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Full text of "Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften"

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JAN  2  2  : 


Sacbart)  College  librar^ 

"  BOUCHT  WITH  THE    INCUME 
FkOM  THl  BBQUKST  OF 

PROF.  JOHN    FABBAB,  LL.D. 
BLIZA  FABBAB 


— > 


t . 


U^tx,  "38  <»>^ 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


PHILOSOPHISCH-HlSTOßISCHEN  KLASSE 


DEB  KAISBBUCHKM 


AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


HUNDERTNEUNUNDFÜNFZIGSTER  BAND. 


(MIT  9  TAFELN.) 


WIEN,  1908. 


IN   KOMMISSION    BEI    ALFKED    HOLDER 

I.  U.  K.  HOr-  UND  UNIVKB8ITÄT8-BUCHHÄHPLIB 
BUCHHiHDLIB  DER  KAISKRUCBUT  AKADRHIK  DKR  WISaKNSCHAFTKX. 


1    -'"♦ 


Draek  Ton  Adolf  Holthansen, 
k.  und  k.  Hof-  und  Uii1v6i«itati-Baehdruelt«r  in  Wien. 


INHALT. 


!•  AbhandllUlgr*  Wilmart:  La  tradition  des  opasculus  dogmatiques  de 
Foebadius,  Gregoriua  Illiberitanus,  Faastinas.  (Mit  3  Tafeln.) 

II.  Abbaiidliillg.  Redlich  and  SchOnbach:   Des  Qatolf  von  Heiligen- 
krenz  Translatio  s.  Delicianae. 

III.  Abhandlung.  Cornu:  Beiträgpe  sar  lateiniscben  Metrik. 

IT.  Abhandlnnir*  Schönbach:  Stadien  zar  Erzählongsliteratar  des  Mittel- 
altein.  Siebenter  Teil:  Über  Caesarias  von  Heisterbach.  II. 

Y.  Abhandlnng.  Kraiaia:  Thomas  Campanella  and  Ferdinand  II. 

Tl.  Abliandlnnir*  Weinberger:  Beiträge  aar  Handschriftenkunde.  I.  (Die 
Bibliotheca  Coryina.) 

TU.  Abluindinng.  Bick:  Wiener  Palimpseste.  I.  Teil:  Cod.  Palat.  Vindo- 
bonensis  16,  olim  Bobbiensis:  Lacanus,  Pelagonius,  Acta  Aposto- 
loram,  Epistolae  lacobi  et  Petri,  Epistola  apocrypha  Apostoloram, 
Dioscarides,  Fragmentam  medicom.   (Mit  6  Tafeln.) 


XX.  SITZUNG  VOM  23.  OKTOBER  1907. 


Der  Sekretär  legt  den  eben  erschienenen  154.  Band  der 
Sitzungsberichte^  der  philos.histor.  Klasse  vor^  sowie  die 
Hefte  1,  2,  3  and  6  des  156.  and  Heft  4  des  157.  Bandes. 


Der  Sekretär  verliest  die  Dankschreiben  der  Herren  Adolf 
Erman,  Franz  Kielhorn,  Reinhold  Koser  und  Elias  Stein- 
meyer für  ihre  Wahl  zu  k.  M.  der  Klasse  im  Aaslande. 


Der  Sekretär  überreicht  eine  Subskriptionseinladang  des 
Komitees  für  die  Errichtung  eines  Nationaldenkmals  für  den 
verstorbenen  Grafen  Konstantin  Nigra^  weiland  E.-M.  der  Klasse^ 
in  Ivrea. 

Das  k.  k.  Ministerium  für  Kultus  und  Unterricht  über- 
mittelt nachstehendes  Programm  für  den  Wettbewerb  um  den 
aus  dem  Legate  des  D.  Francisco  Martorell  j  Pena  gestifte- 
ten Preis,  der  für  ein  Werk  über  spanische  Archäologie  aus- 
geschrieben wurde. 

^Programa  para  el  Concurso  que,  en  cumplimiento  del 
legado  que  D.  Francisco  Martorell  y  Pena  hizo  &  la  ciudad  de 
Barcelona,  abre  el  Excmo.  Ayuntamiento  Constitucional  de  la 
misma,  bajo  las  bases  siguientes: 

1.  Se  concederi  un  premio  de  veinte  mil  pesetas  &  la 
mejor  obra  original   de  Arqueologia  espanola   que  se  presente 

'  DieMr  Band  ist  der  letzte  nach  der  alten,  kompletten  Ausgrabe.  Vom 
156.  Bande  an  werden  die  einselnen  Abhandlungen  ah  separate  Hefte, 
sofort  nach  Eraeheinen,  aasgegeben. 


VI 

en  este  Concnrso,  si  lo  mereciere,  ä  jaicio  del  Jnrado  que   se 
nombre. 

2.  El  expresado  premio  serd  adjudicado  en  el  dia  23  de 
Abril  del  aüo  1912,  festividad  de  San  Jorge,  patron  de  Catalana. 

3.  Se  admitirin  obras  impresas  6  mannscritas  y  de  autores 
espanoles  6  extranjeros;  terminando  el  plazo  para  la  presenta- 
ci6n  en  la  Secretaria  de  este  Äyantamiento,  el  dia  23  de  Oc- 
tnbre  de  1911,  i  las  doce  de  la  manana. 

4.  Podri  estar  escrita  la  obra  qne  es  presente  al  Con- 
cnrso,  en  los  idiomas  latino,  castellano^  catalin,  francös,  italiano 
<S  portngüäs. 

5.  La  obra  deberä  presentarse  anönima  con  un  lema  que 
corresponda  al  sobre  de  un  pliego  cerrado  qae  deberi  acom- 
panarse,  conteniendo  el  nombre  y  domicilio  del  autor. 

6.  Serän  jneces  ö  censores  en  este  Concarso  cinco  per- 
sonas  idöneas,  que  elegirä  este  Ayuntamiento;  y  serä  su  Presi- 
dente  honorario  el  Alcalde  Presidente  de  la  misma  Corporaciön. 

7.  El  dia  23  de  Octubre  de  1911,  i  las  doce,  se  consti- 
tuiri  la  Comisiön  encargada  de  llevar  &  cabo  el  legado  de  D. 
Francisco  Martorell  y  Pena^  bajo  la  presidencia  del  Excmo. 
Sr.  Alcalde,  y  procederä  desde  luego  ä  levantar  acta  de  todas 
las  obras  que  se  hubieren  presentado;  y  al  nombramiento  del 
Jurado,  6  sea  de  los  cinco  censores  6  jueces  de  este  Concurso. 

8.  El  autor  de  la  obra,  ä  quien  se  hubiese  adjudicado  el 
premio,  deberä  publicarla  dentro  del  t^rmino  de  dos  anos,  con- 
taderos  desde  la  fecha  de  la  adjudicaciön  de  aqua,  debiendo 
entregar  cinco  ejemplares  ä  la  Corporaciön  municipal.  Si  no 
estuviera  escrita  en  castellano,  deberä  traducirla  ä  este  idioma 
para  dicha  publicaciön. 

En  el  caso  de  que  el  autor  de  la  obra  no  diere  cumpli- 
miento  ä  las  dos  prescripciones  que  preceden,  podrä  el  Ayun- 
tamiento publicarla  y  traducirla  ä  costas  de  la  misma  Corpo- 
raciön, reservindose  los  derechos  de  propiedad  de  la  obra 
premiada,  los  cuales  en  casocontrario  corresponderin  al  autor., 


Das  Unterrichtsministerium  legt  ferner  ein  Exemplar  des 
X.  Bandes  der  ersten  Abteilung  der  vom  königl.  Preußischen 
historischen    Institute    in    Rom    herausgegebenen    ,Nuntiatur- 


VII 


berichte  ans  Deatscbland  nebst  ergänsenden  Aktenstücken'  vor, 
enthaltend:  ^Legation  des  Kardinals  Sfondrato  1547 — 1548.  Im 
Auftrage  des  königl.  Preußischen  histerischen  Institutes  in  Rom 
bearbeitet  von  Walter  Friedensbnrg.    Berlin  1907'. 


Professor  Dr.  R.  F.  Kai n dl  in  Czernowitz  übersendet  ein 
Manuskript  ^Beiträge  zur  Qeschichte  des  deutschen  Rechtes  in 
Qalisien.    IX/1  und  IX/2'. 

Dr.  Rudolf  Wölk  an,  Privatdozent  an  der  k.  k.  Univer- 
sität und  Skriptor  der  Universitätsbibliothek  in  Wien,  über- 
sendet das  Manuskript  zu  den  beiden  ersten  Bänden  des 
,Briefvfechsel  des  Eneas  Silvius  Piccolomini.  Erste  Abteilung: 
Briefe  aus  der  Laienzeit  (1431 — 1445)',  und  zwar  Band  I: 
Privatbriefe,  Band  II:  Amtliche  Briefe. 


Dr.  Wilhelm  Weinberger,  k.  k.  Gymnasialprofessor  in 
IglaUy  übersendet  mit  der  Bitte  um  Aufnahme  in  die  Sitzungs- 
berichte der  Klasse  eine  Abhandlung,  betitelt:  ,Beiträge  zur 
Handschriftenkunde  I.  (Die  Bibliotheca  Corvina)^ 


Das  w.  M.  Professor  Mejer-Lübke  legt  namens  der 
akademischen  Kirchenväterkommission  eine  Abhandlung  von 
Dom  Andrä  Wilmart  0.  S.  B.  in  Farnborough  (England)  vor, 
die  betitelt  ist:  ,La  tradition  des  opuscules  dogmatiques  de 
Foebadius,  Gregorius  lUiberitanus,  Faustinus^ 


Das  w.  M.  Professor  Oswald  Redlich  überreicht  eine  von 
ihm  und  dem  w.  M.  Hofrat  Anton  E.  Schönbach  in  Graz 
verfaßte  Arbeit  ,De8  Gutolf  von  Heiligenkreuz  Translatio  s.  De- 
licianae'  fbr  die  Sitzungsberichte. 


Das   w.  M.  Hofrat   Leo    Reinisch    überreicht    für    die 
ySchriften  der  Sprachenkommission'  das  Manuskript  einer  Ab- 


VIII 


handlang  unter  dem  Titel:  ,Das  persönliche  Fürwort  und   die 
Verbalflexion  in  den  chamito-semitischen  Sprachen/ 


Das  w.  M.  Hofrat  D.  H.  Müller  überreicht  als  Obmann 
der  Nordarabischen  Kommission  den  kürzlich  erschienenen 
2.  Band  des  Werkes:  ^Arabia  Petraea.  Von  Alois  Mnsil. 
II.  Edom.  Topographischer  Reisebericht.  1.  Teil.  Mit  1  Um- 
gebnngskarte  von  wädi  Müsa  (Petra)  und  170  Abbildungen  im 
Texte.  Wien  1907.^  ' 

Derselbe  überreicht  ferner  für  die  akademische  Bibliothek 
ein  Exemplar  seines  Werkes:  ^Komposition  und  Strophenbau. 
Alte  und  neue  Beiträge  von  Dav.  Heinr.  Müller.  (Biblische 
Studien  III.)  Wien  1907.' 

Hofrat  D.  H.  Müller  macht  ferner  eine  Mitteilung  ^über 
neue  Papyrusfunde  in  EUephantine^ 


XXI.  SITZUNG  VOM  30.  OKTOBER  1907- 


In  Vertretung  des  erkrankten  Vizepräsidenten,  Sr.  Exzellenz 
von  Böhm-Bawerky  eröffnet  der  Alterspräsident,  Hofrat 
F.  Kenner,  die  Sitzung. 

Die  Herren  Wendelin  Foerster  in  Bonn  und  Gustav 
Schmoller  in  Berlin  danken  für  ihre  Wahl  zu  auswärtigen 
korrespondierenden  Mitgliedern  der  Klasse. 


Die  Redaktion  der  ^Deutsch-Evangelischen  Rundschau^  in 
Berlin  übersendet  ein  Belegexemplar  der  Nummern  16  und 
20  dieser  Wochenschrift,  die  den  Aufsatz  ,Streiflichter  zur 
biblischen  Geschichte'  von  O.  Eberhard  enthalten,  wozu  die 
Klasse  s.  Z.  einige  Klischees  aus  Seilin  ,Tell  Ta'annak^  leih- 
weise überlassen  hatte. 


IX 

Der  Sekretär  überreicht  die  folgenden  an  die  Klasse  ge- 
langten Druckwerke,  und  zwar: 

1.  ^Geschichte  der  Deutschen  in  den  Karpathenländern. 
Von  Raimund  Friedrich  Kai  ndl.  II.  Band:  Geschichte  der 
Deutschen  in  Ungarn  und  Siebenbürgen  bis  1763,  in  der  Wa- 
lachai  und  Moldau  bis  1774.  Mit  einer  Karte.  (Allgemeine 
Staatengeschichte.  Herausgegeben  von  Karl  Lamprecht.  Dritte 
Abteilung,  VIII.  Werk,  IL  Band.)  Gotha  1907.'  Vom  Verfasser 
übersandt; 

2.  .Theodor  von  Sickel.  Fest  werte,  gesprochen  am  11.  De- 
zember 1906  bei  der  im  Historischen  Seminar  der  Universität 
Wien  abgehaltenen  Sickel-Feier  des  akademischen  Vereines 
deutscher  Historiker  in  Wien,  von  Dr.  Harold  Steinacker, 
Privatdozenten  an  der  Universität  Wien.  (Mit  einem  biblio- 
graphischen Anhang.)  Wien  1907.'  Überreicht  vom  Verfasser; 

3.  ,Die  feierliche  Inauguration  des  Rektors  der  Wiener 
Universität  für  das  Studienjahr  1907/1908  am  15.  Oktober  1907. 
Wien  1907; 

4.  ,Jahresbericht  über  die  Herausgabe  der  Monumenta 
Oermaniae  historioa.  Von  Reinhold  Koser  (Sitzungsberichte  der 
königl.  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften.  Gesamt- 
Sitzung  vom  30.  Mai  1907).'  Überreicht  vom  Verfasser; 

5.  ,Thesaurus  linguae  latinae.  Vol.  IV,  Fase.  IIL  Leipzig, 
bei  Teubner,  1907/  

Der  Sekretär  überreicht  eine  kurze  Mitteilung  des  Herrn 
Dr.  Hans  von  Miik  in  Wien,  betitelt:  , Vorläufiger  Bericht 
über  eine  von  der  k.  k.  Hofbibliothek  in  Wien  neu  erworbene 
arabische  Handschrift.' 


XXn.  SITZUNG  VOM  6.  NOVEMBER  1907. 


Der  Sekretär,  Hofrat  Ritter  von  Karabacek,  überreicht 
die  an  die  Klasse  gelangten  Druckwerke,  und  zwar: 

1.  Pfarrer  A.  Wild:  ,Die  körperliche  Mißhandlung  von 
Kindern    durch    Personen,    welchen    die    Fürsorgepflicht    für 


dieselben   obliegt.   (Preisgekrönt  von   der   Universität  Zürich.) 
Zürich,  0.  J.'; 

2.  ,Die  Einderarbeit  und  ihre  Bekämpfung.  Von  Jalius 
deutsch.  (Preisgekrönt  von  der  Universität  Zürich.)  ZUiichyO.J/; 

3.  ,Die  Amerikareise  des  Wiener  Männergesang- Vereines 
mit  der  Doppelschrauben- Lustjacht  „Oceana^  der  Hamburg- 
Amerika-Linie  vom  21.  April  bis  28.  Mai  1907.  Wien  1907.' 
Ubersandt  vom  Verfasser ,  Herrn  Schriftsteller  Emil  Jelinek 
in  Wien; 

4.  yM^langes  de  la  Facultä  Orientale.  Band  I  und  H, 
Beyrouth  1906  und  1907.'  Ubersandt  von  der  Universitä  Saint- 
Joseph  in  Beyrouth  (Syrie); 

ö.  ^Deutsche  Volkskunde  aus  dem  östlichen  Böhmen,  Von 
Dr.  Eduard  Langer.  VII.  Band,  1.  Heft,  Braunau  i.  B.  1907.' 
Es  wird  hierfür  der  Dank  ausgesprochen. 


Der  Sekretär  überreicht  eine  Mitteilung  von  dem  k.  M. 
Professor  Alois  Musil  in  WieU;  betitelt:  ^Griechische  Inschriften 
aus  Arabia  Petraea/ 

Das  w.  M.  Professor  Hans  von  Arnim  überreicht  drei 
Abhandlungen  von  Julius  Cornu,  Professor  der  romanischen 
Philologie  an  der  Universität  in  Graz,  betitelt:  ^Beiträge  zur 
lateinischen  Metrik',  und  zwar: 

I.  Accentus  anima  versus, 
II.  Armäque  und  krmentique  im  Hexameter, 
IIT.  Zu  dem  vierzehnsilbigen  Hexameter  der  sechszeiligen  Rätsel, 

und   ersucht  um   deren  Aufnahme  in  die  Sitzungsberichte  der 
kais.  Akademie  der  Wissenschaften. 


Das  w.  M.  Professor  J.  Konstantin  Jireöek  überreicht 
im  Namen  des  Verfassers  ein  Manuskript  von  Dr.  Johann 
Kvaöala,  Professor  an  der  Universität  Jurjew  (Dorpat),  be- 
titelt: ,Thomas  Campanella  und  Ferdinand  IL' 


XI 


XXin.  SITZUNG  VOM  13.  NOVEMBER  1907. 


Die  British  Academy  for  the  Promotion  of  Historical, 
Philosophical  and  Philological  Stndies  in  London  übersendet 
den  zweiten  Band  ihrer  Publikationen  unter  dem  Titel:  ,Procee- 
dings  of  the  British  Academy.  190Ö — 1906.  London^ 

Die  Direktion  des  k.  und  k.  Eriegsarchives  in  Wien  über- 
sendet Band  V  der  dritten  Folge  der  ^Mitteilungen  des  k.  und 
k.  Kriegsarchiyes.  Herausgegeben  von  der  Direktion.  (Mit 
4  Textskizzen.)  Wien  1907'. 

Es  wird  hieflir  der  Dank  ausgesprochen. 


Der  Sekretär  überreicht  ferner  die  an  die  Klasse  ge- 
langten Druckwerke;  und  zwar: 

1.  yKaccolta  Vinciana  presse  TArchivio  Storico  del  Comune 
di  Milano.  Castello  Sforzesco.  1906—1907'; 

2.  ;Der  Übergang   vom   Lehendienst  zum   Solddienst  in 

••  _  _  _  

Osterreich.  Ein  Beitrag  zur  Heeresgeschichte  des  14.  Jahr- 
hunderts. Von  Ernst  von  Frisch.  Wien  1907'  (überreicht 
im  Auftrage  des  Verfassers); 

3.  yMaria  Carolina  d'Austria  e  la  politica  Inglese  in 
Sicilia.    Lettura  di  Francesco  Guardione.    Acireale  1907'; 

4.  ,La  Pellagra  i  Pellagrologi  e  le  Amministrazioni  pu- 
bliche. Saggi  di  storia  e  di  critica  sanitaria  del  Dott.  Gaetano 
Strambio.    Milano  1890'  (,Omaggio  della  Famiglia  Strambio') ; 

5.  ^Aus  dem  Leben  der  arabischen  Bevölkerung  in  Sfax 
(Regentschaft  Tunis).  Von  Dr.  Karl  Narbeshube r»  k.  k.  Oster- 
reichisch-ungarischem  Vizekonsul  in  Sfax.  Mit  einem  Beitrag 
von  Professor  Hans  Stumme  in  Leipzig.  (Veröffentlichungen 
des  städtischen  Museums  für  Völkerkunde  zu  Leipzig.  Heft  2.) 
Leipzig  1907'. 

Eb  wird  für  diese  Einsendimgen  der  Dank  ausgesprochen. 


XII 


XXIV.  SITZUNG  VOM  20-  NOVEMBER  1907. 


Der  Sekretär^  Hofrat  Ritter  von  Karabacek,  überreicht 
die  an  die  Klasse  gelangten  Druckwerke,  und  zwar: 

1.  ^run  von  Qnerfnrt,  Mönch ,  Eremit,  Erzbischof  der 
Heiden  und  Märtyrer.  Lebenslauf,  Anschauungen  und  Schriften 
eines  deutschen  Missionars  und  Märtyrers  um  die  Wende  des 
10.  und  11.  Jahrhunderts.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  Deutsch- 
lands und  Italiens  im  Zeitalter  Ottos  UI.  und  zur  ältesten 
Eirchengeschichte  Ungarns,  Rußlands,  Polens,  Schwedens  und 
Preußens.  Von  Dr.  H.  G.  Voigt,  Professor  ftlr  Kirchengeschichte 
in  Halle  a.  S.  (Mit  4  Lichtdrucktafeln  und  6  lithographischen 
Tafeln.)  Stuttgart  1907'; 

2.  ,Kleists  Todeslitanei.  (Prager  deutsche  Studien.  Heraus- 
gegeben von  Carl  von  Kraus  und  August  Sauer.  VII.  Heft.) 
Prag  1907',  übersandt  vom  Verfasser,  k.  M.  Professor  Dr. 
August  Sauer  in  Prag; 

3.  ,Budape8t  Rigisigei  (Antiquitäs  de  Budapest),  Räge- 
szeti  6s  Tört^neti  Evkönyv,  szerkeszti  Dr.  Kuszinszkj  Bälint. 
IX.  Budapest  1906*. 

Es  wird  für  diese  Spenden  der  Dank  der  Klasse  aus- 
gesprochen. 

Dr.  Otto  Stolz,  Mitarbeiter  am  historischen  Atlas  der 
österreichischen  Alpenländer  in  Innsbruck,  übersendet  eine 
Abhandlung  unter  dem  Titel:  ,Das  mittelalterliche  Zollwesen 
Tirols  bis  zur  Erwerbung  des  Landes  durch  die  Herzoge  von 
Österreich  (1363)'  und  ersucht  um  die  Aufnahme  derselben 
in  das  Archiv  für  österreichische  Geschichte. 


XXV.  SITZUNG  VOM  4-  DEZEMBER  1907. 

Der  Sekretär  verliest  die  hohe  Note  des  Kuratoriums 
der   kaiserlichen   Akademie   vom  29.  November  1.  J.,    wonach 


XIII 


Seine  kais.  und  königl.  Hoheit  der  dareUauchtigste  Herr  Erz- 
herzog-Kurator der  beantragten  Anberaumung  der  nächst- 
jährigen feierlichen  Sitzung  auf  Samstag  den  30.  Mai  1908, 
um  7  Uhr  abends^  Höchstseine  Genehmigung  erteile. 


Der  Sekretär  legt  den  soeben  erschienenen  Band  LX 
der  Fontes  rernm  austriacarum  vor,  enthaltend:  , Akten  und 
Korrespondenzen  zur  Qeschichte  der  Gegenreformation  in  Inner- 
österreich unter  Ferdinand  U.  Zweiter  Teil:  Von  der  Auf- 
lösung des  protestantischen  Schul-  und  Kirchenministeriums 
bis  zum  Tode  Ferdinands  U.  1600 — 1637.  Gesammelt  und 
herausgegeben  von  J.  Loserth,  k.  M.,  Wien  1907.' 


Der  Sekretär  verliest  die  beiden  eingelaufenen  Dank- 
schreiben,  und  zwar: 

1.  von  dem  k.  M.  Professor  Dr.  Edmund  Hauler  in 
Wien  ftar  seine  Delegierung  in  die  interakademische  ^Kommis- 
Bion  fttr  den  Thesaurus  linguae  latinae*  als  Vertreter  der  kais. 
Akademie  an  Stelle  des  verstorbenen  w.  M.  Exzellenz  Wilhelm 
Ritter  von  Hartel;  und 

2.  von  der  Direktion  der  k.  k.  Universitätsbibliothek  in 
Graz  für  die  geschenkweise  Überlassung  des  VII.  Bandes  der 
Schriften  der  Sudarabischen  Expedition^ 


Das  k.  M.  Dr.  Karl  Wessely  in  Wien  übersendet  mit 
dem  Ersuchen  um  Aufnahme  in  den  ,Anzeiger'  eine  Mitteilung, 
betitelt:  ^Ein  neuer  Libellus  aus  der  Christenverfolgung  des 
K.  Decius^ 


Das  w.  M.  Hofirat  Anton  E.  SchOnbach  in  Graz  über- 
sendet den  VU.  Teil  seiner  ^Studien  zur  Erzählungsliteratur 
des  Mittelalters:  Über  Cäsarius  von  Heisterbach  IP. 


XVI 

Geschichte  der  Entwicklung  der  Gerichtsverfassung  und  des 
Verfahrens  in  den  alten  Vierteln  des  Landes  ob  der  Enns  bis 
zum  Untergange  der  Patrimonialgerichtsbarkeit^ 


Das  w.  M.  Hofrat  V.  Jagi6  überreicht  als  Obmann  der 
linguistischen  Abteilung  der  Balkankommission  das  eben  aus- 
gegebene Heft  Vn  der  Schriften  dieser  Kommission,  enthaltend : 
^Sprache  und  Volksiiberlieferungen  der  südlichen  Sporaden  im 
Vergleich  mit  denen  der  übrigen  Inseln  des  ägäischen  Meeres. 
Von  Karl  Dieterich.  Wien  1908^ 


Sitzungsberichte 

der 

Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien 

Philosophisch-Historische  Klasse. 
159.   Band,    1.    Abhandlang. 


La 

traditioii  des'  opuscules  dogmatiques 

de 

Foebadius,  Gregorius  Illiberitanus, 

Faustinu8. 

Par 

Dom  Andrö  Wilmart,  o.  8.  B. 

(Mit    3    Tafeln.) 


TorfcUgt   in    det   Sitittog   am   iS.  Oktober   1907. 


Wien,  1908. 

In    Kommission    bei    Alfred    Holder 

k.  «.  k.  Hof-  und  Unireniats-Bucbhindler 
Bvehh&ndlar  der  kftleerliehea  Akademie  der  Wineasehaflen. 


A.   Periodische  Publikationen. 

Schriften  der  Balkancommiision.    Antiquarische  Abtheilnng: 

I.  Band.    Die  Lika  in   römischer  Zeit  von  Karl   Patsph. 
40.  1901.  6  K  =  5  M. 

—  II.  Band.  Römische  Villa  bei  Pola  von  Hans  Schwalb. 
4«.  1902.  18'K  =  15  M. 

—  ni.  Band.  Das  Sandschak  Berat  in  Albanien  von  Karl 
Patsch.  40.  1904.  18  K  =  15  M. 

—  IV.  Band.  Antike  Denkmäler  in  Bulgarien.  Unter  Mit- 
wirkung von  E.  Bormann,  V.  Dobrusk^,  H.  Egger,  H.  Hartl, 
V.  Hoffilier,  J.  Ohler,  K.  Skorpil,  A.  Stein,  J.  Zingerle 
bearbeitet  von  Ernst  Kaiinka.  Mit  einer  Karte  und 
162  Abbildungen.  4<>.  1906.  24  K  =  20  M. 

Der  römische  Lime«  in  Oesterreich.  Heft  I.  8<>.  1900.   9  K  =  8  M. 

—  Heft    IL  80.  1901.  16  K  =  14  M. 

—  Heft  in.  8«.  1902.  10  K  =  9  M. 

—  Heft  IV.  8«.  1903.  9  K  =  8  M. 

—  Heft    V.  80.  1904.  10  K  =  9  M. 

—  Heft  VI.  8«.  1905.  12  K  =  10  M.  60  Pf. 

—  Heft  VII.  8«.  1906.  12  K  =  10  M.  60  Pf. 

B.  Selbständige  Werke. 

Arnim,  Dr.  Hans  von:  Bemerkungen  zum  Index  Stoicorum 
Herculanensis.   8^    1900.  40  h  —  40  Pf. 

Bauer,  Adolf,  und  Strzygowski,  Josef:  Eine  alexandrinische 
Weltchronik,  Text  und  Miniaturen  eines  griechischen 
Papyrus  der  Sammlung  W.  GoleuiSöev.  (Mit  8  Doppel- 
tafeln und  36  Abbildungen  im  Texte.)  4^  1906. 

20  K  —  20  M. 

Blume.  Clemens:  Wolstan  von  Winchester  und  Vital  von  Saint- 
Evroult,  Dichter  der  drei  Lobgesänge  auf  die  Heiligen  Athel- 
wold,  Birin  und  Swithun.  8^  1903.  .    60  h  —  60  Pf. 

Bratke,  Eduard:  Epilegomena  zur  Wiener  Ausgabe  der  Alter- 
catio  legis  inter  Simonem  Judaeum  et  Theophilum  Christia- 
num.  (Mit  1  Tafel.)  8^.  1904.  4  K  50  h  —  4  M.  50  Pf. 

Engelbrecht,  August:  Die  Consolatio  philosophiae  des  Boethius. 
Beobachtungen  über  den  Stil  des  Autors  und  die  Ueber- 
lieferung  seines  Werkes.  8«.  1901.   1  K  40  h  —  1  M  40  Pf. 

—  Studien  über  den  Lukaskommentar  des  Ambrosius.  "  Mit 
einem  Anhang  über  eine  bisher  verschollene  Handschrift 
des  Philastrius.  8^  1903.  1  K  —  1  M. 

GoUob,  Eduard:  Verzeichnis  der  griechischen  Handschriften  in 
Österreich    außerhalb    Wiens.     (Mit   11  Tafeln.)    8«.   1903. 

5  K  90  h  —  5  M.  90  Pf. 


I.  Abb.:  Wilmart.   La  tradition  des  opuscules  dogmatiques  etc.  1 


L 

La  tradition  des  opuscules  dogmatiques 
de  Poebadius,  Gregorius  lliiberitanus,  Faustinus. 

Dom  Andrä  Wilmart,  0.  S.  B. 
(Mit  3  Tafeln.) 


(Vorgelegt  in  der  Sitzang  am  SS.  Oktober  1907.) 


ö  e  dois  k  1' Acadämie  Imperiale  quelques  explications  sur 
r^tat  d'un  travail  qu'elle  m'a  fait  Thonneur  de  me  confier,  k 
savoir  la  präparation  des  äditions  conjointes  du  Contra  Arrianos 
de  Phöbade*  d^Agen,  du  De  Fide  de  Grigoire  d'Elvire,  et  du 
De  Fide  adversus  Arrianos  du  luciförien  Faustin,  pour  un 
fascicole  des  Auctorea  Minores  Saec.  IV%  V\  VI*  du  Corpus 
Scriptorum  Ecclestasticorum  Latinorum} 

Je  n'ai  pas  k  justifier  de  la  raison  qu'il  y  a  de  r^unir  ces 
trois  Berits:  ils  sont  apparentös  par  leur  sujct  mgme,  la  defense 
de  la  doctrine  trinitaire  contre  les  entreprises  de  rariauisme; 
mais  en  outre  le  traitö  de  Phöbade^  composä  en  3ö7  ou  en  3ö8, 
a  Bervi  jusqu'k  uu  certain  point  de  mod&le,  ou  de  base,  k 
celui   de  Grögoire  d'Elvire,  qui  est  de  360  ou  361,  —  assez 


^  Je  garde  ici,  et  ci-dessons,  pour  la  pratique,  la  yieille  ortbographe  con- 
yentionnelle,  qoi  est  celle  de  Tillemont  par  exemple;  mais  on  peut 
remarqaer  qtte  mon  titre  maintient  la  vöritable  grapbie  :  j*ai  donnd 
p.  8  s.,  n.  2,  k  Toccasion  de  la  notice  de  Saint  J^röme  la  jnstification 
de  cette  forme. 

'  L*e  texte  usuel,  nn  pea  plus  fantif  seulement  qae  les  aatres,  est  celui 
de  la  Patrologie  Latint  (en  döpendance  directe  de  la  Bibliotheea  de 
Gallandi  V  et  VUI,  1769  et  1770):  XX,  13—30;  ib.  31—50;  XIII,  37—80. 
Mais  le  De  Fide  de  r^ySque  d^Elvire  a  M  encore  donnö  par  Migne 
t.  XVII,  549—568  d'aprös  r^dition  bdn6dictine  de  Saint  Ambroise  1690,  et 
t.  LXII,  449—463  d*apr^  F^dition  de  Vigile  de  Thapse  du  P.  Cbifflet  1664. 
Sitiangeber.  d.  pUl..Uit.  Kl.  169.  Bd.  1.  Abb.  1 


2  I.  Abhandlung:  Wilmart. 

r^ellement  pour  que  depuis  deux  Bildes  la  seconde  de  ces  oeuvres 
soit  placäe  communötnent  sous  le  patronage  de  Töv^que  d'Agen 
au  mSme  titre  que  la  premi^re;^  d'autre  pari  le  libelle  de 
Faustin^  auquel  on  peut  assigner  par  approximation  la  date  de 
380,  se  präsente  dans  la  suite  direete  de  celui  de  Gr^goire,  par 
ce  seul  fait  que  T^v^qae  d'EIvire  fat  an  des  organisatears 
les  plus  en  vue  du  schisme  laciförien  dont  le  prStre  romain  fat 
le  partisan':  d'ailleurs  la  ressemblance  des  titres  a  ätä  cause  ici 
que  la  tradition  a  confondu  un  temps  les  deux  autears,  attri- 
buant  positivement  k  Gr^goire  le  bien  de  Faustin.' 


I. 

Mes  premi&res  recherches,  en  1905,  au  sujet  du  Contra 
ArrianoSj  m'amen^rent  kretrouver  le  Cod.  lat.  Voss,  F.  58,  s.  IX 
(f.  117 — 124),  conservä  k  la  Bibliothfeque  de  rUniversitä  Royale 
de  Leyde,^  le  mSme  manuscrit,  tr&s  certainement,  qui  servit  k 
l'idition  princeps  de  Theodore  de  Bfeze  (1570).*   Je  remarquai 


'  Les  autean  de  VHUtoire  UtUraire  de  la  France  I,  2,  1733,  p.  266—281 
sont  responsables  du  succös  de  cette  th^e  fallacieuse  (cf.  Fr.  Florio,  De 
Sancto  Qregorio  lUiberitano  Ubeüi  de  Fide  auctore  .  .  .,  Bononiae  1789, 
p.  3—30;  dorn  G.  Morin,  Vattributum  du  De  Fide  ä  Grigoire  d'Elmre^ 
Revue  B^idiciine  XIX,  1902,  229—235;  Toir  aussi  Bulletin  de  LitUrature 
EeclMastique  1906,  279  88.);  le  point  de  d^part  parait  6tre  une  Suggestion, 
aussi  peu  formelle  que  possible,  de  Tillemont  (cf.  Memoire»  VI,  1699, 
p.  227  8.,  et  IX.  1703,  727). 

*  M.  L.  Saltet  (Fraudes  UlUrairet  des  tchitmatique»  luciferiens  aux  IV'  et 
V  tihcUs^  dans  le  Bulletin  cM,  p.  322—324)  n*a  pas  eu  de  peine  k 
marquer  Vinfluence  litt^raire  de  Pöcrit  de  Gr^oire  sur  celui  de  Faustin. 

'  Baronius  {ad  ann,  371,  n.  124,  —  388,  n.  99  s.)  et  Bellarmin  (De  »criptor, 
eecl.  1613)  sont  les  t^moins  d^clar^  de  cette  erreur. 

^  cf.  OiUaloffua  librorum  tarn  impressorum  quam  manuscriptorum  BihUothecae 
puMieae  ürUvernlatiä  Lugduno-Baiavae  ...  1716,  p.  372  B  (parmi  les 
ManuscripU  Bibliotheeae  Vosnanae  pretio  eniptae)]  voir  d'ailleurs  le  cata- 
logue  des  manuscrits  d*Isaac  Vossins  (f  1689,  Institut  chanoine  de 
Windsor  en  1670),  tel  qu^il  fiit  r6dig^  par  Paul  Colomiös  k  la  demande 
de  Parchev^que  de  Cantorb^rj,  dans  [Bernard]  Catalogi  libr.  m$s.  Ängliae 
et  Hibemiae  1697,  t.  II,  p.  1,  67—72. 

^  Athanani  Dialogi  V  de  »anda  TrinUate.  Basilii  Libri  IUI  adversua  impium 
Eunomium.  Änaslasii  et  Cgrilli  compendiaria  orthodoxae  fidei  explicatio.  Ex 
interpretaUone  Theodori  Bezae.  Foebadi  nve  Foebadii  liber  contra  Ärianoe. 


La  tradition  des  opnscules  dogmatiqaes  de  Foebadios  etc.  3 

anssi  qae  ce  manuscrity   qni  est  rempli  principalement  par  les 
Commentaires  de  Verecundas  de  Junca  (f  ca  552)  Super  Cantica 


Quae  Äihananij  Anattcuii  ei  CyrilU  sunt,  et  quae  Foebadü,  nunc  primum 
edunlur.  Anno  MDLXXj  excftdebat  Henriciu  Stephanus,  In -8^,  8  f. 
+  432  +  28  pp.  La  lettre  dedicatoire  de  BSze  aux  seigneurs  de  Pologne 
,piaram  Ecclesiarum  patronis*  est  datöe  de  Genöve  15  Aoüt  1570;  eile 
insiste  snr  Vinterdt  de  Topuscale  de  Phöbade,  sur  Tötat  irrSm^diable  du 
texte  et,  ce  qai  Importe  davantage,  sur  la  provenance  imm^diate  du 
manuscrit  :  X^^^^IIq™)  ^-  Pitheus,  rarae  cuiusdam  eruditionis  homo,  et 
Yeluti  fato  quodam  ad  eruenda  vetustatls  monimenta  natus,  quum  in 
doctissimi  et  amicissimi  mei  Germani  Colladonii,  itidem  Jnrisconsulti, 
bibliotheca  venatus  esset,  ad  me  detulit*.  Cependant  k  peser  bien  ces 
termes,  et  aussi  ceux  du  bref  avertissement  qui  introduit  les  conjectures 
de  rSditeur  p.  25 — 27,  il  ne  semble  pas  qu'il  ait  dispos^  d^autre  chose 
qa*une  copie  pr6par6e  par  Pithou,  encore  quHl  ait  pu  voir  le  manuscrit 
lors  de  sa  mise  an  jour.  Germain  Colladon,  chez  qui  il  fut  trouvö,  ötait 
en  effet  un  docteur  ös  droits,  originaire  de  La  Chätre  en  Berry,  r^fugiS 
en  1550  avec  sa  familie  k  Genöve,  ou  la  bourgeoisie  lui  fut  conför^e 
en  1555,  et  ou  il  mourut  en  1594,  aprös  avoir  r^dig^  avec  Dorsiöres, 
en  sMnspirant  de  la  coutume  du  Berry,  les  ädits  politiques  et  civils  de  la 
R^publique  (cf.  J.  Senebier,  HUtoire  litUraire  de  Qenhve  1786,  I  343  s.;  — 
mais  noter  que  Senebier,  ici  et  p.  360,  est  inexact  en  pretant  un  röle  k 
Henri  Estienne  dans  la  decouverte  de  Ph^bade;  k  Tinverse  Mattaire, 
Stephanorum  Historia,  Lond.  1709,  I  p.  2,  348  8.,  et  Renouard,  Annale»  de 
rimprimerie  des  EaÜenne  1843,  133  5,  enUvent,  k  tort,  k  B^ze  Thonneur 
de  r^dition:  ce  qui  est  sür,  et  reconnu  par  tous,  cV^^t  que  le  livre  sortit 
des  presses  de  Henri  Second  k  Gen^ve).  Quant  a  Pierre  Pithou,  qui 
fut  jusqu'ä  la  reille  de  sa  mort  en  relations  littöraires  avec  Böze  (voir 
la  lettre  de  Casaubon  du  1«'  Kot.  1596:  haaci  Caaaubon  Epiatolae,  Roterd. 
1709,  p.  65,  et  cf.  Grosley,  Vie  de  Pierre  PUhou  1756,  I  356),  on  le 
trouve  en  1568 — 1570  k  Bäle,  appelä  sans  doute  par  son  Edition  d^Otton 
de  Freisingen  et  de  Paul  Diacre  qui  y  parut  en  1569,  et  on  ne  le 
retrouve  k  Paris,  pour  ses  fonctions  d'avocat,  qu'en  1571  (cf.  Petri 
PUhoei  vita  elogia  opera  hihliotheca,  accur.  Joan.  Boivin,  Paris.  1711,  11  ss., 
et  Grosley  a.  c.  114);  dans  la  pr^face  du  De  Quhematione  Dei  de  Salvien, 
Paris  1580,  il  ränge  Pböbade  parmi  les  reprSsentants  ,Gallicae  Theologiae*, 
qu'il  Youdrait  r^unir  fiörement  en  un  seul  recueil,  et  en  1686  est  en 
effet  publice  chez  Nivelle  la  petite  coUection  des  Veterum  aliquot  OalUae 
theologorum  Scripta  ou  l'^v^ue  d^Agen  occupe  une  place  d^honneur 
(p.  77 — 113)  entre  Vincent  de  L^rins  et  Fanst  de  Riez  :  reste  k  savoir 
n^anmoins  si  ce  Yolume  peut  se  r^clamer  du  savant  humaniste.  Ses 
biographes  le  lui  attribnent  sans  restriction  (Boivin  p.  56,  Grosley  I 
p.  221),'  mais  Ittig,  De  BibUothecU  et  CatenU  Patrum  1707,  p.  416  s.,  a 
raison  de  faire  remarquer  le  caractöre  anonyme  de  Touvrage:  de  fait 
pas  un  mot  n'indique  que  Pitbou  a  pris    part  k  sa   confection,    alors 

1* 


4  I.  Abhandlung:  Wilmart. 

Ecclesiastica  (Edition  princeps  de  D.  Pitra  —   1858,*  d'apr&B 
cet  nniqne  tämoin),'  provenait  sans  aacnn  doute  de  Tabbaye 


qaUl  signait  toajours  ostensiblement  ses  propres  ^ditions,  avec  la  mention 
particnliöre  ,ex  bibliotheca  P.  Pithoei  J.  C.  [cuios  etiam  Notae  qnaedam 
adiectae  sunt]*;  il  est  vrai  seulement  qae  le  texte  du  Contra  Ärrianot 
de  1586  est  bon,  corrigö  par  endroits  d'une  maniöre  maglstrale,  et  poar 
cette  raison  da  moins  on  peut  croire  que  Pitboa  lui-mdme  a  fournl  k 
r^diteur  anonyme,  on  k  rimprimeur,  une  copie  de  Popascule  dont  il 
d^tenait  Toriginal.  Celui-ci  aura  passS  dans  les  mains  d*Isaac  Vossias  au 
cours  da  dix-septiöme  siecle,  en  m^me  temps  que  les  häritiers  de  Pierre 
et  Fran^ois  Pithou  laissaient  dilapider  le  tr^r  de  leurs  livres:  M.  8.  de 
Vries  yeut  bien  m*apprendre  que  deux  autres  manuscrits  portant  la 
marqae  de  Pithou  sont  consery^s  parmi  les  VMtiani  de  Lejde  (Voss.  lat. 
O.  60 :  Can^ao  de  Sancta  Fides  de  Agen ,  et  Voss.  lat.  Q.  54 :  Gerberti 
opera,  olim  S.  Maximini  Miciacensis).  L^6dition  de  1586  fut  recueillie 
par  P.  Delalande,  CondUorum  Aniiquorum  Oaüi^ie  a  lac.  Sirmondo  S.  L 
editoruni  Supplementär  Lutet.  Paris.  1666  p.  3—9,  sous  le  titre  orange 
,Epistola  concilii  Vasensis  ad  episcopos  apud  Sirmium  existentes...'; 
mais  ayant  mSme  qu^elle  ait  ^tö  Stabile,  la  BibUotheca  Patrum  de  Margarin 
de  la  Bigne  s*^tait  empar6  du  texte  de  Böze  (Paris.  1575,  t.  V  c.  261 — 
274),  malheureusement  sans  tenir  compte  de  la  liste  des  conjectures,  la 
plupart  receyables,  et  en  d^yeloppant  Taspect  fautif  des  le^ons  :  la  yoie 
^tait  d^  lors  ouyerte,  et  c'est  k  trayers  les  diyerses  r^impressious  de 
Margarin,  non  sans  ayoir  beaucoup  souffert  de  ce  long  yoyage,  que  le 
Contra  Arrianoa  est  arriyö  jusqu'a  nous  dans  la  Patrologie  Latine.  On 
comprend  donc  aisöment  Tint^rdt  quHl  j  a  aujourd^hui  k  recourir  au  manu- 
scrit,  si  mauvais  qu^il  soit,  en  supprimant  tous  les  intermödiaires.  L^ödition 
ind^pendante  de  Caspar  Barth,  Francfort  1623,  —  qui  attribue  d6ji.  k 
Pithou  la  collection  des  Vetei-um  .  .  Scripta ^  —  ne  mSrite  pas  considö- 
ration,  ainsi  que  Ta  montrö  J.  Draeseke,  Zu  Phoebadiua  von  Ägennum 
{ZeiUchriß  ßir  wi»9.  Theologie  XXXIU,  1890,  78—98). 

Spieilegium  Soleamenee  t.  IV,  pp.  1 — 131;  cf.  Prolegomena  p.  V— VII,  et 
Tabula  n.  5.  II  est  surtout  important  de  remarquer  la  ressemblance  des 
deux  mains,  celle  qui  a  exöcutä  ordinairement  la  copie  de  Verecundus, 
et  Celle  du  Contra  Arrianogy  —  plus  legdre,  —  mais  bien  plus,  la  part 
qu*a  prise  cette  derniöre  k  la  rädaction  du  Commentaire  ff.  97^ — 102^: 
Tunit^  du  manuscrit  ressort  n6cessairement  de  ce  petit  fait. 

'  R^cemment  dorn  G.  Morin  a  Signal^  des  extraits  de  ,Verecnndas  pres- 
byter  in  Canticis  canticorum'  (aicj  dans  le  ms.  65  (1212)  de  la  collection 
Balis,  k  la  Bibliothöque  de  Metz,  fol.  437—439  (cf.  Pevue  BSnidietine  XXII, 
1905,  p.  166  s.);  —  c*est  nn  recueU  proyenant  de  la  vente  Saibante, 
n^  81,  que  M.  Paulus  (cf.  Le  Bibliographe  moderne  VII,  1903,  p.  401  ss.) 
döclare  4crit  en  minuscule  italienne  du  XII*  siöcle,  et  D.  Morin 
parait  approuyer  cette  indication.     Je  suppose  que  ces  fragments  sont 


La  tradition  des  opnscnles  dogmatiqaes  de  Foebadias  etc.  5 

de  S*-Martin  de  Massay  en  Berry  (Massiacum,  Masisiacensey 
prfes  Vierzon,  Cher):  le  Vat.  lat.  3324,  s.  XI,  f.  111^—112',  offre 
en  effet  an  catalogae  des  livres  de  Massay  oü  Ton  rel&ve  entre 
antres  cette  mention:  ,Verecand'  sop  cantic';^  or  le  premier 
feaillet  da  Vossianue  porte  ägalement,  dans  la  marge  sapörieare, 
en  ^ritore  qni  peat  Stre  da  dixi&me  ou  da  onzi^me  si&cle,  cette 
notice  de  biblioth&qae :  ,aerecüd'  pt)r  sap  cantica',  et  la  diffö- 
rence  est  nögligeable^  sinon  normale.  D'autre  part,  d'ane  exper- 
tise  qae  je  fis  faire  k  Gen^ve,  il  r^salta  qae  le  Cod.  lat.  50  de  la 
Biblioth&qae  Publique  de  cette  ville,  qui  comprend  les  cäl&bres 
Annales  Masciacenses  (ann.  732 — 832  [848])*  et  les  Berits  de 
BMe  sar  le  calendrier^'  ätait  räellement  apparentö  aa  manas- 


en  relation  presque  directe  avec  le  texte  du  VoMtiantu:  la  rubrique 
faative  du  d^but  m*7  aatorise. 

*  Dom  Pitra  recueillit  le  premier  cette  donnöe  par  rinterm^diaire  du 
Commandeur  De  Rossi,  maU  il  s'abttint,  semble-t-il,  de  toute  recherche 
sar  ridentitö  da  moDastöre  en  qnestion  :  de  fait,  par  saite  de  je  ne  saia 
qaelle  errear,  il  Orthographie  jMascianensisS  ,Ma8cianensem*,  et  il  date 
r^critore  da  catalogae  du  qainziöme  siöcle  (cf.  Pndegomena,  p.  YIl). 
M.  L.  Delisle  liyra  le  docament  k  la  publicitö,  d'apr^  nne  copie  da 
D.  A.  Frigell  1857,  dans  le  Cabinet  de»  ManuseriU  II,  1874,  441—8  (et 
cf.  382  8. ;  voir  quelques  rectifications  de  Th.  Gottlieb,  Über  mütdaUerlicke 
Bibliotheken  1890,  p.  121  et  n.,  d*apr^  M.  Gitlbauer,  Phüol.  Str^fzOge 
1886, 419 ;  la  piöce  est  d*aillears  k  inscrire  parmi  les  nombreuses  omissions 
de  Becker).  Le  Vat.  lat.  3324  (11 4  ff.)  contient  la  Guerre  des  Gaules  de 
C^ar  (Jncipiunt  libri  Caii  lulii  Cesaris  belli  gallici  de  narratione 
temporum'  f.  1—106^;  an  milieu  de  106'*'  ,Incipit  bellum  hispaniense*, 
107—110  ont  disparu,  en  haut  de  111^  cinq  lignes  du  catalogue  ont  M 
gratt^es  et  remplac^es  par  la  finale  de  la  guerre  d'Espagne  en  öoriture 
du  XVI*  siöcle;  le  catalogae  lui-mdme  est  d*une  main  de  la  fiu  du  XI* 
siMe,  et  sa  prorenance,  ainsi  que  celle  du  manuscrit,  fix^e  par  les 
deux  copies  de  chartes  qui  suivent  (du  XIIl*  siöcle);  112'*' — 114  sont 
remplis  principalement  par  des  s^uences  (avec  notes)  de  diverses  mains 
des  XII*  et  XIII*  siöcles;  TanathÄme  f.  113^  n*est  plus  guöre  lisible, 
Sans  doute  effacö  k  dessein  (,Iste  est  lib  . .  .  M  (^)  . .  etc.*). 

'  Blies  furent  publikes  par  Labbe  en  1657,  puls  par  Pertz  dans  les  Mcn. 
(hrm,  Hht.f  Scr.  III,  1839,  169  s.,  d^apr^  ce  manuscrit;  Pertz  donne  un 
exemple  de  T^criture. 

'  Le  manuscrit  est,  me  dit-on,  pour  sa  portion  principale,  d^une  belle  öcri- 
ture  de  la  premiöre  moitiS  du  neuviöme  siecle ;  cf.  d'ailleurs  J.  Senebier, 
CiUalogtie  de»  mantucrii»  eonterni»  dan»  la  bihliothhque  de  Genhse  1779, 
p.  126  SS.  II  doit  faire  partie  du  premier  fonds  de  la  bibliothöque,  ötablie 
au  milieu  du  seiziöme  siöcle;  et,  aprös  ce  que  j'ai  dit  plus  haut  de 


6  I.  Abhandlung:  Wilmart. 

crit  de  Leyde,  sans  toutefois  reprisenter  la  mSme  öcriture.  En 
Mai  1905;  je  pus  collationner  moi-mdme  au  British  Mnsenm  le 
Vossianus,  Dans  le  meme  temps  le  Dr.  Ratti  de  rAmbrosienne 
examinait  pour  moi  VAmbros.  E.  147  sup.,  palimpseste  dont  la 
premi^re  öcritare^  du  cinqui&me  siecle,  nous  a  renda  les  Frag- 
ments Ariens  da  Card.  Mai  (1828),^  qui  reproduisent  sons  forme 


ColUdon  k  propos  da  Voananu»,  il  est  assez  clair  qne  ces  deux  manus- 
criU  aa  moins  furent  apportös  de  leur  lieu  d*origine  dans  la  citS  de 
Calvin  par  le  juriste  de  La  Ch&tre.  Sur  Massay  nons  ne  savons  a  pea 
pr^  plus  ricn,  k  pari  la  chronique  de  ses  d^buts:  le  fragment  de  cartu- 
laire ,  conserv^  k  la  Bibliothöque  Nationale  ( Cod.  IcU.  9864,  s.  XIII),  est 
insignifiaut;  les  papiers  en  d6p6t  aus  Arcbives  ddpartementales  du  Cher 
appartiennent  au  dix-huitiöme  si^cle  (titres  de  propri6t4).  La  biblio- 
thöque  de  Tabbaye  fut  en  effet  pill6e  en  1567  lors  du  passage  des 
huguenots;  et  c*est  au  pr^alable  que  Colladon  avait  acquis,  de  quelque 
maniöre  qu'il  alt  procdde,  les  deux  yolumes  retrouvös  dans  la  suite  k 
Geneve.  Outre  le  CSsar  du  Vatican,  M.  Delisle  {op.  c.  382  s.)  a  encore 
Signal^  comme  originaire  de  Massaj  le  Paris.  B.  N.  628  s.  IX,  mais  en 
r^alitä  ce  manuscrit  provient  de  Saint-Martial  de  Limoges,  dont  il  porte 
encore  la  cote  (n«  145).  Sackur  {Die  Cluniaceiuer  I,  64—66,  cf.  II,  S3) 
a  notö  le  passage  de  Massay  dans  le  mains  des  Clunisiens  Bernon  et 
Odon,  puis  en  1002  dans  Celles  d*Ingo  Tabbe  de  Salnt-Pierre  de  Sens  et 
de  Saint-Germain ;  je  rel^ve  aussi  la  r^cente  discussion  de  A.Yenninghoff, 
Eine  geßiltchte  Synodalurkunde  ßlr  die  Abtei  Maatay  von  angeblich  839 
{N.  Archiv,  B.  XXX,  p.  387—402). 

Scriptorum  Veterum  Nova  OoUeclio  e  Vaticanii  codd.  edUa,  t.  III,  p.  II, 
p.  208—239:  Sermonum  Arianarum  fragmenta  antiquisnma  in  rescripti» 
membrania  reperta  et  nunc  primum  cum  idoneis  reßttationibu$  edita.  De  \k 
dans  Migne,  P.  L.  t.  XIII,  592 — 632.  Ces  Fragments,  au  nombre  de  vingt 
et  un,  se  partagcnt  aujourd^hui  entre  les  deux  volumes  Ambro».  E.  147 
sup.  et  Vatic.  5750,  qui  forment  ensemble  le  manuscrit  n.  185  de  Tin- 
▼entaire  de  Bobbio  de  1461,  ainsi  döcrit:  ,Sinodu8  Calcedonensis  in  quo 
conti nentur  actiones  XIIII  incomplete  et  primo  Epistole  XXXV  ad 
diverses  directe  pro  ipsa  synodo  celebranda.  In  littera  longobarda. 
Satis  magni  vol.  Asser.'  Cette  rödaction  des  Actes  de  Chalcödoine 
(coUection  de  Rusticus),  dont  une  moiti6  a  4chapp6  au  d^pouillement 
de  Maasseu  (cf.  Geschichte  der  Quellen  .  .  des  canonischen  Rechts  .  .  1870, 
p.  745),  est  en  semi-onciale  du  VII«  si^cle  (voir  la  description  de  Reiffer- 
scheid,  Bibliotheca  Patrum  latin.  italica  II,  1871,  p.  22—26,  et  I,  1865, 
p.  466 — 470);  la  premiöre  öcriture  a  rendu  avec  les  Fragments  les  com- 
mentaires  (d'Asconius?)  sur  Cic^ron,  une  partie  de  Fronton,  des  discours 
de  Symmaque  et  de  Pline  le  Jeune,  quelques  pages  des  Evangiles 
d'Ulfilas  (cf.  Chätelain,  Les  Palimpsestes  latins  1904,  p.  10—11,  nn.  11— 
14).  Le  Dr.  Ratti  tient  pour  possible,  voire  pour  probable  que  le  manus- 


La  tradition  des  opascales  dogmatiqnes  de  Foebadins  etc.  7 

de  citations  quelques  passages  ^Foebadi  Aquitani'.^  Enfin  j'ai 
constat^  avec  int^rSt  que  Phäbade  d^marquait  d'une  mani^re 
que  personne  encore  n'a  paru  soup9onner  divers  äcrits  de  Ter- 
tuUien,'  surtout  VAdversua  Praxean,  et  je  me  r^serve  de  mettre 
le  fait  en  valeur.  Mais  depuis  lors  j'ai  en  vain  poursuivi  les 
traces  du  Contra  Arrianos  :  d'apr^s  une  conjecture  que  m'a 
suggeräe  le  tr&s  regrettä  Dr.  Traube  de  Munich,  notre  manus- 
crit  de  Leyde  pourrait  venir  par  ses  ancetres  d'Espagne,  et 
par  delä  d'Afrique,  gr4ce,  en  dernier  lieu^  k  Tentremise  de  Saint 
Benoit  d'Aniane  qui  contribua  en  814  k  T^tablissement  d^fi- 
nitif  de  Tabbaye  de  Massay;'  est-il  permis  aujourd'hui  encore 
d'attendre  d'Espagne  un  nouveau  t^moin  du  texte  de  Ph^bade? 
la  question  n'est  pas  trop  audacieuse. 


II. 

Parallilement,  en  raison  du  probl&me  litt^raire^  j'avais 
commencä  d'^tudier  la  tradition  du  De  Fide  (Orthodoxd),  que 
nos   äditions    modernes    attribuent  k  trois   ou   quatre   auteurs, 


crit  —  OQ,  si  Ton  pröföre,  la  matiöre  da  manuacrit  —  6tait  yenu  k  Bobbio 
de  Borne  in6me. 

^  Mgr.  Mercati  a  rappelt  rattention  aar  cea  antiqaea  citations  dans  ses 
Antiche  BeUquie  lilftrgiche  Ätnbronane  et  Romane  eon  un  Excureus  #ut 
frammenli  dogmatiei  Äriani  del  Mai  (Sludi  e  Teili.  VII.  Roma,  1902, 
p.  68  n.  1).  (Test  le  fragment  XYIII  de  Mai  (op.  c,  p.  236;  P.  X.  XIU, 
626),  correspondant  aux  pages  19--20  de  V Ambro»,  £.  U7  sup.;  il 
mettrait  hon  de  doute  rauthenticitS  da  Contra  Ärrianoi,  si  Ton  n^avalt 
d^j^  la  garantie  absolament  forme  da  VosMianus. 

'  Le  professear  Hamack  en  particolier  a  omis  cette  cariease  d^pendance, 
non  moins  th^ologiqae  qae  litt^raire,  de  Ph^bade  par  rapport  k  Tertallien 
dans  sa  m6ritoire  ^tade  TertuUian  in  der  Literatur  der  alten  Kirche 
(SUzungeberiehte  der  königlieh  preufiiechen  Akademie  der  Wiaeemehaften 
%u  Berlin,  Jahrg.  1896,  II,  646—679). 

'  cf.  Mabillon,  Annalu  Ordim»  BenedieHni  t.  II,  1704,  p.  438,  461,  et  cf. 
p.  108.  On  peat  remarqaer  k  Toccasion  qae  sar  le  catalogoe  des  livres 
de  Massay,  Verecandas  (Foebadins)  Toisine  avec  an  exemplaire  de  la 
Qmcardia  Regularum,  Ponr  le  reste,  qae  Saint  Benoit  d*Aniane  ait  en  des 
relations  littöraires  ayec  TEspagne,  dn  caractöre  le  plns  pr^cis,  c*est  ce 
qne  le  Dr.  Tranbe  vient  de  montrer  övidemment  par  nne  simple  obser- 
Tation  pal^ographiqae  (dans  les  Untereuehungen  zur  Überlieferungegeeehichte 
der  öüeatm  lateiniechen  Moncheregeln  de  H.  Plenkers  1906,  VorufoH  p.  VIII). 


8  I.  Abhandlung:  Wilma rt. 

Phöbade^  Saint  Gr^goire  de  Nazianze,  Saint  Ambroise,  Vigile 
de  Thapse,  mais  qu'ane  opinion  plus  juste,  qui  se  fait  jour 
depuis  la  iin  da  dix-septi^me  sifecle/  rattache  au  nom  de 
Grägoire  d'Elvire;  &  partir  de  la  notice  de  Saint  J4rdme  dans 
son  De  ViHs  (c.  CV).^  Je  n'ai  pas  ä  entrer  ici  dans  le  detail  de 


^  Je  Yeax  dire  avee  P.  Quesnel,  Letnüa  Optra  (1676),  DLss.  XIV,  718—722 
(cf.  P.  L.  LVI,  1049—1063),  puis  Du  Pin  (1686)  et  Tillemont  (I6g6rement 
r^seryd,  cf.  VII,  767  et  IX,  668,  727).  Döjä  Chifflet  arait  compliqu« 
Taffaire  eu  cr^ant  sana  aucan  motif  des  droits  k  Vigile  de  Thapse;  de 
leur  cdtö  Le  Nourry  et  Du  Frische  rö^itaient  ie  traitö  k  la  suite  dea 
Oeuvres  de  Saint  Ambroise,  dans  TAppendice,  sans  endosser  avec  asses 
de  ddcision  le  jugement  de  Quesnel.  Bientdt  Rivet  dressa  son  argu- 
mentation  en  faveur  de  Phöbade,  et  TMition  de  Gallandi,  voire  celle 
de  Cl^mencet  {Sancti  Patfi*  nostH  Qregorii  Theologi  Opera  omnia  1778, 
892-— 906)  lui  donnörent  appui,  tandis  que  Fontanini  {Hitioria  lUteraria 
Aquüeimtit,  1742,  cf.  P.  L.  XXI,  188—191)  et  les  Ballerini  (1767),  rare- 
ment  aussi  mal  conseill^s  par  leur  animosit^  contre  Quesnel,  osaient 
maintenir  Tautoritö  de  Saint  Gr^olre  de  Naiianse.  Enfin  Florio, 
prävöt  de  la  mötropole  d'Udine,  sut  mettre  toutes  choses  au  point  dans  la 
remarquable  dissertation  que  j*ai  cit6e,  et  dorn  Morin  qui  a  heureusement 
rdnoTÖ  cette  maniöre  de  voir  {Revue  cTHistaire  et  de  LitUrcUure  ReU- 
gieuses  V,  1900,  162  ss.,  et  Revue  Din4dicUne  XIX,  1902,  229  ss.)  a  eu 
raison  d*insinuer  une  plainte  contre  Tincnrie  du  dernier  si^cle  k  cet 
6gard.  Voici  un  exemple  typique  du  succ^  imm^ritd  de  VHUtaire 
litUraire  :  dans  son  Lehrbuch  der  Dogmengetchiehte  (B.  H,  3.  Aufl.,  1894, 
p.  246  n.  1),  le  professeur  Harnack  präsente  ,le  trait6  De  Filii  diTinitate' 
comme  une  rSponse  de  Pb^bade  k  la  formule  de  Sirmium  367,  — 
entendez  le  De  Fide  Ini-mdme  sous  le  nom  que  lui  a  fabriquö  la  d4tes- 
table  Edition  Romaine  de  Saint  Ambroise  (t.  IV,  1683).  Gwatkin  fait 
k  peu  pr^  pendant  (Sttidies  of  ÄrianUm  1882,  p.  169). 

'  ,Gregorius,  Baeticus  Eliberi  episcopus,  usque  ad  eztremam  senectutem 
diversos  mediocri  sermone  traclatus  conposuit,  et  de  ßde  elegantem  librum 
hodieque  superesse  dicitur*  (ed.  Richardson  1896,  49,  7—10);  le  com* 
mentalre  de  von  Sychowski  {Hieronymua  als  Literarhistoriker  1894, 
p.  184)  est  k  rectifier  dans  le  sens  indiqud  Rev.  HiaU  Litt,  Relig,  s.  c.  156 
et  Bull.  Littfr,  Ecdis.  8.  c.  286.  Trois  pas  plus  loin  on  rejoint  la  notice 
de  Ph^bade,  presque  parallele,  c.  CVIII  :  ,Phoebadius,  Agenni  Galliarnm 
episcopus,  edidit  ccntra  ArianoB  librum.  Dicnntur  eins  et  alia  esse  opus- 
cula,  quae  necdum  legi.  Vivit  usque  hodie  decrepita  senectute*  (Richardson, 
ib.  23—26);  je  ne  doute  pas  qn*il  faille  äcrire  exactement  Foehadius^  avec 
les  Fragments  Ariens,  le  Vosnanua^  le  VcUieanut  de  Sulpice  Sövöre  {Chr. 
II,  44, 1.  2.  6  :  Foe^adius),  la  lettre  de  Saint  Ambroise  (Foe^adio  et  Delfino 
episcopis  :  ep.  87),  le  protocole  du  concile  de  Valence  374  (Foe^atins, 
Foe(2ayius,  Fae^adius  d*apr^  divers  manuscrit«),  la  signatnre  du  concile 


La  tradition  des  opuflccileB  dogmatiques  de  Foebadius  etc.  «^ 

ce  Probleme  litt^raire;  je  prends  seulement  libertö  de  rappeler 
qae  je  lai  ai  donnä  r^cemment  nn  nouvel  aspect,  en  proposant 
d'attribner,  snr  diverses  raisons  de  fait^  k  an  seul  et  mSine 
antear,  Gr^goire  d^Elvire,  les  Tractatus  Origenis  bien  connaS; 
cinq  bomälies  de  mSme  natare  sur  le  Cantiqne  des  Cantiqaes 
pabliöes  par  Qotthold  Heine  en  1848  (d'apr^s  trois  manascrits 
espagnols)^  enfin  notre  De  Fide} 

Les  manascrits  qni  livrent  ce  dernier  sont  assez  nombreax; 
j'en  connaissais  d^jä  plosiears  par  la  Photographie,  lorsqae 
TAcademie  Imperiale  a  daignä  s'int^resser  ä  mon  travail,  et 
m'a  prStö  aide  poar  le  bien  accomplir :  dans  an  voyage  fait 
nagn^re  (Septembre — Octobre  1906)  ä  Paris,  j'ai  pa  voir  moi- 
memc  ia  plapart  des  manascrits  qae  je  vais  citer ;  poar  certains 
cependant  j'ai  da  recoarir  de  noaveaa  k  la  Photographie. 

Le  De  Fide  se  präsente  d'abord  sous  ane  forme  qa'il  est 
exact,  je  crois,  de  d^nommer  premi&re  ,ödition^,  parmi  les 
oeavres  dogmatiqaes  de  Saint  Ambroise,  et  plus  precisement 
dans  an  petit  groape  constita^  par  les  deux  premiers  livres  da 
De  Fide  ad  Gratianum  et  les  Actes  da  concile  d'Aqailee,  con- 


de  Saragosse  cnSSO  (Ft^adias  tic),  et  d'aillenn  avec  nombre  de  manns- 
crits  da  De  Viru,  appartenant  a  Tane  des  trois  classes  de  Richardson: 
sur  ce  demier  point  il  appartient  k  Tädition  de  M.  Haemer  de  ddcider, 
mais  j'admets  Tolontiers  qae  la  graphie  Foegadias  paisse  dtre  une  Variante 
aathentiqae  de  la  transcription  latine  da  nom  de  Phöbade,  4>oißix$io; 
(da  comman  ^oißa^Eiv  vatidnari  et  purgare,  formö  sur  ^oißo(,  Tappellatif 
d'ApoUon,  racine  f  a  tplendere,  cf.  H.  Stephani  TheaauruM  ed.  Hase-Dindorf 
VIII,  967  8.;  Etymologicon  Magnum  ed.  Qaisford  796;  —  il  est  curieux  de 
eonstater  que  la  seule  antre  mention  d'un  <&oißa5to(  vise  Tun  des  artistes 
qai  ehantörent  r^pithalame  aux  fameuses  noces  d*Ataulphe  et  de  Galla 
Placidia  k  Karbonne  en  414,  d^apr^  Olympiodore  ap.  Photius  Cod,  LXXX, 
P.  G.  cm,  266);  Soebadios,  mis  en  cours  par  les  premiers  äditeurs  du 
De  Viruj  r^pond  simplement  k  nne  des  nombreuses  fautes  du  mmiator 
dans  la  traduction  du  ps.  Sophronins  (cf.  von  Gebbardt,  Der  sogenannie 
Sophroniu»  1896,  p.  55,  21 — 25,  et  p.  V  et  n.  3);  Taebadius  est  pareille- 
ment  une  faute  de  la  Chronique  de  Fröculphe  (P.  L.  GVI,  1284  A); 
Fedarius  au  contraire,  attestö  litt^rairement  par  le  Breviaire  de  BilhoniB 
(1526),  repr^ente  l*appellation  populaire,  Fi^ri,  sous  laquelle  T^v^que 
d*Agen  est  commämorö  par  ses  compatriotes,  et  c^est,  semble-t-il ,  an 
■obriqnet  —  ,le  gardeur  de  brebis'  —  appliquö  par  instinct  d^assonance. 
'  et  Bulletin  de  LiU4rature  EcelMaatiqtus,  s.  c.  233 — 299,  sous  ce  titre  :  le»  flVae- 
latue^  aur  le  Cantique  aUribuis  ä  Qr4goire  d*Elvire;  ces  cinq  homÄlies  oabli^es 
forment  en  effet,  je  crois,  Täl^ment  le  plus  positif  de  la  d^monstration. 


10  I.  Abhandlnng:  Wilmart. 

eile  que  pr^sida  en  effet  le  m^tropolitain  de  Milan  au  printemps 
de  381.  Les  manascrits  qai  noas  ont  conservä  cette  forme  de 
texte  et,  plus  ou  moins  exactement,  son  contexte  sont  au  nombre 
d'nne  donzaine.     Les  voici  en  ordre: 

Cod,  Montepe$8ulanu8  (Ecole  de  Mödecine),  n.  310, 
8.  IX— X;i 

Cod.  Parisinus  (Biblioth^ne  Nationale),  n.  2717,  8.  X 
(proyenant  de  Saint- Amand  en  PaMe,  pr^s  Valenciennes);' 

Cod.  BruxellensiSj  n.  953,  8.  XI  (provenant  de  Qembloox);' 

Cod.  Bemensis,  n.  278,  s.  XI;* 

Cod,  Parisinus  alter  (Bibliothfeque  Nationale),  n.  1758, 
8.  XII  (provenant  de  Saint-Martin  de  Tournai);* 

Cod,  Metensis,  n.  230,  s.  XII  (provenant  de  Saint- Arnoal) ;  ^ 


^  cf.  Catalogue  OMral  des  ManuMcriU  des  BibiUotk^qu/es  Publiques  de  France 
4*.  I,  1849,  p.  414;  c^est  nn  manuscrit  du  pr6sident  Bonhier:  de  \k  k 
Tidentifier  avec  le  Divionensis  aar  la  foi  duqael  Chifflet  (cf.  P.  L.  LXII, 
449)  a  pr^tendu  attribuer  le  traitö  k  Yi^i^ile  de  Thapse,  la  distance  est 
nulle,  et  il  ne  faut  pas  h6siter  en  effet  k  däbarrasser  le  terrain  de 
rinvention  de  Chifflet  :  son  texte  n*a  pas  d*aatre  base  que  le  manuscrit 
de  Montpellier.  Le  mSme  manuscrit  est  Tun  des  quatre  ^exemplaires* 
qui  ont  servi  k  Sirmond  pour  l*ädition  du  De  Ordine  Baptismi  de 
Th^odulphe  (cf.  Theodtdphi  Äurelianensis  episeopi  Opera  1646,  Notae, 
p.  274).  A  remarquer  f.  28^,  apposäe  au  trait4  de  Thöodulphe,  ou  plutdt 
k  un  chapitre  compUmentaire  tir6  de  la  lettre  de  Jess^  d'Amiens  sur  le 
mdme  sujet  (cf.  P.L.  CV,  792  C  —  793  B  [Oratio  quasi  oris  ratio  ...  id  est  ad 
comparationem.  sic)j  une  note  qui  pourrait  Beryir  k  ^tablir  la  proYenance 
du  manuscrit :  ,in  dl  nomen  p  inssione  Alacone   abbate'  (nc,  max.  Uli.). 

'  cf.  Catalogus  Oodieitm  Manuscriptorum  BibUoÜiecae  Regiae  1744,111,  p.  319; 
Ant.  Sanderus,  Bibltotkeca  Belgiea  manuseriplaf  Insulis  1641 — 1643,  I 
p.  36  B.,  n.  67;  J.  Desilve,  De  sckola  Mlnonensi  1890,  p.  123,  139  ss. 

"  cf.  J.  van  den  Gheyn,  CaUdogue  des  manuscrüs  de  la  Bibliolhique  Boyale 
de  Belgique^  II,  1902,  pp.  35—36;  —  ancienne  cote  5606—10. 

^  cf.  H.  Hagen,  Catalogus  codicum  Bemensium  1875,  p.  305;  E.  Halm, 
Verzeichnis  der  alteren  Handschriften  UU,  Kirchenväter  in  den  BihlioÜieken 
der  Schweiz  1865,  p.  9. 

B  cf.  Catalogus  O.  M.  B.  £.,  s.  c.  p.  183  s.  Au  f.  1'  on  lit :  ,Ex  libris  biblio- 
thecae  Illustrissimi  et  Reyerendissimi  Domini  mei  Domini  Caroli  Mauritii 
Le  Tellier  Archtepiscopi  Ducis  Remensis  primi  Franciae  Paris  etc**, 
puis  :  ,Codex  Tellerianus  Remensis  197*;  c'est  en  effet  le  Tellerianus  des 
^iteurs  de  Saint  Ambroise,  cf.  P.  L.  XVI,  U15;  XVII,  549  8«.  La  pro- 
yenance  de  Saint-Martin  de  Tournai  est  assuräe  par  une  trös  ing^nieuae 
remarque  de  M.  Delisle,  cf.  Le  CMnet  des  Manuscrits  1, 1868,  p.  306  s. 

«  cf.  Catalogue  General ...  4«».  V,  1879,  p.  101. 


La  tradition  des  opttsculefl  dogmatiques  de  Foebadius  etc.  11 

Cod,  Duaeemia,  n.  225,    s.  XII  (provenant   d'Anchin);^ 

Cod.  Audomaritanus,  n.  65,  s.  XIII  (provenant  de  Saint- 
Bertin);» 

Cod.  Gothanus,  n.  I.  60,  s.  XIII ; ' 

Cod.  Brugensisy  n.  103,  s.  XV;* 

Cod.  TrevirensiSf  n.  121,  s.  XV  ;*^ 

Cod.  Laetiensis  (provenant  de  Liessies,  d'apr&s  son  nom, 
mais  dont  nons  ne  pouvons  pIns  jager  qne  par  les  variantes 
des  Manristes  editenrs  des  oeavres  de  Saint  Ambroise,    1690).^ 

Et  il  est  donteux  qu'il  en  existe  beaueoap  d'autres  da 
m^me  type:  le  premier  ^ditear  de  Saint  Ambroise,  Amerbach 
(B&le  1492),^  dopend  d'an  manascrit  trhs  semblable,  qaant  k  la 


^  cf.  Catalogue  GMral .  .  .  4o.  VI,  1878,  p.  116  8. 
>  cf.   Catalogue  GSndral .  .  .  4^  III,  1861,  p.  41. 

*  Lo  Yolume  n'est  pas  portö  au  catalogue  de  Cjprianus,  Lipsiae  1714; 
an  recto  du  feuillet  de  garde  se  trouve  un  index  signä :  L.  Kulenkarop 
1775,  et  ce  sera  le  nom  da  dernicr  possessenr,  comme  Tacqaörenr  aura 
6t^,  je  snppose,  le  duc  Ernest  II  (cf.  R.  Ehwald,  Oeschiehte  der  Qothaer 
Bibliothek,  dans  le  ZentralUaU  fUr  Bibliothekewesm  XVIII,  1901, 434-^463). 

*  cf.  Laude,  Calalogtte  de»  mamucrits  de  la  bildiolhique  publique  de  Brugee 
1859,  pp.  88 — 89.  ,Completuni  anno  1489  pro  feste  Petronille  virglnU' 
est-il  notä  k  la  fin  de  la  coUectlon  de  Saint  Ambroise;  Laude  marque 
dgalement  que  le  manascrit  appartenait  k  Tabbaje  des  Dunes. 

^  cf.  Keuffer,  Verzeichni»  der  Handtehriften  der  Stadtbibliothek  zu  Trier 
II,  1891,  pp.  14 — 17.  Ici  le  titre  {Defide  et  tymbolo)  comme  le  contexte 
sont  assez  insolites;  mais  le  volume  est  dat^  de  1498,  provenant  de 
Notre-Dame  des  Martyrs. 

*  cf.  P.  Xr.  XVII,  549 BS.;  XVI,  1415.  II  est  av^r^  qae  les  öpayes  de  la 
biblioth^ae  de  Saint-Lambert  de  Liessies  sont  extremement  rares,  la 
toarmente  r^volationnaire  Tajant  trait^e  sans  mercl.  L*abbaye  avait  6t6 
restaaröe  en  1095,  et  la  bibliothöque  principalement  formte  par  Tabbö 
Wedric  1124—1147  (cf.  Jacquin,  Etüde  sur  Vahbaye  de  Liessies  [109ö— 
1147],  1902,  p.  45,  57  ss.);  de  fait  le  mannscrit  de  Saint  Ambroise 
qui  nous  conceme  est  donn^  par  les  Manristes  comme  cireiter  600  an- 
noiian;  et  dans  Tespöce,  comme  on  verra,  son  döfaut  est  pea  regrettable. 

^  AmbrosH  Opera  ( —  Libri  tertiae  partis:  Epistolaram  libri  X.  De  Fide 
ad  Gratianum  libri  V.  De  Spirita  sancto  libri  III.  De  Fide  contra 
Arrianos  Über  I.  De  Incarnationis  dominicae  sacramento  Über  I.  De 
Mysterio  Paschae  Über  L  De  excessa  fratris  Über  I.  De  Fide  re- 
snrrectionis  über  I.  De  paenitentia  libri  II  eto.).  Cet  ordre  n*a  guÄre 
variä,  ni  le  texte  du  De  Fide  contra  Arrianos  n'a  6t^  sensiblement  modifiö 
dans  les  ^itions  d'Erasme  1527  et  de  Gillot  1569;  la  Bomana  1579—1587 
est  connue  poar   son  caractöre    artificieux  :  on    le   retroave  ici  (t.  IV, 


13  I.  Abhandlung;:  Wilmart. 

nature  da  texte^  k  celai  de  Gotha  ;^  et  le  Cod,  Bruoßellensis 
alter  f  n.  965,  s.  XVI'  est  tributaire  de  T^dition  princeps, 
D'aiileurs  force  est  de  convenir,  apr^s  le  moindre  examen,  que 
tous  les  manaserits  snbsistants  ne  valent  qae  ponr  an  seal 
exemplaire  de  T^poqae  carolingienne ,  et  sans  doate  originaire 
d'an  monastfere  da  nord  de  la  France;  et  d^s  lors  Top^ration 
da  classement;  poar  indispensable  qa'elle  demeare,  n'a  qa'ane 
importance  secondaire  :  le  mannscrit  de  Montpellier^  si  fantif 
qn'il  soit,  peat  valoir  pratiqaement  poar  le  repräsentant  de  tonte 
la  famille.  Poar  la  m6me  raison  il  ne  fant  pas  trop  prendre 
garde  ä  nne  particalaritö  da  Bemenais,  assez  frappante  an 
premier  abord  :  le  De  Fide  de  Qrägoire  d'Elvire  y  iigare  im- 
m^diatement  k  la  saite  des  deax  premiers  livres  da  De  Fide 
de  Saint  AmbroisC;  avec  ce  titre:  ^Tertias  beati  [Ambrosii]  de 
fide',  et  les  Geata  Aquileiensia  ne  viennent  qa'en  troisi^me  rang; 
on  poarrait  donc  6tre  tent^  de  vouloir  reconnaitre  ici  la  dis- 
position  originale,  bien  plas  de  penser  sarprendre  la  confasion 
litteraire  aa  moment  pr^cis  de  sa  naissance  :  mais  comment  ex- 
pliqaer,  en  cette  bypothfese,  Tordre  presqae  imperturbable  de  la 
tradition,  qai  ränge:  1*  Saint  Ambroise  De  Fide  libri  I — //, 
2®  Actes  d'AqaiWe,'  3**  De  Fide  da  ps.  Ambroise?  et  en  oatre 


1683),  par  exemple  dans  le  titre  :  De  FüH  Divinitate  et  ComubttantialUate 
contra  Äriano§  Über  I  (cf.  8Upr,^  p.  8,  n.  1),  et  dans  le  choix  de  Tariantes 
propos^  par  les  Maaristes  (P.  L.  XVII,  549  ss.).  Je  erois  poavoir  main- 
tenir  qae,  jusqu'ii  ces  derniers,  qai  mirent  en  oeuvre  les  deax  manaserits 
que  j*ai  not^s,  et  k  part  la  prodnction  irröguliöre  falte  par  Chifflet  du 
manuscrit  de  Montpellier,  le  texte  d*Amerbach  fat  seul  fix6  par  nne 
consaltation  directe.  Gillot,  qni  se  livra  poar  le  reste  k  ane  enqn^te 
assez  s^riease,  s'exprime  formellement  (cf.  Praef,  ad  Leelorem)  :  ,Nos  in 
tanta  veterum  codicum  maltitadine,  qnos  andiqae  interrogavimus,  nallnm 
exemplar  reperimas  nee  libroram  de  vocatione  gentium^  nee  illias  qui  in 
eodem  tomo  titalo  hoc  notatar,  de  fide  contra  Ärianos  .  .  /. 

1  Cette  relation  ressort  en  particalier  da  fait  qa^Amerbach  pr^ente  la 
mtoe  s^rie  de  capUula  qui  courent  encore  dans  nos  dditions.  C*est  dire 
par  ]k  meme  qae,  tant  poar  la  division  en  chapitres  qae  poar  la  r^action 
des  diffSrents  sommaires,  je  n*ai  troav^  de  röpondant  plns  ancien  qae  le 
Qothanut^  et  l*on  en  conclara  justement  qae  le  manuscrit  qui  servit 
de  base  k  Amerbach  ^tait  assez  jeune. 

•  cf.  J.  van  den  Gheyn  ».  c.  pp.  40—41;  —  ancienne  cote  242 — 65. 

'  C*est  la  Rcmana  qui  tntroduisit  les  Actes  d^Aqailöe  dans  la  collection 
des  ecrits  de  Saint  Ambroise,  en  tdte  des  lettres,  t.  V  (1585);  mais  il 


La  tradition  des  opuscules  dogmatiqnes  de  Foebadius  etc.  lo 

comment  expliquer  le  caractire  effacä  du  Bemensis  vis-k-Tis 
des  autres  t^moins?  Tont  ce  qu'on  pent  conc^der  a  priori  est 
que,  Selon  la  vraisemblance,  rattribution  k  Saint  Ambroise 
da  De  Fide  de  r^y^ue  d'Elyire  s'explique,  k  qaelqne  moment 

est   0  priori   doateux   qu'elle  ait  pris    appni  directement  sur  an  texte 
manascrit.    Chifflet  les  publia  au  compte  de  Vigile  de  Tbapse,  toujours 
d*aprös  son  Divioneruitf    c*e8t-ji-dire  notre  MontepeastUanu»  (P,  L.  LXII, 
432 — 450  :  Vigilü  Tapaetuis  contra   Palladium  Ärianum  liber  primus,  le 
second  livre  öUnt  en  effet  le  De  Fide,  cf.  ib.  475—487  et  490—492,  les 
Vindieiae  de  cette  th^  incroyable !).    Les  Mauristes  de  Saint  Ambroise 
retinrent  les  Qetla  dans  la  elasae  des  lettres,  et  pr^cisöment  en  tdte  des 
Ep.  IX — X,  qai  lenr  fönt  cortöge  dans  les  manoscrits  (cf.  Chifflet  ib.  463 
— 466).  Ils  ayaient  pour  t^moin  an  Tellerianus  ,annoruni  circiter  600^,  le 
mSme  assaröment  qu*ils  interrogörent  aa  sujet  du  De  Fide,    c*est-li-dire 
notre  Paritinu»    1758.     £n   outre  ils  se    röferaient  k  Chifflet    et  k  la 
Momana,  toajours  Strange,  en  m§me  temps  qa*JL  TSdition  des  conciles  de 
Labbe.     Les  Sacroaancta  Candlia  de  Labbe,    t.  II,  1671,   c.  978  —  1008, 
noos   reprösentent    en   effet  ane  ligne  parallMe  k  Celle  des  öditions  de 
Saint  Ambroise,  et  le  point  de  d^part  en  a  ^t&  üxi  par  Tan  des  premiers 
collectears  de  conciles,  Pierre  Crabbe  de  Malines,  dans  sa  seconde  ödition 
Oondliorum  omnium  tarn  generalium  quam  particularium ,    Colon.  Agripp., 
t.  I,  1551,  p.  394 — 404   (Concilium  Äquileienae)',  k  travers   les  reprises  de 
Sarins  1567,  de  INicolini  1585  et  de  Bini  1606  et  1636,  c*est  le  texte 
m6me  de  Crabbe  qni  reparait  dans  Labbe,   et  Ton  pent  m§me  dire  que 
TMition  romaine  de  Saint  Ambroise   en  est  döpendante,   probablement 
par   Tinterm^iaire  de  Sarins,   si  bien  qa*en    definitive    c'est  k  Pierre 
Crabbe  qu'on  doit  Tintrodaction  des  Gesta  Aquileiensia  dans^les  oeuvres 
de  Saint  Ambroise,    et  ponr  autant  lear  mise   en  relation   avec  le  De 
Fide  advernu  Ariano»,  Les  Sditenrs  romains  qai  ^tablirent  mat^riellenient 
ce  rapprochement  se  doataient-ils    qa'ils  renoaaient  par  \k  la  tradition 
de  Tantiqait^  briste  par  Amerbach  ?   C6tait  cependant  le  cas  :  les  actes 
d*Aqailde  sont  an  de  ces  docaments  conciliaires  qni  nons  sont  parrenns 
par  ane  aatre  Toie  qne  celle  des  anciens  recneils  canoniqaes,  c*est-&-dire 
par   ane    voie   parement   littdraire.     La   note    d^Hardouin,  jadicieux  k 
ses  heures,  dans  la  Regia  de  1715,  c.  825,  est  en  effet  k  prendre  an  pied 
de  la  lettre:  ,Exstant  (Gesta)  inter  opera  Arabrosii  et  Vigilii  Tapsensis, 
Don  in  nlla  collectione  concilioram  ms.,  sed  in  quibusdam   tantummodo 
Ambrosii    exemplaribas  mannscriptis*.     Or  on  sait  qne  Crabbe,  ^ditear 
actif  et  consciencieax ,    a  sartout  puis^   dans  le  tr^sor  du  Nord  de  la 
France,  de  la  Belgiqne   et  des  pays  Rh^nans  (cf.  dom  Quentin,  Jean- 
Dominique  Mami  1900,  p.  12 — 17).     II  aara  ntilis^  dans  la  circonstance 
Tnn    oa   l'antre  de  nos  manascrits,    deax  vraisemblablement,    ceux  de 
Toumai  (Paris.  1758)  et  de  Gembloax  (Bruxel.  953)  peut-gtre.    On  verra 
ci-dessoas    encore  plus  nettement   pourquoi    ane  ^tude  attentive  de  la 
tradition  des  Actes  d*Aqail4e  s^imposait  k  propos  du  De  Fide. 


14  I.  Abhandlung:  Wilmart. 

qu'elle  se  soit  d'abord  prodaite,  par  le  mSme  phänom^ne  dont 
le  Bemensis  par  coincidence  offre  Texemple.^  Et  par  bonhenr 
on  tient  la  preave  presqae  directe  que  cette  attribation  est  fort 
ancienne  et  que  nos  exemplaires  carolingiens  sont  les  descen- 
dants  d'un  archötype  beaucoup  plas  yön^rable.  Si  en  effet  le 
De  Fide  da  ps.  Ambroise  ne  jouit  pas  d'une  docamentation 
plus  ancienne  que  celle  du  Montepessulanus  du  IX/X®  si^cle, 
les  Gesta  d'Aquil^e,  qui  lui  tiennent  compagnie  de  la  mani^re 
la  plus  fidMe^  ont  la  cbance  de  rejoindre,  par-delk,  le  point  de 
d^part^  ou  peu  s'en  faut,  de  leur  lignee;  c'est  k  savoir  dans  le 
Paris.  (Bibl.  Nationale)  n.  8907,  ^crit  en  lettres  onciales  du  VI* 
siicle  et  provenant  de  la  Catb^drale  de  Chartres.'  Or  cet  antique 


^  La  confusion  s^est  produlte  ici  sur  le  titre  mdme  —  De  Fide  —  de 
Touvrage,  de  la  mdme  maniöre  qaUl  a  pass^  soos  le  patronage  de  Saint 
Hilaire,  lorsquMl  a  M  appel^  De  TrinitalCy  ainsi  qu*il  est  marqu6  plas 
bas.  Aa  contraire  c^est  au  nom  de  Tauteur  —  Gregoriut  —  que  la  con- 
fusion  a  tenu  dans  la  seconde  recension,  ou  les  hom^Ues  de  Grägoire 
de  Kazianze  forment  le  contexte,  et  de  m^me  dans  le  cas  des  cinq 
tractatiu  sur  le  Cantique,  presque  compl^tement  recouverts  par  rautoritö 
de  Gr^oire  le  Grand.  J'ai  döjii  repr6sent6  cette  Strange  destinöe  des 
CBUvres  de  l'öveque  d^Elvire  dans  la  dissertation  du  Bulletin  de  Lü. 
Eccles.y  8.  c.  p.  285  et  ss.  II  faudrait  ajonter  quant  aux  yingt  Tractalut 
Origenis  de  libris  »anctarum  scipturarum  c<mprob€U(i)  a  Hieronymo,  qu*ils 
4cbappörent  k  leur  TÖri table  auteur  —  ou,  si  Ton  aime  mieuz,  com- 
poaiteiir  —  plus  furtivement  encore,  et  peut-etre  par  un  juste  retour 
des  choses  :  rall^gorisme,  röellement  origönien  de  ces  sermons  (cf.  Buü, 
ib.  p.  260  s.,  249  ss.),  6tait  assez  pour  les  rendre  assimilables  aux 
collections  d^hom^lies  du  grand  Alexandrin  (voir  les  listes  du  D.  Harnack, 
AOL.  Die  Überlieferung  p.  394 ss.);  de  fait  le  r^dacteur  du  Liber  Olowarum 
[pi.  Ansileubus]  qui  a  constituö  son  recueil  dans  la  premiöre  moiti^  du 
hnitiöme  siöcle  et,  je  crois,  en  Espagne  mSme  (cf.  G.  Goetz,  Der  L.  Q.^ 
Abh.  der  phiL-kisC.  Kl.  der  k.  sächsischen  G,  der  W.,  XIII.  Bd.  1893, 
p.  287  s.),  et  Saint  Isidore  (f  636)  dans  ses  Quaestiones  connurent  nos 
traci€Uus  sous  le  nom  d^Origöne,  mais  encore  il  est  trös  probable  quUls 
portalen t  d6}k  cette  attribution  dans  le  milieu  de  L^rins  au  cinquiöme 
siöcle  et  au  sixiöme,  entre  les  mains  d'Evagrius  (ca  420,  cf.  Bratke, 
Epilegoniena  sur  Wietier  Ausgabe  der  AÜercatio,  p.  181)  et  de  Saint  Cesaire 
(t  542),  cf.  Buü.  s.  c.  p.  261.  D*ailleurs  j'espöre  pouvoir  montrer  un  jour 
que  des  nombreux  discours  auxquels  le  tracUUor  lui-meme  se  räföre  (cf. 
dd.  Batiffol,  Prolegomena  p.  XXI)  quelqu*un  nous  a  6i&  encore  conserve, 
traversant  le  moyen  &ge  espagnol. 

'  cf.  Delisle,  Le  Cabinet  des  Manuscrits,  t.  III  (1S81)  p.  211.  Dom  Constant 
employa  ce  manuscrit    pour   son    Edition    des  oeuvres  de  Saint  Hilaire 


La  tradition  des  oposcnles  dogmatiquea  de  Foebadios  etc.  15 

tömoin,  incomplety  k  la  fin,  d'nn  eahier,  sinon  de  plasieurs^  com- 
prend  aprös  une  collection  d'^crits  de  Saint  Hilaire  (De  Trinitatey 
Adv.  Auxentiumj  De  ex^ilio  c'est-k-dire  notre  De  Synodis)  les  deux 
Premiers  livres  de  Saint  Ambroise  De  Fide,  ni  plus  ni  moinS; 
et  ensnite  les  Gesta  episcaporum  Aquileicie  adverstts  haereticos 
ArrianoSj  dont  les  demi^res  lignes  seulement  fönt  döfaut:  de 
ce  fait  on  doit  conclore  que  le  Paris.  8907  s'achevait  primi- 
tivement  sar  le  De  Fide  de  Grögoire  d'Elvire,  placö  oa  non 
dhs  lors  Sons  le  patronage  de  Saint  Ambroise;  aussi  bien  le 
texte  des  Actes  d'Aqoilee  et  da  De  Fide  I — //  de  Saint  Am- 
broise dans  le  manuscrit  de  Montpellier  est  etroitement  apparentä 
k  celni  de  Tancetre  da  sixi^me  si^cle.^  S'il  est  donc  regrettable  de 
n'avoir  plas  le  t^moignage  de  celai-ci  toachant  notre  De  Fide, 
noos  savons  k  tont  le  moins  qae  sa  descendance  remonte  jasqae-lk. 

Accidentellement  cette  premi^re  recension  da  De  Fide  se 
retronve  k  la  saite  da  De  Trinitate  de  Saint  Hilaire  comme 
yliber  XIIP,  dans  an  manascrit  da  Mont-Cassin,  Cod.  XVIII; 
8.  XII;'  de  plas^  d'ane  fa9on  incompl&te: 

1®  dans  le  Liber  de  Patris  et  Filii  unitate  äditö  par  Jean 
Sicard  (B&le  1528)  soas  le  nom  de  Saint  Hilaire,^  et  dont  la 


(1693);  plas  r^cemment  F.  Kanffmann  (Au»  der  Schule  des  Wu^Ua, 
Straßbarg  1899)  a  tirÄ  de»  marges  (f.  298'— 311  ^  836'— 349',  semi- 
onciale  qai  peut  etre  du  sixiöme  siöcle),  k  la  suite  de  Waitz  et  de  Bessel, 
les  teztes  importants  qu'il  a  intitul^s  Dueertatio  Maximini  contra  Am- 
brorium  (cf.  p.  65 — 90),  et  a  d*aillears  publik  directement  tonte  la  matiere 
des  f.  298—353  [De  Fide  et  Oeeta"]  (p.  1—63).  Sans  doute  la  collection 
totale  8*e8t  formte  et  d^relopp^e  en  Italic,  dans  la  monvance  de  Milan, 
Bons  la  domin ation  gothiqne  et  ponr  les  besoins  de  la  pol^miqne  an- 
ftiarienne.  M.  Kanffmann  admet  m^me  {Prcltg,  p.  XXII  s.)  que,  tont 
comme  son  ancien  confröre  de  Chartres,  VOribase  Paris.  10233  s.  VI,  le 
Paris.  8907  a  6i6  Scrit  en  Haute-Italie. 

^  n  me  parait  tontefols,  apr^  un  examen  attentif,  qa*il  y  a  un  interm^diaire, 
par  exemple  dn  septiöme  siöcle,  entre  les  deux  manuscrits. 

*  cf.  BiUiotheca  Casinensis  I,  1873,  p.  224  ss.,  et  tab.  IX. 

*  Dom  Coustant  a  tort  en  effet  d^attribner  la  pnblication  de  cette  rapsodie, 
oeaTre  ,8tudio8i  cniaspiam*,  k  Froben,  r^^iteur  k  B&le  en  1535  de  THilaire 
d*£rasme  (1523).  Elle  figure  ponr  la  premiöre  fois  dans  VAnlidoium 
contra  diitersas  omnium  fere  seeulorum  haereses  de  Sicard ,  qui  n*6st  rien 
moins  que  la  plus  ancienne  »bibliothöque*  patristique  :  p.  82 — 92, 
Z>.  Hilarü  Pietavorum  episcopi,  De  Patris  et  Filii  unitate,  et  aliquot 
locorum  sacrae  scripturae   interpretatio   (cf.  P.  L.  X.  883 — 888).     A  une 


16  I.  Abhandlung:  Wilmart. 

base  mannscrite,  qae  j'ignore,  a  pa  s'antoriser  d'une  indication 
de  m6me  natare  qae  celle  du  manuscrit  cassinäsien^ 

2^  dans  le  sermo  da  ps.  Aagastin  {App.  113),  qui  ne  parait 
pas  avoir  d'aatre  räpondant  qae  le  Cod.  Remensis  296,  s.  XI.^ 

La  seconde  recension  de  notre  traitö  est  caractärisöe  par 
diverses  retoaches,  mais  sartoat  par  radjonction  d'an  prologae 
et  d'an  ^pilogae  qai  en  fönt  aa  sens  strict  ane  r^^dition: 
Taatear  d^dare  en  effet  aa  coars  da  prologae  qa'il  accepte  la 
responsabilit^  de  son  odavre,  jasqae-lk  mise  en  circalation  soas 
Tanonymat.'  Mais  encore,  teile  qa'elle  noos  est  parvenae,  cette 

sölection  de  paflsages  du  De  TrinUtUe  (II,  6,  7,  8,  9,  11,  12,  13;  IX,  1-44) 
86  rattachent,  sans  plus  d'artifice,  quatre  morceaux  du  De  Fide  (e.  6, 
cf.  P.  L.  XX,  42  B,  42  C,  42  D— 43  C,  et  c.  8,  ib.  46  B). 
^  cf.  Catalogue  Qin^al ...  8».  XXX  (1904),  p.  291  n.  Le  manuscrit  ett 
un  lectionnaire  de  la  fin  du  XI«  siöcle  k  l'naage  de  Notre-Dame  de  Beimi, 
compl^tant  pour  une  partie  du  aanctoral  les  codd.  293  et  294;  de  fait 
le  aermo  App.  113  (al.  de  Tempore  190  :  ed.  1683,  Y,  206—7;  P.  L. 
XXXIX,  1969—71,  De  VerbU  Apostoli  ad  Hehr.  eap.  I,  3)  appartient  k 
une  Serie  de  le^ons  destinöes,  me  semble-t-il,  k  la  fSte  de  la  Trinit^,  en 
majori tä  apocryphes  (f.  1— 30  :  par  exemple  les  Regulae  defimtiontan 
du  ps.  J^rdme  rendues  k  Sjagrius  par  D.  Morin,  cf.  22e9«s  B6n.  1893 
p.  390  SS.,  et  par  le  Dr.  Künstle,  AntiprUdlUana  1905  p.  126—169,  et  les 
sermons  232,  236—239  de  VAppendiee  de  Saint  Augustin).  A  part  la 
phrase  du  däbut,  toute  la  matiöre  du  morceau  est  emprunt^e  au  De 
Fide  (c.  6  dea,  —  c.  7  ine,  P.  L.  XX,  41  D— 44  A). 
'  cf.  P.  L.  XX,  31 — 32  :  ,Amore  catholicae  fidei  ductus,  iam  pridem  adveraua 
Arrianoa  libellum  edideram  :  quem  cum  amico  legendnm  dedissem,  qnia 
placuit  credidit  trauscribendum ;  a  quo  hoc  eg^  magnopere  postulavi  nt 
interim  diaaimulcUo  auctcre  doctis  viris  et  prudentibus  legeret,  ut  si  quem 
movisset  quod  illic  plus  aut  minus  positum  yideretur,  posset  plurimorum 
consilio  emendari  .  .  :  sin  yero  cunctis  omnia  quae  illic  scripta  erant 
iuxta  fidem  veri  constare  viderentur,  tum  et  ipse  petentibus  non  negaret. 
Quod  eum  ita  fecisse  manifestum  est;  et  qnia  res  digna  tam  catholicae 
confessioni  quam  haereticae  responsioni  universornm  iudicio  aestimata 
est,  muüi  eum  vel  legere  vel  deacnbere  voluerunt,  Sed  non  defuit  qui  vel 
pro  studio  doctrinae  vel  pro  caritatis  officio  ea  quae  a  nobis  dicta  sunt 
scrupulosius  retractaret,  et  quaedam  illic  tcI  superflua  vel  ambigua 
dieeret,  quae  aliter  possint  a  quibusdam  quam  a  me  dicta  sunt  accipi : 
proinde  rursns  ea  ipsa  planiori  aermone  in  hoc  Ubello  digeaai,  nt  et  simpli- 
citatem  sensus  mei  ostenderem  et  scrupulum  legentibus  ampntarem  .  .'; 
Toir  le  commentaire  des  articles  döjii  r^f<6r6s,  Bev.  Bin,  1902  p.  280  ss.. 
Bull,  LitUr.  EeelSa,  1906  p.  284.  A  prendre  le  texte  k  la  lettre,  c«  pro- 
logae n*en  est  pas  un;  c*est  une  röplique,  ou  une  explication  qui  en  nn 
sens  se  suffit  k  elle-mdme,  et  qui,  si  de  fait  eile  n'a  pas  M  publice 


La  tradition  des  opiucales  dogmatiques  de  Foebadins  etc.  1  • 

seconde  ödition  est  präcäd^e  elle-mdme  de  la  ,foi'  de  Nic^e^ 


indÄpendamment    de    T^crit,    da    premier   6crit    (,iain   pridem    libelltit 
edUttf')  incrimin^,  anrait  pa  Tdtre  et  en  tont  cas  a  M  r^ig^e  sans 
relation  Traiment  directe  avec  lai  :  .qaaedam  .  .  planiori  sermone  in  hoc 
libelio  digessi*.    Ute  libdUUf  c'est  trop  clair,  n^est  rien  d'autre  qne  notre 
prolog^e  actael :  l'autear,  atteint  dans  son  amoar-propre,  7  redresse  en 
effet,  ayec  asses  de  foree,  eneore  qne  bri^rement,  les  passages  oh  8*6taient 
bnt^  certains  lectenra  trop  prdcantionnenx ,   et  qn*il  prend  la  peine  de 
reprodaire    express^ment.      Mais   il  est  vrai  qne  la  publication   de  ce 
morcean,  ponr  obtenlr  sa  pleine  ef&cacitö,  a  entratnä  k  sa  snite  nne 
nonyelle  Mition  dn  traitö  en  question  :  du  caractöre  original  de  cette 
disposition  nons  avons  la  garantie  dans  rdpilogae,  oü  röcrivain,  qui  a 
aecept^  cette  fois  onvertement  la  responsabilitö  de  son  osnvre,  se  contente 
d^inviter  le  public  k  ne  pas  trop  Bubtiliser.  Nons  ponvons  donc  qualifier 
en  propres  termes  tont  cet  ensemble  d'^dltion  revne  et  angmentöe,   et 
nons  f^liciter  qne  la  tradition  düment  interrogäe  permette  de  constater 
snccessivement  les  denx  ^tats  dn  libelle.     Ce  qne  je  latsse  soup^onner 
plus  bas  d*une  forme  particuliöre  dn  denxiöme  ötat,  —  et  qni  me  permet 
mdme  de  d^oubler  celni-ci,  —  ne  complique  r^ellement  pas  la  Situation. 
^  ,Fide8  conscripta  apnd  Niceam  a  recte  credentibns  episcopis  trecentis 
decem  et  octo*,  comme  eile  s'intitule  pr^cis^ment.  Le  döplacement  qn*a 
snbi  en  fait  la  formnle  antorise  nn  certain  doute  tonchant  roriginalit^ 
de  sa  tenenr  de  mdme  que  toncbant  Vanthenticit^  dn  titre  :  il  est  possible 
en  effet  que  cette  mntation   ext^rienre  alt  d^terminö  nne  modification 
plns  profonde,  atteignant  le  texte  lui-m6me.     Mais,  quoi  qu*il  en  soit 
d^id^ment,    on   ne   peut    s*empdcber   d'ötablir   nne    relation    entre   la 
r^action  dn  Symbole  de  Nic4e,    teile  que  la  präsente  la  tradition  du 
De  Fide,  et  celle  qni  est  enclose  parmi   les  FragmenU  Historiques  de 
Saint  Hilaire  (II,  27,  cf.  P.  L.  X,  654);  plus  qne  les  ressemblances  des 
denx  moreeaux,  c'est  Ten-tdte  de  la  yersion  de  Saint  Hilaire  qni  legitime 
le  rapprochement  :  ,Incipit  fides  apnd  Nicaeam  conscripta  a  CCCXVIII 
episcopis  contra  omnes    haereses*.     Si  la  rScente  argnmentation  de  la 
Bevue  Bdnidietine  (A^ril-Jnillet  1907  :  VÄd  Constantium  Über  primtu  de 
8aini  HUaire  de  PoiHert  et  lea  Frctgments  Historiquea)  est  fondöe,  on  anra 
ici  dös  366  nne  donn^e  importante  sur  le  nombre  des  Pöres  de  Nicöe, 
▼raisembl ablernen t  fonrnie  par  la  base  grecque,  en  tont  cas  ind^pendante 
dn  symbolisme  des  servitenrs  d* Abraham,  k  la  difförence  de  la  formnle 
dn  De  Synodis  (cf.  n.  84 — 88),  dont  les  diyergences  sont  d^ailleurs  assez 
notables;    on  verra  sans   donte  aussi  dans  le  texte  hilarien  de  356  le 
type   premier   d'oü   sont   dörivSes   les   diffSrentes   formes   dn  Nicftenum 
repr^ent^es  par  Lucifer  (De  tum  parcendo,  de  359  ou  360,  P,  L,  XIII, 
973),  le  Tomut  Dainan  de  380  {ea),  et  la  seconde  recension  du  De  Fide, 
Le  Tamu»  Damcui,  tel  qne  M.  Turner  PMitera  prochainement,  a  Tinterdt 
special   d*offrir  nn  titre  qui  concorde  remarquablement  avec  celui  da 
De  Fide  :  Jncipit   fides  apnd  Nicaeam    conscripta  ab  episcopis  (recte) 
Sitsvngsbw.  d.  pUL-hiit.  Kl.  169.  Bd.  1.  Abh.  2 


18  I.  Abhandlung:  Wilmart. 

(qui  logiquement  devaii  conclure  T^pilogae^),  —  et  compl^t^e 
par  nne  confession  litteraire,  qui  n'est  pas  sans  relation  avec  le 
libelle  proprement  dit,  et  qne  par  suite  je  ne  vois  ancan  motif 
d'enlever  h,  rautoritä  de  Grögoire  d'EIvire:'  dans  tont  ce  petit 


credentibuB  CCCXVIII'  (cf.  C.  H.  Tarner,  Journal  cf  TheoL  8tudie$  VII, 
1906,  p.  283  s.,  ftu  snjet  de  la  eurieose  Tariante  ,rectoribas*  du  CoUm. 
XXXIII);  d'autre  pari  la  tenenr  de  son  texte  est  si  roirine  de  celle  des 
Fragment»  Historique»  qa*il  parait  normal  de  rötablir  dans  cenx-ci  le 
qnalificatif  ,recte  credentibus',  comme  repr^entant  Poriginal  opSoSo^ouatv 
(plut6t  que  &p6o8^Soic)  de  la  sonrce  grecqne. 

^  C*est  nne  cons^qnence  presque  Evidente  des  derniers  mots  de  cet  ^pilogne  : 
yNicaenae  autem  synodi  tractatnm  omni  animi  nisa  .  .  amplectimnr  :  hunc 
enim  tractatnm  scimus  contra  omnes  haereses  inyicta  yeritate  oppositnm' 
(P.  L.  XX,  60).  Ce  rappel  explicite  dn  Nicaenum  en  engagealt  natu- 
rellement  la  production  littörale,  et  il  n*est  pas  moins  elair  que  la 
mention  sp^cifique  contra  omnes  haereeea  est  un  emprunt  pröalable  au 
titre  de  la  recension  hilarienne  de  356  (cf.  Rev.  Bin,,  Jnillet  1907, 
p.  313  SS.). 

'  Je  me  suis  d^jk  expliquä  asses  longnement  sur  cette  interessante  formule» 
connue  conramment  sons  le  nom  de  Fides  Bomanorum  (cf.  Btiü.  LittSr. 
Ecdis,,  s.  c,  p.  297 — 299  ss.).  Quelques  points  sont  assur^.  Ph^bade  n*a 
aucun  titre  d^autoriti  k  faire  yaloir.  La  circulation  anonyme  de  la  piöce, 
comme  Instrument  canonique  et  catholique,  est  fort  ancienne  :  eile  se 
manifeste  dans  les  milieux  romains,  au  cours  de  la  premiöre  mottii  dn 
cinquiöme  siöcle  pour  le  moins,  et  d^  lors  eile  s*6tend  jnsqu'au  mojen 
Age.  D^autre  part  on  saisit  des  attaches  en  Espagne  :  la  fides  fait  partie 
d^nne  collection,  excellemment  repr^sentöe  par  le  cod.  28  de  Saint- 
Mihiel  s.  IX  (cf.  D.  Morin,  Bev.  Bin,  XXI,  1904,  p.  1  s.),  dont  la  plupart 
des  eiöments  particnliers  sont  d'origine  espagnole,  et  par  suite  la  totalitö 
elle-mdme  (sur  le  De  TrinUate  du  ps.  Athanase,  cf.  G.  Ficker,  Studien  mi 
VigUius  von  Thapsus  1897,  p.  51—75,  et  D.  Morin,  Beo,  Bin,  XIX,  1902, 
p.  237—242,  —  sur  VEpistola  Potami  ad  Äthanasium  et  VEpistola  sandti 
Athanasi  ad  Luciferum,  cf.  L.  Saltet,  BuU.  Littir.  Eeelis.,  1906,  p.  319,  — 
sur  la  fides  du  ps.  Jördme ,  attribu^e  sans  fondement  k  Damase,  cf.  K. 
Künstle,  Antiprisciüiana  1905,  p.  45  ss.).  Enfin  la  relation  est  reelle  entre 
notre  libelle  De  Fide  et  cette  confession,  qu*une  tradition  explicite  j  rönnit 
sous  la  rubrique  De  Fide  Nieaena  (cf.  Kattenbuscb,  Das  Apostolische  l^fmbol 
I,  1894,  171 — 173).  Je  n'ose  pas  iDsister  sur  la  Solution  qui  consiste  k 
reconnattre  les  droits  de  Gr^oire  d'Elvire  k  la  fois  sur  les  deux  formules 
apparent^es,  la  Fides  Bomanorum  (alias  libdlus  fidei,  eocposilio  fidH  sancU 
Athanasiif  de  fide  Nieaena)  et  la.  Fides  Hteronymi  (ad  DamasumJ'y  il  me 
parait  aujourd*hui,  aprös  retour  sur  le  curieux  ,8ymbole  inMit  attribuö 
k  Saint  JörömeS  publik  par  dom  Morin  en  1904  {Bev.  Bin.  XXI,  p.  1 — 9, 
et  Anecdota  Maredsolana  III,  3,  p.  199  s.),  que  cette  troisiöme  pi^ce  est 
trop  voisine  des  deux  autres,  dans  sa  teneur  aussi  bien  que  dans  sa 


La  tradition  des  oposcules  dogmatiqnes  de  Foebadius  etc.  1^ 

oDsemble,  qa'un  indice  —  la  ressemblance  da  cadre  ext^rienr 
avec  le  contexte  da  Tomus  Damcui  de  (ca)  380^  calqaä,  semble- 
t-il,  pour  la  circonstance  sar  le  De  Fide^  —  fait  sapposer  fort 
ancien,  j'aimerais  k  voir  la  pablication  d'an  tenant  da  schisme 
laciferien  vers  la  fin  da  qaatri6me  siicle;'  oa,  si  Ton  veut^  an 


tradition,  poor  ne  provenir  pas  de  la  mdme  sonrce  litt^raire,  et  Ton 
troavera  sans  doate  abosif  d'enrichir  k  ce  point  an  peraonnage  nagnöre 
si  dölaissö,  mais  noa  ignorances  oa  dos  pr6jug^  n*ont  pas  la  Taleur  da 
moindre  argament  positif.  Dans  le  cas  YanecdoUm  de  D.  Morin  est  an 
ing^nieox  composS  de  YApottolicum,  du  Nicaenum,  et  des  döveloppements 
tiinitaires  qui  caract^risent  \sl  fides  Romanorum  et  celle  da  ps.  Jördme; 
il  ne  figare  d'aillears  qae  dans  la  collection  da  cod.  Michaelinu»  rappel6 
ci-dessos,  pr^cädant  la  formale  da  ps.  J6r6me.  A  döfaat  d'aatres  indl- 
cations  et  jasqu^ä  plas  ample  informd,  c*en  est  assez  pour  le  ranger  dans 
le  bagage  Utt^raire  de  T^y^qae  d*Elyire. 

J*ai  notä  pr6c6demment  qae  le  Tomtu  Daman  d^batait  par  Vexpotition 
da  Symbole  de  Nic^e  sous  an  titre  qui  ne  difföre  pas  de  celui  qni 
commande  la  formale  da  De  Fide.  Mais  eneore  il  s^achöve  par  la  pro- 
duction  de  la^e«  Romanorum,  et  la  coi'ncidence  est  trop  exacte  poar 
qu*il  n*y  alt  pas  imitation  d*an  c6t^  oa  de  Vaatre.  Admettant  qae  le 
Nicaenum  et  la  profession  litt^raire  originale  sont  ^troitement  I16s  an 
Ubelle  De  Fide,  dont  toate  la  raison  est  nne  apologie  da  con9ubatantiel, 
j*aYais  concla  sans  r^erve  qae  la  recension  da  Tomfis  Damaai  ötait  an 
döcalque  de  la  petite  collection  da  De  Fide  (cf.  BuU.  Lüter.  Ecclia.,  «.  c. 
p.  299).  II  me  semble  toajoars  qae  cette  Solution  est  bonne,  mais  je  ne 
Toadrais  pas  dtre  plus  affirmatif :  je  suis  trös  frappd  en  effet  de  la  ressem- 
blance da  Symbole  de  Nicöe  qui  accompagne  le  Tomut  Damati  avec 
celui  des  Froffments  Historiques  :  il  faadrait  donc  penser  que  le  Tomus 
dopend  k  la  fois  des  Fragments  et  du  De  Fide,  et  je  m^en  tiens  k  cette 
supposition  qui  n*est  pas  d^raisonnable. 

M.  Saltet  a  röcemment  jetä  quelque  jour  sar  ractiyitö  litt^raire  des 
Lacif(6riens  k  la  fin  da  quatriÄme  si&cle,  et  j*ai  peat-6tre  moi-mdme 
renforcö  sa  thöse,  k  propos  des  Fragment»  Hiatorique»  (cf.  Ref),  Bin. 
XXIVy  1907,  p.  297  8.,  n.  1).  II  a  not^  en  particulier,  ainsi  que  je  Tai 
rappelö  plus  baut,  que  le  De  Fide,  con^u  d*ailleurs  'selon  Torthodoxte 
et  ayant  mdme  Torganisation  du  schisme,  ayait  joui  d*un  r4el  credit 
dans  la  secte,  k  preuye  le  parti  qu^en  ont  tir6  Faustin  pour  la  compo- 
sition  de  son  De  THnüate  et  Tauteur  du  De  Trinitate  en  sept  liyres. 
Les  Luciföriens  auront  donc  trayaillä  k  la  diffusion  d*un  dcrit  qui  öma- 
nait  d'un  de  leurs  cheÜB,  mais  c*est  un  peu  plus  qu*il  faut  dire  :  s*il 
est  yrai  qu*ils  ont  agi  par  fraude,  qu'ils  ont  fabriqu^  des  fauz  tels  que 
la  lettre  d'Eusöbe  de  Verceil  k  Grögoire  d'Elyire  et  les  deux  lettres 
d'Athanase  k  Lucifer,  interpolö  la  lettre  d^Athanase  soUtariae  vitae  »tu- 
denUbu»,  plac^  enfin  sous  la  garantie  du  meme  Athanase  le  De  Trinitate 

2» 


20  I.Abhandlung:  Wilmart. 

troisibme  ätat  da  libelle.  Qaoi  qn'il  en  soit^  le  libelle  ainsi  di- 
velopp^  nons  a  iii  conservö  dans  plusiears  manascrits  de  la 
collection  des  homölies  de  Saint  Gr^goire  de  Nazianze  tradaites 
par  Rufin: 

d'abord  dans  le  Cod.  Laudianus  (Biblioth^ae  Bodläienne) 
n.  276,  s.  IX,^  qu'il  faut  vraisemblablement  identifier  avec  an 
manascrit  de  Lorsch  dont  Tancien  catalogue  de  ce  monast^re 
noas  a  laissö  la  description ;  ^  le  De  Fide  s'y  präsente  en  effet 
juste  avant  la  dernifere  hom^lie  de  Qr^goire-Rafin  (,De  Arrianis 
qaod  non  liceat  semper  et  pablice  de  Deo  contendere'),  et  k 
part  le  Laudianus  je  ne  connais  comme  t^moins  de  cette  dis- 
Position!  qae  qaatre  manascrits  italiens  da  XV*^  si&cle  ötroite- 
ment  lids  entre  eox,  les  Laurent,  Aed,  Florent  VII'  et  Laurent. 


en  sept  livres,  il  est  assez  tentant  de  reconnaitre  un  proc^dÖ  pareil 
dan«  la  mise  en  circnlatton  da  De  Fide  qni  noas  arrive  ici  de  fait, 
comme  on  ya  le  Toir,  convert  par  le  nom  de  Saint  GrSgoire  de  Na- 
aianze.  Les  sectatenrs  anront  pensd  qae  T^veque  de  Constantinople 
ötait  an  r^pondant  plus  favorable  qae  son  homonjme  d'Elvire  :  leara 
habitades  autorisent  poar  le  moins  cette  conjectare,  qui  ne  les  noircit 
pas  excessivement.  II  reste  rependant  possible  qae  Tattribution  k  Gr6- 
goire  de  Nazianze  ait  öte  fortuite,  comme  plas  tard  dans  le  cas  des 
tractatus  sar  le  Cantiqne,  port^  aa  compte  de  Grögoire  le  Grand. 

^  cf.  H.  Coxe,  Catalopua  Codicum  manu9cr%plarum  Laudianorumf  1858 — 
1886,  c.  226  s.  La  datation  de  ce  catalogue  —  «ec.  XT.  in.  —  n^est 
peut-Stre  qu'une  faute  d* Impression. 

'  cf.  G.  Becker,  CaUdogi  Bibliothecarum  AnÜqui,  1886,  p.  113  s.,  612  (LV) 
,liber  sancti  Gregorii  Naaianzeni  episcopi,  hoc  est .  .'  La  seule  objection 
qu*on  pourrait  faire  k  cette  Identification  est  la  mention,  dans  le  cata- 
logue de  Lorsch  et  k  la  suite  de  la  derniöre  homölie,  d*une  pi^e  ,de 
ordine  noTi  et  veteris  testamenti*;  mais  comme  me  Ta  fait  remarqner 
M.  C.  H.  Turner  en  me  signalant  aimablement  le  manuscrit  d*Oxford, 
ce  morceau  pouvait  tenir  sur  un  feuillet  de  garde  final,  depuis  perda. 
On  sait  pouf  le  reste  que  la  collection  de  Tarchev^que  Laud  comprend 
nombre  de  manuscrits  d'AUemagne,  particuliörement  de  Mayenee  et  de 
Wurzbourg,  et  plusieurs  certainement  proviennent  de  Lorsch.  —  Le 
mdme  catalogue  de  Lorsch  porte  encore  au  XLV,  n.  873:  ,liber  Victorini 
in  leviticnm,  libri  X  Gregorii  Nazianzeni  in  uno  codice'  (Becker,  p.  108), 
et  c*^tait  14  certainement  un  second  exemplaire  de  la  tradnction  inter- 
pol^e  de  Rufin,  mais  on  yoit  quUl  ne  remplissait  qu^une  partie  du  vo- 
lume  :  il  est  donc  plus  naturel  de  rapporter  TintituU  du  n.  612  au 
Laudiantu. 

*  cf.  A.  M.  Bandini,  Bibliolkeca  Leopoiditia-LaurenUana^  I,  1791,  p.  20  s. 


La  tradition  des  opnscales  dogmatiqaeB  de  Foebadius  etc.  21 

Fesul  XLIV,i  Vatie.  lat.  307«  et  ürbin.  lat.  60,»  qui  prennent 
toQs  fin  sar  le  De  Fide,  omettant  rhom^lie  snr  les  Ariens;^ 

—  d'autre  part,  dans  les  deox  mannscrits  Augiena,  CXVIII 
(Bibliothfeque  Ducale  de  Carlsruhe),  s.  IX/X*  et  Monac.  3787, 
s.  X,^  qui  run  et  Taatre,  et  avec  eax  l'^dition  princepa  de 
Enoblouch    (Strasbourg   1508),'^  —  offrant  assez  de  variantes 

*  ib.,  n,  1792,  p.  733. 

*  cf.  M.  Vattasso  et  P.  Franchi  de*  CaTalieri,  Oodicea  VaHcani  latini,  I, 
1902,  p.  224. 

'  cf.  C.  Stornajolo,  Chdicet   UrbiruUes  UUinij  I,  1902,  p.  76—77. 

*  Ces  quatre  manuscrits,  dont  le  contexte  est  fort  semblable,  et  qui  en 
oatre  pröaentent  tons  la  m6me  lacune  au  milieu  de  libelle,  Talent 
öridemment  pour  un  seul  t^moignage.  II  j  faut  röiiuir  poar  les  meines 
raisons  le  Pariamus  (Bibliothöque  Nationale)  10694  (Nonveau  Fonds 
latin,  =  Suppl.  616),  s.  XV  pap.,  dont  je  ne  tiendrai  d'aillenrs  pas  compte. 

*  cf.  A.  Holder,  Die  Beichenauer  Handaehrifleriy  I.  Die  Pergammthand- 
Mchriflen,  1906,  p.  301  s. 

'  cf.  C.  Halm,  Catalogtu  Codieum  IcUinorum  bibliotheeae  regiae  Mtmacentia, 
I  p.  2, 1871,  p.  116  s.;  le  manoscrit  provient  de  la  Cath^rale  d'Augsboarg, 
cotd  87. 

'  Le  Tolnme  (in-4^  sans  pagination,  les  cahiers  marqa^  de  a  i  ^)  est 
assez  rare;  il  porte  en  titre  :  JTi  sunt  in  hoc  eodice  libelli  \  X.  divi  Qre- 
gorU  Ncaanzeni,  et  snit  F^num^ration  des  divers  morceanz;  la  lettre- 
pr^faee  (all — alll)  d^bate  :  ^Doctissimls  et  excellentiss.  yiris  divine 
sapietie  cnltori{bus.  Qeorgio  Botre  Mognntifl.  et  loanni  FlSmingo  | 
Boppardieü.  ecclesiarä  psbyteris  loannes  |  Adelphns  Mnlingos  Argen.  |  S. 
P.  D.S  et  s^achöve  par  la  date:  ,ex  veteri  Argeutoraco.  H.  KalefS.  lanaa- 
rias.  Anno  hnins  secnli  octavo  supra  sesqnimillesimum.'  La  demiöre 
page  porte  :  ,Explicit  liber  B.  Gregorii  Kazanzeni  episco  |  pi  translatus  a 
quodä  Rofino.  Impreslsus  Argetine  p  loannS  Knob|louch.  Anno  dni. 
M|d.  VUI.  Hilarii'.  D*an  beut  k  Tautre  rögne  le  systöme  d*abräviations 
en  yigaear  depais  le  treiziöme  siöcle;  qaant  au  reste,  mon  Impression 
est  qne  le  mannscrit  utilis^  pour  cette  publicatlon  ätait  plutot  röcent. 
—  Cette  Vitien  fut  reprise,  sans  changements,  k  Leipzig  en  1622 
(D.  Gregorii  oognomento  Theologi,  episcopi  Nazanteni  opera^  e  graeco 
sermone  in  kUinum  versaj^  ins^rSe  parmi  les  versions  modernes  de  Pierre 
Mosellanus  et  de  Willibald  Pirckheymher;  et  c*est  encore  k  eile  que 
Jacques  de  Billy  emprunta  le  texte  du  libelle  et  de  son  compl^ment 
{De  Fide  Nicaena)  dans  la  nouvelle  traduetion  des  discours  de  S.  Gr^oire 
de  Nazianze  quUl  fit  paraitre  k  Paris  en  1669  (d*aprös  Tödition  grecqne 
de  1660)  :  n*ayant  pas  de  base  grecque  pour  nos  deux  piöces,  il  se  trou- 
vait  forc^ment  tributaire  de  Tancienne  Edition,  r^putäe  Version  de  Rufin, 
et  il  classa  les  dits  morceanx  Oratio  49*  et  Oratio  60**',  ils  fignrörent 
ainsi  dans  les  coUections  latines  ou  gr6co-latines  de  1683,  1609 — 1611, 
1630,  1690,  et  il  fallut  attendre  D.  Cldmencet  (1778,  cf.  supr.)  pour  les 


22  I.  Abhandlang:  Wilmart. 

ponr  nons  repr^senter  un  manuscrit  diBtinct,  encore  qne  fort 
semblable^  —  portent  le  De  Fide  en  qaatri&mo  lien^  entre 
rhomälie  ,De  Luminibus'  et  celle  ,De  Pentecoste^ 

En  oatre,  da  prcmier  de  ces  groupes,  le  libelle  a  döriyö, 
on  ne  sait  comment,  dans  la  coUection  canoniqne  de  Novare 
(Cod,  Novariensis  XXX,  66,    s.  X/XI).* 

Yoir  rel^a^a  k  Tappendice  (an  b^nöfice  de  PhSbadd);  ponr  ritabliasement 
da  texte,  Clömencet  ne  tronva  rien  de  mienx,  k  defaat  de  manadcrits, 
qae  de  präsenter  ane  Vitien  variorum,   en  8*appayant  principalement 
aar  Billy    (,BilIianam  ezemplar')    et  aar  les  Mitean   mauristes  de  8t. 
Ambrolse   (cf.  le  monüum  p.  892  8.,  et  P.  O.  XXXVI,  673  8.),  et  aasurö- 
ment   son    travail   est   le   plua   satisfaisant   qui    Boit   encore,   rösamant 
toutes  les  recherches  ant^rieures  (on  aait  da  reste  qae  Climencet  ne  fat 
qae  le  dernier  oavrier  d'ane  t&che  k  laqaelle  s'emplojörent  BaccesBive- 
ment  dans  la  Congrdgation  de  St.-Maar  Da  Frische,  Loayard  et  Maran). 
Migne  qai   avait    dSjiL  donn^  trols  foia  en   entier  le  De  Fide  dans   la 
PcUrologie  latine  erat  devoir  enfin  s^abstenir,  se  contentant  de  reproduire 
le  monilum  da  b^nödictin;  c'^tait  nöanmoins  jouer  de  malheart 
^  cf.  F.  Maassen,  Geschichte  der  Quellen  . . .  des  cananitchen  Bechtt  .  .  1870, 
443,  513,  717,  737;   A.  Reifferscheid,  Bibliolheea  Patrum  Italica  II,  1871, 
247 — 261.    D.  Ambrogio  Amelli  a  pabli^  intögralement  le  manascrit  de 
la  collection  de  Novare  dans  le  Spicile^ium   Ctuinenae  I,  1896,  1 — 189 
(soos    le    titre    Dionysii   exigui   nova  colleetioj    mais    Toir    L.  Dachesne, 
Bulletin  Critique  XV,  1894,  p.  181;  sar  le  manascrit,  cf.  les  Prolegomena 
de    r^ditear,   cap.  I,  p.  XIX— XXXIII).     On   ne  saurait  se  mdprendre 
apr^  un  instant  d'ezamen  sar  la  valear  de  ce  noayeaa  tömoln;  le  titre 
—  Indpit  Qregorii  episcopi  de  fide  Nicena   —   assez  ötrange  k  premiöre 
rae,  s^explique  par  ane  simple  et  grossiöre  conflation  :  le  copiste  a  entendu 
coavrir  par  \k  le  Symbole  de  Nic^e  pr^fixö  aa  De  Fide,  et  poar  ce  faire 
il  a  abandonn^  la  confession  particuUöre  k  laqaelle  la  seconde  partie 
da  titre  appartenait;    et  c*est  sans  doute  aassi    poar   faire  plas   coart 
qa'il  a  laissö  tomber    Tattribatif  pr^cis   Nazanxeni  :  en   tont  cas,  noas 
avons  ici  la  meme  tenear  de  texte  que  dans  le  Laudianus  et  les  manus- 
crits  Italiens,  c*est-ii-dire  dans  le  type  de  Lorsch,  et  aassi  bien  D.  Amelli 
admet  qae  le  Novarienns  a  une  origine  germaniqae  :  le  collectear  anra 
en    en    mains   an   manascrit   de    ce  groape  des  hom^lies  de  Grögoire- 
Rafin.  — 

Je  dois  encore  pr^enter  an  tämoin  partiel  des  homdlies  de 
Grdgoire-Rafin,  k  qaelqae  espöce  de  manascrits  qa*il  fasse  öcho  :  k  saToir 
Jean  Diacre  dans  VExpositum  in  Heptateuchum,  oü  il  commente  saccessi- 
yement  Ex.  II,  2  et  XIII,  21  par  ces  citations  düment  disting^öes  :  ,Rafini 
de  Fide  libro  II.  Moysi  in  rabo  .  .  .  odor  mortis  in  mortem'  et  ,Rafina8 
in  libro  II  de  Fide.  Popalas  Israel  in  colamna  ignis  . .  .  Apostolorom 
Acta  declarant'  (cf.  D.  Pitra,  Spicilegium  Solemiente  I,  1851,  p.  295,  et 
Änalecta  Sacra  V,  1888,  p.  175,  d*apr^  le  Cod.  Paris,  12309  s.  X,  f.  72« 


La  tradition  des  opuBcnles  dogmatiqnes  de  Foebadius  etc.  23 

Cette  insertion  de  I'opascnle  de  Grögoire  d'Elvire  dans  le  re- 
cueil  des  hom^lies  de  Gregoire  de  Nazianze  est-elle  ancienne?  il 
est  irhs  probable,  —  et  sans  doate  posterieare  de  fort  peu  k 
TexteDBion  qa'il  a  regue^  ainsi  qne  j'ai  remarqa^,  d'un  disciple 
on  partisan  de  l'aotear.  C'est  un  fait  que  Saint  Axtgustin  en  412 
(oa  413)  en  cite  nne  phrase  en  la  mettant  an  compte  d'nn  ,Qre- 
gorins  sanctns  episcopas  orientalls'^  qni  dans  sa  pensöe  ne  devait 
6tre  que  Tex-patriarche  de  Constantinople  (f  390).^   Fautil  aller 


et  94).  Qae  noas  ayons  lA  deuz  passages  da  De  Fide,  la  rabrique  da 
centonisatear  Tindiqae  d^jjt,  et  il  soffit  de  comparer  P,  L.  XX,  46  CD 
ponr  YÖrifier  lear  identitö;  et  qa'ils  proviennent  directement  de  la  tra- 
daction  interpolöe  de  Eafin,  la  mbriqae  le  dönonce  encore;  qnant  k  la 
dteignation  preise  da  /tore,  eile  rejoint  ane  premiöre  citation  sar  la 
GenÄse,  iotrodaite  par  les  mots  ,ex  libro  de  Fide  Bafini*  (cf.  D.  Pitra, 
Spie.  Sol.  p.  284,  —  Cod.  Pari*.  12309,  f.  10*),  et  qai  est  en  effet  tir^e 
da  Über  de  ßde  publik  par  Sinnend  en  1650  d^aprös  deax  anciens  nianas- 
crits  de  Corbie  aa  compte  d'an  Rufin  ,presbyteri  provinciae  Palaestinae' 
(cf.  P.  L.  XXI,  1135,  1138  s.,  c.  23  et  29  da  libelle).  Sirmond  le  premier 
avait  relev^  les  r^f^Srences  de  Jean  Diacre,  mais  sans  parvenir  k  expli- 
qaer  le  sens  de  ce  Uvre  »econdj  ni  d'aillears  k  reconnaitre  aa  jaste  les 
extraits  vis^s  (cf.  la  rö^ition  de  Vallarsi  1745,  P.  2^.  XXI,  1123  88.  n., 
1154  n.,  et  Fontanini,  HUloria  lüeraria  Aquileientia  1742,  ib.  274),  et 
D.  Pitra  d^lare  sörieosement  :  ,Nec  alias  bac  usqae  sab  caelo  innotait 
qni  hntos  secandi  libri  daret  indiciam'  (ef.  Spie.,  9.  e.,  p.  295,  n.  14).  Jean 
Diacre  est  donc  seul  responsable  de  Tindication,  mais  il  atteste  ponr  aatant 
la  pr^nce  dans  sa  bibliothöqae  d*an  volnme  des  hom^Ues  gr^g^riennes 
angment^es  da  De  B%de  de  r^vdque  d^EWire;  par  saite,  la  qaestion 
litt^raire  soalevöe  par  le  livre  pölagien  De  Fide  est  entiörement  ind6- 
pendante  des  dirers  problömes  concernant  la  tradition  da  libelle  de 
mdme  nom  qai  fait  Tobjet  des  pr^entes  recberches. 
*  Yoir  la  lettre  148  (P.  L.  XXXIII,  622  ss.)  ,sancto  fratri  FortnnatianoS 
sar  la  T^ritable  natare  de  la  vision  de  Dieu;  apr&a  aroir  cit^  le  ,bien- 
heareax  Atbanase,  röydqne  d'Alexandrie',  Saint  Angustin  alldgue  ainsi 
Tautoritö  de  notre  aatear  :  ,apertissime  dicit  Deam  natara  yisibilem, 
quando  patrihuM  vinu  est,  sicat  McyH^  cum  qao  fade  ad  fadem  loqae- 
batar,  aUetdua  eontpicabUia  materiae  ditpoiiUcme  aemmpta,  ttUva  saa 
inddbUiUUe  rideri  potaisse*  (i&.,  6267),  et  noas  avons  \k  en  effet  an 
rappel  exprös  du  De  Fide,  voire  le  r^um^  fidöle  d*ane  longae  argu- 
mentation  (cf.  P.  L.  XX,  45  A,  46  C,  47  B).  Saint  Ambroise  (,noster 
Ambrosins*)  est  ensnite  mis  k  contribution  dans  le  mdme  sens.  II  est 
peu  doateux  que  le  doctear  entendait  dösigner  Grögoire  de  Nazianze, 
ni  davantage  qu'il  avait  rencontrö  le  De  Fide  sous  son  patronage;  mais 
que  r^crit  füt  encore  k  Tdtat  s^parö,  oa  bien  döjii  röani  aax  hom^lies, 
e^est  ce  qae  noas  saorions  döcider. 


24  I.  Abhandlnng :  W  i  1  m  a  r  t. 

jasqn'k  admettre  que  Rafin  lai-m^me  (f  410)  a  pratiqnä 
Tinterpolation  ?  ce  serait  assez  os6  assar^ment^  mais  encore  la 
mani^re  dont  il  se  rifhre  k  sa  tradaction  n'y  contredit  pas^^ 
et  le  Laudianus  a  saavä  k  la  fin  de  rhomölie  septiime  (,De 
reconciliatione  et  unitate  monachoram')  an  colophon  k  tont  le 
moins  fort  curieux,  ainsi  con9a  :  ^Usqae  huc  contali  de  codicae 
(sie)  scae  melaniae  roma^' 


IIL 

Le  De  Fide  adversus  Arrianos  da  pretre  FaaBtin  fat 
pabliä  poar  la  premiere  fois  k  Bäle  en  1528  ^apad  loannem 
Fabram  luliacensem',   soas  le  titre  Faustini  episcopi  de  fide 


^  Dans  ie  chapitre  de  VHiätoire  EcditituÜque  ,De  Gregorio  et  Basilio 
Cappadociae  episcopis*,  il  note  :  ,Gz8tant  qnoqne  ntriusque  ingenii  moni« 
menta  magnifica  tractatuum,  qnos  ex  tempore  in  ecclesiis  declamabant ; 
ex  quibus  no8  denasferme  nngtdorum  oratiunculat  transfudimas  in  laÜnum' 
(cf.  H.  E.  II,  9;  P.  L,  XXI,  620  C);  et  sans  doute  la  tradaction  des  trac- 
talu»  grögoriens  s*oavre  par  V ApotogSUgue,  et  celle  des  basiliens  comprend 
VEpUtola  ad  virffineai  lap»am,  mais  Rufin  ne  redonte  pas  ces  impräcisions. 
Ce  qai  est  positif,  c*est  qae  les  bom^lies  de  Saint  Basile,  puisqu*  bom^lies 
il  7  a,  fönt  an  total  de  buit  sealement  {^Octo  ergo  beati  Basilii  breves 
istos  homeliticos  transtuli  libellos*  dit-il  exactement  dans  sa  pröface  k 
Apronien,  P.  O,  XXXI,  1723  A);  je  n*cn  yenx  pas  conclure  avec  les 
anciens  ^rudits  qui  admettaient  Taatbenticitä  da  De  Fide  que  le  cbiffre 
präcis  marquö  dans  VHistoire  EccUtuutique  yisait  forcöment  le  recaeil 
des  homälies  de  Gr^golre  de  Nazlanze  :  il  est  toatefois  remarquable  que 
Tinclasion  du  De  Fide  dans  ce  recaeil  r^alise  la  dizaine. 

'  cf.  H.  Coxe,  Op.  c.f  c.  226.  Encore  qae  Kafin  se  soit  troav6  en  relations 
Streites  avec  Melanie  iunior  et  son  mari  Pinien  daran t  la  premiöre  de- 
cade  da  cinqni^me  siöcle  (cf.  M.  Card.  Rampolla  del  Tindaro,  SeuUa 
MeUmia  Qiuniore  Senatriee  Bomana  1905,  Nota  XXIII,  p.  200  —  202), 
c'est  tr^  probablement  TaTeule  qai  est  nomm^e  dans  la  note  dn  manns- 
crit.  Melanie  »enior  döc^da  en  410 — 411  (cf.  D.  Batler,  The  Latmae 
HUtory  of  Palladiua  II,  1904,  p.  228),  qaelqaes  mois  sealement  apr^ 
son  ami.  Qa*on  observe  anssi  qu'Apronien,  le  destinataire  des  bomö- 
lies,  tant  gr^goriennes  qae  basiliennes,  ötait  de  la  famille  de  Melanie, 
ajant  öpons^  sa  ni^ce  Avita  (HUtoria  Laugiaca  c.  LIV,  cf.  D.  Batler, 
p.  266  SS.;  C.  Rampolla,  p.  147).  La  tradaction  mSme  des  deax  s^ries 
d'hom^lies  est  k  dater,  d^aprös  diverses  donn^es  concordantes,  des  ann^ea 
399—400  (cf.  Tillemont,  M6moirea  XII,  p.  219,  304,  656). 


La  tradition  des  opnacnlfls  dogmatiques  de  Foebadios  etc.  25 

carUra  Ariafios  opus  egregium  ad  Flacctllam  imperatricemy^ 
et  de  Ik  reprodait  fröquemment  dans  les  collections  et  las 
biblioth^ues  patristiques  %  en  se  chargeant  de  fautes  comme 
de  joste.  J'ai  ea  recemment  la  Batisfaction  de  retrouver  le 
manuscrit  sur  lequel  cette  Edition  repose  :  Cod,  Colaniensia 
XXXIII  (Dann.  2029),  s.  IX,'  oü  Topiiscale  est  encadr^  par 
les  denx  premiers  livres  da  De  Fide  de  Saint  Ambroise  et  le 


*  Le  Yolume  (in-16^,  104  fol.)  porte  an  double  titre,  Fauati  epiacopi  de 
Chratia  Dei  et  humanae  tMntU  libero  arbürio  opus  wuiffne  cum  D,  Ei'otmi 
RoUrodami  pritefatione.  Lern  FautUni  epücopi  ad  Flaociüam  imperatrieem 
de  Fide  adversut  Ariana§  et  de  propontU  quaeetionibue  Arianorum,  ayec 
cette  notice  :  ^ervetustua  uterqae,  sed  iam  primum  in  luce  aedlti*  {»ic). 
La  pr^face  d'Erasme,  datöe  de  Büe  1528,  se  rapporte  au  De  Oratio  de 
Faust  de  Kiez  ezclusivement,  et  il  n*y  a  pour  le  reste  aucune  marque 
qne  le  grand  6rudit  se  soit  employ^  pour  la  publication  du  traitö  de 
Faustin ;  Tinitiative  de  rimprimeur  aura  consist^  k  associer  deux  ceuvres 
dont  les  auteurs  ötaient  presque  homonymes.  Le  De  Fide  remplit  la 
seconde  partie  du  volume  (f.  65 ss),  introduit  par  la  notice  de  Gennade 
(yVita  Faustini  per  Gennadiam*)  et  la  liste  des  capUula.  Par  suite  de 
Terreur  de  Schoenemann  qui  donne  comme  premiöre  T^dition  de  Herold 
(cf.  P.  L.  XIII,  35),  cette  Edition  princeps  semble  avoir  6ohapp6  tout-ä- 
fait  auz  historiens  modernes. 

'  La  premiÄre  est  donc  celle  de  Jean  Herold,  les  Orthodoxograpka,  B&le 
1555,  qui  sont  en  effet,  apr^  VÄntidotum  de  Sicard,  la  plus  ancienne 
des  patrologies  :  parmi  les  76  6crits  qui  y  sont  rassembl^,  le  FautUni 
de  Fide  contra  Ai'ianos  liber  est  comptö  trente  et  uniöme;  il  est  repris 
öyidemment  de  Tedition  prineept.  Les  Monumenta  Sanctorum  Patrum 
Orihodoxographa  de  Jacques  Orynaeus,  B&le  1569,  d^veloppent  et  orga- 
nisent  le  recueil  de  Herold  :  85  6crits,  dont  rayant-<[emier  (1998-— 2028) 
est  le  Faugtini  liber  de  Fide  contra  Arianoe,  dans  la  septiöme  et  demiÄre 
classe.  En  1575  il  est  re^u  dans  la  premiöre  Bibliothique  de  Marguerin 
de  la  Bigne  (t  V  ,Contra  haereses',  p.  716),  et  probablement  par  re- 
cours  direct  k  l'^dition  prineep»  :  le  De  Oraäa  de  Faust  suit  immö- 
diatement.  En  1589  il  est  reimprimö  de  confiance,  präcödant  le  De  Qratia^ 
anquel  il  restera  fid&le  dans  les  ^itions  parisiennes  suivantes  (1610,  1624, 
1644,  1654),  mais  dös  lors  son  texte  particulier  aura  M  ^vinc^,  k  pro- 
prement  parier,  par  celui  d'un  rival  dont  il  semblait  n^ avoir  rien  k  craindre: 
cet  incident  sera  marqu^  plus  bas,  k  la  bonne  place,  pour  achever  l*hi- 
stoire  des  rööditions  du  De  Fide, 

'  cf.  Pb.  Jaffa  et  G.  Wattenbach,  Ecdesiae  MetropoUtanae  Ooloniensie  Oo- 
dicum  Manuaeriptorum  Catalogua  1874,  p.  11;  J.  Hartzheim,  Cataiogue 
kittoricua  critieue  Oodicum  mae,  bibliotheeae  Ecdesiae  metrcpolitanae  Colo- 
nieneif  1752,  p.  23. 


26  I.  Abhandlang :  W  i  1  m  a  r  t. 

De  Spiritu  Sancto  de  Nicola. ^  En  revancbe  je  n'ai  pas  r^assi 
k  däcouvrir  le  manuscrit  de  Tabbaye  de  Pomposa^  au  dioc&se 
de  Ravenne,  qai  contenait^  d'apr&s  le  catalogne  de  la  fin  da 
XI*  si^cle  (annöe  1093),  le  Liber  de  Trinitate  Gregorii  His- 
panierisis  Eliberitanae  sedis  epiacopi  ad  Gallam  Placidiam:* 
cette  indication  reconvre  en  effet  Töcrit  mdme  de  Faostin, 
puisqu'k  d^faut  da  codex  noas  poavons  noas  reporter  k  T^dition 
qa'en  fit  Achile  Stazio  k  Rome   en  1575.'    Encore   qa'il   seit 

^  cf.  A.  E.  Barn,  Nieeta  of  Remenana  :  hit  lA/e  and  Work»  1905,  p.  LXIII. 
A  uoter  que  l'opascole  de  Nicola  est  attribud  \k  k  an  ,Jean  dydqae', 
qai  ne  saarait  dtre  qae  Chiysostome.  Le  manascrit  a  an  caractÄre  fort 
net  de  recaeil  dogmatiqae,  mais  Bans  doate  ancien,  composö  poar  le« 
besoins  de  la  controverse  antiarienne;  il  comprend  en  premier  liea  le 
commentaire  de  Rufin  sar  le  Bjmbole  des  Apdtres,  puis  les  trois  Berits 
nommSs,  enfin  le  Concile  romain  de  Damase  (cf.  tupr.,  p.  17  s.,  n.  1),  les 
lettres  135  et  137  de  Saint  Augastin,  le  Sermo  Aiianorum  avec  la  r^ponse, 
et  les  lettres  170  et  138. 

'  cf.  Montfaacon,  Diarium  Italicum  1702,  p.  85;  Q.  Becker,  op.  c,  p.  160; 
G.  Mercati,  H  CtUalogo  deüa  Biblioieca  di  Pompota  dans  Studi  e  doat' 
menti  di  ttoria  e  diritto  XVII,  1896,  p.  163  s.  Le  catalogne  dötallle  ctn- 
qaante-hnit  volames;  le  n.  27  est  ainsi  döcrit  :  ,Eiasdem  [cf.  n.  26  .  .  . 
De  trinitate  Hilarii  lib.  XU]  expositio  fidei  ad  synodnm.  Liber  de  trini« 
täte  Gregorii  Hispaniensis  Eliberitanae  sedis  episcopi  ad  Gallam  Placidiam. 
Apologeticam  Gregorii  Nazianzeni  episcopi,  eiusdem  liber  de  natiyitate 
Domini  I,  de  Epiphania  I,  cam  de  agro  reverteretur  ad  imperatorem  I, 
de  continentia  et  nnitate  monachornm  I,  de  grandinis  vastatione  cam 
pater  episcopas  re[ticeret  I]'. 

^  Gregorii  Baetid  Heliheritanae  sedis  antistiUs  De  TrinilaU  »ive  De  Fide 
liber  ante  hoc  numquam  editus.  —  Cum  privilegio  et  licentia  superioram. 
Romae,  in  aedib.  Popali  Romani.  MD.  LXXV.  [VI-]79  pp.,  in-8**  (rö^ition 
en  1577  k  Cologne,  ap,  Matemum  Chalinnm^  in- 16^).  Une  lettre  pr^fatoire 
[I — IV]  d^die  le  volume  ,Mariae  Augustae  Regis  Emmanaelis  filiae 
iffanti  PortugalliaeS  en  date  da  1  Janvier  k  Rome.  Stazio  ötait  lui- 
m§me  Portagais  d'origine;  nöanmoins  ses  rapprochements  entre  Tinfante 
et  Galla  Placidia  sont  assez  malheureux,  non  moins  que  ceux  qu*il  fait 
entre  Grögoire  XIII  alors  r^gnant  et  Tautear  suppos^,  Gr^^oire  d'Elvire. 
L'avertissement  an  lecteur  [V]  offre  plus  dlntdrSt :  Stazio  tenait  sa  copie 
d^un  bSnMictin  nomm6  Germain,  qu^il  qualifie  de  G6nois  et  dont  il 
vante  le  savoir;  le  manascrit  avait  ^t^  trouvö  ,paT  hasard*  par  ce  Ger- 
main dans  Tabbaje  de  Pomposa,  prös  de  Ferrare  aa  diocöse  de  Ravenne. 
Le  catalogue  de  1093  permet  d*appr^cier  la  richesse  de  la  bibliothöqae 
rassembl^e  dans  la  seconde  moiti^  du  onziöme  siöcie  par  l'abb^  Jdröme. 
Lors  da  voyage  da  Montfaacon  en  1698  (cf.  Diarium^  p.  80)  c'est-i-dire 
an   peu  plus  d*an  siöcle   aprös  Tödition   de  Stazio,    le   monastöre  ätait 


La  tradiiion  des  opascnlos  do^atiqnes  de  Foebadins  etc.  37 

parvena  au  moyen  d'an  raisonnement  partiellement  fanx  k  re- 
troaver  le  titre  väritable^^  Stazio  ne  s'apergat  point  que  le 
libelle  ätait  dejk  public  depuis  tantöt  cinquante  ann^es^  ni  que 
la  notice  descriptiye  de  Gennadius  (c.  XVI)  mettait  hors  de 
doute  l'autorit^  de  Faustin  non  moins  que  Tadresse  k  Flaccilla;' 

abandonn^.  Mgr.  Mercati  (op.  c,  p.  143 — 177)'  a  laiTi  avec  sa  comp^- 
ience  ezcepUonnelle  le  destin  de  cette  admlrable  eollection  de  livres,  et 
respoir  est  faible  de  retronver  encore,  entre  aiitres,  le  manusorit  da 
ps.  Gr^^ire.  Si  Stasio  en  avait  eu  la  posseasioa  reelle,  il  serait  entrö 
«Tee  les  antres  livres  et  papien  de  rhumaniBte  (f  1681)  dans  la  biblio- 
tböqne  de  TOratoire  k  Borne;  en  fait  il  n'est  pas  conservö  k  la  Valli- 
cellane,  et  le  plns  probable  est  qae  Staalo  ne  put  mettre  en  oenTre  que 
la  oopie  de  son  correspondant. 

^  Jj  ad  Uetarem  s'en  expliqne  ainsi  :  yDe  fide  yero  inscribltur,  qnod  Teteres 
aaeroBanctae  Trinitatis  mysterium  traditio  nemp.  sie  fere  yocabant.  cniuB 
rei  plnra  sint  testimonla.  Sed  nos  Hieronjmi,  atq.  hnins  ipsius  Gregorii 
anetoritate  contenti  esse  Tolaimas,  qoi  princtpio  tractatns  nltimi,  hains 
qnasi  titnlam  significans  opnscali,  quasi  coinsdam,  inquit,  adbreyiationis 
de  fide  qnaedam  tazatto . .  /.  An  premler  abord  on  pourrait  croire  qae 
le  manoscrit  mdme  de  Pomposa  portait  VinaeriptUm  »De  Fide'  et  qae 
r^itear  a  soaci  de  la  jostifier.  Le  contexte  montre  au  contraire  qua 
Stazio  se  jnstifie  lai-m6me  d^avoir  ajoatö  aa  titre  ayoaö  ,De  Trinitate' 
an  doublet;  aussi  bien  ce  döveloppement  du  titre  n*apparait  qu'en  t6te 
du  Tolume,  car  l'^ition  proprement  dite  (p.  1)  nous  rend  scrupuleuse^ 
ment,  —  saaf  T^pithöte  sanctifiante  et  le  synonyme  6piscopal  —  le 
libelle  dn  catalogue  de  1093:  ,Incipit  Liber  de  Trinitate  sancti  Gregorii 
Hispaniensis  Heliberitanae  sedis  antistitis  ad  Gallam  Placidiam'.  Or  il 
s'est  trouvö  qa*en  rebaptisant  ainsi  le  traitö  Stazio  en  recouvrait  heurea- 
sement  le  titre  authentique;  mais  si  la  seconde  donn^e  sur  laquelle  il 
raisonne  est  yalable,  prise  k  Töcrit  lui-m6me  (cf.  P,  L,  XllI,  76  D) ,  la 
premiöre,  c*est-&-dire  le  recours  k  la  notice  du  De  Viru  sur  Gr^oire 
d'Elyire,  engage  une  pure  Petition  de  principe  et  fait  perdre  tout  le 
b^nöfice  de  Tautre  Observation.  Bref  c*est  par  un  sophisme  que  Stazio 
a  rendu  au  De  Fide  son  nom  original,  et  il  n*y  a  rien  gagn6.  Un  auteur 
plus  maladroit  encore  est  le  Pseudo-Dexter  (BomÄn  de  la  Higuera 
t  1611),  dont  cette  note  dopend  öyidemment  de  T^dition  de  1576  :  ,A. 
C.  423.  Obiit  Gregorius  Baeticus,  cum  prius  dicasset  librum  De  Fide 
vd  de  TrwiUUe  Gallae  Placidiae,  feminae  lectissimae'  (P.  L,  XXXI, 
649  s.;  cf.  »6.  643  s.  :  ,A.  C.  407  .  .  .  Gregorius  etiam  Baeticus,  iam  in 
ultima  senectute  constitutus,  sed  yegetus  et  integris  animi  corporisque 
viribus,  apprime  charus  Gallae  Placidiae  Augustae  .  . '). 

'  ,Fau5tinus  presbyter  scripsit  ad  personam  Flaccillae  reginae  adversum 
Arianes  et  Macedonianos  libros  Septem,  bis  eos  maxime  Scripturarum 
testimoniis  arguens  et  convincens,  quibus  illi  pravo  sensu  utuntur  ad 
blasphemiam'  (ed.  Richardson,  p.  67,  14 — 18).  M.  B.  Czapla  {Gennadiua 


28  I.  Abhandlang;  Wtlmart. 

et  il  est  k   moitiä    responsable   de   la   coDfosion    qai    entonra 
un  certain  temps   Touvrage^  confasion  nulle   part  plus  visible 

als  LUlerarhisloriker  1898,  p.  42  8.),  Apart  8on  ignorance  de  la  tradition 
manuscrite,  a  bien  reconnn  l'importance  de  ce  tömoignage:  Gennade 
döcrit  trop  exactement  T^crit  qu'il  catalogne  pour  ne  Tayoir  pas  In 
Ini-meme.  Et  c'est  pour  cela  mSme  que  tonte  la  notice  est  k  entendre 
comme  descripUve;  ou  si  le  titre  original  du  libelle  reparatt  ponr  qnel- 
qn'nn  de  ses  ölöments,  c^est  seulement  en  Tue  de  donner  une  idöe 
exacte  de  Tony  rage,  et  an  travers  du  r^nmö  de  l'historien;  je  ne  crois 
donc  pas,  k  Tencontre  de  Richardson  et  de  Csapla,  qne  Gennade  ait 
prätendn  intituler  en  propres  termes  l'^crit  de  Fanstin  :  ÄdverMum  Ariano» 
et  Macedoniaiiot,  mais  plat6t  en  se  reportant  k  la  teneur  da  Colonienai» 
il  est  hautement  vraisemblable  que  Gennade  ayait  sons  les  yeax  et  entre 
les  mains  nn  manascrit  pareil  k  celui  qul  nons  a  6tö  conseryÖ,  c*est- 
i-dire  poaryu  du  titre  traditionnel.  Dans  ces  conditions  comment  ex- 
pliquer  la  döformation  attest^e  par  le  catalogne  de  Pomposa,  et  pour 
autant  par  Tädition  de  Stazto?  —  comme  nn  simple  accident,  il  me 
semble,  dont  le  point  de  ddpart  Importe  assez  pen.  On  a  propos^  de  yoir 
dans  cette  attribution  de  T^crit  de  Faustin  k  Gr^goire  d'EWire  une 
confiision  occasionnöe  directement  dans  le  manuscrit  de  Pomposa  par  le 
yoisinage  de  la  collection  des  hom^lies  de  Gr^goire  de  Nasianze-Rnfin 
(cf.  D.  Morin,  Reo*  Bin,,  1902,  p.  236,  n.  2);  il  est  possible  en  effet  que 
le  phSnom6ne  n*ait  aucune  aitache  antörieure,  mais  meme  en  ce  cas, 
j'aimerais  mieux  le  tenir  pour  le  r^ultat  d'une  correction  artificielle,  le 
fait  d*nn  scribe  örudit  qni  avait  d^une  part  remarquö  la  notice  con- 
sacröe  k  Gr^goire  d^Elvire  dans  le  De  Viris  de  Saint  Jör6me,  k  pen 
pr^  comme  fit  plus  tard  Stazio,  et  qui  surtont  d'autre  part  ayait  associö 
le  nom  de  Gk^goire  k  celui  de  Faustin,  son  violent  pan^yriste  dn  Li- 
bettu»  Precutn.  Si  Ton  estimait  incroyable  de  la  part  d^nn  homme  de 
Mojen  äge,  soit  au  moment  de  la  renaissance  carolingienne  soit  encore 
au  onziöme  si^cle,  nne  obsenration  de  cette  port^e,  il  resterait  k  sup- 
poser  qne  dans  le  deuziöme  tiers  ou  le  deuxiöme  quart  du  V*  siöcle 
r^ydque  d'EWire  avait  encore  des  ddyots,  et  j*avoue  que  cette  hypo- 
th^e  demeure  libre  :  si  eile  se  laissait  ydrifior,  nous  aurions  \k  une 
nouvelle  trace,  la  derniöre  en  date  peut-dtre,  de  Tactivitö  litt^raire  des 
Lnciföriens.  La  Substitution  du  nom  de  Galla  Placidia  k  celui  de 
Flaccilla  est  aussi  an  detail  qai  ne  souffre  pas  d*explication  adöquate. 
Tillemont  (Memoires  VII,  note  6«  snr  Lucifer,  et  Hisloire  des  JSmpereurs  V, 
note  2*  sur  Theodose  I)  a  remarquö,  apr^  Valois  (1668,  note  sur  So- 
crate  H.  E.  IV,  81;  cf.  Philostorge  H,  E,  X,  7)  et  Du  Gange  {Famüiae 
Byzanüinae  1680,  p.  69  s.),  que  les  Grecs  avaient  parfois  eonfondu  Fla- 
cilla  (t  385,  14  Sept.?)  et  Placidia  (f  450),  la  premiöre  femme  de 
Thöodose  et  la  fille  de  sa  seconde  femme  (cf.  Gallandi  P.  £.  XIII,  29  s.); 
et  11  est  yrai  que,  si  Tune  jouissait  d'une  röputation  m^rit^e  de  saintet^, 
Tantre  acquit  par  sa  yie  mouyementöe,   et  depuis  le  temps  m6me  de 


La  tradition  dea  opnsculns  dogmatiques  de  Foebadias  etc.  29 

qne  dans  le  tome  quatri^me  de  la  Bibliotheca  Patrum  de  1Ö89 
oü  le  De  Fide  adversus  Arrianoa  fignre  denx  fois,  d'abord  an 
compte   de  Faustin^  ptiis  k  celui   de  l'^ySqae  d'Mvire.^     On 


son  manage  avec  Ataolphe  414,  an  renom  beaucoap  plus  eonsiddrable. 
Maifl  cette  errenr  des  hUtoriens  grecs,  qui  peat  n^Stre  qne  grammati- 
cale  (4>XaxiXXa,  ÜXaxtXXa,  IlilaxiSia),  est  toot  au  plus  une  indication  ana- 
logiqae.  Aussi  Baronius  (ad.  ann.  388,  §  100),  qai  a  tort,  assuröment, 
de  l%itimer  aox  trois  quarts  le  titre  falsifiö  du  libelle,  a-t-il  peut-Stre 
raison,  en  döfinitiTe,  lonqnHl  croit  qne  le  nom  de  Placidia  a  M  ajontö 
en  complöment  de  celoi  de  sa  propre  mÄre  Galla  (f  394),  la  seconde 
femme  de  Th^odose  en  886.  81  cette  nonvelle  hypothÄse  6tiut  T&ritable, 
il  j  anrait  d'autant  plns  de  fondement  k  reconnaitre  dans  la  modifi- 
cation  dn  titre  nne  frande  Incifirienue  :  on  anrait  Substitut  intention- 
nellement,  dans  les  demires  annöes  da  qnatri&me  siöcle,  deax  person- 
nages  d*an  patronage  plns  farorable,  T^rdqae  d'Elvire  et  l*imp6ratrice 
Qalla,  aax  vrais  ayant-droit.  Par  \k  mdme  le  mannscrit  de  Pomposa 
repr^nterait  nne  tradition  litt^raire  de  premier  ordre.  Qa'on  ne  m^en 
Teaille  pas  da  moins  de  m'dtre  attard^  k  des  rdtilles  :  elles  ponrraient 
prendre  quelqne  jonr  plas  de  prix. 

J*ai  d4ji  notö  qne  Baronios  et  Bellarmin  fnrent  les  victimes  de  l*^dition 
de  Stasio;  mais  l'errenr  se  manifesta  l'annöe  mdme  de  sa  pnblication, 
en  157Ö,  dans  la  premiöre  BibUcthhqut  de  Margnerin  de  la  Bigne  :  le 
tome  V  offrait  d^j^  r^crit  de  Fanstin  dans  la  ligne  de  TMition  de  B&le 
1528;  le  tome  VIII  le  pr^nta  de  nonveaa,  parmi  les  Varia  et  en 
demier  lien  (p.  766),  affabld  da  nom  de  Gr^ire  d'EWire,  c'est-i-dire 
d*apr^  Stazio.  La  Bihltothkque  de  1589  acheva  de  mettre  en  övidence 
cette  contradiction :  le  senl  et  mSme  tome  IV  donna  presqne  k  la  saite 
Tan  de  Vantre  p.  839  ss.  et  p.  1273  88.  le  Fatatmt  optit  de  Fide  contra 
Arianoe  et  le  Greg&rii  Baeiiei  lüiberitanae  »edU  epUeopi  ad  Oallam  Pia- 
eidiam  Äuguatam  de  TriniUUe  et  Fide  contra  Arianot  Über.  Le  rappro- 
cbement  ^tait  trop  flagrant  ponr  laisser  k  l*an  on  l'autre  öcrit  chance 
de  snbsister.  L'öditear  de  la  Bihltothkque  de  1610  —  la  troisiöme  en  effet 
—  se  d^eida  assez  habilement,  sons  je  ne  sais  quelle  influeuee,  k  r6* 
soadre  la  difficalt^  par  une  fnsion  des  deux  textes,  voire  mdme  des  denx 
titres  (t.  IV,  765 — 794) :  le  texte  dn  ps.  Grögoire  est  reprodnit  en  plein, 
tandis  qne  dans  les  marges  nn  systöme  de  notes  permet  d^appr^cier, 
p^e-mdle  an  milien  des  explications  grammaticales  döjj^  courantes,  les 
diffSrences  du  texte  traditionnel  de  Fanstin,  et  Tensemble  est  qnalifie: 
jFaastini  presbyteri,  yalgo  Gregorii  Baetici  Eliberitanae  sedis  antistitis,  ad 
Gallam  Placidiam  De  Trinitate  tive  de  Fide  contra  Arianoe^  liber  nunc 
demnm  Auctori  sno  restitutns'.  Sar  ce  demier  point  la  BibUothique  ayait 
raison  et  devani^it  le  r^glement  de  la  question  litt^raire  par  Labbe  et 
Ttllemont  {Memoireg  t.  VII,  p.  526  et  767);  mais  la  r^action  m6me  de 
la  formale  signifie  qne  le  vrai  Fanstin  —  le  Faustin  de  1528  —  se  tron- 
▼ait  en  r^alit^  qnant  an  texte,  döposs^^,  et  c'est  ce  qaUl  faat  regretter 


30  L  Abhandlung;:  Wilmart. 

saura  gr^  da  mois  k  Stazio  de  se  präsenter  comme  nn  öditeor 
Bcrapoleiix,  et  de  distinguer  fröqaemment,  comme  il  rannonce^ 
ses  propres  conjectnres  et  les  Ie9ons  originales.^ 

Toutefois  j'ai  pa  recueillir,  pour  la  connaissance  du  texte^ 
quelques  ressources  sabsidiaires  inntilisäes  jnsqa'k  präsent: 

1®  le  Cod,  Vatic.  1319,  s.  XIII  in.,*  qui  Joint  k  qnatre 
des  livres  De  Trinitate  da  ps.   Athanase   (oa   ps.  Eas&be)  le 


dans  cette  sorte  d'ödiilon  variortim.  Dös  Ion,  et  josqn'ii  nos  joara,  la 
nouvelle  ligne  tint  bon,  et  les  modifications  qu^elle  subit  sont  trös  faibles. 
Les  collections  parisiennes  j  compris  la  Magna  de  1654,  gardörent  Tan- 
cien  contexte,  ainsi  qae  j'ai  indiquö.  Entre  temps  la  Bibiiothhgtie  de 
Cologne  1618  (t  lY,  544 — 558)  ötablit  an  ordre  difförent,  chronologiqae; 
d*atttre  part  eile  rendit  an  De  Fide  Tintögrit^  de  son  prologne  (,Reginam 
te  orbis  romanns  sascipit . .'),  öconrtd  pröcMemment  d'aprös  le  modöle 
de  Stasio  (Jncipiamus  ergo  oboedientes  .  .*).  Or  cVst  eelle-ci  que  la 
Maxima  de  Lyon  1677  (t.  V,  636—651)  alla  prendre  pour  base :  la  com- 
position  de  1610,  sur  an  point  complötöe,  ötait  ainsi  consacröe;  en  möme 
temps  on  7  röunit  le  LibeUtu  Precum,  publik  par  Sirmond  en  1650.  La 
BibUotheea  de  Gallandi  en  1770  (t.  VIII,  p.  441—474)  suiyit  fidölement 
la  Maxima,  7  ajoutant  seulement  la  FauMtini  Fides  (öditöe  par  Qnesnel 
en  1675),  et  compUtant  Tannotation  du  ,De  Trinitate'  par  quelques 
remarques  inspiröes  par  une  öditton  particuliöre  d*Oxford  {Fatutmi  pfea- 
bi/teri  »criptorit  Beculi  quarti  et  fidei  orlhodoxae  advernu  Ärianag  vmdieU 
acerrinU  Opera,  Oxonii,  e  tbeatro  Sheldoniano,  8<>,  1678).  Par  suite  de 
ces  röimpressions  successives,  c'est  donc  le  texte  de  l'ödition  de  Paris 
1610,  et  pour  autant  de  T^dition  de  Stazio  (1575),  que  nous  lisons  dans 
la  PakrologU  de  Migne.  Pour  Tintöröt  bibliograpbique ,  je  note  encore 
cette  traduction  :  Faustinu»  the  Presbyter  to  Che  Emprea»  FUuxüla,  of  the 
TrinUt/,  or  of  the  Faith  againtt  the  Ariana  .  .  .  (a  treatise  Ter7  nece8sar7 
to  be  read  at  this  time.  —  London,  1721.  In-S«  XV— 79  pp.). 

^  ,Quem  nos  librum,  quia  nonnihil  mendosus  fuit,  usi  coniectura,  Tel 
emendavimus,  Tel  potius  emendare  conati  sumus,  ac  veterem  illam  »cri- 
bendi  ro^ümem,  quam  in  antiquissimis  monumentis  scriptam  sculptamTO 
agnoTimus,  quoad  eiua  fieri  potuit^  retinuimuBf  ne  quod  antiquitatis  studio 
et  diligentia  fecimus,  ipse  aliter  accipias  atque  interpretere'  Ad  lector, 
[V].  En  effet  les  marges  foumissent  un  certain  nombre  de  corrections 
au  texte  öditö,  oü  celui-ci  est  censö  fautif.  Si  Stazio  a  des  torts  au 
point  de  Tue  de  Thistoire  littöraire,  il  les  a  donc  rachetös  d'une  certaine 
maniöre  comme  öditeur,  et  nous  aurons  moins  de  regrets  de  ne  possöder 
plus  le  manuscrit  qu*il  a  mis  en  oBUTre. 

*  cf.  Maassen,  Quellen  p.  721;  D.  Morin,  Bev.  Bin.  XV,  1898,  p.  5—7; 
C.  H.  Turner,  J.  of  TheoL  Studie»  VI,  1905,  p.  72,  85—86.  D'aprös 
Mgr.  Mercati  (cf.  Turner,  p.  72,  n.  2,  le  manuscrit  aurait  ötö  öcrit  proba- 
blement  en  France;  la  dato  ci-dessus  est  celle  k  laquelle  s'est  arrötö  M. 


La  tradition  des  oposcales  dogmatiques  de  Foebadius  etc.  31 

d^bat  da  trait^  de  Fanstin,  en  qnalit^  de  cinqüi^me  livre  (^De 
professione  catholica'); 

—  2^  un  gronpe  de  mannscrits  oü  la  portion  centrale  de 
ropuscole  (chapitres  II — IV)  se  präsente,  k  cdtä  du  Contra 
Sermonem  Arianorum  de  Saint  Angnstin^  comme  liber  sancti 
Ambrosii  episcopi  contra  Haereticoa,  k  savoir: 

Cod.  Valencianensia^  n.  247,  s.  IX  in.  (provenant  de  Saint- 
Amand) ;  ^ 

Cod.  Sangalieniis j  n.  94,  s.  IX;' 

Cod,  Augiensis  (Biblioth^ae  de  Carlsrube),  n.  COLI, 
8.  IX  tn.;' 


Tamer.  Des  explications  d*Eug^ne  de  Levis  (cf.  P.  L.  XII,  963  ss.,  r^im- 
primÖ  des  Änecdota  taera  1789,  p.  5  ss.)  on  pourrait  dtre  tentö  de  conclure 
qne  le  manoBcrit  trouyö  par  lui  en  1762  ches  les  Oratoriens  de  Turin 
contenait  le  libelle  entier  de  Fanstin;  mais  il  dit  aossi,  positiyement 
qne  ce  manoscrit  concordait  ,qnoad  substantiam*  avec  celni  de  la  Biblio- 
thöqne  Vaticane. 

'  cf.  Catalogue  O^nh-al . .  .  8«.  XXV,  1894,  p.  299  s.  (l'öditeur  falt  k  propos 
du  Contra  HaereUcoa  dn  ps.  Ambroise  cette  remarque  ^tonnante  :  ,Trois 
ÜTres.  Ce  sont  probablement  les  liyres  III  kV  dvi  De  Fide  ad  örattanum, 
mais  le  d^bat  diff^reMI);  voir  anssi  Mangeart,  CaUdogue  deaeriptif  et 
rauonn^  de  la  Bibliothhque  de  Valenciennet  1860,  p.  254  s.  Ij  Index  maior 
d«s  liyres  de  Saint-Amand  (ann.  1160—1168,  PaWrw  B.  N.  1850,  cf.  Delisle, 
Cabinet  II,  461  A;  Desiiye,  De  whola  Elnanenti,  p.  164—177)  d^igne 
ainsi  notre  mannscrit  (n.  LXXIY)  :  ,Angn8tini  et  Arrii  disputatio,  cum 
Ubro  Amhrotü  contra  Arrianos,  et  cum  Soliloqniis  Angnstini*.  Les 
SolUaque»  prolongent  en  effet  les  denz  Berits  antiariens;  k  la  fin  (f.  125') 
se  tronye  cette  note :  ,Deo  protegente  et  Kemigio  abbate  iubente,  Aiglalfus 
niminm  peccator  fecit  hnnc  libellnm.  Preco  eos  qai  legitis  nt  pro  me 
precetis';  pnis  yiennent  les  deux  lettrei^  d*Alcnin  k  Charlemagne  de 
eeptuageMimo,  texagetimo  et  quinquagesimo  et  de  saltu  lunari. 

*  cf.  G.  Scherrer,  VerzeiehnU  der  Handschriften  der  SliftsbiUiothek  von 
St.  Oaüen  1876,  p.  37.  Le  premier  catalogue  de  Saint-Gall  da  IX«  s. 
(Becker,  op.  c,  n.  22,  cf.  p.  46s.)  libelle,  soas  la  rubrique  ,de  libris  sGI 
Angnstini  epi'  :  ,163  Ämfirosii  contra  heretico»  et  angastini  contra  arrianos, 
et  eple  dne  ambrosii  ad  yalentinO  imprem.  In  yol.  I.'  —  O.  Seek  a 
ntilis^  le  Sangal.  94  («  A*)  pour  Tödition  de  la  Relaiio  III  de  Sym- 
maqne  (an.  384,  Epist.  IIb.  X,  3),  cf.  Mon.  Oerm.,  Äuet.  Äntiq.  VI,  1893, 
p.  280  SS. 

'  cf.  A.  Holder,  op.  c,  p.  566—7.  Le  catalogne  de  822  (Becker,  n.  6,  cf. 
p.  9  ,de  opnscnlis  8.  Ambrosii')  donne  :  ,306.  Contra  haereticoa  lib.  I  et 
epistolae  eins  dnae  ad  Valentiniannm  Impera.  in  cod.  I.';  de  mdme 
Becker  n.  16,  s.  IX  (cf.  p.  337  :  ,122.  [Ambrosins]  Conira  heretieot  /in  quo 


o2  I.  Abhandlung:  Wilmart. 

Cod.  Bononiensis ,   n.  36,    b.  XII    (provenant   de   Saint- 
Bertin) ;  ^ 

Cod.  Mus.  Britannici,  Add.  24.902,  s.  XI/XII ; « 

Cod.  Berolinensis  Theolog.  fol.  465,  s.  XIII;' 

et  angustinus  contra  arrinm',  et  Becker  n.  33,  s.  X  (cf.  p.  76)  :  ,de  lib. 
sei  Ambrosii  epl  .  . .  59.  Contra  hereticoB  lib.  I  et  epistol.  eins  daae  ad 
Valentinianam  imp.  in  cod.  I.'  (cf.  Holder,  ib.  567).  La  relation  est 
Evidente  entre  les  deux  manascrits  de  Saint-Gall  et  de  Reichenan,  — 
maifl  dans  qael  sens?  Mon  aris  est  qu*ils  se  tiennent  snr  la  mdme 
ligne,  k  partir  d^nn  commnn  ancdtre.  Ce  qni  caraetärise  ce  gronpe 
subsidiaire  oa,  plus  simplement,  TancStre  des  deuz  manuscrits,  est,  ainsi 
qae  Tindiqnent  succinctement  les  anciens  catalognes,  le  cortöge  des  denx 
lettres  24  et  17  de  Saint  Ambroise  k  Valentinien,  de  la  Belatio  de 
Sjmmaqne,  et  de  la  lettre  40  (n.  1 — 9)  da  mSme  Saint  Ambroise  k 
Th6odo8e. 

^  cf.  Cataloffue  Qhteral ...  4«.  IV,  1872,  p.  595  s.  Ici  la  disposition  originale 
a  ät^  perdne  :  l'^crit  fait  saite  k  nne  collection  des  lettres  de  Saint 
Ambroise ,  soas  ce  titre  d6velopp6  :  ,Incipit  liber  prirnns  beati  Ambrosii 
episcopi  ad  Qratianum  imperatorem  de  sancta  TriniUUe  eonira  Arriano9  . .  / 
Le  scribe  devait  avoir  en  mains  nn  manascrit  da  m6me  type  qae  Tarcb^- 
type  des  manuscrits  de  Saint-Oall  et  de  Reichenan,  et  c*est  sans  doute 
la  r^pätition  des  lettres  k  Valentinien  et  k  Th^odose,  ainsi  qae  de  la 
Relatio  de  Sjmmaque,  qai  lui  a  suggörö  d'en  extraire  nos  trois  livres 
pour  les  adjoindre  au  yolume  des  lettres. 

*  D^aprös  une  note  du  feuillet  de  garde,  ,ce  manascrit  a  M  achet^  k  la 
vente  de  feu  le  baron  de  Warenghien  le  mardi  10  Juillet  1855  par 
M.  Clandin  qui  me  Ta  revendu  le  23  du  mime  mois  .  .  .'  (pas  de  Signa- 
tare). Rien  ne  saurait  indiquer  la  provenance  ant^rienrement.  Le 
Yolume  (presque  d'nn  bout  k  Tautre  de  la  memo  main)  pr^nte  k  la 
suite  :  1  ^  ^Aagustinus  episcopas  ad  Optatum  episcopum  de  origine  amnuie 
per  epistolam'  —  c^est  en  effet  Vep,  190;  —  2^  ,Eiasdem  ad  eundem  de 
aententia  lacobi  apo9toU  .  .  .  (II,  10)<  :  «p.  167;  —  3^  ,Interrogationes 
Orosii  et  responsiones  Angastini*  :  le  Dialog^u  Quaeatitmum  LXV  de 
VAppendice  VI  (P.  L.  XL,  733  ss.);  —  4»  ,Explanatio  beati  Augastini 
episcopi  de  aymholo  apoatolico  [quando  beatum  legimus  paulum  .  . .  quae 
in  symbolo  continentur,  amen*;  —  5^  fExptmtio  ßdei  eatholieae  fTraditur 
quod  a  beatissimo  athanasio  ...  de  illius  laude  et  nos  gloriemur,  amen'; 
—  6°  le  Sermo  Ärianorum'j  —  7»  ,Liber  saneti  Ambrosii  episcopi  contra 
ewfdem  hereticoa^'^  an  correcteur  a  ajoutd  dans  l*interligne  :  ,sd  Qratianum 
imperatorem*;  —  8<»  les  deux  livres  des  SoUloquet,  Noter  que  cette  dis- 
position finale  röpond  4  celle  da  Valencianen»%$,  —  Cf.  CaUdogue  of  Ad- 
dition»  io  the  Manuscripta  in  the  B.  Museum  in  Ihe  yeara  1854 — 1876, 
vol.  II  (1861  SS.),  1877,  p.  118. 

'  Dans  la  marge  infSrieure  du  f.  2'  on  peut  lire  :    ,Hic  liber  M 

Electi  g[enerali8?]  ....',  le  reste  a  ötö  grattö  trop  soigneusement  pour 


La  tradition  des  opnscales  dog^atiques  de  Foebadias  etc.  33 

—  enfifl  3®  les  deux  Cod,  Veronensis  XV,  13,  s.  VIII,^ 
et  Cod.  Berolinensis  17  (Philip.  1674),  a.  IX*  qui  ont  gardö  k 
la  snite  de  la  coUection  des  lettres  de  Saint  Jöröme  les  chapitres 
VI  et  Vn  du  De  Fide  avec  une  reförence  originale  k  la  noble 
destinataire :  Sei  Arrdyrosi  ad  Flaccellam  Reginam  adversus 
Arianos. 

De  ces  noavelles  donn^es,  qai  sont  k  rapprocher  peut-dtre 
de  la  tradition  du  Colaniensis ,  on  conclura  sans  tömöritä  que 
d'assez  bonne  heure  Fäcrit  de  Fanstin  s'etait  mis  k  Tabri  du 
nom  de  Saint  Ambroise. 


qn^on  en  devine  rien.  Les  deux  premiera  tiers  du  mannscrit  sont 
occnp^  par  une  collection  des  lettres  de  Saint  Jör6me.  Le  morceau  de 
Faostin  fait  snite  sans  titre  ni  distinction  d*ancune  sorte,  mais  de  la 
mdme  main  (f.  107' — 109'):,Habes  ergo  per  haec  capitnla  .  .  .' :  c^est 
la  finale  dn  Contra  HaereticoMy  c'est-ä-dire  la  seconde  moiti^  du  chapitre  UI 
et  le  chapitre  IV  entier  dn  De  Fide  contra  Ariano»  (P.  L.  XIII,  64  A  ss.). 
•Tai  constat^  qne  cet  eztrait  repr^ente  le  m6me  texte  qne  le  Bono- 
mentu.  Les  hom^lies  d*Origöne-Riifin  snr  Ps.  XXXVI,  XXXVII  et  XXXVIII 
remplissent  la  fin  dn  mannscrit  de  Berlin.  —  Je  dois  avoner  ici  qne  je 
n*ai  pn  retronyer  le  mannscrit  ,parisien'  signal^  par  les  Manristes  dans 
le  pr^face  an  tome  II  des  (Envres  de  Saint  Ambroise  (snr  TAppendice, 
—  cf.  P.  X.  XVI,  12).  A  prendre  lenr  indication  k  la  lettre,  ce  manns- 
crit serait  semblable  k  celni  de  Saint-Oall,  dont  Mabillon  avait  cm  bon 
de  prendre  nne  copie  an  conrs  de  son  Iter  Oermanicum,  n^ayant  pas 
sonp^nnö  qne  T^crit  ötait  nne  partie  de  Topnscnle  de  Faustin.  Quoi 
qn^il  en  soit,  la  perte  est  faible. 

^  ef.  A.  Reifferscheid,  Bibl,  iL  I,  p.  69  ss.  (palimpseste  de  Qains,  trös  en- 
dommagö).  L'index  de  tdte  d^nombre  les  lettres  :  ,.  .  .  XXXI  sei  am- 
brosi  ad  fla&ella  regina*;  et  on  a  parallölement ,  apr^s  la  lettre  59  ad 
Mareeüam,  f.  119 — 122:  ,Incpt  sei  ambrosi  ad  ilaccella.  regrina.  de  eo 
qnod  scribtnm  est  dns  creavit  me  .  .*  (cf.  P.  L,  XIII,  73  D)  —  ,[explicit 
capitnlum]  VII.  sei  Ambrosi  ad  flacilla  regina  adversns  arianos*.  Suit 
immMiatement  nne  ,sententia  de  moralibns  beati  Gregorii  papae.' 

'  cf.  V.  Rose,  Verzeichni»  der  lateimteken  Handschriflen  (zu  Berlin)  :  Die 
Meerman  Hge.,  1892,  p.  17 — 20;  G.  Hftnel,  CatcUogit»  librorum  manuKrip- 
iorum  .  .  1830,  c.  848  (Middlebill,  mss.  ex  bibliotheca  Meermani).  C^est 
en  effet  le  mannscrit  Meerman  446,  on  Coüegii  Par,  8oc.  leau  447. 
M.  Roee  a  notö  tr^  jnstement  (p.  177)  :  ,verwandt  mit  dem  alten  Vero- 
nensis*.  Je  ne  pnis  dire  encore  absolnment  si  la  d^riration  est  directe; 
la  collection  des  lettres  de  Saint  Jördme  est  plns  raste,  et  diffSremment 
distribn^  dans  le  BeroHnenns  (les  pi^es  n.  57 — 69  röpondent  anx  n.  19 — 
24,  27 — 32  dn  Veronentis),  mais  le  copiste  a  pn  prendre  des  libert^ 
avec  sa  sonrce. 
Sitiiisgil>«r.  d.  plül.-1iitt.  Kl.  159.  Bd.  1.  Abh.  3 


34       I.  Abh. :  Wilmart.  Les  tradition  des  opuscules  do^atiques  etc. 

Je  n'ose  me  fiatter,  en  tenninant,  d'avoir  reconvrä  tont  ce 
qai  subsiste,  dans  le  mystire  des  biblioth^ques,  des  trois  opas- 
cules  que  PAcademie  a  daignä  confier  k  ma  vigilance,  ni  d'ayoir 
döbronill^,  aussi  parfaitement  que  j'eusse  voaln  et  qa'on  eüt 
soahaitä,  l'histoire  de  lear  transmission  par  les  ftges.  Mais  on 
m'accorderay  je  Tespöre;  qae  depuis  trois  si^cles  et  plus  ces 
antiques  petits  Berits  thäologiques,  dignes  assnröment  de  tous  nos 
^gards;  n'avaieDt  pas  encore  fait  Tobjet  d'ane  enqudte  m^tho- 
dique  et  qa'il  y  avait  quelque  difficult^  k  retrouver  le  fil  tänu  de 
la  tradition  derri^re  les  insnffisantes  ^ditions  modernes.  Qu'on  me 
permette  d'ailienrs  de  faire  hnmblement  appel,  ponr  mener  k 
bien  ce  travail^  anx  indications,  conseils  et  remontrances  de 
tons  cenx  qai  s'intöressent  k  la  fortnne  de  Tancienne  littöratnre 
cbrötienne.^  ^Snper  onerariam   nayem  rndis  vector  imponorl'* 

^  Je  yenx  ezprimer  dös  maintenant  ma  vive  reconnaissance  pour  lears 
bons  Offices  k  Messieurs  les  Conseryatenrs  de  la  Biblioth^ue  de  TUni- 
yersitö  Royale  de  Lejde,  de  la  Bibliothöque  Royale  de  Berlin,  de  Im 
Bibliothöque  Dacale  de  Carlsrahe,  de  la  Bibliothöqae  Capitulaire  de 
Cologne,  des  Biblioth^aes  de  Metz,  de  Gotha,  de  Genöye,  de  Saint-Gall 
(Stiftsbibliothek)  et  da  Moat-Cassin,  de  la  Bibliothöque  Bodlöienne,  plus 
particaliörement  encore  k  ceuz  du  Mus^e  Britannique  k  Londres  et  de 
la  Bibliotheque  k  Paris.  Ce  m*est  aussi  un  deyoir,  que  je  remplis  ayee 
beancoup  de  joie,  de  remercier  nommöment,  k  divers  titres,  mon  ami 
M.  le  Chanoine  Durengues  d^Agen,  qui  le  premier  m*inyita  k  ötadier 
Tosuvre  de  Saint  Phöbade  et  m*encouragea  dös  lors  dans  mes  recherches, 
le  Dr.  P.  Müller,  bibliothöcaire  du  S^minaire  archiöpiscopal  de  Cologne, 
grftce  auquel  j*ai  obtenu  la  permission  de  prendre  une  Photographie  da 
Co/ontSTuw,  le  Dr.  H.  Schenkl,  professeur  k  TUniversit^  de  Graa  qui  me 
fournit  plusieurs  indications  sur  les  collections  ambrosiennes  des  deux  De 
Fide,  le  Dr.  Ratti  de  TAmbroeienne  qui  collationna  k  mon  Intention  une 
partie  des  Fragments  Ariens  de  Mai,  mon  eher  confröre  et  maitre  Dom  Ger- 
main Morin  qui  rappela  naguöre  Tattention  sur  Grögoire  d*£lyire  et  prit 
k  coBur  de  me  donner  accös  au  Corpui,  M.  C.  H.  Turner  de  Magdalen 
College,  Oxford,  qui  me  fit  connaitre  les  deux  Augienait  et  Laudiamu 
du  De  FidCj  M.  le  Professeur  Engelbrecht  qui  me  donna  l*id6e  d*ad- 
joindre  Topuscule  de  Faustin  aux  deux  autres  et  chez  lequel  surtout 
j*ai  renconträ  toujours  une  bienyeillance  et  une  sollicitude  sans  rösenre. 
Je  rappellerai  enfin  le  souyenir  d*un  admirable  savant,  qu*on  ne  pouyait 
connaitre  sans  Taimer,  si  vaillant  en  face  de  la  mort,  Ludwig  Traube 
(f  19  Mai)  :  il  daigna  s^interesser  k  mes  faibles  dtudes,  et  je  dois  trop  k 
son  influence,  je  yeux  dire  k  sa  möthode,  k  ses  exemples,  k  ses  en- 
couragements,  pour  ne  lui  offrir  pas  k  cette  heure  mon  hommage  6mu. 

'  8,  Hieronymi  Ep.  I,  2. 


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^'^:j:t  anteroommene 

V^a  Anbange     ^oa 
^-^xte  von  Ta'aonek 
'^risiiplsiTi^n  im  Texte 
Vn/ii- 13  31.  80  Pf. 
\  ^:z^^  in  Palästina.    Nebst 
.  :iroiny:   Die  neuen  KeiJ- 
i'r  5  Tafeln  und  49  Abbil- 
:    "    öK60h  — 5  M.  60  Pf. 
^  iDÄnuscriptis  Augustini  quae 
^  et  Novi  Testamenti  CXXVII. 

70  h  —  70  Pf. 

.^3  Fhylen.  8«.  1901. 

1  K  70  h  —  1  M.  70  Pf. 

ft»rar-s:eschichtliche  Entwicklung   der 

.:ia/iratis   redundamL  in  personam    und 

J.  8«.  1900.  1  K  —  l  M. 

.  31.:    Untersuchungen   zur   altchristlichen 

>.    1901.  5K  — 5M. 

.-;,/istücke  einer  antiken  Schrift  über  Wetter- 

,  'iPOO.  1  K  —  1  M. 

,./fle    Untersuchung    zur    hellenistischen    Amts- 

.r    1900.  1  K  —  1  M. 

-^Indizium  im  Philogelos.  8®.  1905. 

1  K  20  h  —  1  M.  20  Pf 

.folf:   'Ets;  und  Ir.auTo;.  8^  1900.        40  h  —  40  Pf. 

i,:  Znm  42,  Buche  des  Livius.  8«.  1900.  40  h  —  40  Pf. 

43.  lUu'he  des  Livius.  S\  1902.  50  h  —  50  Pf. 

^  44.  liuohe  des  Livius.  8^  1904.  50  h  —  50  Pf. 


^  den   beigefünrten   Preisen  durch  Alfred  Holder,  k.  u.  k.  Ilof- 
^riii>^r.-5>t**f8-Buclihändler,    Buchhändler   der   kais.  Akademie    der 
^aehnüen   (Wien,  I.,  Roten turmstraße  13),  za  beziehen. 


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*  Druck  von  Adolf  Holzhausen, 

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Qomperz,  Heinrich:  über  die  Wahrscheinlichkeit  der  Willens- 
entscheidungen. Ein  empirischer  Beitrag  zur  Freiheitsfrage. 
(Mit  1  Textabbildung.)  8«.  1905.  50  h  —  50  Pf. 

Oomperz,  Theodor:  Beiträge  zur  Kritik  und  Erklärung  griechischer 

Schriftsteller.  VII.  8^.  1900.  50  h  —  50  Pf. 

VIII.  8«.  1905.  80  h  —  80  Pf. 

—  Platonische  Aufsätze.    III.    Die  Composition  der  ,6esetze^ 
80.  1902.  80  h  —  80  Pf. 

IV.  8».  1906.  50  h  —  50  Pf. 

—  Zur  Chronologie  des  Stoikers  Zenon.  jß«.  1903.  50  h  —  50  Pf. 
Haidacher,  Sebastian:    Studien  über  Chrysostomus-Eklogen.   8^. 

1902.  1  K  70  h  —  1  M.  70  Pf. 

Hasenohr!,  Viktor:  Beiträge  ,zur  Geschichte  der  Rechtsbildung 
und  der  Rechtsquellen  in  den  österreichischen  Alpenländern 
bis  zur  Rezeption  des  römischen  Rechtes.  8®.  1905. 

1  K  60  h  —  1  M.  60  Pf. 
Hoffmann.  Emanuel:    Zu  Augustin  ,de  civitate  dei^     8®.    1900. 

50  h  —  50  Pf. 

Jagic,  Vatroslav:  Ein  unedierter  griechischer  Psalmenkommentar. 
4«.  1906.  5  K  70  h  —  5  M.  70  Pf. 

Jutbner,  Julius:  Der  Gymnastikos  des  Philostratos.  Eine  text- 
geschichtliche  und   textkritische  Untersuchung.    8®.    1902. 

2  K  80  h  —  2  M.  80  Pf. 
Haindl,  R.  F. :   Beiträge  zur  Geschichte  des  deutschen  Rechtes 

in  Galizien.    I.  und  U.  8«.  1906.      1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

Kastil,  Alfred:  Die  Frage  nach  der  Erkenntnis  des  Guten  bei 

Aristoteles  und  Thomas  von  Aquin.  8<>.  1900.  90  h  —  90  Pf. 

Kenner,   Friedrich:     Die   römische    Niederlassung    in    Hallstatt 

(Oberösterreich).  4«.  1903.  4  K  —  4  M. 

Kretschmer  Prof.  Dr.  P.:  Die  Entstehung  der  Koine.    8<>.    1900. 

1  K  —  1  M.  ' 
Xroymann.  E.:  Kritische  Vorarbeiten  für  den  III.  und  IV.  Band 
der  neuen  Tertullian -Ausgabe.  8».   1900.  1  K  —  1  M. 

Menzel,  Adolf:  Untersuchungen  zum  Sokratesprocesse.  8^  1902. 

1  K  50  h  —  1  M.  50  Pf. 
Schenkl,    Heinrich:    Bibliotheca    patrum    latinorum   Britannica, 
n.  Band.   II.  Abtheilung   (Schluss).    Die  Bibliotheken   der 
Colleges  in  Cambridge.  II.  (2717—2986).  8«.  1901. 

1  K  20  h  —  1  M.  20  Pf. 

—  XII.  Die  kleineren  öffentlichen  und  Privatbibliotheken,  nebst 
der  Bibliothek  von  Corpus  Christi  College,  Cambridge.  8^. 
1905.  1  K  65  h  —  I  M.  65  Pf. 

Sedlmayer,  Heinrich  Stephan:  Der  Tractatus  contra  Arianes 
in  der  Wiener  Hilarius- Handschrift.  Mit  einem  Nachwort 
von  Dom  Germain  Morin.  8».  1903.  60  h  —  60  Pf. 


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2  II.  AbhAndluDg:  Redlich-SchODbach. 

meinsam  hergestellt,  Schönbach  schrieb  den  Abschnitt  III  der 
Erläuterungen,  während  die  Abschnitte  I  und  IV  von  mir 
herrQhren. 

Die  Handschrift  ist  ein  Legendär  in  vier  Bänden,  in 
Kleinquart,  in  feste  Holzdeckel  gebunden,  Papier.  Einige 
wenige  Schreiber  haben  die  recht  umfangreiche  Sammlung 
(270,  289,  251,  296  Folien)  in  der  gewöhnlichen  Bücherschrift 
der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  zusammengeschrieben.  Nach 
Vollendung  aller  vier  Bände  wurde  jedem  einzelnen  ein  Ka- 
lendar  vorangestellt,  viermal  von  derselben  Hand  geschrieben 
und  bei  den  einzelnen  Heiligennamen  mit  dem  Zitat  ihrer  Vita 
im  Legendär  versehen.  Die  ganze  Handschrift  befand  sich 
früher  im  Besitze  des  Wiener  Piaristenklosters. 

Ursprünglich  aber  gehörte  sie  niemand  anderem  als 
Thomas  Ebendorfer  von  Haselbach,  dem  wohlbekannten  ge- 
lehrten Theologen  und  Historiker  der  Wiener  Universität.  Im 
4.  Bande  des  Legendars  steht  auf  fol.  57 — 61  die  Vita  Severini. 
Gerade  bei  ihr  finden  sich  mehrere  Randglossen.  Fol.  57'  heißt 
es  bei  dem  Namen  Comagenis:  in  privilegio  ecclesie  Pataviensis 
dicitur  de  monte  Comagenis  et  villa  Kingstetten  et  ideo  forte 
Tulna  Comagenis  est;  fol.  58  zu  Favianis:  Wyennam  nunc 
appellatam;  ita  vidi  in  quodam  privilegio  ducis  Hainrici  Austrie 
datum  monasterio  Admontensi  de  anno  domini  1158,  datum  in 
civitate  nostra  Favianis,  que  dicitur  Wyenna;  ita  etiam  habetur 
in  privilegio  monasterii  Scotorum  Wyenne.  Die  interessanteste 
Stelle  kommt  später  auf  fol.  252'.  Hier  werden  nämlich  Nach- 
träge zu  dem  fol.  57 — 61  gegebenen  Texte  der  Vita  Severini 
mitgeteilt  und  mit  den  Worten  eingeleitet:  Hec  in  forma  reperi 
textui  hystorie  beatissimi  nostri  patris  Severini  per  Ewgepium, 
sui  monasterii  Wienne  extra  muros  que  olim  Favianis  dicebatur 
abbatem  et  qui  eius  translacioni  et  morti  presens  fuit,  adiuncta, 
Neapoli  in  eius  monasterio  sancti  Severini,  ubi  in  summo  altari 
quiescit,  anno  domini  1452.  T.  de  Haslpach  tempore  corona- 
cionis  Friderici  III. 

An  dieser  letzten  Stelle  nennt  sich  Ebendorfer  selber  und 
es  kann  kein  Zweifel  sein,  daß  auch  die  anderen  Stellen  von 
ihm  herrühren.  Jene  Randnoten  und  der  ganze  Nachtrag  zur 
Vita  Severini  sind  jedoch  von  der  Hand  des  Schreibers  dieser 
Teile   des   Legendars    geschrieben.     Er   hat   sie   demnach   aus 


Des  Gatolf  yon  Heiligenkreuz  Translatio  8.  Delicianae.  3 

einer  Vorlage  kopiert  und  in  dieser  Vorlage  müssen  wohl  diese 
Stellen  von  Ebendorfer  selbst  geschrieben  oder  diktiert  gewesen 
sein.  Sie  ergeben  zweifellos,  daß  Ebendorfer  an  der  Zusammen- 
stellang  des  Legendars  beteiligt  war,  ja  wir  werden  annehmen 
dürfen,  daß  er  die  Herstellung  des  Legendars  veranlaßt  und 
geleitet  hat,  daß  es  für  ihn  selbst  zunächst  bestimmt  war  und 
ihm  gehörte. 

Das  Legendär  zeigt  manche  Unebenheiten  einer  ersten 
Sammlung.  Wie  Professor  Strobl  in  seinen  der  Handschrift 
beigegebenen  Bemerkungen^  feststellt,  sind  die  Heiligenleben 
nicht  nach  dem  Kalender  geordnet,  sondern  folgen  einander 
noch  vielfach  in  der  Ordnung,  wie  sie  die  Vorlagen  besaßen, 
als  welche  besonders  die  Legenda  aurea  des  Jacobus  de  Vora- 
gine  benützt  wurde.  Ferner  sind  einzelne  Legenden  in  der- 
selben Fassung  zweimal  abgeschrieben  worden,^  zu  anderen 
finden  sich  Randbemerkungen  hinzugefügt^  welche  vielleicht 
darauf  schließen  lassen,  daß  noch  eine  Endredaktion  der  ganzen 
Sammlung  beabsichtigt  war.'  Eine  Inhaltsübersicht  über  das 
Legendär  bieten  die  nach  seinem  Abschlüsse  jedem  Bande 
vorangestellten  Kaiendare. 

Jene  vorhin-  angeführten  Stellen  geben  uns  Anhaltspunkte, 
um  die  Entstehungszeit  der  Sammlung  zu  bestimmen.  Sie  ist, 
mögen  die  Vorarbeiten  und  der  Beginn  der  Herstellung  der 
Handschriften  auch  weiter  zurückreichen,  nach  der  Kaiser- 
krönung Friedrichs  HI.  am  19.  Alärz  1452  und  nach  der  bald 
darauf  erfolgten  Rückkehr -Ebendorfer»  aus  Italien  abgeschlossen 
und  jedenfalls  vor  dem  Tode  Ebendorfers  (am  12.  Jänner  1464) 
vollendet  worden. 

Eben  jene  Stellen  bieten  auch  noch  nach  anderen  Seiten 
Interesse.     Die   Randbemerkungen    beschäftigen   sich   mit    der 


*  Denen  ich  auch  die  Hinweise  auf  die  vorhin  besprochenen  Stellen  sowie 
auf  die  Fassungen  der  Vita  Seyerini  und  die  anderen  auf  Österreich  be- 
züglichen Stflcke  im  Legendär  verdanke. 

>  So  die  Legenden  der  Heiligen  Nicomedes  Bd.  HI,  fol.  240,  IV,  fol.  131, 
Felix  und  Regula  Bd.  IV,  fol.  104  und  164\  Praxedis  Bd.  IV,  fol.  120'  und 
147.    Über  die  Texte  der  Vita  Severini  und  Maximilian!  unten  S.  4.  6 ff. 

'  So  steht  Bd.  III,  fol.  17*  bei  der  Vita  s.  Valentini:  nihil  valet,  und  im 
Kalendar  kein  Verweis;  bei  anderen  Legenden:  apta,  oder  aptior,  aptis- 
sima;  bei  einer  ersten  Fassung  der  Vita  s.  Vigilii  steht  apta,  bei  einer 
sEweiten  apta  et  eadem. 

1* 


6  11.  Abhandlang:  Redlich-SchOnbach. 

Regula  in  Zürich  ein  Notariatsinstrament  ausgefertigt;  die 
Reliquien  werden  dem  Subprior  Johann  von  Rietheim  über- 
geben, der  sie  seinem  Bruder  Johann  Brennschenk,  genannt 
Züricher,  in  Wien  übermitteln  wird. 

Die  Vita  des  in  Passau  verehrten  heil.  Maximilianus  ist 
zweimal  gebracht.  Dem  ersten  Texte  in  Band  II,  fol.  109' 
sind  noch  verschiedene  Wundergeschichten  angefügt.  Es  ist 
dies  im  ganzen  jene  Fassung,  wie  sie  schon  Pez  in  seinen 
SS.  rer.  Austr.,  1,  19flF.  veröffentlicht  hat.  Bei  Pez  31  steht 
denn  auch  schon  die  Geschichte  über  einen  feindlichen 
Überfall  auf  Passau  im  Jahre  1265,  welche  also  längst 
schon  gedruckt,  bisher  aber  niemals  beachtet  und  verwertet 
worden  ist.  Ich  gebe  den  Text  hier  nach  unserem  Legen- 
där II,  fol.  114'  mit  den  Varianten  der  von  Pez  benützten 
Handschrift. 

Anno^  domini  MCCLXV  IUI.  kal.  novemb.  circa  horam 
noctis  terciam^  porta  civitatis  Pataviensis  super  ripam  Eni 
versus  monasterium  s.  Nicolai  per  adulterinas  traditorum  claves 
aperta  liberum  hostibns  fecit'  introitum.  Quidam  intrantes 
manu  valida  occupaverunt«  maiorem  ecclesiam  et  superiorem 
curiam  et  sacrarium  irruperunt  et^  potenter  atque  manifeste^ 
tenuerunt  omnia^,  civibus  non  ad  arma  defensionis  sed  ex  de- 
speracione  ad  solius  fuge  remedium  preparatis.^  Cum  autem 
hostes  (fol.  115)  nuUo  resistente  civitatem  et  omnia  que  in  ea 
erant  quietissime  retinere  possent,  ultro  terga  vertunt'  et  unde 
venerant  sunt  reversi,  nullo  hominum  prosequente,  sed  solo 
beatorum  patronorum  suffragio,  ut  pie  credi  potest,^®  hoc  apud 
divinam  clemenciam  impetrante. 

