;
Paltrams vor dem Friedhof aber wird stets als eines Lebenden
gedacht, so daß Qutolf sicher noch nichts von seinem Tode
erfahren hatte, der Ende 1287 oder Anfang 1288 (vielleicht am
28. Jänner) erfolgt ist (vgl. Uhlirz in den Blättern d. Vereines
f. Landesk. v. Niederösterreich 1895 S. 632 ff.).
Der Widmungsbrief der Translatio beginnt mit einem
Satze, der zum Teil wörtlich übereinstimmt mit dem Eingang
der Zuschrift, welche der Grammatik Gutolfs für die Wiener
Zisterzienserinnen vorangestellt ist a. a. O. S. 27 f.: Frater
Guiolfus, peccator et inuiilis^ amantissimis in Christo filiabus
ad sanctum Nycolaum Wienne, sacris virginibus, curis adhuc
Scolaribus occupatis, florem castitatis immarcescibilem perpetuo
CQstodire. Außer der Wiederkehr der kursiv gedruckten
Worte scheint noch beachtenswert, daß an beiden Stellen der
^ Nächst Gflns in Ungarn, gestiftet 1194, aasgegangen von Heiligenkreuz,
Linie Moriraund, und diesem Stifte unterstellt, vgl. Janauschek, Origines
ord. Cist., 8. 200 f.
22 II. Abhandlung: Redlich-SehOnbach.
Heilwunsch des Schreibers durch den Infinitiv des Vcrbums
mit einem Äccusativobjekt ausgedrückt wird. Nur die Stellung
Qutolfs zum Adressaten ist in den beiden Briefen verschieden:
indes er als Verfasser der Grammatik und Lehrmeister der
Nonnen diesen in der Ansprache vorantritt, läßt er in dem Vor-
wort der Translatio geziemenderweise der ehemaligen Äbtissin^
den Vortritt. Dem Eindruck, den diese Beobachtung gewährt,
entspricht die genannte Darstellung der Translatio: ihr Stil-
charakter stimmt in allen wesentlichen Punkten mit den Eigen-
schaften der Prosa Gutolfs überein, die aus seinen bisher be-
kannten Schriften sich abnehmen lassen. Die Translatio ist im
Kursus geschrieben, den Gutolf als Künstler handhabte (SB.
150, 2, 53; 151, 2, 86), docli liegen die Verhältnisse bei dem
neuen Werke anders als bei den übrigen Schriften desselben
*•
Verfassers. Während die gute Überlieferung dieser die künstle-
rische Form der Klauseln beinahe ganz unangetastet Heß, sind
die rhythmischen Schlüsse in der Translatio aus einer Hand-
schrift des 15. Jahrhunderts vielfach zerrüttet. Unter 41 Fällen
des cursus velox a im Ausgange der Sätze mußten 10 durch
Umstellung oder sonstige Korrektur geordnet werden, unter 10
des cursus velox b einer. Die neun Fälle des cursus planus a
sind tadellos überliefert, ebenso der eine des cursus planus b.
Hingegen beruhen bei 13 Schlüssen des cursus tardus a vier auf
Korrektur, einer unter dreien des cursus tardus b. Dazu
kommt, daß 22 Satzschlüsse jeder Besserung widerstreben, und
zwar in der Beschreibung der Lage Wiens sowie an einzelnen
Stellen der Erzählung. Stünden diese irregulären Schlüsse in
Gruppen beisammen, dann dürfte man vermuten, das Gutolf
hier die benutzten Vorlagen unverändert habe reden lassen.
Das geht aber deshalb nicht an, weil immer wieder geregelte,
kunstmäßige Klauseln durchbrechen. Es wird demnach kaum
etwas anderes anzunehmen sein, denn daß diese Schrift Gutolfs
später von jemand überarbeitet wurde, der mit dem Kursus
ganz unvertraut war. Die bisher uns bekannten Prosastücke
Gutolfs erstrecken den Schmuck der rhythmischen Klauseln
^ Sie heißt hier Margardig, wohl richtiger MengardU in einer undatierten
Urkunde aus den Biebsiger Jahren des 18. Jahrhunderts, Quellen lur Ge-
schichte der Stadt Wien 1, Nr. 2821.
Des Gutolf von Heiligenkreui Translatio s. Delicianae. 23
bis in die Kola der Satzgebilde hinein; das ist deutlich auch
bei der Translatio der Fall; doch müßte hier die Überlieferung
noch häufiger korrigiert werden.
Diesem Stande der Sache gegenüber empfahl sich Zurück-
haltung. Es sind deshalb Korrekturen, die den Kursus her-
stellen, nicht in den Text aufgenommen, sondern darunter an-
gemerkt worden, und zwar mit einem Fragezeichen, wenn die
Rekonstruktion unsicher schien, andersfalls ohne dieses. Es
ergibt sich übrigens auch aus der Beschaffenheit der von Gutolf
reichlich verwendeten Bibelstellen, daß die Überlieferung der
Translatio mit dem Texte nicht ganz säuberlich umgegangen ist.
Das Bild pompöser Zierlichkeit, welches die Prosa Gutolfs
von Heiligenkreuz bisher darbot, verändert sich auch durch
die Translatio nicht. Charakteristisch dafür ist die Häufung
verwandter und gleichartiger Worte (zum Teil ohne Konjunk-
tion), das Wortspiel, die Verstärkung von Antithesen durch
Anomtnation u. dgl. (SB. 150, 2, 45). Die auffälligsten Beispiele
führe ich an: nomini — numini 9, 19 f.; non legisse — lectum non
advertiase 9, 26; Deliciana — delicioso 9,21; latisaimum — letis-
simum 10, 6; vincere voluit — vincere docuit 10, 20 f.; conferri —
preferri 11, 23; turbantur — non exturbantur 17, 12; assenaere —
assensum 17, 14; sigillantf sigillatum 17, 19, suscipite — suscep-
tum 18,9; occurri cum occurentibus 18, 16; (non doi'mitabit ne-
que dormiet 19, 2 gehört als Bibelzitat nicht dazu); quo$ vel
quas 19, 15; volui — valui 20, 11; Wiederholung mit inquam
18, 33, mit loquor 9, 2. Reime: veneracio — commendacio — fri-
gebit — accendit 9, 15 ff.; allatum — datum 18, 9 f. Man sieht,
daß also die Stellen, wo Gutolf durch den Stoff am wenigsten
sich beengt fühlt, von ihm auch am meisten benutzt werden^
stilistische Künste auszubreiten, wie er sie aus seiner Diktatoren-
praxis (SB. 150, 2, 75) gewöhnt war. In solchen Sätzen be-
gegnen auch am häufigsten gewisse Lieblingsausdrücke Gutolfs:
dumtaxat, nimirum, supervacuum etc. Im ganzen trägt die
Schrift durchaus das für Gutolf bezeichnende Gepräge der
Mischung von Bibelsprache und Schulklassizität, wie die An-
merkungen zeigen.
Überblickt man den Aufbau des Inhaltes der Translatio,
80 zerfkllt das Werklein in folgende deutliche Abschnitte:
WidmuDgsbrief; die Schrift wird eingeleitet durch eine Schil-
24 II. Abhandlung: Redlich-SehOnbach.
derung Ungarns und der ungarischen Einfalle, Beschreibung der
Stadt Wien and ihrer Lage, Geschichte des Zisterzienserinnen-
klosters zu St. Nikolaas außerhalb der Mauern Wiens, ferner
des zweiten Klosters dieses Namens innerhalb der Stadt Wien,
nnd zwar über den Zeitpunkt der Einholung der Reliquien
hinaus, Bericht über die Erwerbung dieser Reliquien im Prä-
monstratenserstift Strahov in Prag, Geschichte der heil. Deli-
ciana^ Ansprache an die Märtyrerin und Erzählung der von
den Reliquien vollbrachten Wunder, Schluß. Einzelnes an
diesem Inhalt erscheint auffällig, sobald man sein Verhältnis
zu dem Zwecke der Schrift ins Auge faßt. Weshalb hebt die
Translatio mit einer Beschreibung Ungarns und seiner Kriege
wider Osterreich und Deutschland an, was doch alles mit der
Übertragung der Reliquien der heil. Deliciana nicht das min-
deste zu schaffen hat? Dafür weiß ich keine andere Erklärung,
als daß Gutolfs, des Abtes von Marien berg, Interesse begreif-
licherweise dem ungarischen Lande und seinen Zuständen sich
zugewandt hatte, woher er vielleicht soeben in die Heimat
zurückgekehrt war. Die Erzählung von den beiden Wiener
Klöstern der Zisterzienserinnen nimmt den Charakter eines
historischen Dokumentes an, damit ist engstens verbunden der
gleichfalls historische Bericht über den Erwerb und die Ein-
bringung der Reliquien. Gerade nach diesen hatte man ja
deshalb trachten müssen, weil die neue Kirche dem Patronate
der heil. Ursula und der 11.000 Jungfrauen anvertraut worden
war. Es muß nun gegenüber dem allem sehr auffallen, wie
überaus knapp Gatolf über die heil. Deliciana selbst berichtet,
17t Qn&rtseiten Schrift unter 23, was ja eigentlich die Haupt-
sache hätte sein müssen, im Zusammenhange jedoch selbst
gegen die Ausführung über die Reliquienmirakel an Umfang
zurücktritt.
Man wird nicht fehlgehen, wenn man die Dürftigkeit der
Erzählung von der heil. Deliciana darauf zurückführt, daß
Gutolf eben nicht mehr über sie zu sagen wußte. Und mit
Bedauern muß festgestellt werden, daß sich seinen Angaben
auch heute gar nichts hinzufügen läßt. Die heil. Deliciana
gehörte nach Gutolf zu der Schar der elftansend Jungfrauen,
welche aus Britannien nach drei Jahren nautischer Übungen
nach Köln verschlagen worden waren, von da den Rhein hinauf
Des Gntolf von Heiligenkreuz Translatio s. Delicianae. 25
bis Basel fahren^ zu Faß eine Wallfahrt nach Rom antraten
and von dort wiedernm Dach Köln zurückwanderten, wo sie
von einem gerade die Stadt belagernden hunnischen Heerhaufen
im Jahre 451 sämtlich getötet wurden. Die ganze Ursulalegende,
deren Geschichte zuletzt Victor de Bück S. J. in den Acta
Sanctorum, Oktober, 9. Band, S. 73—303 mit unsäglichem Be-
mühen aufgehellt hat (vgl. dazu die verschiedenen Nachträge
der Änalecta BoUandiana, die deren Register zu den ersten
zwanzig Bänden nachweist) bildet bekanntlich eine der ver-
wegensten Ausgeburten mittelalterlicher Phantasie und es ist
sehr schade, daß Hippolyte Delehaye S. J. in seinem ausge-
zeichneten Buche Lea Ugendea hagiographiques (Brüssel 1906),
vorsichtshalber genötigt war^ die Beispiele für seine Thesen
den seltenen und abgelegenen Legenden abzunehmen, statt auf
eine so weit verbreitete Dichtung wie die von St. Ursula und
ihren Scharen zu exemplifizieren. Denn wie aus der kleinen
Tatsache der Clematiusinschrift des 4. Jahrhunderts über den
Sermo hinaus sich die Fülle wunderbarster Erzählungen ent-
faltet hat, welche die Passion Regnante Domino und die folgen-
den Berichte vorbringen, wie ferner durch die Ausgrabungen
zu Köln immer wieder neuer Stoff der Phantasie zugeführt und
darch die Revelationen der heil. Elisabeth von Schönau sowie
des seligen Hermann Joseph aus Steinfeld in der Eifel beglaubigt
wird, das alles stellt einen der merkwürdigsten und lehrreichsten
Fälle des legendarischen Romanos dar, zumal das hohe Alter der
einzelnen Stücke und die ungemeine literarische Betriebsamkeit,
die sich in anderen Fassungen kundgibt, das Interesse an
diesem außerordentlichen Produkt der Einbildungskraft des
Mittelalters noch erhöhen muß. Was Gutolfs Translatio der
heil. Deliciana erzählt, das macht nur einen kleinen und späten
Seitensproß aus, der sich von dem Hauptgebilde der Ursula-
legende abgezweigt hat. Der Name Deliciana taucht bei
Gutolf zum ersten Male auf und verschwindet mit ihm, ein
Beweis nebenbei, daß diese Translatio gar nicht weiter ver-
breitet wurde, wahrscheinlich auf den Kreis der Leserinnen
beschränkt blieb, für den sie bestimmt war, und daß die uns
erhaltene Kopie wohl die einzige war, die davon hergestellt
wurde. Die wissenschaftliche Aufgabe, die hier noch gelöst
werden muß, besteht darin, daß klarzustellen ist, auf welchem
26 II. Abhandlung: Redlich-SehOnbach.
Wege Gutolf von Heiligenkreaz zur Kenntnis der wenigen
Tatsachen gelangte, die er über das Haupt der heil. Deliciana
und die Schicksale dieser Märtyrerin zu berichten weiß.
Die Verbreitung der Reliquien der heil. Ursula und ihrer
elftausend Jungfrauen, die aus dem alten römischen Begräbnis-
platz zu Köln im 11. und 12. Jahrhundert gehoben worden
waren, ließen sich in erster Linie die rheinischen Zisterzienser
angelegen sein, dann gemäß dem Beispiel ihres Stifters, des
heil. Norbert, die Prämonstratenser, ferner Benediktiner und
Karthäuser. Die übergroße Menge der ausgegrabenen Schädel
und Knochen scheint in den Rheinlanden geblieben zu sein,
zunächst interessierte man sich dafür am meisten in den Nieder-
landen, Belgien und Frankreich, aber auch in Westfalen und
Sachsen, wo durch den Erzbischof Norbert die Stadt Magdeburg
zu einer Art von Zentrum der Aufteilung des Reliquienschatzes
für einige Zeit geworden ist. Verhältnismäßig wenige Reste
sind nach Bayern gekommen (nur drei Skelette oder Schädel
nach den Listen Victor de Bucks in München, Freising und
Windberg). Im 14. Jahrhundert hat der Reliquienvertrieb von
Köln aus einen neuen Aufschwang genommen, sehr lebhaft be-
faßte sich damit während des 17. Jahrhunderts die Gesellschaft
Jesu und fand den erfolgreichsten Absatz dafUr in Spanien.
Auch Osterreich ist nicht ganz zu kurz gekommen; doch scheinen
hieher nicht so sehr vollständige Skelette als Schädel gelangt
zu sein: zwei capita der heil. Balbana und Sabina befanden
sich im Zisterzienserstifte Lilienfeld in Österreich (AASS. Okt.
IX, 259 E. 266 B), namentlich erwähnt wird ein caput der heil.
Christina zu Wien^ wo jedoch einer anderen Nachricht zufolge
(a. a. O. 277 F) acht capita aus der Gesellschaft der heil. Ursula
aufbewahrt sind, deren Fest am 21. Mai gefeiert wurde. Ja
die natio Rhenana der Studenten der Wiener Universität hatte
die heil. Ursula zur Patronin, weshalb am 21. Oktober jedes
Jahres ein feierliches Hochamt in der Stephanskirche zelebriert
wurde, an dem Rektor und Universität teilnahmen. Besonders
reichlich wurde die Stadt Prag bedacht, gemäß de Bucks
Notizen meistens später im 14. Jahrhundert und vornehmlich
durch die Fürsorge Kaiser Karls IV.: da scheint es sich um
ganze Skelette zu handeln, wenigstens befand sich das der
heil. Benigna bei den Augustinereremiten in Prag (a. a. O.
Des Gutolf von Heiligenkreuz Translatio 8. Delicianae. 27
S. 260 A); das der heil. Berengaria, einer Tochter eines Königs
von Spanien ans dem 5. Jahrhundert^ nebst dem der heil. Chri-
sticola bei den Prager Ängustinern (a. a. O. S. 260 E), pracht-
voll ausgestattet war das corpus s, Sapientiae in einem mit
Gold und Silber geschmückten Sarge^ ein Geschenk eben des
genannten Kaisers, dem auch das Skelett der heil. Sophia zu
Prag verdankt wird (a. a. O. 266 F). Der 20. Juni (1410) und
der 31. Dezember scheinen in Prag die Festtage für diese
Reliquien gewesen zu sein (a. a. O. 278 D. 282 A). Nicht immer
ist es klar, ob die Reliquien aus Schädeln oder kompletten
Knochengerüsten bestanden, zu Gutolfs Zeit^ im Jahre 1271,
wurden einmal 90 Totenköpfe gleichzeitig von Köln aus nach
einem belgischen Kloster verschickt (a. a. O. S. 250 F). Ex-
peditionen dieser Art fanden auch zu der Zeit statt, wo Gutolf
seine Translatio abfaßte, um die Jahre 1282 ff. (a. a. O. S. 247),
noch 1287 nach Belgien (a. a. O. 250 B.). Doch finde ich nir-
gends ausdrücklich erwähnt, daß die Prämonstratenser zu
Strahov in Prag ein größeres Quantum der Kölner Reliquien
(nach Gutolf 60 capita) zugestellt bekommen hätten; trotzdem
kann das natürlich sehr wohl geschehen sein, zumal, wie be-
reits erwähnt, gerade die Prämonstratenser den Kultus der
heil. Ursula und ihrer Scharen sich mit besonderem Eifer an-
gelegen sein ließen. In den umfassenden Listen der literarisch
erwähnten Märtyrerinnen sowie der Reliquien begegnet Deli-
ciana nicht; aber diese Namen sind ja, wie Victor de Bück
meint (a. a. O. S. 258 A), als bloße Appellativa aufzufassen,
trotzdem brauchten sie freilich nicht in einer allen Gesetzen
der Namenbildung widersprechenden Weise ersonnen zu sein.
Delieiana von delicxae, wie aus Gutolfs Wortspiel hervorgeht,
ist noch ziemlich harmlos und ungefähr so entstanden wie z. B.
Nohiliana aus nobilis beim seligen Hermann Joseph. Immerhin
besaß der Name für die sonst völlig anonymen Totenhäupter
des Kölner Reliquienschatzes einigen Wert, das entnimmt man
daraus, daß in dem Vorrate der Strahover Prämonstratenser
nur fönf Stück auf diese Weise ausgezeichnet waren, weshalb
denn^ wie Gutolf possierlich berichtet, die Entfernung eines
dieser Häupter ungern gesehen wurde.
Gutolf wird schwerlich selbst jemals in Prag gewesen
sein und die Prämonstratenser von Strahov aufgesucht haben, er
28 II. Abhandlttiig : Redlich-SehOnbaeh.
hätte sonst, seiner Art entsprechend, die Ersählung mit £inzeln-
heiten aas lebendiger Anschauung ausgestattet. Wunderlich
bleibt, daß er Strahov ein Kloster nennt, die Prämonstratenser
fratres und monachi^ denn die Mitglieder des Ordens von Pr^-
monträ waren Kanoniker, nicht Mönche, und ihre Häuser hießen
Stifte, nicht Klöster. Dieser Umstand erschwert auch einiger-
maßen die Beantwortung der Frage, ob die Mitteilungen der
Strahover an die Wiener Bürger, die sich nach der Provenienz
des ihnen geschenkten Hauptes der heil. Deliciana erkundigten
(vgl. oben S. 17)^ durch Qutolf unmittelbar überliefert werden,
oder ob er sie aus seiner Lektüre der Ursulaliteratur (er sagt
ja einmal legimuSj oben S. 16, 13) geschöpft und nur auf die
Autorität von Strahov zurückgeführt hat. Beinahe möchte ich
das letztere glauben.
Die Angaben, welche Gutolf über S. Deliciana vorbringt,
stelle ich hier zusammen und vergleiche sie mit den Nachrichten,
die sonst über die Genossinnen der heil. Ursula bekannt
sind. Es besitzen, seinem Berichte zufolge (oben S. 16), die
Prämonstratenser zu Strahov sechzig Häupter von Märtyrerinnen
aus der Schar des Gefolges der heil. Ursula, der Tochter eines
Königs der Britten, die fast durch die ganze Welt hin das
Martyrium aufgesucht hatte und mit einer Flotte vieler Schiffe
bei Köln angekommen war, wo sie mit den Ihren durch den
Hunnenkönig Attila den Tod erlitt. Diese Angaben entsprechen
der Passion Regnante Domino, welche Attila zwar nicht aus-
drücklich nennt, aber deutlichst bezeichnet. Den Namen Attilas
führen die Revelationen der heil. Elisabeth von Schönau an,
Acta Sanctorum Oct. IX, 171 A, nicht die des seligen Hermann
Joseph. Weiters erfährt Gutolf (oben S. 17), die heil. Deliciana
sei zu Köln unweit der Tür einer Witwe begraben gewesen
und habe sich dieser durch häufige Gesichte (crebris revela-
tionibus, wie Cordula und Verena a. a. O. 162 DE. 164 ff.) als
eine Gefkhrtin der heil. Ursula geoffenbart (unam ex illo notis-
simo sanctarum virginum collegio se esse nuntiat, vgl. Cordula
a. a. O. 162 D: noveris, inquit, me unam ex sacro Coloniensium
virginum numero fuisse) und sie zur Ausgrabung ihrer Gebeine
(wie Cordula und Verena a. a. O.) aufgefordert. Demgemäß
sei unter Führung der Witwe durch Klerus und Volk ein Leich-
nam an der bezeichneten Stelle gehoben und in das benach-
Des Qntolf 7011 Heiligenkreus Translatio s. Delicianae. 29
harte Kloster feierlich ühertragen worden. Ehenso widerfährt
es Cordnla in der Passio Domino regnante und Verena sowie
anderen Märtyrern in den Revelationen der heil. Elisabeth von
Schönan. Unter dem monasterium non longa positum ist wohl
das Kanonissenstift zu St. Ursnla in Köln verstanden (übrigens
befanden sich dort nach S. Elisabeth loca religiosa, quae erant
in circuitu a. a. O. 164D), wohin die heiligen Leiber gebracht
wurden. In der folgenden Nacht erscheint die heil. Deliciana
wiederum und teilt mit {blandis vodbtu ist ein hänfiger Aus-
dmck bei diesen Gesichten), sie sei nicht die aasgegrabene,
das sei eine andere Märtyrerin , sie selbst sei longe illustrior.
Das ist ein bezeichnender Zug in Gutolfs Bericht, der allerdings
sehr leicht ans den vorhandenen Überlieferungen mag ent-
wickelt sein, denn die hier betonte geringe Bescheidenheit der
Erscheinung entspricht der dortigen, auch S. Cordula tritt mit
großem Selbstbewußtsein auf, ebenso S. Verena und die übrigen
bei Elisabeth von Schönau. Daß die heil. Deliciana nun ihren
Namen bekanntgibt, das begegnet ebenso in den erwähnten
Berichten. Eis wird nunmehr die richtige Ausgrabung vor-
genommen, der gefundene titulus beglaubigt S. Deliciana wie
S.Verena, a. a. O. 164 C, und die Waulsorter Reliquien, S. 243 flF.;
dazu dient auch der goldene King mit dem grünen Stein,
ebenso wie nach dem Berichte des Theodorich von Deutz aus
dem Jahre 1155 die den Skeletten beigegebenen Sachen^ Hand-
schuh, Kamm u. dgl., a. a. O. S. 243 f , vasa et clenodia bei den
nach Paris geschickten Reliquien, a. a. O. 250D. Die folgenden
Bemerkungen Gutolfs über die sacra processio bei der Hebung
und Ausstellung der Reliquien variieren nur mit ähnlichen Worten,
was die angeführten Quellen über die analogen Vorgänge dort
mitteilen. Zuletzt berichtet Gutolf noch über die wohlwollende
Aufnahme, welche der heil. Deliciana seitens der in den sämt-
lichen Wiener Kirchen durch Reliquien bisher vertretenen
Heiligen zuteil wurde (oben S. 18): sie manifestierte sich, wie
Augenzeugen erhärten können, durch verschiedene farbige Lich-
ter, die ob den Kirchen am Abend der feierlichen Translatio
zu erblicken waren. Nun sind Lichterscheinungen etwas ganz
bezeichnendes für die Reliquien der heil. Ursula und ihrer Be-
gleiterinnen. Sie zeigen sich schon in der Clematiusinschriffc:
divinis flammeis vinonibua frequenter (idmonitus a. a. O. 211 C
30 IL Abhanaiwif : Redlieh-SchSnbfteh.
and folgen der gesamten Entwicklang des Ursalakaltas, Tgl.
a. a. O. 164 D, 239 C, 249 BC. Sogar in der Wahl einzelner
Aosdriicke stimmt Ootolf mit der Ursalatradition überein^ so
wenn er die heil. Deliciana als margarita bezeichnet (oben
S. 18, 5) oder den Rhein corniger nennt (oben S. 18, 25), im
Anschlaß an das von Vergil gegebene Beiwort bicarnisy das
schon der alte Sermo von St. Ursala gebraacht, a. a. O. 155 C
and de Backs Anmerkang daza.
Am Schiasse der Translatio erzählt Qatolf noch einige
bescheidene Wander, die von dem Haapte der heil. Deliciana
aasgegangen sind. Sie scheinen geringfügig, wenn man sie
mit den Mirakeln vergleicht, welche im Verlaafe der Über-
licferang von St. Ursala and ihren Qefährtinnen berichtet wer-
den, berafen sich aber aach aaf die Mitteilangen der gewesenen
Äbtissin Margardis and erheben Ansprach aaf historische Wahr-
heit, weshalb sie im Zasammenhange mit den übrigen geschicht-
lichen Daten des Werkleins erwähnt werden müssen. Ä,E.S.
IT. Der Wert der Translatio s. Dclicianae
fflr die Zeltgeschichte.
Gatolf von Heiligenkreaz hat die Dürftigkeit der Eande,
die ihm über seine heilige Deliciana za Gebote stand, nicht
ohne Geschick za amhüllen and zu verdecken verstanden darch
die hübschen Erzählangen über die Geschicke des Zisterzienser-
nonnenklosters za St. Nikolaas in Wien, darch manche mit dem
Gegenstand nnr sehr lose zasammenhängende Exkarse and
darch die lebhafte Erzählang, wie das Haapt der heil. Deli-
ciana nach Wien gelangte. Die friedlich -fromme Geschichte
der Translatio s. Delicianae spielte nan aber in hochbewegter
Zeit, der Kampf Ottokars von Böhmen and Radolfs von Habs-
barg bildet ihren historischen Hintergrund, die Folgen der ge-
waltigen Ereignisse dringen auch in den stillen Elosterkreis and
seine Interessen and so wirft die Schrift Gatolfs da and dort
ein anerwartetes Streiflicht aaf Ereignisse and Personen der
großen Welt and bietet manches neae, willkommene Detail.
Gatolf beginnt sein Werkchen mit einem, wie schon oben
(S. 24) bemerkt, aaffallend langen Exkars über die Ungarn. Die
Ungarn waren in Osterreich ein gefürchteter and wenig ge-
Des Gatolf von Heiligenkreas TransUtio b. Delicianae. 31
liebter Nachbar and Gatolf hatte pereönlich als Abt von Marien-
berg offenbar schlechte Erfahrangen gemacht. Er benutzt die
Gelegenheit; am in einem historischen Rückblick sein Herz über
die Raabzüge and die ewig anrahige Nachbarschaft der Ungarn
za erleichtern.^ Wohl mit Absicht als wirksamen Gegensatz daza
läßt Gatolf daraaf ein warmes Lob der Stadt Wien ertönen.^ Das
Ungarnthema aber hatte er deshalb gerade hier angeschlagen,
weil ein angarischer Streifzag der Anlaß war, daß die Nonnen
▼on St. Nikolaas aas ihrem vor dem Stabentor gelegenen Kloster
entfliehen maßten and sich am eine Zaflachtsstätte innerhalb
der Maaern Wiens bemühten and daß so die Begründang eines
zweiten Klosters der Zisterzienserinnen in der Stadt selber
herbeigeführt warde.'
Die Zeit dieser Oründang wird nanmehr darch Gatolfs
Erzählang genaa bestimmt. Der Einfall der Ungarn maß jener
' Man Tergleiehe die Schilderang dieser Ungameinfälle in der Historia
ann. 1264 — 1279, SS. 9, 651, welche sehr wahrscheinlich ebenfalls von
Gatolf geschrieben ist, s. anten S. 34.
' Es erinnert sehr an die am die gleiche Zeit entstandenen Verse auf
Wien, Wiener Briefsammlang 333, vgl. auch R. Müller in Gesch. der Stadt
Wien 3, 629.
* Was bisher über die Zisterzienserinnen in Wien bekannt war, hat SchOn-
bach in den Sitzungsberichten, 150. Bd., 2. Abb., S. 34, kritisch zusammen-
gestellt. Unsere Quelle gibt nun flber die Entstehung des inneren Klosters
anzweideutigen Aufschluß; die Angaben der, wie SchOnbach mit Recht
bemerkte, unzuverlässigen älteren Literatur, nach welcher das innere
Kloster schon 1228 bestanden habe, sind nun endgültig beseitigt. Wohl
aber bestand das äußere Kloster schon 1230: die in der Kircbl. Topo-
graphie des Erzh. Österreich 18, 226 angeführte Urkunde Papst Gre-
gors IX. existiert und befindet sich in allerdings sehr beschädigtem
Original in der Urkundensammlung des Instituts für Osterr. Geschichts-
forschung in Wien. Sie datiert vom 7. Mai 1230 und ist gegeben der
Äbtissin und den Schwestern des monasterium saucte dei genitricis et
▼irginis Marie de Wienna, Zisterzienserordens. Somit gehOrt das im
ÜB. y. Heiligenkreuz, Fontes rer. Austr. II 16,401, gedruckte Privileg,
das in ebenfalls sehr beschädigtem Zustande im Heiligenkreuzer Archive
liegt, in der Tat Papst Gregor X. (1272—1276) an. Seine Verleihung
wird eben mit der Beg^ründung des neuen Klosters in der Stadt zu-
sammenhängen, die Nonnen wünschten eine neuerliche päpstliche Schutz-
und Besitzbestätigung, die sich auch auf das neue Haus in der Stadt
bezog, welches übrigens ja nicht ein besonderes Kloster bildete, sondern
der gemeinsamen Äbtissin usw. unterstand.
32 n. Abh«ndluiig: Redlieb-SehOnbacb.
vom Spätherbst 1270 gewesen sein, der dem böhmiscb-ungari-
sehen Kriege von 1271 voranging.^ Vor den furchtbaren Horden,
welche das ganze Land zwischen Wien und Wiener-Neustadt
verheerten, flüchteten also die Nonnen aus ihrem gefährdeten
Kloster nach Wien oder in andere feste Orte oder auf Schlösser
ihrer Angehörigen. Sie wandten sich, wie wir weiter hören,
dann zweimal, unterstützt von ihrem Beichtvater Gutolf, an
König Ottokar von Böhmen, daß er ihnen einen Zufluchtsort
in Wien selber verschaffe. Allein vergeblich. Da ward ihnen
ein Helfer in der Not der Wiener Bürger Paltram vor dem
Stephansfriedhof.
Damit tritt ein bedeutsamer Mann auf den Plan. Die
Geschichte kennt ihn als den Finanzmann und den treuen, un-
beugsamen Anhänger König Ottokars, der eine Verschwörung
gegen den neuen Herrn König Rudolf anzettelte, im Frühjahr
1278 flüchten mußte und sich in das Land Herzog Heinrichs
von Niederbayern begab, wo er ein schlimmer Feind des mit
König Rudolf befreundeten Erzbischofs Friedrich von Salzburg
wurde.' Hier in unserer Quelle zeigt er sich von einer ganz
anderen Seite. Als ein Mann, der seinen Reichtum sehr gerne
auch zu frommen Zwecken verwendet, als der wärmste Gön-
ner und Förderer von Klöstern und Kirchen. Den Johan-
nitern überließ er sein von ihm selbst mit großen Kosten er-
bautes Schloß zu Unteriaa südlich von Wien,' zum Ausbau des
Zisterzienserinnenklosters vor dem Stubentor trug er wesentlich
' V^l. Haber Qeach. Österreichs 1, 668.
* Über Paltram vor dem Friedhof vgl. Ublirz in Blättern d. Ver. f. Landes-
kunde ▼. NiederOsterreich 1896 S. 7 Anm. 8, 10 ff., 632 ff., Redlich, Rudolf
T. Habsburg 278 f., 306 ff., 367 f. Wichtig ist die Nachricht der Trans-
latio s. Delicianae oben 6. 13 über Paltrams Ritterwürde: damals in den
ersten siebziger Jahren war Paltram noch nicht Ritter (necdum enim
militaverat), erst später (postea) ist er durch Hersog Heinrich von Nieder-
bajern feierlich zum Ritter geschlagen worden. Dies geschah also wohl
erst nach 1278 und hängt sicherlich mit der Verleihung der Burg Karl-
stein an Paltram zusammen, der sich dann Paltram yon Karlstein nannte.
' Diese Angabe der Translatio stimmt gut Überein mit der Urkunde
K. Rudolfs vom 22. Sept. 1277, der den Vertrag Paltrams mit dem
Johannitermeister Leopold von Mailberg bestätigt, wonach Paltram sein
Haus (das ist Schloß) zu Laa den Johannitern unter bestimmten Be-
dingungen abtritt. Kirchl. Topographie v. Österreich I, 3, 239, Regesta
imperii VI n. 2620 (Nachträge).
Des Gutolf yon Heiligenkreus Translatio b. Delicianae. 33
bei/ erwies den Nonnen auch sonst viele Wohltaten und griff nnn
anch jetzt zu ihren Qnnsten ein. Paltram kaufte um 200 Mark
ein Haus, das unmittelbar an ein dem Stift Heiligenkreuz ge-
hörendes Gebäude' stieß und nun zu Kloster und Kirche um-
gebaut werden sollte. Am 5. November 1272 nahmen die
Nonnen dies in der Singerstraße gelegene Haus in Besitz.
War so Paltram vor dem Friedhof der Begründer des
Klosters in der Stadt, so wurde weiterhin auch sein Schwester-
sohn Paltram, genannt Vatzo,' ein eifriger Förderer. Aus
anderen Quellen wußten wir schon, daß er 1274 als Prokurator
der Nonnen von St. Nikolaus erscheint und sein Leben lang ein
warmer Gönner des Klosters gewesen ist. Gutolf schildert uns
nun, wie eifrig Paltram Vatzo bei dem Bau des neuen Klosters
und der neuen Kirche tätig war, wie er nicht rastete und ruhte,
bis das Werk vollendet dastand. Schon am 10. November 1275
konnte die Kirche vom Bischof Peter von Passau geweiht werden;
neben anderen Heiligen ward sie auch zu Ehren der Elftausend
Jungfrauen geweiht.^
Ein eigenartiges Spiel des Zufalles verflicht nun die fromme
Fürsorge der beiden Paltram für die Nonnen von St. Nikolaus
mit ihrer Stellung in dem eben damals schon zum offenen Kriege
drängenden Konflikt Ottokars von Böhmen mit König Rudolf.
Als nämlich, erzählt Gutolf (oben S. 15), Ottokar, der mächtige
und glorreiche Herrscher, vernommen hatte, daß Graf Rudolf
^ Oben S. 13, Z. 28: partem non paryjun monasterii ezteriom pecunia
BQA ipse erexit. Diese Stelle zeigt, daß, wenn das äußere Kloster auch
schon 1230 bestand, doch an seinem Ausbau noch viel später ge-
arbeitet wurde.
' Die Wendung domui noaire contigna (S. 14, Z. 8) muß im Hunde Gutolft
auf Heiligenkreui besogen werden.
' Über ihn rgl. Uhlira a. a. O. 13 ff. Durch die Angabc der Translatio wird
nun das Yerwandtschaftsverhältnis der beiden Paltram genau bekannt.
* Die Handschrift der Translatio hat das Jahr 1274, die sogenannte Gon-
tinnatio Vindobonensis SS. 9, 706 das Jahr 1275, in der Tagesangabe
stimmen sie überein. Ich glaube, daß hier der annalistisch gleichzeitig
geffthrten Quelle der Vorzug zu geben ist; wenn nicht überhaupt ein
Fehler der Kopie yorliegt, kann sich Gutolf in der Erinnerung leicht
um ein Jahr geirrt haben. Während die Gont. Vind. eine Reihe der
Heiligen nennt, denen die Kirche geweiht wurde, hebt Qutolf, dem
Zwecke seiner Schrift entsprechend, die Elftausend Jungfrauen und neben
ihnen nur die heil. Katharina henror.
8itsuf»b«r. 4. fklL-Uit. Kl. 159. Bd. S. Abb. 8
34 II. Abhandlang: Redlich-SchOnbaeh.
von Habsburg zum deatschen König gewählt und gekrOnt worden
8eiy da verachtete er in stolzem Hochmut diese Wahl^ denn
Rudolf war zwar ein tapferer und kriegserfahmer Mann, aber
an Vermögen und Macht ebenso arm^ wie an Tüchtigkeit reich.
Ottokar begann gegen den Habsburger zu arbeiteUi soviel er
nur vermochte, und so berief er denn auch die vornehmsten
Bürger Wiens zu sich nach Prag, um sich mit ihnen zu beraten.
Sie zogen nach Prag mit solchem Gepränge, als wäre jeder
ein Baron.
Sehr bezeichnend ist hier die Beurteilung Rudolfs von
Habsburg. Sie war in Österreich die allgemeine gewesen. Hier
der gewaltige, kraftvoll regierende, glänzende König, dort ein
einfacher Graf, dessen Machtstellung man nicht kannte und die
allerdings, trotzdem sie keine geringe war, doch weit zurück-
stand hinter dem Reiche Ottokars. Es war die Auffassung,
wie sie ganz besonders in der sogenannten Historia annorum
1264—1279 (M. G. SS. 9, 649—654) zum Ausdruck gelangt.
Und als ich nun diese Quelle jetzt wieder durchlas, da stieg
mir bei der Lektüre dieser oft schwungvollen, bilder- und zitaten-
reichen Prosa, die sich so sehr vom Stile der Annalen unter-
scheidet, der Gedanke auf, ist denn nicht etwa Gutolf von
Heiligenkreuz der Verfasser der Historia annorum
1264 — 79? Daß dieses Stück in Heiligenkreuz oder von einem
Heiligenkreuzer Mönche geschrieben ist, wurde ja längst schon
als sehr wahrscheinlich angenommen.^ Ich teilte nun Schön-
bach meine Vermutung mit und bat um sein maßgebendes Ur-
teil. Schönbach untersuchte daraufhin die Historia und kam zu
dem Ergebnis, daß in der Tat sehr vieles für die Autorschaft
Gntolfs spreche. Seine Bemerkungen hierüber lauten:
;Das Bild des Stiles von Gutolf und das dieses Stückes
weisen in der Hauptsache übereinstimmende Züge auf: das
Pompöse und doch Zierliche, die Mischung von Bibelsprache und
Reminiszenzen aus den antiken Autoren, die Bilder und Ver-
gleiche, die reichlichen poetischen Zitate und vornehmlich der
Kursus. Wie bei Gutolf herrscht auch hier ein sehr ausgebildeter
Kursus^ der sich nicht bloß auf die Satzschlüsse erstreckt (der
* Von mir in den Mitteilungen des InstitnU 3, 617. Uhlin, a. a. O. 19 f.
Btimmte dem bei.
Des Gatolf ron Heiligenkrens TraoBlatio 8. Delicianae. 35
Text ist darnach ein paarmal zu berichtigen); sondern auch die
Kola im Innern der wohlanfgebaaten Perioden befaßt. ¥jr kommen
alle Schlußformeln vor (wie bei Gutolf), mit entschiedenem Über-
gewicht des Kursus velox. Ebenso wie Gutolf bildet der Ver-
fasser des Stückes eigene Wörter für die Kursusklauseln oder
wählt schwere mehrsilbige seltene Zusammensetzungen. Vgl.
649^ 41 preponpisans] 651, 13 protelata] 651, 32 patrisaare.
Bemerkenswert ist, daß sogar die Bibelzitate des Kursus wegen
umgestaltet werden (wie Gutolf tut); so 653^ 50 f. der Schluß;
654y 6 des Kursus wegen sind die Wörter aus den zwei Versen
Psalm. 135, 17 und 18 zusammengefügt; 654, 9 ist aus Job \2,
18 f. geändert; 654, 19 aus Eccles. 10, 16; 654, 20 frei nach
Job 30, 31 ; 654, 25 ist aus Job 7, 12 und einer häufigen Psalmen-
phrase im Kursus gestaltet/
,Ich lasse jetzt noch Bemerkungen zu einzelnen Stellen
folgen, welche die Sprachmischung und andere Eigentümlich-
keiten Gutolfs bezeugen. 649, 21 stellam ignibtis crinitam vgl.
Suetons Cäsar 88 u. ö., auch bei Cicero; zona so bei Ovid und
Vergil verwendet. 649, 24 Honorius wird auch von Gutolf
zitiert (meine Abhandlung S. 33). 649, 27 Hexameter wie
diese bildete Gutolf selbst; es wird überhaupt ein Teil der in
diesem Stücke angeführten Verse als Selbstzitate wie bei Gutolf
anzusehen sein. 649, 30. 35 solche Hinweise auf die Erfahrung
und auf späteres Begegnen öfter bei Gutolf (auch in der Transl.
Delicianae). 650, 20 aanies und aanguU sind so in einem Ennius-
zitat bei Cicero verbunden. 651, 3 luminaria ein Lieblings-
ausdruck Gutolfs. 651, 10 vgl. 649, 30 f, 651, 23 ßmbriam
tätigere Matth. 9, 20 etc. 651, 26 timeat—est Psalm. 32, 8. 651,
30 f. Reime und Wortspiele entsprechen dem Stil Gutolfs. 651,
28 vgl. Vergil Aen. 6, 295 ; die Verwendung von olla ist biblisch.
651, 42 manua arida ist biblisch, patula Vergil. 651, 44 vgl.
Tob. 12, 8. 651, 46 vgl. Seneca Thyest. 215. 651, 51 1. per-
transimt wie 652, 38. 652, 12 kommen andere Bibelstellen in
Betracht: Jerem. 1, 14. 4, 6 etc. 652, 27 Daniel 2, 31 ff. 652,
29 Maritur — indoctus Ekscles. 2, 16. 653, 31 Quid plura? auch
bei Gutolf. 652, 51 der Vergleich ist biblisch, Isai. 5, 24. 652,
53 gut — cognoscit Psalm. 137, 6. 653, 7 ein bekanntes öster-
reichisches Sprichwort. 653, 12 selbst der Zahlenschluß steht
im Kursus. 654, 4 gebildet wie vanitatum vanitcu,*
3»
36 II. Abhandlan^: Redlieh-SchOnbach.
Die Hisioria ist zwischen September 1278 and Mitte 1279
geschrieben, es lenchtet aus ihr der lehrhaft moralisierende, er-
bauliche Zweck hervor, der den Verfasser wohl in erster Linie
zu seinem Werke antrieb, um in den jüngsten großen Ereignissen
die Hand Gottes aufzuzeigen; die König Ottokar sehr anhäng-
liche Gesinnung, welche aber auch seinem Gegner gerecht wird
und schon bereit ist, den von Gott mit dem Sieg Gekrönten
zu begrüßen, wie dies dann in der Translatio s. Delicianae
geschieht, dies und dazu ganz besonders die Stilgleichheit —
alles legt die Annahme sehr nahe, daß Gutolf von Heiligen-
kreuz auch die Historia verfaßt habe. Wenige Jahre später
schrieb er dann die Translatio s. Delicianae.
Wir würden so für ein wertvolles Geschichtswerk dieser
Zeit nicht bloß einen Namen, sondern auch eine faßbare und
nicht gewöhnliche Persönlichkeit als Autor gewonnen haben.
Die vielseitige Tätigkeit dieses Mannes, der ja auch mit einer
anderen Quelle dieser Zeit, der Vita Wilbirgis, in eigenartiger
Beziehung steht, würde durch die Translatio s. Delicianae, die
ihm sicher, und die Historia, die ihm sehr wahrscheinlich an-
gehört, noch reicher erscheinen.^ —
Die Berufung der angesehensten Wiener Bürger nach Prag
ist natürlich vor dem Kriege von 1276 erfolgt, und zwar wohl
sicherlich in den ersten Monaten des Jahres 1276. Denn die
Translation des Hauptes der heil. Deliciana, die sich ja an diesen
Prager Besuch der Wiener Bürger anknüpft, muß nach der
Weihe der Kirche des inneren Klosters am 10. November 127ö
erfolgt sein, da die kostbare Reliquie von Gutolf selber ,super
altare monasterii interioris^ niedergelegt wurde (oben S. 18,
^ Während des Druckes dieser Abhandlang teilte mir der Herr Stift»-
archivar Ton Heiligenkreuz, Dr. Florian Watzl, der sich schon längere
Zeit mit der Historiographie seines Stiftes beschäftigt und eine Arbeit
darüber zum Drucke vorbereitet, mit, daß er schon früher ganz selb-
ständig zur gleichen Ansicht bezüglich der Historia gelangt sei. Eine
sehr erfreuliche Übereinstimmung unabhängig von einander gewonnener
Ergebnisse! Mit der sogenannten Continuatio Vindobonensis aber, die
vielleicht doch auch in Heiligenkreuz und nicht in Klostemeuburg ent-
standen i8t, hat Gutolf nichts zu tun gehabt (schon weil dieses Stück
nicht im Kursus abgefaßt ist). Dies ist auch SchOnbachs Ansicht. Die
Cont. Vind. ist eine nüchterne, annalistische Aufiieichnung, auch sachlich
in der Darstellung gleicher Ereignisse verschieden.
Des Gutolf von Haili^nkreui Translatio b. Delicianae. 37
Z. 18); Ottokar aber weilte in dieser Zeit vom November 1275
bis in den April 1276 größtenteils in Prag.^ Von dieser Be*
rufang haben wir bisher nichts gewußt. Sie zeigt, wie sehr
Ottokar auf die Treue gerade Wiens gerechnet hat, welche Be-
deutung er der Haltung der führenden Wiener Bürger bei-
maß, zu denen Paltram vor dem Friedhof und Paltram Vatzo
gehörten.
Die beiden Männer besuchen in Prag auch das Kloster
Strahov, sie gedenken angesichts der zahlreichen Reliquien der
Elftausend Jungfrauen der neuen Kirche der Zisterziensernonnen
in ihrer Vaterstadt und da kommt es zur Erwerbung und dann
zur Übertragung des Hauptes der heil. Deliciana nach Wien,
welche Gutolf so lebendig und anziehend erzählt (S. 16 ff.). Die
Translatio muß nach dem vorhin Gesagten auch in den ersten
Monaten des Jahres 1276 stattgefunden haben.
Kurz darauf entbrennt im Sommer 1276 der Krieg, es
folgt die Belagerung Wiens durch König Rudolf vom 18. Oktober
bis zum Friedensschluß vom 21. November. Wir erfahren durch
unsere Quelle (S. 15, Z. 8), daß Rudolfs Heer sich haupt-
sächlich vor der StLdseite der Stadt lagerte und daß das Nonnen-
kloster vor dem Stubentor durch die Kriegsleute hart mitge-
nommen wurde. Es war jedenfalls von den Nonnen gänzlich
verlassen worden, Kloster und Kirche dienten nun wohl als be-
quemer Stützpunkt f\\r die Zwecke der Belagerung, die leeren
Bäume wurden vom Kriegsvolk angefüllt, die Gebäude wurden
innen und außen stark beschädigt und halb zerstört.
Aber als die unruhvollen Kriegsjahre vorüber waren, wollten
die Nonnen von St. Nikolaus doch auch ihre alte Heimstätte
wieder aufsuchen. Am Lauren tiustage, dem 10. August 1280,
bezogen sie wieder das Kloster vor dem Stubentor (oben S. 15).'
An König Rudolf und seiner Gemahlin Königin Anna hatten
sie neue, eifrige Gönner gefunden. Der König, dessen Heer
das äußere Ehester so sehr geschädigt hatte, sorgte jetzt dafür,
daß die profanierten Stätten wieder geweiht wurden, die Mauern
wieder erstanden, daß das Dormitorium mit einem Ziegeldache
versehen und die andern Gebäude wiederhergestellt und in
* Vgl. die Urkunden bei Emier Reg. Bohemiae 2, 416ff.
' Post annos tres et dimidium nach der YerwAstung durch die Belagerang
Wiens, somit kommt man zum Jahre 1280.
38 II. Abh.: Redlieh-SehOnbacb, Dm Qntolf yon Heiligenkreaz etc.
ordentlichen Stand gesetzt wurden. Königin Anna aber erfahr
zum Lohne für ihre fromme Fürsorge auch die kräftige Hilfe
der heil. Deliciana, denn die Königin, die volle drei Jahre hin*
durch von Schmerzen auf der rechten Seite gequält worden
war, rief die heiL Deliciana an und wurde von ihrem Leiden
befreit (S. 19 f.).
Wir sehen, welch mannigfaltige Einzelzüge eine solche
scheinbar abseits liegende QueUe uns bieten, welch unerwartete
Anregungen sie geben kann. Wie schade, daß jene Zeit so
wenig dieser Art uns hinterlassen hat. 0. B,
Xnssafia. A.: Zur Kritik und Interpretation romanischer Texte.
Fünfter Beitrag. 8^. 1901. 70 h — 70 Pf.
Sechster Beitrag. 8«. 1902. 1 K 50 h — 1 M. 50 Pf.
— Per la bibliografia dei Cancioneros spagnuoli. 4**. 1900.
1 K 60 h — 1 M. 60 Pf
Schipper, J.: Die Geschichte und der gegenwärtige Stand der
Forschung über König Alfreds Uebersetzung von Bedas
Kirchengeschichte. 8^ 1898. 50 h — 50 Pf.
— The Poems of Walter Kennedy, edited with introductions,
various readings, and notes. 4®. 1901. 5 K 50 h — 5 M. 50 Pf.
Schönbach, Anton E.: Studien zur Geschichte der altdeutschen
Predigt. Erstes Stück: Ueber Kelle's ,Speculum ecclesiae^
8». 1896. 2 K 20 h — 2 M. 20 Pf.
Zweites Stück: Zeugnisse Berthol ds von Regensburg
zur Volkskunde. 8«. 1900. 3 K 40 h — 3 M. 40 Pf.
Drittes Stück: Das Wirken Bertholds von Regensburg
gegen die Ketzer. 8^ 1904. 3 K 30 h — 3 M. 30 Pf.
Viertes Stück : Die Überlieferung der Werke Bertholds
von Regensburg. I. 8^ 1905. 4 K 70 h — 4 M. 70 Pf.
Fünftes Stück : Die Überlieferung der Werke Bertholds
von Regensburg. 11. 8». 1906. 2 K 65 h — 2 M. 65 Pf.
Sechstes Stück : Die Überlieferung der Werke Bertholds
von Regensburg. III. 8». 1906. 3 K 80 h — 3 M. 80 Pf.
— Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. Siebentes
StUck: Die Legende vom Engel und Waldbruder. 8'.
1901. 1 K 40 h — 1 M. 40 Pf.
— — Achtes Stück: Seitenstettner Bruchstücke des jüngeren
Titurel. 8«. 1904. 50 h — 50 Pf.
— Studien zur Erzählungsliteratur des Mittelalters. I. Theil:
Die Reuner Relationen. 8». 1898. 3 K 20 h — 3 M. 20 Pf.
II. Theil: Die Vorauer NoveUe. 8». 1899.
2 K 10 h — 2 M. 10 Pf.
in. Theil: Die Legende vom Erzbischof Udo von
Magdeburg. 8», 1901. 2 K — 2 M.
— — IV. Theil: Ueber Caesarius von Heisterbach. I. 8*.
1902. 2 K 20 h — 2 M. 20 Pf.
— — V. Theil: Die Geschichte des Rudolf von SchlUsselberg.
8« 1902. 1 K 90 h — 1 M 90 Pf.
— Beiträge zur Erklärung altdeutscher Dichtwerke. Erstes
Stück: Die älteren Minnesänger. 8". 1899.
3 K 30 h — 3 M. 30 Pf.
Schönbach, Anton E.: Beiträge zur Erklärung altdeutscher
Dichtwerke. Zweites Stück: Walther von der Vogelweide.
8« 1902. 2 K 10 h — 2 M. 10 Pf.
Drittes Stttck: Die Sprüche des Bruder Wernher I. 8«.
1904. 2 K — 2 M.
Viertes Stück: Die Sprüche des Bruder Wernher. 11.
8«. 1905. 2 K 40 h — 2 M. 40 Pf.
— lieber einige Evangelienkommentare des Mittelalters. 8®.
1903. 3 K 80 h — 3 M. 80 Pf.
— Über Gatolf toq Heiligenkreuz. Uotersuchungen und Texte.
8». 1905. 2 K 70 h — 2 M. 70 Pf.
— Über Hermann von Renn. 8®. 1905.
1 K 20 h — 1 M. 20 Pf
Sohroeder, Leopold v. : Germanische Eiben und Götter beim
Esthenvolke. 8«. 1906. 2 K 20 h — 2 M. 20 Pf.
Schuchardt, Hugo: Romanische Etymologieen. I. 8®. 1898.
1 K 80 h — 1 M. 80 Pf.
n. 8^ 1899. 3 K 10 h — 3 M. 10 Pf.
Seemüller, Josef: Zur Kritik der Königsfelder Chronik. 8^.
1904. 90 h — 90 Pf.
Stalzer^ J. : Die Reichenauer Glossen der Handschrift Karls-
ruhe 1 15. 8^ 1906. 4 K — 4 M.
Wilhelm, Dr. Gustav: Briefe des Dichters Johann Baptist von
Alxinger. 8«. 1898. 2 K 40 h — 2 M. 40 Pf.
Zu den beigefügten Preisen durch Alfred Holder, k. u. k. Hof-
und üniversitflts- Buchhändler, Buchhändler der kais. Akademie der
Wissenschaften (Wien, I., Roten turmstraße 13), zu beziehen.
Druck von Adolf Holzbaasen,
k. und k. Hof< nnd Umv«nitftU-Buclidnicker in WI«n.
* .>
S i t z u n^ 9elxio v^S^eh t e
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-Historische Klasse.
159. Band, S. Abhandlung.
Beiträge
zur
lateinischen Metrik
Von
Julius Gornu.
I. Accentus anima versus.
II. ÄnnAque und ärmeutaque im Hexameter.
III. Zu dem vierzehnsilbigen Hexameter der
sechszeiligen Rätsel.
Vorgel«ft in der Sitsung am 6. November 1907.
Wien, 1908.
In Kommission bei Alfred Holder
k. n. k. Bof- und üniTersitits-Buchhändler,
Bndibiiidler der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
A. PeriodiBohe Publikationen.
Schriften der Balkanoommisiion. Antiquarische Abtheilang:
L Band. Die Lika in römischer Zeit von Karl Patsch.
4^ 1901. 6 K = 5 M.
— II. Band. Römische Villa bei Pola von Hans Schwalb.
4» 1902. 18 K == 15 M.
— m. Band. Das Sandschak Berat in Albanien von Karl
Patsch. 4^ 1904. 18 K = 15 M.
— IV. Band. Antike Denkmäler in Bulgarien, unter Mit-
wirkung von E. Bormann, V. Dobrusk;^, H. Egger, H. Hartl,
V. Hoffilier, J. Öhler, K. Skorpil, A. Stein, J. Zingerle
bearbeitet von Ernst Kaiinka. Mit einer Karte und
162 Abbildungen. 4«. 1906. 24 K = 20 M.
Der römische Limes in Oesterreich.
Heft I. 8^ 1900. 9 K = 8 M.
~ Heft IL 8^ 1901. 16 K = 14 M.
— Heft m. 8^ 1902. 10 K = 9 M.
— Heft IV. 80. 1903. 9 K = 8 M.
— Heft V. 80. 1904. 10 K = 9 M.
— Heft VI. 80. 1905. 12 K = 10 M. 60 Pf.
— Heft VII. 80. 1906. 12 K = 10 M. 60 Pf.
B. Selbständige Werke.
Bauer, Adolf, und Strzygowski, Josef: Eine alexandrinischö
Weltchronik, Text und Miniaturen eines griechischen
Papyrus der Sammlung W. Golenifiöev. (Mit 8 Doppel-
tafeln und 36 Abbildungen im Texte.) 4o. 1906.
20 K — 20 M.
Beer, Rudolf: Die Handschriften des Klosters Santa Maria de
Ripoll. I. (Mit 1 Kärtchen im Texte und 6 Schrifttafeln.)
80. 1907. 4 K 70 h — 4 M. 70 Pf.
Blume, Clemens: Wolstan von Winchester und Vital von Saint-
Evroult, Dichter der drei Lobgesänge auf die Heiligen Athel-
wold, Birin und Swithun. 8o. 1903. 60 h — 60 Pf.
Bratke, Eduard: Epilegomena zur Wiener Ausgabe der Alter-
catio legis inter Simonem Judaeum et Theophilum Christia-
num. (Mit 1 Tafel.) 8o. 1904. 4 K 50 h — 4 M. 50 Pf .
Engelbrecht, August: Die Consolatio philosophiae des Boethius.
Beobachtungen über den Stil des Autors und die Ueber-
lieferung seines Werkes. 8\ 1901. 1 K 40 h — 1 M 40 Pf.
— Studien über den Lukaskommentar des Ambrosius. Mit
einem Anhang über eine bisher verschollene Handschrift
des Philastrius. S«. 1903. 1 K — 1 M.
III. Abb.: Cor na. Beiträge xar lateinischen Metrik.
Beiträge zur lateinischen Metrik.
Von
Julius Ck>ma.
(Vorgelegt in der Sitenng am 6. KoT«inl>«r 1907.)
I.
Accentns anlma yersiis.
Le Ters hörolqae des Qrecs fot pliö auz exi-
gences de la laogne Utine, et legnt döfinitivement
une forme plos sArtoe qai, scdYant mon opinion,
satisfiut & la fois aoz lois de la qnantitö et 4
Celles de l'acosDt.
L. Qoicherat, Traitö de veiuficatton latine.
Troisidme ödition, 8. 889.
(Jb dem Akzente irgendeine Bedeutung und welche im
quantitierenden Versbau zakomme^ hat bisher niemand in er-
schöpfender Weise dargelegt. Wohl gibt es Anläufe dazu. Mit
der Quantität hat man sich dagegen um so eingehender be-
schäftigt^ und es wird kaum eine die Quantität betreffende
Frage geben^ welche nicht irgendwo und irgendwie zur Erör-
terung gekommen wäre. Diese Einseitigkeit war dem vollen
Verständnis der lateinischen Metrik nicht förderlich. In diesem
Aufsatze versuche ich so deutlich wie möglich zu zeigen^ wie
sowohl der Quantität als auch dem Akzente nach zwei kurzen
Silben eine lange Silbe entsprechen kann. Absichtlich gehe ich
den AusdrtLcken auflösen und Auflösung aus dem Wege, weil
daraus leicht über die Sache, um die es sich handelt, falsche
Begriffe entstehen. Zu dieser Darlegung entnehme ich die
Beispiele einer vor etlichen Jahren über den Versbau des Ju-
▼encus geführten Untersuchung. Sie war mein erster Versuch
auf einem Gebiete, wo reichliches Unkraut mit vollen Händen
gesät worden ist. Hiemit meine ich die Annahme, welche allzu
schroff dem gesunden Menschenverstand widerspricht, daß der
SitnmgBber. d. pbil.-but. Kl. 159. Bd. S. Abh. 1
2 ni. Abhaodlang: Cornn.
Akzent für den lateinischen Versban Yon gar keiner Bedeutung
gewesen sei.^ Altere bedeutendere Dichter würden mir ebenso
' Lucian MfiUer wurde bekanntlich niemals mfide, seine Ansieht über die
Bedeutungslosigkeit des Akxentes für den lateinischen Versbau vonu-
tragen und ihr Geltung eu Terschaffen. Wer sie teilte, wurde tou ihm
in den Himmel erhoben. Wie wenn die Grammatik und die Gram-
matiker eine eigene Betonung hätten, spricht er fortwährend rom ae-
eenkiu fframmatieut und Yoni grammatischen Aksent. Von seinem
aecefUu9 grammatieut unterscheidet sich — wenn mau im festen Besitse
eines Kohlerglaubens ist — der accentu» poeUeu» oder der poetische Ictus,
der Senkungen in Hebungen Terwandelt Seine Äußerungen fiber beide
findet man in den folgenden Schriften niedergelegt:
De re metrica poetarum latinorum. Lipsiae a. MDCCCLXI. —
Editio altera. Petropoli et Lipsiae a. MDCCCLXXXXIV; namentlich im
dritten Buche;
Friedrich Ritschi, Eine wissenschaftliche Biographie. Berlin 1877.
S. 32—36;
Qnintus Ennius, Eine Einleitung in das Studium der rOmischen
Poesie. St Petersburg 1884. S. 4 und S. 220—222;
Der satumische Vers und seine Denkm&ler. Leipzig 1885, passim.
Daß der Aksent fQr den lateinischen Versbau bedeutungslos sei,
nahm auch an:
W. Corssen, Ober Aussprache, Vokalismus und Betonung der
lateinischen Sprache. II. Band. Zweite Auflage. Leipaig 1870. Im Ab-
schnitte IV Wortbetonung und Versbau, S. 948—1000.
Dasselbe taten Wilhelm Christ, Metrik der Griechen und Römer.
Zweite Auflage. Leipzig 1879, und Wilhelm Meyer aus Speyer in seiner
Schrift: Ober die Beobachtung des Wortaccentes in der altlateinischen
Poesie. Aus den Abhandlungen der königl. bayrischen Akademie der
Wissenschaften, L Klasse, XVH. Band, L Abt. Mttnchen 1884.
Derselben Ansicht huldigen die Fransosen Louis Havet und
F. Piessis, der erste im Conrs öldmenlaire de mötrique grecqne et latine
rMigö par Louis Duvau. Troisiöme Mition. Paris 1893, der zweite im
Trait^ de mötrique grecque et latine. Paris 1889. Noch viele andere
konnte ich erwähnen.
Ob Richard Klotz, der Verfasser der Grundzüge altrOmischer
Metrik (Leipzig 1890), die dem Andenken Friedrich Ritschis gewidmet
sind, die Ansicht des großen Meisters bezüglich des Einflusses der Wort-
betonung auf den Versbau teilt, läßt sich aus seinen Worten S. 16 nicht
erkennen. Daß er an den Versictns glaubt, geht aus der folgenden
Äußerung S. 266 hervor: ,Eine LAngung kurzer Schlußsilben unter
der Wirkung des Versictns ist in griechischer wie römischer Literatur
nur der epischen Poesie eigen.' Bentley, Gottfried Hermann, Ritschi,
L. Qaicherat, P. Langen, welche der gegenteiligen Ansicht waren, ohne
sie allseitig zu begründen, sind rari nantea in gurgiU wuto.
BeitrXge anr lateiniflclien Metrik. 3
gute Beispiele an die Hand gegeben haben. Da aber bei Ja-
yencuB gewisse Eigentümlichkeiten besonders oft anzutreffen
sind, Eigentümlichkeiten, welche mich dazu führten, meinen
Untersuchungen eine breitere Unterlage zu geben, kehre ich
gerne und dankbar zu ihm zurück.
Liest man aufmerksam eine größere Anzahl von Hexa-
metern, Senaren oder anderen Zeilen, so bemerkt man, daß
gewisse Zeilenformen viel häufiger als andere vorkommen. Man
kann den Bau dieser häufigeren Zeilen den gewöhnlichen
nennen, um die Zeilenformen sicher zu erkennen, ist die
Kenntnis der Sprechpausen unerläßlich. Einige von diesen
führen den Namen Cäsuren. Es sind aber oft noch andere
Sprechpausen vorhanden, die bei einer genauen Analyse der
Zeilen nicht übersehen werden dürfen.^ Sehen wir einstweilen
von den Cäsuren ab, von denen zwei später zur Sprache
kommen werden.
Wir wissen, daß eine Länge zwei Moren gilt und daß
daher an ihrer Stelle zwei Kürzen stehen können. Ob postura
oder poBitwra zum Beispiel im Hexameter an irgendeiner
Stelle steht, ist gleichgültig. Die Anzahl der Silben ist ver-
schieden, der Zeitwert derselbe. Da nun der Hexameter aus
sechs Füßen besteht — daher der Name — y die der Quantität
nach gleichwertig sind (4 Moren), zählt er 24 Moren. Diese
Füße sind entweder Daktylen oder Spondeen. Besteht die
Zeile aus lauter Spondeen, hat sie 12 Silben, besteht sie aus
5 Daktylen und einem Spondeus, hat sie 17 Silben. Es
schwankt somit die Anzahl der Silben zwischen 12 und 17, oder
im gewöhnlichen Versbau zwischen 13 und 17; denn die zwölf-
silbigen Hexameter sind ganz seltene Ausnahmen, die meistens nur
der Merkwürdigkeit halber angeführt werden. In der Regel hat
An den Behauptungen von Lucian Müller und W. CorBsen, den
Vertretern des IctoB, d. b. eines leichtfertig erdichteten Aksentes, hat
Friedrich Scholl im zweiten und dritten Kapitel seiner gediegenen
Schrift De accentn linguae latinae (Acta Societatis philologae Lipsiensis,
Bd. lY, 8. 14—32) eine nach jeder Richtung wohl begründete Kritik
geübt. Auf diese Schrift yerweise ich den Leser. Sie blieb nahezu
wirkungslos, wie die Haltung von Wilhelm Christ, Wilhelm Meyer,
Louis Havet, F. Plessis und anderen mehr beweist.
^ Einiges hieraber enthält des Verfassers Aufsatz: Zur Distinctio der romi-
schen Dichter, Prager deutsche Studien, achtes Heft, S. 39 — 49.
1»
4 in. Abhandlung: Cornu.
der sechste Fuß den Wert L . . Für diesen Spondens kann anch
ein Trochaeus stehen. Ob die Zeile katalektisch ist oder nicht^
geht ans hier nichts weiter an, trägt auch zur besseren Dentang
in keiner Weise bei. Anstatt des Spondens mit der Betonung
L - findet man im sechsten Fuße auch ausnahmsweise den
Spondeus mit der Betonung _ I. Da derartige Schlüsse im
ganzen selten auftreten^ lassen wir sie unerOrtert. Sie sollen
jedoch den Gegenstand einer späteren Untersuchung bilden^
die zeigen wird, unter welchen Bedingungen sie zugelassen
werden. Der fünfte Fuß ist in der Regel ein Daktylus L^l^.^
Je nach der Stelle, die der Spondeus im Hexameter ein-
nimmt, kann er drei Betonungen haben 1 _, _ ^, _ 1, d. h.
es kann entweder der erste oder der zweite Halbfuß den
Akzent oder die Hebung tragen. Stehen statt der ersten be-
tonten Länge zwei Kürzen, so erhalten wir einen Anapäst
^K^l, der im Hexameter als Fuß nicht zugelassen wird. Ist
der andere Teil des Spondeus betont, so entspricht ihm> wenn
er den Akut oder den Zirkumflex trägt, ein Fuß, der durch
die Betonung vom echten Daktylus sich unterscheidet: .w^*
Verschieden von diesem Spondeus an Stärke ist der Spondeus
mit der Betonung _ 1; diesem Fuße entspricht der Fuß _w^^.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann auch ein so betonter
Fuß (_^>^) als fünfter Fuß verwendet werden.
Wie ich gleich am Anfange sagte, ist die Aufgabe, welche
ich mir zunächst gestellt habe, zu zeigen, in welcher Art und
Weise zwei Kürzen einer Länge entsprechen. Zu diesem Be-
hufe wählen wir die zur Untersuchung geeignetesten Füße,
nämlich den vierten und den dritten. Selbstverständlich aber
gelten die gewonnenen Ergebnisse auch fUr die anderen Füße.
^ Ich bin genötigt, hier manches Toraoflsunehmen , was die Untenuchong
später aosdrücklioh erOrtern soU oder sonstwie klarstellen wird. So setao
ich den Daktjlns anf Grund sprachgeschichtlicher and anderer Erwä-
gungen als 1 w ^ mit Nebenakzent an ; siehe den Anfiiata Ober armdque
und ärmentdque unter 18—23, 8. 61—66, und Vgl. auch Sommer, Hand-
buch der lat. Laut- und Formenlehre p. 102 Uminä, Ebenso gebrauche
ich gleich im folgenden den Terminus Anapäst von meinem aksentuirenden
Standpunkte aus mit der Umwertung, daß der auf der letzten Silbe
liegende, bisher meist als alleiniger Yersakzent geltende Ton für mich
zum Nebenakzent wird, welcher yon dem Hauptakzent auf der ersten
Silbe überragt wird.
Beiträge zur lateinischen Metrik. 5
Daraus wird klar hervorgehen^ daß Quantität und Akzent un-
zertrennlich sind.
Beim gewöhnlichen Bau, den wir im Folgenden allein
berücksichtigen^ enden die Hexameter, welche die Hephthemi-
meres (14 + 10) haben, folgendermaßen:
II 1 \ L^l\ L^
d. h. der Halbfuß, welcher dem Daktylus vorausgeht, hat den
Gravis,^ der an und für sich ein schwächerer Akzent ist als
' Aach wegen der Verwendnog des Gravis, den ich nicht nur denjenigen
Wertem, die nach den Angaben der lat. Grammatiker diesen Aksent
hatten, sondern auch allen im vierten FoBe stehenden pyrrh ichischen
Wörtern gegeben habe, bin ich genötigt, einige erörternde Worte vor-
ansznschicken. Zuerst sei an die Lehren der lat. Grammatiker erinnert,
die zwar nnyollständig sind, jedoch genügen, am dieses mein Verfahren
sa rechtfertigen. Den Gravis hat nach ihrer Anffassang a) jedes ein-
silbige Wort, welches weder den Akat noch den Zirknmflex hat; b) in
den zweisilbigen Wörtern die Silbe, die den Akzent nicht trSgt (die
Silbe, die nach moderner Anffassang and Ansdracksweise anbetont ist),
and in den mehrsilbigen Wörtern alle Silben mit Ansnahme deijenigen,
welche den Akzent (Akat oder Ztrkamflex) trägt. Somit hat jede Silbe
einen Akzent and kerne ist ohne Akzent. Kach der Anffassang der lat.
Grammatiker ist also keine Silbe anbetont. Vgl. hiertlber Frid. Schoell,
De accentn lingnae latinae, S. 85—86. Jedoch darf man nicht annehmen,
daß alle kurzen Silben, die den Gravis hatten, von gleicher Stärke ge-
wesen seien, wozu folgende Äußerung des Grammatikers Pompeius (bei
Schoell S. 85 XXVI» = Keil, Gramm, lat V, S. 126, 18^28) leicht ver-
fahren konnte: maUsamu : »a circumflexum habet, ma le nu» istae tres
sjUabae g^avem habent accentum. nam ideo dictus est gravis hac ra-
tione, quod minus sonet quam sonat ille legitimus . . . ideo dictae sunt
illae (syllabae) habere gravem accentum, quod et pigrum et minus sonent.
Aus dem Schweigen des Pompeius und auch der übrigen Grammatiker
ist nicht etwa der Schluß zu ziehen, daß in maleHums sowie auch in
beneaanu» und in ähnlichen Zusammensetzungen, von denen die aller-
wenigsten durch die Schrift und den Druck ersichtlich gemacht werden,
die beiden Silben der Adverbien bene und male, die den Gravis hatten,
ganz gleich betont waren. Wie die romanischen Sprachen überein-
stimmend beweisen, waren die anlautenden Silben be und ma betonter
als ne und ie. Weiter sei bemerkt, daß gewisse syntaktische Fügungen
den Akzent der Adjektive, Substantive und ZeitwOrter zum Gravis her-
abdrücken; denn man wird kaum annehmen, daß die Adjektive in bona
Unea reeU, cava goxa, nova fimera, pia peetara, vaga semina, und die
Substantive freta coneita verUüf pater ttniciM, pavor omnis, aoror anxia
III. Abhandlnng: Cornu.
der Akut oder der Zirkumflex , oder einen durch den nach-
folgenden Akut oder Zirkumflex geschwächten Akzent.
Hat der Hexameter die Penthemimeres (10+14), so
sind beim gewöhnlichen Bau zwei Möglichkeiten vorhanden:
oder
II I I -. 1 I L^l I 1^
II _ l^w^l— v>^l.v^
II ' I ^ I ' M '
entweder
II 1 11 _ ii^:,ii«
II 1 I 1^1 I Lsut I I«
*^^\ L^t\ L^t\ L^
Dieser letzte Typus ist der beliebtere. Die Dichter scheuen
selbst die ungewöhnlichsten Wortstellungen nicht , um ihn zu
erhalten. Gebildet wird daher die schwache Hebung des vierten
oder dritten Fußes sehr oft durch einsilbige Wörter, die den
Gravis haben, oder durch solche Wörter, die zwar den Gravis
nicht haben, aber in Folge ihrer Stellung einen für den Vers-
bau dem Gravis gleichwertigen Akzent erhalten, den ich daher
mit dem Gravis bezeichnet habe.
Dieser Akzent gibt eine schwache Hebung oder Neben-
hebung; denn in jeder Versart gibt es ELaupt- und Neben-
hebungen. Diese letzteren können Senkungen vertreten, wenn
sie unmittelbar auf eine Haupthebung folgen, vgl. p. 23 — 25. Der
Hexameter hat in der Regel fünf starke Hebungen und eine
schwache; er kann auch vier starke Hebungen und zwei
schwache haben. Hexameter gibt es auch mit nur drei starken
Hebungen, zum Beispiel:
Impröbitäte pari g^nitörem despiciätis U 647,
Luxuriosörum c6nvivia concMebr&bat IV 193,
und auch solche mit lauter starken Hebungen. Derartige Zeilen
sind seltene Ausnahmen. Träger der Hebungen sind die be-
tonten Silben. Die einsilbigen und zweisilbigen Wörter, welche
die Nebenhebungen des Hexameters tragen, tragen auch die
des jambischen Trimeters und der andern Versarten. Andere
sich der Betonung nach yon hene und male in nuUesantu und benefonut
merklich unterschieden hätten. Über die Betonung ron maileHmug siehe
noch Schoell 1. 1. S. 123, 127, 128 und Corssen, Über Aussprache, Voka-
lismus und Betonung der lateinischen Sprache II', 8. 886.
Beitrüge zur lateinischen Metrik. 7
Hebungen als in der nicht gemessenen Rede gibt es
in der Dichtung nicht und hat es nie gegeben. Sämt-
liche in der nicht gemessenen Rede üblichen Haupt-
nnd Nebenhebungen, aber auch nur diese, kommen im
Verse vor.
1.
Untersuchen wir die folgenden Verse:
Immortale nihil mundi c&mpage tenetur.
Nuntius haec contra celeri särmone profatur.
Ad templum laetis puerum p&rducere festis
Omnibus annorum yicibns dh more solebant.
Subsident coUes, vallis c6mplebitur omnis.
Non ego nunc priscas leges dissolvere veni.
Poscenti dabitur, qnaerens inventa tenebit,
Pulsantique aditus foribus pkndetur apertis.
Pervulgata diu legis prkecepta tenetis.
Et mensas vertens aeris pröfundit acervos.
Incipient rutilam terris infandere lucem.
Plangentis populi fremitus clkngorque tubarum.
Namque puella jacet placido d&mersa sopore.
Excutite egressi domibus vfestigia vestra.
Discipulo satis est vires kequare magistri.
Sed jam si jubeas, messem pürgabimus omnem.
Jejunam nolim tantam dimittere plebem.
Sed quid proficient saecli mörtalia lucra,
Si damnum subeant lucis vitaeque perennis?
Tum pergunt stultae, liquidum m^rcentur olivum.
saecli immütabilis ordo.
Et nivis ad speciem lucent vfelamina vestis.
Fratribus en nostris propere mkndata referte.
Talia tractanti t&rpescunt membra sopore.
Offer grata deo trknquillo pectore dona.
Vos potius digne ckelestia quaerite regna.
Tunc minimam alterius cürabis demere aristam.
Fructibus e propriis nöscuntur talia monstra.
lUum discipuli pariter nkutaeque paventes
Evigilare rogant p&ntique pericula monstrant.
8 ÜI. Abhandlang: Cornu.
Fortia qain etiam riimpebat vincula ferri.
Erigite ergo oculoS; klbentes cemite campos.
Ttmc ad discipolos d&promit talia dicta.
Pergite nunc nt oves dbrorum praeda laporam.
Non mihi captator törrenae gloria landis.
IlliuB ad specimen dkmnabitar effera plebes.
Ulis pro merito clkuduntur lamina mentis.
Optima qui farris cömmendat semina glebis, | Filius est
hominis.
Sed si qnis yestmm vtetigia nostra sequatnr.
Proxima tarn Solymis cönscendit colmina montis.
At rex ingressns cönvivia laeta revisit.
Livor erit terris, irroribas omnia plena.
Dam pergunt laetae, trknscarrant omnia pompae.
so sehen wir, daß die Wortfaßhebungen des vierten und dritten
Fußes durch die anlautenden Silben folgender Wörter:
a) äequarSy älhenteSy eäelestiaf cläuduntury cürahis, däm-
nabitur^ dürorum, irroribus, fästigia, mändataf nihrcentur^ mbr-
talia, nbscuntur, pändetur, pürgabimus, rümpebat^ sermane,
Ürrenae, tbrpescunt, tränquillOy tiklaminaj v^tigia.
b) cbmmendaty cbmpage, cbmplebitur, cönscendit, cbfivima,
dimersa, dipromit, dümittere, dissolvere, Infundere, \nventa,
perducere, präecepta, prbfundit, tränscurrunt gebildet werden.
Solche Hebungen sind Nebenhebungen. Sie beruhen auf den
Nebenakzenten, welche die Wurzelsilben und die Präfixe der
genannten Wörter tragen.*
Den nachgewiesenen Nebenhebungen oder Nebenakzenten
im Anlaut der eben angeführten Wörter entsprechen genau die
Nebenakzente oder Nebenhebungen im Anlaute der folgenden
Wörter: dbminantur, dübitare, jäculabere, Uvitate, mlseratiOf
pinetralia, quätiuntur, rldierunt, ridivivam, süperessef vhiera-
bite, vineranda, vhnerandis, ävidiqv£, dbminumquef bculisqtiej
pbpulusque, püerumque. Nicht abweichend sind insinuando^
^ Vgl. Fr. Stolz, Historische Grammatik der lateinischen Sprache, Leipzig
1894. S. 99, § 89 und W. Corssen, Aussprache, Vokalismus und Betonung
der lateinischen Sprache', Leipzig 1870, S. 824—829, dessen Nachweis
Stolz vollständig annimmt. Aber es muß bemerkt werden, daß nicht alle
Aufstellungen Corssens eine strenge Prüfung aushalten. Siehe auch
W. M. Lindsay, Die lateinische Sprache, Leipzig 1897, S. 182 u. ff.
Beiträge cur Uteinisehen Metrik. 9
invigüare^ inviolabile^ die den Nebenakzent auf der zweiten
Silbe tragen. Diese Wörter sind also nicht nur der Quantität
nach, sondern auch dem Akzente nach den vorhergehenden
vollkommen gleichwertig. Man braucht nur ihre Verwendung
in den nachstehenden Zeilen zu beachten:
Ad patriam laeti repedant püerumque reportant.
Gratiaque in vultu et verbis vfeneranda micabat.
Aera per vacuum saltu jkculabere corpus.
Vanum est defossis terra invigilare talentis (12 + 12).
Illic aerugo et tineae döminantur edaces.
Inde Philippus ait: Cernes, diibitare quiesce.
Sublimis capiat donum inviolabile vitae.
Hae mihi sunt epulae^ pectus sktiabitur istud.
Quattuor hinc menses laetae ad primordia messis
Frugiferae aetatis certe süperesse putatis.
Auribus adsistunt clausis öculisque gravatis.
His saxosus ager simili l&vitate virescit.
Virtutes patrias simul insinuando docebat.
Discipuli ponunt epulas pöpulusque repletur.
Commovit dominum famuli mlseratio flentis.
nie sed inspiciens saevi p^netralia cordis.
Tum genibus nixi regem döminumque salutant.
Exortum terris vtoerabile numen adorant.
Conplebant ripas kvidique lavacra petebant.
Denique linquentem celsi fastigia montis
Stipabat gaudens pöpulorum turba sequentum.
Confestim sanae r^dierunt munera linguae.
Ergo age tu juvenis, r^divivam tendito dextram.
Me placidus semper v^nerandis auribus audis.
MilitibuB primis quktiuntur corda pavore.
Nach dem frUher Gesagten ist es fast überflüssig zu
zeigen ; daß die in den angeführten Zeilen vorkommenden
Wortftlße, nämlich:
der molossus die Betonung 1 J. _
der palimbacchiuB
der paeon tertius
X /
n » ^ ^ — ^
der ionicus a minori „ „ 1^1 ^
der ionicus a maiori
— ^9
10 m. Abhattdlaiig: Cornu.
haben, Fälle, zu denen noch die f&nfsilbigen ^ ^ ^ ^ ^ , . ^
_ 1 i. w w und der sechssilbige « i ^y 1 ^ w hinzukommen.
2.
Wenn einsilbige Wörter eng mit den folgenden Wörtern
verbunden sind, wie es bei den Partikeln der Fall ist, so ent-
stehen WortftLße, die sich von den eben besprochenen durch
nichts unterscheiden. Man begreift daher, daß die Ausrufungs-
wörter o, heu8, heu, pro und die Konjunktionen et, atque, ac,
nee, autf vel, aeu, sed, at, nam, n, tin, nt, quum oder cum,
dumy quam, ut in seinen mannigfachen Verwendungen, aber
nicht in jeder, ceu, qtiod, ne, neu, quin, cur, quid = cur, num,
81 = num, wovon ein guter Teil den Gravis hatte, die schwache
Hebung dieser Fttße bilden. Selbstverständlich muß atque vor
vokalisch anlautenden, et, vel, sed, at, ut, quod, nam, cum, dum,
quam vor konsonantisch anlautenden Wörtern stehen.
Felix 6 femina salve.
Sed vetat increpitans vates ^t talia fatur.
Tum petit umbrosos montes ht lustra ferarum.
terras ktque aequora _ ^,
Ast alius merces potius ko lucra revisit.
Nam neque de tribulis ficus n&c sentibus uvas
Provenisse umquam iuris per terga notastis.
Tale malum nön saecla prius, n^c postera norunt.
genuit n^c femina quemquam.
Major Johannis nostri qui viribus esset.
legis nh littera saltem
Aut apicis parvi gracilis distinctio deerit.
kut mutua si quis | Orabit, tribue.
Aerias spectemus aves, nüm vomere presse
Terga soli subigant, jaciunt kut semina farris,
Aut segetum culmos incurva falce recidunt?
Unius aut odiis cedet vM cedet amori.
sfed veris discite dictis I 754; vgl shi veris verbis III 665
am Anfang des Verses,
veris sfed discite dictis IV 89.
Beiträge zur lateinischen Metrik. 11
s^d Yobis Signa dabuntur.
veniet s&d fortior alter.
nkm yeris credite dictis.
nkm pars dabitabat eoram.
pleno nkm tempore messis.
Vobis näm venerat ante | Justns Johannes.
Haitis nkm saepe vocatis, | Pancomm felix hominnm selec-
posset si tangere vestem.
caperent sl pectora vestra.
Veniet forsan si nobilis alter.
Ejus enim scriptis vester si crederet error, | Crederet et
nobis.
Caecnm forte dacem caecns si nactus oberret;
Decidet in foveam pariter demersns nterqne.
Tom servator ait: domini si mnnera nosses
Ta potins peteres, irivam tibi traderet nndam.
cordis si panditis aares.
fidei si robar habetis.
Quae manet aeternae similis, dum saecla volabnnt.
comitnm dum pectora complet.
Jamqae dies aderit, cum sponsns tnrbine saecli | E medio
comitum rapietur.
Veniet mundo cum terminns omni,
tabniis cum scribere temptat.
Nonne animam pinris facimas qnkm corporis escas?
Sed tna jam veniat potios qnkm nostra volontas.
Scindebatque graves üt lanea fila catenas.
Illias et facies splendet c6a folguris ignis.
Et jacnere simnl c6u fnsa cadavera leto.
qu6d pectora dora videret.
At Petmm molier tristem quöd viderat intus.
Erroris labem puris quöd solveret undis.
Dicitis aversi, navi quöd tollere panes | Non fuerit vobis
vacuum.
Mitia sed populis veniant üt munera vitae.
Haereat injustae n^ vobis portio vitae.
12 IIL Abbandiang: Cornu.
En popali mentes velantur ad omnia crassis
Obicibas, sensu n^ tangant mimera vitae.
Poscite jam precibas, tristi n^ frigore bramae | Adveniat
fuga Testra tarnen.
Spectemos pariter, caelo n^ forte remis sos, | Hellas veniat.
lUe autem: Quid me tantum, quid quaeritis? inquit.
Tum Petrus quaerit quot fratri errata remittat;
Vel Septem lapsus hominum si ferre lioeret.
Tum quaerit Christus^ calicem si sumere possent.
Denselben Wert haben die Füße; die aus den Konjunk-
tionen et, vel, sed, at, ut, quod und Wörtern wie amica, ami-
CU8, imagine, imaginis bestehen, obgleich in diesem Falle der
Hebung zwei Akzente , beide graves accentue von gleicher
Stärke, zukommen:
Non ego palpantum yerbis ht hönore movebor I 701.
cuncti s^d kdire recusant
Regales thalamos, regalis pocula mensae III 741.
Den durch die näher bezeichneten Längen gebildeten
Nebenhebungen entsprechen die, welche durch neqiie, quoque,
n%8%, modo, tarnen, uhi ,dX&^, quasi, velut, quia gebildet werden:
Jurandique memor juris tkmen imperat aegre.
. wvy _ Signis nisi suadeat omnia virtus, | Non erit ulla fides.
Nee primus quisquam, nisi cunctis serviat, unus | Esse
potest.
Ipse sed egrediens, übi tertia venerat hora, | Invenit ecce
alios.
Haec adolescentis veniunt übi dicta per aures.
Arripit hos pronosque trahit y&lut impetus amnis.
Suboles quia degener erat.
Nam vobis callis clausus quia rure negatur.
3.
Daß die Präposition mit dem dazugehörigen Substantivum
gleichsam ein Wort bildet, weiß man allgemein; daß sie bei
gewöhnlicher Stellung den Gravis hatte, weiß man auch. Als
Nebenhebungen finden wir daher ad, ant(e), per, oh, post, trans,
Beitrüge zur UteiniBehen Metrik. 13
a, cum, de^ ex, e, prae, pro, in, fub] ad, per, ob, in, aub,
cum wie kanm zu bemerken nötig ist, nur vor konsonantisch
anlautenden Wörtern.
At vero e speculis miracula tanta paventes
Diffugiunt arbisque raunt kd tecta subulci.
Sed migrat ab atra
Morte procul lucisque yigens kd iimina tendit.
Illum per vicos urbis p&rque abdita tecta
Perque iteris stratas p^r notos perque propinquos
Qnaerebat genetrix.
Praeteriensque yidet ponti p^r litora fratres.
Si te forte aliqais passus pör mille jubebit | Ire viam.
Quam laetae segetes ruris p6r terga patescunt!
terrae p6r terga cubare.
messis pfer cuita gravatae.
summi p6r regna tonantis.
Tunc conventicula ipsorum p6st talia dicta | Ingreditur.
leti pöst funera _ ^.
Magnus erit magnique feret trkns sidera nomen
crudeli vulnere fixum
Obtruncant, jaciuntque foras trkns saepta cadaver.
Ecce sed exorta major cum luce tumultns.
- w w -. sumuntque simul c&m sordibus escas.
yerbis cum fraude malignis.
nullo cum crimine _ ^.
moUi cum veste tenentur.
tali cum murmure fatur.
blanda cum voce salutat.
Talibus auditis scindit d^ pectore vestem.
E^estas nuper puris d^ fontibus undas.
Sentiet horribilem nostra Ah sede repulsam.
prisco Ak sanguine vatum.
caeci Ah carceris umbris,
nostro Ah semine . ^.
nati Ah corpore _ ^.
caeH Ah lege ^ ^ i^.
nostra Ah sorte voluntas.
14 ni. Abhandlung: Cornu.
solvat ligni dh robore corpas.
prisca d^ lege jabebat.
TüDC illic mansit trinos hx ordine menses.
Spiritus in vobis pro nobis digna loqnetnr.
Yo8 odia urgebunt semper pro nomine nostro.
- w s> _ mox hie juvenem pr6 limine cernit.
Extremas mandi finis pro tempore messis.
puro pro semine _ ^.
dictis pr6 talibos . ^.
lEcce meo gaudens in viscere proles | Exaltat.
Nunc ego praeteritas maculas in flamine pnro | Ablaere
institui.
Sarge vigens stratamqne taum süb tecta referto.
Ingressiqae dehinc pacem süb tecta vocate.
Nam reus faic aequo poenas süb judice pendet.
steterat süb litore puppis.
mundum süb nomine ruris | Accipite.
nuUo süb crimine culpae.
nostro süb tempore fulgens.
legis süb jure tenebo.
primo süb limine templi.
vivo süb pectore sumet.
somni süb pondere pressos.
Ad, per, ob, in, sub, 8in(e) und die anlautende kurze Silbe
des folgenden Wortes können zwei Nebenhebungen bilden;
vgl. Fügungen wie it hbnore, aid ädire S. 12. Solche Neben-
hebungen kommen nur in wenigen Zeilen vor:
Tunc Yox missa dei longum pär inane cucurrit I 360.
. v^ w - furvamque super nox caerula pallam
Sidereis pietam flammis p^r inane trahebat II 3.
Hoc dictum scribae mentis p^r öperta malignae
Carpebant II 82.
. _ praeceleri cecidit süb kcumine mortis IV 22.
Sic YOX velatur iustae süb imagine vitae IV 76.
Den besprochenen Präpositionen gleichwertig sind: apud^
prope, sine und super, über deren Betonung Schoell 1. c. Cap. X
Beitrüge zur UteiniBchen Metrik. 15
pasHm zu vergleichen ist; nur 8ine und $uper, die oft vor-
kommen^ können durch Beispiele belegt werden:
Obscarae incombent super ^ omnia membra tenebrae.
Inde procellis
Imperat et placidam sternit super aequora paeem.
Virtntem param servant sine frande maligna,
falsi sine crimine donum.
Blic Stridor erit vasti sine fine doloris.
Tellori infodiens servat sine fructibus aera.
4.
Die schwache Hebung des dritten oder vierten Fußes
bilden ferner zahlreiche Adverbien, die entweder den Gravis
haben, oder infolge ihrer Stellung vor dem Hauptton den Gravis
erhalten. Diese Adverbien sind haud und norij hic^ hinc, huc,
hac und indej jam^ cras^ moXy poat, nunc, unä und saepe vor
vokalischem Anlaut, tum, tunc, vel, vix, sie, tarn, bis, ter, plus.
Juvencus erlaubt nicht, für alle diese Adverbien passende Bei-
spiele beizubringen.
Immortale nihil mundi compage tenetur,
Non orbis non regna hominum, n6n aurea Roma,
Non mare, non tellus, nön ignea sidera caeli.
sese cur solvere poenis | Non valet?
Passeribus pretium nummi vix portio parva | Proveniet.
Tunc angore gravi maestus sie voce profatur.
Ad quem virgo dehinc pavido sie inchoat ore.
vestrum sie lumen ad omnes I Perveniat.
parent sie omnia jussis.
sie terrent omnia mundum.
Tum juvenis sese tkm sordida vincla laboris | NoUe pati
memorat.
Et nunc mole ferit puppim, nunc turbiue proram.
nunc Vera advertite dicta.
*■ EÜgentlicb mph"^ beide Silben haben den Grayis, betonter ist per.
16 m. AbhAndlnng: Cornn.
Cur temptatis ait, nimc mi cönclndere verbis | Fallaces?
lUe dehinc: Epalis mecam nunc vescitar inquit.
placoit mati t&nc jassa parentis | Consalere.
Syriam tünc jure regebat | Qairinus.
Respondent multas plebis tünc esse loquellas.
- ^ v^ . justis meritis tum digna rependet
Occulti Bolus scrutator praemia cordis.
tum talia femina fatur.
Quattuor ex omni fuerant tum milia plebe.
Respondens Ulis, dicet tum talia judex.
Didymus t&m talia fatur.
Ad propriam domum repedat jäm certa futuri.
Syriam jkm fama tenebat.
Et nunc instantis cursus jkm temporis urget.
^ ^ ^ et vestram cuncti jkm pandite mentem.
Tertia nam terris remeant jkm lumina solis.
Felix qui credit finem m6x adfore verbis.
navem möx linquere Petrus | Audet.
multo möx vecte moveri | Praecipit.
virtus möx conscia caelum | Suspicit.
tumuli möx limine in ipso | Restitit.
relegunt möx fragmina panis.
pöst inde frequentes
Dispergunt late celeris vaga semina famae.
Adveniunt brutae sero pöst tempore segnes.
Talia discipulis bis sex cum jussa dedisset.
passus bis tema dierum | Lumina.
Den erwähnten schwachen Hebungen entsprechen die-
jenigen, die durch ibi, procul, simuly modo, prius, ita, prope,
magiSj minus, satis, nimis, bene, male gebildet werden. Aus
Juvencus vermag ich nur Belege für procul und satis beizu-
bringen:
_ vy w _ Procul hinc inquit, pröcul effuge daemon.
pröcul haec auferte profani.
Sed nullus tanto visus sktis esse furori.
Beiträge zur Uteinischen Metrik. 17
5.
Je nach seiner Stellang kann das Zeitwort der Träger
einer starken oder schwachen Hebung sein. In den folgenden
Zeilen ist es offenbar, daß sowohl die einsilbigen als anch die
zweisilbigen Formen schwachtonig sind.
▼obis 6st nna magistri
Imposita aeternum caeli de lege potestas.
lectae sunt taUa dona | Virtutis.
omnis sU recta Tiamm I Semita.
Haut ignota reor vobis stkt cautio legis.
Pingoia sie itidem paribas stiint viribus arva
Illis qui clarae capiunt praecepta salutis.
Talia conversus populo dkt dicta sequenti.
Vulpibus in saltu rupes excisa latebram
Praebet, et aeriis avibus dkt silva quietem.
Aeriis avibus dknt nudam semina praedam.
laticis dk femina potum.
Quisque capax fuerit, celsa virtute capessat
Quod paucis lectisque deus vült pandere munus.
spatii sibi si f&ret ulla facultas.
Et Petrus jurans devotis omnia verbis
Nescire adfirmat, quisquis f5ret ille^ negando.
. ^ w et puro meutern riget amne canentis.
ubi Nazara felix
Olim praedictum puero d&dit addere nomen.
Forte aliquis prior hie epulas dfedit ante magistro.
6.
Alle Relativa (qui quae quod, cujus, quthua, quorum
quarum quorum, cujus -a -um, quot, quotus -a -um, qualis -e,
quantus -a -um), mögen sie einsilbig oder zweisilbig sein, haben
den Gravis. So auch die Adverbia relativa quo, qua, unde
und ubi.
Haec sunt quae maculant hominem, quke sordibus implent.
En maris undisoni rupes quke prodit in altum | Scandatur
tibi summa; Simon.
Sitxanplwr. d. pUL-hist. Kl. 159. Bd. 9. Abh. 2
18 nt. Abbandlong: Cor na.
Spiritus hic deus est, cüi parent omnia mundi.
Nunc tibi confiteor^ genitor, cüi gloria servit | Falgentia
caeli.
Anna fuit natu gravior, qaam in flore javentae
Destituit yidxiam mors inmatnra mariti.
Signa dabit, proles hominis quis vertice caeli | Clareat.
grandis rerum cüi gloria restat.
Audiat haec aures mentis qni gestat apertas.
L - magnifico terras qui lumine comples.
genitorem mente videbit
Filiusy aat idem pandet cüi talia natns.
Qnidqaid erit laesi tangit qaöd corda mariti.
Talibos attoniti comites stnpidique silebant
Volventes quae tanta foret sab pectore virtas
HumanOy talem possit qoke prendere vitam.
Fulgentis regni sedes translata feretar
Ad placidam gentem^ possit qn&e reddere fructas.
Sed potius vitae possunt qni prendere laoem.
Omnia yentnrum spondent quem öracola vatum.
Tum judex iterum procerum disquirere mentem
Temptat^ et instanti cuperent qu^m solvere poena,
Plebis ad arbitrium mitti de lege requirit.
Uberibufl vero dantur quke semina glebis, | lila femnt
pulchram segetem.
Visere jam vobis licitum est, qu6d sede sepulcri
Nulla istic jaceant, fuerant quke condita membra.
FeliceS; puro qui caelum corde tuentur.
Observate illos, falso qui nomine vobis | Insidias faciont.
Tunc jurabo illis, quod talis cognita numquam
Vita mihi est hominum, gestis quke sordet iniquis.
Hunc similem faciam, volucri qui fulcit harena | Funda-
menta domus.
caeli qui in sede moratur.
Nam temere exsolvet casti qui jura cubilis.
Tunc manus illa virum, prima quke luce laborem
Sustulerat . . . tali cum murmure fatur.
puro qui gurgite lavit | Sordentes populi maculas.
Beiträge zar Uteinischen Metrik. 19
Deflendae jam sunt nteri cum pondere matres
Et miseros fetus dolci qn&e lacte rigabant.
celsa qui in sede quiescit.
Dolcia proyenient nostri cüi pocola fontis
Largior inde flnet vitalis gratia flactas.
saevus qn&s decipit error.
celso qa^m cinget honore | Majestas.
. ^ w. En regem nostrae qafam credere gentis | Debuimus.
virtns qnkm celsa capessat.
Vos inqnam rigidi, qoibns alte est insita cordis
Dnrities, vestris dabitis semper bona natis. I 673.
Vobis &bi eondita res est,
Illic corda etiam simili dicione tenentor.
Postquam perventum est tibi fnnera virginis _ b^.
7.
Den durch tu^ msj te^ se, nos, vos in den folgenden Zeilen
gebildeten schwachen Hebungen:
quo me tu scriba sequeris?
gladium tu ponito noster.
.wrw. hoc etenim forsan mh subtrahet igni.
. _. praesenti liceat mh voce moneri.
Certum est yeridicum tö nunc venisse magistrum.
lacrimis t6 quaero profusis.
Non meminit nostrum quisquam ih visere nudum.
ih taUa dicere cemo.
vacuis sh condidit auris.
Olli firmato sh credere corde fatentur.
Cemetis pariter totum sfe scindere caelum.
Istins en pueri similem s^ inoribus aptet.
Haec ubi dicta dedit, templi si moenibus infert.
Nee genitor quicquam yestri s^ judice quaeret.
Injustum est istis similem nös quaerere nummum.
yasto y6s yulnere rumpent.
Excludet quicumque ferus y^s limine tecti.
Nam manifesta fides, sanctum yös quaerere corpus.
9*
^ m. Abbandiang: Cornu.
entsprechen die schwachen Hebungen, die durch ego, mihi, tibi,
aibi, mea, tua, sua gebildet werden:
placet haec mihi gloria prolis.
Qais vestram duram poterit mihi pandere mentem?
miram mihi praecipis inqoit.
vitis mihi portio major | Semiputata jacet.
duram mortem mihi sumere malim.
In caelo et terris genitor mihi cuncta subegit
Urceus est nullus nee sunt tibi vincula funis,
Unde igitur poteris undam mihi tradere vivam?
veniant tibi digua salutis | Praemia.
vitam sibi possidet in se.
levis est m&a sarcina justis.
lila dehinc: Haec una fides m^ corda tenebit.
current tda membra levare.
ferat tüa pallia secum.
Sic caelo ut terris fiat tüa clara voluntas.
Unde igitur lolio turpi tüa rura grayantur?
. w w . cunctisque dabit süa munera terris.
Haec ubi dicta dabit, meritis süa praemia reddet.
Mea, tua, sua gehen stets mittelbar oder unmittelbar dem
Substantivum voraus.
8.
Durch das folgende Wort wird das Fürwort und Demon-
strativum hie haec hoc zur Senkung oder verliert den Akut.
Der abgeschwächte Akzent macht sie den früher besprochenen
einsilbigen Wörtern gleichwertig.
sanctas bis ordine palmas
Inponit redditque ulnis portare parentum.
vestris hkec audio verbis.
Cernis ut inmundi subigant hkec pascua porci?
Abscedant inquit tectis hkec tristia vestris.
9.
Dasselbe tritt ein, wenn auf ein einsilbiges oder einsilbig
gewordenes Adjektivum ein Wort mit dem Hauptton folgt:
Quin ego praecipiam semper blkndo esse per omnes |
Obsequio.
Beiträge sur lateinischeD Metrik. 21
Den einsilbigen Adjektiven entsprechen meistens solche
zweisilbige^ die stehende Epitheta sind.
Corriget anfractns callis bona linea recti.
nie jacit proprio mandans bona semina mri.
Haec nbi dicta dedit, tamuli mox limine in ipso
Restitit adverso complens ckva saxa clamore.
Hoc petimns, custos miles növa frinera servet.
Sed sermone dei complet pia pectora virtas.
Tone alins pariter monitor pia jossa frequentet.
Dispergnnt late celeris vkga semina famae.
Adsint nate bonis ex te dkta monera mensis.
10.
In Javencns' Bearbeitung der Evangelien kommen die
Zahlwörter tres^ quinque, sex, duOy tHa^ tribus als schwache
Hebungen des vierten oder dritten Fußes nicht vor und wir
erwähnen sie nur der Vollständigkeit wegen.
11.
Wenn auf ein einsilbiges oder einsilbig gewordenes Sub-
stantivum ein haupttoniges Wort folgt^ so wird jenes zum Träger
der schwachen Hebung. Das haupttonige Wort ist gewöhnlich
ein Adjektivum oder Partizipium.
Contemnitque feris animis gins impia lucem.
Sic tribuit nato vitam et jus dicere iussit (12+12).
urget \hiL ista virorum.
_. w ^ - regnumque tuum lux alma reclaudat.
veniet lux aurea vitae.
Legibus et jussis domin i m&ns dura resistit.
Convexum quotiens claudit nöx humida caelum.
Principio deus in terris pkr dispare sexu | Constituit.
Pars vendebat oves^ pkrs corpora magna juvencum.
In terris justos homines pkx digna sequatur.
Progenies veneranda dei, röx inclite gentis.
Ast ubi lucifluum reddet 861 tertius ortum.
vitae spis unica fatur,
nobis sp6s unica restat.
> . trepidumque diem sbl nocte recondit.
22 in. Abbandlang: Cor na.
Nam nomen legio est nobis mnltosqae süb ano
Nomine consociat flatus vis sola nocendi.
^ w et excüssam rapnit y\ vulneris anrem.
Talis et attonitis caelo v6x missa cucurrit.
Hinc veteris quondam flaxit vöx nuntia vatis.
nll horam cemere possnm.
Ät TOS tantomm scelernm n\l paenitet nmqaam.
Nam statait genitor remm irreyocabile tempus
Quo cnnctam torrens rapiat flkmma ultima mnndom.
Tarn sanctam Christi faciem spüta improba complent.
Steht anstatt des einsilbigen Substantives ein zweisilbiges,
so folgt fast immer daranf ein Adjektiyiim, ein Partizipium
oder ein Demonstrativum; maris aestibus und salis _^ sapo-
rem in den zwei letzten Beispielen sind gleichsam Zusammen-
setzungen und daher keine wirklichen Ausnahmen.
Indulgens hominum genitor bona mitia digne
Quam praestare magis gaudet poscentibus aequis.
Illum procumbens sancte ch6rus omnis adorat.
Tune etiam juvenis, fueras cömes additus inqnit^
Isti quem ludens procerum sententia damnat?
Hoc magis inclamant: Nos, nos crüor iste sequatur.
Et genus in nostrum scilus hoc et culpa redundet.
Unde meara tanto voluit dfeus aequus honore | lUustrare
domum ?
Uli inter sese timidis miracula miscent
ColloquiiSy quae tanta sibi et permissa potestas,
Quodve sit imperium, cui sie fr^ta concita ventis '
Erectaeque minis submittant colla procellae.
Transierat tandem snlcans frfata fervida puppis.
Nam me demissum rerum pkter unicus alto
E caeli solio tibi nunc in verba venire | Praecipit.
Mentibus absistat fidei pkvor omnis ^ _ ^ .
Nunc meminisse decet quoniam plknus ille solebat
Vnlgari semper jactans promittere plebi . . .
Pro fratris morbo justis s6ror anxia curis.
Pectoribus vestris semper timor omnis aberret.
coramque a criminc palmas
Beitrige zar UteinUchen Metrik. 23
Ablnity nt genti tantum mkcula illa maneret.
.wwr horrendo signant sc^lera impia facto.
Nunc inqait pisces capitis märis aestibos undis.
Discite vos hac in terra sälis esse saporem.
Selten steht das Substantiv dem Adjektive nach, wie zum
Beispiel in:
Nil absente deo loquimur, nil abdita dausum
Pectoris antra tegunt; praesens deus omnia cemit I 588.
In diesem Falle hat die Zeile eine deutliche Nebencäsur.
Auf die im Vorhergehenden besprochenen Wörter, die
schwache Hebungen bilden, dürfte sich der von A. Oellius
(N. A. XVm XII 8) aufbewahrte Satz Varros beziehen: in
priare verbo graves prosodiae quae ßierunt, manent; reliquae
mutant (== mutantur).
Juvencus' Bearbeitung der Evangelien zählt, die Praefatio
einbegriffen, 3210 Hexameter. In 600 Zeilen etwa kommen
solche einsilbige Wörter ab Hebungen des vierten Fußes vor.
Da nun viele dieser Zeilen ungewöhnliche Wortstellungen auf-
weisen (man sehe die unter 2, 3, 6 angeführten Verse und Halb-
verse), die in der Prosa kaum anzutreffen sind, so ist nicht zu
bezweifeln, daß die so häufige Betonung des vierten Fußes ^ 1
eine beabsichtigte war. Hätten jene Umstellungen keinen rhyth-
mischen Grund, dann wären sie eine mutwillige Entstellung der
Sprache.
Pyrrhichische Wörter, welche die schwache Hebung des
vierten Fußes bilden, sind bei Juvencus verhältnismäßig nicht
zahlreich. Mit Vorliebe setzt er da zweisilbige Wörter, die
entweder den Gravis haben oder einen Akzent, der sich, was
die Stärke betrifil, vom Gravis wenig unterschieden haben kann.
Von 3210 Zeilen haben 140 etwa pyrrhichische Wörter im
vierten Fuße, d. h. 4^^. S. Anhang S. 31. Viel seltener bilden
solche Wörter die schwache Hebung des dritten Fußes.
12.
Folgt auf eine Haupthebung eine Nebenhebung, so kann
diese die Stelle einer sonstigen Senkung einnehmen. Für sie
können auch zwei Kürzen erscheinen. Die so gebildeten Füße
24 III. Abhandlang: Cornn.
(1 ly 1 w w) Bind voller als die, welche ans einem zweisil-
bigen oder dreisilbigen Worte (I _, ^ ^i) bestehen.
Prodet enim fratrem scelerita insania fratris.
lUa domns plnviis ventisqae illaesa manebit.
_ w w -. mund&mqae \mplebant talia facta,
lign&mqne ädferre jnbebant.
Conveniant saxiqne higentia pondera volvunt.
In medio tarrem prel&mqae ht dolia fecit.
Non aerago illos tineieve kat horrida famm | Factio diripiet.
vestömve aüt mobile qoicquam.
Tum solvi JQSsit laet&mqne kd tecta remittit.
Ipse dnos pisces et quinque hx ordine panes | Dividit.
Qnattnor en luces totidämque hx ordine noctes | Praetereant.
Constitaet vobis snblimi in yertice sedes.
Ut liceat miseris penetrire in limina laeta.
Nam me demissam reram pater unicos alto
E caeli solio tibi n&nc in verba venire
Praecipity et cara tibi m6x h conjage natnm
Promittit, grandis reram cui gloria restat.
Ergo aderant popnli passimqne hinc inde mentes
Complebant ripas avidiqae lavacra petebant.
vix gaudia tanta
Spiritus iste capit, qaod mi dignatos in altnm | Erigit ex
hnmili celsam.
Vos antem stricto qui mi cömprendere ferro | . . . Gon-
curritis.
sed vös hkec jnssa tenete.
Haec est illa salus qua n6s hx hostibus atris | Eripit.
Sollicitet proprio ne vös pr6 corpore vestis.
procnl häec kuferte profani.
An aliam snperest post hiec sp^rare salutem?
Cni dominus dicta häec divino pectore promit.
Aocepit pnemm laet&sqne hkec dicta profatar.
Incolamiqae dehinc celAre hkec gaudia jussit.
Procidit ante pedes rupitque hknc pectore vocem.
Beiträge sur lateinischen Metrik. 25
Ergo cibam potnm vest^mqae ht inania cuncta
Gentibos infidis terrenam linqaite cnram.
_ _ disjectöque kperitur terra profunde.
Gens est olterior sargenti conscia soli
Ästroram sollers ortusque öbitusque notare.
Tas aurom mjrrham regiqne hominiqne deoqae | Dona
ferunt.
Sed veris verbis iterilmqae itemmque monebo.
Et crncis e poena corp&sqae knimamqne resolvat.
Hant umquam nostrnm meminit ih visere quisqaam
Aut sitis ant saevae famis iegrum kgitare laborem IV 295.
nam pdrs dübitabat eomm IV 788.
ÖS kperire meum dignabor II 827 am Anfange der Z eile
13.
Im Vorhergehenden anter 4, 5, 7, 8, 11 wurde dargelegt,
wie ein Haaptton durch den folgenden Hauptton zum Nebenton
werden kann. Es gibt jedoch Fälle , in denen der Akzent
(acutus und circumflexus) seine volle Stärke behauptet. Diese
Fälle sind die Negation, der negierende Imperativ und die
fVage. E^ behalten daher folgende Wörter ihren Akzent un-
geschwächt: die Negationspartikel non in non sum dignuSy non
e9iy die Negationspartikel ne vor dem Imperativ, die Adv. interr.
ubi, unde, quo, qua, quando, quam, qui, ut, das fragende
Fürwort und Adjektivum ^is quid, qui quae, quod, quot, quotUB
-a "Um. Daß die zweisilbigen Formen der Interrogativa cujus,
quorum quarum quorum, quibus, ferner cujus -a -um, qualis -e,
quantus -a -um sich durch den Akzent von den Relativen
unterscheiden, weiß man.
et mitem ni subtrahe vultum.
veniet sed fortior alter.
Cujus vincla pedum n6n sum contingere dignus. I 339.
Est est sufficiat, quod nön est dicite: nön est.
Discipuli quaerunt, Abi cenam sumere paschae | Vellet.
qu6 me tu scriba sequeris? — Als Relativsatz würden
diese Worte die Betonung qiib ml tu scriba sequeris haben.
ubinam vel qu6 mh tempore nosti?
26 m. Abhandlung: Cor na.
Cernite per pingaes agros ii lilia fulgent. I 642.
Vipereae gentis suboles, qxils debita vobis
Supplicia argentesqae iras evadere monstrat?
Nunc demum quaeris, veteri qn&e lege tenentnr?
Ipsam percontant cuncti quie cansa clamoris
Impabem tantnm tollat per gandia plebem.
Tarn Petrus quaerit qu6t fratri errata remittat.
Das Fürwort me ist Träger der Hebung in:
Talis donantem si mi v&neratus adores I 402.
Qui me cönfessus fuerit II 495.
Talia concedens genitor mihi testis adhaeret
Qui m^ dimisit terris sua ponere jussa.
nicht aber in:
Qu6 me tu soriba seqneris? II 14.
Ubinam vel qu6 mfe tempore nosti? II 113.
14.
Welche Mittel Juvencus anwendet, um die Hebung des
vierten oder dritten Fußes schwach zu bilden, habe ich aus-
führlich und, wie ich hoffe, überzeugend dargelegt. Es gibt aber
noch andere Tatsachen im lateinischen Versbau, welche sorg-
fUltige Rücksichtnahme auf die Akzente erkennen lassen. Wenn
die Quantität allein hiebei im Spiele wäre und nicht auch die
Beschaffenheit der Akzente, so könnte man folgende Erschei-
nung gar nicht erklären. Es gibt im Lateinischen eine Un-
menge von viersilbigen Wörtern mit der Messung und Betonung
1 w w w, die mit einem elidierbaren Vokal enden: die Adverbien
continuo, interea, praeterea] zusammengesetzte Zeitwörter wie
accipere, concipere^ deciperej exciperej incipere^ occipere, per-
cipere, praecipere^ 8uscipere\ afficere^ conficere, deficere, effi-
cerey inficere, officere^ perficere, praeßcere, proficere, sufßcere;
aspicere, conapicerej despicere^ inspicere, perapicere, prospicere^
respicere, suspicere, jedes mit fünf gleichwertigen Formen: ac-
cipiOy accipiam, accipiam, aeciperem, accipite] wie commanerej
invidere, possidere, jedes mit zwei Formen: commoneo, commo-
neam] wie comperirej desilire, invenire, jedes mit drei Formen:
invenio, inveniamy inveniam ; wie die 2. Pers. Sing, des Impera-
Beiträge zur lateinischen Metrik. 27
tivB der zuerst erwähnten Zeitwörter und namentlich der De-
ponentia: aggredere, congredere, digrederSj egredere^ ingredere,
progrederey regredere; wie endlich die 1. Pers. Sing, des Plns-
qoamperfektnms , des Fat. exactnms Ind. und des Perfektoms
Conj. von zahlreichen Zeitwörtern: praebueram, praebuero, prae-
btierim] perdideramj perdidero, perdiderim] dormieram, dar-
mierOj dormierim. Weniger zahlreich, aber keineswegs selten,
sind Adjektive wie consimile, dissimile, finitima, frugiferay il-
licita, innumeraj mcignanima; Substantive wie Itutitiay materia,
augurium, auguriaj officium^ ofßday centurio. So beschaffene
Wörter, obgleich sie der Quantität, wenn sie durch Elision den
auslautenden Vokal einbüßen, vollkommen genügen, dürfen weder
als fUnfter noch als vierter Fuß verwendet werden. Accipit
armaj dirigit hastamj effugit hoatem sind erlaubte Hexameter-
schlüße, nicht aber accipite arma oder accipere arma^ dirigite
h(ut€ts oder dirigere hastas, effugiie hoHem oder effugere hoitem
und auch nicht die Halbzeile jam colligere arma jubehat. Bei
allen Dichtern ist die Stelle, welche die Wörter mit dem Werte
1 w ^ ^ einnehmen, gewöhnlich der erste Fuß, seltener der
zweite.
Meiner Ansicht nach läßt sich die streng beobachtete Aus-
schließung der Wörter mit dem Werte 1 ^ ^ s^ aus dem fünften
und vierten Fuße nur durch die Rücksicht auf den Akzent er-
klären. Daß an den bezeichneten Stellen Lucrez ziemlich oft,
Horaz und Persins einige Mal solche Wörter zulassen, ist be^
kannt. Um so strenger verfahren die andern Dichter, die ent-
weder gar keine Beispiele aufweisen, oder so seltene, daß man
ihnen keine Bedeutung beimessen kann.
Fast alles von mir bisher Gesagte steht schon bei den
lateinischen Grammatikern, deren Lehren über den Akzent
oder richtiger gesagt über die Akzente ich richtig verstanden
zn haben hoffe. Meine Darlegung ist nichts anderes als die
Anwendung ihrer Lehren zur Deutung des Hexameters des
Juvencus. Sie gilt aber nicht nur für den Versbau des Juvencus,
sondern auch für den gewöhnlichen Zeilenbau aller Dichter,
somit für die überwiegende Mehrzahl aller lateinischen Hexa-
meter; sie gilt auch für den jambischen Trimeter, überhaupt
für alle Verse, in denen die Quantität beobachtet wird. Vor-
treffliche Dienste bei dieser meiner Darlegung leistete mir die
28 III. Abhandlung: Cornu.
beinahe vollständige Sammlang aller den Akzent betreffenden
Stellen y die Friedrich Schoell im sechsten Bande der Acta so-
cietatis philologae Lipsiensis S. 73 — 215 vor zweiunddreißig
Jahren gut geordnet herausgab.^ Eine der wichtigsten scheint
mir der letzte Teil der Interrogationes et responsiones^ welche
Lacian Müller im achtzehnten Jahrgange N. F. des Rheinischen
Museums (1863) S. 172—177 zuerst aus einer Leydener Hand-
schrift veröffentlicht hat. Dieser letzte Abschnitt ist eine kurze
und klare Zusammenfassung der Lehren über die Akzente.
Ich teile sie mit nach dem Texte von Keil in den Grammatici
latini VII. Audacis excerpta S. 359 — 361: Sunt item quaedam
quae a regularum ratione recedunt: nam per omnes syllabas
gravantur^ circumflexi vel acuti accentus carent (BFL). plenius
ergo intendendum est animo, ut haec intellegere possimus. non
omnes partes orationis aequales sunt, nam nomen et verbum
et participium inter partes omnes excellunt; ceterae his adpen-
dices videntur. nam et pronomen subjacet nomini, et verbo
servit adverbium. coniunctio quoque et praepositio ad clientelam
majorum partium pertinent. hae ergo partes quae adpendices
sunt sie majoribus copulantur; ut tamquam in unam partem
orationis coalescant, proprium vero fastigium perdant^ non omnes
dumtaxat; sed pleraeque. adverbia pauca fastigium amittunt
(admittunt BMFL) quae sunt locorum^ quando confirmativa
sunt, nam si interrogativa fuerint, ut est
quo te Moeri pedes ? (Buc. IX 1)
et quo fugis Aenea? (Ae. X 649)
et qui genus, unde domo? (Ae. VIII 114)
et quove ire jubes^ ubi ponere sedes ? (Ae. III 88),
circumflectantur vel acuuntnr juxta regulas quae praedictae sunt,
si autem confirmativa fuerint eadem adverbia, gravabuntur, ut
ille vides pura juvenis qui nititur hasta (Ae. VI 760).
hie enim ,qui^ pronomen gravem sumit accentum, quia non
interrogativum, sed confirmativum est. adverbia confirmativa
sunt, ut
genus unde Latinum (Ae. I 6)
et illud
^ De accenta linguae latinae veternm grammaticorum testimonia colleglt
disposuit enarravit Fridericus Schoell.
Beitrige sar lateinischen Metrik. 29
est hic^ est animas lucis contemptor, et istam
qai vita bene credat emi^ quo tendis honorem (Ae. IX 206).
faic ergo et ^unde' et ^quo^ et ;qai'y quia confirmativa STmt^
gravantar. Sed haec in pronominibus et adverbüs panca sunt,
in conjnnctionibus plara. nam copolativae et disjonctivae prope
omnes gravantnr. expletivae plures fastigia retinent. cansales
antem et rationales quaedam cnm fastigiiS; aliae gravi accentu
deprimnntar, qnod in pronuntiatione deprehendes. praepositiones
vero omnes sine fastigio sunt, sane notandum est adverbiom
^ergo' nt ^illins ergo venimos^, quod propter distantiam conjunc-
tionis ,ergo' in posteriore syllaba circamflectitor.
Daß die Grammatiker von der Bedeatong des Akzentes
für den Versbau nie gesprochen hätten, wie Lucian Müller
mehr als einmal behauptet, ist unwahr. Zu den von Friedrich
Schoell im dritten Kapitel seiner Schrift De accentu linguae
latinae erwähnten Äusserungen hierüber ist die folgende hinzu-
zufügen: acutus et gravis et circumflexus^ soli sunt
qui . . . naturalem uniuscujusque sermonis in vocem
nostrae elationis servent teuerem, nam ipsi arsin the-
sinque moderantur, quamquam sciendum est quod in
usu non sit hodierno gravis accentus.^ Sergii Explana-
^ Wir haben nämlich gar keinen Grund, den Angaben der rOmischen
Grammatiker über das Vorhandensein des (ieeentits circumflextu im Latei-
nischen nicht zu trauen. Was P. Langen, Philologus XXXI 8. 116 — 121
d^g^en einwendet, ist eine Logomachie, keine Beweisführung. Denn
daß die Akzente yon Borna and Borna nicht dieselben waren, solange
das a des Ablativs sich yom karzen a des Nominativs unterschied, ist
durchaas wahrscheinlich und kann nicht überraschen. Die von den lat.
Grammatikern angeführten Beispiele des Circumflexus findet man bei
Lindsaj, Die Lateinische Sprache, S. 186, zusammengestellt.
* So oft ich diese letzten Worte lese, werde ich an den Dialog zwischen
Gironte und Sganarelle in Moliöre*s M^ecin malgr^ lui (II, VI) erinnert:
,0n ne peut pas mieuz raisonner, sans doute. II n*y a qu^une seule chose
qui m^a choqu6: c*est Tendroit du foie et du coeur. II me semble que
Tous les placez autrement quMls ne sont: que le coeur est du c6t^ gauche,
et le foie du cdtö droit. — Oui, cela ötait autrefois ainsi : mais nous
ayons chang^ tont cela.'
In allen Sprachen, welche mir näher bekannt sind, ist der Gravis vor-
handen. Er kann niemals untergehen. Die romanischen Sprachen besitzen
ihn. Daher kann nur mangelhafte Beobachtung der Akzentverhältnisse
den Verfasser der Explanationes zu der Behauptung verführt haben, der
Gravis wäre nicht mehr gebräuchlich.
30 m. Abhandlung: Cornu.
tiones Artis Donati, Keil Gramm, lat. IV S. 482 15 —18. Es
ist auch nicht zu verwundern , daß so wenige Zeugnisse dar-
über vorhanden sind. Die Grammatiker schrieben Air ihre Zeit-
genossen, nicht für die Nachwelt. Ihren Lesern brauchte daher
das Selbstverständliche nicht gesagt zu werden. Ahnlich steht
es mit dem Reime bei Griechen und Römern. Man hat lange
behauptet, sie hätten ihn nicht gekannt. Wie die Namen, welche
sie dafür hatten, beweisen, wußten sie sehr wohl, was der
Reim ist.
Wenn der Weg, den ich bei der vorliegenden Untersu-
chung eingeschlagen habe, kein irriger war, so dürfte der Be-
weis erbracht sein, daß die Römer bei ihrem Versbau Quanti-
tät und Akzent gleich sorgfältig berücksichtigt haben. Man
sagt, daß die Romanen ihre Verse nach dem Akzent bauen
und sich um die Quantität der Silben nicht kümmern. Mögen
sie sich darum kümmern oder nicht, sicher ist, daß es ohne
Quantität keinen Vers gibt. Bei Griechen und Römern, die
uns vor allen andern Völkern angehen, war sie eine quantitas
cum rationey bei den Romanen ist sie eine qiLantitcu sine
ratione. Denn romanische Verse von gleicher Silbenzahl und
gleichem Bau haben keineswegs immer dieselbe Quantität. Es
gibt leichte, mittelleichte und schwere Zeilen, die regellos mit-
einander abwechseln. Ohne zu fürchten, einer Übertreibung
geziehen zu werden, darf ich weiter sagen, daß die Römer
sich um den Akzent oder richtiger gesagt um die Akzente
ohne Vergleich mehr gekümmert haben als die Romanen. Daher
setze ich dem Satze Lucian Müllers accentus vis nulla mein
accenius anima versus auf alle Zeiten entgegen.
Da die Bildung des IV. Fußes des Hexameters bei den
römischen Dichtern ein eigener Aufsatz eingehend behandeln
wird, drucke ich den folgenden Anhang ohne Kommentar ab.
Die Bildung des IV. Fußes des Hexameters im Heptateuchos
habe ich in den Prager deutschen Studien, 8. Heft, S. 50 — 57,
vor kurzem dargelegt. Die Vergleichung der gewonnenen
Ergebnisse fbrdert manche Überraschung zu Tage.
Beiträge rar UteiniBchen Metrik.
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34 III. Abhandlang;: Cor nu.
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Arm&qae and ärment&qae im Hexameter.^
1.
Die Feststellnng der sprachlichen Hebungen ist die erste
und wichtigste Aufgabe der Metrik. Erst nach voUkommener
Lösung derselben ist die Gliederung des Verses zu untersuchen.
Die Bestimmung der Hebungen setzt die Kenntnis der Akzente
voraus^ durch welche zum Teil auch die Nebenhebungen zu er-
mitteln sind.
Zugleich mit der Sprache entsteht der Rhythmus.
Keinen andern als den eigenen braucht sie. Andere He-
bungen als die sprachlichen gibt es daher nicht. Ein Wort
kann niemals mehr als eine starke Hebung haben, welche mit
dem Wortakzent zusammenfilllt und welche wir Wortakzent zu
nennen pflegen. Schwache Hebungen können in einem Worte
mehrere sein. Die starke Hebung oder der Akzent bestimmt
nach vor- und rückwärts die Stelle der schwachen Hebungen.
Im Worte ^ sind die Hebungen unveränderlich. Sie haften fest,
wo die Sprachentwicklung sie einmal hingetan hat. Eine sprach-
liche Senkung kann nie zu einer Hebung werden, nur eine
sprachliche Hebung kann durch eine andere von gleicher Stärke
oder eine stärkere zu einer Senkung werden. Wenn der Hexa.
meter und der Senar mit Wortverbindungen und Sätzen, wie
die folgenden:
^ Der Vortrag, den ich am 27. September 1896 gelegentlieh der dreinnd-
rierzigsten Versammlung deutscher Philologen und Schulmlnner in
K(Jln gehalten habe und worüber ein kurzer Bericht in den Verhand-
lungen, S. 166, erschienen ist, war ein Auszug aus dem yorliegenden
Aufsatze. Es sind bereits über 12 Jahre, seit er ausgearbeitet ward. An
meiner damaligen Darlegung habe ich keine nennenswerte Änderung
vorgenommen und habe davon heute nichts zurückzunehmen ; im Gegen-
teil haben mir meine weiteren Untersuchungen noch schlagendere Be-
weise zugeführt. Die Zählungen wurden einer neuerlichen Durchsicht
unterzogen. Jenen, die meine Anschauung über den klassischen Versbau
teilen, werden die zahlreichen Versanalysen g^te Dienste leisten. Im
Verhältnisse zu dem bearbeiteten Stoff nehmen sie übrigens nur einen
geringen Raum ein.
* Hier ist ,Wort' im Sinne einer einzelnen bestimmten Wortform gebraucht,
so daß perficere als ein von perßcU verschiedenes Wort gilt
Beiträge cur lateinischen Metrik. 35
ferrati postes and postes ferrati^
vicinas arbes „ urbes vicinas,
mutabat merces „ merces matabat,
laadatar Carmen „ Carmen landator,
debemnr morti „ morti debemnr,
contentas viyit „ vivit contentnS;
vivebat parce „ parce vivebat,
beginnen können, so ist daraus niemals ein anderer Schluß zu
ziehen, als daß der Anfang des Hexameters und des Senars
entweder _ 1 _ 1 _ oder L 1 _ lautet. Mit anderen
Worten, es kann der erste Spondeus je nach der Wortstellung
die Betonung _ L oder L _ haben. Dieses versteht sich
eigentlich von selbst, und ich würde hier das Bemerkte nicht
gesagt haben, wenn nicht bekannte Handbücher, die gläubige
Leser finden, darüber die wunderlichsten Lehren vortrügen. Wer
für die angeführten Versan&nge eine verschiedene Betonung
je nach der Versart annimmt, hat den Beweis zu fUhren, daß
ein derartiges sprachliches Unding zu den sprachlich möglichen
Dingen gehört.
Auch zeigt mir der bekannte Vers des Juvenal:
Orandum est ut sit mens sana in corpore sano,
der mir folgendermaßen entstellt irgendwo in die Augen fiel:
Orandum est ut mens sit sana in corpore sano,
daß es Leute gibt, welche zwischen dem Bichtigen und Falschen
oder mindestens zwischen dem Gewöhnlichen und Ungewöhn-
lichen die Gh'enze nicht zu ziehen wissen.
2.
Der Metrik zweite Aufgabe, nach Feststellung der He-
bungen, ist die Qliederung des Verses nach den Sprechpausen,
die unter den Namen: Cäsar, Topm), cola und commata
bekannt sind, nicht nach Belieben, sondern wie sie von den
rhythmischen Gesetzen, welche in der Dichtung und in der
Prosa dieselben sind, gefordert werden.
Abgesehen von ganz vereinzelten Fällen, in denen zweierlei
Auffassung im Bereiche logischer und metrischer Möglichkeit
liegt, muß man aus den Gesetzen der Metrik in der Regel
klipp und klar bestimmen können, wo die Cäsur und welche
3»
36 tiL Abhandlung: Cornü.
Cäsar vorhanden ist. So wird uns z. B. die Metrik mit aller
Sicherheit bestätigen können, daß im ersten dieser Verse:
Vesper adest: jnvenes, consurgite: Vesper Olympo
Expectata diu jam tandem lamina tollit,
Catnll die bukolische Cäsar gewollt hat; daß Vergil in dem
Verse:
Uli inter sese magna vi bracchia toUant
In namerum,
die nämliche Cäsar im Sinne gehabt hat; daß Horaz in dem
Verse :
Fortanam Priami cantabo et nobile bellum,
keine andere als die Hephthemimeres gemeint hat. Daß die
Sprecbpausen, wie sie gewöhnlich in Versen wie die folgenden:
Paulatim somno fessa remittat opus. Tib.
Purpureas tenero poUice tange genas. Ov.
Tempora si fuerint nubila, solus eris. Oy.
angebracht werden, ein Hohn auf den gesunden Menschen-
verstand sind, müßten Metrik und Exegese meines Erachtens
nicht erst zu beweisen nötig haben.
3.
An einer einzigen Erscheinung des daktylischen Vers-
baues, welche wir nach allen Seiten beleuchten wollen, soll der
Beweis geführt werden, daß die lateinischen Dichter aller
Zeiten sehr wohl gewußt haben, daß der Akzent, oder besser
gesagt, die Akzente nicht ohne Bedeutung für den Versbau
sind, und daß bestimmte Akzentverhält nisse Störungen eines
bestimmten Rhythmus nach sich ziehen.
Die zahlreichen Tatsachen, welche dafür sprechen, daß
der Akzent für den quantitierenden Versbau nicht bedeutungslos
ist, will ich hier übergehen. Einige sind ja schon von andern
angeführt, wenn auch vielfach ungenügend begründet worden.
Gegenstand dieser Abhandlung soll die Art und Weise sein, wie
die lateinischen Dichter armdque^ armdvej armäne, plerdqvs
und utrdque im Hexameter und Pentameter verwendet haben.
Die angeführten Wörter sind nur Beispiele für alle Wörter
von gleichem Bau und gleicher Quantität; denn so wurden
diese Wörter gesprochen, wie die sämtlichen Zeugnisse der
Beiträge Eur Uteinischen Metrik. 37
alten Grammatiker übereinstimmend besagen.^ Da jedoch der
Zusammenhang es nicht nur erlaubt , sondern erfordert , soll
auch die Verwendung von: ärmentdquey ärmentdve, ärmentdne,
oRmentäque, alimentdvey allme^iidne von unserer Darlegung
nicht ausgeschlossen werden.
Sollte die Meinung^ daß man armaque wie cörporä ge-
sprochen hätte, noch bei einigen bestehen — moderne Gram-
matiker haben ohne jeden Grund diese Betonung angenommen
— so wird das Folgende derselben jede Stütze entziehen und
zeigen, daß diese Betonung eine irrige ist.
4.
Wörter wie die erwähnten stören den daktylischen Gang
des Hexameters, wenn sie nicht an einer Steile stehen, wo die
Störung, weil weniger fühlbar, unbedenklich ist.
Versausgänge wie die folgenden aber:
non omnia possumus omnes,
et dulcia limina mutant,
atque ordine singula pandit,
ferit aurea sidera clamor^
dum nubila ventus agebat,
et plurima mortis imago,
vocat agmina saeva sororum,
ne tempora perde precando,
haben die lateinischen Dichter niemals vermieden, d. h. der
aus einem Worte bestehende Daktylus füllt gern den vierten
und fünften Fuß aus. An dieser letzten Stelle ist ein Wort wie
limina geradezu gesucht, und man hat aus dieser Tatsache mit
Recht geschlossen, daß hier wenigstens für den Bau des Hexa-
meters eine bestimmte Stelle des Akzentes nicht bedeutungs-
los ist.
Eine dritte Stelle hat der durch ein Wort gebildete
Daktylus im ersten Fuße. Es kann zwar ein solches Wort
noch als zweiter Fuß vorkommen, aber die Beispiele sind so
selten^ daß ich einstweilen diesen Fall füglich übergehen kann.
* Gesammelt yon Fried. Scholl in: De accentn lingnae latinae S. 135 nnd
folg., XCI*— XCIV«».
38
ni. Abhandlung: Cornn.
5.
Wie steht es nun mit armäqtief armdve, armdnej plerd-
que und uirdquef Können diese Wörter dieselben Versstellen
wie timporä einnehmen ? Darüber gibt die folgende Zusammen-
stellang jede wünschenswerte Antwort. Alle Dichter von Ennius
an bis auf Rutilins Namatianus wurden zu Rate gezogen : über
140.000 Hexameter und gegen 20.000 Pentameter wurden unter-
sucht. Die gewonnenen Ergebnisse ruhen somit auf breitester
Grundlage. Ich lasse jedoch die Dichter aus, von denen uns
nur wenige Verse erhalten sind. Auf solche kann man keine
Beweise gründen. Ich bin nämlich der Meinung, daß die ge-
nauesten Forschungen, an einem und demselben Schriftsteller
vorgenommen, niemals volle Auskunft geben. Man muß ihn
nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit seinen Vorgängern,
Zeitgenossen und Nachfolgern vergleichen und zu dieser Ver-
gleichung gibt uns gerade die römische Literatur reichliche
Gelegenheit.
