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Full text of "Sitzungsberichte"

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LIBRARY 



OF THE 



UNIVERSITY OF CALIFORNIA. 



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Sitzungsberichte 



der 



mathematisch -physikalischen Classe 



der 



k. b. Akademie der Wissenschaften 



zu ÜVIünchen. 



Band III. Jahrgang 1873, 




Mflnchen. 

Akademische Buchdruckeroi von F. Straub. 

1873. 

In Commission bei G. Fratiz. 



.5 



-I 



1 



f^ 



TJebersicht 

des luhaltes der Sitzungsberichte Band IL Jahrgang ü 



Oeffentlicke Sitzung ew Feier des 113. SUfUmystagea 
k. Ähademie am S^. Märe 1872. 

Nekrologe der verstorbenen Mitglieder der mathematisoh-physi- 
kslisoheD CUue 



Sitgttnff vom 13. Januar. 

Voit: Ueber die feinere Stmvtur der Nervenelemente beiden 

GaBteropodeu. Ton Dr. Angnat Bolbrig .... 

T. Kobell: 1) lieber Faramorphosea von Kalkspath nach 

Aragonit von Oberwem bei Schweinfort von 

F. Sandberger 

2) üeber dieZersetEungsproduktedeaQDeokiilber- 

fahlerzes in Uosobellandaberg in der Pfals . 

Togel: Ueber den Einfluss abaolntien Alkohole auf einige 

chemische Besotionen 



Sitzung vom 3. Fätruar. 

V. Kobell: Ueber den Montebraait (Amblygonit) von Montebras 
Zittel: Sie K&nberböhle am Sohelmengraben , eine prä- 
hiatoriache Höhlenwohnung in der bayeriachen Ober- 
pfalz 

V, Pettenkofer: Üeber Bewegung der lyphuafrequens ond 
dea Gmndwaaaeratande* in Hünohen . . 



3. Märe. 

des aotiven SauerBtofTt &uf 

H. Struve 

pb Steinbeil neuerlich 
1 Aber die dabei benutzten 



I 4. Mai. 

l der TypbasfreqiieDz und 
r Standes in München. (£r- 
Fortsetcnng des Vortrag! 

■ 1873) 

ehalt dea Schneewasaere 
>raohieden gefärbter Blätter 
cb das Strömen des Wassers 

engt? 

[lienaellen. Von Professor 

ler die Lateral-Refraction. 
ff. (Mit 1 Tafel.) . . . 



t 8. Juni. 

les microcephalischen acht- 
Helene Becker ..... 
inecblÖBse in vulkanischen 
andberger ..... 



9r Pflanzen electricität. Von 

Eanke 

sogenannten unreifen Bern- 
nb Vom Prof. H.Spirgatu 



1*^ 



III 

Seite 

V. K o b e 1 1 : Vorläufige Bemerkungen über den Buchonit, eine 

Felsart aus der Gruppe der Nepbelingesteine. 
Von F. Sandb erger 203 

Voit: Ueber die sogenannten freien Kerne in der Substanz 

des Rückenmarkes. Von cand. med. Mich. Weber 209 

Vogel: Ueber die spontane Zersetzung einer Bleilegirnng . 218 

Gümbel: Gletscbererrcheinungen aus der Eiszeit. (Gletscher- 
schliffe und Erdpfeiler im Etsch- und Innthale) . 223 



Sitzung vom 2. November. 

V. Pettenkofer: Ueber ein Beispiel Ton rascher Verbreitung 

specifisch leichterer Gasschichten in dar- 
unter liegenden specifisch schwereren . 264 

Erlenmeyer: Ueber einige Eigenschaften der Caloiumphos- 

phate und des Calciumsulfats 269 



SiUung vom 4, Januar 1873. 

Erlenmeyer: Ueber die relative Constitution der Harn- 
säure und einiger Derivate derselben 276 

V. Kobell: Ueber den neueren Montebrasit von Descloizeauxv 

(Hebronit) 284 

H. V. Schlagintweit-Sakünlünski: Reisen in Indien und 

Hochasien 290 



Sitjsfung vom 1. Februar. 

V. Kobell: Zur Frage über die Einfahrung der modernen 

chemischen Formeln in die Mineralogie . . . 297 

C. Nägeli: Das gesellschaftliche Entstehen neuer Species . 306 

G. Bauer: Bemerkungen über einige Determinanten geo- 
metrischer Bedeutung 345 



1- SiUuHg vom 7. Deeemher 1873. 

aber den Kohlensiaregelialt der Gnind* 
Ft im Geröllboden von Mflnchen in ver- 
liiedeiien Tiefen und la vereabiedenen 

litan 

ae Verbindnng des Jode mit srseniger 
ie Jodftraenseiire , nnd deren Verbind- 
it buitchea Ox;den und alluliechen 




Uebersicht dea Inhalts. 



OeffeniUche Stttnmg ew Feier des 114. Stiftmgstages ä 
h. Ahademie am 37, Märe 1&/3. 

EröfFoungsredo des Herrn Pr&aidenUn der Akademie t. Liebig 

Nekrologe der verBtorbenen Hitglieder der matheiofttiicb-pkyri* 

kaliaoben ClaaBS 

Sitaung vom 1. März. 
Togel: üeb«r das Verhalten der Milch edid LakmnifarbitofF 
T. Kobell: Weitere Hittheilnng fiber den Bnobenit. Von 

F. Sandberger 

GQmbsl: GeognosÜBohe Mittbeilnngen aus den Alpen - . 
Beets: Ueber ^ie Rolle, welche Hyperosyde in der Yoltagohen 

Kette spielen 

T. Kobell: üeber den Kjernlfin, eine neue Mineralspede« 
von Btmle in Norwegen , 



SUeung vom 3. Mai. 
V. Kobell: ]) lieber Speiskobalt und Spathiop}^t vonBieber 

in Hessen . 

3) Ueber Dolerit. I. Die oonetituirenden Mine- 
ralien; von F. Sandberger . 

V. Kobell; Ueber den Wagnerit . 

L. A. Boobner: Ueber die Lösllohkeit der arsenigen Sftnre 
in Wass« : . . 



)m 7, Juni. 

iGsiB der Artemia aalina . . 
IjBtenUünduiig des Heuee . . 
jchen Apparat von Dr. Adolpb 

andtheile des AroiCftwasserB 
ihen Arnicaöles 



■om 5. JtUi. 

■ der Camphengrnppö i 



inaki: Ueber Nephrit nebst 
1 Eünlün- Gebirge .... 



1 8. November. 

Kohlehydrate in der Nahrung 
von M. von Pettenkofer 



6. Desember. 

joraifonne ^tallon, einer Fora- 
appe der Dactyloporiden. Von 

2B2 

in der Umgebung des Starn- 

. Kollmann 295 

akit eine neae Minerslspeciee 

' Feldapäthe 345 

ffaseers anf die rothen Blot- 

18 von J. KoUmann . . . 348 






Sitzu 

köoigl. bayer. Aki 
Mathematiscli 

Sitinng 

Herr Vogel trägt 
„Ueber das Ve: 
farbstoft." 

Ueber die Reaktion 
aufLakmuB Bind bekaont 
gemacht wordeD. Wahr 
Milch sauerreagirend ge 
minderer Anzahl, Bie fü: 
glauben, eB könne über 
euch wie es scheinen m 
keine Meinungsverechiedi 
steht gerade über die F 
milch sauer oder alkalisch i 
reiche Literatur. SchloBE 

1) Ana. Cbem. Pharm. 
[187S,1. Matbrpliyi. C1.J 



ih.-phys. Classe vom 1. Mars 1873. 

leva Angaben über das Verhalten der 
latändig zasannueüzastellen. Man ge- 
LmmenstelluDg einen lehrreichen Ueber- 
'en sehr von einander abweichenden 
klämng dieser Frage. 

es rerBucbt worden, der Sache noch 
zu geben, wodurch eigentlich die beiden 
:r, sowohl die für die alkalische, als 
Q stimmende, Recht bebalten. Soxhlet*) 

seiner vortrefflichen Abhandlung „Bei* 
eben Eenntniss der Milch," welche in 
anten und Neuen sehr Vieles enthält, 
taphigene oder eine ampbotere Reaktion 
ch habe die merkwürdige Eigenschaft, 
äs Lakmuspapier roth und gerötlietes 
i färben, — vereinige also in sich zwei 
m Begriffen vollkommen diametral ver* 
;egenseitig ausschliessende Zustände, 
reiche Soxhlet von dieser sonderbaren 
iruht auf dem Gehalte der Milch an 
a pbosphorsaurem Alkali. Er schreibt 
'metande zu, dass die Milch zu den 
che sowohl saures, als neutrales phos- 
lalten. Solche Lösungen reagiren nicht 

zu gleicher Zeit auch alkalisch; sie 
len rothes Lakmuspapter. 
eit neutralen Alkaltphosphates neben 
rt, hat nach Soxhlet'a eigener Angabe") 
m, da sich die Reaktionen gegenseitig 
tt beeinträchtigen, so dass sieb minimale 
ben grossen Mengen des andern je nach 

Chem. 1872. 11 a. 12. S. 1. 



Vogd: üeher das Verhalten der Milch »um Lahmusfarhstoff. 3 

der Empfindlichkeit der Lakmusreagentien nicht oder doch 
sehr zweifelhaft zu erkennen geben. Da man zur frischen 
Milch ziemlich viel freie Säure zusetzen muss, um sie in 
jenen Zustand überzuführen, wo sie beim Erwärmen gerinnt, 
so zeugt diess von der Anwesenheit einer Menge neutralen 
phosphorsauren Alkali's, welche hinreicht, die alkalische 
Reaktion der Milch zu einer unschwer erkennbaren zu 
machen. 

Nach neueren Versuchen Tön W. Heintz: „Ueber dieürsacheder 
Goagulation des Milchcaseins durch Lakmus und über die soge- 
nannte amphotere Reaktion,'*^) deren Resultate mir erst, nach- 
dem die vorliegende Notiz niedergeschrieben war, zur Kenntniss 
gekommen, beschränkt sich die amphotere Reaktion einer 
Flüssigkeit, welche gleichzeitig saures phosphorsaures Alkali 
und das gewöhnliche phosphorsaure Alkali enthält, auf eine 
Violettfärbung des rothen und blauen Lakmuspapieres. Da 
sich meine Beobachtungen vorläufig nur auf die Reaktions« 
Verhältnisse der Milch selbst beziehen, nicht aber auf den 
Orund der Erscheinung, so glaube in Beziehung der Einzel- 
heiten auf jene höchst interessante Abhandlung verweisen zu 
dürfen. 

Ich habe zu dieser Art der Milchuntersuchung statt des 
Lakmuspapieres mich der Lakmustinktur bedient; selbst- 
verständlich ist zur Reaktionsprüfung nur sehr empfindliche, 
weder Säure-, noch Alkaliüberschuss enthaltene Lakmus- 
tinktur zu verwenden. Ich gebrauche mit Vortheil eine zu 
jeder Versuchsreihe ex tempore hergestellte Lakmustinktur. 
Das Verfahren zur Herstellung des Präparates ist ein sehr 
einfaches.^) 16 Gramm käuflichen Lakmus werden fein ge- 
pulvert und in einem Cylinderglas mit 120 C. C. kalten 
destillirten Wassers übergössen 24 Stunden unter mehr- 
maligen Umrühren stehen gelassen; da dieser erste Auszug 

4) Jouro. f. prakt. Chem. 17. u. 18. S. 374. 

5) Bnchner's N. Repertor. B. XI. S. 181, 



math.-phj/t. Olaae von» 1. Man 1873. 

T Lakmosknchen enthält, so wird dieBer 
er extrabirte Rückstand im Cylinderglase 
!Dge kalten destillirten Wasser3(120G.G.) 
m wie angegeben bebandelt ; den nun zum 
ssenen Anszng tbeilt man in zwei gleicbe 
len einen Tbeil mit einem in rerdünnte 
icbten Glasstabe nm, bis dass die Farbe 
; und setzt nun die andere blane Hälfte 
üne röthlichblaue Flüssigkeit entsteht, 
ihren erhält man eine für die Milch- 
eignete, d. h. möglichst neutrale Lakmns* 
solche Weise hergestellte IjakmDStinktnr 
: bedeckten Porzellanscbaale im Wasser- 
en yerdampfen. Es bleibt eine amorphe 
^ welche man in einem wohlverschlbssenen 

Dieselbe lost sich in Wasser vollkommen 
if and gibt je nach der Verdünanng eine 
r tiefblan gefärbte Lösung, 
meiner bisherigen Versuche ist zanächst 

ich bis jetzt keine frisch gemolkene Enh> 
iahe, welche die alkalische Reaktion eot- 
, h. welche sogleich beim ersten Zaeatze 
e Tollkommen neutrale Lakmustinktur, wie 
lieh gefärbt hätte. Hierdurch wird indess 
1 alkalisch reagirenden Milchsorten, welche 
öthetes Lakmns von vornherein bläulich 

bestritten, noch die Richtigkeit der ent- 
ibachtnng in irgend einer Weise aus- 
b man die geröthete Flüssigkeit in zwei 
!D einen Theil in einem Uhrglase aD der 
n einem verkorkten Glase stehen, so hat 
;enbeit, eine wesentliche Verschiedenheit 
: Flüssigkeiten wahrzunehmen. Die durch 
färbte Lakmustinktur verliert im Uhr- 



Vogd: Ueber das VerhaHtm der Milch tum Läkmuafarhstoff, 5 

glase aufbewahrt allmälig die rötliliche Farbe und gebt ins 
Blaue über, während die unter Verschluss befindliche die 
ursprüngliche Färbung beibehält. Doch schien auch letztere 
nach Verlauf einiger Stunden sich nach und nach mehr blau 
zu färben. Erst nach drei bis vier Tagen werden beide 
Flüssigkeiten durch Bildung von Milchsäure intensiv roth; 
es geht hieraus hervor, dass in normaler frischer Kuhmilch 
freie Milchsäure nicht vorhanden ist. 

Die durch Milch schwachgeröthete Lakmustinktur nimmt 
auch durch Schütteln und öfteres Hin- und Hergiessen von 
einem Gefäss in das andere die ussprüngliche Farbe wieder 
an und geht ins Blaue über. Am deutlichsten tritt die 
Farbenveränderung durch Aufkochen der Flüssigkeit ein. 
Diess eignet sich sogar zu einem Vorlesungsversuch. In 
zwei Proberöhren gleicher Dimension setzt man zu etwas 
Lakmustinktur so viel Milch, dass eine schwach röthliche 
Farbenüuance eintritt. Erhitzt man nun die eine Proberöhre 
mit ihrem Inhalte über der Lampe, so bemerkt man nach 
mehrmaligen Aufkochen eine deutlich blaue Färbung, welche 
ganz besonders auffallend hervortritt durch den Vergleich 
beider Flüssigkeiten; hält man nämlich die beiden Probe- 
röhren nebeneinader, so erkennt Jedermann, auch sogar in 
einiger Entfernung, einen wesentlichen Farbenunterschied 
beider. Die nicht gekochte Flüssigkeit ist schwach röthlich 
oder doch wenigstens nicht blau gefärbt, die gekochte dagegen 
hat unverkennbar eine blaue Färbung angenommen. 

Nach meinem Dafürhalten findet die entschiedene alka- 
lische Reaktion der Milch nach dem Aufkochen, Stehenlassen 
an der Luft oder nach dem Schütteln und Umgiessen in 
dem Umstände theilweise Erklärung, dass die frische Milch 
bekanntlich stets Kohlensäure absorbirt enthält (nach Set- 
schenow 5,01 bis 6,74 Volumprozente). Durch einen jeden 
Vorgang, welcher im Stande ist, die in der Milch ursprüng- 
lich enthaltene freie Eohlensäuremenge zu verdrängen, muss 



r der math-^phyt. Clatae vom 1. Märg 1873. 

halten der Milcli zn Lakmnstinktnr ändern, 
t aach der interessante Versuch , welchen 
jgefnhrt und beschrieben. Es waren mehr- 
iene Proben noch warmer Knhmilch mittelst 
iehen Lafipnmpe ausgepumpt worden and zwar 
rkehrnng, dass das ans der Milch austretende 
irj^wasser streichen musste. Das Barjtwasaer 
ihei stark and die Proben reagirten nach dem 
eatlicher alkalisch, als vorher, 
hat Soxblet zur Dntersachaog der amphoteren 

statt des Lakmuspapieres dünne mit Lakmns- 
chene Gypsplatten verwendet, wie solche Lieb- 
iktionsprüfnDg thierischer Qewebe vorgeschlagen 
estatten, da die trocknen Gypsplatten begierig 
brachten Flüssigkeiten einsaugen, dass eine be- 
;e Lakmusfarbstoff mit einer verhältnissmässig 
e der za untersuchenden Flüssigkeit in Be- 
Meine Beobachtungen über Milchreaktion mit 
?n Gypsplatten haben wiederholt ergeben, dass 
nktur bestrichene Gypsplatten, wenn sie dnrch 
; Milch röthliche Farbe angenommen hatten, 

Stunden Stehens ins Bläuliche übergegangen 
labe geglaubt, ob mit Recht will ich nicht ent- 
ia eine Bestätigung der Ansicht zu finden, dass 
) Reaktion mit der Entweichung der Kohlen- 
ammenbange stehe. Allerdings stimmen hiemit 
sn, welche ich im Verbalten der condensirten 
.kmustinktur beobachtet habe, nicht übereiu. 
:oudensirte Milch in Lakmnstinktur , so ßrbt 
,ch meinen bisherigen Beobachtungen anfangs 
; nach einigem Stehen aber verliert sich die 



te dar Berlin« oHerniiolien Ouellfoliftft 1666. 1. S. 48. 



Vogel: lieber das Verhalten der Müeh tum LdkmuBfarbHoff. 7 

RöthuDg und es tritt deutlich die blaue Farbe ein. Da die 
condensirte Milch sämmtliche feste Bestandtfaeile der Milch 
nebst Zucker enthält, aber doch wohl Kohlensäurefrei ist, 
so müsste das nachträgliche Eintreten der alkalischen 
Reaktion als unabhängig you dem Entweichen der Kohlen- 
säure betrachtet werden. Vielleicht ist gerade die mit con- 
densirter Milch zuerst eintretetende Reaktion und die darauf 
folgende alkalische ein Beispiel der aniphoteren Milch- 
reaktion. 

Die alkalische Reaktion der Milch hat, wie es mir 
scheint, immerhin noch etwas Räthselhaftes : es ist mir bis 
jetzt nicht gelungen, dieselbe auf irgend andere Weise, als 
durch Lakmus nachzuweisen. Nun ist allerdings vorsichtig 
geröthete Lakmustinktur, wie ich schon früher gezeigt habe, 
das bei weitem empfindlichste Reagens auf Alkalinität. Indess 
kann man doch auch eine hellgelbe Gurcumatinktur dar- 
stellen, durch Vermischen von weingeistiger Gurcumatinktur 
mit Wasser, welche einen sehr hohen Grad von Empfind- 
lichkeit besitzt. Von ausserordentlich verdünnter Ammoniak- 
lösung wird dieses Gurcumapräparat noch deutlich braun ge- 
färbt; durch Zusatz von frischer Milch und von condensirter 
Milch habe ich an denselben bis jetzt niemals die leiseste 
Farbenveränderung wahrnehmen können. Diess ist jedenfalls 
ein Beweis, dass die Alkalinität der Milch eine überaus ge- 
ringe sein müsse, da, wie direkte Versuche gezeigt haben, 
die oben erwähnte gelbe Gurcumatinktur noch bei —i-- Ver- 

" 100,000 

dünnung eines Alkali sehr bemerkbar braun gefäibt wird. 
Auch frischgefälltes Quecksilberchlorür durch Schütteln im 
Wasser suspendirt — eine Flüssigkeit, welche bekanntlich 
für Alkalien grosse Empfindlichkeit besitzt — hat in meinen 
Versuchen mit Milch versetzt, niemals eine Farbenveränderung 
bemerkbar werden lassen. 

Wie sehr die Reaktionserscheinungen der Milch von der 
grösseren oder geringeren Empfindlichkeit der angewendeten 



lAys. Claue vom 1. Man 1873. 

gibt sich endlich aus den Versuclieu, 
ühmilch mit dem bekannten Mohr'- 
ir geprüft habe. Ein solches Papier 
it Chlor gebleichten weissen Schreib- 
^lung der einen Seite mit einem 
Ige (1 zu 6 Wasser) dargestellt.*) 
Papieres zieht man an den blauen 
ganz gerade Striche mit einem in 
läurelösung getauchten und wieder 
iass ebenso breite Streifen blau stehen 
roth streicht. Schneidet man nun 
1 Streifen in der Mitte mit einer 
; man Streifen, die der Länge nach 
Zieht man hierauf mit einer in Milch 
r abgestrichenen kleinen Feder einen 
len Fächer des Papieres, so sollte 
in solcher Weise die Beobachtung 
m der Milch durch einen einzigen 
le. Ich hahe dabei TOrnaltend die 
Streifens wahrgenommen, während 
i Faches weit undeutlicher, bisweilen 
i. Da dieselbe Milchsorte in ver- 
nktur gebracht , diese entschieden 
inen wir hieraus den Einäuss der 
:hkeit des Reagenspapieres und der 
m der Doppelreaktion. 
iBung hat Herr Professor W. Bischoff 
^hleisheim über diesen Gegenstand 
It, deren Resultate ich hier noch 
möchte. Es wurde mit dem Mohr'- 
in 30 Kühen die frischgemolkene 



n otieiniBoheii Titrinnethode 1B62 S. I4B, 



Vogtl: üeber das Vtrhiüien der Mädh ttm Lakmafarbsioff. 9 

Milch auf ihr saures oder alkah'schea Verhalten geprüft. 
Unter dieser beziehungsweise grossen Anzahl von I * ' 
haben sich nur znei gefunden, welche mehr od 
UDZweifelhaft die Ooppelreabtion, d. h. Blaufärben 
und Rothfärben des blauen Faches zeigtea. Bei 
meisten der übrigen Mi]chsorten ergaben neutral 
oder ursprünglich eine deutlich saure Reaktion, 11 
einiger Zeit beim Eintrocknen in die alkalische 
Diese Beobachtang stimmt überein mit den I 
meiner oben beschriebenen Versuche über das Ve 
Milch zum Lakmusfarbstoff. 

ÄnfTaltender Weise haben einige der in £ 
uotersuchtea Milchsorten die entgegengesetzte Re 
zeigt, nämlich anfangs schwach alkalisch, dann a1 
in die saure Reaktion übergehend. Da die Sei 
Versuche unmittelbar an der Euh, im Stalle, toi 
vorden sind, so dürfte sich diese von den 
Beobachtungen abweichende Erscheinung nach meii 
halten vielleicht aus einem durch die Lokalität 
Ammoniakgehalt der untersuchten Milchsorten erkli 
Jedenfalls erkennt njan aus dem hier Mitgethei 
sehr mannichfache Faktoren auf die Reaktions« 
der Milch einzuwirken im Stande sind und der • 
noch keineswegs vollständig aufgeklärt offen liegt. 
sichtige daher, weitere vielfach abgeänderte Versu 
anlassen. 



Derselbe legt der Classe die 4. Auflage sein 
„Praktischen Uebungsbeispiele in ( 
titativ chemischen Anaijse mit bc 
Rücksicht auf die Werth bestimm 
wirthschaftlicher und technisc 
dukte, Erfurt, E. Weingart 187 

Idi beehre mich der Ciasee die 4. Auflage < 



VOM 1. Marx 1S73. 

ahren meinem praktiach- 
iTCrsität zu Grunde liegt. 
■her nicht vor daB Forum 
liger, wenn ein solches, 
speciellen , ich möclite 
:ik bestimmt ist. Da es 
n Olasse die erste Auflage 
dürfen, so werde ich es 
, wena die Clasäe auch 
len wollte. 



F. Sandberger: Mittheüung Über den Buchonit 11 



Der Classensecretär legt vor: 

„Weitere Mittheilung über den Buchonit'* 
Ton F. Sandberger. 

In einer im zweiten Hefte der Sitzungsberichte für 
1872 S. 203 ff. abgedruckten Abhandlung habe ich für ein 
bisher nicht als selbstständige Felsart ausgeschiedenes tuI- 
kanisclies Gestein den Namen Buchonit vorgeschlagen und die 
Mittheilung einer vollständigen quantitativen Analyse in Aus- 
sicht gestellt. Es wurde dazu die mittelkörnige Variettät 
vom Calvarienberge bei Poppenhausen auf der Rhön gewählt, 
deren spec. Gew. ich zu 2,85 fand. Sie lässt als Bestand- 
theile erkennen: Nephelin, z. Th. schon in Natrolith über- 
gehend , Hornblende , das a. a. 0. näher charakterisirte 
glimmerähnliche Mineral, Magneteisen, triklinen und ortho* 
klastischen Feldspath, Apatit, Augit. Von Salzsäure wird 
ein grosser Theil derselben (40,73**/o) unter sehr deutlicher 
AbscheiduDg gallertartiger Kieselsäure zersetzt. Dieser verhält 
sich daher zu dem nicht zersetzbaren wie 2 : 3, während 
C. Gmelin für das Gestein von Sinsheim das Verhältniss 
3 : 4 gefunden hat. In dem von der Behandlung mit Salz- 
säure bleibenden Rückstande ist nach Entfernung der Kiesel- 
säure durch kohlensaures Nat|:on Hornblende, äusserst wenig 
Augit, wasserheller orthoklastischer Feldspath und wenig 
trüb gewordener nicht mehr gestreifter (triklinischer) zu 
erkennen. 

Die quantitative Analyse wurde von Herrn Dr. E. t. 
Gerichten aus Landau in dem Laboratorium des Herrn 
Professor Dr. Hilger in Erlangen ausgeführt und ergab: 



..»•^ 



vom 1. Märt 1873. 




, Getammt 


slicher Theil 


BeauUat. 


dwgl. 




54,64 


45,84 


— 


0,66') 


14,46 


14,32 


10,68 


10,18 


2,34 


6,42 


7,15 


8,40 


0,44 


1,47 


5,25 


3,56 


6,04 


8,77 


— 


1,21 



101,23 
auf die eiazelnea Be- 

da weder die Zusammen- 
der Horableude bekannt 
äre. Die geringe Menge 
igebalt des Rückstandes 
r früher ausgesprochenen 

basaltische, sondern eine 
1 Alkali-Gehalte im Ge- 
Jsonit und der im Zirkon- 
ich ist, die von Bammela- 
hat sich aber im Rück- 
itität gefunden , wie ich 
^lieber Beatandtheil dieser 
tbweichenden Zasammen- 
itnt-Resuttat der Analyse 
welches Rosenbusch*) für 

■rgaben Sparen de«selben, 
al. Inaag^r Dinert. S. 6S. 



JP. Sma>enfer: MfMMltM^ «hr dtK Bodtow't. 13 

den porphyrartigen Kephelinit vom Katzenbuckel (spec. 

Gew. 2,843) erhalten hst, nämlich: 

Eieselsäore 44,80 

PhoBpborsänre 0,45 

Thonerde ......... 11,11 

Eisenoxyd 9,82 

Eisenozydul &,83 

Mangan-, Kobalt- nnd Nickeloxydol 0,12 

Kalk 0,55 



Kali 3,67 

Natron 6,75 

Wasser 2,96 

99,94 
Das Gestein von Poppenhansen ist viel Sroier a 
nesia, aber noch reicher an Eisen, Alkalien nnd Ph< 
sänre. Es würde gewiss als Verbessernngsmittel für 
nachbarten Maschelkalk- und Bnntsaodstein-Felder angi 
aasgezeichnete Dienste leisten. 



Sitnmg dar math.-phyt. Oasm vom 1. Märg 1873. 



■ ClaseeosecretSr l^t vor: 

i.QflOgnostische Uittheilnngen »ni 
Alpen." Von Dr. C. W. Qfimbel. 



Das Kendel- und Schierngebirge. 

ter der Bezeichnung Mendola- und Schlerndolo- 
t F. T. Richthofen in seioeni berühmten Werke 
e geologischen Verhältnisse des Gebietes von St. 

zwei, nach den beiden Fundstellen der typischen 
I benannte, ganz bestimmte Horizonte in die Alpen- 

eingefuhrt. Seitdem wurden gewisse Gesteioscom- 
ich in anderen Gegenden der Alpen damit verglichen 
nach benannt. Es erlangte dadurch die Bezeichnung 

Bürgerrecht in der Alpengeologie, ohne dass jedoch 
jitbeit ihres Geburtsscheioes bisher einer näheren 

unterzogen worden wäre. 
I heillose Verwirrung, welche durch die Einfährung 
irlich sich vergrössersden Zahl von besonderen Scbich- 
chnuDgen ans dem Gebiete der Alpen, besonders aber 

herbeigeführt wird, dass Forscher nicht nur in ver- 
en Gebieten unabhängig von einander das geologisch 
ihende Gebilde oft mit verschiedeneu Namen belegen, 

auch bereits bestimmt begrenzten Gebirgsgliedem 
^enem Gutdiinken eine grössere oder geringere Ans- 
; geben, lässt das Verständniss alpiner Verhältnisse 
jetzt schon, selbst für Alpengeologen höchst schwierig 
en, und droht es für den aasseralpinen Geologen 
1 onmöglich zu machen. Gibt es doch Specialisten, 



QuKbel: Oeognostisi^e Mittheitungm om ittn Aipm. 

welche diese Kirchthumsgeologie soweit treiben , dsr" 
selbst für die mit unzweifelhaft ansseralpiDen Schichten | 
alterigen Gebilde, nur weil sie in den Alpen vorkos 
nicht die allgemein gebräuchlichen Namen verwendet ' 
wollen, sondern eine ganze lange Reihe neuer Bezeichn 
für DOthwendig erklären. 

Gegenüber diesen offenbaren Misständen, welche ai 
wissenschaftlichen Stand der Alpengeologie einen z^ 
haften Schein werfen, wird es zur dringenden Päicht, 
als möglich zur Vereinfachung der Aipengeologie haup 
lieh dadurch beizutragen, dass die gleich werthigen G 
innerhalb der Alpen selbst als solche festgestellt um 
entsprechenden Stufen oder Schichten der ausseralpinei 
allgemeineren Gebirgsentwicklung in Vergleichung gel 
und gleich bezeichnet werden. ') In dieser Richtung s( 
folgende Mittheilung einen Beitrag zu liefern versuchet 

So abweichend auch die Entwicklung der verschie 
Sedimentgebilde in und ausserhalb der Alpen und 
innerhalb der verschiedenen Gebiete der Alpen selbst 
mag, so viel steht fest, dass gewisse Schichten auf seh 
schiedenea geologischen Horizonten sich vollständig a 
verhalten, und dass man sie desshalb als geologisch g 
werthig ansehen muss. Es liegt daher die Vermuthung 
dass gar manche jetzt noch unter verschiedenen 14 
laufende Schichtenreihen, bei eingehenden vergleich 
Studien sich als identisch erweisen werden. 



1) Ich will dftmit die Borechtigaog und die NütElicbkeit 
streitig macbea, in gewivien, bei alpinen VerhsltniaBen aogai 
flger vorkommenden Fällen sich der ESrze wegen besonderei 
Oertlichkeiteo bergen ommener Bezeichnungen zn bedienen. Ich 
habe häufig genug dieses Bedürfoiss geführt und ihm Rec 
tragen müssen. Nur gegen den Missbranch von Sondeman 
Fillen, in welchen bereits entsprechende Schichten bekannt 
glattba ich mich entschieden antspreohen an mtlisen. 



iys. OlasM vom 1. Märt 137$. 

lan in dieser Absiebt die Äequi- 
in er Schichten, als den be- 
roler Hochgebirge, durch daB ge- 
idensicbbestrebtundznarmit einem 
trenguugen geringen Erfolge. Diess 
Qstaude her, dass das Vergleichg* 
er Schichten, selbst nur eine 
iche Facies darstellt, fiir das selbst 
eichsteheuden Ablagerungen fehlen, 
)r Weise aasgebildet sind. Znm 
-Versteinerungen eine viel weniger 
, als man diess in anderen For- 
mt ist. Einzelne Species kehren 
btencomplexe fast so oftmals wie- 
e Gesteinsbeschaffenheit, 
t Lebensbedingungen hinweist, wie 

Lagen, bei öfterer Wiederholung 
Gestein sich wieder eiustellt. 
ithiimlichkeiten, die besonders in 
stark hervortreten, mag es haupt- 
D, daes T. Richtbofen bei seiner 
; dieses Alpenstocks, welche un- 
iiilbeschreibungen zu zählen ist, die 
mds neue Typen von Triasschichtea 
and. Ausser Virgloriakalk- und 
n wir in seiner Schilderung fast 
isgebilden, welche in anderen lliei- 

bekannt oder anders bezeichnet 

jewissen alpinen Kalken und Dolo- 
Dacti/loporideen,') welche nament- 
tcbtig Torkommen und durch v. 

lad. d. Wigs. U. Cl. Bd. XL S. 2SI. 



Gümbel: Oeognosiische Mittheäungen aus den Alpen, 17 

Richthofea für viele Dolomite seines Gebiets als chaiak* 
teristisch angeführt werden, hess mich vielfach über ^ 
Stellung im Unklaren, welche die so verschiedenen bezeich- 
neten Dolomiten einnehmen. Es schien mir vor allem 
wichtig, über die Stellung Aufschlüsse zu erhalten, welche 
den am Dactyloporideen so reichen Dolomiten des Mendels- 
gebirgs in der Schichtenreihe alpiner Gesteine zukommt. 
Diese Untersuchung am Mendelgebirge nöthigte mich zugleich 
auch in den benachbarten Gebirgstheilen Umschau zu halten 
und so sammelte sich der Stoff für diese geognostischen 
Mittheilungen. 

H. V. Richthofen bezeichnet als M e n d o 1 a- 
Dolomit eine mit dem Virgloriakalk — also dem allseitig 
anerkannt alpinen Muschelkalke — innigst verbundene 
Gesteinlage, vorherrschend aus krystallinisch drusigem Dolo- 
mit ohne Spur von Schichtung bestehend, welche nach oben 
begrenzt durch die sog. Halobien- und Tuffschichten von St. 
Cassian oder, wo diese fehlen, unmittelbar und untrennbar 
verbunden wäre mit dem höheren petrographisch vollständig 
gleichartigen Schlern-Dolomit. Auch palaeontologisch 
sollen sich beide Dolomitgebilde der Mendel und des Schiern 
so nahe stehen, dass nur die damals noch für Crinaideen* 
Stiele gehaltenen, später von mir als riesige Foramini- 
feren-Reste erkannten ChfroporeUen allein dem älteren Mendel- 
dolomit als charakteristische Einschlüsse zukämen, während 
andere Arten von Versteinerungen wie globose Ammoniten, 
Chemniissien^ Natiea^ Turbo etc. beiden gemeinschaftlich an- 
gehörten. Dass die typische Lage desMendoladolomits 
im Mendolagebirge, wie jene des Schlerndolomits am 
Schiern zu suchen sei, versteht sich von selbst, v. Richt- 
hofen erwähnt überdiess ausdrücklich den Fund des Dolo- 
mits (S. 63) unmittelbar über Virgloriakalk und üampiler- 
Schichten an der Mendel als Veranlassung der Bezeichnungs- 
weise des Gesteins. In der Detailbeschreibung beschränkt 
sich Derselbe auf die Angabe, dass auf dem breitbasigen 
[1878. 1. Math.-phys. GL] 2 



if math.-phi/t. CUuie wm 1. Man 1973, 

vOD Hocheppan zunächst Seisser* und Cam- 
h aasbreiten, über welchen dann schwarze, 
ilke und der Mendoladolomit in bedeutender 
elsigeo Gratb des Gebirgs bildend, folgen, 
t Bestimmtheit zu entnehmon, dass *dia 
le des Mendelgebii^ea bis zu seiner Spitze 
ng gegen das Nontbal dem Mendola- 
It wurde. 

den Btcb längs des ganzen Gebirgsflisaes 
»min fast in jedem Bruchstück oder Roll- 
3en hohen Dolomitwänden stammen, Spuren 
iel- ähnlichen Einschlüsse (Gyroporellen). 
jtaunlicher Menge darin angehäuft. Auch 
in Dolomitschichten lassen sie sich bis zu 
ime des Gebirges überall verfolgen: der 
lomit, unmittelbar am Wendelwirthshans, 
chen Röhrchen. Erregt aber dabei die 
38 an der Uendel diese Dolomitstnfe in 
ächtigkeit ausgebildet vorkommt, währen d sie 

durchwegs sich auf ein bescheidenes Mass 
idion einen Verdacht bezüghch der Richtig- 
ne, so wird diese noch ganz besonders 
is verstärkt, dass jene Crinoideen- ähn- 
iie ich unter der Benennung Gyroporella 
•ht habe, in verschiedenen Arten in sehr 
igliedem der Alpen verbreitet sind und dass 
chliessliche Versteinerung nur eines oder 
arizonte seien. 

E'uase des Mendelgebirgs über den hier 
ch entwickelten Campiler Schichten die 
tten des Virgloriakalks aufsuchen wollte, 
lirekte Unterlage des Mendoladolomits als 
las Anf&nden des letzteren selbst zu ge- 
iht überrascht, in alten den zahlreichen 



Gümbel: Geognastische Mittheilungm aus den Alpen, 19 

Aufschlüssen bei Hocheppan keine Spur des typischen Vir- 
gloriakalks entdecken zu können. Aach Benecke, dem 
wir eine eingehende Schilderung der verschiedenen Gesteins- 
lagen dieses Gebirgs verdanken,') scheint diesem Kalke 
nicht begegnet zu sein. Weitere Untersuchungen machten 
mich nun mit der wichtigen Thatsache bekannt, dass unmittel- 
bar und zunächst über dem plattigen Dolomit am Mendel- 
wirthshaus, der noch erfüllt ist von GyrcporeUenf also sicher 
noch nach v. Richthofens Auffassung dem Mendola- 
dolomite zuzurechnen wäre, mit und neben Eruptivgestein 
die rothen eisenreichen Lagen der sog. rothen Raibler 
Schichten sich ausbreiten und in ganz gleicher 
Weise, wie ich es später auf der Schlernplatte 
fand, von wiederum dolomitischen, plattig ausgebildeten 
Kalken mit Megalodus complanatus und Turio solitarius 
überdeckt sind. Umgekehrt fand ich dann am Schiern die 
GyroporeUen — wenn auch nicht so häufig, wie an dem 
Mendelwirthshause durch die ganze Dolomitmasse bis unmittel- 
bar unter die rothen Raibler Schichten verbreitet. Damit war die 
Selbstständigkeit des Mendeldolomits sehr in Frage gestellt, 
wenigstens der bestimmte Nachweis geliefert, dass der 
sog. Mendeldolomit des Namen-gebenden Gebirgs ganz 
gleich sei, mit dem Schierndolomite derjenigen Fundstelle, 
welche für letzteren als die ursprüngliche bezeichnet wurde, 
dass mithin Mendola- und Schierndolomit ein und 
der nämliche Dolomit sei. 

Dieser Nachweis liess es nunmehr als Nothwendigkeit 
erscheinen, in weiteren Kreisen Umschau zu halten, um über 
das Vorhandensein oder Fehlen des Medeldolomits an 
anderen Orten weitere Erhebungen zu pflegen. Die hierbei 
gewonnenen Ergebnisse über verschiedene alpine Gebirgs- 



8) Geogn.: paläont Beitrage II. Bd. 1. Heft 1868. S. 9. 

2» 



Iitig gentig , tun sie in ge- 
EenntuisB der so interessaiiteo 
Icu za diirfeD. 



Bhiehten bei Botzen. 

mächtige Porpbyratock 
sehr ungleich erhöhten aad 
iche Grundtage der weit aus- 
ilendelgfibirgs uad deu Schtern, 
wollen. Im Allgemeinen be- 
lyr ein hohes Icuppelloruiig 
shes jetzt allerdings vielfach 
irsprünglich mitten im älteren 
rar und wahrscheinlich die 

einer groBsartigen Buchten- 
ingerer Triasgebilden abgab, 
ist dieser Forphyrstock auf 
I und es zeigt sich hier in 
ie Schnittlinie, längs welcher 
}irge der Mendel auf por- 
lt. Im Osten rerläofb diese 
;b in vielen Biegungen aus- 
z am Grödner Thal und dem 

alten Bucht angeigend, welche 
ialkgebit^Bchollen am Joch 
len ehemaligen direkteo Zu- 
birgs über die Porphyrkuppe 
Westen hinweisen. 



Yeriialten des Forphjn will ich 
ich erwithns nnr du ungemein 
iFinitoids in dem fiotzener 



OUmM: Oeognoetitche Mittheilungen au» äen Alpen. 21 

Der Porpliyr dieses Gebirgsstooks gilt eeit v. Richt- 
hofen's eingehender Schilderung als eine mit der Abla 
der untersten Schiebten des sog. Orödner Sand 
gleichaUerige Bildung, mithin als eine Eruptivmaac 
Triaszeit im Gegensatz zu dem Porphyren in 
deutschland, welchen man ein viel höheres carbonischc 
postcarbonisches Alter zuschreibt. Der Grödner Sai 
wird als eine TuETbildung betrachtet, zu welcher die 
tion des Porphyrs das Material geliefert haben soll. 
Beobachtungen haben diese Annahmen nicht bestätigen k 
icli bin durch dieselben vielmehr zar Ueberzeugong gelang 
der fiotzener Porphyr genau so alt sei, wie 
mitteldeutscher Zwillingsbruder. Denn wo imi 
einen AnfschluBB der Auflagerung des rothen Sandstei 
mittelbar auf Porphyr deutlich entblösst fand — der( 
es gerade nicht viele, aber doch einige unzweideut 
beobachtete ich stets nicht einen alLmähligen Ueb' 
des Porphyrs in den auflagernden Sandstein, sondern vii 
eine sdbr strenge Scheidung beider Gebilde. Die tiefst 
des rothen Sandsteins breitet sich in solchen Aufscb 
über dem Porphyr in einer Weise aus, dass es mir 
zweifelhaft schien, der Porphyr sei bereits als feste Ge 
unterläge vorhanden gewesen, als das sandige Gebilde di 
sich -absetzte. Sane Oberfläche ist uneben, nnregeli 
vertieft, sogar abgeschliffen. Allerdings bestehen di< 
unmittelbar anfli^enden rothen Sand- und Congloi 
artigen Schichten häu% aus einer Art Arkose, < 
dem Porphyr sehr ähnlich aussieht Es ist aber di 
aufgeschlämmtes und gerolltes, körniges Material, n 
durch eine Auflockung und Zertrümmerung des Poi 
entstanden ist und durch feinen schlammigen Po: 
detrituB verkittet wurde. Nirgends konnte ich eine Spi 
Thonstein, dem regelmässigen Begleiter aller porph 
Tufibildungen, innerhalb der Grenzzone zwischen Pc 



math.-^t/i. ClatM vom 1. Man J873. 

D entdecken. AIb besonders lehrreiche 
tre Aufschlüsse bezeichne ich besandera 
is Völlaner Baches zwisdien Lana und 
nmittelbar oberhalb der Mühle die Ober- 
und die unmittelbare Auflageriing des 
ar und deutlich entblösBt ist. 20—30 
zlage des rothen, arkoseartigen Sand- 
er schon eine ZwiBchenBchicht weissen 
D von Kohlen und nndeutlichen PßanzeD- 
shnliche BeobachtaDgeo lassen sich an- 
ikten AuäagerungBstellen bei Voran, in 
-halb SchlosB Hocheppan unterhalb deB 
den Weissbach, an der Nenmarkter 
9m Pausa-Wirthshaus and nniuittetbar 
Grödner Thale, wo in der Nähe des 
ber die Gesteinsgrenze hinüb'erftihrt. 
T des Porphyrs, welches schon Süss') 
Igert hat, findet auf der andern Seite 
urcb, dasB bis jetzt auch nicht ein Fall 
welchem in irgend einem Tiiasglied ein 
t eine Apophyse von Porphyr eingreifend 

ich ausserdem noch Erwägangen anderer 

its in meinen Bemerkungen über die 
lewisser mit dem Porphyr im engsten 
ender Scbichtengestein aus der Naif- 
eiche nach ihrer petrographischen Be- 
-en allerdingB sehr schlecht erhaltenen 
den Carb onschichten vonSteinacb, 



} dag ItothJ. in d. Sadalpen. Sitz, d. A. d. W. 

ä. 91. 

W. in MÜQohen 1872. 8, 241, 




Gümhd; Oeognostisehe Ifiifffii iTiiiiifim^iVif ^tf^/T'^^fljtfn 23 

deren Entdeckung wir Pichler^) zu verdanken haben, am 
nächsten stehen. Ich war erstaunt, dergleichen Fragmente 
an unzähh'gen Punkten meist mitten im Porphyr eingeklemmt, 
oft von demselben rings umschlossen in der Umgegend von 
Botzen wieder zu finden. Sie scheinen bis jetzt der Beobach- 
tung gänzlich entgangen zu sein, trotzdem einer der schönsten 
Aufschlüsse in nächster Nähe von Botzen in dem grossen, 
dem Bahnhofe schräg gegenüberliegenden Steinbruche geboten 
ist. Auch im Eingange in's Eggenthal, dann kurz vor der 
Eisenbahnbrücke bei Eardaun sind ähnliche Einschlüsse auf- 
gedeckt. Diese stark zerstückelten, jedoch materiell wenig 
veränderten Einschlüsse im Porphyr bestehen aus Sand- 
stein, Schieferthon uud kohligem Mulm, welche von dem 
Gestein des Alpenkohlengebirgs nicht unterschieden werden 
können. Auch an Pflanzenabdrücken fehlt es nicht; sie 
tragen ganz den Typus von Eohlenpflanzen an sich; doch 
sind sie durchweg so schlecht erhalten, dass sich bestimmte 
Arten nicht erkennen lassen. Aehnlicb verhalten sich viele 
Pflanzenreste vom Steinacher Joche. Ich trage kein Be- 
denken bei dem gleichen Verhalten dieser Einschlüsse, die- 
selben als Reste eines bei der Eruption des Porphyrs durch- 
brochenen und stückweise zwischen verschiedenen Porphyr- 
ergüssen eingeklemmten Kohlengebirgs zu erklären. Den ein- 
zigen grösseren Schichtencomplex dieser carbonischen Ge- 
bilde fand ich in dem Scblernbach aufgeschlossen unter-* 
halb des Wegübergangs von Ums nach Prösls. Hier sind 
den kohligsandigen und schiefrigen Bänken noch kalkige 
Schichten und Gonglomerate beigesellt. Aber auch hier 
glückte es mir nicht, irgend ein bestimmbares Stückchen der 
zahlreichen Pflanzenabdrücke zu erhalten. Diese Stelle scheint 
mir für eingehendere Detailstudien von besonderer Wichtig- 
keit. Ich bemerke noch, dass wohl hier und da kleinere 



7) Beiträge z. Geogn, v. Tirol Innsbruck; 1889 S. 219-224. 



der MaM.-pAyi. CbUH wm t. Stare 1873. 

IS offenbar Teränderten, PorzellaDJftspis abulicb 
eeteins — vielleicht ron KohleuBchiefer ab- 
rings in Porphyr eingesohlossen TorkommeQ. 
ber Dodi andere, weit grosaarttgere Gesteins- 
I im Porphyre von Botzen zu nennen, welche 
Glieder älterer Formationen gedeutet werden 
»od diess jene Conglomerat- nnd Brecciea- 
che, abweichend von der Beschaffenheit des 
eteins, äusserlich dem mitteldeutschen Roth- 
n es mit and neben Porphyr auftritt, zom 
hnlichsich verhalten. Diese rotben, fleckweise 
IQ andgrünangigen, intensiv rothenLettenscbiefer 
sich dadarch, dase sie stete in stark ver- 
steit au^erichtetCD Schtchtenstellangen, stets 
!iyr eingeklemmt erscheiDen, von dem fast nur 
^gebreiteten Grodner Sandstein, mit dem sie 
ihrem Vorkommen in keinerlei Zusammenbange 
iriocere nur an die mächtigen steilgelagerten 

Parthieen mitten zwischen Porphyr bis zur 
le herabziehenden Streifen rother Breccien, welche 
ten Schiclitenköpfen ooterhalb Waidbruck, an der 
in dem Eingange der Grödoer Tbalechlucht sicht- 
iontologiscbe Beweise lassen sich freilidi keine 
nn aber irgend petrographiscbe Aebnlichkeit Be- 
;, so berechtigt diese die rothen Breccien, demRoth- 
D vei^leichen. Porpbyrconglomerate und grün- 
iffige, oft thonBteioartige Gesteine pflegen sich 
izuBtellen, um soweit diess immerhin möglich 
lereinstiuimang zu erhöhen. Bleibt diese Zu- 

TOrderband eine offene Frage, bis es gelungen 
^arakteristificbe Pflanzenreste zu entdecken, 
wenigstens fest, daeaeshiereineältere, rothe 
d CoQglomerat-artige, vom Porphyr dis- 
ig gibt, welche sieb ausserhalb des Bereichs 



Cfümbel: Geognastische MiUheüungm aus den Alpen. 25 

der von Porphyr nicht durchbrochenen und verrückten Gröd- 
ner Sandsteine gestellt zeigt. 

Ein eigenthümliches Vorkommen hohlen Porphyrkugeln 
oder Knollen beobachtete ich in einem aufgelockerten Por- 
phyr an der Nenmarkter Strasse bei dem Pausa-Wirthshause. 
Die nuss- und apfelgrossen Knollen bestehen aus einer ver- 
hältnissmässig dünnen, meist concentrisch-schaligen Rinde 
von der Zusammensetzung des gewöhnlichen Porphyrs. Nach 
dem inneren Hohlraum endet die Rindenmasse in Zapfen, 
Warzon und conccntriscbschaligen Wülsten oder Lappen. Die 
Masse ist hier zugleich traubig krystallinisch entwickelt, und 
einzelne ausgebildete Quarzdihexaeder ragen frei hervor« 
Zugleich ist diese Innenfläche zerborsten rissig , wie von 
Austrockungsspalten durchzogen, ein Gesammtbild, welches 
auf das lebhafteste an die Beschaffenheit der Lösskindchen 
erinnert. Besonders hervorzuheben ist der Umstand, dass 
ein Quarzkrystall durch eine solche, einem Austrocknungsriss 
täuschend ähnlichen Spalte in zwei Theile zerrissen wurde 
zum Beweise der bedeutende Kraft , mit welcher das Zer- 
reis sen stattfand, wie sie wohl beim Austrocknen einer wäs- 
serigen Masse nicht denkbar ist. Die Aussenfläche der 
Knollen ist uneben rauh und lässt keine Spur einer seil- 
artigen Streifung erkennen, welche für vulkanische Auswürf- 
linge charakteristisch ist. Sehr merkwürdig ist der Durch- 
schnitt eines Rindenstücks senkrecht zur Oberfläche. In 
einem Dünnschliff nach dieser Richtung, zeigen sich der con- 
centrisch-schaligen Ausbilduog im Grossen entsprechend, sehr 
zahlreiche, paralle Streifchen von abwechselnd hellen und trüben 
Gesteinssubstanz, welche in zuweilen unterbrochenen bogen- 
förmigen Lagen übereinander stehen. Diese Streifchen haben 
nur die Dicke von 0,0002 M. und scheinen in dem hellen 
Theile hauptsächlich aus Quarz, in dem trüben, körnigen 
meist undurchsichtigen aus Feldspathsubstanz mit fremden 
Beimengungen, wie Eisenoxyd und an kleinste Granaten 



ath.-phyt. Clane wnit 1. MOrt 1873. 

■n zu besteheo, weuigstens weisen die 
bältnisse und das analoge Verhalten im 
luf diese Deutung hin , indem die ein- 
' and OrtboklftBkrystalle in correspondiren- 
trübe undim polonsirtemLichteglänzend 
t erscheinen. 

meiner früheren Mittheilung übet die 
ibyrfelsen durch die Etsch- Und Eisach- 

Dilurialzeit füge ich noch weiter die 
I die SchlifTSächen des Porphyre an der 
ile bei Eppan an GroBsartigkeit ihrer 
len des Kächelbergs wetteifert. Die 
iD ist hier, wie an Gehänge der Mendel 
des Mendel wirthshanses, wo ich sie auf 
, ungeßhr mit dem Etschthale parallel. 
der Porphyrfelsen anfern Paula und ober- 
inmarkt trägt die Spuren von Gletscher- 
r Schau. 



Llpenbantsandsteln. 

dem Porphyr auegebreiteten rothen Sand- 
er stellenweise Conglomerat- oder Arkose- 
m Gesammtgebiete von Botzen, wie iiber- 
len der Alpen, der Formation des Bunt- 
len, wird jetzt wohl von keiner Seite 
•'rage gestellt. Es erscheint daher als 
massig und das allgemeine Verständniss 
weiter die Benennangen : Werfener 
idner Sandstein, unterer rother 
u. s. w. in Anwendung zu bringen. 

mgereohtfertigt , den Begriff „W e r f en e r 
die versteinerungBführeDdeo oberen Lag^ea za 



0ümM: OtogtiotHtche Müttteitttnffen au» dm Alpen. 27 

Ebenso wenig berrecht über die Oleicbstellnng gewi'»"*- 
ao Bracbiopoden (Beteia trigoneUa, Terebratüta angus 
Spiriferina MmtzeUi, Sp. hirsuta etc) und an Cepbalopi 
(Ämtnonites Studeri etc.) reicben Kalbsteinlagen mit 
auseeralpinen Muscbelkalk irgend ein Zweifel. Qebra 
man die Bezeichnung Bracbiopoden- uud Cepbalopodenb 
des alpinen Muscbelkalka, so verecbwindet damit alle ünsi( 
heit, die den Namen Outtensteinerkalk, Recoaro-, Vii^lc 
Reiflinger- etc. Kalk anhaftet. Der Beisatz „alpin" gei 
wie ancL bei dem „alpinen" BuotBandstein , Tollstäi 
um derjenigen Eigenthümlichkeit Hechnung zu tragen, d 
welche die Geeteinsausbildung in den Alpen sich auBzoicl 

ZwiBcben der Bracbiopodeubank des alpinen Mus 
kalks (eo^. Virglorta- oder Recoaro-Kalk) and den tiel 
Lagen des alpinen Bantsandsteines ist an rieleu Orten 
Alpen, besonders mächtig und reicbgegliedert in der Boti 
Gegend, eine grosse Reihe Ton sandigen, kalkigen mei^e 
und dolouiti&cben Schichten eingeschaltet, welche t. Ri 
hofen in dreifacher Gliederung als GrödnerSandst 
Seisser und Ca m piler Schichten unterscheidet. 

Dieser Grödner Sandstein umfasst jedoch aucl 
tiefsten Lagen von der Porphyrunterlage bis zu den eri 
Thierv er Steiner ungen umscbliessenden mergeligen L 
der folgenden Stufe, während als Seisaer Schichten die hob 
versteinerangsreichen vorherrschend granen, als Camp 
Schichten endlich die obersten vorherrschend rothen 
lagerungen bezeichnet werden. 

Betrachtet man nun, wie es nach Sandberger's 

beschränken, wie H. v. MojaisoTio'a (Jahrb. d. geol. K. 
S. 196) et Tenncht hat. Ea genfiKt anf die so kl&re, wie an 
dentige AtueinanderBGtzoDK v. Haner's [Jahrb. 1B72.S. 226) ii 
Artikel „Werfener Schichten" su verweiBen. Wo soll et 
der Alpengeologie hinaas, wenn Jeder jeder Sohiehteoreihe 
willkürliche Anadehnnog sc geben nch för berechtigt hält. 



umg dtr Mort-TpAy«. CtoM Mm 1. Man 1673. 

Nachweisen fast allgemeio aDgenomineD wird, 
Dpodenkalk als Stellvertreter der Bracbiopoden- 
isseralpinen Welleokalka (untero Muschelkalks) 
öduer Sandstein als Hatiptbnntsandstetn, so 
sisser und Campiler Schichten die Rolle des 
llenkalks , Wellendolomits and das Roth von 

In der Thnt vereinigen diese Gebilde auch 
1^ und piiläontolc^sch so viele Besonderheiten 
dpinen Triasgliederu in sich, dass diese Gleicfa- 
itändig gerechtfei'tigt erscheint. Es entsteht nun 
Frage, o b und w i e sieh dieser oft mehrere 
1 mächtige Suhichtencomplex in die einzelnen 
, denen er als Ganzes entspricht, zerlegen lasse, 
■rat die Gletchstellang der versteiaerungsreichen 
irfener Schiefer mit dem aussei-alpinen Roth 
versucht. Benecke ist diesem Vorgange ge- 
aast die ganze Sohiohtenreihe von Seiss und 
Ipin en Rö th zusammen. Meine nenesten Unter- 
iben mich, wie idi boSFe, einen Schritt weiter 
elebrt, dass allerdings in jenen Schichten der 
lolomit, jedoch auch der Wellendolomit 
feren Lagen des Wellenkalkes repräsen- 
ie schwieriges auch immerbin sein mag, bei der so 
1 und wechselnden Gesteinsbeschaffenheit und der 
weiterten vertikalen Verbreitaugsbegrenzung der 
ste Horizonte zu ziehen. Diese ausserordentlich 
me Gesteinsfolge ist daher weder Buotsandstein — 
die allgemeine Bezeidinung „alpiner Roth" 
nze Schichtensystem nicht zulässig erscheint — 
kalk; es ist eben einejener Strich- oder Bezirks- 
ckelten Zwischen stufen zwischen Buntsand- 
tschelkalk, welche Theile des ersteren wie des 
lieb faest, und durch grössere Gesteinsälmlicb- 
randtschaft der Tbierformen naher als in anderen 



QimM: iJeognoititche MittiieiUingen aus d 

Verbreitungsgebieten verbunden hält, ähnlich t 
fast allen , örtlich scharf getrennten Fornu 
dort Termittelnde Bindeglieder eioBchteben, 
das Ueberkohlengebirge, die rhätisdie Stufe, 
Schichten, DieBe Verhältaisse sind Hir alle 
lieh, die aus eigener Erfahrung wissen, ^ 
in nicht wenigen ausseralpinen Gegenden 
dolomit von dem Wellendolomit zu treni 
wenn letzterer sandig entwickelt ist. 

Die Untersucbong in dieser alpinen Zw 
daher hauptsächlich darauf gerichtet sein 
wirklich dem BÖthdolomite , dem Wellendo 
antern Welleokalk entsprechende einzelne 
gibt, ob sie sich gut anseinander halten un 
einander unterscheiden lassen. 

Zu diesem Zwecke scheint es zunächst 
diesen Schichtenreihen aufgenonimenen Hau 
Mendel, bei Neumarkt, im Schiurnbach um 
Schlucht in übersichtlicher Weise zusammei 



Süamifi dtr MofiL-phy«. CIuM tarn L Man 1873. 

Hugendes: Bracklopodeabaiik, Dolomit und 



iet Pnfler Schlacht 



Am Schlenibach 



lebr gliiiiinerreicbe Sdit. 
Ihon und einEelne Bänke 
DiomiUvoUFleiiromyafU' 
md Gaateropodeo . 4 m. 



Botbe, Idmig« 3cliief«r voll Vc 
■teinernngeii von I" 6 



S' CoDglomarat 



nd rotbe merg. ScL a. 
nd. Lagen voll GaBtaro- 
M. Natioella coatata) 10 m. 
leicht venritt. Dolomit, 
nd grane glimmei. n,nä. 



rothe Bank voll kleiner 

öden (Hslopella gracilior) 

0,23 m. 



' R. m. 8ch. □, gelber Dolomit mit| 
Zwischenlagen aand. Bänke rotb,| 

nngabankPleiiroinyafau.Pecteii; 
Hargh. Natiodla cOBtata; Tnrbo 
rectecostatoi etc. SO m. 



Holopellen Oolith.-Bänkchen im 
rotheno-hellgraaea Mergelacb. 1 m 



^Ikbänke voll MuBcbel- 
DScbaainlcBlk-artiger Äos- 



oergeliger Schiefer 12 i 



■andigiuergeL 8ch. and 
Iwiachenlagen in wellig 
n Lagen voll Fecten. die- 
t»a oatrooiaa 33 m. 



Graue und weisse dolomitisd» 
Scbicbtan, kleinklüftig 2 dl; 

Graue Schaumkalk-artige Bänb 



' Graue und gelbliche plattige 
Schiefer und Mergel voll Poaii 

Clarai 45 m 

' GroBsbankige, in dünnen PlatUn 

brechende Mergel voll Oatr» 

Bairdiatriasina lö o. 

Kalkmergel und dünne Mergel- 

■ohiefer voll Ostrea 5 m. 



Gümhel: Geognostische Mittheüungen au$ dm JJpin, 



31 



grauer Kalk des oberen Wellenkalks der Alpen. 



Mendel-Weissbach 



Trudenthal bei Neumarkt 



M^ Graae, mergelige Seh. mit Pflan- 
zen (Voltzien und Myoph. elegans) 

4 m. 



M' Intensiv rothe lettige Schiefer mit 
wenigen glimmerreichen Zwischen- 
lagen, Verst. wie P* 10 m. 



M^ Gonglomerat mit begleitenden 



Schichten 



3 m. 



T* rothe Lettensohiefer mit gelben 
Geoden, grauer Merkel mit Pflan- 
zen (Voltzien) und Myoph« laevi- 
gata. 6 m. 

T' Roths Lettenschiefen voll Ver- 
steinerungen wie P' 8 m. 



T' Steinmergeldolomit, anregelmassig 
oolith. und breccienförmig. in Con- 
glomerat übergehend 85 m. 



M^ Glimm, r. sd. Seh. u. graue Sdst. 
mit N. cost. Natica Gaillardoti, 
Gervillca socialis, Pleurom. fass. 
auf den Schichtfiächen wulstig, 
mitFussspurenv Oonchylien, Bohr- 
röhren und algenähnl. Zeichnungen 

77 m. 
Dolomit. Steinmergel 11 m. 

M^ R* u. hellgrau. M. u. glauconitische 
sand. Mergel mit zahlr. Verst. be- 
sonders Pentacrinus, sonst wie 
oben und in der röthl. Holopellen- 
bank 8 m. 



Bothe und graue sandige Schiefer 
und graue Mergelschiefer mit 
wulstiger Oberfläche; Verst. wie an 
d. übr. Fundstellen 65 in. 

mit Ceratites Cassianus. 



T' Rothe Schiefer^mit der Holopellen- 
dolomitlage 0,5 m. 



M Mächtige glauconitische do- 
lom. Steinmergel in dicken Bänken 

13 m. 
Grauer Mergelkalk, dünnsch. mit 
P. Clarai 8 m. 

M^ Rothe Lettenschiefer mit Knollen 
gelben Dolomits und GypsknöU- 
chen 3 m. 

<I" Ebenfläch, dünnsch. gelbe Dol.- 
Schiefer Voll Lingula, Ostrea, Pec- 
ten 9 m. 

Knollig, wellig dünnsch. gelbe u. 
graue Schiefer mit Ostrea ostracina, 
Pecten 8 m. 



T^ Graue Mergelschiefer voll Posid. 
Clarai 18 m. 

Graue wellige Mergel 2 m. 



T^ Rothe Mergelschiefer 



15 m. 



T* Grauer Mergelschiefer mit Ostrea 

51 m. 
Graue, wellig gebogene Mefgel 
und Kalke z. Th. dolomitisch voll 
Ostrea ostracina, Bactryllien 10 m. 



BOatmg der wmth.-ph^. Oaue tiom 1. MSrt 1873. 



1 der Pafler Schlacht 



Am Sdilernbacfa 



rzer and graoer Dolomit 
IfligUnzeilupreiiKDnKen voll 
itiMSodea 7 m. 

Dcldge, reibe Dolomite 0^ m. 
ersner dünnbackig (rescMeli- 
Dolomit voll von Foramini- 
ond Oatracoden 6 m. 

rser, Bündiger BchiefarthoD 
[ergelpUtten mit FflmiiEen- 
Fiichräat«ii , sowie vielen 
öden- S m- 



'•' Dnnkelgnaer nnd weiuer Ktlt 
mergel voll For«miDiferen. 
lUahwBCke ana Lagen gelblicbei 
Dolomite wecbaelnd mit graaen 
LetteDsebieferniidkohligeiiSchich- 



riteii 



erangai 



Dolomit mit Gervillia 



r uindiger Schiefer 10 tn. 
rothe Sandateinaehiefer und 
arletten mitüypi- undStein- 
gndomorphown 30 m. 



; ontergeordnet rothe Sdit 
Dhligen malmigen Zwiacben- 
ten nnd vollFfianceiirMten: 
itsB, ToltEien (nndeotlich) 



&'" RotbeandgelbeLetteiwob.mitZiri' 
Bchenlagen von gelbem Dolomit. 
lettterer voll Tenteinemnften 1 ~ 



S" DoLSandateinbänkohen mit grflDen 
Sandacbiefer 0.54 n. 

Qelba and rotbe, auch graue lett 



Weiise Sandatainbftnke im rothep 
nnd granen lett. SandsteiiisclL 



(?) apec. nnd graae san- 
dige Schiefer. 9 m 
R. n, graue Lach, weohaelnd mit, 
Bänkoben weiss. Sdst. voll PSan- 
Eenreaten 1 



Liegendes : Weisser Chirotheriaiu- 

dieser ProfilzusammenstelluDg, welche aus meUieii Sülii »ürg* 
Detailaafnahmen hergestellt ist, geht mit Toller Sioherheü 
t ins Aage fallende UebereiaBtimmung einer sehr tiefen 
age bezeichnet als P*", Ö'*, M'° und T"*, sowohl ia Btzug 

Gesteinsbescbaffeuheit, als auf die eingeschlossenen 
ig«a und die relative Schichtenlage in der Geateiusreihe he^i 



(iümbelt QeognostUche Mitlheüungen aut de 



Mendel-Weissbach 



' Wellige, dünne Mergelach iefer 



bacbproSla 
T9V< Graner loi 
Gjps und gel 



" Mächtige Bftnk gelbenDolo- 
m itemit Gerrilliamytiloides, My- 
ophoria laevigBtaTar.elorigata2 m. 



' C.-üTigrttuer Mergel und Sandatem- 
schiefer mit wulatijfer Ober- 
fläche und ooUtbiacher Strnktar 
4 ni. 
Gelber, dol. Sdet. und sandiger Do- 
lomit 10 m. 
Intensiv rotha L. mit Knollen 
von gelbem Bol. 9 m. 

* weisBer getingerter Sdati, Dol. Seh. 
und intensiv rothe Lach, mit grün- 
grauen kohligen Znisabenachich- 
ten voll von FflaDzenreaten 20 m. 



glaaconitisch 
Btata, M. laei 
villia mytiloi' 
Graue und r( 

T" Gelber z. Th. 

Grauer merg. 
reaten, rothe 
dol. Steinmei 



Sandstein ähnlicher Sandstein. 



>r. Sie scheiüt daher vor allen geeignet als 
jitere Orientirong benutzt zu werden. Nach der v, B 
affassutjg gehört sie bereits schon zu den sog. E 
Diese Geeteinslage wird gebildet von einem i 
ilblich verwitterden, häufig porösen und lockigen 
irgleichen allerorts an der Formationsscheide z 
173. 1. Math.-phya. Cl.] 



ttgi. OatM VOM 1. Märt 187». 

«gegnen. An organischen Ein- 
relatiT reich, doch sind ee nicht 
nmen and ihr Erhaltungszustand 
1 TerbaltnisemäsBig reichsten Fund- 
ena) unfern Nenmarkt, da wo ein 
SschnoD über dm Bach hinüber 
fast anf den Kopf gestellt sind, 
eich der nicht rerstürzten Schichten 

Gieb (oder Myoph. Jaevigata rar. 

nfigsten. 

nk sp. gleichfalls nicht selten and 

en Vorkommens im Roth fär die 

it von hödister Wichtiekeit. 

Schloth. 

,oth spec. 

schlechter Erhaltung nicht genau 

Myocmcha, ct. gasfrochaena, Mpo- 

t äff. discites müssen unberück- 

rohl geoi^ das Wenige, nm den 

I den des aasseralpinen Roth- 

iz vorzüglicher Weise die Lagerung. 
Iptnen Röthdolomit, die Schicht 10 
^e oberhalb der sandigeD Schiefer- 
e zahlreiche aber sehr undeutliche 

Tolteien) enthalten, wie sie im 
1, oder über einem System mehr 

Gypslagen, genau wie im Roth, 
lesen ODterlageniden Sandschichten 
ithtextnr ubd häufig knolligen Aus- 

[er hatte die QGte die Arten, im In- 
einer Controllo m onteraieben , wofiir 
Icbar bin. 



Gümhel: Geognostische MUthetlungen aus den Mpen. 35 

« 

Scheidungen Yon gelbem, Mangan haltigem Dolomite begegnen 
oder auch weisse oft getiegerte Sandsteinbänke verbreitet 
finden, welche in auffallendster Weise dem ausseralpinen 
Ghirotherium-Sandstein ähnlich sich verhalten. Es ist 
nicht bloss die im Allgemeinen übereinstimmende Gesteins- 
beschaffenheit, sondern insbesondere legen die mit grünem 
Thon überzogenen Schichtflächen mit Austrockungsrissen und 
jenen sonderbaren Wülsten , Wellenfurchen und Fussspur- 
ähnlichen Rippen , welche wir auch in Mitteldeutschland 
finden, diese Vergleichung so nahe, dass man mit jedem 
Blicke hofft, eine Chirotherium'FShrte aufzufinden. Das§ 
über dem Röthdolomite noch Gjps stellenweise vorkommt, 
schwächt unsere Annahme nicht ab. Denn auch im ausser- 
alpinen Roth liegt der Steinmergel yoW Myophoria costata 
oft mitten zwischen gypsführenden Schichten , die in sandiger 
Weise ganz allmählig in die Wellendolomitregion übergehen. 
In den Alpen, wo die äusseren Verhältnisse, unter deren 
Herrschaft das ganze mächtige Schichtensystem bis hinauf 
zur Brachiopodenbank zum Absätze gelangte, offenbar durch 
ausserordentliche lange Zeiträume hindurch dieselben blieben, 
wie sie analog bei der Bildung des ausseralpinen Roths und 
des Wellendolomits in seiner sandigen Facies bestanden 
haben mögen, ist es daher nicht zu wundern, dass wir immer 
wieder dolomitischen Zwischenlagen und Gypseinschlüssen 
(T 9 V«) begegnen. V. Richthofen versetzt das Auftreten 
von Gyps häufig in seine Seisser Schichten, offenbar weil 
bereits unter denselben versteinerungsführende Dolomite 
beobachtet wurden, die er alle zu den Seisser Schichten zieht. 
Ganz eigenthümlich und abweichend ist eine Gesteins- 
reihe , - welche in ansehnlicher Mächtigkeit im Profile der 
Pulfler Schlucht und von da an ostwärts unmittelbar 
über dem Röthdolomite sich einschiebt. Es sind Lagen 
dunkelfarbiger, oft schwarzer plattenförmiger Mergelschiefer voll 
von undeutlichen kohligen Pflanzenresten und Fischzähnchen. 