Pezens  Handschrift  hat  sachlich  nur  um  die  Angabe  usque 
ad  solis  ortum  mehr.  In  unserer  Handschrift  ist  das  Wunder- 
bare des  Ereignisses  abgeschwächt  durch  die  Auslassung  des 
Satzes  Quid  multa  etc.  und  die  Einfügung  des  ut  pie  credi 
potest  am  Schlüsse. 


^  Anno  namqne  Pez  *  circa  terciam  vigiliam  '  patefecit 

*  qui  clanculo  intrantes  oceupaverunt  '  et  feJiU 

^  pot.    et   patenter  ^  tenuerunt  divina  usque  ad  ortum  solis 

*  hier  folgt  bei  Pez:  Quid  mnlta?  Contigit  miraculnm  eyidens  et  insigne. 
Hostes  cum   possent  nullo  etc. 

*  verterunt  *®  ut  —  potest  fehlt. 


Des  Gntolf  von  Heiligenkreus  Translatio  8.  Deltcianae.  7 

Die  Qeschichte  dieses  nächtlichen  Überfalles  anf  Passau 
am  29.  Oktober  1265  gehört  in  den  Krieg  der  Herzoge  von 
Bayern  mit  König  Ottokar  von  Böhmen,  der  hauptsächlich 
wegen  des  Salzburger  Kirchenstreites  im  Jahre  1265  nea  ent- 
flammte und  1266  fortdauerte.^  Passau,  dessen  Bischof,  der 
durch  Ottokars  Einfluß  erhobene  Wladislav  von  Breslau,  mit 
Domkapitel  und  Bürgern  auf  böhmischer  Seite  stand,  wurde 
von  den  Bayern  überfallen,  denen  ein  Verräter  das  Tor  am 
Innufer  geöffnet  hatte.  Sie  besetzten  den  Dom,  den  oberen 
Bischofshof  und  die  Sakristei,  die  Bürger  wagten  keinen  Wider- 
stand, dennoch  verließen  die  Bayern  in  der  Frühe  die  Stadt. 
Jetzt  erhält  erst  die  wenige  Tage  später  am  5.  November  1265 
zu  Freistadt  in  Oberösterreich  für  Kapitel,  Ministerialen  und 
Bürger  von  Passau  gegebene  Urkunde'  die  rechte  Bedeutung: 
Ottokar  verspricht  den  Passauern  Ersatz  alles  Schadens,  den 
sie  durch  die  Herzoge  von  Bayern  wegen  der  treuen  Anhäng- 
lichkeit an  ihn  erlitten,  besonders  deshalb,  da  sie  ihm  und  den 
Seinen  freien  Durchzug  durch  Städte  und  Festen  der  Passauer 
Kirche  gewähren  und  ihn  zur  Abwehr  ruchloser  Angriffe  (ini- 
quis  conatibus)  rufen  können;  dafür  übertrugen  sie  ihm  das 
Recht,  einen  Stadthauptmann  einzusetzen;  er  aber  will  mit 
den  Herzogen  nicht  Frieden  schließen,  bevor  ihr  Schaden  nicht 
gutgemacht  ist,  und  will  sie  in  jeden  Frieden  mit  einschließen. 
Dieses  enge  Bündnis  ist  die  Antwort  auf  den  bayrischen  Hand- 
streich gegen  Passau.  Und  vielleicht  haben  die  Bayern  Passau 
deshalb  so  schnell  wieder  verlassen  und  aufgegeben,  weil  sie 
das  Herannahen  böhmischer  Streitkräfte  und  König  Ottokars 
selber  fürchteten. 

Ein  zweites  Mal  findet  sich  die  Vita  Maximiliani  im  dritten 
Bande  und  hier  ist  an  sie  (fol.  206')  die  ,Inventio'  ange- 
schlossen, welche  in  Cilli  (Celeia)  spielt,  wo  der  heil.  Maximilian 
der  Legende  nach  den  Märtyrertod  erlitt.  Sie  wird  nach  der 
im  Jahre  1304  vor  den  Franziskanern  von  Cilli  gemachten  und 
eidlich  bekräftigten  Mitteilung  des  Heinrich  von  Plankenstein 
erzählt.  Hier  möge  nur  der  Eingang  wiedergegeben  werden: 
,Anno  domini   1304  Henricus  de  Planchenstain,   qui  fuit   pro- 


*  Vgl.  Biezler  Gesch.  Bayerns  2,  122  f. 

*  Mon.  Boica  29 1>,  463,  Emier  Reg.  Bohemiae  2,  193. 


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8  II.  Abhundlang^:  Redlich-BehOnbach. 

curator  fratmm  in  Celeya  multis  annis  quidero,  qnadam  die 
reqnisitus  a  fratre  Thyemone  custode  tnnc  temporis  presente 
fratre  Rflgero  gardiano  Celeyensi  et  fratre  Lewpoldo  de  Windisch- 
grecz  et  fratre  Jacobe  et  fratre  Conrado  et  fratre  Perichtoldo 
layco  de  apparitionibis  beati  Maximiliani  et  de  reliquiis  inventis 
nbi  b.  Maximilianas  passns  est  extra  muros  civitatis  et  ibidem 
inventis  in  qaodam  colliculo  iuxta  rippam  versns  turrim  olim 
prefati  Heinrici  de  Planchenstain  .  .  / 

Nunmehr  aber  gelangen  wir  za  jenem  Stücke,  welches 
ein  besonderes  Interesse  nach  verschiedenen  Richtungen  be- 
anspruchen darf,  zur  Translatio  sanctae  Delicianae.  Sie  ist  im 
dritten  Bande  des  Legendars  fol.  152' — 159  enthalten.  Wir 
geben  zunächst  den  Text,  um  daran  die  Erläuterungen  zu 
knüpfen.  0.  R. 

II.  Der  Text  der  Translatio  s.  Delicianae. 

Incipit   epistola   super   translacione   sancte   Deliciane. 

Venerabili  ac  vere  amantissime  in  Christo  matri  domne 
Margardi,  abbatisse  quondam  de  sancto  Nycolao,  frater  Gutolfns, 
dictus  abbas  Montis  sancte  Marie,  peccator  et  inutilis,  summum 

6  bonum  ardenter  concupiscere  et  feliciter  assequi  concupitum. 
cum  lego  Artharxersem  Persarum  regem  in  convivio  Hester 
,avitis  hystoriis  et  annalibus  insompnem  illam  duxisse  noctem' 
et  in  Esdra  Samsay  scribam  eidem  nunciasse  regi,  ,ut  recen- 
seat  in  libris  hystoriarum  patrum  suorum'  et  post  pauca  ibidem 

10  ,Thatannay  ducem  trans  flumen  scripsisse  Dario,  ut  recenseat 
in  bybiiotheca  regis,  que  est  in  Babilone,  utrumnam  a  Cyro  rege 
jussum,  ut  edificetur  domus  Dei  in  Jerusalem',  adverto  profun- 
dissimam  illarum  gentium  barbariem  laudandam  admodum  con- 
scribendis  temporum  suorum  actis  impendisse  operam  et  vehe- 

16  mens  Studium  habuisse  talia  in  posteros  transfundendi.  nee  id 
frustra,  preteritarum  enim  rerum  cognicio  quedam  est  presen- 
cium  informacio,  nee  minus  optima  providencia  futurorum.  adde 
vero  et  hoc,  nam  et  propter  solum  hoc  predicta  intuli,  quod 
tanta  barbarorum  illorum   fortis    diligencia  magne  desidie  nos 

20  coarguit  et  confundit.  diu  certe  est,  quod-thesaurus  ille  nobilis 


6  EHher  6,1.  %  1  E»dr.  4, 16.  10  Btdr.  5,  6.  17. 


Des  Gutolf  Ton  Heiligenkreuz  Translatio  8.  Delicianae.  9 

(153)  ac  revera  ^desiderabilis  super  auram  et  lapidem  preciosum 
maltum',  caput  loquor  sancte  Deliciane,  de  longinqnis  ad  nos 
regionibns  venit,  in  nostris  sese  laribus  posnit,  signa  evidentis- 
sima  fecit,  sed  quis  horum  aliqaid  per  scripturam  posteris  enar- 
ravit?  annon  in  hoc  ipsis  barbaris  convincimur  segniores?  immo  6 
plane,  et  idcirco  non  erit  post  nos,  qui  de  nobis  dicat,  quanta  audi- 
vimas  et  cognovimas  ea  et  patres  nostri  narraverant  nobis,  dam 
nichil  presentinm  curamus  ,annnnciare  generationi,  qne  Ventura 
est',  sed  detestabili  sepelimus  silencio,  que  toti  mundo,  si  possi- 
bile  foret,  fuerant  publicanda.  sed  hoc  quanto  detrimento?  10 
magno  utique:  de  omnibus  nobis  dicitur:  ,spiritus  vadens  et 
non  rediens^  ita  ergo  ,dormiente8  {Hb.  dormientis)  vos  omnes 
sompnum  {Hs.  sompnium)  vestrum',  filie  autem  vestre,  que  post 
TOS  nascentnr  et  exurgent,  ignorabunt,  unde  preciosum  illud 
depositum  venerit;  qua  sanctitate  premineat,  qua  reverencia  i5 
teneri  debeat;  languebitque  paulatim  veneracio,  quam  prece- 
dencium  non  fulcit  commendacio,  et  devocio  frigebit,  quam 
certa  cognicio  non  accendit.  igitur  ad  honorem  gloriose  hujus 
martiris  narracionem  transiacionis  ejus  vestro  dedicavi  nomini, 
quam  vestro  numini  non  dubito  complacere.  et  quamquam  ego  20 
quoque  Delicianam  meam  delicioso  complectar  affectu  (zweimal 
Hs.)  et  ipse  virginis  amor  ad  scribendum  me  urgeat,  vereor 
tarnen,  eo  ipso,  quo  vobis  placere  contendo,  aliis  spiritum 
vestmm  non  habentibus  displicere  (Es.  dispicere).  incipiam 
tamqnam  qui  rem  supervacuam  sim  aggressus.  verum  si  que  25 
tales  sunt  illas  credo,  ut  non  legisse,  ut  lectum  non  advertisse, 
quod  post  reversionem  ex  Babilone  in  Jerusalem  quidam  ejecti 
fuerant  domo  paterna  et  sacerdocio,  eo  quod  ^genealogie  sue 
Bcrip(153')tura'  (Hs.  scripta)  et  testamento  paterno,  utrum  ex 
Israel  essent,  non  poterant  comprobare.  ex  quo  nimirum  iiquet,  so 
quod,  quantum  negligencie  tunc  habuit  non  habuisse  scripturam 
generacionis  proprie,  tantum  nunc  laudis  habeat,  si  habemus 
(jET«.  heraus  ohne  Abkürzungsstrich)  ea,  ex  quibus  sanctorum 
nostrorum  claritatem  contingat  nostros  posteros  non  latere.  sed 
sermo  succingi  debet,  ne  verbum  prolixius  plus  fortasse  vobis  35 


1  Ptalm,  18, 11.        8  Psalm.  7ö,  18.        11  Paalm.  77,  39.        12  Psalm. 
75,  6.  16  /.  debeat  retineri.  16  l.  langaebit  qaidem?  28  1  Esdr. 

2,  62,  vgl  2  Etdr.  7,  64. 


10  II.  Abhandlung:  Redlich-SchOnbacb. 

(darnach  Hs.  ein  getilgtes  a)  afferat  oneris   (kon\  aus  honoris 
Hs,)  quam  materie  det  honoris. 

Incipit  translacio  sancte  Deliciane  virginis  et  martyris  (rot). 

Ungaria  (U  hübsch  aufgeführte  Iiiitiale,  S^))  q^e  ut  hy- 
5  storie  prodant  oliui  Pannonia  ab  Appennino  monte  qno  clauditar 
dicta  erat;  quam  latissimum  tarn  et  letissimum  solum  habet^ 
flaviis  vero  maximis,  quorum  Hister,  qui  et  Danubius^  preci- 
puus  est,  ita  irrigatur,  ut  paradisum  putes.  huic  ut  feeunditas 
laudem  addit,   ita   demit   infelicitas.  denique   sicut  Sicilia,  Cy- 

10  clopum  primo  patria,  dehinc  vero  tyrannis  quasi  ex  lege  sibi 
succedentibus,  quantum  agri  nobilitate  laudatur^  tantum  fedatur 
nova  semper  tyrannide,  ita  et  hie  ubertatem  glebe  immundarum 
gencium  freqnentissima  irrupcio  {Hs.  irrupeione)  confundit.  ex 
hac   Gothos   Huni,  Hunos  Avari,  Avaros   Ungari,  a  Perenatis 

16  et  ipsi  pulsi,  expulerunt.  itaque  circa  annum  ab  incarnacione 
Domini  octingentesimum  septimum  temporibus  Arnulfi  egressi 
Pannonias  sibi  sedem  regni  delegcrunt,  ubi  cum  aliqaamdiu 
habitassent,  aliarum  adhuc  regionum  ignari,  Arnulfo  regi  contra 
Zwendebaldum   Moravorum   regem    ducenti    exercitum    invitati 

20  tulere  auxilium.  qui  nimirnm,  quia  testibus  illis  vincere  voluit, 
vincere  docuit.  exhinc  enim  predarum  illecti  dulcedine  et  docti 
(Hs.  docte)  vivere  rapto  ad  ulteriora  pedem  ferentes  frequen- 
tissimis  excursibus,  quod  nunc  propter  exina(154)nitam  (Hs. 
exinanita    in)    eorum    virtutem    vix    credi    putem,    non    solum 

25  NoricoS;  Retbos,  Alamannos,  Saxones,  Thuringos,  Qermanos, 
verum  eciam  GuUos  Ytalosque  crebro  vastavere  (Hs.  fastavere). 
nee  non  et  ipsi  (Hs.  ipse)  usquequaque  immunes  extitere  peri- 
culi,  quippe  diverse  temporis  interventu  a  Karenthanis,  Noricis, 
Alamannis  frequenter  victi,   detriti  paulatim   virtute,  jam   raro 

30  aliena  regna  invadere,  sepe  vero  eciam  porciones  sui  regni 
perdere  didicerunt  (Hs.  dedicerunt).  nam  eciam  circa  annum  ab 


4  ff.  nach  laidor,  Etym.  Hb.  14 ^  cap.  4  bei  Migne  82 y  607  B.  Das  unge- 
meine  Lob  Ungarns  und  ein  paar  tcörüiefie  Anklänge  kärmten  auf  die  Be- 
nutzung des  Bartholomaeus  Änglicus  hinweisen,  vgl.  Mitteil,  des  Instituts  ßlr 
österr.   Geschichtsforschung    27,   74 f.  9  ff.    vgl.    Horaz^    JEpist.   1,  2,  59. 

14  ^  Ä  Pecenariis?  das  wären  die  Petschenegen,  mhd.  Pesncere,  Pescencere,  vgl. 
Nib.  1280,  2.  19   vgl.  SB.  160,  2,  14.  26  l.  crebrius   vastavere? 

28  vgl.  SB.  160,  2,  14. 


Des  Oatolf  yon  Heiligenkreus  Translatio  8.  Delicianae.  11  * 

incarnacione  Domini  MXX  quiDtum  hec  nostra  ^orientalis  mar- 
chia^  qne  nnnc  Anstria  dicitur  et  necdum  ut  nunc  in  dncatam 
profecerat,  ab  Adelberto  (folgt  getilgt  prelii  erepta  est  Hs,) 
marcbione^  Ernesti  dneis  Suevorum  germano^  eis  jure  prelii 
erepta  est.  ex  illo  tempore  permixtis  varie  hinc  inde  rebus  5 
frequenter  ex  nostris  egere  predas,  ipsi  vicissim  preda  nostrorum 
frequencius.  nam  usque  hodie  inter  nostros  illosque  treuge  ser- 
vantur  interdum,  perpetuitas  autem  pacis  {Hs.  paucis)  num- 
quam;  ipsa  eciam  treugarum  fides  adeo  instabilis,  adeo  suspecta 
est^  ut  nonnunquam  species  pacis  {Hs,  paucis)  plus  formidinis,  10 
aperta  vero  facies  plus  securitatis  nobis  ferat.  in  omni  enim 
treugarum  composicione  ita  sese  agunt,  ut  voluntate  quidem 
bellum  optent,  necessitate  admittant  pacem,  furore  adversum 
nos  bella,  metu  pro  nobis  consulente  ea  que  pacis  sunt. 

Est  Tero  in  hac  nostra  marchia  civitas  Wienna,  que  olim  16 
oppidum,  sicut  hodie,  quia  vetustissimus  monstrat  murus,  a  Ro- 
manis conditum  Favianis  dicebatur,  nulli  {Hs.  nunc)  autem  om- 
nium  {Hs.  omnino)  urbium,  quas  vel  in  Germania  vel  Qaliia  vel 
Ytalia  viderim^  inferior,  que  quia  amenissimi  situs  specialem  prin- 
cipum  nostrorum  semper  meruit  favorem;  spreto  antiquo  Roma-  20 
norum  limite  in  grandem  (154')  satis  excrevit  civitatem,  ita  ut  jam 
merito,  non  molc  quidem  magni  corporis,  sed  usu  mire  ubertatis 
potissimis  sit  urbibus  etsi   non  preferenda,   conferenda  tamen. 
a  muris  ejus  parvissimo  intervallo  is  quem  predixi  Danubius 
magno  impetu  preterlabitur.  montes  a  tergo  versus  septentrionem   26 
confertissimis  excultos  vineis  portat,  quarum  charissimus  liquor 
ita  bibentem  reficit^  ut  Falernum  querere  sit  nefas.     ad  occi- 
dentale  latus  munitur  nemoribus  magnorum  roborum  et  venatui 
aptissimis.    ad  orientem  vero  ac  meridiem  planam  agrorum  fa- 
ciem  et  plerumque  campanias  intersertas  monstrat.   fiorentissimis  30 
eciam   paradisis  ornatur  juxta  decursum  äuminis,   et   cum   sit 
▼eluti  porta  quedam  hiis,  qui  vel  Ytaliam  vel  Gallias  petunt, 
in  hoc  tamen   speciale   preconium   sibi  vendicat,  quod  ad  eam 


1    Orientalis  —  dicitur  =  SB.  150,  2,  14.  5  L  est  erepta.    Diese 

venoorrenen  Ang<then  beziehen  sich  wohl  auf  die  siegreichen  Kriege  der  Deut- 
schen gegen  die  Ungarn  in  den  Jahren  1042 — 1044,  11  vielleicht  plus  se- 
curitatis vero  aperta  facies  nobis  ferat.  19  ff.  zu  dieser  enthusiastischen 
Beschreibung  von  Wien  vgl,  die  verstreuten  Notizen  aus  QtUcifs  Qrammatik 
a.  a.  O.  SB.  160,  2.  14/, 


*  12  II.  Abhandlung:  Redlich-SchlJnbAch. 

de  remotis  mundi  provinciis  diyersarnm  reram  mercatas  copiose 
advebitur.   inde  quia  fit^  ut  in  quocunque  remm  fructa  singale 
nrbes  singnlariter  pro  se  gloriari  solent,  hoc  ista  in  se  Tel  natam 
vel  allatum  habunde  satis  ferat. 
5  Hand  longe  a  porta  ejns,  qae  Pannonias  respicit,  videre 

est  monasterinm  sanctimonialinm  Cysterciensis  ordinis,  septna- 
ginta,  ut  parcins  snmma  loqnar^  babens  sorores.  qnaa  licet 
specialis  litterarnm  ac  scriptnrarnm  nitra  morem  sexns  illins 
ornet  sciencia,  religione  tarnen  et  sanctitate  ac  disciplina  ita  con- 

10  spicne  sunt,  nt  facilins  sit  eas  nnmero  quam  merito  vinci,  nee 
snbito  occnrrant,  qnas  eis  conferri  —  ne  preferri  dicam  —  sit 
licitnm.  Ungaris  ergo  ex  more  improvise  provinciam  irrum- 
pentibns,  ita  nt  aliqnando  non  formido  sed  saciata  libido  metam 
poneret  cladibns,  virgines  iste  non  habentes  qno  fagerent  a  facie 

15  arcQS,  pars  intra  menia  nrbis  (lö5)  Wienne,  pars  in  oppidis, 
pars  in  castellis^  ubi  quasqne  cnra  consangnineoram  servasset^ 
morabantur.  ad  hos  enim  digressns  virgines  illas  necessitas  non 
voluntas,  hostis  violencia  non  animi  petulancia  pernrgebat^  qnam- 
vis  qnantnlam  est  hoc  preconinm  virginalis  modestie  non  sponte 

20  exisse  monasterio^  nisi  qnod  hoc  speciali  veneracione  dignum^ 
quod  videtur  in  sexn  illo  fragili^  virgines  iste  ne  hac  qaidem 
devocione  carnerint.  estaabat  proinde  domna  Margardis,  vene- 
rabilis  tnnc  abbatissa  —  ipsa  est  que  me  ad  hec  scribenda 
compnlit  —  estaabat  inqnam,  eo  qnod  salntem  et  qnietem  filiamm 

25  snper  omnia  et  pre  omnibus  mallet^  sciens  juxta  prophetam  ,1a- 
chys  esse  principinm  peccati  filie  Syon*;  si  qnidem  ,lachys' 
jdeambulacio'  interpretatur,  nee  facile  qnid  inveniri,  quod  vir- 
ginibus  Christi  adeo  noxium  sit:  quomodo  si  exemplo  domine 
{Hs.  dine)  circneant  et  perambulent  terram,  ubi  an  fama  {Hs.  fame) 

30  an  gracia  {Hs.  gracie)  magis  perdant,  incertum  est.  itaque 
gloriosum  illum  regem  Bohemorum  Othakerum,  dominum  tunc 
terre,  pro  domo  refugii  a  facie  inimici  intra  menia  urbis  petenda 
—  nam  et  ego  (jHi.  eo)  tante  sollicitudinis  particeps  eram  — 
adivimus  sperantes  nos  facile  obtenturos  apnd  largissimum  prin- 

16  Z.  serYayerat?  25  f.  Mich.  1,  13:    tamultna  quadrigae  atuporis 

habitanti  Lachis:  principinm  peccati  est  filiae  Sion,  quia  in  te  inventa 
sunt  Bcelera  Israel.  Die  Deutung  QutcHf»  ateht  im  Kommentar  de*  Hiero- 
riymua  tur  Stelle:  Migne  26,  1160  0,  28  f.  vgl  Paalm.  67,  22.  33  sol- 

licitationis? 


Des  Gutolf  Ton  Heiligenkreuz  Translatio  s.  Delicianae.  13 

cipem,  quod  aliqoando  eciam  dod  petentibas  parcissimi  presti- 
tissent.  sed  secus  quam  sperabamus  accidit.  nam  ille  quamvis 
alias  malta  admodum  et  sepius  beneficia  impendisBet  dominabus 
nostrisy  in  hoc  tarnen  negocio  preces  nostras  videbatur  eladere, 
nee  videlicet  spondens  qnod  petebatur,  sed  nee  negans,  licet,  5 
at  ego  tanc  intelligebam,  homini  (Hs.  hominem)  neganti  pro- 
pinqnior  videretar.  et  ita  nos,  cum  gemina  vice  vota  nostra 
non  exaaditam  iri  accepissemns,  quasi  vento  tarbinis  retroacti 
(155')  et  de  successu  non  parum  jam  diffidentes  paulatim  ab 
adtemptato  remittere  cepimus  et  languere  illud  animo  versantes:  lo 
bonum  est  sperare  in  Domino  qaam  sperare  in  principibus.  nee 
yfraudati  sumus  desiderio  nostro',  quod  quam  pium  in  intentione 
tarn  utile  in  adeptione  fuit.  suscitavit  enim  Dominus  spiritum 
viri  honorabilis  et  clarissimi  domini  Paltrami  cognomento  ante 
cimiterium  sancti  Stephani,  civis  Wiennensis  —  necdum  enim  15 
militaveraty  quod  tarnen  munus  milicie  postea  sub  illustri  duce 
Noricorum  Heinrico  sollempniter  admodum  noscit  assecutus.  virum 
hunc  non  sola  felicitas  sed  et  strenuitas  honoratum  fecerat,  hinc 
filiis,  inde  cognatis  ambiebatur;  divicie  vero  tante  suberant,  ut 
nichil  nisi  qaod  nollet  non  haberet;  et  licet  biis  rebus  magna  20 
ei  fama  accrevisset,  animi  tarnen  magnitudine  apud  omnes  clarior 
habebatur.  nee  minus  tamen  eciam  pietatis  exercebatur  operibus, 
quibus  ita  familiärem  sese  prestiterat,  ut  in  elemosynarum  lar- 
gitionibus  specialis  ei  gracia  a  Deo  data  videretur.  castrum 
Yocabulo  Lö  (am  Rande  von  anderer  Hand:  Castrum  Lach  1465  23 
eversum  per  Wien.)^  quod  magnis  admodum  impensis  edificarat, 
fratribus  hospitalis  sancti  Johannis  Baptiste  majore  dedit  affectu 
quam  sumptu  extruxerat.  partem  non  parvam  monasterii  ex- 
terioris  pecunia  sua  ipse  erexit,  domnabus  nostris  ebdomadarias 
pitancias  procurare  solitus  erat,  aliis  eciam  monasteriis  ordinis  30 
nostri  dona  satis  ampla  largitus  est.  religiosorum,  quorum  sancti- 
tatem  ampliorem  noverat,  oraciones  quanto  expetebat  tanto  re- 
munerabat  studio,  ut  non  facile  dixerim,  an  religiosus  exactor 
in  exigendis  oracionibus  devocior,  an  in  remanerandis  profusior 
extiterit.     et  quia   beneficia  sua  non  ad  notissimos  sed  ad  op-  36 

9  Sap.6,24,  11  Psalm.  117,9.  12  Psalm.  77,/fO.  14  su- 

Bcitare  spiritam  häufig  in  den  historischen  BücJiem  des  Alten  Testamentes. 
17  L  noscitar  assecutus.  Der  dux  Noricorum  H.  ist  Herzog  Heinrieh  von 
Niederbayem,  24  /.  a  Deo  data  gratia  videretur? 


14  IL  Abhandlung:  Redlich-SchOnbach. 

timos  qaosque  transferebat,  congregacionem  dominarum  nostrarum 
onico  excolebat  (156)  affectu. 

Domus  interim  qaedam  in  civitate  domui  nostre  ita  con- 
tigaa,  ut  ano  tantum  dirimerentar  pariete,  venumdanda  ex- 
5  ponebatar  (Hs,  exponebat),  quam  vir  idem  honorabilis  pro  da- 
centis  argenti  marcis  comparans  tanta  hylaritate  dominabus 
nostris  sub  titnlo  constraendi  monasterii  contalit,  quanta  ab  illis 
aviditate  snscepta  est  {von  anderer  Hand  am  Rande:  nunc  ad 
8.  Nicolaum).  et  ita  factam  est,  ut  quod  maximi  illius  regis  dene- 

10  gaverat  parcitas,  religiosa  unius  civis  liberalitas  exhiberet.  nee 
mora,  potite  votis  cum  Ezechiele  ,fodientes  parietem  et  appa- 
rente  bostio  uno',  locum  illum  sanctum  domum  oracionis  futurum 
anno  Domini  MCCLXXII  in  die  sancti  Malachie  clarissimis 
decantantes  vocibus:  ^Benedic^  Domine^  domum  istam'^  cum  in- 

15  genti  cordis  jubilo  irruperunt. 

Ex  ilio  die  Paltramus  fundacionem  loci  illius  sibi  attitulans 
alterum  Paitramum  cognomento  Vatzonem  ex  sorore  sua  ne- 
potem  devocionis  sue  emulatorem  ferventissimum  ad  hoc  in- 
stituit,  ut   ecciesiam   et   ambitus   duos^  superiorem  videlicet   et 

20  inferiorem^  qui  porticum  tam  spaciosam  quam  speciosam  am- 
biebant,  construeret  {Hs.  construebat).  nam  alia  edificia  mutata 
dumtaxat  seculari  facie  dormitorium  et  refectorium  apte  ad- 
modum  exhibcbant.  nee  segniorem  se  Vatzo  iste  pietate  ad- 
hortantis  ostendit,  sed  assidue  ^calamus  mensure'  ,in  manu  ejus 

25  aut  trulla  cementarii'  aut  certe  aliud  aiiquid  simile,  quo  muralis 
exerceretur  labor,  ^nec  dabat  sompnium  oculis  suis  nee  manibus 
requiem^y  tanto  quippe  ferebatur  affectu,  donec  crescente  opere 
sub  oculis  ejus  ecclesia  satis  speciosa  repente  apparuit.  cujus 
basilice  dedicacio  demum  a  venerabili  patre  domino  Petro  ec- 

30  clesie  Pataviensis  {Hs,  Pataviensi)  (156*)  episcopo  anno  ab  in- 
carnacione  Domini  MCCLXXIIII,  quarto  idus  novembri  facta 
est;  sub  nomine  et  honore  patronatus  XI  milinm  virginum  nec- 


7  l.  ab  illis  est  aviditate  snscepta.  11  Esech.  8,  7  f.  Da»  Zitat  ist 

im  Hinblick  auf  den  Inhalt  des  Kapitels  bei  Exechid  geradezu  verhängnisvoll 
unpassend  und  es  erhellt  daraus,  wie  ganz  mechanisch  und  nur  den  nächsten 
Wortlaut  ins  Äuge  fassend  y  Schriftstellen  angewendet  wurden.  13  Exech. 

41,  11.   —   6.  Nov.  14  gehört  zu  den  Antiphonen  der  DedUxUio  Ecdesiae. 

24  üzech.  40,  3.  Arnos  7,  7.  26  f.  Psalm,  131, 4f  29  Bisehof  Petrus  (aus 
Breslau)  1265—1280,  vgl.  unten  8.  33. 


Dea  Gutolf  von  Heiligenkreuz  Translatio  s.  DeliciaDae.  15 

non  sancte  Katberine  virginis  et  martiris,  quam  idem  Vatzo 
nsque  hodie  solitns  est  variis  obsequiis  et  elemosinarum  largi- 
cionibus  specialiter  venerari. 

Aliquantis  interea  labentibus  annis  monasterium  exterius 
in  desertam  solitudinis  redactam  et  contaminatum  nuUo  incole-  5 
bator  habitatore  et  erat  abhominacio  desolationis  in  loco  illo 
sancto  per  dies  moltos.  dominus  enim  noster,  qni  hodie  feliciter 
regnat,  Rudolfas,  Serenissimus  Romanorum  rex  semper  augustus, 
in  obsidione  civitatis  terribilem  iilam  castrorum  suorum  aciem 
locaverat  ibi  et  ecclesia  spurciciis  repleta^  edibus  dirutis  tota  10 
monasterii  facies  squalida  visebatur. 

Vix  tandem  desolacionis  diebus  consummatis  post  annos 
tres  et  dimidium  in  die  sancti  Laurencii  martiris  domine,  quas 
ferventius  urgebat  desiderium,  in  claustrum  illud  undiqne  ad- 
huc  perruptum  remigraverunt  et  chorum  in  trautes  voeibusque  16 
in  altum  ante  altare  sublatis  ,in  ymnis  et  confessionibus  bene- 
dicebant  Dominum^,  qui  eas  velud  de  altera  captivitate  Babi- 
lonica  in  suam  carissimam  Jerusalem^  in  qua  enutrite  fuerant, 
revexisset.  immisit  quoque  Dens  in  cor  regis  Romanorum  et 
regine,  ut  profanatum  illnd  dedicari  deberet  monasterium^  quod  20 
nimirum  certe  restauracionis  domus  ejusdem  auspicium  fuit. 
nam  ex  illo  die  Dominus  dedit  benediccionem  et  pacem  loco 
illi  et  facti  sunt  principes  nutricii  ejus  et  regina  reparatrix 
illias.  ex  donariis  eorum  exaltati  sunt  muri  per  circuitum,  dor- 
mitorium  (157)  tignis  et  tecto  latericio  reformatum,  alia  eciam  25 
edificia  in  altum  deducta  statum  repente  novam  faciem  osten- 
derunt. 

üt  vero  nunc  tandem  ad  translacionem  domine  nostre 
sancte  Deliciane  veniamus,  et  retro  elapsis  temporibus  paululum 
ordiamur.  cum  predictus  Otbakarus,  Bohemorum  rex  potentis-  30 
simus  et  valde  gloriosus,  dominum  Rudolfum,  comitem  quidem 
strenaissimum  armisque  experientissimum,  sed  in  re  familiari 
et  domestica  tantum  paupertatis  quantum  in  animo  virtutis  ha- 
bentem,  compcrisset  in  regem  electum  et  unctum,  fastu  regio 
despexit  factum  et  jam  tunc  totis  quibus  valebat  molicionibus  35 
conabatur  in  adversum.  vocati  ea  tempestate  ab  eo  milites  et 
cives  Wiennenses,  quos  pocior  commendabat  auctoritas,  Pragam, 


16=2  Mach,  10,  38.         21  2.  fuit  auspicium. 


16  II.  Abhandlung:  Redlich-SchOnbach. 

Bohemmie  maximam  urbem  veniant  tantaque  ambicione  sol- 
lempnis  apparatus  juxta  solitom  morem  illad  iter  agressi  sunt^ 
ut  cives  singuli  singuli  pene  barones  patarentur.  patratis 
vero  demum,  pro  quibus  acciti  yenerant,  negociis^  Paltramas 
6  ille  dignuB  et  vere  dignns,  per  quem  Dominos  sua  nobis  dona 
transmitteret  {Hs.  transmitterent);  cam  oracionis  causa  in  mo* 
nasterium  contra  frontem  castri  Pragensis  situm  venisset, 
quod  Strahovia  {Hb,  gtrahovia)  dicitur,  et  fratres  Premonstra- 
tenses,    qni    ipsam    locam    inhabitabant,    reliqnias    sanctoram, 

10  quorum  ibi  grandis  copia  est,  dilecto  demonstrarent  hospiti,  non 
sine  ammiracione  nnmeri  LX  ibi  capita  illarum  ostendit  mar- 
tiram,  quas  apud  Agrippinam  Germanie  urbem  sub  Atyla  Hu- 
norum  rege,  Europe  tocius  yastatore  passas  legimus  qaasque 
sub   undenario   milium  numero   speciosissima  illa   Ursula,  Bry- 

15  tannorum  (157')  regis  {Hs.  rigis)  filia,  dum  per  totum  quasi 
mundum  martirium  querit  (Hs,  t  aus  s  korr.\  secum  classe 
multarum  navium  advexerat.  sola  vero  Septem  ex  illis  tot  capi- 
tibus  superscriptis  propriorum  nominum  titulis  noscebantur,  nam 
reliquorum   nomina   ignorancia   longa   sepelierat.  cum   vero    vir 

20  ille,  fundacionis  sue  non  immemor,  totus  in  preces  conversus 
tamdiu  a  cepto  non  destitit,  quousque  unum  ex  illis  capitibus 
promissione  acciperet,  fratres  enim,  licet  devotis  obnixi  precibus 
plurimum  contradicerent,  victi  tamen  instancia  et  honore  tanti 
viri  celatis  studiose  nominibus,  dum  propensiori  cura  servarent 

25  ea  que  nominibus  propriis  titulabantur,  liberam  eligendi  potes- 
tatem  dederunt  ex  tot  capitibus  unum,  neque  enim  valde  vereri 
poterant,  quod  in  tanta  numerositate  capitum  sors  caderet  super 
Delicianam,  quam  ipsi  maxime  diligebant. 

Paltramus  itaque  cum  toto  illo  suorum  concivium  comitatu 

30  alteri  Paltramo  cognomento  Vatzoni,  nam  et  ipse  presens  aderat, 
negocium  eleccionis  imposuit.  qui  nihil  moratus  corde  clamans  ad 
Dominum  illud  ,In  manibus  tuis  sortes  mee',  angelo  eciam  ut  non 
immerito  crediderunt  duce  elevatas  manus  super  caput  sancte 
Deliciane  deposuit.     expalluere  monachi  et  in  contradiccionem 

35  versi  sese  ut  ignavos  arguebant,  quod  in  re  tanta  tam  faciles 
extitissent.     econtra  cives  legem  et  libertatem  sorcium,  que  eis 

3  f.  l.  cives  singall  barones  pene  singuli  putarentur?  16  f.  l.  navium 
multarum  advexerat.  19  2.  longa  ignorancia  sepelivit?  32  PtcUtn.  30,  16. 
36  f.  werden  Autdrücke  des  kanonischen  Protestes  verwendet. 


Des  Gntolf  von  Heiligenkreoi  Translatio  s.  DelicUnae.  17 

cecidissent  in  preclaris,  alacriter  allegabant.  Vix  tandem  reli- 
giosa  contencio  in  hanc  modam  deciditur^  ut  altera  eligendi 
facultate  permissa  nequaqaam  jam  irritari  debeat  eleccio,  ad 
qaamciinque  predictns  Vatzo  ^extenderet  manns  snas';  etiam  si 
(fehlt  Hb.)  ipsa  esset,  quam  (158)  preparasset  Dominus  ad  6 
peregrinandum  in  regionem  longinqnam  cum  servis  suis,  mona- 
chos  yero  solabatnr  condicio,  cum  suspicari  non  possent,  qaod 
in  tanta  nomerositate  capitnni;  que  ipsi  jam  pridem  locis  suis 
demataverant,  sors  iterato  saper  Delicianam  caderet.  assunt 
itaqae  cives^  monachi  plnrimum  securi  assistunt,  Vatzo  rarsum  lo 
elector  institaitur,  ciamat  ad  Dominum,  manus  levat,  levatas 
super  Delicianam  demittit;  turbantur  fratres,  sed  non  extur- 
bantur;  quis  enim  ,tam  hebes^  tam  brutus/  qui  non  manum 
videat  Dei  ?  assensere  omnes,  sed  assensum  extorsit  pulchritudo 
miraculi.  l& 

Tunc  ergo  primum  monachi  illi  Delicianam  suam  per- 
egrinari  volentem  propria  yicti  condicione  compelluntur  dimittere. 
cives  vero  thesaurum  jam  suum  longo  quesitum,  ^inventum  et 
effoBSum'  desiderio  sigillant^  sigillatum  fratribus  recommendant; 
quoasque  ipsi  regia  freti  licencia  resumptum  deferrent  ad  pro-  20 
pria.  interea  vero  non  inerti  indulgent  ociO;  sed  multa  avidi- 
täte  sciscitantibus,  quonam  modo  martyr  sancta  ad  provincias 
illas  devenerit,  talem  monacbis  referentibus  hystoriam  accipiunt. 
martyr^  inquiunt^  ista  non  longo  ab  hostio  cujusdam  vidue 
apud  Agrippinam  sepulta  dum  crebris  revelacionibus  unam  ex  25 
illo  notissimo  sanctarum  virginum  coUegio  se  esse  nuncciat  et 
extumulandam  populoque  insinuandam  imperat.  ad  hoc  usque 
sollicitudo  se  revelantis  profecit,  ut  illa  eadem  vidua  duce  clerus 
et  populus  ipsam^  ut  putabant,  effodientes  in  monasterio  non 
longe  posito  cum  soUempnitate  collocarent  {Hs,  coUocarunt).  nocte  so 
porro  subsequente  adest  martyr^  blandis  viduam  compellit  vo- 
cibus,   errorem  indicat^  indicatum  arguendo  castigat  (158'),  al- 


4  die  Pkrtue  gehört  heecndera  der  Sprache  der  PttUmen  und  Propheten. 
6  vgl.  Lue.  19, 12.  9  l.  son  saper  Delicianam  caderet  iterato.  12  ff.  die 
Autdrüeke  find  durchwegs  der  Bibelsprüche  entnommen^  und  zwar  so,  daß  der 
Kundige  sieh  an  kleinen  Nebenwirkungen  erfreut,  wie  z,  B,  torbari  hauptsäch- 
Üeh  von  den  Gegnern  Davids  und  Christi  gebraucht  wird.  13  Seneca,  De 

beneficiis  3,  37.         14  t  videat  man  am  Dei.         15  2.  extorsit  miracali   pal- 
ehritodo.         \1  l.  dimittere  compellantar.         18  vgl.  Proverb.  2,  4  f. 
SitBWif  aber.  d.  phil..liiat.  Kl  169.  Bd.  S.Abh.  2 


18  n.  Abhftndlang:  Redlich-SchOnbaoh. 

teram,  qua  ipsa  longe  sit  illustrior,  extumnlatam  asserit,  sese 
tali  ac  tali  reperiendnm  loco  monstrat;  Delicianam  se  vocari 
nuncciat.  vidua  vero,  qnam  recens  edocaerat  visiO;  anhela 
pandit  que  acceperat^  adest  cleras,  concnrrant  plebes,  itum  est 

5  in  viscera  terre^  nee  mora,  margarita  celestis  conspicitar^  nomen 
Deliciana  saxo  inscnlptum  cernitar^  annlas  aureus  viridi  gravis 
smaragdo  juxta  invenitur,  martir  ypogeo  extollitur,  laudes  Christo 
depromuntur.  hoc  ergo,  aiunt,  tante  martiris  caput  nobis  de 
remotis  allatum  vobis  divinitus  datum  condigna  devocione  sus- 

10  cipite^  susceptum  ea  qua  decet  veneracione  tenete. 

Cives  vero  tantarum  rerum  veritate  percepta  et  tanto 
munere  leti  Wiennam  suam  repetunt,  munus  sacrum  extra  portas 
urbis  in  ecclesia  sancte  Marie  Magdalene  deponunt,  altero  autem 
die  tanta  hominum  promiscui  sexus  multitudo  cum  clero  yestibus 

15  sacris  induto  in  obviam  ruit,  quantam,  ut  verum  fatear,  non 
sepe  viderim.  ego  ea  tempestate  sancte  martiri  occurri  cum  oc- 
currentibus  et  sacratissimum  illud  capud  meis  licet  indignis  sub- 
vectum  humeris  in  urbem  usque  portam  super  altare  monasterii 
interioris  deposui,  ut  sit  locus  ille  requies  ejus  in  seculum  se- 

20  culi  et  ibi  habitet  {Hs.  habitat),  quoniam  elegit  [Hb.  darnach 
getilgt  dominus)  eum. 

Quas  vero  tibi^  o  martir  preciosa,  graciarum  referemus 
acciones?  nam  quod  a  finibus  terre  aquilonaris  ad  nos  veniens 
et  cornigerum  illum  contempnens  Renum  inter  cunctos  Europe 

25  fluvios  famosissimum  hunc  nostrum  dignata  es  invisere  Histrum, 
pietatis  non  {folgt  getilgt  nochmals  non)  necessitatis  opus  fuit. 
ceterum  quanta  sis  alacritate  a  nostris  excepta  sanctis^  illa 
nimirum  (159)  varii  coloris  mireque  lucis  ostenderunt  lumina, 
que  de  totis,  quas  tanta  urbs  habet,  ecclesiis  in  locum  mansionis 

30  tue  multis  se  videntibus  demiserunt.  quod  sane  miraculum  adeo 
celebre,  adeo  notum  extitit,  ut  gravissimis  et  veracissimis  utrius- 
que  sexus  personis  protestantibus  sit  defensum.  ubi  vero  sunt, 
,quorum  os  loquitur  vanitatem',  ubi  inquam  sunt  qui  nostris 
nunc  garriunt  temporibus:  dormit  Christus,  cessaverunt  signa, 

35  miracula  desierunt.  ecce  Deliciana  nostra  signis  evidentissimis 
damit,  beneficia  languentibus  exhibuit,  et  vos  o  modice  fidei 

13  St.  MaffdcUenenkloster  in  der  Itoetau.  24  zu   cornigerum  vgl, 

Rhenus  bicornis  bei  Vergit,  Aen.  8,  727,  26  vieäeichl  fuit  zu  streichen. 

33  Psalm.  143,  8.  36  f.  MaUh.  6,  30  ete. 


Des  Gntolf  Ton  Heiligenkreas  TransUtio  ■.  Delicianae.  19 

dicitis:  signa  nostra  non  vidimus,  jam  non  (darnach  getilgt  vid) 
est  propheta^  ^non  dormitabit  neqne  dormiet  qai  cnstodit  IsraeP^ 
sed  sponsam  snam  Ecclesiam  sicut  semper  diligit;  ita  nanqnam 
sine  gloria  signoram  dimittit.  deniqae  super  egros  manas  im- 
ponere  et  sanare,  demonia  eicere,  mortiferum  bibere  et  non  5 
dolere^  serpentes  tollere,  etsi  non  in  toto  Ecclesie  corpore  cor- 
poraliter^  in  toto  tarnen  electornm  corpore  spiritnaliter  actitantur. 
sed  sancte  Deliciane  minus  visum  est,  si  spiritnaliter  tantum 
signa  faceret,  que  speciali  mire  sanctitatis  titulo  ,manum  ausa 
est  ponere  in  ambobus^  unde  nemo  mihi  oro  succensendum  lo 
putet^  si  brevissimo  sermone  quedam  unius  martiris  signa  de- 
clamem,  que  tanta  veritate  subnixa  sunt,  ut  inde  dubitare  sit 
nefas,  presertim  cum  vestris,  o  mater  yenerabilis^  ea  dumtaxat 
litteris  acceperim,  que  yel  yos  in  vobis  magistra  didicistis  ex- 
periencia  vel  que  ab  aliis  accepistis,  apud  quos  vel  quas  sancta  15 
veritas  periculum  non  patitur. 

Hec  itaque  martyr  cum  in  yeniendo  ad  nos  in  civitatulam 
quandam,  nomine  Brod,  honorifice  deducta  hospicium  introisset, 
hospitam  quandoquidem  laborantem  egritudine  juxta  mensuram 
fidei  sue  (159')  perfecte  sospitati  reddidit.    que  vero  infirmitas  20 
ejusdem  matrone  extiterit,  quia  in  scripto  non  accepi,  scribere 
non  potui.  Sabina  sanctimonialis,  virgo  Deo  devota,  que  adhuc 
hodie  ,Titali  vescitur  aura',  tanto  dolore  capitis  sine  intermissione 
agebatur,   ut  sanguine  de  aure  dextra  jugiter  profluente  jam 
pene  firenetica  putaretur.  complexa  tandem  fidem,  ex  qua  justus  25 
vivit,    Caput  martiris   suo   doloroso   subponit   capiti.    supposuit, 
orayity  convaluit.  vos  quoque  laudes  hujus  virginis  generacioni, 
que  Ventura  est,  non  immerito  annunciabitis,  que  cum  pedem 
habueritis,  qui  nuUo  medicamine,  sed  ferro,  ut  putabatur,  solo 
curari  poterat,  exorata  martire  in  triduo   est  sanatus.   domna  30 
Anna^   pie  recordacionis  regina  Romanorum,  per  tres  continue 


1  Psalm.  73,  9.  2  Psalm.  120,  3f.  4flf.  die  aufgezählten  Wunder 

rind  »ämäiek  von  den  Apottdn  Petrue,  Johannes  und  Paulus  vollbracht  worden, 
also  nach  dem  Tode  Jesu,  aäein  auf  Anordnung  Gottes.  9 f.  Job  9,  33. 

10  v^  Caesar,  Bell.  ciy.  1,  84,  3.  16  l  yeritas  non  patietur  periculum? 

18  Brod  Ut  Deutschbrod  in  Böhmen  südosü,  Kuttenberg.  20  U  reddidit 

sospitati.  22  vielleicht  sind  die  beiden  letzten  Kola  des  Satzes  umzustellen. 

23  Lneret.  5,  855.  26  l.  suo  subponit  capiti  doloroso.  27   Psalm. 

70, 18:  donec  annuntiem  generationi,  quae  Ventura  est. 

2* 


20  11.  Abhandlang:  Redlieh-SehOnbaoh. 

annos  lateris  dextri  passa  dolorem,  ut  raro  quidem  in  eo  posset 
quiescere,  virgine  invocata  incolamitati  restituta  est,  nt  ipsa 
qnoqne  sanctitatis  ejus  testis  effecta  virtatem  predicaverit  qaam 
in  se  experiri  {$o  Hb.),  matronas  duas,  qnaram  et  nomina  et 

5  condiciones  ego  non  habeo,  presertim  cnm  vos  ea  mihi  scribere 
neglexeritisi  hanc  a  morbo  epylemsie  (so  Hs,)^  illam  a  {fehlt  H$.) 
paralisi;  qne  miseram  incarvaverat,  martir  sancta  sanavit  qni- 
bns  ergo  ista  pro  argumento  sanctitatis  ejas  non  snfficinnt, 
paveant  illad  qaod  hominibas  hajasmodi  Filius  hominis  dicit: 

10  ,generacio  hec  signam  qaerit,  et  non  dabitar  ei^  ego  autem, 
0  domna  carissima,  qaod  petistis,  etsi  non  nt  volai,  certe  nt  valai 
feci.  orate  martirem  sanctam  pro  servo  vestro,  nt  in  ocniis  ejus 
merear  graciam  invenire.    Amen. 

III.  Pie  Legende  Ton  s.  Delleiana  and  Ihre  Quellen. 

Als  Verfasser  der  Tramlatio  s,  Deliciane  bezeichnet  sich 
in  dem  vorangestellten  Briefe  ein  frater  Grutolfus  mit  dem  Bei- 
satze dictus  abbat  Montis  sancte  Marie ^  das  ist  die  Zister- 
zienserabtei Marienberg  in  Ungarn,  also  selbst  ein  Zisterzienser, 
worauf  das  Prädikat  frater  schon  hinweist.  Gewidmet  ist  die 
Schrift  einer  Frau  Margard,  gewesenen  Äbtissin  des  Klosters 
der  Zisterzienserinnen  St.  Nicolaus.  Es  leidet  keinen  Zweifel, 
daß  dieser  Qutolf  identisch  ist  mit  dem  Zisterzienser  Gutolf 
von  Heiligenkreuz,  dem  Verfasser  einer  lateinischen  Grammatik, 
die  für  den  Unterricht  der  Zisterzienserinnen  des  Klosters  zu 
St.  Nicolaus  extra  muros  in  Wien  bestimmt  war.  Über  diesen 
Mann  und  seine  Schriftstellerei  verbreitet  sich  eine  Abhandlung, 
die  als  zweite  des  150.  Bandes  der  Wiener  Sitzungsberichte 
1904  erschienen  ist  (Nachträge  und  eine  Predigt  auf  St.  Scho- 
lastica  von  demselben  Gutolf  im  zweiten  Stück  des  151.  Bandes 
der  Sitzungsberichte  =  Studien  zur  Geschichte  der  altdeutschen 
Predigt,  viertes  Stück  1905,  S.  69  ff.  besonders  S.  86  ff.).  Dort 
finden  sich  S.  34  f.  die  historischen  Notizen  über  die  beiden 
Frauenklöster  des  Zisterzienserordens  in  Wien  zu  St.  Nicolaus 
innerhalb  und  außerhalb  der  Mauern  Wiens,   die  damals  zu- 


4  vor   experiri    wird   ein    Wort    zu    ergänzen    »ein,   vieOeieki   poterat. 
10  frei  nach  Marc.  8,  12.  1 1  l,  feci  ut  valui. 


Des  Gatolf  ron  Heiligenkreus  Translatio  8.  Delicianae.  21 

gftnglich  waren  und  jetzt  durch  die  genauen  Mitteilungen 
Qutolfs  ersetzt  werden  können.  Gutolf  war  ein  angesehenes 
Mitglied  des  Stiftes  Heiligenkreuz ^  dessen  geistlicher  Leitung 
die  beiden  genannten  Frauenklöster  unterstellt  waren,  Gutolf 
insbesondere  scheint  mit  diesem  Amte  betraut  gewesen  zu  sein. 
Wenn  er  sich  in  dem  Briefe  vor  der  Translatio  Abt  von  Marien- 
berg ^  nennt  (der  Beisatz  dictua  bezeugt  wohl,  daß  er  es  nicht 
mehr  war),  so  stimmt  das  vollkommen  ttberein  mit  einer  Angabe^ 
welche  die  Vita  Wilbirgis  des  Propstes  Einwic  von  St.  Florian 
enthält,  vgl.  a.  a.  O.  S.  77.  Dort  mußte  gesagt  werden :  ,Wir 
wissen  aus  keiner  anderen  Quelle  etwas  davon,  doch  ist  es 
nicht  unmöglich,  daß  uns  noch  einmal  Aufschlüsse  darüber  zuteil 
werdend  Diese  Hoffnung  ist  durch  den  Fund  der  Translatio 
s.  Deliciane  überraschend  erfüllt  worden.  Die  Abfassungszeit 
des  neuen  Werkleins  schickt  sich  durchaus  in  die  Entstehungs- 
geschichte der  Vita  Wilbirgis  und  stimmt  zu  dem  Charakter 
der  auf  Qutolfs  Erfahrungen  als  Abt  dort  bezüglichen  Notiz  als 
einer  nachträglichen  Einschaltung.  Denn  diese  Translatio  s. 
Deliciane  muß  zwischen  1281  und  1287  geschrieben  sein:  sie 
erwähnt  die  Königin  Anna,  Qemalin  König  Rudolfs  mit  dem 
Beisatz  pie  recordacionis  und  Anna  starb  am  16.  Februar  1281 ; 
Paltrams  vor  dem  Friedhof  aber  wird  stets  als  eines  Lebenden 
gedacht,  so  daß  Qutolf  sicher  noch  nichts  von  seinem  Tode 
erfahren  hatte,  der  Ende  1287  oder  Anfang  1288  (vielleicht  am 
28.  Jänner)  erfolgt  ist  (vgl.  Uhlirz  in  den  Blättern  d.  Vereines 
f.  Landesk.  v.  Niederösterreich  1895  S.  632  ff.). 

Der  Widmungsbrief  der  Translatio  beginnt  mit  einem 
Satze,  der  zum  Teil  wörtlich  übereinstimmt  mit  dem  Eingang 
der  Zuschrift,  welche  der  Grammatik  Gutolfs  für  die  Wiener 
Zisterzienserinnen  vorangestellt  ist  a.  a.  O.  S.  27  f.:  Frater 
Guiolfus,  peccator  et  inuiilis^  amantissimis  in  Christo  filiabus 
ad  sanctum  Nycolaum  Wienne,  sacris  virginibus,  curis  adhuc 
Scolaribus  occupatis,  florem  castitatis  immarcescibilem  perpetuo 
CQstodire.  Außer  der  Wiederkehr  der  kursiv  gedruckten 
Worte  scheint  noch  beachtenswert,  daß  an  beiden  Stellen  der 


^  Nächst  Gflns  in  Ungarn,  gestiftet  1194,  aasgegangen  von  Heiligenkreuz, 
Linie  Moriraund,  und  diesem  Stifte  unterstellt,  vgl.  Janauschek,  Origines 
ord.  Cist.,  8.  200  f. 


22  II.  Abhandlung:  Redlich-SehOnbach. 

Heilwunsch  des  Schreibers  durch  den  Infinitiv  des  Vcrbums 
mit  einem  Äccusativobjekt  ausgedrückt  wird.  Nur  die  Stellung 
Qutolfs  zum  Adressaten  ist  in  den  beiden  Briefen  verschieden: 
indes  er  als  Verfasser  der  Grammatik  und  Lehrmeister  der 
Nonnen  diesen  in  der  Ansprache  vorantritt,  läßt  er  in  dem  Vor- 
wort der  Translatio  geziemenderweise  der  ehemaligen  Äbtissin^ 
den  Vortritt.  Dem  Eindruck,  den  diese  Beobachtung  gewährt, 
entspricht  die  genannte  Darstellung  der  Translatio:  ihr  Stil- 
charakter stimmt  in  allen  wesentlichen  Punkten  mit  den  Eigen- 
schaften der  Prosa  Gutolfs  überein,  die  aus  seinen  bisher  be- 
kannten Schriften  sich  abnehmen  lassen.  Die  Translatio  ist  im 
Kursus  geschrieben,  den  Gutolf  als  Künstler  handhabte  (SB. 
150,  2,  53;   151,  2,  86),   docli  liegen  die  Verhältnisse  bei  dem 

neuen  Werke  anders  als  bei  den  übrigen  Schriften  desselben 

*• 

Verfassers.  Während  die  gute  Überlieferung  dieser  die  künstle- 
rische Form  der  Klauseln  beinahe  ganz  unangetastet  Heß,  sind 
die  rhythmischen  Schlüsse  in  der  Translatio  aus  einer  Hand- 
schrift des  15.  Jahrhunderts  vielfach  zerrüttet.  Unter  41  Fällen 
des  cursus  velox  a  im  Ausgange  der  Sätze  mußten  10  durch 
Umstellung  oder  sonstige  Korrektur  geordnet  werden,  unter  10 
des  cursus  velox  b  einer.  Die  neun  Fälle  des  cursus  planus  a 
sind  tadellos  überliefert,  ebenso  der  eine  des  cursus  planus  b. 
Hingegen  beruhen  bei  13  Schlüssen  des  cursus  tardus  a  vier  auf 
Korrektur,  einer  unter  dreien  des  cursus  tardus  b.  Dazu 
kommt,  daß  22  Satzschlüsse  jeder  Besserung  widerstreben,  und 
zwar  in  der  Beschreibung  der  Lage  Wiens  sowie  an  einzelnen 
Stellen  der  Erzählung.  Stünden  diese  irregulären  Schlüsse  in 
Gruppen  beisammen,  dann  dürfte  man  vermuten,  das  Gutolf 
hier  die  benutzten  Vorlagen  unverändert  habe  reden  lassen. 
Das  geht  aber  deshalb  nicht  an,  weil  immer  wieder  geregelte, 
kunstmäßige  Klauseln  durchbrechen.  Es  wird  demnach  kaum 
etwas  anderes  anzunehmen  sein,  denn  daß  diese  Schrift  Gutolfs 
später  von  jemand  überarbeitet  wurde,  der  mit  dem  Kursus 
ganz  unvertraut  war.  Die  bisher  uns  bekannten  Prosastücke 
Gutolfs  erstrecken  den   Schmuck    der   rhythmischen   Klauseln 


^  Sie  heißt  hier  Margardig,  wohl  richtiger  MengardU  in  einer  undatierten 
Urkunde  aus  den  Biebsiger  Jahren  des  18.  Jahrhunderts,  Quellen  lur  Ge- 
schichte der  Stadt  Wien  1,  Nr.  2821. 


Des  Gutolf  von  Heiligenkreui  Translatio  s.  Delicianae.  23 

bis  in  die  Kola  der  Satzgebilde  hinein;  das  ist  deutlich  auch 
bei  der  Translatio  der  Fall;  doch  müßte  hier  die  Überlieferung 
noch  häufiger  korrigiert  werden. 

Diesem  Stande  der  Sache  gegenüber  empfahl  sich  Zurück- 
haltung. Es  sind  deshalb  Korrekturen,  die  den  Kursus  her- 
stellen, nicht  in  den  Text  aufgenommen,  sondern  darunter  an- 
gemerkt worden,  und  zwar  mit  einem  Fragezeichen,  wenn  die 
Rekonstruktion  unsicher  schien,  andersfalls  ohne  dieses.  Es 
ergibt  sich  übrigens  auch  aus  der  Beschaffenheit  der  von  Gutolf 
reichlich  verwendeten  Bibelstellen,  daß  die  Überlieferung  der 
Translatio  mit  dem  Texte  nicht  ganz  säuberlich  umgegangen  ist. 

Das  Bild  pompöser  Zierlichkeit,  welches  die  Prosa  Gutolfs 
von  Heiligenkreuz  bisher  darbot,  verändert  sich  auch  durch 
die  Translatio  nicht.  Charakteristisch  dafür  ist  die  Häufung 
verwandter  und  gleichartiger  Worte  (zum  Teil  ohne  Konjunk- 
tion), das  Wortspiel,  die  Verstärkung  von  Antithesen  durch 
Anomtnation  u.  dgl.  (SB.  150,  2,  45).  Die  auffälligsten  Beispiele 
führe  ich  an:  nomini  —  numini  9,  19 f.;  non  legisse  —  lectum  non 
advertiase  9,  26;  Deliciana  —  delicioso  9,21;  latisaimum  —  letis- 
simum  10,  6;  vincere  voluit  —  vincere  docuit  10,  20 f.;  conferri  — 
preferri  11,  23;  turbantur  —  non  exturbantur  17, 12;  assenaere  — 
assensum  17,  14;  sigillantf  sigillatum  17,  19,  suscipite  —  suscep- 
tum  18,9;  occurri  cum  occurentibus  18,  16;  (non  doi'mitabit  ne- 
que  dormiet  19,  2  gehört  als  Bibelzitat  nicht  dazu);  quo$  vel 
quas  19,  15;  volui  —  valui  20,  11;  Wiederholung  mit  inquam 
18,  33,  mit  loquor  9,  2.  Reime:  veneracio  —  commendacio  — fri- 
gebit  —  accendit  9,  15 ff.;  allatum  —  datum  18,  9 f.  Man  sieht, 
daß  also  die  Stellen,  wo  Gutolf  durch  den  Stoff  am  wenigsten 
sich  beengt  fühlt,  von  ihm  auch  am  meisten  benutzt  werden^ 
stilistische  Künste  auszubreiten,  wie  er  sie  aus  seiner  Diktatoren- 
praxis (SB.  150,  2, 75)  gewöhnt  war.  In  solchen  Sätzen  be- 
gegnen auch  am  häufigsten  gewisse  Lieblingsausdrücke  Gutolfs: 
dumtaxat,  nimirum,  supervacuum  etc.  Im  ganzen  trägt  die 
Schrift  durchaus  das  für  Gutolf  bezeichnende  Gepräge  der 
Mischung  von  Bibelsprache  und  Schulklassizität,  wie  die  An- 
merkungen zeigen. 

Überblickt  man  den  Aufbau  des  Inhaltes  der  Translatio, 
80  zerfkllt  das  Werklein  in  folgende  deutliche  Abschnitte: 
WidmuDgsbrief;   die  Schrift  wird  eingeleitet  durch  eine  Schil- 


24  II.  Abhandlung:  Redlich-SehOnbach. 

derung  Ungarns  und  der  ungarischen  Einfalle,  Beschreibung  der 
Stadt  Wien  and  ihrer  Lage,  Geschichte  des  Zisterzienserinnen- 
klosters zu  St.  Nikolaas  außerhalb  der  Mauern  Wiens,  ferner 
des  zweiten  Klosters  dieses  Namens  innerhalb  der  Stadt  Wien, 
nnd  zwar  über  den  Zeitpunkt  der  Einholung  der  Reliquien 
hinaus,  Bericht  über  die  Erwerbung  dieser  Reliquien  im  Prä- 
monstratenserstift  Strahov  in  Prag,  Geschichte  der  heil.  Deli- 
ciana^  Ansprache  an  die  Märtyrerin  und  Erzählung  der  von 
den  Reliquien  vollbrachten  Wunder,  Schluß.  Einzelnes  an 
diesem  Inhalt  erscheint  auffällig,  sobald  man  sein  Verhältnis 
zu  dem  Zwecke  der  Schrift  ins  Auge  faßt.  Weshalb  hebt  die 
Translatio  mit  einer  Beschreibung  Ungarns  und  seiner  Kriege 
wider  Osterreich  und  Deutschland  an,  was  doch  alles  mit  der 
Übertragung  der  Reliquien  der  heil.  Deliciana  nicht  das  min- 
deste  zu  schaffen  hat?  Dafür  weiß  ich  keine  andere  Erklärung, 
als  daß  Gutolfs,  des  Abtes  von  Marien berg,  Interesse  begreif- 
licherweise dem  ungarischen  Lande  und  seinen  Zuständen  sich 
zugewandt  hatte,  woher  er  vielleicht  soeben  in  die  Heimat 
zurückgekehrt  war.  Die  Erzählung  von  den  beiden  Wiener 
Klöstern  der  Zisterzienserinnen  nimmt  den  Charakter  eines 
historischen  Dokumentes  an,  damit  ist  engstens  verbunden  der 
gleichfalls  historische  Bericht  über  den  Erwerb  und  die  Ein- 
bringung der  Reliquien.  Gerade  nach  diesen  hatte  man  ja 
deshalb  trachten  müssen,  weil  die  neue  Kirche  dem  Patronate 
der  heil.  Ursula  und  der  11.000  Jungfrauen  anvertraut  worden 
war.  Es  muß  nun  gegenüber  dem  allem  sehr  auffallen,  wie 
überaus  knapp  Gatolf  über  die  heil.  Deliciana  selbst  berichtet, 
17t  Qn&rtseiten  Schrift  unter  23,  was  ja  eigentlich  die  Haupt- 
sache hätte  sein  müssen,  im  Zusammenhange  jedoch  selbst 
gegen  die  Ausführung  über  die  Reliquienmirakel  an  Umfang 
zurücktritt. 

Man  wird  nicht  fehlgehen,  wenn  man  die  Dürftigkeit  der 
Erzählung  von  der  heil.  Deliciana  darauf  zurückführt,  daß 
Gutolf  eben  nicht  mehr  über  sie  zu  sagen  wußte.  Und  mit 
Bedauern  muß  festgestellt  werden,  daß  sich  seinen  Angaben 
auch  heute  gar  nichts  hinzufügen  läßt.  Die  heil.  Deliciana 
gehörte  nach  Gutolf  zu  der  Schar  der  elftansend  Jungfrauen, 
welche  aus  Britannien  nach  drei  Jahren  nautischer  Übungen 
nach  Köln  verschlagen  worden  waren,  von  da  den  Rhein  hinauf 


Des  Gntolf  von  Heiligenkreuz  Translatio  s.  Delicianae.  25 

bis  Basel  fahren^  zu  Faß  eine  Wallfahrt  nach  Rom  antraten 
and  von  dort  wiedernm  Dach  Köln  zurückwanderten,  wo  sie 
von  einem  gerade  die  Stadt  belagernden  hunnischen  Heerhaufen 
im  Jahre  451  sämtlich  getötet  wurden.  Die  ganze  Ursulalegende, 
deren  Geschichte  zuletzt  Victor  de  Bück  S.  J.  in  den  Acta 
Sanctorum,  Oktober,  9.  Band,  S.  73—303  mit  unsäglichem  Be- 
mühen aufgehellt  hat  (vgl.  dazu  die  verschiedenen  Nachträge 
der  Änalecta  BoUandiana,  die  deren  Register  zu  den  ersten 
zwanzig  Bänden  nachweist)  bildet  bekanntlich  eine  der  ver- 
wegensten Ausgeburten  mittelalterlicher  Phantasie  und  es  ist 
sehr  schade,  daß  Hippolyte  Delehaye  S.  J.  in  seinem  ausge- 
zeichneten Buche  Lea  Ugendea  hagiographiques  (Brüssel  1906), 
vorsichtshalber  genötigt  war^  die  Beispiele  für  seine  Thesen 
den  seltenen  und  abgelegenen  Legenden  abzunehmen,  statt  auf 
eine  so  weit  verbreitete  Dichtung  wie  die  von  St.  Ursula  und 
ihren  Scharen  zu  exemplifizieren.  Denn  wie  aus  der  kleinen 
Tatsache  der  Clematiusinschrift  des  4.  Jahrhunderts  über  den 
Sermo  hinaus  sich  die  Fülle  wunderbarster  Erzählungen  ent- 
faltet hat,  welche  die  Passion  Regnante  Domino  und  die  folgen- 
den Berichte  vorbringen,  wie  ferner  durch  die  Ausgrabungen 
zu  Köln  immer  wieder  neuer  Stoff  der  Phantasie  zugeführt  und 
darch  die  Revelationen  der  heil.  Elisabeth  von  Schönau  sowie 
des  seligen  Hermann  Joseph  aus  Steinfeld  in  der  Eifel  beglaubigt 
wird,  das  alles  stellt  einen  der  merkwürdigsten  und  lehrreichsten 
Fälle  des  legendarischen  Romanos  dar,  zumal  das  hohe  Alter  der 
einzelnen  Stücke  und  die  ungemeine  literarische  Betriebsamkeit, 
die  sich  in  anderen  Fassungen  kundgibt,  das  Interesse  an 
diesem  außerordentlichen  Produkt  der  Einbildungskraft  des 
Mittelalters  noch  erhöhen  muß.  Was  Gutolfs  Translatio  der 
heil.  Deliciana  erzählt,  das  macht  nur  einen  kleinen  und  späten 
Seitensproß  aus,  der  sich  von  dem  Hauptgebilde  der  Ursula- 
legende abgezweigt  hat.  Der  Name  Deliciana  taucht  bei 
Gutolf  zum  ersten  Male  auf  und  verschwindet  mit  ihm,  ein 
Beweis  nebenbei,  daß  diese  Translatio  gar  nicht  weiter  ver- 
breitet wurde,  wahrscheinlich  auf  den  Kreis  der  Leserinnen 
beschränkt  blieb,  für  den  sie  bestimmt  war,  und  daß  die  uns 
erhaltene  Kopie  wohl  die  einzige  war,  die  davon  hergestellt 
wurde.  Die  wissenschaftliche  Aufgabe,  die  hier  noch  gelöst 
werden  muß,  besteht  darin,  daß  klarzustellen  ist,  auf  welchem 


26  II.  Abhandlung:  Redlich-SehOnbach. 

Wege  Gutolf  von  Heiligenkreaz  zur  Kenntnis  der  wenigen 
Tatsachen  gelangte,  die  er  über  das  Haupt  der  heil.  Deliciana 
und  die  Schicksale  dieser  Märtyrerin  zu  berichten  weiß. 

Die  Verbreitung  der  Reliquien  der  heil.  Ursula  und  ihrer 
elftausend  Jungfrauen,  die  aus  dem  alten  römischen  Begräbnis- 
platz zu   Köln   im   11.  und  12.  Jahrhundert   gehoben    worden 
waren,  ließen  sich  in  erster  Linie  die  rheinischen  Zisterzienser 
angelegen  sein,   dann  gemäß   dem  Beispiel  ihres  Stifters,  des 
heil.  Norbert,   die   Prämonstratenser,  ferner  Benediktiner  und 
Karthäuser.    Die  übergroße  Menge  der  ausgegrabenen  Schädel 
und  Knochen   scheint  in   den  Rheinlanden  geblieben   zu   sein, 
zunächst  interessierte  man  sich  dafür  am  meisten  in  den  Nieder- 
landen,  Belgien  und  Frankreich,  aber  auch  in  Westfalen  und 
Sachsen,  wo  durch  den  Erzbischof  Norbert  die  Stadt  Magdeburg 
zu  einer  Art  von  Zentrum  der  Aufteilung  des  Reliquienschatzes 
für  einige  Zeit  geworden  ist.     Verhältnismäßig  wenige  Reste 
sind  nach  Bayern  gekommen  (nur  drei  Skelette  oder  Schädel 
nach  den  Listen  Victor  de   Bucks  in  München,   Freising  und 
Windberg).    Im  14.  Jahrhundert  hat  der  Reliquienvertrieb  von 
Köln  aus  einen  neuen  Aufschwang  genommen,  sehr  lebhaft  be- 
faßte sich  damit  während  des  17.  Jahrhunderts  die  Gesellschaft 
Jesu  und   fand   den   erfolgreichsten  Absatz   dafUr  in  Spanien. 
Auch  Osterreich  ist  nicht  ganz  zu  kurz  gekommen;  doch  scheinen 
hieher  nicht  so  sehr  vollständige  Skelette  als  Schädel  gelangt 
zu  sein:  zwei  capita  der  heil.  Balbana  und  Sabina  befanden 
sich  im  Zisterzienserstifte  Lilienfeld  in  Österreich  (AASS.  Okt. 
IX,  259  E.  266  B),  namentlich  erwähnt  wird  ein  caput  der  heil. 
Christina  zu  Wien^  wo  jedoch  einer  anderen  Nachricht  zufolge 
(a.  a.  O.  277  F)  acht  capita  aus  der  Gesellschaft  der  heil.  Ursula 
aufbewahrt  sind,   deren  Fest  am  21.  Mai  gefeiert  wurde.     Ja 
die  natio  Rhenana  der  Studenten  der  Wiener  Universität  hatte 
die  heil.  Ursula  zur  Patronin,  weshalb  am  21.  Oktober  jedes 
Jahres  ein  feierliches  Hochamt  in  der  Stephanskirche  zelebriert 
wurde,  an  dem  Rektor  und  Universität  teilnahmen.    Besonders 
reichlich   wurde    die   Stadt  Prag    bedacht,    gemäß    de   Bucks 
Notizen   meistens  später  im  14.  Jahrhundert  und   vornehmlich 
durch  die  Fürsorge  Kaiser  Karls  IV.:   da  scheint  es  sich  um 
ganze   Skelette  zu  handeln,    wenigstens  befand  sich   das  der 
heil.  Benigna   bei   den   Augustinereremiten   in  Prag    (a.  a.  O. 


Des  Gutolf  von  Heiligenkreuz  Translatio  8.  Delicianae.  27 

S.  260  A);  das  der  heil.  Berengaria,  einer  Tochter  eines  Königs 
von  Spanien  ans  dem  5.  Jahrhundert^  nebst  dem  der  heil.  Chri- 
sticola bei  den  Prager  Ängustinern  (a.  a.  O.  S.  260  E),  pracht- 
voll ausgestattet  war  das  corpus  s,  Sapientiae  in  einem  mit 
Gold  und  Silber  geschmückten  Sarge^  ein  Geschenk  eben  des 
genannten  Kaisers,  dem  auch  das  Skelett  der  heil.  Sophia  zu 
Prag  verdankt  wird  (a.  a.  O.  266  F).  Der  20.  Juni  (1410)  und 
der  31.  Dezember  scheinen  in  Prag  die  Festtage  für  diese 
Reliquien  gewesen  zu  sein  (a.  a.  O.  278  D.  282  A).  Nicht  immer 
ist  es  klar,  ob  die  Reliquien  aus  Schädeln  oder  kompletten 
Knochengerüsten  bestanden,  zu  Gutolfs  Zeit^  im  Jahre  1271, 
wurden  einmal  90  Totenköpfe  gleichzeitig  von  Köln  aus  nach 
einem  belgischen  Kloster  verschickt  (a.  a.  O.  S.  250  F).  Ex- 
peditionen dieser  Art  fanden  auch  zu  der  Zeit  statt,  wo  Gutolf 
seine  Translatio  abfaßte,  um  die  Jahre  1282  ff.  (a.  a.  O.  S.  247), 
noch  1287  nach  Belgien  (a.  a.  O.  250  B.).  Doch  finde  ich  nir- 
gends ausdrücklich  erwähnt,  daß  die  Prämonstratenser  zu 
Strahov  in  Prag  ein  größeres  Quantum  der  Kölner  Reliquien 
(nach  Gutolf  60  capita)  zugestellt  bekommen  hätten;  trotzdem 
kann  das  natürlich  sehr  wohl  geschehen  sein,  zumal,  wie  be- 
reits erwähnt,  gerade  die  Prämonstratenser  den  Kultus  der 
heil.  Ursula  und  ihrer  Scharen  sich  mit  besonderem  Eifer  an- 
gelegen sein  ließen.  In  den  umfassenden  Listen  der  literarisch 
erwähnten  Märtyrerinnen  sowie  der  Reliquien  begegnet  Deli- 
ciana  nicht;  aber  diese  Namen  sind  ja,  wie  Victor  de  Bück 
meint  (a.  a.  O.  S.  258  A),  als  bloße  Appellativa  aufzufassen, 
trotzdem  brauchten  sie  freilich  nicht  in  einer  allen  Gesetzen 
der  Namenbildung  widersprechenden  Weise  ersonnen  zu  sein. 
Delieiana  von  delicxae,  wie  aus  Gutolfs  Wortspiel  hervorgeht, 
ist  noch  ziemlich  harmlos  und  ungefähr  so  entstanden  wie  z.  B. 
Nohiliana  aus  nobilis  beim  seligen  Hermann  Joseph.  Immerhin 
besaß  der  Name  für  die  sonst  völlig  anonymen  Totenhäupter 
des  Kölner  Reliquienschatzes  einigen  Wert,  das  entnimmt  man 
daraus,  daß  in  dem  Vorrate  der  Strahover  Prämonstratenser 
nur  fönf  Stück  auf  diese  Weise  ausgezeichnet  waren,  weshalb 
denn^  wie  Gutolf  possierlich  berichtet,  die  Entfernung  eines 
dieser  Häupter  ungern  gesehen  wurde. 

Gutolf  wird    schwerlich   selbst  jemals   in  Prag   gewesen 
sein  und  die  Prämonstratenser  von  Strahov  aufgesucht  haben,  er 


28  II.  Abhandlttiig :  Redlich-SehOnbaeh. 

hätte  sonst,  seiner  Art  entsprechend,  die  Ersählung  mit  £inzeln- 
heiten  aas  lebendiger  Anschauung  ausgestattet.  Wunderlich 
bleibt,  daß  er  Strahov  ein  Kloster  nennt,  die  Prämonstratenser 
fratres  und  monachi^  denn  die  Mitglieder  des  Ordens  von  Pr^- 
monträ  waren  Kanoniker,  nicht  Mönche,  und  ihre  Häuser  hießen 
Stifte,  nicht  Klöster.  Dieser  Umstand  erschwert  auch  einiger- 
maßen die  Beantwortung  der  Frage,  ob  die  Mitteilungen  der 
Strahover  an  die  Wiener  Bürger,  die  sich  nach  der  Provenienz 
des  ihnen  geschenkten  Hauptes  der  heil.  Deliciana  erkundigten 
(vgl.  oben  S.  17)^  durch  Qutolf  unmittelbar  überliefert  werden, 
oder  ob  er  sie  aus  seiner  Lektüre  der  Ursulaliteratur  (er  sagt 
ja  einmal  legimuSj  oben  S.  16,  13)  geschöpft  und  nur  auf  die 
Autorität  von  Strahov  zurückgeführt  hat.  Beinahe  möchte  ich 
das  letztere  glauben. 

Die  Angaben,  welche  Gutolf  über  S.  Deliciana  vorbringt, 
stelle  ich  hier  zusammen  und  vergleiche  sie  mit  den  Nachrichten, 
die  sonst  über  die  Genossinnen  der  heil.  Ursula  bekannt 
sind.  Es  besitzen,  seinem  Berichte  zufolge  (oben  S.  16),  die 
Prämonstratenser  zu  Strahov  sechzig  Häupter  von  Märtyrerinnen 
aus  der  Schar  des  Gefolges  der  heil.  Ursula,  der  Tochter  eines 
Königs  der  Britten,  die  fast  durch  die  ganze  Welt  hin  das 
Martyrium  aufgesucht  hatte  und  mit  einer  Flotte  vieler  Schiffe 
bei  Köln  angekommen  war,  wo  sie  mit  den  Ihren  durch  den 
Hunnenkönig  Attila  den  Tod  erlitt.  Diese  Angaben  entsprechen 
der  Passion  Regnante  Domino,  welche  Attila  zwar  nicht  aus- 
drücklich nennt,  aber  deutlichst  bezeichnet.  Den  Namen  Attilas 
führen  die  Revelationen  der  heil.  Elisabeth  von  Schönau  an, 
Acta  Sanctorum  Oct.  IX,  171  A,  nicht  die  des  seligen  Hermann 
Joseph.  Weiters  erfährt  Gutolf  (oben  S.  17),  die  heil.  Deliciana 
sei  zu  Köln  unweit  der  Tür  einer  Witwe  begraben  gewesen 
und  habe  sich  dieser  durch  häufige  Gesichte  (crebris  revela- 
tionibus,  wie  Cordula  und  Verena  a.  a.  O.  162  DE.  164  ff.)  als 
eine  Gefkhrtin  der  heil.  Ursula  geoffenbart  (unam  ex  illo  notis- 
simo  sanctarum  virginum  collegio  se  esse  nuntiat,  vgl.  Cordula 
a.  a.  O.  162  D:  noveris,  inquit,  me  unam  ex  sacro  Coloniensium 
virginum  numero  fuisse)  und  sie  zur  Ausgrabung  ihrer  Gebeine 
(wie  Cordula  und  Verena  a.  a.  O.)  aufgefordert.  Demgemäß 
sei  unter  Führung  der  Witwe  durch  Klerus  und  Volk  ein  Leich- 
nam an   der  bezeichneten  Stelle  gehoben   und  in   das  benach- 


Des  Qntolf  7011  Heiligenkreus  Translatio  s.  Delicianae.  29 

harte  Kloster  feierlich  ühertragen  worden.  Ehenso  widerfährt 
es  Cordnla  in  der  Passio  Domino  regnante  und  Verena  sowie 
anderen  Märtyrern  in  den  Revelationen  der  heil.  Elisabeth  von 
Schönan.  Unter  dem  monasterium  non  longa  positum  ist  wohl 
das  Kanonissenstift  zu  St.  Ursnla  in  Köln  verstanden  (übrigens 
befanden  sich  dort  nach  S.  Elisabeth  loca  religiosa,  quae  erant 
in  circuitu  a.  a.  O.  164D),  wohin  die  heiligen  Leiber  gebracht 
wurden.  In  der  folgenden  Nacht  erscheint  die  heil.  Deliciana 
wiederum  und  teilt  mit  {blandis  vodbtu  ist  ein  hänfiger  Aus- 
dmck  bei  diesen  Gesichten),  sie  sei  nicht  die  aasgegrabene, 
das  sei  eine  andere  Märtyrerin ,  sie  selbst  sei  longe  illustrior. 
Das  ist  ein  bezeichnender  Zug  in  Gutolfs  Bericht,  der  allerdings 
sehr  leicht  ans  den  vorhandenen  Überlieferungen  mag  ent- 
wickelt sein,  denn  die  hier  betonte  geringe  Bescheidenheit  der 
Erscheinung  entspricht  der  dortigen,  auch  S.  Cordula  tritt  mit 
großem  Selbstbewußtsein  auf,  ebenso  S.  Verena  und  die  übrigen 
bei  Elisabeth  von  Schönau.  Daß  die  heil.  Deliciana  nun  ihren 
Namen  bekanntgibt,  das  begegnet  ebenso  in  den  erwähnten 
Berichten.  Eis  wird  nunmehr  die  richtige  Ausgrabung  vor- 
genommen, der  gefundene  titulus  beglaubigt  S.  Deliciana  wie 
S.Verena,  a.  a.  O.  164  C,  und  die  Waulsorter  Reliquien,  S.  243 flF.; 
dazu  dient  auch  der  goldene  King  mit  dem  grünen  Stein, 
ebenso  wie  nach  dem  Berichte  des  Theodorich  von  Deutz  aus 
dem  Jahre  1155  die  den  Skeletten  beigegebenen  Sachen^  Hand- 
schuh, Kamm  u.  dgl.,  a.  a.  O.  S.  243  f ,  vasa  et  clenodia  bei  den 
nach  Paris  geschickten  Reliquien,  a.  a.  O.  250D.  Die  folgenden 
Bemerkungen  Gutolfs  über  die  sacra  processio  bei  der  Hebung 
und  Ausstellung  der  Reliquien  variieren  nur  mit  ähnlichen  Worten, 
was  die  angeführten  Quellen  über  die  analogen  Vorgänge  dort 
mitteilen.  Zuletzt  berichtet  Gutolf  noch  über  die  wohlwollende 
Aufnahme,  welche  der  heil.  Deliciana  seitens  der  in  den  sämt- 
lichen Wiener  Kirchen  durch  Reliquien  bisher  vertretenen 
Heiligen  zuteil  wurde  (oben  S.  18):  sie  manifestierte  sich,  wie 
Augenzeugen  erhärten  können,  durch  verschiedene  farbige  Lich- 
ter, die  ob  den  Kirchen  am  Abend  der  feierlichen  Translatio 
zu  erblicken  waren.  Nun  sind  Lichterscheinungen  etwas  ganz 
bezeichnendes  für  die  Reliquien  der  heil.  Ursula  und  ihrer  Be- 
gleiterinnen. Sie  zeigen  sich  schon  in  der  Clematiusinschriffc: 
divinis  flammeis  vinonibua  frequenter  (idmonitus  a.  a.  O.  211  C 


30  IL  Abhanaiwif :  Redlieh-SchSnbfteh. 

and  folgen  der  gesamten  Entwicklang  des  Ursalakaltas,  Tgl. 
a.  a.  O.  164  D,  239  C,  249  BC.  Sogar  in  der  Wahl  einzelner 
Aosdriicke  stimmt  Ootolf  mit  der  Ursalatradition  überein^  so 
wenn  er  die  heil.  Deliciana  als  margarita  bezeichnet  (oben 
S.  18,  5)  oder  den  Rhein  corniger  nennt  (oben  S.  18,  25),  im 
Anschlaß  an  das  von  Vergil  gegebene  Beiwort  bicarnisy  das 
schon  der  alte  Sermo  von  St.  Ursala  gebraacht,  a.  a.  O.  155  C 
and  de  Backs  Anmerkang  daza. 

Am  Schiasse  der  Translatio  erzählt  Qatolf  noch  einige 
bescheidene  Wander,  die  von  dem  Haapte  der  heil.  Deliciana 
aasgegangen  sind.  Sie  scheinen  geringfügig,  wenn  man  sie 
mit  den  Mirakeln  vergleicht,  welche  im  Verlaafe  der  Über- 
licferang  von  St.  Ursala  and  ihren  Qefährtinnen  berichtet  wer- 
den,  berafen  sich  aber  aach  aaf  die  Mitteilangen  der  gewesenen 
Äbtissin  Margardis  and  erheben  Ansprach  aaf  historische  Wahr- 
heit, weshalb  sie  im  Zasammenhange  mit  den  übrigen  geschicht- 
lichen Daten  des  Werkleins  erwähnt  werden  müssen.     Ä,E.S. 

IT.  Der  Wert  der  Translatio  s.  Dclicianae 
fflr  die  Zeltgeschichte. 

Gatolf  von  Heiligenkreaz  hat  die  Dürftigkeit  der  Eande, 
die  ihm  über  seine  heilige  Deliciana  za  Gebote  stand,  nicht 
ohne  Geschick  za  amhüllen  and  zu  verdecken  verstanden  darch 
die  hübschen  Erzählangen  über  die  Geschicke  des  Zisterzienser- 
nonnenklosters za  St.  Nikolaas  in  Wien,  darch  manche  mit  dem 
Gegenstand  nnr  sehr  lose  zasammenhängende  Exkarse  and 
darch  die  lebhafte  Erzählang,  wie  das  Haapt  der  heil.  Deli- 
ciana nach  Wien  gelangte.  Die  friedlich -fromme  Geschichte 
der  Translatio  s.  Delicianae  spielte  nan  aber  in  hochbewegter 
Zeit,  der  Kampf  Ottokars  von  Böhmen  and  Radolfs  von  Habs- 
barg  bildet  ihren  historischen  Hintergrund,  die  Folgen  der  ge- 
waltigen Ereignisse  dringen  auch  in  den  stillen  Elosterkreis  and 
seine  Interessen  and  so  wirft  die  Schrift  Gatolfs  da  and  dort 
ein  anerwartetes  Streiflicht  aaf  Ereignisse  and  Personen  der 
großen  Welt  and  bietet  manches  neae,  willkommene  Detail. 

Gatolf  beginnt  sein  Werkchen  mit  einem,  wie  schon  oben 
(S.  24)  bemerkt,  aaffallend  langen  Exkars  über  die  Ungarn.  Die 
Ungarn   waren  in  Osterreich   ein  gefürchteter  and  wenig  ge- 


Des  Gatolf  von  Heiligenkreas  TransUtio  b.  Delicianae.  31 

liebter  Nachbar  and  Gatolf  hatte  pereönlich  als  Abt  von  Marien- 
berg  offenbar  schlechte  Erfahrangen  gemacht.  Er  benutzt  die 
Gelegenheit;  am  in  einem  historischen  Rückblick  sein  Herz  über 
die  Raabzüge  and  die  ewig  anrahige  Nachbarschaft  der  Ungarn 
za  erleichtern.^  Wohl  mit  Absicht  als  wirksamen  Gegensatz  daza 
läßt  Gatolf  daraaf  ein  warmes  Lob  der  Stadt  Wien  ertönen.^  Das 
Ungarnthema  aber  hatte  er  deshalb  gerade  hier  angeschlagen, 
weil  ein  angarischer  Streifzag  der  Anlaß  war,  daß  die  Nonnen 
▼on  St.  Nikolaas  aas  ihrem  vor  dem  Stabentor  gelegenen  Kloster 
entfliehen  maßten  and  sich  am  eine  Zaflachtsstätte  innerhalb 
der  Maaern  Wiens  bemühten  and  daß  so  die  Begründang  eines 
zweiten  Klosters  der  Zisterzienserinnen  in  der  Stadt  selber 
herbeigeführt  warde.' 

Die  Zeit  dieser  Oründang  wird  nanmehr  darch  Gatolfs 
Erzählang  genaa  bestimmt.    Der  Einfall  der  Ungarn  maß  jener 


'  Man  Tergleiehe  die  Schilderang  dieser  Ungameinfälle  in  der  Historia 
ann.  1264 — 1279,  SS.  9,  651,  welche  sehr  wahrscheinlich  ebenfalls  von 
Gatolf  geschrieben  ist,  s.  anten  S.  34. 

'  Es  erinnert  sehr  an  die  am  die  gleiche  Zeit  entstandenen  Verse  auf 
Wien,  Wiener  Briefsammlang  333,  vgl.  auch  R.  Müller  in  Gesch.  der  Stadt 
Wien  3,  629. 

*  Was  bisher  über  die  Zisterzienserinnen  in  Wien  bekannt  war,  hat  SchOn- 
bach  in  den  Sitzungsberichten,  150.  Bd.,  2.  Abb.,  S.  34,  kritisch  zusammen- 
gestellt. Unsere  Quelle  gibt  nun  flber  die  Entstehung  des  inneren  Klosters 
anzweideutigen  Aufschluß;  die  Angaben  der,  wie  SchOnbach  mit  Recht 
bemerkte,  unzuverlässigen  älteren  Literatur,  nach  welcher  das  innere 
Kloster  schon  1228  bestanden  habe,  sind  nun  endgültig  beseitigt.  Wohl 
aber  bestand  das  äußere  Kloster  schon  1230:  die  in  der  Kircbl.  Topo- 
graphie des  Erzh.  Österreich  18, 226  angeführte  Urkunde  Papst  Gre- 
gors IX.  existiert  und  befindet  sich  in  allerdings  sehr  beschädigtem 
Original  in  der  Urkundensammlung  des  Instituts  für  Osterr.  Geschichts- 
forschung in  Wien.  Sie  datiert  vom  7.  Mai  1230  und  ist  gegeben  der 
Äbtissin  und  den  Schwestern  des  monasterium  saucte  dei  genitricis  et 
▼irginis  Marie  de  Wienna,  Zisterzienserordens.  Somit  gehOrt  das  im 
ÜB.  y.  Heiligenkreuz,  Fontes  rer.  Austr.  II  16,401,  gedruckte  Privileg, 
das  in  ebenfalls  sehr  beschädigtem  Zustande  im  Heiligenkreuzer  Archive 
liegt,  in  der  Tat  Papst  Gregor  X.  (1272—1276)  an.  Seine  Verleihung 
wird  eben  mit  der  Beg^ründung  des  neuen  Klosters  in  der  Stadt  zu- 
sammenhängen, die  Nonnen  wünschten  eine  neuerliche  päpstliche  Schutz- 
und  Besitzbestätigung,  die  sich  auch  auf  das  neue  Haus  in  der  Stadt 
bezog,  welches  übrigens  ja  nicht  ein  besonderes  Kloster  bildete,  sondern 
der  gemeinsamen  Äbtissin  usw.  unterstand. 


32  n.  Abh«ndluiig:  Redlieb-SehOnbacb. 

vom  Spätherbst  1270  gewesen  sein,  der  dem  böhmiscb-ungari- 
sehen  Kriege  von  1271  voranging.^  Vor  den  furchtbaren  Horden, 
welche  das  ganze  Land  zwischen  Wien  und  Wiener-Neustadt 
verheerten,  flüchteten  also  die  Nonnen  aus  ihrem  gefährdeten 
Kloster  nach  Wien  oder  in  andere  feste  Orte  oder  auf  Schlösser 
ihrer  Angehörigen.  Sie  wandten  sich,  wie  wir  weiter  hören, 
dann  zweimal,  unterstützt  von  ihrem  Beichtvater  Gutolf,  an 
König  Ottokar  von  Böhmen,  daß  er  ihnen  einen  Zufluchtsort 
in  Wien  selber  verschaffe.  Allein  vergeblich.  Da  ward  ihnen 
ein  Helfer  in  der  Not  der  Wiener  Bürger  Paltram  vor  dem 
Stephansfriedhof. 

Damit  tritt  ein  bedeutsamer  Mann  auf  den  Plan.  Die 
Geschichte  kennt  ihn  als  den  Finanzmann  und  den  treuen,  un- 
beugsamen Anhänger  König  Ottokars,  der  eine  Verschwörung 
gegen  den  neuen  Herrn  König  Rudolf  anzettelte,  im  Frühjahr 
1278  flüchten  mußte  und  sich  in  das  Land  Herzog  Heinrichs 
von  Niederbayern  begab,  wo  er  ein  schlimmer  Feind  des  mit 
König  Rudolf  befreundeten  Erzbischofs  Friedrich  von  Salzburg 
wurde.'  Hier  in  unserer  Quelle  zeigt  er  sich  von  einer  ganz 
anderen  Seite.  Als  ein  Mann,  der  seinen  Reichtum  sehr  gerne 
auch  zu  frommen  Zwecken  verwendet,  als  der  wärmste  Gön- 
ner und  Förderer  von  Klöstern  und  Kirchen.  Den  Johan- 
nitern überließ  er  sein  von  ihm  selbst  mit  großen  Kosten  er- 
bautes Schloß  zu  Unteriaa  südlich  von  Wien,'  zum  Ausbau  des 
Zisterzienserinnenklosters  vor  dem  Stubentor  trug  er  wesentlich 

'  V^l.  Haber  Qeach.  Österreichs  1,  668. 

*  Über  Paltram  vor  dem  Friedhof  vgl.  Ublirz  in  Blättern  d.  Ver.  f.  Landes- 
kunde ▼.  NiederOsterreich  1896  S.  7  Anm.  8,  10  ff.,  632  ff.,  Redlich,  Rudolf 
T.  Habsburg  278  f.,  306  ff.,  367  f.  Wichtig  ist  die  Nachricht  der  Trans- 
latio  s.  Delicianae  oben  6.  13  über  Paltrams  Ritterwürde:  damals  in  den 
ersten  siebziger  Jahren  war  Paltram  noch  nicht  Ritter  (necdum  enim 
militaverat),  erst  später  (postea)  ist  er  durch  Hersog  Heinrich  von  Nieder- 
bajern  feierlich  zum  Ritter  geschlagen  worden.  Dies  geschah  also  wohl 
erst  nach  1278  und  hängt  sicherlich  mit  der  Verleihung  der  Burg  Karl- 
stein an  Paltram  zusammen,  der  sich  dann  Paltram  yon  Karlstein  nannte. 

'  Diese  Angabe  der  Translatio  stimmt  gut  Überein  mit  der  Urkunde 
K.  Rudolfs  vom  22.  Sept.  1277,  der  den  Vertrag  Paltrams  mit  dem 
Johannitermeister  Leopold  von  Mailberg  bestätigt,  wonach  Paltram  sein 
Haus  (das  ist  Schloß)  zu  Laa  den  Johannitern  unter  bestimmten  Be- 
dingungen abtritt.  Kirchl.  Topographie  v.  Österreich  I,  3,  239,  Regesta 
imperii  VI  n.  2620  (Nachträge). 


Des  Gutolf  yon  Heiligenkreus  Translatio  b.  Delicianae.  33 

bei/  erwies  den  Nonnen  auch  sonst  viele  Wohltaten  und  griff  nnn 
anch  jetzt  zu  ihren  Qnnsten  ein.  Paltram  kaufte  um  200  Mark 
ein  Haus,  das  unmittelbar  an  ein  dem  Stift  Heiligenkreuz  ge- 
hörendes Gebäude'  stieß  und  nun  zu  Kloster  und  Kirche  um- 
gebaut werden  sollte.  Am  5.  November  1272  nahmen  die 
Nonnen  dies  in  der  Singerstraße  gelegene  Haus  in  Besitz. 

War  so  Paltram  vor  dem  Friedhof  der  Begründer  des 
Klosters  in  der  Stadt,  so  wurde  weiterhin  auch  sein  Schwester- 
sohn Paltram,  genannt  Vatzo,'  ein  eifriger  Förderer.  Aus 
anderen  Quellen  wußten  wir  schon,  daß  er  1274  als  Prokurator 
der  Nonnen  von  St.  Nikolaus  erscheint  und  sein  Leben  lang  ein 
warmer  Gönner  des  Klosters  gewesen  ist.  Gutolf  schildert  uns 
nun,  wie  eifrig  Paltram  Vatzo  bei  dem  Bau  des  neuen  Klosters 
und  der  neuen  Kirche  tätig  war,  wie  er  nicht  rastete  und  ruhte, 
bis  das  Werk  vollendet  dastand.  Schon  am  10.  November  1275 
konnte  die  Kirche  vom  Bischof  Peter  von  Passau  geweiht  werden; 
neben  anderen  Heiligen  ward  sie  auch  zu  Ehren  der  Elftausend 
Jungfrauen  geweiht.^ 

Ein  eigenartiges  Spiel  des  Zufalles  verflicht  nun  die  fromme 
Fürsorge  der  beiden  Paltram  für  die  Nonnen  von  St.  Nikolaus 
mit  ihrer  Stellung  in  dem  eben  damals  schon  zum  offenen  Kriege 
drängenden  Konflikt  Ottokars  von  Böhmen  mit  König  Rudolf. 
Als  nämlich,  erzählt  Gutolf  (oben  S.  15),  Ottokar,  der  mächtige 
und  glorreiche  Herrscher,  vernommen  hatte,  daß  Graf  Rudolf 


^  Oben  S.  13,  Z.  28:  partem  non  paryjun  monasterii  ezteriom  pecunia 
BQA  ipse  erexit.  Diese  Stelle  zeigt,  daß,  wenn  das  äußere  Kloster  auch 
schon  1230  bestand,  doch  an  seinem  Ausbau  noch  viel  später  ge- 
arbeitet wurde. 

'  Die  Wendung  domui  noaire  contigna  (S.  14,  Z.  8)  muß  im  Hunde  Gutolft 
auf  Heiligenkreui  besogen  werden. 

'  Über  ihn  rgl.  Uhlira  a.  a.  O.  13  ff.  Durch  die  Angabc  der  Translatio  wird 
nun  das  Yerwandtschaftsverhältnis  der  beiden  Paltram  genau  bekannt. 

*  Die  Handschrift  der  Translatio  hat  das  Jahr  1274,  die  sogenannte  Gon- 
tinnatio  Vindobonensis  SS.  9,  706  das  Jahr  1275,  in  der  Tagesangabe 
stimmen  sie  überein.  Ich  glaube,  daß  hier  der  annalistisch  gleichzeitig 
geffthrten  Quelle  der  Vorzug  zu  geben  ist;  wenn  nicht  überhaupt  ein 
Fehler  der  Kopie  yorliegt,  kann  sich  Gutolf  in  der  Erinnerung  leicht 
um  ein  Jahr  geirrt  haben.  Während  die  Gont.  Vind.  eine  Reihe  der 
Heiligen  nennt,  denen  die  Kirche  geweiht  wurde,  hebt  Qutolf,  dem 
Zwecke  seiner  Schrift  entsprechend,  die  Elftausend  Jungfrauen  und  neben 
ihnen  nur  die  heil.  Katharina  henror. 
8itsuf»b«r.  4.  fklL-Uit.  Kl.  159.  Bd.  S.  Abb.  8 


34  II.  Abhandlang:  Redlich-SchOnbaeh. 

von  Habsburg  zum  deatschen  König  gewählt  und  gekrOnt  worden 
8eiy  da  verachtete  er  in  stolzem  Hochmut  diese  Wahl^  denn 
Rudolf  war  zwar  ein  tapferer  und  kriegserfahmer  Mann,  aber 
an  Vermögen  und  Macht  ebenso  arm^  wie  an  Tüchtigkeit  reich. 
Ottokar  begann  gegen  den  Habsburger  zu  arbeiteUi  soviel  er 
nur  vermochte,  und  so  berief  er  denn  auch  die  vornehmsten 
Bürger  Wiens  zu  sich  nach  Prag,  um  sich  mit  ihnen  zu  beraten. 
Sie  zogen  nach  Prag  mit  solchem  Gepränge,  als  wäre  jeder 
ein  Baron. 

Sehr  bezeichnend  ist  hier  die  Beurteilung  Rudolfs  von 
Habsburg.  Sie  war  in  Österreich  die  allgemeine  gewesen.  Hier 
der  gewaltige,  kraftvoll  regierende,  glänzende  König,  dort  ein 
einfacher  Graf,  dessen  Machtstellung  man  nicht  kannte  und  die 
allerdings,  trotzdem  sie  keine  geringe  war,  doch  weit  zurück- 
stand hinter  dem  Reiche  Ottokars.  Es  war  die  Auffassung, 
wie  sie  ganz  besonders  in  der  sogenannten  Historia  annorum 
1264—1279  (M.  G.  SS.  9,  649—654)  zum  Ausdruck  gelangt. 
Und  als  ich  nun  diese  Quelle  jetzt  wieder  durchlas,  da  stieg 
mir  bei  der  Lektüre  dieser  oft  schwungvollen,  bilder-  und  zitaten- 
reichen  Prosa,  die  sich  so  sehr  vom  Stile  der  Annalen  unter- 
scheidet, der  Gedanke  auf,  ist  denn  nicht  etwa  Gutolf  von 
Heiligenkreuz  der  Verfasser  der  Historia  annorum 
1264 — 79?  Daß  dieses  Stück  in  Heiligenkreuz  oder  von  einem 
Heiligenkreuzer  Mönche  geschrieben  ist,  wurde  ja  längst  schon 
als  sehr  wahrscheinlich  angenommen.^  Ich  teilte  nun  Schön- 
bach meine  Vermutung  mit  und  bat  um  sein  maßgebendes  Ur- 
teil. Schönbach  untersuchte  daraufhin  die  Historia  und  kam  zu 
dem  Ergebnis,  daß  in  der  Tat  sehr  vieles  für  die  Autorschaft 
Gntolfs  spreche.     Seine  Bemerkungen  hierüber  lauten: 

;Das  Bild  des  Stiles  von  Gutolf  und  das  dieses  Stückes 
weisen  in  der  Hauptsache  übereinstimmende  Züge  auf:  das 
Pompöse  und  doch  Zierliche,  die  Mischung  von  Bibelsprache  und 
Reminiszenzen  aus  den  antiken  Autoren,  die  Bilder  und  Ver- 
gleiche, die  reichlichen  poetischen  Zitate  und  vornehmlich  der 
Kursus.  Wie  bei  Gutolf  herrscht  auch  hier  ein  sehr  ausgebildeter 
Kursus^  der  sich  nicht  bloß  auf  die  Satzschlüsse  erstreckt  (der 


*  Von  mir  in  den  Mitteilungen  des  InstitnU  3,  617.     Uhlin,  a.  a.  O.  19  f. 
Btimmte  dem  bei. 


Des  Gatolf  ron  Heiligenkrens  TraoBlatio  8.  Delicianae.  35 

Text  ist  darnach  ein  paarmal  zu  berichtigen);  sondern  auch  die 
Kola  im  Innern  der  wohlanfgebaaten  Perioden  befaßt.  ¥jr  kommen 
alle  Schlußformeln  vor  (wie  bei  Gutolf),  mit  entschiedenem  Über- 
gewicht des  Kursus  velox.  Ebenso  wie  Gutolf  bildet  der  Ver- 
fasser des  Stückes  eigene  Wörter  für  die  Kursusklauseln  oder 
wählt  schwere  mehrsilbige  seltene  Zusammensetzungen.  Vgl. 
649^  41  preponpisans]  651,  13  protelata]  651,  32  patrisaare. 
Bemerkenswert  ist,  daß  sogar  die  Bibelzitate  des  Kursus  wegen 
umgestaltet  werden  (wie  Gutolf  tut);  so  653^  50 f.  der  Schluß; 
654y  6  des  Kursus  wegen  sind  die  Wörter  aus  den  zwei  Versen 
Psalm.  135,  17  und  18  zusammengefügt;  654,  9  ist  aus  Job  \2, 
18  f.  geändert;  654,  19  aus  Eccles.  10,  16;  654,  20  frei  nach 
Job  30,  31 ;  654,  25  ist  aus  Job  7, 12  und  einer  häufigen  Psalmen- 
phrase im  Kursus  gestaltet/ 

,Ich  lasse  jetzt  noch  Bemerkungen  zu  einzelnen  Stellen 
folgen,  welche  die  Sprachmischung  und  andere  Eigentümlich- 
keiten Gutolfs  bezeugen.  649,  21  stellam  ignibtis  crinitam  vgl. 
Suetons  Cäsar  88  u.  ö.,  auch  bei  Cicero;  zona  so  bei  Ovid  und 
Vergil  verwendet.  649,  24  Honorius  wird  auch  von  Gutolf 
zitiert  (meine  Abhandlung  S.  33).  649,  27  Hexameter  wie 
diese  bildete  Gutolf  selbst;  es  wird  überhaupt  ein  Teil  der  in 
diesem  Stücke  angeführten  Verse  als  Selbstzitate  wie  bei  Gutolf 
anzusehen  sein.  649,  30.  35  solche  Hinweise  auf  die  Erfahrung 
und  auf  späteres  Begegnen  öfter  bei  Gutolf  (auch  in  der  Transl. 
Delicianae).  650, 20  aanies  und  aanguU  sind  so  in  einem  Ennius- 
zitat  bei  Cicero  verbunden.  651,  3  luminaria  ein  Lieblings- 
ausdruck Gutolfs.  651,  10  vgl.  649,  30  f,  651,  23  ßmbriam 
tätigere  Matth.  9,  20  etc.  651,  26  timeat—est  Psalm.  32,  8.  651, 
30  f.  Reime  und  Wortspiele  entsprechen  dem  Stil  Gutolfs.    651, 

28  vgl.  Vergil  Aen.  6,  295 ;  die  Verwendung  von  olla  ist  biblisch. 
651,  42  manua  arida  ist  biblisch,  patula  Vergil.  651,  44  vgl. 
Tob.  12,  8.  651,  46  vgl.  Seneca  Thyest.  215.  651,  51  1.  per- 
transimt  wie  652,  38.  652,  12  kommen  andere  Bibelstellen  in 
Betracht:  Jerem.  1,  14.  4,  6  etc.    652,  27  Daniel  2,  31  ff.    652, 

29  Maritur — indoctus  Ekscles.  2,  16.  653,  31  Quid  plura?  auch 
bei  Gutolf.  652,  51  der  Vergleich  ist  biblisch,  Isai.  5,  24.  652, 
53  gut — cognoscit  Psalm.  137,  6.  653,  7  ein  bekanntes  öster- 
reichisches Sprichwort.  653,  12  selbst  der  Zahlenschluß  steht 
im  Kursus.     654,  4  gebildet  wie  vanitatum  vanitcu,* 

3» 


36  II.  Abhandlan^:  Redlieh-SchOnbach. 

Die  Hisioria  ist  zwischen  September  1278  and  Mitte  1279 
geschrieben,  es  lenchtet  aus  ihr  der  lehrhaft  moralisierende,  er- 
bauliche Zweck  hervor,  der  den  Verfasser  wohl  in  erster  Linie 
zu  seinem  Werke  antrieb,  um  in  den  jüngsten  großen  Ereignissen 
die  Hand  Gottes  aufzuzeigen;  die  König  Ottokar  sehr  anhäng- 
liche Gesinnung,  welche  aber  auch  seinem  Gegner  gerecht  wird 
und  schon  bereit  ist,  den  von  Gott  mit  dem  Sieg  Gekrönten 
zu  begrüßen,  wie  dies  dann  in  der  Translatio  s.  Delicianae 
geschieht,  dies  und  dazu  ganz  besonders  die  Stilgleichheit  — 
alles  legt  die  Annahme  sehr  nahe,  daß  Gutolf  von  Heiligen- 
kreuz auch  die  Historia  verfaßt  habe.  Wenige  Jahre  später 
schrieb  er  dann  die  Translatio  s.  Delicianae. 

Wir  würden  so  für  ein  wertvolles  Geschichtswerk  dieser 
Zeit  nicht  bloß  einen  Namen,  sondern  auch  eine  faßbare  und 
nicht  gewöhnliche  Persönlichkeit  als  Autor  gewonnen  haben. 
Die  vielseitige  Tätigkeit  dieses  Mannes,  der  ja  auch  mit  einer 
anderen  Quelle  dieser  Zeit,  der  Vita  Wilbirgis,  in  eigenartiger 
Beziehung  steht,  würde  durch  die  Translatio  s.  Delicianae,  die 
ihm  sicher,  und  die  Historia,  die  ihm  sehr  wahrscheinlich  an- 
gehört, noch  reicher  erscheinen.^  — 

Die  Berufung  der  angesehensten  Wiener  Bürger  nach  Prag 
ist  natürlich  vor  dem  Kriege  von  1276  erfolgt,  und  zwar  wohl 
sicherlich  in  den  ersten  Monaten  des  Jahres  1276.  Denn  die 
Translation  des  Hauptes  der  heil.  Deliciana,  die  sich  ja  an  diesen 
Prager  Besuch  der  Wiener  Bürger  anknüpft,  muß  nach  der 
Weihe  der  Kirche  des  inneren  Klosters  am  10.  November  127ö 
erfolgt  sein,  da  die  kostbare  Reliquie  von  Gutolf  selber  ,super 
altare   monasterii   interioris^   niedergelegt  wurde    (oben  S.  18, 


^  Während  des  Druckes  dieser  Abhandlang  teilte  mir  der  Herr  Stift»- 
archivar  Ton  Heiligenkreuz,  Dr.  Florian  Watzl,  der  sich  schon  längere 
Zeit  mit  der  Historiographie  seines  Stiftes  beschäftigt  und  eine  Arbeit 
darüber  zum  Drucke  vorbereitet,  mit,  daß  er  schon  früher  ganz  selb- 
ständig zur  gleichen  Ansicht  bezüglich  der  Historia  gelangt  sei.  Eine 
sehr  erfreuliche  Übereinstimmung  unabhängig  von  einander  gewonnener 
Ergebnisse!  Mit  der  sogenannten  Continuatio  Vindobonensis  aber,  die 
vielleicht  doch  auch  in  Heiligenkreuz  und  nicht  in  Klostemeuburg  ent- 
standen  i8t,  hat  Gutolf  nichts  zu  tun  gehabt  (schon  weil  dieses  Stück 
nicht  im  Kursus  abgefaßt  ist).  Dies  ist  auch  SchOnbachs  Ansicht.  Die 
Cont.  Vind.  ist  eine  nüchterne,  annalistische  Aufiieichnung,  auch  sachlich 
in  der  Darstellung  gleicher  Ereignisse  verschieden. 


Des  Gutolf  von  Haili^nkreui  Translatio  b.  Delicianae.  37 

Z.  18);  Ottokar  aber  weilte  in  dieser  Zeit  vom  November  1275 
bis  in  den  April  1276  größtenteils  in  Prag.^  Von  dieser  Be* 
rufang  haben  wir  bisher  nichts  gewußt.  Sie  zeigt,  wie  sehr 
Ottokar  auf  die  Treue  gerade  Wiens  gerechnet  hat,  welche  Be- 
deutung er  der  Haltung  der  führenden  Wiener  Bürger  bei- 
maß, zu  denen  Paltram  vor  dem  Friedhof  und  Paltram  Vatzo 
gehörten. 

Die  beiden  Männer  besuchen  in  Prag  auch  das  Kloster 
Strahov,  sie  gedenken  angesichts  der  zahlreichen  Reliquien  der 
Elftausend  Jungfrauen  der  neuen  Kirche  der  Zisterziensernonnen 
in  ihrer  Vaterstadt  und  da  kommt  es  zur  Erwerbung  und  dann 
zur  Übertragung  des  Hauptes  der  heil.  Deliciana  nach  Wien, 
welche  Gutolf  so  lebendig  und  anziehend  erzählt  (S.  16  ff.).  Die 
Translatio  muß  nach  dem  vorhin  Gesagten  auch  in  den  ersten 
Monaten  des  Jahres  1276  stattgefunden  haben. 

Kurz  darauf  entbrennt  im  Sommer  1276  der  Krieg,  es 
folgt  die  Belagerung  Wiens  durch  König  Rudolf  vom  18.  Oktober 
bis  zum  Friedensschluß  vom  21.  November.  Wir  erfahren  durch 
unsere  Quelle  (S.  15,  Z.  8),  daß  Rudolfs  Heer  sich  haupt- 
sächlich vor  der  StLdseite  der  Stadt  lagerte  und  daß  das  Nonnen- 
kloster vor  dem  Stubentor  durch  die  Kriegsleute  hart  mitge- 
nommen wurde.  Es  war  jedenfalls  von  den  Nonnen  gänzlich 
verlassen  worden,  Kloster  und  Kirche  dienten  nun  wohl  als  be- 
quemer Stützpunkt  f\\r  die  Zwecke  der  Belagerung,  die  leeren 
Bäume  wurden  vom  Kriegsvolk  angefüllt,  die  Gebäude  wurden 
innen  und  außen  stark  beschädigt  und  halb  zerstört. 

Aber  als  die  unruhvollen  Kriegsjahre  vorüber  waren,  wollten 
die  Nonnen  von  St.  Nikolaus  doch  auch  ihre  alte  Heimstätte 
wieder  aufsuchen.  Am  Lauren tiustage,  dem  10.  August  1280, 
bezogen  sie  wieder  das  Kloster  vor  dem  Stubentor  (oben  S.  15).' 
An  König  Rudolf  und  seiner  Gemahlin  Königin  Anna  hatten 
sie  neue,  eifrige  Gönner  gefunden.  Der  König,  dessen  Heer 
das  äußere  Ehester  so  sehr  geschädigt  hatte,  sorgte  jetzt  dafür, 
daß  die  profanierten  Stätten  wieder  geweiht  wurden,  die  Mauern 
wieder  erstanden,  daß  das  Dormitorium  mit  einem  Ziegeldache 
versehen   und  die  andern   Gebäude  wiederhergestellt   und   in 

*  Vgl.  die  Urkunden  bei  Emier  Reg.  Bohemiae  2,  416ff. 
'  Post  annos  tres  et  dimidium  nach  der  YerwAstung  durch  die  Belagerang 
Wiens,  somit  kommt  man  zum  Jahre  1280. 


38  II.  Abh.:  Redlieh-SehOnbacb,  Dm  Qntolf  yon  Heiligenkreaz  etc. 

ordentlichen  Stand  gesetzt  wurden.  Königin  Anna  aber  erfahr 
zum  Lohne  für  ihre  fromme  Fürsorge  auch  die  kräftige  Hilfe 
der  heil.  Deliciana,  denn  die  Königin,  die  volle  drei  Jahre  hin* 
durch  von  Schmerzen  auf  der  rechten  Seite  gequält  worden 
war,  rief  die  heiL  Deliciana  an  und  wurde  von  ihrem  Leiden 
befreit  (S.  19  f.). 

Wir  sehen,  welch  mannigfaltige  Einzelzüge  eine  solche 
scheinbar  abseits  liegende  QueUe  uns  bieten,  welch  unerwartete 
Anregungen  sie  geben  kann.  Wie  schade,  daß  jene  Zeit  so 
wenig  dieser  Art  uns  hinterlassen  hat.  0.  B, 


Xnssafia.  A.:  Zur  Kritik  und  Interpretation  romanischer  Texte. 

Fünfter  Beitrag.  8^.  1901.  70  h  —  70  Pf. 

Sechster  Beitrag.  8«.  1902.         1  K  50  h  —  1  M.  50  Pf. 

—  Per  la  bibliografia  dei  Cancioneros  spagnuoli.  4**.  1900. 

1  K  60  h  —  1  M.  60  Pf 
Schipper,  J.:   Die  Geschichte  und  der  gegenwärtige  Stand  der 

Forschung  über   König   Alfreds  Uebersetzung  von   Bedas 
Kirchengeschichte.  8^  1898.  50  h  — 50  Pf. 

—  The  Poems  of  Walter  Kennedy,  edited  with  introductions, 
various  readings,  and  notes.  4®.  1901.  5  K  50  h  —  5  M.  50  Pf. 

Schönbach,  Anton  E.:  Studien  zur  Geschichte  der  altdeutschen 

Predigt.  Erstes  Stück:  Ueber  Kelle's  ,Speculum  ecclesiae^ 

8».  1896.  2  K  20  h  —  2  M.  20  Pf. 
Zweites  Stück:    Zeugnisse   Berthol ds   von  Regensburg 

zur  Volkskunde.  8«.  1900.  3  K  40  h  —  3  M.  40  Pf. 
Drittes  Stück:  Das  Wirken  Bertholds  von  Regensburg 

gegen  die  Ketzer.  8^  1904.  3  K  30  h  —  3  M.  30  Pf. 
Viertes  Stück :   Die  Überlieferung  der  Werke  Bertholds 

von  Regensburg.  I.  8^  1905.  4  K  70  h  —  4  M.  70  Pf. 
Fünftes  Stück :   Die  Überlieferung  der  Werke  Bertholds 

von  Regensburg.  11.  8».  1906.  2  K  65  h  —  2  M.  65  Pf. 
Sechstes  Stück :  Die  Überlieferung  der  Werke  Bertholds 

von  Regensburg.  III.  8».  1906.       3  K  80  h  —  3  M.  80  Pf. 

—  Mittheilungen    aus    altdeutschen    Handschriften.    Siebentes 
StUck:    Die   Legende  vom  Engel  und    Waldbruder.    8'. 

1901.  1  K  40  h  —  1  M.  40  Pf. 

—  —  Achtes  Stück:  Seitenstettner  Bruchstücke  des  jüngeren 
Titurel.  8«.  1904.  50  h  —  50  Pf. 

—  Studien  zur  Erzählungsliteratur   des  Mittelalters.   I.  Theil: 
Die  Reuner  Relationen.  8».  1898.  3  K  20  h  —  3  M.  20  Pf. 

II.  Theil:   Die  Vorauer  NoveUe.   8».    1899. 

2  K  10  h  —  2  M.  10  Pf. 
in.  Theil:    Die    Legende    vom    Erzbischof  Udo    von 

Magdeburg.  8»,  1901.  2  K  —  2  M. 

—  —  IV.  Theil:    Ueber   Caesarius    von   Heisterbach.   I.    8*. 

1902.  2  K  20  h  —  2  M.  20  Pf. 

—  —  V.  Theil:  Die  Geschichte  des  Rudolf  von  SchlUsselberg. 
8«   1902.  1  K  90  h  —  1  M  90  Pf. 

—  Beiträge   zur   Erklärung   altdeutscher    Dichtwerke.    Erstes 
Stück:  Die  älteren  Minnesänger.  8".  1899. 

3  K  30  h  —  3  M.  30  Pf. 


Schönbach,    Anton    E.:   Beiträge    zur   Erklärung    altdeutscher 

Dichtwerke.   Zweites  Stück:  Walther  von  der  Vogelweide. 

8«  1902.  2  K  10  h  —  2  M.  10  Pf. 
Drittes  Stttck:  Die  Sprüche  des  Bruder  Wernher  I.  8«. 

1904.  2  K  —  2  M. 
Viertes  Stück:   Die  Sprüche  des  Bruder  Wernher.  11. 

8«.  1905.  2  K  40  h  —  2  M.  40  Pf. 

—  lieber  einige  Evangelienkommentare   des  Mittelalters.   8®. 

1903.  3  K  80  h  —  3  M.  80  Pf. 

—  Über  Gatolf  toq  Heiligenkreuz.  Uotersuchungen  und  Texte. 
8».  1905.  2  K  70  h  —  2  M.  70  Pf. 

—  Über  Hermann  von  Renn.  8®.  1905. 

1  K  20  h  —  1  M.  20  Pf 
Sohroeder,   Leopold  v. :   Germanische   Eiben  und   Götter  beim 
Esthenvolke.  8«.  1906.  2  K  20  h  —  2  M.  20  Pf. 

Schuchardt,  Hugo:  Romanische  Etymologieen.  I.  8®.  1898. 

1  K  80  h  —  1  M.  80  Pf. 

n.  8^  1899.  3  K  10  h  —  3  M.  10  Pf. 

Seemüller,   Josef:   Zur   Kritik    der   Königsfelder  Chronik.    8^. 

1904.  90  h  —  90  Pf. 
Stalzer^  J. :   Die   Reichenauer   Glossen   der   Handschrift  Karls- 
ruhe 1 15.  8^  1906.  4  K  —  4  M. 

Wilhelm,  Dr.  Gustav:  Briefe  des  Dichters  Johann  Baptist  von 
Alxinger.  8«.  1898.  2  K  40  h  —  2  M.  40  Pf. 


Zu  den  beigefügten  Preisen  durch  Alfred  Holder,  k.  u.  k.  Hof- 
und  üniversitflts- Buchhändler,  Buchhändler  der  kais.  Akademie  der 
Wissenschaften  (Wien,  I.,  Roten turmstraße  13),  zu  beziehen. 


Druck  von  Adolf  Holzbaasen, 
k.  und  k.  Hof<  nnd  Umv«nitftU-Buclidnicker  in  WI«n. 


*  .> 


S  i  t  z  u  n^  9elxio  v^S^eh  t  e 

Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien 

Philosophisch-Historische  Klasse. 
159.  Band,    S.  Abhandlung. 


Beiträge 


zur 


lateinischen   Metrik 


Von 

Julius  Gornu. 


I.  Accentus  anima  versus. 

II.  ÄnnAque  und  ärmeutaque  im  Hexameter. 

III.  Zu  dem  vierzehnsilbigen  Hexameter  der 
sechszeiligen  Rätsel. 


Vorgel«ft  in  der  Sitsung  am  6.  November  1907. 


Wien,  1908. 

In   Kommission    bei    Alfred    Holder 

k.  n.  k.  Bof-  und  üniTersitits-Buchhändler, 
Bndibiiidler  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften. 


A.   PeriodiBohe  Publikationen. 

Schriften  der  Balkanoommisiion.    Antiquarische  Abtheilang: 
L  Band.    Die  Lika  in  römischer  Zeit  von  Karl  Patsch. 
4^  1901.  6  K  =  5  M. 

—  II.  Band.  Römische  Villa  bei  Pola  von  Hans  Schwalb. 
4»   1902.  18  K  ==  15  M. 

—  m.  Band.  Das  Sandschak  Berat  in  Albanien  von  Karl 
Patsch.  4^  1904.  18  K  =  15  M. 

—  IV.  Band.  Antike  Denkmäler  in  Bulgarien,  unter  Mit- 
wirkung von  E.  Bormann,  V.  Dobrusk;^,  H.  Egger,  H.  Hartl, 
V.  Hoffilier,  J.  Öhler,  K.  Skorpil,  A.  Stein,  J.  Zingerle 
bearbeitet  von  Ernst  Kaiinka.  Mit  einer  Karte  und 
162  Abbildungen.  4«.  1906.  24  K  =  20  M. 

Der  römische  Limes  in  Oesterreich. 

Heft     I.  8^  1900.  9  K  =  8  M. 

~  Heft    IL  8^  1901.  16  K  =  14  M. 

—  Heft  m.  8^  1902.  10  K  =  9  M. 

—  Heft  IV.  80.  1903.  9  K  =  8  M. 

—  Heft    V.  80.  1904.  10  K  =  9  M. 

—  Heft  VI.  80.  1905.  12  K  =  10  M.  60  Pf. 

—  Heft  VII.  80.  1906.  12  K  =  10  M.  60  Pf. 

B.  Selbständige  Werke. 

Bauer,  Adolf,  und  Strzygowski,  Josef:  Eine  alexandrinischö 
Weltchronik,  Text  und  Miniaturen  eines  griechischen 
Papyrus  der  Sammlung  W.  Golenifiöev.  (Mit  8  Doppel- 
tafeln und  36  Abbildungen  im  Texte.)  4o.  1906. 

20  K  —  20  M. 

Beer,  Rudolf:  Die  Handschriften  des  Klosters  Santa  Maria  de 
Ripoll.  I.  (Mit  1  Kärtchen  im  Texte  und  6  Schrifttafeln.) 
80.  1907.  4  K  70  h  —  4  M.  70  Pf. 

Blume,  Clemens:  Wolstan  von  Winchester  und  Vital  von  Saint- 
Evroult,  Dichter  der  drei  Lobgesänge  auf  die  Heiligen  Athel- 
wold,  Birin  und  Swithun.  8o.  1903.  60  h  —  60  Pf. 

Bratke,  Eduard:  Epilegomena  zur  Wiener  Ausgabe  der  Alter- 
catio  legis  inter  Simonem  Judaeum  et  Theophilum  Christia- 
num.  (Mit  1  Tafel.)  8o.  1904.  4  K  50  h  —  4  M.  50  Pf . 

Engelbrecht,  August:  Die  Consolatio  philosophiae  des  Boethius. 
Beobachtungen  über  den  Stil  des  Autors  und  die  Ueber- 
lieferung  seines  Werkes.  8\  1901.   1  K  40  h  —  1  M  40  Pf. 

—  Studien  über  den  Lukaskommentar  des  Ambrosius.  Mit 
einem  Anhang  über  eine  bisher  verschollene  Handschrift 
des  Philastrius.  S«.  1903.  1  K  —  1  M. 


III.  Abb.:  Cor  na.  Beiträge  xar  lateinischen  Metrik. 


Beiträge  zur  lateinischen  Metrik. 


Von 

Julius  Ck>ma. 


(Vorgelegt  in  der  Sitenng  am  6.  KoT«inl>«r  1907.) 


I. 

Accentns  anlma  yersiis. 

Le  Ters  hörolqae  des  Qrecs  fot  pliö  auz  exi- 
gences  de  la  laogne  Utine,  et  legnt  döfinitivement 
une  forme  plos  sArtoe  qai,  scdYant  mon  opinion, 
satisfiut  &  la  fois  aoz  lois  de  la  qnantitö  et  4 
Celles  de  l'acosDt. 

L.  Qoicherat,  Traitö  de  veiuficatton  latine. 
Troisidme  ödition,  8. 889. 

(Jb  dem  Akzente  irgendeine  Bedeutung  und  welche  im 
quantitierenden  Versbau  zakomme^  hat  bisher  niemand  in  er- 
schöpfender Weise  dargelegt.  Wohl  gibt  es  Anläufe  dazu.  Mit 
der  Quantität  hat  man  sich  dagegen  um  so  eingehender  be- 
schäftigt^ und  es  wird  kaum  eine  die  Quantität  betreffende 
Frage  geben^  welche  nicht  irgendwo  und  irgendwie  zur  Erör- 
terung gekommen  wäre.  Diese  Einseitigkeit  war  dem  vollen 
Verständnis  der  lateinischen  Metrik  nicht  förderlich.  In  diesem 
Aufsatze  versuche  ich  so  deutlich  wie  möglich  zu  zeigen^  wie 
sowohl  der  Quantität  als  auch  dem  Akzente  nach  zwei  kurzen 
Silben  eine  lange  Silbe  entsprechen  kann.  Absichtlich  gehe  ich 
den  AusdrtLcken  auflösen  und  Auflösung  aus  dem  Wege,  weil 
daraus  leicht  über  die  Sache,  um  die  es  sich  handelt,  falsche 
Begriffe  entstehen.  Zu  dieser  Darlegung  entnehme  ich  die 
Beispiele  einer  vor  etlichen  Jahren  über  den  Versbau  des  Ju- 
▼encus  geführten  Untersuchung.  Sie  war  mein  erster  Versuch 
auf  einem  Gebiete,  wo  reichliches  Unkraut  mit  vollen  Händen 
gesät  worden  ist.  Hiemit  meine  ich  die  Annahme,  welche  allzu 
schroff  dem  gesunden  Menschenverstand  widerspricht,  daß  der 

SitnmgBber.  d.  pbil.-but.  Kl.  159.  Bd.  S.  Abh.  1 


2  ni.  Abhaodlang:  Cornn. 

Akzent  für  den  lateinischen  Versban  Yon  gar  keiner  Bedeutung 
gewesen  sei.^    Altere  bedeutendere  Dichter  würden  mir  ebenso 


'  Lucian  MfiUer  wurde  bekanntlich  niemals  mfide,  seine  Ansieht  über  die 
Bedeutungslosigkeit  des  Akxentes  für  den  lateinischen  Versbau  vonu- 
tragen  und  ihr  Geltung  eu  Terschaffen.  Wer  sie  teilte,  wurde  tou  ihm 
in  den  Himmel  erhoben.  Wie  wenn  die  Grammatik  und  die  Gram- 
matiker eine  eigene  Betonung  hätten,  spricht  er  fortwährend  rom  ae- 
eenkiu  fframmatieut  und  Yoni  grammatischen  Aksent.  Von  seinem 
aecefUu9  grammatieut  unterscheidet  sich  —  wenn  mau  im  festen  Besitse 
eines  Kohlerglaubens  ist  —  der  accentu»  poeUeu»  oder  der  poetische  Ictus, 
der  Senkungen  in  Hebungen  Terwandelt  Seine  Äußerungen  fiber  beide 
findet  man  in  den  folgenden  Schriften  niedergelegt: 

De  re  metrica  poetarum  latinorum.  Lipsiae  a.  MDCCCLXI.  — 
Editio  altera.  Petropoli  et  Lipsiae  a.  MDCCCLXXXXIV;  namentlich  im 
dritten  Buche; 

Friedrich  Ritschi,  Eine  wissenschaftliche  Biographie.  Berlin  1877. 
S.  32—36; 

Qnintus  Ennius,  Eine  Einleitung  in  das  Studium  der  rOmischen 
Poesie.     St  Petersburg  1884.  S.  4  und  S.  220—222; 

Der  satumische  Vers  und  seine  Denkm&ler.   Leipzig  1885,  passim. 

Daß  der  Aksent  fQr  den  lateinischen  Versbau  bedeutungslos  sei, 
nahm  auch  an: 

W.  Corssen,  Ober  Aussprache,  Vokalismus  und  Betonung  der 
lateinischen  Sprache.  II.  Band.  Zweite  Auflage.  Leipaig  1870.  Im  Ab- 
schnitte IV  Wortbetonung  und  Versbau,  S.  948—1000. 

Dasselbe  taten  Wilhelm  Christ,  Metrik  der  Griechen  und  Römer. 
Zweite  Auflage.  Leipzig  1879,  und  Wilhelm  Meyer  aus  Speyer  in  seiner 
Schrift:  Ober  die  Beobachtung  des  Wortaccentes  in  der  altlateinischen 
Poesie.  Aus  den  Abhandlungen  der  königl.  bayrischen  Akademie  der 
Wissenschaften,  L  Klasse,  XVH.  Band,  L  Abt.  Mttnchen  1884. 

Derselben  Ansicht  huldigen  die  Fransosen  Louis  Havet  und 
F.  Piessis,  der  erste  im  Conrs  öldmenlaire  de  mötrique  grecqne  et  latine 
rMigö  par  Louis  Duvau.  Troisiöme  Mition.  Paris  1893,  der  zweite  im 
Trait^  de  mötrique  grecque  et  latine.  Paris  1889.  Noch  viele  andere 
konnte  ich  erwähnen. 

Ob  Richard  Klotz,  der  Verfasser  der  Grundzüge  altrOmischer 
Metrik  (Leipzig  1890),  die  dem  Andenken  Friedrich  Ritschis  gewidmet 
sind,  die  Ansicht  des  großen  Meisters  bezüglich  des  Einflusses  der  Wort- 
betonung auf  den  Versbau  teilt,  läßt  sich  aus  seinen  Worten  S.  16  nicht 
erkennen.  Daß  er  an  den  Versictns  glaubt,  geht  aus  der  folgenden 
Äußerung  S.  266  hervor:  ,Eine  LAngung  kurzer  Schlußsilben  unter 
der  Wirkung  des  Versictns  ist  in  griechischer  wie  römischer  Literatur 
nur  der  epischen  Poesie  eigen.'  Bentley,  Gottfried  Hermann,  Ritschi, 
L.  Qaicherat,  P.  Langen,  welche  der  gegenteiligen  Ansicht  waren,  ohne 
sie  allseitig  zu  begründen,  sind  rari  nantea  in  gurgiU  wuto. 


BeitrXge  anr  lateiniflclien  Metrik.  3 

gute  Beispiele  an  die  Hand  gegeben  haben.  Da  aber  bei  Ja- 
yencuB  gewisse  Eigentümlichkeiten  besonders  oft  anzutreffen 
sind,  Eigentümlichkeiten,  welche  mich  dazu  führten,  meinen 
Untersuchungen  eine  breitere  Unterlage  zu  geben,  kehre  ich 
gerne  und  dankbar  zu  ihm  zurück. 

Liest  man  aufmerksam  eine  größere  Anzahl  von  Hexa- 
metern, Senaren  oder  anderen  Zeilen,  so  bemerkt  man,  daß 
gewisse  Zeilenformen  viel  häufiger  als  andere  vorkommen.  Man 
kann  den  Bau  dieser  häufigeren  Zeilen  den  gewöhnlichen 
nennen,  um  die  Zeilenformen  sicher  zu  erkennen,  ist  die 
Kenntnis  der  Sprechpausen  unerläßlich.  Einige  von  diesen 
führen  den  Namen  Cäsuren.  Es  sind  aber  oft  noch  andere 
Sprechpausen  vorhanden,  die  bei  einer  genauen  Analyse  der 
Zeilen  nicht  übersehen  werden  dürfen.^  Sehen  wir  einstweilen 
von  den  Cäsuren  ab,  von  denen  zwei  später  zur  Sprache 
kommen  werden. 

Wir  wissen,  daß  eine  Länge  zwei  Moren  gilt  und  daß 
daher  an  ihrer  Stelle  zwei  Kürzen  stehen  können.  Ob  postura 
oder  poBitwra  zum  Beispiel  im  Hexameter  an  irgendeiner 
Stelle  steht,  ist  gleichgültig.  Die  Anzahl  der  Silben  ist  ver- 
schieden, der  Zeitwert  derselbe.  Da  nun  der  Hexameter  aus 
sechs  Füßen  besteht  —  daher  der  Name  — y  die  der  Quantität 
nach  gleichwertig  sind  (4  Moren),  zählt  er  24  Moren.  Diese 
Füße  sind  entweder  Daktylen  oder  Spondeen.  Besteht  die 
Zeile  aus  lauter  Spondeen,  hat  sie  12  Silben,  besteht  sie  aus 
5  Daktylen  und  einem  Spondeus,  hat  sie  17  Silben.  Es 
schwankt  somit  die  Anzahl  der  Silben  zwischen  12  und  17,  oder 
im  gewöhnlichen  Versbau  zwischen  13  und  17;  denn  die  zwölf- 
silbigen  Hexameter  sind  ganz  seltene  Ausnahmen,  die  meistens  nur 
der  Merkwürdigkeit  halber  angeführt  werden.  In  der  Regel  hat 

An  den  Behauptungen  von  Lucian  Müller  und  W.  CorBsen,  den 
Vertretern  des  IctoB,  d.  b.  eines  leichtfertig  erdichteten  Aksentes,  hat 
Friedrich  Scholl  im  zweiten  und  dritten  Kapitel  seiner  gediegenen 
Schrift  De  accentn  linguae  latinae  (Acta  Societatis  philologae  Lipsiensis, 
Bd.  lY,  8.  14—32)  eine  nach  jeder  Richtung  wohl  begründete  Kritik 
geübt.  Auf  diese  Schrift  yerweise  ich  den  Leser.  Sie  blieb  nahezu 
wirkungslos,  wie  die  Haltung  von  Wilhelm  Christ,  Wilhelm  Meyer, 
Louis  Havet,  F.  Plessis  und  anderen  mehr  beweist. 
^  Einiges  hieraber  enthält  des  Verfassers  Aufsatz:  Zur  Distinctio  der  romi- 
schen Dichter,  Prager  deutsche  Studien,  achtes  Heft,  S.  39 — 49. 

1» 


4  in.  Abhandlung:  Cornu. 

der  sechste  Fuß  den  Wert  L  . .  Für  diesen  Spondens  kann  anch 
ein  Trochaeus  stehen.  Ob  die  Zeile  katalektisch  ist  oder  nicht^ 
geht  ans  hier  nichts  weiter  an,  trägt  auch  zur  besseren  Dentang 
in  keiner  Weise  bei.  Anstatt  des  Spondens  mit  der  Betonung 
L  -  findet  man  im  sechsten  Fuße  auch  ausnahmsweise  den 
Spondeus  mit  der  Betonung  _  I.  Da  derartige  Schlüsse  im 
ganzen  selten  auftreten^  lassen  wir  sie  unerOrtert.  Sie  sollen 
jedoch  den  Gegenstand  einer  späteren  Untersuchung  bilden^ 
die  zeigen  wird,  unter  welchen  Bedingungen  sie  zugelassen 
werden.  Der  fünfte  Fuß  ist  in  der  Regel  ein  Daktylus  L^l^.^ 

Je  nach  der  Stelle,  die  der  Spondeus  im  Hexameter  ein- 
nimmt, kann  er  drei  Betonungen  haben  1  _,  _  ^,  _  1,  d.  h. 
es  kann  entweder  der  erste  oder  der  zweite  Halbfuß  den 
Akzent  oder  die  Hebung  tragen.  Stehen  statt  der  ersten  be- 
tonten Länge  zwei  Kürzen,  so  erhalten  wir  einen  Anapäst 
^K^l,  der  im  Hexameter  als  Fuß  nicht  zugelassen  wird.  Ist 
der  andere  Teil  des  Spondeus  betont,  so  entspricht  ihm>  wenn 
er  den  Akut  oder  den  Zirkumflex  trägt,  ein  Fuß,  der  durch 
die  Betonung  vom  echten  Daktylus  sich  unterscheidet:  .w^* 
Verschieden  von  diesem  Spondeus  an  Stärke  ist  der  Spondeus 
mit  der  Betonung  _  1;  diesem  Fuße  entspricht  der  Fuß  _w^^. 
Unter  bestimmten  Voraussetzungen  kann  auch  ein  so  betonter 
Fuß  (_^>^)  als  fünfter  Fuß  verwendet  werden. 

Wie  ich  gleich  am  Anfange  sagte,  ist  die  Aufgabe,  welche 
ich  mir  zunächst  gestellt  habe,  zu  zeigen,  in  welcher  Art  und 
Weise  zwei  Kürzen  einer  Länge  entsprechen.  Zu  diesem  Be- 
hufe  wählen  wir  die  zur  Untersuchung  geeignetesten  Füße, 
nämlich  den  vierten  und  den  dritten.  Selbstverständlich  aber 
gelten  die  gewonnenen  Ergebnisse  auch  fUr  die  anderen  Füße. 

^  Ich  bin  genötigt,  hier  manches  Toraoflsunehmen ,  was  die  Untenuchong 
später  aosdrücklioh  erOrtern  soU  oder  sonstwie  klarstellen  wird.  So  setao 
ich  den  Daktjlns  anf  Grund  sprachgeschichtlicher  and  anderer  Erwä- 
gungen als  1  w  ^  mit  Nebenakzent  an ;  siehe  den  Anfiiata  Ober  armdque 
und  ärmentdque  unter  18—23,  8.  61—66,  und  Vgl.  auch  Sommer,  Hand- 
buch der  lat.  Laut-  und  Formenlehre  p.  102  Uminä,  Ebenso  gebrauche 
ich  gleich  im  folgenden  den  Terminus  Anapäst  von  meinem  aksentuirenden 
Standpunkte  aus  mit  der  Umwertung,  daß  der  auf  der  letzten  Silbe 
liegende,  bisher  meist  als  alleiniger  Yersakzent  geltende  Ton  für  mich 
zum  Nebenakzent  wird,  welcher  yon  dem  Hauptakzent  auf  der  ersten 
Silbe  überragt  wird. 


Beiträge  zur  lateinischen  Metrik.  5 

Daraus  wird  klar  hervorgehen^  daß  Quantität  und  Akzent  un- 
zertrennlich sind. 

Beim  gewöhnlichen  Bau,  den  wir  im  Folgenden  allein 
berücksichtigen^  enden  die  Hexameter,  welche  die  Hephthemi- 
meres  (14  +  10)  haben,  folgendermaßen: 

II    1    \  L^l\  L^ 

d.  h.  der  Halbfuß,  welcher  dem  Daktylus  vorausgeht,  hat  den 
Gravis,^  der  an  und  für  sich  ein  schwächerer  Akzent  ist  als 


'  Aach  wegen  der  Verwendnog  des  Gravis,  den  ich  nicht  nur  denjenigen 
Wertem,  die  nach  den  Angaben  der  lat.  Grammatiker  diesen  Aksent 
hatten,  sondern  auch  allen  im  vierten  FoBe  stehenden  pyrrh ichischen 
Wörtern  gegeben  habe,  bin  ich  genötigt,  einige  erörternde  Worte  vor- 
ansznschicken.  Zuerst  sei  an  die  Lehren  der  lat.  Grammatiker  erinnert, 
die  zwar  nnyollständig  sind,  jedoch  genügen,  am  dieses  mein  Verfahren 
sa  rechtfertigen.  Den  Gravis  hat  nach  ihrer  Anffassang  a)  jedes  ein- 
silbige Wort,  welches  weder  den  Akat  noch  den  Zirknmflex  hat;  b)  in 
den  zweisilbigen  Wörtern  die  Silbe,  die  den  Akzent  nicht  trSgt  (die 
Silbe,  die  nach  moderner  Anffassang  and  Ansdracksweise  anbetont  ist), 
and  in  den  mehrsilbigen  Wörtern  alle  Silben  mit  Ansnahme  deijenigen, 
welche  den  Akzent  (Akat  oder  Ztrkamflex)  trägt.  Somit  hat  jede  Silbe 
einen  Akzent  and  kerne  ist  ohne  Akzent.  Kach  der  Anffassang  der  lat. 
Grammatiker  ist  also  keine  Silbe  anbetont.  Vgl.  hiertlber  Frid.  Schoell, 
De  accentn  lingnae  latinae,  S.  85—86.  Jedoch  darf  man  nicht  annehmen, 
daß  alle  kurzen  Silben,  die  den  Gravis  hatten,  von  gleicher  Stärke  ge- 
wesen seien,  wozu  folgende  Äußerung  des  Grammatikers  Pompeius  (bei 
Schoell  S.  85  XXVI»  =  Keil,  Gramm,  lat  V,  S.  126, 18^28)  leicht  ver- 
fahren konnte:  maUsamu  :  »a  circumflexum  habet,  ma  le  nu»  istae  tres 
sjUabae  g^avem  habent  accentum.  nam  ideo  dictus  est  gravis  hac  ra- 
tione,  quod  minus  sonet  quam  sonat  ille  legitimus  .  . .  ideo  dictae  sunt 
illae  (syllabae)  habere  gravem  accentum,  quod  et  pigrum  et  minus  sonent. 
Aus  dem  Schweigen  des  Pompeius  und  auch  der  übrigen  Grammatiker 
ist  nicht  etwa  der  Schluß  zu  ziehen,  daß  in  maleHums  sowie  auch  in 
beneaanu»  und  in  ähnlichen  Zusammensetzungen,  von  denen  die  aller- 
wenigsten durch  die  Schrift  und  den  Druck  ersichtlich  gemacht  werden, 
die  beiden  Silben  der  Adverbien  bene  und  male,  die  den  Gravis  hatten, 
ganz  gleich  betont  waren.  Wie  die  romanischen  Sprachen  überein- 
stimmend beweisen,  waren  die  anlautenden  Silben  be  und  ma  betonter 
als  ne  und  ie.  Weiter  sei  bemerkt,  daß  gewisse  syntaktische  Fügungen 
den  Akzent  der  Adjektive,  Substantive  und  ZeitwOrter  zum  Gravis  her- 
abdrücken;  denn  man  wird  kaum  annehmen,  daß  die  Adjektive  in  bona 
Unea  reeU,  cava  goxa,  nova  fimera,  pia  peetara,  vaga  semina,  und  die 
Substantive  freta  coneita  verUüf  pater  ttniciM,  pavor  omnis,  aoror  anxia 


III.  Abhandlnng:  Cornu. 


der  Akut  oder  der  Zirkumflex ,   oder  einen   durch  den   nach- 
folgenden Akut  oder  Zirkumflex  geschwächten  Akzent. 

Hat  der  Hexameter   die  Penthemimeres   (10+14),    so 
sind  beim   gewöhnlichen  Bau  zwei  Möglichkeiten    vorhanden: 


oder 

II    I    I  -.   1    I  L^l  I  1^ 

II       _        l^w^l—  v>^l.v^ 

II   '       I         ^     I    '       M   ' 


entweder 

II  1  11  _  ii^:,ii« 

II      1       I    1^1    I    Lsut    I    I« 

*^^\ L^t\ L^t\  L^ 

Dieser  letzte  Typus  ist  der  beliebtere.  Die  Dichter  scheuen 
selbst  die  ungewöhnlichsten  Wortstellungen  nicht ,  um  ihn  zu 
erhalten.  Gebildet  wird  daher  die  schwache  Hebung  des  vierten 
oder  dritten  Fußes  sehr  oft  durch  einsilbige  Wörter,  die  den 
Gravis  haben,  oder  durch  solche  Wörter,  die  zwar  den  Gravis 
nicht  haben,  aber  in  Folge  ihrer  Stellung  einen  für  den  Vers- 
bau dem  Gravis  gleichwertigen  Akzent  erhalten,  den  ich  daher 
mit  dem  Gravis  bezeichnet  habe. 

Dieser  Akzent  gibt  eine  schwache  Hebung  oder  Neben- 
hebung; denn  in  jeder  Versart  gibt  es  ELaupt-  und  Neben- 
hebungen. Diese  letzteren  können  Senkungen  vertreten,  wenn 
sie  unmittelbar  auf  eine  Haupthebung  folgen,  vgl.  p.  23 — 25.  Der 
Hexameter  hat  in  der  Regel  fünf  starke  Hebungen  und  eine 
schwache;  er  kann  auch  vier  starke  Hebungen  und  zwei 
schwache  haben.  Hexameter  gibt  es  auch  mit  nur  drei  starken 
Hebungen,  zum  Beispiel: 

Impröbitäte  pari  g^nitörem  despiciätis   U  647, 
Luxuriosörum  c6nvivia  concMebr&bat  IV  193, 

und  auch  solche  mit  lauter  starken  Hebungen.  Derartige  Zeilen 
sind  seltene  Ausnahmen.  Träger  der  Hebungen  sind  die  be- 
tonten Silben.  Die  einsilbigen  und  zweisilbigen  Wörter,  welche 
die  Nebenhebungen  des  Hexameters  tragen,  tragen  auch  die 
des  jambischen  Trimeters  und  der  andern  Versarten.    Andere 


sich  der  Betonung  nach  yon  hene  und  male  in  nuUesantu  und  benefonut 
merklich  unterschieden  hätten.  Über  die  Betonung  ron  maileHmug  siehe 
noch  Schoell  1.  1.  S.  123,  127,  128  und  Corssen,  Über  Aussprache,  Voka- 
lismus  und  Betonung  der  lateinischen  Sprache  II',  8.  886. 


Beitrüge  zur  lateinischen  Metrik.  7 

Hebungen  als  in  der  nicht  gemessenen  Rede  gibt  es 
in  der  Dichtung  nicht  und  hat  es  nie  gegeben.  Sämt- 
liche in  der  nicht  gemessenen  Rede  üblichen  Haupt- 
nnd  Nebenhebungen,  aber  auch  nur  diese,  kommen  im 
Verse  vor. 

1. 

Untersuchen  wir  die  folgenden  Verse: 

Immortale  nihil  mundi  c&mpage  tenetur. 
Nuntius  haec  contra  celeri  särmone  profatur. 
Ad  templum  laetis  puerum  p&rducere  festis 
Omnibus  annorum  yicibns  dh  more  solebant. 
Subsident  coUes,  vallis  c6mplebitur  omnis. 
Non  ego  nunc  priscas  leges  dissolvere  veni. 
Poscenti  dabitur,  qnaerens  inventa  tenebit, 
Pulsantique  aditus  foribus  pkndetur  apertis. 
Pervulgata  diu  legis  prkecepta  tenetis. 
Et  mensas  vertens  aeris  pröfundit  acervos. 
Incipient  rutilam  terris  infandere  lucem. 
Plangentis  populi  fremitus  clkngorque  tubarum. 
Namque  puella  jacet  placido  d&mersa  sopore. 
Excutite  egressi  domibus  vfestigia  vestra. 
Discipulo  satis  est  vires  kequare  magistri. 
Sed  jam  si  jubeas,  messem  pürgabimus  omnem. 
Jejunam  nolim  tantam  dimittere  plebem. 
Sed  quid  proficient  saecli  mörtalia  lucra, 
Si  damnum  subeant  lucis  vitaeque  perennis? 
Tum  pergunt  stultae,  liquidum  m^rcentur  olivum. 

saecli  immütabilis  ordo. 
Et  nivis  ad  speciem  lucent  vfelamina  vestis. 
Fratribus  en  nostris  propere  mkndata  referte. 

Talia  tractanti  t&rpescunt  membra  sopore. 
Offer  grata  deo  trknquillo  pectore  dona. 
Vos  potius  digne  ckelestia  quaerite  regna. 
Tunc  minimam  alterius  cürabis  demere  aristam. 
Fructibus  e  propriis  nöscuntur  talia  monstra. 
lUum  discipuli  pariter  nkutaeque  paventes 
Evigilare  rogant  p&ntique  pericula  monstrant. 


8  ÜI.  Abhandlang:  Cornu. 

Fortia  qain  etiam  riimpebat  vincula  ferri. 

Erigite  ergo  oculoS;  klbentes  cemite  campos. 

Ttmc  ad  discipolos  d&promit  talia  dicta. 

Pergite  nunc  nt  oves  dbrorum  praeda  laporam. 

Non  mihi  captator  törrenae  gloria  landis. 

IlliuB  ad  specimen  dkmnabitar  effera  plebes. 

Ulis  pro  merito  clkuduntur  lamina  mentis. 

Optima  qui  farris  cömmendat  semina  glebis,  |  Filius  est 

hominis. 
Sed  si  qnis  yestmm  vtetigia  nostra  sequatnr. 
Proxima  tarn  Solymis  cönscendit  colmina  montis. 
At  rex  ingressns  cönvivia  laeta  revisit. 
Livor  erit  terris,  irroribas  omnia  plena. 
Dam  pergunt  laetae,  trknscarrant  omnia  pompae. 

so  sehen  wir,  daß  die  Wortfaßhebungen  des  vierten  und  dritten 
Fußes  durch  die  anlautenden  Silben  folgender  Wörter: 

a)  äequarSy  älhenteSy  eäelestiaf  cläuduntury  cürahis,  däm- 
nabitur^  dürorum,  irroribus,  fästigia,  mändataf  nihrcentur^  mbr- 
talia,  nbscuntur,  pändetur,  pürgabimus,  rümpebat^  sermane, 
Ürrenae,  tbrpescunt,  tränquillOy  tiklaminaj  v^tigia. 

b)  cbmmendaty  cbmpage,  cbmplebitur,  cönscendit,  cbfivima, 
dimersa,  dipromit,  dümittere,  dissolvere,  Infundere,  \nventa, 
perducere,  präecepta,  prbfundit,  tränscurrunt  gebildet  werden. 
Solche  Hebungen  sind  Nebenhebungen.  Sie  beruhen  auf  den 
Nebenakzenten,  welche  die  Wurzelsilben  und  die  Präfixe  der 
genannten  Wörter  tragen.* 

Den  nachgewiesenen  Nebenhebungen  oder  Nebenakzenten 
im  Anlaut  der  eben  angeführten  Wörter  entsprechen  genau  die 
Nebenakzente  oder  Nebenhebungen  im  Anlaute  der  folgenden 
Wörter:  dbminantur,  dübitare,  jäculabere,  Uvitate,  mlseratiOf 
pinetralia,  quätiuntur,  rldierunt,  ridivivam,  süperessef  vhiera- 
bite,  vineranda,  vhnerandis,  ävidiqv£,  dbminumquef  bculisqtiej 
pbpulusque,  püerumque.     Nicht   abweichend   sind  insinuando^ 

^  Vgl.  Fr.  Stolz,  Historische  Grammatik  der  lateinischen  Sprache,  Leipzig 
1894.  S.  99,  §  89  und  W.  Corssen,  Aussprache,  Vokalismus  und  Betonung 
der  lateinischen  Sprache',  Leipzig  1870,  S.  824—829,  dessen  Nachweis 
Stolz  vollständig  annimmt.  Aber  es  muß  bemerkt  werden,  daß  nicht  alle 
Aufstellungen  Corssens  eine  strenge  Prüfung  aushalten.  Siehe  auch 
W.  M.  Lindsay,  Die  lateinische  Sprache,  Leipzig  1897,  S.  182  u.  ff. 


Beiträge  cur  Uteinisehen  Metrik.  9 

invigüare^  inviolabile^  die  den  Nebenakzent  auf  der  zweiten 
Silbe  tragen.  Diese  Wörter  sind  also  nicht  nur  der  Quantität 
nach,  sondern  auch  dem  Akzente  nach  den  vorhergehenden 
vollkommen  gleichwertig.  Man  braucht  nur  ihre  Verwendung 
in  den  nachstehenden  Zeilen  zu  beachten: 

Ad  patriam  laeti  repedant  püerumque  reportant. 

Gratiaque  in  vultu  et  verbis  vfeneranda  micabat. 

Aera  per  vacuum  saltu  jkculabere  corpus. 

Vanum  est  defossis  terra  invigilare  talentis  (12  +  12). 

Illic  aerugo  et  tineae  döminantur  edaces. 

Inde  Philippus  ait:  Cernes,  diibitare  quiesce. 

Sublimis  capiat  donum  inviolabile  vitae. 

Hae  mihi  sunt  epulae^  pectus  sktiabitur  istud. 

Quattuor  hinc  menses  laetae  ad  primordia  messis 

Frugiferae  aetatis  certe  süperesse  putatis. 

Auribus  adsistunt  clausis  öculisque  gravatis. 

His  saxosus  ager  simili  l&vitate  virescit. 

Virtutes  patrias  simul  insinuando  docebat. 

Discipuli  ponunt  epulas  pöpulusque  repletur. 

Commovit  dominum  famuli  mlseratio  flentis. 

nie  sed  inspiciens  saevi  p^netralia  cordis. 

Tum  genibus  nixi  regem  döminumque  salutant. 

Exortum  terris  vtoerabile  numen  adorant. 
Conplebant  ripas  kvidique  lavacra  petebant. 
Denique  linquentem  celsi  fastigia  montis 
Stipabat  gaudens  pöpulorum  turba  sequentum. 
Confestim  sanae  r^dierunt  munera  linguae. 
Ergo  age  tu  juvenis,  r^divivam  tendito  dextram. 
Me  placidus  semper  v^nerandis  auribus  audis. 
MilitibuB  primis  quktiuntur  corda  pavore. 

Nach  dem  frUher  Gesagten  ist  es  fast  überflüssig  zu 
zeigen ;  daß  die  in  den  angeführten  Zeilen  vorkommenden 
Wortftlße,  nämlich: 

der  molossus  die  Betonung    1 J.  _ 


der  palimbacchiuB 
der  paeon  tertius 


X      / 

n  »  ^  ^  —  ^ 


der  ionicus  a  minori      „  „  1^1  ^ 


der  ionicus  a  maiori 


—  ^9 


10  m.  Abhattdlaiig:  Cornu. 

haben,  Fälle,  zu  denen  noch  die  f&nfsilbigen  ^  ^  ^  ^  ^ ,  .  ^ 
_  1  i.  w  w  und  der  sechssilbige  «  i  ^y  1  ^  w  hinzukommen. 

2. 

Wenn  einsilbige  Wörter  eng  mit  den  folgenden  Wörtern 
verbunden  sind,  wie  es  bei  den  Partikeln  der  Fall  ist,  so  ent- 
stehen WortftLße,  die  sich  von  den  eben  besprochenen  durch 
nichts  unterscheiden.  Man  begreift  daher,  daß  die  Ausrufungs- 
wörter o,  heu8,  heu,  pro  und  die  Konjunktionen  et,  atque,  ac, 
nee,  autf  vel,  aeu,  sed,  at,  nam,  n,  tin,  nt,  quum  oder  cum, 
dumy  quam,  ut  in  seinen  mannigfachen  Verwendungen,  aber 
nicht  in  jeder,  ceu,  qtiod,  ne,  neu,  quin,  cur,  quid  =  cur,  num, 
81  =  num,  wovon  ein  guter  Teil  den  Gravis  hatte,  die  schwache 
Hebung  dieser  Fttße  bilden.  Selbstverständlich  muß  atque  vor 
vokalisch  anlautenden,  et,  vel,  sed,  at,  ut,  quod,  nam,  cum,  dum, 
quam  vor  konsonantisch  anlautenden  Wörtern  stehen. 

Felix  6  femina  salve. 

Sed  vetat  increpitans  vates  ^t  talia  fatur. 
Tum  petit  umbrosos  montes  ht  lustra  ferarum. 

terras  ktque  aequora  _  ^, 

Ast  alius  merces  potius  ko  lucra  revisit. 

Nam  neque  de  tribulis  ficus  n&c  sentibus  uvas 
Provenisse  umquam  iuris  per  terga  notastis. 
Tale  malum  nön  saecla  prius,  n^c  postera  norunt. 

genuit  n^c  femina  quemquam. 
Major  Johannis  nostri  qui  viribus  esset. 

legis  nh  littera  saltem 
Aut  apicis  parvi  gracilis  distinctio  deerit. 
kut  mutua  si  quis  |  Orabit,  tribue. 

Aerias  spectemus  aves,  nüm  vomere  presse 
Terga  soli  subigant,  jaciunt  kut  semina  farris, 
Aut  segetum  culmos  incurva  falce  recidunt? 

Unius  aut  odiis  cedet  vM  cedet  amori. 

sfed  veris  discite  dictis  I  754;  vgl  shi  veris  verbis  III  665 

am  Anfang  des  Verses, 
veris  sfed  discite  dictis  IV  89. 


Beiträge  zur  lateinischen  Metrik.  11 

s^d  Yobis  Signa  dabuntur. 
veniet  s&d  fortior  alter. 

nkm  yeris  credite  dictis. 

nkm  pars  dabitabat  eoram. 

pleno  nkm  tempore  messis. 

Vobis  näm  venerat  ante  |  Justns  Johannes. 

Haitis  nkm  saepe  vocatis,  |  Pancomm  felix  hominnm  selec- 

posset  si  tangere  vestem. 

caperent  sl  pectora  vestra. 

Veniet  forsan  si  nobilis  alter. 

Ejus  enim  scriptis  vester  si  crederet  error,  |  Crederet  et 

nobis. 
Caecnm  forte  dacem  caecns  si  nactus  oberret; 
Decidet  in  foveam  pariter  demersns  nterqne. 
Tom  servator  ait:  domini  si  mnnera  nosses 

Ta  potins  peteres,  irivam  tibi  traderet  nndam. 

cordis  si  panditis  aares. 

fidei  si  robar  habetis. 

Quae  manet  aeternae  similis,  dum  saecla  volabnnt. 

comitnm  dum  pectora  complet. 

Jamqae  dies  aderit,  cum  sponsns  tnrbine  saecli  |  E  medio 

comitum  rapietur. 
Veniet  mundo  cum  terminns  omni, 
tabniis  cum  scribere  temptat. 

Nonne  animam  pinris  facimas  qnkm  corporis  escas? 
Sed  tna  jam  veniat  potios  qnkm  nostra  volontas. 
Scindebatque  graves  üt  lanea  fila  catenas. 

Illias  et  facies  splendet  c6a  folguris  ignis. 
Et  jacnere  simnl  c6u  fnsa  cadavera  leto. 
qu6d  pectora  dora  videret. 
At  Petmm  molier  tristem  quöd  viderat  intus. 
Erroris  labem  puris  quöd  solveret  undis. 
Dicitis  aversi,  navi  quöd  tollere  panes  |  Non  fuerit  vobis 

vacuum. 

Mitia  sed  populis  veniant  üt  munera  vitae. 

Haereat  injustae  n^  vobis  portio  vitae. 


12  IIL  Abbandiang:  Cornu. 

En  popali  mentes  velantur  ad  omnia  crassis 

Obicibas,  sensu  n^  tangant  mimera  vitae. 

Poscite  jam  precibas,  tristi  n^  frigore  bramae  |  Adveniat 

fuga  Testra  tarnen. 
Spectemos  pariter,  caelo  n^  forte  remis  sos,  |  Hellas  veniat. 
lUe  autem:  Quid  me  tantum,  quid  quaeritis?  inquit. 
Tum  Petrus  quaerit  quot  fratri  errata  remittat; 
Vel  Septem  lapsus  hominum  si  ferre  lioeret. 
Tum  quaerit  Christus^  calicem  si  sumere  possent. 

Denselben  Wert  haben  die  Füße;  die  aus  den  Konjunk- 
tionen et,  vel,  sed,  at,  ut,  quod  und  Wörtern  wie  amica,  ami- 
CU8,  imagine,  imaginis  bestehen,  obgleich  in  diesem  Falle  der 
Hebung  zwei  Akzente ,  beide  graves  accentue  von  gleicher 
Stärke,  zukommen: 

Non  ego  palpantum  yerbis  ht  hönore  movebor    I  701. 

cuncti  s^d  kdire  recusant 
Regales  thalamos,  regalis  pocula  mensae   III  741. 

Den  durch  die  näher  bezeichneten  Längen  gebildeten 
Nebenhebungen  entsprechen  die,  welche  durch  neqiie,  quoque, 
n%8%,  modo,  tarnen,  uhi  ,dX&^,  quasi,  velut,  quia  gebildet  werden: 

Jurandique  memor  juris  tkmen  imperat  aegre. 
.  wvy  _  Signis  nisi  suadeat  omnia  virtus,  |  Non  erit  ulla  fides. 
Nee   primus  quisquam,  nisi  cunctis   serviat,  unus  |  Esse 

potest. 

Ipse  sed  egrediens,  übi  tertia  venerat  hora,  |  Invenit  ecce 

alios. 
Haec  adolescentis  veniunt  übi  dicta  per  aures. 

Arripit  hos  pronosque  trahit  y&lut  impetus  amnis. 

Suboles  quia  degener  erat. 

Nam  vobis  callis  clausus  quia  rure  negatur. 

3. 

Daß  die  Präposition  mit  dem  dazugehörigen  Substantivum 
gleichsam  ein  Wort  bildet,  weiß  man  allgemein;  daß  sie  bei 
gewöhnlicher  Stellung  den  Gravis  hatte,  weiß  man  auch.  Als 
Nebenhebungen  finden  wir  daher  ad,  ant(e),  per,  oh,  post,  trans, 


Beitrüge  zur  UteiniBehen  Metrik.  13 

a,  cum,  de^  ex,  e,  prae,  pro,  in,  fub]  ad,  per,  ob,  in,  aub, 
cum  wie  kanm  zu  bemerken  nötig  ist,  nur  vor  konsonantisch 
anlautenden  Wörtern. 

At  vero  e  speculis  miracula  tanta  paventes 
Diffugiunt  arbisque  raunt  kd  tecta   subulci. 

Sed  migrat  ab  atra 
Morte  procul  lucisque  yigens  kd  iimina  tendit. 

Illum  per  vicos  urbis  p&rque  abdita  tecta 

Perque  iteris  stratas  p^r  notos  perque  propinquos 

Qnaerebat  genetrix. 

Praeteriensque  yidet  ponti  p^r  litora  fratres. 

Si  te  forte  aliqais  passus  pör  mille  jubebit  |  Ire  viam. 

Quam  laetae  segetes  ruris  p6r  terga  patescunt! 

terrae  p6r  terga  cubare. 

messis  pfer  cuita  gravatae. 

summi  p6r  regna  tonantis. 

Tunc   conventicula  ipsorum  p6st  talia   dicta  |  Ingreditur. 

leti  pöst  funera  _  ^. 

Magnus   erit  magnique  feret  trkns  sidera  nomen 

crudeli  vulnere  fixum 
Obtruncant,  jaciuntque  foras  trkns  saepta  cadaver. 

Ecce  sed  exorta  major  cum  luce  tumultns. 

-  w  w  -.  sumuntque  simul  c&m  sordibus  escas. 

yerbis  cum  fraude  malignis. 

nullo  cum  crimine  _  ^. 

moUi  cum  veste  tenentur. 

tali  cum  murmure  fatur. 

blanda  cum  voce  salutat. 

Talibus  auditis  scindit  d^  pectore  vestem. 
E^estas  nuper  puris  d^  fontibus  undas. 
Sentiet  horribilem  nostra  Ah  sede  repulsam. 
prisco  Ak  sanguine  vatum. 
caeci  Ah  carceris  umbris, 
nostro  Ah  semine  .  ^. 
nati  Ah  corpore  _  ^. 
caeH  Ah  lege  ^  ^  i^. 
nostra  Ah  sorte  voluntas. 


14  ni.  Abhandlung:  Cornu. 

solvat  ligni  dh  robore  corpas. 
prisca  d^  lege  jabebat. 

TüDC  illic  mansit  trinos  hx  ordine  menses. 

Spiritus  in  vobis  pro  nobis  digna  loqnetnr. 
Yo8  odia  urgebunt  semper  pro  nomine  nostro. 
-  w  s>  _   mox  hie  juvenem  pr6  limine  cernit. 
Extremas  mandi  finis  pro  tempore  messis. 
puro  pro  semine  _  ^. 
dictis  pr6  talibos   .  ^. 

lEcce  meo  gaudens  in  viscere  proles  |  Exaltat. 
Nunc  ego  praeteritas  maculas  in  flamine   pnro  |  Ablaere 

institui. 

Sarge  vigens  stratamqne  taum  süb  tecta  referto. 

Ingressiqae  dehinc  pacem  süb  tecta  vocate. 

Nam  reus  faic  aequo  poenas  süb  judice  pendet. 

steterat  süb  litore  puppis. 

mundum  süb  nomine  ruris  |  Accipite. 

nuUo  süb  crimine  culpae. 

nostro  süb  tempore  fulgens. 

legis  süb  jure  tenebo. 

primo  süb  limine  templi. 

vivo  süb  pectore  sumet. 

somni  süb  pondere  pressos. 

Ad,  per,  ob,  in,  sub,  8in(e)  und  die  anlautende  kurze  Silbe 
des  folgenden  Wortes  können  zwei  Nebenhebungen  bilden; 
vgl.  Fügungen  wie  it  hbnore,  aid  ädire  S.  12.  Solche  Neben- 
hebungen kommen  nur  in  wenigen  Zeilen  vor: 

Tunc  Yox  missa  dei  longum  pär  inane  cucurrit    I  360. 
.  v^  w  -  furvamque  super  nox  caerula  pallam 
Sidereis  pietam  flammis  p^r  inane  trahebat  II  3. 

Hoc  dictum  scribae  mentis  p^r  öperta  malignae 
Carpebant    II  82. 

.  _  praeceleri  cecidit  süb  kcumine  mortis  IV  22. 

Sic  YOX  velatur  iustae  süb  imagine  vitae  IV  76. 

Den  besprochenen  Präpositionen  gleichwertig  sind:  apud^ 
prope,  sine  und  super,  über  deren  Betonung  Schoell  1.  c.  Cap.  X 


Beitrüge  zur  UteiniBchen  Metrik.  15 

pasHm  zu  vergleichen  ist;   nur  8ine  und  $uper,    die  oft  vor- 
kommen^ können  durch  Beispiele  belegt  werden: 

Obscarae  incombent  super  ^  omnia  membra  tenebrae. 

Inde  procellis 
Imperat  et  placidam  sternit  super  aequora  paeem. 

Virtntem  param  servant  sine  frande  maligna, 
falsi  sine  crimine  donum. 
Blic  Stridor  erit  vasti  sine  fine  doloris. 
Tellori  infodiens  servat  sine  fructibus  aera. 

4. 

Die  schwache  Hebung  des  dritten  oder  vierten  Fußes 
bilden  ferner  zahlreiche  Adverbien,  die  entweder  den  Gravis 
haben,  oder  infolge  ihrer  Stellung  vor  dem  Hauptton  den  Gravis 
erhalten.  Diese  Adverbien  sind  haud  und  norij  hic^  hinc,  huc, 
hac  und  indej  jam^  cras^  moXy  poat,  nunc,  unä  und  saepe  vor 
vokalischem  Anlaut,  tum,  tunc,  vel,  vix,  sie,  tarn,  bis,  ter,  plus. 
Juvencus  erlaubt  nicht,  für  alle  diese  Adverbien  passende  Bei- 
spiele beizubringen. 

Immortale  nihil  mundi  compage  tenetur, 

Non  orbis  non  regna  hominum,  n6n  aurea  Roma, 

Non  mare,  non  tellus,  nön  ignea  sidera  caeli. 

sese  cur  solvere  poenis  |  Non  valet? 

Passeribus  pretium  nummi  vix  portio  parva  |  Proveniet. 

Tunc  angore  gravi  maestus  sie  voce  profatur. 
Ad  quem  virgo  dehinc  pavido  sie  inchoat  ore. 
vestrum  sie  lumen  ad  omnes  I  Perveniat. 


parent  sie  omnia  jussis. 
sie  terrent  omnia  mundum. 

Tum  juvenis  sese  tkm  sordida  vincla  laboris  |  NoUe  pati 

memorat. 

Et  nunc  mole  ferit  puppim,  nunc  turbiue  proram. 
nunc  Vera  advertite  dicta. 


*■  EÜgentlicb  mph"^  beide  Silben  haben  den  Grayis,  betonter  ist  per. 


16  m.  AbhAndlnng:  Cornn. 

Cur  temptatis  ait,  nimc  mi  cönclndere  verbis  |  Fallaces? 
lUe  dehinc:  Epalis  mecam  nunc  vescitar  inquit. 
placoit  mati  t&nc  jassa  parentis  |  Consalere. 
Syriam  tünc  jure  regebat  |  Qairinus. 
Respondent  multas  plebis  tünc  esse  loquellas. 

-  ^  v^  .  justis  meritis  tum  digna  rependet 
Occulti  Bolus  scrutator  praemia  cordis. 
tum  talia  femina  fatur. 
Quattuor  ex  omni  fuerant  tum  milia  plebe. 
Respondens  Ulis,  dicet  tum  talia  judex. 
Didymus  t&m  talia  fatur. 

Ad  propriam  domum  repedat  jäm  certa  futuri. 
Syriam  jkm  fama  tenebat. 
Et  nunc  instantis  cursus  jkm  temporis  urget. 
^  ^  ^  et  vestram  cuncti  jkm  pandite  mentem. 
Tertia  nam  terris  remeant  jkm  lumina  solis. 
Felix  qui  credit  finem  m6x  adfore  verbis. 
navem  möx  linquere  Petrus  |  Audet. 
multo  möx  vecte  moveri  |  Praecipit. 
virtus  möx  conscia  caelum  |  Suspicit. 
tumuli  möx  limine  in  ipso  |  Restitit. 
relegunt  möx  fragmina  panis. 

pöst  inde  frequentes 
Dispergunt  late  celeris  vaga  semina  famae. 
Adveniunt  brutae  sero  pöst  tempore  segnes. 

Talia  discipulis  bis  sex  cum  jussa  dedisset. 
passus  bis  tema  dierum  |  Lumina. 

Den  erwähnten  schwachen  Hebungen  entsprechen  die- 
jenigen, die  durch  ibi,  procul,  simuly  modo,  prius,  ita,  prope, 
magiSj  minus,  satis,  nimis,  bene,  male  gebildet  werden.  Aus 
Juvencus  vermag  ich  nur  Belege  für  procul  und  satis  beizu- 
bringen: 

_  vy  w  _  Procul  hinc  inquit,  pröcul  effuge  daemon. 
pröcul  haec  auferte  profani. 

Sed  nullus  tanto  visus  sktis  esse  furori. 


Beiträge  zur  Uteinischen  Metrik.  17 

5. 

Je  nach  seiner  Stellang  kann  das  Zeitwort  der  Träger 
einer  starken  oder  schwachen  Hebung  sein.  In  den  folgenden 
Zeilen  ist  es  offenbar,  daß  sowohl  die  einsilbigen  als  anch  die 
zweisilbigen  Formen  schwachtonig  sind. 

▼obis  6st  nna  magistri 
Imposita  aeternum  caeli  de  lege  potestas. 
lectae  sunt  taUa  dona  |  Virtutis. 
omnis  sU  recta  Tiamm  I  Semita. 


Haut  ignota  reor  vobis  stkt  cautio  legis. 
Pingoia  sie  itidem  paribas  stiint  viribus  arva 
Illis  qui  clarae  capiunt  praecepta  salutis. 
Talia  conversus  populo  dkt  dicta  sequenti. 
Vulpibus  in  saltu  rupes  excisa  latebram 
Praebet,  et  aeriis  avibus  dkt  silva  quietem. 
Aeriis  avibus  dknt  nudam  semina  praedam. 
laticis  dk  femina  potum. 

Quisque  capax  fuerit,  celsa  virtute  capessat 
Quod  paucis  lectisque  deus  vült  pandere  munus. 

spatii  sibi  si  f&ret  ulla  facultas. 

Et  Petrus  jurans  devotis  omnia  verbis 
Nescire  adfirmat,  quisquis  f5ret  ille^  negando. 
.  ^  w  et  puro  meutern  riget  amne  canentis. 

ubi  Nazara  felix 
Olim  praedictum  puero  d&dit  addere  nomen. 
Forte  aliquis  prior  hie  epulas  dfedit  ante  magistro. 

6. 

Alle  Relativa  (qui  quae  quod,  cujus,  quthua,  quorum 
quarum  quorum,  cujus  -a  -um,  quot,  quotus  -a  -um,  qualis  -e, 
quantus  -a  -um),  mögen  sie  einsilbig  oder  zweisilbig  sein,  haben 
den  Gravis.  So  auch  die  Adverbia  relativa  quo,  qua,  unde 
und  ubi. 

Haec  sunt  quae  maculant  hominem,  quke  sordibus  implent. 
En  maris  undisoni  rupes  quke  prodit  in  altum  |  Scandatur 
tibi  summa;  Simon. 

Sitxanplwr.  d.  pUL-hist.  Kl.  159.  Bd.  9.  Abh.  2 


18  nt.  Abbandlong:  Cor  na. 

Spiritus  hic  deus  est,  cüi  parent  omnia  mundi. 

Nunc  tibi  confiteor^  genitor,  cüi  gloria  servit  |  Falgentia 

caeli. 
Anna  fuit  natu  gravior,  qaam  in  flore  javentae 
Destituit  yidxiam  mors  inmatnra  mariti. 
Signa  dabit,  proles  hominis  quis  vertice  caeli  |  Clareat. 

grandis  rerum  cüi  gloria  restat. 

Audiat  haec  aures  mentis  qni  gestat  apertas. 
L  -  magnifico  terras  qui  lumine  comples. 

genitorem  mente  videbit 
Filiusy  aat  idem  pandet  cüi  talia  natns. 

Qnidqaid  erit  laesi  tangit  qaöd  corda  mariti. 
Talibos  attoniti  comites  stnpidique  silebant 
Volventes  quae  tanta  foret  sab  pectore  virtas 
HumanOy  talem  possit  qoke  prendere  vitam. 
Fulgentis  regni  sedes  translata  feretar 
Ad  placidam  gentem^  possit  qn&e  reddere  fructas. 
Sed  potius  vitae  possunt  qni  prendere  laoem. 

Omnia  yentnrum  spondent  quem  öracola  vatum. 
Tum  judex  iterum  procerum  disquirere  mentem 
Temptat^  et  instanti  cuperent  qu^m  solvere  poena, 
Plebis  ad  arbitrium  mitti  de  lege  requirit. 

Uberibufl  vero   dantur  quke  semina  glebis,  |  lila   femnt 

pulchram  segetem. 
Visere  jam  vobis  licitum  est,  qu6d  sede  sepulcri 
Nulla  istic  jaceant,  fuerant  quke  condita  membra. 

FeliceS;  puro  qui  caelum  corde  tuentur. 
Observate  illos,  falso  qui  nomine  vobis  |  Insidias  faciont. 
Tunc  jurabo  illis,  quod  talis  cognita  numquam 
Vita  mihi  est  hominum,  gestis  quke  sordet  iniquis. 
Hunc  similem  faciam,  volucri  qui  fulcit  harena  |  Funda- 
menta  domus. 

caeli  qui  in  sede  moratur. 

Nam  temere  exsolvet  casti  qui  jura  cubilis. 

Tunc  manus  illa  virum,  prima  quke  luce  laborem 

Sustulerat  .  .  .  tali  cum  murmure  fatur. 

puro  qui  gurgite  lavit  |  Sordentes  populi  maculas. 


Beiträge  zar  Uteinischen  Metrik.  19 

Deflendae  jam  sunt  nteri  cum  pondere  matres 
Et  miseros  fetus  dolci  qn&e  lacte  rigabant. 
celsa  qui  in  sede  quiescit. 

Dolcia  proyenient  nostri  cüi  pocola  fontis 

Largior  inde  flnet  vitalis  gratia  flactas. 

saevus  qn&s  decipit  error. 

celso  qa^m  cinget  honore  |  Majestas. 

.  ^  w.  En  regem  nostrae  qafam  credere  gentis  |  Debuimus. 

virtns  qnkm  celsa  capessat. 

Vos  inqnam  rigidi,  qoibns  alte  est  insita  cordis 
Dnrities,  vestris  dabitis  semper  bona  natis.     I  673. 

Vobis  &bi  eondita  res  est, 
Illic  corda  etiam  simili  dicione  tenentor. 
Postquam  perventum  est  tibi  fnnera  virginis   _  b^. 

7. 

Den  durch  tu^  msj  te^  se,  nos,  vos  in  den  folgenden  Zeilen 
gebildeten  schwachen  Hebungen: 

quo  me  tu  scriba  sequeris? 
gladium  tu  ponito  noster. 

.wrw.  hoc  etenim  forsan  mh  subtrahet  igni. 

.  _.  praesenti  liceat  mh  voce  moneri. 

Certum  est  yeridicum  tö  nunc  venisse  magistrum. 

lacrimis  t6  quaero  profusis. 

Non  meminit  nostrum  quisquam  ih  visere  nudum. 

ih  taUa  dicere  cemo. 

vacuis  sh  condidit  auris. 

Olli  firmato  sh  credere  corde  fatentur. 

Cemetis  pariter  totum  sfe  scindere  caelum. 

Istins  en  pueri  similem  s^  inoribus  aptet. 

Haec  ubi  dicta  dedit,  templi  si  moenibus  infert. 

Nee  genitor  quicquam  yestri  s^  judice  quaeret. 

Injustum  est  istis  similem  nös  quaerere  nummum. 

yasto  y6s  yulnere  rumpent. 

Excludet  quicumque  ferus  y^s  limine  tecti. 

Nam  manifesta  fides,  sanctum  yös  quaerere  corpus. 


9* 


^  m.  Abbandiang:  Cornu. 

entsprechen  die  schwachen  Hebungen,  die  durch  ego,  mihi,  tibi, 
aibi,  mea,  tua,  sua  gebildet  werden: 

placet  haec  mihi  gloria  prolis. 

Qais  vestram  duram  poterit  mihi  pandere  mentem? 

miram  mihi  praecipis  inqoit. 

vitis  mihi  portio  major  |  Semiputata  jacet. 

duram  mortem  mihi  sumere  malim. 

In  caelo  et  terris  genitor  mihi  cuncta  subegit 

Urceus  est  nullus  nee  sunt  tibi  vincula  funis, 

Unde  igitur  poteris  undam  mihi  tradere  vivam? 

veniant  tibi  digua  salutis  |  Praemia. 

vitam  sibi  possidet  in  se. 

levis  est  m&a  sarcina  justis. 

lila  dehinc:  Haec  una  fides  m^  corda  tenebit. 

current  tda  membra  levare. 

ferat  tüa  pallia  secum. 

Sic  caelo  ut  terris  fiat  tüa  clara  voluntas. 

Unde  igitur  lolio  turpi  tüa  rura  grayantur? 

.  w  w  .  cunctisque  dabit  süa  munera  terris. 

Haec  ubi  dicta  dabit,  meritis  süa  praemia  reddet. 

Mea,  tua,  sua  gehen  stets  mittelbar  oder  unmittelbar  dem 

Substantivum  voraus. 

8. 

Durch  das  folgende  Wort  wird  das  Fürwort  und  Demon- 
strativum  hie  haec  hoc  zur  Senkung  oder  verliert  den  Akut. 
Der  abgeschwächte  Akzent  macht  sie  den  früher  besprochenen 
einsilbigen  Wörtern  gleichwertig. 

sanctas  bis  ordine  palmas 

Inponit  redditque  ulnis  portare  parentum. 

vestris  hkec  audio  verbis. 

Cernis  ut  inmundi  subigant  hkec  pascua  porci? 

Abscedant  inquit  tectis  hkec  tristia  vestris. 

9. 

Dasselbe  tritt  ein,  wenn  auf  ein  einsilbiges  oder  einsilbig 
gewordenes  Adjektivum  ein  Wort  mit  dem  Hauptton  folgt: 

Quin  ego  praecipiam  semper  blkndo  esse  per  omnes  | 

Obsequio. 


Beiträge  sur  lateinischeD  Metrik.  21 

Den  einsilbigen  Adjektiven  entsprechen  meistens  solche 
zweisilbige^  die  stehende  Epitheta  sind. 

Corriget  anfractns  callis  bona  linea  recti. 
nie  jacit  proprio  mandans  bona  semina  mri. 
Haec  nbi  dicta  dedit,  tamuli  mox  limine  in  ipso 
Restitit  adverso  complens  ckva  saxa  clamore. 
Hoc  petimns,  custos  miles  növa  frinera  servet. 
Sed  sermone  dei  complet  pia  pectora  virtas. 
Tone  alins  pariter  monitor  pia  jossa  frequentet. 
Dispergnnt  late  celeris  vkga  semina  famae. 
Adsint  nate  bonis  ex  te  dkta  monera  mensis. 

10. 

In  Javencns'  Bearbeitung  der  Evangelien  kommen  die 
Zahlwörter  tres^  quinque,  sex,  duOy  tHa^  tribus  als  schwache 
Hebungen  des  vierten  oder  dritten  Fußes  nicht  vor  und  wir 
erwähnen  sie  nur  der  Vollständigkeit  wegen. 

11. 

Wenn  auf  ein  einsilbiges  oder  einsilbig  gewordenes  Sub- 
stantivum  ein  haupttoniges  Wort  folgt^  so  wird  jenes  zum  Träger 
der  schwachen  Hebung.  Das  haupttonige  Wort  ist  gewöhnlich 
ein  Adjektivum  oder  Partizipium. 

Contemnitque  feris  animis  gins  impia  lucem. 

Sic  tribuit  nato  vitam  et  jus  dicere  iussit  (12+12). 

urget  \hiL  ista  virorum. 

_.  w  ^  -  regnumque  tuum  lux  alma  reclaudat. 

veniet  lux  aurea  vitae. 

Legibus  et  jussis  domin  i  m&ns  dura  resistit. 

Convexum  quotiens  claudit  nöx  humida  caelum. 

Principio  deus  in  terris  pkr  dispare  sexu  |  Constituit. 

Pars  vendebat  oves^  pkrs  corpora  magna  juvencum. 

In  terris  justos  homines  pkx  digna  sequatur. 

Progenies  veneranda  dei,  röx  inclite  gentis. 

Ast  ubi  lucifluum  reddet  861  tertius  ortum. 

vitae  spis  unica  fatur, 

nobis  sp6s  unica  restat. 

> .  trepidumque  diem  sbl  nocte  recondit. 


22  in.  Abbandlang:  Cor  na. 

Nam  nomen  legio  est  nobis  mnltosqae  süb  ano 

Nomine  consociat  flatus  vis  sola  nocendi. 

^  w  et  excüssam  rapnit  y\  vulneris  anrem. 

Talis  et  attonitis  caelo  v6x  missa  cucurrit. 

Hinc  veteris  quondam  flaxit  vöx  nuntia  vatis. 

nll  horam  cemere  possnm. 

Ät  TOS  tantomm  scelernm  n\l  paenitet  nmqaam. 

Nam  statait  genitor  remm  irreyocabile  tempus 

Quo  cnnctam  torrens  rapiat  flkmma  ultima  mnndom. 

Tarn  sanctam  Christi  faciem  spüta  improba  complent. 

Steht  anstatt  des  einsilbigen  Substantives  ein  zweisilbiges, 
so  folgt  fast  immer  daranf  ein  Adjektiyiim,  ein  Partizipium 
oder  ein  Demonstrativum;  maris  aestibus  und  salis  _^  sapo- 
rem  in  den  zwei  letzten  Beispielen  sind  gleichsam  Zusammen- 
setzungen und  daher  keine  wirklichen  Ausnahmen. 

Indulgens  hominum  genitor  bona  mitia  digne 
Quam  praestare  magis  gaudet  poscentibus  aequis. 
Illum  procumbens  sancte  ch6rus  omnis  adorat. 
Tune  etiam  juvenis,  fueras  cömes  additus  inqnit^ 
Isti  quem  ludens  procerum  sententia  damnat? 
Hoc  magis  inclamant:  Nos,  nos  crüor  iste  sequatur. 
Et  genus  in  nostrum  scilus  hoc  et  culpa  redundet. 
Unde  meara  tanto  voluit  dfeus  aequus  honore  |  lUustrare 

domum  ? 
Uli  inter  sese  timidis  miracula  miscent 
ColloquiiSy  quae  tanta  sibi  et  permissa  potestas, 
Quodve  sit  imperium,  cui  sie  fr^ta  concita  ventis   ' 
Erectaeque  minis  submittant  colla  procellae. 
Transierat  tandem  snlcans  frfata  fervida  puppis. 
Nam  me  demissum  rerum  pkter  unicus  alto 
E  caeli  solio  tibi  nunc  in  verba  venire  |  Praecipit. 
Mentibus  absistat  fidei  pkvor  omnis  ^  _  ^ . 
Nunc  meminisse  decet  quoniam  plknus  ille  solebat 
Vnlgari  semper  jactans  promittere  plebi  .  .  . 
Pro  fratris  morbo  justis  s6ror  anxia  curis. 
Pectoribus  vestris  semper  timor  omnis  aberret. 

coramque  a  criminc  palmas 


Beitrige  zar  UteinUchen  Metrik.  23 

Ablnity  nt  genti  tantum  mkcula  illa  maneret. 
.wwr  horrendo  signant  sc^lera  impia  facto. 

Nunc  inqait  pisces  capitis  märis  aestibos  undis. 
Discite  vos  hac  in  terra  sälis  esse  saporem. 

Selten  steht  das  Substantiv  dem  Adjektive  nach,  wie  zum 
Beispiel  in: 

Nil  absente  deo  loquimur,  nil  abdita  dausum 

Pectoris  antra  tegunt;  praesens  deus  omnia  cemit  I  588. 

In  diesem  Falle  hat  die  Zeile  eine  deutliche  Nebencäsur. 

Auf  die  im  Vorhergehenden  besprochenen  Wörter,  die 
schwache  Hebungen  bilden,  dürfte  sich  der  von  A.  Oellius 
(N.  A.  XVm  XII  8)  aufbewahrte  Satz  Varros  beziehen:  in 
priare  verbo  graves  prosodiae  quae  ßierunt,  manent;  reliquae 
mutant  (==  mutantur). 

Juvencus'  Bearbeitung  der  Evangelien  zählt,  die  Praefatio 
einbegriffen,  3210  Hexameter.  In  600  Zeilen  etwa  kommen 
solche  einsilbige  Wörter  ab  Hebungen  des  vierten  Fußes  vor. 
Da  nun  viele  dieser  Zeilen  ungewöhnliche  Wortstellungen  auf- 
weisen (man  sehe  die  unter  2,  3,  6  angeführten  Verse  und  Halb- 
verse), die  in  der  Prosa  kaum  anzutreffen  sind,  so  ist  nicht  zu 
bezweifeln,  daß  die  so  häufige  Betonung  des  vierten  Fußes  ^  1 
eine  beabsichtigte  war.  Hätten  jene  Umstellungen  keinen  rhyth- 
mischen Grund,  dann  wären  sie  eine  mutwillige  Entstellung  der 
Sprache. 

Pyrrhichische  Wörter,  welche  die  schwache  Hebung  des 
vierten  Fußes  bilden,  sind  bei  Juvencus  verhältnismäßig  nicht 
zahlreich.  Mit  Vorliebe  setzt  er  da  zweisilbige  Wörter,  die 
entweder  den  Gravis  haben  oder  einen  Akzent,  der  sich,  was 
die  Stärke  betrifil,  vom  Gravis  wenig  unterschieden  haben  kann. 

Von  3210  Zeilen  haben  140  etwa  pyrrhichische  Wörter  im 
vierten  Fuße,  d.  h.  4^^.  S.  Anhang  S.  31.  Viel  seltener  bilden 
solche  Wörter  die  schwache  Hebung  des  dritten  Fußes. 

12. 

Folgt  auf  eine  Haupthebung  eine  Nebenhebung,  so  kann 
diese  die  Stelle  einer  sonstigen  Senkung  einnehmen.  Für  sie 
können  auch  zwei  Kürzen  erscheinen.    Die  so  gebildeten  Füße 


24  III.  Abhandlang:  Cornn. 

(1  ly  1  w  w)  Bind  voller  als  die,   welche  ans  einem  zweisil- 
bigen  oder   dreisilbigen  Worte  (I  _,  ^  ^i)  bestehen. 

Prodet  enim  fratrem  scelerita  insania  fratris. 

lUa  domns  plnviis  ventisqae  illaesa  manebit. 
_  w  w  -.  mund&mqae  \mplebant  talia  facta, 
lign&mqne  ädferre  jnbebant. 
Conveniant  saxiqne  higentia  pondera  volvunt. 

In  medio  tarrem  prel&mqae  ht  dolia  fecit. 

Non  aerago  illos  tineieve  kat  horrida  famm  |  Factio  diripiet. 
vestömve  aüt  mobile  qoicquam. 

Tum  solvi  JQSsit  laet&mqne  kd  tecta  remittit. 

Ipse  dnos  pisces  et  quinque  hx  ordine  panes  |  Dividit. 
Qnattnor  en  luces  totidämque  hx  ordine  noctes  |  Praetereant. 
Constitaet  vobis  snblimi  in  yertice  sedes. 
Ut  liceat  miseris  penetrire  in  limina  laeta. 

Nam  me  demissam  reram  pater  unicos  alto 
E  caeli  solio  tibi  n&nc  in  verba  venire 
Praecipity  et  cara  tibi  m6x  h  conjage  natnm 
Promittit,  grandis  reram  cui  gloria  restat. 

Ergo  aderant  popnli  passimqne  hinc  inde  mentes 
Complebant  ripas  avidiqae  lavacra  petebant. 

vix  gaudia  tanta 
Spiritus  iste  capit,  qaod  mi  dignatos  in  altnm  |  Erigit  ex 

hnmili  celsam. 

Vos  antem  stricto  qui  mi  cömprendere   ferro  |  .  .  .  Gon- 

curritis. 
sed  vös  hkec  jnssa  tenete. 

Haec  est  illa  salus  qua  n6s  hx  hostibus  atris  |  Eripit. 
Sollicitet  proprio  ne  vös  pr6  corpore  vestis. 

procnl  häec  kuferte  profani. 

An  aliam  snperest  post  hiec  sp^rare  salutem? 

Cni  dominus  dicta  häec  divino  pectore  promit. 

Aocepit  pnemm  laet&sqne  hkec  dicta  profatar. 
Incolamiqae  dehinc  celAre  hkec  gaudia  jussit. 
Procidit  ante  pedes  rupitque  hknc  pectore  vocem. 


Beiträge  sur  lateinischen  Metrik.  25 

Ergo  cibam  potnm  vest^mqae  ht  inania  cuncta 
Gentibos  infidis  terrenam  linqaite  cnram. 

_  _  disjectöque  kperitur  terra  profunde. 

Gens  est  olterior  sargenti  conscia  soli 

Ästroram  sollers  ortusque  öbitusque  notare. 

Tas  aurom  mjrrham  regiqne   hominiqne   deoqae  |  Dona 

ferunt. 
Sed  veris  verbis  iterilmqae  itemmque  monebo. 
Et  crncis  e  poena  corp&sqae  knimamqne  resolvat. 

Hant  umquam  nostrnm  meminit  ih  visere  quisqaam 
Aut  sitis  ant  saevae  famis  iegrum  kgitare  laborem    IV  295. 

nam  pdrs  dübitabat  eomm  IV  788. 

ÖS  kperire  meum  dignabor  II  827  am  Anfange  der  Z  eile 

13. 

Im  Vorhergehenden  anter  4,  5,  7,  8,  11  wurde  dargelegt, 
wie  ein  Haaptton  durch  den  folgenden  Hauptton  zum  Nebenton 
werden  kann.  Es  gibt  jedoch  Fälle ,  in  denen  der  Akzent 
(acutus  und  circumflexus)  seine  volle  Stärke  behauptet.  Diese 
Fälle  sind  die  Negation,  der  negierende  Imperativ  und  die 
fVage.  E^  behalten  daher  folgende  Wörter  ihren  Akzent  un- 
geschwächt: die  Negationspartikel  non  in  non  sum  dignuSy  non 
e9iy  die  Negationspartikel  ne  vor  dem  Imperativ,  die  Adv.  interr. 
ubi,  unde,  quo,  qua,  quando,  quam,  qui,  ut,  das  fragende 
Fürwort  und  Adjektivum  ^is  quid,  qui  quae,  quod,  quot,  quotUB 
-a  "Um.  Daß  die  zweisilbigen  Formen  der  Interrogativa  cujus, 
quorum  quarum  quorum,  quibus,  ferner  cujus  -a  -um,  qualis  -e, 
quantus  -a  -um  sich  durch  den  Akzent  von  den  Relativen 
unterscheiden,  weiß  man. 

et  mitem  ni  subtrahe  vultum. 

veniet  sed  fortior  alter. 
Cujus  vincla  pedum  n6n  sum  contingere  dignus.     I  339. 
Est  est  sufficiat,  quod  nön  est  dicite:  nön  est. 

Discipuli  quaerunt,  Abi  cenam  sumere  paschae  |  Vellet. 

qu6  me  tu  scriba  sequeris?   —  Als   Relativsatz   würden 
diese  Worte  die  Betonung  qiib  ml  tu  scriba  sequeris  haben. 

ubinam  vel  qu6  mh  tempore  nosti? 


26  m.  Abhandlung:  Cor  na. 

Cernite  per  pingaes  agros  ii  lilia  fulgent.     I  642. 

Vipereae  gentis  suboles,  qxils  debita  vobis 
Supplicia  argentesqae  iras  evadere  monstrat? 

Nunc  demum  quaeris,  veteri  qn&e  lege  tenentnr? 
Ipsam  percontant  cuncti  quie  cansa  clamoris 
Impabem  tantnm  tollat  per  gandia  plebem. 
Tarn  Petrus  quaerit  qu6t  fratri  errata  remittat. 

Das  Fürwort  me  ist  Träger  der  Hebung  in: 

Talis  donantem  si  mi  v&neratus  adores    I  402. 
Qui  me  cönfessus  fuerit    II  495. 
Talia  concedens  genitor  mihi  testis  adhaeret 
Qui  m^  dimisit  terris  sua  ponere  jussa. 
nicht  aber  in: 

Qu6  me  tu  soriba  seqneris?    II 14. 
Ubinam  vel  qu6  mfe  tempore  nosti?    II  113. 

14. 

Welche  Mittel  Juvencus  anwendet,  um  die  Hebung  des 
vierten  oder  dritten  Fußes  schwach  zu  bilden,  habe  ich  aus- 
führlich und,  wie  ich  hoffe,  überzeugend  dargelegt.  Es  gibt  aber 
noch  andere  Tatsachen  im  lateinischen  Versbau,  welche  sorg- 
fUltige  Rücksichtnahme  auf  die  Akzente  erkennen  lassen.  Wenn 
die  Quantität  allein  hiebei  im  Spiele  wäre  und  nicht  auch  die 
Beschaffenheit  der  Akzente,  so  könnte  man  folgende  Erschei- 
nung gar  nicht  erklären.  Es  gibt  im  Lateinischen  eine  Un- 
menge von  viersilbigen  Wörtern  mit  der  Messung  und  Betonung 
1  w  w  w,  die  mit  einem  elidierbaren  Vokal  enden:  die  Adverbien 
continuo,  interea,  praeterea]  zusammengesetzte  Zeitwörter  wie 
accipere,  concipere^  deciperej  exciperej  incipere^  occipere,  per- 
cipere,  praecipere^  8uscipere\  afficere^  conficere,  deficere,  effi- 
cerey  inficere,  officere^  perficere,  praeßcere,  proficere,  sufßcere; 
aspicere,  conapicerej  despicere^  inspicere,  perapicere,  prospicere^ 
respicere,  suspicere,  jedes  mit  fünf  gleichwertigen  Formen:  ac- 
cipiOy  accipiam,  accipiam,  aeciperem,  accipite]  wie  commanerej 
invidere,  possidere,  jedes  mit  zwei  Formen:  commoneo,  commo- 
neam]  wie  comperirej  desilire,  invenire,  jedes  mit  drei  Formen: 
invenio,  inveniamy  inveniam ;  wie  die  2.  Pers.  Sing,  des  Impera- 


Beiträge  zur  lateinischen  Metrik.  27 

tivB  der  zuerst  erwähnten  Zeitwörter  und  namentlich  der  De- 
ponentia: aggredere,  congredere,  digrederSj  egredere^  ingredere, 
progrederey  regredere;  wie  endlich  die  1.  Pers.  Sing,  des  Plns- 
qoamperfektnms ,  des  Fat.  exactnms  Ind.  und  des  Perfektoms 
Conj.  von  zahlreichen  Zeitwörtern:  praebueram,  praebuero,  prae- 
btierim]  perdideramj  perdidero,  perdiderim]  dormieram,  dar- 
mierOj  dormierim.  Weniger  zahlreich,  aber  keineswegs  selten, 
sind  Adjektive  wie  consimile,  dissimile,  finitima,  frugiferay  il- 
licita,  innumeraj  mcignanima;  Substantive  wie  Itutitiay  materia, 
augurium,  auguriaj  officium^  ofßday  centurio.  So  beschaffene 
Wörter,  obgleich  sie  der  Quantität,  wenn  sie  durch  Elision  den 
auslautenden  Vokal  einbüßen,  vollkommen  genügen,  dürfen  weder 
als  fUnfter  noch  als  vierter  Fuß  verwendet  werden.  Accipit 
armaj  dirigit  hastamj  effugit  hoatem  sind  erlaubte  Hexameter- 
schlüße,  nicht  aber  accipite  arma  oder  accipere  arma^  dirigite 
h(ut€ts  oder  dirigere  hastas,  effugiie  hoHem  oder  effugere  hoitem 
und  auch  nicht  die  Halbzeile  jam  colligere  arma  jubehat.  Bei 
allen  Dichtern  ist  die  Stelle,  welche  die  Wörter  mit  dem  Werte 
1  w  ^  ^  einnehmen,  gewöhnlich  der  erste  Fuß,  seltener  der 
zweite. 

Meiner  Ansicht  nach  läßt  sich  die  streng  beobachtete  Aus- 
schließung der  Wörter  mit  dem  Werte  1  ^  ^  s^  aus  dem  fünften 
und  vierten  Fuße  nur  durch  die  Rücksicht  auf  den  Akzent  er- 
klären. Daß  an  den  bezeichneten  Stellen  Lucrez  ziemlich  oft, 
Horaz  und  Persins  einige  Mal  solche  Wörter  zulassen,  ist  be^ 
kannt.  Um  so  strenger  verfahren  die  andern  Dichter,  die  ent- 
weder gar  keine  Beispiele  aufweisen,  oder  so  seltene,  daß  man 
ihnen  keine  Bedeutung  beimessen  kann. 