Hexameter.
Zahl der Verse
I
armaqntt
V
armaqne
Moren 16-SO
armentaqne
alimeotaque
Korea 11-16
ftrmentaqa«
alimentaqiift
Cicero 666
Lucretius 7393
Catnllus 474
Vergiliu«, Buc, Georg. . 3019
Vergilins. Aeneis . . . 9895
Horatins 4206
Ovidius, Met 11995
Gratins Faliscus ... 541
Manilius 4258
Germanicus 941
Persius 650
Lucanus 8060
Petronius 453
Calpumius 758
Ilias latina 1070
Valerius Flaccus . . . 5592
Silius Italiens .... 12211
Statins, Silvae .... 3321
Statius, Ach., Thebais . 10839
14
76
5
26
51
16
193
2
49
11
3
78
4
5
21
60
54
34
81
1
32
1
12
22
10
19
2
2
1
3
21
3
2
26
16
9
19
1
62
68
11
55
4
23
5
4
90
1
2
6
88
76
47
143
2
19
8
41
4
248
3
29
4
85
12
7
18
66
98
40
126
Übertrag . 86342
j 772
200
697
j 810
Beiträge zur lateinischen Metrik.
39
T
V
Moren 15-^
Moren 11-16
Zahl der Verse
armaqne
armaqae
armentaque
alimentaque
armentaque
alimentaque
Fürtrag . 86342
772
200
697
810
Jnyenalis 3837
11
5
9
15
Nemesianus 641
3
—
2
1
Jayencns 3240
8
—
2
4
Ayienns 3302
22
23
7
13
AasonioB 2176
8
2
12
4
Prudentins 5003
5
4
12
11
Panlinns Nolanus . . . 6287
41
11
14
7
Ciaudianus 9012
106
11
89
70
119839
976
256
844
935
Distiolia.
a) Hexameter.
Zahl der Verse
I
armaqne
V
armaqne
Moren 15—20
armentaque
alimentaque
Moren 11-16
armentaque
alimentaque
Gatullus 323
Tibullus 690
Lygdamus 145
Propertins 2018
Ovidius,Ep 1809
Am 1230
De med. fac. . . 60
Ars am 1170
Rem. am. . . . 407
Fast! 2484
Tristia 1766
Ibis 321
ExPonto . . . 1699
Consolatio ad Liviam. . 237
Priapea 100
Petronius 66
Martialis 2950
Ausonius 918
Prudentins 182
Panlinns Nolanus . . . 662
Ciaudianus 340
Avianus 329
Butilius Namatianus . . 356
1
3
2
17
18
7
2
10
1
21
27
8
17
2
1
8
1
3
7
1
1
2
3
2
1
1
5
1
2
7
7
4
1
9
1
2
5
7
2
34
11
1
13
1
50
20
11
4
1
15
3
2
2
20102
156
16
48
168
40
III. Abhandlang: Cornu.
b) Pentameter.
Zahl der Verse
ftnnaqo«
ftlB enter FaB
4er eraten Halb-
Mile
armaqoe
sie enter Fni
dersweitenHalb-
seiie
Catullns 323
Tibullus 690
Lyg^damus 146
1
20
4
85
60
37
2
45
9
97
62
9
66
11
1
1
25
6
2
4
14
7
1 8
1
6
23
7
2
17
64
24
1
9
1
1
21
3
1
1
Propertins 2018
OWdius, Ep 1809
Am 1230
De med. fac 60
Ars am.' 1170
Rem. am 407
Fasti 2484
Triatia 1766
Ibis 321
Ex Ponte 1599
Priapea 100
MartlaliB 2950
AusoniuB 918
Prudentius 132
Paulinus Nolanns 662
Claudianus 340
Avianns 329
Butilius Namatianus 366
20102
616
171
6.
Deatliclier als alle Worte sprechen diese Zahlen. Sie
geben uns eine vielseitige Belehmng.
Erstens ist daraas ersichtlich, daß que mit den Jahr-
hunderten immer seltener und seltener wird. Namentlich die Spa-
nier Martial, Juvencus und Prudentius machen davon spärlichen
Gebrauch. Später werden wir sehen, daß Seneca hierin im jam-
bischen Trimeter mit ihnen übereinstimmt. In der Nachahmung
der älteren zeichnet sich Avienus nicht durch ein besonderes
Geschick aus; denn zu der Häufigkeit von armaque im ersten
und ftlnften Fuße steht in keinem Verhältnisse die seltenere Ver-
wendung von aitnentaque und alimentaque in den Moren 15 — 20.
Beiträge sur UteinUchen Metrik. 41
7.
ZweiteDS zeigt das Verzeichnis bei allen Dichtern, die in
Betracht kommen, d. h. bei allen denen, von denen wir eine
größere Anzahl von Versen haben^ ungleich mehr Beispiele von
armaque im ersten als im fünften Fuße.
8.
Drittens verraten die Dichter in den Distichen eine große
Vorliebe fUr armaqtie als ersten Fuß des Hexameters, aber
eine noch größere fbr armaque als ersten Fuß der ersten Fenta-
meterhälfte und vermeiden keineswegs ein solches Wort als
ersten Fuß der zweiten Vershälfte. Ovid hat sogar neun Pen-
tameter wie die folgenden:
Fasti I 2
Lapsaque sub terras ortaque signa canam = IV 12. .
U 644
Binaque serta tibi binaque liba ferunt.
III 284
Vinaque dat tepidis salsaque farra focis.
Die übrigen stehen Tristia I 2 18, 9 50, V 4 2, Ex Ponto
n 2 96, Ep. XV 48.
Am seltensten findet man armaque als fünften Fuß des
Hexameters. Es kommt je einmal bei Lygdamus, Properz, in
der Consolatio ad Liviam und bei Martial, siebenmal in den
gesamten Distichen des Ovid und fünfmal bei Ausonius vor,
was besonders auffUIig ist. Bei Catull, TibuU, in den Priapea,
bei Petronius, Prndentius, Paulinus Nolanus, Claudian, Avianus
und Rutilius Namatianus fehlt armaque als fünfter Fuß des
Hexameters ganz und gar. Damit stimmt es überein, daß
armentaque und alimentaque in den Moren 15 — 20 viel spärlicher
auftreten als im Hexameter unter Hexametern. Properz hat 2,
Ovid 31 (dagegen 55 in den Met.), Martial 7 Beispiele (dagegen
15 im vierten Fuße).
Der Grund dieser Seltenheit ist im Wesen des Distichons
zu suchen; denn Hexameter und Pentameter bilden in der Regel
zwei für sich bestehende Zeilen; der Sinn am Schlüsse des
Hexameters greift nicht allzuoft hinüber.
\
42 III. Abhandlung: Corno.
9.
Viertens — und dieses ist der wichtigste Nachweis —
fehlt, wie die Übersicht zeigt, armaque als vierter Fuß.
Man findet Worte von gleicher Betonung wohl als vierten,
auch als dritten und zweiten Fuß, aber die Beispiele sind so
überaus selten, daß sie bei der Beweisführung nicht in Betracht
kommen und sämtlich nur der Merkwürdigkeit halber hier an-
geführt werden:
Ennius 38
Vires vitaque corpu' meum nunc deserit omne.
Lucret. V 1025
Sed bona magnaque pars servabat foedera caste.
Hör. Sat. I II 123
Candida rectaque sit, munda hactenus, ut neque longa
Nee magis alba velit quam dat natura videri.
Hör. AP. 52
Et nova fictaque nuper habebunt verba fidem, si
Graeco fönte cadent parce detorta.
Ennius 230
Poste recumbite vestraque pectora pellite tonsis.
Hör. Ep. H I 88
Ingeniis non ille favet planditque sepultis,
Nostra sed impugnat, nos nostraque lividus odit.
Lucr. VI 1262
Omnia complebant loca tectaque; quo magis aestu
Confertos ita acervatim mors accumulabat.
Luc. VI 710
Siquis, quum vestris caput extaque lancibus, infans
Imposui, victurus erat; parete precanti.
Hör. AP. 63
Debemur morti nos nostraque; sive receptus
Terra Neptunus classes Aquilonibus arcet.
10.
Wenn man bedenkt, wie gern die Dichter Wörter mit
angefügtem que nicht nur wiederholen, sondern häufen, wenn
man ferner bedenkt, wie zahlreich im Lateinischen die trochäi-
schen Substantive, Adjektive und Partizipien sind, welche einen
Beiträge ear lateinischen Metrik. 43
Faß wie armaque hätten bilden können , darunter viele der
gebräuchlichsten Wörter, muß man die Konsequenz bewundern,
womit sie Wortverbindungen wie dictaque factaque aus dem
Hexameter ausgeschlossen haben.
Ein 80 gewöhnlicher Satz wie dictctque factaque sunt,
welcher bei CatuU LXXVI 7 die zweite Pentameterhälfte aus-
fUllty steht einzig da. Mit diesem oder einem ähnlichen Satze
oder entsprechendem Wortgeftige beginnt kein Hexameter und
kein Pentameter, obgleich es an Versen nicht mangelt, die
genau denselben Rhythmus wie die Worte CatuUs aufweisen.
Verse wie die folgenden , die einen beabsichtigten Kunst-
griflF verraten:
Ov. Met. V 395
Paene simul visa est, || dilectaque raptaque Diti.
Ov. Am. I 7 15
Talis perjuri || promissaque velaque Thesei
Flevit praecipites Cressa tulisse notos.
Ov. Ep. XV 201
Lesbides aequoreae, || nuptnraque nuptaque proles.
Mart. III LXIX 7
At tua, CoBConi, || venerandaque sanctaque verba
A pueris debent virginibusque legi,
wie leicht wäre es gewesen, sie in großer Zahl zu bilden!
Die Dichter haben sie in der Regel vermieden; denn die an-
geführten sind die einzigen der Art. Wie bequem wäre es
gewesen, sollte man meinen, nach der Penthemimeres mit hera
servaqvSy fora templaque, pax bellaque, mea vestraque vul-
nera curat etc. den Hexameter fortzusetzen! Daß die Dichter
beides vermieden haben, beweist wohl zur Genüge, daß es im
lateinischen Versbau Dinge gibt, welche die Quantitätstheorie
allein nicht erklären kann.
11.
Von 272 Versen solcher Art, wie sie unter 5, S. 38—39 (V)
verzeichnet sind, haben nicht weniger als 232 die buko-
lische Cäsur, welche den Hexameter in 16 + 8 Moren gliedert,^
^ 8. z. B. Verg. O. I 127 173 480, H 43 236 251 399, UI 449 506,
IV 130; Ae. Ill 196 418, V 111, VI 625 = G. II 43, \U 3 458 498
255 526, IX 557, X 215 784, XI 638 829.
44 in. Abhandlang: Cor na.
oder^ jedoch viel seltener^ eine Abart der bukolischen Cäsur.^
Sie hat das Eigentümliche^ daß^ wo sie eintritt, der daktylische
Rhythmus im fünften und auch im vierten Fnße gewöhnlich
gestört wird.
In der Mehrzahl der Fälle haben daher die drei letzten
Füße, von den andern zu schweigen, folgenden Gang:
f n f f
Zu gleicher Zeit folgt auf die Sprechpanse nach dem
vierten Fuß ein neuer Satz oder ein neues Satzglied, welche
in dem angereihten oder in den angereihten Versen weiter ge-
führt werden (Enjambement). Somit schließen keine 50 Hexa-
meter mit starker Sprechpause am Ende des Verses.
Nach den Moren gliedern sich solche Verse mit einem
Worte wie armaque im fünften Fuße folgendermaßen:
Verg. G. 1 480 ^^ + ^
Et maestum inlacrimat templis ebTir || aeraque sudant.
II 43
Non, mihi si linguae centum sint, || oraque centum.
Ae. III 196
Continuo venti volvont mare || magnaque surgunt
Aequora.
VII 458
Olli somnum ingens rumpit pavor, || ossaque et artus
Perfundit toto proruptus corpore sudor.
Ov. Met. X 327 7 + 9 + 8
Quasque creavit, init pecudes caper, [| ipsaque cujus
Semine concepta est, ex illo concipit ales.
Luc. I 77
fratri contraria Phoebe
Ibit et oblicum bigas agitare per orbem
Indignata, diem poscit sibi, || totaque discors
Machina divolsi turbabit foedera mundi.
1 S. z. B. Verg. G. IV 407; Ae. I 248, III 619, V 237 776, X 226 700.
Beitrüge ztur lateinisehen Metrik. 45
Verg. G. I 126 4 + 12 + 8
Ne signare quidem aut partiri limite campam
Fas erat: in medium quaerebant, || ipsaque tellos
Omnia liberius nullo poscente ferebat.
Verg. Ae. V 774 10+6 + 8
Ipse Caput tonsae foliis evinctus olivae,
Stans procul in prora pateram tenet, || extaqae salsos
Projicit in fluctus ac vina liquentia fundit.
Verg. Ae, V 109 6 + 10 + 8
Munera principio ante ocolos circoque locantur
In medio, sacri tripodes viridesque coronae
Et palmae pretium victoribus^ || armaque et ostro
Perfusae Testes^ argenti aurique talenta.
10 + 6 + 8
G. IV 407
Fiet enim subito | aus horridus || atraque tigris
Squamosusque draco.
Verg. Ae. III 618 , . j -i.
° domus sanie dapibusque cruentis
Intus opaca ingens. || ipse arduus | altaque pulsat
Sidera.
Ennios 516
Fert sese campi || per caeruia | laetaque prata.
Hör. Ep. I XVI 40 ^^ + ^^
Vir bonus est quis?
Qni consulta patrum, || qui leges juraque servat.
Ennius 464 ^^ + ^^
Aversabantur semper |j vos vostraque volta.
Hör. Sat. II II 70
Accipe nunC; victus tenuis || quae quantaque secum
Afferat.
Statins Theb. II 319 4+10+10
. . . per noctem ac luce sub omni
Digerit; exedere animum || dolor iraque demens.
46
in. Abhandiang: Cornn.
Sil. Italiens III 389
6 + 8 + 10
venatibus aevam
1 ransigitar, vel more patrum || vis raptaque pascnnt.
Lucr. II 1078 11 + 13
ünica quae gignatur || et nnica solaque crescat.
Lucr. IV 75
12+12
Et volgo facinnt id
latea mssaqae ^
7ela
Et ferrugina.
Gliedenmg.
16 + 8
•
Cic. Aratea XXXII
Verg
. Ae. III 417
Ov.
Met. IX 134
Lucr. II 325
Vlll
X 291
714
VI 625
XI 476
1110
VII 3
XIV 308
III 432
458
502
IV 144
498
XV 176
777
525
685
1226
526
FastilV 87
V 103
1X557
Gratius Fal. 10
490
X215
324
874
784
Man.
IV 456
1196
XI 638
463
1289
829
Cons.
ad. Liv. 461
VI 358
Catal. XIII 7
Germ
601
771
Hör.
Ep. I VII 30
Pan. in Pis. 176
990
Carm. I IITIII 27
Luc.
I 720
Cat. LXIV 348
XI 1
II i 633
Verg. G. I 173
XVIII 8
V98
480
Tib.(
[Ljgd.) III. VI 25
428
498
Prop.
III 22 11
606
II 43
Ov.
Met. III 187
VI 269
251
532
750
III 449
V248
VII 345
IV 130
446
766
Ae. III 196
1
479
VIII 514
Beitrige sar lateinischen Metrik.
47
Lac. IX 338
SU. Ital.
XIV 214
AviennR III 200
470
XVn 476
444
739
Stat. Silm II III 12
480
Peraius V 22
VI 38
564
Petronina p. 90. 201
III I 13
703
215
30
731
p. 91. 259
IV 53
822
Ilias Iftt. 484
IV IV 96
867
1015
VIII 14
1026
Val. Flaccns I 479
Ach. I 233
1094
II 77
Theb. I 126
Aus.
115
IV 48
II 13
1X8
241
541
XV 14. 7
320
m223
32.3
323
328
XVI 24 11
333
534
Prud.
Apoth. 789
517
IV 364
idT.SjM. II377
V 217
V346
Paul.
Nol. X 229
393
VI 489
XVIII 186
572
VII 45
358
VI 27
782
XXVI 409
173
Jarenalis
IV 42
XXVII 84
350
VIII 131
412
62ß
XUI 138
XXVIII 52
753
Avienas
II 155
Claud.
V179
Vn 115
379
282
VIII 274
480
XV 523
Sil. Ital. I 592
905
XX 478
III 47
II 1227
XVII 1
IV 50
1427
XXVII 25
V 438
1439
XXVIII 616
VI 50
1786
XXVI 233
364
III 57
Carn
.■ii. XXX 128
X 131
63
456
8+j
i + 8
78
8 + 1
8 + 8
Ov. ^
[et. X 327
Val. Flacc
as III 404
48
IIL Abhandlang: Cor na.
Luor. m 863
Verg. G. r 127
III ö06
Ae. I 24«
Hör. Sdt. I IX 72
Ep. I VI 17
Luc. VI! 330
Verg.
Verg.
Ov.
y862
G. II 236
Ae. V 111
X226
G. U 399
Met. V 446
Lucr. IV 128
Verg. Ae. V 237
775
VII 498
Hör. Cva. I. UITIII 27
4 + 12 + 8
Persms VII 15
Val. Flaccos II 226
V 173
Vni 163
264
SU. Ital. II 331
Stat. Silvae V 54
6 + 10 + 8
Verg. Ae. X 700
Hör. AP. 66
183
Ov. Am. I 14. 51
7 + 9 + 8
Ov. Met. X 327
Luc. I 79
10 + 6 + 8
Ov. Ü^t. VII 64
1X369
X339
424
XII 424
Stat. Ach. I 129
Theb. XII 447
694
778
Javenalis XUI 117
Aus. Mos. 146
Luc. IV 287
Stat. Silvae II. II 19
Paul. Nol. IX 15
Claud.Cara. »1.1X29
Luc.
V456
Ov. Am. UI 4. 25
Fasti II 823
Val.Flaccu8VUI274
Sil. Ital. I 618
1X399
4+6+6+8
Hör. SatTl^ 1X72
4+6+6+8
Claud. XXr370
11 + 5 + 8
Lucr. IT 770
1078
12 + 13
Lucr. IV 75
EnniuB
Lucr.
464
516
1604
14 + 10
Lucr. II 1050
VI 915
1170
Verg. Ae. IX 44
Beiträge zur lateinischen Metrik.
49
14 + 6 + 4
Verg. Ae. II316
Hör. Sat. II II 70
6 + 8 + 10
Val. BWcas II 165
6 + 8 + 10
Sil. ItalicuTni 390
10 + 14
Lucr. IV 533
VI 1032
Moretam 52
Aus. XVI 24 11
10 + 14
(=10 + 4 + 10)
Stat. Theb. III424
Avienus II 1297
10
Lacr.
IV 1163
+ 14 (=10 + 6 + 8)
V97
1147
VI 817
Verg. G. 1 498
IV 407
Ae. III 619
Hör. Ep. I XVI 41
4 + 10 + 6 + 4
Val.Flaccu8 VIII 264
Ov. Met. 1X369
Lucr.
Persins
VI176
761
VIII 443
1X637
VI 28
ValFlaccus V 654
VII 35
4 + 10 + 10
Stat. Theb. II 319
12.
SU. Italicas XII 193
Stat. Theb. V 314
Javenalis VI 602
Avienus II 1147
1297
Prud. Apoth. 1008
Adr. Sjn. II 803
Paul. Nol. XVI 271
10 + 10 + 4
Stat. Theb. V 425
Claudianus VII 189
Die folgende Übersicht, wobei nur die Hexameter, welche
entweder die bukolische Cäsur oder eine Abart dieser Cäsnr
haben, berücksichtigt werden, legt dar, wie die Dichter den
vierten Fuß, welcher zusammen mit dem fQnften den Charakter
des Hexameters wesentlich bestimmt, gebildet, und (ür welchen
der vier möglichen Typen sie mehr oder weniger Vorliebe an
den Tag gelegt haben. Offenbar war der Wohlklang hier maß-
gebend : der wohltönendste Typus wurde auch zum beliebtesten.
1.
>.^^vyli— .«^v>_^
2.
Continao venti yolvont mare || magnaque snrgant
Aeqaora. Verg.
-.— II — ww^i^
Non mihi si linguae centam sint || oraque centam. Verg.
Sitxangsber. d. phil.-bist. Kl. 159. Bd., S. Abh. 4
50
lll. Abhandlung: Cornu.
Quo sonipes icta furit arduus |{ altaque jactat
Volneris impatiens arrecto pectore crura. Verg.
4. j^ _ II _ w w _ ^
Aere solum terrae tractabant, || aereqae belli
Miscebant flactas et vulnera vasta serebant. Lucr.
Zahl der Verse
1
- 1
2
3
4
f
__ w »^
\^ ^^
Lucretius 18
3
1
6
8
Catullua 1
—
—
—
1
Vergilius 31
16
2
8
6
Horatius 8
4
—
1
3
Tibullus (Lygdamas) . . 1
1
Propertias 1
""
—
—
1
Ovidius, Met 18
10
—
8
—
Am 2
1
—
1
—
Fasti 2
—
2
—
Gratias Faliscus ... 2
1
—
1
—
Manilius 2
1
—
1
—
Consolatio ad Liviam . 1
1
—
—
—
Germanicus 1
—
—
—
1
PanegyricuD in Pisones. 1
—
1
—
Persius 3
1
1
1
Lucanus 19
14
—
4
1
Petronius 3
2
—
1
—
Ilias latina 2
—
—
2
—
Valerius Flaccus ... 26
25
1
—
Silius Italiens .... 14
11
—
3
—
Statins 27
25
2
—
Juvenalis 4
2
—
2
—
Avienus 22
8
—
14
Ausonius 7
4
—
3
—
Prudentius 4
1
—
3
PauUnus Nolanns ... 10
3
1
6
—
Claudianus 10
10
—
—
—
240
143
4
71
22
13.
Pleraque und utraque.
Pleraque und utraque, welche wie ai*m(zque zu betonen
sind; stehen ebenfalls nur am Anfang des Hexameters oder an
Beiträge zur lateinischen Metrik.
51
der flinften Versstelle. Aber die Gliederung der 29 Verse,
welche pleraque und utraque als fünften Fuß haben, unter-
scheidet sich aus naheliegenden Gründen^ bedeutend von der-
jenigen jener Zeilen, in welchen armaque steht, wie das Ver-
zeichnis zeigt; denn von diesen 29 Versen haben nur 5 die
bukolische Cäsur. Zu Ovids Zeile, Met. XIV 568, vgl. S. 42.
16 + 8
Ov.
Met. I 766 »
Lue. III 538
Claadianus
Man.
1303
Stat. Theb. II 237
10 + 14
Carii.Bii.XXX1218
Lncr.
n681*
Ov. Met. III 323
Luc. IV 309
VI 1221
XI 479
Calp. III 75«
Verg.
Ae. III 416
Ov. Am. n 14 31»
Stat. Theb. I 533
Ov.
Met. III 255
Pan. in Pisones 196
4 + 6 + 14
Aus. Epigr. 94 5»
Val.
Fiaccns
IV 693 Statius
14 + 10
Silvae I II 230
Hör.
Ep. n 1 66»
Genn. 190 281 603
Paul. Nol. XIX 645
Verg.
Ae. V 855
Val. Flaccus 693
Germ.
6 + 8 + 10
472 I Statius Theb. XI 369
' Weil das yerallgemeinemde que, obwohl sicher mit der Partikel iden-
tiBch, doch schon sehr früh von diesen differenziert wurde; vgl. Sommer,
Laut- und Formenlehre, 8. 478.
' Ambig^um Clymene precibus Phaethontis an ira
Mota magis dictl sibi criminis, || utraque caelo
Bracchia porrezit.
* Utraque luminibns timidum micat, ]| utraque pulchro
Ezcitat ore faces.
^ fduraque Brieger.
* Utraque saeva parens, || sed tristibus utraque causis
Jactura socii sanguinis ulta virum.
* Accipe, ne dubites, || meruit manus utraque poenas.
' Vis ambas ut ames? || — Si diligat utraque, vellem.
* Si quaedam nimis antique, || si pleraque dure
Dicere credit eos, ignave multa fatetur
Et sapit et mecum facit et Jove judicat aequo.
4*
52 III. Abhandlung: Cornu.
11 + 18
Manilias 1 371
8 + 18 -f- 8
Ov. Met. XIV 568»
14.
Die bisherige Untersuchung hat bewiesen, daß ein Wort
wie armaque, welches der Quantität nach auch als vierter Fuß
sehr wohl verwendet werden kOunte, nur den ersten Fuß voll-
kommen frei hat. Denn die Verwendung von armaque als
fünfter Fuß ist in den meisten Fällen zugleich an die buko-
lische Cäsur gebunden. Die bukolische Cäsur aber ist gewöhn-
lich ein Merkmal des gestörten daktylischen Oanges.
Wenn ein Wort wie diumaque die Moren 16 — 20 auB-
fullt, so entsteht ein Vers, dessen Schluß mit dem, der die Ein-
teilung 15 -f- 9, d. h. die Cäsur Y.axa TiiapTov Tpoxoctoy aufweist,
eine gewisse Ähnlichkeit zeigt. Solche Verse sind:
Et lauri bacas || oleamque | cruentaque myrta.
Verg. G. I 306.
Ärgutumque caput || brevis alvus | obesaque terga.
Verg. G. in 80.
Nee te praetereant || nocturna | diurnaque signa,
Quae sint perspicere et propria deducere lege.
Man. II 203.
S. noch Hör. Ep. I XI 3, Ov. Met. XII 290, Man. H 815,
Columella 156, Persius IV 5 und Luc. X 330.
15.
Eng verwandt mit der bukolischen Cäsur überhaupt,
namentlich aber mit der, welche eintritt, wenn armaqtte im
fünften Fuße steht, ist die Hephthemimeres, welche sich vor
einem Worte wie armentaqiie oder alimentaque einstellt und
den Vers in 14 und 10 Moren gliedert.
Auch hier wird durch ein solches Wort der daktylische
Gang gestört und auf die Sprechpause in der Mitte des vierten
Fußes folgt entweder ein neuer Satz oder auch nur ein neues
Satzglied, welche in der nächsten oder in den nächsten Zeilen
Perstat; habetque deos pars atraque, {] qnodque deonim est
Instar, habent aiiimos.
Beitrüge zur lateinischen Metrik. 53
fortgeführt werden. Von 900 Versen zeigen etwa 730 dieses
Verfahren.
Somit haben nnr etwa 170 am Schlasse der Zeile eine
schwache oder starke Sprechpause. In der Bildung der Cäsur
weichen nnr 55 Verse ab und haben die Penthemimeres. Über
700 Hexameter gliedern sich in 14 + 10, die übrigen in
10 + 14, 4 + 6 + 14 usw.:
Lucr. V 75 ^^ + 10
Fana lacus lucos aras || simulacraque divom.
1372
Prata lacus rivos segetes || vinetaque laeta.
Verg. Ae. II 160
Tu modo promissis maneas, || servataque serves
Troja fidem, si vera feram, si magna rependam.
232
Ducendum ad sedes simulacrnm || orandaque divae
Numina conclamant.
Verg. Äe. VIII 265 ^^ + ^^
nequeunt expleri tuende
Terribilis oculos, || voltum, villosaque saetis
Pectora semiferi atque extinctos faucibus ignes.
Her. AP. 129
Rectius Iliacum Carmen deducis in actus
Quam si proferres || ignota indictaque primus.
Verg. Ae. IX 490 4-^6 + 14
Quo sequar? aut quae nunc {| artus avolsaque membra
Et funus lacerum tellus habet? hoc mihi de te
Nate refers?
Verg. Ae. VI 103 6 + 8 + 10
non ulla laborum
O virgo, nova mi facies || inopinave surgit.
878
Heu pietas, heu prisca fides || invictaque hello
Dextera.
Hör. Ep. I XIII 19
Vade, vale, cave ne titubes, || mandataque frangas.
54
III. Abhandlang^: Corno.
Verg. G. II143 7 + 7 + 10
Sed gravidae frugcs et Bacchi Massicus amor
Implevere: tenent oleae || armentaqae laeta.
Hör. Sat. II V 30 3 + 11 + 10
fama civem caasaque priorem
Sperne, domi si gnatns erit || fecundave conjunx.
Lucr.II28 10 + 4^10
Nec citharae reboant || laqueata aurataqae tecta.
Verg. Ae. III 649
Victum infelicem, || bacas lapidosaque corna
Dant rami.
Ae. XI 372
Nos animae viles^ || inhumata infietaque turba
Sternamur campis.
Ilor. Sat. II III 95 10 + 10 + 4
Virtns fama decuS; {| divina humanaque, pulchris
Divitiis parent.
Luc. I 639 11 + 3+}0
At Figulas cni cnra || deos secretaqae caeli
Nosse fuit ....
Verg. Ae. VI 325
Haec omnis quam cernis, || inops inhamataqae
Turba est.
Lucr.
Verg.
Glie
derung.
6 + 8 + 10
II 189
Verg.
Ae. II 422
Verg.
Ae. VII 693
594
721
1X384
III 4(54
III 593
X329
IV 138
V240
XI 34
988
825
205
VI 378
VI 104
655
1273
809
XII 277
G. IV 213
878
Hör.
Sat.
I I 89
Ac. II 36
VII 332
II
VIII 75
Beiträge zur lateinischen Metrik.
55
Hor. Ep. I XIII 19
XVIII 100
AP. 319
Ov. Met. I 8
508
III 292
388
425
IV 94
V425
VIII 138
1X303
461
X 118
308
363
386
XIII 729
XV 245
Ep. I 53
103
VII 175
IX 165
XIV 125
Am. I 8 111
IU6 49
Ars am. I 439
III 257
Fssti II 135
III 723
Oratios Fal. 272
496
Manilias I 62
70
II 469
472
V109
Colamella X 7
Lac. II 442
Luc. III 225
Silins Italiens I 613
545
IV 774
IV 669
V628
V 42
VI 212
105
Vm 397
170
1X406
730
X294
VI 39
XI 556
VII 539
XII 1
647
XIV 351
VIII 672
XV 105
786
109
1X201
Statins Siliae I IV 68
917
III 53
X 41
60
500
Ulli 23
Petronius S. 88 126
IUI 76
liias latina 823
89
1050
III 85
Val. Flaccus 1 100
IV 58
593
IV IV 83
782
VI 32
II 16
VI 133
129
207
518
212
III 66
II 118
244
145
594
III 96
IV 157
164
424
280
V219
V 42
VI 50
Ach. 1145
53
153
69
387
VII 175
391
249
461
VIII 378
702
Silins Italiens I 169
848
481
884
56
III Abhandlung: Cornu.
Statius Ach. 1 950
Stat. Theb. VIII 221
AasoninsXVI 18 14
957
661
XIX 56
II 7
1X223
XXXIV 8
87
250
Rpiif. XXV 115
107
459
Prud.
Apoth. 445
Theb. I 298
524
Idi. Sju. II 506
II 62
X 150
PauUNol. IV 10
97
174
V207
146
282
1
XIX 123
III 92
X343
209
106
578
XX 415
127
XI 313
XXI 760
136
371
Claudi
lanus III 132
576
409
325
578
460
XX 272
IV 296
528
296
311
XII 25
X286
414
78
VIII 253
V 93
667
330
740
675
475
VI 88
Martiali8VIII56 21
xvn 50
494
XI 22 7
XXI 157
VII 136
Juvenalis
VI 391
XXVIII 36
217
461
472
225
XI 103
549
505
XII 15
XXXVI 11
507
XIV 117
235
686
278
293
VIII 88
Avienus,
553
199
AuBonius
XIV 14
3 + 11 + 10
Lucr. I 322
Persius
V 91
Stat. Theb. VIII 305
Hör. Sat. IIV 31
Stat. SiUae III III 116
Ausonius XVI 19. 7
4 + 10 + 10
Lucr. 1 230
Lucr.
IV 941
Lucr.
VI 886
II 500
V 35
Verg.
Ae. I 13
III 287
VI 373
III 349
Beiträge zur lateinischen Metrik.
57
Verg. Ae. III 458
IV 275
391
V643
VI 615
Vm 475
1X490
Ov. Met. VIII 341
Fasti IV 759
ManiUos III 32
50
IV 690
779
Persias 42
Luc. VU 710
730
1X482
Ilias latina 253
Val. Flaccus I 489
IV 659
V 40
Lucr.
Lacr.
Verg.
Lac.
Val. Flacc. VIII 328
Sil. Italiens II 447
III 177
XII 380
XIV 582
XVI 687
XVII 103
Statins Silm I III 21
III 86
126
IV 7
VI 48
III III 25
IV VIII 7
VI 235
ini46
209
277
Ach. 762
Theb. I 656
II 503
7 + 7 + 10
in 1004 Verg. G. II 144
V 543 Ae. VI 72
I
8 + 6 + 10
II 699 I Lncr. VI 539
11 + 18
Ae. VI 325 \ Luc.
1639 i Stat.
IV 534
Ach. I 422
Stat. Theb. III 85
IV 488
V123
VI 94
Vn448
753
vm 130
IX 98
468
X119
224
XI 439
Ausonias
Ep. XXIV 46
Prudentias
Adr. Syu. II 551
Paul. Nol. XXI 53
803
Claudianus VII 94
XXIII 150
Ov. Met. IV 579
Stat. Theb. IX 668
Sil. Italicus VI 468
Val. Flaccus I 799
Lucr.
Verg.
II 28
III 654
Ae. III 649
V671
803
10 + 14 (10 + 4 + 10)
Verg. Ae. VIII 266
XI 243
372
Hör. AP. 130
Germ. Phaen. 39
Luc. IV 215
X204
Val. Flaccus II 527
Sil. Italicus n 73
298
58
III. AbhaDdluDg: Cor na.
Sil. Italiens III 666
Stat. Theb. IV 3
Stat. Theb. XI 470
VII 379
488
XII 115
XIV 632
V308
286
Stat. SilTM IV VI 91
350
Martialis IX 55. 3
VII 93
VII 135
Juvenalis VI 497
128
VIII 92
XIV 187
Ach. 762
169
Aosonias XIII 53
Thebais I 468
1X378
Kpiit. XVIII 9
II 503
716
Clandianus XV 186
718
X 40
VIII 479
III 497
388
XXXVI 297
16.
Mit einem Worte wie armentaque und alimeniaque im
vierten Fuße ist die Penthemimeres gegeben, welche den Vers
in 10 und 14 Moren gliedert. Nur wenige abweichende Gliede-
rungen kommen vor, darunter drei 'bemerkenswerte Beispiele
mit der bukolischen Cäsur, in 1100 Versen eine verschwindend
kleine Anzahl.
Verg. Ae. III 575 10 + 14
Interdum scopulos || avolsaque viscera montis
Erigit eructans || liquefactaque saxa sub auras
Cum gemitu glomerat fundoque exaestuat imo.
Ov. Met. X 535 4 + 6 + 14
Per juga, per silvas || dumosaque saxa vagatur.
Ov. Met. XI 326 6 + 4+14
Lingua tacet, nee vox || temptataque verba sequuntur.
Ov. Tristia IV I 77 3 + 7 + 14
Hostis, habens arcus |{ imbutaque tela veneno,
Saevus anhelanti moenia lustrat equo.
Ov. Met. XV 352 7 + 3 + 14
Nempe ubi terra cibos || alimentaque pinguia flammae
Non dabit absumptia per longum viribus aevum.
Beiträge zar lateinischen Metrik.
59
Hör. AP. 123 7 + 9 + 8
Sit Medea | ferox invictaqae, || flebilis Ino,
Perfidus Ixion, lo vaga, tristis Orestes.
Ov. Fasti I 633 ^^ + ^
Porrima placatar Postvertaqne, || sive sorores
Sire fagae comites, Maenali diva, toae.
Ov. Fasti IV 631
3 + 13 + 8
Forda ferens bos est foecandaqae, || dicta fereudo.
Stat. Theb. XII 739 10 + 9 + 5
Sic javat exanimis || projectaque praeda canesqne
Degeneresqoe lupos: magnos alit ira leones.
Mart. VII XLIV 9 10 + 9 + 5
Andiet hoc praesens |{ venttiraque turba, fuisse
Uli te, Senecae quod fait ille suo.
Ov. Tristia IV 1 77 | Luc.
Gliederung.
3+7 + 14
X 206 I Stat. Theb. VII 356
4 + 6 + 14
Ov. Met. III 300 .
Luc. 1 225
Stat. Silvae II I 6
VI 498 1
Val.Flaccus 1163
IV VI 89
X392
182
Theb. VII 621
535
558
X903
Tristia IV I 87
III 19
Claudianus XV 237
Maniiias 1 333
Sil. Italiens XV 473
XX 225
Persius IV 35
Stat. Silvae I V 23
6 + 4 + 14
X126
Hör. AP. 242
III 342
Stat. Theb. III 657
Ov. Met. II 663
IV 210
1X517
XI 326
Stat. Silvae I IV 3
XII 377
Xm 614
Theb. III 248
Claudianus VIII 533
Val. Flaccii8U398
566
XXXVI 220
60
III. Abhandlung;: Cornu.
7 + 8 + 14
Ov. Met. VII 204 I Ov. Met. XV 352 I Val. Flaccus III 25
3 + 13 + 8
Ov. ^M^t. VIII 360
XIV 568
Fasti IV 631
7+9 + 8
Hör. AP. 123
10 + 6 + 8
Lucr.^ II 985
Ov. Fasti I 633
10 + 10 + 4
Lucr. V 787
Hör. Sat. II III 95
Stat.Theb. VIII 462
6 + 14+4
Stat. Theb. III 136
6+5+9+4
Val. Flaccus 1799
Stat. Theb. II 332
17.
Längere Wörter, die zwei Fuße and mehr ausfallen,
werden bekanntlich vermieden, und wenn sie dennoch ver-
wendet werden , stehen sie gewöhnlich im ersten Halbverse.
Der Qrand dieser Erscheinang liegt im Akzente solcher Wörter.
Beispiele wie die folgenden sind überaas selten:
Lucr. III 294
Sed calidi plus est illis quibus acria corda
Iracundaque mens facile effervescit in ira.
IV 412
Interjectaque sunt terrarum milia molta.
550
Formaturaqae labroram pro parte figurat.
V 1163
Snscipiendaque cnravit soUemnia sacra.
1296
Exaequataque sunt creperi certamina belli.
VI 582
Versabundaque portalnr, post incita cum vis
Exagitata foras erumpitur et simal altam
Diffindens terram, magnum concinnat hiatum.
Hör. Ep. I VII 8
Officiosaque sedulitas et opella forensis.
Beiträge zur lateinischen Metrik. 61
Prop. IV 13 7
Pulvernlentaqae ad extremas etat femina metas.
Hör. AP. 247
Aat immanda crepent ignominiosaque dicta.
Ov. Met. I 7
ünus erat toto natarae vultus in orbe,
Quem dixere Chaos; rudis indigestaque moles . . .
X 268
Appellatque tori sociam, adclinataqne coUa
Mollibns in plnmis, tamquam sensura, reponit.
XI 434
KU illis vetitam est^ incommendataque tellns
Omnis, et omne fretam.
Stat. Theb. VII 203
Qnin etiam invitus magna olciscendaqne passis
Ant Lapithas Marti^ aut veterem Calydona Dianae
Expugnare dedi.
VUI 312
_ws-p v^_ te corrns aterqne
Circuit, 0 rerum media indivisaqne magnis
Fratribds.
XI 242
Rampe pios cnitns intempestivaqae; rector,
Sacra deam.
18.
Es ist gewiß kein Zufall ^ daß der fünfte Fuß beinahe
immer ein wahrer Daktylus ist: 1 ^ ^, viel seltener derjenige,
welcher die Betonung: I ^ ^ hatte.
Ich nehme nämlich für Zeitwörter wie die folgenden die
letztere Betonung an:
comprobat deficit permeat
concrepat devovet proterit
concutit dissidet protulit
construit excipit sufficit
continet ineipit sustinet;
dafür spricht die romanische De- und Rekomposition. Ahn-
lich ist die Betonung in den seltenen Versschlilssen^ wie:
62 III. Abhandlang: Cornn.
gens animantnm
membra animantum
mente animoqae
res reparare
plura adhibere^
wenn man von Lakrez absiebt; der sie nicht vermeidet.
19.
Die einzigen wirklichen Ausnahmen; weiche ich zu ver-
zeichnen vermag; wenn ich richtig beobachtet habC; sind die
folgenden:
aeternaque materies est Lucr. I 245
deceptaque non capiatur I 941
infernaque suppeditantur . . . corpora I 996
conexaque convenientis Efficiunt motus II 712
certareque praeproperanter III 779
errorem vitareque praemetuenter IV 823
cavereque ne inliciaris IV 1145
Ligeaque Phyllodoceque Verg. G. IV 336
Thaliaque Cymodoceque Verg. G. IV 338 = Ae. V 826
Medontaque Thersilochumque Ae. VI 483 = XII 363
Pheretaque Demodocumque Ae. X 413
perfractaque quadrupedantum Pectora Ae. XI 614
paene simul visa est; dilectaque^raptaque Diti Ov. Met. V 395
Psophidaque Cyllenenque Met. V 607
Caulonaque Naryciamque Met. XV 705
nupturaque nuptaque proles Ep. XV 201
promissaque velaque Thesei Am. I 715
Megareaque Pantagienque Fasti IV 471
Acragantaque Tauromenenque Fasti IV 475
vicinaque Caridos arva Man. IV 799
Nysaeaque per juga Bacchi Columella X 221
indignaque Mausolea Luc. VIII 697
collisaque quadrupedantum . . . corpora Sil. Ital. IV 160
venerandaque sanctaque verba Mart. III LXIX 7
perfractaque congredientum Pectora Prud. Adv. Symm. II 705
Der Daktylus hat in der Mehrzahl dieser Versschlüsse die
Betonung _ i v^ , welcher die der Wörter : Cyllenenque und
Beitrüge 2ür lateinischen Metrik. 63
Mausolea: _ 1 1 ^ genau entspricht and wofür die Beweise
leicht zu geben wären. Bei Lncrez sind die Ausnahmen am
häufigsten, bei Vergil abgesehen von quadrüpeddntum und bei
Ovid mit Abrechnung von drei eigentümlich gearteten Bei-
spielen sind es Eigennamen, welche in sich selbst ihre Entschul-
digung tragen.
Unter 1100 Versen weichen also nur 27 in der Betonung
des fünften Fußes ab, welches Ergebnis ebenfalls als ein Beweis
dafür angeführt werden kann, daß die lateinischen Dichter in
ihrem Versbau den Akzent sorgfältig berücksichtigt haben.
20.
Aus den Betonungsverhältnissen, wie wir sie dargelegt
haben, haben die Dichter kein Geheimnis gemacht. Denn es
folgen aufeinander zwei, bisweilen drei Verse mit gleichem
Schlußrhythmus. Solche wie diese, die ich Vergil entnehme,
gibt es viele:
Ae. m 575
Interdum scopulos || avolsaque viscera montis
Erigit eructans || liquefactaque saxa sub auras
Cum gemitu glomerat fundoque exaestuat imo.
V 670
Quis furor iste novus? quo nunc, quo tenditis, inquit,
Heu miserae cives? || non hostem inimicaque castra
Argivum, vestras spes uritis. en ego vester
Ascanius I
Vn 525
Sed ferro ancipiti decemunt, || atraque late
Horrescit strictis seges ensibus, || aeraque fulgent
Sole lacessita || et lucem sub nubila jactant.
Ae. vn 793
Inseqaitur nimbus peditum, || clipeataque totis
Agmina densentur campis, || Argivaque pubes
Auruncaeque manus, Rutuli veteresque Sicani.
Lucr. II 680 681,
1079 1080;
III 862—864;
V 862 863,
Lucr. yjlU— 1547;
VI 771 772.
Hör. Ep. I VI 16 17;
XVI 40 41;
64
III. Abhandlung: Cornu.
AP. 182 183.
Val. FlaccQS
IV 241 242,
Ov.
Met. I 7 8,
323 324;
402 403;
V 217 218.
IV 368 369;
Sil. ItalicQs
I 169 170;
V 276 277;
II 331 332;
VI 34 35;
V 82 83.
IX 369 370;
Statins Theb. III 163 164,
X 14 15;
424 425,
XI 37K 379;
576—578;
XV 634—636.
VII 1^5 136;
Luc.
VI 34 35;
X 281 282;
IX 569 570.
Javenalis
VIII 131 133;
Calp.
IV 90 91.
XI 33 35.
Val. Flaccus
I 478 479;
Claadlanus
XXVIII 615 616.
21.
Die bisherige Darstellang hat gezeigt, an welchen Vers-
stellen die Dichter: armaque^ armave, armane, pleraque, utra-
que, armentaque, armentave verwendet haben. Daraus ist anch
mit aller Deutlichkeit hervorgegangen, daß ßie sehr wohl
wußten, ob der Daktylus den Wert 1 ^ C^ oder den Wert
Aus der Verwendung von tempora und armaqvs in an-
deren Versen muß der Beweis erbracht werden können, daß
sie sich diese Verhältnisse stets gegenwärtig hielten.
Sehen wir nun zu, an welchen Stellen des Senars solche
Wörter anzutreffen sind.
In den 666 Senaren des Pablilius Syrus, in den 311 des
Horaz, in den 1945 des Phaedrus, in den 696 der Ora maritima
des Avienus, in den 474 des Ausonius findet man als ersten
Fuß niemals Wörter wie tempora.
In den 65 Senaren des Petronius bildet einmal robora
(p. 60 V. 6) den ersten Fuß. Bei Seneca, im Hercules Oetaeus,
welcher nicht von Seneca sein kann^ in der Octavia — in
8433 Versen — kommen allerdings als erster Fuß solche
Daktylen vo»> jedoch in überaus geringer Anzahl:
H F. 995 vulnere
1163 Hercule
Tro. 808 funere
809 oscula
Beiträge sur lateinischen Metrik. 65
Phoen. 52 corpore
Phaedra 697 Colchide*
1077 verbere
Ag. 509 navita
918 Phocide'
993 aethere»
Thyestes 85 regibus
Thyestes 791 pectore
891 funere
H. Oet. 273 utere
1263 yiscera
Oct. 146 victima
638 viscera
789 reddere*,
wozu jedoch: Thesea Phaedra 148, Atrea Thyestes 486, und
Troade8 Ag. 660 nicht gerechnet werden dürfen, weil diese
Wörter zweifelsohne ihre griechische Betonung beibehielten.
Unter den 1491 Trimetern des Prüden tios kommen nur
zwei vor, wo talia den ersten Fuß bildet (Peristephanon X,
Passio Romani martyris 791 841); in einem einzigen unter 719
Versen hat Paulinus Nolanus comibua am Versanfange ver-
wendet (XXmi 883).
Die Seltenheit der Beispiele ist geradezu ein Beweis ihrer
Fehlerhaftigkeit.
Nur einmal hat Seneca an der ersten Stelle des Senars
einen Daktylus in seiner kräftigsten Form gewagt:
Oed. 263 Quidquid ego fugi . . .
Wenn bei der Bildung der Füße die Quantität allein in
Betracht käme, so ist nicht einzusehen, warum weder tempora,
noch omnis a\mory ille lo\cu8, aerta de\dit^ mordet e\quu8y
vertit i\tery turba fu\rit usw. die erste Dipodie des Trimeters
beginnen dürfen.
Man empfand es offenbar als eine Inkonsequenz in der
Wertung, daß ein Wort wie tempora gegen Schluß des Verses
als wahrer Daktylus: I ^ C^, dagegen am Anfang als Ersatz
des Spondeus: L _ gebraucht würde, welcher entweder nicht
^ Voransgesetzt, daß Ccichide^ Phodde^ aeüiere mit der lateinischen Dekli-
nation aoch die lateinische Betonung angenommen haben.
* Wie früher gesagt (8. 61), nehme ich an, daß die zusammengesetzten
Zeitwörter exeidit Tro. 204, concipü Tro. 1101, invocat Phoen. 283, con-
gerit Med. 706 nicht dieselbe Betonung^ haben als vulnerh usw. Ich
habe sie daher im Texte nicht erwähnt.
8ttxiiDgBb«r. d. pbil.-hiit. Kl. 159. Bd. S. Abh. 5
66 In. Abhandlung: CornU.
aufgelöst wird oder allenfalls nur durch einen Anapäst mit der
Betonung ^ w 1 ersetzt werden darf.
22.
Ist das Gesagte richtig, so muß der Senar es auch be-
stätigen. Man findet in der Tat ein Wort wie armaque oder
wie armentaque nie an dessen Schlüsse. Wie wäre das aber
möglich, wenn man armaque und armentaque wie corpora und
serpentihuB betont hätte?
23.
Am Anfange müßte armaque ohne weiteres erlaubt sein.
Leider wird hier die Sicherheit der Ergebnisse durch die ge-
ringe Anzahl der Beispiele beeinträchtigt. Denn bei Publilius
Syrus, Horaz, Phaedrus und Seneca, im Hercules Oetaeus und
in der Octavia fehlen sie gänzlich. Die spanische Heimat des
Seneca mag dafür den Grund abgeben. Nur Petronius ermög-
licht es uns, den Gebrauch eines Wortes wie armaque als ersten
Fußes des Senars zu belegen. Er hat die zwei folgenden
Beispiele:
p. 60 23:
Iterum tamen confirmat invalidam manum
Altaque bipenni latera pertemptat.
tumida consurgunt freta
Undaque resultat scissa tranquillo minor.
24.
Alle sonst hierher gehörigen, sehr spärlichen Beispiele
der Verwendung eines solchen Wortes bei Petronius (p. 60 5,
p. 61 50), bei Seneca (HF. 602 oraque, 727 verane est fama?,
1213 saxaque, Medea 26 verbaque, Phaedra 545 saxaque^ 864
siccine?, 1110 hoccine est formale decus?, 1175 verbaque, Oed. 99
saxaque)^ im Herc. Oet. (895 fataque, 1358 tantane inventa
est lues?y 1765 regnaque), in der Octavia (172 membraque), stehen
an einer und derselben Versstelle, welche durch die folgenden
Trimeter angedeutet ist:
Aciem reflectat oraque in caelum erigat. HF. 602
Ades parumper verbaque exaudi mea. Phaedra 1175
Beiträge zur Uteioischen Metrik.
67
25.
Noch eins hat sich aus der vorliegenden Untersuchung
ergeben^ nämlich der Nachweis, daß alle Dichter mit Ausnahme
des Ennius, Cicero und Lucrez und des späteren Avienus,
welcher sich die älteren Dichter zum Muster nahm, vermeiden,
que an ein mit kurzem e schließendes Wort anzufügen. Ich
gebe hier alle Beispiele, welche mir begegnet sind:
tacereque Ennius 250
ipseque Cic. Aratea 204
menteqne Cic. De cons. meo II 3
audireque Lucr. I 134
penetraleque frigus I 494
mutareque
obstareque
clamoreque
lacrimareque
penetrareque
ridereque
ferreque
viventeque trunco
certareque
esseque
satiareque
spien doreque
vitareque
foedareque
spirareque
cavereque
recreareque
muliebreque saeclum
suadereque
I 666, III 163
I 973, II 280
II 327
II 420
II 460
II 983
III 432
III 654
III 779
III 863, V 874
III 1004
IV 96
IV 823
IV 844
IV 988
IV 1146
V759
V 1021
V 1052
aereque
ardoreque
turbareque
umoreque
saporeque
insistereque
exireque
pulsareque
leve tenveque
videreque
ipseque
servareque
ipseque
saepeqae
taleque
fineque
audireque
ipseque
omneque . .
V1289
VI 273
VI 370
VI 378
VI 780
VI 836
VI 886
VI 1053
VI 1170
Culex 305
Catal. XIII 7
Hör. Sat. I I 89
Tib. I V 11
I vmio
Prop. III VI 26
Ov. Met. XIV 24
Manilius II 479
Avienus II 1600
caelum III 63
indeque
III 444 480 703 882 867
culpareque Adv. Marcionem II
legeque IV
esseque V
Horaz, TibuU, Properz, Ovid und Manilius haben zu-
sammen nur sechs Beispiele von einem an ein mit kurzem e
schließendes Wort angefügten que. Auch nicht ein einziges
Beispiel haben die anderen Dichter. Nur der unbekannte
Verfasser des Gedichtes gegen Maicio weist drei Fälle der
Art auf.
6*
68 III. Abhandlang: Cornu.
Die Prosa, wie ich mich überzeagt habe, verfahrt nicht
anders als die Dichter, aber die Untersachung habe ich nur
soweit geführt, daß ich das Verhalten des Saunst, des Petro-
nins (ein Beispiel) und des Tacitos näher angeben kann.
26.
Das Vorgebrachte hat ein Mehreres erledigt. Der Haupt-
sache nach war es ein Beitrag zur Gliederung des Hexameters.
Diese Gliederung beweist aber, daß die römischen Dichter
aller Zeiten sich um die Stellung der Akzente und keineswegs
um die Quantität allein gekümmert haben, was kein Versbau
jemals getan hat, da doch überall Hebung und Senkung, die
vom Akzente abhängig sind, in Betracht kommen.
Die sorgfältige Beobachtung der Quantität aber war ein
Schutz gegen die Verrohung der Kunst. Wird die Quantität
nicht mehr in Rechnung gebracht, so ist auch die Aufstellung
von Füßen eine unmögliche Sache.
In der Einleitung zu dem II. Bande der ^Opuscula philo-
logica% welche vom 6. April 1868 datirt ist, nennt Friedrich
Ritschi (S. XI) den Akzent den mächtigsten und ideellsten
Faktor der plautinischen Verskunst, wo er ist, wie ,der Geist,
der über den Wassern schwebt'. Weiter bemerkt er (S. XIII)
in bezug auf Corssen, daß es ,sehr gewiß ist, daß gerade das
Kapitel seines Buches über Aussprache, Vokalismus und Be-
tonung der lateinischen Sprache, worin der angebliche Beweis
geführt wird, daß der Wortton auf den Bau des altrömischen
Verses g^r keinen Einfluß gehabt habe, in der Wissenschaft das
kurzlebigste von allen sein wird'; denn ,er hält die Teile in
seiner Hand, fehlt leider nur das geistige Band', fügt Ritschi
mit Recht hinzu. Endlich sagt er (S. XV): ,Wir halten das
von Bentley und Hermann erhobene, von Lachmann gebührend
geehrte Banner mit ruhiger Uberzeugungstreue aufrecht nach
wie vor.'
Obgleich Ritschi diese Worte nur mit Bezug auf den
plautinischen Versbau schrieb, bin ich selbst der Überzeugung,
daß sie für jede Art von lateinischen Versen gelten^ und folge
getrost dem Banner dieser Männer.
Beiträgfe zur lateinischen Metrik. 69
m.
Zq dem Tierzehnsilblgen Hexameter der seehszeillgen
BStsel.
Als Alexander Riese die Aenigmata codicis Bernen-
sis 611 am Ende des ersten Bandes der Anthologia latina
(S. 351 — 370) im Jahre 1894 zum zweiten Male herausgab,
habe ich versucht, mir die Verse der Rätsel zurecht zu legen
und in meinem Handexemplar der Anthologie eine Analyse der-
selben eingetragen. Ich tat es, ohne die schon weit bessere Aus-
gabe von Wilhelm Meyer zu Rate zu ziehen, welche im sieb-
zehnten Bande der Abhandlungen der philosophisch-philologi-
schen Klasse der k. bayr. Akad. der Wissensch. (S. 417 — 430),
München 1886, erschienen war, und sah zu meiner Freude, als
ich sie zur Hand nahm, daß er viele Verbesserungen vorge-
nommen hatte, welche mit den meinen übereinstimmten. In be-
zug auf den Versbau verglich ich dann meine Ergebnisse mit
der Darlegung des damals noch in München lebenden Gelehrten
und merkte bald, daß ich ihm in keineswegs unwesentlichen
Dingen nicht zustimmen könne. Vor kurzem habe ich wiederum
die Analyse des Jahres 1894 angesehen und fand nicht, daß
ich damals Unrecht gehabt hätte und daß die Veröffentlichung
meiner damaligen Beobachtungen inzwischen überflüssig ge-
worden wäre. Im Jahre 1905 hat Meyer in den Gesammelten
Abhandlungen zur mittellateinischen Rythmik, Bd. H, S. 162
— 178, die Rätsel neuerdings abgedruckt und zu den früheren
Verbesserungen manche neue hinzugefügt, so daß seine Recensio
gegenüber dem Drucke des Jahres 1886 und dem Texte Rieses
einen wesentlichen Fortschritt bedeutet. Der folgenden Dar-
legung liegt sie zugrunde.
Die Quantität.
Meyer behauptet, Gesammelte Abhandlungen II, S. 15, daß
der Dichter der Rätsel für die sechste Hebung quantitäts-
lange Silben gesucht, sich somit mindestens an dieser Versstelle
um die Quantität gekümmert habe. Wenn so, dann nur um
die Quantität, welche zu seiner Zeit die übliche war. Von
70 III. A.bbandlung: Cornu.
Tullins ^ oder von wem immer die Rätsel stammen mögen, ist auch
nichts anderes zu erwarten, und wir dürfen ihn gerade deswegen
loben, weil er dadurch die Sprache nicht verfklschte. Wer sich so
viele Vulgarismen entschlüpfen läßt, worüber Meyer II S. 160
ausführlich, jedoch nicht erschöpfend berichtet, kennt gewiß
keine andere Prosodie als die eigene und die seiner Zeitge-
nossen. Wenn man auf die eingetretene Kürzung der langen
Vokale vor und nach dem Akzent und auf die Dehnung der
kurzen betonten Silben Rücksicht nimmt, ist der flinfte Fuß
mit wenigen Ausnahmen fast immer korrekt. Nach Meyer 11
S. 15 befinden sich im sechsten Fuße unter den 234 vorhan-
denen zweisilbigen Schlußwörtern nur 11 oder 12 mit kurzer
vorletzter Silbe (locis IV 1 und LXI 1, vetor VII 2, ego IX 1,
loco IX 6, valet X 6, edit XV 5, caro XVI 5, cupit XLII 4, vias
XLIX 4, fugiens LVII 2, nocent LIX 5) während im Schluß
der ersten Halbzeile unter 270 zweisilbigen Wörtern 105 mit
kurzer vorletzter Silbe stehen. Daraus folgert er, daß der
Dichter sich noch um die nach unseren Begriffen richtige Quan-
tität im sechsten Fuße gekümmert habe. Die geringe Anzahl
von zweisilbigen Schlußwörtern, bei denen die alte Quantität
nicht gewahrt ist, mag allerdings auffallen. Gegen die bessere
Beobachtung der Quantität in der Bildung des sechsten Fußes
spricht aber die Verwendung der eben angeführten und anderer
gleichwertiger Wörter im dritten Fuße unmittelbar nach der
häufigsten Cäsur, im vierten und namentlich im fünften Fuße,
wie folgende Beispiele zeigen: C7'eat urendo II 1, turpi me modo
relinquunt V 4, p7'0 bonis mala redduntur V 5, semper qui
mihi coaevus VIII 2, sine pari Q'oganti XXV 6, cava latebris C.
XXXII 2, manu dimissa XXXII 5, vernoque simul et aestu
XXXIX 4, calle quas iero frequenti XL VI 4, gero figuras
XL VIII 1, efficior statim maior a patre qui nascor XLIX 2,
poteatas data per omnes L 4, satis amanti L 6, in venire fero
parentes LI 3, in conceptu numquam amplexu viri delector
LH 2, unu8 et ego sorori LVI 1, hujua et ego maritus LVI 2,
re» cunctis fero mirandas LX 3, nee gravor onustus LX 4.
Meiner Ansicht nach bestand im achten oder siebenten Jahr-
* Vgl. Paul von Winterfeld, Observationes criticae III im Philologus,
Bd. LVIII, 8. 289—290.
Beiträge xur lateinischen Metrik. 71
hundert; ja schon viel früher, zwischen den zweisilbigen
Wörtern, die einst den Wert !_ _ hatten, und den Wörtern mit
der einstigen Messung L ^y L ^ und 6 s^ kein Unterschied
mehr.* Diesen vier Wertungen entsprach eine einzige ^ w, die
allein dem Dichter zur Verfügung stand. Die Folge war,
daß der Ersatz von Hebungslängen wie Ztio;, rex^ res durch
zwei Kürzen nicht mehr vorgenommen werden konnte. Für
die Kürze der zwei ersten Silben in Wörtern wie sapienti, ca-
piatur^ numerare, welche er im zweiten Teile des Verses gänz-
lich ausschließt, nicht aber im ersten, mag er noch ein Gefühl
gehabt haben. Wichtiger ist jedoch die Tatsache, zu der ich
durch eine Untersuchung des Versbaues der späteren römischen
Dichter gelangt bin : je näher die Dichter dem Zeitalter stehen,
in dem der Verfasser der Rätsel lebte, umso seltener ist der
Ersatz einer Hebungslänge durch ein Wort von zwei Kürzen.
Der Untergang der alten Kürzen in den zweisilbigen Wörtern
war somit von langer Hand vorbereitet. Die natürliche Folge
war, daß die Verse, weil die Auflösungen nicht mehr stattfinden
konnten, fast immer die gleiche Anzahl von Silben erhielten.
Den Zeilen fehlt also die Mannigfaltigkeit der Füße, durch die
sich der klassische Hexameter auszeichnet. Diesen Mangel teilen
die Rätsel mit zahlreichen Gedichten aus früherer Zeit, welche
die Quantität der Silben entweder wirklich oder nur noch
scheinbar beobachten.
Damit der Leser das Verhältnis der vierzehnsilbigen Hexa-
meter der Rätsel zu den früheren von gleicher Silbenzahl besser
erkenne, behalte ich bis auf die drei oder vier ersten Silben
der ersten Halbzeile die üblichen Bezeichnungen der Füße in
meiner Darstellung bei.
Die Füße.
In bezug auf die Betonung der Füße ist folgendes zu
sagen. Der sechste Fuß hat die Betonung 1 1^ und besteht
nie aus zwei Wörtern. Vor der Cäsur setzt der Dichter der
Rätsel unbedenklich . non surriy non sunt, mors est, par est :
prior illo non sum VIH 2, masculus qui non sum XXI 1, viia
^ Sieh Onindriss der romanischen Philologie I. Band, Zweite Auflage,
8. 467. Die Dehnung der kurzen Vokale in freier Stellung reicht nach
W. Me/er-Lübke 1. 1. bis in das 4. Jahrhundert zurück.
72 III. Abhandlang: Coro u.
mihi mors est XXX 3^ opes mihi non sunt XL 5, quarum mihi
mors est LV 3, infantia par est LVIII 6. Im gewöhnlichen
Hexameter waren die so gebildeten Schlüsse erlaubt.
Der fünfte Faß hat die Betonung i w ^ . Die einzige Aus-
nahme ist perUtrat umhram VI 1, vgl. noctis videre ten^bras
LVII 1, denn im 32. Kätsel, 3, ist si non absörbuero matrem
zu lesen^ wenn nicht absorbsero vorzuziehen ist, woran Brandt
S. 104 auch schon gedacht hat, und im 36. Rätsel, 2, ist nach
CB sub tellore vivunt — nicht tellüre, wie Meyer S. 160 und 171
schreibt — zu schreiben, indem telhis, welches tellüs geworden
war, wie corpus corporis^ tempus temporis, fundus *fundoris
dekliniert wurde. In miros efficio sapores XLV 5 ist efficio
sicher unrichtig und wird durch AVC nicht gestützt; dagegen
sprechen auch efßcior dura, multos quae faeio molles XLII 2,
reficio multos LV 3, parturio multos XXI 2, concipio prolem
VIII 4, concipio matrem XXXVIII 4, malos recipio tecto LX 6,
und noch andere Stellen, welche ich unerwähnt lasse. Die
richtige Lesart ist noch zu finden; vgl. Gesammelte Abhand-
lungen zur mittellateinischen Rythmik, S. 13. Nie werden der
fünfte und sechste Fuß durch Wörter wie decipiatur, solliciiare,
intemeratus gebildet. Der Dichter der Rätsel steht hierin hoch
über der späteren Barbarei, welche solche mißverstandene Uexa-
meterschlüsse mit großer Vorliebe verwendet.
Der vierte Fuß hat entweder die Betonung 1_, und in
dem Falle hat die erste Silbe der zweiten Halbzeile eine schwache
Hebung, oder er hat die Betonung _1, dann ist die bezeich-
nete Silbe hochbetont. — Wenn in dem Halbverse pendens
meos servo parentes XXXVIII 5 meos C richtig ist, so muß es
einsilbig gelesen werden. Gegen die Einsilbigkeit sprechen
aber folgende Halbzeilen, in denen meo und meos zweisilbig
sind: meo dum siabulo versor IV 4, meo se lateri jungat X 3,
meos inter cibos XXI 6.
Die erste Halbzeile ist weniger strengen Gesetzen unter-
worfen. Der erste Fuß hat die mannigfaltigsten Betonungen;
der Anapäst ist häufig; ebenso andere dreisilbige Füße, welche
im gewöhnlichen Hexameter verpönt sind. Der zweite Fuß
hat die Betonung _ I I v^ II ; für den Spondeus kann auch der
Anapäst ^^L \ ^W stehen. In diesem Falle ist der erste Fuß
zweisilbig. Hiebei sei bemerkt, daß die richtige Abgrenzung
Beiträge xur lateinischen Metrik. 73
der zwei ersten Füße nicht immer leicht ist. Am Ende der
ersten Halbzeile stehen sowohl zweisilbige Wörter^ wozu auch
non sumy non sunt, mors est, par est za zählen sind^ als anch
dreisilbige, die auf der vorletzten betont sind : tertia me fnater,
uno fixa locOj pulchra semper comisy vestibibs exutam, milia
prostemo, omnibus delector. Viersilbige oder gar fbnfsilbige
Wörter werden vermieden. Sie kommen nnr in folgenden Halb-
Zeilen vor: Vili subferrena pusillus tumulor urna XII 5, duo
generantur LIV 1, et bis iterato LIX 4, suos moderato servant
in ordine cursus LXII 4, et parturienti XXXIV 6. Viersilbige
Wörter wie die erwähnten und andere -wie florigeras, dissimilemy
uberibuSj vestigia, mirantibus stehen am Anfange der Zeilen,
wie Meyer S. 14 schon bemerkt hat. Besteht die erste Halb-
zeile aus drei zweisilbigen Wörtern, so hat eines davon einen
schwächeren Akzent. Im Anfange der ersten Halbzeile stehen
auch dreisilbige Wörter, die wie surrdcta betont sind, und sind
keineswegs an diesem Orte ,verboten^,^ denn wir finden da nicht
nur impletur VII 3 und extremos XXXIII 3, welche nicht
brauchen geändert zu werden, nicht nur annisque XIV 2 und
nullumque XV 4 — die von Meyer angenommene Betonung in
dnnis que peractis und nullum qv4 de ramis ist unstatthaft,
wie die Halbzeilen infra supraque mirantur XXVIII 6, silvis
campisque morantes XLI 4, tantique refutant XLIX 6 beweisen
— sondern auch me mater II 1 XVI 1, me pater III 1, et nullo
XIX 2, dum nascor XIX 3, et quali XX 2, et cunctas XXXIII 2,
me reddet XXXIII 5, et viam XXXIII 6, et mater XXXV 2, et
bruma XXXVI 4, sed multa XL 4, et nemo XLII 4, lauter Bei-
spiele, welche sich von surrScta entweder nicht oder nur unwe-
sentlich unterscheiden.
Die Zeilen.
Insofern die Verse die Cäsur haben, welche der Penthemi-
meres entspricht, lassen sie sich auf zwei Typen zurückfahren:
^ Vgl. Gesammelte Abhaudlnngen zar mittellateinischen Rythmik, S. 14,
wo folgendes zu lesen ist: Dagegen sind unmittelbar im Anfange der
1. und 2. Halbzeile die dreisilbigen Wörter merkwürdigen Regeln
untemorfen. Im Anfange der 1. Halbzeile ist ein dreisilbiges in der
Mitte betontes Wort wie surricta verboten, im Anfange der 2. Halbzeile
sind nur (fUnr* ist, wenn ich richtig verstehe, zu viel) diese gestattet
nnd die dreisilbigen daktylischen Wörter, wie dmnto, verboten.
• 4 III. Abhandlung: Cornn.
}l| L. \L^l \L
I XXX ^ L
XXXX L I N^
Nulluni dare victum frlgenti corpore possunif
Calida sed cunctis sälubres porrigo pastui,
Nullus me solutum^ llgatum cuncti requirunt.
II XXX - :
XXXX ^
}i\^i\^s.i\ 1
Tertia me mater duram nibllescere cogit
Me mater novellam vetus ^ di germine finxit.
Vitam dabo cunctis^ vitam «l tulero multis.
Milia prosiemOy manu dum verbero nullum.
Von diesen beiden Typen ist der zweite am häufigsten.
Über die Hälfte der Verse (192) weist ihn auf. Wie schon
Meyer bemerkte (S. 15), hat der Dichter daftir eine ganz be-
sondere Vorliebe und scheut, um ihn zu bilden , die unge-
wöhnlichsten Wortstellungen nicht, die übrigens im gewöhn-
lichen Hexameter nicht selten sind. Der erste Typus kommt
in 103 Zeilen vor. Somit haben von den 378 Zeilen, welche
die Sammlung zählt, nicht weniger als 295 Verse die Cäsur,
welche der Penthemimeres entspricht. FUr diese Zeilen allein
gilt, was P. Brandt in seiner im Jahre 1883 erschienenen Aus-
gabe der Rätsel, S. 104, sagt,* nicht für die übrigen, über deren
Bau er kein Wort verliert. Seine Worte lauten : ,Ver8Uum haec
constans est lex a Buechclero primo animadversa, ut quattuor-
decim consistat hexameter syllabis, quarum sex ante, octo post
caesuram sunt tertii pedis' (zu übersetzen durch ,nach der
Cäsur oder Sprechpause, welche den dritten Fuß schneidet', wenn
die Angabe richtig verstanden werden soll). In bezug auf die
Gliederung der Zeilen ist Meyers Darlegung etwas ausführlicher
als die von Brandt. Ich gebe sie mit einigen unbedeutenden
Änderungen wieder, welche er entschuldigen möge: , Jedes der
G zeiligen Rätsel besteht aus 3 Zeilenpaaren; jede Zeile besteht
aus 14 Silben und zerfällt in 2 Stücke; das 1. besteht aus 6,
^ Vetus steht für velere] vgl. ital. vieto, altfranz. viez, welches nnprfinglich
unwandelbar war.
' Aenigmata latina hezasticha, S. 111 — 138 des Tirocininm philologum so-
dalium regii seminarii Bonnensis.
Beiträge zur Uteinischen Metrik. 75
das 2. aus 8 Silben zu JL..^^^^^ und ^^.^J^^^^^^ auf
etwa 10 Verse trifft ein Taktwechsel rL.^-^JL oder
^^.^^ ^.^.'^ Auch Meyers ausführlichere Erörterung
ist nur für die Verse zutreffend, welche die Penthemimeres
haben. Wenn er also in seinen Ausgaben der Rätsel (1886 und
1905) mit einem senkrechten. Strich nach der sechsten Silbe
jedesmal die angebliche Cäsur bezeichnet^ so ist in einem guten
Fünftel der Zeilen (78) der Strich irreführend.* Nimmt man näm-
lich bei der Feststellung der Cäsur auf die Sprechgesetze Rück-
sicht, ohne welche es keine Metrik gibt — denn Versbau bei
Mißachtung der Sprechgesetze ist kein Versbau^ sondern Ver-
irrung — so haben 65 Zeilen die Hephthemimeres, d. h. die
Gliederung 8 + 6, und 13 haben die bukolische Cäsur, d. h. die
Gliederung 9 + 5. Alle Zeilen, welche die Gliederung 8 + 6
aufweisen, haben einen und denselben Bau:
XXX - ^ I - I I ^ II K I ^ ^ ^ I ^
XXXX 1 \ - L \ ^
Nulla me putredo tangit nee funera turbant.
Caput mihi ferrum aecat et brachia truncat.
Florigeras gero comas, dum maneo Silvia,
Opes ego nulli quaero, aed confero cunctia,
Vestigia nulla figena peramhulo terraa.
Denn faciea XXV 3 und glaciea LIX 5 zählen für zwei
Silben, wie Mejer, Gesammelte Abhandlungen zur mittellatei-
nischen Rythmik, S. 13, richtig bemerkt, und für den ersten
Fuß gilt, was wir früher S. 72 gesagt haben.
Die Zeilen, welche die bukolische Cäsur haben, sind ii^
geringer Anzahl vorhanden. Den Hexametern mit derselben
Cäsur sind sie sehr wenig ähnlich. Sie haben folgenden Bau:
^ Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen nnd historischen Klasse
der kOnigl. bayr. Akademie der Wissenschaften zu München, Jahrg.
1882, I. Band, 8. 192. Qesammelte Abhandlangen zur mittellateinischen
Rythmik I, S. 233. Sieh auch II, S. 13: ,(Des Dichters) Zeilen haben
durchans gleich viele Silben, sechs in der ersten, acht in der zweiten
Halbzeile'.
' Irreführend ist der Strich aucli im dritten und yierten Hexameter, welche
Meyer, S. 11 aus der Grabschrift des Bischofs Damianus (De Rossi, In-
scriptiones christianae, vol. sec. S. 170 [26]) anführt.
76 III. Abhandlung^: Cornu.
^ I - 1| - - III , . , ,
xxxx
Ore mihi nulla petenti pocula dantur
Quattuoi' has ego conclusa gero ßguras
Vix auferre praedam me coram latro valebit.
Schließlich sei noch bemerkt^ daß der Dichter der Rätsel
sich zwei Enjambements erlaubt hat:
Impletur invisis domus, sed vacua rebus
permanetf dum civem nullo sub pondere gestat VII 4.
Nobili perfectam forma me Caesares ulnis
efferunty et reges infra supraque mirantur XXVIII 6.
Somit ist der Bau dieser vierzehnsilbigen Hexameter etwas
mannigfaltiger, als man bisher angenommen hat. Wer der
erste war, der fUr die sämtlichen Zeilen der Rätsel eine und
dieselbe Cäsur angenommen, ob BUcheler oder Meyer, weiß ich
nicht anzugeben. Brandt an der S. 74 angeführten Stelle
schreibt die Annahme Bücheier zu. Welche Gelehrten den Bau
der Zeilen nicht erkannten, erfährt man durch Meyer, Ge-
sammelte Abhandlungen zur mittellateinischen Rhythmik, S. 13,
wo er die eigene Ansicht vorträgt, ohne sich auf einen Vor-
gänger zu berufen. Wenn ich schließlich mit meiner Auffassung
Recht behalte, deren ausführliche Begründung der Gegenstand
eines späteren Aufsatzes sein wird, daß die Cäsuren Ruhe-
punkte der Stimme im gesprochenen Verse sind, wird das
primus inveni, primus dixi für niemanden von besonderer Be-
deutung sein. Denn es kommt auf die Richtigkeit oder Unrichtig-
]f:eit des Behaupteten an. Damit aber der Leser nun die Cäsuren
oder Sprechpausen auf ihre Richtigkeit nachprüfen könne, führe
ich alle Zeilen an, die meiner Auffassung nach die Hephthemi-
meres, und die selteneren, welche die bukolische Cäsur haben.
Die andern Sprechpausen lasse ich unerörtert.
8 + 6.
Ego nata duos patres habere dinoscx>r
Nolo me contingat imber nee flamina venti
Patria me sine mundi nee ulla valebit
Mollibus horresco semper consistere locis
üngula nam mihi firma, si caute ponatur
11
115
III 6
IV 1
2
Beiträge zur lateinischen Metrik.
77
Nulla me putredo tangit nee funera turbant VI 4
Impletv/r inmsis domuSj sed vacua rebus VII 3
permanet
Dum jixceo, multos eervOj si stetero, paucos
Caput mihi ferrum secat et brachia truncat
Simili damnandoa nece dum genero natos
Qv^8 domare quiaquis valet inditstria parvus
Asperi nam lenes sie creant filii^ nepotes
Tenebris ut lucem reddanty dolori salutem
Patulo 8um semper ore nee labia jungo
Florigeras gero comaSy dum maneo ailvia
et honesto vivo modo, dum habito campis
Et redacta vili solo depono capillos
Lucida de domo lapsus diffundor ubiqus
et quali dimissu^ modo, non invenit ullus
Cereamque^ mihi domum depingit ab ore
Filios ignoto patri parturio multos
UberibuB prolem nullis enutrio tantam
Exigua mihi virtus, sed magna facultas;
opes ego nulli quaero, sed confero cunctis.
Manibus me postquam reges et visu mirantur
Nascimur albenti loco sed nigrae sorores
Multimoda nobis fades et nomina multa
Sic quae vitam dedit mater et lumina tollit
Exigt/tos conlapsa foetus pro munere fundo
Nobili perfectam forma me Caesares ulnis
efferunt, et reges infra supraque mirantw
Nullo firmo loco manens consistere possum
Versa mihi datur vice bibendi facultas
et viam quaerendi docet, qui^ nulli videtur
Pulchra mihi domus manet, sed pulchrior infra XXXVI 5
Corpore formata pleno de parvulo patre XXXVIII 1
Nam foriuna mihi manet, si tensa dimittor XL 6
Cemere me quisquam nequit aut nectere vinclis, XLI 5
Macedo nee Liber vincit nee Hercules umquam 6
XI 2
XIII 2
4
XIV 3
6
XVIIl
XVIII 1
2
4
XX 1
2
6
XXI 2
3
XXII 1
2
XXIV 5
XXVI
3
XXVII 6
XXVIII 3
5
XXX 1
XXXI 3
XXXIII 6
* *iW C. * Äureamque Meyer.
> ^t = quae ,dA8 Veilchen' ; der Dichter hat mOglicherweiae qui für das
weibliche quae geschrieben. Qui für quae ist an anderen Stellen über-
liefert, so XXVn 6 nach CBL, XXVIII 1 nach L, XLH 2 nach LAV.
78
in. Abbandlang: Cor na.
Publicia concepta locis in abdita ^ nascor XLIV 3
Nullum mihi frigua valet nee hrwma vilescit 5
Sed calore semper molli sopita f atigor 6
Reddo libens omnes eacasy quas aumpsero lambens XLV 2
Versa mihi pedum vice dum capita currunt
Nullus mihi comam tondet nee pectine versat
Aspera dum nascor cute producor a matre
Sonitum intacta magnum de venire produco
Nullus in amore certo me diligit unquam
Dulcis esse nulli possum nee crescere juste
Me gaudere nullus potest, si terrae eoaequor
Et videre quanti volunt tantique refutant
Nee habere eorpus possum^ si vestem omitto
Duo mihi membra tantum in corpore dantur
Semine nee ullo patris creata renascor
Ubera nee matris suxi, quo crescere possem,
überibus ego meis reficio multos,
Vestigia nulla figens perambulo terras
Anima nee caro mihi nee cetera membra
Numquam uno simul toro conjungimur ambo
Nulla mihi velox avis inventa volatu
Assiduo multas vias itinere curro
Sed cum mei parvum cursus complevero tempv^
Imber nix pruina glacies nee fulgora nocent
Promiscuo per diem vultu dum reddor amietus
Pondere sub magno rerum nee gravor onv^tv^
Humidis delector semper consistere locis
Pulchrior turpentem vultum non despieit ulla
9 + 5.
Me pater ignitus ut nascar^ creat urendo
Singula si vivens firmis constitero plantis,
viam me roganti direetam ire negabo
Sed maiori possum post mortem surgere forma
Nullam ante tempus trilvstre^ genero prolem
Pulchra semper comis^ locis consisto desertiSj
XLVI3
5
XLVII 1
3
5
XLVIII 5
XLIX3
6
LI 2
LIII5
LV l
2
3
4
5
LVI3
LVII3
LVIII 1
5
LIX5
LXl
4
LXIl
LXII4
IUI
X2
XII 6
XIV 1
^ in abdito Brandt.
* Liest man mit CLA^V inluatrenij so ändert sich die Cäsnr.
' Oymi* C wäre ebenso gut.
Beiträge zur lateiniachen Metrik. 79
Ceteris dum mihi cum lignis nulla figwra XV 2
Oladio SIC mihi desecta viscera pendent XXIV 4
Numquam sine nostra nos domx) detinet ullus XXV 5
Exiguos licet mentita profero foetus XXIX 5
Ore mihi nulla petenti pocula dantur XXXI 1
Honor quoqae mihi concessus fertur ubique XXXIV 4
Quattuor hos ego conclusa gero figuras XLVIII 1
Superas me cuncti laetantur carpere vias XLIX 4
Vix auferre praedam me ccyi^am latro valebit LVII 5
Abweichend sind die Zeilen
Et amica libens oscula porrigo cunctis VI 6
Et aestivo rursus ignibus trado coquendos XXXVIII 6
qua repleta parva vellera magna produco XXVIII 2
ohne daß ich zu sagen wage, ob sie richtig oder unrichtig
überliefert sind.
(Die vorliegende Untersuchung war bereits vollendet und
nicht mehr in meinen Händen ; als der zweite Band der An-
thologia latina in zweiter Auflage mir zukam (Leipzig 1906).
Die SS. 376 — 382 bringen Nachträge zu der am Ende des
ersten Bandes abgedruckten Rätselsammlung. Außer Erläu-
terungen zum Versbau, deren Beurteilung ich anderen überlasse,
und Besserungsvorschlägen, die W. Meyer zum guten Teil vor-
weggenommen hatte, enthalten sie eine vollständige Kollation
der Berliner Handschrift 167 (= Nr. 1825 der Bibliothek
des Sir Thomas Phillips, C. bei W. Meyer, P. bei Alexander
Riese), welche W. Meyer zu seiner neuen Ausgabe schon ver-
glichen hatte.
Aus Rieses Anmerkung 3, S. 377, erfuhr ich, daß die
Handschrift der sechszeiligen Rätsel interpungiert ist. Dank
der freundlichen Vermittlung meines verehrten Kollegen Prof.
H. Schenkl unterzog sich der königl. Bibliothekar Dr. Emil
Jacobs der Mühe, die handschriftliche Interpunktion der soeben
angeführten Zeilen (S. 76—79) zu untersuchen. Beiden Herren
sei hier der Dank abgestattet.
Mit meiner Distinctio stimmt die der Handschrift C in
den folgenden zehn Zeilen überein: VII 3, XIII 2, XVIII 1,
80 III. Abhandlang: Cor na.
XXII 1, XXVIII 5, XXXIII 6, XXXVI 5, XL VIII 5, LIII 5,
LV 4. In den weit Überwiegenden Fällen stimmt das Zeichen
/ mit dem senkrechten Strich W. Meyers, ist aber deswegen
noch nicht richtig. Ziemlich oft fehlt die Interpunktion.)^
Beim aufmerksamen Lesen der sechszeiligen Rätsel, deren
Versbau ich im Anschlüsse an W. Meyers ausführliche Erörte-
rungen darzustellen versucht habe, wird jeder bald erkennen,
daß ein schwacher Schimmer der klassischen Verskunst bis
zum Dichter gedrungen ist, daß er also zu den Autoren ge-
hört, denen die Kunsttradition noch nicht gänzlich abhanden
gekommen war. Dies war auch der Grund, warum ich es der
Mühe wert erachtet habe, seinen Versbau zu untersuchen. Seine
yierzehnsilbigen Zeilen sind nichts anderes als die sprachgemäße
Entwickelung des gewöhnlichen Hexameters mit seinen wirk-
lichen, nicht mit den sinn- und sprachwidrigen, in rein dekla-
matorischem Vortrage niemals erhörten Hebungen. Im Anfange
der Zeilen erlaubt er sich Freiheiten, die dem alten Versbau
unbekannt waren. Es findet sich zwar eine Anzahl von Versen,
welche ebensogut bei irgendeinem römischen Dichter stehen
könnten, der seine Hexameter streng nach den Gesetzen baut,
wie zum Beispiel die folgenden:
I^ertia me mater duram mollescere cogit I 3
Et pia defectu me mater donat ubique HI 2
Moriua maiorem vivens quam porto laborem XI I
Uno fixa loco longinquis porrigo victum XIII 1
Sanguine dum fuso lapsis vestigia versant 6
Nullum clara manens possum concedere quaestum XIX 5
Uberibus prolem nullis enutrio tantam XXI 3
Lucrum viva manena toti nam confero mundo XXIV 1
Pollice depresso conceptas denego limphas XXXI 5
Oscula ai nobis causa figantur amoris XXXV 5
Nulla mihi virtuSj sospes si mansero semper XXXVII 3
Mordeo mordentem, morsu nee vulnero dentum 5
Corpore nam mollis duros disrumpo parentes XXXIX 2
Deprimo nam fortes, infirmos adlevo sursum XLI 2
Mordeo sed cunctos Silvia campisque morantes 4
^ Nachgetragen bei der Korrektur.
Beiträge zur lateiniBchen Metrik. 81
Beddo libens omnes escaa qtuis sumpsero lambens XLV 4
Patzer semper habet^ dives quod saepe requiret LIV 4
Ubera nee matris aiixi, quo crescere posaem LV 2
Corpore defecta velox comprendo senectam LVIII 2
Qiw movear gresau, nullus cognoscere temptat LIX 1
Aber die Annahme^ der Dichter hätte diese Zeilen für
besser gehalten als die übrigen, ist sicher unbegründet. Denn
Hexameter von viernndzwanzig Moren konnte er kaum mehr
bilden.
sitxangib«r. d. pliil.-kist. Kl. 159. Bd. 3. Abh. t
Gollob, Eduard: Verzeichnis der griechischen Handschriften in
Österreich außerhalb Wiens. (Mit 11 Tafeh.) 8®. 1903.
5 K 90 h — 5 M. 90 Pf.
Oomperz, Heinrich: Über die Wahrscheinlichkeit der Willens-
entscheidungen. Ein empirischer Beitrag zur Freiheitsfrage.
(Mit 1 Textabbildung.) 8^ 1905. 50 h — 50 Pf.
Oomperz, Theodor: Beiträge zur Kritik und Erklärung griechischer
SchriftsteUer. VIII. 8«. 1905. 80 h — 80 Pf.
IX. 80. 1907. 80 h — 80 Pf.
— Platonische Aufsätze. III. Die Composition der ^Gesetze^
8«. 1902. 80 h — 80 Pf.
IV. S\ 1906. 60 h — 50 Pf.
— Zur Chronologie des Stoikers Zenon. 8®. 1903. 50 h — 50 Pf.
Haidaeher, Sebastian: Studien über Chrysostomus-Eklogen. 8^
1902. 1 K 70 h — 1 M. 70 Pf.
Hasenöhrl, Viktor: Beiträge zur Geschichte der Rechtsbildung
und der Rechtsquellen in den österreichischen Alpenländem
bis zur Rezeption des römischen Rechtes. 8^. 1905.
1 K 60 h — 1 M. 60 Pf.
Jagie, Vatroslav : Ein unedierter griechischer Psalmenkommentar.
4^ 1906. 5 K 70 h — 6 M. 70 Pf.
Jüthner, Julius: Der Gymnastikos des Philostratos. Eine text-
geschichtliche und textkritische Untersuchung. 8®. 1902.
2 K 80 h — 2 M. 80 Pf.
Kaindl, R. F. : Beiträge zur Geschichte des deutschen Rechtes
in Galizien. I., H., UI. 8». 1906. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
IV., V., VI., VII., VIII. 8^ 1907. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
Kenner, Friedrich: Die römische Niederlassung in Hallstatt
(Oberösterreich). 4« 1903. 4 K — 4 M.
Henzel, Adolf: Untersuchungen zum Sokratesprocesse. 8^ 1902.
1 K 50 h — l M. 50 Pf.
Bzach, Alois: Analekta zur Kritik und Exegese der Sibyllini-
sehen Orakel. 8«. 1907. 1 K 40 h — 1 M. 40 Pf.
Schenkl, Heinrich: Bibliotheca patrum latinorum Britannica.
n. Band. II. Abtheilung (Schluss). Die Bibliotheken der
Colleges in Cambridge. IL (2717—2986). 8<>. 1901.
1 K 20 h — 1 M. 20 Pf.
— XII. Die kleineren öffentlichen und Privatbibliotheken, nebst
der Bibliothek von Corpus Christi College, Cambridge. 8^.
1905, 1 K 65 h — 1 M. 65 Pf.
Schuchardt, Hugo: Die iberische Deklination. 8^. 1907.
1 K 80 h — 1 M. 80 Pf.
Sedlmayer, Heinrich Stephan: Der Tractatus contra Arianes
in der Wiener Hilarius- Handschrift. Mit einem Nachwort
von Dom Gei-main Morin. 8^ 1903. 60 h — 60 Pf.
Sellin, Ernst: Teil Taannek. Bericht über eine mit Unter-
stützung der kais. Akademie der Wissenschaften und des
k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht unteniommene
Ausgrabung in Palästina. Nebst einem Anhange von
Dr. Friedrich Hrozn^: Die Keilschrifttexte von Ta'annek.
(Mit 13 Tafeln, 132 Textfiguren, 4 Detailplänen im Texte
und 2 Hauptplänen.) 4^ 1904. 13 K 80 h — 13 M. 80 Pf.
— Eine Nachlese auf dem Teil Ta^annak in Palästina. Nebst
einem Anhange von Friedrich Hrozn^: Die neuen Keil-
8chrift;texte von Ta'annek. (Mit 5 Tafeln und 49 Abbil-
dungen im Texte.) 4«. 1906. 6 K 60 h — 5 M. 60 Pf.
Sontar, Alexander: De codicibus manuscriptis Augustini quae
feruntur quaestionum Veteris et Novi Testamenti CXXVII.
80. 1905. . 70 h — 70 Pf.
Ssanto, Emil: Die griechischen Phylen. 8^ 1901.
1 K 70 h — 1 M. 70 Pf.
Thaner, Friedrich: Die literar-geschichtliche Entwicklung der
Lehre vom Error qualitatis redundans in personam und
vom Error conditionis. S\ 1900. 1 K — 1 M.
Wehofer, P. Thomas M.: Untersuchungen zur altchristlichen
Epistolographie. 8«. 1901. 5 K — 5 M.
— Untersuchungen zum Lied des Romanos auf die Wieder-
kunft des Herrn. (Aus dem Nachlasse des Verfassers heraus-
gegeben vom k. M. Ehrhard und Paul Maas.) Mit zwei
Anhängen: I. Der literarische Charakter des Hexaemeron-
hymnus Gen. 1 — 2^ 3. II. Das D. H. MuUersche Gesetz in
den Paulusbriefen. 8«. 1907. 6 K 36 h — 5 M. 36 Pf.
Wessely, Carl: Epikrisis^ eine Untersuchung zur heUenistischen
Amtssprache. 8«. 1900. 1 K — 1 M.
— Ein Altersindizium im Philogelos. 8^. 1905.
1 K 20 h — 1 M. 20 Pf.
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k. tmd K Bot' und UBiTanÜiU-BvekdivelMr ta Witn.
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der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-Historisclie Klasse.
159. Band; 4. Abhandlung.
Studien
zur
Erzählungsliteratur des Mittelalters
Von
Anton E. Schönbach,
wtrki. Mitglied« der kais. Akademie der Wissenseliaften.
Siebenter Teil:
Über Caesarius Ton Heisterbach. IL
Vorgelegt in der Sittang am 4. Desember 1907.
Wien, 1908.
In Kommission bei Alfred Holder
k. n. k. Hof- und UoiTeraitäts-Bachbändicr,
Bachb&ndler der kaiserlicheD Akademie der Wisse nachaften.
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Dimand, Bernhard: Zur mmänischen Moduslehre. 4\ 1904.
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Grienberger, Theodor v.: Untersuchungen zur gotischen Wort-
kunde. 8^ 1900. 5 K 80 h — 5 M. 80 Pf.
Heinzel, Richard: Abhandlungen zum altdeutschen Drama. 8®.
1896. 2 K 60 h — 2 M. 60 Pf.
Herzog, Eugen: Untersuchungen zu Mace de la Charit^'s alt-
französischer Uebersetzung des Alten Testamentes. 8®, 1900.
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Junk, Viktor : Ein neues Bruchstück aus Rudolfs von Ems Welt-
chronik. 8«. 1906. 75 h — 75 Pf.
Kelle, Johann v.: Ueber Honorius Augustodunensis und das
Elucidarium sive Dialogus de summa totius christianae
theologiae. 8^ 1901. 40 h — 40 Pf.
— Ueber ein in Wallerstein aufgefundenes Bruchstück der
Notkerschen Psalmenübersetzung. 8<>. 1901. 30 h — 30 Pf.
— Untersuchungen über das speculum ecclesiae des Honorius
und die libri deflorationum des Abtes Werner. 8®. 1902.
1 K — 1 M.
— Untersuchungen über das Offendiculum des Honorius,
sein Verhältnis zu dem gleichfalls einem Honorius zu-
geschriebenen Eucharistion und Elucidarius sowie zu den
deutschen Gedichten Gehugde und Pfaffenleben. 8^. 1904.
1 K 10 h — 1 M. 10 Pf.
— Untersuchungen über des Honorius Ineuitabile siue de
praedestinatione et libero arbitrio dialogus. 8^. 1905.
90 h — 90 Pf.
— Untersuchungen über den nicht nachweisbaren Honorius
Augustodunensis ecclesiae presbiter et scholasticus und die
ihm zugeschriebenen Werke. 8«. 1905. 70 h — 70 Pf.
Dasselbe. Nachtrag. 8«. 1905. 50 h — 50 Pf.
Kaddalena, E.: Uno scenario inedito. 8«. 1901. 60 h — 60 Pf.
Keyer-Lübke, Wilhelm: Die Betonung im Gallischen. 8^. 1901.
1 K 60 h — 1 M. 60 Pf.
— Zur Kenntniss des Altlogudoresischen. 8®. 1902.
1 K 70 h — 1 M. 70 Pf.
— Romanische Namen Studien. I. Die altportugiesischen Per-
sonennamen germanischen Ursprungs. 8®. 1905.
2 K 40 h — 2 M. 40 Pf.
IV. Abh.: SehOnbadV:S!Hli|OSif tt^M^ etc.
IV. .
Studien zur Erzähluugsliteratur des Mittelalters.
Yon
Anton E. Sohönbaoh»
wirU. Hitgliede der kais. Akademie der Wiseenechaften.
Siebenter Teil:
■ •
Über Caesarios von Heisterbach. II.
(Yorgelegt io der Sitzwig am 4. Desember 1907.)
feeite 6 — 10 meiner Abhandlang über Caesarias von
Heisterbach (Stndien zar Erzählangsliteratur des Mittelalters^
vierter Teil, SB. 144. Band, Nr. 9) habe ich den von diesem
Autor selbst hinterlassenen Katalog seiner Schriften abgedruckt
und dann S. 10 — 55 kommentiert. Demnach sind mir damals
(1902) von den 36 Nummern des Kataloges folgende bekannt
gewesen und von mir zum Teil beschrieben worden: 2. 11. 15.
16. 17. 18. 19. 20. 22. 23. 27. 30. 34. 35. Der S. 58 aus-
gesprochene Wunsch, es möchten die von Hartzheim in seiner
Bibliotheca Coloniensis notierten Handschriften anderer Werke
des Caesarius (a. a. O. S. 56 — 58) wieder zum Vorschein kommen,
ist teilweise in Erfüllung gegangen (a. a. O. S. 92): Professor
Dr. Alois Meister hat in der Einleitung zu den Fragmenten
der Libri VIII miraculorum des Caesarius (Rom 1901) S. XX
bis XXVII nicht bloß den Katalog und die Notizen Hartzheims
abgedruckt, sondern auch die Besultate seiner Nachforschungen
auf den Bibliotheken der Rheinlande und Westfalens mitgeteilt,
denen gemäß mehrere Schriften des Caesarius, die mir als ver-
loren galten, heute noch tatsächlich vorhanden sind. Seine An-
gaben haben es mir ermöglicht, die Handschriften der Nummern
9. 21. 31. 32. 33, die sich auf der Kölner Gymnasialbibliothek
Sitrangiber. d. p1iü.-lii>t. Kl. 159. Bd. 4. Abb. 1
2 IV. Abhandlung: SchOnbach.
und auf der Universitätsbibliothek in Bonn befinden^ nach Qraz
kommen zu lassen und hier bequem zu benutzen, wofür ich
den Verwaltungen der genannten Bibliotheken zu ganz beson-
derem Danke verpflichtet bin. Einigen Nummern des Kata-
loges von Caesarius (12. 13) hatte Hartzheim den Vermerk
beigefügt^ er kenne sie aus Handschriften der Karthäuser-
bibliothek zu Köln; es war mir nicht möglich, den Verbleib
dieser Kodizes festzustellen.
Ich erstatte also hier zuvörderst Bericht über die un-
gedruckten Schriften des Caesarius von Heisterbach, die mir seit
dem Erscheinen meiner Abhandlung zugänglich geworden sind.
Die Handschrift der Universitätsbibliothek zu Bonn K. 363,
Papier, 15. Jahrhundert, ohne Paginierung (vorn die Urkunde
eines Bamberger Notars, hinten eine Würzburger Urkunde,
beide 15. Jahrhundert, eingeklebt), enthält Nr. 9 aus dem Kata-
loge des Caesarius, die expositiuncula zur Sequenz Ave prae-
clara maris Stella (vgl. meine Abhandlung S. 15 f.). Sie wird
durch folgendes Vorwort eingeleitet:
Quoniam Beate Virginis sequentia, que sie incipit: ,Ave
preclara maris Stella etc.' tota Sacre Scripture redundat miste-
riis, adeo quidem breviter et latenter insertis, ut plerosque
eorum lateat intellectus, non inatile videtur, si eisdem aliqualis
declaratio adhibetur,^ ut illorum, qui ipsam sequentiam frequen-
tare consueverant, per hoc aliqualiter intellectus illustretur et
aflFectus ad Beatam Virginem eo frequentius excitetur. omne
quidem bonum, quo limpidius cognoscitur^ eo necesse est, ut
validius diligatur.
In primis autem notandum, quod ipsa sequentia pre re-
liquis ex quatuor privilegiis commendabilis reperitur, videlicet
ex auctoris inspirata divinitus scientia, ex verborum mistica
intelligentia, ex modulaminis suavissima melodia, ex miracu-
lorum occasione ipsius factorum insigni gratia. sicut enim ex
seniorum relatione traditur, hujus sequentie auctor fuit quidam
clericus simplex et rectus ac timens Deum, natione Theutonicus,
ex re nomen habens Hermannus Contractus. qui divinitus ac-
cepta optione, an mallet corporis integra sospitate gaudere an
contractus remanendo inspirata sibi scientia celitus prepoUere,
^ adhibeatur Hs.
Stadien zur Ersähluogsliteratar des Mittelalters. 3
elegit scientiam instar ejus, qai dixit:^ ^Saper salutem et omnem
pulchritadinem dilexi sapientiam et proposoi pro lace habere
iilam^ et yenerant mihi omnia bona pariter cum illa/ unde
idem contractus quidem corpore^ sed dilatatas mente^ ad laudem
Dei et sanctoram ejus plarimos cantas eximios profunditate dic-
taminis et dnlcisonos suavitate modulaminis edidit. qui veniens
Romam in ecclesia beati Petri ^Simon Barjona' et in ecclesia
beati Pauli ;0 gloriosum lumen^ et in ecclesia Beate Virginis
illam elegantis dictaminis et modulationis antiphonam ,Alma
redemptoris mater', ut dicitur, auctor ipse primus omnium die-
tavit. hio itaque et hujus sequentie quoad dictamen pariter
et modulamen* auctor extitit; cujus melodie jocundissima^ sua-
yitas patet aadienti^ verborum vero mistica intelligentia in
hujusmodi declaratione patere^ poterit intelligenti. in cujus
fine miracuiorum pretactorum insignia expleto proposito sub-
jungantur.
Hiis igitur breviter prelibatis predictam sequentiam in
partes suas distinguamus^ ut per divisionis summariam cogni-
tionem ad ejus declarationem viam ordinatius habeamus. divi-
ditur itaque ipsa sequentia in tres partes principales: in prima
ponitur devota salutatio ^Ave preclara'/ in secunda multiplex
commendatio ,Euge Dei porta'/ in tertia supplex oratio ,Hic
gentium^'' — notandum autem ad litteram, quod Stella maris
appellatur illa, que juxta polum articum sita nunquam occidit^
secundum quam navigantes in mari se regunt^ et ideo Stella
maris yocatur. — unde quidam ait:
Porta salutis Aye, per quam patet exitus a Ve
Venit ab Eya Ve, Ve quoque toUit* Ave.
Die Erklärung wird in der Weise unternommen, daß jede
Wortgruppe zuerst in Zusammenhang mit einer Stelle der h.
' JFVe» nach Sap. 7, 10 f.: Saper salatem et speciem dilexi illam et pro-
posoi pro lace habere illam: qaoniam inextingaibile est lumen ejus.
Yenerant aatem mihi omnia bona pariter cam illa et innamerabilis
honestas per manas illius.
' medalamen Hs, ' Vorher saavissima getilgt Hs.
* Am Bande nachgetragen. ^ preclaris H». ^ 2. Yersikel.
T 5. Yersikel bei Mono Nr. 556, 8. bei Kehrein Nr. 254.
• caUit Hm.
4 IV. Abhandlung: SchOnbach.
Schrift gebracht oder, wenn möglich, anf eine solche zurllck-
geführt und aus ihr dann erläutert wird. Das geschieht meistens
mit Hilfe von AnfUhruugen aus den Vätern, hauptsächlich
werden herangezogen: Origenes, Hieronymus, Augustin (De
civitate Dei und der Liber soliloquiorum), Leo, Gregor, Beda,
Anselm, Hugo, Bemard, so daß im ganzen die expositiuncula
ein Gewebe von Zitaten darstellt. Darum mögen hier ein paar
Sätze als Beispiele genügen: sequitur ,in luce gentium^ que
verba tracta sunt ex Ysaia, ubi dicitur (49, 6): ,dedi te in
lucem gentium etc/ — Bemerkenswert scheint, daß Caesarius
vielfach und mit Nachdruck (Ür die unbefleckte Empfängnis
Marias eintritt. Auch kritisiert er die Überlieferung der Se-
quenz: ,Ave preclara maris Stella, in lucem gentium, Maria,
divinitus orta.' ubi notandum est, quod iste versus singularis
est et parem sibi non habet in dictamine seu modulamine.
quod similiter de ultimo versu est accipiendum, intermedii vero
omnes bini et bini se concomitantur. Als Schluß betrachtet
Caesarius die Worte in te defigere (visus). unde patet, quod ille
versiculus, quem quidam (auch Mone und Kehrein) addunt, ex
erroneo additur; cum enim interponitur: ,Quo hausto sapientie
saporem vite valeat mens intelligere', constructio predictarum
clausularum ,Christiani8mi' et ,beatoque fine^ cum hoc verbo
da (im letzten Versikel) interrumpitur et intentio auctoris va-
riatur. melius ergo faciunt, qui illum versiculum nee scribunt
nee canunt,^ quia non est de corpore sequentie secundum pri-
mariam ejus editionem et auctoris veram intentionem. unde
et in veteribus libris non habetur. — Zuletzt werden aus der
Sequenz Mahnungen zu verschiedenen Tugenden erschlossen
und in einen Hexameter zusammengefaßt: Consule^ coge, doce^
solare, remitte, fer, ora. Daran schließt sich:
Hiis igitur de expositione predicte sequentie pertransitis,
nunc, ut in prohemio promisimus, de miraculis occasione ipsius*
sequentie factis aliqua, sicut in scriptis quibusdam invenimus,
subjungamus.
Legitur' in Anglorum gestis, quidam fuisse presbiter reli-
giosus valde, frequenter missarum solempnia celebrans cum
^ Vorher addunt getilgt Hs,
' Am Bande nachgetragen, vorher illiuA getügt,
' Vgl. meine Studien zur ErzählungsUteratur des Mittelalters- 6, £4 f.
Studien znr Erafthlangsliteratnr des Mittelalters. 5
magna devotione, qni; cum molto tempore pro Domino sanctam
daceret vitam, provocatus forte hnjas seqaentie occasione, in
qaa canitur: ,Quondam Moysi quod tipas figurabat, jam nunc
abducto velo datnr perspici^^^ cepit omnipotentem Deum piis
precibus implorare, ut sibi visibiliter ostenderet corpus^ quod
de Beata Virgine assumpsit. quadam autem die, dum more
solito se ad missarum solempnia prepararet, perfusus lacrimis
et prostratus in terram sie oravit: ^Te deprecor, omnipotens
Deus^ ostende mihi, indigno famulo tuo, in hoc misterio naturam
corporis Christi, ut liceat mihi visibiliter aspicere et tractare
eum, qui de came Virginis camem, in qua mori posset, as-
sumpsit.' dum devotus presbiter sie oraret, angelus e celo ve-
niens eum sie est allocutus: ,surge ab oratione, visibiliter tibi
apparebit in altari, quem Beata Virgo huic mundo edidit^ ve-
nerabilis ille presbiter, letus et pavidus surgens, erecto voltu
in altari vidit puerum, quem Symeon olim in ulnis sumptum
portavit. angelus autem sacerdotis sie ait: ,ecce, concessum est
tibi visibiliter aspicere in manibus et tangere, quem sepissime
in altari per mistica verba solebas immolare.' sacerdos vero,'
de angelica ostensione et divina revelatione certus factus, ulnis
trementibus puerum portavit et pectus suum pectori pueri con-
junxit et, quod mirum est dictu, amplexatus puerum dedit
osculos Filio Dei. deinde cum summa reverentia sanctissimum
Filii Dei corpus supra altare reposuit et rursum prostratus cum
lacrimarum effusione' devote oravit, ut corpus, quod sibi appa-
roity in panis speciem reverteretur. et hoc miraculum occasione
predicti verbi: ,Quondam Moysi quod typus figurabat' creditur
esse factum.
Item aliud miraculum^ occasione hujus verbi, quod ibidem^
sequitur, scilicet: ,Ora, virgo, nos illo pane celi dignos effici',
factum dicitur in hunc modum: erat qaidem juvenis apud
Monasterium in Eiflia^ in ecclesia sanctorum Crisanti et Dario,
magister scolarium nomine Daniel, qui singulis diebus in cripta
ejosdem ecclesie coram altari beate Virginis hanc sequentiam
^ Bei Mone der 6., bei Kehrein der 9. Veraikel.
* Damach certas getUgt. ' Darnach rogavit getilgt,
« Die Erzählung steht im Dialogus 7, 61 (ed. Strange 2, 39).
' In der Sequenz der Schluß des fünften Versikels.
" Das Kloster Münstereifel.
6 IV. Abhandlang^: SehOnbach.
flexis genibns devote dicere consneYit. quadam antem die^
dum seqnentiam hanc dicendo ibidem venisset ad hanc locam,
ubi habetur: ^Ora, virgo^ nos illo pane cell dignos effici', vidit
beatam Virgin em de altari procedentem et panem nive candi-
diorem sibi porrigentem. de qua consolatione magnifice con-
fortatas, de cetero devotior in ejus obseqnio persistebat.
Ecce adhnc et aliad gloriosum et relatione dignam fertar
miraculum^ contigisse in partibns Saxonie (!) in monasterio
sanctimonialium in Scononia. qoadam die festiva, dam hec
Bequentia a sanctimonialibus ibidem cum magna devotione psal-
leretur, domina Elizabeth spiritoalis mater abbatissa ejnsdem
monasterii, virgo saneta et revelationibns divinis assnefacta,
vidit gloriosam Dei genitricem flexis genibus pro tota congre-
gatione iUa supplicantem, cum ad locam iUam ventum fuisset,
ubi habetur: ,Audi nos, nam te Filius nihil negans honorat^
ipsa ergo venerabilis abbatissa ob tarn gloriosam visionem et
mirificam consolationem hoc instituit, ut, quotienscunque pre-
dicta congregatio sanctimonialium hanc sequentiam psalleret^ ad
predictum yersiculum genua flecteret cum devotione universa.
constat igitur, Domino Jhesu Christo et beatissime genetrici
ejus hujus sequentie devotam modulationem gratam valde et
acceptabilem fore, cujus occasione compertum est tot miracula
contigisse.
Est autem adhuc aliud miraculum, quod, licet ex hac
sequentia non sit occasione natum, cum ejus tamen quadam
parte concordare videtur. Constantinopoli in quadam ecciesia
erat imago beate Virginis, ante quam pendebat velum, quod
totam cooperiebat ipsam. hoc velum in sexta feria hora ves-
pertina cadebat ab ipsa imagine nuUo movente, sed quasi divino
miraculo ferretur in celum, ut ad plenum posset imago a populo
conspici manifeste, celebratis autem vesperis in sabbato idem
velamen ante ipsam imaginem revertebatur et manebat rursus
obtegens ipsam usque ad sexte ferie horam vesperarum. hoc
viso miraculo sanxitum est, ut semper die sabbati de beata
Virgine divinum officium ageretur. nonne hoc factum cum
predicta sequentia concordare videtur? quod enim hoc facto
ostenditur, hoc in sequentia canitur: ,Jam nunc abducto velo
^ Steht nn mittel bar vor der YoraDgehenden als 7, 30 im Dialogus.
Stadien zur Enählungsliteratar des Mittelalters. 7
datar perspici^ per misterinm quippe incarnationis Christi ex
Maria Virgine revelata sunt sacramenta fidei et gratie^ qne
tecta erant velamine legis Moysi. lex enim per Moysen data
est^ gratia et veritas per Jhesum Christnm facta est.
Qaod antem hie dicitnr sanxitnm^ ut in honore beate
Virginia divina officia sabbato celebrentur, non solam ad hoc
facit predictnm miracalam; sed certnm catholice religionis argu-
mentam. ipsa quippe dies sabbati merito specialiter ei est
dedicata et ejus venerationi deputata^ in qua ipsa sola prestitit
fidei catholice inmobilis columpna. sicut enim a Domino fuerat
predictum, omnes discipnli tempore passionis dominice scandali-
zati a fidei constantia ceciderunt et in ipso scandalo et fidei
dubietate per totam diem sabbati permanserunt^ donec de re-
surrectione Domini certificati in fide sunt denuo recreati. quo
tempore Virgo in fide sola solidata perseveravit, irarao ipsa
sola tunc ecclesia fuit. propter quod ab ecclesie filiis in jejuniis
et missarum solempniis et ceteris divinis obsequiis in die sab-
bati exhibendus est cultus ei merito specialis, in quo die ad
ejus laudem etiam plerumque hec sequentia canitur, que^ ut
snpra tactum est^ pre ceteris sequentiis ex quatuor insignita
privilegiis reperitur.
De quibus singulis quia aliqua vidimus, tempus est, ut
finis operi imponatur et laboris sui mercedem compilator ab
ipsa beata Virgine et benedicto ejus Filio prestoletur. ut autem
ignorantibus predicte sequentie textum previa ejus expositio
pateat evidentius^ ipse textus, qui per partes supra est expo-
situs^ hie ex integre est subscriptus. — Es folgt der Text der
Sequenz und zwar, unerachtet der früheren (oben S. 4) vor-
gebrachten Bemerkungen tlber die Unechtheit der Schluß-
klaaseln, mit diesen, so daß die letzten Worte lauten: beatoquc
fine ex hujus incolatu, seculi auctor, ad te transire.
Dieser Traktat des Caesarius von Heisterbach enthält zu-
nächst im Prolog einige interessante Angaben, die näheres Be-
trachten lohnen. Es wird darin als Verfasser der Sequenz
Hermannus Contractus von Reichenau bezeichnet und zugleich
angegeben, Qott habe ihm die Wahl zwischen der Erfüllung
zweier Wünsche freigestellt: Wiedererlangen der Gesundheit
oder Erwerb himmHscher Weisheit. Hermann habe sich flir
das zweite entschieden. Als Beleg gewissermaßen für die
8 IV. Abbandlnng: SchOnbaeh.
Richtigkeit dieser Legende teilt Caesarins mit^ Hermann habe
die Texte mehrerer berühmter Kirchenlieder verfaßt and die
Melodien dazu komponiert. Diese Erzählung findet sich nicht
in den biographischen Notizen ^ die Hermanns Zeitgenossen,
besonders sein Schüler Berthold; über ihn hinterlassen haben
(vgl. Wattenbach, Geschqu.^ 2, 41 f.), sie begegnet zuerst im
Chronicon Hirsaugiense des Trithemius (vgl. Hansjakob, Her-
mann der Lahme, S. 40), woher sie dann spätere Gelehrte
übernommen haben (z. B. Joannes Egon, De viris illustribus
Augiae Divitis in Mignes Patrol. Lat. 143, 9 A, aber auch An-
selm Schubiger, Die Sängerschule St. Gallens, S. 84 f.). Tri-
themius hat jedoch nicht aus Caesarius geschöpft, denn er be-
richtet^ daß Hermann auf Rat seines Lehrers die Gottesmutter
Maria durch eine von ihm verfaßte Gebetsformel während
zweier Jahre um ihre Hilfe angefleht habe^ die ihm dann durch
eine Erscheinung Marias in der erwähnten Weise gewährt
worden sei. Davon weiß Caesarius nichts, er sagt nur, Gott
habe unmittelbar auf Hermanns Bitten ihm die Wahl zwischen
Gesundheit und Wissenschaft freigestellt. Es kann keinem
Zweifel unterliegen, daß beide Erzählungen, bei Caesarius und
Trithemius, auf dieselbe Quelle, eine uns verlorene Überlieferung
von Hermanns Leben, zurückgehen. Caesarius beruft sich nur
auf mündliche Tradition innerhalb des Zisterzienserordens (oben
(S. 2: sicut enim ex seniorum relatione traditur). Trotzdem
trägt sein Bericht, der nur den direkten Verkehr Gottes mit
Hermann von Reichenau kennt, die Färbung höheren Alters
als der bei Trithemius, der bereits einen hochentwickelten
Marienkultus voraussetzt. Trithemius muß aber auch hier, wie
das schon öfters passierte, von dem durch seinen schlechten Ruf
begründeten Vorwurf freigesprochen werden, er habe diese
wunderbare Geschichte selbst erfunden: vielmehr hat er sie
gewiß einer älteren Aufzeichnung entlehnt.
Die Geschichte, wie durch ein Wunder beeinflußt Her-
mannus Contractus die Sequenz Ave praeclara maria Stella ver-
faßt, ist an sich weder aufiFäUig noch selten, sie gehört viel-
mehr in eine große Reihe von Erzählungen (allerdings wohl
meistens erst nach dem 12. Jahrhundert entstanden), in denen
berichtet wird, wie mittelbar oder unmittelbar durch göttliche
Einwirkung ein besonders schönes und wirkungsvolles Lied
Stadien zur EnB&hlungsliteratar des Mittelalters. 9
oder Gebet gedichtet wurde. Es genügt, hier die Beispiele
anzufahren^ welehe in Massafias Stadien zu den 'mittelalter-
lichen Marienlegenden begegnen. Der wunderbare Ursprung
der Antiphon 0 Maria mrgo pia maris Stella, Dei cella wird
erzählt WSB. 113, 965, Nr. 53. Der Ursprung des Respon-
soriums Gaude M. V. 113, 965, Nr. 54. 119, 36, Nr. 10. Adam
von St. Viktor wird als Dichter durch eine Erscheinung Marias
gerühmt 115, 62, Nr. 7. Der Nutzen solcher Lieder und
Gebete wird durch wunderbare Beispiele bewiesen: 0 inteme-
rata 113, 963. 969, Nr. 105. 976, Nr. 8. 987, Nr. 55, 56.
Gaude M, V. 119, 50, Nr. 66; Salve Regina 119, 51 f.
Caesarius besaß, wie er selbst angibt, gewiß keine schrift-
liche Darstellung von Hermanns Leben, er weiß nichts von
ihm, als daß er aus Deutschland stammte und Contractus war
und hieß. Hermanns Leben in Reichenau ist ihm unbekannt
und von seiner Körperschwäche hat er so wenig eine Vorstel-
lung, daß er ihn sich nach Rom begeben und dort in der
Peterskirche ein Lied auf den Apostelfürsten dichten läßt, in-
des Hermann bekanntlich schon deswegen aus Reichenau nie-
mals fortkam, weil er nicht gehen konnte und überhaupt ohne
Hilfe sich nicht aus seinem Krankenstahl zu erheben ver-
mochte. Caesarius kennt auch Hermanns Wirken als Schrift-
steller und besonders als Geschichtschreiber gar nicht, er weiß
nur, daß er Kirchenlieder verfaßt hat. Daraus erhellt, daß
Caesarius hier, wie sich überall ergibt, wo wir seine Angaben
zu prüfen imstande sind, die Wahrheit spricht, wenn er sich
auf mündliche Überlieferung innerhalb des Zisterzienserordens
beruft. Nur diesen Wert besitzen daher auch seine Mitteilungen
über Hermann von Reichenau als den Verfasser kirchlicher
Poesien.
Darüber bestehen sehr verschiedene Ansichten. Was zu-
nächst die berühmte Sequenz Ave praeclara maris Stella an-
belangt, so ist die Meinung Philipp Wackernagels (Das deutsche
Kirchenlied, 1, 146 f.), Albertus Magnus, f 1276, sei als ihr
Verfasser anzusehen, a limine abzuweisen. Denn mehrere der
ältesten Handschriften, in denen diese Sequenz überliefeii; wird,
reichen bis in das 11. Jahrhundert zurück; vgl. schon Daniel, The-
saurus 2, 32 f. Migne, Patrol. Lat. 143, 443, dann Mone, Hymnen
2, 355 ff. Kehrein, Sequenzen 196 f. Bäumker, Das katholische
10 ly. Abhandlang: SchOnbach.
deutsche Kirchenlied 2, 76 — 80, der sich aber 3, 324 berich-
tigt; Ulysse Chevalier, Repertoriam Hymnologicnm (= Analecta
Bollandiana I — III) 1, 120 f. Dreves, Lateinische Hymnen-
dichter des Mittelalters 2 (= Analecta Hymnica 50. Band),
313 fif. Diese Ansicht Wackernagels stützt sich nur auf eine
lateinische Aufzeichnung in einem Osnabriicker CoUatienbuch
des 15. Jahrhunderts (a. a. O. S. 147, Bäumker 2, 80), vornach
eine Vision Marias, die sich vernachlässigt flihlte, Albert den
Großen bewogen hatte, die Sequenz zu dichten; es gehört aber
diese Legende nur in die Reihe der eben geschilderten und
schon mit der Antike beginnenden Überlieferungen, in denen
göttliches Einwirken jemand zum Dichter oder Gelehrten macht
(vgl. meine Studien zur Erzählungsliteratur des Mittelalters 3,
52 f.): höchst wahrscheinlich ist der bei Caesarius vorliegende
Wunderbericht von Hermannus Contractus auf Albertus Magnus
übertragen und dieser dadurch zum Verfasser der Sequenz ge-
worden. Überdies reichen ja auch die deutschen Bearbeitungen
(nicht Übersetzungen) des Ave praeclara bis ins 12. Jahrhundert
zurück, so die Seckauer Sequenz = MSD.' Nr. 41 (nicht aus
St. Lambrecht, weil, wie mich Dreves freundlichst belehrt, der
Kodex Nr. 287 der Grazer Universitätsbibliothek durch die
Eintragung zum 14. September: Dedicatio hujus ecclesie nach
Seckau gewiesen wird) und die aus Muri MSD.' Nr. 42, vgl.
dort 2, 251—256; ferner Bäumker a. a. O. 1, 5 f. 62. 2, 80;
Ho£fmann, Geschichte des deutschen Kirchenliedes ', S. 284 ff.
Diese Sequenz galt von jeher trotz ihrer Beliebtheit für dunkel
dem Inhalte nach und von schwieriger (aber schöner, vgl.
Bäumker 2, 80) Melodie, was Bartsch an verschiedenen Stellen
seines Buches: Die lateinischen Sequenzen des Mittelalters nach-
weist und die verworrene Überlieferung bezeugt (über Her-
mannus Contractus als Musiker vgl. noch Brambach im 2. Bei-
hefte des Zentralblattes fUr Bibliothekswesen 1888: ,Die Reichen-
auer Sängerschule' und: ,Hermanni Contracti musica', Leipzig,
Teubner 1884); s. jetzt besonders Dreves a. a. O., wo wir
auch erfahren, daß die Zuweisung der Sequenz an einen Mönch
Heinrich auf der vereinzelten Notiz einer Einsiedeiner Hand-
schrift beruht, deren Irrtum graphisch leicht zu erklären ist,
indeß die stilistischen Eigenheiten des Stückes ausdrücklich
fUr Hermanns Autorschaft zeugen (ebenso die Angabe des Du-
Studien sur ErBahlangsliteratar des Mittelalters. 11
randas bei Dreves, S. 309). Die Dankelheit und Schwierigkeit
der Sequenz hat auch den Kommentar des Caesarins von
Heisterbach veranlaßt (zumal das Gedicht^ das ursprünglich für
Assumptio bestimmt war^ nachmals an allen Marienfesten in
kirchlichen Gebrauch kam); seine Atethese der Schlußklausel,
die sich auf alte Handschriften beruft, wird durch die reichere
Überlieferung bei dem Texte von Dreves durchaus bestätigt.
Nach den Angaben des Caesarius hat Hermannus Con-
tractus außerdem noch anläßlich eines (unmöglichen) Besuches
in Rom drei Sequenzen verfaßt: zu Ehren des Apostels Petrus:
ySimon Barjona', ftlr den Apostel Paulus: ,0 gloriosum lumen^,
fUr die Gottesmutter das bekannte: ,Alma redemptoris mater',
ut dicitur. Die erste und die dritte dieser Dichtungen legt
auch schon Durandus (1230 — 1296, bei Dreves, S. 309) dem
Hermannus Contractus bei; mit seiner Behauptung, Hermann
habe noch die Sequenz 0 gloriosum Iwmen verfaßt, steht Cae-
sarius allein. Dieses Gedicht findet sich in Handschriften vom
11. Jahrhunderte an (Chevalier, Report, hymnol. 2, 198. 3, 420),
der Zeit nach wäre also Hermanns Autorschaft wohl möglich;
Dreves, der meines Wissens allein in neuerer Zeit das Stück
herausgegeben hat (unter den Historiae rhythmicae, Anal.
Hymn. 28, 118 — 121), nennt keinen Verfasser. ,Simon Barjona',
das ich nirgends bezeugt gefunden habe, hält Dreves (a. a. O.
S. 309) nur für eine Antiphon, die Hermann komponiert habe.
Die Antiphon Alma redemptoris mater sieht Dreves als eine
Schöpfung Hermanns an, vgl. S. 317 f. Jedesfalls fällt das
Zeugnis des Caesarius von Heisterbach für die Verfasserschaft
Hermanns von Reichenau ziemlich ins Gewicht und es scheint
mir deshalb noch beachtenswert, daß er über Salve Regina
schweigt, welches eine erst mit Trithemius beginnende Tradition
dem Hermannus Contractus zuschreibt, vgl. Hansjakob, Her-
mann der Lahme^ S. 73—80, besonders S. 78 ff. Schubiger,
Sängerschule St. Gallons, S. 84 f.
Über die vier Wundergeschichten, in denen die Sequenz
Ave prcLedara maris Stella eine Rolle spielt und die Caesarius
von Heisterbach seinem Kommentar des Gedichtes beischließt,
müssen hier noch etliche Bemerkungen vorgebracht werden.
Die zweite und dritte darunter erledigen sich rasch, weil sie
beide schon im Dialogus miraculorum des Caesarius vor-
12 IV. Abhandlung: SchOnbach.
kommen^ anders verhält es sich mit der ersten and vierten.
Die erste Erzählung berichtet, wie ein frommer Priester in
England (Name und Ort fehlen), angeregt durch den Versikel
der Sequenz Ave praeclare maria Stella, der besagt, daß wir
jetzt das Mannawunder aus Moses Zeit ohne Schleier in seiner
Wahrheit (Transsubstantiation) erkennen^ sich von Gott erbeten
habe, das Wunder der Verwandlung der Hostie beim Meßopfer
in Christi Fleisch und Blut wirklich schauen zu dürfen. Es
wird ihm willfahrt und am Schlüsse wird das Wunder nochmals
mit der Sequenz in Verbindung gebracht.
Diese Erzählung nun hatte Paschasius Radbertus in seinem
Liber de corpore et sanguine Christi nach den Oestis Anglorum
vorgetragen und ich habe sie in meiner Untersuchung über
die historische Entwicklung der Hostienwunder (Studien zur
Erzählungsliteratur des Mittelalters 6, 54 ff.) abgedruckt und
besprochen. Die beiden Fassungen stimmen zum größten Teile
wörtlich überein: der Bericht bei Paschasius enthält die Namen,
begründet die Bitte des Priesters durch seine fromme Wiß-
begierde, nicht Zweifelsucht, und fügt am Schlüsse hinzu,
Gott habe dieses Wunder zugelassen, um unseren Glauben an
die Wirklichkeit des Wunders im täglichen Meßopfer zu be-
stärken. Von der Sequenz Ave praeclara ist bei Paschasius
natürlich nicht die Rede, weil er im 9. Jahrhundert schrieb,
die Sequenz jedoch erst im 11. Jahrhundert entstanden ist.
Caesarius von Heisterbach nun ist selbst der Urheber der Ver-
änderungen, die seine Fassung im Vergleich zu der des Pa-
schasius enthält und die darin bestehen, daß der Bezug auf
den genannten Versikel der Sequenz als Motiv für die Bitte
des Priesters um das Wunder eingeschaltet wird: alle anderen
Abweichungen und das Weglassen des Schlusses folgen aus
dieser neuen Motivierung. Daß diese von Caesarius herrührt,
ersieht man deutlich aus der Unsicherheit seines Berichtes; er
sagt am Beginne: provocatus forte hujus sequentie occasione^
und am Schlüsse: creditur esse factum. Es ist aber an sich
schon sehr lehrreich, mit welcher Freiheit Caesarius das Ant-
litz der alten Geschichte nach einer ganz anderen Seite ge-
kehrt hat.
Nicht eben so weit ist er in der vierten seiner Wunder-
geschichten zu Ehren der Sequenz Ave praeclara maris Stella
Stodien zur Enählangsliteratar des Mittelalters. 13
gegangen. Dort berichtet er, in Eonstantinopel befinde sich
in einer Kirche ein Marienbild, das während der ganzen Woche
mit einem Schleier (velnm) verdeckt sei. Freitag abend hebe
sich dieser Schleier ohne menschliches Zutun von dem Bilde,
verschwinde und senke sich Samstag abend wieder auf das
Bild herab. Dieses wöchentlich sich ereignende Mirakel habe
veranlaßt, daß die Kirche den Samstag besonders als Marientag
geheiligt und mit einem eigenen Offizium ausgestattet habe.
Diese Geschichte ist im Mittelalter außerordentlich ver-
breitet gewesen: sie begegnet schon in den frühesten Samm-
lungen von Marienlegenden und z. B. in Mussafias früher zitierten
Studien an verschiedenen Stellen: 113, 944^ Nr. 42. 949, 30.
950. 951. 954. 972, 36. 986, 47. 991, 46. 115, 7, Nr. 29. 30,
Nr. 67. 33, Nr. 53. 37, Anm. 82, 3. 119, 18, Nr. 40. 57,
Anm. 123, 23, Nr. 53. Hier bat Caesarins die Erzählung nicht
mit der Sequenz Ave praeclara unmittelbar verbinden können,
weil der Zusammenhang das nicht gestattete, er hat nur am
Eingange eine Verknüpfung vermutet und am Schlüsse den
Schleier des Bildes zu Konstantinopel mit dem velum für iden-
tisch erklärt und eine künstliche Erklärung beigefügt.
Jedesfalls aber ist die Behandlung der beiden Mirakel
durch Caesarius von Heisterbach sehr merkwürdig, weil sie
zeigt, mit welcher Freiheit solche Erzählungen im Mittelalter
verändert und im Dienste bestimmter Zwecke umgestaltet
wurden.
Die Handschrift der Gyranasialbibliothek zu Köln Nr. 206,
aus Lagen von Pergament und Papier zusammengesetzt, 15 X
21 cnij stammt aus dem 15. Jahrhundert, doch sind auch außer
den Schriften des Caesarius noch einzelne Stücke vielleicht
etwas älter. 1* trägt den Vermerk: Liber fratrum sancte Crucis
in Colonia (auf dem Vorsteckblatte: Bib. des Croisiers). 2* bis
18* reicht der asketische Traktat: Vestibulum monastici para-
dysi. 18^—34^: Liber de fructibus carnis et Spiritus, ein Um-
guß der beliebten Stücke de vitiis et virtutibus. 36* — 96^
reichen Sententie morales. Inc.: Veritatis inquisitio sicut ad
interiora mentem excitat, sie ad exteriora purgat. Für welche
Leser diese Sammlung berechnet ist, erhellt aus 37^: plerique
14 IV. Abhandlang: SchOnbach.
conversorom (des Zisterzlenserordens)^ cum post procellas man-
dani maris portum monastice quietis obtinaerint. Schluß 96^
(aber kein Explicit): Toto mundo conquaBsato hie eris immo-
bilis, hie gradam figis in preeeptis, ut hereas spe tenacius in
promissis. — 97^ beginnt: Tota palcbra es, amica mea. Can-
ticum quarto capitulo (4, 7). Magistri mei reverendi et fratres
dilectissimi, ut gratia Bancti Spiritus in nos velit redundare — .
Schluß 104^: cujus virginis amatores nos facere dignetur ipse
Dei Filius Amen. — 105* (De assumpcione beate Virginis ser-
mo) Habuit gratiam super omnes mulieres, scribitur Hester 2^
ca^. (2, 17) Pro hujus thematis declaratione utor tali proposi-
tione — . Im Verlaufe dieses Sermo werden 116 — 118 exempla
vorgetragen, hauptsächlich kurze Marienwunder, bei denen des
Thomas von Chantimprä Liber de apibus und die gewöhnlichen
Sammlungen zitiert werden. Schluß 121*: Hunc sermonem
fecit magister Michael monachus sancti Bavonis Gandensis in
choro Carmelitarum coram clero universitatis Coloniensis in
festo assumptionis gloriose Dei genetricis Marie virginis. —
121* — 150* (De nativitate b. V.) Sicut sol oriens mundo, scribi-
tur Ecc. XXV (Eccli. 26, 21). Sicut dicit Fulbertus Camotensis
episcopus in sermone de nativitate — . 151* — 156* (De concep-
tione b. V. M.) Tu es candor lucis (nach Sap. 7, 26). Sicut
lux sensibilis tamquam pulcherrima creaturarum corporalium — .
157* — 168* (De annunc. b. M. V.) Liber generationis J. Chr.
(Matth. 1, 1). Sicut enim Christus fuit liber in matris Vir-
ginis utero — . 168* — 174* (De visitatione b. V. M.) Exurgens
Maria abiit (Luc. 1, 39). Karissimi, venerabilis Beda in ser-
mone suo super Lucam — .
Darauf beginnt 175^ die Nummer 21 aus dem Kataloge
des Caesarius von Heisterbach (vgl. meine Abhandlung S. 8.
36 f.): Incipit epistola Cesarii abbatis monasteri Heisterbergen-
sis (!) et sacre theologie professoris (!) ad Alardum monachum
presbiterum de laude gloriose virginis Marie.
Exigis a me, f rater carissime, ut clausulam illam de
Canticis canticorum sumptam, que loco lectionis per octavam
Assumptionis gloriose Dei genitricis Marie in ordine nostro in
matutinis corde recitatur, ad laudem ejusdem beatissime Vir-
ginis exponere debeam. ad quod opus cum omnino insufficien-
tem me considerem, utpote illitteratum et elinguem, tue tarnen
Stadien zar Ereählangsliterattir des MitteUlteni. 15
petitioni ac devotioni satisfacere capiens taisque sanctis oratio-
nibos adjavari sperans, etsi non tarn eleganter^ ut desiderO;
scribam tarnen in ejus laude, quod potero. nam ipsam claasu-
lam non totaliter de ejus assnmptione conabor exponere, sed
qoaliter singnia ejnsdem clansule membra singalis ejus festivi-
tatibus congruant, proposui explicare.
Es folgen nun fUnf Predigten auf Marienfeste^ die ich
verzeichne^ die aber nur ganz wenig Anlaß zu Auszügen bieten.
Sermo de omnibus soUempnitatibus gloriose Virginis Marie,
matris Domini nostri Jhesu Christi, Canticorum VP (6, 9):
Que est ista, que progreditur sicut aurora? verba sunt Salo-
monis beatissime Dei genetricis gloriam ammirantis — . quinque
soUempnitates — . (176*) In Conceptione. aurora dicitur omne
tempus illud, ex quo rarescentibus tenebris dies primo potest
dinosci^ durans usque ad ortum solis. quod tempus quidam
dicunt pertinere ad diem, alii yero ad noctem. dies naturalis
quatuordecim^ horas habet et dividitur in duas partes, id est,
in diem usualem et noctem usualem. dies usualis vel artifi-
Cialis, quod idem est, secundum philosophos est presentia solis
super terram, et ita secundum illos aurora necnon et crepus-
culum vespertinum pertinet ad noctem. alii diem usualem di-
cunt tempus illud, in quo lux incipit de tenebris emergere,
durans usque ad finem crepusculi. secundum herum opinionem
aurora pars diei est. dicitur autem aurora quasi ,avium hora',
eo quod tunc garrire incipiant et exhilarari a solis vicinitate.
est adhuc alia nominis hujus ethimologia, dicta aurora quasi
,aarea hora' ob aeris ruberem. — (179*) luna, secundum quod
ajont philosophi, nocte rore arva perfundit, novellas plantationes
nutrit rebus mollibus, ut est cera, atque humectatur, ut est
pannus, candorem suo splendore inducit. — (180*) In Annun-
tiatione. — (180*) nam sicut radius solis vas vitreum sive cri-
stallinam sie penetrat, ut Ingrediens vel egrediens specular non
violet, sie Christus integre sigillo virginitatis ingressus est
matrem clausoque utero exivit per nativitatem. — (182*) In
Nativitate. — (184*) In Purificatione. — (185*) In Assnmp-
tione. — (186*) frequenter legimus quorundam electorum ani-
mas cum miri odoris flagrantia de corpore egressas esse. —
^ J^iiU yigintiqaatuor, wahncheinlich XIV aus XXIV verlesen.