3» 



Sitmng der matK-pht/s, Chtte vom 1. Märt 1873. 

it folgen dünabiinkig geschichtete kalkige meist dolo- 
iC schwarze oder graue Gesteine, grosaluckige gelle 
ite und wiederam graue Dolooiite. Alle diese Ge- 
sind erfüllt von einer erstuunlichen Menge von Fora- 
•en und Oslracoden, die sich schon dem uobewafifueten 
ila weisse PünktcbeD zu eikennen geben nnd auf vei- 
en Flächen dem Gestein ein rauhes Aussehen verleihen. 

diesB zweifelsohne die bituminösen, weissadrigen dunklen 

die r. Richthofen von Nonblade im Gaderthal er- 
(a. a. 0. S. 211). 

err Assistent Dr. Loretz entdeckte sie in auffallender 
lässigkeit weit fortstreichend auch 0, Tom Enneberg 
1 Gebirgen S. von Pusterthale. Die organinischen 
[iisse sind in hohem Grado interessant. Man erkennt 
t dentlich in Dünnschliffen. Meist zeigt eich daa Ge- 
ann als ein wahres Haufwerk von Ostracodensdiaien, 

Foraminifcren, in den Durchschnitten ähnlich den 
larien, SotaUert, Plecanien, Dentalinen und Comuspiren 
einer ungemein häufigen Brjrozoe , welche dichtge- 

aneinander liegend die Hauptmasse des Gesteins aus- 
I. Hier erscheint eine bisher gänzlich unbekannte 
iniferenfauna in der üppigsten Enlialtung. Leider ge- 
die Härte d^ Gesteins keine Isolirung durch Schlämmen. 
IS einer etwas kieseligen Lage gelangt es mir durch 
in in verdünnte Salzsäure die Ostracoden, welche ihrer 
in Schale wegen sich gut und voltständig herausätzen 
, massenhaft , von Foraminifercn , wenigstens einige 
Arten , welche entweder eine Kieselschale besitzen 
ich verkieselt hatten, zu gewinnen. Ich vermuthe, 
lieser sohwarze Dolomit, der äusserlich dem 
Steiner-, Reifiinger Dolomit etc. ähnlich sieht, häufiger 
Ostalpen vorkommt und wohl auch zn Verwechselungen 
3ssung gegeben haben mag. Wegen seiner engsten 
düng mit dem Kothdolomit und wegen seiner Ein* 



Gümbel: Geognostische Mittheüungen aus den Alpen, 37 

Schlüsse TOD Pflanzen- und Fischresten zähle ich denselben 
noch zum alpinen Roth uud bezeichne ihn als Foramini- 
feudolomit des Alpenröths. Wer Ortsbezeichnung 
vorzieht mag ihn Puster*DoIomit nennen wegen seiner 
Hauptverbreitung am südh'chen Pusterthalgebirge (Gaderthal, 
Enneberg, Pragser Gebirge, Toblach etc.) 

In den Dünnschliffen zeigen sich neben den ausser- 
ordentlich häufigen Ostracodenschalen und Zweigen einer 
zierlichen Bryozoe Durchschnitte sehr zahlreicher Formen von 
Foraminiferen , meist von nur geringer Grösse. Darunter 
lassen sieh die Gattungen Plecanium , Comtispira, Kodo- 
saria , Dentalina , Polymorphina , Gristellaria , Textilaria, 
Hotalia^ mehr oder weniger leicht erhennen. Ausser diesen 
kommen aber auch nicht selten höchst merkwürdige und 
eigen thüm liehe Umrisse vor, die ich auf mir bekannte 
Genera nicht zurückzuführen im Stande bin. Es ist nicht 
unwahrscheinlich, dass hier eine Anzahl von Bindegliedern 
entwickelt ist, welche die Reihe der nur bis in den Lias 
im ausgedehnteren Masse bekannten Arten der Foramini- 
feren-Fauna nach unten und nach den älteren Zeiten zu ver- 
längern und vervollständigen. Bis es gelingt, weiches, 
schlämmbares Material aus diesen Lagen irgend wo aufzu- 
finden, müssen wir uns genügen, das Wenige näher zu be- 
zeichnen, welches sich durch Ausätzen mittelst Säuren ge- 
winnen liess. 

Ostracoden. 

Bairdia calcarea. v. Schaur. (krit. Verz. d. Verst. d. 
Vic. S. 70 T. III. F. 20.) 

Diese sehr häufige Form stimmt so gut mit der Art von 
Recoaro, dass ich sie unbedenklich damit vereinige. Es ist 
diess eine Art, welche ich auch in den höheren Schichten 
mit Posidonomya Clarai ganze Schichtenfiächen überdeckend 
antraf. 



TIMM WM I. Man 1873. 

3ümb. ähnlich der JB. triasina 
F. 190 ^^ jedoch riel grösser 
ä Mm. breit und 0,5 Mm. dick, 
leicbmässig abgermidet, ebenso 
fast gleichmassig schwach aas- 
liger breiter als Tum. Auch 
sehr ähnlich, jedoch nur halb 
dern etwas stärker eingebogen. 
'hmdea) tnonopleura Gümb. ver- 
>. TOD Rubl (Jahrb. d. geol. 
F. 38.), jedoch nicht so ein- 
der Mitte liegenden Wölbung 
Bcbmalen EinbieguDg und Um- 
genden Dorsalrande; nach Toni 
rmig, ohrformig auslaufend; die 
an einem Exemplar, wie es 
andern wie mit einem Ademetz 
, Breite 0,6 Mm., Dicke 0,45 
m SchloBsrande ist nicht deut- 
Örigkeit zu Bairdia fraglich. 
. ähnlich der CythereUa subcylin- 
ler Grösse (0,7 Mm. lang) jedoch 
,nde und sowohl rom als hinten 
lern Schlossrande etwas näher- 
e Schalenoberääche scheint glatt. 

nticromera Gümb. angefabr 
gross , fast kreislormig rund, 
igeroodetem , meist scharfem 
ganz umfassend, ohne Nabel- 

' und der im Folgenden beBchriebenen 
folgt in einer spfiteren pal&ont. Ab- 




) 



Gümbä: Geognostischt Mittheihmgen am den JJpat. 39 



Schwiele, in der Mitte mit einer Andentting eini 
mit auffallend engen, schmalen Kammeni, tod 
fähr 25 auf dem sichtbaren Umgänge gezählt « 
nnd mit nur wenig nach vorn concex gebogen« 
tieften Nähten; die Septaläache der Endkamm« 
MüDdnng undeutlich. 

Diese Art macht eich dnrch die zahlrei 
Kammern zur Unterscheidung Ton ähnlichen Fo 
^Header Weise bemerkbar. 

Botalitta excedens Oümb. mit freiem , ung! 
beinahe kreisrundem, auf der Nabelseite fast el 
weniges gewölbtem, auf der Spiralseite hoch ui 
gestumpftkegelfSrmigem Qehäuse; auf der Spira 
der letzte Umgang deutlich, die inneren Umga 
sind zu einem abgerundeten Knopf vereinigt, ati 
Umgang machen sich 8 — 9 Kammern, die durch 
tiefte,radiallaufendeNähtegetrenntsind,bemerkbai 
gewölbte Nabelseite ist dnrch einen zangenförmif 
fortsatz bis zur Mitte bedeckt, ohne Nabelscbwi 
schwach vertieften Nähten. Die Mündung am i 
der letzten Kammer scheint auf der Nabelseite t 
fortzusetzen, Der grösate Durchmesser beträgt 

Plecanium granuliferum Qüuib. Mne 0,4 
0,3 Mm, dicki} und 0,6 Mm. lange, im Umriss 
seitige wenig znsammengedrückte Form mit un 
wechselseitig stehenden Kammern, von welchen 
mehr als die Hälfte des ganzen Gehäuses ausm 
sind kugelig rund, etwas weniges von oben zasam 
und durch tiefe Nähte geschieden ; die überfls 
verhältnissmässig dicken Körnchen bedeckt , c 
kurz halbmondförmig. 

Comuspira itttermedia Gümb. zwischen den 
Formen G. fUiformis Reuss und 0. pachy^ 



ittung der math--ph!/g. CIium vom 4, Märt 1673. 

nit 6 Windangen bei 0,4 Mm. im Darcbmesser, 

letztere. 

kommt Doch eine Üryoeoe von eefar guter Er- 
!ie ich aber nor in Durchschnitten kenne, desshalb 
nur Torühergehend erwähnen will. Sie zeigt ge- 
ilogien mit Ptylodictia. 

'eod dieser so ansgezeichaete Foramini fe reo- 
i sich ostwärts als sehr in die Augen fallende 
ufe weit fortzieht , verändert er sich westwärts 
seiner Beschaffenheit. Schon in dem Profile we&t- 
Schlem sind es weniger dolomitische, als mergelige 
ge, dunkelfarbige Gesteine mit kohligen Theilchen, 
:el mit gelben luckigen Dolomiten, im Mendel- und 
il-Profile fast ausschliesslich gelbe Dolomite, welche 
:h die Analogie ihrer Lage, als durch die nur 
1 bemerkbaren, kleinsten organischen Einschlüsse 
ir gleichen Schichtenhorizont anzeigen. In den 
I fehlt es bis jetzt an einem sicheren Nachweis des 
ens, obwohl es hier im tiefsten Trias viele dunkel- 
alke gibt, die einer näheren Prüfung und Unter- 
n dieser Richtung unterzogen werden sollten. Es 
nerhin möglich, dass diese dolomitischen Lagen 
m ausseralpinen Wellendolomit entsprechen könnten, 
t es zur Zeit zu dieser Paralleliairung an Anhalts- 

Alpiner Hnschelkalk. 

Qserem südtiroler Gebiete baut sich in sehr grosser 
keit unmittelbar höher eine Stufe von vorherr- 
rauen , obwohl oft in steilrandigen Felsen und 
lUtragenden, so doch im Besonderen dünngeschich- 
1 in dünnen unebenwelligen Platten brechenden 
ken in beträchtlicher Mächtigkeit auf. 
lind diesB die Schichten P*, S*, M^ und T* unserer 



Günibd: Geognostische Mittheüungen aus den Alpen, 41 

Profile. Häufig stellen sich auch dolomitische und sandige 
Beimengungen ein. Insbesondere findet sich auf den Schicht- 
flächen sehr oft ein sandig glimmerreicher Ueberzng, auch 
Wellenfurchen, algenartige Wülste, Spuren, wie von kriechen- 
den und bohrenden Muscheln erzeugt, lassen sich erkennen. 
Das Ganze deutet auf ein Sedimentgebilde am seichten be- 
wegten Meeresrande. Die Aehnlichkeit mit den tiefsten Lagen 
des Wellenkalks ist eine höcht aufiällige, namentlich sind 
es die kalkigen algenartigen Wülste , welche diese Vergleich- 
ung ungemein unterstützen. Leider erweisen sich die paläonto- 
logischen Hilfsmittel, die uns hier geboten werden , als nur 
wenige und schwache, obwohl die Schichten von Versteinerungen 
strotzen und manche Schichtflächen wie von Muschelschalen 
gepflastert erscheinen. Sie beschränken sich jedoch auf das 
Vorkommen einiger weniger Arten, die in grosser Individuen- 
anzahl auftreten : Pecten discites , Ostra ostracina in den tief- 
sten Lagen, vielleicht auch Fecten Schmiederi^ ganze Platten 
mit Bairdia triasina und mit Bacfryllien, in den etwas 
höheren Pleuromya fassaensis und mit ersteren eine ganz 
kleine aber ungemein häufige und constante Form einer 
Ävicula, der Avicula subcostata und Avicula pulchella ver- 
wandt, nur von viel geringerer Grösse. Sie mag vorläufig 
als Avicula pygmaea^^) bezeichnet werden. In diesen tief- 
sten Lagen findet sich, soweit meine Beobachtungen reichen, Fo- 
sidonomya Clarai noch nicht. Diese beginnt erst einige Schichten- 
lagen höher, und wird besonders oberhalb einer röthlich ge- 



ll) 5 mm. lang; ungleichseitig, schief oval mit stark seitlich 
umgebogenem Wirbel, mit kleinem vorderem, und breitem hinterem 
Flügel, mit 10 — 12 stark hervortretenden, sehr dicht dornig gekör- 
nelten Kippchen, zwischen welchen sich feinere, namentlich gegen 
den Band zu einschieben. Diese Art ist kleiner und schmäler als 
Av. subcostata, weniger dicht, aber gröber gerippt: ebenso ist Av, 
pulchella viel grösser (15 Mm.) und auf den Bippchen schuppig ge- 
kömelt. 



«. Cbme MM L Man 1873. 

erPr(^Ie))iänfiger. Noch ist ber- 
D Profile Wnssbach am Fasse der 
en GeBteinsschicht der ersten Ge- 
■sima hoaossdilag. Am Wege 
hristiiu im Grödaer Thale liegt 
haft in eiaem herabgebrodieDen 
iphiscb ähnlicher Besdiüffetiheit, 

isgriff m thon, irenn ich diese 
raten Wetlenkalk aasawhalb 

mögen wohl aach noch die etwas 
üb der erwähnten rothen Zone 
ihafle Auftreten der Fosidonomya 
[elsdiiefer zn neben sein. (Nr. 

[anpthorizoDtes der Fosid. Clarai 
ideroag in der Geeteinsbeschaffen- 
Lchen, ancb at^esehen von der 
TOrherrschend sandig mergelige 
liieier mit ZwiBchenlagen reinen 
t anfbllend weissgefarbt — and 
miger Oolitbs (Schicht 4c. 5d. 

[lieh, dasB ich in dieser Reihe 
lehr antraf,'*) dagegen erscheinen 

udrQoklioh dagegen, ali wollte ich 
igsben geradoEQ als faUoh bezeichnen; 
Heiner Beobachtnng. Eb darf dabei 
1 Verden, das« den entgegengeBetEteu 
ttenTerwechselung lo Qrande Hegt, 
i Lagen unter dem UanpUkoriEOnte 
amen, die man, wo nicht die Beihen- 
indigentblöaat ist, bereit« fftr «og.Cam- 



€rümhel: GeognosUsehe MUtheüungen aus dm Mpen. 43 

nun in grosser Menge in den sandigen Lagen kleine HöUh 
pellen, Naticella costata, Natica gregaria, Turbo recteUh 
hatusy Pleuromya fassaensis in Unzahl, GervilUa sociaUSf 
Ävicula venetiana^ Lima radiata^ Geratites Cassianus und 
Pentacrint4S cf. dubiusy letztere eine ganze Bank erfüllend 
neben vielen nur unsicher bestimmbaren Zweischalern and 
Schnecken. In der petrograpbisch höchst ausgezeichneten, 
leicht erkennbaren rothen Oolithbank zeigt sich : Hölopella gror 
cillior, Natica gregaria, Natica extracta^ Pecten disciies^ 
Pecten Fuchsi neben undeutlichen Gasteropoden. Noch 
sind die höchst merkwürdigen Wülste und Hahnenschwanz- 
ähnlichen Zeichnungen und Den^a^mm-artige Erhöhungen 
hervorzuheben, die sich auf den Schichtflächen der sandigen 
Schiefer constant yorfinden. Auch bemerkt man quer durch 
die Schichten gehende rundliche, mit Sand ausgefüllte, nach 
Aussen mit einer dünnen Rinde grünen Thons überkleidete, 
oft etwas geringelte Röhrchen, ähnlich wie von Ärenicola 
abstammend. 

Sandberger hat bereits einen mit Eisenoxyd stark 
im prägnirten Kalkstein aus dem Val Sugana nach Ben ecke's 
Entdeckung speciell der Dentalien-Bank des unteren 
Muschelkalkes verglichen. Ich kenne dasselbe Gestein aus 
der Nähe vonTrient, wo es in grossen, überaus versteiner- 
ungsreicheu Platten an der Strasse bei Pavo aufgehäuft 
liegt. Es ist sicher identisch mit unserer kalkigen rothen 
Oolithbank. Auch meine Beobachtungen weisen in diesem 
Oolith mitsammt den sandigen Lagen , den Hauptfund- 
schichten der Naticella costata^ auf die tieferen Schichten 
des Wellenkalks oder unteren Muschelkalks, inbesondere auf die 
Region der fränkischen Dentaliumbänke hin (Schichten 4 u. 5 
der Profile), 

piler Schichten halten könnte. Auch finde ich keine constante An- 
haltspunkte für Unterscheidung mehrerer Arten von Posidonomya 
in diesen Schichten. 



iyt. CUuie wm 1. Märt 1873. 

Bchwarzen Dolomite, den ich, ob- 
ler Gebiets bis jetzt noch keine 
rden sind, gleichwohl anbedenklicK 
en Beschaffenheit in Diinnschliffen 
trigonella gleichstelle, reicht noch 

aus gelben dolomitischßD Lagen, 
itsQsir rothem, diinnem lettigem 
n mergeligen sandigen Schichten 

Eine höchst eigenthümliche Con- 
(ou den tiefen Schichten. Dieses 
tant und bezeichnend. Es besteht 

Fanst grossen Rollstiicken, welche 
eise die bekannten Eindrücke wahr- 
SntstehuDg deutet auf eine stark- 
Material von einer nahen Küste 
te. Dem entsprechend sind auch 
le in diesen Schiebten selten. Nur 
Ikig werdenden Schiefer stellen sich 
h von Volteien rectihariensis nicht 

- ein schöner Zapfen fand sich bei 

— dann Myophoria laevigata, M. 
würden diese Schichten der Tere- 
s entsprechen müssen. Für eine 
adoch bis jetzt jeder Anhaitapunkt, 
cb auf die glanconitischen Kalke 
sich besonders schön und mächtig 
»achprofil in normaler Lage, ober- 
chschlacht bei Mitteldorf in Ver- 
stellung (M*) finden. Sie besitzen 
ilichkeit mit dem Schaumkalke, 
haben wir noch eines besonderen 

Es ist schon erwähnt, dass hier 

lattgefunden haben. Eine Folge 

ausserhalb Neumarkt, der Schiess- 



Günibd: Oeognosiische Mitthetlungen cm8 den Mpm, 45 

statte gegenüber, über die Röthdolomit- und Discites-Mergel 
aufsteigend, höher im Thale wieder auf tiefere Lagen des 
Buntsandsteins stösst und oben, wo der Fusssteig über das 
Thal nach Gschon fuhrt, fast auf dem Kopf stehenden 
Grenzschichten zwischen Roth und Muschelkalk begegnet. 
In der Mitte dieser grossartigen Dislokation sind die tiefsten 
Lagen des Buntsandsteins zu Tage gehoben und hier fand 
ich Blöcke eines blendend weissen Kalks voll Kupfererzspuren, der 
in auflTallendster Weise mit dem Schwatzer Kalk überein- 
stimmt. Anstehend konnte ich das Gestein nicht auffinden, 
indess zeigen sich die Blöcke so scharfkantig, dass sie 
nicht weit Ton ihrem Ursprünge entfernt sein können. Wahr- 
scheinlich liegen sie auf der Grenze zwischen Porphyr und 
Buntsandstein. 

Aehnlichen Schichten verrückungen begegnet man auch 
in der Pufier Schlucht; es mögen daher die Besucher des 
Pufler Bachprofils auf die grossartige Schichtenverwerfung 
wohl aufmerksam sein, welche sich im unteren Theile des 
Profils, da wo der Fusssteig aus dem Thale zum Dorfe Pufl 
sich abzweigt, durch eine plötzlishe steile Schichtenstellung 
verräth. Diese kolossale Verwerfung bringt die Dolomit- 
bänke unter den sog. Wengenerschichten hier bis zur Tiefe 
des Dorfes Pufl (aber auch auf der entgegengesetzten 0. Thal- 
seite) herab und bewirkt in der Thalsohle selbst durch die 
Wiederholung aller Schichten eine erstaunliche Mächtigkeit 
der sog. Seisser- und Campiler-Schichten, die jedoch nur 
eine sehr trügerische ist. Die Bank des hier mächtigen, 
durch seine weisse Farbe helleuchtenden und weithin sicht- 
baren sog. Mendola-Dolomits zieht sich in einem 
schroffen Felsengrath rasch an dem Gehänge gegen das 
Pitz- und Saltariabach-Thal empor, um erst beim Christina 
wieder die Hauptsohle zu erreichen und quer durch dieselbe 
hinüber zu streichen,*') während im Pufler Bache selbst und 

13) y. Richthofen hat diese Unregelmässigkeit wohl bemerkt^ 



SüMuig der «oA.-p&yi. Clai 

a Büdlidieii Seitengräben oberbalb dieses reiseiiriiCRens 
r die an G^pseinlagerungen angemeia reichen oberen 
1 des Böths mit dem Rötfadolomite anftanchen. In der 
dreier noch zn Fnfl gebörigen MüLlen ist die Schichten' 
des Foramioireren-räcben Dolomit, sam zweiten Male, '*) 
besonders gnt entblösst Von da an reicht das Profil 
wesentliche Onterbrecbnng aafwärta, bis zur Aogito- 
ecke. 

)amit werden wir unmittelbar vor die Frage gestellt, 
em Horizonte das wegen seiner Brachiopoden-EinschlÖBse 
slfach genannte Gestraa mit Refeia trigonella, Tere- 
la angusta, Spiriferina hirsuta etc. der sog. Vir- 
ia- oder Becoarokalk in der Reihe des Muschel- 
:hicbteD zuzutbeilen sei. Obwohl die Frage dnrch die 
liehen Untersuchungen Sandbergcr'e and Benecke'ä 
Asten der Terebratel- nnd Spiriferinenh&uk des Wellen- 
entschieden worden ist, liess der bisher immer Qocli nicht 
sichere Nachweis des oberen MuBcbelkalks in den Alpen 
m Bedenhen Raum. Auch die Unbeständigung der Lagen 
dieser erwähnten Brachiopoden dient nnr dazu , diesen 
el zu verstärken. Wir wissen, dass Eetzia trigonella 
'piriferina Menteeli in der Crinoideenbank des oberen 
lelkalks ihr Hauptlager bat. Ich fand sie in diesem 
u auch zwischen Kronach und Coburg. Ebenso kommen 
'erina fragüis und Terehratula angusta nach Alberti 
noch im oberen Mudchelkalke vor. Es bleibt sohin 
ders nur Spiriferina hirsuta als für Welleukalk bis 



sie aber eineFaltnog (3. 40); es mag darn&ah HeinsBaBtimmung 
Achtigkeit der Seiaser Sohiohten zo 400—600 FnsB ala eine viel 
le angenommen werden, 

14) Ein erstes Mal tritt dieser Dolomit an einer kleinen Fels- 
Unter der ersten kleinen Mühle im Pafler Bach etwa 5 Min. 
Jb dea Wegüberganga nach St. Michael zn Tag. 



OümM: ÖeogtUttitche MiahtOungeH am 4m Jlpm. 47 

jetzt ansschliesstich charakteristisch übrig. Nimmt mao nun 
weiter auf die Lage Riickeicbt , welche die Brachiopodenbäake 
gegen die tieferen, värsteinerangsföhrendea Schichten ein- 
nehmen, Bo iäBBt sich darans wegea der nnsicheren Stellong 
der obersten Bog. Gampiler Schichten kein Moment ab- 
leiten, welches mehr zu Gunsten der einen oder andern 
Annahme spräche. Wahrscheinlich dürfen wir auch auf 
diesem Horizonte nicht absolut genaa correepondirende 
Schichten in nnd ausserhalb der Alpen erwarten. Sicher 
ist esjdass dieseBrachiopodenbänkeeinemittlereLage im 
alpinen Muschelkalk einnebnien. 

Hendeldolomit. 

Die stete Verknüpfung, in welcher t. Richthofen 
seinen Mendoladolomit mit dem sog. Virgloriakalk 
erscheinen lässt, setzt es auraer Zweifel, wenn mir von dem 
Vorkommen an der Mendel absehen, welche Gesteinschiebten 
wir unter dieser Bezeichnung im Allgemeinen zn verBtehen 
haben. Es sind jene hellfarbigen, meist stnrk dolotnitisclien 
Bänke, welche zwischen dem dunkelfarbigen Virgloriakalke 
und dem diinnschiefrigen Gestein derWengenerschichten ihre 
Stelle finden., t. Richthofen bezeichnet zwar den Dolomit 
als Töllig ungeschichtet; allein an allen den zahlreichen 
Punkten, wo ich das nicher als Mendoladolomit an- 
zusprechende Gestein — auch in dem Normalprofile der 
Pufler Schlucht — beobachtete, ist dasselbe stets deutlich, 
an vielen Orten sogar sehr ausgezeichnet wohlgeschichtet. 

Die Bezeichnung nahm der Ver&Bser der Geologie von 
St. Gassian her von der Aehnlichkeit des im östlicbea Ge- 
biet in der bezeichneten Lage TOrkommenden Dolomite mit 
dem Dolomite, aas welchen die Hauptmasse des Meodelgebirgs 
besteht. Auch enthalten jene Dolomite ähnliche, früher als 
Crinoideen bezeichnete, jetzt als ForamUtiferm erkannte, 



atiä vom 1. Man 187ä. 

Gestein der Mendel. Doch 
chtig und daher die Bezeich- 
lerhaupt nicht zulässig, 
int nämlich ein getrennter 
Virgloriakalk und Wengener- 
ieraufs Tollständigste, Schicht 
>älen am Ostfusse des Mendel- 
DnKaldera nach dem Mendel- 

oberhalb Eppan, im Weiss- 
bei Tis eng aufs soigfältigte 
iber den obereteu Lagen der 
raucht und in keinem der 
etrennte Lage des Virgloria- 
shiefer gaoz gleiche Schichten- 
venig eine der Regel nach 
lung beobachten können. Es 
i>er den Gampiler, pfianzen- 
lithildang, die scheinbar un- 
I in die höchsten Theile des 
fen fasst auch demgemäss 
B Dolomitstockwerk bis zum 
eigentlichen Mendeladolomits 
d normal ausgebildete Schicht 
finden ist. Es zeigt sich zwar 
ISS 'trotz der au seh einenden 
Mendel in etwas geänderter 
1 sich auffinden lassen. Im 
unkelfarbige Dolomite, welche 
ireccien ähnlichen Weise mit 
d, und anmittelbar die Cam- 
berhalb Eppan und Ealdern 
isse , fleckweise etwas röth- 
iweise Hornstein-führend und 
3 die dunklen, typischen Vir- 



Cf^hel: Geognöstisehe Mtttheilungen aus den Älpm. 49 

^loriadolomite z. B. in der Puflerschlucht. Um 10--12 m. höher 
findet man in dem immer sehr deutlich geschichteten weissen 
Dolomite jene charakteristischen Foraminifereneinschlüsse 
(Qyroporellen), von welchen später ausführliche Angaben 
folgen werden, in der für das Niveau des Dolomits über 
dem Virgloria ausschliesslich eigenthümUcfaen Art. (GyrO' 
porella paudforata). Die Mächtigkeit mag 30—40 m. be- 
tragen. Nun folgt scheinbar mitten im Dolomit eine Lage 
grünen^ oft auch etwas röthlichen Lettens mit Steinmergel- 
artigem. Dolomit und vielen , ganz undeutlichen kleinen 
organischen Einschlüssen. In dem diditen weissen, etwas 
röthlichen Steinmergel-ähnlichen Dolomite kommen hie und 
da kieselig« Ausscheidungen vor. Es muss dahin gestellt 
bleiben, ob wir darin eine Stellvertretung der Wengener 
Schichten annehmen dürfen, wie es allerdings den Anschein 
hat. Jetzt erst über diesen Lagen etwa 80^100 m. über 
den Gampiier Schichten baut sich die Hauptmasse des 
Dolomits auf, aus i\relchem die eigentliche Steilwand, die 
Felswände und liie höchsten Kämme des Mendelgebirgs 
bestehen. Auch diese Dolomrtmasse ist sehr deutlich 
geschichtet, luckig, oft rothfleckig, voll grosser Chemnitjgien, 
zahlreicher kleiner Sasteropoden, und ungemein zahlreicher 
Gh/roperellen , welche in den obersten , blendend-weissen 
Dolömitbänken, wie solche am Mendelwirthshaus anstehen, 
in keinem, wenn auch nur Faust -grossen Stücke fehlen. 
Daher stammen auch die vielen mit Gyroporelleh ganz er- 
füllten Bruch- und Rollstücke, welche man längs des ganzen 
Fusses der Mendef so ungemein häufig findet. Diese Oyro- 
porellen sind ganz anderer Art. als jene des tieferen Horizontes 
und identisch mit den Formen aus dem höheren Dolomite, 
den V. Bichthofen Schierndolomit genannt hat. Auch 
die übrigen keineswegs seltenen, aber schwierig aus dem 
harten Gestein herauszuschlagenden Versteinerungen lassen 
k^nen Zweifel, da^ diese ober eHauptmassed esMen der* 

[1873, 1. MatU..phy8. CL] 4 



50 6iUung der maäk.-phys. Otasae vom 1. Mars 18T3. 

dolomits nicht, wie t. Bichthofen annahm, dem Dolo- 
mit unmittelbar über dem Virgloriakalk ent- 
spricht, sondern dem Schierndolomite gleich steht, 
dass demnach der Mendoladolomit des namengeben- 
den Mendolgebirgs identisch ist mit dem Schiern- 
dolomite des Schiern. 

Sollte darüber noch ein Zweifel bestehen, so wird der- 
selbe sofort durch die vollständigste Uebereinstimmung be- 
seitigt, welcher zwischen diesem Mendoladolomite mit den 
ihm zunächst aufliegenden Gesteinschichten und dem ^chlern- 
dolomit auf dem Schlernplateau besteht. 

Unmittelbar auf die schöngeschichteten Dolomitplatten 
mit häufigen Gyroporellen-Einschlüssen am Mendelwirthshause 
— auf denen sich ausserdem ausgezeichnete Gletscherstreifen 
unter UrgebirgsgeröU, wie an mehreren Punkten des Mendelge- 
hänges, z. B. am Saumpfade oberhalb der Gabelung nach Eppan 
und Kaldem bemerkbar machen — folgt westwärts eine 
ausgezeichnete, rothe Schichtenbildung, welche nach Gesteins- 
beschaffenheit und organischen Einschlüssen absolut über- 
einstimmt mit den sog. rothen Raibler Schichten, 
deaSehlem und genau dieselbe Stellung zum Mendeldolomit, 
wie letztere zum Schlemdolomit einnimmt. Stellenweise 
drängen sich, wie am Weg nach Fondo, Eruptivgesteine mit 
ihren Tufif- und Mandelsteinlagen zwischen die Baibier Schichten 
ein und weisen deutlich auf den Antheil hin, welchen die 
Eruption an der so eigenthümlichen Gesteinsbeschaffenheit 
der sog. Raibler Schichten genommen hat. Die rothen 
Schichten haben an der Mendel nur geringe Mächtigkeit, 
und werden genau so wie am Schiern, ehe man den 
Weiler Fondoi erreicht, von einem wohlgeschichteten Dolomite 
voll Megalodus complanatus und Turbo soUtarius Beneck, 
überdeckt. Eine neue Weganlage hat die Auflagerung 
direkt bloss gelegt. Dieser obere Dolomit mit west- 
lieher Senkung setzt bis zu dem tiefen Thaleinschnitte 



OHmhä: BeosnoOitefu Xittheilungen aui im Mjfm. 

TOD Foado fort und Bdieint aacli die Kuppel des Fei 
zu bildeD, von wo mir Hr. Prof. Gradier eioe grosse 
BteinbiralTe (M. trigueter) zur Ansicht mitzatheilen d 
hatte. Nach diesen so klareo, wie anzweideatigen 1 
ist die Bezeichnang „MeBdoladolomit" aU die ein 
stimmten tiefeni Triasstufe nicht mehr zalässig. Ei 
sich aher nan Überhaupt, ob iu dieser Gegend von St ' 
und dem Fassathale zn «ner bestimmten Abgrenznu] 
höheren Dotomitstnfe über dem Vii^loriakalk Veran 
gegeben ist. 

Sehen wir ab von dem Mendelgebii^e und deo 
gebirgen überhaupt, in welchen der sog. Virgloriaki 
eoldier sich nirgends deutlich yoq dem höheren I 
lostrenot, so läset sidi allerdings in den öetlichen G 
thetlen, eine sehr ausgezeichnete Dolomitstufe untersc 
Noch am Mt. Ctslon und im Profile des Scblembach 
am SVf. Fnsse des Schiern vermissen wir eine dt 
Scheidung der Dolomitstofen, wie sie im Osten sich e 
Die Dolomitbildong geht in ä&i westlichen Qebirgt 
ohne stark in die Äagen fallende Unterbrechung Tt 
hängendsten Gampiler Schichten bis in den Schlwni 
hioauf und es gehört grosse Anfmersamkeit and bei 
gute Au&chlusBo dazu, um wenigstens in den ttefsten 
den Repräsentanten des Virgloriakalks an den Crin 
EioschtSssen und eine zweitedaraof liegende Schicht i 
QyroporeUa pauciforäta TielleichtalsAequiTalentder E 
läge zu erkennen, die tbeilweisev. Riohhofentnitdertn 
fenden Benennung ,,Mendoladolomit" belegt hat. Weit 
riger lässt sich noch höber eine Dolomitstufe abgrenzen, 
wahrscheinlich den Weogenerschichten im Alter 
steht. Es sind hier Einlagerungen und Zwisdiens( 
grünen Mergels und die Steinmergel-ähuliche Beschai 
welche stellenweise, wie am Westfosse des Schiern sich < 
bemerkbar machen und vielleidit in noch höher Torkom 



Sitätmg ier math.^k]/t. CImm vom i. M<ln i87$. 

srlioltiogen, da tro im -Gebirge meiat -deatHche Steffeln 
RosbildeD, dio Zwiscbenlo^ der tiefsttti St> Caasianw 
hten ersetzen. 

&j)derq rerhält ea sieb weiter östlich uod Dvmeatlieb 
m Gebiete, ip dem die St. Cassianer Schicht«! tjpiseh 
bildet sind. In dem Profile der Pnä^ Schlucht «^änzt 
die Scfaichtenreihd bis zmn Angitophyr in nachsteheDda 

ElangeiideB: A^gitophyr als Lager. 

Pm. Dünne Bohwkrx« toffige Mergeltohiefar Kn d^ Angita- 

gbyrdeck« etwa* fcbief ^bstouend mit feingestreiften Ha- 

tobien 8,0 m. 

Pm. Bneocie ana meiit eckigen ffalkbmoIittQckan bcBtebend 

1,6 m. 
PI. Schwant« dnnnUättrige toffig« Sobisfer 3 m. 

Pk- Hellgr&nei, dichtes, liald Hornitein- artige , bald Bändiget 

Uesteia (Pietra verde) 0,2& m. 

Pi. Sokwan» tnffige SobieferTollToniWidonomyaicenpnUtsnnd 

^,ätobien 2,0 m. 

?h. Bncbenateinerkalk beatelieDd: 

1) am düDDBohiobtigem, BcbnärtlichemiplittrigraiiiDd hell- 

granem knolligem Kalk voll Hornoteinknoilen 6,0 tn. 

2) grSDlicb graaem Mergel 0,5 m. 

3) knollig welligem dDnngeachicbtetem, kieBeligemnnd Hom- 
Bteinfährandem Kalk mit Ceratiten 5,0 m. 

Pa. Schwarzer Ealkeohiefer voll Satobim 10,0 m. 

?h. Weisser tmd grauer, dünnbankiger, knolliger Kalk mit 

HomBtein nnd voll von Sracbiopoden 17,0 m. 

Pc ßSnngescbichteterBchnarzer Mergel mit ffalobien 0,25 m. 
?i. Crinoideeobreocie - D,& m. 

P^. Sobwarcer Hergelscbiefer 0,10 at. 

Pe. Sebr wohlgBaabichteter gramer nnd weiBier Dolomit mit 

OyroporeUa pauciforata (7t. Bichtbofea'a Mandoladolomit) 
78,0 m. 

Mergeliger Dolomit 0,25 m. 

Pa. Ovaner Dolomit und Kalk iait knolligen Lagen und Cri- 

noideen (Tirgloriakalk) 30,0 m. 

Unterlage: GntaePflanzs|)apbi«f«r ondP^intennv-rotlieCampilar 

Schichten. 



ÖH^thheh ffeo^fnömiche Muheüin^eü aüM äeH Atpen. S!i 

Ans diesem Pit>file ist 2ü ersehe, dass der Döloiuit 
(P**), deti V. Richthofen offenbar ötir Wegen seinör, wie er 
glaubte, anderwärts namentlich am Mendelgebirge mäehtigeii 
Bntwiokinng durch eigene Bezeichnung besonder^ hidrvor- 
zaheben für tiöthig hidt, eine relativ untergeordnete 
Stelle einnimmt und nicht als dne tiesotidere alpiüe Schichten- 
stufe angegebeti werden kann, üeberhaupt theilt v. Richt- 
hofen diesem vermeintlichen- Meddola^olomite viel zu vield 
nicht hierher gehörige Gebilde zu, indem er alle Dolomite, in 
welchen er Cryroporellen wahrnahm, zu seinem Mendoladolomit 
rechnete. Ein Gestein aus dem Val' S'arda des Latemar- 
gebirgs z. B. dnrch v. Richthofen selbst gesammelt und 
voti ihm: als Mendoladolomit bezeichfiet, dessenf Untersuchung 
in der freundlichsteä Mittheilung desHrni Direktor v. Hauet- 
au^ derSanimteng der k. Reichsanstalt verdankte, ist erfüllt 
von GfyroporeUenit abet ntir von jeneii Arten, die am M'^ndfel- 
gebirge im Schlerndolomit vorkommen, und ist denlnach 
sicher nieht' aus dem Niveau, in dem nach dem Normair 
profiJe dejr Pufler Schlucht dei^ feög. Mendoladolomit liegen^ 
80lltel Dieses Niveau i^t allerdings durch das Vorkommen 
einer Art QyroporeUk^ nSnilich det ür. päudförätU cbaraki 
teristrty welche ich voo zafalreieh'eti Fundorteü aus äeh Süd- 
alpen ketme und auch in den librdälpen aus det Regiotit 
der Kalke ob^halb dek* Lagen mit BeMa trigmeTla und 
aus dem- sog. Reifiinger Kalkfe oder ÜaAbnM^ nachgewiesen' 
habe. Ich fand diese Speci^ nie in höheren Lag^il, dagegen' 
glaube ich mich äberzeügt zu haben; dass sie sich atiöh im 
Dolomite von Himmelwitz vorfinde, zum Beweise, diäss, wid 
aueh Sandberger annitnmt, der Reiflio'ger-Üolomit 
und Kal& mit Ämfmniüs Btuiä^ri mit' dfem obersten* 
Wellenkälke in Parallele zu stellen sei. 

Nftchdetn hier einerseits der Nachweis geliefert Wurde, 
da$&d£e Hau|it«iAS6e des Dolomite an der Mendel nicht dexn' 
tieferen l^vea« zwisc^n BraoMopöden- > üi]^ Gef^fettoiiixl^n«' 



r m^Ltkft. amt mm X. Man U73. 



■ bei 

«a Ddonte. m U m G^vpvcQa-Aitai ent- 
id höherealGveaa l a gih ü iM — d wtdil sehr 
■ Sidtkolnr kitiüMlicAali Undcdadolomit 



^emdolftdoloBit" Im 
hnfnii'i ■■ ilrrTfiihr ilri ■][■■« Hrtiiihtm 



iämtäea StodieB ober die Stdhtng, veldie 
rw-, Beeoaro- oder Brmdäopoden-Kalk und 
Dpodeo- oberer Gattensteiner oder Beiflinger- 
ü[nDen Sdiiditenreibe gegeoäbw ömiehineD, 
ronBotxen und St. GaGsian nicht gee^et Die 
Oesteioe sind — «bgeBehen too ForrnKtm- 
fideen — so m sagen TCrsteinetiiDgsleer. 
stretm wir mit den sehiefrigen GdiÜden über 
?* ein nenea Entwickliii^feld, welohes hier 
I znerat dnrch seine aa&lleiiden Eigeothüm- 
nfmeibamkeit auf sich zog. Es aind diess 
ener Schiebten, welche man weit passen- 
wahrfaaft erstaOnlichen Uenge von Haiobien- 
ich E m m r i G h's V oi^ang, Halobieo- 
mnai dürfte, wenn aach Halobien in sehr Ter- 
) wdt höheren Horizonten immer wieder- 
ist ist herrorznheben, dass die ganse Schichteo- 
' anserea Profils am Fnfler Bac^e) den Ein- 
Duneogehörigkeit macht, besonders dadnrch, 
in zahlreicher Menge Yon unten bis oben 
loh in der Gesteioebeschaffenheit eine gewisse 
,ng Vi Tag tritt. XAoBalobieH gehören rer- 



Crümhd: Oeognostiache MittheUwngm atisden Mpen, 96 

schiedenen Arten an, welche sehr formverwandt sind. Un- 
zweifelhaft kommen ohne Verschiedenheit des Niveau'sin diesen 
Schichten die Arten H. Lommeli, H. Moussoni und H. Sturi ver- 
gesellschaftet vor und ihre Trennung in verschiedene Schichten- 
systeme scheint mir nur durch eine Art Verwechselung der 
diesen Schiefer zwischengelagerten sog. Buchensteiner Kalken 
mit den unteren Gephalopodenkalken veranlasst worden zu 
sein. Unter diesen plattenförmigen Kalken liegen Schiefer, 
welche Haldbien enthalten, die genau mit dem in der hiesigen 
paläontologischen Sammlung liegenden Wissmann'schen 
Original übereinstimmen , während die Kalkplatten selbst 
Halöbia Sturi^^) Ben. enthalten, zugleich mit Formen vom 
Typus der H, Moussoni. Das Vorkommen der H. Lommeli 
unter den sog. Buchensteiner Kalken ist von besonderer 
Wichtigkeit und daher genau ermittelt worden. In den über 
den Kalkplatten liegenden Schichten , sieht man dieselbe 
Halobien zugleich mit Posidonomya Wengensis , Pflanzen- 
resten, Fischschuppen und Spuren von Brachiopoden , wie 
bei Perledo. 

Die Bezeichnung W en g en e r- Schi c h t e n auf noch höhere 
Schichten, namentlich auch auf die sandigen Schichten voll 
Pflanzenreste auszudehnen, welche in dem Puflerprofil über 
dem Augitophyrlager bereits am äussersten Rande des 
Plateau's der Seisser Alp, wo der Steig durch einen kleinen 
Hohlweg die Weidfläche erreicht in Verbindung mit Mergel- 
schiefer voll äusserst fein rippiger Halobien vorkommen, 
halte ich für ungerechtfertigt und nicht übereinstimmend 
mit dem Normalprofile bei Wengen selbst und der Wiss- 
mann'schen Auffassung, welche für massgebend gelten müssen. 
Dieser Vergesellschaftung von verschiedenen Arten der 
Halobien in den typischen Wengener Schichten steht die That- 



15) Gemäss einer Bestimmung von Prof, Ss^ndberger naol^ 
Ori^nalexemplaren, 



Siitmg der math.-phs*. Clatw vom 1. Xärt 1873, 

gegenüber, daes Ealobia Lommeli in sehr Terscbiedenen 
)nten aiigeriihr,t wird, toh den oberen Lagen des alpinen 
lelkalks an bis zum Halhtatter- and dem Wetterstein- 
Diese auffallende ErGcbeinung lägst sich wobl dadurch 
en, dass man früher den Umfang der Krt S. Lommeli 
veit fasste und Formen dflranter Tereinigte, toq denen 
etzt bereits einige als besondere Arten abzutrennen 
t hat. Diess ist beispielweise bei der Art der Fall, 
i an der Arzler Scharte bei Innsbruck in den tiefsteo 

des Wettersteiukalks eingeschlossen ist und als be- 
re Art'^) hervorgehoben zu werden rerdient, Ichkenne 
mehrere sehr feinrippige Fragmente aus den Wengener 
iten, welche jedoch zur näheren Artbesttmmung nicht 
tndi'g genug sind, 

ji diesen Schichten liegen nun mehrere Lagen Horn- 
reichen Kalkes, welche durch die Bezeicb&nng „Buchen- 
lei Kalke" ausgezeichnet worden sind. Es ist diess 
berer Cephalopodenhorizont, der von jenem des be- 
en sog. Cephalopodenkalka des alpinen Muscbelkalka 
immoHÜes Siuäeri wohl getreimt werden muss. Ich 

in der ersten Bank (P" des Profils S. 52) einige 

von BracdUopoden, die aber untrennbar mit dem kis- 
<n Katk verwachsen sind und nur ungeiahr auf Tere- 
la und grosse Spiriferen schliessen lassen, in den oberen 
mken glückte es mir einen gut herausgewitterten Oera- 

(cf. Amm. Rippeli) zu entdecken. 
Globose Ammoniten gibt schon T. Richthofeo (S. 66) 
1 HaXohia Lommeli als charakteristisch für die Buchea- 
M- Kalke an und Stur (Jahrb. d. geol. B. 1868. 0. S. 88) 

daraus drei Arten globoser Ammoniten, eine Arjeten- 

16) Ich werde an einem anderen Orte über diese vorlän£g ala 
iohleri bezeichnete Art, sowie Über mit ihr vorkommende 
Binemngen demnächst AnsföhrlichereB mitth eilen, 



äihnlicbe Art, Ceratites binodosua und die Hakbia Sturi 
Bea. an, die ich in der Pofler Schlucht gleichfalls darin 
auffand. 

Suchen wir hierfür nach Parallelbildungen in den 
Alpen, BO sind zunächst gewisse Schichten knolligen, hom- 
steinhaltigen Kalks sicher damit zu identificiren, welche in 
den Eingang zur Partnathklamm anstehen und erfüllt sind 
von Hdlobia Lommeli, Ich vereinigte früher diese Schichten 
mit dem angeschlossenen, überaus mächtigen System grauen 
Schiefers und hellgrauer, die Pflanzen der Lettenkohlensand- 
steins führender sandiger Zwischenlagen unter der Benennung 
Part nachschichten. Spätere Untersuchungen haben 
mich belehrt, dass sich diese mächtige Schichtenreihe nicht 
als Ganzes zusammen fassen lässt. Ich fand zunädb:st im 
Eingang der Partnachklamm beim Aufsteig nach Grasseok 
über den erwähnten HalobienknoUenkalken mehrere Lagen 
schwarzen oft Hornstein-haltigen Kalks mit Terehratüla, cf« 
semiplecta, groBsen Sjpiriferen und dicken Ämmoniten^ die 
man gewöhnlich als Globose bezeichnet, ohne dass sie zureichend 
gut erhalten sind, um sie näher bestimmen zu können. Doch 
glaube ich darin jetzt ganz sicher die Buchensteiner Kalke 
der Südalpen wieder erkennen zu können. Diese kalkigen, 
tieferen Lagen lassen sich leicht von den höheren schiefrig- 
sandigen abtrennen, welche die. Lettenkohlenflora beherbergen 
und zur unmittelbaren Unterlage des Sandsteins sandige 
Schiefer haben, die eine stark gerunzelte, am Wirbel fast 
glatte , gegen den Rand feinstreifige Halobia -* Tielleidbt H. 
Haueri Stur's — und grosse Mengen von Mjfophariact laevigata 
beherbergen. Auch bei Innsbruck hat P i c h 1 e r an mehreren 
Punkten die gleiche Schichtenlage der Hälcbien entdeckt 
Es unterliegt fast keinem Zweifel, dass in der Berchtesgadener* 
Gegend jene petrographisch höchst ausgezeidineten, rothen 
. Plattenkalke, die ich „Draxlehenerkalke" genannt habe, 
trotz ihrer rothen Färbung mit den Hornsteinkalken der 



mng der malh.-phyi. (Mmm vom. 1. M&ri 1873. 

e Ton gleichem Alter sind, und ebene» aach die 
hen Kalke, wie diess bereits t. Mojsisovics 
. d. geol. Reichs. 1870. S. 101) angegebea hat. 
^atkbänke lassen sich ans der Schichtenroihe der 
atmeli nicht herausBchälen und absondern und 
eck massig das ganze System als Hauptschichten 
I Lommeli, die Kalklagen darin, als deren Kalk- 
zeichoeo, wodurch wieder eine ganze Reihe alpiner 
: Partaachkalke, Draxlehnerkalke, Pötschenkalke 
JT Bord geworfen worden könnte, 
in die Gegenüberstellung dieser alpinen Gebilde 
pinen anbelangt, so halte ich an dem Vorkommen 
rwandten Salobien in der Nachbarschaft der 
ike fest and glaube diese Halobienschichten in 
imang mit Sandberger (N. Jahrb. 1669. 
Stellvertreter des oberen Muschellialks in den 
en zu dürfen, worauf auch die Lagerang zwischen 
. Ammonites Stvderi and hitiodosm einerseits, 
inen mit der Lettenkohlenöora andererseits mit 
mtheit hinweist. 



etra-Terde nnd Monzonit v. Kobell's. 

welcher die Gegend von Enneherg, Gröden und 
it hat, wird ein hellgrünes dichtes Gestein 
< entgangen sein, welches in zahllosen Brneh- 
überall dem Auge bemerkbar macht. Wegen 
lend hellgrünen Farbe erhielt es von italienischen 
en Namen Pietra- verde. V. Richthofen 
80) sieht es als eine Art von Tuffgestein an und 
ine normale Stelle unmittelbar über den Wengener 
1. In der That kehrt dieses Gestein überall in 



OämM : Gtogntiatitehe MittheAmgm aiu dm A^e». 59 

den tuffigen Scfaichten, auch mit Halobia Lotnmeli, zauächst 
• über den Bochensteiner Kalken wieder and darf mit Recht 
als ein sehr aogenfälliges Schichtenglied der Haupthal 
schichten in Sädtirol gelten. Es ist jedoch sehr yei 
denea VerSademngen untervorfeD. Bald ist es gleichi 
dicht, Hornetein- oder Tbonstein-artig derb, scfal 
breohend, hart, bald mehr erdig und schiefrig, onreio 
bald aach im deutlichen Uebergang zu Tuffe von körnige 
sammensetzmig und zur Breccienbildang geneigt. Alle 
Varietäten zusammen bilden ein zusammengehöriges C 
von kaum 1 m. Mächtigkeit. Auch am Fusse des Moi 
begegnet man häufig diesem Gestein in grossen, atu 
tu^pränglichen Lagerstätte ausgewitterten Blöcken. 
Brachstück solcher Pietra-rerde vom Monzoui liegt dei 
lyse T. Kobell's zn Grunde (Sitz. d. bajer. Ac. d. 
1871. S. v.6.Mai) in Folge dessen er das Materialm 
Name Monzonit belegte, der jedoch durch Lappar« 
für die Bezeichnung des Monzonsynit schon früher verb 
war. Sofern eine Mineralspecies dadurch bezeichnet t 
sollte, scheint ein Ersatz des Namens nicht nöthig ; 
das anscheinend derbe Material der t. Kobell'schen A 
ist die Pitraverde und kein einfaches Mineral, sondern eii 
birgsart. Im Dünnschliffe nämlich ze^ das Mikrosoop 
Zusammensetzung aus heterogenen Theilchen, indem ir 
TOrherrschenden trüben krumösen Grundmasse zahl 
feine Nädelcben, kleine Körnchen und Flimmerchen, se 
gröstere Krystalltheiloheu eingestreut liegen. Die ( 
masse erweist sich im polarisirten lichte als an 
während die eingestreuten Körnchen sich wie Bruch 
ron Plagioklas, Angit and Hornblende verhalten, 
wenige der eingestreuten Theilchen nämlich lassen 
bei Anwendung eines Nicols die von Tschermaot 



17) Ann. 4 miuee 18S4. TI p. 27G spp. 



SUMotf der mathrphtf». Olane vom t. XOtm ,1873. 

tarke Farbenändernag beim Umdrehea beobacbten 
i]dadnr(di ein HontbleBde-äbnliches oderehloritisches 
10 währmd streifig farbige Körnchen wohl einem 
s zQgeiahlt Verden dürfen. Der allmählige Ueber- 

Sedimentärtaffe weist dem Gestein selbst seine 
ter den Thonstein-ähoUcheB TaEFen an. Dabei be- 
ehr wechselnde fiesohaffenhett nnd wahracbeioltch 
schiedene ZiuaraoiensetzaDg. Nach v. Kobflll b^ 
I Gestein vom Mt. Monzoai ans: Ktes^saure 58,60; 
I 17,10; Eiaeaoxydul 9,00; K^lkerde 9,^3; Magne- 

Natrons 6,60; Kali l,90aad Wasser 1,50, eine Zn- 
BtzDDg, welche mit Ausnahme des auffallend hohen 
haltes von der mittleren Zusammensetziing des 
^r nur wenige Anweichnngen zeigt. Während diese 
Art T. d. L- leicht schmilzt, ond eine Härte = 6 
seigea die meisten Proben, selbst boIc^ von derselben 
,e am M. Monzoni eiden geüngeren Grad Tön Harte 
Delzen viel schwieliger; andere Varietäten sind fast 
zbar, doch erweisen sieh alle als sehr wenig veränder- 
DinwirkuDg von Salz> oder Schwefelsäure; die meisten 

Bcgar ihre grüne Farbe. 

haben es daher ia der FietraTerde mit noem Tarie- 
ren tußisrtigeD Gestein zu thun. 

Angltophyr« '*) 

lern Profile der FnSerschlnoht legt sich ein mäehtiges 
:s bekannten schwarzen ErnpUTgeeteins etwas weniges 

[eh achlax« dip BfeKeichnniig Aogitofibjr statt A'ngit- 
' für das mestilitiache, alpine Diabas-äbnliche Gtsteinvor, 
il es kein Porphyr iat, and dann weil man mit Augitpor- 
r Tericbiedene ältere und jüngere KrnptivgeBteine be- 
lat. Zirkel nennt äe.s GeStein der Seisser Alp sogar 
(N. Jahrb. 1879. 8^286) . 



üümM: Qeognosiische Mütheäuimfen am Jkn jUpm» ftt 

abweichend und ohne wirkliche verändernd Einwii%iingen 
^af die tuf&gen Schiefer 4er Halobienschichten. 

Nach den Wahrnehmungen in SUdtirol fallt die Evap- 
tionszeit dieses Gesteins zwischen den Beginn der Ablagerung 
der Halobienschichten und der sog. rotfaenRaiblerScUchten, 
wie das Vorkommen taffiger Zwischenschichten dann die Auf« 
lagerung in der Pufler Schlucht und die unmittelbare Ver« 
knüpfung lehrt, in welcher die sog. rotfaen Baibier Sdiichten 
in einer westlichen Einsenkung am Schlemplateaa gegen die 
Schlernbachschlucht und auf der Mendola mit diesem Oe- 
stein stehen. 

Ich habe das Qeßtein ¥on folgenden Func^idrten näher 
untersucht : 

Fufler Schlucht, unmittelbar auf den Halohien* 
schichten liegend und aus verschiedenen Stellen bis xum 
Plateau der Seisser Alp ; dann von 

C h r i s t i n a gleichfalls aus der Decke, welche hier über 
die Flötzschichten ausgebrütet liegt. 

Schiern, Einsenkung gegen den Schlembach. 

Mendel, in der Nähe westlidi v^n dem Wirthshaus. 

Fassathal von dem Vorkommen am Mt» Monzoni. 

Das äi:^8ere Aussehen ist nicht merkli<di versdiieden. 
Doch zeigen die Dünnschliffe der Hauptsache nach, eine 
grosse Uebereinstimmnng wenigstens in Bezug auf die nor- 
male Zusammensetzung. Das Gestein besteht aus einer fein- 
körnig gemrcngten Grundmasae, in welcher mit allmählig 
wachsender Grösse porphy rartig ausgeschieden liegen: kleinere 
Kry^Uchen von Magueteisen, etwas gröss^e meist kurze 
und breitere Nadeln von Plagioklas, (die selten fehlen), 
grössere Krystalle von bouteillengrünem Augit, (diesse in 
grösster Häufigkeit), und unregelmässig begrenzte ParÜtieen 
einos lichtgrünen , meist radialfasxigeh ÖUorit<*ähnlichen 
Minerals, neben den unwesentlichen Beimengungen, unter 
welchen Apatit die Hauptrolle spielt 



b mache ztuüudiBt über das Ghloritpartige Mineral einige 
MittheilangeD. EBMtaaffalleDd, dasadieses Gemragtheila 
sbreibang des sog. Angitporpfayr nicbt besonders gedacht 

Ich glanbte daher zuerst nur stark zersettte Exem- 
mm Dännschlifie rerwendet za haben. Allein alle, 
ie anscheineud TÖlIig nnzersetzten Stücke lieferten mir 
e ErscheiDOng, so dass ich dieses, dem cbloritischai 
gtheile der Diabase nberans ähnlidie Mineral als 
I wesentlichen — wenn auch Tielleioht in seiner 
; e n Znsammensetstmg erst nachträglich umgebildeten — 
gtheil der südtiroler Angitophyre erklären muss. 

ßemengtheil ist, wie jener der Diabaegesteine — erat 
rkerer Ve^röserong dentlicb erkennbar — meist con- 
:h ftisrig in der Weise aosgebildet, dass in einem 
zahlräche einzelne Mittelpunkte vorkommen, von 
Q die radiale Fasern auslaufen, etwa in der Art, wie 
kel (Z. d. g. G. 1867. T. U. F. U) vom Spärolith 
it. In Salzsäure leicht zersetzbar, eine Eisenoxydol- 

TbeillöBung liefernd ,. ist dieses weiche , doppelt- 
dde Mineral, entweder in grösseren eckigen oder oft 
lien Putzen ausgesdifeden, oder auch mitten tu dem 
und Feldspathkrfstallen , wie auf kleinen Gängen and 
ihen eingeklemmt und nicht durchtheüwaiBeZersetzang 
igitsubatanz an den Rändern durchziehender Risse ent- 
1. Denn die wirklidien Zersetzungsprodukte des 

sind ganz anderer Art und verhalten sich durchweg 
ne amorphe Substanz. Seltener ist das grüne Mineral 
lentlich fasrig, mehr pnlverig kömig oder wolkig trabe. 
a(^ der Einwirkung der Säuren ist der unzersetzte 
;e Rückstand zwar noch von der ursprünglichen Form 
lerals, aber nidit mehr doppeltbreohend, wie vor der 
einwirkung. Selbst bei Anwendung nor eines Nicol's 
Mcb beim Drehen grösstentheils eine starke Farben- 
mg vom Bläuiich-grünen ins Gelblich-grüne, in höherem 



OünAel: Oeognostische MiHheüungen aus den Alpen. 63 

Grade als beim Augit, im geringeren Grade als bei dem 
stärker gefärbten Amphibole. Diese in grösseren anregel- 
mässig umgrenzten Theilchen aasgeschiedene Substanz findet 
sich zugleich auch als ein Hauptbestandtheil der Grandmasse, 
an deren Zusammensetzung sie in feiner Vertheilung neben 
ganz feinen Nädelchen you Plagioklas, Augit, (meist sehr 
untergeordnet oft yielleicht ganz fehlend), und Magnet eisen 
in Form von Mikrolithen oder in mehreren Fällen von 
Titaneisen, auf welches wenigstens die langgezogenen, nadel- 
formigen und zackig verlaufenden Umrisse dieser Eörperchen 
hinweisen , sich betheiligt. Sie erscheint hier meist amorph 
nach dem Verhalten im polarisirten Lichte, theils dicht, 
theils undeutlich trübe und insofern mit der in grösseren 
Parthieen ausgeschiedenen Masse ganz identisch, wie sie 
sich denn auch durch ihr chemisches Verhalten mit 
der letzteren so übereinstimmend zeigt, dass sie für einen 
nicht krystallinisch gewordenen Theil derselben gehalten 
werden darf. Diese Zwischenmasse (Mesostasis) vertritt 
offenbar das, was man in vielen Fällen als glasige Grund- 
masse anzusprechen pflegt und dürfte eine wesentliche Bolle 
bei vielen paläo- und mesolithischen Eruptivgesteinen spielen. 
Sie hat grosse Aehnlichkeit in ihrem Auftreten und in 
der Art ihrer Vertheilung als regellose Ausfüllung zwischen 
den krystallinischen Theilchen mit dem Quarze, wie er im 
Granit die Bolle der ausfüllenden Substanz übernimmt. 

Eine Eigenthümlichkeit, welche ziemlich viele der unter- 
suchten Gesteinsstücke zu erkennen geben , zeigt sich in den 
grösseren Plagioklaskrystallen, welche aus wechselnd hellen 
und wie körnig aussehenden, trüben und concentrischen 
Lagen zu bestehen scheinen, ähnlich wie diess Zirkel von 
dem Leucit (Z. v. d. geol. Ges. 1868 T. 1. F. 23) so treff- 
lich nachgewiesen hat. 

Das Gestein ordnet sich demnach ganz entschieden in 
die Gruppe der Diabasgesteine und unterscheidet sich von 



^ 



SUnmg tter math.-p%g». Ülaue vom 1. Man 1873. 

wenn der Feldsptttli Labrador ist, wie Zirkel nad 
mak aunebmen, dnrdi diese Feldspathart, gegenüber 
iralteBs ron Oligofclas im Diabas. Weiter kotamt 
ntitatiT die Menge des Ängits eigentfaümlich zn, die 
as weit weniger häufig und seltener pori^yrartig 
iDt zu finden ist. Der geringe Kieselsänregehalt 
<*/>) neter dem Mittel des Crehsltes sowohl tod La- 
Us TOD Angtt spricht, bei dem durchweg meist not 

Gehalte an Hagoeteisen oder Titaneisen, für die 
og, welche der meBOstaeisohen Masse in Bezng auf 
imm«iset2ung des Gesteins zukommt nnd kann zn- 
Is ein sehr schwer wiegendes Moment dafür gelten, 
ese Mesostasis dorch Zersetzung von Augit schon 

nicht entstanden sein kann, weil ea völlig nner- 
wäre, wohin der Ueberschuss au Kieselsäure — über 

gekommen wäre. 

St. Cassianer Schichten. 

I sog. St. Cassianer Schichten in ihrer typischen 
elung Ton der Seisser Alp bis zum Raatliale bei 
und aädwärts bis gegen das Tbal der Piave und 
opezzo hinaus, tragen ganz das Gepräge einer auf, 
Irenzen beschränkten Lokalbildung an sich. Sie sind 
' eigenthiimlicben Form sonst ganz auf das Ver- 
gebiet der augitophyrischen und melaphyrischen 
ttuffe beschränkt. Kar in ihren tiefsten saudstein- 
Lagen mit PfiauEenrnschliiasen und da, wo durch 
ilen der Toffmassen eine wenig mächtige, mergelig- 
oft durch «senreiche Oolithe ausgezeichnete Schiebten- 
r das so mächtige Gebilde TOa St. Cassian eintritt, 
sich der durch weite Strecken der Alpen überein- 
ide ChariÜEter der alpinen liettenkeuperstnfe. Erst 
ren Scbichtes begegnen wir jeuer, wirklich erstann- 



Güm^d: Qeognosiisehe Ulittheibtngm aus den Jlpe^, 6& 

liehen Menge yon Formen- und Individuen - reichen , meist 
sehr kleinen, jugendlichen Thieren angehorigenUeberresten ver- 
schiedener Muscheln, Schnecken, Brachiopoden und Gephalo- 
poden, welchen die St. Gassianer Schichten ihren Buf verdanken. 
Sie müssen als ein Zeichen einer durch aussergewöhi^lich 
günstige Lebensbedingungen hervorgerufenen [üppigsten Ent- 
faltung niederer Thierformen angesehen werden. 

Die massenhafte Anhäufung von Schalen, namentlich 
nicht ausgewachsener Thiere in gewissen Lagen, lässt sich 
nur durch eine gewaltsame, plötzlich erfolgte Todesart, ^^) 
welche sich leicht auf die mit der Eruption des Augitopbyrs 
in Verbindung zubringenden Exhalationen von Kohlensäure 
zurückführen lässt, erklären. 

Wenn man von den Gehängen zunächst auf das Plateau 
der Seisser Alp aufsteigt, begegnet man unmittelbar über 
dem mächtigen Lager von Augitophyr schwarzen mergeligen 
Schieferschichten petrographisch ähnlich den tieferen Wengener 
Schichten, zwar noch erfüllt von J7aZoHen-Schalen, aber von 
einer sehr feinstreifigen, oder fast glatten starkgerunzelten 
Art (nicht S. Lommeli) zugleich neben zahlreichen Pflanzen- 
resten in dem auflagernden gelben Sandstein, dessen weit- 
vorgeschrittene Zersetzung, das Gewinnen grösserer Pflanzen- 
reste unmöglich macht. Doch gewahrt man Fetzen von 
Pterophyllum und EquisetiteSj die mit Zuverlässigkeit als solche 
erkennbar sind. Die relative Lage stimmt überdiess mit dem 
Pterophyllumsandstein, der an so vielen Stellen ia den 
Alpen die Flora des ausseralpinen Lettenkohlensandsteins be- 
herbergt. 



19) Der geistreichen Erklärung dieser merkwürdigen Thatsache 
durch Fuchs kann ich mich nicht ahschliessbn, da es nach meiner 
an Ort und Stelle in dieser Richtung angestellten Üntersuchcng 
durchweg an Spuren üppigster Algenwälder, yon denen wenigstens 
ein kleiner Best in [dem garten Mergel; erhalten iiein musste, fehlt und 
weil die Oolithbildung nameiitlich gane gegen diese Annahme spricht. 
[1878. 1. Math.-phys. a.] 5 



Sibning äer vuUh.-phi/». Claise vom 1. Man 1873. 

\ Sandsteine werden nach oben tnfSg und gehen in 
in zahlreiche Lagen von achtem Tuff selbst and 
1 Tersteinerungsreichtm Mergelachichten über, in deren 
lereD Parthleen eine mächtigeBank weissen, bröcklichen, 
e von Venritterong gewisser an Eisenozydol reicher 
len braangestreiftea Crinoideen-reicheo Kalks in die 
sticht. Es ist diras der Cipitkalk t. Bicbt- 
's. Während bis zur Gipitalpe nar grosse Blöcke 
1 ohne Zusammenhang, offenbar aas einer arsprüng- 
lorchAaswaschiing zerstörten höheren Lagen stammend, 
e wellige Weidfläche zerstreut herror blicken, steht das 
an der Cipitalpe selbst au und in einem tiefen Wasserriss 
lern TOD der Alp wegführenden Schlemsteig zeigen 
einem sehr schönen An&chlass mit reicher Wechsel- 
; dnokelachwSrzliche und bräunliche Lettenschiefer, 
leutlich tnffartig zosammeagesetzt, z. Th. sandig and 

Letztere Lagen und es, die reichlich die berühmten 
isianer Versteinerungen beherbergen. Eier lagern 
B bekannten, durch Verwitternng rostfarbigen Mer- 
ithe und eine der hangendstenXagen dieses Profilauf- 
B nimmt eine Kalkbank ein, die dem Cipitkalk an- 
Zwischenformen von Oolitb and diesem Kalke enthalten 
le Korallentrümmer und eine saudige Lageomschliesst 
ireste. Ehe der Steig über die Thalsohle des Ochsen- 
hs geht, stellen sich schmatzig gelbe Dolomitplatten 
seigerer Schichtenstellnng ein mid bilden, indem sie 

westlichen Thalsohle am Gehänge fortsetzen, eine 
ide Stafiel am Fnsse des Schlemgehängs, auf welche 
m schwach östlich geneigte Tuffschichten folgen. XTeber 
eigt man nun za der dgentlichen Dolomitmasse des 
auf. Ich habe diese groBBartigeSchichtenetömng,die 
,11b als eine blosse Ratacherscheinung zu deuten ist, 
) schon von dem Eisackthale über Soss her and über 
rand der Rosszähne hinüber sich verfolgen lässt, 



OümM: OeogimHsche MiUheütmgm aus dm JJpm. 67 

besonders hervor, weil man znr Erklärung gewisser Lage« 
rungsverhältnisse solche Unregelmässigkeiten mit in Rechnung 
ziehen muss. 

Der Dolomit des Schiern ruht deutlich auf den 
zuletzt erwähnten Tuffschichten und beginnt gleich Ton der 
Basis an mit wenig deutlich, wenn auch nicht sehr regelmässig, 
so doch leicht erkennbar geschichteten Lagen, welche 
sich etwas nach 0. zu neigen. Ich widerspreche auf das 
Bestimmteste der Annahme, dieser Dolomit sei nicht ge- 
schichtet, nachdem ich denselben mit grösster Aufmerk- 
samkeit und so zu sagen Ton Schicht zu Schicht untersucht 
habe und eben so bestimmt der allerdings geistreichen und 
für Erklärung gewisser Erscheinungen sehr bequemen Theorie, 
seiner Entstehung aus einem Korallenriffe. Diese 
durchaus nicht begründbare Annahme ist in neuerer Zeit so viel- 
fach wiederholt worden, dass sie dadurch gleichsam ein An- 
recht auf Glaubwürdigkeit sich erworben hat und es droht 
geradezu Gefahr, dass sie, wie so manche geistreiche, aber 
nicht richtige Theorie in die Wissenschaft als erwiesen sich 
einbürgere und selbst in Lehrbüchern Aufnahme finde. 

Ehe ich näher auf den Nachweis bezüglich der Natur 
des Schlemdolomits eingehe, mögen noch einige Bemerkungen 
über den Gomplex der sog. Gassianer Schichten selbst 
hier eine Stelle finden. 