Fast  alles  von  mir  bisher  Gesagte  steht  schon  bei  den 
lateinischen  Grammatikern,  deren  Lehren  über  den  Akzent 
oder  richtiger  gesagt  über  die  Akzente  ich  richtig  verstanden 
zn  haben  hoffe.  Meine  Darlegung  ist  nichts  anderes  als  die 
Anwendung  ihrer  Lehren  zur  Deutung  des  Hexameters  des 
Juvencus.  Sie  gilt  aber  nicht  nur  für  den  Versbau  des  Juvencus, 
sondern  auch  für  den  gewöhnlichen  Zeilenbau  aller  Dichter, 
somit  für  die  überwiegende  Mehrzahl  aller  lateinischen  Hexa- 
meter; sie  gilt  auch  für  den  jambischen  Trimeter,  überhaupt 
für  alle  Verse,  in  denen  die  Quantität  beobachtet  wird.  Vor- 
treffliche Dienste  bei  dieser  meiner  Darlegung  leistete  mir  die 


28  III.  Abhandlung:  Cornu. 

beinahe  vollständige  Sammlang  aller  den  Akzent  betreffenden 
Stellen y  die  Friedrich  Schoell  im  sechsten  Bande  der  Acta  so- 
cietatis  philologae  Lipsiensis  S.  73 — 215  vor  zweiunddreißig 
Jahren  gut  geordnet  herausgab.^  Eine  der  wichtigsten  scheint 
mir  der  letzte  Teil  der  Interrogationes  et  responsiones^  welche 
Lacian  Müller  im  achtzehnten  Jahrgange  N.  F.  des  Rheinischen 
Museums  (1863)  S.  172—177  zuerst  aus  einer  Leydener  Hand- 
schrift veröffentlicht  hat.  Dieser  letzte  Abschnitt  ist  eine  kurze 
und  klare  Zusammenfassung  der  Lehren  über  die  Akzente. 
Ich  teile  sie  mit  nach  dem  Texte  von  Keil  in  den  Grammatici 
latini  VII.  Audacis  excerpta  S.  359 — 361:  Sunt  item  quaedam 
quae  a  regularum  ratione  recedunt:  nam  per  omnes  syllabas 
gravantur^  circumflexi  vel  acuti  accentus  carent  (BFL).  plenius 
ergo  intendendum  est  animo,  ut  haec  intellegere  possimus.  non 
omnes  partes  orationis  aequales  sunt,  nam  nomen  et  verbum 
et  participium  inter  partes  omnes  excellunt;  ceterae  his  adpen- 
dices  videntur.  nam  et  pronomen  subjacet  nomini,  et  verbo 
servit  adverbium.  coniunctio  quoque  et  praepositio  ad  clientelam 
majorum  partium  pertinent.  hae  ergo  partes  quae  adpendices 
sunt  sie  majoribus  copulantur;  ut  tamquam  in  unam  partem 
orationis  coalescant,  proprium  vero  fastigium  perdant^  non  omnes 
dumtaxat;  sed  pleraeque.  adverbia  pauca  fastigium  amittunt 
(admittunt  BMFL)  quae  sunt  locorum^  quando  confirmativa 
sunt,  nam  si  interrogativa  fuerint,  ut  est 
quo  te  Moeri  pedes  ?  (Buc.  IX  1) 
et  quo  fugis  Aenea?  (Ae.  X  649) 
et  qui  genus,  unde  domo?  (Ae.  VIII  114) 
et  quove  ire  jubes^  ubi  ponere  sedes  ?  (Ae.  III  88), 
circumflectantur  vel  acuuntnr  juxta  regulas  quae  praedictae  sunt, 
si  autem  confirmativa  fuerint  eadem  adverbia,  gravabuntur,  ut 

ille  vides  pura  juvenis  qui  nititur  hasta  (Ae.  VI  760). 
hie  enim   ,qui^    pronomen   gravem   sumit   accentum,   quia  non 
interrogativum,   sed   confirmativum   est.   adverbia  confirmativa 
sunt,  ut 

genus  unde  Latinum  (Ae.  I  6) 
et  illud 


^  De  accenta  linguae  latinae  veternm  grammaticorum  testimonia  colleglt 
disposuit  enarravit  Fridericus  Schoell. 


Beitrige  sar  lateinischen  Metrik.  29 

est  hic^  est  animas  lucis  contemptor,  et  istam 
qai  vita  bene  credat  emi^  quo  tendis  honorem  (Ae.  IX  206). 
faic  ergo  et  ^unde'  et  ^quo^  et  ;qai'y  quia  confirmativa  STmt^ 
gravantar.  Sed  haec  in  pronominibus  et  adverbüs  panca  sunt, 
in  conjnnctionibus  plara.  nam  copolativae  et  disjonctivae  prope 
omnes  gravantnr.  expletivae  plures  fastigia  retinent.  cansales 
antem  et  rationales  quaedam  cnm  fastigiiS;  aliae  gravi  accentu 
deprimnntar,  qnod  in  pronuntiatione  deprehendes.  praepositiones 
vero  omnes  sine  fastigio  sunt,  sane  notandum  est  adverbiom 
^ergo'  nt  ^illins  ergo  venimos^,  quod  propter  distantiam  conjunc- 
tionis  ,ergo'  in  posteriore  syllaba  circamflectitor. 

Daß  die  Grammatiker  von  der  Bedeatong  des  Akzentes 
für  den  Versbau  nie  gesprochen  hätten,  wie  Lucian  Müller 
mehr  als  einmal  behauptet,  ist  unwahr.  Zu  den  von  Friedrich 
Schoell  im  dritten  Kapitel  seiner  Schrift  De  accentu  linguae 
latinae  erwähnten  Äusserungen  hierüber  ist  die  folgende  hinzu- 
zufügen: acutus  et  gravis  et  circumflexus^  soli  sunt 
qui  .  .  .  naturalem  uniuscujusque  sermonis  in  vocem 
nostrae  elationis  servent  teuerem,  nam  ipsi  arsin  the- 
sinque  moderantur,  quamquam  sciendum  est  quod  in 
usu  non  sit  hodierno  gravis  accentus.^     Sergii  Explana- 

^  Wir  haben  nämlich  gar  keinen  Grund,  den  Angaben  der  rOmischen 
Grammatiker  über  das  Vorhandensein  des  (ieeentits  circumflextu  im  Latei- 
nischen nicht  zu  trauen.  Was  P.  Langen,  Philologus  XXXI  8. 116 — 121 
d^g^en  einwendet,  ist  eine  Logomachie,  keine  Beweisführung.  Denn 
daß  die  Akzente  yon  Borna  and  Borna  nicht  dieselben  waren,  solange 
das  a  des  Ablativs  sich  yom  karzen  a  des  Nominativs  unterschied,  ist 
durchaas  wahrscheinlich  und  kann  nicht  überraschen.  Die  von  den  lat. 
Grammatikern  angeführten  Beispiele  des  Circumflexus  findet  man  bei 
Lindsaj,  Die  Lateinische  Sprache,  S.  186,  zusammengestellt. 

*  So  oft  ich  diese  letzten  Worte  lese,  werde  ich  an  den  Dialog  zwischen 
Gironte  und  Sganarelle  in  Moliöre*s  M^ecin  malgr^  lui  (II,  VI)  erinnert: 
,0n  ne  peut  pas  mieuz  raisonner,  sans  doute.  II  n*y  a  qu^une  seule  chose 
qui  m^a  choqu6:  c*est  Tendroit  du  foie  et  du  coeur.  II  me  semble  que 
Tous  les  placez  autrement  quMls  ne  sont:  que  le  coeur  est  du  c6t^  gauche, 
et  le  foie  du  cdtö  droit.  —  Oui,  cela  ötait  autrefois  ainsi  :  mais  nous 
ayons  chang^  tont  cela.' 

In  allen  Sprachen,  welche  mir  näher  bekannt  sind,  ist  der  Gravis  vor- 
handen. Er  kann  niemals  untergehen.  Die  romanischen  Sprachen  besitzen 
ihn.  Daher  kann  nur  mangelhafte  Beobachtung  der  Akzentverhältnisse 
den  Verfasser  der  Explanationes  zu  der  Behauptung  verführt  haben,  der 
Gravis  wäre  nicht  mehr  gebräuchlich. 


30  m.  Abhandlung:  Cornu. 

tiones  Artis  Donati,  Keil  Gramm,  lat.  IV  S.  482  15  —18.  Es 
ist  auch  nicht  zu  verwundern ,  daß  so  wenige  Zeugnisse  dar- 
über vorhanden  sind.  Die  Grammatiker  schrieben  Air  ihre  Zeit- 
genossen, nicht  für  die  Nachwelt.  Ihren  Lesern  brauchte  daher 
das  Selbstverständliche  nicht  gesagt  zu  werden.  Ahnlich  steht 
es  mit  dem  Reime  bei  Griechen  und  Römern.  Man  hat  lange 
behauptet,  sie  hätten  ihn  nicht  gekannt.  Wie  die  Namen,  welche 
sie  dafür  hatten,  beweisen,  wußten  sie  sehr  wohl,  was  der 
Reim  ist. 

Wenn  der  Weg,  den  ich  bei  der  vorliegenden  Untersu- 
chung eingeschlagen  habe,  kein  irriger  war,  so  dürfte  der  Be- 
weis erbracht  sein,  daß  die  Römer  bei  ihrem  Versbau  Quanti- 
tät und  Akzent  gleich  sorgfältig  berücksichtigt  haben.  Man 
sagt,  daß  die  Romanen  ihre  Verse  nach  dem  Akzent  bauen 
und  sich  um  die  Quantität  der  Silben  nicht  kümmern.  Mögen 
sie  sich  darum  kümmern  oder  nicht,  sicher  ist,  daß  es  ohne 
Quantität  keinen  Vers  gibt.  Bei  Griechen  und  Römern,  die 
uns  vor  allen  andern  Völkern  angehen,  war  sie  eine  quantitas 
cum  rationey  bei  den  Romanen  ist  sie  eine  qiLantitcu  sine 
ratione.  Denn  romanische  Verse  von  gleicher  Silbenzahl  und 
gleichem  Bau  haben  keineswegs  immer  dieselbe  Quantität.  Es 
gibt  leichte,  mittelleichte  und  schwere  Zeilen,  die  regellos  mit- 
einander abwechseln.  Ohne  zu  fürchten,  einer  Übertreibung 
geziehen  zu  werden,  darf  ich  weiter  sagen,  daß  die  Römer 
sich  um  den  Akzent  oder  richtiger  gesagt  um  die  Akzente 
ohne  Vergleich  mehr  gekümmert  haben  als  die  Romanen.  Daher 
setze  ich  dem  Satze  Lucian  Müllers  accentus  vis  nulla  mein 
accenius  anima  versus  auf  alle  Zeiten  entgegen. 


Da  die  Bildung  des  IV.  Fußes  des  Hexameters  bei  den 
römischen  Dichtern  ein  eigener  Aufsatz  eingehend  behandeln 
wird,  drucke  ich  den  folgenden  Anhang  ohne  Kommentar  ab. 
Die  Bildung  des  IV.  Fußes  des  Hexameters  im  Heptateuchos 
habe  ich  in  den  Prager  deutschen  Studien,  8.  Heft,  S.  50 — 57, 
vor  kurzem  dargelegt.  Die  Vergleichung  der  gewonnenen 
Ergebnisse  fbrdert  manche  Überraschung  zu  Tage. 


Beiträge  rar  UteiniBchen  Metrik. 


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III.  Abhandlang:  Cornn. 


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8itsiang8b«r.  4.  phü.-Ust.  Kl.  169.  Bd.  S.  Abh. 


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34  III.  Abhandlang;:  Cor nu. 

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Arm&qae  and  ärment&qae  im  Hexameter.^ 

1. 

Die  Feststellnng  der  sprachlichen  Hebungen  ist  die  erste 
und  wichtigste  Aufgabe  der  Metrik.  Erst  nach  voUkommener 
Lösung  derselben  ist  die  Gliederung  des  Verses  zu  untersuchen. 
Die  Bestimmung  der  Hebungen  setzt  die  Kenntnis  der  Akzente 
voraus^  durch  welche  zum  Teil  auch  die  Nebenhebungen  zu  er- 
mitteln  sind. 

Zugleich  mit  der  Sprache  entsteht  der  Rhythmus. 

Keinen  andern  als  den  eigenen  braucht  sie.  Andere  He- 
bungen als  die  sprachlichen  gibt  es  daher  nicht.  Ein  Wort 
kann  niemals  mehr  als  eine  starke  Hebung  haben,  welche  mit 
dem  Wortakzent  zusammenfilllt  und  welche  wir  Wortakzent  zu 
nennen  pflegen.  Schwache  Hebungen  können  in  einem  Worte 
mehrere  sein.  Die  starke  Hebung  oder  der  Akzent  bestimmt 
nach  vor-  und  rückwärts  die  Stelle  der  schwachen  Hebungen. 
Im  Worte  ^  sind  die  Hebungen  unveränderlich.  Sie  haften  fest, 
wo  die  Sprachentwicklung  sie  einmal  hingetan  hat.  Eine  sprach- 
liche Senkung  kann  nie  zu  einer  Hebung  werden,  nur  eine 
sprachliche  Hebung  kann  durch  eine  andere  von  gleicher  Stärke 
oder  eine  stärkere  zu  einer  Senkung  werden.  Wenn  der  Hexa. 
meter  und  der  Senar  mit  Wortverbindungen  und  Sätzen,  wie 
die  folgenden: 

^  Der  Vortrag,  den  ich  am  27.  September  1896  gelegentlieh  der  dreinnd- 
rierzigsten  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmlnner  in 
K(Jln  gehalten  habe  und  worüber  ein  kurzer  Bericht  in  den  Verhand- 
lungen, S.  166,  erschienen  ist,  war  ein  Auszug  aus  dem  yorliegenden 
Aufsatze.  Es  sind  bereits  über  12  Jahre,  seit  er  ausgearbeitet  ward.  An 
meiner  damaligen  Darlegung  habe  ich  keine  nennenswerte  Änderung 
vorgenommen  und  habe  davon  heute  nichts  zurückzunehmen ;  im  Gegen- 
teil haben  mir  meine  weiteren  Untersuchungen  noch  schlagendere  Be- 
weise zugeführt.  Die  Zählungen  wurden  einer  neuerlichen  Durchsicht 
unterzogen.  Jenen,  die  meine  Anschauung  über  den  klassischen  Versbau 
teilen,  werden  die  zahlreichen  Versanalysen  g^te  Dienste  leisten.  Im 
Verhältnisse  zu  dem  bearbeiteten  Stoff  nehmen  sie  übrigens  nur  einen 
geringen  Raum  ein. 

*  Hier  ist  ,Wort'  im  Sinne  einer  einzelnen  bestimmten  Wortform  gebraucht, 
so  daß  perficere  als  ein  von  perßcU  verschiedenes  Wort  gilt 


Beiträge  cur  lateinischen  Metrik.  35 

ferrati  postes  and  postes  ferrati^ 

vicinas  arbes  „  urbes  vicinas, 

mutabat  merces  „  merces  matabat, 

laadatar  Carmen  „  Carmen  landator, 

debemnr  morti  „  morti  debemnr, 

contentas  viyit  „  vivit  contentnS; 

vivebat  parce  „  parce  vivebat, 

beginnen  können,  so  ist  daraus  niemals  ein  anderer  Schluß  zu 
ziehen,   als   daß  der  Anfang  des  Hexameters  und  des  Senars 

entweder   _  1  _  1  _    oder    L 1  _    lautet.     Mit   anderen 

Worten,  es  kann  der  erste  Spondeus  je  nach  der  Wortstellung 
die  Betonung  _  L  oder  L  _  haben.  Dieses  versteht  sich 
eigentlich  von  selbst,  und  ich  würde  hier  das  Bemerkte  nicht 
gesagt  haben,  wenn  nicht  bekannte  Handbücher,  die  gläubige 
Leser  finden,  darüber  die  wunderlichsten  Lehren  vortrügen.  Wer 
für  die  angeführten  Versan&nge  eine  verschiedene  Betonung 
je  nach  der  Versart  annimmt,  hat  den  Beweis  zu  fUhren,  daß 
ein  derartiges  sprachliches  Unding  zu  den  sprachlich  möglichen 
Dingen  gehört. 

Auch  zeigt  mir  der  bekannte  Vers  des  Juvenal: 

Orandum  est  ut  sit  mens  sana  in  corpore  sano, 

der  mir  folgendermaßen  entstellt  irgendwo  in  die  Augen  fiel: 

Orandum  est  ut  mens  sit  sana  in  corpore  sano, 

daß  es  Leute  gibt,  welche  zwischen  dem  Bichtigen  und  Falschen 
oder  mindestens  zwischen  dem  Gewöhnlichen  und  Ungewöhn- 
lichen die  Gh'enze  nicht  zu  ziehen  wissen. 

2. 

Der  Metrik  zweite  Aufgabe,  nach  Feststellung  der  He- 
bungen, ist  die  Qliederung  des  Verses  nach  den  Sprechpausen, 
die  unter  den  Namen:  Cäsar,  Topm),  cola  und  commata 
bekannt  sind,  nicht  nach  Belieben,  sondern  wie  sie  von  den 
rhythmischen  Gesetzen,  welche  in  der  Dichtung  und  in  der 
Prosa  dieselben  sind,  gefordert  werden. 

Abgesehen  von  ganz  vereinzelten  Fällen,  in  denen  zweierlei 
Auffassung  im  Bereiche  logischer  und  metrischer  Möglichkeit 
liegt,  muß  man  aus  den  Gesetzen  der  Metrik  in  der  Regel 
klipp  und  klar  bestimmen  können,  wo  die  Cäsur  und  welche 

3» 


36  tiL  Abhandlung:  Cornü. 

Cäsar  vorhanden  ist.  So  wird  uns  z.  B.  die  Metrik  mit  aller 
Sicherheit  bestätigen  können,  daß  im  ersten  dieser  Verse: 

Vesper  adest:  jnvenes,  consurgite:  Vesper  Olympo 
Expectata  diu  jam  tandem  lamina  tollit, 

Catnll  die  bukolische   Cäsar  gewollt  hat;   daß  Vergil  in  dem 

Verse: 

Uli  inter  sese  magna  vi  bracchia  toUant 

In  namerum, 

die  nämliche  Cäsar  im  Sinne  gehabt  hat;  daß  Horaz  in  dem 

Verse : 

Fortanam  Priami  cantabo  et  nobile  bellum, 

keine  andere  als  die  Hephthemimeres  gemeint  hat.  Daß  die 
Sprecbpausen,  wie  sie  gewöhnlich  in  Versen  wie  die  folgenden: 

Paulatim  somno  fessa  remittat  opus.  Tib. 
Purpureas  tenero  poUice  tange  genas.  Ov. 
Tempora  si  fuerint  nubila,  solus  eris.  Oy. 

angebracht  werden,  ein  Hohn  auf  den  gesunden  Menschen- 
verstand sind,  müßten  Metrik  und  Exegese  meines  Erachtens 
nicht  erst  zu  beweisen  nötig  haben. 

3. 

An  einer  einzigen  Erscheinung  des  daktylischen  Vers- 
baues, welche  wir  nach  allen  Seiten  beleuchten  wollen,  soll  der 
Beweis  geführt  werden,  daß  die  lateinischen  Dichter  aller 
Zeiten  sehr  wohl  gewußt  haben,  daß  der  Akzent,  oder  besser 
gesagt,  die  Akzente  nicht  ohne  Bedeutung  für  den  Versbau 
sind,  und  daß  bestimmte  Akzentverhält nisse  Störungen  eines 
bestimmten  Rhythmus  nach  sich  ziehen. 

Die  zahlreichen  Tatsachen,  welche  dafür  sprechen,  daß 
der  Akzent  für  den  quantitierenden  Versbau  nicht  bedeutungslos 
ist,  will  ich  hier  übergehen.  Einige  sind  ja  schon  von  andern 
angeführt,  wenn  auch  vielfach  ungenügend  begründet  worden. 
Gegenstand  dieser  Abhandlung  soll  die  Art  und  Weise  sein,  wie 
die  lateinischen  Dichter  armdque^  armdvej  armäne,  plerdqvs 
und  utrdque  im  Hexameter  und  Pentameter  verwendet  haben. 
Die  angeführten  Wörter  sind  nur  Beispiele  für  alle  Wörter 
von  gleichem  Bau  und  gleicher  Quantität;  denn  so  wurden 
diese   Wörter  gesprochen,    wie  die  sämtlichen   Zeugnisse   der 


Beiträge  Eur  Uteinischen  Metrik.  37 

alten  Grammatiker  übereinstimmend  besagen.^  Da  jedoch  der 
Zusammenhang  es  nicht  nur  erlaubt ,  sondern  erfordert ,  soll 
auch  die  Verwendung  von:  ärmentdquey  ärmentdve,  ärmentdne, 
oRmentäque,  alimentdvey  allme^iidne  von  unserer  Darlegung 
nicht  ausgeschlossen  werden. 

Sollte  die  Meinung^  daß  man  armaque  wie  cörporä  ge- 
sprochen hätte,  noch  bei  einigen  bestehen  —  moderne  Gram- 
matiker haben  ohne  jeden  Grund  diese  Betonung  angenommen 
—  so  wird  das  Folgende  derselben  jede  Stütze  entziehen  und 
zeigen,  daß  diese  Betonung  eine  irrige  ist. 

4. 

Wörter  wie  die  erwähnten  stören  den  daktylischen  Gang 
des  Hexameters,  wenn  sie  nicht  an  einer  Steile  stehen,  wo  die 
Störung,  weil  weniger  fühlbar,  unbedenklich  ist. 

Versausgänge  wie  die  folgenden  aber: 

non  omnia  possumus  omnes, 
et  dulcia  limina  mutant, 
atque  ordine  singula  pandit, 
ferit  aurea  sidera  clamor^ 
dum  nubila  ventus  agebat, 
et  plurima  mortis  imago, 
vocat  agmina  saeva  sororum, 
ne  tempora  perde  precando, 

haben  die  lateinischen  Dichter  niemals  vermieden,  d.  h.  der 
aus  einem  Worte  bestehende  Daktylus  füllt  gern  den  vierten 
und  fünften  Fuß  aus.  An  dieser  letzten  Stelle  ist  ein  Wort  wie 
limina  geradezu  gesucht,  und  man  hat  aus  dieser  Tatsache  mit 
Recht  geschlossen,  daß  hier  wenigstens  für  den  Bau  des  Hexa- 
meters eine  bestimmte  Stelle  des  Akzentes  nicht  bedeutungs- 
los ist. 

Eine  dritte  Stelle  hat  der  durch  ein  Wort  gebildete 
Daktylus  im  ersten  Fuße.  Es  kann  zwar  ein  solches  Wort 
noch  als  zweiter  Fuß  vorkommen,  aber  die  Beispiele  sind  so 
selten^  daß  ich  einstweilen  diesen  Fall  füglich  übergehen  kann. 


*  Gesammelt  yon  Fried.  Scholl  in:  De  accentn  lingnae  latinae  S.  135  nnd 
folg.,  XCI*— XCIV«». 


38 


ni.  Abhandlung:  Cornn. 


5. 

Wie  steht  es  nun  mit  armäqtief  armdve,  armdnej  plerd- 
que  und  uirdquef  Können  diese  Wörter  dieselben  Versstellen 
wie  timporä  einnehmen  ?  Darüber  gibt  die  folgende  Zusammen- 
stellang  jede  wünschenswerte  Antwort.  Alle  Dichter  von  Ennius 
an  bis  auf  Rutilins  Namatianus  wurden  zu  Rate  gezogen :  über 
140.000  Hexameter  und  gegen  20.000  Pentameter  wurden  unter- 
sucht. Die  gewonnenen  Ergebnisse  ruhen  somit  auf  breitester 
Grundlage.  Ich  lasse  jedoch  die  Dichter  aus,  von  denen  uns 
nur  wenige  Verse  erhalten  sind.  Auf  solche  kann  man  keine 
Beweise  gründen.  Ich  bin  nämlich  der  Meinung,  daß  die  ge- 
nauesten Forschungen,  an  einem  und  demselben  Schriftsteller 
vorgenommen,  niemals  volle  Auskunft  geben.  Man  muß  ihn 
nicht  nur  mit  sich  selbst,  sondern  auch  mit  seinen  Vorgängern, 
Zeitgenossen  und  Nachfolgern  vergleichen  und  zu  dieser  Ver- 
gleichung  gibt   uns  gerade   die    römische   Literatur    reichliche 

Gelegenheit. 

Hexameter. 


Zahl  der  Verse 

I 

armaqntt 

V 
armaqne 

Moren  16-SO 
armentaqne 
alimeotaque 

Korea  11-16 
ftrmentaqa« 
alimentaqiift 

Cicero 666 

Lucretius 7393 

Catnllus 474 

Vergiliu«,  Buc,  Georg.  .     3019 
Vergilins.  Aeneis   .    .    .     9895 

Horatins 4206 

Ovidius,  Met 11995 

Gratins  Faliscus     ...       541 

Manilius 4258 

Germanicus 941 

Persius 650 

Lucanus 8060 

Petronius 453 

Calpumius 758 

Ilias  latina 1070 

Valerius  Flaccus    .    .    .     5592 
Silius  Italiens     ....    12211 
Statins,  Silvae    ....     3321 
Statius,  Ach.,  Thebais  .   10839 

14 
76 

5 

26 

51 

16 

193 

2 
49 
11 

3 
78 

4 

5 
21 
60 
54 
34 
81 

1 

32 

1 

12 

22 

10 

19 

2 

2 

1 

3 

21 

3 

2 
26 
16 

9 
19 

1 

62 

68 

11 
55 

4 

23 

5 

4 

90 

1 

2 

6 

88 

76 

47 

143 

2 

19 

8 
41 

4 
248 

3 
29 

4 
85 
12 
7 
18 
66 
98 
40 
126 

Übertrag  .  86342 

j     772 

200 

697 

j         810 

Beiträge  zur  lateinischen  Metrik. 


39 


T 

V 

Moren  15-^ 

Moren  11-16 

Zahl  der  Verse 

armaqne 

armaqae 

armentaque 
alimentaque 

armentaque 
alimentaque 

Fürtrag  .  86342 

772 

200 

697 

810 

Jnyenalis 3837 

11 

5 

9 

15 

Nemesianus 641 

3 

— 

2 

1 

Jayencns 3240 

8 

— 

2 

4 

Ayienns 3302 

22 

23 

7 

13 

AasonioB 2176 

8 

2 

12 

4 

Prudentins 5003 

5 

4 

12 

11 

Panlinns  Nolanus  .    .    .     6287 

41 

11 

14 

7 

Ciaudianus 9012 

106 

11 

89 

70 

119839 

976 

256 

844 

935 

Distiolia. 

a)  Hexameter. 


Zahl  der  Verse 

I 

armaqne 

V 
armaqne 

Moren  15—20 

armentaque 

alimentaque 

Moren  11-16 
armentaque 
alimentaque 

Gatullus 323 

Tibullus 690 

Lygdamus 145 

Propertins 2018 

Ovidius,Ep 1809 

Am 1230 

De  med.  fac.   .    .       60 

Ars  am 1170 

Rem.  am.    .    .    .     407 

Fast! 2484 

Tristia 1766 

Ibis 321 

ExPonto     .    .    .   1699 
Consolatio  ad  Liviam.    .     237 

Priapea 100 

Petronius 66 

Martialis 2950 

Ausonius 918 

Prudentins 182 

Panlinns  Nolanus    .    .    .     662 

Ciaudianus 340 

Avianus 329 

Butilius  Namatianus  .    .     356 

1 

3 

2 

17 

18 

7 

2 

10 

1 

21 

27 

8 

17 

2 

1 

8 

1 

3 

7 

1 

1 
2 
3 

2 

1 

1 
5 

1 
2 
7 
7 

4 
1 
9 

1 
2 
5 

7 
2 

34 

11 

1 

13 

1 
50 
20 

11 

4 

1 

15 

3 

2 

2 

20102 

156 

16 

48 

168 

40 


III.  Abhandlang:  Cornu. 


b)  Pentameter. 


Zahl  der  Verse 

ftnnaqo« 

ftlB  enter  FaB 

4er  eraten  Halb- 

Mile 

armaqoe 

sie  enter  Fni 

dersweitenHalb- 

seiie 

Catullns 323 

Tibullus 690 

Lyg^damus 146 

1 
20 

4 
85 
60 
37 

2 
45 

9 
97 
62 

9 
66 
11 

1 

1 
25 

6 

2 

4 
14 

7 
1                8 

1 

6 

23 

7 

2 

17 

64 
24 

1 
9 
1 
1 

21 
3 

1 
1 

Propertins 2018 

OWdius,  Ep 1809 

Am 1230 

De  med.  fac 60 

Ars  am.' 1170 

Rem.  am 407 

Fasti 2484 

Triatia 1766 

Ibis 321 

Ex  Ponte 1599 

Priapea 100 

MartlaliB 2950 

AusoniuB 918 

Prudentius 132 

Paulinus  Nolanns 662 

Claudianus 340 

Avianns 329 

Butilius  Namatianus 366 

20102 

616 

171 

6. 

Deatliclier  als  alle  Worte  sprechen  diese  Zahlen.  Sie 
geben  uns  eine  vielseitige  Belehmng. 

Erstens  ist  daraas  ersichtlich,  daß  que  mit  den  Jahr- 
hunderten immer  seltener  und  seltener  wird.  Namentlich  die  Spa- 
nier Martial,  Juvencus  und  Prudentius  machen  davon  spärlichen 
Gebrauch.  Später  werden  wir  sehen,  daß  Seneca  hierin  im  jam- 
bischen  Trimeter  mit  ihnen  übereinstimmt.  In  der  Nachahmung 
der  älteren  zeichnet  sich  Avienus  nicht  durch  ein  besonderes 
Geschick  aus;  denn  zu  der  Häufigkeit  von  armaque  im  ersten 
und  ftlnften  Fuße  steht  in  keinem  Verhältnisse  die  seltenere  Ver- 
wendung von  aitnentaque  und  alimentaque  in  den  Moren  15 — 20. 


Beiträge  sur  UteinUchen  Metrik.  41 

7. 

ZweiteDS  zeigt  das  Verzeichnis  bei  allen  Dichtern,  die  in 
Betracht  kommen,  d.  h.  bei  allen  denen,  von  denen  wir  eine 
größere  Anzahl  von  Versen  haben^  ungleich  mehr  Beispiele  von 
armaque  im  ersten  als  im  fünften  Fuße. 

8. 

Drittens  verraten  die  Dichter  in  den  Distichen  eine  große 
Vorliebe  fUr  armaqtie  als  ersten  Fuß  des  Hexameters,  aber 
eine  noch  größere  fbr  armaque  als  ersten  Fuß  der  ersten  Fenta- 
meterhälfte  und  vermeiden  keineswegs  ein  solches  Wort  als 
ersten  Fuß  der  zweiten  Vershälfte.  Ovid  hat  sogar  neun  Pen- 
tameter wie  die  folgenden: 

Fasti  I  2 

Lapsaque  sub  terras  ortaque  signa  canam  =  IV  12.     . 

U  644 

Binaque  serta  tibi  binaque  liba  ferunt. 

III  284 

Vinaque  dat  tepidis  salsaque  farra  focis. 

Die  übrigen  stehen  Tristia  I  2  18,  9  50,  V  4  2,  Ex  Ponto 
n  2  96,  Ep.  XV  48. 

Am  seltensten  findet  man  armaque  als  fünften  Fuß  des 
Hexameters.  Es  kommt  je  einmal  bei  Lygdamus,  Properz,  in 
der  Consolatio  ad  Liviam  und  bei  Martial,  siebenmal  in  den 
gesamten  Distichen  des  Ovid  und  fünfmal  bei  Ausonius  vor, 
was  besonders  auffUIig  ist.  Bei  Catull,  TibuU,  in  den  Priapea, 
bei  Petronius,  Prndentius,  Paulinus  Nolanus,  Claudian,  Avianus 
und  Rutilius  Namatianus  fehlt  armaque  als  fünfter  Fuß  des 
Hexameters  ganz  und  gar.  Damit  stimmt  es  überein,  daß 
armentaque  und  alimentaque  in  den  Moren  15 — 20  viel  spärlicher 
auftreten  als  im  Hexameter  unter  Hexametern.  Properz  hat  2, 
Ovid  31  (dagegen  55  in  den  Met.),  Martial  7  Beispiele  (dagegen 
15  im  vierten  Fuße). 

Der  Grund  dieser  Seltenheit  ist  im  Wesen  des  Distichons 
zu  suchen;  denn  Hexameter  und  Pentameter  bilden  in  der  Regel 
zwei  für  sich  bestehende  Zeilen;  der  Sinn  am  Schlüsse  des 
Hexameters  greift  nicht  allzuoft  hinüber. 


\ 


42  III.  Abhandlung:  Corno. 

9. 

Viertens  —  und  dieses  ist  der  wichtigste  Nachweis  — 
fehlt,  wie  die  Übersicht  zeigt,  armaque  als  vierter  Fuß. 

Man  findet  Worte  von  gleicher  Betonung  wohl  als  vierten, 
auch  als  dritten  und  zweiten  Fuß,  aber  die  Beispiele  sind  so 
überaus  selten,  daß  sie  bei  der  Beweisführung  nicht  in  Betracht 
kommen  und  sämtlich  nur  der  Merkwürdigkeit  halber  hier  an- 
geführt werden: 

Ennius  38 

Vires  vitaque  corpu'  meum  nunc  deserit  omne. 
Lucret.  V  1025 

Sed  bona  magnaque  pars  servabat  foedera  caste. 
Hör.  Sat.  I  II  123 

Candida  rectaque  sit,  munda  hactenus,  ut  neque  longa 

Nee  magis  alba  velit  quam  dat  natura  videri. 
Hör.  AP.  52 

Et  nova  fictaque  nuper  habebunt  verba  fidem,  si 

Graeco  fönte  cadent  parce  detorta. 
Ennius  230 

Poste  recumbite  vestraque  pectora  pellite  tonsis. 
Hör.  Ep.  H  I  88 

Ingeniis  non  ille  favet  planditque  sepultis, 

Nostra  sed  impugnat,  nos  nostraque  lividus  odit. 
Lucr.  VI  1262 

Omnia  complebant  loca  tectaque;  quo  magis  aestu 

Confertos  ita  acervatim  mors  accumulabat. 
Luc.  VI  710 

Siquis,  quum  vestris  caput  extaque  lancibus,  infans 

Imposui,  victurus  erat;  parete  precanti. 
Hör.  AP.  63 

Debemur  morti  nos  nostraque;  sive  receptus 

Terra  Neptunus  classes  Aquilonibus  arcet. 

10. 

Wenn  man  bedenkt,  wie  gern  die  Dichter  Wörter  mit 
angefügtem  que  nicht  nur  wiederholen,  sondern  häufen,  wenn 
man  ferner  bedenkt,  wie  zahlreich  im  Lateinischen  die  trochäi- 
schen Substantive,  Adjektive  und  Partizipien  sind,  welche  einen 


Beiträge  ear  lateinischen  Metrik.  43 

Faß  wie  armaque  hätten  bilden  können ,  darunter  viele  der 
gebräuchlichsten  Wörter,  muß  man  die  Konsequenz  bewundern, 
womit  sie  Wortverbindungen  wie  dictaque  factaque  aus  dem 
Hexameter  ausgeschlossen  haben. 

Ein  80  gewöhnlicher  Satz  wie  dictctque  factaque  sunt, 
welcher  bei  CatuU  LXXVI  7  die  zweite  Pentameterhälfte  aus- 
fUllty  steht  einzig  da.  Mit  diesem  oder  einem  ähnlichen  Satze 
oder  entsprechendem  Wortgeftige  beginnt  kein  Hexameter  und 
kein  Pentameter,  obgleich  es  an  Versen  nicht  mangelt,  die 
genau  denselben  Rhythmus  wie  die  Worte  CatuUs  aufweisen. 
Verse  wie  die  folgenden ,  die  einen  beabsichtigten  Kunst- 
griflF  verraten: 
Ov.  Met.  V  395 

Paene  simul  visa  est,  ||  dilectaque  raptaque  Diti. 
Ov.  Am.  I  7  15 

Talis  perjuri  ||  promissaque  velaque  Thesei 
Flevit  praecipites  Cressa  tulisse  notos. 
Ov.  Ep.  XV  201 

Lesbides  aequoreae,  ||  nuptnraque  nuptaque  proles. 
Mart.  III  LXIX  7 

At  tua,  CoBConi,  ||  venerandaque  sanctaque  verba 
A  pueris  debent  virginibusque  legi, 
wie  leicht  wäre  es  gewesen,  sie  in  großer  Zahl  zu  bilden! 
Die  Dichter  haben  sie  in  der  Regel  vermieden;  denn  die  an- 
geführten sind  die  einzigen  der  Art.  Wie  bequem  wäre  es 
gewesen,  sollte  man  meinen,  nach  der  Penthemimeres  mit  hera 
servaqvSy  fora  templaque,  pax  bellaque,  mea  vestraque  vul- 
nera  curat  etc.  den  Hexameter  fortzusetzen!  Daß  die  Dichter 
beides  vermieden  haben,  beweist  wohl  zur  Genüge,  daß  es  im 
lateinischen  Versbau  Dinge  gibt,  welche  die  Quantitätstheorie 
allein   nicht  erklären  kann. 

11. 

Von  272  Versen  solcher  Art,  wie  sie  unter  5,  S.  38—39  (V) 
verzeichnet  sind,  haben  nicht  weniger  als  232  die  buko- 
lische Cäsur,  welche  den  Hexameter  in  16  +  8  Moren  gliedert,^ 


^  8.  z.  B.  Verg.  O.  I  127  173  480,  H  43  236  251  399,  UI  449  506, 
IV  130;  Ae.  Ill  196  418,  V  111,  VI  625  =  G.  II  43,  \U  3  458  498 
255  526,  IX  557,  X  215  784,  XI  638  829. 


44  in.  Abhandlang:  Cor  na. 

oder^  jedoch  viel  seltener^  eine  Abart  der  bukolischen  Cäsur.^ 
Sie  hat  das  Eigentümliche^  daß^  wo  sie  eintritt,  der  daktylische 
Rhythmus  im  fünften  und  auch  im  vierten  Fnße  gewöhnlich 
gestört  wird. 

In  der  Mehrzahl  der  Fälle  haben  daher  die  drei  letzten 
Füße,  von  den  andern  zu  schweigen,  folgenden  Gang: 


f         n         f         f 


Zu  gleicher  Zeit  folgt  auf  die  Sprechpanse  nach  dem 
vierten  Fuß  ein  neuer  Satz  oder  ein  neues  Satzglied,  welche 
in  dem  angereihten  oder  in  den  angereihten  Versen  weiter  ge- 
führt werden  (Enjambement).  Somit  schließen  keine  50  Hexa- 
meter mit  starker  Sprechpause  am  Ende  des  Verses. 

Nach  den  Moren  gliedern  sich  solche  Verse  mit  einem 
Worte  wie  armaque  im  fünften  Fuße  folgendermaßen: 

Verg.  G.  1  480  ^^  +  ^ 

Et  maestum  inlacrimat  templis  ebTir  ||  aeraque  sudant. 

II  43 

Non,  mihi  si  linguae  centum  sint,  ||  oraque  centum. 

Ae.  III  196 

Continuo  venti  volvont  mare  ||  magnaque  surgunt 

Aequora. 

VII  458 
Olli  somnum  ingens  rumpit  pavor,  ||  ossaque  et  artus 
Perfundit  toto  proruptus  corpore  sudor. 

Ov.  Met.  X  327  7  +  9  +  8 

Quasque  creavit,  init  pecudes  caper,  [|  ipsaque  cujus 
Semine  concepta  est,  ex  illo  concipit  ales. 

Luc.  I  77 

fratri  contraria  Phoebe 

Ibit  et  oblicum  bigas  agitare  per  orbem 

Indignata,  diem  poscit  sibi,  ||  totaque  discors 

Machina  divolsi  turbabit  foedera  mundi. 


1  S.  z.  B.  Verg.  G.  IV  407;  Ae.  I  248,  III  619,  V  237  776,  X  226  700. 


Beitrüge  ztur  lateinisehen  Metrik.  45 

Verg.  G.  I  126  4  +  12  +  8 

Ne  signare  quidem  aut  partiri  limite  campam 
Fas  erat:  in  medium  quaerebant,  ||  ipsaque  tellos 
Omnia  liberius  nullo  poscente  ferebat. 

Verg.  Ae.  V  774  10+6  +  8 

Ipse  Caput  tonsae  foliis  evinctus  olivae, 

Stans  procul  in  prora  pateram  tenet,  ||  extaqae  salsos 

Projicit  in  fluctus  ac  vina  liquentia  fundit. 

Verg.  Ae,  V  109  6  +  10  +  8 

Munera  principio  ante  ocolos  circoque  locantur 
In  medio,  sacri  tripodes  viridesque  coronae 
Et  palmae  pretium  victoribus^  ||  armaque  et  ostro 
Perfusae  Testes^  argenti  aurique  talenta. 

10  +  6  +  8 
G.  IV  407 
Fiet  enim  subito  |  aus  horridus  ||  atraque  tigris 
Squamosusque  draco. 

Verg.  Ae.  III  618  ,  .     j     -i. 

°  domus  sanie  dapibusque  cruentis 

Intus  opaca  ingens.  ||  ipse  arduus  |  altaque  pulsat 

Sidera. 

Ennios  516 

Fert  sese  campi  ||  per  caeruia  |  laetaque  prata. 

Hör.  Ep.  I  XVI  40  ^^  +  ^^ 

Vir  bonus  est  quis? 
Qni  consulta  patrum,  ||  qui  leges  juraque  servat. 

Ennius  464  ^^  +  ^^ 

Aversabantur  semper  |j  vos  vostraque  volta. 

Hör.  Sat.  II  II  70 

Accipe  nunC;  victus  tenuis  ||  quae  quantaque  secum 
Afferat. 

Statins  Theb.  II  319         4+10+10 
.  .  .  per  noctem  ac  luce  sub  omni 
Digerit;  exedere  animum  ||  dolor  iraque  demens. 


46 


in.  Abhandiang:  Cornn. 


Sil.  Italiens  III  389 


6  +  8  +  10 

venatibus  aevam 
1  ransigitar,  vel  more  patrum  ||  vis  raptaque  pascnnt. 


Lucr.  II  1078  11  +  13 

ünica  quae  gignatur  ||  et  nnica  solaque  crescat. 


Lucr.  IV  75 

12+12 

Et  volgo  facinnt  id 

latea  mssaqae  ^ 

7ela 

Et  ferrugina. 

Gliedenmg. 

16  +  8 

• 

Cic.  Aratea  XXXII 

Verg 

.     Ae.  III 417 

Ov. 

Met.  IX  134 

Lucr.           II     325 

Vlll 

X  291 

714 

VI  625 

XI  476 

1110 

VII      3 

XIV  308 

III    432 

458 

502 

IV    144 

498 

XV  176 

777 

525 

685 

1226 

526 

FastilV    87 

V      103 

1X557 

Gratius  Fal.          10 

490 

X215 

324 

874 

784 

Man. 

IV  456 

1196 

XI  638 

463 

1289 

829 

Cons. 

ad.  Liv.    461 

VI    358 

Catal.  XIII  7 

Germ 

601 

771 

Hör. 

Ep.  I  VII  30 

Pan.  in  Pis.         176 

990 

Carm.  I IITIII 27 

Luc. 

I  720 

Cat.         LXIV  348 

XI  1 

II  i  633 

Verg.          G.  I  173 

XVIII  8 

V98 

480 

Tib.( 

[Ljgd.)  III.  VI  25 

428 

498 

Prop. 

III  22  11 

606 

II    43 

Ov. 

Met.  III  187 

VI  269 

251 

532 

750 

III  449 

V248 

VII  345 

IV  130 

446 

766 

Ae.  III  196 

1 

479 

VIII  514 

Beitrige  sar  lateinischen  Metrik. 


47 


Lac.             IX  338 

SU.  Ital. 

XIV  214 

AviennR        III 200 

470 

XVn  476 

444 

739 

Stat.  Silm  II  III  12 

480 

Peraius          V    22 

VI  38 

564 

Petronina  p.  90.  201 

III  I  13 

703 

215 

30 

731 

p.  91.  259 

IV    53 

822 

Ilias  Iftt.              484 

IV  IV    96 

867 

1015 

VIII    14 

1026 

Val.  Flaccns  I  479 

Ach.  I  233 

1094 

II    77 

Theb.  I  126 

Aus. 

115 

IV    48 

II    13 

1X8 

241 

541 

XV  14.  7 

320 

m223 

32.3 

323 

328 

XVI 24 11 

333 

534 

Prud. 

Apoth.  789 

517 

IV  364 

idT.SjM.  II377 

V  217 

V346 

Paul. 

Nol.      X  229 

393 

VI  489 

XVIII  186 

572 

VII    45 

358 

VI    27 

782 

XXVI  409 

173 

Jarenalis 

IV    42 

XXVII    84 

350 

VIII  131 

412 

62ß 

XUI  138 

XXVIII    52 

753 

Avienas 

II 155 

Claud. 

V179 

Vn  115 

379 

282 

VIII  274 

480 

XV  523 

Sil.  Ital.          I  592 

905 

XX  478 

III    47 

II  1227 

XVII      1 

IV    50 

1427 

XXVII    25 

V  438 

1439 

XXVIII  616 

VI    50 

1786 

XXVI  233 

364 

III     57 

Carn 

.■ii.  XXX 128 

X     131 

63 

456 

8+j 

i  +  8 

78 
8  +  1 

8  +  8 

Ov.    ^ 

[et.  X  327 

Val.  Flacc 

as  III 404 

48 


IIL  Abhandlang:  Cor  na. 


Luor.  m  863 

Verg.      G.      r  127 

III  ö06 

Ae.     I  24« 

Hör.  Sdt.  I   IX    72 

Ep.  I    VI     17 

Luc.  VI!  330 


Verg. 


Verg. 
Ov. 


y862 

G.  II  236 

Ae.  V  111 

X226 


G.  U  399 
Met.  V  446 


Lucr.  IV  128 

Verg.      Ae.  V  237 

775 

VII  498 

Hör.  Cva.  I.  UITIII  27 


4  +  12  +  8 

Persms  VII  15 

Val.  Flaccos  II  226 

V  173 

Vni  163 

264 

SU.  Ital.         II  331 

Stat.  Silvae       V  54 

6  +  10  +  8 

Verg.       Ae.  X  700 
Hör.  AP.    66 

183 
Ov.      Am.  I  14.  51 

7  +  9  +  8 

Ov.        Met.  X  327 
Luc.  I    79 

10  +  6  +  8 

Ov.     Ü^t.  VII   64 

1X369 

X339 

424 

XII  424 


Stat.        Ach.  I  129 

Theb.  XII  447 

694 

778 

Javenalis  XUI  117 

Aus.  Mos.  146 


Luc.  IV  287 

Stat.  Silvae  II.  II 19 
Paul.  Nol.  IX  15 
Claud.Cara.  »1.1X29 


Luc. 


V456 


Ov.     Am.  UI  4.  25 

Fasti     II 823 

Val.Flaccu8VUI274 

Sil.  Ital.  I  618 

1X399 


4+6+6+8 
Hör.  SatTl^  1X72 

4+6+6+8 
Claud.        XXr370 


11  +  5  +  8 

Lucr.  IT  770 

1078 
12  +  13 

Lucr.     IV  75 


EnniuB 


Lucr. 


464 

516 

1604 


14  +  10 

Lucr.  II  1050 

VI  915 
1170 


Verg.       Ae.  IX  44 


Beiträge  zur  lateinischen  Metrik. 


49 


14  +  6  +  4 

Verg.       Ae.  II316 
Hör.    Sat.  II  II  70 


6  +  8  +  10 

Val.  BWcas  II  165 


6  +  8  +  10 
Sil.  ItalicuTni  390 


10  +  14 

Lucr.  IV  533 

VI  1032 

Moretam  52 

Aus.       XVI  24  11 


10  +  14 

(=10  +  4  +  10) 

Stat.    Theb.  III424 
Avienus        II  1297 


10 


Lacr. 


IV  1163 


+  14  (=10  +  6  +  8) 


V97 

1147 

VI  817 

Verg.      G.      1 498 

IV  407 

Ae.  III  619 

Hör.  Ep.  I  XVI  41 

4  +  10  +  6  +  4 

Val.Flaccu8  VIII 264 


Ov.      Met.   1X369 


Lucr. 


Persins 


VI176 

761 

VIII  443 

1X637 

VI  28 


ValFlaccus  V  654 

VII  35 

4  +  10  +  10 

Stat.     Theb.  II  319 

12. 


SU.  Italicas  XII 193 
Stat.  Theb.  V  314 
Javenalis  VI  602 
Avienus        II  1147 

1297 

Prud.    Apoth.  1008 

Adr.  Sjn.  II  803 

Paul.  Nol.  XVI  271 

10  +  10  +  4 

Stat.  Theb.  V  425 
Claudianus  VII  189 


Die  folgende  Übersicht,  wobei  nur  die  Hexameter,  welche 
entweder  die  bukolische  Cäsur  oder  eine  Abart  dieser  Cäsnr 
haben,  berücksichtigt  werden,  legt  dar,  wie  die  Dichter  den 
vierten  Fuß,  welcher  zusammen  mit  dem  fQnften  den  Charakter 
des  Hexameters  wesentlich  bestimmt,  gebildet,  und  (ür  welchen 
der  vier  möglichen  Typen  sie  mehr  oder  weniger  Vorliebe  an 
den  Tag  gelegt  haben.  Offenbar  war  der  Wohlklang  hier  maß- 
gebend :  der  wohltönendste  Typus  wurde  auch  zum  beliebtesten. 

1. 


>.^^vyli— .«^v>_^ 


2. 


Continao  venti  yolvont  mare  ||  magnaque  snrgant 
Aeqaora.  Verg. 


-.—  II  —  ww^i^ 


Non  mihi  si  linguae  centam  sint  ||  oraque  centam.  Verg. 

Sitxangsber.  d.  phil.-bist.  Kl.   159.  Bd.,  S.  Abh.  4 


50 


lll.  Abhandlung:  Cornu. 


Quo  sonipes  icta  furit  arduus  |{  altaque  jactat 
Volneris  impatiens  arrecto  pectore  crura.  Verg. 

4.  j^  _  II  _  w  w  _  ^ 

Aere  solum  terrae  tractabant,  ||  aereqae  belli 
Miscebant  flactas  et  vulnera  vasta  serebant.   Lucr. 


Zahl  der  Verse 

1 

-          1 

2 

3 

4 
f 

__    w   »^ 

\^  ^^ 

Lucretius 18 

3 

1 

6 

8 

Catullua 1 

— 

— 

— 

1 

Vergilius 31 

16 

2 

8 

6 

Horatius 8 

4 

— 

1 

3 

Tibullus  (Lygdamas) .    .     1 

1 

Propertias 1 

"" 

— 

— 

1 

Ovidius,  Met 18 

10 

— 

8 

— 

Am 2 

1 

— 

1 

— 

Fasti 2 

— 

2 

— 

Gratias  Faliscus     ...     2 

1 

— 

1 

— 

Manilius 2 

1 

— 

1 

— 

Consolatio  ad  Liviam   .      1 

1 

— 

— 

— 

Germanicus 1 

— 

— 

— 

1 

PanegyricuD  in  Pisones.      1 

— 

1 

— 

Persius 3 

1 

1 

1 

Lucanus 19 

14 

— 

4 

1 

Petronius 3 

2 

— 

1 

— 

Ilias  latina 2 

— 

— 

2 

— 

Valerius  Flaccus    ...   26 

25 

1 

— 

Silius  Italiens     ....    14 

11 

— 

3 

— 

Statins 27 

25 

2 

— 

Juvenalis 4 

2 

— 

2 

— 

Avienus 22 

8 

— 

14 

Ausonius 7 

4 

— 

3 

— 

Prudentius 4 

1 

— 

3 

PauUnus  Nolanns  ...    10 

3 

1 

6 

— 

Claudianus 10 

10 

— 

— 

— 

240 

143 

4 

71 

22 

13. 
Pleraque  und  utraque. 

Pleraque  und  utraque,   welche  wie  ai*m(zque  zu  betonen 
sind;  stehen  ebenfalls  nur  am  Anfang  des  Hexameters  oder  an 


Beiträge  zur  lateinischen  Metrik. 


51 


der  flinften  Versstelle.  Aber  die  Gliederung  der  29  Verse, 
welche  pleraque  und  utraque  als  fünften  Fuß  haben,  unter- 
scheidet sich  aus  naheliegenden  Gründen^  bedeutend  von  der- 
jenigen jener  Zeilen,  in  welchen  armaque  steht,  wie  das  Ver- 
zeichnis zeigt;  denn  von  diesen  29  Versen  haben  nur  5  die 
bukolische  Cäsur.  Zu  Ovids  Zeile,  Met.  XIV  568,  vgl.  S.  42. 


16  +  8 

Ov. 

Met.  I  766 » 

Lue.              III 538 

Claadianus 

Man. 

1303 

Stat.     Theb.  II  237 
10  +  14 

Carii.Bii.XXX1218 

Lncr. 

n681* 

Ov.      Met.  III  323 

Luc.            IV  309 

VI  1221 

XI  479 

Calp.            III    75« 

Verg. 

Ae.  III  416 

Ov.    Am.  n  14  31» 

Stat.      Theb.  I  533 

Ov. 

Met.  III  255 

Pan.  in  Pisones  196 
4  +  6  +  14 

Aus.      Epigr.  94  5» 

Val. 

Fiaccns 

IV  693     Statius 
14  +  10 

Silvae  I  II  230 

Hör. 

Ep.  n  1   66» 

Genn.  190  281  603 

Paul.  Nol.  XIX  645 

Verg. 

Ae.  V  855 

Val.  Flaccus       693 

Germ. 


6  +  8  +  10 

472  I  Statius  Theb.  XI  369 


'  Weil  das  yerallgemeinemde  que,  obwohl  sicher  mit  der  Partikel  iden- 
tiBch,  doch  schon  sehr  früh  von  diesen  differenziert  wurde;  vgl.  Sommer, 
Laut-  und  Formenlehre,  8.  478. 
'  Ambig^um  Clymene  precibus  Phaethontis  an  ira 

Mota  magis  dictl  sibi  criminis,  ||  utraque  caelo 
Bracchia  porrezit. 

*  Utraque  luminibns  timidum  micat,  ]|  utraque  pulchro 
Ezcitat  ore  faces. 

^  fduraque  Brieger. 

*  Utraque  saeva  parens,  ||  sed  tristibus  utraque  causis 

Jactura  socii  sanguinis  ulta  virum. 

*  Accipe,  ne  dubites,  ||  meruit  manus  utraque  poenas. 
'  Vis  ambas  ut  ames?  ||  —  Si  diligat  utraque,  vellem. 

*  Si  quaedam  nimis  antique,  ||  si  pleraque  dure 
Dicere  credit  eos,  ignave  multa  fatetur 

Et  sapit  et  mecum  facit  et  Jove  judicat  aequo. 

4* 


52  III.  Abhandlung:  Cornu. 


11  +  18 

Manilias  1 371 


8  +  18  -f-  8 

Ov.  Met.  XIV  568» 


14. 


Die  bisherige  Untersuchung  hat  bewiesen,  daß  ein  Wort 
wie  armaque,  welches  der  Quantität  nach  auch  als  vierter  Fuß 
sehr  wohl  verwendet  werden  kOunte,  nur  den  ersten  Fuß  voll- 
kommen frei  hat.  Denn  die  Verwendung  von  armaque  als 
fünfter  Fuß  ist  in  den  meisten  Fällen  zugleich  an  die  buko- 
lische Cäsur  gebunden.  Die  bukolische  Cäsur  aber  ist  gewöhn- 
lich ein  Merkmal  des  gestörten  daktylischen  Oanges. 

Wenn  ein  Wort  wie  diumaque  die  Moren  16 — 20  auB- 
fullt,  so  entsteht  ein  Vers,  dessen  Schluß  mit  dem,  der  die  Ein- 
teilung 15  -f-  9,  d.  h.  die  Cäsur  Y.axa  TiiapTov  Tpoxoctoy  aufweist, 
eine  gewisse  Ähnlichkeit  zeigt.     Solche  Verse  sind: 

Et  lauri  bacas  ||  oleamque  |  cruentaque  myrta. 

Verg.  G.  I  306. 
Ärgutumque  caput  ||  brevis  alvus  |  obesaque  terga. 

Verg.  G.  in  80. 
Nee  te  praetereant  ||  nocturna  |  diurnaque  signa, 
Quae  sint  perspicere  et  propria  deducere  lege. 

Man.  II  203. 

S.  noch  Hör.  Ep.  I  XI  3,  Ov.  Met.  XII  290,  Man.  H  815, 
Columella  156,  Persius  IV  5  und  Luc.  X  330. 

15. 

Eng  verwandt  mit  der  bukolischen  Cäsur  überhaupt, 
namentlich  aber  mit  der,  welche  eintritt,  wenn  armaqtte  im 
fünften  Fuße  steht,  ist  die  Hephthemimeres,  welche  sich  vor 
einem  Worte  wie  armentaqiie  oder  alimentaque  einstellt  und 
den  Vers  in  14  und  10  Moren  gliedert. 

Auch  hier  wird  durch  ein  solches  Wort  der  daktylische 
Gang  gestört  und  auf  die  Sprechpause  in  der  Mitte  des  vierten 
Fußes  folgt  entweder  ein  neuer  Satz  oder  auch  nur  ein  neues 
Satzglied,  welche  in  der  nächsten  oder  in  den  nächsten  Zeilen 


Perstat;  habetque  deos  pars  atraque,  {]  qnodque  deonim  est 
Instar,  habent  aiiimos. 


Beitrüge  zur  lateinischen  Metrik.  53 

fortgeführt  werden.     Von  900  Versen  zeigen  etwa  730  dieses 
Verfahren. 

Somit  haben  nnr  etwa  170  am  Schlasse  der  Zeile  eine 
schwache  oder  starke  Sprechpause.  In  der  Bildung  der  Cäsur 
weichen  nnr  55  Verse  ab  und  haben  die  Penthemimeres.  Über 
700  Hexameter  gliedern  sich  in  14  +  10,  die  übrigen  in 
10  +  14,  4  +  6  +  14  usw.: 

Lucr.  V  75  ^^  +  10 

Fana  lacus  lucos  aras  ||  simulacraque  divom. 
1372 
Prata  lacus  rivos  segetes  ||  vinetaque  laeta. 

Verg.  Ae.  II 160 

Tu  modo  promissis  maneas,  ||  servataque  serves 
Troja  fidem,  si  vera  feram,  si  magna  rependam. 

232 
Ducendum  ad  sedes  simulacrnm  ||  orandaque  divae 
Numina  conclamant. 

Verg.  Äe.  VIII  265  ^^  +  ^^ 

nequeunt  expleri  tuende 

Terribilis  oculos,  ||  voltum,  villosaque  saetis 

Pectora  semiferi  atque  extinctos  faucibus  ignes. 

Her.  AP.  129 

Rectius  Iliacum  Carmen  deducis  in  actus 
Quam  si  proferres  ||  ignota  indictaque  primus. 

Verg.  Ae.  IX  490  4-^6  +  14 

Quo  sequar?  aut  quae  nunc  {|  artus  avolsaque  membra 

Et  funus  lacerum  tellus  habet?  hoc  mihi  de  te 

Nate  refers? 
Verg.  Ae.  VI  103  6  +  8  +  10 

non  ulla  laborum 

O  virgo,  nova  mi  facies  ||  inopinave  surgit. 
878 

Heu  pietas,  heu  prisca  fides  ||  invictaque  hello 

Dextera. 
Hör.  Ep.  I  XIII  19 

Vade,  vale,  cave  ne  titubes,  ||  mandataque  frangas. 


54 


III.  Abhandlang^:  Corno. 


Verg.  G.  II143  7  +  7  +  10 

Sed  gravidae  frugcs  et  Bacchi  Massicus  amor 
Implevere:  tenent  oleae  ||  armentaqae  laeta. 

Hör.  Sat.  II   V  30  3  +  11  +  10 

fama  civem  caasaque  priorem 
Sperne,  domi  si  gnatns  erit  ||  fecundave  conjunx. 

Lucr.II28  10  +  4^10 

Nec  citharae  reboant  ||  laqueata  aurataqae  tecta. 
Verg.  Ae.  III  649 

Victum  infelicem,  ||  bacas  lapidosaque  corna 

Dant  rami. 
Ae.  XI  372 

Nos  animae  viles^  ||  inhumata  infietaque  turba 

Sternamur  campis. 

Ilor.  Sat.  II III  95  10  +  10  +  4 

Virtns  fama  decuS;  {|  divina  humanaque,  pulchris 

Divitiis  parent. 
Luc.  I  639  11  +  3+}0 

At  Figulas  cni  cnra  ||  deos  secretaqae  caeli 

Nosse  fuit  .... 

Verg.  Ae.  VI  325 

Haec  omnis  quam  cernis,  ||  inops  inhamataqae 
Turba  est. 


Lucr. 


Verg. 


Glie 

derung. 

6  +  8  +  10 

II  189 

Verg. 

Ae.  II 422 

Verg. 

Ae.  VII 693 

594 

721 

1X384 

III  4(54 

III  593 

X329 

IV  138 

V240 

XI    34 

988 

825 

205 

VI  378 

VI  104 

655 

1273 

809 

XII  277 

G. IV  213 

878 

Hör. 

Sat. 

I  I     89 

Ac.  II    36 

VII  332 

II 

VIII    75 

Beiträge  zur  lateinischen  Metrik. 


55 


Hor.  Ep.  I  XIII    19 

XVIII  100 

AP.  319 

Ov.  Met.  I     8 

508 

III  292 
388 
425 

IV  94 
V425 

VIII 138 
1X303 
461 
X  118 
308 
363 
386 

XIII  729 
XV  245 

Ep.  I    53 

103 

VII  175 

IX  165 

XIV  125 
Am.  I  8  111 

IU6    49 

Ars  am.  I  439 

III  257 

Fssti  II  135 

III  723 

Oratios  Fal.       272 

496 
Manilias  I    62 

70 

II  469 

472 

V109 

Colamella       X      7 

Lac.  II 442 


Luc.             III 225 

Silins  Italiens  I  613 

545 

IV  774 

IV  669 

V628 

V    42 

VI  212 

105 

Vm  397 

170 

1X406 

730 

X294 

VI    39 

XI  556 

VII  539 

XII      1 

647 

XIV  351 

VIII  672 

XV  105 

786 

109 

1X201 

Statins  Siliae  I IV  68 

917 

III    53 

X    41 

60 

500 

Ulli  23 

Petronius  S.  88  126 

IUI    76 

liias  latina         823 

89 

1050 

III    85 

Val.  Flaccus    1 100 

IV    58 

593 

IV  IV    83 

782 

VI    32 

II    16 

VI  133 

129 

207 

518 

212 

III    66 

II  118 

244 

145 

594 

III    96 

IV  157 

164 

424 

280 

V219 

V    42 

VI    50 

Ach.    1145 

53 

153 

69 

387 

VII  175 

391 

249 

461 

VIII  378 

702 

Silins  Italiens  I  169 

848 

481 

884 

56 


III  Abhandlung:  Cornu. 


Statius     Ach.  1 950 

Stat.  Theb.  VIII 221 

AasoninsXVI  18  14 

957 

661 

XIX    56 

II      7 

1X223 

XXXIV      8 

87 

250 

Rpiif.  XXV  115 

107 

459 

Prud. 

Apoth.  445 

Theb.  I  298 

524 

Idi.  Sju.  II  506 

II    62 

X  150 

PauUNol.      IV    10 

97 

174 

V207 

146 

282 

1 

XIX  123 

III    92 

X343 

209 

106 

578 

XX  415 

127 

XI  313 

XXI  760 

136 

371 

Claudi 

lanus   III  132 

576 

409 

325 

578 

460 

XX  272 

IV  296 

528 

296 

311 

XII    25 

X286 

414 

78 

VIII  253 

V    93 

667 

330 

740 

675 

475 

VI    88 

Martiali8VIII56  21 

xvn  50 

494 

XI  22  7 

XXI 157 

VII 136 

Juvenalis 

VI  391 

XXVIII    36 

217 

461 

472 

225 

XI  103 

549 

505 

XII    15 

XXXVI    11 

507 

XIV  117 

235 

686 

278 

293 

VIII    88 

Avienus, 

553 

199 

AuBonius 

XIV    14 

3  +  11  +  10 

Lucr.                I  322 

Persius 

V    91 

Stat.  Theb.  VIII  305 

Hör.    Sat.  IIV    31 

Stat.  SiUae  III III  116 

Ausonius  XVI  19. 7 

4  +  10  +  10 

Lucr.               1 230 

Lucr. 

IV  941 

Lucr. 

VI  886 

II  500 

V    35 

Verg. 

Ae.  I    13 

III  287 

VI  373 

III  349 

Beiträge  zur  lateinischen  Metrik. 


57 


Verg.     Ae.  III  458 

IV  275 

391 

V643 

VI  615 

Vm  475 

1X490 

Ov.     Met.  VIII  341 

Fasti   IV  759 

ManiUos       III    32 

50 

IV  690 

779 

Persias  42 

Luc.  VU  710 

730 

1X482 

Ilias  latina         253 

Val.  Flaccus    I  489 

IV  659 
V    40 


Lucr. 


Lacr. 


Verg. 
Lac. 


Val.  Flacc.  VIII 328 
Sil.  Italiens     II  447 

III 177 

XII  380 

XIV  582 

XVI  687 

XVII  103 

Statins  Silm  I III  21 

III    86 

126 

IV      7 

VI    48 

III III    25 

IV  VIII      7 

VI  235 

ini46 

209 

277 

Ach.  762 

Theb.  I  656 

II  503 

7  +  7  +  10 


in  1004     Verg.      G.     II  144 
V    543  Ae.  VI    72 

I 

8  +  6  +  10 
II  699  I  Lncr.  VI  539 


11  +  18 


Ae.  VI  325  \  Luc. 
1639  i  Stat. 


IV  534 
Ach.  I  422 


Stat.  Theb.  III    85 

IV  488 

V123 

VI    94 

Vn448 

753 

vm  130 

IX    98 

468 

X119 

224 

XI  439 

Ausonias 

Ep.  XXIV    46 
Prudentias 

Adr.  Syu.  II  551 
Paul.  Nol.  XXI    53 

803 

Claudianus  VII    94 

XXIII  150 


Ov.       Met.  IV  579 
Stat.    Theb.  IX  668 


Sil.  Italicus  VI  468 


Val.  Flaccus    I  799 


Lucr. 


Verg. 


II    28 

III  654 

Ae.  III  649 

V671 

803 


10  +  14  (10  +  4  +  10) 

Verg.  Ae.  VIII  266 

XI  243 

372 

Hör.  AP.  130 

Germ.  Phaen.       39 


Luc.  IV  215 

X204 
Val.  Flaccus  II  527 
Sil.  Italicus     n    73 

298 


58 


III.  AbhaDdluDg:  Cor  na. 


Sil.  Italiens  III  666 

Stat.   Theb.  IV      3 

Stat.   Theb.  XI  470 

VII  379 

488 

XII 115 

XIV  632 

V308 

286 

Stat.  SilTM  IV  VI    91 

350 

Martialis    IX  55.  3 

VII    93 

VII  135 

Juvenalis      VI  497 

128 

VIII   92 

XIV  187 

Ach.  762 

169 

Aosonias    XIII    53 

Thebais  I  468 

1X378 

Kpiit.  XVIII      9 

II  503 

716 

Clandianus  XV  186 

718 

X    40 

VIII  479 

III  497 

388 

XXXVI  297 

16. 

Mit  einem  Worte  wie  armentaque  und  alimeniaque  im 
vierten  Fuße  ist  die  Penthemimeres  gegeben,  welche  den  Vers 
in  10  und  14  Moren  gliedert.  Nur  wenige  abweichende  Gliede- 
rungen kommen  vor,  darunter  drei 'bemerkenswerte  Beispiele 
mit  der  bukolischen  Cäsur,  in  1100  Versen  eine  verschwindend 
kleine  Anzahl. 

Verg.  Ae.  III  575  10  +  14 

Interdum  scopulos  ||  avolsaque  viscera  montis 
Erigit  eructans  ||  liquefactaque  saxa  sub  auras 
Cum  gemitu  glomerat  fundoque  exaestuat  imo. 

Ov.  Met.  X  535  4  +  6  +  14 

Per  juga,  per  silvas  ||  dumosaque  saxa  vagatur. 

Ov.  Met.  XI  326  6  +  4+14 

Lingua  tacet,   nee  vox  ||  temptataque  verba  sequuntur. 

Ov.  Tristia  IV  I  77  3  +  7  +  14 

Hostis,  habens  arcus  |{  imbutaque  tela  veneno, 
Saevus  anhelanti  moenia  lustrat  equo. 

Ov.  Met.  XV  352  7  +  3  +  14 

Nempe  ubi  terra  cibos  ||  alimentaque  pinguia  flammae 
Non  dabit  absumptia  per  longum  viribus  aevum. 


Beiträge  zar  lateinischen  Metrik. 


59 


Hör.  AP.  123  7  +  9  +  8 

Sit  Medea  |  ferox  invictaqae,  ||  flebilis  Ino, 
Perfidus  Ixion,  lo  vaga,  tristis  Orestes. 

Ov.  Fasti  I  633  ^^  +  ^ 

Porrima  placatar  Postvertaqne,  ||  sive  sorores 
Sire  fagae  comites,  Maenali  diva,  toae. 


Ov.  Fasti  IV  631 


3  +  13  +  8 


Forda  ferens  bos  est  foecandaqae,  ||  dicta  fereudo. 

Stat.  Theb.  XII  739  10  +  9  +  5 

Sic  javat  exanimis  ||  projectaque  praeda  canesqne 
Degeneresqoe  lupos:  magnos  alit  ira  leones. 

Mart.  VII  XLIV  9  10  +  9  +  5 

Andiet  hoc  praesens  |{  venttiraque  turba,  fuisse 
Uli  te,  Senecae  quod  fait  ille  suo. 


Ov.  Tristia  IV  1    77  |  Luc. 


Gliederung. 

3+7  +  14 

X  206  I  Stat.  Theb.  VII  356 


4  +  6  +  14 

Ov.        Met.  III  300  . 

Luc.                 1 225 

Stat.  Silvae  II I      6 

VI  498  1 

Val.Flaccus    1163 

IV  VI    89 

X392 

182 

Theb.  VII  621 

535 

558 

X903 

Tristia  IV  I    87 

III    19 

Claudianus  XV  237 

Maniiias          1 333 

Sil.  Italiens  XV  473 

XX  225 

Persius          IV    35 

Stat.  Silvae  I  V    23 
6  +  4  +  14 

X126 

Hör.             AP.  242 

III  342 

Stat.   Theb.  III  657 

Ov.         Met.  II  663 

IV  210 

1X517 

XI  326 

Stat.  Silvae  I IV    3 

XII  377 

Xm  614 

Theb.  III  248 

Claudianus  VIII 533 

Val.   Flaccii8U398 

566 

XXXVI  220 

60 


III.  Abhandlung;:  Cornu. 


7  +  8  +  14 
Ov.      Met.  VII  204  I  Ov.     Met.  XV  352  I  Val.  Flaccus  III  25 


3  +  13  +  8 

Ov.  ^M^t.  VIII  360 

XIV  568 

Fasti    IV  631 

7+9  +  8 
Hör.  AP.  123 

10  +  6  +  8 

Lucr.^  II 985 

Ov.         Fasti  I  633 


10  +  10  +  4 

Lucr.  V  787 

Hör.  Sat.  II III    95 
Stat.Theb.  VIII  462 

6  +  14+4 

Stat.   Theb.  III  136 

6+5+9+4 

Val.  Flaccus    1799 
Stat.     Theb.  II  332 


17. 

Längere  Wörter,  die  zwei  Fuße  and  mehr  ausfallen, 
werden  bekanntlich  vermieden,  und  wenn  sie  dennoch  ver- 
wendet werden ,  stehen  sie  gewöhnlich  im  ersten  Halbverse. 
Der  Qrand  dieser  Erscheinang  liegt  im  Akzente  solcher  Wörter. 
Beispiele  wie  die  folgenden  sind  überaas  selten: 

Lucr.  III  294 

Sed  calidi  plus  est  illis  quibus  acria  corda 
Iracundaque  mens  facile  effervescit  in  ira. 
IV  412 
Interjectaque  sunt  terrarum  milia  molta. 

550 
Formaturaqae  labroram  pro  parte  figurat. 
V  1163 
Snscipiendaque  cnravit  soUemnia  sacra. 
1296 

Exaequataque  sunt  creperi  certamina  belli. 
VI  582 
Versabundaque  portalnr,  post  incita  cum  vis 
Exagitata  foras  erumpitur  et  simal  altam 
Diffindens  terram,  magnum  concinnat  hiatum. 
Hör.  Ep.  I  VII  8 

Officiosaque  sedulitas  et  opella  forensis. 


Beiträge  zur  lateinischen  Metrik.  61 

Prop.  IV  13  7 

Pulvernlentaqae  ad  extremas  etat  femina  metas. 

Hör.  AP.  247 

Aat  immanda  crepent  ignominiosaque  dicta. 

Ov.  Met.  I  7 

ünus  erat  toto  natarae  vultus  in  orbe, 

Quem  dixere  Chaos;  rudis  indigestaque  moles  .  .  . 

X  268 

Appellatque  tori  sociam,  adclinataqne  coUa 
Mollibns  in  plnmis,  tamquam  sensura,  reponit. 

XI  434 

KU  illis  vetitam  est^  incommendataque  tellns 
Omnis,  et  omne  fretam. 

Stat.  Theb.  VII  203 

Qnin  etiam  invitus  magna  olciscendaqne  passis 
Ant  Lapithas  Marti^  aut  veterem  Calydona  Dianae 
Expugnare  dedi. 
VUI  312 

_ws-p v^_  te  corrns  aterqne 

Circuit,  0  rerum  media  indivisaqne  magnis 
Fratribds. 
XI  242 
Rampe  pios  cnitns  intempestivaqae;  rector, 
Sacra  deam. 

18. 

Es  ist  gewiß  kein  Zufall  ^  daß  der  fünfte  Fuß  beinahe 
immer  ein  wahrer  Daktylus  ist:  1  ^  ^,  viel  seltener  derjenige, 
welcher  die  Betonung:  I  ^  ^  hatte. 

Ich  nehme  nämlich  für  Zeitwörter  wie  die  folgenden  die 
letztere  Betonung  an: 

comprobat  deficit  permeat 

concrepat  devovet  proterit 

concutit  dissidet  protulit 

construit  excipit  sufficit 

continet  ineipit  sustinet; 

dafür  spricht  die  romanische  De-  und  Rekomposition.   Ahn- 
lich ist  die  Betonung  in  den  seltenen  Versschlilssen^  wie: 


62  III.  Abhandlang:  Cornn. 

gens  animantnm 
membra  animantum 
mente  animoqae 
res  reparare 
plura  adhibere^ 
wenn  man  von  Lakrez  absiebt;  der  sie  nicht  vermeidet. 

19. 

Die  einzigen  wirklichen  Ausnahmen;  weiche  ich  zu  ver- 
zeichnen vermag;  wenn  ich  richtig  beobachtet  habC;  sind  die 
folgenden: 

aeternaque  materies  est  Lucr.  I  245 

deceptaque  non  capiatur  I  941 

infernaque  suppeditantur  .  .  .  corpora  I  996 

conexaque  convenientis  Efficiunt  motus  II  712 

certareque  praeproperanter  III  779 

errorem  vitareque  praemetuenter  IV  823 

cavereque  ne  inliciaris  IV  1145 

Ligeaque  Phyllodoceque  Verg.  G.  IV  336 
Thaliaque  Cymodoceque                Verg.  G.  IV  338  =  Ae.  V  826 

Medontaque  Thersilochumque  Ae.  VI  483  =  XII  363 

Pheretaque  Demodocumque  Ae.  X  413 

perfractaque  quadrupedantum  Pectora  Ae.  XI  614 
paene  simul  visa  est;  dilectaque^raptaque  Diti       Ov.  Met.  V  395 

Psophidaque  Cyllenenque  Met.  V  607 

Caulonaque  Naryciamque  Met.  XV  705 

nupturaque  nuptaque  proles  Ep.  XV  201 

promissaque  velaque  Thesei  Am.  I  715 

Megareaque  Pantagienque  Fasti  IV  471 

Acragantaque  Tauromenenque  Fasti  IV  475 

vicinaque  Caridos  arva  Man.  IV  799 

Nysaeaque  per  juga  Bacchi  Columella  X  221 

indignaque  Mausolea  Luc.  VIII  697 

collisaque  quadrupedantum  .  .  .  corpora  Sil.  Ital.  IV  160 

venerandaque  sanctaque  verba  Mart.  III  LXIX      7 
perfractaque  congredientum  Pectora     Prud.  Adv.  Symm.  II  705 

Der  Daktylus  hat  in  der  Mehrzahl  dieser  Versschlüsse  die 
Betonung    _  i  v^ ,   welcher  die  der   Wörter :  Cyllenenque  und 


Beitrüge  2ür  lateinischen  Metrik.  63 

Mausolea:  _  1  1  ^  genau  entspricht  and  wofür  die  Beweise 
leicht  zu  geben  wären.  Bei  Lncrez  sind  die  Ausnahmen  am 
häufigsten,  bei  Vergil  abgesehen  von  quadrüpeddntum  und  bei 
Ovid  mit  Abrechnung  von  drei  eigentümlich  gearteten  Bei- 
spielen sind  es  Eigennamen,  welche  in  sich  selbst  ihre  Entschul- 
digung tragen. 

Unter  1100  Versen  weichen  also  nur  27  in  der  Betonung 
des  fünften  Fußes  ab,  welches  Ergebnis  ebenfalls  als  ein  Beweis 
dafür  angeführt  werden  kann,  daß  die  lateinischen  Dichter  in 
ihrem  Versbau  den  Akzent  sorgfältig  berücksichtigt  haben. 

20. 

Aus  den  Betonungsverhältnissen,  wie  wir  sie  dargelegt 
haben,  haben  die  Dichter  kein  Geheimnis  gemacht.  Denn  es 
folgen  aufeinander  zwei,  bisweilen  drei  Verse  mit  gleichem 
Schlußrhythmus.  Solche  wie  diese,  die  ich  Vergil  entnehme, 
gibt  es  viele: 
Ae.  m  575 

Interdum  scopulos  ||  avolsaque  viscera  montis 
Erigit  eructans  ||  liquefactaque  saxa  sub  auras 
Cum  gemitu  glomerat  fundoque  exaestuat  imo. 
V  670 

Quis  furor  iste  novus?  quo  nunc,   quo  tenditis,  inquit, 
Heu  miserae  cives?  ||  non  hostem  inimicaque  castra 
Argivum,  vestras  spes  uritis.  en  ego  vester 
Ascanius  I 
Vn  525 

Sed  ferro  ancipiti  decemunt,  ||  atraque  late 
Horrescit  strictis  seges  ensibus,  ||  aeraque  fulgent 
Sole  lacessita  ||  et  lucem  sub  nubila  jactant. 

Ae.  vn  793 

Inseqaitur  nimbus  peditum,  ||  clipeataque  totis 
Agmina  densentur  campis,  ||  Argivaque  pubes 
Auruncaeque  manus,  Rutuli  veteresque  Sicani. 


Lucr.  II     680  681, 

1079  1080; 

III  862—864; 

V  862  863, 


Lucr.  yjlU— 1547; 

VI  771  772. 
Hör.  Ep.  I   VI  16  17; 

XVI  40  41; 


64 


III.  Abhandlung:  Cornu. 


AP.  182  183. 

Val.  FlaccQS 

IV  241  242, 

Ov. 

Met.      I  7  8, 

323  324; 

402  403; 

V  217  218. 

IV  368  369; 

Sil.  ItalicQs 

I  169  170; 

V  276  277; 

II  331  332; 

VI     34    35; 

V    82    83. 

IX  369  370; 

Statins         Theb.  III  163  164, 

X  14  15; 

424  425, 

XI  37K  379; 

576—578; 

XV  634—636. 

VII  1^5  136; 

Luc. 

VI      34  35; 

X  281  282; 

IX  569  570. 

Javenalis 

VIII  131     133; 

Calp. 

IV     90    91. 

XI  33     35. 

Val.  Flaccus 

I  478  479; 

Claadlanus 

XXVIII  615  616. 

21. 

Die  bisherige  Darstellang  hat  gezeigt,  an  welchen  Vers- 
stellen die  Dichter:  armaque^  armave,  armane,  pleraque,  utra- 
que,  armentaque,  armentave  verwendet  haben.  Daraus  ist  anch 
mit  aller  Deutlichkeit  hervorgegangen,  daß  ßie  sehr  wohl 
wußten,   ob   der   Daktylus   den  Wert    1  ^  C^    oder   den  Wert 

Aus  der  Verwendung  von  tempora  und  armaqvs  in  an- 
deren Versen  muß  der  Beweis  erbracht  werden  können,  daß 
sie  sich  diese  Verhältnisse  stets  gegenwärtig  hielten. 

Sehen  wir  nun  zu,  an  welchen  Stellen  des  Senars  solche 
Wörter  anzutreffen  sind. 

In  den  666  Senaren  des  Pablilius  Syrus,  in  den  311  des 
Horaz,  in  den  1945  des  Phaedrus,  in  den  696  der  Ora  maritima 
des  Avienus,  in  den  474  des  Ausonius  findet  man  als  ersten 
Fuß  niemals  Wörter  wie  tempora. 

In  den  65  Senaren  des  Petronius  bildet  einmal  robora 
(p.  60  V.  6)  den  ersten  Fuß.  Bei  Seneca,  im  Hercules  Oetaeus, 
welcher  nicht  von  Seneca  sein  kann^  in  der  Octavia  —  in 
8433  Versen  —  kommen  allerdings  als  erster  Fuß  solche 
Daktylen  vo»>  jedoch  in  überaus  geringer  Anzahl: 


H  F.    995  vulnere 
1163  Hercule 


Tro.  808  funere 
809  oscula 


Beiträge  sur  lateinischen  Metrik.  65 


Phoen.  52  corpore 
Phaedra  697  Colchide* 
1077  verbere 
Ag.  509  navita 
918  Phocide' 
993  aethere» 
Thyestes  85  regibus 


Thyestes  791  pectore 
891  funere 
H.  Oet.  273  utere 
1263  yiscera 
Oct.  146  victima 
638  viscera 
789  reddere*, 


wozu  jedoch:  Thesea  Phaedra  148,  Atrea  Thyestes  486,  und 
Troade8  Ag.  660  nicht  gerechnet  werden  dürfen,  weil  diese 
Wörter  zweifelsohne  ihre  griechische  Betonung  beibehielten. 

Unter  den  1491  Trimetern  des  Prüden tios  kommen  nur 
zwei  vor,  wo  talia  den  ersten  Fuß  bildet  (Peristephanon  X, 
Passio  Romani  martyris  791  841);  in  einem  einzigen  unter  719 
Versen  hat  Paulinus  Nolanus  comibua  am  Versanfange  ver- 
wendet (XXmi  883). 

Die  Seltenheit  der  Beispiele  ist  geradezu  ein  Beweis  ihrer 
Fehlerhaftigkeit. 

Nur  einmal  hat  Seneca  an  der  ersten  Stelle  des  Senars 
einen  Daktylus   in  seiner   kräftigsten  Form   gewagt: 

Oed.  263     Quidquid  ego  fugi  .  .  . 

Wenn  bei  der  Bildung  der  Füße  die  Quantität  allein  in 
Betracht  käme,  so  ist  nicht  einzusehen,  warum  weder  tempora, 
noch  omnis  a\mory  ille  lo\cu8,  aerta  de\dit^  mordet  e\quu8y 
vertit  i\tery  turba  fu\rit  usw.  die  erste  Dipodie  des  Trimeters 
beginnen  dürfen. 

Man  empfand  es  offenbar  als  eine  Inkonsequenz  in  der 
Wertung,  daß  ein  Wort  wie  tempora  gegen  Schluß  des  Verses 
als  wahrer  Daktylus:  I  ^  C^,  dagegen  am  Anfang  als  Ersatz 
des  Spondeus:   L  _   gebraucht  würde,    welcher  entweder  nicht 


^  Voransgesetzt,  daß  Ccichide^  Phodde^  aeüiere  mit  der  lateinischen  Dekli- 
nation aoch  die  lateinische  Betonung  angenommen  haben. 

*  Wie  früher  gesagt  (8.  61),  nehme  ich  an,  daß  die  zusammengesetzten 
Zeitwörter  exeidit  Tro.  204,  concipü  Tro.  1101,  invocat  Phoen.  283,  con- 
gerit  Med.  706  nicht  dieselbe  Betonung^  haben  als  vulnerh  usw.  Ich 
habe  sie  daher  im  Texte  nicht  erwähnt. 

8ttxiiDgBb«r.  d.  pbil.-hiit.  Kl.  159.  Bd.  S.  Abh.  5 


66  In.  Abhandlung:  CornU. 

aufgelöst  wird  oder  allenfalls  nur  durch  einen  Anapäst  mit  der 
Betonung  ^  w  1  ersetzt  werden  darf. 

22. 

Ist  das  Gesagte  richtig,  so  muß  der  Senar  es  auch  be- 
stätigen. Man  findet  in  der  Tat  ein  Wort  wie  armaque  oder 
wie  armentaque  nie  an  dessen  Schlüsse.  Wie  wäre  das  aber 
möglich,  wenn  man  armaque  und  armentaque  wie  corpora  und 
serpentihuB  betont  hätte? 

23. 

Am  Anfange  müßte  armaque  ohne  weiteres  erlaubt  sein. 
Leider  wird  hier  die  Sicherheit  der  Ergebnisse  durch  die  ge- 
ringe Anzahl  der  Beispiele  beeinträchtigt.  Denn  bei  Publilius 
Syrus,  Horaz,  Phaedrus  und  Seneca,  im  Hercules  Oetaeus  und 
in  der  Octavia  fehlen  sie  gänzlich.  Die  spanische  Heimat  des 
Seneca  mag  dafür  den  Grund  abgeben.  Nur  Petronius  ermög- 
licht es  uns,  den  Gebrauch  eines  Wortes  wie  armaque  als  ersten 
Fußes  des  Senars  zu  belegen.  Er  hat  die  zwei  folgenden 
Beispiele: 

p.  60  23: 

Iterum  tamen  confirmat  invalidam  manum 
Altaque  bipenni  latera  pertemptat. 

tumida  consurgunt  freta 
Undaque  resultat  scissa  tranquillo  minor. 

24. 

Alle  sonst  hierher  gehörigen,  sehr  spärlichen  Beispiele 
der  Verwendung  eines  solchen  Wortes  bei  Petronius  (p.  60  5, 
p.  61  50),  bei  Seneca  (HF.  602  oraque,  727  verane  est  fama?, 
1213  saxaque,  Medea  26  verbaque,  Phaedra  545  saxaque^  864 
siccine?,  1110  hoccine  est  formale  decus?,  1175  verbaque,  Oed.  99 
saxaque)^  im  Herc.  Oet.  (895  fataque,  1358  tantane  inventa 
est  lues?y  1765  regnaque),  in  der  Octavia  (172  membraque),  stehen 
an  einer  und  derselben  Versstelle,  welche  durch  die  folgenden 
Trimeter  angedeutet  ist: 

Aciem  reflectat  oraque  in  caelum  erigat.  HF.  602 
Ades  parumper  verbaque  exaudi  mea.  Phaedra  1175 


Beiträge  zur  Uteioischen  Metrik. 


67 


25. 

Noch  eins  hat  sich  aus  der  vorliegenden  Untersuchung 
ergeben^  nämlich  der  Nachweis,  daß  alle  Dichter  mit  Ausnahme 
des  Ennius,  Cicero  und  Lucrez  und  des  späteren  Avienus, 
welcher  sich  die  älteren  Dichter  zum  Muster  nahm,  vermeiden, 
que  an  ein  mit  kurzem  e  schließendes  Wort  anzufügen.  Ich 
gebe  hier  alle  Beispiele,  welche  mir  begegnet  sind: 


tacereque  Ennius  250 

ipseque  Cic.  Aratea  204 

menteqne  Cic.  De  cons.  meo  II  3 
audireque  Lucr.  I  134 

penetraleque  frigus  I  494 


mutareque 

obstareque 

clamoreque 

lacrimareque 

penetrareque 

ridereque 

ferreque 

viventeque  trunco 

certareque 

esseque 

satiareque 

spien  doreque 

vitareque 

foedareque 

spirareque 

cavereque 

recreareque 

muliebreque  saeclum 

suadereque 


I  666,  III  163 
I  973,  II  280 

II  327 
II  420 
II  460 
II  983 

III  432 

III  654 

III  779 
III  863,  V  874 

III  1004 
IV  96 

IV  823 
IV  844 

IV  988 

IV  1146 
V759 

V  1021 
V  1052 


aereque 

ardoreque 

turbareque 

umoreque 

saporeque 

insistereque 

exireque 

pulsareque 

leve  tenveque 

videreque 

ipseque 

servareque 

ipseque 

saepeqae 

taleque 

fineque 

audireque 

ipseque 

omneque  .  . 


V1289 

VI  273 

VI  370 

VI  378 

VI  780 

VI  836 

VI  886 

VI  1053 

VI  1170 

Culex  305 

Catal.  XIII  7 

Hör.  Sat.  I  I  89 

Tib.         I  V  11 

I  vmio 

Prop.  III  VI  26 

Ov.  Met.  XIV  24 

Manilius  II  479 

Avienus  II  1600 
caelum        III 63 


indeque 

III  444  480  703  882  867 
culpareque  Adv.  Marcionem  II 
legeque  IV 

esseque  V 


Horaz,  TibuU,  Properz,  Ovid  und  Manilius  haben  zu- 
sammen nur  sechs  Beispiele  von  einem  an  ein  mit  kurzem  e 
schließendes  Wort  angefügten  que.  Auch  nicht  ein  einziges 
Beispiel  haben  die  anderen  Dichter.  Nur  der  unbekannte 
Verfasser  des  Gedichtes  gegen  Maicio  weist  drei  Fälle  der 
Art  auf. 

6* 


68  III.  Abhandlang:  Cornu. 

Die  Prosa,  wie  ich  mich  überzeagt  habe,  verfahrt  nicht 
anders  als  die  Dichter,  aber  die  Untersachung  habe  ich  nur 
soweit  geführt,  daß  ich  das  Verhalten  des  Saunst,  des  Petro- 
nins  (ein  Beispiel)  und  des  Tacitos  näher  angeben  kann. 

26. 

Das  Vorgebrachte  hat  ein  Mehreres  erledigt.  Der  Haupt- 
sache nach  war  es  ein  Beitrag  zur  Gliederung  des  Hexameters. 
Diese  Gliederung  beweist  aber,  daß  die  römischen  Dichter 
aller  Zeiten  sich  um  die  Stellung  der  Akzente  und  keineswegs 
um  die  Quantität  allein  gekümmert  haben,  was  kein  Versbau 
jemals  getan  hat,  da  doch  überall  Hebung  und  Senkung,  die 
vom  Akzente  abhängig  sind,  in  Betracht  kommen. 

Die  sorgfältige  Beobachtung  der  Quantität  aber  war  ein 
Schutz  gegen  die  Verrohung  der  Kunst.  Wird  die  Quantität 
nicht  mehr  in  Rechnung  gebracht,  so  ist  auch  die  Aufstellung 
von  Füßen  eine  unmögliche  Sache. 

In  der  Einleitung  zu  dem  II.  Bande  der  ^Opuscula  philo- 
logica%  welche  vom  6.  April  1868  datirt  ist,  nennt  Friedrich 
Ritschi  (S.  XI)  den  Akzent  den  mächtigsten  und  ideellsten 
Faktor  der  plautinischen  Verskunst,  wo  er  ist,  wie  ,der  Geist, 
der  über  den  Wassern  schwebt'.  Weiter  bemerkt  er  (S.  XIII) 
in  bezug  auf  Corssen,  daß  es  ,sehr  gewiß  ist,  daß  gerade  das 
Kapitel  seines  Buches  über  Aussprache,  Vokalismus  und  Be- 
tonung der  lateinischen  Sprache,  worin  der  angebliche  Beweis 
geführt  wird,  daß  der  Wortton  auf  den  Bau  des  altrömischen 
Verses  g^r  keinen  Einfluß  gehabt  habe,  in  der  Wissenschaft  das 
kurzlebigste  von  allen  sein  wird';  denn  ,er  hält  die  Teile  in 
seiner  Hand,  fehlt  leider  nur  das  geistige  Band',  fügt  Ritschi 
mit  Recht  hinzu.  Endlich  sagt  er  (S.  XV):  ,Wir  halten  das 
von  Bentley  und  Hermann  erhobene,  von  Lachmann  gebührend 
geehrte  Banner  mit  ruhiger  Uberzeugungstreue  aufrecht  nach 
wie  vor.' 

Obgleich  Ritschi  diese  Worte  nur  mit  Bezug  auf  den 
plautinischen  Versbau  schrieb,  bin  ich  selbst  der  Überzeugung, 
daß  sie  für  jede  Art  von  lateinischen  Versen  gelten^  und  folge 
getrost  dem  Banner  dieser  Männer. 


Beiträgfe  zur  lateinischen  Metrik.  69 


m. 

Zq  dem  Tierzehnsilblgen  Hexameter  der  seehszeillgen 

BStsel. 

Als  Alexander  Riese  die  Aenigmata  codicis  Bernen- 
sis  611  am  Ende  des  ersten  Bandes  der  Anthologia  latina 
(S.  351 — 370)  im  Jahre  1894  zum  zweiten  Male  herausgab, 
habe  ich  versucht,  mir  die  Verse  der  Rätsel  zurecht  zu  legen 
und  in  meinem  Handexemplar  der  Anthologie  eine  Analyse  der- 
selben eingetragen.  Ich  tat  es,  ohne  die  schon  weit  bessere  Aus- 
gabe von  Wilhelm  Meyer  zu  Rate  zu  ziehen,  welche  im  sieb- 
zehnten Bande  der  Abhandlungen  der  philosophisch-philologi- 
schen Klasse  der  k.  bayr.  Akad.  der  Wissensch.  (S.  417 — 430), 
München  1886,  erschienen  war,  und  sah  zu  meiner  Freude,  als 
ich  sie  zur  Hand  nahm,  daß  er  viele  Verbesserungen  vorge- 
nommen hatte,  welche  mit  den  meinen  übereinstimmten.  In  be- 
zug  auf  den  Versbau  verglich  ich  dann  meine  Ergebnisse  mit 
der  Darlegung  des  damals  noch  in  München  lebenden  Gelehrten 
und  merkte  bald,  daß  ich  ihm  in  keineswegs  unwesentlichen 
Dingen  nicht  zustimmen  könne.  Vor  kurzem  habe  ich  wiederum 
die  Analyse  des  Jahres  1894  angesehen  und  fand  nicht,  daß 
ich  damals  Unrecht  gehabt  hätte  und  daß  die  Veröffentlichung 
meiner  damaligen  Beobachtungen  inzwischen  überflüssig  ge- 
worden wäre.  Im  Jahre  1905  hat  Meyer  in  den  Gesammelten 
Abhandlungen  zur  mittellateinischen  Rythmik,  Bd.  H,  S.  162 
— 178,  die  Rätsel  neuerdings  abgedruckt  und  zu  den  früheren 
Verbesserungen  manche  neue  hinzugefügt,  so  daß  seine  Recensio 
gegenüber  dem  Drucke  des  Jahres  1886  und  dem  Texte  Rieses 
einen  wesentlichen  Fortschritt  bedeutet.  Der  folgenden  Dar- 
legung liegt  sie  zugrunde. 

Die  Quantität. 

Meyer  behauptet,  Gesammelte  Abhandlungen  II,  S.  15,  daß 
der  Dichter  der  Rätsel  für  die  sechste  Hebung  quantitäts- 
lange Silben  gesucht,  sich  somit  mindestens  an  dieser  Versstelle 
um  die  Quantität  gekümmert  habe.  Wenn  so,  dann  nur  um 
die  Quantität,   welche   zu   seiner  Zeit   die   übliche   war.     Von 


70  III.  A.bbandlung:  Cornu. 

Tullins  ^  oder  von  wem  immer  die  Rätsel  stammen  mögen,  ist  auch 
nichts  anderes  zu  erwarten,  und  wir  dürfen  ihn  gerade  deswegen 
loben,  weil  er  dadurch  die  Sprache  nicht  verfklschte.  Wer  sich  so 
viele  Vulgarismen  entschlüpfen  läßt,  worüber  Meyer  II  S.  160 
ausführlich,  jedoch  nicht  erschöpfend  berichtet,  kennt  gewiß 
keine  andere  Prosodie  als  die  eigene  und  die  seiner  Zeitge- 
nossen. Wenn  man  auf  die  eingetretene  Kürzung  der  langen 
Vokale  vor  und  nach  dem  Akzent  und  auf  die  Dehnung  der 
kurzen  betonten  Silben  Rücksicht  nimmt,  ist  der  flinfte  Fuß 
mit  wenigen  Ausnahmen  fast  immer  korrekt.  Nach  Meyer  11 
S.  15  befinden  sich  im  sechsten  Fuße  unter  den  234  vorhan- 
denen zweisilbigen  Schlußwörtern  nur  11  oder  12  mit  kurzer 
vorletzter  Silbe  (locis  IV  1  und  LXI  1,  vetor  VII  2,  ego  IX  1, 
loco  IX  6,  valet  X  6,  edit  XV  5,  caro  XVI  5,  cupit  XLII  4,  vias 
XLIX  4,  fugiens  LVII  2,  nocent  LIX  5)  während  im  Schluß 
der  ersten  Halbzeile  unter  270  zweisilbigen  Wörtern  105  mit 
kurzer  vorletzter  Silbe  stehen.  Daraus  folgert  er,  daß  der 
Dichter  sich  noch  um  die  nach  unseren  Begriffen  richtige  Quan- 
tität im  sechsten  Fuße  gekümmert  habe.  Die  geringe  Anzahl 
von  zweisilbigen  Schlußwörtern,  bei  denen  die  alte  Quantität 
nicht  gewahrt  ist,  mag  allerdings  auffallen.  Gegen  die  bessere 
Beobachtung  der  Quantität  in  der  Bildung  des  sechsten  Fußes 
spricht  aber  die  Verwendung  der  eben  angeführten  und  anderer 
gleichwertiger  Wörter  im  dritten  Fuße  unmittelbar  nach  der 
häufigsten  Cäsur,  im  vierten  und  namentlich  im  fünften  Fuße, 
wie  folgende  Beispiele  zeigen:  C7'eat  urendo  II  1,  turpi  me  modo 
relinquunt  V  4,  p7'0  bonis  mala  redduntur  V  5,  semper  qui 
mihi  coaevus  VIII  2,  sine  pari  Q'oganti  XXV  6,  cava  latebris  C. 
XXXII  2,  manu  dimissa  XXXII  5,  vernoque  simul  et  aestu 
XXXIX  4,  calle  quas  iero  frequenti  XL  VI  4,  gero  figuras 
XL VIII  1,  efficior  statim  maior  a  patre  qui  nascor  XLIX  2, 
poteatas  data  per  omnes  L  4,  satis  amanti  L  6,  in  venire  fero 
parentes  LI  3,  in  conceptu  numquam  amplexu  viri  delector 
LH  2,  unu8  et  ego  sorori  LVI  1,  hujua  et  ego  maritus  LVI  2, 
re»  cunctis  fero  mirandas  LX  3,  nee  gravor  onustus  LX  4. 
Meiner  Ansicht  nach  bestand  im  achten  oder  siebenten  Jahr- 


*  Vgl.  Paul    von  Winterfeld,    Observationes    criticae    III    im    Philologus, 
Bd.  LVIII,  8.  289—290. 


Beiträge  xur  lateinischen  Metrik.  71 

hundert;  ja  schon  viel  früher,  zwischen  den  zweisilbigen 
Wörtern,  die  einst  den  Wert  !_  _  hatten,  und  den  Wörtern  mit 
der  einstigen  Messung  L  ^y  L  ^  und  6  s^  kein  Unterschied 
mehr.*  Diesen  vier  Wertungen  entsprach  eine  einzige  ^  w,  die 
allein  dem  Dichter  zur  Verfügung  stand.  Die  Folge  war, 
daß  der  Ersatz  von  Hebungslängen  wie  Ztio;,  rex^  res  durch 
zwei  Kürzen  nicht  mehr  vorgenommen  werden  konnte.  Für 
die  Kürze  der  zwei  ersten  Silben  in  Wörtern  wie  sapienti,  ca- 
piatur^  numerare,  welche  er  im  zweiten  Teile  des  Verses  gänz- 
lich ausschließt,  nicht  aber  im  ersten,  mag  er  noch  ein  Gefühl 
gehabt  haben.  Wichtiger  ist  jedoch  die  Tatsache,  zu  der  ich 
durch  eine  Untersuchung  des  Versbaues  der  späteren  römischen 
Dichter  gelangt  bin :  je  näher  die  Dichter  dem  Zeitalter  stehen, 
in  dem  der  Verfasser  der  Rätsel  lebte,  umso  seltener  ist  der 
Ersatz  einer  Hebungslänge  durch  ein  Wort  von  zwei  Kürzen. 
Der  Untergang  der  alten  Kürzen  in  den  zweisilbigen  Wörtern 
war  somit  von  langer  Hand  vorbereitet.  Die  natürliche  Folge 
war,  daß  die  Verse,  weil  die  Auflösungen  nicht  mehr  stattfinden 
konnten,  fast  immer  die  gleiche  Anzahl  von  Silben  erhielten. 
Den  Zeilen  fehlt  also  die  Mannigfaltigkeit  der  Füße,  durch  die 
sich  der  klassische  Hexameter  auszeichnet.  Diesen  Mangel  teilen 
die  Rätsel  mit  zahlreichen  Gedichten  aus  früherer  Zeit,  welche 
die  Quantität  der  Silben  entweder  wirklich  oder  nur  noch 
scheinbar  beobachten. 

Damit  der  Leser  das  Verhältnis  der  vierzehnsilbigen  Hexa- 
meter der  Rätsel  zu  den  früheren  von  gleicher  Silbenzahl  besser 
erkenne,  behalte  ich  bis  auf  die  drei  oder  vier  ersten  Silben 
der  ersten  Halbzeile  die  üblichen  Bezeichnungen  der  Füße  in 
meiner  Darstellung  bei. 

Die  Füße. 

In  bezug  auf  die  Betonung  der  Füße  ist  folgendes  zu 
sagen.  Der  sechste  Fuß  hat  die  Betonung  1 1^  und  besteht 
nie  aus  zwei  Wörtern.  Vor  der  Cäsur  setzt  der  Dichter  der 
Rätsel  unbedenklich .  non  surriy  non  sunt,  mors  est,  par  est : 
prior  illo  non  sum  VIH  2,  masculus  qui  non  sum  XXI  1,  viia 

^  Sieh  Onindriss  der  romanischen  Philologie  I.  Band,  Zweite  Auflage, 
8.  467.  Die  Dehnung  der  kurzen  Vokale  in  freier  Stellung  reicht  nach 
W.  Me/er-Lübke  1.  1.  bis  in  das  4.  Jahrhundert  zurück. 


72  III.  Abhandlang:  Coro u. 

mihi  mors  est  XXX  3^  opes  mihi  non  sunt  XL  5,  quarum  mihi 
mors  est  LV  3,  infantia  par  est  LVIII  6.  Im  gewöhnlichen 
Hexameter  waren  die  so  gebildeten  Schlüsse  erlaubt. 

Der  fünfte  Faß  hat  die  Betonung  i  w  ^ .  Die  einzige  Aus- 
nahme ist  perUtrat  umhram  VI  1,  vgl.  noctis  videre  ten^bras 
LVII  1,  denn  im  32.  Kätsel,  3,  ist  si  non  absörbuero  matrem 
zu  lesen^  wenn  nicht  absorbsero  vorzuziehen  ist,  woran  Brandt 
S.  104  auch  schon  gedacht  hat,  und  im  36.  Rätsel,  2,  ist  nach 
CB  sub  tellore  vivunt  —  nicht  tellüre,  wie  Meyer  S.  160  und  171 
schreibt  —  zu  schreiben,  indem  telhis,  welches  tellüs  geworden 
war,  wie  corpus  corporis^  tempus  temporis,  fundus  *fundoris 
dekliniert  wurde.  In  miros  efficio  sapores  XLV  5  ist  efficio 
sicher  unrichtig  und  wird  durch  AVC  nicht  gestützt;  dagegen 
sprechen  auch  efßcior  dura,  multos  quae  faeio  molles  XLII 2, 
reficio  multos  LV  3,  parturio  multos  XXI  2,  concipio  prolem 
VIII  4,  concipio  matrem  XXXVIII  4,  malos  recipio  tecto  LX  6, 
und  noch  andere  Stellen,  welche  ich  unerwähnt  lasse.  Die 
richtige  Lesart  ist  noch  zu  finden;  vgl.  Gesammelte  Abhand- 
lungen zur  mittellateinischen  Rythmik,  S.  13.  Nie  werden  der 
fünfte  und  sechste  Fuß  durch  Wörter  wie  decipiatur,  solliciiare, 
intemeratus  gebildet.  Der  Dichter  der  Rätsel  steht  hierin  hoch 
über  der  späteren  Barbarei,  welche  solche  mißverstandene  Uexa- 
meterschlüsse  mit  großer  Vorliebe  verwendet. 

Der  vierte  Fuß  hat  entweder  die  Betonung  1_,  und  in 
dem  Falle  hat  die  erste  Silbe  der  zweiten  Halbzeile  eine  schwache 
Hebung,  oder  er  hat  die  Betonung  _1,  dann  ist  die  bezeich- 
nete Silbe  hochbetont.  —  Wenn  in  dem  Halbverse  pendens 
meos  servo  parentes  XXXVIII  5  meos  C  richtig  ist,  so  muß  es 
einsilbig  gelesen  werden.  Gegen  die  Einsilbigkeit  sprechen 
aber  folgende  Halbzeilen,  in  denen  meo  und  meos  zweisilbig 
sind:  meo  dum  siabulo  versor  IV  4,  meo  se  lateri  jungat  X  3, 
meos  inter  cibos  XXI  6. 

Die  erste  Halbzeile  ist  weniger  strengen  Gesetzen  unter- 
worfen. Der  erste  Fuß  hat  die  mannigfaltigsten  Betonungen; 
der  Anapäst  ist  häufig;  ebenso  andere  dreisilbige  Füße,  welche 
im  gewöhnlichen  Hexameter  verpönt  sind.  Der  zweite  Fuß 
hat  die  Betonung  _  I  I  v^  II ;  für  den  Spondeus  kann  auch  der 
Anapäst  ^^L  \  ^W  stehen.  In  diesem  Falle  ist  der  erste  Fuß 
zweisilbig.    Hiebei   sei  bemerkt,   daß  die  richtige  Abgrenzung 


Beiträge  xur  lateinischen  Metrik.  73 

der  zwei  ersten  Füße  nicht  immer  leicht  ist.  Am  Ende  der 
ersten  Halbzeile  stehen  sowohl  zweisilbige  Wörter^  wozu  auch 
non  sumy  non  sunt,  mors  est,  par  est  za  zählen  sind^  als  anch 
dreisilbige,  die  auf  der  vorletzten  betont  sind :  tertia  me  fnater, 
uno  fixa  locOj  pulchra  semper  comisy  vestibibs  exutam,  milia 
prostemo,  omnibus  delector.  Viersilbige  oder  gar  fbnfsilbige 
Wörter  werden  vermieden.  Sie  kommen  nnr  in  folgenden  Halb- 
Zeilen  vor:  Vili  subferrena  pusillus  tumulor  urna  XII  5,  duo 
generantur  LIV  1,  et  bis  iterato  LIX  4,  suos  moderato  servant 
in  ordine  cursus  LXII  4,  et  parturienti  XXXIV  6.  Viersilbige 
Wörter  wie  die  erwähnten  und  andere  -wie  florigeras,  dissimilemy 
uberibuSj  vestigia,  mirantibus  stehen  am  Anfange  der  Zeilen, 
wie  Meyer  S.  14  schon  bemerkt  hat.  Besteht  die  erste  Halb- 
zeile aus  drei  zweisilbigen  Wörtern,  so  hat  eines  davon  einen 
schwächeren  Akzent.  Im  Anfange  der  ersten  Halbzeile  stehen 
auch  dreisilbige  Wörter,  die  wie  surrdcta  betont  sind,  und  sind 
keineswegs  an  diesem  Orte  ,verboten^,^  denn  wir  finden  da  nicht 
nur  impletur  VII  3  und  extremos  XXXIII  3,  welche  nicht 
brauchen  geändert  zu  werden,  nicht  nur  annisque  XIV  2  und 
nullumque  XV  4  —  die  von  Meyer  angenommene  Betonung  in 
dnnis  que  peractis  und  nullum  qv4  de  ramis  ist  unstatthaft, 
wie  die  Halbzeilen  infra  supraque  mirantur  XXVIII  6,  silvis 
campisque  morantes  XLI  4,  tantique  refutant  XLIX  6  beweisen 
—  sondern  auch  me  mater  II  1  XVI  1,  me  pater  III  1,  et  nullo 
XIX  2,  dum  nascor  XIX  3,  et  quali  XX  2,  et  cunctas  XXXIII 2, 
me  reddet  XXXIII  5,  et  viam  XXXIII  6,  et  mater  XXXV  2,  et 
bruma  XXXVI  4,  sed  multa  XL  4,  et  nemo  XLII  4,  lauter  Bei- 
spiele, welche  sich  von  surrScta  entweder  nicht  oder  nur  unwe- 
sentlich unterscheiden. 

Die  Zeilen. 

Insofern  die  Verse  die  Cäsur  haben,  welche  der  Penthemi- 
meres  entspricht,  lassen  sie  sich  auf  zwei  Typen  zurückfahren: 

^  Vgl.  Gesammelte  Abhaudlnngen  zar  mittellateinischen  Rythmik,  S.  14, 
wo  folgendes  zu  lesen  ist:  Dagegen  sind  unmittelbar  im  Anfange  der 
1.  und  2.  Halbzeile  die  dreisilbigen  Wörter  merkwürdigen  Regeln 
untemorfen.  Im  Anfange  der  1.  Halbzeile  ist  ein  dreisilbiges  in  der 
Mitte  betontes  Wort  wie  surricta  verboten,  im  Anfange  der  2.  Halbzeile 
sind  nur  (fUnr*  ist,  wenn  ich  richtig  verstehe,  zu  viel)  diese  gestattet 
nnd  die  dreisilbigen  daktylischen  Wörter,  wie  dmnto,  verboten. 


•  4  III.  Abhandlung:  Cornn. 


}l| L. \L^l \L 


I  XXX  ^  L 
XXXX  L  I  N^ 

Nulluni  dare  victum  frlgenti  corpore  possunif 
Calida  sed  cunctis  sälubres  porrigo  pastui, 
Nullus  me  solutum^  llgatum  cuncti  requirunt. 

II  XXX  -  : 

XXXX  ^ 


}i\^i\^s.i\  1 


Tertia  me  mater  duram  nibllescere  cogit 
Me  mater  novellam  vetus  ^  di  germine  finxit. 
Vitam  dabo  cunctis^  vitam  «l  tulero  multis. 
Milia  prosiemOy  manu  dum  verbero  nullum. 

Von  diesen  beiden  Typen  ist  der  zweite  am  häufigsten. 
Über  die  Hälfte  der  Verse  (192)  weist  ihn  auf.  Wie  schon 
Meyer  bemerkte  (S.  15),  hat  der  Dichter  daftir  eine  ganz  be- 
sondere Vorliebe  und  scheut,  um  ihn  zu  bilden ,  die  unge- 
wöhnlichsten Wortstellungen  nicht,  die  übrigens  im  gewöhn- 
lichen Hexameter  nicht  selten  sind.  Der  erste  Typus  kommt 
in  103  Zeilen  vor.  Somit  haben  von  den  378  Zeilen,  welche 
die  Sammlung  zählt,  nicht  weniger  als  295  Verse  die  Cäsur, 
welche  der  Penthemimeres  entspricht.  FUr  diese  Zeilen  allein 
gilt,  was  P.  Brandt  in  seiner  im  Jahre  1883  erschienenen  Aus- 
gabe der  Rätsel,  S.  104,  sagt,*  nicht  für  die  übrigen,  über  deren 
Bau  er  kein  Wort  verliert.  Seine  Worte  lauten :  ,Ver8Uum  haec 
constans  est  lex  a  Buechclero  primo  animadversa,  ut  quattuor- 
decim  consistat  hexameter  syllabis,  quarum  sex  ante,  octo  post 
caesuram  sunt  tertii  pedis'  (zu  übersetzen  durch  ,nach  der 
Cäsur  oder  Sprechpause,  welche  den  dritten  Fuß  schneidet',  wenn 
die  Angabe  richtig  verstanden  werden  soll).  In  bezug  auf  die 
Gliederung  der  Zeilen  ist  Meyers  Darlegung  etwas  ausführlicher 
als  die  von  Brandt.  Ich  gebe  sie  mit  einigen  unbedeutenden 
Änderungen  wieder,  welche  er  entschuldigen  möge:  , Jedes  der 
G zeiligen  Rätsel  besteht  aus  3  Zeilenpaaren;  jede  Zeile  besteht 
aus  14  Silben  und  zerfällt  in  2  Stücke;   das  1.  besteht  aus  6, 


^   Vetus  steht  für  velere]  vgl.  ital.  vieto,  altfranz.  viez,  welches  nnprfinglich 

unwandelbar  war. 
'  Aenigmata  latina  hezasticha,  S.  111 — 138  des  Tirocininm  philologum  so- 

dalium  regii  seminarii  Bonnensis. 


Beiträge  zur  Uteinischen  Metrik.  75 

das  2.  aus  8  Silben  zu  JL..^^^^^  und  ^^.^J^^^^^^  auf 

etwa    10  Verse    trifft    ein    Taktwechsel    rL.^-^JL oder 

^^.^^ ^.^.'^  Auch  Meyers  ausführlichere  Erörterung 

ist  nur  für  die  Verse  zutreffend,  welche  die  Penthemimeres 
haben.  Wenn  er  also  in  seinen  Ausgaben  der  Rätsel  (1886  und 
1905)  mit  einem  senkrechten.  Strich  nach  der  sechsten  Silbe 
jedesmal  die  angebliche  Cäsur  bezeichnet^  so  ist  in  einem  guten 
Fünftel  der  Zeilen  (78)  der  Strich  irreführend.*  Nimmt  man  näm- 
lich bei  der  Feststellung  der  Cäsur  auf  die  Sprechgesetze  Rück- 
sicht, ohne  welche  es  keine  Metrik  gibt  —  denn  Versbau  bei 
Mißachtung  der  Sprechgesetze  ist  kein  Versbau^  sondern  Ver- 
irrung  —  so  haben  65  Zeilen  die  Hephthemimeres,  d.  h.  die 
Gliederung  8  +  6,  und  13  haben  die  bukolische  Cäsur,  d.  h.  die 
Gliederung  9  +  5.  Alle  Zeilen,  welche  die  Gliederung  8  +  6 
aufweisen,  haben  einen  und  denselben  Bau: 


XXX  -  ^  I  -  I  I  ^  II K  I  ^  ^  ^  I  ^ 


XXXX  1  \  -  L  \  ^ 

Nulla  me  putredo  tangit  nee  funera  turbant. 
Caput  mihi  ferrum  aecat  et  brachia  truncat. 
Florigeras  gero  comas,  dum  maneo  Silvia, 
Opes  ego  nulli  quaero,  aed  confero  cunctia, 
Vestigia  nulla  figena  peramhulo  terraa. 

Denn  faciea  XXV  3  und  glaciea  LIX  5  zählen  für  zwei 
Silben,  wie  Mejer,  Gesammelte  Abhandlungen  zur  mittellatei- 
nischen Rythmik,  S.  13,  richtig  bemerkt,  und  für  den  ersten 
Fuß  gilt,  was  wir  früher  S.  72  gesagt  haben. 

Die  Zeilen,  welche  die  bukolische  Cäsur  haben,  sind  ii^ 
geringer  Anzahl  vorhanden.  Den  Hexametern  mit  derselben 
Cäsur  sind  sie  sehr  wenig  ähnlich.    Sie  haben  folgenden  Bau: 


^  Sitzungsberichte  der  philosophisch-philologischen  nnd  historischen  Klasse 
der  kOnigl.  bayr.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  München,  Jahrg. 
1882,  I.  Band,  8.  192.  Qesammelte  Abhandlangen  zur  mittellateinischen 
Rythmik  I,  S.  233.  Sieh  auch  II,  S.  13:  ,(Des  Dichters)  Zeilen  haben 
durchans  gleich  viele  Silben,  sechs  in  der  ersten,  acht  in  der  zweiten 
Halbzeile'. 

'  Irreführend  ist  der  Strich  aucli  im  dritten  und  yierten  Hexameter,  welche 
Meyer,  S.  11  aus  der  Grabschrift  des  Bischofs  Damianus  (De  Rossi,  In- 
scriptiones  christianae,  vol.  sec.  S.  170  [26])  anführt. 


76  III.  Abhandlung^:  Cornu. 


^   I   -  1|   -  -  III    ,         .    ,    , 


xxxx 

Ore  mihi  nulla  petenti  pocula  dantur 

Quattuoi'  has  ego  conclusa  gero  ßguras 

Vix  auferre  praedam  me  coram  latro  valebit. 

Schließlich  sei  noch  bemerkt^  daß  der  Dichter  der  Rätsel 
sich  zwei  Enjambements  erlaubt  hat: 

Impletur  invisis  domus,  sed  vacua  rebus 

permanetf  dum  civem  nullo  sub  pondere  gestat    VII  4. 

Nobili  perfectam  forma  me  Caesares  ulnis 

efferunty  et  reges  infra  supraque  mirantur     XXVIII  6. 

Somit  ist  der  Bau  dieser  vierzehnsilbigen  Hexameter  etwas 
mannigfaltiger,  als  man  bisher  angenommen  hat.  Wer  der 
erste  war,  der  fUr  die  sämtlichen  Zeilen  der  Rätsel  eine  und 
dieselbe  Cäsur  angenommen,  ob  BUcheler  oder  Meyer,  weiß  ich 
nicht  anzugeben.  Brandt  an  der  S.  74  angeführten  Stelle 
schreibt  die  Annahme  Bücheier  zu.  Welche  Gelehrten  den  Bau 
der  Zeilen  nicht  erkannten,  erfährt  man  durch  Meyer,  Ge- 
sammelte Abhandlungen  zur  mittellateinischen  Rhythmik,  S.  13, 
wo  er  die  eigene  Ansicht  vorträgt,  ohne  sich  auf  einen  Vor- 
gänger zu  berufen.  Wenn  ich  schließlich  mit  meiner  Auffassung 
Recht  behalte,  deren  ausführliche  Begründung  der  Gegenstand 
eines  späteren  Aufsatzes  sein  wird,  daß  die  Cäsuren  Ruhe- 
punkte der  Stimme  im  gesprochenen  Verse  sind,  wird  das 
primus  inveni,  primus  dixi  für  niemanden  von  besonderer  Be- 
deutung sein.  Denn  es  kommt  auf  die  Richtigkeit  oder  Unrichtig- 
]f:eit  des  Behaupteten  an.  Damit  aber  der  Leser  nun  die  Cäsuren 
oder  Sprechpausen  auf  ihre  Richtigkeit  nachprüfen  könne,  führe 
ich  alle  Zeilen  an,  die  meiner  Auffassung  nach  die  Hephthemi- 
meres,  und  die  selteneren,  welche  die  bukolische  Cäsur  haben. 
Die  andern  Sprechpausen  lasse  ich  unerörtert. 

8  +  6. 

Ego  nata  duos  patres  habere  dinoscx>r 
Nolo  me  contingat  imber  nee  flamina  venti 
Patria  me  sine  mundi  nee  ulla  valebit 
Mollibus  horresco  semper  consistere  locis 
üngula  nam  mihi  firma,  si  caute  ponatur 


11 

115 

III  6 

IV  1 

2 

Beiträge  zur  lateinischen  Metrik. 


77 


Nulla  me  putredo  tangit  nee  funera  turbant  VI  4 

Impletv/r  inmsis  domuSj  sed  vacua  rebus  VII  3 

permanet 

Dum  jixceo,  multos  eervOj  si  stetero,  paucos 

Caput  mihi  ferrum  secat  et  brachia  truncat 

Simili  damnandoa  nece  dum  genero  natos 

Qv^8  domare  quiaquis  valet  inditstria  parvus 

Asperi  nam  lenes  sie  creant  filii^  nepotes 

Tenebris  ut  lucem  reddanty  dolori  salutem 

Patulo  8um  semper  ore  nee  labia  jungo 

Florigeras  gero  comaSy  dum  maneo  ailvia 

et  honesto  vivo  modo,  dum  habito  campis 

Et  redacta  vili  solo  depono  capillos 

Lucida  de  domo  lapsus  diffundor  ubiqus 

et  quali  dimissu^  modo,  non  invenit  ullus 

Cereamque^  mihi  domum  depingit  ab  ore 

Filios  ignoto  patri  parturio  multos 

UberibuB  prolem  nullis  enutrio  tantam 

Exigua  mihi  virtus,  sed  magna  facultas; 

opes  ego  nulli  quaero,  sed  confero  cunctis. 

Manibus  me  postquam  reges  et  visu  mirantur 

Nascimur  albenti  loco  sed  nigrae  sorores 

Multimoda  nobis  fades  et  nomina  multa 

Sic  quae  vitam  dedit  mater  et  lumina  tollit 

Exigt/tos  conlapsa  foetus  pro  munere  fundo 

Nobili  perfectam  forma  me  Caesares  ulnis 

efferunt,  et  reges  infra  supraque  mirantw 

Nullo  firmo  loco  manens  consistere  possum 

Versa  mihi  datur  vice  bibendi  facultas 

et  viam  quaerendi  docet,  qui^  nulli  videtur 

Pulchra  mihi  domus  manet,  sed  pulchrior  infra  XXXVI  5 

Corpore  formata  pleno  de  parvulo  patre  XXXVIII  1 

Nam  foriuna  mihi  manet,  si  tensa  dimittor  XL  6 

Cemere  me  quisquam  nequit  aut  nectere  vinclis,      XLI  5 

Macedo  nee  Liber  vincit  nee  Hercules  umquam  6 


XI  2 

XIII  2 
4 

XIV  3 

6 

XVIIl 

XVIII  1 

2 

4 

XX  1 

2 

6 

XXI  2 

3 

XXII  1 

2 

XXIV  5 

XXVI 

3 

XXVII  6 

XXVIII  3 

5 

XXX  1 

XXXI  3 
XXXIII  6 


*  *iW  C.         *  Äureamque  Meyer. 

>  ^t  =  quae  ,dA8  Veilchen' ;  der  Dichter  hat  mOglicherweiae  qui  für  das 
weibliche  quae  geschrieben.  Qui  für  quae  ist  an  anderen  Stellen  über- 
liefert, so  XXVn  6  nach  CBL,  XXVIII  1  nach  L,  XLH  2  nach  LAV. 


78 


in.  Abbandlang:  Cor  na. 


Publicia  concepta  locis  in  abdita  ^  nascor  XLIV  3 

Nullum  mihi  frigua  valet  nee  hrwma  vilescit  5 

Sed  calore  semper  molli  sopita  f atigor  6 

Reddo  libens  omnes  eacasy  quas  aumpsero  lambens  XLV  2 


Versa  mihi  pedum  vice  dum  capita  currunt 
Nullus  mihi  comam  tondet  nee  pectine  versat 
Aspera  dum  nascor  cute  producor  a  matre 
Sonitum  intacta  magnum  de  venire  produco 
Nullus  in  amore  certo  me  diligit  unquam 
Dulcis  esse  nulli  possum  nee  crescere  juste 
Me  gaudere  nullus  potest,  si  terrae  eoaequor 
Et  videre  quanti  volunt  tantique  refutant 
Nee  habere  eorpus  possum^  si  vestem  omitto 
Duo  mihi  membra  tantum  in  corpore  dantur 
Semine  nee  ullo  patris  creata  renascor 
Ubera  nee  matris  suxi,  quo  crescere  possem, 
überibus  ego  meis  reficio  multos, 
Vestigia  nulla  figens  perambulo  terras 
Anima  nee  caro  mihi  nee  cetera  membra 
Numquam  uno  simul  toro  conjungimur  ambo 
Nulla  mihi  velox  avis  inventa  volatu 
Assiduo  multas  vias  itinere  curro 
Sed  cum  mei  parvum  cursus  complevero  tempv^ 
Imber  nix  pruina  glacies  nee  fulgora  nocent 
Promiscuo  per  diem  vultu  dum  reddor  amietus 
Pondere  sub  magno  rerum  nee  gravor  onv^tv^ 
Humidis  delector  semper  consistere  locis 
Pulchrior  turpentem  vultum  non  despieit  ulla 

9  +  5. 

Me  pater  ignitus  ut  nascar^  creat  urendo 
Singula  si  vivens  firmis  constitero  plantis, 
viam  me  roganti  direetam  ire  negabo 
Sed  maiori  possum  post  mortem  surgere  forma 
Nullam  ante  tempus  trilvstre^  genero  prolem 
Pulchra  semper  comis^  locis  consisto  desertiSj 


XLVI3 

5 

XLVII 1 

3 

5 

XLVIII  5 

XLIX3 

6 

LI  2 

LIII5 

LV  l 

2 

3 

4 

5 

LVI3 

LVII3 

LVIII  1 

5 

LIX5 

LXl 

4 

LXIl 

LXII4 


IUI 

X2 

XII  6 
XIV  1 


^  in  abdito  Brandt. 

*  Liest  man  mit  CLA^V  inluatrenij  so  ändert  sich  die  Cäsnr. 

'  Oymi*  C  wäre  ebenso  gut. 


Beiträge  zur  lateiniachen  Metrik.  79 

Ceteris  dum  mihi  cum  lignis  nulla  figwra  XV  2 

Oladio  SIC  mihi  desecta  viscera  pendent  XXIV  4 

Numquam  sine  nostra  nos  domx)  detinet  ullus  XXV  5 

Exiguos  licet  mentita  profero  foetus  XXIX  5 

Ore  mihi  nulla  petenti  pocula  dantur  XXXI  1 

Honor  quoqae  mihi  concessus  fertur  ubique  XXXIV  4 

Quattuor  hos  ego  conclusa  gero  figuras  XLVIII  1 

Superas  me  cuncti  laetantur  carpere  vias  XLIX  4 

Vix  auferre  praedam  me  ccyi^am  latro  valebit  LVII  5 

Abweichend  sind  die  Zeilen 

Et  amica  libens  oscula  porrigo  cunctis  VI  6 

Et  aestivo  rursus  ignibus  trado  coquendos       XXXVIII  6 
qua  repleta  parva  vellera  magna  produco  XXVIII  2 

ohne   daß  ich   zu  sagen   wage,   ob   sie  richtig   oder   unrichtig 
überliefert  sind. 

(Die  vorliegende  Untersuchung  war  bereits  vollendet  und 
nicht  mehr  in  meinen  Händen ;  als  der  zweite  Band  der  An- 
thologia  latina  in  zweiter  Auflage  mir  zukam  (Leipzig  1906). 
Die  SS.  376 — 382  bringen  Nachträge  zu  der  am  Ende  des 
ersten  Bandes  abgedruckten  Rätselsammlung.  Außer  Erläu- 
terungen zum  Versbau,  deren  Beurteilung  ich  anderen  überlasse, 
und  Besserungsvorschlägen,  die  W.  Meyer  zum  guten  Teil  vor- 
weggenommen hatte,  enthalten  sie  eine  vollständige  Kollation 
der  Berliner  Handschrift  167  (=  Nr.  1825  der  Bibliothek 
des  Sir  Thomas  Phillips,  C.  bei  W.  Meyer,  P.  bei  Alexander 
Riese),  welche  W.  Meyer  zu  seiner  neuen  Ausgabe  schon  ver- 
glichen hatte. 

Aus  Rieses  Anmerkung  3,  S.  377,  erfuhr  ich,  daß  die 
Handschrift  der  sechszeiligen  Rätsel  interpungiert  ist.  Dank 
der  freundlichen  Vermittlung  meines  verehrten  Kollegen  Prof. 
H.  Schenkl  unterzog  sich  der  königl.  Bibliothekar  Dr.  Emil 
Jacobs  der  Mühe,  die  handschriftliche  Interpunktion  der  soeben 
angeführten  Zeilen  (S.  76—79)  zu  untersuchen.  Beiden  Herren 
sei  hier  der  Dank  abgestattet. 

Mit  meiner  Distinctio  stimmt  die  der  Handschrift  C  in 
den   folgenden   zehn  Zeilen  überein:  VII  3,  XIII  2,  XVIII  1, 


80  III.  Abhandlang:  Cor  na. 

XXII  1,  XXVIII  5,  XXXIII  6,  XXXVI  5,  XL VIII  5,  LIII  5, 
LV  4.  In  den  weit  Überwiegenden  Fällen  stimmt  das  Zeichen 
/  mit  dem  senkrechten  Strich  W.  Meyers,  ist  aber  deswegen 
noch  nicht  richtig.     Ziemlich  oft  fehlt  die  Interpunktion.)^ 

Beim  aufmerksamen  Lesen  der  sechszeiligen  Rätsel,  deren 
Versbau  ich  im  Anschlüsse  an  W.  Meyers  ausführliche  Erörte- 
rungen darzustellen  versucht  habe,  wird  jeder  bald  erkennen, 
daß  ein  schwacher  Schimmer  der  klassischen  Verskunst  bis 
zum  Dichter  gedrungen  ist,  daß  er  also  zu  den  Autoren  ge- 
hört, denen  die  Kunsttradition  noch  nicht  gänzlich  abhanden 
gekommen  war.  Dies  war  auch  der  Grund,  warum  ich  es  der 
Mühe  wert  erachtet  habe,  seinen  Versbau  zu  untersuchen.  Seine 
yierzehnsilbigen  Zeilen  sind  nichts  anderes  als  die  sprachgemäße 
Entwickelung  des  gewöhnlichen  Hexameters  mit  seinen  wirk- 
lichen, nicht  mit  den  sinn-  und  sprachwidrigen,  in  rein  dekla- 
matorischem Vortrage  niemals  erhörten  Hebungen.  Im  Anfange 
der  Zeilen  erlaubt  er  sich  Freiheiten,  die  dem  alten  Versbau 
unbekannt  waren.  Es  findet  sich  zwar  eine  Anzahl  von  Versen, 
welche  ebensogut  bei  irgendeinem  römischen  Dichter  stehen 
könnten,  der  seine  Hexameter  streng  nach  den  Gesetzen  baut, 
wie  zum  Beispiel  die  folgenden: 

I^ertia  me  mater  duram  mollescere  cogit  I  3 

Et  pia  defectu  me  mater  donat  ubique  HI  2 

Moriua  maiorem  vivens  quam  porto  laborem  XI  I 

Uno  fixa  loco  longinquis  porrigo  victum  XIII  1 

Sanguine  dum  fuso  lapsis  vestigia  versant  6 

Nullum  clara  manens  possum  concedere  quaestum  XIX  5 
Uberibus  prolem  nullis  enutrio  tantam  XXI  3 

Lucrum  viva  manena  toti  nam  confero  mundo      XXIV  1 
Pollice  depresso  conceptas  denego  limphas  XXXI  5 

Oscula  ai  nobis  causa  figantur  amoris  XXXV  5 

Nulla  mihi  virtuSj  sospes  si  mansero  semper    XXXVII  3 
Mordeo  mordentem,  morsu  nee  vulnero  dentum  5 

Corpore  nam  mollis  duros  disrumpo  parentes    XXXIX  2 
Deprimo  nam  fortes,  infirmos  adlevo  sursum  XLI  2 

Mordeo  sed  cunctos  Silvia  campisque  morantes  4 


^  Nachgetragen  bei  der  Korrektur. 


Beiträge  zur  lateiniBchen  Metrik.  81 

Beddo  libens  omnes  escaa  qtuis  sumpsero  lambens  XLV  4 
Patzer  semper  habet^  dives  quod  saepe  requiret  LIV  4 
Ubera  nee  matris  aiixi,  quo  crescere  posaem  LV  2 

Corpore  defecta  velox  comprendo  senectam  LVIII  2 

Qiw  movear  gresau,  nullus  cognoscere  temptat  LIX  1 

Aber  die  Annahme^  der  Dichter  hätte  diese  Zeilen  für 
besser  gehalten  als  die  übrigen,  ist  sicher  unbegründet.  Denn 
Hexameter  von  viernndzwanzig  Moren  konnte  er  kaum  mehr 
bilden. 


sitxangib«r.  d.  pliil.-kist.  Kl.  159.  Bd.  3.  Abh.  t 


Gollob,  Eduard:  Verzeichnis  der  griechischen  Handschriften  in 
Österreich   außerhalb  Wiens.    (Mit  11  Tafeh.)  8®.  1903. 

5  K  90  h  —  5  M.  90  Pf. 
Oomperz,  Heinrich:   Über  die  Wahrscheinlichkeit  der  Willens- 
entscheidungen. Ein  empirischer  Beitrag  zur  Freiheitsfrage. 
(Mit  1  Textabbildung.)  8^  1905.  50  h  —  50  Pf. 
Oomperz,  Theodor:  Beiträge  zur  Kritik  und  Erklärung  griechischer 
SchriftsteUer.  VIII.  8«.  1905.                          80  h  —  80  Pf. 
IX.  80.  1907.  80  h  —  80  Pf. 

—  Platonische  Aufsätze.  III.  Die  Composition  der  ^Gesetze^ 
8«.  1902.  80  h  —  80  Pf. 

IV.  S\  1906.  60  h  —  50  Pf. 

—  Zur  Chronologie  des  Stoikers  Zenon.  8®.  1903.  50  h  —  50  Pf. 
Haidaeher,  Sebastian:    Studien  über  Chrysostomus-Eklogen.  8^ 

1902.  1  K  70  h  —  1  M.  70  Pf. 

Hasenöhrl,  Viktor:  Beiträge  zur  Geschichte  der  Rechtsbildung 
und  der  Rechtsquellen  in  den  österreichischen  Alpenländem 
bis  zur  Rezeption  des  römischen  Rechtes.  8^.  1905. 

1  K  60  h  —  1  M.  60  Pf. 
Jagie,  Vatroslav :  Ein  unedierter  griechischer  Psalmenkommentar. 

4^  1906.  5  K  70  h  —  6  M.  70  Pf. 

Jüthner,  Julius:  Der  Gymnastikos  des  Philostratos.  Eine  text- 
geschichtliche  und   textkritische  Untersuchung.    8®.    1902. 

2  K  80  h  —  2  M.  80  Pf. 
Kaindl,  R.  F. :  Beiträge  zur  Geschichte  des  deutschen  Rechtes 

in  Galizien.   I.,  H.,  UI.  8».  1906.    1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

IV.,  V.,  VI.,  VII.,  VIII.  8^  1907.   1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

Kenner,   Friedrich:    Die   römische    Niederlassung    in    Hallstatt 

(Oberösterreich).  4«    1903.  4  K  —  4  M. 

Henzel,  Adolf:  Untersuchungen  zum  Sokratesprocesse.  8^  1902. 

1  K  50  h  —  l  M.  50  Pf. 

Bzach,  Alois:  Analekta  zur  Kritik  und  Exegese  der  Sibyllini- 

sehen  Orakel.  8«.  1907.  1  K  40  h  —  1  M.  40  Pf. 

Schenkl,    Heinrich:    Bibliotheca    patrum    latinorum   Britannica. 

n.  Band.   II.  Abtheilung   (Schluss).    Die  Bibliotheken   der 

Colleges  in  Cambridge.  IL  (2717—2986).  8<>.  1901. 

1  K  20  h  —  1  M.  20  Pf. 

—  XII.  Die  kleineren  öffentlichen  und  Privatbibliotheken,  nebst 
der  Bibliothek  von  Corpus  Christi  College,  Cambridge.  8^. 
1905,  1  K  65  h  —  1  M.  65  Pf. 

Schuchardt,  Hugo:  Die  iberische  Deklination.  8^.  1907. 

1  K  80  h  —  1  M.  80  Pf. 

Sedlmayer,  Heinrich  Stephan:  Der  Tractatus  contra  Arianes 
in  der  Wiener  Hilarius- Handschrift.  Mit  einem  Nachwort 
von  Dom  Gei-main  Morin.  8^  1903.  60  h  —  60  Pf. 


Sellin,  Ernst:  Teil  Taannek.  Bericht  über  eine  mit  Unter- 
stützung der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  und  des 
k.  k.  Ministeriums  für  Kultus  und  Unterricht  unteniommene 
Ausgrabung  in  Palästina.  Nebst  einem  Anhange  von 
Dr.  Friedrich  Hrozn^:  Die  Keilschrifttexte  von  Ta'annek. 
(Mit  13  Tafeln,  132  Textfiguren,  4  Detailplänen  im  Texte 
und  2  Hauptplänen.)  4^  1904.    13  K  80  h  —  13  M.  80  Pf. 

—  Eine  Nachlese  auf  dem  Teil  Ta^annak  in  Palästina.  Nebst 
einem  Anhange  von  Friedrich  Hrozn^:  Die  neuen  Keil- 
8chrift;texte  von  Ta'annek.  (Mit  5  Tafeln  und  49  Abbil- 
dungen im  Texte.)  4«.  1906.  6  K  60  h  —  5  M.  60  Pf. 

Sontar,  Alexander:  De  codicibus  manuscriptis  Augustini  quae 
feruntur  quaestionum  Veteris  et  Novi  Testamenti  CXXVII. 
80.  1905.    .  70  h  —  70  Pf. 

Ssanto,  Emil:  Die  griechischen  Phylen.  8^  1901. 

1  K  70  h  —  1  M.  70  Pf. 

Thaner,  Friedrich:  Die  literar-geschichtliche  Entwicklung  der 
Lehre  vom  Error  qualitatis  redundans  in  personam  und 
vom  Error  conditionis.  S\  1900.  1  K  —  1  M. 

Wehofer,  P.  Thomas  M.:  Untersuchungen  zur  altchristlichen 
Epistolographie.    8«.    1901.  5  K  —  5  M. 

—  Untersuchungen  zum  Lied  des  Romanos  auf  die  Wieder- 
kunft des  Herrn.  (Aus  dem  Nachlasse  des  Verfassers  heraus- 
gegeben vom  k.  M.  Ehrhard  und  Paul  Maas.)  Mit  zwei 
Anhängen:  I.  Der  literarische  Charakter  des  Hexaemeron- 
hymnus  Gen.  1 — 2^  3.  II.  Das  D.  H.  MuUersche  Gesetz  in 
den  Paulusbriefen.  8«.  1907.  6  K  36  h  —  5  M.  36  Pf. 

Wessely,  Carl:  Epikrisis^  eine  Untersuchung  zur  heUenistischen 
Amtssprache.    8«.    1900.  1  K  —  1  M. 

—  Ein  Altersindizium  im  Philogelos.  8^.  1905. 

1  K  20  h  —  1  M.  20  Pf. 

—  Sahidisch- griechische  Psalmenfragmente.  (Mit  2  Tafeln.) 
8».  1907.  4  K  90  h  —  4  M.  90  Pf. 

Zingerle,  A.:  Zum  42.  Buche  des  Livius.  8®.  1900.  40  h  —  40  Pf . 

—  Zum  43.  Buche  des  Livius.  8^  1902.  50  h  —  50  Pf . 

—  Zum  44.  Buche  des  Livius.  8^  1904.  50  h  —  50  P£ 


Zu  den  beigefügten  Preisen  durch  Alfred  HÖlder,  k.  u.  k.  Hof- 
und  Universitäts- Buchhändler,  Buchhändler  der  kais.  Akademie  der 
WisBenschaften  (Wien,  I.,  Rotenturmstraße  13)^  zu  beziehen. 


Druck  Too  Adolf  HolzhaoMii, 
k.  tmd  K  Bot'  und  UBiTanÜiU-BvekdivelMr  ta  Witn. 


S 1 1  z  u  n  g^Tcrer  i  c  n  t  e 

der 

Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien 

Philosophisch-Historisclie  Klasse. 
159.  Band;    4.  Abhandlung. 


Studien 


zur 


Erzählungsliteratur  des  Mittelalters 


Von 


Anton  E.  Schönbach, 

wtrki.  Mitglied«  der  kais.  Akademie  der  Wissenseliaften. 


Siebenter  Teil: 

Über  Caesarius  Ton  Heisterbach.    IL 


Vorgelegt  in  der  Sittang  am  4.  Desember  1907. 


Wien,  1908. 

In    Kommission    bei    Alfred    Holder 

k.  n.  k.  Hof-  und  UoiTeraitäts-Bachbändicr, 
Bachb&ndler  der  kaiserlicheD  Akademie  der  Wisse nachaften. 


Detter,  Ferdinand :  Die  Völuspa.  8«  1899.  1 K  30  h  —  1  M.  30  Pf. 

Dimand,  Bernhard:  Zur  mmänischen  Moduslehre.  4\  1904. 

14K20h  — 14M.  20Pf. 

Grienberger,  Theodor  v.:  Untersuchungen  zur  gotischen  Wort- 
kunde. 8^  1900.  5  K  80  h  —  5  M.  80  Pf. 

Heinzel,  Richard:  Abhandlungen  zum  altdeutschen  Drama.  8®. 
1896.  2  K  60  h  —  2  M.  60  Pf. 

Herzog,  Eugen:  Untersuchungen  zu  Mace  de  la  Charit^'s  alt- 
französischer Uebersetzung  des  Alten  Testamentes.  8®,  1900. 

1  K  80  h  —  1  M.  80  Pf. 

Junk,  Viktor :  Ein  neues  Bruchstück  aus  Rudolfs  von  Ems  Welt- 
chronik. 8«.  1906.  75  h  —  75  Pf. 

Kelle,  Johann  v.:  Ueber  Honorius  Augustodunensis  und  das 
Elucidarium  sive  Dialogus  de  summa  totius  christianae 
theologiae.  8^  1901.  40  h  —  40  Pf. 

—  Ueber  ein  in  Wallerstein  aufgefundenes  Bruchstück  der 
Notkerschen  Psalmenübersetzung.  8<>.  1901.  30  h  —  30  Pf. 

—  Untersuchungen  über  das  speculum  ecclesiae  des  Honorius 
und  die  libri  deflorationum  des  Abtes  Werner.  8®.   1902. 

1  K  —  1  M. 

—  Untersuchungen  über  das  Offendiculum  des  Honorius, 
sein  Verhältnis  zu  dem  gleichfalls  einem  Honorius  zu- 
geschriebenen Eucharistion  und  Elucidarius  sowie  zu  den 
deutschen  Gedichten  Gehugde  und  Pfaffenleben.  8^.  1904. 

1  K  10  h  —  1  M.  10  Pf. 

—  Untersuchungen  über  des  Honorius  Ineuitabile  siue  de 
praedestinatione  et  libero  arbitrio  dialogus.  8^.  1905. 

90  h  —  90  Pf. 

—  Untersuchungen  über  den  nicht  nachweisbaren  Honorius 
Augustodunensis  ecclesiae  presbiter  et  scholasticus  und  die 
ihm  zugeschriebenen  Werke.  8«.   1905.         70  h  —  70  Pf. 

Dasselbe.  Nachtrag.  8«.  1905.  50  h  —  50  Pf. 

Kaddalena,  E.:   Uno  scenario  inedito.  8«.  1901.    60  h  —  60  Pf. 
Keyer-Lübke,  Wilhelm:   Die  Betonung  im  Gallischen.  8^.  1901. 

1  K  60  h  —  1  M.  60  Pf. 

—  Zur  Kenntniss  des  Altlogudoresischen.  8®.  1902. 

1  K  70  h  —  1  M.  70  Pf. 

—  Romanische  Namen  Studien.  I.  Die  altportugiesischen  Per- 
sonennamen germanischen  Ursprungs.  8®.  1905. 

2  K  40  h  —  2  M.  40  Pf. 


IV.  Abh.:  SehOnbadV:S!Hli|OSif  tt^M^  etc. 


IV.      . 
Studien  zur  Erzähluugsliteratur  des  Mittelalters. 

Yon 

Anton  E.  Sohönbaoh» 

wirU.  Hitgliede  der  kais.  Akademie  der  Wiseenechaften. 

Siebenter  Teil: 

■  •  

Über  Caesarios  von  Heisterbach.   II. 


(Yorgelegt  io  der  Sitzwig  am  4.  Desember  1907.) 


feeite  6  — 10  meiner  Abhandlang  über  Caesarias  von 
Heisterbach  (Stndien  zar  Erzählangsliteratur  des  Mittelalters^ 
vierter  Teil,  SB.  144.  Band,  Nr.  9)  habe  ich  den  von  diesem 
Autor  selbst  hinterlassenen  Katalog  seiner  Schriften  abgedruckt 
und  dann  S.  10 — 55  kommentiert.  Demnach  sind  mir  damals 
(1902)  von  den  36  Nummern  des  Kataloges  folgende  bekannt 
gewesen  und  von  mir  zum  Teil  beschrieben  worden:  2.  11.  15. 
16.  17.  18.  19.  20.  22.  23.  27.  30.  34.  35.  Der  S.  58  aus- 
gesprochene Wunsch,  es  möchten  die  von  Hartzheim  in  seiner 
Bibliotheca  Coloniensis  notierten  Handschriften  anderer  Werke 
des  Caesarius  (a.  a.  O.  S.  56 — 58)  wieder  zum  Vorschein  kommen, 
ist  teilweise  in  Erfüllung  gegangen  (a.  a.  O.  S.  92):  Professor 
Dr.  Alois  Meister  hat  in  der  Einleitung  zu  den  Fragmenten 
der  Libri  VIII  miraculorum  des  Caesarius  (Rom  1901)  S.  XX 
bis  XXVII  nicht  bloß  den  Katalog  und  die  Notizen  Hartzheims 
abgedruckt,  sondern  auch  die  Besultate  seiner  Nachforschungen 
auf  den  Bibliotheken  der  Rheinlande  und  Westfalens  mitgeteilt, 
denen  gemäß  mehrere  Schriften  des  Caesarius,  die  mir  als  ver- 
loren galten,  heute  noch  tatsächlich  vorhanden  sind.  Seine  An- 
gaben haben  es  mir  ermöglicht,  die  Handschriften  der  Nummern 
9.  21.  31.  32.  33,  die  sich  auf  der  Kölner  Gymnasialbibliothek 

Sitrangiber.  d.  p1iü.-lii>t.  Kl.  159.  Bd.  4.  Abb.  1 


2  IV.  Abhandlung:  SchOnbach. 

und  auf  der  Universitätsbibliothek  in  Bonn  befinden^  nach  Qraz 
kommen  zu  lassen  und  hier  bequem  zu  benutzen,  wofür  ich 
den  Verwaltungen  der  genannten  Bibliotheken  zu  ganz  beson- 
derem Danke  verpflichtet  bin.  Einigen  Nummern  des  Kata- 
loges  von  Caesarius  (12.  13)  hatte  Hartzheim  den  Vermerk 
beigefügt^  er  kenne  sie  aus  Handschriften  der  Karthäuser- 
bibliothek zu  Köln;  es  war  mir  nicht  möglich,  den  Verbleib 
dieser  Kodizes  festzustellen. 

Ich  erstatte  also  hier  zuvörderst  Bericht  über  die  un- 
gedruckten Schriften  des  Caesarius  von  Heisterbach,  die  mir  seit 
dem  Erscheinen  meiner  Abhandlung  zugänglich  geworden  sind. 

Die  Handschrift  der  Universitätsbibliothek  zu  Bonn  K.  363, 
Papier,  15.  Jahrhundert,  ohne  Paginierung  (vorn  die  Urkunde 
eines  Bamberger  Notars,  hinten  eine  Würzburger  Urkunde, 
beide  15.  Jahrhundert,  eingeklebt),  enthält  Nr.  9  aus  dem  Kata- 
loge des  Caesarius,  die  expositiuncula  zur  Sequenz  Ave  prae- 
clara  maris  Stella  (vgl.  meine  Abhandlung  S.  15  f.).  Sie  wird 
durch  folgendes  Vorwort  eingeleitet: 

Quoniam  Beate  Virginis  sequentia,  que  sie  incipit:  ,Ave 
preclara  maris  Stella  etc.'  tota  Sacre  Scripture  redundat  miste- 
riis,  adeo  quidem  breviter  et  latenter  insertis,  ut  plerosque 
eorum  lateat  intellectus,  non  inatile  videtur,  si  eisdem  aliqualis 
declaratio  adhibetur,^  ut  illorum,  qui  ipsam  sequentiam  frequen- 
tare  consueverant,  per  hoc  aliqualiter  intellectus  illustretur  et 
aflFectus  ad  Beatam  Virginem  eo  frequentius  excitetur.  omne 
quidem  bonum,  quo  limpidius  cognoscitur^  eo  necesse  est,  ut 
validius  diligatur. 

In  primis  autem  notandum,  quod  ipsa  sequentia  pre  re- 
liquis  ex  quatuor  privilegiis  commendabilis  reperitur,  videlicet 
ex  auctoris  inspirata  divinitus  scientia,  ex  verborum  mistica 
intelligentia,  ex  modulaminis  suavissima  melodia,  ex  miracu- 
lorum  occasione  ipsius  factorum  insigni  gratia.  sicut  enim  ex 
seniorum  relatione  traditur,  hujus  sequentie  auctor  fuit  quidam 
clericus  simplex  et  rectus  ac  timens  Deum,  natione  Theutonicus, 
ex  re  nomen  habens  Hermannus  Contractus.  qui  divinitus  ac- 
cepta  optione,  an  mallet  corporis  integra  sospitate  gaudere  an 
contractus  remanendo  inspirata  sibi  scientia  celitus  prepoUere, 


^  adhibeatur  Hs. 


Stadien  zur  Ersähluogsliteratar  des  Mittelalters.  3 

elegit  scientiam  instar  ejus,  qai  dixit:^  ^Saper  salutem  et  omnem 
pulchritadinem  dilexi  sapientiam  et  proposoi  pro  lace  habere 
iilam^  et  yenerant  mihi  omnia  bona  pariter  cum  illa/  unde 
idem  contractus  quidem  corpore^  sed  dilatatas  mente^  ad  laudem 
Dei  et  sanctoram  ejus  plarimos  cantas  eximios  profunditate  dic- 
taminis  et  dnlcisonos  suavitate  modulaminis  edidit.  qui  veniens 
Romam  in  ecclesia  beati  Petri  ^Simon  Barjona'  et  in  ecclesia 
beati  Pauli  ;0  gloriosum  lumen^  et  in  ecclesia  Beate  Virginis 
illam  elegantis  dictaminis  et  modulationis  antiphonam  ,Alma 
redemptoris  mater',  ut  dicitur,  auctor  ipse  primus  omnium  die- 
tavit.  hio  itaque  et  hujus  sequentie  quoad  dictamen  pariter 
et  modulamen*  auctor  extitit;  cujus  melodie  jocundissima^  sua- 
yitas  patet  aadienti^  verborum  vero  mistica  intelligentia  in 
hujusmodi  declaratione  patere^  poterit  intelligenti.  in  cujus 
fine  miracuiorum  pretactorum  insignia  expleto  proposito  sub- 
jungantur. 

Hiis  igitur  breviter  prelibatis  predictam  sequentiam  in 
partes  suas  distinguamus^  ut  per  divisionis  summariam  cogni- 
tionem  ad  ejus  declarationem  viam  ordinatius  habeamus.  divi- 
ditur  itaque  ipsa  sequentia  in  tres  partes  principales:  in  prima 
ponitur  devota  salutatio  ^Ave  preclara'/  in  secunda  multiplex 
commendatio  ,Euge  Dei  porta'/  in  tertia  supplex  oratio  ,Hic 
gentium^''  —  notandum  autem  ad  litteram,  quod  Stella  maris 
appellatur  illa,  que  juxta  polum  articum  sita  nunquam  occidit^ 
secundum  quam  navigantes  in  mari  se  regunt^  et  ideo  Stella 
maris  yocatur.  —  unde  quidam  ait: 

Porta  salutis  Aye,  per  quam  patet  exitus  a  Ve 
Venit  ab  Eya  Ve,  Ve  quoque  toUit*  Ave. 

Die  Erklärung  wird  in  der  Weise  unternommen,  daß  jede 
Wortgruppe  zuerst  in  Zusammenhang  mit  einer  Stelle  der  h. 


'  JFVe»  nach  Sap.  7,  10 f.:  Saper  salatem  et  speciem  dilexi  illam  et  pro- 
posoi pro  lace  habere  illam:  qaoniam  inextingaibile  est  lumen  ejus. 
Yenerant  aatem  mihi  omnia  bona  pariter  cam  illa  et  innamerabilis 
honestas  per  manas  illius. 

'  medalamen  Hs,  '  Vorher  saavissima  getilgt  Hs. 

*  Am  Bande  nachgetragen.  ^  preclaris  H».  ^  2.  Yersikel. 
T  5.  Yersikel  bei  Mono  Nr.  556,  8.  bei  Kehrein  Nr.  254. 

•  caUit  Hm. 


4  IV.  Abhandlung:  SchOnbach. 

Schrift  gebracht  oder,  wenn  möglich,  anf  eine  solche  zurllck- 
geführt  und  aus  ihr  dann  erläutert  wird.  Das  geschieht  meistens 
mit  Hilfe  von  AnfUhruugen  aus  den  Vätern,  hauptsächlich 
werden  herangezogen:  Origenes,  Hieronymus,  Augustin  (De 
civitate  Dei  und  der  Liber  soliloquiorum),  Leo,  Gregor,  Beda, 
Anselm,  Hugo,  Bemard,  so  daß  im  ganzen  die  expositiuncula 
ein  Gewebe  von  Zitaten  darstellt.  Darum  mögen  hier  ein  paar 
Sätze  als  Beispiele  genügen:  sequitur  ,in  luce  gentium^  que 
verba  tracta  sunt  ex  Ysaia,  ubi  dicitur  (49,  6):  ,dedi  te  in 
lucem  gentium  etc/  —  Bemerkenswert  scheint,  daß  Caesarius 
vielfach  und  mit  Nachdruck  (Ür  die  unbefleckte  Empfängnis 
Marias  eintritt.  Auch  kritisiert  er  die  Überlieferung  der  Se- 
quenz: ,Ave  preclara  maris  Stella,  in  lucem  gentium,  Maria, 
divinitus  orta.'  ubi  notandum  est,  quod  iste  versus  singularis 
est  et  parem  sibi  non  habet  in  dictamine  seu  modulamine. 
quod  similiter  de  ultimo  versu  est  accipiendum,  intermedii  vero 
omnes  bini  et  bini  se  concomitantur.  Als  Schluß  betrachtet 
Caesarius  die  Worte  in  te  defigere  (visus).  unde  patet,  quod  ille 
versiculus,  quem  quidam  (auch  Mone  und  Kehrein)  addunt,  ex 
erroneo  additur;  cum  enim  interponitur:  ,Quo  hausto  sapientie 
saporem  vite  valeat  mens  intelligere',  constructio  predictarum 
clausularum  ,Christiani8mi'  et  ,beatoque  fine^  cum  hoc  verbo 
da  (im  letzten  Versikel)  interrumpitur  et  intentio  auctoris  va- 
riatur.  melius  ergo  faciunt,  qui  illum  versiculum  nee  scribunt 
nee  canunt,^  quia  non  est  de  corpore  sequentie  secundum  pri- 
mariam  ejus  editionem  et  auctoris  veram  intentionem.  unde 
et  in  veteribus  libris  non  habetur.  —  Zuletzt  werden  aus  der 
Sequenz  Mahnungen  zu  verschiedenen  Tugenden  erschlossen 
und  in  einen  Hexameter  zusammengefaßt:  Consule^  coge,  doce^ 
solare,  remitte,  fer,  ora.     Daran  schließt  sich: 

Hiis  igitur  de  expositione  predicte  sequentie  pertransitis, 
nunc,  ut  in  prohemio  promisimus,  de  miraculis  occasione  ipsius* 
sequentie  factis  aliqua,  sicut  in  scriptis  quibusdam  invenimus, 
subjungamus. 

Legitur'  in  Anglorum  gestis,  quidam  fuisse  presbiter  reli- 
giosus  valde,   frequenter    missarum    solempnia   celebrans   cum 

^  Vorher  addunt  getilgt  Hs, 

'  Am  Bande  nachgetragen,  vorher  illiuA  getügt, 

'  Vgl.  meine  Studien  zur  ErzählungsUteratur  des  Mittelalters- 6,  £4  f. 


Studien  znr  Erafthlangsliteratnr  des  Mittelalters.  5 

magna  devotione,  qni;  cum  molto  tempore  pro  Domino  sanctam 
daceret  vitam,  provocatus  forte  hnjas  seqaentie  occasione,  in 
qaa  canitur:  ,Quondam  Moysi  quod  tipas  figurabat,  jam  nunc 
abducto  velo  datnr  perspici^^^  cepit  omnipotentem  Deum  piis 
precibus  implorare,  ut  sibi  visibiliter  ostenderet  corpus^  quod 
de  Beata  Virgine  assumpsit.  quadam  autem  die,  dum  more 
solito  se  ad  missarum  solempnia  prepararet,  perfusus  lacrimis 
et  prostratus  in  terram  sie  oravit:  ^Te  deprecor,  omnipotens 
Deus^  ostende  mihi,  indigno  famulo  tuo,  in  hoc  misterio  naturam 
corporis  Christi,  ut  liceat  mihi  visibiliter  aspicere  et  tractare 
eum,  qui  de  came  Virginis  camem,  in  qua  mori  posset,  as- 
sumpsit.' dum  devotus  presbiter  sie  oraret,  angelus  e  celo  ve- 
niens  eum  sie  est  allocutus:  ,surge  ab  oratione,  visibiliter  tibi 
apparebit  in  altari,  quem  Beata  Virgo  huic  mundo  edidit^  ve- 
nerabilis  ille  presbiter,  letus  et  pavidus  surgens,  erecto  voltu 
in  altari  vidit  puerum,  quem  Symeon  olim  in  ulnis  sumptum 
portavit.  angelus  autem  sacerdotis  sie  ait:  ,ecce,  concessum  est 
tibi  visibiliter  aspicere  in  manibus  et  tangere,  quem  sepissime 
in  altari  per  mistica  verba  solebas  immolare.'  sacerdos  vero,' 
de  angelica  ostensione  et  divina  revelatione  certus  factus,  ulnis 
trementibus  puerum  portavit  et  pectus  suum  pectori  pueri  con- 
junxit  et,  quod  mirum  est  dictu,  amplexatus  puerum  dedit 
osculos  Filio  Dei.  deinde  cum  summa  reverentia  sanctissimum 
Filii  Dei  corpus  supra  altare  reposuit  et  rursum  prostratus  cum 
lacrimarum  effusione'  devote  oravit,  ut  corpus,  quod  sibi  appa- 
roity  in  panis  speciem  reverteretur.  et  hoc  miraculum  occasione 
predicti  verbi:  ,Quondam  Moysi  quod  typus  figurabat'  creditur 
esse  factum. 

Item  aliud  miraculum^  occasione  hujus  verbi,  quod  ibidem^ 
sequitur,  scilicet:  ,Ora,  virgo,  nos  illo  pane  celi  dignos  effici', 
factum  dicitur  in  hunc  modum:  erat  qaidem  juvenis  apud 
Monasterium  in  Eiflia^  in  ecclesia  sanctorum  Crisanti  et  Dario, 
magister  scolarium  nomine  Daniel,  qui  singulis  diebus  in  cripta 
ejosdem  ecclesie   coram  altari  beate  Virginis  hanc  sequentiam 

^  Bei  Mone  der  6.,  bei  Kehrein  der  9.  Veraikel. 

*  Damach  certas  getUgt.  '  Darnach  rogavit  getilgt, 

«  Die  Erzählung  steht  im  Dialogus  7,  61  (ed.  Strange  2,  39). 

'  In  der  Sequenz  der  Schluß  des  fünften  Versikels. 

"  Das  Kloster  Münstereifel. 


6  IV.  Abhandlang^:  SehOnbach. 

flexis  genibns  devote  dicere  consneYit.  quadam  antem  die^ 
dum  seqnentiam  hanc  dicendo  ibidem  venisset  ad  hanc  locam, 
ubi  habetur:  ^Ora,  virgo^  nos  illo  pane  cell  dignos  effici',  vidit 
beatam  Virgin  em  de  altari  procedentem  et  panem  nive  candi- 
diorem  sibi  porrigentem.  de  qua  consolatione  magnifice  con- 
fortatas,  de  cetero  devotior  in  ejus  obseqnio  persistebat. 

Ecce  adhnc  et  aliad  gloriosum  et  relatione  dignam  fertar 
miraculum^  contigisse  in  partibns  Saxonie  (!)  in  monasterio 
sanctimonialium  in  Scononia.  qoadam  die  festiva,  dam  hec 
Bequentia  a  sanctimonialibus  ibidem  cum  magna  devotione  psal- 
leretur,  domina  Elizabeth  spiritoalis  mater  abbatissa  ejnsdem 
monasterii,  virgo  saneta  et  revelationibns  divinis  assnefacta, 
vidit  gloriosam  Dei  genitricem  flexis  genibus  pro  tota  congre- 
gatione  iUa  supplicantem,  cum  ad  locam  iUam  ventum  fuisset, 
ubi  habetur:  ,Audi  nos,  nam  te  Filius  nihil  negans  honorat^ 
ipsa  ergo  venerabilis  abbatissa  ob  tarn  gloriosam  visionem  et 
mirificam  consolationem  hoc  instituit,  ut,  quotienscunque  pre- 
dicta  congregatio  sanctimonialium  hanc  sequentiam  psalleret^  ad 
predictum  yersiculum  genua  flecteret  cum  devotione  universa. 
constat  igitur,  Domino  Jhesu  Christo  et  beatissime  genetrici 
ejus  hujus  sequentie  devotam  modulationem  gratam  valde  et 
acceptabilem  fore,  cujus  occasione  compertum  est  tot  miracula 
contigisse. 

Est  autem  adhuc  aliud  miraculum,  quod,  licet  ex  hac 
sequentia  non  sit  occasione  natum,  cum  ejus  tamen  quadam 
parte  concordare  videtur.  Constantinopoli  in  quadam  ecciesia 
erat  imago  beate  Virginis,  ante  quam  pendebat  velum,  quod 
totam  cooperiebat  ipsam.  hoc  velum  in  sexta  feria  hora  ves- 
pertina  cadebat  ab  ipsa  imagine  nuUo  movente,  sed  quasi  divino 
miraculo  ferretur  in  celum,  ut  ad  plenum  posset  imago  a  populo 
conspici  manifeste,  celebratis  autem  vesperis  in  sabbato  idem 
velamen  ante  ipsam  imaginem  revertebatur  et  manebat  rursus 
obtegens  ipsam  usque  ad  sexte  ferie  horam  vesperarum.  hoc 
viso  miraculo  sanxitum  est,  ut  semper  die  sabbati  de  beata 
Virgine  divinum  officium  ageretur.  nonne  hoc  factum  cum 
predicta  sequentia  concordare  videtur?  quod  enim  hoc  facto 
ostenditur,  hoc  in  sequentia  canitur:     ,Jam  nunc  abducto  velo 


^  Steht  nn mittel  bar  vor  der  YoraDgehenden  als  7,  30  im  Dialogus. 


Stadien  zur  Enählungsliteratar  des  Mittelalters.  7 

datar  perspici^  per  misterinm  quippe  incarnationis  Christi  ex 
Maria  Virgine  revelata  sunt  sacramenta  fidei  et  gratie^  qne 
tecta  erant  velamine  legis  Moysi.  lex  enim  per  Moysen  data 
est^  gratia  et  veritas  per  Jhesum  Christnm  facta  est. 

Qaod  antem  hie  dicitnr  sanxitnm^  ut  in  honore  beate 
Virginia  divina  officia  sabbato  celebrentur,  non  solam  ad  hoc 
facit  predictnm  miracalam;  sed  certnm  catholice  religionis  argu- 
mentam.  ipsa  quippe  dies  sabbati  merito  specialiter  ei  est 
dedicata  et  ejus  venerationi  deputata^  in  qua  ipsa  sola  prestitit 
fidei  catholice  inmobilis  columpna.  sicut  enim  a  Domino  fuerat 
predictum,  omnes  discipnli  tempore  passionis  dominice  scandali- 
zati  a  fidei  constantia  ceciderunt  et  in  ipso  scandalo  et  fidei 
dubietate  per  totam  diem  sabbati  permanserunt^  donec  de  re- 
surrectione  Domini  certificati  in  fide  sunt  denuo  recreati.  quo 
tempore  Virgo  in  fide  sola  solidata  perseveravit,  irarao  ipsa 
sola  tunc  ecclesia  fuit.  propter  quod  ab  ecclesie  filiis  in  jejuniis 
et  missarum  solempniis  et  ceteris  divinis  obsequiis  in  die  sab- 
bati exhibendus  est  cultus  ei  merito  specialis,  in  quo  die  ad 
ejus  laudem  etiam  plerumque  hec  sequentia  canitur,  que^  ut 
snpra  tactum  est^  pre  ceteris  sequentiis  ex  quatuor  insignita 
privilegiis  reperitur. 

De  quibus  singulis  quia  aliqua  vidimus,  tempus  est,  ut 
finis  operi  imponatur  et  laboris  sui  mercedem  compilator  ab 
ipsa  beata  Virgine  et  benedicto  ejus  Filio  prestoletur.  ut  autem 
ignorantibus  predicte  sequentie  textum  previa  ejus  expositio 
pateat  evidentius^  ipse  textus,  qui  per  partes  supra  est  expo- 
situs^  hie  ex  integre  est  subscriptus.  —  Es  folgt  der  Text  der 
Sequenz  und  zwar,  unerachtet  der  früheren  (oben  S.  4)  vor- 
gebrachten Bemerkungen  tlber  die  Unechtheit  der  Schluß- 
klaaseln,  mit  diesen,  so  daß  die  letzten  Worte  lauten:  beatoquc 
fine  ex  hujus  incolatu,  seculi  auctor,  ad  te  transire. 

Dieser  Traktat  des  Caesarius  von  Heisterbach  enthält  zu- 
nächst im  Prolog  einige  interessante  Angaben,  die  näheres  Be- 
trachten lohnen.  Es  wird  darin  als  Verfasser  der  Sequenz 
Hermannus  Contractus  von  Reichenau  bezeichnet  und  zugleich 
angegeben,  Qott  habe  ihm  die  Wahl  zwischen  der  Erfüllung 
zweier  Wünsche  freigestellt:  Wiedererlangen  der  Gesundheit 
oder  Erwerb  himmHscher  Weisheit.  Hermann  habe  sich  flir 
das    zweite    entschieden.      Als    Beleg    gewissermaßen    für    die 


8  IV.  Abbandlnng:  SchOnbaeh. 

Richtigkeit  dieser  Legende  teilt  Caesarins  mit^  Hermann  habe 
die  Texte  mehrerer  berühmter  Kirchenlieder  verfaßt  and  die 
Melodien  dazu  komponiert.  Diese  Erzählung  findet  sich  nicht 
in  den  biographischen  Notizen  ^  die  Hermanns  Zeitgenossen, 
besonders  sein  Schüler  Berthold;  über  ihn  hinterlassen  haben 
(vgl.  Wattenbach,  Geschqu.^  2,  41  f.),  sie  begegnet  zuerst  im 
Chronicon  Hirsaugiense  des  Trithemius  (vgl.  Hansjakob,  Her- 
mann der  Lahme,  S.  40),  woher  sie  dann  spätere  Gelehrte 
übernommen  haben  (z.  B.  Joannes  Egon,  De  viris  illustribus 
Augiae  Divitis  in  Mignes  Patrol.  Lat.  143,  9  A,  aber  auch  An- 
selm  Schubiger,  Die  Sängerschule  St.  Gallens,  S.  84  f.).  Tri- 
themius hat  jedoch  nicht  aus  Caesarius  geschöpft,  denn  er  be- 
richtet^ daß  Hermann  auf  Rat  seines  Lehrers  die  Gottesmutter 
Maria  durch  eine  von  ihm  verfaßte  Gebetsformel  während 
zweier  Jahre  um  ihre  Hilfe  angefleht  habe^  die  ihm  dann  durch 
eine  Erscheinung  Marias  in  der  erwähnten  Weise  gewährt 
worden  sei.  Davon  weiß  Caesarius  nichts,  er  sagt  nur,  Gott 
habe  unmittelbar  auf  Hermanns  Bitten  ihm  die  Wahl  zwischen 
Gesundheit  und  Wissenschaft  freigestellt.  Es  kann  keinem 
Zweifel  unterliegen,  daß  beide  Erzählungen,  bei  Caesarius  und 
Trithemius,  auf  dieselbe  Quelle,  eine  uns  verlorene  Überlieferung 
von  Hermanns  Leben,  zurückgehen.  Caesarius  beruft  sich  nur 
auf  mündliche  Tradition  innerhalb  des  Zisterzienserordens  (oben 
(S.  2:  sicut  enim  ex  seniorum  relatione  traditur).  Trotzdem 
trägt  sein  Bericht,  der  nur  den  direkten  Verkehr  Gottes  mit 
Hermann  von  Reichenau  kennt,  die  Färbung  höheren  Alters 
als  der  bei  Trithemius,  der  bereits  einen  hochentwickelten 
Marienkultus  voraussetzt.  Trithemius  muß  aber  auch  hier,  wie 
das  schon  öfters  passierte,  von  dem  durch  seinen  schlechten  Ruf 
begründeten  Vorwurf  freigesprochen  werden,  er  habe  diese 
wunderbare  Geschichte  selbst  erfunden:  vielmehr  hat  er  sie 
gewiß  einer  älteren  Aufzeichnung  entlehnt. 

Die  Geschichte,  wie  durch  ein  Wunder  beeinflußt  Her- 
mannus  Contractus  die  Sequenz  Ave  praeclara  maria  Stella  ver- 
faßt, ist  an  sich  weder  aufiFäUig  noch  selten,  sie  gehört  viel- 
mehr in  eine  große  Reihe  von  Erzählungen  (allerdings  wohl 
meistens  erst  nach  dem  12.  Jahrhundert  entstanden),  in  denen 
berichtet  wird,  wie  mittelbar  oder  unmittelbar  durch  göttliche 
Einwirkung   ein   besonders    schönes    und   wirkungsvolles   Lied 


Stadien  zur  EnB&hlungsliteratar  des  Mittelalters.  9 

oder  Gebet  gedichtet  wurde.  Es  genügt,  hier  die  Beispiele 
anzufahren^  welehe  in  Massafias  Stadien  zu  den  'mittelalter- 
lichen Marienlegenden  begegnen.  Der  wunderbare  Ursprung 
der  Antiphon  0  Maria  mrgo  pia  maris  Stella,  Dei  cella  wird 
erzählt  WSB.  113,  965,  Nr.  53.  Der  Ursprung  des  Respon- 
soriums  Gaude  M.  V.  113,  965,  Nr.  54.  119,  36,  Nr.  10.  Adam 
von  St.  Viktor  wird  als  Dichter  durch  eine  Erscheinung  Marias 
gerühmt  115,  62,  Nr.  7.  Der  Nutzen  solcher  Lieder  und 
Gebete  wird  durch  wunderbare  Beispiele  bewiesen:  0  inteme- 
rata  113,  963.  969,  Nr.  105.  976,  Nr.  8.  987,  Nr.  55,  56. 
Gaude  M,  V.  119,  50,  Nr.  66;  Salve  Regina  119,  51  f. 

Caesarius  besaß,  wie  er  selbst  angibt,  gewiß  keine  schrift- 
liche Darstellung  von  Hermanns  Leben,  er  weiß  nichts  von 
ihm,  als  daß  er  aus  Deutschland  stammte  und  Contractus  war 
und  hieß.  Hermanns  Leben  in  Reichenau  ist  ihm  unbekannt 
und  von  seiner  Körperschwäche  hat  er  so  wenig  eine  Vorstel- 
lung, daß  er  ihn  sich  nach  Rom  begeben  und  dort  in  der 
Peterskirche  ein  Lied  auf  den  Apostelfürsten  dichten  läßt,  in- 
des Hermann  bekanntlich  schon  deswegen  aus  Reichenau  nie- 
mals fortkam,  weil  er  nicht  gehen  konnte  und  überhaupt  ohne 
Hilfe  sich  nicht  aus  seinem  Krankenstahl  zu  erheben  ver- 
mochte. Caesarius  kennt  auch  Hermanns  Wirken  als  Schrift- 
steller und  besonders  als  Geschichtschreiber  gar  nicht,  er  weiß 
nur,  daß  er  Kirchenlieder  verfaßt  hat.  Daraus  erhellt,  daß 
Caesarius  hier,  wie  sich  überall  ergibt,  wo  wir  seine  Angaben 
zu  prüfen  imstande  sind,  die  Wahrheit  spricht,  wenn  er  sich 
auf  mündliche  Überlieferung  innerhalb  des  Zisterzienserordens 
beruft.  Nur  diesen  Wert  besitzen  daher  auch  seine  Mitteilungen 
über  Hermann  von  Reichenau  als  den  Verfasser  kirchlicher 
Poesien. 

Darüber  bestehen  sehr  verschiedene  Ansichten.  Was  zu- 
nächst die  berühmte  Sequenz  Ave  praeclara  maris  Stella  an- 
belangt, so  ist  die  Meinung  Philipp  Wackernagels  (Das  deutsche 
Kirchenlied,  1,  146  f.),  Albertus  Magnus,  f  1276,  sei  als  ihr 
Verfasser  anzusehen,  a  limine  abzuweisen.  Denn  mehrere  der 
ältesten  Handschriften,  in  denen  diese  Sequenz  überliefeii;  wird, 
reichen  bis  in  das  11.  Jahrhundert  zurück;  vgl.  schon  Daniel,  The- 
saurus 2,  32  f.  Migne,  Patrol.  Lat.  143,  443,  dann  Mone,  Hymnen 
2,  355  ff.    Kehrein,  Sequenzen  196  f.  Bäumker,  Das  katholische 


10  ly.  Abhandlang:  SchOnbach. 

deutsche  Kirchenlied  2,  76 — 80,  der  sich  aber  3,  324  berich- 
tigt; Ulysse  Chevalier,  Repertoriam  Hymnologicnm  (=  Analecta 
Bollandiana  I — III)  1,  120  f.  Dreves,  Lateinische  Hymnen- 
dichter des  Mittelalters  2  (=  Analecta  Hymnica  50.  Band), 
313  fif.  Diese  Ansicht  Wackernagels  stützt  sich  nur  auf  eine 
lateinische  Aufzeichnung  in  einem  Osnabriicker  CoUatienbuch 
des  15.  Jahrhunderts  (a.  a.  O.  S.  147,  Bäumker  2,  80),  vornach 
eine  Vision  Marias,  die  sich  vernachlässigt  flihlte,  Albert  den 
Großen  bewogen  hatte,  die  Sequenz  zu  dichten;  es  gehört  aber 
diese  Legende  nur  in  die  Reihe  der  eben  geschilderten  und 
schon  mit  der  Antike  beginnenden  Überlieferungen,  in  denen 
göttliches  Einwirken  jemand  zum  Dichter  oder  Gelehrten  macht 
(vgl.  meine  Studien  zur  Erzählungsliteratur  des  Mittelalters  3, 
52 f.):  höchst  wahrscheinlich  ist  der  bei  Caesarius  vorliegende 
Wunderbericht  von  Hermannus  Contractus  auf  Albertus  Magnus 
übertragen  und  dieser  dadurch  zum  Verfasser  der  Sequenz  ge- 
worden. Überdies  reichen  ja  auch  die  deutschen  Bearbeitungen 
(nicht  Übersetzungen)  des  Ave  praeclara  bis  ins  12.  Jahrhundert 
zurück,  so  die  Seckauer  Sequenz  =  MSD.'  Nr.  41  (nicht  aus 
St.  Lambrecht,  weil,  wie  mich  Dreves  freundlichst  belehrt,  der 
Kodex  Nr.  287  der  Grazer  Universitätsbibliothek  durch  die 
Eintragung  zum  14.  September:  Dedicatio  hujus  ecclesie  nach 
Seckau  gewiesen  wird)  und  die  aus  Muri  MSD.'  Nr.  42,  vgl. 
dort  2,  251—256;  ferner  Bäumker  a.  a.  O.  1,  5  f.  62.  2,  80; 
Ho£fmann,  Geschichte  des  deutschen  Kirchenliedes ',  S.  284  ff. 
Diese  Sequenz  galt  von  jeher  trotz  ihrer  Beliebtheit  für  dunkel 
dem  Inhalte  nach  und  von  schwieriger  (aber  schöner,  vgl. 
Bäumker  2,  80)  Melodie,  was  Bartsch  an  verschiedenen  Stellen 
seines  Buches:  Die  lateinischen  Sequenzen  des  Mittelalters  nach- 
weist und  die  verworrene  Überlieferung  bezeugt  (über  Her- 
mannus Contractus  als  Musiker  vgl.  noch  Brambach  im  2.  Bei- 
hefte des  Zentralblattes  fUr  Bibliothekswesen  1888:  ,Die  Reichen- 
auer  Sängerschule'  und:  ,Hermanni  Contracti  musica',  Leipzig, 
Teubner  1884);  s.  jetzt  besonders  Dreves  a.  a.  O.,  wo  wir 
auch  erfahren,  daß  die  Zuweisung  der  Sequenz  an  einen  Mönch 
Heinrich  auf  der  vereinzelten  Notiz  einer  Einsiedeiner  Hand- 
schrift beruht,  deren  Irrtum  graphisch  leicht  zu  erklären  ist, 
indeß  die  stilistischen  Eigenheiten  des  Stückes  ausdrücklich 
fUr  Hermanns  Autorschaft  zeugen  (ebenso  die  Angabe  des  Du- 


Studien  sur  ErBahlangsliteratar  des  Mittelalters.  11 

randas  bei  Dreves,  S.  309).  Die  Dankelheit  und  Schwierigkeit 
der  Sequenz  hat  auch  den  Kommentar  des  Caesarins  von 
Heisterbach  veranlaßt  (zumal  das  Gedicht^  das  ursprünglich  für 
Assumptio  bestimmt  war^  nachmals  an  allen  Marienfesten  in 
kirchlichen  Gebrauch  kam);  seine  Atethese  der  Schlußklausel, 
die  sich  auf  alte  Handschriften  beruft,  wird  durch  die  reichere 
Überlieferung  bei  dem  Texte  von  Dreves  durchaus  bestätigt. 

Nach  den  Angaben  des  Caesarius  hat  Hermannus  Con- 
tractus  außerdem  noch  anläßlich  eines  (unmöglichen)  Besuches 
in  Rom  drei  Sequenzen  verfaßt:  zu  Ehren  des  Apostels  Petrus: 
ySimon  Barjona',  ftlr  den  Apostel  Paulus:  ,0  gloriosum  lumen^, 
fUr  die  Gottesmutter  das  bekannte:  ,Alma  redemptoris  mater', 
ut  dicitur.  Die  erste  und  die  dritte  dieser  Dichtungen  legt 
auch  schon  Durandus  (1230 — 1296,  bei  Dreves,  S.  309)  dem 
Hermannus  Contractus  bei;  mit  seiner  Behauptung,  Hermann 
habe  noch  die  Sequenz  0  gloriosum  Iwmen  verfaßt,  steht  Cae- 
sarius allein.  Dieses  Gedicht  findet  sich  in  Handschriften  vom 
11.  Jahrhunderte  an  (Chevalier,  Report,  hymnol.  2,  198.  3,  420), 
der  Zeit  nach  wäre  also  Hermanns  Autorschaft  wohl  möglich; 
Dreves,  der  meines  Wissens  allein  in  neuerer  Zeit  das  Stück 
herausgegeben  hat  (unter  den  Historiae  rhythmicae,  Anal. 
Hymn.  28,  118 — 121),  nennt  keinen  Verfasser.  ,Simon  Barjona', 
das  ich  nirgends  bezeugt  gefunden  habe,  hält  Dreves  (a.  a.  O. 
S.  309)  nur  für  eine  Antiphon,  die  Hermann  komponiert  habe. 
Die  Antiphon  Alma  redemptoris  mater  sieht  Dreves  als  eine 
Schöpfung  Hermanns  an,  vgl.  S.  317  f.  Jedesfalls  fällt  das 
Zeugnis  des  Caesarius  von  Heisterbach  für  die  Verfasserschaft 
Hermanns  von  Reichenau  ziemlich  ins  Gewicht  und  es  scheint 
mir  deshalb  noch  beachtenswert,  daß  er  über  Salve  Regina 
schweigt,  welches  eine  erst  mit  Trithemius  beginnende  Tradition 
dem  Hermannus  Contractus  zuschreibt,  vgl.  Hansjakob,  Her- 
mann der  Lahme^  S.  73—80,  besonders  S.  78  ff.  Schubiger, 
Sängerschule  St.  Gallons,  S.  84  f. 

Über  die  vier  Wundergeschichten,  in  denen  die  Sequenz 
Ave  prcLedara  maris  Stella  eine  Rolle  spielt  und  die  Caesarius 
von  Heisterbach  seinem  Kommentar  des  Gedichtes  beischließt, 
müssen  hier  noch  etliche  Bemerkungen  vorgebracht  werden. 
Die  zweite  und  dritte  darunter  erledigen  sich  rasch,  weil  sie 
beide     schon    im    Dialogus    miraculorum    des    Caesarius    vor- 


12  IV.  Abhandlung:  SchOnbach. 

kommen^  anders  verhält  es  sich  mit  der  ersten  and  vierten. 
Die  erste  Erzählung  berichtet,  wie  ein  frommer  Priester  in 
England  (Name  und  Ort  fehlen),  angeregt  durch  den  Versikel 
der  Sequenz  Ave  praeclare  maria  Stella,  der  besagt,  daß  wir 
jetzt  das  Mannawunder  aus  Moses  Zeit  ohne  Schleier  in  seiner 
Wahrheit  (Transsubstantiation)  erkennen^  sich  von  Gott  erbeten 
habe,  das  Wunder  der  Verwandlung  der  Hostie  beim  Meßopfer 
in  Christi  Fleisch  und  Blut  wirklich  schauen  zu  dürfen.  Es 
wird  ihm  willfahrt  und  am  Schlüsse  wird  das  Wunder  nochmals 
mit  der  Sequenz  in  Verbindung  gebracht. 

Diese  Erzählung  nun  hatte  Paschasius  Radbertus  in  seinem 
Liber  de  corpore  et  sanguine  Christi  nach  den  Oestis  Anglorum 
vorgetragen  und  ich  habe  sie  in  meiner  Untersuchung  über 
die  historische  Entwicklung  der  Hostienwunder  (Studien  zur 
Erzählungsliteratur  des  Mittelalters  6,  54  ff.)  abgedruckt  und 
besprochen.  Die  beiden  Fassungen  stimmen  zum  größten  Teile 
wörtlich  überein:  der  Bericht  bei  Paschasius  enthält  die  Namen, 
begründet  die  Bitte  des  Priesters  durch  seine  fromme  Wiß- 
begierde, nicht  Zweifelsucht,  und  fügt  am  Schlüsse  hinzu, 
Gott  habe  dieses  Wunder  zugelassen,  um  unseren  Glauben  an 
die  Wirklichkeit  des  Wunders  im  täglichen  Meßopfer  zu  be- 
stärken. Von  der  Sequenz  Ave  praeclara  ist  bei  Paschasius 
natürlich  nicht  die  Rede,  weil  er  im  9.  Jahrhundert  schrieb, 
die  Sequenz  jedoch  erst  im  11.  Jahrhundert  entstanden  ist. 
Caesarius  von  Heisterbach  nun  ist  selbst  der  Urheber  der  Ver- 
änderungen, die  seine  Fassung  im  Vergleich  zu  der  des  Pa- 
schasius enthält  und  die  darin  bestehen,  daß  der  Bezug  auf 
den  genannten  Versikel  der  Sequenz  als  Motiv  für  die  Bitte 
des  Priesters  um  das  Wunder  eingeschaltet  wird:  alle  anderen 
Abweichungen  und  das  Weglassen  des  Schlusses  folgen  aus 
dieser  neuen  Motivierung.  Daß  diese  von  Caesarius  herrührt, 
ersieht  man  deutlich  aus  der  Unsicherheit  seines  Berichtes;  er 
sagt  am  Beginne:  provocatus  forte  hujus  sequentie  occasione^ 
und  am  Schlüsse:  creditur  esse  factum.  Es  ist  aber  an  sich 
schon  sehr  lehrreich,  mit  welcher  Freiheit  Caesarius  das  Ant- 
litz der  alten  Geschichte  nach  einer  ganz  anderen  Seite  ge- 
kehrt hat. 

Nicht  eben  so  weit  ist  er  in  der  vierten  seiner  Wunder- 
geschichten zu  Ehren   der  Sequenz  Ave  praeclara  maris  Stella 


Stodien  zur  Enählangsliteratar  des  Mittelalters.  13 

gegangen.  Dort  berichtet  er,  in  Eonstantinopel  befinde  sich 
in  einer  Kirche  ein  Marienbild,  das  während  der  ganzen  Woche 
mit  einem  Schleier  (velnm)  verdeckt  sei.  Freitag  abend  hebe 
sich  dieser  Schleier  ohne  menschliches  Zutun  von  dem  Bilde, 
verschwinde  und  senke  sich  Samstag  abend  wieder  auf  das 
Bild  herab.  Dieses  wöchentlich  sich  ereignende  Mirakel  habe 
veranlaßt,  daß  die  Kirche  den  Samstag  besonders  als  Marientag 
geheiligt  und  mit  einem  eigenen  Offizium  ausgestattet  habe. 

Diese  Geschichte  ist  im  Mittelalter  außerordentlich  ver- 
breitet gewesen:  sie  begegnet  schon  in  den  frühesten  Samm- 
lungen von  Marienlegenden  und  z.  B.  in  Mussafias  früher  zitierten 
Studien  an  verschiedenen  Stellen:  113,  944^  Nr.  42.  949,  30. 
950.  951.  954.  972,  36.  986,  47.  991,  46.  115,  7,  Nr.  29.  30, 
Nr.  67.  33,  Nr.  53.  37,  Anm.  82,  3.  119,  18,  Nr.  40.  57, 
Anm.  123,  23,  Nr.  53.  Hier  bat  Caesarins  die  Erzählung  nicht 
mit  der  Sequenz  Ave  praeclara  unmittelbar  verbinden  können, 
weil  der  Zusammenhang  das  nicht  gestattete,  er  hat  nur  am 
Eingange  eine  Verknüpfung  vermutet  und  am  Schlüsse  den 
Schleier  des  Bildes  zu  Konstantinopel  mit  dem  velum  für  iden- 
tisch erklärt  und  eine  künstliche  Erklärung  beigefügt. 

Jedesfalls  aber  ist  die  Behandlung  der  beiden  Mirakel 
durch  Caesarius  von  Heisterbach  sehr  merkwürdig,  weil  sie 
zeigt,  mit  welcher  Freiheit  solche  Erzählungen  im  Mittelalter 
verändert  und  im  Dienste  bestimmter  Zwecke  umgestaltet 
wurden. 


Die  Handschrift  der  Gyranasialbibliothek  zu  Köln  Nr.  206, 
aus  Lagen  von  Pergament  und  Papier  zusammengesetzt,  15  X 
21  cnij  stammt  aus  dem  15.  Jahrhundert,  doch  sind  auch  außer 
den  Schriften  des  Caesarius  noch  einzelne  Stücke  vielleicht 
etwas  älter.  1*  trägt  den  Vermerk:  Liber  fratrum  sancte  Crucis 
in  Colonia  (auf  dem  Vorsteckblatte:  Bib.  des  Croisiers).  2*  bis 
18*  reicht  der  asketische  Traktat:  Vestibulum  monastici  para- 
dysi.  18^—34^:  Liber  de  fructibus  carnis  et  Spiritus,  ein  Um- 
guß  der  beliebten  Stücke  de  vitiis  et  virtutibus.  36* — 96^ 
reichen  Sententie  morales.  Inc.:  Veritatis  inquisitio  sicut  ad 
interiora  mentem  excitat,  sie  ad  exteriora  purgat.  Für  welche 
Leser  diese  Sammlung  berechnet  ist,  erhellt  aus  37^:  plerique 


14  IV.  Abhandlang:  SchOnbach. 

conversorom  (des  Zisterzlenserordens)^  cum  post  procellas  man- 
dani  maris  portum  monastice  quietis  obtinaerint.  Schluß  96^ 
(aber  kein  Explicit):  Toto  mundo  conquaBsato  hie  eris  immo- 
bilis,  hie  gradam  figis  in  preeeptis,  ut  hereas  spe  tenacius  in 
promissis.  —  97^  beginnt:  Tota  palcbra  es,  amica  mea.  Can- 
ticum  quarto  capitulo  (4,  7).  Magistri  mei  reverendi  et  fratres 
dilectissimi,  ut  gratia  Bancti  Spiritus  in  nos  velit  redundare  — . 
Schluß  104^:  cujus  virginis  amatores  nos  facere  dignetur  ipse 
Dei  Filius  Amen.  —  105*  (De  assumpcione  beate  Virginis  ser- 
mo)  Habuit  gratiam  super  omnes  mulieres,  scribitur  Hester  2^ 
ca^.  (2,  17)  Pro  hujus  thematis  declaratione  utor  tali  proposi- 
tione  — .  Im  Verlaufe  dieses  Sermo  werden  116 — 118  exempla 
vorgetragen,  hauptsächlich  kurze  Marienwunder,  bei  denen  des 
Thomas  von  Chantimprä  Liber  de  apibus  und  die  gewöhnlichen 
Sammlungen  zitiert  werden.  Schluß  121*:  Hunc  sermonem 
fecit  magister  Michael  monachus  sancti  Bavonis  Gandensis  in 
choro  Carmelitarum  coram  clero  universitatis  Coloniensis  in 
festo  assumptionis  gloriose  Dei  genetricis  Marie  virginis.  — 
121* — 150*  (De  nativitate  b.  V.)  Sicut  sol  oriens  mundo,  scribi- 
tur Ecc.  XXV  (Eccli.  26,  21).  Sicut  dicit  Fulbertus  Camotensis 
episcopus  in  sermone  de  nativitate  — .  151* — 156*  (De  concep- 
tione  b.  V.  M.)  Tu  es  candor  lucis  (nach  Sap.  7,  26).  Sicut 
lux  sensibilis  tamquam  pulcherrima  creaturarum  corporalium  — . 
157* — 168*  (De  annunc.  b.  M.  V.)  Liber  generationis  J.  Chr. 
(Matth.  1,  1).  Sicut  enim  Christus  fuit  liber  in  matris  Vir- 
ginis  utero  — .  168* — 174*  (De  visitatione  b.  V.  M.)  Exurgens 
Maria  abiit  (Luc.  1,  39).  Karissimi,  venerabilis  Beda  in  ser- 
mone suo  super  Lucam  — . 

Darauf  beginnt  175^  die  Nummer  21  aus  dem  Kataloge 
des  Caesarius  von  Heisterbach  (vgl.  meine  Abhandlung  S.  8. 
36  f.):  Incipit  epistola  Cesarii  abbatis  monasteri  Heisterbergen- 
sis  (!)  et  sacre  theologie  professoris  (!)  ad  Alardum  monachum 
presbiterum  de  laude  gloriose  virginis  Marie. 

Exigis  a  me,  f rater  carissime,  ut  clausulam  illam  de 
Canticis  canticorum  sumptam,  que  loco  lectionis  per  octavam 
Assumptionis  gloriose  Dei  genitricis  Marie  in  ordine  nostro  in 
matutinis  corde  recitatur,  ad  laudem  ejusdem  beatissime  Vir- 
ginis exponere  debeam.  ad  quod  opus  cum  omnino  insufficien- 
tem  me  considerem,  utpote  illitteratum  et  elinguem,  tue  tarnen 


Stadien  zar  Ereählangsliterattir  des  MitteUlteni.  15 

petitioni  ac  devotioni  satisfacere  capiens  taisque  sanctis  oratio- 
nibos  adjavari  sperans,  etsi  non  tarn  eleganter^  ut  desiderO; 
scribam  tarnen  in  ejus  laude,  quod  potero.  nam  ipsam  claasu- 
lam  non  totaliter  de  ejus  assnmptione  conabor  exponere,  sed 
qoaliter  singnia  ejnsdem  clansule  membra  singalis  ejus  festivi- 
tatibus  congruant,  proposui  explicare. 

Es  folgen   nun  fUnf  Predigten  auf  Marienfeste^   die   ich 
verzeichne^  die  aber  nur  ganz  wenig  Anlaß  zu  Auszügen  bieten. 

Sermo  de  omnibus  soUempnitatibus  gloriose  Virginis  Marie, 
matris   Domini  nostri  Jhesu   Christi,  Canticorum   VP   (6,    9): 
Que  est  ista,  que  progreditur  sicut  aurora?    verba  sunt  Salo- 
monis  beatissime  Dei  genetricis  gloriam  ammirantis  — .  quinque 
soUempnitates — .     (176*)  In  Conceptione.    aurora  dicitur  omne 
tempus  illud,   ex  quo  rarescentibus  tenebris  dies  primo  potest 
dinosci^   durans  usque  ad  ortum   solis.    quod  tempus  quidam 
dicunt  pertinere  ad  diem,   alii  yero  ad  noctem.     dies  naturalis 
quatuordecim^  horas  habet  et  dividitur  in  duas  partes,   id  est, 
in   diem   usualem   et  noctem  usualem.     dies  usualis  vel  artifi- 
Cialis,  quod  idem  est,  secundum  philosophos  est  presentia  solis 
super  terram,   et  ita  secundum  illos  aurora  necnon  et  crepus- 
culum  vespertinum  pertinet  ad  noctem.     alii  diem  usualem  di- 
cunt tempus  illud,   in   quo   lux  incipit  de   tenebris   emergere, 
durans  usque  ad  finem  crepusculi.    secundum  herum  opinionem 
aurora  pars  diei  est.    dicitur  autem  aurora  quasi  ,avium  hora', 
eo   quod  tunc  garrire  incipiant  et  exhilarari  a  solis  vicinitate. 
est  adhuc  alia  nominis  hujus  ethimologia,   dicta  aurora  quasi 
,aarea  hora'  ob  aeris  ruberem.  —   (179*)  luna,  secundum  quod 
ajont  philosophi,  nocte  rore  arva  perfundit,  novellas  plantationes 
nutrit    rebus  mollibus,  ut  est  cera,   atque  humectatur,  ut  est 
pannus,  candorem  suo  splendore  inducit.   —  (180*)  In  Annun- 
tiatione.  —  (180*)  nam  sicut  radius  solis  vas  vitreum  sive  cri- 
stallinam  sie  penetrat,  ut  Ingrediens  vel  egrediens  specular  non 
violet,    sie   Christus   integre    sigillo    virginitatis    ingressus   est 
matrem  clausoque  utero  exivit  per  nativitatem.    —   (182*)  In 
Nativitate.   —   (184*)  In  Purificatione.  —   (185*)  In  Assnmp- 
tione.   —  (186*)  frequenter  legimus  quorundam  electorum  ani- 
mas    cum   miri  odoris  flagrantia  de  corpore  egressas  esse.   — 


^  J^iiU  yigintiqaatuor,  wahncheinlich  XIV  aus  XXIV  verlesen. 


16  IV.  Abhandlung:  SchOnbaeh. 

(187*)  Explicinnt  sermones  de  quinque  solle mpnitatibas  beate 
virginis  Marie  genitricis  Domini  nostri  Jhesu  Christi  in  secula 
benedicti  Amen. 

Unmittelbar  darnach  folgt  in  der  Handschrift  eine  andere 
kleine  Sammlung  von  Predigten  auf  Marienfeste,  über  welche 
es  heißt:  Sequnntor  adhuc  alii  qtiataor  sermones  ejusdem  ab* 
batis   unde   sapra.    Es  geht  ihnen  folgende  Praefatio  voraus: 

Injunxit  mihi  Caritas  vestra,  ut  epistolam  illam,  que  legitur 
in  Assumptione  beate  Marie  virginis  (Eccli.  24,  11 — 20)^  in 
sermones  redigerem,  obediens  igitur  petitioni  vestre,  singula 
capitula  per  singulos  sermones  explicavi  atque  ad  diversas  ejus- 
dem Virginis  sollempnitates  aptavi.  omisso  autem  sublimiori 
intellectu,  qui  totum  canticum  trahit  ad  illam  eternam  et  in- 
creatam  sapientiam,  ad  tabernaculum  ipsius  sapientie,  id  est 
beatam  Dei  genitricem,  stilum  retorsi.  sunt  autem  capitula  in 
numero  octo.  ex  quibus  quatuor  precedentia  continuantur, 
quodlibet  illorum  ternas  habens  distinctiones,  quatuor  posteriora 
sub  binis  distinctionibus  sibi  invicem  respondent.  omnes  siqui- 
dem  sermones,  sicut  postu(187^)lastis,  piano  dictamine  de  beata 
Virgine  scripsi.  ex  quibus  quatuor  sunt  communes,  quatuor 
sequentes  pene  omnibus  ejus  festivitatibus  sunt  congruentes. 

Die  Sammlung  befaßt  folgende  vier  Stticke,  aus  denen 
wenig  zu  exzerpieren  ist:  Item  de  Annuntiatione  beate  Vir- 
ginis Marie  sermo  primus.  In  omnibus  requiem  quesivi^  — . 
(189*)  sequitnr:  Et  qui  creavit  me,  requievit  in  tabernaculo 
meo.^  —  (189^)  tabernaculum  proprio  dicitur  casa  militaris  ad 
portandum  abilis.  mUes  processurus  ad  bellum  in  sole  posuit 
tabernaculum  suum,^  et  Ingrediens  jocundatur  in  eo  et  epulatur. 
postea  involvit  cortinas  ejus  et  imponit  quadrige  sue  et  sedit 
desuper  et  vehitur  ad  locum  certaminis,  maxime  in  partibus 
transmarinis,  ubi  et  curribus  solent  pugnare  milites.  —  (190*) 
Sermo  secundus  et  communis  de  beata  virgine  Maria.  In  Syon 
firmata  sum*  — .  (190^)  herum  officii,  qui  in  arce  sunt,  est 
vigilare,  circumspicere,  clamare,  bucinare  — .  (19  P)  Sermo 
tercius  generalis  de  beata  V.  M.  In  Jacob  inhabita  et  in  Israel 
hereditäre.^  —  (194^)  unde  et  plures  sepius  legimus  per  visiones 


1  Ecdi.  24,  11.  «  EccU.  24,  12.  ■  Psalm.  18,  6. 

*  Ecdi.  24,  16.  »  £ccU.  24,  13. 


Stadien  snr  Eraählangsliteratur  des  MttteUlten.  17 

deceptos  et  in  errorem  sepius  dednctos.  —  (195*)  Sermo  qaartus 
de  nativitate  b.  M.  V.  benedicte.  Radicavi  in  popnlo  honori- 
ficato.^  —  (197^)  Schloß:  in  hac  plenitndine  gratie  erat  ejus 
detentio,  qaia  semper  erat  proficiens  et  perseverans  in  caritate, 
qnousqne  deposita  mortalitate  inter  sanctos  et  supra  sanctos 
coronari  meruit  in  celis;  abi  cum  Christo  regnat  per  omnia  se- 
cula  secnloram  Amen.  —  Expliciant  sermones  Cesarii  abbatis, 
Qnde  snpra;  de  gloriosa  virgine  Maria  per  fratrem  Wilhelmum. 
Die  Handschrift  schließt  mit  dem  nächsten  Stück  198*— 205* 
Omelia  Origenis  super  evangelio  ^Maria  stabat  ad  monumentum 
foris  plorans^'  Audivirnus^  karissimi,  Mariam  ad  monumentum 
foris  stantem^  audivimus  Mariam  plorantem.  — 

Darüber^  daß  die  zweite  Gruppe  von  Marienpredigten, 
die  sich  an  die  Epistel  des  Festes  Maria  Himmelfahrt  schließt; 
ebenso  wie  die  vorhergehende  Sammlung ,  die  dem  Priester 
und  Mönch  Alardus  gewidmet  ist  (=  Nr.  9  des  Eataloges);  dem 
Caesarius  von  Heisterbach  als  Verfasser  zugeschrieben  werden 
muß,  kann  kaum  ein  Zweifel  herrschen.  Das  zweimalige  Zeug- 
nis der  Handschrift  selbst  ist  von  geringem  Wert;  aber  die 
Fassung  des  Vorwortes;  die  Diktion  der  Predigten  und  der 
sachliche  Gehalt  der  von  mir  ausgehobenen  Sätze  zeugeU;  wie 
mich  dttnkt;  unwidersprechlich  für  die  Autorschaft  des  Cae- 
sarius. Nun  bleiben  aber  noch  Schwierigkeiten  übrig:  Erstens: 
Caesarius  sagt  in  seiner  an  einen  Unbekannten  gerichteten 
Vorrede,  daß  die  folgende  Sammlung  aus  acht  Stücken  be- 
stehe, es  sind  aber  nur  vier  vorhanden.  Diese  vier  befassen 
sich  mit  den  Versen  Eccli.  24;  11 — 16  der  Himmelfahrtsepistel; 
die  nächstfolgenden  vier  17 — 20,  den  Rest  der  Epistel,  bildeten 
höchst  wahrscheinlich  die  Textsprüche  für  die  vier  fehlenden 
Sermone.  Warum  aber  fehlen  diese?  Darf  man  den  Bruder 
Wilhelm,  den  Schreiber,  dafür  verantwortlich  machen? 

Ferner:  die  erste  Sammlung  von  Marienpredigten  des 
Caesarius  von  Heisterbach  in  dieser  Handschrift,  fünf  Stücke 
umfassend;  ist  mit  einem  Vorworte  an  Alardus  ausgestattet; 
was  auch  mit  der  Angabe  des  Kataloges  über  Nr.  9  überein- 
stimmt. Die  zweite  Sammlung  jedoch  mit  der  Vorrede  an 
einen   Unbekannten    (Alardus  kann    das  nicht  sein,   weil   die 


^  EctU.  24f  16,  *  Joann,  20,  IL 

Bttsungsb«.  d.  pliil.-biift.  Kl.  159.  Bd.  4.Abh.  2 


18  rv.  Abhmndlung^:  SchOnbaoh. 

Form  der  Anrede  ganz  anders  beschaffen  ist:  Caritas  vestra; 
vgl.  meine  Abb.  S.  24.  32)  findet  sich  ttberhanpt  nicht  in  dem 
Verzeichnis  der  Schriften  des  Caesarias.  Sie  ist  aber  ohne 
Zweifel  identisch  mit  dem  Stück:  in  eum  locum:  In  omnibus 
requiem  qvsBivi  (Eccii.  24,  11),  das  Hartzheim  als  Nr.  40  über 
den  Katalog  des  Caesarias  hinaas  anführt  (vgl.  meine  Abb. 
S.  58  and  Meisters  Verzeichnis  in  seiner  Aasgabe  der  Libri 
miracaloram  S.  XXVIII,  Nr.  41).  Hartzheims  Nr.  39,  bei 
Meister  Nr.  40,  halte  ich  für  identisch  mit  Nr.  21  des  Kataloges, 
die  ich  eben  früher  besprochen  habe. 