16 IV. Abhandlung: SchOnbaeh.
(187*) Explicinnt sermones de quinque solle mpnitatibas beate
virginis Marie genitricis Domini nostri Jhesu Christi in secula
benedicti Amen.
Unmittelbar darnach folgt in der Handschrift eine andere
kleine Sammlung von Predigten auf Marienfeste, über welche
es heißt: Sequnntor adhuc alii qtiataor sermones ejusdem ab*
batis unde sapra. Es geht ihnen folgende Praefatio voraus:
Injunxit mihi Caritas vestra, ut epistolam illam, que legitur
in Assumptione beate Marie virginis (Eccli. 24, 11 — 20)^ in
sermones redigerem, obediens igitur petitioni vestre, singula
capitula per singulos sermones explicavi atque ad diversas ejus-
dem Virginis sollempnitates aptavi. omisso autem sublimiori
intellectu, qui totum canticum trahit ad illam eternam et in-
creatam sapientiam, ad tabernaculum ipsius sapientie, id est
beatam Dei genitricem, stilum retorsi. sunt autem capitula in
numero octo. ex quibus quatuor precedentia continuantur,
quodlibet illorum ternas habens distinctiones, quatuor posteriora
sub binis distinctionibus sibi invicem respondent. omnes siqui-
dem sermones, sicut postu(187^)lastis, piano dictamine de beata
Virgine scripsi. ex quibus quatuor sunt communes, quatuor
sequentes pene omnibus ejus festivitatibus sunt congruentes.
Die Sammlung befaßt folgende vier Stticke, aus denen
wenig zu exzerpieren ist: Item de Annuntiatione beate Vir-
ginis Marie sermo primus. In omnibus requiem quesivi^ — .
(189*) sequitnr: Et qui creavit me, requievit in tabernaculo
meo.^ — (189^) tabernaculum proprio dicitur casa militaris ad
portandum abilis. mUes processurus ad bellum in sole posuit
tabernaculum suum,^ et Ingrediens jocundatur in eo et epulatur.
postea involvit cortinas ejus et imponit quadrige sue et sedit
desuper et vehitur ad locum certaminis, maxime in partibus
transmarinis, ubi et curribus solent pugnare milites. — (190*)
Sermo secundus et communis de beata virgine Maria. In Syon
firmata sum* — . (190^) herum officii, qui in arce sunt, est
vigilare, circumspicere, clamare, bucinare — . (19 P) Sermo
tercius generalis de beata V. M. In Jacob inhabita et in Israel
hereditäre.^ — (194^) unde et plures sepius legimus per visiones
1 Ecdi. 24, 11. « EccU. 24, 12. ■ Psalm. 18, 6.
* Ecdi. 24, 16. » £ccU. 24, 13.
Stadien snr Eraählangsliteratur des MttteUlten. 17
deceptos et in errorem sepius dednctos. — (195*) Sermo qaartus
de nativitate b. M. V. benedicte. Radicavi in popnlo honori-
ficato.^ — (197^) Schloß: in hac plenitndine gratie erat ejus
detentio, qaia semper erat proficiens et perseverans in caritate,
qnousqne deposita mortalitate inter sanctos et supra sanctos
coronari meruit in celis; abi cum Christo regnat per omnia se-
cula secnloram Amen. — Expliciant sermones Cesarii abbatis,
Qnde snpra; de gloriosa virgine Maria per fratrem Wilhelmum.
Die Handschrift schließt mit dem nächsten Stück 198*— 205*
Omelia Origenis super evangelio ^Maria stabat ad monumentum
foris plorans^' Audivirnus^ karissimi, Mariam ad monumentum
foris stantem^ audivimus Mariam plorantem. —
Darüber^ daß die zweite Gruppe von Marienpredigten,
die sich an die Epistel des Festes Maria Himmelfahrt schließt;
ebenso wie die vorhergehende Sammlung , die dem Priester
und Mönch Alardus gewidmet ist (= Nr. 9 des Eataloges); dem
Caesarius von Heisterbach als Verfasser zugeschrieben werden
muß, kann kaum ein Zweifel herrschen. Das zweimalige Zeug-
nis der Handschrift selbst ist von geringem Wert; aber die
Fassung des Vorwortes; die Diktion der Predigten und der
sachliche Gehalt der von mir ausgehobenen Sätze zeugeU; wie
mich dttnkt; unwidersprechlich für die Autorschaft des Cae-
sarius. Nun bleiben aber noch Schwierigkeiten übrig: Erstens:
Caesarius sagt in seiner an einen Unbekannten gerichteten
Vorrede, daß die folgende Sammlung aus acht Stücken be-
stehe, es sind aber nur vier vorhanden. Diese vier befassen
sich mit den Versen Eccli. 24; 11 — 16 der Himmelfahrtsepistel;
die nächstfolgenden vier 17 — 20, den Rest der Epistel, bildeten
höchst wahrscheinlich die Textsprüche für die vier fehlenden
Sermone. Warum aber fehlen diese? Darf man den Bruder
Wilhelm, den Schreiber, dafür verantwortlich machen?
Ferner: die erste Sammlung von Marienpredigten des
Caesarius von Heisterbach in dieser Handschrift, fünf Stücke
umfassend; ist mit einem Vorworte an Alardus ausgestattet;
was auch mit der Angabe des Kataloges über Nr. 9 überein-
stimmt. Die zweite Sammlung jedoch mit der Vorrede an
einen Unbekannten (Alardus kann das nicht sein, weil die
^ EctU. 24f 16, * Joann, 20, IL
Bttsungsb«. d. pliil.-biift. Kl. 159. Bd. 4.Abh. 2
18 rv. Abhmndlung^: SchOnbaoh.
Form der Anrede ganz anders beschaffen ist: Caritas vestra;
vgl. meine Abb. S. 24. 32) findet sich ttberhanpt nicht in dem
Verzeichnis der Schriften des Caesarias. Sie ist aber ohne
Zweifel identisch mit dem Stück: in eum locum: In omnibus
requiem qvsBivi (Eccii. 24, 11), das Hartzheim als Nr. 40 über
den Katalog des Caesarias hinaas anführt (vgl. meine Abb.
S. 58 and Meisters Verzeichnis in seiner Aasgabe der Libri
miracaloram S. XXVIII, Nr. 41). Hartzheims Nr. 39, bei
Meister Nr. 40, halte ich für identisch mit Nr. 21 des Kataloges,
die ich eben früher besprochen habe.
Es ist wenig wahrscheinlich, daß die Marienpredigten, die
Eccli. 24, 11 — 20 als Thema behandelten, erst am Ende seines
Lebens nach der Aafzeichnang des Kataloges von Caesarias
werden verfaßt sein, obschon aaßer Nr. 14 noch das letzte im
Kataloge verzeichnete Stück Nr. 36 gerade eine Erklärang des
Ek^clesiasticas bildet. Vielmehr wird man diese Marienpredigten
lieber za einer früheren Grappe von Schriften des Caesarias
stellen, in denen er Abschnitte der heil. Schrift zam Aasgangs-
pankte für Predigten gewählt hat, also ange&hr zwischen die
Nammem 14 and 21 des Kataloges. Ist das richtig, dann wäre
mit dieser hier analysierten Sammlang von Marienpredigten zam
ersten Male der zwingende Beweis geliefert, daß Caesarias in
den Katalog seiner Schriften nicht alles aafnahm, was er ver-
faßt hatte: ob absichtlich oder (was ich eher glaabe) aas Ver-
geßlichkeit, wage ich jetzt nicht za entscheiden.
Die Nummern 31. 32. 33 aas dem Schriftenkataloge des
Caesarias (meine Abhandlang S. 9) schienen mir (a. a. O. S. 54)
verloren, sie haben sich jedoch in der Handschrift der Gym-
nasialbibliothek za Köln Nr. 4 wiedergefanden and stehen dort
nacheinander. Dieser Kodex enthält 31ö Blätter Pergament,
24 X 34 cm, and ist im 14. Jahrhundert in zwei Spalten von
einer Hand geschrieben. 1* trägt die Sigle H 13 and den Ver-
merk: Liher monasterii sancti Martini majoris in Colonia or-
dinis sancti Benedicti abbatis, Damach von späterer Hand
die Notiz: Continentur in hoc volumine sermones Caesarii ma-
nachi Cistercienais super psalmo Beati immaculati (Nr. 31) et
cantica graduum (Nr. 32). Eb ist also die Nammer 33, die
Stadien xnr Eriählangsliteratnr des Mittelalters. 19
Blatt 138^ beginnt, übersehen worden, weil dieser Sermo nicht
besonders abgesetzt war. Darauf folgt: Item Omelie super
eüangelia quadrageeimalia = Nr. 30 des Kataloges (vgl. S. 46
bis 54 meiner Abhandlung).
2* beginnt:
Prefatio Cesarii in psalmum centesimum decimum octavum
(rot). Diu est, quod psalmum centesimum octavum decimum^
exponere cogitaveram, a fratribus admonitus. sed grande opus
habens in manibus, omelias videlicit super ferias Quadragesime,*
tunc temporis caritati postulantiam obedire non potui. preterea
omnino mihi superfluum videbatur, ut post expositiones mag-
norum patrum Augustini', Ambrosii^ et Cassiodori,^ qui super
eundem psalmum sufficienter atque eleganter commentati sunt,
aliquid minus doctus scriberem. cumque hujusmodi excusationes
fratribus non sufficerent^ expleto opere jam dictarum omeliarum,
ad expositionem hujus psalmi me converti. quam expositionem
maxime ad ordinem nostrum converti, eo quod psalmus ipse
de disciplina et perfectione vite spiritualis loqni videatur. quan-
doque tamen sensu allegorico ad fidem instruendam usus sum,
et hoc quanto compendiosius potui. solet nonnunquam fieri,
ut post optima vina vilior potus, ut est aque vel cervisie, sive
ad stomachum refrigerandum sive ad appetitum reparandum
delectabilius sumatur. legatur ergo post doctrinam supradic-
torum patrum iste tractatulus, non ut potus sapidus et inebrians,
sed sicut potus tenuis et insipidus bibendi, id est, legendi doc-
trinas subtiliores provocans. scripsi nuper super quosdam alios
psalmos tractatus diverses, videlicet super psalmum: Exaudiat
te Dominus;^ item super psalmum: Domini est terra ;^ item
super psalmum: Magnus Dominus et laudabilis;® item super
psalmum: Eructavit;' item super psalmum: Benedixisti;^^ item
^ Der Katalog schreibt bei diesem Incipit: psalmum 123, , ein offenbarer
Fehler, der sieh Tielleicht durch falsches Erinnern an Nr. 26 erklärt,
wo die Beihe der au kommentierenden Psalmen mit dem 23. anfängt.
' Das ist eben Kr. 30 des Kataloges, die in dieser Handschrift den Schluß
macht.
* Migne, Patrol. Lat. 37, 1501—1596.
« Ifigne 15, 1257—1604. * Migne 70, 855—901.
* Psalm. 19 =s Nr. 28 des Kataloges an den MOnch Kuno.
* Psalm. 28. * Psalm. 47. * Psalm. 44. ^«^ Psalm 84.
2»
20 IV. Abhandlaog: Sehdnbaeh.
saper psalmum: FaDda(2^)menta ejos;^ item super psaimnm:
Laüda Jhemsalem Dominam.' omnes hos psalmos gratia Dei
adjuvante ad honorem domine nostre sancti Dei genetricis ex-
posui,' domni Cunradi, Loci sancte Marie abbatis, petitione ad
hoc inductas et orationibus adjutus.
Explicit prefatio. Incipit sermo primus de psalmo cen-
tesimo decimo octaro feliciter. Im Folgenden hebe ich aus
den 22 (entsprechend den 22 Abschnitten des 118. Psalms)
Sermonen etliche Stellen aus, die teils für die Auffassung des
Caesarius im allgemeinen, teils für die Verhältnisse des Zister-
zienserordens, auf die der Kommentar es hauptsächlich absieht,
teils flir die Zustände der Zeit charakteristisch scheinen.
Im Eingange erklärt Caesarius, man gelange zur himm-
lischen Stadt der ewigen Seligkeit auf 22 Leitern zu je acht
Sprossen (den 22 Kapiteln zu je 8 Versen des 118. Psalms),
und demnach werden nun diese Verse Wort f&r Wort, vor-
nehmlich im Interesse der Zisterzienserdisziplin, erläutert. —
(2^) nam sapientes hujus mundi octonarium ex sue paritatis
dignitate justitiam appellaverunt, eo quod usque ad unitatem
per equales partes dividatur. primo enim scinditur in duos
quaternarios, secundo in duos binarios, tertio in duas monades.
ternarius Signum est constantie. — in Signum justitie, que in
vendendo et emendo maxime observari debet, octo diebus apud
antiquos nundine durabant. — pueri primo loco discunt in
scolis litteras cognoscere, deinde conjungere, legere et intelli-
gere, ut sie gradatim ad perfectam Scripturarum provehantur
scientiam. — (3*) littere latine ab ethnicis invente sunt, et ideo
in suis nominibus steriles, hoc enim, quod sonant, est nomen
earum, verbi gratia a. b. c. et relique, que sequuntur. littere
per 66 nihil significant, cum tamen conjuncte, voces significa-
tivas efficiunt. littere vero hebrayce voces sunt significative,
ad placitum Sancti Spiritus, qui eas Moysi inspiravit, consti-
tute. Aleph, Beth, Gemel et Deleth voces significative sunt
et cetere, quid in octonariis,^ quibus anteponuntur, contineatur,
> Psalm. 86. > Psalm. 147.
' Die Psalmen 28. 44. 47. 84. 147 werden in Nr. 26 des Kataloges kom-
mentiert, welche Schrift dem Abt Konrad gewidmet ist. Psalm. 86 wird
dort nicht erw&hnt, ist aber yielleicht nur aasgefallen.
^ Das sind eben die Abschnitte des 118. Psalms eu je acht Versen.
Stadien cur Enfthlangiliterator des Mittelalters. 21
yarÜB suis interpretationibns ostendentes. — hec loco prefationis
dicta snfficiant. nunc ad psalmi expositionem accedamus: quo
Deus inspirare dignabitur, caritati vestre legenda non negabimns.
(4*) Tercia lex est regnla sancti patris nostri Benedicti|
qae et ipsa, ut opinor, in Monte Cassino conBcripta est. ibi
sedity ibi docoit, ibi per viam, at sapra dictom est, mirabilem
ad Dominum ivit. quod si in eodem Monte fortassis scripta
non est, discipolo tarnen ejus Maoro, cum ad Gallicanas regiones
dirigeretnr^ ab ipso in eodem Monte data est. — Im An-
schlösse an die Benediktinerregel folgen Darlegungen über die
verschiedenen Arten von Mönchen. — (4^) multi in Ordine per
indiscretum fervorem et in corpore et in mente defecerunt. —
sie lex Ordinis nostri in tribus consistit: regula videlicet, usibus
et diffinitionibus. regula, cui nil licet addere, demere vel mi*
nuere^ cujus etiam auctoritate sanctus pater Bonedictus mona-
stice institutionis legis lator nominatur, assimilatur legi Mcysi,
per quem precepit Dominus filiis Israel nihil legi eidem addere
vel minuere. liber usuum, quem sanctus Bernardus, abbas
Glaraevallis, spiritum habens prophetie conscripsit, prophetis
comparatur; dif&nitiones vero, que a diversis patribus diversis
temporibus edite sunt, agiographis. ecce ista est (4^) lex mo-
nachomm Cisterciensium, magna ac diligenti scrutatione indi-
gens. valde enim dif&cile est inter precepta et consilia discer-
nere, qaorum in hiis tribus libris maxima multitudo continetur.
ut ergo monachus beatus sit et secure conversari possit, si minus
doctuB est, ab his, qui Ordinem noverunt et Scripturas sacras
intelligonty herum differentiam inquirere debet. quod si doctus
est, ad hoc scrutetur, ut, quod intelligit, primum ipse teneat
ac deinde doceat. non monachum beatificat, si ad hoc Ordinis
decreta atque secreta scrutetur, ut fratres sciat proclamare sive
minutias Ordinis proponere, nisi causa edificationis id ipsum
fiat. scientia inflat, Caritas edificat.^ — Die Erklärung des
Psalms schreitet so vor, daß sie beständig in Bezug bleibt mit
der Ordensregel, so wird 5^^ zum Gehorsam gemäß der Regel
ermahnt, auch gegen strenge Prälaten. — (7*) si fuerimus in
capitolo nostro, qui locus confessionis est, proclamati, correcti,
castigati yel quocunque modo puniti, equanimiter sustineamus,
» 1 Cor. 8, 1.
22 IV. Abhandlung: SchOnbach.
qoia incomparabiliter tolerabilius est nanc coram fratribuB in
caritate confandi; quam tunc, id est in eztremo jadicio, cum
diabolo et angelis ejas eternaliter dampnari. — An verschiedenen
Stellen vergleicht Caesarias seinen Vulgatatext mit anderen,
wahrscheinlich gebraucht er dabei eine glossierte Bibel, z. B.
bei Psalm. 118, 8: ^Jastificationes tuas cnstodiam: non me de-
relinqaas asqueqnaqae' heißt es: alia translatio habet valde, he-
braica veritas pro usquequaque habet nimisy qnod totum idem
est. Bei allen Sermonen wird dieselbe Schlußformel verwendet:
quod nobis prestare dignetur — per infinita secula seculorum
Amen. — (7*) ubi nos habemus:^ in quo corrigit cuiolescentior
viam suamf alia translatio habet juvenior. — (7^) superbia via
est montuosa, ira flammivoma, invidia pertusa et defluens, tri-
stitia glacialis, avaritia spinosa, gula tenebrosa, luxuria lutosa.
— (8^) unde viris claustralibus et Deum timentibus tante di-
vitie in agris, vineis, possessionibus atque pecaniis, nisi ex
munere Dei, qui fidelibus inspirat, ut illa sibi famulantibus
largiantur? caveant autem accipientes, ne propter illa repel-
lantur — . quod plerique fit, si nimis avare possideantur vel
augmententur. avaritia deesse debet in possidendo, ut secun-
dum regulam hospitibus, peregrinis et pauperibus omnia sint
communia; que gratis dantur, etiam gratis sunt danda. avaritia
etiam deesse debet in augmentando, ut nihil de male acquisitis,
utpote de usuris, furtis, rapinis et symonia, vel in elemosinam
scienter recipiatur, ematur vel possideatur. — (simonia) dum
enim divites tantum propter suas divitias, non propter Deum
recipiuntur, et pauperes ad serviendum Deo magis habiles tan-
tum propter paupertatem repelluntur, satis timendum est auc-
toribus. — (9») et videtur hec similitudo (volatilia celi) tem-
poribus istis specialius congruere fratribus de novo ordine Pre-
dicatorum sive ew, qui dicuntur Fratres Minores. — nos vero
cum nostris conversis et serimus et metimus et in horrea con-
gregamus, neque tamen per hoc aliquid nos habere vel possidere
judicamus, eo quod omnia omnibus sint communia. — (H^ ®^
quo coUigitur, quod monachi, qui in capitulis suis interesse non
possunt, de hiis, que ibi precipiuntur vel injunguntur, interro-
gare teneantar. — (12^) ex hiis duobos mandatis quasi ex
1 Psalm. 118, 9.
Stadien zur Enfthlangsliteratnr des Mittelalten. 23
aoro et topazio annulas fieri debet, qoi semper ante octüos
cordis in manu bone operatiönis habeatnr. — (15®^ die Wege
der Todsünden im Kloster) quinta via mortis est avaritia, de
qua procedont asura, fartum, rapina^ dolus, ypotheca, hoc est
inpignoratio com lacro, perjariam, mendaciam, tenacitas, in-
gratitudoy diffidentia, nbi bene confidendom erat, inordinata
dilectio parentnm ad liberos et e converso. symonia etiam de-
fraadatio depositi, debitorum non solntio, mala compatatio,
pondus et mensnra injusta, oblatio indativoram (Da Cange 4,
337: = moneta adolterina) denarioram, jejanium pro rebus, im-
misericorda incompassio. ad viam gule pertinet comedere pre-
propere, laute, nimis ardenter, studiose. ad hanc viam etiam
pertinent ebrietas, vomitus, commessatio, ludus ineptus, scurri-
Utas in verbis, risus inconsideratus, oblivio Dei, judicii et
mortis, lu(16^)dus tesserarum, alearum et hujusmodi, esus fur-
tiyorum et fractio jejunii: hec omnia confitenda sunt. — (l^*^)
semite iste (klösterlicher Tugenden) satis mirabiles videntur,
eo quod vitam nostram supra naturam et humane infirmitatis
possibilitatem homines seculares judicent. — dormitanti similis
est ille (16^), qui concepta voluntate conversionis quadam te-
diosa exspectatione torquetur, ita ut neque ad Ordinem venire
neque a proposito valeat omnino resilire. novi quosdam, qui
pene triginta annis post expressum votum conversionis in seculo
exspectabant, ad susceptionem Ordinis frequenter se prepa-
rantes, nee tamen venientes, religionis asperitatem formidantes.
talibus congruit, quod in alia translatione habetur:^ ydistUlavit^,
inquit, ,anima mea pre stultitia suaS sicut situla per stillas
minutissimas paulatim evacuatur, ita talium anime a duplici
merito defraudantur. — sicut a quibusdam me audisse memini:
peccant nonnulli in quadam spe conversionis, dicentes intra
se: quidquid nunc peccaveris, cum ad religionem veneris, una
satisfactione totum delebis. de talibus dicitur:' maledictus qui
peccat in spe. sicut enim situla ab humore paulatim distillat,
ita hii, qui votum suum differunt et protrahunt, sepissime a
fervore propositi sui gradatim tepescunt, sie ut mutata volontate
1 Für Valg. Psalm. IIS^ 28 : dormitaTit a. m. pre tedio.
* Nieht biblisch, rielmehr die Sfinde wider den heil. Geist: Termessentlich
aaf Gottes Barmhenigkeit sündigen.
24 IV. Abhandlung: SehOnbaeh.
in seculo permaneant. — (17^) hene scitis; fratres, quosdam
esse ordines et heu cenobia plorima regale saneti Benedict!,
ubi monachi et moniales ex privatis redditibns, sive ex cognatis
et amicis vel ex propriis laboribos, vestimenta habent bona
atque mutatoria et cibaria satis delicata, aliis in eisdem ceno-
biis fratribuB et sororibas frigore et fame laborantibus. revera
,yia iniqnitatis/ qaia maxime et periculose inequalitatis hec est.
hajusmodi viam ab Ordine nostro Dens amoveat. -^ (H^) cnr-
sam corporalem maxime exciUre solent pene timoris et spes
mercedis. cnrrit reus, ne comprehensns occidatar; carrit ath-
leta, ut comprehendens coronetur. de carsii penali qaidam ait:'
pedibas timor addidit alas. — (18^) ante ocolos nostros Jhesns
positus est, non solnm in libris, sed etiam in pictoris, at legere
volenti omnis occasio tollatur. ut scitis, in singulis pene
altaribas Ordinis nostri crucifixus erectns est, ut in ejus paa-
sione tamquam in libro vite legamus. — litteris, sicut nostis,
nigris libri scribi solent, qaorom capita litteris mbeis illami-
nantar. inveniemus in pelle dominici corporis qnasi litteras
commanes exaratas de atramento et litteras capitales de minio.
qoid dixerim litteras commanes nisi cicatrices nigras et lividas,
in dorso Christi virgis atqae flagellis exaratas? quid Utteras
capitales et rubeas nisi qainqne volnera sanguinea in pedibas,
manibas et latere Christi? — (20*) dicit et poeta:' qoietissime
viverent homines, si hec duo pronomina tollerentar de medio:
meom et tuum. — (20^) ne ergo mens orantis sive psallentis
per evagationes ocaloram impediatur, preceptam est, at in
ecclesiis Ordinis nostri picture atque sculpture non habeantur.
21° wendet sich Caesarius scharf wider die Extreme der As-
kese. ~ (24^) scolares, qui tan tum de lectionibus suis sive ver-
sibus cogitant, ne vapulent, satis cruciantur^ eo quod Stimulus
ibi sit timoris, non amoris. — (25^) superbia vento comparatur,
quia petit alta: perflant altissima Tenti/ — (27^) quando rex
aliquis divcs civitatem edificat, ipsis futuris ciyibns areas di-
stribuit; ipsorum est edificare, quantum vel quomodo volunt. —
^ Psalm. 118, 29: yiam iniquitatis amove a me.
* Vgl. Otto, Sprichwörter der Römer, Nr. 1398.
* Vgl. Wander 3, 666 f., Nr. 4: Tis, ne sit bellum, tolle meom atque
taum; dasu Nr. 24.
* Ovid, Bemed. am. 369.
Studien siur KnXhlangsliteratar des Mittelalters. 25
(28*) quod enim lima fero et qaod fornax auro et qaod fla-
gellam grano, hoc tribulatio homini jasto. — (29*) quod autem
per eandem legem post mortem jadicandi sint, subseqaens pro-
bat exemplom.^ cum in Loco sancte Marie, domo ordinis
CisterciensiSy frater quidam laudabilis vite et monachus valde
disciplioatus, Swido nomine^ defnnctuB esset, cuidam fratri ju-
niori post decessum suum per visionem manifeste satis apparens
ait Uli: ,nosti, frater, quid de monachis fiat, quando de cor-
pore exeunt?' respondente illo: ,non', adjecit: ,sanctus Bene-
dictus Ulis occurrens cum regula, ex prima sententia versiculum
unum legende perourrens ita concludit: ^et cetera^ tuncque
siDguIos interrogat: ^observasti illud, frater, annon?^ respon-
dente illo: ,etiam, pater, custodivi' vel: ,non custodivi^, non
enim ausus est dicere, nisi quod verum est, sequentem sen-
tentiam sub consilii interrogatione concludens universa regule
capitula percurrit. quod si inventus fuerit obsenrator regule,
advindicatur glorie; si transgressor, pene.^ — (ß^') accipiter
sive nisus, quando capit avem, statim cor invadit, eo maxime
yesci desiderans. sie Dens, quando nos sua gratia capit. —
(31^) unde ex consuetudine ecclesie habetur, ut transgressores
legis divine, postquam sollempniter penitere ceperint, a claustra-
libus et personis religiosis communionem orationum suarum
sive aliorum bonorum humiliter petaut quibus etiam in car-
tolis, in quibus confessio peccatorum eorum declarata est, sie
scribi solent: ,conventus de tali vel tali loco concedit huic peni-
tenti communionem omnium bonorum suorum^ non dicit: ,huic
peccanti', sed: ,de peccatis penitenti^ unde non immerito
particeps efficitur omnium timentium Deum. — (33^) sicut nos
experimento novimus, qui aliquando scolares eramus, bonitas
et snavitas magistri plurimum discipulos ad discendum provocat
eorumque sensus dilatat. econtra iracundia et amaritudo magi-
stroram sie per timorem scolarium sensus constringit et obtun-
dit, at minus capere queant, imminentia verbera formidantes.
— ut scitis, si Scolaribus omnino subtraherentur verbera, sine
timore exi8ten(33^)tes modicum discerent. item, si nimis multi-
plicarentur, vel timore tabescerent vel forte per fngam a doc-
> Obswar im Dialogiu mehrmals (1, 21. 247. 2, 298) berichtet wird, wie
der heil. Benedikt seine MOnche rot dem persönlichen letzten Gerichte
prüfty findet sich diese Qeschiehte weder dort noch in den Homilien.
26 IV. Abhandlong: SehOnbach.
Irina declinarent. — (33^) solent sepe magistri; ubi scolariam
moltitudo est, sab se alios habere magistercoloB; qai; si cogno-
verint magistrom esse dumm atqae Beyemm; at ei placeant,
ejus proterviam imitantes pueros verberant et increpant. —
hnjasmodi magistros qnidam prelati ecclesiaram imitantur. si
ipsi fuerint dari et iracundi^ consimiles sibi adjatores assnmant^
ne aliqaid consolationis sabditi in eis reperiant. tales imitantur
nonniüli abbates, qui; cum rigidi sunt atqae severi, consimiles
sibi eligant priores, sab hujusmodi prelatis, in qaibas multum
est correctionis et modicam consolationis^ oriantor murmarationes
et detractiones malaramqae volantatam conceptiones. — (33^)
^coagalatum est sicat lac cor eoram^^ — ^montes coagnlatos^
alia translatio habet , ,montes incaseatos^ unde coagulatam et
incaseatum idem est. ex coagulo fit caseos, qai, quanto plus
antiqaatar, tanto plas induratar, pallescit et propter sal ama-
rescit. — qaidam sant^ qai, cam ad dignitates aspirant^ lacteos
se simalanty candorem lactis preferentes in ficta caritate, per-
spicuitatem in ficta mentis sinceritate; tacta lenes sunt, qnia
tractabileS; et gustu saaves^ qaia affabiles. cum vero prehitaras
desideratas adepti faerint^ moz fermento malitie et neqaitie sae
apposito vel (34 '^)^ at verias dicam^ declarato, coagalatar sicat
lac cor eoram. incaseati vero coacescant et quotidie darescant,
pallescant et propter sal amarescant. acredo' casei significat
Vitium fellis et invidie. coagulum lactis aliquando valde ace-
tosum est. duritia casei Vitium exprimit immoderati rigoris et
immisericordie. pallor casei Vitium exprimit tristitie et accidie.
salsugO; que in caseo est, vitium designat amaritudinis et ire.
Freso dicit, quod omnis caseus naturaliter sit malus, quod apud
eos vere videtur, eo quod pinguedinem lactis sie exprimant, ut
sicci et aridi modicum in se saporis habeant. apud nos vero
casei quidam valde boni sunt et bene conveniunt, eo quod pin-
gues sint et bene pressi atque temperanter salsi. tales casei
significant prelatos bonos. — caseus, si nimis modicum salsus
fuerit, vermes citius ex se gignit. sie prelatus, si nimis dulcis
et remissus fuerit — . (35^) non tamen credendum est, quod
Dens manus corporales habeat, cum spiritus sit, sed manus ejus
^ Psalm. 118, 70. * Psalm. 67, 17.
' s acerbitas, vgl. Diefenbach und Du Gange 1, 61.
Stadien snr Enlhlungsliteratur des Mittelalten. 27
sapientis et virtns ejus dicantar^ quibus conditi sumns. —
(35^) qaonmdam visus ad similitudineiii basilisci venenosas esl;,
ita ut^ quo8 respicianty quodam horrore tarbent. alii, nt dictum
est^ gratiam consolationis in oculis habent, sie ut, qnos intaentur,
letificent. — (38^) quidam philoBophoram at Socratea ab appe-
titu istoram temporalium defecerant^ sed nihil illis profoit, eo
qaod idem defectas, id est, terrenornm contemptus non esset
saiutaris: qne propter Deum non finnt, salataria non sunt. —
(38®) quidam vel quedam, sicut aliquando vidimus et sepius
audivimus, in tam felici ezcessu sie foris in corpore deficiunt,
ut nihil videant; nihil audiant vel sentiant. talis defectus magnus
est anime profectus, eo quod in contemplatione celestium
mirifica revelentur, sicut exemplum habemus in apostolo Paulo,
hujusmodi defectus est ascensus, quia, cum in contemplatione
celestium corporis sensu deficitur, mente ascenditur. tales de-
fectus in hiis, qui begini et hegine dicuntur, satis generales
sunt, ex quibus plures cum clamore deficiunt. ve autem illis,
qui hujusmodi defectus causa inanis glorie vel terreni commodi
fingunt, quia revera tales non in Jhesu deficiunt, sed ab ejus
gratia, si qua in eis est, deficiunt. et quia cum clamore simu*
lant gratiam, quam non habent, ,peribit memoria eorum cum
sonitu'.^ de hujusmodi defectibus multa me scripsisse recolo
in libris Dialogorum necnon in Uhris Vinonumj quos nunc in
manibus habeo.^ — Es wird dann das evangelische Gleichnis
von den alten und den neuen Schläuchen auf die Einkleidung
in den Zisterzienserorden angewendet. — (40^) quidquid enim
tantum delectat et non edificat, fabula dici potest. rumores
regnorum, provinciarum et civitatum, in quibus nulla est uti-
litas, sed levitas et loquacitas, quid aliud sunt nisi fabulationes?
caveant autem religiosi, ne hujusmodi fabulationes vel recitando
vel audiendo et in eisdem plus quam decet delectando iniqui
fiant. ad claustrales pertinet in suis collationibus de divinis
scripturis, non de rumoribus, de rebus edificatoriis, non de
fabulationibus loqui. si necessitas de hiis, que in provinciis
ag^tur^ nos loqui compellit, de culpa excusari poterimus; si
mentis levitas et rumorum delectatio, inexcusabiles erimus a
culpa qualicunque. — (^1^) Imperator sive alius quilibet pre-
^ Pialm. 9, 7. * Der Pusns steht im 11. serrno (Caph.).
28 IV. Abhandlung: SchOnbach.
potens rex; licet in regno suo ubique esse poierit per potentiam,
non enim abiqae in omni loco dominationis sae esse potest per
corporalem presentiam^ eo qnod in modico loco ipse totos con-
tineator et non sit extra eondem locnm. quod si aliqaid tibi
promisity et ipsom quesieris in loco, nbi presens non est, pro-
missa tibi beneficia txmc temporis persolvere non poterit. —
(43^) nt enim taceam de apostasia, valde sibi cavere debent
monachi, quando de monasterio exennt ad secnlam etiam ne-
cessitatis cansa, et maxime hü, quos affectos parentnm et ami-
comm trahit et extrahit, qaia latrones in via sunt ad inter-
fectionem animamm paratissimi. quando ex a£fecta amicorom
invitantinm apponantur fercnla diversa laute et studiose prepa-
rata, mox inimica caro, immo diabolus per illam, suadet nimis
et avidius sumere, quam scilicet necessitas exqairat. idem di-
cimus de diversis potibus et vino exquisite, cum magno studio
caritatis homines seculares religiöses suscipere solent; in villis
et plateis civitatum plurimum se videntibus objiciunt vanitates,
tarn in edificiis quam in personis pompaticis; occurrunt ibi
personis contemplativis et seculo mortuis femine speciose in
habitu ornato^ et cum illis frequenter manducant. — auditxu:
apud seculares in conviviis chorus' tibie, lira et cjthara atque
diversa musicorum genera, que omnia libidinis sunt incentiva.
— (45^) personis religiosis et caritatem habentibus frequentius
secreta celestia revelantur et dono Dei intelligunt, que littera-
tiores intelligere non possunt. — (46*) aliquando intelleximus,
ut propter verbum a prelato durius prolatum sive propter levem
disciplinam quidam non solum declinarent a judicio capituli,
sed etiam a lege Dei, Ordinem videlicet deserentes. unde cum
talibus misericorditer in judiciis agendum est, ne, si forte ru-
bigo durius eradatur, vas (46**) ipsum frangatur.^ — (46«) si
non esset magna dulcedo humano spiritui in divinis eloquiis,
id est, sacris scripturis discendis atque docendis, non tantum
infiniti hodie in illorum studio laborare possent. considerate
magnos et divites theologos, attendite diversarum civitatum
magistros: ut diviua eloquia digne docere atque predicare va-
leant, in illorum lectione et meditatione die noctuque desudant.
^ ornatn Ha, ' choras Ha,
» Vgl Ezeek, 24, 6 ff.
Stadien inr Enählang^literatnr des Mittelalters. 29
hinc est, qaod in novum ordinem^ Predicatorum amore divi-
nomm eloqniomm discendoram stqne predicandorum cotidie
plarimi convertuntur^ in tantum illornm dalcedine illecti et
attracti, ut omnibnS; que mnndi hajus sont^ relictis atqae post-
positis soll doctrine vacent. mendicando vivunt^ ut flJios cibo
spiritnali reficere yaleant. simile dicimas de Fratribus Mino-
ribus, qni et ipsi doctrine inservinnt eloqaia divina predicando.
— nt enim taceam de predicatoribos, qni ex officio tenentur
di(46^)yina eloqaia popnlis nuntiare, qnidam monachorum;
quibus predicare non licet, sie avidi sunt in lectione Sanctamm
Bcriptnramm, ut yolnmen totins biblie devorare videantnr. —
nobis clanstralibns, qnibns predicare non licet, non est opus, nt
de melle Sacre Scriptare asqae ad satietatem comedamas, eo
qaod ad salatem nobis safficiat, si cantare et legere et de lectis
aliqoid intelligere noverimas. predicatoribns vero expedit de
melle divinonun eloqaiornm mnltom samere, at per intellectam
Script oraram satiati predicando evomant illa. — 48^ ff. Überall
rät Caesarias den Prälaten zar Milde. — (^*) V^i i^ jadicio
aecalari, etiam si innocens sit, causam suam insipienter defendit,
si districte cum eo judex agere voluerit^ non solum ab ipsa
causa cadit, sed etiam nonnunquam sententiam mortis incurrit.
anum accusatus opus habet, ut ad Judicium bene instructus ac-
cedat. — (50®) menimi me superius dixisse animas non posse
occidi sine peccato, nisi forte aliquid sit in causa, per quod
occidens possit excusari. scandala, sicut nostis, multorum animas
occidunt. si scandalizatus fuero in bona vita fratris mei sive
in recta doctrina et justo judicio prelati mei ipsisque ob hoc
detraxero et persecutus fucro, ipsi quidem mihi occasio sunt
mortis, sed non peccant, eo quod in bona vita, sana doctrina
et justitia facienda scandala non sint curanda. et ut verius
dicam, non bonorum virtutes (&0^), sed mea vitia me occidunt.
— (5H) cythara sive psalterium corpus congregationis signi-
ficat. chorde cjrthare fratres sunt in congregatione. chorde^
sicut sdtis, inter duo ligna tenduntur: lignum inferius, quod
caYum est, et superius, quod solidum est, clavis quibusdam
chordas deorsum tenentibus, aliis sursnm eas trahentibus. duo
ista ligna significant duas cruces, carnis yidelicet et mentis.
> noTO ordine Hk.
30 IV. Abhandlung^: SehOnbach.
plectram divina gratia. — (^2*) ne dissonantia fiat in cytbara,
chorde simnl tendi simnlqne remitti debent. chorda^ si minis
tensa faerit, facile rampitur; si nimis remissa, mosicam impe-
dit. chorde prins siccantary deinde in cythara tendnntnr. —
clavi cythare inferiores rotondi esse solent, snperiores vero so-
lidi. — (^3^) sicnt alibi me dixisse memini^ perfecti monachi
diversornm ecciesie ordinam virtatem in suis moribus et actibos
spiritaaliter representant. sicnt enim in oratorio angeli, in lec-
tione theorici, in commani vita apostoli, in labore mannnm
martyres, in capitulo confessores, in dormitorio virgines, in re-
fectorio continentes. — (55®) cnm diabolas fnisse legatur in
morte Moysi et, qnod magis ostendit ejus superbiam, in morte
creatoris sni Christi,^ quem in morte non accnsabit? qnem in
morte negliget? — (55^) servns dicitur a servando, eo quod
captns ab imminenti servetnr interitn. — (56^) sicnt patet ex
diversis visionibus, electis et jam perfectis personis in morte
demones valde infesti sunt, eos in minimis accosantes et eorom
iter ad Denm, in qnantnm yalent, impedientes. — (56^) de qnibus
(dissipavemnt legem tnam ') plorima introdaci possent exempla,
si sermonis brevitas illa admitteret. — (&<^^) magna siqnidem
hodie est, sicnt scitis, non solnm apnd Deum, sed etiam apnd
homines gloria sanctomm patrnm, Benedicti scilicet, Raberti
(= Robert von Moleames) et Bernardi propter Ordinem mona-
chorum; magna gloria beatornm patrnm Angnstini et Norberti
propter regnlam canonicornm regnlariter viventinm; magna
gloria sanctomm Dominici et Francitci propter ordines, quos
ipsi insHtuerunt. ad hoc enim singnlis annis et in singnlis
provinciis (57<') capitula et concilia celebrantnr et visitationes
finnt, ut ordinum disciplina conservetnr et ne a snperbis lex
Dei dissipetnr. — respicite antiqna monasteria religiosornm:
qnando disciplina in eis vignit, data sunt eis a regibns et prin-
cipibns hnjns mundi libri anrei atque gemmati, ejnsdem generis
et operis calices, thnribnla et alia mnita et varia miriqne de-
coris ornamenta, que deficiente religione et ipsa defecerunt. —
^ Hier begegnet allem Anscheine nach die wunderliche Vorfttelliing von
dem Teufel, der dem Tode Christi susieht, wie sie sich bei Berthold
▼on Regensburg findet, vgl. meine Studien zur Oeschichte der altd. Pre-
digt 7, 115. 140.
« Paalm, 118, 126.
Stadien siir Enäblnngsliteratar des Mittelalters. 31
(68^) primo loco (predicator) scrutari debet Bententias divinorum
eloquiomm^ ande predicare cogitat, si pro loco et tempore aadi-
toribus coDTeniant. deinde ipsas auctoritates dedarare debet
per misticum intellectamy ut andientes edificentur. quod si ad
hoc defaerit scientia, aliomm expositiones legat, at habeat in the-
saaro cordis sni, unde proferat nova et vetera. sicque aperire
debet os saam^ in predicatione. qnia molti hodie ydiote in
ecclesia Dei predicant^ non habentes scientiam Scriptnraram,
idcirco mnltos scandalizant, nonnanqnam errores et, quod gra-
▼ins est^ hereses predicantes. — (&9^) quantnm gratie spiritnalis
attrahent sibi^^ qoi Deam landant in psalmiSy ymnis et canticis
spiritnalibos, unnmqnemqae nostrnm docet experientia qnoti-
diana. ab hac gratia expertes siint^ qni raro yel yix ora sna
aperinnt in laude divina, raro psallenteB et frequentins dor-
mientes. tales non attrahunt sibi Spiritum Sanctum, cujus con-
versatione jocundentur^ sed Spiritus attrahunt malignos^ qui in
eorum sompnolentiis et torpore plurimum delectantur. hoc in
lUms Dialogorum multis exemplis me probasse recolo. — (60^)
imagines Salyatoris, ut scitiS; in laquearibus ecdesiarum sepe
depicte vel sculpte habentur, et solent secundum illarum exem-
plaria alia depingi. — (63*) in ordine Cisterciensi, sicut scitis,
nemo recipitur ad conversionem, nisi transcenderit annos pueritie
et annos inchoaverit adolescentie. et hoc ideo fit^ quia pueri
minus apti sunt ad custodiendas justificationes' Domini et pre-
cepta regule, eo quod disciplinam silentii; jejuniorum et aliorum,
qne in Ordine instituta sunt, servare nequeant. et ne per illos
Ordo tepescat et disciplina pereat, infra decem et oc(63^)to
annos recipi prohibentur. — (64^) alter quidam philosophus
dixit: os unum a natura, aures duas accepimus. — (64*^) propter
qnod juvenes et adolescentes amare debent sacrum silentium
propter silentii fructum, et non circuire officinas ad tempus
dedacendum et, ut verius dicam, ad tempus perdendum. in
mmoribus audiendis sive recitandis sive in aliis coUationibus
inniilibus peccatum non deerit. — unde adolescentes scrutari
stndeant non officinas monasterii, sed libros armarii^ quia in
Ulis invenitur sapientia et scientia. — (66*) hac oratione operis*
1 PäoUn. 118, 131. * Pfolm. 118, 131, * P«abi. 118, 146.
* Psakn. 137, 8.
32 IV. Abhandlung: SehOnbaeh.
scilicet sepe utantur conversi nostri, qui; nobis psallentibus at*
qne cantantibus^ operibns mannnm insistant. non enim, nisi in
diebns dominicis magnisqae soUempnitatibus et diebus jejnni-
oram; missis sive horis canonicis interesse tenentar, et repatatur
eis pro orationibas labor mannam snanim. — (66') sepe enim,
ut in festivitatibas, ante mediam nootem sargimas ad confiten-
dam Domino, et nonnonquam, sicat bene nostiSi tempore estivo
in crepnsculo ipsins noctis, quantas clamor fiat in confessione
ejosdem laadis psallendo, legende atqae cantando, experientia
nos docet qnotidiana. qnod aatem dicit:^ ^preveni' in matnri-
tate'', ad eos pertinet, qui ex nimio fervore devotionis ante alios
festinare solent, qnotiens campana palsante ad choram eundnm
est. quomm fervor satis confundere deberet eos, qui nunqoam
pene chorum in tränt nisi signo bore iliins relicto. — qaidam
in divinis laudibus tam devoti sunt et tantam dalcedinis illic
percipinnt, ut etiam natore vim facientes infira matatinas pene
nanqnam egrediantnr; aliis jnxta stantibus duabus aut tribus
vicibus vel quantum ordo permittit exeuntibus, magis ad de-
ductionem temporis quam ad necessitatem nature. — quidam
multa devotione impellente sie laborant in psalmis, ymnis et
canticis clamando, ut raucescant voces eorum; fortioribus vix
ad paucos versiculos ora sua aperientibus. — (69^') multa ho-
rum (superbia) vidimus et au(69*)divimus plura. — (70») sed
tanta est hodie malitia quorundam hominum, ut nulli ordini
nullique professioni parcant, et ita compelluntur claustrales
tam secularia quam spiritualia querere judicia et in Ulis eon"
tendere. — ut enim taceam de secularibuSj vix possunt hodie
in ecclesiis Christi sine eontentione periculosa et partibiu dissi-
dentibus sive episcopi sive prepositi et decani eligi. propter
quod multa scismata et rerum dispendia fiunt in ecclesia Dei.
ad hoc periculum amovendum instituit ordo Cisterciensis, ut
in abbatum creationibus patres abbates auditis votis eligentium
sine contradictione abbates novos instituant. — C^^^) Bezug
der Hören zunächst auf das Alte Testament,' z. B. laudes:
media nocte percussa sunt primogenita Egipti. — in vigilia
matutina submersit Dens Pharaonem et exercitum ejus in mari
1 Ptabn, 118, 141, * perreni H§,
' V^, XU den folgenden Deutungen der Hören Anz, /. d, AUert, 7, 241 ff.
Studien rar EnihliuigsUteratiir des Mittelalters. S3
rabro. — de hora prima et nndecima, id est completorio, non
habemns manifestam anctoritatem ex Veten Testamento. hora
terda diei data est lex in monte Synai. hora sexta erectns
est eneus serpens in deserto et sanabantor ad illias intoitami
qaos serpentom morsns infecerat. hora nona percossa est petra
in Oreb et flnxemnt aqnae. ad officinm hujus höre in Actibns
apostolomm ascendisse legontor Petras et Johannes, sed et
Daniel tribns vicibns in die, hoc est hora tercia, sexta et nona,
apertis fenestris domns sue orasse legitnr contra Jhenisalem.
horam vespertinam observabant jadei propter immolationem
agni pascalis. saerificium matatiniim atqne vespertinam sepe
lex et prophete commemorant. aniversa hec ombra faerant
fatore solempnitatis. Ecclesia non observat horas oanonicas
propter mortem primogenitoram Elgipti sea propter sabmersionem
Egiptionim sen propter legem jadeis datam sive propter ser-
pen(75*)ti8 enei erectionem sive propter petre percassionem
vel agni immolationem, sed propter illoram significata. qaia
media nocte natas est Christas, media illi nocte laades decan-
tamos. — mane Deo laades canimas propter dilacolam divine
resarrectionis. — prima hora diei Salvator a jadeis est illasas,
conspatos atqae alapis cesas et ad cracifigendam Pylato cam
vincalis oblatos. eadem hora redivivas in littore stans com
Septem discipolis conviviam oelebravit apparaerat eadem hora
Marie Magdalene revertenti de monamento. — tercia hora
Christas cracifixas est lingais jadeoram et flagellatas, et eadem
hora in die Penthecostes datos est apostolis Spiritus sanctos. —
(75*) sexta hora Christo laades canit et cam Christo cracem
ascendit. — vigor Ordinis nostri, fratres, crox est. — eandem
horam etiam solempnem facit, qaod Christas in die Ascensionis
sae cam discipalis ad convescendam hora sexta discabait. —
nona hora diei Christas in crace spiritam emisit et lanceatas
de latere corporis sai dao sacramentalia flaenta, aqaam scilicet
hamane ablationis et sangainem redemptionis, simal emisit. —
(75®) in vespera Christas depositas est de crace. eadem hora
die precedenti cum discipalis sais cenavit et sacramentam cor-
poris Boi et sangainis Ulis tradidit. eadem hora ipsa die re-
sarrectionis sae daobas discipalis eantibas in Emaas in frac-
tione panis cognitas foit. — in completorio Christas pro
discipalis suis Patrem oravit et in eadem hora in sepulchro
Siteuffsbtr. d. pMl.-Utt. Kl. 15». Bd. 4. Abb. 8
34 IV. Abbandlnng: SehOnbaeh.
positns fait. — eadem hora post reBnrrectionem in medio
discipaloram stans ait lUis: Paz vobis! — (7^^) c^^ essem
novieiue, quidam venerabilis abbaa Ordinis nostri quoddam
verbnm memoria dignam et utile satis^ sicut postea expertns
Bnam, cordi meo impressit dicens: ,8i vis pacem habere
cordis tui et sine scandalo esse, noli de institatis discipline
mnltam dispatare et prelatomm tuoram dicta facta sive pre-
cepta judicare/ — 76* am Beginne des 22. Sermo zam Ab-
schnitte Tliau eingehende Belehrungen über das hebrftische and
griechische Tan, die mit dem Satze schließen: sed, sicut alibi
me scripitsse m«mtnf/ poterat esse, nt Hesdras, bibliothecae
reparator, sicut mntavit formam litteramm, ita et ordinem et
sonos in quibasdam locis mataverit. — (76^) sicat notum est
hiis, qni cnriam romanam sive impenitoris frequentaverant,
sepe contingit, nt diversas habentes causas coram domino papa
crebrins versentnr et ab illo yideantur. qaoram tarnen petitio
illam latet, eo qnod ad illnm accedere non audeant nee liceat.
camqne petitionem saam per cancellarinm principi porrexerint
et ille audierit, tunc demnm dicere poterint, quod deprecatio
eomm appropinqaaverit in conspecta pape. et est satis incer-
tum, atmm eandem petitionem cassari jabeat an non. aliqoan-
(77*)do etiam ipsa causa tam injusta est, ut nee cancellarius
eam presentare velit. quando vero rationabilis est ipsa petitio,
facile admittitur, nisi forte ab adversariis impediatur. quam
causam habens non ignorans ad Deum, propter quem hanc si-
militudinem protuli, se convertens et orationem iterans clamat
et dicit: ,intret postulatio mea in conspectu tuo^' — (7B*) Or-
gana sicut cetera musica instrumenta voces habent graves,
acutas et superacutas. in gravibus cantant clerici seculares
atque canonici, quos substantie exterioris proprietas propriaque
voluntas gravat et onerat. in acutis cantant viri daustrales —
in superacutis cantant angeli, sancti et electorum anime cor-
poribus ezute. — (78^) cum a quodam decano in matutinis
danda esset benedictio saper lectorem, et ille inclinato capite
diceret: ,domine, jube benedicere!^ respondit decanus, ex nimia
ebrietate hesterne diei adhuc temulentus: ,Largitor omnium bo-
noram benedicat potum servorum suorum!' non enim per or-
^ Vgl, den Prolog der nächsten Nummer, ' Paabn, 118, 170,
Studien zur Erzäblangsliteratur des Mittelalters. 35
gannm oris iste ^ymnnm Domino', id est laadem, ^eractabatV
sed de pleno vase cordis sui vinum adhuc indigestam extra
ructabat. — (78^) cum qnidam frater Ordinis nostri ante paucos
annos defanctos cuidam confratri sao post mor(79^)tem appa-
misset et ille reqoisisset de statu ejus, respondit: ^Deos ignoscat
prelatis nostris! sepe enim indiscrete precipiant, quoram tarnen
precepta mnltnm ligant. qnod ego, dum yiverem, non atten-
dens; eornndem preceptorum occasione in purgatorio penas satis
graves sustinni^ — mali, quomm vitia a Predicatoribns corri-
pinntnr, ipsos Predicatores sepe prosequantor et verbia et
dampnis et nonnunqaam plagis illos afficiunt;' hoc frequentins
factum intelleximus temporibus nostris et quosdam Predicatores
occisos. — (80^) undc; fratres karissimi, psalmo hoc longissimo
jam ad finem deducto, quasi in vespera diei; pariter benedi-
camus DominO; ipsius boni ac pii pastoris gratiam implorantes,
quatinus errata nostra corrigere et ad pascua vite celestis nos
reducere dignetur Jhesus Christus.
Es folgt nun in der Handschrift Nr. 32 aus dem Kata-
loge des Caesarius (vgl. meine Abhandlung S. 9), der Kommen-
tar zu den 15 Stufenpsalmen (Psalm. 119 — 133), der ganz in
derselben Weise angelegt und aufgebaut ist wie Nr. 31. Der
Prolog des Werkes lautet:
(80^) Cum ad petitionem fratrum^ psalmum exposuissem
centesimura octavum decimum, yidelicct ;Beati immaculati in
via' et eandem expositionem discipline regulari et maxime Or-
dini nostro, prout illis placuit, adaptassem/ rursus ab eisdem
rogatns (80^) sum, quindecim psalmos sequentes, qui eidem lon-
gissimo psalmo conjuncti sunt, stilo consimili disserere. cum
autem fratrum Caritas et importuna eorum adhortatio me quies-
cere non sineret, postposita verecundia, gratie Dei me commisi,
sperans illius dono mihi posse subministrari, quod minus est in
scientia. et videtur mihi hoc actum esse consilio Spiritus
sancti. nam Hesdras propheta, qui psalterium et totam biblio-
tecam, a Babiloniis combustam, instinctu Spiritus sancti legitur
» Paalm. 118, 171. • efBciunt ffs. » Vgl oben S. 19,
* Der Wortlaut des Incipit in Caesarius* Katalog deckt sich nicht vOllig
mit dem hier.
Sitsvngtber. d. phiL-hist. Kl. 159. Bd., 4. Abh. 4
36 IV. Abhandlang: SchOnbaeh.
reparasse et eodem Spirita revelante titolos apposaiBse,^ eidem
psalmo centesimo decimo octavo quindecim hos psalmos im-
mediale sociavit^ quos et ^cantica gradaam' nominavit. idem
psalmusy sicnt nostis, per litteras hebrei alphabeti, singoliB lit-
terifl yersibas octavis snbjectis, digestns est, ut^ sicat pueri in
primis litteris usam discendi sumant, ita et dos hnjosmodi ele-
mentis nsnm vivendi usque ad mataritatem discamos. nam
sicnt pneri^ postqnam didicernnt litteras alphabeti cognoscere,
nominare^ conjnngere et per eas legere, gradatim discendo as-
cendnnt ad libros grammaticornm, poetarum, rethomm atqne
philosophornm nee non ad cantica spiritnalia, per que Dens
landatnr, addiscenda, ita et nos per doctrinam ejnsdem psalmi,
in qno est forma totins perfectionis et discipline, non passibus
pednm, sed promotione affectnnm gradatim ascendere stndeamns
de virtnte in virtntem qnoadasqne deposita sarcina carnis vi-
dere mereamnr Denm Deorom in Syon,' id est in gloria divine
specnlationis, qne est in patria. non igitar immerito virtntem
hornm psalmoram, per qnomm doctrinam ad celestem ascenditor
beatitndinem, scire fratres desiderant. cum vero a magnis doc-
toribns et nominatissimis patribns safficienter expositi sunt,'
et mea expositio videatnr omnino snperflna, desiderio tamen
petentinm satisfacere cn(80^)piens scripsi qnod potni, etsi non
ut debni. explicit prologns.
Daranf heißt es: Incipit expositio in quindecim cantica
graduum, aus der ich wieder die mir interessant scheinenden
Stellen ausziehe: (87*) nt antem taceam de regibns, dncibns et
principibus hnjus mundi, qui gladium portant ad defensionem
bonorum et ad vindictam malorum, pene omnes episcopi Ale-
mannie et plurimi abbates ntroque gladio ntontor, et ntinam
ad custodiam et salutem subditomm! — (^7^) cam enim qni-
dam prelati at utrumque gladinm exercendum inntiles sint, ita
ut nee sciant nee curent populis predicare neque per militiam
oppressos valeant defensare, sciunt tamen durissimis exactio-
nibus et theloneis angariare populum subjectum, et nacta occa-
sione thesanros ecclesiarum et marsubia clericorum evacuare. —
(87^) Judas infelix. — (88 '^) memini me euperius dixiese, pu-
ram intentionem, que est circa spiritualia et ad Deum haben-
* Esdr. 8, 1—18. « P^alm, 83, 8, » Vgl. oben 8. 19.
Studien zur En&hlang^literatar des Mittelalters. 37
doiDy Bignificari per solem; hie yero per lunam intentionem
circa temporalia et ad corporis commodnm. — (90*) quidam
etiam de suis ordinibas exeantes ordines intrant artiores, ut,
si boni snnt, de bonis efficiantar meliores; si minus boni et
dissolati, emendentor. licet eadem regnia sit, sepe monacfai
habita nigri Cistercienses efficiantar. et cum dericis ad mo-
nachos, et monachis per conversionis meritam transire liceat
ad monachos, qaestione dignam videtor, atram eodem modo
monachis transire liceat ad clericos: hoc asque ad hec tempora
in usa non foit. — (^3®) intellexi qaosdam monachorum di-
xisse: ^certe, si habuissem talem prebendam sea ecciesiam; nan-
qoam venissem ad Ordinem^ consalo, ut tales de tali volantate
penitentiam agant, alioqain cam Christo non jadicabunt. —
(93^) non incongrae minimos ho$ fratres hiis temporibus in-
telligimus discipuloa beati Franeisci^ qui propter homilitatis
meritam tali nomine a suo magistro nuncapati sant. et cum
plares illorum fuerunt ecclesiaram prelati, pastores yel canonici,
et nonnulli filii regam, comitam, nobiliam divitumqae, sicat yi-
demas, yilibas pannis induti a diyitibas stipem petunt coti-
dianam. — (94^) pro illa terrestri Jherasalem, in qaa Salyator
noster passas est atqae sepultas, eo quod peccatis nostris ex-
igentibas data esset in manus Sarracenoram, maltis jam annis
orayimuSy et necdum yenit pax ejas. ante hos octo annos facte
sunt treuge inier ChriHianos et Sarracenos ueque ad aniios de-
cem^ et reddita est Jherusalem christianis, jam non civitas,
sed congeries lapidum. melius illi fuisset; si stetisset sub tri-
buto! nam templum Domini usque hodie ab infidelibus detinetur
et ipsi in eo adorant* satis lamentabilis est pax isla! unde
de illa dici non potest,' quod ,abundantia sit inhabitantium eam,
sed diligentibus illam^ puto jam annos effiuxisse quadraginta^
ex quo data est in manus inimicorum,^ et in ejus liberatione
' Vertrag vom 18. Febraar 1229 zwischen Friedrich 11. und Saladin, vgl.
die näheren Bestimmungen bei Loserth, Geschichte des späteren Mittel-
alters, 8. 92.
' Gemeint ist Omars Moschee auf dem Tempelberge, die gemäß dem Ver-
trage den Muhammedanern verblieb.
* Psalm. 181, 6: Rogate qnae ad pacem sunt Jerusalem: et abundantia
diligentibus te. Es wird hier inhabitantibw zu schreiben sein.
* Man wird hier quinquagmta statt quadraginta schreiben mflssen, denn
Saladin ist am 3. Oktober 1187 in das flbergebene Jerusalem eingesogen
4»
38 IV. Abhandlang: SchOnbach.
innnmerabiles tarbe popnlomm credentiam mortui sunt, regum
videlicet, dacum, comitam, nobilinmqae et ignobilium. hü
omnes pro dilectione ejas; immo illius; qoi in ea pati atque 8e-
peliri dignatas est^ extincti sunt. — (94^) talis erat pax cajas-
dam divitis, qui anime sne dicebat: ^anima, habes multa bona
posita in annos plnrimos: requiesce, comede, bibe, epolare!^
pax taliS; quam sit pericalosa et vere paci qnam contraria,
Salvator declarat, cum subdit: dixit autem Uli Dens: ^stalte,
hac nocte repetent animam tuam a te; qae autem parasti, cujus
erunt?' — (100^) seiet auceps, quod aves magis decipere possit,^
avem in alto juxta rete ponere, et quos neque fistula neque
sibilus' aucupis ad rete trahere potest^ avis voce et contem-
platione decepti ad rete volantes capiuntur. — quando auceps
putat aves esse sub reti, magnum strepitum facit, ex quo aves
payefacte, dum avolare yolunt, laqueis innectuntur. — (l-^^l^)
cives terrestris Jhentsalem sepe moti sunt et qiiotidie moventur^
nunc christianiSy nunc Sarracenis habitantibua in illa. —
(102*) qui virga, id est potestas.' — (102^) ^virgam pecca-
torum'^ specialiter in teiligere possumus dominium advocatornm
hujus temporis, qui eos, quos ratione advocatie sue defendere
tenebantur ab^ omnibus hostibus, per multas et graves exac-
tiones amplius affligere solent ac depredari. (102*) respicite
advocatos ecclesiarum, quales sunt hodie! bona ecclesiarum,
ad quorum defensionem libere electi sunt, omnia sua esse di-
cunt; nee non et homines eisdem bonis attinentes. ante hoc
quadrigennium,^ ut scitisy propter culvocatiam unius ecclesie,
Sibergensis videlicet, quam cum Coloniensis archiepiscopuSy ad
eandem advocatiam electuSy liberare conaretur de manu illiu»,
qui eam tenebaty tota pene diocesie tantis rapinis et incendiit
hinc inde vaatata esty ut virgam tanti furoris et nos et cetere
ecclesie usque hodie sentiamus. adeo enim eadem virga vigi-
lavit^ super sortem nostram et olla succensa ab Aquilone® sicut
diese Sätze aber sind, wie sich ans dem Vorhergehenden ergibt, im Jahre
1237 geschrieben.
^ Stau possit wiederholt die Es. irrtümlich solet * sibulas Hw,
* Vgl. Waäer v. d. Vogdtoeide ed. Lachmann 26, 6: Wie getar ich 86 ge-
yreveln ander dime rise?
*' Psalm. 124, 3. * FehU Ht. ' qnadringenniam Hb,
' Jereia, 1, IL ■ Jerem. /, 13.
Stadien zur Erz&hlungsliteratar des Mittelalters. 39
effiasa est super nos^ ut quedam ex grangiia nostris igne auc-
cenderentUTj alte per predones omnibue suis mobilibtis evacua-
rentur. et hec de hiis satis. — (104^) vox blanda et nequam,
sicut dicit poeta, digitos habet^ comparatur enim operibas ma-
us. — solent enim monachi^ quando captivi ducantur tempore
apostasie sne cantare more clericoram et intermittere cantica
SyoD, qae didicenmt in Syon, id est in vita contemplativa^
ne de ipsa apostasia notari possint. quos demones irrident, cnm
dicont: ^cantate nobis ymnum de canticis SyonV id est canti-
cam, quod in monasterio didicistis. cum quidam talium par-
rochiam quandam regeret, et tum ex relatione^ tum ex signis
quibusdam cum ciyes eum notare cepissent de apostasia eiqae
crimen imponerent et ille negaret^ accusaverunt eum apud
episcopum^ ut puto, Leodiensem. quem cum episcopus per
testes convincere non posset, ait intra se: ,monachi psalterium
scire solent'^ et ait moz sacerdoti: ^domine, parrochiani yestri
conqueruntur mihi de vobis^ quod nesciatis psalterium vestrum^
cui ille, dolum episcopi non considerans^ respondit: ^domine,
non est yerum. optime enim scio psalterium meum nee in
uno verbo titubo^ quod episcopus audiens et subridens ait
sacerdoti: ,reyertimini ergo in claustrum yestrum, quia ex hoc
ipso probatur yos monachum fuisse^ — iX^^^) ^^ mensa ali-
cujus terreni principis cum omnes panem triticum comedant
et omnes yinum bibant; quibusdam tamen aliis aliquando panis
candidior atque sapidior et yinum nobilius apponitur, et hoc
secundum merita discumbentium. — (1^1^^) s^io? frAtres, quos-
dam, immo plurimos esse inter yos, quibus yigilie longissime^
clamor psalmodie, orationum instantia^ in duris obedientia, labor
xnanuum quotidianuS; estus et frigus, indumentorum asperitas,
Stratorum durities, jejunia regularia et, quod satis affligere solet,
a carnis illecebris continentia et si qua alia sunt opera labo-
riosa, refectio sunt et delicie. — (114®) ye illi domui, in qua
uxor litigiosa proprio yiro dominatur. quod autem aliquando
de domo propria yirum expellat, referam secundum litteram
unum exemplum, quod circa principium conversionis mee in
civitate Colonia intellexi contigisse. erat ibi ciyis quidam, homo
mansuetus satis, uxorem habens pessimam. quem cum neque
^ Psalm. 136, 3.
40 ty. Abhandlnng: SchSnbach.
diebas neqne noctibas qaiescere sineret, verbis duris atque
probrofiis illam lacesseret, nocte qaadam circa crepnsculiim de
domo propria exiens^ domum cnjuBdam potentis in eadem platea
positam tempore refectionis intravit premissaqae salatatione sab-
juDxit: ydomine^ yobiscum cenare volo, nam axor mea^ cajuB
proterviam optime nostis^ yerbis suis litigiosis de domo me eje-
cit^ et misit nam mos aliquos pro vino. statimqae vir ille ho-
nestasy vexationi ejus compatiens^ toti familie sue precepit, nt
obseratis foribus nemo illam intromitteret. sciens mulier man-
tum Bunm domum intrasse yiri potentis^ et qnod non intro-
mitteretnr; satis snspicanS; joxta limina latenter residens, egres-
snm cujnspiam expectavit. camqae nnas paeroram pro vino
misBUS ostium aperiret, illa insiliens et ante mensam cenantium
venienB ait: ^benedicat vobis Deofil^ coi cum paterfamilias res-
ponderet: ,benedicat ei^ diabolus^ qui te intromisitl'^ subjunxit
illa: Justum est, ut sim cum marito meo', et cepit sedere ad
men(I14^)8am juxta illum. tunc paterfamilias locutus est ad
utrumque: ^quicunque ex vobis iratus fuerit vel verbum contu-
melie protulerit^ solvet sextarium vini^ et placuit utrique.
cumque sederent et ex una scutella simul comederent, illa ele-
vata manu alapam dedit in maxilia mariti. quod cum pater-
familias vidisset et turbatus diceret: ,quid est hoc, domina?
hoc enim promissum non erat, solvite ergo sextarium vinü'
respondit illa: ,ego neque irata sum neque verbum protuli
contumeliosum. quod si ipse motus est, justum est, ut ipse
vinum solvat/ ad quod verbum omnes ridere ceperunt, belue
illius mirantes sevitiam. — 0^^^^) notate delectabilem simili-
tudinem: sicut ho(115^)mo gaudere solet in aspectu filiornm
suorum parvulorum, quando versantur circa mensam ejus, huc
illucque discurrendo et de cibis ejus vescendo ipsumque sua
garrulitate letificando, ita justum letificare solent motus bonarum
cogitationum' ex ratione precedenti,' maxime si opus sequatur.
— (120^) intelleximus sepissime, quod reges et principes terre,
sub quorum potestate judei positi sunt, nacta occasione gravis-
simis exactionibus eos attenuent et nonnunquam per tormenta
etiam congregatas divitias ab eis extorqueant.
* l. tibi. * bonorum openim Hä.
' precedeutia Ha.
Stadien sar En&hiangBliteratar des Mittelalters. 41
Ohne eigentliche Schlußrede^ nm* mit der gewöhnlichen
Formel und Amen endet 138^ die Nmnmer 32 des Eataloges
von CaesarinSy darauf: Explicit tractatns de canticis gradunm.
Incipit psalmos centesimns decimas quintas de sancto Stephane
prothomartire expositas. Crediti propter qaod locutuB sam:
ego antem humiliatos snm nimis.^ Expositums psalmom pre-
sentem de sancto prothomartyre Stephane, ipsius ad hoc atiliter
explendnm' aoxiliam imploro, nt, quod seien tie deest, martyris
oratio snppleat. — Der Inhalt des Eommentares bietet zu Ex-
zerpten keinen Anlaß. Das Werklein schließt 143^: supplice-
mns igitor, fratres karissimi, precioso martiri Stephane, at ora-
tionum snaram primitias martirum ipse primos hodie pro fa-
mnlis suis fundere dignetar Jhesn Christo, domino nostro, coi
com Patre et Spiritn sancto honor sit et imperinm per infinita
secolo secnlomm Amen. EIxplicit tractatns de sancto Stephane
prothomartire Christi.
143^^^ sind leer, 144^ beginnen die Homilien des Qna-
dragesimale (= Nr. 30 des Eataloges) ad Everlingum (das ist
also die richtige Namensform) presbiternm, die bis 270* reichen.
Darauf: Incipit epistola Caesarii in expositionem moralem super
passionem Christi secandam omnes qnatuor evangelistas (Nr. 23
des Eataloges, S. 41 — 44 meiner Abhandlang), die Homilien
endigen 315^ mit dem zu umfassenden Vermerk: Expliciunt
omelie Cesarii super feriis Quadragesime.
Unter den hier ausgeschriebenen Stellen der Psalmen-
kommentare (Nr. 31. 32. 33 im Eataloge) des Caesarius von
Heisterbach ist zunächst die wichtigste 94^, aus welcher sich
ergibt, daß die Erklärung der Stufenpsalmen im Jahre 1237
verfaßt wurde. Es ist bisher nicht festgestanden, daß Caesa-
rius 1237 noch gelebt hat (vgl. meine Abhandlung S. 29), ob-
gleich es mit Rücksicht auf seine Redaktion des Verzeichnisses
der Eölner Erzbischöfe sehr wahrscheinlich sein mochte, jetzt
aber wissen wir es und wissen ferner, daß Caesarius nach
dem Jahre 1237 noch vier Schriften abgefaßt hat, darunter
Kr. 36, den umfangreichen Eommentar zum Ecclesiasticus in
neun Büchern, endlich auch das im Eatalog nicht angeführte
Verzeichnis der Eölner Eirchenfttrsten, das er also gewiß nicht
^ Psalm, tl5y 10. ' L expetendam?
42 IV. Abb AndluDgr : ScbOnbacb.
deshalb verschwieg, weil er zn bald darnach starb, sondern
vielleicht nur, weil ihm sein eigener Anteil an der Arbeit zn
gering schien, um sie besonders zu erwähnen. Jedesfalls sind
wir berechtigt, wenn wir erwägen, welche Schriften nach 1237
noch von Caesarius verfaßt wurden, die Dauer seines Lebens
bis zum Jahre 1240 auszudehnen. Diese Angabe darf jetzt
für sicherer gehalten werden, als was bisher darüber sich be-
stimmen ließ.
Es ist bekannt, daß Caesarius von Heisterbach seiner an-
geborenen ,Lust zu fabulieren' nicht bloß durch zwei Samm-
lungen von ,Geschichten aus der Gegenwart' Ausdruck ver-
liehen, sondern auch allerlei Erzählungen (die Vitae Patrum
freilich galten als heilige Schrift, vgl. meine Abhandlung S. 20)
in seine Predigten eingeflochten hat (nicht immer unter dem
Beifalle seiner Zuhörer, vgl. meine Abhandlung S. 33). Gewiß
derselben Neigung entspringen die vielerlei Anspielungen auf
Zustände und Ereignisse seiner eigenen Zeit, welche nicht bloß
in den Homilien des Caesarius, sondern auch in seinen Er-
klärungen einzelner biblischer Stellen begegnen. Sie bieten
ganz wichtige Zeugnisse für den Verlauf der Kämpfe um den
erzbischöflichen Stuhl von Köln während der ersten Dezennien
des 13. Jahrhunderts und sind als solche schon ausgenutzt
worden (z. B. von Leonard Ennen im zweiten Bande seiner
Geschichte der Stadt Köln; von Hermann Hüffer in seiner
Darstellung des Schismas der kölnischen Kirche während der
Jahre 1205 — 1216 in den Annalen des historischen Vereines
ftlr den Niederrhein, 46. Heft, 1887, S. 129-155; von mir in
den Beiträgen zur Erklärung altdeutscher Dichtwerke 2, 34
bis 48). Aus dem Jahre 1237 stammt, wie eben dargelegt
wurde, die Erwähnung der Kölner Wirren, die wegen der
Vogtei über das reiche Kloster Siegburg des h. Anno ent-
standen waren, 102^« des Kommentares über die Stufenpsaknen.
Caesarius nennt die Namen der Beteiligten nicht, wir kennen
sie jedoch aus anderen Berichten. So heißt es in der Chronica
regia Coloniensis, continuatio IV., ed. G. Waitz (1880) S. 262:
,Eodem qnoque anno (1230) oritur dissensio inter archiepisco-
pum (Heinrich von Molenark) et ducem (Heinrich) de Limburg
super advocatia cenobii Sibergensis. unde castrum Tuiciense
(Deutz) dicti ducis ab archiepiscopo diruitur, et castrum ducis
Studien zur ErzähloogBliteratiir des Mittelalters. 43
dictam Bensbnra (Bensberg) longa obsidione vallatur a copioso
exercitu archiepiscopi et comitis Senensis (Graf von Sayn). sed
licet acriter inpngnaretnr, non capitur, hiis qui intas erant se
viriiiter defendentibns et ingeniöse, ex altera parte castram
arcbiepiscopi dictam Talpetam (Zulpich) casoali incendio con-
crematnr et propterea a complicibas ducibus capitur ; nbi multi
homines igne perierant. multo etiam exercitu hinc inde con-
gregato, ad pngnam non est progressam^ sed incendia villarnm
et depredationes et vastationes civitatam et castrorum fiant.
jussa regio belle treage succedant/ Nach der gewöhnlichen
Anffassang (Ph. E. Schwaben, Geschichte von Siegbarg; Köln
1826, S. 9; Ennen, Geschichte der Stadt Köln 2, 72 f.) hat
Graf Heinrich von Berg, der bisherige Vogt von Siegbarg, den
Streit begonnen, indem er die mit der Grafschaft Berg ver-
bundene Vogtei dieses Klosters des h. Anno wieder gewinnen
wollte. Nach der Angabe von Caesarius wünschte Erzbischof
Heinrich, durch seine Wahl selbst Vogt von Siegburg geworden,
dem bisherigen Inhaber der Vogtei, dem Grafen Heinrich von
Berg, sein Amt abzunehmen. Jedesfalls bestätigt Caesarius
die übrigen historischen Nachrichten, denen gemäß um die
Siegburger Vogtei nicht so sehr ein eigentlicher Krieg statt-
fand, als vielmehr beide Parteien ihre Besitzungen gegenseitig
verwüsteten. Bei dieser Gelegenheit sind auch Güter des
Klosters Heisterbach zu namhaftem Schaden durch Brand und
Plünderung gekommen. Dabei ist noch ein Punkt zu|beachten:
Caesarius gibt an, der Streit um die Vogtei von Siegburg habe
vor vier Jahren stattgefunden, was, da sein Kommentar zu den
Stufenpsalmen 1237 abgefaßt wurde, auf das Jahr 1233 ftihrt.
Nun findet sich in der zitierten Chronica regia Coloniensis die
Mitteilung über den Siegburger Streit zum Jahre 1230 notiert.
Allerdings heißt es dort von diesem Zeitpunkte: oritur dis-
sensioy und demnach könnte die Schädigung des Landes durch
die Kriegführenden bis zum Jahre 1233 gewährt, Caesarius
aber mit seinem Datum den Endpunkt des ganzen Zwistes be-
zeichnet haben. Andererseits bringt Caesarius den Beginn des
Streites schon mit der Wahl des Erzbischofes Heinrich von
Molenark in Verbindung, worunter vielleicht gemeint ist, daß
dieser Kirchenfürst die Strenge seines Vorgängers Engelbert
in Vogteisachen zwar fortsetzte, aber auch wider die nächsten
44 IV. Abhandlang: SohODbaeh.
Verwandten des Ermordeten kehrte, eben den Grafen Heinrich
von Berg, Vogt des Klosters Siegbnrg. — Wenn Caesarins im
Kommentar zum 118. Psalm darüber klagt, daß gegenwärtig
kanm eine Wahl eines geistlichen Würdenträgers, aach in den
Klöstern, ohne Zwistigkeiten, Schisma and Anrofang der weit*
liehen Gerichte stattfinde, so scheint sich das sehr wohl zu den
Zuständen zu schicken, die nnter Erzbischof Heinrich von Mo-
lenark in der Kölner Erzdiözese herrschten. Nun liest man
am Schlosse der von Caesarins verfaßten Notiz über Heinrich
von Molenark im Katalog der Kölner Erzbischöfe (Mon. Germ.
SS. 24, 347) den Satz: ,Hec et alia mnlta sepedicto archiepis-
copo presidente relatn digna fiebant, que tamen ob ipsios ni-
miam simplicitatem probitati ejas minime attribnebantur/ Der
Heransgeber des Kataloges, Hermann Cardauns, spricht diesen
Schlnßpassns dem Caesarins ab mit der Begründung: ,nescio
an ipse Caesarins de Heinrico coaevo tam seyerum Judicium
protulerit. sequentia yerba certe ab alio quidam addita sunt,
non enim Caesarins, si post electionem Conradi catalogum
scripsisset, mortem Heinrici omisisset.' Das letzterwähnte Mo-
ment muß ich dahingestellt sein lassen: Heinrich von Molenark
ist am 26. März 1238 gestorben, am 31. Mai wurde sein Nach-
folger Konrad von Hochstaden gewählt; Caesarins hat, wie wir
gesehen haben, noch längere Zeit nach 1237 geschrieben, er
wird wohl den Tod des Erzbischofs Heinrich noch erlebt haben;
ob er ihn absichtlich unerwähnt ließ oder irgendwie gehindert
wurde, ihn zu erwähnen, weiß ich nicht. Dagegen vermag ich
dem Grunde nicht beizustimmen, welchen Cardauns wider die
Autorschaft des Caesarins vorbringt, es sei ein solches severum
Judicium über einen Zeitgenossen ihm nicht zuzutrauen. Ich
finde nämlich zuvörderst dieses Urteil nicht so streng: berück-
sichtigt man genauer den Sprachgebrauch des Caesarins, wie
er vorzüglich in der sechsten Distinctio des Dialogus De sim-
plicitate zutage tritt, so beschränkt dieser Autor den Begriff
von simplicitc^ keineswegs auf , Albernheit, Dummheit', sondern
befaßt darunter auch ,Naivetät, Unkenntnis der Welt, Frömmig-
keit und Hingebung an die Askese^ Somit braucht die An-
wendung des Wortes auf den Erzbischof Heinrich von Molenark,
wofern sie durch Caesarins geschah, kein hartes und abf&lltges
Urteil über ihn zu enthalten. Zudem wird neben dieser sim-
Stadien rar Enählnngsliteratar des Mittelalters. 45
plicit<xs noch die probitcu Heinrichs hervorgehoben. Welch
ungünstige Meinung jedoch sich über diesen Erzbischof die
höchste kirchliche Stelle gebildet hatte, mag man in den Epi-
stolae selectae saec. XIII., ed. Rodenberg nachlesen, erster Band
Nr. 459. 472. 529. 530, vgl. L. Korth, Annalen des historischen
Vereines für den Niederrhein Heft 50, S. 49.
Wenn 38^ des Kommentares zum 118. Psalm neben dem
Dialogus miracnlorum noch der libri Visianum gedacht wird,
so ist das nicht unwichtig, denn dies stellt den Titel der ersten
Redaktion jener Sammlung von Erzählungen dar, 'deren Reste
wir in den von Meister 1901 herausgegebenen Fragmenten der
Libri octo miraculorum besitzen. Caesarius zitiert also in dem
1237 verfaßten Kommentar zu den Stufenpsalmen noch das
der Hauptsache nach um 1226 redigierte Erzählungswerk unter
dem Titel: libri Vitionumj im Kataloge seiner Schriften
nennt er etwas später dasselbe Werk: diveraarum visionum aeu
miraculorum libri octo, in der allerdings' sehr jungen hand-
schriftlichen Überlieferung (einschließlich der ältesten Basler
Handschrift bei G. Binz, Die deutschen Handschriften der
öffentlichen Bibliothek der Universität Basel 1907, S. 11: Sign.
A. IV. 14, Stück 7) ist aus dem Titel die Bezeichnung visionum
weggeblieben. Diesen Sachverhalt erkläre ich mir so: die
erste Redaktion hieß libri vinonum (was auch insoferne paßt,
als die ersten 13 Nummern des ersten Buches tatsächUch Vi-
sionen von der Eucharistie enthalten), später, da der Stoff an-
wuchs und die hinzukommenden Erzählungen nicht mehr wohl
als Visionen aufgefaßt werden konnten, wurde der weitere Titel
libri miraculorum gewählt und dann beibehalten. Vgl. za der
ganzen Frage meine Besprechung von Meisters Ausgabe in
den Mitteilungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung 23,
660 — 683, bes. 676 ff. Es erhellt übrigens aus diesem Zitate
des Caesarius im Kommentar zu den Stnfenpsalmen auch, daß
ich a. a. O. mit Recht annahm, Caesarius habe an dieser zweiten
Suite von Wundergeschichten nach 1226 noch ruhig fortgesammelt,
sei aber dann nicht zum Ende gelangt und in bezug auf die
acht verheißenen Bücher sei es eben schließlich bei dem Plane
geblieben. Wir ersehen daraus ferner, daß wenigstens bei dieser
einen Nummer 27 von Caesarius' Schriftenkatalog das ange-
fangene, niemals vollendete Werk, an seiner chronologisch nur
46 IV. Abhandlung: Schon baoh.
fbr diesen Anfang richtigen Stelle in das Verzeichnis ein-
gefügt wurde.
Sonst teilt Caesarins von Heisterbach in seinen Psalmen-
erklärnngen nichts über sich selbst mit, als daß er 33^ sich
als gewesenen Scolaris (ohne nähere Angabe des Stadiums)
bezeichnet und auf seine Erfahrungen als Student sich beruft.
114® erzählt er eine Geschichte von einer bösen Frau zu EölU;
die sich zur Zeit seines Eintrittes in den Zisterzienserorden —
also nach gemeiner Annahme um 1198 — zugetragen haben
soU.^ Den breitesten Raum in den Psalmenerklärungen des
Gaesarius nehmen^ wie schon sein Programm ankündigt, die
Bezüge auf die äußeren und namentlich die inneren Verhält-
nisse des Zisterzienserordens ein. Wird einmal die innere Ge-
schichte der großartigen Institution dieses Ordens geschrieben,
der insbesondere für die Kultur Deutschlands im 12. Jahr-
hunderte geradezu die wichtigste Mönchsgemeinschaft darstellt,
dann werden die Schriften des Gaesarius von Heisterbach dafür
zu den bedeutendsten Quellen gehören. Sie setzen in er-
wünschter Weise die Mitteilungen fort, die wir ftlr die voraus-
gehende Zeit von anderen Schriftstellern des Ordens erhalten
(vgl. meine Abhandlung über Hermann von Renn 1905). Von
diesem Punkte aus betrachtet Gaesarius auch die Gefahren des
Weltlebens 43^, denen gegenüber der Gebetsschatz der Klöster
den Sündern zugute kommt 31^. Doch hindert ihn das Inter-
esse fUr den eigenen Orden keineswegs, den Bestrebungen
anderer gerecht zu werden. Das zeigt sich am deutlichsten in
seinem Verhältnis zu den neuen Mendikantenorden, den Domi-
nikanern und Minoriten. Besonders die Dominikaner und ihr
Wirken rühmt er wiederholt 9\ 46 ^ 57^, ihre Strenge scheint
ihm empfehlenswert 79*. Aber auch den Minoriten ist er sehr
gewogen, vgl. besonders 93*^. Das alles scheint mir umsomehr
zu beachten, als die beiden Orden sonst beim Säkular- und
Regularklerus ihrer Zeit auch in DeutschUnd vielem und hart-
näckigem Widerstand begegneten, und insoferne als Gaesarius
andersfalls gar nicht blind gegen die Mängel der geistlichen
Wirksamkeit sich gebärdet, vgl. z. B. seinen Tadel der ungebil-
^ Hat Berthold von Regensbnrg^ an dieses HistOrehen gedacht, als er KOln
erwähnte {vgl. meine Stadien zur Geschichte der altd. Predigt 7, 23)?
Stadien sar ErzählungsUteratar des MitteUlten. 47
deten Prediger. Interessant sind seine Bemerkungen über
männliche und weibliche Beguinen 38®^ deren Verdienste er
zweifehid einschätzt. Was Caesarins über die Schwierigkeiten
mitteilt; welche deutsche Oesuchswerber bei der römischen Kurie
finden 76^, das stimmt so auffallend mit den Erfahrungen des
schismatischen Erzbischofes Dietrich von Köln (vgl. meine Ab-
handlung; S. 82), daß man beide Berichte wohl auf dieselbe
Quelle wird zurückführen dürfen. — Es fehlen den hier aus-
gezogenen Schriften des Caesarins auch nicht ganz Angaben
von kulturhistorischem Wert, z. B. 34* über den schlechten
Käse aus Friesland (der ausführliche Vergleich ist ganz im
Geschmacke des Autors), 35^ über den Zauber des bösen Blickes
(jettatura) usw.
Da nunmehr in meinen beiden Abhandlungen die auf
uns gekommenen Schriften des Caesarins von Heisterbach, so
weit sie nicht schon gedruckt waren, analysiert und besprochen
sind, läßt sich die Schriftstellerei dieses Autors einigermaßen
überblicken.
Im Mittelpunkte der Interessen des Caesarins steht die
Ordensgemeinschaft, der er angehört, die Zisterzienser, das
Kloster Heisterbach und die Häuser der Ordensgenossen in
den Rheinlanden. Die Widmungsbriefe seiner Schriften ergeben,
daß sie alle im Dienste des Ordens verfaßt worden sind, um
die Zwecke der Erziehung und Belehrung zu fördern. So viele
davon haben die Bestimmung, schwierige Stellen der h. Schrift
(aber auch andere Stücke, wie die Sequenz Ave praeclara) zu
erklären, daß man fast vermuten könnte, Caesarins sei an
einem theologischen Hausstudium mit der Bibelexegese betraut
gewesen; es wird aber genügen, darauf hinzuweisen, daß er
als Novizenmeister für die Ausbildung der jüngeren Mönche
zu sorgen hatte (Kaufmann, Caesarins v. H. S. 86). Seine
Tätigkeit als Prediger stellt sich nur als eine Fortsetzung der
exegetischen dar, ja sie fällt teilweise mit ihr zusammen und
kommt nicht bloß den Mönchen, sondern auch den Konversen
zugute. Was darüber hinaus an historischen Schriften vorliegt,
der Dialogus und die Libri miraculorum sowie das Leben
des h. Engelbert, macht gleichfalls nur eine Folgewirkung des
48 ly. Abhandlung: 8oh0nb«ch.
bislier besprochenen Schaffens aas: die Geschichten^ welche
zuerst in den Homilien staken und daraas verbannt wurden^
sollten dann gesammelt für sich zur Erbauung und Unterhaltung
dienen. Dieses Geschichtenwesen geht jedoch ebenfalls vom
engeren Ordensinteresse aus: es sind zunächst Anekdoten aus dem
inneren EJosterleben^ die zu Häuf getragen werden, dann Er-
zählungen über Weltleute, die irgendwie mit dem Orden in
Beziehung stehen; ganz ohne Rücksicht auf die große Familie
der Zisterzienser ist wohl kaum eine Historie von Caesarius
überliefert worden. Demselben Ziele streben die historischen
Anspielungen in seinen erbaulichen Schriften zu: die rheinischen
Ordensgenossen sollen über ihr Verhältnis zu den sie um-
gebenden geistlichen und weltlichen Mächten aufgeklärt und
über die größeren Ereignisse der jüngsten Vergangenheit unter-
richtet werden. Das schließt schon in sich, daß Caesarius, so
begeistert er für die Askese war, doch kaum so völlig der As-
kese hingegeben sein Leben verbrachte wie manche Zister-
zienser, von denen er auferbauende Beispiele erzählt. Er muß
sich lange Zeit hindurch in einer Stellung befunden haben, die
zur Berührung mit der Welt Gelegenheit gab, ja dazu nötigte.
Sicherlich war es sein Amt als Prior von Heisterbach, das er
durch Jahre verwaltete (Kaufmann, Caes. v. H., S. 86), welches
eine Masse von Berichten aller Art bei ihm zusammenfließen
ließ, deren wesentlicher Inhalt von ihm bald und pünktlich
niedergeschrieben wurde.
Die theologische Bildung des Caesarius (ihre ersten An-
fänge hat er in einer Kölner Schule erworben, Dial. 6, 4) reichte
über das Studium der h. Schrift hinaus, wenngleich sie nicht
ausgezeichnet war (vgl. Kaufmann a. a. O. S. 79). Außer den
wichtigsten Vätern der alten Zeit war es besonders der große
Ordenslehrer Bemard von Clairvaux, mit dessen Schriften er
sich vertraut gemacht hatte. Auf einen besonderen Zweig
seiner Kenntnisse läßt sich vielleicht schließen, wenn man be-
obachtet (vgl. meine Abh. S. 14 f.), daß er eine größere Anzahl
von Schriften abgefaßt hat, bei denen Bekanntschaft mit
den Bewegungen der wichtigsten Himmelskörper vorausgesetzt
werden muß (ähnliches in den Lehrpredigten Berthods von
Regensbarg, vgl. meine Stadien zur Geschichte der altd. Predigt
8, 71 f.). Jedesfalls gewähren seine theologischen Abband-
Stadien snr Enählungiliteratar des Mittelalten. 49
lüngen manches Zeugnis dafür^ daß er die Dinge der Welt
and das Leben der Natur nicht übersah^ obgleich er sich nicht
mit ihnen yornehmlich beschäftigte.
Denn er war eine nach innen gewandte Natur, mochte
er noch so gerne Erzähltes anhören und wiedergeben, der
Weltlauf gewährte für ihn doch nur die Begleitakkorde zu der
süßen Melodie der Erlebnisse der Frömmigkeit, und daraus
erklärt sich auch die Naivetät, die er seiner Zeit und ihrer
Geschichte entgegenbringt, sie erschwert ihm bisweilen Ver-
ständnis und Beurteilung, verleitet ihn auch mitunter bei seinen
Predigten zu wunderlichen Geschmacklosigkeiten. Dieser Nai-
vetät entspringt jedoch andererseits auch die Einfachheit seines
Stiles, der kaum gelegentlich in den sorgsamer geschriebenen
Vorreden sich rhythmischer Klauseln und paralleler Gliede-
rungen bedient, sonst auf Zier und Pomp gänzlich verzichtet.
Sind das alles zugleich Züge eines bescheidenen, einfach
klaren Wesens, wie es uns sich ab das des Caesarius von
Heisterbach aufdrängt, so wäre eines wichtigsten Zuges seiner
Natur vergessen, wofern man die Milde nicht erwähnte, die
uns nicht nur aus seiner Haltung als Erzähler längst bekannt
ist, sondern gerade in den theologischen Schriften deutlich
hervortritt: kein Anlaß bleibt unbenutzt (118. Psalm, 48^ ff.),
wo er nicht die Milde als den allein erfolgreichen Grundsatz
bei der Handhabung der Ordensdisziplin Prälaten und Brüdern
dringendst empföhle, ja die einzigen scharfen und harten Worte,
die ich von ihm gelesen habe, wenden sich wider die Rauheit
und das Übermaß der Strenge bei einzelnen Ordensvorständen.
Solche Weichheit und Liebenswürdigkeit als Grundzüge seines
Wesens sind sehr wohl damit vereinbar, daß es ihm mit allen
Glaubenssachen furchtbar ernst war: die Häresien seiner Zeit
haben in ihm gewiß keinen milden Richter gefunden, ihnen
gegenüber verschließt er sich selbst rein menschlichem Emp-
finden, auch darin ein Sohn seiner Zeit. Caesarius war nicht
ohne leidenschaftliche Regungen, bisweilen übermannt ihn der
Zorn gegen Gewaltmenschen und grausame Tyrannen, im
ganzen aber offenbart sich uns aus seinen Schriften eine ruhige^
dem Gleichmaße frommen Lebens zugeneigte Persönlichkeit,
der das Zisterzienserkloster die sicherste und liebste Stätte des
Wirkens darbot.
50 IV. Abbandlnng: SchOnb«ch.
Es erübrigt nun noch zu untersachen, wie dieser Mann
die Technik des Erzählens in seinen Sammelwerken handhabtCi
die hauptsächlich sein Andenken auf die Nachwelt gebracht
haben.
Nachtrag.
Zu S. 12 f. Der bewährten Güte des Herrn Professor
Dr. Josef Seemiiller verdanke ich die Einsicht in einen Auf-
satz des Herrn P. Albuin Thaler 0. Cap., Geistlichen an der
Stiftskirche zu Münster in Graubünden, der in dem (noch nicht
erschienenen) XXVUI. Bande der Studien und Mitteilungen
aus dem Benediktinerorden S. 1 — 15 Teröffentlicht wurde. Dort
druckt P. Thaler S. 2—9 die von mh- S. 19—31 meiner Schrift
über des Nikolaus Schlegel Beschreibung des Hostienwunders
zu Münster in Graubttnden (= Studien zur Erzählungsliteratur
des Mittelalters, 6. Stück, Sitzber. 156. Band, 1. Abb., 1907)
herausgegebene lateinische Relation des 15. Jahrhunderts ab
(mit Ausschluß des Reliquien Verzeichnisses). P. Thaler vermutet
auf Grund einer Vergleichung der Schriftzüge den Autor der
Relation in dem Kaplan der Wallfahrtskirche zu Münster (1457
bis 1474) und notarius publicus Hans Rah us tan, Sohn des
Eonradin Rabustan von Campovasto. Die Mitteilungen nach
dem Schlüsse der Relation, die sich auf die Romfahrt des Propstes
Berthold beziehen (vgl. meine Schrift S. 46 ff.), scheinen auch
P. Thaler nicht einwandfrei. Die Urkunden, auf deren Regesten
ich mich (a. a. O. S. 43 ff.) beziehen konnte, hat P. Thaler selbst
im Stiftsarchive zu Münster eingesehen und noch andere dazu.
Demnach trug der Priester Johannes, der das Hostienwunder
erlebt hat, das Prädikat de Grava. P. Thaler meint, die Stif-
tung des Priesters Johannes werde dem Hostienwunder ganz
unmittelbar gefolgt sein, und setzt dieses also auf den Grün-
donnerstag 1228 an, während ich, besonders im Hinblicke auf
die Erlebnisse des Priester Johannes zu Quadrat und die folgende
Entwicklung meinte, einen längeren Zwischenraum zwischen
den Vorgängen des Hostienmirakels und der Stiftung ,im Wald^
Stadien zur Erzählungiliteratar des Mittelalten. 51
annehmen zu müssen; ich glaube auch jetzt; daß ich dabei
bleiben darf. Im übrigen werden meine Aufstellungen durch
die dankenswerten Mitteilungen des Herrn P. Albuin Thaler
nicht berührt.
Graz, 20. Februar 1908.
A. E. S.
tll)ersiclit des Inhaltes.
Die Überlieferang der Schriften des CaesariuB S. 1.
Die Erklärung der Seqnenz Ave praedara marU tteUa S. 2. — Textkritik
S. 4. — Vier Mirakel S. 4. — Die Autorschaft des Hermannus Con-
tractus von Beiehenau S. 7. — Legenden darüber S. 8. — Andere
Gedichte Hermanns 8. 11. — Die Bearbeitung der beiden Wunder-
geschichten durch Caesarius S. 12.
Die Handschrift der Marienpredigten S. 13. — Erste Sammlung S. 15. —
Zweite Sammlung S. 16. — Caesarius hat nicht aUe seine Schriften
in den Katalog aufgenommen S. 18.
Die Handschrift der Psalmenerklärungen S. 18. — Kommentar zum 118. Psalm
S. 19. — Kommentar su den Gradualpsalmen S. 36. — Auslegung des
115. Psalms S. 41. — Abfassung im Jahre 1287 S. 41. — Die Fehde
wegen der Yogtei von Siegburg S. 42. — Des Caesarius Urteil über
den Erzbischof Heinrich Ton Molenark S. 44. — Zwei Redaktionen
der Libri miracuUman S. 45. — Mitteilungen des Caesarius über sich
selbst S. 46. — Verhältnis zu Dominikanern und Minoriten S. 46. —
Kulturhistorisches S. 47.
Charakteristik der schriftsteUerischen Persönlichkeit des Caesarius von Heister-
bach S. 47.
Nachtrag S. 50.
Mnssafia, A.: Zur Kritik und Interpretation romanischer Texte.
Fünfter Beitrag. 8». 1901. 70 h — 70 Pf.
Sechster Beitrag. 8^ 1902. 1 K 50 h — 1 M. 50 Pf.
— Per la .bibliografia dei Cancioneros spagnuoli. 49. 1900.
1 K 60 h — 1 M. 60 Pf.
Biohter, Elise: Die Bedeutungsgeschichte der romanischen Wort-
sippe bur(d). (Mit 1 Stammbaum.) S^. 1908.
3 K 40 h — 3 M. 40 Pf.
Schipper, J.: The Poems of Walter Kennedy, edited with intro-
ductions, various readings, and notes. 4®. 1901.
5K50h — 5M.50Pf.
Schönbach, Anton E.: Studien zur Geschichte der altdeutschen
Predigt. Erstes Stück: üeber Kelle's ^Speculum ecclesiae^
8«. 1896. 2 K 20 h — 2 M. 20 Pf.
Zweites Stück: Zeugnisse Bertholds von Regensburg
zur Volkskunde. 8«. 1900. 3 K 40 h — 3 M. 40 Pf.
Drittes Stück: Das Wirken Bertholds von Regensburg
gegen die Ketzer. 8^ 1904. 3 K 30 h — 3 M. 30 Pf.
Viertes Stück : Die Überlieferung der Werke Bertholds
von Regensburg. I. 8^ 1905. 4 K 70 h — 4 M. 70 Pf.
Fünftes StUck : Die Überlieferung der Werke Bertholds
von Regensbnrg. II. 8». 1906. 2 K 65 h — 2 M. 65 Pf.
Sechstes Stück : Die Überlieferung der Werke Bertholds
von Regensburg. III. 8<>. 1906. 3 K 80 h — 3 M. 80 Pf.
Siebentes Stück: über Leben, Bildung und Persönlich-'
keit Bertholds von Regensburg. I. 8®. 1907.
3 K 30 h — 3 M. 30 Pf.
Achtes Stück: (Dasselbe.) 11. 8». 1907.
2 K 10 h — 2 M. 10 Pf.
— Mittheilnngen aus altdeutschen Handschriften. Siebentes
StUck: Die Legende vom Engel und Waldbruder. 8".
1901. .lK40h — lM.40Pf.
Achtes StUck: Seitenstettner Bruchstücke des jüngeren
Titurel. 8«. 1904. 50 h — 50 Pf.
Neuntes Stück: Bruder Dietrich. Erbauliches in Prosa
und Versen. 8«. 1907. 70 h — 70 Pf.
— Studien zur Erzählungsliteratur des Mittelalters. I. Theil:
Die Reuner Relationen. 8». 1898. 3 K 20 h — 3 M. 20 Pf.
II. Theil: Die Vorduor Novelle. 8«. 1899.
2 K 10 h — 2 M. 10 Pf.
Schönbaoh, Anton E.: Studien zur Erzählungsliteratur des Mittel-
alters. III. Theil : Die Legende vom Erzbischof Udo von
Magdeburg. 8^ 1901. 2 K — 2 M.
IV. Theil: Ueber Caesarius von Heisterbach. I. 8®.
1902. 2 K 20 h — 2 M. 20 P£.
V. Theil: Die Geschichte des Rudolf von Schliisselberg.
8«. 1902. 1 K 90 h — 1 M 90 Pf.
VI. Teil: Des Nikolaus Schlegel Beschreibung des
Hostienwunders zu Münster in Graubünden. 8^ 1907.
1 K 65 h — 1 M. 65 Pf.
— Beiträge zur Erklärung altdeutscher Dichtwerke. Erstes
Stück: Die älteren Minnesänger. 8<^. 1899.
3 K 30 h — 3 M. 30 Pf.
Zweites Stück: Walther von der Vogel weide. 8^ 1902.
2 K 10 h — 2 M. 10 Pf.
Drittes Stück: Die Sprüche des Bruder Wernher I. 8^
1904. 2 K — 2 M.
Viertes Stück: Die Sprüche des Bruder Wernher. H.
8«. 1905. 2 K 40 h — 2 M. 40 Pf.
— Ueber einige Evangelienkommentare des Mittelalters. 8®.
1903. 3 K 80 h — 3 M. 80 Pf.
— Über Gutolf von Heiligenkreuz. Untersuchungen und Texte.
8». 1905. 2 K 70 h — 2 M. 70 Pf.
— Über Hermann von Reun. 8^ 1905.
1 K 20 h — 1 M. 20 Pf.
Sohroeder, Leopold v. : Germanische Eiben und Götter beim
Esthenvolke. 8^. 1906. 2 K 20 h — 2 M. 20 Pf.
Schnohardt, Hugo: Romanische Etjrmologieen. I. 8®. 1898.
lK80.h — 1 M. 80Pf.
II. 8». 1899. 3 K 10 h — 3 M. 10 Pf.
Seemüller y Josef: Zur Kritik der Königsfelder Chronik. 8^.
1904. 90 h — 90 Pf.
Stalzer^ J. : Die Reichenauer Glossen der Handschrift Karls-
ruhe 115. 8^ 1906. 4 K — 4 M.
Zu den beigefügten Preisen durch Alfred Holder, k. u. k. Hof-
und Uni vcraitäts- Buchhändler, Buchhändler der kais. Akademie der
Wissenschaften (Wien, I., Rotenturmstraße 13), zu beziehen.
Druck Ton Adolf Holzhausen,
k. tmc! k. Hof- and UnivenitAU-Buehdrncker in Wien.
Sitzungsberichte
der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-Historische Klasse.
159. Band, 5. Abhandlung.
Thomas Campanella.
und
Ferdinand IL
Von
Dr. J. Evacala,
Professor an der üniTorsitftt Jacjew (Dorpat).
Vorgelegt in der SiUnng am G. November 1907.
Wien, 1908.
In Kommission bei Alfred Holder
k. n. k. Hof- and Universitäts-Bochhändlcr,
Bnchhändler der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
A. Periodische Publikationen.
Nuntiaturberichte aus Deutsehland nebst ergänzenden Actenstücken.
II. Abth. 1660—1572. I. Band. Die Nuntien von Hosius und Delfino
1560 — 1561, im Auftrage der historischen Commission der kais. Aka*
demie bearbeitet von S. Steinherz. 8^ 1897. 24 K ^ 24 M.
— — III. Band: Nuntius Delfino 1562 — 1563, bearbeitet von S. Steinherz.
Groß-8<>. 1903. 26 K — 26 M.
Urbare, osterreiehische, herausgegeben von der kaiserl. Akademie der
Wissenschaften. I. Abteilung. Landesfürstliche Urbare. 1. Band. Die
Urbare Nieder- und Oberösterreichs aus dem 13. und 14. Jahrhundert
unter Mitwirkung von Dr. W. Levec herausgegeben von Alfons
Dopsch. Groß-8^ 1904. 20 K — 20 M.
— — III. Abteilung. Urbare geistlicher Grundherrschaften. 1. Band. Die
Urbare des Benediktinerstiftes Göttweig von 1802 bis 1536. Bearbeitet
von Dr. Adalbert Fr. Fuchs. Groß-8°. 1906. 28 K 80 h — 28 M. 80 Pf.
B. Selbständige Werke.
Baehmann, Adolf: Die Reimchronik des sogenannten Dalimil. 8^ 1902.
1 K 40 h — 1 M. 40 Pf.
Beer, Adolf: Finanzgeschichtliche Studien. 8°. 1902. 1 K 70 h — 1 M. 70 Pf.
Beer, Adolf, und Josef Ritter von Fiedler: Kaiser Josef II. und Cobenzl.
Ihr Briefwechsel. I. Band. 8^ 1903. 8 K 10 h — 8 M. 10 Pf.
II. Band. 8». 1903. 8 K 50 h — 8 M. 60 Pf.
Bittner, Dr. Ludwig: Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung
der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625. 8°. 1901.
4 K 20 h — 4 M. 20 Pf.
— Die Geschichte der direkten Staatssteuern im Erzstifte Salzburg bis zur
Aufhebung der Landschaft unter Wolf Dietrich. I. Die ordentlichen
Steuern. 8^ 1903. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
Boblinger, Max: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur Osterreichischen
Adelsgeschichte. (Mit 6 Stammtafeln.) 8^ 1906. 8 K — 8 M.
Eg^cr^ Josef: Die Barbareneinfalle in die Provinz Rätien und deren Be-
setzung durch Barbaren 8^ 1901. 6 K — 5 M.
Fourilier, August: Zur Textkritik der Korrespondenz Napoleons I. 8^ 1903.
5 K 40 h — 5 M. 40 Pf.
Friedensborg, Walter: Die Chronik des Cerbonio Besozzi 1548—1563. 8^
1905. 2 K 90 h — 2 M. 90 Pf.
Fuchs, P. Adalbert: Urkunden und Regesten zur Geschichte des Benedictiner-
stiftes Göttweig. I. Theil. 1058 — 1400. Theilweise vorbereitet von
Adalbert Dungel. 8°. 1901. 12 K 30 h — 12 M. 30 Pf.
U. Theil. 1401—1468. 8^ 1901. 10 K 40 h — 10 M. 40 Pf.
III. Theil. 1468—1500. 8°. 1902. 14 K 40 h — 14 M. 40 Pf.
— Urkunden und Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Kartause Aggs-
bach V.O. W.W. 8°. 1906. 8 K 90 h — 8 M. 90 Pf.
Guglia, Eugen: Studien zur Geschichte des V. Lateranconcils. (1512 — 1517.)
8^ 189Ö. 80 h — 80 Pf.
Neue Folge. 8°. 19U6. 1 K 5 h — 1 M. 6 Pf.
Ilelfert, Jos. Alex. Freiherr v.: Casati und Pillersdorflf und die Anfänge der
italienischen Einheitsbewegung. 8». 1902. 5 K 70 h — 6 M. 70 Pf.
— Radetzky in den Tagen seiner ärgsten Bedrängnis. Amtlicher Bericht des
Feldmarschalls vom 18. bis zum 30. März 1848. 8^ 1906. 55 h — 55 Pf.
y. Abh.: Erafiala. Thomaa CampanelU und Ferdinand II.
V.
Thomas Campanella und Ferdinand IL
Ton
Dr. J, Kva5ala»
Professor an dtr UniTorsittt Jnijew (Dorpat).
(Yorgolegt in der Sitsnng am 6. Norenber 1907.)
;Wie Alexander haben auch andere, die die Welt be-
herrschen wollten^ durch neue Wissenschaften and bewunderns-
werte Künste sich die Menschheit zu erobern versucht^, schreibt
der letzte bedeutende Denker der Renaissance, der Kalabrese
Thomas Campanelia, sich empfehlend und aus seinem Qefängnis
um Hilfe flehend, an den schon weitberühmten Herzog Ferdinand
Ton Steiermark. Tatsächlich hat die Qröße der Habsburger
Dynastie besonders seit dem 16. Jahrhundert Dichtern und
Denkern mannigfaltige Batschläge und Lobpreisungen entlockt,
die an der maßgebenden Stelle nicht unberücksichtigt ge-
blieben sind. Es ist hier nicht der Ort, über solche Beziehungen
eine Umschau zu halten.
Nur ein solcher Fall scheint hier dennoch eine flüchtige Er-
wähnung zu verdienen. Der französische Orientalist W. Posteil
hatte um die Mitte des 16. Jahrhunderts bei Ferdinand I.
Anklang und Anstellung gefunden, um an der Herbeiführung
der Einheit der Menschheit in Glaubenssachen durch Theorie
und Praxis tätig zu sein. In einer mit biographischen Details
ausgestatteten Widmung an den genannten Herrscher^ berichtet
er ausführlich über seine Missionsarbeiten: man liest sie fast
wie eine Weissagung auf die ein halbes Jahrhundert späteren,
äbolich gerichteten Arbeiten Th. Campanellas. Aber nicht nur
^ YgL die Widmung der Schrift: Cosmographieae disGiplinae compendium etc.
Basel 1661.
SiUuifibw. d. pkU.-kiii. Kl, 150. Bd. 5. Abk. 1
2 y. Abhandlung: Kra^al«.
diese Bemühangen zeigen eine bemerkenswerte Analogie. Posteil
selbst verhält sich zu Gampanella^ wie Ferdinand I. zn Ferdi-
nand n. Aach das Interesse^ das in beiden Fällen die Gelehrten
mit den Herrschern zusammengeführt und eine Zeitlang zu-
sammengehalten, ist wesentlich dasselbe. Ferner: in beiden
Fällen sind die Gelehrten von den Herrschern in Charakter-
anlage und Weltanschauung unterschieden^ finden sich dem-
nach leicht in den Bruch der Beziehungen. Mögen diese Einzel-
heiten das Verständnis des folgenden erleichtem: eine fernere
Berücksichtigung der Tätigkeit Postells gehört nicht in den
Bereich vorliegender Untersuchung.
I.
Th. Campanella,* gegen Spaniens und Roms Tyrannei
Verfechter einer erträumten und durch Sternenkonstellationen
ihm für die nächste Zukunft in Aussicht gestellten Republik
einerseits, andrerseits der siegreiche Fürst der Gegenreformation
in Österreich, der hier nicht näher charakterisiert zu werden
braucht,^ vertreten allerdings ursprünglich schroff entgegen-
gesetzte Bestrebungen. Auch waren die Wirkungskreise beider
nicht aneinander angrenzend. Wie trafen sie sich und wo?
Der Ort, an dem sie fast gleichzeitig in bedeutsamer Weise —
freilich nicht, um sich zusammenzufinden — Aufenthalt ge-
nommen, war Rom — am Ausgang des 16. Jahrhunderts/
^ Aaf die geistige Verwandtschaft Posteils mit Campanella hat schon
Th. Dareste verwiesen, in seiner Schrift: Thom. Moms et Campanella,
Paris 1844. Wohl auf diese Arbeit lehnt sich P. Lafargnes Beurteilung in
Bernstein: Geschichte des Sozialismus in Einzeldarstellungen, Stattgart
1896, I., 2. Teil, S. 474 an.
* M. Carriere sagt im Vorwort zu seinem Werk: Die philosophische Welt-
anschauung der Reformationszeit (2. Aufl., Leipzig 1887), in welchem
Campanella den Abschluß bildet, daß Kaulbach zu seinem berühmten
Bilde ,Das Reformationszeitalter* die Carrieresche Arbeit benützt hat:
so kam unser Philosoph auf das Bild.
' Vgl. über ihn das vielbändige Werk Fr. Hurters: Geschichte Kaiser
Ferdinands ü. und seiner Eltern, Schaffhausen 1850 ff. Eine kurze
Charakteristik bei Loesche, Geschichte des Protestantismus in Öster-
reich, Tübingen und Leipzig 1902, S. 10 ff.
^ Ferdinand war daselbst Mai 1598; Campanella hatte die Stadt bereits
Ende des vorangegangenen Jahres verlassen.
Thomaa CampanelU und Ferdinand IL 3
Wir werfen vor allem einen Blick auf diesen Aufenthalt, denn
er war fbr beide wie eine Einleitung zu der entscheidenden
Aktion ihres Lebens.
Ferdinand; vom Hause aus, besonders infolge des mütter-
lichen Einflusses fromm, stärkte seinen Qlauben auf der Uni-
versität Ingolstadt durch fleißiges Lernen bei den Jesuiten.^
Man mag über seine Fähigkeiten urteilen, wie man will, sein
Biograph hat Recht, wenn er schreibt: ,fk ist die Glaubens-
kraft, die ihn und sein Haus gerettet hat/' Solche Glaubens-
kraft war aber bei einem von Jesuiten erzogenen jugendlichen
Herrscher eine für die nicht katholischen Untertanen bedenk-
liche Macht: sie wurden Angriffen der gutgemeinten Fürsorge
ihres Landesvaters ausgesetzt und preisgegeben. An der ,bona
fides^ Ferdinands hat man keinen Grund zu zweifeln.^ Was
Wunder, daß er, kaum 20 Jahre alt, das Vorhaben, mit der
Häresie in Innerösterreich aufzuräumen, an der höchsten kirch-
lichen Stelle sanktionieren und sich von den heiligsten Stätten seiner
Kirche Mut und Kraft holen wollte! Was er schon von Ingol-
stadt aus beabsichtigte,^ das führte er erst, drei Jahre nach-
dem er Regent geworden, aus. 1598 im Frühjahr unternahm
er eine Reise nach Italien.^ Den Papst traf er in Ferrara. Von
Beratungen über die Aktion gegen die Häretiker soll nicht
die Rede gewesen sein; dagegen haben es der Papst und der Erz-
herzog mit großer Freude vernommen, daß Spanien und Frank-
reich soeben Frieden geschlossen, und der österreichische Bote
konnte ,die tröstliche Hoffnung mit sich nehmen, es würden nun
unverweilt durch das Oberhaupt der Kirche Schritte geschehen,
um die christlichen Fürsten in einen Bund wider die Türken
zu vereinigend^ Denn nicht am Papste lag die Schuld, daß
dieser vom religiösen Standpunkte so naheliegende Gedanke
auch nach Mohacs nicht ausgeführt war; die Kurie hatte stets
daran gedacht! Beim Abschied sagte der junge Erzherzog die
bemerkenswerten Worte: er wünsche nicht, der erste Herr
1 Harter, a. «. O., Bd. III, 8. 289.
* Daselbst, 8. 251.
' Loesehe, a. a. O., 8. 12 ,Re8t vom GemQV.
* Horter, a. a. O., III, 8. 413.
« Daselbst, 8. 419.
^ Daselbst, 8. 433.
4 V. Abbandlung: Kya^ala.
der Welt zu werden: ^mein einziger Wunsch beschränkt sich
darauf; Eurer Heiligkeit und dem päpstlichen Stuhl stets dienlich
mich erweisen zu könnend ^ Die fünf Tage, die er nachher
im herrlichen Maimonat in Rom als Gast des Jesuitenkollegs
zubrachte y konnten demnach nichts besonderes bringen: sie
waren bedeutsam als Wallfahrtstage. So besonders der Tag, an
dem er die beiden Jesuitencollegia, das Germanicum und das
Romanum; besuchte.* (Während des Mahles im Germanicum
hatten ihn die Zöglinge in lö Sprachen begrüßt, im Romanum
gar in 20 Sprachen.) Ende Mai verließ er die Stadt und über
Florenz, Bologna kam er Ende Juni nach Graz zurück. Über
das, was er nach der Reise vornahm, ist hier nicht der Ort
zu berichten, es dürfte aber überhaupt unnötig sein, daran zu
erinnern.
Der Erzherzog hat in Rom sehr viele Kirchen und
Klöster besucht: ob er auch in St. Sabina gewesen, ist mir aus
Hurters Schilderung nicht ersichtlich. Doi*thin war im voran-
gegangenen Jahre aus der Haft des Santo officio ein Mönch
überfuhrt worden^ den man als ein Wunder der Gelehrsamkeit
anstaunte, der aber leider auf den Ruf seiner Rechtgläubigkeit
nicht genug geachtet hatte. Der Dominikaner Th. CampaneUa,'
obwohl von Haus aus gut katholisch, hat an der alten Wissenschaft
zu zweifeln begonnen und^ während er in physischen Fragen sich
dem Telesius anschloß, ergab er sich zugleich der Kabbala und
Astrologie, die ihm bei dem bald heranbrechenden Weltende
eine führende Rolle prophezeite. So hat er denn einige Male
Äußerungen getan, die Anstoß erregten und ihn schließlich von
Neapel nach Rom in das Geftlngnis der Inquisition fährten.
Befreit, unternahm er eine Wanderung nach Norditalien. Der
Ruf seiner Arbeiten eröffnete ihm bald schöne Zukunftsaussichten,
1 Daselbst, S. 434.
* Daselbst, S. 445.
' Fast über jedes merkenswerte Moment in dem Leben Campanellss
berichtet auf Grund umfangreicher Studien Amabile in seinen sieben
Bänden (Opere 4—10) Napoli 1882—1889 zur Geschichte Campanellas.
Einen biographischen Versach mit Berücksichtigung der neuen Forschung,
an der ich selbst auch einen Anteil genommen, habe ich in rassischer
Sprache in der Revue des Ministeriums der Volksaufklftrung, Jahrg. 1906,
1907 geboten.
Thomas GampanelU und Ferdinand IL 5
die sich jedoch nicht verwirklichten. Seine ferneren Arbeiten
hielten anch die Aufmerksamkeit seiner Obrigkeit wach und,
ohne daß er es merkte, verschwanden sie ihm und tauchten
im Sanctum Officium auf^ wo sie überprüft wurden. Werfen wir
einen Blick auf die Arbeiten,^ die der Mönch abfaßte, während
Ferdinand in Ingolstadt studierte und mit Jesuiten speiste. Es
waren nach seinem eigenen Bekenntnis: Anfinge einer neuen
Metaphysik mit drei Grundprinzipien: Notwendigkeit, Schick-
sal und Harmonie. Femer hatte er die pythagoräische Philo-
sophie in lukretianischer Form beschrieben; erstes Buch der
Physiologie in Disputationen gegen alle Sekten, femer lateini-
sche Dichtungen.' Amabile vermutet, daß die verdächtigen
unter diesen Arbeiten von Campanellas Ordensgenossen auf
den Befehl des Generals entwendet wurden. In Padua, dem
berühmten Sitz der A verreisten, hatte er sich im Kloster
St. Augustin aufgehalten und seine Studien und Arbeiten fort-
gesetzt. Was ihm entwendet worden, arbeitete er unverdrossen
von neuem aus. Das ohnehin große Arbeitsgebiet genügte ihm
auf die Dauer nicht: er begann die Philosophie des Empedokles
zu erneuem, eine neue Physiologie zu schreiben, dabei eine
Spezialarbeit über die Nerven, Venen und Arterien, eine Streit-
schrift gegen Chiocus für Teiesius. Femer diktierte er einigen
adeligen venezianischen Hörern eine neue Rhetorik.' Störend
griffen hier in sein Schicksal neue Prozesse ein, ein zweiter
ohne Bedeutung (Beleidigung des Generals), umso nachhaltigere
Folgen hatte der dritte, in den er geriet, weil er einen, der
Christi Erlöseramt leugnete, anzuzeigen versäumt hatte. Man
hat ihm außerdem zur Last gelegt, er sei der Verfasser der
Schrift ,de tribus impostoribus' und sei ein Anhänger des
Demokrit.^ Gegen diese letzteren Angriffe war es ihm leicht,
sich zu verteidigen: aber die Affaire mit dem judaisierenden
^ DieM Arbeiten sind sam größten Teil leider nicht anfgefdnden, was wir
fiber sie wissen, stammt aus Campanellas autobiographischer Skizze :
Sjntagma de iibris propriis, in der Folgezeit mehrere Male herausgegeben,
ich zitiere nach der Ausgabe in Hugo Grotii et aliorum Dissertationes
de studiis instituendis, Amstd. 1645.
* Syntagma, 8. 312.
' Daselbst
« Amabile IV, 8. 6S.
6 V. Abhandlung: KvaSala.
Lengner Christi (mit dem er selbst eine Dispntation gehabt
hatte) sollte nach Kom geleitet werden. Wahrscheinlich um
bei seinen Richtern Stimmung zu machen^ faßte er nun zwei
politische Schriften ab^ worin er nachweist^ daß die Natur-
philosophen keine bessere Republik erdenken könnten, als die
kirchliche, und zwar die vorhandene es ist. Er zieht daraus
die kühnsten und für die Kurie die erwünschtesten Eonse-
quenzen in der Praxis.^ Besonders energisch verfocht er die
Idee in der dem Papst gewidmeten Schrift: ,de regimine eccle-
siae^ Darin fUhrte Campanella aus, wie der Papst unbekümmert
um die Widersprüche der weltlichen Machthaber durch bloß
kirchliche Mittel die eine Herde unter einem Hirten zustande
bringen könne. Leider sind uns diese Schriften nicht erhalten;
ihr Inhalt kehrt uns aber in der Folge in zahlreichen Arbeiten
wieder.^ Sie haben es verursacht^ daß man Campanellas eigent-
liche, innere Stellungnahme zur Kirche unrichtig beurteilte. An
den maßgebenden Stellen in Rom mußte man wohl von den
Wegen, auf denen Campanella wandelte, wenig erbaut sein,
aber wenn er bei einem solchen Ziel ankam wie in den beiden
genannten Schriften, so konnte man ja die W^ege gerne über-
sehen. Besonders wenn er, der schon wegen seiner Gelehrsam-
keit angestaunte Jüngling, versprach, des Papsttums Ansprüche
durch Naturphilosophie, deren namhafter Vertreter er bereits
war, zu beweisen und zu unterstützen.
Die Anklagepunkte gegen ihn hatten sich wohl bedenk-
lich gehäuft, aber offenbar hatten die kurialistisch gerichteten
Schriften ihre Wirkung auch nicht verfehlt. Die Gunst hoher
Gönner rettete ihn von neuem; freigesprochen, zog er in das
genannte Kloster (St. Sabina), arbeitete an wissenschaftlichen
Werken weiter. Begreiflich erhalten sie jetzt eine dünne christ-
liche Färbung. Lag darin eine Konzession an seine eigene
faktische Lage, so hätte an seinen drei ferneren Arbeiten
^ ,Qaod 81 Principes Uici in omnibus vellent obtemperare Ecclesiaaticis,
nil melius desiderari posset pro salute communi contra Infideles, et con-
cordla inter Fideles ... et tunc sab nno Patre Principibus Christianis
convenientibus statim Haeretici et Machometani victi cederent et totos
Mundus subito Christianis subderetur.* Siehe diese Inhaltsangabe der uns
nicht erhaltenen Schrift in Campanellas Atheismus triumphatus, S. 120.
^ Inhaltsangabe der letzteren nach Sjntagma, 8. 373.
Thomas Campanella und Ferdinand II. 7
Ferdinand selbst Freude haben können: in einem gegen die
Lutheraner gerichteten Dialog weist er nach^ wie feindlich der
Freiheit die evangelische Anffassong sei, in seinen ^Discorsi'
an die italienischen Fürsten fordert er diese auf, um den
Türken die Stime bieten zu können, sich aufrichtig um Spanien
zu scharen, die Oberhoheit gehöre in der Christenheit und
dann in der ganzen Welt dem Papste. Auf die Verwandtschaft
dieser Idee mit den Gedanken, die aus Anlaß des Friedens-
schlusses zwischen Spanien und Frankreich entstanden,^ ist
unnötig, besonders zu verweisen. Ein dritter Diskurs, wie man
die Belgier unter Spanien zu bringen habe, könnte in vielem
Ferdinands eigenes Programm f&r Steiermark enthalten.
Trotzdem spricht nichts dafür, daß Ferdinand schon bei
seinem Aufenthalt in Rom etwas über den bereits vielfach
bewunderten Dominikaner gehört hätte. In Bälde aber, nach
dem römischen Aufenthalt, sollte des Mönches Kuf nach allen
Seiten hindringen. An der Wende des Jahrhunderts wähnte
Campanella das Ende der Welt herannahen und fUhlte sich
berufen, an die Spitze der Menschheit zu treten und eine
Wandlung in ihrer Mitte herbeizuführen. Spanien, das über
Neapel herrschte, sollte ebenso beseitigt werden wie die Ge-
walt des Papstes, und das mit Hilfe der Türken. Gerade
das Gegenteil von dem, was seine Schriften sagten.' Offenbar
durch ein Wunder hätte sich dann diese Reform über die
ganze Welt ausbreiten und unser Philosoph, der Weiseste
unter den Menschen, ein neuer Gesetzgeber und Monarch
werden sollen.' Das Reich Gottes oder, wie es zweckmäßiger
genannt wurde, das goldene Zeitalter, sollte sich auf Freiheit,
Wahrheit und Offenheit gründen und sollte die Menschen in
die Natur und unter ihre Leitung bringend Das erste wäre
dabei allerdings die Freiheit Neapels und Italiens gewesen.
^ Ygl. S. 3 dieser Arbeit
* Als Ergänsung za den Arbeiten des italienisch-national gesinnten Amabile
ist m diesen Details die Schrift des rOmisch-kirchlich gerichteten Rinieri
zu yergleichen: demente YIII et Sinan Rassa Cicala, Roma 1901.
' Diesen Wahn konnte er anch nach einem Dezennium der Haft nicht
aufgeben. Wir werden dies bald sehen.
^ In nenerer Zeit ist festgestellt worden, daß die Sonnenstadt die Grund-
sflge seiner Reformation enthält. Vgl. besonders Amabile, Exkurs I zum
Bande VI seiner Opere (S. 609 ff.).
8 V. Abhandlung : Kyaöala.
Das Unternebmen scheiterte. Bei seiner VerhaftuDg rief
Campanella ans: ^Es mögen ans dem Vorfall (dem Aufstand
nämlich) die Fürsten lernen^ mit ihren Völkern besser am-
zngehen^^ Also nicht die abstrakten Hoffhangen und Berech-
nungen waren das innerlich Belebende seiner Erhebung: son-
dorn der leidenschaftliche Wunsch, bestehende Ubelstände auf
Grund eines Umsturzes des Vorhandenen zu beseitigen und so
bessere Zustände anzubahnen. Alle auch in neuerer Zeit noch
nicht ganz verstummenden Zweifel in dieser Frage sind un-
berechtigt — darüber möge auch der Anhang dieser Ab-
handlung zeugen.' Der Gegensatz zu Ferdinand war von An-
fang an so scharf, so allseitig wie nur möglich; er erweiterte
sich dm^sh den Versuch einer Erhebung zu einer unüberseh-
baren Kluft. Wie konnte sie überbrückt werden?
IL
Während in den folgenden Jahren Ferdinand das Werk
der Rekatholisierung seines Landes eifrig betrieb, schmachtete
Campanella in grausamer Untersuchungshaft. Zwar hatte er
schon, durch die Vorgänge belehrt, für den Fall des Scheiterns
seines Unternehmens eine loyale Schrift abgefaßt, auf die er
sich bei der Untersuchung berief: es ist das vielgenannte
Werk über die spanische Monarchie.' Spanien wird darin
die Aufgabe zugewiesen, die Welt äußerlich unter seinem
Szepter zu einigen^ die innere Grundlage dieser Macht ist die
vom Papst getragene Gottesherrschaft, ihr untersteht auch der
zur Weltherrschaft bestimmte König von Spanien. Die aus diesen
Grundgedanken sich ergebenden Forderungen im Äußeren und
Inneren der Monarchie bilden den Inhalt des Werkes, dessen
Verfasser sich als ihren ergebenen Anhänger gibt. Aber viel
Glauben schenkte man der Schrift und auch seiner Verteidigung
nicht mehr und es war fast nur Zufall, daß er, während seine
^ Vgl. den bisher ungedrackten und nicht beachteten Bericht über seine
Verhaftung in der Vaticana, Kod. Urb. 818, fol. 400 ff. Hier als B e 11 a g e Nr. 1 .
• Vgl. Beilage Nr. 2.
' Diese Schrift wird von allen, die über Campanella etwas ausführlicher
schrieben, berücksichtigt So findet der Leser ihren Inhalt hei Carriöre,
a. a. O., S. 232—235, bei Gothein, Zeitschrift fQr Kulturgeschichte 1894,
S.82ff., bei Sigwart, Kleine Schriften, 2. Aufl. 1889, 169 ff.
Thomas Campanella and Ferdinand U. 9
Genossen hingerichtet wurden, am Leben blieb.^ Sein Fall
machte ihn am so bertthmter, als ja infolge seiner wissenschaft-
lichen Tätigkeit sein Name bereits vor seiner Aktion bekannt
geworden war. Daß er nunmehr auch zur Kenntnis des Erz-
herzogs von Steiermark gelangte und dessen warmen Anteil
weckte, das bewirkte ein junger, ebenfalls bereits namhafter
Gelehrter, der Konvertit Kaspar Schoppe (Scioppius).*
Kaum daß Ferdinand Italien verlassen, war Schoppe im
Gefolge des kaiserlichen Gesandten an den Papst in eben jenem
Ferrara erschienen, wo Ferdinand seine Ergebenheit an den
päpstlichen Stuhl vor kaum zwei Monaten ausgesprochen.' Als
er dann nach Rom kam, wurde er vom Papst mit Auszeichnung
empfangen und im Bewußtsein der Seligkeit, die er in der
römischen Kirche selbst gewonnen, gehörte er in die Zahl jener
päpstlichen Vertrauensmänner, die die aus Deutschland in Rom
erscheinenden evangelischen vornehmen Gäste empfingen und
zum Übertritt zu bewegen bemüht waren.^ In dieser Stellung
wurde er — wie es scheint — durch deutsche Pilger auf Cam-
panella aufmerksam gemacht und wird wohl in der Schrift
von der spanischen Monarchie seine eigenen Ideen und Wünsche
wiedererkannt haben.^ Als dann nach dem Tode Klemens VUI.
der Borghese, Paul V., den bekannten Streit mit Venedig hatte,
brannte Scioppius vor Begierde, in den Streit einzutreten.
An der Kurie, wo man davon gewußt, verwies man ihn an
Campanella, der unterdessen in reuemütigen Worten seinen
Versuch verurteilt hatte und sich nunmehr als gut katholisch
einzuführen bemüht war.^ Obwohl im Grunde mit Sarpi, der
^ Vgl. hierüber die kurse Zusammenfauang der Amabileschen ForschuDgen
bei Sigwart, a. a. O., 8. 305—307. Dasu Binieri, a. a, O., S. 69 ff.
* Vgl. über ihn besonden Kowallek in Forschangen zur deutschen Geschichte,
GOttingen 1871, S. 401 ff., die übrige Literatur im Artikel der Allgemeinen
Den lachen Biographie. Für die Kirchengeschichte ist noch interessant
sein Kampf mit den Jesuiten. Vgl. Düllinger-Beusch, Moralstreitigkeit etc.,
NOrdlingen 1889, S. 565—594.
* Vgl. Kowallek, a. a. O., 8. 410.
« Daselbst» 8. 415.
* Über die Anfänge der Bekanntschaft ygl. Amabile, Opere V, 8. 32 ff.
* Seine Briefe aus dieser Zeit sprechen ausdrücklich von einer tiefen Reue
Aber das Veigangene. Vgl. die Publikation Centofantis im ArchiTio storico
italijuio, 1866.
10 y. Abhandlang: KvadaU.
in Venedig die Flihrerrolle an sich gerissen, einverstanden/
eifert er jetzt in mehreren Schriften gegen Venedig und ftir
des Papstes Interessen. So snchte denn Scioppius den Gefangenen
im April 1607 auf und, obwohl er zu ihm nicht zugelassen worden,
nahm er beim Verlassen Neapels mehrere der Cam panellaschen
Schriften mit, in erster Reihe solche, die sich auf Venedig
bezogen. Sie haben ihm, als er durch Venedig zog, Unheil
verursacht, denn er wurde, wie er sagt, wegen der Liebe zu
,unserem Campanella^ verhaftet.* Die Schrift Monarchia di Spagna
wurde ihm weggenommen, trotzdem er sagte, er bringe sie dem
Kaiser und dem Erzherzog Ferdinand. Als er seine Ratsstellung
bei letzterem wiederholt betonte, wurde ihm das eben genannte
Buch doch zurückgegeben, obwohl sein Vorsatz, Campanellas
Arbeiten drucken zu lassen, den Venezianern mißfiel.' Eine
Anzahl von solchen Schriften hat Scioppius dennoch bei dem
Buchhändler Ciotto gelassen, damit sie gedruckt werden; einige
andere sollte ihm Campanella nachsenden und dies geschah
bald darnach. Es ist von großem Interesse und flir unser
Thema von größter Bedeutung, daß Campanella jetzt sein ganzes
geistiges Können und sein wissenschaftliches Material dem Ge-
danken widmete, von dem er einzig Rettung erhoffte: dem
Gedanken der Mission, vorzüglich unter den Ketzern. Auch
das bisher Erarbeitete wird nun diesem Ziele untergeordnet.