Die St. Gassianer Fauna besteht aus einer grossen An- 
zahl eigenthümlicher^ Arten von lokaler Verbreitung nnd aus 
ziemlich zahlreichen, gewöhnlich auch häufiger vorkommenden 
Arten von weiterer Verbreitung. Bei letzteren trifft es sich 
nicht selten, dass sie in vermuthlich sehr verschieden alterigen 
mergeligen Gebilden immer wieder sich einfinden , wie 
diess V. ßichthofen (a» a. 0. S. 87) bereits treffend her- 
vorgehoben hat. Es wird dadurch die Sicherheit der Be- 
. Stimmung gleicher Horizonte nach bloss paläontologischen 
Momenten, namentlich auf weit auseinander liegenden Stellen 

5« 



aUimg der mattL-phgi. OJam vom 1. MOtM 1873. 

itlich abgeschwaolit. UerkvUrdtgef Weise kehrt selbst 
öchst eigenthiimlicbe Mei^loolithaosbildong gewi§Ber 
inslagen nod die von Escher als Riesenoolith bezeich- 
itrnktär gewisser Kalke und Dolomite, welche Stoppasi 
mlich als von Korallenresten herstammeod aaffasst, 
jireren, offenbar Terediiedeaen Horizonte^ wieder. Doch 
eses Verhalten den alpinen Triasgebilden nicht allein 
auch in der aosseralpinen Trias begegnai wir im 
lelkalk nnä Eenper ähnlichen ErecheiDUDgen. Idi 
>re nur an das Torkommen einer ganzen Reihe von 
iopoden, darunter sdbst Beteia trigonella im oberen 
interen Muschelkalk, an das Vorkommen von Mifophoria 
ussi vom oberen Moschelk^ bis in den Grenzdolomit, 
ierviäia suhstriata in gleicher Ansdehnnng, von Pectai 
tu sogar schon vom Weltenkalk an, ebenso von Tere- 
'a vulgaris and Lingula tenuissima gtöchfalls bis zum 
idolomit des Lettrakenpers. Wie viel&ch worden vor 
lasBiadLen Anseinandersetsnuig Schenk's £e Pflanzen 
■ettenkeblensandateios nnd des Schüfsandsteins verwech- 
and zusammengeworfen) In den Alpen scheint die 
d)igkeit verschiedener Arten noch aaf eine grössere 
isanzahl aaegedehot gewesen zn Bein. 
)enn eine Anzahl gleicher Speciea wird in den St. 
iner and in den rothen Raibler Sdiiditen angegeben**) 
[aaert in kaom otiterscheidbaren Formen bis in die 
chen Schichten fort, (Oatrea montis caprilis, PUcattda 
HI, Gervillia Johatmis Ausiriae, Cardita crenata, Avi- 
^eciosa n. s. w.) Diess dürfte trotz der erstaunlichen 
Jgkeit vieler Zwischenglieder aaf einen doch verhalt- 
ässig rasch erfolgten Niederschlag des Qatein-bildenden 
iais schliessen lassen. 



0) Natica cf. catBiuiB, ChemnitzB reflexa, tioxonems obHqofl- 
I, Gervillia Johanni» Amtriae, Anunonites oymbifonniB. 



GümM: Ge^gnQstische Mittheümgen mß dm Jüpen, 69 

Noch eig^nthümlicher als dieses paläontologische Ver- 
halten ist die Art und Weise der horizontalen Entwicklung 
der St. Casßianer Gebilde. Haben wir dieselben von dem 
Anfang der Seisseralphochebene bis zum Fusse des Schlern- 
dolomits in sehr beträchtlicher Mächtigkeit überschritten, 
so glauben wir hoffen zu dürfen, ihren Spuren sicher wieder 
am Weatfusse des Schiern zu begegnen. Aber weder ober- 
halb Seiss, noch in dem Aufschlüsse des untern Schiern- 
bachs oberhalb Ums, noch , oberhalb St. Gjprian bei Tiers 
und so fort bis ins untere Fleimser Thal lässt sich irgend 
ein mergelig-tufQges, versteinerungsreiches Glied bemerken. 
Auch in allen Profilen am Möndelgebirge und in jenen am 
Cislon vermissen wir die St. Cassianer Ablagerung. In allen 
diesen westlichen Gegenden baut sich unmittelbar über den 
grauen oder grünlich*grauenMe^gelschiefern, die wir als oberste 
Lage der sog. Gampiler Schichten kennen gelernt haben 
(PS SSM» undT» des Profis S. 80 u. 31) ein System von vor- 
herrschend weissem Dolomit auf, in dessen untersten Bänken 
sich nur mit Mühe und nur bei angestrengtester Aufmerk- 
samkeit die wahrscheinlichen Repräsentanten der Schichten 
vom Brachic^odenkalke an durch den Gyroporellen-Dolomit 
und die Wengener Gesteinsreihe bis zum eigentlichsten 
Schierndolomit |ia oder dort herausfinden lassen. Alle 
Schichten sind in der Dolomitfacies aufgegangen, oder, wie 
man dieses Verhalten auch auffassen könnte, es fehlen stellen- 
weise alle Niederschläge aus der Zeit der Bildung vom 
Braqhiopodenkalk bis mit zu den St. Cassianer Schichten, 
sei es dass schon ursprünglich kein Niederschlag zu dieser 
Zeit erstehen konnte, sei es, dass die bereits entstandenen 
Lagen wieder zerstört worden sind. 

Der örtliche Ersatz mergeliger Schichten durch Ea)k 
oder Dolomit und zwar innerhalb ganz kleiner Gebiete, wie 
das plötzliche Anwachsen einer Ealksteinbildung zu sehr er- 
beblipher Mächtigkeit und das ^ben so rasche Abnehmen 



SÜming ier maih.-fh*/». CHaut vom 1. Muri 1873. 

ler AnBcbwellDtigflD sind in den Alpen bo häufige und 
ielfach geatdülderte VorkommniBBe, dass sie uqb auch in 
St. CasBianer Gegend nidit befremden dürfen. Beide 
mmen lassen sicli vohl auch hier in allerdings groas- 
;em Massstabe wahrnehmen. 

Ich glaube nicht, dass eich ä priori entscheiden lasse, 
^es diflser verBchiedenen VerhaltnisBe speziell an jeder be- 
leren Stelle der Grund einer ununterbrochenen Dolomit- 
)ilduiig gewesen sei. Diess lässt sich nur von Fall zu 

entscheiden. Was die Verhältnisse im EÜnzelnen am 
Jichen Schiern, an dem Mendelgebirge,am Cislon u. s. w. 
jlangt, so haben mich meine Untersuchongen dahin ge- 
t, anzunehmen, dass wahrscheinlich ein Theil der tiefsten 
jmitlag^ im Alter ihrer Entstehung dem Braohiopoden- 
: und Dolomit, sowie dem Comptez der Halobien- 
diten entspricht, und dass eben so eine etwas höhere durch 
gelige, sehr dünne, rothe und grünliche Zwischenlagen 
;ezräcbnete Dolomitetufe gleichalterig mit St. Cassianer 
iditen sei, entweder in der Weise, dass der ganze Schiern- 
imit für die ganze Schichtenreihe von St. Gassian eintritt, 
r aber dass das Äquivalent für letztere in Form von 
jmit dne nor geringe Mächtigkeit besitzt. Darüber be- 
e ich mir eingehendere Mittheilung vor. 

Dass der eigenthümlichen lithologiachen Beschaffenheit 
dem aussergewöhnlicben paläontologisc^en Verhalten 
St. Cassianer Schichten ganz anssergewöhnliche Be- 
;nngeD der Bildung zu Grund li^en, bedarf kaum eines 
'öses. Die Häufigkeit der TufEmasse und des Einschlusses 
ndlicher Thierreste genügt zum Beweise. Die Ent- 
ung dieser Gebilde fällt mitten in die Eruptionszeit der 
itophyre und Alpenmelaphyre , deren Aschen undLapiUi- 
licben Emptionsprodukte ein massenhaftes Material fiir 
imentärlagen lieferten. Die Art dieser wohl und dünn- 
diichteteD Gebilde, der Einsdilnss von Landpflanzea (nicht 



Qümbel: Geognöstische MiHheOungen aus den Alpen. 71 

Treibholz) and ihr plötzliches Abbrechen und Aaskeilen 
weisen auf einen stark bewegten, nicht tiefen Meeresgrund in 
unmittelbarer Nähe des Festlandes, auf zahlreiche, stille 
Brutbuchten an dem Meeresstrand und auf einen sehr ungleich 
vertieften Untergrund hin, wie das schon von vornherein das 
Porphyrfundament vermuthen lässt und die jetzige höchst 
angleiche Porpbyroberfläche bestätigt. Meeresfluthen mögen 
auf schmale Theile der See zwischen riffartig vorragenden 
Klippen beschränkt gewesen sein. So konnten die dännge* 
schichteten Schiefer und Tuffe, erfüllt von den aus benach- 
barten Buchten eingeschwemmten, vielleicht durch Eruptions- 
gase getödteten Schalthieren und vom Festland eingeführten 
Pflanzen im Bezirke der Fluthen und Strömungen zum Absatz 
gelangen, während unmittelbar austossend auf tiefem See- 
grund ein kaUdg-dolomitischer Schlamm sich niederschlug, 
um nach und nach das Material zum Aufbau der Dolomite 
zu liefern. 

Abweichend von dieser Vorstellung ist jene, welche die 
Dolomitbergmassen aus isolirten Corallenriffen sich entstanden 
denkt. Wollen wir nun diese Annahme näher betrachten. 



Sehlerndoloinit. 

Man kann den Schlemdolomit im engeren und weiteren 
Sinne auffassen. In letzterem begreift er alle Dolomit- 
schiebten über den sog. Campiler Schichten bis hinauf zu 
den sog. Raibler Schichten in sich, insofern diese Dolomit- 
bildung ohne namhafte Zwischenlage von Gassianer Mergel 
ununterbrochen sich aufbaut. Da in den tieferen Lagen sich 
jedoch noch Aequivalente, wenigstens für die Horizonte der 
Brachiopodenkalke und der begleitenden Dolomite (sog. 
Mendoladolomit) unterscheiden und von den höheren Dolomit- 
lagen lostrennen lassen, kann man den Schlemdolomit im 



TS Biliwig der matK-phyi. CMosm vom 

engerflD Sinne als Zeitäquiralent der S< 
Bt Cassiaaer Scbicbten aufwärts bis z 
Lagen bezeicbneo. Kar wo St. Gassia 
sind and darüber erst denselben übertagei 
beginnt, könnten wir die Bezeicbnong : 
Anwendung bringen, wie an der Osts 
Blattkogel, am Langkogel, an den Ga 
Sella Spitze n. s. w. Das ist dei 
katezogen. 

Der oft senkrechte Abbrnch viele 
von St. Casdiui, die iBolirte Stellung : 
aufragender Dolomitspitzen, das oft rai 
Casdaner Schichten and die daran i 
dass in diesem Falle der Dolomit an 
schiefer gesetzt sei, sowie endlich der 
Schichtung in diesem Dolomite gaben 
lasBong za der Hypothese, dass der 
Entstehung riffbaaenden Corallen zu ' 
diese jetzt getrennten Dolomitwände S' 
vollständig ieolirte Stöcke frei im 1 
aafgebaat worden Boieo, dass das Scb 
ein CorallriHaufznfaBsen, ja dass selbst di 
und Aaskeilen des so dentlioh, oft dfin 
BteinkalksB der Nordalpen aas der Ei{ 
Gorallenkalk abzuleiten sei. 

Dm die Richtigkeit dieser Vorst 
liehen VerhältnisBen der südtiroler D( 
beschränke ich mich hier vorläufig s 
Dolomite des Schiern, der Mendel, c 
nnd Langenkogels, um an ihnen zu 
mangelnden Schichtung zu pr 
gesehen, erscheinen diese Rieseodolomi 
ungescbichtet, bei näherer Untereuchung 
nicht nur ganz unverkennbare Schiohl 



Gütnhd: Geognostische Mittheüungen aU8 den Alpen. 7S 

Dolomit in meist nicht sehr mächtige (1—3 m.) Bänke, oft 
in Lagen von nur 0,3 — 0,4 m. gliedern. Sie sind angezeigt durch 
die parallele, nicht klüftige, eigenthümliche Absonderung, die 
sich bei allen Schichtfiächen wahrnehmen lässt, durch die 
Lage der Petrefakten , hauptsächlich aber durch nicht selten 
vorkommende dünne, oft nur Haut-ähnliche Zwischenlagen 
von Mergel. 

Am Aufsteig zum Bchlem, wie an der Mendel sind die 
Schichtenlagen oft so deutlich, dass man auf denselben wie 
auf Treppen stufenweis emporsteigt. Diese Schichtung 
des Schlerndolomits ist gegen die ^Bei^platte grade zu auf- 
fallend schön und deutlich, wie auch am Mendelwirthshaus 
besonders in die Augen fallend. Indessen wird die Schich- 
tung selbst von Richthofen (a. a. 0. S. 298) nicht als 
Gegenbeweis für die Entstehung eines Corallonriffs angesehen. 
Ich gehe daher weiter zur Untersuchung des Gesteinsmaterials 
selbst über. 

Verdankt der Schlemdolomit seinen Ursprung einem 
an Ort und Stelle aufgebauten Goralienriffe, 
so muss auch das Gestein dieser Annahme entsprechend zu- 
sammengesetzt sein, d. h. die Hauptmasse aus Gorallen und 
den Thierüberresten bestehen, wie sie analog heute zu Tag 
noch in GorallenrifiPen der Südsee sich finden. Es ist von 
Niemanden bisher behauptet worden, dass in der That der 
Schierndolomit aus massenhaft angehäuften Gorallen bestehe ; 
im Gegentheil es wird stets über den grossen Mangel an 
Versteinerungen überhaupt geklagt und der Fund eines 
dnzigen Lithodendronstocks als ein besonderes grosses 
Glück gerühmt. Auch ich fand bei der genauen Unter 
suchung nur höchst spärliche, aber deutliche Gorallen- 
reste, desto häufiger aber Spuren von Hohlräumen, die von 
Gasteropoden herrühren, und nicht gerade selten auch noch 
erhaltene Steinkeme, selbst Schalenexemplare. 

Dieser Mangel an Gorallen im vermeintlichen Gorallen- 



aUnmg der «oA-pAyi. Oaua mm 1. MÖrt 1873. 

k erklärte man sich ans der Zerstörang alles Organi* 
bei der Umbildung der DrspröngUdi ala Ealk ge- 

Corallenbildong zn Dolomit. In der ITiat bat der 
;ang ins ErjstalliniBcb körnige riel&ch die organiadLS 
Terändeit und andentlicli gemacht. Dass dieee jedoch 
rollständig xerstört worden ist, beweisen die, wenn 
leltmen gleichwohl TOi^ommendeD, einzelnen Gorallen- 
Dud die, wie erwähnt, häofiger eingelagerten Gastero- 

, die znweileo selbst noch mit Schale versehen sind, 
iditigsten ist jedoch das Vorkommen jener so fein 
ut organisirten Foraminiferen, die ich neulich anter 
Bzeichnong GyroportMen näher beschrieben habe. Diese 
sich nicht nur häufig im Sdilemdolomit, sowohl aus- 
art, als auch aaf Brachflächen an ringförmigen Zeich- 

1 kenntlich, sondern viele Lagen sind davon erfüllt 
is&en in Dünnschliffen ai^ deutlichste selbst 
linsten PorenkanSlcben erkennen. Nach dieser 
idie ist es rein andenkbar, dass, falls das Gestein 
Imwandlung in Dolomit (wie immer) erlitten haben 

die feinsten StroktarTerhältaiase dieser Foraminiferen, 
er CoraUen and Schalthiere sich erbalten haben, 

dass nicht aaoh die — der Theorie nach — 
jnhaft Im Gesteine voraasgesetzten Corallen 
ffenigstens eben so vollständig erhalten 

Q. 

m diess erkennen za können, habe ich ans dem in dieser 
t besonders sorgfaltig gesammelten Materiale vom 
änge desSddem, von den tie&ten bis zu den höchsten 

zahlreiche Dünnschliffe angefertigt, in sehr vielen 
tie Reste der eingeschlossenen OyroporeUen, aber in 

seltenen Fällen irgend eine Spur von einer Coralle, 
IT die von Schwämmen beobachtet, 
amach ist es wohl nidit weiter mehr^weifelhaftg dass 
chleradolomit, aocb abgesehen von seiner sdhichtea- 



Gümbeli GeognosHsehe Mittheüungen aus deti Alpen. 75 

weisen Ausbildiuig und seiner Gesteinsstruktory kein Co- 
rallenriff und sein Dolomit nicht das Erzeugniss 
von riffbaaenden Gorallen sein kann. Ich ho£fe, 
dass dieser Nachweiss zareichen wird, die AJpengeologie von 
der ansteckenden Rifftheorie gründlich zu heilen. 

Was nun die Erklärung der immerhin höchst auffallen- 
den Thatsache des plötzlichen Auskeilens mächtiger Dolomite 
und ihr Emporragen in hohen, oft vertikalen Wände über 
weichem, leicht zerstörbarem Schiefer anbelangt, so ist diese 
meiner Ansicht nach nicht so schwierig, als es scheinen 
möchte, zu erklären. 

Man darf zunächst an die sehr wahrscheinliche grosse 
Unebenheit des Meeres denken, welche hier in derBotzener 
Gegend von dem Eruptivgebilde des Porphyr eingeleitet, 
durch die während eines langen Zeitraums innerhalb der 
Triasperiode fortdauernden Ausbruchserscheinungen von Au- 
gitophyr und Melaphyr eher verstärkt als verlängert wurde. 
So erklärt sich der oft plötzliche und nachbarliche Wechsel 
von Sedimenten der tiefen See und des seichten, stark be- 
wegten Meeresgrundes. 

Dazu kommt noch weiter, dass ich nach meinen Unter- 
suchungen keineswegs mit der Annahme mich einverstanden 
erklären kann, es seien diese jetzt isolirten, oft steilrandigen 
Dolomitberge als sdion ursprünglich isolirte, nie mit einander 
direkt verbundene Decken über das tiefere ältere Gebirge 
ausgebildet, vielmehr unterliegt es gemäss meiner an Ort und 
Stelle gewonnenen Anschauung nicht dem geringsten Zweifel,|dass 
die jetzt durchbrochene Dolomitdecke weit über die gegenwärtig 
tiei ausgewaschenen Thäler, Hochflächen und Jöcher ausgedehnt 
gewesen sei, speziell z. B. dass der Dolomit des Schiern 
ursprünglich mit jenem des Blatt- und Langkogels zusammen- 
hieng, wie er jetzt noch mit jenem der Rosszähne in Ver- 
bindung steht, und weiter, dass diese Dolomitmassen des 
Schiern, der Rosszähne , des Rosengartens , des Blattkogels 



i 



76 Sttttmg der MaM.-i>hys. Oatte vom 1. Man 1873. 

""^""••i mit den Dolomiten des Col delle Kerts , der 
[»tzen, der Sella Spitz n. b. w. verbunden waren, 
I ihr« jetzige ieolirte Stellang nur Folge ¥oii später 
ener ZerGtückelnng, Dislocimng des Gebirgs und der 
liehen ÄaswittertiDg, Unterwascbnag, des ZuBammen- 
iberhanpt der Denudationen der JahrtauBende von 
enden ist, weldie gewiss die „aenkrediten Wände" 
' Corallenriffe nioht verschont haben würden. Maa 
ih nur den Einriss dea Tsobamio and Daran Bachs 
en des Purgamatsch und Vsjeletto Bachs weiter 
md fortgesetzt, ao würde das jetzt zusammenhängende 
;ebirge vom Schiern bis zur Rotbewand in drei 
3mppen zerstückelt erscheinen, wie beispielsweise 
le des Schlemgebirges, des Blattkogels und der 
E bereits seit langer Zeit durch dieselbe Procease 
nder getrennt worden sind. Dass diese Zerstörung 
ise an weichen, daher leicht dem Zerfallen uoter- 
Schichtenreihen, wie es die St Cassianer Tufflagen 
li einbar Halt gemacht hat — die Zerstörung hat 
ach hier wirklich nie aufgehört — kann nicht 
iD, indem analoge Erscheinungen tausendfach in 
Alpen wiederkehren. Diese ist in der Hauptsache 
hängig von dem Zeitmoment, in welchem dieser 
er Oebirgetheil den in grossartigem Masastabe wir- 
lerstörungskräften entrückt worden ist. Diese wür- 
iortgesetzter Thati^eit wohl auch noch bis zum 
hinab sich Bahn gebrochen haben. 

Rothe Halbier SeUchteD. 

er dran Sohl erndolomite lagert an verschiedenen 
des Schiern Flateau's, die hauptsächlich durch 
Färbung, stellenweis durch dne onregelmäsBige 
loolithbildaag (gewöhnlich Bohnerz genannt) und 



Gümhel: OeoffnosUsehe MiHheümgm aus den Alpen. 77 

eine tuf&ge Zusammensebsang aasgiezeichnete kalkig-mergelige 
Ablagerung mit organischen Einschlüssen^ welche als Aeqni* 
yalent gewisser Schichten bei Raibl unter dem Kamen 
„rothe Raibler Schichten'^ bekannt ist Es muss 
jedoch ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht werden, dass 
nicht alle Schichten roth gefärbt erscheinen, und dass es 
ganze ai&gedehnte Flecke auch auf dem Schiern gibt, wo 
die sammtlicfaen Lagen nur in grauer Farbe oder durch 
chloritische Beimengung grünlich grau gefärbt vorkommen. 
Die tiefsten Lagen sind oft fein krystallinisch, dolomitisch 
und erinnern an Hallstätterkalk. Sie ruhen unmittelbar 
auf sehr wohl und deütlidi geschichteten dolomitischen 
Ealkbänken von einer eigenihümlich concentriscb wulstigen 
Ausbildung. An einer Stelle sah ich darin zahlreiche Ein- 
schlüsse und Durchschnitte einer kleinen, an Megolodus 
erinnernden Muschel, die jedoch aus dem spröden, dichten 
Gestein nicht in bestimmbaren Exemplaren zu erlangen war. 
Es ist diess eine Stelle zwischen dem Funkte, wo der Steig 
Ton der Seisser Alp das Plateau erreicht und der Alphütte, 
in deren Nähe die rothen, leicht zersetzbaren Schiefer grosse 
Flächen überdecken. Ganz dieselben Ablagerungen eütdeckte 
ich in der nächsten Nähe des Mendelwirthshause^, hier 
ebenso auf wohlgeschichteten, von Gyroporellen erfüilUen 
Dolomiten auflagernd, wie am Schiern, zugleich auch noch 
mit dichtem oder in Mandelstein und Tuffform ausgebil-, 
detem Augitophyr in Verbindung, ähnlich wie es am Schlern- 
bacheinrisse westlich von der St. Cyprian Kapelle der Fall 
zu sein scheint. Bedeckt werden diese Schichten am Schiern 
absolut gleich wie an der Mendel von dünn- und wohlge- 
schichteten Dolomiten mit Megalodus und Turbo sölitarius. 
Diese rothen Raibler Schichten gelten von jeher als Reprä- 
sentanten der oberen versteinerungsreichen Mergel-Lagen von 
Raibl, nach späteren, genaueren Vergleichungen mit den sog. 
Torerschichten dieser Reihe« 



i; der mah.-phyi- daue wm 1. Märe 1873. 

illständigite Vergleidiniss der Venteiaenu^eL 
thea Raibler Schichten lieferte S t n r. ") Es ist darin 
dduiang Myi^oria Okeni Eichw. festgehalten 
rm, die idi von Myqphoria Kefersteim nicht zn 
n Termag. Ich yerdanke der gefalligen nnd 

Mittheilacg des berühmten Botzener Professors 
') ÖD reiches Material ans diesen Schichten, 

dem Wenigen, das ich selbst sammelte, folgende 



cf. ' 

dir. spec. 
igia (Oerithium) älpina Eichw. 
reflexa. 
graäata. 
na cbliquecostata. 

temns Mst. 
a-dia rugosa. 
wdi'a rafitenis Gredler.") 

b, d. g^Ml. B. 1866. S. 668 und Geologe der Steier- 

bin für diese Frenndlicbkeit dem geebrten Gelehrten 
ten Danke verpflicbtet, dem ich gerne hier öffentlichen 
e. 

IT der Beieichnnng Cj/pricaräia raMetui« hat Prof. 
[II. Progrr. d. k. k. GymnaBiumB in Botzen 1662 — 63) 
[en Origia&texempkren vorliegende Muflchei beeobrieban, 
es scheint, im nngancen Zustande Yeranlassnng bot 
Vorkommens von Cardinia probtematica gegeben hat. 
B Exemptu» lassen keinen Zweifel, dass dieForm vom 
ron letzterer sehr Tertohiedene Art aasmacht. Sowohl 
Porm, welche eine anffallende Aehnlichkeit mit den 
ricaräim (0, eydopta, C. oUonga) erkennen lüst, als 
chaffenheit des aas drei Zähnen znsammen gesetzten 
1 die Umrisse dar nmden, grossen Maskeleindrücke 
reinstimmend f&r die Zuweisung der Hascbal za dem 
irdia. Die MoBobelsobalen nad lebr nngleichseitig, qaer 



Gvmhel: GeoffnosUsehe Mittheüungm aus den Alpen. ^9 

Megdloäus carinthiacus y. Han. 
Myopharia Kefersteini. 
Oervillia Jdhamiis Austriae. 
Corbula BichthofenP^) 
Pecten sp. 



eiförmig, von dör grossten AnscHwellnng etwa in der Mitte nach 
vom rasch znsf^mmengedrückt, nach hinten allmahlig sich verschwä- 
chend^ von den stark übergebogenen, spitzen, im ersten Fünftel der 
Länge liegenden Wirbeln an dem vorderen Bande in wohlgenin- 
deten Linien verlaufend, so dass das vordere Eck halbkreisförmig 
abgerundet erscheint; von den Wirbeln nach hinten zu laufen die 
unteren und oberen Ränder fast parallel, so dass die Schalen auf 
mehr als V^ der mittleren Länge gleich breit sind, bis der obere 
Rand rasch zu dem nahe am unteren Rande liegenden stumpfen 
Ecke herabläuft; der untere Band ist in der Mitte sohwadi einge« 
bogen; von dem Wirbel zieht zum hinteren Ende ein oben schär- 
ferer, nach unten mehr abgernndeteter Kiel, von welchem die Schalen 
gegen den oberen Rand rasch abfallen und mit einer schwachen 
Einbuchtung an diesem Rande ganz wenig wieder ausbiegen. Die 
Schalenoberfläche ist von zahlreichen Anwachsstreifen, welche jedoch 
nur gegen hinten und den oberen Rand hin etwas wulstig hervor- 
treten^ bedeckt. Das Schloss der rechten Schale, welches aus dem 
Gestein herausgearbeitet wurde, zeigt vom einen sehr schief stehen- 
den kurzen leistenförifiigen Zahn, einen sehr .dicken , abgestumpft 
kegelförmigen, zur Theiilung geneigten mittleren Zahn direkt unter 
dem Wirbel und einen langgestreckten, lamellenartigen hinteren 
Zahn längs des hinteren Bandes. (Abbildung folgt in einem späteren 
paläont. Theile.) - . . 

24} Corbuia Biehthof^i Gümb. 

Eine kleine Art mit nur wenig ungleichklappiger, sehr ungleich« 
seitiger Schale, in' deren Schloss ein sehr starker, langkegelförmiger, 
deutlich gekrümmter Zahn mit einer entsprechenden Grube für 
den Zahn der anderen Klappe sich bemerkbar macht, ohne von 
weiteren Seitenzähnen begleitet zu sein. Diese Beschaffenheit des 
Schlosses in üebereinstimmung mit den übrigen Verhältnissen lässt 
kein Zweifel über die. Zugehörigkeit zu der Gattung Corbula. 

Die zu dieser Art nächst verwandte ist C.Bo8thom%Bon6, 
mit welcher sie die Grösse, äussere Form, den Eier und die concen- 



i< 



Gämbel: Geognottitche Mitiheüuttgen au» den Alpen, 8 

anbelangt, so theüe ich ganz die Ansiclit Sandberger'e 
sie der Bleiglanzbank des uateren Gypskeupers anzu 
gleichen. 



Hauptdolomit (Esinokalk Stoppani's.) 

Das DiicbgesteiD der rothen Raibler Schiebten wird toi 
einem sehr wohl geschichteten, dünnbanlcigen, lagenwei 
dichten und kalkigen Dolomite gebildet. Ich habe ihn be 
reits wiederholt von dem Schlernplateau, wo er eine seh 
bedeutende Verbreitung gewinut, und von dem Mendelg6birg< 
erwähnt. In den tiefsten Lagen, die ich allein genauei 
untersucht habe, fand ich nur ganz platte, wenig dicki 
SteiDbeme von auffallend rundlichem Umrisse, die ich un 
bedenklich als Megalodus complanatus anspreche. Es is 
dieselbe Art , welche S t o p p a n i mit der gewöhnlichei 
Daohsteinbivatve zusammen wirft, so bestimmt sie auc! 
davon verschieden ist. Er faast beide Formen unter dei 
allgemeinen Bezeichnung Megalodus Ouembeli als Leitrer 
steinerung seines Mitteldolomits zusammen. In denselben G& 
steinsbänken findet sich ungemein häufig auch Benecke'i 
Turbo soUiarius des Hauptdolomits von Judicarien sowoh 
am Schiern als auf der Mendel, welcher bekanntlich neber 
Natica incerta, Avicula exelis, GerviÜia salvata, Turritella 
Lombardica, Gyroporella spec, (sog, Gastrochaena Stoijp; 
u. s. w. den sog. Esinokalk Stoppani's (nicht v. Hauer's 
welcher darunter einen tieferen Schichteucomples versteht^ 
charakterisirt. Auch Megulodus trigueter Wulf, spec.'*) wirc 



35) Ich nehme hier TerantaaBung zu den weitBOhichtigen Äus' 
Itusungen Stoppani's über die DnohateinbiTalvenfiage (Appendice 
aur 1. cotuhea i> Avicula contorta) einige Bemerkungen anzu- 
fügen, Stoppani hält ea zunächst nicht sachlich gerechtfertigt, 
dasB ich den rerbrauchtea Namen Wulfen's (Cordium triquelrtiin), 
[1878, 1. Mftth.-phy». CI.J 8 



Gümhel: Gcognostische Mitthetlungen aus den Alpen, 83 

berge S. an dem Mendolagebirge aus diesem Dolomite 
und Herr Dr. Loretz fand weiter gegen Fondo hin offen- 
bar in dem gleicl^en Schichten Systeme, nur in etwas höheren 
Bänken dieselbe Bivalve. Es zeigen sich mithin auch hier 
die beiden Arten Megolodus triqueter und complanatus in 
einem Dolomitcomplex vergesellschaftet. 

Was nun den Horizont anbelangt, in welchem dieser 
Dolomit über den rothen Raibler Schichten einzureichen sei, 
so kann darüber nach Lagerung und Versteinerungen kein 
Zweifel obwalten. Es ist der Horizont des sog. Esinokalk 
Stoppani's oder der unteren versteinerungsreichen Ab- 
theilung des Hauptdolomits , wie diess Be necke mit 



für identisch mit den Art unterhalb diesen Schichten oder mit 
Megolodus trviueter Wulf. sp. Ich begreife zwar, wie unangenehm 
es ist, das Hindurchgreifen ein er Art durch zwei Schichtensysteme , 
von welchen das eine der Trias, das andere dem Lias zugetheilt 
wurde, wahrzunehmen. Indessen die Natur bindet sich nicht an 
persönliche Ansichten und Meinungen. Ich bleibe bei dieser Ansicht 
auch jetzt noch stehen, nicht aus rechthaberischem Eigensinn, son- 
dem weil ich sie den zur Zeit vorliegenden und bekannten that- 
sächlichen Verhältnissen entsprechend finde, mit dem vollen Bowussst- 
sein, dass es rühmlicher ist, begangene Irrthümer zurück zu nehmen, 
als sich von dem endgültigen Nachweiss, der sicher einmal doch 
geliefert werden wird, noch auf falschem Wege betreffen zu lassen. 
Ich füge femer hinzu, dass die Figuren Taf. IL 1 — 7, wie jene T. I. 
F. 1 — 5 meiner Abhandlung ganz sicher aus dem Horizont über den 
Ävicula confor^a-Schichten stammen, für Herrn Stoppani vielleicht 
ein Grund mehr, sie als identisch mit seinem Conchodon zu halten. 
Wie aber stimmen dazu die Darstellungen des Schlosses? Ich be- 
merke, dass meine Zeichnung auf ein Exemplar sich stützt, bei dem 
das Schloss herausgearbeitet wurde, während die Darstellung S t o p- 
pani's auf einem von einem Steinkern genommenen Abdrucke be- 
ruht. Es musB dem Urtheile Sachverständiger überlassen werden, 
welchen Darstellungsbeweisen, als den zuverlässigeren, sie den Vor- 
zug geben. Einstweilen betrachte ich die Bezeichnung: Conchodon 
infraliasm Stopp, nur als weiteres Synonym zu Megolodus triqueter 
Wulff, spoc. 

6* 



Oümbä: Geogiuatische Mittheitungeu aw den Alpen. 

gebe, die für Hanpfdolomit oder PlatteDkalk nach ms. 
Sinne angesehen werden könnteu. Diese gibt es aber i 
Wae Herr t. MojsiBOYics als solche bezdchnet, sind 
reits Bildungen über dejii Niveau der sog. Eössener Scbic 
und in so fern hat er Recht, wenn er die Gipfelmassen 
Lofener Steinberge mit solchem Haaptdolomit d. h. me 
typischen Dachstein für gleich erklärt. Wer die i 
Hochääche der Lofener Steiiiberge nicht nur flüchtig betr 
sondern eingehend untersucht hat, wird leicht die Ui 
Zeugung gewinnen können, wie am Watzmann, am Ostgeli 
des Bintersteiner Thates, insbesondere nn der Kammer] 
wand, dass der hier wie dort nnmittelbar unter dem r( 
Liaskalk lagernde Megolodus- und lAtkodendronkalk 
dem Stellvertreter der eigentliehen Avicula contorta Sc 
Beine Stelle findet, genau so wie die „Oorallenbank" (iibr 
voll von Dachsteinbivalven) in dem Kammerkahrgeb 
genau wie der die OachBteiubivalve enthaltene Kalk 
Echei-nthale, vom Gjaidstein, Qamskogel, Schwarzkogel u. 
im Diichsteingebirge, und dass es vollständig der Natui 
Verhältnisse entspricht, diese Lagen von dem tiefern Pia 
kalk und Hauptdolomit zu trennen und för gleicbwe 
mit derKalkbank über den mergeligen Schichten der Av 
contorta anderer Gegenden zu setzen. 

Fassen wir die Ergebnisse vorstehender UntersUC 
kurz zusammen, so erhalten vrir Folgendes: 

1) Das von Pichler entdeckte Vorkommen ä 
Steinkohlenschichten bei Steinacb wiederholt 
auch in der Nähe des Botzener Porpfayrstocks. Frage 
desselben sind in den Porphyr eingeklemmt und e 
schlössen. 

2) Dem Roth liegenden gehören höchst wahisc 
lieh jene grossen Conglomerate an, die vom Porphyr d 
brochen und verworfen sind. 

3)Der Porphyr von Botzen gehört der gle 



Gümbel: Geognostische Mütheüungen aus den Alpen. ' 87 

10) Der Monzonit y. Kobeirs ist kein eiDfaches 
Mineral, sondern eine Gebirgsart; für welche, da der 
Name Monzouit schon yerbraucht ist, die Bezeichnung, „Pie- 
traverd'^ geeignet scheint. 

Die alpinen unteren Triasglieder (Buntsandstein und 
Muschelkalk) sind mithin in der Botzener Gegend der Süd- 
alpen der Reihe nach: 

l)Halobienschichten, Hauptlager der Halobia 
Lommeli (oberer alpiner Muschelkalk.) 

2) Dolomit und dunkelfarbige Kalke (Stellvertreter 
der Cephalopoden- und Brachiopodenbänke.) Obere 
Ligen des unteren Muschelkalks, (sog. Virgloria- 
kalk und Mendoladolomit.) 

3) Bunte Sand-, Mergel- und Kalkschiefer nebst 
gelbe Dolomite (unterer Muschelkalk und Wellen- 
dolomit) : 

a) pflanzenführende Schichten Dolomit und Con- 
glomerat. 

b) Sand- und Mergelschiefer mit NaticeUa costata, 
Ammonites cassianus und Holopella gracilior. 

c) Mergelschiefer mit Posidonomya Clarai. 

d) Mergel- und Sandschiefer mit Pecten discites und 
Ostrea ostracina, 

4) Alpiner Röthschiefer und Röthdolomit mit Myophoria 
costata. 

5) Alpiner Hauptbuntsandstein. 

6) Arkose, Conglomerat und Breccie des alpinen Bunt- 
sandsteins. 

11) Die St. Cassianer Tuff-, Mergel-, Sandstein- und 
Kalkäteinlagen theilen sich : 

a) in eine obere versteinerungsreiche Stufe, 

b) in eine Eisen- und Crinoideenreiche Kalkbildung 
(Cipitkalk, vielleicht Stellvertreter des Hallstätter 
rothen Kalks), 



J 



W. Bett»: ByjfenxyäM im itr woltatchtn Kttt*. 



Herr W. Beetz sprach: 
„Deber die Eolle, welche Hjperox 
der voltaBchen Kette spielen." 

Vor einem Jahre habe ich eine, für therapentiscbt 
bestimmte, Sänie mit constantem Strom (wie man 
mediciniscben Praxis statt „contiDairlichem Strom" : 
pflegt) beschrieben *) , deren Elemente wesentlich 
selben Weise zusammengesetzt sind, wie die von Lei 
eingeführten, deren Brauchbarkeit für rerschiedene 
sich so wohl bewährt hat. Sie unterscheiden sich t< 
vorzüglich dadurch, dass die porösen Diaphragmei 
lassen sind, wodurch der ganz« Apparat in eine sei 
Gestalt gebracht worden ist, and dass das Zink nid 
gamirt wird, weil selbst kleine Quecksilbermengen , 
sich vom Zink loslösen nnd über die negativen Err 
Elementes verbreiten , der electromotorischen En 
selben bedeutend schaden. Da diese Sänle eine 
grosse Verbreitung gefunden hat , so iuteressirte 
die Umstände au&asuchen, durch welche sie eise n 
grosse Vollkommenheit erlangen könnte, und dadurc 
ich auf die Untersuchung der Gründe geleitet, wel 
hohe electromotorische Kraft einer solchen, ein Gern 
Braunstein und Kohle enthaltenden Combinatiou zuzus 
ist. Le das che selbst sowohl, als andere B& 
haben diese Gründe zum Theil schon besprochen *) 



1) Deutsches Archiv f. klinische Hedioin. X. p. 119. 

2) LesUi Zeitechr. des deaUcfa. dtt. Telegraphenvere 
p. 147. Lecldiiohä Mondu XIV. 632; Dingler poL J. CL 
p. 9ft. J. UfilUr Foggand. Ann. CXL. p. 808. 



Sittt»ff dtr molA.-p&yi. i 

mir die WirkoDgaweiei 
jde überhanpt doch 
za sein. Ich erlaube 
[JatersnchuDg hier mil 
' den praktiechen Geb 
9a de la Rive >) in 

und zwar ezperimei 
igan-, als mit brsunei 
nrden in Gestalt eine 

porösen Thonzelle auf) 

lle wurde dann in Teraunnte scnweieisaure gesetzt, 
le eine amalgomirte Zinkplatte tauchte. Das mit 
lin gefällte Element verlor sehr bald seine Wirksam- 

mit Bleihyperoxyd gefüllte zeigte dagegen eine groaae 
;. In der Beschreibung der VereuDbe werden zwar die 
le, welche die Wirksamkeit dieser Elemente so hervor' 
rscheinen liessen, und welche theila in denselben, theiU 
Ib derselben zu suchen sind, in einer Weise dnrch- 
geworfen, welche bei der damalig«! ünkenntnisa 
ischen Gesetzes nidit Wunder nehmen kann; man 
iber doch aus dieser Besobreibong, diuBS de la Rive 
arozyde statt der Salpetersäure, als depolarisirende 
: in die Eette einführte. In derselben Absicht wurde 
m Schwarz ') der Vorschlag gemacht, Kupfer- oder 
atten mit gepulvertem Braonsträn zu bedecken, 
lererseits war achon durch ältere Versuche, nament- 
:h die von Poggendorff *), Faraday*) Manck 
JUBchöld ^) nachgewiesen worden, dass die Hyper- 
1 der Spannungsreihe stets ihre Stellang ganz am 

oh. de rälectr. 1843 p. 113 and 1&9. 
agier pol. J. CLXXl. p. 468. 
:eni laa 1B21 Heft 8 p, 706. 
:per. Bea, 2013. 
ggend Ann. XXV. 46. 



W. Btet»; Byperoxydt in Aer «oltiuoAcn KeUe. 

negatiTen Ende finden, wiewcAl die Flüaaigkeite 
welche diese Spannnngsrmhen aufgestellt waren, bald 
bald neutrale Salzlösungen waren. Die Hyperoxide 
demnacli nicht nur als depolarisirende Körper, sondei 
als metallfUmliche Electromotoren in der Kette Arn 
finden können. Eine solobe Hyperoxjdkette wurde 
von mir vorgeschlageii, und wurden von mir auch n 
Versuche über deren electromotorieche Kraft mitgel 
In meinem Element war ein derbes Braansteinstiick t 
Ton einer durch Salpetersäure angesäuerten Löbq 
übermangansaurem Kali , während als negBÜres 
Kaliumamalgam in kaustischer Ealilösung angewan 
Dies Element zeigte die höchste electromotoriscbi 
welche durch ein einfaches Element bis jetzt erzeugt 
ist, nämlich 3,02 , wenn die electromotormdie Era 
Daniellschen Elementes = 1 gesetzt wird. In thi 
ich dem ßrannstein nur die Rotle des negativen i 
mgetheilt, während ala depolarisirende Substanz die 
mangansänre wirken sollte. 

Die Rolle nun, welcbe der Braunstein in d< 
GemiBcb aus Braunstein und Kohle enthaltenden EI< 
spielt, wird in den verschiedenen, über dieselben vi 
lichten Aufsätzen ganz verschied«! aufgefasst. In c 
Leclancbe selbst herrührenden Mittbolnng ') wiri 
eine feste Braunateinplatte vorgeschlagen, und die Ve 
sohaft dieses Materials zum Wasserstoff hervorgehob 
Braunstein soll also als Erreger und Depolarisator 
Nur als Aushilfe wird erwähnt, dass man eil 
Braunsteinpulver umgebene Kohleuplatte sabstitoirei 
In der anszugsweisen Uittheilung dieses Artikels 
aasdrücklich ausgesprodien , das Element verdank 



1) Fortnlkr. d. Physik, darg. v. d. phys. Gm. i 

3) Mondea XIV. 682. 

8) Dingler pol. J. CtiXXXVlII. 9ft. 



W. Beeta: St/peroaj/de in dtr eoKcucftm KttU. 

antea Gelegenheit haben, Beispiele hierfür beiznbringet 
habe deshalb alle Messungen electromotorisclier Erä^ S' 
als innerer Widerstände nach der Compensationsmethod 
geßihrt, mit Änwendang der von mir angegebenen £rwei 
derselben,*) and bin dadaroh im Stande gewesen, di 
schiedenen Veränderangen , weldie die Elemente er 
TOD einander gesondert kennen za lernen. 

Bevor ich die Ergebnisse solcher Messungen mit 
will ich «ner anderen Versuchsreihe Erwähnung thnn, 
welche der Ort ermittelt werden sollte, au welchem 
verschtedenen Combinationen die Prodnote der i: 
ElectrolTse austreten, d. h. für den Torliegeoden Fall: 
VerGucbereihe, doidi welche die Frage entschiedm \ 
sollte, ob die Hjperoxyde nur als Sauerstoffentwicktei 
aucli als negativa Polplatte dw Gombinatioi za hetr 
aeiea. 

Durch den Boden eines Glasgerässes wurde ein 
draht eingeflihrt, welcher oben eine den gansen Quer 
des Oefässes auefüllende horizontale Platinplatte trug, 
wurde mit einer zwei Gentimeter hohen Schichte < 
prüfenden Pulvers bedeckt; auf dieses wurde eine conce 
Enpfervitriollösnng gegossen, in welche von obenhe 
horizontale Eupferplatte tauchte. Dann wurde dnrc 
Apparat der Strom von 3 Meidinger'schen Elemenl 
lange geführt, bis der Eapferrerlust an der Kupfe 
immer nahezu derselbe war. Da zeigten sich nnn fc 
ErscheintiDgen bei Anwendung verschiedener Pulver: 

Platinschwamm; die Oberflache ist mit einer gans 

1) Sitsongsber. d. k. bayar. Akad. d Wiu. , auth.-pb 
1871, p. B. — Sowohl in di«em Ber., pag. 7, Z. 13, all ii 

Ann. CXLII, pag. 676, Z. 10 v. n., mnag «teh«n: ^ » ~ '. 
a' b" - a' b" 



W. Beeil: Byperoxyäe in der völtasehtn Kette. 

Braunstein allein am achlechtestea für die Elemente eis 
wird, weil seine depolariairende Wirkung auf die näd 
Uingebang des Platins (bezüglich der Eohlenplatte) beschrt 
bleibt. Gröbere Braonsteinstäoke leiten Bchon besser, 
Depolariaation findet in weiterem Umkreise statt. Zw< 
massiger aber wird es sein, die Leitung zwischen den 
zelnen Braunsteintheilchen durch grobes Kohlenpulrer 
Termitteln, und überdiess sollte man denken, dass die ( 
Btigste Mischung die Ton grober Kohle und feinem Bn 
steiiipuWer wäre, weil in einer solchen die grösste Bri 
Bteinfiäche sowohl für die Contacterregung, als für die 
Polarisation in Thätigkeit käme; denn auch für die Gri 
der primären Spannnogsdifferenz ist hier die Oberfläche 
Bedeutung, da man es nicht mit einer reinen Braunsteink 
zu thnn hat, sondern auch Eohlentheile in directem Con 
mit der LeitongsSfissigkeit stehen. Die oben erwähnte 
fahmng scheint dem aber zu widersprechen ; mitzunehmen 
Feinheit des BraonsteänpulTers soll seine depolarisire 
Kraft abnehmen. Hierüber geben nun meine Messungen 
electromotorischen Kräfte und inneren Widerstände Aufschl 
Um die electromotorische Kraft eines Elementes u 
der Gompensationsmethode zu er&hren, muss ich znnSi 
den inneren Widerstand in der compensirenden Batt 
kennen. Als solche dient mir ein für allemal eine z' 
paaiige Oanieirsche Säule mit doppelten Thondtaphragn 
Hierdurch bin ich im Stande, die Flächen des amalgamii 
Zinks recht rein und die Kraft der Elemente (= 2 d) j 
serst constant zu halten. Von Zeit zu Zeit wird währ 
des Arbeitens mit diesen Elementen die verdünnte Sä 
der Zwischenzelle ausgehoben and durch neue ersetzt. 0: 
Kraft 2 d wird nun durch zwei Compensationen mit 
Kraft D des früher von mir beschriebenen Daniell'sc 
Elementes verglichen, welches ans zwei getrennten, durch 
Heberrobr mit einander Tsrbundenen Gläsern besteht, de 



[ XtNIV 

W. Beetz: SyperoxyAe in der voltaschen Eei 

Kohle. 

Offen 1,11 

*/i Stunde gescblosseu . . 0,03*) 
10 Minuten offen .... 0,39 
Die Braunsteinicette überwiegt also schon 
primäre electromotorischä Kraft im Verhältniss 
die Kohlenkette. Bei der (ohne Einschaltung eii 
Widerstandes vorgenommenen) Schliessung wird 
kette sehr stark polarisirt, und erholt sich nur w( 
während die Braunsteinkette nach ihrer immerh 
bedeutenden Schwächung fast bis zu ihrer i 
zurückkehrt. 

Auch bei den folgenden Vorsuchen wurden fe 
und Braunsteinstücke , aber nur eine Fliissigk^i 
lösuDg, angewandt. Die Kräfte waren für 
Kohle. 

Offen 1,22 

3 Miu. mit 100 Q. E. geschlossen 0,73 

'I* Min. offen 0,80 

3 Min. ohne Widerstand geschlossen 0,03 

V» Min. offen 0,39 

Beide Elemente hinter einander 

3 Min. mit 100 Q. E. geschlossen 0,40 

2 Min. offen 0,49 

Nach diesen Versuchen ist e» also allerdings 
stein, dem sowohl die hohe electromotoi ische 
auch die schnelle und vollständige Regenerntion 
zuzuschreiben ist, wenn sie durch Polarisation 
war; aber die Kraft des Braunsteiuelementea wi 



1) Die UeBinDgen bei geBohloiaener Kette werden wie 
mit Hilfe des FederBcblOasela ausgeführt, welcher eine di 
im Momente der Messung zu lösende ScblieBsang des Stron 
Tergl. Edelmann, Carls Repert. VIII. Hft. 6. 

[1873, 1. Hath.-phys. Cl.] 7 



W. Beetz: Byperoxj/de in der voUasc?ten Kette. 

ganz anderen Schiasse, als die Ton Leclancbe gefunden 
Zunächst erdeht man aus iboen , dass sich pulverisi 
Kohle sehr ähnlich verhält, wie feste Kohlenstiicke ; da 
dass pulverisirter Braunstein den festen Braansteiostüc] 
weit nachsteht. Selbst bei Einschaltung grosser Wideratäi 
wird er, fein oder grob gepulvert, sehr stark polarisirt, 
die Depolarisation (wegen der schlechten Leitungsföhigt 
des Materials) nur in der Nähe des Platindrahtes vor s 
geht. Die Depolarisation findet beim grobgepulverten, a 
besser leitenden Braunstein immer noch besser statt, 
beim feinen Pulver. Ein massiges Heruntergehen < 
electromotorischen Krail während des Schlusses und e 
hinreichende Regeneration nach der OefTnung findet nur 
den Gemischen aus Kohle und Braunstein statt. Die 
diese Gemische oben gegebenen Zahlen sind aber wie< 
desshalb trügerisch, weil die Polarisation wegen des versch 
denen inneren Widerstandes der Elemente bei sehr t 
schiedener Stromstärke erfolgt war. Desshalb worden t 
solche Gemische bei gleicher Stromstärke, d. h. hintere 
ander verbunden, untersucht. 





feine K. 
reioer B. 


.tebeK. 
ereber B. 


erobe K. 


feiulC 
grebeel 


offen ..". . 


1,38 


1,30 


1,28 


1,39 


Vi Stunde m. 500 Q.E 










geBchlosaen . . 


-0,12 


0,61 


0,98 


—0,02 


desgl. m. 100 Q.E. 


-0,16 


0,35 


0,69 


-0,02 


desgl. ohne Wideret. 


-0,15 


0,12 


0,49 


-0,02 


5 Min. offen . . 


0,78 


0,64 


0,90 


-0,01 


10 Min. „ . . 


1,00 


0,70 


0,90 





3 Stunden offen 


1,39 


1,23 


1,20 


1,30. 



Hiernach zeigen sich alle Elemente, welche feines Kohle 
pulver enthalten, als unbrauchbar. Die Mischung aus fein 
Kohle nad feinen Braunstein erholt sich zwar am schnellst 



r 






>■ 






100 Sitzung der mathrphys, Gasse vorn 1. März 1873. 

und vollkommensten wieder, weil das Braunsteinpulver am 
weitesten ausgebreitet ist, aber wegen des grossen Wider- 
standes des ganzen Gemisches findet auch bei ihm während 
des Stromschlusses eine solche Polarisation statt, dass die 
primäre electromotorische Kraft ganz überwunden wird. In 
% den Elementen, welche grobes Eohlenpulver enthalten, wird 

der Braunstein unaufhörlich in gut leitende Verbindung mit 
dem Zuleiter (dem Platindraht) erhalten, und wirkt deshalb 
auch während des Stromschlusses mit allen, nicht nur mit 
den dem Platin benachbarten Theilen. Hier nun hat der 
fein pulverisirte Braunstein erst Gelegenheit, seine üeber- 
legenheit über den grob gepulverten zu zeigen: die electro- 
motorische Kraft sinkt während des Stromschlusses nicht 
sehr weit hinab , und wird auch bis zu einer brauchbaren 
Höhe wieder hergestellt. Freilich ist diese Höhe, sowie 
auch die ursprüngliche electromotorische Kraft dieser Com- 
bination nicht die grösste; aber man wird gern diese kleine 
Einbusse ertragen, und dafür die grosse Constanz der Ele- 
mente erkaufen. Ausserdem sind die Proben, denen die 
Elemente in der letzten Versuchsreihe ausgesetzt wurden, 
solche, denen sie in der Praxis nicht leicht unCerworfen 
werden. 

Das Ergebniss dieser vergleichenden Versuche ist also, 
dass ein Gemisch aus grober Kohle und feinem Braunstein 
die günstigsten Resultate liefert, weil in ihm dem Braunstein 
am meisten Gelegenheit geboten wird, sowohl als Electromotor, 
wie als Depolarisator zu wirken. 

Ich habe auch die Widerstände einiger Gombinationen 
bestimmt, um dadurch die Irrthümer, welche durch die, 
nach der Ohm'schen Methode ausgeführten, Messungen ent- 
stehen müssen, verständlich zu machen. Zu dem Ende be- 
diente ich mich entweder zweier hintereinander verbundener 
Elemente der zu prüfenden Art als compensirender Batterie, 
um durch zwei verschiedene Compensationen des Danieir« 



r.- e 






■V ,/ 



■ 

\ 



W. Beet f. Hyperoxyde in der voltatchen Kette. 

aber fein vertheilt sein luüsBen, um möglichst gut 2 
larjsiren, so wird man sofort wieder auf die Änwent 
Bleihyperozyds an Stelle des BratinsteiDs znrückgefül 
habe zahlreiche Versuche mit dieser sehr gut leitende 
erregenden und stark depolarisirenden Substanz in Ele 
welche die in meiner Batterie gebrauchte Gestalt 
angestellt. Aber nur drei solche Combinationen s< 
erwähnt zu werden: die mit Terdiinnter Schwefelsäi 
Salpeterlösung und mit Sodalösnng gefüllten. Da I 
rapeutische Zwecke Säuren ans den Apparaten n 
femsuhalten sind, so habe ich zuerst nur die beiden 
Combinationen mit Braunstein elementen verglichen. 





OrobB RDhtc 


Fein.Br." 


Bleihyp«, 

Balpelgrlös. 


Offen 


1,32 


1,26 


1,56 


Alle Slemente hinter- 








einander */« St. mit 








500 Q. E. gesell]. . 


0,34 


0,54 


1,29 


5 Min. oEEen . . . 


0,67 


0,81 


1,42 


V. St. ohne Wider- 








stand geschl. . . . 


—0,06 


0,34 


1,08 


5 Min. offen . . . 


0,35 


0,53 


1,29 



Die Bleihyperoxydelemente sind also den Bra 
elementen bei so groBsen Stromstärken weit überleg 
Kraft sinkt nicht weit Iiinab, und hebt sich sehr stark 
Aber jedes dieser beiden Elemente hat einen Fehl 
mit Natriumcarbonatlösuug gefüllte hat einen sehr 
Widerstand (590Q. £.); das mit Salpeterlösung gefi 
zwar von vornherein einen Widerstand , der es für 
therapeutische Zwecke noch ganz brauchbar erschein 
(t02Q. E.); durch die Einwirkung des Zinke auf die 
bildet sich aber salpetrigsaures Kali und Zinkhj 
welches sich auf das Bleihyperoxyd als poröses Diaj 
niederschlägt. Anf die electromotorisohe Kraft hh 
zwar ohne Einfiass , denn ein solches Element , 



SitMung der matK-fihi/a. Olaue vom 1. Man ifs73. 

ahr Iftng zasammeDgeeteHt gewesen war, zeigte, als 
ikstab gereinigt worden war, wieder die Kraft 1,41; 
iderstand war aber so gewachsen, dass eine Hioiu- 
Ton 400Q.E. die Slromstärke fast gar nicht änderte, 
18 die Widerstandsmeesimg ganz unmöglich wurde, 
man die Salpeterlösnng gleich durch salpetrigsanres 
reetzt, so vermeidet man waa die Abacheidang dea 
droxfds, aber die electromotoriscbe Kraft ist eine viel 
re. 

ts dritte Bleihfperozfdeleiuent masste natürlich, der 
LeitungeflÜBsigkeit wegen, einen amalgamirten Zink- 
halten. Zur Messung seiner electromotorischen Kraft 
te ich drei eompensireade Dauiell-Elemente. Bei 
Vergleichung mit den beiden anderen BleihTpetozyd- 
ten erhielt ich folgende Zahlen; 

Blelhf peraiVB mit 
Bchlr«M(tDre. Sslpelar. init. 

2,40 1,58 1,52 

interemander */■ St. m. 500 Q.E. 

blossen 2,25 0,21 1,19 

offen 2,20 0,86 1,51 

ohne Widerstand geschlossen . 2,03 0,16 

offen 2,23 0,32 0,41 

iement allein 10 Min. in sich ge- 

>B8en 1,54 

20 Min. 1,46 
30 „ 1,40 

. offen 2,16 

geschlossen 1,05 

5 Min., offen 1,56 0,40 0,56 

as Schwefelaäure-EleuienL, also das von de la Bit« 
nglich vorgeschlagene, hat also in der That eine aus- 
inet grosse Kraft und Widerstandsfähigkeit. Znlelzt 
I aber so schlecht leitend geworden, dass die Messuog 
rig wurde. Es hatte sieb Bleisulphat gebildet, welches 



J 



W. BeeU: Eyperoxyde in der voltasehtt 

daa ganze H^peroxjd durchdrang. Dieser ^ 
vermeidlicb, und daram wird die Combioat 
Zukunft haben. Auch die beiden anderen £ 
sich nicht wieder; an den Platindräbten bei 
BleiniederecQiläge von schwammiger Beschäl 
innige Berührung mit dem Hyperozyd verhiii 
wird man den ßraunsteinelementen wohl au 
die electroUierapeutiBchen Zwecke den Von 
mancher Beziehung so rortrefflicben Bleihyp 
geben müssen, weil bei diesen eine Wiedei 
nach gänzlicher Entleerung und Reinigung < 
lieh ist. Dagegen dürfte daB mit Salpete 
Element in anderer Gestalt, in der dei 
niedergchlag nicht auf dae Bleihyperosyd 
Terweudbar werden, besonders wenn man 
grosser Stromdichte arbeiten lässt. 



Die Verzögerung des Druckes dieser Mii 
mir, derselben noch folgenden Znsatz zn m 

Drei Monate hindurch waren drei Ele 
sich ohne Widerstand geschlossen , stehen 
Element I, grobe Kohle und feinen Braun: 
war das Zink nnr wenig verändert; in II, g 
und feine Kohle, war dae Zink mit schönen 
bedeckt, auf der Brannsteinmischung lag eii 
schlag; in III, grobe Kohle und grober Brai 
Zink mit weissem Niederschlag bedeckt. Die e 
Kraft aller drei war nahezu = und ei 
OefTnen wenig. Als die Zinkstäbe durch Ab! 
und die Mischungen mit etwas Salzsäure 
waren, zeigte I die electromotorische Kraft 1 
in = 1,27. Alle waren also wieder vollst 



V. EobeU: Üeber die Kjerulfin. 

Zur BeBtimmuDg der Basen wurde eine Prob 
Kieselerde gemeugt und mit kohlenBaurem KaH-Nalro 
geschlossen, ausgelaugt, der Rückstand in Salzsäure 
abgedampft, wieder gelöst und nach Abscheidung der ] 
erde, aus der Lösung Thonerde mit etwas Eisenoxyd 
Aetzammouiak, dann der Kalk durch kleesaures Ami 
und die Magnesia durch pbosphorssures Natron und Ämi 
gefällt. 

Zur Ermittelung eines etwaigen Alkaligehalts wurc 
Probe in Salzsäure gelöst , mit Ammoniak gefallt , : 
das Filtrat eingedampft, nach Zusatz von etwas Eisern 
abermals mit Ammoniak gefällt, filtrirt, abgedampft, gi 
Der Rückstand wurde mit Barytwasser behandelt, mit i 
niak und kohlensaurem Ammoniak gelallt , ättrirt 
Trocknen abgedampft, der Rückstand mit Salzaäni 
feuchtet und geglüht. In Wasser gelöst krystallisirt 
Salz in Würfeln und erwies sich als Chlornatrinm mit 
Chlorkalium. 

Das Fluor wurde mit dem Glaeglockenapparat bes 
welchen ich bei dur Analyse äuorhaltiger Eisenphosphs 
schrieben habe.^) Der geringe Eieselerdegehalt der! 
wurde dabei berücksichtigt. 

Das Resultat der ÄnalyBO war : 

Phosphorsäure .... 42,22 

Magnesia 37,00 

Kalkerde 7,56 = 5,4 Calcium 

Natron mit etwas Kalt . 1,56 = 1,16 Natriuj 

Fluor 4,78 

Kieselerde 1,50 

Thonerde mit Eisenoxyd . 5,40 

Spur von Schwefelsäure. — 
100,02 



1) Journal f. prakt. Chemie XCII. 7. 



Einmidungtn von DruekscMften. 

Terzeiebniss der eingelanfenen Bttchergesche 



Vom naturhUtorisck-medieinischen Vfrfin t» Beidtlber. 
VMhandlungen. 6. Bd. 1871—1872. 8. 
Vom natunomenaclK^ichen Verein tum Nmvorpommem un> 
in Riga: 
Mittheil nogen. 4. Jahrgang. Berlin 1873. 6. 

Von der LeaehaUe dar Polytechniker in Dresden: 
Jahreibaricht 1872. 8. 

Vom allgemeinen deutichen Apotheker- Verein in Speye\ 
Nenea Jahrbuch fnr Pharnracie nnd verwandte Fächer. Bd B9 

Vom Verein mr Beförderung des Gartenbauts in den kgt. prei 

Staaten in Berlini 
Wochenschrift 1673. 4 

' Von der Soeiite d' Anthropologie in Paria; 
BoUetini. Tom. Vif. 1872. 8. 

Von der Sociiti Botaniqae de France in Paris: 
Bulletin. Tom. XIX. 187^. 8. 

Vom Bureau of Navigation in Washington : 
Tsbles of VenoB, prepared for the uBe of the American Ej 
and Nautical Almanoc; bf Q. W. Hill. 1872. 4. 
Von der American Academy of Arts and Sciences tu Boi 
ProoaedingB Vol. VJll. 1870-1872. 8, 

Von der BosUm Society of Natural Society in Boston 

a) Proceedinga Vol. XIV. 1871/72. 8. 

b) Memoire. VoL II. Part. II. 1872. 4. 

Fon der New York State AgrieuUural Society in Alban 
TranuctionB 1869. 1870. 8. 

Von der Academy of N<amiä, S(Aemxs in FhüoMphUt 

a) Procwdingg. 1871. 8. 

b) Am^ftcan Journal of Conohology VoL 7. 1872. 8. 



Einsendmtgtn von DruckichrifUtt. 

Von der Bot/. Medical and Chintrgical Society in Lc 
Medice -chirurgioal TraDsactiona. Toi, 65. 1872. 8. 

Vom Verein böhmischer Mathematiker in Frag: 
CaaopiB. Bd. 11. 1873. 8. 

Von der SUrnviartt in Leiden: 
AnnalsD. Bd. III. Haag 1872. 4. 

Von der Bedaetion des Moniteur »cientifique in ¥a 
Boniteur acieotifiqne. No. 376. 376. 1873. 8. 

Vom Museum of Comparative Zoölogy in Cambridge. 
Illaatrated Catalogue. No. VO BeviBion of tbe Ecbiui 
ÄgftBBi«. PartB, I— 11. 1872, 4. nebat Atlas, 

Von der itoyol Societi/ in London: 

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b) Proceedingi. Vol. XS. No. 130-138. 1871—72. 8. 
o) List of the Royal Society. 30 th Nov. 18Ti. 4. 

d) Catftlogne of Scientific Papers. (1800—1863.) Vol. Vi 

Von der SociUe de giographie in Paria: 
Bullettin. 1872. 1873. 6. 

Von der SociUi d'histoire naturelle in Colmar: 
Balletin. 12. et 13. annees 1871—72. 8. 

Von der Acaäimie T&ycAe de midecitte in Brüsse 
Balletin. Ännee 1873. Tom. VII. 8. 

Vom R Comitato geologico d'Ittdia in Florenz: 
BoUettioo 1873. 8. 

Von dem naturforschenden Verein in Brunn: 
yerhandlangen. Bd. X, 1871. 8. 

Von der Societä VenetoTrentina äi seiente natttrali ri 

ÄIU, Vol. I. 1872—73. & 



Mnsmbtngen (Xm Drueluehriffen. 

Vom Herrn A. Vogel t* München: 
Praktiaohe nebangtbei spiele in der qnantitatiT-oIieniiactieTi 
mit besouderer Bäcksiotit auf die Verwerthinig landwi 
lioher und teobaiMiher Frodakta. 4. Aufl. Erfnrt 187S. 

Vom Herrn Joh. Benedikt Listing in QötUngen : 
Deber uneere jetzige Kenntnisa der Gestalt und Qröam ( 
1873. R 

Vom Herrn A. M. VolJimann m HiOle: 
Die DrehbewegQDgen des Körpen. 6. 

Vom Herrn Bobert GratanMnn in. Btettün 
Die Erdgeschiofate oder Geologie. 1873. 6. 

Vom Herrn Hermatm ZoB>e in L^gtig: 
Journal für praotiache Chemie. N. F, Bd. 7. 1873. 8. 

Vom Herrn A. SBOiker tn Wikrärurg : 

a) Weitere Beobacbtnngen über das Vorkonunan und 

breitnDg tjpiBcher ReaorptionBfläcben an den Enochei 

b) 3. Beitrag zur Lehre von der Knt^cldang der Snoobe 

Vom Herrn Ceeare VAnoona in Ftoreni : 
Malacologia Pliooenica Italiana. Faac. 11 1872. 4 

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Note aar la dätermin ation dei dimensions-relativee de lafoi 
mentale de l'ambl^gonite. 1878. 4. 

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£tnde daa d^formationB Bubies par leiterrains de laFranot 

Vom Herrn Giovann* Celoria in Mailand: 
Sol grande commorimento stmoeferico aTTenuto il I. di ag{ 
nella basia Lombardia e nella Lomellina. 1878. 4. 

Vom Herrn M. Chatiet Orad in TürJiheim : 
Deaoription dea formations glaoiairea dea Toegee. Paria 18^ 
ConaidSrationa aar la g^ologie et le regime des eanx di 
Algiriea. 1873. 8. 



H EinterndtiMge» «M Jh 

Von Eerm EmO Ctymia 
miMho Theorie. 4. Anfl. 1873. 8. 

Vom Berrn Dtnibn 
■trfttifiM. 1873. 8. 



Vom Htm M. D. Tot 

) Snr nne combinaiion de l'ar^e ■ 
) Aotion An ohlornre de cUorftC^t; 

Vom Harn MHie Franfoise 
Uee hittoriqne aar lei inTentiona I 
de l'indQitHe. 1878. 8. 

Vom Btrm 7). Biennt i 

tioe enr Heindert SemeijnB. 1873. i 

Vom Herrn A. Grisebai 

iTeKeUtion der Erde naob ibrerklü 

Leipiig 1872. 8. 

Vom Bern Bertihard • 

üu und Granit der Alpen. 1873. 8 

Vom Berrn B. ^Arrest 

lenogelier orer de neboloae Stjern 



Oeffentlichd Sitzung der k. Akademie ^^v Wissen- 

Schäften 
zur Feier des 114. Stiftunj^stages 



$m 27. März 1878. 



Der Präsident der k. Akademie , Herr Baron ? o n 
Lieb ig, eröffnete die Sitzung mit fplgenden Worten: 

In der heutigen Sitzung unserer Akademie zur Feier 
ihres 114. Stift ungstages werden die Herren Elassen-Sekretare 
der wissenschaftlichen Verdienste ihrer Mitglieder gedenken, 
die sie im Terflossenen Jahre durch den Tod verloren hat. 

Unsere Verluste sind ungewöhnlich zahlreich gewesen. 
Ausser zwei Ehrenmitgliedern, dem ehemaligen General- 
director der königlichen Museen in Berlin Ignaz von 
Olfers und dem Herrn Sir John Bowring, verlor die 
philosophisch-philologische Klasse ein auswärtiges und ein 
correspondirendes Mitglied, die mathematisch - physikalische 
Klasse zwei auswärtige und sechs correspondirende Mit- 
glieder, die historische Klasse vier auswärtige und drei cor- 
respondirende Mitglieder, im Gaazen neun auswärtige und 
zehn correspo^dirende Mitglieder. 

Zu den schmerzlichsten Verlusten, welche unsere Aka- 
demie zu beklagen hat, gehört der unseres Seniors der 
Akademie, des Staats- und Reichsraths von Maurer; vor 
[1878,3 Math.-pli7i.Gl.] 8 



116 Oeffenmehe SitMung vm 27. Mär$ 1873. 

49 Jahren wurde seine Greschichte des altgermanischen und 
namentlich altbayerischen mündlichen Gerichtsverfahrens yon 
unserer Akademie mit dem ersten Preise gekrönt, und in 
Folge davon wurde er zum ausserordentlichen, im Jahre 
1829 zum ordentlichen Mitgliede gewählt. 

Es kann nicht meine Aufgabe sein, die wichtigen 
Arbeiten Maurer's im Gebiete der Rechtsgeschichte und 
seine Leistungen und Verdienste um das bayerische Land 
als Staatsmann hier zu berühren, denn diess wird Gegen- 
stand des Vortrages eines competenteren Beurtheilers sein; 
allein ich kann nicht umhin, seiner warmen Liebe zu ge- 
denken, die er stets in allen Lagen seines ereignissreichen 
Lebens der Wissenschaft bewährte^ die seinen Geist so jugend- 
lich und frisch erhielt, dass er in seinem 81. Jahre sein 
umfassendes Werk „die Geschichte der Städte- Verfassung'^ 
in vier Bänden vollenden konnte, womit als viertem er seine 
drei vorangegangenen Werke, die damit im engsten Zusammen- 
hange stehen , seine Geschichte der Markenverfassung in 
Deutschland, seine Geschichte der Fronhöfe, der Bauernhöfe 
und der Hofverfassung in Deutschland, und seine Geschichte 
der Dorfverfassung in Deutschland zu einem vollen Abschlüsse 
brachte. Unsere Akademie, zu deren grössten Zierden 
Maurer gehörte, wird ihm stets ein ehrenvolles Andenken 
bewahren. 