Es  ist  wenig  wahrscheinlich,  daß  die  Marienpredigten,  die 
Eccli.  24,  11 — 20  als  Thema  behandelten,  erst  am  Ende  seines 
Lebens  nach  der  Aafzeichnang  des  Kataloges  von  Caesarias 
werden  verfaßt  sein,  obschon  aaßer  Nr.  14  noch  das  letzte  im 
Kataloge  verzeichnete  Stück  Nr.  36  gerade  eine  Erklärang  des 
Ek^clesiasticas  bildet.  Vielmehr  wird  man  diese  Marienpredigten 
lieber  za  einer  früheren  Grappe  von  Schriften  des  Caesarias 
stellen,  in  denen  er  Abschnitte  der  heil.  Schrift  zam  Aasgangs- 
pankte  für  Predigten  gewählt  hat,  also  ange&hr  zwischen  die 
Nammem  14  and  21  des  Kataloges.  Ist  das  richtig,  dann  wäre 
mit  dieser  hier  analysierten  Sammlang  von  Marienpredigten  zam 
ersten  Male  der  zwingende  Beweis  geliefert,  daß  Caesarias  in 
den  Katalog  seiner  Schriften  nicht  alles  aafnahm,  was  er  ver- 
faßt hatte:  ob  absichtlich  oder  (was  ich  eher  glaabe)  aas  Ver- 
geßlichkeit, wage  ich  jetzt  nicht  za  entscheiden. 


Die  Nummern  31.  32.  33  aas  dem  Schriftenkataloge  des 
Caesarias  (meine  Abhandlang  S.  9)  schienen  mir  (a.  a.  O.  S.  54) 
verloren,  sie  haben  sich  jedoch  in  der  Handschrift  der  Gym- 
nasialbibliothek za  Köln  Nr.  4  wiedergefanden  and  stehen  dort 
nacheinander.  Dieser  Kodex  enthält  31ö  Blätter  Pergament, 
24  X  34  cm,  and  ist  im  14.  Jahrhundert  in  zwei  Spalten  von 
einer  Hand  geschrieben.  1*  trägt  die  Sigle  H 13  and  den  Ver- 
merk: Liher  monasterii  sancti  Martini  majoris  in  Colonia  or- 
dinis  sancti  Benedicti  abbatis,  Damach  von  späterer  Hand 
die  Notiz:  Continentur  in  hoc  volumine  sermones  Caesarii  ma- 
nachi  Cistercienais  super  psalmo  Beati  immaculati  (Nr.  31)  et 
cantica  graduum  (Nr.  32).     Eb  ist  also  die  Nammer  33,  die 


Stadien  xnr  Eriählangsliteratnr  des  Mittelalters.  19 

Blatt  138^  beginnt,  übersehen  worden,  weil  dieser  Sermo  nicht 
besonders  abgesetzt  war.  Darauf  folgt:  Item  Omelie  super 
eüangelia  quadrageeimalia  =  Nr.  30  des  Kataloges  (vgl.  S.  46 
bis  54  meiner  Abhandlung). 

2*  beginnt: 

Prefatio  Cesarii  in  psalmum  centesimum  decimum  octavum 
(rot).  Diu  est,  quod  psalmum  centesimum  octavum  decimum^ 
exponere  cogitaveram,  a  fratribus  admonitus.  sed  grande  opus 
habens  in  manibus,  omelias  videlicit  super  ferias  Quadragesime,* 
tunc  temporis  caritati  postulantiam  obedire  non  potui.  preterea 
omnino  mihi  superfluum  videbatur,  ut  post  expositiones  mag- 
norum  patrum  Augustini',  Ambrosii^  et  Cassiodori,^  qui  super 
eundem  psalmum  sufficienter  atque  eleganter  commentati  sunt, 
aliquid  minus  doctus  scriberem.  cumque  hujusmodi  excusationes 
fratribus  non  sufficerent^  expleto  opere  jam  dictarum  omeliarum, 
ad  expositionem  hujus  psalmi  me  converti.  quam  expositionem 
maxime  ad  ordinem  nostrum  converti,  eo  quod  psalmus  ipse 
de  disciplina  et  perfectione  vite  spiritualis  loqni  videatur.  quan- 
doque  tamen  sensu  allegorico  ad  fidem  instruendam  usus  sum, 
et  hoc  quanto  compendiosius  potui.  solet  nonnunquam  fieri, 
ut  post  optima  vina  vilior  potus,  ut  est  aque  vel  cervisie,  sive 
ad  stomachum  refrigerandum  sive  ad  appetitum  reparandum 
delectabilius  sumatur.  legatur  ergo  post  doctrinam  supradic- 
torum  patrum  iste  tractatulus,  non  ut  potus  sapidus  et  inebrians, 
sed  sicut  potus  tenuis  et  insipidus  bibendi,  id  est,  legendi  doc- 
trinas  subtiliores  provocans.  scripsi  nuper  super  quosdam  alios 
psalmos  tractatus  diverses,  videlicet  super  psalmum:  Exaudiat 
te  Dominus;^  item  super  psalmum:  Domini  est  terra ;^  item 
super  psalmum:  Magnus  Dominus  et  laudabilis;®  item  super 
psalmum:  Eructavit;'  item  super  psalmum:  Benedixisti;^^  item 


^  Der  Katalog  schreibt  bei  diesem  Incipit:  psalmum  123, ,  ein  offenbarer 
Fehler,  der  sieh  Tielleicht  durch  falsches  Erinnern  an  Nr.  26  erklärt, 
wo  die  Beihe  der  au  kommentierenden  Psalmen  mit  dem  23.  anfängt. 

'  Das  ist  eben  Kr.  30  des  Kataloges,  die  in  dieser  Handschrift  den  Schluß 
macht. 

*  Migne,  Patrol.  Lat.  37,  1501—1596. 

«  Ifigne  15,  1257—1604.  *  Migne  70,  855—901. 

*  Psalm.  19  =s  Nr.  28  des  Kataloges  an  den  MOnch  Kuno. 

*  Psalm.  28.  *  Psalm.  47.  *  Psalm.  44.  ^«^  Psalm  84. 

2» 


20  IV.  Abhandlaog:  Sehdnbaeh. 

saper  psalmum:  FaDda(2^)menta  ejos;^  item  super  psaimnm: 
Laüda  Jhemsalem  Dominam.'  omnes  hos  psalmos  gratia  Dei 
adjuvante  ad  honorem  domine  nostre  sancti  Dei  genetricis  ex- 
posui,'  domni  Cunradi,  Loci  sancte  Marie  abbatis,  petitione  ad 
hoc  inductas  et  orationibus  adjutus. 

Explicit  prefatio.  Incipit  sermo  primus  de  psalmo  cen- 
tesimo  decimo  octaro  feliciter.  Im  Folgenden  hebe  ich  aus 
den  22  (entsprechend  den  22  Abschnitten  des  118.  Psalms) 
Sermonen  etliche  Stellen  aus,  die  teils  für  die  Auffassung  des 
Caesarius  im  allgemeinen,  teils  für  die  Verhältnisse  des  Zister- 
zienserordens, auf  die  der  Kommentar  es  hauptsächlich  absieht, 
teils  flir  die  Zustände  der  Zeit  charakteristisch  scheinen. 

Im  Eingange  erklärt  Caesarius,  man  gelange  zur  himm- 
lischen Stadt  der  ewigen  Seligkeit  auf  22  Leitern  zu  je  acht 
Sprossen  (den  22  Kapiteln  zu  je  8  Versen  des  118.  Psalms), 
und  demnach  werden  nun  diese  Verse  Wort  f&r  Wort,  vor- 
nehmlich im  Interesse  der  Zisterzienserdisziplin,  erläutert.  — 
(2^)  nam  sapientes  hujus  mundi  octonarium  ex  sue  paritatis 
dignitate  justitiam  appellaverunt,  eo  quod  usque  ad  unitatem 
per  equales  partes  dividatur.  primo  enim  scinditur  in  duos 
quaternarios,  secundo  in  duos  binarios,  tertio  in  duas  monades. 
ternarius  Signum  est  constantie.  —  in  Signum  justitie,  que  in 
vendendo  et  emendo  maxime  observari  debet,  octo  diebus  apud 
antiquos  nundine  durabant.  —  pueri  primo  loco  discunt  in 
scolis  litteras  cognoscere,  deinde  conjungere,  legere  et  intelli- 
gere,  ut  sie  gradatim  ad  perfectam  Scripturarum  provehantur 
scientiam.  —  (3*)  littere  latine  ab  ethnicis  invente  sunt,  et  ideo 
in  suis  nominibus  steriles,  hoc  enim,  quod  sonant,  est  nomen 
earum,  verbi  gratia  a.  b.  c.  et  relique,  que  sequuntur.  littere 
per  66  nihil  significant,  cum  tamen  conjuncte,  voces  significa- 
tivas  efficiunt.  littere  vero  hebrayce  voces  sunt  significative, 
ad  placitum  Sancti  Spiritus,  qui  eas  Moysi  inspiravit,  consti- 
tute.  Aleph,  Beth,  Gemel  et  Deleth  voces  significative  sunt 
et  cetere,  quid  in  octonariis,^  quibus  anteponuntur,  contineatur, 

>  Psalm.  86.  >  Psalm.  147. 

'  Die  Psalmen  28.  44.  47.  84.  147  werden  in  Nr.  26  des  Kataloges  kom- 
mentiert, welche  Schrift  dem  Abt  Konrad  gewidmet  ist.  Psalm.  86  wird 
dort  nicht  erw&hnt,  ist  aber  yielleicht  nur  aasgefallen. 

^  Das  sind  eben  die  Abschnitte  des  118.  Psalms  eu  je  acht  Versen. 


Stadien  cur  Enfthlangiliterator  des  Mittelalters.  21 

yarÜB  suis  interpretationibns  ostendentes.  —  hec  loco  prefationis 
dicta  snfficiant.    nunc  ad  psalmi  expositionem  accedamus:  quo 
Deus  inspirare  dignabitur,  caritati  vestre  legenda  non  negabimns. 
(4*)  Tercia  lex  est  regnla  sancti  patris  nostri  Benedicti| 
qae  et  ipsa,  ut  opinor,  in  Monte  Cassino  conBcripta  est.    ibi 
sedity  ibi  docoit,  ibi  per  viam,  at  sapra  dictom  est,  mirabilem 
ad  Dominum  ivit.    quod  si  in  eodem  Monte  fortassis  scripta 
non  est,  discipolo  tarnen  ejus  Maoro,  cum  ad  Gallicanas  regiones 
dirigeretnr^  ab  ipso  in  eodem  Monte  data  est.    —    Im  An- 
schlösse an  die  Benediktinerregel  folgen  Darlegungen  über  die 
verschiedenen  Arten  von  Mönchen.  —  (4^)  multi  in  Ordine  per 
indiscretum  fervorem  et  in  corpore  et  in  mente  defecerunt.  — 
sie  lex  Ordinis  nostri  in  tribus  consistit:  regula  videlicet,  usibus 
et  diffinitionibus.    regula,   cui  nil  licet  addere,  demere  vel  mi* 
nuere^  cujus  etiam  auctoritate  sanctus  pater  Bonedictus  mona- 
stice  institutionis  legis  lator  nominatur,  assimilatur  legi  Mcysi, 
per  quem  precepit  Dominus  filiis  Israel  nihil  legi  eidem  addere 
vel  minuere.    liber   usuum,   quem  sanctus  Bernardus,    abbas 
Glaraevallis,    spiritum  habens  prophetie  conscripsit,    prophetis 
comparatur;   dif&nitiones  vero,  que  a  diversis  patribus  diversis 
temporibus  edite  sunt,  agiographis.    ecce  ista  est  (4^)  lex  mo- 
nachomm  Cisterciensium,  magna  ac  diligenti  scrutatione  indi- 
gens.    valde  enim  dif&cile  est  inter  precepta  et  consilia  discer- 
nere,  qaorum  in  hiis  tribus  libris  maxima  multitudo  continetur. 
ut  ergo  monachus  beatus  sit  et  secure  conversari  possit,  si  minus 
doctuB  est,  ab  his,  qui  Ordinem  noverunt  et  Scripturas  sacras 
intelligonty  herum  differentiam  inquirere  debet.    quod  si  doctus 
est,  ad  hoc  scrutetur,   ut,  quod  intelligit,   primum  ipse  teneat 
ac  deinde  doceat.    non  monachum  beatificat,  si  ad  hoc  Ordinis 
decreta  atque  secreta  scrutetur,  ut  fratres  sciat  proclamare  sive 
minutias   Ordinis  proponere,   nisi   causa  edificationis  id  ipsum 
fiat.     scientia  inflat,   Caritas  edificat.^    —   Die  Erklärung  des 
Psalms  schreitet  so  vor,  daß  sie  beständig  in  Bezug  bleibt  mit 
der  Ordensregel,  so  wird  5^^  zum  Gehorsam  gemäß  der  Regel 
ermahnt,  auch  gegen  strenge  Prälaten.    —    (7*)  si  fuerimus  in 
capitolo  nostro,  qui  locus  confessionis  est,  proclamati,   correcti, 
castigati  yel  quocunque  modo  puniti,   equanimiter  sustineamus, 

»  1  Cor.  8,  1. 


22  IV.  Abhandlung:  SchOnbach. 

qoia  incomparabiliter  tolerabilius  est  nanc  coram  fratribuB  in 
caritate  confandi;  quam  tunc,  id  est  in  eztremo  jadicio,  cum 
diabolo  et  angelis  ejas  eternaliter  dampnari.  —  An  verschiedenen 
Stellen  vergleicht  Caesarias  seinen  Vulgatatext  mit  anderen, 
wahrscheinlich  gebraucht  er  dabei  eine  glossierte  Bibel,  z.  B. 
bei  Psalm.  118,  8:  ^Jastificationes  tuas  cnstodiam:  non  me  de- 
relinqaas  asqueqnaqae'  heißt  es:  alia  translatio  habet  valde,  he- 
braica  veritas  pro  usquequaque  habet  nimisy  qnod  totum  idem 
est.  Bei  allen  Sermonen  wird  dieselbe  Schlußformel  verwendet: 
quod  nobis  prestare  dignetur  —  per  infinita  secula  seculorum 
Amen.  —  (7*)  ubi  nos  habemus:^  in  quo  corrigit  cuiolescentior 
viam  suamf  alia  translatio  habet  juvenior.  —  (7^)  superbia  via 
est  montuosa,  ira  flammivoma,  invidia  pertusa  et  defluens,  tri- 
stitia  glacialis,  avaritia  spinosa,  gula  tenebrosa,  luxuria  lutosa. 
—  (8^)  unde  viris  claustralibus  et  Deum  timentibus  tante  di- 
vitie  in  agris,  vineis,  possessionibus  atque  pecaniis,  nisi  ex 
munere  Dei,  qui  fidelibus  inspirat,  ut  illa  sibi  famulantibus 
largiantur?  caveant  autem  accipientes,  ne  propter  illa  repel- 
lantur  — .  quod  plerique  fit,  si  nimis  avare  possideantur  vel 
augmententur.  avaritia  deesse  debet  in  possidendo,  ut  secun- 
dum  regulam  hospitibus,  peregrinis  et  pauperibus  omnia  sint 
communia;  que  gratis  dantur,  etiam  gratis  sunt  danda.  avaritia 
etiam  deesse  debet  in  augmentando,  ut  nihil  de  male  acquisitis, 
utpote  de  usuris,  furtis,  rapinis  et  symonia,  vel  in  elemosinam 
scienter  recipiatur,  ematur  vel  possideatur.  —  (simonia)  dum 
enim  divites  tantum  propter  suas  divitias,  non  propter  Deum 
recipiuntur,  et  pauperes  ad  serviendum  Deo  magis  habiles  tan- 
tum propter  paupertatem  repelluntur,  satis  timendum  est  auc- 
toribus.  —  (9»)  et  videtur  hec  similitudo  (volatilia  celi)  tem- 
poribus  istis  specialius  congruere  fratribus  de  novo  ordine  Pre- 
dicatorum  sive  ew,  qui  dicuntur  Fratres  Minores.  —  nos  vero 
cum  nostris  conversis  et  serimus  et  metimus  et  in  horrea  con- 
gregamus,  neque  tamen  per  hoc  aliquid  nos  habere  vel  possidere 
judicamus,  eo  quod  omnia  omnibus  sint  communia.  —  (H^  ®^ 
quo  coUigitur,  quod  monachi,  qui  in  capitulis  suis  interesse  non 
possunt,  de  hiis,  que  ibi  precipiuntur  vel  injunguntur,  interro- 
gare  teneantar.    —   (12^)  ex  hiis  duobos  mandatis  quasi  ex 


1  Psalm.  118,  9. 


Stadien  zur  Enfthlangsliteratnr  des  Mittelalten.  23 

aoro  et  topazio  annulas  fieri  debet,  qoi  semper  ante  octüos 
cordis  in  manu  bone  operatiönis  habeatnr.  —  (15®^  die  Wege 
der  Todsünden  im  Kloster)  quinta  via  mortis  est  avaritia,  de 
qua  procedont  asura,  fartum,  rapina^  dolus,  ypotheca,  hoc  est 
inpignoratio  com  lacro,  perjariam,  mendaciam,  tenacitas,  in- 
gratitudoy  diffidentia,  nbi  bene  confidendom  erat,  inordinata 
dilectio  parentnm  ad  liberos  et  e  converso.  symonia  etiam  de- 
fraadatio  depositi,  debitorum  non  solntio,  mala  compatatio, 
pondus  et  mensnra  injusta,  oblatio  indativoram  (Da  Cange  4, 
337:  =  moneta  adolterina)  denarioram,  jejanium  pro  rebus,  im- 
misericorda  incompassio.  ad  viam  gule  pertinet  comedere  pre- 
propere,  laute,  nimis  ardenter,  studiose.  ad  hanc  viam  etiam 
pertinent  ebrietas,  vomitus,  commessatio,  ludus  ineptus,  scurri- 
Utas  in  verbis,  risus  inconsideratus,  oblivio  Dei,  judicii  et 
mortis,  lu(16^)dus  tesserarum,  alearum  et  hujusmodi,  esus  fur- 
tiyorum  et  fractio  jejunii:  hec  omnia  confitenda  sunt.  —  (l^*^) 
semite  iste  (klösterlicher  Tugenden)  satis  mirabiles  videntur, 
eo  quod  vitam  nostram  supra  naturam  et  humane  infirmitatis 
possibilitatem  homines  seculares  judicent.  —  dormitanti  similis 
est  ille  (16^),  qui  concepta  voluntate  conversionis  quadam  te- 
diosa  exspectatione  torquetur,  ita  ut  neque  ad  Ordinem  venire 
neque  a  proposito  valeat  omnino  resilire.  novi  quosdam,  qui 
pene  triginta  annis  post  expressum  votum  conversionis  in  seculo 
exspectabant,  ad  susceptionem  Ordinis  frequenter  se  prepa- 
rantes,  nee  tamen  venientes,  religionis  asperitatem  formidantes. 
talibus  congruit,  quod  in  alia  translatione  habetur:^  ydistUlavit^, 
inquit,  ,anima  mea  pre  stultitia  suaS  sicut  situla  per  stillas 
minutissimas  paulatim  evacuatur,  ita  talium  anime  a  duplici 
merito  defraudantur.  —  sicut  a  quibusdam  me  audisse  memini: 
peccant  nonnulli  in  quadam  spe  conversionis,  dicentes  intra 
se:  quidquid  nunc  peccaveris,  cum  ad  religionem  veneris,  una 
satisfactione  totum  delebis.  de  talibus  dicitur:'  maledictus  qui 
peccat  in  spe.  sicut  enim  situla  ab  humore  paulatim  distillat, 
ita  hii,  qui  votum  suum  differunt  et  protrahunt,  sepissime  a 
fervore  propositi  sui  gradatim  tepescunt,  sie  ut  mutata  volontate 


1  Für  Valg.  Psalm.  IIS^  28 :  dormitaTit  a.  m.  pre  tedio. 
*  Nieht  biblisch,  rielmehr  die  Sfinde  wider  den  heil.  Geist:  Termessentlich 
aaf  Gottes  Barmhenigkeit  sündigen. 


24  IV.  Abhandlung:  SehOnbaeh. 

in  seculo  permaneant.  —  (17^)  hene  scitis;  fratres,  quosdam 
esse  ordines  et  heu  cenobia  plorima  regale  saneti  Benedict!, 
ubi  monachi  et  moniales  ex  privatis  redditibns,  sive  ex  cognatis 
et  amicis  vel  ex  propriis  laboribos,  vestimenta  habent  bona 
atque  mutatoria  et  cibaria  satis  delicata,  aliis  in  eisdem  ceno- 
biis  fratribuB  et  sororibas  frigore  et  fame  laborantibus.  revera 
,yia  iniqnitatis/  qaia  maxime  et  periculose  inequalitatis  hec  est. 
hajusmodi  viam  ab  Ordine  nostro  Dens  amoveat.  -^  (H^)  cnr- 
sam  corporalem  maxime  exciUre  solent  pene  timoris  et  spes 
mercedis.  cnrrit  reus,  ne  comprehensns  occidatar;  carrit  ath- 
leta,  ut  comprehendens  coronetur.  de  carsii  penali  qaidam  ait:' 
pedibas  timor  addidit  alas.  —  (18^)  ante  ocolos  nostros  Jhesns 
positus  est,  non  solnm  in  libris,  sed  etiam  in  pictoris,  at  legere 
volenti  omnis  occasio  tollatur.  ut  scitis,  in  singulis  pene 
altaribas  Ordinis  nostri  crucifixus  erectns  est,  ut  in  ejus  paa- 
sione  tamquam  in  libro  vite  legamus.  —  litteris,  sicut  nostis, 
nigris  libri  scribi  solent,  qaorom  capita  litteris  mbeis  illami- 
nantar.  inveniemus  in  pelle  dominici  corporis  qnasi  litteras 
commanes  exaratas  de  atramento  et  litteras  capitales  de  minio. 
qoid  dixerim  litteras  commanes  nisi  cicatrices  nigras  et  lividas, 
in  dorso  Christi  virgis  atqae  flagellis  exaratas?  quid  Utteras 
capitales  et  rubeas  nisi  qainqne  volnera  sanguinea  in  pedibas, 
manibas  et  latere  Christi?  —  (20*)  dicit  et  poeta:'  qoietissime 
viverent  homines,  si  hec  duo  pronomina  tollerentar  de  medio: 
meom  et  tuum.  —  (20^)  ne  ergo  mens  orantis  sive  psallentis 
per  evagationes  ocaloram  impediatur,  preceptam  est,  at  in 
ecclesiis  Ordinis  nostri  picture  atque  sculpture  non  habeantur. 
21°  wendet  sich  Caesarius  scharf  wider  die  Extreme  der  As- 
kese. ~  (24^)  scolares,  qui  tan  tum  de  lectionibus  suis  sive  ver- 
sibus  cogitant,  ne  vapulent,  satis  cruciantur^  eo  quod  Stimulus 
ibi  sit  timoris,  non  amoris.  —  (25^)  superbia  vento  comparatur, 
quia  petit  alta:  perflant  altissima  Tenti/  —  (27^)  quando  rex 
aliquis  divcs  civitatem  edificat,  ipsis  futuris  ciyibns  areas  di- 
stribuit;  ipsorum  est  edificare,  quantum  vel  quomodo  volunt.  — 

^  Psalm.  118,  29:  yiam  iniquitatis  amove  a  me. 

*  Vgl.  Otto,  Sprichwörter  der  Römer,  Nr.  1398. 

*  Vgl.  Wander   3,    666  f.,   Nr.  4:   Tis,  ne  sit  bellum,  tolle  meom  atque 
taum;  dasu  Nr.  24. 

*  Ovid,  Bemed.  am.  369. 


Studien  siur  KnXhlangsliteratar  des  Mittelalters.  25 

(28*)  quod  enim  lima  fero  et  qaod  fornax  auro  et  qaod  fla- 
gellam  grano,  hoc  tribulatio  homini  jasto.  —  (29*)  quod  autem 
per  eandem  legem  post  mortem  jadicandi  sint,  subseqaens  pro- 
bat  exemplom.^     cum   in   Loco   sancte  Marie,    domo    ordinis 
CisterciensiSy   frater  quidam  laudabilis  vite  et  monachus  valde 
disciplioatus,  Swido  nomine^  defnnctuB  esset,  cuidam  fratri  ju- 
niori  post  decessum  suum  per  visionem  manifeste  satis  apparens 
ait  Uli:   ,nosti,  frater,  quid  de  monachis  fiat,   quando  de  cor- 
pore exeunt?'   respondente  illo:   ,non',  adjecit:    ,sanctus  Bene- 
dictus  Ulis  occurrens  cum  regula,  ex  prima  sententia  versiculum 
unum  legende  perourrens  ita  concludit:    ^et  cetera^     tuncque 
siDguIos  interrogat:   ^observasti  illud,  frater,  annon?^    respon- 
dente illo:    ,etiam,  pater,  custodivi'  vel:    ,non  custodivi^,  non 
enim  ausus  est  dicere,   nisi  quod  verum  est,  sequentem  sen- 
tentiam  sub  consilii  interrogatione  concludens  universa  regule 
capitula  percurrit.     quod  si  inventus  fuerit  obsenrator  regule, 
advindicatur  glorie;  si  transgressor,  pene.^    —    (ß^')  accipiter 
sive  nisus,  quando  capit  avem,  statim  cor  invadit,  eo  maxime 
yesci  desiderans.    sie  Dens,  quando  nos  sua  gratia  capit.  — 
(31^)  unde  ex  consuetudine  ecclesie  habetur,  ut  transgressores 
legis  divine,  postquam  sollempniter  penitere  ceperint,  a  claustra- 
libus   et   personis   religiosis   communionem   orationum   suarum 
sive  aliorum  bonorum  humiliter  petaut    quibus  etiam  in  car- 
tolis,   in  quibus  confessio  peccatorum  eorum  declarata  est,  sie 
scribi  solent:  ,conventus  de  tali  vel  tali  loco  concedit  huic  peni- 
tenti  communionem  omnium  bonorum  suorum^   non  dicit:  ,huic 
peccanti',   sed:    ,de    peccatis    penitenti^     unde   non   immerito 
particeps  efficitur  omnium  timentium  Deum.  —  (33^)  sicut  nos 
experimento   novimus,   qui  aliquando  scolares  eramus,   bonitas 
et  snavitas  magistri  plurimum  discipulos  ad  discendum  provocat 
eorumque  sensus  dilatat.  econtra  iracundia  et  amaritudo  magi- 
stroram  sie  per  timorem  scolarium  sensus  constringit  et  obtun- 
dit,   at   minus  capere  queant,  imminentia  verbera  formidantes. 
—  ut  scitis,  si  Scolaribus  omnino  subtraherentur  verbera,  sine 
timore  exi8ten(33^)tes  modicum  discerent.    item,  si  nimis  multi- 
plicarentur,  vel  timore  tabescerent  vel  forte  per  fngam  a  doc- 

>  Obswar  im  Dialogiu  mehrmals  (1,  21.  247.  2,  298)  berichtet  wird,  wie 
der  heil.  Benedikt  seine  MOnche  rot  dem  persönlichen  letzten  Gerichte 
prüfty  findet  sich  diese  Qeschiehte  weder  dort  noch  in  den  Homilien. 


26  IV.  Abhandlong:  SehOnbach. 

Irina  declinarent.  —  (33^)  solent  sepe  magistri;  ubi  scolariam 
moltitudo  est,  sab  se  alios  habere  magistercoloB;  qai;  si  cogno- 
verint  magistrom  esse  dumm  atqae  Beyemm;  at  ei  placeant, 
ejus  proterviam  imitantes  pueros  verberant  et  increpant.  — 
hnjasmodi  magistros  qnidam  prelati  ecclesiaram  imitantur.  si 
ipsi  fuerint  dari  et  iracundi^  consimiles  sibi  adjatores  assnmant^ 
ne  aliqaid  consolationis  sabditi  in  eis  reperiant.  tales  imitantur 
nonniüli  abbates,  qui;  cum  rigidi  sunt  atqae  severi,  consimiles 
sibi  eligant  priores,  sab  hujusmodi  prelatis,  in  qaibas  multum 
est  correctionis  et  modicam  consolationis^  oriantor  murmarationes 
et  detractiones  malaramqae  volantatam  conceptiones.  —  (33^) 
^coagalatum  est  sicat  lac  cor  eoram^^  —  ^montes  coagnlatos^ 
alia  translatio  habet ,  ,montes  incaseatos^  unde  coagulatam  et 
incaseatum  idem  est.  ex  coagulo  fit  caseos,  qai,  quanto  plus 
antiqaatar,  tanto  plas  induratar,  pallescit  et  propter  sal  ama- 
rescit.  —  qaidam  sant^  qai,  cam  ad  dignitates  aspirant^  lacteos 
se  simalanty  candorem  lactis  preferentes  in  ficta  caritate,  per- 
spicuitatem  in  ficta  mentis  sinceritate;  tacta  lenes  sunt,  qnia 
tractabileS;  et  gustu  saaves^  qaia  affabiles.  cum  vero  prehitaras 
desideratas  adepti  faerint^  moz  fermento  malitie  et  neqaitie  sae 
apposito  vel  (34 '^)^  at  verias  dicam^  declarato,  coagalatar  sicat 
lac  cor  eoram.  incaseati  vero  coacescant  et  quotidie  darescant, 
pallescant  et  propter  sal  amarescant.  acredo'  casei  significat 
Vitium  fellis  et  invidie.  coagulum  lactis  aliquando  valde  ace- 
tosum  est.  duritia  casei  Vitium  exprimit  immoderati  rigoris  et 
immisericordie.  pallor  casei  Vitium  exprimit  tristitie  et  accidie. 
salsugO;  que  in  caseo  est,  vitium  designat  amaritudinis  et  ire. 
Freso  dicit,  quod  omnis  caseus  naturaliter  sit  malus,  quod  apud 
eos  vere  videtur,  eo  quod  pinguedinem  lactis  sie  exprimant,  ut 
sicci  et  aridi  modicum  in  se  saporis  habeant.  apud  nos  vero 
casei  quidam  valde  boni  sunt  et  bene  conveniunt,  eo  quod  pin- 
gues  sint  et  bene  pressi  atque  temperanter  salsi.  tales  casei 
significant  prelatos  bonos.  —  caseus,  si  nimis  modicum  salsus 
fuerit,  vermes  citius  ex  se  gignit.  sie  prelatus,  si  nimis  dulcis 
et  remissus  fuerit  — .  (35^)  non  tamen  credendum  est,  quod 
Dens  manus  corporales  habeat,  cum  spiritus  sit,  sed  manus  ejus 


^  Psalm.  118,  70.  *  Psalm.  67,  17. 

'  s  acerbitas,  vgl.  Diefenbach  und  Du  Gange  1,  61. 


Stadien  snr  Enlhlungsliteratur  des  Mittelalten.  27 

sapientis  et  virtns  ejus  dicantar^  quibus  conditi  sumns.  — 
(35^)  qaonmdam  visus  ad  similitudineiii  basilisci  venenosas  esl;, 
ita  ut^  quo8  respicianty  quodam  horrore  tarbent.  alii,  nt  dictum 
est^  gratiam  consolationis  in  oculis  habent,  sie  ut,  qnos  intaentur, 
letificent.  —  (38^)  quidam  philoBophoram  at  Socratea  ab  appe- 
titu  istoram  temporalium  defecerant^  sed  nihil  illis  profoit,  eo 
qaod  idem  defectas,  id  est,  terrenornm  contemptus  non  esset 
saiutaris:  qne  propter  Deum  non  finnt,  salataria  non  sunt.  — 
(38®)  quidam  vel  quedam,  sicut  aliquando  vidimus  et  sepius 
audivimus,  in  tam  felici  ezcessu  sie  foris  in  corpore  deficiunt, 
ut  nihil  videant;  nihil  audiant  vel  sentiant.  talis  defectus  magnus 
est  anime  profectus,  eo  quod  in  contemplatione  celestium 
mirifica  revelentur,  sicut  exemplum  habemus  in  apostolo  Paulo, 
hujusmodi  defectus  est  ascensus,  quia,  cum  in  contemplatione 
celestium  corporis  sensu  deficitur,  mente  ascenditur.  tales  de- 
fectus  in  hiis,  qui  begini  et  hegine  dicuntur,  satis  generales 
sunt,  ex  quibus  plures  cum  clamore  deficiunt.  ve  autem  illis, 
qui  hujusmodi  defectus  causa  inanis  glorie  vel  terreni  commodi 
fingunt,  quia  revera  tales  non  in  Jhesu  deficiunt,  sed  ab  ejus 
gratia,  si  qua  in  eis  est,  deficiunt.  et  quia  cum  clamore  simu* 
lant  gratiam,  quam  non  habent,  ,peribit  memoria  eorum  cum 
sonitu'.^  de  hujusmodi  defectibus  multa  me  scripsisse  recolo 
in  libris  Dialogorum  necnon  in  Uhris  Vinonumj  quos  nunc  in 
manibus  habeo.^  —  Es  wird  dann  das  evangelische  Gleichnis 
von  den  alten  und  den  neuen  Schläuchen  auf  die  Einkleidung 
in  den  Zisterzienserorden  angewendet.  —  (40^)  quidquid  enim 
tantum  delectat  et  non  edificat,  fabula  dici  potest.  rumores 
regnorum,  provinciarum  et  civitatum,  in  quibus  nulla  est  uti- 
litas,  sed  levitas  et  loquacitas,  quid  aliud  sunt  nisi  fabulationes? 
caveant  autem  religiosi,  ne  hujusmodi  fabulationes  vel  recitando 
vel  audiendo  et  in  eisdem  plus  quam  decet  delectando  iniqui 
fiant.  ad  claustrales  pertinet  in  suis  collationibus  de  divinis 
scripturis,  non  de  rumoribus,  de  rebus  edificatoriis,  non  de 
fabulationibus  loqui.  si  necessitas  de  hiis,  que  in  provinciis 
ag^tur^  nos  loqui  compellit,  de  culpa  excusari  poterimus;  si 
mentis  levitas  et  rumorum  delectatio,  inexcusabiles  erimus  a 
culpa  qualicunque.  —  (^1^)  Imperator  sive  alius  quilibet  pre- 


^  Pialm.  9,  7.  *  Der  Pusns  steht  im  11.  serrno  (Caph.). 


28  IV.  Abhandlung:  SchOnbach. 

potens  rex;  licet  in  regno  suo  ubique  esse  poierit  per  potentiam, 
non  enim  abiqae  in  omni  loco  dominationis  sae  esse  potest  per 
corporalem  presentiam^  eo  qnod  in  modico  loco  ipse  totos  con- 
tineator  et  non  sit  extra  eondem  locnm.  quod  si  aliqaid  tibi 
promisity  et  ipsom  quesieris  in  loco,  nbi  presens  non  est,  pro- 
missa  tibi  beneficia  txmc  temporis  persolvere  non  poterit.  — 
(43^)  nt  enim  taceam  de  apostasia,  valde  sibi  cavere  debent 
monachi,  quando  de  monasterio  exennt  ad  secnlam  etiam  ne- 
cessitatis  cansa,  et  maxime  hü,  quos  affectos  parentnm  et  ami- 
comm  trahit  et  extrahit,  qaia  latrones  in  via  sunt  ad  inter- 
fectionem  animamm  paratissimi.  quando  ex  a£fecta  amicorom 
invitantinm  apponantur  fercnla  diversa  laute  et  studiose  prepa- 
rata,  mox  inimica  caro,  immo  diabolus  per  illam,  suadet  nimis 
et  avidius  sumere,  quam  scilicet  necessitas  exqairat.  idem  di- 
cimus  de  diversis  potibus  et  vino  exquisite,  cum  magno  studio 
caritatis  homines  seculares  religiöses  suscipere  solent;  in  villis 
et  plateis  civitatum  plurimum  se  videntibus  objiciunt  vanitates, 
tarn  in  edificiis  quam  in  personis  pompaticis;  occurrunt  ibi 
personis  contemplativis  et  seculo  mortuis  femine  speciose  in 
habitu  ornato^  et  cum  illis  frequenter  manducant.  —  auditxu: 
apud  seculares  in  conviviis  chorus'  tibie,  lira  et  cjthara  atque 
diversa  musicorum  genera,  que  omnia  libidinis  sunt  incentiva. 
—  (45^)  personis  religiosis  et  caritatem  habentibus  frequentius 
secreta  celestia  revelantur  et  dono  Dei  intelligunt,  que  littera- 
tiores  intelligere  non  possunt.  —  (46*)  aliquando  intelleximus, 
ut  propter  verbum  a  prelato  durius  prolatum  sive  propter  levem 
disciplinam  quidam  non  solum  declinarent  a  judicio  capituli, 
sed  etiam  a  lege  Dei,  Ordinem  videlicet  deserentes.  unde  cum 
talibus  misericorditer  in  judiciis  agendum  est,  ne,  si  forte  ru- 
bigo  durius  eradatur,  vas  (46**)  ipsum  frangatur.^  —  (46«)  si 
non  esset  magna  dulcedo  humano  spiritui  in  divinis  eloquiis, 
id  est,  sacris  scripturis  discendis  atque  docendis,  non  tantum 
infiniti  hodie  in  illorum  studio  laborare  possent.  considerate 
magnos  et  divites  theologos,  attendite  diversarum  civitatum 
magistros:  ut  diviua  eloquia  digne  docere  atque  predicare  va- 
leant,  in  illorum  lectione  et  meditatione  die  noctuque  desudant. 


^  ornatn  Ha,  '  choras  Ha, 

»   Vgl  Ezeek,  24,  6  ff. 


Stadien  inr  Enählang^literatnr  des  Mittelalters.  29 

hinc  est,  qaod  in  novum  ordinem^  Predicatorum  amore  divi- 
nomm  eloqniomm  discendoram  stqne  predicandorum  cotidie 
plarimi  convertuntur^  in  tantum  illornm  dalcedine  illecti  et 
attracti,  ut  omnibnS;  que  mnndi  hajus  sont^  relictis  atqae  post- 
positis  soll  doctrine  vacent.  mendicando  vivunt^  ut  flJios  cibo 
spiritnali  reficere  yaleant.  simile  dicimas  de  Fratribus  Mino- 
ribus,  qni  et  ipsi  doctrine  inservinnt  eloqaia  divina  predicando. 

—  nt  enim  taceam  de  predicatoribos,  qni  ex  officio  tenentur 
di(46^)yina  eloqaia  popnlis  nuntiare,  qnidam  monachorum; 
quibus  predicare  non  licet,  sie  avidi  sunt  in  lectione  Sanctamm 
Bcriptnramm,  ut  yolnmen  totins  biblie  devorare  videantnr.  — 
nobis  clanstralibns,  qnibns  predicare  non  licet,  non  est  opus,  nt 
de  melle  Sacre  Scriptare  asqae  ad  satietatem  comedamas,  eo 
qaod  ad  salatem  nobis  safficiat,  si  cantare  et  legere  et  de  lectis 
aliqoid  intelligere  noverimas.  predicatoribns  vero  expedit  de 
melle  divinonun  eloqaiornm  mnltom  samere,  at  per  intellectam 
Script oraram  satiati  predicando  evomant  illa.  —  48^  ff.  Überall 
rät  Caesarias  den  Prälaten  zar  Milde.  —  (^*)  V^i  i^  jadicio 
aecalari,  etiam  si  innocens  sit,  causam  suam  insipienter  defendit, 
si  districte  cum  eo  judex  agere  voluerit^  non  solum  ab  ipsa 
causa  cadit,  sed  etiam  nonnunquam  sententiam  mortis  incurrit. 
anum  accusatus  opus  habet,  ut  ad  Judicium  bene  instructus  ac- 
cedat.  —  (50®)  menimi  me  superius  dixisse  animas  non  posse 
occidi  sine  peccato,  nisi  forte  aliquid  sit  in  causa,  per  quod 
occidens  possit  excusari.  scandala,  sicut  nostis,  multorum  animas 
occidunt.  si  scandalizatus  fuero  in  bona  vita  fratris  mei  sive 
in  recta  doctrina  et  justo  judicio  prelati  mei  ipsisque  ob  hoc 
detraxero  et  persecutus  fucro,  ipsi  quidem  mihi  occasio  sunt 
mortis,  sed  non  peccant,  eo  quod  in  bona  vita,  sana  doctrina 
et  justitia  facienda  scandala  non  sint  curanda.  et  ut  verius 
dicam,  non  bonorum  virtutes  (&0^),  sed  mea  vitia  me  occidunt. 

—  (5H)  cythara  sive  psalterium  corpus  congregationis  signi- 
ficat.  chorde  cjrthare  fratres  sunt  in  congregatione.  chorde^ 
sicut  sdtis,  inter  duo  ligna  tenduntur:  lignum  inferius,  quod 
caYum  est,  et  superius,  quod  solidum  est,  clavis  quibusdam 
chordas  deorsum  tenentibus,  aliis  sursnm  eas  trahentibus.  duo 
ista  ligna  significant  duas  cruces,   carnis  yidelicet  et  mentis. 


>  noTO  ordine  Hk. 


30  IV.  Abhandlung^:  SehOnbach. 

plectram  divina  gratia.  —  (^2*)  ne  dissonantia  fiat  in  cytbara, 
chorde  simnl  tendi  simnlqne  remitti  debent.  chorda^  si  minis 
tensa  faerit,  facile  rampitur;  si  nimis  remissa,  mosicam  impe- 
dit.  chorde  prins  siccantary  deinde  in  cythara  tendnntnr.  — 
clavi  cythare  inferiores  rotondi  esse  solent,  snperiores  vero  so- 
lidi.  —  (^3^)  sicnt  alibi  me  dixisse  memini^  perfecti  monachi 
diversornm  ecciesie  ordinam  virtatem  in  suis  moribus  et  actibos 
spiritaaliter  representant.  sicnt  enim  in  oratorio  angeli,  in  lec- 
tione  theorici,  in  commani  vita  apostoli,  in  labore  mannnm 
martyres,  in  capitulo  confessores,  in  dormitorio  virgines,  in  re- 
fectorio  continentes.  —  (55®)  cnm  diabolas  fnisse  legatur  in 
morte  Moysi  et,  qnod  magis  ostendit  ejus  superbiam,  in  morte 
creatoris  sni  Christi,^  quem  in  morte  non  accnsabit?  qnem  in 
morte  negliget?  —  (55^)  servns  dicitur  a  servando,  eo  quod 
captns  ab  imminenti  servetnr  interitn.  —  (56^)  sicnt  patet  ex 
diversis  visionibus,  electis  et  jam  perfectis  personis  in  morte 
demones  valde  infesti  sunt,  eos  in  minimis  accosantes  et  eorom 
iter  ad  Denm,  in  qnantnm  yalent,  impedientes.  —  (56^)  de  qnibus 
(dissipavemnt  legem  tnam ')  plorima  introdaci  possent  exempla, 
si  sermonis  brevitas  illa  admitteret.  —  (&<^^)  magna  siqnidem 
hodie  est,  sicnt  scitis,  non  solnm  apnd  Deum,  sed  etiam  apnd 
homines  gloria  sanctomm  patrnm,  Benedicti  scilicet,  Raberti 
(=  Robert  von  Moleames)  et  Bernardi  propter  Ordinem  mona- 
chorum;  magna  gloria  beatornm  patrnm  Angnstini  et  Norberti 
propter  regnlam  canonicornm  regnlariter  viventinm;  magna 
gloria  sanctomm  Dominici  et  Francitci  propter  ordines,  quos 
ipsi  insHtuerunt.  ad  hoc  enim  singnlis  annis  et  in  singnlis 
provinciis  (57<')  capitula  et  concilia  celebrantnr  et  visitationes 
finnt,  ut  ordinum  disciplina  conservetnr  et  ne  a  snperbis  lex 
Dei  dissipetnr.  —  respicite  antiqna  monasteria  religiosornm: 
qnando  disciplina  in  eis  vignit,  data  sunt  eis  a  regibns  et  prin- 
cipibns  hnjns  mundi  libri  anrei  atque  gemmati,  ejnsdem  generis 
et  operis  calices,  thnribnla  et  alia  mnita  et  varia  miriqne  de- 
coris  ornamenta,  que  deficiente  religione  et  ipsa  defecerunt.  — 

^  Hier  begegnet  allem  Anscheine  nach  die  wunderliche  Vorfttelliing  von 
dem  Teufel,  der  dem  Tode  Christi  susieht,  wie  sie  sich  bei  Berthold 
▼on  Regensburg  findet,  vgl.  meine  Studien  zur  Oeschichte  der  altd.  Pre- 
digt 7,  115.  140. 

«  Paalm,  118,  126. 


Stadien  siir  Enäblnngsliteratar  des  Mittelalters.  31 

(68^)  primo  loco  (predicator)  scrutari  debet  Bententias  divinorum 
eloquiomm^  ande  predicare  cogitat,  si  pro  loco  et  tempore  aadi- 
toribus  coDTeniant.  deinde  ipsas  auctoritates  dedarare  debet 
per  misticum  intellectamy  ut  andientes  edificentur.  quod  si  ad 
hoc  defaerit  scientia,  aliomm  expositiones  legat,  at  habeat  in  the- 
saaro  cordis  sni,  unde  proferat  nova  et  vetera.  sicque  aperire 
debet  os  saam^  in  predicatione.  qnia  molti  hodie  ydiote  in 
ecclesia  Dei  predicant^  non  habentes  scientiam  Scriptnraram, 
idcirco  mnltos  scandalizant,  nonnanqnam  errores  et,  quod  gra- 
▼ins  est^  hereses  predicantes.  —  (&9^)  quantnm  gratie  spiritnalis 
attrahent  sibi^^  qoi  Deam  landant  in  psalmiSy  ymnis  et  canticis 
spiritnalibos,  unnmqnemqae  nostrnm  docet  experientia  qnoti- 
diana.  ab  hac  gratia  expertes  siint^  qni  raro  yel  yix  ora  sna 
aperinnt  in  laude  divina,  raro  psallenteB  et  frequentins  dor- 
mientes.  tales  non  attrahunt  sibi  Spiritum  Sanctum,  cujus  con- 
versatione  jocundentur^  sed  Spiritus  attrahunt  malignos^  qui  in 
eorum  sompnolentiis  et  torpore  plurimum  delectantur.  hoc  in 
lUms  Dialogorum  multis  exemplis  me  probasse  recolo.  —  (60^) 
imagines  Salyatoris,  ut  scitiS;  in  laquearibus  ecdesiarum  sepe 
depicte  vel  sculpte  habentur,  et  solent  secundum  illarum  exem- 
plaria  alia  depingi.  —  (63*)  in  ordine  Cisterciensi,  sicut  scitis, 
nemo  recipitur  ad  conversionem,  nisi  transcenderit  annos  pueritie 
et  annos  inchoaverit  adolescentie.  et  hoc  ideo  fit^  quia  pueri 
minus  apti  sunt  ad  custodiendas  justificationes'  Domini  et  pre- 
cepta  regule,  eo  quod  disciplinam  silentii;  jejuniorum  et  aliorum, 
qne  in  Ordine  instituta  sunt,  servare  nequeant.  et  ne  per  illos 
Ordo  tepescat  et  disciplina  pereat,  infra  decem  et  oc(63^)to 
annos  recipi  prohibentur.  —  (64^)  alter  quidam  philosophus 
dixit:  os  unum  a  natura,  aures  duas  accepimus.  —  (64*^)  propter 
qnod  juvenes  et  adolescentes  amare  debent  sacrum  silentium 
propter  silentii  fructum,  et  non  circuire  officinas  ad  tempus 
dedacendum  et,  ut  verius  dicam,  ad  tempus  perdendum.  in 
mmoribus  audiendis  sive  recitandis  sive  in  aliis  coUationibus 
inniilibus  peccatum  non  deerit.  —  unde  adolescentes  scrutari 
stndeant  non  officinas  monasterii,  sed  libros  armarii^  quia  in 
Ulis  invenitur  sapientia  et  scientia.  —  (66*)  hac  oratione  operis* 


1  PäoUn.  118,  131.  *  Pfolm.  118,  131,  *  P«abi.  118,  146. 

*  Psakn.  137,  8. 


32  IV.  Abhandlung:  SehOnbaeh. 

scilicet  sepe  utantur  conversi  nostri,  qui;  nobis  psallentibus  at* 
qne  cantantibus^  operibns  mannnm  insistant.  non  enim,  nisi  in 
diebns  dominicis  magnisqae  soUempnitatibus  et  diebus  jejnni- 
oram;  missis  sive  horis  canonicis  interesse  tenentar,  et  repatatur 
eis  pro  orationibas  labor  mannam  snanim.  —  (66')  sepe  enim, 
ut  in  festivitatibas,  ante  mediam  nootem  sargimas  ad  confiten- 
dam  Domino,  et  nonnonquam,  sicat  bene  nostiSi  tempore  estivo 
in  crepnsculo  ipsins  noctis,  quantas  clamor  fiat  in  confessione 
ejosdem  laadis  psallendo,  legende  atqae  cantando,  experientia 
nos  docet  qnotidiana.  qnod  aatem  dicit:^  ^preveni'  in  matnri- 
tate'',  ad  eos  pertinet,  qui  ex  nimio  fervore  devotionis  ante  alios 
festinare  solent,  qnotiens  campana  palsante  ad  choram  eundnm 
est.  quomm  fervor  satis  confundere  deberet  eos,  qui  nunqoam 
pene  chorum  in  tränt  nisi  signo  bore  iliins  relicto.  —  qaidam 
in  divinis  laudibus  tam  devoti  sunt  et  tantam  dalcedinis  illic 
percipinnt,  ut  etiam  natore  vim  facientes  infira  matatinas  pene 
nanqnam  egrediantnr;  aliis  jnxta  stantibus  duabus  aut  tribus 
vicibus  vel  quantum  ordo  permittit  exeuntibus,  magis  ad  de- 
ductionem  temporis  quam  ad  necessitatem  nature.  —  quidam 
multa  devotione  impellente  sie  laborant  in  psalmis,  ymnis  et 
canticis  clamando,  ut  raucescant  voces  eorum;  fortioribus  vix 
ad  paucos  versiculos  ora  sua  aperientibus.  —  (69^')  multa  ho- 
rum  (superbia)  vidimus  et  au(69*)divimus  plura.  —  (70»)  sed 
tanta  est  hodie  malitia  quorundam  hominum,  ut  nulli  ordini 
nullique  professioni  parcant,  et  ita  compelluntur  claustrales 
tam  secularia  quam  spiritualia  querere  judicia  et  in  Ulis  eon" 
tendere.  —  ut  enim  taceam  de  secularibuSj  vix  possunt  hodie 
in  ecclesiis  Christi  sine  eontentione  periculosa  et  partibiu  dissi- 
dentibus  sive  episcopi  sive  prepositi  et  decani  eligi.  propter 
quod  multa  scismata  et  rerum  dispendia  fiunt  in  ecclesia  Dei. 
ad  hoc  periculum  amovendum  instituit  ordo  Cisterciensis,  ut 
in  abbatum  creationibus  patres  abbates  auditis  votis  eligentium 
sine  contradictione  abbates  novos  instituant.  —  C^^^)  Bezug 
der  Hören  zunächst  auf  das  Alte  Testament,'  z.  B.  laudes: 
media  nocte  percussa  sunt  primogenita  Egipti.  —  in  vigilia 
matutina  submersit  Dens  Pharaonem  et  exercitum  ejus  in  mari 


1  Ptabn,  118,  141,  *  perreni  H§, 

'   V^,  XU  den  folgenden  Deutungen  der  Hören  Anz,  /.  d,  AUert,  7,  241  ff. 


Studien  rar  EnihliuigsUteratiir  des  Mittelalters.  S3 

rabro.  —  de  hora  prima  et  nndecima,  id  est  completorio,  non 
habemns  manifestam  anctoritatem  ex  Veten  Testamento.    hora 
terda  diei  data  est  lex  in  monte  Synai.    hora  sexta  erectns 
est  eneus  serpens  in  deserto  et  sanabantor  ad  illias  intoitami 
qaos  serpentom  morsns  infecerat.    hora  nona  percossa  est  petra 
in  Oreb  et  flnxemnt  aqnae.   ad  officinm  hujus  höre  in  Actibns 
apostolomm  ascendisse  legontor  Petras  et  Johannes,    sed  et 
Daniel  tribns  vicibns  in  die,  hoc  est  hora  tercia,  sexta  et  nona, 
apertis  fenestris  domns  sue  orasse  legitnr  contra  Jhenisalem. 
horam   vespertinam   observabant  jadei    propter  immolationem 
agni  pascalis.    saerificium  matatiniim  atqne  vespertinam  sepe 
lex  et  prophete  commemorant.    aniversa  hec  ombra  faerant 
fatore  solempnitatis.     Ecclesia  non   observat   horas   oanonicas 
propter  mortem  primogenitoram  Elgipti  sea  propter  sabmersionem 
Egiptionim  sen  propter  legem  jadeis  datam  sive  propter  ser- 
pen(75*)ti8  enei  erectionem  sive  propter  petre   percassionem 
vel  agni  immolationem,  sed  propter  illoram  significata.    qaia 
media  nocte  natas  est  Christas,  media  illi  nocte  laades  decan- 
tamos.  —  mane  Deo  laades  canimas  propter  dilacolam  divine 
resarrectionis.  —  prima  hora  diei  Salvator  a  jadeis  est  illasas, 
conspatos  atqae  alapis  cesas  et  ad  cracifigendam  Pylato  cam 
vincalis  oblatos.    eadem  hora  redivivas  in  littore  stans  com 
Septem  discipolis  conviviam  oelebravit   apparaerat  eadem  hora 
Marie   Magdalene  revertenti   de   monamento.   —  tercia   hora 
Christas  cracifixas  est  lingais  jadeoram  et  flagellatas,  et  eadem 
hora  in  die  Penthecostes  datos  est  apostolis  Spiritus  sanctos.  — 
(75*)  sexta  hora  Christo  laades  canit  et  cam  Christo  cracem 
ascendit.  —  vigor  Ordinis  nostri,  fratres,  crox  est.  —  eandem 
horam  etiam  solempnem  facit,  qaod  Christas  in  die  Ascensionis 
sae  cam  discipalis  ad  convescendam  hora  sexta  discabait.  — 
nona  hora  diei  Christas  in  crace  spiritam  emisit  et  lanceatas 
de  latere  corporis  sai  dao  sacramentalia  flaenta,  aqaam  scilicet 
hamane  ablationis  et  sangainem  redemptionis,  simal  emisit.  — 
(75®)  in  vespera  Christas  depositas  est  de  crace.    eadem  hora 
die  precedenti  cum  discipalis  sais  cenavit  et  sacramentam  cor- 
poris Boi  et  sangainis  Ulis  tradidit.     eadem  hora  ipsa  die  re- 
sarrectionis sae  daobas   discipalis  eantibas  in  Emaas  in  frac- 
tione    panis   cognitas    foit.    —    in    completorio    Christas   pro 
discipalis  suis  Patrem  oravit  et  in   eadem  hora  in  sepulchro 

Siteuffsbtr.  d.  pMl.-Utt.  Kl.  15».  Bd.  4.  Abb.  8 


34  IV.  Abbandlnng:  SehOnbaeh. 

positns  fait.  —  eadem  hora  post  reBnrrectionem  in  medio 
discipaloram  stans  ait  lUis:  Paz  vobis!  —  (7^^)  c^^  essem 
novieiue,  quidam  venerabilis  abbaa  Ordinis  nostri  quoddam 
verbnm  memoria  dignam  et  utile  satis^  sicut  postea  expertns 
Bnam,  cordi  meo  impressit  dicens:  ,8i  vis  pacem  habere 
cordis  tui  et  sine  scandalo  esse,  noli  de  institatis  discipline 
mnltam  dispatare  et  prelatomm  tuoram  dicta  facta  sive  pre- 
cepta  judicare/  —  76*  am  Beginne  des  22.  Sermo  zam  Ab- 
schnitte Tliau  eingehende  Belehrungen  über  das  hebrftische  and 
griechische  Tan,  die  mit  dem  Satze  schließen:  sed,  sicut  alibi 
me  scripitsse  m«mtnf/  poterat  esse,  nt  Hesdras,  bibliothecae 
reparator,  sicut  mntavit  formam  litteramm,  ita  et  ordinem  et 
sonos  in  quibasdam  locis  mataverit.  —  (76^)  sicat  notum  est 
hiis,  qni  cnriam  romanam  sive  impenitoris  frequentaverant, 
sepe  contingit,  nt  diversas  habentes  causas  coram  domino  papa 
crebrins  versentnr  et  ab  illo  yideantur.  qaoram  tarnen  petitio 
illam  latet,  eo  qnod  ad  illnm  accedere  non  audeant  nee  liceat. 
camqne  petitionem  saam  per  cancellarinm  principi  porrexerint 
et  ille  audierit,  tunc  demnm  dicere  poterint,  quod  deprecatio 
eomm  appropinqaaverit  in  conspecta  pape.  et  est  satis  incer- 
tum,  atmm  eandem  petitionem  cassari  jabeat  an  non.  aliqoan- 
(77*)do  etiam  ipsa  causa  tam  injusta  est,  ut  nee  cancellarius 
eam  presentare  velit.  quando  vero  rationabilis  est  ipsa  petitio, 
facile  admittitur,  nisi  forte  ab  adversariis  impediatur.  quam 
causam  habens  non  ignorans  ad  Deum,  propter  quem  hanc  si- 
militudinem  protuli,  se  convertens  et  orationem  iterans  clamat 
et  dicit:  ,intret  postulatio  mea  in  conspectu  tuo^'  —  (7B*)  Or- 
gana sicut  cetera  musica  instrumenta  voces  habent  graves, 
acutas  et  superacutas.  in  gravibus  cantant  clerici  seculares 
atque  canonici,  quos  substantie  exterioris  proprietas  propriaque 
voluntas  gravat  et  onerat.  in  acutis  cantant  viri  daustrales  — 
in  superacutis  cantant  angeli,  sancti  et  electorum  anime  cor- 
poribus  ezute.  —  (78^)  cum  a  quodam  decano  in  matutinis 
danda  esset  benedictio  saper  lectorem,  et  ille  inclinato  capite 
diceret:  ,domine,  jube  benedicere!^  respondit  decanus,  ex  nimia 
ebrietate  hesterne  diei  adhuc  temulentus:  ,Largitor  omnium  bo- 
noram  benedicat  potum  servorum  suorum!'   non  enim  per  or- 


^   Vgl,  den  Prolog  der  nächsten  Nummer,  '  Paabn,  118,  170, 


Studien  zur  Erzäblangsliteratur  des  Mittelalters.  35 

gannm  oris  iste  ^ymnnm  Domino',  id  est  laadem,  ^eractabatV 
sed  de  pleno  vase  cordis  sui  vinum  adhuc  indigestam  extra 
ructabat.  —  (78^)  cum  qnidam  frater  Ordinis  nostri  ante  paucos 
annos  defanctos  cuidam  confratri  sao  post  mor(79^)tem  appa- 
misset  et  ille  reqoisisset  de  statu  ejus,  respondit:  ^Deos  ignoscat 
prelatis  nostris!  sepe  enim  indiscrete  precipiant,  quoram  tarnen 
precepta  mnltnm  ligant.  qnod  ego,  dum  yiverem,  non  atten- 
dens;  eornndem  preceptorum  occasione  in  purgatorio  penas  satis 
graves  sustinni^  —  mali,  quomm  vitia  a  Predicatoribns  corri- 
pinntnr,  ipsos  Predicatores  sepe  prosequantor  et  verbia  et 
dampnis  et  nonnunqaam  plagis  illos  afficiunt;'  hoc  frequentins 
factum  intelleximus  temporibus  nostris  et  quosdam  Predicatores 
occisos.  —  (80^)  undc;  fratres  karissimi,  psalmo  hoc  longissimo 
jam  ad  finem  deducto,  quasi  in  vespera  diei;  pariter  benedi- 
camus  DominO;  ipsius  boni  ac  pii  pastoris  gratiam  implorantes, 
quatinus  errata  nostra  corrigere  et  ad  pascua  vite  celestis  nos 
reducere  dignetur  Jhesus  Christus. 


Es  folgt  nun  in  der  Handschrift  Nr.  32  aus  dem  Kata- 
loge des  Caesarius  (vgl.  meine  Abhandlung  S.  9),  der  Kommen- 
tar zu  den  15  Stufenpsalmen  (Psalm.  119 — 133),  der  ganz  in 
derselben  Weise  angelegt  und  aufgebaut  ist  wie  Nr.  31.  Der 
Prolog  des  Werkes  lautet: 

(80^)  Cum  ad  petitionem  fratrum^  psalmum  exposuissem 
centesimura  octavum  decimum,  yidelicct  ;Beati  immaculati  in 
via'  et  eandem  expositionem  discipline  regulari  et  maxime  Or- 
dini  nostro,  prout  illis  placuit,  adaptassem/  rursus  ab  eisdem 
rogatns  (80^)  sum,  quindecim  psalmos  sequentes,  qui  eidem  lon- 
gissimo psalmo  conjuncti  sunt,  stilo  consimili  disserere.  cum 
autem  fratrum  Caritas  et  importuna  eorum  adhortatio  me  quies- 
cere  non  sineret,  postposita  verecundia,  gratie  Dei  me  commisi, 
sperans  illius  dono  mihi  posse  subministrari,  quod  minus  est  in 
scientia.  et  videtur  mihi  hoc  actum  esse  consilio  Spiritus 
sancti.  nam  Hesdras  propheta,  qui  psalterium  et  totam  biblio- 
tecam,  a  Babiloniis  combustam,  instinctu  Spiritus  sancti  legitur 

»  Paalm.  118,  171.  •  efBciunt  ffs.  »   Vgl  oben  S.  19, 

*  Der  Wortlaut  des  Incipit  in  Caesarius*  Katalog  deckt  sich  nicht  vOllig 

mit  dem  hier. 
Sitsvngtber.  d.  phiL-hist.  Kl.  159.  Bd.,  4.  Abh.  4 


36  IV.  Abhandlang:  SchOnbaeh. 

reparasse  et  eodem  Spirita  revelante  titolos  apposaiBse,^  eidem 
psalmo  centesimo  decimo  octavo  quindecim  hos  psalmos  im- 
mediale  sociavit^  quos  et  ^cantica  gradaam'  nominavit.  idem 
psalmusy  sicnt  nostis,  per  litteras  hebrei  alphabeti,  singoliB  lit- 
terifl  yersibas  octavis  snbjectis,  digestns  est,  ut^  sicat  pueri  in 
primis  litteris  usam  discendi  sumant,  ita  et  dos  hnjosmodi  ele- 
mentis  nsnm  vivendi  usque  ad  mataritatem  discamos.  nam 
sicnt  pneri^  postqnam  didicernnt  litteras  alphabeti  cognoscere, 
nominare^  conjnngere  et  per  eas  legere,  gradatim  discendo  as- 
cendnnt  ad  libros  grammaticornm,  poetarum,  rethomm  atqne 
philosophornm  nee  non  ad  cantica  spiritnalia,  per  que  Dens 
landatnr,  addiscenda,  ita  et  nos  per  doctrinam  ejnsdem  psalmi, 
in  qno  est  forma  totins  perfectionis  et  discipline,  non  passibus 
pednm,  sed  promotione  affectnnm  gradatim  ascendere  stndeamns 
de  virtnte  in  virtntem  qnoadasqne  deposita  sarcina  carnis  vi- 
dere  mereamnr  Denm  Deorom  in  Syon,'  id  est  in  gloria  divine 
specnlationis,  qne  est  in  patria.  non  igitar  immerito  virtntem 
hornm  psalmoram,  per  qnomm  doctrinam  ad  celestem  ascenditor 
beatitndinem,  scire  fratres  desiderant.  cum  vero  a  magnis  doc- 
toribns  et  nominatissimis  patribns  safficienter  expositi  sunt,' 
et  mea  expositio  videatnr  omnino  snperflna,  desiderio  tamen 
petentinm  satisfacere  cn(80^)piens  scripsi  qnod  potni,  etsi  non 
ut  debni.     explicit  prologns. 

Daranf  heißt  es:  Incipit  expositio  in  quindecim  cantica 
graduum,  aus  der  ich  wieder  die  mir  interessant  scheinenden 
Stellen  ausziehe:  (87*)  nt  antem  taceam  de  regibns,  dncibns  et 
principibus  hnjus  mundi,  qui  gladium  portant  ad  defensionem 
bonorum  et  ad  vindictam  malorum,  pene  omnes  episcopi  Ale- 
mannie  et  plurimi  abbates  ntroque  gladio  ntontor,  et  ntinam 
ad  custodiam  et  salutem  subditomm!  —  (^7^)  cam  enim  qni- 
dam  prelati  at  utrumque  gladinm  exercendum  inntiles  sint,  ita 
ut  nee  sciant  nee  curent  populis  predicare  neque  per  militiam 
oppressos  valeant  defensare,  sciunt  tamen  durissimis  exactio- 
nibus  et  theloneis  angariare  populum  subjectum,  et  nacta  occa- 
sione  thesanros  ecclesiarum  et  marsubia  clericorum  evacuare.  — 
(87^)  Judas  infelix.  —  (88 '^)  memini  me  euperius  dixiese,  pu- 
ram  intentionem,  que  est  circa  spiritualia  et  ad  Deum  haben- 


*  Esdr.  8,  1—18.  «  P^alm,  83,  8,  »  Vgl.  oben  8. 19. 


Studien  zur  En&hlang^literatar  des  Mittelalters.  37 

doiDy  Bignificari  per  solem;    hie  yero  per  lunam  intentionem 
circa  temporalia  et  ad  corporis  commodnm.    —    (90*)  quidam 
etiam  de  suis  ordinibas  exeantes  ordines  intrant  artiores,  ut, 
si  boni  snnt,  de  bonis  efficiantar  meliores;   si  minus  boni  et 
dissolati,  emendentor.    licet   eadem  regnia  sit,    sepe   monacfai 
habita  nigri  Cistercienses  efficiantar.    et  cum  dericis  ad  mo- 
nachos,  et  monachis  per  conversionis  meritam  transire  liceat 
ad  monachos,  qaestione  dignam  videtor,  atram  eodem   modo 
monachis  transire  liceat  ad  clericos:  hoc  asque  ad  hec  tempora 
in  usa  non  foit.   —   (^3®)  intellexi  qaosdam  monachorum   di- 
xisse:  ^certe,  si  habuissem  talem  prebendam  sea  ecciesiam;  nan- 
qoam  venissem  ad  Ordinem^  consalo,  ut  tales  de  tali  volantate 
penitentiam   agant,   alioqain  cam  Christo   non  jadicabunt.   — 
(93^)  non   incongrae  minimos  ho$  fratres  hiis  temporibus  in- 
telligimus  discipuloa   beati  Franeisci^    qui   propter  homilitatis 
meritam  tali  nomine  a  suo  magistro  nuncapati  sant.     et  cum 
plares  illorum  fuerunt  ecclesiaram  prelati,  pastores  yel  canonici, 
et  nonnulli  filii  regam,  comitam,  nobiliam  divitumqae,  sicat  yi- 
demas,    yilibas  pannis  induti  a   diyitibas   stipem   petunt   coti- 
dianam.  —  (94^)  pro  illa  terrestri  Jherasalem,  in  qaa  Salyator 
noster  passas  est  atqae  sepultas,  eo  quod  peccatis  nostris  ex- 
igentibas  data  esset  in  manus  Sarracenoram,  maltis  jam  annis 
orayimuSy  et  necdum  yenit  pax  ejas.    ante  hos  octo  annos  facte 
sunt  treuge  inier  ChriHianos  et  Sarracenos  ueque  ad  aniios  de- 
cem^  et   reddita  est  Jherusalem  christianis,  jam  non   civitas, 
sed  congeries  lapidum.    melius  illi  fuisset;  si  stetisset  sub  tri- 
buto!  nam  templum  Domini  usque  hodie  ab  infidelibus  detinetur 
et  ipsi  in  eo  adorant*    satis  lamentabilis  est  pax  isla!    unde 
de  illa  dici  non  potest,'  quod  ,abundantia  sit  inhabitantium  eam, 
sed  diligentibus  illam^   puto  jam  annos  effiuxisse  quadraginta^ 
ex  quo  data  est  in  manus  inimicorum,^   et  in  ejus  liberatione 

'  Vertrag  vom  18.  Febraar  1229  zwischen  Friedrich  11.  und  Saladin,  vgl. 
die  näheren  Bestimmungen  bei  Loserth,  Geschichte  des  späteren  Mittel- 
alters, 8.  92. 

'  Gemeint  ist  Omars  Moschee  auf  dem  Tempelberge,  die  gemäß  dem  Ver- 
trage den  Muhammedanern  verblieb. 

*  Psalm.  181,  6:  Rogate  qnae  ad  pacem  sunt  Jerusalem:  et  abundantia 
diligentibus  te.    Es  wird  hier  inhabitantibw  zu  schreiben  sein. 

*  Man  wird  hier  quinquagmta  statt  quadraginta  schreiben  mflssen,  denn 
Saladin  ist  am  3.  Oktober  1187  in  das  flbergebene  Jerusalem  eingesogen 

4» 


38  IV.  Abhandlang:  SchOnbach. 

innnmerabiles  tarbe  popnlomm  credentiam  mortui  sunt,  regum 
videlicet,    dacum,    comitam,    nobilinmqae    et    ignobilium.     hü 
omnes  pro  dilectione  ejas;  immo  illius;  qoi  in  ea  pati  atque  8e- 
peliri  dignatas  est^  extincti  sunt.  —  (94^)  talis  erat  pax  cajas- 
dam  divitis,  qui  anime  sne  dicebat:   ^anima,  habes  multa  bona 
posita  in  annos  plnrimos:    requiesce,  comede,  bibe,   epolare!^ 
pax  taliS;   quam  sit  pericalosa  et  vere  paci  qnam  contraria, 
Salvator  declarat,  cum  subdit:   dixit  autem  Uli  Dens:    ^stalte, 
hac  nocte  repetent  animam  tuam  a  te;  qae  autem  parasti,  cujus 
erunt?'  —  (100^)  seiet  auceps,  quod  aves  magis  decipere  possit,^ 
avem  in  alto  juxta  rete  ponere,   et  quos   neque  fistula  neque 
sibilus'  aucupis  ad  rete  trahere  potest^  avis  voce  et  contem- 
platione  decepti  ad  rete  volantes  capiuntur.  —  quando  auceps 
putat  aves  esse  sub  reti,  magnum  strepitum  facit,  ex  quo  aves 
payefacte,  dum  avolare  yolunt,  laqueis  innectuntur.   —    (l-^^l^) 
cives  terrestris  Jhentsalem  sepe  moti  sunt  et  qiiotidie  moventur^ 
nunc   christianiSy   nunc   Sarracenis   habitantibua   in   illa.    — 
(102*)   qui  virga,  id  est  potestas.'   —   (102^)  ^virgam  pecca- 
torum'^  specialiter  in  teiligere  possumus  dominium  advocatornm 
hujus  temporis,  qui  eos,  quos  ratione  advocatie  sue  defendere 
tenebantur  ab^  omnibus  hostibus,   per  multas  et  graves  exac- 
tiones  amplius  affligere  solent  ac  depredari.     (102*)  respicite 
advocatos  ecclesiarum,   quales  sunt  hodie!    bona  ecclesiarum, 
ad  quorum  defensionem  libere  electi  sunt,   omnia  sua  esse  di- 
cunt;   nee  non   et  homines   eisdem  bonis  attinentes.     ante  hoc 
quadrigennium,^  ut  scitisy  propter  culvocatiam  unius  ecclesie, 
Sibergensis  videlicet,  quam  cum  Coloniensis  archiepiscopuSy  ad 
eandem  advocatiam  electuSy  liberare  conaretur  de  manu  illiu», 
qui  eam  tenebaty  tota  pene  diocesie  tantis  rapinis  et  incendiit 
hinc  inde  vaatata  esty  ut  virgam  tanti  furoris  et  nos  et  cetere 
ecclesie  usque  hodie  sentiamus.     adeo  enim  eadem  virga  vigi- 
lavit^  super  sortem  nostram  et  olla  succensa  ab  Aquilone®  sicut 


diese  Sätze  aber  sind,  wie  sich  ans  dem  Vorhergehenden  ergibt,  im  Jahre 

1237  geschrieben. 
^  Stau  possit  wiederholt  die  Es.  irrtümlich  solet  *  sibulas  Hw, 

*  Vgl.   Waäer  v.  d.  Vogdtoeide  ed.  Lachmann  26,  6:    Wie  getar  ich  86  ge- 

yreveln  ander  dime  rise? 
*'  Psalm.  124,  3.  *  FehU  Ht.  '  qnadringenniam  Hb, 

'  Jereia,  1,  IL  ■  Jerem.  /,  13. 


Stadien  zur  Erz&hlungsliteratar  des  Mittelalters.  39 

effiasa  est  super  nos^  ut  quedam  ex  grangiia  nostris  igne  auc- 
cenderentUTj  alte  per  predones  omnibue  suis  mobilibtis  evacua- 
rentur.  et  hec  de  hiis  satis.  —  (104^)  vox  blanda  et  nequam, 
sicut  dicit  poeta,  digitos  habet^  comparatur  enim  operibas  ma- 
us. —  solent  enim  monachi^  quando  captivi  ducantur  tempore 
apostasie  sne  cantare  more  clericoram  et  intermittere  cantica 
SyoD,  qae  didicenmt  in  Syon,  id  est  in  vita  contemplativa^ 
ne  de  ipsa  apostasia  notari  possint.  quos  demones  irrident,  cnm 
dicont:  ^cantate  nobis  ymnum  de  canticis  SyonV  id  est  canti- 
cam,  quod  in  monasterio  didicistis.  cum  quidam  talium  par- 
rochiam  quandam  regeret,  et  tum  ex  relatione^  tum  ex  signis 
quibusdam  cum  ciyes  eum  notare  cepissent  de  apostasia  eiqae 
crimen  imponerent  et  ille  negaret^  accusaverunt  eum  apud 
episcopum^  ut  puto,  Leodiensem.  quem  cum  episcopus  per 
testes  convincere  non  posset,  ait  intra  se:  ,monachi  psalterium 
scire  solent'^  et  ait  moz  sacerdoti:  ^domine,  parrochiani  yestri 
conqueruntur  mihi  de  vobis^  quod  nesciatis  psalterium  vestrum^ 
cui  ille,  dolum  episcopi  non  considerans^  respondit:  ^domine, 
non  est  yerum.  optime  enim  scio  psalterium  meum  nee  in 
uno  verbo  titubo^  quod  episcopus  audiens  et  subridens  ait 
sacerdoti:  ,reyertimini  ergo  in  claustrum  yestrum,  quia  ex  hoc 
ipso  probatur  yos  monachum  fuisse^  —  iX^^^)  ^^  mensa  ali- 
cujus  terreni  principis  cum  omnes  panem  triticum  comedant 
et  omnes  yinum  bibant;  quibusdam  tamen  aliis  aliquando  panis 
candidior  atque  sapidior  et  yinum  nobilius  apponitur,  et  hoc 
secundum  merita  discumbentium.  —  (1^1^^)  s^io?  frAtres,  quos- 
dam,  immo  plurimos  esse  inter  yos,  quibus  yigilie  longissime^ 
clamor  psalmodie,  orationum  instantia^  in  duris  obedientia,  labor 
xnanuum  quotidianuS;  estus  et  frigus,  indumentorum  asperitas, 
Stratorum  durities,  jejunia  regularia  et,  quod  satis  affligere  solet, 
a  carnis  illecebris  continentia  et  si  qua  alia  sunt  opera  labo- 
riosa,  refectio  sunt  et  delicie.  —  (114®)  ye  illi  domui,  in  qua 
uxor  litigiosa  proprio  yiro  dominatur.  quod  autem  aliquando 
de  domo  propria  yirum  expellat,  referam  secundum  litteram 
unum  exemplum,  quod  circa  principium  conversionis  mee  in 
civitate  Colonia  intellexi  contigisse.  erat  ibi  ciyis  quidam,  homo 
mansuetus  satis,  uxorem  habens  pessimam.     quem  cum  neque 


^  Psalm.  136,  3. 


40  ty.  Abhandlnng:  SchSnbach. 

diebas  neqne  noctibas  qaiescere  sineret,    verbis    duris   atque 
probrofiis  illam  lacesseret,  nocte  qaadam  circa  crepnsculiim  de 
domo  propria  exiens^  domum  cnjuBdam  potentis  in  eadem  platea 
positam  tempore  refectionis  intravit  premissaqae  salatatione  sab- 
juDxit:  ydomine^   yobiscum  cenare  volo,  nam  axor  mea^  cajuB 
proterviam  optime  nostis^  yerbis  suis  litigiosis  de  domo  me  eje- 
cit^    et  misit  nam  mos  aliquos  pro  vino.    statimqae  vir  ille  ho- 
nestasy   vexationi  ejus  compatiens^  toti  familie  sue  precepit,  nt 
obseratis  foribus  nemo  illam  intromitteret.    sciens  mulier  man- 
tum  Bunm   domum  intrasse   yiri   potentis^   et  qnod  non  intro- 
mitteretnr;  satis  snspicanS;  joxta  limina  latenter  residens,  egres- 
snm   cujnspiam   expectavit.     camqae  nnas  paeroram  pro  vino 
misBUS  ostium  aperiret,  illa  insiliens  et  ante  mensam  cenantium 
venienB  ait:  ^benedicat  vobis  Deofil^  coi  cum  paterfamilias  res- 
ponderet:    ,benedicat  ei^  diabolus^  qui  te  intromisitl'^  subjunxit 
illa:    Justum  est,  ut  sim  cum  marito  meo',  et  cepit  sedere  ad 
men(I14^)8am  juxta  illum.     tunc  paterfamilias  locutus  est  ad 
utrumque:  ^quicunque  ex  vobis  iratus  fuerit  vel  verbum  contu- 
melie   protulerit^    solvet   sextarium   vini^     et   placuit   utrique. 
cumque  sederent  et  ex  una  scutella  simul  comederent,  illa  ele- 
vata  manu  alapam  dedit  in  maxilia  mariti.     quod  cum  pater- 
familias  vidisset  et  turbatus   diceret:   ,quid   est  hoc,   domina? 
hoc  enim  promissum  non  erat,   solvite   ergo  sextarium   vinü' 
respondit  illa:    ,ego    neque   irata  sum  neque   verbum   protuli 
contumeliosum.     quod   si   ipse  motus  est,  justum  est,   ut  ipse 
vinum  solvat/    ad  quod  verbum  omnes  ridere  ceperunt,  belue 
illius  mirantes  sevitiam.    —    0^^^^)  notate  delectabilem  simili- 
tudinem:   sicut  ho(115^)mo   gaudere  solet  in  aspectu  filiornm 
suorum  parvulorum,  quando  versantur  circa  mensam  ejus,  huc 
illucque   discurrendo   et   de   cibis  ejus  vescendo  ipsumque  sua 
garrulitate  letificando,  ita  justum  letificare  solent  motus  bonarum 
cogitationum'  ex  ratione  precedenti,'  maxime  si  opus  sequatur. 
—  (120^)  intelleximus  sepissime,  quod  reges  et  principes  terre, 
sub  quorum  potestate  judei  positi  sunt,  nacta  occasione  gravis- 
simis  exactionibus  eos  attenuent  et  nonnunquam  per  tormenta 
etiam  congregatas  divitias  ab  eis  extorqueant. 


*  l.  tibi.  *  bonorum  openim  Hä. 

'  precedeutia  Ha. 


Stadien  sar  En&hiangBliteratar  des  Mittelalters.  41 

Ohne  eigentliche  Schlußrede^  nm*  mit  der  gewöhnlichen 
Formel  und  Amen  endet  138^  die  Nmnmer  32  des  Eataloges 
von  CaesarinSy  darauf:  Explicit  tractatns  de  canticis  gradunm. 
Incipit  psalmos  centesimns  decimas  quintas  de  sancto  Stephane 
prothomartire  expositas.  Crediti  propter  qaod  locutuB  sam: 
ego  antem  humiliatos  snm  nimis.^  Expositums  psalmom  pre- 
sentem  de  sancto  prothomartyre  Stephane,  ipsius  ad  hoc  atiliter 
explendnm'  aoxiliam  imploro,  nt,  quod  seien tie  deest,  martyris 
oratio  snppleat.  —  Der  Inhalt  des  Eommentares  bietet  zu  Ex- 
zerpten keinen  Anlaß.  Das  Werklein  schließt  143^:  supplice- 
mns  igitor,  fratres  karissimi,  precioso  martiri  Stephane,  at  ora- 
tionum  snaram  primitias  martirum  ipse  primos  hodie  pro  fa- 
mnlis  suis  fundere  dignetar  Jhesn  Christo,  domino  nostro,  coi 
com  Patre  et  Spiritn  sancto  honor  sit  et  imperinm  per  infinita 
secolo  secnlomm  Amen.  EIxplicit  tractatns  de  sancto  Stephane 
prothomartire  Christi. 

143^^^  sind  leer,  144^  beginnen  die  Homilien  des  Qna- 
dragesimale  (=  Nr.  30  des  Eataloges)  ad  Everlingum  (das  ist 
also  die  richtige  Namensform)  presbiternm,  die  bis  270*  reichen. 
Darauf:  Incipit  epistola  Caesarii  in  expositionem  moralem  super 
passionem  Christi  secandam  omnes  qnatuor  evangelistas  (Nr.  23 
des  Eataloges,  S.  41 — 44  meiner  Abhandlang),  die  Homilien 
endigen  315^  mit  dem  zu  umfassenden  Vermerk:  Expliciunt 
omelie  Cesarii  super  feriis  Quadragesime. 

Unter  den  hier  ausgeschriebenen  Stellen  der  Psalmen- 
kommentare (Nr.  31.  32.  33  im  Eataloge)  des  Caesarius  von 
Heisterbach  ist  zunächst  die  wichtigste  94^,  aus  welcher  sich 
ergibt,  daß  die  Erklärung  der  Stufenpsalmen  im  Jahre  1237 
verfaßt  wurde.  Es  ist  bisher  nicht  festgestanden,  daß  Caesa- 
rius 1237  noch  gelebt  hat  (vgl.  meine  Abhandlung  S.  29),  ob- 
gleich es  mit  Rücksicht  auf  seine  Redaktion  des  Verzeichnisses 
der  Eölner  Erzbischöfe  sehr  wahrscheinlich  sein  mochte,  jetzt 
aber  wissen  wir  es  und  wissen  ferner,  daß  Caesarius  nach 
dem  Jahre  1237  noch  vier  Schriften  abgefaßt  hat,  darunter 
Kr.  36,  den  umfangreichen  Eommentar  zum  Ecclesiasticus  in 
neun  Büchern,  endlich  auch  das  im  Eatalog  nicht  angeführte 
Verzeichnis  der  Eölner  Eirchenfttrsten,  das  er  also  gewiß  nicht 


^  Psalm,  tl5y  10.  '  L  expetendam? 


42  IV.  Abb AndluDgr :  ScbOnbacb. 

deshalb  verschwieg,  weil  er  zn  bald  darnach  starb,  sondern 
vielleicht  nur,  weil  ihm  sein  eigener  Anteil  an  der  Arbeit  zn 
gering  schien,  um  sie  besonders  zu  erwähnen.  Jedesfalls  sind 
wir  berechtigt,  wenn  wir  erwägen,  welche  Schriften  nach  1237 
noch  von  Caesarius  verfaßt  wurden,  die  Dauer  seines  Lebens 
bis  zum  Jahre  1240  auszudehnen.  Diese  Angabe  darf  jetzt 
für  sicherer  gehalten  werden,  als  was  bisher  darüber  sich  be- 
stimmen ließ. 

Es  ist  bekannt,  daß  Caesarius  von  Heisterbach  seiner  an- 
geborenen ,Lust  zu  fabulieren'  nicht  bloß  durch  zwei  Samm- 
lungen von  ,Geschichten  aus  der  Gegenwart'  Ausdruck  ver- 
liehen, sondern  auch  allerlei  Erzählungen  (die  Vitae  Patrum 
freilich  galten  als  heilige  Schrift,  vgl.  meine  Abhandlung  S.  20) 
in  seine  Predigten  eingeflochten  hat  (nicht  immer  unter  dem 
Beifalle  seiner  Zuhörer,  vgl.  meine  Abhandlung  S.  33).  Gewiß 
derselben  Neigung  entspringen  die  vielerlei  Anspielungen  auf 
Zustände  und  Ereignisse  seiner  eigenen  Zeit,  welche  nicht  bloß 
in  den  Homilien  des  Caesarius,  sondern  auch  in  seinen  Er- 
klärungen einzelner  biblischer  Stellen  begegnen.  Sie  bieten 
ganz  wichtige  Zeugnisse  für  den  Verlauf  der  Kämpfe  um  den 
erzbischöflichen  Stuhl  von  Köln  während  der  ersten  Dezennien 
des  13.  Jahrhunderts  und  sind  als  solche  schon  ausgenutzt 
worden  (z.  B.  von  Leonard  Ennen  im  zweiten  Bande  seiner 
Geschichte  der  Stadt  Köln;  von  Hermann  Hüffer  in  seiner 
Darstellung  des  Schismas  der  kölnischen  Kirche  während  der 
Jahre  1205 — 1216  in  den  Annalen  des  historischen  Vereines 
ftlr  den  Niederrhein,  46.  Heft,  1887,  S.  129-155;  von  mir  in 
den  Beiträgen  zur  Erklärung  altdeutscher  Dichtwerke  2,  34 
bis  48).  Aus  dem  Jahre  1237  stammt,  wie  eben  dargelegt 
wurde,  die  Erwähnung  der  Kölner  Wirren,  die  wegen  der 
Vogtei  über  das  reiche  Kloster  Siegburg  des  h.  Anno  ent- 
standen waren,  102^«  des  Kommentares  über  die  Stufenpsaknen. 
Caesarius  nennt  die  Namen  der  Beteiligten  nicht,  wir  kennen 
sie  jedoch  aus  anderen  Berichten.  So  heißt  es  in  der  Chronica 
regia  Coloniensis,  continuatio  IV.,  ed.  G.  Waitz  (1880)  S.  262: 
,Eodem  qnoque  anno  (1230)  oritur  dissensio  inter  archiepisco- 
pum  (Heinrich  von  Molenark)  et  ducem  (Heinrich)  de  Limburg 
super  advocatia  cenobii  Sibergensis.  unde  castrum  Tuiciense 
(Deutz)  dicti  ducis  ab  archiepiscopo  diruitur,  et  castrum  ducis 


Studien  zur  ErzähloogBliteratiir  des  Mittelalters.  43 

dictam  Bensbnra  (Bensberg)  longa  obsidione  vallatur  a  copioso 
exercitu  archiepiscopi  et  comitis  Senensis  (Graf  von  Sayn).  sed 
licet  acriter  inpngnaretnr,   non   capitur,  hiis  qui  intas  erant  se 
viriiiter  defendentibns  et  ingeniöse,     ex   altera  parte  castram 
arcbiepiscopi  dictam  Talpetam  (Zulpich)  casoali  incendio  con- 
crematnr  et  propterea  a  complicibas  ducibus  capitur ;  nbi  multi 
homines  igne  perierant.    multo  etiam  exercitu  hinc  inde  con- 
gregato,  ad  pngnam  non  est  progressam^  sed  incendia  villarnm 
et  depredationes   et  vastationes   civitatam  et  castrorum  fiant. 
jussa  regio   belle  treage   succedant/    Nach  der  gewöhnlichen 
Anffassang  (Ph.  E.  Schwaben,   Geschichte  von  Siegbarg;  Köln 
1826,  S.  9;  Ennen,   Geschichte   der  Stadt  Köln  2,  72  f.)  hat 
Graf  Heinrich  von  Berg,  der  bisherige  Vogt  von  Siegbarg,  den 
Streit  begonnen,  indem   er  die  mit  der  Grafschaft  Berg  ver- 
bundene Vogtei  dieses  Klosters  des  h.  Anno  wieder  gewinnen 
wollte.     Nach  der  Angabe  von  Caesarius   wünschte  Erzbischof 
Heinrich,  durch  seine  Wahl  selbst  Vogt  von  Siegburg  geworden, 
dem  bisherigen  Inhaber  der  Vogtei,  dem  Grafen  Heinrich  von 
Berg,   sein   Amt  abzunehmen.      Jedesfalls    bestätigt  Caesarius 
die  übrigen  historischen  Nachrichten,    denen    gemäß   um   die 
Siegburger  Vogtei  nicht  so  sehr  ein  eigentlicher  Krieg  statt- 
fand, als  vielmehr  beide  Parteien  ihre  Besitzungen  gegenseitig 
verwüsteten.     Bei    dieser    Gelegenheit    sind    auch   Güter    des 
Klosters  Heisterbach  zu  namhaftem  Schaden  durch  Brand  und 
Plünderung  gekommen.   Dabei  ist  noch  ein  Punkt  zu|beachten: 
Caesarius  gibt  an,  der  Streit  um  die  Vogtei  von  Siegburg  habe 
vor  vier  Jahren  stattgefunden,  was,  da  sein  Kommentar  zu  den 
Stufenpsalmen  1237  abgefaßt  wurde,  auf  das  Jahr  1233  ftihrt. 
Nun  findet  sich  in  der  zitierten  Chronica  regia  Coloniensis  die 
Mitteilung  über  den  Siegburger  Streit  zum  Jahre  1230  notiert. 
Allerdings  heißt  es   dort  von   diesem  Zeitpunkte:    oritur  dis- 
sensioy  und  demnach  könnte  die  Schädigung  des  Landes  durch 
die   Kriegführenden   bis  zum   Jahre   1233  gewährt,  Caesarius 
aber  mit  seinem  Datum  den  Endpunkt  des  ganzen  Zwistes  be- 
zeichnet haben.    Andererseits  bringt  Caesarius  den  Beginn  des 
Streites  schon   mit  der  Wahl   des   Erzbischofes   Heinrich   von 
Molenark  in  Verbindung,   worunter  vielleicht  gemeint  ist,   daß 
dieser  Kirchenfürst  die  Strenge  seines  Vorgängers  Engelbert 
in  Vogteisachen  zwar  fortsetzte,  aber  auch  wider  die  nächsten 


44  IV.  Abhandlang:  SohODbaeh. 

Verwandten  des  Ermordeten  kehrte,  eben  den  Grafen  Heinrich 
von  Berg,  Vogt  des  Klosters  Siegbnrg.  —  Wenn  Caesarins  im 
Kommentar  zum   118.  Psalm  darüber  klagt,  daß  gegenwärtig 
kanm  eine  Wahl  eines  geistlichen  Würdenträgers,  aach  in  den 
Klöstern,  ohne  Zwistigkeiten,  Schisma  and  Anrofang  der  weit* 
liehen  Gerichte  stattfinde,  so  scheint  sich  das  sehr  wohl  zu  den 
Zuständen  zu  schicken,  die  nnter  Erzbischof  Heinrich  von  Mo- 
lenark  in  der  Kölner  Erzdiözese  herrschten.    Nun  liest  man 
am  Schlosse  der  von  Caesarins  verfaßten  Notiz  über  Heinrich 
von  Molenark  im  Katalog  der  Kölner  Erzbischöfe  (Mon.  Germ. 
SS.  24,  347)  den  Satz:  ,Hec  et  alia  mnlta  sepedicto  archiepis- 
copo  presidente  relatn  digna  fiebant,  que  tamen  ob  ipsios  ni- 
miam  simplicitatem  probitati  ejas  minime  attribnebantur/    Der 
Heransgeber  des  Kataloges,  Hermann  Cardauns,  spricht  diesen 
Schlnßpassns  dem  Caesarins  ab  mit  der  Begründung:   ,nescio 
an  ipse  Caesarins  de  Heinrico  coaevo  tam  seyerum  Judicium 
protulerit.    sequentia  yerba  certe  ab  alio  quidam  addita  sunt, 
non    enim  Caesarins,    si    post   electionem   Conradi   catalogum 
scripsisset,  mortem  Heinrici  omisisset.'    Das  letzterwähnte  Mo- 
ment muß  ich  dahingestellt  sein  lassen:  Heinrich  von  Molenark 
ist  am  26.  März  1238  gestorben,  am  31.  Mai  wurde  sein  Nach- 
folger Konrad  von  Hochstaden  gewählt;  Caesarins  hat,  wie  wir 
gesehen  haben,  noch  längere  Zeit  nach  1237  geschrieben,  er 
wird  wohl  den  Tod  des  Erzbischofs  Heinrich  noch  erlebt  haben; 
ob  er  ihn  absichtlich  unerwähnt  ließ  oder  irgendwie  gehindert 
wurde,  ihn  zu  erwähnen,  weiß  ich  nicht.    Dagegen  vermag  ich 
dem  Grunde  nicht  beizustimmen,  welchen  Cardauns  wider  die 
Autorschaft  des  Caesarins  vorbringt,  es  sei  ein  solches  severum 
Judicium  über  einen  Zeitgenossen  ihm  nicht  zuzutrauen.     Ich 
finde  nämlich  zuvörderst  dieses  Urteil  nicht  so  streng:  berück- 
sichtigt man  genauer  den  Sprachgebrauch  des  Caesarins,   wie 
er  vorzüglich  in   der  sechsten  Distinctio  des  Dialogus  De  sim- 
plicitate  zutage  tritt,   so  beschränkt  dieser  Autor  den  Begriff 
von  simplicitc^  keineswegs  auf , Albernheit,  Dummheit',  sondern 
befaßt  darunter  auch  ,Naivetät,  Unkenntnis  der  Welt,  Frömmig- 
keit und  Hingebung  an   die  Askese^    Somit  braucht  die  An- 
wendung des  Wortes  auf  den  Erzbischof  Heinrich  von  Molenark, 
wofern  sie  durch  Caesarins  geschah,  kein  hartes  und  abf&lltges 
Urteil  über  ihn  zu  enthalten.    Zudem  wird  neben  dieser  sim- 


Stadien  rar  Enählnngsliteratar  des  Mittelalters.  45 

plicit<xs  noch  die  probitcu  Heinrichs  hervorgehoben.  Welch 
ungünstige  Meinung  jedoch  sich  über  diesen  Erzbischof  die 
höchste  kirchliche  Stelle  gebildet  hatte,  mag  man  in  den  Epi- 
stolae  selectae  saec.  XIII.,  ed.  Rodenberg  nachlesen,  erster  Band 
Nr.  459.  472.  529.  530,  vgl.  L.  Korth,  Annalen  des  historischen 
Vereines  für  den  Niederrhein  Heft  50,  S.  49. 

Wenn  38^  des  Kommentares  zum  118.  Psalm  neben  dem 
Dialogus  miracnlorum  noch  der  libri  Visianum  gedacht  wird, 
so  ist  das  nicht  unwichtig,  denn  dies  stellt  den  Titel  der  ersten 
Redaktion  jener  Sammlung  von  Erzählungen  dar,  'deren  Reste 
wir  in  den  von  Meister  1901  herausgegebenen  Fragmenten  der 
Libri  octo  miraculorum  besitzen.  Caesarius  zitiert  also  in  dem 
1237  verfaßten  Kommentar  zu  den  Stufenpsalmen  noch  das 
der  Hauptsache  nach  um  1226  redigierte  Erzählungswerk  unter 
dem  Titel:  libri  Vitionumj  im  Kataloge  seiner  Schriften 
nennt  er  etwas  später  dasselbe  Werk:  diveraarum  visionum  aeu 
miraculorum  libri  octo,  in  der  allerdings' sehr  jungen  hand- 
schriftlichen Überlieferung  (einschließlich  der  ältesten  Basler 
Handschrift  bei  G.  Binz,  Die  deutschen  Handschriften  der 
öffentlichen  Bibliothek  der  Universität  Basel  1907,  S.  11:  Sign. 
A.  IV.  14,  Stück  7)  ist  aus  dem  Titel  die  Bezeichnung  visionum 
weggeblieben.  Diesen  Sachverhalt  erkläre  ich  mir  so:  die 
erste  Redaktion  hieß  libri  vinonum  (was  auch  insoferne  paßt, 
als  die  ersten  13  Nummern  des  ersten  Buches  tatsächUch  Vi- 
sionen von  der  Eucharistie  enthalten),  später,  da  der  Stoff  an- 
wuchs und  die  hinzukommenden  Erzählungen  nicht  mehr  wohl 
als  Visionen  aufgefaßt  werden  konnten,  wurde  der  weitere  Titel 
libri  miraculorum  gewählt  und  dann  beibehalten.  Vgl.  za  der 
ganzen  Frage  meine  Besprechung  von  Meisters  Ausgabe  in 
den  Mitteilungen  des  Instituts  für  österr.  Geschichtsforschung  23, 
660 — 683,  bes.  676  ff.  Es  erhellt  übrigens  aus  diesem  Zitate 
des  Caesarius  im  Kommentar  zu  den  Stnfenpsalmen  auch,  daß 
ich  a.  a.  O.  mit  Recht  annahm,  Caesarius  habe  an  dieser  zweiten 
Suite  von  Wundergeschichten  nach  1226  noch  ruhig  fortgesammelt, 
sei  aber  dann  nicht  zum  Ende  gelangt  und  in  bezug  auf  die 
acht  verheißenen  Bücher  sei  es  eben  schließlich  bei  dem  Plane 
geblieben.  Wir  ersehen  daraus  ferner,  daß  wenigstens  bei  dieser 
einen  Nummer  27  von  Caesarius'  Schriftenkatalog  das  ange- 
fangene, niemals  vollendete  Werk,  an  seiner  chronologisch  nur 


46  IV.  Abhandlung:  Schon baoh. 

fbr   diesen   Anfang   richtigen    Stelle    in   das  Verzeichnis   ein- 
gefügt wurde. 

Sonst  teilt  Caesarins  von  Heisterbach  in  seinen  Psalmen- 
erklärnngen  nichts  über  sich  selbst  mit,  als  daß  er  33^  sich 
als  gewesenen  Scolaris  (ohne  nähere  Angabe  des  Stadiums) 
bezeichnet  und  auf  seine  Erfahrungen  als  Student  sich  beruft. 
114®  erzählt  er  eine  Geschichte  von  einer  bösen  Frau  zu  EölU; 
die  sich  zur  Zeit  seines  Eintrittes  in  den  Zisterzienserorden  — 
also  nach  gemeiner  Annahme  um  1198  —  zugetragen  haben 
soU.^  Den  breitesten  Raum  in  den  Psalmenerklärungen  des 
Gaesarius  nehmen^  wie  schon  sein  Programm  ankündigt,  die 
Bezüge  auf  die  äußeren  und  namentlich  die  inneren  Verhält- 
nisse des  Zisterzienserordens  ein.  Wird  einmal  die  innere  Ge- 
schichte der  großartigen  Institution  dieses  Ordens  geschrieben, 
der  insbesondere  für  die  Kultur  Deutschlands  im  12.  Jahr- 
hunderte geradezu  die  wichtigste  Mönchsgemeinschaft  darstellt, 
dann  werden  die  Schriften  des  Gaesarius  von  Heisterbach  dafür 
zu  den  bedeutendsten  Quellen  gehören.  Sie  setzen  in  er- 
wünschter Weise  die  Mitteilungen  fort,  die  wir  ftlr  die  voraus- 
gehende Zeit  von  anderen  Schriftstellern  des  Ordens  erhalten 
(vgl.  meine  Abhandlung  über  Hermann  von  Renn  1905).  Von 
diesem  Punkte  aus  betrachtet  Gaesarius  auch  die  Gefahren  des 
Weltlebens  43^,  denen  gegenüber  der  Gebetsschatz  der  Klöster 
den  Sündern  zugute  kommt  31^.  Doch  hindert  ihn  das  Inter- 
esse fUr  den  eigenen  Orden  keineswegs,  den  Bestrebungen 
anderer  gerecht  zu  werden.  Das  zeigt  sich  am  deutlichsten  in 
seinem  Verhältnis  zu  den  neuen  Mendikantenorden,  den  Domi- 
nikanern und  Minoriten.  Besonders  die  Dominikaner  und  ihr 
Wirken  rühmt  er  wiederholt  9\  46  ^  57^,  ihre  Strenge  scheint 
ihm  empfehlenswert  79*.  Aber  auch  den  Minoriten  ist  er  sehr 
gewogen,  vgl.  besonders  93*^.  Das  alles  scheint  mir  umsomehr 
zu  beachten,  als  die  beiden  Orden  sonst  beim  Säkular-  und 
Regularklerus  ihrer  Zeit  auch  in  DeutschUnd  vielem  und  hart- 
näckigem Widerstand  begegneten,  und  insoferne  als  Gaesarius 
andersfalls  gar  nicht  blind  gegen  die  Mängel  der  geistlichen 
Wirksamkeit  sich  gebärdet,  vgl.  z.  B.  seinen  Tadel  der  ungebil- 


^  Hat  Berthold  von  Regensbnrg^  an  dieses  HistOrehen  gedacht,  als  er  KOln 
erwähnte  {vgl.  meine  Stadien  zur  Geschichte  der  altd.  Predigt  7,  23)? 


Stadien  sar  ErzählungsUteratar  des  MitteUlten.  47 

deten  Prediger.  Interessant  sind  seine  Bemerkungen  über 
männliche  und  weibliche  Beguinen  38®^  deren  Verdienste  er 
zweifehid  einschätzt.  Was  Caesarins  über  die  Schwierigkeiten 
mitteilt;  welche  deutsche  Oesuchswerber  bei  der  römischen  Kurie 
finden  76^,  das  stimmt  so  auffallend  mit  den  Erfahrungen  des 
schismatischen  Erzbischofes  Dietrich  von  Köln  (vgl.  meine  Ab- 
handlung;  S.  82),  daß  man  beide  Berichte  wohl  auf  dieselbe 
Quelle  wird  zurückführen  dürfen.  —  Es  fehlen  den  hier  aus- 
gezogenen Schriften  des  Caesarins  auch  nicht  ganz  Angaben 
von  kulturhistorischem  Wert,  z.  B.  34*  über  den  schlechten 
Käse  aus  Friesland  (der  ausführliche  Vergleich  ist  ganz  im 
Geschmacke  des  Autors),  35^  über  den  Zauber  des  bösen  Blickes 
(jettatura)  usw. 


Da  nunmehr  in  meinen  beiden  Abhandlungen  die  auf 
uns  gekommenen  Schriften  des  Caesarins  von  Heisterbach,  so 
weit  sie  nicht  schon  gedruckt  waren,  analysiert  und  besprochen 
sind,  läßt  sich  die  Schriftstellerei  dieses  Autors  einigermaßen 
überblicken. 

Im  Mittelpunkte  der  Interessen  des  Caesarins  steht  die 
Ordensgemeinschaft,  der  er  angehört,  die  Zisterzienser,  das 
Kloster  Heisterbach  und  die  Häuser  der  Ordensgenossen  in 
den  Rheinlanden.  Die  Widmungsbriefe  seiner  Schriften  ergeben, 
daß  sie  alle  im  Dienste  des  Ordens  verfaßt  worden  sind,  um 
die  Zwecke  der  Erziehung  und  Belehrung  zu  fördern.  So  viele 
davon  haben  die  Bestimmung,  schwierige  Stellen  der  h.  Schrift 
(aber  auch  andere  Stücke,  wie  die  Sequenz  Ave  praeclara)  zu 
erklären,  daß  man  fast  vermuten  könnte,  Caesarins  sei  an 
einem  theologischen  Hausstudium  mit  der  Bibelexegese  betraut 
gewesen;  es  wird  aber  genügen,  darauf  hinzuweisen,  daß  er 
als  Novizenmeister  für  die  Ausbildung  der  jüngeren  Mönche 
zu  sorgen  hatte  (Kaufmann,  Caesarins  v.  H.  S.  86).  Seine 
Tätigkeit  als  Prediger  stellt  sich  nur  als  eine  Fortsetzung  der 
exegetischen  dar,  ja  sie  fällt  teilweise  mit  ihr  zusammen  und 
kommt  nicht  bloß  den  Mönchen,  sondern  auch  den  Konversen 
zugute.  Was  darüber  hinaus  an  historischen  Schriften  vorliegt, 
der  Dialogus  und  die  Libri  miraculorum  sowie  das  Leben 
des  h.  Engelbert,  macht  gleichfalls  nur  eine  Folgewirkung  des 


48  ly.  Abhandlung:  8oh0nb«ch. 

bislier  besprochenen  Schaffens  aas:  die  Geschichten^  welche 
zuerst  in  den  Homilien  staken  und  daraas  verbannt  wurden^ 
sollten  dann  gesammelt  für  sich  zur  Erbauung  und  Unterhaltung 
dienen.  Dieses  Geschichtenwesen  geht  jedoch  ebenfalls  vom 
engeren  Ordensinteresse  aus:  es  sind  zunächst  Anekdoten  aus  dem 
inneren  EJosterleben^  die  zu  Häuf  getragen  werden,  dann  Er- 
zählungen über  Weltleute,  die  irgendwie  mit  dem  Orden  in 
Beziehung  stehen;  ganz  ohne  Rücksicht  auf  die  große  Familie 
der  Zisterzienser  ist  wohl  kaum  eine  Historie  von  Caesarius 
überliefert  worden.  Demselben  Ziele  streben  die  historischen 
Anspielungen  in  seinen  erbaulichen  Schriften  zu:  die  rheinischen 
Ordensgenossen  sollen  über  ihr  Verhältnis  zu  den  sie  um- 
gebenden geistlichen  und  weltlichen  Mächten  aufgeklärt  und 
über  die  größeren  Ereignisse  der  jüngsten  Vergangenheit  unter- 
richtet werden.  Das  schließt  schon  in  sich,  daß  Caesarius,  so 
begeistert  er  für  die  Askese  war,  doch  kaum  so  völlig  der  As- 
kese hingegeben  sein  Leben  verbrachte  wie  manche  Zister- 
zienser, von  denen  er  auferbauende  Beispiele  erzählt.  Er  muß 
sich  lange  Zeit  hindurch  in  einer  Stellung  befunden  haben,  die 
zur  Berührung  mit  der  Welt  Gelegenheit  gab,  ja  dazu  nötigte. 
Sicherlich  war  es  sein  Amt  als  Prior  von  Heisterbach,  das  er 
durch  Jahre  verwaltete  (Kaufmann,  Caes.  v.  H.,  S.  86),  welches 
eine  Masse  von  Berichten  aller  Art  bei  ihm  zusammenfließen 
ließ,  deren  wesentlicher  Inhalt  von  ihm  bald  und  pünktlich 
niedergeschrieben  wurde. 

Die  theologische  Bildung  des  Caesarius  (ihre  ersten  An- 
fänge hat  er  in  einer  Kölner  Schule  erworben,  Dial.  6,  4)  reichte 
über  das  Studium  der  h.  Schrift  hinaus,  wenngleich  sie  nicht 
ausgezeichnet  war  (vgl.  Kaufmann  a.  a.  O.  S.  79).  Außer  den 
wichtigsten  Vätern  der  alten  Zeit  war  es  besonders  der  große 
Ordenslehrer  Bemard  von  Clairvaux,  mit  dessen  Schriften  er 
sich  vertraut  gemacht  hatte.  Auf  einen  besonderen  Zweig 
seiner  Kenntnisse  läßt  sich  vielleicht  schließen,  wenn  man  be- 
obachtet (vgl.  meine  Abh.  S.  14  f.),  daß  er  eine  größere  Anzahl 
von  Schriften  abgefaßt  hat,  bei  denen  Bekanntschaft  mit 
den  Bewegungen  der  wichtigsten  Himmelskörper  vorausgesetzt 
werden  muß  (ähnliches  in  den  Lehrpredigten  Berthods  von 
Regensbarg,  vgl.  meine  Stadien  zur  Geschichte  der  altd.  Predigt 
8,    71  f.).     Jedesfalls   gewähren   seine   theologischen   Abband- 


Stadien  snr  Enählungiliteratar  des  Mittelalten.  49 

lüngen  manches  Zeugnis  dafür^  daß  er  die  Dinge  der  Welt 
and  das  Leben  der  Natur  nicht  übersah^  obgleich  er  sich  nicht 
mit  ihnen  yornehmlich  beschäftigte. 

Denn  er  war  eine  nach  innen  gewandte  Natur,  mochte 
er  noch  so  gerne  Erzähltes  anhören  und  wiedergeben,  der 
Weltlauf  gewährte  für  ihn  doch  nur  die  Begleitakkorde  zu  der 
süßen  Melodie  der  Erlebnisse  der  Frömmigkeit,  und  daraus 
erklärt  sich  auch  die  Naivetät,  die  er  seiner  Zeit  und  ihrer 
Geschichte  entgegenbringt,  sie  erschwert  ihm  bisweilen  Ver- 
ständnis und  Beurteilung,  verleitet  ihn  auch  mitunter  bei  seinen 
Predigten  zu  wunderlichen  Geschmacklosigkeiten.  Dieser  Nai- 
vetät  entspringt  jedoch  andererseits  auch  die  Einfachheit  seines 
Stiles,  der  kaum  gelegentlich  in  den  sorgsamer  geschriebenen 
Vorreden  sich  rhythmischer  Klauseln  und  paralleler  Gliede- 
rungen bedient,  sonst  auf  Zier  und  Pomp  gänzlich  verzichtet. 

Sind  das  alles  zugleich  Züge  eines  bescheidenen,  einfach 
klaren  Wesens,  wie  es  uns  sich  ab  das  des  Caesarius  von 
Heisterbach  aufdrängt,  so  wäre  eines  wichtigsten  Zuges  seiner 
Natur  vergessen,  wofern  man  die  Milde  nicht  erwähnte,  die 
uns  nicht  nur  aus  seiner  Haltung  als  Erzähler  längst  bekannt 
ist,  sondern  gerade  in  den  theologischen  Schriften  deutlich 
hervortritt:  kein  Anlaß  bleibt  unbenutzt  (118.  Psalm,  48^  ff.), 
wo  er  nicht  die  Milde  als  den  allein  erfolgreichen  Grundsatz 
bei  der  Handhabung  der  Ordensdisziplin  Prälaten  und  Brüdern 
dringendst  empföhle,  ja  die  einzigen  scharfen  und  harten  Worte, 
die  ich  von  ihm  gelesen  habe,  wenden  sich  wider  die  Rauheit 
und  das  Übermaß  der  Strenge  bei  einzelnen  Ordensvorständen. 
Solche  Weichheit  und  Liebenswürdigkeit  als  Grundzüge  seines 
Wesens  sind  sehr  wohl  damit  vereinbar,  daß  es  ihm  mit  allen 
Glaubenssachen  furchtbar  ernst  war:  die  Häresien  seiner  Zeit 
haben  in  ihm  gewiß  keinen  milden  Richter  gefunden,  ihnen 
gegenüber  verschließt  er  sich  selbst  rein  menschlichem  Emp- 
finden, auch  darin  ein  Sohn  seiner  Zeit.  Caesarius  war  nicht 
ohne  leidenschaftliche  Regungen,  bisweilen  übermannt  ihn  der 
Zorn  gegen  Gewaltmenschen  und  grausame  Tyrannen,  im 
ganzen  aber  offenbart  sich  uns  aus  seinen  Schriften  eine  ruhige^ 
dem  Gleichmaße  frommen  Lebens  zugeneigte  Persönlichkeit, 
der  das  Zisterzienserkloster  die  sicherste  und  liebste  Stätte  des 
Wirkens  darbot. 


50  IV.  Abbandlnng:  SchOnb«ch. 

Es  erübrigt  nun  noch  zu  untersachen,  wie  dieser  Mann 
die  Technik  des  Erzählens  in  seinen  Sammelwerken  handhabtCi 
die  hauptsächlich  sein  Andenken  auf  die  Nachwelt  gebracht 
haben. 


Nachtrag. 

Zu  S.  12  f.  Der  bewährten  Güte  des  Herrn  Professor 
Dr.  Josef  Seemiiller  verdanke  ich  die  Einsicht  in  einen  Auf- 
satz des  Herrn  P.  Albuin  Thaler  0.  Cap.,  Geistlichen  an  der 
Stiftskirche  zu  Münster  in  Graubünden,  der  in  dem  (noch  nicht 
erschienenen)  XXVUI.  Bande  der  Studien  und  Mitteilungen 
aus  dem  Benediktinerorden  S.  1 — 15  Teröffentlicht  wurde.  Dort 
druckt  P.  Thaler  S.  2—9  die  von  mh-  S.  19—31  meiner  Schrift 
über  des  Nikolaus  Schlegel  Beschreibung  des  Hostienwunders 
zu  Münster  in  Graubttnden  (=  Studien  zur  Erzählungsliteratur 
des  Mittelalters,  6.  Stück,  Sitzber.  156.  Band,  1.  Abb.,  1907) 
herausgegebene  lateinische  Relation  des  15.  Jahrhunderts  ab 
(mit  Ausschluß  des  Reliquien  Verzeichnisses).  P.  Thaler  vermutet 
auf  Grund  einer  Vergleichung  der  Schriftzüge  den  Autor  der 
Relation  in  dem  Kaplan  der  Wallfahrtskirche  zu  Münster  (1457 
bis  1474)  und  notarius  publicus  Hans  Rah us tan,  Sohn  des 
Eonradin  Rabustan  von  Campovasto.  Die  Mitteilungen  nach 
dem  Schlüsse  der  Relation,  die  sich  auf  die  Romfahrt  des  Propstes 
Berthold  beziehen  (vgl.  meine  Schrift  S.  46  ff.),  scheinen  auch 
P.  Thaler  nicht  einwandfrei.  Die  Urkunden,  auf  deren  Regesten 
ich  mich  (a.  a.  O.  S.  43  ff.)  beziehen  konnte,  hat  P.  Thaler  selbst 
im  Stiftsarchive  zu  Münster  eingesehen  und  noch  andere  dazu. 
Demnach  trug  der  Priester  Johannes,  der  das  Hostienwunder 
erlebt  hat,  das  Prädikat  de  Grava.  P.  Thaler  meint,  die  Stif- 
tung des  Priesters  Johannes  werde  dem  Hostienwunder  ganz 
unmittelbar  gefolgt  sein,  und  setzt  dieses  also  auf  den  Grün- 
donnerstag 1228  an,  während  ich,  besonders  im  Hinblicke  auf 
die  Erlebnisse  des  Priester  Johannes  zu  Quadrat  und  die  folgende 
Entwicklung  meinte,  einen  längeren  Zwischenraum  zwischen 
den  Vorgängen  des  Hostienmirakels  und  der  Stiftung  ,im  Wald^ 


Stadien  zur  Erzählungiliteratar  des  Mittelalten.  51 

annehmen  zu  müssen;  ich  glaube  auch  jetzt;  daß  ich  dabei 
bleiben  darf.  Im  übrigen  werden  meine  Aufstellungen  durch 
die  dankenswerten  Mitteilungen  des  Herrn  P.  Albuin  Thaler 
nicht  berührt. 

Graz,  20.  Februar  1908. 

A.  E.  S. 


tll)ersiclit  des  Inhaltes. 


Die  Überlieferang  der  Schriften  des  CaesariuB  S.  1. 

Die  Erklärung  der  Seqnenz  Ave  praedara  marU  tteUa  S.  2.  —  Textkritik 
S.  4.  —  Vier  Mirakel  S.  4.  —  Die  Autorschaft  des  Hermannus  Con- 
tractus  von  Beiehenau  S.  7.  —  Legenden  darüber  S.  8.  —  Andere 
Gedichte  Hermanns  8.  11.  —  Die  Bearbeitung  der  beiden  Wunder- 
geschichten  durch  Caesarius  S.  12. 

Die  Handschrift  der  Marienpredigten  S.  13.  —  Erste  Sammlung  S.  15.  — 
Zweite  Sammlung  S.  16.  —  Caesarius  hat  nicht  aUe  seine  Schriften 
in  den  Katalog  aufgenommen  S.  18. 

Die  Handschrift  der  Psalmenerklärungen  S.  18.  —  Kommentar  zum  118.  Psalm 
S.  19.  —  Kommentar  su  den  Gradualpsalmen  S.  36.  —  Auslegung  des 
115.  Psalms  S.  41.  —  Abfassung  im  Jahre  1287  S.  41.  —  Die  Fehde 
wegen  der  Yogtei  von  Siegburg  S.  42.  —  Des  Caesarius  Urteil  über 
den  Erzbischof  Heinrich  Ton  Molenark  S.  44.  —  Zwei  Redaktionen 
der  Libri  miracuUman  S.  45.  —  Mitteilungen  des  Caesarius  über  sich 
selbst  S.  46.  —  Verhältnis  zu  Dominikanern  und  Minoriten  S.  46.  — 
Kulturhistorisches  S.  47. 

Charakteristik  der  schriftsteUerischen  Persönlichkeit  des  Caesarius  von  Heister- 
bach  S.  47. 

Nachtrag  S.  50. 


Mnssafia,  A.:  Zur  Kritik  und  Interpretation  romanischer  Texte. 

Fünfter  Beitrag.  8».  1901.  70  h  —  70  Pf. 

Sechster  Beitrag.  8^  1902.         1  K  50  h  —  1  M.  50  Pf. 

—  Per  la  .bibliografia  dei  Cancioneros  spagnuoli.  49.  1900. 

1  K  60  h  —  1  M.  60  Pf. 
Biohter,  Elise:  Die  Bedeutungsgeschichte  der  romanischen  Wort- 
sippe bur(d).  (Mit  1  Stammbaum.)  S^.  1908. 

3  K  40  h  —  3  M.  40  Pf. 
Schipper,  J.:  The  Poems  of  Walter  Kennedy,  edited  with  intro- 
ductions,  various  readings,  and  notes.  4®.  1901. 

5K50h  — 5M.50Pf. 

Schönbach,  Anton  E.:  Studien  zur  Geschichte  der  altdeutschen 

Predigt.  Erstes  Stück:  üeber  Kelle's  ^Speculum  ecclesiae^ 

8«.  1896.  2  K  20  h  —  2  M.  20  Pf. 

Zweites  Stück:    Zeugnisse  Bertholds  von  Regensburg 

zur  Volkskunde.  8«.  1900.  3  K  40  h  —  3  M.  40  Pf. 

Drittes  Stück:  Das  Wirken  Bertholds  von  Regensburg 

gegen  die  Ketzer.  8^  1904.  3  K  30  h  —  3  M.  30  Pf. 

Viertes  Stück :   Die  Überlieferung  der  Werke  Bertholds 

von  Regensburg.  I.  8^  1905.  4  K  70  h  —  4  M.  70  Pf. 

Fünftes  StUck :   Die  Überlieferung  der  Werke  Bertholds 

von  Regensbnrg.  II.  8».  1906.        2  K  65  h  —  2  M.  65  Pf. 

Sechstes  Stück :  Die  Überlieferung  der  Werke  Bertholds 

von  Regensburg.  III.  8<>.  1906.       3  K  80  h  —  3  M.  80  Pf. 

Siebentes  Stück:  über  Leben,  Bildung  und  Persönlich-' 

keit  Bertholds  von  Regensburg.  I.  8®.  1907. 

3  K  30  h  —  3  M.  30  Pf. 

Achtes  Stück:  (Dasselbe.)  11.  8».  1907. 

2  K  10  h  —  2  M.  10  Pf. 

—  Mittheilnngen  aus  altdeutschen  Handschriften.  Siebentes 
StUck:  Die  Legende  vom  Engel  und  Waldbruder.  8". 
1901.  .lK40h  — lM.40Pf. 

Achtes  StUck:  Seitenstettner  Bruchstücke  des  jüngeren 

Titurel.  8«.  1904.  50  h  —  50  Pf. 

Neuntes  Stück:  Bruder  Dietrich.  Erbauliches  in  Prosa 

und  Versen.  8«.  1907.  70  h  —  70  Pf. 

—  Studien  zur  Erzählungsliteratur  des  Mittelalters.  I.  Theil: 
Die  Reuner  Relationen.  8».  1898.  3  K  20  h  —  3  M.  20  Pf. 

II.  Theil:   Die  Vorduor  Novelle.   8«.   1899. 

2  K  10  h  —  2  M.  10  Pf. 


Schönbaoh,  Anton  E.:  Studien  zur  Erzählungsliteratur  des  Mittel- 
alters. III.  Theil :  Die  Legende  vom  Erzbischof  Udo  von 
Magdeburg.  8^  1901.  2  K  —  2  M. 
IV.  Theil:    Ueber   Caesarius    von   Heisterbach.   I.    8®. 

1902.  2  K  20  h  —  2  M.  20  P£. 
V.  Theil:  Die  Geschichte  des  Rudolf  von  Schliisselberg. 

8«.  1902.  1  K  90  h  —  1  M  90  Pf. 

VI.  Teil:    Des    Nikolaus    Schlegel    Beschreibung    des 

Hostienwunders  zu  Münster  in  Graubünden.  8^  1907. 

1  K  65  h  —  1  M.  65  Pf. 

—  Beiträge   zur   Erklärung   altdeutscher   Dichtwerke.    Erstes 

Stück:  Die  älteren  Minnesänger.  8<^.  1899. 

3  K  30  h  —  3  M.  30  Pf. 

Zweites  Stück:  Walther  von  der  Vogel  weide.  8^  1902. 

2  K  10  h  —  2  M.  10  Pf. 
Drittes  Stück:  Die  Sprüche  des  Bruder  Wernher  I.  8^ 

1904.  2  K  —  2  M. 

Viertes  Stück:   Die  Sprüche  des  Bruder  Wernher.  H. 

8«.  1905.  2  K  40  h  —  2  M.  40  Pf. 

—  Ueber  einige  Evangelienkommentare   des  Mittelalters.   8®. 

1903.  3  K  80  h  —  3  M.  80  Pf. 

—  Über  Gutolf  von  Heiligenkreuz.  Untersuchungen  und  Texte. 
8».  1905.  2  K  70  h  —  2  M.  70  Pf. 

—  Über  Hermann  von  Reun.  8^  1905. 

1  K  20  h  —  1  M.  20  Pf. 
Sohroeder,   Leopold  v. :   Germanische   Eiben   und   Götter  beim 
Esthenvolke.  8^.  1906.  2  K  20  h  —  2  M.  20  Pf. 

Schnohardt,  Hugo:   Romanische  Etjrmologieen.  I.  8®.  1898. 

lK80.h  — 1  M.  80Pf. 

II.  8».  1899.  3  K  10  h  —  3  M.  10  Pf. 

Seemüller  y  Josef:   Zur   Kritik    der   Königsfelder  Chronik.    8^. 

1904.  90  h  —  90  Pf. 
Stalzer^  J. :   Die   Reichenauer   Glossen   der   Handschrift  Karls- 
ruhe 115.  8^  1906.  4  K  —  4  M. 


Zu  den  beigefügten  Preisen  durch  Alfred  Holder,  k.  u.  k.  Hof- 
und  Uni vcraitäts- Buchhändler,  Buchhändler  der  kais.  Akademie  der 
Wissenschaften  (Wien,  I.,  Rotenturmstraße  13),  zu  beziehen. 


Druck  Ton  Adolf  Holzhausen, 
k.  tmc!  k.  Hof-  and  UnivenitAU-Buehdrncker  in  Wien. 


Sitzungsberichte 

der 

Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien 

Philosophisch-Historische  Klasse. 
159.  Band,    5.  Abhandlung. 


Thomas  Campanella. 


und 


Ferdinand  IL 


Von 


Dr.  J.  Evacala, 

Professor  an  der  üniTorsitftt  Jacjew  (Dorpat). 


Vorgelegt  in  der  SiUnng  am  G.  November  1907. 


Wien,  1908. 

In    Kommission    bei    Alfred    Holder 

k.  n.  k.  Hof-  and  Universitäts-Bochhändlcr, 
Bnchhändler  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften. 


A.  Periodische  Publikationen. 

Nuntiaturberichte  aus  Deutsehland  nebst  ergänzenden  Actenstücken. 
II.  Abth.  1660—1572.  I.  Band.  Die  Nuntien  von  Hosius  und  Delfino 
1560 — 1561,  im  Auftrage  der  historischen  Commission  der  kais.  Aka* 
demie  bearbeitet  von  S.  Steinherz.  8^  1897.  24  K  ^  24  M. 

—  —  III.  Band:  Nuntius  Delfino  1562 — 1563,  bearbeitet  von  S.  Steinherz. 
Groß-8<>.  1903.  26  K  —  26  M. 

Urbare,  osterreiehische,  herausgegeben  von  der  kaiserl.  Akademie  der 
Wissenschaften.  I.  Abteilung.  Landesfürstliche  Urbare.  1.  Band.  Die 
Urbare  Nieder-  und  Oberösterreichs  aus  dem  13.  und  14.  Jahrhundert 
unter  Mitwirkung  von  Dr.  W.  Levec  herausgegeben  von  Alfons 
Dopsch.  Groß-8^  1904.  20  K  —  20  M. 

—  —  III.  Abteilung.  Urbare  geistlicher  Grundherrschaften.  1.  Band.  Die 
Urbare  des  Benediktinerstiftes  Göttweig  von  1802  bis  1536.  Bearbeitet 
von  Dr.  Adalbert  Fr.  Fuchs.  Groß-8°.  1906.  28  K  80  h  —  28  M.  80  Pf. 

B.  Selbständige  Werke. 

Baehmann,  Adolf:   Die  Reimchronik  des  sogenannten  Dalimil.  8^  1902. 

1  K  40  h  —  1  M.  40  Pf. 

Beer,  Adolf:   Finanzgeschichtliche  Studien.  8°.  1902.    1  K  70  h  —  1  M.  70  Pf. 

Beer,  Adolf,  und  Josef  Ritter  von  Fiedler:   Kaiser  Josef  II.  und  Cobenzl. 

Ihr  Briefwechsel.  I.  Band.  8^   1903.  8  K  10  h  —  8  M.  10  Pf. 

II.  Band.  8».  1903.  8  K  50  h  —  8  M.  60  Pf. 

Bittner,  Dr.  Ludwig:  Das  Eisenwesen  in  Innerberg-Eisenerz  bis  zur  Gründung 
der  Innerberger  Hauptgewerkschaft  im  Jahre  1625.  8°.  1901. 

4  K  20  h  —  4  M.  20  Pf. 

—  Die  Geschichte  der  direkten  Staatssteuern  im  Erzstifte  Salzburg  bis  zur 
Aufhebung  der  Landschaft  unter  Wolf  Dietrich.  I.  Die  ordentlichen 
Steuern.  8^  1903.  1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

Boblinger,  Max:  Die  Herren  von  Walsee.  Ein  Beitrag  zur  Osterreichischen 
Adelsgeschichte.  (Mit  6  Stammtafeln.)  8^  1906.  8  K  —  8  M. 

Eg^cr^  Josef:  Die  Barbareneinfalle  in  die  Provinz  Rätien  und  deren  Be- 
setzung durch  Barbaren    8^  1901.  6  K  —  5  M. 

Fourilier,  August:  Zur  Textkritik  der  Korrespondenz  Napoleons  I.  8^  1903. 

5  K  40  h  —  5  M.  40  Pf. 
Friedensborg,  Walter:  Die  Chronik  des  Cerbonio  Besozzi  1548—1563.  8^ 

1905.  2  K  90  h  —  2  M.  90  Pf. 

Fuchs,  P.  Adalbert:  Urkunden  und  Regesten  zur  Geschichte  des  Benedictiner- 

stiftes    Göttweig.    I.   Theil.     1058  —  1400.     Theilweise    vorbereitet    von 

Adalbert  Dungel.  8°.  1901.  12  K  30  h  —  12  M.  30  Pf. 

U.  Theil.  1401—1468.  8^  1901.  10  K  40  h  —  10  M.  40  Pf. 

III.  Theil.  1468—1500.  8°.  1902.  14  K  40  h  —  14  M.  40  Pf. 

—  Urkunden  und  Regesten  zur  Geschichte  der  aufgehobenen  Kartause  Aggs- 
bach  V.O. W.W.  8°.  1906.  8  K  90  h  —  8  M.  90  Pf. 

Guglia,  Eugen:  Studien  zur  Geschichte  des  V.  Lateranconcils.  (1512 — 1517.) 

8^  189Ö.  80  h  —  80  Pf. 

Neue  Folge.  8°.  19U6.  1  K  5  h  —  1  M.  6  Pf. 

Ilelfert,  Jos.  Alex.  Freiherr  v.:  Casati  und  Pillersdorflf  und  die  Anfänge  der 
italienischen  Einheitsbewegung.  8».  1902.  5  K  70  h  —  6  M.  70  Pf. 

—  Radetzky  in  den  Tagen  seiner  ärgsten  Bedrängnis.  Amtlicher  Bericht  des 
Feldmarschalls  vom  18.  bis  zum  30.  März  1848.  8^  1906.      55  h  —  55  Pf. 


y.  Abh.:  Erafiala.  Thomaa  CampanelU  und  Ferdinand  II. 


V. 


Thomas  Campanella  und  Ferdinand  IL 

Ton 

Dr.  J,  Kva5ala» 

Professor  an  dtr  UniTorsittt  Jnijew  (Dorpat). 


(Yorgolegt  in  der  Sitsnng  am  6.  Norenber  1907.) 


;Wie  Alexander  haben  auch  andere,  die  die  Welt  be- 
herrschen wollten^  durch  neue  Wissenschaften  and  bewunderns- 
werte Künste  sich  die  Menschheit  zu  erobern  versucht^,  schreibt 
der  letzte  bedeutende  Denker  der  Renaissance,  der  Kalabrese 
Thomas  Campanelia,  sich  empfehlend  und  aus  seinem  Qefängnis 
um  Hilfe  flehend,  an  den  schon  weitberühmten  Herzog  Ferdinand 
Ton  Steiermark.  Tatsächlich  hat  die  Qröße  der  Habsburger 
Dynastie  besonders  seit  dem  16.  Jahrhundert  Dichtern  und 
Denkern  mannigfaltige  Batschläge  und  Lobpreisungen  entlockt, 
die  an  der  maßgebenden  Stelle  nicht  unberücksichtigt  ge- 
blieben sind.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  über  solche  Beziehungen 
eine  Umschau  zu  halten. 

Nur  ein  solcher  Fall  scheint  hier  dennoch  eine  flüchtige  Er- 
wähnung zu  verdienen.  Der  französische  Orientalist  W.  Posteil 
hatte  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  bei  Ferdinand  I. 
Anklang  und  Anstellung  gefunden,  um  an  der  Herbeiführung 
der  Einheit  der  Menschheit  in  Glaubenssachen  durch  Theorie 
und  Praxis  tätig  zu  sein.  In  einer  mit  biographischen  Details 
ausgestatteten  Widmung  an  den  genannten  Herrscher^  berichtet 
er  ausführlich  über  seine  Missionsarbeiten:  man  liest  sie  fast 
wie  eine  Weissagung  auf  die  ein  halbes  Jahrhundert  späteren, 
äbolich  gerichteten  Arbeiten  Th.  Campanellas.   Aber  nicht  nur 

^  YgL  die  Widmung  der  Schrift:  Cosmographieae  disGiplinae  compendium  etc. 

Basel  1661. 
SiUuifibw.  d.  pkU.-kiii.  Kl,  150.  Bd.  5.  Abk.  1 


2  y.  Abhandlung:  Kra^al«. 

diese  Bemühangen  zeigen  eine  bemerkenswerte  Analogie.  Posteil 
selbst  verhält  sich  zu  Gampanella^  wie  Ferdinand  I.  zn  Ferdi- 
nand n.  Aach  das  Interesse^  das  in  beiden  Fällen  die  Gelehrten 
mit  den  Herrschern  zusammengeführt  und  eine  Zeitlang  zu- 
sammengehalten, ist  wesentlich  dasselbe.  Ferner:  in  beiden 
Fällen  sind  die  Gelehrten  von  den  Herrschern  in  Charakter- 
anlage und  Weltanschauung  unterschieden^  finden  sich  dem- 
nach leicht  in  den  Bruch  der  Beziehungen.  Mögen  diese  Einzel- 
heiten das  Verständnis  des  folgenden  erleichtem:  eine  fernere 
Berücksichtigung  der  Tätigkeit  Postells  gehört  nicht  in  den 
Bereich  vorliegender  Untersuchung. 

I. 

Th.  Campanella,*  gegen  Spaniens  und  Roms  Tyrannei 
Verfechter  einer  erträumten  und  durch  Sternenkonstellationen 
ihm  für  die  nächste  Zukunft  in  Aussicht  gestellten  Republik 
einerseits,  andrerseits  der  siegreiche  Fürst  der  Gegenreformation 
in  Österreich,  der  hier  nicht  näher  charakterisiert  zu  werden 
braucht,^  vertreten  allerdings  ursprünglich  schroff  entgegen- 
gesetzte Bestrebungen.  Auch  waren  die  Wirkungskreise  beider 
nicht  aneinander  angrenzend.  Wie  trafen  sie  sich  und  wo? 
Der  Ort,  an  dem  sie  fast  gleichzeitig  in  bedeutsamer  Weise  — 
freilich  nicht,  um  sich  zusammenzufinden  —  Aufenthalt  ge- 
nommen,   war   Rom  —  am   Ausgang   des   16.  Jahrhunderts/ 


^  Aaf  die  geistige  Verwandtschaft  Posteils  mit  Campanella  hat  schon 
Th.  Dareste  verwiesen,  in  seiner  Schrift:  Thom.  Moms  et  Campanella, 
Paris  1844.  Wohl  auf  diese  Arbeit  lehnt  sich  P.  Lafargnes  Beurteilung  in 
Bernstein:  Geschichte  des  Sozialismus  in  Einzeldarstellungen,  Stattgart 
1896,  I.,  2.  Teil,  S.  474  an. 

*  M.  Carriere  sagt  im  Vorwort  zu  seinem  Werk:  Die  philosophische  Welt- 
anschauung der  Reformationszeit  (2.  Aufl.,  Leipzig  1887),  in  welchem 
Campanella  den  Abschluß  bildet,  daß  Kaulbach  zu  seinem  berühmten 
Bilde  ,Das  Reformationszeitalter*  die  Carrieresche  Arbeit  benützt  hat: 
so  kam  unser  Philosoph  auf  das  Bild. 

'  Vgl.  über  ihn  das  vielbändige  Werk  Fr.  Hurters:  Geschichte  Kaiser 
Ferdinands  ü.  und  seiner  Eltern,  Schaffhausen  1850  ff.  Eine  kurze 
Charakteristik  bei  Loesche,  Geschichte  des  Protestantismus  in  Öster- 
reich, Tübingen  und  Leipzig  1902,  S.  10  ff. 

^  Ferdinand  war  daselbst  Mai  1598;  Campanella  hatte  die  Stadt  bereits 
Ende  des  vorangegangenen  Jahres  verlassen. 


Thomaa  CampanelU  und  Ferdinand  IL  3 

Wir  werfen  vor  allem  einen  Blick  auf  diesen  Aufenthalt,  denn 
er  war  fbr  beide  wie  eine  Einleitung  zu  der  entscheidenden 
Aktion  ihres  Lebens. 

Ferdinand;  vom  Hause  aus,  besonders  infolge  des  mütter- 
lichen Einflusses  fromm,  stärkte  seinen  Qlauben  auf  der  Uni- 
versität Ingolstadt  durch  fleißiges  Lernen  bei  den  Jesuiten.^ 
Man  mag  über  seine  Fähigkeiten  urteilen,  wie  man  will,  sein 
Biograph  hat  Recht,  wenn  er  schreibt:  ,fk  ist  die  Glaubens- 
kraft, die  ihn  und  sein  Haus  gerettet  hat/'  Solche  Glaubens- 
kraft war  aber  bei  einem  von  Jesuiten  erzogenen  jugendlichen 
Herrscher  eine  für  die  nicht  katholischen  Untertanen  bedenk- 
liche Macht:  sie  wurden  Angriffen  der  gutgemeinten  Fürsorge 
ihres  Landesvaters  ausgesetzt  und  preisgegeben.  An  der  ,bona 
fides^  Ferdinands  hat  man  keinen  Grund  zu  zweifeln.^  Was 
Wunder,  daß  er,  kaum  20  Jahre  alt,  das  Vorhaben,  mit  der 
Häresie  in  Innerösterreich  aufzuräumen,  an  der  höchsten  kirch- 
lichen Stelle  sanktionieren  und  sich  von  den  heiligsten  Stätten  seiner 
Kirche  Mut  und  Kraft  holen  wollte!  Was  er  schon  von  Ingol- 
stadt aus  beabsichtigte,^  das  führte  er  erst,  drei  Jahre  nach- 
dem er  Regent  geworden,  aus.  1598  im  Frühjahr  unternahm 
er  eine  Reise  nach  Italien.^  Den  Papst  traf  er  in  Ferrara.  Von 
Beratungen  über  die  Aktion  gegen  die  Häretiker  soll  nicht 
die  Rede  gewesen  sein;  dagegen  haben  es  der  Papst  und  der  Erz- 
herzog mit  großer  Freude  vernommen,  daß  Spanien  und  Frank- 
reich soeben  Frieden  geschlossen,  und  der  österreichische  Bote 
konnte  ,die  tröstliche  Hoffnung  mit  sich  nehmen,  es  würden  nun 
unverweilt  durch  das  Oberhaupt  der  Kirche  Schritte  geschehen, 
um  die  christlichen  Fürsten  in  einen  Bund  wider  die  Türken 
zu  vereinigend^  Denn  nicht  am  Papste  lag  die  Schuld,  daß 
dieser  vom  religiösen  Standpunkte  so  naheliegende  Gedanke 
auch  nach  Mohacs  nicht  ausgeführt  war;  die  Kurie  hatte  stets 
daran  gedacht!  Beim  Abschied  sagte  der  junge  Erzherzog  die 
bemerkenswerten  Worte:    er  wünsche   nicht,    der   erste  Herr 


1  Harter,  a.  «.  O.,  Bd.  III,  8.  289. 

*  Daselbst,  8.  251. 

'  Loesehe,  a.  a.  O.,  8. 12  ,Re8t  vom  GemQV. 

*  Horter,  a.  a.  O.,  III,  8.  413. 
«  Daselbst,  8.  419. 

^  Daselbst,  8.  433. 


4  V.  Abbandlung:  Kya^ala. 

der  Welt  zu  werden:  ^mein  einziger  Wunsch  beschränkt  sich 
darauf;  Eurer  Heiligkeit  und  dem  päpstlichen  Stuhl  stets  dienlich 
mich  erweisen  zu  könnend  ^  Die  fünf  Tage,  die  er  nachher 
im  herrlichen  Maimonat  in  Rom  als  Gast  des  Jesuitenkollegs 
zubrachte y  konnten  demnach  nichts  besonderes  bringen:  sie 
waren  bedeutsam  als  Wallfahrtstage.  So  besonders  der  Tag,  an 
dem  er  die  beiden  Jesuitencollegia,  das  Germanicum  und  das 
Romanum;  besuchte.*  (Während  des  Mahles  im  Germanicum 
hatten  ihn  die  Zöglinge  in  lö  Sprachen  begrüßt,  im  Romanum 
gar  in  20  Sprachen.)  Ende  Mai  verließ  er  die  Stadt  und  über 
Florenz,  Bologna  kam  er  Ende  Juni  nach  Graz  zurück.  Über 
das,  was  er  nach  der  Reise  vornahm,  ist  hier  nicht  der  Ort 
zu  berichten,  es  dürfte  aber  überhaupt  unnötig  sein,  daran  zu 
erinnern. 

Der  Erzherzog  hat  in  Rom  sehr  viele  Kirchen  und 
Klöster  besucht:  ob  er  auch  in  St.  Sabina  gewesen,  ist  mir  aus 
Hurters  Schilderung  nicht  ersichtlich.  Doi*thin  war  im  voran- 
gegangenen Jahre  aus  der  Haft  des  Santo  officio  ein  Mönch 
überfuhrt  worden^  den  man  als  ein  Wunder  der  Gelehrsamkeit 
anstaunte,  der  aber  leider  auf  den  Ruf  seiner  Rechtgläubigkeit 
nicht  genug  geachtet  hatte.  Der  Dominikaner  Th.  CampaneUa,' 
obwohl  von  Haus  aus  gut  katholisch,  hat  an  der  alten  Wissenschaft 
zu  zweifeln  begonnen  und^  während  er  in  physischen  Fragen  sich 
dem  Telesius  anschloß,  ergab  er  sich  zugleich  der  Kabbala  und 
Astrologie,  die  ihm  bei  dem  bald  heranbrechenden  Weltende 
eine  führende  Rolle  prophezeite.  So  hat  er  denn  einige  Male 
Äußerungen  getan,  die  Anstoß  erregten  und  ihn  schließlich  von 
Neapel  nach  Rom  in  das  Geftlngnis  der  Inquisition  fährten. 
Befreit,  unternahm  er  eine  Wanderung  nach  Norditalien.  Der 
Ruf  seiner  Arbeiten  eröffnete  ihm  bald  schöne  Zukunftsaussichten, 


1  Daselbst,  S.  434. 

*  Daselbst,  S.  445. 

'  Fast  über  jedes  merkenswerte  Moment  in  dem  Leben  Campanellss 
berichtet  auf  Grund  umfangreicher  Studien  Amabile  in  seinen  sieben 
Bänden  (Opere  4—10)  Napoli  1882—1889  zur  Geschichte  Campanellas. 
Einen  biographischen  Versach  mit  Berücksichtigung  der  neuen  Forschung, 
an  der  ich  selbst  auch  einen  Anteil  genommen,  habe  ich  in  rassischer 
Sprache  in  der  Revue  des  Ministeriums  der  Volksaufklftrung,  Jahrg.  1906, 
1907  geboten. 


Thomas  GampanelU  und  Ferdinand  IL  5 

die  sich  jedoch  nicht  verwirklichten.  Seine  ferneren  Arbeiten 
hielten  anch  die  Aufmerksamkeit  seiner  Obrigkeit  wach  und, 
ohne  daß  er  es  merkte,  verschwanden  sie  ihm  und  tauchten 
im  Sanctum  Officium  auf^  wo  sie  überprüft  wurden.  Werfen  wir 
einen  Blick  auf  die  Arbeiten,^  die  der  Mönch  abfaßte,  während 
Ferdinand  in  Ingolstadt  studierte  und  mit  Jesuiten  speiste.  Es 
waren  nach  seinem  eigenen  Bekenntnis:  Anfinge  einer  neuen 
Metaphysik  mit  drei  Grundprinzipien:  Notwendigkeit,  Schick- 
sal und  Harmonie.  Femer  hatte  er  die  pythagoräische  Philo- 
sophie in  lukretianischer  Form  beschrieben;  erstes  Buch  der 
Physiologie  in  Disputationen  gegen  alle  Sekten,  femer  lateini- 
sche Dichtungen.'  Amabile  vermutet,  daß  die  verdächtigen 
unter  diesen  Arbeiten  von  Campanellas  Ordensgenossen  auf 
den  Befehl  des  Generals  entwendet  wurden.  In  Padua,  dem 
berühmten  Sitz  der  A verreisten,  hatte  er  sich  im  Kloster 
St.  Augustin  aufgehalten  und  seine  Studien  und  Arbeiten  fort- 
gesetzt. Was  ihm  entwendet  worden,  arbeitete  er  unverdrossen 
von  neuem  aus.  Das  ohnehin  große  Arbeitsgebiet  genügte  ihm 
auf  die  Dauer  nicht:  er  begann  die  Philosophie  des  Empedokles 
zu  erneuem,  eine  neue  Physiologie  zu  schreiben,  dabei  eine 
Spezialarbeit  über  die  Nerven,  Venen  und  Arterien,  eine  Streit- 
schrift gegen  Chiocus  für  Teiesius.  Femer  diktierte  er  einigen 
adeligen  venezianischen  Hörern  eine  neue  Rhetorik.'  Störend 
griffen  hier  in  sein  Schicksal  neue  Prozesse  ein,  ein  zweiter 
ohne  Bedeutung  (Beleidigung  des  Generals),  umso  nachhaltigere 
Folgen  hatte  der  dritte,  in  den  er  geriet,  weil  er  einen,  der 
Christi  Erlöseramt  leugnete,  anzuzeigen  versäumt  hatte.  Man 
hat  ihm  außerdem  zur  Last  gelegt,  er  sei  der  Verfasser  der 
Schrift  ,de  tribus  impostoribus'  und  sei  ein  Anhänger  des 
Demokrit.^  Gegen  diese  letzteren  Angriffe  war  es  ihm  leicht, 
sich  zu  verteidigen:   aber  die  Affaire  mit  dem  judaisierenden 


^  DieM  Arbeiten  sind  sam  größten  Teil  leider  nicht  anfgefdnden,  was  wir 
fiber  sie  wissen,  stammt  aus  Campanellas  autobiographischer  Skizze : 
Sjntagma  de  iibris  propriis,  in  der  Folgezeit  mehrere  Male  herausgegeben, 
ich  zitiere  nach  der  Ausgabe  in  Hugo  Grotii  et  aliorum  Dissertationes 
de  studiis  instituendis,  Amstd.  1645. 

*  Syntagma,  8.  312. 

'  Daselbst 

«  Amabile  IV,  8.  6S. 


6  V.  Abhandlung:  KvaSala. 

Lengner  Christi  (mit  dem  er  selbst  eine  Dispntation  gehabt 
hatte)  sollte  nach  Kom  geleitet  werden.  Wahrscheinlich  um 
bei  seinen  Richtern  Stimmung  zu  machen^  faßte  er  nun  zwei 
politische  Schriften  ab^  worin  er  nachweist^  daß  die  Natur- 
philosophen keine  bessere  Republik  erdenken  könnten,  als  die 
kirchliche,  und  zwar  die  vorhandene  es  ist.  Er  zieht  daraus 
die  kühnsten  und  für  die  Kurie  die  erwünschtesten  Eonse- 
quenzen in  der  Praxis.^  Besonders  energisch  verfocht  er  die 
Idee  in  der  dem  Papst  gewidmeten  Schrift:  ,de  regimine  eccle- 
siae^  Darin  fUhrte  Campanella  aus,  wie  der  Papst  unbekümmert 
um  die  Widersprüche  der  weltlichen  Machthaber  durch  bloß 
kirchliche  Mittel  die  eine  Herde  unter  einem  Hirten  zustande 
bringen  könne.  Leider  sind  uns  diese  Schriften  nicht  erhalten; 
ihr  Inhalt  kehrt  uns  aber  in  der  Folge  in  zahlreichen  Arbeiten 
wieder.^  Sie  haben  es  verursacht^  daß  man  Campanellas  eigent- 
liche, innere  Stellungnahme  zur  Kirche  unrichtig  beurteilte.  An 
den  maßgebenden  Stellen  in  Rom  mußte  man  wohl  von  den 
Wegen,  auf  denen  Campanella  wandelte,  wenig  erbaut  sein, 
aber  wenn  er  bei  einem  solchen  Ziel  ankam  wie  in  den  beiden 
genannten  Schriften,  so  konnte  man  ja  die  W^ege  gerne  über- 
sehen. Besonders  wenn  er,  der  schon  wegen  seiner  Gelehrsam- 
keit angestaunte  Jüngling,  versprach,  des  Papsttums  Ansprüche 
durch  Naturphilosophie,  deren  namhafter  Vertreter  er  bereits 
war,  zu  beweisen  und  zu  unterstützen. 

Die  Anklagepunkte  gegen  ihn  hatten  sich  wohl  bedenk- 
lich gehäuft,  aber  offenbar  hatten  die  kurialistisch  gerichteten 
Schriften  ihre  Wirkung  auch  nicht  verfehlt.  Die  Gunst  hoher 
Gönner  rettete  ihn  von  neuem;  freigesprochen,  zog  er  in  das 
genannte  Kloster  (St.  Sabina),  arbeitete  an  wissenschaftlichen 
Werken  weiter.  Begreiflich  erhalten  sie  jetzt  eine  dünne  christ- 
liche Färbung.  Lag  darin  eine  Konzession  an  seine  eigene 
faktische    Lage,    so    hätte   an    seinen    drei   ferneren   Arbeiten 


^  ,Qaod  81  Principes  Uici  in  omnibus  vellent  obtemperare  Ecclesiaaticis, 
nil  melius  desiderari  posset  pro  salute  communi  contra  Infideles,  et  con- 
cordla  inter  Fideles  ...  et  tunc  sab  nno  Patre  Principibus  Christianis 
convenientibus  statim  Haeretici  et  Machometani  victi  cederent  et  totos 
Mundus  subito  Christianis  subderetur.*  Siehe  diese  Inhaltsangabe  der  uns 
nicht  erhaltenen  Schrift  in  Campanellas  Atheismus  triumphatus,  S.  120. 

^  Inhaltsangabe  der  letzteren  nach  Sjntagma,  8.  373. 


Thomas  Campanella  und  Ferdinand  II.  7 

Ferdinand  selbst  Freude  haben  können:  in  einem  gegen  die 
Lutheraner  gerichteten  Dialog  weist  er  nach^  wie  feindlich  der 
Freiheit  die  evangelische  Anffassong  sei,  in  seinen  ^Discorsi' 
an  die  italienischen  Fürsten  fordert  er  diese  auf,  um  den 
Türken  die  Stime  bieten  zu  können,  sich  aufrichtig  um  Spanien 
zu  scharen,  die  Oberhoheit  gehöre  in  der  Christenheit  und 
dann  in  der  ganzen  Welt  dem  Papste.  Auf  die  Verwandtschaft 
dieser  Idee  mit  den  Gedanken,  die  aus  Anlaß  des  Friedens- 
schlusses zwischen  Spanien  und  Frankreich  entstanden,^  ist 
unnötig,  besonders  zu  verweisen.  Ein  dritter  Diskurs,  wie  man 
die  Belgier  unter  Spanien  zu  bringen  habe,  könnte  in  vielem 
Ferdinands  eigenes  Programm  f&r  Steiermark  enthalten. 

Trotzdem  spricht  nichts  dafür,  daß  Ferdinand  schon  bei 
seinem  Aufenthalt  in  Rom  etwas  über  den  bereits  vielfach 
bewunderten  Dominikaner  gehört  hätte.  In  Bälde  aber,  nach 
dem  römischen  Aufenthalt,  sollte  des  Mönches  Kuf  nach  allen 
Seiten  hindringen.  An  der  Wende  des  Jahrhunderts  wähnte 
Campanella  das  Ende  der  Welt  herannahen  und  fUhlte  sich 
berufen,  an  die  Spitze  der  Menschheit  zu  treten  und  eine 
Wandlung  in  ihrer  Mitte  herbeizuführen.  Spanien,  das  über 
Neapel  herrschte,  sollte  ebenso  beseitigt  werden  wie  die  Ge- 
walt des  Papstes,  und  das  mit  Hilfe  der  Türken.  Gerade 
das  Gegenteil  von  dem,  was  seine  Schriften  sagten.'  Offenbar 
durch  ein  Wunder  hätte  sich  dann  diese  Reform  über  die 
ganze  Welt  ausbreiten  und  unser  Philosoph,  der  Weiseste 
unter  den  Menschen,  ein  neuer  Gesetzgeber  und  Monarch 
werden  sollen.'  Das  Reich  Gottes  oder,  wie  es  zweckmäßiger 
genannt  wurde,  das  goldene  Zeitalter,  sollte  sich  auf  Freiheit, 
Wahrheit  und  Offenheit  gründen  und  sollte  die  Menschen  in 
die  Natur  und  unter  ihre  Leitung  bringend  Das  erste  wäre 
dabei  allerdings  die  Freiheit  Neapels  und  Italiens  gewesen. 

^  Ygl.  S.  3  dieser  Arbeit 

*  Als  Ergänsung  za  den  Arbeiten  des  italienisch-national  gesinnten  Amabile 

ist  m  diesen  Details  die  Schrift  des  rOmisch-kirchlich  gerichteten  Rinieri 

zu  yergleichen:  demente  YIII  et  Sinan  Rassa  Cicala,  Roma  1901. 
'  Diesen  Wahn    konnte   er  anch  nach   einem  Dezennium  der  Haft  nicht 

aufgeben.     Wir  werden  dies  bald  sehen. 
^  In  nenerer  Zeit  ist  festgestellt  worden,  daß  die  Sonnenstadt  die  Grund- 

sflge  seiner  Reformation  enthält.  Vgl.  besonders  Amabile,  Exkurs  I  zum 

Bande  VI  seiner  Opere  (S.  609 ff.). 


8  V.  Abhandlung :  Kyaöala. 

Das  Unternebmen  scheiterte.  Bei  seiner  VerhaftuDg  rief 
Campanella  ans:  ^Es  mögen  ans  dem  Vorfall  (dem  Aufstand 
nämlich)  die  Fürsten  lernen^  mit  ihren  Völkern  besser  am- 
zngehen^^  Also  nicht  die  abstrakten  Hoffhangen  und  Berech- 
nungen waren  das  innerlich  Belebende  seiner  Erhebung:  son- 
dorn  der  leidenschaftliche  Wunsch,  bestehende  Ubelstände  auf 
Grund  eines  Umsturzes  des  Vorhandenen  zu  beseitigen  und  so 
bessere  Zustände  anzubahnen.  Alle  auch  in  neuerer  Zeit  noch 
nicht  ganz  verstummenden  Zweifel  in  dieser  Frage  sind  un- 
berechtigt —  darüber  möge  auch  der  Anhang  dieser  Ab- 
handlung zeugen.'  Der  Gegensatz  zu  Ferdinand  war  von  An- 
fang an  so  scharf,  so  allseitig  wie  nur  möglich;  er  erweiterte 
sich  dm^sh  den  Versuch  einer  Erhebung  zu  einer  unüberseh- 
baren Kluft.    Wie  konnte  sie  überbrückt  werden? 

IL 

Während  in  den  folgenden  Jahren  Ferdinand  das  Werk 
der  Rekatholisierung  seines  Landes  eifrig  betrieb,  schmachtete 
Campanella  in  grausamer  Untersuchungshaft.  Zwar  hatte  er 
schon,  durch  die  Vorgänge  belehrt,  für  den  Fall  des  Scheiterns 
seines  Unternehmens  eine  loyale  Schrift  abgefaßt,  auf  die  er 
sich  bei  der  Untersuchung  berief:  es  ist  das  vielgenannte 
Werk  über  die  spanische  Monarchie.'  Spanien  wird  darin 
die  Aufgabe  zugewiesen,  die  Welt  äußerlich  unter  seinem 
Szepter  zu  einigen^  die  innere  Grundlage  dieser  Macht  ist  die 
vom  Papst  getragene  Gottesherrschaft,  ihr  untersteht  auch  der 
zur  Weltherrschaft  bestimmte  König  von  Spanien.  Die  aus  diesen 
Grundgedanken  sich  ergebenden  Forderungen  im  Äußeren  und 
Inneren  der  Monarchie  bilden  den  Inhalt  des  Werkes,  dessen 
Verfasser  sich  als  ihren  ergebenen  Anhänger  gibt.  Aber  viel 
Glauben  schenkte  man  der  Schrift  und  auch  seiner  Verteidigung 
nicht  mehr  und  es  war  fast  nur  Zufall,   daß  er,  während  seine 

^  Vgl.  den  bisher  ungedrackten  und  nicht  beachteten  Bericht  über  seine 
Verhaftung  in  der  Vaticana,  Kod.  Urb.  818,  fol.  400  ff.  Hier  als  B  e  11  a g  e  Nr.  1 . 

•  Vgl.  Beilage  Nr.  2. 

'  Diese  Schrift  wird  von  allen,  die  über  Campanella  etwas  ausführlicher 
schrieben,  berücksichtigt  So  findet  der  Leser  ihren  Inhalt  hei  Carriöre, 
a.  a.  O.,  S.  232—235,  bei  Gothein,  Zeitschrift  fQr  Kulturgeschichte  1894, 
S.82ff.,  bei  Sigwart,  Kleine  Schriften,  2.  Aufl.  1889,  169 ff. 


Thomas  Campanella  and  Ferdinand  U.  9 

Genossen  hingerichtet  wurden,  am  Leben  blieb.^  Sein  Fall 
machte  ihn  am  so  bertthmter,  als  ja  infolge  seiner  wissenschaft- 
lichen Tätigkeit  sein  Name  bereits  vor  seiner  Aktion  bekannt 
geworden  war.  Daß  er  nunmehr  auch  zur  Kenntnis  des  Erz- 
herzogs von  Steiermark  gelangte  und  dessen  warmen  Anteil 
weckte,  das  bewirkte  ein  junger,  ebenfalls  bereits  namhafter 
Gelehrter,  der  Konvertit  Kaspar  Schoppe  (Scioppius).* 

Kaum  daß  Ferdinand  Italien  verlassen,  war  Schoppe  im 
Gefolge  des  kaiserlichen  Gesandten  an  den  Papst  in  eben  jenem 
Ferrara  erschienen,  wo  Ferdinand  seine  Ergebenheit  an  den 
päpstlichen  Stuhl  vor  kaum  zwei  Monaten  ausgesprochen.'  Als 
er  dann  nach  Rom  kam,  wurde  er  vom  Papst  mit  Auszeichnung 
empfangen  und  im  Bewußtsein  der  Seligkeit,  die  er  in  der 
römischen  Kirche  selbst  gewonnen,  gehörte  er  in  die  Zahl  jener 
päpstlichen  Vertrauensmänner,  die  die  aus  Deutschland  in  Rom 
erscheinenden  evangelischen  vornehmen  Gäste  empfingen  und 
zum  Übertritt  zu  bewegen  bemüht  waren.^  In  dieser  Stellung 
wurde  er  —  wie  es  scheint  —  durch  deutsche  Pilger  auf  Cam- 
panella  aufmerksam  gemacht  und  wird  wohl  in  der  Schrift 
von  der  spanischen  Monarchie  seine  eigenen  Ideen  und  Wünsche 
wiedererkannt  haben.^  Als  dann  nach  dem  Tode  Klemens  VUI. 
der  Borghese,  Paul  V.,  den  bekannten  Streit  mit  Venedig  hatte, 
brannte  Scioppius  vor  Begierde,  in  den  Streit  einzutreten. 
An  der  Kurie,  wo  man  davon  gewußt,  verwies  man  ihn  an 
Campanella,  der  unterdessen  in  reuemütigen  Worten  seinen 
Versuch  verurteilt  hatte  und  sich  nunmehr  als  gut  katholisch 
einzuführen  bemüht  war.^    Obwohl  im  Grunde  mit  Sarpi,  der 


^  Vgl.  hierüber  die  kurse  Zusammenfauang  der  Amabileschen  ForschuDgen 
bei  Sigwart,  a.  a.  O.,  8.  305—307.   Dasu  Binieri,  a.  a,  O.,  S.  69  ff. 

*  Vgl.  über  ihn  besonden  Kowallek  in  Forschangen  zur  deutschen  Geschichte, 
GOttingen  1871,  S.  401  ff.,  die  übrige  Literatur  im  Artikel  der  Allgemeinen 
Den  lachen  Biographie.  Für  die  Kirchengeschichte  ist  noch  interessant 
sein  Kampf  mit  den  Jesuiten.  Vgl.  Düllinger-Beusch,  Moralstreitigkeit  etc., 
NOrdlingen  1889,  S.  565—594. 

*  Vgl.  Kowallek,  a.  a.  O.,  8.  410. 
«  Daselbst»  8.  415. 

*  Über  die  Anfänge  der  Bekanntschaft  ygl.  Amabile,  Opere  V,  8.  32  ff. 

*  Seine  Briefe  aus  dieser  Zeit  sprechen  ausdrücklich  von  einer  tiefen  Reue 
Aber  das  Veigangene.  Vgl.  die  Publikation  Centofantis  im  ArchiTio  storico 
italijuio,  1866. 


10  y.  Abhandlang:  KvadaU. 

in  Venedig  die  Flihrerrolle  an  sich  gerissen,  einverstanden/ 
eifert  er  jetzt  in  mehreren  Schriften  gegen  Venedig  und  ftir 
des  Papstes  Interessen.  So  snchte  denn  Scioppius  den  Gefangenen 
im  April  1607  auf  und,  obwohl  er  zu  ihm  nicht  zugelassen  worden, 
nahm  er  beim  Verlassen  Neapels  mehrere  der  Cam  panellaschen 
Schriften  mit,  in  erster  Reihe  solche,  die  sich  auf  Venedig 
bezogen.  Sie  haben  ihm,  als  er  durch  Venedig  zog,  Unheil 
verursacht,  denn  er  wurde,  wie  er  sagt,  wegen  der  Liebe  zu 
,unserem  Campanella^  verhaftet.*  Die  Schrift  Monarchia  di  Spagna 
wurde  ihm  weggenommen,  trotzdem  er  sagte,  er  bringe  sie  dem 
Kaiser  und  dem  Erzherzog  Ferdinand.  Als  er  seine  Ratsstellung 
bei  letzterem  wiederholt  betonte,  wurde  ihm  das  eben  genannte 
Buch  doch  zurückgegeben,  obwohl  sein  Vorsatz,  Campanellas 
Arbeiten  drucken  zu  lassen,  den  Venezianern  mißfiel.'  Eine 
Anzahl  von  solchen  Schriften  hat  Scioppius  dennoch  bei  dem 
Buchhändler  Ciotto  gelassen,  damit  sie  gedruckt  werden;  einige 
andere  sollte  ihm  Campanella  nachsenden  und  dies  geschah 
bald  darnach.  Es  ist  von  großem  Interesse  und  flir  unser 
Thema  von  größter  Bedeutung,  daß  Campanella  jetzt  sein  ganzes 
geistiges  Können  und  sein  wissenschaftliches  Material  dem  Ge- 
danken widmete,  von  dem  er  einzig  Rettung  erhoffte:  dem 
Gedanken  der  Mission,  vorzüglich  unter  den  Ketzern.  Auch 
das  bisher  Erarbeitete  wird  nun  diesem  Ziele  untergeordnet. 
So  schreibt  er  an  Scioppius  (Juni  1607),  nicht  lange  nach  dessen 
Abreise  in  Neapel:  es  heißt  jetzt  fbr  Gottes  Offenbarung  gegen 

^  V^l.  darüber  die  zutreffenden  Worte  Sarpis  in  seinem  Briefe  (Hofbibliothek 
zu  Wien,  Ms.  6189 f.):  ,Si  quam  libertatem  in  Italia  ant  retinemas  aut 
nsnrpamns,  totam  Franciae  debemuR.  Vos  et  dominationi  resistere  docnistis, 
et  illias  arcana  patefecistis*.  Dies  drückt  völlig  Campanellas  Anschauungen 
aus  in  den  Zeiten,  wo  er  sich  von  Rom  geflüchtet  hatte.  Vgl.  seine 
Widmung  der  Disputationes  an  Kanzler  Signier,  Paris  1638. 

*  Einiges  Neue  hat  D.  Berti  aus  der  Korrespondenz  Fabris  entdeckt;  neu 
abgedruckt  in  seinem  Artikel :  Nuovi  documenti  su  T.  C.  (Scritti  varii, 
Vol.  2,  Torino-Roma,  8.  271  ff.).  Die  Dokumente  ebenfalls  abgedruckt  und 
mit  einem  ausführlichen  Kommentar  in  der  Darstellung  des  entsprechenden 
Lebensabschnittes  versehen,  beiAmabile,  OperelX. —  Meine  Bemühungen, 
die  allzugroßen  Lücken  in  diesem  Material  im  k.  u.  k.  Haus-,  Hof- 
und  Staatsarchive  zu  Wien  irgendwie  auszufüllen,  erwiesen  sich  als 
fruchtlos. 

3  Scioppius  an  Fabri,  nach  Berti  abgedruckt  auch  bei  Amabile  IX,  S.  27,  28. 


Thomas  CampanelU  und  Ferdinand  11.  11 

die  Macchiavellisten  kämpfen,  diesem  Ziele  habe  er  seine  Kräfte 
bereits  geraume  Zeit  geweiht  und  als  Fracht  dieser  seiner 
Arbeit  tibersende  er  ihm  die  Schrift,  die  später  den  Titel  Atheis- 
mus triumphatus  erhielt,  ferner  einen  Teil  seiner  Metaphysik, 
die  er  einem  Freunde  anvertraut,  deshalb  im  Ganzen  nicht 
überreichen  könne.  Über  diese  Schrift  äußert  er  sich  prinzipiell 
dahin:  sie  sei  bestimmt,  die  Ketzer  Deutschlands  zu  bekehren. 
Zu  diesem  Zwecke  genüge  es  nämlich  nichts  sich  auf  eine 
Autorität,  sei  es  auch  die  des  Papstes,  zu  berufen,  man  müsse 
vielmehr  an  die  Vernunft  appellieren,  nachweisen,  daß  der 
römische  Glaube  nützlich  sei;  dies  sei  nur  durch  die  natürliche 
Philosophie  mögHch.^  Damit  will  er  den  Wert  der  OflFenbarung 
nicht  herabsetzen:  der  einfältigste  Mensch  könne  aus  Gottes 
Gnade  auf  einmal  die  Religion  besser  erkennen,  als  der  scharf- 
sinnigste Philosoph.  Aber  um  die  Ketzer  von  ihrem  Standpunkt 
aus  zu  bekehren,  habe  er  sich  ihrer  geistigen  Lage  angepaßt 
und  habe  versucht,  durch  menschliche  und  göttliche  Philosophie 
die  Wahrheit  zu  offenbaren,  den  ausgelöschten  Glauben  neu 
anzuzünden  und  die  verlorenen  Geistesgaben  zu  wecken.  Also 
eine  neue  Anwendung  der  Naturphilosophie,  die  aber,  wenn 
erfolgreich^  bei  der  Kurie  nicht  minder  genehm  erscheinen 
mußte'  als  jene  im  Interesse  der  päpstlichen  Ansprüche,  über 
die  wir  oben  berichteten. 

Von  Interesse  ist  ferner,  in  welchem  Lichte  er  seine  Ver- 
gangenheit, die  doch  auch  vor  Scioppius  kein  Geheimnis  sein 
konnte,  erscheinen  lassen  möchte.  Sei  er  auch  kein  Prophet 
gewesen,  vielleicht  sehe  er  doch  etwas  Großes  und,  wenn  dies 
seine  Quäler  nicht  erkennen  wollen,  so  werde  sie  der  Herr  doch 
zur  Vernunft  bringen.  Indem  er  nun  einige  Übertreibungen 
der  gegen  ihn  erhobenen  Anklage  entkräften  will,   erklärt  gr 

'  Der  Brief  nen  nnd  verbessert  abgedrackt  bei  Amabile,  Opere  IX,  Docum. 
S.  66  ff. 

'  Es  möge  hier  gleich,  zugleich  znr  Erklämng  des  pftpstlichen  Verhaltens 
bemerkt  werden,  daß  die  so  anspmchsyoll  sich  meldende  Schrift  kirch- 
liche Approbation  nicht  erhalten  hat,  obwohl  der  Verfasser  auch  belobt 
wurde.  (Vgl.  Campanellas  Schrift:  De  gentilismo  non  retinendo  .  .  .  S.  45). 
Über  diese  Schrift  wie  über  Campanellas  großangelegten  Versuch  einer 
natnrgem&ßen  Theologie  berichte  ich  ausfuhrlich  in  einem  im  Drucke 
befindlichen  selbständigen  Werk :  ,Thoma8  Campanella,  ein  Reformer  der 
ausgehenden  Benais8ance^ 


12  y.  Abhandlann;:  Kya^ala. 

sich  von  dem  Gericht  im  wesentlichen  nicht  für  überwunden, 
gesteht  aber  den  chiliastischen  Wahn  ein  and  wünscht  nar, 
daß  man  der  heiligen  Katharina  und  Brigitta  glauben  sollte^ 
was  man  ihm  nicht  glaube:  sei  er  doch  weder  zu  den  Türken, 
noch  zu  den  Ketzern  entlaufen.  Sei  er  auch  kein  Christ,  so 
liebe  er  doch  als  Philosoph  ,in  natürlicher  Weise'  Gott  und 
sein  Vaterland  Italien  und  den  Glanz  dessen,  der  auf  dem 
apostolischen  Stuhl  sitzt,  für  welchen  er  Wunderbares  ge- 
schrieben, getan  und  gesagt.  Die  Machthaber  glauben  den 
Gegnern  und  mißhandeln  ihn,  aber  so  habe  man  es  auch 
früher  stets  mit  Reformern  getan  .  .  .  Und  hier  kommt  er  zu 
dem  Gedanken,  der  geeignet  sei,  seine  Rettung  mit  seiner 
Rechtfertigung  zu  bringen.  Jedenfalls  müsse  man  ihn  anhören, 
wenn  er  so  unerhörte  Anerbieten  mache,  denn  was  nütze  dem 
König  sein  Tod;  dagegen  könne  er,  wenn  er  sein  Versprechen 
halte,  weiten  Kreisen  viel  Heil  stiften.  Flehend  wendet  er  sich 
an  Scioppius:  er  möge  sein  Samaritaner^  werden;  er  überreicht 
ihm  sein  oben  an  erster  Stelle  erwähntes  Buch,  auf  daß  er  es 
ins  Deutsche  übersetze,  ebenso  auch  den  Dialog  gegen  die 
Lutheraner  und  andere  Ketzer,  sowie  auch  andere  Werke,  sie 
mögen  für  ihn  sprechen.  Sonst  macht  er  noch  einige  Vorschläge, 
wie  er  beim  Kaiser  eingeführt  werden  sollte.' 

Schon  im  Dezember  1607  konnte  jedoch  Scioppius  nach 
Rom  melden,  daß  der  kaiserliche  Sekretär  Hanniwald  alle 
Aussichten  für  eine  Intervention  des  Kaisers  in  Abrede  ge- 
stellt. Diesem  seien  Nachrichten  zugekommen,  die  ihm  an 
einer  Aktion  zugunsten  Campanellas  jede  Lust  nähmen.'  Dieser 
Mißerfolg  hielt  aber  Scioppius  nicht  ab,  fUr  den  Verhafteten 
zu  arbeiten,  und  es  ist  ihm  gelungen,  für  Campanella  die 
Männer  zu  interessieren,  die  für  seine  neu  genommene  Geistes- 
richtung Verständnis  und  Sympathie  haben  mußten:  die  Erz- 
herzoge Ferdinand  von  Steiermark  und  Maximilian  von  Bayern;^ 


^  Wortspiel:    Campanella    hatte    im    yorangegangenen    Germania   als   das 

Vaterland  der  Häresie  h&ufig  Samarien  genannt. 
'  Vgl.  Kowallek,  a.  a.  O.,  8.  423,  wo  des  Papstes  Empfehlangaschreiben  an 

den  Kaiser  kurz  mitgeteilt  wird. 
'  Scioppins  anFabri,  Regensburg,  1 9.  Dezember  1607,  bei  Amabile,  OpereIX, 

Doeum.,  S.  32. 
*  Daselbst,  8.  422,  3  und  Berü,  a.  a.  O.,  8.  276,  7. 


Thomas  Campanella  and  Ferdinand  II.  13 

ja,  wie  er  sagt,  auch  das  Haupt  der  Evangelischen  in  Deutsch- 
land, Christian  von  Anhalt.^ 

Seit  wann  des  Scioppius  Verbindung  mit  Ferdinand  be- 
gann, steht  nicht  fest;'  im  Jahre  1607  war  sie  bereits  soweit 
gediehen,    das  Ferdinand   den   Scioppius   als  seinen  Ratgeber 
sich  ausbat  und  daß  Scioppius  dem  Erzherzog  als  dem  eifrigsten 
katholischen  Fürsten  seine  große  polemische  Schrift:  Scaliger 
Hypobolimaeus  widmete.^  Nun  brachte  Scioppius^  September 
1607  Italien  verlassend,   eine  Fülle  von   antihäretischen,   vom 
Papste  gebilligten  Ratschlägen  nach  Deutschland  mit,  die  in  der 
Folgezeit  von  Ferdinand  und  Maximilian  nach  Möglichkeit  ver- 
wendet wurden.  Ich  glaube  nicht  zu  irren,  wenn  ich  annehme, 
daß  die  von  Scioppius  aus  Italien  gebrachten  Ratschläge  wenig- 
stens  zum  Teil    Campanellasche  Ideen   waren;    dafür  spricht 
schon  die  Art,  wie  er  sich  gegebenenfalls  von  Campanella  stets 
belehren  läßt,^  ebenso  auch  der  zudringliche  Eifer  Campanellas,  an 
der  Bekehrung  der  Ketzer  behilflich  zu  sein.  Doch  ist  es  müßig, 
sich  hierüber  in  Konjekturen  einzulassen,  zumal  der  Gang  der 
Ereignisse   selbständige  Maßnahmen  erforderte,    die  nicht  auf 
theoretische  Erwägungen  zurückgeführt  zu  werden  brauchen.^ 
Dagegen  haben  wir  in  diesen  Zeiten  von  einem  wachsenden 
Anteil  der  beiden  Erzherzoge  an  Campanellas  Schicksal  zu  be- 
richten.   Ihnen  gesellte  sich  der  Augsburger  Geldmann  Fugger 
bei^  der  Campanella  schon  im  Jahre  1604  aus  seiner  Haft  be- 
freien wollte.^ 


^  Amabile  IX,  8.  34. 

*  Kowallek  (S.  422)  neigt  zur  Annahme,  daß  Ferdinand  mit  Scioppins  schon 
seit  seiner  Eomreise  bekannt  war,  doch  ist  dies  nur  mSglich,  weil  er 
Ferdinands  Reise  in  das  Jahr  1599  versetzt.  Sonst  ist  Kowalleks  Arbeit 
Ton  solchen  Flüchtigkeiten  frei  und  yerläßlioh. 

'  Ober  diese  Widmnng  einige  bei  Kowallek,  S.  422. 

*  Vgl.  K.  B.  seine  Fragen  an  Campanella  in  den  Briefen  bei  Berti,  a.  a.  0.,S.  293. 
^  Kowallek  ist  geneigt,  bei  den  Ereignissen,  in  welche  Schoppe  sehr  eifrig 

eingriff  (Reichstag  1608  nnd  1609  mit  Vorgängen  nnd  Folgen),  seinen 
BiDfinß  abzuschätzen,  ja  ihn  mit  seinen  italienischen  Instruktionen  fast 
als  Lieiter  zu  betrachten  (S.  423  ff.).  Doch  müßte  dies  durch  Aktenstücke 
bestätigt  werden,  was  bisher  noch  nicht  geschehen! 

*  Berti,  a.  a.  O.,  S.  274.  —  Amabile  IX,  Docum.,  S.  32.  Scioppius  ist  geneigt, 
besonders  ron  Fuggers  Intervention  in  dem  Jahre  1607  viel  zu  hoffen  — 
da  er  Geld  habe  und  zu  opfern  bereit  sei. 


14  y.  Abhandlnng:  KTAöala. 

Außer  den  Schriften,  die  von  heiligem  Eifer  für  die  ka- 
tholische Sache  zeugten^  hatte  nämlich  Scioppins  noch  Briefe 
Campanellas  an  den  Kaiser  und  die  österreichischen  Erzherzoge 
überbracht.  ^    Schon  vor  der  Haft  Campanellas  hatte  man  über 
seine  Geistesgaben  überschwängliche  Ansichten:   in  seiner  Not 
hat  er  im  Interesse  seiner  Rettung  diese  Ansichten  durch  zahl- 
reiche Memoriale  an  Papst,  Kardinäle  und  verschiedene  Fürsten 
in  etwas  bedenklicher  Art  zu  steigern  gesucht,  indem  er  wunder- 
bare Dinge  versprach  und  auf  die  von  ihm  bereits  abgefaßten 
Schriften  verwies.    In  einem  bereits  aus  dem  April  1607  stam- 
menden Schreiben  an  den  Kaiser  nennt  er  sich  ein  Organ  der 
Vorsehung,  das  von  den  ,viri  ignorantiae'  mißverstanden  und 
deshalb  mißhandelt  wurde.  Seine  Denkschriften  werden  zurück- 
gewiesen,  nämlich   dem  König  von  Spanien  zulieb,   der  auch 
den  Papst  und  die  übrigen  —  ohne  seinen  Willen,   er  kennt 
ja   die  Campanellaschen  Werke   nicht  —  einschüchtere.     Die 
Schriften,   mit  denen  Campanella  die  Welt  zu  Christo  als  der 
ersten  Vernunft  bekehren  wolle,  habe  Scioppius   übernommen, 
,qui  Philosophi   et  Apostoli  munus   pro   Oermania  subivit  .  .  . 
meritoque  Austriacis   charus^  —  Nun  klagt  Campanella,   der 
als  eifriger  Forscher  in   den   Profetien'  die  nächste  Zukunft 
und  die  Ankunft  des  Messias  verkündet  hatte,   über  die  ihm 
widerfahrene  Unbill  und  erklärt,  er  appelliere  wie  Paulas  an 
den  Kaiser.     Er  bittet  um  Verhör  und  daß  man  ihn  gefesselt 
dem  Papst  oder  gar  dem  König  von  Spanien  vorftlhre  und  dort 
verhöre,    und   rühmt  in  üblicher  Weise  seine  Werke,  die  ihm 
volles  Recht  auf  des  Kaisers  Gnade  sichern.' 

Ein  anderes^  mit  dem  vorigen  wahrscheinlich  gleichzeitiges 
Schreiben  an  die  Erzherzoge  von  Osterreich  kulminiert 
auch  in  der  Bitte  um  ein  neues  Verhör.  Er  rühmt  die  Habs- 
burger Familie  als  die  Hüterin  des  Christentums  und  seiner 
Schätze:  deshalb  hat  Campanella  auch  diesem  Hause  seine  be- 
sondere Aufmerksamkeit  gewidmet:  dies  beweist  jene  Schrift  über 

*  Der  Brief  an  die  Österreichischen  Heneoge  ist  hier  als  Beilage  Nr.  3  neu 
abgedmckt. 

*  Dabei   viele  Angaben    über   seine    astrologischen  Ergebnisse    wohl   ans 
Bücksicht  auf  Rudolf  1 

'  ArchiTio  stör.  iUl.  1866, 8. 96—99,  ,Air  Imperatore'  ygl.  daau  Amabile  VIII, 
S.  41  ff. 


Thomas  C«mpane1U  und  Ferdinand  II.  15 

die  spaniBche  Monarchie,  die  an  die  italienischen  Fürsten  usw.  ge- 
richtete,  aber  auch  die  rein  wissenschaftlichen,  denn  —  hier  folgt 
der  eingangs  erwähnte  Satz  —  wie  Alexander  haben  auch  andere, 
die  die  Welt  beherrschen  wollten,  ,noYis  doctrinis  admirabilibus 
noirisqne  artibns  sibi  mnndum  conciliare  aggressi  8unt^^  Die 
Summe  seiner  Predigt  war,  daß  eine  Emeaemng  der  Welt 
nahe;  eine  neue  Astronomie  und  Astrologie  bereitete  der  Ver- 
fasser  vor,  die  über  die  bevorstehenden  Änderungen  neues 
Licht  ausbreiten  sollten:  dies  wurde  mißverstanden  und  er 
selbst  gefangen.  Seit  acht  Jahren  halte  ihn  nunmehr  der  König 
von  Spanien,  der  ihn  offenbar  nicht  begriffen,  in  Gefangen- 
schaft und  wolle  weder  ihn,  noch  seine  Bücher  sehen  und  hören. 
Der  Urheber  jener  Bewegung  gegen  Spanien  sei  entwichen  und 
der  Schreiber  selbst,  dem  man  —  vergeblich  —  auch  Häresien 
nachweisen  wollte,  der  aber  auch  jetzt  stets  nur  das  Wohl  der 
katholischen  Kirche  besorge,  wurde  von  den  Gegnern  der 
Weisheit  verfolgt  und  von  einem  Engel  Gottes  gerettet.  Nun 
mögen  ihn  die  Fürsten  befreien,  sie  mögen  den  König  von  Spanien 
veranlassen,  daß  er  ihn  persönlich  verhöre  oder  ihn  vom  Papste 
oder  Kaiser  verhören  lasse,  er  unterwerfe  sich  sogar  der  Feuer- 
probe. Die  an  den  Kaiser  und  den  König  geschriebenen  Briefe 
füge  er  bei.  Der  Antichrist  ängstige  den  Schreiber  —  mehr 
könne  er  nicht  sagen:  aber  C.  Scioppius  werde  ftir  ihn  ein- 
treten, man  möge  auf  ihn  hören.  Während  man  in  der  Um- 
gebung ihn  gar  nicht  beachtete,  habe  Gott  Hilfe  gesandt,  man 
möge  ihn  nun  im  Interesse  der  Armen  nicht  im  Stiche  lassen. 
Er  bereite  eine  Schrift  gegen  die  Türken  an  die  Pannonier 
(Ungarn)  vor,  bei  ihnen,  den  Habsburgern,  sei  seine  einzige 
Hoffnung,  er  schreibe  mit  Vertrauen,  denn  er  wisse,  wem  er 
schreibe.'  Eine  Wiederholung  seiner  Bitte  betreffs  einer  neuen, 
unparteischen,  deshalb  außerhalb  zu  voUziehenden  Überprüfung 
seiner  Angelegenheit  wurde  ihm  ermöglicht  durch  eine  Anfrage 
des  Scioppius  bei  ihm. 

Scioppius  bereitete  nämlich  seine  Polemik  gegen  den  eng- 
lischen König  vor  und  zu  dieser  gehörte  die  Aufklärung,  die 
ihm  Campanella  geben  sollte. 


^  Daselbst,  8.  100. 

*  Vgl.  den  Brief  im  Anhang  Nr.  3. 


16  y.  Abhandlnng;  Kraiala. 

Die  Frage  betraf  einen  in  der  Streitschrift  keineswegs 
wichtigen  Umstand:  ob  die  heilige  Schrift  unmittelbar  nach 
dem  Falle  des  Antichrist  das  Urteil  erwarten  lasse,  oder,  wie 
Campanella  in  den  Articnli  Prophetales  lehrte,  nach  einem 
Zwischenraum  von  45  Tagen.  Wir  besitzen  die  Antwort  Cam- 
panellas; durch  den  Brief  geht  eine  Ahnung,  daß  die  Freund- 
schaft einem  Bruch  entgegengehe.  Campanella  beruft  sich  auf 
mehrere  Stellen  in  den  Evangelien  und  dem  Buche  Daniel  und 
auf  die  zwischen  den  einzelnen  Aussagen  bestehenden  Di£Ferenzen, 
gibt  aber  nicht  alles,  was  er  hat.  Eine  Berufung  auf  Schrift- 
steilen  fehlt  überhaupt.  Deshalb  fügt  er  eine  der  vorigen  ähnliche 
Bitte  bei,  Scioppius  möge  ihn  nach  Rom  rufen  lassen,  auf  daß 
sie  alles,  was  etwa  noch  nötig,  besprechen.  Eingangs  des 
Briefes  drückte  er  den  Wunsch  aus,  mit  dem  Herzogt  sprechen 
zu  können:  viel  sagten  und  bekannten  die  Wörtlein:  ,Si  allocutus 
fuero  principem,  me  diabolum  fuisse  audiet  ,sed  posse  et  An- 
gelum  fieri^'  In  einer  Nachschrift  bittet  er  Scioppius,  er  möge 
ihm  das  Buch  des  englischen  Königs  zuschicken,  eventuell 
werde  er  selbst  darauf  antworten. 

Das  geschah  nicht.  Unterdessen  aber  hörte  Campanella 
nicht  auf,  den  Erzherog  auch  direkt  um  seine  Intervention  zu 
bitten.  Scioppius  riet  ihm,  er  möge  erflehen,  daß  ihn  der  König 
von  Spanien  in  Fesseln  zu  Ferdinand  entsende.  Man  muß  dem 
Scioppius  die  Gerechtigkeit  widerfahren  lassen,  daß  er  sich 
um  Campanella  in  den  ersten  drei  Jahren  ihrer  Bekanntschaft 
ernst  bemüht  hat.  Im  Januar  1608  übersendet  er  ein  Schreiben 
Ferdinands  an  den  Statthalter  von  Neapel,  er  möge  Campanella 
dem  rohen  Kapitän  entziehen  und  möge  ihn  ins  Castrum  novum 
überführen,  damit  er  seine  mathematischen  und  theologischen 
Arbeiten  abschließen  könne.  ^  Im  Juli  1608  läßt  Scioppius  im 
Namen  Ferdinands  Campanellas  Schriften  dem  Buchhändler 
Ciotto,  der  sie  nicht  publizierte,  abnehmen^  und  im  Oktober 
1608  erfolgt  Ferdinands  zweite  Intervention  zugunsten  Cam- 
panellas in  einem  Schreiben  an  den  Statthalter  von  Neapel. 
Ferdinand   sagt   darin,   Campanellas  Befreiung   sei    vielen    er- 

^  Wahrscheinlich  ist  Ferdinand  gemeint. 

'  Vgl.  den  Brief  bei  Amabile  IX,  Docam.,  8.  68. 

'  Amabile  IX,  Docam.,  S.  33. 

«  Daselbst,  S.  39. 


Thomas  OampanelU  und  Ferdinand  11.  17 

wünscht;  er  wisse  den  Gnind  der  Inhafthaltang  nicht,  wisse 
aber,  daß  der  Gefangene  ,darch  sein  seltenes  Wissen  der  katho- 
lischen Religion  einen  großen  Nutzen  bringen  könne'  and  bitte 
um  seine  Freilassung.^ 

Scioppius  Mühen  hatten  Erfolg  in  Venedig,  die  Campanella- 
schen Handschriften  wurden  endlich  dem  kaiserlichen  Gesandten 
überliefert.^  Aber  für  seine  Befreiung  ist  das  Interesse  bei 
Ferdinand  unterdessen  ein  geringeres  geworden.  Im  Dezember 
1608  berichtet  Scioppius  über  Anfeindungen,  gegen  welche  er 
Campanella  bei  dem  Erzherzog  schützen  müsse.'  Offenbar  be- 
trafen sie  hauptsächlich  des  Gefangenen  Vergangenheit,  aber 
nicht  nur  diese. 

Vor  allem  war  ihm  verhängnisvoll,  daß  er  sich  von  seinem 
Messiaswahn  nicht  befreien  konnte.  In  demselben  Jahre  ward 
ein  Genosse  Campanellas  aus  der  Haft  befreit  und  dieser 
erzählte  über  seine  auch  in  der  Haft  fortgesetzten  Geister- 
beschwörungen.^ Alle  die  Anklagen,  die  man  seit  einem 
Dezennium  gegen  ihn  erhoben  hatte,  erfuhren  eine  Bestätigung; 
so  auch  jene,  daß  er  sich,  auf  die  Zahl  seiner  Sterne  weisend, 
über  Christum  stellte.^  Da  meinten  denn  die  Freunde  selbst, 
es  sei  besser,  wenn  er  in  der  Haft  bliebe,^  zumal  der  Statt- 
halter antwortete,  die  EIrfbllung  der  Bitte  Ferdinands  sei  nicht 
in  seiner  Macht.  Aber  auf  eine  Auslieferung  meinte  man  doch 
nicht  verzichten  zu  sollen.*^  Nachdem  seine  beiden  voran* 
gegangenen  Vermittlungen  eine  Erleichterung  der  Haft  Cam- 
panellas erwirkten,  ließ  sich  Ferdinand  auf  einen  eine  etwas  be- 
scheidenere Bitte  enthaltenden  Brief  ein  (10.  Mai  1609).  Er  inter- 
essierte sich  besonders  für  Campanellaa  mathematische  Schriften, 
für  seine  Articuli  prophetales  und  seine  Metaphysik,  er  bat 
nm  diese  Schriften,  riet  dem  Statthalter,  er  möge  Campanellas 
Vorschläge  prüfen  auf  die  Vorteile  hin,  die  sie  Osterreich  und 
Spanien  bringen  könnten.^ 


^  Nduabgedraekt  im  Anhang,  Nr.  6. 

*  Amabile  IX,  Doenm.,  8.  44. 

*  Amabile  IX,  Doeom.,  8.  48. 
«  Berti,  a.  a.  O.,  8.  287. 

'  AmabUe  IX,  Docnm.,  8.  46.  *  Daselbtt. 

'  Daselbst,  8.  48.  Exzerpte  ans  diesen  Briefen  des  8cioppins  im  Anhang^. 
»  Berti,  a.  a.  O.,  8.  286,  Amabile  IX,  8.  48.     Im  Anhange  Nr.  10. 
Sitsugibw.  d.  pkiL-luit.  Kl.  158.  Bd.  6.  Abb.  2 


18  V.  Abhandinng:  Rya^ala. 

Eine  solche  Prüfung  hat  offenbar  stattgefunden.^  Campa- 
nella arbeitete  seine  Schrift  über  die  spanische  Monarchie  um 
und  am  Schlüsse  derselben  empfiehlt  er  sich,  wenn  auch  nicht 
ausdrücklich,  so  doch  deutlich  genug,  als  ein  Lykurg  und  Solon.* 

Aber  die  Untersuchung,  die  gar  nicht  die  erste  war,  hat 
offenbar  die  Erwartungen  nicht  bestätigt.  Das  Interesse  fUr 
ihn  schwand  am  Hofe  Ferdinands,^  sein  Kredit  sank  noch 
mehr  bei  dem  Papste,*  von  einer  Befreiung  oder  vom  Druck 
seiner  Arbeiten  sprach  man  nicht  mehr.  Scioppius  selbst  sagte, 
durch  sein  Eintreten  ftlr  den  Gefangenen  hätte  er  selbst  an 
Vertrauen  eingebüßt.* 

Dies  mag  durch  das  Oesagte  genügend  erklärlich  er- 
scheinen; aber  hinzuzunehmen  ist  noch  als  Ursache,  weshalb 
man  an  Campanella  nicht  mehr  dachte,  die  große  Spannung 
gerade  im  österreichischen  Herrscherhause  und  zwischen  den 
beiden  Konfessionen  in  Deutschland.  Bekanntlich  wurde  in 
demselben  Jahre  1609  die  Liga  gestiftet  und  später  stellte  sich 
Scioppius  als  Stifter  dieser  Organisation  hin  und  berief  sich 
auf  einen  Becher,  den  ihm  deshalb  mit  entsprechender  Widmung 
General  Tilly  zum  Geschenk  gemacht  hatte.^  Ist  dabei  vielleicht 
die  Campanellasche  Idee  von  einer  Organisation  der  katholischen 
Fürsten  von  Bedeutung  gewesen?^  Oder  handelte  es  sich  um 
die  persönlichen  Mühen,  um  die  Verwirklichung  des  bayrischen 
Gedankens?^     Es  fehlt  an  Mitteln,   die  faktische  Bedeutung 

^  Und  zwar  nicht  das  erste  Mal.  Bereits  seit  1605  hat  man  sich  mit  seinen 
Versprechungen  abgegeben. 

*  Vgl.  die  beiden  letzten  Seiten  der  Schrift. 
'  Amabile  IX,  Docnm.,  S.  46. 

*  Dies  zeigt  die  Botschaft  des  Papstes  an  Campanella  durch  Scioppius, 
Campanella  möge  sich  mit  yernünftigen  Sachen  abgeben.  Vgl.  die  Wid- 
mung der  Schrift  Reminiscentur,  MS.  Vatic.  7069. 

»  Amabile  IX,  Docum.,  S.  60.    Vgl.  auch  Anhang  Nr,  12. 

*  Vgl.  Kowallek,  S.  427.  Nisard:  Les  gladiateurs  dans  la  röpublique  des 
lettres  ü,  S.  114  ff. 

^  Sie  kehrt  fast  in  allen  philosophischen  Werken  Campanellas  wieder. 

*  Kowallek,  S.  427.  Riezler,  Geschichte  Bayerns  (Band  VI.,  S.  384),  glaubt 
dieser  Selbstüberhebung  des  Scioppius  keine  Aufmerksamkeit  schenken 
zu  sollen;  doch  ist  zu  bedenken,  daß  sich  Scioppius,  der  hitzige  und 
▼iel  angefeindete  Polemiker,  in  einem  gedruckten  Buch  auf  Zeugnisse 
beruft,  die  doch  beweisen,  daß  er  an  der  Sache  irgendwie  beteiligt  ge- 
wesen sein  muß.     Vgl.  seine  Paedia  etc.,  S.  27.    Die  Inschrift  preist  ihn 


Thomas  CampanelU  und  Ferdinand  IL  19 

der  ScioppioB'schen  Selbstüberhebung  festzustellen.  Jedenfalls 
war  die  Liga  durch  die  Ereignisse  selbst  gefordert;  besonders 
durch  die  1608  erfolgte  Union  der  Evangelischen;  von  der  sie 
anfangs  sogar  den  Namen  entliehen  hatte.  Doch  ist  möglich;  daß 
Scioppius  dabei  mitgewirkt  hat;  wie  in  anderen  seiner  Arbeiten  ^ 
konnte  er  auch  hier  Campanellas  Gedanken  verwerten.  Denn 
hatte  er  auch  wegen  Campanellas  etwas  an  Ansehen  verloren; 
so  blieb  ihm  dessen  noch  immer  genug.  Und  was  namentlich 
die  brennendste  Angelegenheit  der  folgenden  Jahre  gewesen  — 
die  Bekämpfung  der  deutschen  Ketzer  —  hieran  hatte  Campa- 
nella einen  namhaften  Anteil;  wenigstens  einen  dem  Scioppius 
gewiß  genehmen  Ruf.  Doch  war  es  nicht  Scioppius,  der  ihm 
zu  diesem  Ruf  verhalf:  es  waren  deutsche  Evangelische  selbst. 

m. 

Wie  bekannt;  erfuhr  der  Eetzerfeind  wirksame  Unter- 
stützung von  einem  Lutheraner  T.  Adami;  der  die  erhaltenen 
Arbeiten  Campanellas  druckte  und  dadurch  dessen  Ruf  noch 
mehr  verbreitete.'  Ein  damals  noch  evangelischer  Rechtslehrer; 
Chr.  Besold;  übersetzte  die  spanische  Monarchie  ins  Deutsche. 
Unbekannt  mag  sie  in  evangelischen  Kreisen  nicht  geblieben 
sein,  denn  Campanellas  Name  wird  in  der  evangelischen  Publi- 
zistik dieser  Zeit'  als  der  eines  erbitterten  Oegners  genannt.  Zum 
Dank  dafür  wollte  Campanella  seinen  deutschen  Freund  bekehren 
und  korrespondierte  mit  ihm  in  eingehendster  Weise  über  die 
Streitpunkte  zwischen  der  Reformation  und  Gegenreformation.^ 

All  das  bewirkte  die  Freiheit  freilich  ebensowenig,  wie 
die  große  Schrift,  die  er  selbst  als  vorzüglichste  unter  seinen 

ala  den  ersten  Urheber  der  katholischen,  deutschen  Liga.  Nisard  meint 
(a.  a.  O.)  über  diese  ,pretentionsS  über  die  die  Jesuiten  lachten,  ,cependant 
ellea  n'etaient  pas  tout  k  fait  imaginaires*. 

^  Campanella  berichtet  in  der  Vorrede  der  Pariser  Ausgabe  seines  Buches 
,de  sensu  rernm%  daß  ihn  Scioppius  ausgebeutet;  für  die  Publizistik 
weist   dies  Kowallek  am  Schluß  seiner  oft  zitierten  Abhandlung  nach. 

'  Ja  er  hat  auch  Briefe  Gampanellas  an  Ferdinand  und  Maximilian  ver- 
mittelt  (um  1613).  Ein  Erfolg  war  freilich  nach  dem,  was  bekannt  ge- 
worden war,  ausgeschlossen.  Vgl.  Anhang  N.  13. 

*  Vgl.  aach  Kowallek,  a.  a.  O.,  S.  403. 

*  Vgl.  hierüber  die  schon  erwähnte  MS.  der  Vatic.  7069,  die  bisher  un- 
bekannt geblieben  und  worüber  ich  zum  ersten  Male  berichte. 

2* 


20  y.  Abhandlung:  KTAöaU. 

anderen  hervorbebt,  die  den  Anstoß  zar  Gründung  der  con- 
gregatio  de  Propaganda  gegeben  baben  soll.^  Aber  in  einem 
der  geistig  friscbesten  deatscben  Lande,  in  Württemberg,  hielten 
hervorragende  Männer  viel  von  ihm  und  von  Adamis  Brief- 
wechsel mit  ihm  haben  wir  Spuren  bis  zum  Jahre  1623.* 

Diesem  Württemberger  Kreise,  dessen  hervorragendster 
Vertreter  J.  V.  Andreae  gewesen,  ist  etwa  seit  1616  ein  junger 
protestantischer  Österreicher  nähergetreten,  dessen  Name  seit 
jeher  mit  Campanellas  Haft  in  eigenartiger  Verbindung  erwähnt 
wird;  Chr.  Forstner,'  Sohn  eines  gräfl.  Harrachschen  Schloßhaupt- 
mannes, der  mit  dem  Kardinal  Klesl  befreundet  gewesen  ist. 
Klesl  war  nicht  weniger  eifrig  seiner  Kirche  zugetan,  als  der 
Erzherzog  Ferdinand,  hatte  aber  in  seinem  langen  politischen 
Wirken  deutlich  erkannt,  daß  wie  bei  der  Reformation,  so 
auch  bei  der  Gegenreformation  die  Religion  nur  einer  der 
treibenden  Faktoren  sei;^  deshalb  sein  Interesse  für  den  jungen 
Forstner,  was  diesen  jedoch  nicht  gehindert  hat,  seine  Studien  in 
Tübingen  zu  absolvieren.  Im  neunzehnten  Lebensjahre  wurde 
er  infolge  der  Publikation  seiner  Erstlingsschrift  der  Freund 
jenes  Professors  Besold,^  den  wir  als  Verehrer  Campanellas 
bereits  genannt  haben.  Es  ist  anzunehmen,  daß  Besold  oder 
Adami  in  ihrem  uns  unbekannten  Briefwechsel  mit  Campanella  ^ 
auch  des  hoffnungsvollen  Jünglings  Erwähnung  getan  haben,  nur 
dann  läßt  sich  die  oft  nacherzählte^  Szene  in  der  Festungs- 
haft zu  Neapel  erklären.  Eine  Anzahl  von  Fremden  besuchte 
Campanella  —  dies  war  nichts  Neues  —  und  baten  und  erhielten 
einen  Autograph.  Nachdem  nun  den  Übrigen  ihr  Wunsch  er- 
füllt worden  war,  wandte  sich  Campanella  an  den  letzten,  den 

^  Es  ist  das  in  der  Torangegangenen  AnmerknDg  aitierte  yVolomen  qaadri- 

partitnm'  etc.        '  DaselbBt. 
■  Vgl.  über  Forstner  das  JBlogiam  Forstneri*  ▼.  J.  H.  Boeder,  Opere  IV, 

p.  476 ff. 
^  Vgl.  über  Klesl  den  Ritterschen  Artikel  in  der  Allgemeinen  Deutschen 

Biographie,  Band  XVI. 
•  Boeder,  a.  a.  O.,  8.  478. 
"  Es   sollen  mehrere  hundert  Briefe  gewechselt  worden  sein  (ygl.  Adamis 

Praefatio  zur  Realis  philos.  epilogistica  des  Campanella);  sie  sind  yerloren 

gegangen,  bis  auf  die  Polemien  über  die  Keformation. 
^  So  von  Cyprian  in  seiner  Vita  Campanellae,  Echard  in  seinem  Artikel 

über  Campanella  (in  Scriptores  ordinis  Praedicatorum  etc.)  u.  a. 


Thomas  CampanelU  und  Ferdinand  II.  21 

er  nie  früher  gesehen,  mit  den  Worten:  Forstner,  Forstner  und 
prophezeite  ihm  eine  glänzende  Znkunft.  Ein  Briefwechsel 
zwischen  den  Beiden  wurde  damit  angebahnt.^ 

Wahrscheinlich  hat  Forstner  während  seiner  italienischen 
Reise,  in  welcher  er  viel  Aufsehen  erregt  hatte,'  aber  auch  mancher 
Auszeichnung  teilhaftig  geworden  war^  auch  den  alten,  seitdem  ge- 
stürzten Freund  seiner  Familie,  den  Kardinal  Klesl,  der  sich 
in  Rom  in  Haft  befand^  aufgesucht.'  Und  möglicherweise  hat 
er  ihn  ftlr  seinen  neuen  Freund  in  Neapel  interessiert.  Die 
Sache  Beider,  Elesls  sowie  Campanellas,  hat  dann  im  folgenden 
Jahre  eine  Wendung  zum  Guten  genommen.  Campanella  wurde, 
wohl  mit  auf  Intervention  des  Papstes  nach  Rom  überftihrt,^ 
und  Klesl  sollte  freigesprochen  in  Ehren  restituiert  werden.^ 

In  diesem  Jahre  wendete  sich  der  schon  in  Rom,  aber 
noch  immer  in  Haft  befindliche  Campanella  an  seinen  einstigen 
Gönner,  nunmehr  Kaiser  und  siegreich  Kriegführenden.  Auch 
nach  seiner  Befreiung  war  sein  Schicksal  in  Rom  kein  beneidens- 
wertes und  klagend  sind  die  Worte,  die  er  an  seinen  einstigen 
Gönner,  Ferdinand  von  Habsburg,  der  jetzt  gerade  auf  dem 
Höhepunkte  seiner  Erfolge  stand,  richtete.*  Mit  Dankbarkeit 
erinnert  er  sich  der  großen  Wohltaten,  die  ihm  der  Kaiser, 
als  er  noch  Erzherzog  von  Steieimark  gewesen,  erwiesen  und 
der  noch  größeren,  die  er  ihm  erweisen  wollte.^  Er  meldet, 
daß  seine  Arbeiten  nunmehr  dem  Druck  übergeben  werden  — 
einen  Index  hatte  er  dem  Kaiser  bereits  zugeschickt  —  und  daß 
er  die  Absicht  habe,  dessen  Liebe  darin  mit  Ehren  zu  krönen.  Er 
erinnert  an  die  ,spanische  Monarchie^  und  an  die  ,Discorsi  an 
die  italienischen  Fürsten',  die  nunmehr  der  Welt  verkündigen 
werden,   wie  sich   die  Interessen  der  Katholischen  vereinigen 

*  Vgl.  den  im  Anhang  Nr.  15  abgedrackten  Brief  Foratnen  an  Campanella. 

*  Vgl.  die  Artikel  yon  Stalin  in  der  Allgemeinen  Deutschen  Biographie, 
Band  YU,  8. 191. 