So schreibt er an Scioppius (Juni 1607), nicht lange nach dessen
Abreise in Neapel: es heißt jetzt fbr Gottes Offenbarung gegen
^ V^l. darüber die zutreffenden Worte Sarpis in seinem Briefe (Hofbibliothek
zu Wien, Ms. 6189 f.): ,Si quam libertatem in Italia ant retinemas aut
nsnrpamns, totam Franciae debemuR. Vos et dominationi resistere docnistis,
et illias arcana patefecistis*. Dies drückt völlig Campanellas Anschauungen
aus in den Zeiten, wo er sich von Rom geflüchtet hatte. Vgl. seine
Widmung der Disputationes an Kanzler Signier, Paris 1638.
* Einiges Neue hat D. Berti aus der Korrespondenz Fabris entdeckt; neu
abgedruckt in seinem Artikel : Nuovi documenti su T. C. (Scritti varii,
Vol. 2, Torino-Roma, 8. 271 ff.). Die Dokumente ebenfalls abgedruckt und
mit einem ausführlichen Kommentar in der Darstellung des entsprechenden
Lebensabschnittes versehen, beiAmabile, OperelX. — Meine Bemühungen,
die allzugroßen Lücken in diesem Material im k. u. k. Haus-, Hof-
und Staatsarchive zu Wien irgendwie auszufüllen, erwiesen sich als
fruchtlos.
3 Scioppius an Fabri, nach Berti abgedruckt auch bei Amabile IX, S. 27, 28.
Thomas CampanelU und Ferdinand 11. 11
die Macchiavellisten kämpfen, diesem Ziele habe er seine Kräfte
bereits geraume Zeit geweiht und als Fracht dieser seiner
Arbeit tibersende er ihm die Schrift, die später den Titel Atheis-
mus triumphatus erhielt, ferner einen Teil seiner Metaphysik,
die er einem Freunde anvertraut, deshalb im Ganzen nicht
überreichen könne. Über diese Schrift äußert er sich prinzipiell
dahin: sie sei bestimmt, die Ketzer Deutschlands zu bekehren.
Zu diesem Zwecke genüge es nämlich nichts sich auf eine
Autorität, sei es auch die des Papstes, zu berufen, man müsse
vielmehr an die Vernunft appellieren, nachweisen, daß der
römische Glaube nützlich sei; dies sei nur durch die natürliche
Philosophie mögHch.^ Damit will er den Wert der OflFenbarung
nicht herabsetzen: der einfältigste Mensch könne aus Gottes
Gnade auf einmal die Religion besser erkennen, als der scharf-
sinnigste Philosoph. Aber um die Ketzer von ihrem Standpunkt
aus zu bekehren, habe er sich ihrer geistigen Lage angepaßt
und habe versucht, durch menschliche und göttliche Philosophie
die Wahrheit zu offenbaren, den ausgelöschten Glauben neu
anzuzünden und die verlorenen Geistesgaben zu wecken. Also
eine neue Anwendung der Naturphilosophie, die aber, wenn
erfolgreich^ bei der Kurie nicht minder genehm erscheinen
mußte' als jene im Interesse der päpstlichen Ansprüche, über
die wir oben berichteten.
Von Interesse ist ferner, in welchem Lichte er seine Ver-
gangenheit, die doch auch vor Scioppius kein Geheimnis sein
konnte, erscheinen lassen möchte. Sei er auch kein Prophet
gewesen, vielleicht sehe er doch etwas Großes und, wenn dies
seine Quäler nicht erkennen wollen, so werde sie der Herr doch
zur Vernunft bringen. Indem er nun einige Übertreibungen
der gegen ihn erhobenen Anklage entkräften will, erklärt gr
' Der Brief nen nnd verbessert abgedrackt bei Amabile, Opere IX, Docum.
S. 66 ff.
' Es möge hier gleich, zugleich znr Erklämng des pftpstlichen Verhaltens
bemerkt werden, daß die so anspmchsyoll sich meldende Schrift kirch-
liche Approbation nicht erhalten hat, obwohl der Verfasser auch belobt
wurde. (Vgl. Campanellas Schrift: De gentilismo non retinendo . . . S. 45).
Über diese Schrift wie über Campanellas großangelegten Versuch einer
natnrgem&ßen Theologie berichte ich ausfuhrlich in einem im Drucke
befindlichen selbständigen Werk : ,Thoma8 Campanella, ein Reformer der
ausgehenden Benais8ance^
12 y. Abhandlann;: Kya^ala.
sich von dem Gericht im wesentlichen nicht für überwunden,
gesteht aber den chiliastischen Wahn ein and wünscht nar,
daß man der heiligen Katharina und Brigitta glauben sollte^
was man ihm nicht glaube: sei er doch weder zu den Türken,
noch zu den Ketzern entlaufen. Sei er auch kein Christ, so
liebe er doch als Philosoph ,in natürlicher Weise' Gott und
sein Vaterland Italien und den Glanz dessen, der auf dem
apostolischen Stuhl sitzt, für welchen er Wunderbares ge-
schrieben, getan und gesagt. Die Machthaber glauben den
Gegnern und mißhandeln ihn, aber so habe man es auch
früher stets mit Reformern getan . . . Und hier kommt er zu
dem Gedanken, der geeignet sei, seine Rettung mit seiner
Rechtfertigung zu bringen. Jedenfalls müsse man ihn anhören,
wenn er so unerhörte Anerbieten mache, denn was nütze dem
König sein Tod; dagegen könne er, wenn er sein Versprechen
halte, weiten Kreisen viel Heil stiften. Flehend wendet er sich
an Scioppius: er möge sein Samaritaner^ werden; er überreicht
ihm sein oben an erster Stelle erwähntes Buch, auf daß er es
ins Deutsche übersetze, ebenso auch den Dialog gegen die
Lutheraner und andere Ketzer, sowie auch andere Werke, sie
mögen für ihn sprechen. Sonst macht er noch einige Vorschläge,
wie er beim Kaiser eingeführt werden sollte.'
Schon im Dezember 1607 konnte jedoch Scioppius nach
Rom melden, daß der kaiserliche Sekretär Hanniwald alle
Aussichten für eine Intervention des Kaisers in Abrede ge-
stellt. Diesem seien Nachrichten zugekommen, die ihm an
einer Aktion zugunsten Campanellas jede Lust nähmen.' Dieser
Mißerfolg hielt aber Scioppius nicht ab, fUr den Verhafteten
zu arbeiten, und es ist ihm gelungen, für Campanella die
Männer zu interessieren, die für seine neu genommene Geistes-
richtung Verständnis und Sympathie haben mußten: die Erz-
herzoge Ferdinand von Steiermark und Maximilian von Bayern;^
^ Wortspiel: Campanella hatte im yorangegangenen Germania als das
Vaterland der Häresie h&ufig Samarien genannt.
' Vgl. Kowallek, a. a. O., 8. 423, wo des Papstes Empfehlangaschreiben an
den Kaiser kurz mitgeteilt wird.
' Scioppins anFabri, Regensburg, 1 9. Dezember 1607, bei Amabile, OpereIX,
Doeum., S. 32.
* Daselbst, 8. 422, 3 und Berü, a. a. O., 8. 276, 7.
Thomas Campanella and Ferdinand II. 13
ja, wie er sagt, auch das Haupt der Evangelischen in Deutsch-
land, Christian von Anhalt.^
Seit wann des Scioppius Verbindung mit Ferdinand be-
gann, steht nicht fest;' im Jahre 1607 war sie bereits soweit
gediehen, das Ferdinand den Scioppius als seinen Ratgeber
sich ausbat und daß Scioppius dem Erzherzog als dem eifrigsten
katholischen Fürsten seine große polemische Schrift: Scaliger
Hypobolimaeus widmete.^ Nun brachte Scioppius^ September
1607 Italien verlassend, eine Fülle von antihäretischen, vom
Papste gebilligten Ratschlägen nach Deutschland mit, die in der
Folgezeit von Ferdinand und Maximilian nach Möglichkeit ver-
wendet wurden. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme,
daß die von Scioppius aus Italien gebrachten Ratschläge wenig-
stens zum Teil Campanellasche Ideen waren; dafür spricht
schon die Art, wie er sich gegebenenfalls von Campanella stets
belehren läßt,^ ebenso auch der zudringliche Eifer Campanellas, an
der Bekehrung der Ketzer behilflich zu sein. Doch ist es müßig,
sich hierüber in Konjekturen einzulassen, zumal der Gang der
Ereignisse selbständige Maßnahmen erforderte, die nicht auf
theoretische Erwägungen zurückgeführt zu werden brauchen.^
Dagegen haben wir in diesen Zeiten von einem wachsenden
Anteil der beiden Erzherzoge an Campanellas Schicksal zu be-
richten. Ihnen gesellte sich der Augsburger Geldmann Fugger
bei^ der Campanella schon im Jahre 1604 aus seiner Haft be-
freien wollte.^
^ Amabile IX, 8. 34.
* Kowallek (S. 422) neigt zur Annahme, daß Ferdinand mit Scioppins schon
seit seiner Eomreise bekannt war, doch ist dies nur mSglich, weil er
Ferdinands Reise in das Jahr 1599 versetzt. Sonst ist Kowalleks Arbeit
Ton solchen Flüchtigkeiten frei und yerläßlioh.
' Ober diese Widmnng einige bei Kowallek, S. 422.
* Vgl. K. B. seine Fragen an Campanella in den Briefen bei Berti, a. a. 0.,S. 293.
^ Kowallek ist geneigt, bei den Ereignissen, in welche Schoppe sehr eifrig
eingriff (Reichstag 1608 nnd 1609 mit Vorgängen nnd Folgen), seinen
BiDfinß abzuschätzen, ja ihn mit seinen italienischen Instruktionen fast
als Lieiter zu betrachten (S. 423 ff.). Doch müßte dies durch Aktenstücke
bestätigt werden, was bisher noch nicht geschehen!
* Berti, a. a. O., S. 274. — Amabile IX, Docum., S. 32. Scioppius ist geneigt,
besonders ron Fuggers Intervention in dem Jahre 1607 viel zu hoffen —
da er Geld habe und zu opfern bereit sei.
14 y. Abhandlnng: KTAöala.
Außer den Schriften, die von heiligem Eifer für die ka-
tholische Sache zeugten^ hatte nämlich Scioppins noch Briefe
Campanellas an den Kaiser und die österreichischen Erzherzoge
überbracht. ^ Schon vor der Haft Campanellas hatte man über
seine Geistesgaben überschwängliche Ansichten: in seiner Not
hat er im Interesse seiner Rettung diese Ansichten durch zahl-
reiche Memoriale an Papst, Kardinäle und verschiedene Fürsten
in etwas bedenklicher Art zu steigern gesucht, indem er wunder-
bare Dinge versprach und auf die von ihm bereits abgefaßten
Schriften verwies. In einem bereits aus dem April 1607 stam-
menden Schreiben an den Kaiser nennt er sich ein Organ der
Vorsehung, das von den ,viri ignorantiae' mißverstanden und
deshalb mißhandelt wurde. Seine Denkschriften werden zurück-
gewiesen, nämlich dem König von Spanien zulieb, der auch
den Papst und die übrigen — ohne seinen Willen, er kennt
ja die Campanellaschen Werke nicht — einschüchtere. Die
Schriften, mit denen Campanella die Welt zu Christo als der
ersten Vernunft bekehren wolle, habe Scioppius übernommen,
,qui Philosophi et Apostoli munus pro Oermania subivit . . .
meritoque Austriacis charus^ — Nun klagt Campanella, der
als eifriger Forscher in den Profetien' die nächste Zukunft
und die Ankunft des Messias verkündet hatte, über die ihm
widerfahrene Unbill und erklärt, er appelliere wie Paulas an
den Kaiser. Er bittet um Verhör und daß man ihn gefesselt
dem Papst oder gar dem König von Spanien vorftlhre und dort
verhöre, und rühmt in üblicher Weise seine Werke, die ihm
volles Recht auf des Kaisers Gnade sichern.'
Ein anderes^ mit dem vorigen wahrscheinlich gleichzeitiges
Schreiben an die Erzherzoge von Osterreich kulminiert
auch in der Bitte um ein neues Verhör. Er rühmt die Habs-
burger Familie als die Hüterin des Christentums und seiner
Schätze: deshalb hat Campanella auch diesem Hause seine be-
sondere Aufmerksamkeit gewidmet: dies beweist jene Schrift über
* Der Brief an die Österreichischen Heneoge ist hier als Beilage Nr. 3 neu
abgedmckt.
* Dabei viele Angaben über seine astrologischen Ergebnisse wohl ans
Bücksicht auf Rudolf 1
' ArchiTio stör. iUl. 1866, 8. 96—99, ,Air Imperatore' ygl. daau Amabile VIII,
S. 41 ff.
Thomas C«mpane1U und Ferdinand II. 15
die spaniBche Monarchie, die an die italienischen Fürsten usw. ge-
richtete, aber auch die rein wissenschaftlichen, denn — hier folgt
der eingangs erwähnte Satz — wie Alexander haben auch andere,
die die Welt beherrschen wollten, ,noYis doctrinis admirabilibus
noirisqne artibns sibi mnndum conciliare aggressi 8unt^^ Die
Summe seiner Predigt war, daß eine Emeaemng der Welt
nahe; eine neue Astronomie und Astrologie bereitete der Ver-
fasser vor, die über die bevorstehenden Änderungen neues
Licht ausbreiten sollten: dies wurde mißverstanden und er
selbst gefangen. Seit acht Jahren halte ihn nunmehr der König
von Spanien, der ihn offenbar nicht begriffen, in Gefangen-
schaft und wolle weder ihn, noch seine Bücher sehen und hören.
Der Urheber jener Bewegung gegen Spanien sei entwichen und
der Schreiber selbst, dem man — vergeblich — auch Häresien
nachweisen wollte, der aber auch jetzt stets nur das Wohl der
katholischen Kirche besorge, wurde von den Gegnern der
Weisheit verfolgt und von einem Engel Gottes gerettet. Nun
mögen ihn die Fürsten befreien, sie mögen den König von Spanien
veranlassen, daß er ihn persönlich verhöre oder ihn vom Papste
oder Kaiser verhören lasse, er unterwerfe sich sogar der Feuer-
probe. Die an den Kaiser und den König geschriebenen Briefe
füge er bei. Der Antichrist ängstige den Schreiber — mehr
könne er nicht sagen: aber C. Scioppius werde ftir ihn ein-
treten, man möge auf ihn hören. Während man in der Um-
gebung ihn gar nicht beachtete, habe Gott Hilfe gesandt, man
möge ihn nun im Interesse der Armen nicht im Stiche lassen.
Er bereite eine Schrift gegen die Türken an die Pannonier
(Ungarn) vor, bei ihnen, den Habsburgern, sei seine einzige
Hoffnung, er schreibe mit Vertrauen, denn er wisse, wem er
schreibe.' Eine Wiederholung seiner Bitte betreffs einer neuen,
unparteischen, deshalb außerhalb zu voUziehenden Überprüfung
seiner Angelegenheit wurde ihm ermöglicht durch eine Anfrage
des Scioppius bei ihm.
Scioppius bereitete nämlich seine Polemik gegen den eng-
lischen König vor und zu dieser gehörte die Aufklärung, die
ihm Campanella geben sollte.
^ Daselbst, 8. 100.
* Vgl. den Brief im Anhang Nr. 3.
16 y. Abhandlnng; Kraiala.
Die Frage betraf einen in der Streitschrift keineswegs
wichtigen Umstand: ob die heilige Schrift unmittelbar nach
dem Falle des Antichrist das Urteil erwarten lasse, oder, wie
Campanella in den Articnli Prophetales lehrte, nach einem
Zwischenraum von 45 Tagen. Wir besitzen die Antwort Cam-
panellas; durch den Brief geht eine Ahnung, daß die Freund-
schaft einem Bruch entgegengehe. Campanella beruft sich auf
mehrere Stellen in den Evangelien und dem Buche Daniel und
auf die zwischen den einzelnen Aussagen bestehenden Di£Ferenzen,
gibt aber nicht alles, was er hat. Eine Berufung auf Schrift-
steilen fehlt überhaupt. Deshalb fügt er eine der vorigen ähnliche
Bitte bei, Scioppius möge ihn nach Rom rufen lassen, auf daß
sie alles, was etwa noch nötig, besprechen. Eingangs des
Briefes drückte er den Wunsch aus, mit dem Herzogt sprechen
zu können: viel sagten und bekannten die Wörtlein: ,Si allocutus
fuero principem, me diabolum fuisse audiet ,sed posse et An-
gelum fieri^' In einer Nachschrift bittet er Scioppius, er möge
ihm das Buch des englischen Königs zuschicken, eventuell
werde er selbst darauf antworten.
Das geschah nicht. Unterdessen aber hörte Campanella
nicht auf, den Erzherog auch direkt um seine Intervention zu
bitten. Scioppius riet ihm, er möge erflehen, daß ihn der König
von Spanien in Fesseln zu Ferdinand entsende. Man muß dem
Scioppius die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er sich
um Campanella in den ersten drei Jahren ihrer Bekanntschaft
ernst bemüht hat. Im Januar 1608 übersendet er ein Schreiben
Ferdinands an den Statthalter von Neapel, er möge Campanella
dem rohen Kapitän entziehen und möge ihn ins Castrum novum
überführen, damit er seine mathematischen und theologischen
Arbeiten abschließen könne. ^ Im Juli 1608 läßt Scioppius im
Namen Ferdinands Campanellas Schriften dem Buchhändler
Ciotto, der sie nicht publizierte, abnehmen^ und im Oktober
1608 erfolgt Ferdinands zweite Intervention zugunsten Cam-
panellas in einem Schreiben an den Statthalter von Neapel.
Ferdinand sagt darin, Campanellas Befreiung sei vielen er-
^ Wahrscheinlich ist Ferdinand gemeint.
' Vgl. den Brief bei Amabile IX, Docam., 8. 68.
' Amabile IX, Docam., S. 33.
« Daselbst, S. 39.
Thomas OampanelU und Ferdinand 11. 17
wünscht; er wisse den Gnind der Inhafthaltang nicht, wisse
aber, daß der Gefangene ,darch sein seltenes Wissen der katho-
lischen Religion einen großen Nutzen bringen könne' and bitte
um seine Freilassung.^
Scioppius Mühen hatten Erfolg in Venedig, die Campanella-
schen Handschriften wurden endlich dem kaiserlichen Gesandten
überliefert.^ Aber für seine Befreiung ist das Interesse bei
Ferdinand unterdessen ein geringeres geworden. Im Dezember
1608 berichtet Scioppius über Anfeindungen, gegen welche er
Campanella bei dem Erzherzog schützen müsse.' Offenbar be-
trafen sie hauptsächlich des Gefangenen Vergangenheit, aber
nicht nur diese.
Vor allem war ihm verhängnisvoll, daß er sich von seinem
Messiaswahn nicht befreien konnte. In demselben Jahre ward
ein Genosse Campanellas aus der Haft befreit und dieser
erzählte über seine auch in der Haft fortgesetzten Geister-
beschwörungen.^ Alle die Anklagen, die man seit einem
Dezennium gegen ihn erhoben hatte, erfuhren eine Bestätigung;
so auch jene, daß er sich, auf die Zahl seiner Sterne weisend,
über Christum stellte.^ Da meinten denn die Freunde selbst,
es sei besser, wenn er in der Haft bliebe,^ zumal der Statt-
halter antwortete, die EIrfbllung der Bitte Ferdinands sei nicht
in seiner Macht. Aber auf eine Auslieferung meinte man doch
nicht verzichten zu sollen.*^ Nachdem seine beiden voran*
gegangenen Vermittlungen eine Erleichterung der Haft Cam-
panellas erwirkten, ließ sich Ferdinand auf einen eine etwas be-
scheidenere Bitte enthaltenden Brief ein (10. Mai 1609). Er inter-
essierte sich besonders für Campanellaa mathematische Schriften,
für seine Articuli prophetales und seine Metaphysik, er bat
nm diese Schriften, riet dem Statthalter, er möge Campanellas
Vorschläge prüfen auf die Vorteile hin, die sie Osterreich und
Spanien bringen könnten.^
^ Nduabgedraekt im Anhang, Nr. 6.
* Amabile IX, Doenm., 8. 44.
* Amabile IX, Doeom., 8. 48.
« Berti, a. a. O., 8. 287.
' AmabUe IX, Docnm., 8. 46. * Daselbtt.
' Daselbst, 8. 48. Exzerpte ans diesen Briefen des 8cioppins im Anhang^.
» Berti, a. a. O., 8. 286, Amabile IX, 8. 48. Im Anhange Nr. 10.
Sitsugibw. d. pkiL-luit. Kl. 158. Bd. 6. Abb. 2
18 V. Abhandinng: Rya^ala.
Eine solche Prüfung hat offenbar stattgefunden.^ Campa-
nella arbeitete seine Schrift über die spanische Monarchie um
und am Schlüsse derselben empfiehlt er sich, wenn auch nicht
ausdrücklich, so doch deutlich genug, als ein Lykurg und Solon.*
Aber die Untersuchung, die gar nicht die erste war, hat
offenbar die Erwartungen nicht bestätigt. Das Interesse fUr
ihn schwand am Hofe Ferdinands,^ sein Kredit sank noch
mehr bei dem Papste,* von einer Befreiung oder vom Druck
seiner Arbeiten sprach man nicht mehr. Scioppius selbst sagte,
durch sein Eintreten ftlr den Gefangenen hätte er selbst an
Vertrauen eingebüßt.*
Dies mag durch das Oesagte genügend erklärlich er-
scheinen; aber hinzuzunehmen ist noch als Ursache, weshalb
man an Campanella nicht mehr dachte, die große Spannung
gerade im österreichischen Herrscherhause und zwischen den
beiden Konfessionen in Deutschland. Bekanntlich wurde in
demselben Jahre 1609 die Liga gestiftet und später stellte sich
Scioppius als Stifter dieser Organisation hin und berief sich
auf einen Becher, den ihm deshalb mit entsprechender Widmung
General Tilly zum Geschenk gemacht hatte.^ Ist dabei vielleicht
die Campanellasche Idee von einer Organisation der katholischen
Fürsten von Bedeutung gewesen?^ Oder handelte es sich um
die persönlichen Mühen, um die Verwirklichung des bayrischen
Gedankens?^ Es fehlt an Mitteln, die faktische Bedeutung
^ Und zwar nicht das erste Mal. Bereits seit 1605 hat man sich mit seinen
Versprechungen abgegeben.
* Vgl. die beiden letzten Seiten der Schrift.
' Amabile IX, Docnm., S. 46.
* Dies zeigt die Botschaft des Papstes an Campanella durch Scioppius,
Campanella möge sich mit yernünftigen Sachen abgeben. Vgl. die Wid-
mung der Schrift Reminiscentur, MS. Vatic. 7069.
» Amabile IX, Docum., S. 60. Vgl. auch Anhang Nr, 12.
* Vgl. Kowallek, S. 427. Nisard: Les gladiateurs dans la röpublique des
lettres ü, S. 114 ff.
^ Sie kehrt fast in allen philosophischen Werken Campanellas wieder.
* Kowallek, S. 427. Riezler, Geschichte Bayerns (Band VI., S. 384), glaubt
dieser Selbstüberhebung des Scioppius keine Aufmerksamkeit schenken
zu sollen; doch ist zu bedenken, daß sich Scioppius, der hitzige und
▼iel angefeindete Polemiker, in einem gedruckten Buch auf Zeugnisse
beruft, die doch beweisen, daß er an der Sache irgendwie beteiligt ge-
wesen sein muß. Vgl. seine Paedia etc., S. 27. Die Inschrift preist ihn
Thomas CampanelU und Ferdinand IL 19
der ScioppioB'schen Selbstüberhebung festzustellen. Jedenfalls
war die Liga durch die Ereignisse selbst gefordert; besonders
durch die 1608 erfolgte Union der Evangelischen; von der sie
anfangs sogar den Namen entliehen hatte. Doch ist möglich; daß
Scioppius dabei mitgewirkt hat; wie in anderen seiner Arbeiten ^
konnte er auch hier Campanellas Gedanken verwerten. Denn
hatte er auch wegen Campanellas etwas an Ansehen verloren;
so blieb ihm dessen noch immer genug. Und was namentlich
die brennendste Angelegenheit der folgenden Jahre gewesen —
die Bekämpfung der deutschen Ketzer — hieran hatte Campa-
nella einen namhaften Anteil; wenigstens einen dem Scioppius
gewiß genehmen Ruf. Doch war es nicht Scioppius, der ihm
zu diesem Ruf verhalf: es waren deutsche Evangelische selbst.
m.
Wie bekannt; erfuhr der Eetzerfeind wirksame Unter-
stützung von einem Lutheraner T. Adami; der die erhaltenen
Arbeiten Campanellas druckte und dadurch dessen Ruf noch
mehr verbreitete.' Ein damals noch evangelischer Rechtslehrer;
Chr. Besold; übersetzte die spanische Monarchie ins Deutsche.
Unbekannt mag sie in evangelischen Kreisen nicht geblieben
sein, denn Campanellas Name wird in der evangelischen Publi-
zistik dieser Zeit' als der eines erbitterten Oegners genannt. Zum
Dank dafür wollte Campanella seinen deutschen Freund bekehren
und korrespondierte mit ihm in eingehendster Weise über die
Streitpunkte zwischen der Reformation und Gegenreformation.^
All das bewirkte die Freiheit freilich ebensowenig, wie
die große Schrift, die er selbst als vorzüglichste unter seinen
ala den ersten Urheber der katholischen, deutschen Liga. Nisard meint
(a. a. O.) über diese ,pretentionsS über die die Jesuiten lachten, ,cependant
ellea n'etaient pas tout k fait imaginaires*.
^ Campanella berichtet in der Vorrede der Pariser Ausgabe seines Buches
,de sensu rernm% daß ihn Scioppius ausgebeutet; für die Publizistik
weist dies Kowallek am Schluß seiner oft zitierten Abhandlung nach.
' Ja er hat auch Briefe Gampanellas an Ferdinand und Maximilian ver-
mittelt (um 1613). Ein Erfolg war freilich nach dem, was bekannt ge-
worden war, ausgeschlossen. Vgl. Anhang N. 13.
* Vgl. aach Kowallek, a. a. O., S. 403.
* Vgl. hierüber die schon erwähnte MS. der Vatic. 7069, die bisher un-
bekannt geblieben und worüber ich zum ersten Male berichte.
2*
20 y. Abhandlung: KTAöaU.
anderen hervorbebt, die den Anstoß zar Gründung der con-
gregatio de Propaganda gegeben baben soll.^ Aber in einem
der geistig friscbesten deatscben Lande, in Württemberg, hielten
hervorragende Männer viel von ihm und von Adamis Brief-
wechsel mit ihm haben wir Spuren bis zum Jahre 1623.*
Diesem Württemberger Kreise, dessen hervorragendster
Vertreter J. V. Andreae gewesen, ist etwa seit 1616 ein junger
protestantischer Österreicher nähergetreten, dessen Name seit
jeher mit Campanellas Haft in eigenartiger Verbindung erwähnt
wird; Chr. Forstner,' Sohn eines gräfl. Harrachschen Schloßhaupt-
mannes, der mit dem Kardinal Klesl befreundet gewesen ist.
Klesl war nicht weniger eifrig seiner Kirche zugetan, als der
Erzherzog Ferdinand, hatte aber in seinem langen politischen
Wirken deutlich erkannt, daß wie bei der Reformation, so
auch bei der Gegenreformation die Religion nur einer der
treibenden Faktoren sei;^ deshalb sein Interesse für den jungen
Forstner, was diesen jedoch nicht gehindert hat, seine Studien in
Tübingen zu absolvieren. Im neunzehnten Lebensjahre wurde
er infolge der Publikation seiner Erstlingsschrift der Freund
jenes Professors Besold,^ den wir als Verehrer Campanellas
bereits genannt haben. Es ist anzunehmen, daß Besold oder
Adami in ihrem uns unbekannten Briefwechsel mit Campanella ^
auch des hoffnungsvollen Jünglings Erwähnung getan haben, nur
dann läßt sich die oft nacherzählte^ Szene in der Festungs-
haft zu Neapel erklären. Eine Anzahl von Fremden besuchte
Campanella — dies war nichts Neues — und baten und erhielten
einen Autograph. Nachdem nun den Übrigen ihr Wunsch er-
füllt worden war, wandte sich Campanella an den letzten, den
^ Es ist das in der Torangegangenen AnmerknDg aitierte yVolomen qaadri-
partitnm' etc. ' DaselbBt.
■ Vgl. über Forstner das JBlogiam Forstneri* ▼. J. H. Boeder, Opere IV,
p. 476 ff.
^ Vgl. über Klesl den Ritterschen Artikel in der Allgemeinen Deutschen
Biographie, Band XVI.
• Boeder, a. a. O., 8. 478.
" Es sollen mehrere hundert Briefe gewechselt worden sein (ygl. Adamis
Praefatio zur Realis philos. epilogistica des Campanella); sie sind yerloren
gegangen, bis auf die Polemien über die Keformation.
^ So von Cyprian in seiner Vita Campanellae, Echard in seinem Artikel
über Campanella (in Scriptores ordinis Praedicatorum etc.) u. a.
Thomas CampanelU und Ferdinand II. 21
er nie früher gesehen, mit den Worten: Forstner, Forstner und
prophezeite ihm eine glänzende Znkunft. Ein Briefwechsel
zwischen den Beiden wurde damit angebahnt.^
Wahrscheinlich hat Forstner während seiner italienischen
Reise, in welcher er viel Aufsehen erregt hatte,' aber auch mancher
Auszeichnung teilhaftig geworden war^ auch den alten, seitdem ge-
stürzten Freund seiner Familie, den Kardinal Klesl, der sich
in Rom in Haft befand^ aufgesucht.' Und möglicherweise hat
er ihn ftlr seinen neuen Freund in Neapel interessiert. Die
Sache Beider, Elesls sowie Campanellas, hat dann im folgenden
Jahre eine Wendung zum Guten genommen. Campanella wurde,
wohl mit auf Intervention des Papstes nach Rom überftihrt,^
und Klesl sollte freigesprochen in Ehren restituiert werden.^
In diesem Jahre wendete sich der schon in Rom, aber
noch immer in Haft befindliche Campanella an seinen einstigen
Gönner, nunmehr Kaiser und siegreich Kriegführenden. Auch
nach seiner Befreiung war sein Schicksal in Rom kein beneidens-
wertes und klagend sind die Worte, die er an seinen einstigen
Gönner, Ferdinand von Habsburg, der jetzt gerade auf dem
Höhepunkte seiner Erfolge stand, richtete.* Mit Dankbarkeit
erinnert er sich der großen Wohltaten, die ihm der Kaiser,
als er noch Erzherzog von Steieimark gewesen, erwiesen und
der noch größeren, die er ihm erweisen wollte.^ Er meldet,
daß seine Arbeiten nunmehr dem Druck übergeben werden —
einen Index hatte er dem Kaiser bereits zugeschickt — und daß
er die Absicht habe, dessen Liebe darin mit Ehren zu krönen. Er
erinnert an die ,spanische Monarchie^ und an die ,Discorsi an
die italienischen Fürsten', die nunmehr der Welt verkündigen
werden, wie sich die Interessen der Katholischen vereinigen
* Vgl. den im Anhang Nr. 15 abgedrackten Brief Foratnen an Campanella.
* Vgl. die Artikel yon Stalin in der Allgemeinen Deutschen Biographie,
Band YU, 8. 191.
* Bekanntlich wurde der Kardinal 1622 nach Rom überführt, wo er bis
1627 blieb. Vgl. den oben zitierten Artikel Ritters.
* Über des Papstes Anteil dabei ist Meinnngsyerschiedenheit zwischen
Amabile, der einen solchen fast vOllig leugnet, und Rinieri, der des
Papstes Verdienst hoch anschl>.
* Sein Vermögen allerdings erst im folgenden Jahre, ygl. Ritter a. a. O.
* Der Brief bisher unbekannt folgt als Beilage N. 14.
^ Eingang« im Briefe.
22 y. Abhandlung: KT«£al«.
lassen. Es folgt der gewöhnliche heikle Pankt bei den Widmungs-
absichten, die Armut des Verfassers. Trotzdem bittet er um
nichts und wird um des Kaisers und seines Hauses Wohl; mit
dem das der katholischen Christenheit so eng verbunden ist,
bis zum Lebensende beten; auch haben in diese Gesinnung
seine Leiden keine Änderung gebracht, denn nicht sein eigenes,
sondern der ganzen Christenheit Heil liege ihm am Herzen.^
Hatte an der Abfassung dieses Briefes die unlängst ge-
schlossene Bekanntschaft mit Forstner ihren Teil? Dieser hatte
noch Zeit gehabt in Venedig seine , Adnotationes ad Taciti Annales^
drucken zu lassen,' worin er unter anderem auch die Hoffnung
auf Klesls baldige Restitution aussprach.' Im Jahre 1627 trafen
dann beide, Forstner und Klesl, in Wien ein. Klesl, wohl von
neuem angesehen, bemühte sich den berühmten jungen Mann
in österreichischen Dienst zu ziehen,^ aber Forstner wußte
wohl, daß dies mit der Aufopferung seiner religiösen Stellung
identisch wäre und schlug den Antrag aus.
Er trat in württembergischen Dienst und in solchem wurde
er bald als Gesandter nach Frankreich geschickt.^ Hier in
Orleans gab ihm nun das Wiedersehen eines Briefvermittlers
zwischen ihm und Campanella Anlaß, des letzteren zu gedenken,
ihm zu seiner Befreiung Glück zu wünschen und der Pflichten
zu erinnern, die er gegen das menschliche Geschlecht hätte.^ Der
zweite Teil des Briefes berichtet über die Kriegsereignisse und
läßt erkennen, das Forstners Sympathie auf der Seite der Gegner
des Kaisers gestanden. Dies ist natürlich; auffallend ist nur,
daß er in solcher Weise an einen gefangenen Mönch berichtet
^ Am Ende des Briefes; im Anhang.
* Vgl. den Brief Forstners an Campanella, im Anhang Nr. 15.
3 Vgl. Forstner, NoUe ad Taciti Annales, Frankfurt, 1662, S. 462.
* Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie, Band YII, 8. 191.
^ Daselbst; auch in dem oft zitierten Elog^um yon Boeder.
* Vgl. den öfters zitierten, im Anhang abgedruckten Brief, der abschriftlich
in der Hofbiblothek zu Wien vorhanden ist. Über dessen Provenienz kann
ich nichts sagen. Aus ihm erhellt, daß die erste Begegnung in Neapel
war (Echard schwankte noch, ob er sie nach Neapel oder nach Rom
versetzen soll, a. a. O., Tom II., p. 505 ff. Amabile hat mit nngenügenden
Beweismitteln richtig Neapel als den Ort erkannt [Opere VIII, S. 239]).
Ferner erhellt aus dem Briefe, daß Forstner auf seine mehreren Schreiben
bis dahin von Campanella keine Antwort erhalten hatte.
Thomas Campanella and Ferdinand II. 23
Übrigens war die günstige Lage des Kaisers nicht an-
dauernd, sein Glück schwand bald, als eine Koalition aller
gegen ihn sich aofzarichten begann. Das hätte aber sein
Wohlwollen von dem einst protegierten Dominikaner nicht ab-
lenken müssen. Direkte Nachrichten über die Stellungnahme
des Kaisers zu jenem Schreiben Campanellas haben wir aus
dieser Zeit nicht. Und wir erfahren auch nicht, daß Campanella
seine Bitte an den Kaiser wiederholt hätte. Wir können die
Qründe unschwer erschließen, weshalb Ferdinand den nunmehr
Befreiten keine Aufmerksamkeit geschenkt hat: er glaubte ihm
nicht, und er hatte Recht. Schon der erste Satz des Campanella-
schen Schreibens war objektiv genommen — unwahr.^ Bald kamen
neue Nachrichten über Campanellas Einfluß bei der Kurie, welcher
der habsburgisch-spanischen Sache nachteilig wäre. Ja Spanien
bedrohte den alten Gegner gar in Rom und mit der Zeit blieb ihm
nichts übrig, als nach Frankreich zu flüchten.^ Damit war er aber
aus des Eotisers Gesichtskreis völlig verschwunden und gelangte
in den seines jungen Freundes Forstner, der als württem-
bergischer Gesandter mehrere Male am französischen Hofe
erschien und daselbst Campanella in Gesellschaft des Königs
und Richelieus mehrere Male sah. Forstner selbst berichtet, man
hätte jenen eingeladen um ihn über italienische Angelegenheiten
zu befragen.^ Wir wissen aber, daßCampaneUa nicht nur über jene
Angelegenheiten berichtete, sondern daß er jetzt den innerlich wohl
nie aufgegebenen politischen Standpunkt seiner Jugendzeit, den
antispanischen, mit großem Eifer und Beredsamkeit vertrat.
Angesichts seiner zahlreichen früheren, Spanien verherr-
lichenden^ Schriften empfand er das Bedürfnis seine Schwenkung
in eine Beleuchtung rücken zu lassen, bei der die jugendliche Ver-
irrung als völlig überwunden erschien. Diese Beleuchtung enthält
zunächst eine selbständige Schrift: De monarchia nationum.^
* Doch ist diese Frage kontrovere. Vgl. Sigwart, Kleine Schriften II, S. 303.
Für unser Thema hat dies übrigens wenig Bedeutung.
' Diese ebenlalls öfters zitierte Stelle gebe ich im Anhang Nr. 16 in vollem
Wortlaut wieder. Leider erhellt nicht daraus, ob sie auch von neuem
in irgendwelche Besiehung getreten.
' Abgedruckt bei Amabile, Opere IX, Docum., S. 299 ff. Der lange Titel
beginnt: ,Le monarchie delle Nation! finirsi nella Bomana' etc., secondo
la Sacra Scrittura et la Natura*.
24 V. Abhandlung: KvadaU.
Sie widerlegt zunächst den Grandgedanken des Verfassers Schrift
über die spanische Monarchie und weist vielmehr nach, daß
Spanien; seinem Beruf untren geworden, dem Untergange ge-
weiht sei. Als Stütze Spaniens wird auch das Imperium Austria-
cum dasselbe Schicksal erleben; und zwar erfolgt sein Fall
wegen der Förderung der Häresie durch allzuweitgehende
Toleranz, und wegen der Tyrannei gegen die Kirche. Und in
einem besonderen Abschnitte der Schrift: comparsa regia ^ erörtert
er die bisher ungelöst gebliebene Frage des Kaisertums. Bekannt-
lich war es Ferdinand bis dahin nicht gelungen seinem Sohne
die Nachfolge zu sichern. Das Mißtrauen gegen ihn war be-
sonders bei den evangelischen Fürsten, aber auch bei den
katholischen zu lebhaft.' Nun empfiehlt Campanella, der König
von Frankreich möge vor den Papst treten, daß er ihn zum
Kaiser ernenne. Ferdinand habe ja in Italien bewiesen, daß
ihm nicht um das Wohl der Kirche zu tun sei. Auch daftir
will der Verfasser sorgen, daß man die deutschen Fürsten Oster-
reich abwendig mache. Seine Ratschläge sind nach der berüch-
tigten Art Macchiavellis.'
Nicht minder antispanisch zeigt ihn ein Brief an den ihm
wohlgesinnten Kanzler Frankreichs, Seguier.^ Campanella ent-
hüllt hier, wie sich Spanien der Mönche zu politischen Zwecken
bediene und er gibt konkrete Angaben über in Klöstern be-
triebene spanische Propaganda. Viel interessanter fQr uns hier
ist die Nachschrift in der er seiner Freude über IVankreichs
Sieg in Belgien über Österreich warmen Ausdruck gibt. Die
,Austriaci' haben das Imperium in eine ,ofBcina haeresiarcharum
et in peculium hispanismi ampliandi super cervices ecclesiae et
principum eins' verwandelt.
Es war die Zeit, wo Frankreich begonnen hatte sich an
dem dreißigjährigen Sj*iege zu beteiligen. Aber die ,comparBa
regia' wurde schon im folgenden Jahre durch die Ereignisse
widerlegt; was Ferdinand lange erstrebt, das ist ihm schließlich
^ Daselbst. 8. 828 ff.
' Vgl. den Artikel Stleyes über Ferdinand in der Allgemeinen Deutschen
Biographie, Band VI. Trotzdem er den Ständen alles bewilligte, rer-
weigerte man seinem Sohne doch die Wahl.
* Amabile, Opere IX, Docnm., S. 841.
* Zuerst abgedruckt im Anhang Nr. 17.
Thomas Campanella und Ferdinand IL 25
doch gelangen; sein Sohn wurde zum Kaiser gekrönt.^ Ob er
über Campanellas neueste Arbeiten und Pläne yernommen oder
nicht — er war mit dem eben erwähnten letzten Erfolg so
zufrieden^ daß er sein Lebensende wünschte, das im folgenden
Jahre eintrat. E^ störte seine Freude nicht, daß er, wie einst
Elesl, den schroffen Gedanken der Gegenreformation in der
Praxis aufgegeben: er wurde, wenn auch innerlich unverändert,
mit der Zeit zum praktischen Politiker erzogen.' Die Einheit
der Katholischen, für die er wie Campanella so eifrig eingetreten
war, ward, trotz der von ihnen wiederholt warm betonten
politischen Bedeutung des Katholizismus, gerade aus politischen
Gründen zunichts. Hatte Ferdinand in der gegenseitigen Be-
kämpfung der E^tholischen und in der Antipathie des Papstes
gegen Osterreich und Spanien doch auch ein Scheitern seiner
jugendlichen Ziele und Hoffnungen sehen müssen; so akzeptierte
er die Lehre, die Welt, auch nur die christliche, lasse sich
durch menschliche Gewalt innerlich nicht mehr uniformieren.
Da war denn Campanella doch beharrlicher! Der calabresisch-
italienische Patriotismus war der aktuellste Bestandteil seiner
eigentlichen Religion, der Politik. Aber damit war die Summe
seines Strebens und seiner Hoffnungen nicht erschöpft. Er, der
Ferdinand U. um einige Jahre überlebte, erwartete dann die
von ihm wanderbar ausgemalte Einigung aller Völker von dem
fast wunderbar geborenen Ludwig XIV. Ihm, dem neugeborenen
Dauphin, hat der berühmte Verfasser der spanischen Monarchie,
eine Frankreich die Weltherrschaft verheißende Ekloge,' sein
letztes Werk, geweiht, aber auch in ihr seine civitas heliaca ver-
kündet. War er Menschen und Monarchien gegenüber nicht
treu, so blieb er es bis zum Ende gegenüber der Idee, ftlr die
er alles gewagt und so viel gearbeitet und geduldet hat.
^ Und zwar g^egen die beiden katholischen Mächte, den Papst und Frank-
reich, durch Unterstützung protestantischer Fürsten.
* Stieve sagt (a. a. O., S. 664) : ,machte sich in seiner Regierung sehr stark
die Rücksicht auf die weltlichen Interessen seiner Macht und seines
Hauses geltend' ,Ein Zug recht irdischer Begehrlichkeit geht
überhaupt durch sein Wesen* und er war ,auf seinen Vorteil so eifrig
wie nur irgend einer seiner Zeitgenossen bedacht*.
' Die seiner Zeit auch von Racine verzeichnete Ekloge (in lateinischen
Hexametern) hat in neuerer Zeit Amabile wieder zum Abdrucke gebracht.
Opere IX, S. 347 ff.
26 y. Abhandlang: KraSala.
Beilagen.
Die hiemit zam Abdruck gelangenden Beilagen folgen, wie
auch die Abhandinng selbst, der Chronologie, nur daß die
beiden Exzerpte aas Büchern (Nr. 2 und 16), die unser Thema
nur indirekt angehen, nicht nach der Zeit ihrer Abfassung,
sondern nach der Zeit, auf die sie Bezug nehmen, in die Zahl
der übrigen eingereiht worden sind. Die Stücke gruppieren
sich naturgemäß in drei Teile, entsprechend der Disposition der
Abhandlung, der sie beigegeben werden; doch sind die Stücke
fortlaufend, jedes unter eigener Nummer, gedruckt worden. Die
von mir zuerst publizierten Akten (1. 2. 14. 15. 17.) sind wieder-
holt kollationiert worden. Für die dabei verwendete Mühe habe
ich den Herrn Prof. Smurlo in Rom, Herrn Kustos Menöik in
Wien, Herrn Kustos de la Roneifere in Paris und Herrn Privat-
dozenten Dr. K. Krofta in Prag Dank zu sagen.
Über die Bedeutung und die Provenienz der einzelnen
Stücke mögen einige allgemeine Bemerkungen ausreichen.
1. 2.
Campanellas Aktion am Ausgang des 16. Jahrhunderts ist
in der letzten Zeit durch die Publikation der Gerichtsakten ^
zur Genüge deutlich geworden. Fallettis Versuch, Campanellas
tendenziöse Darstellung in seinen gerichtlichen Verteidigungen
wenigstens zum Teil als geschichtliche Quelle zu verwerten,
^ Die Akten waren auch frtther bekannt, doch nicht verwertet worden.
Zuerst Teröffentlicht von L. Amabile: Fra Tommaso Campanella, la saa
eongiura i suoi proceBsi e la sua pazzia, Napoli 1882. Die beiden
ersten Bände enthalten eine Darstellung, der dritte die dazugehörigen
Akten.
« Del carattere di Fra T. C. Riv. stör. itol. 1889. Torino.
Thomas CampanelU and Ferdinand ü. 27
ist schon von Amabile zurückgewiesen worden;^ Rinieri stimmt
damit überein, einige neue kürzere Berichte über die Ereignisse
in Kalabrien beibringend.^ Unberücksichtigt ist bisher geblieben
ein anonymer gleichzeitiger Bericht über die von Campanella
geweckte Bewegung aus Reggio. Obwohl seine Bestimmung
nicht ausdrücklich feststeht, erscheint er mir wie eine gediegene
geschichtliche Skizze; im Lichte der sonstigen Quellen durch-
aus glaubwürdig und auch durch Mitteilung einiger bisher un-
bekannter charakteristischer Einzelheiten als der Veröffent-
lichung wert. Sie erfolgt unter 1.
Für Campanellas gesamte folgende Arbeiten ist seine
Stellung zur Religion und zu der katholischen Kirche maß-
gebend. Sprechen schon seine Verhaftungen seitens der Inqui-
sition yor dem Aufstande' das Urteil ziemlich unzweifelhaft
auS; so hat die amtliche gerichtliche Untersuchung nach dem
Aufstande ein reichhaltiges Material zutage gefördert. Unter
den Akten befindet sich eine Übersicht der inkriminierten reli-
giösen Äußerungen des Verhafteten in 34 Kapiteln.^ L. Ama-
bile, der sie veröffentlicht hat, hat außerdem auch einen lehr-
reichen Vergleich zwischen den Einzelheiten, die sich aus den
Gerichtsakten ergeben, und der Cittk del Sole angestellt und
als Beilage zu den Akten selbst veröffentlicht.^
Die von Amabile veröffentlichten Dokumente sprechen so
eine beredte Sprache, daß nur vereinzelt sich gegen seine Auf-
fassung ein Widerspruch erhob. So auf Grund umfangreicher
Untersuchungen der bereits anfangs erwähnte Falletti; doch
hat Amabile in der unten ^ angeftihrten Antwort seinen Stand-
punkt behauptet.
Da aber Fallettis Zweifel trotzdem und trotz Rinieris
schlagender Beweisführung manchen Widerhall geweckt zu
haben scheinen^ und sich auf Campanellas angebliches Schwei-
^ Del carattere di Fra T. C. Memoria letta al Academia Pontaniana 1890.
Napoli 1890.
* P. Uario Rinieri: demente VIU e Sinan Baasa Cicala, Roma 1898, S. 41 ff.
' Vgl. darüber Amabiles oben zitiertes Werk Bd. I und meine Abhandlung
im yKypE&jTb Mhh. Hap. IIpocB. 1906, S. 341 ff.
* Amabile« oben zitiertes Werk, Bd. m, 8. 421.
A Daselbst, S. 609 ff.
* Z. B. Gerini: Scrittori Pedogogici Italiani del Secolo XVIL Torino etc.
1900, S. 136.
28 V. Abhandlung: Kv«6alA.
gen Über die Sache in seinen gedrackten Arbeiten berufen, so
möge auch dieses schwache Hindernis zur Erkenntnis der
historischen Wahrheit hiemit beseitigt werden and als ein
Zeugnis dafür Campanellas freiwilliges offenes Bekenntnis Über
die verhängnisvolle Begebenheit ans Licht treten (Nr. 2). Sie
entstammt seinem Werke , Volumen quadripartitum', das^ für
den Druck bestimmt^ bereits auch die nötige kirchliche Zensur
erhalten hatte, dann doch infolge feindlicher Einflüsse der
Öffentlichkeit vorenthalten wurde. ^ Das Schriftstück bestätigt
und ergänzt in endgültig feststellender Weise den Inhalt der
hier publizierten ersten Akte und überhaupt die Amabilesche
Auffassung.
8.— 13.
Die hiehergehörenden Akten sind in dem Text und den
Anmerkungen in ausreichender Weise erörtert und beleuchtet
worden, sie sind durchwegs bereits gedruckt.
Der aus ',Archivio Storico' übernommene Brief Campa-
nellas an die Erzherzoge stammt, nach dem Herausgeber Cento-
fanti (daselbst, S. 11 ff.)? aus Scioppius' Nachlaß; von ihm gelangte
er an die Puccinis, und dann an den jetzigen Besitzer Bongi.
Die übrigen Exzerpte aus der Korrespondenz zwischen Sciop-
pius und Fabri sind einem Folianten aus dem Archive eines
römischen Waisenhauses entnommen zuerst von Berti, dann
vollständiger von Amabile publiziert worden (,Archivio della
pia Casa degli Orfani in Roma'). — Zu den Personalien: Giov.
Fabri: ,cancelliere presso i Lincei, medico e semplicista di
vaglia^ M. Velsero: ,nei consigli delF Imperatoren (Berti,
a. a. O. II, S. 272.)
14-17.
Die beiden Campanellaschen Briefe (14. 17.), die hier ab-
gedruckt werden, waren bisher unbekannt. Es handelt sich
in beiden Fällen um Abschriften, doch ist kein Grund vor-
handen, die Autentizität zu bezweifeln. Auch inhaltlich be-
dürfen sie keines weiteren Kommentars als dessen, der in der
^ Vgl. darüber den ersten Bericht in meiner Abhandlang: IIocjraHie 9.
KaamaHejuiu icb sejuKOMy rhhsio MOCKOBCKOHy. lOpteBi 1906, S. 9ff.
Thomas CampanelU und Ferdinand ü. 29
DarstellüDg selbst enthalten ist. Ebenso unbekannt war bisher
der Forstnersche Brief (15.). Dagegen ist das kurze Exzerpt
ans Forstners Notae fast in allen einschlägigen Arbeiten mit
zum Abdruck gebracht worden.
Über Campanellas Verhältnis zum Kanzler Seguier mögen
die Worte in der Widmung der Disputationes zeugen (S. 4):
yEgo Peregrinus sorte^ Civis animo, antequam Gallias intrarem,
sub tuum praesidium divina Providentia trabebar, et cum pro-
pius te considerarem; Clientelae tuae me commissum omnino
intellexiy ut aerumnosum consolareris, pauperem aleres, et pro
fide Catholica contra sectarum Perfidiam dum certo, adiuvares.^
1.
AiioHyner Berieht Aber die EriieboHg Campanellas«
Beggio, den 8. Oktober 1599.
(Bibllotbeca Vaticana, Urbin 818, p. 400fif.)^
Di Regio, U 8 di Ottobre 1599.
Bagguaglio de* moTimenti suscitati in Galabria da F. Tomasso
Campanella.
Qnel che sin hora s*intende della noyitä segnita in Provincia, alla
relatione che di ci5 si puö dare, h che nn* frä Tomaso Campanella di Stilo
deir ordine de' Predicatori, tennto per literato, e di yiyace ingegno, d*etä
d'anni 35 in circa, di statnra alta, faccia pallida, pilo negro e denti rari,
ma communemente giudicato pazzo et ignorante, professando d'essor
Astrologe, conyenne ad augnrare, che nell' anno 1600., per necessita di
costellatione et infiusso di stelle, doyeya segaire mutatione di stato e ya-
riatione de' Begni; e non contento d'esser stato tre anni in mano del S'*'.
Offitio in Borna e penitentiato per le strayaganti sue openioni, che perciö
fu priyato della predica, tornato 2 anni sono in Stilo, tornö al yomito,
lasciandosi dalle proprie chimere e fantasie, non senza persnasione del
diayolo, di cni si tiene sia üamiliarissimo^ e stände tuttayia inyaghito
nelle sue heresie in diyersi suoi et yarii ragionamenti si lasciaya correre,
e persuadere la yeritä deir Astrologia, e come per quella conosca la mu-
tatione delli Stati, e Tantica libertä, che'l mondo deyria ricoyerare, per-
duta la tirannide de' potentati e Signori che lo goyernano, perchd essendo
creato l'huomo libero, doyeyano tutti stndiare ridursi nel pristino stato
di libertä. Gon questo falso principio e nome di libertä persuadea Tistessa
libertä in utroqne estinguendo affatto la fe' Cattolica, Tinstitutione de'
sacramenti, 1' ohedienza del Sommo Pontefice, 1' incarnatione del yerbo
^ In diesem Teile sind einige Scbreibfebler der im Ganzen trea wieder-
gegebenen Vorlage yon mir stillscbweigend korrigiert worden.
30 y. Abhandlang: KvA&ala.
divino, negando T immortalitä deiranima, e principalmente concedendo
yita e piacere bestiale, con tante altre perverse, false, et iniqne openioni,
che noh si possono senza alterazione raccontare. Et haTendo 11 Signor
Carlo Spinello, che per rimediare a tanti scandalosi disordini h venuto da
Napoli, dopo la carceratione del detto frä Gampanella, fatto ogni suo forzo
per ridurlo alla cognitioDe della veritä, ricordandoli qnanto erano incon-
yenlenti alla professione d* nn Cattolico Christiano simili false openioni,
con che si maraylgliava molto, ch'nn literato suo pari de* buon ingegno,
e figlio d'una Beligione come la Domenichina, che fa sempre bastone
degli heretici, cosl si lasciasse correre in simili heresie, quali mai andorno
per pensiero all! heresiarcbi antichi, come fu Ario, Sabello, et ultimamente
Luteroi Calvine et altri. Rispose il frate arditamente, che si maravigliava
del Sig. Carlo che Tandava comparando con simili ignoranti, quali non
han saputo far altro che qualche glosa sopra la Scrittura, o dare un Intel-
letto a qualche passo di essa a lor modo, o pure stiracchiare li sensi di
qnella a beneplacito, ma che pari suoi non attendevano a ciö, ma a fare
nuove leggi da per se, et ordinäre de nuove regele al vivere, che questa
era la proprietä d*huomini grandi, massime di lui, che come nuoTO Messia
era venuto al mondo, per salute deirhuomo. Intesa il Signor Carlo questa
risposta si confermö nella saa prima openione, che questo era un pazzo,
e cosl col modo che costui haveva tenuto, con sue false openioni alla
solevatione de* popoli, fe^anco traboccar molti della sua religione del mede-
simo, e particolarmente a fra Dionisio Pontio di Nicastro, il quäle infesto
giä del morbo, nelli suoi ragionamenti usciva a trattar della libertä del-
r huomo persuadendo li circostanti a sentire il Padre Campanella, quäl,
dicea, che intorno a questa materia ne parlava altamente, e cos\ pregava
il medesimo che conversava a dire, e per questa via indiretta non potendo
predicare, la faceva predicare in publice in divei-si ridotti, e cosl il Cam-
panella vomitava il veleno, e dicono che con tanta efficacia imprimevano
il suo parlare negli animi altrui, che al primo ragionamento li metteva
il cervello in barazzo, nel secondo si cattivava Tanime, e perch^ in con-
seguenza della libertä che persuadeva dicea di piü che quest* anno potea
ricoverarsi senza contradittione, havendosi giä guadagnata V intentione
d*alcnni corrispondenti del suo amore, come di Catanzaro, Stilo, Squillace,
Nicastro, et altri luoghi, che tutto ci5 si ^ trattato dal mese di maggio
in qua, il medesimo persuase che pigliassero Tarme in mano accib s'acqui-
stassero la liberta perduta, e mantenessero Tacquistata, perch^ a fare
tutto ci5 loro prometteva V agiuto del Turco, e cosl si vidde, essendo nelli
mesi passati proceduto fra tanto col mezzo di Muratto Baiso, che passö
per questi mari con tre galere, s* imbarcorno in esse alcuni congiurati, e
con queste et altre intelligenze si trattö il tutto in modo, che sopravenne
Tarmata del Turco in questo paese al n* di 30. galere per non dar
sospetto con preparatione di maggiore augumento e comparve il giomo
statuito et eletto fra li coniurati, havendosi trattenuto doi giorni in alto
mare per drittura del capo di Stilo, e mandato quattro galere perlamattina
a far lor segne, come giä ferno cinque galere e due galeotte, e riman-
Thomas Campanella und Ferdinand II. 31
dando li coniorati, non segnl corrispondenza per trovarsi parte di loro
giä carcerati dal Sig. Carlo, e parte fiigiti, come giä tutto ci5 et altre
particolaritä hanno confessati molti di loro nelli tormenti. Portava detta
Armata 100. pezzi d'artiglieria di caretta per campagna e tntta la moni-
tione, con quantitä di scale, zappe, picconi, pali et altri ordegni de* gua-
Btatori, il che han rifeiiito alcnni schiavi fügiti, quäl' arteglierie s' have-
yan da compartire nelli 4. Inoghi nominati, e parimente Caetehetre (sie),
che yeramente sono paesi di quella dietromarina delli piü forti di tntta
la provincia, che conforme Tintentione del Campanella pretendeva prima
impatronirsi di detti Inoghi, e qnelli hen mnniti di gente, dovendo subito
Tarmata Tarchesca traettare in barbaria, e depo qaella per la yicinanza
soccorrere li presidij giä presi^ e di qnelli poi aJlargarsi per la provincia.
Per essecntione di tntto ci5 era statuito il giorno x. di 7^, nel qnale 11
coninrati con Tintervento anco di fomsciti, e molti della fatione doTevano
impatronirsi delli Inoghi predetti, ammazzando tutti li officiali del Be, e
persone religiöse, e tntti renitenti. In Catanzaro harevano da essere
ammazzati gli Anditori et Officiali del Tribunale della B'^ Anditoria, e
sindici eletti, il YescoTO e padri della Compagnia. In Jerace hayeva da
comparire falsamente un Barigello di campagna con 25. carcerati, e chia-
mati a se qnelli che goyernayano consignarli li carcerati, e farli intro-
dnrre in Castello, doye disciolti et impatroniti, insieme con gli altri doye-
yano dare di mano all' arme, e far esterminio parimente del Yescoyo
capnccini et religiosi, e con altre consimili stratageme, occnparsi li altri
luoghi, e se bene tnttociö saria stata estrema pazzia per non potersi
mantenere in simili presidii, tnttayia h openione che per debelarli hab-
bino dato spesa, e fastidio almeno per sei mesi. Ma piacqne alla bontä diyi-
na obyiare a tante abominationi, giä che troyandosi in Catanzaro V ayocato
fiscal della proyincia, doi doir istessa Citta, di casa Lanro, et altri di casa
Biblia, ä quali il fra Ponzo hayeya commnnicata tntta la trappola, come
fedelissimi yassalli del Be Nostro Signore subito di comune consenso an-
domo all' ayyocato fiscale, reyelandoli il tntto, il qnale con prudenza
ayertl loro, che continuassero la pratica col Padre, acciö da esso cayassero
ogni trafico, particolarmente come giä ferno, con Albarano del detto Sig.
Carlo, che dall'Ecc^ delBegno sarebbonpremiatidegnamente, ecosl subito
fatta consapeyole detta Ecc'* dal detto Fiscale, con ogni celleritä e matnro pre-
yedimento spedl il sig. Carlo con ampla comissione che si conferisse nella
provincia, il qnale dopo hayer riyeduto in Catanzaro, Squillace, e Castel-
yetere, et altri Inoghi, ha fatto carcerare insino ad hoggi 140. e scoperto
giä 11 trattato, finalmente con tutti i carcerati si ridusse a Jerace doye
fa residenza, et esseguita la ginstitia massime d'un carcerato di casa
conestabile, del quäle fa gran conto, e dice che sarebbe andato sino a
ConBtantinopoIi per hayerlo in mano, g\h che questo con gran dispregio
si pose sotto li piedi il ritratto del Be. AI che s'aggionge, che senten-
dosi del detto S®^ Carlo alcuni de coniurati lesi della propria conscienza,
e particnlarmente un Manritio Binaldis di Gnardayalle delli principali ri-
belli, cercaya per non essere scoyerto d'ammazzare fra Campanella, non
32 y. Abhandlung: Kyaöala.
ostante che pochi giorni prima tntti insieme erano stati ad an pranso
solenne di yarie sorte di carne 11 yenerdl 8. 7^*^., nel qnale il Campanella
confortava, et animava tutti ad esser viriii e concordi alla giornata giä
yicina, e finalmente vedendo che la sna vita pericolava, lasciando V habito
fratesco, preso qaello di contadino, in compagnia di suo padre che h un
calzolaro, venne alla Boccella per imbarcarsi petr Sicilia, e non essende
stato d*accordo con li marinari, si ridnsse a nascondersi in una capanna,
facendo instanza suo padre al padrone che lo portasse, ch*era suo figlio,
il che havendo sentito colui per questa novitä andö a rivelar il tutto al
Principe della Boccella, il quäle subito spedl genti, e lo fe' prigione. Del
che non si sgomentö punto, anzi arditamente disse a quelli Thavevan
preso: ,habbiate preso un huomo, ma non perciö resterä di essegnire
quanto havrä da succedere oltre/ 6iä si trova carcerato, e dice: ^almeno
da qnesto impareranno li Signori a governare bene li vassalli, e non ec-
cederanno mentre yedranno, che li popoli si risentono, lasciandosi inten-
dere di piü col S°' Carlo, ch'era piü ispediente, ch'esso ragionasse col
suo Be, che non era tenerlo carcerato. Talch^ da tutto ci5 si pnö com-
prendere la pazzia di quest' huomo. II modo di goyerno quanto al yestito,
era doyersi portare una yeste bianca insino al ginocchio, con maniche
longhe, comune a tutte sorte de gente, ma che di sotto si potesse yestir
seta e broccato a lor posta, e in testa un capellino con la toyaglia in-
torno, e tutto ciö si crede per cattiyar Tanimo de Tnrchi, a quali ricorreya
per agiuto per essere il yestimento quasi simile. Tra li altri stabili-
menti persuase che il peccato della carne non fosse peccato, e perciö il
A^® ^ hayeya pensato pigliarsi per moglie otto o diece titulate delle prime della
proyincia, ammazzando prima lor mariti, e tener un seraglio nel Castello
di Stilo designato per sua residenza, quäle chiamaya Mons Stigins, con
tante altre sporcherie quante immaginar si possono d'un spirito peryerso
figlio del Diayolo; et in somma pensaya introdurre la libertä e yita delli
contorni di Squillace. Questo h quanto occorre alla presente giornata.
Delli coniurati si giustitiorno doi delli principali in Catanzaro, e li dl
passati un altro si troyö affogato, credesi da suoi compagni, dopo comin-
ciato a scoyrir la congiura; li carcerati yeranno in questa Cittä di Napoli,
et il FontiOy e Binaldi sono stati presi in Monopoli da Gioyanni Girolamo
Morano.
2.
Campanellas flir die Affentliehkeit bestimmtes Gest&ndnis filier seinei
Aiiüstand.
(Aus späterer Zeit.)
(Bibl. Yaticana, Codex Vat. 7069: Th. Campanella: Volomen qnadripartitam :
Quod reminlscentur etc. . . . p. 16 ff.)
Oratio ad Deum Deorum pro legatione sua ad excitandam Bemini-
scentiam Dei toto in Genere humano. Cap. 11, Art. 1.
' Unverständlich.
Thomas CAmpanella and Ferdinand II. 33
Dens Deorum, et DomiBe DominOmm, longo potentissime, longo
sapientissime, longeqne amorosissime, qni mentem meam cum participio
Potentiae, Sapientiae et Amoris tui ad tnam imaginem et similitudinem
creasti, coi'porique meo animali, quod de limo terrae formasti, mirabilibus
nexibns, et vincalis coUigasti, ut in hoc ergastnio virtutem ezercendo
digna, qnae ad tnnm conspectnm beatissimtim admitteretur evaderet:
Confiteor tibi, quod hujus pugnae et exercitationis oblitus, tantum
abfnit, ut quererem te, et reverti ad te cui*arem, quod abjecto clypeo pro*
tectionis tuae, et gladio verbi tui, me hosti ignoto, tamquam amico nescio
quomodo, victum sponte dedi, nihilque antiquius mihi videbatur, quam
tumidis servire desideriis, et de Toluptatibus impurissimis ei congratulari.
Cumqne me tuo sanguine, factuB bomo, redemisses de Servitute durissima,
id flocci feci, putabamque meam annibilationem suboriri, si seryus esse
desinerem. Qnapropter ambulantem in pravitate sensus mei, demersisti
me in profundum miseriarum, et corporis illecebris, et voluptatibus non
modo spoliasti me, sed cruciatibus replesti me: carceres carceri meo addi-
disti, ut carcerem non amare perdiscerem. Tormenta saevissima diutur-
naque et annos 19 in profunde lacu cum araneis, salamandris et scorpio-
nibus habitaculum in tenebris et umbra mortis, vincto in mendicitate et
ferro, tribuisti, timores, pavores in corde, tribulationes in corpore, oppro-
bria in totum hominem, et quo nihil durius ab insipientibus concessisti, et
qui non obedieram patribus et Dominis meis, sed super eos forsan erigi
mihi videbar dignus, factus sum lictoribus, et camificibus subjectissimus:
dedignabar cellas sanctorum, habito in Gella diabolorum, ubi Behemot,
habitans in locis humentibus, grassatur contra me. Templum tuum exo-
sum erat, et quasi ad arandum et fodiendum trahebar, cum tuae laudes
et gratiarum actiones recitandao essent, ideoque me templo sie privasti,
ut nee audire yoces organorum ejus liceat; cupiamque in eo semper com-
morari; nee datur yidere, nee solem et lunam caeteraque caelestia templa
suspicere, unde culicibus, muscts et feris ; ferusculisque tantam invideo gra-
tiam. Et qui yescebar in Croceis, pro cibo amplexatus sum ergastulariorum
sordes. Amici et proximi, Pater et fratres adyersus me contestati sunt, et
in sanguine meo indulgentiam sibi quaesierunt. Implevisti faciem meam
ignominia, ut quaererem nomen tuum, et intelligerem, quam amarum est,
reliqnisse te fontem aquae vivae et fecisse mihi cisternas dissipatas. Con-
fiteor, ut tibi gloria, et mihi confnsio; inter sapientum innumerabilium
ingenia non ignobili loco posueras ingenium meum, nee erat in mundo
quod alins inter yeteres et recentiores tam Philosophos quam legislatores,
Poetas, CosmographoB, Medicos, Astrologos, caeterosque occultarum et
notamm scientiai'um professores nosset, quod ego non studuerim mihi re-
manere non ignotum. Imo omnes scientias de novo examinare satagens
in Mandi Codice, ubi tu tuas scientias yivas disseminasti reformare non
reformatns aggressus fueram, superque omnes docentes me intellexisse
yidebar. Historias ab initio mundi, usque ad praesentem diem omnium
nationnm, genealogias, eyentus et locos, et teiminos habitationum in
quibns contingerant, etquomodocaelestiummutationes terrestribns ubique
responderent, scientia memoriaque comprehendere satagens, ut non fuisse
SttsiwcBber. d. phiL-hiat. Kl. 159. Bd., 5. Abh. 3
34 y. Abliandlnng: KraSala.
mihi videretur in Mundo, cui talitnm Caelum, ne dicam mare memoriae
dedisses. Occulta intra et super caelum etiam investigavi sagacitate non
Yulgari. In parabolas, proyerbia, poemata et sophismata penetrare, et
supra Caeteros meliora scribere mihi videbar; et factus mihi eram sicut
qui in medio lapidum ignitorum ambulaverat, yidebaturque sibi non habere
quid melius se ipso coleret. Quapropter tu Dens iustissime humiliasti me,
et spatium exercendi ingenium abstulisti, ut solum cogitarem de judice,
qui me sie premebat, et [sie] sapientiam ostentare et glorificare mo in ea
non possem, nisi ad dracones et struthiones, qui pro nihilo habent quid-
quid de altissimis rebus ipse loquor, et cum non de aleis et talis, et pro-
phanis, et ineptiis est sermo, videtur illis phanaticus. ünde et libros
sanctorum Doctorum etPhilosophorum abstulerant mihi, ne illorum com-
mercio saltem oblectarer. Sed tu Domine posuisti hoc in cordibus eorum,
ut quos non recte colueram, nee haberem ; et tibi soll mens mea addice-
retur, jam aliorum satiata doctrinis. Bonum mihi Düe, quod humiliasti
me. Ex hoc enim ad scientiam tuam me reformatum transtuli. Diyinis-
sima dogmata de Sanctissima Monotriade jam concipio, ut yideam ejusdem
eyidentissimam credibilitatem, et quasi manibus intellectus tangerem; ex
cujus notitia admiranda in omnibus scientiis meditatus sum. Nee enim
uHa res est, quae tibi testimonium non perhibeat; et ego nesciebam:
magis autem quomodo nesciebam. Agnoyit ex hoc anima mea se ipsam,
et corpus ejusque yincula, et quibus alis yolatur ad te, Beminiscens sum-
mae pulcritudinis tuae excitata splendoribus per materiam rerum perlu-
centibus ad tuorum societatem anhelat tam remotissimam, quam yici-
nissimam nobis. Mira res super omnia mirabilia. Sed concretae labes in
anima, cum me extra loca tenebrosa paululum misertus, et acclamatus
extulisses, reyixeruntin me,et ad priorem consuetudinem iterum traxerunt
me. Cumque me cam secura übertäte fruiturum putarem, oblitus pacti,
quod in fossa pepigeram tecum, leyabatur anima mea supra se iterum.
En autem iterum demersisti me: et quem manna abscondito dignatus
fueras in prima humiliatione resipiscentem, iterum feile amaritudinis in-
ebriasti, et sagittae tuae militant contra me ebibentes spiritum meum,
sicuti olim sanguinem, ut discerem castimoniam; nunc spiritnm, ut
diyinitatem. Et dixi in corde meo, recogitans annos meos in amaritudine
animae meae. Bevertar ad Dominum meum, quis seit si conyertatur et
ignoscat? Et in hoc cogitatio, et in lacrimis bene mihi est. Oraculum
yicarii tui Domini papae, reyocans in memoriam, qui dixit quando primos
liberatores misisti ad me, cum intercederent apud ipsum pro me: Dlcite
fratri huic, — pro cujus libertate negotianda yobis facultatem facio, ut in
posterum talenta a Deo sibi tradita melius expendat, quam hactenus fac-
tum est. Itaque misisti in mentem meam, ut qui yolueram fieri omnium
dominus, fierem omnium seryus ad salutem, et excitarem eos ad remini-
scentiam tui, quemadmodum excitatus sum et ego. Amasti fructum poeni-
tentiae, non poenitentiae materiam. 0 Domine quoniam exaudis pauperem
et yinctum tuum non despicis, sed inter mortis regna seryas in yita ad
gloriam tuam, laudent te Caeli, terra, mare et omnia reptilia in eis. Co-
ThomM CampAnelU und Ferdinand IL 35
(ptare enim caepi ex caeli exorbitantiis, ex descensu solis ad terram, ei
mntatione sitns stellaram aequinoctioram, et solstitiorum et vi planetarnm
et inventione novae terrae, noyarnmqae stellaram, exque aUla portentis
saecnli nostri, qaid taa jndicia praepararent; et hoc olim percussas fla-
gello taOy intellexi, et scripsi: nunc Becnndo convocare satagam omnes
gentes ex mirificis portentis, et Prophetanim Taticiniis, per qaos loqnutns
es, ad tai memoriam et caltnm. Scribantur ergo haec in generatione
altera, et popnlns qui creabitnr, landabit Dominum, qaoniam prospexit de
excelso sancto suo, Dominus de Caelo in terram aspexit, ut audiret gemitus
compeditorum, et solveret filios martyrum interfectofnm, ut annuncient in
Sion nomen Domini, et laudem ejus in Jerusalem, ad conveniendum Po-
pulos in unum, et Beges ut serviant Domino. Domine qui docuisti me a
juventute mea, et usque nunc pronunciabo mirabilia tua, et nsque in
senectam et Senium Dens ne derelinquas me, donec annuerem bracchium
tuum generationi omni, quae yentura est, et quomodo Dens salvum faciat
Sion et aedificabuntur civitates Judae. Domine, quantas mihi ostendisti
tribulationes multas, et malas, et conyersus yivificasti me, et de Abissis
terrae septies reduxisti me, saepe enim expugnayemnt me a juyentute
mea, et nisi qnia Dominus erat in nobis, forte yiyos deglutissent nos.
Mundus^ uniyersus contra me propter scelera mea insurrexit, et tu Do-
mine medicamentum fecisti in plagis ejus. Nam quis alius poterat ita
salyare? Per sapientiam, et insipientiam qui eram reus, actor factus sum,
gratias tibi, Deus. Exultabunt labia mea cum cantayero tibi inter fratres
meos, et anima mea, quam redemisti in medio Ecclesiae in populo grayi.
Ne reyoces me quaeso toties seryatum, et cognoscentem te Domine, in
dimidio dierum meorum, sed exaltabis me de portis mortis, ut annunciem
omnes laudationes tuas in portis orbis terrarum, et senectus mea in mi-
sericordia uberi, quando omnes gentes, quascunque fecisti, yenient et
adorabunt coram te, et giorificabunt nomen tuum, egressae de lacu mi-
seriae de lutis faecis, de portis Inferi, sicut et ego. Pone me domine in
parabolam et exemplum illis, quia misericordiam consequutus sum, cum
essem derisor yanitate, et scandalo yastans Ecclesiam tuam, ut et alii de
misericordia non desperent. Fac me domine de Saulo Paulum, et duplica
aerumnas meas, et laborem pro te, qui passus sum quia contra te. Fac
menm Signum in bonum, ut yideant qui oderunt me et confundantur,
quoniam tu Domine adjuyans consolatus es me : quare dicunt in gentibus,
nbi est Dous ejus? quare adhuc inpietatis et scelerum arguor? qui ad
te fontem pietatis et yirtutum accedo? Da mihi sermonem rectum, et lin-
gnam bene sonantem in os meum, ut sicuti plurimos exemplo, ac yerbo
scandalis a£feci, et a tua yia detorsi, sie longo plurimos ad te reyocem.
Suscipe me secundum me eloquium tuum, memor esto yerbi tui seryis
tnis, et non confnndas me ab expectatione mea. Tu dixisti, quotiescumque
ingemuerit peccator, peccatorum ejus non recordabor amplius, et nolo
' Hier sind gestrichen die Worte: ,Hi8pani, Romani, Rex, Imperator,
sttmmTifl Pontifez etc.*
S»
36 y. Abhandlung^: KyaSala.
mortem peccatoris, sed ut convertatur et yiyat. Convertere Domine, et
convertemur, innova dies nostros, sicut a principio. Jm-avi enim et statui
custodire judiciajnstitiae tuae. ütere Domine donis tais largisslmis, qnae
in Vase fictili meo deposuisti, ut si mihi bonas non sum, aliis saltem sim.
Scis domine, qui solus scrutaris renes, et corda, qnantopere copiam et
sitiam salutem hominnm, utque reminiscentes con vertan tnr ad te, et qno-
modo tentatus in fide, revertor sempcr ad te, et factus snm lapis qnatratns,
ex quo illuminasti me. Utinam opera mea correspondeant fidei meae, et
in eodem sensu perseverem, et veniens in altitudinem maris tempestas
nulla amplius demergat me. Quemadmodum nullus me deterior adversum
te, sie fiam famulantior tibi. Mitte peccata mea in profundum maris, et
me bene lotum educ de carcere, ut placeam et seryiam tibi in lumine vi-
ventium. Per me annunciabitur Domino generatio Tentura, nam annun-
ciant jam Coeli justitiam ejus, et multiplicabnntur in senecta nberi, et
bene patientes erunt, ut annuncient amici mei jndicia tua, ne sicut für
comprehendas nos in nocte, qui non sumns filii tenebrarum, cum Ulis,
qui dormiunt in ignorantiae somno judiciorum tuornm. Nos plantati in
Domo Domini, in Atriis Domus Dei nostri floreamus. Et ego sicut oliva
fructifera de subterraneis bene radicata emergens in Domo Dei mei oleum
salutis et laetitiae propinabo. Excita Domine corda nostra, ad praeparan-
dum tibi yias. Pontificem tuum illumina in via Yeritatis, et corrobora ut
pontem inter te et horaines bonum erigat, servetque. Mitte Angelos tuos
ad Vicarium tuum, ad Cardinales Ecclesiae tuae, ad Beges teiTae, ut re-
noyationem seculi respicientes, ad lucrandas praeciosissimas Judaeornm,
Machomettanorum, et Gentilium et Haereticorum animas, pro quibus san-
guinem effudisti, intendant animum, yiresque omnes exerant: conyentnm
totius Generis humani conyocent, et ostendant, te solum Dominum, te
solum cunctis nationibus adorandum. Opera manuum tuarum ne despi-
cias; nee Daemones, qui de Coelo superbientes contra te ceciderunt, in-
yeniant Begnum in geaere nostro, vel ex hoc gaudentes, quod perdendo
etiam yicerunt. Ecce qui elongant se abs te peribunt. Mihi ergo ad-
haerere Deo bonum est. Ecce ego mitte me, ut enarrem mirabilia tua, et
misericordias tuas in omnes gentes, ut Beminiscantur et conyertantur ad
Dominum universi fines terrae. Exsurgensque tu misereberis Sion, quta
tempus miserendi ejus, quia yenit tempus. Bespice in orationes hnmilinm,
nee spernas preces eorum.
3.
Th. Campanella an die Erzherzoge von Osterreieh.
(Abgedruckt im Archivio Storico italiano 1866, S. 99 ff.)
Serenissimis ac potentissimis Archiducibus Austriacis Fr. Thomas
Campanella Dominicanus, semper bene yalere semperque bene agere.
Quoniam reipublicae christianae salus omnis in inyictissima, piissi-
maque familia vestra yersatur, quicumque diyinam profitentur yeritatem.
Thomas Campanella und Ferdinand U. 37
qaidqnid possant et sapinnt grande Uli dicare contendunt, et yelnti ani-
mati instrumenta magnisreipubllcae artificibns austriacis coaptari student.
Quod mihi, ex quo mjsteriis Sapientiae aeternae, mundum gubernantia,
vestrosque dirigentis actus, initiatus sum, semper facere curae fuit. Te-
stantur istud opera mea, videlicet de Monarchia Begis Gatholici: ubi hanc
postremam ex Prophetis et Astris, quibus non vulgariter operam dedi,
esse intellexi: snb quam hominum universitatem omnem venturam agnovi,
yiasque tum politicas, tum prophetales aperui: quod ex articulis meis
prophetalibus de eventibus huius saeculi satis iudicatur. Scripsi etiam
panegyricum ad principes Italiae, ne monarchiam fatalem impediant, si
a Turcis, et ab intestinis maus salvi esse yelint; modumque aperui, quo
illi copularentur, et absque timore principatuum amittendorum cohaere-
rent. Scripsi et tragediam reginae Scotorum contra Anglos pro Hispanis:
contra lutheranos et calvinistas dialogum politicum pro Austriacis: contra
omnes sectas universi Orbis : et quibus modis e suis principiis et communi
ratione mortalium sint ad fidem, proindeque ad hanc monarchiam, tra-
hendi mirabiliter: et tandem in coelo signa ostendi. Praeter libros phy-
sicos et metaphysicos iuxta nova principia, quos serenissimis Austriacis
magno ad tantum negotium usui fore confido: nam et Alexander, et qui-
cumque monarchiam capessere orbis conati sunt, novis doctrinis admira-
bilibus noyisque artibus sibi mundum conciliare aggressi sunt: ex quibus,
inquam, signis spero totius orbis commotionem, admirationem et conyer-
sionem ad fidem catholicam. Quoniam yero Sathanas eodem tempore, quo
mnndi orditur reformationem Dens, et ipse Antichristo sedem parat: et
iam in sexta Ecclesiae sumus aetate, et sexta canit tuba; et sol yertitur
in tenebras, et luna in sanguinem, propalabitur cornu illud parvum lo-
quens ingentia. Lutherus enim eins postremus praecursor sub quinto
sigillo functus est munere suo, parayit sedem. Fuit arundo yento agitata,
snbstulit e medio sacramenta et penitentiam, obedientiam, modestiam, et
Dei misericordiam, introduxit quendam Deum hominum proditorem, qui
nobis se bene factumm spondet, cum contra ipsum statuerit ad malum
nos impellere; contrarius quidem in cunctis Joanni Baptistae: ita sane
uti S. Vincentius mens ex Germania, et qualem praecursorem nasciturum
pridem ostenderat. Calyinus yero quinta phiala irae Dei fecit eins re-
gnnm tenebrosum. In Italia yero et Hispania sedem parayit impius Mac-
chiayellus qui per omnes principes et magistratus fere grassatur: reli-
quam orbis partem Macomethus tenet, fabulis, luxuriis et impietatibus
paratam ad Antichristi regnum, quod breye erit. Sed dicit Dominus in
Zacharia: Suscitabo filios tuos Sion super filios tnos Graecia
etc., et yadet Dominus in turbine Austri, etc. Verba non memini.
Haec ergo cum instent, atque ipse cogitarem, et verum praedicarem, et
illusores huius saeculi insectarer: praedixit enim Apostolns Petrus: Ye-
nient yiri illusores dicentes, ubi est promissio aut adyentus
eins? ex quo dormierunt patres omnia perseyerant sicut ab
initio creaturae ego yero, non sicut ab initio perseyerare; digito
ostendo in polis, aequinoctiis, solstitiis, excentricitatibus, apogeis, obli-
38 y. Abhandlang: KvaSala.
quitatibuB coelestinm omnino mntatis quia mundi sitam in immenso eias
spatio forte revnlsum demonstrOi et Aristotelis dogmata de aeternitate
everto; et quidquid Ptolomens, Albategnius, Copernicns et alii reddentes
non cansas ut causas, et petentes dolose prineipia, ad signa Evangelii
obscuranda tradunt, falsissimum ostendo: mnndiqae symptomata esse
per ignem peritnri: orbes et eccentricos et epicjcloe, et motam, raptaniy
et caetera huinsmodi falsa commenta esse convinco, et mnlta huinsmodi
ex qnibns noTam astronomiam, noTamqae astrologiam compono : et novas
rationes exordiomm, et fininm et mntationnm remmpublicarnm et reg-
nomm patefacio; et arcana multa hactenns ignota: igitur cum haec agi-
tarem, Macchiayeilistae qnidam excommunicati magistratus ex predicatio-
nibns meis et relationibas aliorum occaslone snmpta, pntavernnt me Teile
regnum usnrpare; qaod qnantnm a viro philosopho longe sit, propbetamm
et sapientinm mortes et calumniae post mortem illomm deteetae, liquidum
faciunt. Scriptum est: Rebellat Amos o rex. Hie vero Catholicus,
cui ego ad ingentia facinora instrumenta parabam, dolis satraporum, octo
iam annos snb fovea sathanica obscurissima, lucem ad aerem nil admit-
tentem, pntentem, madidam, et tandem diabolicam, sub manu impii Jo-
nathae, in arcto, pane tribulationis et aqua moeroris, et planctus detinet
me. Audire me nolnnt, nee libros meos, neqne testes. Aufugit ad Turcas
ille, qui concitaYit rumorem, non quidem ad rebellandum, sed ad occiden-
dos quosdam inimicos, qui patruum occiderantsuum: etverbis meis abu-
tebatur, sicut CaWinus yerbis apostolorum. Ego mundi noyitates, regni
terraemotum, et provintiae seditionem ex cometis et astris praedixi, et
evenerunt; ipse vero baec eo torquebat, ut homines tumultuarent contra
proprios bestes; nihilque actum fuit. Aufugit quia non erat ex
nobis, ut ait Apostolus; et duo erunt in eodem lecto, unus as-
sumetur, alter relinquetur, ait Dominus Jesus. Hac ratione, quam
unam habent, premunt me inauditum. Sed nisi quia Dominus erat in
nobis, foi*te yItos deglutissent nos. Haeresis nulla est inventa in nobis,
nam de industria ne moreremur tamquam rebellantes ad pontificis nutum,
a nobis adinventa est, et tandem retractata. Sed excessit medicina mo-
dum. Ego vero per stultitiam ab iis, qui sapientiam persecuntur, salTus
factus snm. Excitayit Dominus spiritum angelicum ad auxilium meum,
cum immineret mors ; et quidem qui monarchiam catholicam erexi, uti
destructor pereo: qui multos ad fidem catholicam revocayi, ut testantnr
apud TOS et calyiniani et luterani et hebrei et turcae, tanquam haereticus
ad necem trahor; mitto libros, et predicationes, ieiunia, sacrificia,
patientiam et calumnias. Non potest dici de me sicut de impiis: In la-
bere hominum non sunt, et cum hominibus non flagellabnn-
tur; saepe enim et inaudita tormenta pertuli. Et nunc, o Domini de-
mentissimi, si Dens de coelo in terram aspexit, ut audiret gemitus com-
peditornm per aures yestras, et solyeret per manus; ut annuntiemus in
Sion nomen Domini etc., ad conyeniendum populos in unum et Beges:
ut yideant, quod coeli sicut opertorium mutat et mutabuntur: ut annun-
ciet coeli iustitiam eins populo qui nascetor et generatio yentura nunc
Thomaa Gampanella und Ferdinand TL 39
annuncietar ad Yestrnm replendüm imperium; satagite prinsquam moriar,
certiorem regem facere, et monere, nt me audiat ipse, vel sinat a ponti-
fice, vel a Caesare audiri: et si mentiar, ex nunc igni me dedo: si fateor
Yera et proficua orbi christiano, et domui vestrae, ntantur opera mea:
nam et stnlta et infirma elegit Dens: eripite inopem de mann fortiornm
eins; egennm et panperem a diripientibns eom. Litteras ad regem et ad
pontificem vobis mitto videndas, ex qnibns qnid petam qnidqne poUicear
intelligetis. Haec atrocissima mala mihi mentem, spiritnm et visionem
faciei eins benignitate addiderunt, nee sermone explicari possnnt, qnia
incredulitas omnia deridet. Antichristns regnat in praecursoribns suis,
et angit me, sicut et Brigida oUm quasi mihi praedixit: qui legit intelli-
gat. Non datnr plnra loqni. Caspar Scioppins, clarissimns vir, doctrina
et pietate insignis, qni philosophi et apostoli pro Germania officio fnn-
gitnr, referet mnlta, et ostendet literas et libros. Qnod si indigna opera
mea vestris Celsitndinibns apparebnnt; misericordia non indigna erit.
Hac ntamini in me, Proceres inclyti, et Catholicum a caede nocentis^ in-
noxium Vobis et reipnblicae reddetis: oculos aperietis. Bapinas Begni
yidebit, providebit. Hie nemo yult me andire: quoniam satrapae lucrati
sunt mnlta, et clamant haereticum et ribellem, si qnis opem mihi ferat:
tacent amici. Dens submisit anxilium, et vobis mentem immittet piam,
prndentem, nt andiatis et solita dementia patres vos paupemm et pupil-
lomm ad regna modo natos, ostendatis. Jam paro libellum ad Pannoniae
filios contra Macomethnm. Instrumenta imperii et arcana non desunt.
Sed qnis credit anditni nostro? pmdenter non credunt, sed insipienter
et per dolnm experimenta yidere respuunt. Itaque apud Vos mihi clemen-
tissimae prudentiae una spes reliqua est. Non arbitror exsiccatum fon-
tem yirtutnm. Fidenter scribo, quia quibus scribam intelligo. Dominus
Tobiscnm. Amen.
4.
Ans dem Briefe des Seloppins an Fabri.
(Abgedruckt bei Amabile, Opere £S[, Dok. S. 83.)
Begensburg, 16. Januar 1608.
,. . . Mitto Serenis™^ mei literas, quibus rogat Proregem, nt Cam-
panellam transferat in Castrum novum, ut über sit ab inhumane Capitaneo,
et occasionem librornm habeat ad absolvenda mathematica et controyer-
sias fidei: id sibi longe fore gratissimum. Vos yidete utrum et quomodo
reddenda sint. Vale Q.B,'
^ Oentofanti setst hier in Parenthese linnocentie* mit Fragezeichen hinan.
40 y. Abhandlung: Kva&ala.
5.
Aus dem Briefe des Seioppius an Fabri.
Augsburg, 11. Juli 1608.
(Abgedruckt bei Amabile, Opere IX, Dok. S. 89.)
,Hodie Yenetias scribo Bernardino Bossio, ut nomine Archiducis
Ferdinandi libros Campanellae ä Ciotto, cui eos imprimendos dederam,
repetat. Quod nisi sie recuperentur (segue in tedesco:^ bisogna far
sequestrare a quel malvagio i suoi libri in Francoforte).'
6.
Ferdinand von Steiermark an den Statthalter von Neapel.
Graz, 8. Oktober 1608.
(Abgedruckt bei Amabile, Opere IX, Dok. S. 40.)
111™® et Ecc"<* Signore. — Voglio sperare che la mia, scritta a V.
Ecc" nel principio dl quest' Anno da Batisbona per la ritentione di To-
maso Gampanella Dominicano, le sia parvenuta nelle mani. — Hör in-
tendend' io per ora non essere anchora seguita la sua liberatione, da me,
e da tant* altri personaggij molto desiderata, non ho voluto tralasciare di
non rinovare quest* offitio d* intercessione. Et benche non sappi la causa
della continuatione di questa prigionia: Non dimeno essend' io informato
che ristesso ritenuto sia un soggetto tale, che per la sua rara dottrina
puo far gran profitto nella religione Cattolica, si come massime in questi
tempi simili persone sono molto necessarie, ho voluto pregare Y. Ecc**
amorevolmente che resti seryita di fare gratia al nominato Gampanella,
liberandolo quanto prima della sua ritentione: Nel che farä cosa ä me, et
a principali altri, che fanno la medesima instanza, di molto gusto. Et
con questo fine le prego dal Signore felice contento. Da Graz, alli 3 d'ot-
tobre 1608.
AI Sig. Yicere di Napoli Ferdi :
7.
Aus dem Briefe des Seioppias an Fabri.
Dillingen, 10. Dezember 1608.
(Abgedruckt bei Amabile, Opere IX, Dok. S. 42.)
,Pro Campanella adversus inimicos ejus ad Serenissimum scripsi,
non quidem ut noyi aliquid auxilii ferat, sed ut melius de ipso sentiat.
* Dies ist Amabiles Zutat, ebenso stammt auch die t^bersetzung Ton ihm.
Thomas CampAQella und Ferdinand II. 41
et me recte patrocininm infelicis suscepisse indicet. Hoc interea satis
erit, donec postea coram aliquid amplius impetrem.'
8.
Aus dem Briefe des Seioppias an Fabrf.
Augsburg, 23. Januar 1609.
(Abgedruckt bei Amablle, Opere IX, Dok. S. 44.)
yVenetiis scribit Dn. Orator Gaesarius sibi libros Gampanellae omnes
esse redditos. Scribam modo qua occasione mitti mihi eos yelim.'
9.
Ans dem Briefe des Seioppias an Fabri.
Begensburg, 17. März 1609.
(Al^druckt bei Amabile, Opere IX, Dok. S. 47 ff.)
ylpsi Squillae amici negant tutum esse libertatem ei concedi : eum
adeo insaniae processisse, ut so a Deo novum orbis legislatorem electum
putet, neque Christum ipsum sibi postponere formidet, quod Christus
quinque tantum planetas iu ascendente habuerit, ipso sex habeat. Haec,
ab ipsis ejus amicis in Principum aulis jactata, dici non potest quam
Principum animos ab eo alienent/
10.
Ferdinand von SteiermarlE an den Statthalter von Neapel.
Graz.
(Abgedruckt bei Amabile, IX, Dok. 8. 48.)
Intendendo io, che le lettere scritte a Y. Ecc^ per il Fra Campa-
nella le siano state presentate con tradauza (sie). Per il che sin hora
non si hanno potuto mandare certi libri, che io desideravo. Mi ha parso
di pregarla con questa di novo, che resti servita di dar ordine et procurare
affine que detto Gampanella finisca, senza impedimento, e dimora, i suoi
libri della matematica, d'Articoli profetali, et anco della Metafisica. E
tanto maggiore sarebbe Tappiacere se mi fossero mandati essi libri, come
spero non Tsara contrario. — E poiche molti, degni di fede, rendono
testimonianza et affermano, che Tistesso Gampanella habbi, per il raris-
simo suo ingegnot et sottil intelletto molte cose di Palesare, che ridondano
in utile et beneficio della M^ Gat^ mio s^ Cognato, e delU nostra casa
42 V. Abhandlung: RviifiaU.
d'Austria, sarebbe ben fatto che V. Ecc** lo facesse venire avanti di se,
et intendesse quelli snoi secreti: si come la prego a farlo, per amor mio:
Et comanicarmi poi qnel tanto, che V parera necessario.
Dio la conservi: Et io di core me le offero. Da Graz, alli X. di
maggio 1609.
AI Big. Yicere di Napoli Ferdinand.
11.
Aus dem Briefe des Seiopplus an Fabri.
Graz, 18. Mai 1609.
(Abgedruckt bei Amabile, IX, Dok. 8. 48.)
,Prorex Neapolitanns Serenissimi literis prioribas iam respondit,
seque accurate excusat, qnod ipsi morem gerere liberando Gampanella non
potuerit, cam ea res non sit in sua manu. Geterum sese obsequi Serenis-
simo ex animo esse et fore semper promptissimum. Itaque in magna spe
sumus, eas, quas nuper misit, magnopere Campanellae profaturas donec
sive Bomam mittatur, sive Serenissimo nostro a Rege Catholico donetur,
nam et eam rem impetratumm me confido. Sed procedente tempore, nunc
enim nondum maturum est.«
12.
Aus dem Briefe des Scioppius an Fabri.
Augsburg, S.Juni 1611.
(Abgedruckt bei Amabile, IX, Dok. S. 60.)
iVelim amicis ejus dicas (tedesco:^ che io con le sue cose quasi
da per tutto ho perduto in) credito, neque esse quod me dehinc sua causa
quicquam non quidem velle, sed posse existimet.'
13.
Aus dem Briefe des Mareo Velseri an Fabri.
Augsburg, 20. September 1618.
(Abgedruckt bei Amabile, IX, Dok. S. 60.)
,XJn certo Tobio Adamo . . . mi ha mandato una lettera molto vec-
chia diretta a me di fr. Tomaso Campanella con entro una lista delle sue
^ Zutat und Übersetzung des Amabile.
Thomu Campjinella und Ferdinand 11. 43
opere et dne polize a Serenis™^ Arciduca Ferdinando et Daca MasBimiliano
di Baviera . . .
lo . . . ne spero poco sive verius nnlla. Perche il Ser°^^ Ferdinando
ha giä corsa la saa lancia, et il Ser"^® Massimiliano omnino est aliarum
rernm et cogitationnm.'
14.
Th. Campanella an Ferdinand II.
(Borna 1626.)
(Bibl. Yatic. Reg. 1447, S. 399.)
Invictissimo ac BeligioBissimo Ferdinando 2® Caesari Angnstis-
simo. Excelsus Dominns humilia respicit nt excelsior fiat. Non dedigna-
bitnr Caesarea Majestas quem olim, cum minor te esses, sedentem in
tenebris et umbra mortis vinctum in mendicitate et ferro, liberum culpa,
cujus insimulabar oculo pietatis respexisti, nunc in luminis oras redditum,
liberum quoque poena, sie judicante Deo in ministris suis, prudentiae
oculis intueri.
Majestas Catholica cum primum lamentationes meas non iniquus
audivit, jussit quam petebam, rigidam justitiam mihi fieri. Facta est ita,
ut tanquam nullius culpae conscius Über abirem. Idemque sanctissimus
ürbanus 8 incorruptibilis iustitiae zelo omnia perscrutatus, quae de me
dicebantur et scripta erant, pariter liberum studiosorum yotis me dedit.
Ego itaque non immemor quanta in me contuleris beneficia clementissime
Imperator ad Proreges Neapolitanos pro mea sospitate scribendo, et
quanto majora conferre pro tua magnanimitate religiosissima si cruditas
causae non obstitisset, etiam volueris: volui gratias quas possem referre,
et nondum inveni, sunt quattuor Anni ex quo resurrexi. Nunc mea
Opera, quorum Indicem ad tuam Caesaream Majestatem submisi, post-
quam alterum doctus bonusque Scioppius detulerat, Typis mandantur;
cupio memoriam tuae summae charitatis in Ulis erigere, cum rescivero
tuae Majestät! nil molestum fore. Yiderunt Hispani Proceres quid de
Austriacorum Principum Monarchia scripseram, nam et apud Germanos
latina et Germanica lingua Impressum est. Yiderunt et Panegiricum ad
Principes Italiae pro eadem Monarchia non respuenda, sed permoTenda,
si rem Ghristianam salvam esse cupiunt : et qua ratione a timore Austriacae
crescentis potestatis se se simul tutari: quae duo concordari minime posse
Politici conclamant. Multaque alia, unde non modo innocentiam erga
genus Anstriacum, sed et merita multa colligere potuerunt. Deo gratias.
Adhuc tamen cum egestate pugno: et quae liberalitas Pontificis optimi
dat, mihi sufficientia facio. Nihilque abs tua peto dementia, nisi ut glo-
rietur quia non deceptus (sie) nee indignum tua protectione, olim ignotum,
nunc toti agnitum Mundo, non minus prudenter quam pie commendayeris.
Et Dominus Dominorum exaltavit te super inimicos tuos, et longo plura
44 V. Abhandlung : KvaSala.
dabit incrementa gratiarum, cum viribus tais Priücipum Christianornm
vires addendo Mahomettismum et Hereticismum non amplias videre de
discordia et imbecillitate Christianorum jnxta sanctoram vota satis saper-
que feceris. Omnia potes in Deo, qui te confirmat: potes nihil sine illo.
Igitnr diesqne noctesqae pro Austriaca Familia erecta a Deo ad tatamen
Ghristianismi et infidelitatis abolitionem in Orbe Terrarum, quem vestro
cingitis Imperio imposito per gjrum jugi Sacrificio sicut praedictum erat
in Prophetis, omnipotentem Deum rogare non desinam. Nee 26 Annornm
passio me ab hac affectione dejecit, sed promovit. Non enim qnod mihi
uni, sed quod toti prodest Christiano orbi antiquius habui semper. Dens
ergo qui dixerat, Egressus est Salvator meus, me Insulae ezpectabunt et
brachium meum sustinebunt: compleat quod cepit per Austriacorum Bra-
chium : quod nuila potest tardare Causa, nisi Christianorum vezatio, quam
tu solus accedens ad Cor altum, in quo ezaltatur Dens, tranquillare vales,
gloriosissime Caesar.
15.
€hristoph Forstner an Thomas Campanella.
Orleans, 16. Oktober 1627.
(Hofbibliothek in Wien Kod. 9747, fol. 1*»>.)
Thoma Campanella viro reverendo et celeberrimo S. P. D.
Non tuae culpae, vir maxime, sed infelicitati meae adscribo, quod
ex quo te Neapoli vidi, nullas, quod tunc promiseras, litteras nee scrip-
torum tuörum tantopere a me exoptatum cathalogum acceperim. Illum,
qui tibi ultimas meas tradidit, Germanum ante biduum in hac urbe vidi.
Cujus conspectus me, ut denuo ad te scriberem, admonuit, libertatem
(quanquam te etiam in carcere, quod soli sapienti contigit, quam maxime
liberum fuisse non ignoro) tibi ex animo gratulor. Deo et posteritati
nunc debes, ut quod ante commode non poteras, nunc saeculum divini
ingenii tui monumentis orudire pergas. Debes hoc, quod dixi, Deo, Cujus,
cum Ingenium tuum contemplamur, magnitudinem admiramur; debes
posteritati nobisque, quibus erudiendo benefacere humanitatis lex est.
Debes famae tuae, quae te saeculi miraculum atque heroem potius ac
daemonem quam hominem credit. Sed haec nunc omitto. De meo quoque
rerum mearum statu nihil addo, nisi quod post meum ex Italia discessum,
cum Yiennae quinque menses transegissem, in Galliam abii ubi etiam
nunc haereo. Ad Cornelium Tacitum notas meas politicas Yenetiis im-
pressas num videris, nescio. Mihi per tanta terrarum intervalla mittend!
exemplaris nullä copia est. Animus mihi fuit, relictis, quae mores spec-
tant politicorum titulo vulgo venditari solent, Dominationis et rerum
publicarum arcana tantum aularumque flagitia, et quae Itali Status ratio-
nibus insigniunt, pertractare; liberius fortassis et expressius, quam multi
vellent et nunc ego quoque yellem.
Thomas CampanelU und Ferdinand II. 45
Nova ex Germania nulla habeo, nisi quod nnper Daniae regem ad
sua defendenda (nam Yallensteinias post devictas in Silesia Hranienses
reliqoias in Holsatiam movit) abiisse accepimus. Causa tantorum suc-
cessunm una yidetnr, quod ab hujus belli iuitio nunquam in unum con-
sultnm fuit. Et Imperatoris artibus plerisque persuasum est, non de
communi omnium causa agi. Contra singulos belli praetextus aliquis
fuit, qui cetera non concernere yidebatur. Ita dum singuli pugnant, uni-
yersi yincuntur. Certe eo partium Caesareanarum tenuitas et ex diverso
universae Germaniae potentia erat, ut plane contrarium de eventu judi-
carent, qui nesciunt, magnis populis etiam varios principes divisis hoc
esse Vitium hancque labem, qood intestinis pleinimque discordiis laborantes
nunquam vires suas in unum conferunt. Si rescribere visnm erit, litteras
quaeso ad Illustrissimum Dominicum Molinum Venetias transmittas, a
quo tuto ad me pervenient. Yale.
Aureliani Id. 16. Octobris anno Christi MDCXXVII.
16.
Christ. Forstner Ober Camiianellas politische Verwendang
am ihiiizAsisehen Hofe.
(Continnatio postrema ad notarnm ad Taciti Annalea, p. 69. Zitiert bei Cy-
prian, Vita Campanellae, Amsterdam 1705, 8. 26.)
,In aula Gallica vidi aliquoties, dum apud Cardinalem Bichelinm
Ludovicus Bex in consilio esset, Thomam Campanellum, fama super
aethera notum, accitum, deque rebus Italicis sententiam rogatum fuisse.
Nimirum in iis quisque negotiis adhiberi debet, quibus par est.'
17.
Th. Campanella an den Kanzler Signier. ^
Paris, 31. Mai 1635.
(Bibl. Nationale, Paris, Nonvell. acquis. fran^. 6210, fol. 16 ff.)
Illnstrissime Domine.
Veni bis hesterna die ad te presentaturus nostrorum librorum exem-
plar unum ac simul collocuturus de spectantibus ex nostro ordine ad regni
^ Ich habe beim Abdruck dieser sehr mangelhaften Kopie, deren Kollatio-
nierang ich Herrn de Ronciöre von der Nationalbibliothek in Paris ver-
danke, die Abkflrsnngen aufgelöst, den kleinen Anfangsbuchstaben nach
dem Punkt in einen großen umgewandelt, die Initialen einiger Substan-
tiya gleichmäßig gestaltet, und wo es dringend nOtig schien, die Inter-
punktion geändert.
46 y. Abhandlung: KyaSala.
bonum, occupationes tnae mnltae mihi aditnm prohibuerunt. Pancis scri-
bam quae proloqui pluribus optabam. Bes politicae fere omnes per Beli-
giosos in Italia et ubique tractantur. Pntant enim principes sie tutius
et secretius expedii'l, Bomae autem non nisi per eos, maxime videlicet
per dominicanos, in quoram manibus offtcia S. Palatii, congregationes b.
officii et Indicis et consultationes congregationum aliamm et principnm
et populoram sunt. Curare quod oportet eos habere pro nobis: sicnti
Hispani hoc introspicientes valde satagunt pro se.^ Procul dubio Pater
generalis Dominicanomm F. Nicolaus ßodulfius Hispanos est, Hispanico
spiritu afflatus, ac nutritus, Cardinalatum ab Hispanicis sperat: (sicnti
alter frater ejus cardinalatum, alter marchionatum, alter qui nunc est a
consiliis proregis Neapolitani pensiones multas ab Hispanis obtinnerunt)
proptereaque omnes officiales sociosqne Hispanos habet. Et ego per vim
detecta fraude Comiti de Bettunes olim in Urbe oratori effeci, nt pater
Gherardellus Gallus, fieret unus ex sociis ejus. At ipso mortuo successit
illico pater Ciantes hispanissimus. Utitur tarnen pater Generalis adhuc
duobus Gallis idiotis conversis ad sui servitia vilissima : alitque spe et
promissis, ut sint exploratores subdoli contra Gallos in ürbe morantes:
quemadmodum dominus de Novallia expertus est. ünde mirantur Bomaui
technas illius presertim quando (sunt jam anni duo) accersitus e Grallia
pontificis jussu animoque privandi eum Generalatu, ferens epistolas e Gallia
simul ac ex Hispania ad quam fratrem Adrianum socium propter hoc mi-
serat, evasit malum sui deceptis utrinque commendatoribus. Qua de
re oretenus multa dicam. Praeterea (quod consideres maxime cupio) in
singulis provinciis exaltat unum ex fratribus Vafrum simulatorem qui ex-
ploret annuncietque illi negocia fratrum et arcana regnorum ac princi-
pnm; proptereaque illi dat supra omnes potestatem, yel saltem super
unum conventum regiae civitatis et indepedentiam ab omni superiore
illius regni, et si qua explorator iste committit facinora, remanent im-
punita, cum sit exemptus omni obedientia: tum quia nemo audet usque
Bomam accusationem mittere, nee potest tam a longe causam agitare: tum
quia seit patrem Genemlem non admittere querelas contra suos: et potius
persequi yexareque accusatores: denunciatores yero pro falsis habere.
Sciat ergo dominus mens quod in hac ürbe regia pater Johannes
Baptista Carreus est explorator et fratrum et aulicorum et arcanorum
regni quae per tabellarios Generali abutenti ad Hispanorum utilitatem
significat. Hie est genere Allobrox sub Sabaudo duce natus Hispanismo
addictus; quippe qui novitios fratres semper cathechizayit ad Hispanis-
mum. Sunt in hoc conyentu tres ejus alumni testantes quod sepe dicebat
eis. ,Non est fides catholica, non probitas, non scientia, nisi in Hispania
et solus Bex Oatholicus substentat ecclesiam. Ite ad gymnasia Hispano-
rum.' Preterea hoc etiam tempore habet epistolas e Bruxellis, mittitque:
est enim ibi quidam alumnus ipsius, prefectus novitiatui ä p. generali
^ Sic! Dieser Satz bleibt defekt; der Sinn jedoch erscheint wiederhergestellt,
wenn man statt quod — ergo liest.
Thomas Campanella und Ferdinand ü. 47
propter hoc erecto favetque omnibns hispanic^ sentientibus, nnde etiam
presbyternm nuper snspendio necatum propter Bruxellanas litteras
regno Insidiosas fovit atque a morte liberare conatns est, ut quidam fratres
mihi narrayerunt. Credo etiam qood tanqnam explorator duplex refert
eminentis® Cardinali aliquid leye; ut tutius possit gravia Gallorum omnia
rimari ac renunciare. Omitto quae contra me pater Generalis per eum
Domino Cardinali (licet frnstra) suggessit obliquis epistolis: timens ne
mihi fides preberetnr, ejus Hispanismum detecturo, etenim oratores omnes
BettuneSy Brassacb, Chricchi, et Novalia bene nomnt, quid ego et quid
p. generalis in ürbe sapiebamus, et quibus adherebamus partibus.
Sciendum preterea, quod quoniam nullum potest fieri malum nisi
sub specie boni, erexit p. Bodnlfins novitiatnm Lutetiae (ex 14 millibus
libris argenteis ablatis contra legem a conventu d. annunciatae reforma-
torum, nee ostendit dispensationem papae qua hoc fecit:) ut conventus
provinciae quibus vetitum est recipere ad habitum religionis novos fratres
ex alumnis refoimatis in hoc novitiatu, replerentnr. Atiste Carreus prae-
fectus noyitiatui in tribus annis tres tantum noyitios fecit, quorum unus
recessit ab eo, et quos apud se fratres habet, sunt fugitivi ex conyenti-
bus reformationis S. Ludoyici: quicunque enim ob crimen aliquid passi ä
superioribus suis yel timentes pati ad Carreum confugiunt impunitatis
spe. Qui habet auctoritatem indepedentem ab omni superiori in Gallia et
solum patrem generalem agnoscit quapropter et reformatos deformat pas-
sim et non reformatos annihilat, dum eyacuat iste conyentus incessanter
et non replet nee replere potest. Quoniam reyerä iste noyitiatus est te-
gmentum politicum, non autem reformationis promotio, oportebat enim in
congregatione S. Ludoyici reformatorum optimos alere centum novitios in
4 yel plnribus cenobiis sicuti isti boni patres consulebant et ex illis con-
yentus non reformatorum replere et non erigere unum ex pecunia refor-
matorum contra reformatos, in quo Carreus sequestratus ab eis et inde-
pendens regnaret, possetque sie artem exploratoris exercere. Yide domine
quod fictitius est iste noyitiatus etiam ex hoc quod pater Carreus manducat
semper carnes, incedit in curru nunquam surgit ad matutinum : quae nulli
prelato prosei*tim conceduntur, nisi egrotantibus qui non possunt habere
officium super alios, si non possunt yitam communem seryare: sicut ipse
finget se non posse, preterea Novitios unä cum sacerdotibus habitare per-
mittit, noyas ceremonias, noyas tonsuras, noyum cantum inducit, obedien-
tiam et precepta superiorum sibi intimata rescindit, et contra yere refor-
matos a quibus per yim extraxit 14 millia librarum et sepe aliis eleomo-
sinis fraudat, erexit quasi altare contra altare, exploratores et explora-
trices in palatia principum submittit, et tandem in premium tantorum
facinorum factus est commissarius super conventum probatissimorum, ac
doctissimorum Jacobistarum yir indoctus omnino cervicosus, Simulator,
inobediens; unde coacti sunt Bomam mittere petentes si reformatione
indigent alios illustres reformatores, sub quorum lumine possint ambulare
non autem sub Carrei lucerna fumigante. Hec pro debito meo inti-
masse satis.
48 y. Abh.: RvaSala. Thomas CampaDella nnd Ferdinand 11.
Post Bcriptam, non missam, hanc, venit Nuntius de clade Hispa-
norum in Belgii confinio, letatur celum et terra sperans libertatem
christianitatis libertatem ab imperio per Austriacos redacto in officinam
heresiarcharum et in peculium hispanismi ampliandi super cervices eccle-
sie et principum ejus. Precor Deum Sabaoth atque regem Christum ejus
(sie), ut tempus nuUum nee latebra detur pavidis hostibus, si hac anni
qnarta yultis Belgio potiri toto (quidquid enim inter Tyrrhenum et ocea-
num et inter Pyrenem et Bhenum interjacet vestrum est dicit veritas)
atque ad majores expeditiones arma conyei*tere, cavete, quoniam Hispani
occulto marte et procrastinato fiunt victores, Galli aperto et celeri» quo-
niam illi astuti et timidi; hi fortes impetuosique: quapropter plurima et
quidquid petitis pollicebuntur et solum Domini Treverensis restitutionem
subito prestabunt: ut dum robur Gallici creduli exercitus per moras
lentescit, dissolviturque : ipsi dolos ad aiienandum a vobis principes popu-
losque et auxilia procuranda exercere possint ac promissa irrita facere,
ut mos ipsorum est. Scripsi, quae facienda hoc tempore explorante pro-
videntur viro, tum in Italia apud pontificem, tum hinc. Nescio an receperit
eminentissimus Cardinalis dux: Qni, ut puto, accipit pro solidis, quae
amor et fides mea dictat, quamyis inania essent. Cum revei-tentes yene-
ritis in exultatione portantes manipulos yictorie, colloquemur. Yale in
Domino, qni salyum facit regem et exercitum ejus: sicut incessanter et
instanter oramus. Amen.
Die 31 Mali 1635.
Prestantie tue illustrissime fidelis seryus obsequentissimus
Fr. Thomas Campanella ord. pred.
Illustrissimo d. de Signier Begiorum sigillorum custodi
patrono obseryandissimo in propria manu cito cito.
Hirn, J.: Tirols Erbtheilung nnd ZwUchenreieh 1595—1602. S^. 1902.
1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
Kaindl, Dr. Raimund Friedrich: Stadien zu den ungarischen Geschichts-
quellen. IX., X., XI. und XII. S«. 1900. 2 K 30 h — 2 M. 30 ?£
XnL, XIV., XV. und XVI. 8°. 1902. 1 K 30 h — 1 M. 30 Pf.
— Beiträge zur Geschichte des deutschen Rechts in Galizien. I., II. 8*^.
1906. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
m., IV., V., VI., vn., vm. 8». 1907. 1 k 90 h — 1 m. 90 pf.
Kogler, Ferdinand ^ Das landesfUrstliche Stenerwesen in Tirol bis zum Aus-
gange des Mittelalters. I. Die ordentlichen landesfürstlichen Steuern. 8^.
1902. 6 K 20 h — 6 M. 20 Pf.
Krabbo, Hermann: Die Versuche der Babenberger zur Gründung einer
Landeskirche in Oesterreich. 8^ 1903. 1 K — 1 M.
Kreiten, Hubert: Der Briefvirechsel Kaiser Maximilians I. mit seiner Tochter
Margareta. Untersuchungen über die Zeitfolge des durch neue Briefe
ergänzten Briefwechsels. 8<>. 1907. 3 K — 3 M.
Krones, Franz: Beiträge zur Geschichte der Baunikircherfehde (1469 — 1470).
und ihrer Nachwehen. 8^ 1901. 1 K 80 h — 1 M. 80 Pf.
— Die Baumkircher. Geschichtliche Untersuchungen. 8^. 1902.
2 K 60 h — 2 M. 60 Pf.
LeTinson, Artur: Die Nuntiaturberichte des Petrus Vidoni über den ersten
nordischen Krieg aus den Jahren 1656 — 58. 8°. 1906.
3 K 35 h — 3 M. 35 Pf.
LoeM, Alfred H,: Österreich und Preußen 1766—1768. 8®. 1903.
2 K 60 h — 2 M. 60 Pf.
— Eine außerordentliche Reichshilfe und ihre Ergebnisse in reichstagsloser
Zeit. 8«. 1906. 3 K — 3 M.
— Die Landesverteidigungsreform im ausgehenden XVI. Jahrhundert — im
Zeichen des sinkenden dualistischen Staatsbegriffes. 8^ 1906.
1 K 60 h — 1 M. 60 Pf.
Loserth, Johann: Akten und Korrespondenzen zur Geschichte der Gegen-
reformation in InnerOsterreich unter Ferdinand II. I. Teil. Die Zeiten der
Regentschaft und die Auflösung des protestantischen Schul- und Kirchen-
ministeriums in InnerOsterreich. 1590 — 1600. 8^. 1906.
17 K 40 h — 17 M. 40 Pf.
— — IL Teil : Von der Auflösung des protestantischen Schul- und Kirchen-
ministeriums bis zum Tode Ferdinands II. 1600—1637. S^. 1907.
21 K 75 h — 21 M. 75 Pf.
-^ Studien zur Kirchen politik Englands im 14. Jahrhundert. U.Teil: Die
Genesis von Wiclifs Summa Theologiae und seine Lehre vom wahren
und falschen Papsttum. 8«. 1907. 2 K 70 h — 2 M. 70 Pf.
— Die Reformationsordnungen der Städte und Märkte Innerösterreichs aus
den Jahren 1587—1628. 8°. 1907. 2 K 45 h — 2 M. 45 Pf.
Meier^ P. Gabriel: Der Bibliothekskatalog des Stiftes Heiligenkreuz vom
Jahre 1374. Aus der Handschrift von St. Gallen herausgegeben. 8°. 1901.
50 h — 50 Pf.
Melly Anton : Bericht über die Vorarbeiten zur Herausgabe des Ergänzungs-
bandes der steirischen Taidinge. 8^ 1907. 1 K 15 h — 1 M. 15 Pf.
Pribram, Alfred Francis, und Moritz Landwehr von Pragenau: Privat-
briefe Kaiser Leopolds I. an den Grafen F. E. Pötting 1662—1673.
L Teil: November 1662 bis Dezember 1668. 8^ VJO'S.
7 K 80 h — 7 M. 80 Pf.
IL Teil: Januar 1669 bis Dezember 1673. 8^ 1904.
7 K 40 h — 7 M. 40 Pf.
48 y. Abh.: KyaSala. Thomas Campanella ur ^hen Münzetatt zu
. /£/ h -^ 1 M. 10 Pf.
Post scriptam, non missam, hanc, ver ^ascbenknngen, s^. 1906.
norum in Belgii confinio, letatur celuin 60 h — 60 PC
christianitatis libertatem ab imperio per ^ ^''^'''^'öo'h^-^'öo Pf.
heresiarcharum et in peculium hispan^ ^^^^, ^^ ^^^ ^g Jahrhundert'
sie et prmcipum ejus. Precor Deur 40 h — 40 Pf.
(sie), ut tempus nallum nee lateb ,and Pscudo - Isidor. 8". 1904.
quarta viiltis Belgio potiri toto . '*' 30 h — 30 Pf.
num et intei* Pyrenem et P' .^./ranzösische Einfall in Ober- und
atque ad majores expeditiO' j,gSt&ade der ErzherzogthOmer. L Theil:
occulto marte et procras* >ß ^° Ober-Oesterreich. 8«. 1899.
niam iUi astuti et tim^' 2 K 70 h - 2 M. 70 Pf.
quidquid petitis poll- ^ ^''''^' '"^ ^'"""^TK^^t l\'TsO Pf.
subito prestabunt . ^^dlungsbücher der Medici. I. Das Vermögen
lentescit, dissoh ;»'' ^ i K 50 h — 1 M. öO Pf.
losque et auj' .>^ ■„, Norden der Donau. (Mit 1 historischen Karte.)
ut mos ipso ,"' }j>^ 6 K — 6 M.
videntur v' * ' *' ^ Jer Traun und Ens. (Mit 1 Karte und 1 Karten-
eminent' . '' -^ /'^'^^'. 1^07. 4 K 80 h — 4 M. 80 Pf.
amor r ' \^ ^^^'^^e'^ruktion Karls V. für Philipp II. vom 25. Oktober lööo.
ritis -^'^V ^'- ^^^^- l K 50 h - 1 M. 50 Pf.
TIa» ^/^'-"^ fl -D»® dalmatinische Privatarkunde. 8°. 1904.
. <<!>' "^' 2 K 60 h - 2 M. 60 H.
^/^" . . Beiträge zur Geschichte der Habsburger. II. Zur Reichs- und
^^i der Jahre 1548 bis 1558. 8^ 1901. 1 K 70 h — 1 M..70 Pf.
^if'^'^'xar deutschen Reichs- und Hauspolitik der Jahre 1553 bis 1558.
^ ^^^ 1 K 90 h - 1 M. 90 Pf.
.•'' i' fjsas Y.: Die ältesten Statuten von Trient und ihre Ueberlieferung.
f,n^%t 4 K 10 h - 4 M. 10 Pf.
'".' Entstehung der Landgerichte im bayrisch -Österreichischen Rechts-
- ^bie^e. 8^ 1906. 90 h — 90 Pf.
/^^anität, Grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol. 8«. 1907.
- ' 3 K - 3 M.
.rillt*'» Gustav: Die Gründung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives.
''^1749—1762. 8<». 1902. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
^^j^ait9 Rudolf: Die Briefe des Aeneas Silvius vor seiner Erhebung anf
den päbstlichen Stuhl. Reisebericht. 8°. 1905. 40 h — 40 Pf.
Za den beigefQgten Preisen durch Alfted HSlder, k. n. k. Hof- nnd Uairersitäts-Boch-
Idkndler. Bnchh&adlor der kais. Akademie der Wissenschofteo (Wien, I., Rotenfnrmstiafle !')•
txL beziehen.
Druck von Adolf Holzbauson,
V. iin»l k. Hf*f. und Univpr'iUt'i-nnrhdrTicker m Wiei»
C- JC ( t,r :i.jr
Sitzungsberichte
4»
der
ademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-Historische Klasse.
159. Band^ 6. Abhandlung.
Beiträge
zur
Handschriftenkunde
i.
(Die Bibliotheca Corvina.)
Von
Dr. Wilhelm Weinberger.
Torgtlagt in d«r Sitznag am 28. Oktober 1907.
Wien, 1908.
In Kommission bei Alfred Holder
k. n. k. Hef- and UniTenittts-Bnchbindler,
BncbbAndler der kmtserlieben Akademie der Wbsenschaften.
Raudititz, Josef: Die Aufhebungf der bischöflich Olmatzschen Münzstatt zn
Kremaier. 8«. 1906. 1 K 10 h — 1 M. 10 Pf.
Riehter^ Eduard: Iromimitat, Landeshoheit und Waldschenknngen. 8^ 1906.
60 h — 60 PI
— Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg. 8^. 1906.
50 h — 50 Pt
SehiflCmanily Konrad: Ein Mondseer Urbarfragment aus dem 12. Jahrhundert.
8^ 1901. 40 h — 40 Pf.
Schul te, Friedrich von: Marius Mercator und Pseudo - Isidor. 8^. 1904.
30 h — 30 Pt
Sehwerdfeger, Dr. J.: Der bairisch -französische Einfall in Ober- und
Nieder-Oesterreich (1741) und die Stände der Erzherzogthümer. L Theil:
Karl Albrecht und die Franzosen in Ober-Oesterreich. S^. 1899.
2 K 70 h — 2 M. 70 Pf.
II. Theil: Kurfürst Karl Albrecht in Niederösterreich. 8°. 1902.
2 K 80 h — 2 M. 80 Pf.
SieTeking, Heinrich: Die Handlungsbücher der Medici. I. Das Vermögen
der Medici. 8^ 1906. 1 K 50 h — 1 M. 50 Pf.
Stmadt, Julius: Das Land im Norden der Donau. (Mit 1 historischen Karte.)
8^ 1906. 6 K — 6 M.
— Das Land zwischen der Traun und Ens. (Mit 1 Karte und 1 Karten-
skizze im Texte.) 8^ 1907. 4 K 80 h — 4 M. 80 Pf.
Stttbel, Bruno: Die Instruktion Karls V. für Philipp II. vom 25. Oktober 1555.
Deutscher Text. 8^ 1905. 1 K 50 h — 1 M. 50 Pf.
safflajy Milan von: Die dalmatinische Privaturkunde. 8^ 1904.
2 K 60 h — 2 M. 60 Pf.
Tarba, Dr. G.: Beiträge zur Geschichte der Habsburger. II. Zur Reichs- und
Hauspolitik der Jahre 1548 bis 1558. 8^ 1901. 1 K 70 h — 1 M..70 Pf.
— — HI. Zur deutschen Reichs- und Hauspolitik der Jahre 1553 bis 1558.
8°. 1901. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
Toltelini, Hans y. : Die ältesten Statuten von Trient und ihre Ueberliefening.
8^ 1902. 4 K 10 h — 4 M. 10 Pl
— Die Entstehung der Landgerichte im bayrisch -österreichischen Rechts-
gebiete. 8«. 1906. 90 h — 90 Pf.
— Immunität, Grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol. 8^ 1907.
3 K — 3 M.
Winter, Gustav: Die Gründung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives.
1749—1762. 8°. 1902. i K 90 h — 1 M. 90 Pf.
Wolkan, Rudolf: Die Briefe des Aeneas Silvius vor seiner Erhebung auf
den päbstUchen Stuhl. Reisebericht. 8^ 1905. 40 h — 40 Pf.
Zu den beigefügten Preisen durch Alflred HOIder« k. n. k. Hof- and (TmTenit&ts-Bueh-
bftndJ«r. Bnchh&ndler der kuis. Akademie der Wissenschaften (Wien, I., Botentarmstrale IS),
zn beziehen.
Druck von Adolf Holzhausen,
"k. unil k. Hnf. iin>l Univer«it4lvBnrhilnirker in Wieu.
C -j c- c ^.- OJr
S i t z u n g^ s b e r i c h t e
der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-Historische Klasse.
159. Band; 6. Abhandlung.
Beiträge
zur
Handschriftenkunde
I.
(Die Bibliotheca Corvina.)
Von
Dr. Wilhelm Weinberger.
T»rg«lflgt in der Sitsnag »m 2S. Oktober 1907.
Wien, 1908.
In Kommission bei Alfred Holder
k. Q. k. Hof- and UniTersiats-Bnchb&ndler,
BnchbAndler der kaiserlieben Akademie der Wiseenschaften.
Raadnitz^ Josef: Die Aufhebung der biüchoflich Olmützschen MünxsUtt n
Kremsier. 8<». 1906. 1 K 10 h — 1 M, 10 PI
Riehter, Eduard: Immunität, Landeshoheit und Waldschenkung^n. 8^ IMii
60 h — 60 ^:
— Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg. 8^. 1906.
60 h — 50 K.
Schiffknann, Konrad: Ein Mondseer Urbarfragment aus dem 12. Jahrfaondm
8«. 1901. 40 h — 40 P-
Schul te« Friedrich von: Marius Mercator und Pseudo - Isidor. 8**. 1904.
30 h — SO Pi
Sehwerdfeger, Dr. J.: Der bairisch- französische Einfall in Ober- aac
Nieder-Oesterretch (1741) und die Stände der ErzherzogthUmer. L Tbeil:
Karl Albrecht und die Franzosen in Ober-Oester reich. 8^. 1899.
2 K 70 h — 2 M. 70 Pf
II. Theil: Kurfürst Karl Albrecht in Niederösterreich. 8®. 1902.
2 K 80 h — 2 M- 80 Pi
SieTeking, Heinrich: Die Handlungsbücher der Medici. I. Das Vermöges
der Medici. 8«. 1906. 1 K 50 h — 1 M. 50 K
Strnadt, Julius: Das Land im Norden der Donau. (Mit 1 historischen Kartf.
80. 1906. 6 K — 6 M.
— Das Land zwischen der Traun und Ens. (Mit 1 Karte und 1 Kartes-
skizze im Texte.) 8^ 1907. 4K80h — 4M. 80Pf
Stttbel, Bruno: Die Instruktion Karls V. für Philipp II. vom 25. Oktober 155Ö.
Deutscher Text. 8». 1905. 1 K 50 h — 1 M. 50 ?/.
Sufflay^ Milan von: Die dalmatinische Privaturkunde. 8^. 1904.
2 K 60 h — 2 M. 60 Pf
Tnrba, Dr. 6.: Beiträge zur Geschichte der Habsburger. U. Zur Reichs- ood
Hauspolitik der Jahre 1548 bis 1558. 8^ 1901. 1 K 70 h — 1 M..70Pt.
— — ni. Zur deutschen Reichs- und Hauspolitik der Jahre 1553 bis 15oS.
8°. 1901. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
TolteHni, Hans y.: Die ältesten Statuten von Trient und ihre Ueberliefenmff.
8°. 1902. 4 K 10 h — 4 M. 10 Pf.
— Die Entstehung der Landgerichte im bayrisch -österreichischen Recht«-
gebiete. 8«. 1906. 90 h — 90 Pi
— Immunität, Grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südlirol. 8®. 1907.
3 K — S M.
Winter, Gustav: Die Gründung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives.
1749—1762. 8°. 1902. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pt.
Wolkan, Rudolf: Die Briefe des Aeneas Silvius Tor seiner Erhebung aaf
den päbstlichen Stuhl. Reisebericht. S^. 1905. 40 h — 40 Pt
Za den beigefügten Preisen durch AlfTed HSlder, k. n. k. Hof- and Umrersititfr-Baek-
b&ndlor. Bachhindlcr der kais. Akademie der Wissenschaften (Wien, I., BotentormstnAe lS)i
zu beziehen.
I
I
Druck von Adolf Hf>l-/.ha{isrn,
V. lind k. Hof- unfl Univrr)«itdl»-Biirh.lnif ker in Wien
C- jr. c i.C' Zi-
Sitzungs b e richte
4»
der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-Historische Klasse.
159. Band, 6. Abhandlung.
Beiträge
zur
Handschriftenkunde
i.
(Die Biblioüieca Corvina.)
Von
Dr. Wilhelm Weinberger.
Torgtlegt in der Sitziin.g am 28. Oktober 1907.
Wien, 190B.
In Kommission bei Alfred Holder
k. n. k. Hof- and TJntTeraittts- Buchhändler,
Bnchhtodler der kaiserliehen Akademie der Wiasenschaften.
Raadttitz, Josef: Die Aafhebang der binchOflicb Qlmatxschen MünssUtt r.
Kremsier. S«. 1906. 1 K 10 h — 1 M, 10 Pi
Riehter^ Eduard: Immunität, Landeshoheit und Waldschenkang^ii. 8*. 19u(.
SO h — 60 M
— Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg. 8^. 1906.
50 h — 60 ?:
Schiitmann, Konrad: Ein Mondseer Urbarfiragment aus dem 12. Jahrhnuden
8«. 1901. 40 h — 40 Pi
Sehalte^ Friedrich von: Marius Mercator und Pseudo - Isidor. 8**. 1904.
30 h — 30 K
Schwerdfeirer^ Dr. J.: Der bairisch- französische Einfall in Ober- nni
Nieder-Oesterreich (1741) und die Stände der Erzherzogthümer. L Tfae:!'
Karl Albrecht und die Franzosen in Ober-Oesterreich. 8^. 1899.
2 K 70 h — 2 M. 70 Pi
II. Theil: Kurfürst Karl Albrecht in Niederösterreich. S^. 1902.
2 K 80 h — 2 M. 80 Pi
SieTeking, Heinrich: Die HandlungsbQcher der Medici. I. Das Vermögen
der Medici. 8°. 1906. 1 K 50 h — 1 M. 60 Pi.
Strnadt, Julius: Das Land im Norden der Donau. (Mit 1 historischen Karte.
8«». 1906. 6 K — 6 M.
— Das Land zwischen der Traun und Ens. (Mit 1 Karte und 1 Karten-
skizze im Texte.) 8^ 1907. 4 K 80 h — 4 M. 80 P£
Stiibel, Bruno: Die Instruktion Karls V. für Philipp 11. vom 25. Oktober 15oö.
Deutscher Text. 8°. 1905. 1 K 50 h — 1 M. 50 Pi
Safflay, Milan von: Die dalmatinische Privaturkunde. 8°. 1904.
2K60h — 2M. 60Pf
Tarba, Dr. 6.: Beiträge zur Geschichte der Habsburger. II. Znr Reichs- und
HauspoUtik der Jahre 1548 bis 1558. 8°. 1901. 1 K 70 h — 1 M. 70 Pf.
— — HI. Zur deutschen Reixshs- und Hauspolitik der Jahre 1553 bis lo5S.
8°. 1901. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
Voltelini, Hans v. : Die ältesten Statuten von Trient und ihre Ueberlieferung.
8*». 1902. 4 K 10 h — 4 M. 10 Pf.
— Die Entstehung der Landgerichte im bayrisch -österreichischen Rechts-
gebiete. 8«. 1906. 90 h — 90 ?t
— Immunität, Grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südiirol. 8®. 1907.
3 K — 3 M.
ÜVinter^ Gustav: Die Gründung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchires.
1749—1762. 8°. 1902. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf
Wolkan, Rudolf: Die Briefe des Aoneas Silvius vor seiner Erhebung aaf
den päbstlichen Stuhl. Reisebericht. 8°. 1905. 40 h — 40 Pf.
Zu den beigefügten Preisen durch AlfTed HSlder, k. n. k. Hof- and Unirer«t4ts>Btieli-
bindlfr. Buchhändler der kais. Akademie der WidscDschaften (Wien, I., RotentormstrsS« 13).
zu beziehen.
Druck von Ad"lf Hol/.hauscn,
V. »>n'l k. Hnf- un'l Urivm-itAtn-nurh-lruflcfr tn Wim«
S i t z u n gf s b e r i c h t e
der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-Historische Klasse.
159. Band, 6. Abhandlung.
Beiträge
zur
Handschriftenkunde.
I.
(Die Bibliotheca Corvina.)
Von
Dr. Wilhelm Weinberger.
T»rg«legt in der Sitzung &m 88. Oktober 1907.
Wien, 190S.
In Kommission bei Alfred Holder
k. Q. k. Hof- and Univenittts-Bnchli&ndler,
BnchbAndler der kaiserlichen Akidemia der Wissenschaften.
RaadnitZy Josef: Die Aufhebung der biBchOflich Olmützschen MttnzsUtt zu
Kremsier. 8«. 1906. 1 K 10 h — 1 M. 10 Pf.
Riehter^ Eduard: Immunität, Landeshoheit und Waldschenkungen. 8^ 1906.
60 h — 60 Pf.
— Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg. 8®. 1906.
60 h — 50 Pf.
Sehiffmann^ Konrad: Ein Mondseer Urbarfragment aus dem 12. Jahrhundert.
8«. 1901. 40 h — 40 Pf.
Sehalte^ Friedrich von: Marius Mercator und Pseudo - Isidor. 8^ 1904.
30 h — 30 Pf.