Unser verstorbenes Ehrenmitglied Sir JohnBowring 
begann seine ausgezeichnete Laufbahn eines Staatsmannes, Rei- 
senden und Schriftstellers, als Handelsreisender in den Ge- 
schäften seines Vaters, eines Tuchfabrikanten in Devonshir e 
und besuchte als solcher den grössten Theil des europäischen 
Gontinentes. Auf diesen Reisen machte er sich bei einer 
hervorragenden Neigung zur Poesie, unterstützt von einer 
ungewöhnlichen Gabe der Sprachen, mit der Literatur der 
von ihm bereisten Länder bekannt. Das grösste Interesse 
wandte er der Nationalpoesie zu, und wir verdanken ihm 



V. Lieht ff rjBinleitenäe Worte. 117 

eine Satnmlung und Uebersetzung von alteren und neueren 
Volksliedern aus fast allen Ländern Europas; eine seiner 
letzten Arbeiten in dieser Bichtung war seine Uebersetzung 
der Sammlung szechischer Volkslieder aus dem 13. Jahr- 
hundert aus der unter dem Namen der ,jKöniginhofer** be- 
kannten Handschriflb. Der Katalog des britisohen Museums 
weist nicht weniger als 50 nicht politische Werke von ihm 
auff über 30 Sprachen und Dialekte aus denen er über- 
setzte. 

Seinen im Auftrage der englischen Regierung zur Er- 
forschung der Handelsverhältnisse mehrerer Staaten unter- 
nommenen Reisen verdankt man die meisterhaften Berichte 
über die Handelsbeziehungen Englands und Frankreichs; 
er war ein Gegner des Prohibitiv-Systems übeAaupt des 
Monopols und hat nicht geringen Antheil an der Aufhebung 
der Korngesetze und an der Parlamentereform genommen; 
er wurde 1832 und 1841 in's Unterhaus- gewählt. Im Jahr 
1849 nahm, er die lucrative Stellung eines Konsuls in Can- 
to n an, zu welcher er durch seine früheren Beschäftigungen 
vorzugsweise geeignet war, später wurde er zum Gouverneur 
von HongKong und Oberaufseher des englischen Handels 
in China befördert und im Jahre 1854 ertheilte ihm die 
Königin den Ritterschlag. 

Durch sein energisches Verhalten gegen die Anmassung 
der chinesischen Behörden wurden die Beziehungen Englands 
zu China wesentlich verbessert, aber der zu Nanking ge- 
schlossene Friedensvertrag hatte nur eine kurze Dauer; mit 
der Wegnahme eines unter britischer Flagge segelnden Fahr- 
zeuges von Seiten der Chinesen begann der Wiederausbruch 
der Feindseligkeiten ; das von ihm im Oktober 1856 über 
Canton ohne Kriegserklärung verhängte Bombardement, 
welches in Europa das grösste Aufsehen erregte, veranlasste 
seine Abberufung. Inzwischen gab ihm ein Abstecher nach 

Bankok, der von ihm zu dem Zwecke unternommen wurde, 

8* 



118 OeffmdiO^ tümmg vom M7. U^m 1873. 

ttm emen Handelsvertrag mit Siam abznsdiliesaen, Gelegen- 
heit zn einer interessanten Beschreibang des Eonigreidies 
und Volkes Ton Siam; er fand noch Zeit ein Werk nher 
das Decimalsystem sa Teröffentlichen. Auf seiner Rückreise 
Ton China branchte er die Philippinen, die er in dem 
anstehenden Werke „Besuch der Philippinischen Inseln" 
schilderte, nnd er sog sich schliesslich mit einer Pension 
Ton dem Staatsdienste znrflck. Er starb im Norember, in 
seinem Wohnsitze Claremont bei Exetor, 1872. 

Ignaz von Olfers, geboren 1792 in Munster, be- 
gann seine Laufbahn als Arzt und Naturforscher, ging 1820 
mit dem preussischen Gesandten Graf Flemming als Ge- 
sandtschaftssecretär nach Brasilien und mit demselben 
nach Neapel und kehrte nach Flemming's Tode nach 
Berlin zurück; er machte im Auftrage des Staates eine 
zweite Reise nach Brasilien, blieb dort ein Jahr, ging darauf 
kurze Zeit nach Lissabon, von wo er 1829 als Minister- 
resident nach der Schweiz gesendet und 183S in das Mini- 
sterium des Unterrichts nach Berlin berufen wurde; 1840 
wurde er Generaldirector der Museen in BerliUi welche 
wichtige Stelle er bis 1868 bekleidet hat. 

Olfers war ein Mann tou ausgezeidmeter Begabung 
und Tielseitigster Bildung. Ein unzweideutiges Zeichen seiner 
bdm Studium der Medizin erworbenen gründlichen natur- 
wissenschaftlichen Kenntnisse ist seine sehr gehaltreiche 
Dissertation „Ueber Eingeweide-Würmer der Thiere/' 

Auf seiner Ueberfohrt nach Brasilien im Jahre 1817 
fand er Gelegenheit die merkwürdigen Seeblasen (P hy sa- 
li en) lebend zu beobachten und zu zergliedern. Die Resul- 
tate dieser Beobachtungen berichtete Olfers von Bio 
Janeiro aus an die Berliner Akademie der Wissenschaften, 
wobei derselbe diese Physalien (oder diese mit einer 
Schwimmblase ausgestatteten Siphonophoren) nicht als 
Einzelthiere, wie bisher angenommen, darstellte, sondern die- 



V. Liehig i Eivkiienäe W&rte, 119 

selben mit richtigem Blicke als animalia composita auf- 
fasste; durch diese Betrachtungsweise des Haushaltes der 
Seeblasen wurde von Olfers bereits die Existenz einer 
Erscheinung im Thierleben angedeutet, welche erst viele Jahre 
später als Polymorphismus.der Thiere, sowie als Ar- 
beitstheilung der verschiedenen Individuen polymorpher Thier- 
stöcke in die zoologische Wissenschaft eingeführt wurde.' 

Eine andere Abhandlung Olfers, in diesem Gebiete ist 
die über die Gattung Torpedo in ihren naturhistorischen 
und antiquarischen Beziehungen. 

Er veröffentlichte ferner 1827 eine ancmyme Schrift 
über das Leben des standhaften Prinzen nach der Chronica 
seines Geheimsecretärs J. v. Alvares, femer 1830 über 
ein merkwürdiges Grab bei Kumae und die in demselben 
enthaltenen Bildwerke, im Jahre 1838 eine Abhandlung über 
den Mordversuch gegen den König Joseph von Portugal 
am 3. September 1758, über die Ueberreste vorweltlicher 
Biesenthiere in Beziehung zu ostasiatischen Sagen und chine- 
sischen Schriften, zuletzt 1858 ein Werk über die lydischen 
Eönigsgräber bei S a r d e s und den Grabhügel desAlyattes 
nach dem Berichte des General-Consuls Spiegelthal in 
Smyrna. 

Als Vorstand aller Kunstsammlungen der preussischen 
Monarchie entwickelte Olfers eine viel umfassende und er- 
folgreiche Thätigkeit. 

Der Grundcharakter des Berliner Museums, als einer 
Anstalt für das wissenschaftliche Studium der Kunst, wurde 
unter Olfers* Verwaltung gewahrt. Ohne ausschliessliche Be- 
vorzugung einer einzelnen Abtheilung durfte sich doch be- 
sonderer Pflege das Münzkabinet erfreuen, und auf die Erzeug- 
nisse des Kunsthandwerkes wurde schon zu einer Zeit 
Nachdruck gelegt, in welcher ihnen eine Beachtung erst in 
engeren Kreisen zu Tbeil wurde. 



120 Oeffenäiehe SiUmng vom 27. Mars 1873. 

In die Zeit seiner Verwaltung fallt- die Gründung des 
neuen Mnaeums. 

Als ein Mann von umfassender . und gründlicher wissen- 
schaftlichen Bildung, in welcher die für Kunst und Wissen- 
schaft so erfolgreiche Thei]pahme seines Monarchen ein ihr 
wichtiges Organ gefunden hatte, als Gönner und Vertreter 
der in ihnen sich concentrirenden Interessen der mannig- 
faltigsten Kunstthätigkeit des Alterthums und des christlicheD 
Mittelalters bat Olfers auf Kunde und Geschichte der 
Künste, der Sitten und Einrichtungen der verschiedensten 
Völker einen weit verbreiteten Einfluss ausgeübt, den seine 
unverdrossene Thätigkeit an den Arbeiten aller bedeutenden 
darauf bezüglichen Vereine und die Bereitwilligkeit vermehrte, 
mit der er die wichtigsten Gegenstände der ihm vertrauten 
Sammlungen durch Nachbildungen vervielfältigen Hess und 
an die Sammlungen anderer Staaten unentgeltlich abgab. 

Auch unser Antiquarium und unser Nationalmuseum 
haben davon einen Beweis durch eine Sammlung von Gyps- 
abgüssen antiker und mittelalterlicher Elfenbein- und Bronce- 
Reliefe und einer treuen Abbildung eines als Graburne ge- 
fundenen altgermanischen Hauses empfangen. 

Olfers starb zu Berlin am 24. April 1872. 



I 



V. KcbeU: Nekrolog auf Fran^oi$^ule$ PkM. 121 



Hierauf trug der Secretär der math.-pbys. Glasse, Herr 
y. Eobell nachstehende Nekrologe yor: 

Francois-Jnles Pictet (Pictet de la Bire.) 

Geb. am 27. Sept 1809 zu Genf. 
Gest. am 15. Man; 1872 ebenda. 

DerVater des Verstorbenen, Jean Pierre Pictet (Pictetr 
Baraban), ein Freund der Wissenschaft, erweckte in dem 
Sohn zeitig die Liebe zur Naturgeschichte und nachdem 
dieser die üblichen Studien am College public zu Genf und 
(1823) an der Akademie vollendet hatte, war es besonders 
der berühmte Botaniker deCandolle, damals auch Zoologie 
vortragend, welcher dem jungen Manne Aufmerksamkeit 
schenkte und seine weiteren Studien mit Bath und That 
unterstützte. Im Anfang des Jahres 1830 begab sich Pictet 
nach Paris, wo er in Verbindung mit Cuvierkam,mitGeoff- 
roy-Sainte-Hilaire, Blainville, Flourens u. a. hervor- 
ragenden Gelehrten , und anVictorAudouin einen geschätzten 
Freund gewann. Die Vorlesungen im Jardin des Plantes 
und der Besuch des Museums waren seinen Kenntnissen sehr 
forderlich und so begann er nach seiner Bückkehr nach 
Genf selbständig zu arbeiten. Die Entomologie schien ihm 
zunächst ein weites Feld wissenschaftlicher Ausbeute und 
seine Abhandlung „Becherches pour servir a Thistoire et 
ä l'anatomi^ des Phryganides'* (1834) zu deren Gomplettirung 



122 Oe/renOH^ SUsung wm 27. März 1873, 

er abermab naoh Paris reiste, erwarb ihm die Aaszeidmang 
des Preises Davy. 1835 warde er zom Professor der Zoo- 
logie ernannt, and sein lebhafter und geistreioher Vortrag 
fesselte in allen Qegenständeo, die er bdiandelte, seine Zu- 
hörer; eine grosse Leichtigkeit, Zeichnungen »zur lilostration 
an der Tafel zn entwerfen, kam ihm dabei sehr zn statten. 
Seine Vorlesnngen betrafen yergleicbende Anatomie, Physio- 
logie nnd Zoologie. Von 1841 — 1845 erschienen seine ge- 
sdiStzten Monographieen der Familie der Periiden nnd Ephe- 
merinen. Neben den Fachcöllegien, die er 1859 mehr 
specialisirte, hielt er populäre Vorlesungen, welche auch 
Damen besuchten und wusste in Kürze einen anziehenden 
und lehrreichen Ueb0rt)li<^ ixber Zoologie und Paläontologie 
zu entwickeln. Sir hahm audi Thefl an den Abend-Vor- 
lesungen, welche das Departement de Flnstruction publique 
orgairieSirt hatte und der grosse 8aal des H^tel de rille, wo 
diese Vorlesungen gehalten wurden, war stets fibetfBflt ron 
einem aufmerksamen Publikum, wenn Pictet die Votlesung 
hi^It. Das Naturhistorische Museum zu Genf nahm seine 
Thätfgkeit unausgesetzt in Anspruch, er bereicherte es wie 
er konnte und die paläontologische Sammlung dort #ar seine 
Schöpfuhg. Das Bestimmen der Condiyfien aus der grossen 
vom M*^ Francis Delessert und ihren Töchtern dem In- 
stitut gesehetiiMien Satfimlung hat ihn \Ab an das Ehde sehies 
Leberlli besdiSttigt. üeberrascbend war das Ersdheintti sdnes 
Traite de Palaeontölogie (1644 und 1845, in zweiter Auf- 
lage 1853—1857), du ^eine früheren Forschungen stets 
andercfn Qebietisn zugewendet waren. Er üipricht sidi in 
der ersten Auflagt ffir die Tbeorie succesftiver Sdiöpfungen 
auis, welche «icb darin befrtStige, datrs die Arten rersddedener 
Formationen i^rsdbfeden seien, wob6i er jeäödi gewisse 
Ähnlichkeit^ an«ll:ehnt. In der irvireiten Auflage de6 W^ 
kes nähert ^r sich der Darl^iii'scben Theorie, itf jem «r zugibt, 
da^B innerhalb gewiss«^ dfenzen, Spedes, welche Widerstands- 



t;. Kobm^: Nekröhg auf Ftan^'JMks Pktet, 123 

fäidger oder zahlreicher $,h andere. 6ich beim Untergänge 
der Sauna ein« Fontiatton erfatlten haben und in die eiiior 
nachfolgenden übergehen konnten. Später geht er darin 
weit«: and läast Darwin 's Hypothese vollkommen Qereehtig- 
keit wiederfahren, in Beziehang auf die Deotang ähnlicher 
Organe, auf die verwandt eich zeigenden Fannen verschiedener 
Formationen etc., fie Beoba^ong der Thatsachen, welche imter 
nnsem Augen vorkommen, stehe gleichwohl im Widerspräche 
mit jener Theorie. Das führt ihn dazu, die Reibenfolge 
der organisirten Wesen als unter zwei Kräfte gestellt, an- 
zusehen, deren eine er generation normale, die andere Force 
crSatrice nennt, die erstere unter unseren Augen wirkend 
und die Species erhaltend, die letztere, welche im Anfange 
der Dinge gewirkt habe um unmittelbar eine mannigfaltige 
Fauna zu gestalten. ^^ Es soll mit dem Gesagten hier nur 
angedeutet werden, wie Picfcet sich bemühte, die geologischen 
Bäthsel und die geheimnissvollen Entwickelungen der organi- 
schen Wesen mit hypothetischen Mitteln za behandeln und 
zu erläutern. Mehrere Aufsätze und Kritiken sind diesen 
Themen gewidmet. 

An seine allgemeine Paläontologie sdiliesst sich die von 
ihm herausgegebene der Schweiz an, in sechs Serien die 
VersteineriHigea der Juragebilde, der Krade, der Tertiär- 
formatioaen etc. behandelnd. Es haben sich daran Ren e vi er i 
Gaudin, de laHarpe, A. Humbertu. a. Fachgelehrte be- 
theiligt. Ein besonderer Aufsatz bespricht die quartemäre 
Periode im Vergleich mit der Gegenwart. Pictet weist nach, 
dass ^ gttBze gegenwärtig best^end'e Fauna schon in der 
Periode des Diluviams existirt habe und eine Verschieden- 
heit imr in dem Verschwinden ^ner Anzahl grosser Thiere 
ihren Grund habe. 

Pictet war einer der ersten, welche die Existenz eines 
antedilttvianischen Menschen angenommen haben. 

Pictet war seit 1831 Mitredacteur der Bibliotheque 



124 Oeffendiehe ßiUfung vm ^7. Mä/ta 1873. 

Universelle, von welcher 1846 der natorwissenBcbafÜiclie 
Theil den Titel Archivea desScienees physiqaes et .natioreUes 
erhielt; der gelehrte Naturforechsr war aber auch Staats- 
mann und yielfoch in den politischen Verhältnissen seiaer 
Vaterstadt thätig nnd geschätzt, wie seine Wahl als Büßlied 
des Conseil mnnicipal nnd als Präsident der Assemblee con« 
stitnante im Jahre 1862 Zeugnise geben. ^) 



Hugo yon Mohl. 

Geb. am 8. ApHl 1805 zu Stuttgart. 
Gest. am 1. April 1872 zu Tübingen. 

Hugo von Mohl, der jüngste unter vier Brüdern, 
welche in verschiedenen Fächern mit Auszeichnung thätig, 
angesehene Stellungen erworben haben, machte seine ersten 
Studien auf dem Gymnasium zu Stuttgart und bezog in 
seinem 19. Lebensjahre die Universität TübiDgen, wo er den 
medicinischen Wissenschaften oblag. Es war zu jener Zeit 
die Beschäftigung mit den gesammten Naturwissenschaften 
für den studirenden Mediciner ein selbstverständliches Er- 
forderniss, eine Anschauung, welche gegenwärtig, wo der 
G^ichtskreis mehr auf das handwerkmässig-praktische be- 
schränkt zu werden scheint, ziemlich ans der Mode gekonun^ 
ist. Der damalige Brauch aber begünstigte die Neigung 
Mohls für die Naturstudien, die schon in dem Knaben sich 
kundgaben und besonders die Botanik zog seinen Forschungs- 
eifer an. Eine Reise nach München und der Verkehr daselbst 



1) FraiiQois Jules Pictet. Notice Biographique par J. Louis 
Soret. 



^v 



V, KobeU: Nehrölog auf Hugo von Mohh . 12$ 

mit Schrank, Martius, Zaccarini, Steiuheii a.a. 
bestimmte denn auch das Feld seiner Lebensthätigkeit, die 
Anatomie und Physiologie der Pflanzen. Die in München 
vollendeten Arbeiten der Anatomie der Palmen^ des Farn- 
stamms und der Gykadeen machten ihm einen geachteten 
Nanaen und auf eine Ernennung als erster Adjunkt des 
kaiserl. botanischen Gartens in Petersburg im Jahre 1831, 
die. er nicht annahm, folgte unmittelbar eine Berufung als 
Professor . der Physiologie an die . damalige Akademie in 
Bern, welcher er 1832" Folge leistete. 1834 an die neu 
begründete Universität in Bern übergegangen, kehrte er schon 
1835, nach Schübler's Tode, als Professor der Botanik 
nach Tübingen zurück und verblieb in dieser Stellung, manche 
glänzende Berufung ausschlagend, bis an sein Ende, 

Mohl war Autodidact und obwohl mit den Arbeiten 
Anderer vertraut und sie berücksichtigend, ging er doch 
seinen eigenthümlichen Weg, wie das einen genial angelegten 
Mann kennzeichnet. Seinen Forschungen kam sehr zu statten, 
dass er sich schon frühzeitig mit Optik und Mathematik be- 
schäftigte, wie er denn auch 1846 eine „Mikrographie oder 
Anleitung zur Eenntniss und zum Gebrauch des Mikro- 
skop's^' herausgab und man erzählt von ihm, dass er oft 
scherzweise gesagt habe, „Ich habe meinen Lebensberuf ver- 
fehlt, ich hätte Opticus werden sollen/' 

Seine ersten Abhandlungen, „Ueber den Bau und das 
Winden der Banken und Schlingpflanzen und über die Poren 
des Pflanzenzellengewebes", welche die Grundanschauungen 
von der Struktur und dem Wachsthum der Zellenmembran 
entwickelt, waren die Ausgangspunkte seiner späteren Arbeiten 
über pflanzliche Histologie , welche Mohl besonders aus- 
zeichneten. Auf dem Gebiete der Anatomie erschien von 
ihm 1831 die epochemachende Schrift „de Palmarum struc- 
tura,*' wozu Martins ein reiches Material lieferte. Es sind 
nur wenige Spezialdisciplinen in welchen Mohl nicht förder- 



126 Oeffenmehe Siimmg vom j97. Main 1873. 

lieh arbeitete, wie seine Aafbätze aber die Symmebie der 
Pflaozoh über die männliches Bliithen der Goniferen, das 
Sporangium und die Sporen der Eryptogamen , über die 
Qrasblfithe, über den Aufbaa von Sciadopitys u. a. Belege 
liefern. 

Ein Verzeichnies seiner gedruckten Originalarbeiten ziält 
27 Abhandlungen über Histologie, 26 über Anatomie und 
Entwicklungsgeschichte, 2 über Anatomie und Physiologie, 
10 über Physiologie, 14 über Systematik, Morphologie und 
Pflanzengeographie und andere über Mikroskopie, botanische 
Terminologie etc. 

Mo hl war eine kraftvolle energische Natur und was 
er dachte, sprach er o£Fen aus, nicht ^igstlich gegentheilige 
Ansicht umgehend oder abwägend; als Lehrer beschränkte 
er sich auf seine Gollegien ohne darauf auszugehen Speaell 
Schüler zu bilden, mit Rath und That unterstützte er aber 
gern jene, die selbständig zu arbeiten begannen und sich mit 
Ernst dem Studium zuwandten. 

Mancherlei Auszeichnungen sind Mo hl von Gelehrten- 
Vereinen geworden und 1843 wurde ihm der wBrttem- 
bergische Kronorden verlieben. — Er starb plötzlich ohne 
die Leiden einer Krankheit gefühlt zu hab^. 

Eie Berichterstatter sagt von seinem Leben: 

„Von erster Jugendzeit an glückliche Tage, durch 
keinerlei erregtes Missgeschick getrübt, von keinerlei ausser- 
gewöhnlichem Ereigniss bewegt, in ungestörter Entwicklung 
und Thätigkeit des Gelehrten in jeder Hinsicht begünstigt, 
und ein selten glücklidies Ende/' 



«. Kdbea: Nekrolog mf A^mM Etucher von der LintK 127 



Arnold Esoher Ton der Linih« 

Geb. am 7. Jani 1807 sa Zürich. 
Gest. am 12. Jali 1873 ebenda. 

Die GeogQOsie der Schweizer AIpeD, ihre Oletscher and 
erratischen Blöcke hatten schon Eschers Vater, Hans 
Conrad beschäftigt ; der Sohn bt^t ihnen die eingehendsten 
Stadien gewidmet and dieselben aach über die Tyroler and 
Bayerischen Alpen, Vorarlberg etc. aasgedehnt. Seine Ar- 
beiten schlössen sich denen von Backland, BakeweU, 
Elie de Beaamont, Stader a. a. an and wnrde darch 
sie ein ganz neaer Blick über den geognostischen Baa der 
Alpen gewonnen mit der Erkenntniss, dass Formationen, die 
man sonst dem Ur- and Debergangsgebirge zagerechnet 
hatte, zam Theil weit jüngeren Perioden angehören. Die 
von Agassiz aofgestellte and zaletzt aach Ton Gharpen- 
tier angenommene Gletschertheorie wnrde darch Es eher 
mit zahlreichen Beobachtangen anterstützt and in einer Ab- 
handlang „die Gegend von Zürich in der letzte Periode 
der Vorwelt' ^ gibt er ein anziehendes Bild der betreffenden 
ForschiMigen, welche noch in den zwanziger Jahren in 
Hypothesen schwankten, die den Tbatsachen mehr ode;: 
weniger widersprachen. Die erratischen Blöcke spielten dabei 
eine Hauptrolle and die Gelehrten. Sanssure, Leopold 
V. Bach, anfangs Charpenti er n. a. wollten den Trans- 
port derselben durch Flathen and Treibeis erklären, wogegen, 
wie Es eher erzählt, ein ^facher Gemsjäger im Wallis 
schon 1815 gegen Gharpentier äasserte, dass die Glet- 
scher ihres Gebirges einst das ganze Thal bis Martinach 
müssen bededkt haben, und dass einen Beweis dafür die 
Blöcke liefern, die zu gross seien, als dass sie das Wasser 



128 OeffenOiche Sitsmg vcm 197. Märe 1S73, 

hätte zur Stelle führen können. Escher verbreitet sich 
dann über die Bewegung and das Vorrücken der Gletscher, 
über die Gletscherschliffe und über die Ablagerungen der 
Blöcke in den sog, Moränen. Auch das Verschwinden vieler 
einstiger Eisberge und das Hemmniss der Vergrösserung der 
bestehenden wird besprochen, und dass es vorzüglich dem ' 
Föhn zu danken und der Wüste Sahara, die ihnt seine 
Wärme ertheilt, wenn die Schweiz sich blühender Thäler 
und weidenreicher Alpen erfreut. 

Der Geologie des nördlichen Vorarlbei^ hat er eine 
sorgfaltige Untersuchung gewidmet und seine Formationen 
beschrieben, ihre Verbreitung und Lagerung und die sich 
bietenden metamorphischen Erscheinungen; ein Nachtrag be- 
spricht die Trias der Lombardei. Von den vorkommenden 
fossilen Pflanzen und Insekten hat 0. Heer eine Beschreibung 
beigegeben. — Im Jahre 1854 publizirte Esch^r eine neue 
geologische Karte des Kantons St. Gallen, 1857 eine Ueber- 
sicht der Gebirge des Appenzeller-Landes. Zu seinen früheren 
Arbeiten gehören die Studien über Gontact Verhältnisse 
zwischen krystallinischen Feldspathgesteinen und Kalk im 
'Berner Oberland, über die Analogie neuer Geröllbildungen 
und der Nagelfluh, über die Thermalquellen von Pfäfers u. a. 

Es eher war mit dem Gang und den Fortschritten 
seiner Wissenschaft wohl vertraut und so hat ihn auch die 
Umwandlungstheorie beschäftigt und hat er sich in mehreren 
Fällen schon 1842 für sie erklärt, wo die damalige Chemie 
vielfach widersprach, während die heutige keinen Anstand 
nimmt, solche Prozesse anzuerkennen und mit Umlagerung 
und Austausch von Atomen Mineralspecies, wenigstens theo- 
retisch, in einander zu verwandeln. 

' Escher war Professor der Geologie an der Universität 
zu Zürich und ein ebenso geachteter Mann als beliebter Lehrer. 



V. KobeU: Neh'olog auf Bnädph Friedrich JJfired Clebatih. 129 



Rudolph FriedriGh Alfred Clebsch. 

Geb. am 19. Januar 183S zu Königsberg. 
Gest. am 7. November 1872 zu Göttingen. 

Clebsch machte seine ersten Studien in seiner Vater- 
stadt, besuchte das Gymnasium daselbst und die Universität 
und doctorirte 1854 für Mathematik und Physik. 

Er betrat die wissenschaftliche Laufbahn unter sehr 
günstigen Verhältnissen, da berühmte Lehrer wie Naumann, 
Richelot und Hesse seine Studien leiteten und bald be- 
schäftigten ihn Arbeiten im Gebiete der mathematischen 
Physik, namenth'ch der Optik und Hydrodynamik, die er 
mit Erfolg durchführte. 1824 begab er sich nach Berlin, 
wo er als Lehrer der Mathematik an verschiedenen Schulen 
thätig war und sein vorzügliches Lehrtalent zu entwickeln 
Gelegenheit hatte. Er hat sich damit bei seinen späteren 
Universitätsvorträgen besonders ausgezeichnet und verstand 
seine Schüler durch die Klarheit und Anschaulichkeit zu 
fesseln, mit welcher er die abstractesten Probleme behandelte. 
1858, als er eben Privatdocent geworden, erhielt er einen 
Ruf an das Polytechnicum in Garlsruhe für theoretische 
Mechanik und 1863 begab er sich nach Giessen, wo er freier 
seinen Forsdiungen obliegen konnte und in enger Verbindung 
mit Gor d an arbeitete. Es erschien nun die Abhandlung 
über Anwendung der Abel'schen Functionen auf Geometrie 
und mit Gor d an „die Theorie der Abel'schen Functionen" 
nebst mehreren geometrischen Arbeiten. 1868 siedelte 
Clebsch nach Göttingen über, wo er mit C. Neumann 
zusammen die „Mathematischen Annalen^^ gründete, von 
denen zur Zeit fünf Bände erschienen sind. Wie Clebsch 
sein Gebiet kannte und dessen Geschichte mit dem Fort- 
schreiten der Forschungen umfasste, zeigt sich in iseiner 



ISO OeffenOieU SitMung vom 27. U(k$ 1873. 



Schrift zum Oedächtniss Plficker's,') eine AbhandluDg, weldie 
jedem yon Werth eein mnssi der sich mit mathematischen 
Studien beschäftigt. Er bezeidinet darin zwei Haaptrichtangen 
seiner Wissenschaft: Die Lösung bestimmter Probleme die 
sich als von Wichtigkeit erweisen und freie Thätigkeit mit 
dem Aufsuchen und Schaffen solcher Probleme. Ueber den 
relativen Werth dieser Forschungsmefhoden, sagt er, werden 
yerschiedene Individualitäten immer verschiedener Ansicht 
sein. Wenn die erstere zu grösserer Vertiefung fuhreQ kanoi 
so i&t sie auch der Unfruchtbarkeit nur zu leicht ausge- 
setzt. Der anderen schuld^ man Dank für die Erwerbung 
grosser und neuer Gebiete, wobei denn im Einzelnen Vieles 
der ersteren Methode zu ergründen und zu begrenzen ver- 
bleiben mag. — Clebsch bat in beiden Richtungen Aue- 
gezeichneteSy ja nach dem Urtheil der Fachmänner Ausser- 
ordenUidies geleistet und konnte nur eine Vielseitigkeit» wie 
sie ihm eigen war, die Verbindung sonst getrennter wissen- 
sduUtlicher Doctrinen auf dem gewählten Qebiete ermög- 
lichen, wie sie ihm vielfach gelungen ist. 

Clebsch wurde den« auch mit ruhn^voUer Anerkennung 
von Gelehrten und Gelehrten*Vereinen des In- und Aus- 
landes ausgezeichnet und die Akademieen von Berlin, 
München, Maitland und Cambridge sandten ihm ihre Diplome, 
ebenso war er Mitglied der Mathematical Society zu London. 

Sein schnelles Hinscheiden in der Bliithe des Lebens, 
(er starb in wenigen Tagen an Diphteritis), hat seine Freunde 
und Schüler auf das schmerzlichste berührt, die Wissen- 
Schaft hat an ihm einen wie Wenige begabten Forscher 
verloren. •) 



2) Abhandlnngen der Königl. Oetellsehsll der WiMensohaft su 
Oöttingen. 1871. B. 16. 

8) Nachrichten von dec EatsigL üea^Uffchalt der Wissenpphaften 
and der G. A. Univerfit&t an Göttingen 1872. Nr. 27. 



V. KöbeU: Nekrolog auf Wilhelm Eisenlohr, 131 



Wilhelm Eisenlohr. 

Geb. am 1; Jannar 1799 zu Pforzheim. 
Gefit. am 10. Jali 1872 za Earhifnhe. 

Der Verstorbene, Hofrath, Doctor und Professor der 
Physik am polytechnischen Institut zn Karlsruhe, früher 
Professor der Mathematik und Physik am Lyceum in Mann- 
heim, zeichnete sich in hervorragender Weise als Lehrer 
aus und hat sein Lehrbuch der Physik, welches zuerst im 
Jahre 1836 in Mannheim ersditen, sieben Auflagen erlebt. 
Dieses Lehrbuch ist durch literarhistorische Nachweisungen 
sowie durch die kritische Behandlung des vorliegenden 
Materials ein wissenschaftliches Handbuch zu nennen. Beine 
monographischen Arbeiten betreffen vorzüglich Gegenstände 
der Undulationstheorie des Lichtes. Er construirte einen 
Apparat zur objektiven Darstellung von Beugungserscheinungen 
and bestimmte damit die Wellenlänge für das äusserst« 
sichtbare Roth und Violet im Spectrum, er untersuchte die 
Wirkung des violeten und ultravioleten unsichtbaren Lichtes, 
die Wellenlänge der brechbärsten und die auf Jodsilber 
wiricenden Strahlen u. a. Es beschäftigten ihn weit^ Unter- 
suchungen über Volta'sche Batterieen und er beschrieb dne 
Oombination lang andauernder Ströme, so dass sich die Be^- 
stäfldigkeit ihrer Wirkung auf sechs Wochen erstreckte und 
sie damit besonders für telegraphische Zwecke brauchbar 
madite« 

Eisenlohr war als ein Mftnn von Geist und Gemüth 
und von universeller Bildung, eine liebenswürdige Persön- 
lichkeit und ist sein Verlust von Allen beklagt worden, die 
ihn gekannt haben. 



[1878. 2. Matfa.-pbys. CL] 9 



132 OefftMliehe SiUitng « 

Dem Lelir&ch, wie Eiaei 

Karttn 

Qeb. am 6. Mai 17 
Qeat un 1. April 

Dr. Martin ütim, der 
setze des g&Waniscben Stroms 
war von 1812—1817 Privatd« 
Erlangen, dann Oberlehrer der 
Gymoasiom zu Tbom, darauf 
und ProfesBor (eztra-ord. 182^ 
an der Uniyersität, daneben L< 
bis 1831), ander Artillerie- an 
und seit 1826 an der allgen 
mehrere geschätzte Lehrbächei 
nometrie, über die gesammte ! 
Mechanik publicirt und in ein 
ToUkommen cousequenteB Systf 
gäbe bebandelt. Seine Arbeit« 
ausgeführt wie speziell aus dei 

„Kritische Beleuchtung dt 
der Euklidischen Geometrie ii 
matbematisohen Analysis, yoi 
setzt; lieber unendliche Reil 
GrÖBBten und Kleinsten u. a. 

Ohm war Mi^lied mehr 
und wurden u. a. seine Verc 
leibung des rothen Adler-Orde 
ausgezeichnet. 

An die eben genannten i 
Thätigkeit vorzugsweise der l 
wendet war, BchliesBt sich an: 



-"^ 



V. KobtU : Nekrolog auf Johaan Äugutt Orunert. 1 

Johann Angnst Qmnert. 

Geb. itm 7, Febrnar 1797 zn Halle. 
Osat. am II. Jaui 1872 zu Grcifaffald. 

Grnnert war Bohon mit 24 Jahren als Professor 
Mathematik and Physik am Gymnasiam zn Torgan a 
stellt nnd dann 1828 an dem za Brandenburg. Seit 1 
lehrte er als Professor zu Greiiswald nnd seit 1838 an 
landwirthschalllichen Anstalt za Gldena. Er hat eine E 
TOD Abhandlungen über reine and angewandte Matlien 
pablicirt, über Optik, über die Beweguag falleader Eü 
u. a. ; er hat femer ein Lehrbuch der Mathematik 
Physik in 6 Bänden herausgegeben und eine der Eryst 
graphie gewidmete Schrift, in welcher er die allgeme 
Gesetze dieser Wissenschaft auf eine, von neuen Gesii 
punkten ausgehende Theorie der geraden Linie im Et 
und der Ebene, für beliebige schief- oder rechtwini 
Coordinaten-Systeme zu begründen gesucht hat. Besoi 
aber hat er sich durch sein Archiv der Mathematik 
Physik yerdieut gemacht, von welchen 29 Theile erschi< 
sind, und welches zur Verbreitung mathematischer Ke 
nisse erfolgreich beigetragen hat. 

Er war Mitglied der Akademieen zu Wien, Stockh 
Upsala, Prag etc. der unseren seit 1842; viele andere 
lehrten Gesellschaften schickten ihm ihre Diplome 
Preusaen, Oesterrdch, Schweden, Baden und Italien eh 
ihn durch Ordensdecoratiouen. 



Hathew Fontaine Hanry, 

Geb. am 14. Januar 1806 in Spottaylvania County in Yirginii 
Qeai. am 1, Febrnar 1873 in Lexington in Virginien. 

Schon mit 19 Jahren Midshipman in der Marine 
Vereinigten Staaten hatMauryaufaeinen Seereisen, daru 



Oeffm 

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F. Sandberger: Ueher Speishohalt und Spathiopyrit, 135 



Der Classensecretär legt vor and bespricht die 
Abhandlungen: 

1) „lieber Speiskobalt und Spathiopyrit 
von Bieber in Hessen" von F. Sandberger. 

Seitdem die früher so geschätzten Eobaltfarben durch 
die immer grössere Dimensionen annehmende Ultramarin- 
fabrikation mehr und mehr aus dem Handel verdrängt 
worden sind, ist ein Eobaltwerk nach dem andern in Deutsch- 
land aufgegeben worden. Auch das von Schwarzenfels bei 
Brückenau hat im letzten Jahre dieses Schicksal getheilt, 
welches seine Erze von Riecheisdorf und von Bieber im 
Spessart bezog. Es wird daher bald Nichts mehr von den 
Mineralien des letzteren Ortes zu erhalten sein, welche eine 
Zierde vieler Sammlungen bilden und erscheint es an der 
Zeit, über einige derselbe die Resultate der bisherigen Unter- 
suchungen mitzutheilen^ welche ich weiter fortzuführen ge- 
dachte, nun aber abschliessen muss. 

Die jetzt verlassenen Eobaltgänge setzen durchweg in 
sehr glimmerreichem, stark gebleichten und bröckeligem 
Gneisse auf und fährten die folgenden^ meist schon zu An- 
fang dieses Jahrhunderts von K. G. v. Leonhard beschriebenen 
Mineralien: Speiskobalt, Kupfernickel, Wismuth, Wismuth- 
glanz, Eisenspath und weissen Baryt. Neuerdings wurde 
noch von mir^) rhombisches Arsenkobalteisen und von Kenn« 



1) Jahrb. für Mineral. 1868. S, 410. 



F. Sanäberger: Ueber Speiskobalt und SpatMopyrit. 137 

Stahlgrau über. Die Härte ist 5,5, das spec. Gew. 7,1. 
Vor dem Löthrohre wird die Boraxperle in anhaltendem 
Reductionsfeuer trüb und der Magnetstab zieht aus dem 
Pulver derselben Nickel in bedeutender Menge aus. In 
Salpetersäure lösst sich das Erz unter Ausscheidung von 
arseniger Säure und wenig Schwefel zu einer bräunlichrothen 
Flüssigkeit auf, welche beim Verdünnen mit Wasser stets 
etwas basisches Wismuthsalz fallen lässt. Die quantitative 
Analyse wurde von Hrn. Dr. E. v. Gerichten unter Leitung 
des Hrn. Professor Hilger im Würzburger Laboratorium 
gemacht und ergab nach Abzug von 3^/o Wismutb 



Arsen . , 


. 74,84 


Schwefel 


1,70 


Kobalt . . 


8,28 


Nickel . , 


8,50 


Eisen . . 


4,45 


Kupfer . . 


3,24 



101,01 
Co, Ni, Fe, eu verhallen sich zu As, S wie 1,42 : 3,79 oder 
nahezu wie 3 : 8. Dasselbe Verhältniss fand Rammeisberg 
für den Speiskobalt von Glücksbrunn und ander« Analytiker 
für Varietäten von Riecheisdorf und Schneeberg. 

Der rhombische Arsenkobalt sitzt, wie erwähnt, in der 
Regel auf dem regulären auf und zwar meist in öfter zuge* 
rundeten und quirlähnlichen Vierlingen einer Gombination 
00 P. m P 00, deren Zusammensetzungsfiäche eine Fläche 
der Säule ist. Weit seltener finden sich auf Klüften des 
Baryts neben diesen auch einfache Erystalle der gleichei) 
Gombination , deren Macrodomenflächen stark glänzen, 
während die der Säule matt sind. Sie haben aber die 
Form des Arseneisens und soweit es sich beurtheilen lässt^ 
scheinen auch ihre Winkel denen dieses Minerals sehr nahe 
zu kommen. Das spec. Gewicht fand ich 6,7, die Härte 4,5. 
Die Farbe ist auf frischem Bruche ssinnweiss, doch geht si^ 



i 



F. Sandberger: üeber S^^holalt und Spai^iopynt. 139 

In dem Erze a verhalten sich die Metalle zu Arsen 
und Schwefel nahezu wie 1 : 2, in b wie 2 : 3. Da nun 
auch bei den Speiskobalten die Verhältnisse in gleicher Art 
und ohne merkbare Aenderung der Erystallform schwanken, 
so darf man in diesen Abweichungen wohl keinen Grund 
finden, iibereinstimmend krystallisirte Körper in mehrere 
Species zu trennen. Ich möchte sie vielmehr unter dem 
Namen Spathiopyrit (Quirlkies) vereinigen, da ein neuer 
Name zur Unterscheidung von dem regulären Arsenkobalt 
nothwendig geworden ist, seitdem man weiss, dass der 
rhombisdie häufiger ist, als man früher glaubte. Die Varietät 
von Bieber ist die eisen- und schwefelreichste, besitzt aber 
noch die Form des Arseneisens (Leucopyrits), wie auch der 
antimonhaltige Glaukopyrit.') Vom ächten Arseneisen unter- 
scheidet sich der Spathiopyrit indess leicht durch die Kobalt- 
reaction, das weit niedrigere spec. Gew. (6,48—6,9 statt 
7,4—8,7) und die meines Wissens bei diesem nicht 
heobachtete Neigung zur Zwillingsbildung. Von dem als 
nächstes Uebergangsglied zum Arsenikkiese , Wolfachit 
u. 8. w. zu betrachtenden Pacit und Geyerit^) aber weicht 
der Spathiopyrit durch geringeren Schwefelgehalt und seine 
Krystallform ab, da bei diesem die Brachydomen vorherr- 
schen, bei der Arseneisen-Gruppe aber die Makrodomen. 
Es wäre von grossem Interesse gewesen, Messungen der 
Winkel an sämmtlichen Gliedern der Reihe anzustellen, die 
höchst wahrscheinlich ein stetiges Spitzerwerden des Säulen- 
winkels mit steigendem Schwefelgehalte ergeben hätten, 
welches für die Hauptglieder bereits constatirt ist.^) Bis 



6) Sandberger Jahrb. f. Mineral. 1870 S. 196 ff. Durch einen 
Schreibfehler sind dort die Zwillinge als Dorchkreuzungszwillinge 
bezeichnet. 

7) Ders. Jahrb. f. Mineral. Id69 S. 315. 

8) 00 P bei Fe As« = 122^26', Fe As« + Fe S« = 111^12', 
Fe & = 106"ö2'. 



140 Siteung itr maih.-jpky 

jetzt bat aber die geringe C 

pjrit, Geyerit, Wolfachit v 

ricbteten Bemübnngeu verei 

2) „üeberDoler 

Miner alieii' 

Während eine Anzahl < 
iiihrung des Mikroscops in 
kleinsten Einzelheiten ihn 
Setzung Qnd Strnctur untersi 
leichter und eicherer zu bei 
und mit gänzlich verschied' 
gehört vor Allem der vom 
und die BreitHret*) bie an 
Dolerit. Als Hauj*) diesen 
sehen, bisher mit Griinsts 
Meissners gab, ahnte er sc 
omen in sich schliesse und 
Mineralgemengen bis in uns 
Irrthtimer aber sind schwer 
der Olivingesteine zeigt, d 
Natur ich vor einigen Jahr 
Damour's Analysen des Lhi 
gefanden hatten. 

Es kann nicht anßalle 
seinen Basaltgebilden 1832 
zählte und den Anamesit al 
völlig dichten Basalte ansah 

9) loh halte diesen von 1 
Hchriebenen Körper mit ihm füi 
die Lücke zwischen Arsenikkies 
für ein Gemenge von beiden, w 

1) Ein kleines, die Wasse 
bildendes vulcanischea Gebirge 

2) Traite de Mineralogie ] 
3} N. Jahrb. f. Mineral. U 



F. Sandberger: Ueber Dölerit 141 

Untersuchungs-Methoden waren noch unvollkommen und an 
mikroskopische Prüfung von Gesteinen dachte vor Sorby 
fast Niemand. Erst in neueren Jahren tauchten Zweifel 
über die Zusammengehörigkeit dieser Gesteine auf. Ludwig^) 
gehört zu den ersten, welche die enge Verbindung von 
Dolerit und Anamesit und die Unabhängigkeit derselben vom 
Basalte erkannten, wenn er auch die alten Ansichten von 
der petrographischen Zusammensetzung noch vollständig 
theilt. In der That gibt es kaum eine belehrendere Gegend 
für diese Frage, als die von ihm zuerst geschilderte Breit- 
first/) Blum^) führt Anamesit als Anhang bei dem Dolerit 
auf, bei dem er aber noch die Kaiserstuhler Leucit-Nephelin- 
Basalte belässt, die seitdem durch Nies und namentlich 
Zirkel an ihren richtigen Platz gestellt worden sind. Blum 
bemerkt ferner^) sehr treffend, dass auch am Meissner 
Dolerit unabhängig vom Basalte auftrete. Hornstein aber 
hat zuerst eine gründliche petrographische und chemische 
Untersuchung der Anamesite des Mainthals®) ausgeführt. 
Er fand sie zusammengesetzt aus triklinem Feldspath, hexa- 
gonalem Titan- und wenig Magneteisen, Augit, Olivin nnd 
ungestreiftem Feldspath,* den er für Sanidin hält. Diesen 
allein habe ich nicht auffinden können, alle übrigen Angaben 
sind richtig und war nur der Apatit übersehen, welchen 
Petersen^) auf chemischem Wege und ich auf mikroskopischem 
fanden. Leider sind die Gesteine bereits stark mit Ver- 
witterungsproducten imprägnirt und die unternommenen 



4) Naturhist. Abhandl. aus d. Gebiete der Wetterau. Hanau 
1858. S. 180. 

5) Die vulkanoidischen Gesteine der Breitfirst. Jahresber d. 
Wetteraaer Gesellsch. Hanau 1847. S. 11. f. v 

6) Lithologie 1860. S. 184. 

7) Daselbst S. 183 

8) Deutsche geol. Gesellsch. XIX. 1867. S. 297 ff. 

9) Yerhandl. d. k. k. Reicbsanstalt 1868. S. 846. 



F, Sandherger: Uilef Dcierit 143 

unterscheiden und behielt mir spedellere Mittheilungen T&r, 
die ich jetzt gebe, da es noch keineswegs gelungen ist, dar 
herrschenden Verwirrung ein Ende zu machen^ wie nament- 
lich J. Roth's Aeusserungen über Dolerit beweisen. Er sagt 
in seinen verdienstlichen Beiträgen zur Petrographie der 
plutonischen Gesteine:**) „Als Typus des Dolerits können 
die Aetnalaven^') gelten: körnige Gemenge von Labrador, 
Augit, Olivin, Apatit, meist titanhaltigem Mftgneteisen; bis- 
weilen auch porphyrisch ausgebildet. Mit ihnen stimmen 
chemisch und mineralogisch überein die Laven von Strom- 
boli, die Gesteine vom Meissner, der Trapp von Stromsoe 
(Faeroer.)" Auch in der soeben publicirten Geologie der 
Philippinen, einer Abtheilung von Jagor's Reisewerk wird 
noch derselbe Standpunkt festgehalten. Dass er ein irriger 
ist, werden die folgenden Erörterungen klarstellen. 

Die verschiedenen Mineralien wurden aus dem nur als 
grobkörnige Ausscheidung der Anamesite am Frauenberg 
bei Heubach (Breitfirst) zu betrachtenden Dolerite ebenso 
wie aus dem des Meissners und des Stoppelbergs bei 
Schwarzenfels isolirt und erwiesen sich als identisch. Da 
sich aus einzelnen Stücken vom Frauenberge völlig unzer- 
setztes Material ergab, so wurde dieses zur-Analyse bestimmt 
und von meinem Assistenten, Hrn. Endres, mit grösster Sorg- 
falt ausgesucht. 

Der Feldspath. 

Das Mineral bildet in den erwähnten grobkörnigen 
Varietäten bis 2 Gentim. lange schmale deutlich parallel 
gestreifte und unter 87—88^ spaltbare Leisten. Nur sehr 

11) Abhandl. d. Berl. Acad. 1870 S. 194. 

12) Nach den allgemein anerkannten Regeln der Nomenclatur 
ist diess selbstverständlich unzulässig, da der Name von Hauy für 
das Gestein des Meissners fixirt ist. (S. oben S. 141.) 



F. Sandberger: Ueber Dolerit 145 

Nach Abzug der Titansäure, des Eisen oxyds und der 
Magnesia, dann von 0,20 Kalk und 0,40 Kieselsäure, welche 
auf anhängendes Titaneisen und Augit bezogen werden 
müssen, gestaltet sich die Zusammensetzung in folgender 
Weise : 







Sauerstoff. 


EieselRänre . 


59,79 


31,88 7,92 


Thonerde . 


25,91 


12,07 3,00 


Kalk . . . 


6,86 


1,96 ] 


Natron . . 


6,83 


1,76 [3,83 0,95 


KaU . . . 


0,61 


0,11 j 



100,00 

• » » » • • • ■ • 

Die Basen B und -R verhalten sich also zu AI und Si 
fast wie 1 : 3 : 8, d. h. der Feldspath ist Andesin. Man 
kann ihn auch, ohne den Zahlen Gewalt anzuthun, als eine 
Mischung von 1 Anorthit und 1 Albit ansehen, aber nur 
im Sinne der Mitscherlich'schen Auffassung der Isomorphie. 
Eine parallele Verwachsung von Anorthit- und Albit-Lamellen, 
wie sie die Sartorius-Tschermak'sche Feldspath-Theorie ver- 
langt, ist nämlich in diesem Falle weder durch mineralogische 
resp. mikroskopische Beobachtung noch auch durch das Ver- 
halten gegen Salzsäure nachgewiesen, ja das letztere beweist 
vielmehr, dass eine solche nicht stattfindet, da sonst nur 
einzelne, nämlich die Anorthit-Lamellen herausgeätzt werden, 
die aus Albit bestehenden aber unverändert bleiben müssten. 
Die salzsaure Lösung aber enthält nicht blos Kieselsäure, 
Thonerde und Kalk, sondern auch Natron. ^^) Dieselbe 
Beobachtung, welche neuerdings von Petersen ^^) mit Recht 
als gewichtiger Grund gegen die Sartorius-Tschermak'sche 
Theorie hervorgehoben worden ist, hatte ich seit Jahren an 



14) Gerade so wie die des Labragorits von Närödal (Rammeis- 
berg Poggend. An. CXXXI. S. 178). 

15) N. Jahrb. f. Mineral. 1872. S. 784. 



i 



tk 



146 SittUHg dei 

Tielen Kalk-Natroi 
jetzt abgehalten, < 
weitere Ansfuhrani 
hierher. Der kai 
80 stark vor, da« 
ihm gebildet ansei 
Btandtheil in allen 
grösstentheÜs noc 
Bomben und Lapt 
bedeutender Meng 
aber äusserst klei 
witterten Ober&ä< 
spath-Art habe icl 
funden, namentUct 



MetallglänzeO' 
Dolerite des Meisst 
bemerkt, aber von 
Schicksal hatten a 
langen gelangten 
Täfelchen, welche 
von Londorf bei 
Blumig and Zirk- 
Dolerite des Meise 
starke Mt^etisma 

weder in Salzsäure löslich, noch geben sie ein rolhes Pulver, 
können also weder Eisenglanz nodi Magneteisen sein. Noch 
grösser, bis 2 Centim. Dorcbm. und häufig von nnzwei- 



16) Handb. dir Minenlogie 1347 L S. 24S. 

17) LiUiologie S. 161. 

18) BftMltffMteine 8. 121. 



"X. 



F. Sanäberger: Ueher Ddei/it 147 

deutigen unter 120^ an einander stossenden Säulenflächen 
am Rande begränzt sind die Titaneisen-Indi?iduen in den 
grobkörnigen Doleriten des Frauenbergs bei Heubach und 
des Stoppelbergs bei Schwarzenfeh. Sehr selten kommen 
zu den Flächen P und co p 2 auch noch die des 
Grundrhomboeders in deutlicher Ausbildung hinzu, in der 
Regel ist dasselbe dur durch die dreieckige Streifung auf 
P angedeutet. Nur in sehr wenigen Drusen haben sich 
auch Krystalle gefunden, welche, analog dem Eisenglanz von 
Altenberg in Sachsen u. s. w. nur von Rhomboeder- und 
basischen Flächen gebildet werden. Da P auch hier stets 
dreieckig gestreift erscheint, so sind die grösseren Erystalle 
leicht Yon den sonst ähnlichen Octaedem des Magneteisens 
zu unterscheiden, in feinkörnigen Varietäten aber nur durch 
ihr abweichendes Verhalten gegen Salzsäure. 

Das Titaneisen ist stark metallglänzend, dunkel stahl- 
grau bis eisenschwarz, welche Farbe auch das feine Pulrer 
beibehält, sehr spröde und von inuscheligem Bruch. Seine 
Härte fand ich = 5,5. Das Erz ist ebenso stark magnetisch, 
wie Magneteisen. Vor dem Löthrohr ist es unschmelzbar, 
mit Flüssen gibt es sowohl nach der G. Rose'schen Methode 
als nach früheren behandelt starke Titan*Reactionen. Wie 
Petersen ^^) bereits mitgetheilt, löst sich das Pulver leicht 
in einem Gemisch von wässeriger Flussäure und Salzsäure. 
Für die quantitative Analyse wurden ihm von mir reine 
Erystallbruchstücke vom Frauenberge von 4,70 spec. Gew. 
übergeben. Das Resultat war in 100 Theilen: 

Titansäure . . . 46,21 

Eiaenoxydul . . 40,50 

Manganoxydul . . Spur 

Magnesia . . . 1,54 

Eisenozyd . . . 12,32 

Chromoxyd. . Spur 

_______ 100,57 



19) N. Jahrb. f. Mineral. 1872. S. 589. 
[187S. 2. Math.-phy8. Q.] 










148 SiiBung der math.-phf». Clane vom 3. Mai 1873. 

Diese Zusammensetznng steht der des im Miascit 
eingewachsenen Titaneisens, des sog. Ilmenits, sehr 
nahe, dran dieses enthält nach Mosander 

Titansäare . . . 46,92 
Eisenozydul . . 37,86 
Mangonoxydnl . .2,73 
Magnesia ... 1,14 
Eisenoxyd . . . 10,74 

99,39 

und fuhrt auf die gleidie Formel 6 Fe Ti -f' '^^i ^^ ^i^ec. 
Qew. des typisdien Umenits ist aber etwas höher and be- 
tragt nach Breithaopt 4,895. 

Das Titaneisen findet sich in allen ächten Doleriten und 
Anamesiten, wenn aach nicht häufig in so grosser Menge, 
wie in den grobkörnigen vom Fraoenberg und Stoppelsberg, 
wo es über ^h der Gesteinsmasse ausmacht. Es ist in den 
mikroskopischen Schliffen selten in deutlichen Sechsecken, 
aber stets in Form schmaler, zuweilen an den Rändern ge- 
kerbter Lamellen zu erkennen, welche in den verschiedensten 
Richtungen gegen einander geneigt den Schliff wie zerhackt 
erscheinen lassen. Seine Ausscheidung aus dem Gesteine 
hat schon kurz nach begonnener Erkaltung desselben ange- 
fangen, denn es ist z. B. bereits, jedoch in sehr geringer 
Menge, in dem braunen Glase der Lapilli und Bomben des 
Dolerit-Vulcans Hopfenberg fiber Schwarzenfels neben An« 
desin, Chrysolith und Mikrolithen deutlich zu erkennen. 

Hornstein hat, wie oben erwähnt, das Titaneisen zuerst 
in Anamesiten gefunden und auch bei seinen Bauschanalysen 
berücksichtigt, dagegen ist es von Rammeisberg, Engelbach, 
Prölls und Moesta übersehen worden und bedürfen daher 
diese Analysen einer Revision, um so mehr als in ihnen 
auch die Phorphorsäure nicht bestimmt wurde, welche in 
den betreffenden Gesteinen stets vorhanden ist, wie ich 
später zeigen werde. 



F. Sandher ger: üeber DöUnt. 149 

Der Augit. 

Das Mineral kommt in allen Doleriten vor, aber fast 
nie in deutlichen Erystallen, wie sie in der Basalten so 
häufig sind. Nur hier und da sieht man an den bräunlich- 
grauen oder schwärzlichbraunen Augiten Säule, klino- und 
seltener auch orthodiagonales Flächenpaar deutlich, in der 
Regel sind sie nur in der Form länglicher unbestimmt be- 
grenzter Körner im Gesteine vorhanden. Sie sind schwer 
zu isoliren und bis jetzt ist es nicht gelungen, eine zur 
quantitativen Analyse und Bestimmung der specifischen Ge« 
wicbts genügende Menge von reinem Material zu gewinnen. 
Vor dem Löthrohr ist der Augit schwer schmelzbar zu 
gleichfarbigem Glase und qualitative Versuche ergaben einen 
bedeutenden Gehalt an Magnesia und Thonerde. Ich ver- 
muthe daher, dass eine Zusammensetzung von der des sog. 
basaltischen Aagits nicht unerheblich abweicht. 

Der Chrysolith. 

Sehr viele Dolerite enthalten Chrysolith in nicht unbe- 
deutender Menge, welcher in den ganz unverwitterten Varie- 
täten in farblosen oder spargelgrünen Körnern erscheint, die 
oft auch eine ungleichwinkelig sechsseitige Begrenzung zeigen, 
bei stärkerer Verwitterung treten dunkelgrüne und schliess- 
lich rothbraune Färbungen auf, welche auf einer successiven 
Umwandlung in Nigrescit und ein Gemenge von Eisen- 
Oxydhydrat mit Silicatresten beruhen. Besonders schön 
und deutlich findet sich Chrysolith in grünlichen schon 
mit freiem Auge sichtbaren Körnchen im Dolerit des 
Hopfenbergs bei Schwarzenfels und in den Drusen des- 
selben sind auch Kryställchen der gewöhnlichen Form 
a>Poo.2Poo. 00 P neben Titaneisen und Andesin mit 
der Lupe deutlicdi zu erkennen. Ebenso ist er häufig in den 
feinkörnigen Varietäten von Eschersheim, Louisa, Bruchköbel, 
Wilhelmsbad, Dietersheim u. a. 0. bei Frankfurt und Hanau, 

10* 



150 Bitewng der math.-ph^a, Glosse vom 3. Mai 1873. 

Londorf bei Giessen. Aber nioht nur die feinkörnigeD, 
sondern auch ganz grobkörnige Varietäten, wie jene des 
Meissners, Fraaenbergs und Stoppelbergs enthalten Chrysolith, 
gewöhnlich schon etwas gebräunt und stärker glänzend, als 
der Augit, den ich isoliren und genauer prüfen konnte. 
Wenn aber auch die Ausscheidung des Minerals in grösserer 
Menge nicht ausfuhrbar ist, so zeigt doch das partielle Ge« 
latiniren des Pulvers mit Salzsäure dessen Gegenwart an, 
da andere gelatirende Silicate nicht im Gesteinsgemenge vor- 
kommen und die zwischen den Erystallen noch befindlichen 
Beste von Glasmasse erfahrungsmässig von Salzsäure nicht 
angegri£Fen werden. Besässen wir mehr Partial-Analysen des 
Gesteines, so würde die Zusammensetzung des salzsauem 
Auszugs der meisten Dolerite den Chrysolith leicht erkennen 
lassen. 

Der Apatit. 

Vor Jahren beobachtete ich in dem Schliffe eines Dia- 
bases von der Galgenleite bei Hof zuerst kleine farblose 
Sechsecke und langgestreckte Nadeln und vermuthete in 
ihnen Apatit, welche Ansicht sich durch die deutliche Phos- 
phorsäure-Reaction in dem salpetersauren Auszuge des Ge- 
steins bestätigte. Genau so und nicht selten die anderen 
Gesteiusbestandtheile durchbohrend, bald Augit, bald Andesin 
oder Titaneisen, erscheint der Apatit in grösster Deutlichkeit 
in den Doleriten des Meissners'^) und denen der Breitfirst 
bei Brückenau. In den kleinen Drusen des Gesteins vom 
Frauenberge und Stoppelsberge ist der Apatit in dünnen 
Nadeln, welche häufig Büschel bilden, neben Erystallen von 
Andesin und Ilmenit auch mit freiem Auge leicht zu ent- 
decken und wurde wiederholt isolirt und qualitativ geprüft. 

20) Sandberger Yerhandl. d. k. k. geol. Reich sanst. 1868. 
S. 846. 



F. Sandberger: Ueher DoUrit 151 

Wie ich früher bei Gelegenheit der mineralogischen Unter- 
suchung des Nephelinits vom Katzenbuckel bemerkte, ist 
Apatit von dem in weit grösseren und fast immer schon 
angewitterten Sechsecken vorkommeuden Nephelin leicht zu 
unterscheiden.'^) Sehr vieles von dem, was von verschiedenen 
Autoren als mikroskopischer Nephelin erklärt worden ist, 
z. 6. die Sechsecke im Porphyr des Fleimser Thals in 
Tyrol, ist zweifellos Apatit, der eine bei Weitem grössere 
Verbreitung in krystallinischen Gesteinen besitzt, als man 
früher glaubte. Mitunter aber sind seine Eryställchen so 
klein, dass ich sie unter dem Mikroskope nicht auffinden 
konnte, obwohl die Lösung des Gesteins sehr deutlich auf 
Phosphorsäure reagirte, z. B. in den obsidianartigen Andesit- 
Laven von Santorin, im Trachyt der Arzbacher Köpfe bei 
Ems, im Olivinfels von Lherz, vielen Serpentinen u. s. w. 
So ist es mir auch mit manchen feinkörnigen Doleriten er- 
gangen, z. B. mit jenem vom Hopfenberge und Escheberge 
bei Schwarzenfels, Sparhof u. a. Es ist leicht begreiflich, 
dass in Folge der äusserst langsamen Verwitterung des 
Apatits gegenüber der schnelleren der übrigen Gesteins- 
bestandtheile sich der phosphorsaure Kalk in den letzten 
Zersetzungs-Bückständen desselben concentriren muss. Ein 
solcher Rückstand ist z. B. der erdige sog. Osteolith von Ostheim 
bei Hanau, welcher sich noch dadurch besonders auszeichnet, 
dass in ihm auch das im Gesteine nur in äusserst geringer 
Menge vorhandene Jod soweit concentrirt erscheint, dass 
man es mit Kleisterpapier sehr deutlich nachweisen kann. 



21) Sandberger N. Jahrb. f. Mineral. 1869. S. 838. Zirkel 
Basaltgest. 1870. S. 121. 



152 Sügung der fnaUL-phys. Classe vom 3. Mai 1873. 

Die vorhergegangenen mineralogischen Erörterungen 
werden den Beweis geliefert haben, dass der Dolerit, das 
von Hauy zuerst so benannte Gestein des Meissners als 
Typus genommen, ein der Hauptsache nach aus Andesin, 
Ilmenit, Augit in wechselnden Quantitäten bestehende durchaus 
selbständige Felsart ist, welche nicht mit Zirkels Feldspath- 
Basalten zusammengeworfen werden darf, *die Magneteisen 
statt Titaneisen enthalten, öfter Nephelin neben triklinischem 
Feldspathe fuhren, der in Doleriten niemals vorkommt, audi 
Chrysolith ist in diesen weit häufiger als im Dolerit. Welchen 
Feldspath diese Basalte enthalten, ist mit Ausnahme der 
auch nach meinen Erfahrungen zu ihnen gehörigen Aetna- 
Laven nicht bekannt, in diesen aber ist er kein Andesin, 
sondern Labradorit.*') Es gibt Feldspath-Basalte von ebenso 
grosskörniger Ausbildung, wie sie dem Dolerite des Meiss- 
ners eigenthümlich ist, dahin gehören z. B. der auch von 
mir vor Jahren*') als Dolerit aufgeführte von Oberbrechen 
in Nassau, er enthält aber kein Titaneisen ui^d ist also kein 
Dolerit, ebensowenig wie das oft citirte Gestein der Löwen- 
burg im Siebengebirge und so viele andere. 

Die grosse von Roth'^) hervorgehobene Aebnlichkeit 
der chemischen Zusammensetzung ächter Dolerite und Ana- 
mesite mit gewissen Feldspath- Basalten z. B. der Aetna- 
Lava ist nicht zu läugnen, aber der meist um 3% höhere 
Kalk-Gehalt der letzteren hätte schon auf den Gedanken 
bringen können, dass der Feldspath des Dolerits von dem 
der Aetna-Lava verschieden sein müsse, wie es in der That 
der Fall ist. Ueberdies constatiren übereinstimmende Bausch- 
Analysen überhaupt ja nur die chemische Gleichheit von 



22) Nach den Analysen von Abich und Sartorius v. Walters- 
hausen. 

23) Uebersicht d« geol. Terhältnisse d. Herzogth, Nassau 1847. 
S. 77. Zirkel Basaltgest. S, lia 

24) a. a. 0. S. 184. 



F. Sandberg» : Ueber Dolmt. 

Gesteinen, mit welcher die mineralogische keineevegs 
in Hand zugeben hraucht. Partial-Analysen, die neben 
überall iudicirt Bind, mässten die Unterschiede zwischen 
spath-Basalten nnd Doleriten vollständig klar stellen, na 
lieh wenn in ihnen ungeßihr gleiche Quantitäten von Ms 
undTitaneisen vorhanden wären. Aber sie hätten nur 
Werth, wenn sie mit möglichst frischem Gestein und 
BerücksichtigaDg aller mineralogisch und mikroskopisch 
weisbaren Bestandtheile unternommen würden. Da 
jedenfalls das zunächst anzustrebende Ziel. 

Die genaue Bestimmung der mineralogischen Besch 
heit eines in zahlreichen Kuppen über MitteldentechlsDC 
breiteten EruptiTgesteins von ebenso schärf begrenzten] 
breitnngsbezirke, wie ihn die Lencit-Basalte besitzen, 
an sich schon eine nothwendige und nach mehr als 
Richtung hin fruchtbringende Arbeit. Ein erhöhtes Inti 
aber erlangt sie dann, wenn sich herausstellt, dass in 
Terschiedenen geologischen Perioden basische, durch G 
an Magnet- oder Titaneiscn petrographisch leicht c 
Bcheidbare Gesteine auch eine Tsrsobiedene geologische 
spielen. In der That sind, um nur von Diabas zn r 
die meisten, namentlich die deTonischen, Magneteisen-Dit 
viele silnrische aus dem Frankenwalde aber, wie Gi 
näher zeigen wird, Titaneisen-Diabase und auch gangf< 
in silnrischen Schichten Südafrika's (Tafelberg, Nati 
auftretende Gestdne fand ich wie die letzteren zusam 
gesetzt und von ersteren durch Mikroskop und Säure ei 
leicht und sicher unterscbeidbar, wie die Doterite von 
Basalten. 

Es ist mir ans Mangel an Zeitj jetzt noch nicht mö| 
anf die verschiedenen Modificationen, in welchen Do 
auftreten und auf die Lagerungsveriiältnisse einzugehen, 
kommen meist nur als Ströme vor, wodurch auch die h 
bemerkbare Bildung von Plateaus und die langgestr 



Süiung der matk.'phjf». Omge 

utige Gestalt vieler Enppen be 
Stellen, z. B. den Schloasbei 
rarzeDfels, tut welchen neboi d 
SchlackeDagglomeraten mit zab 
lila getrofFen werden, wie ich t 
lenen Vulkane Bchöner gesehen ] 
Säure-Exhalationen begleitet V 
relativ bedeutenden Gehalt (2*/ 
lemittels der Schlackea-Agglom< 
o schwefelsaaren und Chlor • 
he in dem Gesteine des Stromei 



V. KobeU: üeher dm Wagnerit 



155 



Der Classensecretär y. Eobell spricht 
„üeber den Wagnerit." 

Der Wagnerit ist von Fuchs zuerst als eine eigen- 
thümliche Speeres erkannt und analysirt worden. Später hat 
Ram meisberg die Analyse nach einer correcteren Methode 
wiederholt. Die Analysen gaben: 





Fachs. 


Bammelsberg. 


Fluor . .• . . 


6,17 


9,36 


Phospborsäore . 


. 41,73 


40,61 


Magnesia . . . 


. 46,66 


46,27 


Ealkerde . . . 


— 


2,38 


Eisenozydnl . . 


. 4,50 


4,59 


Manganoxydol . 


. 0,45 


— 



99,51 



103,21 



Aus der Analyse Ton Fuchs habe ich die Formel 

Mg Fl -t^ Mg' P abgeleitet und ist diese auch von Ramm els- 
berg') für sein Analyse angenommen worden. Danach ist 
die Mischung: 

Fluor . . . 11,73 

Phosphorsäure 43,82 

Magnesia . . 37,04 

Magnesium 7,41 

100,00 



1) Handbuch der Mineralchemie p. 850. 



^ 



166 SiUung der matK'phys. OUuae vom 3 Mai 1873. 

Die Untersuchung des Kjerulfin, der dem Wagnerit sehr 
nahe steht, veranlasste mich, auch diesen noch einmal zu 
analysiren. 

Ich benätzte dazu ein Exemplar, welches Hrn. Lett- 
som vom Fundort (Eladelgraben bei Werfen im Salzburg'* 
sehen) selbst geholt und mir freundlichst üba*geben hatte. 
Es war ein derbes Stück mit parallel verwachsenen, stark 
nach der Länge gestreiften Prismen. An ein paar kleinen 
Flächen konnte ein Winkel von 120^ — 121^ annähernd ge- 
messen werden , auch unvollkommene Spaltbarkeit nach 
diesem Prisma war bemerkbar. Levy gibt den. Winkel zu 
120'®25 an und auch ein anderes Prisma von 90^25', 
welches von Fuchs erwähnt ist (mit etwa 94^). Spalt- 
barkeit nach letzterem Prisma, welche Fuchs angibt, konnte 
ich nicht bemerken. 

Ich fand auch die Schmelzbarkeit des Minerals nur 
3,5 oder etwas höher liegend, Fuchs bezeichnet es als sehr 
schwer schmelzbar. Meine Probe war von rosenrother Farbe 
und verändert der etwas höhere Gehalt an Eisenozyd viel- 
leicht den Schmelzgrad. Die feinpulverisirten Proben lösten 
sich in Salzsäure, Salpetersäure und Schwefelsäure bei an- 
haltendem Kochen vollkommen auf. 