*  Bekanntlich  wurde  der  Kardinal  1622  nach  Rom  überführt,  wo  er  bis 
1627  blieb.  Vgl.  den  oben  zitierten  Artikel  Ritters. 

*  Über  des  Papstes  Anteil  dabei  ist  Meinnngsyerschiedenheit  zwischen 
Amabile,  der  einen  solchen  fast  vOllig  leugnet,  und  Rinieri,  der  des 
Papstes  Verdienst  hoch  anschl&gt. 

*  Sein  Vermögen  allerdings  erst  im  folgenden  Jahre,  ygl.  Ritter  a.  a.  O. 

*  Der  Brief  bisher  unbekannt  folgt  als  Beilage  N.  14. 
^  Eingang«  im  Briefe. 


22  y.  Abhandlung:  KT«£al«. 

lassen.  Es  folgt  der  gewöhnliche  heikle  Pankt  bei  den  Widmungs- 
absichten, die  Armut  des  Verfassers.  Trotzdem  bittet  er  um 
nichts  und  wird  um  des  Kaisers  und  seines  Hauses  Wohl;  mit 
dem  das  der  katholischen  Christenheit  so  eng  verbunden  ist, 
bis  zum  Lebensende  beten;  auch  haben  in  diese  Gesinnung 
seine  Leiden  keine  Änderung  gebracht,  denn  nicht  sein  eigenes, 
sondern  der  ganzen  Christenheit  Heil  liege  ihm  am  Herzen.^ 

Hatte  an  der  Abfassung  dieses  Briefes  die  unlängst  ge- 
schlossene Bekanntschaft  mit  Forstner  ihren  Teil?  Dieser  hatte 
noch  Zeit  gehabt  in  Venedig  seine ,  Adnotationes  ad  Taciti  Annales^ 
drucken  zu  lassen,'  worin  er  unter  anderem  auch  die  Hoffnung 
auf  Klesls  baldige  Restitution  aussprach.'  Im  Jahre  1627  trafen 
dann  beide,  Forstner  und  Klesl,  in  Wien  ein.  Klesl,  wohl  von 
neuem  angesehen,  bemühte  sich  den  berühmten  jungen  Mann 
in  österreichischen  Dienst  zu  ziehen,^  aber  Forstner  wußte 
wohl,  daß  dies  mit  der  Aufopferung  seiner  religiösen  Stellung 
identisch  wäre  und  schlug  den  Antrag  aus. 

Er  trat  in  württembergischen  Dienst  und  in  solchem  wurde 
er  bald  als  Gesandter  nach  Frankreich  geschickt.^  Hier  in 
Orleans  gab  ihm  nun  das  Wiedersehen  eines  Briefvermittlers 
zwischen  ihm  und  Campanella  Anlaß,  des  letzteren  zu  gedenken, 
ihm  zu  seiner  Befreiung  Glück  zu  wünschen  und  der  Pflichten 
zu  erinnern,  die  er  gegen  das  menschliche  Geschlecht  hätte.^  Der 
zweite  Teil  des  Briefes  berichtet  über  die  Kriegsereignisse  und 
läßt  erkennen,  das  Forstners  Sympathie  auf  der  Seite  der  Gegner 
des  Kaisers  gestanden.  Dies  ist  natürlich;  auffallend  ist  nur, 
daß  er  in  solcher  Weise  an  einen  gefangenen  Mönch  berichtet 


^  Am  Ende  des  Briefes;  im  Anhang. 

*  Vgl.  den  Brief  Forstners  an  Campanella,  im  Anhang  Nr.  15. 

3  Vgl.  Forstner,  NoUe  ad  Taciti  Annales,  Frankfurt,  1662,  S.  462. 

*  Vgl.  Allgemeine  Deutsche  Biographie,  Band  YII,  8.  191. 

^  Daselbst;    auch  in  dem  oft  zitierten  Elog^um  yon  Boeder. 

*  Vgl.  den  öfters  zitierten,  im  Anhang  abgedruckten  Brief,  der  abschriftlich 
in  der  Hofbiblothek  zu  Wien  vorhanden  ist.  Über  dessen  Provenienz  kann 
ich  nichts  sagen.  Aus  ihm  erhellt,  daß  die  erste  Begegnung  in  Neapel 
war  (Echard  schwankte  noch,  ob  er  sie  nach  Neapel  oder  nach  Rom 
versetzen  soll,  a.  a.  O.,  Tom  II.,  p.  505  ff.  Amabile  hat  mit  nngenügenden 
Beweismitteln  richtig  Neapel  als  den  Ort  erkannt  [Opere  VIII,  S.  239]). 
Ferner  erhellt  aus  dem  Briefe,  daß  Forstner  auf  seine  mehreren  Schreiben 
bis  dahin  von  Campanella  keine  Antwort  erhalten  hatte. 


Thomas  Campanella  and  Ferdinand  II.  23 

Übrigens  war  die  günstige  Lage  des  Kaisers  nicht  an- 
dauernd, sein  Glück  schwand  bald,  als  eine  Koalition  aller 
gegen  ihn  sich  aofzarichten  begann.  Das  hätte  aber  sein 
Wohlwollen  von  dem  einst  protegierten  Dominikaner  nicht  ab- 
lenken müssen.  Direkte  Nachrichten  über  die  Stellungnahme 
des  Kaisers  zu  jenem  Schreiben  Campanellas  haben  wir  aus 
dieser  Zeit  nicht.  Und  wir  erfahren  auch  nicht,  daß  Campanella 
seine  Bitte  an  den  Kaiser  wiederholt  hätte.  Wir  können  die 
Qründe  unschwer  erschließen,  weshalb  Ferdinand  den  nunmehr 
Befreiten  keine  Aufmerksamkeit  geschenkt  hat:  er  glaubte  ihm 
nicht,  und  er  hatte  Recht.  Schon  der  erste  Satz  des  Campanella- 
schen Schreibens  war  objektiv  genommen  —  unwahr.^  Bald  kamen 
neue  Nachrichten  über  Campanellas  Einfluß  bei  der  Kurie,  welcher 
der  habsburgisch-spanischen  Sache  nachteilig  wäre.  Ja  Spanien 
bedrohte  den  alten  Gegner  gar  in  Rom  und  mit  der  Zeit  blieb  ihm 
nichts  übrig,  als  nach  Frankreich  zu  flüchten.^  Damit  war  er  aber 
aus  des  Eotisers  Gesichtskreis  völlig  verschwunden  und  gelangte 
in  den  seines  jungen  Freundes  Forstner,  der  als  württem- 
bergischer Gesandter  mehrere  Male  am  französischen  Hofe 
erschien  und  daselbst  Campanella  in  Gesellschaft  des  Königs 
und  Richelieus  mehrere  Male  sah.  Forstner  selbst  berichtet,  man 
hätte  jenen  eingeladen  um  ihn  über  italienische  Angelegenheiten 
zu  befragen.^  Wir  wissen  aber,  daßCampaneUa  nicht  nur  über  jene 
Angelegenheiten  berichtete,  sondern  daß  er  jetzt  den  innerlich  wohl 
nie  aufgegebenen  politischen  Standpunkt  seiner  Jugendzeit,  den 
antispanischen,  mit  großem  Eifer  und  Beredsamkeit  vertrat. 

Angesichts  seiner  zahlreichen  früheren,  Spanien  verherr- 
lichenden^ Schriften  empfand  er  das  Bedürfnis  seine  Schwenkung 
in  eine  Beleuchtung  rücken  zu  lassen,  bei  der  die  jugendliche  Ver- 
irrung  als  völlig  überwunden  erschien.  Diese  Beleuchtung  enthält 
zunächst  eine  selbständige  Schrift:    De  monarchia  nationum.^ 


*  Doch  ist  diese  Frage  kontrovere.  Vgl.  Sigwart,  Kleine  Schriften  II,  S.  303. 

Für  unser  Thema  hat  dies  übrigens  wenig  Bedeutung. 
'  Diese  ebenlalls  öfters  zitierte  Stelle  gebe  ich  im  Anhang  Nr.  16  in  vollem 

Wortlaut  wieder.     Leider  erhellt  nicht  daraus,   ob  sie  auch  von  neuem 

in  irgendwelche  Besiehung  getreten. 
'  Abgedruckt  bei  Amabile,  Opere  IX,  Docum.,  S.  299  ff.    Der  lange  Titel 

beginnt:  ,Le  monarchie  delle  Nation!  finirsi  nella  Bomana'  etc.,  secondo 

la  Sacra  Scrittura  et  la  Natura*. 


24  V.  Abhandlung:  KvadaU. 

Sie  widerlegt  zunächst  den  Grandgedanken  des  Verfassers  Schrift 
über  die  spanische  Monarchie  und  weist  vielmehr  nach,  daß 
Spanien;  seinem  Beruf  untren  geworden,  dem  Untergange  ge- 
weiht sei.  Als  Stütze  Spaniens  wird  auch  das  Imperium  Austria- 
cum  dasselbe  Schicksal  erleben;  und  zwar  erfolgt  sein  Fall 
wegen  der  Förderung  der  Häresie  durch  allzuweitgehende 
Toleranz,  und  wegen  der  Tyrannei  gegen  die  Kirche.  Und  in 
einem  besonderen  Abschnitte  der  Schrift:  comparsa  regia  ^  erörtert 
er  die  bisher  ungelöst  gebliebene  Frage  des  Kaisertums.  Bekannt- 
lich war  es  Ferdinand  bis  dahin  nicht  gelungen  seinem  Sohne 
die  Nachfolge  zu  sichern.  Das  Mißtrauen  gegen  ihn  war  be- 
sonders bei  den  evangelischen  Fürsten,  aber  auch  bei  den 
katholischen  zu  lebhaft.'  Nun  empfiehlt  Campanella,  der  König 
von  Frankreich  möge  vor  den  Papst  treten,  daß  er  ihn  zum 
Kaiser  ernenne.  Ferdinand  habe  ja  in  Italien  bewiesen,  daß 
ihm  nicht  um  das  Wohl  der  Kirche  zu  tun  sei.  Auch  daftir 
will  der  Verfasser  sorgen,  daß  man  die  deutschen  Fürsten  Oster- 
reich abwendig  mache.  Seine  Ratschläge  sind  nach  der  berüch- 
tigten Art  Macchiavellis.' 

Nicht  minder  antispanisch  zeigt  ihn  ein  Brief  an  den  ihm 
wohlgesinnten  Kanzler  Frankreichs,  Seguier.^  Campanella  ent- 
hüllt hier,  wie  sich  Spanien  der  Mönche  zu  politischen  Zwecken 
bediene  und  er  gibt  konkrete  Angaben  über  in  Klöstern  be- 
triebene spanische  Propaganda.  Viel  interessanter  fQr  uns  hier 
ist  die  Nachschrift  in  der  er  seiner  Freude  über  IVankreichs 
Sieg  in  Belgien  über  Österreich  warmen  Ausdruck  gibt.  Die 
,Austriaci'  haben  das  Imperium  in  eine  ,ofBcina  haeresiarcharum 
et  in  peculium  hispanismi  ampliandi  super  cervices  ecclesiae  et 
principum  eins'  verwandelt. 

Es  war  die  Zeit,  wo  Frankreich  begonnen  hatte  sich  an 
dem  dreißigjährigen  Sj*iege  zu  beteiligen.  Aber  die  ,comparBa 
regia'  wurde  schon  im  folgenden  Jahre  durch  die  Ereignisse 
widerlegt;  was  Ferdinand  lange  erstrebt,  das  ist  ihm  schließlich 

^  Daselbst.  8.  828  ff. 

'  Vgl.  den  Artikel  Stleyes  über  Ferdinand  in  der  Allgemeinen  Deutschen 

Biographie,  Band  VI.     Trotzdem  er  den  Ständen  alles  bewilligte,  rer- 

weigerte  man  seinem  Sohne  doch  die  Wahl. 

*  Amabile,  Opere  IX,  Docnm.,  S.  841. 

*  Zuerst  abgedruckt  im  Anhang  Nr.  17. 


Thomas  Campanella  und  Ferdinand  IL  25 

doch  gelangen;  sein  Sohn  wurde  zum  Kaiser  gekrönt.^  Ob  er 
über  Campanellas  neueste  Arbeiten  und  Pläne  yernommen  oder 
nicht  —  er  war  mit  dem  eben  erwähnten  letzten  Erfolg  so 
zufrieden^  daß  er  sein  Lebensende  wünschte,  das  im  folgenden 
Jahre  eintrat.  E^  störte  seine  Freude  nicht,  daß  er,  wie  einst 
Elesl,  den  schroffen  Gedanken  der  Gegenreformation  in  der 
Praxis  aufgegeben:  er  wurde,  wenn  auch  innerlich  unverändert, 
mit  der  Zeit  zum  praktischen  Politiker  erzogen.'  Die  Einheit 
der  Katholischen,  für  die  er  wie  Campanella  so  eifrig  eingetreten 
war,  ward,  trotz  der  von  ihnen  wiederholt  warm  betonten 
politischen  Bedeutung  des  Katholizismus,  gerade  aus  politischen 
Gründen  zunichts.  Hatte  Ferdinand  in  der  gegenseitigen  Be- 
kämpfung der  E^tholischen  und  in  der  Antipathie  des  Papstes 
gegen  Osterreich  und  Spanien  doch  auch  ein  Scheitern  seiner 
jugendlichen  Ziele  und  Hoffnungen  sehen  müssen;  so  akzeptierte 
er  die  Lehre,  die  Welt,  auch  nur  die  christliche,  lasse  sich 
durch  menschliche  Gewalt  innerlich  nicht  mehr  uniformieren. 
Da  war  denn  Campanella  doch  beharrlicher!  Der  calabresisch- 
italienische  Patriotismus  war  der  aktuellste  Bestandteil  seiner 
eigentlichen  Religion,  der  Politik.  Aber  damit  war  die  Summe 
seines  Strebens  und  seiner  Hoffnungen  nicht  erschöpft.  Er,  der 
Ferdinand  U.  um  einige  Jahre  überlebte,  erwartete  dann  die 
von  ihm  wanderbar  ausgemalte  Einigung  aller  Völker  von  dem 
fast  wunderbar  geborenen  Ludwig  XIV.  Ihm,  dem  neugeborenen 
Dauphin,  hat  der  berühmte  Verfasser  der  spanischen  Monarchie, 
eine  Frankreich  die  Weltherrschaft  verheißende  Ekloge,'  sein 
letztes  Werk,  geweiht,  aber  auch  in  ihr  seine  civitas  heliaca  ver- 
kündet. War  er  Menschen  und  Monarchien  gegenüber  nicht 
treu,  so  blieb  er  es  bis  zum  Ende  gegenüber  der  Idee,  ftlr  die 
er  alles  gewagt  und  so  viel  gearbeitet  und  geduldet  hat. 

^  Und  zwar  g^egen  die  beiden  katholischen  Mächte,  den  Papst  und  Frank- 
reich, durch  Unterstützung  protestantischer  Fürsten. 

*  Stieve  sagt  (a.  a.  O.,  S.  664) :  ,machte  sich  in  seiner  Regierung  sehr  stark 
die  Rücksicht   auf  die   weltlichen  Interessen  seiner  Macht  und  seines 

Hauses   geltend' ,Ein  Zug   recht    irdischer  Begehrlichkeit   geht 

überhaupt  durch  sein  Wesen*  und  er  war  ,auf  seinen  Vorteil  so  eifrig 
wie  nur  irgend  einer  seiner  Zeitgenossen  bedacht*. 
'  Die  seiner  Zeit  auch   von  Racine  verzeichnete  Ekloge  (in  lateinischen 
Hexametern)  hat  in  neuerer  Zeit  Amabile  wieder  zum  Abdrucke  gebracht. 
Opere  IX,  S.  347  ff. 


26  y.  Abhandlang:  KraSala. 


Beilagen. 


Die  hiemit  zam  Abdruck  gelangenden  Beilagen  folgen,  wie 
auch  die  Abhandinng  selbst,  der  Chronologie,  nur  daß  die 
beiden  Exzerpte  aas  Büchern  (Nr.  2  und  16),  die  unser  Thema 
nur  indirekt  angehen,  nicht  nach  der  Zeit  ihrer  Abfassung, 
sondern  nach  der  Zeit,  auf  die  sie  Bezug  nehmen,  in  die  Zahl 
der  übrigen  eingereiht  worden  sind.  Die  Stücke  gruppieren 
sich  naturgemäß  in  drei  Teile,  entsprechend  der  Disposition  der 
Abhandlung,  der  sie  beigegeben  werden;  doch  sind  die  Stücke 
fortlaufend,  jedes  unter  eigener  Nummer,  gedruckt  worden.  Die 
von  mir  zuerst  publizierten  Akten  (1.  2.  14.  15.  17.)  sind  wieder- 
holt kollationiert  worden.  Für  die  dabei  verwendete  Mühe  habe 
ich  den  Herrn  Prof.  Smurlo  in  Rom,  Herrn  Kustos  Menöik  in 
Wien,  Herrn  Kustos  de  la  Roneifere  in  Paris  und  Herrn  Privat- 
dozenten Dr.  K.  Krofta  in  Prag  Dank  zu  sagen. 


Über  die  Bedeutung  und  die  Provenienz  der  einzelnen 
Stücke  mögen  einige  allgemeine  Bemerkungen  ausreichen. 

1.  2. 

Campanellas  Aktion  am  Ausgang  des  16.  Jahrhunderts  ist 
in  der  letzten  Zeit  durch  die  Publikation  der  Gerichtsakten  ^ 
zur  Genüge  deutlich  geworden.  Fallettis  Versuch,  Campanellas 
tendenziöse  Darstellung  in  seinen  gerichtlichen  Verteidigungen 
wenigstens   zum  Teil  als  geschichtliche   Quelle    zu   verwerten, 


^  Die  Akten  waren  auch  frtther  bekannt,  doch  nicht  verwertet  worden. 
Zuerst  Teröffentlicht  von  L.  Amabile:  Fra  Tommaso  Campanella,  la  saa 
eongiura  i  suoi  proceBsi  e  la  sua  pazzia,  Napoli  1882.  Die  beiden 
ersten  Bände  enthalten  eine  Darstellung,  der  dritte  die  dazugehörigen 
Akten. 

«  Del  carattere  di  Fra  T.  C.    Riv.  stör.  itol.  1889.   Torino. 


Thomas  CampanelU  and  Ferdinand  ü.  27 

ist  schon  von  Amabile  zurückgewiesen  worden;^  Rinieri  stimmt 
damit  überein,  einige  neue  kürzere  Berichte  über  die  Ereignisse 
in  Kalabrien  beibringend.^  Unberücksichtigt  ist  bisher  geblieben 
ein  anonymer  gleichzeitiger  Bericht  über  die  von  Campanella 
geweckte  Bewegung  aus  Reggio.  Obwohl  seine  Bestimmung 
nicht  ausdrücklich  feststeht,  erscheint  er  mir  wie  eine  gediegene 
geschichtliche  Skizze;  im  Lichte  der  sonstigen  Quellen  durch- 
aus glaubwürdig  und  auch  durch  Mitteilung  einiger  bisher  un- 
bekannter charakteristischer  Einzelheiten  als  der  Veröffent- 
lichung wert.     Sie  erfolgt  unter  1. 

Für  Campanellas  gesamte  folgende  Arbeiten  ist  seine 
Stellung  zur  Religion  und  zu  der  katholischen  Kirche  maß- 
gebend. Sprechen  schon  seine  Verhaftungen  seitens  der  Inqui- 
sition yor  dem  Aufstande'  das  Urteil  ziemlich  unzweifelhaft 
auS;  so  hat  die  amtliche  gerichtliche  Untersuchung  nach  dem 
Aufstande  ein  reichhaltiges  Material  zutage  gefördert.  Unter 
den  Akten  befindet  sich  eine  Übersicht  der  inkriminierten  reli- 
giösen  Äußerungen  des  Verhafteten  in  34  Kapiteln.^  L.  Ama- 
bile, der  sie  veröffentlicht  hat,  hat  außerdem  auch  einen  lehr- 
reichen Vergleich  zwischen  den  Einzelheiten,  die  sich  aus  den 
Gerichtsakten  ergeben,  und  der  Cittk  del  Sole  angestellt  und 
als  Beilage  zu  den  Akten  selbst  veröffentlicht.^ 

Die  von  Amabile  veröffentlichten  Dokumente  sprechen  so 
eine  beredte  Sprache,  daß  nur  vereinzelt  sich  gegen  seine  Auf- 
fassung ein  Widerspruch  erhob.  So  auf  Grund  umfangreicher 
Untersuchungen  der  bereits  anfangs  erwähnte  Falletti;  doch 
hat  Amabile  in  der  unten  ^  angeftihrten  Antwort  seinen  Stand- 
punkt behauptet. 

Da  aber  Fallettis  Zweifel  trotzdem  und  trotz  Rinieris 
schlagender  Beweisführung  manchen  Widerhall  geweckt  zu 
haben  scheinen^  und  sich  auf  Campanellas  angebliches  Schwei- 

^  Del  carattere  di  Fra  T.  C.    Memoria  letta  al  Academia  Pontaniana  1890. 
Napoli  1890. 

*  P.  Uario  Rinieri:  demente  VIU  e  Sinan  Baasa  Cicala,  Roma  1898,  S.  41  ff. 
'  Vgl.  darüber  Amabiles  oben  zitiertes  Werk  Bd.  I  und  meine  Abhandlung 

im  yKypE&jTb  Mhh.  Hap.  IIpocB.  1906,  S.  341  ff. 

*  Amabile«  oben  zitiertes  Werk,  Bd.  m,  8.  421. 
A  Daselbst,  S.  609  ff. 

*  Z.  B.  Gerini:  Scrittori  Pedogogici  Italiani  del  Secolo  XVIL    Torino  etc. 
1900,  S.  136. 


28  V.  Abhandlung:  Kv«6alA. 

gen  Über  die  Sache  in  seinen  gedrackten  Arbeiten  berufen,  so 
möge  auch  dieses  schwache  Hindernis  zur  Erkenntnis  der 
historischen  Wahrheit  hiemit  beseitigt  werden  and  als  ein 
Zeugnis  dafür  Campanellas  freiwilliges  offenes  Bekenntnis  Über 
die  verhängnisvolle  Begebenheit  ans  Licht  treten  (Nr.  2).  Sie 
entstammt  seinem  Werke  , Volumen  quadripartitum',  das^  für 
den  Druck  bestimmt^  bereits  auch  die  nötige  kirchliche  Zensur 
erhalten  hatte,  dann  doch  infolge  feindlicher  Einflüsse  der 
Öffentlichkeit  vorenthalten  wurde. ^  Das  Schriftstück  bestätigt 
und  ergänzt  in  endgültig  feststellender  Weise  den  Inhalt  der 
hier  publizierten  ersten  Akte  und  überhaupt  die  Amabilesche 
Auffassung. 

8.— 13. 

Die  hiehergehörenden  Akten  sind  in  dem  Text  und  den 
Anmerkungen  in  ausreichender  Weise  erörtert  und  beleuchtet 
worden,  sie  sind  durchwegs  bereits  gedruckt. 

Der  aus  ',Archivio  Storico'  übernommene  Brief  Campa- 
nellas an  die  Erzherzoge  stammt,  nach  dem  Herausgeber  Cento- 
fanti  (daselbst,  S.  11  ff.)?  aus  Scioppius' Nachlaß;  von  ihm  gelangte 
er  an  die  Puccinis,  und  dann  an  den  jetzigen  Besitzer  Bongi. 
Die  übrigen  Exzerpte  aus  der  Korrespondenz  zwischen  Sciop- 
pius  und  Fabri  sind  einem  Folianten  aus  dem  Archive  eines 
römischen  Waisenhauses  entnommen  zuerst  von  Berti,  dann 
vollständiger  von  Amabile  publiziert  worden  (,Archivio  della 
pia  Casa  degli  Orfani  in  Roma').  —  Zu  den  Personalien:  Giov. 
Fabri:  ,cancelliere  presso  i  Lincei,  medico  e  semplicista  di 
vaglia^  M.  Velsero:  ,nei  consigli  delF  Imperatoren  (Berti, 
a.  a.  O.  II,  S.  272.) 

14-17. 

Die  beiden  Campanellaschen  Briefe  (14.  17.),  die  hier  ab- 
gedruckt werden,  waren  bisher  unbekannt.  Es  handelt  sich 
in  beiden  Fällen  um  Abschriften,  doch  ist  kein  Grund  vor- 
handen, die  Autentizität  zu  bezweifeln.  Auch  inhaltlich  be- 
dürfen sie  keines  weiteren  Kommentars  als  dessen,  der  in  der 


^  Vgl.  darüber  den  ersten  Bericht  in  meiner  Abhandlang:   IIocjraHie  9. 
KaamaHejuiu  icb  sejuKOMy  rhhsio  MOCKOBCKOHy.  lOpteBi  1906,  S.  9ff. 


Thomas  CampanelU  und  Ferdinand  ü.  29 

DarstellüDg  selbst  enthalten  ist.  Ebenso  unbekannt  war  bisher 
der  Forstnersche  Brief  (15.).  Dagegen  ist  das  kurze  Exzerpt 
ans  Forstners  Notae  fast  in  allen  einschlägigen  Arbeiten  mit 
zum  Abdruck  gebracht  worden. 

Über  Campanellas  Verhältnis  zum  Kanzler  Seguier  mögen 
die  Worte  in  der  Widmung  der  Disputationes  zeugen  (S.  4): 
yEgo  Peregrinus  sorte^  Civis  animo,  antequam  Gallias  intrarem, 
sub  tuum  praesidium  divina  Providentia  trabebar,  et  cum  pro- 
pius  te  considerarem;  Clientelae  tuae  me  commissum  omnino 
intellexiy  ut  aerumnosum  consolareris,  pauperem  aleres,  et  pro 
fide  Catholica  contra  sectarum  Perfidiam  dum  certo,  adiuvares.^ 

1. 
AiioHyner  Berieht  Aber  die  EriieboHg  Campanellas« 

Beggio,  den  8.  Oktober  1599. 
(Bibllotbeca  Vaticana,  Urbin  818,  p.  400fif.)^ 

Di  Regio,  U  8  di  Ottobre  1599. 

Bagguaglio  de*  moTimenti  suscitati  in  Galabria  da  F.  Tomasso 
Campanella. 

Qnel  che  sin  hora  s*intende  della  noyitä  segnita  in  Provincia,  alla 
relatione  che  di  ci5  si  puö  dare,  h  che  nn*  frä  Tomaso  Campanella  di  Stilo 
deir  ordine  de'  Predicatori,  tennto  per  literato,  e  di  yiyace  ingegno,  d*etä 
d'anni  35  in  circa,  di  statnra  alta,  faccia  pallida,  pilo  negro  e  denti  rari, 
ma  communemente  giudicato  pazzo  et  ignorante,  professando  d'essor 
Astrologe,  conyenne  ad  augnrare,  che  nell'  anno  1600.,  per  necessita  di 
costellatione  et  infiusso  di  stelle,  doyeya  segaire  mutatione  di  stato  e  ya- 
riatione  de'  Begni;  e  non  contento  d'esser  stato  tre  anni  in  mano  del  S'*'. 
Offitio  in  Borna  e  penitentiato  per  le  strayaganti  sue  openioni,  che  perciö 
fu  priyato  della  predica,  tornato  2  anni  sono  in  Stilo,  tornö  al  yomito, 
lasciandosi  dalle  proprie  chimere  e  fantasie,  non  senza  persnasione  del 
diayolo,  di  cni  si  tiene  sia  üamiliarissimo^  e  stände  tuttayia  inyaghito 
nelle  sue  heresie  in  diyersi  suoi  et  yarii  ragionamenti  si  lasciaya  correre, 
e  persuadere  la  yeritä  deir  Astrologia,  e  come  per  quella  conosca  la  mu- 
tatione delli  Stati,  e  Tantica  libertä,  che'l  mondo  deyria  ricoyerare,  per- 
duta  la  tirannide  de'  potentati  e  Signori  che  lo  goyernano,  perchd  essendo 
creato  l'huomo  libero,  doyeyano  tutti  stndiare  ridursi  nel  pristino  stato 
di  libertä.  Gon  questo  falso  principio  e  nome  di  libertä  persuadea  Tistessa 
libertä  in  utroqne  estinguendo  affatto  la  fe'  Cattolica,  Tinstitutione  de' 
sacramenti,  1'  ohedienza  del  Sommo  Pontefice,  1'  incarnatione  del  yerbo 


^  In  diesem  Teile  sind  einige  Scbreibfebler  der  im  Ganzen  trea  wieder- 
gegebenen Vorlage  yon  mir  stillscbweigend  korrigiert  worden. 


30  y.  Abhandlang:  KvA&ala. 

divino,  negando  T  immortalitä  deiranima,  e  principalmente  concedendo 
yita  e  piacere  bestiale,  con  tante  altre  perverse,  false,  et  iniqne  openioni, 
che  noh  si  possono  senza  alterazione  raccontare.  Et  haTendo  11  Signor 
Carlo  Spinello,  che  per  rimediare  a  tanti  scandalosi  disordini  h  venuto  da 
Napoli,  dopo  la  carceratione  del  detto  frä  Gampanella,  fatto  ogni  suo  forzo 
per  ridurlo  alla  cognitioDe  della  veritä,  ricordandoli  qnanto  erano  incon- 
yenlenti  alla  professione  d*  nn  Cattolico  Christiano  simili  false  openioni, 
con  che  si  maraylgliava  molto,  ch'nn  literato  suo  pari  de*  buon  ingegno, 
e  figlio  d'una  Beligione  come  la  Domenichina,  che  fa  sempre  bastone 
degli  heretici,  cosl  si  lasciasse  correre  in  simili  heresie,  quali  mai  andorno 
per  pensiero  all!  heresiarcbi  antichi,  come  fu  Ario,  Sabello,  et  ultimamente 
Luteroi  Calvine  et  altri.  Rispose  il  frate  arditamente,  che  si  maravigliava 
del  Sig.  Carlo  che  Tandava  comparando  con  simili  ignoranti,  quali  non 
han  saputo  far  altro  che  qualche  glosa  sopra  la  Scrittura,  o  dare  un  Intel- 
letto  a  qualche  passo  di  essa  a  lor  modo,  o  pure  stiracchiare  li  sensi  di 
qnella  a  beneplacito,  ma  che  pari  suoi  non  attendevano  a  ciö,  ma  a  fare 
nuove  leggi  da  per  se,  et  ordinäre  de  nuove  regele  al  vivere,  che  questa 
era  la  proprietä  d*huomini  grandi,  massime  di  lui,  che  come  nuoTO  Messia 
era  venuto  al  mondo,  per  salute  deirhuomo.  Intesa  il  Signor  Carlo  questa 
risposta  si  confermö  nella  saa  prima  openione,  che  questo  era  un  pazzo, 
e  cosl  col  modo  che  costui  haveva  tenuto,  con  sue  false  openioni  alla 
solevatione  de*  popoli,  fe^anco  traboccar  molti  della  sua  religione  del  mede- 
simo,  e  particolarmente  a  fra  Dionisio  Pontio  di  Nicastro,  il  quäle  infesto 
giä  del  morbo,  nelli  suoi  ragionamenti  usciva  a  trattar  della  libertä  del- 
r  huomo  persuadendo  li  circostanti  a  sentire  il  Padre  Campanella,  quäl, 
dicea,  che  intorno  a  questa  materia  ne  parlava  altamente,  e  cos\  pregava 
il  medesimo  che  conversava  a  dire,  e  per  questa  via  indiretta  non  potendo 
predicare,  la  faceva  predicare  in  publice  in  divei-si  ridotti,  e  cosl  il  Cam- 
panella vomitava  il  veleno,  e  dicono  che  con  tanta  efficacia  imprimevano 
il  suo  parlare  negli  animi  altrui,  che  al  primo  ragionamento  li  metteva 
il  cervello  in  barazzo,  nel  secondo  si  cattivava  Tanime,  e  perch^  in  con- 
seguenza  della  libertä  che  persuadeva  dicea  di  piü  che  quest*  anno  potea 
ricoverarsi  senza  contradittione,  havendosi  giä  guadagnata  V  intentione 
d*alcnni  corrispondenti  del  suo  amore,  come  di  Catanzaro,  Stilo,  Squillace, 
Nicastro,  et  altri  luoghi,  che  tutto  ci5  si  ^  trattato  dal  mese  di  maggio 
in  qua,  il  medesimo  persuase  che  pigliassero  Tarme  in  mano  accib  s'acqui- 
stassero  la  liberta  perduta,  e  mantenessero  Tacquistata,  perch^  a  fare 
tutto  ci5  loro  prometteva  V  agiuto  del  Turco,  e  cosl  si  vidde,  essendo  nelli 
mesi  passati  proceduto  fra  tanto  col  mezzo  di  Muratto  Baiso,  che  passö 
per  questi  mari  con  tre  galere,  s*  imbarcorno  in  esse  alcuni  congiurati,  e 
con  queste  et  altre  intelligenze  si  trattö  il  tutto  in  modo,  che  sopravenne 
Tarmata  del  Turco  in  questo  paese  al  n*  di  30.  galere  per  non  dar 
sospetto  con  preparatione  di  maggiore  augumento  e  comparve  il  giomo 
statuito  et  eletto  fra  li  coniurati,  havendosi  trattenuto  doi  giorni  in  alto 
mare  per  drittura  del  capo  di  Stilo,  e  mandato  quattro  galere  perlamattina 
a  far  lor  segne,  come  giä  ferno  cinque  galere  e  due  galeotte,  e  riman- 


Thomas  Campanella  und  Ferdinand  II.  31 

dando  li  coniorati,  non  segnl  corrispondenza  per  trovarsi  parte  di  loro 

giä  carcerati  dal  Sig.  Carlo,  e  parte  fiigiti,  come  giä  tutto  ci5  et  altre 

particolaritä  hanno  confessati  molti  di  loro  nelli  tormenti.   Portava  detta 

Armata  100.  pezzi  d'artiglieria  di  caretta  per  campagna  e  tntta  la  moni- 

tione,  con  quantitä  di  scale,  zappe,  picconi,  pali  et  altri  ordegni  de*  gua- 

Btatori,  il  che  han  rifeiiito  alcnni  schiavi  fügiti,  quäl'  arteglierie  s'  have- 

yan  da  compartire  nelli  4.  Inoghi  nominati,  e  parimente  Caetehetre  (sie), 

che  yeramente  sono  paesi  di  quella  dietromarina  delli  piü  forti  di  tntta 

la  provincia,  che  conforme  Tintentione  del  Campanella  pretendeva  prima 

impatronirsi  di  detti  Inoghi,  e  qnelli  hen  mnniti  di  gente,  dovendo  subito 

Tarmata  Tarchesca  traettare  in  barbaria,  e  depo  qaella  per  la  yicinanza 

soccorrere  li  presidij  giä  presi^  e  di  qnelli  poi  aJlargarsi  per  la  provincia. 

Per  essecntione  di  tntto  ci5  era  statuito  il  giorno  x.  di  7^,  nel  qnale  11 

coninrati  con  Tintervento  anco  di  fomsciti,  e  molti  della  fatione  doTevano 

impatronirsi  delli  Inoghi  predetti,  ammazzando  tutti  li  officiali  del  Be,  e 

persone  religiöse,  e  tntti  renitenti.   In  Catanzaro  harevano  da  essere 

ammazzati  gli  Anditori  et  Officiali  del  Tribunale  della  B'^  Anditoria,  e 

sindici  eletti,  il  YescoTO  e  padri  della  Compagnia.   In  Jerace  hayeva  da 

comparire  falsamente  un  Barigello  di  campagna  con  25.  carcerati,  e  chia- 

mati  a  se  qnelli  che  goyernayano  consignarli  li  carcerati,  e  farli  intro- 

dnrre  in  Castello,  doye  disciolti  et  impatroniti,  insieme  con  gli  altri  doye- 

yano  dare  di  mano  all'  arme,  e  far  esterminio  parimente  del  Yescoyo 

capnccini  et  religiosi,  e  con  altre  consimili  stratageme,  occnparsi  li  altri 

luoghi,  e  se  bene  tnttociö  saria  stata  estrema  pazzia  per  non  potersi 

mantenere  in  simili  presidii,  tnttayia  h  openione  che  per  debelarli  hab- 

bino  dato  spesa,  e  fastidio  almeno  per  sei  mesi.  Ma  piacqne  alla  bontä  diyi- 

na  obyiare  a  tante  abominationi,  giä  che  troyandosi  in  Catanzaro  V  ayocato 

fiscal  della  proyincia,  doi  doir  istessa  Citta,  di  casa  Lanro,  et  altri  di  casa 

Biblia,  ä  quali  il  fra  Ponzo  hayeya  commnnicata  tntta  la  trappola,  come 

fedelissimi  yassalli  del  Be  Nostro  Signore  subito  di  comune  consenso  an- 

domo  all'  ayyocato  fiscale,  reyelandoli  il  tntto,  il  qnale  con  prudenza 

ayertl  loro,  che  continuassero  la  pratica  col  Padre,  acciö  da  esso  cayassero 

ogni  trafico,  particolarmente  come  giä  ferno,  con  Albarano  del  detto  Sig. 

Carlo,  che  dall'Ecc^  delBegno  sarebbonpremiatidegnamente,  ecosl  subito 

fatta  consapeyole  detta  Ecc'*  dal  detto  Fiscale,  con  ogni  celleritä  e  matnro  pre- 

yedimento  spedl  il  sig.  Carlo  con  ampla  comissione  che  si  conferisse  nella 

provincia,  il  qnale  dopo  hayer  riyeduto  in  Catanzaro,  Squillace,  e  Castel- 

yetere,  et  altri  Inoghi,  ha  fatto  carcerare  insino  ad  hoggi  140.  e  scoperto 

giä  11  trattato,  finalmente  con  tutti  i  carcerati  si  ridusse  a  Jerace  doye 

fa  residenza,  et  esseguita  la  ginstitia  massime  d'un  carcerato  di  casa 

conestabile,  del  quäle  fa  gran  conto,  e  dice  che  sarebbe  andato  sino  a 

ConBtantinopoIi  per  hayerlo  in  mano,  g\h  che  questo  con  gran  dispregio 

si  pose  sotto  li  piedi  il  ritratto  del  Be.   AI  che  s'aggionge,  che  senten- 

dosi  del  detto  S®^  Carlo  alcuni  de  coniurati  lesi  della  propria  conscienza, 

e  particnlarmente  un  Manritio  Binaldis  di  Gnardayalle  delli  principali  ri- 

belli,  cercaya  per  non  essere  scoyerto  d'ammazzare  fra  Campanella,  non 


32  y.  Abhandlung:   Kyaöala. 

ostante  che  pochi  giorni  prima  tntti  insieme  erano  stati  ad  an  pranso 
solenne  di  yarie  sorte  di  carne  11  yenerdl  8.  7^*^.,  nel  qnale  il  Campanella 
confortava,  et  animava  tutti  ad  esser  viriii  e  concordi  alla  giornata  giä 
yicina,  e  finalmente  vedendo  che  la  sna  vita  pericolava,  lasciando  V  habito 
fratesco,  preso  qaello  di  contadino,  in  compagnia  di  suo  padre  che  h  un 
calzolaro,  venne  alla  Boccella  per  imbarcarsi  petr  Sicilia,  e  non  essende 
stato  d*accordo  con  li  marinari,  si  ridnsse  a  nascondersi  in  una  capanna, 
facendo  instanza  suo  padre  al  padrone  che  lo  portasse,  ch*era  suo  figlio, 
il  che  havendo  sentito  colui  per  questa  novitä  andö  a  rivelar  il  tutto  al 
Principe  della  Boccella,  il  quäle  subito  spedl  genti,  e  lo  fe'  prigione.  Del 
che  non  si  sgomentö  punto,  anzi  arditamente  disse  a  quelli  Thavevan 
preso:  ,habbiate  preso  un  huomo,  ma  non  perciö  resterä  di  essegnire 
quanto  havrä  da  succedere  oltre/  6iä  si  trova  carcerato,  e  dice:  ^almeno 
da  qnesto  impareranno  li  Signori  a  governare  bene  li  vassalli,  e  non  ec- 
cederanno  mentre  yedranno,  che  li  popoli  si  risentono,  lasciandosi  inten- 
dere  di  piü  col  S°'  Carlo,  ch'era  piü  ispediente,  ch'esso  ragionasse  col 
suo  Be,  che  non  era  tenerlo  carcerato.  Talch^  da  tutto  ci5  si  pnö  com- 
prendere  la  pazzia  di  quest'  huomo.  II  modo  di  goyerno  quanto  al  yestito, 
era  doyersi  portare  una  yeste  bianca  insino  al  ginocchio,  con  maniche 
longhe,  comune  a  tutte  sorte  de  gente,  ma  che  di  sotto  si  potesse  yestir 
seta  e  broccato  a  lor  posta,  e  in  testa  un  capellino  con  la  toyaglia  in- 
torno,  e  tutto  ciö  si  crede  per  cattiyar  Tanimo  de  Tnrchi,  a  quali  ricorreya 
per  agiuto  per  essere  il  yestimento  quasi  simile.  Tra  li  altri  stabili- 
menti  persuase  che  il  peccato  della  carne  non  fosse  peccato,  e  perciö  il 
A^®  ^  hayeya  pensato  pigliarsi  per  moglie  otto  o  diece  titulate  delle  prime  della 
proyincia,  ammazzando  prima  lor  mariti,  e  tener  un  seraglio  nel  Castello 
di  Stilo  designato  per  sua  residenza,  quäle  chiamaya  Mons  Stigins,  con 
tante  altre  sporcherie  quante  immaginar  si  possono  d'un  spirito  peryerso 
figlio  del  Diayolo;  et  in  somma  pensaya  introdurre  la  libertä  e  yita  delli 
contorni  di  Squillace.  Questo  h  quanto  occorre  alla  presente  giornata. 
Delli  coniurati  si  giustitiorno  doi  delli  principali  in  Catanzaro,  e  li  dl 
passati  un  altro  si  troyö  affogato,  credesi  da  suoi  compagni,  dopo  comin- 
ciato  a  scoyrir  la  congiura;  li  carcerati  yeranno  in  questa  Cittä  di  Napoli, 
et  il  FontiOy  e  Binaldi  sono  stati  presi  in  Monopoli  da  Gioyanni  Girolamo 
Morano. 

2. 

Campanellas  flir  die  Affentliehkeit  bestimmtes  Gest&ndnis  filier  seinei 

Aiiüstand. 

(Aus  späterer  Zeit.) 

(Bibl.  Yaticana,  Codex  Vat.  7069:  Th.  Campanella:  Volomen  qnadripartitam : 

Quod  reminlscentur  etc.  .  .  .  p.  16  ff.) 

Oratio  ad  Deum  Deorum  pro  legatione  sua  ad  excitandam  Bemini- 
scentiam  Dei  toto  in  Genere  humano.  Cap.  11,  Art.  1. 

'  Unverständlich. 


Thomas  CAmpanella  and  Ferdinand  II.  33 

Dens  Deorum,  et  DomiBe  DominOmm,  longo  potentissime,  longo 
sapientissime,  longeqne  amorosissime,  qni  mentem  meam  cum  participio 
Potentiae,  Sapientiae  et  Amoris  tui  ad  tnam  imaginem  et  similitudinem 
creasti,  coi'porique  meo  animali,  quod  de  limo  terrae  formasti,  mirabilibus 
nexibns,  et  vincalis  coUigasti,  ut  in  hoc  ergastnio  virtutem  ezercendo 
digna,  qnae  ad  tnnm  conspectnm  beatissimtim  admitteretur  evaderet: 

Confiteor  tibi,  quod  hujus  pugnae  et  exercitationis  oblitus,  tantum 
abfnit,  ut  quererem  te,  et  reverti  ad  te  cui*arem,  quod  abjecto  clypeo  pro* 
tectionis  tuae,  et  gladio  verbi  tui,  me  hosti  ignoto,  tamquam  amico  nescio 
quomodo,  victum  sponte  dedi,  nihilque  antiquius  mihi  videbatur,  quam 
tumidis  servire  desideriis,  et  de  Toluptatibus  impurissimis  ei  congratulari. 
Cumqne  me  tuo  sanguine,  factuB  bomo,  redemisses  de  Servitute  durissima, 
id  flocci  feci,  putabamque  meam  annibilationem  suboriri,  si  seryus  esse 
desinerem.  Qnapropter  ambulantem  in  pravitate  sensus  mei,  demersisti 
me  in  profundum  miseriarum,  et  corporis  illecebris,  et  voluptatibus  non 
modo  spoliasti  me,  sed  cruciatibus  replesti  me:  carceres  carceri  meo  addi- 
disti,  ut  carcerem  non  amare  perdiscerem.  Tormenta  saevissima  diutur- 
naque  et  annos  19  in  profunde  lacu  cum  araneis,  salamandris  et  scorpio- 
nibus  habitaculum  in  tenebris  et  umbra  mortis,  vincto  in  mendicitate  et 
ferro,  tribuisti,  timores,  pavores  in  corde,  tribulationes  in  corpore,  oppro- 
bria  in  totum  hominem,  et  quo  nihil  durius  ab  insipientibus  concessisti,  et 
qui  non  obedieram  patribus  et  Dominis  meis,  sed  super  eos  forsan  erigi 
mihi  videbar  dignus,  factus  sum  lictoribus,  et  camificibus  subjectissimus: 
dedignabar  cellas  sanctorum,  habito  in  Gella  diabolorum,  ubi  Behemot, 
habitans  in  locis  humentibus,  grassatur  contra  me.  Templum  tuum  exo- 
sum  erat,  et  quasi  ad  arandum  et  fodiendum  trahebar,  cum  tuae  laudes 
et  gratiarum  actiones  recitandao  essent,  ideoque  me  templo  sie  privasti, 
ut  nee  audire  yoces  organorum  ejus  liceat;  cupiamque  in  eo  semper  com- 
morari;  nee  datur  yidere,  nee  solem  et  lunam  caeteraque  caelestia  templa 
suspicere,  unde  culicibus,  muscts  et  feris ;  ferusculisque  tantam  invideo  gra- 
tiam.  Et  qui  yescebar  in  Croceis,  pro  cibo  amplexatus  sum  ergastulariorum 
sordes.  Amici  et  proximi,  Pater  et  fratres  adyersus  me  contestati  sunt,  et 
in  sanguine  meo  indulgentiam  sibi  quaesierunt.  Implevisti  faciem  meam 
ignominia,  ut  quaererem  nomen  tuum,  et  intelligerem,  quam  amarum  est, 
reliqnisse  te  fontem  aquae  vivae  et  fecisse  mihi  cisternas  dissipatas.  Con- 
fiteor, ut  tibi  gloria,  et  mihi  confnsio;  inter  sapientum  innumerabilium 
ingenia  non  ignobili  loco  posueras  ingenium  meum,  nee  erat  in  mundo 
quod  alins  inter  yeteres  et  recentiores  tam  Philosophos  quam  legislatores, 
Poetas,  CosmographoB,  Medicos,  Astrologos,  caeterosque  occultarum  et 
notamm  scientiai'um  professores  nosset,  quod  ego  non  studuerim  mihi  re- 
manere  non  ignotum.  Imo  omnes  scientias  de  novo  examinare  satagens 
in  Mandi  Codice,  ubi  tu  tuas  scientias  yivas  disseminasti  reformare  non 
reformatns  aggressus  fueram,  superque  omnes  docentes  me  intellexisse 
yidebar.  Historias  ab  initio  mundi,  usque  ad  praesentem  diem  omnium 
nationnm,  genealogias,  eyentus  et  locos,  et  teiminos  habitationum  in 
quibns  contingerant,  etquomodocaelestiummutationes  terrestribns  ubique 
responderent,  scientia  memoriaque  comprehendere  satagens,  ut  non  fuisse 

SttsiwcBber.  d.  phiL-hiat.  Kl.  159.  Bd.,  5.  Abh.  3 


34  y.  Abliandlnng:  KraSala. 

mihi  videretur  in  Mundo,  cui  talitnm  Caelum,  ne  dicam  mare  memoriae 
dedisses.  Occulta  intra  et  super  caelum  etiam  investigavi  sagacitate  non 
Yulgari.  In  parabolas,  proyerbia,  poemata  et  sophismata  penetrare,  et 
supra  Caeteros  meliora  scribere  mihi  videbar;  et  factus  mihi  eram  sicut 
qui  in  medio  lapidum  ignitorum  ambulaverat,  yidebaturque  sibi  non  habere 
quid  melius  se  ipso  coleret.  Quapropter  tu  Dens  iustissime  humiliasti  me, 
et  spatium  exercendi  ingenium  abstulisti,  ut  solum  cogitarem  de  judice, 
qui  me  sie  premebat,  et  [sie]  sapientiam  ostentare  et  glorificare  mo  in  ea 
non  possem,  nisi  ad  dracones  et  struthiones,  qui  pro  nihilo  habent  quid- 
quid  de  altissimis  rebus  ipse  loquor,  et  cum  non  de  aleis  et  talis,  et  pro- 
phanis,  et  ineptiis  est  sermo,  videtur  illis  phanaticus.  ünde  et  libros 
sanctorum  Doctorum  etPhilosophorum  abstulerant  mihi,  ne  illorum  com- 
mercio  saltem  oblectarer.  Sed  tu  Domine  posuisti  hoc  in  cordibus  eorum, 
ut  quos  non  recte  colueram,  nee  haberem ;  et  tibi  soll  mens  mea  addice- 
retur,  jam  aliorum  satiata  doctrinis.  Bonum  mihi  Düe,  quod  humiliasti 
me.  Ex  hoc  enim  ad  scientiam  tuam  me  reformatum  transtuli.  Diyinis- 
sima  dogmata  de  Sanctissima  Monotriade  jam  concipio,  ut  yideam  ejusdem 
eyidentissimam  credibilitatem,  et  quasi  manibus  intellectus  tangerem;  ex 
cujus  notitia  admiranda  in  omnibus  scientiis  meditatus  sum.  Nee  enim 
uHa  res  est,  quae  tibi  testimonium  non  perhibeat;  et  ego  nesciebam: 
magis  autem  quomodo  nesciebam.  Agnoyit  ex  hoc  anima  mea  se  ipsam, 
et  corpus  ejusque  yincula,  et  quibus  alis  yolatur  ad  te,  Beminiscens  sum- 
mae  pulcritudinis  tuae  excitata  splendoribus  per  materiam  rerum  perlu- 
centibus  ad  tuorum  societatem  anhelat  tam  remotissimam,  quam  yici- 
nissimam  nobis.  Mira  res  super  omnia  mirabilia.  Sed  concretae  labes  in 
anima,  cum  me  extra  loca  tenebrosa  paululum  misertus,  et  acclamatus 
extulisses,  reyixeruntin  me,et  ad  priorem  consuetudinem  iterum  traxerunt 
me.  Cumque  me  cam  secura  übertäte  fruiturum  putarem,  oblitus  pacti, 
quod  in  fossa  pepigeram  tecum,  leyabatur  anima  mea  supra  se  iterum. 
En  autem  iterum  demersisti  me:  et  quem  manna  abscondito  dignatus 
fueras  in  prima  humiliatione  resipiscentem,  iterum  feile  amaritudinis  in- 
ebriasti,  et  sagittae  tuae  militant  contra  me  ebibentes  spiritum  meum, 
sicuti  olim  sanguinem,  ut  discerem  castimoniam;  nunc  spiritnm,  ut 
diyinitatem.  Et  dixi  in  corde  meo,  recogitans  annos  meos  in  amaritudine 
animae  meae.  Bevertar  ad  Dominum  meum,  quis  seit  si  conyertatur  et 
ignoscat?  Et  in  hoc  cogitatio,  et  in  lacrimis  bene  mihi  est.  Oraculum 
yicarii  tui  Domini  papae,  reyocans  in  memoriam,  qui  dixit  quando  primos 
liberatores  misisti  ad  me,  cum  intercederent  apud  ipsum  pro  me:  Dlcite 
fratri  huic,  —  pro  cujus  libertate  negotianda  yobis  facultatem  facio,  ut  in 
posterum  talenta  a  Deo  sibi  tradita  melius  expendat,  quam  hactenus  fac- 
tum est.  Itaque  misisti  in  mentem  meam,  ut  qui  yolueram  fieri  omnium 
dominus,  fierem  omnium  seryus  ad  salutem,  et  excitarem  eos  ad  remini- 
scentiam  tui,  quemadmodum  excitatus  sum  et  ego.  Amasti  fructum  poeni- 
tentiae,  non  poenitentiae  materiam.  0  Domine  quoniam  exaudis  pauperem 
et  yinctum  tuum  non  despicis,  sed  inter  mortis  regna  seryas  in  yita  ad 
gloriam  tuam,  laudent  te  Caeli,  terra,  mare  et  omnia  reptilia  in  eis.  Co- 


ThomM  CampAnelU  und  Ferdinand  IL  35 

(ptare  enim  caepi  ex  caeli  exorbitantiis,  ex  descensu  solis  ad  terram,  ei 
mntatione  sitns  stellaram  aequinoctioram,  et  solstitiorum  et  vi  planetarnm 
et  inventione  novae  terrae,  noyarnmqae  stellaram,  exque  aUla  portentis 
saecnli  nostri,  qaid  taa  jndicia  praepararent;  et  hoc  olim  percussas  fla- 
gello  taOy  intellexi,  et  scripsi:  nunc  Becnndo  convocare  satagam  omnes 
gentes  ex  mirificis  portentis,  et  Prophetanim  Taticiniis,  per  qaos  loqnutns 
es,  ad  tai  memoriam  et  caltnm.  Scribantur  ergo  haec  in  generatione 
altera,  et  popnlns  qui  creabitnr,  landabit  Dominum,  qaoniam  prospexit  de 
excelso  sancto  suo,  Dominus  de  Caelo  in  terram  aspexit,  ut  audiret  gemitus 
compeditorum,  et  solveret  filios  martyrum  interfectofnm,  ut  annuncient  in 
Sion  nomen  Domini,  et  laudem  ejus  in  Jerusalem,  ad  conveniendum  Po- 
pulos  in  unum,  et  Beges  ut  serviant  Domino.  Domine  qui  docuisti  me  a 
juventute  mea,  et  usque  nunc  pronunciabo  mirabilia  tua,  et  nsque  in 
senectam  et  Senium  Dens  ne  derelinquas  me,  donec  annuerem  bracchium 
tuum  generationi  omni,  quae  yentura  est,  et  quomodo  Dens  salvum  faciat 
Sion  et  aedificabuntur  civitates  Judae.  Domine,  quantas  mihi  ostendisti 
tribulationes  multas,  et  malas,  et  conyersus  yivificasti  me,  et  de  Abissis 
terrae  septies  reduxisti  me,  saepe  enim  expugnayemnt  me  a  juyentute 
mea,  et  nisi  qnia  Dominus  erat  in  nobis,  forte  yiyos  deglutissent  nos. 
Mundus^  uniyersus  contra  me  propter  scelera  mea  insurrexit,  et  tu  Do- 
mine medicamentum  fecisti  in  plagis  ejus.  Nam  quis  alius  poterat  ita 
salyare?  Per  sapientiam,  et  insipientiam  qui  eram  reus,  actor  factus  sum, 
gratias  tibi,  Deus.  Exultabunt  labia  mea  cum  cantayero  tibi  inter  fratres 
meos,  et  anima  mea,  quam  redemisti  in  medio  Ecclesiae  in  populo  grayi. 
Ne  reyoces  me  quaeso  toties  seryatum,  et  cognoscentem  te  Domine,  in 
dimidio  dierum  meorum,  sed  exaltabis  me  de  portis  mortis,  ut  annunciem 
omnes  laudationes  tuas  in  portis  orbis  terrarum,  et  senectus  mea  in  mi- 
sericordia  uberi,  quando  omnes  gentes,  quascunque  fecisti,  yenient  et 
adorabunt  coram  te,  et  giorificabunt  nomen  tuum,  egressae  de  lacu  mi- 
seriae  de  lutis  faecis,  de  portis  Inferi,  sicut  et  ego.  Pone  me  domine  in 
parabolam  et  exemplum  illis,  quia  misericordiam  consequutus  sum,  cum 
essem  derisor  yanitate,  et  scandalo  yastans  Ecclesiam  tuam,  ut  et  alii  de 
misericordia  non  desperent.  Fac  me  domine  de  Saulo  Paulum,  et  duplica 
aerumnas  meas,  et  laborem  pro  te,  qui  passus  sum  quia  contra  te.  Fac 
menm  Signum  in  bonum,  ut  yideant  qui  oderunt  me  et  confundantur, 
quoniam  tu  Domine  adjuyans  consolatus  es  me :  quare  dicunt  in  gentibus, 
nbi  est  Dous  ejus?  quare  adhuc  inpietatis  et  scelerum  arguor?  qui  ad 
te  fontem  pietatis  et  yirtutum  accedo?  Da  mihi  sermonem  rectum,  et  lin- 
gnam  bene  sonantem  in  os  meum,  ut  sicuti  plurimos  exemplo,  ac  yerbo 
scandalis  a£feci,  et  a  tua  yia  detorsi,  sie  longo  plurimos  ad  te  reyocem. 
Suscipe  me  secundum  me  eloquium  tuum,  memor  esto  yerbi  tui  seryis 
tnis,  et  non  confnndas  me  ab  expectatione  mea.  Tu  dixisti,  quotiescumque 
ingemuerit  peccator,  peccatorum  ejus  non  recordabor  amplius,   et  nolo 


'  Hier   sind   gestrichen    die  Worte:    ,Hi8pani,    Romani,    Rex,   Imperator, 
sttmmTifl  Pontifez  etc.* 

S» 


36  y.  Abhandlung^:  KyaSala. 

mortem  peccatoris,  sed  ut  convertatur  et  yiyat.  Convertere  Domine,  et 
convertemur,  innova  dies  nostros,  sicut  a  principio.  Jm-avi  enim  et  statui 
custodire  judiciajnstitiae  tuae.  ütere  Domine  donis  tais  largisslmis,  qnae 
in  Vase  fictili  meo  deposuisti,  ut  si  mihi  bonas  non  sum,  aliis  saltem  sim. 
Scis  domine,  qui  solus  scrutaris  renes,  et  corda,  qnantopere  copiam  et 
sitiam  salutem  hominnm,  utque  reminiscentes  con vertan tnr  ad  te,  et  qno- 
modo  tentatus  in  fide,  revertor  sempcr  ad  te,  et  factus  snm  lapis  qnatratns, 
ex  quo  illuminasti  me.  Utinam  opera  mea  correspondeant  fidei  meae,  et 
in  eodem  sensu  perseverem,  et  veniens  in  altitudinem  maris  tempestas 
nulla  amplius  demergat  me.  Quemadmodum  nullus  me  deterior  adversum 
te,  sie  fiam  famulantior  tibi.  Mitte  peccata  mea  in  profundum  maris,  et 
me  bene  lotum  educ  de  carcere,  ut  placeam  et  seryiam  tibi  in  lumine  vi- 
ventium.  Per  me  annunciabitur  Domino  generatio  Tentura,  nam  annun- 
ciant  jam  Coeli  justitiam  ejus,  et  multiplicabnntur  in  senecta  nberi,  et 
bene  patientes  erunt,  ut  annuncient  amici  mei  jndicia  tua,  ne  sicut  für 
comprehendas  nos  in  nocte,  qui  non  sumns  filii  tenebrarum,  cum  Ulis, 
qui  dormiunt  in  ignorantiae  somno  judiciorum  tuornm.  Nos  plantati  in 
Domo  Domini,  in  Atriis  Domus  Dei  nostri  floreamus.  Et  ego  sicut  oliva 
fructifera  de  subterraneis  bene  radicata  emergens  in  Domo  Dei  mei  oleum 
salutis  et  laetitiae  propinabo.  Excita  Domine  corda  nostra,  ad  praeparan- 
dum  tibi  yias.  Pontificem  tuum  illumina  in  via  Yeritatis,  et  corrobora  ut 
pontem  inter  te  et  horaines  bonum  erigat,  servetque.  Mitte  Angelos  tuos 
ad  Vicarium  tuum,  ad  Cardinales  Ecclesiae  tuae,  ad  Beges  teiTae,  ut  re- 
noyationem  seculi  respicientes,  ad  lucrandas  praeciosissimas  Judaeornm, 
Machomettanorum,  et  Gentilium  et  Haereticorum  animas,  pro  quibus  san- 
guinem  effudisti,  intendant  animum,  yiresque  omnes  exerant:  conyentnm 
totius  Generis  humani  conyocent,  et  ostendant,  te  solum  Dominum,  te 
solum  cunctis  nationibus  adorandum.  Opera  manuum  tuarum  ne  despi- 
cias;  nee  Daemones,  qui  de  Coelo  superbientes  contra  te  ceciderunt,  in- 
yeniant  Begnum  in  geaere  nostro,  vel  ex  hoc  gaudentes,  quod  perdendo 
etiam  yicerunt.  Ecce  qui  elongant  se  abs  te  peribunt.  Mihi  ergo  ad- 
haerere  Deo  bonum  est.  Ecce  ego  mitte  me,  ut  enarrem  mirabilia  tua,  et 
misericordias  tuas  in  omnes  gentes,  ut  Beminiscantur  et  conyertantur  ad 
Dominum  universi  fines  terrae.  Exsurgensque  tu  misereberis  Sion,  quta 
tempus  miserendi  ejus,  quia  yenit  tempus.  Bespice  in  orationes  hnmilinm, 
nee  spernas  preces  eorum. 

3. 
Th.  Campanella  an  die  Erzherzoge  von  Osterreieh. 

(Abgedruckt  im  Archivio  Storico  italiano   1866,    S.  99  ff.) 

Serenissimis  ac  potentissimis  Archiducibus  Austriacis  Fr.  Thomas 
Campanella  Dominicanus,  semper  bene  yalere  semperque  bene  agere. 

Quoniam  reipublicae  christianae  salus  omnis  in  inyictissima,  piissi- 
maque  familia  vestra  yersatur,  quicumque  diyinam  profitentur  yeritatem. 


Thomas  Campanella  und  Ferdinand  U.  37 

qaidqnid  possant  et  sapinnt  grande  Uli  dicare  contendunt,  et  yelnti  ani- 
mati  instrumenta  magnisreipubllcae  artificibns  austriacis  coaptari  student. 
Quod  mihi,  ex  quo  mjsteriis  Sapientiae  aeternae,  mundum  gubernantia, 
vestrosque  dirigentis  actus,  initiatus  sum,  semper  facere  curae  fuit.  Te- 
stantur  istud  opera  mea,  videlicet  de  Monarchia  Begis  Gatholici:  ubi  hanc 
postremam  ex  Prophetis  et  Astris,  quibus  non  vulgariter  operam  dedi, 
esse  intellexi:  snb  quam  hominum  universitatem  omnem  venturam  agnovi, 
yiasque  tum  politicas,  tum  prophetales  aperui:  quod  ex  articulis  meis 
prophetalibus  de  eventibus  huius  saeculi  satis  iudicatur.  Scripsi  etiam 
panegyricum  ad  principes  Italiae,  ne  monarchiam  fatalem  impediant,  si 
a  Turcis,  et  ab  intestinis  maus  salvi  esse  yelint;  modumque  aperui,  quo 
illi  copularentur,  et  absque  timore  principatuum  amittendorum  cohaere- 
rent.  Scripsi  et  tragediam  reginae  Scotorum  contra  Anglos  pro  Hispanis: 
contra  lutheranos  et  calvinistas  dialogum  politicum  pro  Austriacis:  contra 
omnes  sectas  universi  Orbis :  et  quibus  modis  e  suis  principiis  et  communi 
ratione  mortalium  sint  ad  fidem,  proindeque  ad  hanc  monarchiam,  tra- 
hendi  mirabiliter:  et  tandem  in  coelo  signa  ostendi.  Praeter  libros  phy- 
sicos  et  metaphysicos  iuxta  nova  principia,  quos  serenissimis  Austriacis 
magno  ad  tantum  negotium  usui  fore  confido:  nam  et  Alexander,  et  qui- 
cumque  monarchiam  capessere  orbis  conati  sunt,  novis  doctrinis  admira- 
bilibus  noyisque  artibus  sibi  mundum  conciliare  aggressi  sunt:  ex  quibus, 
inquam,  signis  spero  totius  orbis  commotionem,  admirationem  et  conyer- 
sionem  ad  fidem  catholicam.  Quoniam  yero  Sathanas  eodem  tempore,  quo 
mnndi  orditur  reformationem  Dens,  et  ipse  Antichristo  sedem  parat:  et 
iam  in  sexta  Ecclesiae  sumus  aetate,  et  sexta  canit  tuba;  et  sol  yertitur 
in  tenebras,  et  luna  in  sanguinem,  propalabitur  cornu  illud  parvum  lo- 
quens  ingentia.  Lutherus  enim  eins  postremus  praecursor  sub  quinto 
sigillo  functus  est  munere  suo,  parayit  sedem.  Fuit  arundo  yento  agitata, 
snbstulit  e  medio  sacramenta  et  penitentiam,  obedientiam,  modestiam,  et 
Dei  misericordiam,  introduxit  quendam  Deum  hominum  proditorem,  qui 
nobis  se  bene  factumm  spondet,  cum  contra  ipsum  statuerit  ad  malum 
nos  impellere;  contrarius  quidem  in  cunctis  Joanni  Baptistae:  ita  sane 
uti  S.  Vincentius  mens  ex  Germania,  et  qualem  praecursorem  nasciturum 
pridem  ostenderat.  Calyinus  yero  quinta  phiala  irae  Dei  fecit  eins  re- 
gnnm  tenebrosum.  In  Italia  yero  et  Hispania  sedem  parayit  impius  Mac- 
chiayellus  qui  per  omnes  principes  et  magistratus  fere  grassatur:  reli- 
quam  orbis  partem  Macomethus  tenet,  fabulis,  luxuriis  et  impietatibus 
paratam  ad  Antichristi  regnum,  quod  breye  erit.  Sed  dicit  Dominus  in 
Zacharia:  Suscitabo  filios  tuos  Sion  super  filios  tnos  Graecia 
etc.,  et  yadet  Dominus  in  turbine  Austri,  etc.  Verba  non  memini. 
Haec  ergo  cum  instent,  atque  ipse  cogitarem,  et  verum  praedicarem,  et 
illusores  huius  saeculi  insectarer:  praedixit  enim  Apostolns  Petrus:  Ye- 
nient  yiri  illusores  dicentes,  ubi  est  promissio  aut  adyentus 
eins?  ex  quo  dormierunt  patres  omnia  perseyerant  sicut  ab 
initio  creaturae  ego  yero,  non  sicut  ab  initio  perseyerare;  digito 
ostendo  in  polis,  aequinoctiis,  solstitiis,  excentricitatibus,  apogeis,  obli- 


38  y.  Abhandlang:  KvaSala. 

quitatibuB  coelestinm  omnino  mntatis  quia  mundi  sitam  in  immenso  eias 
spatio  forte  revnlsum  demonstrOi  et  Aristotelis  dogmata  de  aeternitate 
everto;  et  quidquid  Ptolomens,  Albategnius,  Copernicns  et  alii  reddentes 
non  cansas  ut  causas,  et  petentes  dolose  prineipia,  ad  signa  Evangelii 
obscuranda  tradunt,  falsissimum  ostendo:  mnndiqae  symptomata  esse 
per  ignem  peritnri:  orbes  et  eccentricos  et  epicjcloe,  et  motam,  raptaniy 
et  caetera  huinsmodi  falsa  commenta  esse  convinco,  et  mnlta  huinsmodi 
ex  qnibns  noTam  astronomiam,  noTamqae  astrologiam  compono :  et  novas 
rationes  exordiomm,  et  fininm  et  mntationnm  remmpublicarnm  et  reg- 
nomm  patefacio;  et  arcana  multa  hactenns  ignota:  igitur  cum  haec  agi- 
tarem,  Macchiayeilistae  qnidam  excommunicati  magistratus  ex  predicatio- 
nibns  meis  et  relationibas  aliorum  occaslone  snmpta,  pntavernnt  me  Teile 
regnum  usnrpare;  qaod  qnantnm  a  viro  philosopho  longe  sit,  propbetamm 
et  sapientinm  mortes  et  calumniae  post  mortem  illomm  deteetae,  liquidum 
faciunt.  Scriptum  est:  Rebellat  Amos  o  rex.  Hie  vero  Catholicus, 
cui  ego  ad  ingentia  facinora  instrumenta  parabam,  dolis  satraporum,  octo 
iam  annos  snb  fovea  sathanica  obscurissima,  lucem  ad  aerem  nil  admit- 
tentem,  pntentem,  madidam,  et  tandem  diabolicam,  sub  manu  impii  Jo- 
nathae,  in  arcto,  pane  tribulationis  et  aqua  moeroris,  et  planctus  detinet 
me.  Audire  me  nolnnt,  nee  libros  meos,  neqne  testes.  Aufugit  ad  Turcas 
ille,  qui  concitaYit  rumorem,  non  quidem  ad  rebellandum,  sed  ad  occiden- 
dos  quosdam  inimicos,  qui  patruum  occiderantsuum:  etverbis  meis  abu- 
tebatur,  sicut  CaWinus  yerbis  apostolorum.  Ego  mundi  noyitates,  regni 
terraemotum,  et  provintiae  seditionem  ex  cometis  et  astris  praedixi,  et 
evenerunt;  ipse  vero  baec  eo  torquebat,  ut  homines  tumultuarent  contra 
proprios  bestes;  nihilque  actum  fuit.  Aufugit  quia  non  erat  ex 
nobis,  ut  ait  Apostolus;  et  duo  erunt  in  eodem  lecto,  unus  as- 
sumetur,  alter  relinquetur,  ait  Dominus  Jesus.  Hac  ratione,  quam 
unam  habent,  premunt  me  inauditum.  Sed  nisi  quia  Dominus  erat  in 
nobis,  foi*te  yItos  deglutissent  nos.  Haeresis  nulla  est  inventa  in  nobis, 
nam  de  industria  ne  moreremur  tamquam  rebellantes  ad  pontificis  nutum, 
a  nobis  adinventa  est,  et  tandem  retractata.  Sed  excessit  medicina  mo- 
dum.  Ego  vero  per  stultitiam  ab  iis,  qui  sapientiam  persecuntur,  salTus 
factus  snm.  Excitayit  Dominus  spiritum  angelicum  ad  auxilium  meum, 
cum  immineret  mors ;  et  quidem  qui  monarchiam  catholicam  erexi,  uti 
destructor  pereo:  qui  multos  ad  fidem  catholicam  revocayi,  ut  testantnr 
apud  TOS  et  calyiniani  et  luterani  et  hebrei  et  turcae,  tanquam  haereticus 
ad  necem  trahor;  mitto  libros,  et  predicationes,  ieiunia,  sacrificia, 
patientiam  et  calumnias.  Non  potest  dici  de  me  sicut  de  impiis:  In  la- 
bere hominum  non  sunt,  et  cum  hominibus  non  flagellabnn- 
tur;  saepe  enim  et  inaudita  tormenta  pertuli.  Et  nunc,  o  Domini  de- 
mentissimi,  si  Dens  de  coelo  in  terram  aspexit,  ut  audiret  gemitus  com- 
peditornm  per  aures  yestras,  et  solyeret  per  manus;  ut  annuntiemus  in 
Sion  nomen  Domini  etc.,  ad  conyeniendum  populos  in  unum  et  Beges: 
ut  yideant,  quod  coeli  sicut  opertorium  mutat  et  mutabuntur:  ut  annun- 
ciet  coeli  iustitiam  eins  populo  qui  nascetor  et  generatio  yentura  nunc 


Thomaa  Gampanella  und  Ferdinand  TL  39 

annuncietar  ad  Yestrnm  replendüm  imperium;  satagite  prinsquam  moriar, 
certiorem  regem  facere,  et  monere,  nt  me  audiat  ipse,  vel  sinat  a  ponti- 
fice,  vel  a  Caesare  audiri:  et  si  mentiar,  ex  nunc  igni  me  dedo:  si  fateor 
Yera  et  proficua  orbi  christiano,  et  domui  vestrae,  ntantur  opera  mea: 
nam  et  stnlta  et  infirma  elegit  Dens:  eripite  inopem  de  mann  fortiornm 
eins;  egennm  et  panperem  a  diripientibns  eom.  Litteras  ad  regem  et  ad 
pontificem  vobis  mitto  videndas,  ex  qnibns  qnid  petam  qnidqne  poUicear 
intelligetis.  Haec  atrocissima  mala  mihi  mentem,  spiritnm  et  visionem 
faciei  eins  benignitate  addiderunt,  nee  sermone  explicari  possnnt,  qnia 
incredulitas  omnia  deridet.  Antichristns  regnat  in  praecursoribns  suis, 
et  angit  me,  sicut  et  Brigida  oUm  quasi  mihi  praedixit:  qui  legit  intelli- 
gat.  Non  datnr  plnra  loqni.  Caspar  Scioppins,  clarissimns  vir,  doctrina 
et  pietate  insignis,  qni  philosophi  et  apostoli  pro  Germania  officio  fnn- 
gitnr,  referet  mnlta,  et  ostendet  literas  et  libros.  Qnod  si  indigna  opera 
mea  vestris  Celsitndinibns  apparebnnt;  misericordia  non  indigna  erit. 
Hac  ntamini  in  me,  Proceres  inclyti,  et  Catholicum  a  caede  nocentis^  in- 
noxium  Vobis  et  reipnblicae  reddetis:  oculos  aperietis.  Bapinas  Begni 
yidebit,  providebit.  Hie  nemo  yult  me  andire:  quoniam  satrapae  lucrati 
sunt  mnlta,  et  clamant  haereticum  et  ribellem,  si  qnis  opem  mihi  ferat: 
tacent  amici.  Dens  submisit  anxilium,  et  vobis  mentem  immittet  piam, 
prndentem,  nt  andiatis  et  solita  dementia  patres  vos  paupemm  et  pupil- 
lomm  ad  regna  modo  natos,  ostendatis.  Jam  paro  libellum  ad  Pannoniae 
filios  contra  Macomethnm.  Instrumenta  imperii  et  arcana  non  desunt. 
Sed  qnis  credit  anditni  nostro?  pmdenter  non  credunt,  sed  insipienter 
et  per  dolnm  experimenta  yidere  respuunt.  Itaque  apud  Vos  mihi  clemen- 
tissimae  prudentiae  una  spes  reliqua  est.  Non  arbitror  exsiccatum  fon- 
tem  yirtutnm.  Fidenter  scribo,  quia  quibus  scribam  intelligo.  Dominus 
Tobiscnm.   Amen. 


4. 

Ans  dem  Briefe  des  Seloppins  an  Fabri. 

(Abgedruckt  bei  Amabile,  Opere  £S[,  Dok.  S.  83.) 

Begensburg,  16.  Januar  1608. 

,.  .  .  Mitto  Serenis™^  mei  literas,  quibus  rogat  Proregem,  nt  Cam- 
panellam  transferat  in  Castrum  novum,  ut  über  sit  ab  inhumane  Capitaneo, 
et  occasionem  librornm  habeat  ad  absolvenda  mathematica  et  controyer- 
sias  fidei:  id  sibi  longe  fore  gratissimum.  Vos  yidete  utrum  et  quomodo 
reddenda  sint.   Vale Q.B,' 


^  Oentofanti  setst  hier  in  Parenthese  linnocentie*  mit  Fragezeichen  hinan. 


40  y.  Abhandlung:  Kva&ala. 

5. 
Aus  dem  Briefe  des  Seioppius  an  Fabri. 

Augsburg,  11.  Juli  1608. 
(Abgedruckt  bei  Amabile,  Opere  IX,  Dok.  S.  89.) 

,Hodie  Yenetias  scribo  Bernardino  Bossio,  ut  nomine  Archiducis 
Ferdinandi  libros  Campanellae  ä  Ciotto,  cui  eos  imprimendos  dederam, 
repetat.  Quod  nisi  sie  recuperentur  (segue  in  tedesco:^  bisogna  far 
sequestrare  a  quel  malvagio  i  suoi  libri  in  Francoforte).' 

6. 
Ferdinand  von  Steiermark  an  den  Statthalter  von  Neapel. 

Graz,  8.  Oktober  1608. 

(Abgedruckt  bei  Amabile,  Opere  IX,  Dok.  S.  40.) 

111™®  et  Ecc"<*  Signore.  —  Voglio  sperare  che  la  mia,  scritta  a  V. 
Ecc"  nel  principio  dl  quest'  Anno  da  Batisbona  per  la  ritentione  di  To- 
maso  Gampanella  Dominicano,  le  sia  parvenuta  nelle  mani.  —  Hör  in- 
tendend'  io  per  ora  non  essere  anchora  seguita  la  sua  liberatione,  da  me, 
e  da  tant*  altri  personaggij  molto  desiderata,  non  ho  voluto  tralasciare  di 
non  rinovare  quest*  offitio  d*  intercessione.  Et  benche  non  sappi  la  causa 
della  continuatione  di  questa  prigionia:  Non  dimeno  essend' io  informato 
che  ristesso  ritenuto  sia  un  soggetto  tale,  che  per  la  sua  rara  dottrina 
puo  far  gran  profitto  nella  religione  Cattolica,  si  come  massime  in  questi 
tempi  simili  persone  sono  molto  necessarie,  ho  voluto  pregare  Y.  Ecc** 
amorevolmente  che  resti  seryita  di  fare  gratia  al  nominato  Gampanella, 
liberandolo  quanto  prima  della  sua  ritentione:  Nel  che  farä  cosa  ä  me,  et 
a  principali  altri,  che  fanno  la  medesima  instanza,  di  molto  gusto.  Et 
con  questo  fine  le  prego  dal  Signore  felice  contento.  Da  Graz,  alli  3  d'ot- 
tobre  1608. 

AI  Sig.  Yicere  di  Napoli  Ferdi : 

7. 

Aus  dem  Briefe  des  Seioppias  an  Fabri. 

Dillingen,  10.  Dezember  1608. 

(Abgedruckt  bei  Amabile,  Opere  IX,  Dok.  S.  42.) 

,Pro  Campanella  adversus  inimicos  ejus  ad  Serenissimum  scripsi, 
non  quidem  ut  noyi  aliquid  auxilii  ferat,  sed  ut  melius  de  ipso  sentiat. 


*  Dies  ist  Amabiles  Zutat,  ebenso  stammt  auch  die  t^bersetzung  Ton  ihm. 


Thomas  CampAQella  und  Ferdinand  II.  41 

et  me  recte  patrocininm  infelicis  suscepisse  indicet.   Hoc  interea  satis 
erit,  donec  postea  coram  aliquid  amplius  impetrem.' 

8. 

Aus  dem  Briefe  des  Seioppias  an  Fabrf. 

Augsburg,  23.  Januar  1609. 
(Abgedruckt  bei  Amablle,  Opere  IX,  Dok.  S.  44.) 

yVenetiis  scribit  Dn.  Orator  Gaesarius  sibi  libros  Gampanellae  omnes 
esse  redditos.   Scribam  modo  qua  occasione  mitti  mihi  eos  yelim.' 

9. 

Ans  dem  Briefe  des  Seioppias  an  Fabri. 

Begensburg,  17.  März  1609. 
(Al^druckt  bei  Amabile,  Opere  IX,  Dok.  S.  47  ff.) 

ylpsi  Squillae  amici  negant  tutum  esse  libertatem  ei  concedi :  eum 
adeo  insaniae  processisse,  ut  so  a  Deo  novum  orbis  legislatorem  electum 
putet,  neque  Christum  ipsum  sibi  postponere  formidet,  quod  Christus 
quinque  tantum  planetas  iu  ascendente  habuerit,  ipso  sex  habeat.  Haec, 
ab  ipsis  ejus  amicis  in  Principum  aulis  jactata,  dici  non  potest  quam 
Principum  animos  ab  eo  alienent/ 

10. 

Ferdinand  von  SteiermarlE  an  den  Statthalter  von  Neapel. 

Graz. 

(Abgedruckt  bei  Amabile,  IX,  Dok.  8.  48.) 

Intendendo  io,  che  le  lettere  scritte  a  Y.  Ecc^  per  il  Fra  Campa- 
nella le  siano  state  presentate  con  tradauza  (sie).  Per  il  che  sin  hora 
non  si  hanno  potuto  mandare  certi  libri,  che  io  desideravo.  Mi  ha  parso 
di  pregarla  con  questa  di  novo,  che  resti  servita  di  dar  ordine  et  procurare 
affine  que  detto  Gampanella  finisca,  senza  impedimento,  e  dimora,  i  suoi 
libri  della  matematica,  d'Articoli  profetali,  et  anco  della  Metafisica.  E 
tanto  maggiore  sarebbe  Tappiacere  se  mi  fossero  mandati  essi  libri,  come 
spero  non  Tsara  contrario.  —  E  poiche  molti,  degni  di  fede,  rendono 
testimonianza  et  affermano,  che  Tistesso  Gampanella  habbi,  per  il  raris- 
simo  suo  ingegnot  et  sottil  intelletto  molte  cose  di  Palesare,  che  ridondano 
in  utile  et  beneficio  della  M^  Gat^  mio  s^  Cognato,  e  delU  nostra  casa 


42  V.  Abhandlung:  RviifiaU. 

d'Austria,  sarebbe  ben  fatto  che  V.  Ecc**  lo  facesse  venire  avanti  di  se, 
et  intendesse  quelli  snoi  secreti:  si  come  la  prego  a  farlo,  per  amor  mio: 
Et  comanicarmi  poi  qnel  tanto,  che  V  parera  necessario. 

Dio  la  conservi:  Et  io  di  core  me  le  offero.  Da  Graz,  alli  X.  di 
maggio  1609. 

AI  Big.  Yicere  di  Napoli  Ferdinand. 

11. 

Aus  dem  Briefe  des  Seiopplus  an  Fabri. 

Graz,  18.  Mai  1609. 

(Abgedruckt  bei  Amabile,  IX,  Dok.  8.  48.) 

,Prorex  Neapolitanns  Serenissimi  literis  prioribas  iam  respondit, 
seque  accurate  excusat,  qnod  ipsi  morem  gerere  liberando  Gampanella  non 
potuerit,  cam  ea  res  non  sit  in  sua  manu.  Geterum  sese  obsequi  Serenis- 
simo  ex  animo  esse  et  fore  semper  promptissimum.  Itaque  in  magna  spe 
sumus,  eas,  quas  nuper  misit,  magnopere  Campanellae  profaturas  donec 
sive  Bomam  mittatur,  sive  Serenissimo  nostro  a  Rege  Catholico  donetur, 
nam  et  eam  rem  impetratumm  me  confido.  Sed  procedente  tempore,  nunc 
enim  nondum  maturum  est.« 

12. 

Aus  dem  Briefe  des  Scioppius  an  Fabri. 

Augsburg,  S.Juni  1611. 

(Abgedruckt  bei  Amabile,  IX,  Dok.  S.  60.) 

iVelim  amicis  ejus  dicas  (tedesco:^  che  io  con  le  sue  cose  quasi 
da  per  tutto  ho  perduto  in)  credito,  neque  esse  quod  me  dehinc  sua  causa 
quicquam  non  quidem  velle,  sed  posse  existimet.' 

13. 

Aus  dem  Briefe  des  Mareo  Velseri  an  Fabri. 

Augsburg,  20.  September  1618. 

(Abgedruckt  bei  Amabile,  IX,  Dok.  S.  60.) 

,XJn  certo  Tobio  Adamo  .  .  .  mi  ha  mandato  una  lettera  molto  vec- 
chia  diretta  a  me  di  fr.  Tomaso  Campanella  con  entro  una  lista  delle  sue 


^  Zutat  und  Übersetzung  des  Amabile. 


Thomu  Campjinella  und  Ferdinand  11.  43 

opere  et  dne  polize  a  Serenis™^  Arciduca  Ferdinando  et  Daca  MasBimiliano 
di  Baviera  .  .  . 

lo  .  .  .  ne  spero  poco  sive  verius  nnlla.  Perche  il  Ser°^^  Ferdinando 
ha  giä  corsa  la  saa  lancia,  et  il  Ser"^®  Massimiliano  omnino  est  aliarum 
rernm  et  cogitationnm.' 

14. 

Th.  Campanella  an  Ferdinand  II. 

(Borna  1626.) 
(Bibl.  Yatic.  Reg.  1447,  S.  399.) 

Invictissimo  ac  BeligioBissimo  Ferdinando  2®  Caesari  Angnstis- 
simo.  Excelsus  Dominns  humilia  respicit  nt  excelsior  fiat.  Non  dedigna- 
bitnr  Caesarea  Majestas  quem  olim,  cum  minor  te  esses,  sedentem  in 
tenebris  et  umbra  mortis  vinctum  in  mendicitate  et  ferro,  liberum  culpa, 
cujus  insimulabar  oculo  pietatis  respexisti,  nunc  in  luminis  oras  redditum, 
liberum  quoque  poena,  sie  judicante  Deo  in  ministris  suis,  prudentiae 
oculis  intueri. 

Majestas  Catholica  cum  primum  lamentationes  meas  non  iniquus 
audivit,  jussit  quam  petebam,  rigidam  justitiam  mihi  fieri.  Facta  est  ita, 
ut  tanquam  nullius  culpae  conscius  Über  abirem.  Idemque  sanctissimus 
ürbanus  8  incorruptibilis  iustitiae  zelo  omnia  perscrutatus,  quae  de  me 
dicebantur  et  scripta  erant,  pariter  liberum  studiosorum  yotis  me  dedit. 
Ego  itaque  non  immemor  quanta  in  me  contuleris  beneficia  clementissime 
Imperator  ad  Proreges  Neapolitanos  pro  mea  sospitate  scribendo,  et 
quanto  majora  conferre  pro  tua  magnanimitate  religiosissima  si  cruditas 
causae  non  obstitisset,  etiam  volueris:  volui  gratias  quas  possem  referre, 
et  nondum  inveni,  sunt  quattuor  Anni  ex  quo  resurrexi.  Nunc  mea 
Opera,  quorum  Indicem  ad  tuam  Caesaream  Majestatem  submisi,  post- 
quam  alterum  doctus  bonusque  Scioppius  detulerat,  Typis  mandantur; 
cupio  memoriam  tuae  summae  charitatis  in  Ulis  erigere,  cum  rescivero 
tuae  Majestät!  nil  molestum  fore.  Yiderunt  Hispani  Proceres  quid  de 
Austriacorum  Principum  Monarchia  scripseram,  nam  et  apud  Germanos 
latina  et  Germanica  lingua  Impressum  est.  Yiderunt  et  Panegiricum  ad 
Principes  Italiae  pro  eadem  Monarchia  non  respuenda,  sed  permoTenda, 
si  rem  Ghristianam  salvam  esse  cupiunt :  et  qua  ratione  a  timore  Austriacae 
crescentis  potestatis  se  se  simul  tutari:  quae  duo  concordari  minime  posse 
Politici  conclamant.  Multaque  alia,  unde  non  modo  innocentiam  erga 
genus  Anstriacum,  sed  et  merita  multa  colligere  potuerunt.  Deo  gratias. 
Adhuc  tamen  cum  egestate  pugno:  et  quae  liberalitas  Pontificis  optimi 
dat,  mihi  sufficientia  facio.  Nihilque  abs  tua  peto  dementia,  nisi  ut  glo- 
rietur  quia  non  deceptus  (sie)  nee  indignum  tua  protectione,  olim  ignotum, 
nunc  toti  agnitum  Mundo,  non  minus  prudenter  quam  pie  commendayeris. 
Et  Dominus  Dominorum  exaltavit  te  super  inimicos  tuos,  et  longo  plura 


44  V.  Abhandlung :  KvaSala. 

dabit  incrementa  gratiarum,  cum  viribus  tais  Priücipum  Christianornm 
vires  addendo  Mahomettismum  et  Hereticismum  non  amplias  videre  de 
discordia  et  imbecillitate  Christianorum  jnxta  sanctoram  vota  satis  saper- 
que  feceris.  Omnia  potes  in  Deo,  qui  te  confirmat:  potes  nihil  sine  illo. 
Igitnr  diesqne  noctesqae  pro  Austriaca  Familia  erecta  a  Deo  ad  tatamen 
Ghristianismi  et  infidelitatis  abolitionem  in  Orbe  Terrarum,  quem  vestro 
cingitis  Imperio  imposito  per  gjrum  jugi  Sacrificio  sicut  praedictum  erat 
in  Prophetis,  omnipotentem  Deum  rogare  non  desinam.  Nee  26  Annornm 
passio  me  ab  hac  affectione  dejecit,  sed  promovit.  Non  enim  qnod  mihi 
uni,  sed  quod  toti  prodest  Christiano  orbi  antiquius  habui  semper.  Dens 
ergo  qui  dixerat,  Egressus  est  Salvator  meus,  me  Insulae  ezpectabunt  et 
brachium  meum  sustinebunt:  compleat  quod  cepit  per  Austriacorum  Bra- 
chium :  quod  nuila  potest  tardare  Causa,  nisi  Christianorum  vezatio,  quam 
tu  solus  accedens  ad  Cor  altum,  in  quo  ezaltatur  Dens,  tranquillare  vales, 
gloriosissime  Caesar. 

15. 

€hristoph  Forstner  an  Thomas  Campanella. 

Orleans,  16.  Oktober  1627. 
(Hofbibliothek  in  Wien  Kod.  9747,  fol.  1*»>.) 

Thoma  Campanella  viro  reverendo  et  celeberrimo  S.  P.  D. 

Non  tuae  culpae,  vir  maxime,  sed  infelicitati  meae  adscribo,  quod 
ex  quo  te  Neapoli  vidi,  nullas,  quod  tunc  promiseras,  litteras  nee  scrip- 
torum  tuörum  tantopere  a  me  exoptatum  cathalogum  acceperim.  Illum, 
qui  tibi  ultimas  meas  tradidit,  Germanum  ante  biduum  in  hac  urbe  vidi. 
Cujus  conspectus  me,  ut  denuo  ad  te  scriberem,  admonuit,  libertatem 
(quanquam  te  etiam  in  carcere,  quod  soli  sapienti  contigit,  quam  maxime 
liberum  fuisse  non  ignoro)  tibi  ex  animo  gratulor.  Deo  et  posteritati 
nunc  debes,  ut  quod  ante  commode  non  poteras,  nunc  saeculum  divini 
ingenii  tui  monumentis  orudire  pergas.  Debes  hoc,  quod  dixi,  Deo,  Cujus, 
cum  Ingenium  tuum  contemplamur,  magnitudinem  admiramur;  debes 
posteritati  nobisque,  quibus  erudiendo  benefacere  humanitatis  lex  est. 
Debes  famae  tuae,  quae  te  saeculi  miraculum  atque  heroem  potius  ac 
daemonem  quam  hominem  credit.  Sed  haec  nunc  omitto.  De  meo  quoque 
rerum  mearum  statu  nihil  addo,  nisi  quod  post  meum  ex  Italia  discessum, 
cum  Yiennae  quinque  menses  transegissem,  in  Galliam  abii  ubi  etiam 
nunc  haereo.  Ad  Cornelium  Tacitum  notas  meas  politicas  Yenetiis  im- 
pressas  num  videris,  nescio.  Mihi  per  tanta  terrarum  intervalla  mittend! 
exemplaris  nullä  copia  est.  Animus  mihi  fuit,  relictis,  quae  mores  spec- 
tant  politicorum  titulo  vulgo  venditari  solent,  Dominationis  et  rerum 
publicarum  arcana  tantum  aularumque  flagitia,  et  quae  Itali  Status  ratio- 
nibus  insigniunt,  pertractare;  liberius  fortassis  et  expressius,  quam  multi 
vellent  et  nunc  ego  quoque  yellem. 


Thomas  CampanelU  und  Ferdinand  II.  45 

Nova  ex  Germania  nulla  habeo,  nisi  quod  nnper  Daniae  regem  ad 
sua  defendenda  (nam  Yallensteinias  post  devictas  in  Silesia  Hranienses 
reliqoias  in  Holsatiam  movit)  abiisse  accepimus.  Causa  tantorum  suc- 
cessunm  una  yidetnr,  quod  ab  hujus  belli  iuitio  nunquam  in  unum  con- 
sultnm  fuit.  Et  Imperatoris  artibus  plerisque  persuasum  est,  non  de 
communi  omnium  causa  agi.  Contra  singulos  belli  praetextus  aliquis 
fuit,  qui  cetera  non  concernere  yidebatur.  Ita  dum  singuli  pugnant,  uni- 
yersi  yincuntur.  Certe  eo  partium  Caesareanarum  tenuitas  et  ex  diverso 
universae  Germaniae  potentia  erat,  ut  plane  contrarium  de  eventu  judi- 
carent,  qui  nesciunt,  magnis  populis  etiam  varios  principes  divisis  hoc 
esse  Vitium  hancque  labem,  qood  intestinis  pleinimque  discordiis  laborantes 
nunquam  vires  suas  in  unum  conferunt.  Si  rescribere  visnm  erit,  litteras 
quaeso  ad  Illustrissimum  Dominicum  Molinum  Venetias  transmittas,  a 
quo  tuto  ad  me  pervenient.  Yale. 

Aureliani  Id.  16.  Octobris  anno  Christi  MDCXXVII. 

16. 

Christ.  Forstner  Ober  Camiianellas  politische  Verwendang 

am  ihiiizAsisehen  Hofe. 

(Continnatio  postrema  ad  notarnm  ad  Taciti  Annalea,  p.  69.   Zitiert  bei  Cy- 
prian,  Vita  Campanellae,  Amsterdam  1705,  8.  26.) 

,In  aula  Gallica  vidi  aliquoties,  dum  apud  Cardinalem  Bichelinm 
Ludovicus  Bex  in  consilio  esset,  Thomam  Campanellum,  fama  super 
aethera  notum,  accitum,  deque  rebus  Italicis  sententiam  rogatum  fuisse. 
Nimirum  in  iis  quisque  negotiis  adhiberi  debet,  quibus  par  est.' 

17. 
Th.  Campanella  an  den  Kanzler  Signier.  ^ 

Paris,  31.  Mai  1635. 

(Bibl.  Nationale,  Paris,  Nonvell.  acquis.  fran^.  6210,  fol.  16  ff.) 

Illnstrissime  Domine. 

Veni  bis  hesterna  die  ad  te  presentaturus  nostrorum  librorum  exem- 
plar  unum  ac  simul  collocuturus  de  spectantibus  ex  nostro  ordine  ad  regni 


^  Ich  habe  beim  Abdruck  dieser  sehr  mangelhaften  Kopie,  deren  Kollatio- 
nierang  ich  Herrn  de  Ronciöre  von  der  Nationalbibliothek  in  Paris  ver- 
danke, die  Abkflrsnngen  aufgelöst,  den  kleinen  Anfangsbuchstaben  nach 
dem  Punkt  in  einen  großen  umgewandelt,  die  Initialen  einiger  Substan- 
tiya  gleichmäßig  gestaltet,  und  wo  es  dringend  nOtig  schien,  die  Inter- 
punktion geändert. 


46  y.  Abhandlung:  KyaSala. 

bonum,  occupationes  tnae  mnltae  mihi  aditnm  prohibuerunt.  Pancis  scri- 
bam  quae  proloqui  pluribus  optabam.  Bes  politicae  fere  omnes  per  Beli- 
giosos  in  Italia  et  ubique  tractantur.  Pntant  enim  principes  sie  tutius 
et  secretius  expedii'l,  Bomae  autem  non  nisi  per  eos,  maxime  videlicet 
per  dominicanos,  in  quoram  manibus  offtcia  S.  Palatii,  congregationes  b. 
officii  et  Indicis  et  consultationes  congregationum  aliamm  et  principnm 
et  populoram  sunt.  Curare  quod  oportet  eos  habere  pro  nobis:  sicnti 
Hispani  hoc  introspicientes  valde  satagunt  pro  se.^  Procul  dubio  Pater 
generalis  Dominicanomm  F.  Nicolaus  ßodulfius  Hispanos  est,  Hispanico 
spiritu  afflatus,  ac  nutritus,  Cardinalatum  ab  Hispanicis  sperat:  (sicnti 
alter  frater  ejus  cardinalatum,  alter  marchionatum,  alter  qui  nunc  est  a 
consiliis  proregis  Neapolitani  pensiones  multas  ab  Hispanis  obtinnerunt) 
proptereaque  omnes  officiales  sociosqne  Hispanos  habet.  Et  ego  per  vim 
detecta  fraude  Comiti  de  Bettunes  olim  in  Urbe  oratori  effeci,  nt  pater 
Gherardellus  Gallus,  fieret  unus  ex  sociis  ejus.  At  ipso  mortuo  successit 
illico  pater  Ciantes  hispanissimus.  Utitur  tarnen  pater  Generalis  adhuc 
duobus  Gallis  idiotis  conversis  ad  sui  servitia  vilissima :  alitque  spe  et 
promissis,  ut  sint  exploratores  subdoli  contra  Gallos  in  ürbe  morantes: 
quemadmodum  dominus  de  Novallia  expertus  est.  ünde  mirantur  Bomaui 
technas  illius  presertim  quando  (sunt  jam  anni  duo)  accersitus  e  Grallia 
pontificis  jussu  animoque  privandi  eum  Generalatu,  ferens  epistolas  e  Gallia 
simul  ac  ex  Hispania  ad  quam  fratrem  Adrianum  socium  propter  hoc  mi- 
serat,  evasit  malum  sui  deceptis  utrinque  commendatoribus.  Qua  de 
re  oretenus  multa  dicam.  Praeterea  (quod  consideres  maxime  cupio)  in 
singulis  provinciis  exaltat  unum  ex  fratribus  Vafrum  simulatorem  qui  ex- 
ploret  annuncietque  illi  negocia  fratrum  et  arcana  regnorum  ac  princi- 
pnm; proptereaque  illi  dat  supra  omnes  potestatem,  yel  saltem  super 
unum  conventum  regiae  civitatis  et  indepedentiam  ab  omni  superiore 
illius  regni,  et  si  qua  explorator  iste  committit  facinora,  remanent  im- 
punita,  cum  sit  exemptus  omni  obedientia:  tum  quia  nemo  audet  usque 
Bomam  accusationem  mittere,  nee  potest  tam  a  longe  causam  agitare:  tum 
quia  seit  patrem  Genemlem  non  admittere  querelas  contra  suos:  et  potius 
persequi  yexareque  accusatores:  denunciatores  yero  pro  falsis  habere. 

Sciat  ergo  dominus  mens  quod  in  hac  ürbe  regia  pater  Johannes 
Baptista  Carreus  est  explorator  et  fratrum  et  aulicorum  et  arcanorum 
regni  quae  per  tabellarios  Generali  abutenti  ad  Hispanorum  utilitatem 
significat.  Hie  est  genere  Allobrox  sub  Sabaudo  duce  natus  Hispanismo 
addictus;  quippe  qui  novitios  fratres  semper  cathechizayit  ad  Hispanis- 
mum.  Sunt  in  hoc  conyentu  tres  ejus  alumni  testantes  quod  sepe  dicebat 
eis.  ,Non  est  fides  catholica,  non  probitas,  non  scientia,  nisi  in  Hispania 
et  solus  Bex  Oatholicus  substentat  ecclesiam.  Ite  ad  gymnasia  Hispano- 
rum.' Preterea  hoc  etiam  tempore  habet  epistolas  e  Bruxellis,  mittitque: 
est  enim  ibi  quidam  alumnus  ipsius,  prefectus  novitiatui  ä  p.  generali 


^  Sic!  Dieser  Satz  bleibt  defekt;  der  Sinn  jedoch  erscheint  wiederhergestellt, 
wenn  man  statt  quod  —  ergo  liest. 


Thomas  Campanella  und  Ferdinand  ü.  47 

propter  hoc  erecto  favetque  omnibns  hispanic^  sentientibus,  nnde  etiam 
presbyternm  nuper  snspendio  necatum  propter  Bruxellanas  litteras 
regno  Insidiosas  fovit  atque  a  morte  liberare  conatns  est,  ut  quidam  fratres 
mihi  narrayerunt.  Credo  etiam  qood  tanqnam  explorator  duplex  refert 
eminentis®  Cardinali  aliquid  leye;  ut  tutius  possit  gravia  Gallorum  omnia 
rimari  ac  renunciare.  Omitto  quae  contra  me  pater  Generalis  per  eum 
Domino  Cardinali  (licet  frnstra)  suggessit  obliquis  epistolis:  timens  ne 
mihi  fides  preberetnr,  ejus  Hispanismum  detecturo,  etenim  oratores  omnes 
BettuneSy  Brassacb,  Chricchi,  et  Novalia  bene  nomnt,  quid  ego  et  quid 
p.  generalis  in  ürbe  sapiebamus,  et  quibus  adherebamus  partibus. 

Sciendum  preterea,  quod  quoniam  nullum  potest  fieri  malum  nisi 
sub  specie  boni,  erexit  p.  Bodnlfins  novitiatnm  Lutetiae  (ex  14  millibus 
libris  argenteis  ablatis  contra  legem  a  conventu  d.  annunciatae  reforma- 
torum,  nee  ostendit  dispensationem  papae  qua  hoc  fecit:)  ut  conventus 
provinciae  quibus  vetitum  est  recipere  ad  habitum  religionis  novos  fratres 
ex  alumnis  refoimatis  in  hoc  novitiatu,  replerentnr.  Atiste  Carreus  prae- 
fectus  noyitiatui  in  tribus  annis  tres  tantum  noyitios  fecit,  quorum  unus 
recessit  ab  eo,  et  quos  apud  se  fratres  habet,  sunt  fugitivi  ex  conyenti- 
bus  reformationis  S.  Ludoyici:  quicunque  enim  ob  crimen  aliquid  passi  ä 
superioribus  suis  yel  timentes  pati  ad  Carreum  confugiunt  impunitatis 
spe.  Qui  habet  auctoritatem  indepedentem  ab  omni  superiori  in  Gallia  et 
solum  patrem  generalem  agnoscit  quapropter  et  reformatos  deformat  pas- 
sim  et  non  reformatos  annihilat,  dum  eyacuat  iste  conyentus  incessanter 
et  non  replet  nee  replere  potest.  Quoniam  reyerä  iste  noyitiatus  est  te- 
gmentum  politicum,  non  autem  reformationis  promotio,  oportebat  enim  in 
congregatione  S.  Ludoyici  reformatorum  optimos  alere  centum  novitios  in 
4  yel  plnribus  cenobiis  sicuti  isti  boni  patres  consulebant  et  ex  illis  con- 
yentus non  reformatorum  replere  et  non  erigere  unum  ex  pecunia  refor- 
matorum contra  reformatos,  in  quo  Carreus  sequestratus  ab  eis  et  inde- 
pendens  regnaret,  possetque  sie  artem  exploratoris  exercere.  Yide  domine 
quod  fictitius  est  iste  noyitiatus  etiam  ex  hoc  quod  pater  Carreus  manducat 
semper  carnes,  incedit  in  curru  nunquam  surgit  ad  matutinum :  quae  nulli 
prelato  prosei*tim  conceduntur,  nisi  egrotantibus  qui  non  possunt  habere 
officium  super  alios,  si  non  possunt  yitam  communem  seryare:  sicut  ipse 
finget  se  non  posse,  preterea  Novitios  unä  cum  sacerdotibus  habitare  per- 
mittit,  noyas  ceremonias,  noyas  tonsuras,  noyum  cantum  inducit,  obedien- 
tiam  et  precepta  superiorum  sibi  intimata  rescindit,  et  contra  yere  refor- 
matos a  quibus  per  yim  extraxit  14  millia  librarum  et  sepe  aliis  eleomo- 
sinis  fraudat,  erexit  quasi  altare  contra  altare,  exploratores  et  explora- 
trices  in  palatia  principum  submittit,  et  tandem  in  premium  tantorum 
facinorum  factus  est  commissarius  super  conventum  probatissimorum,  ac 
doctissimorum  Jacobistarum  yir  indoctus  omnino  cervicosus,  Simulator, 
inobediens;  unde  coacti  sunt  Bomam  mittere  petentes  si  reformatione 
indigent  alios  illustres  reformatores,  sub  quorum  lumine  possint  ambulare 
non  autem  sub  Carrei  lucerna  fumigante.    Hec  pro  debito  meo  inti- 
masse  satis. 


48  y.  Abh.:  RvaSala.   Thomas  CampaDella  nnd  Ferdinand  11. 

Post  Bcriptam,  non  missam,  hanc,  venit  Nuntius  de  clade  Hispa- 
norum  in  Belgii  confinio,  letatur  celum  et  terra  sperans  libertatem 
christianitatis  libertatem  ab  imperio  per  Austriacos  redacto  in  officinam 
heresiarcharum  et  in  peculium  hispanismi  ampliandi  super  cervices  eccle- 
sie  et  principum  ejus.  Precor  Deum  Sabaoth  atque  regem  Christum  ejus 
(sie),  ut  tempus  nuUum  nee  latebra  detur  pavidis  hostibus,  si  hac  anni 
qnarta  yultis  Belgio  potiri  toto  (quidquid  enim  inter  Tyrrhenum  et  ocea- 
num  et  inter  Pyrenem  et  Bhenum  interjacet  vestrum  est  dicit  veritas) 
atque  ad  majores  expeditiones  arma  conyei*tere,  cavete,  quoniam  Hispani 
occulto  marte  et  procrastinato  fiunt  victores,  Galli  aperto  et  celeri»  quo- 
niam illi  astuti  et  timidi;  hi  fortes  impetuosique:  quapropter  plurima  et 
quidquid  petitis  pollicebuntur  et  solum  Domini  Treverensis  restitutionem 
subito  prestabunt:  ut  dum  robur  Gallici  creduli  exercitus  per  moras 
lentescit,  dissolviturque :  ipsi  dolos  ad  aiienandum  a  vobis  principes  popu- 
losque  et  auxilia  procuranda  exercere  possint  ac  promissa  irrita  facere, 
ut  mos  ipsorum  est.  Scripsi,  quae  facienda  hoc  tempore  explorante  pro- 
videntur  viro,  tum  in  Italia  apud  pontificem,  tum  hinc.  Nescio  an  receperit 
eminentissimus  Cardinalis  dux:  Qni,  ut  puto,  accipit  pro  solidis,  quae 
amor  et  fides  mea  dictat,  quamyis  inania  essent.  Cum  revei-tentes  yene- 
ritis  in  exultatione  portantes  manipulos  yictorie,  colloquemur.  Yale  in 
Domino,  qni  salyum  facit  regem  et  exercitum  ejus:  sicut  incessanter  et 
instanter  oramus.   Amen. 

Die  31  Mali  1635. 

Prestantie  tue  illustrissime  fidelis  seryus  obsequentissimus 

Fr.  Thomas  Campanella  ord.  pred. 

Illustrissimo  d.  de  Signier  Begiorum  sigillorum  custodi 
patrono  obseryandissimo  in  propria  manu  cito  cito. 


Hirn,  J.:  Tirols  Erbtheilung  nnd  ZwUchenreieh  1595—1602.  S^.  1902. 

1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 
Kaindl,  Dr.  Raimund  Friedrich:    Stadien  zu  den    ungarischen  Geschichts- 

quellen.  IX.,  X.,  XI.  und  XII.  S«.  1900.  2  K  30  h  —  2  M.  30  ?£ 
XnL,  XIV.,  XV.  und  XVI.  8°.  1902.  1  K  30  h  —  1  M.  30  Pf. 

—  Beiträge  zur  Geschichte  des  deutschen  Rechts  in  Galizien.     I.,  II.  8*^. 
1906.  1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

m.,  IV.,  V.,  VI.,  vn.,  vm.  8».  1907.        1  k  90  h  —  1  m.  90  pf. 

Kogler,  Ferdinand  ^  Das  landesfUrstliche  Stenerwesen  in  Tirol  bis  zum  Aus- 
gange des  Mittelalters.  I.  Die  ordentlichen  landesfürstlichen  Steuern.  8^. 
1902.  6  K  20  h  —  6  M.  20  Pf. 

Krabbo,  Hermann:  Die  Versuche  der  Babenberger  zur  Gründung  einer 
Landeskirche  in  Oesterreich.  8^  1903.  1  K  —  1  M. 

Kreiten,  Hubert:  Der  Briefvirechsel  Kaiser  Maximilians  I.  mit  seiner  Tochter 
Margareta.  Untersuchungen  über  die  Zeitfolge  des  durch  neue  Briefe 
ergänzten  Briefwechsels.  8<>.  1907.  3  K  —  3  M. 

Krones,  Franz:  Beiträge  zur  Geschichte  der  Baunikircherfehde  (1469 — 1470). 
und  ihrer  Nachwehen.  8^  1901.  1  K  80  h  —  1  M.  80  Pf. 

—  Die  Baumkircher.  Geschichtliche  Untersuchungen.  8^.  1902. 

2  K  60  h  —  2  M.  60  Pf. 
LeTinson,  Artur:   Die  Nuntiaturberichte  des  Petrus  Vidoni  über  den  ersten 

nordischen  Krieg  aus  den  Jahren  1656 — 58.  8°.  1906. 

3  K  35  h  —  3  M.  35  Pf. 
LoeM,  Alfred  H,:  Österreich  und  Preußen  1766—1768.  8®.  1903. 

2  K  60  h  —  2  M.  60  Pf. 

—  Eine  außerordentliche  Reichshilfe  und  ihre  Ergebnisse  in  reichstagsloser 
Zeit.  8«.  1906.  3  K  —  3  M. 

—  Die  Landesverteidigungsreform  im  ausgehenden  XVI.  Jahrhundert  —  im 
Zeichen  des  sinkenden  dualistischen  Staatsbegriffes.  8^  1906. 

1  K  60  h  —  1  M.  60  Pf. 
Loserth,  Johann:  Akten   und  Korrespondenzen    zur  Geschichte    der  Gegen- 
reformation in  InnerOsterreich  unter  Ferdinand  II.  I.  Teil.  Die  Zeiten  der 
Regentschaft  und  die  Auflösung  des  protestantischen  Schul-  und  Kirchen- 
ministeriums in  InnerOsterreich.  1590 — 1600.  8^.  1906. 

17  K  40  h  —  17  M.  40  Pf. 

—  —  IL  Teil :  Von  der  Auflösung  des  protestantischen  Schul-  und  Kirchen- 
ministeriums bis  zum  Tode  Ferdinands  II.  1600—1637.  S^.  1907. 

21  K  75  h  —  21  M.  75  Pf. 

-^  Studien  zur  Kirchen  politik   Englands   im  14.  Jahrhundert.    U.Teil:  Die 

Genesis  von  Wiclifs  Summa  Theologiae  und  seine  Lehre  vom  wahren 

und  falschen  Papsttum.   8«.  1907.  2  K  70  h  —  2  M.  70  Pf. 

—  Die  Reformationsordnungen  der  Städte  und  Märkte  Innerösterreichs  aus 
den  Jahren  1587—1628.  8°.  1907.  2  K  45  h  —  2  M.  45  Pf. 

Meier^  P.  Gabriel:  Der  Bibliothekskatalog  des  Stiftes  Heiligenkreuz  vom 
Jahre  1374.  Aus  der  Handschrift  von  St.  Gallen  herausgegeben.  8°.  1901. 

50  h  —  50  Pf. 
Melly  Anton :  Bericht  über  die  Vorarbeiten  zur  Herausgabe  des  Ergänzungs- 
bandes der  steirischen  Taidinge.  8^  1907.        1  K  15  h  —  1  M.  15  Pf. 
Pribram,  Alfred  Francis,  und  Moritz  Landwehr  von  Pragenau:  Privat- 
briefe   Kaiser    Leopolds  I.    an    den  Grafen    F.   E.   Pötting   1662—1673. 
L  Teil:  November  1662  bis  Dezember  1668.  8^  VJO'S. 

7  K  80  h  —  7  M.  80  Pf. 

IL  Teil:  Januar  1669  bis  Dezember  1673.  8^  1904. 

7  K  40  h  —  7  M.  40  Pf. 


48  y.  Abh.:  KyaSala.  Thomas  Campanella  ur    ^hen  Münzetatt  zu 

.  /£/  h  -^  1  M.  10  Pf. 

Post  scriptam,  non  missam,  hanc,  ver    ^ascbenknngen,  s^.  1906. 
norum  in  Belgii  confinio,  letatur   celuin  60  h  —  60  PC 

christianitatis  libertatem  ab  imperio  per  ^  ^''^'''^'öo'h^-^'öo  Pf. 
heresiarcharum  et  in  peculium  hispan^  ^^^^,  ^^  ^^^  ^g  Jahrhundert' 
sie  et  prmcipum  ejus.   Precor  Deur  40  h  —  40  Pf. 

(sie),  ut  tempus  nallum  nee  lateb      ,and  Pscudo - Isidor.  8".  1904. 
quarta  viiltis  Belgio  potiri  toto       .  '*'  30  h  —  30  Pf. 

num  et  intei*  Pyrenem  et  P'  .^./ranzösische  Einfall  in  Ober-  und 
atque  ad  majores  expeditiO'  j,gSt&ade  der  ErzherzogthOmer.  L  Theil: 

occulto  marte  et  procras*  >ß  ^°  Ober-Oesterreich.  8«.  1899. 

niam  iUi  astuti  et  tim^'  2  K  70  h  -  2  M.  70  Pf. 

quidquid  petitis  poll-  ^ ^''''^'  '"^  ^'"""^TK^^t l\'TsO  Pf. 

subito  prestabunt  .  ^^dlungsbücher  der  Medici.  I.  Das  Vermögen 
lentescit,  dissoh  ;»''  ^  i  K  50  h  —  1  M.  öO  Pf. 

losque  et  auj'  .>^  ■„,  Norden  der  Donau.  (Mit  1  historischen  Karte.) 

ut  mos  ipso      ,"'   }j>^  6  K  —  6  M. 

videntur  v'  *  '  *'  ^  Jer  Traun  und  Ens.  (Mit  1  Karte  und  1  Karten- 
eminent' . ''  -^  /'^'^^'.  1^07.  4  K  80  h  —  4  M.  80  Pf. 
amor  r  '  \^  ^^^'^^e'^ruktion  Karls  V.  für  Philipp  II.  vom  25.  Oktober  lööo. 
ritis  -^'^V  ^'-  ^^^^-  l  K  50  h  -  1  M.  50  Pf. 
TIa»  ^/^'-"^  fl  -D»®  dalmatinische  Privatarkunde.  8°.  1904. 
.            <<!>'  "^'                                                   2  K  60  h  -  2  M.  60  H. 

^/^"    . .  Beiträge  zur  Geschichte  der  Habsburger.  II.  Zur  Reichs-  und 

^^i  der  Jahre  1548  bis  1558.  8^  1901.     1  K  70  h  —  1  M..70  Pf. 

^if'^'^'xar  deutschen  Reichs-  und  Hauspolitik  der  Jahre  1553  bis  1558. 

^  ^^^  1  K  90  h  -  1  M.  90  Pf. 

.•''  i'  fjsas  Y.:  Die  ältesten  Statuten  von  Trient  und  ihre  Ueberlieferung. 

f,n^%t  4  K  10  h  -  4  M.  10  Pf. 

'".'  Entstehung  der  Landgerichte  im  bayrisch -Österreichischen  Rechts- 

-  ^bie^e.  8^  1906.  90  h  —  90  Pf. 

/^^anität,  Grund-  und  leibherrliche  Gerichtsbarkeit  in  Südtirol.  8«.  1907. 

-  '  3  K  -  3  M. 

.rillt*'»  Gustav:  Die  Gründung  des  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchives. 

''^1749—1762.  8<».  1902.  1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

^^j^ait9  Rudolf:    Die  Briefe  des  Aeneas  Silvius  vor  seiner  Erhebung  anf 

den  päbstlichen  Stuhl.  Reisebericht.  8°.  1905.  40  h  —  40  Pf. 


Za  den  beigefQgten  Preisen  durch  Alfted  HSlder,  k.  n.  k.  Hof-  nnd  Uairersitäts-Boch- 
Idkndler.  Bnchh&adlor  der  kais.  Akademie  der  Wissenschofteo  (Wien,  I.,  Rotenfnrmstiafle  !')• 
txL  beziehen. 


Druck  von  Adolf  Holzbauson, 
V.  iin»l  k.  Hf*f.  und  Univpr'iUt'i-nnrhdrTicker  m  Wiei» 


C-    JC  (     t,r  :i.jr 


Sitzungsberichte 


4» 

der 


ademie  der  Wissenschaften  in  Wien 

Philosophisch-Historische  Klasse. 
159.  Band^    6.  Abhandlung. 


Beiträge 


zur 


Handschriftenkunde 

i. 

(Die  Bibliotheca  Corvina.) 


Von 


Dr.  Wilhelm  Weinberger. 


Torgtlagt  in  d«r  Sitznag  am  28.  Oktober  1907. 


Wien,  1908. 

In   Kommission   bei   Alfred   Holder 

k.  n.  k.  Hef-  and  UniTenittts-Bnchbindler, 
BncbbAndler  der  kmtserlieben  Akademie  der  Wbsenschaften. 


Raudititz,  Josef:   Die  Aufhebungf  der  bischöflich  Olmatzschen  Münzstatt  zn 

Kremaier.  8«.  1906.  1  K  10  h  —  1  M.  10  Pf. 

Riehter^  Eduard:  Iromimitat,  Landeshoheit  und  Waldschenknngen.  8^  1906. 

60  h  —  60  PI 

—  Gemarkungen  und  Steuergemeinden  im  Lande  Salzburg.  8^.  1906. 

50  h  —  50  Pt 
SehiflCmanily  Konrad:  Ein  Mondseer  Urbarfragment  aus  dem  12.  Jahrhundert. 
8^  1901.  40  h  —  40  Pf. 

Schul te,  Friedrich  von:  Marius  Mercator  und  Pseudo - Isidor.  8^.  1904. 

30  h  —  30  Pt 
Sehwerdfeger,    Dr.  J.:    Der    bairisch -französische    Einfall    in    Ober-    und 
Nieder-Oesterreich  (1741)  und  die  Stände  der  Erzherzogthümer.  L  Theil: 
Karl  Albrecht  und  die  Franzosen  in  Ober-Oesterreich.   S^.  1899. 

2  K  70  h  —  2  M.  70  Pf. 

II.  Theil:  Kurfürst  Karl  Albrecht  in  Niederösterreich.  8°.  1902. 

2  K  80  h  —  2  M.  80  Pf. 

SieTeking,  Heinrich:    Die  Handlungsbücher  der  Medici.  I.  Das  Vermögen 

der  Medici.  8^  1906.  1  K  50  h  —  1  M.  50  Pf. 

Stmadt,  Julius:  Das  Land  im  Norden  der  Donau.  (Mit  1  historischen  Karte.) 

8^  1906.  6  K  —  6  M. 

—  Das  Land  zwischen  der  Traun   und  Ens.    (Mit  1  Karte  und  1  Karten- 
skizze im  Texte.)  8^  1907.  4  K  80  h  —  4  M.  80  Pf. 

Stttbel,  Bruno:  Die  Instruktion  Karls  V.  für  Philipp  II.  vom  25.  Oktober  1555. 

Deutscher  Text.  8^  1905.  1  K  50  h  —  1  M.  50  Pf. 

safflajy  Milan  von:  Die  dalmatinische  Privaturkunde.  8^  1904. 

2  K  60  h  —  2  M.  60  Pf. 
Tarba,  Dr.  G.:  Beiträge  zur  Geschichte  der  Habsburger.  II.  Zur  Reichs-  und 

Hauspolitik  der  Jahre  1548  bis  1558.  8^  1901.     1  K  70  h  —  1  M..70  Pf. 

—  —  HI.  Zur  deutschen  Reichs-  und  Hauspolitik  der  Jahre  1553  bis  1558. 
8°.  1901.  1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

Toltelini,  Hans  y. :  Die  ältesten  Statuten  von  Trient  und  ihre  Ueberliefening. 
8^  1902.  4  K  10  h  —  4  M.  10  Pl 

—  Die  Entstehung  der  Landgerichte  im  bayrisch -österreichischen  Rechts- 
gebiete. 8«.  1906.  90  h  —  90  Pf. 

—  Immunität,  Grund-  und  leibherrliche  Gerichtsbarkeit  in  Südtirol.  8^  1907. 

3  K  —  3  M. 
Winter,  Gustav:  Die  Gründung  des  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchives. 

1749—1762.  8°.  1902.  i  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

Wolkan,  Rudolf:    Die  Briefe  des  Aeneas  Silvius  vor  seiner  Erhebung  auf 

den  päbstUchen  Stuhl.  Reisebericht.  8^  1905.  40  h  —  40  Pf. 


Zu  den  beigefügten  Preisen  durch  Alflred  HOIder«  k.  n.  k.  Hof-  and  (TmTenit&ts-Bueh- 
bftndJ«r.  Bnchh&ndler  der  kuis.  Akademie  der  Wissenschaften  (Wien,  I.,  Botentarmstrale  IS), 
zn  beziehen. 


Druck  von  Adolf  Holzhausen, 
"k.  unil  k.  Hnf.  iin>l  Univer«it4lvBnrhilnirker  in  Wieu. 


C     -j  c-  c     ^.-    OJr 


S  i  t  z  u  n  g^  s  b  e  r  i  c  h  t  e 

der 

Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien 

Philosophisch-Historische  Klasse. 
159.  Band;    6.  Abhandlung. 


Beiträge 


zur 


Handschriftenkunde 

I. 

(Die  Bibliotheca  Corvina.) 


Von 


Dr.  Wilhelm  Weinberger. 


T»rg«lflgt  in  der  Sitsnag  »m  2S.  Oktober  1907. 


Wien,  1908. 

In   Kommission   bei   Alfred   Holder 

k.  Q.  k.  Hof-  and  UniTersiats-Bnchb&ndler, 
BnchbAndler  der  kaiserlieben  Akademie  der  Wiseenschaften. 


Raadnitz^  Josef:  Die  Aufhebung  der  biüchoflich  Olmützschen  MünxsUtt  n 

Kremsier.  8<».  1906.  1  K  10  h  —  1  M,  10  PI 

Riehter,  Eduard:  Immunität,  Landeshoheit  und  Waldschenkung^n.  8^  IMii 

60  h  —  60  ^: 

—  Gemarkungen  und  Steuergemeinden  im  Lande  Salzburg.  8^.   1906. 

60  h  —  50  K. 
Schiffknann,  Konrad:  Ein  Mondseer  Urbarfragment  aus  dem  12.  Jahrfaondm 
8«.  1901.  40  h  —  40  P- 

Schul te«  Friedrich  von:  Marius  Mercator  und  Pseudo - Isidor.  8**.   1904. 

30  h  —  SO  Pi 
Sehwerdfeger,    Dr.  J.:    Der    bairisch- französische    Einfall    in     Ober-    aac 
Nieder-Oesterretch  (1741)  und  die  Stände  der  ErzherzogthUmer.  L  Tbeil: 
Karl  Albrecht  und  die  Franzosen  in  Ober-Oester reich.  8^.  1899. 

2  K  70  h  —  2  M.  70  Pf 

II.  Theil:   Kurfürst  Karl  Albrecht  in  Niederösterreich.  8®.   1902. 

2  K  80  h  —  2  M-  80  Pi 

SieTeking,  Heinrich:    Die  Handlungsbücher  der  Medici.  I.  Das  Vermöges 
der  Medici.  8«.  1906.  1  K  50  h  —  1   M.  50  K 

Strnadt,  Julius:  Das  Land  im  Norden  der  Donau.  (Mit  1  historischen  Kartf. 
80.  1906.  6  K  —  6  M. 

—  Das  Land  zwischen  der  Traun   und  Ens.    (Mit  1  Karte  und  1  Kartes- 
skizze im  Texte.)  8^  1907.  4K80h  —  4M.  80Pf 

Stttbel,  Bruno:  Die  Instruktion  Karls  V.  für  Philipp  II.  vom  25.  Oktober  155Ö. 

Deutscher  Text.  8».  1905.  1  K  50  h  —  1   M.  50  ?/. 

Sufflay^  Milan  von:  Die  dalmatinische  Privaturkunde.  8^.  1904. 

2  K  60  h  —  2  M.  60  Pf 
Tnrba,  Dr.  6.:   Beiträge  zur  Geschichte  der  Habsburger.  U.  Zur  Reichs-  ood 

Hauspolitik  der  Jahre  1548  bis  1558.  8^  1901.     1  K  70  h  —  1  M..70Pt. 

—  —  ni.  Zur  deutschen  Reichs-  und  Hauspolitik  der  Jahre  1553  bis  15oS. 
8°.  1901.  1  K  90  h  —  1   M.  90  Pf. 

TolteHni,  Hans  y.:  Die  ältesten  Statuten  von  Trient  und  ihre  Ueberliefenmff. 
8°.  1902.  4  K  10  h  —  4  M.  10  Pf. 

—  Die  Entstehung  der  Landgerichte  im  bayrisch -österreichischen  Recht«- 
gebiete.  8«.  1906.  90  h  —  90  Pi 

—  Immunität,  Grund-  und  leibherrliche  Gerichtsbarkeit  in  Südlirol.  8®.  1907. 

3  K  —  S  M. 
Winter,  Gustav:  Die  Gründung  des  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchives. 

1749—1762.  8°.  1902.  1  K  90  h  —  1  M.  90  Pt. 

Wolkan,  Rudolf:    Die  Briefe  des  Aeneas  Silvius  Tor  seiner  Erhebung  aaf 

den  päbstlichen  Stuhl.  Reisebericht.  S^.  1905.  40  h  —  40  Pt 


Za  den  beigefügten  Preisen  durch  AlfTed  HSlder,  k.  n.  k.  Hof-  and  Umrersititfr-Baek- 
b&ndlor.  Bachhindlcr  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  (Wien,  I.,  BotentormstnAe  lS)i 
zu  beziehen. 


I 


I 


Druck  von  Adolf  Hf>l-/.ha{isrn, 
V.  lind  k.  Hof-  unfl  Univrr)«itdl»-Biirh.lnif ker  in  Wien 


C-    jr.  c     i.C'  Zi- 


Sitzungs  b  e  richte 


4» 

der 


Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien 

Philosophisch-Historische  Klasse. 
159.  Band,    6.  Abhandlung. 


Beiträge 


zur 


Handschriftenkunde 

i. 

(Die  Biblioüieca  Corvina.) 


Von 


Dr.  Wilhelm  Weinberger. 


Torgtlegt  in  der  Sitziin.g  am  28.  Oktober  1907. 


Wien,  190B. 

In   Kommission   bei   Alfred   Holder 

k.  n.  k.  Hof-  and  TJntTeraittts- Buchhändler, 
Bnchhtodler  der  kaiserliehen  Akademie  der  Wiasenschaften. 


Raadttitz,  Josef:   Die  Aafhebang  der  binchOflicb  Qlmatxschen  MünssUtt  r. 

Kremsier.  S«.  1906.  1  K  10  h  —   1  M,  10  Pi 

Riehter^  Eduard:  Immunität,  Landeshoheit  und  Waldschenkang^ii.  8*.  19u(. 

SO  h  —  60  M 

—  Gemarkungen  und  Steuergemeinden  im  Lande  Salzburg.  8^.   1906. 

50  h  —  60  ?: 
Schiitmann,  Konrad:  Ein  Mondseer  Urbarfiragment  aus  dem  12.  Jahrhnuden 
8«.  1901.  40  h  —  40  Pi 

Sehalte^  Friedrich  von:  Marius  Mercator  und  Pseudo - Isidor.  8**.   1904. 

30  h  —  30  K 
Schwerdfeirer^    Dr.  J.:    Der    bairisch- französische    Einfall    in     Ober-    nni 
Nieder-Oesterreich  (1741)  und  die  Stände  der  Erzherzogthümer.  L  Tfae:!' 
Karl  Albrecht  und  die  Franzosen  in  Ober-Oesterreich.   8^.  1899. 

2  K  70  h  —  2  M.  70  Pi 

II.  Theil:   Kurfürst  Karl  Albrecht  in  Niederösterreich.  S^.   1902. 

2  K  80  h  —  2   M.  80  Pi 

SieTeking,  Heinrich:    Die  HandlungsbQcher  der  Medici.  I.  Das  Vermögen 

der  Medici.  8°.  1906.  1   K  50  h  —  1   M.  60  Pi. 

Strnadt,  Julius:  Das  Land  im  Norden  der  Donau.  (Mit  1  historischen  Karte. 

8«».  1906.  6  K  —  6  M. 

—  Das  Land  zwischen  der  Traun   und  Ens.     (Mit  1  Karte  und  1  Karten- 
skizze im  Texte.)  8^  1907.  4  K  80  h  —  4  M.  80  P£ 

Stiibel,  Bruno:  Die  Instruktion  Karls  V.  für  Philipp  11.  vom  25.  Oktober  15oö. 

Deutscher  Text.  8°.  1905.  1  K  50  h  —  1   M.  50  Pi 

Safflay,  Milan  von:  Die  dalmatinische  Privaturkunde.  8°.  1904. 

2K60h  —  2M.  60Pf 
Tarba,  Dr.  6.:   Beiträge  zur  Geschichte  der  Habsburger.  II.  Znr  Reichs-  und 

HauspoUtik  der  Jahre  1548  bis  1558.  8°.  1901.     1  K  70  h  —  1  M.  70  Pf. 

—  —  HI.  Zur  deutschen  Reixshs-  und  Hauspolitik  der  Jahre  1553  bis  lo5S. 
8°.  1901.  1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

Voltelini,  Hans  v. :  Die  ältesten  Statuten  von  Trient  und  ihre  Ueberlieferung. 
8*».  1902.  4  K  10  h  —  4  M.  10  Pf. 

—  Die  Entstehung  der  Landgerichte   im   bayrisch -österreichischen  Rechts- 
gebiete.  8«.  1906.  90  h  —  90  ?t 

—  Immunität,  Grund-  und  leibherrliche  Gerichtsbarkeit  in  Südiirol.  8®.  1907. 

3  K  —  3  M. 
ÜVinter^  Gustav:  Die  Gründung  des  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchires. 

1749—1762.  8°.  1902.  1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf 

Wolkan,  Rudolf:    Die  Briefe  des  Aoneas  Silvius  vor  seiner  Erhebung  aaf 

den  päbstlichen  Stuhl.  Reisebericht.  8°.  1905.  40  h  —  40  Pf. 


Zu  den  beigefügten  Preisen  durch  AlfTed  HSlder,  k.  n.  k.  Hof-  and  Unirer«t4ts>Btieli- 
bindlfr.  Buchhändler  der  kais.  Akademie  der  WidscDschaften  (Wien,  I.,  RotentormstrsS«  13). 

zu  beziehen. 


Druck  von  Ad"lf  Hol/.hauscn, 
V.  »>n'l  k.  Hnf-  un'l  Urivm-itAtn-nurh-lruflcfr  tn  Wim« 


S  i  t  z  u  n  gf  s  b  e  r  i  c  h  t  e 

der 

Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien 

Philosophisch-Historische  Klasse. 
159.  Band,    6.  Abhandlung. 


Beiträge 


zur 


Handschriftenkunde. 


I. 


(Die  Bibliotheca  Corvina.) 


Von 


Dr.  Wilhelm  Weinberger. 


T»rg«legt  in  der  Sitzung  &m  88.  Oktober  1907. 


Wien,  190S. 

In   Kommission   bei   Alfred   Holder 

k.  Q.  k.  Hof-  and  Univenittts-Bnchli&ndler, 
BnchbAndler  der  kaiserlichen  Akidemia  der  Wissenschaften. 


RaadnitZy  Josef:  Die  Aufhebung  der  biBchOflich  Olmützschen  MttnzsUtt  zu 

Kremsier.  8«.  1906.  1  K  10  h  —  1  M.  10  Pf. 

Riehter^  Eduard:  Immunität,  Landeshoheit  und  Waldschenkungen.  8^  1906. 

60  h  —  60  Pf. 

—  Gemarkungen  und  Steuergemeinden  im  Lande  Salzburg.  8®.  1906. 

60  h  —  50  Pf. 
Sehiffmann^  Konrad:  Ein  Mondseer  Urbarfragment  aus  dem  12.  Jahrhundert. 
8«.  1901.  40  h  —  40  Pf. 

Sehalte^  Friedrich  von:  Marius  Mercator  und  Pseudo - Isidor.  8^  1904. 

30  h  —  30  Pf. 
Schwerdfeper^    Dr.  J.:    Der    bairisch -französische    Einfall    in    Ober-    und 
Nieder-Oesterreich  (1741)  und  die  Stände  der  Erzherzogthflmer.  L  Theil: 
Karl  Albrecht  und  die  Franzosen  in  Ober-Oesterreich.  8°.  1899. 

2  K  70  h  —  2  M.  70  Pf. 

II.  Theil:  Kurfürst  Karl  Albrecht  in  Niederösterreich.  8^  1902. 

2  K  80  h  —  2  M.  80  Pf. 

SieTeking,  Heinrich:    Die  Handlungsbücher  der  Medici.  I.  Das  Vermögen 

der  Medici.  8«.  1906.  1  K  60  h  —  1  M.  60  Pf. 

Strnadt,  Julius:  Das  Land  im  Norden  der  Donau.  (Mit  1  historischen  Karte.) 

8«.  1906.  6  K  —  6  M. 

—  Das  Land  zwischen  der  Traun   und  Ens.     (Mit  1  Karte  und  1  Karten- 
skizze im  Texte.)  8°.  1907.  4  K  80  h  —  4  M.  80  Pf. 

Stttbel,  Bruno:  Die  Instruktion  Karls  V.  für  Philipp  II.  vom  25.  Oktober  1555. 

Deutscher  Text,  8°.  1905.  1  K  50  h  —  1  M.  50  Pf. 

sofflay^  Milan  Ton:  Die  dalmatinische  Privaturkunde.  8^.  1904. 

2  K  60  h  —  2  M.  60  Pf. 
Tarba^  Dr.  6.:   Beiträge  zur  Geschichte  der  Habsburger.  IL  Zur  Reichs-  und 

Hauspolitik  der  Jahre  1548  bis  1558.  8^  1901.     1  K  70  h  —  1  M..70  Pf. 

—  —  HI.  Zur  deutschen  Reichs-  und  Hauspolitik  der  Jahre  1553  bis  1558. 
8«.  1901.  1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

Toltelini,  Hans  v.:  Die  ältesten  Statuten  von  Trient  und  ihre  Ueberlieferung. 
8<>.  1902.  4  K  10  h  —  4  M.  10  Pf. 

—  Die  Entstehung  der  Landgerichte  im  bayrisch -österreichischen  Rechts- 
gebiete. 8«.  1906.  90  h  —  90  Pf. 

—  Immunität,  Grund-  und  leibherrliche  Gerichtsbarkeit  in  Südtirol.  8^'.  1907. 

3  K  —  3  M. 
Winter,  Gustav:  Die  Gründung  des  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchive«. 

1749—1762.  8°.  1902.  1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

Wolkan,  Rudolf:    Die  Briefe  des  Aeneas  Silvius  vor  seiner  Erhebung  auf 

den  päbstUchen  Stuhl.  Reisebericht.  8^  1905.  40  h  —  40  Pf. 


Zu  den  beigefügten  Preisen  durch  llflred  HBlder,  k.  n.  k.  Hof-  and  Universitits-Bueli- 
b&ndler.  Baehh&ndlor  der  kais.  Akmdcmie  der  WUsensehafteo  (Wien,  I.,  Rotentormstrmfle  13), 
zn  bezichen. 


Druck  von  Adolf  Holzhausen. 
V.  i.n<l  k.  Hof-  und  UnivcrdiUU-Bnrhdruclcer  in  Wien. 


^  c  i      Z»  '     >u 


Sitzungsberichte 


der 


Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien 

I 

Philosophisch-Historische  Klasse. 
159.  Band,    6.  Abhandlung. 


Beiträge 


zur 


Handschriftenkunde 


i. 


(Die  Bibliotheca  Corvina.) 


Von 


Dr.  Wilhelm  Weinberger. 


Yorgtlegt  in  der  Sitzung  am  93.  Oktober   1907. 


Wien,  1908. 

In   Kommission   bei   Alfred    Holder 

k.  n.  k.  Hef-  nnd  TTniTenItftts-Bmchb&ndler, 
Boekhftndler  der  ksiserliclien  Akademie  der  Wiasenschaften. 


A.   Periodische  Publikationen. 

Schriften  der  Balkanoommission.    Antiquarische  Abtheilnng: 

I.  Band.    Die  Lika  in  römischer  Zeit  von  BLarl  Patsch. 
4^  1901.  6K  =  5M. 

—  IL  Band.  Römische  Villa  bei  Pola  von  Hans  Schwalb. 
40.  1902.  18  K  =  15  M. 

—  m.  Band.  Das  Sandschak  Berat  in  Albanien  von  Karl 
Patsch.  40.  1904.  18  K  =  15  M. 

—  IV.  Band.  Antike  Denkmäler  in  Bulgarien.  Unter  Mit- 
wirkung von  E.  Bormann,  V.  Dobrusk^,  H.  Egger^  H.  Hartl, 
V.  Hoffilier,  J.  Öhler,  K.  Skorpil,  A.  Stein,  J.  Zingerle 
bearbeitet  von  Ernst  Kaiinka.  Mit  einer  Karte  und 
162  Abbüdungen.  49.  1906.  24  K  =  20  M. 

Der  romiiche  Limes  in  Oesterreich. 

Heft      I.  80.  1900.  9  K  =  8  M. 

~  Heft    IL  8^  1901.  16  K  =  14  M. 

—  Heft  HL  8«.  1902.  10  K  =  9  M. 

—  Heft  IV.  8^  1903.  9  K  =  8  M. 

—  Heft    V.  80.  1904.  10  K  =  9  M. 

—  Heft  VI.  8«.  1905.  12  K  =  10  M.  60  Pf. 

—  Heft  Vn.  80.  1906.  12  K  =  10  M.  60  Pf. 

B.  Selbständige  Werke. 

Bauer,  Adolf,  und  Strzygowski,  Josef:  Eine  alexandrinische 
Weltchronik,  Text  und  Miniaturen  eines  griechischen 
Papyrus  der  Sammlung  W.  Goleniäöev.  (Mit  8  Doppel- 
tafeln und  36  Abbildungen  im  Texte.)  4^.  1906. 

20  K  —  20  M. 

Beer,  Rudolf:  Die  Handschriften  des  Klosters  Santa  Maria  de 
Ripoll.  I.  (Mit  1  Kärtchen  im  Texte  und  6  Schrifttafeln.) 
80.  1907.  4  K  70  h  —  4  M.  70  Pf. 

Blume,  Clemens:  Wolstan  von  Winchester  und  Vital  von  Saint- 
Evroult,  Dichter  der  drei  Lobgesänge  auf  die  Heiligen  Athel- 
wold,  Birin  und  Swithun.  80.  1903.  60  h  —  60  Pf. 

Bratke,  Eduard:  Epilegomena  zur  Wiener  Ausgabe  der  Alter- 
catio  legis  inter  Simonem  Judaeum  et  Theophilura  Christia- 
num.  (Mit  1  Tafel.)  80.  1904.  4  K  50  h  —  4  M.  50  Pf. 

Engelbrecht,  August:  Die  Consolatio  philosophiae  des  Boethius. 
Beobachtungen  über  den  Stil  des  Autors  und  die  lieber- 
lieferung  seines  Werkes.  S«.  1901.   1  K  40  h  —  1  M  40  Pf. 

—  Studien  über  den  Lukaskommentar  des  Ambrosius.  Mit 
einem  Anhang  über  eine  bisher  verschollene  Handschrift 
des  Philastrius.  8^.  1903.  1  K  —  1  M. 


VI.  Abb.:  Weinberger.   Beiträge  zar  Handschriftenkunde.  I. 


VL 
Beiträge  zur   Handschriftenkunde. 

L  (Die  Bibliotheca  Corvina.) 

Yoa 

Dr.  Wilhelm  Weinberger. 


(Vorgelegt  in  der  Sitznng  am  83.  Oktober  1907.) 


Oei  dem  Versuche,  die  über  Bestände  und  Geschichte 
der  Sammlungen  griechischer  und  lateinischer  Hand- 
schriften orientierenden  Publikationen  zu  verzeichnen,  bot 
sich  Gelegenheit,  Material  für  die  Rekonstruktion  einer  An- 
zahl von  Bibliotheken  zu  sammeln.  Eine  eingehendere  Unter- 
suchung schien  in  dieser  Richtung  die  Bibliothek  des  Königs 
Matthias  Corvinus  zu  erfordern.  Gerade  weil  sie  immer 
Interesse  erregt  hat,  fehlt  es  in  den  ihr  bisher  gewidmeten, 
nicht  immer  leicht  zugänglichen  Abhandlungen  nicht  an  un- 
richtigen und  ungenauen  Angaben,  während  nicht  alle  nach  dem 
derzeitigen  Stande  der  Katalogisierung  erreichbaren  sicheren 
Corviniani  verzeichnet  sind.  So  wurde  diese  Untersuchung  zu 
einem  besonderen  1.  Teile  gestaltet,  in  dem  ja  sowohl  merk- 
würdige Wanderungen  einzelner  Handschriften  als  auch  die 
Schwierigkeiten,  die  durch  die  mangelhafte  Katalogisierung 
vieler  Bibliotheken  erwachsen,  zur  Sprache  kommen.  Der 
2.  Teil  soll  nach  Behandlung  einer  Anzahl  von  Bibliotheken 
die  Bibliographie  der  Handschriftensammlungen  bringen. 

Wie  die  ganze  Arbeit,  so  wäre  mir  auch  dieser  1.  Teil 
nicht  möglich  gewesen  ohne  Förderung  durch  das  h.  k.  k. 
Ministerium  für  Kultus  und  Unterricht,  durch  Vorstände 
und  Beamte  der  Wiener  Bibliotheken.  Dem  k.  und  k. 
Direktor   der  k.  k.   Hofbibliothek    Herrn    Hofrat   Ritter   von 

SiteiiBg«b«r.  d.  phil.-hist.  Kl.  159.  Bd.  C.  Abb.  1 


2  VI.  Abhandlang:  Weinberger. 

Karabacek  bin  ich  zu  besonderem  Danke  verpflichtet.  Von 
den  Bibliotheksbeamten  wären  so  viele  zu  nennen,  daß  ich  mich 
damit  begnügen  muß,  alle  meines  Danken  zu  versichern.  Ich 
glaube  nur  hervorheben  zu  sollen,  daß  mir  die  Benützung 
der  ungarischen  Literatur  durch  die  unermüdliche  Geduld 
der  Herren  Kustos  Kluch  von  der  Hof-  und  Amanuensis 
Stockinger  von  der  Universitätsbibliothek  ermöglicht  wurde. 
Da  ich  bei  der  großen  Ausdehnung  dieser  wichtigen  Literatur 
nur  einzelne  Stellen  zur  Übersetzung  oder  Erläuterung  vor- 
legen konnte,  trifft  die  Schuld  an  eventuellen  Mißverständnissen 
mich  allein.  Freundliche  Mitteilungen  der  Herren  Bibliothekar 
Emil  Jacobs  in  Berlin,  Giovanni  Mercati  an  der  Vaticana, 
Professor  Dr.  Heinrich  Sehen  kl  in  Graz  und  Kustos  Dr. 
Rudolf  Wölk  an  in  Wien  sind  an  entsprechender  Stelle  mit 
Dank  erwähnt.  —  Herr  Kustos  Dr.  Beer  hat  mir  wie  früher 
so  auch  bei  der  Korrektur  wertvolle  Hilfe  angedeihen  lassen. 


Das  folgende  Verzeichnis  der  Abkürzungen  enthält  auch 
die  wichtigste  Literatur  über  die  Bibliotheca  Corvina. 

Abbild,  (mit  einer  Nummer)  verweist  auf  J.  Czontosi,  Bild- 
nisse des  Königs  Matthias  Corvinus  und  der  Königin 
Beatrix  in  den  Corvin-Kodexen.  Ung.  Revue  X  (1890) 
177—210,  571-588.    (Sonderabdruck:  Budapest,  Killian). 

E.  Abel,  Die  Bibliothek  des  Königs  Matthias  Corvinus.  Hun- 
falvys  l(iterarische)  B(erichte  aus  Ungarn)  H  (1878), 
556—581. 

N(euer)  Anz(eiger  für  Bibliographie). 

N(eues)  Archiv  (der  Gesellschaft  flir  ältere  deutsche  Ge- 
schichte). 

Zs.  Beöthy,  A  magyar  irodalom  törtänete.  Budapest  1899. 
(Ungar.  Literaturgeschichte  mit  mehreren  Faksimilien). 

Bibl.  =  Bibliot(h)eca,  Bibliothek,  Biblioth&que. 

Bibl.  d(e  T^cole  des)  chartes. 

(Le)  bibl(ioteche)  govcrn(ative  Italiane  nel  1898.  Rom  1900). 

lo.  Alex.  Brassicani  de  bibl.  imprimis  regia  Budensi  ad  epi- 
scopum  Augustensem  Christophorum  a  Stadion  epistola 
(praef.  Salviani  ab  ipso  editi.  Basel    1530,   auch   in   der 


Beiträge  znr  Handachriftenkande.  I.  3 

Salvian-Ausgabe  Nürnberg  1621;  bei  Mader,  de  bibl.  sec. 

ed.  cur.  I.  A.  S.  D.  Helmstad.  1702,  145—153). 
A.  Bndik,  Entstehung  und  Verfall  der  berühmten  von  König 

Matthias  Corvinus  gestifteten  Bibl.  zu  Ofen.  Jahrbücher  der 

Literatur  LXXXVIII  (Wien  1839)  Anzeigeblatt  37—56. 
Bursian   =  Jahresbericht    über    die   Fortschritte   der   klass. 

Altertumswiss.  (mit  Bandzahl  und  Nummer  des  Berichtes; 

Seitenzahlen  wird  ein  S.  vorgesetzt). 

B(yzantinische)  Z(eit8chrift). 

C.  =  Catalogo,  Catalogue,  Catalogus. 

C(entralblatt  für)  B(ibliothekswesen). 

C  D  =  C.  g^n^ral  des  manuscrits  des  bibl.  publiques  de 
France.  Departements;  die  ältere  Serie  wird  mit  C  D^ 
bezeichnet. 

J.  Cz(ontosi)^  Auswärtige  Bewegungen  auf  dem  Gebiete  der 
Corvina-Literatur.  L(iterarische)  B(erichte  aus  Ungarn)  III 
(1879)  85—106. 

Latin  Corvin-codexek  bibliographiai  jegyzeke.  Ma- 
gyar Eönyvszemle  VI  (1881)  137 — 176  (wird  mit  Cz.  be- 
zeichnet; die  Nummern  des  Verzeichnisses  werden  denen 
des  unten  folgenden  in  Klammem  beigesetzt.  Auszug  von 
Abel,  Berl.  phil.  Woch.  1883,  232—235).  —  Auf  die  im 
Pallas  Nagy  Lexikon  X  (1895)  824  mit  besonderer  Pagi- 
nierung* gegebene,  nach  der  Natur  des  Werkes  nicht 
quellenmäßige  Übersicht  wird  mit  ,Pallas-Lexikon'  ver- 
wiesen; vgl.  auch   oben  unter  Abbild. 

Corvinische  Hss.  von  Attavantes.  CB  III  (1886) 
209—217. 

E.  Edwards,  Memoirs  of  Libraries  I  395  (im  wesentlichen 
nach  Vogel). 

L.  Fischer,  König  Mathias  Corvinus  und  seine  Bibl.  Progr. 
Staatsuntergymn.  im  2.  Bezirk.     Wien  1878. 


*■  S.  Xn  Begifltnxm  codicam  Angelt  Politiani  inyictissimo  Regi  Hangariae 
Matthiae  sabmissuiii  a.  1489.  Die  18  Hss.  kehren  bis  auf  6  in  dem  In- 
ventar wieder,  das  nach  Polizianos  Tode  am  24.  Oktober  1495  aufge- 
nommen wnrde  (s.  W.  Boscoe,  Leben  und  Regierung  des  Papstes  Leo  X. 
Ans  dem  Engl.  Ton  A.  F.  G.  Qlaser  mit  Anmerkungen  von  Ph.  K.  Henke. 
Leipzig  1806.  I  508). 

1* 


4  VI.  Abhandlung:  Weinbergor. 

W.  Fraknoi;  Matthias  Corvinos.  Aus  dem  Ungarischen  über- 
setzt.   Freiburg  i.  B.  1891.  (290  flF.). 

O.  von  Gebhardt^  Ein  Kodex  Corvinianus  in  der  Universitäts- 
bibl.  zu  Göttingen.  CB  I  (1884)  133—151  (mit  guten  Li- 
teraturangaben). 

G.  Heinrich,  Die  heimgekehrten  Bände  der  Corvina.  L(iterar.) 
B(erichte  aus  Ungarn)  I  (1877)  321—340. 

Hs.,  Hss.,  =  Handschrift,  Handschriften. 

J(ahr)h(undert);  vielfach  nur  durch  römische  Ziffer  bezeichnet. 

I(ntelligenz)  B(latt). 

Irodalom  törtänete  eml^kek.  2  Bde.  Budapest  1886  und  1890 
[werden  mit  Übersetzung  des  Titels  zitiert:  Literarhist(o- 
rische)  Denkm(äler)J. 

(The)  J(oumal  of)  Th(eological)  St(udies). 

J(ournal  des)  S(avant8). 

K(atalog). 

L(iterari8che)  B(erichte  aus  Ungarn);  vgl.  Abel,  Czontosi  und 
Heinrich. 

Literarhist(ori8che)  Denkm(äler)  s.  Irodalom. 

Martini,  C.  dei  mss.  greci  esistenti  nelle  bibl.  Italiane.  1893  ff. 

M(agyar)  K(ünyvszemle);  die  einzelnen  Aufsätze  werden  meist 
ohne  Titelangabe  nur  nach  Band-  und  Seitenzahl  ange- 
führt. 

Ms.,  Mss.  =  Manuscript(us) ,  manuscrit,  manoscritto,  Manu- 
skripte u.  s.  w. 

E.  MUntz,  La  bibl.  de  Mathias  Corvin.  Bull,  du  bibliophile 
1899,  257—264. 

N(eos)  H(ellenomnemon). 

J.  Pflagk,  Epistola  ad  .  .  .  Vitmn  Ludovicum  a  Seckendorf .  .  . 
praeter  fata  bibl.  Budensis  librorum  quoque  in  ultima 
expugnatione  repertorum  catalogum  exhibens.  Jena  1688 
(in  der  nova  accessio  zu  Mader  de  bibl.  [Helmstadt  1703] 
S.  309—352). 

A.  Reumont,  Dei  tre  prelati  Ungheresi  menzionati  da  Vespa- 
siano  da  Bisticci.  Arch.  stör.  Ital.  3.  Ser.  XX  95. 

La  bibl.  Corvina.  a.  a.  O.  4.  Ser.  IV  (1879)  59—73. 

Revue  (des  bibl.). 

Rivista  (delle  bibl.). 


Beitrfige  ssar  HandBchriftenkande.  I.  5 

F.  Romer,  Im  Interesse  der  corvinischen  Bibl.  N.  Anz.  1876, 
121 — 125  (Romers  hsl.  Nachlaß  befindet  sich  im  National- 
museum  zu  Budapest:  MK  N.  F.  IV  117). 

F.  X.  Schier,  Dissertatio  de  regiae  Budensis  bibl.  Matthiae 
Corvini  orta  lapsu  interita  et  reliqaiis.  Ed.  altera  Viennae 
sumptibus  Francisci  losephi  Rötzel  1799  [von  Martin 
Roznak  besorgt;  die  1.  Aufl.  erschien  bloß  mit  den  Ini- 
tialen des  Autors  F(ranciscus)  X(7stus)  S(chier)  A(ugnsti< 
nianus)  1766]. 

H.  Simonsfeld,  Einige  kunst-  und  literargesch,  Funde.  Münch. 
S.  Ber.  1902,  554—568. 

Statistica  (delle  bibl.)  Rom  1893. 

Studi  (Italiani  di  filologia  classica). 

Verz(eichni8). 

E.  6.  Vogel,  Verz.  der  corvinischen  Hss.  in  öffentlichen  BibL 
Serapeum  X  (1849)  276,  380. 

P.  Wallaszky,  Tentamen  historiae  litterarum  sub  rege  glorio- 
sissimo  Matthia  Corvino  de  Hunjad  in  Hungaria  .  .  . 
Leipzig  1769. 

*  bezeichnet  griech.  Hss.  (bezw.  Bibl.  oder  K.,  die  solche  ent- 
halten), +  unzugängliche  Werke. 

Falls  bei  anderen  (mit  Rücksicht  auf  die  im  2.  Teile  vor- 
zulegende Bibliographie)  gekürzten  Titeln  Zweifel  entstehen 
sollten,  können  einstweilen  Gardthausen,  Sammlungen  und  K. 
griech.  Hss.  (Byz.  Archiv  III,  1903),  mein  im  Auftrage  der 
kais.  Akademie  der  Wissenschaften  hgg.  Catalogus  catalogorum 
(Wien  1901)  und  Bursian  XCVIII  208,  CVI  190,  CXXVII  214, 
CXXXV  15  Aufschluß  geben. 


VI.  Abhandlang:  Weinberger. 


Über  das  Werden  der  Bibl.  geben  die  bisherigen  Dar- 
stellangen  ausreichende  Auskunft,  eine  gute  Übersicht  Fischer, 
der  auch  S.  8  Belege  dafür  beibringt,  daß  Matthias  schon  vor 
seiner  Vermählung  mit  Beatrix  von  Aragonien  (1476)  auf  die 
Erwerbung  von  Hss.  bedacht  war.  Wenn  Fischer  S.  11  be- 
hauptet, es  sei  nicht  zu  ermitteln,  welche  von  den  genannten 
Kalligraphen  (vgl.  auch  Reumont  und  LB  ni  101)  unter  die 
ständigen  Schreiber  zu  Florenz  oder  Ofen  gehörten,  werden 
wir  nach  den  Subskriptionen  der  im  Folgenden  unter  Nr.  47 
und  105  besprochenen  Hss.  zum  mindesten  Martinus  Antonius 
Presbyter  der  Florentiner  Werkstätte  zuweisen  können.  Für 
die  exemplaria  satta  fida  Mathiae  inclyti  regii  Hungariae  et 
Bohemiae  vgl.  auch  Nr.  48^.  Von  den  Subskriptionen  in  Nr.  51 
gilt  eine  noch  dem  lebenden,  die  andere  dem  mittlerweile  ver- 
storbenen König.  Die  Schreibernamen  sind  bei  den  einzelnen 
Hss.  vermerkt  und,  durch  kursiven  Druck  gekennzeichnet,  in 
das  Autorenregister  aufgenommen. 

Auf  die  Zuverlässigkeit  und  den  Inhalt  der  von  Matthias 
erworbenen  Hss.  werden  wir  am  Schlüsse  zurtlckkommen,  auf 
die  Frage,  ob  wirklich,  wie  Angelo  Mai  (in  einer  Anmerkung 
zu  der  im  Jahre  1839  gedruckten  Biographie  Vespasianos  da 
Bisticci)  behauptet  hat,  Hss.  der  geächteten  Prälaten  Johann 
Vitez  und  lanus  Pannonius  der  königlichen  Bibl.  einverleibt 
wurden,  bei  Wiener  Hss.  (suppl.  gr.  30  und  lat.  11)  eingehen 
müssen,  wenn  auch  ein  bestimmtes  Ergebnis  kaum  zu  ge- 
winnen ist. 

Beim  Tode  des  Matthias  war  eine  Anzahl  von  Hss.  oder 
wenigstens  deren  künstlerische  Ausschmückung  unvollendet. 
46  und  48  (wohl  auch  47  und  51)  gelangten  in  den  Besitz 
der  Medizeer,  105  in  den  des  Kardinals  Trivulzio,  112  und 
113  durch  den  Dominikanergeneral  Gioacchino  della  Torre  nach 
Venedig.  94  kam  wohl  aus  einer  italienischen  in  eine  fran- 
zösische Sammlung;  vgl.  auch  90,  91,  103. 

Andere  wurden  von  W  lad  isla  w  bezahlt  und  über- 
nommen ;  vgl.  die  Ubermalungen  in  84  und  92.  84  (Münchner 
Beda)  rührt  nach  Cz.  CB  III  216  von  demselben  Miniator  her. 


Beiträge  sar  HandschriftcnkuDde.  I.  7 

wie  15)  112  (gleichfalls  beim  Tode  des  Matthias  unvollendet)) 
133)  166  und  eine  Hs.  Wladislaws  in  Nflrnberg,  für  die 
Czontosis  Angaben  (vgl.  auch  Ung.  Rev.  X  196:  Historia  Impe- 
ratorum  Turciae)  nicht  ausreichen.^  Das  jagellonische  Wappen 
zeigen  noch  5,  22,  84,  134  und  der  Vind.  644;  vgl.  auch  98. 
Bei  Behandlung  der  Hs.  einer  am  Hofe  Wladislaws  von 
Crispus  Dominicus  Rannusius  gehaltenen  Rede  (die  von  Vam- 
bery  mit  Erlaubnis  des  Sultans  aus  der  Serai-Bibl.  ins  Buda- 
pester Nationalmuseum  gebracht  wurde)  spricht  Cz.  von  8  an- 
deren in  den  Bibl.  Europas  zerstreuten  Hss.  Wladislaws  (Ung. 
Rev.  IX  557;  vgl.  auch  MK  XIV  27—44  und  —  für  ein  Ge- 
betbuch in  Krakau  —  IX  322  f.).  —  S.  auch  S.  28  (48  b  a.  E.) 
Besonderen  Wert  scheint  Wladislaw  auf  die  Hss.  nicht 
gelegt  zu  haben;  unter  ihm  und  unter  Ludwig  IL  (vgl.  Nr.  6) 
wurden  viele  der  Ofner  Bibl.  entfremdet.  134  verschenkte 
Wladislaw  an  Gremper;  65  wahrscheinlich  an  Spigel.  Auch 
Hieronymus  Baibus ,  Bohuslav  Hassenstein,  August  Käsenbrot 
(Augustinus  Moravus,  Olomucensis),  Bischof  Lang  von 
Gurk;  Christophor  Urswick  oder  Bambridge  (später  Erzbischof 
von  York)  sollen  (nach  Abel  und  Reumont)  Hss.  erhalten  haben. 
Wallaszky  nennt  S.  84  einen  Georgius  Trapezuntinus  contra  Phi- 
lonem  und  einen  Plutarch,  die  durch  Augustinus  Moravus  (vgl. 
Göttweih)  Ohuütz  und  den  Vindob.  3166)  in  Lobkowitzischen 
Besitz  gekommen  sein  sollen.^  Beachtenswert  bleibt  die  jetzt  in 
Cambridge  befindliche  Hs.  37)  die  schon  1496  in  Schwaben  war. 

^  C.  Th.  de  Murr,  Memorabilia  bibl.  publicarum  Norimbergensinm  1791. 
I  32.  F.  G.  Ghillany,  Index  rarissimomm  aliqaot  libroram  mss.  .  .  .  quos 
habet  bibl.  publ.  N.  1846  geht  über  Mnrr  nur  durch  Schriftproben 
hinaus.  Von  den  griech.  Hm.  der  Stadtbibliothek  sind  einige,  die 
▼on  Bessarion  an  lohannes  Regiomontanua  gelangten,  hervorzuheben, 
ferner  die  Akten  des  Florentiner  Konzils  yom  Jahre  1439,  die  auf  eine 
Abschrift  des  Zygomalas  Ix  T(5v  tt];  ßißX.  ?8tox£ipb>v  KcovaTaviivou  rou  Aa- 
(Txapsco^  zurückgehen.  In  (Mnmmenhoff)  K.  der  histor.  Ausstellung  der 
Stadt  N.  1906  finden  sich  (s.  8.  332)  nur  einige  liturgische  Hss.  und  ein 
Valerius  Mazimus  XV.  Der  den  1.  Band  der  Schriften  des  National- 
museums bildende  K.  (Bibl.  des  germ.  Nationalmus.  1855)  enthält  nur 
wenige  fttr  Philologen  in  Betracht  kommende  Mss.;  ein  zu  einer  Eyan- 
gelienhs.  (s.  VH)  gehöriges  Fragment  findet  sich  in  Morgans  Besitz: 
J  S  1907,  420. 

*  In  Baudnitz  findet  sich  zwar  eine  ungarische  Hs.  (MK  IV  [1879] 
489 — 207,  BeOthy  101),   die    oben  erwähnten  aber   kommen    weder   in 


8  VI.  Abhandlang:  Weinberger. 

Vor  151  ö  scheint  eine  (jetzt  verschollene)  IgnatiuB-Hs. 
nach  Breslau  gekommen  zn  sein;  wenigstens  (kllt  in  dieses 
Jahr  eine  Eintragung  von  2.  Hand  im  Vat.  lat.  524 ^  auf  den 
zuerst  im  MK  N.  F.  XI  (1903)  440  hingewiesen  wurde:  Pio 
LecUyri  S,  Lector  qtiod  hoc  Divinum  Opus  leges  loanni  Turzoni 
Sacratiaaimo  Wratislaviens,  Presuli  Gracicta  Habeto.  An. 
Domini  MDXV.  Die  Hs.  trägt  das  Wappen  des  Breslauer 
Bischofs  (vgl.  auch  LB  I  491  über  4  Bischöfe,  die  der  Familie 
Thurzo  de  Bethlenfalva  angehörten)  und  enthält  Briefe  von 
Paulinus  Nolanus^  Ausonius,  Uranius,  Pseudoignatius  und  An- 
tonius; f.  157^  steht  nun  von  derselben  2.  Hand  eine  auf  den 
5.  pseudoignatianischen  Brief  (ad  Philadelphienses)  bezügliche 
Bemerkung,  die  bei  G.  Mercati,  U  codice  Corviniano  delle  epi- 
stole  di  S.  Ignazio.  Rev.  Binidictine  XXIV  (1907)  263—266 
besser  als  im  1.  Bande  des  K.  der  lat.  Vaticani  abgedruckt  ist: 
In  qua  per  per  am  in  multia  exemplarihue  inter  uxoratos  Divus 
Paulus  ponitUTy  ut  nostrum  testatur  exemplar  grate  vetuatatü 
ex  Bibl,  Invictissimi  Regie  Mathiae  Corvini  PanTioniarum  j  de- 
eiderahilie  memorie,  quod  nomen  Pauli  non  habeto 

Brassican  spricht  von  griech.  Hss.,  die  er  aus  der  Cor- 
vina  erhalten  (vgl.  130,  131),  S.  149  von  mehreren^  die  er  dort 

Gollobs  Verz.  der  griech.  Hss.  (Wiener  8.-Ber.  CXLVI,  VII)  108  (zu  I. 
und  X  vgl.  Bursian  CXXXV,  8.  48)  noch  in  seinen  Angaben  über  lat 
HtM.  (134)  vor.  Ob  Hss.  Bobaslav  Hassensteins  aach  In  die  fÜrstl. 
Lobkowitzsche  Bibl.  zu  Prag  gelangten,  über  die  wir  nicht  ausreichend 
orientiert  sind  (vgl.  Archiv  IX  478,  Steinmeyer,  Ahd.  Glossen  IV  603; 
viele  Hss.  ans  Weissen  an),  ist  mir  nicht  bekannt. 
^  In  dieser  Notiz  sieht  Mercati  die  Quelle  der  irrigen  Angabe  des  Marianus 
Victorius  (f  1572)  in  seinem  Hieronymus-Kommentar:  quamvü  in  €mU' 
quUnmo  Igncttii  Qr<ieco  codice^  qui  MeUhitte  Ungarorum  regit  erat,  hoe  non 
inveniri  Ambrotius  Camaldulennt  qui  librum  legit  testatur  (vgl.  H.  Quentin 
in  der  Rev.  B^n6d.  XXIV  104).  Ambrogio  Traversari,  der  vier  Jahre  vor 
der  Geburt  des  Matthias  starb,  kann  einen  Kodex  nicht  als  corvinisch 
bezeichnen;  der  Irrtum  wird  mit  Quentin  und  Mercati  durch  eine  Aus- 
gabe zu  erklären  sein,  in  der  die  Briefe  des  Ignatius  auf  des  Ambrogio 
Übersetzung  des  Dionysius  Aeropagita  folgten  (der  1514  von  lacobus 
Faber  Stapulensis  besorgte  Abdruck  der  editio  princeps  enthält  keinerlei 
Anmerkung  zur  Stelle  im  5.  Briefe).  Mercati  nimmt  an,  daß  auch  die 
Bezeichnung  des  Kodex  als  eines  griech.  irrig  sei  und  schließt  seine 
Notiz  mit  einem  Hinweise  auf  den  Palat.  lat.  150,  der  Paulus  ausläßt, 
und  mit  dem  Corvinianus  verwandt,  wenn  nicht  identisch  sei.  (In  einem 
Oxforder  Kodex,  Baliolensis  229  XU,  ist  Paulus  radiert.) 


BeitrSge  zur  Handschrifteilkunde.  I.  9 

gesehen  habe,  endlich  1Ö2  von  Werken ,  die  er  herausgeben 
will.  Von  den  letztgenannten  Hss.  sagt  er  allerdings  nicht 
ausdrücklich ,  daß  sie  der  Corvina  angehörten,^  doch  ist  ein 
Basilius  in  Hexaemeron  darunter  {copiosiar  quam  ab  Argy- 
ropulo  vel  Eustachio  est  converstis)  und  ein  Diodor  (mit  aus- 
drücklichem Hinweis  darauf,  daß  es  sich  um  noch  nicht  ins 
Lateinische  übersetzte  Bücher  handle),  die  uns  unter  den  wahr- 
scheinlich corvinianischen  Hss.  begegnen  werden  (122,  130), 
ferner  ein  lamblichus  de  rebus  Pythagoricis,  mit  dem  die  nach 
131  erwähnte  Hs.  des  Servitenklosters  zu  vergleichen  ist.  Die 
griech.  Athanasius-Hs.,  die  S.  149  erwähnt  wird,  kann  mit  der 
lat.  (unten  Nr.  149),  die  wohl  in  Brassicans  Besitz  gewesen  ist, 
nicht  in  Zusammenhang  gebracht  werden.  Auf  den  Theodore t, 
den  Br.  gesehen  hat,  kommen  wir  bei  Venedig  zurück;  die 
übrigen  von  Brassican  erwähnten  Hss.  sollen  nach  Aufzäh- 
lung der  erhaltenen  Corviniani  besprochen  werden.  Außer 
den  griech.  Hss.  130  und  131,  deren  Zugehörigkeit  zur  Corvina 
nicht  zweifellos  ist,  sind  vier  sichere  lat.  Corviniani  durch 
Brassican'  nach  Wien  gekommen:  136,  137,  140,  155;  sie  waren 
dann  in  Fabers  Besitz  gleich  denjenigen,  die  schon  vor 
Brassican  durch  Celtes  (138,  154)  oder  Cuspinian  (127;  vgL 
Aschbach,  Gesch.  der  Wiener  Univ.  II,  296,  4)  nach  Wien 
gebracht  worden  waren.  Zwei  Corviniani  aus  Fabers  Besitz 
sind  in  Göttweih  und  Leipzig  erhalten;  andere  sind  auf  dem 
Umweg  über  Schloss  Ambras  (139,  140,  142)  nach  Wien  zu- 
rückgekehrt. In  Wien  ist  Nr.  4  und  wohl  auch  82  gewesen; 
für  Hss.,  die  nach  Siebenbürgen  gebracht  wurden,  vgl.  unten 
Par.  suppl.  gr.  690  und  Nr.  143. 

Durch  den  Statthalter  Gritti  kamen  Corviniani  nach  Ve- 
nedig; dort  könnte  (vgl.  auch  zu  50)  Mendoza  am  ehesten 
um  1540,  wie  Abel  (ohne  Belege  beizubringen)  behauptet, 
solche  erworben  haben.'    Jedenfalls  stammen  die  jetzt  in  Mo- 


^  Eine  von  Brassican  fttr  seine  Calpnrnius -Ausgabe  (Straßbarg  1519)  be- 
nutzte, seither  Terschollene  Hs.  stammte  aas  8.  Peter  im  Einsiedel: 
Würtemberg.  Jahrb.  1837,  376.  Ein  Terenz  des  Brassican  (Vind.  270) 
ist  1461  in  Graz  geschrieben. 

*  Vgl.  auch  unten  S.  22,  Anm.  I. 

*  E.  Miller,  C.  des  mss.  grecs  de  VEseorial.  Paris  1848  wird  ergänzt 
durch  die  (nicht  auf  griech.  Bestand  beschränkte)  Arbeit  yon  C.  Qraux, 


10  VI.  Abhandlung:  Weinberger. 

dena  befindlichen  Corviniani  aas  dem  Besitze  des  Venezianers 
Nicolo  Zeno.  Auf  Hss.  des  Venezianers  Apostolo  Zeno  kommen 
wir  beim  Vindob.  644  zurück. 

Durch  den  Markgrafen  Georg  von  Brandenburg;  den  Er- 
zieher Ludwigs  IL,  und  seine  Soldaten,  denen  sie  um  die  Zeit 
der  Schiacht  bei  Mohics  als  Kriegsbeute  zufielen,  kamen  Hss. 
nach  Ansbach^  und  in  benachbarte  Orte;  vgl.  zu  81  (wo  auch 
Wolfenbtlttler  Hss.,  die  über  Ansbach  gegangen  sind,  be- 
sprochen werden)  und  die  Vorbemerkung  im  Berliner  K.  zu  1019, 


Essai  sur  les  origines  da  fonds  ^rec  de  TE.  Bibl.  de  Töcole  des  hautes 
Stades.  Sciences  philol.  XLVI  (1880).  Die  wichtigsten  Provenienzen 
sind:  Antonio  Agast in,  Erzbischof  von  Tarragona,  Bareil i,  Dandolo, 
Gaadalupe,  Diego  Hartado  de  Mendosa,  Graf  Olivares,  Francesco 
Patricio  (C  B  XXV  19),  Pedro  Ponce,  Bischof  von  Plasencio,  8a- 
lamanca,  Colegio  de  Oviedo;  vgl.  R.  Beer,  Die  Hss.-Schenknng  Phi- 
lipps  II.  an  den  E.  nach  einem  bisher  unveröffentlichten  Inventar  des 
Madrider  Palastarchivs.  Jahrb.  der  kunsthist.  Sammlnngen  des  allerh. 
Kaiserhauses  XXIII  (1902)  I— CXL  (S.  XV  aragonische  Bibl.),  Nieder- 
IMndische  Btichererwerbungen  des  Benito  Arias  Montane  für  den  E. 
im  Auftrage  KOnig  Philipps  II.  Nach  unveröffentlichten  ans  dem  Musöe 
Plantin-Moretus  von  Max  Rooses  zur  Verfügung  gestellten  Urkunden. 
Ebd.  XXV  6  (1905)  I,  LXXVI;  für  Eparchos-Hss.  Festschrift  für  Th. 
Gomperz  (Wien  1902)  309;  für  Hss.  aus  Siena  Eckardt  89  (Graux 
18t2  f.,  A.  1),  Bull.  Senese  VI  493.  Die  älteren  Inventare  sind  um  so 
wichtiger,  weil  1671  ein  großer  Teil  der  Bibl.  verbrannte,  vgl.  V.  Lnnd- 
strOm,  De  cod.  graec.  olim  Escoraliensibus,  qui  nunc  Upsaliae 
adservantur.  Eranos  (Acta  philologica  Suecana)  II  (1897)  1 — 7  (vgl. 
I  150).  Colvills  K.  wurde  von  Mercati  im  Ambros.  Q  114  sup.  gefunden. 
An  Beschreibungen  lat.  Hss.  fehlt  es  nicht;  vgl.  Hartel-Loewe, 
Bibl.  patnim  lat.  Hispaniensis  15-260  (Wien.  S.  Ber.  CXI  421,  CXII 
161),  für  ältere  Werke  s.  Beer,  Hss.-Scbätze  Spaniens  179  (Wien.  S.  Ber. 
CXXV),  aber  Indizes  sind  erst  mit  dem  2.  Bande  au  erwarten.  Einst- 
weilen können  die  Indizes  bei  Beer  (Ilss.-Schätze  und  Handschriften- 
schenkung) und  Hänel  (920 — 960)  herangezogen  werden.  Die  verstreuten 
Notizen  über  einzelne  Escorialenses  sind  verwertet  in  der  bisher  bis 
Cicero  reichenden  Bibliografia  Hispano-Latina  ClAsica  von  Menöndez  y 
Pelajo  (Biblioteca  de  la  Bevista  de  Archivos,  Bibl.  y  Museos  I).  Für 
ein  im  Anfang  des  17.  Jh.  von  P.  Alaejos  verfaßtes  Vera,  der  Inedita  s. 
Bursian  CXXXV,  S.  39  f. 

Die  Hss.  der  Schloßbibl.  (vgl.  Gerckcn  II  429)  kamen  wenigstens  lam 
Teil  nach  Erlangen.  (Th.  Preger),  Die  Hss.  des  histor.  Vereins  fUr 
Mittelfranken,  aufbewahrt  in  der  k.  Rcgierungsbibl.  zu  A.  (Anhang:  Hss. 
des  A.  Gjmn.)  I.  1907  hat  mir  ilbch  nicht  vorgelegen. 


Beitrftge  bot  Handschrifienkande.  I.  11 

WO  mit  Recht  vermatet  wird,  daß  in  ähnlicher  Weise  auch 
andere  Hss.  (z.  B.  111)  damals  nach  Deutschland  kamen;  vgl. 
auch  40—45,  58,  110,  172,  ferner  die  Prager  Hs.  (97)  und  die 
Berliner  (2),  die  über  Prag  gegangen  ist;  7  wurde  von  der 
Witwe  Ludwigs  IL  nach  Brüssel  gebracht.  Eine  weit  größere 
Zahl  von  Hss.  fiel  nach  der  Schlacht  bei  Mohdcs  in  die  Hände 
der  Türken.  53  wurde  1568  in  Adrianopel  erworben;  4,  9, 
12,  13,  15,  24—36,  50,  62,  93,  126  (?),  156  kehrten  aus  Kon- 
stantinopel  nach  Ungarn  oder  in  andere  okzidentalische  Bibl. 
zurück.  Daß  unter  den  Hss.,  die  als  Geschenk  des  Sultans  in 
die  Budapester  Universitätsbibl.  kamen,  der  größere  Teil  nicht 
corvinisch  ist,  mahnt  zur  Vorsicht,  so  beim  Par.  7239  und 
besonders  bei  den  Hss.,  die  erst  1686  bei  der  Erstürmung 
Ofens  vorgefunden  wurden.  Nicht  nur  in  Konstantinopel,  auch 
in  Ofen  (vgl.  MK  N.  F.  IV  [1896]  338,  VIII  195)*  können  Hss. 
ungarischer  und  anderer  Provenienz  vermischt  worden  sein. 
Zudem  sind  in  Pflugks  Verzeichnis  Hss.  und  Drucke  aus  nach- 
corvinischer  Zeit  enthalten.  Wir  werden  bei  Graner  und  Preß- 
burger Hss.  sehen,  daß  Cz.  Provenienz-Angaben  des  17.  Jh.  die 
Beweiskraft  abspricht.  Zu  welcher  Zeit  die  gegenwärtig  in 
Agram,  in  der  Akademiebibl.  und  im  Fonds  Jankovich  des 
Nationalmuseums  zu  Budapest,  ferner  zu  Raab  befindlichen 
sicheren  Corviniani  die  königliche  Bibl.  verlassen  haben  und 
auf  welchen  Wegen  sie  an  ihren  jetzigen  Aufbewahrungsort 
gelangten,  scheint  nicht  bekannt  zu  sein.  Dasselbe  gilt  übrigens 
auch  von  mehreren  Hss.  deutscher  und  italienischer  Bibl. 

Im  Folgenden  sind  (mit  den  fettgedruckten  Ziffern  1,*4, 
7—21,  24—33,  37—42,  44,  46—48,  51,  53,  54,  58,  60,  62— 
80,  83—88,  92—97,  101,  104—107,  109—114,  119,  128,  132— 
146,  150—158,  160,  162,  163,  165—167,  169,  171—173)  120 
Hss.  verzeichnet,  von  denen  bezeugt  ist,  daß  das  Wappen 
des  Matthias  Corvinus  entweder  auf  dem  Titelblatt  oder 
auf  dem  Einband  erkennbar  ist.  Wo  sich  hierüber  keine 
ausdrückliche  Angabe  findet,  ist  sie  entweder  aus 
Czontosis  bibliographischem  Verzeichnis,  dessen  Num- 


^  Zuveai;  xai  Mxpiai^  l7]aou;  für  orientalische  Hss.  vgl.  Mainz,  Schier  S.  79, 
Badik  51  (Albohal),  MKI  Iff.  (Königsberg).  Eine  mhd.  Hs.  in  Kalocsa 
wird  als  Tielleicht  corvinisch  erwähnt  MK  N.  F.  IV  87. 


12  VI.  Abhandlung:  Weinberger. 

mern  in  Klammern  beigefügt  sind^  oder  aas  dem  ange- 
führten Hss.-K.  zu  entnehmen. 

Es  wurde  schon  erwähnt,  daß  einige  dieser  Hss.  beim  Tode 
des  Matthias  nicht  vollendet  waren;  in  diesem  Falle  ist  die 
fettgedrackte  Ziffer  eingeklammert.  Aaf  diese  Weise 
habe  ich  aach  162  bezeichnet ,  ein  Missale ,  das  mit  dem  cor- 
vinischen  Wappen  geschmückt  ist  und,  wenn  es  überhaupt  im 
Besitze  des  Königs  war,  jedenfalls  bald  verschenkt  wurde. 

Ohne  weiteres  Kennzeichen  ist  die  Ziffer  bei  10  Hss. 
(2,  5,  43,  50,  81,  82,  126,  127,  130,  131)  geblieben,  deren 
Zugehörigkeit  zur  Corvina  namentlich  infolge  glaubwürdiger 
Tradition  wahrscheinlich  ist. 

In  Klammern  steht  die  Ziffer  bei  den  übrigen  45  Hss., 
deren  Zugehörigkeit  zweifelhaft  ist.  Es  gibt  Fülle  darunter, 
wo  der  corvinische  Ursprung  nicht  unwahrscheinlich,  aber 
durch  die  derzeit  vorliegenden  Angaben  nicht  erweislich  ist, 
es  sind  andere,  wo  zwar  eine  Möglichkeit,  aber  keinerlei  Wahr- 
scheinlichkeit  besteht.  Gering  ist  die  Wahrscheinlichkeit  auch 
bei  den  meisten  hier  aufgenommenen  Exemplaren  von  Werken, 
die  Matthias  gewidmet  wurden;  vgl.  22,  45,  49,  52,  61,  108, 
118,  159.  Nur  bei  3  Hss.  (3,  23,  89),  die  1686  erbeutet  wurden, 
und  bei  2  (147  u.  161),  die  Lambeck  1666  in  Ofen  erhielt,  ist 
noch  ein  Fragezeichen  beigesetzt.  Wo  sich  aber  die  Voraus- 
setzung, die  zur  Zuweisung  geführt  hat,  als  nichtig  oder  irrig 
erweisen  läßt,  oder  wo  die  Unmöglichkeit  z.  B.  durch  eine 
(bisher  übersehene)  spätere  Datierung  offenkundig  ist,  wird 
di6  Hs.  ohne  Nummer  angeführt. 

Ebensowenig  habe  ich  Hss.,  deren  Inhalt  mir  unbekannt 
ist  oder  deren  Vorhandensein  (s.  Mainz)  nicht  feststeht,  eine 
Nummer  gegeben.  Dies  ist  auch  in  Betracht  zu  ziehen,  wenn 
man  die  Zahl  von  120  sicheren  Corviniani  mit  denen  von  Fraknoi 
(134)  und  im  Pallas-Lexikon  (145)  vergleicht;  s.  Budapest,  Na- 
tionalmuseum nach  Nr.  21  (4  Hss.),  Archiv  in  Florenz,  PrivatbibL 
in  London,  Modena  nach  Nr.  80  (3),  Universitätsbibl.  in  Padua, 
Venedig  (nach  140),  Wernigerode.  Ferner  werden  bei  Cz.  3  Hss. 
österreichischer  PrivatbibL  mitgezählt  (Lambach,  Breviar  vom 
Jahre  1487?,  Melk?,  Missale  der  fürstlich  Liechtensteinschen 
Bibl.?,  vgl.  MK  XV  34).  Andere  Hss.  seiner  Liste  sind  im  fol- 
genden Verzeichnis  ausgeschieden:  Escorial,  Mailand  (nach  64), 


Beiträge  zur  Handschriftenkunde.  I.  13 

Paris  7239  oder  eracheinen  doch  unter  den  zweifelhaften:  34 — 36, 
56,  100,  115—118,  159,  bei  Wien  sind  26  fettgedruckte  ZiflFern, 
während  Cz.  30  sichere  Corviniani  ansetzt.  Bei  Cz.  fehlen  da- 
gegen 27,  eine  Hs.,  die  man  streng  genommen  der  Bibl.  der 
Königin  Beatrix  und  nicht  der  Corvina  zurechnen  kann,  ferner 
37,41,  104,  142,  vgl.  auch  die  Schloßbemerknng  zur  Lauren- 
ziana  und  158.  Auf  die  griech.  Hs.  128,  die  bei  Cz.  unter  den 
lat.  genannt  wird,  werden  wir  bei  Wien  aufmerksam  machen, 
zumal  es  außer  dieser  nur  noch  eine  griech.  Hs.  gibt  (Nr.  60), 
die  als  corvinisch  (durch  den  Einband)  beglaubigt  ist. 

Über  Wappen  und  Einband  ist  noch  einiges  vorauszu- 
schicken. Die  verschiedenen  Formen  des  Wappens,^  über  die 
am  besten  die  in  jedem  Falle  angeführten,  oft  farbigen  (und 
wenigstens  zum  Teil  leicht  zugänglichen)  Faksimilia  orientieren, 
sind  nicht  geschieden.  Es  schien  mir  von  geringer  Bedeutung, 
ob  das  Wappen  nur  je  zweimal  Altungarns  rot-weiße  Balken 
und  den  bömischen  Löwen  oder  rechts  oben  das  (meist  aus 
einem  grünen  oder  goldenen  Dreiberg  hervorbrechende)  sil- 
berne zweiarmige  (Patriarchen)kreuz  (Neuungam),  bzw.  links 
unten  drei  gekrönte  goldene  Leoparden  im  blauen  Feld  auf- 
weist. Dagegen  ist  das  MA  zu  beiden  Seiten  des  Wappens 
(Matthias  Augustus)  immer  angegeben;  in  einem  Falle  (2)  steht 
es  neben  dem  leeren  Wappenschild.  Der  Herzschild  mit  dem 
Raben,  der  einen  Ring  im  Schnabel  hält,  wird  zwar  nicht  beim 
Titelblatt,  wo  er  häufig  ist  (schwarzer  Rabe  auf  blauem  Grunde, 
bei  Attavantes-Hss.  blau  auf  Silbergrund)  erwähnt,  wohl  aber 
in  den  seltenen  Fällen^  wo  er  auch  auf  dem  Einbände  erscheint. 
Die  Einbände  sind  namentlich  bei  den  Wiener  Hss.,  die  ich 
selbst  gesehen  habe,  etwas  genauer  behandelt,  der  cha- 
rakteristische Titel  in  Majuskelbuchstaben  (meist  oben  auf 
der  Rückseite)  Samt-  und  Seiden-Einbände  sind  bei  Wolfen- 
büttler  Hss.  erhalten,  ein  Seidenband  auch  bei  Nr.  109;  für  die 


^  Vgl.  auch  den  Vind.  lat.  8621,  eine  ron  AdamoB  RajcsÄny  de  Eadem 
(ad  Cameram  Regiam  Hongaricam  constitntas  Archivarins)  dem  Groß- 
herzog  Franz  von  Lothringen,  wie  es  scheint,  bald  nach  der  Geburt 
Josefs  gewidmete  Sammlung  von  Apographa  diplomatum  familiae  Cor- 
Ttnianae  (12  fol.).  Codex,  sagen  die  ,Tabttlae',  a  calligrapho  exaratus 
figuris  imaginibus  sigillis  delineatis  omatus  est.  Am  Beginne  steht  ein 
Bild  des  Matthias  (Vergrößerung  aus  einem  Siegel). 


14  VI.  Abhandlung:  Wein b er  g^er. 

Stanzen  der  Lederbände  vgl.  die  za  158  angeführte  Notiz  von 
Hermann ;  der  auf  ein  ungarisch  geschriebenes  Werk  von 
G.  Rath;  Magyarorszagi  könyvtäblak  a  tört^nelmi  kidblit^on. 
Budapest  1897,  34—39  verweist,  und  MK  N.  F.  V  (1897)  250— 
265.  XIII 314 — 324.  Das  ungarisch-böhmische  Wappen  auf  dem 
Einbände  beglaubigt  eine  Anzahl  von  Bänden  (darunter  die  beiden 
eben  erwähnten  griech.),  denen  im  Innern,  weil  sie  entweder 
nicht  für  Corvin  geschrieben  oder  später  ihres  Titelblattes  be- 
raubt wurden,  das  Wappen  fehlt.  Goldschnitt  mit  eingepreßten 
Guirlanden,  Rosetten  und  Würfeln  (häufig  in  verschiedenen 
Farben)  ist  natürlich  auch  in  anderen  Bibl.  jener  Zeit  üblich 
gewesen,  ebenso  das  Aufschreiben  des  Titels  auf  dem  Längs- 
schnitt. Einen  Anhaltspunkt  kann  es  aber  doch  bieten,  wenn 
Hss.,  die  von  glaubwürdigen  Gewährsmännern  als  corvinisch 
bezeichnet  werden,  neu  gebunden  wurden  und  dabei  ein  der- 
artiger Goldschnitt  erhalten  blieb.  Wo  glaubwürdige  Gewährs- 
männer fehlen,  müssen  wir  wohl  darauf  verzichten,  Hss.  wie- 
derzuerkennen, die  Matthias  nicht  bestellt,  sondern  fertig  in 
einem  brauchbaren  Einband  angekauft  hat.  Der  Fall  scheint 
bei  griech.  Hss.  (die  in  dem  nun  folgenden  Verzeichnis  durch 
*  hervorgehoben  sind)  nicht  selten  gewesen  zu  sein.  (Die 
Namen  der  Übersetzer  sind  in  Klammern  beigefügt). 

Wo  über  Material  und  Datierung  nichts  ange- 
geben wird,  handelt  es  sich  um  Pergament-Hss.  des 
15.  Jh. 

Agram,  Bibl.  der  südslavischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften und  Künste.^ 

1  (19)  Hilarius  Pictaviensis  de  trinitate;  vgl.  MK  II  (1877) 
349  f.    (Ex   libris   loannnis   Comitis    Draskovich). 

Berlin,  königliche  Bibl. 

V.  Rose^  hält  anscheinend  6  Hss.  fUr  Corviniani:  304, 
486,  1006,  1019  (wertvolle  Vorbemerkung),  1025  und  (die  im 
Index  fehlende)  1030.     Höchst  wahrscheinlich  ist  dies  bei 

^  Bohatta- Holzmann,  Adreßbuch  der  Bibl.  der  Osterr.-ungar.  Monarchie 
(Schriften  des  Osterr.  Vereins  für  Bibliothekswesen  I.  Wien  1900),  Nach- 
trag 8.  539  konnten  keine  nähere  Auskunft  über  diese  Bibl.  erlangen. 
Für  Bilderhss.  (aus  dem  Besitze  der  Este)  vgl.  Jahrb.  der  kunsthist. 
Samml.  des  AUerh.  Kaiserh.  XXI  117. 

*  Verz.  der  lat.  Hss.  H  (H88.-yerz.  d.  k.  Bibl.  zu  B.  XHI)  1901—1906. 


Beiträge  zur  HandBchrifteukunde.  I.  15 

2:  1006  (lat.  fol.  199),  einer  Sammlung  von  Reden  aus 
lat.  Geschichtschreibern  (Livius,  Curtius,  Sallust),  die  von  Rose 
ins  16.  Jh.  gesetzt  wird,  nach  der  Bemerkung  S.  1311a  aber 
wohl  auch  dem  15.  angehören  kann.  Die  Hs.  zeigt  die  Buch- 
staben M  und  A,  die  oben  S.  13  als  Kennzeichen  vieler  echter 
Corvin-Hss.  erwähnt  worden  sind,  zu  beiden  Seiten  des  flir 
ein  Wappen  leer  gelassenen  Raumes.  Die  Eintragung  des  17. 
Jh.:  monasterii  Strahoviensis  catalogo  inscriptus  bildet  keinen 
Einwand^  da  Corviniani  —  wahrscheinlich  als  Kriegsbeute  — 
nach  Prag  gelangt  sind.  Stammt  diese  Hs.  wirklich  aus  der 
Bibl.  des  Königs  Matthias,  so  wären  die  am  Rande  eingetra- 
genen Lesarten  daraufhin  zu  prüfen,  ob  sie  von  der  Hand 
des  Vitez  herrühren  können;  vgl.  zum  Vindob.  11. 

Dagegen  sind  1019  (lat.  fol.  28;  Sueton)  und  1030  (lat.  fol.  52; 
Agathias,  de  belle  Gothorum)  zweifellos  Hss.  der  aragonischen  Bibl. 
Rose  stützt  seine  Zuweisung  an  die  corvinische  Bibl.  darauf,  da^  das 
Wappen  außer  vier  roten  Stangen  (pali)  im  Goldfelde  (Aragon),  goldenen 
Lilien  (bei  Rose  steht  Linien)  im  blauen  Felde  (Neapel)  und  dem  gol- 
denen Kreuz  im  Silberfelde  (Jerusalem)  Ungarns  dreistreifigen  Gürtel  von 
Rot  und  Silber  aufweist,  also  ein  ungarisch-aragonisches  sei.  Aber  dieser 
Teil  des  aragonischen  Wappens  begegnet  uns  lange  vor  der  Vermählung 
des  Matthias  mit  Beatrix  von  Aragonien  (1476),  da  er  von  den  ungari- 
schen Anjous  herrfihrt  (vgl.  Siebmachers  Wappenbuch  I  2 :  Die  Wappen 
der  außerdeutschen  Souveraine.  Nürnberg  1837.  T.  56,  2  und  57,  1  mit 
der  Erläuterung  S.  26).  Hss.,  die  das  Wappen  der  Beatrix  mit  dem  des 
Corvinus  vereinen,  wie  das  Wiener  Exemplar  des  Agathias  (82)  zeigen 
Ungarns  rot- weiße  Balken  zweimal,  sowohl  im  aragonischen  als  im  corvi- 
nischen  Wappen.  Zufälligerweise  ist  auch  das  Exemplar,  das  Christo- 
phorns  de  Persona,  der  Verfasser  der  Agathias-Übersetzung,  dem  König 
Matthias  widmete,  erhalten  (Monac.  294).  Das  Berliner  Exemplar  war 
also  Ferdinand  von  Aragonien  gewidmet  und  es  trägt  auch  die  Bezeich- 
nung Alistorigi  VI.  Das  ist  aber  die  charakteristische  Signatur  der  arago* 
nischen  Bibl.,  worauf  wir  bei  Wiener  Hss.  zurückkommen. 

Solchen  Beweisen  gegenüber  kommt  Spanheims  Angabe  (in  seinen 
hsl.  Excerpta  ex  nobilissimis  bibl.  totius  Europae)  nicht  in  Betracht. 
Ebenso  zeigt  die  Sueton-Hs. ,  die  am  25.  Juni  1477  zu  Neapel  von  An- 
tonio Sinibaldi  für  Johann  von  Aragonien  (den  1485  verstorbenen  Bruder 
der  Beatrix)  vollendet  wurde  und  sich  später  nach  einer  Eintragung  auf 
dem  Pergament -Vorsatzblatt  (wohl  des  17.  Jh.)  in  der  Bibl.  ducis  de 
Altaemps  befand,  daß  auf  die  Angabe  des  alten  Berliner  R.  von  La  Croze 
(vgl.  J.  0.  C.  Oelrichs,  Entwurf  einer  Gesch.  d.  k.  Bibl.  zu  B.  1732,  118: 


16 

..K,  nndensi)  und  Bei,  Notitia  Hung.  nova  III  -  Wien  1737 
^UtuB  e  bibL  ^"°^.^^^  p^^jj  entfÄllt  zugleich  jeder  Grund,  304  (theol. 
^390  kein  rerl  J^  corvinisch  zu  halten. 

Wieder  Sueton,  kam  auch  1026  (lat.  fol.  25:  MarcianuB  Capella, 

d    coDBoJ.)  AUS  dem  Besitze  dea  klevischen  Kanzlers  Daniel  Wei- 

die  Berliner  Bibl.    Die  Hs.  war  vorher  im  Besitze  eines  Arztes 

Brüir^e  (ez  libris  Danielis  Palantii)  und  seines  Elrben  (Arnold  von 

Mecbelen);    auch  bei  dieser  sehe  ich  keinen  Anhaltspunkt  für  corvini- 

»chen  Ursprung. 

(3?):  486  (theol.  fol.  160;  Thomas  Walensis  super  X  libros 
Aagustini  de  civitate  Dei,  aus  Spanheims  Bibl.)  gehört  zu  der 
oben  erwähnten  Gruppe  von  Hss.,  die  1686  bei  der  Eroberung 
Ofens  erbeutet  wurden. 

Besannen,  Bibl.  publique. 

4  (104)  166:  Dionysius  Areopagita  von  Franciscus  pres- 
byter  Florentinus  geschrieben  (31.  September  1457)  zeigt  zu 
beiden  Seiten  des  Wappens  die  Buchstaben  M  und  A.  Die 
Hs.  kam  aus  Konstantinopel  nach  Wien,  dann  wahrscheinlich 
durch  Qranvella  nach  Besangen. 

Der  Verf.  von  G  D  XXXII  und  U.  Robert ,  Note  snr  divers  mss. 
de  Mathias  Corvin  conserves  a  la  bibl.  de  B.  (Congrös  international  des 
bibliothecaires  tenu  a  Paris  du  20  au  23  aoüt  1900.  Proc^s-verbaux  et 
memoires  publies  par  H.  Martin.  Paris  1901)  185 — 187  ziehen  noch 
mehrere  andere  Hss.  heran.  Aber  bei  170  (Lactantius)  und  838  (Livios 
XXI — XXXII)  war  wieder  nur  das  aragonische  Wappen  bestimmend , 
bei  431  (pseudoaristotelisches  Secrctum  secretorum)^  und  843  (Caesar) 
wird  nur  eine  Ähnlichkeit  des  Einbands  ins  Treffen  geführt,  631  (Cicero 
in  Verrem)  hat  der  Bibliothekar  Coste  (zur  Zeit  der  französischen  Revo- 
lution), soviel  ich  sehe,  ohne  Angabe  von  Gründen  für  corvinisch  erklärt. 
Somit  bleibt  nur 

5:  481  Joannes  RegiomontannS;  Tahulae  primi  mobilia 
mit  einer  an  Corvinus  gerichteten  Vorrede.  Der  Einband  zeigt 
nicht  nur  das  jagellonische  Wappen,  wovon  oben  die  Rede 
war,  sondern  auch  den  charakteristischen  Titel:  Le  plat  supe- 
rieur  est   dominS  par    un   titre   gothique    en   or   ainsi    con^tLz 

llrimum  JlloMle. 


*  Diese  Hs.  vermisse  ich  in  dem  von  Diels  hgg.  Vera,  der  Hss.  der  antiken 
Ärate.  Philos.-histor.  Abhandl.  der  k.  preuß.  Akad.  1906  I,  S.  19,  wo  eine 
Reimser  Hs.  (367)  mit  ganz  ähnlichem  Titel  angeführt  wird. 


Beiträge  zur  Handschriftenkunde.  I.  17 

Attch  die  griech.  Papier -Hss.  480  (Ptolemaeus)  und  846  (Dio 
Cassius),  die  wohl  ins  16.  Jh.  gehören  (vgl.  Mnemosyne  N.  S.  XIII 
[1885]  343,  Wien.  S.-Ber.  CLVII,  VI  5) ,  worden  von  Coste  als  cor- 
vinisch  bezeichnet. 

Bologna  wird  allerdings  kaum  eine  Ausbeute  an  Corvinianis  liefern; 
es  scheint  aber  zweckmäßig,  den  Sachverhalt  darzulegen.  Dabei  ist  von 
dem  Werke  auszugehen ,  das  den  Titel  fährt:  Elenchus  librorum  orientalium 
mss.  videlicet  graec.  arabicorum  persicorum  turcicorum  et  deinde  hebrai- 
corum  ac  antiquorum  latinorum  tum  mss.  tum  impressorum  a  domino  comite 
Aloysio  Ferdinando  Marsigli,  sacrae  Caesareae  majestatis  camerario^ 
pedestris  legionis  tribuno  et  vigiliarum  campi  generali  partim  in  ultimo 
hello  Turcico  et  partim  in  itinere  Constantinopolim  suscepto  collectorum 
coemptorumque  opera  Michaelis  Talmanni.  (Wien  1702).  In  Ottinos 
und  Fumagallis  Bibl.  bibliographica  Italica  (Nr.  2648)  wird  angegeben, 
der  2.  und  3.  Teil  seien  nie  erschienen.  In  dem  £xemplar  der  Wiener 
Hofbibl.  folgt  auf  den  1.,  die  griech.  Hss.  behandelnden  Teil  ein  geschrie- 
bener 2.,  der  den  hebräischen  Kodizes  gewidmet  ist,  der  3.,  der  die  lat.  Hss. 
verzeichnen  mußte,  fehlt  allerdings,  der  4.  bietet  arabische,  der  5.  per- 
sische, der  6.  türkische  Werke.  Die  Angabe  in  ultimo  hello  Turcico  ist 
spezialisiert  bei  Quincy,  M^moires  sur  la  vie  de  M.  le  Comte  de  Marsigli^ 
IV  (Zürich  1741)  102,  wo  auf  ein  Verz.  der  arabischen,  türkischen  und 
persischen  Schriften  die  Worte  folgen :  Je  nai  rien  ajouU  ici  des  Notes  sur 
les  livres  Chrecs  et  latins  qui  se  trouvhrerU  au  m^tne  ptllage  de  Bude  et 
qui  sont  nianmoins  dans  la  mimt  armoire  de  la  Bibl.  de  V  Institut.  Von  Hss. 
der  Gorvina  ist  nirgends  die  Bede.  Das  Verz.,  aus  dem  L.  Frati,  Della 
bibl.  Corvina.  RivistaIV  7 — 16  in  dankenswerter  Weise  die  Hss.  heraus- 
gehoben hat,  ist  das  auch  bei  Pflugk  veröffentlichte ;  diese  Hss.  waren  also 
nicht  in  Marsiglis  Besitz  und  sind  in  Wien,  nicht  in  Bologna  zu  suchen ; 
vgl.  MK  V  (1880)  170—173. 

Marsiglis  Hss.  kamen  zunächst  an  das  von  ihm  begründete  Institut 
und  später  in  die  Universitätsbibl. ;  Talmans  Beschreibung  ist  so  genau, 
daß  sich  die  griech.  Hss-  bei  A.  Olivieri  (N.  Festa,  V.  Puntoni)  Indice 
de  codici  greci  Bolognesi.«  Studi  III  (1895)  385—496.   IV  365—378 


^  -|-  V.  Rosen,  Remarques  sur  les  mss.  du  comte  M.  Rom  1885. 

'  Enthält  auch  die  meist  von  Antonio  Magnani  herrührenden  griech. 
Hss.  der  SUdtbibl.,  femer  die  Qraeca  der  erzbischOfl.  Bibl.  (+  L.  Frati, 
Bibliothecae  archiepiscopalis  Bononlensis  c.  1866)  und  des  CoUegio  di 
Spagna  (fttr  lat.  Hss.  vgl.  Archiv  V  690,  fftr  griech.  Hss.  der  Univer- 
sitätsbibl. auch  C.  cod.  astrol.  IV  39).  Die  lat  Hss.  der  Stadtbibl.,  die 
ich  1893  besucht  habe,  sind  weder  der  Zahl  noch  dem  Alter  nach  be- 
deutend (vgl.  Archiv  XU  576) ;  das  seit  kurzem  erscheinende  -|~  Bulletino 
della  bibl.  comunale  di  B.  (Archiginnasio)  soll  auch  K.  enthalten. 

Sitzimpber.  d.  phU.-hist.  Kl.  159.  Bd.,  6.  Abh.  2 


18  VI.  AbhandiuDg:  Weinberg  er. 

bestimmt  nachweisen  und  somit  die  dort  fehlenden  Provenienzangaben 
nachtragen  lassen.^  Wenn  einmal  ein  entsprechender  K.  der  lat.  Hss.  der 
Universitfttsbibl. ,  die  gleich  den  griech.  zumeist  aus  S.  Salvatore 
stammen,  abgefaßt  wird,'  kann  vielleicht  die  Zahlenreihe  selbst  einige 
Anhaltspunkte  bieten. 

Breslau,  Stadtbibl. 