Schwerdfeper^ Dr. J.: Der bairisch -französische Einfall in Ober- und
Nieder-Oesterreich (1741) und die Stände der Erzherzogthflmer. L Theil:
Karl Albrecht und die Franzosen in Ober-Oesterreich. 8°. 1899.
2 K 70 h — 2 M. 70 Pf.
II. Theil: Kurfürst Karl Albrecht in Niederösterreich. 8^ 1902.
2 K 80 h — 2 M. 80 Pf.
SieTeking, Heinrich: Die Handlungsbücher der Medici. I. Das Vermögen
der Medici. 8«. 1906. 1 K 60 h — 1 M. 60 Pf.
Strnadt, Julius: Das Land im Norden der Donau. (Mit 1 historischen Karte.)
8«. 1906. 6 K — 6 M.
— Das Land zwischen der Traun und Ens. (Mit 1 Karte und 1 Karten-
skizze im Texte.) 8°. 1907. 4 K 80 h — 4 M. 80 Pf.
Stttbel, Bruno: Die Instruktion Karls V. für Philipp II. vom 25. Oktober 1555.
Deutscher Text, 8°. 1905. 1 K 50 h — 1 M. 50 Pf.
sofflay^ Milan Ton: Die dalmatinische Privaturkunde. 8^. 1904.
2 K 60 h — 2 M. 60 Pf.
Tarba^ Dr. 6.: Beiträge zur Geschichte der Habsburger. IL Zur Reichs- und
Hauspolitik der Jahre 1548 bis 1558. 8^ 1901. 1 K 70 h — 1 M..70 Pf.
— — HI. Zur deutschen Reichs- und Hauspolitik der Jahre 1553 bis 1558.
8«. 1901. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
Toltelini, Hans v.: Die ältesten Statuten von Trient und ihre Ueberlieferung.
8<>. 1902. 4 K 10 h — 4 M. 10 Pf.
— Die Entstehung der Landgerichte im bayrisch -österreichischen Rechts-
gebiete. 8«. 1906. 90 h — 90 Pf.
— Immunität, Grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol. 8^'. 1907.
3 K — 3 M.
Winter, Gustav: Die Gründung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchive«.
1749—1762. 8°. 1902. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
Wolkan, Rudolf: Die Briefe des Aeneas Silvius vor seiner Erhebung auf
den päbstUchen Stuhl. Reisebericht. 8^ 1905. 40 h — 40 Pf.
Zu den beigefügten Preisen durch llflred HBlder, k. n. k. Hof- and Universitits-Bueli-
b&ndler. Baehh&ndlor der kais. Akmdcmie der WUsensehafteo (Wien, I., Rotentormstrmfle 13),
zn bezichen.
Druck von Adolf Holzhausen.
V. i.n<l k. Hof- und UnivcrdiUU-Bnrhdruclcer in Wien.
^ c i Z» ' >u
Sitzungsberichte
der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
I
Philosophisch-Historische Klasse.
159. Band, 6. Abhandlung.
Beiträge
zur
Handschriftenkunde
i.
(Die Bibliotheca Corvina.)
Von
Dr. Wilhelm Weinberger.
Yorgtlegt in der Sitzung am 93. Oktober 1907.
Wien, 1908.
In Kommission bei Alfred Holder
k. n. k. Hef- nnd TTniTenItftts-Bmchb&ndler,
Boekhftndler der ksiserliclien Akademie der Wiasenschaften.
A. Periodische Publikationen.
Schriften der Balkanoommission. Antiquarische Abtheilnng:
I. Band. Die Lika in römischer Zeit von BLarl Patsch.
4^ 1901. 6K = 5M.
— IL Band. Römische Villa bei Pola von Hans Schwalb.
40. 1902. 18 K = 15 M.
— m. Band. Das Sandschak Berat in Albanien von Karl
Patsch. 40. 1904. 18 K = 15 M.
— IV. Band. Antike Denkmäler in Bulgarien. Unter Mit-
wirkung von E. Bormann, V. Dobrusk^, H. Egger^ H. Hartl,
V. Hoffilier, J. Öhler, K. Skorpil, A. Stein, J. Zingerle
bearbeitet von Ernst Kaiinka. Mit einer Karte und
162 Abbüdungen. 49. 1906. 24 K = 20 M.
Der romiiche Limes in Oesterreich.
Heft I. 80. 1900. 9 K = 8 M.
~ Heft IL 8^ 1901. 16 K = 14 M.
— Heft HL 8«. 1902. 10 K = 9 M.
— Heft IV. 8^ 1903. 9 K = 8 M.
— Heft V. 80. 1904. 10 K = 9 M.
— Heft VI. 8«. 1905. 12 K = 10 M. 60 Pf.
— Heft Vn. 80. 1906. 12 K = 10 M. 60 Pf.
B. Selbständige Werke.
Bauer, Adolf, und Strzygowski, Josef: Eine alexandrinische
Weltchronik, Text und Miniaturen eines griechischen
Papyrus der Sammlung W. Goleniäöev. (Mit 8 Doppel-
tafeln und 36 Abbildungen im Texte.) 4^. 1906.
20 K — 20 M.
Beer, Rudolf: Die Handschriften des Klosters Santa Maria de
Ripoll. I. (Mit 1 Kärtchen im Texte und 6 Schrifttafeln.)
80. 1907. 4 K 70 h — 4 M. 70 Pf.
Blume, Clemens: Wolstan von Winchester und Vital von Saint-
Evroult, Dichter der drei Lobgesänge auf die Heiligen Athel-
wold, Birin und Swithun. 80. 1903. 60 h — 60 Pf.
Bratke, Eduard: Epilegomena zur Wiener Ausgabe der Alter-
catio legis inter Simonem Judaeum et Theophilura Christia-
num. (Mit 1 Tafel.) 80. 1904. 4 K 50 h — 4 M. 50 Pf.
Engelbrecht, August: Die Consolatio philosophiae des Boethius.
Beobachtungen über den Stil des Autors und die lieber-
lieferung seines Werkes. S«. 1901. 1 K 40 h — 1 M 40 Pf.
— Studien über den Lukaskommentar des Ambrosius. Mit
einem Anhang über eine bisher verschollene Handschrift
des Philastrius. 8^. 1903. 1 K — 1 M.
VI. Abb.: Weinberger. Beiträge zar Handschriftenkunde. I.
VL
Beiträge zur Handschriftenkunde.
L (Die Bibliotheca Corvina.)
Yoa
Dr. Wilhelm Weinberger.
(Vorgelegt in der Sitznng am 83. Oktober 1907.)
Oei dem Versuche, die über Bestände und Geschichte
der Sammlungen griechischer und lateinischer Hand-
schriften orientierenden Publikationen zu verzeichnen, bot
sich Gelegenheit, Material für die Rekonstruktion einer An-
zahl von Bibliotheken zu sammeln. Eine eingehendere Unter-
suchung schien in dieser Richtung die Bibliothek des Königs
Matthias Corvinus zu erfordern. Gerade weil sie immer
Interesse erregt hat, fehlt es in den ihr bisher gewidmeten,
nicht immer leicht zugänglichen Abhandlungen nicht an un-
richtigen und ungenauen Angaben, während nicht alle nach dem
derzeitigen Stande der Katalogisierung erreichbaren sicheren
Corviniani verzeichnet sind. So wurde diese Untersuchung zu
einem besonderen 1. Teile gestaltet, in dem ja sowohl merk-
würdige Wanderungen einzelner Handschriften als auch die
Schwierigkeiten, die durch die mangelhafte Katalogisierung
vieler Bibliotheken erwachsen, zur Sprache kommen. Der
2. Teil soll nach Behandlung einer Anzahl von Bibliotheken
die Bibliographie der Handschriftensammlungen bringen.
Wie die ganze Arbeit, so wäre mir auch dieser 1. Teil
nicht möglich gewesen ohne Förderung durch das h. k. k.
Ministerium für Kultus und Unterricht, durch Vorstände
und Beamte der Wiener Bibliotheken. Dem k. und k.
Direktor der k. k. Hofbibliothek Herrn Hofrat Ritter von
SiteiiBg«b«r. d. phil.-hist. Kl. 159. Bd. C. Abb. 1
2 VI. Abhandlang: Weinberger.
Karabacek bin ich zu besonderem Danke verpflichtet. Von
den Bibliotheksbeamten wären so viele zu nennen, daß ich mich
damit begnügen muß, alle meines Danken zu versichern. Ich
glaube nur hervorheben zu sollen, daß mir die Benützung
der ungarischen Literatur durch die unermüdliche Geduld
der Herren Kustos Kluch von der Hof- und Amanuensis
Stockinger von der Universitätsbibliothek ermöglicht wurde.
Da ich bei der großen Ausdehnung dieser wichtigen Literatur
nur einzelne Stellen zur Übersetzung oder Erläuterung vor-
legen konnte, trifft die Schuld an eventuellen Mißverständnissen
mich allein. Freundliche Mitteilungen der Herren Bibliothekar
Emil Jacobs in Berlin, Giovanni Mercati an der Vaticana,
Professor Dr. Heinrich Sehen kl in Graz und Kustos Dr.
Rudolf Wölk an in Wien sind an entsprechender Stelle mit
Dank erwähnt. — Herr Kustos Dr. Beer hat mir wie früher
so auch bei der Korrektur wertvolle Hilfe angedeihen lassen.
Das folgende Verzeichnis der Abkürzungen enthält auch
die wichtigste Literatur über die Bibliotheca Corvina.
Abbild, (mit einer Nummer) verweist auf J. Czontosi, Bild-
nisse des Königs Matthias Corvinus und der Königin
Beatrix in den Corvin-Kodexen. Ung. Revue X (1890)
177—210, 571-588. (Sonderabdruck: Budapest, Killian).
E. Abel, Die Bibliothek des Königs Matthias Corvinus. Hun-
falvys l(iterarische) B(erichte aus Ungarn) H (1878),
556—581.
N(euer) Anz(eiger für Bibliographie).
N(eues) Archiv (der Gesellschaft flir ältere deutsche Ge-
schichte).
Zs. Beöthy, A magyar irodalom törtänete. Budapest 1899.
(Ungar. Literaturgeschichte mit mehreren Faksimilien).
Bibl. = Bibliot(h)eca, Bibliothek, Biblioth&que.
Bibl. d(e T^cole des) chartes.
(Le) bibl(ioteche) govcrn(ative Italiane nel 1898. Rom 1900).
lo. Alex. Brassicani de bibl. imprimis regia Budensi ad epi-
scopum Augustensem Christophorum a Stadion epistola
(praef. Salviani ab ipso editi. Basel 1530, auch in der
Beiträge znr Handachriftenkande. I. 3
Salvian-Ausgabe Nürnberg 1621; bei Mader, de bibl. sec.
ed. cur. I. A. S. D. Helmstad. 1702, 145—153).
A. Bndik, Entstehung und Verfall der berühmten von König
Matthias Corvinus gestifteten Bibl. zu Ofen. Jahrbücher der
Literatur LXXXVIII (Wien 1839) Anzeigeblatt 37—56.
Bursian = Jahresbericht über die Fortschritte der klass.
Altertumswiss. (mit Bandzahl und Nummer des Berichtes;
Seitenzahlen wird ein S. vorgesetzt).
B(yzantinische) Z(eit8chrift).
C. = Catalogo, Catalogue, Catalogus.
C(entralblatt für) B(ibliothekswesen).
C D = C. g^n^ral des manuscrits des bibl. publiques de
France. Departements; die ältere Serie wird mit C D^
bezeichnet.
J. Cz(ontosi)^ Auswärtige Bewegungen auf dem Gebiete der
Corvina-Literatur. L(iterarische) B(erichte aus Ungarn) III
(1879) 85—106.
Latin Corvin-codexek bibliographiai jegyzeke. Ma-
gyar Eönyvszemle VI (1881) 137 — 176 (wird mit Cz. be-
zeichnet; die Nummern des Verzeichnisses werden denen
des unten folgenden in Klammem beigesetzt. Auszug von
Abel, Berl. phil. Woch. 1883, 232—235). — Auf die im
Pallas Nagy Lexikon X (1895) 824 mit besonderer Pagi-
nierung* gegebene, nach der Natur des Werkes nicht
quellenmäßige Übersicht wird mit ,Pallas-Lexikon' ver-
wiesen; vgl. auch oben unter Abbild.
Corvinische Hss. von Attavantes. CB III (1886)
209—217.
E. Edwards, Memoirs of Libraries I 395 (im wesentlichen
nach Vogel).
L. Fischer, König Mathias Corvinus und seine Bibl. Progr.
Staatsuntergymn. im 2. Bezirk. Wien 1878.
*■ S. Xn Begifltnxm codicam Angelt Politiani inyictissimo Regi Hangariae
Matthiae sabmissuiii a. 1489. Die 18 Hss. kehren bis auf 6 in dem In-
ventar wieder, das nach Polizianos Tode am 24. Oktober 1495 aufge-
nommen wnrde (s. W. Boscoe, Leben und Regierung des Papstes Leo X.
Ans dem Engl. Ton A. F. G. Qlaser mit Anmerkungen von Ph. K. Henke.
Leipzig 1806. I 508).
1*
4 VI. Abhandlung: Weinbergor.
W. Fraknoi; Matthias Corvinos. Aus dem Ungarischen über-
setzt. Freiburg i. B. 1891. (290 flF.).
O. von Gebhardt^ Ein Kodex Corvinianus in der Universitäts-
bibl. zu Göttingen. CB I (1884) 133—151 (mit guten Li-
teraturangaben).
G. Heinrich, Die heimgekehrten Bände der Corvina. L(iterar.)
B(erichte aus Ungarn) I (1877) 321—340.
Hs., Hss., = Handschrift, Handschriften.
J(ahr)h(undert); vielfach nur durch römische Ziffer bezeichnet.
I(ntelligenz) B(latt).
Irodalom törtänete eml^kek. 2 Bde. Budapest 1886 und 1890
[werden mit Übersetzung des Titels zitiert: Literarhist(o-
rische) Denkm(äler)J.
(The) J(oumal of) Th(eological) St(udies).
J(ournal des) S(avant8).
K(atalog).
L(iterari8che) B(erichte aus Ungarn); vgl. Abel, Czontosi und
Heinrich.
Literarhist(ori8che) Denkm(äler) s. Irodalom.
Martini, C. dei mss. greci esistenti nelle bibl. Italiane. 1893 ff.
M(agyar) K(ünyvszemle); die einzelnen Aufsätze werden meist
ohne Titelangabe nur nach Band- und Seitenzahl ange-
führt.
Ms., Mss. = Manuscript(us) , manuscrit, manoscritto, Manu-
skripte u. s. w.
E. MUntz, La bibl. de Mathias Corvin. Bull, du bibliophile
1899, 257—264.
N(eos) H(ellenomnemon).
J. Pflagk, Epistola ad . . . Vitmn Ludovicum a Seckendorf . . .
praeter fata bibl. Budensis librorum quoque in ultima
expugnatione repertorum catalogum exhibens. Jena 1688
(in der nova accessio zu Mader de bibl. [Helmstadt 1703]
S. 309—352).
A. Reumont, Dei tre prelati Ungheresi menzionati da Vespa-
siano da Bisticci. Arch. stör. Ital. 3. Ser. XX 95.
La bibl. Corvina. a. a. O. 4. Ser. IV (1879) 59—73.
Revue (des bibl.).
Rivista (delle bibl.).
Beitrfige ssar HandBchriftenkande. I. 5
F. Romer, Im Interesse der corvinischen Bibl. N. Anz. 1876,
121 — 125 (Romers hsl. Nachlaß befindet sich im National-
museum zu Budapest: MK N. F. IV 117).
F. X. Schier, Dissertatio de regiae Budensis bibl. Matthiae
Corvini orta lapsu interita et reliqaiis. Ed. altera Viennae
sumptibus Francisci losephi Rötzel 1799 [von Martin
Roznak besorgt; die 1. Aufl. erschien bloß mit den Ini-
tialen des Autors F(ranciscus) X(7stus) S(chier) A(ugnsti<
nianus) 1766].
H. Simonsfeld, Einige kunst- und literargesch, Funde. Münch.
S. Ber. 1902, 554—568.
Statistica (delle bibl.) Rom 1893.
Studi (Italiani di filologia classica).
Verz(eichni8).
E. 6. Vogel, Verz. der corvinischen Hss. in öffentlichen BibL
Serapeum X (1849) 276, 380.
P. Wallaszky, Tentamen historiae litterarum sub rege glorio-
sissimo Matthia Corvino de Hunjad in Hungaria . . .
Leipzig 1769.
* bezeichnet griech. Hss. (bezw. Bibl. oder K., die solche ent-
halten), + unzugängliche Werke.
Falls bei anderen (mit Rücksicht auf die im 2. Teile vor-
zulegende Bibliographie) gekürzten Titeln Zweifel entstehen
sollten, können einstweilen Gardthausen, Sammlungen und K.
griech. Hss. (Byz. Archiv III, 1903), mein im Auftrage der
kais. Akademie der Wissenschaften hgg. Catalogus catalogorum
(Wien 1901) und Bursian XCVIII 208, CVI 190, CXXVII 214,
CXXXV 15 Aufschluß geben.
VI. Abhandlang: Weinberger.
Über das Werden der Bibl. geben die bisherigen Dar-
stellangen ausreichende Auskunft, eine gute Übersicht Fischer,
der auch S. 8 Belege dafür beibringt, daß Matthias schon vor
seiner Vermählung mit Beatrix von Aragonien (1476) auf die
Erwerbung von Hss. bedacht war. Wenn Fischer S. 11 be-
hauptet, es sei nicht zu ermitteln, welche von den genannten
Kalligraphen (vgl. auch Reumont und LB ni 101) unter die
ständigen Schreiber zu Florenz oder Ofen gehörten, werden
wir nach den Subskriptionen der im Folgenden unter Nr. 47
und 105 besprochenen Hss. zum mindesten Martinus Antonius
Presbyter der Florentiner Werkstätte zuweisen können. Für
die exemplaria satta fida Mathiae inclyti regii Hungariae et
Bohemiae vgl. auch Nr. 48^. Von den Subskriptionen in Nr. 51
gilt eine noch dem lebenden, die andere dem mittlerweile ver-
storbenen König. Die Schreibernamen sind bei den einzelnen
Hss. vermerkt und, durch kursiven Druck gekennzeichnet, in
das Autorenregister aufgenommen.
Auf die Zuverlässigkeit und den Inhalt der von Matthias
erworbenen Hss. werden wir am Schlüsse zurtlckkommen, auf
die Frage, ob wirklich, wie Angelo Mai (in einer Anmerkung
zu der im Jahre 1839 gedruckten Biographie Vespasianos da
Bisticci) behauptet hat, Hss. der geächteten Prälaten Johann
Vitez und lanus Pannonius der königlichen Bibl. einverleibt
wurden, bei Wiener Hss. (suppl. gr. 30 und lat. 11) eingehen
müssen, wenn auch ein bestimmtes Ergebnis kaum zu ge-
winnen ist.
Beim Tode des Matthias war eine Anzahl von Hss. oder
wenigstens deren künstlerische Ausschmückung unvollendet.
46 und 48 (wohl auch 47 und 51) gelangten in den Besitz
der Medizeer, 105 in den des Kardinals Trivulzio, 112 und
113 durch den Dominikanergeneral Gioacchino della Torre nach
Venedig. 94 kam wohl aus einer italienischen in eine fran-
zösische Sammlung; vgl. auch 90, 91, 103.
Andere wurden von W lad isla w bezahlt und über-
nommen ; vgl. die Ubermalungen in 84 und 92. 84 (Münchner
Beda) rührt nach Cz. CB III 216 von demselben Miniator her.
Beiträge sar HandschriftcnkuDde. I. 7
wie 15) 112 (gleichfalls beim Tode des Matthias unvollendet))
133) 166 und eine Hs. Wladislaws in Nflrnberg, für die
Czontosis Angaben (vgl. auch Ung. Rev. X 196: Historia Impe-
ratorum Turciae) nicht ausreichen.^ Das jagellonische Wappen
zeigen noch 5, 22, 84, 134 und der Vind. 644; vgl. auch 98.
Bei Behandlung der Hs. einer am Hofe Wladislaws von
Crispus Dominicus Rannusius gehaltenen Rede (die von Vam-
bery mit Erlaubnis des Sultans aus der Serai-Bibl. ins Buda-
pester Nationalmuseum gebracht wurde) spricht Cz. von 8 an-
deren in den Bibl. Europas zerstreuten Hss. Wladislaws (Ung.
Rev. IX 557; vgl. auch MK XIV 27—44 und — für ein Ge-
betbuch in Krakau — IX 322 f.). — S. auch S. 28 (48 b a. E.)
Besonderen Wert scheint Wladislaw auf die Hss. nicht
gelegt zu haben; unter ihm und unter Ludwig IL (vgl. Nr. 6)
wurden viele der Ofner Bibl. entfremdet. 134 verschenkte
Wladislaw an Gremper; 65 wahrscheinlich an Spigel. Auch
Hieronymus Baibus , Bohuslav Hassenstein, August Käsenbrot
(Augustinus Moravus, Olomucensis), Bischof Lang von
Gurk; Christophor Urswick oder Bambridge (später Erzbischof
von York) sollen (nach Abel und Reumont) Hss. erhalten haben.
Wallaszky nennt S. 84 einen Georgius Trapezuntinus contra Phi-
lonem und einen Plutarch, die durch Augustinus Moravus (vgl.
Göttweih) Ohuütz und den Vindob. 3166) in Lobkowitzischen
Besitz gekommen sein sollen.^ Beachtenswert bleibt die jetzt in
Cambridge befindliche Hs. 37) die schon 1496 in Schwaben war.
^ C. Th. de Murr, Memorabilia bibl. publicarum Norimbergensinm 1791.
I 32. F. G. Ghillany, Index rarissimomm aliqaot libroram mss. . . . quos
habet bibl. publ. N. 1846 geht über Mnrr nur durch Schriftproben
hinaus. Von den griech. Hm. der Stadtbibliothek sind einige, die
▼on Bessarion an lohannes Regiomontanua gelangten, hervorzuheben,
ferner die Akten des Florentiner Konzils yom Jahre 1439, die auf eine
Abschrift des Zygomalas Ix T(5v tt]; ßißX. ?8tox£ipb>v KcovaTaviivou rou Aa-
(Txapsco^ zurückgehen. In (Mnmmenhoff) K. der histor. Ausstellung der
Stadt N. 1906 finden sich (s. 8. 332) nur einige liturgische Hss. und ein
Valerius Mazimus XV. Der den 1. Band der Schriften des National-
museums bildende K. (Bibl. des germ. Nationalmus. 1855) enthält nur
wenige fttr Philologen in Betracht kommende Mss.; ein zu einer Eyan-
gelienhs. (s. VH) gehöriges Fragment findet sich in Morgans Besitz:
J S 1907, 420.
* In Baudnitz findet sich zwar eine ungarische Hs. (MK IV [1879]
489 — 207, BeOthy 101), die oben erwähnten aber kommen weder in
8 VI. Abhandlang: Weinberger.
Vor 151 ö scheint eine (jetzt verschollene) IgnatiuB-Hs.
nach Breslau gekommen zn sein; wenigstens (kllt in dieses
Jahr eine Eintragung von 2. Hand im Vat. lat. 524 ^ auf den
zuerst im MK N. F. XI (1903) 440 hingewiesen wurde: Pio
LecUyri S, Lector qtiod hoc Divinum Opus leges loanni Turzoni
Sacratiaaimo Wratislaviens, Presuli Gracicta Habeto. An.
Domini MDXV. Die Hs. trägt das Wappen des Breslauer
Bischofs (vgl. auch LB I 491 über 4 Bischöfe, die der Familie
Thurzo de Bethlenfalva angehörten) und enthält Briefe von
Paulinus Nolanus^ Ausonius, Uranius, Pseudoignatius und An-
tonius; f. 157^ steht nun von derselben 2. Hand eine auf den
5. pseudoignatianischen Brief (ad Philadelphienses) bezügliche
Bemerkung, die bei G. Mercati, U codice Corviniano delle epi-
stole di S. Ignazio. Rev. Binidictine XXIV (1907) 263—266
besser als im 1. Bande des K. der lat. Vaticani abgedruckt ist:
In qua per per am in multia exemplarihue inter uxoratos Divus
Paulus ponitUTy ut nostrum testatur exemplar grate vetuatatü
ex Bibl, Invictissimi Regie Mathiae Corvini PanTioniarum j de-
eiderahilie memorie, quod nomen Pauli non habeto
Brassican spricht von griech. Hss., die er aus der Cor-
vina erhalten (vgl. 130, 131), S. 149 von mehreren^ die er dort
Gollobs Verz. der griech. Hss. (Wiener 8.-Ber. CXLVI, VII) 108 (zu I.
und X vgl. Bursian CXXXV, 8. 48) noch in seinen Angaben über lat
HtM. (134) vor. Ob Hss. Bobaslav Hassensteins aach In die fÜrstl.
Lobkowitzsche Bibl. zu Prag gelangten, über die wir nicht ausreichend
orientiert sind (vgl. Archiv IX 478, Steinmeyer, Ahd. Glossen IV 603;
viele Hss. ans Weissen an), ist mir nicht bekannt.
^ In dieser Notiz sieht Mercati die Quelle der irrigen Angabe des Marianus
Victorius (f 1572) in seinem Hieronymus-Kommentar: quamvü in €mU'
quUnmo Igncttii Qr<ieco codice^ qui MeUhitte Ungarorum regit erat, hoe non
inveniri Ambrotius Camaldulennt qui librum legit testatur (vgl. H. Quentin
in der Rev. B^n6d. XXIV 104). Ambrogio Traversari, der vier Jahre vor
der Geburt des Matthias starb, kann einen Kodex nicht als corvinisch
bezeichnen; der Irrtum wird mit Quentin und Mercati durch eine Aus-
gabe zu erklären sein, in der die Briefe des Ignatius auf des Ambrogio
Übersetzung des Dionysius Aeropagita folgten (der 1514 von lacobus
Faber Stapulensis besorgte Abdruck der editio princeps enthält keinerlei
Anmerkung zur Stelle im 5. Briefe). Mercati nimmt an, daß auch die
Bezeichnung des Kodex als eines griech. irrig sei und schließt seine
Notiz mit einem Hinweise auf den Palat. lat. 150, der Paulus ausläßt,
und mit dem Corvinianus verwandt, wenn nicht identisch sei. (In einem
Oxforder Kodex, Baliolensis 229 XU, ist Paulus radiert.)
BeitrSge zur Handschrifteilkunde. I. 9
gesehen habe, endlich 1Ö2 von Werken , die er herausgeben
will. Von den letztgenannten Hss. sagt er allerdings nicht
ausdrücklich , daß sie der Corvina angehörten,^ doch ist ein
Basilius in Hexaemeron darunter {copiosiar quam ab Argy-
ropulo vel Eustachio est converstis) und ein Diodor (mit aus-
drücklichem Hinweis darauf, daß es sich um noch nicht ins
Lateinische übersetzte Bücher handle), die uns unter den wahr-
scheinlich corvinianischen Hss. begegnen werden (122, 130),
ferner ein lamblichus de rebus Pythagoricis, mit dem die nach
131 erwähnte Hs. des Servitenklosters zu vergleichen ist. Die
griech. Athanasius-Hs., die S. 149 erwähnt wird, kann mit der
lat. (unten Nr. 149), die wohl in Brassicans Besitz gewesen ist,
nicht in Zusammenhang gebracht werden. Auf den Theodore t,
den Br. gesehen hat, kommen wir bei Venedig zurück; die
übrigen von Brassican erwähnten Hss. sollen nach Aufzäh-
lung der erhaltenen Corviniani besprochen werden. Außer
den griech. Hss. 130 und 131, deren Zugehörigkeit zur Corvina
nicht zweifellos ist, sind vier sichere lat. Corviniani durch
Brassican' nach Wien gekommen: 136, 137, 140, 155; sie waren
dann in Fabers Besitz gleich denjenigen, die schon vor
Brassican durch Celtes (138, 154) oder Cuspinian (127; vgL
Aschbach, Gesch. der Wiener Univ. II, 296, 4) nach Wien
gebracht worden waren. Zwei Corviniani aus Fabers Besitz
sind in Göttweih und Leipzig erhalten; andere sind auf dem
Umweg über Schloss Ambras (139, 140, 142) nach Wien zu-
rückgekehrt. In Wien ist Nr. 4 und wohl auch 82 gewesen;
für Hss., die nach Siebenbürgen gebracht wurden, vgl. unten
Par. suppl. gr. 690 und Nr. 143.
Durch den Statthalter Gritti kamen Corviniani nach Ve-
nedig; dort könnte (vgl. auch zu 50) Mendoza am ehesten
um 1540, wie Abel (ohne Belege beizubringen) behauptet,
solche erworben haben.' Jedenfalls stammen die jetzt in Mo-
^ Eine von Brassican fttr seine Calpnrnius -Ausgabe (Straßbarg 1519) be-
nutzte, seither Terschollene Hs. stammte aas 8. Peter im Einsiedel:
Würtemberg. Jahrb. 1837, 376. Ein Terenz des Brassican (Vind. 270)
ist 1461 in Graz geschrieben.
* Vgl. auch unten S. 22, Anm. I.
* E. Miller, C. des mss. grecs de VEseorial. Paris 1848 wird ergänzt
durch die (nicht auf griech. Bestand beschränkte) Arbeit yon C. Qraux,
10 VI. Abhandlung: Weinberger.
dena befindlichen Corviniani aas dem Besitze des Venezianers
Nicolo Zeno. Auf Hss. des Venezianers Apostolo Zeno kommen
wir beim Vindob. 644 zurück.
Durch den Markgrafen Georg von Brandenburg; den Er-
zieher Ludwigs IL, und seine Soldaten, denen sie um die Zeit
der Schiacht bei Mohics als Kriegsbeute zufielen, kamen Hss.
nach Ansbach^ und in benachbarte Orte; vgl. zu 81 (wo auch
Wolfenbtlttler Hss., die über Ansbach gegangen sind, be-
sprochen werden) und die Vorbemerkung im Berliner K. zu 1019,
Essai sur les origines da fonds ^rec de TE. Bibl. de Töcole des hautes
Stades. Sciences philol. XLVI (1880). Die wichtigsten Provenienzen
sind: Antonio Agast in, Erzbischof von Tarragona, Bareil i, Dandolo,
Gaadalupe, Diego Hartado de Mendosa, Graf Olivares, Francesco
Patricio (C B XXV 19), Pedro Ponce, Bischof von Plasencio, 8a-
lamanca, Colegio de Oviedo; vgl. R. Beer, Die Hss.-Schenknng Phi-
lipps II. an den E. nach einem bisher unveröffentlichten Inventar des
Madrider Palastarchivs. Jahrb. der kunsthist. Sammlnngen des allerh.
Kaiserhauses XXIII (1902) I— CXL (S. XV aragonische Bibl.), Nieder-
IMndische Btichererwerbungen des Benito Arias Montane für den E.
im Auftrage KOnig Philipps II. Nach unveröffentlichten ans dem Musöe
Plantin-Moretus von Max Rooses zur Verfügung gestellten Urkunden.
Ebd. XXV 6 (1905) I, LXXVI; für Eparchos-Hss. Festschrift für Th.
Gomperz (Wien 1902) 309; für Hss. aus Siena Eckardt 89 (Graux
18t2 f., A. 1), Bull. Senese VI 493. Die älteren Inventare sind um so
wichtiger, weil 1671 ein großer Teil der Bibl. verbrannte, vgl. V. Lnnd-
strOm, De cod. graec. olim Escoraliensibus, qui nunc Upsaliae
adservantur. Eranos (Acta philologica Suecana) II (1897) 1 — 7 (vgl.
I 150). Colvills K. wurde von Mercati im Ambros. Q 114 sup. gefunden.
An Beschreibungen lat. Hss. fehlt es nicht; vgl. Hartel-Loewe,
Bibl. patnim lat. Hispaniensis 15-260 (Wien. S. Ber. CXI 421, CXII
161), für ältere Werke s. Beer, Hss.-Scbätze Spaniens 179 (Wien. S. Ber.
CXXV), aber Indizes sind erst mit dem 2. Bande au erwarten. Einst-
weilen können die Indizes bei Beer (Ilss.-Schätze und Handschriften-
schenkung) und Hänel (920 — 960) herangezogen werden. Die verstreuten
Notizen über einzelne Escorialenses sind verwertet in der bisher bis
Cicero reichenden Bibliografia Hispano-Latina ClAsica von Menöndez y
Pelajo (Biblioteca de la Bevista de Archivos, Bibl. y Museos I). Für
ein im Anfang des 17. Jh. von P. Alaejos verfaßtes Vera, der Inedita s.
Bursian CXXXV, S. 39 f.
Die Hss. der Schloßbibl. (vgl. Gerckcn II 429) kamen wenigstens lam
Teil nach Erlangen. (Th. Preger), Die Hss. des histor. Vereins fUr
Mittelfranken, aufbewahrt in der k. Rcgierungsbibl. zu A. (Anhang: Hss.
des A. Gjmn.) I. 1907 hat mir ilbch nicht vorgelegen.
Beitrftge bot Handschrifienkande. I. 11
WO mit Recht vermatet wird, daß in ähnlicher Weise auch
andere Hss. (z. B. 111) damals nach Deutschland kamen; vgl.
auch 40—45, 58, 110, 172, ferner die Prager Hs. (97) und die
Berliner (2), die über Prag gegangen ist; 7 wurde von der
Witwe Ludwigs IL nach Brüssel gebracht. Eine weit größere
Zahl von Hss. fiel nach der Schlacht bei Mohdcs in die Hände
der Türken. 53 wurde 1568 in Adrianopel erworben; 4, 9,
12, 13, 15, 24—36, 50, 62, 93, 126 (?), 156 kehrten aus Kon-
stantinopel nach Ungarn oder in andere okzidentalische Bibl.
zurück. Daß unter den Hss., die als Geschenk des Sultans in
die Budapester Universitätsbibl. kamen, der größere Teil nicht
corvinisch ist, mahnt zur Vorsicht, so beim Par. 7239 und
besonders bei den Hss., die erst 1686 bei der Erstürmung
Ofens vorgefunden wurden. Nicht nur in Konstantinopel, auch
in Ofen (vgl. MK N. F. IV [1896] 338, VIII 195)* können Hss.
ungarischer und anderer Provenienz vermischt worden sein.
Zudem sind in Pflugks Verzeichnis Hss. und Drucke aus nach-
corvinischer Zeit enthalten. Wir werden bei Graner und Preß-
burger Hss. sehen, daß Cz. Provenienz-Angaben des 17. Jh. die
Beweiskraft abspricht. Zu welcher Zeit die gegenwärtig in
Agram, in der Akademiebibl. und im Fonds Jankovich des
Nationalmuseums zu Budapest, ferner zu Raab befindlichen
sicheren Corviniani die königliche Bibl. verlassen haben und
auf welchen Wegen sie an ihren jetzigen Aufbewahrungsort
gelangten, scheint nicht bekannt zu sein. Dasselbe gilt übrigens
auch von mehreren Hss. deutscher und italienischer Bibl.
Im Folgenden sind (mit den fettgedruckten Ziffern 1,*4,
7—21, 24—33, 37—42, 44, 46—48, 51, 53, 54, 58, 60, 62—
80, 83—88, 92—97, 101, 104—107, 109—114, 119, 128, 132—
146, 150—158, 160, 162, 163, 165—167, 169, 171—173) 120
Hss. verzeichnet, von denen bezeugt ist, daß das Wappen
des Matthias Corvinus entweder auf dem Titelblatt oder
auf dem Einband erkennbar ist. Wo sich hierüber keine
ausdrückliche Angabe findet, ist sie entweder aus
Czontosis bibliographischem Verzeichnis, dessen Num-
^ Zuveai; xai Mxpiai^ l7]aou; für orientalische Hss. vgl. Mainz, Schier S. 79,
Badik 51 (Albohal), MKI Iff. (Königsberg). Eine mhd. Hs. in Kalocsa
wird als Tielleicht corvinisch erwähnt MK N. F. IV 87.
12 VI. Abhandlung: Weinberger.
mern in Klammern beigefügt sind^ oder aas dem ange-
führten Hss.-K. zu entnehmen.
Es wurde schon erwähnt, daß einige dieser Hss. beim Tode
des Matthias nicht vollendet waren; in diesem Falle ist die
fettgedrackte Ziffer eingeklammert. Aaf diese Weise
habe ich aach 162 bezeichnet , ein Missale , das mit dem cor-
vinischen Wappen geschmückt ist und, wenn es überhaupt im
Besitze des Königs war, jedenfalls bald verschenkt wurde.
Ohne weiteres Kennzeichen ist die Ziffer bei 10 Hss.
(2, 5, 43, 50, 81, 82, 126, 127, 130, 131) geblieben, deren
Zugehörigkeit zur Corvina namentlich infolge glaubwürdiger
Tradition wahrscheinlich ist.
In Klammern steht die Ziffer bei den übrigen 45 Hss.,
deren Zugehörigkeit zweifelhaft ist. Es gibt Fülle darunter,
wo der corvinische Ursprung nicht unwahrscheinlich, aber
durch die derzeit vorliegenden Angaben nicht erweislich ist,
es sind andere, wo zwar eine Möglichkeit, aber keinerlei Wahr-
scheinlichkeit besteht. Gering ist die Wahrscheinlichkeit auch
bei den meisten hier aufgenommenen Exemplaren von Werken,
die Matthias gewidmet wurden; vgl. 22, 45, 49, 52, 61, 108,
118, 159. Nur bei 3 Hss. (3, 23, 89), die 1686 erbeutet wurden,
und bei 2 (147 u. 161), die Lambeck 1666 in Ofen erhielt, ist
noch ein Fragezeichen beigesetzt. Wo sich aber die Voraus-
setzung, die zur Zuweisung geführt hat, als nichtig oder irrig
erweisen läßt, oder wo die Unmöglichkeit z. B. durch eine
(bisher übersehene) spätere Datierung offenkundig ist, wird
di6 Hs. ohne Nummer angeführt.
Ebensowenig habe ich Hss., deren Inhalt mir unbekannt
ist oder deren Vorhandensein (s. Mainz) nicht feststeht, eine
Nummer gegeben. Dies ist auch in Betracht zu ziehen, wenn
man die Zahl von 120 sicheren Corviniani mit denen von Fraknoi
(134) und im Pallas-Lexikon (145) vergleicht; s. Budapest, Na-
tionalmuseum nach Nr. 21 (4 Hss.), Archiv in Florenz, PrivatbibL
in London, Modena nach Nr. 80 (3), Universitätsbibl. in Padua,
Venedig (nach 140), Wernigerode. Ferner werden bei Cz. 3 Hss.
österreichischer PrivatbibL mitgezählt (Lambach, Breviar vom
Jahre 1487?, Melk?, Missale der fürstlich Liechtensteinschen
Bibl.?, vgl. MK XV 34). Andere Hss. seiner Liste sind im fol-
genden Verzeichnis ausgeschieden: Escorial, Mailand (nach 64),
Beiträge zur Handschriftenkunde. I. 13
Paris 7239 oder eracheinen doch unter den zweifelhaften: 34 — 36,
56, 100, 115—118, 159, bei Wien sind 26 fettgedruckte ZiflFern,
während Cz. 30 sichere Corviniani ansetzt. Bei Cz. fehlen da-
gegen 27, eine Hs., die man streng genommen der Bibl. der
Königin Beatrix und nicht der Corvina zurechnen kann, ferner
37,41, 104, 142, vgl. auch die Schloßbemerknng zur Lauren-
ziana und 158. Auf die griech. Hs. 128, die bei Cz. unter den
lat. genannt wird, werden wir bei Wien aufmerksam machen,
zumal es außer dieser nur noch eine griech. Hs. gibt (Nr. 60),
die als corvinisch (durch den Einband) beglaubigt ist.
Über Wappen und Einband ist noch einiges vorauszu-
schicken. Die verschiedenen Formen des Wappens,^ über die
am besten die in jedem Falle angeführten, oft farbigen (und
wenigstens zum Teil leicht zugänglichen) Faksimilia orientieren,
sind nicht geschieden. Es schien mir von geringer Bedeutung,
ob das Wappen nur je zweimal Altungarns rot-weiße Balken
und den bömischen Löwen oder rechts oben das (meist aus
einem grünen oder goldenen Dreiberg hervorbrechende) sil-
berne zweiarmige (Patriarchen)kreuz (Neuungam), bzw. links
unten drei gekrönte goldene Leoparden im blauen Feld auf-
weist. Dagegen ist das MA zu beiden Seiten des Wappens
(Matthias Augustus) immer angegeben; in einem Falle (2) steht
es neben dem leeren Wappenschild. Der Herzschild mit dem
Raben, der einen Ring im Schnabel hält, wird zwar nicht beim
Titelblatt, wo er häufig ist (schwarzer Rabe auf blauem Grunde,
bei Attavantes-Hss. blau auf Silbergrund) erwähnt, wohl aber
in den seltenen Fällen^ wo er auch auf dem Einbände erscheint.
Die Einbände sind namentlich bei den Wiener Hss., die ich
selbst gesehen habe, etwas genauer behandelt, der cha-
rakteristische Titel in Majuskelbuchstaben (meist oben auf
der Rückseite) Samt- und Seiden-Einbände sind bei Wolfen-
büttler Hss. erhalten, ein Seidenband auch bei Nr. 109; für die
^ Vgl. auch den Vind. lat. 8621, eine ron AdamoB RajcsÄny de Eadem
(ad Cameram Regiam Hongaricam constitntas Archivarins) dem Groß-
herzog Franz von Lothringen, wie es scheint, bald nach der Geburt
Josefs gewidmete Sammlung von Apographa diplomatum familiae Cor-
Ttnianae (12 fol.). Codex, sagen die ,Tabttlae', a calligrapho exaratus
figuris imaginibus sigillis delineatis omatus est. Am Beginne steht ein
Bild des Matthias (Vergrößerung aus einem Siegel).
14 VI. Abhandlung: Wein b er g^er.
Stanzen der Lederbände vgl. die za 158 angeführte Notiz von
Hermann ; der auf ein ungarisch geschriebenes Werk von
G. Rath; Magyarorszagi könyvtäblak a tört^nelmi kidblit^on.
Budapest 1897, 34—39 verweist, und MK N. F. V (1897) 250—
265. XIII 314 — 324. Das ungarisch-böhmische Wappen auf dem
Einbände beglaubigt eine Anzahl von Bänden (darunter die beiden
eben erwähnten griech.), denen im Innern, weil sie entweder
nicht für Corvin geschrieben oder später ihres Titelblattes be-
raubt wurden, das Wappen fehlt. Goldschnitt mit eingepreßten
Guirlanden, Rosetten und Würfeln (häufig in verschiedenen
Farben) ist natürlich auch in anderen Bibl. jener Zeit üblich
gewesen, ebenso das Aufschreiben des Titels auf dem Längs-
schnitt. Einen Anhaltspunkt kann es aber doch bieten, wenn
Hss., die von glaubwürdigen Gewährsmännern als corvinisch
bezeichnet werden, neu gebunden wurden und dabei ein der-
artiger Goldschnitt erhalten blieb. Wo glaubwürdige Gewährs-
männer fehlen, müssen wir wohl darauf verzichten, Hss. wie-
derzuerkennen, die Matthias nicht bestellt, sondern fertig in
einem brauchbaren Einband angekauft hat. Der Fall scheint
bei griech. Hss. (die in dem nun folgenden Verzeichnis durch
* hervorgehoben sind) nicht selten gewesen zu sein. (Die
Namen der Übersetzer sind in Klammern beigefügt).
Wo über Material und Datierung nichts ange-
geben wird, handelt es sich um Pergament-Hss. des
15. Jh.
Agram, Bibl. der südslavischen Akademie der Wissen-
schaften und Künste.^
1 (19) Hilarius Pictaviensis de trinitate; vgl. MK II (1877)
349 f. (Ex libris loannnis Comitis Draskovich).
Berlin, königliche Bibl.
V. Rose^ hält anscheinend 6 Hss. fUr Corviniani: 304,
486, 1006, 1019 (wertvolle Vorbemerkung), 1025 und (die im
Index fehlende) 1030. Höchst wahrscheinlich ist dies bei
^ Bohatta- Holzmann, Adreßbuch der Bibl. der Osterr.-ungar. Monarchie
(Schriften des Osterr. Vereins für Bibliothekswesen I. Wien 1900), Nach-
trag 8. 539 konnten keine nähere Auskunft über diese Bibl. erlangen.
Für Bilderhss. (aus dem Besitze der Este) vgl. Jahrb. der kunsthist.
Samml. des AUerh. Kaiserh. XXI 117.
* Verz. der lat. Hss. H (H88.-yerz. d. k. Bibl. zu B. XHI) 1901—1906.
Beiträge zur HandBchrifteukunde. I. 15
2: 1006 (lat. fol. 199), einer Sammlung von Reden aus
lat. Geschichtschreibern (Livius, Curtius, Sallust), die von Rose
ins 16. Jh. gesetzt wird, nach der Bemerkung S. 1311a aber
wohl auch dem 15. angehören kann. Die Hs. zeigt die Buch-
staben M und A, die oben S. 13 als Kennzeichen vieler echter
Corvin-Hss. erwähnt worden sind, zu beiden Seiten des flir
ein Wappen leer gelassenen Raumes. Die Eintragung des 17.
Jh.: monasterii Strahoviensis catalogo inscriptus bildet keinen
Einwand^ da Corviniani — wahrscheinlich als Kriegsbeute —
nach Prag gelangt sind. Stammt diese Hs. wirklich aus der
Bibl. des Königs Matthias, so wären die am Rande eingetra-
genen Lesarten daraufhin zu prüfen, ob sie von der Hand
des Vitez herrühren können; vgl. zum Vindob. 11.
Dagegen sind 1019 (lat. fol. 28; Sueton) und 1030 (lat. fol. 52;
Agathias, de belle Gothorum) zweifellos Hss. der aragonischen Bibl.
Rose stützt seine Zuweisung an die corvinische Bibl. darauf, da^ das
Wappen außer vier roten Stangen (pali) im Goldfelde (Aragon), goldenen
Lilien (bei Rose steht Linien) im blauen Felde (Neapel) und dem gol-
denen Kreuz im Silberfelde (Jerusalem) Ungarns dreistreifigen Gürtel von
Rot und Silber aufweist, also ein ungarisch-aragonisches sei. Aber dieser
Teil des aragonischen Wappens begegnet uns lange vor der Vermählung
des Matthias mit Beatrix von Aragonien (1476), da er von den ungari-
schen Anjous herrfihrt (vgl. Siebmachers Wappenbuch I 2 : Die Wappen
der außerdeutschen Souveraine. Nürnberg 1837. T. 56, 2 und 57, 1 mit
der Erläuterung S. 26). Hss., die das Wappen der Beatrix mit dem des
Corvinus vereinen, wie das Wiener Exemplar des Agathias (82) zeigen
Ungarns rot- weiße Balken zweimal, sowohl im aragonischen als im corvi-
nischen Wappen. Zufälligerweise ist auch das Exemplar, das Christo-
phorns de Persona, der Verfasser der Agathias-Übersetzung, dem König
Matthias widmete, erhalten (Monac. 294). Das Berliner Exemplar war
also Ferdinand von Aragonien gewidmet und es trägt auch die Bezeich-
nung Alistorigi VI. Das ist aber die charakteristische Signatur der arago*
nischen Bibl., worauf wir bei Wiener Hss. zurückkommen.
Solchen Beweisen gegenüber kommt Spanheims Angabe (in seinen
hsl. Excerpta ex nobilissimis bibl. totius Europae) nicht in Betracht.
Ebenso zeigt die Sueton-Hs. , die am 25. Juni 1477 zu Neapel von An-
tonio Sinibaldi für Johann von Aragonien (den 1485 verstorbenen Bruder
der Beatrix) vollendet wurde und sich später nach einer Eintragung auf
dem Pergament -Vorsatzblatt (wohl des 17. Jh.) in der Bibl. ducis de
Altaemps befand, daß auf die Angabe des alten Berliner R. von La Croze
(vgl. J. 0. C. Oelrichs, Entwurf einer Gesch. d. k. Bibl. zu B. 1732, 118:
16
..K, nndensi) und Bei, Notitia Hung. nova III - Wien 1737
^UtuB e bibL ^"°^.^^^ p^^jj entfÄllt zugleich jeder Grund, 304 (theol.
^390 kein rerl J^ corvinisch zu halten.
Wieder Sueton, kam auch 1026 (lat. fol. 25: MarcianuB Capella,
d coDBoJ.) AUS dem Besitze dea klevischen Kanzlers Daniel Wei-
die Berliner Bibl. Die Hs. war vorher im Besitze eines Arztes
Brüir^e (ez libris Danielis Palantii) und seines Elrben (Arnold von
Mecbelen); auch bei dieser sehe ich keinen Anhaltspunkt für corvini-
»chen Ursprung.
(3?): 486 (theol. fol. 160; Thomas Walensis super X libros
Aagustini de civitate Dei, aus Spanheims Bibl.) gehört zu der
oben erwähnten Gruppe von Hss., die 1686 bei der Eroberung
Ofens erbeutet wurden.
Besannen, Bibl. publique.
4 (104) 166: Dionysius Areopagita von Franciscus pres-
byter Florentinus geschrieben (31. September 1457) zeigt zu
beiden Seiten des Wappens die Buchstaben M und A. Die
Hs. kam aus Konstantinopel nach Wien, dann wahrscheinlich
durch Qranvella nach Besangen.
Der Verf. von G D XXXII und U. Robert , Note snr divers mss.
de Mathias Corvin conserves a la bibl. de B. (Congrös international des
bibliothecaires tenu a Paris du 20 au 23 aoüt 1900. Proc^s-verbaux et
memoires publies par H. Martin. Paris 1901) 185 — 187 ziehen noch
mehrere andere Hss. heran. Aber bei 170 (Lactantius) und 838 (Livios
XXI — XXXII) war wieder nur das aragonische Wappen bestimmend ,
bei 431 (pseudoaristotelisches Secrctum secretorum)^ und 843 (Caesar)
wird nur eine Ähnlichkeit des Einbands ins Treffen geführt, 631 (Cicero
in Verrem) hat der Bibliothekar Coste (zur Zeit der französischen Revo-
lution), soviel ich sehe, ohne Angabe von Gründen für corvinisch erklärt.
Somit bleibt nur
5: 481 Joannes RegiomontannS; Tahulae primi mobilia
mit einer an Corvinus gerichteten Vorrede. Der Einband zeigt
nicht nur das jagellonische Wappen, wovon oben die Rede
war, sondern auch den charakteristischen Titel: Le plat supe-
rieur est dominS par un titre gothique en or ainsi con^tLz
llrimum JlloMle.
* Diese Hs. vermisse ich in dem von Diels hgg. Vera, der Hss. der antiken
Ärate. Philos.-histor. Abhandl. der k. preuß. Akad. 1906 I, S. 19, wo eine
Reimser Hs. (367) mit ganz ähnlichem Titel angeführt wird.
Beiträge zur Handschriftenkunde. I. 17
Attch die griech. Papier -Hss. 480 (Ptolemaeus) und 846 (Dio
Cassius), die wohl ins 16. Jh. gehören (vgl. Mnemosyne N. S. XIII
[1885] 343, Wien. S.-Ber. CLVII, VI 5) , worden von Coste als cor-
vinisch bezeichnet.
Bologna wird allerdings kaum eine Ausbeute an Corvinianis liefern;
es scheint aber zweckmäßig, den Sachverhalt darzulegen. Dabei ist von
dem Werke auszugehen , das den Titel fährt: Elenchus librorum orientalium
mss. videlicet graec. arabicorum persicorum turcicorum et deinde hebrai-
corum ac antiquorum latinorum tum mss. tum impressorum a domino comite
Aloysio Ferdinando Marsigli, sacrae Caesareae majestatis camerario^
pedestris legionis tribuno et vigiliarum campi generali partim in ultimo
hello Turcico et partim in itinere Constantinopolim suscepto collectorum
coemptorumque opera Michaelis Talmanni. (Wien 1702). In Ottinos
und Fumagallis Bibl. bibliographica Italica (Nr. 2648) wird angegeben,
der 2. und 3. Teil seien nie erschienen. In dem £xemplar der Wiener
Hofbibl. folgt auf den 1., die griech. Hss. behandelnden Teil ein geschrie-
bener 2., der den hebräischen Kodizes gewidmet ist, der 3., der die lat. Hss.
verzeichnen mußte, fehlt allerdings, der 4. bietet arabische, der 5. per-
sische, der 6. türkische Werke. Die Angabe in ultimo hello Turcico ist
spezialisiert bei Quincy, M^moires sur la vie de M. le Comte de Marsigli^
IV (Zürich 1741) 102, wo auf ein Verz. der arabischen, türkischen und
persischen Schriften die Worte folgen : Je nai rien ajouU ici des Notes sur
les livres Chrecs et latins qui se trouvhrerU au m^tne ptllage de Bude et
qui sont nianmoins dans la mimt armoire de la Bibl. de V Institut. Von Hss.
der Gorvina ist nirgends die Bede. Das Verz., aus dem L. Frati, Della
bibl. Corvina. RivistaIV 7 — 16 in dankenswerter Weise die Hss. heraus-
gehoben hat, ist das auch bei Pflugk veröffentlichte ; diese Hss. waren also
nicht in Marsiglis Besitz und sind in Wien, nicht in Bologna zu suchen ;
vgl. MK V (1880) 170—173.
Marsiglis Hss. kamen zunächst an das von ihm begründete Institut
und später in die Universitätsbibl. ; Talmans Beschreibung ist so genau,
daß sich die griech. Hss- bei A. Olivieri (N. Festa, V. Puntoni) Indice
de codici greci Bolognesi.« Studi III (1895) 385—496. IV 365—378
^ -|- V. Rosen, Remarques sur les mss. du comte M. Rom 1885.
' Enthält auch die meist von Antonio Magnani herrührenden griech.
Hss. der SUdtbibl., femer die Qraeca der erzbischOfl. Bibl. (+ L. Frati,
Bibliothecae archiepiscopalis Bononlensis c. 1866) und des CoUegio di
Spagna (fttr lat. Hss. vgl. Archiv V 690, fftr griech. Hss. der Univer-
sitätsbibl. auch C. cod. astrol. IV 39). Die lat Hss. der Stadtbibl., die
ich 1893 besucht habe, sind weder der Zahl noch dem Alter nach be-
deutend (vgl. Archiv XU 576) ; das seit kurzem erscheinende -|~ Bulletino
della bibl. comunale di B. (Archiginnasio) soll auch K. enthalten.
Sitzimpber. d. phU.-hist. Kl. 159. Bd., 6. Abh. 2
18 VI. AbhandiuDg: Weinberg er.
bestimmt nachweisen und somit die dort fehlenden Provenienzangaben
nachtragen lassen.^ Wenn einmal ein entsprechender K. der lat. Hss. der
Universitfttsbibl. , die gleich den griech. zumeist aus S. Salvatore
stammen, abgefaßt wird,' kann vielleicht die Zahlenreihe selbst einige
Anhaltspunkte bieten.
Breslau, Stadtbibl.
(6) 492* *Horologium, mit der Eintragung: Hunc K-
bellum lo. Langus consequuttis est ex reliquiis BibL Mathiae
Corvini regis Pannoniae regnante Ludomco Wladislai filio Pan-
noniae et Bohemiae rege anno domini 1524. Derselbe Johann
Lange wird uns bei der Wiener Kikephoros-Hs. beschäftigen;
da diese aus dem Besitze eines Bischofs namens Dudith stammt,
sei hier erwähnt, daß eine Breslauer ^Demosthenes-Hs. (19)
nach Passow (bei A. W. J. Wachler, Thomas Rehdiger und
seine Buchersammlung. ^ 1828 S. 42) im Besitze von Andreas
» B. 3567 = M. XIII. 3569 = Xn. 3660 = IH. 8661 = VIII. 3564 =
IV. 3568 = IX. 3629 = I. 3630 = V. 3631 = H. 3632 = XVI. 3633
= Vn. 3634 = VI. 3635 = X. 3636 = XL 3637 = XV. 3638
== XVIII. 3643 -f 3644 = XIV. Es fehlt M. XVII, ein aus 24 Blät-
tern bestehender Papierkodex: rä^tig nQWToxa&e&Q^ag t&v ^iwräriov
naTQiaQx^v xal fitjTQonöli^s al dnotai cÖQ^axovrcci rf^v ai^fifQOv xrl.
f. 1*» arifiutaaug ort rivhg &nb iniffzöntov iyCvovto fjLrftqonolXxai. f. 3»
dQX^T^^ff^onal KtovaravTivovnöXitog. ni^l noToi r&v fiijTQonohjtüv ?;|f(Wflr*
tijv ar^fii^ov imaxonäg. f. 4^ ntQl noXoi r. fi. Xiyovrai ijni^rifioi xai
f^uQXoi xal noToi i^niQjifioi fidvov. f. 11** yQ&fifia önov SCSitr 6 narqt-
dQXvig ' . ifg äXlo(pvXov Srctv ßaTtriad'TJ, f. 12» i) juaQTVQfa tov nviVfia-
rixov nctTQÖg usw. (Formulare für Briefe des Patriarchen Yon Jerusalem).
' Wir sind noch immer auf Montfaucon I 431, Serap. XXVII (1866) I.
B. 105, 113, 121 (ohne Index) angewiesen; Tg\. die orientierenden An-
gaben von Frati, Rivista II 1—6 und (I codici Trombelli) V 65—76.
Einige ältere patristische IIss. sind herausgehoben Statistica I 1, 144
und Bibl. govern. 271, für Bilder-Hss. nenne ich F. Malaguzzi-Valer i,
La miniatura in B. del XIII al XVII sccolo. Arch. stör. It. 5. Ser. XVIII
242—315 und füge daran L. Frati, I corali della basilica di S. Petronio
in B. 1896.
' Vgl. C. codicum graec. qui in bibl. urbica Vratislayiensi adservantur,
Accedit appendix, qua gymnasli regit Fridericiani Codices graeci de-
scribuntur. 1889 und oben 8. 8.
* Außer Wachler, der die Klassiker-Hss. verzeichnet, vgl. für lat. Hss.
der Stadtbibl. (Elisabethana, Rehdigeriana; auch die Bibl. der
Kirche Maria Magdalen«^ wurde einverleibt) O. Krants, Memorabilia
bibl. Elisabethanae. 1699, 83, Archiv XI 707. Der diesen Notizen zu-
grunde liegende hsl. K. setzt Hss. des 11. n. 13. Jh. ins 16. (vgl. Peipers
Beiträge xux Handsehriftenkande. I. 19
Dadith war (qui postquam episcopatu Quinqueecclesiensi se ab-
dicavit Vratislamtie degit).
BrBssel, königl. Bibl.
7 (100) 9008: Missale, von der Statthalterin Maria, der
Schwester Karls V. und Witwe Ludwigs IL von Ungarn, nach
Br. gebracht. Die Beschreibung bei van den Gheyn, C. des
mss. de la bibl. Royale de Belgique (I 449) ist abgedruckt
MK N. F. Xn (190Ö) 369—371; Abbild. 3—6, Proben bei
Praknoi S. 297.
Bndapest.
8 (16) Akademiebibl.! Cod. lat. 8« 2: Ludovici Car-
bon is dialogus de laudibus rebusque rgestis Mathiae regis (vgl.
literarhist. Denkmäler II — 1890 — IX f., 185—215).
9 (3) Nationalmuseum 121: Augustin de civ. Dei (ge-
schrieben von Petrus Middelburg de Zeelandia).
10 (1) 160: Curtius (1467 geschrieben von Petrus Cen-
ninius; Faksimile des Einbandes bei Cz., farbiges F. bei
Beöthy 106).
11 198a: loannis Scholastici opera (Finivi legende et si-
gnando die 26. Sept. 1470 lo. s. MK III [1878] 198 und LB
II 116).
13 (5) 234: Polybius (Nicoiao Perotti).
13 (6) 241: Plauti comediae XX (Inhaltsverzeichnis von
Gianozzo Manetti; MA).
14 (2) 257: Sallust.
Praefatio za Boetins de consol. S. XIII a. XIX). A. G. E. Th. Henschel,
C. codicnm medicomm et physicoram, qui mss. in bibl. Vratislavien-
sibos asservantnr. 1847 beriicksichtigt sowolil die Stadt- als auch die
Universitätsbibl., für welch letztere wir auf allgemeine Angaben bei
Staender, Die Hss. der k. u. Universitätsbibl. zu B. Z. d. Vereins f.
Gesch. u. Altert. Schlesiens XXXIII (1899) 1—66 angewiesen sind; vgl.
Archiv XI 699, W. Molsdorf, Z. f. n. t. W. XXIV (1904) 240 (ins 8.
oder 9. Jh. gesetzte Deckblätter einer theologischen aus Sag an stam-
menden Hs. des 16. Jh. enthalten Fragmente einer älteren lat. Bibel-
abersetzung), -|-Verz. d. Schausammlung der k. u. Universitätsbibl. zu
B. 1906 (DLZ 1906, 1867). — Für eine Hs., die aus Breslau nach
Skokloster (Stockholm) gelangte, s. Burdach, Abh. Berl. Akad. 1903, S. 59.
» Signatur nach Ung. Rev. XII (1892) 347 ; die übrigen dort erwähnten
Hss. sind von geringer Bedeutung: Breviar XV, lustiniani institutiones
XIV, Plutarchi vita Gracchorum XV; bei Senecae proverbia und bei
ewei miniierten Hss. wird kein Alter angegeben.
2»
20 VI. Abhandlung: Weinberger.
15 (4) 281: Georgii Trapeznntii rhetorica.
121, 234, 241 nnd 281 sind Geschenke Seiner Majestät
des Kaisers Franz Joseph, dem diese Hss. 1869 bei einem Be*
such Konstantinopels vom Sultan — in mehrfach beschädigtem
Original-Einband — tiberreicht wurden. Ebenso kamen auf
Befehl des Kaisers 1891 zwei Corviniani, die 1847 aus Modena
nach Wien gebracht und seit 1869 in der Wiener Hof bibl. auf-
bewahrt worden waren, ans Nationalmuseum (MK XVI [1891]
81—116, 232—263 mit Faksimilien, Ung. Revue 1896, 632):
16 (24) Hieronymus in epistolas S. Pauli (Vind. 13697,
Abbild. 11, 12).
17 (23) Chrysostomus in epist. Pauli ad Timotheum
(Vind. 13698).
Die Hs. 198a wurde 1873 von Ludwig Farkas geschenkt;
später wurden noch andere Hss. erworben, die nebst den schon
genannten (deren Signaturen MK N. F. III 372 zu finden sind)
in Bohatta-Holzmann S. 391 verzeichnet werden:
18 (78) loannis presbyteri Damasceni sententiae a Bur-
gundione Pisano traductae. Anselmi archiepiscopi monologium
.... de fermentato et azimo, de voluntate triplici vel de simi-
litudinibus, de conceptione virginali aus der Bibl. Trotti, auf
die wir bei Mailand zurUckkommen (farbige Reproduktion des
Titelblattes bei Beöthy 102).
19 Domitius Calderinus, Comment. in luvenalem, epistulam
Sapphus usw. (vgl. MK XIII [1888] 157 mit Faksimilien).
20 Cyrill adversus haereticos (Georg. Trapezunt.) 1897
vom Landesmuseum in Serajewo durch Tausch (MK N. F.
VI 7, 250 f.).
31 Victorini Commentum super Rethoricis (so) Ciceronis
aus der Sammlung Gustav Emichs (MK N. F. XIII [1905]
376 f.), 1476 von Vitez in Hermannstadt emendiert (Faksimile
dieser Eintragung und des Titelblattes bei Beöthy 100); als
corvinisch wird die Hs. durch den Einband erwiesen (+ Auk-
tionsk. Cohn. Berlin 1886 Nr. 374, MK XI 1—7).
Somit haben wir 13 Corviniani des Nationalmuseums kennen
gelernt. Cz. gibt aber im Pallas-Lexikon (wo 20 und 21 nicht
mitgerechnet sind) 15 Hss. an. Nun gehören allerdings der Samm-
lung Jankovich, der die Nummern 160 und 257 entstammen,
Hss. an, die in einer gewissen Beziehung zur Corvina stehen.
BeitrSge zur Handschriftenknnde. I. 21
(22) Petrus Ransanus (Ord. Praed., Gesandter Ferdinands IL
von Neapel)^ Epitome Reram Hungaricarum. Das Werk sollte
Matthias überreicht werden (Ung. Revue X 573 ff.; Schier S. 78
bezweifelte dies), wurde aber erst nach 1490 fertig, so daß das
Wappen des Matthias mit dem Wladislaws übermalt wurde.
Als die Hs. von einem Verwandten des Ransanus, Johannes
von Palermo, an den Erzbischof von Gran, Thomas Bukacs,
kam, trat an die Stelle des Wappens der Beatrix das des
Erzbischofs.
Gregory, Textkritik I 147, Nr. 78 erwähnt eine griech.^ Evan-
gelien-Hs. XII, die aus der Corvina stamme, Budik S. 54 eine LiviuB-Hs.
des 12. Jh. mit der Eintragung: Dono accepi Bude. I. Brassicanus. Der-
artige Eintragungen finden sich in mehreren Wiener Hss., deren corvi-
nischer Ursprung sicher oder doch wahrscheinlich ist. Aber eine Livius-
Hs. ist weder bei Bohatta- Holzmann noch im Archiv f. Phil, und Pädag.
V (1839) 591, wo Hss. der Sammlung Jankovich verzeichnet werden,
erwähnt. Einer anderen Jankovich-Hs.
(23?) Cicero de fin. mit dem Vermerk: Anno domini 1686
17a 7 bris occcuione recuperatiane arcis Budensis hie Über
manuscriptus Ciceronis ex famigeratissima beatae olim remini'
scentiae Regia Hungariae Matthiae Corvini bibliotheca per me
Martinum Hajnal inclyti Cottus Comariomensis iurassorem et
generalem dicti Cottus perceptorem in memoriam eiusdem foeli-
cissimae recordationis regis est translatus spricht Cz. MK II 49
den corvinischen Ursprung ab. Sie gehört zu der Gruppe der
1686 in Ofen vorgefundenen Stücke.
Auch zwei Corviniani, die im Lit. Anzeiger 1797 S. 314 als im Be-
sitze des Grafen Teleki befindlich genannt werden (TihuU*, Catull, Tibull,
Froperz) wären im Nationalmuseum zu vermuten.^ Ferner besitzt das
Museum außer der oben S. 7 erwähnten Rannusius-Hs. einen Kodex, der
aus Abschriften von Corviniani besteht. Er befand sich (vgl. Fraknoi,
MK N. F. IX [1901] 337—348) im 17. Jh. im Jesuitenkollegium zu
Agen, kam dann nach Che Itenham, endlich aus der Sammlung Em ich
nach Budapest. Er enthält 1) Thesaurus ad versus baereticos s. Cjrilli a
Georgio Trapezuntio traductus cum dedicatione ad Alpbonsum regem Ara-
goniae (am Schlüsse vermerkt Antonio Surriano, der 1512 — 1516 Ge-
sandter der Republik Venedig bei Wladislaw war: absolvit hanc scripiuram
^ Eine griech. Oribasins-Hs. XVI Berl. Abhandl. 1906 I 70.
' Abel erwähnt S. 570 eine Hs. von Catull, Tibull, Properz, 572 einen
Saeton, 575 einen Florns-Kodex.
22 VI. AbhftDdlnng: Weinberger.
Ludovicus Marescalcua Bononiensis die XX VIII Martii MDXIII legacionia
mee anno secundo agens Bude apud serenUsimum Wladislaum), 2)S. Basilii
de divinitate filii et Spiritus sancti adversus Eunomium a Georgio Trape-
zuntio traductus/ eiusdem ad Amphilochium Iconiensen de spiritu sancto
(Faksimile der Schlußbemerkung: Explicit fodiciter. Die vero XXII od.
MDXIII ego Ä(nioniu8) S(urrianus) D(octor) pro iUu(8tri88imo) d(omino)
d(uce) V(enetiarum) apud (serenisaimum) \Vladi8laum Ungarie et Boemie
regem oraior scribere explevi legacionis mee anno secundo ex aatis depravato
exemplari (in der Umschrift steht codice), quod in regia bibl, habetur). Auf
3) Aegypti Alexandrini opera (f. 206 — 215) folgen die Worte: Äe-
gyptu» Alexandrinus explicit. hunc librum eomplevi acribere die prima De-
cembris MDXIII Bude. FuU autem habitum et tranaumptum ab exemplari
quodam habito in libraria regia et hunc librum aequitur aUua Über LactamU
Firminiani de ira et de furore Dei. et ego quia libeüua hie iacet Hne titulo
ignoraveram, cuiua auctoris fuerit iatud Aegyptü Philoaophi, ai ipaiua Lac-
tantii vel alteriua. intus est tamen appoaitum: Aegyptua Alexandriniu explicit.
(Es dürfte also schon damals, wie es bei vielen Gorviniani der Fall ist,
das — wahrscheinlich schön verzierte — Titelblatt herausgerissen gewesen
sein). 4) Augustinus de spiritu et anima.
Das Original von 1 haben wir eben kennen gelernt: Nr. 20, das
von 2 ist in Wien erhalten (831), 3 und 4 erscheinen verbunden in einer
Raaber Papier-Hs., als deren Inhalt angegeben wird: Boetius quomodo
trinitas unus deus, Augustinus, Enchiridion, Aug. de fide ad Petrum.
Aegyptus Alexandrinus latine con versus a. sancto viro Ambrosio monacho
Floren tino. Augustini Über de spiritu et anima. Das kann, da ja Lac-
tantius nicht vorkommt^ kaum das Original sein, sondern wieder eine Ab-
schrift. Daß diese auch das Enchiridion enthält, erhöht für eine Graner
Hs. dieses Werkes einigermaßen die Wahrscheinlichkeit corvinischen
Ursprungs.
Die Budapester Universitätsbibl. erhielt 1877 vom
Sultan* 35 Hss., die an der Spitze des *C. codicum bibl. Uni-
^ Eine Abschrift desselben Originals dürfte der Angost. 4, 7, 4<* sein, als
dessen Vorbesitzer im Wolfenbüttler K. Joan. Wil. Baro a Schelm-
kircben (Scheimkirchen ; vgl. 20, 1 Aug. 4° Joan Wel Baro a Schenn-
kirchen [Schönkirchen, Johann von SchOnkirchen war nm 1519 ober-
Österreichischer Kanzler]), Johannes Gremperius (vgl. 8. 7), Philippas
Gandelius (vgl. unten 8.62) und Johannes Ambrosius (so) Brassi-
canns (s. 8. 8 f.) angegeben werden.
« Für die »Seraibibl. in Konstautinopel vgl. Philol. V 768, IX 582,
XLII 167, Archives des misslons scientifiqnes 2. 8er. II (1865) 496, MK
1877, 146—157, LB II 564, Hermes XXIII 219, 622, Nuova Antologia
16. Juli 1907 8.314—320 (Mnnoz, Nella bibl. del serragUo); eine Re-
Beitrfige sar Handschriftenkunde. I. 23
versitatis Badapestmensis^ (Pest 1881; von A. Szilaghy, auch
mit angarischem Titel) stehen. Vorher wurden sie von Cz.
sehr ausführlich MK 1877, 157—218, kurz im N. Anz. 1877,
an, 348 beschrieben, ferner von A. Török, XXXV Hss. Ge-
schenk des Sultans Abdul Hamid IL 1877 und von Heinrich.
Die Hss. wurden nicht im Original-Einband überbracht, sondern
auf Befehl des Sultans neu gebunden^ aber Wappen und De-
koration erweisen 10 Hss. als unzweifelhafte Corviniani:
34 (7): 1 Theophrast, bist, plant. (Theodorus Gaza). Ves-
pasianus librarius Florentinus fecit fieri Florentiae; farbiges
Faksimile im Pallas-Lexikon.
35 (8): 2 Cicero in Verrem.
36 (9): 3 Clementis papae itinerarium (Rufin); nach dem
K. mehrfach von loannes de Zredna (Vitez) korrigiert.
37 4 Curtius (mit dem Wappen der Beatrix, weshalb Cz.
an der Zugehörigkeit zur Corvina zweifelt; oben S. 13).
38 (10): 5 Eusebii chronica ab Hieronymo traducta.
39 (11): 6 Eusebius de evang. praepar. (Georg. Tra-
pezunt.) MA.
30 (12): 7 Script, bist. Aug. Cornelius Nepos (im Kodex
Aemilii Probi). Aurelii Victoris (Plinii Secundi) liber illustrium
virorum. MA.
31 (13): 8 Silius. MA.
33 (14): 9 Tacitus, Ann. Hist. (MA). lo. Ar. Legi trans-
currendo a. 1467 sed mansit inemendatus.
33 (15): 10 TertuUian adv. Marcionem (MA). Finivi trans-
currendo Nitrii die H lunii 1468. Emendare bene non potui
propter inemendatum exemplar.
Von den übrigen 25 hat Cz. wegen ihrer an die Corviniani
erinnernden Ausstattung (für den eigentümlichen Goldschnitt
s. oben S. 14) als wahrscheinlich corvinisch angeführt:
(34): 11 Caesaris commentar. libri XIV (Marin us Torna-
cellus scribi fecit amicis aeque ac sibi. Angclus scripsit; vgl.
Vind. 301 [Cicero]: M. T. scripsit amicis aeque ac sibi).
prodaktion des Oktateuchs ist für den 12. Band der Nachrichten (IzyS-
Btija, Bnlletin) des rass. arcb. Instituts in Konstantinopel angekündigt
(DLZ 1907, 2887).
^ Auf eine griech. Hs. kommen wir bei Prag 1656 zurück.
24 VI. Abhandlang^: Weinberger.
(35): 12 Panegyrici veteres (Plinias, Mamertinas, Eu-
menias, Nazarias, Pacatus).
(36): 13 Saeton (1484 17 Aognsti in dicionem regis
Mathie per longam obsidionem tandem venu ajhel imperialis
c. Anstrie [Wiener Neustadt]).
Fischer vermutet ferner, daß 4 Kodizes mit der Aufschrift
Franciscus Sforza Mediolanensium Dux Pompp. (Festus, Gabr.
de Concorezio fabulae cum allegoriis noviter repertae, Script,
bist. Aug. und Vitruv) yielleicht, als Galeotto Sforza 1488
nach einem vollständigen Festus fragte^ und die Antwort er-
hielt; die Bibl. besitze nicht einmal einen Auszug aus Festus,
nach Ofen geschickt worden seien. Auf die übrigen Hss., die
zum Teil ganz andere Wappen aufweisen, glaube ich um so
weniger eingehen zu sollen, als eine ausreichende Beschreibung
derselben a. a. O. bequem zugänglich ist.
Cambridge, Trinity College.
37 Galeanus O 4, 4 (Nr. 1235 im 3. Bande des K. von
James) Livius I — X. MA. Im 15. und 16. Jh. im Besitze des
schwäbischen Adelsgeschlechtes Bubenhofen;^ enthält ein Epi-
taphium Mathie novissimi Ungarorum regis:
Mathias iaceo rex hac sub mole sepultus;
testatur vires Austria victa meas.
^ (G. d*Adda) Indag^ini storiche artistiche e bibliografiche sulla libreria
Viscontea-Sforzesca del castello di Payia, Mailand 1875, 143.
Weitere Literatur über diese Bibl., deren größter Teil nach Paris kam
(vgl. Dresden, Mailand, Wien Fideikommißbibl. 477: Vergil), Bnrsian
XCVIII 212—216 (216 besieht sich auf eine ital. Hs., eine solche wird
auch in der Bürgerbibl. in Lasern nachgewiesen (Petrarca e la Lom-
bardia. Mailand 1904, S. 203J; vgl. noch ~\- L. Arrigoni, Notice sar 25 mss.
ayant fait partie de la bibl. de Pavie. Mailand 1883). In der Bibl. An-
gelica zu Rom befinden sich Hss. des Kardinals Sforza (Studi VI 167).
' Nobiliä ac »treiiuissimtu eques dominus lohanne* Ctupar de Bubenhoffen
(1496 Haupt der Ritterschaft am Neckar und Landmarschall des Herzogs
von Württemberg) donamt propter guam in me benevoUntiam michi hunc
e(ximijum et eLegantisaimum lihrum anno 1496 cUe 4^ menti* Oet, maresca-
latua 9ui officio tub ngiäo Ül(uatris9i)mi ducia Eberhard de Württemberg
et W(al)deck. — Liber itte »pectat (?) nunc (f) ad filium legilimum enudem
de Chreifen . . . qui nominatur kieronymu». — Obiil autem die . . . anno
1532. — Nobüi» d(omi)ii(ti)» de Qreyphen»tein d(onoJ d(editj nobili d(o-
mijno lo. Md. de Biiebenhofen anno 1530 (Hans Melchior von B., Sohn
des Hans Caspar, war 1548 Dekan und Vikar lu Costnits).
BeitrXge zar HandBchriftenkunde. I. 25
Terror eram . . . do, metait me Caesar nterque (mundo)
mors potuit tantum sola nocere mihi.
Cheltenhaiu ist ein für Hss. mit Vorsicht zu gebrau-
chender Ortsname. Die durch Zahl, Alter und Provenienz^
der Hss. gleich hervorragende Sammlung von Thomas Phillipps
wurde anfangs in Middlehill (+ C. librorum mss. in bibl. D.
Th. Ph. Typis Mediomontanis 1837; die Auszüge bei Hänel
803—896, im Archiv f. Phil. u. Päd. VI 546. VII 594. VIII
437, 587 und im Serapenm 1862 I. B. 178, 185 sind wohl
durch die Bibl. Brit^nnica« I 2 [Wien. S. Ber. CXXVI, VI und
CXXVII, IX] überholt), später in Ch. aufbewahrt. Es wurden
aber dann nicht nur die Meermanniani zumeist an die Berliner
Bibl. und die aus belgischen Klöstern stammenden Stücke an
die Brüßler Bibl.,' sondern in mehreren Auktionen noch über
7000 Hss. verkauft. Wer die von Sotheby hgg. + Auktionsk.*
zur Verfügung hat, weiß, welche Hss. nicht mehr in Ch. (jetziger
Besitzer Rev. John Fenwick) zu suchen sind, weiß aber nicht,
wo sie sich befinden. Eine ist nach Budapest gekommen (oben
S. 21), eine andere taucht in Cambridge (Massachusetts)^ auf,
andere unter den Additional Mss. des Britischen Museums, in
> Erfurt, bibl. quaedam Francofurt. (Dr. Kloß, 8. CB XXIII 195, 3),
Marienfeld, Metz, Reichenau (H. Omont, Un ancien ms. de R. Bull. Soc.
nai. d. antiquaires 5. Ser. X [1889] 133), Tegemsee, Trier, Weingarten,
Weißenan, Agen (JesuitenkolL), Angers, Corbie, Fleury, Pontigny, Reims,
Royanmont, Tours (JesuitenkolL), S. Stefano in Fossa Nuova, Novalese,
S. Giustina in Padua, S. Giorgio in Venedig, Meteoraklöster, Celotti,
Chardin, Leander van Eß, Georgius Corinthlus, Lammens, Maffei, Nani,
North, Salviati, Speyer (Basel), Troß (Ahd. Gloss. IV 412).
' Vgl. auch P. Dnrrieu, Les mss. k peintures de la bibl. de Sir Th. Ph.
k Ch. Bibl. d. chartes XXVII 381—432.
' In der Bibl. Britann. mit f bezeichnet (Zusammenstellung der Nummern
am Schlüsse).
* Genaues Verz. derselben J S 1899, 318; vgl. CB XV 339. XX 480.
N. Archiv XXIII 265. XXVIII 758. Revue IX 160. Mämoires couroun^...
par Tacad^mie ... de Belgique. Collection in 8» LXIII 63 (Palat. 897
des Sueton, der als verschollen galt, wird von Arnos erstanden).
'^ £. K. Rand, A Harvard Ms. of Ovid, Palladius and Tacitus. The Ame-
rican Journal of Philology XXVI (1905) 291—329. Kollation von Heroid.
XXI 1 — 144 in 4" Transactions of the American Phil. Association XXXV
(1904) 128 (vgl. DLZ 1906, 148). ^ Eine «Bibel-Hs. dieser amerikani-
schen Bibl. bei Soden, Die Schriften des N. T. I (1902).
^6 VI. Abhandlung : Weinberger.
Manchester (Lindes. 124 = Phill. 11825), Oxford (Phill. 1026 =
Madan 32565; 9591=32535) und anter den Neuerwerbungen
der Pariser Bibl. (Revue XIII 189; keine für uns in Betracht
kommenden Hss.). Nach dieser längeren Vorbemerkung können
aus MK XIV (1889) 367 die Corviniani herausgehoben werden,
die sich in Ch. mindestens befunden haben:
38: 3010 Livius de secundo belle Punico von loannes
Franciscus de Sancto Geminiano geschrieben; vgl. unten Nr. 119
und 132.
39: 4361 Cyprian de iiabitu virginali, lapsis, ecclesiae
unitate usw. (vgl. die Bibl. Britannica, die zu 4360 Provenienz
aus der Bibl. Mac Carthy angibt; von corvinischem Ursprung
ist bei keiner der beiden ^ss. die Rede).
Dresden, königl. Bibl.
40 (49) D 115. CScero ad familiäres.
41 De 172 lustin; im K. von Schnorr von Carolsfeld I
(1882) heißt es: videtur fuiase Mathiae Corvini cuius insignia
in inferiore parte paginae primae sunt appicta,^
42 (48) R 28 m Rob. Valturii de re milit. libri XII. lo-
annes M. Cynicus fieri curavit. Dieselbe Eintragung gibt Wal*
laszky 89 f. (der behauptet, etwa 30 Hss. der kurfürstl. Bibl. zu
D. trügen den corvinischen Raben) wohl infolge einer Verwechs-
lung für einen Isidorus Hispalensis an. Bei A 79 s. XIII
(neuer Einband), der einzigen Isidor-Hs., die in den Indizes der
3 Bände des Dresdner K. vorkommt, weist nichts auf die Cor-
vina hin.
Erlungen, Universitätsbibl.'
*43 88. Xenophon, Kyrupädie s. XIII (neuer Einband)
war im Besitze des Baptista Quarino (vgl. phil. Woch. 1896,
952), des Obsopoeus (Liber Vincentii Obsopoei et suorum ami-
corum; faksimiliert bei Simonsfeld S. 539), des Gottfried Tho-
masius, von dem sie an die Altdorfer Universitätsbibl. gelangte
^ Der C. bibl. Woogianae aactionis lege Dresdae die XXVII Oetobris
seqq. MDCCLV distrahendae (Dresden u. Leipzig, Harpeter) enthält bei
Nr. 482 lastin (ms. nitidissime inscriptum literis initialibus deanratis
ornatnm) keine Provenienzangabe; die übrigen S. 696 — 600 yerseieh-
netcn Hss. sind für philologische Zwecke ohne Bedentung.
• J. C. Irmischer, Hss.-K. der k. UniversitäUbibl. zu E. 1862 (Altdorf, Ans-
bach [s. oben S. 10, A. 1], Bayreuth, Heilsbronn, Lorsch, Trew).
Beiträge cur Handscbriftenkande. L 27
(vgl. Murr, Memorabilia bibl. publ. Norimberg. et univers. Alt-
dorf. III 45). Nach SimoDsfeld kann man diesen Kodex im
Hinblick auf das Zeugnis des Joachim Camerarius (des Alteren)
in seiner 1572 veröffentlichten lat. Übersetzung der Kyrupädie
(interpretati aumus ea quae extarent in vetere libro allato ex
bibl. Budensi et mecum communicato a-doctissimo viro Vincentio
Opsopoeo) mit Bestimmtheit als corvinisch erklären. Wir werden
in diesem Zeugnis eine mit Rücksicht auf andere mit Obso-
poeus in Beziehung stehende Hss., auf die wir bei München
zurückkommen, sehr beachtenswerte Tradition, aber keineswegs
Sicherheit finden.
44 (57) 231 Bibel wird von einigen ins 14., von anderen
ins 15. Jh. gesetzt; auf dem Einbanddeckel Bild des Matthias
(Abbildung 23, Beöthy 103) und 4 Raben.
(45) 715 lohannes de Bosco de regimine sanitatis, Papier-
Hs. dieses dem Matthias gewidmeten Werkes (s. Murr a. a. O.
160) von Vogel S. 380 angeführt.
Eseorial Z III 19: codex aureus evangelioram von Hänel 923 ohne
Angabe von Gründen (vielleicht, da der Kodex in Brüssel war, infolge
einer Verwechslung mit dem Missale, oben Nr. 7) als corvinisch be-
zeichnet. Die Hs. ist von Cz. (s. auch MR VI, 78 f.) mit Unrecht in
seine Liste (105) aufgenommen worden; vgl. J. M. Escudero de la Pe&a,
El codice aureo de la bibl. del Eseorial. Museo EspiAol de antiguedades
V 503 (mit farbigem Faksimile von f. 3) u. N. Archiv VI 283.
Ferrara s. Modena.
Florenz« Die Laurenziana besitzt außer einem durch
Tradition als corvinisch bezeichneten Macrobius und einigen
Werken, die dem Ungarnkönig gewidmet wurden oder doch
gewidmet werden sollten, mehrere Hss., die, für Matthias ge-
schrieben, nach seinem Tode in den Besitz der Medizeer ge-
langten (vgl. Bandini, C. codicum lat. bibl. Mediceae Laur. 1774ff.).
(46) XII 10 Augustini quaest. in Heptateuchum. Liber
quaestionum et solutionum Philonis ludaei in genesim. Augu-
stini de timore domini, fide, vera relig., beata vita, assumptione
B. M. V. Eusebii Corradi Mediolanensis ad Sixtum P. M. pro
auferendo errore. Possidii vita Augustini mit der Eintragung:
Antonius Sinibaldus Florentinvs scripsit Florentiae anno do-
mini 1489 pro Serenissimo Mathia Rege Ungariae und dem
Wappen Leos X.
28 VI. Abhandlanj^: Weinberger.
(47) XIV 22 Ambrosias de virginitate, vidnis^ adhortatio
virg.y de Maria virgine, in epistolam Pauli ad Rom. usw. mit
der Subskription: Exemplarihus satis ßdis Mathiae inclyti Regit
Hungariae et Boemiae S, Ambrosii Codices ego Martimis Antonius
presbyter dei gratia faustissime manu propria scripsi, opus
absolutum III Id. Oct, anno salutis 1489 (vgl. Nr. 105 und
oben S. 6).
(48^) XV 15 — 17 Bibel^ deren künstlerische Ausschmückung
unvollendet ist; nach + N. Anziani, Intorno a due bellissime
Bibbie Corviniane. Florenz 1906 enthält die Hs. die Bilder des
Matthias und der Beatrix (vgl. den Abdruck des größten Teiles
dieser Arbeit bei A. Hortis, Di alcuni codici che Niccol6 An-
ziani dimoströ scritti e miniati per Mattia Corvino [während des
Druckes zugehender] Sonderdruck aus dem 32. Bande [3. Ser.
4. Bd.] des Archeografo triestino).
(48^) XXI 18 scheint aus 2 Hss. zu bestehen^ von denen
die eine Taio Über sententiarum enthält, die andere die
Schlußbemerkung: Exemplarihus satis fidis Mathiae inclyti
Regis Hungariae et Bohemiae S. Isidori episcopi de expositione
historiae sacrae legis ego frater lacobus lohannis Alamanus
Crucennacensis Ord. fratr. B, V. M. de Monte Carmelo fide-
liter exscripsi. Opus absolutum Kai. April, anno ab incar-
natione domini 1490 (Wappen Leos X.). Den 1. Teil bringt
Anziani auf Grand eines erhaltenen Vertrages über die An-
fertigung einer Sbändigen Hs., die la Bibbia con la expo-
sitione di Nicholao de Lira und el Maestro delle Sententie ent-
halten sollte, in Beziehung zu einer 7bändigen Bibelhs., die als
Geschenk Leos X. nach Portugal gelangte und gegenwärtig zu
Lissabon im Archive do Tombo aufbewahrt wird. (Teile
derselben wurden von Sigismundus de Sigismundis Ferrariensis
und Alexander Verazanus geschrieben, die als Schreiber cor-
vinischer Hss. bekannt sind.) Aber der Vertrag, auf den sich
Anziani stützt, wurde am 23. April 1494, also etwa 4 Jahre
nach dem Tode des Matthias errichtet. — Anziani bespricht auch
die Übernahme von Hss., die Matthias bestellt hatte, durch
Wladislaw.
(49) XXXIX 40 aus dem Jahre 1488: Ugolini Verini
epigrammatum libri VII (vgl. Literarhist. Denkmäler II, XIII f.,
335 ff.).
Beitrüge sur HjuidBchrifteokunde. I. 29
50 (80) LXV 36 Macrobins mit der Eintragang: Questo
libro fu del Re Mathia d'Ungheria comprato in Conatantinopoli
dair oratar Franzeae e mandato a messer Antonio Brudolo, il
quäle Vha mandato a nie Pier Francesco Riccio addi 29 di
febbrajo 1544. Daß dieser Macrobius und eine Hs. von Ci-
ceros Briefen an Atticus vom französischen Botschafter
nach Venedig gebracht wurden^ bestätigt aach ein im Bulletin
du bibliophile 1899, 258 veröffentlichter Brief, überdies wird
MK III (1878) 129 berichtet, daß der Macrobius Randnoten
von der Hand des Vitez zeige.
(51) LXVIII 19 Appian [P(etrus) Candidus; bei Bandini:
Publius]; f. 103: exscriptvm est hoc opus per me Carolum Hi-
larii Fatarium Geminianensem Notarium publ. Flor, ad lau-
dem et gloriam Regis Hungariae sub anno domini 1489, Dann
folgt: anonymi compendium historiae ab excessu Constantini
nsque ad loannem XXIII. exscriptum est hoc opus per eundem
Carolum Notarium Geminianensem ad laudem et gloriam Regis
Hungariae Matthiae de proximo defuncti, cuius generosa anima
apud Deum requiescat in pace (16. Juni 1490).
(52) LXXVII 1 1 Aurelius Brandolini de comparatione rei
publicae et regni ad Lanrentium Medicem Florentinum nach
Matthias' Tode Lorenzo gewidmet; vgl. Literarhist. Denkm. II,
IX u. 77 ff
Im Pallas-Lexikon gibt Cz. f\ir die Laurenziana 2 Hss. an,
1 flir das königl. Archiv in Florenz.
OSttlngen, Universitätsbibl.
53 cod. phil. 36: Aristotelis Physica in der Bearbeitung
des loannes Argyropulos (MA; Reste des Original-Einbands)
wurde 1568 durch Haym von Elisaeus in Adrianopel erworben
und kam nach verschiedenen (zum Teil fraglichen) Wechsel-
filllen in den Besitz des Prinzen Waldeck; vgl. Gebhardt und
Verz. d. Hss. im preuß. Staate I. Hannover 1. Göttingen 1. Bd.
(1893).
esttweih, Stiftsbibl.
54 (46) 458 (260) Bessarionis super eo evangelii: Si cum
volo mauere, quid ad te?^ epistola ad Graecos, de sacramento
eucharistiae (Leonardus Aretinus), geschrieben von Leonardus
lob, früher im Besitze Fabers (vgl. unten Nr. 60). Die Aus-
30 VI. Abhandlung: Weinberger.
gäbe des Vindicius (Straßburg 1513) ist nach Schier (S. 41) aus
diesem von Aagustinas Moravas beschafften Kodex geflossen.
Wenn es bei Muzik^ von 446 (655) Cicero, Gato, Lael. Parad.,
Somn. Scip. heißt: wahrscheinlich in Florenz für Matthias Gorvinus ge*
schrieben; so ist dies eine wohl (von Werl, dem Verf. des hsl. K., herrüh-
rende) nur auf der Austattung der Hs. beruhende, für uns ziemlich wert-
lose Vermutung. Die Florentiner Hss. vom Ende des 15. Jh. ähneln
einander sehr; corvinischen Ursprung kann nur das Wappen bezeugen.
Gran. Der MK VU (1882) 307 von Cz. veröffentlichte
Index codicum mss. antiquoram Bibl. Capitali Ecclesiae Me-
tropol. Strigoniensis A. 1811 confectos per Georgiam Palkovich,
Theologiae Professoren! et Bibliothecariam eiusdem verzeichnet
2 Corviniani:
(55) 7 Papier-Hs.: Tractatos de deo et anima. lacobi de
Sarepont de Theologia. Sermones. Alphabetam ord. Cartha-
siensis. Thomae Aqninatis de fide et sacramento. Qerson lo*
annis de salutatione Angelica. Aegidii Romani de peccato
originali.
(56) 10 (1475 in Eystatt geschrieben): Qregorii in can-
tica canticornm. Augnstini enchiridion ad Laurentinm. Am-
brosii Hexaemeron.
Aus dem Berichte, der im MK V 269 über einen Aufsatz
von Ferdinand Krausz (+ Magyar Korona 10., 11. u. 12. Juni
1883) erstattet wird, ergibt sich, daß der erstere die Eintragung
aufweist: Hie Über ex Bibl, Regum Hungariae Budae existenti
est allatus anno a nato Christo 1616 et mihi Paulo Ruber Prae-
posito Beatae Mariae Virginis de Saa^ et S. Thomae [Gran]
dono datu^ per egregium Martinum Stepp Civem Comario-
mensem, der letztere: Hie liber ex bibl, Bvdensi alatus (so) est
ad Laurentium Ferenczfy Secretarium regni Hungariae; nunc
vero possidetur per me Emericum Czobor, Anno 1648 die
20 lulii. Cz. führt (CB III 212 A. 1 u. im Pallas- Lexikon)
1 Graner Hs. an ; für Augustins Enchiridion s. oben S. 22.
^ Die GOttweiger Hss. zu Klassikern. Z. f. d. 5st. Gymn. 1896, 396—400
(Auszug CB Xin 417). Außerdem kann für G. yerglichen werden:
Isis (von Oken) 1822 Lit. Anz. 189 f., Wiener Studien 1X54, Wiener
S.-Ber. C IX 685, 616 (Miniaturen), Archiv f. lat. Lexikogr. XII 130
(Italafragmente des 7. Jh.), Steinmeyer, Ahd. Glossen IV 462 , Swar-
zenski, Denkmäler d. süddeutsch. Malerei II.
Beiträge zur Handschriftenkunde. I. 31
Auch bei Hamlmrg; ist der Mangel eines vollständigen
K.^ zu beklagen. Die Darstellung von M. Isler, Ein Kodex
Corvinianus in der H. Stadtbibl. CB I 444 — 447, der von einem
Fragment einer Stempelmarke des Corvinus spricht^ erweckt
bei niemandem die Meinung, daß es sich bei
(57) Tibull, Catull, Properz
am einen echten Corvinianus handle; auch Cz. verhält sich
MK X 232—244. XII 340-342 ablehnend. Aber bei Petersen
(s. A. 1) ist S. 205 von einem Bruchstück des ausgerissenen
Wappens die Rede.
Jena, Universitätsbibl.'
58 (58) Baptista Guarinus de ordine docendi; s. MK VI
(1881) 1—8 (mit Faksimile des Wappens).
Kiel, Universitätsbibl.
(59) 39. 4^: Emilius Probus de excellentibus ducibus ex-
temarum gentium hat auf der Innenseite des Schlußdeckels die
Eintragung: ex hihi, Mathiae Corvini regia Ungariae,^ von
^ Die Hss. stammen aas Coryey und Koln (8. Pantaleo), aus dem Besitze
von Dapny, Holstein, Lindenbrog^, Seidel, Uffenbach, Johann Christoph
nnd Johann Christian Wolf. Über die wichtigsten lat. Hss. orientiert
(R. Münzel) Pbilologica Hamburgensia für die Mitglieder der 48. Philo-
logen-Vers, ausgestellt von der Stadtbibl. zu H. 1905 (vgl. Bursian
CXXXV 96), der auuh S. 2 Bemerkungen zu Omonts Verz. der griech.
Hss. (CB VII 351) und dessen Aufsätzen: Les mss. et les livres annot^s
de Fabri de Peiresc. Annales du Midi I (1889) 316. Les mss. de
Pacius chez Peiresc et Holstenius. Ebdt. IH (1891) 1 macht; vgl.
auch H. Rabe, Ans Lucas Holstenius* Nachlaß. CB XII 441. Von den K.
der UfTenbachschen Sammlung ist mir gerade derjenige, der die Ham-
burger Erwerbungen enthält, nicht zugänglich: C. mss. codicnm bibl.
Uffenb. 1747; vgl. Chr. Petersen, Geschichte der h. SUdtbibl. (1838),
S. 72, eine auch sonst (s. 8. 194, 225) brauchbare Arbeit. — Das Mu-
seum für Kunst und Gewerbe besitzt eine Prudentiushs. (R. Stet-
tiner, Die illustrierten Prudentiushss. Berlin 1905).
* J. C. Mylius, Memorabilia bibl. academiae L (1746) gibt 300—410
(411 Index) ein dürftiges Verz. der Hss. ohne Altersangabe. Das von
Gardthansen (S. 67) angekündigte der griech. ist noch nicht erschienen ;
vgl. auch CBXIX 380 (Hss. aus Wittenberg) nnd 428.
' H. Ratjen, Verz. von Hss. der K. Universitätsbibl. Schrift, d. Univ. Kiel
1873 (unvollständig ohne Index; s. auch Serapeum 1870, 273 und H. R.,
Zur Gesch. d. K. Universitätsbibl. Schrift, d. Univ. K. 1862 u. 1863;
Hss. ans Bordesholm [vgl. die Bibliographie der H88.-Samrolungen im
2. Teile dieser Beiträge] und der Bibl. Ebneriana in Nürnberg).
32 VI. Abhandlung: Weinberg er.
welcher Hand oder aus welcher Zeit kann ich nicht angeben,
da mir Chr. Jol. Wilh. Mosche, Symbol, crit. in Comelium
Nepotem. Lübecker Programme 1808 — 1810, die Hambnr-
gischen Berichte von den neuesten gedruckten Sachen 1735
(S. 259 f.) und der E. der Bibl. des 1707 verstorbenen Peter
Axen, dem die Hs. gehört hat, nicht zugänglich waren. Daß
es sich am einen echten Corvinianos handle, ist umso anwahr-
scheinlicher, da wir bereits zwei Emilii Probi der Corvina
kennen (Nr. 30 u. 76).
iUagenrart, Studienbibl. C XXXIII (Papier-HB.) wurde mit Unrecht
alB CorvinianuB erklärt; b. Kukula CB VIII 60—62.^
Leipzig, Stadtbibl.
*60 (50) I fol. 17: Constantinus Porphyrogenitos de cae-
rimoniis s. XII (Faksimile im E.) Originaleinband mit dem
charakteristischen Titel: DE REGALIB. INSTITÜTIONIB-
Daß die Hs. aus Uffenbachs Bibl. stammt, ist in Naumanns C.
librorum mss. qui in bibl. Senatoria civitatis Lipsiensis asser-
vantar (1838) angegeben. Die Konstatierung, daß sie sich früher
im Besitze des Wiener Bischofs Faber befand, verdanke ich
einer liebenswürdigen Auskunft des gelehrten Bibliothekars
der Vaticana Don Giovanni Mercati. Bei ihm anzufragen,
veranlaßte mich ein (im Bulletin du bibliophile 1899, 258
herausgehobenes) von Dorez Kevue II 56 veröffentlichtes Ex-
zerpt aus dem Vat. 3927 (Aleandri coUectanea): a. 1638, KaL
Nov, Viennae, R, Z). lo. Faber episcopus Viennensis mihi acco-
modavit librum in membrana e reliquiis bibl. regis Mathiae
Hung. (Die Beschreibung der Hs. hat Dorez nicht abgedruckt;
sie folgt hier nach Mercatis Abschrift) cuius titultts qtuintum
conicere licuit e prima pagina lacera est vrtöS'eaig %wv ßaaih-
%G}v za^eidiiov wxt ijtd^vrjaiq t&v A7tXrj%%iav, ir ^ mal itsql r^
v7toaTQoq>f]g tov ßaaikecjg nuavöTovtivov xov noqifvqoYBWirfvov ßa-
(fiXeiag vloü keovtog rov ffocpandrov avvrdyfia %i (so) %al ßaai-
Xelov oitoväfjg Svrtog ä^iov Ttöyrjfia. Dividitur opus in duo volu-
viina seu libroSy quorum prior continet capita seu tiiulos qb et
^ Von 292 Hm. sind 60 Pergament-Hss. , keine älter als XU; genannt
werden : Isidor de snmmo bono mit dentschen Glossen, Gregor, Pastoralis
cura. Für andere Klagcnfnrter Bibl. (mit Hss. aus Gnrk nnd Millstatt)
s. den 3. Band von Wickboffs Verz. der illuminierten Hss. in Österreich
(auch Swarzenski U, CXXVI 427).
Beiträge rar Handschriftenknnde. I. 33
integer est. alter continet vC, aed deest caput vg et vl^ duo po-
atrema, quorum vq est ßlog äXs^iivdQOv %ov fiaxedövog xad* lavo-
Qiav e%iav cpdniTa q/d. v^ zov qwaiolöyov fj r&v hutarov dvQiov (so)
d'cevfiaarmii 8^15 ^QÖg re &y dvaytay^ nai t&v h ßiw siaQS-
a%ovv%wv Xdyoi N. Alter liber est etiam in membrana historiarum
loannis Zonare Toonachi incipiens ab orbe condito usque ad
seculum (so) his verbis (Eingangs- n. Schlußworte).
Die Beschreibung des Konstantin-Kodex stimmt genau mit
dem Lipsiensis, der im Kapitel ve des 2. Buches abbricht: vgl.
den Leipziger K. und Migne Patrologia graeca CXII 825^ 963,
972. Diese Hs. ist also wie die oben erwähnte Göttweiher
(Nr. 54) nicht in die von Faber zur Erbin eingesetzte Bibl.
D. Nicolai gelangt, aus der zahlreiche Hss. Fabers (darunter
auch der Zonaras) zunächst in die Wiener Universitäts- und
dann in die Hofbibl. kamen. Ffir die Zonaras-Hs. können die
Worte Aleandros kaum eine Beglaubigung des corvinischen Ur-
sprungs bilden. Sie beweisen nur, daß sich im Besitze Fabers
auch ein griech. Corvinianus befunden hat, somit beide durch
den Einband beglaubigten griech. Corviniani (vgl. unten Nr. 128)
nach Wien gekommen sind.
(61) a 1 4^ 80, b I 8^ 98: Übersetzungen des lanus Pannonius
aus dem Griech. (Plutarch, Demosth. adv. epistolam Phil., Fabula
Belierophontis ex Homero reddita). Da die erstgenannte Hs.
(Plutarch de dictis regum et imp.) eine Widmung an Corvinus
(aus dem Jahre 1465) enthält, wird sie unter den zweifel-
haften Corviniani angeführt. Nun sind aber beide Hss. durch
Johann Friedrich Steinbach aus Auerbach, der im 18. Jh.
als Oberdiakon der Neuen Kirche zu Leipzig starb, in die
Bibl. gekommen. Wir werden also wohl entweder beide oder
keine fUr corvinisch halten. Fürs erstere sehe ich keinen
Grund.
Lissabon, Archive da Torre de Tombo, s. S. 28.
London, Brit. Mus.
63 Lansdowne 836: Horaz, Juvenal, Persius, vgl. L. Kropf,
MK N. F. IV (1896) 1—8 (mit farbigem Faksimile des Titel-
blattes). Die Angaben des C. of the L. Mss. (1819) über
Erwerbung der Hs. durch Bridgcs, dann durch Lord Mac-
clesfield, Dr. Taylor und (nachdem sie von Taylor an
SitsangBber. d. pliii.-hist. Kl. 169. Bd. 6. Abh. 3
34 VI. Abhandlang: Weinberg er.
Askew^ vererbt worden war) durch J. Matthews, den Biblio*
thekar des Lord Lansdowne, (1785) werden von Kropf ergänzt
durch den Hinweis auf eine Eintragung in der Hs.: ex bibl. regit
Matthiae dono r{everend%8si)mi episcopi Quinqueeccleeieniis
Dfomini) Antonii Verantii amici honar(and%s»x)mi Constaniu
nopoli (etwa 1555 — 1557). Bischof Vranczi brachte auch den
Vind. 1391 aus Konstantinopel mit.
Auf die Beschreibung eines holländischen , von Jasper
Bouttats gefertigten Ex-libris brauchen wir nicht einzugehen,
da Kropf aus A. Chassant u. H. Tausin, Dictionnaire des de-
vises (Paris 1870) hätte entnehmen können, daß die Devise
itire et non vi es als das Bücherzeichen Gisbert Cupers* er-
weist, wie denn auch in den + Lettres de critique de Gisbert
Cuper. Amsterdam 1742, 382 von einem Corvinianus in seinem
Besitze die Rede ist.
In einer anderen Sammlang des Britischen Museams, der Arun-
deliana, deren Begründer die Hbs. Willibald Pirkheimers erwarb,
würde man die Ha. sachen, die Obsopoeus in seiner Pirkheimer gewid-
meten Ausgabe: Basilii Magni et Gregorii Nazianzeni epistolae Graecae.
Hagenau 1528 mit den Worten erwähnt: cum nuper inspüsiendum mihi ob-
tulißset ex bibl, tua . . . Georgius ZjerUiua codieem epütolarum BanLü et
Gregorii, quem cum ob literarum charactercu tum ob vttusUUem vehementer
videre eupiebam, est enim, ut mihi coniecturam facienti visum est ante duceiüos
aut ampliua annoa descriptus inque regia üngariae biblioiheeam rqpoeitu».
Bei Pflugk ist S. 331 von einem Kodex Pirkheimers die Rede, der Gregorii
Nazianzeni ultra L opuscula enthalten habe. Doch findet sich kein Arun-
^ Vgl. C. bibl. Askeyianae ms. quae yeniit Londini apad G. Leigh et
J. Sotheby 7 Martii 1785 (die von Maffei herrührenden Hss. sind m-
sammengestellt Mnemos. XYIII [1890] 55 A. 2; für M. s. auch oben
S. 25, A. 1. Hss. Ton Askew finden sich in Cambridge (Uniyersitits-
bibl.), Kopenhagen, London (Bumey Mss.) und Oxford (Madan V 27897).
Im C. of rare and yalaable works offered of sale by B. Qoaritch. London
1903 werden Nr. 13 und 14 (Cicero) anf Maffei, 15 (Yergil) auf Askew
zurückgeführt.
' Andere Hss. Cupers kamen unter die Uffenbachiani ; ygl. Bibl. Uffenb.
III (1730) 57 (chartaceus codex in folio scriptns saec. XIY ad Qisbertum
Cuperum Constautinopoli missus. Epitome legum Leonis et Constantini ...)
= Leipziger SUdtbibl. CCLXXXYIII (ygl. LYI). Die bei I. yan der Aa,
Biographisch woordenboek der Nederlanden (Hartem 1855, III 923) an-
gefahrten Werke (Bosscha, Opgaye and Beschrijying van de Hss. nagel.
door Gisbert Cuper. 1842) konnte ich nicht einsehen.
Beitrüge sar Handschriftenknnde. I. 35
delianus,^ auf den die oben erwähnten Angaben passen. Simonsfelds
Vermutung, Pirkheimers Hs. sei im Monacensis 479 wiederzufinden, wird
bei München zu besprechen sein. Da aber Simonsfeld u. a. auch auf eine
Londoner Hs. Burney 112—114 hinweist, die in der Tat mehrere nicht
gerade gangbare, von Obsopoeus herausgegebene Werke überliefert, mxiQ
schon hier betont werden, daß wir eben, weil Obsopoeus in mehreren
Fällen die benützte Hs. ausdrücklich als eine corvinische bezeichnet^ einen
solchen Ursprung kaum annehmen dürfen, wenn er keine diesbezügliche
Angabe macht, wie es bei den Schriften der Fall ist, welche die erwähnte
Bumey-Hs.' enthält.
Im Pallas-Lexikon erscheint noch ein Corvinianos einer
Londoner Privatbibl.
Mailand, Bibl. Trivulzio.^
63 (76) 817: Diogenes Laertius ab Ambrosio Traversari
traductns. Herodotns de vita Homeri. Donatns de vita Virgilii.
Vitae lat. poetarom a Petro Candido editae. Pomponii Infortunati
in Lacani vitam. Ex annnmerationibns Eusebü de temporibus
poetarnm qnorundam lat. Verba Qaintiliani ex instit. orat. libro X.
(Franciscos Sassetos Thomae filias fieri caravit; vgl. 76).
64 (75) 818: Porphyrie et Acro in Horatinm.
Ferner war ans der Bibl. Trivnlzio ein Corvinianns dnrch
Erbteilong in den Besitz der Marchesa Trotti gelangt. Dieser
kam durch Hoepli nach Budapest (oben Nr. 18), andere Hss.
der Sammlung nach Amerika; vgl. CB III 161 f. u. E. Novati,
^ Der Arnnd. gr. 628, eine MiszellAn-Hs. mit 38 Stücken (außer anonymen
theologiBchen und aBtronomischen Traktaten Basilius [homil. in ebrie-
tatem], Chrjsoitomofl [epistola ad Imperatricem Eudoziam], Enoginos
Scitensifl [de definitione fidei], loannes Damascenus [de virtutibus et yitiis,
de octo spiritibus neqnitiae], Sophronias Hierosolym. [de confessione])
war im Besitze Grempers, dem der Wiener Philostrat-Kodex (134) von
Wladislaw geschenkt wurde und auch der Vind« 3211, sowie der S. 22,
A. 1 erwähnte Angostanos gehörte.
* Über deren Provenienz gibt der C. of Mss. in the British Moseum, New
Series 1884—1840 (Arandeliana, Bomey) keine Auskunft.
* G. Porro, C. dei codici Trivulziani. Bibl. stör. IUI. II (1884; nach dem
Alphabet der Autoren); für ein fehlendes (mit dem Kodex Q überein-
stimmendes) Lncan-Fragment s. BIy. di filol. XXVII (1899) 401, für
griech. Hss. Martini 373, für Neuerwerbungen Arch. stör. Lomb. 4. Ser.
IV (1905) 216, femer E. Motu, Libri di casa Trivulzio nel secolo XV
con notizle di altre librerie milanesi del trecento e del quattrocento
(CoUesione Storica-Bibliografica I). Como 1890, Petrarca e la Lombardia
(Mailand 1904) 256.
3*
36 VI. Abhandlang: Weinberger.
I codici Trivulzio-Trotti. Qiorn, stör. d. lett. Ital. IX (1887)
137—185.
Außerdem besitzt die Trivulziana die einzige bekannte Hb. der
JohanniB des OresconiusOorippas. Diese hat man wiederholt mit dem
bei Caspinian de Caes. (1540) S. 210 genannten Gorvinianns identi-
fiziert (Gz. Nr. 77). G. Löwe, Hsl. zur Johannis des Corippus. Rh. M.
XXXVIII 315, glaubte, da er nur Abels Auszug aus Cz. kannte, es gebe
in Mailand 2 Hss. der Johannis, eine bei Trivulzio, eine bei TrotU; daß
dies nicht der Fall ist, wird durch die Übersicht im Pallas-Lexikon be-
stätigt, wo für Mailand nur 3 Hss. der Trivulziana angegeben werden.
Nun spricht Cuspinian von 8 Bfichern der Johannis und ebenso-
vielc weist das Florilegium Veronense auf, das mit dem verschollenen Cor-
vinianus den Titel Johannis (sonst de hello Lybico) gemeinsam hat. Der
Trivulzianus aber, eine Papier-Hs. des 14. Jh., die auch italienische Ge-
dichte enthält, zieht 4 und 5 in ein Buch zusammen, hat also nur 7 Bficher;
vgl. die Ausgabe von Partsch (Monum. Germ. Auct. ant. III 2 — Berlin
1878 — XL VII) und Löwe, Rh. M. XXXIV 138-140. Wer die Frage
nochmals nachprüfen will, mag auch Addas oben S. 24 A. 1 angeführte
Arbeit und MR N. F. IV 161—168 einsehen.
In der Jesuitonbibl. zu Mainz sah Gercken (Reisen durch Schwaben
uswl Stendal 1783—1788. III 45) außer hebräischen Kodizes einen
,schÖnen griech. Kodex auf geglftttetem Papier in folio, so die Homilien
des Chrysostomus begreift und vormals in der berühmten corvinischen
Bibl. war. Er kann aus dem 12. Jh. sein* (bei einer Papier-Hs. nicht
wahrscheinlich). Ob sich diese Hs. noch in Mainz befindet oder etwa in
der Franzosenzeit ^ vernichtet wurde, ist mir nicht bekannt; 5 türkische
und hebr&ische Hss. der Mainzer Stadtbibl., die aus nachcorvinischer Zeit
stammen, haben (s. MK N. F. XIII 88) die Einzeichnung: Pratda bibl.
Budensia quam ah eaepugnationt eiu8 urbis anno 1686 excdlentissimas ac per'
' Vgl. F. Falk, Die Dom bibl. zu M. Ihre Entstehung, Verschleppung und
Vernichtang nach gedruckten und nngedrnckteo Quellen. CB 18. Bei-
heft (1897); Hss. der Dombibl. (8. Martin) werden in Aschaffenbnrg,
Gotha, Heidelberg, Kassel, Koblenz, Leiden, Mains (Seminar- u. Stadt-
bibl.), Nürnberg, Paris und Würzburg nachgewiesen. Hss. der Karthanse
kamen nach Cambridge (Emmanuel College), andere unter die Laudiani
(Oxford; s. Falk, Bibelstudien, Bibel-Has. und Bibeldrucke in M. 1901,
130), eine Hs. von S. Alban nach Oxford (Madan V 28474). Auch
in Rom sind unter den Palatini Hss. ans Mainz. W. E. Roth spricht
Koman. Forsch. VI (1891) 430f. von 1200 meist jungen Hss. der Stadt-
bibl. (Augastin in genes. VIU/IX, Evang. X/XI). Sakramentare des
Domschatzes und der Seminarbibl. erw&hnt Lamprecht, Initial-
ornamentik S. 21.
Beiträge zur Handschriftenkande. I. 37
iUuatrü domintu loannes Carolin über baro a Thüngen inde itUit ac anno
1692 coUegio Moguntino liberalUer donavlt.
66 (18) Maros-Yasarhely, gräfl. Telekysche Bibl.: Ta-
citos hat die Eintragung Beati Rhenani sum ex dano lacobi
Spigelii lurisconsulti 1518, Oberlin, der die Hb. für seine
Tacitas-Ausgabe (Leipzig 1801 I S. III) erhalten hatte munifi-
cientia viri eximii atrenuique belli ducis Dorsneri torm&ntariae
rei per Galliam praefecti, ad quem hereditario iure pervenerat,
vermutet ansprechend S. XIX (ausführliche Beschreibung IV ff.),
daß Spigely der 1514 im Dienste Maximilians (a manu et con-
siliis) in Ofen war, sie als Geschenk von Wladislaw erhalten
habe. Wie sie von Beatus ^ Rhenanus an den General Dorsner
und von diesem an den Grafen Teleky kam, ist nicht bekannt.
Alelk wird von Cz. L. B. III 105 uuter den Orten genannt, an
denen Corviniani aufbewahrt werden; vgl. MK V (1880) 377—381 über
einen Psalter der Königin Beatrix.^
Modena (vgl. 16, 17). Budik verzeichnet mit Berufung
auf Tiraboschi VII 210 eine Anzahl meist griech. Corviniani,
die sich in Ferrara befanden. Aus Tiraboschi VII 306 ff. (der
Venediger Ausgabe) ergibt sich allerdings, daß um 1560 ein
vornehmer Venezianer (Nicolo Zeno^ oben S. 10) mehr als 100
(griech. u. lat.) Corviniani besessen habe, von denen einige durch
Girolamo Faletti fllr den Herzog von Ferrara erworben wurden.
Aber von den griech. Hss. (Anastasii de vita Christ., Andreae
* 18 Hss. des Beatus Bbenanus (darunter einigte mit der Eintragung:
BeaU Mhenani mm nee muto dominum) sind in der Stadtbibl. zu *Selllett-
stadt erhalten: CD XII« (1861) 688. Fttr Sohlettstadt vgl. noch Bevue
phil. m 16 (im CD fehlender Vitruy), Jahrb. f. Phil. CIX 216, 530,
J. Qeny und G. C. Knod, Die Stadtbibl. zu Seh. Festschrift zur Ein-
weihung des neuen Bibliotbeksgebändes. Straßburg 1889. Geny weist
einige Hss. der Propste! S. Fides nach; die der Johanniter -Komturei
sind mit einer einzigen Ausnahme nach Straßburg gekommen (zunächst
in die Komturei am grünen WOrth, dann in die Stadtbibl., wo sie 1870
verbrannten). Knod handelt über Bücher des Beatus Bbenanus.
* Vom C. codicum mss. qai in bibl. monasterii Mellicensis O. S. B. ser-
vantur ist nur ein Band erschienen (Wien 1889). M. Kropff, Bibl. Melli-
censis. Wien 1747 gibt S. 16 — 76 eine Übersicht nach den Jh.; dem
9. Jh. gehört G 32 (Beda) aus S. Germain in Auzerre (Sickel, Wien.
S.-Ber. XXXVra 161, Bibl. d. chartes XXUI 38) an, sonst XU— XV.
Vgl. noch O. Holzer, Die geschichtl. Hss. der Melker Bibl. Progr. 1896,
Archiv m 76, 311. VI 192. X 601, Wiener Stnd. I 64. IX 60.
38 VI. Abhandlung^: Weinberger.
saper Apocal. usw.), die sich nach V. Pantoni; Indice dei codici
greci della bibl. Estense di M. Stndi IV 379—538 gegenwärtig
in M. finden (und meist ins 16. Jh. gesetzt werden), sagt Fa-
letti ausdrücklich, daß es andere (d. h. nicht die Corviniani)
seien. Ein E. der lat. Estenses fehlt; ^ ich kann daher auch
nur bei einigen der von Cz. (vgl. auch CB III 209) ange-
führten die Signatur nach A. Venturi, Über einige Bücher mit
Miniaturen von Attayante. Kunstfreund (Beiblatt zum Jahrbuch
der k. preuß. Runstsamml.) I (1885) 310 — 313 angeben.
66 (81) 439 (VI G7) Ambrosii Exameron, parad., Cain
et Abel usw.
67 (82) 436 (VI G 4) Augustini contra Faustum, lulianum.
68 (83) Chrjsostomus de compunctione cordis ad De-
metrium. Civitates et loca per quae b. Paulus iter faciens
verbum veritatis annunciavit. Epistola Dionysii Areop. ad Ti-
motheum de felici martjrio apostolorum Petri et Pauli. Ba-
silii de vera integritate virginitatis et de liberalitate stud. et
ingenuis moribus (Leonardus Aretinus) (391 [VI F 6] oder
437 [VI G 5]).
69 (84) 448 (VI G 16) Gregorii papae homiliae in Ezech.
^ Vollständig katalogisiert ist die jetzt (vgl. CB XY 54 A. 3) mit der Estensia
▼ereinigte Sammlang Campori: (L. Lodi) C. dei codici e degli aatografi
posseduti dal marchese Giuseppe C. 1875 — 1895 (I: XIII — XV). Von den
eigentlichen Estenses sind die ältesten herausgehoben Statistica I 1, 185
= Bibl. govern. 205, s. auch Montfaucon I 531 und + (L. Carbonieri)
Cenni storici della Bibl. Estense 1872; fUr die von Valla herstammenden
Hss., die aam Teil anf Aarispa aurfickgehen, dann an Alberto Pio,
Fürsten von Oarpi, und dessen Neffen Rodolfo Pio, weiter an Laiino
Latini und Hippolyt von BIste gelangten, s. J. L. Heiberg, Beitr. anr
Gesch. Georg Vallas und seiner Bibl. 16. Beiheft zum C B, seine gute
Übersicht Philol. XLII 421 und die Einleitung des K. der griech. Estenses
(zu dem NH III 124 bemerkt wird, daß die in^yfjan dttpilifiog in 172
nicht von Zygomalas, der im 16. Jh. lebte, verfaßt sein kann, da sie in
älteren Hss. vorkommt; Tgl. auch C. cod. astrol. IV 27j. Einige Has. rühren
von Guarino, Losch! und Megagianni her; VI F 5 wird Archiv XII 696
auf Pomposa zurückgeführt. Ein Ovid mit dem Wappen der Eiste
befindet sich in der Wiener Fideikommißbibl. — Die Universitäts-
bibl. besitzt eine einzige Hs.: Cicero Rhetorica XIV (Bibl. govern. 330);
die meist patristischen Hss. der Dom bibl. verzeichnet (ohne Index)
A. Dondi, Notizie storiche ed artistiche dei Duomo di M. (1896) 269—283.
Beiträge zur Handschriftenkunde. I. 39
70 (85) 432 (V Gt 4) Thomae Aquin. in primum librum
sententiaram.
71 (86) 425 (VI G 21) Ammianus Marcellinus.
73 (87) 435 (VI G 3) Dionys. HaUc. de originibus s.
antiquit. Romanorum.
73 (88) 441 (VI G 9) Georgii Merulae Alexandrini Opera.
74 (89) 449 (VI G 17) Gregorii Magni dialogi et vita.
(Florenz 1488. üng. Revue X 93).
75 (90) Leonis Baptistae Alberti de re aedificatoria.
76 (91) Cornelius Nepos (Emilius Probus; Franciscus
Sassetus Thomae fil. Florentinus faciendum curavit; vgl. 63).
77 (92) 458 (VI H 2) Origenis homiliae.
78 (93) 472 (VI H 16) Strabo (Guarino)
79 (94) Valturias de re militari. MA.
80 (95) Dionys. Areop. opera per Ambrosium Florentinum
monacbum traducta (Beschreibung des Einbands: OB III 210).
In den LB III 95 spricht Cz. von 17 Corviniani in Mo-
dena (darunter seien 3 Hss.; die in den Verzeichnissen nicht
angeführt würden), im Pallas-Lexikon von 18 (Budik nennt an
lat. Hss.: De historia Asculana libellus Beatrici reginae dicatus,
Galeotus Martins und Angeli Politiani Nutritia [,nach Matthias'
Tode dem Kardinal Antonio Gentile dediziert, war ein Eigentum
der herzogl. Bibl. zu Ferrara*]).
MoBtpellier. Daß der sogenannte Budensis des Juvenal und Persius
mit Coryinus und mit Ofen nichts zu tun habe, zeigt endgiltig Tb. Gott-
lieb, Wer ist der im Kodex Montepessulanus 125 genannte Matthias?
EranoB Vindob. (Wien 1893) 145-152.
Mflnehen. Auf 2 griech. Hss., die durch gute Tradition
als corvinisch bezeugt werden^ haben Simonsfeld und Wilhelm
Meyer aufmerksam gemacht:
*81: 157 Polybius, Herodian, Heliodor wird in Hardts C.
codicum graec. bibl. regiae Bavaricae (1806 — 1812) ins 14. Jh.
gesetzt, in Mendelssohns Herodianausgabe (Leipzig 1883) ins 15*
Die Hs. hat den Vermerk: aVtrj ij ßißXog ifvix^ ex t% Kiavatonnci-
yovTtöisiag (lerä rijv ähaaiv ravzrß und wurde 1577 Albrecht V.
von Joachim Camerarius d. J. geschenkt (vgl. K. Halm, Über die
hsl. Sammlung der Gamerarii u. ihre Schicksale. Münchner
S. Ber. 1873, 241—272 und Simonsfeld S. 547 f., 564—568).
40 YL Abhandlung: Weinberger.
ObsopoeuS; der (mit dem älteren Camerarias befreundet und)
seit 1529 Rektor des Qymnasioms zu Ansbach war, berichtet
in seiner Heliodor- Ausgabe (Basel 1534): Devenit ad me ser-
vatu8 ex ista clade Ungarica, qua Serenissimi quondam regis
Mathiae Corvini bibl, omnium instructissima superiorihus annis
a barbarie asiatica vastata est. Hunc cum aliis nonnullis (vgl.
43) miles quidam plane gregarius et ab omnibus tam Graecarum
quam Latinorum disciplinis abhorrentissimus iam apud nos
[in Ansbach] tinctorem agens, tum vero illu^trissimum prin-
cipem Casimirum marchionem Brandenburgensem laudabilis
memoriae (f 1527) comitatus in Ungariam forte fortuna non
sine mente reor sine numine divum sustulit, quia auro exor-
natus nonnihil adhuc splendescebat^ ne scilicet tam bonus autkor
et visus et lectus paucissimis interiret, sed servatus multis ad-
huc et voluptati foret et oblectationi et usui; vgl. desselben
Polybius- Ausgabe (Hagenau 1530): cum nuper foelici quadam
fortuna atque equidem ut opinor non sine mente, non sine
numine divum opera omatissimi viri lacobi Ottonis Aezelii,
caussarum oratoris optimi, Polyhii reliquiae grecae ad manus
meas pervenissent Gegen die Annahme, Obsopoeus habe für
Polybius und Heliodor 2 verschiedene Hss. (die erst später ver-
einigt worden wären) benützt, wendet Simonsfeld 547 A. 2 ein,
der Monac. 157 sei (wie Schweighäuser in seiner Polybius-Aus-
gäbe I — Leipzig 1789 — XXXIV ausdrücklich betone) von
einer Hand geschrieben. (O. kann die Hs. vom Rechtsanwalt
Azel erhalten und erst nach Herausgabe des Polybius Genau-
eres über die Art der Erwerbung erfahren haben).
Daß die Hs. aus Ungarn stammt, ist sicher, daß sie ein
Corvinianus sei, umso wahrscheinlicher, als O. einen noch in
Wolfenbüttel erhaltenen Corvinianus (unten Nr. 164) inter alia
literarum egregia monumenta ex illius bibl. maxime beneficio
illustrissimi principis Georgii marchionis Brandenburgensis be-
nützt hat, femer ein anderer Corvinianus (unten Nr. 163) durch
Georgs Schwiegertochter Sophie nach Wolfenbüttel kam, von
einem dritten endlich (Nr. 162) wenigstens vermutet wird, daß
er über Ansbach gegangen sei, dieses also (vgl. Roses Vorbe-
merkung im Berliner K. zu 1019) ein Zentrum für die Gorvi-
niani gewesen zu sein scheint, die nach der Schlacht bei
Mohacs als Kriegsbeute nach Deutschland kamen.
Beitrüge vor Handaohiiftenkande. I. 41
SimoDBfeld forscht nach anderen von 0. benutzten Hss. Bei Basiiii
et Gregorii epistolae spricht 0. wirklich von einem Gorvinianus; der
Monac. gr. 497 XII, an den S. denkt, ist, vom Inhalte des Bandes ab-
gesehen, dadurch ausgeschlossen, daß der Rat von Augsburg diese Hs.
erst 1545 von Antonios Eparchos in Venedig kaufte (Festschrift für Th.
Gomperz. Wien 1902 S. 308). In den Castigationes ac diversae lec-
tiones in orationes Demosthenis per Vinc. Obsopoeum. Norimbergae apud
lo. Petreium 1534 heißt es nur: Venit nuper in manus meaa admirandae
vttustatis exemplar. Woher die Angabe in Baiters und Sauppes Ausgabe
der Oratores Attici (Zürich 1839 ff.) I: Vorwort zu Dem. S. IX stammt,
Obsopoeus habe zuerst einen codex Pannonicus herangezogen, weiß ich
nicht. S. gibt an, daß die Monac. 85 und 495 nach den von Drerup an-
gestellten Textproben nicht in Betracht kommen (495 ist wohl ein Fehler
f&r 485; 485 ist aber wieder eine Eparchos-Hs). Auf den Vindob. 105,
an den Reiske dachte , während Vömel ihn als Busbeckianus für ausge-
schlossen erklärt, brauchen wir nicht einzugehen. Dagegen werden wir
bei Wien auf eine von 0. benützte Diodor-Hs. zurückkommen.
♦82:449 Porphyrius de vitaPlotini, Plotini enneades. Papier-
Hs. 1465 von Demetrios Trivolis^ in Gortyn geschrieben, mit
einem Vermerk, aus dem hervorgeht, daß der bei der Zer-
störung der Ofner Bibi. gerettete und von Kaiser Ferdinand
dem Arzte Jakob Schegk geschenkte Kodex von Seh. 1594
der Augsbnrger Stadtbibl. gewidmet wurde (mit deren übrigen
Hss. er 1806 nach München kam). Auch eine hsl. Notiz des
Martin Crusius (Tubing. Mb 34 p. 303) erwähnt, daß Sciiegk
einen codex Budensis des Plotin aus der Bibl. des Matthias
Corvinus habe.
Daß es sich um eine Papier- Hs. handelt^ wird uns
bei einem griech. Kodex ^ der in der königlichen Bibl. mehr
Vorlage zum Übersetzen als Gegenstand der Lektüre war,
umso weniger wundern. DazU; daß er aus Kreta stammt; mag
man Martin Brenners Vorrede zu dem von ihm 1541 hgg.
Werke: Aurelii Lippi Brandolini de humanae vitae conditione
et toleranda corporis aegritudine ad Matthiam Corvinum Hun-
gariae et Bohemiae Regem et Beatricem Reginam dialogus
vergleichen (Literarhist. Denkmäler II 6 f.): cum tot variis
bellis distraheretur, doctiasimos tarnen quosque viros immo quos-
cumque dote aliqiui ingenii virtuteque nobilitatos videret, in
summo honore kabuit amplissimiaque praemiis omavit cuius
* Vgl. N. H. IV (1907) 316.
42 VL Abhandlnn^: Weinberger.
rei praeter insignem bibl. Budae in regia a se aedificata
erectam, quam selectissimis Gh'aecis et Lat, autoribtis ex ipsa
Aaia Graecia Italia undiqtLoque campoaitis non omatisaimam
solum sed etiam copiosissime omni librorum genere inatructam
superioribus annis Asiatica barbaries devcutavit (me enim ante
biennium diligenter eam perlu8trante vix ulla pristini amatus,
81 unum atgue alterum autorem Graecum excipias^ illic ex-
iabant vestigia) testes sunt tot doctissimorum virorum lucuh'a-
tionee ac volumina ex omnibus orbis partibus ipsi nominatim
dicata ac conecripta.
W. Meyer, der in den LB III 87 auf die Plotin-Hs. aaPmerksam
gemacht hat, zieht wegen Gleichheit des Einbandee 490 heran, wegen
Ähnlichkeit 226, 254, 482, 495, 504. Das hat schon Cz. a. a. 0. 96 f.
abgelehnt; ich brauche also auf den Inhalt der Hss., die zum Teil durch
Gerlachs (der Ton dieser Provenienz wohl gehört und sie in diesem Falle
auch erwähnt hätte) oder Eparchos' Hände gegangen sind, nicht ein-
zugehen.
Unter den lat. Monacenses sind 6 durch das Wappen
sicher bezeugte Corviniani:
83 (52): 69 Celsus
(84) (53): 175 Beda de nat. rerum, Seneca quaest. nat.
mit der Eintragung: Nobili clariesimoque viro D, lohanni la-
cobo Fuggero domino a Kirchberg et Weiesenhom Bedam de
natura rerum olim a Sereniesimo Wladislao (Korrektur filr
Mathia) Hungariae Bohemiaeque rege in deliciis habitum Ge-
orgius Hermannus observantiae et honoris ergo d. d. an. 1544.
Daß f. 1 das Herzschild des ungarischen Wappens mit einem
weißen Adler im roten Feld, MA mit WR (Wladislaus Rex)
und 2 Raben in den Randornamenten übermalt sind, auf dem
Hinterdeckel zwar das ungarische Wappen, auf dem Vorder-
deckel aber ein goldener Adler im blauen Felde zu sehen ist^
ergibt sich aus Fischer S. 36 Nr. LIX; im Mtinchener K. wird
es (auch in der Editio altera des 3. Bandes des C. codicum
mss. bibl. regiae Monacensis. 1892 — 1894) nicht erwähnt. Der
Kodex gehört zu der oben besprochenen Gruppe von Hss., die
nach Matthias' Tode von Wladislaw bezahlt und übernommen
wurden. Die Korrektur Wladislao für Mathia dürfte sich, ob
sie nun von der gleichen oder einer späteren Hand herrührt,
dadurch erklaren, daß Georg Hermann die ganze Bibl. als cor-
Beiträge sur Handschriftenknnde. I. 43
yinisch betrachtete, vielleicht auch andere nur auf Matthias und
nicht auf Wladislaw weisende Hss. derselben besaß.
85 (51) 294 Agathias de hello Gothorum (Abbild. 28) s.
oben S. 15.
86 (55) 310 Demos thenes' und Aschines' Reden (Leonardus
Aretinus). Notas adscripsit loannes Vitez.
87 (54) 341 Thomae Senecae historia Bononiensis. Gaspar
Tribracchus de Calvis.
88 (56) 627 Aristeas de LXX interpretibus (Matthias
Palmerius).
Zu 294 bemerkt der K., daß die Ausschmückung von 69, 294^ 809,
821 und einigen anderen Hss. von derselben Hand herrfibre« 809 enthält
Aristotelis moralia ex yersione loannis Argyrophili (Argyropuli? vgl. oben
Nr. 53), 821 Cicero, Gate, Lael., Paradoxa (von Nicolaus de Ricius ge-
schrieben, aus der Bibl. von Pietro Ginori). Wir werden uns, obwohl 809
durch den Inhalt in Beziehung zum Göttinger Corvinianus steht, daran
erinnern, daß Florentiner Erzeugnisse einander sehr gleichen, auch wenn
sie nicht gerade durch die Corvina gegangen sind, ehe sie nach München
gelangten.