Es wurden mehrere Detailanalysen angestellt. Die 
Phosphorsäure wurde aus der salpetersauren Lösung mit 
molybdänsaurem Ammoniak gefallt und weiter aus der dar- 
gestellten phosphorsauren Magnesia bestimmt. 

Eine Probe wurde, mit Kieselerde gemengt, mit kohlen- 
saurem Natron-Kali zersetzt, ausgelaugt, der Rückstand in 
Salzsäure gelöst und nach Abscheid ung der Kieselerde, 
Eisenoxyd und Thonerde mit Ammoniak gefallt, dann der 
Kalk mit kleesaurem Ammoniak und die Magnesia mit phos- 
phorsaurem Natron und Ammoniak nach bekanntem Verfahren. 

Zur Bestimmung eines etwaigen Alkaligehaltes wurde 
eine Probe in Salzsäure gelöst, die Lösung eingedampft und 



t-_ 



17. KöbeU: üeber den Wcigenerit 157 

mit Baryterdehydrat und Barytwasser behandelt, der Baryt 
mit kohlensaurem Ammoniak gefällt, filtrirt, das I^'iltrat zur 
Trockene eingedampft, die Salzmasse geglüht, abermals mit 
Barytwasser wie vorher behandelt und schliesslich das mit 
Salzsäure befeuchtete und geglühte Salz als Ghlornatrium 
mit etwas Ghlorkalium erkannt. 

Zur Bestimmung des Fluor wurde die mit Kieselerde 
gemengte Probe wie oben zersetzt, ausgelaugt, wie üblich 
aus der neutralisirten Lauge durch Ghlorcalcium, Phosphor- 
säure und Fluor gefällt, gewogen, mit Schwefelsäure zer- 
setzt, der schwefelsaure Kalk gewogen, die Phosphorsäure 
durch Magnesiasalz gefällt etc. 

Das Resultat der Analyse war: 

Phosphorsäure . . . 40,30 

Magnesia 32,78 

Kalkerde 2,24 = Calcium 1,6 

Natron mit etwas Kali 5,12 = Natrium 3,5 

Eisenoxyd 8,00 

Thonerde 1,11 

Fluor 10,00 

Wasser 0,50 

100,05 

Das Eisenoxyd ist zu einem kleinen Theil auf Oxydul 
zu reduciren. Die wesentliche Mischung ist, Kalk und Natron 
als Calcium und Natrium gerechnet : 

für 100 Thle. 
Phosphorsäure . 40,30 45,70 

Magnesia . . . 32,78 37,18 

Natrium . . . 3,50 3,97 

Calcium ... 1,60 1,81 

Fluor .... 10,00 11,34 

88,18 100,00 

Nimmt man das Calcium als isomorphen Vertreter vo/ 



158 SitMung der math.-phys. Chuae vom 3. Mai 1873. 

Natriom so passt für die Mischung nahezu die Formel 

2 Mg* ¥ + RFl', speciell für obige Mischung 

2 Mg» '§'+ >/8 Na J PI, ^^^^^ ^ jo^ Thle. 

Vs CaJ 
Phosphorsäure 44, 10 

Magnesia . . 37,27 

Natrium . . 4,76 

Calcium . . 2,07 

Fluor . . . 11,80 



100,00 

Nach den neueren Zeichen ist für Na das Doppelatom 
Na zu setzen. A. Streng hat an den Feldspäthen die Ver- 
tretung Yon Ca und Na, wie sie schon früher angenommen 
wurde, speciell nachgewiesen.») Es ist nach ihm eine 
polymere Isomorphie und das ist allerdings der ^ Fall 
wenn man sich auf die neueren Mischungsgewicbte bezieht, 
mit den älteren ist es monomerer Isomorphismus 

^2Na Ca Na CaA . 
V 46 : 40 = 23 : 20^ 

Weder Fuchs noch Rammeisberg haben einen Alkali- 
gehalt im Wagnerit angegeben und geht aus der Beschreibung 
ihrer Analysen heryor, dass sie auch nicht nach einem solchen 
gesucht haben. Es ist dann ein Uebersehen des Alkali bei 
solchen Verbindungen um so leichter möglich als deren 
Analysen ohnehin statt eines Verlustes gewöhnlich einen 
Ueberschuss geben. 



2) Leonhards Jahrbuch für Mineralogie 1865. p. 433. Später 

n Ti 
hat Streng diese Vertretung auf die Atomgruppen Ga2 AI und 

I IV 

Na2 Si2 bezogen. Jahrb. 1871. p. 601. 



e. 



Buchner: LösUehkeit der araenigen Säure in Wasser, 159 



Herr L. A. Bachner spricht 

„Ueber die Löslichkeit der arsenigen 
Säure in Wasser." 

Die arsenige Säure ersdieint bekanntlich in zweierlei 
Zuständen, in einem glasartigen, durchsichtigen und in einem 
porzellanartigen undurchsichtigen oder, um mit Fuchs zu 
reden, im. amorphen und krystallinischen Zustande, abgesehen 
davon, dass sie im letzteren Zustande dimorph ist und wie 
die antimonige Säure (Antimonozyd) bald in Octaedern und 
Tetraedern des tesseralen Systemes, bald in geraden rhom- 
bischen Prismen zu krystallisiren vermag. 

Haben diese verschiedenen Modificationen der arsenigen 
Säure eine ganz gleiche Wirkung auf den menschlichen 
Organismus oder zeigen sich auch hierin Verschiedenheiten ? 
Es wird zwar kaum angenommen werden können, dass die 
amorphe und krystallinische arsenige Säure, wenn im Wasser 
oder in einer Lösung des kohlensauren Kalis gelöst, noch 
eine Verschiedenheit in den Eigenschaften überhaupt und 
in der Wirkung insbesondere besitzen, und folglich wird es 
ganz einerlei sein, ob man zur Bereitung der Fowler'schen 
Tropfen die glasige oder porzellanartige arsenige Säure 
nimmt. Allein da jene von Wasser und wässerigen Flüssig- 
keiten leichter gelöst wird als diese, so liegt der Gedanke 
nahe, dass wenn die arsenige Säure im festen Zustande in 



4 



160 8Umm§ der maOL-pk^. Clatm warn 3. Mai 1873. 



den Körper gelangt, die amorphe Modification starker resp. 
giftiger wirken mfisse als die krystallinische. 

Eine geoaae Kenntnias der Loslidikeit der arsenigen 
Sanre, worüber so Tiele sich widersprechende Angaben be- 
stehen, hat gleidbes Interesse, sowohl för die Chemie als 
anch für die Therapie nnd Toxikologie, and so viele Beob- 
aditongen hierüber anch sdion gemacht worden sind, so 
bedarf dodi der eine und der andere Ponkt dieses Gegen- 
standes einer näheren Anfklamng. 

Von den bisherigen zahlreichen Versuchen über die Lös- 
lidikeit der arsenigen Saure in Wasser haben keine so Tiel 
Klarheit in die scheinbar verwickelte Sache gebracht als 
diejenigen, welche Bussy im Jahre 1847 hierüber ver- 
öffentlidit hat.') Dieser Beobachter fand, indem er seine 
Versuche auf die beiden Varietäten der arsenigen Säure er- 
streckte, dass die glasige Saure sich nicht nur viel schneller, 
sondern auch, der früheren Annahme entgegen, in viel 
grösserer Menge als die porzellanartige Säure löst, und" 
zwar bei einer Wärme von 13^ ungefähr um das dreifache, 
während nämlich 1000 Theile Wasser von ersterer 40 Th. 
aufnehmen, lösen sich von letzterer nur 12 bis 13 Th. auf. 
Allein keine von beiden Säuren besitzt eine constante Lös- 
lichkeit, was daher kommt, dass wahrend der Auflösung ein 
Uebergang von der einen in die andere Modification statt- 
findet, dass die undurchsichtige und krystallinische Säure 
sich durch längeres Kochen mit Wasser in die durchsichtige 
oder amorphe Säure verwandelt, wodurch also jene ebenso 
löslich als diese wird, so dass davon bei 100^ 110 6rm. 
in 1 Liter Flüssigkeit gelöst sind, während umgekehrt die 
glasige Säure unter dem Einflüsse des Wassers und einer 
niedrigen Temperatur nach und nach undurchsichtig und 



1) Journ. de Pharm, et de Ghim. 3. s^ie, XII, 821. In voll- 
itändiger Uebersetznng in Bachners Repertoriom XCYIII, .^01. 



Büchner: LötlieKküt dtr araeni3chen Säwe jn- WaaBer, 161 

zur krystalliniscben ModificatioL wird, wodurch eine Aaf- 
lösuDg der glasigen Säare binnen einer gewiBsen Zmt zum 
Sättigongspunlct der ondarchsichtigen Säure berabsinkt. Es 
können demnacb in einer Auflösung beide ModificatioD"" Aar 
Säure, wenigstens vorübergehend, vorhanden sein, wi 
ADomalien erklärt, welche man in der Löslichkeit d 
saiigen Säure beobachtet hat Feruer hatBussygef 
dass die VertheUung, welche die Auflösung der un 
uchtigen Säure erleichtert, ohne ihre Löslichkeit zi 
mehran, die der glasigen Säure beträchtlich vermind« 
dass die letztere Säure in sehr fein zerriebenem Zu 
in der Kälte nicht merklich löslicher ist als die un 
sichtige, offenbar in Folge einer Veränderung entweder 
das Zerreiben oder durch die Berührung mit Wasser 
durch langsame Umwandlung der glasigen Säure, son 
durch Ammoniak undurchsichtig gewordene und dl 
wässeriger Lösung krystallisirte Säure verbalten sich 
Boss; gegen Wasser ganz gleich nnd scheinen de 
einer und derselben Yarietät anzugeböreo. Auch ii 
dönoter Salzsäure löst sich die undurchsichtige Säure 
samer auf als die durchsichtige. 

Um den Unterschied in der Löslichkeit der 
Modiflcationen der arseuigen Säare unter gleichen V 
nissen durch eigene Erfahrung an selbst dargestellten 
Präparaten kennen zu lernen, Hess ich von Hrn. Stc 
W. Stelzer aas Sachsen einige Versuche anstelle 
deren Genauigkeit ich bürge. Die Menge der aufg 
arseuigen Säure wurde nicht, wie es Bussy getha 
einer titrirten Lösung von übermangansaurem Kali, a 
auf die bekannte Weise mit V><> Normal-Jodlösung an 
zur Controle auch noch direkt durch Eindampfen der ] 
und Wägung des bei massiger Wärme woblgetrocknett 
dampfungsrückstandes bestimmt. 

Um die arsenige Sänre nidit blos kristallinisch, S' 



162 SitMung der mati^-phys, daase wm 3, Ifot 1873. 

in ausgebildeten octaedrischen Krystallen zu erhalten, wurde 
sie in heisser verdünnter Salzsäure aufgelöst und die filtrirte 
gesättigte Lösung zum langsamen Abkühlen hingestellt. Die 
gesammelten Krystalle wurden durch Abwaschen mit kaltem 
Wasser ganz yon anhängender Salzsäure befreit, dann ge- 
trocknet und zerrieben. 

Von dieser Säure äbergoss man einen Theil in einem 
Kolben mit bd viel reinem Wasser, dass etwas von der 
Säure ungelöst bleiben musste, dann überliess man die 
Mischung 24 Stunden lang unter bisweiligem Umschütteln 
einer Temperatur von -j* 1^* ^o worauf die entstandene 
Lösung filtrit wurde. 

Von dieser Lösung wurden je 10 CG. mit der gehörigen 
Menge reinen kohlensauren Natrons und etwas Starkelösung 
vermischt; dann Hess man von der Vio Normaljodlösnng, 
wovon 1 GG. 0,00495 Grm. arseniger Säure entspricht, 
unter beständiger Bewegung der Flüssigkeit so lange aus 
einer Bürette hinzutröpfeln, bis eine bleibende blaue Färbung 
der Flüssigkeit eingetreten war. In jdrei Versuchen waren 
hiezu jedesmal gerade 5,7 GG. Jodlösung erforderlich, welche 
mithin 0,028215 Qrm. arseniger Säure Entsprechen. 

Folglich sind in 100 GG. dieser Lösung 0,28215 Grm. 
und 1 Liter 2,8215 Grm, krystallisirter arseniger Säure 
gelöst. 

Zur direkten Bestimmung wurden 50 GG. derselben 
Lösung in einem Scbälchen bei gelinder Wärme zum Ver- 
dampfen gebracht, worauf der Verdampfungsrückstand bei 
75^ G. vollkommen ausgetrocknet und gewogen wurde. Seine 
Menge betrug 0,136 Grm., mithin für 100 CG. 0,272 und 
für 1 Liter 2,720 Grm. was mit dem durch Titrirung er- 
haltenen Resultat ziemlich genau übereinstimmt. 

Bussy fand nach 24 Stunden und bei -f 13^ von dem 
feinen Pulver der undurchsichtigen Modification, welcher 
dienbar noch amorphe Säure beigemengt war, 6,65 und 



Buchner: Löslichkeit der arsenigen Säure in Wasser, 163 

von dem der krystallisirten Säure 2,92 Grm« in 1 Liter 
aufgelöst. 

Ein anderer Theil der zerriebenen krystallisirten Säure 
wurde dann mit destillirtem Wasser auf 100^ erhitzt und 
die Flüssigkeit 20 Minuten lang im Kochen erhalten, wobei 
ein Theil der Säure ungelöst blieb. Dann wurde die 
Mischung bis auf 15® abgekühlt und 24 Stunden lang dieser 
Temperatur ausgesetzt, bevor man sie filtrirte. 

Diessmal forderten je 50 CG. der Lösung: 1) 22,0, 
2) 22,2, 3) 22,1, mithin im Mittel 22,1 CO. der Vio 
Normaljodlösung, entsprechend 0,109395 6rm. arseniger 
Säure. 

Unter den angegebenen Verhältnissen, nämlich durch 
vorheriges Kochen und dann Abküblenlassen auf 15® konnten 
also von der krystallisirten arsenigen Säure 2,1873 in 
100 GG. oder 21,879 Grm. in 1 Liter Lösung verwandelt 
werden — eine Menge, welche beinahe die achtfache (ge- 
nauer 7*/4fache) von derjenigen ist, welche aus der nicht 
vorher zum Kochen erhitzten Mischung in Lösung überzu- 
gehen vermochte. Ein so grosser Unterschied in der Lös- 
lichkeit derselben Säure kann nur durch eine während des 
Kochens stattfindende molekulare Veränderung, welche offen- 
bar in dem Uebergang des krystallinischen Zustandes in den 
amorphen besteht, erklärt werden. 

Bussy fand in der in der Kochhitze mit undurch- 
sichtiger Säure gesättigten und dann abgekühlten Lösung 
nach zweitägigem Stehen 32,225 Grm. und erst nach drei 
Tagen 20,840 Grm. Säure pr. Liter, allein die undurch- 
sichtige oder porzellanartige arsenige Säure enthält, wie 
schon oben erwähnt, sicherlich noch mehr oder weniger von 
der amorphen, anfangs löslicheren Modification beigemengt. 
In 1 Liter der heiss bereiteten und dann auf 13^ abge- 
kühlten Lösung der krystallisirten Säure fand Bussy nach 
zweitägigem Stehen 18,00 Grm. derselben. 

[187S, 2. Math.-phy8. Gl.] 11 



SitaMffdernu 

1 die kiyetallisi 
e Modtäcation 
n zerriebenen I 

lange erhitzt, 
Eähe MaBse ve 
ublimirte. Da: 
Säure so raBcb 

in Eis gesetzt 
ärbten Masse t 
m wnrde, 
n dieser amor 
if die bei der kr 
li Stunden lau 
5 CC. der Vi 
erforderte Ton 
i fast ganz üt 
;hend 0,04653 
) so bereitete 1 
nnd in 1 Litei 
) direkte Besti 
1 wieder etwt 
iir 100 CC. UD 
sse Versuche b 
:e Beobachtang, 
1 grössere Meng 
ind zwar tod j 
.uflöst. 

ssy fand nach eintägiger Berührung von Säure und 
bei gewöhnlicher Temperatur toq der glasigen ar* 
Säure als feines PuWer 8,00 Grin., von der als 
es Pulver mehr als das doppelte, nämlich 18,235 
1 der in ganzen Stücken nur 2,76 Orm. in 1 Liter 

dlicb Hess man die amorphe Säure mehrere Minuten 



* '■ 



J. ♦ 



Büchner: LösUchkeit der arsenigen Säure in Wasser, 165 

lang mit Wasser kochen, worauf die Mischung bis auf 15® 
abgekühlt und 24 Stunden lang bei dieser Temperatur er- 
halten wurde, bevor man die Flüssigkeit yom ungelösten 
Theil abfiltrirte und deren Gehalt bestimmte. Im Mittel 
von drei sehr gut übereinstimmenden Versuchen brauchten 
diessmal 5 GC. der Lösung 34,4 GG. ^jio Normaljodlösung, 
welche 0,17028 Grm. arseniger Säure entsprechen. 

Mithin enthält diese Lösung in 100 CG. 3,4056 und in 
1 Liter 34,056 Grm. arseniger Säure. 

Bussy ermittelte in 1 Liter der in der Eochhitze mit 
glasiger arseniger Säure gesättigten Lösung nach zwei* 
tägigem Stehen bei gewöhnlicher Temperatur 38,7 Grm. 
Säure. 

Nach obigem Versuche beträgt die Menge der in 
1 Liter Lösung unter den beschriebenen Verhältnissen über- 
gegangenen amorphen Säure nicht viel über das iVt fache 
von der bei gleicher Behandlung zur Lösung gekommenen 
krystallisirten Säure. Jedenfalls ist, wenn man die Säure 
mit VSTasser kochen und die Flüssigkeit nach dem Abkühlen 
bei gewöhnlicher Tempeeatur stehen lässt, der Unterschied 
in der Löslichkeit der beiden Modificationen der arsenigen 
Säure bei weitem nicht so gross, als bei der Behandlung 
der zwei Varietäten mit Wasser von gewöhnlicher Temperatur, 
was wieder für Bussy 's Annahme spricht, dass diekrystal- 
linische Säure durch längeres Kochen mit Wasser in die 
amorphe Modification verwandelt wird. 

t Ich will nun hier die Resultate dieser neuen Versuche 
über die Löslichkeit der beiden Modificationen der arsenigen 
Säure in Wasser zusammenstellen. 

Es sind in 1 Liter gefunden worden: 

Von der krystallisirten Säure in der bei 

Ib^ bereiteten Lösung ' 2,821 Grm 

11* 



Von der amorphen 

erhaltenen Lös 

Von der kryetall 

kochend heisa 

abgekühlten Lö 

Stehen bei 1S< 

Von der amorphec 

bereiteten, hiei 

ung nach eintä 

Wenn man Ton < 

löaongen der arsenigen 

der kochend bereiteten 

eintägigem Stehen bei 

atrahirt, so kann man 

die zur AofllösODg eim 

liehe WasBermenge mit 

1 Tbeil krystallisit 

Theilen Wasser von IS 

1 Tbeil amorpher 
iDDg nahezu 108 Theih 

1 Tbeil krrBtallisii 
Theilen Wasser, wenn 
and dann 24 Standen 1 
lassen wurde, 

1 Tbeil der amorj 
behandelt, in nahezu 3' 

Durch die mitgeth 
beit erhoben, dass aud 
LSslichkeit demselben I 
Körper, weldie im ain< 
au&atreten Termögen, i 



Bttchner: Löslichkeit der araenigen Säure in Waeeer» 167 

Zustande leichter löslich in den betreffenden Lösungsmitteln 
sind als im krystalh'nischen Zustande. Ich zweifle nicht 
daran, dass sich eine ähnliche Gesetzmässigkeit auch bei 
der arsenigen Säure in Beziehung auf das specifische Ge- 
wicht herausstellen wird, wenn die früheren von verschiedenen 
Beobachtern hierüber angestellten und sich widersprechenden 
Versuche mit grosser Genauigkeit wiederholt werden. Sicher- 
lich wird man finden, dass die amorphe arsenige Säure ein 
etwas geringeres specifisches. Gewicht habe als die krystal- 
linische Modification. 



168 BÜMung ätr matlL-phj/§. C 



Herr C. y. Siebold bS! 
„Ueber Paitben< 
salin a." 

Nachdem ich vor zwei Jt 
Naturforschern gemachten Bei 
hatte, welche sich auf die Fo: 
zogen, am dadurch die Aufme: 
Phyllopoden-Gattung hinzulenb 
getheilten Beobacbtnngeo, wen 
Btimintheit, die Deberzeugung 
den Artemien unter gewissen 
genetische FortpSanzungsfähi^ 
köone. Indem ich nun hofFte, 
gemachten Andeutungen die 
einen oder den anderen Natui 
in ihren natürlichen salzhaltige] 
darböten, anzuregen, auf die 
Phyllopoden ganz besonders zi 
erfreut, als mir eelbst im ti 
legenheit geboten wurde, dies( 
Hand nehmen zn können. 

Einer Bemerkung, die icl 
Farthenogenesis ausg^sprocbec 
während meines Sommeraufei 
18. August 1872 durch ein 



1) TergL meine „Baiträge zai 
Leipiig 1871. psg, 197. 



V. Siehold: üeher Parthenogenesis der Ärtemia sältna. 169 

überrascht wurde, worin mir Herr Carl Vogt aus Genf 
folgendes mittheilt: „Mit Untersuchung über Branchipt^s 
und Ärtemia beschäftigt lese ich soeben in ihrer Partheno- 
genesis-Schrifl pag. 197 den Satz: ^,Obgleich ich selbst nie- 
inals lebende Artemien beobachtet habe etc. Wollen Sie 
welche? Martins hat mir von Cette aus eine Sendung ge* 
macht, die in verschlossenen Gefässen 36 Stunden unter 
Wegs war. Ich hatte mir zugleich zur Vorsorge ein Fäss- 
chen Salzlake, etwa 25 Mass haltend, schicken lassen. Seit 
dem dritten August leben die Bestien ganz munter bei mir 
in einem Aquarium, legen Unmassen Eier, die Larven liefern, 
deren Entwicklung ich eben studiere." 

„Bis jetzt habe ich in meiner ganzen Sendung noch 
kein Männchen finden können, sondern nur Weibchen, wäh- 
rend bei Branchipus diaphanus, den ich aus einer Pfütze 
auf dem etwa 4000 Fuss hohen Reculet des Jura im vorigen 
Jahre erhielt und den ich dieses Jahr aus Eiern im Aquarium 
zog, Männchen und Weibchen ohngefähr in gleicher Anzahl 
vorhanden waren. Ich zweifle nicht, dass die Artemien auch 
in verschlossenen Gefässen lebend in München ankommen.^' 

Mit welchem Eifer ich dieses Anerbieten ergriff, um 
mir endlich den lang ersehnten Genuss zu verschaffen, die 
interessanten Artemien lebend beobachten zu können, läset 
sich wohl denken. Ich hatte nichts eiligeres zu ihun, als 
umgehend den Wunsch auszusprechen, lebende Artemien zu 
besitzen. Herr Professor Vogt willfahrte mit der grössten 
Zuvorkommenheit meinem Wunsche und sendete am 23. 
August eine Parthie dieser lebenden Phyllopoden nach 
Berchtesgaden mü; beifolgendem Begleitschreiben: „Ich er- 
halte eben Ihren Brief. Probirt geht über studirt. Das 
Glas mit erwachsenen Artemien, mit Eiern und Larven geht 
am 25. August Morgens 6 Uhr von Genf ab, soll am 20. 
Morgens 9 Uhr in München und Nachmittags '/42 Uhr in 
Reichenhall eintreffen. Wie es von dort nach Berchtesgaden 



ä 



170 eUtgimg der waOi 

kommt, weiss ich nich 
melden, dass man es ] 

„Die Salzsole, in 
ist fast gesättigt. leb 
Bie sich nähren, in dai 
schnell. Uebrigens kö 
Salzsole vertragen. I( 
der Soola Wasser getl 
Tagen ganz wohl darii 

Diese Sendung wi 
27. AugQst Nachmittsj 
in Empfang genommen 

Mit klopfendem 
deckel gefertigte cylint 
mit einem EorkstÖpsel 
den Artemien hervorzt 
erfreut zählte ich 70 i 
gewachsene muntere A 
eben ausgeschlüpfte E 
fünf Leichen lagen an 
bemerken, dass das 
Viertel Laft enthielt. 
Sendung waren Weib 
hatte, da ja Professo: 
däss alle ans Cette ih 
eben gewesen seien. 
von Cette ebenso wie 
seille, von welchen Ji 
Dommen hatte, zu d 
welchen die Äriemia 
nerationen sich fortpö 
Nachdem ich den 
in einer PorzellanschaJ 
merk auf das Gesch 



V. Siehold: üeber Parthenogenesis der Artemia sälina. 171 

« 

habe auch aus dieser wiederholten und genaueren Musterung 
nichts als Weibchen bemerkt, welche sich unverkennbar als 
solche verriethen, da bei allen 70 erwachsenen Individuen der 
Eiersack mit Brut angefüllt war. 

Das verschiedene Verhalten dieser Brut erweckte übrigens 
im höchsten Grade meine Aufmerksamkeit. Nachdem ich 
nämlich den Eiersack einer Artemien-Leiche zerrissen hatte, 
schlüpften mehrere lebende Embrjone daraus hervor, zugleich 
aber fielen auch noch einige wenige bimförmige Körper von 
der gelbröthlichen Farbe der Embryone heraus, die sich 
unbeweglich zu Boden senkten, während die Embryone 
munter davon schwammen. Die zu Boden gesunkenen Kör- 
per gaben sich bei näherer Betrachtung ebenfalls als Ar- 
temien-Embrjone zu erkennen, welche von einer farblosen, 
homogenen und ungemein dünnen Eihaut dicht umschlossen 
waren. Die Durchsichtigkeit dieser EihüUen liess die Umrisse des 
eingeschlossenen Embryo deutlich erkennen und unter dem 
Mikroskope sogar die Zuckungen der dem Leibe dicht an- 
liegenden Ruderorgane unterscheiden. Es entsprachen dem- 
nach die äusseren Umrisse dieser vollständig geschlossenen 
EihüUen genau der birnförmigen Gestalt des von ihnen dicht 
umhüllten Embryo-Leibes.^) 

Solche vivipare Artemien beobachtete ich auch unter 
den am Leben gebliebenen Exemplaren. Hatten dieselben 
bereits geboren, so liessen sich in ihren leeren Eiersäcken 
oft noch deutlich die abgestreiften zarten und zerknetterten 
EihüUen herausfinden. Gleichzeitig gaben sich aber auch 
verschiedene dieser Artemien als ovipar zu erkennen. In 
solchen Oviparen Artemien - Weibchen enthielt alsdann der 
Eiersack bräunlidie kugelige Eier von einer harten Schale 



1) Vergl. Jolyi Historie d'un petit Crustace (1' Artemia ealina) 
etc. in den Annales des sciences naturelles. Tom. XIII. 1840. pag. 
261. PL 7. Fig. 2. 3. 



172 . Sitzung der math^-phys. Glosse vom 7. Juni 1673, 

umgeben, welche zwischen Glasplatten gebracht einigen 
Widerstand leistete und bei stärkerem Pressen des Deck- 
glases unter fühlbarem Geräusche zum Bersten gebracht 
wurde. Aus den geborstenen Stellen der festen bräunlichen 
Eischalen trat alsdann eine feinkörnige farblose Dottermasse 
hervor, wobei zugleich einige Hautstücke einer zarten farb- 
losen und homogenen innersten Eihülle zum Vorschein kam, 
deren Aussehen ganz an jene Eihülle erinnerte, von welcher 
die Embryone der viviparen Artemien umschlossen sind. 

Von welchen Verhältnissen es abhieng, dass diese Ar- 
temien das eine Mal ovipar und das andere Mal vivipar sich 
fortpflanzten, das ist mir noch bisher unklar geblieben. ^) J o 1 j , 
welcher ebenfalls diese eigenthümliche Verschiedenheit in 
der Fortpflanzungsart der Ärtemia salina beobachtet hat,*) 
und diese Erscheinung als ovovivipar und ovipar auffasste, 
glaubte, dass diese Verschiedenheit von der Jahreszeit ab- 
hängig sei, indem derselbe bemerkt haben wollte, dass diese 
Salzkrebschen vor dem Monat Juli und nach dem Monat 
September in der Gefangenschaft nur Eier gelegt, in der 
Zwischenzeit aber meistens lebende Junge geboren haben. 
Professor Vogt, dem ich meine Artemien-Zucht aus Süd- 
frankreich verdankte, und den ich nach seinen über diese 
eben erwähnte Erscheinung gemacliten Erfahrungen gefragt 
hatte, sprach in einer brieflichen Mittheilung die Meinung 



1) Heute am 3. Juli kann ich das nicht mehr behaupten, indem 
ich seit dem 7. Juni^ also seit den letzten vierun dz wanzig Tagen nach 
meinem gehaltenen Vortrage, über diese oben erwähnten Verhält- 
nisse interessante Aufschlüsse erhalten habe, welche ich am Schlüsse 
dieser Abhandlung noch als Anhang beifügen werde. (Nachträgliche 
Bemerkung.) 

2) Vergl. J o 1 y : l'Artemia salina, a. a. 0. p. 249: , ,Car, avant le mois 
de juillet et apres le mois de septembre, j^ai toujours tu les indi- 
vidus que j'elevais en captivite pondre seulement des oeufs, tandis 
que, pendant les mois d'ete, le plus souvent ils faisaient des petita.*' 



V, SitbcHd: Ueber Parthenogentis der Arlemia tcHina. 173 

ans, dass das Lebendiggebären nnserer Artemien wahr- 
scheinlich der Effect der AbschliesBUug in engen Behältern 
gewesen sein möchte, indem alle Artemien, die derselbe in 
einem grösseren Aquarium (2 V> Fuss lang und entsprechend 
hoch und breit) gehalten habe, nur Eier geleg 
sich später entwickelt haben. Nur diejenigen 
derselbe wegen Fanlniss des Salzwassers von 
Aqnarinm in kleinere Glaser mit frischer 8 
gesetzt habe, hätten einige lebende Junge gel 
seien demselben aber auch diese, wie die übr 
XU Grnnde gegangen. 

Auch ich habe die Zucht dieser Salzkr 
über die zweite Generation hinaus am Li 
können i die durch Tivipare Individuen erhalt 
Hülfe der Salzsole, welche mir in Berchtesg: 
zu Gebote stand, gross gezogene Brut bracht 
liehe Eier in den Eieretöcken hervor und star 
dieselben abgelegt hatte. Ich bemerke hier 
dass ich von den vielen lebend geborenen jun 
80 sehr ich auch meine Aufmerksamkeit darauf 
einziges Individuum sich zu einem Mäoi 
bilden sah. Von diesen einer zweiten Generati 
den Artemien , welche an Zahl weit aber hnii 
waren, erreichten überhaupt nur 35 Weibchi 
Geschlechtsreife, nachdem bis zum 3. Septemb 
Individuen, die ich als vorhergebende Generati 
Genf erhalten hatte, bereits abgestorben waren 
siedelung von Berchtesgaden nach München, w 
27. September mit den Artemien der zweitt 
vornahm, wurde glücklich vollbracht, aber es ve 
hier die Zahl dieser Artemien durch häufiges Abs 
ich am 20. October nur noch 35 Weibchen e 
sass, von denen die grössten bereits weisslicl 
Eier im Eiersack erkennen liessen. Am 24. Od 



174 8iUun§ der niaih.'phy$, CUuse vom 7, Juni 1&T3, 



sich diese Eier nach and nach, indem sie von den Wan- 
dangen des Eiersackes aas mit Scbalensabstanz amgeben 
wurden ; am 5. November hatten einige Artemien ihre braun- 
schab'gen Eier bereits abgesetzt; leider trat aber anch mit 
diesem Eierlegen eine grössere Sterblichkeit unter den Ar- 
temien-Müttern ein, wodurch Yom 18. bis 21. November 1872 
rasch das Erlöschen der ganzen Artemien - Generation za 
meinem grössten Bedauern erfolgte. Ich bewahrte die von 
dieser viviparen Generation abgesetzten Eier längere Zeit 
unter Salzwasser auf, ohne dass mir dieselben Brut geliefert 
haben. 

Soll ich nun einen Grund von diesem Absterben meiner 
Artemien angeben, so könnte vielleicht die Ursache davon 
von dem Mangel irischen Seewassers hergerührt haben, was 
ich jedoch bezweifeln möchte, da ich dasselbe durch künst- 
liches Seewasser zu ersetzen gesucht habe ; ^) viel eher möchte 
ich aber vermuthen, dass es der Mangel gehöriger Ernährung 
gewesen ist, der diese Salzkrebschen zu Grunde richtete, 
denn, da ich anfangs mit der Lebensweise dieser Thierchen 
noch zu wenig vertraut war, habe ich denselben wahrschein- 
lich Stoffe als Futter zukommen lassen, die keine zureichende 
Nahrung für sie gewährten. Ich hatte nämlich jenen 
schlammigen Bodensatz, der sich hier zu Lande fast in 
allen zu Weihwasser-Behältern bestimmten napfförmigen Aus- 
höhlungen der steinemenEirchhof-Monumente nach anhaltenden 
Regen ansammelt, in die mit Salzwasser gefüllten Artemien- 
Gefässe geschüttet, mit der Erwartung, dass dieser Schlamm 
welcher meistens aus lebenden oder abgestorbenen niederen 
Algen und Protozoen besteht, von den Artemien gefressen 

1) Ich bin der im Besitze des Berliner Aqaariaxns sich befin- 
denden Commandit-Gesellschaft zu besonderem Danke verpflichtet, da 
sich dieselbe auf mein Ansachen sehr bereitwillig gezeigt hat, meine 
Artemien-Züchtung einige Male durch Zusendung von künstlichem 
Seewasser ro unterstützen. 



p. Siebold: üeber Parthenogmaia der Ärtemia taüna, 175 

würde; ich habe mich auch wirklich überzeugt, dass die 
Artemien diesen Schlamiu mit seiaea karakterietischeD organi- 
Bchen Be8^aadtheileD verschluckten und damit ihren ganzen 
Darmkanal von vorne bis hinten aDfüllten. Es acheint aber 
doch, daBS diese gebotene Nahrung den Artemien nich 
träglich genug gewesen sein mochte, , 

Ich liess mich übrigens durch diese missluDgenen 
suche, die an den Ueeresküsten in Salzlaken wohm 
Artemien ferne von ihrem natürlichen Anfentbal 
längere Zeit und in einer grösseren Anzahl von a 
ander folgenden Generationen beobachten zu können, 
abschrecken. Nachdem ich einmal die Erfahrunf 
macht, dasB sich überhaupt Artemien im Binnenlande zu 
lassen, setzte ich mein Vertrauen auf passendere Füttei 
methodeo , um diese intereBsanten Thieichen zu läi 
Ausdauer zu veranlassen. 

Ich richtete mein Augenmerk auf diejem'ge Form 
Artemia, welche die südlich von Triest gelegenen Salz 
massenhaft belebt. Da ich in Erfahrung gebracht 
dass im östreichiEohen Staate das Salzmonopol ezistirl 
sehr streng gehandbabt wird, so baute ich mein^ Hol 
auf die Kürsprache Seiner königlichen Hoheit des Ht 
Gart Theodor in Bayern, dessen lebhaftes Intere« 
Naturwissenschaften mir bekannt war; ich hatte mi 
dieser HoSnung nicht getäuscht, die in Mitte Novi 
vorigen Jahres erbetene und gewährte Fürsprache batt 
Erfolg, dass am 3. December zwei Flaschen ciit Seei 
ohngefähr 50 Stück der Artemia salifia enthaltend, i 
von Herrn Dr. Sjrski, dem Gustos am Museo i 
Massimiliano zu Triest, bei Capodistria gesammelt w 
waren, femer eine grössere Flasche mit Meeresschlami 
ein Ballon mit Seewasaer-Vorrath als Eilgut hier ei 
Die Artemien waren leider todt, aber noch von so frii 
Aassehen, dass ibr Absterben erst vor kurzem erfolgt 



176 aUMtmg tbr tnath.- 

mueste. Da alle diese 
waren, deren Eiersäcke 
beeilte ich mich, alle diei 
Eier den Artemieo-Leiche 
MeeresschUmm vermengt, 
Seewaseer übergoEBen zu 
Schon am siebenten Dece 
Heraasnahme der Eier ai 
bemerkte ich einige frisch 
in dem Seewasser der Wi 
an demselben Abend sich 
zwölften Deceuiber war i< 
mit den fincbstaben » ai 
Triester Meeresschlamm i 
bis dahin ausges<^liiprten 
zur weiteren Aufzucht da 
gelang zu meiner grössti 
der gedeihlichsten Weise, 
haften Stoffen reichlidi im 
zu verdanken hatte. Wal 
Wanne, die ich mit dem 
fort und fort neue Brut 
schlüpfen gelangteu, versf 
brjone alsbald in die Wa 
thum überzusetzen, in wel 
aufeinander folgenden Uä 
Artemien heranbildeten , 
riethen, dass sie alle 
angehörten. 

Uebrigens will ich ea 
in Wanne e zur Entwicl 
wirklich von den Eiern d' 
München abgestorben ai 
denn es liegt der Gedanl 



V: Sieböld: üeher Parthenogeuesis der Artemia sälina, 177 

mir ebenfalls aus Triest zugekommen war, bereits Artemien- 
Eier enthalten hatte, deren Dotter sich zu jenen Embryonen 
entwickelt haben konnte.^) Ich wurde zuletzt yoUkommen 
von der Richtigkeit dieser Ansicht überzeugt, da in den 
beiden grösseren Wannen a und b nach und nach eine ausser- 
ordentliche Menge. von jungen Artemien heranwuchsen, deren 
Anzahl die Summen jener Em bryone, welche ich aus Wanne 6 



1) Dass ich zu diesem Gedanken vollkommen berechtigt war, 
geht auch aus einem Schreiben hervor, welches Herr Dr. Sirsky 
der Sendung voraus an mich abgeschickt hatte. Ich lasse den In- 
halt desselben hier folgen, da sich in demselben ausserdem noch 
verschiedene wichtige Notizen- über den Aufenthaltsort der Artemia 
sälina an der adriatischen Küste mitgetheilt finden. Herr Sirsky 
schrieb mir am 26. November 1872 folgendes: 

„Heute habe ich eine Eiste mit Artemia in Seewasser allein, 
ein zweites Gefäss mit Artemia in Seewasser und etwas Meeres- 
schlämm, ein drittes mit Seewasser und ein viertes mit Meeres- 
schlamm, an den Ostreich. -ungarisch. Gesandten, Herrn Baron von 
Brück expedirt. Da das Thier im Frühjahr und Sommer in con- 
centrirter Mutterlauge, in den Fossi d. i. vertieften Gruben der 
Salinen vorkommt, so war es bei der vorgerückten Jahreszeit und 
den häufigen seit einem Monat herrschenden Regengüssen sehr 
zweifelhaft, ob ich es finden könne. In der That habe ich es in 
Pirano und Gapodistria umsonst gesucht; erst V^^^i^^ diesseits von 
Capodistria, bei Monte Sermin habe ich es in einer einzigen Grube, 
dem sogenannten Fosso ziemlich reichlich und in einigen anderen 
Gruben daneben vereinzelt, dagegen viele todte gefunden. Da jene 
Grube mit einer vollständigen und höheren Umwallung, als die an- 
deren, umgeben und ihr Wasser von dem, die Salinen grösstentheils 
bedeckenden Regen- und Seewasser geschieden war, so glaubte ich, 
dass die Artemia sich desshalb in dieser Grube erhalten habe, weil 
das Wasser concentrirt wäre. Zugleich sagte mir der Salinaro, dass 
er gerade in diese Grube, welche dicht am Fusssteige liegt, Süss- 
wasser eingeleitet hatte, um das üeberwuchern von Pflanzen zu ver- 
hindern, welche sich in Salzwasser entwickein und so die Gruben 
verunreinigen. Trotzdem habe ich aus dieser Grube nicht nur 
Thiere, sondern auch Wasser und Schlamm genommen und zwar aus 
dem Grunde, weil darin die Lebensbedingungen des Thieres jeden- 



178 Sitiitnff (kr Math.-pAy*. da 

in die WaD&e a und b vertheil 
stieg. Auf keinen Fall konote i 
den älteren von mir zu Artemiei 
Btammen, den diese Artemien Wj 
fähig geworden, als ich das n 
stets neu hinzngekommeDen Ed 
Revision des noch nicht zu Aufg 
Schlamiues Hess midi auGserdem 
temien-Eier leicht herausfinden, 
denselben eingeschlossene Dott£ 
frisch und wohlerhalten. 

Die Entwicklung von zahlre 
in der kleinen Wanne fl wahrte 
Mitte des Monats März uauntei 
verminderte sich die Zahl der 
brjone auffallend, seit dem 23. 
Wicklung derselben gänzlich ai 
9. Mai annehmen durfte, dass a1 
das Schlammes in der kleinen \ 
entlassen hätten, und ich daher d 
Artemien beseitigen konnte. ] 

Ulla gänatif^er Bein mnasten, aU in 
Cadaver fand. 'Auch war das Wusei 
RegenwasBer itark vergetzt. Als ic 
nach Triest brachte, war ich sehr I 
meter von Beaume nicht einmal 1" 
nicht nothwendig, oder vielleicht ni« 
oentrirtea Seewasger braucht. Viellei 
Eier finden." 

Dieser von Herrn Syrski zulel 
rnnsB ich mich aaschlieasen, indem i( 
daas die während der eratea Zeit hii 
Artemien-Embrjone von solchen Eii 
in dem mir lugesendeten Schlamm t 
selbe noch in dem Foaso von Uoate 



V. Siehold: Ueher Parthenögenesis cUr Ärtemia sälina, 179 

während den beiden grösseren Wannen a und b, deren 
Boden mit einer ansehnlichen Schicht TriesterMeeresschlamm 
bedeckt war, die grösste Aufmerksamkeit zu, indem in den- 
selben ununterbrochen frisch ausgeschlüpfte Embrjone zum 
Vorschein kamen. Die Hauptpflege, welche ich von meiner 
Seite dieser Artemien-Brut angedeiben Hess, bestand darin, 
dass ich Sorge trug, in den Wannen die Seewassermenge, 
welche bei der Wärme meines geheizten Arbeitszimmers, 
des Aufbewahrungsortes jener Wannen, 8tark verdunstete, 
durch Hinzugiessen von Meerwasser zu ersetzen, nachdem 
ich den Salzgehalt dieses Ersatzwassers mittelst destillirtem 
Wasser bis zu 1^ verdünnt hatte, wobei ich es niemals 
unterliess, diese sehr verdünnte Salzlösung vor dem Hin- 
zugiessen. mehrmals hintereinander in einem Glasgefäss stark 
zu schütteln, um dieses Wasser noch mit etwas atmo- 
sphärischer Luft zu impregniren. 

Um die Herbeischaffung von Futter für meine Artemien- 
Colonien glaubte ich mich nicht bekümmern zu dürfen, da 
ich bemerkt hatte, dass der Verdauungskanal der von mir 
erzogenen Artemien stets mit Schlammbestandtheilen in un- 
unterbrochenem Zusammenhange von der Mundhöhle bis zum 
After angefüllt war. Man sieht diese Salzkrebschen sehr 
häufig und andauernd mit dieser Schlammaufnahme be- 
schäftigt, wobei sie dicht über den Grund des Wassers, mit 
dem Rücken ihres Leibes den lockeren Schlamm berührend, 
hin und her schwimmen und letzteren durch die raschen 
regelmässigen Bewegungen ihrer nie ruhenden Ruderfüsschen 
aufwühlen. Der aufgewühlte Schlamm gleitet alsdann dicht 
am Munde vorbei und wird auf der Mittellinie des Bauchs 
entlang von vornen nach hinten fortgetrieben. Jedenfalls 
werden auf diese Weise die Artemien, wie die übrigen 
Phyllopoden, gewisse Bestandtheile des aufgewühlten Schlam- 
mea mit ihren Mundorganen nach Willkür festhalten und 
verschlucken. Sehr häufig bemerkte ich, dass diese 
[1873. 2, Math.-phyB. Cl.] X2 



180 SUßung der math.-ph^s. CUuh wm 7. Juni 1873. 

chen bei diesem Geschäfte längere Zeit an einer and der- 
selben Stelle des Grandes verweilten, and dass sie alsdann 
ihren ganzen Körper senkrecht in die Höhe richteten. Auch 
in dieser Stellang, gleichsam aaf dem Kopfe stehend, setzten 
sie ananterbrochen die Bewegungen ihrer Kuderfüsse fort, 
durch welche sie den aufgewühlten Schlamm ebenfalls an 
ihren Mundtheilen vorbei trieben und nach und nach eine 
formliche Grube aushöhlten, in welche sie ihr Kopfende 
immer tiefer einbohrten. Verschiedene Individuen drehten 
sich bei dem Umherschwimmen auf dem schlammigen Grunde 
plötzlich um ihre Längsaxe, so dass sie den Boden mit der 
Bauchfläche berührten. In dieser Lage verweilten die Ar- 
temien alsdann längere Zeit auf einer und derselben Stelle 
oder sie krochen, Furchen durch den Schlamm ziehend, 
langsam weiter. Gewiss wurden auch bei diesem Benehmen, 
welches unter fortwährenden Rnderbewegungen statt fand, 
Futterstoffe von den Artemien aufgelesen und verschluckt. 

Ausserdem schwammen diese lebhaften Salzkrebschen, 
wahrscheinlich wenn sie sich gesättigt fühlten, im freien 
Wasser ihrer Behälter nach allen Richtungen ziemlich rasch 
hin und her, überschlugen sich öfters, wie es schien aus 
Uebermuth, stiessen zuweilen, als wollten sie sich necken, 
aneinander und fuhren sodann blitzschnell wieder auseinander. 
Bei diesem rastlosen Durchschwimmen ihrer Wasserbehälter 
werden diese Thierchen wahrscheinlich keine Gelegenheit 
vorübergehen lassen, die im freien Wasser flottirenden 
Futterstoffe, welche ihnen vor das Maul kommen, fest zu 
halten und zu verschlucken; dieses fortwährende Verschlucken 
von Schlammtheilen ist den Salzkrebschen jedenfalls Be- 
dürfniss, zumal da ihre Verdauungsorgane gewiss nur einen 
sehr geringen Theil diesem als Futter aufgenommenen Stoffe 
werden assimiliren können; schon die ausserordentliche 
Fäces-Mengen, welche die Artemien fortwährend auf den 



V, Siebold: XJebtr Porthenogenesis der Artemia saiina, ISI 

Grund ihrer Wasserbehälter fallen lassen, deuten auf die 
ungeheuere Gefrässigkeit dieser Thierchen hin. 

Mittelst des hier mitgetheilten Verfahrens ist mir die 
Aufzucht der Artemien - Embryone, welche der aus Triest 
übersendete Schlamm in sehr reichlicher Anzahl geliefert 
hat, auf das vortrefflichste bis zur vollständigen Geschlechts- 
reife gelungen. Immer waren es nur einzelne Individuen, 
welche in den verschiedenen Behältern von meinem Beobach- 
tungs-Material mit Tode abgiengen. 

Am 12. Januar 1873 konnte ich 31 ziemlich erwach- 
sene und 136 jüngere Individuen zählen, die ich aus den 
Eiern des Triester Schlammes erzogen hatte, wobei ich die 
noch im embryonalen Zustande befindlichen jüngsten Ar- 
temien gar nicht in Ausschlag brachte. In den Ovarien 
von 7 erwachsenen Artemien- Weibchen bemerkte ich am 
19. Januar die ersten Spuren von EibUdungen; am 24. 
Januar waren bei 18 erwachsenen Individuen weissgelbe 
Eier in den Ovarien zu unterscheiden, enthielten bei vier 
gleichentwickelten Individuen die Eiersäcke weissgelbe Eier 
und bei 3 Individuen hatten sich die Eier in den Eiersäcken 
schon gebräunt, zu diesen letzteren waren am 26. Januar 
noch 3 Individuen mit ebensolchen bräunlichen Eiern in den 
Eiersäoken hinzugekommen. 

Um mich nun zu versichern , dass die Artemien- 
Weibchen, welche ich aus der Brut des Triester Schlam- 
mes erzogen habe, auch wirklich unbefruchtete Eier 
legen werden, richtete ich eine grössere mit f bezeichnete 
Glaswanne her, welche mit in Berlin künstlich bereitetem 
Seewasser versehen wurde. Auf dem Grunde dieser Wanne 
breitete ich alsdann nur solchen Triester Meeresschlamm 
aus, den ich vorher mehrmals mit siedendem Wasser unter 
starkem Umrühren durch und durch gekocht hatte, so dass 
ich sicher sein konnte, auf diese Weise alles organische 
Leben, welches in diesem Schlamme versteckt sein konnte, 

12* 



182 SUsung der math-phys. ClasMe vom 7. Juni 187S, 

mitbin auch die etwa darin vergrabenen Eier früherer Ar- 
temien-Generationen getödtet und yernicUtet zu haben. Ich 
durfte wohl annehmen, dass dieser gekochte Schlamm immer 
noch viele, obgleich geronnene Protein-Substanzen enthalten 
würde, um den genügsamen Artemien zur Ernährung dienen 
zu können. In der That hielten sich in der mit dem ge- 
kochten Triester Schlamme hergerichteten Wanne f die ein- 
gesetzten von mir erzogenen und nun trächtig gewordenen 
Artemien- Weibchen, welche zuverlässig niemals mit männ- 
lichen Artemien in Berührung gekommen waren, ganz vor- 
trefflich; dieselben füllten nach wie vor ihren Darmkanal 
mit Schlammstoffen, die sie mit demselben Eifer vom Boden 
des Behälters f aufstöberten und verschluckten, wie sie es 
in den mit ungekochten Triester Schlamm versehenen Wannen 
a und b gethan haben. 

Die Zahl derjenigen Artemien - Weibchen, deren Eier- 
stöcke sich nach und nach mit Eiern füllte, nahm in den 
Wannen a und b immer mehr zu, so dass ich bis zum 1. Fe« 
bruar bereits 24 Weibchen, in deren Eiersäcken die Eier 
vollständig gebräunt waren , nach Wanne f übersetzen 
konnte. Am 5. Februar hatten 6 dieser Weibchen sich 
ihrer braunen Eier aus dem Eiersacke entledigt; da in eben 
diesen Weibchen die Ovarien schon wieder von weissgelben 
Eiern strotzten, und sich diese Weibchen also anschickten 
abermals Eier abzusetzen , richtete ich eine mittelgrosse 
zweite Wanne mit gekochtem Triester Schlamme und künst- 
lichem Seewasser her, die ich mit dem Buchstaben h be- 
zeichnete; in diese Wanne h brachte ich jene 6 Weibchen 
unter, welche auch wirklich am 16. Februar zum zweiten 
Male in den Eiersäcken bräunliche Eier enthielten. Zu 
diesen 6 zweitgebährenden Artemien kamen am 16. Februar 
aus Wanne f noch acht andere zum zweiten Male eier- 
legende Weibchen hinzu, welche sich später alle zu einer dritten 
Eierlage vorbereiteten, so dass ich am 22. Februar für 



V, Siebold i Ueber Parthenogene»i9 der Ärtemia eaUna. 183 

diese 14 Weibchen eine mittelgrosse dritte Wanne, welche 
die Bezeichnung i erhielt, herrichten musste, in welcher 
dieselben ihre dritte Eierlage abmachen sollten. Am 
2. März wurde diese Wanne i mit den 14 Weibchen be- 
setzt, welche darin während des Monats März auch wirk- 
lich ihre dritte Eierlage vollzogen; am 15« April sah ich 
mich veranlasst, abermals eine neue kleinere Wanne mit 
gekochtem Triester Schlamme herzurichten, der ich die Be- 
zeichnung m gab. Sie wurde mit zwei Weibchen aus 
Wanne 1 besetzt, die zum vierten Male Eier legen wollten. 
Schon am 4. Mai hatte die eine dieser Artemien zum 
vierten Male Eier gelegt, und da sich in derselben bereits 
wieder einige weissgelbe Eier zeigten , welche aus den 
Eierstöcken in den Eiersack übergetreten waren, und 
eine fünfte Eierlage liefern sollten, richtete ich trotz- 
dem keine fünfte Wanne für dieses Artemien -Weibchen 
her, indem dasselbe nur schwache Lebenszeichen von sich 
gab und auch sehr bald nach diesem Versuch, zum fünften 
Male trächtig zu werden, abgestorben ist. 

Selbstverständlich vermehrten sich in den verschiedenen 
Wannen f, h, i, m, die aus Wanne a und b durch weitere 
Entwicklung und fortschreitendes Alter nachrückenden träch- 
tigen Artemien-Weibchen. So war die Zahl der primiparen 
Artemien in Wanne f, aus welcher bis zum 28. Februar 
14 Weibchen nach Wanne h übergesetzt worden waren, bis 
zum 6. April bereits auf 39 gestiegen. Es würde ermüden, 
wollte ich aus meinen Tagebüchern die auf den weiteren 
Entwicklungs-Fortgang dieser von mir aus Eiern erzogenen 
Artemien-Weibchen bezüglichen Nötigen der Reihe nach 
aufführen, ich werde mich daher jetzt zu dem Endresultate 
aller dieser Versuche wenden, dem ich mit geduldigem Aus- 
harren und mit der gespanntesten Erwartung entgegensah. 

Während des Herstellens der verschiedenen Artemien- 
Behälter. und der Beaufsichtigung der darin aufbewahrten 



4 Sitfung €Ur iiMM.-j>Ay«. (^atae von 7. Jtmi 1873. 

htigea Artemien - Weibchen hatte ich natärlich fort- 
irencl meia Ai^enmerk zugleich auf dio in den verEchie- 
BD Wannen von den jongfrSnlichen Weihchen meiner 
jmteO'Zucbt bereits abgesetzten unbefruchteten Eier ge- 
tet. Diese Eier klebten entweder bald mehr bald weniger 
rängt an den Wänden der Glaswanne oder lagen anfdem 
ammigen Grande derselben zerstreut amher. 

Endlich am 16. März, am vierzigsten Tage, nachdem 
ältesten von mir erzogenen jungfräulichen Artemien ihre 
eu Eier abgesetzt hatten, bemerkte ich Vormittags den 
:eD and Nachmittags den zweiten eben ausgeBchliipften 
emien-Embrfo in seiner bekannten Naaplius-Gestalt, wie 

Jol;') bereits abgebildet hat. Die karakteristischen 
egaiigen, welche in kurz aufeinander folgenden scharf unter- 
chenen Ruderschlägen des zweiten langen Eopf-Fusspaares 
tanden, verriethen auf den ersten Blick diese Embryone 

junge Artemien. Um das Wachsen nnd die weiteren 
Wandlungen dicBer Embryone, von deren partbenogeneti- 
en Ursprang ich aaf das bestimmteste überzeugt sein 
iste, genauer verfolgen zu können, brachte ich dieselben so- 

alle später in Wanne f zur Entwicklung gelangten Artemien- 
brjone in einer kleineren mit gekochtem Triester Schlamme 
gerichteten Wanne g unter. Am 24. März waren acht 
^e Embryone in Wanne g vorhanden, am 30. März 
Ite ich in derselben Wanne g 22 Embryone, bis zum 

Mai waren 71 Embryone aas Wanne f nach Wanne g 
iFgesetzt worden. Von jetzt ab gieng die Entwicklung 

parthenogenetischen Embryone in Wanne f sehr zahl- 
:h vor sich (am 11. Mai waren 25 Embryone, am 12. 
1 49 Embryone ausgeschlüpft), so dass ich bis zum 

Mai als Gesammtsnmme der Embryone, die ich ans 
nne f seit dem 6. Februar erhalten hatte, 402 Embryone 



1) VergL Joly: l'ArtBmia aalitia &. a. 0. PI. 7. Fig. 4, 



V. Siebotd: üeber Parthenogenesis der Artemia sälina. 185 

zusammenzählen konnte'). Es war bierinit darcb directe Ver- 
suche der Nachweis geliefert, dass aus den yon jung- 
fräulichen Weibchen der Artemia sali na gelegten 
und durch keinen männlichen Samen befruchteten 
Eiern sich Brut entwickeln kann. 

Was die leeren Eischalen betrifft, aus welchen diese 
parthenogenetische Brut ausgeschlüplt ist, so habe ich an 
deuaelben wahrgenommen , dans sie entweder an der Ober- 
Öächo des Wassers schwammen oder im Schlamm versteckt 
lagen. Es waren diese Eischalen, obwohl sie in ihrem äos- 
seieu Aussehen den geschlosBenen Eiern vollkommen ähnlich 
erschienen, durchaus nicht mit denselben zu verwechseln. 
Die noch gefüllten Eier schwammen nie an der Wasser- 
oberSäche, und die im Schlamm verborgenen leeren Eischalen 
verriethen sich unter dem Mikroskope aaf den ersten Blick 
durch eine desiscirte Stelle, welche natürlich den noch ge- 
füllten Eiern fehlte. 

Schon am 5. April hatte ich einen Tbeil dieser par- 
tbenogenetischen Brut, deren Wacbsthum ziemlich rasch zu- 
nahm, aus der Wanne g entfernt und in eine mittelgrosse 
mit k bezeichnete Glaswanne untergebracht, deren Boden 
ebenfalls von einer Schicht gekochten Triester Schlamms 
bedeckt war. Ich nahm diese Trenuaug vor, um die ge- 
schlechtliche Entwicklung dieser parthenogenetiscb erzeugten 
Artemien schärfer iu's Auge fassen zu können. Es waren 
zu diesem Zwecke 17 Individuen ausgewählt worden, deren 
Wacbsthum am weitesten vorgerückt war. 

Von diesen 17 parthenogeneüsch erzeugten Artemien 
waren am 30. April 5 Individuen fast aaBgewan'>Bfn nima 
Andeutung von Ovarien, jedoch mit beginnende: 
bilduDgi 2 andere Individuen dieser 17 Artemi 

1) Bei einer Eim 18. Juni Torgenommenen Zähl 
Wanne f TOrhandenen parUienogenetiachen Embryone st 
Summa von 526 Individoen heraog. (Nacblräglidie Bei 



186 SiUufig der math.'phifa. Cla»$e vom 7. Juni 1873. 

obwohl ausgewachsen, noch keine geschlechtliche Differenzir- 
ung; von den übrigen ebenfalls noch ganz geschlechtslosen 
Individuen zeigten sich 2 dreiviertel erwachsen, 6 halb er- 
wachsen (von 6 Millimeter Länge) und mit bereits voll- 
zähligen, nämlich eilf Paar Schwimmfüssen, 1 noch jüngeres 
(5 Millimeter langes) Individuum mit noch nicht vollzähligen, 
neun Paar Schwimmfüssen und ein noch viel jüngeres 
(4 Millimeter langes) Individuum mit ebenfalls noch nicht 
vollzähligen, sieben Paar Schwimmfüssen, von welchen sich 
noch das den Naupliusformen eigentbümliche, mittlere Eopf- 
Fusspaar vorfindet, welches in seiner Länge die eigentlichen 
Scliwimmfiisse weit überragt und noch immer als Haupt- 
Ruderorgan bewegt wird. 

Am 10. Mai wurden aus der Wanne k diejenigen par- 
thenogenetisch erzeugten Artemien, welche sich der Ge- 
schlechtsreife näherten, in einer mittelgrossen Glaswanne 
vereinigt,^) deren fioden ich mit ungekochtem lehmigen 
Süsswasserschlamm bedeckt hatte. Diese in Wanne o ein- 
gesetzten 14 Artemien, welche alle zu eiertragenden Weib- 
chen sich entwickelten, befanden sich in dem Salzwasser 
des neuen Behälters ganz munter und füllten aus dem Süss- 
wasserschlamm ebenso reichlich ihren Darm mit Nahrung 
an, als hätten sie Meeresschlamm vor sich gehabt. Ich will 
hier bemerken, dass ich bei Herrichtung der Wanne o meine 



1) Um dem Leser einen ohngefahren Begriff von dem Umfange 
der zn meinen Yersuchen aufgestellten Glaswannen za geben, will 
ich hier folgendes bemerken. Die Wannen waren alle viereckig und 
oblong. Die kleinen Wannen (e, g, m) besassen eine Länge von 
10 Gent, und eine Breite von 7 Gent , die mittelgrossen Wannen 
(h| i, k, o) waren 17 bis 18 Gent, lang und 12 bis 14 Gent, breit, 
die Länge der grossen Wannen (a, b, f) betrug 23 bis 26 Gent., die Breite 
dagegen 19 bis 21 Gent. Die Höhe dieser Wannen variirte zwischen 
8 bis 5 Gent., in allen diesen Wannen suchte ich den Wasserstand 
durch Nachgiessen stets auf 2 bis 27* Gent. Höhe zu erhalten. 



i^ 






«. Siebold: Ueber Parthenogenesis der Ärtemia sälina. 187 

Zuflucht zu Süsswasserschlamm nehmen musste, weil mein 
Vorrath von Triester Schlamm in Zersetzung übergegangen 
war und ein an demselben bemerkbarer Fäulnissgeruch es 
mir bedenklich erscheinen Hess, diesen Schlamm fernerhin 
für die Behälter meiner Artemien-Zuchten zu verwenden. 

Bereits am 22. Mai hatte ich das Vergnügen, die vier 
ältesten Artemien* Weibchen in Wanne o trächtig geworden 
zu sehen, am folgenden Tage waren die Eier derselben im 
Eiersacke bereits gebräunt. Auch die übrigen Artemien- 
Weibchen hatten bis zum 29. Mai ihre vollkommene Ge- 
schlechtsreife erreicht, so dass ich mit Sicherheit annehmen 
kann, diese 15 parthenogenetisch erzeugten Artemien- Weib- 
chen werden demnächst zum ersten Male Eier absetzen. 
Auch von diesen Eiern lässt sich nach den Erfahrungen, 
welche an anderen parthenogenetisch sich fortpflanzenden 
Phyllopoden gemacht worden sind, mit Sicherheit erwarten, 
dass dieselben mit der Zeit sich entwickeln und so aber- 
mals parthenogenetische Brut liefern werden. 

Es reihen sich mithin diese eingeschlechtigen partheno- 
genetisch sich vermehrenden Generationen der Ärtemia 
salina von Gapodistria an die gleichen eingeschlechtigen 
fortpflanzungsiahigen Generationen jener Ärtemia salina des 
Mittelmeeres an, welche Joly bei Marseille beobachtet hat. 
Ganz ähnliche männerlose Artemien - Generationen kamen 
auch bei Cette vor, was aus den durch Martins aus die- 
sem Fundorte nach Genf gesendeten und sowohl von Vogt*) 
wie von mir*) beobachteten lebenden Artemien hervorzugehen 
scheint. 

Wie viele auf einander folgende Generationen dieser 
Ärtemia salina von Marseille, Cette und Gapodistria die 
Fähigkeit behalten werden, sich ohne Auftreten von Männ- 
chen parthenogenetisch fortzupflanzen und zu vermehren 
diese Frage dürfte jetzt zu prüfen sein. Ich habe mir vor- 

1) Siehe oben pag. 169. 2) Siehe oben pag. 178. 



188 Sitzung der maih.'phys. Gasse tarn 7, Juni 1873. 

genommen, soweit es mir möglich ist, meine begonnenen 
Züchtungen der Artemia salina von Gapodistria fortzusetzen, ^) 
wozu mich besonders die Erfahrung aufmuntert, dass sich 
diese Salzkrebschen auch in der Salzsole von Reichenhall 
recht gut am Leben erhalten lassen, wie ich mich vor kurzem 
während eines achttägigen Aufenthalts an jenem Badeorte 
zu überzeugen Gelegenheit gehabt habe.') 

Ob dfe Fortpflanzungsfahigkeit dieser männerlosen Ar- 
temien-Generationen mit der Zeit erlöschen wird, darüber 
fehlen uns durchaus noch zuverlässige Erfahrungen. J0I7 
hat seine an der Artemia salina von Marignane bei Mar- 
seille angestellten Beobachtungen und Untersuchungen im 
Jahre 1840 bekannt gemacht, und niemals Männchen zwischen 
diesen Salzkrebschen auffinden können.'} Derselbe fertigte 
diese merkwürdige Erscheinung, ohjie nähere Forschungen 
über dieselbe anzustellen, mit der Vermuthung ab: ent- 
weder sei Artemia salina ein Hermaphrodit oder, wenn 
wirklich Männchen bei dieser Artemia existiren sollten, so 
reiche eine einzige Befruchtung der Weibchen für mehrere 
nachfolgende Generationen aus.^) 



1) Ich ergreife hier die Gelegenheit, Sr. Eönigl. Hoheit, Carl 
Theodor, Herzog in Bayern, sowie den Herrn Baron von Brack, 
östreichischen Gesandten in München, Baron von Geschi, Statt- 
halter in Triest, Hofrath von Grassi, Finanz-Director in Triest, 
Dr. Syrski, Castos am Museo civico Massimiliano in Triest, Dr. 
G. Vogt, Professor in Genf, für die bereitwilligen gütigen Bemüh- 
ungen, durch .welche die Herbeischaiffung der zu den oben mitge- 
theilten Versuchen und Untersuchungen nöthigen Materials ermög- 
licht worden ist, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. 

2) Ich habe eine Anzahl ziemlich ausgewachsener Artemien, 
die ich hier aus Eiern des Triester Schlammes erzogen^ in Beichen- 
hall unter der Pflege von zuverlässigen Händen zurückgelassen und 
werde später über den Erfolg dieser Artemien-Zucht zu berichten 
nicht versäumen. 

3) Vergl. Joly a. a. 0. pag. 228 und 240. 

4) Vergl. Joly a. a. 0. 248: ,;Qaoi qu'il en soit, je persiste 



V. Siebdid: lieber Parthenogenesis der Artemia saiina. 189 

Es wäre interessant zu erfahren, ob die an genanntem 
Fundorte gewiss heute noch vorhandenen Artemien-Gesell- 
schaften stets männerlos geblieben sind. Ebenso dürfte 
eine wiederholte Revision der Geschlechtsverhältnisse an den 
bei Lymington in Hampshire vorkommenden Artemia saiina 
sich der Mühe lohnen, um festzustellen, ob heute noch die- 
selbe Zweigeschlechtigkeit bei diesen Salzthierchen vorhanden 
ist, wie sie schon im Jahre 1755 von Schlosser erkannt 
worden ist,^) und wie auch später, wahrscheinlich im Jahre 
1830, dieselbe von Thompson*) wieder beobachtet 
wurde. Endlich wäre auch noch das Verhalten jener Ar- 
temien-Generationen zu prüfen, welche bei Cagliari auf Sar- 
dinien vorkommen, und zwischen welchen Leydig ^) männ- 
liche Individuen angetroffen hat. 

Höchst wahrscheinlich wird es sich bei weiterer Ver- 
folgung des hier angeregten Gegenstandes herausstellen, dass 
die Fortpflanzung mittelst Parthenogenesis bei der Gattung 
Artemia allgemein verbreitet vorkommt; ich will hier 
noch daran erinnern, dass auch die in den südrussischen 
Salzlaken bei Odessa lebende -4r^e»iia arietina sich partheno- 
genetisch fortpflanzen soll , wie aus den obwohl kurzen 
aber sehr bestimmt von Schmankiewitsch ausge- 
sprochenen Angaben hervorgeht. Zugleich theilte derselbe 

ä penser que l'animal est hermaphrodite, ou du moins qua, s'il 
existe des msHes, one senle feeundation suffit pour plusieurs gene- 
rations saccessives.*^ 

1) Yergl. meine „Beiträge zur Parthenogenesis*' a. a. 0. pag. 293. 

2) Yergl. dessen: Zoological Besearches. Cork (ohne Jahres- 
zahl). Memoir IV. pag. 106. PI. I. Fig. 1 — 4. — Die von Baird in 
seiner: Natural history of the hritish Entomostraca (London 185Q) 
gelieferten Original- Abbildung einer männlichen Artemia (Tab. IL 
Fig. 2) kann hier nicht in Betracht kommen, da der Autor nicht 
angegeben hat, ob die Abbildung nach frischen oder nach älteren 
und schon lange im britischen Museum aufbewahrten Weingeist-Exem- 
plaren gefertigt worden ist. 

3) Yergl. Zeitschrift für ^^ssensch. Zool. Bd.IlL.1851. pag.20L 



190 Sitgung der math.*pky8. Chsie vom 7. Juni 1873. 

Beobachter aach mit, dass bei mittlerer Goncentration des 
Salzwassers manchmal Männchen auftreten.^) Es wäre zu 
wünschen, dass Herr Schmankiewitsch hierüber recht 
genaue Versuche anstellen möchte, da bei meinen Artemiea- 
Zuchten, welche unter den verschiedensten Goncentrations- 
Graden und besonders häufig unter mittleren Concentrationen 
des Salzwassers vorgenommen wurden, niemals männliche 
Artemien zum Vorschein gekommen sind. 



Nachtrag. 

Meine auch vom 7. Juni ab ununterbrochen fortgesetzten 
Beobachtungen der Vorgänge, wie sie die in den ver- 
schiedenen Salzwasser - Bassins von mir untergebrachten 
Artemien-Generationen haben erkennen lassen, geben mir 
Veranlassung , einige Lebens - Verhältnisse der Artemia 
salina^ welche mir bis zur Abhaltung meines obigen Vor- 
trags dunkel geblieben waren, schon jetzt mit mehr Klar- 
heit auffassen zu können. Dahin gehört die Eischalen- 
Bildung und die Verschiedenheit der Fortpflanzungsweise bei 
Artemia sdlina, welche letztere sich bald durch Eierlegen 
bald durch Lebendiggebären äussert. Die hierüber ge- 
machten Erfahrungen will ich durch folgende vorläufige Mit- 
theilungen in Kürze auseinander setzen. 