(6)  492*  *Horologium,  mit  der  Eintragung:  Hunc  K- 
bellum  lo.  Langus  consequuttis  est  ex  reliquiis  BibL  Mathiae 
Corvini  regis  Pannoniae  regnante  Ludomco  Wladislai  filio  Pan- 
noniae  et  Bohemiae  rege  anno  domini  1524.  Derselbe  Johann 
Lange  wird  uns  bei  der  Wiener  Kikephoros-Hs.  beschäftigen; 
da  diese  aus  dem  Besitze  eines  Bischofs  namens  Dudith  stammt, 
sei  hier  erwähnt,  daß  eine  Breslauer  ^Demosthenes-Hs.  (19) 
nach  Passow  (bei  A.  W.  J.  Wachler,  Thomas  Rehdiger  und 
seine  Buchersammlung.  ^  1828  S.  42)  im  Besitze   von  Andreas 


»  B.  3567  =  M.  XIII.  3569  =  Xn.  3660  =  IH.  8661  =  VIII.  3564  = 
IV.  3568  =  IX.  3629  =  I.  3630  =  V.  3631  =  H.  3632  =  XVI.  3633 
=  Vn.  3634  =  VI.  3635  =  X.  3636  =  XL  3637  =  XV.  3638 
==  XVIII.  3643  -f  3644  =  XIV.  Es  fehlt  M.  XVII,  ein  aus  24  Blät- 
tern bestehender  Papierkodex:  rä^tig  nQWToxa&e&Q^ag  t&v  ^iwräriov 
naTQiaQx^v  xal  fitjTQonöli^s  al  dnotai  cÖQ^axovrcci  rf^v  ai^fifQOv  xrl. 
f.  1*»  arifiutaaug  ort  rivhg  &nb  iniffzöntov  iyCvovto  fjLrftqonolXxai.  f.  3» 
dQX^T^^ff^onal  KtovaravTivovnöXitog.  ni^l  noToi  r&v  fiijTQonohjtüv  ?;|f(Wflr* 
tijv  ar^fii^ov  imaxonäg.  f.  4^  ntQl  noXoi  r.  fi.  Xiyovrai  ijni^rifioi  xai 
f^uQXoi  xal  noToi  i^niQjifioi  fidvov.  f.  11**  yQ&fifia  önov  SCSitr  6  narqt- 
dQXvig  '  .  ifg  äXlo(pvXov  Srctv  ßaTtriad'TJ,  f.  12»  i)  juaQTVQfa  tov  nviVfia- 
rixov  nctTQÖg  usw.  (Formulare  für  Briefe  des  Patriarchen  Yon  Jerusalem). 

'  Wir  sind  noch  immer  auf  Montfaucon  I  431,  Serap.  XXVII  (1866)  I. 
B.  105,  113,  121  (ohne  Index)  angewiesen;  Tg\.  die  orientierenden  An- 
gaben von  Frati,  Rivista  II  1—6  und  (I  codici  Trombelli)  V  65—76. 
Einige  ältere  patristische  IIss.  sind  herausgehoben  Statistica  I  1,  144 
und  Bibl.  govern.  271,  für  Bilder-Hss.  nenne  ich  F.  Malaguzzi-Valer  i, 
La  miniatura  in  B.  del  XIII  al  XVII  sccolo.  Arch.  stör.  It.  5.  Ser.  XVIII 
242—315  und  füge  daran  L.  Frati,  I  corali  della  basilica  di  S.  Petronio 
in  B.  1896. 

'  Vgl.  C.  codicum  graec.  qui  in  bibl.  urbica  Vratislayiensi  adservantur, 
Accedit  appendix,  qua  gymnasli  regit  Fridericiani  Codices  graeci  de- 
scribuntur.  1889  und  oben  8.  8. 

*  Außer  Wachler,  der  die  Klassiker-Hss.  verzeichnet,  vgl.  für  lat.  Hss. 
der  Stadtbibl.  (Elisabethana,  Rehdigeriana;  auch  die  Bibl.  der 
Kirche  Maria  Magdalen«^  wurde  einverleibt)  O.  Krants,  Memorabilia 
bibl.  Elisabethanae.  1699,  83,  Archiv  XI  707.  Der  diesen  Notizen  zu- 
grunde liegende  hsl.  K.  setzt  Hss.  des  11.  n.  13.  Jh.  ins  16.  (vgl.  Peipers 


Beiträge  xux  Handsehriftenkande.  I.  19 

Dadith  war  (qui  postquam  episcopatu  Quinqueecclesiensi  se  ab- 
dicavit  Vratislamtie  degit). 
BrBssel,  königl.  Bibl. 

7  (100)  9008:  Missale,  von  der  Statthalterin  Maria,  der 
Schwester  Karls  V.  und  Witwe  Ludwigs  IL  von  Ungarn,  nach 
Br.  gebracht.  Die  Beschreibung  bei  van  den  Gheyn,  C.  des 
mss.  de  la  bibl.  Royale  de  Belgique  (I  449)  ist  abgedruckt 
MK  N.  F.  Xn  (190Ö)  369—371;  Abbild.  3—6,  Proben  bei 
Praknoi  S.  297. 

Bndapest. 

8  (16)  Akademiebibl.!  Cod.  lat.  8«  2:  Ludovici  Car- 
bon is  dialogus  de  laudibus  rebusque  rgestis  Mathiae  regis  (vgl. 
literarhist.  Denkmäler  II  —  1890  —  IX  f.,  185—215). 

9  (3)  Nationalmuseum  121:  Augustin  de  civ.  Dei  (ge- 
schrieben von  Petrus  Middelburg  de  Zeelandia). 

10  (1)  160:  Curtius  (1467  geschrieben  von  Petrus  Cen- 
ninius;  Faksimile  des  Einbandes  bei  Cz.,  farbiges  F.  bei 
Beöthy  106). 

11  198a:  loannis  Scholastici  opera  (Finivi  legende  et  si- 
gnando  die  26.  Sept.  1470  lo.  s.  MK  III  [1878]  198  und  LB 
II  116). 

13  (5)  234:  Polybius  (Nicoiao  Perotti). 

13  (6)  241:  Plauti  comediae  XX  (Inhaltsverzeichnis  von 
Gianozzo  Manetti;  MA). 

14  (2)  257:  Sallust. 

Praefatio  za  Boetins  de  consol.  S.  XIII  a.  XIX).  A.  G.  E.  Th.  Henschel, 
C.  codicnm  medicomm  et  physicoram,  qui  mss.  in  bibl.  Vratislavien- 
sibos  asservantnr.  1847  beriicksichtigt  sowolil  die  Stadt-  als  auch  die 
Universitätsbibl.,  für  welch  letztere  wir  auf  allgemeine  Angaben  bei 
Staender,  Die  Hss.  der  k.  u.  Universitätsbibl.  zu  B.  Z.  d.  Vereins  f. 
Gesch.  u.  Altert.  Schlesiens  XXXIII  (1899)  1—66  angewiesen  sind;  vgl. 
Archiv  XI  699,  W.  Molsdorf,  Z.  f.  n.  t.  W.  XXIV  (1904)  240  (ins  8. 
oder  9.  Jh.  gesetzte  Deckblätter  einer  theologischen  aus  Sag  an  stam- 
menden Hs.  des  16.  Jh.  enthalten  Fragmente  einer  älteren  lat.  Bibel- 
abersetzung), -|-Verz.  d.  Schausammlung  der  k.  u.  Universitätsbibl.  zu 
B.  1906  (DLZ  1906,  1867).  —  Für  eine  Hs.,  die  aus  Breslau  nach 
Skokloster  (Stockholm)  gelangte,  s.  Burdach,  Abh.  Berl.  Akad.  1903,  S.  59. 
»  Signatur  nach  Ung.  Rev.  XII  (1892)  347 ;  die  übrigen  dort  erwähnten 
Hss.  sind  von  geringer  Bedeutung:  Breviar  XV,  lustiniani  institutiones 
XIV,  Plutarchi  vita  Gracchorum  XV;  bei  Senecae  proverbia  und  bei 
ewei  miniierten  Hss.  wird  kein  Alter  angegeben. 

2» 


20  VI.  Abhandlung:  Weinberger. 

15  (4)  281:  Georgii  Trapeznntii  rhetorica. 

121,  234,  241  nnd  281  sind  Geschenke  Seiner  Majestät 
des  Kaisers  Franz  Joseph,  dem  diese  Hss.  1869  bei  einem  Be* 
such  Konstantinopels  vom  Sultan  —  in  mehrfach  beschädigtem 
Original-Einband  —  tiberreicht  wurden.  Ebenso  kamen  auf 
Befehl  des  Kaisers  1891  zwei  Corviniani,  die  1847  aus  Modena 
nach  Wien  gebracht  und  seit  1869  in  der  Wiener  Hof  bibl.  auf- 
bewahrt worden  waren,  ans  Nationalmuseum  (MK  XVI  [1891] 
81—116,  232—263  mit  Faksimilien,  Ung.  Revue  1896,  632): 

16  (24)  Hieronymus  in  epistolas  S.  Pauli  (Vind.  13697, 
Abbild.  11,  12). 

17  (23)  Chrysostomus  in  epist.  Pauli  ad  Timotheum 
(Vind.  13698). 

Die  Hs.  198a  wurde  1873  von  Ludwig  Farkas  geschenkt; 
später  wurden  noch  andere  Hss.  erworben,  die  nebst  den  schon 
genannten  (deren  Signaturen  MK  N.  F.  III  372  zu  finden  sind) 
in  Bohatta-Holzmann  S.  391  verzeichnet  werden: 

18  (78)  loannis  presbyteri  Damasceni  sententiae  a  Bur- 
gundione  Pisano  traductae.  Anselmi  archiepiscopi  monologium 
....  de  fermentato  et  azimo,  de  voluntate  triplici  vel  de  simi- 
litudinibus,  de  conceptione  virginali  aus  der  Bibl.  Trotti,  auf 
die  wir  bei  Mailand  zurUckkommen  (farbige  Reproduktion  des 
Titelblattes  bei  Beöthy  102). 

19  Domitius  Calderinus,  Comment.  in  luvenalem,  epistulam 
Sapphus  usw.  (vgl.  MK  XIII  [1888]  157  mit  Faksimilien). 

20  Cyrill  adversus  haereticos  (Georg.  Trapezunt.)  1897 
vom  Landesmuseum  in  Serajewo  durch  Tausch  (MK  N.  F. 
VI  7,  250  f.). 

31  Victorini  Commentum  super  Rethoricis  (so)  Ciceronis 
aus  der  Sammlung  Gustav  Emichs  (MK  N.  F.  XIII  [1905] 
376  f.),  1476  von  Vitez  in  Hermannstadt  emendiert  (Faksimile 
dieser  Eintragung  und  des  Titelblattes  bei  Beöthy  100);  als 
corvinisch  wird  die  Hs.  durch  den  Einband  erwiesen  (+  Auk- 
tionsk.  Cohn.  Berlin  1886  Nr.  374,  MK  XI  1—7). 

Somit  haben  wir  13  Corviniani  des  Nationalmuseums  kennen 
gelernt.  Cz.  gibt  aber  im  Pallas-Lexikon  (wo  20  und  21  nicht 
mitgerechnet  sind)  15  Hss.  an.  Nun  gehören  allerdings  der  Samm- 
lung Jankovich,  der  die  Nummern  160  und  257  entstammen, 
Hss.  an,  die  in  einer  gewissen  Beziehung  zur  Corvina  stehen. 


BeitrSge  zur  Handschriftenknnde.  I.  21 

(22)  Petrus  Ransanus  (Ord.  Praed.,  Gesandter  Ferdinands  IL 
von  Neapel)^  Epitome  Reram  Hungaricarum.  Das  Werk  sollte 
Matthias  überreicht  werden  (Ung.  Revue  X  573  ff.;  Schier  S.  78 
bezweifelte  dies),  wurde  aber  erst  nach  1490  fertig,  so  daß  das 
Wappen  des  Matthias  mit  dem  Wladislaws  übermalt  wurde. 
Als  die  Hs.  von  einem  Verwandten  des  Ransanus,  Johannes 
von  Palermo,  an  den  Erzbischof  von  Gran,  Thomas  Bukacs, 
kam,  trat  an  die  Stelle  des  Wappens  der  Beatrix  das  des 
Erzbischofs. 

Gregory,  Textkritik  I  147,  Nr.  78  erwähnt  eine  griech.^  Evan- 
gelien-Hs.  XII,  die  aus  der  Corvina  stamme,  Budik  S.  54  eine  LiviuB-Hs. 
des  12.  Jh.  mit  der  Eintragung:  Dono  accepi  Bude.  I.  Brassicanus.  Der- 
artige Eintragungen  finden  sich  in  mehreren  Wiener  Hss.,  deren  corvi- 
nischer  Ursprung  sicher  oder  doch  wahrscheinlich  ist.  Aber  eine  Livius- 
Hs.  ist  weder  bei  Bohatta- Holzmann  noch  im  Archiv  f.  Phil,  und  Pädag. 
V  (1839)  591,  wo  Hss.  der  Sammlung  Jankovich  verzeichnet  werden, 
erwähnt.    Einer  anderen  Jankovich-Hs. 

(23?)  Cicero  de  fin.  mit  dem  Vermerk:  Anno  domini  1686 
17a  7  bris  occcuione  recuperatiane  arcis  Budensis  hie  Über 
manuscriptus  Ciceronis  ex  famigeratissima  beatae  olim  remini' 
scentiae  Regia  Hungariae  Matthiae  Corvini  bibliotheca  per  me 
Martinum  Hajnal  inclyti  Cottus  Comariomensis  iurassorem  et 
generalem  dicti  Cottus  perceptorem  in  memoriam  eiusdem  foeli- 
cissimae  recordationis  regis  est  translatus  spricht  Cz.  MK  II  49 
den  corvinischen  Ursprung  ab.  Sie  gehört  zu  der  Gruppe  der 
1686  in  Ofen  vorgefundenen  Stücke. 

Auch  zwei  Corviniani,  die  im  Lit.  Anzeiger  1797  S.  314  als  im  Be- 
sitze des  Grafen  Teleki  befindlich  genannt  werden  (TihuU*,  Catull,  Tibull, 
Froperz)  wären  im  Nationalmuseum  zu  vermuten.^  Ferner  besitzt  das 
Museum  außer  der  oben  S.  7  erwähnten  Rannusius-Hs.  einen  Kodex,  der 
aus  Abschriften  von  Corviniani  besteht.  Er  befand  sich  (vgl.  Fraknoi, 
MK  N.  F.  IX  [1901]  337—348)  im  17.  Jh.  im  Jesuitenkollegium  zu 
Agen,  kam  dann  nach  Che  Itenham,  endlich  aus  der  Sammlung  Em  ich 
nach  Budapest.  Er  enthält  1)  Thesaurus  ad  versus  baereticos  s.  Cjrilli  a 
Georgio  Trapezuntio  traductus  cum  dedicatione  ad  Alpbonsum  regem  Ara- 
goniae  (am  Schlüsse  vermerkt  Antonio  Surriano,  der  1512 — 1516  Ge- 
sandter der  Republik  Venedig  bei  Wladislaw  war:  absolvit  hanc  scripiuram 


^    Eine  griech.  Oribasins-Hs.  XVI  Berl.  Abhandl.  1906  I  70. 
'  Abel  erwähnt  S.  570  eine  Hs.  von  Catull,  Tibull,  Properz,   572  einen 
Saeton,  575  einen  Florns-Kodex. 


22  VI.  AbhftDdlnng:  Weinberger. 

Ludovicus  Marescalcua  Bononiensis  die  XX  VIII  Martii  MDXIII  legacionia 
mee  anno  secundo  agens  Bude  apud  serenUsimum  Wladislaum),  2)S.  Basilii 
de  divinitate  filii  et  Spiritus  sancti  adversus  Eunomium  a  Georgio  Trape- 
zuntio  traductus/  eiusdem  ad  Amphilochium  Iconiensen  de  spiritu  sancto 
(Faksimile  der  Schlußbemerkung:  Explicit  fodiciter.  Die  vero  XXII  od. 
MDXIII  ego  Ä(nioniu8)  S(urrianus)  D(octor)  pro  iUu(8tri88imo)  d(omino) 
d(uce)  V(enetiarum)  apud  (serenisaimum)  \Vladi8laum  Ungarie  et  Boemie 
regem  oraior  scribere  explevi  legacionis  mee  anno  secundo  ex  aatis  depravato 
exemplari  (in  der  Umschrift  steht  codice),  quod  in  regia  bibl,  habetur).  Auf 
3)  Aegypti  Alexandrini  opera  (f.  206 — 215)  folgen  die  Worte:  Äe- 
gyptu»  Alexandrinus  explicit.  hunc  librum  eomplevi  acribere  die  prima  De- 
cembris  MDXIII  Bude.  FuU  autem  habitum  et  tranaumptum  ab  exemplari 
quodam  habito  in  libraria  regia  et  hunc  librum  aequitur  aUua  Über  LactamU 
Firminiani  de  ira  et  de  furore  Dei.  et  ego  quia  libeüua  hie  iacet  Hne  titulo 
ignoraveram,  cuiua  auctoris  fuerit  iatud  Aegyptü  Philoaophi,  ai  ipaiua  Lac- 
tantii  vel  alteriua.  intus  est  tamen  appoaitum:  Aegyptua  Alexandriniu  explicit. 
(Es  dürfte  also  schon  damals,  wie  es  bei  vielen  Gorviniani  der  Fall  ist, 
das  —  wahrscheinlich  schön  verzierte  —  Titelblatt  herausgerissen  gewesen 
sein).    4)  Augustinus  de  spiritu  et  anima. 

Das  Original  von  1  haben  wir  eben  kennen  gelernt:  Nr.  20,  das 
von  2  ist  in  Wien  erhalten  (831),  3  und  4  erscheinen  verbunden  in  einer 
Raaber  Papier-Hs.,  als  deren  Inhalt  angegeben  wird:  Boetius  quomodo 
trinitas  unus  deus,  Augustinus,  Enchiridion,  Aug.  de  fide  ad  Petrum. 
Aegyptus  Alexandrinus  latine  con versus  a.  sancto  viro  Ambrosio  monacho 
Floren tino.  Augustini  Über  de  spiritu  et  anima.  Das  kann,  da  ja  Lac- 
tantius  nicht  vorkommt^  kaum  das  Original  sein,  sondern  wieder  eine  Ab- 
schrift. Daß  diese  auch  das  Enchiridion  enthält,  erhöht  für  eine  Graner 
Hs.  dieses  Werkes  einigermaßen  die  Wahrscheinlichkeit  corvinischen 
Ursprungs. 

Die  Budapester  Universitätsbibl.  erhielt  1877  vom 
Sultan*  35  Hss.,  die  an  der  Spitze  des  *C.  codicum  bibl.  Uni- 


^  Eine  Abschrift  desselben  Originals  dürfte  der  Angost.  4,  7,  4<*  sein,  als 
dessen  Vorbesitzer  im  Wolfenbüttler  K.  Joan.  Wil.  Baro  a  Schelm- 
kircben  (Scheimkirchen ;  vgl.  20,  1  Aug.  4°  Joan  Wel  Baro  a  Schenn- 
kirchen  [Schönkirchen,  Johann  von  SchOnkirchen  war  nm  1519  ober- 
Österreichischer  Kanzler]),  Johannes  Gremperius  (vgl.  8.  7),  Philippas 
Gandelius  (vgl.  unten  8.62)  und  Johannes  Ambrosius  (so)  Brassi- 
canns  (s.  8.  8  f.)  angegeben  werden. 

«  Für  die  »Seraibibl.  in  Konstautinopel  vgl.  Philol.  V  768,  IX  582, 
XLII  167,  Archives  des  misslons  scientifiqnes  2.  8er.  II  (1865)  496,  MK 
1877,  146—157,  LB  II  564,  Hermes  XXIII  219,  622,  Nuova  Antologia 
16.  Juli  1907  8.314—320  (Mnnoz,  Nella  bibl.  del  serragUo);  eine  Re- 


Beitrfige  sar  Handschriftenkunde.  I.  23 

versitatis  Badapestmensis^  (Pest  1881;  von  A.  Szilaghy,  auch 
mit  angarischem  Titel)  stehen.  Vorher  wurden  sie  von  Cz. 
sehr  ausführlich  MK  1877,  157—218,  kurz  im  N.  Anz.  1877, 
an,  348  beschrieben,  ferner  von  A.  Török,  XXXV  Hss.  Ge- 
schenk des  Sultans  Abdul  Hamid  IL  1877  und  von  Heinrich. 
Die  Hss.  wurden  nicht  im  Original-Einband  überbracht,  sondern 
auf  Befehl  des  Sultans  neu  gebunden^  aber  Wappen  und  De- 
koration erweisen  10  Hss.  als  unzweifelhafte  Corviniani: 

34  (7):  1  Theophrast,  bist,  plant.  (Theodorus  Gaza).  Ves- 
pasianus  librarius  Florentinus  fecit  fieri  Florentiae;  farbiges 
Faksimile  im  Pallas-Lexikon. 

35  (8):  2  Cicero  in  Verrem. 

36  (9):  3  Clementis  papae  itinerarium  (Rufin);  nach  dem 
K.  mehrfach  von  loannes  de  Zredna  (Vitez)  korrigiert. 

37  4  Curtius  (mit  dem  Wappen  der  Beatrix,  weshalb  Cz. 
an  der  Zugehörigkeit  zur  Corvina  zweifelt;  oben  S.  13). 

38  (10):  5  Eusebii  chronica  ab  Hieronymo  traducta. 

39  (11):  6  Eusebius  de  evang.  praepar.  (Georg.  Tra- 
pezunt.)  MA. 

30  (12):  7  Script,  bist.  Aug.  Cornelius  Nepos  (im  Kodex 
Aemilii  Probi).  Aurelii  Victoris  (Plinii  Secundi)  liber  illustrium 
virorum.     MA. 

31  (13):  8  Silius.  MA. 

33  (14):  9  Tacitus,  Ann.  Hist.  (MA).  lo.  Ar.  Legi  trans- 
currendo  a.  1467  sed  mansit  inemendatus. 

33  (15):  10  TertuUian  adv.  Marcionem  (MA).  Finivi  trans- 
currendo  Nitrii  die  H  lunii  1468.  Emendare  bene  non  potui 
propter  inemendatum  exemplar. 

Von  den  übrigen  25  hat  Cz.  wegen  ihrer  an  die  Corviniani 
erinnernden  Ausstattung  (für  den  eigentümlichen  Goldschnitt 
s.  oben  S.  14)  als  wahrscheinlich  corvinisch  angeführt: 

(34):  11  Caesaris  commentar.  libri  XIV  (Marin us  Torna- 
cellus  scribi  fecit  amicis  aeque  ac  sibi.  Angclus  scripsit;  vgl. 
Vind.  301  [Cicero]:  M.  T.  scripsit  amicis  aeque  ac  sibi). 


prodaktion  des  Oktateuchs  ist  für  den  12.  Band  der  Nachrichten   (IzyS- 
Btija,  Bnlletin)  des   rass.  arcb.  Instituts  in  Konstantinopel   angekündigt 
(DLZ  1907,  2887). 
^  Auf  eine  griech.  Hs.  kommen  wir  bei  Prag  1656  zurück. 


24  VI.  Abhandlang^:  Weinberger. 

(35):  12  Panegyrici  veteres  (Plinias,  Mamertinas,  Eu- 
menias,  Nazarias,  Pacatus). 

(36):  13  Saeton  (1484  17  Aognsti  in  dicionem  regis 
Mathie  per  longam  obsidionem  tandem  venu  ajhel  imperialis 
c.  Anstrie  [Wiener  Neustadt]). 

Fischer  vermutet  ferner,  daß  4  Kodizes  mit  der  Aufschrift 
Franciscus  Sforza  Mediolanensium  Dux  Pompp.  (Festus,  Gabr. 
de  Concorezio  fabulae  cum  allegoriis  noviter  repertae,  Script, 
bist.  Aug.  und  Vitruv)  yielleicht,  als  Galeotto  Sforza  1488 
nach  einem  vollständigen  Festus  fragte^  und  die  Antwort  er- 
hielt;  die  Bibl.  besitze  nicht  einmal  einen  Auszug  aus  Festus, 
nach  Ofen  geschickt  worden  seien.  Auf  die  übrigen  Hss.,  die 
zum  Teil  ganz  andere  Wappen  aufweisen,  glaube  ich  um  so 
weniger  eingehen  zu  sollen,  als  eine  ausreichende  Beschreibung 
derselben  a.  a.  O.  bequem  zugänglich  ist. 

Cambridge,  Trinity  College. 

37  Galeanus  O  4,  4  (Nr.  1235  im  3.  Bande  des  K.  von 
James)  Livius  I — X.  MA.  Im  15.  und  16.  Jh.  im  Besitze  des 
schwäbischen  Adelsgeschlechtes  Bubenhofen;^  enthält  ein  Epi- 
taphium Mathie  novissimi  Ungarorum  regis: 

Mathias  iaceo  rex  hac  sub  mole  sepultus; 
testatur  vires  Austria  victa  meas. 


^  (G.  d*Adda)  Indag^ini  storiche  artistiche  e  bibliografiche  sulla  libreria 
Viscontea-Sforzesca  del  castello  di  Payia,  Mailand  1875,  143. 
Weitere  Literatur  über  diese  Bibl.,  deren  größter  Teil  nach  Paris  kam 
(vgl.  Dresden,  Mailand,  Wien  Fideikommißbibl.  477:  Vergil),  Bnrsian 
XCVIII  212—216  (216  besieht  sich  auf  eine  ital.  Hs.,  eine  solche  wird 
auch  in  der  Bürgerbibl.  in  Lasern  nachgewiesen  (Petrarca  e  la  Lom- 
bardia.  Mailand  1904,  S.  203J;  vgl.  noch  ~\-  L.  Arrigoni,  Notice  sar  25  mss. 
ayant  fait  partie  de  la  bibl.  de  Pavie.  Mailand  1883).  In  der  Bibl.  An- 
gelica  zu  Rom  befinden  sich  Hss.  des  Kardinals  Sforza  (Studi  VI  167). 

'  Nobiliä  ac  »treiiuissimtu  eques  dominus  lohanne*  Ctupar  de  Bubenhoffen 
(1496  Haupt  der  Ritterschaft  am  Neckar  und  Landmarschall  des  Herzogs 
von  Württemberg)  donamt  propter  guam  in  me  benevoUntiam  michi  hunc 
e(ximijum  et  eLegantisaimum  lihrum  anno  1496  cUe  4^  menti*  Oet,  maresca- 
latua  9ui  officio  tub  ngiäo  Ül(uatris9i)mi  ducia  Eberhard  de  Württemberg 
et  W(al)deck.  —  Liber  itte  »pectat  (?)  nunc  (f)  ad  filium  legilimum  enudem 
de  Chreifen  .  .  .  qui  nominatur  kieronymu».  —  Obiil  autem  die  .  .  .  anno 
1532.  —  Nobüi»  d(omi)ii(ti)»  de  Qreyphen»tein  d(onoJ  d(editj  nobili  d(o- 
mijno  lo.  Md.  de  Biiebenhofen  anno  1530  (Hans  Melchior  von  B.,  Sohn 
des  Hans  Caspar,  war  1548  Dekan  und  Vikar  lu  Costnits). 


BeitrXge  zar  HandBchriftenkunde.  I.  25 

Terror  eram  .  .  .  do,  metait  me  Caesar  nterque  (mundo) 
mors  potuit  tantum  sola  nocere  mihi. 

Cheltenhaiu  ist  ein  für  Hss.  mit  Vorsicht  zu  gebrau- 
chender Ortsname.  Die  durch  Zahl,  Alter  und  Provenienz^ 
der  Hss.  gleich  hervorragende  Sammlung  von  Thomas  Phillipps 
wurde  anfangs  in  Middlehill  (+ C.  librorum  mss.  in  bibl.  D. 
Th.  Ph.  Typis  Mediomontanis  1837;  die  Auszüge  bei  Hänel 
803—896,  im  Archiv  f.  Phil.  u.  Päd.  VI  546.  VII  594.  VIII 
437,  587  und  im  Serapenm  1862  I.  B.  178,  185  sind  wohl 
durch  die  Bibl.  Brit^nnica«  I  2  [Wien.  S.  Ber.  CXXVI,  VI  und 
CXXVII,  IX]  überholt),  später  in  Ch.  aufbewahrt.  Es  wurden 
aber  dann  nicht  nur  die  Meermanniani  zumeist  an  die  Berliner 
Bibl.  und  die  aus  belgischen  Klöstern  stammenden  Stücke  an 
die  Brüßler  Bibl.,'  sondern  in  mehreren  Auktionen  noch  über 
7000  Hss.  verkauft.  Wer  die  von  Sotheby  hgg.  +  Auktionsk.* 
zur  Verfügung  hat,  weiß,  welche  Hss.  nicht  mehr  in  Ch.  (jetziger 
Besitzer  Rev.  John  Fenwick)  zu  suchen  sind,  weiß  aber  nicht, 
wo  sie  sich  befinden.  Eine  ist  nach  Budapest  gekommen  (oben 
S.  21),  eine  andere  taucht  in  Cambridge  (Massachusetts)^  auf, 
andere  unter  den  Additional  Mss.  des  Britischen  Museums,  in 


>  Erfurt,  bibl.  quaedam  Francofurt.  (Dr.  Kloß,  8.  CB  XXIII  195,  3), 
Marienfeld,  Metz,  Reichenau  (H.  Omont,  Un  ancien  ms.  de  R.  Bull.  Soc. 
nai.  d.  antiquaires  5.  Ser.  X  [1889]  133),  Tegemsee,  Trier,  Weingarten, 
Weißenan,  Agen  (JesuitenkolL),  Angers,  Corbie,  Fleury,  Pontigny,  Reims, 
Royanmont,  Tours  (JesuitenkolL),  S.  Stefano  in  Fossa  Nuova,  Novalese, 
S.  Giustina  in  Padua,  S.  Giorgio  in  Venedig,  Meteoraklöster,  Celotti, 
Chardin,  Leander  van  Eß,  Georgius  Corinthlus,  Lammens,  Maffei,  Nani, 
North,  Salviati,  Speyer  (Basel),  Troß  (Ahd.  Gloss.  IV  412). 

'  Vgl.  auch  P.  Dnrrieu,  Les  mss.  k  peintures  de  la  bibl.  de  Sir  Th.  Ph. 
k  Ch.  Bibl.  d.  chartes  XXVII  381—432. 

'  In  der  Bibl.  Britann.  mit  f  bezeichnet  (Zusammenstellung  der  Nummern 
am  Schlüsse). 

*  Genaues  Verz.  derselben  J  S  1899,  318;  vgl.  CB  XV  339.  XX  480. 
N.  Archiv  XXIII  265.  XXVIII  758.  Revue  IX  160.  Mämoires  couroun^... 
par  Tacad^mie  ...  de  Belgique.  Collection  in  8»  LXIII  63  (Palat.  897 
des  Sueton,  der  als  verschollen  galt,  wird  von  Arnos  erstanden). 

'^  £.  K.  Rand,  A  Harvard  Ms.  of  Ovid,  Palladius  and  Tacitus.  The  Ame- 
rican Journal  of  Philology  XXVI  (1905)  291—329.  Kollation  von  Heroid. 
XXI  1 — 144  in  4"  Transactions  of  the  American  Phil.  Association  XXXV 
(1904)  128  (vgl.  DLZ  1906,  148).  ^  Eine  «Bibel-Hs.  dieser  amerikani- 
schen Bibl.  bei  Soden,  Die  Schriften  des  N.  T.  I  (1902). 


^6  VI.  Abhandlung :  Weinberger. 

Manchester  (Lindes.  124  =  Phill.  11825),  Oxford  (Phill.  1026  = 
Madan  32565;  9591=32535)  und  anter  den  Neuerwerbungen 
der  Pariser  Bibl.  (Revue  XIII  189;  keine  für  uns  in  Betracht 
kommenden  Hss.).  Nach  dieser  längeren  Vorbemerkung  können 
aus  MK  XIV  (1889)  367  die  Corviniani  herausgehoben  werden, 
die  sich  in  Ch.  mindestens  befunden  haben: 

38:  3010  Livius  de  secundo  belle  Punico  von  loannes 
Franciscus  de  Sancto  Geminiano  geschrieben;  vgl.  unten  Nr.  119 
und  132. 

39:  4361  Cyprian  de  iiabitu  virginali,  lapsis,  ecclesiae 
unitate  usw.  (vgl.  die  Bibl.  Britannica,  die  zu  4360  Provenienz 
aus  der  Bibl.  Mac  Carthy  angibt;  von  corvinischem  Ursprung 
ist  bei  keiner  der  beiden  ^ss.  die  Rede). 

Dresden,  königl.  Bibl. 

40  (49)  D  115.     CScero  ad  familiäres. 

41  De  172  lustin;  im  K.  von  Schnorr  von  Carolsfeld  I 
(1882)  heißt  es:  videtur  fuiase  Mathiae  Corvini  cuius  insignia 
in  inferiore  parte  paginae  primae  sunt  appicta,^ 

42  (48)  R  28  m  Rob.  Valturii  de  re  milit.  libri  XII.  lo- 
annes M.  Cynicus  fieri  curavit.  Dieselbe  Eintragung  gibt  Wal* 
laszky  89  f.  (der  behauptet,  etwa  30  Hss.  der  kurfürstl.  Bibl.  zu 
D.  trügen  den  corvinischen  Raben)  wohl  infolge  einer  Verwechs- 
lung für  einen  Isidorus  Hispalensis  an.  Bei  A  79  s.  XIII 
(neuer  Einband),  der  einzigen  Isidor-Hs.,  die  in  den  Indizes  der 
3  Bände  des  Dresdner  K.  vorkommt,  weist  nichts  auf  die  Cor- 
vina  hin. 

Erlungen,  Universitätsbibl.' 

*43  88.  Xenophon,  Kyrupädie  s.  XIII  (neuer  Einband) 
war  im  Besitze  des  Baptista  Quarino  (vgl.  phil.  Woch.  1896, 
952),  des  Obsopoeus  (Liber  Vincentii  Obsopoei  et  suorum  ami- 
corum;  faksimiliert  bei  Simonsfeld  S.  539),  des  Gottfried  Tho- 
masius,  von  dem  sie  an  die  Altdorfer  Universitätsbibl.  gelangte 


^  Der  C.  bibl.  Woogianae  aactionis  lege  Dresdae  die  XXVII  Oetobris 
seqq.  MDCCLV  distrahendae  (Dresden  u.  Leipzig,  Harpeter)  enthält  bei 
Nr.  482  lastin  (ms.  nitidissime  inscriptum  literis  initialibus  deanratis 
ornatnm)  keine  Provenienzangabe;  die  übrigen  S.  696 — 600  yerseieh- 
netcn  Hss.  sind  für  philologische  Zwecke  ohne  Bedentung. 

•  J.  C.  Irmischer,  Hss.-K.  der  k.  UniversitäUbibl.  zu  E.  1862  (Altdorf,  Ans- 
bach [s.  oben  S.  10,  A.  1],  Bayreuth,  Heilsbronn,  Lorsch,  Trew). 


Beiträge  cur  Handscbriftenkande.  L  27 

(vgl.  Murr,  Memorabilia  bibl.  publ.  Norimberg.  et  univers.  Alt- 
dorf. III  45).  Nach  SimoDsfeld  kann  man  diesen  Kodex  im 
Hinblick  auf  das  Zeugnis  des  Joachim  Camerarius  (des  Alteren) 
in  seiner  1572  veröffentlichten  lat.  Übersetzung  der  Kyrupädie 
(interpretati  aumus  ea  quae  extarent  in  vetere  libro  allato  ex 
bibl.  Budensi  et  mecum  communicato  a-doctissimo  viro  Vincentio 
Opsopoeo)  mit  Bestimmtheit  als  corvinisch  erklären.  Wir  werden 
in  diesem  Zeugnis  eine  mit  Rücksicht  auf  andere  mit  Obso- 
poeus  in  Beziehung  stehende  Hss.,  auf  die  wir  bei  München 
zurückkommen,  sehr  beachtenswerte  Tradition,  aber  keineswegs 
Sicherheit  finden. 

44  (57)  231  Bibel  wird  von  einigen  ins  14.,  von  anderen 
ins  15.  Jh.  gesetzt;  auf  dem  Einbanddeckel  Bild  des  Matthias 
(Abbildung  23,  Beöthy  103)  und  4  Raben. 

(45)  715  lohannes  de  Bosco  de  regimine  sanitatis,  Papier- 
Hs.  dieses  dem  Matthias  gewidmeten  Werkes  (s.  Murr  a.  a.  O. 
160)  von  Vogel  S.  380  angeführt. 

Eseorial  Z  III 19:  codex  aureus  evangelioram  von  Hänel  923  ohne 
Angabe  von  Gründen  (vielleicht,  da  der  Kodex  in  Brüssel  war,  infolge 
einer  Verwechslung  mit  dem  Missale,  oben  Nr.  7)  als  corvinisch  be- 
zeichnet. Die  Hs.  ist  von  Cz.  (s.  auch  MR  VI,  78  f.)  mit  Unrecht  in 
seine  Liste  (105)  aufgenommen  worden;  vgl.  J.  M.  Escudero  de  la  Pe&a, 
El  codice  aureo  de  la  bibl.  del  Eseorial.  Museo  EspiAol  de  antiguedades 
V  503  (mit  farbigem  Faksimile  von  f.  3)  u.  N.  Archiv  VI  283. 

Ferrara  s.  Modena. 

Florenz«  Die  Laurenziana  besitzt  außer  einem  durch 
Tradition  als  corvinisch  bezeichneten  Macrobius  und  einigen 
Werken,  die  dem  Ungarnkönig  gewidmet  wurden  oder  doch 
gewidmet  werden  sollten,  mehrere  Hss.,  die,  für  Matthias  ge- 
schrieben, nach  seinem  Tode  in  den  Besitz  der  Medizeer  ge- 
langten (vgl.  Bandini,  C.  codicum  lat.  bibl.  Mediceae  Laur.  1774ff.). 

(46)  XII  10  Augustini  quaest.  in  Heptateuchum.  Liber 
quaestionum  et  solutionum  Philonis  ludaei  in  genesim.  Augu- 
stini de  timore  domini,  fide,  vera  relig.,  beata  vita,  assumptione 
B.  M.  V.  Eusebii  Corradi  Mediolanensis  ad  Sixtum  P.  M.  pro 
auferendo  errore.  Possidii  vita  Augustini  mit  der  Eintragung: 
Antonius  Sinibaldus  Florentinvs  scripsit  Florentiae  anno  do- 
mini 1489  pro  Serenissimo  Mathia  Rege  Ungariae  und  dem 
Wappen  Leos  X. 


28  VI.  Abhandlanj^:  Weinberger. 

(47)  XIV  22  Ambrosias  de  virginitate,  vidnis^  adhortatio 
virg.y  de  Maria  virgine,  in  epistolam  Pauli  ad  Rom.  usw.  mit 
der  Subskription:  Exemplarihus  satis  ßdis  Mathiae  inclyti  Regit 
Hungariae  et  Boemiae  S,  Ambrosii  Codices  ego  Martimis  Antonius 
presbyter  dei  gratia  faustissime  manu  propria  scripsi,  opus 
absolutum  III  Id.  Oct,  anno  salutis  1489  (vgl.  Nr.  105  und 
oben  S.  6). 

(48^)  XV 15 — 17  Bibel^  deren  künstlerische  Ausschmückung 
unvollendet  ist;  nach  +  N.  Anziani,  Intorno  a  due  bellissime 
Bibbie  Corviniane.  Florenz  1906  enthält  die  Hs.  die  Bilder  des 
Matthias  und  der  Beatrix  (vgl.  den  Abdruck  des  größten  Teiles 
dieser  Arbeit  bei  A.  Hortis,  Di  alcuni  codici  che  Niccol6  An- 
ziani  dimoströ  scritti  e  miniati  per  Mattia  Corvino  [während  des 
Druckes  zugehender]  Sonderdruck  aus  dem  32.  Bande  [3.  Ser. 
4.  Bd.]  des  Archeografo  triestino). 

(48^)  XXI  18  scheint  aus  2  Hss.  zu  bestehen^  von  denen 
die  eine  Taio  Über  sententiarum  enthält,  die  andere  die 
Schlußbemerkung:  Exemplarihus  satis  fidis  Mathiae  inclyti 
Regis  Hungariae  et  Bohemiae  S.  Isidori  episcopi  de  expositione 
historiae  sacrae  legis  ego  frater  lacobus  lohannis  Alamanus 
Crucennacensis  Ord.  fratr.  B,  V.  M.  de  Monte  Carmelo  fide- 
liter  exscripsi.  Opus  absolutum  Kai.  April,  anno  ab  incar- 
natione  domini  1490  (Wappen  Leos  X.).  Den  1.  Teil  bringt 
Anziani  auf  Grand  eines  erhaltenen  Vertrages  über  die  An- 
fertigung einer  Sbändigen  Hs.,  die  la  Bibbia  con  la  expo- 
sitione di  Nicholao  de  Lira  und  el  Maestro  delle  Sententie  ent- 
halten sollte,  in  Beziehung  zu  einer  7bändigen  Bibelhs.,  die  als 
Geschenk  Leos  X.  nach  Portugal  gelangte  und  gegenwärtig  zu 
Lissabon  im  Archive  do  Tombo  aufbewahrt  wird.  (Teile 
derselben  wurden  von  Sigismundus  de  Sigismundis  Ferrariensis 
und  Alexander  Verazanus  geschrieben,  die  als  Schreiber  cor- 
vinischer  Hss.  bekannt  sind.)  Aber  der  Vertrag,  auf  den  sich 
Anziani  stützt,  wurde  am  23.  April  1494,  also  etwa  4  Jahre 
nach  dem  Tode  des  Matthias  errichtet.  —  Anziani  bespricht  auch 
die  Übernahme  von  Hss.,  die  Matthias  bestellt  hatte,  durch 
Wladislaw. 

(49)  XXXIX  40  aus  dem  Jahre  1488:  Ugolini  Verini 
epigrammatum  libri  VII  (vgl.  Literarhist.  Denkmäler  II,  XIII  f., 
335  ff.). 


Beitrüge  sur  HjuidBchrifteokunde.  I.  29 

50  (80)  LXV  36  Macrobins  mit  der  Eintragang:  Questo 
libro  fu  del  Re  Mathia  d'Ungheria  comprato  in  Conatantinopoli 
dair  oratar  Franzeae  e  mandato  a  messer  Antonio  Brudolo,  il 
quäle  Vha  mandato  a  nie  Pier  Francesco  Riccio  addi  29  di 
febbrajo  1544.  Daß  dieser  Macrobius  und  eine  Hs.  von  Ci- 
ceros  Briefen  an  Atticus  vom  französischen  Botschafter 
nach  Venedig  gebracht  wurden^  bestätigt  aach  ein  im  Bulletin 
du  bibliophile  1899,  258  veröffentlichter  Brief,  überdies  wird 
MK  III  (1878)  129  berichtet,  daß  der  Macrobius  Randnoten 
von  der  Hand  des  Vitez  zeige. 

(51)  LXVIII  19  Appian  [P(etrus)  Candidus;  bei  Bandini: 
Publius];  f.  103:  exscriptvm  est  hoc  opus  per  me  Carolum  Hi- 
larii  Fatarium  Geminianensem  Notarium  publ.  Flor,  ad  lau- 
dem  et  gloriam  Regis  Hungariae  sub  anno  domini  1489,  Dann 
folgt:  anonymi  compendium  historiae  ab  excessu  Constantini 
nsque  ad  loannem  XXIII.  exscriptum  est  hoc  opus  per  eundem 
Carolum  Notarium  Geminianensem  ad  laudem  et  gloriam  Regis 
Hungariae  Matthiae  de  proximo  defuncti,  cuius  generosa  anima 
apud  Deum  requiescat  in  pace  (16.  Juni  1490). 

(52)  LXXVII  1 1  Aurelius  Brandolini  de  comparatione  rei 
publicae  et  regni  ad  Lanrentium  Medicem  Florentinum  nach 
Matthias'  Tode  Lorenzo  gewidmet;  vgl.  Literarhist.  Denkm.  II, 
IX  u.  77  ff 

Im  Pallas-Lexikon  gibt  Cz.  f\ir  die  Laurenziana  2  Hss.  an, 
1  flir  das  königl.  Archiv  in  Florenz. 

OSttlngen,  Universitätsbibl. 

53  cod.  phil.  36:  Aristotelis  Physica  in  der  Bearbeitung 
des  loannes  Argyropulos  (MA;  Reste  des  Original-Einbands) 
wurde  1568  durch  Haym  von  Elisaeus  in  Adrianopel  erworben 
und  kam  nach  verschiedenen  (zum  Teil  fraglichen)  Wechsel- 
filllen  in  den  Besitz  des  Prinzen  Waldeck;  vgl.  Gebhardt  und 
Verz.  d.  Hss.  im  preuß.  Staate  I.  Hannover  1.  Göttingen  1.  Bd. 
(1893). 

esttweih,  Stiftsbibl. 

54  (46)  458  (260)  Bessarionis  super  eo  evangelii:  Si  cum 
volo  mauere,  quid  ad  te?^  epistola  ad  Graecos,  de  sacramento 
eucharistiae  (Leonardus  Aretinus),  geschrieben  von  Leonardus 
lob,   früher  im  Besitze  Fabers  (vgl.  unten  Nr.  60).     Die  Aus- 


30  VI.  Abhandlung:  Weinberger. 

gäbe  des  Vindicius  (Straßburg  1513)  ist  nach  Schier  (S.  41)  aus 
diesem  von  Aagustinas  Moravas  beschafften  Kodex  geflossen. 
Wenn  es  bei  Muzik^  von  446  (655)  Cicero,  Gato,  Lael.  Parad., 
Somn.  Scip.  heißt:  wahrscheinlich  in  Florenz  für  Matthias  Gorvinus  ge* 
schrieben;  so  ist  dies  eine  wohl  (von  Werl,  dem  Verf.  des  hsl.  K.,  herrüh- 
rende) nur  auf  der  Austattung  der  Hs.  beruhende,  für  uns  ziemlich  wert- 
lose Vermutung.  Die  Florentiner  Hss.  vom  Ende  des  15.  Jh.  ähneln 
einander  sehr;  corvinischen  Ursprung  kann  nur  das  Wappen  bezeugen. 

Gran.  Der  MK  VU  (1882)  307  von  Cz.  veröffentlichte 
Index  codicum  mss.  antiquoram  Bibl.  Capitali  Ecclesiae  Me- 
tropol. Strigoniensis  A.  1811  confectos  per  Georgiam  Palkovich, 
Theologiae  Professoren!  et  Bibliothecariam  eiusdem  verzeichnet 
2  Corviniani: 

(55)  7  Papier-Hs.:  Tractatos  de  deo  et  anima.  lacobi  de 
Sarepont  de  Theologia.  Sermones.  Alphabetam  ord.  Cartha- 
siensis.  Thomae  Aqninatis  de  fide  et  sacramento.  Qerson  lo* 
annis  de  salutatione  Angelica.  Aegidii  Romani  de  peccato 
originali. 

(56)  10  (1475  in  Eystatt  geschrieben):  Qregorii  in  can- 
tica  canticornm.  Augnstini  enchiridion  ad  Laurentinm.  Am- 
brosii  Hexaemeron. 

Aus  dem  Berichte,  der  im  MK  V  269  über  einen  Aufsatz 
von  Ferdinand  Krausz  (+  Magyar  Korona  10.,  11.  u.  12.  Juni 
1883)  erstattet  wird,  ergibt  sich,  daß  der  erstere  die  Eintragung 
aufweist:  Hie  Über  ex  Bibl,  Regum  Hungariae  Budae  existenti 
est  allatus  anno  a  nato  Christo  1616  et  mihi  Paulo  Ruber  Prae- 
posito  Beatae  Mariae  Virginis  de  Saa^  et  S.  Thomae  [Gran] 
dono  datu^  per  egregium  Martinum  Stepp  Civem  Comario- 
mensem,  der  letztere:  Hie  liber  ex  bibl,  Bvdensi  alatus  (so)  est 
ad  Laurentium  Ferenczfy  Secretarium  regni  Hungariae;  nunc 
vero  possidetur  per  me  Emericum  Czobor,  Anno  1648  die 
20  lulii.  Cz.  führt  (CB  III  212  A.  1  u.  im  Pallas- Lexikon) 
1  Graner  Hs.  an ;  für  Augustins  Enchiridion  s.  oben  S.  22. 


^  Die  GOttweiger  Hss.  zu  Klassikern.  Z.  f.  d.  5st.  Gymn.  1896,  396—400 
(Auszug  CB  Xin  417).  Außerdem  kann  für  G.  yerglichen  werden: 
Isis  (von  Oken)  1822  Lit.  Anz.  189  f.,  Wiener  Studien  1X54,  Wiener 
S.-Ber.  C  IX  685,  616  (Miniaturen),  Archiv  f.  lat.  Lexikogr.  XII  130 
(Italafragmente  des  7.  Jh.),  Steinmeyer,  Ahd.  Glossen  IV  462 ,  Swar- 
zenski,  Denkmäler  d.  süddeutsch.  Malerei  II. 


Beiträge  zur  Handschriftenkunde.  I.  31 

Auch  bei  Hamlmrg;  ist  der  Mangel  eines  vollständigen 
K.^  zu  beklagen.  Die  Darstellung  von  M.  Isler,  Ein  Kodex 
Corvinianus  in  der  H.  Stadtbibl.  CB  I  444 — 447,  der  von  einem 
Fragment  einer  Stempelmarke  des  Corvinus  spricht^  erweckt 
bei  niemandem  die  Meinung,  daß  es  sich  bei 

(57)  Tibull,  Catull,  Properz 
am   einen   echten  Corvinianus  handle;   auch   Cz.   verhält  sich 
MK  X  232—244.  XII  340-342  ablehnend.    Aber  bei  Petersen 
(s.  A.  1)  ist  S.  205  von   einem  Bruchstück  des  ausgerissenen 
Wappens  die  Rede. 

Jena,  Universitätsbibl.' 

58  (58)  Baptista  Guarinus  de  ordine  docendi;  s.  MK  VI 
(1881)  1—8  (mit  Faksimile  des  Wappens). 

Kiel,  Universitätsbibl. 

(59)  39.  4^:  Emilius  Probus  de  excellentibus  ducibus  ex- 
temarum  gentium  hat  auf  der  Innenseite  des  Schlußdeckels  die 
Eintragung:    ex   hihi,  Mathiae    Corvini   regia   Ungariae,^   von 


^  Die  Hss.  stammen  aas  Coryey  und  Koln  (8.  Pantaleo),  aus  dem  Besitze 
von  Dapny,  Holstein,  Lindenbrog^,  Seidel,  Uffenbach,  Johann  Christoph 
nnd  Johann  Christian  Wolf.  Über  die  wichtigsten  lat.  Hss.  orientiert 
(R.  Münzel)  Pbilologica  Hamburgensia  für  die  Mitglieder  der  48.  Philo- 
logen-Vers, ausgestellt  von  der  Stadtbibl.  zu  H.  1905  (vgl.  Bursian 
CXXXV  96),  der  auuh  S.  2  Bemerkungen  zu  Omonts  Verz.  der  griech. 
Hss.  (CB  VII  351)  und  dessen  Aufsätzen:  Les  mss.  et  les  livres  annot^s 
de  Fabri  de  Peiresc.  Annales  du  Midi  I  (1889)  316.  Les  mss.  de 
Pacius  chez  Peiresc  et  Holstenius.  Ebdt.  IH  (1891)  1  macht;  vgl. 
auch  H.  Rabe,  Ans  Lucas  Holstenius*  Nachlaß.  CB  XII  441.  Von  den  K. 
der  UfTenbachschen  Sammlung  ist  mir  gerade  derjenige,  der  die  Ham- 
burger Erwerbungen  enthält,  nicht  zugänglich:  C.  mss.  codicnm  bibl. 
Uffenb.  1747;  vgl.  Chr.  Petersen,  Geschichte  der  h.  SUdtbibl.  (1838), 
S.  72,  eine  auch  sonst  (s.  8.  194,  225)  brauchbare  Arbeit.  —  Das  Mu- 
seum für  Kunst  und  Gewerbe  besitzt  eine  Prudentiushs.  (R.  Stet- 
tiner,   Die  illustrierten  Prudentiushss.  Berlin  1905). 

*  J.  C.  Mylius,  Memorabilia  bibl.  academiae  L  (1746)  gibt  300—410 
(411  Index)  ein  dürftiges  Verz.  der  Hss.  ohne  Altersangabe.  Das  von 
Gardthansen  (S.  67)  angekündigte  der  griech.  ist  noch  nicht  erschienen ; 
vgl.  auch  CBXIX  380  (Hss.  aus  Wittenberg)  nnd  428. 

'  H.  Ratjen,  Verz.  von  Hss.  der  K.  Universitätsbibl.  Schrift,  d.  Univ.  Kiel 
1873  (unvollständig  ohne  Index;  s.  auch  Serapeum  1870,  273  und  H.  R., 
Zur  Gesch.  d.  K.  Universitätsbibl.  Schrift,  d.  Univ.  K.  1862  u.  1863; 
Hss.  ans  Bordesholm  [vgl.  die  Bibliographie  der  H88.-Samrolungen  im 
2.  Teile  dieser  Beiträge]  und  der  Bibl.  Ebneriana  in  Nürnberg). 


32  VI.  Abhandlung:  Weinberg  er. 

welcher  Hand  oder  aus  welcher  Zeit  kann  ich  nicht  angeben, 
da  mir  Chr.  Jol.  Wilh.  Mosche,  Symbol,  crit.  in  Comelium 
Nepotem.  Lübecker  Programme  1808 — 1810,  die  Hambnr- 
gischen  Berichte  von  den  neuesten  gedruckten  Sachen  1735 
(S.  259  f.)  und  der  E.  der  Bibl.  des  1707  verstorbenen  Peter 
Axen,  dem  die  Hs.  gehört  hat,  nicht  zugänglich  waren.  Daß 
es  sich  am  einen  echten  Corvinianos  handle,  ist  umso  anwahr- 
scheinlicher, da  wir  bereits  zwei  Emilii  Probi  der  Corvina 
kennen  (Nr.  30  u.  76). 

iUagenrart,  Studienbibl.  C  XXXIII  (Papier-HB.)  wurde  mit  Unrecht 
alB  CorvinianuB  erklärt;  b.  Kukula  CB  VIII  60—62.^ 

Leipzig,  Stadtbibl. 

*60  (50)  I  fol.  17:  Constantinus  Porphyrogenitos  de  cae- 
rimoniis  s.  XII  (Faksimile  im  E.)  Originaleinband  mit  dem 
charakteristischen  Titel:  DE  REGALIB.  INSTITÜTIONIB- 
Daß  die  Hs.  aus  Uffenbachs  Bibl.  stammt,  ist  in  Naumanns  C. 
librorum  mss.  qui  in  bibl.  Senatoria  civitatis  Lipsiensis  asser- 
vantar  (1838)  angegeben.  Die  Konstatierung,  daß  sie  sich  früher 
im  Besitze  des  Wiener  Bischofs  Faber  befand,  verdanke  ich 
einer  liebenswürdigen  Auskunft  des  gelehrten  Bibliothekars 
der  Vaticana  Don  Giovanni  Mercati.  Bei  ihm  anzufragen, 
veranlaßte  mich  ein  (im  Bulletin  du  bibliophile  1899,  258 
herausgehobenes)  von  Dorez  Kevue  II  56  veröffentlichtes  Ex- 
zerpt aus  dem  Vat.  3927  (Aleandri  coUectanea):  a.  1638,  KaL 
Nov,  Viennae,  R,  Z).  lo.  Faber  episcopus  Viennensis  mihi  acco- 
modavit  librum  in  membrana  e  reliquiis  bibl.  regis  Mathiae 
Hung.  (Die  Beschreibung  der  Hs.  hat  Dorez  nicht  abgedruckt; 
sie  folgt  hier  nach  Mercatis  Abschrift)  cuius  titultts  qtuintum 
conicere  licuit  e  prima  pagina  lacera  est  vrtöS'eaig  %wv  ßaaih- 
%G}v  za^eidiiov  wxt  ijtd^vrjaiq  t&v  A7tXrj%%iav,  ir  ^  mal  itsql  r^ 
v7toaTQoq>f]g  tov  ßaaikecjg  nuavöTovtivov  xov  noqifvqoYBWirfvov  ßa- 
(fiXeiag  vloü  keovtog  rov  ffocpandrov  avvrdyfia  %i  (so)  %al  ßaai- 
Xelov  oitoväfjg  Svrtog  ä^iov  Ttöyrjfia.  Dividitur  opus  in  duo  volu- 
viina  seu  libroSy  quorum  prior  continet  capita  seu  tiiulos  qb  et 


^  Von  292  Hm.  sind  60  Pergament-Hss. ,  keine  älter  als  XU;  genannt 
werden :  Isidor  de  snmmo  bono  mit  dentschen  Glossen,  Gregor,  Pastoralis 
cura.  Für  andere  Klagcnfnrter  Bibl.  (mit  Hss.  aus  Gnrk  nnd  Millstatt) 
s.  den  3.  Band  von  Wickboffs  Verz.  der  illuminierten  Hss.  in  Österreich 
(auch  Swarzenski  U,  CXXVI  427). 


Beiträge  rar  Handschriftenknnde.  I.  33 

integer  est.  alter  continet  vC,  aed  deest  caput  vg  et  vl^  duo  po- 
atrema,  quorum  vq  est  ßlog  äXs^iivdQOv  %ov  fiaxedövog  xad*  lavo- 
Qiav  e%iav  cpdniTa  q/d.  v^  zov  qwaiolöyov  fj  r&v  hutarov  dvQiov  (so) 
d'cevfiaarmii  8^15  ^QÖg  re  &y  dvaytay^  nai  t&v  h  ßiw  siaQS- 
a%ovv%wv  Xdyoi  N.  Alter  liber  est  etiam  in  membrana  historiarum 
loannis  Zonare  Toonachi  incipiens  ab  orbe  condito  usque  ad 
seculum  (so)  his  verbis  (Eingangs-  n.  Schlußworte). 

Die  Beschreibung  des  Konstantin-Kodex  stimmt  genau  mit 
dem  Lipsiensis,  der  im  Kapitel  ve  des  2.  Buches  abbricht:  vgl. 
den  Leipziger  K.  und  Migne  Patrologia  graeca  CXII  825^  963, 
972.  Diese  Hs.  ist  also  wie  die  oben  erwähnte  Göttweiher 
(Nr.  54)  nicht  in  die  von  Faber  zur  Erbin  eingesetzte  Bibl. 
D.  Nicolai  gelangt,  aus  der  zahlreiche  Hss.  Fabers  (darunter 
auch  der  Zonaras)  zunächst  in  die  Wiener  Universitäts-  und 
dann  in  die  Hofbibl.  kamen.  Ffir  die  Zonaras-Hs.  können  die 
Worte  Aleandros  kaum  eine  Beglaubigung  des  corvinischen  Ur- 
sprungs bilden.  Sie  beweisen  nur,  daß  sich  im  Besitze  Fabers 
auch  ein  griech.  Corvinianus  befunden  hat,  somit  beide  durch 
den  Einband  beglaubigten  griech.  Corviniani  (vgl.  unten  Nr.  128) 
nach  Wien  gekommen  sind. 

(61)  a  1 4^  80,  b  I  8^  98:  Übersetzungen  des  lanus  Pannonius 
aus  dem  Griech.  (Plutarch,  Demosth.  adv.  epistolam  Phil.,  Fabula 
Belierophontis  ex  Homero  reddita).  Da  die  erstgenannte  Hs. 
(Plutarch  de  dictis  regum  et  imp.)  eine  Widmung  an  Corvinus 
(aus  dem  Jahre  1465)  enthält,  wird  sie  unter  den  zweifel- 
haften Corviniani  angeführt.  Nun  sind  aber  beide  Hss.  durch 
Johann  Friedrich  Steinbach  aus  Auerbach,  der  im  18.  Jh. 
als  Oberdiakon  der  Neuen  Kirche  zu  Leipzig  starb,  in  die 
Bibl.  gekommen.  Wir  werden  also  wohl  entweder  beide  oder 
keine  fUr  corvinisch  halten.  Fürs  erstere  sehe  ich  keinen 
Grund. 

Lissabon,  Archive  da  Torre  de  Tombo,  s.  S.  28. 

London,  Brit.  Mus. 

63  Lansdowne  836:  Horaz,  Juvenal,  Persius,  vgl.  L.  Kropf, 
MK  N.  F.  IV  (1896)  1—8  (mit  farbigem  Faksimile  des  Titel- 
blattes). Die  Angaben  des  C.  of  the  L.  Mss.  (1819)  über 
Erwerbung  der  Hs.  durch  Bridgcs,  dann  durch  Lord  Mac- 
clesfield,    Dr.    Taylor    und     (nachdem    sie    von     Taylor    an 

SitsangBber.  d.  pliii.-hist.  Kl.  169.  Bd.  6.  Abh.  3 


34  VI.  Abhandlang:  Weinberg  er. 

Askew^  vererbt  worden  war)  durch  J.  Matthews,  den  Biblio* 
thekar  des  Lord  Lansdowne,  (1785)  werden  von  Kropf  ergänzt 
durch  den  Hinweis  auf  eine  Eintragung  in  der  Hs.:  ex  bibl.  regit 
Matthiae  dono  r{everend%8si)mi  episcopi  Quinqueeccleeieniis 
Dfomini)  Antonii  Verantii  amici  honar(and%s»x)mi  Constaniu 
nopoli  (etwa  1555 — 1557).  Bischof  Vranczi  brachte  auch  den 
Vind.  1391  aus  Konstantinopel  mit. 

Auf  die  Beschreibung  eines  holländischen ,  von  Jasper 
Bouttats  gefertigten  Ex-libris  brauchen  wir  nicht  einzugehen, 
da  Kropf  aus  A.  Chassant  u.  H.  Tausin,  Dictionnaire  des  de- 
vises  (Paris  1870)  hätte  entnehmen  können,  daß  die  Devise 
itire  et  non  vi  es  als  das  Bücherzeichen  Gisbert  Cupers*  er- 
weist, wie  denn  auch  in  den  +  Lettres  de  critique  de  Gisbert 
Cuper.  Amsterdam  1742,  382  von  einem  Corvinianus  in  seinem 
Besitze  die  Rede  ist. 

In  einer  anderen  Sammlang  des  Britischen  Museams,  der  Arun- 
deliana,  deren  Begründer  die  Hbs.  Willibald  Pirkheimers  erwarb, 
würde  man  die  Ha.  sachen,  die  Obsopoeus  in  seiner  Pirkheimer  gewid- 
meten Ausgabe:  Basilii  Magni  et  Gregorii  Nazianzeni  epistolae  Graecae. 
Hagenau  1528  mit  den  Worten  erwähnt:  cum  nuper  inspüsiendum  mihi  ob- 
tulißset  ex  bibl,  tua  .  .  .  Georgius  ZjerUiua  codieem  epütolarum  BanLü  et 
Gregorii,  quem  cum  ob  literarum  charactercu  tum  ob  vttusUUem  vehementer 
videre  eupiebam,  est  enim,  ut  mihi  coniecturam  facienti  visum  est  ante  duceiüos 
aut  ampliua  annoa  descriptus  inque  regia  üngariae  biblioiheeam  rqpoeitu». 
Bei  Pflugk  ist  S.  331  von  einem  Kodex  Pirkheimers  die  Rede,  der  Gregorii 
Nazianzeni  ultra  L  opuscula  enthalten  habe.   Doch  findet  sich  kein  Arun- 


^  Vgl.  C.  bibl.  Askeyianae  ms.  quae  yeniit  Londini  apad  G.  Leigh  et 
J.  Sotheby  7  Martii  1785  (die  von  Maffei  herrührenden  Hss.  sind  m- 
sammengestellt  Mnemos.  XYIII  [1890]  55  A.  2;  für  M.  s.  auch  oben 
S.  25,  A.  1.  Hss.  Ton  Askew  finden  sich  in  Cambridge  (Uniyersitits- 
bibl.),  Kopenhagen,  London  (Bumey  Mss.)  und  Oxford  (Madan  V  27897). 
Im  C.  of  rare  and  yalaable  works  offered  of  sale  by  B.  Qoaritch.  London 
1903  werden  Nr.  13  und  14  (Cicero)  anf  Maffei,  15  (Yergil)  auf  Askew 
zurückgeführt. 

'  Andere  Hss.  Cupers  kamen  unter  die  Uffenbachiani ;  ygl.  Bibl.  Uffenb. 
III  (1730)  57  (chartaceus  codex  in  folio  scriptns  saec.  XIY  ad  Qisbertum 
Cuperum  Constautinopoli  missus.  Epitome  legum  Leonis  et  Constantini  ...) 
=  Leipziger  SUdtbibl.  CCLXXXYIII  (ygl.  LYI).  Die  bei  I.  yan  der  Aa, 
Biographisch  woordenboek  der  Nederlanden  (Hartem  1855,  III  923)  an- 
gefahrten Werke  (Bosscha,  Opgaye  and  Beschrijying  van  de  Hss.  nagel. 
door  Gisbert  Cuper.  1842)  konnte  ich  nicht  einsehen. 


Beitrüge  sar  Handschriftenknnde.  I.  35 

delianus,^  auf  den  die  oben  erwähnten  Angaben  passen.  Simonsfelds 
Vermutung,  Pirkheimers  Hs.  sei  im  Monacensis  479  wiederzufinden,  wird 
bei  München  zu  besprechen  sein.  Da  aber  Simonsfeld  u.  a.  auch  auf  eine 
Londoner  Hs.  Burney  112—114  hinweist,  die  in  der  Tat  mehrere  nicht 
gerade  gangbare,  von  Obsopoeus  herausgegebene  Werke  überliefert,  mxiQ 
schon  hier  betont  werden,  daß  wir  eben,  weil  Obsopoeus  in  mehreren 
Fällen  die  benützte  Hs.  ausdrücklich  als  eine  corvinische  bezeichnet^  einen 
solchen  Ursprung  kaum  annehmen  dürfen,  wenn  er  keine  diesbezügliche 
Angabe  macht,  wie  es  bei  den  Schriften  der  Fall  ist,  welche  die  erwähnte 
Bumey-Hs.'  enthält. 

Im  Pallas-Lexikon  erscheint  noch  ein  Corvinianos  einer 
Londoner  Privatbibl. 

Mailand,  Bibl.  Trivulzio.^ 

63  (76)  817:  Diogenes  Laertius  ab  Ambrosio  Traversari 
traductns.  Herodotns  de  vita  Homeri.  Donatns  de  vita  Virgilii. 
Vitae  lat.  poetarom  a  Petro  Candido  editae.  Pomponii  Infortunati 
in  Lacani  vitam.  Ex  annnmerationibns  Eusebü  de  temporibus 
poetarnm  qnorundam  lat.  Verba  Qaintiliani  ex  instit.  orat.  libro  X. 
(Franciscos  Sassetos  Thomae  filias  fieri  caravit;  vgl.  76). 

64  (75)  818:  Porphyrie  et  Acro  in  Horatinm. 

Ferner  war  ans  der  Bibl.  Trivnlzio  ein  Corvinianns  dnrch 
Erbteilong  in  den  Besitz  der  Marchesa  Trotti  gelangt.  Dieser 
kam  durch  Hoepli  nach  Budapest  (oben  Nr.  18),  andere  Hss. 
der  Sammlung  nach  Amerika;  vgl.  CB  III  161  f.  u.  E.  Novati, 


^  Der  Arnnd.  gr.  628,  eine  MiszellAn-Hs.  mit  38  Stücken  (außer  anonymen 
theologiBchen  und  aBtronomischen  Traktaten  Basilius  [homil.  in  ebrie- 
tatem],  Chrjsoitomofl  [epistola  ad  Imperatricem  Eudoziam],  Enoginos 
Scitensifl  [de  definitione  fidei],  loannes  Damascenus  [de  virtutibus  et  yitiis, 
de  octo  spiritibus  neqnitiae],  Sophronias  Hierosolym.  [de  confessione]) 
war  im  Besitze  Grempers,  dem  der  Wiener  Philostrat-Kodex  (134)  von 
Wladislaw  geschenkt  wurde  und  auch  der  Vind«  3211,  sowie  der  S.  22, 
A.  1  erwähnte  Angostanos  gehörte. 

*  Über  deren  Provenienz  gibt  der  C.  of  Mss.  in  the  British  Moseum,  New 
Series  1884—1840  (Arandeliana,  Bomey)  keine  Auskunft. 

*  G.  Porro,  C.  dei  codici  Trivulziani.  Bibl.  stör.  IUI.  II  (1884;  nach  dem 
Alphabet  der  Autoren);  für  ein  fehlendes  (mit  dem  Kodex  Q  überein- 
stimmendes) Lncan-Fragment  s.  BIy.  di  filol.  XXVII  (1899)  401,  für 
griech.  Hss.  Martini  373,  für  Neuerwerbungen  Arch.  stör.  Lomb.  4.  Ser. 
IV  (1905)  216,  femer  E.  Motu,  Libri  di  casa  Trivulzio  nel  secolo  XV 
con  notizle  di  altre  librerie  milanesi  del  trecento  e  del  quattrocento 
(CoUesione  Storica-Bibliografica  I).  Como  1890,  Petrarca  e  la  Lombardia 
(Mailand  1904)  256. 

3* 


36  VI.  Abhandlang:  Weinberger. 

I   codici   Trivulzio-Trotti.    Qiorn,    stör.  d.  lett.  Ital.  IX  (1887) 
137—185. 

Außerdem  besitzt  die  Trivulziana  die  einzige  bekannte  Hb.  der 
JohanniB  des  OresconiusOorippas.  Diese  hat  man  wiederholt  mit  dem 
bei  Caspinian  de  Caes.  (1540)  S.  210  genannten  Gorvinianns  identi- 
fiziert (Gz.  Nr.  77).  G.  Löwe,  Hsl.  zur  Johannis  des  Corippus.  Rh.  M. 
XXXVIII  315,  glaubte,  da  er  nur  Abels  Auszug  aus  Cz.  kannte,  es  gebe 
in  Mailand  2  Hss.  der  Johannis,  eine  bei  Trivulzio,  eine  bei  TrotU;  daß 
dies  nicht  der  Fall  ist,  wird  durch  die  Übersicht  im  Pallas-Lexikon  be- 
stätigt, wo  für  Mailand  nur  3  Hss.  der  Trivulziana  angegeben  werden. 

Nun  spricht  Cuspinian  von  8  Bfichern  der  Johannis  und  ebenso- 
vielc  weist  das  Florilegium  Veronense  auf,  das  mit  dem  verschollenen  Cor- 
vinianus  den  Titel  Johannis  (sonst  de  hello  Lybico)  gemeinsam  hat.  Der 
Trivulzianus  aber,  eine  Papier-Hs.  des  14.  Jh.,  die  auch  italienische  Ge- 
dichte enthält,  zieht  4  und  5  in  ein  Buch  zusammen,  hat  also  nur  7  Bficher; 
vgl.  die  Ausgabe  von  Partsch  (Monum.  Germ.  Auct.  ant.  III  2  —  Berlin 
1878  —  XL VII)  und  Löwe,  Rh.  M.  XXXIV  138-140.  Wer  die  Frage 
nochmals  nachprüfen  will,  mag  auch  Addas  oben  S.  24  A.  1  angeführte 
Arbeit  und  MR  N.  F.  IV  161—168  einsehen. 

In  der  Jesuitonbibl.  zu  Mainz  sah  Gercken  (Reisen  durch  Schwaben 
uswl  Stendal  1783—1788.  III  45)  außer  hebräischen  Kodizes  einen 
,schÖnen  griech.  Kodex  auf  geglftttetem  Papier  in  folio,  so  die  Homilien 
des  Chrysostomus  begreift  und  vormals  in  der  berühmten  corvinischen 
Bibl.  war.  Er  kann  aus  dem  12.  Jh.  sein*  (bei  einer  Papier-Hs.  nicht 
wahrscheinlich).  Ob  sich  diese  Hs.  noch  in  Mainz  befindet  oder  etwa  in 
der  Franzosenzeit ^  vernichtet  wurde,  ist  mir  nicht  bekannt;  5  türkische 
und  hebr&ische  Hss.  der  Mainzer  Stadtbibl.,  die  aus  nachcorvinischer  Zeit 
stammen,  haben  (s.  MK  N.  F.  XIII  88)  die  Einzeichnung:  Pratda  bibl. 
Budensia  quam  ah  eaepugnationt  eiu8  urbis  anno  1686  excdlentissimas  ac  per' 


'  Vgl.  F.  Falk,  Die  Dom  bibl.  zu  M.  Ihre  Entstehung,  Verschleppung  und 
Vernichtang  nach  gedruckten  und  nngedrnckteo  Quellen.  CB  18.  Bei- 
heft (1897);  Hss.  der  Dombibl.  (8.  Martin)  werden  in  Aschaffenbnrg, 
Gotha,  Heidelberg,  Kassel,  Koblenz,  Leiden,  Mains  (Seminar-  u.  Stadt- 
bibl.), Nürnberg,  Paris  und  Würzburg  nachgewiesen.  Hss.  der  Karthanse 
kamen  nach  Cambridge  (Emmanuel  College),  andere  unter  die  Laudiani 
(Oxford;  s.  Falk,  Bibelstudien,  Bibel-Has.  und  Bibeldrucke  in  M.  1901, 
130),  eine  Hs.  von  S.  Alban  nach  Oxford  (Madan  V  28474).  Auch 
in  Rom  sind  unter  den  Palatini  Hss.  ans  Mainz.  W.  E.  Roth  spricht 
Koman.  Forsch.  VI  (1891)  430f.  von  1200  meist  jungen  Hss.  der  Stadt- 
bibl. (Augastin  in  genes.  VIU/IX,  Evang.  X/XI).  Sakramentare  des 
Domschatzes  und  der  Seminarbibl.  erw&hnt  Lamprecht,  Initial- 
ornamentik S.  21. 


Beiträge  zur  Handschriftenkande.  I.  37 

iUuatrü  domintu  loannes  Carolin  über  baro  a  Thüngen  inde  itUit  ac  anno 
1692  coUegio  Moguntino  liberalUer  donavlt. 

66  (18)  Maros-Yasarhely,  gräfl.  Telekysche  Bibl.:  Ta- 
citos  hat  die  Eintragung  Beati  Rhenani  sum  ex  dano  lacobi 
Spigelii  lurisconsulti  1518,  Oberlin,  der  die  Hb.  für  seine 
Tacitas-Ausgabe  (Leipzig  1801  I  S.  III)  erhalten  hatte  munifi- 
cientia  viri  eximii  atrenuique  belli  ducis  Dorsneri  torm&ntariae 
rei  per  Galliam  praefecti,  ad  quem  hereditario  iure  pervenerat, 
vermutet  ansprechend  S.  XIX  (ausführliche  Beschreibung  IV  ff.), 
daß  Spigely  der  1514  im  Dienste  Maximilians  (a  manu  et  con- 
siliis)  in  Ofen  war,  sie  als  Geschenk  von  Wladislaw  erhalten 
habe.  Wie  sie  von  Beatus  ^  Rhenanus  an  den  General  Dorsner 
und  von  diesem  an  den  Grafen  Teleky  kam,  ist  nicht  bekannt. 

Alelk  wird  von  Cz.  L.  B.  III  105  uuter  den  Orten  genannt,  an 
denen  Corviniani  aufbewahrt  werden;  vgl.  MK  V  (1880)  377—381  über 
einen  Psalter  der  Königin  Beatrix.^ 

Modena  (vgl.  16,  17).  Budik  verzeichnet  mit  Berufung 
auf  Tiraboschi  VII  210  eine  Anzahl  meist  griech.  Corviniani, 
die  sich  in  Ferrara  befanden.  Aus  Tiraboschi  VII  306  ff.  (der 
Venediger  Ausgabe)  ergibt  sich  allerdings,  daß  um  1560  ein 
vornehmer  Venezianer  (Nicolo  Zeno^  oben  S.  10)  mehr  als  100 
(griech.  u.  lat.)  Corviniani  besessen  habe,  von  denen  einige  durch 
Girolamo  Faletti  fllr  den  Herzog  von  Ferrara  erworben  wurden. 
Aber  von  den  griech.  Hss.  (Anastasii  de  vita  Christ.,  Andreae 


*  18  Hss.  des  Beatus  Bbenanus  (darunter  einigte  mit  der  Eintragung: 
BeaU  Mhenani  mm  nee  muto  dominum)  sind  in  der  Stadtbibl.  zu  *Selllett- 
stadt  erhalten:  CD  XII«  (1861)  688.  Fttr  Sohlettstadt  vgl.  noch  Bevue 
phil.  m  16  (im  CD  fehlender  Vitruy),  Jahrb.  f.  Phil.  CIX  216,  530, 
J.  Qeny  und  G.  C.  Knod,  Die  Stadtbibl.  zu  Seh.  Festschrift  zur  Ein- 
weihung des  neuen  Bibliotbeksgebändes.  Straßburg  1889.  Geny  weist 
einige  Hss.  der  Propste!  S.  Fides  nach;  die  der  Johanniter -Komturei 
sind  mit  einer  einzigen  Ausnahme  nach  Straßburg  gekommen  (zunächst 
in  die  Komturei  am  grünen  WOrth,  dann  in  die  Stadtbibl.,  wo  sie  1870 
verbrannten).    Knod  handelt  über  Bücher  des  Beatus  Bbenanus. 

*  Vom  C.  codicum  mss.  qai  in  bibl.  monasterii  Mellicensis  O.  S.  B.  ser- 
vantur  ist  nur  ein  Band  erschienen  (Wien  1889).  M.  Kropff,  Bibl.  Melli- 
censis. Wien  1747  gibt  S.  16 — 76  eine  Übersicht  nach  den  Jh.;  dem 
9.  Jh.  gehört  G  32  (Beda)  aus  S.  Germain  in  Auzerre  (Sickel,  Wien. 
S.-Ber.  XXXVra  161,  Bibl.  d.  chartes  XXUI  38)  an,  sonst  XU— XV. 
Vgl.  noch  O.  Holzer,  Die  geschichtl.  Hss.  der  Melker  Bibl.  Progr.  1896, 
Archiv  m  76,  311.  VI  192.  X  601,  Wiener  Stnd.  I  64.  IX  60. 


38  VI.  Abhandlung^:  Weinberger. 

saper  Apocal.  usw.),  die  sich  nach  V.  Pantoni;  Indice  dei  codici 
greci  della  bibl.  Estense  di  M.  Stndi  IV  379—538  gegenwärtig 
in  M.  finden  (und  meist  ins  16.  Jh.  gesetzt  werden),  sagt  Fa- 
letti  ausdrücklich,  daß  es  andere  (d.  h.  nicht  die  Corviniani) 
seien.  Ein  E.  der  lat.  Estenses  fehlt;  ^  ich  kann  daher  auch 
nur  bei  einigen  der  von  Cz.  (vgl.  auch  CB  III  209)  ange- 
führten die  Signatur  nach  A.  Venturi,  Über  einige  Bücher  mit 
Miniaturen  von  Attayante.  Kunstfreund  (Beiblatt  zum  Jahrbuch 
der  k.  preuß.  Runstsamml.)  I  (1885)  310 — 313  angeben. 

66  (81)  439  (VI  G7)  Ambrosii  Exameron,  parad.,  Cain 
et  Abel  usw. 

67  (82)  436  (VI  G  4)  Augustini  contra  Faustum,  lulianum. 

68  (83)  Chrjsostomus  de  compunctione  cordis  ad  De- 
metrium.  Civitates  et  loca  per  quae  b.  Paulus  iter  faciens 
verbum  veritatis  annunciavit.  Epistola  Dionysii  Areop.  ad  Ti- 
motheum  de  felici  martjrio  apostolorum  Petri  et  Pauli.  Ba- 
silii  de  vera  integritate  virginitatis  et  de  liberalitate  stud.  et 
ingenuis  moribus  (Leonardus  Aretinus)  (391  [VI  F  6]  oder 
437  [VI  G  5]). 

69  (84)  448  (VI  G  16)  Gregorii  papae  homiliae  in  Ezech. 


^  Vollständig  katalogisiert  ist  die  jetzt  (vgl.  CB  XY  54  A.  3)  mit  der  Estensia 
▼ereinigte  Sammlang  Campori:  (L.  Lodi)  C.  dei  codici  e  degli  aatografi 
posseduti  dal  marchese  Giuseppe  C.  1875 — 1895  (I:  XIII — XV).  Von  den 
eigentlichen  Estenses  sind  die  ältesten  herausgehoben  Statistica  I  1, 185 
=  Bibl.  govern.  205,  s.  auch  Montfaucon  I  531  und  +  (L.  Carbonieri) 
Cenni  storici  della  Bibl.  Estense  1872;  fUr  die  von  Valla  herstammenden 
Hss.,  die  aam  Teil  anf  Aarispa  aurfickgehen,  dann  an  Alberto  Pio, 
Fürsten  von  Oarpi,  und  dessen  Neffen  Rodolfo  Pio,  weiter  an  Laiino 
Latini  und  Hippolyt  von  BIste  gelangten,  s.  J.  L.  Heiberg,  Beitr.  anr 
Gesch.  Georg  Vallas  und  seiner  Bibl.  16.  Beiheft  zum  C  B,  seine  gute 
Übersicht  Philol.  XLII  421  und  die  Einleitung  des  K.  der  griech.  Estenses 
(zu  dem  NH  III  124  bemerkt  wird,  daß  die  in^yfjan  dttpilifiog  in  172 
nicht  von  Zygomalas,  der  im  16.  Jh.  lebte,  verfaßt  sein  kann,  da  sie  in 
älteren  Hss.  vorkommt;  Tgl.  auch  C.  cod.  astrol.  IV  27j.  Einige  Has.  rühren 
von  Guarino,  Losch!  und  Megagianni  her;  VI  F  5  wird  Archiv  XII  696 
auf  Pomposa  zurückgeführt.  Ein  Ovid  mit  dem  Wappen  der  Eiste 
befindet  sich  in  der  Wiener  Fideikommißbibl.  —  Die  Universitäts- 
bibl.  besitzt  eine  einzige  Hs.:  Cicero  Rhetorica  XIV  (Bibl.  govern.  330); 
die  meist  patristischen  Hss.  der  Dom  bibl.  verzeichnet  (ohne  Index) 
A.  Dondi,  Notizie  storiche  ed  artistiche  dei  Duomo  di  M.  (1896)  269—283. 


Beiträge  zur  Handschriftenkunde.  I.  39 

70  (85)  432  (V  Gt  4)  Thomae  Aquin.  in  primum  librum 
sententiaram. 

71  (86)  425  (VI  G  21)  Ammianus  Marcellinus. 

73  (87)  435  (VI  G  3)  Dionys.  HaUc.  de  originibus  s. 
antiquit.  Romanorum. 

73  (88)  441  (VI  G  9)  Georgii  Merulae  Alexandrini  Opera. 

74  (89)  449  (VI  G  17)  Gregorii  Magni  dialogi  et  vita. 
(Florenz  1488.  üng.  Revue  X  93). 

75  (90)  Leonis  Baptistae  Alberti  de  re  aedificatoria. 

76  (91)  Cornelius  Nepos  (Emilius  Probus;  Franciscus 
Sassetus  Thomae  fil.  Florentinus  faciendum  curavit;  vgl.  63). 

77  (92)  458  (VI  H  2)  Origenis  homiliae. 

78  (93)  472  (VI  H  16)  Strabo  (Guarino) 

79  (94)  Valturias  de  re  militari.  MA. 

80  (95)  Dionys.  Areop.  opera  per  Ambrosium  Florentinum 
monacbum  traducta  (Beschreibung  des  Einbands:  OB  III  210). 

In  den  LB  III  95  spricht  Cz.  von  17  Corviniani  in  Mo- 
dena  (darunter  seien  3  Hss.;  die  in  den  Verzeichnissen  nicht 
angeführt  würden),  im  Pallas-Lexikon  von  18  (Budik  nennt  an 
lat.  Hss.:  De  historia  Asculana  libellus  Beatrici  reginae  dicatus, 
Galeotus  Martins  und  Angeli  Politiani  Nutritia  [,nach  Matthias' 
Tode  dem  Kardinal  Antonio  Gentile  dediziert,  war  ein  Eigentum 
der  herzogl.  Bibl.  zu  Ferrara*]). 

MoBtpellier.  Daß  der  sogenannte  Budensis  des  Juvenal  und  Persius 
mit  Coryinus  und  mit  Ofen  nichts  zu  tun  habe,  zeigt  endgiltig  Tb.  Gott- 
lieb, Wer  ist  der  im  Kodex  Montepessulanus  125  genannte  Matthias? 
EranoB  Vindob.    (Wien  1893)  145-152. 

Mflnehen.  Auf  2  griech.  Hss.,  die  durch  gute  Tradition 
als  corvinisch  bezeugt  werden^  haben  Simonsfeld  und  Wilhelm 
Meyer  aufmerksam  gemacht: 

*81:  157  Polybius,  Herodian,  Heliodor  wird  in  Hardts  C. 
codicum  graec.  bibl.  regiae  Bavaricae  (1806 — 1812)  ins  14.  Jh. 
gesetzt,  in  Mendelssohns  Herodianausgabe  (Leipzig  1883)  ins  15* 
Die  Hs.  hat  den  Vermerk:  aVtrj  ij  ßißXog  ifvix^  ex  t%  Kiavatonnci- 
yovTtöisiag  (lerä  rijv  ähaaiv  ravzrß  und  wurde  1577  Albrecht  V. 
von  Joachim  Camerarius  d.  J.  geschenkt  (vgl.  K.  Halm,  Über  die 
hsl.  Sammlung  der  Gamerarii  u.  ihre  Schicksale.  Münchner 
S.  Ber.  1873,  241—272  und  Simonsfeld  S.  547  f.,  564—568). 


40  YL  Abhandlung:  Weinberger. 

ObsopoeuS;  der  (mit  dem  älteren  Camerarias  befreundet  und) 
seit  1529  Rektor  des  Qymnasioms  zu  Ansbach  war,  berichtet 
in  seiner  Heliodor- Ausgabe  (Basel  1534):  Devenit  ad  me  ser- 
vatu8  ex  ista  clade  Ungarica,  qua  Serenissimi  quondam  regis 
Mathiae  Corvini  bibl,  omnium  instructissima  superiorihus  annis 
a  barbarie  asiatica  vastata  est.  Hunc  cum  aliis  nonnullis  (vgl. 
43)  miles  quidam  plane  gregarius  et  ab  omnibus  tam  Graecarum 
quam  Latinorum  disciplinis  abhorrentissimus  iam  apud  nos 
[in  Ansbach]  tinctorem  agens,  tum  vero  illu^trissimum  prin- 
cipem  Casimirum  marchionem  Brandenburgensem  laudabilis 
memoriae  (f  1527)  comitatus  in  Ungariam  forte  fortuna  non 
sine  mente  reor  sine  numine  divum  sustulit,  quia  auro  exor- 
natus  nonnihil  adhuc  splendescebat^  ne  scilicet  tam  bonus  autkor 
et  visus  et  lectus  paucissimis  interiret,  sed  servatus  multis  ad- 
huc et  voluptati  foret  et  oblectationi  et  usui;  vgl.  desselben 
Polybius- Ausgabe  (Hagenau  1530):  cum  nuper  foelici  quadam 
fortuna  atque  equidem  ut  opinor  non  sine  mente,  non  sine 
numine  divum  opera  omatissimi  viri  lacobi  Ottonis  Aezelii, 
caussarum  oratoris  optimi,  Polyhii  reliquiae  grecae  ad  manus 
meas  pervenissent  Gegen  die  Annahme,  Obsopoeus  habe  für 
Polybius  und  Heliodor  2  verschiedene  Hss.  (die  erst  später  ver- 
einigt worden  wären)  benützt,  wendet  Simonsfeld  547  A.  2  ein, 
der  Monac.  157  sei  (wie  Schweighäuser  in  seiner  Polybius-Aus- 
gäbe  I  —  Leipzig  1789  —  XXXIV  ausdrücklich  betone)  von 
einer  Hand  geschrieben.  (O.  kann  die  Hs.  vom  Rechtsanwalt 
Azel  erhalten  und  erst  nach  Herausgabe  des  Polybius  Genau- 
eres über  die  Art  der  Erwerbung  erfahren  haben). 

Daß  die  Hs.  aus  Ungarn  stammt,  ist  sicher,  daß  sie  ein 
Corvinianus  sei,  umso  wahrscheinlicher,  als  O.  einen  noch  in 
Wolfenbüttel  erhaltenen  Corvinianus  (unten  Nr.  164)  inter  alia 
literarum  egregia  monumenta  ex  illius  bibl.  maxime  beneficio 
illustrissimi  principis  Georgii  marchionis  Brandenburgensis  be- 
nützt hat,  femer  ein  anderer  Corvinianus  (unten  Nr.  163)  durch 
Georgs  Schwiegertochter  Sophie  nach  Wolfenbüttel  kam,  von 
einem  dritten  endlich  (Nr.  162)  wenigstens  vermutet  wird,  daß 
er  über  Ansbach  gegangen  sei,  dieses  also  (vgl.  Roses  Vorbe- 
merkung im  Berliner  K.  zu  1019)  ein  Zentrum  für  die  Gorvi- 
niani  gewesen  zu  sein  scheint,  die  nach  der  Schlacht  bei 
Mohacs  als  Kriegsbeute  nach  Deutschland  kamen. 


Beitrüge  vor  Handaohiiftenkande.  I.  41 

SimoDBfeld  forscht  nach  anderen  von  0.  benutzten  Hss.  Bei  Basiiii 
et  Gregorii  epistolae  spricht  0.  wirklich  von  einem  Gorvinianus;  der 
Monac.  gr.  497  XII,  an  den  S.  denkt,  ist,  vom  Inhalte  des  Bandes  ab- 
gesehen, dadurch  ausgeschlossen,  daß  der  Rat  von  Augsburg  diese  Hs. 
erst  1545  von  Antonios  Eparchos  in  Venedig  kaufte  (Festschrift  für  Th. 
Gomperz.  Wien  1902  S.  308).  In  den  Castigationes  ac  diversae  lec- 
tiones  in  orationes  Demosthenis  per  Vinc.  Obsopoeum.  Norimbergae  apud 
lo.  Petreium  1534  heißt  es  nur:  Venit  nuper  in  manus  meaa  admirandae 
vttustatis  exemplar.  Woher  die  Angabe  in  Baiters  und  Sauppes  Ausgabe 
der  Oratores  Attici  (Zürich  1839  ff.)  I:  Vorwort  zu  Dem.  S.  IX  stammt, 
Obsopoeus  habe  zuerst  einen  codex  Pannonicus  herangezogen,  weiß  ich 
nicht.  S.  gibt  an,  daß  die  Monac.  85  und  495  nach  den  von  Drerup  an- 
gestellten Textproben  nicht  in  Betracht  kommen  (495  ist  wohl  ein  Fehler 
f&r  485;  485  ist  aber  wieder  eine  Eparchos-Hs).  Auf  den  Vindob.  105, 
an  den  Reiske  dachte ,  während  Vömel  ihn  als  Busbeckianus  für  ausge- 
schlossen erklärt,  brauchen  wir  nicht  einzugehen.  Dagegen  werden  wir 
bei  Wien  auf  eine  von  0.  benützte  Diodor-Hs.  zurückkommen. 

♦82:449  Porphyrius  de  vitaPlotini,  Plotini  enneades.  Papier- 
Hs.  1465  von  Demetrios  Trivolis^  in  Gortyn  geschrieben,  mit 
einem  Vermerk,  aus  dem  hervorgeht,  daß  der  bei  der  Zer- 
störung der  Ofner  Bibi.  gerettete  und  von  Kaiser  Ferdinand 
dem  Arzte  Jakob  Schegk  geschenkte  Kodex  von  Seh.  1594 
der  Augsbnrger  Stadtbibl.  gewidmet  wurde  (mit  deren  übrigen 
Hss.  er  1806  nach  München  kam).  Auch  eine  hsl.  Notiz  des 
Martin  Crusius  (Tubing.  Mb  34  p.  303)  erwähnt,  daß  Sciiegk 
einen  codex  Budensis  des  Plotin  aus  der  Bibl.  des  Matthias 
Corvinus  habe. 

Daß  es  sich  um  eine  Papier- Hs.  handelt^  wird  uns 
bei  einem  griech.  Kodex  ^  der  in  der  königlichen  Bibl.  mehr 
Vorlage  zum  Übersetzen  als  Gegenstand  der  Lektüre  war, 
umso  weniger  wundern.  DazU;  daß  er  aus  Kreta  stammt;  mag 
man  Martin  Brenners  Vorrede  zu  dem  von  ihm  1541  hgg. 
Werke:  Aurelii  Lippi  Brandolini  de  humanae  vitae  conditione 
et  toleranda  corporis  aegritudine  ad  Matthiam  Corvinum  Hun- 
gariae  et  Bohemiae  Regem  et  Beatricem  Reginam  dialogus 
vergleichen  (Literarhist.  Denkmäler  II  6  f.):  cum  tot  variis 
bellis  distraheretur,  doctiasimos  tarnen  quosque  viros  immo  quos- 
cumque  dote  aliqiui  ingenii  virtuteque  nobilitatos  videret,  in 
summo   honore   kabuit   amplissimiaque   praemiis    omavit  cuius 

*  Vgl.  N.  H.  IV  (1907)  316. 


42  VL  Abhandlnn^:  Weinberger. 

rei  praeter  insignem  bibl.  Budae  in  regia  a  se  aedificata 
erectam,  quam  selectissimis  Gh'aecis  et  Lat,  autoribtis  ex  ipsa 
Aaia  Graecia  Italia  undiqtLoque  campoaitis  non  omatisaimam 
solum  sed  etiam  copiosissime  omni  librorum  genere  inatructam 
superioribus  annis  Asiatica  barbaries  devcutavit  (me  enim  ante 
biennium  diligenter  eam  perlu8trante  vix  ulla  pristini  amatus, 
81  unum  atgue  alterum  autorem  Graecum  excipias^  illic  ex- 
iabant  vestigia)  testes  sunt  tot  doctissimorum  virorum  lucuh'a- 
tionee  ac  volumina  ex  omnibus  orbis  partibus  ipsi  nominatim 
dicata  ac  conecripta. 

W.  Meyer,  der  in  den  LB  III  87  auf  die  Plotin-Hs.  aaPmerksam 
gemacht  hat,  zieht  wegen  Gleichheit  des  Einbandee  490  heran,  wegen 
Ähnlichkeit  226,  254,  482,  495,  504.  Das  hat  schon  Cz.  a.  a.  0.  96  f. 
abgelehnt;  ich  brauche  also  auf  den  Inhalt  der  Hss.,  die  zum  Teil  durch 
Gerlachs  (der  Ton  dieser  Provenienz  wohl  gehört  und  sie  in  diesem  Falle 
auch  erwähnt  hätte)  oder  Eparchos'  Hände  gegangen  sind,  nicht  ein- 
zugehen. 

Unter  den  lat.  Monacenses  sind  6  durch  das  Wappen 
sicher  bezeugte  Corviniani: 

83  (52):  69  Celsus 

(84)  (53):  175  Beda  de  nat.  rerum,  Seneca  quaest.  nat. 
mit  der  Eintragung:  Nobili  clariesimoque  viro  D,  lohanni  la- 
cobo  Fuggero  domino  a  Kirchberg  et  Weiesenhom  Bedam  de 
natura  rerum  olim  a  Sereniesimo  Wladislao  (Korrektur  filr 
Mathia)  Hungariae  Bohemiaeque  rege  in  deliciis  habitum  Ge- 
orgius  Hermannus  observantiae  et  honoris  ergo  d.  d.  an.  1544. 
Daß  f.  1  das  Herzschild  des  ungarischen  Wappens  mit  einem 
weißen  Adler  im  roten  Feld,  MA  mit  WR  (Wladislaus  Rex) 
und  2  Raben  in  den  Randornamenten  übermalt  sind,  auf  dem 
Hinterdeckel  zwar  das  ungarische  Wappen,  auf  dem  Vorder- 
deckel aber  ein  goldener  Adler  im  blauen  Felde  zu  sehen  ist^ 
ergibt  sich  aus  Fischer  S.  36  Nr.  LIX;  im  Mtinchener  K.  wird 
es  (auch  in  der  Editio  altera  des  3.  Bandes  des  C.  codicum 
mss.  bibl.  regiae  Monacensis.  1892 — 1894)  nicht  erwähnt.  Der 
Kodex  gehört  zu  der  oben  besprochenen  Gruppe  von  Hss.,  die 
nach  Matthias'  Tode  von  Wladislaw  bezahlt  und  übernommen 
wurden.  Die  Korrektur  Wladislao  für  Mathia  dürfte  sich,  ob 
sie  nun  von  der  gleichen  oder  einer  späteren  Hand  herrührt, 
dadurch  erklaren,  daß  Georg  Hermann  die  ganze  Bibl.  als  cor- 


Beiträge  sur  Handschriftenknnde.  I.  43 

yinisch  betrachtete,  vielleicht  auch  andere  nur  auf  Matthias  und 
nicht  auf  Wladislaw  weisende  Hss.  derselben  besaß. 

85  (51)  294  Agathias  de  hello  Gothorum  (Abbild.  28)  s. 
oben  S.  15. 

86  (55)  310  Demos thenes'  und  Aschines'  Reden  (Leonardus 
Aretinus).    Notas  adscripsit  loannes  Vitez. 

87  (54)  341  Thomae  Senecae  historia  Bononiensis.  Gaspar 
Tribracchus  de  Calvis. 

88  (56)  627  Aristeas  de  LXX  interpretibus  (Matthias 
Palmerius). 

Zu  294  bemerkt  der  K.,  daß  die  Ausschmückung  von  69,  294^  809, 
821  und  einigen  anderen  Hss.  von  derselben  Hand  herrfibre«  809  enthält 
Aristotelis  moralia  ex  yersione  loannis  Argyrophili  (Argyropuli?  vgl.  oben 
Nr.  53),  821  Cicero,  Gate,  Lael.,  Paradoxa  (von  Nicolaus  de  Ricius  ge- 
schrieben, aus  der  Bibl.  von  Pietro  Ginori).  Wir  werden  uns,  obwohl  809 
durch  den  Inhalt  in  Beziehung  zum  Göttinger  Corvinianus  steht,  daran 
erinnern,  daß  Florentiner  Erzeugnisse  einander  sehr  gleichen,  auch  wenn 
sie  nicht  gerade  durch  die  Corvina  gegangen  sind,  ehe  sie  nach  München 
gelangten. 

(89?)  15407  Magistri  Wilhelmi  (de  Conchis)  philosophia 
(aus  dem  Kloster  Ror)  usw.  (vgl.  den  K.,  der  die  Hs.  ins 
XIV.  Jh.  setzt).  Librum  hunc  philosophicum  ex  antiquissima 
et  celeberrima  bibl,  Budensi  desumptum  (poatquam  nimirum  ab 
exercitu  Christiano  recuperata  fuit  dvitatt  illa  2.  Sept.  an.  1686) 
ob  rei  memariam  donavit  monasterio  infra  scHptus  et  proprio 
diffillo  manuque  signatus  perilluatris  ac  generosus  dominus  do- 
minus loannes  Albertus  Notthafft  Liber  Baro  de  Weissenstain 
in  Äffecking. 

Neapel  wird  LB  III  105  unter  den  Städten  genannt,  in 
denen  sich  Reste  der  Corvina  finden.  Die  mangelhaften,  unvoll- 
ständigen K.  der  Nationalbibl.  ^  geben  über  Provenienzfragen 
keinen  Aufschluß. 


^  8.  Cyrillus,  Codices  graeci  mss.  Reg.  bibl.  Borbonicae.  1826—1832  (vgl. 
H.  Delehaye,  C.  cod.  hag.  graec.  bibl.  Nationalis  Neapol.  Anal.  Boll. 
XXU  [1903]  381—400,  C.  cod.  astrol.  IV  49  und  für  einige  wenige  von 
den  neuerworbenen  Hss.  Phil.  XLYII  587);  m  C  6  f.  62—70  steht 
Synesias  ep.  66  [NH  I  98]).  C.  Janelli,  C.  bibl.  lat.  veteris  et  classicae 
ms.  qnae  in  regni  Neapolitani  museo  Borbonico  adservatur.  1827  (vgl. 
Reiflferscheid  11  298  [Wiener  S.-Ber.  LXXI  —  1872  —  30],  femer  nament- 
lich  für  die  Erwerbungen  aus  aufgehobenen  Klöstern   [Bistum  Troia] 


44  VI.  Abhandlang:  Weinberg  er. 

Einige  Olmfttzer  Hss.  wurden  (vgl.  A.  Müller  im  N.  Anz.  1875, 
226,  259,  306)  als  corvinisch  bezeichnet  und  eben  deshalb  nach  Wien 
abgegeben;^  doch  hat  J.  Haupt  a.  a.  0.  1876,  2  die  Haltlosigkeit  dieser 
Behauptung  dargetan. 

Ein  Corvinianus  der  Universitätsbibl.  Padaa  erscheint 
in  der  Übersicht,  die  Cz.  dem  Pallas-Lexikon  eingefügt  hat.  Die 
knappen  Notizen,  auf  die  wir  für  diese  Bibl.  angewiesen  sind,' 
geben  keinen  Aufschluß. 

y.  Fornari,  Notizia  della  bibl.  Naz.  di  Napoli.  1874,  S.  47  ff.,  SUtistica 
I  2,  102,  Bibl.  gov.  76).  Die  Bibl.  enthält  Farnesiani  (aas  Rom  und 
Parma)  und  Parrhasiani  (darunter  einige  Bobienses;  vgl.  CoUesione 
paleografica  Bobbiese  I,  Turin  1907  T.  1,  10,  11,  36,  42;  für  Grotta. 
ferrata  und  Guarino  s.  die  Bibliographie;  II  B  24  war  im  Besitze 
Fulvio  Orsinis.  Aus  den  neapolitanischen  Klöstern  (Biontfaucon  I  230, 
Archiv  XII  523)  kamen  viele  Hss.  nach  Wien  (s.  unten  bei  Wien),  an- 
dere sind  verstreut  (Vat.  7172  aus  S.  Severino).  Auch  Hss.  von  Acqua- 
Viva  und  Valetta  sind  teils  in  Neapel  (in  der  Bibl.  *Oratoriana 
(vgl.  G.  lorio,  Codici  ignorati  nelle  bibl.  di  Napoli.  1892  [1  Hs.:  Xeno- 
phon],  Martini  887,  E.  Mandarini,  I  codici  della  bibl.  fondata  dai  preti 
della  Compagnia  dell'  Oratorio  di  S.  Filippo  Neri  detti  i  Gerolamini. 
1897),  teils  in  Wien  (vgl.  H.  J.  Hermann,  Miniatur-Hss.  aus  der  Bibl. 
des  Herzogs  Andrea  Matteo  Acquaviva.  Jahrb.  d.  kunsthist.  Samml.  d. 
Allerh.  Kaiserhauses  XIX  [1898]  147  —  206;  flir  Valetta  vgl.  noch 
die  Bibliographie.  —  Martini  beschreibt  S.  424  auch  eine  griech.  Hs. 
der  Bibl.  della  societ^  storica.  Die  Universitätsbibl.  enthält 
keine  einschlägigen  Hss.  (Bibl.  gov.  839);  für  die  mit  ihr  administrativ 
vereinigte  (nicht  bedeutende)  *Bibl.  Brancacciana  s.  +  Mss.  qnae  in 
Bibl.  Brancatiana  S.  Angeli  ad  Nilum  adservantur  c.  1740,  Blume,  Bibl. 
Ital.  191,  Archiv  XH  624. 

*  Für  Hss.,  die  aus  Olmütz  an  die  Wiener  Hof  bibl.  kamen,  vgl.  auch  A. 
Schubert,  Aus  Mähren  und  Schlesien  der  k.  k.  Hofbibl.  zugebrachte  Hss. 
und  alte  Drucke.  Mitteil.  d.  Ost.  Vereins  für  Bibl.  I  43—56.  —  Die 
ehemaligen  Bibl.  der  von  Kaiser  Josef  II.  aufgehobenen  Mönchsklöster 
in  Mähren  und  Schlesien,  sowie  die  der  Exjesuiten  in  Teschen  und 
Troppau.  CB  XVII  321,  401,  449  (Bursian  CVI  200  a,  b).  Vollständige 
K.  der  Olmützer  Bibl.  (in  die  durch  Augustinus  Moravus  oder  Olomu- 
ccnsis  —  s.  oben  S.  7  —  Corviniani  hätten  kommen  können)  fehlen; 
vgl.  B.  Dudik,  Hss.  der  Bibl.  des  Metropolitankapitels  in  O.  Löhers 
Archivalische  Z.  V  (1880)  126--134  (eine  Petrarca-Hs.  bei  Burdach,  Be- 
richt über  Forsch,  zum  Ursprung  d.  nhd.  Schriftspr.  Berl.  Abhandl. 
1903,  10),  R.  Beer,  Mitteil,  aus  der  't'Studienbibl.  zu  O.  CB  VH 
(1890)  474—481  (Gollob  S.  90).  —  Hss.  von  Olmütz  sind  auch  in  schwe- 
dischen Bibl.  und  unter  den  Reg^nenses  zu  finden. 

'  Die  wenigen  griech.  (aus  Belluno,  S.  Giustina  in  Padua  und  S.  Giorgio 
Maggiore  in  Venedig  stammenden)  Hss.  sind  katalogisiert  von  C.  Landi, 


Beitrftge  cur  Handflchriftenkande.  L  45 

Paris,  Nationalbibl. 

Der  *Par.  gr.  741  (Ghrjsostomos  in  II.  Epist.  Pauli  ad  Cor.;  Pa- 
pierhs.  XV)  stammt  nach  Omont,  C.^des  mss.  grecs  de  Fontainebleau. 
Paris  1889.  S.  XXIV  u.  172  (Nr.  622)  ans  der  Bibl.  des  Matthias  Cor- 
vinus,  ferner  aus  Neapel  und  Blois  (Einband  der  Bücher  Heinrichs  II.). 
Da  Matthias  in  der  Einleitung  zum  Inventaire  sommaire  (1898)  nicht 
unter  den  Vorbesitzern  erscheint,  dürfte  es  sich  wieder  um  eine  Ver- 
wechslung mit  dem  aragonischen  Wappen  handeln;  vgl.  90  u.  91. 

Den  *Par.  suppl.  gr.  607,  der  nach  Angabe  des  Mjnas  vom  Athos 
stammt,  hat  H.  Schöne,  Über  den  MTuaskodez  der  griech.  Kriegsschrift- 
steller in  dor  Pariser  Nationalbibl.  Rh.  Museum  LIII  (1898)  432  (446) 
mit  ziemlicher  Bestimmtheit  als  Coryinianus  bezeichnet,  weil  auf  der  Innen- 
seite des  Einbanddeckels  zu  lesen  ist:  konag  soQOifevöfjs  UXijyatOQ  Xij- 


Stndi  X  18,  430.  Aber  von  den  1392  lat.  Hss.  (1  von  Petrarca)  sind 
nur  die  ältesten  Statistica  I  1,  107  =  Bibl.  gov.  350  herausgehoben. 
Eine  griech.  Hs.  scheint  auch  das  Museo  civico  zu  besitzen;  vgl.  E. 
Teza,  I  bagni,  an  capitolo  inedito  in  greco  dalle  opere  deir  Attuario 
medieo  bizantino.  AUi  del  B.  Ist.  Veneto  8.  Ser.  VI  (1903/4)  299—317; 
eine  griech.  Grammatik,  vielleicht  yon  Chrysoloras,  enthält  der  alpha- 
betisch angeordnete  K.  von  A.  M.  Josa,  I  codici  mss.  della  bibl.  Anto- 
niana  di  Padova.  1886. 

Für  die  Kapitularbibl.  kann  ich  nur  I.  I.  Tomasini,  Bibl.  Pa- 
tarinae  mss.  publicae  et  privatae.  Udine  1689  (mit  Index)  und  Fleck 
I  1,  46:  Dionys.  Areopag.,  Hieron.  epist.,  losephns,  kleinere  virg^lische 
Qedichte ;  XIV  oder  XV  und  die  Statistica  (Sacramentar  IX,  Antiphon.  XI) 
anführen;  aus  der  Seminarbibl.  nennt  die  Statistica  einen  Claudian 
(XU),  Valentinelli  (Ost.  Blätter  f.  Lit.  n.  Kunst  1845,  558  A.  32,  656 
A.  44)  Frontin  XIII,  einen  von  Vallarsi  benützten  membranaceus  mit 
Traktaten  von  Hieronymus  und  Isidor,  Prosperi  epigrammata  XIV,  Ve- 
getius    Xin. 

Tommasinis  Angaben  (vgl.»  da  Hss.  nicht  nur  von  Padua  nach 
Venedig,  sondern  auch  von  Venedig  nach  Padua  gekommen  sind,  auch 
T.  Bibl.  Venetae.  Udine  1650;  die  Bibl.  mit  griech.  Hss.  werden  her- 
ausgehoben in  Montfaucons  Pal.  graec.  Paris  1708.  XXI  ff.)  können  also 
noch  Yon  Nutzen  sein,  wenn  auch  viele  Hss.  TerschoUen  sind.  Für  S. 
Justina  (mit  Hss.  von  Palla  Strozzi)  vgl.  Ferrai  in  Indici  e  cataloghi 
V,  II  (1887)  549  und  oben  S.  25  A.  1 ;  zu  beachten  ist,  daß  von  den  zahl- 
reichen Hss.  mit  dem  Vermerk  congregationis  S.  Instinae  de  Padua  nur 
diejenigen  auf  Padua  bezogen  werden  können,  welche  (wie  z.  B.  einige 
Hss.  in  Paria;  ygl.  den  Urbln.  gr.  26)  den  Beisatz  haben  depntatus  usui 
conyentus  Patayini  (andere  haben  z.  B.  den  Beisatz  depntatus  monasterio 
S.  Seyerini  de  Neapoii  oder  S.  Mariae  de  Pomposia).  —  Nachträge  zu 
Ferrai  bei  Avetta,  Contributo  alla  storia  della  Bibl.  Uniyersitaria  di 
Padoya.  1907,  6. 


46  VI.  Abhandlung:  Weinberger. 

ßQOQVfA  ßvbevöis  avv  . .  5  . .  Daß  Lakas  ans  Kronstadt  (Siebenbürgen)  im 
16.  Jh.  als  Bachbinder  in  Ofen  tätig  war,  beweist  natürlich  nicht,  daß 
ein  von  ihm  gebundener  Kodex  der  Corvina  angehört  hat,  würde  es  aber 
immerhin  einigermaßen  wahrscheinlich  machen.  Es  ist  aber  durchans  nicht 
anzunehmen  (vgl.  B.  Prinz,  Aristodemus.  Jahrb.  f.  Phil.  Ol  193f),  daß 
der  Einband  von  Anfang  an  za  dem  Kern  der  Hs.  (f.  16—103)  gehörte, 
der  ursprünglich  größeres  Format  gehabt  haben  muß.  Es  bleibt  also  nur 
die  jedenfalls  merkwürdige  Tatsache,  daß  der  aus  Ungarn  stammende 
Buchdeckel  in  den  Besitz  des  Mjnas  gelangte.  —  Die  nicht  unglaubwür- 
dige Angabe,  daß  unter  Zapolya  (vgl.  Vind.  224)  viele  Corviniani  in  die 
Kronstadter  (später  vom  Feuer  verzehrte)  Bibl.  kamen  (Abel),  ist  für 
diese  Us.  natürlich  nicht  von  Belang. 

(90)  Par.  lat.  1767:  Ambrosii  sermones  de  poenitentia 
nach  dem  C.  codicnm  mss.  bibl.  regiae  (1744)  III,  nach  De- 
lisle,  Cabinet  I  226  Augustini  sermones.  Die  Hs.  ist  1489 
geschrieben;  weist  das  aragonische  Wappen  und  den  Veimerk 
Re  d'Ungeria  anf.  Delisle  meint  daher,  sie  sei  für  Matthias  be- 
stimmt gewesen  and  nach  dessen  Tode  in  die  aragonische  Bibl. 
gelangt. 

(91)  6390  (Seneca)  hat  gleichfalls  die  Eintragung  Re 
d'Ungeria. 

(93)  (103)  2129:  Cassian.  Divi  Matthiae  invictissimi  Un- 
gariae  et  Bohemiae  regis  impensa  opus  a  Petro  de  Abbatis 
Burdigalensi  scriptum  (die  Datierung  des  alten  K.:  s.  XIV  ist 
daher  irrig).  Das  Titelblatt  zeigt  eine  auf  Wladislaw  bezügliche 
Übermalung.  Die  Hs.  gehört  also  zu  jenen,  die  nicht  in  die 
Hände  des  Matthias  kamen;  sie  stammt  aus  der  Sammlung  von 
Triebet  Du  Fresne,  der  als  Bibliothekar  der  Königin  Chri- 
stine Italien  bereiste  (vgl.  C.  librorum  bibl.  Raphaelis  Tricheti 
du  Fresne.  Paris  1662  und  für  die  von  ihm  erworbenen  Hss. 
des  Vincentius  Grimani  die  Konkordanz  bei  Laqueur,  Gott. 
Nachr.  1906,  923). 

7239  enthält  Abhandlungen  über  Kriegsmaschinen  (an  der  Spitze 
die  von  Paulus  Savetinus  Ducensis  de  re  militari  und  de  machinis  bellicis), 
wurde  vom  Botschafter  Girardin  aus  Eonstantinopel  gebracht  (vgl. 
Omont,  Missions  arcb^ol.  254:  apparemment  iomhi  entre  les  maifu  des  7\tre$ 
au  commencement  des  conqu^tes  quüs  ont  faites  en  Hongrte)  und  als  ein  un- 
garischer, später  auch  als  coryinischer  Kodex  bezeichnet  (vgl.  Delisle 
I  297  f.).  Daß  ihn  Cz.  im  Pallas-Lexikon  anscheinend  au  den  echten  Cor- 
viniani zählt,  kann  ich  nicht  billigen. 


Beiträge  zar  Handschriftenkunde.  I.  47 

93  (102)  8834  Ptolemaei  cosmographia  (lacobus  Angelas) 
von  Baron  Tott  in  Eonstantinopel  erworben. 

(94)  (101)  16839  (La  Vallifere  21)  Hieronymus  in  psalm. 
mit  der  Einzeichnung:  Antonius  Sinibaldua  Florentinvs  quem- 
dam  regia  Siciliae  scriptor  et  librariua  exscripait  Florentiae 
anno  domini  1488  ult.  mensia  Februarii  pro  aereniaaimo  Mathia 
rege  ünghariae  virtutia  cultore  et  alumno  (nach  dem  calculus 
Florentinns,  also  1489).  Auch  diese  Hs.  scheint  nicht  in  den 
Besitz  des  Matthias,  sondern  aas  einer  italienischen  Sammlung 
in  die  des  Herzogs  von  La  Valli^re^  gekommen  zu  sein. 

Parma. 

95  (79)  G.  G.  III  170.  1654:  Diomedes  CaraflFa  de  institu- 
tione  vivendi  (ins  Lat.  übersetzt  von  Colantonius  Lentulus),  ge- 
schrieben von  loannes  Marcus  Cynicus,  mit  den  Wappen  des 
Matthias  und  der  Beatrix.  AbbUd.  2;  vgl.  LB  HI  567—575, 
MK  XV  54—86  (mit  Faksimile  von  Einband  und  Titel). 

Petersburg. 

96  (68)  Chrysostomi  homiliae  XXVIII  in  epistol.  ad 
Corinth.  item  contra  ludaeos  sermones  VI;  vgl.  MK  I  (1876)  4  ff. 

Prag,  Universitätsbibl.  (für  Strahov  vgl.  Nr.  2). 

Wenn  von  1655  (VIII  H  72),  einem  Justin  italienischer  Provenienz, 
in  Trnhldfs  C.  codicom  mss.  lat.  qui  in  bibl.  Fr.  asservantur  (1906) 
gesagt  wird:  bibl.  Carvinianae  fuisse  vidttur,  so  ist  die  Eintragung:  IsU  Über 
est  mens  vos  Petri  Garazda  de  üngaria  nicht  gehörig  beachtet.  Wir  kennen 
noch  andere  Hss.  des  Garazda.  £.  Abel,  F.  G.,  ein  ungarischer  Humanist 
des  15.  Jh.  Ung.  Rev.  1888,  21—31  fahrt  S.  24  außer  der  Frager  Hs. 
ein  griech.  Evangeliar  der  Fester  Universitätsbibl.^  an,  ein  Geschenk  des 
G.  an  lanus  Fannonius;  MK  YII  202  wird  der  Monacensia  68  (Cicero) 
auf  G.  zurflckgefahrt.  Es  wäre  interessant,  den  Frager  Justin  mit  dem 
Dresdner  zu  vergleichen;  liegt  doch  die  Annahme  nahe,  daß  mehrere 
Exemplare  gleichzeitig  für  die  bekannten  ungarischen  Sammler  erworben 
wurden;  auch  der  Celsus  der  Wiener  Fideikommißbibl.  3113,  der  in  seiner 
Ausstattung  den  Coryiniani  gleicht  (nur  der  Raum  für  das  Wappen  ist 
leer  geblieben)  und  MK  XV  (1890)  32—34  in  Beziehung  zu  Garazda 


^  Für  die  Schicksale  dieser  Sammlung,  die  großenteils  Yon  Crerenna  an- 
gekauft worde,  vgl.  Clark,  Classical  Review  XX  (1906)  228  f.;  einige 
Hss.  kamen  nach  Görlitz,  eine  nach  Genua  (Bibl.  Darazeo),  andere  in 
die  Sammlung  Barrois. 

'  Bei  Vogel,  Serapeum  1847,  380  unter  den  Coryiniani. 


48  VI.  Abhandlang:  Weinberger. 

gebracht  zu  werden  scheint,  könnte  anf  sein  Verhältniü  zum  Mfinchner 
Celsas  geprüft  werden. 

97  (47)  1656  (VIII  H  73)  Thomas  de  Aquino  in  Arist. 
de  caelo  mit  einer  angarischen  Eintragung,  die  in  iat.  Über- 
setzung besagt:  Über  bibl.  Matthiae  Regia  quem  apportam  ex 
arce  Ugroczensi  und  Iat.  Besitzvermerken :  unus  ex  libris 
Nicolai  2!aj  de  Csemer  (XVII)  —  Franciscue  comes  de  Snys 
(XVI/XVII). 

(98):  2427  (XIV  A  14):  Flavius  losephus,  Ant.  lud.  s.  XIII. 
Der  Einband  zeigt  die  insignia  regnorum  Bohemiae  et  Ungariae. 
Es  liegt  also  nahe,  statt  ex  bibl.  regia  provenieee  videtur  zu  sagen: 
ex  bibl.  Corvina;  vgl.  auch  Nr.  158.  Wenn  sich  der  Einband 
wirklich,  wie  es  in  Truhlärs  K.  geschiebt,  mit  absoluter  Sicher- 
heit ins  16.  Jh.  setzen  läßt,  könnte  man  an  Wladislaw  denken; 
für  das  jagellonische  Wappen  vgl.  oben  S.  7. 

FreObarg.  In  Czontosis  Verz.  der  Hss.  der  Franziskaner- 
Provinzialbibl.  1  (MK  III  [1878]  45)  finden  wir 

(99)  8  Cyrillus  Alexandrinus,  Expositio  in  Cantica  cant. 
mit  der  Eintragung:  hunc  libellum  quidam  captivtis  hungartu 
liberatus  e  turcica  captivitate  (de)  Buda  ibidem  ^  dum  semel 
debuieset  Bibl,  Regiam  purgasse^  hunc  dam  etulit  et  R.  Coma- 
reni  Magnifico  Ernesto  a  Kolonicz  supremo  Capitaneo  obtulit^ 
nie  autem  parocho  ibidem  gei^manicae  et  hungaricae  ecclesiae 
Michaeli  Ladislao  Lony  ddto.  1631  18  die  Novembris. 

(100)  11  Caelii  Lactantii  Firmiani  divin.  Instit.  adversus 
gentes  libri  IX.  De  ira  dei  ad  Donatum.  Basilii  Magni  libellus 
de  institutione  iuvenum  (Leonard.  Aretin.).  Papier-Hs. 

Während  der  Eintragung  des  17.  Jh.  Beweiskraft  abge- 
sprochen wird,  scheint  Cz.  Nr.  11  flir  corvinisch  zu  halten. 

Raab,  bischöfl.  Priesterseminar. 

101  (17)  Blondi  Foroiuliensis  Romae  instauratae  libri  III, 
Papier-Hs.  aus  dem  Jahre  1467.  Den  K.  von  L.  Zalka,  A  györi 
plispoki   papnevelozentezet   könyvtdränak   czimjegyzike.     Qyör 


^  Für  andere  Preßbarger  Bibl.  vgl.  F.  Knaius,  Codices  mss.  capitali  Poso- 
niensis.  Gran  1871,  +  K.  Harmath,  Beschreibung  der  alten  Drucke  und 
der  Hss.-Sammlang  der  Bibl.  des  Pr.  evang.  Lyceums  (ungar.)  1879. 
Bei  Soden  wird  eine  Evangelien-Hs.  der  evang.  Kirche  in  Pr.  erwähnt. 
Eine  Hs.  des  Antonsklosters  auf  der  Insel  Schtttt  bei  Pr.  wird  beim 
Vind.  11  besprochen  werden. 


Beiträge  zur  Handflchriftenkande.  I.  49 

1893   kenne  ich  nur  aus  der  Anzeige  ME  N.  F.  I  360,  auf 
Grund  derer  oben  S.  22  eine  Hs.  besprochen  wurde. ^ 

Born. 

(102).  In  der  Bibl.  Casanatensis  findet  sich  eine  Ency- 
clopaedia  medica  des  14.  Jh.  (Bibliographe*  VII  350  f.)  mit 
einem  verwischten  Wappen,  in  dem  J.  Schönherr,  MK  N.  F. 
Xn  435 — 469  (Faksimile  ist  beigegeben)  das  corvinische  er- 
kennt. Die  Hs.  wäre  von  Prag  nach  Ofen  gekommen  (vgl. 
S.  447  und  unten  Nr.  158). 

(103)  Ottobon.  501:  Pontificale  (vgl.  Codices  e  Vaticanis 
selecti  III.  Rom  1903  und  Stornajolo  in  den  Dissertazioni  della 
Pontificia  Accad.  Romana  di  archeol.  2.  Ser.VIII  — 1903 —  518). 
Es  wurde  1485 — 1489  zu  Rom  im  Auftrage  Johann  Vitez'  des 
Jüngeren  ausgeführt  und  blieb,  als  dieser  nach  dem  Tode  des 
Matthias  Rom  verließ,  unvollendet,  so  daß  auch  kein  Titelblatt 
vorhanden  ist.  F.  15  haben  wir  vielleicht  ein  Bild  des  Cor- 
vinus,  f.  145  ist  in  eine  Formel  eingesetzt:  1489  die  primo 
mensis  lan.  ego  loannes  episcopus  Sirmiensis  (seit  3.  Juni  1489 
war  Vitez  Bischof  von  Veszprim).  Ob  sich  der  mehrmals  an- 
gebrachte corvinische  Rabe  aus  der  Absicht  des  Bischofs  er- 
klärt^ den  Kodex  dem  König  zum  Geschenke  zu  machen,  oder 
der  Miniator  dieses  Emblem  bei  einem  ungarischen  Kirchen- 
fUrsten  ohne  weiteres  anwandte^  muß  ich  dahingestellt  sein 
lassen. 

Palat.«  lat.  150  s.  oben  S.  8  A.  1  a.  E.,  1711  s.  unten 
zum  Vind.  11. 


^  Von  den  übrigen  17  Hss.  wären  etwa  zu  nennen:  Petrus  Lombardus, 
sententlanun  libri  IV  (XIII),  Minale,  Antiphonale,  Vitae  SS.  (Pergament- 
Hss.)  und  ein  Breviar  (Papier-Hs.)  XY. 

*  Atti  del  congresso  internazionale  di  scienze  storiche  I  (1907)  133:  dd 
McoU)  XV.  Außer  diesen  Notizen  kann  ich  für  lat.  Hss.  der  Casanatense 
(S.  Maria  sopra  Minerva)  nur  Archiv  XII  402,  Beifferscheid  I  172  (Wien. 
S.-Ber.  Uli  —  1866  —  327)  und  Poncelet,  C.  codicum  hag.  lat  bibl. 
Romanarum  216  anführen;  +  A.  C.  Vaglio  und  O.  Colaneri,  La  bibl.  C. 
Cenni  storico-bibliografici.  1896.  Die  griech.  Hss.  (darunter  Stücke  aus 
Salviatis  und  Sirletos  Bibl.)  sind  von  Bancalari  katalogisiert  (Studi  II 
161—207;  vgl.  C.  codicum  astrol.  gr.  Y  1). 

'  Bibl.  Apostolicae  Yaticanae  Codices  Palatini  lat.  rec.  H.  Stevenson  iunior.  I 

(1886). 
Sitsongabw.  d.  phiL-lust.  Kl.  159.  Bd.  6.  Abh.  4 


50  VI.  Abhandlung:  Weinberger. 

104  Urbinas^  110:  Breviar  mit  den  Wappen  von  Matthias 
und  Beatrix. 

(105)  (96)  Urbinas  112:  Breviar ^  das  unvollendet  blieb, 
obwohl  Attavante  noch  1492  daran  arbeitete.  Das  corvinische 
Wappen  ist  nicht  durchgängig ,  aber  mehrmals  mit  dem  des 
Kardinals  Trivnizio  übermalt.  Die  Einti'agang:  Exemplaräms 
aatis  ßdis  Mathiae  inclyti  Regie  Hungaritie  et  Bohemiae  bre- 
viarii  codicem  ego  Martinus  Antonius  presbyter  dei  gratia  fau- 
stisaime  manu  propria  scripsi^  opus  absolutum  pridie  Klas  No- 
vembres  anno  salutis  1487  stimmt  aufs  genaueste  mit  der  im 
Laur.  XIV  22.  Vgl.  Abbild.  7,  eine  Probe  bei  Fraknoi  S.  297, 
namentlich  aber  Fl.  Romer,  Dizlapok  a  Romai  könyvtiLrakban 
örzött  nigy  Corvin-Kodexbol.  Pest  1871  (16  Photographien  von 
4  corvinischen  in  römischen  Bibl.  befindlichen  Hss.;  Veran- 
staltung der  ungarischen  Kirchenfürsten,  die  zum  Konzil  nach 
Rom  gekommen  waren;  Einleitung  von  Komer).  Von  den 
übrigen  3  Hss.  liegt  eine  gegenwärtig  im  Wiener  Jesuitenkol- 
legium (unten  Nr.  162),  zwei  befanden  sich  damals  im  Collegio 
Romano: 

106  (98)  Cicero,  nat.  deorum,  divinat.,  oflEic. 

107  (99)  Didymi  Alexandrini  de  spiritu  sancto  (Hiero- 
nymus),  Cyrilli  Alexandrini  de  Apompeo,  Proclus  episcopus  in 
natale  dei.  loannis  Scholastici  Qradus  (von  Sigismundus  de 
Sigismundis  1487  geschrieben). 

In  der  Vittorio  Emanuele,*  wo  man  sie  zunächst  ver- 
muten sollte,  sind  diese  2  Hss.  nach  Schönherrs  Angabe  (a.  a. 


^  Bibl.  Apostolicae  Vaticanae  Codices  Urbin.  lat.  descripsit  C.  Stomajolo.  I 
(1902). 

*  Die  Vittorio  Emannele  besitzt  auch  Hss.  S.  Andreae  de  VaUe,  Arae 
Coeli,  Farfenses,  S.  Gregorii  in  monte  Caelio,  S.  Onuphrii,  S.  Panta- 
leonis,  Sessoriani  (vgl.  Poncelets  C.  codicam  hagiogr.  lat.  bibl.  Borna- 
nanim  praeterquam  Vaticanae.  Beilage  zum  84.  u.  26.  Band  der  Anal. 
Boll.  97  und  für  kleinere  Klosterbibl.  Bibl.  govern.  4S).  Doch  vermisse 
ich  die  griech.  Hss.  der  Gregoriana,  die  Herr  Prof.  Dr.  Heinrich  Schenkl 
freundlichst  für  mich  aus  dem  Gireolare  della  libraria  Ital.  11  (1865) 
220  exzerpiert  hat  (Aristot.  Rhetor.,  Porphyrias  in  Plotinnm,  Ptolemaei 
geographia;  an  lat.  werden  genannt  Cicero  orat.,  off.,  epist.,  Isidor  etjm., 
Juvenal)  bei  D.  Tamilia,  Index  codicum  graec.  qni  Romae  in  bibl.  Na- 
tionali olim  coUegii  Romani  adservantar.  Stndi  X  (1902)  223—236  (Er- 
gänzungen   zu  Nr.  1,  3,   14,    16,    17,  18    in  schwedischer   Sprache    von 


Beiträge  zur  Handschriftenkande.  I.  51 

O.)  nicht  zu  finden;  Stücke  der  Bibl.  des  CoUegio  Romano  sind 
(aber  wohl  vor  1871)  auch  in  die  Vaticana  gekommen,  andere 
werden  bei  Gregory  (Prolegomena  in  der  8.  Aufl.  von  Tischen- 
dorfs Ausgabe  des  N.  T.)  als  verschollen  bezeichnet. 

(108)  Vat.  3186:  Andreae  Pannonii  libellas  de  regiis  vir- 
tntibas  Matthiae  Corvino  dedicatas  bietet  nichts,  was  anf  einen 
Corvinianus  schließen  ließe.  Das  Bild  des  Königs  ist  offenbar 
kein  Porträt  (Ung.  Revue  X,  177,  579);  vgl.  Literarhist.  Denk- 
mäler I  (1886)  XX  ff.  1  ff. 

Salzbarg,  Studienbibl.  ^ 

109  (45)  Bonfinis  Herodian- Übersetzung,  einfach  ausge- 
statteter grüner  Seidenband  mit  Goldschnitt.  Der  1.  Bogen  mit 
dem  Titelblatt  fehlt.  Wir  kommen  auf  die  Hs.  unten  bei 
Nr.  15^'zurück. 

Stuttgart,  Hofbibl. 

110  theol.  et  philos.  fol.  152:  Augustin,  expositio  in  psal- 
mos  David  a  I  usque  ad  LVII  (Originaleinband,  herrliche  Mi- 
niaturen). Wir  sind  auf  kurze  Bemerkungen  bei  Th.  Fr.  Dibdin, 
A  bibliographical  Tour.  London  1821  III 155,  Stalin  (Württemb. 

LundstrOm:   Commentationes  philologae   in  honorem   lohannis  Paulsen. 
Gotoburgi  1905,  140). 

Für  die  wichtigen  Sesaoriani  des  stadtrOmischen  Klosters  S.  Cracis 
de  Hiemsalem,  die  zum  Teil  aus  Nonantola  (Rlvista  VI  54;  auch 
eine  Ozforder  Hb.  wird  vermutangsweise  aufN.  surückgeführt:  Madan  V 
Nr.  28717)  und  Settimo  (BivUta  XV  169—177)  stammen,  vgl.  Archiv 
Xn  396,  Reifferscheid  I  113  n.  196  (Wien.  S.-Ber.  L  737,  lAIl  851), 
Z.  f.  Altertumsw.  1847,  204,  288,  Blume,  Bibl.  IUI.  155,  Montf.  193, 
+  B0II.  uff.  deir  Istr.  pubbl.  Dez.  1885  (Mölanges  d'arch.  et  d'bist.  XXIY 
13  f.  A.  4).  Andere  Sessoriani  sind  im  Vatikan;  vgl.  auch  den  Haene- 
lianus  6  der  Leipziger  Universitätsbibl.  (Bursian  CXXXV  101). 
1  Die  Studienbibl.  (vgl.  Wien.  Stud.  IX  86,  *Gollob  u.  Verz.  d.  illumi- 
nierten Hss.  in  Osterreich  II:  Hieron.  de  libro  psalm.  IX)  und  die  Bibl. 
S.  Peter  (Archiv  X  614,  Wien.  Stud.  IX  83)  besitzen  keinen  gedruckten 
K.;  vgl.  (namentlich  für  Hss.,  die  nach  Wien  und  München  gelangten) 
K.  Foltz,  Gesch.  der  S.  Bibliotheken.  Wien  1877  und  Chroust,  Monu- 
menta  palaeogr.  1 1,  2.  H  1.  IV  5.  VH,  VUI,  X  3,  4.  Andere  Salzburger 
Hss.  befinden  sich  jetzt  in  Linz  (CB  XIX  161),  London  (Addit.  Mss. 
16894,  16898,  16900;  Steinmeyer,  Ahd.  Glossen  IV  490)  und  unter  den 
Reginenses  in  Rom;  s.  auch  Swarzenski,  Denkmäler  der  süddeutsch. 
Malerei.  H.  Die  Salzburger  Malerei.  Leipzig  1908.  —  Einen  patristisch- 
historischen  Miszellankodez  IX  des  städtischen  Museum  Garolino-Augu- 
steum  in  S.  beschreibt  Hauthaler  CB  X  71. 

4* 


52  VI.  Abhandlung:  Weinberger. 

Jahrb.  1837,  303;  die  Hs.  kam  ans  Ellwangen  nach  St.),  CB 
III  212  u.  MK  N.  F.  VI  262,  XUI  318  angewiesen. 

Thom,  Gymnasialbibl.* 

111  (67)  R  foL  21:  Naldi  Naldii  Florentini  epistola  de 
laudibus  Angustae  bibl.  atque  libri  IV  yersibus  scripti  eodem 
argnmento  ad  serenissimum  Mathiam  Corvinnm  (Literarhist. 
Denkmäler  II,  Xlf.,  259-296);  s.  MK  N.  F.  II  (1894)  305—313 
(farbiges  Faksimile  des  Titelblattes). 

Tarin  ^  wird  nicht  nur  LB  III  105  genannt,  sondern  auch 
E.  Ricotti,  Salla  bibl.  Corvina.  Atti  della  r.  accad.  di  Torino  XV 
(1880)  311  bemerkt,  daß  eine  ans  Bologna  in  die  k.  Priyatbibl. 
gebrachte  Bilder-Hs.  für  corvinisch  gehalten  werde. 

Venedig,  Bibl.  Marciana. 

(113)  (69)  III  17:  Antonii  Averulini  de  architectura  libri 
XXV  ex  italico  idiomate  ab  Antonio  Bonfinio  latine  redditi, 
1488  geschrieben^  aber  erst  nach  dem  Tode  des  Königs  voll- 
endet und  dann  vom  Dominikanergeneral  Gioacchino  della  Torre 
erworben,  ebenso 

(113)  (70)  der  unter  den  Zimelien  befindliche  Marcianus 
Capella  (der  von  Alexander  Verazanus  geschrieben  wurde);  vgl. 
Facsimile  delle  miniature  di  Attavante  contenute  nel  codice  di 
Mattia  Corvino  che  si  conserva  nella  Bibl.  Marc.  Fotografie 
eseguite  da  A.  Perini  1878. 

Beide  Hss.  kamen  von  della  Torre  (für  den  CB  I  384 
zu  52  a^  verglichen  werden  kann)  an  das  Kloster  S.  Giovanni 
e  Paolo  und  aus  diesem  1789  in  die  Marciana. 

114  (71)  XXII  79:  Benvenuti  de  Rambaldis,  liber  Augu- 
stalis (Caesarum  vitae  abbreviatae)  von  Antonius  Thebaldus 
überarbeitet  und  Matthias  gewidmet. 

^  M.  Cnrtze,  Die  Hss.  nnd  seltenen  alten  Drucke  der  Gymnuialbibl.  xa  Th. 
Frogr.  1875  (vg:I.  Altpreuß.  Monatschr.  Y  [1868]  141  a.Bur8ian  XCVUI 361). 

'  Über  die  reichen  Bestände  der  k.  Priyatbibl.  haben  wir  nur  dürftige 
Notizen:  Archiv  IX  599  (S.  Jakob  in  Lüttich).  Atti  d.  Accad.  di 
Torino  XIX  (1883)  403  (Probusfragm.  aus  fiobbio,  ygh  Gollesione  pa. 
leogr.  Bobbiese  I.  Tarin  1907,  T.  86,  87).  XXXI  766  (Abschrift  eines  in 
Cheltenham  befindlichen  Novaliciensis).  Riyista  di  filolog^a  IX  (1881) 
551  (Clandianus  in  Rufinum  XV).  N.  Jahrb.  XCYIU  466—470  (ynlgär- 
griech.  Hs.).  Eine  Anzahl  griech.  Hss.  ist  yerzeichnet  in  Maffeis  Opns- 
coli  ecclesiastici  S.  6^,  die  mit  besonderer  Paginiernng  dessen  Istoria 
teologica  (Trient  1742)  beigegeben  sind. 


Beiträge  zur  Handschriftenkuiide.  I.  53 

Schon  1879  berichtete  Cz.  (LB  III)  von  einem  4.  Mar- 
ciannS;  in  dem  das  Wappen  einmal  verwischt  und  einmal  über- 
malt sei.  Budik  verlegt  noch  2  Corviniani  nach  Venedig,  Bon- 
finis  libellas  de  Corvinianae  domus  initiis^  von  dem  ich  in  den 
K.^  keine  Spur  finde,  und  Theodoret  von  Kyrene  in  psalt.  (vgl. 
oben  S.  9),  der  mehrmals  vorkommt,  aber  ohne  Beziehung  zu 
Matthias. 

Die  berühmten  lat.*  Hss.  der  Kapitularbibl.  zu  Verona 
sind  von  ihrem  Entdecker  Scipione  Mafifei  (vgl.  auch  die  S.  52 
A.  2  erwähnten  Opusculi  ecciesiastici  S.  62)  und  anderen  ver- 
wertet, die  patristischen  von  Reifferscheid  I  4  u.  193  (Wien. 
S.-Ber.  XXXXIX  —  1856  —  4  u.  LIII  —  1686  —  348)  ver- 
zeichnet  worden  (vgl.  auch  E.  Chatelain,  La  tachygraphie  lat.  des 
mss.  de  V.  Revue  XII  [1902]  1—40);  für  jüngere  Hss.  sind 
wir,  etwa  von  Archiv  XII  658  und  C.  Marchesi,  De  codicibus 
quibusdam  adhuc  non  compertis  qui  V.  in  bibl.  capitulari  ad- 
servantur.  Studi  XH  (1904)  121—138  (Bursian  CXXXV  146) 
abgesehen,  auf  die  Geschichte  der  Benützung  der  Kapitularbibl. 
angewiesen,  welche  die  Bibliothekare  ö.  B.  C.  Giuliari  und  A. 
Spagnolo  in  mehreren  Bänden  des  Archivio  Veneto^  gegeben 
haben,  wobei  sie  natürlich  auf  den  Inhalt  mancher  Hss.  ein- 
gehen. Aus  diesen  Notizen  (vgl.  XXII  277  u.  die  gleich  anzu- 
fllhrenden  Stellen)  kann  man  auch  einiges  für  die  Livius-Hss. 


1  Daß  bei  G.  YalentineHi,  Bibl.  ma.  codicum  D.  Marci.  1868  £f.  etwa  500 
lat.  Hss.  fehlen,  ergibt  sich  aus  der  Bibliographie  in  der  Festschrift: 
La  bibl.  Marciana  nella  sua  nuoya  sede.  1906,  89.  Von  C.  Castellani, 
C.  codicum  graec.  qui  in  bibl.  D.  Marci  Venetiarum  inde  ab  anno  1740 
inlati  sant  erschien  nur  der  1.,  Bibel-Hss.  enthaltende  Band  (1896). 
1740  ist  das  Erscheinungsjahr  von  Zanettis  Graeca  D.  Marci  bibl.  codicum 
mss.;  Tgl.  aber  die  Nachträge  von  J.  Morelli,  Bibl.  ms.  graec.  (et  lat.) 
Bassano  1802. 

*  Die  griech.  Hss.  der  Kapitular-  und  der  Kommunalbibl.  werden  '^CB 
YUI  489 — 497  verzeichnet;  für  die  an  griech.  und  lat.  Hss.  (meist  Sai- 
bantini)  nicht  besonders  reiche  Kommunalbibl.  vgl.  G.  Biadego,  C.  de- 
scrittlYo  dei  mss.  della  bibl.  communale  di  V.  1892,  fUr  S.  Nazario 
*  Oxford  und  Indici  e  cataloghi  V,  II  563  A.  1. 

»  X  239.  XI  51.  XIV  39.  XVI  219.  XVII  233.  XVIH  5.  XIX  72.  XX 
ö,  203.  XXI  203.  XXII  271.  XXVII  453.  XXVHI  223,  427.  XXX 
477.  XXXra  203,  611.  XXXV  191.  Nuovo  Archivio  XH  (1896)  259. 
Xra  375. 


54  VI.  Abhandlung:  Wein  berger. 

entnehmen^  die  Cz.  nach  Romers  Angaben  als  corvinisch  ver- 
zeichnet. 

(115)  (73)  CXXXV  Livius  de  hello  Macedonico  (Hiero^ 
nymo  dei  Libri  minio  fecit  initiales  littereu,  Cz.,  miniature  at- 
tribuite  a  Oirolamo  dai  Libri.     Nuovo  Arch.  XIII  376). 

(116)  (72)  CXXXVI  Livius,  decas  tertia. 

(117)  (74)  CXXXVII  Livii  historiarum  decas.  M.  Antonii 
Montani  lo.  Baptistae  medici  excellentissimi  v.  c.  in  gymnasio 
Patavino  artem  medicam  olim  profitentis  filii  Mario  BevilaqtLe 
pro  augenda  Bibl.  munus  die  XIX  May  MDLXXX  mit  dem 
Wappen  der  Orsini. 

Auf  Nr.  117  hat  Cz.  wohl  verzichtet,  wenn  er  im  Pallas- 
Lexikon  nur  2  Veronenses  zählt.  Da  aber  alle  3  von  derselben 
Hand  herrühren  sollen  TArchivio  XXXIII  210),  schien  es  gera- 
tener, sämtliche  als  zweifelhaft  zu  bezeichnen. 

Volterra. 

(118)  loannis  Francisci  Marliani  Epithalamium,  das  1488 
bei  der  geplanten  ehelichen  Verbindung  zwischen  Johannes  Cor- 
vinus  und  Bianca  Maria  Sforza  überreicht  werden  sollte  (Abel, 
MK  XIII  140;  vgl.  Ung.  Revue  1890,  577).  Ob  man  diese 
mit  dem  Wappen  beider  Häuser  geschmückte  Hs.  einen  Corvi- 
nianus  nennen  kann,  scheint  fraglich. 

Wernigerode,  Stolbergische  Bibl. 

Nach  freundlicher  Mitteilung  von  E.  Jacobs  gibt  +  E. 
Förstemann,  Die  gräflich  Stolbergische  Bibl.  zu  W.^  Nord- 
hausen 1866,  S.  82  Folgendes  über  den  aus  der  Zeisbergschen 
Bibl.  (vgl.  N.  Anz.  1854,  312  und  +  E.  Jacobs,  Zeisberg  als 
Büchersammler.  Nachricht  über  die  fürstl.  Bibl.  zu  W.  1907) 
stammenden  Kodex  Za  35  an:  ,Eusebii  chronicon  et  chronicon 
Prosperi  Aquitanici  in  lat.  Übersetzung,  Pergamentms.  des  15.  Jh., 
in  Italien  geschrieben  und  wahrscheinlich  aus  der  Bibl.  des 
Matthias  Corvinus  stammend.  Das  Pergament  ist  sehr  schön, 
die  Schrift  ein  Muster  der  Kalligraphie  und  der  Kodex  über- 
haupt von  großem  wissenschaftlichen  Werte.  154  Bll.  foL* 
Danach  liegt  wohl  kein  Grund  vor,  die  Hs.  unter  die  Corvi- 
niani  einzureihen. 


^  Vgl.  auch  N.  Archiv  YIU  204  and  Bibl.  d.  charies  LXVI  (1906)  489 
bU  639. 


Beiträge  zur  Handschriftenkande.  I.  55 

Wien. 

119  Fideikommißbibl.  10489:  Livius  de  hello  Macedo- 
nico.  170  Bl.  235  X  340.  MA.  lohannes  Franciscas  Martinas 
Geminianensis  descripsit  (vgl.  Nr.  38  und  132).  Rotbraaner 
Lederband  mit  farbigem  Schnitt.  Ex  libris  loannis  lacobi  Co- 
mitis  in  Wolkenstein  (MK  XV  29;  bei  M.  A.  Becker,  Die  Samm- 
lungen der  vereinten  Familien-  und  Privatbibl.  S.  Maj.  des 
Kaisers  [1873]  XV  ^  ist  nur  von  einem  scutum  gentilicium  die 
Rede). 

*(120):  Hofbibl.«  theol.  gr.  1  (123)  [I  A  1,  94,  XCVII]: 
S.  loannis    Chrysostomi    Homiliae   in    evangelium   S.  Matthaei 


^  Als  brevis  nimia  denehut  eodieum  bezeichnet  im  C.  codicam  hagiogr. 
qai  Vindobonae  aaseryantar  in  bibl.  Caesaris  Anstriaci.  Anal.  Boll.  XIV 
231 — 263  (231  ff.  wird  angegeben,  wie  belgische  Hss.  in  die  Fidei- 
kommißbibl. kamen;  Ygl.  ebd.  5 — 88:  De  codicibas  hag.  lobannis  Giele- 
mans,  canonici  regularis  in  Rnbea  Yalle  prope  Bnizellas).  Hss.  der 
Este  and  Sforza  sind  oben  (8.  38  A.  1 ;  24  A.  1)  erwähnt  worden  (eine 
Celsushs.  S.  47  f.). 

'  D.  von  Nessel,  G.  sive  recensio  specialis  omnium  codicam  mss.  Grae- 
coram.  Wien  a.  NtLmberg  1690  vielfach  wörtlich  nach  P.  Lambecii 
Commentarii  de  aagostissima  bibl.  Caesarea  Vindobonensi  1666 — 1679. 
Eine  2.  Auflage  der  Commentarii  besorgte  Kollar  1766 — 1782.  Dazu  A. 
F.  KoUarii  Sapplementoram  liber  I.  1790  (enthält  einige  bei  Nessel 
nicht  verzeichnete  Hss.  des  Supplementum  graecam,  die  jetzt  andere 
Nummern  haben  als  bei  Kollar);  vgl.  auch  C.  codicam  astrologorum 
graec.  VI  (1903;  zu  philol.  gr.  108  BZ  XVU  142)  u.  das  oben  S.  16 
A.  1  angeführte  Verz.  der  Hss.  griech.  Ärzte.  Da  Nessels  Beschreibung 
oft  nicht  ausreicht,  gebe  ich  fQr  die  griech.  Hss.  außer  den  Signaturen 
von  Nessel  und  Lambeck  die  älteren,  die  sich  auf  den  Deckblättern 
finden  (die  mit  übergesetztem  Striche  rühren  von  Biotins  her),  eine 
kurze  Inhaltsangabe  (manchmal  nach  dem  Einband  oder  nach  dem  auf 
dem  Innendeckel  au%eklebten  von  Kollar  beschriebenen  Zettel),  even- 
tuell Material  und  Datierung,  Folienzahl,  Angaben  über  Lagen,  Format 
in  Millimetern,  Kolumne  und  Zeilenzahl,  Einband  und  Besitzvermerke. 
Die  Einbände  aus  den  Jahren  1763 — 1755  zeigen  die  Buchstaben  E. 
A.  B.  C.  V.  (oben),  G.  L.  B.  V.  S.  B.  (unten):  Ex  Augustissima  Bibl. 
Caesarea  Vindobonensi  —  Gerardus  Liber  Baro  van  Swieten  Bibliothe- 
carius  (Gottlieb,  Ambraser  Hss.  S.  26  A.)  und  die  Jahreszahl. 

Eine  zusammenfassende  Untersuchung  über  die  Provenienz  der 
griech.  Hss.  fehlt  (Mosel,  Gesch.  d.  Hof  bibl.  1835  kommt  kaum  in  Be- 
tracht; gute  Provenienzangaben  für  eine  beschränkte  Zahl  von  Hss.  im 
K.  der  Miniaturenausstellung  der  Hofbibl.  Wien  1901/2).  Die  beiden 
größten  Gruppen  sind  durch  die  eigenhändigen  Eintragungen  von  Auge- 


56  VI.  Abhandlung:  Weinberger. 

XLIII.  Papier-Hs.  3  +  320  +  2  Bl.  Lagen  zu  10  Blättern  mit 
Stichwort.  279  X  423.  2  K.  29  Z.  Einband  vom  Jahre  1754; 
gepreßter  Goldschnitt.  loannis  Sambuci;  daininter  von  Lambecks 
Hand:  Ex  Bibl,  Budensi  Regia  Hungariae  Maihiae  Carvinx. 
Die  Möglichkeit;  daß  Lambeck  darch  den  Original- Einband 
bestimmt  gewesen  sei^  scheint  Gottlieb  (Ambraser  Hss.  I  S.  83) 


rias  de  Bnsbecke  (kaiserlichem  Gesandten  in  Konstantinopel)  and  lo- 
annes  Sambacus  Pannonios  Tirnaviensis  kenntlich;  für  Sambncos  vgl. 
auch  unten  zu  Yind.  lat.  49,  für  Acquaviya  and  Valetta  oben  S.  43 f. 
A.  1,  für  neapolitanische  Hss.  aus  den  Klöstern  S.  Apostolorum, 
S.  loannis  de  Carbonaria  [Parrhasiani,  Bobienses],  S.  Seve- 
rini  F.  Men^ik,  Die  Neapolitaner  Hss.  der  Hof  bibl.  Mitteil.  d.  Ost. 
Vereins  f.  Bibl.  VIH  133,  170.  IX  31  (Barsian  CXXXV  148),  für  Faber 
Nr.  127  u.  oben  S.  9,  Georgias  eomes  Corinthius  (Arsenios  von  Mo- 
nembasia,  Marens  Mamnnas)  Bibl.  d.  chartes  XLV  328,  XLVH  291  (dazu 
Cheltenham  293,  Angelica,  Wien.  Jesuitenkoll.  28  [unten  8.  76  A.  1] 
für  Grottaferrata  und  Guarino  die  Bibliographie,  für  Apostolo 
Zeno  Vind.  lat.  644,  für  andere  Erwerbungen  in  Venedig  Schier  134  f. 
Die  lat.  Hss.  sind  ausreichend  beschrieben  in  den  Tabulae  co- 
di cum  mss.  praeter  graecos  et  orientales  in  bibl.  Palatina  Vind.  asser- 
vatorum.  Ed.  Academia  Vind.  8  Bde.  (Sonderindex  in  jedem  Bande). 
1864 — 1893,  die  auch  auf  die  hie  und  da  in  Betracht  kommenden  K. 
Ton  M.  Denis,  Codices  mss.  theolog.  lat.  1793  und  St.  Endlicher,  Co- 
dices philol.  lat.  (C.  mss.  bibl.  Vind.  I.  1836)  yerweisen  (die  Hs.  420  ge- 
hört nach  Vielhaber,  Anal.  BoU.  XXVI  33  nicht  ins  11.,  sondern  ins  8. 
oder  9.  Jh.).  Die  Provenienz  wird  in  den  Tabulae  nur  selten  bei  An- 
gabe der  früheren  Signatur  angedeutet;  z.  B.  bei  den  Lunaelacenses 
(für  Hss.  aus  anderen  KlOstem  vgl.  669  (Baumgartenberg),  A.  Czerny, 
Die  Bibl.  des  Chorherrenstiftes  S.  Florian.  Linz  1874  S.  6  a.  26,  oben 
S.  44  A.  1  und  CB  XVII  287  (Schottenstift).  Eine  systematische 
Untersuchung  der  Provenienz  hat  begonnen:  Th.  Gottlieb,  Ambraser 
Hss.  I.  Leipzig  1900;  vgl.  außer  den  Angaben  bei  den  griech.  Hss. 
H.  Modern,  Die  Zimmernschen  Hss.  der  k.  k.  Hof  bibl.  Jahrb.  d.  kunst- 
hist.  Samml.  d.  Allerh.  Kaiserhauses  XX  (1899)  113—180,  K.  Foltz, 
Geschichte  der  Salzburger  Bibliotheken.  Wien  1877,  Bibl.  Hohen- 
dorfiana  ou  c.  de  la  bibl.  de  Georges  Guillaume  Baron  de  Hohendorf. 
Haag  1730  (zu  den  Vind.  38  n.  183  vgl.  E.  Chatelain,  Notes  sur  les  mss. 
du  collöge  des  Cholets.  Paris  1889).  Zahlreiche  Hss.  stammen  aus  den 
Bibl.  Eugens  von  Savoyen,  Fuggers  und  des  Trienter  Bischofs 
Hinderbach  (darunter  nach  freundlicher  Mitteilung  des  Herrn  Kustos 
Dr.  R.  Wolkan  Hss.  des  Eneas  Silvius  Piccolomini),  einzelne  aus 
Brauweiler,  Fulda,  Köln  (Quellen  u.  Untersuch,  z.  mittellat.  Phil. 
III  1,92),  Lorsch,  Polirone,  Reichenau,  Tours  und  Würzburg; 
für  Qossembrot  s.  CB  XI  249. 


Beiträge  snr  Handschriftenknnde.  I.  57 

nicht  ins   Ange   gefaßt  zu   haben;    120    hat    denselben    Inhalt 
wie  128. 

*(121):  theol.  gr.  154  (29):  Evangelia  XI;  vgl.  Gregory 
(Prolegom.  484,  Textkritik  174)  Nr.  77,  K.  d.  Miniatnrenausstell. 
Nr.  10  11.  Lambeck  (ad  bibl.  Badensem  pertinnit).  Einband  vom 
Jahre  1755. 

*(122):  theol.  gr.  219  (66)  [I  Gt  25,  188]:  S.  Basilii  M. 
homiliae  novem  in  Hexaemeron.  f.  100  dyad-tj  Tvxrj '  iTtiaToXij 
ftsyiinov  äQXi€Q€(OQ  d'Wfiä  ^  (so)  vvnoXdov  Ttefirtrov  xtA.  (auf 
das  bei  Lambeck  und  Nessel  Abgedruckte  folgt  nur  mehr  ein  N), 
Papier -Hs.  100  f.  142X213.  Die  Quaternionen  waren  am 
unteren  Ende  mit  griech.  Buchstaben  bezeichnet;  nach  f.  36 
wurde  noch  vor  der  Beschreibung  ein  Blatt  ausgeschnitten,  so 
daß  der  nächste  Quaternio  mit  f.  40  beginnt.  Einband  vom 
Jahre  1755;  auf  dem  gepreßten  Goldschnitt  steht  mit  Tinte 
BASILIVS  GRECVS.  I.  Sambuci  P.;  Lambeck  wie  bei  121; 
Tgl.  oben  S.  9  über  die  Angabe  Brassicans. 

*(123):  theol.  gr.  337  (33)  Evangelia  XIV,  vgl.  Gregory, 
Prolegom.  S.  512,  Nr.  220  u.  Lambeck  (wie  bei  121).  Einband 
vom  Jahre  1755. 

*(124):  phÜos.  et  philol.  gr.  29  [III  81,  2Ö,  1248]  Aristo- 
telis  de  arte  rhetorica  libri  III.  98  f.  220  X  320.  Lagen:  1—10, 
11 — 18,  dann  je  10  Bl.  mit  Stichwort.  23  Z.  Einband  vom 
Jahre  1755.  loannis  Sambuci  Pannoni  54.  Titelblatt  mit  (ita- 
lienischen) Miniaturen,  auf  die  ich  umso  weniger  eingehe,  weil 
mir  die  anscheinend  von  Nessel  herrührende  Zuweisung  an  die 
Corvina  nicht  begründet  scheint;  oben  in  der  Mitte  auf  einem 
aufgeschlagenen  Buche  Reste  des  Titels:  l^Qiatozilovg  r^x^S 
^fjroQUfjg,  Randleisten  beim  2.  und  3.  Buch;  zu  B  21  (1395  al) 
am  Rande  Bild  einer  tctti^  in  Braun,  Gold  und  Weiß. 

♦(125):  bist.  gr.  1  (suppl.  89):  Ptolemaei  geographiae  libri 
VIII  cum  antiquis  tabulis.  99  f.  442  X  597.  2  K.  57  Z.  heleKb&Tj 
ij  Ttaqoüaa  ßißXog  etg  zäg  Im  dyiTüyßglov  (MVjvdg  iy  eiei  avvd' 
[1454].  d'Bod  rd  d&QOv  xal  iwdvyov  ytÖTtog.  (Daß  dieser  lohannes 
kein  anderer  als  lohannes  Scutariotes  sein  könne,  hat  EoUar 
durch  Vergleich  mit  anderen  Hss.  richtig  erkannt).  Gepreßter 
Lederband  mit  Spuren  von  Buckeln  und  Schließen;  Gold- 
schnitt. Auf  dem  Verso  des  Deckblattes  steht:  Martini  Haczii 
Prctepositi  Minorum  Warctdiensiwm  et  suorum,   EoUar  hat  nicht 


58  VI.  Abhandlan^:   Weinberger. 

ohne  Wahrscheinlichkeit  bemerkt  (S.  568):  Pertinuit  vd  cui 
lanum  Pannonium  vel  ad  Budensem  Matthiae  Corvini  bibl.  Wir 
kommen  darauf  bei  der  gleichfalls  von  Scutariotes^  geschrie- 
benen Diodor-Hs.  (130)  zurück. 

*126:  bist.  gr.  8  (7)  [II  A  8,  I]:  Nicephori  histor.  eccles. 
libri  XVIII.  498  f.  250  X  348.  40  oder  41  eingeritzte  Zeilen. 
Einband  vom  Jahre  1754.  Für  die  Geschichte  dieser  Hs. 
müssen  wir  uns  an  die  von  Johann  Lange  besorgte  lat.  Über- 
setzung halten,  die  in  Basel  bei  Oporinus  sine  anno  erschien. 
Die  censura  inclytae  facultatis  theologorum  Lovaniensis  ist  vom 
19.  Februar  1551  datiert.  Melchior  Adam,  Vitae  Germanorum 
lureconsultorum  et  politicorum.  Heidelberg  1620  S.  82  gibt 
1552  als  Erscheinungsjahr.  In  der  Vorrede  heißt  es:  Quum 
ante  annos  multoa  ex  Budenst  regia  bibL  quam  Mathias  Cor- 
vinus  Pannonorum  rex  pulcherrimam  graec.  et  lat,  libris  lec- 
tissimis  refertam  instituit,  surreptus  diu  in  privati  hominis 
bonis  fuisset  et  postea  per  milites  Turcicos  in  miserabili  casu 
et  direptione  Pannoniae  inter  reliqvam  praedam  Constantino- 
polim  deportatus  in  foro  ibidem  scrutario  venisset,  perquam 
commode  accidity  ut  a  Christiano  eoque  studioso  homine  emptus 
postliminio  in  eandem  Pannoniam  sit  reversus;  ubi  tandem  in 
dominium  praeclari  et  eruditi  viri  Oeorgii  Logi  coneessit.    Ein 


^  Oardthausen,  grriech.  Pal.  326  yerzeichnet:  Laar.  XXVIII  37.  XXXII 18. 
LX  5.  LXXXI  6.  Matrit.  N  7.  Oxford,  Gorpas  Christi  Coli.  104.  Paris. 
1816.  Vindob.  suppl.  20  (66):  Plato  272  f.  216  X  304.  30  Z.  heluto^ 
TTj  i/Li7j  x^^Q^  *Ia}dvvov  StTzalov  rov  axovTctguoTov  iv  4>XtOQit'Tta  iv 
hii^  dnö  XV  yivvT^atmg  ^av^rj'  [1468]  (war  im  Besitze  des  Sambucas).  80 
(Diodor),  89  und  90.  Suppl.  90,  Papier-Hs.  des  Thnkjdides,  jetzt  sappl.  ^r. 
44,  260  f.  200  X  280  ist  von  2  verschiedenen  Hftnden  geschrieben  und 
in  die  Liste  der  Corviniani  nur  gekommen,  weil  KoUar  —  mit  Unrecht 
—  annahm,  daß  die  Hand,  von  der  die  ersten  Qaatemionen  herrühren, 
die  des  Scntariotes  sei,  und  daher  auch  dieser  Hs.  die  Schicksale  des 
Diodor  vindizierte  (f.  137'  steht  sowohl  im  Texte  bei  einer  Auslassung 
als  auch  am  Rande  bei  der  Ergänzung  ^;  vgl.  A.  Brinkmann,  ^äftßSa 
ntQUffuy/ti^vov.  Rh.  M.  LIX  169.  Bursian  CXXXV  24).  Für  8cuU- 
riotes  kommen  London  Addit.  Ms.  21166  und  die  Palat.  gr.  169,  160, 
163  hinzu  (ferner  nach  der  Gleichheit  der  Schrift:  83,  161,  162,  164— 
167,  171,  172,  176,  177,  180,  182,  187,  190,  194,  323;  vgl.  die  Urbinatcs 
36,  112,  114,  116,  147),  endlich  Siena  I,  IX  4  (Hesiod)  nach  T.  Allen, 
Notes  on  Greek  Mss.  67;  s.  auch  unten  S.  66  über  eine  verschollene  Hs. 
der  Servitenbibl.  in  Wien. 


Beiträge  sar  Handschriftenkande.  I.  59 

Vorbesitzer  läßt  sich  eraieren,  wenn  wir  mit  einem  in  der  Aus- 
gabe p.  17  enthaltenen  Gedicht  von  Georg  Logau  (Ad  aeternam 
Sapientiam  pro  Nicephori  Callisti  Xantopnli  historiae  ecclesia- 
sticae  editione)  die  Waizner  Bischofsliste  zusammenhalten.  Die 
Stelle  lautet: 

nie  (Nicephorus)  diu  ex  oculis  hominum  sublatus  et  aura 

In  tenebris  iacvit  squallidus  atque  situ. 
Quem  Logus  a  charo  divinum  munus  amico 

Accipity  haec  cuius  carmina  nomen  habent. 
Qui  pius  antistesy  Augusto  ubi  Vacia  templo 

Vicina  heu  nimium  est,  regia  Buda,  tibi. 
Haec  ille  Augustus,  augusta  in  templa  sacerdos 

Ingrediens,  supplex  te,  Sophia  alma,  colit. 

Das  paßt  nur  auf  Augustinus  Sbardellatus  Dudith,  der 
1549 — 1553  Bischof  von  Waizen  war  und  seinen  Neffen  Andreas 
Dudith  zu  Studienzwecken  nach  Breslau  geschickt  haben  soll 
(Biographie  g^närale  XV  44).  Dort  ist  uns  Johann  Lange  als 
Besitzer  einer  angeblich  corvinischen  Hs.  begegnet,  dort  hielt 
sich  auch  Georg  Logau  (Domherr  im  Stift  zu  St.  lohannes  und 
Probst  bei  der  Stiftskirche  zum  h.  Kreuz)  auf,  wenn  er  nicht 
Italien  bereiste ^  dort  fanden  wir  auch  eine  griech.  Hs.,  die 
Andreas  Dudith  gehört  haben  soll.  Wir  können,  ohne  auf  die 
sonstige  nicht  uninteressante  philologische  Tätigkeit  von  Andreas 
Dudith^  und  Georg  von  Logau'  (f  1553)  einzugehen,  annehmen, 

^  V'gl.  +  C.  B.  Stieff,  Leben  and  Glanbensmeinungen  Andreas  Dudiths. 
Breslau  1756,  Dionjsü  Halicarn.  Opuscula  edd.  Usener  et  Radermacher 
(Leipzig  1899)  XXX  f.  und  den  Ainbros.  G  257  inf.  (897),  sowie  den 
Marc.  XXn  5,  femer  den  1568  von  ihm  zu  Krakau  geschriebenen  Regin. 
gr.  127  (Ptolemaei  mathem.  construct.  libri  IV). 

'  Die  Ton  Gusiav  Bauch  (Caspar  Ursinas  Velins,  der  Hofhistoriograph 
Ferdinands  I.  und  Erzieher  Maximilians  II.  Ung.  Rey.  VII  [1887]  1—43, 
201 — 240)  S.  25  angekündigte  Biographie  Logaus  ist  m.  W.  nicht  er- 
schienen (vgl.  S.  214f.,  216,  223  f.,  228).  Georgii  Lo^i  Silesii  ad  in- 
clytum  Ferdinandum  Pannoniae  et  Bohemiae  regem  invictissimum  hen- 
decasjllabi»  elegiae  et  epigrammata  (Viennae  Pannoniae.  Hieronymus 
Victor  SilesiuB  excudebat  Mense  Maio  MDXXIX),  verfaßt,  als  L.  auf 
einer  amtlichen  Reise  in  Mähren  erkrankte,  zeigen  den  Herausgeber  des 
Grattius  in  engen  Beziehungen  zu  vielen  (auch  Wiener)  Humanisten 
(Brassican,  Bischof  Faber,  Bischof  Ghiberti  von  Verona  [Vorbesitzer 
des  Angelicanus  120,  der  Prophetenhs.  der  Chisiana  R  VHI  54  und  der 


60  VI.  Abhandinng:  Weinberj^er. 

daß;  was  Lange  in  der  Vorrede  über  die  Qeschichte  der  Hs. 
erzählt  (die  dann  von  Logan  an  die  kaiserliche  Bibl.  kam); 
im  wesentlichen  auf  den  Angaben  der  Dnditfa  beruht.  Dann 
bleiben  allerdings  verschiedene  Möglichkeiten.  Sie  könnten  den 
corvinischen  Ursprung  erfunden  haben ;  um  der  Hs.  höheren 
Wert  zu  verleihen.  Mir  ist  es  etwas  wahrscheinlicher;  daß  sie  um 
den  corvinischen  Ursprung  wußten  und  den  Umweg  über  Kon- 
stantinopel vorschützten;  um  nicht  angeben  zu  müfieU;  auf  welche 
Weise  die  Hs.  aus  der  Corvina  in  ihren  Besitz  gekommen  sei. 

Der  Kodex  —  der  einzige  erhaltene  der  Kirchengeschichte 
des  Nikephoros  Xanthopulos  —  wurde  also  von  Lange  zu  einer 
lat.  Übersetzung  benützt  und  dabei  mit  lat.  Bandnotizen  ver- 
sehen, die  in  der  Ausgabe  wiederkehren.  Von  seiner  Hand 
rührt  auch  (vgl.  Nessel)  die  Angabe  über  eine  Lücke  im  11.  Bu- 
che her:  f.  274  (bei  der  Inhaltsangabe  der  Kapitel)  Capita  ista 
ex  ordine  XII  in  hoc  codice  desyderantur.  Apparet  autem  sex- 
ternionem  integrum  esse  amissum.  (f.  277*  steht  am  unteren 
Rande  von  anderer  Hand:  XII  hie  capita  et  (?)  integer  sex- 
temio  deest.)  Lange  muß  an  dem  Verluste  des  ;8externio'  wohl 
mitschuldig  seiU;  da  ja  die  lat.  Übersetzung  vollständig  ist. 
Tatsächlich  fehlen  7  Blätter  (CXLVI  Migne  600  —  wo  roig 
TtSQi  Eddö^iov,  das  aus  der  lat.  Übersetzung  nicht  zwingend  zu 
erschließen  ist,  nicht  mehr  in  der  Hs.  steht  —  bis  621);  auf 
f.  277,  einem  einzelnen  Blatte,  steht  nämlich  (rechts  oben)  die 
Quaternionenbezeichnung  ig  ,  auf  f.  278  t^. 

Die  Lagen  der  Hs.  und  ihte  Bezeichnung  sind  noch  für 
einige  andere  Fragen  von  Wichtigkeit.  Auf  f.  10  beginnen 
(nach  einer  roten  Randleiste)  die  msqxilaia  des  1.  Buches  (die 
in  der  Ausgabe  bei  den  einzelnen  Kapiteln  stehen),  f.  11  steht 
der  Titel  (wie  bei  Migne  CXLV  603)  auf  3  Seiten  von  Orna- 
menten (in  Rot,  BlaU;  Grün,  Gold,  darüber  2  in  Blau  gehaltene 
Pfaue)  umgeben.  Die  Anfangsbuchstaben  und  xfi  ß  (was  sonst 
durch  rote  Schrift  ausgezeichnet  ist)  sind  auf  dieser  Seite  mit 
Gold  geschrieben.  F.  9  schließt  mit  den  rot  geschriebenen 
Worten  rilog  rov  elg  top  adroytQotOQa  7TQoaq)wyr]fiaTniOü  l&yov. 
Dieses  7tQoaq)ibvr]^a  (CXLV  Migne  559 — 601)  beginnt  auf  f.  1, 

Hs.  13  des  Wien.  Jesuitenkoil.] ,    Antonios  Mendossm,   lomnnes  Rosinos, 
Bischof  Turao  von  Olmütz,  Velins). 


BeitrSge  znr  HandBchriftenkunde.  I.  61 

das  ähnlich  aasgestattet  ist  wie  f.  11.  Nan  ist  f.  9  ein  ein- 
zelnes Blatt,  während  das  ursprünglich  mit  f.  16  zusammen- 
hängende Blatt  fehlt.  Die  Vorrede  ist  also  später  geschrieben 
als  das  Werk,  bei  dessen  Niederschrift  das  1.  Blatt  der  1.  Lage 
freigelassen  worden  war.  Dies  spricht  für  die  Richtigkeit  des 
Gedankens ;  den  de  Thoa  betreffs  der  damals  (vgl.  Lambeck 
I  157)  für  Fronte  Dacaeus,  den  Heraasgeber  des  griech.  Textes, 
nach  Paris  gesandten  Hs.  äaßerte:  qu'il  pourrait  estre  Vauto- 
graphe  ou  la  copie  prisentie  par  Vauteuvj  VEmpereur  luy  en 
ayant  laissi  Ventüre  dieposition  comme  pour  courtoisie.  Dafür 
kommt  weiter  in  Betracht,  daß  nach  der  Inhaltsangabe  der 
einzelnen  Bücher,  die  bis  Bach  23  reicht,  der  Rest  von  f.  14  a 
and  die  Rückseite  leergelassen  sind.  Wir  haben  also  ein 
Exemplar  vor  ans,  das  am  Anfang  des  14.  Jh.  der  Verfasser 
selbst  schrieb  oder  von  einem  Schreiber  anfertigen  ließ.^  Es 
ist  so  saaber  and  sorgfältig  geschrieben,  daß  man  es  leicht  ins 
12.  Jh.  setzen  könnte  (wie  Fischer  wirklich  tat),  wenn  es  sich 
nicht  am  das  Werk  des  Nikephoros  handelte,  das  dem  greisen 
Kaiser  Andronikos  II.  gewidmet  ist,  der  1327,  über  70  Jahre 
alt,  starb  (Krambacher«  S.  293  [127,  4]).  Ob  es  dem  Kaiser 
wirklich  überreicht  warde,  ob  die  Bücher  19 — 23  verfaßt  oder 
nar  geplant  waren,  wird  sich  kaam  entscheiden  lassen. 

Die  nicht  überall,  aber  doch  vielfach  erhaltenen  Qaater 
nionenbezeichnangen  beweisen  aach,  daß  mit  dem  8.  Bach 
(f.  157)  ein  2.  Band  begann  (f.  181  J,  213  H,  237  la,  245  tß, 
261  id,  269  u,  277  a.  278  s.  oben,  294  i»,  302  x).  Die  Rand- 
leiste f  158  ist  in  Qold,  Blaa,  Grün,  Rot  aasgeführt,  während  bei 
den  übrigen  Büchern  nar  Blaa  and  Rot  oder  Rot  allein  ver- 
wendet ist.  Darüber  steht  mit  der  Beischrift  6  ä^  xtüvarcn^ivog 
ein  Brastbild,  dessen  mit  Heiligenschein  geschmückter  Kopf 
sehr  schlecht  erhalten  ist. 

•  Aaf  dem  Pergament -Vorsteckblatt  erscheint  in  vier  darch 
zwei  einander  rechtwinklig  kreazende  Linien  gebildeten  Feldern 
die  Zahl  220  links  oben  in  hebräischen,  rechts  oben  in  griechi- 
schen, rechts  anten  in  türkischen  (oder  persischen)  Zahlbach- 
Stäben,  links  anten  in  arabischen  Ziffern,  vgl.  S.  65  A.  1. 


'  Damit  ist  zugleich  (s.  f.  11)  endgiltig  entschieden,    daß  die  richtige  No- 
minatiyform  Xtxrj<p6Qog  d  KaXX^ajov  Savd^önovXos  ist 


62  VI.  Abhandlung:  Weinberger. 

♦127:  bist.  gr.  16  (suppl.  102)  [II  A  15,  No.  2]  Zonaras. 
3  +  2  +  478  + l  +  3f.  226  X  310.  Einband  vom  Jabre  1754. 
Faber  wird  als  Vorbesitzer  darch  sein  Ex-libris  und  2  bsl. 
Eintragungen  erwiesen.^  Daß  die  Hs.  von  Cuspinian  aus 
der  Corvina  entlebnt  wurde,  ist  nacb  den  (bei  KoUar  634  ab- 
gedruckten) Briefen  Kaiser  Maximilians  niebt  zu  bezweifeln. 
Für  diese  Hs.  kann  auf  Th.  Büttner- Wobst,  Stud.  zur  Textgescb. 
d.  Z.  BZ  I  (1892)  208  flF.  verwiesen  werden  (auch  betreffs  der  auf 
die  Übersetzung  des  Philipp  Gundel  bezüglichen  Eintragung); 
nur  kann  ich  nicht  glauben,  daß  mein  hochverehrter  Lehrer,  der 
verewigte  Hofrat  Karl  Schenkt,^  recht  gehabt  hat,  wenn  er  die 
Hs.  im  Gegensatz  zu  Kollar,  der  sie  in  die  Zeit  des  Z.  setzte,  dem 
15.  Jh.  zuschrieb.  Nach  dem  Duktus  {ß  meist  in  u-Form) 
und  der  blassen  Tinte  kann  die  Hs.  m.  E.  nicht  jünger  sein  als 
das  14.  Jh.  Die  auf  S.  216  gebotenen  Faksimilia  zeigen  deut- 
lich, daß  das  Wolf  zugeschriebene  i^&^fiatog  nicht  von  seiner 
Hand  herrührt.  Hinzuzufügen  ist,  daß  die  untere  Hälfte  von 
f.  477  eine  sehr  geschickt  eingeklebte  Ergänzung  ist,  die  man  für 
jünger  als  das  16.  Jh.  halten  würde,  wenn  nicht  auf  der  Rück- 
seite der  von  1540  datierte,  in  A.  1  angeführte  Vermerk  stünde, 
femer,  daß  auf  f.  478  (wenn  auch  nicht  leicht  und  im  letzten 


^  Gedmckt:  Emptus  ett  Ute  liber  per  no»  Doctarem  loannem  Fabrum  JBpi- 
Bcopum  Vienneruem  et  Coadiutorem  Nave  Civitatis^  GhrionsHnU  .  .  .  BegU 
. .  .  Ferdinandi  .  .  .  a  ConnUia  et  a  Con/easionibtu,  et  quidem  non  ex  pe- 
cunia  quae  ex  proventibus  et  ceruibus  qnscopalibua  provenU,  sed  ex  ea  qwim 
ex  honestistimis  nostris  laboribtu  aliunde  (Mccepimus.  Prainde  liberum  e»i 
iwhit  donare  et  legare  cui  voliterimfu.  Donamus  igitur  eundem  Oollegio 
noatro  apud  Sanctum  Nioolaum  ordinamusque ,  ut  »M  tn  perpetuo  Studen- 
tibtu  touj  nt  iuxta  sUUuta  et  prescHpta  nostra.  Actum  Vienne  in  Epi- 
»copcdi  Curia  prima  die  Septembria  Anno  aeUfäis  MDXXXK.  Hsl.:  Liber 
est  Eeverendissimi  patris  et  Domini  Doctoris  loannis  Fabri  Episeopi 
Viennensis  propriis  et  non  Episcopatus  peeuniis  emptus  et  post  fnortem  ip- 
sius  in  Bibliothecam  Divi  Nicolai  ad  usum  inhabitantium  studentium  et 
studiosorum  iuxta  suam  ordinationem  coUocandus.  Actum  X  TanuarU  tmno 
MDXL.  Ex  singulari  mandcUo  et  ex  ore  ipsius  Beverendissimi.  Unter- 
fertigt ist  diese  Eintragung  in  verschiedenen  Hss.  von  Sebastianus 
Bintzli,  Gabriel  Pajs,  Henricus  Pfleger,  Gregorius  Ruch,  lacobns 
Ruechlin,  Dionysios  Sperlin. 

'  Vgl.  auch  dessen  Anzeige  der  Zonaras- Ausgabe  von  Bfittner- Wobst 
(Corpus  Script,  bist.  Byz.  L)  in  der  Z.  f.  d.  Ost.  Gymn.  1898,  321. 


Beiträge  zar  Handsebriftenkiinde.  I.  63 

Wort  nicht  sicher)  die  Subskription  zn  lesen  ist:  iygdcpei  yuxt 
toCto  x^Q^''  fjiefiohafAivaig  ix  ttoXlQy  ifjuxQTL&y  tov  Itoivov. 

*128  (33):  snppl.  gr.  4  (19):  loannis  Chrjsostomi  homiliae 
XLIV  in  evangelium  S.  Matthiae.  XI  (f.  48—55,  208—223 
spätere  Ergänzung  mit  Nachahmung  der  älteren  Schrift).  333  f. 
252  X  333.  2  K.  34  Z.  f.  331»  steht:  +elaty  Sfiod  tpvla  Tqia- 
Ktöata  eHxoai  dxTct».  Es  sind  nämlich  einerseits  bei  der  Paginierung 
die  Zahlen  35  und  41  übersprungen  worden,  andererseits  sind 
die  fol.  3 — 5  (tov  iv  äyloig  Ttarqdg  ijii&v  l<adwav  roC  xqvao- 
aröfiov  kqfUfjVBiag  %ov  xcerä  [Äccr&äiov  eiayyeXiov  %(aif  ijd'i'xlay  fj 
dvvafiig  iv  awräfiu);  epigrammata  duo  senariis  versibus  scripta 
in  laudem  homiliarum  S.  Chrjsostomi)  ^  und  die  2  Deckblätter 
am  Anfang  (ebenso  die  am  Ende)'  nicht  berücksichtigt. 
Text  und  Quaternionen  beginnen  f.  6  (Initiale  ausgeschnitten). 
Brauner  Lederband  mit  dem  ungarisch  -  böhmischen  Wappen; 
auf  dem  Vorderdeckel  unten  CHRISOSTOMVS  :  SVPER  : 
EVAGELIA;  gepreßter  Goldschnitt.  Merkwürdigerweise  er- 
scheint diese  Hs.  mit  der  Folienzahl  333  sowohl  bei  Fischer 
unter  Nr.  XI  (codex  membranaceus  lat.  saec.  XV.  Suppl.  19) 
als  auch  bei  Cz. ,  der  das  Wappen  des  Einbands  angibt,  als 
lat.  (MK  VI  155:  S.  Chrysostomi  hom.  XLIV  in  Matheum  e 
graeco  in  lat.  conversae). 

*(129)  suppl.  gr.  11  (86):  Plutarch,  Demosth.,  Cicero, 
Coriolan,  Alcib.,  Philopoemen,  Flamin.,  Pelop.,  Marcellus,  The- 
seus,  Romulus.  179  f.^  220  X  320.  30  Z.  Die  Hs.  wird  von 
Fischer  verzeichnet,  obwohl  sich  EoUar  auf  die  richtige  Be- 
merkung beschränkt:  Florentiae  et  scieculo  quidem  ut  opinor 
quinto  decimo  nitidiasimis  in  membranis  diligenterque  scriptus. 

*130  suppl.  gr.  30  (80)  [IV  F  2,  IV  D  24].  Diodor  XVI  (so) 
— ^XX  248  f.  (Lagen  von  10  Blättern,  meist  am  Anfang  oder 
am  Ende  mit  griech.  Buchstaben  bezeichnet).   197  X  281.  28  Z. 


^  Näheres  bei  Kollar  S.  157;  für  das  Monitam  zu  den  Moralia  v^l.  auch 
Migne  LVII  S.  IX  über  den  Coislin.  66  (der  Vind.  hat  ij&ixä  statt  ij&^xöv] 
init^ij  TÖ  l^dvg  ist  ein  Fehler  bei  Kollar,  in  der  Hs.  steht  innSij  f^d-os). 

*  Vgl.  den  Anhang. 

'  Mit  f.  2,  das  am  unteren  Ende  die  Bezeichnang  xcT  anfvreist,  beginnen 
Lagen  von  je  10  Bl&ttern  (meist  mit  Stichwort);  f.  1  ist  einzelnes  Blatt. 
Die  Vitae  wurden  also  zunächst  nach  Lagen  geteilt;  mit  dem  einge- 
klebten Blatte  erreichte  man  dann,  daß  die  Hs.  mit  einer  Vita  begann. 


64  VI.  Abhandlung:  Weinberg  er. 

@80f)  %d  dwQOv  GevraXod  6  fiöx^og,  iyq&qnj  h  0XiOQevziq  diä 
XSiQdg  ipioi)  liaAwov  rov  aiM/vtaquarov  ^avfiß  [1442]  fitp^l  luxua 
^'  IvdixTiiavoq  rt^fiftrrig.  Qepreßter  brauner  Lederband.  Auf  der 
Innenseite  des  Deckels  ist  oben  ein  Zettel  aufgeklebt  mit  der 
Titelangabe:  ^x  t&v  rod  Jiod<bQOv  uTTOfi&v  ßißUa  xeaaaqa  ' 
äQxerai  di  &nd  rov  iTtTanaidendrov  (so).  I^B  (wohl  loannes 
Alexander  Brassicanus,  denn  unter  dem  etwas  weiter  unten 
aufgeklebten  Ex-libris  Fabers  ist  noch  ein  anderes  sichtbar; 
das  einen  Januskopf  mit  dem  Namen:  loannes  Alexander  Brassi- 
canus  Iure  Consultus  und  folgende  Verse  enthält:  (lanus  loquitur) 

Ampla  quidem  merito  linguae  Graecae  atque  Latinae 

Concessa  est  fidei  Bibliotheca  meae. 

Parte  ab  utraque  oculos  circumfero,  possit  inique 

Nequis  forte  bonum  tollere  fraude  librum. 
(unten) 

KsQÖaliovg  dl^ead'e  döfiovgj  XrjlaroQegj  äXXovg' 

ToZads  Y&q  iati  q>vkai  efjtnedog  ij  Ttevirj. 

Die  Hs.  wird  in  der  Diodor- Ausgabe  von  Th.  Fischer 
(IV.  Bd.  Leipzig  1906  S.  XIII)  als  Abschrift  des  Vat.  132  XIV 
und  als  Quelle  der  Ausgabe  des  Obsopoeus  angeftifart.  In  der 
an  den  Bischof  Christoph  Stadion  von  Augsburg  gerichteten 
Vorrede  dieser  Ausgabe  (die  nach  Obsopoeus'  Tode  1539  in 
Basel  erschien)  heißt  es:  reliquias  ab  lano  Pann<mxo  qtiondam 
QV'inqueecclesiensi  episcopo  ab  interitu  vindicatas  ac  deinceps 
ab  emditisaimo  viro  lo,  Alex.  Brassicano  nobis  per  loannem 
Petreium^  communicatas  .  .  .  edimus  (ähnlich  in  einem  Briefe 
an  Camerarius  vom  14.  Dezember  1536  [bei  Simonsfeld  S.  567]: 
libros  Diodori  Siculi  graece  descriptos  quondam  in  Italia  epi- 
scopo Qainqiieecclesiensi).  Caspinian  aber  berichtet  (Coss.  569, 
160,  528;  vgl.  Schier  44,  Lambeck  I  33):  nuper  cum  oratorem 
agerem  Caesaris  Maximiliani  apud  Hungariae  regem  Wladis- 
laum,  Diodori  Siculi,  Procopii  et  loannia  monachi  historias 
hactenuB  latinitate  non  donatas  .  .  .  erui,  ferner  von  Diodor: 


^  Nürnberger  Bachdrueker.  Joachim  Vadianas  berachte  mit  ihm  die  Wiener 
Dominikanerbibl.  (woselbst  sie  eine  alte  Persias-Hs.  kleinen  Formats 
fanden):  Schier  S.  48  f.  —  2  Hss.  der  Wiener  Dominikanerbibl.  sind 
jetzt  in  Donauesehingren ;  vgl.  K.  A.  Barack,  Die  Hss.  der  fürstl. 
Fürstenbergschen  Hof  bibl.  eu  D.  Tübingen  1865  (anch  Hss.  von  Laßberg, 
Ochsenhansen  und  Bheinan). 


Beiträge  zur  HandschrifteDknnde.  I.  65 

sed  ego  libros  Graecos  a  decimo  sexto  usque  ad  vigesimum  reperi 
Budae  in  bibl,  regia,  cum  illic  oratorem  agerem,  endlich  von 
Prokop:  Budae  dum  illic  oratorem  Caesaris  Maximiliani  apud 
Wl.  R.  agerem  mirae  vetustatis  Procopium  reperi ,  quem  mihi 
Rex  mutuo  dedit,  in  quo  cum  conferrem  cum  lat.  multa  deesse 
oiservavi]  tam  lacer  et  mancus  venit  ad  manus  interpretis,  qtiod 
et  crebro  lamentatur.  Von  dieser  Prokop- Hs.  ist  in  Haurys 
Ausgabe  (Leipzig  1905)  keine  Spur  zu  finden;  es  scheint  also^ 
daß  sie  von  Cuspinian  wirklich  zurückgestellt  und  später  bei 
der  Plünderung  der  Bibl.  vemichtet  wurde.  loannes  Zonaras 
aber  und  Diodor  sind  in  Wien  erhalten. 

Daß  die  uns  vorliegende  Diodor-Hs.  Eigentum  des  lanus 
Pannonius  gewesen  sei^  sagt  Obsopoeus  eigentlich  nicht.  Es 
ist  ja  möglich  (bei  gangbaren  Werken  sogar  wahrscheinlich; 
vgl.  oben  S.  47:  Prag  1655),  daß  durch  den  Bischof  von  Fünf- 
kirchen mehrere  Exemplare  nach  Ungarn  kamen,  von  denen 
eines  in  seiner,  eines  in  der  königUchen  Bibl.  verblieben  wäre. 
Aber  wie  hätte  Obsopoeus  oder  Brassicanus  wissen  können, 
daß  das  zu  ihrer  Zeit  der  Bibl.  Wladislaws  entnommene 
Exemplar  das  des  lanus  Pannonius  war?  Falls  sie  es  aus  dem 
Mangel  corvinischer  Insignien  schlössen,  so  war  es  ein  falscher 
Schluß.  Das  Wappen  zeigen  lat.  Hss.,  die  auf  Bestellung  des 
Matthias  angefertigt  wurden,  vielleicht  auch  einige,  in  denen 
bei  fabriksmäßiger  Anfertigung  der  Raum  dafür  freigelassen 
worden  war.  Keiner  dieser  beiden  Fälle  ist  für  griech.  Hss. 
nachzuweisen.  Der  Einband  mit  dem  Wappen  aber  entfiel, 
wenn  die  Hs.  einen  brauchbaren  Einband  hatte.  Ich  halte  es  also 
ftir  durchaus  wahrscheinlich,  daß  sich  die  Hs.  in  der  Corvina 
befunden  habe.  Ob  sie  dorthin  nach  Konfiskation  der  Bibl.  des 
lanus  Pannonius  gelangte,  ist  eine  kaum  entscheidbare  Frage; 
wir  kommen  darauf  bei  Vitez-Hss.  zurück  (vgl.  Vind.  11).  Nicht 
unerwähnt  soll  bleiben,  daß  Johann  von  Gesinge  (lanus  Panno- 
nius) 1434  geboren  wurde,  also  1442  noch  nicht  in  Italien  war. 

Sappl.  graec.  44  (90)  8.  oben  S.  58  A.  1. 

*131:  suppl.  gr.  51  (91)  [IV  F  6,  IV  E  2]:*  Xenophon, 
Kyrupädie.   268  f.    (mit   Resten    der   Quaternionenbezeichnung) 


'  Sollte  das     *£•  ,  das  auf  einem  Deckblatte  steht,  einen  Zusammenhang 

mit  dem  am  Schlosse  der  Besprechung  von  Nr.  126  erwähnten  ZK  haben? 
Sitaiingaber.  d.  phil-hist.  Kl.  159.  Bd.  6.  Abh.  6 


66  VI.  Abbmndlang:  Weinberger. 

172  X  248.  28  Z.  Eine  auf  f.  104^  fehlende  Stelle  (des  4.  Baches) 
ist  von  anderer  Hand  auf  den  ff.  105 — 107  nachgetragen.  Lü>er 
est  loann.  Aleoßandri  BrcLssicani  philosophi  ac  iurecansulti 
Budae  in  Pannonia  anno  a  nato  lesu  MDXXV  mensis  Novembris 
die  XXIV^  (Xenophons  Kyrapädie  bildet  auch  den  Inhalt  der 
Erlanger  oben  anter  Nr.  43  behandelten  Hs.). 

Aus  Brassicans  Besitze  stammte  auch  eine  griech.  Bis.,  die  F.  C. 
Alter  1796  im  Wiener  Servitenkloster  sah,  wo  sie  die  Nummer  7 
trug.  Mir  wurde  am  16.  Juli  1907  nach  wiederholten,  von  mehreren 
Konventualen  in  der  liebenswürdigsten  Weise  vorgenommenen  Nachfor- 
schungen mitgeteilt,  daß  sich  die  Hs.  seit  langer  2ieit  nicht  mehr  im  Ser- 
yitenkloster  finde.  Alter  spricht  (Allgem.  liter.  Anzeiger  1797  I  76  f.) 
von  einer  herrlichen  Pergament- Hs.  des  lamblichus,  de  philosophia  Py- 
thagor.  in  Kleinfolio  (der  die  Blätter  95 — 100,  125—130  und  193  f. 
fehlten)  mit  der  Subskription:  aOn;  ij  ßlßXos  im6LQj^  Uiäwov  dtxxaXoO 
xoü  OHOVTaQi/d>tov '  /neTriyQayjev  di  iy  tpXcnQBvxia,  Johann  Alezander  Bras- 
sican  hatte  in  die  Hs.  auf  lamblichus  bezügliche  Steilen  aus  Eunapius 
und  Suidas  eingetragen,  femer  folgenden  Vermerk:  SimpUduM  älos  qua- 
tuor  lamhUchi  libroa  commentarüs  iüustravü;  nam  m  Bibl,  VaÜcana  B(h 
mcte  eoäoeaU  fueruntj  ut  ex  muUis  virü  iuacta  doctis  ac  integris  ctccepimus. 
no8  Budae  vidimu8  cum  hoc  subscriptiont:  HtfinXuUov  növog  ofnogj  ^läfA' 
ßXix^,  ÖCyroQ  ^dctv  \  IXadi  vocrfieis  dJiX  hnö  ocjv  iniojv.  Von  Johann 
Alexander  Brassicanus  war  die  Hs.  an  Friedrich  Br.  gekommen;  der 
Servitenbibliothekar  hatte  sie  1739  auf  dem  Tandelmarkte  um  einen  sehr 
wohlfeilen  Preis  erstanden. 

Einige  unzweifelhafte  Corviniani,  die  in  Brassicans  Besitz  gewesen 
sind,  werden  uns,  wie  schon  erwähnt  wurde,  begegnen,  wenn  wir  uns  nun 
den  lat.  Vindobonenses  zuwenden.  Zunächst  können  2  von  Fischer 
herangezogene  ausgeschieden  werden,  die  aus  der  Bibl.  der  arago- 
nischen Könige  stammen:  49  Tacitus  und  976  Ambrosins  de  off. 
Gerade  diese  sind  im  Originalbande  nach  Wien  gekommen  und  zeigen 
auf  der  Innenseite  des  rückwärtigen  Deckels  die  charakteristische  Signatur 
(vgl.  oben  S.  15,  Delisle,  Cabinet  I  217)  a  li  storigi  no  VI  und  a  la  theo- 
logia  no  XY.  Wie  diese  beiden  sind  auch  die  Hss.  3  Strabo  (Guarino; 
lUustrissimo  et  reverendissimo  loanni  praesbüero  Cardinali  de  Aragoia 
ioannes  rainaldus  menntW  a.  miäesimo  guadringenteiimo  octagesimo  sepümo 
quod  hene  vortat  transscripait),  4  Cicero  (unter  einem  Reiterbild '  in  Grold- 


^  Vgl.  Nachtrag  zu  Aschbachs  Qesch.  d.  Wiener  Univ.  von  W.  Hartl  u. 

K.  Schranf.  I  1  (1898)  64  A.  77. 
>  Abgebildet  bei  B.  Beer,    Die  Miniaturenausstellung  der  k.  k.  Hof  bibl. 

Kunst-  and  Kansthandwerk  V  (1902)  476. 


Beiträge  Eur  Handscbriftenkande.  I.  67 

Schrift:  Ferdmando  Aragonio  Rtgi  Italico  pacis  et  mäiciae  dttctari  semper 
invicto  musarvm  epledori  (so)  iuris  et  iustitiae  cultori  principi  optumo 
CVNICV  ^  ESCBIPSIT;  Cynicus  s.  Nr.  42  u.  95),  6  Seneca,  8  Ovid, 
14  Livias  durch  Sambacus^  der  Wiener  Hof  bibl.  zugebracht,  aber  in  den 
Jahren  1753  — 1755  mit  den  bekannten  Einbänden  versehen  worden; 
34  Caesar  wnrde  aus  der  Bibl.  Hohendorfiana  erworben:  französischer 
Einband  mit  J^  (ähnliche  Einbände  bei  H.  Bonchot,  Les  reliures  d*art  & 
la  Bibl.  Nationale.  Paris  1884,  LVII:  Louis  dauphin,  der  spätere 
Ludwig  XIII.,  und  Louise  de  Lorrain-Guise,  princesse  de  Conti).  Die 
Hss.  sind  sämtlich  bei  G.  Mazzatinti,  La  bibl.  dei  re  d'Aragona  in  Napoli. 
Rocca  S.  Casciano  1897,  Nr.  621—627  verzeichnet,'  aber  vielfach  nicht 
mit  den  Nummern  der  Tabulae,  sondern  mit  denen  Endlichere. 

Beim  Vind.  lat.  11  muß  auf  die  Vi tez- Frage  eingegangen  werden, 
mit  der  sich  namentlich  Fraknoi  wiederholt  beschäftigt  hat:  LB  II  103 
—119.  MK  III  1-21,  79-91,  190-201.  IV  1-6.  V  9-15,  244. 
Auf  die  Tätigkeit,  die  der  Erzieher  des  Matthias  Corvinus,  der  Kirchenf firat 
und  Staatsmann  Johann  Vitez  de  Zredna  (Bischof  von  Groß  wardein, 
später  Erzbischof  von  Gran)  als  Korrektor  von  Hss.  entfaltete,  ist  schon 
bei  Nr.  2  hingewiesen  worden.  Seine  hierauf  bezüglichen  Eintragungen  sind 
erwähnt  bei  Nr.  11,  21,  32  u.  33,  jetzt  in  Budapest  befindlichen  Hss.,  die 
zweifellos  zur  königlichen  Bibl.  gehörten;  vgl.  26,  femer  50  (Florenz)  und 
für  eine  TertuUian-Hs.  mit  den  Eintragungen:  Ex  Waradino  per  Briecium 
presbyterum  de  Palanka  anno  domini  1466  Domino  lohanni  dt  Zredna  Epi- 


^  Ein  Basilius  des  11.  Jh.  mit  dem  Vermerk  loannls  Sambnci  Pannoni 
TimaTiensis  emptus  7  d.  Lutetiae  1561  befindet  sich  zu  Paris  in  der 
Arsenal-Bibl.  (234,  bei  Omont  16;  K.  I  125  u.  VIII  544);  früher  war  er 
in  der  Jesaitenbibl.  zu  Antwerpen.  Eine  Propershs.  des  Sambncas  (Ge- 
schenk an  Posthias)  liegt  in  Groningen  (Quell,  u.  Unters,  z.  mittellat. 
Phil,  m  1,  137).  Der  oben  S.  68  A.  1  angeführte  Platokodez  zeigt  das 
Windhagsche  Wappen,  ist  also  auf  einem  Umwege  in  die  Hof  bibl.  gelangt. 

'  Nachzutragen  ist  Berlin  lat.  fol.  52  (oben  8.  15);  für  den  Eseorial  ygl. 
Beer,  Hss.-Schenkung  (oben  S.  9  f.  A.  3),  für  die  (zum  Teil  aus  dem  Be- 
sitze des  Kardinals  d^Amboise)  nach  Paris  gebrachten  Hss.  oben  Par. 
gr.  741,  Nr.  90,  91  nnd  H.  Omont,  La  bibl.  d'Angilberto  del  Balzo  dnc 
de  Nardo  e  conte  d*Ugento  au  rojaume  de  N&ples  (f  1487).  Bibl.  d. 
chartes  LXXH  (1901)  241—250.  Unter  617  verzeichnet  Mazzatinti  den 
Meermannianus  480  =  Ashbumham  Appendix  LXXXVIII.  Bei  der  Ver- 
steigerung der  Appendix  (vgl.  J  8  1899,  317)  gelangte  dieser  Thomas 
de  Aquino  (de  potentia  Dei)  in  den  Besitz  eines  österreichischen  Adeligen, 
dessen  Sammlang  schon  1901  wieder  auf  den  Markt  kam.  Wer  dann 
diese  Hs.  ankaufte,  ergibt  sich  aas  Bibl.  d.  chartes  LXI  249  nicht  (+  C. 
of  an  interesting  portion  of  the  valuable  collection  of  a  gentleman  in 
Austro-Hangary) . 

5» 


68  VI.  Abhandlang :  W  e  t  d  b  e  rge  r. 

seopo  SancU  DioectMU  WarcLdiensü  und  Deo  gracias  riXog  1463  Fraknoi, 
Varadon  irt  Vitez-codex.  MK  V  (1880)  244.  Anden  steht  es  mit  den 
Münchner  Hss.  (vgl.  auch  86),  namentlich  dem  Liyiiu  (15731—15733); 
vgl.  MK  y  9->15,  für  andere  Hss.  ebdt.  IV  1—6,  Mfinch.  S.Ber.  1875 
II  209—213;  15738  enthftlt  anJBer  Macrobius  auch  Tribrachi  Mutinensis 
Carmen  ad  R™  archiepiscopnm  StrigonienBem).  Wir  wissen  nämlich,  daB 
ein  Nachfolger  des  Yites  aof  dem  erxbischöflichen  Stuhle  an  Gran  Johann 
Beckensloer  (Peckenschlager) ,  als  er  Erzbischof  von  Salzburg  wurde, 
auch  Hss.  nach  Salzburg  mitnahm,  von  wo  sie  dann  teils  nach  Wien, 
teils  (in  der  Zeit  Napoleons  I.  nach  Paris  gebracht)  nach  München  ge- 
langten. Dies  spricht  allerdings  dafür,  dafi  auch  Wiener  aus  Salz- 
burg stammende  Hss.,  die  das  Wappen  des  Vitez  tragen,  sein  Eigentum 
waren,  und  daß,  wo  beide  Wappen  angebracht  sind,  mit  Fischer  S.  9 
an  Geschenke  des  Königs  für  Vitez  zu  denken  sei.  So  zeigt  das 
Titelblatt  von  11^  (Salisb.  1*;  Cicero)  das  Wappen  des  Vitez  (Ldwe, 
Lilie,  2  Sterne),  ebenso  2  von  den  3  erhaltenen  Silberschließen ,  die  3. 
links  oben  die  rotweißen  Balken  ^  darunter  den  Raben  mit  dem  Ringe, 
rechts  oben  das  Patriarchenkreuz,  darunter  den  böhmischen  Löwen,  111 
(Salisb.  4 ;  Plautus)  auf  dem  Titelblatt  oben  ein  dem  eben  beschriebenen 
im  wesentlichen  ähnliches  corvinisches  Wappen,  unten  einen  roten  Löwen 
im  Goldfeld,  darunter  eine  goldene  Lilie  zwischen  2  Sternen  im  blauen 
Felde.  Einfacher  ist  die  Ausstattung  des  Plinius  (141,  Salisb.  7):  roter 
Löwe  im  weißen  Feld;  Bud!  1464  maij  28.  Finia.  Auch  griech.  Worte 
sind  nachträglich,  anscheinend  von  Vitez,  eingefügt. 

Außerdem  zieht  Fraknoi  (MK  III 190  ff.)  noch  2  Hss.  heran,  die  er 
genau  beschreibt.  Bei  4792  (Francisci  Maironis  quaestiones  super  I  sen- 
tentiarum)  kann  er  sich  nur  auf  eine  gewisse  Ähnlichkeit  der  Formel 
(deo  gras,  finivi  repetedo  die  tdiia  octob'a  1463  %  inc^am  aül  repeie*  an 
(ante ,  Denis  las  anno)  eod'  anno  in  feato  htaU  gregorijj  und  der  Schrift 
stützen;  doch  scheint  die  Ähnlichkeit  der  Schrift  zweifelhaft.  Die  Hs. 
stammt  aus  Padua  und  befand  sich  nach  anderen  Einzeichnungen  in 
Belgien.  Interessanter  ist  644,  eine  durch  Format  und  Umfang  hervor- 
ragende Hs.  der  Briefe  des  Hieronjmus.  f.  129  steht:  finivi  hanc  primam 
partem  huitu  Ubri  legendo  et  emendando  die  XI  Julij  1470.  f.  235:  finivi 
hanc  secundam  partem  legendo  et  emendando  die  prima  septembria  1470^ 
emendare  ad  plenum  non  potui  propter  inemendatum  exemplar.  emendatior 
tarnen  est  aliia  simüUms  quos  viderim.  lo.  Das  Titelblatt  zeigt  das  Wappen 
des  Vitez,  der  Einband  aber  (Spuren  von  6  Schließen)  nicht  nur  auf 
beiden  Deckeln  in  der  Mitte  das  ungarisch -böhmische  Wappen,  sondern 
auch  den  goldenen  Adler  im  roten  Feld.   Die  Hs.  kam  1723  mit  anderen 


>  Beer  (s.  S.  66  A.  2)  S.  481. 


Beitrftge  bot  Hmndsehriftenkniide.  I.  69 

Hbs.  (vgl.  z.  B.  Buppl.  gr.  1, 10, 14—17)  in  die  Hofbibl.  als  Geschenk  des 
Venezianers  Apostolo  Zeno;  vgl.  für  diesen  Valentinelli,  Bibl.  D.  Marci 
I  148  und  für  Hss.,  die  mit  der  Sammlang  Hamilton  nach  Berlin  kamen, 
Athen.  Miiteil.  XXII  113  A.  1. 