(89?) 15407 Magistri Wilhelmi (de Conchis) philosophia
(aus dem Kloster Ror) usw. (vgl. den K., der die Hs. ins
XIV. Jh. setzt). Librum hunc philosophicum ex antiquissima
et celeberrima bibl, Budensi desumptum (poatquam nimirum ab
exercitu Christiano recuperata fuit dvitatt illa 2. Sept. an. 1686)
ob rei memariam donavit monasterio infra scHptus et proprio
diffillo manuque signatus perilluatris ac generosus dominus do-
minus loannes Albertus Notthafft Liber Baro de Weissenstain
in Äffecking.
Neapel wird LB III 105 unter den Städten genannt, in
denen sich Reste der Corvina finden. Die mangelhaften, unvoll-
ständigen K. der Nationalbibl. ^ geben über Provenienzfragen
keinen Aufschluß.
^ 8. Cyrillus, Codices graeci mss. Reg. bibl. Borbonicae. 1826—1832 (vgl.
H. Delehaye, C. cod. hag. graec. bibl. Nationalis Neapol. Anal. Boll.
XXU [1903] 381—400, C. cod. astrol. IV 49 und für einige wenige von
den neuerworbenen Hss. Phil. XLYII 587); m C 6 f. 62—70 steht
Synesias ep. 66 [NH I 98]). C. Janelli, C. bibl. lat. veteris et classicae
ms. qnae in regni Neapolitani museo Borbonico adservatur. 1827 (vgl.
Reiflferscheid 11 298 [Wiener S.-Ber. LXXI — 1872 — 30], femer nament-
lich für die Erwerbungen aus aufgehobenen Klöstern [Bistum Troia]
44 VI. Abhandlang: Weinberg er.
Einige Olmfttzer Hss. wurden (vgl. A. Müller im N. Anz. 1875,
226, 259, 306) als corvinisch bezeichnet und eben deshalb nach Wien
abgegeben;^ doch hat J. Haupt a. a. 0. 1876, 2 die Haltlosigkeit dieser
Behauptung dargetan.
Ein Corvinianus der Universitätsbibl. Padaa erscheint
in der Übersicht, die Cz. dem Pallas-Lexikon eingefügt hat. Die
knappen Notizen, auf die wir für diese Bibl. angewiesen sind,'
geben keinen Aufschluß.
y. Fornari, Notizia della bibl. Naz. di Napoli. 1874, S. 47 ff., SUtistica
I 2, 102, Bibl. gov. 76). Die Bibl. enthält Farnesiani (aas Rom und
Parma) und Parrhasiani (darunter einige Bobienses; vgl. CoUesione
paleografica Bobbiese I, Turin 1907 T. 1, 10, 11, 36, 42; für Grotta.
ferrata und Guarino s. die Bibliographie; II B 24 war im Besitze
Fulvio Orsinis. Aus den neapolitanischen Klöstern (Biontfaucon I 230,
Archiv XII 523) kamen viele Hss. nach Wien (s. unten bei Wien), an-
dere sind verstreut (Vat. 7172 aus S. Severino). Auch Hss. von Acqua-
Viva und Valetta sind teils in Neapel (in der Bibl. *Oratoriana
(vgl. G. lorio, Codici ignorati nelle bibl. di Napoli. 1892 [1 Hs.: Xeno-
phon], Martini 887, E. Mandarini, I codici della bibl. fondata dai preti
della Compagnia dell' Oratorio di S. Filippo Neri detti i Gerolamini.
1897), teils in Wien (vgl. H. J. Hermann, Miniatur-Hss. aus der Bibl.
des Herzogs Andrea Matteo Acquaviva. Jahrb. d. kunsthist. Samml. d.
Allerh. Kaiserhauses XIX [1898] 147 — 206; flir Valetta vgl. noch
die Bibliographie. — Martini beschreibt S. 424 auch eine griech. Hs.
der Bibl. della societ^ storica. Die Universitätsbibl. enthält
keine einschlägigen Hss. (Bibl. gov. 839); für die mit ihr administrativ
vereinigte (nicht bedeutende) *Bibl. Brancacciana s. + Mss. qnae in
Bibl. Brancatiana S. Angeli ad Nilum adservantur c. 1740, Blume, Bibl.
Ital. 191, Archiv XH 624.
* Für Hss., die aus Olmütz an die Wiener Hof bibl. kamen, vgl. auch A.
Schubert, Aus Mähren und Schlesien der k. k. Hofbibl. zugebrachte Hss.
und alte Drucke. Mitteil. d. Ost. Vereins für Bibl. I 43—56. — Die
ehemaligen Bibl. der von Kaiser Josef II. aufgehobenen Mönchsklöster
in Mähren und Schlesien, sowie die der Exjesuiten in Teschen und
Troppau. CB XVII 321, 401, 449 (Bursian CVI 200 a, b). Vollständige
K. der Olmützer Bibl. (in die durch Augustinus Moravus oder Olomu-
ccnsis — s. oben S. 7 — Corviniani hätten kommen können) fehlen;
vgl. B. Dudik, Hss. der Bibl. des Metropolitankapitels in O. Löhers
Archivalische Z. V (1880) 126--134 (eine Petrarca-Hs. bei Burdach, Be-
richt über Forsch, zum Ursprung d. nhd. Schriftspr. Berl. Abhandl.
1903, 10), R. Beer, Mitteil, aus der 't'Studienbibl. zu O. CB VH
(1890) 474—481 (Gollob S. 90). — Hss. von Olmütz sind auch in schwe-
dischen Bibl. und unter den Reg^nenses zu finden.
' Die wenigen griech. (aus Belluno, S. Giustina in Padua und S. Giorgio
Maggiore in Venedig stammenden) Hss. sind katalogisiert von C. Landi,
Beitrftge cur Handflchriftenkande. L 45
Paris, Nationalbibl.
Der *Par. gr. 741 (Ghrjsostomos in II. Epist. Pauli ad Cor.; Pa-
pierhs. XV) stammt nach Omont, C.^des mss. grecs de Fontainebleau.
Paris 1889. S. XXIV u. 172 (Nr. 622) ans der Bibl. des Matthias Cor-
vinus, ferner aus Neapel und Blois (Einband der Bücher Heinrichs II.).
Da Matthias in der Einleitung zum Inventaire sommaire (1898) nicht
unter den Vorbesitzern erscheint, dürfte es sich wieder um eine Ver-
wechslung mit dem aragonischen Wappen handeln; vgl. 90 u. 91.
Den *Par. suppl. gr. 607, der nach Angabe des Mjnas vom Athos
stammt, hat H. Schöne, Über den MTuaskodez der griech. Kriegsschrift-
steller in dor Pariser Nationalbibl. Rh. Museum LIII (1898) 432 (446)
mit ziemlicher Bestimmtheit als Coryinianus bezeichnet, weil auf der Innen-
seite des Einbanddeckels zu lesen ist: konag soQOifevöfjs UXijyatOQ Xij-
Stndi X 18, 430. Aber von den 1392 lat. Hss. (1 von Petrarca) sind
nur die ältesten Statistica I 1, 107 = Bibl. gov. 350 herausgehoben.
Eine griech. Hs. scheint auch das Museo civico zu besitzen; vgl. E.
Teza, I bagni, an capitolo inedito in greco dalle opere deir Attuario
medieo bizantino. AUi del B. Ist. Veneto 8. Ser. VI (1903/4) 299—317;
eine griech. Grammatik, vielleicht yon Chrysoloras, enthält der alpha-
betisch angeordnete K. von A. M. Josa, I codici mss. della bibl. Anto-
niana di Padova. 1886.
Für die Kapitularbibl. kann ich nur I. I. Tomasini, Bibl. Pa-
tarinae mss. publicae et privatae. Udine 1689 (mit Index) und Fleck
I 1, 46: Dionys. Areopag., Hieron. epist., losephns, kleinere virg^lische
Qedichte ; XIV oder XV und die Statistica (Sacramentar IX, Antiphon. XI)
anführen; aus der Seminarbibl. nennt die Statistica einen Claudian
(XU), Valentinelli (Ost. Blätter f. Lit. n. Kunst 1845, 558 A. 32, 656
A. 44) Frontin XIII, einen von Vallarsi benützten membranaceus mit
Traktaten von Hieronymus und Isidor, Prosperi epigrammata XIV, Ve-
getius Xin.
Tommasinis Angaben (vgl.» da Hss. nicht nur von Padua nach
Venedig, sondern auch von Venedig nach Padua gekommen sind, auch
T. Bibl. Venetae. Udine 1650; die Bibl. mit griech. Hss. werden her-
ausgehoben in Montfaucons Pal. graec. Paris 1708. XXI ff.) können also
noch Yon Nutzen sein, wenn auch viele Hss. TerschoUen sind. Für S.
Justina (mit Hss. von Palla Strozzi) vgl. Ferrai in Indici e cataloghi
V, II (1887) 549 und oben S. 25 A. 1 ; zu beachten ist, daß von den zahl-
reichen Hss. mit dem Vermerk congregationis S. Instinae de Padua nur
diejenigen auf Padua bezogen werden können, welche (wie z. B. einige
Hss. in Paria; ygl. den Urbln. gr. 26) den Beisatz haben depntatus usui
conyentus Patayini (andere haben z. B. den Beisatz depntatus monasterio
S. Seyerini de Neapoii oder S. Mariae de Pomposia). — Nachträge zu
Ferrai bei Avetta, Contributo alla storia della Bibl. Uniyersitaria di
Padoya. 1907, 6.
46 VI. Abhandlung: Weinberger.
ßQOQVfA ßvbevöis avv . . 5 . . Daß Lakas ans Kronstadt (Siebenbürgen) im
16. Jh. als Bachbinder in Ofen tätig war, beweist natürlich nicht, daß
ein von ihm gebundener Kodex der Corvina angehört hat, würde es aber
immerhin einigermaßen wahrscheinlich machen. Es ist aber durchans nicht
anzunehmen (vgl. B. Prinz, Aristodemus. Jahrb. f. Phil. Ol 193f), daß
der Einband von Anfang an za dem Kern der Hs. (f. 16—103) gehörte,
der ursprünglich größeres Format gehabt haben muß. Es bleibt also nur
die jedenfalls merkwürdige Tatsache, daß der aus Ungarn stammende
Buchdeckel in den Besitz des Mjnas gelangte. — Die nicht unglaubwür-
dige Angabe, daß unter Zapolya (vgl. Vind. 224) viele Corviniani in die
Kronstadter (später vom Feuer verzehrte) Bibl. kamen (Abel), ist für
diese Us. natürlich nicht von Belang.
(90) Par. lat. 1767: Ambrosii sermones de poenitentia
nach dem C. codicnm mss. bibl. regiae (1744) III, nach De-
lisle, Cabinet I 226 Augustini sermones. Die Hs. ist 1489
geschrieben; weist das aragonische Wappen und den Veimerk
Re d'Ungeria anf. Delisle meint daher, sie sei für Matthias be-
stimmt gewesen and nach dessen Tode in die aragonische Bibl.
gelangt.
(91) 6390 (Seneca) hat gleichfalls die Eintragung Re
d'Ungeria.
(93) (103) 2129: Cassian. Divi Matthiae invictissimi Un-
gariae et Bohemiae regis impensa opus a Petro de Abbatis
Burdigalensi scriptum (die Datierung des alten K.: s. XIV ist
daher irrig). Das Titelblatt zeigt eine auf Wladislaw bezügliche
Übermalung. Die Hs. gehört also zu jenen, die nicht in die
Hände des Matthias kamen; sie stammt aus der Sammlung von
Triebet Du Fresne, der als Bibliothekar der Königin Chri-
stine Italien bereiste (vgl. C. librorum bibl. Raphaelis Tricheti
du Fresne. Paris 1662 und für die von ihm erworbenen Hss.
des Vincentius Grimani die Konkordanz bei Laqueur, Gott.
Nachr. 1906, 923).
7239 enthält Abhandlungen über Kriegsmaschinen (an der Spitze
die von Paulus Savetinus Ducensis de re militari und de machinis bellicis),
wurde vom Botschafter Girardin aus Eonstantinopel gebracht (vgl.
Omont, Missions arcb^ol. 254: apparemment iomhi entre les maifu des 7\tre$
au commencement des conqu^tes quüs ont faites en Hongrte) und als ein un-
garischer, später auch als coryinischer Kodex bezeichnet (vgl. Delisle
I 297 f.). Daß ihn Cz. im Pallas-Lexikon anscheinend au den echten Cor-
viniani zählt, kann ich nicht billigen.
Beiträge zar Handschriftenkunde. I. 47
93 (102) 8834 Ptolemaei cosmographia (lacobus Angelas)
von Baron Tott in Eonstantinopel erworben.
(94) (101) 16839 (La Vallifere 21) Hieronymus in psalm.
mit der Einzeichnung: Antonius Sinibaldua Florentinvs quem-
dam regia Siciliae scriptor et librariua exscripait Florentiae
anno domini 1488 ult. mensia Februarii pro aereniaaimo Mathia
rege ünghariae virtutia cultore et alumno (nach dem calculus
Florentinns, also 1489). Auch diese Hs. scheint nicht in den
Besitz des Matthias, sondern aas einer italienischen Sammlung
in die des Herzogs von La Valli^re^ gekommen zu sein.
Parma.
95 (79) G. G. III 170. 1654: Diomedes CaraflFa de institu-
tione vivendi (ins Lat. übersetzt von Colantonius Lentulus), ge-
schrieben von loannes Marcus Cynicus, mit den Wappen des
Matthias und der Beatrix. AbbUd. 2; vgl. LB HI 567—575,
MK XV 54—86 (mit Faksimile von Einband und Titel).
Petersburg.
96 (68) Chrysostomi homiliae XXVIII in epistol. ad
Corinth. item contra ludaeos sermones VI; vgl. MK I (1876) 4 ff.
Prag, Universitätsbibl. (für Strahov vgl. Nr. 2).
Wenn von 1655 (VIII H 72), einem Justin italienischer Provenienz,
in Trnhldfs C. codicom mss. lat. qui in bibl. Fr. asservantur (1906)
gesagt wird: bibl. Carvinianae fuisse vidttur, so ist die Eintragung: IsU Über
est mens vos Petri Garazda de üngaria nicht gehörig beachtet. Wir kennen
noch andere Hss. des Garazda. £. Abel, F. G., ein ungarischer Humanist
des 15. Jh. Ung. Rev. 1888, 21—31 fahrt S. 24 außer der Frager Hs.
ein griech. Evangeliar der Fester Universitätsbibl.^ an, ein Geschenk des
G. an lanus Fannonius; MK YII 202 wird der Monacensia 68 (Cicero)
auf G. zurflckgefahrt. Es wäre interessant, den Frager Justin mit dem
Dresdner zu vergleichen; liegt doch die Annahme nahe, daß mehrere
Exemplare gleichzeitig für die bekannten ungarischen Sammler erworben
wurden; auch der Celsus der Wiener Fideikommißbibl. 3113, der in seiner
Ausstattung den Coryiniani gleicht (nur der Raum für das Wappen ist
leer geblieben) und MK XV (1890) 32—34 in Beziehung zu Garazda
^ Für die Schicksale dieser Sammlung, die großenteils Yon Crerenna an-
gekauft worde, vgl. Clark, Classical Review XX (1906) 228 f.; einige
Hss. kamen nach Görlitz, eine nach Genua (Bibl. Darazeo), andere in
die Sammlung Barrois.
' Bei Vogel, Serapeum 1847, 380 unter den Coryiniani.
48 VI. Abhandlang: Weinberger.
gebracht zu werden scheint, könnte anf sein Verhältniü zum Mfinchner
Celsas geprüft werden.
97 (47) 1656 (VIII H 73) Thomas de Aquino in Arist.
de caelo mit einer angarischen Eintragung, die in iat. Über-
setzung besagt: Über bibl. Matthiae Regia quem apportam ex
arce Ugroczensi und Iat. Besitzvermerken : unus ex libris
Nicolai 2!aj de Csemer (XVII) — Franciscue comes de Snys
(XVI/XVII).
(98): 2427 (XIV A 14): Flavius losephus, Ant. lud. s. XIII.
Der Einband zeigt die insignia regnorum Bohemiae et Ungariae.
Es liegt also nahe, statt ex bibl. regia provenieee videtur zu sagen:
ex bibl. Corvina; vgl. auch Nr. 158. Wenn sich der Einband
wirklich, wie es in Truhlärs K. geschiebt, mit absoluter Sicher-
heit ins 16. Jh. setzen läßt, könnte man an Wladislaw denken;
für das jagellonische Wappen vgl. oben S. 7.
FreObarg. In Czontosis Verz. der Hss. der Franziskaner-
Provinzialbibl. 1 (MK III [1878] 45) finden wir
(99) 8 Cyrillus Alexandrinus, Expositio in Cantica cant.
mit der Eintragung: hunc libellum quidam captivtis hungartu
liberatus e turcica captivitate (de) Buda ibidem ^ dum semel
debuieset Bibl, Regiam purgasse^ hunc dam etulit et R. Coma-
reni Magnifico Ernesto a Kolonicz supremo Capitaneo obtulit^
nie autem parocho ibidem gei^manicae et hungaricae ecclesiae
Michaeli Ladislao Lony ddto. 1631 18 die Novembris.
(100) 11 Caelii Lactantii Firmiani divin. Instit. adversus
gentes libri IX. De ira dei ad Donatum. Basilii Magni libellus
de institutione iuvenum (Leonard. Aretin.). Papier-Hs.
Während der Eintragung des 17. Jh. Beweiskraft abge-
sprochen wird, scheint Cz. Nr. 11 flir corvinisch zu halten.
Raab, bischöfl. Priesterseminar.
101 (17) Blondi Foroiuliensis Romae instauratae libri III,
Papier-Hs. aus dem Jahre 1467. Den K. von L. Zalka, A györi
plispoki papnevelozentezet könyvtdränak czimjegyzike. Qyör
^ Für andere Preßbarger Bibl. vgl. F. Knaius, Codices mss. capitali Poso-
niensis. Gran 1871, + K. Harmath, Beschreibung der alten Drucke und
der Hss.-Sammlang der Bibl. des Pr. evang. Lyceums (ungar.) 1879.
Bei Soden wird eine Evangelien-Hs. der evang. Kirche in Pr. erwähnt.
Eine Hs. des Antonsklosters auf der Insel Schtttt bei Pr. wird beim
Vind. 11 besprochen werden.
Beiträge zur Handflchriftenkande. I. 49
1893 kenne ich nur aus der Anzeige ME N. F. I 360, auf
Grund derer oben S. 22 eine Hs. besprochen wurde. ^
Born.
(102). In der Bibl. Casanatensis findet sich eine Ency-
clopaedia medica des 14. Jh. (Bibliographe* VII 350 f.) mit
einem verwischten Wappen, in dem J. Schönherr, MK N. F.
Xn 435 — 469 (Faksimile ist beigegeben) das corvinische er-
kennt. Die Hs. wäre von Prag nach Ofen gekommen (vgl.
S. 447 und unten Nr. 158).
(103) Ottobon. 501: Pontificale (vgl. Codices e Vaticanis
selecti III. Rom 1903 und Stornajolo in den Dissertazioni della
Pontificia Accad. Romana di archeol. 2. Ser.VIII — 1903 — 518).
Es wurde 1485 — 1489 zu Rom im Auftrage Johann Vitez' des
Jüngeren ausgeführt und blieb, als dieser nach dem Tode des
Matthias Rom verließ, unvollendet, so daß auch kein Titelblatt
vorhanden ist. F. 15 haben wir vielleicht ein Bild des Cor-
vinus, f. 145 ist in eine Formel eingesetzt: 1489 die primo
mensis lan. ego loannes episcopus Sirmiensis (seit 3. Juni 1489
war Vitez Bischof von Veszprim). Ob sich der mehrmals an-
gebrachte corvinische Rabe aus der Absicht des Bischofs er-
klärt^ den Kodex dem König zum Geschenke zu machen, oder
der Miniator dieses Emblem bei einem ungarischen Kirchen-
fUrsten ohne weiteres anwandte^ muß ich dahingestellt sein
lassen.
Palat.« lat. 150 s. oben S. 8 A. 1 a. E., 1711 s. unten
zum Vind. 11.
^ Von den übrigen 17 Hss. wären etwa zu nennen: Petrus Lombardus,
sententlanun libri IV (XIII), Minale, Antiphonale, Vitae SS. (Pergament-
Hss.) und ein Breviar (Papier-Hs.) XY.
* Atti del congresso internazionale di scienze storiche I (1907) 133: dd
McoU) XV. Außer diesen Notizen kann ich für lat. Hss. der Casanatense
(S. Maria sopra Minerva) nur Archiv XII 402, Beifferscheid I 172 (Wien.
S.-Ber. Uli — 1866 — 327) und Poncelet, C. codicum hag. lat bibl.
Romanarum 216 anführen; + A. C. Vaglio und O. Colaneri, La bibl. C.
Cenni storico-bibliografici. 1896. Die griech. Hss. (darunter Stücke aus
Salviatis und Sirletos Bibl.) sind von Bancalari katalogisiert (Studi II
161—207; vgl. C. codicum astrol. gr. Y 1).
' Bibl. Apostolicae Yaticanae Codices Palatini lat. rec. H. Stevenson iunior. I
(1886).
Sitsongabw. d. phiL-lust. Kl. 159. Bd. 6. Abh. 4
50 VI. Abhandlung: Weinberger.
104 Urbinas^ 110: Breviar mit den Wappen von Matthias
und Beatrix.
(105) (96) Urbinas 112: Breviar ^ das unvollendet blieb,
obwohl Attavante noch 1492 daran arbeitete. Das corvinische
Wappen ist nicht durchgängig , aber mehrmals mit dem des
Kardinals Trivnizio übermalt. Die Einti'agang: Exemplaräms
aatis ßdis Mathiae inclyti Regie Hungaritie et Bohemiae bre-
viarii codicem ego Martinus Antonius presbyter dei gratia fau-
stisaime manu propria scripsi^ opus absolutum pridie Klas No-
vembres anno salutis 1487 stimmt aufs genaueste mit der im
Laur. XIV 22. Vgl. Abbild. 7, eine Probe bei Fraknoi S. 297,
namentlich aber Fl. Romer, Dizlapok a Romai könyvtiLrakban
örzött nigy Corvin-Kodexbol. Pest 1871 (16 Photographien von
4 corvinischen in römischen Bibl. befindlichen Hss.; Veran-
staltung der ungarischen Kirchenfürsten, die zum Konzil nach
Rom gekommen waren; Einleitung von Komer). Von den
übrigen 3 Hss. liegt eine gegenwärtig im Wiener Jesuitenkol-
legium (unten Nr. 162), zwei befanden sich damals im Collegio
Romano:
106 (98) Cicero, nat. deorum, divinat., oflEic.
107 (99) Didymi Alexandrini de spiritu sancto (Hiero-
nymus), Cyrilli Alexandrini de Apompeo, Proclus episcopus in
natale dei. loannis Scholastici Qradus (von Sigismundus de
Sigismundis 1487 geschrieben).
In der Vittorio Emanuele,* wo man sie zunächst ver-
muten sollte, sind diese 2 Hss. nach Schönherrs Angabe (a. a.
^ Bibl. Apostolicae Vaticanae Codices Urbin. lat. descripsit C. Stomajolo. I
(1902).
* Die Vittorio Emannele besitzt auch Hss. S. Andreae de VaUe, Arae
Coeli, Farfenses, S. Gregorii in monte Caelio, S. Onuphrii, S. Panta-
leonis, Sessoriani (vgl. Poncelets C. codicam hagiogr. lat. bibl. Borna-
nanim praeterquam Vaticanae. Beilage zum 84. u. 26. Band der Anal.
Boll. 97 und für kleinere Klosterbibl. Bibl. govern. 4S). Doch vermisse
ich die griech. Hss. der Gregoriana, die Herr Prof. Dr. Heinrich Schenkl
freundlichst für mich aus dem Gireolare della libraria Ital. 11 (1865)
220 exzerpiert hat (Aristot. Rhetor., Porphyrias in Plotinnm, Ptolemaei
geographia; an lat. werden genannt Cicero orat., off., epist., Isidor etjm.,
Juvenal) bei D. Tamilia, Index codicum graec. qni Romae in bibl. Na-
tionali olim coUegii Romani adservantar. Stndi X (1902) 223—236 (Er-
gänzungen zu Nr. 1, 3, 14, 16, 17, 18 in schwedischer Sprache von
Beiträge zur Handschriftenkande. I. 51
O.) nicht zu finden; Stücke der Bibl. des CoUegio Romano sind
(aber wohl vor 1871) auch in die Vaticana gekommen, andere
werden bei Gregory (Prolegomena in der 8. Aufl. von Tischen-
dorfs Ausgabe des N. T.) als verschollen bezeichnet.
(108) Vat. 3186: Andreae Pannonii libellas de regiis vir-
tntibas Matthiae Corvino dedicatas bietet nichts, was anf einen
Corvinianus schließen ließe. Das Bild des Königs ist offenbar
kein Porträt (Ung. Revue X, 177, 579); vgl. Literarhist. Denk-
mäler I (1886) XX ff. 1 ff.
Salzbarg, Studienbibl. ^
109 (45) Bonfinis Herodian- Übersetzung, einfach ausge-
statteter grüner Seidenband mit Goldschnitt. Der 1. Bogen mit
dem Titelblatt fehlt. Wir kommen auf die Hs. unten bei
Nr. 15^'zurück.
Stuttgart, Hofbibl.
110 theol. et philos. fol. 152: Augustin, expositio in psal-
mos David a I usque ad LVII (Originaleinband, herrliche Mi-
niaturen). Wir sind auf kurze Bemerkungen bei Th. Fr. Dibdin,
A bibliographical Tour. London 1821 III 155, Stalin (Württemb.
LundstrOm: Commentationes philologae in honorem lohannis Paulsen.
Gotoburgi 1905, 140).
Für die wichtigen Sesaoriani des stadtrOmischen Klosters S. Cracis
de Hiemsalem, die zum Teil aus Nonantola (Rlvista VI 54; auch
eine Ozforder Hb. wird vermutangsweise aufN. surückgeführt: Madan V
Nr. 28717) und Settimo (BivUta XV 169—177) stammen, vgl. Archiv
Xn 396, Reifferscheid I 113 n. 196 (Wien. S.-Ber. L 737, lAIl 851),
Z. f. Altertumsw. 1847, 204, 288, Blume, Bibl. IUI. 155, Montf. 193,
+ B0II. uff. deir Istr. pubbl. Dez. 1885 (Mölanges d'arch. et d'bist. XXIY
13 f. A. 4). Andere Sessoriani sind im Vatikan; vgl. auch den Haene-
lianus 6 der Leipziger Universitätsbibl. (Bursian CXXXV 101).
1 Die Studienbibl. (vgl. Wien. Stud. IX 86, *Gollob u. Verz. d. illumi-
nierten Hss. in Osterreich II: Hieron. de libro psalm. IX) und die Bibl.
S. Peter (Archiv X 614, Wien. Stud. IX 83) besitzen keinen gedruckten
K.; vgl. (namentlich für Hss., die nach Wien und München gelangten)
K. Foltz, Gesch. der S. Bibliotheken. Wien 1877 und Chroust, Monu-
menta palaeogr. 1 1, 2. H 1. IV 5. VH, VUI, X 3, 4. Andere Salzburger
Hss. befinden sich jetzt in Linz (CB XIX 161), London (Addit. Mss.
16894, 16898, 16900; Steinmeyer, Ahd. Glossen IV 490) und unter den
Reginenses in Rom; s. auch Swarzenski, Denkmäler der süddeutsch.
Malerei. H. Die Salzburger Malerei. Leipzig 1908. — Einen patristisch-
historischen Miszellankodez IX des städtischen Museum Garolino-Augu-
steum in S. beschreibt Hauthaler CB X 71.
4*
52 VI. Abhandlung: Weinberger.
Jahrb. 1837, 303; die Hs. kam ans Ellwangen nach St.), CB
III 212 u. MK N. F. VI 262, XUI 318 angewiesen.
Thom, Gymnasialbibl.*
111 (67) R foL 21: Naldi Naldii Florentini epistola de
laudibus Angustae bibl. atque libri IV yersibus scripti eodem
argnmento ad serenissimum Mathiam Corvinnm (Literarhist.
Denkmäler II, Xlf., 259-296); s. MK N. F. II (1894) 305—313
(farbiges Faksimile des Titelblattes).
Tarin ^ wird nicht nur LB III 105 genannt, sondern auch
E. Ricotti, Salla bibl. Corvina. Atti della r. accad. di Torino XV
(1880) 311 bemerkt, daß eine ans Bologna in die k. Priyatbibl.
gebrachte Bilder-Hs. für corvinisch gehalten werde.
Venedig, Bibl. Marciana.
(113) (69) III 17: Antonii Averulini de architectura libri
XXV ex italico idiomate ab Antonio Bonfinio latine redditi,
1488 geschrieben^ aber erst nach dem Tode des Königs voll-
endet und dann vom Dominikanergeneral Gioacchino della Torre
erworben, ebenso
(113) (70) der unter den Zimelien befindliche Marcianus
Capella (der von Alexander Verazanus geschrieben wurde); vgl.
Facsimile delle miniature di Attavante contenute nel codice di
Mattia Corvino che si conserva nella Bibl. Marc. Fotografie
eseguite da A. Perini 1878.
Beide Hss. kamen von della Torre (für den CB I 384
zu 52 a^ verglichen werden kann) an das Kloster S. Giovanni
e Paolo und aus diesem 1789 in die Marciana.
114 (71) XXII 79: Benvenuti de Rambaldis, liber Augu-
stalis (Caesarum vitae abbreviatae) von Antonius Thebaldus
überarbeitet und Matthias gewidmet.
^ M. Cnrtze, Die Hss. nnd seltenen alten Drucke der Gymnuialbibl. xa Th.
Frogr. 1875 (vg:I. Altpreuß. Monatschr. Y [1868] 141 a.Bur8ian XCVUI 361).
' Über die reichen Bestände der k. Priyatbibl. haben wir nur dürftige
Notizen: Archiv IX 599 (S. Jakob in Lüttich). Atti d. Accad. di
Torino XIX (1883) 403 (Probusfragm. aus fiobbio, ygh Gollesione pa.
leogr. Bobbiese I. Tarin 1907, T. 86, 87). XXXI 766 (Abschrift eines in
Cheltenham befindlichen Novaliciensis). Riyista di filolog^a IX (1881)
551 (Clandianus in Rufinum XV). N. Jahrb. XCYIU 466—470 (ynlgär-
griech. Hs.). Eine Anzahl griech. Hss. ist yerzeichnet in Maffeis Opns-
coli ecclesiastici S. 6^, die mit besonderer Paginiernng dessen Istoria
teologica (Trient 1742) beigegeben sind.
Beiträge zur Handschriftenkuiide. I. 53
Schon 1879 berichtete Cz. (LB III) von einem 4. Mar-
ciannS; in dem das Wappen einmal verwischt und einmal über-
malt sei. Budik verlegt noch 2 Corviniani nach Venedig, Bon-
finis libellas de Corvinianae domus initiis^ von dem ich in den
K.^ keine Spur finde, und Theodoret von Kyrene in psalt. (vgl.
oben S. 9), der mehrmals vorkommt, aber ohne Beziehung zu
Matthias.
Die berühmten lat.* Hss. der Kapitularbibl. zu Verona
sind von ihrem Entdecker Scipione Mafifei (vgl. auch die S. 52
A. 2 erwähnten Opusculi ecciesiastici S. 62) und anderen ver-
wertet, die patristischen von Reifferscheid I 4 u. 193 (Wien.
S.-Ber. XXXXIX — 1856 — 4 u. LIII — 1686 — 348) ver-
zeichnet worden (vgl. auch E. Chatelain, La tachygraphie lat. des
mss. de V. Revue XII [1902] 1—40); für jüngere Hss. sind
wir, etwa von Archiv XII 658 und C. Marchesi, De codicibus
quibusdam adhuc non compertis qui V. in bibl. capitulari ad-
servantur. Studi XH (1904) 121—138 (Bursian CXXXV 146)
abgesehen, auf die Geschichte der Benützung der Kapitularbibl.
angewiesen, welche die Bibliothekare ö. B. C. Giuliari und A.
Spagnolo in mehreren Bänden des Archivio Veneto^ gegeben
haben, wobei sie natürlich auf den Inhalt mancher Hss. ein-
gehen. Aus diesen Notizen (vgl. XXII 277 u. die gleich anzu-
fllhrenden Stellen) kann man auch einiges für die Livius-Hss.
1 Daß bei G. YalentineHi, Bibl. ma. codicum D. Marci. 1868 £f. etwa 500
lat. Hss. fehlen, ergibt sich aus der Bibliographie in der Festschrift:
La bibl. Marciana nella sua nuoya sede. 1906, 89. Von C. Castellani,
C. codicum graec. qui in bibl. D. Marci Venetiarum inde ab anno 1740
inlati sant erschien nur der 1., Bibel-Hss. enthaltende Band (1896).
1740 ist das Erscheinungsjahr von Zanettis Graeca D. Marci bibl. codicum
mss.; Tgl. aber die Nachträge von J. Morelli, Bibl. ms. graec. (et lat.)
Bassano 1802.
* Die griech. Hss. der Kapitular- und der Kommunalbibl. werden '^CB
YUI 489 — 497 verzeichnet; für die an griech. und lat. Hss. (meist Sai-
bantini) nicht besonders reiche Kommunalbibl. vgl. G. Biadego, C. de-
scrittlYo dei mss. della bibl. communale di V. 1892, fUr S. Nazario
* Oxford und Indici e cataloghi V, II 563 A. 1.
» X 239. XI 51. XIV 39. XVI 219. XVII 233. XVIH 5. XIX 72. XX
ö, 203. XXI 203. XXII 271. XXVII 453. XXVHI 223, 427. XXX
477. XXXra 203, 611. XXXV 191. Nuovo Archivio XH (1896) 259.
Xra 375.
54 VI. Abhandlung: Wein berger.
entnehmen^ die Cz. nach Romers Angaben als corvinisch ver-
zeichnet.
(115) (73) CXXXV Livius de hello Macedonico (Hiero^
nymo dei Libri minio fecit initiales littereu, Cz., miniature at-
tribuite a Oirolamo dai Libri. Nuovo Arch. XIII 376).
(116) (72) CXXXVI Livius, decas tertia.
(117) (74) CXXXVII Livii historiarum decas. M. Antonii
Montani lo. Baptistae medici excellentissimi v. c. in gymnasio
Patavino artem medicam olim profitentis filii Mario BevilaqtLe
pro augenda Bibl. munus die XIX May MDLXXX mit dem
Wappen der Orsini.
Auf Nr. 117 hat Cz. wohl verzichtet, wenn er im Pallas-
Lexikon nur 2 Veronenses zählt. Da aber alle 3 von derselben
Hand herrühren sollen TArchivio XXXIII 210), schien es gera-
tener, sämtliche als zweifelhaft zu bezeichnen.
Volterra.
(118) loannis Francisci Marliani Epithalamium, das 1488
bei der geplanten ehelichen Verbindung zwischen Johannes Cor-
vinus und Bianca Maria Sforza überreicht werden sollte (Abel,
MK XIII 140; vgl. Ung. Revue 1890, 577). Ob man diese
mit dem Wappen beider Häuser geschmückte Hs. einen Corvi-
nianus nennen kann, scheint fraglich.
Wernigerode, Stolbergische Bibl.
Nach freundlicher Mitteilung von E. Jacobs gibt + E.
Förstemann, Die gräflich Stolbergische Bibl. zu W.^ Nord-
hausen 1866, S. 82 Folgendes über den aus der Zeisbergschen
Bibl. (vgl. N. Anz. 1854, 312 und + E. Jacobs, Zeisberg als
Büchersammler. Nachricht über die fürstl. Bibl. zu W. 1907)
stammenden Kodex Za 35 an: ,Eusebii chronicon et chronicon
Prosperi Aquitanici in lat. Übersetzung, Pergamentms. des 15. Jh.,
in Italien geschrieben und wahrscheinlich aus der Bibl. des
Matthias Corvinus stammend. Das Pergament ist sehr schön,
die Schrift ein Muster der Kalligraphie und der Kodex über-
haupt von großem wissenschaftlichen Werte. 154 Bll. foL*
Danach liegt wohl kein Grund vor, die Hs. unter die Corvi-
niani einzureihen.
^ Vgl. auch N. Archiv YIU 204 and Bibl. d. charies LXVI (1906) 489
bU 639.
Beiträge zur Handschriftenkande. I. 55
Wien.
119 Fideikommißbibl. 10489: Livius de hello Macedo-
nico. 170 Bl. 235 X 340. MA. lohannes Franciscas Martinas
Geminianensis descripsit (vgl. Nr. 38 und 132). Rotbraaner
Lederband mit farbigem Schnitt. Ex libris loannis lacobi Co-
mitis in Wolkenstein (MK XV 29; bei M. A. Becker, Die Samm-
lungen der vereinten Familien- und Privatbibl. S. Maj. des
Kaisers [1873] XV ^ ist nur von einem scutum gentilicium die
Rede).
*(120): Hofbibl.« theol. gr. 1 (123) [I A 1, 94, XCVII]:
S. loannis Chrysostomi Homiliae in evangelium S. Matthaei
^ Als brevis nimia denehut eodieum bezeichnet im C. codicam hagiogr.
qai Vindobonae aaseryantar in bibl. Caesaris Anstriaci. Anal. Boll. XIV
231 — 263 (231 ff. wird angegeben, wie belgische Hss. in die Fidei-
kommißbibl. kamen; Ygl. ebd. 5 — 88: De codicibas hag. lobannis Giele-
mans, canonici regularis in Rnbea Yalle prope Bnizellas). Hss. der
Este and Sforza sind oben (8. 38 A. 1 ; 24 A. 1) erwähnt worden (eine
Celsushs. S. 47 f.).
' D. von Nessel, G. sive recensio specialis omnium codicam mss. Grae-
coram. Wien a. NtLmberg 1690 vielfach wörtlich nach P. Lambecii
Commentarii de aagostissima bibl. Caesarea Vindobonensi 1666 — 1679.
Eine 2. Auflage der Commentarii besorgte Kollar 1766 — 1782. Dazu A.
F. KoUarii Sapplementoram liber I. 1790 (enthält einige bei Nessel
nicht verzeichnete Hss. des Supplementum graecam, die jetzt andere
Nummern haben als bei Kollar); vgl. auch C. codicam astrologorum
graec. VI (1903; zu philol. gr. 108 BZ XVU 142) u. das oben S. 16
A. 1 angeführte Verz. der Hss. griech. Ärzte. Da Nessels Beschreibung
oft nicht ausreicht, gebe ich fQr die griech. Hss. außer den Signaturen
von Nessel und Lambeck die älteren, die sich auf den Deckblättern
finden (die mit übergesetztem Striche rühren von Biotins her), eine
kurze Inhaltsangabe (manchmal nach dem Einband oder nach dem auf
dem Innendeckel au%eklebten von Kollar beschriebenen Zettel), even-
tuell Material und Datierung, Folienzahl, Angaben über Lagen, Format
in Millimetern, Kolumne und Zeilenzahl, Einband und Besitzvermerke.
Die Einbände aus den Jahren 1763 — 1755 zeigen die Buchstaben E.
A. B. C. V. (oben), G. L. B. V. S. B. (unten): Ex Augustissima Bibl.
Caesarea Vindobonensi — Gerardus Liber Baro van Swieten Bibliothe-
carius (Gottlieb, Ambraser Hss. S. 26 A.) und die Jahreszahl.
Eine zusammenfassende Untersuchung über die Provenienz der
griech. Hss. fehlt (Mosel, Gesch. d. Hof bibl. 1835 kommt kaum in Be-
tracht; gute Provenienzangaben für eine beschränkte Zahl von Hss. im
K. der Miniaturenausstellung der Hofbibl. Wien 1901/2). Die beiden
größten Gruppen sind durch die eigenhändigen Eintragungen von Auge-
56 VI. Abhandlung: Weinberger.
XLIII. Papier-Hs. 3 + 320 + 2 Bl. Lagen zu 10 Blättern mit
Stichwort. 279 X 423. 2 K. 29 Z. Einband vom Jahre 1754;
gepreßter Goldschnitt. loannis Sambuci; daininter von Lambecks
Hand: Ex Bibl, Budensi Regia Hungariae Maihiae Carvinx.
Die Möglichkeit; daß Lambeck darch den Original- Einband
bestimmt gewesen sei^ scheint Gottlieb (Ambraser Hss. I S. 83)
rias de Bnsbecke (kaiserlichem Gesandten in Konstantinopel) and lo-
annes Sambacus Pannonios Tirnaviensis kenntlich; für Sambncos vgl.
auch unten zu Yind. lat. 49, für Acquaviya and Valetta oben S. 43 f.
A. 1, für neapolitanische Hss. aus den Klöstern S. Apostolorum,
S. loannis de Carbonaria [Parrhasiani, Bobienses], S. Seve-
rini F. Men^ik, Die Neapolitaner Hss. der Hof bibl. Mitteil. d. Ost.
Vereins f. Bibl. VIH 133, 170. IX 31 (Barsian CXXXV 148), für Faber
Nr. 127 u. oben S. 9, Georgias eomes Corinthius (Arsenios von Mo-
nembasia, Marens Mamnnas) Bibl. d. chartes XLV 328, XLVH 291 (dazu
Cheltenham 293, Angelica, Wien. Jesuitenkoll. 28 [unten 8. 76 A. 1]
für Grottaferrata und Guarino die Bibliographie, für Apostolo
Zeno Vind. lat. 644, für andere Erwerbungen in Venedig Schier 134 f.
Die lat. Hss. sind ausreichend beschrieben in den Tabulae co-
di cum mss. praeter graecos et orientales in bibl. Palatina Vind. asser-
vatorum. Ed. Academia Vind. 8 Bde. (Sonderindex in jedem Bande).
1864 — 1893, die auch auf die hie und da in Betracht kommenden K.
Ton M. Denis, Codices mss. theolog. lat. 1793 und St. Endlicher, Co-
dices philol. lat. (C. mss. bibl. Vind. I. 1836) yerweisen (die Hs. 420 ge-
hört nach Vielhaber, Anal. BoU. XXVI 33 nicht ins 11., sondern ins 8.
oder 9. Jh.). Die Provenienz wird in den Tabulae nur selten bei An-
gabe der früheren Signatur angedeutet; z. B. bei den Lunaelacenses
(für Hss. aus anderen KlOstem vgl. 669 (Baumgartenberg), A. Czerny,
Die Bibl. des Chorherrenstiftes S. Florian. Linz 1874 S. 6 a. 26, oben
S. 44 A. 1 und CB XVII 287 (Schottenstift). Eine systematische
Untersuchung der Provenienz hat begonnen: Th. Gottlieb, Ambraser
Hss. I. Leipzig 1900; vgl. außer den Angaben bei den griech. Hss.
H. Modern, Die Zimmernschen Hss. der k. k. Hof bibl. Jahrb. d. kunst-
hist. Samml. d. Allerh. Kaiserhauses XX (1899) 113—180, K. Foltz,
Geschichte der Salzburger Bibliotheken. Wien 1877, Bibl. Hohen-
dorfiana ou c. de la bibl. de Georges Guillaume Baron de Hohendorf.
Haag 1730 (zu den Vind. 38 n. 183 vgl. E. Chatelain, Notes sur les mss.
du collöge des Cholets. Paris 1889). Zahlreiche Hss. stammen aus den
Bibl. Eugens von Savoyen, Fuggers und des Trienter Bischofs
Hinderbach (darunter nach freundlicher Mitteilung des Herrn Kustos
Dr. R. Wolkan Hss. des Eneas Silvius Piccolomini), einzelne aus
Brauweiler, Fulda, Köln (Quellen u. Untersuch, z. mittellat. Phil.
III 1,92), Lorsch, Polirone, Reichenau, Tours und Würzburg;
für Qossembrot s. CB XI 249.
Beiträge snr Handschriftenknnde. I. 57
nicht ins Ange gefaßt zu haben; 120 hat denselben Inhalt
wie 128.
*(121): theol. gr. 154 (29): Evangelia XI; vgl. Gregory
(Prolegom. 484, Textkritik 174) Nr. 77, K. d. Miniatnrenausstell.
Nr. 10 11. Lambeck (ad bibl. Badensem pertinnit). Einband vom
Jahre 1755.
*(122): theol. gr. 219 (66) [I Gt 25, 188]: S. Basilii M.
homiliae novem in Hexaemeron. f. 100 dyad-tj Tvxrj ' iTtiaToXij
ftsyiinov äQXi€Q€(OQ d'Wfiä ^ (so) vvnoXdov Ttefirtrov xtA. (auf
das bei Lambeck und Nessel Abgedruckte folgt nur mehr ein N),
Papier -Hs. 100 f. 142X213. Die Quaternionen waren am
unteren Ende mit griech. Buchstaben bezeichnet; nach f. 36
wurde noch vor der Beschreibung ein Blatt ausgeschnitten, so
daß der nächste Quaternio mit f. 40 beginnt. Einband vom
Jahre 1755; auf dem gepreßten Goldschnitt steht mit Tinte
BASILIVS GRECVS. I. Sambuci P.; Lambeck wie bei 121;
Tgl. oben S. 9 über die Angabe Brassicans.
*(123): theol. gr. 337 (33) Evangelia XIV, vgl. Gregory,
Prolegom. S. 512, Nr. 220 u. Lambeck (wie bei 121). Einband
vom Jahre 1755.
*(124): phÜos. et philol. gr. 29 [III 81, 2Ö, 1248] Aristo-
telis de arte rhetorica libri III. 98 f. 220 X 320. Lagen: 1—10,
11 — 18, dann je 10 Bl. mit Stichwort. 23 Z. Einband vom
Jahre 1755. loannis Sambuci Pannoni 54. Titelblatt mit (ita-
lienischen) Miniaturen, auf die ich umso weniger eingehe, weil
mir die anscheinend von Nessel herrührende Zuweisung an die
Corvina nicht begründet scheint; oben in der Mitte auf einem
aufgeschlagenen Buche Reste des Titels: l^Qiatozilovg r^x^S
^fjroQUfjg, Randleisten beim 2. und 3. Buch; zu B 21 (1395 al)
am Rande Bild einer tctti^ in Braun, Gold und Weiß.
♦(125): bist. gr. 1 (suppl. 89): Ptolemaei geographiae libri
VIII cum antiquis tabulis. 99 f. 442 X 597. 2 K. 57 Z. heleKb&Tj
ij Ttaqoüaa ßißXog etg zäg Im dyiTüyßglov (MVjvdg iy eiei avvd'
[1454]. d'Bod rd d&QOv xal iwdvyov ytÖTtog. (Daß dieser lohannes
kein anderer als lohannes Scutariotes sein könne, hat EoUar
durch Vergleich mit anderen Hss. richtig erkannt). Gepreßter
Lederband mit Spuren von Buckeln und Schließen; Gold-
schnitt. Auf dem Verso des Deckblattes steht: Martini Haczii
Prctepositi Minorum Warctdiensiwm et suorum, EoUar hat nicht
58 VI. Abhandlan^: Weinberger.
ohne Wahrscheinlichkeit bemerkt (S. 568): Pertinuit vd cui
lanum Pannonium vel ad Budensem Matthiae Corvini bibl. Wir
kommen darauf bei der gleichfalls von Scutariotes^ geschrie-
benen Diodor-Hs. (130) zurück.
*126: bist. gr. 8 (7) [II A 8, I]: Nicephori histor. eccles.
libri XVIII. 498 f. 250 X 348. 40 oder 41 eingeritzte Zeilen.
Einband vom Jahre 1754. Für die Geschichte dieser Hs.
müssen wir uns an die von Johann Lange besorgte lat. Über-
setzung halten, die in Basel bei Oporinus sine anno erschien.
Die censura inclytae facultatis theologorum Lovaniensis ist vom
19. Februar 1551 datiert. Melchior Adam, Vitae Germanorum
lureconsultorum et politicorum. Heidelberg 1620 S. 82 gibt
1552 als Erscheinungsjahr. In der Vorrede heißt es: Quum
ante annos multoa ex Budenst regia bibL quam Mathias Cor-
vinus Pannonorum rex pulcherrimam graec. et lat, libris lec-
tissimis refertam instituit, surreptus diu in privati hominis
bonis fuisset et postea per milites Turcicos in miserabili casu
et direptione Pannoniae inter reliqvam praedam Constantino-
polim deportatus in foro ibidem scrutario venisset, perquam
commode accidity ut a Christiano eoque studioso homine emptus
postliminio in eandem Pannoniam sit reversus; ubi tandem in
dominium praeclari et eruditi viri Oeorgii Logi coneessit. Ein
^ Oardthausen, grriech. Pal. 326 yerzeichnet: Laar. XXVIII 37. XXXII 18.
LX 5. LXXXI 6. Matrit. N 7. Oxford, Gorpas Christi Coli. 104. Paris.
1816. Vindob. suppl. 20 (66): Plato 272 f. 216 X 304. 30 Z. heluto^
TTj i/Li7j x^^Q^ *Ia}dvvov StTzalov rov axovTctguoTov iv 4>XtOQit'Tta iv
hii^ dnö XV yivvT^atmg ^av^rj' [1468] (war im Besitze des Sambucas). 80
(Diodor), 89 und 90. Suppl. 90, Papier-Hs. des Thnkjdides, jetzt sappl. ^r.
44, 260 f. 200 X 280 ist von 2 verschiedenen Hftnden geschrieben und
in die Liste der Corviniani nur gekommen, weil KoUar — mit Unrecht
— annahm, daß die Hand, von der die ersten Qaatemionen herrühren,
die des Scntariotes sei, und daher auch dieser Hs. die Schicksale des
Diodor vindizierte (f. 137' steht sowohl im Texte bei einer Auslassung
als auch am Rande bei der Ergänzung ^; vgl. A. Brinkmann, ^äftßSa
ntQUffuy/ti^vov. Rh. M. LIX 169. Bursian CXXXV 24). Für 8cuU-
riotes kommen London Addit. Ms. 21166 und die Palat. gr. 169, 160,
163 hinzu (ferner nach der Gleichheit der Schrift: 83, 161, 162, 164—
167, 171, 172, 176, 177, 180, 182, 187, 190, 194, 323; vgl. die Urbinatcs
36, 112, 114, 116, 147), endlich Siena I, IX 4 (Hesiod) nach T. Allen,
Notes on Greek Mss. 67; s. auch unten S. 66 über eine verschollene Hs.
der Servitenbibl. in Wien.
Beiträge sar Handschriftenkande. I. 59
Vorbesitzer läßt sich eraieren, wenn wir mit einem in der Aus-
gabe p. 17 enthaltenen Gedicht von Georg Logau (Ad aeternam
Sapientiam pro Nicephori Callisti Xantopnli historiae ecclesia-
sticae editione) die Waizner Bischofsliste zusammenhalten. Die
Stelle lautet:
nie (Nicephorus) diu ex oculis hominum sublatus et aura
In tenebris iacvit squallidus atque situ.
Quem Logus a charo divinum munus amico
Accipity haec cuius carmina nomen habent.
Qui pius antistesy Augusto ubi Vacia templo
Vicina heu nimium est, regia Buda, tibi.
Haec ille Augustus, augusta in templa sacerdos
Ingrediens, supplex te, Sophia alma, colit.
Das paßt nur auf Augustinus Sbardellatus Dudith, der
1549 — 1553 Bischof von Waizen war und seinen Neffen Andreas
Dudith zu Studienzwecken nach Breslau geschickt haben soll
(Biographie g^närale XV 44). Dort ist uns Johann Lange als
Besitzer einer angeblich corvinischen Hs. begegnet, dort hielt
sich auch Georg Logau (Domherr im Stift zu St. lohannes und
Probst bei der Stiftskirche zum h. Kreuz) auf, wenn er nicht
Italien bereiste ^ dort fanden wir auch eine griech. Hs., die
Andreas Dudith gehört haben soll. Wir können, ohne auf die
sonstige nicht uninteressante philologische Tätigkeit von Andreas
Dudith^ und Georg von Logau' (f 1553) einzugehen, annehmen,
^ V'gl. + C. B. Stieff, Leben and Glanbensmeinungen Andreas Dudiths.
Breslau 1756, Dionjsü Halicarn. Opuscula edd. Usener et Radermacher
(Leipzig 1899) XXX f. und den Ainbros. G 257 inf. (897), sowie den
Marc. XXn 5, femer den 1568 von ihm zu Krakau geschriebenen Regin.
gr. 127 (Ptolemaei mathem. construct. libri IV).
' Die Ton Gusiav Bauch (Caspar Ursinas Velins, der Hofhistoriograph
Ferdinands I. und Erzieher Maximilians II. Ung. Rey. VII [1887] 1—43,
201 — 240) S. 25 angekündigte Biographie Logaus ist m. W. nicht er-
schienen (vgl. S. 214f., 216, 223 f., 228). Georgii Lo^i Silesii ad in-
clytum Ferdinandum Pannoniae et Bohemiae regem invictissimum hen-
decasjllabi» elegiae et epigrammata (Viennae Pannoniae. Hieronymus
Victor SilesiuB excudebat Mense Maio MDXXIX), verfaßt, als L. auf
einer amtlichen Reise in Mähren erkrankte, zeigen den Herausgeber des
Grattius in engen Beziehungen zu vielen (auch Wiener) Humanisten
(Brassican, Bischof Faber, Bischof Ghiberti von Verona [Vorbesitzer
des Angelicanus 120, der Prophetenhs. der Chisiana R VHI 54 und der
60 VI. Abhandinng: Weinberj^er.
daß; was Lange in der Vorrede über die Qeschichte der Hs.
erzählt (die dann von Logan an die kaiserliche Bibl. kam);
im wesentlichen auf den Angaben der Dnditfa beruht. Dann
bleiben allerdings verschiedene Möglichkeiten. Sie könnten den
corvinischen Ursprung erfunden haben ; um der Hs. höheren
Wert zu verleihen. Mir ist es etwas wahrscheinlicher; daß sie um
den corvinischen Ursprung wußten und den Umweg über Kon-
stantinopel vorschützten; um nicht angeben zu müfieU; auf welche
Weise die Hs. aus der Corvina in ihren Besitz gekommen sei.
Der Kodex — der einzige erhaltene der Kirchengeschichte
des Nikephoros Xanthopulos — wurde also von Lange zu einer
lat. Übersetzung benützt und dabei mit lat. Bandnotizen ver-
sehen, die in der Ausgabe wiederkehren. Von seiner Hand
rührt auch (vgl. Nessel) die Angabe über eine Lücke im 11. Bu-
che her: f. 274 (bei der Inhaltsangabe der Kapitel) Capita ista
ex ordine XII in hoc codice desyderantur. Apparet autem sex-
ternionem integrum esse amissum. (f. 277* steht am unteren
Rande von anderer Hand: XII hie capita et (?) integer sex-
temio deest.) Lange muß an dem Verluste des ;8externio' wohl
mitschuldig seiU; da ja die lat. Übersetzung vollständig ist.
Tatsächlich fehlen 7 Blätter (CXLVI Migne 600 — wo roig
TtSQi Eddö^iov, das aus der lat. Übersetzung nicht zwingend zu
erschließen ist, nicht mehr in der Hs. steht — bis 621); auf
f. 277, einem einzelnen Blatte, steht nämlich (rechts oben) die
Quaternionenbezeichnung ig , auf f. 278 t^.
Die Lagen der Hs. und ihte Bezeichnung sind noch für
einige andere Fragen von Wichtigkeit. Auf f. 10 beginnen
(nach einer roten Randleiste) die msqxilaia des 1. Buches (die
in der Ausgabe bei den einzelnen Kapiteln stehen), f. 11 steht
der Titel (wie bei Migne CXLV 603) auf 3 Seiten von Orna-
menten (in Rot, BlaU; Grün, Gold, darüber 2 in Blau gehaltene
Pfaue) umgeben. Die Anfangsbuchstaben und xfi ß (was sonst
durch rote Schrift ausgezeichnet ist) sind auf dieser Seite mit
Gold geschrieben. F. 9 schließt mit den rot geschriebenen
Worten rilog rov elg top adroytQotOQa 7TQoaq)wyr]fiaTniOü l&yov.
Dieses 7tQoaq)ibvr]^a (CXLV Migne 559 — 601) beginnt auf f. 1,
Hs. 13 des Wien. Jesuitenkoil.] , Antonios Mendossm, lomnnes Rosinos,
Bischof Turao von Olmütz, Velins).
BeitrSge znr HandBchriftenkunde. I. 61
das ähnlich aasgestattet ist wie f. 11. Nan ist f. 9 ein ein-
zelnes Blatt, während das ursprünglich mit f. 16 zusammen-
hängende Blatt fehlt. Die Vorrede ist also später geschrieben
als das Werk, bei dessen Niederschrift das 1. Blatt der 1. Lage
freigelassen worden war. Dies spricht für die Richtigkeit des
Gedankens ; den de Thoa betreffs der damals (vgl. Lambeck
I 157) für Fronte Dacaeus, den Heraasgeber des griech. Textes,
nach Paris gesandten Hs. äaßerte: qu'il pourrait estre Vauto-
graphe ou la copie prisentie par Vauteuvj VEmpereur luy en
ayant laissi Ventüre dieposition comme pour courtoisie. Dafür
kommt weiter in Betracht, daß nach der Inhaltsangabe der
einzelnen Bücher, die bis Bach 23 reicht, der Rest von f. 14 a
and die Rückseite leergelassen sind. Wir haben also ein
Exemplar vor ans, das am Anfang des 14. Jh. der Verfasser
selbst schrieb oder von einem Schreiber anfertigen ließ.^ Es
ist so saaber and sorgfältig geschrieben, daß man es leicht ins
12. Jh. setzen könnte (wie Fischer wirklich tat), wenn es sich
nicht am das Werk des Nikephoros handelte, das dem greisen
Kaiser Andronikos II. gewidmet ist, der 1327, über 70 Jahre
alt, starb (Krambacher« S. 293 [127, 4]). Ob es dem Kaiser
wirklich überreicht warde, ob die Bücher 19 — 23 verfaßt oder
nar geplant waren, wird sich kaam entscheiden lassen.
Die nicht überall, aber doch vielfach erhaltenen Qaater
nionenbezeichnangen beweisen aach, daß mit dem 8. Bach
(f. 157) ein 2. Band begann (f. 181 J, 213 H, 237 la, 245 tß,
261 id, 269 u, 277 a. 278 s. oben, 294 i», 302 x). Die Rand-
leiste f 158 ist in Qold, Blaa, Grün, Rot aasgeführt, während bei
den übrigen Büchern nar Blaa and Rot oder Rot allein ver-
wendet ist. Darüber steht mit der Beischrift 6 ä^ xtüvarcn^ivog
ein Brastbild, dessen mit Heiligenschein geschmückter Kopf
sehr schlecht erhalten ist.
• Aaf dem Pergament -Vorsteckblatt erscheint in vier darch
zwei einander rechtwinklig kreazende Linien gebildeten Feldern
die Zahl 220 links oben in hebräischen, rechts oben in griechi-
schen, rechts anten in türkischen (oder persischen) Zahlbach-
Stäben, links anten in arabischen Ziffern, vgl. S. 65 A. 1.
' Damit ist zugleich (s. f. 11) endgiltig entschieden, daß die richtige No-
minatiyform Xtxrj<p6Qog d KaXX^ajov Savd^önovXos ist
62 VI. Abhandlung: Weinberger.
♦127: bist. gr. 16 (suppl. 102) [II A 15, No. 2] Zonaras.
3 + 2 + 478 + l + 3f. 226 X 310. Einband vom Jabre 1754.
Faber wird als Vorbesitzer darch sein Ex-libris und 2 bsl.
Eintragungen erwiesen.^ Daß die Hs. von Cuspinian aus
der Corvina entlebnt wurde, ist nacb den (bei KoUar 634 ab-
gedruckten) Briefen Kaiser Maximilians niebt zu bezweifeln.
Für diese Hs. kann auf Th. Büttner- Wobst, Stud. zur Textgescb.
d. Z. BZ I (1892) 208 flF. verwiesen werden (auch betreffs der auf
die Übersetzung des Philipp Gundel bezüglichen Eintragung);
nur kann ich nicht glauben, daß mein hochverehrter Lehrer, der
verewigte Hofrat Karl Schenkt,^ recht gehabt hat, wenn er die
Hs. im Gegensatz zu Kollar, der sie in die Zeit des Z. setzte, dem
15. Jh. zuschrieb. Nach dem Duktus {ß meist in u-Form)
und der blassen Tinte kann die Hs. m. E. nicht jünger sein als
das 14. Jh. Die auf S. 216 gebotenen Faksimilia zeigen deut-
lich, daß das Wolf zugeschriebene i^&^fiatog nicht von seiner
Hand herrührt. Hinzuzufügen ist, daß die untere Hälfte von
f. 477 eine sehr geschickt eingeklebte Ergänzung ist, die man für
jünger als das 16. Jh. halten würde, wenn nicht auf der Rück-
seite der von 1540 datierte, in A. 1 angeführte Vermerk stünde,
femer, daß auf f. 478 (wenn auch nicht leicht und im letzten
^ Gedmckt: Emptus ett Ute liber per no» Doctarem loannem Fabrum JBpi-
Bcopum Vienneruem et Coadiutorem Nave Civitatis^ GhrionsHnU . . . BegU
. . . Ferdinandi . . . a ConnUia et a Con/easionibtu, et quidem non ex pe-
cunia quae ex proventibus et ceruibus qnscopalibua provenU, sed ex ea qwim
ex honestistimis nostris laboribtu aliunde (Mccepimus. Prainde liberum e»i
iwhit donare et legare cui voliterimfu. Donamus igitur eundem Oollegio
noatro apud Sanctum Nioolaum ordinamusque , ut »M tn perpetuo Studen-
tibtu touj nt iuxta sUUuta et prescHpta nostra. Actum Vienne in Epi-
»copcdi Curia prima die Septembria Anno aeUfäis MDXXXK. Hsl.: Liber
est Eeverendissimi patris et Domini Doctoris loannis Fabri Episeopi
Viennensis propriis et non Episcopatus peeuniis emptus et post fnortem ip-
sius in Bibliothecam Divi Nicolai ad usum inhabitantium studentium et
studiosorum iuxta suam ordinationem coUocandus. Actum X TanuarU tmno
MDXL. Ex singulari mandcUo et ex ore ipsius Beverendissimi. Unter-
fertigt ist diese Eintragung in verschiedenen Hss. von Sebastianus
Bintzli, Gabriel Pajs, Henricus Pfleger, Gregorius Ruch, lacobns
Ruechlin, Dionysios Sperlin.
' Vgl. auch dessen Anzeige der Zonaras- Ausgabe von Bfittner- Wobst
(Corpus Script, bist. Byz. L) in der Z. f. d. Ost. Gymn. 1898, 321.
Beiträge zar Handsebriftenkiinde. I. 63
Wort nicht sicher) die Subskription zn lesen ist: iygdcpei yuxt
toCto x^Q^'' fjiefiohafAivaig ix ttoXlQy ifjuxQTL&y tov Itoivov.
*128 (33): snppl. gr. 4 (19): loannis Chrjsostomi homiliae
XLIV in evangelium S. Matthiae. XI (f. 48—55, 208—223
spätere Ergänzung mit Nachahmung der älteren Schrift). 333 f.
252 X 333. 2 K. 34 Z. f. 331» steht: +elaty Sfiod tpvla Tqia-
Ktöata eHxoai dxTct». Es sind nämlich einerseits bei der Paginierung
die Zahlen 35 und 41 übersprungen worden, andererseits sind
die fol. 3 — 5 (tov iv äyloig Ttarqdg ijii&v l<adwav roC xqvao-
aröfiov kqfUfjVBiag %ov xcerä [Äccr&äiov eiayyeXiov %(aif ijd'i'xlay fj
dvvafiig iv awräfiu); epigrammata duo senariis versibus scripta
in laudem homiliarum S. Chrjsostomi) ^ und die 2 Deckblätter
am Anfang (ebenso die am Ende)' nicht berücksichtigt.
Text und Quaternionen beginnen f. 6 (Initiale ausgeschnitten).
Brauner Lederband mit dem ungarisch - böhmischen Wappen;
auf dem Vorderdeckel unten CHRISOSTOMVS : SVPER :
EVAGELIA; gepreßter Goldschnitt. Merkwürdigerweise er-
scheint diese Hs. mit der Folienzahl 333 sowohl bei Fischer
unter Nr. XI (codex membranaceus lat. saec. XV. Suppl. 19)
als auch bei Cz. , der das Wappen des Einbands angibt, als
lat. (MK VI 155: S. Chrysostomi hom. XLIV in Matheum e
graeco in lat. conversae).
*(129) suppl. gr. 11 (86): Plutarch, Demosth., Cicero,
Coriolan, Alcib., Philopoemen, Flamin., Pelop., Marcellus, The-
seus, Romulus. 179 f.^ 220 X 320. 30 Z. Die Hs. wird von
Fischer verzeichnet, obwohl sich EoUar auf die richtige Be-
merkung beschränkt: Florentiae et scieculo quidem ut opinor
quinto decimo nitidiasimis in membranis diligenterque scriptus.
*130 suppl. gr. 30 (80) [IV F 2, IV D 24]. Diodor XVI (so)
— ^XX 248 f. (Lagen von 10 Blättern, meist am Anfang oder
am Ende mit griech. Buchstaben bezeichnet). 197 X 281. 28 Z.
^ Näheres bei Kollar S. 157; für das Monitam zu den Moralia v^l. auch
Migne LVII S. IX über den Coislin. 66 (der Vind. hat ij&ixä statt ij&^xöv]
init^ij TÖ l^dvg ist ein Fehler bei Kollar, in der Hs. steht innSij f^d-os).
* Vgl. den Anhang.
' Mit f. 2, das am unteren Ende die Bezeichnang xcT anfvreist, beginnen
Lagen von je 10 Bl&ttern (meist mit Stichwort); f. 1 ist einzelnes Blatt.
Die Vitae wurden also zunächst nach Lagen geteilt; mit dem einge-
klebten Blatte erreichte man dann, daß die Hs. mit einer Vita begann.
64 VI. Abhandlung: Weinberg er.
@80f) %d dwQOv GevraXod 6 fiöx^og, iyq&qnj h 0XiOQevziq diä
XSiQdg ipioi) liaAwov rov aiM/vtaquarov ^avfiß [1442] fitp^l luxua
^' IvdixTiiavoq rt^fiftrrig. Qepreßter brauner Lederband. Auf der
Innenseite des Deckels ist oben ein Zettel aufgeklebt mit der
Titelangabe: ^x t&v rod Jiod<bQOv uTTOfi&v ßißUa xeaaaqa '
äQxerai di &nd rov iTtTanaidendrov (so). I^B (wohl loannes
Alexander Brassicanus, denn unter dem etwas weiter unten
aufgeklebten Ex-libris Fabers ist noch ein anderes sichtbar;
das einen Januskopf mit dem Namen: loannes Alexander Brassi-
canus Iure Consultus und folgende Verse enthält: (lanus loquitur)
Ampla quidem merito linguae Graecae atque Latinae
Concessa est fidei Bibliotheca meae.
Parte ab utraque oculos circumfero, possit inique
Nequis forte bonum tollere fraude librum.
(unten)
KsQÖaliovg dl^ead'e döfiovgj XrjlaroQegj äXXovg'
ToZads Y&q iati q>vkai efjtnedog ij Ttevirj.
Die Hs. wird in der Diodor- Ausgabe von Th. Fischer
(IV. Bd. Leipzig 1906 S. XIII) als Abschrift des Vat. 132 XIV
und als Quelle der Ausgabe des Obsopoeus angeftifart. In der
an den Bischof Christoph Stadion von Augsburg gerichteten
Vorrede dieser Ausgabe (die nach Obsopoeus' Tode 1539 in
Basel erschien) heißt es: reliquias ab lano Pann<mxo qtiondam
QV'inqueecclesiensi episcopo ab interitu vindicatas ac deinceps
ab emditisaimo viro lo, Alex. Brassicano nobis per loannem
Petreium^ communicatas . . . edimus (ähnlich in einem Briefe
an Camerarius vom 14. Dezember 1536 [bei Simonsfeld S. 567]:
libros Diodori Siculi graece descriptos quondam in Italia epi-
scopo Qainqiieecclesiensi). Caspinian aber berichtet (Coss. 569,
160, 528; vgl. Schier 44, Lambeck I 33): nuper cum oratorem
agerem Caesaris Maximiliani apud Hungariae regem Wladis-
laum, Diodori Siculi, Procopii et loannia monachi historias
hactenuB latinitate non donatas . . . erui, ferner von Diodor:
^ Nürnberger Bachdrueker. Joachim Vadianas berachte mit ihm die Wiener
Dominikanerbibl. (woselbst sie eine alte Persias-Hs. kleinen Formats
fanden): Schier S. 48 f. — 2 Hss. der Wiener Dominikanerbibl. sind
jetzt in Donauesehingren ; vgl. K. A. Barack, Die Hss. der fürstl.
Fürstenbergschen Hof bibl. eu D. Tübingen 1865 (anch Hss. von Laßberg,
Ochsenhansen und Bheinan).
Beiträge zur HandschrifteDknnde. I. 65
sed ego libros Graecos a decimo sexto usque ad vigesimum reperi
Budae in bibl, regia, cum illic oratorem agerem, endlich von
Prokop: Budae dum illic oratorem Caesaris Maximiliani apud
Wl. R. agerem mirae vetustatis Procopium reperi , quem mihi
Rex mutuo dedit, in quo cum conferrem cum lat. multa deesse
oiservavi] tam lacer et mancus venit ad manus interpretis, qtiod
et crebro lamentatur. Von dieser Prokop- Hs. ist in Haurys
Ausgabe (Leipzig 1905) keine Spur zu finden; es scheint also^
daß sie von Cuspinian wirklich zurückgestellt und später bei
der Plünderung der Bibl. vemichtet wurde. loannes Zonaras
aber und Diodor sind in Wien erhalten.
Daß die uns vorliegende Diodor-Hs. Eigentum des lanus
Pannonius gewesen sei^ sagt Obsopoeus eigentlich nicht. Es
ist ja möglich (bei gangbaren Werken sogar wahrscheinlich;
vgl. oben S. 47: Prag 1655), daß durch den Bischof von Fünf-
kirchen mehrere Exemplare nach Ungarn kamen, von denen
eines in seiner, eines in der königUchen Bibl. verblieben wäre.
Aber wie hätte Obsopoeus oder Brassicanus wissen können,
daß das zu ihrer Zeit der Bibl. Wladislaws entnommene
Exemplar das des lanus Pannonius war? Falls sie es aus dem
Mangel corvinischer Insignien schlössen, so war es ein falscher
Schluß. Das Wappen zeigen lat. Hss., die auf Bestellung des
Matthias angefertigt wurden, vielleicht auch einige, in denen
bei fabriksmäßiger Anfertigung der Raum dafür freigelassen
worden war. Keiner dieser beiden Fälle ist für griech. Hss.
nachzuweisen. Der Einband mit dem Wappen aber entfiel,
wenn die Hs. einen brauchbaren Einband hatte. Ich halte es also
ftir durchaus wahrscheinlich, daß sich die Hs. in der Corvina
befunden habe. Ob sie dorthin nach Konfiskation der Bibl. des
lanus Pannonius gelangte, ist eine kaum entscheidbare Frage;
wir kommen darauf bei Vitez-Hss. zurück (vgl. Vind. 11). Nicht
unerwähnt soll bleiben, daß Johann von Gesinge (lanus Panno-
nius) 1434 geboren wurde, also 1442 noch nicht in Italien war.
Sappl. graec. 44 (90) 8. oben S. 58 A. 1.
*131: suppl. gr. 51 (91) [IV F 6, IV E 2]:* Xenophon,
Kyrupädie. 268 f. (mit Resten der Quaternionenbezeichnung)
' Sollte das *£• , das auf einem Deckblatte steht, einen Zusammenhang
mit dem am Schlosse der Besprechung von Nr. 126 erwähnten ZK haben?
Sitaiingaber. d. phil-hist. Kl. 159. Bd. 6. Abh. 6
66 VI. Abbmndlang: Weinberger.
172 X 248. 28 Z. Eine auf f. 104^ fehlende Stelle (des 4. Baches)
ist von anderer Hand auf den ff. 105 — 107 nachgetragen. Lü>er
est loann. Aleoßandri BrcLssicani philosophi ac iurecansulti
Budae in Pannonia anno a nato lesu MDXXV mensis Novembris
die XXIV^ (Xenophons Kyrapädie bildet auch den Inhalt der
Erlanger oben anter Nr. 43 behandelten Hs.).
Aus Brassicans Besitze stammte auch eine griech. Bis., die F. C.
Alter 1796 im Wiener Servitenkloster sah, wo sie die Nummer 7
trug. Mir wurde am 16. Juli 1907 nach wiederholten, von mehreren
Konventualen in der liebenswürdigsten Weise vorgenommenen Nachfor-
schungen mitgeteilt, daß sich die Hs. seit langer 2ieit nicht mehr im Ser-
yitenkloster finde. Alter spricht (Allgem. liter. Anzeiger 1797 I 76 f.)
von einer herrlichen Pergament- Hs. des lamblichus, de philosophia Py-
thagor. in Kleinfolio (der die Blätter 95 — 100, 125—130 und 193 f.
fehlten) mit der Subskription: aOn; ij ßlßXos im6LQj^ Uiäwov dtxxaXoO
xoü OHOVTaQi/d>tov ' /neTriyQayjev di iy tpXcnQBvxia, Johann Alezander Bras-
sican hatte in die Hs. auf lamblichus bezügliche Steilen aus Eunapius
und Suidas eingetragen, femer folgenden Vermerk: SimpUduM älos qua-
tuor lamhUchi libroa commentarüs iüustravü; nam m Bibl, VaÜcana B(h
mcte eoäoeaU fueruntj ut ex muUis virü iuacta doctis ac integris ctccepimus.
no8 Budae vidimu8 cum hoc subscriptiont: HtfinXuUov növog ofnogj ^läfA'
ßXix^, ÖCyroQ ^dctv \ IXadi vocrfieis dJiX hnö ocjv iniojv. Von Johann
Alexander Brassicanus war die Hs. an Friedrich Br. gekommen; der
Servitenbibliothekar hatte sie 1739 auf dem Tandelmarkte um einen sehr
wohlfeilen Preis erstanden.
Einige unzweifelhafte Corviniani, die in Brassicans Besitz gewesen
sind, werden uns, wie schon erwähnt wurde, begegnen, wenn wir uns nun
den lat. Vindobonenses zuwenden. Zunächst können 2 von Fischer
herangezogene ausgeschieden werden, die aus der Bibl. der arago-
nischen Könige stammen: 49 Tacitus und 976 Ambrosins de off.
Gerade diese sind im Originalbande nach Wien gekommen und zeigen
auf der Innenseite des rückwärtigen Deckels die charakteristische Signatur
(vgl. oben S. 15, Delisle, Cabinet I 217) a li storigi no VI und a la theo-
logia no XY. Wie diese beiden sind auch die Hss. 3 Strabo (Guarino;
lUustrissimo et reverendissimo loanni praesbüero Cardinali de Aragoia
ioannes rainaldus menntW a. miäesimo guadringenteiimo octagesimo sepümo
quod hene vortat transscripait), 4 Cicero (unter einem Reiterbild ' in Grold-
^ Vgl. Nachtrag zu Aschbachs Qesch. d. Wiener Univ. von W. Hartl u.
K. Schranf. I 1 (1898) 64 A. 77.
> Abgebildet bei B. Beer, Die Miniaturenausstellung der k. k. Hof bibl.
Kunst- and Kansthandwerk V (1902) 476.
Beiträge Eur Handscbriftenkande. I. 67
Schrift: Ferdmando Aragonio Rtgi Italico pacis et mäiciae dttctari semper
invicto musarvm epledori (so) iuris et iustitiae cultori principi optumo
CVNICV ^ ESCBIPSIT; Cynicus s. Nr. 42 u. 95), 6 Seneca, 8 Ovid,
14 Livias durch Sambacus^ der Wiener Hof bibl. zugebracht, aber in den
Jahren 1753 — 1755 mit den bekannten Einbänden versehen worden;
34 Caesar wnrde aus der Bibl. Hohendorfiana erworben: französischer
Einband mit J^ (ähnliche Einbände bei H. Bonchot, Les reliures d*art &
la Bibl. Nationale. Paris 1884, LVII: Louis dauphin, der spätere
Ludwig XIII., und Louise de Lorrain-Guise, princesse de Conti). Die
Hss. sind sämtlich bei G. Mazzatinti, La bibl. dei re d'Aragona in Napoli.
Rocca S. Casciano 1897, Nr. 621—627 verzeichnet,' aber vielfach nicht
mit den Nummern der Tabulae, sondern mit denen Endlichere.
Beim Vind. lat. 11 muß auf die Vi tez- Frage eingegangen werden,
mit der sich namentlich Fraknoi wiederholt beschäftigt hat: LB II 103
—119. MK III 1-21, 79-91, 190-201. IV 1-6. V 9-15, 244.
Auf die Tätigkeit, die der Erzieher des Matthias Corvinus, der Kirchenf firat
und Staatsmann Johann Vitez de Zredna (Bischof von Groß wardein,
später Erzbischof von Gran) als Korrektor von Hss. entfaltete, ist schon
bei Nr. 2 hingewiesen worden. Seine hierauf bezüglichen Eintragungen sind
erwähnt bei Nr. 11, 21, 32 u. 33, jetzt in Budapest befindlichen Hss., die
zweifellos zur königlichen Bibl. gehörten; vgl. 26, femer 50 (Florenz) und
für eine TertuUian-Hs. mit den Eintragungen: Ex Waradino per Briecium
presbyterum de Palanka anno domini 1466 Domino lohanni dt Zredna Epi-
^ Ein Basilius des 11. Jh. mit dem Vermerk loannls Sambnci Pannoni
TimaTiensis emptus 7 d. Lutetiae 1561 befindet sich zu Paris in der
Arsenal-Bibl. (234, bei Omont 16; K. I 125 u. VIII 544); früher war er
in der Jesaitenbibl. zu Antwerpen. Eine Propershs. des Sambncas (Ge-
schenk an Posthias) liegt in Groningen (Quell, u. Unters, z. mittellat.
Phil, m 1, 137). Der oben S. 68 A. 1 angeführte Platokodez zeigt das
Windhagsche Wappen, ist also auf einem Umwege in die Hof bibl. gelangt.
' Nachzutragen ist Berlin lat. fol. 52 (oben 8. 15); für den Eseorial ygl.
Beer, Hss.-Schenkung (oben S. 9 f. A. 3), für die (zum Teil aus dem Be-
sitze des Kardinals d^Amboise) nach Paris gebrachten Hss. oben Par.
gr. 741, Nr. 90, 91 nnd H. Omont, La bibl. d'Angilberto del Balzo dnc
de Nardo e conte d*Ugento au rojaume de N&ples (f 1487). Bibl. d.
chartes LXXH (1901) 241—250. Unter 617 verzeichnet Mazzatinti den
Meermannianus 480 = Ashbumham Appendix LXXXVIII. Bei der Ver-
steigerung der Appendix (vgl. J 8 1899, 317) gelangte dieser Thomas
de Aquino (de potentia Dei) in den Besitz eines österreichischen Adeligen,
dessen Sammlang schon 1901 wieder auf den Markt kam. Wer dann
diese Hs. ankaufte, ergibt sich aas Bibl. d. chartes LXI 249 nicht (+ C.
of an interesting portion of the valuable collection of a gentleman in
Austro-Hangary) .
5»
68 VI. Abhandlang : W e t d b e rge r.
seopo SancU DioectMU WarcLdiensü und Deo gracias riXog 1463 Fraknoi,
Varadon irt Vitez-codex. MK V (1880) 244. Anden steht es mit den
Münchner Hss. (vgl. auch 86), namentlich dem Liyiiu (15731—15733);
vgl. MK y 9->15, für andere Hss. ebdt. IV 1—6, Mfinch. S.Ber. 1875
II 209—213; 15738 enthftlt anJBer Macrobius auch Tribrachi Mutinensis
Carmen ad R™ archiepiscopnm StrigonienBem). Wir wissen nämlich, daB
ein Nachfolger des Yites aof dem erxbischöflichen Stuhle an Gran Johann
Beckensloer (Peckenschlager) , als er Erzbischof von Salzburg wurde,
auch Hss. nach Salzburg mitnahm, von wo sie dann teils nach Wien,
teils (in der Zeit Napoleons I. nach Paris gebracht) nach München ge-
langten. Dies spricht allerdings dafür, dafi auch Wiener aus Salz-
burg stammende Hss., die das Wappen des Vitez tragen, sein Eigentum
waren, und daß, wo beide Wappen angebracht sind, mit Fischer S. 9
an Geschenke des Königs für Vitez zu denken sei. So zeigt das
Titelblatt von 11^ (Salisb. 1*; Cicero) das Wappen des Vitez (Ldwe,
Lilie, 2 Sterne), ebenso 2 von den 3 erhaltenen Silberschließen , die 3.
links oben die rotweißen Balken ^ darunter den Raben mit dem Ringe,
rechts oben das Patriarchenkreuz, darunter den böhmischen Löwen, 111
(Salisb. 4 ; Plautus) auf dem Titelblatt oben ein dem eben beschriebenen
im wesentlichen ähnliches corvinisches Wappen, unten einen roten Löwen
im Goldfeld, darunter eine goldene Lilie zwischen 2 Sternen im blauen
Felde. Einfacher ist die Ausstattung des Plinius (141, Salisb. 7): roter
Löwe im weißen Feld; Bud! 1464 maij 28. Finia. Auch griech. Worte
sind nachträglich, anscheinend von Vitez, eingefügt.
Außerdem zieht Fraknoi (MK III 190 ff.) noch 2 Hss. heran, die er
genau beschreibt. Bei 4792 (Francisci Maironis quaestiones super I sen-
tentiarum) kann er sich nur auf eine gewisse Ähnlichkeit der Formel
(deo gras, finivi repetedo die tdiia octob'a 1463 % inc^am aül repeie* an
(ante , Denis las anno) eod' anno in feato htaU gregorijj und der Schrift
stützen; doch scheint die Ähnlichkeit der Schrift zweifelhaft. Die Hs.
stammt aus Padua und befand sich nach anderen Einzeichnungen in
Belgien. Interessanter ist 644, eine durch Format und Umfang hervor-
ragende Hs. der Briefe des Hieronjmus. f. 129 steht: finivi hanc primam
partem huitu Ubri legendo et emendando die XI Julij 1470. f. 235: finivi
hanc secundam partem legendo et emendando die prima septembria 1470^
emendare ad plenum non potui propter inemendatum exemplar. emendatior
tarnen est aliia simüUms quos viderim. lo. Das Titelblatt zeigt das Wappen
des Vitez, der Einband aber (Spuren von 6 Schließen) nicht nur auf
beiden Deckeln in der Mitte das ungarisch -böhmische Wappen, sondern
auch den goldenen Adler im roten Feld. Die Hs. kam 1723 mit anderen
> Beer (s. S. 66 A. 2) S. 481.
Beitrftge bot Hmndsehriftenkniide. I. 69
Hbs. (vgl. z. B. Buppl. gr. 1, 10, 14—17) in die Hofbibl. als Geschenk des
Venezianers Apostolo Zeno; vgl. für diesen Valentinelli, Bibl. D. Marci
I 148 und für Hss., die mit der Sammlang Hamilton nach Berlin kamen,
Athen. Miiteil. XXII 113 A. 1.
Die Hb. ist also aus dem Besitze Wladislaws nach Venedig ge-
kommen; s. oben S. 9. Nach dem oben S. 7 Gesagten ist es nicht ge-
rade wahrscheinlich, daß Wladislaw die Hss. des Vitez ans Gran und
vielleicht auch die des lanus Pannonius aus Fünfkirchen nach Ofen
hätte bringen lassen. Allerdings müssen wir, auch wenn wir trotz Fischer
daran denken, es seien Hss. der proskribierten Prälaten unter Matthias
der königlichen Bibl. einverleibt worden, noch immer voraussetzen, daß
sich zum mindesten jemand aus der Umgebung Wladislaws darum ge-
kümmert habe, diese Hss. neu einbinden oder doch mit dem polnischen
Adler versehen zu lassen.
Auch der Vind. 24 Ptolemaeus magnae compositionis libri (Georg.
Trapez.), der aus dem Besitze Georg Ratzenbergers in die Wiener Stadt-
und von dieser in die Hofbibl. gelangte, kann zeigen, wie Vitez über
corvinische Hss. verfügte. Schier hat 7 2 f. darauf hingewiesen, daß f.212 ^
auf den Vermerk finis 11 Mardj 1467 eine Zeichnung des Tierkreises
mit den rot geschriebenen Worten folgt: figura ctU hora Irutitutümis üni-
venüatis histropolitane Anno dommi 1467 m, lunio tempore equato die
5 hora 2^ (so) post meridiem preeise in eccl(e»)ia caiedrdUs Strigomen* ei
ercU dies Satumi et finis höre mortis,
£s ist daher begreiflich, daß umgekehrt eine seit 1809 im Antons-
kloster auf der Insel Schutt bei Preßburg befindliche Hs.: Sermones
Leonis Papae wohl eben wegen der Eintragung: visa et emendata cUtgua-
Uter Strigonii 1467, lo, E, W, tri certa autem parte Waradini eompleta et
signata 1468 von einem der früheren Besitzer für corvinisch erklärt wurde
mit den Worten: hie Über ex bibl, Matthiae Cbrvtnt Begis üngariae quae
modo Budae eaptiva detinetur deliberatus ad me pervenä, Em, B, PeczeU.
Cz. spricht freilich dieser ungefähr dem Jahre 1622 angehörigen Ein-
tragung die Glaubwürdigkeit ab (MK III 49; ebdt. 79 ff. Eintragungen
anderer Vorbesitzer, auch des conventus Comariomensis). Immerhin
scheint sie darzutun, daß diese Hs. des Vitez sich im 17. Jh. nicht in Gran,
sondern in Ofen befand (vgl. oben S. ll). Endlich ist noch auf Nr. 164
und auf das Pallas-Lexikon (wo S. XXII die Zahl der Vitez-Ebs. mit 18
angegeben wird) zu verweisen.
Eine bisher unbekannte Vitez -Hs. (Palatinus 1711: Manilius)
behandelt J. A. Zsak im MK N. F. XV (1907) 207-216; sie hat den
Vermerk: legi et emendavi cü Mgro Galeoito 1469, lo, Ar, Strg,
Auf die Hs. 11^ von der wir S. 67 ausgingen; folgt nach
der Ziffemreihe
70 VI. Abhandlang: Weinberger.
133 (37) 22 Livius I — X von lohannes Franciscns de Sto
Geminiano geschrieben ^ also der 1. Band zu Nr. 38 und 119
(Goldschnitt mit roten nnd grünen Oairlanden).
23 (AmbraB. 286) Plutarcbi vitae mit einer den Corviniani ganz
gleichen Aonstattang , aber leerem Wappenschild kann nach Gottlieb,
Ambraser Hss. S. 83 kein Corvinianus sein.
133 (39) 24 Ptolemaeos (vgl. S. 69). Habe im blauen Herz-
schild. Auf dem Goldschnitt der Längsseite mit abwechselnd
roten und bkuen Buchstaben PTOLOMEUS. Beer (S. 66 A. 2)
S. 483.
(134) (22) 25 Philostrat (Bonfini). Abbild. 15. u. 16. Auf
dem Vorderdeckel der polnische Adler; f. 1 das corvinische
Wappen, f. 2 oben rotweiße Balken und Löwe, unten links
Silberstreif im roten arabeskengeschmückten Felde, rechts in
Rot und Silber gewUrfelter gekrönter Adler, Herzschild mit
dem Raben; der Hinterdeckel zeigt das ungarisch -böhmische
Wappen (vgl. 84). Mihi hunc librum dari ittssit Serenissima
Regia Maiestas Hungariae et Bohemiae Wladislavs in prae-
sentia D. Wolfgangi PUUperger camerarii intimi et generosi
Stephani de Zintzndorff anno XIII penultima decemhris. post hoc
iure testamenti a Gremperio ad me Cuspinianum hie liber venit.
Hsl. Eintragung ex mandato Fabri. Beer (S. 66 A. 2) S. 491.
49 s. oben S. 66.
135: 82 Agathias; vgl. oben S. 15 und AbbUd. 25.
136 (43) 92, da das Titelblatt herausgerissen ist, nur am
Einband (Abbild.* 1) kenntlich: OPERA : VIRGILII. Brassican
(6. Dez. 1525), Faber.
137 (40) 105, ebenfalls nur am Einband^ (Abbild. 3)
kenntlich: QVINTILIANVS : DE : INSTITVTIOE. Brassican
(6. Dez. 1525), Faber.
138 (44) 109 Poetae Christ. Geneal. deorum, Dio Cassius
oratio Antonii (Guarino) usw. kenntlich an den aufgeklebten
Resten des Originalbandes: GENEALOGIE : DEORVM. Geltes,
Faber.
139 (38) 138 (Ambras. 277) Marcellinus Comes, Gennadius,
Isidor, Viri illustr. Ildefonsus de virginitate. Isidor, Vitae patrum.
CRONICA : MARCELLINL Faber.
^ Wo sich die Abkürzung: Abbild, auf einen Einband besieht, yerweist
sie auf MK N. F. XIU 814.
Beiträge aar Handschriftenkunde. I. 71
15 /^ 46
y fauldreyte (Nemo sine crimine vivit. Ama deum omni
tempore). PH. DE CROY
140 (41) 140 (Ambras. 466) SILVE : STATU. Liher est
loann. Alexandri Braasicani philosophi ac iureconsulti Budae
anno 1626 Mensis Xbris die VI. Faber.
141 B. oben S. 68.
141 (27) 152 nur am Einband (Wappen mit Herzschild;
ASCONIVs Pedia NVS) kenntlich. Faber.
143: 170 (Ambras 462). Das Wappen ist auf beiden
Deckeln überdrackt, doch hat die Rückseite den charakteri-
stischen Titel LVCRETIVS : DE : NATVRA. Auf dem Vor-
derdeckel sieht man rechts und links oben neben der Pressung
des Mittelfeldes je zwei Ziffern in Gold eingepreßt 14 und 51
(5 sehr fraglich). Goldschnitt mit Riemenwerk. Die ^DStige
Ausstattung der Hs. ist die gewöhnliche florentinische. Das
Wappen ist abgeschabt; im durchscheinenden Lichte ist der
Herzschild erkennbar. Faber. Ich verdanke die Kenntnis dieses
Corvinianus der Bemerkung Endlichers (CXII: si quid e theca
conicere licet, olim bibl. Matthiae Corvini).
143 (31) 224 Codex hicce Ms. Catulli Tihulli et Propertii
Romanorum Poetai^um Carmina quae exstant continens iussu
Matthiae Corvini Regis Hungariae descriptus e Bibl. eiusdem
Budensi tempore Ex-Regis Johannis de Zapolya in Transilvaniam
delatvs e Suppellectili subhastata Prindpis Michaelis Apafi
[f 1713 in Wien] Bibliothecae Serenissimi Ducis Eugenii de
Sabaudia demisse adscriptus a Samuele Köleseri de Keres-E^r
ConsiL Gruber. Transilv. (f. 171 ^ Lis est cum forma magna pu-
dicitiae).
644 8. oben S. 68.
144 (20) 653 Augustini epistolae. Faksimilia CB UI. MK
N. F. IX (1901) 130. Beer (s. S. 66 A. 2) S. 487.
145 (21) 654 Hieronymus in Ezech. Nicolaus presbiter
Faventinus scripsit.
146 (25) 656 Theophylactus (Athanasius) in epist. Pauli
(ChristophoruB de Persona). Das Wappen ist mit dem des
Markgrafen von Berg übermalt. Faber. (Einband Abbild. 5.)
Beer (S. 66 A. 2) S. 485.
72 VI. Abhandlang^: Weinberger.
Bei 706 Augustini serm. de verbis domini iet (vgl. Fifichor S. 17)
kein Anbaltopunkt daffir gegeben, daß diese Hb. die 1666 von Lambeck
(vgl. unten zu 147) aus Ofen nacb Wien gebrachte sei, bei 721 Aug. de
civ. Dei überhaupt keiner für corvinischen Ursprung.
(147?) 759 Gregorii Naz. libri apol. (Rufin) XI (vielleicht
XII). Liber hie mihi Petro Lambecio Hamburgensi S, Caes.
Majestatis Consiliario, Historiographo et Bibliothecario Aulico
donatus fuit a Turcis in Arce Budensi a. 1666 d. 10 Martii;
vgl. unten 161, Lambeck II 846, 994, Schier 51.
(148) 798 Cypriani epistolae. Wappenschild leer. Brauner
Lederband mit Schließen. Goldschnitt. Faber.
(149) 799 Athanasius (in den Tabulae mit Unrecht ins
14. Jh. gesetzt). Griech. Worte scheinen nachträglich eingesetzt
zu sein. F. 57 steht von Brassicans Hand Photius archiepi-
scopus Constantinopolitanus, iudicium de Athanasii sermonibus.
Faber.* Brauner Lederband mit Resten von Schließen.
150 (28) 831 Basilius contra Eunomium (Georg Trapez.);
für die Übereinstimmung der oben S. 21 f. erwähnten Abschrift
von Surriano ist Denis II 1, CCLXV heranzuziehen. Faber.
151 (36) 930 HIERONYMVS : IN MATEVM ET MAR-
CVM (außerdem in Ecclesiastem und einiges andere) 1488 von
Sigismundus de Sigismundis comes Palatinus Ferrariensis ge-
schrieben; vgl. Abbild. 8. Der Einband zeigt das Wappen mit
dem Herzschild; gepreßter Goldschnitt. Beer (S. 66 A. 2) S. 489.
976 8. oben S. 66.
152 (34) 977 Chrysostomus, dial. cum Basilio (auf dem
Einbände, der im Wappen das Herzschild aufweist, de dignit.
sacerd.). Faber.
153 (35) 1037 Cyrilli speculum sapientiae (1443); da Blatt 1
unten abgerissen ist, nur am Einband kenntlich. Faber.
154 (29) 1076 Basilius in hexam. (Eustachius). Wappen
abgeschabt. Celtes (CC), Cuspinianus medicus poeta (C^p),
Faber.
155 (30) 1079 Bernardus Claraevall., Hugo de S. Victore.
Einband Abbild. 2. Brassican, Faber.
156 (42) 1391 Thomas Aquinas, Catena aurea; nur am
Einband (Abbild. 4) kenntlich: SANGT VS THOMAS SVPER
LVCA (auch auf dem gepreßten Goldschnitt steht der Länge
nach S. THOMAS SVPER LVCÄ). 1468 von Henricus Amatel-
Beiträge sar Handschriftenkonde. I. 73
redammis al' Sen^a paara geschrieben. Liber reductus ex Con-
atantinapoli Viennam Mense Octob, anno Do. MDLVII per B^
Do. Epm QQSem Do. Anthonium Vrancsdum Oratorem regium
qui fuit antea ex hihi. Buden invictiss. Regie Maihie Hun-
gari(. per Turchoe ahlatv^ anno domini MDXXVI profligato
Rege Ludomco in Campo Mohachien; vgl. oben Nr. 62.
157 (26) 1769 Antiphonae mit corvinischem nnd arago-
nischem Wappen; Einband vom Jahre 1755. Faksimilia: ME
N. F. XVI (1908) 5—20.
158: 2271 Halj Aberudiam Heben Rodan, Commen-
tarius in Claudii Ptolemaei quadripartitnm ex Arabica lingoa
in hispanicam et inssu regia Castiliae Alphonsi opera Aegidii
de Tebaldis in latinam translatus. XIV; vgl. H. J. Hermann^
Eüne nnbeachtete Wenzels-Hs. in der Wiener Hofbibl. Mitteil,
d. Ost. Instituts f. Geschichtsforsch. XXI 162 — 165, der nach-
weist, daß diese Hs. König Wenzels (vgl. Nr. 102 n. Nr. 98) mehr-
fach mit dem Wappen und Raben des Matthias übermalt wurde,
und auch den Einband genau beschreibt: LIBER : ASTRO-
NOMIAe; Goldschnitt mit Riemenwerk und Rosetten). Faksi-
milia: MK N. F. XVI 21—25.
(159): 2365 Bonfini Symposion trimeron de virginitate
seu pudicitia coniugali. Cz. sagt Ung. Revue X 572 von dieser
Hs., deren Titelblatt mit den Wappen der Häuser von Aragon
und Hunyad geziert ist: ,Die Hs., wahrscheinlich ein Autograph
Bonfinis, ist der Beatrix gewidmet und weicht in ihrer Aus-
stattung vollends ab von allen Denkmälern der Corvina. Mit ihrer
primitiven plumpen Malerei, die grell von der glänzenden Aus-
stattung der übrigen der Beatrix gewidmeten Kodexe absticht,
mit ihren schwachen Miniaturen verrät sie ganz und gar nichts
daß sie einer Königin bestimmt gewesen sei. Wenn wir noch in
Betracht ziehen, daß Bonfini am Hofe des Matthias lebte und
mit den Kodexschreibem und Miniatoren des Königs zweifellos
regen Verkehr unterhielt, des weiteren, wie glänzend die von ihm
übersetzten, dem Matthias gewidmeten Philostrat- und Averulin-
Kodexe ausgestattet sind, wird uns das primitive Wesen dieses
Kodex um so auffallender. Das Bildnis der Königin kommt im
Initial der Randverzierung des Titelblattes vor und ist ziemlich
jugendlich gehalten, am linken Rande stehen von Emblemen
des aragonischen Hauses der Vogel Phönix und das Hermelin.^
74 VI. Abhandlung: Weinberge r.
Philostrat und Averulin (oben Nr. 134 n. 112), die beide
erst nach dem Tode des Matthias vollendet zu sein scheinen^
sind zur Vergleichang weniger geeignet, da sie im Auftrage
des Königs aasgeschmückt wurden, während es sich hier am
eine Hs. handelt, die Bonfini fertig mitbrachte. Darüber be-
richtet er selbst (Rerum Hungaricarum decades libris XLV
comprehensae ed. VII rec. C. A. Bei 1771 S. 652): Pauds ante
diebus Antonius BonfinU civis Asculanus t Picenti agro Corvini
regia nomine succensue Retiam venit; übt cum regem et Bea-
tricem adivisset, varia librorum qucLe nuper ediderat Volumina
detulit Tria regi dicaverat: Hermogenem et Herodianum^ quos
e Graeco in Latinum ipse traduxerat atque brevem de Cormnae
domus origine libellum, Reginae duo, alterum de virginitate
et pvdidtia coniugali, de hietoria Asculana alterum. ühum
autem Epigrammaton libellum loanni Corvino inscripserat cum
haud iniucunda inutilique praefatione, ubi de inetituendo novo
principe agebatur. Cum in castris ista Volumina rex avide
lectitassety scriptorie admiratus ingenium, quia nondum hominem
noveraty Kai, lan, accitis omnibus aulicorum ordinibus et legatia
Viennae orantem Antonium intente auscultavit adductosque in
medium libroa omnes cunctis proceribv^s et pontißcibus lecti-
tandos dedit. Postulanti misaionem abnegavit nee parvo quidem
Picentem Rhetorem ealario conduxit faustaeque Beatrid legere
et pro arbitratu euo scribere multa ivssit nee non castra sequi
praeceperat scriptoribus et pkilosophantibus inimica, Q^od cum
nie invitus facere cogeretur, ne ingrcUo in castrensi tumuUu
molestiaque otio uteretur^ oblatum sibi Philostratum tribus men-
sibus in Latinum transtulit.
Budiks Angaben über die Asculana historia und den
libellus de Corvinianae domus initiis sind S. 39 (Modena) u. 53
(Venedig) erwähnt worden. Vom epigrammaton libellus haben
wir nicht einmal so problematische Berichte. Der Herodian
ist in Salzburg erhalten (109), aber, da das Titelblatt fehlt, zur
Vergleichung auch bei genauer Beschreibung kaum geeignet;
einfachere Ausstattung war zu erwarten. Die Schreibernotiz
läßt auf Ausführung im Auftrag des Königs schließen. Von der
Hermogenes-Übersetzung, die 1538 gedruckt wurde (+ H. rhe-
torica cum Aphthonii progymnasmatibus a Bonfini latinitati do-
nata ad Matthiam Regem Lugduni apud Sebast. Oryphium) habe
Beitrüge snr Handachriftenknnde. I. 75
ich ein Fragment (Schluß von rregi Ide&v ß Spengel III 424, 8 und
Anfang von naqi fi€&6dov daiv&cijcoq als Deckblatt der in Rede
stehenden Hs. gefunden; ebenso sind auch am Schluß die folia
170 und 171 aufzufassen, deren Inhalt mit 168 Z. 3— 169b
identisch ist. Derartige Deckblätter passen auch nicht zu
einem für die Königin bestimmten Widmungsexemplar. Auf
f. 5^ stehen über der rot geschriebenen und rot eingerahmten
Widmung in einem Giebelfelde, flüchtig mit schwarzer Tinte
wohl nachträglich geschrieben, die Worte: Manus Bonßnis nri
propria avunculi. Es ist also das Handexemplar des Bonfini,
das Sambucus laut eigenhändiger Eintragung in Neapel (mittel-
oder unmittelbar von Angehörigen desselben; Preis 15 J s.
oben S. 67 A. 1) kaufte (vgl. auch Symposion trimeron sive
Antonii Bonfinii de pudicitia coniugali et virginitate libelli III
nunc primum e bibl. lo. Sambuci in lucem prolatum. Basileae
ex ofGcina Oporiniana MDLXXII; Vorrede: lo. Sambuco lo-
annes Leuuenclaius), nicht für die Königin oder die corvinische
Bibl. bestimmt.
160 (32) 2391 Chalcidius de immortalitate. Wappen mit
blauem Herzschild. Faber.
(161?) 3274 lani Pannonii poemato s. oben Nr. 147 (Ein-
band vom J. 1753).
Die Vind. 3166 (der aach dem 16. Jh. angehören kann) und 12509
bieten Abschriften von Galeotti Martii libri de egregie sapienter iocose
dictis ac factis Regie Matthiae (vgl. Literarhist. Denkm. II 217 ff.). Der
letztere scheint die Subscriptio : Ex Archettpo Gcdeoti Martii libro fideliter
mit Recht za tragen. In 3166 folgt die Praefatio unmittelbar auf
die Disticha des Augustinus Moravus Olomucensis ad leclorem (gedruckt
bei £. Abel, Analecta ad historiam renaecentium in Hungaria litterarum
spectantia. Leipzig 1880 S. 286 A. 1).
4792 s. oben S. 67. 13697 s. 16. 13698 s. 17.
Wenn schon von den 3 Hss., die Lambeck 1666 ans Ofen mit-
brachte, eine sich nicht nachweisen läßt, so gelingt dies noch weniger bei
den in Pflugks Verzeichnis meist recht allgemein beschriebenen Hss. Wohl
aber wird dieses Verz.^ bzw. Fratis Auszug aus demselben (s. S. 17) zu
beachten sein, wenn einmal die Provenienz der Wiener Hss. systematisch
untersucht wird.
(163) (97) In die Bibl. des Wiener Jesuitenkollegiums
(wo ich es einsehen konnte) gelangte mit anderen Hss. der
76 VI. Abhandlang: Weinberger.
Bibl. RosBiana^ ein (vgl. f. 267^) 1469 in Wien von Georiiis
cathedralis et institor ausgeführtes Missale mit der Eintragung
(f. 126^): Ego Mathias rex Hungariae concessi hoc missale
fratri Thomas de Hungaria post cuius obitum maneat praesens
liber in provincia qua claudit diem extremum. Am Ende des
18. Jh. kam es in den Besitz des Grafen Ladislans Festetich,
dann von A. Knllenbeck in den der Herzogin Carolina Lado-
vica von Parma, Piacenza nnd Qoastalla und von dieser an
das Jesnitenkolleginm in Rom^ wo Romer (oben za Nr. 105)
einzelne Seiten photographierte (danach auch Abbild. 1).
Servitenbibl. s. S. 66.
Wolfenbflttel, herzogl. Bibl.
163 (59) 43 Aug. fol. Bartholomaei Fontii opera Mathiae
regi dicata (Faksimile bei Heinemann, Hss. der herzogl. Bibl.
zu W. U: Die Angasteischen Hss. 1890 ff.). Holzdeckel mit
rotem Samt.
(164) 69, 9 Aug. fol. loannis Regiomontani tabnlae direc-
tionum et profectionnm loanni archiepiscopo Strigoniensi dedi-
catae. Am unteren Rande der Seite ungarisch -böhmisches
Wappen unter einer Krone. Holzdeckel mit gepreßtem Leder-
überzng, Metallbuckeln und -ecken, 3 Schließer; vgl. oben
Nr. 5 und den Monac. 24104.
165 (60) 73 Aug. fol. Marsilii Ficini epist. libri VHI (von
Philipp Valor Matthias gewidmet; soll nach + Jak. Burckhard,
Hist. bibl. August. H — Leipzig 1744 — 101b über Ansbach
gegangen sein). Abbild. 21 u. 22. Holzdeckel mit rotem Per-
gament, Metallbuckeln und Schließen.
166 (66) 84, 1 Aug. fol. lohannis Tolhopf Stellarium, 1618
von der Markgräfin Sophie von Brandenburg verehrt. Holz-
deckel mit rotem Samt.
167 (65) 85, l, 1 Aug. fol. Alexandri Cortesii Landes
belHcae Matthiae Regis vgl. Abbild. 17 u. 18 und Literarhistor.
Denkm. H (1890) 297—353 (Simonsfeld 552 f.; eine einzige
Variante zu 1131: Atilae] Attilac C). Holzdeckel mit roter Seide.
^ Vgl. C. yan de Vorst, Vers. d. griech. Hss. der Bibl. Rossiana. CB XXIII
(1906) 492—508, 637—550 (Georgias Corinthins, Ghiberti, Prodromoi-
kloster in Konstantinopel, S. Silyestri, vgl. Bnrsian CXXXV 149); für medi-
zinische «Hss. 8. Wien. S.-Ber. GLVIU, V, für lat. Hss. Arebiy XII 409.
Beiträge snr Handscbriftenkunde. I. 77
(168) 1 Ang. 4« Missale XIV/XV nach Prauns K. e bibl.
Bndensi. Das später aufgemalte Wappen würde nicht wider-
sprechen; der Einband war ursprünglich sehr prächtig. (Aller-
dings hat Prauns auch 4, 1 Aug. 4^: Seeatlas aus dem Jahre
1534 für corvinisch erklärt)
169 (61) 2 Aug. 4® Synesius Platonicus de vaticinio per
Marsilium Ficinum translatus cum praef. Valoris ad Matthiam.
Marsilii Ficini libri II epist. ad Matthiam Regem. Faksimile im
K. (Nach C. P. L. Schönemann — vgl. MK Vm [1883]
78 — sandte Valor 1484 diese 2. Abschrift, weil sein Vetter
Marsilius Ficinus glaubte, daß die 3 Jahre zuvor übersandte
[12 Aug. 4®?] unterwegs geraubt worden sei). Einband wie 163.
4, 7 Aug. 4^ 8. S. 22 A. 1.
(170) 6 Aug. 4<> Missale XIV/XV nach Prauns. f. 3
Wappen von Brandenburg, Preußen und Polen; Holzdeckel
mit rötlichem Samt, Goldschnitt.
171 (62) 10 Aug. 4® Prisciani Ljdi interpretatio in Theo-
phrastum de sensu (Marsil. Ficin.). Faksimile im K. Abbild. 19
u. 20. Holzdeckel mit roter Seide.
172 (64) 12 Aug. 4« Marsilii Ficini epist. liber III et IV.
1623 von Prof. Lansius, Bibliothekar in Tübingen, verehrt. Holz-
deckel mit grünem Samt.
173 (63) 39 Aug. 4^ Psalterium. Lederband, in der Mitte
sowohl der Vorder- wie der Rückseite Wappen mit dem Raben
im Herzschild.
Gering ist die Wahrscheinlichkeit bei
(174) 63, 5 Aug. 8« TibuU, Vergil, Eclog. und Georg,
(geschrieben von Clemens Salernitanus).
(175) 65, 2 Aug. 8« Catull, Tibull, Properz (Holzdeckel
mit Samt, ein Schließer).
Auszuscheiden ist
61, 12 Aug. 12 ^ ein 1603 geschriebener Gellius.
Ein angeblicher Corvinianus der Briefe des Hieronymus
wurde bei der Auktion Tross (Paris 1851) versteigert (N. Anz.
1852, 25). Budik erwähnt einige Hss. die aus der Corvina
stammen sollen, mit der Angabe: ,in einer Privatsammlung^, und
zwar Anonymi carmen in obitum regis Matthiae Corvini (nam
mea debetur merito tibi gratia, Magne | Bex, et ego mortis testis
eram proprior) in 4^, 5 Seiten stark^ auf schwarzem Papier mit
78 VI. Abhandlung;: Weihbarger.
Silberbnchstaben geschrieben. Boetias de consol. Pergament,
foL ^leider hat das flacianische Messer mehrere Miniataren ans-
geschnitten^ Leonhardi de Utino sermones de sanctis. Vom
cnlter Flacianus wird oft in allgemeinerem Sinne ohne bestimmte
Beziehung auf Flacias Illjricus gesprochen; übrigens würde
eine von ihm verstümmelte Hs. nicht in seiner Sammlang (von
der mehreres nach WolfenbUttel gelangte, vgl. CB 26. Beiheft
S. 13) zu Sachen sein. Schier (S. 72) und Badik führen auch
ein Petronfragment an; in der Aasgabe Petronii Arbitri Massi-
liensis satyrici fragmenta restitata et aacta e bibl. lohannis
Sambaci. Antverpiae ex officina Christophori Plantini MDLXV,
aaf die sich Schier sichtlich bezieht, ist von dem benützten
Kodex nicht die Rede. Nach MK XIII 286 taachte sogar ein
gefälschter Corvinianas aaf dem Büchermarkte aaf.
Von einer nicht anbeträchtlichen Zahl von Hss. haben wir
die Nachricht, daß sie in der Corvina gesehen warden; vgl.
oben S. 36 a. 65 über Cresconias and Procop. Der venezia-
nische Botschaftssekretär Massario sah 1520 einen Aelian
(Theod. Gaza), Cicero de legibus und einen sehr alten Vii^l in
lombardischer Schrift (Fischer S. 16). In Briefen des Ugoletus
(Budik 41, Fischer 11) werden Aeschines, Aeschylus (e codice
Constantinopoli capto) j Arrian, Ciceros Brutus und Claadian
genannt; für Frontin und Vegetius vgl. Qaleotto c. X. (Literar-
bist. Denkm. II S. 224). Caelius Pannonius (um 1540; s.
Fischer S. 9) spricht von Hesiod, Homer und Lucan. Schier
berichtet auch S. 48, daß (nach Neander, Praefatio ad Erote-
mata graeca) Brassicans aus der Corvina stammender Kodex
von Galeoti Martii über de incognitis vor der Drucklegung
Itali Guiusdam bibliopolae fraude (wie es scheint, in Basel) ver-
loren gegangen sei. Auch der Salvianus-Kodex gehörte höchst-
wahrscheinlich der Corvina an (Schier S. 48).
Von Brassican (s. oben S. 8 f.) werden genannt (den S. 152
angeführten Werken ist ein Fragezeichen beigesetzt): Anonymi
libri graeci XX de re rustica(?), Canones apostolici, Chryso-
stomus (di versa in Sanctos Encomia?), Dorotheus, Gregorius Na-
zianzenus, Gregorius Njssenus (in genesim enarrationes?), Hero
fUQl ßekonoäag, Hesiodscholien von Proclus, loannes Philoponos
und Moschopulos(?), Hypereides (nach Abel S. 581 nicht zu
bezweifeln), Marcus monachus Anachoretes, Nicomaohi arith-
BeitrSge snr Handaefariftenkande. I. 79
inetica(?)y Oppian8cholien(?)^ Origenis epitome per Gregorium
theolognm et Basilinm digesta. Philo , ftsgl rof; ßlov MüaBwg^
ßiog TtohziKÖg Saneg iari Tteqi ^Ifaarjq^^ nagt äQSt&y{?), Seve-
riani episcopi Gabaloram in genesim conciones XIV ^ Theo-
phanes.
Ob wir diese Hss. den echten Corviniani beizählen oder
nicht, ändert, etwa von Hypereides abgesehen, wenig an dem
Gesamtbilde, das der Inhalt der erhaltenen Corviniani bietet
(vgl. das am Schiasse beigegebene Autorenregister). Höchstens
würde sich das Verhältnis, in dem neben einigen Bibel- und
litorgischen Hss., zahlreichen patristischen und theologischen,
humanistischen und scholastischen Werken die Klassiker (na-
mentlich Historiker und Dichter) erscheinen, etwas zugunsten
der Klassiker verschieben. Das Griechische ist anch unter
den lat. Hss. durch zahlreiche Übersetzungen von Ambrogio
Traversari, Bonfini, Georgius Trapezuntius, Guarino, Leonardus
Aretinus, Christophorus de Persona, Perotti u. a. vertreten. An
griech. Originalen ist ein Constantinus Porphyrogenitus (XII)
und ein Chrysostomus (XI) sicher. Die fraglichen griech. Hss.
(München, Wien) sind meist historisch und gehören mit Aus-
nahme von 43 und 121 dem 14. oder 15. Jh. an. Von den
sicheren lat. Corviniani ist nur 1 , der aus der Bibl. König
Wenzels stammt, älter als das 15. Jh. (158 XIV; vgl. 44, 89,
98, 102, 147). Der innere Wert der lat. Corviniani ist, wie
Abel an zahlreichen Proben gezeigt hat, ein geringer; das
wußte schon Vitez (32, 33, Vindob. 644). Sollten damit auch
Fälle in Zusammenhang gebracht werden können, wo sich das
Vorhandensein zweier Exemplare^ nicht wie bei Agathias, Cur-
tius und Valturius durch Widmungen an den König und an
die Königin (vgl. auch 169) erklären läßt (Livius, Nepos,
Silius, Tacitus)?
Daß Kodizes von philologischem Interesse selten sind,
begegnet uns bei vielen gleichzeitigen und späteren Sammlungen,
die durch Zahl und künstlerische Ausschmückung der Hss.
hervorragen. Matthias hat sich gewiß an der prächtigen Aus-
stattung seiner Hss. erfreut, wie wir es noch heute tun. Es
lag ihm aber auch an einer möglichst vollständigen Sammlung
^ FOr griech. Hss. vgl. 4S und 131, (120) und 128.
80 VI. Abbandlang;: Weinberger.
von Texten ; erzählt doch QaleottO; daß er bei einer Disputation
mit einem Bischof einen Hieronymos-Kodex herbeibringen ließ,
der für die Richtigkeit seiner Ansicht zeugte.
Wo das vorstehende Verzeichnis einen Fortschritt über
die bisherigen bedeutet, ist dies zumeist dem Erscheinen guter
Hss.-K. zu verdanken. Ich schließe daher diesen 1. Teil mit
dem Wunsche, daß er anregen möge, nicht nur zweifelhafte
Hss. einer neuerlichen Untersuchung zu unterziehen, sondern
auch bei Abfassung neuer Kataloge auf die Merkmale zu achten,
die entscheidend sein können fUr die Zugehörigkeit zur Bibl.
Corvina, diesem Ruhmesdenkmal fUr den Ungarnkönig und
für Ungarns Teibahme an der Renaissance.
A n h a n g.
(Za 8. 63 A. 2.)
Die Identifizierung des anscheinend hagiographischen
Textes der Deckblätter des Vind. suppl. gr. 4 (2 Spalten zu
30 Zeilen, wohl XI), der uns in die Zeit Leos V. des Armeniers
(813) versetzt, ist mir nicht gelungen. Ich behalte beim Ab-
druck das i adscriptum bei und sehe auch von naheliegenden
Verbesserungen ab.
v6(isyog' inl %ijv (plXrjv Ügfirjaey ifsvxiav Tijy malfjv Svrwg
awotxoy xat ^ditnrjv' TiaaaQag fiövovg inl %oiq eXuoai yigdvoig
v^i xdtwi Tceirrjt %at xocTfux^ diaxqhffag atqaxBiai. xarä yofjr tijp
Ttigodov tfjV r&y ^Ayaiqwv fWv^L ftaQaßsßXfpubg ind xiay ixetae
fAOvax&v ij^LOvrai xal r&i rfjg fjiov^ TtQoeoriäTi nqt rqvffOQifai rä
tfjg i&vrfjg ynbiMVjg d^Xa nouZ, Sri ts %od tuxd^ ^avxlav iQß ßiov
xal 8tc ßovXezav fi6yog ind dw ^fjv ivd^Qwnivrpf näaav diaqniywv
naQdhnXf]aiv' 6 di xipf pih nQÖ&eaiv inaivsT' dkXd %aßtA ys nqoa-
rpuvv Scpfjas rotg %ipf äanfjatv %((Ofyuaxeqov innovi^aaaiy xal ÜansQ
iv S^ei ra&njg yBvo^oig' aol di av^ißovkevaotfu Sv eytaysj fi^
TÖv äfuxToy ix nQoyffjg ilAa&ai ßlop^ äiX eißlaßiai nQ&iagoy
äpdq&ai xal fiovaxolg iavtdy awdtpai xaiQiiy %b xal rd^iv fjuz&eir
nQoaevxfjg, sixa inaxoijv xal %ö iihQiw to€ q>qovripLavog nai-
öaväfjyaL xal oikiai t^v dvaxfoftjvix^c nQoaxu^ooti diaywrfijiy fi^
ntog ädiddxTiüg ÖQ^i^aag ävrl tov ßdlksiv ßltjd^ (rj e corr.) xal
dvfl TOV fjftxfflai, iXeaiy&gara ^Ttjdijg' zoirwv ixsivog t&p elarj-
Beitrug« sur Handscbriftenkande. L 81
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Tuxl fcav fhpwna Tunä %fjg yptbaBütg inatqdfiBvov rov dv. irti
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kTVtä odv SXaig "^fiegaig b^x^ Ttqoaavixonf 6dfjf/dv ärtXav^ q>ccvfjvai
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^ixQdv TtQoaßfjyai xm Sqbi nal xofj no&ov(Aevov xvxbTv. xccvxtjg
ixsty* xfj^ q>fov^ ivLOvaag itqaaißaivi xb x&i Sqbi wxl xiva Big
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xoivw maxä xd Sqog dvai fiovaaxalg ivxvyxAyBV^ olg x^'^^^^Q (^^
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lihtav xal xoaavxrjy (hg äTCo^^v Suvaad-ai (AÖvoy xai üg äyyiXovg
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&y 7UXX& vovv €(XXQBq>i xb xal ifiBXixa * ol di (iBxä xd TtQoaBVByxetv
VTtiq xoixov x&g üwfj&Big «^x^S ^^ ^^^ xord iiiqog Sxaaxa ditj-
yoüvxo ftBql &y irtvy&dyBXO Ttqoa&iyxBgy (bg fiBxä xd itBvxnjxoaxöy
xf}g daxifiBiog exog xal TtBql aixd xd jciqag xoC ßlov TtBiqaa^dg
aix&i i7tByBx^<fBxat, ßaax&vovg di xobg ini^ovxag tivai xal no-
vfjqovg' dXX" ixBivog yiv 6 ftöyog Big xBq>aXi}y ifCLaxqeifJBi , trb de
oifiivy BiTtoy, TtBiarji ÖBiyöy ' 8 yB xai VaxBqoy i^ißi]^ xad'ä di] xal
TtBqt .... (2*) aag ' xm xb xov ij&ovg doXßq&i xäg xwy axqaxKu-
x&y yvcafiag otxsiwadiiBvog abx&i xb Ttqoaayix^iy xal iiäviai aa-
IjBVBl xäg iXnldag x^g äqlag itaqiftBiUByj ola TtBql xavxa diaxBi-
(livovg daxBTtxöxBqoy xal x&y iy x^Q^^^ dya9&y dyo^xtog xä
TtqoGdoxwiiBya TtqoxifjUöyxag. BivoLag oiv 6 Aetav xfjg TtBql xdy
ßaaiXia nqoaiartBioy imBXd'ibv TtBql Ttavxdg xi TtoiBtad'ai xal Sb-
8itsuipb«r. d. phU.-Uet. Kl. 169. Bd. 6 Abh. 6
82 VI. Abhandlung: Weinberg er.
QaTtBVBiv {>7t€XQlv€to xo^ov. fASti yo€v rijv {>n airov ysyeytjiAcvtpf
fjvtav rijv i^elovtnov rof? ßaoiUwg TtQÖg %d Bt^dyziov bTtoarqi-
\pavTog inatä %mqdy iKelv^ tijy udiva t^ xagdiag ix^^i^crg xal
xdv ivzdg dvcmaXvxpag Aiovxa xohg %ä ^Pwftalwv Xf]iCoiiiyavg
%cnaki7tuv eidbg i}g eix^ rix^^S i^XtCetai xaxä %(ay ohudiov %ai
ßaaiXebg iitd x&v Ttaqdvx^av dvayoQaiexai xal r^v TtSQubyv^ay
xwv nöXstoy naxaXafißdvu. 6 MixoijX di xai äxtav na^x^Q^^
aix&L xfjg ßaatlslag SgyLOig noXXolg nal d(rg>aXiaip crdrdr olor
elrteiv ifirtedwaag xai ßeßauog daq>aXiadpieyogj iq>^ & avyxu^fpai
xovxov Sfia yvyaixi xat xotg xixvoig löiwxtx&g ^ijv. 6 di d^ov
x&i xl^g dqx^g imß^yai €i&i>g üansq etg Xi^^y ndyxior il&wy
xal fif]d€ydg q>Qoyxlaag &y vTtOfidQxvQi xm &m intaiuiaaxo itQdna
fiiy insQOQiay {so) toü xe MixaijX xai xrjg av^vyov xodSs ULaxa-
yLQivBi * pietd ßqax^ di xd x&y fioyax^^ ^X^^^^ ^^^ ämovxag a^obg
fiexeydvBi, oi tUxQi' di xouxwy eoxrj' dlld xal dXiyaig ifaxegoy
fjfiiQaig dXXi^X(oy dii^ev^ey xal fiheiy öfwf) xord x^^*^ ordro^
o^x eHaaey ' dlXd xdy pdy dXXaxö&i^ xijy di ixsQw&t qd^y dftta-
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Beiträge zur HandBchriftenknnde. I. 83
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zac xal offzu) zfjg 'ETtixovvzovQlay HTCzezai TtdXiv xal zitn ^o-
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CTtevdoiafjt zä zfjg aaQXjbg aizfjg xirt^fj^aza xaxaaziXXeiv, zavzaig
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hjelvov aix^^ '^ aircf^ rtgotginezai xetga. 8 drj xal ög ixiXevae
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ftqdzeqov elxev iavzijv &7iodidoHSV' z&v dylwt, di 6 deivdg ixetvog
dvfjyelQezo jtöXefiog, aweig oiv Xoyiafiobg äzörtovg im Tcgd^eig
a^dv zäg oi xaX&g äd'ovvzag dgdxovzd ziva z&v iQTtrjffZixwy ev
ZIVI z(äv ixetae OTtrjhxlwy evglaxei xal zoinai xazdßgwfia iavzdv
ei^g ivTtaqexei Tcgdg ßvav naqaaxevdtiav xal äxoyza zod aibiuxz^
aizod Stpaa^ai ' ze&ydvat y&q piäXXov ^getzo ij zd zfjg t^x^
eöyevig zotg zfjg aagxdg ^eXi^^av dovXfod^^ai,' d (liv oiv zm
dgdxovzL iavzdv ififcagetxev, oi TtovtjQol de Xoyiai^ol zä zov votjzov
dgdxon^ ffnigiuxza ei&bg drttjlXdzzovzo xal Ttäv ii zi d'iXfjiia
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84 VI. Abhandlnngs Weinb erger.
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diä xd x^g Ügag xfii^^ioy. xov di &7toGBiaaiUyov xä hxB^iyxa
awstg ö TtijQ, Sxi &7]qIov $Xr]y oidh qxx^Xov oidi dyBpkg SsiXlag
oiöiv BTta^BVy äXlÄ ßQOtx^ XI TtagBKxXlvag ly ÖB^iä xaü a7tf}Xaiov
ärta^g wouüv x&i dqA%ovxi avydtfjxSxo' exog di ¥^dtj dwö&unoy
rfjg iv rfji iqrjfKü SiaxQiß^ x&i xoC dv ävw ijyiBxo xai ngÖQQfjaig
aix&i ävia&By fJKBi, hüBi&By fiiv äya^Bi^ag(so) iy ÖB xm ^EQiaxtji
xaXovfxivfoi daurjxijQlcji aurjyCaaav xal xd x&y fioyax&y eySvfia
TtBQi&Sa^ai ' ext yäQ x&y fuyiXioy iydiyiüy x6^ (loyaxvMd cjpjfMn^
xä slQijfiiva Ijy nqoyviiyiapLaxa' &SQOvg xolyvy fCQOQtj'd'iy iaxfi"
xriqioy nawaXaiißdyBi wxl xä xfjg iftoxaXvxpBwg 2xBq>dyiat x&i (jl
radiert) x&y iy aix&i (i radieii) fioyax^ äftffov^iai {i radiert)
fciaxsiBi' ö öi xfjt iaxBqala fifjdiv fjisXi^ag BÖxäg xi aix&ir xat
iBQoXoyiag xäg avyi^^Big iniXiyBC nuxl axoXijy xip^ fioyaxi^^ if^"
q^iByvai. xd xoiovxo xoiyäq oiv x&y ^oyaCöyxöi (TxfjiMc. BMi>g b
^oyd^cjy xal nqd xod axtjfiaxog 1j nat VTciq fioyH^oyxag Qy &g
Blnely i^ dnaycjywy xb nqdg äy&yag dnodvdpiByog xal Big itdyovg
ix nöywy TtQoßißatdfiBvog iy xötco} Kqixa xaXovfABytoi iavxdy xa^-
BiqyyiBi xat äXvaBL dBüfiBl i^ dgyvt&y oSatji xd fitpLog. exog oiv
€tbx(bi xQixoy ijy x^ iy xovxwi dtaywyfjg xat dd^ay aix&i im
XBXiddJya xdnoy Uvaiy ßaxi xiyv i7tiq>ayBi xijy äqBxijy äydgt iyxv-
XBty • d (i^yag di ohvog iTtfJQXB FBiboyLog. irtBt xaxä xdy Foqiy
xiva iyivBxo noxafidy dqdxoyxi iyxvyxdvBi dyaxaixi^oyxL xb xd xov
TCOxafioC ^Bdfia xat xdy ndqoy ai>x&i diaxÖTtxoyxt xai xdy piiy
Bixrji xal atpgayTdi vBxqdy aixixa xotg Vdaai Traqadidioaij xük
lABy&Xxai di naq SXovg XQBig xQ^^ovg ovyyBrdfiByog FBiogyltOf naq
Beitrige zur HandBohriftanknnde. I. 85
ttirai) di xat 8lov zd fpakTiiqiov didaxd'elg äfteiai TtdXty naqä
TÖv TtoiiAiva rffi l/ivriölov S[jux nax(OfiUot %(ai gAa&fjv^i yuxxeX&By
iv rfjt fiovfj TÜ avyaqtav (so) ysvdfisvog aid'ig ini rd TtaQomslfisvov
airfjL ^erä mal äXhav fiovax&y äveiaiv Sqoq, äg Uv %f\g iv air&i
olxodo^ovfAivfjg otxiag &eaTai '/hüä'cai. %a%Ba%BvAt,si;o yig ti
TtQdg T&i TOiOVTiot Sqsi oYxfjfia ToTg iv tfji fiov^i nkelovög re
ToTg fiovlofiivoig Ttqd^evov ijavxiag nai valeuniQag TiJQ nqdg &y
olxsKbaewg ' inet oiv rtqdg zwi Sgsi yhoivto ijdt], xqiyog no&iv
rd (iiye&og {)7C€Qq)v^ %ov atftoXlov ifteQStpdvrj. ol ahv %<bL ^laxa-
gicDi Tolwy %oitioi nql (lovaxol töv %q6yov Iddvteg %al xiaiv
dv&QW7tivoig yun&axstoi yeyöfievoi Xoyiafiotg ihtug re TOdrov ^oh-
yO^OBiav %aT& vovv ^TQ€q>ov xat Srtiog ....
Nachträge.
Der Freundlichkeit des Herrn Andor von Hevesy verdanke ich
einen Hinweis auf einen bei L. Dorez, Les mss. a peintures de la bibl.
de Lord Leicester a HolUam Hall, Norfolk. Paris 1908, S. 97 ff. be-
schriebenen Corvinianus; T. LIX zeigt das corvinische Wappen, das in
einem Felde mit dem weißen polnischen Adler Wladislaws übermalt ist.
Die Hs. (Nr. 346: Evangelistarium secundnm ritum Tramonta«
norum) wäre S. 31 als (57^) einzufflgen, auch S. 6 f. zu erwfthnen
[Ähnlichkeit der Miniaturen mit (92)] , ferner, da Dorez glaubt, sie sei
aus Venedig nach England gekommen, S. 9 f. bezw. 37. (Dorez will
auch den S. 29 [zu 50] besprochenen Kodex der Briefe Ciccros an Atticus
mit 40 identifizieren.)
Die Zahl der sicheren Corviniani (s. 8. 11) erhöht sich also, da die
bei der nachtrflglichen Einfügung mit (48 *) bezeichnete Hs. nach Anziani
die Bilder des Matthias und der Beatrix enthalt, auf 122.
Zu S. 1 7 f. Bei L. Frati, Indice dei codici lat. conservati nella R.
Bibl. Universitaria di Bologaa. Studi XVI (1908) 103—482 (1. Teil)
kommen Hss. vor (383, 400), dieMarsigli 1686 in Ofen erwarb.
Zu S. 63. Bei '^'(129) ist zu berichtigen, daß die (unbegründete)
Zuweisung zur Bibl. Corvina von Kollar herrührt.
86
VI. Ab)iandlnii(^; Weinberger.
Begister der Antoren, Werke und Schreiber.
(Die Namen der Schreiber sind knrsiv gedruckt, die der Übersetzer in
Klammern beigefügt, griech. Hu, durch * hervorgehoben; für Fettdruck und
Einklammerung der Ziffern vgl. 8. 1 1 f.)
Aberudiam 158
Acro in Horatium 64
Aegidius Romanus (66)
Aegidius de Tebaldis 158
Aegyptus Alezandrinus (Ambro-
gio Traversari) ... S. 22
Aelian (Theod. Gasa) .... 8. 78
Aemilius Probus s. Nepos.
Aeschines (Leonard. Aret.) 86, 8. 78
Aeschylus 8. 78
Agathias (Cfhrist. de Persona)
Berol. 1030, 85, 185
Alberti de re aedificatoria . . 75
Albohal 8. ll,A.l
Alexander Veraxanu» . . (118)) 8. 28
(Lissabon)
Ambrogio Traversari s. Aegyptus,
Diogenes L. (63), Dionysius
Areop. (80)
Ambrosius . . (47), (66), 66, (90)?,
Vind. 976
Ammian 71
Andreas Pannonius .... (108)
AngduB (vgl. lacobus) ^34)
Anonymi [vgl. (6b), 68, 138,
8. 80] Carmen in obitum Mat-
thiae Corvini (vgl. 37) . . 8. 77
— compendinm historiae ab ex-
cessn Constantinl (51)
— historiaimperatorumTurciae 8.7
Anseimus 18
Antiphonae 157
Antonius s. Martinus, Sinibaldi,
ThebalduB.
Appian (P. Candidus) ... (51)
Aretinus s. Leonardus.
Argyropnlos .... 5S, Monac. 809
Aristeas de LXX interpretibus
(Matth. Palmerias) .... 88
Aristoteles (Argyropulos, Leonar-
das Aretinus); vgl. Thomas
de Aquino (97) 53,
Monac. 809, »(124), Vind. 197
(Aristoteles) secretum seeretorum
Besan^n 431
Arrian 8. 78
Asconius 141
Athanasius .... 146, (149), 8. 9
Augttstin (s. Thomas Walensis)
Berol. 304, 9, (46), (56), 67,
(90)?, 110, 144, Vind. 706,
721,8.22
Aurelius Victor SO
Ayerulin, de architectura . . . 112
Basilius (Eustachius, Georg. Tra-
pei., Leonard. Aret.) . . 68, (100)
*(122),150,154, 8.34, 41, 78
Beda de nat rerum (84)
Benyenuti de Bambaldis . . . 114
Bemardus Clarevallensis . . . 155
Bessarion (Leonardus Aret.) . . 54
Bibel 44,(48*)
Blondus Foroiuliensis 101
Boetius Berol. 1026, 8. 78
Bonfini (169)
Bosco s. loannes.
Brandolini (62)
Beitrüge snr HaxidBchriftenkande. I.
87
Breviar 104, (105), 8. 12
Burgundio Pisanas 18
Caesar BesaD^on 848, (34)
DomitioB Calderinns 19
Candidas (51), 63
Canones apostolici ... 8. 78
Caraffa 95
Carbo 8
OarcUia noiarius QenUnianerm» . (51)
Cassian (02)
Catnll . (67), 143, (175), 8. 2 i,A. 2
Celsus 83, S.47f.