Die Eier, welche Artemia salina hervorbringt, sind von 
zweierlei Art. Der Abschluss der Bildung beider Eiarten 
findet im Eiersack des Weibchens statt. Eine jede dieser 
Eiarten bietet in ihrer äusseren Umhüllung sowie in Bezug 
auf den Zeitraum, während welchem der Embryo im Ei zur 
Entwicklung gelangt und die Eihülle verlässt, grosse und 
auffallende Verschiedenheiten dar. Es hängen diese Ver- 
schiedenheiten höchst wahrscheinlich von dem jedesmaligen 



1) Yergl. „Sitzungsberichte der zoolog. Abtheilang der III. 
Versammlang rassischer Natarforsoher in Kiew,'* abgedruckt in der 
Zeitschr. f. wiss. Zoologie. Bd. XXIL^ 1872. pag. 294. 



V. Siehold: Ueher Parthenogenesis der Artemia sälina. 191 

Entwicklungszustande der ganz eigeuthünilicb organisirten 
Wandungen des Eiersacks ab., deren Structurverhältnisse 
ungemein wandelbar sind. 

Am häufigsten wurden von den Weibchen der aus Ca- 
podistria stammenden männerlosen Artemien- Generationen 
hartschalige Eier gebildet und gelegt, welche kugelrund 
waren, eine bräunliche Farbe besassen und, wie schon oben 
erwähnt wurde, durch Pressen zwischen Glasplatten unter 
Geräusch zum Bersten gebracht werden konnten. Solche 
Eier hat auch Joly^) heX Artemia salina beobachtet, 
welcher bekanntlich auch nur männerlose Artemien - Gene- 
rationen Yor sich gehabt hat. Dagegen scheint Leydig*) 
bei den untersuchten zweigeschlechtigen Artemien-Generationen 
von Cagliari keine hartschaligen braun gefärbten Eier 
angetroffen zu haben. 

Ich habe mich überzeugt, dass die Schalenbildung dieser 
harten bräunlichen Eier stets im Eiersack der Artemien vor 
sich geht. Die Eier gelangen aus den Ovarien mit weiss- 
gelben zähen Dotter, der von keiner differencirten Membran 
umgeben ist, ganz hüllenlos in die Eiersackhöhle wo sie 
sich nach und nach verfärben, indem sie aus Weissgelb ins 
Grünliche übergehen und zuletzt eine bräunliche Färbung 
annehmen. Bei einiger Aufmerksamkeit wird man bemerken, 
dass diese Farbenveränderung mit der allmählichen Schalen- 
biidung zusammen fällt. Indem nämlich die anfangs ganz 
hüllenlosen Eidotter durch die vermittelst eines sehr ent- 
wickelten Muscelsystems hervorgebrachten lebhaften peri- 
staltischen Bewegungen der inneren Eiersacks - Wandungen 
maonichfaltig durcheinander und auf und nieder geschoben 
werden, wird die Oberfläche des Eidotters aller Eier mit 
einer gerinnbaren Flüssigkeit umgössen, welche offenbar aus 
jenen vier Drüsen abgesondert wird , deren Anwesenheit 

1) Yergl. Joly: 1' Artemia salina a. a. 0. pag. 240 u. 251. 

2) Yergl. Leydig; a. a. 0. pag. 300 u. 304. 



192 SUsung der math-phys. Classe wm 7. Juni 1873. 

sich schon dem unbewaffneten Auge als vier intensiy braun 
gefärbte der oberen and unteren Region der muscalösen 
Eierstocks- Wandungen dicht anliegende platte Körper yer- 
rathen. Mit dem Mikroskope betrachtet geben sich di^e 
vier Drüsenkörper als ebenso viele Paquete ovaler Zellen 
zu erkennen, in welchen letzteren ein grosser heller und 
von braunkörniger Masse eingehüllter Kern verborgen liegt. 
Ich glaube mich aus folgenden Gründen für vollkommen be- 
rechtigt zu halten, wenn Ich diese vier braunen Zellen- 
Paqnete als Drüsen bezeichne, wofür auch schon Leydig^) 
die ganz analogen Organe der Branchipus- Weibchen erklärt 
hat. Mit der allmählichen Bildung der Eier in den Eier- 
stöcken geht die Entwicklung dieser Zellenhaufen mei^ten- 
theils, ich sage m eist en t h eil s, Hand in Hand; naht sich 
die Zeit des Uebertritts der reifen Eier aus den Ovarien in 
den Eiersack, so erscheinen gewöhnlich die vier Drüsen- 
Körper am stärksten braun gefärbt und ihre Zellen mit 
braunkörniger Masse überfüllt, so dass der leere Eiersack aus 
der sackförmigen dreizipfeligen Erweiterung der allgemeinen 
Hautbedeckung braun hindurchschimm ert. Sind die weissgelben 
Eier in den Eiersack eingetreten und längere Zeit auf die oben 
beschriebene Weise, bis sie sich bräunlich gefärbt, darin umher- 
getrieben worden, so lassen die Bewegungen des Eiersacks etwas 
nach, wobei die braune Färbung desEiersacks dem unbewafiFueten 
Auge fast gänzlich verschwunden erscheint, während, mit der 
Lupe betrachtet, die dem Eiersack anhängenden vier Schalen- 
drüsen nur mit ganz blassen Umrissen noch erkannt werden« 
Es liegt auf der Hand, dass dieses Erbleichen jener vier 
Drüsenkörper die Folge der Eischalen-Bildung ist, zu welcher 
dieselben ihr Secret als braunen SchalenstofiE überliefert 
haben. 

Nicht ohne Vorbedacht habe ich vorhin betont, dass 
die Entwicklung der Schalendrüsen bei den Artemien meist en- 

1) Yergl. Leydig a. a. 0. pag. SOI. 







V. Sieböld: Üeher Parthenogenem der Ärtemia aalina. 193 

theils mit der EibilduDg in den Ovarien zusammenfaUt, 
denn ich habe in jüngster Zeit die sehr auffallende Beobach- 
tung zu machen Gelegenheit gehabt, dass zuweilen, während 
die Eibildung in den Eierstöcken der Ärtemia sdlina in 
vollem Gange ist, die in der Anlage vorhandenen Schalen- 
drüsen an diesem Entwicklungsgang der Geschlechtsreife und 
Fortpflanzungsfähigkeit nicht den geringsten Antheil nehmen. 
Nachdem ich nämlich von der mit dem 16. März aufge- 
tretenen parthenogenetischen Generation^) vierzehn geschlechts- 
reife Artemien in der mit bezeichneten Wanne isolirt 
hatte, ^) bemerkte ich unter denselben ein trächtiges Weib- 
chen, welches seit mehreren Tagen noch ganz helle Eier im 
Eiersack besass, während in den übrigen gleichzeitig mit 
demselben trächtig gewordenen Artemien die Eier in den 
Eiersäcken schon längst gebräunt waren. Zugleich fielen 
an demselben Artemien- Weibchen die bei den anderen träch- 
tigen Weibchen bereits braun gefärbten Schalendrüsen nicht 
im geringsten in die Augen. Ich isolirte diese Ärtemia 
mit ihren fast farblosen Schalendrüsen am 11. Juni in einer 
mit ungekochtem Süsswasserschlamm hergerichteten kleinen 
Wanne r und bemerkte am 13. Juni drei muntere ganz 
junge Embryone im Wasser der Wanne r umherschwimmen, 
welche offenbar die in dieser Wanne isolirt gehaltene Ärtemia 
geboren haben musste. Da die übrigen Eier im Eiersacke 
derselben Artemie noch immer nicht gebräunt waren, er- 
wartete ich von ihr, dass sie noch mehr Junge gebären 
würde. Leider wurde diese Erwartung nicht erfüllt, da 
diese vivipare Artemie am folgenden Tage mit Tode abgieng. 
Um mich von dem Entwicklungszustande der in dieser 
abgestorbenen Artemie noch zurückgebliebenen Eier zu über-» 
zeugen^ zerriss ich den Eiersacis der Leiche und Hess den 
Inhalt desselben herausfallen. Es stellte sich dabei heraus, 



1) Siehe oben pag. 184. 2) Ebenda pag. 185. 



194 SüMung der nuUh.-phps. Cki$$e vom 7. Jufd 1873. 

dass in dem Sacke noch ein todter und zwei lebende Em- 
bryone vorhanden waren , deren abgestreifte sehr dünne 
wasserhelle Eihäute im zerknitterten Zustande sich zwischen 
den übrigen Eiern vorfanden. Ein Paar unverletzte Eier 
enthielten innerhalb der zarten Eihaut ebenfalls noch fertig 
entwickelte Embryone, die übrigen von einer zarten Eihaut 
umgebenen Eier besassen keinen Embryo in ihrem Innereni 
sondern Hessen durch Pressen zwischen Glasplatten aus der 
zerrissenen Eihaut eine reichliche Dottermasse hervorquellen, 
welche aus sehr vielen dicht aneinander klebenden Dotter- 
zellen bestand , von denen eine jede zwischen den Dotter- 
körnchen einen Kern umschloss, der einem hellen Eiweiss- 
tröpfchen ähnlich sah. Woher die farblose homogene und 
sehr dünne Eihaut dieser Eier ihren Ursprung nimmt, ist 
mir nicht klar geworden, fast möchte ich vermuthen, dass 
dieselbe eine Ausscheidung des Dotters und mithin ein Pro- 
duct eines begonnenen Entwicklungs - Prozesses des Eies 
sein könnte. 

Am 13. Juni war mir in Wanne eine andere par- 
thenogenetiscli erzogene Artemie aufgefallen, welche schon 
seit einigen Tagen ihren Eiersack mit weissgelben Eiern ge- 
füllt hatte, ohne dass in Bezug auf Färbung eine Verändernng 
an diesen Eiern eintreten wollte. Ich vermuthete, dass auch 
diese Artemia sich später als vivipar erweisen würde, und 
isolirte dieselbe in einer mit Süsswasserschlamm versehenen 
kleinen Wanne S. Meine Erwartungen wurden nicht ge- 
täuscht, denn schon am 17. Juni Abends hatte dieselbe das 
erste Junge aus ihrem Eiersack entlassen, und am 22. Juni 
Morgens fand ich letzteren ganz entleert ; die vivipare Mutter 
hatte über Nacht ihre gesammte Brut, zwanzig Junge an 
der Zahl, geboren. Von jetzt ab fiengen die bisher ganz 
blassen Schalendrüsen dieser Artemie an, sich etwas zu 
bräunen, während die Ovarien neue Eibildungen erkennen 
Hessen. Am 23. Juni enthielt der Eiersack dieser Artemie 



( 






V. Sieböld: TJeber Parthenogenesis der Ärtemia salina, 195 

rechts und links einen Haufen weissgelber Eier, am 25. Juni 
hatten sich diese Eier wirklich vollständig gebräunt, woraus 
ich entnehmen musste, dass diese früher vivipar sich fort- 
pflanzende Artemie jetzt als ovipar ihr Fortpflanzungsgeschäft 
fortsetzen werde.' Dieselbe hatte heute, am 30. Juni diese 
braunen Eier noch nicht abgelegt. 

Ein drittes parthenogenetisch erzogenes Artemien- Weib- 
chen, welches sich zum Fortpflanzungs- Geschäft anschickte 
und am 26. Juni zwei weissgelbe Eierhaufen im Eiersack 
mit sich herumtrug, während seine Schalendrüsen noch keine 
Spur von brauner Färbung verriethen, isolirte ich in einer 
anderen mit Süsswasserschlamm versehene und mit t be- 
zeichneten kleinen Wanne. Dieselbe zeigte am 30. Juni 
weder an den Eiern noch an den Schalendrüsen die ge- 
ringste Bräunung, so dass ich auch in diesem Falle glaubte, 
eine dritte vivipare Artemie erziehen zu können. Dieses 
bestättigte sich, da dieselbe am 3. Juli wirklich ihre ganze 
Brut, nämlich 27 Embryone geboren und sich so als vivipar 
erwiesen hat. ' 

Bringe ich nun diese wenigen Beobachtungen, welche 
ich über das Lebendiggebären der Artemia salina anzustellen 
Gelegenheit hatte, in Verbindung mit dem gleichzeitigen 
Vorhandensein einer sehr geringen Entwicklung der Eischalen- 
Drüsen wie sie sich bei solchen viviparen Artemien vorfindet, 
während bei Oviparen Artemien die Eischalendrüsen stets 
strotzend entwickelt sind, so drangt sich mir die Frage 
auf, ob nicht durch die grössere oder geringere Thätigkeit 
der Eischalendrüsen auf die letzten Stadien der J^ibildung 
bei den Artemien einen sehr wichtigen Einfiuss ausübt? Ich 
möchte als Antwort auf diese Frage hin jetzt schon folgende 
Ansicht aussprechen: 

„Das Eierlegen tritt bei Ärtemia salina 
nur dann ein, wenn die Eierschalendrüsen sich so 
vollkommen entwickelt haben, dass sie die gehörige 
[1878,2. Math.-phy8. GL] 13 



6 Sittimg der* 

Menge gerri 
Dur dadurcb 
dauerhafte 
solchen fest 
werden diel 
versteckt, ja 
der Einwiri 
Verhältnisse 
von längere] 
za bewahrei 

Ist 
drüsen bei < 
zn Stande { 
zur Bildung 
Die Eier sc 
ganz dünnt 
EntvrickluDg 

auf den Ei-!_ 

Embryo-Bildung beschleunigen werden." 

In welcher Weise die verschiedenen Jahreszeiten, die 
ichselnden Witterungs-Yerhältnisse, das bald mehr, bald 
ioiger coDcentrirte Salzwasser und die Quantität 'sowie die 
lalität der darin sich vorfindende Nahrungsstoffe auf die 
irkere oder geringere Entwicklang der Eischalen>Drüsen 
iwirken, um ovipare oder vivipare Artemien zu erzengen, 
irüber werden noch besondere Experimente und Beobacb- 
ngen ÄufschlasB zu geben haben. 

München den 3. Juli 1873. 

C. T. Sieltold. 



Buchner: üeher die Selbstentzündung des Heues, 197 



Herr L. A. Buchner hält einen Vortrag: 
„Ueber die Selbstentzündung des Heues." 

Es war gegen Ende des Jahres 1871, dass die Mög- 
lichkeit einer Selbstentzündung des Heues ein Gegenstand 
der Berathung im k. Medicinal-Comite der Universität Mün- 
chen wurde. Die Veranlassung hiezu gab der Herr Unter- 
suchungsrichter eines k. bayerischen Bezirksgerichtes, welcher, 
darauf aufmerksam gemacht, dass in Oekonomie-Gebäuden 
häufig Brände entstehen, deren Ursache bei dem Mangel 
jeden Anhaltspunktes für eine absichtliche oder fahrlässige 
Brandstiftung in einer Selbstentzündung des Futters, insbe- 
sondere des feucht eingebrachten. Heues oder Grummets 
gesucht wird, an das Gomite die Frage richtete, ob feucht 
eingebrachtes Futter sich selbst entzünden könne und wenn 
ja, welche äusseren, in der Witterung oder in den localen 
Verhältnissen liegende Ursachen hinzutreten müssen, um 
eine solche Selbstentzündung zu befördern? 

Zum Referenten über diese Angelegenheit ernannt, zö- 
gerte ich anfangs, die vorgelegte Frage im bejahenden Sinne 
zu beantworten, denn ich gestehe, dass ich die Möglichkeit 
einer Selbstentzündung des Heues stark bezweifelte. Aber 
nachdem ich näher über die Sache nachgedacht und auch 
die Meinung mehrerer Chemiker und gebildeter Landwirthe 
hierüber vernommen hatte, nahm ich keinen Anstand mehr, 
das folgende, vom Medicinal-Comite angenommene Gutachten 
zu entwerfen: 

„Es ist wohl erwiesen, dass Heu oder Grumüiet (denn 
nur von solchem Futter kann hier die Rede sein), wenn es^ 

13* 



198 Sitiung der math.-phj/g. ( 

was in nasBen Jahrgängen ge 
gehörig getrocknet, also za 
grösseren Haufen geschichtet 
Eiaflnsse der Lnft eine Art 
braun wird; ferner ist es Thal 
Zersetzung eine bedeutende TA 
oft BO viel, dass das Heu zu 
fängt und ein in den Haufen ■, 
lange zu ertragen vermag. 

Wenn nun eine freiwillig 
und als Folge derselben eine 
lang als wohl konstatirt angei 
sich auch denken , dass wei: 
Futter enthaltenen Wassers ve 
Sauerstoffanziebung und Yerv, 
stigen Bedingungen die Hitze l 
werden könne. Es lässt sich 
wähnter fortschreitender Zerse 

kohlang erleide und dass die auf solche Weise gebildete 
koblige Masse, ähnlich mancher anderen Eohle, z. B. mancher 
Torfkohle oder mit Eohle gemengter Torfasche, oder auch 
ähnlich mancher mit feinzertheiltem Schwefelkies gemengter 
Steinkohle oder Braunkohle, vermöge grosser Porosität und 
eingemengter, zur raschen Saaerstoffanziehung nnd Oxydation 
geneigten StofiFe die Eigenschaft eines Pyrophora erhieUe, 
bei gehörigem Zutritt von Lnft diese rasch anf ihrer Ober- 
fläche in so hohem Grade zu verdichten , dass dadurch die 
Masse ins Glühen kommt und verbrennt. 

Vom theoretisch-wissenschaftlichen Standpunkt aus er- 
scheint es also nicht unmöglich, dass eine Selbstentzündung 
des Hettes stattfinde, und es kann daher die darauf gerich- 
tete Frage nicht absolut verneint werden. In einem in den 
landwirthschaftlichen Mittheilungen, Wocbensdirift des land- 
* wirtbech^Uichen Vereins von Oberbayem, Nr. 46, 48 and 



Buchner: Ueher die Selbeientstündung des Heues. 109 

49 des Jahrganges 1871, veröSentliditen Aufsatze: „lieber 
Selbsterhitzung und Selbstentzündang des 
Heues'* sind drei Fälle mitgetheilt, welche zum sicheren 
Beweise dienen sollen , dass bei Eintritt der Luft Selbst- 
entzündung des Heues eintreten könne. Im Falle, dass 
diese sehr glaubwürdig geschilderten Fälle wirklich wahr 
sind, wäre damit auch praktisch die Möglichkeit einer Er- 
hitzung des Heufutters bis zur Selbstentzündung dargethan. 

Gleichwohl wird von gelehrten Landwirthen,. z. B. von 
Director Wentz in Weihenstephan, die Frage der Selbst- 
entzündbarkeit feucht eingebrachten Heues noch immer als 
eine offene betrachtet und zwar wohl aus dem Grunde, weil 
die Fälle von Heubrand, die man einer Selbstzersetzung 
zuschreiben könnte, verhältnissmässig doch nur selten sind 
und weil, wenn nicht bei allen, doch bei den meisten die 
Möglichkeit, dass die Entzündung durch eine äussere Ver- 
anlassung, z. B. durch eine glimmende Gigarre hätte ent- 
stehen können, keinesw^s ausgeschlossen ist. 

Was die Frage betrifft, welche äusseren, in der Wit- 
terung oder in den localen Verhältnissen liegende Ursachen 
hinzutreten müssen, um eine Selbstentzündung feucht einge- 
brachten Futters zu befördern, so mangelt uns die zu deren 
Beantwortung nöthige Erfahrung. Wir bezweifeln, ob die- 
selbe von Landwirthen genügend werde beantwortet werden 
können, weil unter diesen hierüber von einander abweichende 
und sogar entgegengesetzte Ansichten herrschen. Denn, 
während die einen behaupten, dass, je fester das Heu ein- 
gelagert ist, desto mehr Gefahr zur Selbstentzündung vor- 
handen sei, nehmen die anderen das Gegentheil an und 
glauben, gerade darin, dass sie das feuchte Futter fest ein- 
setzen, ein Mittel zu haben, einer Selbstentzündung vorzu- 
beugen. Aber so viel darf als sicher angenommen werden, 
dass durch das Aufbewahren feucht eingebrachten Heues in 
grossen Haufen oder Massen, bei ungehindertem Luftzutritt, 






200 Sitzung der math.-phys. Claase vom 7, Juni 1873. 

die freiwillige Zersetzung und Wärmeentwicksung begünstiget 
and dadurch die Wahrscheinlichkeit der Selbstentzündung 
erhöht werde und folglich, dass durch die Lagerung solchen 
Futters im fest eingedrückten oder gepressten Zustande in 
nicht zu grossen Haufen bei möglichst gehindertem Luft- 
zutritt einer Ueberhitzung und mithin der Gefahr der Selbst- 
entzündung vorgebeugt werden könne/' 

So weit mein Gutachten. Wie es nun der Zufall 
wollte, bot sich im vorigen Jahre Gelegenheit, die von mir 
in diesem Gutachten aufgestellte Theorie an einem prac- 
tischen Falle zu erproben und ihre Richtigkeit auch experi- 
mentell darzuthun. 

Auf dem meinem Collegen, Herrn Prof. Heinrich 
Ranke, gehörigen, vier Stunden südlich von München gele- 
genen Gute Laufzorn bemerkte man am 19. October 1872 
Morgens in der westlichen Ecke der grossen, massiv ge- 
bauten Scheune einen brenzlichen Geruch. In dieser Scheunen- 
abtheilung lagerte, wie uns Herr Prof. Ranke berichtete, 
ein Theil des auf dem Gute eingeheimsten Grummets und 
zwar in zwei dicht aneinander gelagerten Haufen, wovon 
der eine ungefähr 450 und der andere circa 300 Centner 
enthielt. Dieses Grummet war sämmtlich in den Tagen 
vom 5. bis 10. August bei vortrefflichem Wetter und in 
anscheinend gut getrocknetem Zustande eingeerntet worden. 
Den ganzen September hindurch hatte sich daran der ge- 
wöhnliche stark aromatische Heugeruch bemerkbar gemacht, 
der an Intensität zunahm, aber am 17. und 18. October 
einem deutlich brenzlichen Gerüche Platz machte. 

Dieser brandige Geruch war am 19. October Morgens 
so stark geworden, dass der Verwalter des Gutes die Ueber- 
zeugung gewann, es habe sich der Stock im Innern entzündet. 
Er beschloss sofort, denselben vorsichtigst abräumen und, 
falls man auf Feuer kommen sollte, grosse Massen Wassers 
darauf giessen zu las^ei). Bei der am Vormittag des 



Buchner: Ueber die SdbstenUünäung des Heues, 201 

genannten Tages begonnenen Abräumung überzeugte man 
sich, dass der Brandgeruch nur von dem grösseren der 
beiden Haufen ausging. Dieser Haufen oder Stock war nach 
zwei Seiten,, nämlich nach Westen und Süden hin von so- 
lidem 2 Fuss dickem Mauerwerk bis zu einer Höhe von 
17 Fuss umgeben, während die nach Osten gerichtete Seite 
nach der Tenne hin frei lag und die nach Norden gelegene 
unmittelbar in den kleinen Haufen überging. Die Dimen- 
sionen des grösseren Haufens waren folgende: Höhe 23', 
Länge 23', Tiefe 16'. 

An den oberen Partien schwitzte das Grummet stark, 
so zwar, dass förmliche Tropfen an den Grashalmen hingen. 
Die Farbe des ganzen Stockes, so weit man denselben von 
Aussen sehen konnte, war schön grün, auch konnte man von 
Aussen keine Temperaturerhöhung an demselben wahrnehmen. 

Das Abräumen wurde nun so vorgenommen, dass haupt-. 
sächlich nach der Seite der Tenne hin das Grummet vor- 
sichtig weggenommen und aus der Scheune gefahren wurde. 
Von oben wurden nur die schwitzenden Partien bis auf eine 
Tiefe von 3 Fuss abgeräumt; als man in dieser Tiefe auf 
trockenes und sehr heisses Grummet kam, wurde zunächst 
von der Höhe nichts mehr entfernt. Bei dem Abräumen 
von der Seite nach der Tenne hin machte sich in einer 
Tiefe von ungefähr IV« Fuss, nach dem Centrum des 
Stockes hin, zunehmende Wärme bemerkbar. Der Geruch, 
welcher bei dieser Arbeit dem Stocke entströmte, war ganz 
brenzlich. 

Als nun auch von oben kecker abgeräumt wurde, kamen 
plötzlich in einer Tiefe von ungefähr 5 Fuss von oben ein- 
zelne Funken zum Vorschein. Gleichzeitig bemerkte man 
auf einem Wagen, auf welchem die zuletzt abgeräumten 
Partien Grummet aus der Scheune gefahren werden sollten, 
plötzlich an mehreren Stellen Rauch und Funkensprühen, 



SUttmg d» matk.-phjit. Gasse vom 7. Juni 1873. 

Es wurde nun der ganze Stock und ebenso der bela- 
i Wagen mit Wasser übergössen und das aus der Scfaetme 
hrene , tief dunkelbraun geßirbte Grummet auf dem 
aboden ausgebreitet. 

Das Abraumes konnte von jetzt an, da bei dem Her- 
lebmen fast jeder Gabel voll Grummet Glatfa zum Vor- 
lin kam, nur unter beständigem Aufgiessen von Wasser 
gesetzt werden. Aach war es sehr bsuäg nötbig, das 
>n auf Wagen Geladene nochmals mit Wasser zu fiber- 
sen , da wiederholt selbst die Bretter des Wagens in 
nd geriethen. Ja selbst das auf dem Grasboden Aas- 
reitete entzündete sich oftmals von Neuem, so dass hier 
i dritten Male gelöscht werden mnsste. Hier im Freien 
1 es auch wiederholt za offener Flamme, deren Ent- 
IcluDg innerhalb der Scheune wohl durch enei^isohes 
lergiessen hiutangehalten wurde. Ferner ist zu erwähnen, 
B am folgenden Tage die Grasnarbe überall, wo solches 
unmet ausgebreitet worden war, sich vollkommen ver- 
nnt zeigte. 

Der an der Seite des in Brand gerathenen Stockes be- 
lltche kleine Haufen war vollkommen gat erhalten. Um 
teren von ersterem zu trennen , wurde zwischen beiden 

Ausschnitt von nngefähr 3 Vi Fuss Breite gemacht, bei 
eher Arbeit eine so gewaltige Gasausströmung, wahr- 
einlich von EohlenoxjdgaB, stattfand, dass es kein Ar- 
ter länger als I bis 2 Minuten dabei ausbielt. Die 
weiter kamen stets blass und livid mit dem Gefühle 

Erstickens und nach Laft schnappend heraus. 

Die in Gluth gerathene Masse des Stockes hatte ge- 
sermassen den Kern desselben gebildet, sie mochte oben 
;a 11 Fuss im Durchmesser betragen haben ond hatte 
ih unten bis etwa IVi Fuss vom Boden gereicht, hier 
iv hatte sich die Gluth bis auf einen Durchmesser von 
ca 4 bis 5 Fuss Teijüngt. Nach rückwärts, gegen die 



Btichner: Ueber die 84bstentsiii»hdung des Heues. 203 

Rückmauer der Scheune liin, reichte die Gluth bis beiläufig 
iVj Fuss vom Mauerwerk. 

Mit dieser interessanten Schilderung einer wirklich 
stattgefundenen Selbstentzündung von Heu brachte mir Herr 
Prof. Ranke auch eine Probe der auf die beschriebene 
Weise gebildeten Heu- resp. Grummetkohle, womit ich ge- 
meinschaftlich mit ihm einige Versuche anstellte. 

An dieser Probe konnte ich mich überzeugen, dass der 
Zustand des so verkohlten Grummets ganz der einer noch 
nicht vollkommen ausgeglühten vegetabilischen Kohle war. 
Es war braunschwarz und man konnte daran noch jedes 
Grasblättchen, jede Blüthe in ihrer Form deutlich erkennen. 
Beim Zerreiben dieser Graskohle auf weissem Papier wurde 
dieses geschwärzt. 

|m vollkommen erkalteten Zustande zeigte diese Kohle, 
was kaum erwähnt zu werden braucht, keine pyrophoren 
Eigenschaften. Beim Erhitzen entwickelten sich daraus noch 
grosse Mengen empyreumatischer Dämpfe nebst Wasserdampf. 

Eine Portion der Kohle wurde in einem Kölbchen zwi- 
schen glühenden Holzkohlen so lange erhitzt, bis sich keine 
Dämpfe mehr bildeten, worauf sie nach einigem Abkühlen 
noch heiss auf Papier geschüttet wurde. Hier bei vollem 
Luftzutritt erkaltete sie rasch vollends und liess durchaus 
keine pyropUoren Eigenschaften erkennen. 

Es wurde nun der Versuch dahin abgeändert, dass man 
die Grummetkohle nur so weit erhitzte, dass das Kölbchen 
am Boden zwar schwach rothglühend wurde, dass aber die 
Entwicklung brenzlicher Dämpfe noch nicht ganz aufgehört 
hatte, als man das Kölbchen aus dem Feuer nahm, um 
nach einigen Momenten der Abkühlung dessen Inhalt zu 
einem Häufchen auszuschütten und dem vollen Luftzutritt 
preiszugeben. 

An die Luft gebracht,^ kühlte sich die Kohle rasch noch 
80 weit ab, dass man sie ganz gut zwischen den Fingern 



ßüttmg der math 

konnte. Aber bt 

Wärme in so h 
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ötzlich fing das 

fortdauerte , b: 
; war. 

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aetkohle in der 
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deutet darauf h 
duDg höchst wa 
cürlich wird mai 



Buchner: Ueher die Selbstenteünänng des Heues. 205 

Fälle von Selbstentzündang auf einander gehäufter, mit Oel 
getränkter wollener Lappen erinnert. 

Von besonderem Interesse ist auch die von Herrn Pro- 
fessor Ranke versuchte Bestimmung der Temperatur, bei 
welcher normales Grummet in einen ähnlichen Zustand von 
Verkohlung übergeführt wird, wie derselbe sich bei der 
Verkohlung in Laufzorn ergeben hatte. Beim Erhitzen 
einer kleinen Menge Grummet in einer in das Oelbad ge- 
setzten Probirröhre zeigte sich bald, dass die fragliche 
Temperatur so hoch liegt, dass sie nicht mit Sicherheit mit 
dem Quecksilber-Thermometer gemessen werden kann. Es 
wurden daher die Schmelzpunkte von Zinn und Blei zur 
näheren Temperaturbestimmung benutzt und gefunden, dass 
sich im Oelbade aus grünem Grummet Kohle bildet bei 
einer Temperatur , welche über dem Schmelzpunkte des 
Zinnes und unter dem Schmelzpunkte des Bleies liegt. Da 
der Schmelzpunkt des Zinnes bei 228^ und der des Bleies 
bei 335® C. ist, so liegt die Temperatur, bei welcher das 
Grummet in Kohle verwandelt wird, zwischen 228 und 335^0. 

Endlich versuchte Herr Prof. Ranke noch, ob auch 
auf künstlichem Wege hergestellte Grummetkohle pyrophore 
Eigenschaften besitze. Zu diesem Zwecke erhitzte er eine 
kleine Partie grünen Grummets in einem Bechergläschen so 
lange im Oelbade, hh es in Kohle verwandelt war, worauf 
es in Form eines Häufchens auf den Tisch geschüttet wurde. 
Nach wenigen Minuten hatte es sich von selbst entzündet. 

Durch die beschriebenen Versuche ist der wissenschaft- 
liche Beweis hinlänglich geliefert, dass der Grummetkohle 
pyrophore Eigenschaften zukommen, mittelst deren eine 
Selbstentzündung derselben unter geeigneten Verhältnissen 
naturnothwendig eintritt. Freilich ist damit nur die That- 
sache erklärt, dass Heu- oder Grummetkohle sich entzünden 
kann, aber die Untersuchung der näheren Vorgänge der 
Umsetzung, vermittelst deren die Temperatur in einem Heu« 




206 SitMung der math.-phys. Claase vom 7. Juni 1873. 

oder Grammethaufen so gesteigert werden kann, dass es 
zur Bildung von Kohle kommt, muss weiteren Untersuchungen 
Yorbehalten bleiben. 

Mit Recht hält Herr Prof. Bänke das Moment von 
grösster Wichtigkeit, dass im Innern eines grossen Haufen 
Grummets von der durch chemische Umsetzung seiner Be- 
standtheile frei werdenden Wärme fast nichts verloren geht. 
Heu oder Grummet ist ein so schlechter Wärmeleiter, dass 
der im Innern verkohlte Haufen in Laufzorn aussen die 
normale grüne Farbe des Grummets und keine wahrnehm- 
bare Temperaturerhöhung gezeigt hatte. 

Da das Experiment bewiesen hat, dass zur Bildung 
von Grummetkohle eine Temperatur von beiläufig 300 ^ G. 
nöthig ist, so lässt sich annehmen, dass die Temperatur im 
Innern des Grummethaufens, in welchem f actisch solche 
Kohle entstand, nicht weniger als ungefähr 300^ G. be- 
tragen habe. 

Diese hohe Temperatur im Innern des Haufens, deren 
Entstehungsbeginn offenbar in Gährungsvorgängen und deren 
weitere Steigerung in fortschreitender chemischer Umsetzung 
der Bestandtheile des Grummets begründet ist, wird, wie 
Herr Prof. Bänke richtig bemerkt, nur verständlich, wenn 
man im Auge behält, ein wie ungemein schlechter Wärme- 
leiter dicht aufgehäuftes Heu oder Grummet ist, und wenn 
man bedenkt, dass in Folge der ausserordentlich schlechten 
Wärmeleitung im Inneren eines solchen Haufens fast sämmt- 
liche durch die Zersetzung frei werdende Wärme sich an- 
häuft, dass immer nur Wärme zugeführt, kaum irgend weldie 
abgeleitet wird. 

Bei Betrachtung der Ursachen von Eohlebildung durch 
spontane Zersetzung von Heu oder Grummet wird man un- 
willkürlich an die Bildung der Steinkohlen erinnert. Der- 
selbe Process, welcher in einem Heu- oder Grummethaufen 
v(Hr unseren Augen zur Bildung wirklicher Kohle führt, 



Seidel: Ueber einen heliographischen Apparat 207 

dürfte, um eine Aenssenmg Ranke's wiederzugeben, wohl 
anch bei der Entstehung der Steinkohlen-Flöze in der Ur- 
geschichte unseres Planeten mitwirkend gewesen sein. 



Herr Seidel 

zeigt die in der optisch - astronomischen Werkstätte 
von C. A. Steinheil Söhnen soeben vollendeten optischen 
Bestandtheile (Objectiv und Vergrösserungs - Apparat) 
des Apparates neuer Construption von Dr. Adolph Steinbeil 
vor, welcher von einer Reichs-Gonimission in zwei Exem- 
plaren bestellt und zunächst bestimmt ist, zur photographi- 
schen Aufiiahme des Vorübergangs der Venus vor der Sonne 
im December 1874 zu dienen, -^ und begleitet diese Vor- 
zeigung mit einigen Erläuterungen. 

Das Objectiv des Apparates, bestehend aus zwei von 
einander beträchtlich entfernten, gegen ihre Mitte vollkommen 
symmetrisch angeordneten, für die chemisch wirksamsten 
Strahlen achromatischen Paaren von zusammen gekitteten 
Linsen, ist verschieden von demjenigen, über welches in der 
Sitzung vom 2. März 1872 von mir referirt würde. In 
Folge der in dem damaligen Vortrage von mir angestellten 
Vergleichung der theoretischen Leistung jenes Objectives mit 
der des auf gleiche Oeffnung redudrten Fraunhofer'schen 
schien es nämlich Dr. Ad. Steinheil so wie mir, dass die 
Vorzüge, welche die gewählte Constrüction vor der FratÄ- 
hofer'schen in Folge des Aufwandes von mehr Linseu hatte 
erreichen lassen, und welche wesentlich den von de^ opti- 
schen Axe entfernteren Theilen des Bildes zu Gute kommet. 



208 SiUfung der math.-phys. Glosse vom 7. Juni 1873. 

in dem beBchränkten Umfang des Gesichtsfeldes, welches 
für den nächsten Zweck des Apparates in Ansprach ge- 
nommen wird, noch nicht in einem jenem Mehraufwand von 
Mitteln entsprechenden Verhältniss sich geltend machten. 
In Folge dieser Anschauung hat Dr. Steinheil , obgleich 
schon ein Exemplar des Objectiyes ausgeführt war, und 
obgleich er bei dieser Aufgabe nur mit sich selbst concurrirte, 
die sehr grosse Mühe nicht gescheut, durch ganz neue Be- 
rechnungen (bei welchen abermals auch die ausser der Axen- 
Ebene gelegenen Strahlen nach meinen Formeln mit berück- 
sichtigt worden sind) ein solches Objectiv auszufinden, bei 
welchem die Verbesserung des Bildes mehr concentrirt der 
nähern Umgebung der Axe zugewendet wird. Hierdurch ist 
für die Darstellung eines Gesichtsfeldes von der Grösse, wie* 
die Abbildung des Venus - Durchganges es erfordern wird, 
noch sehr wesentlich gewonnen worden, und es scheint die 
neue Gombination auch für das Fernrohr - Objectiv einen 
Fortschritt der Optik gegenüber der Fraunhofer'schen zu 
bezeichnen. Die Distanz der beiden Gläserpaare voneinander 
ist zu diesem Zwecke mit in Anspruch genommen; wie denn 
schon früher theoretisch gezeigt worden ist, dass durch 
blose Verfügung über die Krümmungsradien sich sehr nahe 
liegender brechender Flächen das optische Bild nicht zur 
grössten Schärfe gebracht werden kann.^) 

Der zugehörige und gleichzeitig vorgezeigte Apparat, durch 
welchen 'das vom Objective erzeugte und etwa 8 Linien grosse 
Sonnenbild auf einen Durchmesser von vier Zoll vergrössert 
werden soll, ist (bei grösseren Dimensionen) sehr ähnlich 
den bekannten Steinheil'schen Loupen construirt, aber eben- 
falls nach den speciellen Anforderungen der Aufgabe neu 
berechnet, und zwar, um mehr Bedingungen erfüllen zu 



1) Yergl. meinen AufBatz in Nr. 1029 der A^tron. Nachrichten 
pag, 880. 



Seidel: üeher einen heliographischen Apparat 209 

können, mit Verzicht auf die Symmetrie, welche die drei 
verkitteten Linsen dieser Loupen nach beiden Seiten dar- 
bieten. Bei der Kürze der Zeit zwischen der definitiven 
Bestellung und dem bereits drängenden Termine der Ab- 
lieferung ist es zwar unmöglich gewesen, auch in Bezug auf 
diesen Vergrösserungs- Apparat so vielseitig die verschiedenen 
möglichen Anordnungen rechnerisch durchzuarbeiten, wie es 
für das Objectiv geschehen ist ; man darf aber "nach der 
auch auf ihn verwendeten Sorgfalt mit allem Grund hoffen, 
dass der neue Apparat dem optischen Rufe Münchens und 
der Anstalt, aus welcher er hervorgeht, Ehre machen und 
der Wissenschaft erspriessliche Dienste leisten werde. 

Der Berichterstatter glaubt aussprechen zu können, dass 
noch keine optische Gonstruction auf so umfassende rech- 
nerische Arbeiten gegründet worden ist, wie die des vorge- 
zeigten Heliographen-Apparates. 



210 Sitmng der matk^hya. Crosse wm 7, Juni 1873. 



Herr Erlenmeyer trag vor: 

„Ueber die Bestandtheile des Arnicawassers 
und des ätherischen Arnicaöls." 

Anfangs der sechziger Jahre hat sich 0. F. Walz ^) 
mit der chemischen Untersuchung der Arnica montana be- 
schäftigt. Aus der Wurzel dieser Pflanze gewann er durch 
Destillation mit Wasser ein wässriges sauer reagirendes 
Destillat und ein ätherisches Oel. Nach den von ihm an- 
gestellten Untersuchungen der genannten Flüssigkeiten kam 
er zu dem Schluss, dass die saure Reaction des wässrigen 
Destillats von Gapron- und Gaprylsäure herrühre, und dass 
das ätherische Oel der Hauptsache nach aus Gäpronsäure- 
Gaproylester Gis Ht4 O2 bestehe. 

Da es nun von höchstem Interesse ist, die Gonstitution 
des Alkohols und der Säure, welche sich aus einem solchen 
Naturproduct abscheiden lassen, näher kennen zu lernen, 
veranlasste ich Herrn Sigel aus Stuttgart das Wasser und 
ätherische Oel der Arnicawurzel einer neuen und genaueren 
Untersuchung zu unterwerfen. Es stellten sich dabei aber, 
nach den Angaben von Walz kaum zu erwartende, von den 
seinigen total verschiedene Resultate heraus. 

Zur Darstellung der Untersuchungsobjecte wurde gröb- 
lich gepulverte Arnicawurzel mit Wasserdampf destillirt. 
Es wurde so ein sauer^ reagirendes Wasser und ein neutral 
reagirendes Oel erhalten. Das letztere stimmte in seinen 



1) N. Jahrb, d. Pharmac. 16. 829. 



ErUfmeyer: Ueher die Sestandtheüe des Ämicawassers etc. 211 

Eigenschaften und in seiner Zusammenaetzung ganz mit dem 
Oel überein, das Walz anter den Händen gehabt hat. Diese 
Uebereinstimmung konnte mit der grösstmöglichen Bestimmt- 
heit experimentel constatirt werden, da ich noch etwa 
30 grm. von dem Oel besass, welches Walz selbst darge- 
stellt hat. 

Ich will mich darauf beschränken nur ganz kurz die 
Resultate anzugeben, welche Herr Sigel bei seiner Unter- 
suchung erhalten hat, da die Details der Arbeit an einem 
anderen Orte publicirt werden sollen. 

In dem sauren Arnicawasser ist weder Gapronsäure 
noch Gaprylsäure enthalten, sondern neben einer sehr ge- 
ringen Menge von Ameisensäure und einer kohlenstofireicheren 
Säure, die wahrscheinlich Angelicasäure ist, findet sich darin 
hauptsächlich Isobuttersäure. ^) 

Diese Säure scheint übrigens in der Arnicawurzel ur- 
sprünglich nicht frei vorzukommen, sondern ein Zersetzungs- 
product eines in dem ätherischen Oel enthaltenen Isobutter- 
säureesters zu sein. Bei der Untersuchung des vollkommen 
neutral reagirenden Arnicaöls ergab sich nämlich, dass sich 
durch Yerseifung mit weingeistigem Kali Isobuttersäure ab- 
scheiden lässt, die, soweit sich diess bis jetzt feststellen 
liess, mit einem dem Phlorol gleichzusammengesetzten Phenol 
esterificirt ist. 

Die Hauptmasse des Arnicaöls besteht aus dem Dimethyl- 
äther des Thymohydrochinons. Dieses letztere lässt sich 
sehr leicht gewinnen, wenn man den bei der Verseifiing mit 
weingeistigem Kali unangegriffen gebliebenen Theil, nach- 



2) Da diess der zweite Fall des Yorkc^inens von Isobutter- 
sanre in der Natur ist, welchen wir hier nachgewiesen haben, so 
bin ich geneigt zu glauben, dass noch manche andere in der Natur 
vorkommende Buttersäure als Isobuttersäure erkannt werden wird. 
[1873. 2. MatL-phys. Cl.] 14 



Vogd: Verhä^iss der Oamphengruppe min PfiUng^ 213 



Herr Vogel trägt yor: 

„Ueber das Verhältniss der Camphen* 
gruppe zum Pflanzenleben/* 

Die kleine Arbeit, deren Resultate ich der Classe vor« 
zulegen mich beehre, ist durch eine Bemerkung Runge's 
veranlasst. Derselbe sagt ^): „Uebertrieben scheint es mir 
Ton einem englischen Chemiker, der die Wunderkräfte des 
schwefelsauren Ammoniak auf die Vegetation damit beweisen 
will, dass abgeschnittene Blumen, die verwelkt und dem 
Absterben nahe sind , in einer Auflösung von 1 : 1000 
schnell wieder zu Kräften kommen. Wenigstens beweist 
diess nichts für die ernährende oder düngende Eraft dieses 
Salzes, da Campher dieselbe Wirkung hat/* Diese 
Bemerkung über die eigenthümliche Wirksamkeit des 
Camphers auf verwelkte Pflanzen hatte schon längst meine 
Aufmerksamkeit erregt und zugleich den Wunsch, die Quelle, 
aus welcher Runge sie geschöpft, aufzufinden. Runge's Grund* 
riss der Chemie hat bekanntlich gar keine Citate; wenn 
diess nun für ein Werk, welches in der Form rein populärer 
Leistung auftritt, selbstverständlich nicht als Mangel betrachtet 
werden darf, so ist es doch insofern zu bedauern, als Runge 
mit Vorliebe gerade unbekannte und so zu sagen vergessene 
chemische Arbeiten früherer Zeit durchforscht und es ver* 
standen hat, Goldkörner aus werthlosem Sande herauszu- 
holen und aufzuspeichern. Ich verdanke Herrn Dr. L. Raab 
die Mittheilung, dass die Runge'sche Notiz der Abhandlung 



1) Grondrits der Chemie I. 235. 

14* 



Vogel: Verhäiinisa der Camphengruppe zum Pflanzenleben. 215 

angeführte Bemerkung Runge's gänzlich der Vergessenheit 
anheimgefallen. 

Wir haben es der Mühe werth gehalten, die Barton'schen 
Versuche wieder aufzunehmen, welche auch in theoretischer 
Beziehung nicht ohne Interesse sind. Es kann natürlich 
von einer ernährenden oder düngenden Kraft, wie man diess 
dem schwefelsauern Ammoniak in sehr yerdünntor Lösung 
auf yerwelkende Blumen zuschreibt, beim Campher nicht 
entfernt die Bede seyn. In diesem Falle müsste ausschliess- 
lich eine reizende Kraft in Betracht kommen. 

Zu den Versuchen wurde durch Verreiben vonCampher 
mit Wasser und unter wiederholtem Schütteln Oampher- 
pulver in einer Flasche mit destillirtem Wasser eine gleich- 
massige Lösung von Gampher in Wasser dargestellt. Nach 
mehreren auf meine Veranlassung von G. Bernhart angestellten 
Versuchen steht die Löslichkeit des Gamphers in destillirtem 
Wasser im Verhältniss von 1 : 1026. Die Flüssigkeit ist 
theils filtrirt, theils unfiltrirt zu den Versuchen verwendet 
worden. 

Der zuerst angestellte Versuch war einer der gelungensten. 
Zwei ganz gleich grosse und im gleichen Zustande der 
Entwicklung befindliche Zweige blühenden Hollers (Syringa) 
worden der eine in gewöhnliches Brunnenwasser, der andere 
in Gampherwasser gebracht. Alsbald ergaben sich wesent- 
liche Unterschiede. Nach 12 Stunden war der im reinen 
Wasser stehende Zweig dem Verwelken nahe, der Zweig 
abwärts geneigt, — der andere im Gampherwasser befind- 
liche Zweig dagegen aufrechtstehend, ohne Zeichen des 
Verwelkens, einige Knospen hatten sich sogar zu Blüthen 
entwickelt. Erst nach drei Tagen begann auch dieser Zweig 
zu verwelken. 

In einem anderen Versuche war ein blühender Syringa- 
zweig, welcher schon dem völligen Absterben nahestand, in 
Ghampherwasser eingesetzt worden; es trat alsbald eine 



\r 



216 8U9ung der math.-phye. CUu$€ wm 5. Juli t673. 



unverkennbare Erholung, eine deutlich sichtbare Erhebung 
des Zweiges ein, welche einige Zeit andauerte. Die öftere 
Wiederholung des Versuches mit Syringazweigen zeigte 
dasselbe Resultat wenn schon hin und wieder mit weniger 
auffallend eintretender fielebung. 

Von weniger auffallender Wirkung zeigte sich da» 
Gampherwasser auf Weinreben , fast ohne allen Einfluss auf 
Lambertus nigra. 

Raab h^ eine grössere Versuchsreihe mit Frühlings- 
blumen auf ihr Verhältniss zu Campherwasser angestellt; 
die Resultate entsprechen im Allgemeinen, jedoch nicht ohne 
einige Ausnahmen den Angaben Barton's; ausserdem glaubte 
er bei solchen Blüthen, denen ein besonderer Wohlgeruch 
zukömmt, im Gampherwasser eine etwas stärkere Entwick- 
lung desselben, als im gewöhnlichen Wasser wahrgenommen 
zu haben. Immerhin geht schon aus unseren bisherigen 
Versuchen hervor, dass die Wirkung des Gamphers keines- 
wegs für alle Vegetabilien eine gleichregelmässige sei und 
daher auch der Gampher für die Wiederbelebung welkender 
abgeschnittener Pflanzentheile zur Erhaltung ihrer „Existenz 
und Schönheit^S wie Barton angibt, wohl nicht von ganz 
allgemeiner Bedeutung sein dürfte. 

Nachdem durch die bisher mitgetheilten Versuche die 
Wirkung des Gampherwassers auf abgeschnittene Zweige 
lebender vollkommen entwickelter Pflanzen wenigstens für 
einzelne Species constatirt war, musste der Gedanke nahe 
liegen, dass der Gampher auch auf den Keim vor gang der 
Samen irgendwelchen Einfluss ausüben müsse. Zu den Ver- 
suchen mit Gampherwasser in dieser Richtung sind ausser 
Lepidium sativum die Samen verschiedener Pflanzen — 
sowohl Gultur- als Luxusgewächse — und zwar meistens 
älterer Jahrgänge, soweit solche eben zu Gebote standen, 
verwendet worden. Wir haben absichtlich Samen älterer 
Jahrgänge ZU den folgenden Versuchen vorzi^weise in 



Vogel i YerhatnU» der Camphent/ruppe mm J^tanxenhben, 217 

Anwendong gebracht, da in der Begel die Keimkraft älterer 
Samen doch geschwächt erscheint im Vergleiche zar Keim* 
kraft frischer Samen; dagegen ist es allerdings bekaunt, 
daes man von einigen Gewächsen ältere Samen den jüageren 
vorzuziehen pflegt. Die eingehende Erforschung der Faktoren, 
welche rücksicbtlicb der längeren oder kürzeren Erha"""" 
der Keimkraft verschiedener Samen in Betracht kou 
bedarf wie es scheinen dürfte, noch einer weiteren ei 
mentellen Bearbeitung; im al^emeinen kann nach 
bi^erigen £rfahrnngen und Beobachtungen als ziei 
sicher angenommen wurde^ dass gerbstoffhaltige und ölr 
Samen ihre Keimkraft ungleich schneller verlieren, 
amylonhaltige , doch auch hier ist der Unterschied bei 
verschiedenen Pflanzen ein bedeutender. 

Die Ausfilbrung der Keimversuche geschab in 
bekannten Art, dass die Samen auf einer mit benet 
grauen Fliesspapier bedeckten Porcellanplatte ausgebi 
mit einem zweiten nassen Papiere überdeckt wurden. 
Vergleiche standen in allen Fällen die mit gewöhnlii 
Wasser and mit Campherwasser behandelten Samen i 
ganz übereinstimmenden Verhältnissen der Temperatur 
des Luftzutrittes nebeneinander, 

Za den ersten Beobachtungen war im Anschlussi 
an meine früheren Versuche in dieser Hinsicht Lepii 
sativum und zwar Samen vom Jahrgange 1869 und 
gewählt worden. Die volle Keimkraftdauer des Lepii 
satirum beträgt bekanntlich 3 Jahre. Beide Samen ze: 
mit gewöhnlichem Wasser behandelt eine sehr unvollkomn 
verzögerte Keimnng, während die mit Campherwasser bene 
Samen sehr bald und zwar die Samen vom Jahrgang : 
nach 24 Stunden, die Samen vom Jahrgang 1871 
7 Stunden gekeimt hatten. Eine ähnliche Beschleunij 
des Keimvorganges ist schon früher bei Behandlung 
Samen mit Chlor und Jod beobachtet worden. 



aitmmt der maät.-phi/: OIomm wm 6. /«K 1873. 

er giioBtige Erfolg dieses Torlänfigen Vennches ver- 
e nns, die Beobachtungen noch auf eine fernere Reihe 
r Sämereyen anszudehDen. 

in weiterer Versnob wurde mit Terechiedenea Artai 
iphanns bsUtus major ausgeführt und zwar mit Samen 
ftbrgange 1866. Da die Eeimkraftdaner dieses Samens 
ittich 3 Jahre, höchstens 4 Jahre beträgt , so hätte 
issaat dieser Samenexemplare im Gartenlande jeden- 
Is eine Tergebliche betrachtet werden müssen. Gleidi- 
keimten diese Samen mit Campberwasser behandelt 
nach 4 Tagen, somit am einige Tage früher, als der 
I Samen unter sonst günstigen Umständen. 

von Pisum sativum vom Jahrgange 1866 zeigten 
Behandlung mit Campherwasser schon nach 40 Stunden 
rscheinungen des EeimTOrganges. Abgesehen davon, 
Isum sativum auch unter den günstigsten Verhältnissen 
Eioh & bis 6 Tagen zu keimen beginnt , beträgt die 
aaer dieses Samens zwei, höchstens drei Jahre, so dass 
amen vom Jahrgange 1865 nicht mehr mit Vortheü 
OBsast hätten verwendet werden können. 
Ibenso rasch keimte Samen von Cucnmis satdva unter 
Einwirkung von Campherwasser. Sei gewöhnlichem 
e dieser Samensorten im fruchtbaren Gartenlande hatte 
Qer sehr grossen Samenmenge kein einziges Eorn Bn<Ji 
!ie leiseste Eeimbewegung nach längerer Zeit wahr- 
m lassen. Dieses Betspiel ist somit ein besonds« 
ender Beweis iiir die eigen thümli che Wirkung des 
lers auf Belebung und Wiederbelebung der Eeimkraft 
r SamengattuDgen. 

line Phaseolusart , welche unter den günstigsten Ver- 
isen erst nach 8 bis 9 Tagen zu keimen begonnen 

keimte nnter der BehandluDg mit UampherwasBer 
am dritten Tage. 



Vogd: Verhälit^iaa der Oamphenffruppe gum PftarumUbm, 219 

Von Blamensamen wurden nachfolgende in ihrem Ver- 
halten zu Campherwasser ontersucht: Schizanthas pinnatus 
vom Jahrgänge 1869, Maurandia Barklegana, Gereopsis, 
Ipomopsis, Senecio elegans vom Jahrgange 1860, Silene 
pendula, Silene amoena vom Jahrgange 1867, Basilicum, 
Myosotis alpestris vom Jahrgange 1866, Asterarten vom 
Jahrgange 1868, Gelosia crystata yom Jahrgange 1867. 

Bei sämmtlichen hier angeführten zum Versuche ver» 
wendeten Samen war eine bedeutende Einwirkung des 
Camphers auf Keimkraft und Keimzeit unverkennbar. 

Zur leichteren Uebersicht der erzielten Resultate folgt 
hier eine Zusammenstellung der in den bisherigen Versuchen 
in ihrem Verhalten zum Gampher geprüften Samengattungen. 





Jahrgang. 


Keimkraft- 
dauer. 


Mit Cam- 
pher Keim, 
nach: 


Eeimzeit. 


1 Lepidiam satiYiim. 


1869 


8 Jahre. 


248tdn. 




3 Jt 9t 


1871 


n n 


rStdn. 




8 Baphanus saüviis major. 


1866 


»1 >i 


iXagren. 




4 Pisam Bativum. 


1865 


2-8 Jahre. 


40Stdn. 


6 Tage. 


5 GacamiB sativa. 


Eeimunf. 




40 „ 




6 Phaaeolas. 






8 Tagen. 


9 Tage. 


7 Schizanthas pinnatus. 


1869 




8 « 


% 


8 Maurandia Barklegana. 






8 „ 




9 Coreopsis. 




2-3 Jahre. 


8 „ 


10 Tage. 


10 Ipomopsis elegans. 


1869 




10 „ 




11 Senecio elegans. 


1869 


8 Jahre. 


8 „ 




12 Silene pendula. 






i " 




13 Iberis nmbellata. 






6 „ 




14 Silene amoena. 


1869 




6 „ 




15 Basilicum. 






6 „ 




16 Myosotis-palustris. 


1866 


' 


10 „ 




17 Aster. 


1868 


1 Jahr. 


6 „ 


12 Tage. 


18 Gelosia crystata. 


1867 • 


8 Jahre. 


* ,. 





Es ist hier der Ort noch einer Beobachtung zu erwähnen, 
welche nach meinem Dafürbalten von einigem Interesse zu 
sein scheint. Dr. Raab hat nämh'ch von mehreren der mit 
Campher behandelten und zur Eeimentwickelung gebrachten 
Samen auch die weiteren VegetatioDsperioden zu verfolgen 



320 mtmg dar matlt,-ph3a. Ctatie vom 5. JM 1873. 

Oelegeoheit genommeD. Mehrere dieser anter Einwirkung 

des Camphers eDtwickolten Samen wurden m geetgnetea 

Erdreich gebracht und deren weitere Vegetationspro^esse 

abgewartet. Meikwärdig genug waren auch in der Folge 

noch deutliche Spuren der vorhergegangenen Beliandlung 

mit CampherwassBr sichtbar ; die jungen Pflanzen zeichneten 

sich durch besondere Lebenskräftigkeit and Frische, sowie 

'durch du dankleres Grün vor anderen ans. Ich weiss nicht, 

ob etwas Aehnltcbes bei Samen, die mit Chlor, Jod a. dg). 

behandelt worden, stattfindet; eine Angabe hierüber habe 

her noch nicht auffinden könuen. 

lese Versuche dürften vorlänfig genügen, um durch 

esnitate zu zeigen, dass wir im Gampher doch wohl 

rt von Stimulans fiir die Vegetation besitzen, indem 

Substanz im Stande ist, sowohl die Keimkraft zu 

1, als die Eeimzeit zu beschleunigen. 

adlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass die günstige 

üg des Camphers auf die Keimkraft der Samen nicht 

ahne alle Ausnahme zu sein scheint. So hat z. B. 

anderen ein Versuch mit Kleesamen sogar der Ver- 

lg Raum gegeben , dass hier die Anwendung von 

er anter Umständen eine na^theih'ge sein könne. 

leesamen in Gartenerde mit gewöhnlichem Wasser 

itet hatten schon nach 24 Stunden gekeimt. Dieselben 

in die nämliche Gartenerde gelegt, nachdem letztere mit 

Campherpulver vermengt worden, zeigten anch cadi 

)r Zeit durchaus keine Erscheinungen des Keimens. 

wohl möglich, dass die Beimischung des Campher- 

I zur Gartenerde — sie schien dem Augenmasse nach, 

' Zusatz nicht dem Gewichte nach bestimmt wurde, 

iring — doch immerhin zu bedeutend war im Vergleiche 

handlang der Samen mit einer Lösung von Gampher; 

ils dürfte nach dem mitgetheilten Versuche eine 



Vogel: Verhälinisa der Camphengruppe Mum Tfia/ngenlebm. 221 

Beificksichtigang der quantitativen Verhältnisse aach hier 
empfehlenswerth erscheinen. 

Gewiss wäre es von Interesse gewesen, auch eine Reihe 
anderer Substanzen, welche dem Campher ihrer Natur und 
Zusammensetzung nach nahestehen, in ihrem Verhalten zum 
Pflanzenleben und ganz besonders zur Keimung in das 
Bereich der Untersuchung zu ziehen. Indem wir uns eine 
ausführliche Versuchsreihe über diesen Gegenstand für die 
Folge vorbehalten, mag hier nur vorläufig einiger Versuche 
Erwähnung geschehen, welche in dieser Hinsicht mit Terpen- 
tinöl 'angestellt worden sind. Aehnlich dem Campher gilt 
das Terpentinöl innerlich genommen für das animalische 
Leben als Beizmittel. Ob und in wiefern diese reizende 
Eigenschaft des Terpentinöles auch für das Pflanzenleben 
Geltung habe, -^ diese Frage, obwohl ihre Entschei- 
dung a priori schon nahe liegt , konnte selbstverständlich 
nur durch einen direkten Versuch der Beantwortung zugeführt 
werden. 

Die terpentinölhaltige Flüssigkeit, welche wir zu den 
folgenden Versuchen verwendet haben, ist in der Art her- 
gestellt worden , dass man in einer Flasche von weissem 
Glase gewöhnliches Brunnenwasser mit etwas Terpentinöl 
eine Zeitlang unter öfterem Umschütteln stehen liess und 
dann filtrirte. Das Filtrat war vollständig klar, besass aber 
den starken Geruch, sowie den brennenden Geschmack des 
Terpentinöles, ein zweifelloser Beweis, dass sich Terpentinöl 
im Wasser gelöst haben muss. Diess widerspricht der AngiEibe 
mehrerer Lehr- und Handbücher, nach welcher das Terpen- 
tinöl als unlöslich in Wasser bezeichnet wird. Bekanntlich 
sind aber doch die meisten ätherischen Oele nicht vollkommen 
unlöslich in Wasser; hiefür spricht schon der Geruch und 
Geschmack *der verschiedenen aromatischen Wasser, welche 
ja nichts anderes sind, als die allerdings sehr verdünnten 
Lösungen ätherischer Oele in Wasser, und vor Allem das 



!2 Sitgmg dar tiuUh.^) 

•■"rem Falle am nächete 
]6 durch Anrühren det 
Theergeruch aiininiiiit 
aoche angewendet wiri: 
Die oben beschriebene 
achLakmaspapier; die 
iicht bedingt durch bei 
i\\ erzengte Ameiseoe 
at *) bekannt; eia glai 
ireiben za müsBen. Ii 
.6 der Angabe Lecana' 
Bemerkang: „übrigens 
dem im Oele gebild< 
« die Eigemchaft habt 
Bringt man in den Hs 
jenuBch von Wasser 
len Streifen eines mit 
»res, 80 tritt nach eini) 
jlben ein, die namet 
ler besonders deutlich 
tz von etwas Jodkalta 
rigen Lösang des T 
nnte Reaktion ein, w 
argeht. Mit der wSssi 
I Reaktionen nicht 
Die filtrirte wässerige 
r Weise wie das Cam[: 
BS verwendet. Als allg« 

durch die wässrige 
bleonigong desKeimvoi 
um vom Jahrgänge 18 
ndelt nach 24 Stunden 

.) A TogeL Lehrbnoli de 



Vogd: VerhäUnisa der Camphengruppe eum Pflaneenleben. 223 

Jahrgang 1871 keimte nach 12 Stunden. Ebenso begann 
das Keimen der Samen von Gelosia crystata sehr rasch, schon 
nach 2 Tagen, auch bei Cucumis und Pisum war eine wesent- 
liche Förderung des Eeimvorgangs durch Terpentinöllösung 
bemerkbar. Allein so unzweifelhaft die fördernde Wirkung 
auf den Eeimvorgang hervorgetreten war, ebenso deutlich 
zeigte sich eine offenbar schädliche Wirkung der Terpentin- 
öllösung auf die weitere Entwickelung der Pflanzen. Schon 
nach wenigen Tagen sistirten die Fortschritte des schnell 
entwickelten Samens und es zeigte sich eine rasch um sich 
greifende Verderbniss. Wir haben somit einen wese'ntlichen 
Unterschied von der Wirkungsweise des Gamphers, welcher 
wie gezeigt auch auf die fernere Entwickelung der Pflanze 
eine entschieden günstige Wirkung äusserte. Es muss durch 
fortgesetzte Versuche dargethan werden, ob vielleicht das 
vorhandene Ozon anfangs das Keimen zwar befördert, in der 
Folge aber das Terpentinöl oder die sich bildende geringe 
Menge von Ameisensäure die vegetabile Lebensthätigkeit 
zerstöre. 

Nach den hier mitgetheilten Resultaten erscheint die 
Einreihung des Gamphers und verwandter Substanzen in 
in die Klasse der sogenannten Samenbeizmittel als berechtigt. 
Es unterliegt keinem Zweifel, dass der Gampher, in richtiger 
Weise angewendet, eine stimulirende Wirkung auf eine 
grosse Anzahl von Samengattungen auszuüben im Stande 
sey. Allein der Modus der Einwirkung in diesem Falle ist 
allerdings ein ganz anderer, als solcher von den gewöhnlich 
im Gebrauche stehenden Samenbeizmitteln angenommen zu 
werden pflegt. Wir wissen, dass Samenbeizmittel in der 
Regel Substanzen sind, welche entweder als schwache Säuren 
oder schwache Alkalien wirken ^). In diesem Sinne wirken 



1) £. Wolff* Die natorgeBetzlichen Grandlagen des Ackerbaues. 
8. Anfl. 1856. S. 489. 



224 - Sitntng dtr math.-rhj/t. Ctaut vom 5. Jtdi ISra. 

verdünnte Mineralsänren, Kupfer- nnd Eisenvitriol, arsentge 
Säure, dann andererseits frisch gelöschter Kalk, die Jauche 
selbst nnd dg). Der Zusatz grösserer oder geringerer Mengen 
verschiedener auflöslicher Salze der Alkalien and alkalischer 
Erden, wie Kochsalz, Glauberalz, Fotasohe, Bittersalz n. s. v. 
xa den Beizmitteln, verleiht ihnen zum Theil ein direktes 
Ernätirungsvermögen. Eine Zerstörung schädlicher Krauk- 
heitstoffe , wie sie auch in dem Pdanzensamen vorhanden 
sein können uud der damit in naher Beziehung steheodea 
Zerstörung der Keimkraft in schwachen , unvollständig aus- 
gebildeten Samenkörnern, darf vermuthlich den alltalisch 
reagirenden Beizmittelo zagesprochen werden. Aber wir 
dürfen denselben wohl ausserdem noch eine direkt fordernde 
chemische Thätigkeit im Prozesse des Keimea's selbst bei- 
legen. Der erste chemische Vorgang, welcher den Keim- 
prozess oder die Umwandlung der im Samen befindlichen 
organischen StoEFe b^leitet und bedingt, besteht wie 
>ekannt in einer Absorption von Saaerstoffgas ans der den 
imgebenden Erdboden durchdringenden atmosphärischen 
juft und in der ^Uishauchung von Kohlensäure. Durch 
lamenbeizmittel kann'' hiernach auf eine doppelte Art das 
leimen befördert werden , einmal dadurch dass man eine 
grössere Menge von SanerstofF nnd gleichsam in einem 
ioncentrirten Zustande mit den keimenden Samenkörnern 
n Berührung setzt, wie solches geschidit bei der Anwendung 
ron Chlor- und Jodwasser; dann dadurch, dass man für 
line möglichst scblennige Entfernaog der neu gebildeten 
Sohlensänre aus der unmittelbaren Umgebung der keimenden 
Samenkörner Sorge trägt und hiemit einer anderen Quantität 
1er stets auf s Neue sich entwickelnden Koblensäare auf das 
ichleunigste Platz machU In dieser zweiten Richtung 
virken die Samenbeizmittel alkalischer Natur und überiiaupt 
lifl SvbBt&nzte, welche grosse Neigung besitzen, sich mit 
1er Kohlensäure chemisch-innig zu verbinden. V(«i welcher 



Vogel: Vtrhälimss der Oamphengriippe zum Pflaneenleben* 225 

Wichtigkeit die beschleunigte Entfernung der Kohlensäure 
ist für chemische Prozesse, bei welchen eine stetige £nt- ' 
Wicklung von Kohlensäure — den Vorgang bedingend -— 
auftritt, dies lehrt uns der völlig geänderte Verlauf einer 
geistigen Gährung in einem Baume ^ welcher seiner Natur 
nach geeignet ist, sich der Kohlensäure rasch zu bemächtigen. 
Die Thatsache steht fest, dass in neugebauten mit Kalk- 
wänden versehenen Kellern das daselbst gelagerte Bier 
vor der Zeit dem Verderben entgegengeht. Ich habe durch 
direkte Versuche dargethan '), dass in der alltnäligen Oarboni- 
sation der Kalkwände die wahre und einzige Ursache der 
schnellen Zersetzung des Bieres in Kellern der Neubauten 
zu suchen sei. Selbstverständlich ist der Kalkbewurf frisch 
getünchter Wände äusserst^ begierig nach Kohlensäure und 
entzieht somit dem Biere , auch dann, wenn es in locker 
verschlossenen Fässern aufbewahrt liegt, schnell die Kohlen- 
säure, d. h. das Bier verliert weit rascher seinen Koblen- 
säuregehalt, als diess unter anderen gewöhnlichen Umständen 
der Fall sein würde. Durch diese vermehrte Absorption 
der Kohlensäure ist aber als nothwendige Folge ein vermehrtes 
Nachdringen der atmosphärischen Lull bedingt, welche mit dem 
Biere in Berührung tretend vermöge ihres Sauerstoffgehaltes 
die Essigsäurebildung in demselben wesentlich begünstigt. 

Etwas Aehnliches findet statt bei der Anwen düng alkalischer 
nach Kohlensäure begieriger Samenbeizmittel. Durch die 
fartwährend ununterbrochene Absorption der durch den 
Keimvorgang gebildeten Kohlensäure wird ein rasch erneuerter 
Luftzutritt zum keimenden Samen eingeleitet und somit eine 
indirekte Zufuhr von Sauerstoffgas gegeben. Die Wirkungs- 
weise der alkalischen Samenbeizmittel erscheint daher — 



1) Die Bedeutung der Kohlensäure und Milchsäure im Biere 
b. Industrie- und Gewerbeblatt Juni 1871 S. 173. Fränkische Zeitung 
Nr. 51 im Dezember 1871. 



S26 Atflwv dtr matK-phi/t. Oam vm S. JiOi 1873. 

-dings anf einem Umwege — ganz dieselbe, als die 
knng der unmittelbar Sanerstoffgas liefernden ß«zmittel, 
Chlor, Jod n. a. Hiemach kann über die Erklämng der 
tsache, dasB alkaÜBChe Samenbfflzmittel den KeimTorgang 
rdern, kamn ein Zweifel bestehen. Ihre Anvendang, 
rüngUch eine rein empiriBche, in der Folge wissen- 
itlit^ begründet, darf als eine durchaus rationelle zn 
achten sein. 

Von allen diesen Wirknngsarten kann natürlich beim 
ipber keine Rede sein. Wir haben hier ein Samenbeiz- 
el, dessen chemische Beziehung zur Keimkraft noch 
eswe'gs klar geworden, — ein Stimulans, ebenso räthsel* 
, als die Reizmittel auf animalische Leben^rozesse. 