Die  Hb.  ist  also  aus  dem  Besitze  Wladislaws  nach  Venedig  ge- 
kommen; s.  oben  S.  9.  Nach  dem  oben  S.  7  Gesagten  ist  es  nicht  ge- 
rade wahrscheinlich,  daß  Wladislaw  die  Hss.  des  Vitez  ans  Gran  und 
vielleicht  auch  die  des  lanus  Pannonius  aus  Fünfkirchen  nach  Ofen 
hätte  bringen  lassen.  Allerdings  müssen  wir,  auch  wenn  wir  trotz  Fischer 
daran  denken,  es  seien  Hss.  der  proskribierten  Prälaten  unter  Matthias 
der  königlichen  Bibl.  einverleibt  worden,  noch  immer  voraussetzen,  daß 
sich  zum  mindesten  jemand  aus  der  Umgebung  Wladislaws  darum  ge- 
kümmert habe,  diese  Hss.  neu  einbinden  oder  doch  mit  dem  polnischen 
Adler  versehen  zu  lassen. 

Auch  der  Vind.  24  Ptolemaeus  magnae  compositionis  libri  (Georg. 
Trapez.),  der  aus  dem  Besitze  Georg  Ratzenbergers  in  die  Wiener  Stadt- 
und  von  dieser  in  die  Hofbibl.  gelangte,  kann  zeigen,  wie  Vitez  über 
corvinische  Hss.  verfügte.  Schier  hat  7  2  f.  darauf  hingewiesen,  daß  f.212  ^ 
auf  den  Vermerk  finis  11  Mardj  1467  eine  Zeichnung  des  Tierkreises 
mit  den  rot  geschriebenen  Worten  folgt:  figura  ctU  hora  Irutitutümis  üni- 
venüatis  histropolitane  Anno  dommi  1467  m,  lunio  tempore  equato  die 
5  hora  2^  (so)  post  meridiem  preeise  in  eccl(e»)ia  caiedrdUs  Strigomen*  ei 
ercU  dies  Satumi  et  finis  höre  mortis, 

£s  ist  daher  begreiflich,  daß  umgekehrt  eine  seit  1809  im  Antons- 
kloster auf  der  Insel  Schutt  bei  Preßburg  befindliche  Hs.:  Sermones 
Leonis  Papae  wohl  eben  wegen  der  Eintragung:  visa  et  emendata  cUtgua- 
Uter  Strigonii  1467,  lo,  E,  W,  tri  certa  autem  parte  Waradini  eompleta  et 
signata  1468  von  einem  der  früheren  Besitzer  für  corvinisch  erklärt  wurde 
mit  den  Worten:  hie  Über  ex  bibl,  Matthiae  Cbrvtnt  Begis  üngariae  quae 
modo  Budae  eaptiva  detinetur  deliberatus  ad  me  pervenä,  Em,  B,  PeczeU. 
Cz.  spricht  freilich  dieser  ungefähr  dem  Jahre  1622  angehörigen  Ein- 
tragung die  Glaubwürdigkeit  ab  (MK  III  49;  ebdt.  79  ff.  Eintragungen 
anderer  Vorbesitzer,  auch  des  conventus  Comariomensis).  Immerhin 
scheint  sie  darzutun,  daß  diese  Hs.  des  Vitez  sich  im  17.  Jh.  nicht  in  Gran, 
sondern  in  Ofen  befand  (vgl.  oben  S.  ll).  Endlich  ist  noch  auf  Nr.  164 
und  auf  das  Pallas-Lexikon  (wo  S.  XXII  die  Zahl  der  Vitez-Ebs.  mit  18 
angegeben  wird)  zu  verweisen. 

Eine  bisher  unbekannte  Vitez -Hs.  (Palatinus  1711:  Manilius) 
behandelt  J.  A.  Zsak  im  MK  N.  F.  XV  (1907)  207-216;  sie  hat  den 
Vermerk:  legi  et  emendavi  cü  Mgro  Galeoito  1469,    lo,  Ar,  Strg, 

Auf  die  Hs.  11^  von  der  wir  S.  67  ausgingen;  folgt  nach 
der  Ziffemreihe 


70  VI.  Abhandlang:  Weinberger. 

133  (37)  22  Livius  I — X  von  lohannes  Franciscns  de  Sto 
Geminiano  geschrieben  ^  also  der  1.  Band  zu  Nr.  38  und  119 
(Goldschnitt  mit  roten  nnd  grünen  Oairlanden). 

23  (AmbraB.  286)  Plutarcbi  vitae  mit  einer  den  Corviniani  ganz 
gleichen  Aonstattang ,  aber  leerem  Wappenschild  kann  nach  Gottlieb, 
Ambraser  Hss.  S.  83  kein  Corvinianus  sein. 

133  (39)  24  Ptolemaeos  (vgl.  S.  69).  Habe  im  blauen  Herz- 
schild. Auf  dem  Goldschnitt  der  Längsseite  mit  abwechselnd 
roten  und  bkuen  Buchstaben  PTOLOMEUS.  Beer  (S.  66  A.  2) 
S.  483. 

(134)  (22)  25  Philostrat  (Bonfini).  Abbild.  15.  u.  16.  Auf 
dem  Vorderdeckel  der  polnische  Adler;  f.  1  das  corvinische 
Wappen,  f.  2  oben  rotweiße  Balken  und  Löwe,  unten  links 
Silberstreif  im  roten  arabeskengeschmückten  Felde,  rechts  in 
Rot  und  Silber  gewUrfelter  gekrönter  Adler,  Herzschild  mit 
dem  Raben;  der  Hinterdeckel  zeigt  das  ungarisch -böhmische 
Wappen  (vgl.  84).  Mihi  hunc  librum  dari  ittssit  Serenissima 
Regia  Maiestas  Hungariae  et  Bohemiae  Wladislavs  in  prae- 
sentia  D.  Wolfgangi  PUUperger  camerarii  intimi  et  generosi 
Stephani  de  Zintzndorff  anno  XIII penultima  decemhris.  post  hoc 
iure  testamenti  a  Gremperio  ad  me  Cuspinianum  hie  liber  venit. 
Hsl.  Eintragung  ex  mandato  Fabri.  Beer  (S.  66  A.  2)  S.  491. 

49  s.  oben  S.  66. 

135:  82  Agathias;  vgl.  oben  S.  15  und  AbbUd.  25. 

136  (43)  92,  da  das  Titelblatt  herausgerissen  ist,  nur  am 
Einband  (Abbild.*  1)  kenntlich:  OPERA  :  VIRGILII.  Brassican 
(6.  Dez.  1525),  Faber. 

137  (40)  105,  ebenfalls  nur  am  Einband^  (Abbild.  3) 
kenntlich:  QVINTILIANVS  :  DE  :  INSTITVTIOE.  Brassican 
(6.  Dez.  1525),  Faber. 

138  (44)  109  Poetae  Christ.  Geneal.  deorum,  Dio  Cassius 
oratio  Antonii  (Guarino)  usw.  kenntlich  an  den  aufgeklebten 
Resten  des  Originalbandes:  GENEALOGIE  :  DEORVM.  Geltes, 
Faber. 

139  (38)  138  (Ambras.  277)  Marcellinus  Comes,  Gennadius, 
Isidor,  Viri  illustr.  Ildefonsus  de  virginitate.  Isidor,  Vitae  patrum. 
CRONICA  :  MARCELLINL  Faber. 

^  Wo  sich  die  Abkürzung:  Abbild,  auf  einen  Einband  besieht,   yerweist 
sie  auf  MK  N.  F.  XIU  814. 


Beiträge  aar  Handschriftenkunde.  I.  71 

15  /^  46 

y  fauldreyte  (Nemo  sine  crimine  vivit.  Ama  deum  omni 
tempore).    PH.  DE  CROY 

140  (41)  140  (Ambras.  466)  SILVE  :  STATU.  Liher  est 
loann.  Alexandri  Braasicani  philosophi  ac  iureconsulti  Budae 
anno  1626  Mensis  Xbris  die  VI.  Faber. 

141  B.  oben  S.  68. 

141  (27)  152  nur  am  Einband  (Wappen  mit  Herzschild; 
ASCONIVs  Pedia  NVS)  kenntlich.  Faber. 

143:  170  (Ambras  462).  Das  Wappen  ist  auf  beiden 
Deckeln  überdrackt,  doch  hat  die  Rückseite  den  charakteri- 
stischen Titel  LVCRETIVS  :  DE  :  NATVRA.  Auf  dem  Vor- 
derdeckel sieht  man  rechts  und  links  oben  neben  der  Pressung 
des  Mittelfeldes  je  zwei  Ziffern  in  Gold  eingepreßt  14  und  51 
(5  sehr  fraglich).  Goldschnitt  mit  Riemenwerk.  Die  ^DStige 
Ausstattung  der  Hs.  ist  die  gewöhnliche  florentinische.  Das 
Wappen  ist  abgeschabt;  im  durchscheinenden  Lichte  ist  der 
Herzschild  erkennbar.  Faber.  Ich  verdanke  die  Kenntnis  dieses 
Corvinianus  der  Bemerkung  Endlichers  (CXII:  si  quid  e  theca 
conicere  licet,  olim  bibl.  Matthiae  Corvini). 

143  (31)  224  Codex  hicce  Ms.  Catulli  Tihulli  et  Propertii 
Romanorum  Poetai^um  Carmina  quae  exstant  continens  iussu 
Matthiae  Corvini  Regis  Hungariae  descriptus  e  Bibl.  eiusdem 
Budensi  tempore  Ex-Regis  Johannis  de  Zapolya  in  Transilvaniam 
delatvs  e  Suppellectili  subhastata  Prindpis  Michaelis  Apafi 
[f  1713  in  Wien]  Bibliothecae  Serenissimi  Ducis  Eugenii  de 
Sabaudia  demisse  adscriptus  a  Samuele  Köleseri  de  Keres-E^r 
ConsiL  Gruber.  Transilv.  (f.  171  ^  Lis  est  cum  forma  magna  pu- 
dicitiae). 

644  8.  oben  S.  68. 

144  (20)  653  Augustini  epistolae.  Faksimilia  CB  UI.  MK 
N.  F.  IX  (1901)  130.  Beer  (s.  S.  66  A.  2)  S.  487. 

145  (21)  654  Hieronymus  in  Ezech.  Nicolaus  presbiter 
Faventinus  scripsit. 

146  (25)  656  Theophylactus  (Athanasius)  in  epist.  Pauli 
(ChristophoruB  de  Persona).  Das  Wappen  ist  mit  dem  des 
Markgrafen  von  Berg  übermalt.  Faber.  (Einband  Abbild.  5.) 
Beer  (S.  66  A.  2)  S.  485. 


72  VI.  Abhandlang^:  Weinberger. 

Bei  706  Augustini  serm.  de  verbis  domini  iet  (vgl.  Fifichor  S.  17) 
kein  Anbaltopunkt  daffir  gegeben,  daß  diese  Hb.  die  1666  von  Lambeck 
(vgl.  unten  zu  147)  aus  Ofen  nacb  Wien  gebrachte  sei,  bei  721  Aug.  de 
civ.  Dei  überhaupt  keiner  für  corvinischen  Ursprung. 

(147?)  759  Gregorii  Naz.  libri  apol.  (Rufin)  XI  (vielleicht 
XII).  Liber  hie  mihi  Petro  Lambecio  Hamburgensi  S,  Caes. 
Majestatis  Consiliario,  Historiographo  et  Bibliothecario  Aulico 
donatus  fuit  a  Turcis  in  Arce  Budensi  a.  1666  d.  10  Martii; 
vgl.  unten  161,  Lambeck  II  846,  994,  Schier  51. 

(148)  798  Cypriani  epistolae.  Wappenschild  leer.  Brauner 
Lederband  mit  Schließen.     Goldschnitt.  Faber. 

(149)  799  Athanasius  (in  den  Tabulae  mit  Unrecht  ins 
14.  Jh.  gesetzt).  Griech.  Worte  scheinen  nachträglich  eingesetzt 
zu  sein.  F.  57  steht  von  Brassicans  Hand  Photius  archiepi- 
scopus  Constantinopolitanus,  iudicium  de  Athanasii  sermonibus. 
Faber.*  Brauner  Lederband  mit  Resten  von  Schließen. 

150  (28)  831  Basilius  contra  Eunomium  (Georg  Trapez.); 
für  die  Übereinstimmung  der  oben  S.  21  f.  erwähnten  Abschrift 
von  Surriano  ist  Denis  II  1,   CCLXV  heranzuziehen.   Faber. 

151  (36)  930  HIERONYMVS  :  IN  MATEVM  ET  MAR- 
CVM  (außerdem  in  Ecclesiastem  und  einiges  andere)  1488  von 
Sigismundus  de  Sigismundis  comes  Palatinus  Ferrariensis  ge- 
schrieben; vgl.  Abbild.  8.  Der  Einband  zeigt  das  Wappen  mit 
dem  Herzschild;  gepreßter  Goldschnitt.  Beer  (S.  66  A.  2)  S.  489. 

976  8.  oben  S.  66. 

152  (34)  977  Chrysostomus,  dial.  cum  Basilio  (auf  dem 
Einbände,  der  im  Wappen  das  Herzschild  aufweist,  de  dignit. 
sacerd.).  Faber. 

153  (35)  1037  Cyrilli  speculum  sapientiae  (1443);  da  Blatt  1 
unten  abgerissen  ist,  nur  am  Einband  kenntlich.  Faber. 

154  (29)  1076  Basilius  in  hexam.  (Eustachius).  Wappen 
abgeschabt.  Celtes  (CC),  Cuspinianus  medicus  poeta  (C^p), 
Faber. 

155  (30)  1079  Bernardus  Claraevall.,  Hugo  de  S.  Victore. 
Einband  Abbild.  2.  Brassican,  Faber. 

156  (42)  1391  Thomas  Aquinas,  Catena  aurea;  nur  am 
Einband  (Abbild.  4)  kenntlich:  SANGT VS  THOMAS  SVPER 
LVCA  (auch  auf  dem  gepreßten  Goldschnitt  steht  der  Länge 
nach  S.  THOMAS  SVPER  LVCÄ).   1468  von  Henricus  Amatel- 


Beiträge  sar  Handschriftenkonde.  I.  73 

redammis  al'  Sen^a  paara  geschrieben.  Liber  reductus  ex  Con- 
atantinapoli  Viennam  Mense  Octob,  anno  Do.  MDLVII  per  B^ 
Do.  Epm  QQSem  Do.  Anthonium  Vrancsdum  Oratorem  regium 
qui  fuit  antea  ex  hihi.  Buden  invictiss.  Regie  Maihie  Hun- 
gari(.  per  Turchoe  ahlatv^  anno  domini  MDXXVI  profligato 
Rege  Ludomco  in  Campo  Mohachien;  vgl.  oben  Nr.  62. 

157  (26)  1769  Antiphonae  mit  corvinischem  nnd  arago- 
nischem Wappen;  Einband  vom  Jahre  1755.  Faksimilia:  ME 
N.  F.  XVI  (1908)  5—20. 

158:  2271  Halj  Aberudiam  Heben  Rodan,  Commen- 
tarius  in  Claudii  Ptolemaei  quadripartitnm  ex  Arabica  lingoa 
in  hispanicam  et  inssu  regia  Castiliae  Alphonsi  opera  Aegidii 
de  Tebaldis  in  latinam  translatus.  XIV;  vgl.  H.  J.  Hermann^ 
Eüne  nnbeachtete  Wenzels-Hs.  in  der  Wiener  Hofbibl.  Mitteil, 
d.  Ost.  Instituts  f.  Geschichtsforsch.  XXI  162 — 165,  der  nach- 
weist, daß  diese  Hs.  König  Wenzels  (vgl.  Nr.  102  n.  Nr.  98)  mehr- 
fach mit  dem  Wappen  und  Raben  des  Matthias  übermalt  wurde, 
und  auch  den  Einband  genau  beschreibt:  LIBER :  ASTRO- 
NOMIAe;  Goldschnitt  mit  Riemenwerk  und  Rosetten).  Faksi- 
milia: MK  N.  F.  XVI  21—25. 

(159):  2365  Bonfini  Symposion  trimeron  de  virginitate 
seu  pudicitia  coniugali.  Cz.  sagt  Ung.  Revue  X  572  von  dieser 
Hs.,  deren  Titelblatt  mit  den  Wappen  der  Häuser  von  Aragon 
und  Hunyad  geziert  ist:  ,Die  Hs.,  wahrscheinlich  ein  Autograph 
Bonfinis,  ist  der  Beatrix  gewidmet  und  weicht  in  ihrer  Aus- 
stattung vollends  ab  von  allen  Denkmälern  der  Corvina.  Mit  ihrer 
primitiven  plumpen  Malerei,  die  grell  von  der  glänzenden  Aus- 
stattung der  übrigen  der  Beatrix  gewidmeten  Kodexe  absticht, 
mit  ihren  schwachen  Miniaturen  verrät  sie  ganz  und  gar  nichts 
daß  sie  einer  Königin  bestimmt  gewesen  sei.  Wenn  wir  noch  in 
Betracht  ziehen,  daß  Bonfini  am  Hofe  des  Matthias  lebte  und 
mit  den  Kodexschreibem  und  Miniatoren  des  Königs  zweifellos 
regen  Verkehr  unterhielt,  des  weiteren,  wie  glänzend  die  von  ihm 
übersetzten,  dem  Matthias  gewidmeten  Philostrat-  und  Averulin- 
Kodexe  ausgestattet  sind,  wird  uns  das  primitive  Wesen  dieses 
Kodex  um  so  auffallender.  Das  Bildnis  der  Königin  kommt  im 
Initial  der  Randverzierung  des  Titelblattes  vor  und  ist  ziemlich 
jugendlich  gehalten,  am  linken  Rande  stehen  von  Emblemen 
des  aragonischen  Hauses  der  Vogel  Phönix  und  das  Hermelin.^ 


74  VI.  Abhandlung:  Weinberge r. 

Philostrat  und  Averulin  (oben  Nr.  134  n.  112),  die  beide 
erst  nach  dem  Tode  des  Matthias  vollendet  zu  sein  scheinen^ 
sind  zur  Vergleichang  weniger  geeignet,  da  sie  im  Auftrage 
des  Königs  aasgeschmückt  wurden,  während  es  sich  hier  am 
eine  Hs.  handelt,  die  Bonfini  fertig  mitbrachte.  Darüber  be- 
richtet  er  selbst  (Rerum  Hungaricarum  decades  libris  XLV 
comprehensae  ed.  VII  rec.  C.  A.  Bei  1771  S.  652):  Pauds  ante 
diebus  Antonius  BonfinU  civis  Asculanus  t  Picenti  agro  Corvini 
regia  nomine  succensue  Retiam  venit;  übt  cum  regem  et  Bea- 
tricem  adivisset,  varia  librorum  qucLe  nuper  ediderat  Volumina 
detulit  Tria  regi  dicaverat:  Hermogenem  et  Herodianum^  quos 
e  Graeco  in  Latinum  ipse  traduxerat  atque  brevem  de  Cormnae 
domus  origine  libellum,  Reginae  duo,  alterum  de  virginitate 
et  pvdidtia  coniugali,  de  hietoria  Asculana  alterum.  ühum 
autem  Epigrammaton  libellum  loanni  Corvino  inscripserat  cum 
haud  iniucunda  inutilique  praefatione,  ubi  de  inetituendo  novo 
principe  agebatur.  Cum  in  castris  ista  Volumina  rex  avide 
lectitassety  scriptorie  admiratus  ingenium,  quia  nondum  hominem 
noveraty  Kai,  lan,  accitis  omnibus  aulicorum  ordinibus  et  legatia 
Viennae  orantem  Antonium  intente  auscultavit  adductosque  in 
medium  libroa  omnes  cunctis  proceribv^s  et  pontißcibus  lecti- 
tandos  dedit.  Postulanti  misaionem  abnegavit  nee  parvo  quidem 
Picentem  Rhetorem  ealario  conduxit  faustaeque  Beatrid  legere 
et  pro  arbitratu  euo  scribere  multa  ivssit  nee  non  castra  sequi 
praeceperat  scriptoribus  et  pkilosophantibus  inimica,  Q^od  cum 
nie  invitus  facere  cogeretur,  ne  ingrcUo  in  castrensi  tumuUu 
molestiaque  otio  uteretur^  oblatum  sibi  Philostratum  tribus  men- 
sibus  in  Latinum  transtulit. 

Budiks  Angaben  über  die  Asculana  historia  und  den 
libellus  de  Corvinianae  domus  initiis  sind  S.  39  (Modena)  u.  53 
(Venedig)  erwähnt  worden.  Vom  epigrammaton  libellus  haben 
wir  nicht  einmal  so  problematische  Berichte.  Der  Herodian 
ist  in  Salzburg  erhalten  (109),  aber,  da  das  Titelblatt  fehlt,  zur 
Vergleichung  auch  bei  genauer  Beschreibung  kaum  geeignet; 
einfachere  Ausstattung  war  zu  erwarten.  Die  Schreibernotiz 
läßt  auf  Ausführung  im  Auftrag  des  Königs  schließen.  Von  der 
Hermogenes-Übersetzung,  die  1538  gedruckt  wurde  (+  H.  rhe- 
torica  cum  Aphthonii  progymnasmatibus  a  Bonfini  latinitati  do- 
nata  ad  Matthiam  Regem  Lugduni  apud  Sebast.  Oryphium)  habe 


Beitrüge  snr  Handachriftenknnde.  I.  75 

ich  ein  Fragment  (Schluß  von  rregi  Ide&v  ß  Spengel  III 424,  8  und 
Anfang  von  naqi  fi€&6dov  daiv&cijcoq  als  Deckblatt  der  in  Rede 
stehenden  Hs.  gefunden;  ebenso  sind  auch  am  Schluß  die  folia 
170  und  171  aufzufassen,  deren  Inhalt  mit  168  Z.  3— 169b 
identisch  ist.  Derartige  Deckblätter  passen  auch  nicht  zu 
einem  für  die  Königin  bestimmten  Widmungsexemplar.  Auf 
f.  5^  stehen  über  der  rot  geschriebenen  und  rot  eingerahmten 
Widmung  in  einem  Giebelfelde,  flüchtig  mit  schwarzer  Tinte 
wohl  nachträglich  geschrieben,  die  Worte:  Manus  Bonßnis  nri 
propria  avunculi.  Es  ist  also  das  Handexemplar  des  Bonfini, 
das  Sambucus  laut  eigenhändiger  Eintragung  in  Neapel  (mittel- 
oder  unmittelbar  von  Angehörigen  desselben;  Preis  15  J  s. 
oben  S.  67  A.  1)  kaufte  (vgl.  auch  Symposion  trimeron  sive 
Antonii  Bonfinii  de  pudicitia  coniugali  et  virginitate  libelli  III 
nunc  primum  e  bibl.  lo.  Sambuci  in  lucem  prolatum.  Basileae 
ex  ofGcina  Oporiniana  MDLXXII;  Vorrede:  lo.  Sambuco  lo- 
annes  Leuuenclaius),  nicht  für  die  Königin  oder  die  corvinische 
Bibl.  bestimmt. 

160  (32)  2391  Chalcidius  de  immortalitate.  Wappen  mit 
blauem  Herzschild.  Faber. 

(161?)  3274  lani  Pannonii  poemato  s.  oben  Nr.  147  (Ein- 
band vom  J.  1753). 

Die  Vind.  3166  (der  aach  dem  16.  Jh.  angehören  kann)  und  12509 
bieten  Abschriften  von  Galeotti  Martii  libri  de  egregie  sapienter  iocose 
dictis  ac  factis  Regie  Matthiae  (vgl.  Literarhist.  Denkm.  II  217  ff.).  Der 
letztere  scheint  die  Subscriptio :  Ex  Archettpo  Gcdeoti  Martii  libro  fideliter 
mit  Recht  za  tragen.  In  3166  folgt  die  Praefatio  unmittelbar  auf 
die  Disticha  des  Augustinus  Moravus  Olomucensis  ad  leclorem  (gedruckt 
bei  £.  Abel,  Analecta  ad  historiam  renaecentium  in  Hungaria  litterarum 
spectantia.  Leipzig  1880  S.  286  A.  1). 

4792  s.  oben  S.  67.  13697  s.  16.  13698  s.  17. 

Wenn  schon  von  den  3  Hss.,  die  Lambeck  1666  ans  Ofen  mit- 
brachte, eine  sich  nicht  nachweisen  läßt,  so  gelingt  dies  noch  weniger  bei 
den  in  Pflugks  Verzeichnis  meist  recht  allgemein  beschriebenen  Hss.  Wohl 
aber  wird  dieses  Verz.^  bzw.  Fratis  Auszug  aus  demselben  (s.  S.  17)  zu 
beachten  sein,  wenn  einmal  die  Provenienz  der  Wiener  Hss.  systematisch 
untersucht  wird. 

(163)  (97)  In  die  Bibl.  des  Wiener  Jesuitenkollegiums 
(wo  ich  es  einsehen   konnte)  gelangte  mit  anderen  Hss.  der 


76  VI.  Abhandlang:  Weinberger. 

Bibl.  RosBiana^  ein  (vgl.  f.  267^)  1469  in  Wien  von  Georiiis 
cathedralis  et  institor  ausgeführtes  Missale  mit  der  Eintragung 
(f.  126^):  Ego  Mathias  rex  Hungariae  concessi  hoc  missale 
fratri  Thomas  de  Hungaria  post  cuius  obitum  maneat  praesens 
liber  in  provincia  qua  claudit  diem  extremum.  Am  Ende  des 
18.  Jh.  kam  es  in  den  Besitz  des  Grafen  Ladislans  Festetich, 
dann  von  A.  Knllenbeck  in  den  der  Herzogin  Carolina  Lado- 
vica  von  Parma,  Piacenza  nnd  Qoastalla  und  von  dieser  an 
das  Jesnitenkolleginm  in  Rom^  wo  Romer  (oben  za  Nr.  105) 
einzelne  Seiten  photographierte  (danach  auch  Abbild.  1). 

Servitenbibl.  s.  S.  66. 

Wolfenbflttel,  herzogl.  Bibl. 

163  (59)  43  Aug.  fol.  Bartholomaei  Fontii  opera  Mathiae 
regi  dicata  (Faksimile  bei  Heinemann,  Hss.  der  herzogl.  Bibl. 
zu  W.  U:  Die  Angasteischen  Hss.  1890  ff.).  Holzdeckel  mit 
rotem  Samt. 

(164)  69,  9  Aug.  fol.  loannis  Regiomontani  tabnlae  direc- 
tionum  et  profectionnm  loanni  archiepiscopo  Strigoniensi  dedi- 
catae.  Am  unteren  Rande  der  Seite  ungarisch -böhmisches 
Wappen  unter  einer  Krone.  Holzdeckel  mit  gepreßtem  Leder- 
überzng,  Metallbuckeln  und  -ecken,  3  Schließer;  vgl.  oben 
Nr.  5  und  den  Monac.  24104. 

165  (60)  73  Aug.  fol.  Marsilii  Ficini  epist.  libri  VHI  (von 
Philipp  Valor  Matthias  gewidmet;  soll  nach  +  Jak.  Burckhard, 
Hist.  bibl.  August.  H  —  Leipzig  1744  —  101b  über  Ansbach 
gegangen  sein).  Abbild.  21  u.  22.  Holzdeckel  mit  rotem  Per- 
gament, Metallbuckeln  und  Schließen. 

166  (66)  84,  1  Aug.  fol.  lohannis  Tolhopf  Stellarium,  1618 
von  der  Markgräfin  Sophie  von  Brandenburg  verehrt.  Holz- 
deckel mit  rotem  Samt. 

167  (65)  85,  l,  1  Aug.  fol.  Alexandri  Cortesii  Landes 
belHcae  Matthiae  Regis  vgl.  Abbild.  17  u.  18  und  Literarhistor. 
Denkm.  H  (1890)  297—353  (Simonsfeld  552 f.;  eine  einzige 
Variante  zu  1131:  Atilae]  Attilac  C).  Holzdeckel  mit  roter  Seide. 


^  Vgl.  C.  yan  de  Vorst,  Vers.  d.  griech.  Hss.  der  Bibl.  Rossiana.  CB  XXIII 
(1906)  492—508,  637—550  (Georgias  Corinthins,  Ghiberti,  Prodromoi- 
kloster  in  Konstantinopel,  S.  Silyestri,  vgl.  Bnrsian  CXXXV  149);  für  medi- 
zinische «Hss.  8.  Wien.  S.-Ber.  GLVIU,  V,  für  lat.  Hss.  Arebiy  XII  409. 


Beiträge  snr  Handscbriftenkunde.  I.  77 

(168)  1  Ang.  4«  Missale  XIV/XV  nach  Prauns  K.  e  bibl. 
Bndensi.  Das  später  aufgemalte  Wappen  würde  nicht  wider- 
sprechen; der  Einband  war  ursprünglich  sehr  prächtig.  (Aller- 
dings hat  Prauns  auch  4,  1  Aug.  4^:  Seeatlas  aus  dem  Jahre 
1534  für  corvinisch  erklärt) 

169  (61)  2  Aug.  4®  Synesius  Platonicus  de  vaticinio  per 
Marsilium  Ficinum  translatus  cum  praef.  Valoris  ad  Matthiam. 
Marsilii  Ficini  libri  II  epist.  ad  Matthiam  Regem.  Faksimile  im 
K.  (Nach  C.  P.  L.  Schönemann  —  vgl.  MK  Vm  [1883] 
78  —  sandte  Valor  1484  diese  2.  Abschrift,  weil  sein  Vetter 
Marsilius  Ficinus  glaubte,  daß  die  3  Jahre  zuvor  übersandte 
[12  Aug.  4®?]  unterwegs  geraubt  worden  sei).  Einband  wie  163. 

4,  7  Aug.  4^  8.  S.  22  A.  1. 

(170)  6  Aug.  4<>  Missale  XIV/XV  nach  Prauns.  f.  3 
Wappen  von  Brandenburg,  Preußen  und  Polen;  Holzdeckel 
mit  rötlichem  Samt,  Goldschnitt. 

171  (62)  10  Aug.  4®  Prisciani  Ljdi  interpretatio  in  Theo- 
phrastum  de  sensu  (Marsil.  Ficin.).  Faksimile  im  K.  Abbild.  19 
u.  20.  Holzdeckel  mit  roter  Seide. 

172  (64)  12  Aug.  4«  Marsilii  Ficini  epist.  liber  III  et  IV. 
1623  von  Prof.  Lansius,  Bibliothekar  in  Tübingen,  verehrt.  Holz- 
deckel mit  grünem  Samt. 

173  (63)  39  Aug.  4^  Psalterium.  Lederband,  in  der  Mitte 
sowohl  der  Vorder-  wie  der  Rückseite  Wappen  mit  dem  Raben 
im  Herzschild. 

Gering  ist  die  Wahrscheinlichkeit  bei 

(174)  63,  5  Aug.  8«  TibuU,  Vergil,  Eclog.  und  Georg, 
(geschrieben  von  Clemens  Salernitanus). 

(175)  65,  2  Aug.  8«  Catull,  Tibull,  Properz  (Holzdeckel 
mit  Samt,  ein  Schließer). 

Auszuscheiden  ist 
61,  12  Aug.  12  ^  ein  1603  geschriebener  Gellius. 

Ein  angeblicher  Corvinianus  der  Briefe  des  Hieronymus 
wurde  bei  der  Auktion  Tross  (Paris  1851)  versteigert  (N.  Anz. 
1852,  25).  Budik  erwähnt  einige  Hss.  die  aus  der  Corvina 
stammen  sollen,  mit  der  Angabe:  ,in  einer  Privatsammlung^,  und 
zwar  Anonymi  carmen  in  obitum  regis  Matthiae  Corvini  (nam 
mea  debetur  merito  tibi  gratia,  Magne  |  Bex,  et  ego  mortis  testis 
eram  proprior)  in  4^,  5  Seiten  stark^  auf  schwarzem  Papier  mit 


78  VI.  Abhandlung;:  Weihbarger. 

Silberbnchstaben  geschrieben.  Boetias  de  consol.  Pergament, 
foL  ^leider  hat  das  flacianische  Messer  mehrere  Miniataren  ans- 
geschnitten^  Leonhardi  de  Utino  sermones  de  sanctis.  Vom 
cnlter  Flacianus  wird  oft  in  allgemeinerem  Sinne  ohne  bestimmte 
Beziehung  auf  Flacias  Illjricus  gesprochen;  übrigens  würde 
eine  von  ihm  verstümmelte  Hs.  nicht  in  seiner  Sammlang  (von 
der  mehreres  nach  WolfenbUttel  gelangte,  vgl.  CB  26.  Beiheft 
S.  13)  zu  Sachen  sein.  Schier  (S.  72)  und  Badik  führen  auch 
ein  Petronfragment  an;  in  der  Aasgabe  Petronii  Arbitri  Massi- 
liensis  satyrici  fragmenta  restitata  et  aacta  e  bibl.  lohannis 
Sambaci.  Antverpiae  ex  officina  Christophori  Plantini  MDLXV, 
aaf  die  sich  Schier  sichtlich  bezieht,  ist  von  dem  benützten 
Kodex  nicht  die  Rede.  Nach  MK  XIII  286  taachte  sogar  ein 
gefälschter  Corvinianas  aaf  dem  Büchermarkte  aaf. 

Von  einer  nicht  anbeträchtlichen  Zahl  von  Hss.  haben  wir 
die  Nachricht,  daß  sie  in  der  Corvina  gesehen  warden;  vgl. 
oben  S.  36  a.  65  über  Cresconias  and  Procop.  Der  venezia- 
nische Botschaftssekretär  Massario  sah  1520  einen  Aelian 
(Theod.  Gaza),  Cicero  de  legibus  und  einen  sehr  alten  Vii^l  in 
lombardischer  Schrift  (Fischer  S.  16).  In  Briefen  des  Ugoletus 
(Budik  41,  Fischer  11)  werden  Aeschines,  Aeschylus  (e  codice 
Constantinopoli  capto)  j  Arrian,  Ciceros  Brutus  und  Claadian 
genannt;  für  Frontin  und  Vegetius  vgl.  Qaleotto  c.  X.  (Literar- 
bist.  Denkm.  II  S.  224).  Caelius  Pannonius  (um  1540;  s. 
Fischer  S.  9)  spricht  von  Hesiod,  Homer  und  Lucan.  Schier 
berichtet  auch  S.  48,  daß  (nach  Neander,  Praefatio  ad  Erote- 
mata  graeca)  Brassicans  aus  der  Corvina  stammender  Kodex 
von  Galeoti  Martii  über  de  incognitis  vor  der  Drucklegung 
Itali  Guiusdam  bibliopolae  fraude  (wie  es  scheint,  in  Basel)  ver- 
loren gegangen  sei.  Auch  der  Salvianus-Kodex  gehörte  höchst- 
wahrscheinlich der  Corvina  an  (Schier  S.  48). 

Von  Brassican  (s.  oben  S.  8  f.)  werden  genannt  (den  S.  152 
angeführten  Werken  ist  ein  Fragezeichen  beigesetzt):  Anonymi 
libri  graeci  XX  de  re  rustica(?),  Canones  apostolici,  Chryso- 
stomus  (di versa  in  Sanctos  Encomia?),  Dorotheus,  Gregorius  Na- 
zianzenus,  Gregorius  Njssenus  (in  genesim  enarrationes?),  Hero 
fUQl  ßekonoäag,  Hesiodscholien  von  Proclus,  loannes  Philoponos 
und  Moschopulos(?),  Hypereides  (nach  Abel  S.  581  nicht  zu 
bezweifeln),  Marcus  monachus  Anachoretes,  Nicomaohi  arith- 


BeitrSge  snr  Handaefariftenkande.  I.  79 

inetica(?)y  Oppian8cholien(?)^  Origenis  epitome  per  Gregorium 
theolognm  et  Basilinm  digesta.  Philo ,  ftsgl  rof;  ßlov  MüaBwg^ 
ßiog  TtohziKÖg  Saneg  iari  Tteqi  ^Ifaarjq^^  nagt  äQSt&y{?),  Seve- 
riani  episcopi  Gabaloram  in  genesim  conciones  XIV  ^  Theo- 
phanes. 

Ob  wir  diese  Hss.  den  echten  Corviniani  beizählen  oder 
nicht,  ändert,  etwa  von  Hypereides  abgesehen,  wenig  an  dem 
Gesamtbilde,  das  der  Inhalt  der  erhaltenen  Corviniani  bietet 
(vgl.  das  am  Schiasse  beigegebene  Autorenregister).  Höchstens 
würde  sich  das  Verhältnis,  in  dem  neben  einigen  Bibel-  und 
litorgischen  Hss.,  zahlreichen  patristischen  und  theologischen, 
humanistischen  und  scholastischen  Werken  die  Klassiker  (na- 
mentlich Historiker  und  Dichter)  erscheinen,  etwas  zugunsten 
der  Klassiker  verschieben.  Das  Griechische  ist  anch  unter 
den  lat.  Hss.  durch  zahlreiche  Übersetzungen  von  Ambrogio 
Traversari,  Bonfini,  Georgius  Trapezuntius,  Guarino,  Leonardus 
Aretinus,  Christophorus  de  Persona,  Perotti  u.  a.  vertreten.  An 
griech.  Originalen  ist  ein  Constantinus  Porphyrogenitus  (XII) 
und  ein  Chrysostomus  (XI)  sicher.  Die  fraglichen  griech.  Hss. 
(München,  Wien)  sind  meist  historisch  und  gehören  mit  Aus- 
nahme von  43  und  121  dem  14.  oder  15.  Jh.  an.  Von  den 
sicheren  lat.  Corviniani  ist  nur  1 ,  der  aus  der  Bibl.  König 
Wenzels  stammt,  älter  als  das  15.  Jh.  (158  XIV;  vgl.  44,  89, 
98,  102,  147).  Der  innere  Wert  der  lat.  Corviniani  ist,  wie 
Abel  an  zahlreichen  Proben  gezeigt  hat,  ein  geringer;  das 
wußte  schon  Vitez  (32,  33,  Vindob.  644).  Sollten  damit  auch 
Fälle  in  Zusammenhang  gebracht  werden  können,  wo  sich  das 
Vorhandensein  zweier  Exemplare^  nicht  wie  bei  Agathias,  Cur- 
tius  und  Valturius  durch  Widmungen  an  den  König  und  an 
die  Königin  (vgl.  auch  169)  erklären  läßt  (Livius,  Nepos, 
Silius,  Tacitus)? 

Daß  Kodizes  von  philologischem  Interesse  selten  sind, 
begegnet  uns  bei  vielen  gleichzeitigen  und  späteren  Sammlungen, 
die  durch  Zahl  und  künstlerische  Ausschmückung  der  Hss. 
hervorragen.  Matthias  hat  sich  gewiß  an  der  prächtigen  Aus- 
stattung seiner  Hss.  erfreut,  wie  wir  es  noch  heute  tun.  Es 
lag  ihm  aber  auch  an  einer  möglichst  vollständigen  Sammlung 


^  FOr  griech.  Hss.  vgl.  4S  und  131,  (120)  und  128. 


80  VI.  Abbandlang;:  Weinberger. 

von  Texten ;  erzählt  doch  QaleottO;  daß  er  bei  einer  Disputation 
mit  einem  Bischof  einen  Hieronymos-Kodex  herbeibringen  ließ, 
der  für  die  Richtigkeit  seiner  Ansicht  zeugte. 

Wo  das  vorstehende  Verzeichnis  einen  Fortschritt  über 
die  bisherigen  bedeutet,  ist  dies  zumeist  dem  Erscheinen  guter 
Hss.-K.  zu  verdanken.  Ich  schließe  daher  diesen  1.  Teil  mit 
dem  Wunsche,  daß  er  anregen  möge,  nicht  nur  zweifelhafte 
Hss.  einer  neuerlichen  Untersuchung  zu  unterziehen,  sondern 
auch  bei  Abfassung  neuer  Kataloge  auf  die  Merkmale  zu  achten, 
die  entscheidend  sein  können  fUr  die  Zugehörigkeit  zur  Bibl. 
Corvina,  diesem  Ruhmesdenkmal  fUr  den  Ungarnkönig  und 
für  Ungarns  Teibahme  an  der  Renaissance. 


A  n  h  a  n  g. 

(Za  8.  63  A.  2.) 

Die  Identifizierung  des  anscheinend  hagiographischen 
Textes  der  Deckblätter  des  Vind.  suppl.  gr.  4  (2  Spalten  zu 
30  Zeilen,  wohl  XI),  der  uns  in  die  Zeit  Leos  V.  des  Armeniers 
(813)  versetzt,  ist  mir  nicht  gelungen.  Ich  behalte  beim  Ab- 
druck das  i  adscriptum  bei  und  sehe  auch  von  naheliegenden 
Verbesserungen  ab. 

v6(isyog'  inl  %ijv  (plXrjv  Ügfirjaey  ifsvxiav  Tijy  malfjv  Svrwg 
awotxoy  xat  ^ditnrjv'  TiaaaQag  fiövovg  inl  %oiq  eXuoai  yigdvoig 
v^i  xdtwi  Tceirrjt  %at  xocTfux^  diaxqhffag  atqaxBiai.  xarä  yofjr  tijp 
Ttigodov  tfjV  r&y  ^Ayaiqwv  fWv^L  ftaQaßsßXfpubg  ind  xiay  ixetae 
fAOvax&v  ij^LOvrai  xal  r&i  rfjg  fjiov^  TtQoeoriäTi  nqt  rqvffOQifai  rä 
tfjg  i&vrfjg  ynbiMVjg  d^Xa  nouZ,  Sri  ts  %od  tuxd^  ^avxlav  iQß  ßiov 
xal  8tc  ßovXezav  fi6yog  ind  dw  ^fjv  ivd^Qwnivrpf  näaav  diaqniywv 
naQdhnXf]aiv'  6  di  xipf  pih  nQÖ&eaiv  inaivsT'  dkXd  %aßtA  ys  nqoa- 
rpuvv  Scpfjas  rotg  %ipf  äanfjatv  %((Ofyuaxeqov  innovi^aaaiy  xal  ÜansQ 
iv  S^ei  ra&njg  yBvo^oig'  aol  di  av^ißovkevaotfu  Sv  eytaysj  fi^ 
TÖv  äfuxToy  ix  nQoyffjg  ilAa&ai  ßlop^  äiX  eißlaßiai  nQ&iagoy 
äpdq&ai  xal  fiovaxolg  iavtdy  awdtpai  xaiQiiy  %b  xal  rd^iv  fjuz&eir 
nQoaevxfjg,  sixa  inaxoijv  xal  %ö  iihQiw  to€  q>qovripLavog  nai- 
öaväfjyaL  xal  oikiai  t^v  dvaxfoftjvix^c  nQoaxu^ooti  diaywrfijiy  fi^ 
ntog  ädiddxTiüg  ÖQ^i^aag  ävrl  tov  ßdlksiv  ßltjd^  (rj  e  corr.)  xal 
dvfl  TOV  fjftxfflai,  iXeaiy&gara  ^Ttjdijg'  zoirwv  ixsivog  t&p  elarj- 


Beitrug«  sur  Handscbriftenkande.  L  81 

yi^etov  äxovaag  dvexdQfjcs  (iiy  hcstd'ev'  iaitiqaq  S*  imwtcaXa- 
ßoAarjg  iTti^e^ovrav  Tivi  rwv  &m  (plhav  olog  ixeTvog  ijv  rag 
totairag  yuxrceywyäg  Sxgißovv  &g  (lij  iv  irßQod6^(oi  nccralvaai  ftr]' 
diitotB.  &i  xat  tä  Tfjg  yvdfitjg  dvaKaX&tIßag,  irtslfcsQ  Irt  ygafifidtwv 
navrinaaiv  dvofiiXfjt^  ijvj  Mv  rivt  t&y  hcsi  (pqovtiaxrjqmv  ärti- 
yerav  naq  (xdtov  iv  yairivZi  tb  Svtl  xae  oflvMi  ti  Xdov  xaXov^iivov  * 
ncäv  toitiai  rijv  t&v  tnoixaliav  fiövtpf  siaayuyyfjv  TcaiSevd'Btg  iTtet 
d'OQvßiüv  (isardv  xö  toioütov  iptAvd'ovB  cpQOvriarijQiovj  ig)"  ^bqov 
aegivsTov  am  dlov  iByöfisvov  (1^)  üvBiai  xal  t^  iavrov  nqöd'Büiy 
T&i  rtQOBCT&vt  tovTOv  naQctyv^vüaag  htnaidBiBTai  naQ*  ciira€  rijp 
TtBqi  Tobg  ^Blovg  dy&vag  jtakaloTQavj  xa^aiQBlv  Xoyianobg  dfjlad^ 
Tuxl  fcav  fhpwna  Tunä  %fjg  yptbaBütg  inatqdfiBvov  rov  dv.  irti 
XQ^yoig  di  dvifl  rairwi  iyKaQTBQi^ag  xal  rßy  rov  d'Bon&coqog 
dad  Vfivfov  rgiÜKOvra  '^aXfiohg  htfia&wv  oix  dyBVBtg  tb  x&g  Xaßäg 
ytarä  Ttdatjg  roü  dvtixBifievov  TtgoaßoXfjg  ivÖBi^ifiBvog  dXiy(ot  VatB" 
QQv  ini&vpLiav  \a%Bi  nigdg  %d  iTCBQKBifisvov  fiBvaß^ai  S^.  im 
kTVtä  odv  SXaig  "^fiegaig  b^x^  Ttqoaavixonf  6dfjf/dv  ärtXav^  q>ccvfjvai 
€tdt&L  T^  i7ti&viiOV(Aivfjg  ödoü  i^ffXBi,  nuxtä  di  vijy  ißdöfiijv  qxavijg 
äyw&BP  ötttiog  6  xa^^'  ^fx6g  viog  Mwafjg  ixoiBL  nqoaxanxoiarjg 
^ixQdv  TtQoaßfjyai  xm  Sqbi  nal  xofj  no&ov(Aevov  xvxbTv.  xccvxtjg 
ixsty*  xfj^  q>fov^  ivLOvaag  itqaaißaivi  xb  x&i  Sqbi  wxl  xiva  Big 
TtaQOixiav  iavxov  bVqol  xÖTtov  7tavxax6oB  ftBqiBa%6ftBi.  äviibv 
xoivw  maxä  xd  Sqog  dvai  fiovaaxalg  ivxvyxAyBV^  olg  x^'^^^^Q  (^^ 
ix  XQLX(ov  fjoav  TtBnovrj^ivov,  diatxa  de  ix  ßoxavtav  x&v  ixBl  tpvo- 
lihtav  xal  xoaavxrjy  (hg  äTCo^^v  Suvaad-ai  (AÖvoy  xai  üg  äyyiXovg 
iv  yfj  ßioxBVBiv  fiBxä  xoC  adfuxxog'  ixoivovxo  xolvw  abxolg  Tteqi 
&y  7UXX&  vovv  €(XXQBq>i  xb  xal  ifiBXixa  *  ol  di  (iBxä  xd  TtQoaBVByxetv 
VTtiq  xoixov  x&g  üwfj&Big  «^x^S  ^^  ^^^  xord  iiiqog  Sxaaxa  ditj- 
yoüvxo  ftBql  &y  irtvy&dyBXO  Ttqoa&iyxBgy  (bg  fiBxä  xd  itBvxnjxoaxöy 
xf}g  daxifiBiog  exog  xal  TtBql  aixd  xd  jciqag  xoC  ßlov  TtBiqaa^dg 
aix&i  i7tByBx^<fBxat,  ßaax&vovg  di  xobg  ini^ovxag  tivai  xal  no- 
vfjqovg'  dXX"  ixBivog  yiv  6  ftöyog  Big  xBq>aXi}y  ifCLaxqeifJBi ,  trb  de 
oifiivy  BiTtoy,  TtBiarji  ÖBiyöy '  8  yB  xai  VaxBqoy  i^ißi]^  xad'ä  di]  xal 
TtBqt  ....  (2*)  aag '  xm  xb  xov  ij&ovg  doXßq&i  xäg  xwy  axqaxKu- 
x&y  yvcafiag  otxsiwadiiBvog  abx&i  xb  Ttqoaayix^iy  xal  iiäviai  aa- 
IjBVBl  xäg  iXnldag  x^g  äqlag  itaqiftBiUByj  ola  TtBql  xavxa  diaxBi- 
(livovg  daxBTtxöxBqoy  xal  x&y  iy  x^Q^^^  dya9&y  dyo^xtog  xä 
TtqoGdoxwiiBya  TtqoxifjUöyxag.  BivoLag  oiv  6  Aetav  xfjg  TtBql  xdy 
ßaaiXia  nqoaiartBioy  imBXd'ibv  TtBql  Ttavxdg  xi  TtoiBtad'ai  xal  Sb- 

8itsuipb«r.  d.  phU.-Uet.  Kl.  169.  Bd.  6  Abh.  6 


82  VI.  Abhandlung:  Weinberg  er. 

QaTtBVBiv  {>7t€XQlv€to  xo^ov.  fASti  yo€v  rijv  {>n  airov  ysyeytjiAcvtpf 
fjvtav  rijv  i^elovtnov  rof?  ßaoiUwg  TtQÖg  %d  Bt^dyziov  bTtoarqi- 
\pavTog  inatä  %mqdy  iKelv^  tijy  udiva  t^  xagdiag  ix^^i^crg  xal 
xdv  ivzdg  dvcmaXvxpag  Aiovxa  xohg  %ä  ^Pwftalwv  Xf]iCoiiiyavg 
%cnaki7tuv  eidbg  i}g  eix^  rix^^S  i^XtCetai  xaxä  %(ay  ohudiov  %ai 
ßaaiXebg  iitd  x&v  Ttaqdvx^av  dvayoQaiexai  xal  r^v  TtSQubyv^ay 
xwv  nöXstoy  naxaXafißdvu.  6  MixoijX  di  xai  äxtav  na^x^Q^^ 
aix&L  xfjg  ßaatlslag  SgyLOig  noXXolg  nal  d(rg>aXiaip  crdrdr  olor 
elrteiv  ifirtedwaag  xai  ßeßauog  daq>aXiadpieyogj  iq>^  &  avyxu^fpai 
xovxov  Sfia  yvyaixi  xat  xotg  xixvoig  löiwxtx&g  ^ijv.  6  di  d^ov 
x&i  xl^g  dqx^g  imß^yai  €i&i>g  üansq  etg  Xi^^y  ndyxior  il&wy 
xal  fif]d€ydg  q>Qoyxlaag  &y  vTtOfidQxvQi  xm  &m  intaiuiaaxo  itQdna 
fiiy  insQOQiay  {so)  toü  xe  MixaijX  xai  xrjg  av^vyov  xodSs  ULaxa- 
yLQivBi  *  pietd  ßqax^  di  xd  x&y  fioyax^^  ^X^^^^  ^^^  ämovxag  a^obg 
fiexeydvBi,  oi  tUxQi'  di  xouxwy  eoxrj'  dlld  xal  dXiyaig  ifaxegoy 
fjfiiQaig  dXXi^X(oy  dii^ev^ey  xal  fiheiy  öfwf)  xord  x^^*^  ordro^ 
o^x  eHaaey '  dlXd  xdy  pdy  dXXaxö&i^  xijy  di  ixsQw&t  qd^y  dftta- 
Tuae.  (2^)  xac  Sqo  fiixQ^  ndaov  rtQdsiGi  lAOx^qta  dvydfuwg  ini- 
XaßofiiyT],  eif&bg  yäq  6  xat  xr^y  %kffliy  xal  xdy  XQdftoy  &i^  luxl 

iMxxaia  olfiai  x^  ^^^  ^^9  aixov  dylag  eludvog  Xvxxi^ag  TtoXXätg 
ahlaig  TtegißAXXev  xoi>g  xfjg  eiaeßeiag  ngoirxvyrjxäg  x&y  TCQoady- 
xfjjy  xe  äiloxQiwy  xal  iiTtBqdqiovg  (so)  noUay  ^  Sxi  fiij  xiiy  xoü  j^ 

eUöva  xal  x(bv  aixod  dyltay  norjlqrjvxo  ahv  ixaivwi  naxeiy,  Hcxb 
xal  Nixr]q>6Qoy  xdy  äyuoxaxoy  TToxQidQXtjy  bI  fii]  xrjg  leQoxixfjg 
dgxfjg  fiBxa<Txfj(TOL,  deivöy  xb  ^yBixo  xal  xfj,;  xwy  aixoC  q>QBv(ö 
dvd^Loy  naQaxofjg  xal  axaidxrjxog,  diä  xavxa  yo€y  xal  xov  d^dyov 
fiBxaxLVBL  xdy  äXvj^wg  SqxbI  S^ioy^  inel  firjdi  avvißavyB  x&i  qxoxl 
xd  axdxog'  Qeddoxoy  di  xdy  ix  Naxc^Xeiag,  &i  MBXia<SBiydg  fjy 
inlxXrjaig,  üg  b^id(pqova  xal  d^dxqonov  äyxBiaayayiby  TtolXfjg  dya- 
TtifiTtXriaiy  ßdeXvqlag  xi)y  ixxXr^aiay.  xax'  ixBTyo  di  xaiQOü  dvd  xd 
ÜQOvaaiwy  hqrj  x(av  ^BydXcDi  xovicjl  hgl  xijy  äaxtjGLy  diavvoyxi 
FovQiag  xig  xwy  xdy  dyaxfOQrjXixdy  ßloy  dyr^Qtj^iiyufy  xal  adxdg 
ioy  TtqoexBiy  xe  xßy  äXXäi  doxQy  iy  xolg  x&y  ^yax^öy  dyioaiy 
dGxt]xijg  xal  äxQog  iqaoxfjg  ivofil^Bxd  xb  naqd  Ttdyxuiy  xal  t&vo- 
lidtexo'  VovQiav  elTttoy  xal  nqo  xdy  daxfjxijy  TtQoaexl&Bi  &g  iy- 
xev&ey  fAaX\lXov  (so)  yiywaxo^ov  xoC  dydqdg  ^  drtd  xof)  xvglov 
dydfiaxog.  oixog  bqtjy  iavxdy  noXXm  xfjg  dXij&ovg  dqsx^  xov 
Iwayyixiov  XBi7r6(.ievoy  xal  xijy  aefiyijy  ixem^y  xof)  daxrjxoü  xXffliy 


Beiträge  zur  HandBchriftenknnde.  I.  83 

elg  airdv  fteza  .  .  .  (332)  ytaraTtlaYiytsg  aidk  nvd-ia&ai  Stnig 
ohog  eHfj  oidi  alq  Xöyovg  atr&i  iX&slv  \ax^^^'  ^  Y^  ^  ^^Q 
huxv&g  (i€v  exdov  {uyid'ovg.  neQUislfASvog  di  ^crxt/  nuxi  yv^vOTtoi&Vj 
8Xog  %8  TuxrAKoafiog  xaig  d-Qi^i  yuxl  Tobg  ßoa%qv%ovg  TtBqtvc&üaxa 
xa&fjfiiyog.  ol  (liv  oiy  ofhtog  e%ov%a  xdv  Syiov  idörfeg  datXlai 
avyelxoyro'  6  di  nQaslai  xopbtovg  nuxi  fjniQioi  Tfjv  cpwvfji  &aQQ€Tv 
hielevs  %al  zfjg  deiXlag  ineivrjg  ävsXdfißavi  ze  xat  ävenrßro '  slra 
xal  Ttola  r&y  öd&v  iaxiv  fj  ftQÖg  rd  eddi)  cpcQOvaa  dtr^Quna'  oi 
de  norafidv  adtwi  int  xä  TtQÖawL  ^sTr  Sq>aaav  fiij  six^^  fii}  di 
^adlav  exovra  rijv  TtsQaiwaiv  xat  (idXcaza  t6  y%  vvv  extav  SfißQ(av 
adt&i  roaodrov  iTtiqvivcfä '  ervxe  y&Q  iMn  ixaivo  t^g  ÜQag  iSaav 
^ceydaliog  inävTsC^ev  ftXtjfÄfiv^av  rdv  Jt&tafiöv.  ra^a  (dv  oiv 
htstvoi'  6  öi  TteQt  fiiaag  Ijöij  vintrag  diavaaz&g  —  ö  noötbv 
&qaiiay^  Q  &ccvfiaaT^  ixeivfjg  noqalag  —  imßalvBV  tk  äßgöx^og 
töL  Vdaxi  %ai  elg  Tijv  ävtiitiqas  ijfteiQoy  diaßahei..  inet^ev  di 
%dv  ev  ^Bxpiaiai  vadv  zoG  äyafttjzov  zQt  di^daaiuiXü)  x^  ^ia^rjfiov 
TiazaXafißdret  xal  zovzmi  aizofiiza^g  ai  zod  veia  ävoiyovzai  TCvXat ' 
Tcal  dg  eYaiav  yevöfievog  xal  zag  eix^g  aizov  zGti.  xwi  iftodobg 
^eiatv  ai'^ig  xal  ^ezä  zijv  i^^Xevaiv  al  jtvXai  eidi)g  iTtixXeiov- 
zac  xal  offzu)  zfjg  'ETtixovvzovQlay  HTCzezai  TtdXiv  xal  zitn  ^o- 
y(£o6aaig  ivzvyxareiy  JiqI  qyrjal  fiezä  dvyazQioVy  z^i  fiiv  äneiQfj- 
xviai  ijÖT]  TtQÖg  zäg  äxoXAazovg  dgiMtg,  zfjL  JlqI  öi  diä  nagaiviaemv 
CTtevdoiafjt  zä  zfjg  aaQXjbg  aizfjg  xirt^fj^aza  xaxaaziXXeiv,  zavzaig 
oiv  6  Syiog  irzvxäfy  xal  zv  xal  ftgdg  zd  Ttd&og  zfjg  xögtjg  na^ibv 
zfjv  ^x^  (332*»)  zijv  Ttatda  nqög  iavzdv  xaXiaag  iTti^eXvaL  z&i 
hjelvov  aix^^  '^  aircf^  rtgotginezai  xetga.  8  drj  xal  ög  ixiXevae 
yeyovdg  djtaXXayfjvai.  füv  rjiixezo  zijv  xögtjv  zov  ivoxXovvzog  xaxov  * 
adzwi  öi  zd  deivdv  ixelvo  iTteiaiteaetv.  ^  ixiv  obv  zdv  z^g  aagxdg 
noXifjiov  dftaXXayetaa  zm  z&v  fioyal^ova&v  ziyfuxzi  xad'ä  di)  xal 
ftqdzeqov  elxev  iavzijv  &7iodidoHSV'  z&v  dylwt,  di  6  deivdg  ixetvog 
dvfjyelQezo  jtöXefiog,  aweig  oiv  Xoyiafiobg  äzörtovg  im  Tcgd^eig 
a^dv  zäg  oi  xaX&g  äd'ovvzag  dgdxovzd  ziva  z&v  iQTtrjffZixwy  ev 
ZIVI  z(äv  ixetae  OTtrjhxlwy  evglaxei  xal  zoinai  xazdßgwfia  iavzdv 
ei^g  ivTtaqexei  Tcgdg  ßvav  naqaaxevdtiav  xal  äxoyza  zod  aibiuxz^ 
aizod  Stpaa^ai '  ze&ydvat  y&q  piäXXov  ^getzo  ij  zd  zfjg  t^x^ 
eöyevig  zotg  zfjg  aagxdg  ^eXi^^av  dovXfod^^ai,'  d  (liv  oiv  zm 
dgdxovzL  iavzdv  ififcagetxev,  oi  TtovtjQol  de  Xoyiai^ol  zä  zov  votjzov 
dgdxon^  ffnigiuxza  ei&bg  drttjlXdzzovzo  xal  Ttäv  ii  zi  d'iXfjiia 
zfjg  aafxdg  'ijvdßxXei  aiz&i  tuxI  zof^vo  olov  ifiagalvezo  xal  ivexQOCzo ' 

6» 


84  VI.  Abhandlnngs  Weinb erger. 

avyanevBXQoirvo  di  xal  aird  zd  ^{ooy  airlna  Dutl  tö  äftexslyov 
^  Tuxrä  nccvTolwv  9fjq&v  ÖQariby  re  xat  äoQixfav  dipafiig  noQei- 

%eto  %&i  iytavKnfji.  äkkovB  yän  ö  (ih  rodg  %oß  dad  int^t  xfjt 
fiy/j^i]  tpalfioig,  acjQsia  di  rig  Xl^iov  iit&uvBlxo  xai  %oi>g  %ov 
iylov  dq>&aX^oi>g  igi"  iavrijv  ifceanävo.  htpiv  oip  riva  q>oivnno8ti^ 
fiiyiaTOv  i%  Toivtjg  {>jvo{SSS)q>aiv6iA8vov  Idäty  aal  ^  xoträ  x^^ 
elx^  ^(ißd(OL  rtXi^ag  aitdv  änvow  i^  air^g  deixyvet  vsxqüv.  elta 
%ai  odd'ig  x^^H^^og  &Qa  6  (ikv  ^öyeiöv  Ti  a/n^Xatoy  bitiqxBzai 
%al  axoreivöv'  x(ai  dk  äga  dqAMav  ivdxei  8aa  wxl  gfiole&i  t(m 
anrjkalwi  XQ^f^^^S'  imiXaiiitov  dv  ol  roi;  dqivLovxog  dq>d'aXiiOi 
aal  t&i  ^cmaQiiDi  Toittoi  tvqI  n€Q  idduu  bqäv*  oidi  yäg  Sv  novB 
nqd  tfjg  nelqag  d^&i]  ögthtovra  x&i  anfjXalcDt  ivstvai.  ixdq  xolrw 
dv&nxBO&ai  xov  aTtrjkaiov  don&y  ^iXa  xe  awsli^axo  nal  xotg  xav 
ÖQdiioyxog  (piqtav  iq>&aXiioTg  inexi^Bi  iicaydnfßai  xaCxa  i9ihav 
diä  xd  x^g  Ügag  xfii^^ioy.  xov  di  &7toGBiaaiUyov  xä  hxB^iyxa 
awstg  ö  TtijQ,  Sxi  &7]qIov  $Xr]y  oidh  qxx^Xov  oidi  dyBpkg  SsiXlag 
oiöiv  BTta^BVy  äXlÄ  ßQOtx^  XI  TtagBKxXlvag  ly  ÖB^iä  xaü  a7tf}Xaiov 
ärta^g  wouüv  x&i  dqA%ovxi  avydtfjxSxo'  exog  di  ¥^dtj  dwö&unoy 
rfjg  iv  rfji  iqrjfKü  SiaxQiß^  x&i  xoC  dv  ävw  ijyiBxo  xai  ngÖQQfjaig 
aix&i  ävia&By  fJKBi,  hüBi&By  fiiv  äya^Bi^ag(so)  iy  ÖB  xm  ^EQiaxtji 
xaXovfxivfoi  daurjxijQlcji  aurjyCaaav  xal  xd  x&y  fioyax&y  eySvfia 
TtBQi&Sa^ai '  ext  yäQ  x&y  fuyiXioy  iydiyiüy  x6^  (loyaxvMd  cjpjfMn^ 
xä  slQijfiiva  Ijy  nqoyviiyiapLaxa'  &SQOvg  xolyvy  fCQOQtj'd'iy  iaxfi" 
xriqioy  nawaXaiißdyBi  wxl  xä  xfjg  iftoxaXvxpBwg  2xBq>dyiat  x&i  (jl 
radiert)  x&y  iy  aix&i  (i  radieii)  fioyax^  äftffov^iai  {i  radiert) 
fciaxsiBi'  ö  öi  xfjt  iaxBqala  fifjdiv  fjisXi^ag  BÖxäg  xi  aix&ir  xat 
iBQoXoyiag  xäg  avyi^^Big  iniXiyBC  nuxl  axoXijy  xip^  fioyaxi^^  if^" 
q^iByvai.  xd  xoiovxo  xoiyäq  oiv  x&y  ^oyaCöyxöi  (TxfjiMc.  BMi>g  b 
^oyd^cjy  xal  nqd  xod  axtjfiaxog  1j  nat  VTciq  fioyH^oyxag  Qy  &g 
Blnely  i^  dnaycjywy  xb  nqdg  äy&yag  dnodvdpiByog  xal  Big  itdyovg 
ix  nöywy  TtQoßißatdfiBvog  iy  xötco}  Kqixa  xaXovfABytoi  iavxdy  xa^- 
BiqyyiBi  xat  äXvaBL  dBüfiBl  i^  dgyvt&y  oSatji  xd  fitpLog.  exog  oiv 
€tbx(bi  xQixoy  ijy  x^  iy  xovxwi  dtaywyfjg  xat  dd^ay  aix&i  im 
XBXiddJya  xdnoy  Uvaiy  ßaxi  xiyv  i7tiq>ayBi  xijy  äqBxijy  äydgt  iyxv- 
XBty  •  d  (i^yag  di  ohvog  iTtfJQXB  FBiboyLog.  irtBt  xaxä  xdy  Foqiy 
xiva  iyivBxo  noxafidy  dqdxoyxi  iyxvyxdvBi  dyaxaixi^oyxL  xb  xd  xov 
TCOxafioC  ^Bdfia  xat  xdy  ndqoy  ai>x&i  diaxÖTtxoyxt  xai  xdy  piiy 
Bixrji  xal  atpgayTdi  vBxqdy  aixixa  xotg  Vdaai  Traqadidioaij  xük 
lABy&Xxai  di  naq  SXovg  XQBig  xQ^^ovg  ovyyBrdfiByog  FBiogyltOf  naq 


Beitrige  zur  HandBohriftanknnde.  I.  85 

ttirai)  di  xat  8lov  zd  fpakTiiqiov  didaxd'elg  äfteiai  TtdXty  naqä 
TÖv  TtoiiAiva  rffi  l/ivriölov  S[jux  nax(OfiUot  %(ai  gAa&fjv^i  yuxxeX&By 
iv  rfjt  fiovfj  TÜ  avyaqtav  (so)  ysvdfisvog  aid'ig  ini  rd  TtaQomslfisvov 
airfjL  ^erä  mal  äXhav  fiovax&y  äveiaiv  Sqoq,  äg  Uv  %f\g  iv  air&i 
olxodo^ovfAivfjg  otxiag  &eaTai  '/hüä'cai.  %a%Ba%BvAt,si;o  yig  ti 
TtQdg  T&i  TOiOVTiot  Sqsi  oYxfjfia  ToTg  iv  tfji  fiov^i  nkelovög  re 
ToTg  fiovlofiivoig  Ttqd^evov  ijavxiag  nai  valeuniQag  TiJQ  nqdg  &y 
olxsKbaewg '  inet  oiv  rtqdg  zwi  Sgsi  yhoivto  ijdt],  xqiyog  no&iv 
rd  (iiye&og  {)7C€Qq)v^  %ov  atftoXlov  ifteQStpdvrj.  ol  ahv  %<bL  ^laxa- 
gicDi  Tolwy  %oitioi  nql  (lovaxol  töv  %q6yov  Iddvteg  %al  xiaiv 
dv&QW7tivoig  yun&axstoi  yeyöfievoi  Xoyiafiotg  ihtug  re  TOdrov  ^oh- 
yO^OBiav  %aT&  vovv  ^TQ€q>ov  xat  Srtiog  .... 


Nachträge. 

Der  Freundlichkeit  des  Herrn  Andor  von  Hevesy  verdanke  ich 
einen  Hinweis  auf  einen  bei  L.  Dorez,  Les  mss.  a  peintures  de  la  bibl. 
de  Lord  Leicester  a  HolUam  Hall,  Norfolk.  Paris  1908,  S.  97 ff.  be- 
schriebenen Corvinianus;  T.  LIX  zeigt  das  corvinische  Wappen,  das  in 
einem  Felde  mit  dem  weißen  polnischen  Adler  Wladislaws  übermalt  ist. 

Die  Hs.  (Nr.  346:  Evangelistarium  secundnm  ritum  Tramonta« 
norum)  wäre  S.  31  als  (57^)  einzufflgen,  auch  S.  6  f.  zu  erwfthnen 
[Ähnlichkeit  der  Miniaturen  mit  (92)] ,  ferner,  da  Dorez  glaubt,  sie  sei 
aus  Venedig  nach  England  gekommen,  S.  9  f.  bezw.  37.  (Dorez  will 
auch  den  S.  29  [zu  50]  besprochenen  Kodex  der  Briefe  Ciccros  an  Atticus 
mit  40  identifizieren.) 

Die  Zahl  der  sicheren  Corviniani  (s.  8.  11)  erhöht  sich  also,  da  die 
bei  der  nachtrflglichen  Einfügung  mit  (48  *)  bezeichnete  Hs.  nach  Anziani 
die  Bilder  des  Matthias  und  der  Beatrix  enthalt,  auf  122. 

Zu  S.  1 7  f.  Bei  L.  Frati,  Indice  dei  codici  lat.  conservati  nella  R. 
Bibl.  Universitaria  di  Bologaa.  Studi  XVI  (1908)  103—482  (1.  Teil) 
kommen  Hss.  vor  (383,  400),  dieMarsigli  1686  in  Ofen  erwarb. 

Zu  S.  63.  Bei  '^'(129)  ist  zu  berichtigen,  daß  die  (unbegründete) 
Zuweisung  zur  Bibl.  Corvina  von  Kollar  herrührt. 


86 


VI.  Ab)iandlnii(^;  Weinberger. 


Begister  der  Antoren,  Werke  und  Schreiber. 

(Die    Namen    der  Schreiber    sind    knrsiv    gedruckt,   die    der  Übersetzer    in 
Klammern  beigefügt,  griech.  Hu,  durch  *  hervorgehoben;  für  Fettdruck  und 

Einklammerung  der  Ziffern  vgl.  8.  1 1  f.) 


Aberudiam 158 

Acro  in  Horatium 64 

Aegidius  Romanus (66) 

Aegidius  de  Tebaldis 158 

Aegyptus  Alezandrinus  (Ambro- 

gio  Traversari)  ...  S.  22 

Aelian  (Theod.  Gasa) ....     8.  78 
Aemilius  Probus  s.  Nepos. 
Aeschines  (Leonard.  Aret.)  86, 8.  78 

Aeschylus 8.  78 

Agathias  (Cfhrist.  de  Persona) 

Berol.  1030,  85,  185 
Alberti  de  re  aedificatoria    .    .      75 

Albohal 8.  ll,A.l 

Alexander  Veraxanu»  .    .  (118))  8.  28 

(Lissabon) 
Ambrogio  Traversari  s.  Aegyptus, 

Diogenes  L.  (63),  Dionysius 

Areop.  (80) 
Ambrosius     .    .    (47),  (66),  66,  (90)?, 

Vind.  976 

Ammian 71 

Andreas  Pannonius     ....      (108) 

AngduB  (vgl.  lacobus) ^34) 

Anonymi    [vgl.  (6b),    68,  138, 

8.  80]  Carmen  in  obitum  Mat- 

thiae  Corvini  (vgl.  37)   .    .     8.  77 

—  compendinm  historiae  ab  ex- 
cessn  Constantinl (51) 

—  historiaimperatorumTurciae  8.7 

Anseimus 18 

Antiphonae 157 

Antonius  s.  Martinus,  Sinibaldi, 

ThebalduB. 


Appian  (P.  Candidus)     ...       (51) 
Aretinus  s.  Leonardus. 
Argyropnlos  ....   5S,  Monac.  809 
Aristeas  de  LXX  interpretibus 

(Matth.  Palmerias)     ....     88 
Aristoteles  (Argyropulos,  Leonar- 
das Aretinus);  vgl.  Thomas 

de  Aquino  (97) 53, 

Monac.  809,  »(124),  Vind.    197 
(Aristoteles)  secretum  seeretorum 

Besan^n    431 

Arrian 8.  78 

Asconius 141 

Athanasius  ....  146,  (149),  8.  9 
Augttstin  (s.  Thomas  Walensis) 

Berol.  304,  9,  (46),  (56),  67, 
(90)?,  110, 144,  Vind.  706, 

721,8.22 

Aurelius  Victor SO 

Ayerulin,  de  architectura  .    .    .    112 

Basilius  (Eustachius,  Georg.  Tra- 
pei.,  Leonard.  Aret.)  .    .  68,  (100) 
*(122),150,154,  8.34,  41,  78 

Beda  de  nat  rerum (84) 

Benyenuti  de  Bambaldis  .  .  .  114 
Bemardus  Clarevallensis  .  .  .  155 
Bessarion  (Leonardus  Aret.)  .    .     54 

Bibel 44,(48*) 

Blondus  Foroiuliensis 101 

Boetius Berol.  1026,  8.  78 

Bonfini (169) 

Bosco  s.  loannes. 

Brandolini (62) 


Beitrüge  snr  HaxidBchriftenkande.  I. 


87 


Breviar 104,  (105),  8. 12 

Burgundio  Pisanas 18 

Caesar BesaD^on  848,  (34) 

DomitioB  Calderinns 19 

Candidas (51),  63 

Canones  apostolici  ...     8.  78 

Caraffa 95 

Carbo 8 

OarcUia  noiarius  QenUnianerm»  .    (51) 

Cassian (02) 

Catnll    .    (67),  143,  (175),  8.  2  i,A.  2 

Celsus 83,  S.47f. 

Chaleidiüs 100 

Chrysostomus    .  17,  Mains,  08,  *Par. 

741,  00,  »(120),  »128, 152,  8.  78 
Cicero  (vgl.  Asconios  n.  Victo- 

rinos)    .    .    .  Besan^on  681,  (28?), 

25, 40,  Göttweih  446,  Monac.  821, 
100,  Yind.  11,  8.29  (sn  50) 

Clandian 8.  78 

Clementis    papae    itinerarium 

(Rnfin) 20 

Cflemetfu  SaiernUanua    ....      (174) 
Colantonius  Lentulns     ....     95 
Concoresio  s.  Gabriel. 
Constantinas  Porphyrogen.    .       *00 

Corippns 8.  86 

Cortesins 107 

Curtius 2, 10,  27 

Cynicua  s.  loannes  M.  C. 

Cyprian 89,(148) 

Cyrillus  (Georg.  Trapes.)  .    .  20  (vgl. 
8.  21  f.),  (99),  107,153 

Decembrias  i.  Candidas. 

Demetrio»  TrivoU» *82 

Demosthenes  (lanns  Pann.,  Leo- 
nardas Aret)  .    .     (61),  80,  8. 41 
Oidymus  (Hieronymns)  ....    107 
I>ioCa88ias(Gaarino)  ^Besan^on  846, 

138 

Diodor »130 

Diogenes   Laertias   (Ambrogio 

TraTersari) 08 

Dionysios  Areopagita  (Ambrogio 

Tray.) 4,  08,  80    . 


Djonysins  Halicarn 72 

Domitios  s.  Calderinas. 

Donat 08 

Dorotheas 8.  78 

Encjclopaedia  medica    .     (102) 
Evangelia  .  Escor.  Z HI  19,  * (121), 
«'(128),  8.  21,  47  A.  2,  85 
Easebins  (Georg.  Trap.,  Hiero- 

njmas) 28,  29,  03, 

Wernigerode 
Eosebins  Corradus  Mediolanen- 

sis (40) 

Eastachias 154 

Festas 8.  24 

Ficinas  ....     105, 109, 171,  172 

Floras 8.21,  A.  2 

Fontias 103 

FrancUcus  presbyUr  Florentinua       4 

FraneUew  SoBteUia 03,70 

Frontin 8.  78 

Gabriel  de  Concoresio.    ...     8.24 
Galeotto    .    .    .  Yind.  3166,  8.  39,  77 

Gellias Wolfenbüttel 

(61, 12  Ang.  12«) 

Gennadins 139 

Georgias  Trapesantias  .    .  15,20, 29, 

133, 150,  8.  7 
Georitu  cathedraUs  et  itutUor  .      (102) 

Gerson  loannes (55) 

Gregorias  Magnus  .    .     (56),  09,  74 
Gregorios  Nazianzenus   (Bufin) 

(147?),  8.  34,  41,  78 
Gregorias  Nyssenas  ....  8.  78 
Gaarino 58,78,188 

Heliodor *81 

HenricuB  Anutelredammia    .    .    .   156 

Herodian  (Bonfini)  .    .    .    .  ♦81,109'^' 
Herodot,  de  vita  Homeri  ....    03 
Hesiod  (n.  8cholien)     ....     8.  78 
Hieronymus  (ygl.Easebias)    .  10,  94, 
107,  Yind.  644, 145, 151,  8.  77 


88 


VI  Abhandlung:  Weinberg  er. 


^ilarios  de  trin .1 

Homer (61),  68,  8.  78 

HoraB  (s.  Acro  a.  Porphyr.)    .    .     62 

Horologium *(6) 

Hago  de  S.  Victore 155 

Hyperides 8.  78 

laeobuiÄlamantu  Orusennacen$ii    (48) 

lacobns  Angelas 98 

laoobns  de  Sarepont (66) 

lambliohas 8. 66 

lanus  Pannonius .    .    .    .  (61),  (161?) 

(Pseado-)Ignatia8 8.  8 

Ildefonsna 189 

loannes  de  Botco (46) 

loannes  Damascenus  (Bnrgnndio 

Piaanas) 18 

lotmnet  Fra/ncuaia  de  S.  Oemi- 

mono 88,119,132 

loannes  M,  Oynieu»  ....       42,  95 

(vgl.  Vind.  4) 
loannes  Philoponos  ....  8.  78 
loannes  Rainaldua  Mennnu  .  8.  67 
loannes  Begiomontanus  s.  MüUer. 
loannes  8chola8ticas  ...  11, 107 
Joannes  Tkessalus  Scutarioia  8. 68,  A.  1 
lob  s.  Leonardas. 

losephus (98) 

Isidor     .    .    Dresden  A  79,  (48),  189 

lastin 41,  Prag  1656 

layenal 62,  Montpellier 

Lactanz  .    .  Besannen  1 70,  ( 1 00),  8. 22 

Lentnlus  s.  Colantonias. 

Leonis  papae  sermones    ...     8.  69 

I^eonardus  lob 54 

Leonardas  Aretinns    .    .    54,  68,  86, 

(100),  Vind.  197 
Leonhardi  de  Utino  sermones      8.  78 
Livins   .    .  2,  Besannen  838,  87,  88, 
(116—117),  119,182,  8.  21,  68 

Lncan 8.  78;  vgl.  68 

Lncrez 142 

Macrobius 60,8.68 

Mairo Vind.  4792 

Manilins    ....  8.  69  (PaUt.  1711) 


Mareellinus  Comes 189 

MarcianusCapella .  Berol.  1026,  (118) 
Marcus  monachus  Anachoretes    8.  78 
Mirinus  s.  Tomacellus. 

Marlianus (118) 

MarUnus  Antonius    .  (47),  (105),  8. 6 
Martins  s.  Galeotto. 

Merula 78 

Missale    .  7,(162),(168),(170),8.12 

Moschopulos 8.  78 

MflUer  Joh.  (Regiomontanns)   6,(164) 

Naldus  Naldius 111 

Nepos     .......     80,(69),  76 

NioephoruB *126 

Nieolaus  presbyter  Faventinus .   .   145 

—  de  BieUs Monac.  821 

Nieomachus  arithm 8.  78 

Oppiauscholien 8.  79 

Origo   imperatoris   Hadriani    s. 
8criptores  bist.  Aug. 

Origenes 77,  8.  79 

Qyid,  epist.  8apph.  vgl.  19. 

Palmerius 88 

Panegyrici (36) 

Perotti 12 

Persitts 62,  Montpellier 

Persona  s.  Agathias  u.  Theophy- 
lactus. 

Petron 8. 78 

Petrus  de  Abbaus (92) 

Petrus  Oenninius 10 

Petrus  Middelburg  de  ZeeLandia  .        9 

Philo 8.79;  Ygl.  (46) 

Philoponus  s.  loannes. 

Philostrat  (Bonfini) 184 

Piautas 18,  Vind.  111 

Plinius  (s.  Aurelius  Victor) .    .    .    (35), 

Vind.  141 

Plotin »82 

Plutarch  (lanus  Pannen.)   .    .    .    (61) 

♦(129),Vind.  23,  8.7 
Polybius  (Perotti)  ....  12,  »81 
Pomponitts  Infortunatus.  ...  68 
Pontificale (103) 


BeitrSge  zur  Handsehriftenkande.  I. 


89 


Porphyrie 64 

Porphyrius »82 

PossidinB (46) 

Priflcianus  Lydns 171 

Probas  s.  Nepos. 

Proclns 107,  8.  79 

Procop 8.  66 

Properz  .    (67),  143,  176,  8.  21  (A.  2) 

Prosper Wernigerode 

Psalter Melk  173 

Ptolemaeus    (lacobus    Angelas, 

Georg.  Trapez.)  .    »  Be8an9on  480, 
93,  «(126),  133, 158 

Qaintilian 68,137 

Rambaldis  s.  Beayenati. 

Rannasias 8.  7 

Ransanas (22) 

Rofin 26,  (147?) 

Sallost 2, 14 

Salvian 8.  78 

Sarepont  s.  lacobas. 

8aTetina8 Par.  7239 

Scriptores  bist.  Aug.  .    .    .   30,  8.  24 

—  rei  militaris  .    .  Par.  suppl.  *607 

7239 

—  —  rusticae 8.  78 

Scutariotea  s.  loannes  Thessalas. 

Seneca 84,  (91) 

Thomas  Seneca 87 

Severianas 8. 79 

Sigitmundua  de  Sigismundis    107, 151 

Silias 31,141 

Sinibaldus,    .    Berol.  1019,  (46),  (94) 

8tatias 140 

Strabo 78 

Sueton   .  Berol.  1019,  (36),8.21,A.2 


^dveatg  xal  dtn6x^ung  Vi^crovS.  11,  A.  1 
8ynesias  (Ficinas) 169 

Tacitas 32,  65,  Vind.  49 

Taio (48»») 

TertuUian 33,  8.  67  f. 

Thebaldas 114 

Theodoret 8.  9,  53 

Tbeodoras  Gaza  s.Aelian,  Theo- 
phrast. 

Theophanes 8.  79 

Theophrast    (Tbeodoras    Gaza)    24; 

▼gl.  171 
Theopbylactus    (Ohristopb.  de 

Persona) 146 

Thomas  Aqainas  .    (56),  70,  97,  156 

—  Walensis (3?) 

Thucydides 8.  68,  A.  1 

Tiball  (67),  148,  (174, 176),  8.21  (A.2) 

Tolbopf 166 

TomaceBuB (34) 

Tribracchus 87,8.68 


Ugolinas  Verinas 


(49) 


Valor 165,169 

Valturias 42,79 

Vegetius 8.  78 

Vergil  (s.  Donat)  .    .    136,  174,  8.  78 

Ve9p€uianus  (BiatUci) 24 

Victorinas 21 

Vitrav 8.  24 

Wilbelmas  (de  Conchis) .    .    .      (89?) 


Xenopbon,  Kyr. 


.      *43,  ♦131 


Zonaras . 


♦127 


Sitzongsber.  d.  phil.-hift.  Kl.  159.  Bd.  6.  Abh. 


Qollob,  Eduard:  Verzeichnis  der  griechischen  Handschriften  in 
Österreich   außerhalb   Wiens.    (Mit  11  Tafeln.)   8«.  1903. 

5  K  90  h  —  5  M.  90  Pf. 
Gomperz,  Heinrich:   Über  die  Wahrscheinlichkeit  der  Willens- 
entscheidungen. Ein  empirischer  Beitrag  zur  Freiheitsfrage. 
(Mit  1  Textabbildung.)  8«.  1905.  50  h  —  50  Pf. 
Gomperz,  Theodor:  Beiträge  zur  Kritik  und  Erklärung  griechischer 
Schriftsteüer.  VHI.  8<^.  1905.                          80  h  —  80  Pf. 
IX.  8«.  1907.  80  h  —  80  Pf. 

—  Platonische  Aufsätze.  III.  Die  Composition  der  ,6esetze^ 
8^  1902.  80  h  —  80  Pf. 

IV.  80.  1906.  50  h  —  50  Pf. 

—  Zur  Chronologie  des  Stoikers  Zenon.  8^.  1903.  50  h  —  50  Pf. 
Haidacher,  Sebastian:    Studien  über  Chrysostomus-Eklogen.   8^. 

1902.  1  K  70  h  —  1  M.  70'Pf. 

Hasenöhrl,  Viktor:  Beiträge  zur  Geschichte  der  Rechtsbildung 
und  der  Rechtsquellen  in  den  österreichischen  Alpenländern 
bis  zur  Rezeption  des  römischen  Rechtes.  8®.  1905. 

1  K  60  h  —  1  M.  60  Pf. 
Jagic,  Vatroslav:  Ein  unedierter  griechischer  Psalmenkommentar. 

4^  1906.  5  K  70  h  —  5  M.  70  Pf. 

Jnthner,  Julius:  Der  Gymnastikos  des  Philostratos.    Eine  text- 

geschichtliche   und  textkritische  Untersuchung.    8^    1902. 

2  K  80  h  —  2  M.  80  Pf. 
Kaindl,  R.  F. :   Beiträge  zur  Geschichte  des  deutschen  Rechtes 

in  Gahzien.  I.,  H.,  UI.  8^.  1906.    1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

iv.,v.,  vi.,vn.,vm.  8».  i907.  i  k  9o  h  —  i  m.  90  Pf. 

Kenner,  Friedrich:  Die  römische  Niederlassung  in  Hallstatt 
(Oberösterreich).  4<>.  1903.  4  K  —  4  M. 

Menzel,  Adolf:  Untersuchungen  zum  Sokratesprocesse.  8^  1902. 

1  K  50  h  —  1  M.  50  Pf. 

Bzach,  Alois:  Analekta  zur  Kritik  und  Exegese  der  Sibyllini- 
schen  Orakel.  8«.  1907.  1  K  40  h  —  1  M.  40  Pf 

Sohenkl,  Heinrich :  Bibliotheca  patrum  latinorum  Britannica. 
IL  Band.  II.  Abtheilung  (Schluss).  Die  Bibliotheken  der 
Colleges  in  Cambridge.  H.  (2717—2986).  8^  1901. 

1  K  20  h  —  1  M.  20  Pf. 

—  XII.  Die  kleineren  öflFentlichen  und  Privatbibliotheken,  nebst 
der  Bibliothek  Ton  Corpus  Christi  College,  Cambridge.  8®. 
1905.  1  K65h  — lM.65Pf. 

Schuchardt,  Hugo:  Die  iberische  Deklination.  8®.  1907. 

1  K  80  h  —  1  M.  80  Pf. 

Sedlmayer,  Heinrich  Stephan:  Der  Tractatus*  contra  Arianes 
in  der  Wiener  Hilarius- Handschrift.  Mit  einem  Nachwort 
von  Dom  Germain  Morin.  8^  1903.  GO  h  —  60  Pf. 


Ernst:  Teil  Ta'annek.  Bericht  über  eine  mit  Unter* 
stutzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  und  des 
k.  k.  Ministeriums  ftLr  Kultus  und  Unterrieht  unternommene 
Ausgrabung  in  Palästina.  Nebst  einem  Anhange  yon 
Dr.  Friedrich  Hrozn;^:  Die  Keilschrifttexte  von  Ta'annek. 
(Mit  13  Tafeln,  132  Textfigaren,  4  Detailplänen  im  Texte 
und  2  Hauptplänen.)  4^  1904.    13  K  80  h  —  13  M.  80  Pt 

—  Eine  Nachlese  auf  dem  Teil  Ta^annak  in  Palästina.  Nebst 
einem  Anhange  von  Friedrich  Hrozn;^:  Die  neuen  Keil- 
schrifttexte von  Ta^annek.  (Mit  5  Tafeln  und  49  Abbil- 
dungen im  Texte.)  4^  1906.  5  K  60  h  —  5  M.  60  Pf. 

Souter,  Alexander:  De  codicibus  manuscriptis  Augustini  quae 
feruntur  quaestionum  Veteris  et  Novi  Testament!  CXXVII. 
8^  1905.  70  h  — 70  Pf. 

fteantOy  Emil:  Die  griechischen  Phylen.  8^  1901. 

1  K  70  h  —  1  M.  70  Pf. 

Thaner,  Friedrich:  Die  literar-geschichtliche  Entwicklung  der 
Lehre  vom  Error  qualitatis  redundans  in  personam  und 
vom  Error  conditionis.  8^  1900.  1  K  —  1  M. 

Wehofer,  P.  Thomas  M.:  Untersuchungen  zur  altchristlichen 
Epistolographie.    8«.    1901.  5  K  —  5  M. 

—  Untersuchungen  zum  Lied  des  Romanos  auf  die  Wieder- 
kunft des  Herrn.  (Aus  dem  Nachlasie  des  Verfassers  heraus- 
gegeben vom  k.  M.  Ehrhard  und  Paul  Maas.)  Mit  zwei 
Anhängen:  I.  Der  literarische  Charakter  des  Hexaemeron- 
hymnus  Gen.  1 — 2^  3.  U.  Das  D.  H.  MüUersche  Gesetz  in 
den  Paulusbriefen.  8^.  1907.  5  K  35  h  —  5  M.  35  Pf. 

Weisely,  Carl:  Epikrisis,  eine  Untersuchung  zur  hellenistischen 
Amtssprache.    8«.    1900.  1  K  —  1  M. 

—  Ein  Altersindizium  im  Philogelos.  8^.  1905. 

1  K  20  h  —  1  M.  20  Pf. 

—  Sahidisch- griechische  Psalmenfragmente.  (Mit  2  Tafeln.) 
8«.  1907.  4  K  90  h  —  4  M.  90  Pf. 

Zingerle,  A.:  Zum  42.  Buche  des  Livius.  8».  1900.  40  h  —  40  Pf. 

—  Zum  43.  Buche  des  Livius.  8^  1902.  50  h  —  50  Pf. 

—  Zum  44.  Buche  des  Livius.  8^  1904.  50  h  —  50  Pf. 


Zu  den  beigefügten  Preisen  durch  Alfred  HSlder,  k.  u.  k.  Hof- 
und  Universitfits-Bachbändler,  Buchhändler  der  kais.  Akademie  der 
Wissensohaften  (Wien,  I.,  Botenturmstral^e  13)^  zu  beziehen. 


Dnick  von  Adolf  Holztaansen, 
k.  nnd  k.  Hof-  und  Voiver>itlU>BQchdnick«r  ia  Wien. 


Sitzungsberichte 

der 

Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien 

Philosophisch -Historische  Klasse. 
159.  Band,    7.   Abhandlung. 


Wiener  Palimpseste 


herausgegeben 


von 

Josef  Bick. 


L  Teil: 

Cod.  Palat.  Yindobonensis  16,  olim  Bobbiensis: 

Lucanus,  Pelagonius,  Acta  Apostolorum, 

Epistulae  lacobi  et  Petri,  Epistula  apocrypha  Apostolorum, 

Dioscurides,  fragmentam  medicum. 

(Mit  6  Tafeln,) 
Vorgelegt  in  der  Sitxung  ftm  ll.Desember  1907. 


Wien,  1908. 


In   Kommission   bei    Alfred    Holder 

k.  u.  k.  Hof-  und  Universitäts- Buchhändler 
Buchhändler  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften. 


A.  Periodische  Publikationen. 

Schriften  der  Balkancommisiion.    Antiquarische  Abtheilnng: 
I.  Band.    Die  Lika  in  römischer  Zeit  von  Karl  Patsch. 
4^  1901.  6  K  =  5  M. 

—  II.  Band.  Römische  Villa  bei  Pola  von  Hans  Schwalb. 
40.  1902.  18  K  =  15  M. 

—  m.  Band.  Das  Sandschak  Berat  in  Albanien  von  E^rl 
Patsch.  4^  1904.  18  K  =  15  M. 

—  IV.  Band.  Antike  Denkmäler  in  Balgarien.  Unter  Mit- 
wirkung von  E.  Bormann,  V.  Dobrusk^,  H.  Egger,  H.  HartI, 
V.  Hoffilier,  J.  Ohler,  K.  dkorpil,  A.  Stein,  J.  Zingerle 
bearbeitet  von  Ernst  Kaiinka.  Mit  einer  Karte  und 
162  Abbildungen.  4«.  1906.  24  K  =  20  M. 

Der  römische  Limes  in  Oesterreioh. 

Heft     I.   8^   1900.  9  K  =  8  M. 

~  Heft    IL   80.   1901.  16  K  =  14  M. 

—  Heft  HL   8«.  1902.  10  K  =  9  M. 

—  Heft  IV.   8»    1903.  9  K  =  8  M. 

—  Heft    V.   8«.   1904.  10  K  =  9  M. 

—  Heft  VI.   80.   1905.  12  K  =  10  M.  60  Pf. 

—  Heft  VII.   80.  1906.  12  K  =  10  M.  60  Pf. 

B.  Selbständige  Werke. 

Bauer,  Adolf,  und  Strzygowski,  Josef:  Eine  alexandrinische 
Weltchronik,  Text  und  Miniaturen  eines  griechischen 
Papyrus  der  Sammlung  W.  GoleniSdev.  (Mit  8  Doppel- 
tafeln und  36  Abbildungen  im  Texte.)  49.  1906. 

20  K  —  20  M. 

Beer,  Rudolf:  Die  Handschriften  des  Klosters  Santa  Maria  de 
RipoU.  I.  (Mit  1  Kärtchen  im  Texte  und  6  Schriftiafeln.) 
80.  1907.  4  K  70  h  —  4  M.  70  Pf. 

Blume,  Clemens:  Wolstan  von  Winchester  und  Vital  von  Saint- 
Evroult,  Dichter  der  drei  Lobgesänge  auf  die  Heiligen  Athel- 
wold,  Birin  und  Swithun.  8^  1903.  60  h  —  60  Pf. 

Bratke,  Eduard:  Epilegomena  zur  Wiener  Ausgabe  der  Alter- 
catio  legis  inter  Simonem  Judaeum  et  Theophilum  Christia- 
num.  (Mit  1  Tafel.)  8^  1904.  4  K  50  h  —  4  M.  50  Pf. 

Engelbrecht,  August:  Die  Consolatio  philosophiae  des  Boethius. 
Beobachtungen  über  den  Stil  des  Autors  und  die  Ueber- 
lieferung  seines  Werkes.  8«.  1901.   1  K  40  h  —  1  M  40  Pf. 

—  Studien  über  den  Lukaskommentar  des  Ambrosius.  Mit 
einem  Anhang  über  eine  bisher  verschollene  Handschrift 
des  Philastrius.  8^  1903.  1  K  —  1  M. 


yn.  Abhandlang:  Biek.  Wiener  Palimpseste. 


vn. 

Wiener  Palimpseste 

henusgegteben  tod 

Josef  Biok. 

I.  Teil: 

Cod.  Palat.  Vindobonensis  16,  olim  Bobbiensis: 

Lucanofl,  Pelagonins,  Acta  Apostolonun,  Epiatolae  lacobi  et  Petri,  Epistola 
apocrjpba  Apostolornm,  Dioscarides,  Fragmentnm  medicam. 


Vorgelegt  in  der  Sitsnng  am  11.  Desember  1907. 


Vorwort. 

U  nter  den  Handschriften  der  k.  k.  Hof bibliothek  befindet 
sich  auch  eine  ziemlich  große  Anzahl  von  Palimpsesten,  die 
in  geschlossener  Folge  herauszugeben  und  kurz  zu  besprechen, 
die  vorliegende  Publikation  im  Sinne  hat  An  die  bisher  be- 
kannten und  zum  Teil  edierten  rescripti,  die  auf  Grund  einer 
abermaligen  Kollation  neu  herausgegeben  werden  sollen,  reihen 
sich  mehrere,  die  bisher  selbst  den  Fachkreisen  völlig  unbe- 
kannt geblieben  sind.  Bei  der  Herausgabe  wird  von  einer 
nach  der  Sprache  oder  den  Disziplinen  oder  den  Autoren  an- 
geordneten Reihenfolge  der  Palimpseste  aus  verschiedenen 
Gründen  abgesehen  und  nach  den  einzelnen  Codices  und  inner- 
halb dieser  nach  der  dort  gegebenen  Reihenfolge  ediert,  schon 
deshalb,  weil  man  in  der  Regel  nach  den  Nummern  der  Hand- 
schriften auch  die  reskribierten  Texte  aufsucht.  Eine  Zusammen- 
stellung nach  Sprache,  Disziplinen  und  Autoren  wird  beim  Ab- 
schlüsse der  ganzen  Veröffentlichung  folgen;  einstweilen  soll  diese 
durch  die  jeder  Teilpublikation  beigegebene  Inhaltsübersicht  und 
durch  das  Wort-  und  Sachregister  einigermaßen  ersetzt  werden. 
Als  Grundsatz  halte  ich  fest,  daß  jedem  Palimpsest  ein 
Faksimile  beigegeben  werde,  einmal  damit  die  Beschreibung 

Sttsiingsber.  d.  phil.-hitt.  Kl.  169.  Bd.  7.  Abb.  1 


2  VU.  Abhandlung:  Bick. 

hiedurch  fUr  den  Benutzer  eine  wesentliche  Stütze  erhalte, 
hauptsächlich  aber  damit  es  ermöglicht  werde,  vielleicht  noch 
andere  in  fremden  Bibliotheken  ruhende  hiezugehörige  Frag- 
mente als  solche  zu  erkennen  und  zu  bestimmen  und  dadurch 
zugleich  auch  weitere  Schlüsse  über  die  Provenienz  der  be- 
treffenden Handschriften  zu  gewinnen. 

Ferner  halte  ich  es  fUr  angezeigt,  daß  dem  Texte  und 
dessen  Besprechung  eine  Beschreibung  und  Geschichte 
der  Handschrift  vorausgehe,  in  welcher  der  oder  die  be- 
treffenden rescripti  enthalten  sind.  —  Daß  der  cod.  16  die  Reihe 
eröffnet;  ist  wohl  durch  den  besonderen  Wert  sowohl  der 
reskribierten  wie  der  sekundären  Texte  dieses  berühmten 
Bobbiensis  hinreichend  begründet.  Selten  wird  man  wohl  auch 
in  solch  glücklicher  Lage  sein,  die  mannigfachen  und  lehr- 
reichen Schicksale  einer  Handschrift  so  genau  verfolgen  zu 
können,  wie  es  uns  bei  cod.  16  gegönnt  ist. 

Durch  Versuche  mit  farbigen  Unterlagen,  wobei  ein 
tiefes  Schwarz  und  ein  gesättigtes  Orange  sich  am  besten  be- 
währten, und  durch  Anwendung  verschiedener  Beleuchtung 
—  bei  schwierigen  Stellen  auch  durch  Bestreichen  mit  Äther  — 
gelang  es,  sowohl  im  bisher  Gelesenen  Verbesserungen  anzu- 
bringen und  Lücken  auszufüllen,  als  auch  bisher  gänzlich  Un- 
bekanntes neu  zustande  zu  bringen.  Die  Hilfe  der  Photo- 
graphie, mit  nassen  und  mit  trockenen  Platten,  selbst  nach  dem 
Verfahren  von  Pringsheim  und  Gradenwitz  (Eders  Jahrbuch 
für  Photographie  etc.  XV  [1901],  S.  52  ff.),  nach  dem  die  hiesige 
k.  k.  Graphische  Lehr-  und  Versuchsanstalt  mit  einem  Blatte 
des  Palimpsestes  zahlreiche  Versuche  anstellte,  versagte  hier 
vollständig.  —  Die  Anwendung  von  chemischen  Reagentien 
war  bei  der  Kostbarkeit  der  Handschrift  natürlich  ausgeschlossen, 
doch  hätten  auch  Chemikalien  an  den  Stellen,  an  denen  die 
oben  erwähnten  Mittel  versagten,  gewiß  zu  keinem  Erfolge 
geführt,  da  dort  eben  keine  Spur  von  Tinte  mehr  vorhanden  ist 

Gleichzeitig  sei  es  mir  gestattet,  meinem  ergebensten 
Danke  Ausdruck  zu  geben  fUr  das  überaus  gütige  Enlgegen- 
kommen  und  die  tatkräftige  Förderung,  die  mir  der  Direktor 
der  k.  k.  Hofbibliothek,  Hoft*at  Ritter  v.  Karabacek,  stets  in 
weitestem  Maße  zuteil  werden  ließ. 

Wien,  im  Dezember  1907. 


Wiener  Palimpseste. 


I.  Abschnitt. 

Der  cod.  16  Im  allgemeinen. 

Der  Vindob.  16  gehört  zu  den  kostbarsten  Handschriften 
der  k.  k.  Hofbibliothek  und  ist  ebensosehr  berühmt  wegen 
seines  secundären  wie  wegen  seines  reskribierten  Textes.  Um 
so  mehr  muß  es  deshalb  auffallen  ^  daß  der  ältere  Text  dieses 
Kodex  (außer  den  Fragmenten  der  Apostelgeschichte  und  der 
Briefe  Petri  und  Jacobi)  seit  der  ersten  Untersuchung  durch 
Josef  V.  Eichenfeld  in  den  (Wiener)  Jahrbüchern  der  Literatur, 
Bd.  26  (1824),  Anzeigeblatt  S.  20,  im  Verhältnis  zu  seiner  Be- 
deutung und  seinem  Werte  eigentlich  selten  Gegenstand  kriti- 
scher Prüfung  gewesen  ist.  Schon  Detlefsen,  Philologus  XHI 
(1858),  S.  313  giebt  seiner  Verwunderung  darüber  Ausdruck 
und  sucht  durch  eine  neuerliche  genaue  Untersuchung  der 
Bruchstücke  aus  Lucan,  De  hello  civiH,  darzutun,  wie  sehr  sich 
die  Mühe  einer  Überprüfung  der  immerhin  gewissenhaften  Ar- 
beit Eichenfelds  lohne. 

Der  erwähnte  Vindob.  16  zerfkllt  schon  äußerlich  nach 
dem  Formate  in  zwei  Hauptteile:  der  erste,  kleinere,  umfaßt 
fol.  1^—75^  und  der  zweite,  größere,  fol.  76'— 159  \  Der 
erste  Hauptteil,  der  mit  Ausnahme  von  Blatt  13,  14,  19,  20 
und  42  vollständig  reskribiert  ist,  zerfällt  wiederum  in  zwei 
dem  Format  nach  verschiedene  Teile,  und  zwar  bilden  die 
Blätter  1 — 42  ein  besonderes  Stück  von  gleicher  Größe  (durch- 
schnittlich 182  mm  X  195  mm)  und  ebenso  die  Blätter  42*— 75 
(Blatt  42  ist  zweimal  gezählt)  von  der  durchschnittlichen  Größe 
180  mm  X  220  mm.  Dieses  zweite  Stück  weist  ein  eigentüm- 
liches Verhältnis  in  der  Lage  der  Blätter  auf:  in  einem  quinio 
(fol.  42*— 46  und  71—75)  ist  ein  quinio  (fol.  47—56  und  ein 
septenio  (fol.  57 — 70)  eingeschlossen. 

Den  zweiten  Hauptteil  (fol.  76—159)  bilden  wieder  zwei 
Stücke  oder  besser  gesagt  zwei  Teilhandschriften,  deren 
erste  von  fol.  76  bis  111  reicht  und  deren  zweite  fol.  112—159 
umfaßt.  Diese  beiden  Teile  haben  jedoch  das  gleiche  Format 
165  mm  X  263  mm.  Das  Pergament  des  zweiten  Hauptteiles  ist 
stärker  gearbeitet  und  nicht  reskribiert. 


4  VII.  Abhandlang :  Bick. 

Auch  dem  Inhalte  nach  (vgl.  Tabulae  codicum  in  biblio- 
theca  Palatina  Vindobonensi  asservatornm;  vol.  I,  1864,  p.  2)  läßt 
sich  cod.  16  in  diese  vier  Teile  scheiden,  deren  einzelne  Blätter 
zwar  durch  alle  vier  Teile  fortlaufend  numeriert,  aber  nicht 
in  einem  Bande  fest  zusammengebunden  sind,  sondern  lose  in 
einem  Pergamentumschlage  verwahrt  werden. 

Wenn  Ferdinand  Keller,  Bilder  und  Schriftzlige  in  den 
irischen  Manuskripten  der  schweizerischen  Bibliotheken  (Mit- 
teilungen der  antiquarischen  Gesellschaft  in  Zürich,  Bd.  VII 
[1853],  S.  60 — 100)  mit  seiner  Beschreibung  der  Charakteristika 
des  von  den  Iren  für  ihre  Bücher  verwendeten  Pergamentes 
Recht  hätte,  so  wäre  unsere  Handschrift  oder  vielmehr  wären 
unsere  Handschriften  aus  Irland  (wohl  als  Geschenk  des 
Mutterklosters)  nach  Bobbio  gekommen.  Jedenfalls  steht  die 
ehemalige  Zugehörigkeit  des  cod.  16^  zum  berühmten  EJoster 
Bobbio  wenigstens  für  den  ei*sten  Hauptteil  über  allen  Zweifel 
fest  durch  die  zweimalige  Eintragung:  Liber  scti  colambani 
de  bobio,  die  sich  auf  fol.  1'  und  fol.  43'  findet.  Diese  Ein- 
tragungen stammen  von  einer  Hand  des  15.  Jahrhunderts  und 
waren  gelegentlich  der  Aufstellung  des  Inventars  vom  Jahre 
1461*  gemacht  worden.  Wie  schon  Amadeus  Peyron,  De 
bibliotheca  Bobbiensi  commentatio  (in  seiner  soeben  zitierten 
Fragmentenausgabe),  p.  XXXHI,  ebenso  Delisle,  M^moires  de 
rinstitut  de  France.  Acad^mie  des  inscriptions  et  belles-lettres 
1886,  p.  276  ff.  und  andere  auseinanderaetzten  und  wie  uns 
am  besten  zahlreiche  Tafeln  in  der  von  Cipolla  herausgegebenen 
Collezione  paleografica  Bobbiese,  tom.  II  (1907)  zeigen,  pflegte 
man  damals  in  der  oben  angegebenen  Aufschrift:  Liber  scti 
columbani  de  bobio  zwischen  die  Worte  scti  und  columbani 
die  Nummer  zu  setzen,  die  der  Kodex  in  dem  neuen  Verzeich- 
nisse erhielt.  Eigentümlicherweise  fehlt  nun  in  unserer  Hand- 
schrift eine  solche  Nummer  in  der  Aufschrift  sowohl  auf  fol.  1' 
als  auch  fol.  43^,  doch  ist  zwischen  scti  und  columbani  der 
übliche    Platz    ftir    die    Numerierung    freigelassen.     Dies    er- 


^  Die  obere  insulare  Schrift  des  Kodex  gehört  spätestens   dem  Ende  des 

8.  Jahrhunderts  an. 
'  Abgedruckt  und  mit  Anmerkungen  versehen  von  Amadeus  Peyron,  M.  Tullii 

Ciceronis  .  .  .  orationum  fragmenta  inedita  etc.   Stuttgardiae  et  Tnbingae 

1824  in  einem  eigenen  Abschnitte  p.  1 — 228. 


Wiener  Pftlimpseste.  O 

kl&rt  sich;  wie  Oskar  v.  Oebhardt,  Zentralblatt  für  Bibliotheks- 
wesen^  Bd.  V  (1888),   S.  406    ganz   richtig  ausführt,   aus  dem 
geringen  Interesse,  das  der  Verfasser  des  Inventars  von  1461 
den  in  Fülle  vorhandenen  Grammatikerhandschriften  entgegen- 
brachte, so  daß  ein  Teil  derselben  gar  nicht  verzeichnet  wurde. 
Sind    doch    in    jenem    Verzeichnisse    von    zehn    registrierten 
Grammatikerhandschriften    nur   vier   mit  Nummern   versehen! 
Unser  cod.  16  und  ebenso  der  aus  Bobbio  stammende  cod.  17 
der    k.  k.  Hof  bibliothek ,     der    bezeichnenderweise     ebenfalls 
grammatischen    Inhaltes    ist    und    die    Aufschrift    Liber    scti 
columbani   de   bobio   auch   ohne   Nummer  trägt,   ist  in  jenem 
Verzeichnisse   nicht   angefahrt.  ^     Man  sieht  also,  mit  welcher 
Un Vollständigkeit  das  Verzeichnis  von  1461   abgefaßt  ist.    Denn 
daß  die  einzelnen  Teile   des  cod.  16  sich   zur   Zeit  der  Auf- 
stellung  des   Inventars   bereits   in   Bobbio   befanden,   geht   ab- 
gesehen von  den  erwähnten  Aufschriften  auch  aus  dem  Ver- 
zeichnisse der  von  Giorgio  Galbiato  (Amanuensis  des  Qeorgius 
Merula)    im   Jahre  1493  in   Bobbio    entdeckten   Handschriften 
hervor,  das  uns  bei  Volaterranus,  Commentariorum  Urbanorum 
Ubri  XXXVm,  Romae  1506,  fol.  LVI'  und  in  den  von  Geb- 
hardt,  1.  c,  S.  356  f.  bekanntgemachten,  in  der  kgl.  BibUothek  zu 
Hannover  sich  befindenden  Kodex*  XLII,  1845,  fol.  111^  und 
112'  erhalten  ist.     Dort  ist  sowohl   Sergius   (=  fol.  42*' — 44' 
im    cod.   16,    also    der   Anfang    der    zweiten    Teilhandschrift) 
wie    auch   Probus    (=  fol.   95' — 111^    des    cod.   16,    also   ein 
großes   Stück    der    dritten    Teilhandschrift)   und  Sacerdos   (= 
fol.  112' — 139'   des    cod.  16,    also   das   erste    Hauptstück    der 
vierten    Teilhandschrift)    erwähnt.     Ja    schon    viel    früher   ge- 
hörten die  Teile  des  cod.   16  der   BibUothek    zu   Bobbio  an; 
das   beweisen   wenigstens   für  einzelne   Teilhandschriften    Ein- 
tragungen in  einem  älteren  Kataloge  aus  dem  10.  Jahrhundert, 
den  zuerst  Lud.  Ant.  Muratori   in   seinen  Antiquitates  Italicae 
medii  aevi  etc.  tom.  III  (Mediolani  1740),  p.  817  seqq.  herausgab 

*  Die  Schriften  des  Probas  im  cod.  16  (fol.  95—111)  lassen  sich  vielleicht 
mit  einer  anonymen  Handschrift  (ohne  Nummer  vor  167)  identifizieren, 
die  in  dem  yon  Peyron  l.  c.  gegebenen  Abdrucke  p.  46  angeführt  ist. 
Vgl.  anch  Oebhardt,  1.  c.  S.  419. 

*  Vgl.  auch  Pertz,  Archiv  der  Gesellschaft  fftr  ältere  deutsche  Qesehichte, 
Bd.  Vni  (1843),  8.  634. 


6  VU.  Abhandlang :  B  i  c  k. 

(abgedruckt  bei  Gustav  Becker,  Catalogi  bibliothecarum  antiqui, 
Bonn  1885,  p.  64  seqq.)  und  in  dem  sowohl  Hieronymus,  De 
viris  illnstribus^  als  auch  Probus  angeführt  sind. 

Doch  bleiben  wir  dabei,  daß  sich  jedenfalls  im  Jahre  1493 
die  Teile  unseres  cod.  16  noch  in  Bobbio  befanden,  wie  ja  aus 
dem  Berichte  über  den  soeben  erwähnten  Fund  Galbiatos 
deutlich  hervorgeht.  Auch  noch  um  das  Jahr  1504  muß  dies 
wohl  der  Fall  gewesen  sein;  denn  der  größte  Teil  der  gram- 
matischen Schriften,  die  Parrhasius  in  den  Jahren  1504  und 
1507  veröffentlichte,  findet  sich  in  unserm  cod.  16  und  obwohl 
er  über  die  Bibliothek,  in  der  er  sie  gefunden,  keine  genauen 
Angaben  macht,  so  lassen  doch  Bemerkungen  in  dem  Vorworte 
der  Ausgabe  vom  Jahre  1507,  wo  z.  B.  ausdrücklich  betont 
wird,  daß  er  den  Spuren  Merulas^  folgend  diese  Schätze  ent- 
deckt habe,  keinen  Zweifel  darüber,  daß  nur  Bobbio  der 
Fundort  sein  kann. 

Daß  aber  Parrhasius  unsem  Kodex  nicht  nur  in  Bobbio 
auffand,  sondern  auch  von  Bobbio  in  seinen  Besitz  brachte,  beweist 
uns,  glaube  ich,  eine  andere  Tatsache:  Es  befindet  sich  nämlich 
auf  dem  die  Teile  des  cod.  16  einhüllenden  Pergamentumschlage 
folgende  Aufschrift: 

D.  Columbani 
quaedam 

Probi 

Catholica 

et 

Gl.  Sacerdotis 

grämatica 

Eine  Vergleichung  des  Ductus  dieser  Aufschrift  mit  den  in 
zahlreichen  Kodices  der  k.  k.  Hofbibliothek,  z.  B.  in  cod.  5,  75, 
3190,  suppl.  gr.  48,  69  etc.  sich  findenden  Eintragungen:  Antonii 
Seripandi  ex  Jani  Parrhasii  testamento  und  besonders  die  Ver- 
gleichung mit  Briefen  von  der  Hand  Ant.  Seripandos  (cod. 
Vindob.  5559)  zeigt  deutlich,  daß  diese  Aufschrift  von  Antonio 
Seripando  stammt.    Wie  kam  aber  die  Handschrift  aus  Bobbio 


^  Daß  hier  Parrhasius  statt  Galbiato  den  Morula  nennt,  hat  darin  seinen 
Grund,  daß  Merula  sich  für  den  glücklichen  Finder  ausgab. 


Wiener  Palimpseste.  7 

in  den  Besitz  des  Antonio  Seripando?  Wie  ich  soeben  be- 
merkte^ ist  wohl  mit  Sicherheit  anzunehmen,  daß  um  das  Jahr 
1504  J.  PaiThasius  den  cod.  16  mit  seinen  Teilen  noch  in  Bobbio 
vorgefunden  hat.  Derselbe  Parrhasius  teilt  uns  aber  in  seiner 
Vorrede  zu  seiner  Grammatikerausgabe  1504  mit,  daß  es  ihm 
mit  Hilfe  des  Bischofs  von  Paris  und  Kanzlers  des  Herzogtums 
Mailand^  Etienne  de  Poncher^  gelungen  sei^  mehrere^  Hand- 
schriften aus  Bobbio  in  seinen  Besitz  zu  bringen.  Die  An- 
nahme nun,  daß  sich  unter  diesen  gerade  unser  cod.  16  befand; 
erhält  einen  gewissen  Grad  von  Sicherheit  einmal  durch  die 
bereits  erwähnte  Tatsache ,  daß  die  beiden  Grammatikeraus- 
gaben des  Parrhasius  vom  Jahre  1504  und  1507  größtenteils 
nur  die  Werke  der  Grammatiker  aus  cod.  16  bieten ,  ferner 
dadurch;  daß  Parrhasius  seine  ganze  Bibliothek  bei  seinem  Tode 
(1522)  dem  Antonio  Seripando  testamentarisch  hinterUeß;  und 
daß  wir;  wie  soeben  gezeigt  wurdC;  in  der  Tat  auch  den  cod.  16 
im  Besitze  des  Antonio  Seripando  finden.  Daß  sich  im  cod.  16 
die  diese  Art  der  Erwerbung  gewöhnlich  anzeigende  Ein- 
tragung: ;Antonii  Seripandi  ex  Jani  Parrhasii  testamento'  nicht 
nachweisen  läßt,  ist  ohne  Bedeutung;  da  sie  sowohl  in  dem  so- 
eben erwähnten  cod.  17  nicht  zu  finden  ist;  als  auch  in  an- 
deren Handschriften  fehlt;  die  nachweisbar  durch  das  Ver- 
mächtnis des  Parrhasius  in  den  Besitz  des  Antonio  Seripando 
gelangten.  Eine  Durchmusterung  des  dem  Testamente  des 
Parrhasius  beigegebenen  Bücherverzeichnisses  (cod.  Vindob. 
5559,  fol.  32'— 39^)  kann  uns  in  diesem  Falle  leider  keine 
wesentliche  Stütze  bieten;  da  die  Inhaltsangabe  der  Hand- 
schriften dort  fast  stets  zu  kurz  und  oft  ziemlich  flüchtig 
und  allgemein  gegeben  ist.  Doch  finden  sich  daselbst  gerade 
zwei  Probushandschriften  (ohne  nähere  Angabe  des  Inhaltes) 
und  unter  anderen  möglicherweise  auf  unsern  cod.  16  sich  be- 
ziehenden Schriften  auch  ein  Plinius  (?);  De  viris  illustribus. 
Wenn  auch  dieses  Bücherverzeichnis  uns  nicht  den  von  ihm 
erhofften  unumstößlichen  Beweis  für  die  soeben  entwickelte 
Ansicht  dokumentarisch  liefern  konntC;  so  scheint  es  uns  doch 
anderseits  zu  lehreU;  daß  PaiThasius  die  Teile  des  cod.  16  noch 
nicht  in  einem  Volumen  vereinigt  hielt.     Diese  Vereinigung 


1  Vgl.  Gebhardt,  1.  c.  8.  355. 


\ 


8  VII.  Abhandlung:  Biok. 

wurde  jedoch  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  schon  von 
Antonio  Seripando  vorgenommen.  Denn  die  oben  er- 
wähnte Aufschrift:  D.  Columbani  quaedam  etc.  sagt  uns  nicht 
nur,  daß  Antonio  Seripando  den  Kodex  besessen  hat,  sondern 
sie  sagt  uns  auch,  daß  schon  von  Antonio  Seripando  die  vier 
Teile  des  cod.  16  in  dem  nur  für  die  beiden  letzten  (größeren) 
Teile  passenden  Pergamentumschlage  vereinigt  worden  waren, 
daß  also  erst  von  jener  Zeit  an  sich  unser  cod.  16  in  dieser 
Form  und  in  diesem  Umfange  zeigt,  wie  wir  ihn  heute  sehen« 
Denn  unter:  D.  Columbani  quaedam  versteht  Ant.  Seripando 
wohl  die  beiden  ersten  Teile  des  cod.  16,  indem  er  die  auf  fol.  1' 
und  fol.  43'^  sich  findende  Aufschrift:  Liber  scti  columbani 
de  bobio  falsch  deutete  und  in  der  Flüchtigkeit  für  eine  Über- 
schrift des  folgenden  Abschnittes  hielt,  ^  ähnlich  wie  noch  in 
unseren  Zeiten  C.  Janelli,  Catalogus  Bibliothecae  Latinae  .... 
in  Neapolitano  Museo  Borbonico  etc.,  Neapel  1827,  p.  8  wegen 
einer  solchen  Aufschrift  vor  dem  Anfang  des  Schriftchens  de 
metris  im  cod.  Borb.  IV.  A.  8.  den  heiligen  Columbanus  als  den 
Verfasser  dieses  Schriftchens  bezeichnen  möchte.  —  Mit  Probi 
catholica  ist  in  der  Aufschrift  Seripandos  die  dritte  und  mit  Gl. 
Sacerdotis  grammatica  die  vierte  Teilhandschrift  gemeint.  Daß 
Seripando  aus  der  Fülle  des  Inhaltes  gerade  nur  diese  beiden 
Namen  und  Werke  in  der  Inhaltsangabe  auf  dem  Umschlage 
herausgreift,  hat  meiner  Ansicht  nach  darin  seinen  Grund,  daß 
nur  diese  beiden  in  auffallenden,  großen  und  verzierten  Schluß- 
Schriften  fol.  111^  und  fol.  139*^  genannt  sind.  Andererseits  ist 
meines  Erachtens  gerade  aus  der  hierin  zutagetretenden  Flüchtig- 
keit und  Oberflächlichkeit  auch  ein  indirekter  Beweis  für  die  Rich- 
tigkeit der  soeben  geäußerten  Ansicht  abzuleiten,  daß  unter  Co- 
lumbani quaedam  der  Inhalt  der  beiden  ersten  Teile  verstanden  ist 
Als  Antonio  Seripando  1531  starb,  vermachte  er  seine  ge- 
samte Bibliothek  seinem  Bruder,  dem  Kardinal  Girolamo,  Erz- 
bischof von  Salerno,  der  sie  mit  seiner  Büchersammlung  im 
Jahre  1563  dem  Augustinerkloster  S.  Giovanni  a  Carbonara 
in  Neapel  vererbte.  Dort  erhielt  unser  cod.  16  die  Nummer 
84,  die  sich  auf  dem  Deckel,  auf  dem  Rücken  und  auf  der 


'  Dies  ist  um  so  eher  möglich,  weil  gerade  in  diesen  Teilen  der  Handschrift 
besondere  Überschriften  oder  Schlußschriften  der  enthaltenen  Werke  fehlen. 


Wiener  Palimpfteate.  9 

ersten  Seite  findet.  Dieser  Umstand,  daß  nämlich  auch  die 
erste  Seite  die  Nummer  84  von  gleicher  Hand  und  Tinte  auf- 
weist, ist  insofern  von  Bedeutung,  als  wir  darin  den  ersten 
sozusagen  urkundlichen  Beweis  erblicken  dürfen,  daß  die  vier 
Teile  des  cod.  16  bereits  damals  zu  einer  Handschrift  ver- 
einigt waren.  Die  Ansicht,  daß  diese  Vereinigung  schon  in  der 
Bibliothek  des  Antonio  Seripando  stattgefunden  hatte,  kann 
durch  diesen  Beweis  nur  eine  Bekräftigung  erfahren.  Auch  die 
Rückenaufschrift:  Probi  Qram.  m.  s.^  empfing  die  Handschrift 
in  der  Augustinerbibliothek  zu  Neapel.  Die  gleiche  Nummer  und 
die  gleiche  Rückenaufschrift  erhielt  dort  auch  der  gleichfalls 
reskribierte  cod.  17  der  k.  k.  Hof bibliothek ,  der  schon  bei 
seiner  Entstehung  in  innigster  Beziehung  zu  cod.  16  stand  und 
diesen  durch  alle  Wechselßille  des  Schicksales  bis  zur  Auf- 
nahme in  die  Hofbibliothek  begleitete. 

Noch  im  Oktober  1685  hat  Mabillon  auf  seiner  italieni- 
schen Reise  unsere  Handschrift  im  Kloster  S.  Giovanni  a  Car- 
bonara  zu  Neapel  gesehen;  aus  seiner  kurzen  Beschreibung  im 
Museum  Italicum,  tom.  I,  Paris  1687,  p.  110,  wo  er  ihn  ,ex  la- 
tinis  codex  antiquissimus'  nennt,  geht  abermals  hervor,  daß  sich 
die  Handschrift  ihm  schon  so  bot,  wie  wir  sie  heute  besitzen. 
Durch  diese  Beschreibung  Mabillons  aufmerksam  gemacht,  nahm 
Nicol6  Alessandro  Rossi  die  Handschrift  im  Jahre  1716  in  das 
von  Gaetano  Argento,  dem  Präsidenten  des  königlichen  Kolle- 
giums, gewünschte  Verzeichnis'  der  bedeutenderen  Hand- 
schriften des  Augustinerklosters  auf.  Als  nämlich  nach  dem 
spanischen  Erbfolgekriege  im  Jahre  1714  dem  Kaiser  Karl  VI. 
das  Königreich  Neapel  zugesprochen  wurde,  faßte  der  um  Kunst 
und  Wissenschaft  so  hochverdiente  Kaiser  auf  Anregung  des 
Advokaten  Alessandro  Riccardi  den  Plan,  die  wichtigeren  Hand- 
schriften aus  Neapel  nach  Wien  zu  übertragen,'  zu  welchem 
Zwecke  eben  zuerst  ein  Verzeichnis  der  in  Frage  kommenden 

^  Die  Angabe  Detleisens  im  Philologiu  XIII  (1858),  S.  317,  es  stehe  auf 
dem  Rücken  des  Umschlages:  Probi  Qram.  nr.  5  verwechselt  m.  s.  offen- 
bar mit  nr.  6. 

*  Abgedrackt  im  Archivio  storico  per  le  provincie  Napoletane,  Napoli  1878 
(m),  p.  668. 

*  Vgl.  Mosel,  Geschichte  der  k.  k.  Hof  bibliothek  zu  Wien,  Wien  1835, 
S.  115  ff.  and  F.  Men&ik,  Mitteilungen  des  österr.  Vereines  für  Biblio- 
thekswesen 1904,  S.  134  ff. 


10  VU.  Abhandlung:  Biek. 

Handschriften  angelegt  wurde.  Der  Übertragung  der  Hand- 
schriften setzten  hauptsächlich  die  Augustiner  von  San  Gio- 
vanni a  Carbonara  lange,  aber  vergeblich  hartnäckigen  Wider- 
stand entgegen.  Nach  Beseitigung  aller  Hindernisse  konnten 
endlich  im  November  1718  alle  aus  den  verschiedenen  Klöstern 
zu  übertragenden  Handschriften  von  Antonio  Maria  Cavalcanti 
übernommen  und  für  den  Kaiser  ein  Verzeichnis  derselben 
aufgestellt  werden.  Dieses  Verzeichnis^  befindet  sich  heute 
als  cod.  9584  in  der  k.  k.  Hofbibliothek  und  unser  cod.  16  ist 
darin  unter  Nr.  85  mit  Aufzählung  seiner  Teile  angefUhrt 
Bald  darauf  wurden  die  Handschriften  nach  Wien  gebracht, 
in  den  Bestand  der  k.  k.  Hofbibliothek  eingereiht  und  von 
Nikolaus  Forlosia  beschrieben.  Der  cod.  16  nun  wurde  von 
Forlosia  in  dieser  Beschreibung  der  sogenannten  ,Recentes-Hand- 
schriften'  (=  cod.  11924  der  Hofbibliothek)  als  der  85.  in  der 
Reihe  überhaupt*  und  als  erster  unter  den  ,Theologici  mis- 
cellani''  angeführt  und  auf  sieben  Seiten  seinem  Inhalte  nach 
eingehend  besprochen.  Ihre  heutige  Nummer  16  erhielt  unsere 
Handschrift  gelegentlich  der  von  Stephan  Endlicher  im  Jahre 
1832  durchgeführten  Neuaufstellung  der  lateinischen  Manu- 
skripte,  deren  Beschreibung  in  den  Tabulae  codicum  manuscrip- 
torum  praeter  graecos  et  orientales  in  bibliotheca  Palat.  Vindob. 
asservatorum,  Vindobonae  1864  seqq.  später  folgte.  Cod.  16  ist 
dort  im  ersten  Bande^  S.  2  und  3  behandelt. 

Die  Geschichte  der  Handschrift  glaubte  ich  eingehender 
darstellen  zu  müssen,  zunächst  weil  die  Schicksale  der  Hand- 
schrift von  mehr  als  bloß  historischem  Interesse  sind^  und  femer 
weil  ich  nirgends  eine  ausführliche  und  zusammenhängende  Dar- 
stellung derselben  geftmden  habe. 


^  Abgedrackt  in  P.  Lambecii  Commentarii  de  Aug.  bibl.  Caes.  Vindob. 
Editio  altera  studio  Ad.  F.  Kollarii,  vol.  I,  Wien  1766,  p.  766—778. 

'  Diese  Nummer  86  ist  von  derselben  Hand  mit  Rotstift  auf  dem  Perga- 
mentumschlage der  Handschrift  und  am  Bande  der  Beschreibung  bei 
Forlosia  angebracht.  Die  mit  Bleistift  geschriebene  Nummer  LXXXIX, 
die  sich  in  rOmischen  Ziffern  außerdem  noch  auf  dem  Pergamentnm- 
schlage  findet,  stammt  von  derselben  Hand,  die  auf  dieselbe  Weise  diese 
Nummer  am  Rande  bei  Forlosia  beischrieb,  und  will  den  cod.  16  als  den 
89.  der  bei  Forlosia  beschriebenen  theologischen  Handschriften  beseichnen. 

'  Diese  Bezeichnung  mit  demselben  Zeichen,  einer  Spirale,  findet  sich  auch 
auf  der  Innenseite  des  Umschlages  von  cod.  16. 


Wiener  PalimpBeste.  11 


n.  Abschnitt. 

Der  Laean-Pallmpsest. 

Die  ältesten  Teile  des  reskribierten  Textes  im  cod.  16 
sind  die  in  Kapitale  geschriebenen  Bmchstlicke  aus  Lucans  De 
beUo  civili,  und  zwar  lib.  V,  v.  31—92,  152—212,  272—302 
und  Üb.  VI,  V.  215—275,  305— 335  ^  (Zählung  nach  C.  Hosius, 
M.  Annaei  Lucani  De  belle  civili,  lib.  X,  Leipzig  1905).  Diese 
240  Verse  sind  überschrieben  mit  einer  Reihe  von  Werken  meist 
theologischen  Inhaltes  (vgl.  Tabulae  codicum  Vindob.,  p.  2)  und 
umfaßten  einst  acht  Blätter  einer  Handschrift  von  dem  For- 
mate 360  mm  X  380  mm,  die  in  der  Mitte  parallel  mit  der 
Richtung  der  Schrift  durchgeschnitten  und  von  denen  jede 
Hälfte  wiederum  zu  einem  Doppelblatt  zusammengefaltet^  wurde, 
so  daß  also  auch  aus  diesen  8  Blättern  32  Blätter  im  neuen 
Kodex  entstanden.  Jede  Seite  der  ursprünglichen  Handschrift 
hatte  nur  15  Zeilen;  es  blieben  also  breite  Ränder,  die  vielleicht 
zur  Aufnahme  des  Kommentars  bestimmt  waren.  Der  breitere 
Rand  war  stets  der  äußere. 

In  der  Mitte  des  oberen  Randes,  etwa  in  der  Mitte  über 
den  Schriftzeilen  findet  sich  auf  den  Versoseiten  in  kleinerer 
Kapitale  die  Überschrift:  Lucani  und  ebenso  auf  den  Recto- 
Seiten  die  Überschrift:  Lib.  V,  resp.  VI,  die,  wie  Tafel  I  zeigt, 
mit  einer  kleinen  Verzierung  versehen  war.  Von  diesen  deut- 
lich sichtbaren  Überschriften  kann  Detlefsen  in  seiner  einge- 
henden Untersuchung  dieser  Wiener  Lucanfragmente  im  Philo- 
logus  Xin  (1858),  S.  313ff.  eigentümlicherweise  ,auch  keine 
Spur'  finden. 

Die  Größe  des  Schriftraumes  beträgt  230  wm  X  180  mm. 
Die  Schrift  ist  rein  kapital.  Wie  auch  aus  dem  beigegebenen 
Faksimile  zu  ersehen  ist,  fehlt  dem  A  der  Verbindungsstrich, 
haben  in  der  Regel  F,  L  (einige  Male  auch  T)  und  ebenso  S 


^  Um  Irrtümer  zu  vermeiden,  bemerke  leb,  daß  der  letzte  Vers  stets  ex- 

klosiye  gemeint  ist. 
'  Einmal  wurde  diese  Hälfte   nicht  zusammengefaltet,  sondern  senkrecht 

zur  Richtung  der  Schrift  ebenfalls  durchgeschnitten,  so  daß  zwei  Etnzel- 

blätter  entstanden  (fol.  32  und  34). 


12  VII.  Abhandlung:  Bick. 

und  T  in  BuchstabenverbinduDgen  und  oft  der  linke  Schenkel 
des  U  Überlange.  Fast  regelmäßig  hat  der  rechte  Schenkel 
des  U  und  N  Unterlänge  in  Form  einer  Art  von  Abstrich. 
Die  Schrift  ist  in  der  Regel  auf  der  Haarseite,  wo  sie  nur  abge- 
waschen wurde,  noch  ziemlich  gut  erhalten  und  zeigt  safran- 
gelbe Färbung;  auf  der  Fleischseite  dagegen,  wo  die  Schrift 
mit  Bimsstein  abgerieben  wurde,  sind  größtenteils  nur  noch  die 
Konturen  der  Buchstaben  aus  den  im  Pergament  zurückge- 
lassenen Eindrücken  oder  in  durchscheinendem  Lichte  noch 
zu  erkennen. 

Von  Abkürzungen  kommen  Q.  für  que  und  B.  flLr  bus 
vor.  Doch  ist  der  Punkt  nach  Q  und  B  nicht  häufig  noch  zu 
erkennen;  ich  habe  ihn  stets  gesetzt,  da  er  im  Originale  gewiß 
stets  vorhanden  war.  Nach  Vokalen  werden  folgendes  m  und 
n  in  der  Regel  gegen  Ende  der  Zeile  durch  einen  geschwungenen 
Kürzungsstrich  über  den  Vokalen  (ihnen  folgend)  angedeutet 

Von  Ligaturen  oder  besser  gesagt  von  kontignierten 
Buchstaben,  die  sich  hauptsächlich  gegen  Ende  der  Zeile 
finden,  sind  anzufUhren:  U  und  M,  U  und  N,  U  und  R,  Uund 
S,  O  und  R,  O  und  S,  N  und  T,  A  und  M,  A  und  ü,  L  und  U. 

Linien  konnte  ich  deutlich  oberhalb  und  unterhalb  der 
Buchstaben  wahrnehmen  (vgl.  fol.  21',  31%  SS*"  etc.),  obwohl 
Detlefsen,  1.  c,  S.  322,  von  ihnen  ,keine  Spur'  entdecken  kann. 
Bei  der  Untersuchung  der  hierhergehörigen  Neapolitaner  Frag- 
mente dagegen  stellte  er  Linien  fUr  den  Neapolitanus  fest  (vgl. 
Philologus  XXVI  [1867],  S.  176).  Der  Abstand  der  Linien 
und  Zeilen  voneinander  ist  sehr  regelmäßig  und  beträgt  6  mm, 
es  wurde  also  der  Raum  zwischen  je  zwei  einfachen  Linien 
abwechselnd  beschrieben  und  freigelassen. 

Jede  Zeile  enthält  einen  ganzen  Vers;  war  der  Vers  zu 
lang,  so  wurde  dieser  nicht  auf  zwei  Zeilen  verteilt^  sondern 
man  behalf  sich  in  diesem  Falle  mit  Abkürzungen  und  kleinerer 
Schrift  (vgl.  V,  86). 

Interpunktion  fehlt  gänzlich.  Der  Text  ist  in  scriptura 
continua  geschrieben.  Ich  gebe  ihn  hier  aus  Rücksicht  auf 
die  bequemere  Benutzung  distinkt  wieder. 

Spuren  von  Quaternionenzählung  konnte  ich  nicht 
wahrnehmen  und  wenn  man  sich  (so  weit  es  eben  möglich  ist) 
den    ursprünglichen    Lucankodex    mit    Hilfe    unserer    Blätter 


Wiener  Palimp  Beste.  13 

wieder  herzustellen^  sacht,  so  erscheint  es  auch  wahrscheinlich, 
daß  keines  der  hier  erhaltenen  Blätter  das  letzte  Blatt  eines 
quaternio  gewesen  ist 

Korrekturen  zeigt  unser  Kodex  an  mehreren  Stellen 
(vgl  V,  152,  189,  196,  290;  VI,  322,  323);  doch  ist  der  Ductus 
und  die  Tinte  derselben  ganz  übereinstimmend  mit  dem  ur- 
sprünglichen Texte,  so  daß  man  sie  wohl  der  Hand  des  Schreibers 
selbst  wird  zuweisen  müssen,  eine  Ansicht,  der  auch  Detlefsen, 
1.  c,  S.  342,  Ausdruck  gibt.  Ein  weiterer  Grund,  der  fUr  diese 
Auffassung  und  gegen  die  Annahme  eines  Korrektors  spricht, 
ist  vielleicht  auch  darin  zu  sehen,  daß  trotz  dieser  Korrekturen 
doch  noch  ziemUch  viele  Schreibfehler  unberichtigt  blieben 
(vgl.  V,  160,  179,  182,  200  etc.).  Auch  die  offenbar  von  der 
Hand  des  Schreibers  herrührende  große  Korrektur  in  V,  61 
und  62  kann  in  der  geäußerten  Ansicht  nur  bestärken. 

Entdeckt  wurde  der  Lucanpalimpsest  von  Denis,  Codd. 
mss.  theol.  lat.  vol.  H,  1799,  pars  I,  col.  632  sq.,  doch  unterließ 
Denis  eine  nähere  Bestimmung  des  Lucantextes.  Jos.  v.  Eichen- 
feld, (Wiener)  Jahrbücher  der  Literatur,  Bd.  26  (1824),  An- 
zeigeblatt S.  21  ff.,  ging  weiter  und  gab  eine  Beschreibung  des 
Palimpsestes,  eine  genauere  Bestimmung  des  Textes  und  ein 
Variantenverzeichnis  aus  demselben.  Doch  vollständig  zu- 
gänglich fUr  die  Textkritik  machte  diese  Lucanfrägmente  erst 
D.  Detlefsen  in  dem  schon  öfter  zitierten  Aufsatze  im  Philo- 
logus  Xin  (1858),  S.  313 — 357  durch  eine  eingehende  Be- 
sprechung und  eine  gewissenhafte  VeröffentUchung  des  gele- 
senen Textes.  Seit  dieser  Zeit  hat  sich  bis  jetzt  niemand  mehr  der 
Mühe  unterzogen,  diesen  Text  zu  revidieren.  Die  verschiedenen 
Herausgeber  des  Lucan  bezogen  sich  einfach  auf  jene  Ver- 
öffentlichung Detlefsens  und  legten  sie  ihren  Angaben  über 
diesen  Palimpsest  zugrunde.  Und  doch  hat  die  neuerliche 
Revision  bei  eingehender  Prüfung  mehrere  Änderungen  im  bisher 
gebotenen  Texte,  hauptsächlich  aber  zahlreiche  Erweiterungen 
in  Gestalt  von  Lesungen  ergeben,  wo  die  angeführte  Publikation 
Lücken  aufweist,  so  daß  jetzt  die  240  Lucanverse  bis  auf  wenige 
vereinzelte  Buchstaben  vollständig  gelesen  sind. 


^  Vgl.  Detlefsen,   Philologns  XTTT  (1858),   S.  349  ff.  und   C.  M.  Franken, 
Lncani  Phanalia,  vol.  I  (1896),  praef.,  p.  XVHIfleqq. 


14  Vn.  Abhandlang:  Bick. 

Bezüglich  des  Alters  unserer  Fragmente  wäre  ich  eher 
geneigt y  den  Palimpsest  dem  5.  Jahrhundert  zuzuweisen;  in 
dieser  Datierung  bestärken  mich  mehrere  ähnliche  Schriftproben 
der  Palaeographical  Society,  vol.  I,  tab.  115,  bei  Zangemeister 
und  Wattenbach,  Exempla  codicum  etc.,  tab.  11,  12,  bei 
Chatelain,  Pal^ographie  des  Classiques  latins,  vol.  I,  tab.  63^  64, 
bei  Monaci,  Archivio  pal.  ital.,  vol.  II,  tab.  12,  bei  Amdt-Tangl, 
vol.  I,  tab.  3**  und  bei  anderen.  Chatelain,  der  unsere  Frag- 
mente in  seiner  Pal^ographie  des  Class.  lat.,  vol.  II,  p.  17,  mit 
einem  Fragezeichen  ins  4.  Jahrhundert  setzt,  möchte  ich  hierin 
schon  wegen  der  zahlreichen  Buchstabenverbindungen  und  Ab- 
kürzungen nicht  folgen.  Doch  ihn  deshalb  erst  gar  dem  saec.  VI 
zuzuweisen,  wie  Chroust,  Monumenta  palaeographica,  Serie  I, 
Lieferung  1 1,  Tafel  3,  als  möglich  erscheinen  läßt,  halte  ich  fiir 
zu  weit  gegangen. 

Die  Autorität  und  Güte  des  Palimpsestes  ist  allerdings 
nicht  so  groß,  wie  Wilh.  Steinhart,  De  Lucani  schedis  rescriptis 
Vindobonensibus(Gymn.-Progr.Salzwedell860)  nach  eingehender 
Untersuchung  feststellen  zu  können  glaubte  (p.  22):  ,Hinc  igitur 
praestantia  et  auctoritas  schedarum  sat  demonstratur  simul  autem 
eas  nuUo  cognationis  vinculo  neque  cum  B  neque  cum  ullo 
alio  codice  cohaerere  consequitur.'  Eine  richtige  Bewertung 
der  Fragmente  konnte  natürlich  erst  bei  Heranziehung  einer 
größeren  Zahl  der  wichtigsten  und  ältesten  unter  den  ungemein 
zahlreichen  Lucanhandschriften  (gegen  150)  und  nach  Klärung 
der  unter  diesen  bestehenden  Verwandtschaftsverhältnisse  mit 
mehr  Aussicht  auf  Erfolg  in  Angriff  genommen  werden.  Wesent- 
lich trugen  dazu  bei  die  Lucanausgaben  von  Hosius  (1892  and 
1905),  Lejay  (1894),  Franken  (1896—1897),  die  eingehenden 
,  Untersuchungen  zu  den  Handschriften  Lucans'  von  Friedr. 
Beck  (Diss.  München  1900)  und  die  zahlreichen  textkritischen 
Einzelbeiträge  der  letzten  15  Jahre.  Es  zeigt  sich,  daß  unser 
Palimpsest  zwischen  der  Familie  der  rezensierten  imd  nicht 
rezensierten  Handschriften  hin-  und  herschwankt  und  dabei 
etwas  mehr  zur  ersteren  neigt.  Mit  den  rezensierten  Codices 
stimmt  er  in  der  Auslassung  des  Verses  V,  53  überein,  femer 
in  einer  Reihe  von  Lesarten  wie  V,  89  (mundoque),  162  (ad- 
ducta),  175  (stimulos),  189  (magna),  192  (antris),  208  (tunc), 
279  (animam),  VI,  219  (telum),   224  (perdiderat),  225  (facie), 


Wiener  Palimpseste.  15 

313  (exire),  330  (condixit);  dagegen  schließen  sich  die  Wiener 
Fragmente  an  die  nicht  rezensierte  Gruppe  u.  a.  in  folgenden 
Stellen  an:  V,  78  (extuleras),  158  (impia),  163  (insueto),  192 
(tum),  193  (domita),  301  (dimittere),  VI,  263  (nee),  312  (malorum). 
Wenn  nun  aber,  wie  sich  deutlich  erweist,  der  Palimpsest  be- 
reits Yon  der  recensio  Paulina  beeinflußt  ist,  so  ist  damit  zu- 
gleich ein  terminus  ante  quem  für  die  Datierung  des  Paulus 
gegeben  und  wir  können  den  Endtermin  der  yon  Beck,  1.  c, 
S.  48,  als  allgemeine  Grenzen  zur  Bestimmung  der  Zeit  an- 
gesetzten Jahre  375 — 550  vielleicht  noch  um  75 — 100  Jahre 
hinaufrücken,  da  der  Palimpsest  wohl  mit  Recht  spätestens  dem 
5.  Jahrhundert  zugewiesen  werden  kann. 

Der  Wiener  Lucanpalimpsest  wird  in  der  Textkritik  ge- 
wöhnhch  zusanmien  mit  dem  Neapolitaner  mit  N  bezeichnet. 
Sein  Zeugnis  ist  uns  für  Lesarten  wie  V,  89  (mundoque),  V, 
175  (stimulos),  V,  208  (tunc),  VI,  219  (telum),  VI,  225  (facie), 
VI,  312  (malorum)  von  großem  Werte;  von  seinen  Sonderles- 
arten möchte  ich  mit  Steinhart,  1.  c,  p.  21,  unter  Hinweis  auf 
Ammianus  XXX,  6  und  Horatius,  carm.  I,  3,  4  und  unter  Be- 
tonung der  lectio  difficilior  das  von  ihm  allein  gebotene  obstrinxit 
(V,  197)  gegen  obstruxit  der  anderen  Handschriften  verteidigen. 
Seine  übrigen  Sonderlesarten  wie  V,  50  (pelago),  V,  69  (ab- 
ducta),  V,  73  (pater),  V,  85  (Apollo  est),  V,  192  (primum),  V, 
209  (templo),  V,  285  (spes),  V,  286  (nesciamus),  V,  300  (virum), 
VI,  223  (hoc),  VI,  237  (videt),  VI,  252  (defessum),  VI,  269 
(geminae)  und  andere  sind  allerdings  zu  verwerfen.  Auch  sonst 
ist  öfters  sein  Zeugnis  auf  Seiten  der  unechten  Lesart,  z.  B. 
V,  43  (nobis),  V,  44  (exacto),  V,  91  (contactusque),  V,  155 
(culmina),  V,  163  (insueto),  V,  192  (tum)  usw.  Zuweilen  dürfte 
jedoch  die  von  N  gebotene  Variante  nur  ein  Schreibfehler  sein, 
so  V,  55  (gelae),  V,  60  (cinge),  V,  180  (potentia),  V,  210  (loctae), 
V,  279  (animam  galea),  V,  289  (vetat),  VI,  223  (impedit),  VI, 
254  (vitam),  VT,  268  (profudo)  und  ähnliche  mehr. 

In  orthographischer  Beziehung  ist  uns  der  Palimpsest 
in  erster  Linie  hinsichtlich  der  Schreibung  der  Eigennamen 
von  Wichtigkeit;  er  schreibt:  Rhodos  (V,  51),  Rhascypolin 
(V,  55),  Parnasses  (V,  72),  Bacchae  (V,  74),  Paean  (V,  80), 
Themis  (V,  81),  Cirrhaeo  (V,  166),  Phoebados  (V,  167).  —  Er 
gibt,  wie  man  zum  Teil  schon  gesehen  hat,  Wörter  griechischen 


16  YII.  Abhandlang :  B  i  c  k. 

Ursprunges  in  der  Regel  mit  griechischen  Endungen;  als 
Beispiele  dieser  Art  wären  zu  den  angeführten  noch  aethera 
(V,  72)  und  tripodas  (V,  173)  hinzuzufügen.  —  Der  Gebrauch 
der  Aspirata  findet  sich  in  unseren  Fragmenten  ziemlich 
regelrecht;  zu  den  bereits  erwähnten  griechischen  Wörtern 
kommen  noch  lateinische  wie  harenas  (VI,  309),  anhelo  (V,  191), 
Hiber  (VI,  258).  —  Die  Assimilation  der  Konsonanten  ist 
zwar  schon  ofl  vorhanden,  aber  die  Dissimilation  noch  häu- 
figer; so  findet  sich  conlaudant  (V,  56),  conlabsas  (V,  202),  ad- 
fixam  (VI,  218),  inpactae  (V,  209),  inponere  (VI,  252),  inrupit 
(V,  167)  und  inlabi  (V,  281),  doch  ebenso  auch  complere  (V,  153), 
committere  (VI,  323),  accessit  (V,  63),  impedit  (VI,  223),  imposuit 
(V,  49)  etc.  Desgleichen  zeigt  sich  eine  Ungleichheit  in  der  Schrei- 
bung mehrerer  Wörter  mit  d  und  t,  so  quitquit  (V,  292),  set  (V, 
301),  atque  (V,  168)  neben  haud  (VI,  220),  sed  (VI,  332)  und  ad- 
que  (VI,  318).  —  Altere  gute  Schreibweisen  liegen  noch  vor  in 
voltu  (V,  296  und  VI,  229),  laevom  (VI,  216),  voltum  (VI,  224), 
volnus  (VI,  222  und  227),  volnera  (VI,  231)  neben  saevum 
(V,  61),  aevum  (V,  276)  etc.  —  Femer  hat  sich  die  alte  Endung 
des  acc.  pluralis  auf  is  noch  erhalten  in  den  Wörtern  silentis 
(V,  31),  merentis  (V,  49)  und  crinis  (V,  60),  neben  denen  der 
gewöhnliche  Plural  auf  es  die  Regel  ist. 

Andere  Stücke  dieses  nämlichen  Lucankodex  sind 
in  dem  Neapolitaner  Palimpsest  IV.  A.  8.  enthalten.  Detlefsen, 
1.  c. ,  S.  354,  erhob  zuerst  gegen  die  Identifizierung  beider 
Codices  Bedenken  hauptsächlich  deswegen,  weil  Pertz,  Archiv, 
Bd.  V  (1824),  S.  75  berichtet,  daß  der  Neapolitanus  Über- 
schriften habe,  Yon  welchen  Detlefsen  im  Vindobonensis,  wie 
oben  erwähnt,  nichts  entdecken  konnte.  Als  nun  Detlefsen  bei 
Untersuchung  des  Neapolitanus  dort  die  von  Pertz  festgestellten 
Überschriften  tatsächlich  vorfand,  aber  trotzdem  die  Zusammen- 
gehörigkeit beider  Fragmente  aus  einer  Reihe  unwiderlegUcher 
Gründe  festzustellen  gezwungen  war,  suchte  er  diese  Differenz 
aus  einer  Unregelmäßigkeit  im  Hinzufügen  der  Überschriften 
zu  erklären.  Von  der  Zusammengehörigkeit  beider  Palimpseste 
kann  man  sich  heute  leicht  durch  einen  Blick  auf  tab.  I^  der 


^  Proben  aas  demselben  NeapoliUnns  finden  sich  auch  bei  Monaci,  Archivio 
paleogr.  ital.,  vol.  II,  tab.  63—66. 


Wiener  Palimpseite.  17 

Collezione  paleografica  Bobbiese,  vol.  I  (1907)  (herausgegeben 
von  Cipolla);  die  den  Neapolitanus  wiedergibt,  und  auf  die  bei- 
gegebenen Proben  aus  dem  Lucan  des  cod.  16  überzeugen. 
Der  Neapolitaner  Kodex  enthält  aus  Lucan ,  De  hello  civili: 
lib.  V,  V.  331—390,  631—660;  VI,  v.  163—163,  168—178, 
395—424,  545-576,  667—698,  beide  zusammen  enthalten  also 
fast  das  gesamte  fünfte  und  sechste  Buch  der  Dichtung.  Bei 
der  Wiedergabe  der  Fragmente  deute  ich  gleichzeitig  die  oben 
erwähnten  Schnittlinien,  die  regelmäßig  zwischen  dem  achten 
und  neunten  Verse  geführt  sind,  an  und  fdge  ebenso  zu  beiden 
Seiten  der  Schnittlinien  die  Angabe  der  Seiten  in  der  Weise 
bei,  wie  diese  jetzt  zusammengelegt  werden  müssen,  um  eine 
Seite  des  alten  Kodex  zu  rekonstruieren. 

Zeichen  der  Ausgabe: 

AAAA  unsichere  oder  verstümmelte  Buchstaben. 

•   .    .    * 

[....]  verlorene  oder  unerkennbare  Buchstaben. 


LiB  V  foL  I'. 

CUb.  V. 
AESAR  HABET  VACVASQ..  DOMOS  LEGESQ.«  SILENTIS      t.3i-4« 

(HMivfl). 

CLAVSAQ.  IVSTITIO  TRISTI  FORA  CVRIA  SOLOS 
ILLA  VIDET  PATRES  PLENA  QVOS  VRBE  FVGAVIT 
ORDINE  DE  TANTO  QyiSQ.VIS  NON  EXOLAT  HIC  EST 
6    IGNAROS  SCELERVM  LONGAQ..  IN  PAGE  QVIETOS 
BELLORVM  PRIMVS  SPARSIT  FVROR  OMNIA  RVRSVS 
MEMBRA  LOGO  REDEVNT  EN  TOTIS  VIRIB-  ORBIS 
•agg  W    HESPERIAM  PENSANT  SVPERI  lACET  HOSTIS  IN  VNDIS        Aie  lo; 

fol.30^    OBRVTVS  ILLYRICIS  LIBYAE  SQVALENTIB.  ARVIS  fol.  36'. 

10    CVRIO  GAESAREI  GECIDIT  PARS  MAGNA  SENATVS 

TOLLITE  SIGNA  DVCES    FATORVM  IMPELLITE  CVRSV^ 
SPEM  VESTRAM  PRAESTATE  DEIS  FORTVNAQ..  TANTOS 
DET  NOBIS  ANIMOS  QVANTOS  FVGIENTIB.  HOSTE'^ 
CAVSA  DABAT  NOSTRVM  EXAGTO  IVS  CLAVDITVR  ANNO 

16    VOS  QVORVM  FINEM  NON  EST  SENSVRA  POTESTAS 

Bitanngsber.  d.  phU.-hiat.  Kl.  159.  Bd.  7.  Abb.  S 


18  VII.  AblundlnoK:  Bick. 

LVCANI  foLlT 

CUk.  T, 
ONSVLITE  IN  MEDIVM  PATRES  ^  MAGNVMQ..  !VBETE 


▼. 

ESSE  DVCEM  LAETO  NOMEN  CLAMORE  SENATVS 
EXCIPIT  ET  MAGNO  FATVM  PATRIAEQ.  SVVMQ.- 
IMPOSVIT  TVNC  IN  REGES  POPVLOSQ.  MERENTIS 
6    SPARSVS  HONOR  PELAGOQ.    POTENS  PHOEBELA"  DONIS 
EXORNATA  RHODOS  GELIDIQ.  INCVLTA  IWENTVS 
TAYGETI  FAMA  VETERES  LAVDANTVR  ATHENAE 
•iI9  '\o}    TVM  SODALVM  FORTEMQ..  COTYN  FIDVMQ.  PER  ARMA       aK  to 


fol.  36^    DEIOTARVM  ET  GELAE  DOMINVM  RHASCYPOLIN  ORAE       fol.  30'. 

10    CONLAVDANT  LIBYAMQ..  IVBENT  AVCTORE  SENATV 
SCEPTRIFERO  PARERE  IVBAE  PRO  TRISTIA  FATA 
ET  TIBI  NON  FIDAE  GENTIS  DIGNISSIME  REGNO 
FORTVNAE  PTOLEMEAE  PVDOR  CRIMENQ..  DEORV^ 
GINGE  PELLAEO  PRESSOS  DIADEMATE  CRINIS 

Iß    PERMISS VM  SAEVVM  IN  POPVLOS  PVER  ACCIPIS  ENSE^» 

LiBV  toLir. 

AtQ..  VTINAM  in  POPVLOS  DONATA  EST  REGIA  LAGI*     r^^l;^, 
ACCESSIT  MAONI  IVGVLVS  REGNVMQ..  SORORI 


^  D«tIefiMn  schreibt  hier:  PATRESQ  mit  (furchstrichenem  Q.  Ich  halte 
dies  für  eine  Korrektar  DetlefiMns  in  seinem  Mannskript,  die  aber  irriOm- 
licherweise  auch  im  Drucke  wiedergegeben  wurde;  denn  nach  PATRES 
folgt  ohne  jede  Rasur  oder  Lücke  gans  deutlich  sofort  das  oben  ange- 
gebene magnumq.  Hosius  gibt  infolge  dieser  irreführenden  Angabe 
Detlefsens  in  seinem  Apparat  als  Lesart  erster  Hand  PATRESQ.  an. 

*  Das  L  in  PHOEBELA  ist  gans  deutlich  (ohne  Korrektur).  Detlefiien 
(1.  c,  S.  339)  hielt  das  L  fQr  ein  langes  J.  Hosius  gibt  irrtümlicherweise 
PHOEIA  als  Lesart  des  cod.  16  an. 

*  Der  Abschreiber  hat  wahrscheinlich  infolge  des  Homoioteleutons  das  Ende 
dieses  und  des  folgenden  Verses  von  POPVLOS  ab  miteinander  Tertaoseht 
und  hatte  im  Verse  61  ursprünglich  geschrieben:  DONATA  EST  REGIA 
LA  (das  übrige  ist  infolge  des  Beschneidens  des  Randes  weggefallen), 
über  das  er  dann,  seinen  Irrtum  bemerkend,  schrieb:  PVER  ACCIPIS 
ENSE,  so  daß  die  zweite  Schrift  die  erste  bedeckt. 

*  Hier  gilt  dasselbe,  was  ich  soeben  in  der  Anmerkung  in  Vers  61  sagte: 
ursprünglich  stand  da:  PVER  ACCIPIS  ENSETüber  das  dann  der  Schrei- 


Wiener  Palimpeeste.  19 

EREPTVM  EST  SOCEROQ-  NEFAS  lAM  TVRBA  SOLVTO 
ARMA  PETIT  COETV  QVAE  CVM  POPVUQ-  DVCESQ. 
5    CASIB.  INCERTIS  ET  CAECA  SORTE  PARARENT 
SOLVS  IN  ANCiPITES  METVIT  DESCENDERE  MARTIS 
APPIVS  EVENTVS  FINEMQ..  EXPROMERE  RVM* 
•^91   W    SOLLICITAT  SVPEROS  MVLTOSQ-  ABDVCTA  PER  ANNOS     aZT  loj 


fol.  11^.    DELPHICA  FATIDICI  RESERAT  PENETRALIA  PHOEBI  fol.  16'. 

10    HESPERIO  TANTVM  QVANTyM  SVMMOTVS  EOG 

CARDINE  PARNASSOS  GEMJNO  PETIT  AETHERA  COLLE 
MONS  PHOEBO  BROMIOQ..  PATER  CVI  NVMINE  MIXTO 
DELPHICA  THEBANAE  REFERVNT  TRIETERICA  BACCHAE 
HOC  SOLVM  FLVCTV  TERRAS  MERGENTE  CACVME^ 

16    EMINVIT  PONTOQ.  FVIT  DISCRIMEN  ET  ASTRIS 

LVCANI  ,,i.n^ 

Tv  QVOQ..  VIX  SVMMAM  SEDVCTVS  AB  AEQVORE  RVPE'"  ^.^^^^.TeV 
EXTVLERAS  VNOQ-  IVGO  PARNASSE  LATEBAS 

Vr IBI  EXPVLSAE  PREMERET  CVM  VISCERA  PARTYS 

MATRIS  ADHVC  RVDIBVS  PAEAN  PF-lTHONA  SAGITTIS 
6    EXPLICVIT  REGNA  THEMIS  TRIPODASQ-  TENERET 
VT  VIDIT  PAEAN  VASTOS  TELLVRIS  HIATVS 

•  a  •     •    • 

DIVINAM   SPIRARE  FIDEM  VENTOSQ.-  LOQVACES 
•iSIIoi    EXHALARE  SOLVM  SACRIS  SE  CONDIDIT  ANTRIS  '^n  m 


fol.  16  ^    INCVBVITQ..  ADYTO  VATES  IBI  FACTVS  APOLLO  EST  fol.  U'. 

10    QVIS  LATET  HIC  SVPERVM  QVOD  NVMEN  AB  AET^^^E  PRES  s 
DIGNATVR  CAECAS  CLVSV[ jITARE  CAVERNAS 


ber,  selbst  sich  yerbessernd,  schrieb:  DONATA  EST  REGIA  LAGI,  so  daß 
die  zweite  Schrift  die  erste  deckt.  Dms  von  Detlefsen  als  arsprttnglich 
entzifferte  PYIRACC  kann  nnr  meine  Ansicht  statzon. 

*  In  der  scriptura  continna  steht  da:  EXPROMERERVM,  so  daß  man  jetzt 
lesen  kann  entweder:  EXPROME  RERVM  oder  EXPROMERE  RVM;  offen- 
bar wollte  der  Kopist  schreiben:  EXPROMERE  RERVM. 

'  Da  dem  Schreiber  der  Ranm  nicht  ausreichte,  so  schrieb  er  die  letzten 
Worte  in  kleineren  Buchstaben  in  zwei  Reihen. 

2* 


20  Vn.  AbhADdlnnp:  Biek. 

QVISTERRAM  PATITY[.]  DEVS  OMNIA  CVRSVS 
AETERNI  SECRETA  TENENS*  MVNDOQ..  FVTVRI 
CONSCIVS  AC  POPVLIS  SESE  PROFERRE  PARATVS 
16    CONTACTVSQ..  FERENS  HOMINIS  MAGNVSQ-  PATENSQ 


foi.  ni'. 

lib.Y, 


LiB  V 

QvAM  TRIPODAS  PHOEBIQ..   nOEM  NON  [.]Y[-]A  PREMENTI 
VERBA  SONO  NEC  VOX  ANTRI  COMPLERE  CAPACIS 
SVFFICIENS  SPATIVM  NVLLOQ.  HORRORE  COMARV" 
EXCVSSAE  LAVRVS  IMMOTAMQ.»  CVLMINA  TEMPLI 
6    SECVRVMQ..  NEMVS  VERITAM  SE  CREDERE  PHOEBO 
PRODIDERAT  SENSIT  TRIPODAS  CESSARE  FVRENSQ. 
APPIVS  ET  NOBIS  MERITAS  DABIS  IMPIA  POENAS 
•*8l  loj    ET  SVPERIS  QVOS  FINGIS  AIT  NISI  MERGERIS  ANTRIS         ^6  W 

DEQ..  ORBIS  TREPIDI  TANTO  CONSVLTA  MVLTV 
10    DESINIS  IPSA  LOQVI  TANDEM  CONTERRITA  VIRGO 

CONFYGIT  AT  TRIPODAS  VASTISQ.-  ADDUCTA*  CAVERNIS 
HAESIT  ET  INSVETO  CONCEPIT  PECTORE  NVMEN 

QVOD  NON  EXHAVSTAE  PER  TOT  lAM  SAECVLA  RVPIS 

•         •  •  • 

SPIRITVS  INGESSIT  VATI  TANDEMQ..  POTITVS 
16    PECTORE  CIRRHAEO  NON  VMQVAM  PLENIOR  ARTVS 

LVCANI  foLin-. 

Phoebados  inrvpit  paean  mentemq..  priorem 
expvlit  atq.ve  hominem  toto  sibi  cedere  ivssit 

PECTORE  BACCHATVR  DEMENS  ALIENA  PER  ANTRnT 


Uk.V. 
T.  167—1». 


^  Detle&en  berichtet  im  Philologiu  XIII,  8.  S22,  das  ente  E  in  TENENS 
sei  nnsial,  doch  hat  ihn  hier  der  Bog^en  eines  von  der  anderen  Seite  durch- 
scheinenden Baehstabens  getlnseht;  es  ist  ein  kapitales  E  wie  die  anderen. 

*  Das  übergeschriebene  T  scheint  von  erster  Hand  sn  stammen. 

'  Detlefsen  liest  hier  IMMOTAAQ-,  ich  glanbe  nach  Öfterer  Prf&liing  nur 
IMMOTAMQ'  feststellen  sa  kOnnen. 

*  Hosins  gibt  hier  als  Lesart  des  Palimpsestes  abdncta  an,  mohl  weil  Det- 
lefen Ton  den  Buchstaben  dieses  Wortes  AB  entsiiferte. 


Wiener  Palimpseste.  21 

COLLA  FERENS  VITTASQ.-  DEI  PHOEBEAQVE  SERTA 
6    ERECTIS  DISCVSSA  COMIS  PER  INANIA  TEMPLI 
ANCIPITI  CERVICE  ROTAT  SPARGITQ.-  VAGANTI 
OBSTANTES  TRIPODAS  MAGNOQ..  EXAESTVAT  IGNE 
•a6  m    IRATVM  TE  PHOEBE  FERENS  NEC  VERBERE  SOLO  ^81  Fj 


VTERISi  SET  STIMVLOS  FLAMMASQ..  IN  VISCERA  MERGIS 
10    ACCIPIT  ET  FRENOS  NEC  TANTVM  PRODERE  VATI 

QVANTVM  SCIRE  LICET  VENIT  AETAS  OMNIS   IN  VNA" 
CONGERIEM  MISERVMQ..  PREMVNT  TOT  SAECVLA  PECTVS 
TANTA  PATET  RERVM  SERIES  ATQ.  OMMNE  FVTVRV^ 
NITITVR  IN  LVCEM  VOCEMQ..  POTENTIA  FATA 
16    LVCTANTVR  NON  PRIMA  DIES  NON  VLTIMA  MVNDI 

-L I B  V  foi,  iv. 

INON  MODVS  OCEANl  NVMERVS  NON  DEERRAT  HARENAE  t.i8«-i97. 
TALIS  IN  EVBOICO  VATES  CVMANA  RECESSV 
INDIGNATA  SVVM  MVLTIS  SERVIRE  FVROREM 
GENTIB.  EX  TANTA  FATORVM  STRAGE  SVPERBA 
6    EXCERPSIT  ROMANA  MANV  SIC  PLENA  LABORAT 
PHOEMONOE  PHOEBO  DVM  TE  CONSVLTOR  OPERTI 
CASTALIA  TELLVRE  DEI  VIX  INVENIT  APPI 
•aßg  loj    INTER  FATA  DIV  QVAERENS  TAM  MAGNA  LATENTEM«       '^93  loj 


fol.  26^.    SPVMEA  TVNC  PRIMVM  RABIES  VAESANA  PER«  ORA  fol.  24'. 

10    EFFLVIT  ET  GEMITVS  ET  ANHELO  CLARA  MEATV 

MVRMVRA  TVM  PRIMVM  VASTIS  VLVLATVS  IN  ANTRIS 


'  In  der  seriptura  continna  lantet  die  Stelle:  VTERISSET;  dies  kann  man 
natürlich  auch  trennen  in  VTERISS  ET,  eine  Schreibweise,  die  bei  der 
sonst  beobachteten  Unachtsamkeit  des  Kopisten  nicht  ausgeschlossen  ist 
(man  rergleiche  beispielsweise  anf  derselben  Seite  in  v.  179:  OMMNE). 
Hosias  gibt  set  als  Lesart  unserer  Handschrift  an. 

'  Das  nachtriglieh  eingefügte  A  scheint  der  ersten  Hand  anzugehören. 

*  Detlefsen  gibt  hier  wohl  infolge  eines  Druck-  oder  Schreibfehlers  RER 
statt  des  deutlichen  PER  als  Lesart  an. 


22  VII.  Abbandlnng:  Biek. 

EXTREMAEQ.  SONANT  DOMITA  lAM  VIRGINE  VOCES 
EFFVGIS  INGENTES  TANTI  DISCRIMINIS  EXPERS 
BELLORVM  ROMANE  MINAS  SOLVSQVE  QVIETEM 
16    EVBOICI  VASTA  LATERIS  CONVELLE^  TENEBIS 

LVCANI  foi.m 

CAETERA  SVPPRESSIT  FAVCESQ..  OBSTRINXIT  APOLLO       ▼w-«« 
CVSTODES  TRIPODES  FATORVM  ARCANAQ.  MVNDI 
TVQVE  POTENS  VERI  PAEAN  NVLLVMQ.  FVTVRI 
A  SVPERIS  CELATE  DIEM  SVPPREMA  RVENTIS 
6    IMPERII  CAESOSQ.  DVCES  ET  FVNERA  REGVM 

ET  TOT  IN  HESPERIO  CONLABSAS  SANGVINE  GENTES 
CVR  APERIRE  TIMES  AN  NONDVM  NVMINA  TANTV^ 
•^9S  lOi    DECREVERE  NEFAS  ET  ADHVC  DYBITANTIB-  ASTRIS  ^Kioj 


fol.  24^    POMPEI  DAMNARE  CAPVT  TOT  FATA  TENENTVR  fol.  25'. 

10    VINDICIIS  AN  GLADII  FACINVS  POENASQ.  FVRORV^* 
REGNAQ,.  AD  VLTORES  ITERVM  REDEVNTIA  BRVTOS 
VT  PERAGAT  FORTVNA  TAGES  TVNC  PECTORE  VATIS 
INPACTAE  CESSERE  FORES  EXPVLSAQ.  TEMPLO 
PROSILVIT  PERSTAT  RABIES  NEC  CVNCTA  LOCTAE 

15    QVEM  NON  EMISIT  SVPEREST  DEVS  ILLE  FEROCES 


LiB  V 


CO 


fol.  T' 


lifc.  T, 

iMVS   IN   OMNE   NEFAS  MANIB[.]S  FERROQ.-  NOCENTES    ▼«'»-» 
PAVPERTATE  PII   FINIS   QVIS    QyAERIT[.]R  ARMIS 
Q.VID  SATIS  EST  SI  ROMA  PARVM  ESTI[.]M  R[..]PICE  CANOS 
INVALIDASQ..  MANVS   ET  INANES   CER[.]E  LACERTOS 
VSVS  ABIT  VITAE  BELLIS  CONSVMPSIM  [  .  ]S  AEVVM» 


^  Das  ttbergescbri ebene  A  scbeint  der  ersten  Hand  anzngebOren. 
'  Detlefeen  and  mit  ihm  Hoiins  lesen  hier  irrtümlicherweise:  FVRORIV. 
'  Das  M  in  AEVVM  ist  nicht  doreh  einen  Abküraangsstrich    angedeutet, 
wie  Detlefsen  angibt,  sondern  ist  yoll  ausgeschrieben. 


Wiener  Palimpseste.  23 

AD  MORTEM   DIMITTE  SENES  EN  IMP  [  .  ]  OBA  VOTA 


NON  DVRO  LICEAT  MORIENTIA  CAES  [...]?  MEM  ^  [.  ^] 
.?E  loj    PONERE  NON  ANIMAM  GALEA      FVG  [ ]  RIRE« 

fol.  1^    ATQ.-  OCVLOS  MORTI  CLAVSVRAM  QVAERERE  DEXTRA"    fol  8'. 
10    CONIVGIS  INLABI  LACRIMIS  VNIQ.  PARATVM 

SCIRE  ROGVM  LICEAT  MORBIS  HNIRE  SENECT/T 
SIT  PRAETER  GLADIOS  ALIQVOD  SVB  CAESARE  FATV^ 
QVID  VELVT  IGNAROS  AT  QVAE  PORTENTA  PAREMVR 
SPES  TRAHIS  VSQ.  ADEO  SOLI  CIVILIB-  ARMIS 
16    NESCIAMVS  CVIVS  SCELERIS  SIT  MAXIM A  MERCES 


0» 

4 


LVCANI  ,,l.y.. 

Nlib.  V. 
IL    ACTVM    EST  BELLIS  SI  NONDVM  COMPERIT  ISTAS  ▼•  W7-so». 

OMNIA    PO[..]E  MANVS  NEC  FAS  NEC  VINCVLA  IVRIS 

HOC    AVDEr.lE  VETAT  RHENI  MIHI  CAESAR  IN  VNDIS 

DVX    ERAT  [  .  ]IC  SOaVS  FACINVS  QVOS  INQVINAT  AEQVA 

ADDE    Q.VO  [  .  .  ]  NGRATO  MERITORVM  lYDICE  VIRTVS 

NOSTRA  PE[   .   ]1T  QyiTQVIT  GERIMVS  FORTVNA  VOCATVR 

NOS  FATV*  [    .    ]  SCI  AT  ESSE  SVVM  LICET  OMNE  DEORV^ 

0BSEQ,6[ ]       SPERES  IRATO  MILITE  CAESAR  .tS  '\o} 


RIT8 


fol.  8^.  PAX  E   HAEC  FATVS«  TOTIS  DISCVRRERE  CASTRIS    fol.  1'. 
10  COEPERAT  INFESTOQ.«  DVCEM  DEPOSCERE  VOLTV 

^  Nur  die  oberen  Teile  dieser  Buchstaben  sind  noch  vorhanden.  Die  Lücken 
im  Texte  in  der  oberen  Hälfte  dieser  und  der  folgenden  Seite  sind  einer- 
seits durch  Beschneiden  des  Randes  von  fol.  82  (fol.  32  und  34  sind 
EinselbUtter),  andererseits  durch  Locher  herbeigeführt,  die  bei  der  Zu- 
bereitung des  Pergaments  fttr  das  nochmalige  Beschreiben  entstanden  sind. 

'  Nur  die  unteren  Teile  dieser  Buchstaben  sind  noch  vorhanden. 

3  Das  abergeschriebene  T  und  das  RIT  (im  Verse  295)  scheint  von  erster 
Hand  su  stammen. 

^  Nur  die  oberen  Teile  der  Buchstaben  dieser  beiden  Worte  sind  noch 
vorhanden. 

^  Nur  die  unteren  Teile  dieses  Wortes  sind  noch  vorhanden. 

«  UrsprOnglich  hatte  der  Schreiber  TOTIS  sUtt  FATVS  geschrieben,  be- 
merkte aber  sofort  seinen  Irrtum  und  schrieb  über  TOTIS  das  richtige 


24  VII.  Abbandlang:  Bick. 

SIC  EAT  O  SVPERI  QVANDO  PJETASQ.-  FIDESQVE 
DESJITVVNT  MORESQ..  MALOS  SPERARE  RELICTV^EST 
FINEM  CIVILI  FACIAT  DISCORDIA  BELLO 
QVEM  NON  ILLE  VIRVM  POTVIT  TERRERE  TVMVLTVS 
16    FATA  SET  IN  PRAECEPS  SOLITVS  DIMITTERE  CAESAR 

LiB  VI 


foLYI'. 


Ub.TI, 
▼.  tl5-SS0. 


Tenditvr  in  scaevam  qvae  voto  certior  omni 

IN  CAPVT  ATQ..  OCVLI  LAEVOM  DESCENDIT  IN  ORBE'^ 
ILLE  MORAS  FERRI  NERVORVM  ET  VINCVLA  RVMPIT 
ADFIXAM  VELLENS  OCVLO  PENDENTE  SAGITTA" 
5    INTREPIDVS  TELVMQ.  SVO  CVM  LVMINE  CALCAT 
PANNONIS  HAVD  ALITER  POST  ICTVM  SAEVIOR  VRSA 
CVM  lACVLVM  PARVA  LIBYAS  AMMENTAVIT  HABENA 
•aji  loj    SE  ROTAT  IN  VOLNVS  TELVMQ.  IRATA  RECEPTV'^  'aS  loj 

fol.  3^.    IMPEDIT  HOC  SECVM  FVGIENTEM  CIRCVMIT  HAST/T  fol.  6'. 

10    PERDIDERAT  VOLTVM  RABIES  STETIT  IMBRE  CRVENTO 
INFORMIS  FACIE  LAETVS  FRAGOR  AETHERA  PVLSAT 
VICTORVM  MAIORA  VIRIS  E  SANGVINE  PARVO 
GAVDIA  NON  FACERET  CONSPECTVM  IN  CAESARE  VOLNVS 
ILLE  TEGENS  ALTA  SVPPRESSVM  MENTE  FVRORE'^* 

15    MITIS  ET  A  VOLTV  PENITVS  VIRTVTE  REMOTA 


Ub.TI, 


LVCANI  foLTI 

PaRCITE  AIT  CIVES  PROCVL  HING  AVERTITE  FERRV^ 

•  •  •  «    •     •  • 

CONLATVRA  MEAE  NIL  SVNT  lAM  VOLNERA  MORTI 

•     •  •  •     •     ■ 

NON  EGET  INGESTI  SED  VOLSIS  PECTORAF.  .ILIS 
TOLLITE»  ET  IN  MAONI  VIVENTEM  PONITE  CASTRIS 


FATVS,  indem  er  aus  dem  T  ein  F  machte,  über  O  und  T  ein  breites 
A  schrieb,  I  nnd  S  tilgte  und  T  nnd  V  darfiber  schrieb  und  dann  richtig 
fortsetzte.  ^  Das  F  in  FVRORE"steht  in  rasnra. 

*  Hosins  fahrt  hier  TOLLITETIN  mit  Fragezeichen  als  Lesart  des  Palim- 
psestes  an,  da  er  so  nach  den  von  Detlefsen  gelesenen  Bnchstaben  Termntet. 


Wiener  Palimpaeste.  25 

6    HOC  VESTRO  PRAESTATE  [..]CI  S[.  ..]SCAEVA  RELICTI 
CAESAR  [. .]  EXEMP[.]YM  POTIVS  QVAM  MORTIS  HONESTAE 
CREDIDIT  INFELIX  SIMVL[.]TIS  VOCIB-  AVLVS 
sZ'\o}    NEC  VIDET  ER[.]CTO  GLADIVM  MVCRONE  TREMENTE'^*    a^ 'W 

fol.  6^    MEMBRAQ,.  CAPTIVI  PARITER  LATVRVS  ET  ARMA  fol.  3'. 

10    FVLMINEVM  MEDIIS  EXCEPIT  FAVCIB-  ENSEM 

•  •  • 

INCALVIT  VIRTVS  ATQ-  VNA  CAEDE  REFECTVS 

•  •        •    •  •  •    ^^ 

SOLVAT  AIT  POENAS  SCAEVAM  QVICVMQ.  SVBACTV" 
SPERAVIT  PACEM  GLADIO  SI  Q.VAERIT  AB  ISTO 
MAGNVS  ADORATO  [.]VMMITTAT  CAESARE  SIGNA 
15    AN  SIMILEM  VESTRI  SEGNEMQ,.  AD  FATA  PVTASTIS« 

LiB  VI  fol.  TU'. 

^  Hb.  VI, 

rOMPEIO  VOBIS  MINOR  EST  CAVSAEQ    SENATVS  ▼  ««-«eo. 

QVAM  MIHI  MORTIS  AMOR  SIMVL  HAEC  EFFATVR  ET  ALTVS 
CAESAREAS  PVLVIS  TESTATVR  ADESSE  COHORTES 
DEDECVS  HIC  BELLI  MAGNO  CRIMENQ.  REMISIT 
6    NE  SOLVM  TOTAE  FVGERENT  TE  SCAEVA  CATERVAE 
SVBDVCTO  QVI  MARTE  RVIS  NAM  SANGVINE  FVSO 
VIRES  PVGNA  DABAT  LABENTEM  TVRBA  SVORVM 
'LZ  W    EXCIPIT  ATQ..  VMERIS  DEFESSVM  INPONERE»  GAVDET        aSS  'm 


fol.  2lT.    AC  VELVT  INCLVSVM  PERFOSSO  IN  PECTORE  NVME  *       fol.  28'. 

10    ET  VITAM  MAGNAE  SPEQEM  VIRTVTIS  ADORANT 

•  •  • 

TELAQ-  CONFIXIS  CERTANT  EVELLERE  MEMBRIS 


^  Die  unteren  Teile  der  letzten  Buchstaben  dieses  Wortes  sind  durch  Be- 
schneiden des  Pergamentes  weggefallen. 

'  Das  letzte  S  in  diesem  Worte  ist  sehr  unsicher  als  solches  zu  erkennen ; 
der  deutlich  Torhandene  kleine  Bogen  scheint  der  oberen  Rundung  eines 
S  anzugehören,  es  ist  auch  mOglich,  daß  die  yorhandenen  Spuren  Beste 
eines  später  hinzugefügten  kleineren  S  sind. 

»  Detieften  liest  statt  INPONERE  Tersehentlich  IMPONERE. 

*  Hosios  gibt  nach  Detlefsen  nume  als  Lesart  unseres  Kodex  an.  Detleften 
scheint  der  allerdings  durch  die  Bräunung  des  Randes  etwas  undeutlich 
gewordene  Abkürzungtstrich  ttber  dem  E  entgangen  zu  sein. 


26  VII  Abhandlang:  Bick. 

EXORNANTQ-  DEOS  AC  NVDVM  PECTORE  MARTE'^ 
ARMIS  SCAEVA  TVIS  FELIX  HOC  NOMINE  FAMAE 
SI  TIBI  DVRVS  HIBER  AVT  SI  TIBI  TERGA  DEDISSET 
16    CANTABER  EXIGVIS  AVT  LONGIS  TEVTONVS  ARMIS 

LVCANI  foLTIP. 

NON  TV  BELLORVM  SPOLIIS   ORNARE  TONANTIS  t.  »i-rs 

TEMPLA*  POTES  NON  TV  LAETIS  VLVLARE  TRIVMPHIS 
INFELIX  Q.VANTA  DOMINVM  VIRTVTE  PARASTl 
NEC  MAGIS  HAC  MAGNVS  CASTORVM  PARTE  REPVLSVS. 
5    INTRA  CLAVSTRA  PIGER  DILATO  MARTE  QVIEVIT 
QVAM  MARE  LASSATVR  CVM   SE  TOLLENTIB-  EVRIS 
FRANGENTEM  FLVCTVS  SCOPVLVM  FERIT  AVT  LATVS  ALT! 
'ZZ  loj    MONTIS  ADEST  SERAMQ.  SIBI  PARAT  VNDA  RVINA"  v«ioj 


fol.28^.    HING  VICINA  PETENS  PLACIDO  CASTELLA  PROFVDO  fbl.  21'. 

10    INCVRSV  GEMINAE  MARTIS  RAPIT  ARMAQ..  LATE 
SPARGIT  ET  EFFVSO  LAXAT  TENTORIA  CAMPO 
MVTANDAEQ..  IVVAT  PERMISSA  LICENTIA  TERRAE 
SIC  PLENO  PADVS  ORE  TVMENS  SVPER  AGGERE  TVTAS 
EXCVRRIT  RIPAS  ET  TOTOS   CONCVTIT  AGROS 
15    SVCCVBVIT  SI  QVA  TELLVS  CVMVLVMQ.«  FVRENTE*^ 


LiB  VI 


CvM  GENERO  PVGNASSE  PIO  PRO  TRISTIA  FATA 
NON  VTICAE  LIBYAE  CLADES  HISPANIA  MVNDAE 
FLESSEl^  ET  INFANDO  POLLVTVS  SANGVINE  NILVS 
NOBILIVS  PHARIO  GESl  ASSET  REGE  CADAVER 
NEC  IVBA  MARMARICAS  NVDVS  PRESSISSET  HARENAS 
POENORVMQ.  VMBRAS  PLACASSET  SANGVINE  FVSO 


foL  THI'. 

lÄ.  TI, 


^  Hosios  fahrt  nach  Detlefsen  TEMTLA  als  Variante  des  Vindobonenais  an, 

doch  steht  deatlieh  TEMPLA  hier. 
'  Ebenso  deatlieh  findet  sich  hier  CVMVLVMQ*  sUtt  des  Ton  DeÜefsen 

und  Hosios  angeführten  TVMVLVMQ- 


Wiener  Palimpsaste.  27 

SQPIO  NEC  SANCl  0  CARVISSET  VITA  CATONE 
•at  loj    VLTIMVS  ESSE  DIES  POTVIT  TIBI  ROMA  MALORV"  aQ  ioj 

fol.  86  ^    EXIRE  E  MEDIIS  POTVIT  PHARSALIA  FATIS  fol.  29'. 

10    DESERI T  AVERSO  POSSESSAM  NVMINE  SEDEM 

CAESAR  ET  EMATHIAS  LACERO  PETIT  AGMINE  TERRAS 
ARMA  SECVTVRVM  SOCERI  QVACVMQ..  FVGASSET 
TEMPTAVERE  SVO  COMITES  DEVERTERE  MAGNV" 
HORTATV  PATRIAE  SEDES  ADQ.-  HOSTE  CARENTE^ 

15    AVSONIAM  PETERE'r  NVMQVAM  ME  CAESARIS  INQVIT 


LVCANI 


fol.  Tin^ 

j^  Mb.  VI. 

hXEMPLO  REDDAM  PATRIAE  NVMQ.VAMQ..  VIDEBIT  ▼•  «w-sm. 

ME  NISI  DIMISSO  REDEVNTEM  MILITE  ROMA 

Ml 

HESPERIA       POTVI  MOTV  SVRGENTE  TENERE 
SI  VELLEM   PATRIS«  ACIEM  COMMITTERE  TEMPUS 
5    AC  MEDIO  PVGNARE  FORO  DVM  BELLA  RELEGE^ 

EXTREMVM  SCYTHICI  TRANSCENDAM  FRIGORIS  ORBE^ 
ARDENTESQ.-  PLAGAS  VlCl  OR  TIBI  ROMA  QVIETE" 
.q  loj    ERIPIAM  Q.VI  NE  PREMEREN T  TE  PROELIA  FVGI  ut  PJ 


fol.  29^    A  POTIVS  NE  QVID  BELLO  PATIARIS  IN  ISTO  fol.  86'. 

10    TE  CAESAR  PVTET  ESSE  SVAM  SIC  FATVS  IN  ORTVS 
PHOEBEOS  CONDIXIT  ITER  TERRAEQ,.  SECVTVS 
DEVIA  QVA  VASTOS  APERIT  CANDAVIA  SALTVS 
CONTIGIT  EMATHIAM  BELLO  Q.VAM  FATA  PARABANT 
THESSALIAM  QVA  PARTE  DIEM  BRVMALIB-  ORIS 

16    ATTOLLH^  1 ITAN  RVPES  OSSEA  COERCET 


^  M  scheint  von  erster  Hand  beigefügt,  ebenso  I  in  der  folgenden  Zeile. 

*  DetleAen  (l.  e.,  S.  889)  liest  hier  PATRIS  nnd  gUnbt,  es  sei  dies  die 
einsige  Handschrift,  die  ans  einen  solchen  apex  erhalten  hat.  Alle  daran 
geknüpften  Folgerungen  fallen  in  sich  selbst  zusammen,  da  der  von  ihm 
bemerkte  Strich  kein  apez  ist,  sondern  nur  der  untere  Teil  des  oben 
erwähnten  Abstriches  an  dem  V,  das  sich  über  dem  I  in  POTVI  der 
vorhergehenden  Zeile  befindet.  Überdies  ist  noch  über  dem  R  und  I 
ein  mit  der  Lupe  aiemlich  gut  erkennbares  I  eingeschaltet. 


28  Vn.  Abhandlnng:  Bick. 

in.  Abschnitt. 
Bie  Pelagonlas-Frngmente« 

Wie  der  soeben  besprochene  Lucanpalimpsest  neben  dem 
palimpsestDS  Romanus  den  ältesten  Zeugen  für  den  Text  des 
Lucan  darstellt^  so  bieten  uns  die  im  cod.  16  unmittelbar  auf 
den  Lucan  folgenden  reskribierten  folia  37 — 41  die  älteste 
und  neben  dem  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhundert  stammenden 
Riccardianus  1179  die  einzige  Überlieferung  des  lateinischen 
Originaltextes  des  Pelagonius. 

Entdeckt  wurden  diese  wertvollen  Fragmente  von  Jos.  v. 
Eichenfeld^  der  sie  in  den  (Wiener)  Jahrbüchern  für  Lite- 
ratur, Bd.  26  (1824),  Anzeigeblatt  S.  25  ff.  zuerst  veröffentlichte 
und  im  44.  Bande  (1828),  S.  141  ff.  und  im  Anzeigeblatt  des- 
selben Bandes,  S.  46  ff.  weiter  besprach.  Fttr  die  Neuheraas- 
gabe des  Pelagonius  überprüfte  über  Aufforderung  M.  Ihms 
zunächst  Karl  Schenkl  und  später  dann  M.  Ihm  selbst  die 
Kollation  Eichenfelds.  Beide  stellten  die  Genauigkeit  und  Zu- 
verlässigkeit der  Angaben  Eichenfelds  fest,  und  in  der  Tat 
finden  wir  in  Ihms  Ausgabe  (Leipzig  1892),  wo  diese  Wiener 
Palimpsestfragmente  mit  B  bezeichnet  werden,  auch  nur  sehr 
wenige  Änderungen  als  Ergebnis  der  Neuvergleichung. 

Diese  Neukollation  bietet  außer  einigen  Verbesserungen, 
die  zum  Teil  auch  Karl  Schenkl  und  M.  Ihm  sich  haben  ent- 
gehen lassen,  hauptsächlich  eine  weitere  Ergänzung  des  bisher 
gelesenen  Textes;  nach  längeren  Bemühungen  gelang  es  mir 
nämlich,  auch  fol.  41^  bis  auf  wenige  gänzlich  verschwundene 
Buchstaben  vollständig  zu  entziffern. 

Die  fünf  Blätter  mit  dem  Texte  des  Pelagonius,  von  denen 
fol.  37  und  4J  zusammenhängen,  während  die  anderen  drei  lose 
sind,  enthalten  als  oberen  Text  in  insularer  Schrift  des  Vm. 
saec.  geschriebene  patristische  Abhandlungen:  De  gratia  et  libero 
arbitrio  und  Gennadius,  De  dogmatibus  ecclesiasticis;  sie  haben 
heute  das  Format  170  mm  X  196  mm.  Der  alte  Pelagoniuskodex 
hatte  aber  einst  ein  solches  von  mindestens  190  mm  X  240  mm, 
wie  sich  heute  noch  ziemlich  sicher  feststellen  läßt. 

Ursprünglich  hatte  jede  Seite  22  Langzeilen  in  einer 
Kolumne,   eine  Tatsache,  die  klar  hervorgeht  aus  der  Größe 


Wiener  Palimpeeete.  39 

der  Lücken  im  Texte  beim  Übergänge  von  den  recto-  auf  die 
yerso-Seiten.  Infolge  Beschneidens  des  Pergamentes  umfaßt  die 
Seite  jetzt  nur  noch  20  oder  21  Zeilen.  Im  letzteren  Falle  ist 
die  untere  Hälfte  der  letzten  Zeile  weggeschnitten;  oft  sind  auch 
einzelne  Buchstaben  am  Anfange  und  Ende  der  Zeilen  durch 
Beschneiden  der  Ränder  verlorengegangen.  In  jeder  Zeile  be- 
finden sich  durchschnittlich  24  Buchstaben. 

Die  Linien  sind  mit  dem  Griffel  ziemlich  tief  eingegraben. 
Der  Abstand  der  Linien  voneinander  beträgt  in  der  Regel 
Smniy  zuweilen  9  mm. 

Die  Farbe  der  Tinte  ist  ein  gesättigtes  Gelb,  das  aber 
oft  auf  der  Fleischseite,  besonders  auf  fol.  41^,  stark  abgerieben 
isty  so  daß  nur  bei  schief  auffallendem  oder  in  durchscheinendem 
Lichte  die  Umrisse  der  Buchstaben  noch  zu  erkennen  sind. 
Im  allgemeinen  aber  ist  bei  diesen  Pelagoniusfragmenten  die 
alte  Schrift  noch  besser  erhalten  als  in  allen  übrigen  reskri- 
bierten Teilen  des  cod.  16. 

Die  Schrift  der  ars  veterinaria  des  Pelagonius  ist  eine 
schöne  Unziale  wahrscheinlich  schon  des  sechsten  Jahrhun- 
derts; ihr  sehr  ähnlich  sind  die  bei  Chatelain,  UnciaUs  scrip- 
tura,  tab.  XI,  XIII,,  XVIU.  und  andre  dort  wiedergegebene 
Schriftproben.  Chatelain,  Ecole  pratique  des  hautes  ötudes, 
annuaire  1904,  p.  30  setzt  unsre  Fragmente  ohne  besondere 
Angabe  des  Grundes  auffallenderweise  in  das  7.  Jahrhundert, 
während  sie  M.  Ihm,  1.  c,  praef.  p.  4  dem  V — VI.  saec.  zu- 
weisen möchte. 

Die  ältere  Schrift  läuft  parallel  mit  der  jüngeren.  Die 
Wörter  sind  nicht  getrennt,  nur  vor  Angabe  eines  neuen 
Arzneimittels  und  ebenso  vor  und  nach  einer  Kapitelüberschrift 
findet  sich  ein  kleiner  Zwischenraum.  Die  Buchstaben  F,  G, 
P,  Q,  R,  X,  Y  und  ebenso  J  und  S  in  Buchstabenverbindungen 
(N  und  J,  A  und  S,  U  und  S)  haben  Unterlängen;  die  Buch- 
staben L  und  D  ragen  etwas  über  die  andern  empor.  Der 
erste  Buchstabe  bei  Beginn  eines  neuen  Arzneimittels  und  bei 
E^apitelüberschriften  ist  in  der  Regel  größer  als  die  andein^ 
aber  ohne  Verzierung. 

Eontignierte  Buchstaben  kommen  besonders  gegen 
Ende  der  Zeile  häufig  vor;  ich  habe  gefunden:  A  und  E,  A 
und  R,  A  und  S,  C  und  J,  N  und  S,  N  und  T,  O  und  L,  O 


30  VII.  Abhandlang :  B  i  c  k. 

und  P,  0  und  R,  O  und  S,  R  und  J,  R  und  T,  U  und  J,  ü 
und  R^  U  und  S;  ja  sogar  drei  Buchstaben  (N^  T  und  R)  wurden 
in  einem  nexus  vereinigt. 

Von  Abkürzungen  finden  sich:  hemin.  für  hemina,  lib.  für 
libra,  scrip.  fUr  scripulus,  sext.  für  sextarius,  p  für  pondo^  pö 
für  ponderibus,  n  für  nuniero,  b.  für  bus,  q.  für  que;  der  Punkt 
hinter  den  Abkürzungen  ist  sehr  häufig  noch  zu  sehen.  Als 
Zeichen  für  Gewichte  kommen  vor:  ^  für  uncia,  ^  für  se- 
muncia  und  f  für  selibra.  Ein  Strich  über  dem  Vokale  (diesem 
folgend)  steht  für  folgendes  m  oder  n.  Beginnt  das  folgende 
Wort  mit  demselben  Laute  wie  das  vorhergehende  auslautet,  so 
wird  dieser  gewöhnlich  nur  einmal  geschrieben. 

Überschriften  über  den  Seiten  finden  sich  nicht,  wohl 
aber  Überschriften  über  den  Kapiteln,  die  dann,  wie  ich  auch 
im  Drucke  wiederzugeben  versuchte,  etwas  über  den  Rand  des 
Schriftraumes  herausgerückt  sind.  Zweimal  finden  sich  auch 
Zahlen  als  Kapitelüberschriften,  hinter  denen  aber  keine  weitere 
Überschrift  stand;  Eichenfeld  glaubte  das  Gegenteil  aus  schein- 
baren Rasuren  schließen  zu  können,  doch  sind  diese  angeblichen 
Buchstabenreste  nur  Spuren  von  Buchstaben,  die  sich  von  der 
Gegenseite  durchgefressen  haben.  Der  Name  des  Verfassers 
oder  der  Titel  der  Schrift  findet  sich  nirgends. 

Ebenso  konnte  ich  nirgends  Quaternionenzahlen  oder 
Trennungszeichen  entdecken. 

Als  Interpunktionszeichen  kommt  nur  der  Punkt  in 
halber  Höhe  der  Buchstaben  vor. 

Über  den  absoluten  Wert  der  in  diesem  Palimpseste  er- 
haltenen Pelagoniusfragmente  kann  ein  definitives  Urteil  noch 
nicht  gefällt  werden,  solange  nicht  die  Pelagoniusüberlieferung 
reichlicher  fließt.  Die  vorliegenden  Fragmente  unterscheiden 
sich  von  dem  Texte  des  Riccardianus,  abgesehen  von  wenigen 
offenkundigen  kleineren  Fehlern  und  einigen  Verschreibungen 
wie  omia  für  omnia,  sangui  für  sanguis,  post  für  potio  und 
fueritit  für  fuerit,  hauptsächlich  durch  Auslassungen  von  ein* 
zelnen  Wörtern  und  von  ganzen  Paragraphen;  es  fehlen  nach 
Ihms  Paragraphenzählung  §  352  und  368 — 373  ganz  und 
Teile  von  364,  367,  373  und  393.  Nach  den  bis  jetzt  gegebenen 
Kriterien  läßt  es  sich  nun  nicht  mit  wissenschaftlicher  Sicherheit 
feststellen,  ob  die  Auslassungen,  die  unser  Palimpsest  gegenüber 


Wiener  Palimpseste.  31 

dem  Texte  des  Riccardianus  aufweist,  dahin  zu  erklären  sind, 
daß  unsere  Fragmente  nur  einem  Auszuge  aus  Pelagonius,  einem 
fbr  das  praktische  Bedürfnis  zusammengestellten  Handbuche, 
angeboren,  oder  ob  die  Wiener  Stücke  einen  besseren  Zweig 
der  Pelagoniusüberliefemng  repräsentieren  und  uns  somit  dessen 
ars  yeterinaria  in  ursprünglicherer  Gestalt  bieten.  Denn  das 
praktische  Bedürfnis  nach  erprobten  Ratschlägen  und  Rezepten 
auf  dem  Gebiete  der  Tierheilkunde  ist  ja  ganz  naturgemäß  von 
jeher  ein  großes  gewesen,  umso  größer  aber  bei  einem  Volke, 
das  stets  einen  regen  Sinn  und  lebhaftes  Interesse  für  die  Land- 
wirtschaft und  Tierzucht  an  den  Tag  legte.  Es  waren  also 
Bücher  dieses  Inhaltes  der  Interpolation  jeder  Art  weit  mehr 
ausgesetzt  als  andere.  Diese  Tatsache  nun  und  die  Art  des 
Ausgelassenen  läßt  die  Vermutung  als  wahrscheinlich  betrachten, 
daß  unsere  Fragmente  einen  besseren  und  reineren  Text  bieten 
wie  der  Riccardianus.  Denn  der  im  Palimpseste  fehlende  §  352 
zählt  fast  dieselben  Bestandteile  des  Heilmittels  auf,  nur  in  an- 
derer Reihenfolge,  wie  die  im  vorhergehenden  Paragraphen  an- 
geratene Mischung,  es  scheint  somit,  daß  der  352.  Paragraph 
Ihms  in  der  Vorlage  des  Archetyps  des  Riccardianus  aus 
einem  anderen  Kodex  als  Variante  beigeschrieben  war  und  so 
in  den  Text  des  Riccardianus  geriet;  es  wäre  damit  nur  ein 
neuer  Beweis  erbracht  fUr  die  Richtigkeit  der  Erklärung,  die 
M.  Ihm  in  der  Vorrede  zu  seiner  Ausgabe  des  Pelagonius, 
p.  2  sq.  fUr  verderbte  Stellen  gibt.  Er  sagt  dort  unter  Hin- 
weis auf  den  auffallenden  Plural  Pelagonii  in  der  von  Politianus 
im  Riccardianus  gegebenen  subscriptio  der  ars  veterinaria: 
,commentum  artis  medicinae  seu  veteranaeriae  |  explicit  Pela- 
goniorum  Saloniniorum'  folgendes:  ,quae  aliter  explicari  non 
possunt  nisi  statuerimus  ex  duobus  codicibus  commentum 
illud  artis  veterinariae  fluxisse,  cum  autem  qui  concinnavit  ea 
quae  in  altero  codice  discrepantia  reperiret  adnotasse  aut  in 
margine  aut  inter  versus,  unde  culpa  scribae  minus  periti  in 
ipsam  orationem  locis  non  suis  inrepserunt'  und  führt  dafUr  als 
Beleg  und  gewiß  bezeichnendes  Beispiel  unter  anderem  den 
§  118  an:  ,Si  equus  peduculos  in  intestinis  habuerit,  intellegitur 
cum  frequenter  torquetur.  coriandri  sucum,  sinapi,  opopanacis 
paululum  cum  in  alio  inveni  singularum  specierum  p.  quatema 
dena  esse,  non  quatema  sicut  supra  scriptum  est  mulsa  et  oleo 


32  y n.  Abhandlon^ :  B  i  e  k. 

modico  dabis',  wobei  er  unleugbar  mit  Recht  die  Stelle:  in  alio 
inveni  —  supra  scriptum  est  als  unecht  und  auf  die  bezeichnete 
Weise  in  den  echten  Text  eingedrungen  ausscheidet.  Auffallend 
ist  es  auch,  daß  von  den  fehlenden  Paragraphen  368 — 373  der 
§  372  sich  abermals  als  §  396  im  Riccardianus  findet.  M.  Ihm 
hält  §  372  für  interpoliert  und  bemerkt  in  der  adnotatio  zu 
§  396  hinsichtlich  der  doppelten  Lesung  dieses  Heilmittels:  ^bis 
quod  legitur  hoc  remedium  (vide  372),  eins  qui  ex  duobus 
codicibus  ,,  common  tum  artis  veterinariae''  conflavit,  culpa  factum 
videtur.'  Betrefis  der  anderen  ausgelassenen  Paragraphen  ist 
erwähnenswert,  daß  die  in  den  §§369,  370  und  371  angegebenen 
Heilmittel  auch  in  den  §§  374,  378,  390  und  395,  allerdings  in 
anderer  Zusammensetzung,  geboten  werden.  —  Schwieriger  ist 
es  natürlich,  die  Auslassungen  einzelner  Teile,  d.  h.  einzelner 
Beigaben  bei  der  Zusammensetzung  der  Heilmittel  als  ursprüng- 
lich erscheinen  zu  lassen.  Doch  nach  dem  zu  schließen,  was 
uns  die  Auslassung  ganzer  Paragraphen  gelehrt  hat,  dürfte 
man  dem  Verdachte  auf  spätere  BeifUgung  wohl  nicht  mit  Un- 
recht Raum  geben.  Denn  daß  der  Schreiber  der  Wiener  Bruch- 
stücke getreu  kopierte,  was  er  vorfand,  und  infolgedessen  auch 
wohl  kaum  mehr  in  seiner  Vorlage  hatte,  als  er  bietet,  legen 
sinnlose  Wörter  nahe  wie  raitajonitiaianö  (fol.  37',  Z.  2)  oder 
ordomietletem  (fol.  38^,  Z.  6),  Wörter,  die  entweder  schon  in 
der  Vorlage  verderbt  waren  oder  die  der  Schreiber  eben  nicht 
besser  lesen  konnte.  Wenn  nun  aber  unser  Palimpsest  als  gute 
und  getreue  Kopie  seiner  Vorlage  gelten  kann  und  er  selbst  be- 
reits dem  Anfange  des  6.  Jahrhunderts  angehört  (Ihm  weist  ihn 
dem  5.  bis  6.  Jahrhundert  zu),  so  gelangen  wir  zu  einem  ganz 
bedeutenden  Alter  des  uns  hier  vorliegenden  Zweiges  der  Pela- 
goniusüberlieferung,  dessen  Ursprung  bis  auf  etwa  100  Jahre  nach 
der  Abfassung  des  Werkes  zurückzuftLhren  wäre.  Es  muß  also 
den  Wiener  Fragmenten  nicht  nur  infolge  der  soeben  mitgeteilten 
Erwägungen,  sondern  auch  aus  diesem  Grunde  bei  der  Textkritik 
eine  große  Bedeutung  und  wichtige  Rolle  zuerkannt  werden. 
Der  gelesene  Text  ist  möglichst  mit  Nachahmung  aller 
Einzelheiten,  die  sich  im  Originale  finden,  gegeben,  nur  die  er- 
wähnten Buchstabenverbindungen  sind  zur  Erleichterung  des 
Druckes  aufgelöst.  Ich  zitiere  nach  der  wiederholt  genannten 
Pelagoniusausgabe  von  M.  Ihm  (Leipzig,  Teubner,  1892). 