Chaleidiüs 100
Chrysostomus . 17, Mains, 08, *Par.
741, 00, »(120), »128, 152, 8. 78
Cicero (vgl. Asconios n. Victo-
rinos) . . . Besan^on 681, (28?),
25, 40, Göttweih 446, Monac. 821,
100, Yind. 11, 8.29 (sn 50)
Clandian 8. 78
Clementis papae itinerarium
(Rnfin) 20
Cflemetfu SaiernUanua .... (174)
Colantonius Lentulns .... 95
Concoresio s. Gabriel.
Constantinas Porphyrogen. . *00
Corippns 8. 86
Cortesins 107
Curtius 2, 10, 27
Cynicua s. loannes M. C.
Cyprian 89,(148)
Cyrillus (Georg. Trapes.) . . 20 (vgl.
8. 21 f.), (99), 107,153
Decembrias i. Candidas.
Demetrio» TrivoU» *82
Demosthenes (lanns Pann., Leo-
nardas Aret) . . (61), 80, 8. 41
Oidymus (Hieronymns) .... 107
I>ioCa88ias(Gaarino) ^Besan^on 846,
138
Diodor »130
Diogenes Laertias (Ambrogio
TraTersari) 08
Dionysios Areopagita (Ambrogio
Tray.) 4, 08, 80 .
Djonysins Halicarn 72
Domitios s. Calderinas.
Donat 08
Dorotheas 8. 78
Encjclopaedia medica . (102)
Evangelia . Escor. Z HI 19, * (121),
«'(128), 8. 21, 47 A. 2, 85
Easebins (Georg. Trap., Hiero-
njmas) 28, 29, 03,
Wernigerode
Eosebins Corradus Mediolanen-
sis (40)
Eastachias 154
Festas 8. 24
Ficinas .... 105, 109, 171, 172
Floras 8.21, A. 2
Fontias 103
FrancUcus presbyUr Florentinua 4
FraneUew SoBteUia 03,70
Frontin 8. 78
Gabriel de Concoresio. ... 8.24
Galeotto . . . Yind. 3166, 8. 39, 77
Gellias Wolfenbüttel
(61, 12 Ang. 12«)
Gennadins 139
Georgias Trapesantias . . 15,20, 29,
133, 150, 8. 7
Georitu cathedraUs et itutUor . (102)
Gerson loannes (55)
Gregorias Magnus . . (56), 09, 74
Gregorios Nazianzenus (Bufin)
(147?), 8. 34, 41, 78
Gregorias Nyssenas .... 8. 78
Gaarino 58,78,188
Heliodor *81
HenricuB Anutelredammia . . . 156
Herodian (Bonfini) . . . . ♦81,109'^'
Herodot, de vita Homeri .... 03
Hesiod (n. 8cholien) .... 8. 78
Hieronymus (ygl.Easebias) . 10, 94,
107, Yind. 644, 145, 151, 8. 77
88
VI Abhandlung: Weinberg er.
^ilarios de trin .1
Homer (61), 68, 8. 78
HoraB (s. Acro a. Porphyr.) . . 62
Horologium *(6)
Hago de S. Victore 155
Hyperides 8. 78
laeobuiÄlamantu Orusennacen$ii (48)
lacobns Angelas 98
laoobns de Sarepont (66)
lambliohas 8. 66
lanus Pannonius . . . . (61), (161?)
(Pseado-)Ignatia8 8. 8
Ildefonsna 189
loannes de Botco (46)
loannes Damascenus (Bnrgnndio
Piaanas) 18
lotmnet Fra/ncuaia de S. Oemi-
mono 88,119,132
loannes M, Oynieu» .... 42, 95
(vgl. Vind. 4)
loannes Philoponos .... 8. 78
loannes Rainaldua Mennnu . 8. 67
loannes Begiomontanus s. MüUer.
loannes 8chola8ticas ... 11, 107
Joannes Tkessalus Scutarioia 8. 68, A. 1
lob s. Leonardas.
losephus (98)
Isidor . . Dresden A 79, (48), 189
lastin 41, Prag 1656
layenal 62, Montpellier
Lactanz . . Besannen 1 70, ( 1 00), 8. 22
Lentnlus s. Colantonias.
Leonis papae sermones ... 8. 69
I^eonardus lob 54
Leonardas Aretinns . . 54, 68, 86,
(100), Vind. 197
Leonhardi de Utino sermones 8. 78
Livins . . 2, Besannen 838, 87, 88,
(116—117), 119,182, 8. 21, 68
Lncan 8. 78; vgl. 68
Lncrez 142
Macrobius 60,8.68
Mairo Vind. 4792
Manilins .... 8. 69 (PaUt. 1711)
Mareellinus Comes 189
MarcianusCapella . Berol. 1026, (118)
Marcus monachus Anachoretes 8. 78
Mirinus s. Tomacellus.
Marlianus (118)
MarUnus Antonius . (47), (105), 8. 6
Martins s. Galeotto.
Merula 78
Missale . 7,(162),(168),(170),8.12
Moschopulos 8. 78
MflUer Joh. (Regiomontanns) 6,(164)
Naldus Naldius 111
Nepos ....... 80,(69), 76
NioephoruB *126
Nieolaus presbyter Faventinus . . 145
— de BieUs Monac. 821
Nieomachus arithm 8. 78
Oppiauscholien 8. 79
Origo imperatoris Hadriani s.
8criptores bist. Aug.
Origenes 77, 8. 79
Qyid, epist. 8apph. vgl. 19.
Palmerius 88
Panegyrici (36)
Perotti 12
Persitts 62, Montpellier
Persona s. Agathias u. Theophy-
lactus.
Petron 8. 78
Petrus de Abbaus (92)
Petrus Oenninius 10
Petrus Middelburg de ZeeLandia . 9
Philo 8.79; Ygl. (46)
Philoponus s. loannes.
Philostrat (Bonfini) 184
Piautas 18, Vind. 111
Plinius (s. Aurelius Victor) . . . (35),
Vind. 141
Plotin »82
Plutarch (lanus Pannen.) . . . (61)
♦(129),Vind. 23, 8.7
Polybius (Perotti) .... 12, »81
Pomponitts Infortunatus. ... 68
Pontificale (103)
BeitrSge zur Handsehriftenkande. I.
89
Porphyrie 64
Porphyrius »82
PossidinB (46)
Priflcianus Lydns 171
Probas s. Nepos.
Proclns 107, 8. 79
Procop 8. 66
Properz . (67), 143, 176, 8. 21 (A. 2)
Prosper Wernigerode
Psalter Melk 173
Ptolemaeus (lacobus Angelas,
Georg. Trapez.) . » Be8an9on 480,
93, «(126), 133, 158
Qaintilian 68,137
Rambaldis s. Beayenati.
Rannasias 8. 7
Ransanas (22)
Rofin 26, (147?)
Sallost 2, 14
Salvian 8. 78
Sarepont s. lacobas.
8aTetina8 Par. 7239
Scriptores bist. Aug. . . . 30, 8. 24
— rei militaris . . Par. suppl. *607
7239
— — rusticae 8. 78
Scutariotea s. loannes Thessalas.
Seneca 84, (91)
Thomas Seneca 87
Severianas 8. 79
Sigitmundua de Sigismundis 107, 151
Silias 31,141
Sinibaldus, . Berol. 1019, (46), (94)
8tatias 140
Strabo 78
Sueton . Berol. 1019, (36),8.21,A.2
^dveatg xal dtn6x^ung Vi^crovS. 11, A. 1
8ynesias (Ficinas) 169
Tacitas 32, 65, Vind. 49
Taio (48»»)
TertuUian 33, 8. 67 f.
Thebaldas 114
Theodoret 8. 9, 53
Tbeodoras Gaza s.Aelian, Theo-
phrast.
Theophanes 8. 79
Theophrast (Tbeodoras Gaza) 24;
▼gl. 171
Theopbylactus (Ohristopb. de
Persona) 146
Thomas Aqainas . (56), 70, 97, 156
— Walensis (3?)
Thucydides 8. 68, A. 1
Tiball (67), 148, (174, 176), 8.21 (A.2)
Tolbopf 166
TomaceBuB (34)
Tribracchus 87,8.68
Ugolinas Verinas
(49)
Valor 165,169
Valturias 42,79
Vegetius 8. 78
Vergil (s. Donat) . . 136, 174, 8. 78
Ve9p€uianus (BiatUci) 24
Victorinas 21
Vitrav 8. 24
Wilbelmas (de Conchis) . . . (89?)
Xenopbon, Kyr.
. *43, ♦131
Zonaras .
♦127
Sitzongsber. d. phil.-hift. Kl. 159. Bd. 6. Abh.
Qollob, Eduard: Verzeichnis der griechischen Handschriften in
Österreich außerhalb Wiens. (Mit 11 Tafeln.) 8«. 1903.
5 K 90 h — 5 M. 90 Pf.
Gomperz, Heinrich: Über die Wahrscheinlichkeit der Willens-
entscheidungen. Ein empirischer Beitrag zur Freiheitsfrage.
(Mit 1 Textabbildung.) 8«. 1905. 50 h — 50 Pf.
Gomperz, Theodor: Beiträge zur Kritik und Erklärung griechischer
Schriftsteüer. VHI. 8<^. 1905. 80 h — 80 Pf.
IX. 8«. 1907. 80 h — 80 Pf.
— Platonische Aufsätze. III. Die Composition der ,6esetze^
8^ 1902. 80 h — 80 Pf.
IV. 80. 1906. 50 h — 50 Pf.
— Zur Chronologie des Stoikers Zenon. 8^. 1903. 50 h — 50 Pf.
Haidacher, Sebastian: Studien über Chrysostomus-Eklogen. 8^.
1902. 1 K 70 h — 1 M. 70'Pf.
Hasenöhrl, Viktor: Beiträge zur Geschichte der Rechtsbildung
und der Rechtsquellen in den österreichischen Alpenländern
bis zur Rezeption des römischen Rechtes. 8®. 1905.
1 K 60 h — 1 M. 60 Pf.
Jagic, Vatroslav: Ein unedierter griechischer Psalmenkommentar.
4^ 1906. 5 K 70 h — 5 M. 70 Pf.
Jnthner, Julius: Der Gymnastikos des Philostratos. Eine text-
geschichtliche und textkritische Untersuchung. 8^ 1902.
2 K 80 h — 2 M. 80 Pf.
Kaindl, R. F. : Beiträge zur Geschichte des deutschen Rechtes
in Gahzien. I., H., UI. 8^. 1906. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
iv.,v., vi.,vn.,vm. 8». i907. i k 9o h — i m. 90 Pf.
Kenner, Friedrich: Die römische Niederlassung in Hallstatt
(Oberösterreich). 4<>. 1903. 4 K — 4 M.
Menzel, Adolf: Untersuchungen zum Sokratesprocesse. 8^ 1902.
1 K 50 h — 1 M. 50 Pf.
Bzach, Alois: Analekta zur Kritik und Exegese der Sibyllini-
schen Orakel. 8«. 1907. 1 K 40 h — 1 M. 40 Pf
Sohenkl, Heinrich : Bibliotheca patrum latinorum Britannica.
IL Band. II. Abtheilung (Schluss). Die Bibliotheken der
Colleges in Cambridge. H. (2717—2986). 8^ 1901.
1 K 20 h — 1 M. 20 Pf.
— XII. Die kleineren öflFentlichen und Privatbibliotheken, nebst
der Bibliothek Ton Corpus Christi College, Cambridge. 8®.
1905. 1 K65h — lM.65Pf.
Schuchardt, Hugo: Die iberische Deklination. 8®. 1907.
1 K 80 h — 1 M. 80 Pf.
Sedlmayer, Heinrich Stephan: Der Tractatus* contra Arianes
in der Wiener Hilarius- Handschrift. Mit einem Nachwort
von Dom Germain Morin. 8^ 1903. GO h — 60 Pf.
Ernst: Teil Ta'annek. Bericht über eine mit Unter*
stutzung der kais. Akademie der Wissenschaften und des
k. k. Ministeriums ftLr Kultus und Unterrieht unternommene
Ausgrabung in Palästina. Nebst einem Anhange yon
Dr. Friedrich Hrozn;^: Die Keilschrifttexte von Ta'annek.
(Mit 13 Tafeln, 132 Textfigaren, 4 Detailplänen im Texte
und 2 Hauptplänen.) 4^ 1904. 13 K 80 h — 13 M. 80 Pt
— Eine Nachlese auf dem Teil Ta^annak in Palästina. Nebst
einem Anhange von Friedrich Hrozn;^: Die neuen Keil-
schrifttexte von Ta^annek. (Mit 5 Tafeln und 49 Abbil-
dungen im Texte.) 4^ 1906. 5 K 60 h — 5 M. 60 Pf.
Souter, Alexander: De codicibus manuscriptis Augustini quae
feruntur quaestionum Veteris et Novi Testament! CXXVII.
8^ 1905. 70 h — 70 Pf.
fteantOy Emil: Die griechischen Phylen. 8^ 1901.
1 K 70 h — 1 M. 70 Pf.
Thaner, Friedrich: Die literar-geschichtliche Entwicklung der
Lehre vom Error qualitatis redundans in personam und
vom Error conditionis. 8^ 1900. 1 K — 1 M.
Wehofer, P. Thomas M.: Untersuchungen zur altchristlichen
Epistolographie. 8«. 1901. 5 K — 5 M.
— Untersuchungen zum Lied des Romanos auf die Wieder-
kunft des Herrn. (Aus dem Nachlasie des Verfassers heraus-
gegeben vom k. M. Ehrhard und Paul Maas.) Mit zwei
Anhängen: I. Der literarische Charakter des Hexaemeron-
hymnus Gen. 1 — 2^ 3. U. Das D. H. MüUersche Gesetz in
den Paulusbriefen. 8^. 1907. 5 K 35 h — 5 M. 35 Pf.
Weisely, Carl: Epikrisis, eine Untersuchung zur hellenistischen
Amtssprache. 8«. 1900. 1 K — 1 M.
— Ein Altersindizium im Philogelos. 8^. 1905.
1 K 20 h — 1 M. 20 Pf.
— Sahidisch- griechische Psalmenfragmente. (Mit 2 Tafeln.)
8«. 1907. 4 K 90 h — 4 M. 90 Pf.
Zingerle, A.: Zum 42. Buche des Livius. 8». 1900. 40 h — 40 Pf.
— Zum 43. Buche des Livius. 8^ 1902. 50 h — 50 Pf.
— Zum 44. Buche des Livius. 8^ 1904. 50 h — 50 Pf.
Zu den beigefügten Preisen durch Alfred HSlder, k. u. k. Hof-
und Universitfits-Bachbändler, Buchhändler der kais. Akademie der
Wissensohaften (Wien, I., Botenturmstral^e 13)^ zu beziehen.
Dnick von Adolf Holztaansen,
k. nnd k. Hof- und Voiver>itlU>BQchdnick«r ia Wien.
Sitzungsberichte
der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch -Historische Klasse.
159. Band, 7. Abhandlung.
Wiener Palimpseste
herausgegeben
von
Josef Bick.
L Teil:
Cod. Palat. Yindobonensis 16, olim Bobbiensis:
Lucanus, Pelagonius, Acta Apostolorum,
Epistulae lacobi et Petri, Epistula apocrypha Apostolorum,
Dioscurides, fragmentam medicum.
(Mit 6 Tafeln,)
Vorgelegt in der Sitxung ftm ll.Desember 1907.
Wien, 1908.
In Kommission bei Alfred Holder
k. u. k. Hof- und Universitäts- Buchhändler
Buchhändler der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
A. Periodische Publikationen.
Schriften der Balkancommisiion. Antiquarische Abtheilnng:
I. Band. Die Lika in römischer Zeit von Karl Patsch.
4^ 1901. 6 K = 5 M.
— II. Band. Römische Villa bei Pola von Hans Schwalb.
40. 1902. 18 K = 15 M.
— m. Band. Das Sandschak Berat in Albanien von E^rl
Patsch. 4^ 1904. 18 K = 15 M.
— IV. Band. Antike Denkmäler in Balgarien. Unter Mit-
wirkung von E. Bormann, V. Dobrusk^, H. Egger, H. HartI,
V. Hoffilier, J. Ohler, K. dkorpil, A. Stein, J. Zingerle
bearbeitet von Ernst Kaiinka. Mit einer Karte und
162 Abbildungen. 4«. 1906. 24 K = 20 M.
Der römische Limes in Oesterreioh.
Heft I. 8^ 1900. 9 K = 8 M.
~ Heft IL 80. 1901. 16 K = 14 M.
— Heft HL 8«. 1902. 10 K = 9 M.
— Heft IV. 8» 1903. 9 K = 8 M.
— Heft V. 8«. 1904. 10 K = 9 M.
— Heft VI. 80. 1905. 12 K = 10 M. 60 Pf.
— Heft VII. 80. 1906. 12 K = 10 M. 60 Pf.
B. Selbständige Werke.
Bauer, Adolf, und Strzygowski, Josef: Eine alexandrinische
Weltchronik, Text und Miniaturen eines griechischen
Papyrus der Sammlung W. GoleniSdev. (Mit 8 Doppel-
tafeln und 36 Abbildungen im Texte.) 49. 1906.
20 K — 20 M.
Beer, Rudolf: Die Handschriften des Klosters Santa Maria de
RipoU. I. (Mit 1 Kärtchen im Texte und 6 Schriftiafeln.)
80. 1907. 4 K 70 h — 4 M. 70 Pf.
Blume, Clemens: Wolstan von Winchester und Vital von Saint-
Evroult, Dichter der drei Lobgesänge auf die Heiligen Athel-
wold, Birin und Swithun. 8^ 1903. 60 h — 60 Pf.
Bratke, Eduard: Epilegomena zur Wiener Ausgabe der Alter-
catio legis inter Simonem Judaeum et Theophilum Christia-
num. (Mit 1 Tafel.) 8^ 1904. 4 K 50 h — 4 M. 50 Pf.
Engelbrecht, August: Die Consolatio philosophiae des Boethius.
Beobachtungen über den Stil des Autors und die Ueber-
lieferung seines Werkes. 8«. 1901. 1 K 40 h — 1 M 40 Pf.
— Studien über den Lukaskommentar des Ambrosius. Mit
einem Anhang über eine bisher verschollene Handschrift
des Philastrius. 8^ 1903. 1 K — 1 M.
yn. Abhandlang: Biek. Wiener Palimpseste.
vn.
Wiener Palimpseste
henusgegteben tod
Josef Biok.
I. Teil:
Cod. Palat. Vindobonensis 16, olim Bobbiensis:
Lucanofl, Pelagonins, Acta Apostolonun, Epiatolae lacobi et Petri, Epistola
apocrjpba Apostolornm, Dioscarides, Fragmentnm medicam.
Vorgelegt in der Sitsnng am 11. Desember 1907.
Vorwort.
U nter den Handschriften der k. k. Hof bibliothek befindet
sich auch eine ziemlich große Anzahl von Palimpsesten, die
in geschlossener Folge herauszugeben und kurz zu besprechen,
die vorliegende Publikation im Sinne hat An die bisher be-
kannten und zum Teil edierten rescripti, die auf Grund einer
abermaligen Kollation neu herausgegeben werden sollen, reihen
sich mehrere, die bisher selbst den Fachkreisen völlig unbe-
kannt geblieben sind. Bei der Herausgabe wird von einer
nach der Sprache oder den Disziplinen oder den Autoren an-
geordneten Reihenfolge der Palimpseste aus verschiedenen
Gründen abgesehen und nach den einzelnen Codices und inner-
halb dieser nach der dort gegebenen Reihenfolge ediert, schon
deshalb, weil man in der Regel nach den Nummern der Hand-
schriften auch die reskribierten Texte aufsucht. Eine Zusammen-
stellung nach Sprache, Disziplinen und Autoren wird beim Ab-
schlüsse der ganzen Veröffentlichung folgen; einstweilen soll diese
durch die jeder Teilpublikation beigegebene Inhaltsübersicht und
durch das Wort- und Sachregister einigermaßen ersetzt werden.
Als Grundsatz halte ich fest, daß jedem Palimpsest ein
Faksimile beigegeben werde, einmal damit die Beschreibung
Sttsiingsber. d. phil.-hitt. Kl. 169. Bd. 7. Abb. 1
2 VU. Abhandlung: Bick.
hiedurch fUr den Benutzer eine wesentliche Stütze erhalte,
hauptsächlich aber damit es ermöglicht werde, vielleicht noch
andere in fremden Bibliotheken ruhende hiezugehörige Frag-
mente als solche zu erkennen und zu bestimmen und dadurch
zugleich auch weitere Schlüsse über die Provenienz der be-
treffenden Handschriften zu gewinnen.
Ferner halte ich es fUr angezeigt, daß dem Texte und
dessen Besprechung eine Beschreibung und Geschichte
der Handschrift vorausgehe, in welcher der oder die be-
treffenden rescripti enthalten sind. — Daß der cod. 16 die Reihe
eröffnet; ist wohl durch den besonderen Wert sowohl der
reskribierten wie der sekundären Texte dieses berühmten
Bobbiensis hinreichend begründet. Selten wird man wohl auch
in solch glücklicher Lage sein, die mannigfachen und lehr-
reichen Schicksale einer Handschrift so genau verfolgen zu
können, wie es uns bei cod. 16 gegönnt ist.
Durch Versuche mit farbigen Unterlagen, wobei ein
tiefes Schwarz und ein gesättigtes Orange sich am besten be-
währten, und durch Anwendung verschiedener Beleuchtung
— bei schwierigen Stellen auch durch Bestreichen mit Äther —
gelang es, sowohl im bisher Gelesenen Verbesserungen anzu-
bringen und Lücken auszufüllen, als auch bisher gänzlich Un-
bekanntes neu zustande zu bringen. Die Hilfe der Photo-
graphie, mit nassen und mit trockenen Platten, selbst nach dem
Verfahren von Pringsheim und Gradenwitz (Eders Jahrbuch
für Photographie etc. XV [1901], S. 52 ff.), nach dem die hiesige
k. k. Graphische Lehr- und Versuchsanstalt mit einem Blatte
des Palimpsestes zahlreiche Versuche anstellte, versagte hier
vollständig. — Die Anwendung von chemischen Reagentien
war bei der Kostbarkeit der Handschrift natürlich ausgeschlossen,
doch hätten auch Chemikalien an den Stellen, an denen die
oben erwähnten Mittel versagten, gewiß zu keinem Erfolge
geführt, da dort eben keine Spur von Tinte mehr vorhanden ist
Gleichzeitig sei es mir gestattet, meinem ergebensten
Danke Ausdruck zu geben fUr das überaus gütige Enlgegen-
kommen und die tatkräftige Förderung, die mir der Direktor
der k. k. Hofbibliothek, Hoft*at Ritter v. Karabacek, stets in
weitestem Maße zuteil werden ließ.
Wien, im Dezember 1907.
Wiener Palimpseste.
I. Abschnitt.
Der cod. 16 Im allgemeinen.
Der Vindob. 16 gehört zu den kostbarsten Handschriften
der k. k. Hofbibliothek und ist ebensosehr berühmt wegen
seines secundären wie wegen seines reskribierten Textes. Um
so mehr muß es deshalb auffallen ^ daß der ältere Text dieses
Kodex (außer den Fragmenten der Apostelgeschichte und der
Briefe Petri und Jacobi) seit der ersten Untersuchung durch
Josef V. Eichenfeld in den (Wiener) Jahrbüchern der Literatur,
Bd. 26 (1824), Anzeigeblatt S. 20, im Verhältnis zu seiner Be-
deutung und seinem Werte eigentlich selten Gegenstand kriti-
scher Prüfung gewesen ist. Schon Detlefsen, Philologus XHI
(1858), S. 313 giebt seiner Verwunderung darüber Ausdruck
und sucht durch eine neuerliche genaue Untersuchung der
Bruchstücke aus Lucan, De hello civiH, darzutun, wie sehr sich
die Mühe einer Überprüfung der immerhin gewissenhaften Ar-
beit Eichenfelds lohne.
Der erwähnte Vindob. 16 zerfkllt schon äußerlich nach
dem Formate in zwei Hauptteile: der erste, kleinere, umfaßt
fol. 1^—75^ und der zweite, größere, fol. 76'— 159 \ Der
erste Hauptteil, der mit Ausnahme von Blatt 13, 14, 19, 20
und 42 vollständig reskribiert ist, zerfällt wiederum in zwei
dem Format nach verschiedene Teile, und zwar bilden die
Blätter 1 — 42 ein besonderes Stück von gleicher Größe (durch-
schnittlich 182 mm X 195 mm) und ebenso die Blätter 42*— 75
(Blatt 42 ist zweimal gezählt) von der durchschnittlichen Größe
180 mm X 220 mm. Dieses zweite Stück weist ein eigentüm-
liches Verhältnis in der Lage der Blätter auf: in einem quinio
(fol. 42*— 46 und 71—75) ist ein quinio (fol. 47—56 und ein
septenio (fol. 57 — 70) eingeschlossen.
Den zweiten Hauptteil (fol. 76—159) bilden wieder zwei
Stücke oder besser gesagt zwei Teilhandschriften, deren
erste von fol. 76 bis 111 reicht und deren zweite fol. 112—159
umfaßt. Diese beiden Teile haben jedoch das gleiche Format
165 mm X 263 mm. Das Pergament des zweiten Hauptteiles ist
stärker gearbeitet und nicht reskribiert.
4 VII. Abhandlang : Bick.
Auch dem Inhalte nach (vgl. Tabulae codicum in biblio-
theca Palatina Vindobonensi asservatornm; vol. I, 1864, p. 2) läßt
sich cod. 16 in diese vier Teile scheiden, deren einzelne Blätter
zwar durch alle vier Teile fortlaufend numeriert, aber nicht
in einem Bande fest zusammengebunden sind, sondern lose in
einem Pergamentumschlage verwahrt werden.
Wenn Ferdinand Keller, Bilder und Schriftzlige in den
irischen Manuskripten der schweizerischen Bibliotheken (Mit-
teilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. VII
[1853], S. 60 — 100) mit seiner Beschreibung der Charakteristika
des von den Iren für ihre Bücher verwendeten Pergamentes
Recht hätte, so wäre unsere Handschrift oder vielmehr wären
unsere Handschriften aus Irland (wohl als Geschenk des
Mutterklosters) nach Bobbio gekommen. Jedenfalls steht die
ehemalige Zugehörigkeit des cod. 16^ zum berühmten EJoster
Bobbio wenigstens für den ei*sten Hauptteil über allen Zweifel
fest durch die zweimalige Eintragung: Liber scti colambani
de bobio, die sich auf fol. 1' und fol. 43' findet. Diese Ein-
tragungen stammen von einer Hand des 15. Jahrhunderts und
waren gelegentlich der Aufstellung des Inventars vom Jahre
1461* gemacht worden. Wie schon Amadeus Peyron, De
bibliotheca Bobbiensi commentatio (in seiner soeben zitierten
Fragmentenausgabe), p. XXXHI, ebenso Delisle, M^moires de
rinstitut de France. Acad^mie des inscriptions et belles-lettres
1886, p. 276 ff. und andere auseinanderaetzten und wie uns
am besten zahlreiche Tafeln in der von Cipolla herausgegebenen
Collezione paleografica Bobbiese, tom. II (1907) zeigen, pflegte
man damals in der oben angegebenen Aufschrift: Liber scti
columbani de bobio zwischen die Worte scti und columbani
die Nummer zu setzen, die der Kodex in dem neuen Verzeich-
nisse erhielt. Eigentümlicherweise fehlt nun in unserer Hand-
schrift eine solche Nummer in der Aufschrift sowohl auf fol. 1'
als auch fol. 43^, doch ist zwischen scti und columbani der
übliche Platz ftir die Numerierung freigelassen. Dies er-
^ Die obere insulare Schrift des Kodex gehört spätestens dem Ende des
8. Jahrhunderts an.
' Abgedruckt und mit Anmerkungen versehen von Amadeus Peyron, M. Tullii
Ciceronis . . . orationum fragmenta inedita etc. Stuttgardiae et Tnbingae
1824 in einem eigenen Abschnitte p. 1 — 228.
Wiener Pftlimpseste. O
kl&rt sich; wie Oskar v. Oebhardt, Zentralblatt für Bibliotheks-
wesen^ Bd. V (1888), S. 406 ganz richtig ausführt, aus dem
geringen Interesse, das der Verfasser des Inventars von 1461
den in Fülle vorhandenen Grammatikerhandschriften entgegen-
brachte, so daß ein Teil derselben gar nicht verzeichnet wurde.
Sind doch in jenem Verzeichnisse von zehn registrierten
Grammatikerhandschriften nur vier mit Nummern versehen!
Unser cod. 16 und ebenso der aus Bobbio stammende cod. 17
der k. k. Hof bibliothek , der bezeichnenderweise ebenfalls
grammatischen Inhaltes ist und die Aufschrift Liber scti
columbani de bobio auch ohne Nummer trägt, ist in jenem
Verzeichnisse nicht angefahrt. ^ Man sieht also, mit welcher
Un Vollständigkeit das Verzeichnis von 1461 abgefaßt ist. Denn
daß die einzelnen Teile des cod. 16 sich zur Zeit der Auf-
stellung des Inventars bereits in Bobbio befanden, geht ab-
gesehen von den erwähnten Aufschriften auch aus dem Ver-
zeichnisse der von Giorgio Galbiato (Amanuensis des Qeorgius
Merula) im Jahre 1493 in Bobbio entdeckten Handschriften
hervor, das uns bei Volaterranus, Commentariorum Urbanorum
Ubri XXXVm, Romae 1506, fol. LVI' und in den von Geb-
hardt, 1. c, S. 356 f. bekanntgemachten, in der kgl. BibUothek zu
Hannover sich befindenden Kodex* XLII, 1845, fol. 111^ und
112' erhalten ist. Dort ist sowohl Sergius (= fol. 42*' — 44'
im cod. 16, also der Anfang der zweiten Teilhandschrift)
wie auch Probus (= fol. 95' — 111^ des cod. 16, also ein
großes Stück der dritten Teilhandschrift) und Sacerdos (=
fol. 112' — 139' des cod. 16, also das erste Hauptstück der
vierten Teilhandschrift) erwähnt. Ja schon viel früher ge-
hörten die Teile des cod. 16 der BibUothek zu Bobbio an;
das beweisen wenigstens für einzelne Teilhandschriften Ein-
tragungen in einem älteren Kataloge aus dem 10. Jahrhundert,
den zuerst Lud. Ant. Muratori in seinen Antiquitates Italicae
medii aevi etc. tom. III (Mediolani 1740), p. 817 seqq. herausgab
* Die Schriften des Probas im cod. 16 (fol. 95—111) lassen sich vielleicht
mit einer anonymen Handschrift (ohne Nummer vor 167) identifizieren,
die in dem yon Peyron l. c. gegebenen Abdrucke p. 46 angeführt ist.
Vgl. anch Oebhardt, 1. c. S. 419.
* Vgl. auch Pertz, Archiv der Gesellschaft fftr ältere deutsche Qesehichte,
Bd. Vni (1843), 8. 634.
6 VU. Abhandlang : B i c k.
(abgedruckt bei Gustav Becker, Catalogi bibliothecarum antiqui,
Bonn 1885, p. 64 seqq.) und in dem sowohl Hieronymus, De
viris illnstribus^ als auch Probus angeführt sind.
Doch bleiben wir dabei, daß sich jedenfalls im Jahre 1493
die Teile unseres cod. 16 noch in Bobbio befanden, wie ja aus
dem Berichte über den soeben erwähnten Fund Galbiatos
deutlich hervorgeht. Auch noch um das Jahr 1504 muß dies
wohl der Fall gewesen sein; denn der größte Teil der gram-
matischen Schriften, die Parrhasius in den Jahren 1504 und
1507 veröffentlichte, findet sich in unserm cod. 16 und obwohl
er über die Bibliothek, in der er sie gefunden, keine genauen
Angaben macht, so lassen doch Bemerkungen in dem Vorworte
der Ausgabe vom Jahre 1507, wo z. B. ausdrücklich betont
wird, daß er den Spuren Merulas^ folgend diese Schätze ent-
deckt habe, keinen Zweifel darüber, daß nur Bobbio der
Fundort sein kann.
Daß aber Parrhasius unsem Kodex nicht nur in Bobbio
auffand, sondern auch von Bobbio in seinen Besitz brachte, beweist
uns, glaube ich, eine andere Tatsache: Es befindet sich nämlich
auf dem die Teile des cod. 16 einhüllenden Pergamentumschlage
folgende Aufschrift:
D. Columbani
quaedam
Probi
Catholica
et
Gl. Sacerdotis
grämatica
Eine Vergleichung des Ductus dieser Aufschrift mit den in
zahlreichen Kodices der k. k. Hofbibliothek, z. B. in cod. 5, 75,
3190, suppl. gr. 48, 69 etc. sich findenden Eintragungen: Antonii
Seripandi ex Jani Parrhasii testamento und besonders die Ver-
gleichung mit Briefen von der Hand Ant. Seripandos (cod.
Vindob. 5559) zeigt deutlich, daß diese Aufschrift von Antonio
Seripando stammt. Wie kam aber die Handschrift aus Bobbio
^ Daß hier Parrhasius statt Galbiato den Morula nennt, hat darin seinen
Grund, daß Merula sich für den glücklichen Finder ausgab.
Wiener Palimpseste. 7
in den Besitz des Antonio Seripando? Wie ich soeben be-
merkte^ ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß um das Jahr
1504 J. PaiThasius den cod. 16 mit seinen Teilen noch in Bobbio
vorgefunden hat. Derselbe Parrhasius teilt uns aber in seiner
Vorrede zu seiner Grammatikerausgabe 1504 mit, daß es ihm
mit Hilfe des Bischofs von Paris und Kanzlers des Herzogtums
Mailand^ Etienne de Poncher^ gelungen sei^ mehrere^ Hand-
schriften aus Bobbio in seinen Besitz zu bringen. Die An-
nahme nun, daß sich unter diesen gerade unser cod. 16 befand;
erhält einen gewissen Grad von Sicherheit einmal durch die
bereits erwähnte Tatsache , daß die beiden Grammatikeraus-
gaben des Parrhasius vom Jahre 1504 und 1507 größtenteils
nur die Werke der Grammatiker aus cod. 16 bieten , ferner
dadurch; daß Parrhasius seine ganze Bibliothek bei seinem Tode
(1522) dem Antonio Seripando testamentarisch hinterUeß; und
daß wir; wie soeben gezeigt wurdC; in der Tat auch den cod. 16
im Besitze des Antonio Seripando finden. Daß sich im cod. 16
die diese Art der Erwerbung gewöhnlich anzeigende Ein-
tragung: ;Antonii Seripandi ex Jani Parrhasii testamento' nicht
nachweisen läßt, ist ohne Bedeutung; da sie sowohl in dem so-
eben erwähnten cod. 17 nicht zu finden ist; als auch in an-
deren Handschriften fehlt; die nachweisbar durch das Ver-
mächtnis des Parrhasius in den Besitz des Antonio Seripando
gelangten. Eine Durchmusterung des dem Testamente des
Parrhasius beigegebenen Bücherverzeichnisses (cod. Vindob.
5559, fol. 32'— 39^) kann uns in diesem Falle leider keine
wesentliche Stütze bieten; da die Inhaltsangabe der Hand-
schriften dort fast stets zu kurz und oft ziemlich flüchtig
und allgemein gegeben ist. Doch finden sich daselbst gerade
zwei Probushandschriften (ohne nähere Angabe des Inhaltes)
und unter anderen möglicherweise auf unsern cod. 16 sich be-
ziehenden Schriften auch ein Plinius (?); De viris illustribus.
Wenn auch dieses Bücherverzeichnis uns nicht den von ihm
erhofften unumstößlichen Beweis für die soeben entwickelte
Ansicht dokumentarisch liefern konntC; so scheint es uns doch
anderseits zu lehreU; daß PaiThasius die Teile des cod. 16 noch
nicht in einem Volumen vereinigt hielt. Diese Vereinigung
1 Vgl. Gebhardt, 1. c. 8. 355.
\
8 VII. Abhandlung: Biok.
wurde jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach schon von
Antonio Seripando vorgenommen. Denn die oben er-
wähnte Aufschrift: D. Columbani quaedam etc. sagt uns nicht
nur, daß Antonio Seripando den Kodex besessen hat, sondern
sie sagt uns auch, daß schon von Antonio Seripando die vier
Teile des cod. 16 in dem nur für die beiden letzten (größeren)
Teile passenden Pergamentumschlage vereinigt worden waren,
daß also erst von jener Zeit an sich unser cod. 16 in dieser
Form und in diesem Umfange zeigt, wie wir ihn heute sehen«
Denn unter: D. Columbani quaedam versteht Ant. Seripando
wohl die beiden ersten Teile des cod. 16, indem er die auf fol. 1'
und fol. 43'^ sich findende Aufschrift: Liber scti columbani
de bobio falsch deutete und in der Flüchtigkeit für eine Über-
schrift des folgenden Abschnittes hielt, ^ ähnlich wie noch in
unseren Zeiten C. Janelli, Catalogus Bibliothecae Latinae ....
in Neapolitano Museo Borbonico etc., Neapel 1827, p. 8 wegen
einer solchen Aufschrift vor dem Anfang des Schriftchens de
metris im cod. Borb. IV. A. 8. den heiligen Columbanus als den
Verfasser dieses Schriftchens bezeichnen möchte. — Mit Probi
catholica ist in der Aufschrift Seripandos die dritte und mit Gl.
Sacerdotis grammatica die vierte Teilhandschrift gemeint. Daß
Seripando aus der Fülle des Inhaltes gerade nur diese beiden
Namen und Werke in der Inhaltsangabe auf dem Umschlage
herausgreift, hat meiner Ansicht nach darin seinen Grund, daß
nur diese beiden in auffallenden, großen und verzierten Schluß-
Schriften fol. 111^ und fol. 139*^ genannt sind. Andererseits ist
meines Erachtens gerade aus der hierin zutagetretenden Flüchtig-
keit und Oberflächlichkeit auch ein indirekter Beweis für die Rich-
tigkeit der soeben geäußerten Ansicht abzuleiten, daß unter Co-
lumbani quaedam der Inhalt der beiden ersten Teile verstanden ist
Als Antonio Seripando 1531 starb, vermachte er seine ge-
samte Bibliothek seinem Bruder, dem Kardinal Girolamo, Erz-
bischof von Salerno, der sie mit seiner Büchersammlung im
Jahre 1563 dem Augustinerkloster S. Giovanni a Carbonara
in Neapel vererbte. Dort erhielt unser cod. 16 die Nummer
84, die sich auf dem Deckel, auf dem Rücken und auf der
' Dies ist um so eher möglich, weil gerade in diesen Teilen der Handschrift
besondere Überschriften oder Schlußschriften der enthaltenen Werke fehlen.
Wiener Palimpfteate. 9
ersten Seite findet. Dieser Umstand, daß nämlich auch die
erste Seite die Nummer 84 von gleicher Hand und Tinte auf-
weist, ist insofern von Bedeutung, als wir darin den ersten
sozusagen urkundlichen Beweis erblicken dürfen, daß die vier
Teile des cod. 16 bereits damals zu einer Handschrift ver-
einigt waren. Die Ansicht, daß diese Vereinigung schon in der
Bibliothek des Antonio Seripando stattgefunden hatte, kann
durch diesen Beweis nur eine Bekräftigung erfahren. Auch die
Rückenaufschrift: Probi Qram. m. s.^ empfing die Handschrift
in der Augustinerbibliothek zu Neapel. Die gleiche Nummer und
die gleiche Rückenaufschrift erhielt dort auch der gleichfalls
reskribierte cod. 17 der k. k. Hof bibliothek , der schon bei
seiner Entstehung in innigster Beziehung zu cod. 16 stand und
diesen durch alle Wechselßille des Schicksales bis zur Auf-
nahme in die Hofbibliothek begleitete.
Noch im Oktober 1685 hat Mabillon auf seiner italieni-
schen Reise unsere Handschrift im Kloster S. Giovanni a Car-
bonara zu Neapel gesehen; aus seiner kurzen Beschreibung im
Museum Italicum, tom. I, Paris 1687, p. 110, wo er ihn ,ex la-
tinis codex antiquissimus' nennt, geht abermals hervor, daß sich
die Handschrift ihm schon so bot, wie wir sie heute besitzen.
Durch diese Beschreibung Mabillons aufmerksam gemacht, nahm
Nicol6 Alessandro Rossi die Handschrift im Jahre 1716 in das
von Gaetano Argento, dem Präsidenten des königlichen Kolle-
giums, gewünschte Verzeichnis' der bedeutenderen Hand-
schriften des Augustinerklosters auf. Als nämlich nach dem
spanischen Erbfolgekriege im Jahre 1714 dem Kaiser Karl VI.
das Königreich Neapel zugesprochen wurde, faßte der um Kunst
und Wissenschaft so hochverdiente Kaiser auf Anregung des
Advokaten Alessandro Riccardi den Plan, die wichtigeren Hand-
schriften aus Neapel nach Wien zu übertragen,' zu welchem
Zwecke eben zuerst ein Verzeichnis der in Frage kommenden
^ Die Angabe Detleisens im Philologiu XIII (1858), S. 317, es stehe auf
dem Rücken des Umschlages: Probi Qram. nr. 5 verwechselt m. s. offen-
bar mit nr. 6.
* Abgedrackt im Archivio storico per le provincie Napoletane, Napoli 1878
(m), p. 668.
* Vgl. Mosel, Geschichte der k. k. Hof bibliothek zu Wien, Wien 1835,
S. 115 ff. and F. Men&ik, Mitteilungen des österr. Vereines für Biblio-
thekswesen 1904, S. 134 ff.
10 VU. Abhandlung: Biek.
Handschriften angelegt wurde. Der Übertragung der Hand-
schriften setzten hauptsächlich die Augustiner von San Gio-
vanni a Carbonara lange, aber vergeblich hartnäckigen Wider-
stand entgegen. Nach Beseitigung aller Hindernisse konnten
endlich im November 1718 alle aus den verschiedenen Klöstern
zu übertragenden Handschriften von Antonio Maria Cavalcanti
übernommen und für den Kaiser ein Verzeichnis derselben
aufgestellt werden. Dieses Verzeichnis^ befindet sich heute
als cod. 9584 in der k. k. Hofbibliothek und unser cod. 16 ist
darin unter Nr. 85 mit Aufzählung seiner Teile angefUhrt
Bald darauf wurden die Handschriften nach Wien gebracht,
in den Bestand der k. k. Hofbibliothek eingereiht und von
Nikolaus Forlosia beschrieben. Der cod. 16 nun wurde von
Forlosia in dieser Beschreibung der sogenannten ,Recentes-Hand-
schriften' (= cod. 11924 der Hofbibliothek) als der 85. in der
Reihe überhaupt* und als erster unter den ,Theologici mis-
cellani'' angeführt und auf sieben Seiten seinem Inhalte nach
eingehend besprochen. Ihre heutige Nummer 16 erhielt unsere
Handschrift gelegentlich der von Stephan Endlicher im Jahre
1832 durchgeführten Neuaufstellung der lateinischen Manu-
skripte, deren Beschreibung in den Tabulae codicum manuscrip-
torum praeter graecos et orientales in bibliotheca Palat. Vindob.
asservatorum, Vindobonae 1864 seqq. später folgte. Cod. 16 ist
dort im ersten Bande^ S. 2 und 3 behandelt.
Die Geschichte der Handschrift glaubte ich eingehender
darstellen zu müssen, zunächst weil die Schicksale der Hand-
schrift von mehr als bloß historischem Interesse sind^ und femer
weil ich nirgends eine ausführliche und zusammenhängende Dar-
stellung derselben geftmden habe.
^ Abgedrackt in P. Lambecii Commentarii de Aug. bibl. Caes. Vindob.
Editio altera studio Ad. F. Kollarii, vol. I, Wien 1766, p. 766—778.
' Diese Nummer 86 ist von derselben Hand mit Rotstift auf dem Perga-
mentumschlage der Handschrift und am Bande der Beschreibung bei
Forlosia angebracht. Die mit Bleistift geschriebene Nummer LXXXIX,
die sich in rOmischen Ziffern außerdem noch auf dem Pergamentnm-
schlage findet, stammt von derselben Hand, die auf dieselbe Weise diese
Nummer am Rande bei Forlosia beischrieb, und will den cod. 16 als den
89. der bei Forlosia beschriebenen theologischen Handschriften beseichnen.
' Diese Bezeichnung mit demselben Zeichen, einer Spirale, findet sich auch
auf der Innenseite des Umschlages von cod. 16.
Wiener PalimpBeste. 11
n. Abschnitt.
Der Laean-Pallmpsest.
Die ältesten Teile des reskribierten Textes im cod. 16
sind die in Kapitale geschriebenen Bmchstlicke aus Lucans De
beUo civili, und zwar lib. V, v. 31—92, 152—212, 272—302
und Üb. VI, V. 215—275, 305— 335 ^ (Zählung nach C. Hosius,
M. Annaei Lucani De belle civili, lib. X, Leipzig 1905). Diese
240 Verse sind überschrieben mit einer Reihe von Werken meist
theologischen Inhaltes (vgl. Tabulae codicum Vindob., p. 2) und
umfaßten einst acht Blätter einer Handschrift von dem For-
mate 360 mm X 380 mm, die in der Mitte parallel mit der
Richtung der Schrift durchgeschnitten und von denen jede
Hälfte wiederum zu einem Doppelblatt zusammengefaltet^ wurde,
so daß also auch aus diesen 8 Blättern 32 Blätter im neuen
Kodex entstanden. Jede Seite der ursprünglichen Handschrift
hatte nur 15 Zeilen; es blieben also breite Ränder, die vielleicht
zur Aufnahme des Kommentars bestimmt waren. Der breitere
Rand war stets der äußere.
In der Mitte des oberen Randes, etwa in der Mitte über
den Schriftzeilen findet sich auf den Versoseiten in kleinerer
Kapitale die Überschrift: Lucani und ebenso auf den Recto-
Seiten die Überschrift: Lib. V, resp. VI, die, wie Tafel I zeigt,
mit einer kleinen Verzierung versehen war. Von diesen deut-
lich sichtbaren Überschriften kann Detlefsen in seiner einge-
henden Untersuchung dieser Wiener Lucanfragmente im Philo-
logus Xin (1858), S. 313ff. eigentümlicherweise ,auch keine
Spur' finden.
Die Größe des Schriftraumes beträgt 230 wm X 180 mm.
Die Schrift ist rein kapital. Wie auch aus dem beigegebenen
Faksimile zu ersehen ist, fehlt dem A der Verbindungsstrich,
haben in der Regel F, L (einige Male auch T) und ebenso S
^ Um Irrtümer zu vermeiden, bemerke leb, daß der letzte Vers stets ex-
klosiye gemeint ist.
' Einmal wurde diese Hälfte nicht zusammengefaltet, sondern senkrecht
zur Richtung der Schrift ebenfalls durchgeschnitten, so daß zwei Etnzel-
blätter entstanden (fol. 32 und 34).
12 VII. Abhandlung: Bick.
und T in BuchstabenverbinduDgen und oft der linke Schenkel
des U Überlange. Fast regelmäßig hat der rechte Schenkel
des U und N Unterlänge in Form einer Art von Abstrich.
Die Schrift ist in der Regel auf der Haarseite, wo sie nur abge-
waschen wurde, noch ziemlich gut erhalten und zeigt safran-
gelbe Färbung; auf der Fleischseite dagegen, wo die Schrift
mit Bimsstein abgerieben wurde, sind größtenteils nur noch die
Konturen der Buchstaben aus den im Pergament zurückge-
lassenen Eindrücken oder in durchscheinendem Lichte noch
zu erkennen.
Von Abkürzungen kommen Q. für que und B. flLr bus
vor. Doch ist der Punkt nach Q und B nicht häufig noch zu
erkennen; ich habe ihn stets gesetzt, da er im Originale gewiß
stets vorhanden war. Nach Vokalen werden folgendes m und
n in der Regel gegen Ende der Zeile durch einen geschwungenen
Kürzungsstrich über den Vokalen (ihnen folgend) angedeutet
Von Ligaturen oder besser gesagt von kontignierten
Buchstaben, die sich hauptsächlich gegen Ende der Zeile
finden, sind anzufUhren: U und M, U und N, U und R, Uund
S, O und R, O und S, N und T, A und M, A und ü, L und U.
Linien konnte ich deutlich oberhalb und unterhalb der
Buchstaben wahrnehmen (vgl. fol. 21', 31% SS*" etc.), obwohl
Detlefsen, 1. c, S. 322, von ihnen ,keine Spur' entdecken kann.
Bei der Untersuchung der hierhergehörigen Neapolitaner Frag-
mente dagegen stellte er Linien fUr den Neapolitanus fest (vgl.
Philologus XXVI [1867], S. 176). Der Abstand der Linien
und Zeilen voneinander ist sehr regelmäßig und beträgt 6 mm,
es wurde also der Raum zwischen je zwei einfachen Linien
abwechselnd beschrieben und freigelassen.
Jede Zeile enthält einen ganzen Vers; war der Vers zu
lang, so wurde dieser nicht auf zwei Zeilen verteilt^ sondern
man behalf sich in diesem Falle mit Abkürzungen und kleinerer
Schrift (vgl. V, 86).
Interpunktion fehlt gänzlich. Der Text ist in scriptura
continua geschrieben. Ich gebe ihn hier aus Rücksicht auf
die bequemere Benutzung distinkt wieder.
Spuren von Quaternionenzählung konnte ich nicht
wahrnehmen und wenn man sich (so weit es eben möglich ist)
den ursprünglichen Lucankodex mit Hilfe unserer Blätter
Wiener Palimp Beste. 13
wieder herzustellen^ sacht, so erscheint es auch wahrscheinlich,
daß keines der hier erhaltenen Blätter das letzte Blatt eines
quaternio gewesen ist
Korrekturen zeigt unser Kodex an mehreren Stellen
(vgl V, 152, 189, 196, 290; VI, 322, 323); doch ist der Ductus
und die Tinte derselben ganz übereinstimmend mit dem ur-
sprünglichen Texte, so daß man sie wohl der Hand des Schreibers
selbst wird zuweisen müssen, eine Ansicht, der auch Detlefsen,
1. c, S. 342, Ausdruck gibt. Ein weiterer Grund, der fUr diese
Auffassung und gegen die Annahme eines Korrektors spricht,
ist vielleicht auch darin zu sehen, daß trotz dieser Korrekturen
doch noch ziemUch viele Schreibfehler unberichtigt blieben
(vgl. V, 160, 179, 182, 200 etc.). Auch die offenbar von der
Hand des Schreibers herrührende große Korrektur in V, 61
und 62 kann in der geäußerten Ansicht nur bestärken.
Entdeckt wurde der Lucanpalimpsest von Denis, Codd.
mss. theol. lat. vol. H, 1799, pars I, col. 632 sq., doch unterließ
Denis eine nähere Bestimmung des Lucantextes. Jos. v. Eichen-
feld, (Wiener) Jahrbücher der Literatur, Bd. 26 (1824), An-
zeigeblatt S. 21 ff., ging weiter und gab eine Beschreibung des
Palimpsestes, eine genauere Bestimmung des Textes und ein
Variantenverzeichnis aus demselben. Doch vollständig zu-
gänglich fUr die Textkritik machte diese Lucanfrägmente erst
D. Detlefsen in dem schon öfter zitierten Aufsatze im Philo-
logus Xin (1858), S. 313 — 357 durch eine eingehende Be-
sprechung und eine gewissenhafte VeröffentUchung des gele-
senen Textes. Seit dieser Zeit hat sich bis jetzt niemand mehr der
Mühe unterzogen, diesen Text zu revidieren. Die verschiedenen
Herausgeber des Lucan bezogen sich einfach auf jene Ver-
öffentlichung Detlefsens und legten sie ihren Angaben über
diesen Palimpsest zugrunde. Und doch hat die neuerliche
Revision bei eingehender Prüfung mehrere Änderungen im bisher
gebotenen Texte, hauptsächlich aber zahlreiche Erweiterungen
in Gestalt von Lesungen ergeben, wo die angeführte Publikation
Lücken aufweist, so daß jetzt die 240 Lucanverse bis auf wenige
vereinzelte Buchstaben vollständig gelesen sind.
^ Vgl. Detlefsen, Philologns XTTT (1858), S. 349 ff. und C. M. Franken,
Lncani Phanalia, vol. I (1896), praef., p. XVHIfleqq.
14 Vn. Abhandlang: Bick.
Bezüglich des Alters unserer Fragmente wäre ich eher
geneigt y den Palimpsest dem 5. Jahrhundert zuzuweisen; in
dieser Datierung bestärken mich mehrere ähnliche Schriftproben
der Palaeographical Society, vol. I, tab. 115, bei Zangemeister
und Wattenbach, Exempla codicum etc., tab. 11, 12, bei
Chatelain, Pal^ographie des Classiques latins, vol. I, tab. 63^ 64,
bei Monaci, Archivio pal. ital., vol. II, tab. 12, bei Amdt-Tangl,
vol. I, tab. 3** und bei anderen. Chatelain, der unsere Frag-
mente in seiner Pal^ographie des Class. lat., vol. II, p. 17, mit
einem Fragezeichen ins 4. Jahrhundert setzt, möchte ich hierin
schon wegen der zahlreichen Buchstabenverbindungen und Ab-
kürzungen nicht folgen. Doch ihn deshalb erst gar dem saec. VI
zuzuweisen, wie Chroust, Monumenta palaeographica, Serie I,
Lieferung 1 1, Tafel 3, als möglich erscheinen läßt, halte ich fiir
zu weit gegangen.
Die Autorität und Güte des Palimpsestes ist allerdings
nicht so groß, wie Wilh. Steinhart, De Lucani schedis rescriptis
Vindobonensibus(Gymn.-Progr.Salzwedell860) nach eingehender
Untersuchung feststellen zu können glaubte (p. 22): ,Hinc igitur
praestantia et auctoritas schedarum sat demonstratur simul autem
eas nuUo cognationis vinculo neque cum B neque cum ullo
alio codice cohaerere consequitur.' Eine richtige Bewertung
der Fragmente konnte natürlich erst bei Heranziehung einer
größeren Zahl der wichtigsten und ältesten unter den ungemein
zahlreichen Lucanhandschriften (gegen 150) und nach Klärung
der unter diesen bestehenden Verwandtschaftsverhältnisse mit
mehr Aussicht auf Erfolg in Angriff genommen werden. Wesent-
lich trugen dazu bei die Lucanausgaben von Hosius (1892 and
1905), Lejay (1894), Franken (1896—1897), die eingehenden
, Untersuchungen zu den Handschriften Lucans' von Friedr.
Beck (Diss. München 1900) und die zahlreichen textkritischen
Einzelbeiträge der letzten 15 Jahre. Es zeigt sich, daß unser
Palimpsest zwischen der Familie der rezensierten imd nicht
rezensierten Handschriften hin- und herschwankt und dabei
etwas mehr zur ersteren neigt. Mit den rezensierten Codices
stimmt er in der Auslassung des Verses V, 53 überein, femer
in einer Reihe von Lesarten wie V, 89 (mundoque), 162 (ad-
ducta), 175 (stimulos), 189 (magna), 192 (antris), 208 (tunc),
279 (animam), VI, 219 (telum), 224 (perdiderat), 225 (facie),
Wiener Palimpseste. 15
313 (exire), 330 (condixit); dagegen schließen sich die Wiener
Fragmente an die nicht rezensierte Gruppe u. a. in folgenden
Stellen an: V, 78 (extuleras), 158 (impia), 163 (insueto), 192
(tum), 193 (domita), 301 (dimittere), VI, 263 (nee), 312 (malorum).
Wenn nun aber, wie sich deutlich erweist, der Palimpsest be-
reits Yon der recensio Paulina beeinflußt ist, so ist damit zu-
gleich ein terminus ante quem für die Datierung des Paulus
gegeben und wir können den Endtermin der yon Beck, 1. c,
S. 48, als allgemeine Grenzen zur Bestimmung der Zeit an-
gesetzten Jahre 375 — 550 vielleicht noch um 75 — 100 Jahre
hinaufrücken, da der Palimpsest wohl mit Recht spätestens dem
5. Jahrhundert zugewiesen werden kann.
Der Wiener Lucanpalimpsest wird in der Textkritik ge-
wöhnhch zusanmien mit dem Neapolitaner mit N bezeichnet.
Sein Zeugnis ist uns für Lesarten wie V, 89 (mundoque), V,
175 (stimulos), V, 208 (tunc), VI, 219 (telum), VI, 225 (facie),
VI, 312 (malorum) von großem Werte; von seinen Sonderles-
arten möchte ich mit Steinhart, 1. c, p. 21, unter Hinweis auf
Ammianus XXX, 6 und Horatius, carm. I, 3, 4 und unter Be-
tonung der lectio difficilior das von ihm allein gebotene obstrinxit
(V, 197) gegen obstruxit der anderen Handschriften verteidigen.
Seine übrigen Sonderlesarten wie V, 50 (pelago), V, 69 (ab-
ducta), V, 73 (pater), V, 85 (Apollo est), V, 192 (primum), V,
209 (templo), V, 285 (spes), V, 286 (nesciamus), V, 300 (virum),
VI, 223 (hoc), VI, 237 (videt), VI, 252 (defessum), VI, 269
(geminae) und andere sind allerdings zu verwerfen. Auch sonst
ist öfters sein Zeugnis auf Seiten der unechten Lesart, z. B.
V, 43 (nobis), V, 44 (exacto), V, 91 (contactusque), V, 155
(culmina), V, 163 (insueto), V, 192 (tum) usw. Zuweilen dürfte
jedoch die von N gebotene Variante nur ein Schreibfehler sein,
so V, 55 (gelae), V, 60 (cinge), V, 180 (potentia), V, 210 (loctae),
V, 279 (animam galea), V, 289 (vetat), VI, 223 (impedit), VI,
254 (vitam), VT, 268 (profudo) und ähnliche mehr.
In orthographischer Beziehung ist uns der Palimpsest
in erster Linie hinsichtlich der Schreibung der Eigennamen
von Wichtigkeit; er schreibt: Rhodos (V, 51), Rhascypolin
(V, 55), Parnasses (V, 72), Bacchae (V, 74), Paean (V, 80),
Themis (V, 81), Cirrhaeo (V, 166), Phoebados (V, 167). — Er
gibt, wie man zum Teil schon gesehen hat, Wörter griechischen
16 YII. Abhandlang : B i c k.
Ursprunges in der Regel mit griechischen Endungen; als
Beispiele dieser Art wären zu den angeführten noch aethera
(V, 72) und tripodas (V, 173) hinzuzufügen. — Der Gebrauch
der Aspirata findet sich in unseren Fragmenten ziemlich
regelrecht; zu den bereits erwähnten griechischen Wörtern
kommen noch lateinische wie harenas (VI, 309), anhelo (V, 191),
Hiber (VI, 258). — Die Assimilation der Konsonanten ist
zwar schon ofl vorhanden, aber die Dissimilation noch häu-
figer; so findet sich conlaudant (V, 56), conlabsas (V, 202), ad-
fixam (VI, 218), inpactae (V, 209), inponere (VI, 252), inrupit
(V, 167) und inlabi (V, 281), doch ebenso auch complere (V, 153),
committere (VI, 323), accessit (V, 63), impedit (VI, 223), imposuit
(V, 49) etc. Desgleichen zeigt sich eine Ungleichheit in der Schrei-
bung mehrerer Wörter mit d und t, so quitquit (V, 292), set (V,
301), atque (V, 168) neben haud (VI, 220), sed (VI, 332) und ad-
que (VI, 318). — Altere gute Schreibweisen liegen noch vor in
voltu (V, 296 und VI, 229), laevom (VI, 216), voltum (VI, 224),
volnus (VI, 222 und 227), volnera (VI, 231) neben saevum
(V, 61), aevum (V, 276) etc. — Femer hat sich die alte Endung
des acc. pluralis auf is noch erhalten in den Wörtern silentis
(V, 31), merentis (V, 49) und crinis (V, 60), neben denen der
gewöhnliche Plural auf es die Regel ist.
Andere Stücke dieses nämlichen Lucankodex sind
in dem Neapolitaner Palimpsest IV. A. 8. enthalten. Detlefsen,
1. c. , S. 354, erhob zuerst gegen die Identifizierung beider
Codices Bedenken hauptsächlich deswegen, weil Pertz, Archiv,
Bd. V (1824), S. 75 berichtet, daß der Neapolitanus Über-
schriften habe, Yon welchen Detlefsen im Vindobonensis, wie
oben erwähnt, nichts entdecken konnte. Als nun Detlefsen bei
Untersuchung des Neapolitanus dort die von Pertz festgestellten
Überschriften tatsächlich vorfand, aber trotzdem die Zusammen-
gehörigkeit beider Fragmente aus einer Reihe unwiderlegUcher
Gründe festzustellen gezwungen war, suchte er diese Differenz
aus einer Unregelmäßigkeit im Hinzufügen der Überschriften
zu erklären. Von der Zusammengehörigkeit beider Palimpseste
kann man sich heute leicht durch einen Blick auf tab. I^ der
^ Proben aas demselben NeapoliUnns finden sich auch bei Monaci, Archivio
paleogr. ital., vol. II, tab. 63—66.
Wiener Palimpseite. 17
Collezione paleografica Bobbiese, vol. I (1907) (herausgegeben
von Cipolla); die den Neapolitanus wiedergibt, und auf die bei-
gegebenen Proben aus dem Lucan des cod. 16 überzeugen.
Der Neapolitaner Kodex enthält aus Lucan , De hello civili:
lib. V, V. 331—390, 631—660; VI, v. 163—163, 168—178,
395—424, 545-576, 667—698, beide zusammen enthalten also
fast das gesamte fünfte und sechste Buch der Dichtung. Bei
der Wiedergabe der Fragmente deute ich gleichzeitig die oben
erwähnten Schnittlinien, die regelmäßig zwischen dem achten
und neunten Verse geführt sind, an und fdge ebenso zu beiden
Seiten der Schnittlinien die Angabe der Seiten in der Weise
bei, wie diese jetzt zusammengelegt werden müssen, um eine
Seite des alten Kodex zu rekonstruieren.
Zeichen der Ausgabe:
AAAA unsichere oder verstümmelte Buchstaben.
• . . *
[....] verlorene oder unerkennbare Buchstaben.
LiB V foL I'.
CUb. V.
AESAR HABET VACVASQ.. DOMOS LEGESQ.« SILENTIS t.3i-4«
(HMivfl).
CLAVSAQ. IVSTITIO TRISTI FORA CVRIA SOLOS
ILLA VIDET PATRES PLENA QVOS VRBE FVGAVIT
ORDINE DE TANTO QyiSQ.VIS NON EXOLAT HIC EST
6 IGNAROS SCELERVM LONGAQ.. IN PAGE QVIETOS
BELLORVM PRIMVS SPARSIT FVROR OMNIA RVRSVS
MEMBRA LOGO REDEVNT EN TOTIS VIRIB- ORBIS
•agg W HESPERIAM PENSANT SVPERI lACET HOSTIS IN VNDIS Aie lo;
fol.30^ OBRVTVS ILLYRICIS LIBYAE SQVALENTIB. ARVIS fol. 36'.
10 CVRIO GAESAREI GECIDIT PARS MAGNA SENATVS
TOLLITE SIGNA DVCES FATORVM IMPELLITE CVRSV^
SPEM VESTRAM PRAESTATE DEIS FORTVNAQ.. TANTOS
DET NOBIS ANIMOS QVANTOS FVGIENTIB. HOSTE'^
CAVSA DABAT NOSTRVM EXAGTO IVS CLAVDITVR ANNO
16 VOS QVORVM FINEM NON EST SENSVRA POTESTAS
Bitanngsber. d. phU.-hiat. Kl. 159. Bd. 7. Abb. S
18 VII. AblundlnoK: Bick.
LVCANI foLlT
CUk. T,
ONSVLITE IN MEDIVM PATRES ^ MAGNVMQ.. !VBETE
▼.
ESSE DVCEM LAETO NOMEN CLAMORE SENATVS
EXCIPIT ET MAGNO FATVM PATRIAEQ. SVVMQ.-
IMPOSVIT TVNC IN REGES POPVLOSQ. MERENTIS
6 SPARSVS HONOR PELAGOQ. POTENS PHOEBELA" DONIS
EXORNATA RHODOS GELIDIQ. INCVLTA IWENTVS
TAYGETI FAMA VETERES LAVDANTVR ATHENAE
•iI9 '\o} TVM SODALVM FORTEMQ.. COTYN FIDVMQ. PER ARMA aK to
fol. 36^ DEIOTARVM ET GELAE DOMINVM RHASCYPOLIN ORAE fol. 30'.
10 CONLAVDANT LIBYAMQ.. IVBENT AVCTORE SENATV
SCEPTRIFERO PARERE IVBAE PRO TRISTIA FATA
ET TIBI NON FIDAE GENTIS DIGNISSIME REGNO
FORTVNAE PTOLEMEAE PVDOR CRIMENQ.. DEORV^
GINGE PELLAEO PRESSOS DIADEMATE CRINIS
Iß PERMISS VM SAEVVM IN POPVLOS PVER ACCIPIS ENSE^»
LiBV toLir.
AtQ.. VTINAM in POPVLOS DONATA EST REGIA LAGI* r^^l;^,
ACCESSIT MAONI IVGVLVS REGNVMQ.. SORORI
^ D«tIefiMn schreibt hier: PATRESQ mit (furchstrichenem Q. Ich halte
dies für eine Korrektar DetlefiMns in seinem Mannskript, die aber irriOm-
licherweise auch im Drucke wiedergegeben wurde; denn nach PATRES
folgt ohne jede Rasur oder Lücke gans deutlich sofort das oben ange-
gebene magnumq. Hosius gibt infolge dieser irreführenden Angabe
Detlefsens in seinem Apparat als Lesart erster Hand PATRESQ. an.
* Das L in PHOEBELA ist gans deutlich (ohne Korrektur). Detlefiien
(1. c, S. 339) hielt das L fQr ein langes J. Hosius gibt irrtümlicherweise
PHOEIA als Lesart des cod. 16 an.
* Der Abschreiber hat wahrscheinlich infolge des Homoioteleutons das Ende
dieses und des folgenden Verses von POPVLOS ab miteinander Tertaoseht
und hatte im Verse 61 ursprünglich geschrieben: DONATA EST REGIA
LA (das übrige ist infolge des Beschneidens des Randes weggefallen),
über das er dann, seinen Irrtum bemerkend, schrieb: PVER ACCIPIS
ENSE, so daß die zweite Schrift die erste bedeckt.
* Hier gilt dasselbe, was ich soeben in der Anmerkung in Vers 61 sagte:
ursprünglich stand da: PVER ACCIPIS ENSETüber das dann der Schrei-
Wiener Palimpeeste. 19
EREPTVM EST SOCEROQ- NEFAS lAM TVRBA SOLVTO
ARMA PETIT COETV QVAE CVM POPVUQ- DVCESQ.
5 CASIB. INCERTIS ET CAECA SORTE PARARENT
SOLVS IN ANCiPITES METVIT DESCENDERE MARTIS
APPIVS EVENTVS FINEMQ.. EXPROMERE RVM*
•^91 W SOLLICITAT SVPEROS MVLTOSQ- ABDVCTA PER ANNOS aZT loj
fol. 11^. DELPHICA FATIDICI RESERAT PENETRALIA PHOEBI fol. 16'.
10 HESPERIO TANTVM QVANTyM SVMMOTVS EOG
CARDINE PARNASSOS GEMJNO PETIT AETHERA COLLE
MONS PHOEBO BROMIOQ.. PATER CVI NVMINE MIXTO
DELPHICA THEBANAE REFERVNT TRIETERICA BACCHAE
HOC SOLVM FLVCTV TERRAS MERGENTE CACVME^
16 EMINVIT PONTOQ. FVIT DISCRIMEN ET ASTRIS
LVCANI ,,i.n^
Tv QVOQ.. VIX SVMMAM SEDVCTVS AB AEQVORE RVPE'" ^.^^^^.TeV
EXTVLERAS VNOQ- IVGO PARNASSE LATEBAS
Vr IBI EXPVLSAE PREMERET CVM VISCERA PARTYS
MATRIS ADHVC RVDIBVS PAEAN PF-lTHONA SAGITTIS
6 EXPLICVIT REGNA THEMIS TRIPODASQ- TENERET
VT VIDIT PAEAN VASTOS TELLVRIS HIATVS
• a • • •
DIVINAM SPIRARE FIDEM VENTOSQ.- LOQVACES
•iSIIoi EXHALARE SOLVM SACRIS SE CONDIDIT ANTRIS '^n m
fol. 16 ^ INCVBVITQ.. ADYTO VATES IBI FACTVS APOLLO EST fol. U'.
10 QVIS LATET HIC SVPERVM QVOD NVMEN AB AET^^^E PRES s
DIGNATVR CAECAS CLVSV[ jITARE CAVERNAS
ber, selbst sich yerbessernd, schrieb: DONATA EST REGIA LAGI, so daß
die zweite Schrift die erste deckt. Dms von Detlefsen als arsprttnglich
entzifferte PYIRACC kann nnr meine Ansicht statzon.
* In der scriptura continna steht da: EXPROMERERVM, so daß man jetzt
lesen kann entweder: EXPROME RERVM oder EXPROMERE RVM; offen-
bar wollte der Kopist schreiben: EXPROMERE RERVM.
' Da dem Schreiber der Ranm nicht ausreichte, so schrieb er die letzten
Worte in kleineren Buchstaben in zwei Reihen.
2*
20 Vn. AbhADdlnnp: Biek.
QVISTERRAM PATITY[.] DEVS OMNIA CVRSVS
AETERNI SECRETA TENENS* MVNDOQ.. FVTVRI
CONSCIVS AC POPVLIS SESE PROFERRE PARATVS
16 CONTACTVSQ.. FERENS HOMINIS MAGNVSQ- PATENSQ
foi. ni'.
lib.Y,
LiB V
QvAM TRIPODAS PHOEBIQ.. nOEM NON [.]Y[-]A PREMENTI
VERBA SONO NEC VOX ANTRI COMPLERE CAPACIS
SVFFICIENS SPATIVM NVLLOQ. HORRORE COMARV"
EXCVSSAE LAVRVS IMMOTAMQ.» CVLMINA TEMPLI
6 SECVRVMQ.. NEMVS VERITAM SE CREDERE PHOEBO
PRODIDERAT SENSIT TRIPODAS CESSARE FVRENSQ.
APPIVS ET NOBIS MERITAS DABIS IMPIA POENAS
•*8l loj ET SVPERIS QVOS FINGIS AIT NISI MERGERIS ANTRIS ^6 W
DEQ.. ORBIS TREPIDI TANTO CONSVLTA MVLTV
10 DESINIS IPSA LOQVI TANDEM CONTERRITA VIRGO
CONFYGIT AT TRIPODAS VASTISQ.- ADDUCTA* CAVERNIS
HAESIT ET INSVETO CONCEPIT PECTORE NVMEN
QVOD NON EXHAVSTAE PER TOT lAM SAECVLA RVPIS
• • • •
SPIRITVS INGESSIT VATI TANDEMQ.. POTITVS
16 PECTORE CIRRHAEO NON VMQVAM PLENIOR ARTVS
LVCANI foLin-.
Phoebados inrvpit paean mentemq.. priorem
expvlit atq.ve hominem toto sibi cedere ivssit
PECTORE BACCHATVR DEMENS ALIENA PER ANTRnT
Uk.V.
T. 167—1».
^ Detle&en berichtet im Philologiu XIII, 8. S22, das ente E in TENENS
sei nnsial, doch hat ihn hier der Bog^en eines von der anderen Seite durch-
scheinenden Baehstabens getlnseht; es ist ein kapitales E wie die anderen.
* Das übergeschriebene T scheint von erster Hand sn stammen.
' Detlefsen liest hier IMMOTAAQ-, ich glanbe nach Öfterer Prf&liing nur
IMMOTAMQ' feststellen sa kOnnen.
* Hosins gibt hier als Lesart des Palimpsestes abdncta an, mohl weil Det-
lefen Ton den Buchstaben dieses Wortes AB entsiiferte.
Wiener Palimpseste. 21
COLLA FERENS VITTASQ.- DEI PHOEBEAQVE SERTA
6 ERECTIS DISCVSSA COMIS PER INANIA TEMPLI
ANCIPITI CERVICE ROTAT SPARGITQ.- VAGANTI
OBSTANTES TRIPODAS MAGNOQ.. EXAESTVAT IGNE
•a6 m IRATVM TE PHOEBE FERENS NEC VERBERE SOLO ^81 Fj
VTERISi SET STIMVLOS FLAMMASQ.. IN VISCERA MERGIS
10 ACCIPIT ET FRENOS NEC TANTVM PRODERE VATI
QVANTVM SCIRE LICET VENIT AETAS OMNIS IN VNA"
CONGERIEM MISERVMQ.. PREMVNT TOT SAECVLA PECTVS
TANTA PATET RERVM SERIES ATQ. OMMNE FVTVRV^
NITITVR IN LVCEM VOCEMQ.. POTENTIA FATA
16 LVCTANTVR NON PRIMA DIES NON VLTIMA MVNDI
-L I B V foi, iv.
INON MODVS OCEANl NVMERVS NON DEERRAT HARENAE t.i8«-i97.
TALIS IN EVBOICO VATES CVMANA RECESSV
INDIGNATA SVVM MVLTIS SERVIRE FVROREM
GENTIB. EX TANTA FATORVM STRAGE SVPERBA
6 EXCERPSIT ROMANA MANV SIC PLENA LABORAT
PHOEMONOE PHOEBO DVM TE CONSVLTOR OPERTI
CASTALIA TELLVRE DEI VIX INVENIT APPI
•aßg loj INTER FATA DIV QVAERENS TAM MAGNA LATENTEM« '^93 loj
fol. 26^. SPVMEA TVNC PRIMVM RABIES VAESANA PER« ORA fol. 24'.
10 EFFLVIT ET GEMITVS ET ANHELO CLARA MEATV
MVRMVRA TVM PRIMVM VASTIS VLVLATVS IN ANTRIS
' In der seriptura continna lantet die Stelle: VTERISSET; dies kann man
natürlich auch trennen in VTERISS ET, eine Schreibweise, die bei der
sonst beobachteten Unachtsamkeit des Kopisten nicht ausgeschlossen ist
(man rergleiche beispielsweise anf derselben Seite in v. 179: OMMNE).
Hosias gibt set als Lesart unserer Handschrift an.
' Das nachtriglieh eingefügte A scheint der ersten Hand anzugehören.
* Detlefsen gibt hier wohl infolge eines Druck- oder Schreibfehlers RER
statt des deutlichen PER als Lesart an.
22 VII. Abbandlnng: Biek.
EXTREMAEQ. SONANT DOMITA lAM VIRGINE VOCES
EFFVGIS INGENTES TANTI DISCRIMINIS EXPERS
BELLORVM ROMANE MINAS SOLVSQVE QVIETEM
16 EVBOICI VASTA LATERIS CONVELLE^ TENEBIS
LVCANI foi.m
CAETERA SVPPRESSIT FAVCESQ.. OBSTRINXIT APOLLO ▼w-««
CVSTODES TRIPODES FATORVM ARCANAQ. MVNDI
TVQVE POTENS VERI PAEAN NVLLVMQ. FVTVRI
A SVPERIS CELATE DIEM SVPPREMA RVENTIS
6 IMPERII CAESOSQ. DVCES ET FVNERA REGVM
ET TOT IN HESPERIO CONLABSAS SANGVINE GENTES
CVR APERIRE TIMES AN NONDVM NVMINA TANTV^
•^9S lOi DECREVERE NEFAS ET ADHVC DYBITANTIB- ASTRIS ^Kioj
fol. 24^ POMPEI DAMNARE CAPVT TOT FATA TENENTVR fol. 25'.
10 VINDICIIS AN GLADII FACINVS POENASQ. FVRORV^*
REGNAQ,. AD VLTORES ITERVM REDEVNTIA BRVTOS
VT PERAGAT FORTVNA TAGES TVNC PECTORE VATIS
INPACTAE CESSERE FORES EXPVLSAQ. TEMPLO
PROSILVIT PERSTAT RABIES NEC CVNCTA LOCTAE
15 QVEM NON EMISIT SVPEREST DEVS ILLE FEROCES
LiB V
CO
fol. T'
lifc. T,
iMVS IN OMNE NEFAS MANIB[.]S FERROQ.- NOCENTES ▼«'»-»
PAVPERTATE PII FINIS QVIS QyAERIT[.]R ARMIS
Q.VID SATIS EST SI ROMA PARVM ESTI[.]M R[..]PICE CANOS
INVALIDASQ.. MANVS ET INANES CER[.]E LACERTOS
VSVS ABIT VITAE BELLIS CONSVMPSIM [ . ]S AEVVM»
^ Das ttbergescbri ebene A scbeint der ersten Hand anzngebOren.
' Detlefeen and mit ihm Hoiins lesen hier irrtümlicherweise: FVRORIV.
' Das M in AEVVM ist nicht doreh einen Abküraangsstrich angedeutet,
wie Detlefsen angibt, sondern ist yoll ausgeschrieben.
Wiener Palimpseste. 23
AD MORTEM DIMITTE SENES EN IMP [ . ] OBA VOTA
NON DVRO LICEAT MORIENTIA CAES [...]? MEM ^ [. ^]
.?E loj PONERE NON ANIMAM GALEA FVG [ ] RIRE«
fol. 1^ ATQ.- OCVLOS MORTI CLAVSVRAM QVAERERE DEXTRA" fol 8'.
10 CONIVGIS INLABI LACRIMIS VNIQ. PARATVM
SCIRE ROGVM LICEAT MORBIS HNIRE SENECT/T
SIT PRAETER GLADIOS ALIQVOD SVB CAESARE FATV^
QVID VELVT IGNAROS AT QVAE PORTENTA PAREMVR
SPES TRAHIS VSQ. ADEO SOLI CIVILIB- ARMIS
16 NESCIAMVS CVIVS SCELERIS SIT MAXIM A MERCES
0»
4
LVCANI ,,l.y..
Nlib. V.
IL ACTVM EST BELLIS SI NONDVM COMPERIT ISTAS ▼• W7-so».
OMNIA PO[..]E MANVS NEC FAS NEC VINCVLA IVRIS
HOC AVDEr.lE VETAT RHENI MIHI CAESAR IN VNDIS
DVX ERAT [ . ]IC SOaVS FACINVS QVOS INQVINAT AEQVA
ADDE Q.VO [ . . ] NGRATO MERITORVM lYDICE VIRTVS
NOSTRA PE[ . ]1T QyiTQVIT GERIMVS FORTVNA VOCATVR
NOS FATV* [ . ] SCI AT ESSE SVVM LICET OMNE DEORV^
0BSEQ,6[ ] SPERES IRATO MILITE CAESAR .tS '\o}
RIT8
fol. 8^. PAX E HAEC FATVS« TOTIS DISCVRRERE CASTRIS fol. 1'.
10 COEPERAT INFESTOQ.« DVCEM DEPOSCERE VOLTV
^ Nur die oberen Teile dieser Buchstaben sind noch vorhanden. Die Lücken
im Texte in der oberen Hälfte dieser und der folgenden Seite sind einer-
seits durch Beschneiden des Randes von fol. 82 (fol. 32 und 34 sind
EinselbUtter), andererseits durch Locher herbeigeführt, die bei der Zu-
bereitung des Pergaments fttr das nochmalige Beschreiben entstanden sind.
' Nur die unteren Teile dieser Buchstaben sind noch vorhanden.
3 Das abergeschriebene T und das RIT (im Verse 295) scheint von erster
Hand su stammen.
^ Nur die oberen Teile der Buchstaben dieser beiden Worte sind noch
vorhanden.
^ Nur die unteren Teile dieses Wortes sind noch vorhanden.
« UrsprOnglich hatte der Schreiber TOTIS sUtt FATVS geschrieben, be-
merkte aber sofort seinen Irrtum und schrieb über TOTIS das richtige
24 VII. Abbandlang: Bick.
SIC EAT O SVPERI QVANDO PJETASQ.- FIDESQVE
DESJITVVNT MORESQ.. MALOS SPERARE RELICTV^EST
FINEM CIVILI FACIAT DISCORDIA BELLO
QVEM NON ILLE VIRVM POTVIT TERRERE TVMVLTVS
16 FATA SET IN PRAECEPS SOLITVS DIMITTERE CAESAR
LiB VI
foLYI'.
Ub.TI,
▼. tl5-SS0.
Tenditvr in scaevam qvae voto certior omni
IN CAPVT ATQ.. OCVLI LAEVOM DESCENDIT IN ORBE'^
ILLE MORAS FERRI NERVORVM ET VINCVLA RVMPIT
ADFIXAM VELLENS OCVLO PENDENTE SAGITTA"
5 INTREPIDVS TELVMQ. SVO CVM LVMINE CALCAT
PANNONIS HAVD ALITER POST ICTVM SAEVIOR VRSA
CVM lACVLVM PARVA LIBYAS AMMENTAVIT HABENA
•aji loj SE ROTAT IN VOLNVS TELVMQ. IRATA RECEPTV'^ 'aS loj
fol. 3^. IMPEDIT HOC SECVM FVGIENTEM CIRCVMIT HAST/T fol. 6'.
10 PERDIDERAT VOLTVM RABIES STETIT IMBRE CRVENTO
INFORMIS FACIE LAETVS FRAGOR AETHERA PVLSAT
VICTORVM MAIORA VIRIS E SANGVINE PARVO
GAVDIA NON FACERET CONSPECTVM IN CAESARE VOLNVS
ILLE TEGENS ALTA SVPPRESSVM MENTE FVRORE'^*
15 MITIS ET A VOLTV PENITVS VIRTVTE REMOTA
Ub.TI,
LVCANI foLTI
PaRCITE AIT CIVES PROCVL HING AVERTITE FERRV^
• • • « • • •
CONLATVRA MEAE NIL SVNT lAM VOLNERA MORTI
• • • • • ■
NON EGET INGESTI SED VOLSIS PECTORAF. .ILIS
TOLLITE» ET IN MAONI VIVENTEM PONITE CASTRIS
FATVS, indem er aus dem T ein F machte, über O und T ein breites
A schrieb, I nnd S tilgte und T nnd V darfiber schrieb und dann richtig
fortsetzte. ^ Das F in FVRORE"steht in rasnra.
* Hosins fahrt hier TOLLITETIN mit Fragezeichen als Lesart des Palim-
psestes an, da er so nach den von Detlefsen gelesenen Bnchstaben Termntet.
Wiener Palimpaeste. 25
6 HOC VESTRO PRAESTATE [..]CI S[. ..]SCAEVA RELICTI
CAESAR [. .] EXEMP[.]YM POTIVS QVAM MORTIS HONESTAE
CREDIDIT INFELIX SIMVL[.]TIS VOCIB- AVLVS
sZ'\o} NEC VIDET ER[.]CTO GLADIVM MVCRONE TREMENTE'^* a^ 'W
fol. 6^ MEMBRAQ,. CAPTIVI PARITER LATVRVS ET ARMA fol. 3'.
10 FVLMINEVM MEDIIS EXCEPIT FAVCIB- ENSEM
• • •
INCALVIT VIRTVS ATQ- VNA CAEDE REFECTVS
• • • • • • ^^
SOLVAT AIT POENAS SCAEVAM QVICVMQ. SVBACTV"
SPERAVIT PACEM GLADIO SI Q.VAERIT AB ISTO
MAGNVS ADORATO [.]VMMITTAT CAESARE SIGNA
15 AN SIMILEM VESTRI SEGNEMQ,. AD FATA PVTASTIS«
LiB VI fol. TU'.
^ Hb. VI,
rOMPEIO VOBIS MINOR EST CAVSAEQ SENATVS ▼ ««-«eo.
QVAM MIHI MORTIS AMOR SIMVL HAEC EFFATVR ET ALTVS
CAESAREAS PVLVIS TESTATVR ADESSE COHORTES
DEDECVS HIC BELLI MAGNO CRIMENQ. REMISIT
6 NE SOLVM TOTAE FVGERENT TE SCAEVA CATERVAE
SVBDVCTO QVI MARTE RVIS NAM SANGVINE FVSO
VIRES PVGNA DABAT LABENTEM TVRBA SVORVM
'LZ W EXCIPIT ATQ.. VMERIS DEFESSVM INPONERE» GAVDET aSS 'm
fol. 2lT. AC VELVT INCLVSVM PERFOSSO IN PECTORE NVME * fol. 28'.
10 ET VITAM MAGNAE SPEQEM VIRTVTIS ADORANT
• • •
TELAQ- CONFIXIS CERTANT EVELLERE MEMBRIS
^ Die unteren Teile der letzten Buchstaben dieses Wortes sind durch Be-
schneiden des Pergamentes weggefallen.
' Das letzte S in diesem Worte ist sehr unsicher als solches zu erkennen ;
der deutlich Torhandene kleine Bogen scheint der oberen Rundung eines
S anzugehören, es ist auch mOglich, daß die yorhandenen Spuren Beste
eines später hinzugefügten kleineren S sind.
» Detieften liest statt INPONERE Tersehentlich IMPONERE.
* Hosios gibt nach Detlefsen nume als Lesart unseres Kodex an. Detleften
scheint der allerdings durch die Bräunung des Randes etwas undeutlich
gewordene Abkürzungtstrich ttber dem E entgangen zu sein.
26 VII Abhandlang: Bick.
EXORNANTQ- DEOS AC NVDVM PECTORE MARTE'^
ARMIS SCAEVA TVIS FELIX HOC NOMINE FAMAE
SI TIBI DVRVS HIBER AVT SI TIBI TERGA DEDISSET
16 CANTABER EXIGVIS AVT LONGIS TEVTONVS ARMIS
LVCANI foLTIP.
NON TV BELLORVM SPOLIIS ORNARE TONANTIS t. »i-rs
TEMPLA* POTES NON TV LAETIS VLVLARE TRIVMPHIS
INFELIX Q.VANTA DOMINVM VIRTVTE PARASTl
NEC MAGIS HAC MAGNVS CASTORVM PARTE REPVLSVS.
5 INTRA CLAVSTRA PIGER DILATO MARTE QVIEVIT
QVAM MARE LASSATVR CVM SE TOLLENTIB- EVRIS
FRANGENTEM FLVCTVS SCOPVLVM FERIT AVT LATVS ALT!
'ZZ loj MONTIS ADEST SERAMQ. SIBI PARAT VNDA RVINA" v«ioj
fol.28^. HING VICINA PETENS PLACIDO CASTELLA PROFVDO fbl. 21'.
10 INCVRSV GEMINAE MARTIS RAPIT ARMAQ.. LATE
SPARGIT ET EFFVSO LAXAT TENTORIA CAMPO
MVTANDAEQ.. IVVAT PERMISSA LICENTIA TERRAE
SIC PLENO PADVS ORE TVMENS SVPER AGGERE TVTAS
EXCVRRIT RIPAS ET TOTOS CONCVTIT AGROS
15 SVCCVBVIT SI QVA TELLVS CVMVLVMQ.« FVRENTE*^
LiB VI
CvM GENERO PVGNASSE PIO PRO TRISTIA FATA
NON VTICAE LIBYAE CLADES HISPANIA MVNDAE
FLESSEl^ ET INFANDO POLLVTVS SANGVINE NILVS
NOBILIVS PHARIO GESl ASSET REGE CADAVER
NEC IVBA MARMARICAS NVDVS PRESSISSET HARENAS
POENORVMQ. VMBRAS PLACASSET SANGVINE FVSO
foL THI'.
lÄ. TI,
^ Hosios fahrt nach Detlefsen TEMTLA als Variante des Vindobonenais an,
doch steht deatlieh TEMPLA hier.
' Ebenso deatlieh findet sich hier CVMVLVMQ* sUtt des Ton DeÜefsen
und Hosios angeführten TVMVLVMQ-
Wiener Palimpsaste. 27
SQPIO NEC SANCl 0 CARVISSET VITA CATONE
•at loj VLTIMVS ESSE DIES POTVIT TIBI ROMA MALORV" aQ ioj
fol. 86 ^ EXIRE E MEDIIS POTVIT PHARSALIA FATIS fol. 29'.
10 DESERI T AVERSO POSSESSAM NVMINE SEDEM
CAESAR ET EMATHIAS LACERO PETIT AGMINE TERRAS
ARMA SECVTVRVM SOCERI QVACVMQ.. FVGASSET
TEMPTAVERE SVO COMITES DEVERTERE MAGNV"
HORTATV PATRIAE SEDES ADQ.- HOSTE CARENTE^
15 AVSONIAM PETERE'r NVMQVAM ME CAESARIS INQVIT
LVCANI
fol. Tin^
j^ Mb. VI.
hXEMPLO REDDAM PATRIAE NVMQ.VAMQ.. VIDEBIT ▼• «w-sm.
ME NISI DIMISSO REDEVNTEM MILITE ROMA
Ml
HESPERIA POTVI MOTV SVRGENTE TENERE
SI VELLEM PATRIS« ACIEM COMMITTERE TEMPUS
5 AC MEDIO PVGNARE FORO DVM BELLA RELEGE^
EXTREMVM SCYTHICI TRANSCENDAM FRIGORIS ORBE^
ARDENTESQ.- PLAGAS VlCl OR TIBI ROMA QVIETE"
.q loj ERIPIAM Q.VI NE PREMEREN T TE PROELIA FVGI ut PJ
fol. 29^ A POTIVS NE QVID BELLO PATIARIS IN ISTO fol. 86'.
10 TE CAESAR PVTET ESSE SVAM SIC FATVS IN ORTVS
PHOEBEOS CONDIXIT ITER TERRAEQ,. SECVTVS
DEVIA QVA VASTOS APERIT CANDAVIA SALTVS
CONTIGIT EMATHIAM BELLO Q.VAM FATA PARABANT
THESSALIAM QVA PARTE DIEM BRVMALIB- ORIS
16 ATTOLLH^ 1 ITAN RVPES OSSEA COERCET
^ M scheint von erster Hand beigefügt, ebenso I in der folgenden Zeile.
* DetleAen (l. e., S. 889) liest hier PATRIS nnd gUnbt, es sei dies die
einsige Handschrift, die ans einen solchen apex erhalten hat. Alle daran
geknüpften Folgerungen fallen in sich selbst zusammen, da der von ihm
bemerkte Strich kein apez ist, sondern nur der untere Teil des oben
erwähnten Abstriches an dem V, das sich über dem I in POTVI der
vorhergehenden Zeile befindet. Überdies ist noch über dem R und I
ein mit der Lupe aiemlich gut erkennbares I eingeschaltet.
28 Vn. Abhandlnng: Bick.
in. Abschnitt.
Bie Pelagonlas-Frngmente«
Wie der soeben besprochene Lucanpalimpsest neben dem
palimpsestDS Romanus den ältesten Zeugen für den Text des
Lucan darstellt^ so bieten uns die im cod. 16 unmittelbar auf
den Lucan folgenden reskribierten folia 37 — 41 die älteste
und neben dem aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammenden
Riccardianus 1179 die einzige Überlieferung des lateinischen
Originaltextes des Pelagonius.
Entdeckt wurden diese wertvollen Fragmente von Jos. v.
Eichenfeld^ der sie in den (Wiener) Jahrbüchern für Lite-
ratur, Bd. 26 (1824), Anzeigeblatt S. 25 ff. zuerst veröffentlichte
und im 44. Bande (1828), S. 141 ff. und im Anzeigeblatt des-
selben Bandes, S. 46 ff. weiter besprach. Fttr die Neuheraas-
gabe des Pelagonius überprüfte über Aufforderung M. Ihms
zunächst Karl Schenkl und später dann M. Ihm selbst die
Kollation Eichenfelds. Beide stellten die Genauigkeit und Zu-
verlässigkeit der Angaben Eichenfelds fest, und in der Tat
finden wir in Ihms Ausgabe (Leipzig 1892), wo diese Wiener
Palimpsestfragmente mit B bezeichnet werden, auch nur sehr
wenige Änderungen als Ergebnis der Neuvergleichung.
Diese Neukollation bietet außer einigen Verbesserungen,
die zum Teil auch Karl Schenkl und M. Ihm sich haben ent-
gehen lassen, hauptsächlich eine weitere Ergänzung des bisher
gelesenen Textes; nach längeren Bemühungen gelang es mir
nämlich, auch fol. 41^ bis auf wenige gänzlich verschwundene
Buchstaben vollständig zu entziffern.
Die fünf Blätter mit dem Texte des Pelagonius, von denen
fol. 37 und 4J zusammenhängen, während die anderen drei lose
sind, enthalten als oberen Text in insularer Schrift des Vm.
saec. geschriebene patristische Abhandlungen: De gratia et libero
arbitrio und Gennadius, De dogmatibus ecclesiasticis; sie haben
heute das Format 170 mm X 196 mm. Der alte Pelagoniuskodex
hatte aber einst ein solches von mindestens 190 mm X 240 mm,
wie sich heute noch ziemlich sicher feststellen läßt.
Ursprünglich hatte jede Seite 22 Langzeilen in einer
Kolumne, eine Tatsache, die klar hervorgeht aus der Größe
Wiener Palimpeeete. 39
der Lücken im Texte beim Übergänge von den recto- auf die
yerso-Seiten. Infolge Beschneidens des Pergamentes umfaßt die
Seite jetzt nur noch 20 oder 21 Zeilen. Im letzteren Falle ist
die untere Hälfte der letzten Zeile weggeschnitten; oft sind auch
einzelne Buchstaben am Anfange und Ende der Zeilen durch
Beschneiden der Ränder verlorengegangen. In jeder Zeile be-
finden sich durchschnittlich 24 Buchstaben.
Die Linien sind mit dem Griffel ziemlich tief eingegraben.
Der Abstand der Linien voneinander beträgt in der Regel
Smniy zuweilen 9 mm.
Die Farbe der Tinte ist ein gesättigtes Gelb, das aber
oft auf der Fleischseite, besonders auf fol. 41^, stark abgerieben
isty so daß nur bei schief auffallendem oder in durchscheinendem
Lichte die Umrisse der Buchstaben noch zu erkennen sind.
Im allgemeinen aber ist bei diesen Pelagoniusfragmenten die
alte Schrift noch besser erhalten als in allen übrigen reskri-
bierten Teilen des cod. 16.
Die Schrift der ars veterinaria des Pelagonius ist eine
schöne Unziale wahrscheinlich schon des sechsten Jahrhun-
derts; ihr sehr ähnlich sind die bei Chatelain, UnciaUs scrip-
tura, tab. XI, XIII,, XVIU. und andre dort wiedergegebene
Schriftproben. Chatelain, Ecole pratique des hautes ötudes,
annuaire 1904, p. 30 setzt unsre Fragmente ohne besondere
Angabe des Grundes auffallenderweise in das 7. Jahrhundert,
während sie M. Ihm, 1. c, praef. p. 4 dem V — VI. saec. zu-
weisen möchte.
Die ältere Schrift läuft parallel mit der jüngeren. Die
Wörter sind nicht getrennt, nur vor Angabe eines neuen
Arzneimittels und ebenso vor und nach einer Kapitelüberschrift
findet sich ein kleiner Zwischenraum. Die Buchstaben F, G,
P, Q, R, X, Y und ebenso J und S in Buchstabenverbindungen
(N und J, A und S, U und S) haben Unterlängen; die Buch-
staben L und D ragen etwas über die andern empor. Der
erste Buchstabe bei Beginn eines neuen Arzneimittels und bei
E^apitelüberschriften ist in der Regel größer als die andein^
aber ohne Verzierung.
Eontignierte Buchstaben kommen besonders gegen
Ende der Zeile häufig vor; ich habe gefunden: A und E, A
und R, A und S, C und J, N und S, N und T, O und L, O
30 VII. Abhandlang : B i c k.
und P, 0 und R, O und S, R und J, R und T, U und J, ü
und R^ U und S; ja sogar drei Buchstaben (N^ T und R) wurden
in einem nexus vereinigt.
Von Abkürzungen finden sich: hemin. für hemina, lib. für
libra, scrip. fUr scripulus, sext. für sextarius, p für pondo^ pö
für ponderibus, n für nuniero, b. für bus, q. für que; der Punkt
hinter den Abkürzungen ist sehr häufig noch zu sehen. Als
Zeichen für Gewichte kommen vor: ^ für uncia, ^ für se-
muncia und f für selibra. Ein Strich über dem Vokale (diesem
folgend) steht für folgendes m oder n. Beginnt das folgende
Wort mit demselben Laute wie das vorhergehende auslautet, so
wird dieser gewöhnlich nur einmal geschrieben.
Überschriften über den Seiten finden sich nicht, wohl
aber Überschriften über den Kapiteln, die dann, wie ich auch
im Drucke wiederzugeben versuchte, etwas über den Rand des
Schriftraumes herausgerückt sind. Zweimal finden sich auch
Zahlen als Kapitelüberschriften, hinter denen aber keine weitere
Überschrift stand; Eichenfeld glaubte das Gegenteil aus schein-
baren Rasuren schließen zu können, doch sind diese angeblichen
Buchstabenreste nur Spuren von Buchstaben, die sich von der
Gegenseite durchgefressen haben. Der Name des Verfassers
oder der Titel der Schrift findet sich nirgends.
Ebenso konnte ich nirgends Quaternionenzahlen oder
Trennungszeichen entdecken.
Als Interpunktionszeichen kommt nur der Punkt in
halber Höhe der Buchstaben vor.
Über den absoluten Wert der in diesem Palimpseste er-
haltenen Pelagoniusfragmente kann ein definitives Urteil noch
nicht gefällt werden, solange nicht die Pelagoniusüberlieferung
reichlicher fließt. Die vorliegenden Fragmente unterscheiden
sich von dem Texte des Riccardianus, abgesehen von wenigen
offenkundigen kleineren Fehlern und einigen Verschreibungen
wie omia für omnia, sangui für sanguis, post für potio und
fueritit für fuerit, hauptsächlich durch Auslassungen von ein*
zelnen Wörtern und von ganzen Paragraphen; es fehlen nach
Ihms Paragraphenzählung § 352 und 368 — 373 ganz und
Teile von 364, 367, 373 und 393. Nach den bis jetzt gegebenen
Kriterien läßt es sich nun nicht mit wissenschaftlicher Sicherheit
feststellen, ob die Auslassungen, die unser Palimpsest gegenüber
Wiener Palimpseste. 31
dem Texte des Riccardianus aufweist, dahin zu erklären sind,
daß unsere Fragmente nur einem Auszuge aus Pelagonius, einem
fbr das praktische Bedürfnis zusammengestellten Handbuche,
angeboren, oder ob die Wiener Stücke einen besseren Zweig
der Pelagoniusüberliefemng repräsentieren und uns somit dessen
ars yeterinaria in ursprünglicherer Gestalt bieten. Denn das
praktische Bedürfnis nach erprobten Ratschlägen und Rezepten
auf dem Gebiete der Tierheilkunde ist ja ganz naturgemäß von
jeher ein großes gewesen, umso größer aber bei einem Volke,
das stets einen regen Sinn und lebhaftes Interesse für die Land-
wirtschaft und Tierzucht an den Tag legte. Es waren also
Bücher dieses Inhaltes der Interpolation jeder Art weit mehr
ausgesetzt als andere. Diese Tatsache nun und die Art des
Ausgelassenen läßt die Vermutung als wahrscheinlich betrachten,
daß unsere Fragmente einen besseren und reineren Text bieten
wie der Riccardianus. Denn der im Palimpseste fehlende § 352
zählt fast dieselben Bestandteile des Heilmittels auf, nur in an-
derer Reihenfolge, wie die im vorhergehenden Paragraphen an-
geratene Mischung, es scheint somit, daß der 352. Paragraph
Ihms in der Vorlage des Archetyps des Riccardianus aus
einem anderen Kodex als Variante beigeschrieben war und so
in den Text des Riccardianus geriet; es wäre damit nur ein
neuer Beweis erbracht fUr die Richtigkeit der Erklärung, die
M. Ihm in der Vorrede zu seiner Ausgabe des Pelagonius,
p. 2 sq. fUr verderbte Stellen gibt. Er sagt dort unter Hin-
weis auf den auffallenden Plural Pelagonii in der von Politianus
im Riccardianus gegebenen subscriptio der ars veterinaria:
,commentum artis medicinae seu veteranaeriae | explicit Pela-
goniorum Saloniniorum' folgendes: ,quae aliter explicari non
possunt nisi statuerimus ex duobus codicibus commentum
illud artis veterinariae fluxisse, cum autem qui concinnavit ea
quae in altero codice discrepantia reperiret adnotasse aut in
margine aut inter versus, unde culpa scribae minus periti in
ipsam orationem locis non suis inrepserunt' und führt dafUr als
Beleg und gewiß bezeichnendes Beispiel unter anderem den
§ 118 an: ,Si equus peduculos in intestinis habuerit, intellegitur
cum frequenter torquetur. coriandri sucum, sinapi, opopanacis
paululum cum in alio inveni singularum specierum p. quatema
dena esse, non quatema sicut supra scriptum est mulsa et oleo
32 y n. Abhandlon^ : B i e k.
modico dabis', wobei er unleugbar mit Recht die Stelle: in alio
inveni — supra scriptum est als unecht und auf die bezeichnete
Weise in den echten Text eingedrungen ausscheidet. Auffallend
ist es auch, daß von den fehlenden Paragraphen 368 — 373 der
§ 372 sich abermals als § 396 im Riccardianus findet. M. Ihm
hält § 372 für interpoliert und bemerkt in der adnotatio zu
§ 396 hinsichtlich der doppelten Lesung dieses Heilmittels: ^bis
quod legitur hoc remedium (vide 372), eins qui ex duobus
codicibus ,, common tum artis veterinariae'' conflavit, culpa factum
videtur.' Betrefis der anderen ausgelassenen Paragraphen ist
erwähnenswert, daß die in den §§369, 370 und 371 angegebenen
Heilmittel auch in den §§ 374, 378, 390 und 395, allerdings in
anderer Zusammensetzung, geboten werden. — Schwieriger ist
es natürlich, die Auslassungen einzelner Teile, d. h. einzelner
Beigaben bei der Zusammensetzung der Heilmittel als ursprüng-
lich erscheinen zu lassen. Doch nach dem zu schließen, was
uns die Auslassung ganzer Paragraphen gelehrt hat, dürfte
man dem Verdachte auf spätere BeifUgung wohl nicht mit Un-
recht Raum geben. Denn daß der Schreiber der Wiener Bruch-
stücke getreu kopierte, was er vorfand, und infolgedessen auch
wohl kaum mehr in seiner Vorlage hatte, als er bietet, legen
sinnlose Wörter nahe wie raitajonitiaianö (fol. 37', Z. 2) oder
ordomietletem (fol. 38^, Z. 6), Wörter, die entweder schon in
der Vorlage verderbt waren oder die der Schreiber eben nicht
besser lesen konnte. Wenn nun aber unser Palimpsest als gute
und getreue Kopie seiner Vorlage gelten kann und er selbst be-
reits dem Anfange des 6. Jahrhunderts angehört (Ihm weist ihn
dem 5. bis 6. Jahrhundert zu), so gelangen wir zu einem ganz
bedeutenden Alter des uns hier vorliegenden Zweiges der Pela-
goniusüberlieferung, dessen Ursprung bis auf etwa 100 Jahre nach
der Abfassung des Werkes zurückzuftLhren wäre. Es muß also
den Wiener Fragmenten nicht nur infolge der soeben mitgeteilten
Erwägungen, sondern auch aus diesem Grunde bei der Textkritik
eine große Bedeutung und wichtige Rolle zuerkannt werden.
Der gelesene Text ist möglichst mit Nachahmung aller
Einzelheiten, die sich im Originale finden, gegeben, nur die er-
wähnten Buchstabenverbindungen sind zur Erleichterung des
Druckes aufgelöst. Ich zitiere nach der wiederholt genannten
Pelagoniusausgabe von M. Ihm (Leipzig, Teubner, 1892).
Wiener Palimpseste. 33
Zeichen der Ausgabe:
A A A A unsichere oder verstümmelte Buchstaben.
• • • •
[. . . .] verlorene oder unerkennbare Buchstaben.
[AAAA] durch Beschädigung des Pergamentes ausge-
fallene und ergänzte Buchstaben.
llMAS IM SOle- Ab SCA6IC(D- fol. 87'
_ SS S4T— 361
ACCTUO) ACRC RAITAYOMITIAIAMO ^ (M. hm).
CT picis liquibAc mobicum et ce
ÖRiAC ofOMiA sicDul becoquc et
6 cum peR6CI pCMICUlUCY) IN fUSTC
llQATO CT SIC ubAS TOTUCY) CORpUS
SANC lOTIO bumANO CAllbo pRIüS
qUAOD IMbuCAS (DCblCACneNTü"
Iaüas coRpus pecoRi et sie un
ib QUCS IM SOlc- Aliub- ASfAltü"
et SülpUR ACqUAlltCR COMtCRIS
AbiUMQcs olei fnobicuo) et pcR
UMQucs IM sole- iteo)^ Abipem
1 WahncheinUch stand in der Vorlage KAFTA YONnAIAIKON , worauf auch
die nach der alten Vorlage von Poliiianus im Cod. Riccardianus ange-
brachte Korrektur KAITATONIIAIAIKON hinweist. Eichenfeld, 1. c, liest:
raitayuniti . . . ., und Ihm, 1. c, gibt als Lesart des Palimpsestes an:
KAITATYNITIAIAN mit der Bemerkung: ,ultima littera N potius quam U*.
Der Abschreiber gibt wieder, was er eben lesen konnte; denn daß ent-
weder die Vorlage dieses Palimpsestes oder dieser selbst aus einer
schlecht KU lesenden Handschrift oder von einem wenig gebildeten
Schreiber abgeschrieben wurde, aeigt neben dieser Stelle auch das ordo-
mietletem auf Blatt 38^ Zeile 6 und 7. Andererseits sprechen eben
diese Stellen fUr die Gewissenhaftigkeit des Schreibers.
* Infolge technischer Schwierigkeiten konnte der erste Buchstabe dieses
Wortes, der im Original etwas großer ist als die Übrigen, nur in ge-
wöhnlicher Textschrift gegeben werden.
8itiiuigab«r. d. phiL-hiit. Kl. 159. Bd. 7. Abb. 3
34 VII. Abhandlang: Bick.
pORCINAfO CU(D piCe CT CCRA ACqA *
15 llTCR SOlulS CT SUlfüR CUO) olcO
CAllbo TCRCS CT OCDNIA SüpRA6lC
TA commisces ct cum cIct pcRu"
Cücs- a6 scAßiem- Abipes poR
CIMOS I16RA CCRAC ^- SülfURIS 1|
20 olei s picis liquibAC cyatos ||-
[ ]6[ ] CONTCRI *
CT ITA pCRUMQUCS- aIiUÖ- lOTCI UC fol. Si^
TCRIS fACieS SCRip- I STCRCORIS SU
illi S pAcies- olei bcfniMAm- sul
fURIS In piCIS liqUlbAC CYATOS |||
bAcc oroNiA coquiTO ut liquibA
SIMT CT CAllbo loCO pCRUNQUITO
cquum scoDcl in bic usquc Ab sa
MITATCfD- ITCfo' BITUCDIMIS p * ||
SUlfURIS S TCRIS CT COfDOllSCCS
10 IN olCO IN quo ANTC ßUUlCRIT AN
CUSAC fASCICUlUO) UNUm CT solc
CAllbo UNQUCS- SANC Sl SOlc NO"
bABCT (DCblCAODCNTUO) UIRTU
^ Die übergeschriebenen BacbsUben Zeile 14 und 17 Keinen dieselbe
Tinte und denselben ductas wie der übrige Text, so daß sie wohl Selbst-
korrekturen des Schreibers sein dürften.
' Durch die letzte Zeile führt der Schnitt im Pergament; nur das letste
Wort ist mit einiger Sicherheit festzustellen. Nach den von den übrigen
Bachstaben dieser Zeile noch cum Teile vorhandenen obersten Enden
der Buchstaben und nach deren Zahl zu schließen, stand wahrscheinlich
vor conteri: quae conterenda sunt.
^ Der erste Buchstabe dieses Wortes ist etwas grOßer als die übrigen.
^ Eichenfeld liest statt p ein p, doch ist das o über dem p ganz deutlich.
Wiener Palimpseste. 35
TCO) MCC CpfCCTUnO- aIiTCR in STA
16 Bulo boRbeuo) qüob mascitur qA*
si spiCA NiqRA coMTursibcs CT mis
CCS Olci CYT)RIMI qUOb SUfpICIT
TCpibUO) SOlC CAllbo pCRÜMQUCS
Itco) ramas in AquA coqucs ct col
20 liqcs uNCTum ipSARum ct com
(DISCCS l[ ]II ]b[ ]*
1 'pulUlS OOXNir §S6C.
BUS pOTIONIBUS AMTCfCRCMblUS]
QCMTIAMAC- ARISTOlOCblAC- a)UR[RAC]
UACARUcn Iauri rasürac bori[s1^
6 Acquis poNÖCRiBus IM pulueRC[a)]
RcbiQIS bc quo pOTIOrsJABIS CONTRfA]
OODNCS CnORBOS bcCOqUCS IN UIN[0]
lUNCI RAbiCCS CT mARRUBIUO) C[0]
IaS ipSUT UINUCD CT AblUNCTUm
10 putucRis cocliARium UNum pt[c]
^ Das fibergeschriebene ü gfehOrt wobl der Hand des Schreibers an, den
das Ende der etwas längeren Zeile zu dieser Raumersparnis zwang.
' Der Schnitt im Pergament führt dnrch diese Zeile. Nach den noch
vorhandenen Teilen der überragenden Bachstaben (1 und d) und nach
der Zahl der dazwischenliegenden Buchstaben (deren obere Spitzen zum
Teile noch zu sehen sind) zu urteilen, folgten in dieser Zeile noch
die Worte: lenticulam et adipem.
' Man möchte fast den Eindruck gewinnen, als ob in dem vor pulnis
freigelassenen Räume einmal eine Zahl gestanden habe; doch ist es
unwahrscheinlich, daß die Zahl allein ganz verschwunden ist, während
der Text sich ziemlich gut erhielt.
* Am rechten Rande fehlen oft ein oder zwei Buchstaben, da dieses Blatt
bei der Zubereitung fttr den heutigen Kodex zu sehr beschnitten wurde.
* Beim Zusammentreffen desselben Lautes am Wortende und Wortanfang
wird dieser oft nur einmal geschrieben; es ist also ebori[s] zu lesen.
3»
36 VII. Abhandlung: Bick.
MUOl pOTIOMAS pCR TRibuUm- Sl
feßRiüNT pecoRA IN AquA bcco
ques lUNCi RAbiccm ex Appium
coIas AbiüNces pulucRis coclli]
15 ARC CT CnelllS (DOÖICUO) UT SIT
AquA roülsA ex sie poxiOMAS pe[R]
XRibuum corsjXRA ucmcna Aux[e"l^
pulueRis plus quAm cocIiarc
cum uiNi sexxARio ex olei bc(D[i]
20 MAO) beicis pcR bies In- cdac
[UleXXOrsJICAC Ul-* SAXIfRACAC I- CAS fol. 41'
siAc fisxuUe — I Ysopi f Asciculos
buOS eUpORBl' I (DANMAC XURIS 1-
ZIMCIBCRIS I mURRAC | folll |
QCNXIAlvJAe I bcRÖAC SA6INAC D |-
• • • • r
pipcRis — I cosxi — I scrxuIac CAO)
pANAC I YpopANACiS* 1- SpiCAC T
blCAC — I scynuanxus — I- AOfimo
MIACI I CIMMACnOfOl 1 RAbiCIS
* Ihm bezeichnet In seinem Apparat das t von aut als weggefallen, doch
steht es deutlich hier, wie schon Eichenfeld angegeben hat.
' Eichenfeld und Ihm lesen hier uettonicae Hb., doch kann ich nach
Öfterer Prüfung mit Sicherheit nur die angegebene Lesart feststellen.
Das u von uettonicae ist durch Beschneiden des Pergamentes wegge-
fallen. Die übrigen ersten Buchstaben dieser Seite sind öfters aus dem-
selben Grunde nicht ganz vollständig.
' Eichenfeld und Ihm geben als Lesart des Palimpsestes euphorb. an, doch
kann es so nicht dastehen, schon weil der vorhandene Raum sn groß
wäre. Ich glaube nur das Angegebene lesen zu kOnnen.
* Eichenfeld und Ihm lesen opopanacis statt ypopanacis, das ich deutlich
zu erkennen glaube.
Wiener Palimpseate. 37
10 YpoDAMAcis — I sccnersj [. . .] tac — |-
Fr ••■•• ••
STRO&llOS miMUTOS UIRlbcS XXU-
MUClcl U qIYC[ ] I bACC 0(T)
• ■ • ■
MIA CONTU[ ]A SCRUAßlS
CT cum Nccesse fucrit uino dcr
• • • • *• • •
15 miXTA ÖABIS« POTIO* OCDNI Te"
pORC [ ]IM SIMQUUS CApiTIB-
[. . .]US[. . .JCOSTI 1- (DClllOTI I YSO
• • • • •
pi sicci — I IRIS iUyricac — I bRACd"
TCAC 1 CefNJTAURCAC | SpiCAC
• • • • f •
20 NARbl I bACC OfDMIA TUMbcS CT
• • • * •
QCMTIANAC pCTROSCllNI ARlbl CASSI fol. 40^
* * * §S890— S98.
AC flSTUUe OrOMIA pROUI UOlUCRIS
CqUIS pONbCRIÖUS TUMSA CT CRIBRA
TA UTCRIS- CONfCCTIO* ARTCRI
6 ACAC- mURRAC TROQIiTCS ||||-
SCYNU- In- CINNACDI U- pipCRIS
aIbI U- pipCRIS MIQRI ||||- CASSI
^^ In S* RCSIMAC COlOfONlAC U-
ARISTOloCIAC Im- ACORI |||-* BACA
10 RUm UURI In- AllUb-' (DURRAC
I- pipCRlS In- llNI SCCDCN fRIXC
llB I- UUAC pASSAC SCXT- |- MASTÜR
ci SCXT- I- Muclci SCXT- |- bccoqucs
CT CCRA CONTUNbcS CT (T)cl CDIS
16 CC6IS cum bARC ÜOlüCRIS qIoBU
^ Der erste Bachstabe dieses Wortes ist etwas größer als die übrigen.
' Eichenfeld liest statt ||| die Zahl ||||, ein Irrtnm, den schon Ihm be-
merkt hat.
38 VII. Abhandlung: Biek.
.—1
los FACICS IM mobufO NUCIS CT f
0$ pcR 6ies um beicis curasti
^liub mURRAC In* CINNAODI ||
CROCI In- TURIS (DASCUll ||h MAR
20 bi SYRIACI Im* RCSIMAC TCRCftC"
[ 1 Im* pipCRIS aIBJ In UUAC^
TRACAMTI* llBRA- OlclllS ATTICI llBRA foL «'
ARIOA COMIUMOeS CT CCRMCS CT CDCl
Ic misceeis- poTio* a6 ocdmia
IMTCRAMCA UITIA- ÖUTURUfn- (DCl
6 OpopAMACCm (DÜRRAO) CqUIS pO
OfDMIA leUlQATA CUO) UIMO pCR
MARCm IMfUMbUMTUR
>OTIO ACSTIÜaIiS bORnOIMI SCfDCM
bcmiMAO)- pcTRoscliMi bemiM
10 CDÜRRAC SCXT- | Sil QAUiCI SCXT- |
V'
^ Eichenfeld Tormutet hier per statt in; doch hat p stets Unterlänge, die
hier nicht vorhanden ist, und femer hätte der für n und m gebrauchte
Abkürzungsstrich, der ziemlich deutlich zu erkennen ist, bei der Lesart
per keinen Sinn. Auch kann ich nach et nur noch einen Grund-
strich sehen.
' Die letzte Zeile ist zur Hälfte durchschnitten.
' Eichenfeld las ursprünglich quae' statt unae; später (Wiener Jahrbtlcher
1828 [44], p. 169) bietet er nuae. Gewiß ist das obere Ende des
linken Schenkels des u etwas nach innen gebogen , aber das kommt
öfters so vor. Doch läßt sich die Frage nicht mit Sicherheit entscheiden^
da der fragliche Buchstabe durch Beschneiden des Pergamentes be-
schädigt wurde.
* Eichenfeld liest traganti statt tracanti, während Ihm die Möglichkeit
eines g zwar zugibt, aber doch ein c für wahrscheinlicher hält. Jeden-
falls ist die dem g sonst eigene Unterlänge nicht zu sehen, wie auch
sonst der Buchstabe etwas undeutlich ist.
^ Der erste Buchstabe dieses Wortes ist etwas größer als die übrigen.
Wiener Palimpseste. 39
Api scmersj bemiMAno- scYmi —
TCRcs CT coIas CT cum AqUA (DUl
SA fAUCIftUS INfüNbcS
UOTIO cqUIS IMTRINSCCUS UbORAN
15 TI6US ÜCl qUt nOORBO TCmpTANTUR
CT bn qui siccas marcs bAbcMT
fACllc CURANTÜR bAC pOTIONC
TbiSANAC SUCUnO bcpRITICI CIA*
TOS büos pcR TRibüum 6a6is pos
20 TCA bcCOCTAm fACICS SIC YSOpi
— Il- paIcouIas M XX- [. . .] UIRlblS
CiqUIATOS UI- UNIUCRSA CUfD AqA' fol. 88^
CACICSTI bcCOqUC CT TCpCfACTA
bABIS- pOTIO Ab ApOSTATICOS
BUXI fOllA CT SAfOBUCI CT CcbRAC*
AUT CICUTAC COqUC CX AqUA C* CO '
lATUm BCNC pOTIOMABIS- ORbo
^ Ibm bietet defritiqqatos als Lesart statt defritici ciatos, das Eichenfeld
liest. Ich glaube, daß Eichenfeld recht hat, denn die Verbindung von
c und i findet sich in dieser dem q ähnlichen Form auch an andern
Stellen ; solche Buchstabenverbindungen, zumal am Ende der Zeile, sind
in diesem Palimpseste sehr h&ufig.
* Die letzte Zeile ist unten größtenteils weggeschnitten.
' Das u scheint vom Schreiber aus Baummangel darübergeschrieben worden
zu sein.
* Das ae in cedrae ist nicht, wie Eichenfeld und Ihm andeuten, in klei-
neren Buchstaben geschrieben oder hoher gestellt, sondern gerade so
wie die übrigen Buchstaben geschrieben.
* Der Schreiber hat wahrscheinlich t ausgelassen und statt et bloß e ge-
schrieben; denn daß dieses e zu aqua gehören sollte, ist wohl kaum
anzunehmen. Eichenfeld und Ihm haben dies e übersehen.
40 VII. Abhandlang: Biek.
(DieTleTCfD bACmONIS Sül ACCI
[pllCT- Sl TACnCN SOpORAUCRIS UT
[flAcile susciiARi et AcneulARc
10 SINC UITIO pOSSIT* UCl Sl CAIcITRO
SüS pUCRIT ipSA pOTIONC ÜTCRIS
AbieCTA AqUA fRIQlbA AÖ UCDftI
[Dicucn CRiT ceRTissimuo) Rcmcbiu"
[UolTIO* a6 OfONCS botORCS* pulUCRC"*
15 UreRis ucTUSTioRcm- RcsitsiAe
TCRCBCNTIMAC |- AqUA CAllbA ÖA
6IS boc bc expcRifncNTo est
[^]llA^ BACAS' IaURI aIcUO) pURCATÜ"
(DURRAO) cum UINO CAllbo bABIS
20 pcR MARCS- ITCO) bCRBA qUAC*
CompOSITIO pASTllU SimpllCIS Scb foLSS^
V rli5 §§40111.408-
SUCDODI pANACIS RAblCCm CT po[l]*
llNCrO TRITICCAOD ACqUlS pONb[C]
RIBUS TUNJSA CT CRIBRATA UINO [SU]^
■ • • ■
6 6IQIT0 UCTCRI CT pACITO pASTll
[. . .]T pOTIONCO) bATO Sl pCRfRIXlC]
^ Po und A (Zeile 18), das wegen des neuen Abschnittes etwas über den
regelmäßigen Schriftraum hinausgerückt war, ist weggeschnitten.
' Der Strich über puluere, den Eichenfeld und Ihm nicht anführen, .ist
ganz deutlich.
' Eichenfeld und Ihm lesen irrtümlich baccas.
* Die letzte Zeile ist zur Hälfte weggeschnitten.
'^ Durch Beschneiden des Randes sind am Ende der Zeile h&ufig Buch-
staben weggefallen.
' Eichenfeld führt diese beiden Buchstaben als sicher gelesen an, doch
ist nur noch ein kleiner Rest des s vorhanden, das übrige ist wegge-
schnitten.
Wiener PalimpBeste. 41
P'
RIX AUT üuInüS füCRIT IMTRINSfc]
CÜS SAMA6ITUR
'OTIO Ab COS qUI6US pulCDONCS I[m]
10 CÜRSU RUfnpUNJTUR ucl OS qui[6üs]
(DAle ölet- SpiCAC iVlARbl- CR0[CI]
mURRAC COSTI SCYNI CASSIAle]
flSTUUe pipCRIS Al6l ÜMCIAe
siMQuUe eisque bcRBunr) odo[Ii]
16 TUCD PRO CDObo (DISCCTUR qUAC
leUIQATA et CRIBRATA (DClll AÖ
miXTA bllUTUm pCR NARCm SIN[IS]
TRAcn ifsjfursjbuNTUR pRiusquA[m]
poTiONjeno be abscntio^ et mitr[o]*
20 ^Cllc CT pOSCA OS bcpRICABIs'
fAUCIßUS IMpUNblTO qUAC Sl pARU fol. 39''
5§ 405- 408.
PUCRITIT* ISTA pOST CApub AbURATUR
UNCTIOMIBUS CAllbiS pCRUNCUATUR
qUOb Ab ROBUR OSTCfsjblfnUS coUyrio
SANG OCUlOS INUMQUITO
OTIO Ab ApiOSOS pRimO bc TCCDpORIBUS
SAMQuis ecniTTCNbus est bcifsjbc po
[II]0'^ bACC AbblBCfNjbA SeODCNJ Api- Spi
p
^ Das ti dieses Wortes ist über ein zum Teil getilgtes o geschrieben.
' Das o scheint etwas kleiner als gewöhnlich gewesen zu sein.
* Die letzte Zeile ist in der Mitte durchgeschnitten.
^ Der Schreiber scheint zweimal die Endsilbe it geschrieben zu haben.
Fuerit usta, wie M. Ihm als Lesart angibt, ist wohl nicht dort gestanden,
schon weil in diesem Falle ein senkrechter Strich ungelesen bleiben
würde«
* Die ersten Buchstaben in dieser und in der folgenden Zeile sind weg-,
geschnitten.
42 vn. Abhandlang! Bick.
[CjA MARbl pCTROSellMI (DACCbOMICI*
• ' • • • • •
10 Iactücac semcM cum AquA muliA*
pcRmixTA onoiA^ bA6is bie6- quiNq*
CApubque eiüs pelticuU oleo a>A6e
fACTA COpCRICS CeRTISSIOOA AC HIA
NlfeSTISSiniA poTio
15 lioiio a6 equiiO) RAOibum 6acas Iaü
Rl pURQATAS CT OlcUm* TCRIS IM Ul
fslO CAllbo CT pCR MARCO) bciCIS
cxLüIn-
CARbiCUm AUTCm IMTCUCCIODÜS
20 Sl CST IM TCRRA CApub IMpCQCRIT Sl
TlblUO) CURAMbuS Sl SUSTIMUCRIT- f oL S^
S SS 406 n. 409.
IMApi CT IaSCRI M* (DObüfD fABAC (DCl
llS ACCTABUIa bUA TAMTUMbcO) CT AqUAC
CAllbAC ACCTI CYATOS- ||||- IM UMO COM
TCRC CT pOTIOMA CT bcAfOBUlCT UIRlbc""
qUC CIÖUfD PRACBC6IS- ACQRO* pc
CORI CT cum SAMUS fUCRIT UCMAC ClCR]'
*■ Das übergeschriebene i ist von derselben Tinte und scheint der ersten
Hand anzugehören.
' Eichenfeld und Ihm lesen hier mulsa statt malta, obwohl das t deutlich
zu sehen ist.
' Das fehlende n ist in keiner Weise angedeutet.
* Zwischen et und oleum ist ein Zwischenraum von 1 cm^ innerhalb
dessen aber keine Spur von Rasur su bemerken ist. Es scheint Tiel-
mehr, daß der sich dort findende IKngliehe Biß schon im Pergamente
war, als es zum ersten Male beschrieben wurde, weshalb der Schreiber
die schadhafte Stelle übersprang.
^ Beim Znsammentreffen desselben Lautes amWortende und Wortanfange wird
dieser Laut gewöhnlich nur einmal geschrieben, es ist deshalb in zu lesen.
^ Der erste Buchstabe dieses Wortes ist etwas großer als die übrigen.
* Durch Beschädigung des Pergamentes sind in Zeile 7, 8 und 9 die
letzten Buchstaben weggefallen.
Wiener Palimpseste. 43
UICIS IaXANÖAC SUINJT CT 6c poSTCfRIO]
RI6US SANQUI cmiTTCNbuS UT pCRfpC]
10 xuA SAMitAS pcRseueneT
cxLüIm-
Im üaraIctyco siqna bAcc sunt Ia6RA
pRAUA CT biSSOlUTA llNQUA pASSIOMC
ipSA qiORITUR- ONUS OCülUS OllMOR
16 fIT AÜRIS UNA bciCCTA CURATIO bUIUS
TAIiS est- IaBRA SCARIfABIS*- UMC
TIONIBUS bis UTCRIS qUAC RCCipiUNT
IN SC olei ucTCRis seheRAcn bitüodi
MIS ScllBRAO) RCSINAC« CROMAIiS SC
20 llöRACD AfnODONIACI SCXTARIOS SCX
IV. Abschnitt.
Die lateinischen Brachst&eke der Apostelgeschichte und
der Briefe des lacohas and Petras.
Von den im cod. 16 vorhandenen Palimpsesten ist der die
frilhlateinischen Bruchstücke der Apostelgeschichte und die
Vulgatafragmente der Briefe des Jacobus und Petras enthal-
tende der umfangreichste; er hat die meisten Bearbeiter ge-
dulden.
Zwanzig in bezug auf Beschaffenheit und Farbe des
Pergamentes ganz verschiedenartige Blätter bieten uns diesen
^ Zwischen a und c ist infolge des bereits erwähnten Risses im Perga-
mente ein Zwischenraum von 1cm, innerhalb dessen keine Spur von
Rasur zu bemerken ist. Es gilt hier dasselbe, was 8. 42, Anm. 4 ge-
sagt ist. Wieso Eichenfeld zu der Lesung scarif(ic)<'*^ kommt, ist mir
unerklärlich. Ihm liest gleichfalls scarifabis.
44 VII. Abbandlang: Bick.
Text. Sic haben abgesehen von größeren Beschädigungen ein-
zelner Blätter alle das gleiche Format 175 mm X 229 mm.
Ursprünglich scheinen sie um wenig breiter und höher ge-
wesen zu sein.
Die Größe des Schrift raumes beträgt in der Regel
125 mm X 170 mm.
Von Tinte ist nur auf sehr wenig Blättern noch etwas
vorhanden. In der Regel kann man die Schrift nur aus den
im Pergament zurückgelassenen Eindrücken erkennen , wenn
man das betreffende Blatt schief gegen das Licht hält. Zu-
weilen hat sich auch die Tinte durchgefressen und der Text
ist in durchscheinendem Lichte lesbar. Mit Unterlagen ist bei
Lesung dieses Textes wenig zu erreichen.
Auf der Seite befinden sich bald 25^ bald 24 Zeilen in
einer Kolumne; auffallend ist^ daß die Briefe durchgängig
25 Zeilen auf der Seite haben mit Ausnahme des ersten Blattes
(fol. 72)^ das recto und verso nur deren 24 aufweist. Zwar
möchte man wegen der Lücke im Texte mit White^ Old-Latin
Biblical Texts, vol. IV, p. 34 auf fol. 72^ noch eine 25. Zeile
annehmen, aber nach öfterer und genauer Untersuchung des
betreffenden Blattes kann ich nur der Ansicht sein, daß fol. 72
recto und verso bloß 24 Zeilen hatte, zumal der Text von
fol. 72' Zeile 24 ohne Lücke auf fol. 72^ Zeile 1 fortläuft.
Die Yorgezeichneten Linien und ebenso die seitlichen
Begrenzungslinien sind auf fast allen Seiten gut sichtbar. Der
Abstand der Linien voneinander ist ziemlich regelmäßig und
beträgt gewöhnlich 7 mm.
In jeder Zeile befinden sich durchschnittlich 26 Buch-
staben. Die Schrift ist scriptura continua und zeigt eine
schöne regelmäßige Halbunziale, die (ausgenommen das g) viel
Ähnlichkeit hat mit dem Schriftcharakter des bei Chatelain,
Un Cialis scriptura tab. LXXI und des bei CipoUa, Coli. pal.
Bobb., vol. I (1907), tab. XI wiedergegebenen Palimpsestes und
ebenso mit der bei Zangemeister und Wattenbach, Exempla co-
dicum etc. tab. 53 gebotenen Halbunziale. Diese alte Schrift
läuft parallel mit der jüngeren, oft so, daß die jüngere Schrift
kopfständig zur älteren geschrieben ist. Die Buchstaben d, r,
s kommen sowohl in unzialer wie in halbunzialer Form vor.
Subskriptionen sind in großen Buchstaben geschrieben und
Wiener Palimpseste. 45
zeigen einfache Umrandungsverzierungen ohne Anwendung von
Farbe. Ebenso ist in der Regel der Anfangsbuchstabe eines
neuen Absatzes groß geschrieben und ohne Verzierung oder
Anwendung von Farbe. Fällt der Beginn eines neuen Ab-
schnittes mit dem Beginn einer neuen Zeile zusammen^ so ist
der groß geschriebene Anfangsbuchstabe und oft auch noch
der nächstfolgende Buchstabe über den Rand herausgerückt.
Beginnt der neue Abschnitt innerhalb der Zeile, so ist vor
dem groß geschriebenen Anfangsbuchstaben ein kleiner Zwi-
schenraum.
Von Abkürzungen kommen als Buchstaben Verbindungen
die von a und m^ n und f, n und t und von o und r vor. bus
und que werden häufig durch b- und q* abgekürzt. Ein Sti*ich
nach einem Vokale über der Zeile steht für folgendes m
und n. Von Eontraktionen habe ich bemerkt: dns fUr dominus,
ds für deus, ihs für iesus, scs für sanctus, sps für Spiritus und
xps für Christus. Natürlich kommen auch die entsprechenden
Kontraktionen für verschiedene Kasusformen dieser letzteren
Abkürzungen vor. Alle angeführten Abkürzungsarten aber
finden sich nicht nur gegen das Ende der Zeile, sondern auch
an allen andern Stellen derselben.
Als Interpunktionszeichen habe ich nur den Punkt in
halber Höhe der Buchstaben gefunden, der sehr oft noch gut
zu sehen ist.
Ausgelassene Buchstaben und Korrekturen werden
in kleineren Buchstaben darübergeschrieben. Diese Korrek-
turen, die von erster oder mindestens sehr alter Hand zu
stammen scheinen, finden sich ziemlich häufig.
Überschriften über den einzelnen Seiten scheinen tat-
sächlich nicht vorhanden gewesen zu sein, obwohl man öfters
(besonders fol. 74^) leicht geneigt wäre, Spuren solcher zu kon-
statieren, wenn es nicht bloß Schattierungen und Unregelmäßig-
keiten im Pergamente sind. Auch scheinen oft kleinere, nicht
über die ganze Seite laufende Linien in der Mitte des oberen
Randes der Seite (z. B. fol. 51') für die Annahme von Über-
schriften in Betracht zu kommen. Dagegen spricht haupt-
sächlich der Umstand, daß auffallenderweise gerade auf jenen
Seiten, die die alte Schrift verhältnismäßig gut erhalten haben,
von solchen Spuren nichts zu sehen ist.
46
VII. Abhandlang: Bick
Quaternionenzahlen glaube ich an zwei Stellen
(fol. 72^ und 46*^) bemerkt zu haben. Und in der Tat müBsen
wir auf jenen Seiten auch solche erwarten, da sie die letzten
Seiten von Quaternionen sind. Wir haben nämlich in den hier
in Frage kommenden Palimpsestblättem einen unvollständigen
und zwei vollständige Quaternionen vor uns, wie schon von
H. J. White, 1. c, p. XIV ff. auseinandergesetzt wurde. Durch
folgendes Schema dürfte vielleicht am besten die Zusammen-
setzung dieser drei Quaternionen erläutert werden:
fehlt fol. 63
fehlt
Quaternio I:
fol. 52 fol. 51
fehlt
fol. 60 fehlt
fol. 45 47
73
Quaternio II:
65 48
44
56
72
fol.71
42»
43
Quaternio III:
54 49
74
75
46
Man sieht also, wie sehr die ursprungliche Blätterfolge von der
heutigen abweicht; doch auch die Folge der Seiten ist sehr oft
verändert, indem die ursprüngliche Recto- Seite zur Verso- Seite
wurde und umgekehrt. — Bei den von mir fol. 72^ und 46'
mit Vorbehalt gelesenen Quaternionenzahlen Xmi und XV ist
jedenfalls fol. 46' die Anfangsziffer X deutlich sichtbar. Da
ich nun nicht glaube, daß dieser X eine andere X folgte oder
vorausging, so möchte ich aus der angegebenen Tatsache den
Schluß ziehen, daß unser Palimpsest nicht alle 4 Evangelien
enthielt, sondern, wie es scheint, nur eines (vielleicht Matthaei)
die Apostelgeschiclite und die katholischen Briefe, denen sich
vielleicht noch die paulinischen Briefe und die Apokalypse an-
schlössen.