Voiffang des Keimens — Aufnahme von Sanerstoffgas 

Abgabe von kohlensanrem Gase — ist mit dem 

aalischeo RespiratJonsprozese identisch. Bei der Ueber^ 

timmnng der Vegetattonsthätigkeit in ihrer ersten Periode, 

Keimung , mit dem animalischen Lebensprozesse li^ 

Gedanke nahe, da^ gerade in dieser Hinsicht Stimn- 
ia möglich sind, deren Wirkung den bekannten Reizmitteln 
rischen Lebens gleichkömmt. Es. ist in Mheren Zeiten 

Ton „reizendem Dünger" die Rede gewesen. Wir wissen 
tzutage ans den berühmten Forschungen J. v. Liebig's, 
1 es keine reizende Dunger gibt, dass vielmehr die 
rtbunterschiede der Düngersorten fast ausschliesslich in 

Uvterschieden ihres Ernährungswerthes begründet sind. 

es aber für den Eeimvorgang nicht Beförderungsmittel 
I, deren günstigen Einfloss wir bis jetzt wenigstens nicht 
)m chemischen Prozesse, — nicht einer erhöhten EmÜh- 
gsfäbigkeit — zuschreiben können, diess sind allerdings 
läufig nur Vermuthungen. 



H, V. SehlagkiUoeit: üeber Nephrit e^c. im KtMkhOMrge. 32? 



Herr Hermann von. Schlagintweit-Sakfinlünski 
legt Handstücke aus Nephrit-Brüchen im östlichen Turkist&n 
vor und verbindet damit einen Vortrag: 

„Ueber Nephrit nebst JadeTt und Saussurit im 

KQnlün-Gebirge.'' ^) 

Vorkommen nnd Yerbreitang der Gdsteine. -^ Did Nephrit-Lager in 
Ehotan, — Benennangen in Asien and Europa. — Systematische 
Unterscheidung. — Physikalisclie Eigenschaften. — Chemische Analysen. 

yorkommen und Terbreitnng der Gesteine. 

Fundorte. Prähistorische Waffen. Fetisch*>Objekte. Kunst- und 

Zier-Gegenst&nde. 

Sowohl die Verschiedenheiten nach inineralogisch-chemi- 
Bchem Charakter in der Gruppe dieser Gesteine bei sehir 
mangelhaften topographischen und geologischen AngabeUi 
als auch der umstand^ dass bei der Ausdehnung ethnogra- 
phischer Forschung in die prähistorische Periode weite 
und massenhafte Verbreitung überraschte, machten es mir 
sehr willkommen, dass unsere Reisen Gelegenheit 2U Unter- 
suchung des Auftretens und genügendes Material 2u späteren 
physikalischen Experimenten und zu chemischeti Analysen 
geboten haben. Letztere wurden gefalhgst von Herrn Pt'o- 



1) Bemerkung üher Transcription: Vokale und Diphthongen 
wie im Deutschen, aber & und e unvollkommene Vokalbildung wie 
das englische „u*' in but und „e" in herd. Consonanten wie ito 
Deutschen > aber (dem Englischen entsprechend) ch = „tsch'S j = 
„dsch'S sh = „seh" , v = „w", y = , j" im Deutschen ; z = weiches 
„B^S wie in zero (engl.); gh, kh sind Aspiraten, analog dem deut- 
schen „ch''. In jedem mehrsylbigen Wortd ist die betonte Sylbe ävit6h 
einen Accent bezeichnet. (Erläutert in ,>Bes&lts'*, Yol. IIJ, p. 189-^^.) 
[1878. 2. Math.-phy8. GL] 15 



Bänaig aar MaA.-phy(. Otatn mm 5. JvÜ 1873. 

von Fellenberg ansgefiüirt. Schon jetzt sei erwähnt, 
erst hiednrcli mit Bestimmtheit das von dem Nephrit 
xte und Olanz etwas Terschiedene Gestein, deesen 
Bten daselbst ich noch näher zn erläutern haben 
I, als Sanssnrit sich ergab; ia einigen Lagen TCrtritt 
wnz oder tbeilweiae der ihm verwandte JadeäL 
Vas bis jetzt von mineralogiechen Handstücken in nicht 
eitetem Zostande bekannt ist, lässt sich auf die fol' 
Q Lokalitäten zorfickführen. 

Eahlreich finden sich Nephrite in Neti-Seeland. Dort 
das Material auch jetzt noch von den Maöris zur An- 
mg von Waffen und Werkzeugen benutzt. Dr. von 
itetter, der jene Regionen bereiste,*) erhielt ausser dem 
den Nephrit, dem„Punamu" der Nen-Seeländer, auch 
ähnliche Steine, von den Eingebomen „Tiogawai" and 
akawa*' benannt. Wie ich in Madras, 1857 erfuhr, 
renige Jahre vorher em Schiff mit solcher Ladung — 
nähere Bezeichnung der Lokalität des Gesteines, wohl 
eu-Seeland — von Sidney in Aastraliea nach Kanton 
langen. Doch es konnte von diesen Nephriten dort 
I verkauft werden; man war „wegen des Fundortes 
wegen der Farbe" nicht darauf eingegangen, 
[n Amerika hat man bearbeiteten Nephrit ans Peru 
ben ; und im Amazonen-FIussgebiete in Braaihen kommea 
:c Nephrits im Qeschlebe vor. Ueber das Auftreten des 
benden Gesteines ist nichts bekannt, 
la Deutschland ist Nephrit bis jetzt nur zu Schwemm- 
ei Leipzig vorgekommen; man fand ihn dort, mehrere 

hoch mit Schlamm- und Thon-Anschwemmung bedeckt, 
X Form eines erratischen Blockes. Anstehender Nephrit, 



2) Vgl> Geologisoh-topograpliisclier Atlas von Nen-SseUnd von 
erd. von Eoohitetter n. Dr. A. Petermann, 1869; Mittheilon- 
«r k. k. geogr. Om, eh Wien, 1867; n. i. w. 



H. v.Sehkiginhoeit: üeber N^hrit etc. im KiMürhCfebirge, 229 

der aus dem Norden, oder Noi^westen*) etwa, diesen Block 
hätte liefern können, ist noch nicht aufgefunden worden. 

Saussürit allerdings tri£Pt man vielmals in Deutschland, 
sowie im ganzen mittleren Europa, aber nur als Substrat 
auftretend, als vorherrschender, selten grosskörniger Ge<- 
mengtheil in Gabbro. Schon H. B. de Saussure, der 
ihn damals von dem Jade im allgemeinen noch nicht tr^inte; 
machte darauf aufmerksam.^) Als reines Gestein, frei in 
Masse auftretend, wie allein bis jetzt im Efinlun, hat er sich in 
Europa nicht gefunden. Als Gemengtheil dagegen gibt es Saussü- 
rit im Fichtelgebirge, sowie innerhalb des Alpengebietes in 
der Schweiz, in Eärnthen und in Steiermark; ferner in 
Oberitalien, auch auf Gorsica. Aber weder Nephrit noch 
Jadeit haben mit dem Saussürit zugleich sich da gezeigt; 
bei der sorgfältigen Untersuchung des Materiales in Europa 
wären sie wohl nicht unbemerkt geblieben. 

Bearbeitet, und zwar aus der Pfahlbauten-Periode stam- 
mend, sind Nephrite über das ganze Mitteleuropa ver- 
breitet; auch Jadeite sind nachgewiesen. Es lässt sich, 
so lange keine Daten über Anstehen solcher Gesteine be- 
kannt werden, ungeachtet der Quantität der bearbeiteten 
Masse nur an stete, wenn auch langsame Einfuhr derselben 
aus grosser Ferne in jenem ältesten Völkerverkebre denken. 
Zu vergleichen ist damit die Verbreitung, welche in einer 
etwas spätem Periode der nur als Schmuckgegenstand die- 



fS) Bowenit ans dem nördlicben Amerika, der lange fär Ne- 
phrit gehalten wurde, hat sich nach den neuen Untersuchungen Von 
Smith und Brush in seiner chemischen Zusammensetzung als eine 
Yarietät von Serpentin ergeben. Dana, „Mineralogy'S 1868, p. 465. 
4) Yogages dans les Alpes Yol. I, § 112: ,,en blocs consid^* 
rables, mais jamais pur**. Das Gleiche hebt Fikentscher bei seiner 
Analyse des Saussurites aus Bayreuth, den er als „Yarietät von 
Enphotit" charakterisirt , hervor. Erdmann's Jonmal für pract. 
Chemie Bd. 89, S. 466. 

15« 



S80 Siknmg der maÜK-phyB. Olam wm 5. JvÜ 1873. 

nende Bernstein gefanden hat. Eigenthümliche Veränderung 
der Hartei die wir, in den Nephritbrüchen selbst, zuerst zu 
beobaditen Gelegenheit hatten, werde ich gleichfalls als die- 
ser Ansicht günstig noch zu erläutern haben. 

Zusammen mit Nephriten finden sich in einigen Pfahl- 
bauten gleiche Gegenstände aus Grünstein. Insofeme Grünstein 
stets als Begrenzung des Nephrites uns vorkam, könnten 
auch die Grünsteine mit eingeführt gewesen sein, wenn 
nicht) so lange die Wahl des Materials freistand, Nephrite 
als solche den Vorzug yerdient hätten. Ueberdies sind an 
Stellen, wo in Europa Grünstein-Geräthe Vorkommen, auch 
Felsen oder Blöcke solchen Gesteins stets nahe gefunden 
worden; der eigenthümliche Typus ist bei jenen Nephrit-, 
Jadeit- und Grünstein- Arbeiten derselbe.^) Saussurit ist in 
keiner Art von Bearbeitung bisher vorgekommen, weder in 
Europa, noch in Asien. ^) 

Die von der Nephril^ruppe ganz unabhängigen, coexisti- 



5) Die Form der entsprecHenden Steinbeile läset sicli mit der 
mandelförmigen Gestalt eines ziemlich längHcben Schneidezahnes 
nach Abfeilen eines Theiles seiner Wurzel vergleichen, wobei aber 
die beiden langen Seiten links und rechts symmetrisch sind und die 
beiden Flächen gleiche Wölbung haben. Die scharfe Kante am vor- 
dem Ende ist theils gekrümmt, theils geradlinig. Die Art der 
Bearbeitung ist meist eine sehr sorgfaltige; die einfachsten, ältesten 
Formen scheinen in dieser Masse bei uns in den Pfalbauten gar 
nicht mehr vertreten zu sein. Wenn solche im Oriente bis jetzt nicht 
aufgefallen sind, mag dies dadurch veranlasst sein, dass dort, wo 
die Gesteine am meisten verarbeitet wurden, Steine jener Formen 
leicht für abgefallene Bruchstücke gehalten werden können. 

* 6) Das Auftreten von Saussurit wie es uns in Asien sich gezeigt 
hat^ hätte die Bearbeitung nicht ausgeschlossen; es scheint dies 
vielmehr dadurch veranlasst, dass da, wo massiger Saussurit sich findet, 
Nephrit und Jadeit sich gleichfalls bietet und dass die physikali- 
schen Eigenschaften der letzteren günstiger sind. 



H. V. Schlagintißeit : TJeber Nephrit ete. ifn K&nlüiirOeUrge. 231 

renden Feuerstein- oder Flintstein-Geräthe^) sind nach Ga* 
bieten und nach Ragen der Bewohner deutlich getrennt und 
zeigen Formen, die von jenen die Nephritgegenstände sehr 
verschieden sind. Ihre Flächen sind einfach aus Hohlformeo, 
in Folge mnschelformig abgesprungener Stücke, zusammen- 
gesetzt; es fehlen nicht nur glatte Flächen, selbst gerad- 
linige Kanten sind sehr selten. 

Ueber eine andere ungewöhnliche Verbreitung der Ne- 
phrite in Europa, und zwar als Fetisch-Objecte, auch in der 
Periode der Römerherrschaft in Deutschland, habe ich no<^ 
der lehrreichen kritisch vergleichenden Zusammenstellungen 
zu erwähnen, welche Prof. Schaafhausen im Jahrbuche des 
Vereins von Alterthumsfreunden am Rhein, 1872, gebracht 
hat Er bespricht darin jene Nq)hritbeile, welche geh. Rath 
V. Dechen u. Prof. Lindenschmitt in verschiedenen römischen 
Niederlassungen und Lagern aufgefunden haben, also unter 
Verhältnissen vorkommend, welche einer vom Pfahlbau längst 
getrennten Zeit angehören. Die Frage nach der Herkunft 
des so seltenen Minerales lässt Prof. Schaafhausen an 
Aegypten oder Asien denken. Er deutet dabei den Nephrit, 
gewiss mit Recht, als den heiligen Stein des Jupiter Feretrius. 
„Als Lapis silex, als saxum silex wurde er in dessen 



7) Man findet auch diese bisweilen aus Gestein gefertigt, das 
nur ans weiter Feme gebracht werden konnte. Da die Substanz ein 
„Gemenge** ist (aus krystallinischem und amorphen Quarze, mit 
Vorherrschen des letzteren) können die Abweichungen von den mitt- 
leren Verhältnissen sehr gross sein. So sagt Professor Sandberger, 
Gorrespondenzblatt für Anthropologie etc. 1872 , S. 74 , bei Be- 
sprechung des Heidenberges in Wiesbaden: „Da hier der graue 
Feuerstein, welcher verarbeitet wurde, aus weit gelegenen Gegenden, 
Bügen oder Dänemark bezogen worden sein muss, so deutet sein 
Vorkommen jedenfalls auf Handelsverbindungen mit nördlicher woh- 
nenden Völkern, vielleicht mit einem im Norden zurückgebliebenen 
Reste des gleichen Völkerstammes, dessen Auswanderung in.mild^e 
Regionen schwerlich auf einmal im Ganzen erfolgt ist". 



-1 1-»»»- 



232 Siimmg der maüh.'phffs. Oasse vom 5. JuZ» 1873. 

yjTempeln aufbewahrt nnd wurde gebraucht, um dabei 
i,zu sdiwören und um damit zur Bestätigung feierlicher 
„Verträge der römischen Völker das zum Opfer bestimmte 
„Thier zu schlagen; schliesslich war er auch zu dem als 
,,Cuneus gestalteten Donnerkeile des Jupiter Lapis in der 
yjmythischen Sage geworden' ^®) 

Erst in der Nähe der östlichen und der südöstlichen 
Grenze zwischen Europa und Asien ist Nephrit anstehend 
gefunden worden, vorherrschend dabei auf der asiatischen 
Seite. Vom Ural hat N. v. Eokscbarow schöne Exemplare 
aus Nephritlagern nach St. Petersburg geliefert und es kamen 
dahin auch welche aus dem Kaukasus, sowie Stücke (ob Art 
des Auftretens bekannt?) aus dem Gouvernement Irkutsk. 

In der Türkei, auch in Aegypten und zwar in den 
althistorischen Gräbern^, sind bearbeitete Stücke Nephrites vor- 
gekommen; ob er anstehend sich findet, ist noch unentschie- 
den. In Indien, das so häufig unter den Localitäten für 
Nephrit angeführt wird, ist zwar Nephrit bearbeitet und in 



6) Nach „Steinbeile ans Nephrit oder Jade'S Auszug im Ck>r- 
respondeiuBblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc., 
1872, S. 47. 

9) Als deutliche Beste aus einer „prähistorischen Pe- 
riode, als der Steinzeit angehörend sind jüngst auch für Aegypten 
zahlreiche Waffen und Geräthe nachgewiesen worden durch Prof. Lauth, 
den wohlbekannten Forscher in Aegyptens alter Geschichte, wäh- 
rend seiner Reise von 1872 — 73. Das Material, das er fand, ist aber 
ausschliesslich Feuerstein, wie auch die Formen der Gegenstände 
es erwarten lassen. Nephrit scheint es dort aus jener Periode nicht 
zu geben. Prof. Lauth's Bericht darüber in der anthropologischen 
Gesellschaft zu München: „Das Steiu Zeitalter in Aegypten", ist ent- 
halten im Gorrespondenzblatte, Heidelberg, Mai 1873. 

Ueber die Steingeräthb und Steinwaffen der alten Aegypter, 
welche Dr. W. Beil zu Kairo nebst Abhaudlung darüber an die an- 
thropologische Gesellschaft nach Berlin einsandte, ist mir bis jetzt 
nur deren Yorlage durch Herrn Bastian, in der Sitzung des 15. Fe- 
bruar, nach Correspondenzblatt, Juni 1878, bekannt geworden. 



H. V. Sehlagintweit: üeber Nephriten etc. im Eünlür^Ochirge» 233 

einfachen Bruchstücken bei der Bevölkerung nicht selteUi 
aber wir haben nirgend Nephrit eingelagert gesehen und 
die Eingebomen wussten nicht, woher er käme; nur darin 
stimmten überall die Angaben, die wir erhielten, überein, 
dass er aus grosser Ferne kommen müsse. Das Besitzen 
Ton Nephrit in Indien und seinen Umgebungen ist aber 
keineswegs, wie man etwa bei dem niedern Culturzustande 
in manchen ausgedehnten Gebieten erwarten könnte, mit 
Benützung desselben als Waffe und Werkzeug verbunden. 
Selbst jene Reste roher Aboriginer-Ragen ^^), die. sich in Cen- 
tral-Indien, auch in der Taräi längs des Himälaya-Fusses, 
und, am zahlreichsten und ausgedehntesten, in den mittel- 
hohen Gebirgen zwischen Assam und den Hauptthälern Hinter^ 
Indiens erhalten haben, sind — ganz verschieden von den 
Inselbewohnern Neuseelands — so lange schon im Besitze 
des Eisens, dass selbst alte Waffen aus Steinmaterial nirgend 
sich bemerkbar machten. Jedenfalls wären solche aus Ne- 
phrit, in irgend welcher Form, sogleich aufgefallen. 

Nephrit in Indien zeigt sich aber als Rest des Fetisch- 
Dienstes und zwar bei der Arischen Rage. In eigenthüm- 
lieber Aehnlichkeit mit jener oben erwähnten Anschauung 
römischer Mythologie gilt es in Indien, Nephrit, wenn auch 
als rohes Fragment nur, am Körper zu tragen, bei all den 
verschiedenen Indo- Arischen Stämmen als Schutzmittel gegen 
Blitz ; bei den Aboriginer-Ragen ganz von arischem Elemente 
frei war mir solches nicht bekannt geworden. 

Bearbeitet, in technischer und selbst in künstlerischer 
Weise, wird Nephrit auch jetzt noch in bedeutender Menge 
in China. Dieses liefert vielerlei Gegenstände in normalem 
Nephrit, sowie in dem nur chemisch zu unterscheidenden 
Jadeit. 



10) Deütang des Begriffes und Uebersicht der Ba^en gab ich 
,,Bei8eii in Indien und Hochasien'' Bd. I, S. 544 und Bd. II, S. 28. 



1 
I 

1 



384 Mffwv dM- mA-pty«. Omk vom 5. JtiK 1B73. 

Was die EigenschafUn der Sohönbeit der SteiDe betrifft, 
ist ala besawkensweitli herrorzabebei) der ruhige Toa der 
am mdstes geecib&tzt in zartem reiiieD Oriin; gixD- 
i fär die Bearbeitang, daes nach jeder BJohtong hin 
gleich« Widerstand aich bietet Letzteres fördert 
tstehoog glatter und lebhaft gläniender Flächen, anch 
igenständen , deren Formen sehr gekrümmt sind, 
beitete Stücke machen einen verhältnissmässig weniger 
Siadnit^, hSofig auch wegen der Spaltongsflächen im 
e. Doch wenn durch Bearbeitnng glatte Oberfläche 
dlt ist, verlieren Reflexe, weldie ane dem Innern 
Q, an Effect Aach die Eigenschaft, dass Flättcbea 
Materials wenn angeschlagen , „möglichst schwach 
" — weil dann zäh im . Gegensatz zu spröde — gilt 
} der Festigkeit, also auch dem Werthe günstige. 
iQBsnrit scheint g^enwärtig noch , ebeDSo wie in der 
) der Steinzeit, als eine schlechtere Sorte betrachtet 
den nnd in der Aoswahl zur Bearbeitang gaaz ans- 
ssen ZQ bleiben. 

iter den zahlreichen nnd sehr verschiedenen Objecten, 
China angefertigt werden , sind Tor allem die 
dcgeräthe jar den Hof zu Peking zu nennen, 
AasführuDg bei manchen auf viele Jahre geschätzt 
erner Götterbilder, historische Statuetten und Grnppen, 
ars phantastische Thierfignren , Schaalen, Vasen und 
flache Teller, zahlreiche Nippsachen, sowie Handhaben 
äffen , welche auch in verschiedene Theila Indiens 
d Perioden mäditiger Färstenherrschaft zahlreich ein- 
. worden, n. s. w. 

ichrichten über Lager dieser Gesteine aus dem eigent- 
Chioa konnte ich während der Reise nicht erhalten. 



H.V, ScMagintweit: Ueher Nephrit etc. im Künlün-GMrge. 235 

Nephrit, wie historisch sich ergeben hat,^^) ist früher auch aus 
Yün-nan geliefert worden, ans jener Südprovinz Chinas, welche 
in gleicher Breite mit der obern Hälfte Bermas und gegen 
Osten folgend in Hinterindien gelegen ist. Es mag diese 
Provinz, begünstigt dabei durch geringere Entfernung als 
Ehötan, noch jetzt von diesem Materiale liefern, wenn auch 
in yerhältnissmässig geringer Menge; ich schliesse letzteres 
daraus, dass Nephrit aus Tüurnan den nach China handeln- 
den Earawanenfährern in Turkistdü ganz unbekannt war.^*} 

In Khötan selbst wurde sowohl uns als Adolph, der es 
auch als 9,an sich unwahrscheinlich" bezeichnet , versichert, 
dass nirgend, als im Eünlun des östlichen Turkistan diese 
Gesteine sich finden und dass alles, was man in China da- 
von sehe, nur Material aus Ehötan sei. 

Jedenfalls kommt schon seit alter Zeit der grösste Theil 
desselben aus den Gebieten des nördlichen Hochasien. 

Im südlichen und centralen Hochasien scheinen Ne- 
phrite und Jadeite ^^) nicht vorzukommen; Eingeborene, 
welche deren besassen oder wenigstens als solche kann- 
ten, so die Arier unter den Bewphnern der südlichen 
Seite der Himälaya-Eette , sowie in Tibet die Lamas und 
meist die Handelsleute, hatten sie stets als eingeführt eiiflärt. 



11) Die Angaben darüber sind zusammengestellt, ans Elapproth 
,,Hi8t. de Ehötan'' und aus Clarke Abel „Narration of a Jonrney into 
the Interior of China*S von Carl Ritter in Erdkunde von Asien, Bd. Y, 
drittes Buch: West- Asien („Ju -Verbreitung", S. 380—889.) 

12) Eines Jadeites aus der Provinz Tün-nan fand ich erwähnt 
in Dana's „Mineralogy'* 1868,8.298; nach Pumpelly, „Geol. of Ghina*'^ 
1866. 

13) Ungeachtet grosser Aehnlichkeit in den geologischen Ver- 
hältnissen des Süd-Abfalles des Himalaja mit jenen der Alpen ist 
selbst Saussurit nirgend dort von uns beobachtet worden. 



H. ^. ScUagintioeii: üeber Nephrit ete. im KünlüfhOebirge. 237 

rechten Seite des Earak&sh-Flusses , Breite 36^ 13' N.; 
Länge 78^ 15^ östlich von Greenw; Höhe, Niveau des 
Flusses, 12252 engl. F. Diese Brüche schienen unbenutzt; 
sie waren in beiden Jahren menschenleer. 

Die eine Gruppe der Bräche, die uns Eonakan genannt 
wurde, liegt bei Gulbashen selbst, die andere, Earala be- 
zeichnet, folgte nach 7 engl. Min. Marsch bei etwa 6 Vs Mei- 
len geradliniger Entfernung thalabwärts; Bie ist seitb'ch et- 
was weiter als die Eonakän-Brüche vom Flussrande ent« 
fernt. In beiden ist das Zutagetreten der Nephritlager nur 
wenig höher gelegen, als die Thalsohle, welche hier den 
nördlichen Rand der Earakortim-Eette Yon dem südlichen 
Rande der Eünlün-Eette scheidet. ^^) 

Frühere positive Angaben über die Verhältnisse daselbst 
lagen nicht vor. Mir Izzet UUah, der eines Jade -Stein- 
bruches rechts von seiner Route über den westlichen Tengi 
Davän erwähnt, hatte nur davon gehört. 

Zum Eonakän-Nephritlager führt vom Flusse der Weg 
einen Schuttabhang hinan, der auch viele lose Stücke von 
Nephrit enthält, die theils durch Verwitterung theils als 
Abfälle von Bearbeitung hierher gekommen sind. Die Ne- 
phritmasse in den grossen Brüchen zeigt sich anstehend, 
und zwar als metamorphi^che Ausscheidung in krystallini- 
schen Gesteinen, im Mittel parallel in Fallen und Neigung 
mit der Elüftung der Gesteine, von denen sie begrenzt ist; 
aber in der Nephritmasse selbst tritt solche Elüftung nicht auf. 
Die Richtung des Fallens der Elüftungsfiächen ist ziem* 
lieh gleich mit dem Fallen des Bergabhanges gegen den 



17) Die topographischen Yerhältnisse der Gebirgsgestaltung 
am südlichen Abfalle des Eünlan-Gebirges , aber von eiuem Stand- 
punkte, der weiter thalaofwärts gelegen ist als die hier besprochene 
Stelle des Nephrit- Auftretens, zeigt die Tafel „The Chain, of the 
Künlün from Sümgal in Turkist4n'<, die ich als No. 29 im Atlas 
zu den „Results^* gegeben habe. 



Sitftmg der ntath.-phyi. CIwsa tum ff. Jidi 1873. 

herab, aber die Neigung der Elüftungsflacben ist 
, als jene des Bergabhanges, nnd man sieht so schon 
ie ganze Folge und gegenseitige Stellang der Felsarten 
ge treten. 

>as Torherrschende Gestein in den Eonakäa-Brücben 
eiss ; Granit kömmt vor, aber in ganger Masse. Der 
. ist hier ziemlich verschieden in seiner GlimmenueDge 
in kleinen Abständen ; er findet sich ober dem Nephrite 
interhalb desselben, aber neben dem Nepbritlager 
tritt an beiden Flächen noch Grünstein (oder „Diorit") 
nd TOD diesem ist der Gneiss in geringer Entfern- 

nrchzogen. 

ler Grünstein hier ist ein Gemenge von .Hornblende 
eldapath, in welchem Ealifeldspath (Orthoklas) stellen* 
sich findet, aber Natronfeldspath (A.lbit] vorherrschend 
)as Gestein ist sehr fest. Weiter tbalaufwärts am 
äsh bei Sik^dar Mokäm*') hatte ich solches Gestein 
le körnige, porphyrähnliche Masse gefundeD, hier aber 
ich im Grünstein an der Lage der Hornblende sogar 
it der localen Stellung znsammenhängende Elüftnngs- 
ig erkennen. In den Nephrit tritt der Grünstein nicht 
ilicher Weise hier ein wie in den Gneiss; er ist viel- 
'Om Nephritlager durch zersetzte Substanz von wechsetn- 
cke getrennt. 

ie etwas thakbwärts gelegenen Earalä-Brüche, für 
I mir auch von Adolph ausführliche Notizen vor- 
, zeigten sich in ihrer Gesteinbildung dem eben Er- 
in sehr ähnlich, doch das Auftreten des Nephrites 
;h reichlicher. 



,3eüen in Indien nnd Hooliuieik" Bd. IV. Cap. II: I. Du 
ih-Ttwl vom Ses Eiäk Eicfl bis Dkn SämgaL 



E.v.Schiaginfweit: Ueber Nephrit etc. im KünlüHrGebtrge. 239 

Zu Karalä sind die Felsenmassendes Berggehänges glimmerig 
und grünsteinartig ; sie sind sieht so rein wie der Gneiss 
und der Grünstein zu Eonakän, aber gleichfalls sehr fest. 
Die Lage bröckeliger, weicher Masse in Berührung mit dem 
Nephrit ist hier mächtiger; sie ist theils von gelber, theils 
von rother Farbe, deutlich Product der Zersetzung durch 
eindringendes Wasser, mit Talksubstanz vermischt. Eine 
Eettenkluft ist es keinesweigs. Auch der Nephrit bildet hier 
viel grössere Lagen, von 20 bis 40 Fuss Dicke; es konnte 
dies an Stellen, welche angebrochen waren und die Gestein- 
lage in Profil zeigten, direct gemessen werden. Es ist mög- 
lich, dass reiner Nephrit noch weiter in den Berg hinein in 
dieser Stärke anhält, doch scheint vorherrschend die Nephrit" 
masse in einiger Tiefe von dem sehr mannigfaltigen kry stal- 
linischen Gesteine unterlagert zu sein. Sie bildet keinen 
Gang, keinen Stock, sondern deutliche Einlagerung, die sich, 
dem Streichen der Elüftung parallel, dem Bergabhange ent- 
lang zieht. 

Die Elüftung in den Gesteinen, welche hier auf der 
Südseite des Eünlun die Nephritmassen elnschliessen , lässt 
zwei unter sich ganz abweichende Systeme unterscheiden. 

Beiden Localitäten gemeinschaftlich ist ein Fallen gegen 
das Earakash-Thal herab. Dies hat in den Eonakän- 
Brüchen die Richtung S 30® Ost bei einer Neigung von 
47 ^ In den Earalä-Bfüchen ist die Richtung local etwas 
verändert, sie ist dort S 20^ West bei einer Neigung 
von 52°. 

Ln Eonakän-Gestein zeigt sich auch sehr stark ent- 
wickelt eine zweite, sehr steil nach Osten fallende Elüftung, 
nämlich mit Richtung S 82® Ost bei 70° Neigung; in den 
Earalä-Brüchen scheint letztere nicht vorzukommen. 

In den Nephritlagen treten nur Spaltungsfiächen auf, 



240 SiUung der math-phys. Okuse wm 5. Juni 1873. 

verschieclen in Entstehung and in Stellang von der Eluftong 
der einscUieflsenden Felsen. Selbst einzebe grosse Tren- 
nangsflächen in der Masse haben andere Stellang als die 
hier angegebenen Elüftungen. 

In den Brächen sieht man vorherrschend Anwendung 
eines Grabenbaues mit rohen Stollen, in welchen Einstürze 
sehr häufig sind. Nur wo steilere Neigung vorkommt, so 
im Eonakan-Bruche, konnte stellenweise im Ausheben des 
Nephrites etwas tiefer g^angen werden. Die Qualität der 
Steine in den Brüchen bei Gulbashen ist im Mittel eine 
sehr gute und eine Mächtigkeit wie im Earalä-Bruche ist 
eine ungewöhnlich günstige. Aber zur Zeit, und wohl seit 
lange schon, sind dieselben nur sehr selten benützt. 

In grösserer Höhe, und näher heran an den Eamm des 
Eünlun hatte sich auf der Südseite weder längs unserer 
Marschlinie über den^lchi-Pass, noch auf jener über den west- 
lich davon gelegenen Eilian-Pass Auftreten von Nephrit wieder- 
holt. Ueber den Eilian-Weg enthält Adolphs Manuscript 
viele Details. Dort sind die Grünsteine bis zum Passe hinan 
das vorherrschende Gestein. Oft kommen körnige Oneiss- 
arten darin vor, öfter noch graue Schiefer in der Form 
kleiner Streifen. Stets ist Elüftung sichtbar. 

Unser Weg über den £lchi-Pass hatte sich geologisch 
jenem über den Eilian-Pass ganz ähnlich gezeigt. 

Auf der Nordseite des Eünlun fand sich längs Adolphs 
Route bis hinab zum Rande der Turkistani^Ebene kein Ne- 
phrit mehr. Solcher ist überhaupt westlich von der Pro- 
vinz Khötan nicht mehr vorgekommen. An der Route aber 
vom l^Ichi-Passe nach £lchi, der Hauptstadt von Ehötan 
zeigen sich zwei Nephrit-Brüche. Wir selbst konnten zwar 
1856 wegen der politischen Schwierigkeiten jene beiden 
Steinbrüche nicht besuchen, aber Mohammad Amin wusste 
von denselben und hat ihrer auch in einem officiellen 



JB, V. ScMaginhoeit: Ueber Nephrit etc, im Eiinlün-Gebirge. 241 

Berichte, den er 1862 in Lahor, gelegentlich seines Ein- 
treffens im Bazar daselbst, abzulegen hatte, wieder erwähnt.^') 

r 

Der obere der Brüche liegt bei Amsha, einem Dorfe 
von ungefähr 50 Häusern, gegen 25 eugl. M. von l^lchi 
entfernt. Dieser Bruch scheint gar nicht mehr benützt zu 
werden. Jene Lagen wenigstens, die in der gegenwärtigen 
Gestalt des Bruches zu Tage gehen, bieten verhältnissmässig 
wenig ganz reinen Nephrites. Ungleich günstiger jedoch 
sind die Brüche bei dem Dorfe Eämät. Die Qualität des dort 
anstehenden Nephrites ist so trefflich, dass er sehr grossen 
Absatz findet. Die Lage nahe dem Gebirgsrande, und eine 
Entfernung von nur 15V> engl. Meilen von £lchi bei einer 
Höhendifferenz von 1500 Fuss, begünstigen die Verbreitung 
des gewonnenen Materials und tragen dazu bei, den Werth 
zu erhöhen, dessen Betrag in der einfachsten orientalischen 
Weise durch Abwägen gegen Silber bestimmt wird.*®) 

Und zwar ist dieser Nephrit so hoch geschätzt; dass 
derselbe mit dem Silber dem Gewichte nach gleichen Werth 
hatte, wie Mohammad Amin aus der Periode von 1850 bis 
1860 bei seinen officiellen Angaben zu Lahor berichtete. 

Als Flussgerölle, und auch in dieser Form für die 
Bearbeiter sehr werthvoll, da sich die Reinheit des Steines 
sogleich beurtheilen lässt und gelegentlich die Herstellung 
mancher der phantastischen Objecte sich erleichtert, finden 

19) Enthalten in: Beport on the Trade and Hesources of the 
Countries on the Nordwestem Bonndary of British kidia. Lahore, 
Governement Press» 1862. 

20) Die Silberstücke selbst werden qualitativ nnd quantitativ 
für den Verkehr in Turkistän und nördlich davon durch Privat- 
stempel garantirt, wobei aber jede solche Marke nur innerhalb eines 
verhältnissmässig engen Kreises bekannt genug ist um zugleich als 
Bürgschaft zu gelten. Solche Stempel werden sowohl auf geprägten 
Münzen, sehr oft bis zum Durchlöchern derselben, als auch auf den 
Yämbus, den von den Händlern selbst gegossenen Silberklumpen, 
angebracht. Näher erläutert „Reisen** Bd. I, S. 90. 



242 SiUnmg der wuOh.-ph^B. Glosse vom 5. JüU 1873. 

sich Nephrite bis in die Ebenen des östlichen Tnrkistan 
hinab. Die Fifisse, in welchen solche RoUstücko gefunden 
werden, sind: der Earakash-, der Khötan- und Tarang- 
k&sh-, nnd der Eeria-Fluss. 

Von dem westlich vom Earakash gelegenen Yarkand- 
Flnsse ist mir über Vorkommen von Nephrit-Rollstücken in 
demselben nichts bekannt geworden. Es scheint dadurch 
das Mangeln des Nephrites in der Provinz Yärkand bestätigt 
zu werden. 

Der Earakaah-Flnss hat sein Quellengebiet am Nord- 
gehänge der Hauptkette, des Karakorum, und die De- 
pression, welcher sein Lauf folgt, durchschneidet das Eünliin- 
Gebirge, etwas westlich von Guibachen. 

Der Ehdtan-Fluss, an dessen Quelle (Gletscherthor des 
J^lchi-Gletschers , Höhe 14810 engl. Fuss) der W^ nach 
Büshia herab uns vorüber führte, hat sein ganzes hydro- 
graphisches Becken auf der Nordseite der Eünliin - Kette 
liegen. 

Der Yurungkash-Fluss, der nach vereinzeinten Daten 
bisher stets als ein selbstständiger Fluss galt, ist nach den 
jetzt vorliegenden Angaben Mohammad Amins nur ein auf 
der rechten, östlichen Seite sich abzweigender Theil des 
Kbötan - Flusses ; die Bifurcation ist am Westrande der 
schönen flachen Thalstufe von Eamät gelegen. 

Der Eeria-Fluss, der weiter gegen Osten folgt, scheint 
ähnlich dem Earak&sh-Flusse sein oberstes Quellengebiet 
im Süden des Eünlun-Eammes liegen zu haben; den grossem 
Theil seiner Wassermenge aber erhält er, auf seiner linken 
Seite einströmend, aus Quellengebieten nördlich von der 
Eünlun-Kette. 

Aus späteren Beobachtungen von Europäern ist für das 
Gebiet der Nephrite in Turkistän folgendes noch beizufügeo. 

Johnson, Civil-Assistent der iä(Us^en Liftudesvermessung, 
war der nächste, der vooii, Tijbfet nach T und zwar 



Ife 



E. V. >?cUivtNAc«te: Uebtr Nephrit e(e. tm Küalün-Gebirgt. 

nach tAtiii, der Hauptstadt tod Khötan, 1865, vorgedn 
war.*') Auf dem Wege nÖrdlicli ron der EUuluo-Eette 
ab, wo auch er E&mät als eine seiner Halteetatiosa 
führt, war er demnaoh an den voa Mohammad Amin 
gebeoen Lagen anstehenden Nephrites Torbeigekommen, 
er hat dies unbeachtet gelassen ; Mohammad Amins 
richte waren schon 1862 officiell veröffentlicht wc 
Nephrit-Rollstiicke &nd Johnson in einem Seitenbacht 
Ehötan-Flasses (bedeatend oberhalb der Eämät-Steiubri 
bei Eärangotäk, Höhe 8735 engl. Fnss. Der obere 
seines Weges liegt etwas östlicher als die von uns 
später wieder von Mohammad Amin benützte Ueberg 
stelle. 

Shaw, der 1868/69 zur Förderung des Himälaya-' 
bandele reiste'*) und 1870 als Begleiter bei Mr. Fort 
officieller Mission, eiwähnt des anstehenden Nephritf 
zwei Stellen. Die eine ist sein „Halteplatz" am 6. Not. ' 
ohne Namen — nach seinem Berichte zu sdiliessen; 
Earakäsh'Flusse, nahe bei Gulbashen — „wo in der 
„einige Jade-Brüche sich finden, die aber jetzt aufgef 
„sind" (S. 83). „Das Gestein der centralen Masse 
Gebirges" nennt er (S. 405) „Granit", obwohl krysts 
Bches Gestein in normaler Form des Granites uor seht 
einzelt auftritt; des Grünsteines, der hier stets den 
phrit umgibt, erwähnt er gar nicht. Für die I 
Seite des Eänliin flihrt er an (S. 406): „Ganz obei 
„dem Sanju-Passe (dem Orim DewSin) über dem i 



21) Lt. Cot. J. F. Walker, Saperintsnduit Ort- Trig. 8 
of Indi&, Qeneral Report for 1866—66. Dehra Doon, 1866. Ai 
A Letter firom Mr. Johnfioii deacribing hia vitit to Ehoten. 

23) B. Sh&w, Keise naoh der Hoben Tatarei, Yarkutd 
Euhgai. Aus dem Engliachea tod J. £. A. Hartin, Jena, Costei 
1873. 
[1878, 9. Matli.-ph7B. CL] 16 



B. v.Sehlagintweit: Ueber Nephrit etc. im K: 

Der „Report" Mohammad Amin's läi 
der Werth sohöoen Nephrites ia China : 
Jahren sich gleich gehlieben ist and d 
aolcher Waare kann durch Daterbrecbui 
den, nur sich mehren. 

Nach europäischen Begriffen ist c 
„edler" Nephrit bezeichnete Qualität im W 
edelsteioen ähnlidi. 

Verschieden und yiel höher noch als jt 
Schätzung im fernen Oriente gewesen seil 
in dem oben erwähnten Theile seiner 
Jahre 1837) aber die Anwendung, die V< 
relatiTen Wertb der Nephrite sehr ausi 
wenn auch ohne genügend zu scheiden, 
nebst den Beiseangaben gleich^ls benilt: 
Literatur übertrieben sein möge. 

Ganz unbekannt war damals selbst 
noch das Auftreten und die, anter irgend 
von Ausgangspunkten , stets sehr weiti 
Nephritgesteine in der prähistorisdien I 
bauten, eine Verbreitung, für welche sich 
suchung in den Steinbrüchen auch durcb 
liscbe Verhältnisse, wie sogleich sich zeiget 
Anhaltspunkte boten. 

Zwar sind bis jetzt weder in Khöt 
sdien Asien bei den Steinbrüchen Nephi 
risoherArt aufgefunden worden. Daraus a 
ScblusB noch ziehen, wie man leicht ei 
bedenkt, dass deutlich geformte, fertige 
dort nur als zufällige BcBte sich finden^ li 
in dem so viel durchforschten Europa E 
zehnten erst diese Gegenstände unser 
erregt haben. Auch dies kami in 



H. V. SMßgifOweit: lieber Nephrit etc. im KiMün-Gehirge. 247 

den Leseweise^^). Das griechische Wort Nephrit , bedeutend 
„Nierenstein", das im Mittelalter im Namen Lapis nephri^ 
ticus eingeführt wurde, verband sich mit der Annahme, 
dasB der Stein, wenn am Leibe getragen^ Hälfe gegen Nie- 
ren- und Blasen-Uebel bringe. Auchi das gliche englische 
„Eidneystone'' kömmt vor; in Südamerika dafür das spa- 
nische „Pietra di hijada^' oder „Leberstein". Die deutsche 
Bezeidmung „Beilstein", welche schon Werner gibt, ist auf 
Beile bezogen, die aus Amerika bekannt waren. 

Systematische Deflnitlon. 

Saussurit, Jadeit, Nephrit. 

Literatur: Saussurit wurde von Jade getrennt und 
nach Hon. 3cn, de Saussura (1740 — 1799) benannt von 
dessen Sohn Theod. de Saussure; in seiner „Analyse" ist 
die Menge der Ealkerde verhältnissmässig sehr gering. Jour- 
nal des Mines, XTX. p. 205, 1806. Von Dana wird jetzt 
nach Hunt der Saussurit, als Varietät, dem Zoisit untergeordnet. 
Neuere Analysen von Saussurit: Aus Orezza, Boulanger Ann. 
des minesi 3°^® ser. VIH, p. 159; aus den Umgebungendes 
Genfersees, Hunt Am. J. Sc. 2 Ser. XXVH, p. 345, und 
eine andere in Rammelsberg's Handbuch der Chemie, S. 605, 
No. 8; und Fikentscher J. pract. Ghem. Bd. 89, S. 456. 
(Fellenberg's Analysen s. unten.) 

Jadeit wurde ziierst von Damour bestimmt, durch 
chemische Analyse; Gomptes rend. LVI, p. 861^ Juni 1863. 

26) Zwischen „y** und „j", so wie in der Transscription angegeben 
(nämlich lautend wio in den englischen Wörtern „yes" und Join") zeigt 
sieh auch im Hindostani in vielen Fällen Vert^derung durch Substitu- 
tion und zwar ist ,^'^ das spätere. Es lässt sich djes durch Coexistenz 
analoger älterer nnd neuerer Formen erkennen. Ich nenne als 
Beispiele^ die häufig zu vernehmen sind: Tadu und Jädu, Name des 
Ahnen Erfshna*s ; yau und jau, bedeutend „Gerste (Hordeum he:<La8ti- 
chon L.)*'; yuvä und jiiva, y;Jängling'\ 



"^ 




H. V. ScMagintweit: Ueher Nephrit ete. im Xünl&n-Oebii 

Die relative Menge der Eieselsänre , weldie 
form) aaf die pbysilcalischen Verhältnisse der ] 
CohäBion von directem Einflüsse ist, ist bei Nephrit i 
nahezu die gleiche, nämlich 59 bis 60 Procest, wf 
im Saussnrit nur zwischen 43 V> bis 48 Procenl 
Diese Differenz genügt , glaube ich , za erklär 
wie die Wahl des MateriaJes für die Bearbeiton 
stätigt, Nephrit und Jadeit ohne ohemiache Arn 
nicht unterscheidet, während Saussurit nach phye 
Merkmalen sich ausschliesseu lässt. Der Menge i 
Jadeit tind Saussurit die bei weitem geringereo; 
stimmt damit überein, dsss derselbe, obwohl die 
gleich zu erkennen , doch erst vorgekommen ist, 
BchoB zahlreiche Analysen vorausgegangen waren. 

Unter den von uns aus Gulbashen mitgebracb 
stücken hat sich kein Jadeit gezeigt.") Der 
daselbst bildet theils Lagen von geringer Mächtigknl 
ist er kammerförmig, wie Einschlusa gestaltet, unre 
vertheilt. Nachdem jetzt die Analyse den dort vorko 
SausBurit als solchen nachgewiesen hat, kann man 
matter Oberfläche and an etwas geringerer Härte 
an der Farbe, Saussurit als verschieden von dem 
aus diesen Brüdien erkennen. An mehreren der T( 
Exemplare sieht man Stellen, an welchen solche i 
Masse von Nephrit umgeben ist. 

Vor dem Lötbrohre kann man nach Fellenberj 
hier angeführten Silicate sehr deutlich unterscheid« 

SauBsurit: Dieser hat Schmelzbarkeit grösser a! 



27) Von Adolph'a SammliuigBobjekten ana Ehötan nn 
konnten wir aichts mehr erhalten; die von hob im vorbf 

Jahre geiammeltea Stücke aus GnlbaBhen Bind aufgeführt 
so in der Etiqnette BignirtJ „Band S2 pag. 246. Ko. 744". 



•B. V. 3<Mag\fitweit: TJtber Nephrit tte. im KMün-Oebirge 

Be dfinnen Lagen Nephrites ist meist die ganze Mai 
Boldien Spaltoogsäächen durchzogen (die FeetiglEeit 
dennoch sehr gross); bei dickeren Lagen nehmen di 
verhältnissmäseig rasch mit der Entfernung von dei 
fläche ab. 

Die Farbe ist sehr wechselnd, in Nephrit bow 
in Jaddt und Sanssorit. Graugrün mit milchiger 1 
ist das Vorherrscheode ; doch spielt dasselbe hä 
gelblich-griinen, selten» in bläalichen Ton über. ] 
Annähemng der Farbe an helles und reines Grün { 
der Stein an Schönheit und Werth. Die Art der i 
sowie die Intensität derselben zeigt Zosammenhaog i 
relativen, wenn auch stets geringen Menge von Eis( 
Mangan-Salzen. 

Der Nephrit ist mittelgut d i a p h a n zu nennen ; Si 
ist es etwas weniger. Damit coinoidirt, dass auch der 
ähnliche Glanz an der Oberfläche von Nephrit lebh 
Saussnrit ist matt. 

Zerstossen geben diese Steine weisses Polver; a 
8ten ist di^es bei recht gut diaphanen Exemplaren, 
hängig von ihrer mehr oder weniger grünen Farbe im 
Stücke und von dem Voriiandensein von Tbonerde. 

Das spe Ölfische Gewicht ist ein für 
grosses ; es wechselt mit dem Gehalte an Metallox^di 
ist im SansBurit sowohl als im Jadeit g^enüber d< 
phrit auch durch deren Thonerdegebalt etwas erhöhl 
den sorgfältigen neuem Untersuchungen hatte sich für Si 
and Jadeit 3'03 bis 3'36 ergeben; Saussure, Voy. 
g 112, nennt 3'389 als Maximum. Bei Nephrit hi 
specifische Gewicht zwischen 2*96 und 3*06. Der j 
Färbung entsprechend, sind die dankleren Stücke i 
die schwereren. 

Die Härte meiner Handstücke, so wie sie jel 
liegen, ergibt dcb für die Nephrite etwas grösser 



B. V. Schitagitttuieit: Üeber Nephrit ele. im Kütüün-O^rge. 

werden, während die anderen von einer Messerspitze 
a£Gcirt worden. 

Nach Terhältnissmässig kurzer Zeit aber folgte 
härtang anch der friscfagebrocbenen Stücke. Nach 2V 
naten Bchon, zu Srinagger, als die Sammlungsgegens 
zur Weiterbeförderung von Eashmir nach Indien und 
Europa umgepackt werden muBsten, lieBs sich kein T 
schied mehr an den verschieden markirten Stücken erke 

Diese sehr bedeutende „Veränderung der Härte 
wohl krystalliniscb , eintretend in Folge von Aufhebei 
Druckes der umgebenden Oesteine, da sie so rasch vo 
geht and dann sistirt. Äehnliches kommt bei anderi 
neralien vor, wenn auch wohl nirgend in solchem G: 
ich nenne als zu vergleichen den Serpentin, bekannt au 
Arbeiten zu Zöblitz in Sachsen. Verschieden davon 
die Hätteveränderungen der in der Pariser Architectui 
wendeten Kalksteine, sowie mancher Sandsteine, welche < 
Austrocknen mit Gewichteverlust ihre Gonsistenz verän 
Auch bei Feuerstein, Opal, Chalcedon, bei welchen bisv 
Erhärten, aber stets sehr geringes vorkömmt, ist daE 
als bedingt dnrch Austrocknen eines nicht chemisch g< 
denen Wassergehaltes anzunehmen. 

Was jetzt in China mit Stahl-Instrumenten und 
Schmirgel'") bearbeitet wird, erfordert keine Berücksicht 
der Härteveränderang, wie daraus sich ergibt, dass das 1 
rial nirgend an den Brüchen selbst, sondern in meist 
bedeutender Entfernung davon in Arbeit genommen wi 

Damit aber läset sich diese Aenderung der Härte 
wohl in Verbindung bringen, dass in der prähistori 
Zeit soldie Steinwaffen an den Fundorten des Mate: 



SO) Auf diese Weise hat mir auch Herr Schmitzberger inMü 
mehrere hohle Steiuschnitte ia gewohnter Fräcision and Si 
sehr geschickt aosgeführt. 



S. V. SuhtagintKeit : tTe&er Ntphrit etc. im Sünlün-Gebirgt. 

Flächen auf einen breiten EisenamboBs gelegt, es ward 
seitlicher Führung in einem verticalen Rohre ein E 
meiHsel aufgesetzt, dessen Schneide 2*/* Centimeter I 
und nicht ganz V^o Millimeter Breite hatte, and auf ä 
fiel durch das Rohr ein Eisencylinder von 50 EÜIogi 
Gewicht 35 Centimeter hoch herab. 

Wie noch jetzt an dem voi^elegten Exemplare zu b 
machte dies die Eaute des Meissels abspringen, so 
jetzt Stahltheile, einem dicken Bleistiftstriche ähnlich 
Stein adhäriren; eine schief Torstehende Ecke, welche, 
nach der Stellung des Meisseis zu erwarten, hätte : 
schlagen werden können, blieb unverändert, obgleich e 
Spaltongsfiachen von dem Stosse getroffen waren.") 
der untern, am Ambosse anflieg^iden Fläche waren i 
kleine Prominenzen etwas zermalmt; dort sind am E 
drei weisse Flecken zu sehen. 



Chemische Analysen. 

Gang dar üntenrnohimg. BeröcbniiDg der Formeln. Vier Ne 
ond ein SanBBorit auB QuIbB^eo. Die Nephrite im Allgemeii 

Fünf Exemplare unseres in Turkistan gesammeltei 
teriales wurden, wie Eingangs erwähnt, von Herrn 
Ton Fellenberg in Bern auf Roberts Vermittelnng quaot 
aoalysirt; die chemischen Resultate gebe idi hier in s 
eigenen Worten. Es lässt dies das angewandte Verfa 



82] Diese Festigkeit iit am so Kofikllender, da Spaltungsfli 
wenn auch kleine und mÖgliohBt enge freie Räume unuchlie 
doch nicht ohne verfindernden Einfluss auf die WiderBtandsßh 
der nUterBOcbten Harne bleiben können. Aendem Bie anoh 
die Cohäsion der Snbatanz als solche, so iat doch, ähnlich i 
QroBeen dnroh nnregelmlssige Hebung in Felamassen, die Col 
im Stücke selbst eine geschwächte. Zu vergl, Boussingaolt ,, 
blemenB de terre," Annoles de Chim. et FbjB. LVIIL 1686, p. 



H.v. Sehtaginlweit: üeber Nephrit etc. im Ewalün-G 

wurde eine besondere Probe des Minerals durch 
mit Chlorcaicium aufgeschloBsen. '*) Die Bestin 
Fluors geschah in einer besondere Menge des 
vers durch ÄufBchliessen mit kohlensaureD Alkali 
dein der Schmelze mit Wasser und, nach Entfi 
Kieselsäure durch kohlensaures Ammoniak, Aue 
Fluors neben viel kohlensaurer Kalkerde als F 
und Trennung desselben durch Essigsäure. 

Bei der Trennung des Eisenoxydes von de: 
vermittelst Weinsäure und Schwefelamm outum w 
Spuren von Kupfeoroxyd und von Phosphorsäuri 

Endlich ist noch einer besondem Aufschliessun 
Erwähnung zu thun, welche erlaubt, mit Ausnal 
alkalihaltigen Silicaten selten vorkommenden Bar 
gewöhnlichen Bestandtheile genau zu trennen i 
stimmen. Sie besteht in einer Modification der . 
von Baryterdehydrat und Chlorbaryum, welche ei 
statt der so schmelzbaren Silber tiegel der Fla 
bedienen, auf welche ein Gemenge von einem Th 
lisirten, geschmolzenen Buryterdehydrates mit d 
Chlorbaryum auch bei der höchsten Gluth, welc 
Spinne erreichbar ist, gar keine Wirkung ausi 
nach vollzogener Schmelzung vollkommen blank u 
zurücHässt. Es wird dabei so verfahren, dasE 
Adular oder Nephrit mit einem innigen Gerne 
Gramm Chlorbaryum und 2'67 Gramm Baryterdeh; 
gemischt und über der Spinne bei allmählich \ 
Gluth bis zur Gelbhitze vollständig geschmolze 
geschlossen wird. Die mit Wasser behandelte und 
Masse wird durch Salzsäure vollständig und mit 



34) Details darüber sind in Fellenbergs schon gona 
über die ,^fahlbauten-Nepbrite" gegeben. 



B. V. ScMagintwtit : Ueber Ntphrit etc. im Künlün-Oebirge. 

nach V» Aq. = Mg Wasser in Magaesia am, so erhalt 
einfache Verhältnisse, in welchen die Sanerstoffproporl 
die gleichen sind als in den directen analytischen Resul 

Bei dem Sanssorit, aignirt „B", erscheinen Kieseli 
Thonerde und Ealkerde als Hanptbestandtheile, und J 
oxjd- nnd Oxydal, Magnesia, Kali sod Wasser als I« 
bestandüteile , wenn man nicht dem Kali den Bang 
Hauptbestandtheiles geben will. Dass der Vertheilon 
Monozjde zwischen Kalkerde und Magnesia Willkürlich] 
nnterliege, ist klar, da es wohl nicht möglich sein wii 
behaupten, dass ein gegebenes Mono^d eher Kalkert 
Magnesia ersetzen müsse nnd umgekehrt. 

Die bei den Nephriten A, C, D und E gefan< 
AtomTerhältnisee zwischen Kieselsäure, Magnesia nnd 
eide schwanken zwischen den Verhältnissen: 
SiO':MgO:CaO = 3:3:] und 
SiO':MgO:CaO = 10:10:4, indem die J 
G signirten Stücke besser durch die erste, die D t 
signirten Stücke besser durch die zweite Proportion 
gedrückt werden können, während sie sich schon weite 
dem Saueretoffrerhältnisse der Kieselsäure zu den 
wie 2 : 1 entfernen, welches einige Chemiker für das £ 
atoffrerhältoiss Ton Kieselsäure und Thonerde zu den 
oxfdea angenommen haben. 

Material-auB den Gulbash^n Brüchen. 
(Es waren fünf unter sich möglichst Terschi« 
Exemplare ausgewählt worden.) 

Handetuck A, Nephrit. Spec. Oew. 2-972 hei 4-4° ( 
Die Znsammensetzung dieses Mmerals wurde dui 
Analysen festgestellt, welche das folgende Mittdresult 
gaben: 

[1B78,2. Math.-pli78.a] 17 



n- 



B. V. Schlagintweit: Uebtr Nephrit etc. im Künlün-Qeb 
HaodstückB, Saasstirit. Spec. Gew. 3*025 bei ' 
Die ZuBammeusetzaug dieses Blinerals wur< 
zwei Analysen und eine besondere Beetimmung d 
o^dals in einem einzelu yeranstalteteii Versuche f< 
Zur Erleichterung des Vergleiches sind schon hier lU 
Analyse die Resultate der üntersachnngjenesSaussuril 
Schweiz beigefügt, welcher die meiste Uebereinstimm 
B. Sanentoff. 

Kieselsäure 48'25% 25*05 = 4 Atome 
Thonerde 22-60 10661 

Eisenoxyd 7-47 2*241 

Eisenozydnl 1-03 0'23 \ 

Ealkerde 12-70 3*61 1 

Magnesia 1-80 0-7M _ 

Kali 6-22 1*06? " 

Natron Ol 

Wasser 0*66 0*49 ) _ 

100-62% ] 

Für den Saassurit aus Khötan ei^eben steh» 
alle Monozyde mit Einschlass dee Kalis mit der 
vereinigen, die Bestandtheile wie folgt: 

Kieselsäure 4999% 

Thonerde 28-37 

Kalkerde . . . . ■ ■ 21-64 

100-OOVo- 
Die theoretische Zusammensetzung gibt: 
4 Atome Kieselsäure = 184-888 . = 4970 

2 „ Thonerde =102-688.= 27-61 

3 „ Kalkerde = 84*396 ■ = 22*69 

371-972. = 100-00 
woraus die Formel: 

2 (AI» 0" . Si 0») + (Ca 0)' (Si O»)» 
abgeleitet werden kann. 

17* 



H. t). SMagittivKit: üehw Nt$hrit etc. tnt JEunlü« 

Noch besser wird die Oebereinstimniimg 
sidit : 

B. H 

Kieselsäure .... 25-05 2' 

Sesqaioxyde . . . 12-80 1; 
Monoxyde .... 7'10 
und die Verhältnisszahlen toq 

HO : R»0» : SiO' sind in B = 1 : 

sind bei Hont = 1 : 

Handstück C, Nephrit. Spec. Gev. 2-957 1 
Um die ZaBammensetzung des Nephrites C 
waren zwei Analysen nöthig, welche das io 
resultat ergaben: 

Sanenfa 
Eieselsänre .... 59-500/o 3089 

Thonerde 0*75 0-35 

Eisenoxydul .... 1*35 0*30 

Manganozydnl . . . 079 0-18 

Kalkerde 11-60 3-30 

Magnesia 24-24 9*69 

Kah 1-57 0-27 

Wasser 0-85 076 

100'65»/o. 
Bei der Vereinigung yon Thooerde m 
TOQ Eisen* und Manganozydnl sowie Kali 
und von Wasser mit Magnesia, erhalten wir d 
Setzung : 

Kieselsäure . . . 60-81"/, = 3 A 
Magnesia . . . 26-36 = 3 
Kalkerde . . . 12-83 = l 
100-00 •/(,. 
Vereinigen wir dagegen das Eisenoxydnl n 
»ia und das Manganoxydul mit der Ealkerde, sc 



E. V. SMagintiBtit : Uebtr Nephrit etc. im Küiilün 

Berechnen wir nach diesen AtomTerhältnisE 

tische ZasammenBetznng des Mineralee, so äni 

10 Atome Eieselsäare = 462*22 =: 5 

10 „ Magnesia = 200*16 = 2 

4 „ Kalkerde = 112*53 = 1 

774 91 10 

Die grosse Uebereinstimmung der theo 

sammensetzung mit der aus den Analysen abgi 

hin, die Richtigkeit der angenommenen Pro] 

zuthnn , während die Annahme des Verhält 

MgO : OaO = 3 : 3 : 1 um mehrere Procente 

Resultate ergeben würde. Die aas den gefuni 

nisszahlan abgeleitete Formel des Nephrites E 

10 MgOl 

4 CaO / 



f (SiO*)" 



HandstUck E, Nephrit. Spec. Oew. 2'974 

Drei Analysen und eine EisenozydnlbeE 

einer besondem Portion des Minerales ergaben 

ans welchen als Mittel-Resnltat die hier folgei 











SanetBtol 


Eieselsänre . 


. . 59-21% 


30-74 


Thonerde . . 






0-50 


0-23 


Eisenosyd 






0-34 


0-10 


Eisenoxydnl . 






0-97 


0-21 


Manganozydnl 






0-53 


0-12 


Ealkerde . . 






14-61 


4-H 


Magnesia ■ . 






23-66 


9-41 


Kali . . . 






0-19 


0-03 


Wasser . . 






0-78 


0-69 



100-68<»/o. 

Nach Umrechnung der Nebenbestandtheite : 
M^nesia und Ealkerde, erbalten wir fnr d 
folgende Vertültnisse: 



H, V. Schiagfyituieit: Ueber Nephrit etc. im KütHün-ffebi 

Bei A und G ans Tarkist^ Si : Mg : Ca = 

„ zwei bearbeiteten ctunesiBchea 

Stücken du » = 

„ D und E ans Turkist&n und 
bei Schwemmsat-Nephrit . „ „ „7' 
(= 1 
„ (Pnnamn-) Nephrit ans 

Neneeeland du d = 

DaBB die Verhältnisszahlen der Kieselsänre 
Magnesia nm Mnltipla von 'It sich ändern ist ohne E 
ist nur Folge der Darstellung in einem möglichst 
Bilde für das in dieser Zusammenstellung gegebene 
nnd Fellenberg unterlässt nicht, darauf aufmei 
machen, dass „die oben angegebenen Formeln U 
„durch diejenigen vermehrt werden könnten, w< 
„aus den Analysen der Nephrite aus den Ffahlbi 
„leitffli liessen" and dass demnach ,,die Nephrite als 
„durchaus nidit krystallinische Silicate weniger ein 
„tes, festhe^renztes Mineral darstellen, als vieli 
„Gruppe von Ealk-Magnesia-Silicaten , deren unbei 
„aber wechselnder Wassergehalt, dieselben als Pro 
„Umbildung ähnlich zusammengesetzter Gesteine 
In gleichem Sinne ist es zu denten, dass 1( 
schiedenheiten so häufig sind, dabei unregelmässij 
und schon innerhalb geringer Entfernungen sich 
Dies zeigt sich jetzt aus dem Vergleiche der Ne 
C mit D, E, da uns nun von diesen mit Bestimmi 
die Localität nnd zwar ihr Vorkommen in ein 
bruch'Gruppe bekannt ist. 



Einteitdunffm txm Dmcischriflm. 

Vom ObterwOoire Soyal in BrüisH : 
Binaai im obtemlioiu bot Iaiti6tforolog;iqiio etsor la pl 
Olob« 1871. 4. 

Vom jb. premHtehen geodätitehm Inititut üt £«rläi 
AatnmomiBoh-geod&tiEche Arbeiten im Jfthre 1B71, von ( 
Leipng 1878. 4 

Von der j^stkaUKh-ntedicmitehen Oaethch<^ in Wür 
Terhandlvogeii. Nene Folge. Bd. IT. 1873. a 

Vom naturhiatoriichtn Landamuuum von Kärnten in ZIc 
Jahrbuch. Heft 11. 1673. & 

Von der geographischen Geaäitehaft in Wien: 
Hittheilnngen. 1673. 15. Bd. (N. F. 5. Bd.) 1873. 8. 

Vom ^uUtut Boyai mHiorohtgiqtti des Payi-Ba» in Ut 
a) NaderlandBch UeteorolofriBch Jaarboek voor 1872. Ja« 

1672. qa. 4. 
L) SuggestioDB on a nnifonn System of mateorologic 

vatiantL 1872. 6. 

Font Zycetm c/' Natural Biitory in New York: 

a) Annali ToL X. 1671-72. ft 

b) Proceedinga. Vol. I. 1871/72. & 

Von der Soydl Society of Tiumamia in Hohart Tow 
a) Honthlj Notioee of Papera and ProoeedingB, for 1671. 
h) Beanlte of five feara' meteorologioal ObserrationB f 
Town, by FranoiB Ahbott. 1672. 4. 

Von der Society of Natural Sciences in Suffalo : 
Bulletin. VoL I. 1878. 6. 

Von der Sociiti ^ miäin^dlogie in Fmris: 
BnllBtinB. Tom. VIU. 1878. a 

Vom Jardin Impiriäl de Botanique in St. Peter^nti 
Trndi. Tom. U. 1878. 8, 



Eitumdunge» wm Dntckachr^tm. 

Vom Berm C. W. Boreharät in BerUn: 
ft) lieber die TranBfonnation der Elftstioitätsgleiahnnge 
meine orthogonale Coordinaten. 187EL 4. 

b) TJnter«iiohiu]geii Aber Elastioität unter BerQoknoht 

Wirmft 1873. 6. 

c) üeber das Ellipaoid vom kleinsten Volumen bei 

Fliicbeainhalt einer Anzahl von Centralschnitten. 

Vom Herrn Buäolph Wolf in Zürich: 
Aetronomifiolie Hittbeiloiigen. No. XXXL 1878. 8. 

Vom Berm Emmanuel lÄaia in Sto de Janeiro 
Climats, Geologie, Faune et Geographie botaniqne du B 
1872, 8. 



Sitznng vom 8. NoTem1>er 187S. 



Mathematisch- physikalische Classe. 

Herr Volt spridit: 

- „Ueber die Bedeutaiig der Eolilebydra 
der Nahrung." 

Nach DnterBUChuDgeD von M. t. Pettent 
und C. Volt. 

Es ist die Aufgabe der Nahrong den Verlust von £ 
vom Thierkörper zu verhüten oder einen bfistimmten 
derselben in ihm hervorzabriogen. Ea ist daher Eur 
Stellung der Bedeutung eines Mahrungastoffes nothwenc 
wissen, welchen Stoff im Körper er erhält oder verii 
und wieviel vod ihm zu diesem Zwecke darzareidi«n i 

Wir haben früher beschrieben, welche Stoffe in i 
hungerndeo Oi^anismus (einem Hunde) zersetzt wwden 
wie sich der Zerfall bei Zufuhr von Fleisch und dani 
Fldsch unter Zusatz von Fett gestaltet. In letztei 
haben wir unsere Versuche bei Fütterui^ mit Fteiscl: 
Eohlehydraten und bei Fütterung mit Kohlehydraten 
zusammengestellt, deren Hauptergebnisse wir heatf 
Akademie mittbeilen wollen, uns die ausführliche Dar! 
und Begründung an einem anderen Orte vorbehaltend. 

Es handelt sich hier um einige allgemein interei 
Probleme, nämlich um die Frage, in wieweit die Kohlehj 
[ISIS. 3. MatL-phys. CL] 18 



Ji SüMtmg der Ptaüt.-ph^t. Ctasse vom 8. 2fov. 1873. 

ir daB Fett dar Nahrang eiDtreteii, und ob aus ihnen Fett 
itateht und im Organismus abgelagert wird. 

In dem Oarmkanale des äeischfressenden Hundes kaDn 

24 Standen TerhältUBSmäesig ebensoviel Stärkemehl in 
icker nbergeftihrt and Zucker reeorbirt werden, als in dem 
arme eines Pfianzen&essers. Der complidrter gebaute Darm 
» letzteren ist nur dafür eingeridttet , ein für den Barm 
» Fleischfressers schwer oder gar nicht Terwerthbares 
ohlehydrat, die Cellalose, za lösen und dadurch anch die 

den CellulosehüUen eingeachlosseneu anderen Stoffe den 
erdaaungssäften zugänglich zu macheu. Wir betonen dies, 
) man hanfig glaubt, die Vorgänge in dem Leibe des päan- 
nfressenden Thieres seien grundverschieden von. denen des 
jiBchfressenden. Dies ist durchaus nidit der Fallj die 
r(raesse sind vielmehr bei beiden ganz die gleichen, sobald 
e in die Säfte übertretenden Stofte qualitativ und guantita- 
r die gleichen sind, was nicht schwer zu erreichen ist. 
'ir sind daher berecht^, aus den Versuchen am Hunde 
>er das Verhalten und die Bedeatoug der Kohlehydrate 
Igemeine Schlüsse zu ziehen. 

Aus unseren Versuchen geht hervor, dass aller in die 
ifte eingetretene Zucker in den Organen in kurzer Zeit 
rfällt und schliesslich , unter Eintritt von Sauerstoff in 
ohlensänre and Wasser umgewandelt, ausgeschieden wird, 
au hat neuerdings von mancher Seite die Verbrennung des 
ackers im Thierkörper geleugnet. Es wäre m der Tliat 
ohl möglich, dass der Zucker darin zunächst in Produkte 
irfallt, welche noch nicht mehr Sauerstoff einschliessen, 
id dass erst diese Abkömmlinge bei ihrem weiteren Zerfalle 
licher an Sauerstoff werden, d. h. im eigentlichen Sinne 
js Wortes o^dirt werden. Man macht sich in der Tbat, 
ie der eine von uns (V.) schon Öfter hervorgehoben hat, 
m den Zers^ungs- and Oxydationsvorgängen im Thier* 
iirper, ja selbst von den Verbrennungen ausserhalb desselben 



TetUnkofer u, Vait: KohUhyä/roiU in der Ufah/nmg. 275 

häufig ganz falsche Vorstellangen. Man denkt sich, der 
Sauerstoff nage einfach die Kohlenstoff- oder Wasserstoff- 
theilchen einer organischen Verbindung an und führe sie zu 
Kohlensäure und Wasser über, während es vielmehr eine mehr 
oder weniger grosse Anzahl von Zwischenproducten giebt. Wir 
nennen z. B. den Uefoergang der Gellulose in Kohlensäure 
und Wasser unter Zutritt von Sauerstoff eine Oxydation, 
obwohl wir recht gut wissen, dass die Gellulose als solche 
nicht sich mit dem Sauerstoff verbindet, sondern nur die 
durch die Anzündungstemperatur entstandenen gasförmigen 
Zerfallprodukte. Sollte also auch der Zucker bei seiner 
Zersetzung nicht gleich Sauerstoff aufnehmen, so könnte man 
doch immerhin mit dem gleichen Rechte von einer Ver- 
brennung desselben sprechen, mit dem man von einer Ver- 
brennung des Holzes oder des Fettes redet; es wäre aber 
sicherlich richtiger, wenn man nur von einer Oxydation der 
direkt Sauerstoff bindenden Produkte spräche, und im Uebri- 
gen nur den Ausdruck Zerfall gebrauchte. Wie dem auch 
sein möge, der in die Säfte eingetretene Zucker zerfällt nach 
unseren Versuchen in kurzer Zeit vollständig und wird in der 
Form von Kohlensäure und Wasser entfernt. 