Wiener  Palimpseste.  33 

Zeichen  der  Ausgabe: 
A  A  A  A  unsichere  oder  verstümmelte  Buchstaben. 

•        •        •       • 

[.   .    .   .]  verlorene  oder  unerkennbare  Buchstaben. 

[AAAA]  durch    Beschädigung    des   Pergamentes    ausge- 
fallene und  ergänzte  Buchstaben. 


llMAS    IM    SOle-  Ab    SCA6IC(D-  fol.  87' 

_  SS  S4T— 361 

ACCTUO)    ACRC    RAITAYOMITIAIAMO   ^  (M.  hm). 

CT  picis  liquibAc  mobicum  et  ce 
ÖRiAC  ofOMiA  sicDul  becoquc  et 

6  cum    peR6CI   pCMICUlUCY)    IN    fUSTC 

llQATO  CT  SIC  ubAS  TOTUCY)  CORpUS 
SANC  lOTIO  bumANO  CAllbo  pRIüS 
qUAOD    IMbuCAS    (DCblCACneNTü" 

Iaüas  coRpus  pecoRi  et  sie  un 

ib  QUCS    IM    SOlc-       Aliub-       ASfAltü" 

et   SülpUR    ACqUAlltCR    COMtCRIS 

AbiUMQcs  olei  fnobicuo)  et  pcR 
UMQucs  IM  sole-      iteo)^  Abipem 


1  WahncheinUch  stand  in  der  Vorlage  KAFTA YONnAIAIKON ,  worauf  auch 
die  nach  der  alten  Vorlage  von  Poliiianus  im  Cod.  Riccardianus  ange- 
brachte Korrektur  KAITATONIIAIAIKON  hinweist.  Eichenfeld,  1.  c,  liest: 
raitayuniti  .  .  . .,  und  Ihm,  1.  c,  gibt  als  Lesart  des  Palimpsestes  an: 
KAITATYNITIAIAN  mit  der  Bemerkung:  ,ultima  littera  N  potius  quam  U*. 
Der  Abschreiber  gibt  wieder,  was  er  eben  lesen  konnte;  denn  daß  ent- 
weder die  Vorlage  dieses  Palimpsestes  oder  dieser  selbst  aus  einer 
schlecht  KU  lesenden  Handschrift  oder  von  einem  wenig  gebildeten 
Schreiber  abgeschrieben  wurde,  aeigt  neben  dieser  Stelle  auch  das  ordo- 
mietletem  auf  Blatt  38^  Zeile  6  und  7.  Andererseits  sprechen  eben 
diese  Stellen  fUr  die  Gewissenhaftigkeit  des  Schreibers. 

*  Infolge  technischer  Schwierigkeiten  konnte  der  erste  Buchstabe  dieses 
Wortes,  der  im  Original  etwas  großer  ist  als  die  Übrigen,  nur  in  ge- 
wöhnlicher Textschrift  gegeben  werden. 

8itiiuigab«r.  d.  phiL-hiit.  Kl.  159.  Bd.  7.  Abb.  3 


34  VII.  Abhandlang:  Bick. 

pORCINAfO    CU(D   piCe    CT    CCRA    ACqA  * 
15  llTCR    SOlulS    CT    SUlfüR    CUO)    olcO 

CAllbo    TCRCS    CT    OCDNIA    SüpRA6lC 

TA  commisces  ct  cum  cIct   pcRu" 
Cücs-     a6  scAßiem-     Abipes  poR 

CIMOS    I16RA    CCRAC    ^-    SülfURIS   1| 

20  olei  s  picis  liquibAC  cyatos  ||- 

[ ]6[ ]    CONTCRI  * 


CT    ITA    pCRUMQUCS-       aIiUÖ-       lOTCI    UC  fol.  Si^ 

TCRIS    fACieS    SCRip-    I    STCRCORIS    SU 

illi  S   pAcies-  olei  bcfniMAm-  sul 

fURIS   In    piCIS    liqUlbAC    CYATOS    ||| 

bAcc  oroNiA  coquiTO  ut  liquibA 

SIMT    CT    CAllbo    loCO    pCRUNQUITO 

cquum  scoDcl  in  bic  usquc  Ab  sa 

MITATCfD-         ITCfo'    BITUCDIMIS    p  *  || 
SUlfURIS    S    TCRIS    CT    COfDOllSCCS 
10  IN    olCO    IN    quo    ANTC    ßUUlCRIT    AN 

CUSAC    fASCICUlUO)    UNUm    CT   solc 
CAllbo    UNQUCS-    SANC    Sl    SOlc    NO" 
bABCT    (DCblCAODCNTUO)    UIRTU 


^  Die  übergeschriebenen  BacbsUben  Zeile  14  und  17  Keinen  dieselbe 
Tinte  und  denselben  ductas  wie  der  übrige  Text,  so  daß  sie  wohl  Selbst- 
korrekturen  des  Schreibers  sein  dürften. 

'  Durch  die  letzte  Zeile  führt  der  Schnitt  im  Pergament;  nur  das  letste 
Wort  ist  mit  einiger  Sicherheit  festzustellen.  Nach  den  von  den  übrigen 
Bachstaben  dieser  Zeile  noch  cum  Teile  vorhandenen  obersten  Enden 
der  Buchstaben  und  nach  deren  Zahl  zu  schließen,  stand  wahrscheinlich 
vor  conteri:  quae  conterenda  sunt. 

^  Der  erste  Buchstabe  dieses  Wortes  ist  etwas  grOßer  als  die  übrigen. 

^  Eichenfeld  liest  statt  p  ein  p,  doch   ist  das  o  über  dem  p  ganz  deutlich. 


Wiener  Palimpseste.  35 

TCO)   MCC   CpfCCTUnO-   aIiTCR   in   STA 

16  Bulo   boRbeuo)  qüob  mascitur  qA* 

si  spiCA  NiqRA  coMTursibcs  CT  mis 

CCS    Olci    CYT)RIMI    qUOb    SUfpICIT 
TCpibUO)    SOlC    CAllbo    pCRÜMQUCS 

Itco)  ramas  in  AquA  coqucs  ct  col 
20  liqcs  uNCTum  ipSARum  ct  com 

(DISCCS    l[ ]II ]b[ ]* 

1  'pulUlS    OOXNir  §S6C. 

BUS   pOTIONIBUS    AMTCfCRCMblUS] 
QCMTIAMAC-    ARISTOlOCblAC-    a)UR[RAC] 

UACARUcn  Iauri  rasürac  bori[s1^ 
6  Acquis  poNÖCRiBus  IM  pulueRC[a)] 

RcbiQIS    bc    quo    pOTIOrsJABIS    CONTRfA] 
OODNCS    CnORBOS    bcCOqUCS    IN    UIN[0] 
lUNCI    RAbiCCS    CT    mARRUBIUO)    C[0] 
IaS    ipSUT    UINUCD    CT    AblUNCTUm 

10  putucRis  cocliARium  UNum  pt[c] 

^  Das  fibergeschriebene  ü  gfehOrt  wobl  der  Hand  des  Schreibers  an,  den 
das  Ende  der  etwas  längeren  Zeile  zu  dieser  Raumersparnis  zwang. 

'  Der  Schnitt  im  Pergament  führt  dnrch  diese  Zeile.  Nach  den  noch 
vorhandenen  Teilen  der  überragenden  Bachstaben  (1  und  d)  und  nach 
der  Zahl  der  dazwischenliegenden  Buchstaben  (deren  obere  Spitzen  zum 
Teile  noch  zu  sehen  sind)  zu  urteilen,  folgten  in  dieser  Zeile  noch 
die   Worte:  lenticulam  et  adipem. 

'  Man  möchte  fast  den  Eindruck  gewinnen,  als  ob  in  dem  vor  pulnis 
freigelassenen  Räume  einmal  eine  Zahl  gestanden  habe;  doch  ist  es 
unwahrscheinlich,  daß  die  Zahl  allein  ganz  verschwunden  ist,  während 
der  Text  sich  ziemlich  gut  erhielt. 

*  Am  rechten  Rande  fehlen  oft  ein  oder  zwei  Buchstaben,  da  dieses  Blatt 
bei  der  Zubereitung  fttr  den  heutigen  Kodex  zu  sehr  beschnitten  wurde. 

*  Beim  Zusammentreffen  desselben  Lautes  am  Wortende  und  Wortanfang 
wird  dieser  oft  nur  einmal  geschrieben;  es  ist  also  ebori[s]  zu  lesen. 

3» 


36  VII.  Abhandlung:  Bick. 

MUOl    pOTIOMAS    pCR    TRibuUm-    Sl 

feßRiüNT  pecoRA  IN  AquA  bcco 
ques  lUNCi  RAbiccm  ex  Appium 
coIas  AbiüNces  pulucRis  coclli] 

15  ARC    CT    CnelllS    (DOÖICUO)    UT    SIT 

AquA  roülsA  ex  sie  poxiOMAS  pe[R] 
XRibuum  corsjXRA  ucmcna  Aux[e"l^ 
pulueRis  plus  quAm  cocIiarc 
cum  uiNi  sexxARio  ex  olei  bc(D[i] 
20  MAO)  beicis  pcR  bies  In-  cdac 


[UleXXOrsJICAC    Ul-*   SAXIfRACAC   I-    CAS  fol.  41' 

siAc  fisxuUe  —  I  Ysopi  f Asciculos 

buOS    eUpORBl'   I   (DANMAC    XURIS  1- 

ZIMCIBCRIS   I   mURRAC    |   folll    | 

QCNXIAlvJAe    I   bcRÖAC    SA6INAC    D   |- 

•  •     •       •  r 

pipcRis  — I  cosxi  — I  scrxuIac  CAO) 

pANAC    I  YpopANACiS*    1-    SpiCAC    T 

blCAC  — I  scynuanxus  — I-  AOfimo 

MIACI    I   CIMMACnOfOl     1    RAbiCIS 


*  Ihm  bezeichnet  In  seinem  Apparat  das  t  von  aut  als  weggefallen,  doch 
steht  es  deutlich  hier,  wie  schon  Eichenfeld  angegeben  hat. 

'  Eichenfeld  und  Ihm  lesen  hier  uettonicae  Hb.,  doch  kann  ich  nach 
Öfterer  Prüfung  mit  Sicherheit  nur  die  angegebene  Lesart  feststellen. 
Das  u  von  uettonicae  ist  durch  Beschneiden  des  Pergamentes  wegge- 
fallen. Die  übrigen  ersten  Buchstaben  dieser  Seite  sind  öfters  aus  dem- 
selben Grunde  nicht  ganz  vollständig. 

'  Eichenfeld  und  Ihm  geben  als  Lesart  des  Palimpsestes  euphorb.  an,  doch 
kann  es  so  nicht  dastehen,  schon  weil  der  vorhandene  Raum  sn  groß 
wäre.    Ich  glaube  nur  das  Angegebene  lesen  zu  kOnnen. 

*  Eichenfeld  und  Ihm  lesen  opopanacis  statt  ypopanacis,  das  ich  deutlich 
zu  erkennen  glaube. 


Wiener  Palimpseate.  37 

10  YpoDAMAcis  — I  sccnersj  [.  . .]  tac  — |- 

Fr  ••■••  •• 

STRO&llOS    miMUTOS    UIRlbcS   XXU- 
MUClcl    U    qIYC[ ]   I   bACC    0(T) 

•  ■  •  ■ 

MIA    CONTU[ ]A    SCRUAßlS 

CT  cum  Nccesse  fucrit  uino  dcr 

•     •  •     •  *•  •  • 

15  miXTA    ÖABIS«         POTIO*    OCDNI    Te" 
pORC   [ ]IM    SIMQUUS    CApiTIB- 

[.  .  .]US[.  .  .JCOSTI    1-    (DClllOTI    I   YSO 

•  •  •        •  • 

pi  sicci  —  I  IRIS  iUyricac  —  I  bRACd" 

TCAC    1   CefNJTAURCAC    |   SpiCAC 

•  •  •  •  f  • 

20  NARbl    I   bACC    OfDMIA    TUMbcS    CT 

•    •  •      *  • 

QCMTIANAC    pCTROSCllNI    ARlbl    CASSI  fol.  40^ 

*  *  *  §S890— S98. 

AC    flSTUUe    OrOMIA    pROUI    UOlUCRIS 

CqUIS   pONbCRIÖUS    TUMSA    CT   CRIBRA 
TA    UTCRIS-         CONfCCTIO*    ARTCRI 

6  ACAC-    mURRAC    TROQIiTCS    ||||- 

SCYNU-    In-    CINNACDI    U-    pipCRIS 

aIbI    U-    pipCRIS    MIQRI    ||||-    CASSI 

^^    In  S*    RCSIMAC    COlOfONlAC   U- 

ARISTOloCIAC   Im-    ACORI   |||-*    BACA 

10  RUm    UURI    In-        AllUb-'       (DURRAC 

I-    pipCRlS   In-    llNI    SCCDCN    fRIXC 

llB   I-    UUAC    pASSAC    SCXT-   |-    MASTÜR 

ci  SCXT-  I-  Muclci  SCXT-  |-  bccoqucs 

CT    CCRA    CONTUNbcS    CT    (T)cl    CDIS 

16  CC6IS    cum    bARC    ÜOlüCRIS    qIoBU 


^  Der  erste  Bachstabe  dieses  Wortes  ist  etwas  größer  als  die  übrigen. 
'  Eichenfeld   liest  statt  |||  die  Zahl  ||||,  ein   Irrtnm,  den  schon   Ihm   be- 
merkt hat. 


38  VII.  Abhandlung:  Biek. 


.—1 


los    FACICS    IM    mobufO    NUCIS    CT    f 

0$  pcR  6ies  um  beicis  curasti 

^liub    mURRAC    In*    CINNAODI    || 

CROCI    In-    TURIS    (DASCUll    ||h    MAR 

20  bi    SYRIACI    Im*    RCSIMAC    TCRCftC" 

[ 1   Im*    pipCRIS    aIBJ    In    UUAC^ 


TRACAMTI*    llBRA-    OlclllS    ATTICI    llBRA  foL  «' 

ARIOA    COMIUMOeS    CT    CCRMCS    CT    CDCl 

Ic  misceeis-      poTio*  a6  ocdmia 

IMTCRAMCA    UITIA-    ÖUTURUfn-    (DCl 
6  OpopAMACCm    (DÜRRAO)    CqUIS    pO 

OfDMIA    leUlQATA    CUO)    UIMO    pCR 
MARCm    IMfUMbUMTUR 
>OTIO    ACSTIÜaIiS       bORnOIMI    SCfDCM 

bcmiMAO)-  pcTRoscliMi  bemiM 

10  CDÜRRAC    SCXT-   |    Sil    QAUiCI    SCXT-   | 


V' 


^  Eichenfeld  Tormutet  hier  per  statt  in;  doch  hat  p  stets  Unterlänge,  die 
hier  nicht  vorhanden  ist,  und  femer  hätte  der  für  n  und  m  gebrauchte 
Abkürzungsstrich,  der  ziemlich  deutlich  zu  erkennen  ist,  bei  der  Lesart 
per  keinen  Sinn.  Auch  kann  ich  nach  et  nur  noch  einen  Grund- 
strich sehen. 

'  Die  letzte  Zeile  ist  zur  Hälfte  durchschnitten. 

'  Eichenfeld  las  ursprünglich  quae' statt  unae;  später  (Wiener  Jahrbtlcher 
1828  [44],  p.  169)  bietet  er  nuae.  Gewiß  ist  das  obere  Ende  des 
linken  Schenkels  des  u  etwas  nach  innen  gebogen ,  aber  das  kommt 
öfters  so  vor.  Doch  läßt  sich  die  Frage  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden^ 
da  der  fragliche  Buchstabe  durch  Beschneiden  des  Pergamentes  be- 
schädigt wurde. 

*  Eichenfeld  liest  traganti  statt  tracanti,  während  Ihm  die  Möglichkeit 
eines  g  zwar  zugibt,  aber  doch  ein  c  für  wahrscheinlicher  hält.  Jeden- 
falls ist  die  dem  g  sonst  eigene  Unterlänge  nicht  zu  sehen,  wie  auch 
sonst  der  Buchstabe  etwas  undeutlich  ist. 

^  Der  erste  Buchstabe  dieses  Wortes  ist  etwas  größer  als  die  übrigen. 


Wiener  Palimpseste.  39 


Api  scmersj  bemiMAno-  scYmi  — 
TCRcs  CT  coIas  CT  cum  AqUA  (DUl 

SA    fAUCIftUS    INfüNbcS 
UOTIO    cqUIS    IMTRINSCCUS    UbORAN 
15  TI6US    ÜCl    qUt    nOORBO    TCmpTANTUR 

CT  bn  qui  siccas  marcs  bAbcMT 

fACllc    CURANTÜR    bAC    pOTIONC 
TbiSANAC    SUCUnO    bcpRITICI    CIA* 

TOS  büos  pcR  TRibüum  6a6is  pos 

20  TCA    bcCOCTAm    fACICS    SIC    YSOpi 

—  Il-  paIcouIas    M    XX-  [. .  .]  UIRlblS 


CiqUIATOS    UI-    UNIUCRSA    CUfD    AqA'  fol.  88^ 

CACICSTI    bcCOqUC    CT    TCpCfACTA 

bABIS-   pOTIO    Ab    ApOSTATICOS 

BUXI    fOllA    CT    SAfOBUCI    CT    CcbRAC* 

AUT    CICUTAC    COqUC    CX    AqUA    C*    CO  ' 

lATUm    BCNC    pOTIOMABIS-    ORbo 


^  Ibm  bietet  defritiqqatos  als  Lesart  statt  defritici  ciatos,  das  Eichenfeld 
liest.  Ich  glaube,  daß  Eichenfeld  recht  hat,  denn  die  Verbindung  von 
c  und  i  findet  sich  in  dieser  dem  q  ähnlichen  Form  auch  an  andern 
Stellen ;  solche  Buchstabenverbindungen,  zumal  am  Ende  der  Zeile,  sind 
in  diesem  Palimpseste  sehr  h&ufig. 

*  Die  letzte  Zeile  ist  unten  größtenteils  weggeschnitten. 

'  Das  u  scheint  vom  Schreiber  aus  Baummangel  darübergeschrieben  worden 
zu  sein. 

*  Das  ae  in  cedrae  ist  nicht,  wie  Eichenfeld  und  Ihm  andeuten,  in  klei- 
neren Buchstaben  geschrieben  oder  hoher  gestellt,  sondern  gerade  so 
wie  die  übrigen  Buchstaben  geschrieben. 

*  Der  Schreiber  hat  wahrscheinlich  t  ausgelassen  und  statt  et  bloß  e  ge- 
schrieben; denn  daß  dieses  e  zu  aqua  gehören  sollte,  ist  wohl  kaum 
anzunehmen.    Eichenfeld  und  Ihm  haben  dies  e  übersehen. 


40  VII.  Abhandlang:  Biek. 

(DieTleTCfD    bACmONIS    Sül    ACCI 
[pllCT-    Sl    TACnCN    SOpORAUCRIS    UT 

[flAcile  susciiARi  et  AcneulARc 

10  SINC    UITIO    pOSSIT*    UCl   Sl    CAIcITRO 

SüS    pUCRIT    ipSA    pOTIONC    ÜTCRIS 
AbieCTA   AqUA    fRIQlbA   AÖ    UCDftI 

[Dicucn  CRiT  ceRTissimuo)  Rcmcbiu" 

[UolTIO*    a6    OfONCS    botORCS*    pulUCRC"* 

15  UreRis  ucTUSTioRcm-  RcsitsiAe 

TCRCBCNTIMAC    |-    AqUA    CAllbA    ÖA 

6IS  boc  bc  expcRifncNTo  est 

[^]llA^    BACAS'    IaURI    aIcUO)    pURCATÜ" 
(DURRAO)    cum    UINO    CAllbo    bABIS 
20  pcR    MARCS-      ITCO)    bCRBA    qUAC* 

CompOSITIO    pASTllU    SimpllCIS    Scb  foLSS^ 

V  rli5  §§40111.408- 

SUCDODI    pANACIS    RAblCCm    CT    po[l]* 
llNCrO    TRITICCAOD    ACqUlS    pONb[C] 
RIBUS    TUNJSA    CT    CRIBRATA    UINO   [SU]^ 

■   •  •  ■ 

6  6IQIT0    UCTCRI    CT    pACITO    pASTll 

[.  .  .]T   pOTIONCO)    bATO    Sl    pCRfRIXlC] 


^  Po  und  A  (Zeile  18),  das  wegen  des  neuen  Abschnittes  etwas  über  den 
regelmäßigen  Schriftraum  hinausgerückt  war,  ist  weggeschnitten. 

'  Der  Strich  über  puluere,  den  Eichenfeld  und  Ihm  nicht  anführen,  .ist 
ganz  deutlich. 

'  Eichenfeld  und  Ihm  lesen  irrtümlich  baccas. 

*  Die  letzte  Zeile  ist  zur  Hälfte  weggeschnitten. 

'^  Durch  Beschneiden  des  Randes  sind  am  Ende  der  Zeile  h&ufig  Buch- 
staben weggefallen. 

'  Eichenfeld  führt  diese  beiden  Buchstaben  als  sicher  gelesen  an,  doch 
ist  nur  noch  ein  kleiner  Rest  des  s  vorhanden,  das  übrige  ist  wegge- 
schnitten. 


Wiener  PalimpBeste.  41 


P' 


RIX    AUT    üuInüS    füCRIT    IMTRINSfc] 
CÜS   SAMA6ITUR 
'OTIO    Ab    COS    qUI6US    pulCDONCS    I[m] 
10  CÜRSU    RUfnpUNJTUR   ucl   OS   qui[6üs] 

(DAle    ölet-      SpiCAC    iVlARbl-    CR0[CI] 
mURRAC    COSTI    SCYNI    CASSIAle] 
flSTUUe    pipCRIS    Al6l    ÜMCIAe 

siMQuUe  eisque  bcRBunr)  odo[Ii] 

16  TUCD    PRO    CDObo    (DISCCTUR    qUAC 

leUIQATA    et    CRIBRATA    (DClll    AÖ 
miXTA    bllUTUm    pCR    NARCm    SIN[IS] 

TRAcn  ifsjfursjbuNTUR  pRiusquA[m] 
poTiONjeno  be  abscntio^  et  mitr[o]* 

20  ^Cllc    CT   pOSCA    OS    bcpRICABIs' 


fAUCIßUS    IMpUNblTO    qUAC    Sl    pARU  fol.  39'' 

5§  405- 408. 

PUCRITIT*    ISTA    pOST    CApub    AbURATUR 
UNCTIOMIBUS    CAllbiS   pCRUNCUATUR 
qUOb    Ab    ROBUR    OSTCfsjblfnUS   coUyrio 
SANG    OCUlOS    INUMQUITO 
OTIO    Ab    ApiOSOS   pRimO    bc    TCCDpORIBUS 

SAMQuis  ecniTTCNbus  est  bcifsjbc  po 

[II]0'^    bACC    AbblBCfNjbA    SeODCNJ    Api-    Spi 


p 


^  Das  ti  dieses  Wortes  ist  über  ein  zum  Teil  getilgtes  o  geschrieben. 
'  Das  o  scheint  etwas  kleiner  als  gewöhnlich  gewesen  zu  sein. 

*  Die  letzte  Zeile  ist  in  der  Mitte  durchgeschnitten. 

^  Der  Schreiber  scheint  zweimal  die  Endsilbe  it  geschrieben  zu  haben. 
Fuerit  usta,  wie  M.  Ihm  als  Lesart  angibt,  ist  wohl  nicht  dort  gestanden, 
schon  weil  in  diesem  Falle  ein  senkrechter  Strich  ungelesen  bleiben 
würde« 

*  Die  ersten  Buchstaben  in  dieser  und  in  der  folgenden  Zeile  sind  weg-, 
geschnitten. 


42  vn.  Abhandlang!  Bick. 

[CjA    MARbl    pCTROSellMI    (DACCbOMICI* 

•  '  •      •    •    •  • 

10  Iactücac  semcM  cum  AquA  muliA* 

pcRmixTA  onoiA^  bA6is  bie6-  quiNq* 
CApubque  eiüs  pelticuU  oleo  a>A6e 

fACTA    COpCRICS    CeRTISSIOOA    AC    HIA 
NlfeSTISSiniA   poTio 

15        lioiio  a6  equiiO)  RAOibum  6acas  Iaü 

Rl    pURQATAS    CT    OlcUm*    TCRIS    IM    Ul 
fslO    CAllbo    CT   pCR    MARCO)    bciCIS 

cxLüIn- 

CARbiCUm    AUTCm    IMTCUCCIODÜS 
20  Sl    CST    IM    TCRRA    CApub    IMpCQCRIT    Sl 

TlblUO)    CURAMbuS    Sl    SUSTIMUCRIT-  f oL  S^ 

S  SS  406  n.  409. 

IMApi    CT    IaSCRI    M*    (DObüfD    fABAC    (DCl 

llS    ACCTABUIa    bUA    TAMTUMbcO)    CT    AqUAC 

CAllbAC    ACCTI    CYATOS-    ||||-    IM    UMO    COM 


TCRC    CT    pOTIOMA    CT    bcAfOBUlCT    UIRlbc"" 

qUC    CIÖUfD    PRACBC6IS-         ACQRO*   pc 

CORI    CT    cum    SAMUS    fUCRIT    UCMAC    ClCR]' 


*■  Das  übergeschriebene  i  ist  von  derselben  Tinte  und  scheint  der  ersten 

Hand  anzugehören. 
'  Eichenfeld  und  Ihm  lesen  hier  mulsa  statt  malta,  obwohl  das  t  deutlich 

zu  sehen  ist. 
'  Das  fehlende  n  ist  in  keiner  Weise  angedeutet. 

*  Zwischen  et  und  oleum  ist  ein  Zwischenraum  von  1  cm^  innerhalb 
dessen  aber  keine  Spur  von  Rasur  su  bemerken  ist.  Es  scheint  Tiel- 
mehr,  daß  der  sich  dort  findende  IKngliehe  Biß  schon  im  Pergamente 
war,  als  es  zum  ersten  Male  beschrieben  wurde,  weshalb  der  Schreiber 
die  schadhafte  Stelle  übersprang. 

^  Beim  Znsammentreffen  desselben  Lautes  amWortende  und  Wortanfange  wird 
dieser  Laut  gewöhnlich  nur  einmal  geschrieben,  es  ist  deshalb  in  zu  lesen. 
^  Der  erste  Buchstabe  dieses  Wortes  ist  etwas  großer  als  die  übrigen. 

*  Durch  Beschädigung  des  Pergamentes  sind  in  Zeile  7,  8  und  9  die 
letzten  Buchstaben  weggefallen. 


Wiener  Palimpseste.  43 

UICIS    IaXANÖAC    SUINJT    CT    6c    poSTCfRIO] 
RI6US    SANQUI    cmiTTCNbuS    UT    pCRfpC] 

10  xuA  SAMitAS  pcRseueneT 

cxLüIm- 

Im  üaraIctyco  siqna  bAcc  sunt  Ia6RA 

pRAUA    CT    biSSOlUTA    llNQUA    pASSIOMC 
ipSA    qiORITUR-    ONUS    OCülUS    OllMOR 
16  fIT   AÜRIS    UNA    bciCCTA    CURATIO    bUIUS 

TAIiS    est-    IaBRA    SCARIfABIS*-    UMC 
TIONIBUS    bis    UTCRIS    qUAC    RCCipiUNT 

IN  SC  olei  ucTCRis  seheRAcn  bitüodi 

MIS    ScllBRAO)    RCSINAC«    CROMAIiS    SC 
20  llöRACD    AfnODONIACI    SCXTARIOS    SCX 


IV.  Abschnitt. 

Die  lateinischen  Brachst&eke  der  Apostelgeschichte  und 
der  Briefe  des  lacohas  and  Petras. 

Von  den  im  cod.  16  vorhandenen  Palimpsesten  ist  der  die 
frilhlateinischen  Bruchstücke  der  Apostelgeschichte  und  die 
Vulgatafragmente  der  Briefe  des  Jacobus  und  Petras  enthal- 
tende der  umfangreichste;  er  hat  die  meisten  Bearbeiter  ge- 
dulden. 

Zwanzig  in  bezug  auf  Beschaffenheit  und  Farbe  des 
Pergamentes  ganz  verschiedenartige  Blätter  bieten  uns  diesen 


^  Zwischen  a  und  c  ist  infolge  des  bereits  erwähnten  Risses  im  Perga- 
mente ein  Zwischenraum  von  1cm,  innerhalb  dessen  keine  Spur  von 
Rasur  zu  bemerken  ist.  Es  gilt  hier  dasselbe,  was  8.  42,  Anm.  4  ge- 
sagt ist.  Wieso  Eichenfeld  zu  der  Lesung  scarif(ic)<'*^  kommt,  ist  mir 
unerklärlich.     Ihm  liest  gleichfalls  scarifabis. 


44  VII.  Abbandlang:  Bick. 

Text.  Sic  haben  abgesehen  von  größeren  Beschädigungen  ein- 
zelner Blätter  alle  das  gleiche  Format  175  mm  X  229  mm. 
Ursprünglich  scheinen  sie  um  wenig  breiter  und  höher  ge- 
wesen zu  sein. 

Die  Größe  des  Schrift raumes  beträgt  in  der  Regel 
125  mm  X  170  mm. 

Von  Tinte  ist  nur  auf  sehr  wenig  Blättern  noch  etwas 
vorhanden.  In  der  Regel  kann  man  die  Schrift  nur  aus  den 
im  Pergament  zurückgelassenen  Eindrücken  erkennen ,  wenn 
man  das  betreffende  Blatt  schief  gegen  das  Licht  hält.  Zu- 
weilen hat  sich  auch  die  Tinte  durchgefressen  und  der  Text 
ist  in  durchscheinendem  Lichte  lesbar.  Mit  Unterlagen  ist  bei 
Lesung  dieses  Textes  wenig  zu  erreichen. 

Auf  der  Seite  befinden  sich  bald  25^  bald  24  Zeilen  in 
einer  Kolumne;  auffallend  ist^  daß  die  Briefe  durchgängig 
25  Zeilen  auf  der  Seite  haben  mit  Ausnahme  des  ersten  Blattes 
(fol.  72)^  das  recto  und  verso  nur  deren  24  aufweist.  Zwar 
möchte  man  wegen  der  Lücke  im  Texte  mit  White^  Old-Latin 
Biblical  Texts,  vol.  IV,  p.  34  auf  fol.  72^  noch  eine  25.  Zeile 
annehmen,  aber  nach  öfterer  und  genauer  Untersuchung  des 
betreffenden  Blattes  kann  ich  nur  der  Ansicht  sein,  daß  fol.  72 
recto  und  verso  bloß  24  Zeilen  hatte,  zumal  der  Text  von 
fol.  72'  Zeile  24  ohne  Lücke  auf  fol.  72^  Zeile  1  fortläuft. 

Die  Yorgezeichneten  Linien  und  ebenso  die  seitlichen 
Begrenzungslinien  sind  auf  fast  allen  Seiten  gut  sichtbar.  Der 
Abstand  der  Linien  voneinander  ist  ziemlich  regelmäßig  und 
beträgt  gewöhnlich  7  mm. 

In  jeder  Zeile  befinden  sich  durchschnittlich  26  Buch- 
staben. Die  Schrift  ist  scriptura  continua  und  zeigt  eine 
schöne  regelmäßige  Halbunziale,  die  (ausgenommen  das  g)  viel 
Ähnlichkeit  hat  mit  dem  Schriftcharakter  des  bei  Chatelain, 
Un Cialis  scriptura  tab.  LXXI  und  des  bei  CipoUa,  Coli.  pal. 
Bobb.,  vol.  I  (1907),  tab.  XI  wiedergegebenen  Palimpsestes  und 
ebenso  mit  der  bei  Zangemeister  und  Wattenbach,  Exempla  co- 
dicum  etc.  tab.  53  gebotenen  Halbunziale.  Diese  alte  Schrift 
läuft  parallel  mit  der  jüngeren,  oft  so,  daß  die  jüngere  Schrift 
kopfständig  zur  älteren  geschrieben  ist.  Die  Buchstaben  d,  r, 
s  kommen  sowohl  in  unzialer  wie  in  halbunzialer  Form  vor. 
Subskriptionen    sind    in    großen    Buchstaben    geschrieben    und 


Wiener  Palimpseste.  45 

zeigen  einfache  Umrandungsverzierungen  ohne  Anwendung  von 
Farbe.  Ebenso  ist  in  der  Regel  der  Anfangsbuchstabe  eines 
neuen  Absatzes  groß  geschrieben  und  ohne  Verzierung  oder 
Anwendung  von  Farbe.  Fällt  der  Beginn  eines  neuen  Ab- 
schnittes mit  dem  Beginn  einer  neuen  Zeile  zusammen^  so  ist 
der  groß  geschriebene  Anfangsbuchstabe  und  oft  auch  noch 
der  nächstfolgende  Buchstabe  über  den  Rand  herausgerückt. 
Beginnt  der  neue  Abschnitt  innerhalb  der  Zeile,  so  ist  vor 
dem  groß  geschriebenen  Anfangsbuchstaben  ein  kleiner  Zwi- 
schenraum. 

Von  Abkürzungen  kommen  als  Buchstaben  Verbindungen 
die  von  a  und  m^  n  und  f,  n  und  t  und  von  o  und  r  vor.  bus 
und  que  werden  häufig  durch  b-  und  q*  abgekürzt.  Ein  Sti*ich 
nach  einem  Vokale  über  der  Zeile  steht  für  folgendes  m 
und  n.  Von  Eontraktionen  habe  ich  bemerkt:  dns  fUr  dominus, 
ds  für  deus,  ihs  für  iesus,  scs  für  sanctus,  sps  für  Spiritus  und 
xps  für  Christus.  Natürlich  kommen  auch  die  entsprechenden 
Kontraktionen  für  verschiedene  Kasusformen  dieser  letzteren 
Abkürzungen  vor.  Alle  angeführten  Abkürzungsarten  aber 
finden  sich  nicht  nur  gegen  das  Ende  der  Zeile,  sondern  auch 
an  allen  andern  Stellen  derselben. 

Als  Interpunktionszeichen  habe  ich  nur  den  Punkt  in 
halber  Höhe  der  Buchstaben  gefunden,  der  sehr  oft  noch  gut 
zu  sehen  ist. 

Ausgelassene  Buchstaben  und  Korrekturen  werden 
in  kleineren  Buchstaben  darübergeschrieben.  Diese  Korrek- 
turen, die  von  erster  oder  mindestens  sehr  alter  Hand  zu 
stammen  scheinen,  finden  sich  ziemlich  häufig. 

Überschriften  über  den  einzelnen  Seiten  scheinen  tat- 
sächlich nicht  vorhanden  gewesen  zu  sein,  obwohl  man  öfters 
(besonders  fol.  74^)  leicht  geneigt  wäre,  Spuren  solcher  zu  kon- 
statieren, wenn  es  nicht  bloß  Schattierungen  und  Unregelmäßig- 
keiten im  Pergamente  sind.  Auch  scheinen  oft  kleinere,  nicht 
über  die  ganze  Seite  laufende  Linien  in  der  Mitte  des  oberen 
Randes  der  Seite  (z.  B.  fol.  51')  für  die  Annahme  von  Über- 
schriften in  Betracht  zu  kommen.  Dagegen  spricht  haupt- 
sächlich der  Umstand,  daß  auffallenderweise  gerade  auf  jenen 
Seiten,  die  die  alte  Schrift  verhältnismäßig  gut  erhalten  haben, 
von  solchen  Spuren  nichts  zu  sehen  ist. 


46 


VII.  Abhandlang:  Bick 


Quaternionenzahlen  glaube  ich  an  zwei  Stellen 
(fol.  72^  und  46*^)  bemerkt  zu  haben.  Und  in  der  Tat  müBsen 
wir  auf  jenen  Seiten  auch  solche  erwarten,  da  sie  die  letzten 
Seiten  von  Quaternionen  sind.  Wir  haben  nämlich  in  den  hier 
in  Frage  kommenden  Palimpsestblättem  einen  unvollständigen 
und  zwei  vollständige  Quaternionen  vor  uns,  wie  schon  von 
H.  J.  White,  1.  c,  p.  XIV  ff.  auseinandergesetzt  wurde.  Durch 
folgendes  Schema  dürfte  vielleicht  am  besten  die  Zusammen- 
setzung dieser  drei  Quaternionen  erläutert  werden: 


fehlt      fol.  63 


fehlt 


Quaternio  I: 

fol.  52  fol.  51 


fehlt 


fol.  60       fehlt 


fol.  45         47 


73 


Quaternio  II: 

65  48 


44 


56 


72 


fol.71 


42» 


43 


Quaternio  III: 
54  49 


74 


75 


46 


Man  sieht  also,  wie  sehr  die  ursprungliche  Blätterfolge  von  der 
heutigen  abweicht;  doch  auch  die  Folge  der  Seiten  ist  sehr  oft 
verändert,  indem  die  ursprüngliche  Recto- Seite  zur  Verso- Seite 
wurde  und  umgekehrt.  —  Bei  den  von  mir  fol.  72^  und  46' 
mit  Vorbehalt  gelesenen  Quaternionenzahlen  Xmi  und  XV  ist 
jedenfalls  fol.  46'  die  Anfangsziffer  X  deutlich  sichtbar.  Da 
ich  nun  nicht  glaube,  daß  dieser  X  eine  andere  X  folgte  oder 
vorausging,  so  möchte  ich  aus  der  angegebenen  Tatsache  den 
Schluß  ziehen,  daß  unser  Palimpsest  nicht  alle  4  Evangelien 
enthielt,  sondern,  wie  es  scheint,  nur  eines  (vielleicht  Matthaei) 
die  Apostelgeschiclite  und  die  katholischen  Briefe,  denen  sich 
vielleicht  noch  die  paulinischen  Briefe  und  die  Apokalypse  an- 
schlössen. 


Wiener  Palimpseste.  47 

Als  Zeit  der  Entstehung  unserer  Handschrift  läßt  sich 
wohl  das  5.  —  6.  Jahrhundert  festsetzen.  In  dieser  Datierung 
bekräftigen  uns  die  Altersangaben  für  andere  Handschrift;eD^ 
die  einen  gleichen  oder  ähnlichen  Schriftcharakter  aufweisen 
(siehe  oben  S.  44).  Unser  Kodex  zeigt  nämlich  einerseits  noch 
Eigentümlichkeiten^  die  man  gewöhnlich  als  solche  des  5.  Jahr- 
hunderts bezeichnet;  hat  aber  andererseits  schon  das  sich 
rundende  t,  dessen  frühestes  Auftreten  von  den  meisten  Paiäo- 
graphen  (bes.  von  Chatelain)  in  das  6.  Jahrhundert  gesetzt  wird. 
Eichenfeld,  (Wiener)  Jahrbücher  der  Literatur,  Bd.  26  (1824), 
Anzeigeblatt,  S.  34  spricht  unsem  PaUmpsest  noch  dem  4.  oder 
dem  Anfange  des  ö.  Jahrhunderts  zu;  Tischendorf,  (Wiener) 
Jahrbücher  der  Literatur,  Bd.  120  (1847),  Anzeigeblatt,  S.  36 
will  ihn  eher  in  das  5.  Jahrhundert  setzen,  während  White, 
1.  c,  p.  2  ihn  ebenfalls  dem  5.  bis  6.  saec.  zuteilt. 

Entdeckt  wurden  diese  Fragmente  von  Jos.  v.  Eichen- 
feld, der  uns  in  dem  schon  öfters  zitierten  Aufsatze  S.  34 — 35 
eine  kurze  Beschreibung  gibt  und  nur  wenige  Zeilen  Text 
gleichsam  als  Probe  mitteilt.  Im  Herbste  1843  überprüfte 
Tischendorf  das  bereits  Gebotene  und  erweiterte  es  erheblich. 
Das  Ergebnis  seiner  Studien,  die  sich  durch  Gewissenhaftigkeit 
und  Gründlichkeit  besonders  auszeichnen,  legte  er  in  den 
(Wiener)  Jahrbüchern  der  Literatur,  Bd.  120  (1847),  Anzeige- 
blatt, S.  36 — 43  in  einem  Berichte  über  seine  wissenschaftliche 
Reise  nieder.  Auf  diesen  Arbeiten  Tischendorfs  fußte  J.  Bels- 
heim  bei  seiner  Entzifferung  unsres  Palimpsestes  im  Sommer 
1884  und  1885;  alsbald  erschienen  auch  seine  ,Fragmenta  Vin- 
dobonensia^,  Christiania  1886^,  welche  die  Lesung  des  größten 
Teiles  der  Fragmente  bieten.  Aber  leider  muß  ich  mich  dem 
Urteile  P.  Corssens,  Bericht  über  die  lateinischen  Bibelüber- 
setzungen (Bursians  Jahresberichte  Bd.  101  [1899]),  S.  19  an- 
schließen und  auch  diese  Ausgabe  Belsheims  als  wissenschaftlich 
unbrauchbar  bezeichnen.  Die  Ausgabe  wimmelt  von  groben 
Lrtümem  und  falschen  Lesungen,  die  schon  durch  das  Ver- 
hältnis des  gegebenen  Raumes  zur  Zahl  der  Buchstaben  sich 
als  solche  erweisen.     Dazu  kommen  noch  eine  Reihe  von  sehr 


^  Vgl.  auch  Theol.  Ttdsskrift  for  den  evang.  luth.  Kirke  i  Norge,  3.  Reihe, 
Christiania  1886,  Bd.  1,  Heft  3,  8.  807^.326. 


I 


48  VII.  Abhandltmg:  Bick. 

störenden  Druckfehlern  selbst  in  der  Blattbezeichnung  der 
Handschrift.  Zuweilen  mag  der  Irrtum  bei  Belsheim  dadurch 
entstanden  sein,  daß  seine  Aufzeichnungen  in  Unordnung  ge- 
raten waren  und  er  keine  Gelegenheit  mehr  hatte^  das  Original 
einzusehen.  Eine  Revision  der  Belsheimschen  Angaben  war 
deshalb  dringend  geboten  und  bereits  im  Juli  1895  und  im 
September  1896  unterzog  sich  Henry  J.  White  dieser  mühe- 
vollen Aufgabe  mit  großer  Gewissenhaftigkeit  und  Exaktheit 
Als  Frucht  seiner  ergebnisreichen  Studien  veröffentlichte  er  im 
IV.  Bande  der  Old- Latin  Biblical  Texts,  Oxford  1897  unter 
dem  Titel:  Portions  of  the  Acts  of  the  Apostles,  of  the  Epistle 
of  St.  James  and  of  the  first  Epistle  of  St.  Peter  from  the 
Bobbio  Palimpsest(s)  etc.  eine  genaue  Überprüfung  des  seither 
Gelesenen  und  eine  erhebliche  Erweiterung  desselben,  so  daß 
damit  die  40  Seiten  dieser  Fragmente  bis  auf  15  Seiten  voll- 
ständig oder  fast  vollständig  entziffert  waren.  Auch  von  diesen 
zuletztgenannten  15  Seiten  sind  dort  9  stellenweise  gelesen. 
Ich  habe  nun  gelegentlich  dieser  Veröffentlichung  eine  Neu- 
koUationierung  dieser  besonders  schwer  zu  lesenden  Texte 
verbunden  mit  einer  Überprüfung  des  bisher  Gebotenen  vor- 
genommen und  konnte  fast  durchwegs  die  Genauigkeit  Tischen- 
dorfs und  Whites  feststellen.  Nur  an  verhältnismäßig  wenigen 
Stellen  glaube  ich  von  ihnen  abweichen  zu  müssen ,  zuweilen 
konnte  ich  dagegen  trotz  wiederholter  Bemühung  Lesungen, 
die  White  als  feststehend  bietet,  nicht  mit  Sicherheit  erkennen. 
Auch  ist  es  mir  mit  Geduld  gelungen,  an  manchen  Stellen 
noch  einiges  neu  zu  entziffern. 

Unsere  lateinischen  Übersetzungsfragmente  tragen  in  der 
Textkritik  allgemein  die  Bezeichnung  s.  Ihre  textkritische 
Würdigung  und  ihre  Zuteilung  zu  einem  bestimmten  Zweige 
der  Überlieferung  ist  ziemlich  schwierig,  zumal  die  Bruchstücke 
der  Apostelgeschichte  andern  Ursprungs  sind  als  die  der  ka- 
tholischen Briefe. 

Die  Teile  der  Apostelgeschichte  sind  frühlateinisch 
oder  vorhieronymianisch  und  sind  der  von  Westcott  und  Hort, 
The  New  Testament  in  the  Original  Greek,  Cambridge  1881, 
Introduction,  p.  81  ff.  als  ,£uropiiische  Art'  bezeichneten  Text- 
gattung zuzuteilen,  einer  Art  des  frühlateinischen  Textes^  die  im 
4.  Jahrhundert  in  Westeuropa  und  besonders  in  Norditalien  ge- 


Wiener  Palimpeeste.  49 

bräuchlich  war.  Die  Fragmente  der  Apostelgeschichte  sind 
gleichen  Ursprunges  wie  die  Apostelgeschichte  im  Gigas  libro- 
mm  auf  der  kgl.  Bibliothek  zu  Stockholm  (g);  doch  zeigen 
beide  heute  manche  Verschiedenheiten  und  es  bietet  bald  der 
eine  bald  der  andere  den  ursprünglichen,  echten  Text  der 
alten  Quelle.     Beide  sind  von  der  Vulgata  stark  beeinflußt. 

Dieser  Einfluß  der  Vulgata  ist  noch  stärker  und  vor- 
wiegend bei  den  katholischen  Briefen.  Gewiß  ist  der  größte 
Teil  derselben  Text  der  Vulgata,  aber  ich  möchte  sie  trotzdem 
deshalb  noch  nicht  mit  S.  Berger,  Notices  et  extraits,  t.  XXXV 
(1896)  p.  179  und  P.  Corssen,  Bericht  über  die  lat.  Bibelüber- 
setzungen (Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  klassischen 
Altertumswissenschaft,  Bd.  101,  1899),  S.  23  schlechthin  ganz 
der  Vulgata  zuweisen,  da  sie  immerhin  zahlreiche  und  wichtige 
Abweichungen  von  derselben  enthalten.  White,  1.  c,  p.  XXI 
möchte  diese  Abweichungen  auf  einen  spätafrikanischen 
Text  zurückfuhren. 

Auch  die  Reihenfolge  der  Texte  in  unseren  Fragmenten 
ist  zu  beachten,  da  sie  nicht  die  gewöhnliche  Reihenfolge  der 
westlichen  Übersetzungen  aufweisen  (vgl.  Gregory,  Textkritik 
des  neuen  Testamentes,  Bd.  U,  1902,  S.  848  ff.).  Diese  lassen 
nämlich  auf  die  Apostelgeschichte  die  Paulinischen  Briefe  und 
dann  erst  die  katholischen  Briefe  folgen,  während  unsere 
Fragmente  an  die  Apostelgeschichte  sofort  die  katholischen 
Briefe  anreihen,  wie  die  bei  Humfred  Hody,  De  bibliorum 
textibus  originalibus,  Oxford  1705,  lib.  IV,  cap.  4  erwähnte 
Moscovitische  Übersetzung  und  die  ebendort  angeführten  drei 
lateinischen  Übersetzungen,  eine  Reihenfolge,  die  sich  übrigens 
in  fast  allen  griechischen  Handschriften  findet. 

Zeichen  der  Ausgabe: 

A  A  A  A  unsichere  oder  verstümmelte  Buchstaben. 

•    •    •    • 

[....]  verlorene  oder  unerkennbare  Buchstaben. 


SitznngBber.  d.  phil.-hiit.  Kl.  159.  Bd.  7.  Abh. 


50 


VII.  AbhandlQDg:  Bick. 


10 


15 


20 


.  .]*acos 
.]  paulum 
] 


^ 


.] 


.] 


25 


NUNC    CR[ J    NOTUO)    faCITC    TRI 

6UN0    cum    CONSlllO[ ] 

lUurn  ab  uos  Tacnquam  aligujh 

CCRTIUS    COC[ ]NOS[.  .  .  •] 

pRiusquaa)[ IpaRaxi  su 

(DUS    INTCRfICCRC    CUfO    ü* 

[ ]    flhUS    SOROR 

INTRa[ ]IN    casTR 

[ ]  laui 

UocaNS  auTcof)  ab  sc  paulus  u 
[ I  luue 

[ 1 

[ ] 

[ ] 


foL  ^P 

Act.  ApMt 
XXIH, 
12-17. 


^  Die  Zahl  der  UDlesbaren  Bachstaben  ist  nur  nngenan  sa  bestimmen. 
'  Die  rechte  Hftlfte  des  unteren  Teiles  dieses  Blattes  fehlt  gfinslich,  aach 
ist  diese  Seite  stark  gebrSnnt. 


10 


20 


Wiener  Palünpeeste.  51 


lUe  iQiTUR  absurocNS  cum  buxit  ab  foi.  58^ 

Act.  Apost. 

TRibüNunf)  CT  aiT-  üiMCTus  paulus  xxm. 


[ ]buNC  abu 

[ ]quib  baaeN 

TCOX ] 

auTco)  cn( ]TRt6UNUS  se 

cessm ] 

]Müa)( ] 

jCMIt    ROQCLI^C 

]  pauluo)  pRo[. . .] 

]   qUtSITURI    CCRTIUS 

]ueRo[ ] 

btbcRis  eis  iNSibiQfNJTUR  eNio)  ex  eis 
ei  uiRi  pluRes  quabRCLCiNTa  gui  be 
16  uoueRUMt  se  ipsos  Me  maNbucerMT 

ff  ••«         •••■• 

aUT    BlbQNT   boisjeC    INteRjJICiaNT   CiT 

VX  NUNC  paRQTi  SUMT  expecTQrsjTcs 

(D    TUUm-    IQITUR* 


ülisceiMTeo)  [ ] 

queRexuR  [ ) 

fecisset  e[ ] 

eNTURIOlNj[ ] 

ihres  buceM ] 

esGReacT)-  et  equites  sep 
26  et  lANceaRios  buceisiTos 


18—98. 


*  Von  Zeile  18  an  ist  das  Pergament  links  stark  beschädigt.  Die  Zahl  der 
unlesbaren  Bnchstaben  ist  aaf  dieser  Seite  nur  unsicher  zu  eruieren. 

4* 


52  VII.  Abhandlang :  B  i  e  k. 


1  INÜCIMI    [ ]    ÜIRUCT)    ISTUO)    pCST|fC  fol.  62' 

Aet.  Aposi 

[ Y  xxiy,5-i4 

[ ]qüi[. .  .]0R6em( ] 

[ ] 

5  [ ]qUI    CT   TCODpluCrt ) 

üiNQRe  queoX ] 

[ Iquo  poTCRis  ipsc[ ] 

6e  onoNiBüS  istis  cocNosceRc[ ] 

•  ■   •  • 

[ ] 

10  [ ] 

[ 1 

[ 1 

[ 1 

l ) 

[ ) 

16  [ J 

[ ] 

[. ] 

[ lex  quo( ] 

[ 1 

20  [. .  .]rsiequc  in( ] 

( jNcque  pRoe( ] 

[.  .]6e  quieus  imunc( ] 

Co[ ] 

[ ] 

86  t 1 


*  Die  Zahl  der  unlesbaren  BnchBtaben  ist  nur  annähernd  beBtimmbar. 


Wiener  Palimpseste.  53 


ita  seRüio  patRi  bo  noeo  CRcbeiMS  foL52^ 

.  Act.  Apost. 

oa)Mi6üs  quac  im  lece  et  pROfexis  mit. 


scRi6ta  SUNT  speno  babCNS  a6  bai 
quano  et  isti  ipsi  spcRaNft  rcsurrcc 

5  TIONCfD    fUTORaCD    tUSTORÜCD    CT 

iNiquoRuno-  im  boc  ex  ipse  sxubeo 
siMc  offCMÖicülo  coMSciCMXiao)  ba 
öCRc  ab  bai'  ex  bomiMCS  sernpeR 

Posx  QMMOS  auxeo)  rnulxos  clcmosY 
10  MOS  facxüRus  IM  qcMxeo)  a)eaa> 

üCMCRao)  ex  oelaxiOMCS  pacxu 
Rus-  IM  qumus  imucmcrumx  mc  pu 
RificaxufD  IM  xccnplo  mom  xur^ 

ea  Mcq-  cum  xü(T)uIxu[ ]cx  a 

16  sia  iut)aci[ ] 

xucRQx  apüb[ ]cssc  ex 

accusaRe  si  quib  baeuisseMX  ab 

ucRsucD  a)e[. . .]  bic[ ] 

q«o[ ] 

20  IMUeMeRUMX[ ] 

Misi  be  UMa  uoce  bQc[ .] 

SXQMS  IMXCR  illos-  ouoMiao)  be  Re 

SüRReCXIOMC    (DORXUORUm    CQO 

.     lübicoR  bobic  apux  uos- 
2ö         Oisxülix  auxco)  lUos  pclix  ccrxissicdc 

scieMS 


14—29. 


*  Diese  Stelle  steht  in   ruara.    Cum   scheint  von  erster  Hand   darüber- 
geschrieben zu  sein. 


54  Vn.  Abhandlang:  Bick. 


be  bac  uia  biccNS-     cucd*  besccNbc  foi.  &i' 

Act.  ApoiL 

[ ]  üfsjus[ ]  ab 


uos-      ei^  pnacccpiT  ccnturiomi  custo 
biRc  lUuo)  et  baöCRC  Requiem-  ex 

6  [ ]???^?  ^^  ^"'^  ^' 

MiSTRane  illi  posT  aliquot  bics  autc" 
cum  abesset  pelix  cum  bnusiUa  uxo 
Re  sua  quae  eRat  lubaea  acccRSiit 
paulum  et  aubiit  ab  co  be  pibc  quae 

10  est  IN  xpö  if)ü-  bisputaMte  autem  illo 

[ ]  et  coNtiNeMtia  et  lub 

icio  futURO  coNteRRitus  pelix  Res 
poNjbit-  MUMC  uabe  tempoRe  autc" 
opoRtUMO  acceRSiam  te-  simul  et 

15  speRaNS  se  pecuNiam  acceptuRÜ" 

[ ]tcR  quob  et .  pRequeNteR  lUiT 

acceRSieöat  et  coNloqueöatUR 
cum  eo-  öieNMio*  autem  ex 
plcto  accepit  successoRem  pelix 

20  poRCium  pestum  uoleNS  autem 

QRatiam  pRaestaRe  lubaeis  pelix 
Reliquit  paulum  uiNCtum  pestus 
autem  cum  ueNisset  im  pRouiMCicT 
post  buos  bies  asceisibit  bieROSolY 

25  mam  a  cacRaea*  et  abieRUMt  illum 


XXIY  23 


*  Der  erste  BuchsUbe  dieses  Wortes  ist  etwas  grOßer  als  die  Übrigen. 
Infolge  technischer  Schwierigkeiten  konnte  hier  wie  im  folgenden  inner- 
halb der  Zeile  kein  großer  Bachstabe  gesetzt  werden. 

'  Das  übergeschriebene  sa  stammt  von  alter  Hand. 


Wiener  Palimpeeete. 


55 


10 


16 


20 


26 


pRiMCipes  sa[ ] 

IN  paulüCD  [ ] 

JRa 


.].m[. 


•] 


•] 


.] 


.] 


.]  SCRUaRC   [. . .] 

] 


.] 


■] 
•] 


.] 


.] 
•] 


•] 


.] 


.] 


■] 


.] 


.] 


■] 


■] 


fol.  51^ 

Aei.  Apoft. 
XXV,  «-8. 


56  VU.  Abhandlung :  B  i  c  k. 


cum  ucNisscT  aQRippa  et  eenNice  foi.  M* 

Act.  AjwM 

cum  multa  ambmoNc  et  introi  xxv.a- 


ISSCtMT    IM    aublTORIUm    cum    TRI6U 

Nis  ex  UIRIS  pRINCipißUS  ciuitaiis   lUS 

5  SIT  pesTUS  abbuci  paulum  [ ] 

pesTUS-  QQRippa  Rcx  et  omNcs  qui 
abesTis  N06iscum  uiri  uibetis  buNic 
be  quo  uiMiueRsa  mulxiTubo  lubae 
ORum  abiiT  mc  bieRosolYmis  ex  bic 

10  clamaNXcs  imon  opoRXcx  lUum 

uiueRe  amplius  990  ucro  cum 
bepRaebcNbissem  lUum  ex  isiibil 
moRxe  biQNum  qessesse  boc  ipso 
auxem  appellaNxe  auQusxum  lu 

16  bicaui  mmeNbum-  be  quo  quib 

ceRXum  scRieam  bomiNO  mon 
ba6eo  ibeoque  pRobuxi  lUum 
ab  uos  ex  maxime  ab  xe  Rex  a 
QRippa-  ux  iNXeRROQaxiONe 

20  pacxa  babeam  quob  scRißam  im 

lusxum  eMim  mibi  uibexuR  mixxeRc 

•  ••■••        •  •  * 

uiMCxum  ex  eius  causas  mom  siqmi 

[ ]autca)[ ] 

[ >e  'Pso  loqu[ ] 

26  [ ]qu»  l[ ] 


XIVI.  1. 


Wiener  PaUmpserte. 


57 


10 


15 


20 


25 


cxTCMta  a)aMü[ y 

ccMS  6e  onoMieus  qu[ ] 

baeis  Rex  aQRippa  aesxicno  (dc  [. . .] 

cüm[ JcipicNS  RaxiOMecn  [.  • .] 

]xia)e[ ] 

] 

] 

TCR  quob  [ ] 

] 

] 

] 

] 

] 

] 

] 

] 

] 


•] 


•] 


.] 


.] 


•] 


.] 


.] 


•] 


fol.  50^ 

Act.  Apott. 
XXTI,  1-6. 


*  Die  Zahl  der  anlesbaren  BnehsUben  ist  nicht  sicher  bestimmbar. 


58 


YII.  Abbandlung:  Biek. 


10 


15 


20 


24 


[ jTcsTip!cafMs[ y 

[ ]cxTRa  biccNS  qua" 

pKOjreTae  Iocüti  sümt  puTURa  esse 
er  ODoses  si  passi6ilis  xpi  si  pRimus 

ex    RCSÜRRCCTIONC    (DORTUORUm 
lUfDCM[ ]abNUMTiaTURUS 

]qcivjtiöus[ ] 

jRatlONCO)    RcbbciMTC 


•] 


•] 


.] 


0 

•] 


•] 


.]tis  ueR6a[ ] 

] 


. .  .  .]eMi(T)  IM  aiMCülo  quic 
quam  boRum  gcsiuo)  est  CRcbis 
Rcx  aQRippa  pROfcTis  scio  quia 
CRcbis  aQRippa  auTco)  ab  pau 

••••••  ■•••Fl  ff 

luo)  bixiT  IM  mobico  fD*  suabes  xp 

•     •«  •••••  mW» 

laNiT  picRi  CT  paulus  opto 

[ ]b[.  .]cT  IM  a)o[.  •]co[. .] 

[ ]oa)MCS 


fol.  4V 

Act.  Apait. 
XXVI, 
tt-Sf. 


^  Die  Zahl  der  unlesbaren  Buchstaben  ist  nur  selten  mit  Sicherheit  fest- 
zustellen. 
'  e  scheint  yon  erster  Hand  beigefügt  in  sein. 


Wiener  Palimpeeste.  59 


20 


qui  aubicRUMT  a>c  bobie  jficri  tales  foL  4&^ 

Aofc.  Apost. 

quahs  et  cqo  süoo  cxccptis  bis  üimcu  xxvi,  w- 


llS-       TUNC    SURRCXIT    RCX    CT    ICQaTUS 

CT  BCRfsjicc  CT  qui  scbcBaroT  cum  lUis^ 

5  CT    ScbciMTCS    loqUC6aNTUR    a6    IMÜI 

ccoD  biccNTcs-  quia  isjibil  nooRTc 

aUT    UINCUllS    blCNÜO)    QCSSIT    f.  .  .  .1 
ISTC-    aCRippa   aUTCCD    pCSTO    blXIT 
bimiTTI    pOTÜlT    ISTC    boODO    CX    [.  .  .  .] 

10  uiiMCulis  si  fsjON  appcUasscT  cac 

saRcno-      CT*  cuo)  lubicaTuo) 
csscT  UT  iNiauicaRccnus  in  itgIio" 
TRabibiT  paulüo)  CT  alios  uinc 

TOS    CCNTÜRIONII    IMOODIIMC    lUllO 
lö  CObORTIS    aUQUSTaC-       lfMTR[.  .  .] 

auTco)  NauccD  abRacDCTiMo" 
quac  iNiauicaTURa  cRaT  im  osiac 
loca  isiauicaüicDUS-  crqt  auTc" 


MOBiscm*  aRiSTGRcbüs  cnaccbo 


TCSSalOMICCNSCS-   scquciNJTi   auTc 

bic  bcüCMimos  siboisjcm-  ct  bu 

(DQMC    QQCMS    lUllüS    CUO)    pQülO 

pcRODisiT  [.]i  ab  amicos*  irc  ct 

24  CURGO)    SUI    babCRC-    CT    Ilsjbc 


XXYU,  4. 


^  Die  Silbe  is  von  Ulis  steht  in  runra. 

'  Der  erste  Buchstabe  dieses  Wortes  ist  etwas  größer  als  die  übrigen. 
'  Das  übergeschriebene  u  scheint  der  ersten  I^and  anzugeh((ren ,    wenig- 
stens sprechen  die  gleiche  Tinte  und  derselbe  ductus  für  diese  Ansicht 
^  Die  Buchstaben  icos  stehen  in  rasura. 


60  Vn.  Abhandlung:  Biek. 


pROfCCTI    [.  .  .]    NQÜICaülCDUS   CYpRUO)  foL  iV 

Art.  kfoti. 

CO  quoö  ueiMii  csscmt  aöucRSi  ct  pRO  xitd. 


QRcssi  IN  roaRe  quoö  secuNÖucn  cili 
ciam  csT  CT  pampYliao)  crsiauicas 

5  sccnus  bcüCMicnus  IVTRacn*  quac 

est    llSiaC    CT    tlMUCNIT    161    CCMTURtO 

isiauccn  alexaiMbRiMao)  MauiqaNTc" 
IN  iTaliam  ct  iNposuiT  nos  in  cq«  ct 
cum  noulTis  öicßus  tgröc  Nauiga 

10  RCODUS    CT    ÜIX    beüCNICDüS    CU(Y)    UCNTI 

•      •  ■        •        • 

CSSCNT    CONTRaRll[ ]* 

[ ] 

[ ] 

[. ] 

16  mus  in[ ] 

60NipoRTUS  lüXTa  quos  [.  .  .]  Clül 
TOS  Talassa[ ] 

TC(DpORc[ ] 

TüTQ  NauiQaTio[ ] 

20  quob   CT   ieiüNIU(D[ ] 

boRTaeaTUR  cos  paulus  öiccns  eis  üiri 
üibco  quiQ  cüO)  iNiüRia  ct  cdüIto 

bcTRIOOCNTO    NOn[ ] 

24  CT  NQUis  scb  CTiaa>[ ] 


4— la 


^  Dm  flbergeschriebene  s  gehOrt  scheinbar  der  Hand  des  Schreibers  an. 
*  Die  Zahl  der  anlesbaren  Bachstaben  läßt  sich  nar  annähernd   angeben. 


Wiener  Palimpseste.  61 


pit[.  .  .]    NOSRQ    NaülCaTI0[.  .]CCM  foL  47' 

Act.  Apost. 
TURIO    aUTCO)    QUBCRNaTORI    CT   (Da  XXVII. 


F' 


QiSTRO  MQUis  CRcbeBai  quod)  bis 

quac  a  paulo  biccBarsJTUR  ct  qia* 
MOiM  CRQT  aptus  poRTUS  ab  bicmo" 

bUfO    plURCS    [.]a6UeRUfMT*    COMSlluT 

üT  cleuQRCNT  iNbe  si  quomobo 

pOSSCNT   bcpORtatl    IN    fCMICC"  biccDa 
RC    IM    IlTTORC    CRCiaC-    RCSpiCICNTC" 

10  coiNjTRa  afRicum  ct  contrq  cboRöT 

laiMTc  auTccn  qustro  cxiSTinoaNTcs 

pROpOSITÜCn    COMSlllUO)    sc   TCMUISSC 
clCÜQMTCS    bc    aSSO    SübIcQCBQMT    CRC 

Tarn-     bcscctsjbiT  qütc"  uc^s!Tus 
16  ucbcoDCMS  TYpboMicus  qui  ÜO 

caTUR  cüRoaquilo  ct  cucn  qb 

RCpTQ    CSSCT    NQÜIS    MCC    pOSSCT    RC 
SISTCRC    UCNTO    laXüNTCS    fCRC 

BQODüR  INJ  MSulacD*  auTccD  quo" 
20  bam  bccuRRCNTCs  quac  uocaTUR 

cauba  üix  ualüicDüS  oötimc 
RC  scafao)  qua  suelaTa  abiUTo 

RIIS    UTCBaNTUR    SUCCINQeiNJTCS 

•     •   •  •  • 

24  roauccn-  ct  tkdcmtcs  mc  im  syr 

■ 

TIS 


10—17. 


^  Du  a  scheint  Tom  Schreiber  beigefügt  za  sein. 

'  Vor  abaemnt  stand  noch  ein  Bachstabe,  vielleicht  hieß  es:  habnernnt. 
*  Es  steht  ganz  deutlich  nnr  nsulam  hier,  ebenso  wie  in  der  ersten  Zeile 
nosra,  in  beiden  Fällen  ohne  Sparen  von  Korrekturen. 


62  VIL  Abhandlang:  Biek. 


itMCibeRctMT  beposiTis  üelis  pCReBatM  tolip 

Act  kf^ 
TUR-    CT    CÜO)    ÜCbcmCMTCO)    faCCRC  IlTü, 


(Dus  TccnpeSTQTccD  sequcMTi  bic  lac 
TU(Y)  pacieeaNT-  ct  TCRTia  bic  coaNi 
6  6US  SUIS  aRcnaTURao)  nquis  pRoic 

ccRUMT  IN  noQRe  Ncq-  Sole  Ncq-  STcllis 
appaReNTißus  peR  oduItos  bies-  ct 
bicmc  ac  TcmpcsTaTc  Mimia*  pcR 
seueRaNTe  lacn  ampuTaeaTUR 

10  spCS   OmiMIS    llßeRQNbl    NOS-    CT    cu" 

lao)  biu  siNe  cieo  csscmt  tumc  stos 
paulus  IM  mebio  ipsoRum  aiT*  opoR 

TUCRQT    qUlbeO)    UOS   06eblRl'   CRC 

bersjTcs  cnibi  mom  isiauigaRe  a  crc 

16  Ta    CT    lUCRQRI    baivJC    IMIURiaCD    CT    bc 

TRICnCNTUCD    CT    MUNC    qUlbcO)    SUQ 
bcO   U06IS   60N0   aNICDO   cssc  acDis 

10  CNicn  MuUlus  aNimac  crit 

b  , 

ex    U06IS    MISl    TaNTUO)    MQUIS-    üSTr 

20  TiT  efMioo  (Dibi  bac  moctc  qmcc 

luS    bT  CUIUS    SUCD    CT    CUI    bcSCRUlO 

biccNS-  Moh  TimcRC  paulc  qm 

TC    CaeSGRCO)    TC    OpORTCT    STaRC 
24  CT    eCCC    bOMQUIT    TIBI    bs    OfDNCS    QUI 


17-14. 


*  Vor  DimU  befindet  sich  eine  Rasnr. 

'  Der  übergeschriebene  Buchstabe  stammt  anscheinend  Yon  erster  Hand; 
dactns  and  Tinte  sind  gleich  denen  der  ersten  Hand. 


Wiener  PalimpeeBte.  63 


Tccuno  NauicaNT[ ]  fol.  78' 

_  Act.  Apost. 

60N0    aiNJIfDO    eSTOTCl 1  IXVII. 


MIO)  bto  qüia[ ] 

buo)  locuTus  est  mibi  im  insu 

•  •  • 

6  lao)  CM  ICD  quarsibaa)  opoRtcr 

MOS  6CÜCIMIRC[ J 

bericna  mox  pacta  essetf 1 

xaRcnouR  im  baÖRia-  ciRca  me 
biacn  MOCTis  suspicaeaMtUR  Mau 

•      ■    •    •  w 

10              xae  RcsoMaRe  siöi  quaMbano  rc 
giOMcm  [ ]c[.]  a)isc[. . . .]  6o 

[ ]    IMUCMCRUMT   pOSSUS 

[ JalTiTubiMcm  et  posx 

püSiUüO)  iTCRücn  lacraueRUMT 
16  ßolibecn  CT  IMUCMCRUMT  passus 

quiMbccino  tichcmtcs  auTcno 

MCCU6I    IM    aSpCRa    lOCa    IMClbcRC 
(DUS    bc    puppe    miTTCMTCS    aM 

cboRas  quaTTUOR  ct  [ ] 

20  TUR  bicm  FtcRi-  MauTis  au 

TCO)    quaCRCMTI6US    pUQCRC 

bc  Maui-  CT  laxaMTibus  sca 
pacn  IM  (DaRc  occasiOMcro 
24  quacRCMTcs  Tamquao)  a  pRORa 


M-  30. 


64 


Vn.  Abhandlung:  Biok. 


10 


16 


20 


25 


[ l^l^^M*^*'    ^'^'^ 

paulUS    CCNTURIOMI    et   (DlllTIßUS 
MISI    ISTI    IN    NQUI    OOGNSeRINT    UOS    SQI 
Ul    CSSC    MON    pOTCSTIS«    TÜNC    pRO 
TINÜS    mtllieS   pRaCClbCRÜMT    fUfsJCS 

scapae  et  bicniscRUNT  illacn  ex 
cibcRe[ ]6ics[ ] 


V 


■1 


] 


J 


•] 


fol.  99' 

30-S7. 


^  Die  Zahl  der  nnlesbaren  Buchstaben  ist  nur  annlhenid  festsnstellen. 


Wiener  PalimpBesie.  65 


[ y  fol.  6&^ 

P  -  Aet.  Apott. 


[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

10  [ ]ofMes  cüöCRNaculo  [ ] 

[ ".".' 1 

[ ]TCM6ceaNt  ab  Iitüs[.  . . .]  cuno 

iNCibisseiMT  IN  locua)[ ] 

[ ] 

15  iNpeceRüNT[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ .] 

[ ] 

[ 1 

[ ] 

[ ] 


XXVII. 
SS—U. 


^  Die  Zahl  der  uoleBbaren  Bachstaben  ist  nicht  genau  bestimmbar. 

8itsangib«r.  d.  phil..hiat.  Kl.  169.  Bd.  7.  Abh.  6 


66 


Vn.  Abbandlnng:  Bick. 


10 


16 


20 


24 


]CTÜR   Ct[ ]* 

] 

] 

] 

] 

JflMos^aro  [ ] 

.IcT  Reliquos[ 1 

1 

] 

] 

I . .  .]6ua)  qü[ • .] 

] 

] 

j 

] 

] 

] 

1 

]  PR0PTCR[ ] 

1 

•]paulus[ ] 

] 

] 

] 


foL48' 

Act  ifMt 

XITII,44- 

XXTIiI,3 


^  Die  Zahl   der  nnlesbaren  BuchsUbeii  ist  nnr  ann&hernd  sa  beatünraen. 


Wiener  Palimpseste.  67 


UT    UlbCRUNT   aUTCm    r 1*  fol.  48^ 

■    •     •  •    •  L  J 

Aot.  Apost. 

TCO)  eesTiao)  oc  maNU  cius  ab  in  xx?iu, 


uiceoo  feiccöciMT  uT|guc  bic  boa)o 

bonoiciba  essc[ ]  quem  liöc 

5  Ratuo)  öe  roGRi  cquitos  uiucRe 

MON    pCRCniSIT-         pauluS    ÜCRO 

excussa  Bcstia  in  iqnco)  Nibil  pa 
TieeaTüR  cnali  scb  illi[ ] 

CUO)    INTUmcSCCRC    aUT   SU6IT0    ca 

10  bcRc  (DORTüum-      cumquc*  biu 

•  •  •    •  I 

eXpCCTÜRCNT    et    UlbCRCNT    [ ] 

Nibil  [. . .]  mall  coNTiQCRe  [•...] 

[ ]  biceeaNT  esse  bcu 

r. . .  .lauTcm  qui  inF 1 

16  TUR-       eRQNT  pRacbia[ ] 

[.  .]    pRINCipiS    [ ] 

[.  .  .]    NOS    SUSCipiCNS    [ ] 

[....]    BCNIQNC    b0SpiTI0[ ] 

CoNTiQiT  auxem  pa[ ] 

20  6RIBUS    et    bYSCNTCRIO    UCXClTUm 

laccRe-      ab  quem  paulus  iNTRauit 
ex  cum  oRassex  ex  iNpoeuissex  ei  ma 

NUS  [ j 

24  omNes  qui  in  iNf. . . .]  ba[ ] 


4—». 


^  Am  Ende   der  Zeile    findet   sich    eine   größere   Beschädigung  des   Per- 
gamentes. 

'  Der  erste  Buchstabe  dieses  Wortes  ist  in  der  Handschrift  großer  als  die 
übrigen. 

6* 


68 


VII.  Abhandliing:  Biek. 


10 


15 


I 


M 


20 


.] 


.] 


•] 


•] 


•] 


.] 


.] 


■] 


.] 


•] 


•] 
0 


24 


]lNbc*   CU(n    aübl[ JfRQTRCS 

."••.'.* ] 

] 

] 

] 

] 

] 

CÜO)*    uc[ ] 

[ ". ] 


foLU« 


um, 

Ifr-lC 


'  Die  Zahl  der  nnlesbaren  Bnchstaben  ist  keineswegs  sicher  festsostellen. 
*  Der  erste  Bncbstabe  dieses  Wortes  ist  in  der  Handschrift  etwas  grSßer 
als  die  anderen. 


Wiener  Palimpseste.  69 


CUST061CMTC  CO  cniliTe  FacTücn  est  foL44' 

.  .  Act.  Apost. 

auTccn  posT  oics  trcs  com  üit*  iü  xxvm. 


baeoRUO)  pRtoRcs  qui  ut  conücnc 
RUiMT  coMfCReeat  cuno  eis  öiccns« 
6  Cco  uiRi  fRaxRes  cum  Mibil  comtrq  pleee 

pecissem  Neq*     contrq  odorcs  paxRios 

UIMCTUS   a6    blCROSOlYODlS   TRQblTUS 

suo)  IN  marsius  RomaMORum  qui  post 
quam  me  iNTCRROcaueRUMi  uole^aNt 
10  bimiTTCRe  CO  quob  Nullam  causam 

mORTIS    CSSCT    IN    mC«         CONTRablCCN 

TI6US  autem  lubaeis  coNpulsus  sum 
appeüaRe  caesaRcm  non  taNqucT- 
qcNTcm  mcam  baecNS  aliquit  ac 

16  cusaRe  pRopreR  baNC  crco  cau 

sam  Rocaui  uos  uibcRc  et  alloqui 
pRopxeR  spem  eNim  iSRabel  caxbe 
Nam  baNC  poRXO*     ab  illi  ab  eum 
bixcRUNT*      Nos  Ncque  lincRas  ab 

20  ucRsum  Tc  accepimus  a  lubaea 

Ncq-      ucNiCNS  quisquam  fRaxRum 
NUNXiauix  aux  locuxus  esx  aliquix 
be  xe  male-      posxulamus  auxem 

24  a  xe  aubiRe  quae  scnxis  be  baeRese 

Nam 


16-12. 


'  Die  Buchstaben  uoca  find  infolge  einer  Beschädigung  des  Pergamentes 
ausgefallen. 


70  Vil.  AbhandlaDg:  Biek. 


bac  MOTum  est  nobis  quoNiam  uBiquc  foi.*«' 

Act.  A;  ,t 

CONTRabiCITUR*         CT*    CUO)    STGTUISSCMT  .  MVi: 


lUi  bicm  ueNCRUNT  ab  cum  in  bospi 
TiüCD  pluRcs  quieus  expoMceai  tes 
5  TipicaiMS  RcqMüO)  br«      suabcöatq- 

illos  bc  iRü  ex  Icqc  mosi  et  pRopeiis 
a  (DQMC  usque  ab  ucspcRacD-    qui 
bao)  ex  eis  CRcbeeaNT  bis  quae 

biceeaMTüR-     quibaro  ueRO  non  crc 

t  •  •  • 

10  beöaMt-      CT  bissoNaisiTcs  ab  iinjüicc" 

bimiTTCöaMTÜR    blCCNTC   paulO    ÜCR 

6U(D  UMum-      ecNC  spi  sei  locutus  est 
pcR  esaiacD  pRopeiao)  ab  patRcs 
uesTROS  biccMS*      uabc  ab  populurn 

15  isTum  bic  auRc  aubms*  non 

irsJTCllcCCTIS«         CT    UlbCMTCS    Ulbc 
CT    fsJON    UlbcölTIS-       IMCROÄSaTÜOf) 

esT  cfNJicn  COR  popuh  buius[. . .  .J 

CT    ClaUSCRÜfNJT    [.  .]    aUR[ ]    CT   0 

20  culos  suos  bcQRauaüCRUNT  NC  q'ucT 

bo  üibcaNT  ocülis  CT  aüRi6us  au 

biaNT    CT   CORbe    INTCllCCaNT    CT    CON 

UCRTaNTUR    CT[ ]    COS-         NO 

24  Tum   CRQO  SIT  U06IS  quoNiao) 


»-2S. 


^  Der  erste  Buchstabe  dieses  Wortes    ist  im   Originale    etwas   größer  als 

die  übrigen. 
^  e  scheint  von  erster  Uand  tibergeschrieben  zu  sein. 


10 


Wiener  Palimpseete.  71 


1  [ ]  loL  56' 

P  -  Act.  Apost. 

[ J  XXVllI,  28 

bis  zam 

paulüS  auteo)  pcR  ßicNMiucn  to  sehiDfl. 

TÜO)    IN    COlvlbüCTÜ    suo    maMCNS 
6  RCCipiCBat    OCDMeS    IMTROeUNTCS 

ab  sc  aÖNüMTiaNS  rccnüoo  67 
CT  öoccMS  bc  ib"u  xpo         * 

cum    OOONI    COMPcbCNTia 

•  •  •        •  9  9      • 

MCmiMC        pRobiecNTc 


expliciT  ImeR 

•     ••  ••••■ 

ACTÜUO) 

ApostolOKUcn 


•     •  •     •      • 


iNCipiT  epistuU 


•  •       •   • 


lAcobr 


•  •   • 


^  In  Zeile  7,  8,  9  scheint  außer  dem  Angeführten  nichts  mehr  bu  stehen, 
ebenso  nichts  zwischen  nemine  and  prohibente  in  Zeile  9. 

'  Die  Schlnßschrift:  explicit  etc.  ist  sehr  schwer  zu  entziffern.  Ich  gUnbe 
nach  dem  ,  was  ich  sehen  kann ,  die  Schlußschrift  in  der  angegebenen 
Weise  und  Reihenfolge  geben  zu  müssen.  Außer  der  wiedergegebenen 
Verzieruug  waren  noch  andere  angebracht,  die  sich  aber  nicht  mehr 
rekonstruieren  lassen. 


72  VU.  AbhandlQDg:  fiiek. 

1  laco6üS         *  bNi  ibU  xpi  scruus  '«l*^ 

•  ^  Bputhc 

Pe  1,1-», 

CIO)*  TRIO         quac  sunt  im  oisdcrsionc 
saluTcm-     ocDNC  cauöiucn  cxisti 

•  •       •  •  V 

maTc  pRaTRcs  foci-     curo  in  Tcmp 

5  TQTIONieUS    UQRIIS    INCIÖCRITIS-    SCI 

cNTcs  quob  pRoeaTio  fibci  ucsTRac 

paTICNTIQO)    OpCRaTUR«      paTICNTItt 

auTco)  opus  pcRpccTum  babeaT 

UT    SITIS   pCRfCCTI    CT    INTCQRI    IN    NUl 

10  lo  bcficicNTcs-      si'  quis  auTcm 

uesTRum  iNbiQCT  sapieNTiae  pe 
TQT  a  bo  qui  5aT  ocdnibus  aeuN 

barslTCR    CT    NON    INpROpCRQT    CT 

bgefTUR  ci*     posTulcT  auTco)  in 
15  pibc  Nibil  bacsiTQNS  qui  cnio) 

bacsiTaT  assimiclcTUR  UNbac 

•  •••  ••••• 

[ ]ri  quac  a  ucnto  mouc 

TUR    CT    CIRCUmpCRTUR    NON    CR 

Qo  csTimcT  bomo  illc  quob  accipi 
20  CT  a  bNO-      uir'  buplcx  aNimo 

INCONSTQNS    IN    0(DNI6US    UIIS    SUIS 
ClORICTUR    aUTCO)    fRQTCR    bUfOl 

lis  IN  cxalTQTioNc  sua  biucs  au 
24  TCO)  IN  bumiliTaTc  sua  quoNiam 


^  Zwischen  Jacobus  und  dnt  und  zwischen   trib  and  quae  der  folg^enden 

Zeile  ist  ein  Loch  im  Pergament. 
'  de  scheint  von  der  Hand  des  Schreibers  beigefügt  sn  sein. 
'  Der  erste   Buchstabe    dieses  Wortes  ist  im   Originale   etwas   großer  als 

die  übrigen. 


Wiener  Palimpseste.  73 

1  SicuTi   plos  faCIMI  TRa  ^  fol.  72^ 

Epift.  lao. 

est  CNio)  sol  cüO)  aRo  i.  lo-n. 

fCCIT    paCNUCT)    CT   flOS    CIÜS    bcCiblT 

CT  becoR  üuItus  cius  bepcRiT  ita 

6  CT   blUCS    IM    ITINCRIBÜS    SUIS    (DaRCCS 

ciT.      BEATUS  UIR  QUI  SUFPERT  TE 

TGTiONcm  quia  cucn  pROöaTUS  fuc 
RiT  accipicT  coRONam  uitqc  qua" 

RCpROmiSIT   bs    blllQCMTIBUS    SC- 

10        [NJenio  cum  TcnipTGTUR  bicaT  quoMid" 

a   bo    TCnopTGTUR*         bs*   CNIO)    irM[.  .] 

TGTOR  maloRuof)  csT-  ipsc  aUTCfO 

McnoiMco)  TcmpTaT-  UNUsquis 

quc  ucRo  a  cocupisccNTia  sua  aes 

16  TRGCTUS    CT    InIcCTUS-         TUNC*  ^ONCU* 

pisccMTia  coNcc^Ta  paRiT  pccca 

TU(T)    UCRO    CUO)    CONSUmniaTUCD 
fUCRIT   QCNCRQT   ODORTCO)    NOll 
TC    ITaqUC    CRRaRC    fRQTRCS    (DCI 

20  bilccTissimi  o(DNC  baTUCD  op 

TIfDUm    CT   OnONC    bONUCn    pCRfCC 
TUO)    bcSURSUCn    CST   bcSCCNbCNS 

a  paTRc  lumiNum  apub  cfuccn 

24  isJOM    CST   TRaisJSCDUTaTIO    NCC    Ul*  XIIII^ 


•      •   ■   •   • 


^  Der  letzte  Teil  der  ersten  beiden  Zeilen  ist  durch  eine  Beschädigung 
des  Pergamentes  ausgefallen.  *  Der  erste  Buchstabe  dieses  Wortes  ist 
großer  als  die  übrigen.  '  Das  c  scheint  yom  Schreiber  beigefügt  zu 

sein.  ^  White  glaubt,  wohl  infolge  der  Lücke  im  Texte,  es  sei  noch 
eine  Zeile  rorhanden  gewesen ;  ich  kann  keine  Spur  davon  finden  und 
glaube,  daß  der  von  White  in  Zeile  25  vermutete  Text  durch  einen 
Irrtum  des  Schreibers  ausgefallen  ist.  ^  Die  Quaternionenzahl  XIIII 
ist  stark  ausradiert,   am  besten  ist  noch  X  zu  sehen. 


74  VIL  Abhandliing:  Bick. 

1  UolüMTaRiae  ccNCRauix  nos  ucrbo  fohiv 

Epiit  Uc 

ucRitaTis  UT  simus  initiuo)  aliquib  i  m-js 

CRQCQTURaC   CIUS«        SCITIS*    fRaxRes 

niei  bilccTi  SIT  auTco)  ocdnis  bomo 

6  ÜClOX  ab  QUÖlCMbUfD  xaRbüS  auTc" 

ab  loqueMbücn  et  taRbus  ab  iRa 
cuisibiacn  iRacuNbia  cnio)  uiri  iüs 

TITiaO)    bl    NON    OpCRaXUR   pROpXCR 

quob  aeicicMTcs  ocdnco)  iNOOUMbi 
10  Tiao)  CT  aßUNbaMTiao)  nialiTiae 

IM  rnaiMSueTubiNe  suscipiTe  insitiT 
ueR6U(T)  quob  poTcsT  saluaRc  aiMi 
(Das  ucsTRas-      cstotc*  auTccn 
pacTORes  ueR6i  eT  nom  aubiTORcs 

16  XaMTUO)    pallCMTCS    ÜOSCDCTipSOS 

si  quis  aubiTOR  esT  ueR6i  eT  mon  pac 
TOR  bic  acsTimaeiTUR  üiro  comsi 
beRaNTi  uuItuo)  NaTiuiTaTis  so 
ac  IN  spcculo-  coMSibcRauiT  cisir 
20  SC  CT  aeiiT  ct  STaTim  obIitüs  cst 

qualis  pucRaT-      qui*  auTCfO 

pCRSpCXIT    IN    ICQCCD   pCRpcCTCT 
lieCRTaTIS    CT   pCRCDaNSCRIT    NON 

aubiTOR  oßhüiosus  pacTus  scb  pac 

26  TOR    OpCRIS    biC    ecaTUS    IN    paCTO    SÜO 

CRIT 


'  Der  erste  Buchstabe  dieses  Wortes  ist  in  der  Handschrift  etwas  großer 
als  die  anderen. 


Wiener  Palimpseste.  •^ 

1  Si  quis  auTcm  putat  se  Religiosum  es  fol.  7i' 

Epist.  lac. 

se  NONJ  RCfReNaNJS  liNQuam  suacn  i.86-n,5 

seb  se6ucers!S  cor  suum  buius  uaNa 

est  Religio  Religio  muivjba  ex  im 
5  noaculata  apub  bm  et  patRcm 

Daec  CSX  uisixaRe  pupillos  ex  uibu 

as  IM  XRi6ulaxiONe  eoRuno  lo) 

maculaxüO)  se  cusxobiRe  ae  boc 

saeculo-      pRaxRes^  cnei  Nolixe 
10  IM  peRSOMaRum  accepxiOMe  baee 

Re  pibeo)  bMi  ibü  xpi  qloRiae  ex 

eMim  si  iMXRoieRix  im  coMueMXUOD  ues 

XRum  uiR  auReucn  aMMulum  baeeMS 

IM  ucsxe  cQMbiba-      iMXROieRix^  auxeo) 
15  paupeR  IM  soRbibo  baeixu  ex  iMxeM 

baxis  IM  eufo  qui  iMbuxus  esx  uesxe 

pRaeclaRG  ex  ei  bixeRixis  xu  sebe 

bic  BeMe  paupeRi  auxem  bicaxis  xu 

sxa  lUic  aux  sebe  sub  scaBiUum  pebCT 
20  eoRiT  MOMMe  lubicaxis  apub  uos 

niexipsos  ex  paai  esxis[ ] 

ces[ ] 

/\ubixe  fRaxRes  mei  bil[ ]mi  mom 

m[ ]iM  boc  muM 

26  bo[ ]ex  beRebes  RegMi 


^  Der  erste  Buchstabe  dieses  Wortes  ist  in  der  Handschrift  etwas  größer 
als  die  anderen. 


76 


VII.  Abhandlang:  Biek. 


10 


16 


20 


26 


cMtiam  opp^ 
MT  uos  ipst  ei  TRabuMT  (JOS  ab  lu 
la  MONMc  ipsi  elas^emarMT  5o 
NUO)  NOCDCN  qyob  iNUocaTUcn  est 
supcR  uos  si  lacDeN  legem  peRpicixis 
Recalem  secuNbum  scRipiuRas 

lllQCS*   PROXIODUO)   TUÜO)   SICÜT   TC    ipSU" 

ßersie  ^acitts-     si  aurecn  peRSOMos 
accipiTis  peccQTUfn  opeRaniiNi  Re 

baRQUTi  a  lege  gyasj  TRarsJs[ ] 

Res  quicumquc  cni(T)[ ] 

seRüaucRiT[ y 

UNO[ ] 

CNIO)    bl[ ] 


.] 


] 


•] 
■] 


■] 


f  #L  43** 

Spatfat. 


^  Dieses  Blatt  ist  stark  beschädigt,  besonders  oben  nnd  recht«  anten.  Die 
zwei  ersten  Zeilen  sind  ganz,  die  dritte  zum  Teil  weggefallen ,  ebenso 
die  ersten  Buchstaben  der  vierten  und  fünften  Zeile.  '  Das  große  D, 
das  über  den  Rand  hinausgerückt  war,  ist  durch  Beschneiden  des  Per- 
gamentes weggefallen.  ^  Die  Zahl  der  unlesbaren  Buchstaben  ist 
nicht  immer  mit  Sicherheit  festzustellen. 


Wiener  Palimpeeete.  77 

1  fol.42»' 

Epiit.  lae. 

UTe  n,  i5-s3. 

ICFaCICDINI    NON    bebCRITIS    aUTCO)^ 

5  quae  MecessaRia  sunt  corporis  qu 

CRH*    sic^  er  pibcs  si  non  baeex  o 
pcRa  (DORTüCL  CSX  IN  sca>cTipsa[, .] 

seb  bicit  quis  tu  fibe  baees  ex  eco  ope 
Ra  baeeo  osxeNbe  mibi  fibeo)  xuäT 
10  siiNie  opcRieus  ex  eco  osxeiMbao)  xi5i 

ex  opcRibus  cneis  fibem  (Deao)  xu 
CRebes  quia  onus  esx  bs  eersic  p[. .  .]s 
ex  baecDOfsies  CRebuMX  ex  coMXRe 

«   • 

(DescüNX-     uis*  auxem  scme  o[.  .1 
16  000  ifsiaNis  quoMiao)  fibes  siMe  ope 

RI6US  oxiosa  esx-      aeRabao)  pa 
xeR  NOSxeR  mon  ex  opeRieus  tusxi 
fi       XUS*  esx  opfeRCNS  isaac  pifiuo) 
'^        R  alxQRe  uibes  quoMiao)  pibes 
20  eRQXUR  opeRieus  lüius  ex  ex 

I6US  fibes  coMSummaxa  esx 
plexa  esx  scRipxuRa  biceNS- 
bibix  auxeo)  aeRabam  bö 
pumxuo)  esx  illi  ab  lusxixiäT 
25  mtcus  bT  appellaxus  esx 

*  In  der  vierten  nnd  fünften  Zeile  sind  die  leisten  Buchstaben  durch  Ab- 
bröckeln des  Pergamentes  weggefallen.  Ebenso  sind  die  swei  ersten  Zeilen 
Tollständig  nnd  die  dritte  größtenteils  abgefallen.  '  Der  erste  Buch- 
stabe dieses  Wortes  ist  etwas  größer  als  die  übrigen.  '  Das  überge- 
schriebene m  ist  in  sehr  ähnlichem  Ductus  von  alter  Hand  nachgetragen. 
*  Die  Buchstaben  ca  vor  tus  sind  durch  ein  Loch  im  Pergamente  ver- 
loren gegangen.  *  Von  Zeile  1 9  bis  26  ist  der  Anfang  der  Zeile  infolge 
Beschädigung  des  Pergamentes  weggefallen. 


78  VII.  Abhandlnn^:  Bick. 

UCTIS' 
ib  quoNiaro  ex  opcRious  iusti^icqtur  bo  fol.«' 

EpUt.  hL 

(DO  CT  MOfNj  ex  pibe  TaNTUO)-     sicnili  ir.  2*- 

III,  5 

TCR  autem  et  Raab  oocRexRix 

•  •  • 

NONfNje  ex  opeRieus  lusTipicaia 
6  est  suscipieiMS  nuntios  et  ex  alia  um 

eiCieNS  SICUT  cmicd  coRpus  siNe  spiRi 
TU   ODORTUUO)   eST  ITQ  et  Pibes  sifsie  o 

peRi6US  ODORTua  est*      Molixe^  coul 

Ti  ooaQiSTRi  fieRi  fRaxRcs  (Dei  scieN 
10  tes  quorNtiaoD  maius  lubicium  sucni 

[.  «Jis  IM  (duItis  ersiino  offCNbimus 

ocDMes-  si  quis  in  ueR6o  non  opfeiM 

biT  bic  peRpecTUS  est  uir  poTCNS  est* 

cTiacn  pRCMO         *  ciRCunibuceRe  to 
16  tum  coRpus-     sr  autem  cquoR" 

pReNG  IN  oRa  cninimus  ab  conscn 

TICNbuOf)    N06IS    et   0(T>NC    CORpUS 

illoRuoD  ciRCumpeRiODus  ecce  nq 
ues  cum  macNae  sint  ex  a  ueNXis 

20  UallbiS    UTQNTUR    CIRCUmpeRUNIUR 

a  mobico  cuBeRNGCulo  U6i  in[.  . . .] 

blRIQeNTIS    UOlUIT*       ITQ    et    llNQUa 

mobicum  quibem  memöRiT  est 
et  maqNa  exaltat-  ecce  quaNtus 
525  iQNis  quam  magNÖ"  silua   iNCCNbit 

*  Ursprünglich  begann  die  Seite  mit  Quoniam,  wobei  Q  groß  geschrieben 
war.  Ans  dem  großen  Q  wnrde  darch  Ausradieren  nnd  Korrigieren  ein 
kleines  q  gemacht  nnd  Uidetis  davorgesetzt.  etis  stammt  wohl  von  erster 
Hand.  *  Der  erste  Buchstabe  dieses  Wortes  ist  etwas  großer  als  die 
übrigen.  '  s  und  t  stehen  in  rasnra.  *  Nach  freno  sind  zwei  Buch- 
Stäben  ausradiert.  '  Die  Hochstellung  des  u  scheint  ron  erster  Hand 
aus  Raummangel  vorgenommen  worden  zu  sein. 


Wiener  Palimpseste.  *9 


1  [ ]^  fol.  48^ 

Epist.  lac. 

quiiaxis  liNiQua  c[ J  m.  e-is. 

[ ]9^^^  [ ] 

coRpus  CT  iNplamf ] 

[ ■."■■...." ] 

[ ] 

[ JuolUCRüO)    CT[ ] 

[ ■.■.■;....:..] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[. ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

«<»      [ ] 


'  Die  Zahl   der  anlesbaren  Bachstaben    ist    nicht   immer   mit  Sicherheit 
festinstellen. 


80  Vn.  Abhandlung:  Biek. 


20 


<T 


TCO)    lUSTITiaC    IM    paCC    SCODINQ 

TUR  pacicNTieus  pacco)'      et*  un 
be  eella  ct  Iitcs  im  uoeis-  mon 

NC    biNC    ex   CONCUpiSCCMTIIS    ÜCS 

TRIS    qUC*    (DllltaNT    IN    COCfDÖRIS 
UeSTRIS    CONCUpiSCCNTCS    CT    NON 

26  baecTis  occibiTis  ct  zcIqtis 


IT.l 


INTCR    ÜOS    OSTCNbaT   CX    ßONa   CON  UIU' 

Eiüt.  be. 

ÜCRSaTIONC    OpCRaTIONCO)   SUaO)  111,13- 

iN  cnaNSüCTubiNc  sapiCNTiac- 
uob  si  zcluo)  amaRUO)  boecTis  ct 

CONTCNTIONCS    IN    C0Rbl6US    UCSTRIS 
NOllTC    ClORiaRI    CT   (DCNbaCCS    CS 
SC    abUCRSUO)    UCRITaTCO)    NON 

csT  iTQ^  sapicNTia  bcsüRSucn  bcs 
ccNbcNS  scb  TCRRCNa  aNiooa 
10  lis  bia60lica  ü6i  cnio)  zclus  ct 

CONTCNTIO    161    INCONSTQNTia    CT 

ocDNc  opus  pRauuo)  quac  au 
TCO)  bcsuRSucn  CST  sapicNTia 

pRicDum  qubco)*  pubica  cst  bciN 
15  bc  pacifica  (DobcSTa  suabißilis 

plcNa  ooiscRicoRbia  ct  pRuai 

6US    60NIS    NON    lUbiCaNS   SINC 

sioiulaTiONC-      pRUCTus*  au 


^  Der  übergeschriebene  Buchstabe  stammt  höchst  wahrscheinlich  you  erster 

Hand,  jedenfalls  Yon  sehr  alter  Hand. 
*  Der  erste  Buchstabe  dieses  Wort<*8  ist  im  Originale  etwas   größer  als 

die  anderen. 


Wiener  Palimpseste.  81 

1  ex  MON  potesTis  abipisci-  lixigaTis  foi.  54' 

EpiBt.  lae. 

CT  BclliQeRaxis  ex  NON  baeexis  iv.  2-10. 

pRopxen  quob  nom  posxulosxis^ 
pexixis*  ex  njon  accipi'  xis  co  quob  ma 
6  le  pexaxis  ux  in  coNCupisccNixiis  ucs 

XRis  iMSumaxis*      abulxeRi  Niesci 
XIS  quia  aniicixia  buius  muNÖi 
iMiroica  esx  öi-  quicuniq*  eRQO  uo 
lueRix  acoicus  esse  saeculi  buius 

10  IIMICDICUS    bl    COMSXIXÜIXUR-    ÜUX 

puxaxis  quia  iNGNixeR  scRipxuRa 

bica  ^x  ab  iNüibia^    coMCupiscix  spi 

bs[ ]iN  [ Y  (naioReo) 

auxeno  bax  QRaxiao)  pRopxeR  quob 
15  bfcfx  bs  supeR5is  Resisxix  bumi 

I16US  auxeno  bax  CRaxiacn* 
^uobixi  iQixuR  esxoxe  bo  Res[ ] 

auxem  biaeolo  ex  f[. . .  .]x  a  uoeis 

abpRopiaxe  b^o  ex  [.]bpRop[.  .]qua 
20  uix  U06IS  enourvjbaxe  (PaNUS  pec 

caxoRes  ex  puRificaxe  coRba  bu 

[ ]  s«i[ ] 

ex  [ ]risus  [ ]iM 

lucxum  con[ ]  qaubiuo) 

26  in[ ]  bu[ ]mi 

'  Hinter  postalastis  befindet  sich  eine  Rasur  Ton  2  Bachstaben.  *  Über 
dem  t  in  tis  befindet  sich  eine  Rasur,  so  daß  ursprünglich  ein  s  statt  des 
t  dort  gewesen  m  sein  scheint.  *  Zwischen  i  und  t  scheint  ein  e  aus- 
radiert zu  sein.  *  Zwischen  a  und  t  ist  eine  Rasur.  *  m  ist  Ton  alter 
Hand  beigefügt.  *  Im  Anfange  der  Zeile  befindet  sich  eine  Rasur.  Die 
Worte  qui  habitat  in  uobis,  die  White  hier  liest,  mOchte  ich  bezweifeln. 
SitsQDgabar.  d.  pbil.-hlrt.  Kl.  159.  Bd.  7.  Abh.  6 


82  VIL  Abbandlnog:  Biek. 

1  IM    COMSp[ ]  foL  4»^ 

IlTC    [ J   pRGTRCS  lv,io-T.: 

qui  bcTRabiT  fRQTRi  auT  qui  lubicat  pRa 

TRcrn  suucD  beiRabiT  legi  ex  lubicai 
6  IcccfD-  si  auTCO)  lubicas  Icccm  mon  es 

facTOR  lecis  seb  lubex  umüs  est  Icqis 

latOR  et  lübex  qui  poiest  pcRbcRc 

CT  lißCRaRC-      TU^  auTcm  quis  es  qui  lu 

bicas  pRoxicDüO)  ecce  mumc  qui  bici 
10  TIS  bobte  auT  CROsiiNum  leicous  in  il 

lam  ciuiTatccD  et  paciccDUS  quibeo) 

aisJNUfn    CT   (DeRCGÖlfDUR    eT    lUCRtT* 

faciecDus  qyi  icnorcltis  qui[ ] 

u[, . . .]  IM  CRaSTiMum  quae  cmio)  cst 
Iß  uiTQ  ucsTRC-      uapoR  CST  ab  (DobicCr 

paRCMS    CT    beiMCCpS    CXTCRCpiMaTüR 
PRO    CO    ÜT    biCaTIS    SI    bMi    UOlUCRIT   CT 

uixcRimus  paciccDus  boc  auT  lUub 

SciCMTl    IQITUR    BOMUO)    pGCCRC   CT    MOM    pOCI 
20  CMTI    PCCCGTUO)    CST    lUl*         QCITC^    MUMC 

biuiTcs  ploRGTc  ulülaMTcs  IM  misc 
Riis  quae  abucMicMT  uoeis  biumac  ucs 

TRQC    pUTRCpaCTaC    SUMT    CT    UCSTKDCM 

TQ   UCSTRa   a   TIMCIS   co[ ] 

26  aURlT   CT    aR9CM[ ]CRU[.  •  .  .] 

UIT 

^  Der  erste  Buchstabe  dieses  Wortes  ist  in  der  Handschrift  etwas  größer 

als  die  übrigen. 
'  Über  Incrn  scheint  nachtr&glich  noch  etwas  eingefügt  worden  an  sein, 

was  aber  dann  wieder  aasradiert  wurde. 


Wiener  PalimpBeste,  83 


1  CT    eRUQO    eORUO)    IN    TCS[ ]  fol.  4»^ 

Epist.  lac 

uoöis  et  (oaMbucaeiT  cqrmcs  uesiRas  v.s-n. 

sicuT  iQNis  tbesauRizastis  in  nouissi 

(Dis  Öie6üs   eccc   CDCRCCS  OpCRQRIORU" 

6  qui    (DCSSUCRUNT    RCQIONCS    UCSTRaS 

qui  fRaubaius  est  a  uoeis  claroax  ei 
clarnoR  ipsoRum  in  auRcs  6FT1  saeaoTb 
iNTROiuiT  aepulati  cstis  supcR  tCRRd" 
CT  lucuNbati  esTis  cnutristis  coRba 
10  uesTRa  IN  bicco  occisionis  abbixis 

TIS    OCCiblSTIS    lUSTUCO    NON    RCSTITIT    ÜO 

BIS*     aequo  gnicdo  eSTOTe  pRa 

TRcs  ab  abucNTucT)  biNii-  ecce  aQRi 

cola  expccTaT  pRacTiosum  fRUCTU 
16  TCRRac  aequo  aNimo  peRCNS  bo 

Nee  accipiaT  TefDpoRa[ ] 

TINUfn[ ] 

coNpiROoaTe  coRba  uesTRa  quoNicT 

abueNTUS  bNi  abpRopiNquauiT  noIi 
20  Te  iNQemesceRe  pRaTRes  cnei  in  al 

TeRUTRum  UT  NON  lubicecDiNi  ecce 

•   ■  •  •  • 

lubex  aNTe  laNuao)  absiSTiT  exeo) 

pluno  accipiTe  pRaTRes[ ]  cnali 

laBORis[ ]qui  lo 

26  CUTl[ ] 


6» 


84 


VII.  Abbandlang:  Biek. 


10 


15 


20 


26 


qui[ y  106 

aubiSTis  CT  p[ ]  quoN|aa> 

miseRicoRs[ ] 

QNte  onoMia  pRaTRcs  mei  moIitc  iu 
RQRC  Mcq-  pcR  cacUio)  [ ] 

»^cqucC ] 

] 

] 

] 

] 

] 

] 


CRaT[. 


■] 


.] 


■] 


•] 


.] 


.] 


.] 


.] 


.Jcncfsises  scx[. .] 
. .  .JcaclüO)  bcbiT 

.  .  .  .JfRUCTU     SÜU- 


•] 


.] 


fol.  74^ 

V.  11-1* 


*  Die  Zihl  der  nnlesbaren  BnchsUiben  ist  nkcbt  immer  genaa  anzag^ben. 

*  Das  m  scheint  aus  Raammangel  (am  Zeilenende)  von  erster  Hand  über- 
geschrieben worden  su  sein. 


10 


f 


Wiener  Falimpseete.  S5 

RaiRcs  mei  si  quis  ex  uoeis  cRRauiT  a  ue  fol.74^ 

_  Epiat.  lae. 

RliatC    CT    COMUCRTCRIT    qUISqUIS    CU  V.  19-TOu. 

Epitt.  Petr. 

sciRc  ocBCT  quoNiao)  qui  COMUCRTI  I.i,i--1. 

fCCCRIT  pCCCQTORCm    QB    eRRORe    ülttC 

suac  salüCT  aNJinoam  eius  a  ooortc 
CT  coopcRicT  mulTiTubiNccn  pccca 

TORUm- 


<3 


exp-  epiSTulA 


lacoBi 


INC-  epiST-  peTKI-  •!• 

\xx\\\xx\xxxx\xxxxxxxxx\xxxx^ 

ÜETRUS  APOSTOLUS  ibü  xpi  clccTis 

abüCNlS   biSpCRSIONIS  pONTI   QalaTi 

15  ac  cappaöociac  ct  asiac  ct  by 

TiMiae  sccuNbuno  pRcscicNJTiacn 
bi  paTRis  IN  scificaTioNcm  spi  in 
oBScquium  ct  in  spaRSiONco)  sqn 

QUINIS    ibu    Xpi-        CRttTia*    ÜOBIS 
20  CT   paX    OOUlTipllCCTÜR-       BCNCblC 

Tus  6s  paTCR  bNi  N  ibu  xpi  qui  sc 

CUNbuO)    (DaQNaOf)    ODISCRICORbld" 

suaof)  RCQCNCRauiT  Nos  spcm 

PCR    RCSURRCCTIONCCD    ibu   Xül    CX   OOOR 
26  TUlS    IN    bCReblTaTeO)    INCORRUpTiei 

[e 


^  Der  erste  Bachstabe   dieses  Wortes   ist  im  Originale  etwas  gr()ßer  als 
die  übrigen. 


86  vn.  Abhandlung:  Bick. 


1  iMCOMTGO)   [.  ..Jiam^  INJ  caelis   im  ÜOBIS  M.a^ 

r-  .  ._  Epirt.  Trtr. 

qUI    IM    ÜIRTÜte    Ol    CUSTOOlfDIMI    pCR    flOC  1,1.  i-L* 

IM  saluTcm  paRaram  RcuelaRi  im 
TcmpoRc  Mouissimo  im  quo  cxultabi 

6  TIS    (DOblCÜCO    MUMC    Sl    OpOR[.  .  .] 

coMTRistaRi  IM  uaRiis  TcmpxaTio 

Mißus*    üT  pROßatio  fibei  uesTRac  noul 

TO  pRaeiiostoR  auRO  quob  peRit  pcR 

iCMcm  pRoeaTUR  iMueMiatUR  im 
10  laubcm  CT  gloRiam  ct  boMORcno 

rcucIqtiomc  ibu  xpi-  quem  cum 

MOM  uibeRiTis*    IM  quem  mumc  quoq- 

MOM  uibeMTes  CRebeMTes  auTem 

exuUaTe  laeTiTia  iMCMaRRaeili 
16  eT  QloRificaTa  RecipiCMTes  poRTd" 

Tes  piMem  fibei  uesTRae  saluTcm 

QMimaRum  be  qua  saluTe  exquisi 

eRUMT  üTque  scrutgti  sumt  pRopbe 

Tac  qui  6c  fUTURa  im  mobis  qRaTia  6i 

20  pROpCTaUCRUMT    SCRUTQMTCS    IM 

qumus  uel  quäle  im  Tempus  siQMifi 
CQRCT  qui  IM  eis  CRQT  sps  xpi  qui  pRac 
MUMTiQMS  cas  quttc  IM  xpo  SUMT  pas 
siOMCS  CT  posT  baec  qIoriqs  quiBUS 
26  RcuclaTum  esT  quia  mom  sißimcT  ip 

SIS 


^  Die  Buchstaben   ina  sind   infolge  Beschädigung   des  Pergamentes    aus- 
gefallen. 


Wiener  Pilimpseste.  87 

i         U06IS  auTco)  a)iNiSTR[. .  .]mt*  ca  quac  fol.  75' 

EpiBt.  Petr. 
NUNC    NUNTiata    SUNT    ÜOBIS    DCR  i   i    i8_m. 

COS  c|ui  cüaN9clizaüCRUNT[ ] 

[••.•^'..'.'.■.■.■■7. y 

6  pROSpiCCRC   pROpTCR[. ] 

r ICDCNTIS    ÜCSTRac    SOBRII    DCR 

fccTc  spcRQTc   IN   caa)[. . ] 

i— ••••]«b"u 

xpi[ ]o6oeb!CNtiac[ ] 

10  bc[ ] 

«"•vi ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 

[ ] 


^  Die  Buchstaben  aba   sind    durch    eine   Beschädigung   des   Pergamentes 

ausgefallen. 
'Die  Zahl    der   nnlesbaren   Bnchstaben    ist  nicht   immer    mit  Sicherheit 

festzustellen. 


88 


VII.  Abhandlang:  Biek. 


10 


15 


20 


25 


.]qüia[. 


.]ofDMcm[. 


.] 


•] 


.] 


■] 


•] 


.] 


.] 


■] 


.] 


■] 


•] 


•] 


] 

ab  9uern[ JuiüCT 


toLW 

Bpisi.  Pet: 


^  Die  Zahl  der  anlesbaren  Bnchstaben  IMßt  sieh   nicht  immer  sicher  fest- 
stellen. 


Wiener  Palimpsette.  89 

1  ae  bomiMi6us  quibeo)  RepRoeaiir  foL  46' 

r—  ,  .  Epist  Petr. 

a    00    QUTCfD    CICCTUO)    CT    DONIORIflCa  1,2.4-10. 

Tuo)  CT  uos  Tanoquaa)  lapibes  uiui 
supcRacbifacanoiNi  in  bomuno  spi 
6  RiTual^  IN  saccRboTium  sccn  oppc 

RCNTCS    SpiRITQlcS    boSTIGS    aCCCpTttBllCS 
bo   pCR    ibO)   Xpä)    pROpTCR    qUOb    COM 
TIfsJCT   SCRIÖTURQ*         CCCC*    PONO    IN 

siON  lapibco)  sucDmum  aNQulüRc" 
10  clccTUO)  pRacTiosuo)  CT  ocDNis  qui 

CRCbibCRIT    IN    CO    NON    CONpUNbCTÜR- 
Uo6IS    iqiTUR    bONOR    CRCbCNTI5üS    NON 

CRcbcNTieus  auTco)  lapis[ ] 

quco)   RCpROeaUCRUNT   cbipiCQNTCS 
16  biC    paCTUS    CST    IN    CapUT   QNCUll    CT    la 

pis  oppcNSiONis  CT  pcTRa  SCüNball 

qUI    OppCNbUNT    UCRÖUCD    NCC    CRC 
büNT    IN    quo    CT   pOSlTI    SUNT-      UOS 

auTco)  QCNUS  clccTuo)  Rcqalcm 
20  saccRboTium  qcNS  scä  populus  ab 

qUISITIONIS    quo    UIRTUTCS    abNUNTIC 
TIS   CIUS    qUI    bC   TCNC6RIS    UOS    UOCQ 

uit['  •]  ab  abmiRaeilc  lucncN 
suuoD  qui  aliquaNbo  non  popu 

26  luS    NUNC    aUTCO)    populUS    bl  XU' 

^  Der  erste  Bachstabe  dieses  Wortes  ist  großer  als  die  anderen. 

^  Deutlich  ist  die  Ziffer  z  zu  sehen;  es  scheint  u  zu  folgen,  was  auch  zu 
der  fol.  72^  vermnteten  Qaatemionenzahl  passen  würde.  Da  aber  statt 
Q  jedenfalls  kein  x  oder  L  oder  C  (letzteres  dürfte  wohl  ausgeschlossen 
sein)  folgte,  so  kann  keinesfalls  die  ursprüngliche  Handschrift  die  vier 
Eyangelien  enthalten  haben. 


90  VII.  Abhandlang:  Bick. 

V.  Abschnitt. 
Ein  apokryphes  Sendsehreiben  der  AposteL 

Über  dieses  interessEDte  Fragment  war  bis  jetzt  nichts  weiter 
bekannt  als  die  wenigen  Worte ,  die  ihm  Jos.  v.  Eichenfeld  in 
seinem  schon  öfters  erwähnten  Aufsätze  in  den  (Wiener)  Jahr- 
büchern 1824^  Anzeigeblatt  S.  38  widmet:  ,Auf  den  Blättern  60 
und  67  kommt  eine  schöne  römische  Unzial  vor,  von  der  sich 
leider  nur  einige  unzusammenhängende  Wörter  und  Silben  lesen 
lassen.'  Der  Zustand  der  Erhaltung  dieses  Textes  ist  zwar 
gewiß  ein  sehr  trauriger,  aber  mit  Geduld  und  Mühe  ließ  sich 
doch  ein  Teil  desselben  entziffern,  jedenfalls  wenigstens  so  viel, 
daß  man  seine  Zugehörigeit  einigermaßen  feststellen  kann. 

Der  Text  umfaßt  ein  Doppelblatt  (jetzt  fol.  60  und  67) 
sehr  brüchigen  und  ziemlich  beschädigten  Pergamentes.  Das 
Einzelblatt  hat  heute  das  Format  157  mm  X  215  mm,  doch  sind 
die  Ränder  stark  beschnitten,  so  daß  man  wohl  auf  ein  ur- 
sprüngliches Format  von  etwa  195  mm  X  235  mm  schließen  kann. 

Die  Schrift  ist  in  zwei  Kolumnen  zu  je  18  Zeilen  auf  der 
Seite  angeordnet  und  umfaßt  einen  Gesamtschriftraum  pro  Seite 
von  etwa  140  mm^  X  163  mm.  Die  Eolumnenbreite  beträgt 
57  mm  und  die  Breite  des  Interkolumnenraumes  25  mm. 

Die  Zeilen  sind  liniert,  und  zwar  sind  die  Linien  über 
die  ganze  Seite  gezogen;  jede  Kolumne  hat  zu  beiden  Seiten 
Begrenzungslinien,  über  die  der  Schreiber  aber  sehr  oft  hinaus- 
schreibt. Der  Abstand  der  Zeilen  von  einander  ist  ziemlich 
regelmäßig  und  beträgt  in  der  Regel  10  mm.  In  der  Zeile  be- 
finden sich  durchschnittlich  15  Buchstaben. 

Von  der  alten  Tinte  ist  außer  einigen  Resten  an  den 
Rändern  nichts  mehr  vorhanden.  Man  kann  die  Schrift  zum 
Teil  in  schief  auffallendem  Lichte,  größtenteils  aber  nur  in 
durchscheinendem  Lichte  noch  erkennen;  die  Entzifferung  ist 
deshalb  ungemein  schwierig. 

Die  Schrift  ist  eine  schöne  regelmäßige  Unziale  und 
läuft  parallel  mit  der  jüngeren,  die  Stücke  aus  Eutychius,  De 
discemendis   coniugationibus,  enthält.    Der  Text  ist  indistinkt; 

^  Die  äaßere  Kolamne  bat  durch  Beschneiden  gelitten. 


Wiener  Palimpseste.  31 

zur  größeren  Bequemlichkeit  für  die  Benützung  gebe  ich  die 
Wörter  getrennt  wieder.  Von  einzelnen  Buchstaben  haben  D, 
H,  L  Oberlänge  und  F,  P,  Q  und  R  Unterlänge;  ebenso  geht 
der  Abstrich  des  Q  und  der  linke  Schenkel  des  N  häufig  unter 
die  Zeile.  T  und  J  sind  leicht  zu  verwechseln,  da  sich  das 
T  nur  durch  einen  in  der  Regel  ganz  kleinen  Querstrich  vom 
J  unterscheidet.  Der  Bogen  des  E  ist  in  der  oberen  Hälfte 
etwas  abgeflacht,  und  der  Querstrich  ist  ganz  oben  angesetzt. 
Die  oberen  Teile  der  Schenkel  des  U  sind  etwas  nach  innen  ge- 
bogen, so  daß  man  zuweilen  leicht  U  und  O  verwechseln  kann. 
Der  Beginn  einer  Antwort  oder  einer  Frage,  respektive 
der  Rede  des  anderen,  scheint  in  der  Regel  durch  einen  größeren, 
un verzierten,  über  den  Rand  hinausgerückten  Buchstaben  ge- 
kennzeichnet worden  zu  sein;  auch  scheint  der  erste  Buchstabe 
jeder  Seite  größer  als  die  übrigen  gewesen  zu  sein. 

Von  Abkürzungen  konnte  ich  keine  feststellen  außer 
einem  Striche  über  dem  Vokale  (ihm  folgend)  für  folgendes  m, 
doch  diese  auch  nur  am  Ende  der  Zeile. 

Interpunktions-  und  Trennungszeichen  scheinen  nicht 
vorhanden  zu  sein.  Von  Rasuren  und  Korrekturen  konnte 
ich  im  Texte  nichts  finden;  nur  auf  fol.  60^  bemerkte  ich 
zwischen  Zeile  15  und  16  eine  alte  Rasur;  wahrscheinlich  war 
dort  ein  weggelassenes  Wort  zwischen  den  Zeilen  nachgetragen. 

Im  oberen  Rande  in  Verlängerung  des  Interkolumnen- 
raumes  befindet  sich  auf  jeder  der  beiden  versoSeiten  die 
Überschrift:  epistula,  zwar  stark  abgeschabt,  aber  immerhin 
mit  der  Lupe  noch  sicher  zu  erkennen.  Die  uns  so  besonders 
wertvolle  Ergänzung  dieses  Titels,  die  wir  auf  den  recto-Seiten 
erwarten,  ist  durch  Beschneiden  des  Randes  weggefallen. 

Gut  zu  erkennen  ist  auf  fol.  67'  rechts  unten  die  Qua- 
ternionenzahl  VIII,  doch  erscheint  bei  aufi'allendem  Lichte 
hinter  VIII  noch  ein  Strich,  so  daß  Villi  zu  lesen  ist. 

Was  das  Alter  unseres  Palimpsestes  anbetrifft,  so  möchte 
ich  ihn  noch  dem  5.  Jahrhundert  zuweisen.  In  dieser  Da- 
tierung bestärken  mich  zahlreiche  Abbildungen  ebenso  datierter 
Proben  gleichen  oder  sehr  ähnlichen  Schriftcharakters,  so  bei 
Chatelain,  Uncialis  scriptura,  tab.  VI,  Zangemeister  und  Watten- 
bach, Exempla  codd.,  tab.  XXI  und  XXIII,  CipoUa,  Coli.  pal. 


9'^  VU.  Abbandlung:  Bick. 

Bobb.,  vol.  I.,  tab.  XIV  und  XV,  Sickel,  Monum.  graphica, 
vol.  VIII,  tab.  I  und  anderen. 

An  manchen  Stellen  gewinnt  man  fast  den  Eindruck,  als 
ob  der  Kodex  zweimal  reskribiert  wäre,  doch  mit  Bestimmtheit 
läßt  sich  bei  den  so  spärlichen  Resten  ein  Urteil  darüber  nicht 
fallen. 

Daß  die  vorliegenden  Bruchstücke  in  Oesprächsform 
abgefaßt  sind,  lehrt  eine  nähere  Betrachtung  derselben.  Es 
spricht  hier  eine  sich  häufig  mit  ego  einführende  Person  mit 
einem  Vertreter  mehrerer  (dicam  tibique  =  fol.  60',  Kol.  A, 
Zeile  14),  der  sich  und  seine  Partei  als  nos  bezeichnet.  Daß 
unter  ego  nur  Christus  verstanden  sein  kann,  ist  ganz  klar 
schon  durch  den  einen  Ausspruch:  ,quia  ego  sum  filius  dei 
uiui  omnipotentis,  ego  sum  pater  omnium'  und  durch  die  Er- 
zählung vom  Niedersteigen  aus  dem  Himmel;  wer  dagegen 
unter  nos  spricht,  ist  aus  den  vorhandenen  wenigen  Fragmenten 
mit  Sicherheit  nicht  zu  erkennen,  es  läßt  sich  nur  mit  großer 
Wahrscheinlichkeit  die  Vermutung  aufstellen,  daß  unter  nos  die 
Apostel  auftreten,  und  daß  ihr  Sprecher,  wie  auch  sonst  öfters, 
Petrus  ist.  Der  Inhalt  des  scheinbar  in  Frage  und  Antwort 
(quid  fati  =  fol.  67  %  Kol.  B,  Z.  13)  gekleideten  Gespräches 
dreht  sich  im  ersten  Teile  um  die  signa  futura,  die  Endzeichen, 
und  im  zweiten  Teile  um  die  Menschwerdung  Christi.  Beide 
Teile  tragen  die  Überschrift  epistula,  dürften  also  zusammen- 
gehören und  vermutlich  ein  Sendschreiben  der  Apostel 
an  die  Gläubigen  darstellen.  Eine  Stelle  aber  wie  ego  sum 
filius  dei  uiui  omnipotentis,  ego  sum  pater  omnium  findet  sich 
in  keiner  kanonischen  Schrift,  es  müssen  also  die  vorliegenden 
Fragmente  der  apokryphen  Literatur  angehören.  Doch  auch 
hier  bemühte  ich  mich  lange  vergeblich  ein  Schreiben  dieses 
Inhaltes  ausfindig  zu  machen,  bis  mich  Henneckes  ,Neute8ta- 
mentliche  Apokryphen'  1904,  S.  38  auf  den  von  Carl  Schmidt 
in  den  Sitzungsberichten  der  kgl.  preuß.  Akademie  der  Wissen- 
schaften zu  Berlin  1895,  S.  705—711  angekündigten  Fund 
,einer  bisher  unbekannten  altchristlichen  Schrift  in  koptischer 
Sprache'  aufmerksam  werden  ließen.  Aus  der  dort  gegebenen 
Beschreibung  und  Inhaltsangabe  des  erwähnten  Traktates,  be- 
sonders aber  aus  der  dort  S.  710  angefahrten  Stelle:  ,Michael, 
Gabriel,  Uriel  und  Raphael  hätten  ihn  fUr  einen  der  ihrigen 


Wiener  Palimpieste.  93 

gehalten  and  wären  ihm  bei  seinem  Niedersteigen  bis  zum 
fünften  Stereoma  gefolgt^^  konnte  ich  mit  ziemlicher  Sicherheit 
den  Schluß  ziehen^  daß  der  Text  jenes  zu  Achmim  gefundenen 
und  von  Schmidt  dem  4.  bis  5.  Jahrhundert  zugewiesenen  kop- 
tischen Papyrus  und  der  unseres  lateinischen  Palimp- 
sestes  identisch  seien.  Da  aber  die  von  Schmidt  angekün- 
digte koptische  Version  leider  noch  nicht  zur  Ausgabe  gelangte, 
so  wandte  ich  mich  brieflich  an  diesen  und  teilte  ihm  einzelne 
Stellen  mit.  Schmidt  hatte  nun  die  Liebenswürdigkeit,  mir  als- 
bald die  Richtigkeit  meiner  Identifizierung  zu  bestätigen  und  mir 
ein  ziemliches  Stück  der  deutschen  Übersetzung  des  koptischen 
Textes  (fol.  &7\  Kol.  B,  Z.  2  bis  fol.  67  ^  Kol.  A,  Z.  17,  —  das 
außerdem  noch  Mitgeteilte  findet  sich  nicht  in  unserm  Palimp- 
seste  — )  beizufügen,  wofür  ich  auch  an  dieser  Stelle  meinen 
verbindlichsten  Dank  ausspreche.  —  War  auch  die  Hilfe  der 
deutschen  Übersetzung  bei  der  nachträglichen  Entzifferung  neuer 
Buchstaben  nur  eine  geringe,  so  erschien  doch  die  Bestätigung 
mancher  zweifelhaft  gelesenen  Worte  durch  sie  sehr  willkommen 
und  wertvoll,  zumal  sich  zeigte,  daß  die  lateinische  Übersetzung 
ziemlich  genau  gehalten  ist  Der  fol.  60  gebotene  Text  von 
den  Signa  futura  ist  in  dem  koptischen  Papyrus  nicht  erhalten 
und  stand  vielleicht  auf  einem  der  in  dem  oben  genannten 
Berichte  erwähnten  verlorenen  8  ersten  Blätter.  Das  auf  fol.  67 
erhaltene  Stück  findet  sich  im  koptischen  Manuskripte  auf  Seite 
lA,  doch  weicht  die  lateinische  Übersetzung  von  fol.  67^, 
Kol.  B,  Z.  4  an  von  der  koptischen  Fassung  ab;  es  folgt 
dort  nach  Schmidts  Angabe  die  in  den  Berliner  Sitzungsberichten 
S.  710  kurz  angedeutete  Erörterung  Christi  über  seine  Fleisch- 
werdung  in  Maria  und  dann  die  ebendort  S.  711  wörtlich  mit- 
geteilte Erzählung  von  der  Passahfeier.  Beide  Stellen  finden 
sich  in  unserm  Palimpseste  nicht;  wenn  man  nun  auch  für 
die  Auslassung  der  ersten  einen  Grund  in  dem  Anstoße  er- 
blicken könnte,  den  der  Übersetzer  an  dem  Inhalte,  also  an 
der  Art  der  Entstehung  Jesu  in  Maria,  nehmen  konnte,  so  ist 
doch  für  das  Fehlen  der  Erzählung  von  der  Passahfeier  kein 
ersichtlicher  Grund  vorhanden.  In  der  lateinischen  Über- 
setzung ist  im  Folgenden  augenscheinlich  von  Pfingsten  die 
Rede;  dies  ist  auch,  wie  mir  Schmidt  auf  meine  Anfrage 
freundlichst  mitteilte,  im  koptischen  Texte   auf  der  folgenden 


94  VII.  Abhandlnng :  B  i  c  k. 

Seite  (16)  der  Fall.    Es  scheinen  also  von  dort  an   die  Texte 
wieder  übereinzustimmen. 

Der  eigentliche  Charakter  des  Traktates  als  Streit- 
schrift tritt  natürlich  erst  deutlich  in  den  32  koptischen  Text- 
seiten hervor.  Zwar  werden  wir  auch  schon  in  den  wenigen 
lateinischen  Bruchstücken  durch  die  Art  der  Darstellung  vom 
Niedersteigen  Christi  (fol.  67^,  Kol.  A)  sogleich  an  die  Gnostiker 
erinnert,  aber  wir  könnten  aus  ihnen  allein  noch  kein  sicheres 
Urteil  über  das  Vorliegende  fkUen.  Erst  die  umfangreichere 
koptische  Fassung  ermöglicht  uns  dies.  Dort  wird  nämlich 
S.  6  (vgl.  Berl.  Sitzungsber.  S.  708)  ausdrücklich  mit  Namens- 
nennung vor  Cerinth  und  Simon,  dem  Magier,  den  Hauptver- 
tretern der  Gnostiker,  gewarnt  als  vor  solchen,  die  da  die 
Worte  und  Taten  Jesu  verdrehen,  und  daran  die  Mahnung  ge- 
knüpft, sich  von  ihnen  zu  trennen.  Auch  die  ausdrückliche 
Betonung  der  Auferstehung  des  Fleisches  kann  nur  gegen  die 
Gnostiker  ihre  Spitze  richten.  Doch  nicht  nur  der  anti- 
gnostische  Charakter  der  Schrift  tritt  in  dem  ungleich  län- 
geren Stücke  des  koptischen  Textes  deutlich  zutage ,  auch  alle 
oben  auf  Grund  der  lateinischen  Übersetzung  mehr  vermutungs- 
weise ausgesprochenen  Ansichten  über  die  Form  des  Gespräches 
und  über  die  mit  nos  eingeführten  Personen  erhalten  durch 
den  Papyrus  ihre  volle  und  sichere  Bestätigung. 

Der  auf  fol.  60  erhaltene  Text  ist,  wie  bereits  erwähnt, 
in  koptischer  Fassung  nicht  vorhanden,  vielleicht  weil  das  ihn 
enthaltende  Blatt  verloren  gegangen  ist.  Es  wird  auf  fol.  60% 
Kol.  A  von  den  signa  futura  gesprochen,  mit  denen  das  Ende 
der  Welt  anbricht  d.  h.  das  Ende  des  tausendjährigen  Reiches 
der  electi  mit  Christus  hier  auf  Erden  (antequam  exiant  electi 
de  saeculo).  Wir  haben  also  hier  offenbar  eine  chiliastische 
Auffassung  vom  Ende  der  Welt  vor  uns.  Die  Chiliasten, 
deren  Ansichten  besonders  in  den  ersten  drei  Jahrhunderten 
stark  verbreitet  waren,  aber  sich  auch  noch  bis  in  die  neueste 
Zeit  fortgepflanzt  haben,  waren  nämlich  der  Ansicht,  daß 
Christus  bei  seiner  Ankunft  auf  Erden  ein  tausend  Jahre  dau- 
erndes Reich  voll  der  Herrlichkeit  errichten  werde,  in  welchem, 
wie  uns  Irenäus,  Contra  haereses,  lib.  V,  cap.  24 — 36  ausflLhrlich 
darstellt,  die  wenigen  noch  lebenden  und  die  bei  der  Ankunft 
Christi  auferweckten  Gerechten  ein  Leben   irdischen  Glückes 


Wiener  Palimpseste.  95 

und  Genusses  in  ungestörtem  Frieden  führen  werden.  Am 
Ende  dieser  1000  Jahre  wird  jedoch  der  Satan  ^  von  seinen 
Banden  befreit,  alle  bisher  unter  der  Herrschaft  der  Gerechten 
gestandenen  Völker  gegen  diese  aufreizen,  es  wird  sofort  ein 
heiliger  Krieg  entbrennen,  aber  Gott  wird  die  Feinde  durch 
Feuer  und  Erdbeben  vertilgen.  Dann  erneuert  Gott  Himmel 
und  Erde,  und  es  erfolgt  die  zweite,  allgemeine  Auferstehung 
und  das  Gericht.  —  Die  Schilderung  der  si^a  futura,  wie  sie 
fol.  60',  Kol.  B,  Z.  11 — 18  gegeben  ist,  hat  Ähnlichkeit  mit  der 
bei  Lucas  XXI,  11:  ,Et  terraemotus  magni  erunt  per  loca,  et 
pestilentiae,  et  fames,  terroresque  de  caelo,  et  signa  magna 
erunt,^  und  24:  ,Et  cadent  in  ore  gladii,  et  captivi  ducentur  in 
omnes  gentes,  et  Jerusalem  calcabitur  a  gentibus:  donec  imple- 
antur  tempora  nationum/  (Die  Abweichungen  der  Itala  von 
der  Vulgata  sind  hier  unwesentlich  und  gering).  Da  aber  der 
Zusammenhang  zwischen  exiant  electi  de  saeculo  (fol.  60',  Kol.  A, 
Z.  13)  und  der  Aufzählung  dieser  Endzeichen  (fol.  60',  Kol.  B, 
Z.  11)  infolge  der  Lücken  im  lesbaren  Texte  nicht  ganz  er- 
sichtlich ist,  so  bleibt  die  Frage  offen,  ob  wir  hier  einen  Teil 
einer  antichiliastischen  Schrift  vor  uns  haben,  deren  propositio 
theseos  contra  quam  fol.  60',  Kol.  A  und  deren  Widerlegung 
fol.  60',  Kol.  B  gegeben  wird  durch  Betonung  des  ungeheuren 
Jammers  und  Elendes,  die  anstatt  der  erhofften  Freuden  und 
Genüsse  dem  Ende  der  Welt  vorausgehen  werden,  oder  ob 
wir  in  dem  Vorliegenden  eine  chiliastische  Schilderung  vom 
Ende  der  Welt  erkennen  dürfen,  die  in  Kol.  B,  Z.  11 — 18  die 
Erscheinungen  aufzählt,  welche  der  zweiten,  allgememen  Auf- 
erstehung  vorangehen.  Ich  möchte  mich  eher  für  die  letzte 
Ansicht  entscheiden,  da  ich  glaube,  daß  das  auf  fol.  60  erhal- 
tene Stück  des  PaUmpsestes  zu  den  fol.  67  gebotenen  Bruch- 
stücken gehört.  Denn  beide  tragen  die  gleiche  Überschrift 
epistula  und  beide  zeigen  die  gleiche  Form  der  Behandlung 
des  Themas;  ferner  bespricht  der  erste  Teil  die  Zeichen,  die 
der  allgemeinen  Auferstehung  und  dem  Gerichte  vorangehen, 
und  Schmidt  erwähnt  in  seinem  Berichte  in  den  öfters  ge- 
nannten Sitzungsberichten,  S.  708  f.,  daß  im  koptischen  Texte 
des  Sendschreibens  in  eingehender  Weise  die  Auferstehung  be- 
handelt und  ausgeführt  werde,  ,daß  mit  dem  Fleische  auch  die 
Seele  und  der  Geist  auferstehen  würden,  und  sie  sich  für  das. 


96  y n.  Abhandlung :  B  i  c  k 

was  sie  getan ,  verantworten  müßten,  sei  es  nun  Gutes  oder 
Böses/  Es  ist  also  wahrscheinlich ,  daß  die  Stücke  fol.  60 
und  67  demselben  Sendschreiben  angehören.  Nach  dem 
Umstände  zu  schließen,  daß  der  fol.  67^  gebotene  Text  in  der 
koptischen  Fassung  Seite  lA  sieh  findet,  und  daß  fol.  67  die 
Quatemionenzahl  trägt  und  mit  fol.  60  ein  zusammenhängendes 
Doppelblatt  bildet,  muß  der  Teil  mit  den  signa  futura  dem  An- 
fange der  Schrift  entnommen  sein.  Wenn  nun  aber  beide 
Stücke  zu  derselben  Streitschrift  gehören,  so  ist  wohl  schwerlich 
anzunehmen,  daß  die  auf  fol.  60  gebotene  Stelle  sich  gegen  die 
Chiliasten  richtet  und  somit  einen  Teil  ftir  sich  bildet,  sondern 
wir  müssen  wohl  glauben^  daß  das  antignostische  Sendschreiben 
einen  Anhänger  des  Chiliasmus  zum  Verfasser  hat,  deren  es  ja 
in  den  ersten  drei  Jahrhunderten  selbst  unter  den  glaubens* 
eifrigsten  Orthodoxen  sehr  viele  gab,  wie  uns  am  besten  das 
Beispiel  des  Irenaeus  beweist. 

Wie  außerdem  aus  der  Seitenzählung  des  koptischen 
Textes  hervorgeht,  kann  sich  die  Quatemionenzahl  VHII  nicht 
allein  auf  das  Sendschreiben  beziehen,  man  wird  vielmehr  der 
Ansicht  Raum  geben  müssen,  daß  diesem  Sendschreiben  noch 
andere  Abhandlungen  vorausgingen,  so  daß  wir  vielleicht  in 
dem  Vorliegenden  einen  Teil  einer  Sammlung  von  kirch- 
lichen Streitschriften  vor  uns  haben. 

Als  Ursprache  der  im  Folgenden  wiederaugebenden  la- 
teinischen Übersetzung  betrachte  ich  die  koptische.  Mög- 
licherweise wurde  die  lateinische  Obersetzung  nicht  direkt  aus 
dem  Koptischen  gemacht,  sondern  kam  vielleicht  erst  durch  ein 
griechisches  oder  syrisches  Mittelglied  zustande. 

Zeichen  der  Ausgabe: 

A  A  A  A  unsichere  oder  verstümmelte  Buchstaben. 

•    •    • 

[....]  unerkennbare  Buchstaben. 

[AAAA]  durch  Beschädigung   des  Pergamentes   ausge- 
fallene und  ergänzte  Buchstaben. 


Wien«  Palimpuste. 


91 


[ ] 

[ ]  pRubetM 

[•  o^^ ] 

ß  6u6[ ]s  quiA  eqo 

suo)  filius  bei  uiui 
oa)Nipoie?MTis  ego 

SUO)   pATCR    OCDMIÜO) 

eRQo  Aubi  A  me  sjqna 

10  qUAe    fUTURA   SUNT    IN 

fiNeo)  SAeculi  buius 

ÜT  TRANSeAT  ANiequÄ" 

exiANt  elecTi  6e  SAe 
culo  bicAO)  iißique 

16  [.  .]ba  IAO)  NON  pieNT 
r.  .ISATA^  OCDNI  boOOlNI 
ei   Sl    ISTA    FUTURA    SINT 

18  pRINCipeS   ANQelORCr 


.2 


pOTeSTATUO)   SAec 

NON  scieRUNT  qu 

A6SC0NSA    SUNT   AO 

Te  illo  IN  quem  6 
iNpleueRiT  IN  se  piN 
poTesTATes  pioRu[a)] 

UT    TRANSeAT    INTeR 
IN    pARTIONeS    In[.  .] 

cule[ JAcn  eT 

gern  eT  piniuntur 
SUNT  UNiueRSAe  p[a] 
mis  mAQNAe  ex  pesT[ileN] 
TiAe  cDAQNAe  CT  Ne[ccs] 

SITATeS    OOAQNAe    IN 

[.]io[.  .]oa)[. .  .]a)   eT  c[apti] 

Ul    lAdUNTUR   peR    Un[i] 
UeRSAS    C€NTeS   eT  CA[bUNT] 

IN  mucRONAe  cIa6[ii] 


toi.  60'. 


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^  Übar  diesem  Worte  befindet  sich  noch  eine  größere  Rasur;  wahrscheinlich 
wjur  noch  ein  ausgelassenes  Wort  darübergeschrieben.  *  Der  rechte 

Rand  dieses  Blattes  ist  stark  beschnitten,  so  daß  auf  dieser  Säte  in  der 
zweiten  Kolumne  durchschnittlich  etwa  2—3  Buchstaben  in  der  Zeile 
weggefallen  sein  dOrften.  *  Der  linke  Rand  ist  stark  beschnitten,  so 
daß  in  der  linken  Kolumne  in  jeder  Zeile  durchschnittUeh  8—- 3  Buch- 
staben weggefallen  sein  dürften.  ^  Die  Zahl  der  unlesbareB  Bachislaben 
Iftßt  sich  nicht  immer  mit  Sicherheit  feststellen. 
Sitxiing8b«r.  d.  pbil.-hi8t.  Kl.  169.  Bd.  7.  Abh.  7 


98 


VII.  Abbandlnng:  Biek. 


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[.  .Jifvimufn  €Rit[.  .] 
[.]rti  a  feie  iu6Afn[. .] 

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quo[.  .  .]r  et  m[.  .]rsje 
r[ ]eRAT[, .] 

Tu  st[.]r  [ Y 

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[* . . .  .]eT  [. . .  .]of)[. .] 

[ ]    ANCellS    R 

[ JieMS    IN    SICDll 


foi.  e?' 


^  Die  Zahl  der  anlesbAren  BnehBtaben  ist  nicht  immer  mit  Sicherheit 
festsQstellen.  '  Am  rechten  Rande  der  rechten  Kolumne  sind  infolge 
Beftchneidens  des  Pergamentes  in  jeder  Zeile  dorehsehnittlich  etwa  8  Bach- 
Stäben  weggefallen. 


Wiener  Pftlünpseste. 


99 


im[. 


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[ JeppiQies  il[lo] 

Rua^  quASi  UNUS  ex  [il] 

lis  üt[ ]x  poT[es] 

TAtes  et  pRiNCipes 

I- ••'...]«[.] 

[ ]os 

[ M-] 


epiSTulA 


J  elus^  ooicbAel  ex 

[c]A6Riel*  et  uRiel  et  ra 

[f]Ael   pAlACD    COCDITATI 

[s]üNX  (Dibi  usque  a6 
6  quiMXum  CAelum 
[pJüXANxes  me  esse  umu 
ex  eis  xaIis  öaxa  esx  po 

[xJeSXAS   (Dibl    A   pAXRC 
ex    XUMC    feCI    ARCbAN 

10  <;elos[. .]  sxupoRecD 

üocis  b[ ]ip$os  a6 

[AjlxANjeucn  pAXRis  mei 
[s]eRuieMxes  ex  RepleiM 

[x]eS    (DIMISXRAXIONie" 

16  [u]sque  quo  mem  Ab  eiT 
[s]ic  peci  peR  SApieisixiÄ" 
[s]i(DilixubiMis  eqo  cmF 

18  [i]ni  ocdniöus  OmiMfA 


fACUXUS    SUCH    SIO) 

ül  ux  uoluNXAxem 
pAXRis  mei  lAubeoD 

H M-  -J^ 

MO  icDplersixe  in[.  .] 
persjxecosxcN  ex  a 
CDAc[.  • .  .]o  uex[. .  •] 
pAXRis  mei  MOs[.  • .] 
bicimus  illi  b[. .  .]e 
bo  biceßAS  xe  mo6i$ 
üe^s]lRe   quornobo 
uxo[.  .]s  qui  xefn[. .] 

CTuib    pAXI    NOBIS  xo[. .] 

eqo  IN  pAXR€[.]c[. . .  .J9 
illi  quib  esx  quob  be 
p[ ]  quis  Noxus 

UBI    a[.  .  .  .jpOSSIfOUS 


vinl 


fol.  67 


^  Vor  elus  ist  das  Pergament  abgebröckelt;  allem  Anscheine  nach  hieß 
daa  Wort  Angelns.  '  Der  linke  Rand  ist  stark  beschnitten,  so  daß 
fast  in  jeder  Zeile  ein  Buchstabe  weggefallen  ist. 

SiteimCibtr.  d.  phil.-bial.  Kl.  169.  Bd.  7.  Äbh.  8 


100  VU.  Abbandlnng:  B  i  c  k. 


VI.  Abschnitt. 
Der  Bioscnrldes-Palimpsest. 

Auf  vier  ziemlich  gat  erhaltenen  Blättern  des  cod.  16 
(fol.  62 — 65)  finden  sich  anter  Eatychins^  De  discernendis  conin- 
gationibns,  einige  größtenteils  lesbare  und  fbr  die  Kritik  des 
Dioscurides  wertvolle  Fragmente  aus  den  Kapiteln  78,  79,  82, 
83,  108  und  109  (nach  der  Zählung  Wellmanns)  des  dritten 
Buches  von  Dioscurides'  Ilepl  l>Xi](;  lorcptxTj^.  Die  genannten  Blätter 
haben  das  Format  160  mm  X  215  mm  und  scheinen  ursprunglich 
kaum  breiter  und  höher  gewesen  zu  sein. 

Die  Größe  des  Schriftraumes  beträgt  95  mm  X  130  mm. 

Die  Tinte  ist  blaßgelb  und  nur  noch  auf  fol.  62  und  65 
größtenteils  gut  zu  sehen.  Auf  fol.  63  und  64  ist  sie  gänzlich 
ausgewaschen  und  abgerieben^  und  die  Buchstaben  sind  nur 
noch  auf  fol.  63^  und  zwar  fast  nur  in  durchscheinendem  Lichte 
zu  erkennen. 

Auf  jeder  Seite  findet  sich  eine  Kolumne  mit  22  Zeilen. 
Die  noch  gut  sichtbaren  Linien  und  seitlichen  Begrenzungs- 
linien sind  mit  dem  Griffel  eingeritzt.  Der  Abstand  der  Linien 
von  einander  beträgt  bald  6,  bald  7  mm. 

Die  Buchstaben  stellen  auf  den  Linien;  in  jeder  Zeile  be- 
finden sich  durchschnittlich  25.  Der  Text  ist  in  scriptura  con- 
tinaa  geschrieben  und  zeigt  eine  schöne,  kleine,  sich  ganz 
schwach  nach  rechts  neigende  Unziale,  die  ich  noch  dem 
6.  Jahrhunderte  zuweisen  möchte.  Wie  das  Faksimile  zeigt, 
haben  O,  G,  C  und  6  noch  die  runde  Form  und  lassen  nur 
selten  eine  schwache  Neigung  zum  Ovalen  erkennen.  Beim  6 
ist  öfters  eine  Annäherung  an  die  Kapitale  zu  beobachten,  in- 
dem der  Schaft  fast  gerade  ist,  und  die  Krümmungen  nach 
innen  fast  eckig  angesetzt  werden.  Das  O  erregt  sehr  oft 
durch  seine  im  Verhältnis  zu  den  übrigen  Buchstaben  auffiillend 
kleine  Form  unsere  Aufmerksamkeit.  Unterlänge  haben  p  und 
Yi  Überlange  und  zugleich  Unterlänge  zeigt  die  Form  des  <p 
und  '\.  Die  jüngere  Schrift  läuft  fol.  62  und  65  parallel  mit 
der  älteren,  während  sie  fol.  63  und  64  kopfständig  zu  ihr 
sieh  findet. 


Wiener  Palimpseste.  101 

Spiritus,  Akzente,  Interponktions-  and  Trennungszeicben 
sowie  Ligaturen  sind  nicht  vorhanden.  Von  Abkttrznngen 
konnte  ich  nur  einmal  (fol.  62%  Zeile  4)  am  Ende  der  Zeile 
einen  Strich  über  einem  Vokale  ftir  folgendes  N  bemerken. 

Korrektaren  kommen  in  dem  gelesenen  Texte  nicht 
vor,  wie  überhaupt  der  Text  sehr  regelmäßig  und  sorgflUtig 
geschrieben  ist. 

Fol.  62%  Zeile  3  erscheint  hinter  KOMIZ6TA1  ein  kri- 
tisches Zeichen,  so  viel  noch  zu  sehen  ist,  ein  nach  links 
geöffneter  Halbkreis,  wohl  um  anzudeuten,  daß  Ayo  r6NH 
KOMIZ6TA1  falsch  wiederholt  ist  und  getilgt  werden  soll.  Die 
sonst  sich  ziemlich  häufig  findenden  Punkte  (hie  und  da  auch 
kleine  Striche)  können  wohl  kaum  etwas  anderes  sein  als 
Federproben,  da  sie  meist  an  Stellen  bemerkt  werden  (so 
ziemlich  zahlreich  und  offenkundig  wiUkürlich  gesetzt  auf  dem 
unteren  Rande  von  fol.  65^),  wo  ihnen  schwerlich  eine  Bedeutung 
beigemessen  werden  kann. 

Für  Überschriften  bei  Beginn  eines  neuen  Kapitels 
wird  eine  ganze  Zeile  verwendet,  und  zwar  steht  die  Über- 
schrift in  der  Mitte  der  Zeile  in  gleich  großen  Buchstaben 
wie  der  ganze  übrige  Text  geschrieben  ist.  Auch  sonst  habe 
ich  größere  Buchstaben  nirgends  bemerkt.  Eapitelzahlen  und 
Überschriften  über  den  Seiten  finden  sich  nicht  Der  Name 
des  Verfiissers  oder  der  Titel  der  Schrift  ist  nirgends  genannt. 
Quaternionenzahlen  konnte  ich  auf  den  beiden  erhaltenen 
Doppelblättern  nicht  bemerken«  Jedenfalls  gehörte  Doppelblatt 
62—65,  wie  sich  aus  dem  Inhalte  der  Blätter  ergibt,  einem 
anderen  Quatemio  an  wie  Doppelblatt  63 — 64. 

Hinsichtlich  der  Orthographie  ist  anzuführen,  daß  in  der 
Regel  langes  1  durch  61  ausgedrückt  wird,  und  daß  nirgends 
ein  Iota  subscriptum  oder  adscriptum  sich  findet;  wenn  ein 
Wort  mit  demselben  Vokale  endet,  mit  welchem  das  folgende 
Wort  anftlngt,  so  wurde  dieser  Vokal  wahrscheinlich  in  der 
Regel  nur  einmal  geschrieben   (vgl.  fol.  65%  Zeile  1). 

Entdeckt  wurden  diese  Dioscurides-Fragmente  von  Jos. 
V.  Eichenfeld;  er  war  es  auch,  der  den  Text  auf  fol.  62  und 
65  zuerst  entzifferte  und  ihn  in  den  (Wiener)  Jahrbüchern 
der  Literatur,  Bd.  26  (1824),  Anzeigeblatt  S.  35—37  veröffent- 
lichte.    Es  ist  nun  sehr   auffallend   und  ganz  gegen   die  bei 

s-* 


1 02  VIT.  Abhandlan^ :  B  i  e  k. 

Eiohenfeld  sonst  zatagetretende  Qenanigkeit  and  Gewissenhaf- 
tigkeit, daß  sich  in  der  Lesnng  Eichenfelds  yerhältnismftßig 
viele  Fehler  finden  and  zwar  oft  gerade  an  solchen  Stellen, 
wo  der  Text  ganz  gat  erhalten  ist,  and  wo  Eichenfeld  noch 
darch  ein  ,8ic'  aaf  die  Besonderheit  der  Lesart  aafmerksam 
machte,  so  daß  ich  fast  glaaben  maß,  daß  diese  Fehler  nar 
aaf  Verschrei  bangen  Eichenfelds  zarttckzafUhren  sind.  —  Schon 
Eichenfeld  stellte  wegen  der  gleichen  äußeren  Einrichtang,  die 
der  reskribierte  Text  aaf  fol.  63  and  64  mit  dem  aaf  fol.  62 
and  65  zeigt,  die  Vermatang  aaf,  daß  auch  jene  Blätter  Stücke 
aas  Dioscnrides  enthalten  dürften.  Es  ist  mir  gelangen,  dies 
mit  Sicherheit  festzastellen  and  Teile  von  Kapitel  108  and  109 
des  dritten  Baches  des  Dioscarides  aaf  fol.  63^  za  entziffern. 
Von  Tinte  ist  nichts  mehr  vorhanden.  Die  Kontaren  der  Bach- 
staben sind  nar  noch  in  schief  aaffallendem  oder  in  darch- 
scheinendem  Lichte  za  erkennen.  Hie  and  da  hatte  ich  aach 
Erfolg  mit  schwarzen  Unterlagen.  Aach  fol.  63'  and  fol.  64' 
and  ^  enthielten  ganz  gewiß  einmal  Text  des  Dioscarides,  aber 
leider  trotzten  diese  Seiten  allen  Versachen  and  ließen  nar 
wenige  anzasammenhängende  Wörter  and  Silben  and  einzelne 
Bachstaben  zastandebringen. 

Unser  Palimpsest  wnrde  von  M.  Wellmann  gelegentlich 
seiner  Neaheraasgabe  des  dritten  and  vierten  Baches  des  Dios- 
carides (Berlin  Weidmann  1906)  zar  Kritik  des  Aators  zum 
ersten  Male  herangezogen  and  dort  mit  B  bezeichnet.  Wellmann, 
der  die  Dioscarides-Handschriften  in  eine  interpolierte  and  in 
eine  nicht  interpolierte  Haaptklasse  scheidet  and  die  letztere 
wiederam  in  drei  Unterklassen  teilt,  weist  nnsere  Brachstücke 
der  zweiten  dieser  Unterklassen  za.  Diese  Klasse,  in  welche 
aach  jener  Kodex  gehört,  aas  dem  die  lateinische  Ubersetzang 
des  Monacenßis  floß,  ist  fehlerhafter  and  schlechter  als  die  erste 
der  von  ihm  anterschiedenen  3  Unterklassen,  ist  aber  immer- 
hin für  die  Textkritik  noch  von  großer  Wichtigkeit.  Dieser 
Einschätzung  von  B  kann  ich  aaf  Grand  der  vorliegenden  Nea- 
kollation  and  einer  neaerlichen  Uberprüfnng  dieser  Frage  nar 
meine  vollste  Znstimmang  geben.  Die  Nachprüfang  des  bisher 
Gelesenen  and  die  Entzifferang  des  neaen  Stückes  hat  die 
Verhältnisse  ein  wenig  zngansten  der  Wertscbätzang  von  B 
verschoben,  doch  in  der  Hauptsache  maß  als  Urteil  nach  wie 


Wiener  Palimpseete.  103 

vor  gelten:  B  weist  zwar  Lesarten  aller  von  Wellmann  unter- 
schiedenen Handschriftenklassen  auf,  stimmt  aber  am  meisten 
mit  der  zweiten  Unterklasse  der  nicht  interpolierten  Hand- 
schriftengrnppe  (E  Dl)  überein.  Die  ziemlich  zahlreichen 
Sonderlesarten  von  B  sind  in  der  Regel  nicht  wesentlich  and 
können  gegenüber  dem  Werte  und  dem  Alter  der  übrigen  Über- 
lieferung keine  große  Beachtung  finden. 

Die  Kapitel-  und  Paragraphenzählung  gebe  ich  nach  der 
bereits  genannten  Ausgabe  von  M.  Wellmann. 

Zeichen  der  Ausgabe: 

AAAA  unsichere  oder  verstümmelte  Buchstaben. 

•    •   •    • 

[....]  verlorene  oder  unerkennbare  Buchstaben. 


1  ZOM6NOC  KAI  pOAlNCD  KAI  OAONTAX  fol.  65' 

riAic  eniTieeneNoc  eic  to  bpcdma  J^^p "g; 

eixTxi  noiei  A.e  kxi  npoc  bhxxc  ne  *  *-*' 

T  (DOY  XAMBANOMeNOC  AYCRNOI 
6  XIC  T€  KAI  CTP0<|>0IC  KAI  RNGYMA 

TIKAIC  AIAAPOMAIC  ApMOZei  KOI 

MAN  A.6  HRKDC  MAXACC6I  KAI  Cn\H 

•  •*•        ■■•« 

NA  THKei  KAI  AAKeTOIC^  620X(DC 

•  •  .         .  • 

ApHrei  npoc  xe  honoyc  kai  aia 

10  TACeiC  KYCT6q>C  KAI  N6<|>p(DN  061 

NOM6NOC  nOI6l  ANACTOMOI  AB 
KAI  YCTepAN   XPHCIMH  A6  KAI 
H  peiZA  npoc  TAYTA  HTTON  AN 

eproYCA  nmeTAi  a6  aythc  to  a 

15  <|>6'|'HMA  KAI  KAGAipei  A6  2Hp 

A  TA  PYnApA  eXKH  KAI  X6niAAC 
AnO  OCT6(DN  a4>ICTHC1N  KAI  AROY 
XOl  TA  nAXAlA  MGirNYTAI  AB  KH 


^  Der  Palimpsest  bietet  hier  statt  A,YCTOKIMC  eine  ganz  auffallende 
Sonderlesart.  Eichenfeld  liest  im  Palimpseste  J^y^^^*^^'^  '^^  ^^^^ 
sicherlich  nicht  dort  steht. 


104  vn.  Abbandlan?:  Biok. 

PCDMACI  MXXXPMXCI  OePMXNTI 

20  Koic  eKxeroy  Ae  thn  npoc<|>x 

TON  XBPCDTON  CTGpeXN  RXHpH 

ocMHC  xyeTxi  ab  o  onoc  eic  tx  no 


1  THMXTX  MyrAXXOIC*  niKpOIC  H  foL$^' 

HHrXNCD  H  XPTCD  oepMCD  J^n!\^ 

MexXNGlON  c•^  »,  i  i 

MexXNGlON  eXMNICKOC  6CTIN  X6 
6  HTOKXpnOC  AlCnieXMOC  H  KXI  M6I 

ZiDU  ^y\K\  6X(DN  MBIKPX  (DC 

nep  HpirepoNToc  xenxoTepx  Ae 

nOXXCD  KXI  K6^XXION  6n  XKPOY 
MGIKPON*  (DC  MHKCDNOC  eniMHKeC 
10  6XON  6NAIX<j>pXrMXTX  BH  OIC  TO 

cnepMX  M6XXN  ApeiMY  eYo>Aec 
KXTxnxxccoMewoN  eic  xproyc 
xpMozei  Ae  KXI  Ke^xxxxroyci 

KXTXnxXTTOMeNOy  TOY  MBTCD 

15  ROY  KXI  Toic  xpxoMewoic  Yno^€> 

cexi  eNxeoMewoN  eic  txc  pemxc 
xeiON  MBTX  ipeiNOY  ^ip6i  Ae  4>^ 
KOYC  KXI  xenpxc  kxi  oiahmxtx 
nxxxix  KXI  CKXHpixc  CYN  osei  kx 

20  Txnxxceew  kxi  hxoyc  npocnepi 

KxexpeewTXC  cyn  oypcd  nxxxi 
(D  CKTiNxccei  eniTceeN  (D4>exei 


^  In  der  Bcriptura  continua  steht  da;  THMXTXMYrAXAOlC  Ee  ist  also 
bei  der  Worttrennnng  richtig  zu  lesen:  THMATX  XHyrA.KAOlC,  eine 
Erscheinung,  die  schon  bei  Bespreehong  des  Pelagonins-Palimpsestes  er- 
wähnt wurde. 

'  Eichenfeld  liest  hier  irrtamlicherweise  MGlKpCDN  (sie). 


Wiener  Palimpseste.  105 

1  KONTI20M6NOC  eCTIN  A.  OTI  A.YO  fol.  62' 

r6NH  KOM126TXI  TOy  OROy  TO  HBU  ^^  gj; 

Ti  A.ixYrec  Ayo  reNH  KOMizerAi'  *  s  *-» 

(Dc  cxpKOKoxxA  KXTX  MGreeoc»  opo 

5  BCD»  TO  A.  6N  TAIC  KOIXIXIC  Y^HMXTCD 

Aec  Kxi  CYNecToc  aoxoytxi  A.e  cxp 

KOKOXXH  KXI  KOMMei*  MeirNYMB 

Noc  eKxeroY  Ae  ton  A.ixYrH  kxi  Apei 

MYN  AYCAOKIMXCTON  A  eCTIN  TH 

10  reYcei  xxMBXNOMeNOC  ajx  to  xnx? 

AHX06ICHC  THC  rxCDCCHC  HXpXMe 
NeiN  64>  IKXNON  THN  nYPÖ>CIN  (DC 

T6  nxN  TO  npoc^epoMBNON  eY4^op 

BHON  AOKeiN  6INXI  H  M6NTOI  6YP6 
15  CIC  XYTOY  KXT  eiOBXN^  TON  BXCIX6 

X  THC  XIBYHC  erNCDCOH  AYNXMIN 

A  exei  o  onoc  aix<|>ophtikhn  Yno 

XYMXTCDN  eNXpeiOMCNOC^  RYPOl 
MCNTOI  AI  OXHC  THC  HMCpxC  OG6N 
20  MCXITI  MeiPNYTXI  KXI  KOXXYPI 


^  Hinter  KOMIZ6TXI  ist  ein  Zeichen  angebracht,  so  viel  noch  zn  erkennen 
ist,  ein  nach  links  ge($ffoeter  Halbkreis,  wohl  um  anzudeuten,  daß  A.YO 
r6NH  KOMIZ6TM  irrtümlich  an  dieser  Stelle  wiederholt  ist  Daß  gerade 
unter  dem  ersten  Buchstaben  (A.)  des  ersten  der  zu  tilgenden  Wörter 
ein  Punkt  steht,  halte  ich  fQr  Zufall  und  glaube,  daß  dieser  Punkt  wie 
alle  andern,  sich  meistens  auf  den  Rändern  findenden  Punkte  und 
kleinen  Striche  nur  als  probatio  pennae  zu  betrachten  ist. 

'  Eichenfeld,  1.  c,  liest  hier  irrtümlich  M6reeOYC. 

*  Eichenfeid  führt  hier  als  Lesart  des  Palimpsestes  opOBOy  ^n,  obwohl 
dort  deutlich  opOBCD  zu  lesen  ist.  Über  dem  CD  scheint  kein  Strich 
gestanden  zu  sein,  wahrscheinlich  hat  also  der  Schreiber  ▼ergessen,  das 
N  beizufügen. 

^  In  der  Lesung  Eichenfelds  findet  sich  KOMMH  (sie)  statt  des  deutlichen 
KOMM6I. 

*  Statt  KXT  6IOBXN  liest  Eichenfeld  irrtümlicherweise  KXTX  lOBXN. 
^  Eichenfeld  bietet  hier  fälschlich  eNXpiOM6NOC. 


104  vn.  AV'  .^^ 

pcDMxci  .;>c-xpeiMYTH 

TON  ;  '^  ^•'^X 

^^^*  ^  -/yM^"^^  nOTHMATl  folJ* 

lik.n, 


|5 


y^- 


y^'^noc  A<j>eiHci  KAI  xe 

//^//MepON  ABX  MeNTpl  ~p^ - 

/^4^^y^C  AC<}>AXIZeCeAI  TH" 
V^NHM  TOIC  OCTOIC  CAp 
^^rplC  H  KHpCDTH  *  ICTOpOYCI  AB 
^^  M^IAeN  RAPAKOXOYOBIN  AyC 

^/^c  TOIC  yno  epneTcpN  aakno 

^fiOlC  eAN  TIC  BNKO'I'AC  Jk^pi  OCTC 
^y  TO  ACPMA  THC  K64>AXHC  CN 
/^  0H  TON  OnON  XIONON«  KAI  PA'^^H  TO 

rpAVMA 

XAXBANH 
XAXBANH  OnOC  CCTI   NApOHKOC  BN 

CYPI^  reNNCDMCNOV'  ON  CNIOl  MC 
TlDnON*  KAXOyClN  6CTI  AC^  -^Y^^Hp 
KAXXICTH  H  XIBAN06IAHC  XONApO) 
AHC  KABAPA  AXY^^OC  CXOyCA  AC 
Tl  TOY  CnepMATOC  KAI  TOY  NAp 
20  GHKOC  M6M6IMeNON  MH  BApCIA  OY 

T6  FAP  Y^PA  OYT6  KABASHpOC  AQ 
XI20YCI  A  AYTHN  MirNYNTCC 


'  Eichenfeld  liest  hier  KHpu>TOIC. 

*  Zwischen  AION  und  KM  finden  sich  noch  wuei  Buchstaben,  die  ich  aU 
ON  lesen  möchte.     Eichenfeld  bietet  bloß  AION  (sie). 

°  Auffallenderweise  bietet  hier  trots  des  deutlichen  r6NNU>M6N0Y  ßicben- 
feld  als  Lesart  des  Palimpsestes  reNOMCrJOy»  dem   er  ein  sie  beifü^ 

*  In  Eichenfelds  Lesung   findet   sich  hier  M€TU>niON.     Der  Palimpsest 
rechtfertigt  also  Wellmanns  Text. 

'  Statt  des  von  Eichenfeld  als  unsicher  gebotenen   M€N  kann  ich  gioi 
gut  /l.6  lesen. 


Wiener  Palimpaeete.  107 

M>[ ]N  xeriTQN  xxcdpqn  foi.  «s- 

AMX[.  .]eXK[.]CeHNXI   6K   FHC  YC[.  .]  ol*^'i!^ 

ON  rAp[. . .  .]x[. .  .]xi  <|^Y^'r^*  ^N  re  ^^^ « i- 

WXO^lQlC  TXYTHC  TX  <j>YXXX  KXl 

6  To  cnepMX  KXl  to  xnooc  nemoMeNo" 

M6T  oiNOY  BOHeei  npoc  CKopnioY 
nxHKTON  KXl  <|>xxxrrioY  xy6i  Ae 

KXl  CTpO<j>OYC 

Tpi<|>YXXON 

10  Tpi<|>YxxoN  Ol  Ae  MiNYXNeec  oi  ag  x 

C<|>XX6ITIN  [ ] 

<|>YXXON  KXXQYCIN  eXMN  [ ] 

[.]  HX[.  .  .  .]  Mei2[.]N  PXBA0[ ] 

[•  OnTL-jC  M6XX1NXC  CXOIN(DA[ ] 

16  [ ]xc  e4>  cpN  <^[ — ] 

[ ]X  XCDTCp  A6NAP.CD[ ] 

KXCTHN  BXXCTHCIN  OCMH  A6  X[.  .] 
[ ]l  MGN  <|>YOMeN(DN  HHrXNOY 

[ ]  eN[.  .M. . . ' ]"  ' 

20  [ :....]  nop.<|>YPP[.]N  cnep 

MX  Ae  Yn[ ]  Yno[. .  .]Y  ^^l  •  •] 

eTe[. .  .]ne[ ]c  cpcnep  Kepei[. .] 


VIL  Abschnitt 
Bruchstficke  einer  griechischen   medizinischen  Schrift. 

Der  letzte  der  im  cod.  16  sich  findenden  Palimpseste  ist 
der  am  schlechtesten  erhaltene.  Vier  Doppelblütter  ziemlich 
kräftigen^  aber  sehr  schadhaften  Pergamentes  von  dem  Formate 
176  mm  X  211  mm  (nur  Doppelblatt  61 — 66  hat  die  Größe 
löömm  X  220  mm)  bieten  uns  den  nur  in  kleinen  Partieen  les- 
baren Text.  Er  ist  in  zwei  Kolumnen  mit  je  32  Zeilen  auf 
der  Seite  in  einer  der  Schrift  der  soeben  besprochenen  Dies- 
corides-Fragmente  sehr  ähnlichen,  aber  etwas  mehr  geneigten 


104  vn.  Abhandlong:  Biok. 

pCDMXCI  MXXXrMXCI  OepMXNTI 

20  Koic  eKxeroY  ab  thn  npoc<|>x 

TON  XBpCDTON  CTSpeXN  RXHpH 

ocMHC  xyeTXi  a6  o  onoc  eic  tx  no 


1  THMXTX  MyrAXXOIC*  niKpOIC  H  f«L«^' 

HHrXNCD  H  XPTCD  eepMCD  eap^V"*- 

M6XXNeiON  ^  "'  ^  - 

MexXNBlON  eXMNlCKOC  eCTlN  X6 

6  HTOKXpnOC  AlCnieXMOC  H  KXI  M6I 

ZCDN  4>YXXX  eXCDN  M6IKPX  (DC 

nep  HpirepoNToc  xenrorepx  ag 

nOXXCD  KXI  K6<|>XXION  6n  XKpOY 

MGlKpON*  CDC  MHKCDNOC  6niMHK6C  I 

10  6XON  eNAix<|>pxrMXTX  eu  OIC  TO 

cnepMX  MexxN  Apeiny  eycDAec 

KXTxnxxccoMeNON  eic  xproyc 

xpMozei  Ae  KXI  K€<j>xxxxroYCi 

KXTxnxxTTOMewoY  TOY  MercD 
16  noY  KXI  Toic  xpxoMBNOic  Yno^^i 

cexi  eNxeoMeNON  eic  txc  peiNxc 

xeioN  MGTX  ipeiNOY  xipei  Ae  4>a 

KOYC  KXI  xenpxc  kxi  oiahmxtx 

nXXXIX  KXI  CKXHpiXC  GYN  OSei  KX 

20  TxnxxceeN  kxi  hxoyc  npocnepi 

KxexpeeNTXC  cyn  oypcd  nxxxi 
(D  eKTiNXCcei  eniTeeew  (D<}>exei 


^  In  der  scriptara  continua  steht  da:  THMXTAMYrA.XAOIC  Es  ist  also 
bei  der  Worttrennnng  richtig  zu  lesen :  TMMXTX  XMYT^XAOiC,  eine 
Erscheinung,  die  schon  bei  Bespreehnng  des  Pelagonins-Palimpsestes  er- 
wähnt wnrde. 

'  Eichenfeld  liest  hier  irrtümlicherweise  MeiKfCDN  (sie). 


Wiener  Palimpseste.  105 

1  KONTI20M6NOC  6CTIN  A.  OTI  Ji\0  fol.  «2' 

r6NH  KOMIZ6TAI  TOy  OHOY  TO  MBN  ^^  g,'; 

Ti  Aixyrec  Ayo  rewR  KOMizerxr^  §*-' 

CDC  cxpKOKoxxA  KXTA  Mepeeoc'  opo 

5  BCD»  TO  A  6N  TAIC  KOIXIXIC  Y^HMATCD 

A6C  KXI  CYN6CTOC  AOXOyTXI  AB  CXp 
KOKOXXH  KXI  KOMMei*  M6irNYMe 

Noc  6KxeroY  Ae  ton  aixyph  kxi  Apei 

MYN  AYCAOKIMXCTON  A  GCTIN  TH 

10  reYcei  xxMBXNOMeNOC  aix  to  xnx? 

AHxeeiCHC  THC  rxcDCCHC  nxpxMe 

NeiN  6<}>  IKXNON  THN  nYPCOCIN  (DC 

Te  nxN  TO  npoc4>epoMeNON  ey^^op 

BHON  AOK6IN  GINXI  H  MeWTOI  6YPe 
15  CIC  XYTOY  KXT  eiOBXN^  TON  BXC1X6 

X  THC  XIBYHC  erNCDCBH  AYNXMIN 

A  exei  o  onoc  aix4>ophtikhn  y^o 

XYMXTCDN  GNXpeiOMeNOC®  HYPOl 
MeNTOI  AI  OXHC  THC  HMCpxC  OBCN 
20  MCXITI  MeiFNYTXI  KXI  KOXXYPI 


'  Hinter  KOMiz6TXl  ist  ein  Zeichen  angebracht»  so  viel  noch  zu  erkennen 
ist,  ein  nach  links  geöffneter  Halbkreis,  wohl  am  anzudeuten,  daß  ^.yo 
r6NH  KOMIZ6TXI  irrtümlich  an  dieser  Stelle  wiederholt  ist  Daß  gerade 
unter  dem  ersten  Buchstaben  (A.)  des  ersten  der  zu  tilgenden  WOrter 
ein  Punkt  steht,  halte  ich  für  Zufall  und  glaube,  daß  dieser  Punkt  wie 
alle  andern,  sich  meistens  auf  den  Rändern  findenden  Punkte  und 
kleinen  Striche  nur  als  probatio  pennae  zu  betrachten  ist. 

*  Eichenfeld,  1.  c,  liest  hier  irrtfimlich  MGreeOYC 

'  Eichenfeid  ftthrt  hier  als  Lesart  des  Palimpsestes  opOBOy  «n,  obwohl 
dort  deutlich  opOBU>  zu  lesen  ist.  Über  dem  cd  scheint  kein  Strich 
gestanden  zu  sein,  wahrscheinlich  hat  also  der  Schreiber  vergessen,  das 
N  beizufügen. 

*  In  der  Lesung  Eichenfelds  findet  eich  kommh  (sie)  statt  des  deutlichen 
KOMM6I. 

*  Stett  KXT  6IOKXN  liest  Eichenfeld  irrtttmlicherweise  KXTX  lOBXN. 

*  Eichenfeld  bietet  hier  fähichlich  6NXplOM6NOC. 


eap.  83.  ;  !. 


106  VII.  Abhandlang:  Biek. 

OIC  KXT  ANAXOriAN  THC  ApSlMYTH 
TOC  XpMOZei  KXI  ICXICDN  XXrHMXCI 


1  H  MireiC  XPCDMXTIKCD  HOTHMXTI  foL  «2- 

Kxi  neiNoneNoc  A<t>eiHCi  kxi  xe  c»p^m"'j- 

niAxc  xveHMepoN  Aei  m6ntoi 
xpcDMeNOYC  AC<j>xxi2eceAi  Tfr 
6  nepiKeiMeNHN  toic  octoic  cxp 

KX  MOTOIC  H  KHp(DTH>  ICTOpOVCI  AG 

TiNec  Mt^ABN  nxpxKoxoyeeiN  ayc 
xepec  TOIC  yno  epneTcoN  axkno 

M6NOIC  eXN  TIC  CNKO^pXC  XXpi  OCTG 
10  OY  TO  A6PMX  THC  Ke<|>XXHC  CN 

OH  TON  OnON  XIONON«  KXI  PX^^^H  TO 
TpXYMX 

XXXBXNH 
XXXBXNH  OnOC  eCTl   NXPOHKOC  CN 

lö  CYPix  reNNCDMCNOY'  on  cnioi  mg 

TCDHON*  KXXOYCIN  eCTI  A6^  XYTHC 
KXXXICTH  H  XIBXN06IAHC  XONApq> 
AHC  KXOXpX  XXY^OC  CXOYCX  Ae 
Tl  TOY  CnepMXTOC  kxi  toy  NXp 
20  OHKOC  M6M6IMeNON  MH  BXpCIX  OY 

Te  rxp  Yrpx  oytc  KxexsHpoc  aq 

X120YCI  A  XYTHN  MirNYNTCC 


'  Eichenfeld  liest  hier  KHpU>TOIC. 

'  Zwischen  AtON  nnd  KAI  finden  sich  noch  zwei  Buchstaben,  die  ich  als 
ON  lesen  möchte.     Eichenfeld  bietet  bloß  AION  (sie). 

°  Auffallenderweise  bietet  hier  trots  des  deutlichen  r6NNCDM6NOY  Eichen- 
feld als  Lesart  des  Palimpsestes  reNOMClJOY«  dem  er  ein  sie  beifügt. 

*  In  Eichenfelds  Lesung    findet   sich   hier  M6TU>niON.     Der    Palimpsest 
rechtfertigt  also  Wellmanns  Text. 

'  Statt  des  ron  Eichenfeld  als  unsicher  gebotenen   M6N  kann  ich  gans 
gut  A.6  lesen. 


Wiener  Palimpsesta  107 


1  q>[ ]N  xenTPN  xxcdpqn  foi.  «8- 

XMX[.  .]6XK[.]CeHNXI   6K   PHC  YC[.  .]  J?^*/^ 

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nxHKTpN  KXI  ^xxxrnoY  xybi  ab 

KXI  CTpo4>OYC 

Tpi<|>YXXON 

10  Tpi4>YxxoN  Ol  Ae  MiNYANsec  p!  Ae  x 

c4>xxeiTiN  [ ] 

4>Y^^ON  KXXPYCIN  eXMN  [ ] 

[.]  HX[.  .  .  .]  Mei2[.]N  PXBA0[ ] 

[.  .]nT[.]C  M6XXINXC  CXOIN(DA[ ] 

16  [ ]XC  e<|>   (DN   4>[ ] 

[ ]x  xcpTq>  A6NAP.a>[ ] 

KXCTHN  BXXCTHCIN  OCMH  AG  X[.  .] 

[ ]l  MGN  <|>YOMeN(DN  nHPXNPY 

[ ]  6N[.  .]N[ ] 

20  [ :....]  npp.<|>YPP[.]N  cnep 

MX  AG  Yn[ ]  Ynö[-  •  lY  ^^l-  •  •] 

eT6[. .  .]ne[ ]c  q>cn6p  Kep6i[. .] 


VII.  Abschnitt. 
Bruchstficke  einer  griechischen  medizinischen  Schrift. 

Der  letzte  der  im  cod.  16  sich  findenden  Paiimpseste  ist 
der  am  schlechtesten  erhaltene.  Vier  Doppelblütter  ziemlich 
kräftigen,  aber  sehr  schadhaften  Pergamentes  von  dem  Formate 
176  mm  X  211  mm  (nur  Doppelblatt  61 — 66  hat  die  Größe 
\bömmX220mm)  bieten  uns  den  nur  in  kleinen  Partieen  les- 
baren Text.  Er  ist  in  zwei  Kolumnen  mit  je  32  Zeilen  auf 
der  Seite  in  einer  der  Schrift  der  soeben  besprochenen  Dios- 
curides-Fragmente  sehr  ähnUchen,  aber  etwas  mehr  geneigten 


108  yil.  Abhandlungr:  Biek. 

nnd   weniger  zierlichen   Unziale   geschrieben;   er   dürfte   also 
etwas  jünger  sein  als  der  Dioscarides. 

Von  Tinte  ist  nichts  mehr  vorhanden.  Die  Bachstaben 
sind  zum  Teil  nur  in  schief  auffallendem  oder  in  durchschei- 
nendem Lichte  noch  zu  sehen.  Zuweilen  führte  auch  eine 
schwarze  Unterlage  zu  einem  Erfolge. 

Die  mit  dem  Griffel  eingeritzten  Linien  und  seitlichen 
Begrenzungslinien  sind  nur  noch  auf  fol.  öl*"  und  fol.  66^  gut 
zu  erkennen.  Der  Abstand  der  Zeilen  von  einander  beträgt 
in  der  Regel  1  mm.  Die  Größe  des  Schriftraumes  umfaßt 
125  mm  X  180  mm.  Die  Breite  des  Interkolumnenraumes 
mißt  durchschnittlich  15  mm. 

Die  Buchstaben  stehen  auf  den  Linien;  in  jeder  Zeile 
befinden  sich,  soviel  festgestellt  werden  kann,  durchschnittlich 
16.  Die  Form  derselben  ist  bereits  bei  Besprechung  der  Dios- 
curides-Fragmente  behandelt;  nur  O  und  G  haben  meist  eine 
mehr  ovale  Form,  und  das  6  zeigt  nicht  mehr  jene  im  Dios- 
curides- Texte  öfters  bemerkten  eckigen  Ansätze  der  Ejüm* 
mungen.  —  Die  Worte  sind  nicht  getrennt.  Die  jüngere  Schrift, 
die  Eutychius,  De  discernendis  coniugationibus  und  gramma- 
tische Fragmente  enthält,  läuft  fol.  57,  59,  68  und  70  parallel 
mit  der  älteren,  während  sie  fol.  58,  61,  66  und  69  kopfständig 
zur  letzteren  geschrieben  ist. 

Abkürzungen,  Ligaturen,  Interpunktions-  und  Trennungs- 
zeichen, Spiritus,  Akzente,  Iota  subscriptum  oder  adscriptum, 
Überschriften  (weder  über  den  Seiten  noch  über  den  Kapiteln) 
sowie  Korrekturen  konnte  ich  in  den  wenigen  lesbaren  Resten 
nicht  bemerken. 

Zweimal  glaube  ich  Kapitelanfänge  konstatieren  zu 
können:  fol.  61',  Kolumne  A,  Zeile  23  und  auf  derselben  Seite 
Kolumne  B,  Zeile  17.  Der  erste  Buchstabe,  der  gleich  groß 
ist  wie  die  übrigen,  ist  in  beiden  Fällen  über  den  Rand  heraus- 
gerückt, and  ich  glaube  an  beiden  Stellen  als  erste  Buchstaben 
K6<j>XX  (das  übrige  ist  unsicher)  lesen  zu  können. 

Die  Quaternionenzahl  H,  die  sich  fol.  61^^  auf  dem  un- 
teren Rande  ganz  rechts  findet,  ist  noch  gut  erhalten  und 
deutlich  zu  erkennen. 

Fol.  66^  macht  den  Eindruck,  als  ob  es  zweimal  res- 
kribiert wäre;  auf  dem  linken  und  dem  oberen  Rande  glaube 


Wiener  Palimpteste.  109 

ich  noch  einzelne  Bachstaben  einer  flüchtigen  römischen  Ka- 
pitale (R,  By  ly  N)  feststellen  zu  können.  Da  nun  das  Linien- 
schema fUr  die  griechische  Unziale  gerade  auf  dieser  Seite 
auffallend  gut  erhalten  ist^  so  hätte  man  also  diese  Seite  wohl 
zuerst  mit  einer  römischen  Kapitale  beschrieben  ^  dann  diese 
getilgt  und  kopfständig  zu  ihr  eine  griechische  Unziale  darüber- 
geschrieben, schließlich  auch  diese  wieder  getilgt  und  kopf- 
ständig zur  letzteren  eine  lateinische  Minuskel  aufgetragen,  so 
daß  jetzt  die  älteste  und  die  jüngste  Schrift  parallel  mit  einan- 
der laufen. 

Schon  Job.  v.  Eichenfeld,  (Wiener)  Jahrbücher  der  Li- 
teratur, Bd.  26  (1824),  Anzeigeblatt  S.  68,  hat  diese  Palimpsest- 
blätter  bemerkt  und  zu  entziffern  unternommen,  aber  diesen 
Versuch  als  aussichtslos  aufgegeben.  Nach  dem  wenigen,  was 
trotz  wiederholter  Versuche  von  mir  mit  einiger  Sicherheit  ent- 
ziffert werden  konnte,  war  es  leider  auch  mir  nicht  möglich, 
den  Text  einem  bestimmten  Autor  zuzuweisen.  Jedenfalls 
haben  wir  Bruchstücke  einer  griechischen  Schrift  medizini- 
schen Inhaltes  vor  uns.  Es  ist  hier  die  Rede  von  <}>ApMAKA, 
K6<|>AXH,  CYPirreC,  xeniC  (öfters),  AMMCDNIXKOM  (öfters), 
YCCDnON,  niTYNlHC  XHPX,  KOXXH  nONTIKH,  6XX10N, 
XXXKON  etc.;  es  werden  Heilmittel  genannt  npoC  XN6Y- 
PYCMON   CTOMICDN,  RpOC  <j>YMXTX  KXI  CYPtNFXC  (sie) 

noAxrpxc  nopoYC  ICXIXAX  (fol.  61%  Kol.  B,  Z.  20—22) 
und  anderes  dergleichen  mehr,  aber  leider  ist  keine  längere  zu- 
sammenhängende Stelle  zustandezubringen.  Auch  meine  Ver- 
mutung, daß  unsere  Fragmente  Teile  aus  Galens  Schrift  IIspl 
Tpo(pb)v  8uva(jie(i)(;  seien,  Teile  derselben  Schrift,  aus  der  H.  Schöne 
in  den  Sitzungsberichten  der  kgl.  preuß.  Akademie  der  Wissen- 
schaften 1902,  S.  442  ff.  nach  einem  ebenfalls  aus  Bobbio  stam- 
menden Palimpsestblatte  einen  Abschnitt  veröffentlichte,  bestä- 
tigte sich  nicht,  wie  auch  schon  die  äußere  Einrichtung  jenes 
Palimpsestes  dagegen  spricht. 


110  VII.  Abhandlang:  Bick. 


Wort-  und  Sachregister/ 


Abkürzungen 12,  30,  45,  91,  101,  108 

Achmim 93 

Acta  Apostoloram,  Tide  Apostelgeichichte. 

Aksente 101,108 

Ammiannt 15 

Apex 27 

Apokalypse 46 

Apostel,  Ein  apokryphes  Sendschreiben  der  Apostel 90  ff. 

Äußere  Eigentümlichkeiten 901 

Alter       91 

Nähere  Bestimmung  und  Charakter 92  ff. 

Text' 97ff, 

Apostelgeschichte,  Lateinische  Bruchstücke  der  — 43  ff. 

Äußere  Eigentümlichkeiten 43  ff. 

Alter 47 

Entdeckung  und  Herausgabe 47  f. 

Siglum 48 

Wert 48f. 

Text öOff- 

Argento,  Gaetano 9 

Arndt-Tangl,  Schrifttafeln 14 

Beck,  Friedr 14 

Becker,  Gustav,  Cat.  bibl.  ant 6 

Belsheim,  J 47f. 

Berger,  S 49f. 

Bobbio 4ff. 

Inventar  der  Bibliothek  von  — 4  f. 

Eintragung  in  Hss.  von  — 4  f. 

Briefe,  Lateinische  Bruchstücke  der  Briefe  des  lacobus  und  Petrus  43  ff. 

Beschreibung  der  äußeren  Besonderheiten 43 ff, 

Alter 47 

Entdeckung  und  Herausgabe 47  f. 

Siglum 48 

Wert 49 

Text 72ff. 

^  Die  hauptsächlich  benutzten  Werke  sind  im  Register  durch  gesperrten 
Druck  hervorgehoben. 


Wiener  Palimpfleste.  111 

Seite 

Cayalcanti,  Ant.  Maria 10 

Cerinth 94 

Chatelain,  Pal.  des  Class.  lat U 

Uncialis  scriptnra 29,  44,  47,  91 

Les  palimpsestes  lat.  (£cole  prat.  d.  h.  öt.) 29 

Cbiliasten,  die 94ff. 

Chronst,  Monum.  palaeogr 14 

Cipolla,  Coli,  paleogr.  Bobb 4,  17,  44,  91 

Cod.  Hannoveranus,  vide  Hannover. 
Neapolitanns,  Tide  Neapel. 

Riccardianus  1179 28,  30f.,  33 

Vindobonensis  Palat.,  Tide  Wien. 

Colnmbanus 4  ff. 

Corssen,  P 47,  49 

Delisle,  L 4 

Denis 18 

Detieften,  D 3,  9,  11  f.,  13,  16,  18ff. 

Dioscnrides lOOff. 

Dioscurides-Palimpsest 100  ff. 

Änßere  Bescbreibung lOOf. 

Alter 100 

Entdeckung^  und  Heransgabe 101  f. 

Wert 102 

Siglnm 102 

Text 103ff. 

Eichenfeld,  Jos.  y 8,  13,  28,  33ff.,  47,  90,  101  f.,  109 

Endlicher,  Stephan 10 

Epistnla  apocrypha  Apostolomm,  vide  Apostel. 
Epistulae  lacobi  et  Petri,  vide  Briefe. 

Eutychins 90,  100,  108 

Evangelien 46 

Forlosia,  Nicolö 10 

Fragmentnm  medicum 107  ff. 

Änßere  Eigentümlichkeiten 107  f. 

Alter 108 

Nähere  Bestimmung 109 

Franken,  CM 13,  14 

Galbiato,  Qiorgio 5f. 

Galen.  109 

Oebhardt,  Oskar  v.,  Ein  Bücherfand  in  Bobbio  (C.  B.  f.  B.)   .   6,  7 

Qennadins 28 

Gigas  libromm 49 

Gnostiker  94 

Grammatikerhaudschriften 5  ff. 

Gregory,  Textkritik  d.  N.  Testam 49' 

Halbunziale 44 


112  VU.  Abhandlung:  Bick. 

Sttto 

Hannorer,  kOnigl.  Bibliothek,  cod.  42,  1846 6 

Hennecke,  Neutestam.  Apokryphen 92 

HieronymuB 6 

Hody,  Humfred 49 

Homoioteleuton 18 

Horatiufl 15 

Hort,  Tide  Westcott 

HoBiüS,  C,  Lncani  De  hello  civil! 11,  14,  17,  18,  20ff. 

lacobos,  Epiatalae  lacobi,  vide  Briefe. 

lanelli,  C,  Gat.  Bibl.  Lat.  Neap 8 

Ihm,  M.,  Pelagonii  Yeterinaria 28ff. 

Interpunktionsseichen 12,  80,  45,  101,  108 

Iota  adscriptum 101, 108 

subscriptum 101, 108 

Irenaeus 94,   96 

Irland 4 

lUla 48f.,96 

KapiUle HC,  109 

Kapitelanf&nge 29f.,  46,  91,  101,  108 

Kapitelüberschriften 30,  101,  108 

Kapitelzahlen 80,  101 

Karl  VI.,  Kaiser 9 

Keller,  Ferdinand     ...         4 

KoUar,  F.,  Comm.  de  Bibl.  Gaes.  Vindob 10 

Korrekturen 13,  46,  91,  101,  108 

LambeciuB,  P.,  Comm.  de  Bibl.  Gaes.  Vindob 10 

L»ejay 14 

Ligaturen 12,  29,  101,  108 

Linien 12,  29,  44,  90,  100,  108 

Lucan       3,  Uff. 

Lucan-Palimpsest Uff. 

Beschreibung  der  äußeren  Eigentümlichkeiten 11 

Entdeckung  und  Herausgabe 13 

Alter 14 

Wert Uff. 

Siglum 15 

Andere  Stücke  des  Palimpsestes 16 f. 

Text 17ff. 

Lucas 95 

Mabillon 9 

Menöik,  F.,  Die  Neapolit.  Hss.  d.  Hofbibl.  (Mitt.  d.  6.  V.  f.  B.)  .       9 

Merula,  Georgius 6f. 

Monaci,  Arch.  pal.  ital 14,16 

Mosel,  Geschichte  der  Hofbibl 9 

Muratori 5 

Neapel,  Cod    Borb.  IV.  A.  8 8,16f. 


Wiener  Palimpseste.  113 

Seite 

(Neapel),  CaUl.  der  Bibl.  Borb 8 

Kloster  S.  Giovanni  a  Garbonara 8  ff. 

Orthographie 15,101 

Palimpseste,  Hilfe  bei  der  Entzifferung  der  — 2 

Zubereitung  der  — 12,  23 

Doppelte  Beskribierung 92,  108  f. 

Palimpsestns  Romauus  des  Lucan 28 

Papyrus,  koptischer 93  ff. 

Parrhasius,  A.  J 6  ff. 

Passahfeier 93 

Paulus,  recensio  Paulina 15 

Pelagonius-Palimpsest 28ff. 

Äußere  Eigentümlichkeiten 28  ff. 

Entdeckung  und  Herausgabe 28 

Siglum 28 

Alter 29 

Wert 30ff. 

Text 33ff. 

Pertz 5,  16 

Petrus 92 

Petrus,  Epistulae  Petri,  yide  Briefe. 

Pejron,  Amadeus 4,  5 

Plinius , 7 

Politianus 33 

Poncher,  Etienne  de 7 

Probns 5  ff. 

Handschriften  des  Probus 7 

Quaternionenzahlen 12,30,46,73,89,91,96,101,108 

Rasuren 63,  59,  78,  81,  82,  91,  97 

Eeagentien,  chemische 2 

Riccardi,  Aless 9 

Riccardianus,  vide  cod. 

Rossi,  Nie.  Aless 9 

Sacerdos,  Plotius 5  f.,  8 

San  Giovanni  a  Garbonara 8  ff. 

Schenkl,  Karl 28 

Schmidt,  Karl 92ff. 

Schöne,  H 109 

Scriptura  continua 12,19,21,29,44,90,100,108 

Sendschreiben,  Ein  apokryphes  —  der  Apostel,  vide  Apostel. 

Sergius 5 

\  Seripando,  Antonio 6  ff. 

Girolamo 8 

Sickel,  Monum.  graph 92 

Signa  futura 94ff. 

Simon,  der  Magier 94 


t» 


114  VII.  AbhandluB^:  Bick. 

8«ito 

Society,  Palaeographical 14 

Spiritus 101,108 

Steinhart,  Wilh. 14 

Stockholm,  kttnigl.  Bibliothek,  Qig^as  librorniii 49 

Subskriptionen 44f. 

Tangl,  Tide  Arndt 

Tisehendorf 47f. 

Trennungsleichen 101,  108 

Überschriften 11,16,30,46,91,101,108 

UuEiale 29,  90,  100,  108f. 

Yindobonensis  cod.,  vide  Wien. 

Yolaterranus 5 

VulgaU 49,95 

Wattenbach,  vide  Zangemeister. 

Wellmann,  Max 102ff. 

Westcott  und  Hort,  The  new  Testaro 48 

White,  H.  J.,  Old  Latin  Biblical  Texts 44,  4Gff. 

Wien,  Cod.  Palat.  Vindob.        5 6 

if          n          »             11            16 8ff. 

n             n            17 6,  7,  9 

»          fi          II             n            75 6 

.        3190 6 

„        5559 6f. 

9&W 10 

n      U924 10 

»          II          II             n      iappl.  gr-  48 6 

ti  »  «  n  w  »"9 6 

Zangemeister  und  Wattenbach,  Exempla  codd. .    .     .     14,  44,  91 
Zeichen,  kritische 101 


Wiener  PalimpBeste.  115 


Inhaltsübersiclit. 


Seite 

Vorwort If. 

I.  Abschnitt:  Der  cod.  16  im  allgemeinen 3 — 10 

1.  Dessen  Beschreibung 3f. 

2.  Dessen  Geschichte 4 — 10 

IL  Abschnitt:  Der  laUoan-PalimpBest 11—27 

1.  Seine  änßere  Beschaffenheit  und  Eigentümlichkeit  ....  11 — 13 

2.  Seine  Entdeckung,  Entzifferung  und  Herausgabe 13 

3.  Sein  Alter 14 

4.  Seine  Bedeutung  in  der  Textkritik  und  sein  Verhältnis  zu 

den  übrigen  Lucanhandschriften 14  f. 

5.  Seine  orthographischen  Eigentümlichkeiten 15  f. 

6.  Andere  Stücke  dieses  nämlichen  Lucankodex 16  f. 

7.  Der  Text  des  Palimpsestes 17—27 

III.  Abschnitt:  Die  FelagoniuB-Fragmexite 28—43 

1.  Ihre  Bedeutung 28 

2.  Ihre  Entdeckung,  Entzifferung  und  bisherige  Benutzung    .  28 

3.  Ihre  äußeren  Eigentümlichkeiten  und  ihr  Alter 28—30 

4.  Ihr  Wert  in  der  Textkritik 30—32 

6.  Ihr  Text 33—43 

IV.  Abschnitt:  Die  lateinischen  Bruchstücke  der  Apostelge- 

schichte und  der  Briefe  des  lacobus  und  Petrus    .  43—89 

1.  Besonderheiten  des  Pergamentes,  der  Schrift,  der  Einrich- 

tung des  Kodex  etc 43 — 46 

2.  Ihr  Alter      47 

3.  Ihre  Entdeckung,  Benutzung  und  Herausgabe 47  f. 

4.  Ihre  Stellung  innerhalb  der  übrigen  Überlieferung  .    .    .    .  48f. 

6.  Ihr  Text 50—89 

V.  Abschnitt:  £in  apokryphes  Sendschreiben  der  Apostel  .   .  90—99 

1.  Dessen  äußere  Beschaffenheit 90  f. 

2.  Dessen  Alter 91f. 

3.  Die  nähere  Bestimmung  und  Charakterisierung  des  Textes.  92—96 

4.  Die  Ursprache  des  Sendschreibens 96 

6.  Der  Text 97—99 


116  Vn.  Abhandlang:  Bick.  Wiener  Pelimpseste. 

Seite 

VL  Abschnitt:  Der  Diosourides-PalimpaeBt 100—107 

1.  Beschreibung  seiner  äußeren  Eigentttmlichkeiten  ....  100  f. 

2.  Sein  Alter 100 

3.  Seine  kritischen  Zeichen 101 

4.  Seine  orthographischen  Besonderheiten 101 

6.  Seine  Entdeckung,  Entsiffernng  und  Herausgabe  ....  101  f. 

6.  Sein  Verhftltnis  eu  den  übrigen  Dioscurides-ELandschriften    102  f. 

7.  Sein  Text 103—107 

vn.  Abschnitt:  Bruchatüoko  einer    flnrieohisohen    medioini- 

Bohen  Schrift 107—109 

1.  Ihre  änfieren  Eigentümlichkeiten 107  f. 

2.  Doppelte  Beskribierung 108f. 

3.  Entdeckung  und  Entzifferungsversuche 109 

Wort-  und  Sachregister ItO— 114 


UlCK.    Wiener  Palimpseste.    1. 


m.    ' 


Gollob,  Eduard:  Verzeichnis  der  griechischen  Handschriften  in 
Österreich   außerhalb   Wiens.     (Mit  11  Tafeln.)   8«.  1903. 

5  K  90  h  —  5  M.  90  Pf. 

Oomperz,  Heinrich:   Über  die  Wahrscheinlichkeit  der  Willens- 

entscheidungen.  Ein  empirischer  Beitrag  zur  Freiheitsfrage. 

(Mit  1  Textabbildung.)  8«.  1905.  50  h  —  50  Pf. 

Oomperz,  Theodor:  Beiträge  zur  Kritik  und  Erklärung  griechischer 

SchriftsteDer.  VIII.  S^.  1905.  80  h  —  80  Pf. 

IX.  8^- 1907.  80  h  —  80  Pf. 

—  Platonische  Aufsätze.  IH.  Die  Composition  der  ^Gesetze^ 
8«.  1902.  80  h  —  80  Pf. 

IV.  8^  1906.  50  h  —  50  Pf. 

—  Zur  Chronologie  des  Stoikers  Zenon.  8«.  1903.  50  h  —  50  Pf. 
Haidacher,  Sebastian:    Studien  über  Chrysostomus-Eklogen.   8^. 

1902.  1  K  70  h  —  1  M.  70  Pf. 

Hasenohr],  Viktor:  Beiträge  zur  Geschichte  der  Rechtsbildung 
und  der  Rechtsquellen  in  den  österreichischen  Alpenländem 
bis  zur  Rezeption  des  römischen  Rechtes.  8^.  1905. 

1  K  60  h  —  1  M.  60  Pf. 
Jagic,  Vatroslav:  Ein  unedierter  griechischer  Psalmenkommentar. 

4^  1906.  5  K  70  h  —  5  M.  70  Pf. 

Jüthner,  Julius:  Der  Gymnastikos  des  Philostratos.  Eine  text- 
geschichtliche  und   textkritische  Untersuchung.    8^    1902. 

2  K  80  h  —  2  M.  80  Pf. 
Kaindl,  R.  F.:   Beiträge  zur  Geschichte  des  deutschen  Rechtes 

in  Galizien.   I.,  U.,  UI.  8®.  1906.    1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

IV.,V.,VL,VII.,Vin.  6^  1907.   1  K  90  h  —  1  M.  90  Pf. 

Kenner,   Friedrich:    Die   römische    Niederlassung    in    Hallstatt 

(Oberösterreich).  4«.  1903.  4  K  —  4  M. 

Menzel,  Adolf:  Untersuchungen  zum  Sokratesprocesse.  8^  1902. 

1  K  50  h  —  1  M.  50  Pf. 

Biach,  Alois:   Analekta  zur  Kritik  und  Exegese  der  Sibyllini- 

schen  Orakel.  8«.  1907.  1  K  40  h  —  1  M.  40  Pf. 

Sehenkl,    Heinrich:    Bibliotheca    patrum    latinorum   Britannica. 

II.  Band.   II.  Abtheilung   (Schluss).    Die  Bibliotheken   der 

Colleges  in  Cambridge.  H.  (2717—2986).  S\  1901. 

1  K  20  h  —  1  M.  20  Pf. 

—  XII.  Die  kleineren  öflfentlichen  und  Privatbibliotheken,  nebst 
der  Bibliothek  von  Corpus  Christi  College,  Cambridge.  8®. 
1905.  1  K  65  h  —  1  M.  65  Pf. 

Schnchardt,  Hugo:  Die  iberische  Deklination.  8^.  1907. 

1  K  80  h  —  1  M.  80  Pf. 

Sedlmayer,  Heinrich  Stephan:  Der  Tractatus  contra  Arianos 
in  der  Wiener  Hilarius- Handschrift.  Mit  einem  Nachwort 
von  Dom  Germain  Morin.  8«.  1903.  60  h  —  60  Pf. 


Sellin,  Ernst:  Teil  Ta'annek.  Bericht  über  eine  mit  Unter- 
stützung der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  und  des 
k.  k.  Ministeriums  Air  Kultus  und  Unterricht  unternommene 
Ausgrabung  in  Palästina.  Nebst  einem  Anhange  von 
Dr.  Friedrich  Hrozn]^:  Die  Keilschrifttexte  von  Taannek. 
(Mit  13  Tafeln,  132  Textfiguren,  4  Detailplanen  im  Texte 
und  2  Hauptplänen.)  4».  1904.    13  K  80  h  —  13  M.  80  Pf. 

—  Eine  Nachlese  auf  dem  Teil  Ta^annak  in  Palästina.  Nebst 
einem  Anhange  von  Friedrich  Hrozn^:  Die  neuen  Keil- 
schrifttexte von  Ta^annek.  (Mit  5  Tafeln  und  49  Abbil- 
dungen im  Texte.)  4^  1906.  5  K  60  h  —  5  M.  60  Pf. 

Souter,  Alexander:  De  codicibus  manuscriptis  Augustini  quae 
feruntur  quaestionum  Veteris  et  Novi  Testamenti  CXXVII. 
80.  1905.  70  h  —  70  Pf. 

Szanto,  Emil:  Die  griechischen  Phylen.  8^  1901. 

1  K  70  h  —  1  M.  70  Pf 

Thaner,  Friedrich:  Die  literar-geschichtliche  Entwicklung  der 
Lehre  vom  Error  qualitatis  redundans  in  personam  und 
vom  Error  conditionis.  8^.  1900.  1  K  —  1  M. 

Wehofer,  P.  Thomas  M.:  Untersuchungen  zur  altchristlichen 
Epistolographie.    8«.    1901.  5  K  —  5  M. 

—  Untersuchungen  zum  Lied  des  Romanos  auf  die  Wieder- 
kunft des  Herrn.  (Aus  dem  Nachlasse  des  Verfassers  heraus- 
gegeben vom  k.  M.  Ehrhard  und  Paul  Maas.)  Mit  zwei 
Anhängen:  I.  Der  literarische  Charakter  des  Hexaemeron* 
hymnus  Gen.  1 — 2, 3.  II.  Das  D.  H.  MüUersche  Gesetz  in 
den  Paulusbriefen.  8<^.  1907.  5  K  35  h  —  5  M.  35  Pf. 

Wessely,  Carl:  Epikrisis,  eine  Untersuchung  zur  hellenistischen 
Amtssprache.    8«.    1900.  1  K  —  1  M. 

—  Ein  Altersindizium  im  Philogelos.  8*^.  1905. 

1  K  20  h  —  1  M.  20  Pf. 

—  Sahidisch- griechische  Psalmenfragmente.  (Mit  2  Tafeln.) 
80.  1907.  4  K  90  h  —  4  M.  90  Pf. 

Zingerlc.  A.:  Zum  42.  Buche  des  Livius.  8«.  1900.  40  h  —  40  Pf. 

—  Zum  43.  Buche  des  Livius.  8^^.  1902.  50  h  —  50  Pf. 

—  Zum  44,  Buche  des  Livius.  8^.  1904.  50  h  —  50  Pf. 


Zu  den  beigefügten  Preisen  durch  Alfred  Holder,  k.  u.  k.  Ilof- 
und  Universitäts- Buchhändler,  Buchhändler  der  kais.  Akademie  der 
Wissenschaften  (Wien,  I.,  Kotenturms  traue  13)^  zu  beziehen. 


Druck  vou  Adolf  Holzhausen, 
k.  nnil  k.  Hof-  und  UniveraiUtS'Buchdnicker  in  Wiea