Wiener Palimpseste. 47
Als Zeit der Entstehung unserer Handschrift läßt sich
wohl das 5. — 6. Jahrhundert festsetzen. In dieser Datierung
bekräftigen uns die Altersangaben für andere Handschrift;eD^
die einen gleichen oder ähnlichen Schriftcharakter aufweisen
(siehe oben S. 44). Unser Kodex zeigt nämlich einerseits noch
Eigentümlichkeiten^ die man gewöhnlich als solche des 5. Jahr-
hunderts bezeichnet; hat aber andererseits schon das sich
rundende t, dessen frühestes Auftreten von den meisten Paiäo-
graphen (bes. von Chatelain) in das 6. Jahrhundert gesetzt wird.
Eichenfeld, (Wiener) Jahrbücher der Literatur, Bd. 26 (1824),
Anzeigeblatt, S. 34 spricht unsem PaUmpsest noch dem 4. oder
dem Anfange des ö. Jahrhunderts zu; Tischendorf, (Wiener)
Jahrbücher der Literatur, Bd. 120 (1847), Anzeigeblatt, S. 36
will ihn eher in das 5. Jahrhundert setzen, während White,
1. c, p. 2 ihn ebenfalls dem 5. bis 6. saec. zuteilt.
Entdeckt wurden diese Fragmente von Jos. v. Eichen-
feld, der uns in dem schon öfters zitierten Aufsatze S. 34 — 35
eine kurze Beschreibung gibt und nur wenige Zeilen Text
gleichsam als Probe mitteilt. Im Herbste 1843 überprüfte
Tischendorf das bereits Gebotene und erweiterte es erheblich.
Das Ergebnis seiner Studien, die sich durch Gewissenhaftigkeit
und Gründlichkeit besonders auszeichnen, legte er in den
(Wiener) Jahrbüchern der Literatur, Bd. 120 (1847), Anzeige-
blatt, S. 36 — 43 in einem Berichte über seine wissenschaftliche
Reise nieder. Auf diesen Arbeiten Tischendorfs fußte J. Bels-
heim bei seiner Entzifferung unsres Palimpsestes im Sommer
1884 und 1885; alsbald erschienen auch seine ,Fragmenta Vin-
dobonensia^, Christiania 1886^, welche die Lesung des größten
Teiles der Fragmente bieten. Aber leider muß ich mich dem
Urteile P. Corssens, Bericht über die lateinischen Bibelüber-
setzungen (Bursians Jahresberichte Bd. 101 [1899]), S. 19 an-
schließen und auch diese Ausgabe Belsheims als wissenschaftlich
unbrauchbar bezeichnen. Die Ausgabe wimmelt von groben
Lrtümem und falschen Lesungen, die schon durch das Ver-
hältnis des gegebenen Raumes zur Zahl der Buchstaben sich
als solche erweisen. Dazu kommen noch eine Reihe von sehr
^ Vgl. auch Theol. Ttdsskrift for den evang. luth. Kirke i Norge, 3. Reihe,
Christiania 1886, Bd. 1, Heft 3, 8. 807^.326.
I
48 VII. Abhandltmg: Bick.
störenden Druckfehlern selbst in der Blattbezeichnung der
Handschrift. Zuweilen mag der Irrtum bei Belsheim dadurch
entstanden sein, daß seine Aufzeichnungen in Unordnung ge-
raten waren und er keine Gelegenheit mehr hatte^ das Original
einzusehen. Eine Revision der Belsheimschen Angaben war
deshalb dringend geboten und bereits im Juli 1895 und im
September 1896 unterzog sich Henry J. White dieser mühe-
vollen Aufgabe mit großer Gewissenhaftigkeit und Exaktheit
Als Frucht seiner ergebnisreichen Studien veröffentlichte er im
IV. Bande der Old- Latin Biblical Texts, Oxford 1897 unter
dem Titel: Portions of the Acts of the Apostles, of the Epistle
of St. James and of the first Epistle of St. Peter from the
Bobbio Palimpsest(s) etc. eine genaue Überprüfung des seither
Gelesenen und eine erhebliche Erweiterung desselben, so daß
damit die 40 Seiten dieser Fragmente bis auf 15 Seiten voll-
ständig oder fast vollständig entziffert waren. Auch von diesen
zuletztgenannten 15 Seiten sind dort 9 stellenweise gelesen.
Ich habe nun gelegentlich dieser Veröffentlichung eine Neu-
koUationierung dieser besonders schwer zu lesenden Texte
verbunden mit einer Überprüfung des bisher Gebotenen vor-
genommen und konnte fast durchwegs die Genauigkeit Tischen-
dorfs und Whites feststellen. Nur an verhältnismäßig wenigen
Stellen glaube ich von ihnen abweichen zu müssen , zuweilen
konnte ich dagegen trotz wiederholter Bemühung Lesungen,
die White als feststehend bietet, nicht mit Sicherheit erkennen.
Auch ist es mir mit Geduld gelungen, an manchen Stellen
noch einiges neu zu entziffern.
Unsere lateinischen Übersetzungsfragmente tragen in der
Textkritik allgemein die Bezeichnung s. Ihre textkritische
Würdigung und ihre Zuteilung zu einem bestimmten Zweige
der Überlieferung ist ziemlich schwierig, zumal die Bruchstücke
der Apostelgeschichte andern Ursprungs sind als die der ka-
tholischen Briefe.
Die Teile der Apostelgeschichte sind frühlateinisch
oder vorhieronymianisch und sind der von Westcott und Hort,
The New Testament in the Original Greek, Cambridge 1881,
Introduction, p. 81 ff. als ,£uropiiische Art' bezeichneten Text-
gattung zuzuteilen, einer Art des frühlateinischen Textes^ die im
4. Jahrhundert in Westeuropa und besonders in Norditalien ge-
Wiener Palimpeeste. 49
bräuchlich war. Die Fragmente der Apostelgeschichte sind
gleichen Ursprunges wie die Apostelgeschichte im Gigas libro-
mm auf der kgl. Bibliothek zu Stockholm (g); doch zeigen
beide heute manche Verschiedenheiten und es bietet bald der
eine bald der andere den ursprünglichen, echten Text der
alten Quelle. Beide sind von der Vulgata stark beeinflußt.
Dieser Einfluß der Vulgata ist noch stärker und vor-
wiegend bei den katholischen Briefen. Gewiß ist der größte
Teil derselben Text der Vulgata, aber ich möchte sie trotzdem
deshalb noch nicht mit S. Berger, Notices et extraits, t. XXXV
(1896) p. 179 und P. Corssen, Bericht über die lat. Bibelüber-
setzungen (Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen
Altertumswissenschaft, Bd. 101, 1899), S. 23 schlechthin ganz
der Vulgata zuweisen, da sie immerhin zahlreiche und wichtige
Abweichungen von derselben enthalten. White, 1. c, p. XXI
möchte diese Abweichungen auf einen spätafrikanischen
Text zurückfuhren.
Auch die Reihenfolge der Texte in unseren Fragmenten
ist zu beachten, da sie nicht die gewöhnliche Reihenfolge der
westlichen Übersetzungen aufweisen (vgl. Gregory, Textkritik
des neuen Testamentes, Bd. U, 1902, S. 848 ff.). Diese lassen
nämlich auf die Apostelgeschichte die Paulinischen Briefe und
dann erst die katholischen Briefe folgen, während unsere
Fragmente an die Apostelgeschichte sofort die katholischen
Briefe anreihen, wie die bei Humfred Hody, De bibliorum
textibus originalibus, Oxford 1705, lib. IV, cap. 4 erwähnte
Moscovitische Übersetzung und die ebendort angeführten drei
lateinischen Übersetzungen, eine Reihenfolge, die sich übrigens
in fast allen griechischen Handschriften findet.
Zeichen der Ausgabe:
A A A A unsichere oder verstümmelte Buchstaben.
• • • •
[....] verlorene oder unerkennbare Buchstaben.
SitznngBber. d. phil.-hiit. Kl. 159. Bd. 7. Abh.
50
VII. AbhandlQDg: Bick.
10
15
20
. .]*acos
.] paulum
]
^
.]
.]
25
NUNC CR[ J NOTUO) faCITC TRI
6UN0 cum CONSlllO[ ]
lUurn ab uos Tacnquam aligujh
CCRTIUS COC[ ]NOS[. . . •]
pRiusquaa)[ IpaRaxi su
(DUS INTCRfICCRC CUfO ü*
[ ] flhUS SOROR
INTRa[ ]IN casTR
[ ] laui
UocaNS auTcof) ab sc paulus u
[ I luue
[ 1
[ ]
[ ]
foL ^P
Act. ApMt
XXIH,
12-17.
^ Die Zahl der UDlesbaren Bachstaben ist nur nngenan sa bestimmen.
' Die rechte Hftlfte des unteren Teiles dieses Blattes fehlt gfinslich, aach
ist diese Seite stark gebrSnnt.
10
20
Wiener Palünpeeste. 51
lUe iQiTUR absurocNS cum buxit ab foi. 58^
Act. Apost.
TRibüNunf) CT aiT- üiMCTus paulus xxm.
[ ]buNC abu
[ ]quib baaeN
TCOX ]
auTco) cn( ]TRt6UNUS se
cessm ]
]Müa)( ]
jCMIt ROQCLI^C
] pauluo) pRo[. . .]
] qUtSITURI CCRTIUS
]ueRo[ ]
btbcRis eis iNSibiQfNJTUR eNio) ex eis
ei uiRi pluRes quabRCLCiNTa gui be
16 uoueRUMt se ipsos Me maNbucerMT
ff ••« •••■•
aUT BlbQNT boisjeC INteRjJICiaNT CiT
VX NUNC paRQTi SUMT expecTQrsjTcs
(D TUUm- IQITUR*
ülisceiMTeo) [ ]
queRexuR [ )
fecisset e[ ]
eNTURIOlNj[ ]
ihres buceM ]
esGReacT)- et equites sep
26 et lANceaRios buceisiTos
18—98.
* Von Zeile 18 an ist das Pergament links stark beschädigt. Die Zahl der
unlesbaren Bnchstaben ist aaf dieser Seite nur unsicher zu eruieren.
4*
52 VII. Abhandlang : B i e k.
1 INÜCIMI [ ] ÜIRUCT) ISTUO) pCST|fC fol. 62'
Aet. Aposi
[ Y xxiy,5-i4
[ ]qüi[. . .]0R6em( ]
[ ]
5 [ ]qUI CT TCODpluCrt )
üiNQRe queoX ]
[ Iquo poTCRis ipsc[ ]
6e onoNiBüS istis cocNosceRc[ ]
• ■ • •
[ ]
10 [ ]
[ 1
[ 1
[ 1
l )
[ )
16 [ J
[ ]
[. ]
[ lex quo( ]
[ 1
20 [. . .]rsiequc in( ]
( jNcque pRoe( ]
[. .]6e quieus imunc( ]
Co[ ]
[ ]
86 t 1
* Die Zahl der unlesbaren BnchBtaben ist nur annähernd beBtimmbar.
Wiener Palimpseste. 53
ita seRüio patRi bo noeo CRcbeiMS foL52^
. Act. Apost.
oa)Mi6üs quac im lece et pROfexis mit.
scRi6ta SUNT speno babCNS a6 bai
quano et isti ipsi spcRaNft rcsurrcc
5 TIONCfD fUTORaCD tUSTORÜCD CT
iNiquoRuno- im boc ex ipse sxubeo
siMc offCMÖicülo coMSciCMXiao) ba
öCRc ab bai' ex bomiMCS sernpeR
Posx QMMOS auxeo) rnulxos clcmosY
10 MOS facxüRus IM qcMxeo) a)eaa>
üCMCRao) ex oelaxiOMCS pacxu
Rus- IM qumus imucmcrumx mc pu
RificaxufD IM xccnplo mom xur^
ea Mcq- cum xü(T)uIxu[ ]cx a
16 sia iut)aci[ ]
xucRQx apüb[ ]cssc ex
accusaRe si quib baeuisseMX ab
ucRsucD a)e[. . .] bic[ ]
q«o[ ]
20 IMUeMeRUMX[ ]
Misi be UMa uoce bQc[ .]
SXQMS IMXCR illos- ouoMiao) be Re
SüRReCXIOMC (DORXUORUm CQO
. lübicoR bobic apux uos-
2ö Oisxülix auxco) lUos pclix ccrxissicdc
scieMS
14—29.
* Diese Stelle steht in ruara. Cum scheint von erster Hand darüber-
geschrieben zu sein.
54 Vn. Abhandlang: Bick.
be bac uia biccNS- cucd* besccNbc foi. &i'
Act. ApoiL
[ ] üfsjus[ ] ab
uos- ei^ pnacccpiT ccnturiomi custo
biRc lUuo) et baöCRC Requiem- ex
6 [ ]???^? ^^ ^"'^ ^'
MiSTRane illi posT aliquot bics autc"
cum abesset pelix cum bnusiUa uxo
Re sua quae eRat lubaea acccRSiit
paulum et aubiit ab co be pibc quae
10 est IN xpö if)ü- bisputaMte autem illo
[ ] et coNtiNeMtia et lub
icio futURO coNteRRitus pelix Res
poNjbit- MUMC uabe tempoRe autc"
opoRtUMO acceRSiam te- simul et
15 speRaNS se pecuNiam acceptuRÜ"
[ ]tcR quob et . pRequeNteR lUiT
acceRSieöat et coNloqueöatUR
cum eo- öieNMio* autem ex
plcto accepit successoRem pelix
20 poRCium pestum uoleNS autem
QRatiam pRaestaRe lubaeis pelix
Reliquit paulum uiNCtum pestus
autem cum ueNisset im pRouiMCicT
post buos bies asceisibit bieROSolY
25 mam a cacRaea* et abieRUMt illum
XXIY 23
* Der erste BuchsUbe dieses Wortes ist etwas grOßer als die Übrigen.
Infolge technischer Schwierigkeiten konnte hier wie im folgenden inner-
halb der Zeile kein großer Bachstabe gesetzt werden.
' Das übergeschriebene sa stammt von alter Hand.
Wiener Palimpeeete.
55
10
16
20
26
pRiMCipes sa[ ]
IN paulüCD [ ]
JRa
.].m[.
•]
•]
.]
.]
.] SCRUaRC [. . .]
]
.]
■]
•]
.]
.]
•]
•]
.]
.]
■]
.]
.]
■]
■]
fol. 51^
Aei. Apoft.
XXV, «-8.
56 VU. Abhandlung : B i c k.
cum ucNisscT aQRippa et eenNice foi. M*
Act. AjwM
cum multa ambmoNc et introi xxv.a-
ISSCtMT IM aublTORIUm cum TRI6U
Nis ex UIRIS pRINCipißUS ciuitaiis lUS
5 SIT pesTUS abbuci paulum [ ]
pesTUS- QQRippa Rcx et omNcs qui
abesTis N06iscum uiri uibetis buNic
be quo uiMiueRsa mulxiTubo lubae
ORum abiiT mc bieRosolYmis ex bic
10 clamaNXcs imon opoRXcx lUum
uiueRe amplius 990 ucro cum
bepRaebcNbissem lUum ex isiibil
moRxe biQNum qessesse boc ipso
auxem appellaNxe auQusxum lu
16 bicaui mmeNbum- be quo quib
ceRXum scRieam bomiNO mon
ba6eo ibeoque pRobuxi lUum
ab uos ex maxime ab xe Rex a
QRippa- ux iNXeRROQaxiONe
20 pacxa babeam quob scRißam im
lusxum eMim mibi uibexuR mixxeRc
• ••■•• • • *
uiMCxum ex eius causas mom siqmi
[ ]autca)[ ]
[ >e 'Pso loqu[ ]
26 [ ]qu» l[ ]
XIVI. 1.
Wiener PaUmpserte.
57
10
15
20
25
cxTCMta a)aMü[ y
ccMS 6e onoMieus qu[ ]
baeis Rex aQRippa aesxicno (dc [. . .]
cüm[ JcipicNS RaxiOMecn [. • .]
]xia)e[ ]
]
]
TCR quob [ ]
]
]
]
]
]
]
]
]
]
•]
•]
.]
.]
•]
.]
.]
•]
fol. 50^
Act. Apott.
XXTI, 1-6.
* Die Zahl der anlesbaren BnehsUben ist nicht sicher bestimmbar.
58
YII. Abbandlung: Biek.
10
15
20
24
[ jTcsTip!cafMs[ y
[ ]cxTRa biccNS qua"
pKOjreTae Iocüti sümt puTURa esse
er ODoses si passi6ilis xpi si pRimus
ex RCSÜRRCCTIONC (DORTUORUm
lUfDCM[ ]abNUMTiaTURUS
]qcivjtiöus[ ]
jRatlONCO) RcbbciMTC
•]
•]
.]
0
•]
•]
.]tis ueR6a[ ]
]
. . . .]eMi(T) IM aiMCülo quic
quam boRum gcsiuo) est CRcbis
Rcx aQRippa pROfcTis scio quia
CRcbis aQRippa auTco) ab pau
•••••• ■•••Fl ff
luo) bixiT IM mobico fD* suabes xp
• •« ••••• mW»
laNiT picRi CT paulus opto
[ ]b[. .]cT IM a)o[. •]co[. .]
[ ]oa)MCS
fol. 4V
Act. Apait.
XXVI,
tt-Sf.
^ Die Zahl der unlesbaren Buchstaben ist nur selten mit Sicherheit fest-
zustellen.
' e scheint yon erster Hand beigefügt in sein.
Wiener Palimpeeste. 59
20
qui aubicRUMT a>c bobie jficri tales foL 4&^
Aofc. Apost.
quahs et cqo süoo cxccptis bis üimcu xxvi, w-
llS- TUNC SURRCXIT RCX CT ICQaTUS
CT BCRfsjicc CT qui scbcBaroT cum lUis^
5 CT ScbciMTCS loqUC6aNTUR a6 IMÜI
ccoD biccNTcs- quia isjibil nooRTc
aUT UINCUllS blCNÜO) QCSSIT f. . . .1
ISTC- aCRippa aUTCCD pCSTO blXIT
bimiTTI pOTÜlT ISTC boODO CX [. . . .]
10 uiiMCulis si fsjON appcUasscT cac
saRcno- CT* cuo) lubicaTuo)
csscT UT iNiauicaRccnus in itgIio"
TRabibiT paulüo) CT alios uinc
TOS CCNTÜRIONII IMOODIIMC lUllO
lö CObORTIS aUQUSTaC- lfMTR[. . .]
auTco) NauccD abRacDCTiMo"
quac iNiauicaTURa cRaT im osiac
loca isiauicaüicDUS- crqt auTc"
MOBiscm* aRiSTGRcbüs cnaccbo
TCSSalOMICCNSCS- scquciNJTi auTc
bic bcüCMimos siboisjcm- ct bu
(DQMC QQCMS lUllüS CUO) pQülO
pcRODisiT [.]i ab amicos* irc ct
24 CURGO) SUI babCRC- CT Ilsjbc
XXYU, 4.
^ Die Silbe is von Ulis steht in runra.
' Der erste Buchstabe dieses Wortes ist etwas größer als die übrigen.
' Das übergeschriebene u scheint der ersten I^and anzugeh((ren , wenig-
stens sprechen die gleiche Tinte und derselbe ductus für diese Ansicht
^ Die Buchstaben icos stehen in rasura.
60 Vn. Abhandlung: Biek.
pROfCCTI [. . .] NQÜICaülCDUS CYpRUO) foL iV
Art. kfoti.
CO quoö ueiMii csscmt aöucRSi ct pRO xitd.
QRcssi IN roaRe quoö secuNÖucn cili
ciam csT CT pampYliao) crsiauicas
5 sccnus bcüCMicnus IVTRacn* quac
est llSiaC CT tlMUCNIT 161 CCMTURtO
isiauccn alexaiMbRiMao) MauiqaNTc"
IN iTaliam ct iNposuiT nos in cq« ct
cum noulTis öicßus tgröc Nauiga
10 RCODUS CT ÜIX beüCNICDüS CU(Y) UCNTI
• • ■ • •
CSSCNT CONTRaRll[ ]*
[ ]
[ ]
[. ]
16 mus in[ ]
60NipoRTUS lüXTa quos [. . .] Clül
TOS Talassa[ ]
TC(DpORc[ ]
TüTQ NauiQaTio[ ]
20 quob CT ieiüNIU(D[ ]
boRTaeaTUR cos paulus öiccns eis üiri
üibco quiQ cüO) iNiüRia ct cdüIto
bcTRIOOCNTO NOn[ ]
24 CT NQUis scb CTiaa>[ ]
4— la
^ Dm flbergeschriebene s gehOrt scheinbar der Hand des Schreibers an.
* Die Zahl der anlesbaren Bachstaben läßt sich nar annähernd angeben.
Wiener Palimpseste. 61
pit[. . .] NOSRQ NaülCaTI0[. .]CCM foL 47'
Act. Apost.
TURIO aUTCO) QUBCRNaTORI CT (Da XXVII.
F'
QiSTRO MQUis CRcbeBai quod) bis
quac a paulo biccBarsJTUR ct qia*
MOiM CRQT aptus poRTUS ab bicmo"
bUfO plURCS [.]a6UeRUfMT* COMSlluT
üT cleuQRCNT iNbe si quomobo
pOSSCNT bcpORtatl IN fCMICC" biccDa
RC IM IlTTORC CRCiaC- RCSpiCICNTC"
10 coiNjTRa afRicum ct contrq cboRöT
laiMTc auTccn qustro cxiSTinoaNTcs
pROpOSITÜCn COMSlllUO) sc TCMUISSC
clCÜQMTCS bc aSSO SübIcQCBQMT CRC
Tarn- bcscctsjbiT qütc" uc^s!Tus
16 ucbcoDCMS TYpboMicus qui ÜO
caTUR cüRoaquilo ct cucn qb
RCpTQ CSSCT NQÜIS MCC pOSSCT RC
SISTCRC UCNTO laXüNTCS fCRC
BQODüR INJ MSulacD* auTccD quo"
20 bam bccuRRCNTCs quac uocaTUR
cauba üix ualüicDüS oötimc
RC scafao) qua suelaTa abiUTo
RIIS UTCBaNTUR SUCCINQeiNJTCS
• • • • •
24 roauccn- ct tkdcmtcs mc im syr
■
TIS
10—17.
^ Du a scheint Tom Schreiber beigefügt za sein.
' Vor abaemnt stand noch ein Bachstabe, vielleicht hieß es: habnernnt.
* Es steht ganz deutlich nnr nsulam hier, ebenso wie in der ersten Zeile
nosra, in beiden Fällen ohne Sparen von Korrekturen.
62 VIL Abhandlang: Biek.
itMCibeRctMT beposiTis üelis pCReBatM tolip
Act kf^
TUR- CT CÜO) ÜCbcmCMTCO) faCCRC IlTü,
(Dus TccnpeSTQTccD sequcMTi bic lac
TU(Y) pacieeaNT- ct TCRTia bic coaNi
6 6US SUIS aRcnaTURao) nquis pRoic
ccRUMT IN noQRe Ncq- Sole Ncq- STcllis
appaReNTißus peR oduItos bies- ct
bicmc ac TcmpcsTaTc Mimia* pcR
seueRaNTe lacn ampuTaeaTUR
10 spCS OmiMIS llßeRQNbl NOS- CT cu"
lao) biu siNe cieo csscmt tumc stos
paulus IM mebio ipsoRum aiT* opoR
TUCRQT qUlbeO) UOS 06eblRl' CRC
bersjTcs cnibi mom isiauigaRe a crc
16 Ta CT lUCRQRI baivJC IMIURiaCD CT bc
TRICnCNTUCD CT MUNC qUlbcO) SUQ
bcO U06IS 60N0 aNICDO cssc acDis
10 CNicn MuUlus aNimac crit
b ,
ex U06IS MISl TaNTUO) MQUIS- üSTr
20 TiT efMioo (Dibi bac moctc qmcc
luS bT CUIUS SUCD CT CUI bcSCRUlO
biccNS- Moh TimcRC paulc qm
TC CaeSGRCO) TC OpORTCT STaRC
24 CT eCCC bOMQUIT TIBI bs OfDNCS QUI
17-14.
* Vor DimU befindet sich eine Rasnr.
' Der übergeschriebene Buchstabe stammt anscheinend Yon erster Hand;
dactns and Tinte sind gleich denen der ersten Hand.
Wiener PalimpeeBte. 63
Tccuno NauicaNT[ ] fol. 78'
_ Act. Apost.
60N0 aiNJIfDO eSTOTCl 1 IXVII.
MIO) bto qüia[ ]
buo) locuTus est mibi im insu
• • •
6 lao) CM ICD quarsibaa) opoRtcr
MOS 6CÜCIMIRC[ J
bericna mox pacta essetf 1
xaRcnouR im baÖRia- ciRca me
biacn MOCTis suspicaeaMtUR Mau
• ■ • • w
10 xae RcsoMaRe siöi quaMbano rc
giOMcm [ ]c[.] a)isc[. . . .] 6o
[ ] IMUCMCRUMT pOSSUS
[ JalTiTubiMcm et posx
püSiUüO) iTCRücn lacraueRUMT
16 ßolibecn CT IMUCMCRUMT passus
quiMbccino tichcmtcs auTcno
MCCU6I IM aSpCRa lOCa IMClbcRC
(DUS bc puppe miTTCMTCS aM
cboRas quaTTUOR ct [ ]
20 TUR bicm FtcRi- MauTis au
TCO) quaCRCMTI6US pUQCRC
bc Maui- CT laxaMTibus sca
pacn IM (DaRc occasiOMcro
24 quacRCMTcs Tamquao) a pRORa
M- 30.
64
Vn. Abhandlung: Biok.
10
16
20
25
[ l^l^^M*^*' ^'^'^
paulUS CCNTURIOMI et (DlllTIßUS
MISI ISTI IN NQUI OOGNSeRINT UOS SQI
Ul CSSC MON pOTCSTIS« TÜNC pRO
TINÜS mtllieS pRaCClbCRÜMT fUfsJCS
scapae et bicniscRUNT illacn ex
cibcRe[ ]6ics[ ]
V
■1
]
J
•]
fol. 99'
30-S7.
^ Die Zahl der nnlesbaren Buchstaben ist nur annlhenid festsnstellen.
Wiener PalimpBesie. 65
[ y fol. 6&^
P - Aet. Apott.
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
10 [ ]ofMes cüöCRNaculo [ ]
[ ".".' 1
[ ]TCM6ceaNt ab Iitüs[. . . .] cuno
iNCibisseiMT IN locua)[ ]
[ ]
15 iNpeceRüNT[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ .]
[ ]
[ 1
[ ]
[ ]
XXVII.
SS—U.
^ Die Zahl der uoleBbaren Bachstaben ist nicht genau bestimmbar.
8itsangib«r. d. phil..hiat. Kl. 169. Bd. 7. Abh. 6
66
Vn. Abbandlnng: Bick.
10
16
20
24
]CTÜR Ct[ ]*
]
]
]
]
JflMos^aro [ ]
.IcT Reliquos[ 1
1
]
]
I . . .]6ua) qü[ • .]
]
]
j
]
]
]
1
] PR0PTCR[ ]
1
•]paulus[ ]
]
]
]
foL48'
Act ifMt
XITII,44-
XXTIiI,3
^ Die Zahl der nnlesbaren BuchsUbeii ist nnr ann&hernd sa beatünraen.
Wiener Palimpseste. 67
UT UlbCRUNT aUTCm r 1* fol. 48^
■ • • • • L J
Aot. Apost.
TCO) eesTiao) oc maNU cius ab in xx?iu,
uiceoo feiccöciMT uT|guc bic boa)o
bonoiciba essc[ ] quem liöc
5 Ratuo) öe roGRi cquitos uiucRe
MON pCRCniSIT- pauluS ÜCRO
excussa Bcstia in iqnco) Nibil pa
TieeaTüR cnali scb illi[ ]
CUO) INTUmcSCCRC aUT SU6IT0 ca
10 bcRc (DORTüum- cumquc* biu
• • • • I
eXpCCTÜRCNT et UlbCRCNT [ ]
Nibil [. . .] mall coNTiQCRe [•...]
[ ] biceeaNT esse bcu
r. . . .lauTcm qui inF 1
16 TUR- eRQNT pRacbia[ ]
[. .] pRINCipiS [ ]
[. . .] NOS SUSCipiCNS [ ]
[....] BCNIQNC b0SpiTI0[ ]
CoNTiQiT auxem pa[ ]
20 6RIBUS et bYSCNTCRIO UCXClTUm
laccRe- ab quem paulus iNTRauit
ex cum oRassex ex iNpoeuissex ei ma
NUS [ j
24 omNes qui in iNf. . . .] ba[ ]
4—».
^ Am Ende der Zeile findet sich eine größere Beschädigung des Per-
gamentes.
' Der erste Buchstabe dieses Wortes ist in der Handschrift großer als die
übrigen.
6*
68
VII. Abhandliing: Biek.
10
15
I
M
20
.]
.]
•]
•]
•]
.]
.]
■]
.]
•]
•]
0
24
]lNbc* CU(n aübl[ JfRQTRCS
."••.'.* ]
]
]
]
]
]
CÜO)* uc[ ]
[ ". ]
foLU«
um,
Ifr-lC
' Die Zahl der nnlesbaren Bnchstaben ist keineswegs sicher festsostellen.
* Der erste Bncbstabe dieses Wortes ist in der Handschrift etwas grSßer
als die anderen.
Wiener Palimpseste. 69
CUST061CMTC CO cniliTe FacTücn est foL44'
. . Act. Apost.
auTccn posT oics trcs com üit* iü xxvm.
baeoRUO) pRtoRcs qui ut conücnc
RUiMT coMfCReeat cuno eis öiccns«
6 Cco uiRi fRaxRes cum Mibil comtrq pleee
pecissem Neq* contrq odorcs paxRios
UIMCTUS a6 blCROSOlYODlS TRQblTUS
suo) IN marsius RomaMORum qui post
quam me iNTCRROcaueRUMi uole^aNt
10 bimiTTCRe CO quob Nullam causam
mORTIS CSSCT IN mC« CONTRablCCN
TI6US autem lubaeis coNpulsus sum
appeüaRe caesaRcm non taNqucT-
qcNTcm mcam baecNS aliquit ac
16 cusaRe pRopreR baNC crco cau
sam Rocaui uos uibcRc et alloqui
pRopxeR spem eNim iSRabel caxbe
Nam baNC poRXO* ab illi ab eum
bixcRUNT* Nos Ncque lincRas ab
20 ucRsum Tc accepimus a lubaea
Ncq- ucNiCNS quisquam fRaxRum
NUNXiauix aux locuxus esx aliquix
be xe male- posxulamus auxem
24 a xe aubiRe quae scnxis be baeRese
Nam
16-12.
' Die Buchstaben uoca find infolge einer Beschädigung des Pergamentes
ausgefallen.
70 Vil. AbhandlaDg: Biek.
bac MOTum est nobis quoNiam uBiquc foi.*«'
Act. A; ,t
CONTRabiCITUR* CT* CUO) STGTUISSCMT . MVi:
lUi bicm ueNCRUNT ab cum in bospi
TiüCD pluRcs quieus expoMceai tes
5 TipicaiMS RcqMüO) br« suabcöatq-
illos bc iRü ex Icqc mosi et pRopeiis
a (DQMC usque ab ucspcRacD- qui
bao) ex eis CRcbeeaNT bis quae
biceeaMTüR- quibaro ueRO non crc
t • • •
10 beöaMt- CT bissoNaisiTcs ab iinjüicc"
bimiTTCöaMTÜR blCCNTC paulO ÜCR
6U(D UMum- ecNC spi sei locutus est
pcR esaiacD pRopeiao) ab patRcs
uesTROS biccMS* uabc ab populurn
15 isTum bic auRc aubms* non
irsJTCllcCCTIS« CT UlbCMTCS Ulbc
CT fsJON UlbcölTIS- IMCROÄSaTÜOf)
esT cfNJicn COR popuh buius[. . . .J
CT ClaUSCRÜfNJT [. .] aUR[ ] CT 0
20 culos suos bcQRauaüCRUNT NC q'ucT
bo üibcaNT ocülis CT aüRi6us au
biaNT CT CORbe INTCllCCaNT CT CON
UCRTaNTUR CT[ ] COS- NO
24 Tum CRQO SIT U06IS quoNiao)
»-2S.
^ Der erste Buchstabe dieses Wortes ist im Originale etwas größer als
die übrigen.
^ e scheint von erster Uand tibergeschrieben zu sein.
10
Wiener Palimpseete. 71
1 [ ] loL 56'
P - Act. Apost.
[ J XXVllI, 28
bis zam
paulüS auteo) pcR ßicNMiucn to sehiDfl.
TÜO) IN COlvlbüCTÜ suo maMCNS
6 RCCipiCBat OCDMeS IMTROeUNTCS
ab sc aÖNüMTiaNS rccnüoo 67
CT öoccMS bc ib"u xpo *
cum OOONI COMPcbCNTia
• • • • 9 9 •
MCmiMC pRobiecNTc
expliciT ImeR
• •• ••••■
ACTÜUO)
ApostolOKUcn
• • • • •
iNCipiT epistuU
• • • •
lAcobr
• • •
^ In Zeile 7, 8, 9 scheint außer dem Angeführten nichts mehr bu stehen,
ebenso nichts zwischen nemine and prohibente in Zeile 9.
' Die Schlnßschrift: explicit etc. ist sehr schwer zu entziffern. Ich gUnbe
nach dem , was ich sehen kann , die Schlußschrift in der angegebenen
Weise und Reihenfolge geben zu müssen. Außer der wiedergegebenen
Verzieruug waren noch andere angebracht, die sich aber nicht mehr
rekonstruieren lassen.
72 VU. AbhandlQDg: fiiek.
1 laco6üS * bNi ibU xpi scruus '«l*^
• ^ Bputhc
Pe 1,1-»,
CIO)* TRIO quac sunt im oisdcrsionc
saluTcm- ocDNC cauöiucn cxisti
• • • • V
maTc pRaTRcs foci- curo in Tcmp
5 TQTIONieUS UQRIIS INCIÖCRITIS- SCI
cNTcs quob pRoeaTio fibci ucsTRac
paTICNTIQO) OpCRaTUR« paTICNTItt
auTco) opus pcRpccTum babeaT
UT SITIS pCRfCCTI CT INTCQRI IN NUl
10 lo bcficicNTcs- si' quis auTcm
uesTRum iNbiQCT sapieNTiae pe
TQT a bo qui 5aT ocdnibus aeuN
barslTCR CT NON INpROpCRQT CT
bgefTUR ci* posTulcT auTco) in
15 pibc Nibil bacsiTQNS qui cnio)
bacsiTaT assimiclcTUR UNbac
• ••• •••••
[ ]ri quac a ucnto mouc
TUR CT CIRCUmpCRTUR NON CR
Qo csTimcT bomo illc quob accipi
20 CT a bNO- uir' buplcx aNimo
INCONSTQNS IN 0(DNI6US UIIS SUIS
ClORICTUR aUTCO) fRQTCR bUfOl
lis IN cxalTQTioNc sua biucs au
24 TCO) IN bumiliTaTc sua quoNiam
^ Zwischen Jacobus und dnt und zwischen trib and quae der folg^enden
Zeile ist ein Loch im Pergament.
' de scheint von der Hand des Schreibers beigefügt sn sein.
' Der erste Buchstabe dieses Wortes ist im Originale etwas großer als
die übrigen.
Wiener Palimpseste. 73
1 SicuTi plos faCIMI TRa ^ fol. 72^
Epift. lao.
est CNio) sol cüO) aRo i. lo-n.
fCCIT paCNUCT) CT flOS CIÜS bcCiblT
CT becoR üuItus cius bepcRiT ita
6 CT blUCS IM ITINCRIBÜS SUIS (DaRCCS
ciT. BEATUS UIR QUI SUFPERT TE
TGTiONcm quia cucn pROöaTUS fuc
RiT accipicT coRONam uitqc qua"
RCpROmiSIT bs blllQCMTIBUS SC-
10 [NJenio cum TcnipTGTUR bicaT quoMid"
a bo TCnopTGTUR* bs* CNIO) irM[. .]
TGTOR maloRuof) csT- ipsc aUTCfO
McnoiMco) TcmpTaT- UNUsquis
quc ucRo a cocupisccNTia sua aes
16 TRGCTUS CT InIcCTUS- TUNC* ^ONCU*
pisccMTia coNcc^Ta paRiT pccca
TU(T) UCRO CUO) CONSUmniaTUCD
fUCRIT QCNCRQT ODORTCO) NOll
TC ITaqUC CRRaRC fRQTRCS (DCI
20 bilccTissimi o(DNC baTUCD op
TIfDUm CT OnONC bONUCn pCRfCC
TUO) bcSURSUCn CST bcSCCNbCNS
a paTRc lumiNum apub cfuccn
24 isJOM CST TRaisJSCDUTaTIO NCC Ul* XIIII^
• • ■ • •
^ Der letzte Teil der ersten beiden Zeilen ist durch eine Beschädigung
des Pergamentes ausgefallen. * Der erste Buchstabe dieses Wortes ist
großer als die übrigen. ' Das c scheint yom Schreiber beigefügt zu
sein. ^ White glaubt, wohl infolge der Lücke im Texte, es sei noch
eine Zeile rorhanden gewesen ; ich kann keine Spur davon finden und
glaube, daß der von White in Zeile 25 vermutete Text durch einen
Irrtum des Schreibers ausgefallen ist. ^ Die Quaternionenzahl XIIII
ist stark ausradiert, am besten ist noch X zu sehen.
74 VIL Abhandliing: Bick.
1 UolüMTaRiae ccNCRauix nos ucrbo fohiv
Epiit Uc
ucRitaTis UT simus initiuo) aliquib i m-js
CRQCQTURaC CIUS« SCITIS* fRaxRes
niei bilccTi SIT auTco) ocdnis bomo
6 ÜClOX ab QUÖlCMbUfD xaRbüS auTc"
ab loqueMbücn et taRbus ab iRa
cuisibiacn iRacuNbia cnio) uiri iüs
TITiaO) bl NON OpCRaXUR pROpXCR
quob aeicicMTcs ocdnco) iNOOUMbi
10 Tiao) CT aßUNbaMTiao) nialiTiae
IM rnaiMSueTubiNe suscipiTe insitiT
ueR6U(T) quob poTcsT saluaRc aiMi
(Das ucsTRas- cstotc* auTccn
pacTORes ueR6i eT nom aubiTORcs
16 XaMTUO) pallCMTCS ÜOSCDCTipSOS
si quis aubiTOR esT ueR6i eT mon pac
TOR bic acsTimaeiTUR üiro comsi
beRaNTi uuItuo) NaTiuiTaTis so
ac IN spcculo- coMSibcRauiT cisir
20 SC CT aeiiT ct STaTim obIitüs cst
qualis pucRaT- qui* auTCfO
pCRSpCXIT IN ICQCCD pCRpcCTCT
lieCRTaTIS CT pCRCDaNSCRIT NON
aubiTOR oßhüiosus pacTus scb pac
26 TOR OpCRIS biC ecaTUS IN paCTO SÜO
CRIT
' Der erste Buchstabe dieses Wortes ist in der Handschrift etwas großer
als die anderen.
Wiener Palimpseste. •^
1 Si quis auTcm putat se Religiosum es fol. 7i'
Epist. lac.
se NONJ RCfReNaNJS liNQuam suacn i.86-n,5
seb se6ucers!S cor suum buius uaNa
est Religio Religio muivjba ex im
5 noaculata apub bm et patRcm
Daec CSX uisixaRe pupillos ex uibu
as IM XRi6ulaxiONe eoRuno lo)
maculaxüO) se cusxobiRe ae boc
saeculo- pRaxRes^ cnei Nolixe
10 IM peRSOMaRum accepxiOMe baee
Re pibeo) bMi ibü xpi qloRiae ex
eMim si iMXRoieRix im coMueMXUOD ues
XRum uiR auReucn aMMulum baeeMS
IM ucsxe cQMbiba- iMXROieRix^ auxeo)
15 paupeR IM soRbibo baeixu ex iMxeM
baxis IM eufo qui iMbuxus esx uesxe
pRaeclaRG ex ei bixeRixis xu sebe
bic BeMe paupeRi auxem bicaxis xu
sxa lUic aux sebe sub scaBiUum pebCT
20 eoRiT MOMMe lubicaxis apub uos
niexipsos ex paai esxis[ ]
ces[ ]
/\ubixe fRaxRes mei bil[ ]mi mom
m[ ]iM boc muM
26 bo[ ]ex beRebes RegMi
^ Der erste Buchstabe dieses Wortes ist in der Handschrift etwas größer
als die anderen.
76
VII. Abhandlang: Biek.
10
16
20
26
cMtiam opp^
MT uos ipst ei TRabuMT (JOS ab lu
la MONMc ipsi elas^emarMT 5o
NUO) NOCDCN qyob iNUocaTUcn est
supcR uos si lacDeN legem peRpicixis
Recalem secuNbum scRipiuRas
lllQCS* PROXIODUO) TUÜO) SICÜT TC ipSU"
ßersie ^acitts- si aurecn peRSOMos
accipiTis peccQTUfn opeRaniiNi Re
baRQUTi a lege gyasj TRarsJs[ ]
Res quicumquc cni(T)[ ]
seRüaucRiT[ y
UNO[ ]
CNIO) bl[ ]
.]
]
•]
■]
■]
f #L 43**
Spatfat.
^ Dieses Blatt ist stark beschädigt, besonders oben nnd recht« anten. Die
zwei ersten Zeilen sind ganz, die dritte zum Teil weggefallen , ebenso
die ersten Buchstaben der vierten und fünften Zeile. ' Das große D,
das über den Rand hinausgerückt war, ist durch Beschneiden des Per-
gamentes weggefallen. ^ Die Zahl der unlesbaren Buchstaben ist
nicht immer mit Sicherheit festzustellen.
Wiener Palimpeeete. 77
1 fol.42»'
Epiit. lae.
UTe n, i5-s3.
ICFaCICDINI NON bebCRITIS aUTCO)^
5 quae MecessaRia sunt corporis qu
CRH* sic^ er pibcs si non baeex o
pcRa (DORTüCL CSX IN sca>cTipsa[, .]
seb bicit quis tu fibe baees ex eco ope
Ra baeeo osxeNbe mibi fibeo) xuäT
10 siiNie opcRieus ex eco osxeiMbao) xi5i
ex opcRibus cneis fibem (Deao) xu
CRebes quia onus esx bs eersic p[. . .]s
ex baecDOfsies CRebuMX ex coMXRe
« •
(DescüNX- uis* auxem scme o[. .1
16 000 ifsiaNis quoMiao) fibes siMe ope
RI6US oxiosa esx- aeRabao) pa
xeR NOSxeR mon ex opeRieus tusxi
fi XUS* esx opfeRCNS isaac pifiuo)
'^ R alxQRe uibes quoMiao) pibes
20 eRQXUR opeRieus lüius ex ex
I6US fibes coMSummaxa esx
plexa esx scRipxuRa biceNS-
bibix auxeo) aeRabam bö
pumxuo) esx illi ab lusxixiäT
25 mtcus bT appellaxus esx
* In der vierten nnd fünften Zeile sind die leisten Buchstaben durch Ab-
bröckeln des Pergamentes weggefallen. Ebenso sind die swei ersten Zeilen
Tollständig nnd die dritte größtenteils abgefallen. ' Der erste Buch-
stabe dieses Wortes ist etwas größer als die übrigen. ' Das überge-
schriebene m ist in sehr ähnlichem Ductus von alter Hand nachgetragen.
* Die Buchstaben ca vor tus sind durch ein Loch im Pergamente ver-
loren gegangen. * Von Zeile 1 9 bis 26 ist der Anfang der Zeile infolge
Beschädigung des Pergamentes weggefallen.
78 VII. Abhandlnn^: Bick.
UCTIS'
ib quoNiaro ex opcRious iusti^icqtur bo fol.«'
EpUt. hL
(DO CT MOfNj ex pibe TaNTUO)- sicnili ir. 2*-
III, 5
TCR autem et Raab oocRexRix
• • •
NONfNje ex opeRieus lusTipicaia
6 est suscipieiMS nuntios et ex alia um
eiCieNS SICUT cmicd coRpus siNe spiRi
TU ODORTUUO) eST ITQ et Pibes sifsie o
peRi6US ODORTua est* Molixe^ coul
Ti ooaQiSTRi fieRi fRaxRcs (Dei scieN
10 tes quorNtiaoD maius lubicium sucni
[. «Jis IM (duItis ersiino offCNbimus
ocDMes- si quis in ueR6o non opfeiM
biT bic peRpecTUS est uir poTCNS est*
cTiacn pRCMO * ciRCunibuceRe to
16 tum coRpus- sr autem cquoR"
pReNG IN oRa cninimus ab conscn
TICNbuOf) N06IS et 0(T>NC CORpUS
illoRuoD ciRCumpeRiODus ecce nq
ues cum macNae sint ex a ueNXis
20 UallbiS UTQNTUR CIRCUmpeRUNIUR
a mobico cuBeRNGCulo U6i in[. . . .]
blRIQeNTIS UOlUIT* ITQ et llNQUa
mobicum quibem memöRiT est
et maqNa exaltat- ecce quaNtus
525 iQNis quam magNÖ" silua iNCCNbit
* Ursprünglich begann die Seite mit Quoniam, wobei Q groß geschrieben
war. Ans dem großen Q wnrde darch Ausradieren nnd Korrigieren ein
kleines q gemacht nnd Uidetis davorgesetzt. etis stammt wohl von erster
Hand. * Der erste Buchstabe dieses Wortes ist etwas großer als die
übrigen. ' s und t stehen in rasnra. * Nach freno sind zwei Buch-
Stäben ausradiert. ' Die Hochstellung des u scheint ron erster Hand
aus Raummangel vorgenommen worden zu sein.
Wiener Palimpseste. *9
1 [ ]^ fol. 48^
Epist. lac.
quiiaxis liNiQua c[ J m. e-is.
[ ]9^^^ [ ]
coRpus CT iNplamf ]
[ ■."■■...." ]
[ ]
[ JuolUCRüO) CT[ ]
[ ■.■.■;....:..]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[. ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
«<» [ ]
' Die Zahl der anlesbaren Bachstaben ist nicht immer mit Sicherheit
festinstellen.
80 Vn. Abhandlung: Biek.
20
<T
TCO) lUSTITiaC IM paCC SCODINQ
TUR pacicNTieus pacco)' et* un
be eella ct Iitcs im uoeis- mon
NC biNC ex CONCUpiSCCMTIIS ÜCS
TRIS qUC* (DllltaNT IN COCfDÖRIS
UeSTRIS CONCUpiSCCNTCS CT NON
26 baecTis occibiTis ct zcIqtis
IT.l
INTCR ÜOS OSTCNbaT CX ßONa CON UIU'
Eiüt. be.
ÜCRSaTIONC OpCRaTIONCO) SUaO) 111,13-
iN cnaNSüCTubiNc sapiCNTiac-
uob si zcluo) amaRUO) boecTis ct
CONTCNTIONCS IN C0Rbl6US UCSTRIS
NOllTC ClORiaRI CT (DCNbaCCS CS
SC abUCRSUO) UCRITaTCO) NON
csT iTQ^ sapicNTia bcsüRSucn bcs
ccNbcNS scb TCRRCNa aNiooa
10 lis bia60lica ü6i cnio) zclus ct
CONTCNTIO 161 INCONSTQNTia CT
ocDNc opus pRauuo) quac au
TCO) bcsuRSucn CST sapicNTia
pRicDum qubco)* pubica cst bciN
15 bc pacifica (DobcSTa suabißilis
plcNa ooiscRicoRbia ct pRuai
6US 60NIS NON lUbiCaNS SINC
sioiulaTiONC- pRUCTus* au
^ Der übergeschriebene Buchstabe stammt höchst wahrscheinlich you erster
Hand, jedenfalls Yon sehr alter Hand.
* Der erste Buchstabe dieses Wort<*8 ist im Originale etwas größer als
die anderen.
Wiener Palimpseste. 81
1 ex MON potesTis abipisci- lixigaTis foi. 54'
EpiBt. lae.
CT BclliQeRaxis ex NON baeexis iv. 2-10.
pRopxen quob nom posxulosxis^
pexixis* ex njon accipi' xis co quob ma
6 le pexaxis ux in coNCupisccNixiis ucs
XRis iMSumaxis* abulxeRi Niesci
XIS quia aniicixia buius muNÖi
iMiroica esx öi- quicuniq* eRQO uo
lueRix acoicus esse saeculi buius
10 IIMICDICUS bl COMSXIXÜIXUR- ÜUX
puxaxis quia iNGNixeR scRipxuRa
bica ^x ab iNüibia^ coMCupiscix spi
bs[ ]iN [ Y (naioReo)
auxeno bax QRaxiao) pRopxeR quob
15 bfcfx bs supeR5is Resisxix bumi
I16US auxeno bax CRaxiacn*
^uobixi iQixuR esxoxe bo Res[ ]
auxem biaeolo ex f[. . . .]x a uoeis
abpRopiaxe b^o ex [.]bpRop[. .]qua
20 uix U06IS enourvjbaxe (PaNUS pec
caxoRes ex puRificaxe coRba bu
[ ] s«i[ ]
ex [ ]risus [ ]iM
lucxum con[ ] qaubiuo)
26 in[ ] bu[ ]mi
' Hinter postalastis befindet sich eine Rasur Ton 2 Bachstaben. * Über
dem t in tis befindet sich eine Rasur, so daß ursprünglich ein s statt des
t dort gewesen m sein scheint. * Zwischen i und t scheint ein e aus-
radiert zu sein. * Zwischen a und t ist eine Rasur. * m ist Ton alter
Hand beigefügt. * Im Anfange der Zeile befindet sich eine Rasur. Die
Worte qui habitat in uobis, die White hier liest, mOchte ich bezweifeln.
SitsQDgabar. d. pbil.-hlrt. Kl. 159. Bd. 7. Abh. 6
82 VIL Abbandlnog: Biek.
1 IM COMSp[ ] foL 4»^
IlTC [ J pRGTRCS lv,io-T.:
qui bcTRabiT fRQTRi auT qui lubicat pRa
TRcrn suucD beiRabiT legi ex lubicai
6 IcccfD- si auTCO) lubicas Icccm mon es
facTOR lecis seb lubex umüs est Icqis
latOR et lübex qui poiest pcRbcRc
CT lißCRaRC- TU^ auTcm quis es qui lu
bicas pRoxicDüO) ecce mumc qui bici
10 TIS bobte auT CROsiiNum leicous in il
lam ciuiTatccD et paciccDUS quibeo)
aisJNUfn CT (DeRCGÖlfDUR eT lUCRtT*
faciecDus qyi icnorcltis qui[ ]
u[, . . .] IM CRaSTiMum quae cmio) cst
Iß uiTQ ucsTRC- uapoR CST ab (DobicCr
paRCMS CT beiMCCpS CXTCRCpiMaTüR
PRO CO ÜT biCaTIS SI bMi UOlUCRIT CT
uixcRimus paciccDus boc auT lUub
SciCMTl IQITUR BOMUO) pGCCRC CT MOM pOCI
20 CMTI PCCCGTUO) CST lUl* QCITC^ MUMC
biuiTcs ploRGTc ulülaMTcs IM misc
Riis quae abucMicMT uoeis biumac ucs
TRQC pUTRCpaCTaC SUMT CT UCSTKDCM
TQ UCSTRa a TIMCIS co[ ]
26 aURlT CT aR9CM[ ]CRU[. • . .]
UIT
^ Der erste Buchstabe dieses Wortes ist in der Handschrift etwas größer
als die übrigen.
' Über Incrn scheint nachtr&glich noch etwas eingefügt worden an sein,
was aber dann wieder aasradiert wurde.
Wiener PalimpBeste, 83
1 CT eRUQO eORUO) IN TCS[ ] fol. 4»^
Epist. lac
uoöis et (oaMbucaeiT cqrmcs uesiRas v.s-n.
sicuT iQNis tbesauRizastis in nouissi
(Dis Öie6üs eccc CDCRCCS OpCRQRIORU"
6 qui (DCSSUCRUNT RCQIONCS UCSTRaS
qui fRaubaius est a uoeis claroax ei
clarnoR ipsoRum in auRcs 6FT1 saeaoTb
iNTROiuiT aepulati cstis supcR tCRRd"
CT lucuNbati esTis cnutristis coRba
10 uesTRa IN bicco occisionis abbixis
TIS OCCiblSTIS lUSTUCO NON RCSTITIT ÜO
BIS* aequo gnicdo eSTOTe pRa
TRcs ab abucNTucT) biNii- ecce aQRi
cola expccTaT pRacTiosum fRUCTU
16 TCRRac aequo aNimo peRCNS bo
Nee accipiaT TefDpoRa[ ]
TINUfn[ ]
coNpiROoaTe coRba uesTRa quoNicT
abueNTUS bNi abpRopiNquauiT noIi
20 Te iNQemesceRe pRaTRes cnei in al
TeRUTRum UT NON lubicecDiNi ecce
• ■ • • •
lubex aNTe laNuao) absiSTiT exeo)
pluno accipiTe pRaTRes[ ] cnali
laBORis[ ]qui lo
26 CUTl[ ]
6»
84
VII. Abbandlang: Biek.
10
15
20
26
qui[ y 106
aubiSTis CT p[ ] quoN|aa>
miseRicoRs[ ]
QNte onoMia pRaTRcs mei moIitc iu
RQRC Mcq- pcR cacUio) [ ]
»^cqucC ]
]
]
]
]
]
]
CRaT[.
■]
.]
■]
•]
.]
.]
.]
.]
.Jcncfsises scx[. .]
. . .JcaclüO) bcbiT
. . . .JfRUCTU SÜU-
•]
.]
fol. 74^
V. 11-1*
* Die Zihl der nnlesbaren BnchsUiben ist nkcbt immer genaa anzag^ben.
* Das m scheint aus Raammangel (am Zeilenende) von erster Hand über-
geschrieben worden su sein.
10
f
Wiener Falimpseete. S5
RaiRcs mei si quis ex uoeis cRRauiT a ue fol.74^
_ Epiat. lae.
RliatC CT COMUCRTCRIT qUISqUIS CU V. 19-TOu.
Epitt. Petr.
sciRc ocBCT quoNiao) qui COMUCRTI I.i,i--1.
fCCCRIT pCCCQTORCm QB eRRORe ülttC
suac salüCT aNJinoam eius a ooortc
CT coopcRicT mulTiTubiNccn pccca
TORUm-
<3
exp- epiSTulA
lacoBi
INC- epiST- peTKI- •!•
\xx\\\xx\xxxx\xxxxxxxxx\xxxx^
ÜETRUS APOSTOLUS ibü xpi clccTis
abüCNlS biSpCRSIONIS pONTI QalaTi
15 ac cappaöociac ct asiac ct by
TiMiae sccuNbuno pRcscicNJTiacn
bi paTRis IN scificaTioNcm spi in
oBScquium ct in spaRSiONco) sqn
QUINIS ibu Xpi- CRttTia* ÜOBIS
20 CT paX OOUlTipllCCTÜR- BCNCblC
Tus 6s paTCR bNi N ibu xpi qui sc
CUNbuO) (DaQNaOf) ODISCRICORbld"
suaof) RCQCNCRauiT Nos spcm
PCR RCSURRCCTIONCCD ibu Xül CX OOOR
26 TUlS IN bCReblTaTeO) INCORRUpTiei
[e
^ Der erste Bachstabe dieses Wortes ist im Originale etwas gr()ßer als
die übrigen.
86 vn. Abhandlung: Bick.
1 iMCOMTGO) [. ..Jiam^ INJ caelis im ÜOBIS M.a^
r- . ._ Epirt. Trtr.
qUI IM ÜIRTÜte Ol CUSTOOlfDIMI pCR flOC 1,1. i-L*
IM saluTcm paRaram RcuelaRi im
TcmpoRc Mouissimo im quo cxultabi
6 TIS (DOblCÜCO MUMC Sl OpOR[. . .]
coMTRistaRi IM uaRiis TcmpxaTio
Mißus* üT pROßatio fibei uesTRac noul
TO pRaeiiostoR auRO quob peRit pcR
iCMcm pRoeaTUR iMueMiatUR im
10 laubcm CT gloRiam ct boMORcno
rcucIqtiomc ibu xpi- quem cum
MOM uibeRiTis* IM quem mumc quoq-
MOM uibeMTes CRebeMTes auTem
exuUaTe laeTiTia iMCMaRRaeili
16 eT QloRificaTa RecipiCMTes poRTd"
Tes piMem fibei uesTRae saluTcm
QMimaRum be qua saluTe exquisi
eRUMT üTque scrutgti sumt pRopbe
Tac qui 6c fUTURa im mobis qRaTia 6i
20 pROpCTaUCRUMT SCRUTQMTCS IM
qumus uel quäle im Tempus siQMifi
CQRCT qui IM eis CRQT sps xpi qui pRac
MUMTiQMS cas quttc IM xpo SUMT pas
siOMCS CT posT baec qIoriqs quiBUS
26 RcuclaTum esT quia mom sißimcT ip
SIS
^ Die Buchstaben ina sind infolge Beschädigung des Pergamentes aus-
gefallen.
Wiener Pilimpseste. 87
i U06IS auTco) a)iNiSTR[. . .]mt* ca quac fol. 75'
EpiBt. Petr.
NUNC NUNTiata SUNT ÜOBIS DCR i i i8_m.
COS c|ui cüaN9clizaüCRUNT[ ]
[••.•^'..'.'.■.■.■■7. y
6 pROSpiCCRC pROpTCR[. ]
r ICDCNTIS ÜCSTRac SOBRII DCR
fccTc spcRQTc IN caa)[. . ]
i— ••••]«b"u
xpi[ ]o6oeb!CNtiac[ ]
10 bc[ ]
«"•vi ]
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[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[ ]
^ Die Buchstaben aba sind durch eine Beschädigung des Pergamentes
ausgefallen.
'Die Zahl der nnlesbaren Bnchstaben ist nicht immer mit Sicherheit
festzustellen.
88
VII. Abhandlang: Biek.
10
15
20
25
.]qüia[.
.]ofDMcm[.
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ab 9uern[ JuiüCT
toLW
Bpisi. Pet:
^ Die Zahl der anlesbaren Bnchstaben IMßt sieh nicht immer sicher fest-
stellen.
Wiener Palimpsette. 89
1 ae bomiMi6us quibeo) RepRoeaiir foL 46'
r— , . Epist Petr.
a 00 QUTCfD CICCTUO) CT DONIORIflCa 1,2.4-10.
Tuo) CT uos Tanoquaa) lapibes uiui
supcRacbifacanoiNi in bomuno spi
6 RiTual^ IN saccRboTium sccn oppc
RCNTCS SpiRITQlcS boSTIGS aCCCpTttBllCS
bo pCR ibO) Xpä) pROpTCR qUOb COM
TIfsJCT SCRIÖTURQ* CCCC* PONO IN
siON lapibco) sucDmum aNQulüRc"
10 clccTUO) pRacTiosuo) CT ocDNis qui
CRCbibCRIT IN CO NON CONpUNbCTÜR-
Uo6IS iqiTUR bONOR CRCbCNTI5üS NON
CRcbcNTieus auTco) lapis[ ]
quco) RCpROeaUCRUNT cbipiCQNTCS
16 biC paCTUS CST IN CapUT QNCUll CT la
pis oppcNSiONis CT pcTRa SCüNball
qUI OppCNbUNT UCRÖUCD NCC CRC
büNT IN quo CT pOSlTI SUNT- UOS
auTco) QCNUS clccTuo) Rcqalcm
20 saccRboTium qcNS scä populus ab
qUISITIONIS quo UIRTUTCS abNUNTIC
TIS CIUS qUI bC TCNC6RIS UOS UOCQ
uit[' •] ab abmiRaeilc lucncN
suuoD qui aliquaNbo non popu
26 luS NUNC aUTCO) populUS bl XU'
^ Der erste Bachstabe dieses Wortes ist großer als die anderen.
^ Deutlich ist die Ziffer z zu sehen; es scheint u zu folgen, was auch zu
der fol. 72^ vermnteten Qaatemionenzahl passen würde. Da aber statt
Q jedenfalls kein x oder L oder C (letzteres dürfte wohl ausgeschlossen
sein) folgte, so kann keinesfalls die ursprüngliche Handschrift die vier
Eyangelien enthalten haben.
90 VII. Abhandlang: Bick.
V. Abschnitt.
Ein apokryphes Sendsehreiben der AposteL
Über dieses interessEDte Fragment war bis jetzt nichts weiter
bekannt als die wenigen Worte , die ihm Jos. v. Eichenfeld in
seinem schon öfters erwähnten Aufsätze in den (Wiener) Jahr-
büchern 1824^ Anzeigeblatt S. 38 widmet: ,Auf den Blättern 60
und 67 kommt eine schöne römische Unzial vor, von der sich
leider nur einige unzusammenhängende Wörter und Silben lesen
lassen.' Der Zustand der Erhaltung dieses Textes ist zwar
gewiß ein sehr trauriger, aber mit Geduld und Mühe ließ sich
doch ein Teil desselben entziffern, jedenfalls wenigstens so viel,
daß man seine Zugehörigeit einigermaßen feststellen kann.
Der Text umfaßt ein Doppelblatt (jetzt fol. 60 und 67)
sehr brüchigen und ziemlich beschädigten Pergamentes. Das
Einzelblatt hat heute das Format 157 mm X 215 mm, doch sind
die Ränder stark beschnitten, so daß man wohl auf ein ur-
sprüngliches Format von etwa 195 mm X 235 mm schließen kann.
Die Schrift ist in zwei Kolumnen zu je 18 Zeilen auf der
Seite angeordnet und umfaßt einen Gesamtschriftraum pro Seite
von etwa 140 mm^ X 163 mm. Die Eolumnenbreite beträgt
57 mm und die Breite des Interkolumnenraumes 25 mm.
Die Zeilen sind liniert, und zwar sind die Linien über
die ganze Seite gezogen; jede Kolumne hat zu beiden Seiten
Begrenzungslinien, über die der Schreiber aber sehr oft hinaus-
schreibt. Der Abstand der Zeilen von einander ist ziemlich
regelmäßig und beträgt in der Regel 10 mm. In der Zeile be-
finden sich durchschnittlich 15 Buchstaben.
Von der alten Tinte ist außer einigen Resten an den
Rändern nichts mehr vorhanden. Man kann die Schrift zum
Teil in schief auffallendem Lichte, größtenteils aber nur in
durchscheinendem Lichte noch erkennen; die Entzifferung ist
deshalb ungemein schwierig.
Die Schrift ist eine schöne regelmäßige Unziale und
läuft parallel mit der jüngeren, die Stücke aus Eutychius, De
discemendis coniugationibus, enthält. Der Text ist indistinkt;
^ Die äaßere Kolamne bat durch Beschneiden gelitten.
Wiener Palimpseste. 31
zur größeren Bequemlichkeit für die Benützung gebe ich die
Wörter getrennt wieder. Von einzelnen Buchstaben haben D,
H, L Oberlänge und F, P, Q und R Unterlänge; ebenso geht
der Abstrich des Q und der linke Schenkel des N häufig unter
die Zeile. T und J sind leicht zu verwechseln, da sich das
T nur durch einen in der Regel ganz kleinen Querstrich vom
J unterscheidet. Der Bogen des E ist in der oberen Hälfte
etwas abgeflacht, und der Querstrich ist ganz oben angesetzt.
Die oberen Teile der Schenkel des U sind etwas nach innen ge-
bogen, so daß man zuweilen leicht U und O verwechseln kann.
Der Beginn einer Antwort oder einer Frage, respektive
der Rede des anderen, scheint in der Regel durch einen größeren,
un verzierten, über den Rand hinausgerückten Buchstaben ge-
kennzeichnet worden zu sein; auch scheint der erste Buchstabe
jeder Seite größer als die übrigen gewesen zu sein.
Von Abkürzungen konnte ich keine feststellen außer
einem Striche über dem Vokale (ihm folgend) für folgendes m,
doch diese auch nur am Ende der Zeile.
Interpunktions- und Trennungszeichen scheinen nicht
vorhanden zu sein. Von Rasuren und Korrekturen konnte
ich im Texte nichts finden; nur auf fol. 60^ bemerkte ich
zwischen Zeile 15 und 16 eine alte Rasur; wahrscheinlich war
dort ein weggelassenes Wort zwischen den Zeilen nachgetragen.
Im oberen Rande in Verlängerung des Interkolumnen-
raumes befindet sich auf jeder der beiden versoSeiten die
Überschrift: epistula, zwar stark abgeschabt, aber immerhin
mit der Lupe noch sicher zu erkennen. Die uns so besonders
wertvolle Ergänzung dieses Titels, die wir auf den recto-Seiten
erwarten, ist durch Beschneiden des Randes weggefallen.
Gut zu erkennen ist auf fol. 67' rechts unten die Qua-
ternionenzahl VIII, doch erscheint bei aufi'allendem Lichte
hinter VIII noch ein Strich, so daß Villi zu lesen ist.
Was das Alter unseres Palimpsestes anbetrifft, so möchte
ich ihn noch dem 5. Jahrhundert zuweisen. In dieser Da-
tierung bestärken mich zahlreiche Abbildungen ebenso datierter
Proben gleichen oder sehr ähnlichen Schriftcharakters, so bei
Chatelain, Uncialis scriptura, tab. VI, Zangemeister und Watten-
bach, Exempla codd., tab. XXI und XXIII, CipoUa, Coli. pal.
9'^ VU. Abbandlung: Bick.
Bobb., vol. I., tab. XIV und XV, Sickel, Monum. graphica,
vol. VIII, tab. I und anderen.
An manchen Stellen gewinnt man fast den Eindruck, als
ob der Kodex zweimal reskribiert wäre, doch mit Bestimmtheit
läßt sich bei den so spärlichen Resten ein Urteil darüber nicht
fallen.
Daß die vorliegenden Bruchstücke in Oesprächsform
abgefaßt sind, lehrt eine nähere Betrachtung derselben. Es
spricht hier eine sich häufig mit ego einführende Person mit
einem Vertreter mehrerer (dicam tibique = fol. 60', Kol. A,
Zeile 14), der sich und seine Partei als nos bezeichnet. Daß
unter ego nur Christus verstanden sein kann, ist ganz klar
schon durch den einen Ausspruch: ,quia ego sum filius dei
uiui omnipotentis, ego sum pater omnium' und durch die Er-
zählung vom Niedersteigen aus dem Himmel; wer dagegen
unter nos spricht, ist aus den vorhandenen wenigen Fragmenten
mit Sicherheit nicht zu erkennen, es läßt sich nur mit großer
Wahrscheinlichkeit die Vermutung aufstellen, daß unter nos die
Apostel auftreten, und daß ihr Sprecher, wie auch sonst öfters,
Petrus ist. Der Inhalt des scheinbar in Frage und Antwort
(quid fati = fol. 67 % Kol. B, Z. 13) gekleideten Gespräches
dreht sich im ersten Teile um die signa futura, die Endzeichen,
und im zweiten Teile um die Menschwerdung Christi. Beide
Teile tragen die Überschrift epistula, dürften also zusammen-
gehören und vermutlich ein Sendschreiben der Apostel
an die Gläubigen darstellen. Eine Stelle aber wie ego sum
filius dei uiui omnipotentis, ego sum pater omnium findet sich
in keiner kanonischen Schrift, es müssen also die vorliegenden
Fragmente der apokryphen Literatur angehören. Doch auch
hier bemühte ich mich lange vergeblich ein Schreiben dieses
Inhaltes ausfindig zu machen, bis mich Henneckes ,Neute8ta-
mentliche Apokryphen' 1904, S. 38 auf den von Carl Schmidt
in den Sitzungsberichten der kgl. preuß. Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin 1895, S. 705—711 angekündigten Fund
,einer bisher unbekannten altchristlichen Schrift in koptischer
Sprache' aufmerksam werden ließen. Aus der dort gegebenen
Beschreibung und Inhaltsangabe des erwähnten Traktates, be-
sonders aber aus der dort S. 710 angefahrten Stelle: ,Michael,
Gabriel, Uriel und Raphael hätten ihn fUr einen der ihrigen
Wiener Palimpieste. 93
gehalten and wären ihm bei seinem Niedersteigen bis zum
fünften Stereoma gefolgt^^ konnte ich mit ziemlicher Sicherheit
den Schluß ziehen^ daß der Text jenes zu Achmim gefundenen
und von Schmidt dem 4. bis 5. Jahrhundert zugewiesenen kop-
tischen Papyrus und der unseres lateinischen Palimp-
sestes identisch seien. Da aber die von Schmidt angekün-
digte koptische Version leider noch nicht zur Ausgabe gelangte,
so wandte ich mich brieflich an diesen und teilte ihm einzelne
Stellen mit. Schmidt hatte nun die Liebenswürdigkeit, mir als-
bald die Richtigkeit meiner Identifizierung zu bestätigen und mir
ein ziemliches Stück der deutschen Übersetzung des koptischen
Textes (fol. &7\ Kol. B, Z. 2 bis fol. 67 ^ Kol. A, Z. 17, — das
außerdem noch Mitgeteilte findet sich nicht in unserm Palimp-
seste — ) beizufügen, wofür ich auch an dieser Stelle meinen
verbindlichsten Dank ausspreche. — War auch die Hilfe der
deutschen Übersetzung bei der nachträglichen Entzifferung neuer
Buchstaben nur eine geringe, so erschien doch die Bestätigung
mancher zweifelhaft gelesenen Worte durch sie sehr willkommen
und wertvoll, zumal sich zeigte, daß die lateinische Übersetzung
ziemlich genau gehalten ist Der fol. 60 gebotene Text von
den Signa futura ist in dem koptischen Papyrus nicht erhalten
und stand vielleicht auf einem der in dem oben genannten
Berichte erwähnten verlorenen 8 ersten Blätter. Das auf fol. 67
erhaltene Stück findet sich im koptischen Manuskripte auf Seite
lA, doch weicht die lateinische Übersetzung von fol. 67^,
Kol. B, Z. 4 an von der koptischen Fassung ab; es folgt
dort nach Schmidts Angabe die in den Berliner Sitzungsberichten
S. 710 kurz angedeutete Erörterung Christi über seine Fleisch-
werdung in Maria und dann die ebendort S. 711 wörtlich mit-
geteilte Erzählung von der Passahfeier. Beide Stellen finden
sich in unserm Palimpseste nicht; wenn man nun auch für
die Auslassung der ersten einen Grund in dem Anstoße er-
blicken könnte, den der Übersetzer an dem Inhalte, also an
der Art der Entstehung Jesu in Maria, nehmen konnte, so ist
doch für das Fehlen der Erzählung von der Passahfeier kein
ersichtlicher Grund vorhanden. In der lateinischen Über-
setzung ist im Folgenden augenscheinlich von Pfingsten die
Rede; dies ist auch, wie mir Schmidt auf meine Anfrage
freundlichst mitteilte, im koptischen Texte auf der folgenden
94 VII. Abhandlnng : B i c k.
Seite (16) der Fall. Es scheinen also von dort an die Texte
wieder übereinzustimmen.
Der eigentliche Charakter des Traktates als Streit-
schrift tritt natürlich erst deutlich in den 32 koptischen Text-
seiten hervor. Zwar werden wir auch schon in den wenigen
lateinischen Bruchstücken durch die Art der Darstellung vom
Niedersteigen Christi (fol. 67^, Kol. A) sogleich an die Gnostiker
erinnert, aber wir könnten aus ihnen allein noch kein sicheres
Urteil über das Vorliegende fkUen. Erst die umfangreichere
koptische Fassung ermöglicht uns dies. Dort wird nämlich
S. 6 (vgl. Berl. Sitzungsber. S. 708) ausdrücklich mit Namens-
nennung vor Cerinth und Simon, dem Magier, den Hauptver-
tretern der Gnostiker, gewarnt als vor solchen, die da die
Worte und Taten Jesu verdrehen, und daran die Mahnung ge-
knüpft, sich von ihnen zu trennen. Auch die ausdrückliche
Betonung der Auferstehung des Fleisches kann nur gegen die
Gnostiker ihre Spitze richten. Doch nicht nur der anti-
gnostische Charakter der Schrift tritt in dem ungleich län-
geren Stücke des koptischen Textes deutlich zutage , auch alle
oben auf Grund der lateinischen Übersetzung mehr vermutungs-
weise ausgesprochenen Ansichten über die Form des Gespräches
und über die mit nos eingeführten Personen erhalten durch
den Papyrus ihre volle und sichere Bestätigung.
Der auf fol. 60 erhaltene Text ist, wie bereits erwähnt,
in koptischer Fassung nicht vorhanden, vielleicht weil das ihn
enthaltende Blatt verloren gegangen ist. Es wird auf fol. 60%
Kol. A von den signa futura gesprochen, mit denen das Ende
der Welt anbricht d. h. das Ende des tausendjährigen Reiches
der electi mit Christus hier auf Erden (antequam exiant electi
de saeculo). Wir haben also hier offenbar eine chiliastische
Auffassung vom Ende der Welt vor uns. Die Chiliasten,
deren Ansichten besonders in den ersten drei Jahrhunderten
stark verbreitet waren, aber sich auch noch bis in die neueste
Zeit fortgepflanzt haben, waren nämlich der Ansicht, daß
Christus bei seiner Ankunft auf Erden ein tausend Jahre dau-
erndes Reich voll der Herrlichkeit errichten werde, in welchem,
wie uns Irenäus, Contra haereses, lib. V, cap. 24 — 36 ausflLhrlich
darstellt, die wenigen noch lebenden und die bei der Ankunft
Christi auferweckten Gerechten ein Leben irdischen Glückes
Wiener Palimpseste. 95
und Genusses in ungestörtem Frieden führen werden. Am
Ende dieser 1000 Jahre wird jedoch der Satan ^ von seinen
Banden befreit, alle bisher unter der Herrschaft der Gerechten
gestandenen Völker gegen diese aufreizen, es wird sofort ein
heiliger Krieg entbrennen, aber Gott wird die Feinde durch
Feuer und Erdbeben vertilgen. Dann erneuert Gott Himmel
und Erde, und es erfolgt die zweite, allgemeine Auferstehung
und das Gericht. — Die Schilderung der si^a futura, wie sie
fol. 60', Kol. B, Z. 11 — 18 gegeben ist, hat Ähnlichkeit mit der
bei Lucas XXI, 11: ,Et terraemotus magni erunt per loca, et
pestilentiae, et fames, terroresque de caelo, et signa magna
erunt,^ und 24: ,Et cadent in ore gladii, et captivi ducentur in
omnes gentes, et Jerusalem calcabitur a gentibus: donec imple-
antur tempora nationum/ (Die Abweichungen der Itala von
der Vulgata sind hier unwesentlich und gering). Da aber der
Zusammenhang zwischen exiant electi de saeculo (fol. 60', Kol. A,
Z. 13) und der Aufzählung dieser Endzeichen (fol. 60', Kol. B,
Z. 11) infolge der Lücken im lesbaren Texte nicht ganz er-
sichtlich ist, so bleibt die Frage offen, ob wir hier einen Teil
einer antichiliastischen Schrift vor uns haben, deren propositio
theseos contra quam fol. 60', Kol. A und deren Widerlegung
fol. 60', Kol. B gegeben wird durch Betonung des ungeheuren
Jammers und Elendes, die anstatt der erhofften Freuden und
Genüsse dem Ende der Welt vorausgehen werden, oder ob
wir in dem Vorliegenden eine chiliastische Schilderung vom
Ende der Welt erkennen dürfen, die in Kol. B, Z. 11 — 18 die
Erscheinungen aufzählt, welche der zweiten, allgememen Auf-
erstehung vorangehen. Ich möchte mich eher für die letzte
Ansicht entscheiden, da ich glaube, daß das auf fol. 60 erhal-
tene Stück des PaUmpsestes zu den fol. 67 gebotenen Bruch-
stücken gehört. Denn beide tragen die gleiche Überschrift
epistula und beide zeigen die gleiche Form der Behandlung
des Themas; ferner bespricht der erste Teil die Zeichen, die
der allgemeinen Auferstehung und dem Gerichte vorangehen,
und Schmidt erwähnt in seinem Berichte in den öfters ge-
nannten Sitzungsberichten, S. 708 f., daß im koptischen Texte
des Sendschreibens in eingehender Weise die Auferstehung be-
handelt und ausgeführt werde, ,daß mit dem Fleische auch die
Seele und der Geist auferstehen würden, und sie sich für das.
96 y n. Abhandlung : B i c k
was sie getan , verantworten müßten, sei es nun Gutes oder
Böses/ Es ist also wahrscheinlich , daß die Stücke fol. 60
und 67 demselben Sendschreiben angehören. Nach dem
Umstände zu schließen, daß der fol. 67^ gebotene Text in der
koptischen Fassung Seite lA sieh findet, und daß fol. 67 die
Quatemionenzahl trägt und mit fol. 60 ein zusammenhängendes
Doppelblatt bildet, muß der Teil mit den signa futura dem An-
fange der Schrift entnommen sein. Wenn nun aber beide
Stücke zu derselben Streitschrift gehören, so ist wohl schwerlich
anzunehmen, daß die auf fol. 60 gebotene Stelle sich gegen die
Chiliasten richtet und somit einen Teil ftir sich bildet, sondern
wir müssen wohl glauben^ daß das antignostische Sendschreiben
einen Anhänger des Chiliasmus zum Verfasser hat, deren es ja
in den ersten drei Jahrhunderten selbst unter den glaubens*
eifrigsten Orthodoxen sehr viele gab, wie uns am besten das
Beispiel des Irenaeus beweist.
Wie außerdem aus der Seitenzählung des koptischen
Textes hervorgeht, kann sich die Quatemionenzahl VHII nicht
allein auf das Sendschreiben beziehen, man wird vielmehr der
Ansicht Raum geben müssen, daß diesem Sendschreiben noch
andere Abhandlungen vorausgingen, so daß wir vielleicht in
dem Vorliegenden einen Teil einer Sammlung von kirch-
lichen Streitschriften vor uns haben.
Als Ursprache der im Folgenden wiederaugebenden la-
teinischen Übersetzung betrachte ich die koptische. Mög-
licherweise wurde die lateinische Obersetzung nicht direkt aus
dem Koptischen gemacht, sondern kam vielleicht erst durch ein
griechisches oder syrisches Mittelglied zustande.
Zeichen der Ausgabe:
A A A A unsichere oder verstümmelte Buchstaben.
• • •
[....] unerkennbare Buchstaben.
[AAAA] durch Beschädigung des Pergamentes ausge-
fallene und ergänzte Buchstaben.
Wien« Palimpuste.
91
[ ]
[ ] pRubetM
[• o^^ ]
ß 6u6[ ]s quiA eqo
suo) filius bei uiui
oa)Nipoie?MTis ego
SUO) pATCR OCDMIÜO)
eRQo Aubi A me sjqna
10 qUAe fUTURA SUNT IN
fiNeo) SAeculi buius
ÜT TRANSeAT ANiequÄ"
exiANt elecTi 6e SAe
culo bicAO) iißique
16 [. .]ba IAO) NON pieNT
r. .ISATA^ OCDNI boOOlNI
ei Sl ISTA FUTURA SINT
18 pRINCipeS ANQelORCr
.2
pOTeSTATUO) SAec
NON scieRUNT qu
A6SC0NSA SUNT AO
Te illo IN quem 6
iNpleueRiT IN se piN
poTesTATes pioRu[a)]
UT TRANSeAT INTeR
IN pARTIONeS In[. .]
cule[ JAcn eT
gern eT piniuntur
SUNT UNiueRSAe p[a]
mis mAQNAe ex pesT[ileN]
TiAe cDAQNAe CT Ne[ccs]
SITATeS OOAQNAe IN
[.]io[. .]oa)[. . .]a) eT c[apti]
Ul lAdUNTUR peR Un[i]
UeRSAS C€NTeS eT CA[bUNT]
IN mucRONAe cIa6[ii]
toi. 60'.
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NCAe[.
Aeli[. .
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e[. .]ua)i[.
[
[
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G
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•]
foL60
^ Übar diesem Worte befindet sich noch eine größere Rasur; wahrscheinlich
wjur noch ein ausgelassenes Wort darübergeschrieben. * Der rechte
Rand dieses Blattes ist stark beschnitten, so daß auf dieser Säte in der
zweiten Kolumne durchschnittlich etwa 2—3 Buchstaben in der Zeile
weggefallen sein dOrften. * Der linke Rand ist stark beschnitten, so
daß in der linken Kolumne in jeder Zeile durchschnittUeh 8—- 3 Buch-
staben weggefallen sein dürften. ^ Die Zahl der unlesbareB Bachislaben
Iftßt sich nicht immer mit Sicherheit feststellen.
Sitxiing8b«r. d. pbil.-hi8t. Kl. 169. Bd. 7. Abh. 7
98
VII. Abbandlnng: Biek.
6 urMc[ ]
[. .Jifvimufn €Rit[. .]
[.]rti a feie iu6Afn[. .]
?MAe[ ]n[. .]r
6eMi[ ]
10 A?Mc[ J 6eso[. .]
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18 [ ]o Auxeof) 6[. .]
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r[ ]eRAT[, .]
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[ ]esse[. .]ufsj[. . .]
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[ ]üa) uefMio
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[ ]ünf) uiR
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[* . . . .]eT [. . . .]of)[. .]
[ ] ANCellS R
[ JieMS IN SICDll
foi. e?'
^ Die Zahl der anlesbAren BnehBtaben ist nicht immer mit Sicherheit
festsQstellen. ' Am rechten Rande der rechten Kolumne sind infolge
Beftchneidens des Pergamentes in jeder Zeile dorehsehnittlich etwa 8 Bach-
Stäben weggefallen.
Wiener Pftlünpseste.
99
im[.
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[ JeppiQies il[lo]
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lis üt[ ]x poT[es]
TAtes et pRiNCipes
I- ••'...]«[.]
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J elus^ ooicbAel ex
[c]A6Riel* et uRiel et ra
[f]Ael pAlACD COCDITATI
[s]üNX (Dibi usque a6
6 quiMXum CAelum
[pJüXANxes me esse umu
ex eis xaIis öaxa esx po
[xJeSXAS (Dibl A pAXRC
ex XUMC feCI ARCbAN
10 <;elos[. .] sxupoRecD
üocis b[ ]ip$os a6
[AjlxANjeucn pAXRis mei
[s]eRuieMxes ex RepleiM
[x]eS (DIMISXRAXIONie"
16 [u]sque quo mem Ab eiT
[s]ic peci peR SApieisixiÄ"
[s]i(DilixubiMis eqo cmF
18 [i]ni ocdniöus OmiMfA
fACUXUS SUCH SIO)
ül ux uoluNXAxem
pAXRis mei lAubeoD
H M- -J^
MO icDplersixe in[. .]
persjxecosxcN ex a
CDAc[. • . .]o uex[. . •]
pAXRis mei MOs[. • .]
bicimus illi b[. . .]e
bo biceßAS xe mo6i$
üe^s]lRe quornobo
uxo[. .]s qui xefn[. .]
CTuib pAXI NOBIS xo[. .]
eqo IN pAXR€[.]c[. . . .J9
illi quib esx quob be
p[ ] quis Noxus
UBI a[. . . .jpOSSIfOUS
vinl
fol. 67
^ Vor elus ist das Pergament abgebröckelt; allem Anscheine nach hieß
daa Wort Angelns. ' Der linke Rand ist stark beschnitten, so daß
fast in jeder Zeile ein Buchstabe weggefallen ist.
SiteimCibtr. d. phil.-bial. Kl. 169. Bd. 7. Äbh. 8
100 VU. Abbandlnng: B i c k.
VI. Abschnitt.
Der Bioscnrldes-Palimpsest.
Auf vier ziemlich gat erhaltenen Blättern des cod. 16
(fol. 62 — 65) finden sich anter Eatychins^ De discernendis conin-
gationibns, einige größtenteils lesbare und fbr die Kritik des
Dioscurides wertvolle Fragmente aus den Kapiteln 78, 79, 82,
83, 108 und 109 (nach der Zählung Wellmanns) des dritten
Buches von Dioscurides' Ilepl l>Xi](; lorcptxTj^. Die genannten Blätter
haben das Format 160 mm X 215 mm und scheinen ursprunglich
kaum breiter und höher gewesen zu sein.
Die Größe des Schriftraumes beträgt 95 mm X 130 mm.
Die Tinte ist blaßgelb und nur noch auf fol. 62 und 65
größtenteils gut zu sehen. Auf fol. 63 und 64 ist sie gänzlich
ausgewaschen und abgerieben^ und die Buchstaben sind nur
noch auf fol. 63^ und zwar fast nur in durchscheinendem Lichte
zu erkennen.
Auf jeder Seite findet sich eine Kolumne mit 22 Zeilen.
Die noch gut sichtbaren Linien und seitlichen Begrenzungs-
linien sind mit dem Griffel eingeritzt. Der Abstand der Linien
von einander beträgt bald 6, bald 7 mm.
Die Buchstaben stellen auf den Linien; in jeder Zeile be-
finden sich durchschnittlich 25. Der Text ist in scriptura con-
tinaa geschrieben und zeigt eine schöne, kleine, sich ganz
schwach nach rechts neigende Unziale, die ich noch dem
6. Jahrhunderte zuweisen möchte. Wie das Faksimile zeigt,
haben O, G, C und 6 noch die runde Form und lassen nur
selten eine schwache Neigung zum Ovalen erkennen. Beim 6
ist öfters eine Annäherung an die Kapitale zu beobachten, in-
dem der Schaft fast gerade ist, und die Krümmungen nach
innen fast eckig angesetzt werden. Das O erregt sehr oft
durch seine im Verhältnis zu den übrigen Buchstaben auffiillend
kleine Form unsere Aufmerksamkeit. Unterlänge haben p und
Yi Überlange und zugleich Unterlänge zeigt die Form des <p
und '\. Die jüngere Schrift läuft fol. 62 und 65 parallel mit
der älteren, während sie fol. 63 und 64 kopfständig zu ihr
sieh findet.
Wiener Palimpseste. 101
Spiritus, Akzente, Interponktions- and Trennungszeicben
sowie Ligaturen sind nicht vorhanden. Von Abkttrznngen
konnte ich nur einmal (fol. 62% Zeile 4) am Ende der Zeile
einen Strich über einem Vokale ftir folgendes N bemerken.
Korrektaren kommen in dem gelesenen Texte nicht
vor, wie überhaupt der Text sehr regelmäßig und sorgflUtig
geschrieben ist.
Fol. 62% Zeile 3 erscheint hinter KOMIZ6TA1 ein kri-
tisches Zeichen, so viel noch zu sehen ist, ein nach links
geöffneter Halbkreis, wohl um anzudeuten, daß Ayo r6NH
KOMIZ6TA1 falsch wiederholt ist und getilgt werden soll. Die
sonst sich ziemlich häufig findenden Punkte (hie und da auch
kleine Striche) können wohl kaum etwas anderes sein als
Federproben, da sie meist an Stellen bemerkt werden (so
ziemlich zahlreich und offenkundig wiUkürlich gesetzt auf dem
unteren Rande von fol. 65^), wo ihnen schwerlich eine Bedeutung
beigemessen werden kann.
Für Überschriften bei Beginn eines neuen Kapitels
wird eine ganze Zeile verwendet, und zwar steht die Über-
schrift in der Mitte der Zeile in gleich großen Buchstaben
wie der ganze übrige Text geschrieben ist. Auch sonst habe
ich größere Buchstaben nirgends bemerkt. Eapitelzahlen und
Überschriften über den Seiten finden sich nicht Der Name
des Verfiissers oder der Titel der Schrift ist nirgends genannt.
Quaternionenzahlen konnte ich auf den beiden erhaltenen
Doppelblättern nicht bemerken« Jedenfalls gehörte Doppelblatt
62—65, wie sich aus dem Inhalte der Blätter ergibt, einem
anderen Quatemio an wie Doppelblatt 63 — 64.
Hinsichtlich der Orthographie ist anzuführen, daß in der
Regel langes 1 durch 61 ausgedrückt wird, und daß nirgends
ein Iota subscriptum oder adscriptum sich findet; wenn ein
Wort mit demselben Vokale endet, mit welchem das folgende
Wort anftlngt, so wurde dieser Vokal wahrscheinlich in der
Regel nur einmal geschrieben (vgl. fol. 65% Zeile 1).
Entdeckt wurden diese Dioscurides-Fragmente von Jos.
V. Eichenfeld; er war es auch, der den Text auf fol. 62 und
65 zuerst entzifferte und ihn in den (Wiener) Jahrbüchern
der Literatur, Bd. 26 (1824), Anzeigeblatt S. 35—37 veröffent-
lichte. Es ist nun sehr auffallend und ganz gegen die bei
s-*
1 02 VIT. Abhandlan^ : B i e k.
Eiohenfeld sonst zatagetretende Qenanigkeit and Gewissenhaf-
tigkeit, daß sich in der Lesnng Eichenfelds yerhältnismftßig
viele Fehler finden and zwar oft gerade an solchen Stellen,
wo der Text ganz gat erhalten ist, and wo Eichenfeld noch
darch ein ,8ic' aaf die Besonderheit der Lesart aafmerksam
machte, so daß ich fast glaaben maß, daß diese Fehler nar
aaf Verschrei bangen Eichenfelds zarttckzafUhren sind. — Schon
Eichenfeld stellte wegen der gleichen äußeren Einrichtang, die
der reskribierte Text aaf fol. 63 and 64 mit dem aaf fol. 62
and 65 zeigt, die Vermatang aaf, daß auch jene Blätter Stücke
aas Dioscnrides enthalten dürften. Es ist mir gelangen, dies
mit Sicherheit festzastellen and Teile von Kapitel 108 and 109
des dritten Baches des Dioscarides aaf fol. 63^ za entziffern.
Von Tinte ist nichts mehr vorhanden. Die Kontaren der Bach-
staben sind nar noch in schief aaffallendem oder in darch-
scheinendem Lichte za erkennen. Hie and da hatte ich aach
Erfolg mit schwarzen Unterlagen. Aach fol. 63' and fol. 64'
and ^ enthielten ganz gewiß einmal Text des Dioscarides, aber
leider trotzten diese Seiten allen Versachen and ließen nar
wenige anzasammenhängende Wörter and Silben and einzelne
Bachstaben zastandebringen.
Unser Palimpsest wnrde von M. Wellmann gelegentlich
seiner Neaheraasgabe des dritten and vierten Baches des Dios-
carides (Berlin Weidmann 1906) zar Kritik des Aators zum
ersten Male herangezogen and dort mit B bezeichnet. Wellmann,
der die Dioscarides-Handschriften in eine interpolierte and in
eine nicht interpolierte Haaptklasse scheidet and die letztere
wiederam in drei Unterklassen teilt, weist nnsere Brachstücke
der zweiten dieser Unterklassen za. Diese Klasse, in welche
aach jener Kodex gehört, aas dem die lateinische Ubersetzang
des Monacenßis floß, ist fehlerhafter and schlechter als die erste
der von ihm anterschiedenen 3 Unterklassen, ist aber immer-
hin für die Textkritik noch von großer Wichtigkeit. Dieser
Einschätzung von B kann ich aaf Grand der vorliegenden Nea-
kollation and einer neaerlichen Uberprüfnng dieser Frage nar
meine vollste Znstimmang geben. Die Nachprüfang des bisher
Gelesenen and die Entzifferang des neaen Stückes hat die
Verhältnisse ein wenig zngansten der Wertscbätzang von B
verschoben, doch in der Hauptsache maß als Urteil nach wie
Wiener Palimpseete. 103
vor gelten: B weist zwar Lesarten aller von Wellmann unter-
schiedenen Handschriftenklassen auf, stimmt aber am meisten
mit der zweiten Unterklasse der nicht interpolierten Hand-
schriftengrnppe (E Dl) überein. Die ziemlich zahlreichen
Sonderlesarten von B sind in der Regel nicht wesentlich and
können gegenüber dem Werte und dem Alter der übrigen Über-
lieferung keine große Beachtung finden.
Die Kapitel- und Paragraphenzählung gebe ich nach der
bereits genannten Ausgabe von M. Wellmann.
Zeichen der Ausgabe:
AAAA unsichere oder verstümmelte Buchstaben.
• • • •
[....] verlorene oder unerkennbare Buchstaben.
1 ZOM6NOC KAI pOAlNCD KAI OAONTAX fol. 65'
riAic eniTieeneNoc eic to bpcdma J^^p "g;
eixTxi noiei A.e kxi npoc bhxxc ne * *-*'
T (DOY XAMBANOMeNOC AYCRNOI
6 XIC T€ KAI CTP0<|>0IC KAI RNGYMA
TIKAIC AIAAPOMAIC ApMOZei KOI
MAN A.6 HRKDC MAXACC6I KAI Cn\H
• •*• ■■•«
NA THKei KAI AAKeTOIC^ 620X(DC
• • . . •
ApHrei npoc xe honoyc kai aia
10 TACeiC KYCT6q>C KAI N6<|>p(DN 061
NOM6NOC nOI6l ANACTOMOI AB
KAI YCTepAN XPHCIMH A6 KAI
H peiZA npoc TAYTA HTTON AN
eproYCA nmeTAi a6 aythc to a
15 <|>6'|'HMA KAI KAGAipei A6 2Hp
A TA PYnApA eXKH KAI X6niAAC
AnO OCT6(DN a4>ICTHC1N KAI AROY
XOl TA nAXAlA MGirNYTAI AB KH
^ Der Palimpsest bietet hier statt A,YCTOKIMC eine ganz auffallende
Sonderlesart. Eichenfeld liest im Palimpseste J^y^^^*^^'^ '^^ ^^^^
sicherlich nicht dort steht.
104 vn. Abbandlan?: Biok.
PCDMACI MXXXPMXCI OePMXNTI
20 Koic eKxeroy Ae thn npoc<|>x
TON XBPCDTON CTGpeXN RXHpH
ocMHC xyeTxi ab o onoc eic tx no
1 THMXTX MyrAXXOIC* niKpOIC H foL$^'
HHrXNCD H XPTCD oepMCD J^n!\^
MexXNGlON c•^ », i i
MexXNGlON eXMNICKOC 6CTIN X6
6 HTOKXpnOC AlCnieXMOC H KXI M6I
ZiDU ^y\K\ 6X(DN MBIKPX (DC
nep HpirepoNToc xenxoTepx Ae
nOXXCD KXI K6^XXION 6n XKPOY
MGIKPON* (DC MHKCDNOC eniMHKeC
10 6XON 6NAIX<j>pXrMXTX BH OIC TO
cnepMX M6XXN ApeiMY eYo>Aec
KXTxnxxccoMewoN eic xproyc
xpMozei Ae KXI Ke^xxxxroyci
KXTXnxXTTOMeNOy TOY MBTCD
15 ROY KXI Toic xpxoMewoic Yno^€>
cexi eNxeoMewoN eic txc pemxc
xeiON MBTX ipeiNOY ^ip6i Ae 4>^
KOYC KXI xenpxc kxi oiahmxtx
nxxxix KXI CKXHpixc CYN osei kx
20 Txnxxceew kxi hxoyc npocnepi
KxexpeewTXC cyn oypcd nxxxi
(D CKTiNxccei eniTceeN (D4>exei
^ In der Bcriptura continua steht da; THMXTXMYrAXAOlC Ee ist also
bei der Worttrennnng richtig zu lesen: THMATX XHyrA.KAOlC, eine
Erscheinung, die schon bei Bespreehong des Pelagonins-Palimpsestes er-
wähnt wurde.
' Eichenfeld liest hier irrtamlicherweise MGlKpCDN (sie).
Wiener Palimpseste. 105
1 KONTI20M6NOC eCTIN A. OTI A.YO fol. 62'
r6NH KOM126TXI TOy OROy TO HBU ^^ gj;
Ti A.ixYrec Ayo reNH KOMizerAi' * s *-»
(Dc cxpKOKoxxA KXTX MGreeoc» opo
5 BCD» TO A. 6N TAIC KOIXIXIC Y^HMXTCD
Aec Kxi CYNecToc aoxoytxi A.e cxp
KOKOXXH KXI KOMMei* MeirNYMB
Noc eKxeroY Ae ton A.ixYrH kxi Apei
MYN AYCAOKIMXCTON A eCTIN TH
10 reYcei xxMBXNOMeNOC ajx to xnx?
AHX06ICHC THC rxCDCCHC HXpXMe
NeiN 64> IKXNON THN nYPÖ>CIN (DC
T6 nxN TO npoc^epoMBNON eY4^op
BHON AOKeiN 6INXI H M6NTOI 6YP6
15 CIC XYTOY KXT eiOBXN^ TON BXCIX6
X THC XIBYHC erNCDCOH AYNXMIN
A exei o onoc aix<|>ophtikhn Yno
XYMXTCDN eNXpeiOMCNOC^ RYPOl
MCNTOI AI OXHC THC HMCpxC OG6N
20 MCXITI MeiPNYTXI KXI KOXXYPI
^ Hinter KOMIZ6TXI ist ein Zeichen angebracht, so viel noch zn erkennen
ist, ein nach links ge($ffoeter Halbkreis, wohl um anzudeuten, daß A.YO
r6NH KOMIZ6TM irrtümlich an dieser Stelle wiederholt ist Daß gerade
unter dem ersten Buchstaben (A.) des ersten der zu tilgenden Wörter
ein Punkt steht, halte ich fQr Zufall und glaube, daß dieser Punkt wie
alle andern, sich meistens auf den Rändern findenden Punkte und
kleinen Striche nur als probatio pennae zu betrachten ist.
' Eichenfeld, 1. c, liest hier irrtümlich M6reeOYC.
* Eichenfeid führt hier als Lesart des Palimpsestes opOBOy ^n, obwohl
dort deutlich opOBCD zu lesen ist. Über dem CD scheint kein Strich
gestanden zu sein, wahrscheinlich hat also der Schreiber ▼ergessen, das
N beizufügen.
^ In der Lesung Eichenfelds findet sich KOMMH (sie) statt des deutlichen
KOMM6I.
* Statt KXT 6IOBXN liest Eichenfeld irrtümlicherweise KXTX lOBXN.
^ Eichenfeld bietet hier fälschlich eNXpiOM6NOC.
104 vn. AV' .^^
pcDMxci .;>c-xpeiMYTH
TON ; '^ ^•'^X
^^^* ^ -/yM^"^^ nOTHMATl folJ*
lik.n,
|5
y^-
y^'^noc A<j>eiHci KAI xe
//^//MepON ABX MeNTpl ~p^ -
/^4^^y^C AC<}>AXIZeCeAI TH"
V^NHM TOIC OCTOIC CAp
^^rplC H KHpCDTH * ICTOpOYCI AB
^^ M^IAeN RAPAKOXOYOBIN AyC
^/^c TOIC yno epneTcpN aakno
^fiOlC eAN TIC BNKO'I'AC Jk^pi OCTC
^y TO ACPMA THC K64>AXHC CN
/^ 0H TON OnON XIONON« KAI PA'^^H TO
rpAVMA
XAXBANH
XAXBANH OnOC CCTI NApOHKOC BN
CYPI^ reNNCDMCNOV' ON CNIOl MC
TlDnON* KAXOyClN 6CTI AC^ -^Y^^Hp
KAXXICTH H XIBAN06IAHC XONApO)
AHC KABAPA AXY^^OC CXOyCA AC
Tl TOY CnepMATOC KAI TOY NAp
20 GHKOC M6M6IMeNON MH BApCIA OY
T6 FAP Y^PA OYT6 KABASHpOC AQ
XI20YCI A AYTHN MirNYNTCC
' Eichenfeld liest hier KHpu>TOIC.
* Zwischen AION und KM finden sich noch wuei Buchstaben, die ich aU
ON lesen möchte. Eichenfeld bietet bloß AION (sie).
° Auffallenderweise bietet hier trots des deutlichen r6NNU>M6N0Y ßicben-
feld als Lesart des Palimpsestes reNOMCrJOy» dem er ein sie beifü^
* In Eichenfelds Lesung findet sich hier M€TU>niON. Der Palimpsest
rechtfertigt also Wellmanns Text.
' Statt des von Eichenfeld als unsicher gebotenen M€N kann ich gioi
gut /l.6 lesen.
Wiener Palimpaeete. 107
M>[ ]N xeriTQN xxcdpqn foi. «s-
AMX[. .]eXK[.]CeHNXI 6K FHC YC[. .] ol*^'i!^
ON rAp[. . . .]x[. . .]xi <|^Y^'r^* ^N re ^^^ « i-
WXO^lQlC TXYTHC TX <j>YXXX KXl
6 To cnepMX KXl to xnooc nemoMeNo"
M6T oiNOY BOHeei npoc CKopnioY
nxHKTON KXl <|>xxxrrioY xy6i Ae
KXl CTpO<j>OYC
Tpi<|>YXXON
10 Tpi<|>YxxoN Ol Ae MiNYXNeec oi ag x
C<|>XX6ITIN [ ]
<|>YXXON KXXQYCIN eXMN [ ]
[.] HX[. . . .] Mei2[.]N PXBA0[ ]
[• OnTL-jC M6XX1NXC CXOIN(DA[ ]
16 [ ]xc e4> cpN <^[ — ]
[ ]X XCDTCp A6NAP.CD[ ]
KXCTHN BXXCTHCIN OCMH A6 X[. .]
[ ]l MGN <|>YOMeN(DN HHrXNOY
[ ] eN[. .M. . . ' ]" '
20 [ :....] nop.<|>YPP[.]N cnep
MX Ae Yn[ ] Yno[. . .]Y ^^l • •]
eTe[. . .]ne[ ]c cpcnep Kepei[. .]
VIL Abschnitt
Bruchstficke einer griechischen medizinischen Schrift.
Der letzte der im cod. 16 sich findenden Palimpseste ist
der am schlechtesten erhaltene. Vier Doppelblütter ziemlich
kräftigen^ aber sehr schadhaften Pergamentes von dem Formate
176 mm X 211 mm (nur Doppelblatt 61 — 66 hat die Größe
löömm X 220 mm) bieten uns den nur in kleinen Partieen les-
baren Text. Er ist in zwei Kolumnen mit je 32 Zeilen auf
der Seite in einer der Schrift der soeben besprochenen Dies-
corides-Fragmente sehr ähnlichen, aber etwas mehr geneigten
104 vn. Abhandlong: Biok.
pCDMXCI MXXXrMXCI OepMXNTI
20 Koic eKxeroY ab thn npoc<|>x
TON XBpCDTON CTSpeXN RXHpH
ocMHC xyeTXi a6 o onoc eic tx no
1 THMXTX MyrAXXOIC* niKpOIC H f«L«^'
HHrXNCD H XPTCD eepMCD eap^V"*-
M6XXNeiON ^ "' ^ -
MexXNBlON eXMNlCKOC eCTlN X6
6 HTOKXpnOC AlCnieXMOC H KXI M6I
ZCDN 4>YXXX eXCDN M6IKPX (DC
nep HpirepoNToc xenrorepx ag
nOXXCD KXI K6<|>XXION 6n XKpOY
MGlKpON* CDC MHKCDNOC 6niMHK6C I
10 6XON eNAix<|>pxrMXTX eu OIC TO
cnepMX MexxN Apeiny eycDAec
KXTxnxxccoMeNON eic xproyc
xpMozei Ae KXI K€<j>xxxxroYCi
KXTxnxxTTOMewoY TOY MercD
16 noY KXI Toic xpxoMBNOic Yno^^i
cexi eNxeoMeNON eic txc peiNxc
xeioN MGTX ipeiNOY xipei Ae 4>a
KOYC KXI xenpxc kxi oiahmxtx
nXXXIX KXI CKXHpiXC GYN OSei KX
20 TxnxxceeN kxi hxoyc npocnepi
KxexpeeNTXC cyn oypcd nxxxi
(D eKTiNXCcei eniTeeew (D<}>exei
^ In der scriptara continua steht da: THMXTAMYrA.XAOIC Es ist also
bei der Worttrennnng richtig zu lesen : TMMXTX XMYT^XAOiC, eine
Erscheinung, die schon bei Bespreehnng des Pelagonins-Palimpsestes er-
wähnt wnrde.
' Eichenfeld liest hier irrtümlicherweise MeiKfCDN (sie).
Wiener Palimpseste. 105
1 KONTI20M6NOC 6CTIN A. OTI Ji\0 fol. «2'
r6NH KOMIZ6TAI TOy OHOY TO MBN ^^ g,';
Ti Aixyrec Ayo rewR KOMizerxr^ §*-'
CDC cxpKOKoxxA KXTA Mepeeoc' opo
5 BCD» TO A 6N TAIC KOIXIXIC Y^HMATCD
A6C KXI CYN6CTOC AOXOyTXI AB CXp
KOKOXXH KXI KOMMei* M6irNYMe
Noc 6KxeroY Ae ton aixyph kxi Apei
MYN AYCAOKIMXCTON A GCTIN TH
10 reYcei xxMBXNOMeNOC aix to xnx?
AHxeeiCHC THC rxcDCCHC nxpxMe
NeiN 6<}> IKXNON THN nYPCOCIN (DC
Te nxN TO npoc4>epoMeNON ey^^op
BHON AOK6IN GINXI H MeWTOI 6YPe
15 CIC XYTOY KXT eiOBXN^ TON BXC1X6
X THC XIBYHC erNCDCBH AYNXMIN
A exei o onoc aix4>ophtikhn y^o
XYMXTCDN GNXpeiOMeNOC® HYPOl
MeNTOI AI OXHC THC HMCpxC OBCN
20 MCXITI MeiFNYTXI KXI KOXXYPI
' Hinter KOMiz6TXl ist ein Zeichen angebracht» so viel noch zu erkennen
ist, ein nach links geöffneter Halbkreis, wohl am anzudeuten, daß ^.yo
r6NH KOMIZ6TXI irrtümlich an dieser Stelle wiederholt ist Daß gerade
unter dem ersten Buchstaben (A.) des ersten der zu tilgenden WOrter
ein Punkt steht, halte ich für Zufall und glaube, daß dieser Punkt wie
alle andern, sich meistens auf den Rändern findenden Punkte und
kleinen Striche nur als probatio pennae zu betrachten ist.
* Eichenfeld, 1. c, liest hier irrtfimlich MGreeOYC
' Eichenfeid ftthrt hier als Lesart des Palimpsestes opOBOy «n, obwohl
dort deutlich opOBU> zu lesen ist. Über dem cd scheint kein Strich
gestanden zu sein, wahrscheinlich hat also der Schreiber vergessen, das
N beizufügen.
* In der Lesung Eichenfelds findet eich kommh (sie) statt des deutlichen
KOMM6I.
* Stett KXT 6IOKXN liest Eichenfeld irrtttmlicherweise KXTX lOBXN.
* Eichenfeld bietet hier fähichlich 6NXplOM6NOC.
eap. 83. ; !.
106 VII. Abhandlang: Biek.
OIC KXT ANAXOriAN THC ApSlMYTH
TOC XpMOZei KXI ICXICDN XXrHMXCI
1 H MireiC XPCDMXTIKCD HOTHMXTI foL «2-
Kxi neiNoneNoc A<t>eiHCi kxi xe c»p^m"'j-
niAxc xveHMepoN Aei m6ntoi
xpcDMeNOYC AC<j>xxi2eceAi Tfr
6 nepiKeiMeNHN toic octoic cxp
KX MOTOIC H KHp(DTH> ICTOpOVCI AG
TiNec Mt^ABN nxpxKoxoyeeiN ayc
xepec TOIC yno epneTcoN axkno
M6NOIC eXN TIC CNKO^pXC XXpi OCTG
10 OY TO A6PMX THC Ke<|>XXHC CN
OH TON OnON XIONON« KXI PX^^^H TO
TpXYMX
XXXBXNH
XXXBXNH OnOC eCTl NXPOHKOC CN
lö CYPix reNNCDMCNOY' on cnioi mg
TCDHON* KXXOYCIN eCTI A6^ XYTHC
KXXXICTH H XIBXN06IAHC XONApq>
AHC KXOXpX XXY^OC CXOYCX Ae
Tl TOY CnepMXTOC kxi toy NXp
20 OHKOC M6M6IMeNON MH BXpCIX OY
Te rxp Yrpx oytc KxexsHpoc aq
X120YCI A XYTHN MirNYNTCC
' Eichenfeld liest hier KHpU>TOIC.
' Zwischen AtON nnd KAI finden sich noch zwei Buchstaben, die ich als
ON lesen möchte. Eichenfeld bietet bloß AION (sie).
° Auffallenderweise bietet hier trots des deutlichen r6NNCDM6NOY Eichen-
feld als Lesart des Palimpsestes reNOMClJOY« dem er ein sie beifügt.
* In Eichenfelds Lesung findet sich hier M6TU>niON. Der Palimpsest
rechtfertigt also Wellmanns Text.
' Statt des ron Eichenfeld als unsicher gebotenen M6N kann ich gans
gut A.6 lesen.
Wiener Palimpsesta 107
1 q>[ ]N xenTPN xxcdpqn foi. «8-
XMX[. .]6XK[.]CeHNXI 6K PHC YC[. .] J?^*/^
ON rxp[ ]x[. . .]xi <^Y^T'>^> ^N re i<»' s i-
q>X04>QIC TXYTHC TX 4>Y^>^'^ "^^*
6 To cnepMX Kxi to xngoc neiNOMBNö"
MGT oiNOY BOHoei upoc CKOpniOY
nxHKTpN KXI ^xxxrnoY xybi ab
KXI CTpo4>OYC
Tpi<|>YXXON
10 Tpi4>YxxoN Ol Ae MiNYANsec p! Ae x
c4>xxeiTiN [ ]
4>Y^^ON KXXPYCIN eXMN [ ]
[.] HX[. . . .] Mei2[.]N PXBA0[ ]
[. .]nT[.]C M6XXINXC CXOIN(DA[ ]
16 [ ]XC e<|> (DN 4>[ ]
[ ]x xcpTq> A6NAP.a>[ ]
KXCTHN BXXCTHCIN OCMH AG X[. .]
[ ]l MGN <|>YOMeN(DN nHPXNPY
[ ] 6N[. .]N[ ]
20 [ :....] npp.<|>YPP[.]N cnep
MX AG Yn[ ] Ynö[- • lY ^^l- • •]
eT6[. . .]ne[ ]c q>cn6p Kep6i[. .]
VII. Abschnitt.
Bruchstficke einer griechischen medizinischen Schrift.
Der letzte der im cod. 16 sich findenden Paiimpseste ist
der am schlechtesten erhaltene. Vier Doppelblütter ziemlich
kräftigen, aber sehr schadhaften Pergamentes von dem Formate
176 mm X 211 mm (nur Doppelblatt 61 — 66 hat die Größe
\bömmX220mm) bieten uns den nur in kleinen Partieen les-
baren Text. Er ist in zwei Kolumnen mit je 32 Zeilen auf
der Seite in einer der Schrift der soeben besprochenen Dios-
curides-Fragmente sehr ähnUchen, aber etwas mehr geneigten
108 yil. Abhandlungr: Biek.
nnd weniger zierlichen Unziale geschrieben; er dürfte also
etwas jünger sein als der Dioscarides.
Von Tinte ist nichts mehr vorhanden. Die Bachstaben
sind zum Teil nur in schief auffallendem oder in durchschei-
nendem Lichte noch zu sehen. Zuweilen führte auch eine
schwarze Unterlage zu einem Erfolge.
Die mit dem Griffel eingeritzten Linien und seitlichen
Begrenzungslinien sind nur noch auf fol. öl*" und fol. 66^ gut
zu erkennen. Der Abstand der Zeilen von einander beträgt
in der Regel 1 mm. Die Größe des Schriftraumes umfaßt
125 mm X 180 mm. Die Breite des Interkolumnenraumes
mißt durchschnittlich 15 mm.
Die Buchstaben stehen auf den Linien; in jeder Zeile
befinden sich, soviel festgestellt werden kann, durchschnittlich
16. Die Form derselben ist bereits bei Besprechung der Dios-
curides-Fragmente behandelt; nur O und G haben meist eine
mehr ovale Form, und das 6 zeigt nicht mehr jene im Dios-
curides- Texte öfters bemerkten eckigen Ansätze der Ejüm*
mungen. — Die Worte sind nicht getrennt. Die jüngere Schrift,
die Eutychius, De discernendis coniugationibus und gramma-
tische Fragmente enthält, läuft fol. 57, 59, 68 und 70 parallel
mit der älteren, während sie fol. 58, 61, 66 und 69 kopfständig
zur letzteren geschrieben ist.
Abkürzungen, Ligaturen, Interpunktions- und Trennungs-
zeichen, Spiritus, Akzente, Iota subscriptum oder adscriptum,
Überschriften (weder über den Seiten noch über den Kapiteln)
sowie Korrekturen konnte ich in den wenigen lesbaren Resten
nicht bemerken.
Zweimal glaube ich Kapitelanfänge konstatieren zu
können: fol. 61', Kolumne A, Zeile 23 und auf derselben Seite
Kolumne B, Zeile 17. Der erste Buchstabe, der gleich groß
ist wie die übrigen, ist in beiden Fällen über den Rand heraus-
gerückt, and ich glaube an beiden Stellen als erste Buchstaben
K6<j>XX (das übrige ist unsicher) lesen zu können.
Die Quaternionenzahl H, die sich fol. 61^^ auf dem un-
teren Rande ganz rechts findet, ist noch gut erhalten und
deutlich zu erkennen.
Fol. 66^ macht den Eindruck, als ob es zweimal res-
kribiert wäre; auf dem linken und dem oberen Rande glaube
Wiener Palimpteste. 109
ich noch einzelne Bachstaben einer flüchtigen römischen Ka-
pitale (R, By ly N) feststellen zu können. Da nun das Linien-
schema fUr die griechische Unziale gerade auf dieser Seite
auffallend gut erhalten ist^ so hätte man also diese Seite wohl
zuerst mit einer römischen Kapitale beschrieben ^ dann diese
getilgt und kopfständig zu ihr eine griechische Unziale darüber-
geschrieben, schließlich auch diese wieder getilgt und kopf-
ständig zur letzteren eine lateinische Minuskel aufgetragen, so
daß jetzt die älteste und die jüngste Schrift parallel mit einan-
der laufen.
Schon Job. v. Eichenfeld, (Wiener) Jahrbücher der Li-
teratur, Bd. 26 (1824), Anzeigeblatt S. 68, hat diese Palimpsest-
blätter bemerkt und zu entziffern unternommen, aber diesen
Versuch als aussichtslos aufgegeben. Nach dem wenigen, was
trotz wiederholter Versuche von mir mit einiger Sicherheit ent-
ziffert werden konnte, war es leider auch mir nicht möglich,
den Text einem bestimmten Autor zuzuweisen. Jedenfalls
haben wir Bruchstücke einer griechischen Schrift medizini-
schen Inhaltes vor uns. Es ist hier die Rede von <}>ApMAKA,
K6<|>AXH, CYPirreC, xeniC (öfters), AMMCDNIXKOM (öfters),
YCCDnON, niTYNlHC XHPX, KOXXH nONTIKH, 6XX10N,
XXXKON etc.; es werden Heilmittel genannt npoC XN6Y-
PYCMON CTOMICDN, RpOC <j>YMXTX KXI CYPtNFXC (sie)
noAxrpxc nopoYC ICXIXAX (fol. 61% Kol. B, Z. 20—22)
und anderes dergleichen mehr, aber leider ist keine längere zu-
sammenhängende Stelle zustandezubringen. Auch meine Ver-
mutung, daß unsere Fragmente Teile aus Galens Schrift IIspl
Tpo(pb)v 8uva(jie(i)(; seien, Teile derselben Schrift, aus der H. Schöne
in den Sitzungsberichten der kgl. preuß. Akademie der Wissen-
schaften 1902, S. 442 ff. nach einem ebenfalls aus Bobbio stam-
menden Palimpsestblatte einen Abschnitt veröffentlichte, bestä-
tigte sich nicht, wie auch schon die äußere Einrichtung jenes
Palimpsestes dagegen spricht.
110 VII. Abhandlang: Bick.
Wort- und Sachregister/
Abkürzungen 12, 30, 45, 91, 101, 108
Achmim 93
Acta Apostoloram, Tide Apostelgeichichte.
Aksente 101,108
Ammiannt 15
Apex 27
Apokalypse 46
Apostel, Ein apokryphes Sendschreiben der Apostel 90 ff.
Äußere Eigentümlichkeiten 901
Alter 91
Nähere Bestimmung und Charakter 92 ff.
Text' 97ff,
Apostelgeschichte, Lateinische Bruchstücke der — 43 ff.
Äußere Eigentümlichkeiten 43 ff.
Alter 47
Entdeckung und Herausgabe 47 f.
Siglum 48
Wert 48f.
Text öOff-
Argento, Gaetano 9
Arndt-Tangl, Schrifttafeln 14
Beck, Friedr 14
Becker, Gustav, Cat. bibl. ant 6
Belsheim, J 47f.
Berger, S 49f.
Bobbio 4ff.
Inventar der Bibliothek von — 4 f.
Eintragung in Hss. von — 4 f.
Briefe, Lateinische Bruchstücke der Briefe des lacobus und Petrus 43 ff.
Beschreibung der äußeren Besonderheiten 43 ff,
Alter 47
Entdeckung und Herausgabe 47 f.
Siglum 48
Wert 49
Text 72ff.
^ Die hauptsächlich benutzten Werke sind im Register durch gesperrten
Druck hervorgehoben.
Wiener Palimpfleste. 111
Seite
Cayalcanti, Ant. Maria 10
Cerinth 94
Chatelain, Pal. des Class. lat U
Uncialis scriptnra 29, 44, 47, 91
Les palimpsestes lat. (£cole prat. d. h. öt.) 29
Cbiliasten, die 94ff.
Chronst, Monum. palaeogr 14
Cipolla, Coli, paleogr. Bobb 4, 17, 44, 91
Cod. Hannoveranus, vide Hannover.
Neapolitanns, Tide Neapel.
Riccardianus 1179 28, 30f., 33
Vindobonensis Palat., Tide Wien.
Colnmbanus 4 ff.
Corssen, P 47, 49
Delisle, L 4
Denis 18
Detieften, D 3, 9, 11 f., 13, 16, 18ff.
Dioscnrides lOOff.
Dioscurides-Palimpsest 100 ff.
Änßere Bescbreibung lOOf.
Alter 100
Entdeckung^ und Heransgabe 101 f.
Wert 102
Siglnm 102
Text 103ff.
Eichenfeld, Jos. y 8, 13, 28, 33ff., 47, 90, 101 f., 109
Endlicher, Stephan 10
Epistnla apocrypha Apostolomm, vide Apostel.
Epistulae lacobi et Petri, vide Briefe.
Eutychins 90, 100, 108
Evangelien 46
Forlosia, Nicolö 10
Fragmentnm medicum 107 ff.
Änßere Eigentümlichkeiten 107 f.
Alter 108
Nähere Bestimmung 109
Franken, CM 13, 14
Galbiato, Qiorgio 5f.
Galen. 109
Oebhardt, Oskar v., Ein Bücherfand in Bobbio (C. B. f. B.) . 6, 7
Qennadins 28
Gigas libromm 49
Gnostiker 94
Grammatikerhaudschriften 5 ff.
Gregory, Textkritik d. N. Testam 49'
Halbunziale 44
112 VU. Abhandlung: Bick.
Sttto
Hannorer, kOnigl. Bibliothek, cod. 42, 1846 6
Hennecke, Neutestam. Apokryphen 92
HieronymuB 6
Hody, Humfred 49
Homoioteleuton 18
Horatiufl 15
Hort, Tide Westcott
HoBiüS, C, Lncani De hello civil! 11, 14, 17, 18, 20ff.
lacobos, Epiatalae lacobi, vide Briefe.
lanelli, C, Gat. Bibl. Lat. Neap 8
Ihm, M., Pelagonii Yeterinaria 28ff.
Interpunktionsseichen 12, 80, 45, 101, 108
Iota adscriptum 101, 108
subscriptum 101, 108
Irenaeus 94, 96
Irland 4
lUla 48f.,96
KapiUle HC, 109
Kapitelanf&nge 29f., 46, 91, 101, 108
Kapitelüberschriften 30, 101, 108
Kapitelzahlen 80, 101
Karl VI., Kaiser 9
Keller, Ferdinand ... 4
KoUar, F., Comm. de Bibl. Gaes. Vindob 10
Korrekturen 13, 46, 91, 101, 108
LambeciuB, P., Comm. de Bibl. Gaes. Vindob 10
L»ejay 14
Ligaturen 12, 29, 101, 108
Linien 12, 29, 44, 90, 100, 108
Lucan 3, Uff.
Lucan-Palimpsest Uff.
Beschreibung der äußeren Eigentümlichkeiten 11
Entdeckung und Herausgabe 13
Alter 14
Wert Uff.
Siglum 15
Andere Stücke des Palimpsestes 16 f.
Text 17ff.
Lucas 95
Mabillon 9
Menöik, F., Die Neapolit. Hss. d. Hofbibl. (Mitt. d. 6. V. f. B.) . 9
Merula, Georgius 6f.
Monaci, Arch. pal. ital 14,16
Mosel, Geschichte der Hofbibl 9
Muratori 5
Neapel, Cod Borb. IV. A. 8 8,16f.
Wiener Palimpseste. 113
Seite
(Neapel), CaUl. der Bibl. Borb 8
Kloster S. Giovanni a Garbonara 8 ff.
Orthographie 15,101
Palimpseste, Hilfe bei der Entzifferung der — 2
Zubereitung der — 12, 23
Doppelte Beskribierung 92, 108 f.
Palimpsestns Romauus des Lucan 28
Papyrus, koptischer 93 ff.
Parrhasius, A. J 6 ff.
Passahfeier 93
Paulus, recensio Paulina 15
Pelagonius-Palimpsest 28ff.
Äußere Eigentümlichkeiten 28 ff.
Entdeckung und Herausgabe 28
Siglum 28
Alter 29
Wert 30ff.
Text 33ff.
Pertz 5, 16
Petrus 92
Petrus, Epistulae Petri, yide Briefe.
Pejron, Amadeus 4, 5
Plinius , 7
Politianus 33
Poncher, Etienne de 7
Probns 5 ff.
Handschriften des Probus 7
Quaternionenzahlen 12,30,46,73,89,91,96,101,108
Rasuren 63, 59, 78, 81, 82, 91, 97
Eeagentien, chemische 2
Riccardi, Aless 9
Riccardianus, vide cod.
Rossi, Nie. Aless 9
Sacerdos, Plotius 5 f., 8
San Giovanni a Garbonara 8 ff.
Schenkl, Karl 28
Schmidt, Karl 92ff.
Schöne, H 109
Scriptura continua 12,19,21,29,44,90,100,108
Sendschreiben, Ein apokryphes — der Apostel, vide Apostel.
Sergius 5
\ Seripando, Antonio 6 ff.
Girolamo 8
Sickel, Monum. graph 92
Signa futura 94ff.
Simon, der Magier 94
t»
114 VII. AbhandluB^: Bick.
8«ito
Society, Palaeographical 14
Spiritus 101,108
Steinhart, Wilh. 14
Stockholm, kttnigl. Bibliothek, Qig^as librorniii 49
Subskriptionen 44f.
Tangl, Tide Arndt
Tisehendorf 47f.
Trennungsleichen 101, 108
Überschriften 11,16,30,46,91,101,108
UuEiale 29, 90, 100, 108f.
Yindobonensis cod., vide Wien.
Yolaterranus 5
VulgaU 49,95
Wattenbach, vide Zangemeister.
Wellmann, Max 102ff.
Westcott und Hort, The new Testaro 48
White, H. J., Old Latin Biblical Texts 44, 4Gff.
Wien, Cod. Palat. Vindob. 5 6
if n » 11 16 8ff.
n n 17 6, 7, 9
» fi II n 75 6
. 3190 6
„ 5559 6f.
9&W 10
n U924 10
» II II n iappl. gr- 48 6
ti » « n w »"9 6
Zangemeister und Wattenbach, Exempla codd. . . . 14, 44, 91
Zeichen, kritische 101
Wiener PalimpBeste. 115
Inhaltsübersiclit.
Seite
Vorwort If.
I. Abschnitt: Der cod. 16 im allgemeinen 3 — 10
1. Dessen Beschreibung 3f.
2. Dessen Geschichte 4 — 10
IL Abschnitt: Der laUoan-PalimpBest 11—27
1. Seine änßere Beschaffenheit und Eigentümlichkeit .... 11 — 13
2. Seine Entdeckung, Entzifferung und Herausgabe 13
3. Sein Alter 14
4. Seine Bedeutung in der Textkritik und sein Verhältnis zu
den übrigen Lucanhandschriften 14 f.
5. Seine orthographischen Eigentümlichkeiten 15 f.
6. Andere Stücke dieses nämlichen Lucankodex 16 f.
7. Der Text des Palimpsestes 17—27
III. Abschnitt: Die FelagoniuB-Fragmexite 28—43
1. Ihre Bedeutung 28
2. Ihre Entdeckung, Entzifferung und bisherige Benutzung . 28
3. Ihre äußeren Eigentümlichkeiten und ihr Alter 28—30
4. Ihr Wert in der Textkritik 30—32
6. Ihr Text 33—43
IV. Abschnitt: Die lateinischen Bruchstücke der Apostelge-
schichte und der Briefe des lacobus und Petrus . 43—89
1. Besonderheiten des Pergamentes, der Schrift, der Einrich-
tung des Kodex etc 43 — 46
2. Ihr Alter 47
3. Ihre Entdeckung, Benutzung und Herausgabe 47 f.
4. Ihre Stellung innerhalb der übrigen Überlieferung . . . . 48f.
6. Ihr Text 50—89
V. Abschnitt: £in apokryphes Sendschreiben der Apostel . . 90—99
1. Dessen äußere Beschaffenheit 90 f.
2. Dessen Alter 91f.
3. Die nähere Bestimmung und Charakterisierung des Textes. 92—96
4. Die Ursprache des Sendschreibens 96
6. Der Text 97—99
116 Vn. Abhandlang: Bick. Wiener Pelimpseste.
Seite
VL Abschnitt: Der Diosourides-PalimpaeBt 100—107
1. Beschreibung seiner äußeren Eigentttmlichkeiten .... 100 f.
2. Sein Alter 100
3. Seine kritischen Zeichen 101
4. Seine orthographischen Besonderheiten 101
6. Seine Entdeckung, Entsiffernng und Herausgabe .... 101 f.
6. Sein Verhftltnis eu den übrigen Dioscurides-ELandschriften 102 f.
7. Sein Text 103—107
vn. Abschnitt: Bruchatüoko einer flnrieohisohen medioini-
Bohen Schrift 107—109
1. Ihre änfieren Eigentümlichkeiten 107 f.
2. Doppelte Beskribierung 108f.
3. Entdeckung und Entzifferungsversuche 109
Wort- und Sachregister ItO— 114
UlCK. Wiener Palimpseste. 1.
m. '
Gollob, Eduard: Verzeichnis der griechischen Handschriften in
Österreich außerhalb Wiens. (Mit 11 Tafeln.) 8«. 1903.
5 K 90 h — 5 M. 90 Pf.
Oomperz, Heinrich: Über die Wahrscheinlichkeit der Willens-
entscheidungen. Ein empirischer Beitrag zur Freiheitsfrage.
(Mit 1 Textabbildung.) 8«. 1905. 50 h — 50 Pf.
Oomperz, Theodor: Beiträge zur Kritik und Erklärung griechischer
SchriftsteDer. VIII. S^. 1905. 80 h — 80 Pf.
IX. 8^- 1907. 80 h — 80 Pf.
— Platonische Aufsätze. IH. Die Composition der ^Gesetze^
8«. 1902. 80 h — 80 Pf.
IV. 8^ 1906. 50 h — 50 Pf.
— Zur Chronologie des Stoikers Zenon. 8«. 1903. 50 h — 50 Pf.
Haidacher, Sebastian: Studien über Chrysostomus-Eklogen. 8^.
1902. 1 K 70 h — 1 M. 70 Pf.
Hasenohr], Viktor: Beiträge zur Geschichte der Rechtsbildung
und der Rechtsquellen in den österreichischen Alpenländem
bis zur Rezeption des römischen Rechtes. 8^. 1905.
1 K 60 h — 1 M. 60 Pf.
Jagic, Vatroslav: Ein unedierter griechischer Psalmenkommentar.
4^ 1906. 5 K 70 h — 5 M. 70 Pf.
Jüthner, Julius: Der Gymnastikos des Philostratos. Eine text-
geschichtliche und textkritische Untersuchung. 8^ 1902.
2 K 80 h — 2 M. 80 Pf.
Kaindl, R. F.: Beiträge zur Geschichte des deutschen Rechtes
in Galizien. I., U., UI. 8®. 1906. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
IV.,V.,VL,VII.,Vin. 6^ 1907. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
Kenner, Friedrich: Die römische Niederlassung in Hallstatt
(Oberösterreich). 4«. 1903. 4 K — 4 M.
Menzel, Adolf: Untersuchungen zum Sokratesprocesse. 8^ 1902.
1 K 50 h — 1 M. 50 Pf.
Biach, Alois: Analekta zur Kritik und Exegese der Sibyllini-
schen Orakel. 8«. 1907. 1 K 40 h — 1 M. 40 Pf.
Sehenkl, Heinrich: Bibliotheca patrum latinorum Britannica.
II. Band. II. Abtheilung (Schluss). Die Bibliotheken der
Colleges in Cambridge. H. (2717—2986). S\ 1901.
1 K 20 h — 1 M. 20 Pf.
— XII. Die kleineren öflfentlichen und Privatbibliotheken, nebst
der Bibliothek von Corpus Christi College, Cambridge. 8®.
1905. 1 K 65 h — 1 M. 65 Pf.
Schnchardt, Hugo: Die iberische Deklination. 8^. 1907.
1 K 80 h — 1 M. 80 Pf.
Sedlmayer, Heinrich Stephan: Der Tractatus contra Arianos
in der Wiener Hilarius- Handschrift. Mit einem Nachwort
von Dom Germain Morin. 8«. 1903. 60 h — 60 Pf.
Sellin, Ernst: Teil Ta'annek. Bericht über eine mit Unter-
stützung der kais. Akademie der Wissenschaften und des
k. k. Ministeriums Air Kultus und Unterricht unternommene
Ausgrabung in Palästina. Nebst einem Anhange von
Dr. Friedrich Hrozn]^: Die Keilschrifttexte von Taannek.
(Mit 13 Tafeln, 132 Textfiguren, 4 Detailplanen im Texte
und 2 Hauptplänen.) 4». 1904. 13 K 80 h — 13 M. 80 Pf.
— Eine Nachlese auf dem Teil Ta^annak in Palästina. Nebst
einem Anhange von Friedrich Hrozn^: Die neuen Keil-
schrifttexte von Ta^annek. (Mit 5 Tafeln und 49 Abbil-
dungen im Texte.) 4^ 1906. 5 K 60 h — 5 M. 60 Pf.
Souter, Alexander: De codicibus manuscriptis Augustini quae
feruntur quaestionum Veteris et Novi Testamenti CXXVII.
80. 1905. 70 h — 70 Pf.
Szanto, Emil: Die griechischen Phylen. 8^ 1901.
1 K 70 h — 1 M. 70 Pf
Thaner, Friedrich: Die literar-geschichtliche Entwicklung der
Lehre vom Error qualitatis redundans in personam und
vom Error conditionis. 8^. 1900. 1 K — 1 M.
Wehofer, P. Thomas M.: Untersuchungen zur altchristlichen
Epistolographie. 8«. 1901. 5 K — 5 M.
— Untersuchungen zum Lied des Romanos auf die Wieder-
kunft des Herrn. (Aus dem Nachlasse des Verfassers heraus-
gegeben vom k. M. Ehrhard und Paul Maas.) Mit zwei
Anhängen: I. Der literarische Charakter des Hexaemeron*
hymnus Gen. 1 — 2, 3. II. Das D. H. MüUersche Gesetz in
den Paulusbriefen. 8<^. 1907. 5 K 35 h — 5 M. 35 Pf.
Wessely, Carl: Epikrisis, eine Untersuchung zur hellenistischen
Amtssprache. 8«. 1900. 1 K — 1 M.
— Ein Altersindizium im Philogelos. 8*^. 1905.
1 K 20 h — 1 M. 20 Pf.
— Sahidisch- griechische Psalmenfragmente. (Mit 2 Tafeln.)
80. 1907. 4 K 90 h — 4 M. 90 Pf.
Zingerlc. A.: Zum 42. Buche des Livius. 8«. 1900. 40 h — 40 Pf.
— Zum 43. Buche des Livius. 8^^. 1902. 50 h — 50 Pf.
— Zum 44, Buche des Livius. 8^. 1904. 50 h — 50 Pf.
Zu den beigefügten Preisen durch Alfred Holder, k. u. k. Ilof-
und Universitäts- Buchhändler, Buchhändler der kais. Akademie der
Wissenschaften (Wien, I., Kotenturms traue 13)^ zu beziehen.
Druck vou Adolf Holzhausen,
k. nnil k. Hof- und UniveraiUtS'Buchdnicker in Wiea