Damit ist abermals dargethan, dass aus den Kohle- 
hydraten dauernd keine anderen Stoffe, namentlich niemals 
Fette zum Ansätze gelangen, eine Lehre, die der eine von 
uns (V.) schon in früheren Arbeiten zu begründen ge- 
sucht hat. 

Es galt bis vor Kurzem ganz allgemein als erwiesen, 
dass die Kohlehydrate die Hauptquelle des im Körper ab- 
gelagerten Fettes sind, da man bei Fütterung mit Kohle- 
hydraten und anderen Stoffen ein Thier fett werden sah 
und man kein anderes Material für die Fettbildung zu haben 
glaubte. Nun haben wir früher gefunden, dass nach Dar- 
reichung grosser Fleischmengen, die nur Spuren von Fett 
enthielten, wohl aller Stickstoff derselben in den Exkreten 

18» 



i 



PetUnWtr u. Voit: SoAfehj/drotc üt der Nahnmg. 

Dies war nnn bd noBerea Verendien dnrol^;äiig^ 
Fall ; meist wnrde our so viel Fett abgesetzt, dass aoa 
frieofaen Fleieohe 1 — 3 */• Fett h^vorgelien mnsstw, 
Male wurde bei Darreichnug tod viel Stärkemehl zu F 
die Zahl 8 — 10 "/o erreicht, und nur zwei Mal nach 
Bahme TOD 608 Gramm trookecer Stärke mosste die 
11 "/o bei der Berechntmg angeoommea werden, wäi 
der Kohlenstoff der Starke stets TÖlIig wieder en 
wurde. 

Wäxe dagegen das abgelagerte Fett aas den E 
hydraten aitstanden, so müsste die Menge des ersteren 
destens proportional der Menge des Kohlehydrates 8^, 
doch wenigstens mit ihr zunehmen. Dies trifft jedoch i 
aus nicht ein, sondern es steht vielmehr die angesetzt 
solute Fettmenge in narerkennbarer Beziehung za der Qua 
des zersetzten Eiweisses. 

Bei anssdiliesslicher Fätterung mit Fett kann sehi 
Fett im Körper zum Ansätze gelangen; bei ausschliessl 
Zufuhr der grösstmöglichen Mengen von Eohlehydrateo 
ganz wenig, da dabei nur wenig Eiweiss zu Grunde 
Verdoppelt man dabei die Kohlehydratgaben, so wird 
mehr Fett angesetzt, aber auch nicht mehr Eiweiss ze 
Alles dies lässt moh nicht mit der Ansicht in £iul 
bringen, dass aus den Kohlehydraten Fett bervoi^eht, 
aber mit unserer Anschauung, dasa es ans dem Eiweissc 
bildet, da in den ai^egebenen Fällen nur wen^ Eiweiss 
setzt wird. 

' Beicht man stets die gleiche Menge von Eohleh; 
in reichlichem Maasse und dazu verschiedene Mengen 
Fleisch, so ist der Fettansatz entsprechend der Grösu 
Eiweisszersetzung , so zwar, dass man geradezu im St 
ist, ans der letzteren den Fettansatz zu berechnen. 14 
spricht deutlicher für unsere Theorie als diese Tbatsi 
welche nadi der alten Lehre absolut onTerstSodlich ist. 



SUnmg der ma^-f^i. (Sa 

Es besteht natörliob anch 
eben der Grösse der Eobleb 
tze, wenn anob das Fett t 
oi^eht. Deon da die letzti 
tepattene Fett vor der wei 
m sie selbst dafär zerlegt v 
issea Grenze durch mehr Ec 
art werden. Ist die Quantil 
, so wird nodi von jenen 
eiid, 80 wird von dem aiu 
e abgelagert. Für jede Eid 
immte Menge von Kohlehjdn 
] aas dem Eiweisse bervoi 

zum Ansätze zu bringea. 
m mnss alles ans dem Eiwet 
len; wir &oden in diesem 
EO *>/o des frischen Fleisdiee 
trer obigen Annahme 11 °j 
!D, welche üebereinstimmun 
irer Annahme spricht. 

Die Resultate nnserer VerSQ 

ungezwungen unter der Voi 
lehydrate stets im Thierköi 
leneänre und Wasser übei^ 
Eiweisse erzengte Fett voi 
ren; darnach müsste sich de 

aus dem Eiweisse entstan 
itzendeo Kohlehydrates rieb 
raf. Unsere Versnchsergebc 
dich, wenn man das Fett ao 
m lässt. 

Wir haben bei dem Hunde, 
ratzofnhr das Aeusserete vei 
le die Eohlefaydrate zu der 



''*^, 



Pettenkofer u. Vait: Kohlehydrate in der Nahrung. 279 

und wir sind überzeugt, dass bei diesem Thiere anter keinen 
Umständen aas den Kohlehydraten Fett direkt sich bildet. 
Es ist uns aber auch ausserordentlich wahrscheinlich, dass 
dies bei anderen Thieren, z. B. den Pflanzenfressern , ebenso 
sich verhält, da, wie schon erwähnt, bei unserem Hunde die 
Quantität des in die Säfte äbergetretenen Kohlehydrates 
verhältnissmässig so gross ist als bei einem sich mästenden 
Pflanzenfresser. So viel ist sicher, dass auch bei dem letz- 
teren der weitaus grösste Theil des bei der Mast angesetzten 
Fettes aus dem zerfallenden Eiweisse und aus dem Fette des 
Futters abstammt, und es könnte höchstens in ganz extremen 
Fällen, die wir bei dem Hunde nicht erreichten, Fett aus 
dem Ueberschusse der Kohlehydrate heryorgehen, was wir 
aber für sehr unwahrscheinlich halten. 

Die Kohlehydrate unterscheiden sich in ihrer Wirkung 
auf die stofiQichen Vorgänge im Thierkörper ganz bestimmt 
von den Fetten, sowohl in qualitativer als auch in quantita- 
tiver Hinsicht. Sie vermindern wie das Fett in etwas den 
Eiweisszerfall und heben durch ihre Zersetzung die Abgabe 
von Fett vom Körper auf. Während aber bei reichlicher 
Fettzufuhr ein ansehnlicher Theil des Fettes abgelagert wird, 
wird das Kohlehydrat stets völlig oxydirt, welches dadurch 
das aus dem gleichzeitig zersetzten Eiweisse entstandene Fett 
vor dem Untergange bewahrt. 

Die Quantitäten, in welchen die Kohlehydrate diese 
Wirkungen ausüben, sind andere als man bis jetzt geglaubt 
hat. Die Kohlehydrate leisten in Beziehung der Eiweiss- 
ersparung absolut mehr als die gleichen Mengen Fett. Was 
die Verhütung der Fettabgabe betrifft, so vollbringen, wie 
unsere Versuche jetzt ergeben haben, 175 Theile Kohle- 
hydrat den nämlichen Effekt wie 100 Theile Fett, während 
man bisher allgemein und auch in der Praxis bei Feststell- 
ung von Futternormen angenommen hat, dass 240 Theile 
Stärkemehl 100 Theilen Fett äquivalent sind. 



280 SUsung der matK-ph/ys. OUuse vom 8. Nov. 1873. 



Man stellte rieh nämlich ohne allen Grand vor, der 
Saaerstoff sei die nächste Ursache der Zerstörung der stick- 
stofffreien Stoffe und diese seien nur gleichsam zur Neutrali- 
sirung des Sauerstoffäquivalentes im thierischen Organismus 
noihwendig, es würde also Yon dem einen oder anderen Stoffe 
gerade so viel oxydirt, als dar unter bestimmten Umständen 
eintretenden Sauerstoffmenge entspricht. Die Sauerstoffauf- 
nahme hielt man aber für abhängig von dem Rhythmus der 
Athembewegungen, der Temperatarhöhe und Dichtigkeit der 
umgebenden Luft etc. Wenn also in einem gewissen Falle 
284 Gramm Sauerstoff aufgenommen werden, so werden 
diese durch 100 Gramm Fett neutralisirt; ebensoyiel Saaer- 
stoff als 100 Gramm Fett yermögen jedoch auch 240 Gramm 
Stärkemehl zu neutralisiren, wesshalb man für den Thier- 
körper 100 Gramm Fett äquivalent hielt für 240 Gramm 
Stärkemehl. 

Nach unseren Versuchen ist aber die Sauerstoffaufoahme 
nicht von jenen Faktoren abhängig, sie ist vielmehr sehr 
verschieden unter sonst gleichen äusseren Umständen der 
Art. Der Sauerstoff ist nach den Darl^ungen des einen 
von uns (V.) nicht die nächste Ursache der Stoffzersetzung 
im Körper, so wenig wie er die nächste Ursache d^ V^- 
brennung des Holzes ist, sondern vielmehr die Anzündungs- 
temperatur, welche Zersetzungsprodukte bildet, die bei ge- 
nügendem Sauerstoffzutritt dann allmählich bis zu, Kohlen- 
säure und Wasser oxydirt werden. Ebenso werden auch 
unter den mannigfaltigen Bedingungen im Tfaierkörper die 
Fette und Kohlehydrate ohne den Sauerstoff zerfällt; beim 
fortgehenden Zerfall tritt jedoch Sauerstoff aus den Geweben 
und dem Blute in die Verbindungen ein und dieser wird 
dann durch neuen aus der atmosphärischen Luft eintretenden 
ersetzt. Es ist daher die Hauptaufgabe, die Bedingungen 
des Zerfalles der Stoffe in den Organen zu studiren und 
aufzusuchen, welche analog wirken wie die Anzündungs- 



Pettmkofet u. Vo%t\ KoJilehydrate in der Nahrung. 281 

temperatar bei dem Brennen des Holzes. Thatsache ist, dass 
dadurch anter sonst gleichen Verhältnissen für 100 Gramm 
Fett nicht 240, sondern 175 Gramm Stärkemiehl zerlegt 
werden, wobei dann sekundär soviel Sauerstoff in Beschlag 
genommen wird, als diesen Stoffmengen entspricht. 

Im Thierkörper zerfallt beim Hunger stets Eiweiss und 
Fett. Mit Eiweiss in Verbindung mit Wasser und den nöthi- 
gen Aschebestandtheilen kann man den stofflichen Zustand 
im Körper erhalten, wenn die Eiweissmenge zureicht, die 
Abgabe von Eiweiss vom Körper zu verhindern, und wenn 
aus dem zersetzten Eiweisse so viel Fett abgespalten wird, 
als unter den gegebnen Verhältnissen sonst Fett zerstört 
wird. Kein Stoff zerfallt leichter im Thierkörper in die 
nächsten Produkte als gerade das Eiweiss. Das Fett und 
die Kohlehydrate der Nahrung vermögen den Fettverlust 
vom Körper zu verhüten; man muss sich aber dabei erinnern, 
dass eines der ersten Spaltungsprodukte des Eiweisses Fett 
ist und nach dem Eiweisse die Kohlehydrate am leichtesten 
zerstört werden, aber kein Stoff schwerer als das Fett. 
Wenn man diese Thatsachen festhält, so ist nichts leichter, 
als die Wirkungsweise der Kohlehydrate auf den Umsatz im 
Thierkörper und somit die Bedeutung derselben in der Nahr- 
ung zu verstehen. 



Siteang Tom 6. Deiember 1873. 

Der Glaaaensecretär Hetr v. Kobell legt vor: 

„Deber Coaodictyam buisiforme f^tallon 
einer Foraminifere aas der Qruppe der 
Dactyloporidaen". 

Von C. W. GümbeL 
(Mit einer TofeL) 

Schon bei der üntersnchnng der so reicbÜch im Muschel- 
I wie in dem ksikigen und dolomitischen Gestein des 
ikenpers, dann aber erst wieder in den verhältnias- 
ig sehr viel jüngeren Tertiärschichteo bis jetzt aufge- 
snen Dactgloporideen') war meine Aufmerksamkeit auf 
Dtdecknng von Formen gerichtet, welche in den zwischen 
Trias und den Tertiärgebilden in der Mitte liegenden 
siechen and cretaceischen Schichten vorkommen and die 
jglieder zwischen jenen älteren Arten nnd den jüngeren 
eilen würden. Denn es schien von Tombereiii im höchBten 
e unwahrscheinlich, dass eine so formenreiche nnd so 
enhaft auftretende Typenreihe, wie solche sich in den 
■fin Dactyloporideen rier Triae vorönden, plötzlich sollte 
gegangen nnd während der Sekundärperiode aus der 
pfong zeitweise verschwunden sein, am erst wieder in 

) Die gegen. Nnlliporen des Thierreichs (Abb. d. k- barer. Ac. 
m. XI. Bd. I. Abtb. & 282). 



Crümbel: üeber Canodictyum bursiforme, 283 

der Tertiärperiode mit vielfachen Arten und in grosser 
Menge neu aufzutauchen. 

Das schon vom Grafen v. Münster entdeckte und zu- 
erst benannte höchst eigenthümliche Conodictffum, welches 
dann Goldfuss ausführlich beschrieb und ziemlich gut 
abbildete (Petref. D. I, 103 u. 104, T. XXXVH, P. 1) war 
bereits in meiner ersten Arbeit über Juraforaminiferen ^) 
von mir in dieser Richtung ins Auge gefasst worden. Der 
anscheinend mangelhafte Erhaltungszustand der mir aus der 
V. Münster' sehen, jetzt bayerischen Staatssammlung zu- 
gänglichen Originalexemplare, welche nur Steinkern-ähnliche, 
mit einem einfachen Maschennetz überzogene hohle Körper 
ohne weitere innere Struktur, soviel sich erkennen liess, zu 
sein schienen, machten es mir damals unmöglich, die Zu- 
gehörigkeit dieses problematischen Körpers zu der Gruppe 
der Foraminiferen zu begründen oder zu widerlegen. 

Indess stellte bereits Blainville*) 1830, nachdem er 
Exemplare in der Bronn' sehen Sammlung besichtigt hatte, 
das V. Müuster'sche Conodictyum unter der veränderten Be- 
zeichnung Conipora bloss nach der äusseren Formähnlichkeit 
im System zwischen Dactylopora und OvuUtes. Ihm folgend 
beschrieb dann d' Archiac 1843 gleichfalls einen Stemkern aus 
Juraschichten als Conipora clavaeformis % jedoch unter den 
Polypen. Die Abbildung zeigt deutlich, dass wir es aller- 
dings mit einem ähnlichen organischen Körper, wie v. Münst er's 
Conodicttfutn zu thun haben. Aber auch bei diesem wurde 
eine innere Organisation nicht nachgewiesen, um seine Stellung 
im System zu rechtfertigen. 

Endlich beschrieb fltallon 1850 zuerst in seinen 
„Etudes paleontologiques des terrains jurassigue du Haut- 

2) Wurttemb. naturw. Jahresh. 1862 8. 234. 

3) Dictionaire des sciences naturelles t. LX. S.403 und Manuel 
d'actinologie 1834 p. 438. 

4) Memoir. d. 1. soc. geoL d. France t. Y. 2. 



der vKah.-phjis. Claae vom 6, JMcember 1873. 

130^), dann aasffilirltcher 1861 in der Le- 
ina p. 413 eine Art als Conodictt/utn btirsh- 
mter den Foraminiferen ans dem jarassischen 
id bildete diese Versteinerung (pl. LVIU. 6g. 9) 
;er Stellaag ab. Aber anch hier Termisses 
iweis über die innere Stmktiir, auf welchen 
Zuweisung zu den Foraminiferen allein sich 

daher Rens s') in seiner Tortrefflichen syste- 
ammenstellimg 1861 das Conodictyum wohl 

Vorgange d'Orbignys fragweise den F'ora- 
2war den Ammodiseineen anreihen. 
: Exemplare der £)tallon'Bchen Art, weldie 
iUB den Dicerasschichten von Valfin sammelte 
näheren Untersuchung gütigst überhess, sind 

kalkiger Schale versehen und liessen mich 
> Düanschlifie Einiges über die innere Struktur 
önnen. In der That gelang es mir an diesen 
B Schalenstfitktnr der Daelyiaponäeen zu ent- 
den aach im Üebrigen übereinstimmenden Ver- 
linreihong wenigstens dieser Art Conodieti/«ta 
wntn^eren aosser Zweifel zu stellen. 
■e Form des f^tallos'schen Conodictyum '') 
mannicbfachem Wechsel unterworfen, im All- 
n- und keulenförmig, bald mit mehr kogeUger, 
iglich runder Anschwellung, bald mit einer 
ignng in eine schlanke cylindrische Röhre, 

sich nach oben verjüngend. Ausserdem zeigen 
)berfläche bsid ziemhch dicht stehende ring- 
e senkrecht zur Längenaehse , bald erscheint 

Hern. d. 1. boc. d'emnlaldoii du depart du DoaT» 
L 1858. p. 369; pl. XKV. üg. 3. 

k. k. Akad, d. Wies, in Wien B. LIT. S. 366. 
a sohmbt iirthämlioh Oono^ctum! 



Gümbd: Ueber Conodictyum bursiforme, 285 

die Oberfläche ohne diese ringförmigen Wülstchen, vielleicht 
nur in Folge von Abreibung mehr oder weniger glatt. Mit 
der Lonpe entdeckt man sehr zahlreiche, feine Poren, welche 
die ganze Oberfläche dicht bedecken, und im cylindrischen Theile 
etwas grösser als in der kolbenförmigen Anschwellung er- 
scheinen. Im Innern ist die Versteinerung hohl, mit Gesteins- 
substanz oder Ealkspath erfüllt. Die diesen Hohlraum ein- 
schliessende Kalkwand ist verhältnissmässig dick, namentlich 
am cylindrischen Ende, welches oben die weite kreisrunde 
Oeflhung trägt, während am entgegengesetzten Theile in der 
Mitte der kolbenförmigen Anschwellung das Gehäuse völlig 
geschlossen, ähnlich wie am Embryonalende von Oyrqporella 
und wahrscheinlich in Folge von innerer Gorrosion meisten- 
theils dünnwandig geworden ist. (Vergl. Fig. 12 u. 15.) Die 
auf der Oberfläche sichtbaren Porengrübchen sind die Münd- 
ungen von Eanälchen, welche die Schalenwandung bis 
zum inneren Hohlraum durchziehen. Sie stehen gruppen- 
weise zu 4 (selten zu 5) genähert in ringförmigen horizon- 
talen Doppelreihen. Doch ist diese Anordnung selten regel- 
mässig und die Poren bedecken scheinbar gleichförmig ver- 
theilt die Oberfläche, weil die porenleeren Zwischenräume 
zwischen den Doppelreihen sehr schmal sind. Die Anord- 
nung in Doppelreihen scheint eine Zusammengruppirung 
von je 4 Poren vorauszusetzen. Es wurden jedoch auch 
Porengruppen zu 5 wahrgenommen. Von je 4 (oder 5) solcher 
in einer Gruppe einander genähert stehenden Poren der Schalen- 
oberfläche gehen feine Eanälchen convergirend nach innen 
und münden etwa in der Mitte der Schalenwandung in 
grössere blasenformige Höhlungen ; diese selbst stehen wieder- 
um durch je ein im Vergleiche zu den nach Aussen führenden 
Eanälchen etwas weiteres Kanälchen mit dem innern Hohlraum 
direkt in Verbindung (vergl. Fig. 9 u. 10). Die inneren Münd- 
ungen dieser letzteren liegen in einer ringförmigen Einbuchtung 



286 Sittung der maih,-phy8. QoMe vom 6. Deeember 1873. 

der Schale. Im Debrigen zeigt sich die Schale nach den 
Dünnschliffen als ans einer homogenen Masse bestehend. 

Wir haben mithin ein im Innern hohles, nnten ge- 
schlossenes, oben mit einer weiten runden Oe&ung ver- 
sehenes Gehäose, dessen derbe Kalkwandung von zahlreichen 
Kanälchen in der Weise durchzogen ist, dass ein relativ 
weites Kanälchen, von einer innern Vertiefung ausgehend sich 
in der Schalenmitte kammerartig erweitert, während von dieser 
Erweiterung relativ engere Kanälchen zu je 4 (oder 5) die 
Verbindung mit der Aussenseite vermitteln. Dadurch ist 
der Charakter der Doc^Tojporen-artigen Forammiferen so 
bestimmt ausgesprochen, dass an einer Zugehörigkeit des 
Cfmodictyum hursifonnie zu der Gruppe der Daetyloporideen 
nicht gezweifelt werden kann. 

Währaid ich in dem oberen röhrenförmigen Schalen- 
theile neben den soeben beschriebenen Kanälchen keine 
weiteren Böhrchen in der Schalenwandung selbst bei starker 
Yergrösserung der hergestellte Dünnschliffe aufzufinden ver- 
mochte, scheint diess Verhältniss gegen unten in dem blasen- 
förmig erweiterten Theil sich zu ändern. Hier finden sich 
nämlich zunächst in dem Theile, in welchem die Röhre sich zur 
Blase erweitert, neben den Kanälchen der erwähnten Art auch 
noch Spuren von anderen mit den oben beschriebenen äusseren 
ziemlich gleichweiten Kanälchen, die nicht von einer Kanal- 
erweiterung auszugehen scheinen, sondern direct in gleicher 
Weite von Innen nach Aussen ziehen. (Vergl. Fig. IIa. 12). 
Da aber bereits in diesem Theil der Schale (wenigstens an 
den von mir untersuchten Exemplaren) eine von Innen her 
fortschreitende Gorrosion die Integrität der Schale zerstört 
hat, so bin ich nicht ganz sicher, ob diese Böhrchen denn 
doch nicht Beste der normalen Kanälchen sind. Gegen das 
untere Ende der blasenförmigen Erweiterung mehren sich diese 
einfachen, quer durchziehende Kanälchen, es fehlen die 
kammerartig erweiterten Höhlungen ganz oder sind durch 



Crümbel: Ueher Oonodiciyum hursiforme, 287 

Zerbröckelung mit zanehmendem Alter mehr oder weniger 
zerstört, so dass ich mich kaum zu irren glaube, wenn ich 
annehme, dass gegen den untersten embryonalen Theil der 
Schale zu diese durch zahlreiche einfache Eanälchen durch- 
zogen wird. (Verg. Fig. 12 im Horizontaldnrchschnitte.) Es 
würde sich auf diese Weise ein Mischtypus zwischen ThyrsO" 
parella und OyroporeUa ergeben. 

Stallen vereinigt in seiner Species die beiden äusser- 
lich scheinbar verschiedene ITormen^ von welchen die eine 
grössere auf der Oberfläche ohne ringförmige Wülste oder 
doch nur mit Andeutung von solchen versehen ist, während 
die andere kleinere Form mit zahlreichen deutlichen ring- 
förmigen Wülsten bedeckt ist. Auch ist der erweiterte Theil 
der grösseren Form mehr bimfonnig, derjenige der kleineren 
dagegen mehr kugelig. Indessen lassen schon die wenigen 
mir zur Untersuchung vorliegenden (10) Exemplare einen 
gewissen Uebergang beider Formen erkennen und^ legen 
die Vermuthung nahe, dass es hauptsächlich nur Alters- 
variationen sein möchten. Ob die Beobachtung, dass bei 
der grösseren, mehr glatten Varietät (laeviuscala) (Fig. 1, 2 
u. 3) die äusseren Porenmündungen zahlreicher und kleiner, 
als bei der geringelten Varietät (annulata) (Fig. 4, 5 u. 6) 
sind, als eine allgemeine gültige sich bewährt, kann sich 
nur durch Untersuchung einer grösseren Anzahl von Exem- 
plaren, als sie mir zur Verfügung stehen, entscheiden lassen. 

Als bis jetzt bekannte Fundorte sind anzuführen: Laufen 
im Epicorallien (Stallen in Leth. brunt.) Valfin im Diceratien 
(£:tallon und Zittel). 

So bestimmt dieses Conodictyum bursiforme zu der 
Foraminiferen gehört, so zweifelhaft lassen mich hierüber 
auch meine neuesten wiederholten Untersuchungen an dem 
V. Münster 'sehen Conodictyum striatum, von welchen mir 
unzweifelhaft ächte Münster' sehe Originale^) vorliegen. 

8) Der Güte der Hr. Prof. Fraas in Stattgart and v. Quenstedt 



•|, r?'.'^?^.- F^" 



288 Sitzung der matK-phys, Glosse vom €, Deeeniber 1873, 

(Vergl. Tafel Fig. 16, 17, 18 u. 19.) Schon die äussere Form 
stimmt nicht gut zu jener ]^t allen" sehen Art; sie ist bei 
der letzteren in eine Röhre auslaufend, bei ersterer aber 
ganz allmählig konisch zugespitzt; weit verdächtiger noch 
sind bei der Mttnster'schen Form die über die ganze luft- 
ballonähnlichen Gestalt terbreiteten etwa 25 Längsrippchen, 
welche den netzartigen, die Oberfläche bedeckenden Maschen 
eine gleichfalls vertikale Reihung vorzeichnen. Die netz- 
artigen, feinsten Maschen über den weiten inneren Hohlraum 
sind meist nur wie auf den Stein gehaucht und erscheinen 
als äusserst dünnwandige Ealkringe, welche unter sich fest 
verwachsen eine weite Oeffnung in ihre Mitte einschliessen. 
Sehr selten erkennt man um denselben die äusserst 
idünne schalenartige Umrahmung in ähnlicher Weise wie bei 
dünnen krustenartigen Bryozoen deutlich. In letzterem Falle 
umgibt jede Maschenöffhuug eine besondere gegen die be- 
nachbarte Maschenumrahmung durch eine feine Furche ab- 
gegrenzte Schalensubstanz. (Fig. 21.) Nur gegen das spitz 
zulaufende Ende gewinnt diese Rinde oder Schale eine sub- 
stanziellere Beschaffenheit, so dass sich Dünnschliffe herstellen 
liessen, während von andern oberen Stellen in den Dünn- 
schliffen sehr schwierig Durchschnitte des schalenartigen 
Maschennetzes zu erlangen waren. Auch ist zu bemerken, 
dass die runden löcherähnlichen Oeffnungen des Maschen- 
netzes im Vergleich zu der Breite des Zwischenraums sehr 
gross und weit und dabei nicht gleich weit, sondern un- 
gleichartig ausgebildet sind. Eine Unterbrechung oder An- 
ordnung im ringförmigen, senkrecht zu der Länge des ganzen 
Körpers stehendai Reihen ist nicht wahrzunehmen. Nur am 
dicken Ende bemerkt man einige concentrische wulstartige 



in Tübingen verdanke ich auch die Untersuchung der sämmtlichen 
in jenen Sammlungen vorfindlichen Exemplaren von Gonod. str. im 
Ganzen 22 Exemplare. 



^ 



CHimbel: üeber Conodictyum hurstforme, 289 

Ringe, die aber ohne Einfluss auf die Anordnung des Netz- 
werkes bleiben. 

Die Weite dieser Oeffnungen, welche ohne alle Ver- 
mittlung von dem innern Hohlraum nach Aussen führen, 
die dünne Wandung der Rinde oder Schale, der Mangel einer 
horizontalen Reihung der Mündungen, ihre abgeschlossene Um- 
rahmung erinnern mehr an eine Bryozoe oder Spongie als 
an eine Foraminifere. Es bleibt nur eine gewisse äussere Form- 
ähnlichkeit und das Bedecktsein der Oberfläche mit zahl- 
reichen Grübchen oder Maschenöffnungen, wodurch die von 
$]tallon zu Conodictyum zugerechnete Versteinerung mit der 
Münster'schen eine scheinbare Verwandtschaft besitzt. Sehen 
wir nun von der Aeusserlichkeit ab und vergleichen die 
innern Strukturverhältnisse, soweit diess bei der Münster'- 
schen Form möglich ist, so verschwindet auch der letzte 
Rest einer Berechtigung, beide Körper unter ein gemeinsames 
Genus zu vereinigen, ja selbst zu einer Abtheilung des zoologi- 
schen Systems zu rechnen. An einem bis zur äussersten 
Spitze vollständig erhaltener Exemplare ist es mir geglückt, 
sowohl von dem stark verengerten scheinbar dickwandigeren 
Theile in ganz geringen Abständen 3 Querschnitte (a, ß u.y 
der Figur 20) Dünnschliffe und zwar einen direkt am Ende, die 
zwei anderen in Abständen von V^ Millimeter unter sich 
und am Endquerschnitte, sowie Durchschnitte aus dem oberen 
blasenförmig erweiterten Eörpertheile der Länge und Quere 
nach anzufertigen. 

Darnach ist es nicht zweifelhaft, dass Canodictyum 
striatum Mü. den Ueberrest eines Thierkörpers darstellt, 
welcher aus einer einfachen, dünnen, kalkigen Hülle um 
einen flaschenförmigen , am dicken Theil geschlossenen, am 
Halsende offenen hohlen Raum besteht. Diese Kalkhülle 
ist netzartig von unzähligen verhältnissmässig weiten Löchern 
durchbrochen, während der Länge nach verlaufende, zahl- 
reiche feste Rippen gleichsam zur Verstärkung des Netzwerkes 
[1878,3. Math.-phy8. OL] ' 19 



90 BiUwtg der math.-pfttfg. <^asH vom 6. DetettAa' 1873. 

ienen. Diese lUppcben sind es Dameotlich, welche an der 
Ellaartiges Verenijerung znsammenlanfend hier die Verdickang 
ar Hülle hewirken und zngleich durch seitliche Lamellen 
leilweise nntereinander verwachsen, theilweise im Qaer- 
dmtUe gleichsam mit Widerhaken versehen sich darstellen, wie 
iess der Qaerschnitt Fig. 22 zeigt. Nach oben werden die 
ängsrippchen einfach, sind aber meist noch nach auBsen 
;ampfzahnig ausgekerbt. Die zahnartigeD YoräprüDge sind 
egen das üebrige verdickt nod in der Regel seitlich ans 
er geraden Richtungslinie der Rippen ausgebogeo. Am 
halsende scheinen die Rippchen zu einem nndnrchbrochenen 
inge zasammenechli essen. In diesen unteren Querschnitten 
smerkt man die bald länglichen, bald runden Durchschnitte 
es Netzes mit den weiten Löchern (o), darch welche die 
esteinssabstanz des Innern ohne Unterbrechung mit jener der 
DBchlieesendeD Gesteinsmasse in Verbindung steht. Von einem 
eckelartigen Verschluss dieser Oeffnangen ist keine Spur 
1 seheo, ebensowenig wie von einer ununterbrochenen inneren 
3er äusseren Schale, wodurch Zellen gebildet würden. Die 
ilkige Hiille ist zusammengesetzt gleichsam ans so vielen 
jngen, als OefFnungen vorhanden sind, die sie einschliessen; 
ach Aussen sind diese Ringe verwachsen, doch erkennt 
lan in den Schnitten noch die einzelnen Wandungen an 
nem sie trennenden dunklen Streifchen. Sehr bemerkeas- 
erth ist die ungleiche Grösse der Mascbenöffnungen nod 
ie nicht selten bemerkbare Eigenthümlichkeit, dass eine 
)lche OefiFnung durch eine Hervorragung der Netzwand 
älbgetheilt (Fig. 21; x) oder auch yollständig in zweiXheile 
espalten erscheint. Die Substanz der Hülle ist selbsl^^ bei 
»rker Vei^össerung glasartig hell, wie ein Spongiengerüste 
'och war von Spongien-Nadeln auch nicht die geringste Spnrzn 
ltdecken, Die Längsrippchen sind an der Vereinigungsstelle 
er Netzringe aufgesetzt. Doch finden sie sidi nicht zwischen 
ider Reihe des Maschennetzes, sondern immer in Zwischen- 



CHimbd: Ueber Conodictf/um hursiforme. 291 

räumen von 3 bis 4 solcher Maschenreihen im erweiterten 
Theil, im Ganzen zwischen 24 und 30 bei grossen Exem- 
plaren, während sie gegen den verschmälerten Hals zu durch 
eingesetzte Zwischenrippchen sich vermehren und endlich so 
zahlreich sind, als die Maschen selbst, die am Halstheile da- 
durch ganz überdeckt sind und mit dem Rippchen schliess- 
lich ganz zusammen Aiessen. (Fig. 22.) Nur am äussersten 
Ende, wo sich 2—3 ringförmige Einschnürungen einstellen, 
bemerkt man weder Rippchen noch Maschen und im Quer- 
Bchnittdünnschli£fe (Fig. 24) zeigt sich die verhältnissmässig 
dicke Schale oder Hülle ohne Poren gleichmässig fein- 
gekömelt. 

Nach dieser Beschaffenheit der Hülle von Conodictyum 
striatum scheint es mir nicht zulässig, diesen organischen 
Körper der Foraminiferen ^) zuzutheilen, ich erachte es viel- 
mehr für wahrscheinlicher, dass er der Gruppe der Spongien 
zugewiesen und in dieser vielleicht dem Geschlechte OlyntJms 
angereiht werden dürfe. 

In jedem Falle müssen wir nach andren ähnlichen Formen 
Umschau halten, mit welchen sich ConodictyiMn hursiforme 
vielleicht zusammenstellen lasse. Solche Vergleichsgegen- 
stände finden sich unter den Versteinerungen verschiedene For- 
mationen. Conipora da/vaeformis d'Arch. haben wir schon 
erwähnt. Ueber die innere Struktur dieser Versteinerung 
ist üichts bekannt. Aeusserlicb ähnh'ch ist ferner die d' r - 
big ny' sehe GaniöUna (Prodrome Et« 14 No. 622), welche 
Buvignier (Stat. Geol. de laMeuse p. 47— 32 fig. 36— 30) 
als Foraminifere in zwei Arten abbildet und beschreibt, ohne 
aber von einer Identität mit dem d'Orbigny'schen Genus 
überzeugt zu sein. In Buvignier' s Zeichnung, die aller- 

9) Ich darf hier die nachträgliche Aensserang Frot HäckeTs 
nicht unerwähnt lassen, welcher nach Mittheilung obiger Resultate 
und eines Originalexemplar's sich doch mehr für eine Zuweisung 
zu den Foraminiferen, als zu den Spongien aussprechen zu müssen 
glaubt. 

X9* 



292 SüBwng der matK-'ghys, Claase vom 6, Dezember 1873. 

dings za d'Orbigny's Definition passt, lässt sich keine Spur 
einer Pore oder EanälchenöfinuDg wahrnehmen. 

Daraus geht mit Bestimmtheit hervor, dass das Cano- 
dictyum hursiforme auch diesen Formen nicht angereiht 
werden darf. 

Endlich haben wir noch Formen aus älteren Formationen 
zu erwähnen, welche wegen ihrer Formähnlichkeit zur Ver- 
gleichung beigezogen zu werden verdienen. Es sind diess 
die Genera BeceptacuUtes Defr. oder Ischadifes Murch. Aber 
da auch die Eenntniss dieser Körper in Bezug auf innere 
Struktur noch sehr mangelhaft ist und da mir selbst kein 
Untersuchungs-Material zur Verfügung steht, so wage ich 
keine Vermuthung über deren Beziehung zu Canodyctium 
hursiforme auszusprechen. 

Es tritt daher das Bedürfniss ein, für letzteres eine 
selbstständige Bezeichnung zu wählen. Ich schlage dafür vor : 

Petrascula n. g.: 

Foraminifere aus der Gruppe der DactylcporeUa, von 
dickbauchig flaschenförmiger Gestalt mit dicker kalkiger Wand- 
ung, welche von weiten Kanälchen durchbohrt ist. Diese 
Kanälchen gehen von dem innem Hohlraum, wo sie in einer 
rinnenartigen Vertiefung ihren Anfang nehmen, aus, erweitem 
sich gegen die Mitte der Schale zu einer blasenartigen Höhl- 
ung, von welcher dann 4 (oder 5) einzelne feinere Kanäl- 
chen bis zur Aussenfläche verlaufen, und daselbst in Punkt- 
grübchen münden. Der fiaschenhalsartig stark verengte obere 
Theil des Gehäuses trägt die weite Mündung. 

Als Species ist aufzuführen: 

Petrascula hursiformis £)taIlon spec. mit kolbenförmigem, 
mehr oder weniger stark ausgebauchtem Gehäuse wech- 
selnd in Umfange und Grösse von 6 — 12 Mm. Durchmesser 
und von 8—14 Mm. Höhe des bauchigen Theils und 14— 20Mm. 
der ganzen Höhe oder Länge mit mehr oder weniger lang 
ausgezogenem Halse und einer Mündung von iVs — 2 Mm. 



Qümbel: üeber Conodictyum hwrHfonm, 293 

Darchmesser. Die Schalenoberfläche erscheint etwas rauh 
mit sehr zahkeichen deutlich sichtharen Eanälchen-Oeffnungen, 
deren Anordnung in horizontalen Ringen nicht deutlich her- 
vortritt, wenn nicht gegen das obere dünnere Ende. Ausser- 
dem ist die Schalenoberfläche entweder gleichmässig gewölbt 
oder mit ringförmigen Wülsten namentlich gegen das untere 
Ende versehen, die an den meisten Exemplaren wenigstens 
angedeutet scheinen. Die Art zerfallt daher in zwei Varie- 
täten, nämlich: 

a) laeviusmla ohne ringförmige Wülste, 

b) annulata mit ringförmigen Wülsten, 

die sich vielleicht als Arten erweisen. Fundort und Fund- 
schicht wie früher bereits erwähnt wurde. 

Erklärnng der Tafel. 

Figur 1. 2. u. 3. Petrascula hursiformis var. laeviusctda in 
natürlicher Grösse. 

„ 4. 5. u. 6 desgl. var. annulata in natürlicher Grösse. 

„ 7. Ansicht der Form Fig. 1 von unten. 

„ 8. Ansicht von oben mit der Mündung. 

„ 9. Horizontaldurchschnitt nahe am oberen Ende mit 
den einfachen Eanälchen (x), den blasenförmigen Er- 
weiterungen (y) und den Zweigkanälchen (z). 20 mal 
vergrössert. 

„ 10. desgl. mehr gegen die beginnende Erweiterung des 
Gehäuses, (x, y u. z wie oben.) 

„ 11. Vertikaler Durchschnitt gegen das untere Ende 
des Gehäuses mit den zahlreichen scheinbar einfachen 
Kanälchen in 20 maliger Vergrösserung. 

„ 12. Durchschnitt im horizontalen Sinn am untern 
Ende des Gehäuses, in welchem die Eanälchen als 
zahlreiche Forenöffnungen sich darstellen in 20 maliger 
Vergrösserung, 



294 Süsung der matK-phys. Classe vom 6. Dezember 1873. 

Figur 13. Ein Stück Oberfläche der Schale mit den Poren- 
mündnngen am unteren Ende 20 mal vergrössert. 

„ 14. desgl. am oberen Ende der Schala 20 mal yer- 
grössert. 

„ 15. Ein Exemplar in 5 maliger Vergrössemng mit 
theilweise abgebrochener Schale, um die Struktur und 
die Beschaffenheit im Innern zu zeigen. 



Figur 16. 17. 18. u. 19. verschiedene Forjnen von Cano- 
äktywn striatum Mün. um die Veränderlichkeit der 
Form zu zeigen (in natürlicher Grösse). 

„ 20. Das schmale Ende eines kleinen Exemplars in 10 
maliger Vergrösserung, um die stumpfsägeförmigen 
Längsrippchen und das Maschennetzwerk zu zeigen. 

„ 21. Das Maschennetz der Oberfläche mit den weiten 
Oefihungen in 20 maliger Vergrösserung. 

„ 22. Ein Durchschnitt im horizontalen Sinn am obem 
Ende bei ß der Figur 20 mit den Durchschnitten des 
Maschennetzes und den Vertikalrippchen in ihrer Ent- 
wicklung mit seitlichen Streifchen und in ihrer (stellen- 
weise) seitlichen Verwachsung, z sind die ringförmigen 
Durchschnitte der Maschen. 20 malige Vergrösserung. 

„ 23. Derselbe Durchschnitt weiter gegen die Mitte bei 
Y der Figur 20 genommen; sonst wie Figur 22 nur 
in 40 maliger Vergrösserung. Die Längsrippchen 
zeigen sich bereits einfach ohne Seitenleistchen und 
QuerverbinduDgen. 

., 24. Ein Durchschnitt unmittelbar in der Nähe der 
Oefihung bei a der Figur 20 genommen, eine dicke, 
sonst fast strukturlose Kalkwandung zeigend mit Spuren 
der Längsrippchen in 20 maliger Vergrösserung. 
NBl Die Figuren 9., 10., 11., 12., dann 22., 23. und 24. 
sind nach Dünnschliffen gezeichnet. 






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J^oSmowi.' Aitgermanitche Gräber. 



Herr Voit legt vor: 
„ Altgermanische Gräber in der Umgt 
nag des Starnberger-Sees" von Herrn '. 
J. Eollmann. 

' (Wt einer Tafel in Lichtdraok.) 

Dflberschaut man hente die Ufer des Starnbei^or Se 
so winken TOn allen Seiten freundliche Villen and Dörl 
Die sonnigen Hügel nnd die kleinen Thäler hier noch di< 
bewaldet, dort nrbar gemacht, ernähren eine dichte sessht 
Bevölkernng. Und wenden wir forschend den Blick rü' 
wärts in eine längst entschwundene Vorzeit, so sieht < 
Geist in demselben Bezirk ein ebenso zahlreicheB Geschlec 
Dafiir zeugen noch hente die vielen, vielen Mügelgra 
auch Heidenhügel, Heidengräber oder Römerhägel vom Vo 
genannt, die Tnmuli der Alterthumsforscher, welche d 
oben zu finden sind. Südlich und nördlich von PÖcki 
werdea über 100 solcher Grabhügel gezählt, bei Maisi: 
gegenSO, bei Traabing 24; dieOememden Feldaffin 
Aschering, Machte! fing, Erliog, Mamhofe 
Frieding, Percbting, Hangfeld besitzen bald gri 
sere bald kleinerg Gruppen ionerhalb ihrer Marken. M 
kennt sie von Aufkirchen, AI Imannsh aasen, Asse 
haasen, Wickenhausen, Ambach, Pentenrie 
Ober pf äffen ho fen, Unterpfaff enhofen, Sohö 
geising, Kotbalting, Inning, Etterschlag, Schl< 
feld, Hadorf, Königswieseo; in Wildenrathendli 
auf dem Mublbardt sollen 200 solcher Grabhügel sich find< 
Bald liegen sie auf freiem Feld, bald sind sie im Schatt 
der Wälder versteckt und von Eichen und Tannen bewachse 



296 Sitzung der math.-phys. Claaae vom 6. Dezember 1873. 

Man wird zugestehen müssen, dass der Schluss auf eine 
dichte Bevölkerang in einer noch wenig gekannten Vorzeit 
gerechtfertigt ist. Aber die Hügelgräber sind nicht die 
einzigen Zeichen eines schon frühe r^en Lebens dort am 
See. In den letzten Jahren wurden in Gauting und Feld- 
affing sogenannte Reihengräber entdeckt. Der Archäo- 
logie ist es gelungen, die Zeit der Entstehung dieser Todten- 
felder festzustellen. Die Grabesbeigaben weisen auf die Be- 
gierungsperiode der merovingischen Könige zurück. Ja noch 
mehr^ man nennt sogar den Namen jener germanischen 
Stämme, denen diese Reihengräber angehören. Mit ziem- 
licher Einstimmigkeit werden sie als Alemannen und FraAken 
bezeichnet. Einer der besten Kenner jener Denkmale, L. 
Lindenschmit, der Gonservator des römisch-germani- 
schen Gentralmuseums in Mainz erklärt geradezu^) : aus den 
Münzen und Inschriften, aus dem Nachweis vollkommenster 
üebereinstimmung dieser Denkmale mit den Ueberlieferungen 
der Geschichte und nationalen Dichtung, aus allen Zeug- 
nissen über das Leben der germanischen Stämme in dem 5. 
bis 8. Jahrhundert, in allen Einzelheiten der Wafifenformen, 
des Schmuckes und der Geräthe, der Trachten und Sitten, 
kurz aus allen Aufschluss gebenden Momenten ist der er- 
schöpfende Beweib geführt, dass die völlig gleichartigen 
Grabfelder in Deutschland, der Schweiz, Belgien, Frankreich 
und England nur fränkische, burgundische, alemannische und 
angelsächsische sind und sein können. 

Diese Gräber sind bei uns, ebenso wenig wie ander- 
wärts, durch auffallende Zeichen äusserlich hervorragend. 
Weder Erdaufschüttungen, noch Opfertische verrathen ihre 
Anwesenheit, der Boden über ihnen ist, heut zu Tage wenig- 
stens völlig geebnet, und nur zufällig bei Erdarbeiten wird 
man auf sie geführt. Der Name Reihengräber rührt bekaunt- 



1) Archiv f. Anthropologie Bd. 2 Braunsqhweigf 1867 S. 354, 



\ 



KöUmann: Mtgermaniache Gräber, 297 

lieh von der reihenweisen Aufeinanderfolge der Gräber her. 
Aehnlieh, wie wir noch heut zu Tage unsere Todten bestatten, 
liegen auch unsere angeblichen Ahnen nebeneinander, jeder 
in einem besonderen Grab — und stets so, dass das Ant- 
litz der aufgdienden Sonne zugewendet ist. Auch in den 
Reihengräbem zu Gauting, fand man den anderwärts nach- 
gewiesenen Brauch, den Todten durch die Beigabe yon 
Waffen , Schmuck u. s. w. zu ehren. Der Umstand, dass 
die Todtenfelder aus der merovingischen Zeit durch kein 
äusserliches Zeichen bemerkbar sind, ist wohl der einzige 
Grund, dass in der Umgebung des Sees erst so spärliche 
Beste jener Bevölkerung aus der nachchristlichen Periode 
gefunden wurden. 

Die Umgebung des Sees ist noch aus anderen Gründen 
für den Archäologen interessant. In nächster Nähe liefen 
einst Römerstrassen nach verschiedenen Richtungen. 
Bömerschanzen sind längst aus diesem Gebiet bekannt, 
ja selbst die Insel am nördlichen Ufer, unweit Feldafiing, 
bekannt unter dem Namen der Roseninsel, hat in ihrem 
Schooss manches Kleinod bewahrt, das unzweifelhafte Kunde 
bringt vom römischen Luxus auf diesem kleinen lachenden 
Eiland. Ja noch weiter zurück in die Vorzeit führen die 
Nachgrabungen. Hat man doch an derselben Insel in den 
letzten Jahren auch Pfahlbauten entdeckt! 

Die folgenden Mittheilungen beziehen sich nicht auf 
alle die angeführten archäologischen Funde der Gegend am 
See, sondern befassen sich lediglich mit den Hügelgräbern 
und Reihengräbem, und zwar nicht von dem uns femer- 
liegenden Standpunkt der Archäologie, sondern von dem der 
Anthropologie. In die Reihe jener Wissenschaften, 
welche bisher nahezu ausschliesslich das Wort führten in 
der Untersuchung prähistorischer Denkmale drängt sich jetzt 
wieder und zwar mit einer Art Ungeduld die Anthropologie. 
Es ist an der Zeit, dass sie auPs Neue in die Reihe eintritt ; 



1 



SHiung ätr motK.-jiA^«. ClasK vom 6. Deeeiaber J873. 

mhrend der langes ZnrüokgezogeDlieit hat sich ihr 
ind ihr ürtheil geBchärft , nnd sie bann es jetzt von 

wagen, an den Berathnngen Theil za nehmen. Der 
abritt, ihr in solchen Dingen wieder Gehör im Gebiet 
itschen Zange zn verschaffen, geschah im April 1870 
nz, als eine Anzahl Naturforscher und Archäologen 
lentraten, am eine deutsche Gesellschaft für 
■opologie, Ethnographie and Urgeschichte 
iden. Das Archiv för Anthropologie bei Yieweg 
zig 4*' erschdnend unter der Mitwirkung von G. E. v, 
in Dorpat, dem Geologen Desor in ffeaenborg, dem 
len E ck e r ^) in Freibarg , dem Archäologen L, 

nschmit in Mainz n. A., gibt Zeugniss von der 
)llzogeneQ bedeutungsvollen Fusion. Nahezu dreissig 
ereine dieser Gesellschaft mit gleicher Tendenz sind 

entstanden von Basel bis Eönigsbeig. In Frank- 

und England ist ein ähnliches Zusammenwirken 
lorforscher und Alterthumsforscher schon früher durch 
e offizielle Acte sanctionirt, und internationale 
Bse för Anthropologie, Ethnographie und Urgeschichte 

noch weiter in demselben Sinne, versammeln zn 
Meinungsanetausch die Sachverständigen aller gebil- 
Üationen. 
e Anthropologie interessirt sich nun in Sachen der 

und Reihengräber zunächst um die köi-perliche Be- 
iheit jener Volksstämme, welche dieselben hinter- 

Sie möchte ihre Abstammung kennen, ihre verwandt- 
chen Beziehungen erfahren. Daher fragt sie zuerst 
len Schädeln und den Skelettheilen überhaapt, nnd 
, wenn dieses Material zerstört ist Sie sieht für 
^eg der Forschung dann das einzige Mittel, um die 

Siehe desBen Vorrede in dem 1. Band des Ärohivü fär An- 
igie. BraunBchveig 1866: Dia Berechtigung und Bestimmung 



KoUmann: AUgermanische Oräber. 299 

Merkmale der Rassen zu entdecken, welche unser Europa 
früher bewohnten. Werden ihr die Schädel und Skelete 
entzogen, so fehlt ihr jedes Object, um an der grossen Auf- 
gabe mitzuwirken, um das Dunkel der Geschichte zu er- 
hellen. Wie viel gerade bei Ausgrabungen in der Zukunft 
in anthropologischer Hinsicht geschehen muss, wird sich am 
besten ersehen lassen, wenn wir einige bisherige Nachgrab- 
ungen in Bayern überschauen. Wenn ich eben von dem 
Bedauern sprach über verlorenes Material, so weiss ich wohl 
wie sehr die allzustarke Verwitterung des Knochens in Be- 
tracht kommt, eine Thatsache, gegen die wir machtlos sind. 
Meine Absicht kann also nur dahin zielen, für die Zukunft, 
für spätere Ausgrabungen die Aufmerksamkeit der Alter- 
thumsfreunde, an denen Bayern so reich ist, auf die Samm- 
lung anthropologischen Materials hinzulenken und würde mich 
freuen, wenn ich für einige Bathschläge ein geneigtes 
Gehör fände. 

I. 
Hügelgräber. 

Die ansehnliche Grösse jener stumpfen Kegel, welche 
bei Pöcking yorkommen, beträgt an 9 m. im Durchmesser, 
die Höhe durchschnittlich 2 m. und mehr. Sie sind aus 
Lehm geformt, der an Ort und Stelle nicht vorkommt, son- 
dern erst in einer Entfernung von 2 Kilometern zu finden 
ist. Zur Errichtung dieser Denkmale musste also das Ma- 
terial ziemlich weit herbeigeschafft werden, bei der Grösse 
und Zahl der Hügel eine beträchtliche Arbeit. Diese dauern- 
den Zeichen einer hohen Achtung für die Gestorbenen sind 
unvei^änglicher als Erz im vollsten Sinne des Wortes. Denn 
diese Lehmhügel haben die Jahrhunderte völlig unverändert 
überdauert; das Erz dagegen im Innern, die Waffen und 
Gäräthe aus Bronce und Eisen sind durch die Oxydation 
beinahe vollständig zerstört. Kaum ein anderes Material 



300 SitMMg der matA.-j%«. Ghue vom S. Daember 1873. 

Bcbliesst sich bo fest über dem Todten aud schätzt ihn vor 
jedem Frevel vie der Lehm. Im Sommer 1873 konatoi 
«eh die Mitglieder der hiesigen anthropologiBchen Gesell- 
schaft davon überzeugen, als zwei dieser Hügel mittekt 
eines Ganges oder Stollens geöffnet wurden. Der hartge- 
wordene Thon sass so fest, dass es der grössten AnstrengaDg 
bedurfte, die festgefügte Masse za entfernen. Bei einem 
solch festen Gefüge and dem strömenden Regen, der ans 
während der Arbeit überraschte, darf es nicht zum Vorwarf 
gemacht werden, daas von den Urnen nor Sdierben zu 
Tage kamen. In einem der Gräber fand sich £oht ao 
dem gewachsenen Boden Metall, nemÜch: eine starke eiserne 
Trense nud platte Ringe von Bronze, welche wohl als Eopf- 
scbmnck des Pferdes gedient hatten. Ton Knochen eines 
Pferdeachädels war in der nächsten Umgehong dieses Fondes 
nichts za entdecken. Eisen- nod Bronzestücke waren in 
einem sehr stark oxydirten Zustand; namentlich zerbrachen 
die flachen Bronzeringe schon bei dem Versuch, die zier- 
lichen Ornamente von dem Lehm zu befreien. Bekanntlich 
sind nicht alle Hügelgräber, selbst nicht die innerhalb Bayerns 
weder bezüglich Grösse, Form, Inhalt, noch bezuglich des 
innem Ausbaues vollkommen gleich. Was gerade den letz> 
teren Umstand betrifft, so ist za erwähnen, dass die Lehm- 
hügel bei Pöcking unmittelbar auf dem natürlichen Boden 
ruhen, der nicht mit Steinen pflasterähnlich belegt ist, wie 
das anderwärts der Fall. Kein Steinkranz umgab die Urne 
oder die Brandstätte — auch an der gerundeten Basis der 
Hügel fehlte derselbe. 

Nicht alle Hügelgräber in der Nähe des Starnberger- 
sees verhalten sichgleich. Während bei Pöcking Leichen- 
brand gefunden wird, hat man bei Schöngeising uiveit 
Fürstenfeldbruck Hügel mit Leichenbestattong aufgedeckt 
Von dem Skelet oder von dem Sdiädel konnte bei der 
Brüchigkeit der lochen und bä dem innigen Zusammn- 



SoUmaim: Äügtrvtaniiche Gräber. 

hang mit dem amgebendeD Erdreich kein der Anfbewt 
wertbeB Stück gerettet werden. Aus derselben Zeit, so 
pietitt man zumeist, aus der Zeit des üeb^ganges t( 
Bronze zum Eisen und ebenfalls mit Bestattung der i 
stammen Hügelgräber bei Oberadeldorf, Bezirks 
leogenfeld. Die Hügel waren nach den Mittheilungeo 'j 
hoch. Id jedem fand sich ein Skelet grösstentheil 
Eallen. Die Beigaben bestanden in dem einem Gra 
einer Art Hellebarde von Bronze, deren Stiel durch 
Streifen verfaulten Holzes nodi erkennbar war, aus 
einer, wie es scheint, angebrannten (t) Urne mit Deckt 
ans einem kurzen Schwert oder Dolch von Eisen. 
Skelet des andern Grabes ebenso zer&Uen, scheint u: 
Schädel eine Art Diadem gehabt zu haben, wenigsten: 
von einem metallenen Keif mit aufwärts stehenden S[ 
erzählt. Eid kurzes Schwert, ein grösserer und kl« 
Dokh und Dmemeste kamen noch zum Vorscheia. Di 
ständige Durchforschung des Hügels anterblieb. 

Die nächste Frage ist nun, wann fand der üeb« 
der Bronze zum Eisen statt? Gewiegte Alterthumsfoi 
darunter der gelehrte Cosservator des römisch-germai 
Museums zu Mainz, sprechen sich dahin aas, das) 
Tumnli unterscheiden müsse: 

1) Aus der allerfrühesten Zeit, aas der sog. Steinpt 
. in ihr wurden die Leichen bestattet. 

2) Germanische Grabhügel aas der Zeit der ^ 
wanderoDg. Die meisten derselben enthaltoi bes 
Leichen, eiserne Waffen und reichen Schmuck, 
von Bronze. 

3) Grabhügel, welche aus der Zeit der römis 
Occupation stammen, und theils bestattete 
verbrannte Leichen mit nur wenigen und lo 



S) Berichte des histor. Terems von Obwpfftk nnd Begensbai 



Sittuttg der maih.-pKyt. Clasae wm 6. Dueniber 1873. 

meist eisernen Waffen bergen nnd die man, da sie 
alle innerhalb des Grenzwalles liegen, rÖmiBch-gallisclie 
nennen könnte. 

AltgermaniBche Grabhügel, in denen sich mit 
weoigen Äasnahmen verbrannte Leichen finden nnd 
die Terhältnissinässig wenigen und rohen Schmuck, 
Waffen aus Bronze und sehr viel Gefässe enthalten, 
jhmen wir an, diese Unterscheidung entspreche röll^ 
ichverhalt, so ist deonoch die Registrirung der oben 
ten Grabhügel äusserst schwierig. Bezüglich der bei 
; werde ich dem Urtheil der Älterthumsforsdier nicht 
fen , bezüglich der andern könnte der Anthropologe 
lens einige Anfschlüsse geben, wenn die Schädel Tor- 
Denn jeder Schädel, der aus jenen Hügeln gerettet 
führt die anthropologische Frage nach dem Habitus 
em Aussehen jener Völker, denen unsere Väter viel- 
mtsproBsen sind, der Lösung näher. Nicht so als ob 
if ein paar Schädel hin sdion zu einer Entschäidnag 
igt wäre, aber viele von differenten Ponkten gesaimnelt, 
gewiss zu Besultaten, und desshalb ist es die dringende 
Material za sammeln. Die anthropologischen Fragen 
ch der Erbauer dieser Tnmuli sind sehr schwieriger 
nnd desshalb eine enge Allianz all jener, welche sich 
le prähistorischen Denkmale interessiren, eine Nothwen- 
Um die Sdiwierigkeiten jedem Urtheilsföhigen mit 
Worte zu bezeichnen, genügt das niederschlagende 
itniss, dass wir zur Zeit weder die Schädelform der 
, noch jene der Gallier, weder die der Germanen 
er Lignrer genan kennen. Etwas bestimmtes darüber 
ich erst mittheilen lassen, wenn mehr anthropologisches 
nl gesammelt ist. Desshalb sei es mir gestattet, 
bezüglidi des Sammelns einige Bemerkaogen zu machen, 
bwohl die Knochen des Schädels, namentlich die des 
Idaches einen ziemlichen Grad von Härte and Fest^eit 



KdUmann: Allgermanische Gräber. "' 

besitzen und der Zerstörnng lange Widerstand leiBten, läi 
aie die meisten Knochen des übrigen Skeletes, so beachleu 
doch den endlichen Zerfall des Schädels bei der Her 
nähme ans dem Grab die eigenthümliche Conetractton se 
Hirnschale. Ist das Gehirn des Todten durch die Fan 
im Grab zerstört, so gelangt in den Hohbaam allmi 
Erdreich theils durch die gelockerten Nahte tbeils di 
die natürlichen Oefitonngen der Schädelkapsel (foramen i 
cum , fisBura orbitalis sup. et inf. foramen magnom 
Die meisten Schädel, welche ich z. B. aas den Reihengrai 
bei Feldafling hervorholte , waren völlig mit Erde gel 
Die Schichte , in der die Skelete lagen , war gerade dai 
durch atmosphärische Niederschläge durchfeuchtet und 
Gewicht der gefüllten Schädel dadurch sehr vergrös 
War es nun freilich ntich grosser Vorsicht gelungen, 
Schädel aus seiner Umgebung, in der er wie festgema 
stand, glücklich zu befreien, so fiel er dennoch unter 
Druck seines schweren Inhaltes bei der überdies sta 
Lockerung der Nähte völlig ausdnander. Der Anbhck 
Fragmente , der Verlurst eines mit Sorgfalt behandi 
Objectes bat etwas deprimirendes, nnd es ist leicht er) 
lieh, dass diese Scherben als nutzlos bei Seite gestc 
werden von all jenen, die nicht von der ganzen Wichtig 
eines solchen Fnndes durchdrungen sind. Dazn kommt i 
dass Geräthe, Waffen aus Stein oder Metall, das Intei 
leicht von einem Objecte abwenden , das unsere Mühe 
und un8<?re Geduld so sdilecht lohnte. Aber selbst d 
wenn sich der Forscher die Mühe gab, die Schädelst 
zu sammeln am sie wieder znsammenzasetzen , kom 
neue Schwierigkeiten. Ich will nicht davon reden , 
vielleicht Fn^mente verschiedener Schädel znsammengew( 
wurden, wodurch die Auslese an und für sich schon sd 
wird ; ich will nicht davon reden, dass die Wiedervereini; 
der einzelnen Knochen einige Kenntnisse des anatomis 



I 



304 Sitzung der math.-phyg. Glosse vom 6, Dezember 1873, 

Baues Toraussetzt, denn Alterthumsfreunde besitzen hierin 
oft einen sehr richtigen Blick; aber die Arbeit selbst ist 
ermüdend bei der oft enormen Brüchigkeit. Daza kommt, 
dass Leim und Gummi uns nicht selten im Stiche lassen. 
Die Knochen sind so porös, dass sie wie weiche Kohle ab- 
splittern. Dann handelt es sich darum, ihnen Yor Allem 
wieder einige Festigkeit zu geben ^) und erst , wenn dies 
gelungen ist, die Zusammensetzung zu versuchen. Für viele 
Fälle eignet sich eine Mischung von gleichen Theilen Wachs 
und Venetianerharz. Ist durch diesen Kitt die Verbindung 
der Knochen hergestellt, dann empfiehlt es sich durch 
Gummilösung und Seidenpapier an der innern Schädel wand 
die zusammengefügten Knochen noch gegen jedes Ausweichen 
zu sichern. 

Nur in selten Fällen sind bis jetzt alle diese Schwierig- 
keiten überwunden worden. Meist wandern die Schädel in 
irgend einen Winkel der Sammlung, um dort allmählig ver- 
gessen zu werden, oder die Auflösung in kleine fast unkenn- 
bare Fetzen schreitet weiter und endlich werden sie wegen 
völb'ger Unbrauchbarkeit bei Seite gestossen. 

Für die Gewinnung der menschlichen Reste aus Hügel- 
gräbern bei künftigen Ausgrabungen ist ferner wohl zu be- 
achten, dess man mit Werkzeugen gut ausgerüstet sei. 
Selbstverständlich darf es an Hacken, Schaufeln und bei 
sehr grossen Hügeln an Schiebkarren nicht fehlen; man 
muss noch weiter darauf gefasst sein, Steinkammern anzu- 

4) Die Brüchigkeit rührt davon her, dass die leimgebende Sub- 
stanz durch den Fäuhiissprozess zerstört und aus den Knochen all- 
mählig ausgewaschen wird. Man kann ihnen also wieder einige 
Festigkeit geben, wenn man sie in Leim oder Gunmiilösung ein- 
taucht. Aber in manchen Fällen ist die Brüchigkeit so gross, dass die 
Knochen beim Einlegen in das Leimwasser zu einem erdigen Teig 
sich auflösen. Ist die Zersetzung schon so weit Torgeschritten , so 
muss man zu harzigen Massen greifen, wie Copallak, Damarlak, 
Spermacet etc. etc. 



\ 



l 



. EoUmann: Altgermcmisehe Gräber. 305 

treffea, welche mitunter aus mächtigeD Steinblöcken gefügt 
sind. Hat man nun nicht eine massive Brechstange, so tiWt 
die ErÖffnimg sehr schwer, in der Hast sinken die Deck- 
steine in den Grabesraum und zerstören den wichtügsten 
Theil des Inhaltes. Stösst man aaf fnndhaltiges Erdreich, 
&o braucht man unbedingt eine kleine Hacke mit kurzem 
Stiel zu behutsamer Entfernung des Erdreichs, vielleicht 
ähnlich dem Hammer eines Maurers oder ähnlich der bei 
uns üblichen kleinen Hacken für leichte Gartenarbeit. 

Zur Ausrüstung für eine solche Ausgrabung gehören 
ferner mehrere kleine Kistchen oder Schachteln mit Baum- 
wolle gefüllt, um die einzelnen Gegenstände, welche meist 
sehr brüchig Bind oder deren Theile wohl verwahrt trans- 
portiren zu können, und sie so vor weiterer Zerstörung zu 
schützen; ein Taschencompass zur Bestimmung der Lage der 
Tnmuli mit andern auffallenden Objecten der Umgebung, 
dann zu der Bestimmung der Steinkammer oder der Richt- 
ung der Scelete, und eine Messschnur. 

Für die Eröffnung eines Tumnlus hat Dr. M. E. Weiser') 
beachtenswerthe Winke gegeben. Für die Anlegung eines 
diametralen Schlitzes oder Ganges scheinen ihm grössere 
Tnmuli nicht geeignet zu sein. Soll nicht die ganze Mühe 
umsonst sein, so darf bezüglich der Stollenwände ein rich- 
tiges BÖschungsverhältnisB nicht vergessen werden, da sonst 
die Arbeit durch die unausbleiblichen Abrutschangen und . 
Einstürze gefährdet wird. In solchen Fällen hält er einen 
keilförmigen Ausschnitt für zweckmässiger. Nimmt man das 
Segment gross genug, so ist weniger von den Abrntschungen 
zu fürchten, und man erreicht die Blosslegnng des Centrums 
and mehrerer peripherer Punkte ebenso gut, vielleicht sogar 
besser als mit der früheren Methode. Das Verfahren 
gleicht dem Ausschneiden eines Viertels aus einem Apfel. 

6) MittheiloDgen der anthropoIogiBotien QesellBchaft in Wien 
1872. Bd. n. S. 187. 

187S. 8. Mftth.-pliyB. Cl.] 20 






306 Sitgung der maih.'phys. Glosse vom 6. Dezember 1873. 

Stösst man während der in dieser Art vorgenommenen 
Arbeit auf Funde, so können die hiedurch bedingten Richt- 
nngsänderungen schneller and leichter ansgeführt werden. 
Ein nicht zu unterschätzender Vortheil ist die erleichterte 
Wegschaffung des abgegrabenen Materials. Bei Hügeln von 
geringerer Höhe genügt die Anlegung eines trichterförmigen 
. centralen Schachtes um sich bezüglich des Ob und Wie 
des Inhaltes zu vergewissern. 

Doch kehren wir wieder zur anthropologischen Seite 
unsere Aufgabe zurück. 

Die £rö£fnung des Hügelgräber in der Umgebung des 
Starnbergersees und bei Oberadeldorf lieferte für die 
Bestimmung der Schädelformen keine Anhaltspunkte. Nicht 
viel bedeutender ist das Resultat in dieser Hinsicht, das die 
Eröffnung anderer Hügelgräber in Bayern ergab. Man be- 
gegnet ihnen in der Oberpfalz und im bayerischen Wald, 
dann von Aschaffenburg an durch ganz Unter-, Mittel- und 
Oberfranken. Schon mancher Hügel ist unter kundiger Leit- 
ung durchforscht worden, interessante archäologische Funde 
sind gemacht und gesammelt, über Form, Grösse und In- 
halt geben die hierüber veröffentlichten Mittheilungen werth- 
voUe Aufschlüsse, aber über die physische Beschaffenheit 
der Erbauer der Tumuli ist das vorhandene Material äusserst 
dürftig. 

Um gerade in der letzterwähnten Beziehung in Zukunft 
mit Erfolg sammeln zu können, soll noch auf .einzelne Aus- 
grabungen hingewiesen werden. Ich erwähne vor allem 
Franken. Dort sind die Hügel dadurch in hohem Grade 
interessant, dass sie nur Steingeräthe enthalten, also bis 
in die Periode des polirten Steinzeitalters zurückführen. 
Doch hören wir den Berichterstatter selbst. Prof. Sand- 
berger*) (Würzburg) erwähnt Hügelgräber bei Vasbühl 

6) Correspondenzbl. der deutschen anthr. Gesellsch. 1872 No. 10. 




KoHmann: Mtgermanische Oräber. 30? 

(Unterfranken), welche verschieden an Grösse sind. Die 
kleinernn sind nur Vs — V« m- hoch bei 2 V« — 3 m. Durchmesser. 
Die grösseren zeigten 1 — Vit m. Höhe und 10 — 12 m. 
Durchmesser. In den kleineren fanden sich je drei bis vier 
Urnen von 15 cm. Höhe 20 cm. Weite. Eine derselben 
enthielt Enochenstäcke, Asche und eine Menge kleiner Eisen- 
theile in der Grösse von Schroten , theils rundlich theils 
viereckig wie zerhackte Nägel, die anderen nur Asche. Andere 
Hügel enthielten dieselben Aschentöpfe mit Ausnahme eines 
durch Umfang und Höhe hervorragenden abgeplatteten Kegels. 
Bei 3 m. Tiefe stiessen die Arbeiter auf zwei Gerippe. Dem 
einen fehlte der Kopf ^)^ das andere zeigte ihn wohl erhalten 
mit dem Gesicht nach oben gekehrt. Dieses besass 1,90 
Länge und hatte mit dem andern verglichen sehr starke 
Knochen. Von dem Schädel sind leider nur Bruchstücke nach 
Würzburg gekommen, die keine irgend brauchbaren Resultate 
von Messungen zulassen. Ueber den Leichen lagen 
keil form ige nicht durchbohrte St einheile, zweifel- 
los die Waffen der bestatteten Männer. Diese Grabhügel 
stammen also nach den Beigaben zu urtheilen, aus der Stein- 
zeit. Denn von Bronze in Form von Waffen oder in Form 
von Schmuck wurde bis jetzt in denselben nichts gefunden, 
sondern nur kleine Metallstückchen sind in der Asche ver- 
treten und zwar höchst merkwürdiger Weise Eisenstückchen, 
welche beweisen, dass schon in dieser Periode die Darstellung 
dieses Metalls aus seinen Erzen bekannt war. Es scheinen 
aber kleine Stückchen damals noch höchst werthvolle Ob- 



7) Ueber die Ursache, wesshalb der Kopf des weniger robust 
gebauten Skeletes fehlte, herrscht selbstverstänlich völliges Dunkel. 
Dieser Umstand trifft merkwürdiger Weise mit einer dort herrschen- 
den Yolkssage zusammen. Nach ihr soll in dem Yasbühler Gemeinde- 
holz, in welchem diese Hügelgraber sich befinden, ein seiner Zeit 
erschlagener Raubritter manchmal zu Pferd oder zu Wagen stets 
aber ohne Kopf umgehen. Aber kein Anzeichen deutet in dieser 
Umgebung auf die ehemalige Existenz einer Burg. 

20* 



a 

i 



Bitetmg der math.-phy». Classe vom 6. Desenibtr 1873. 

I gewesen zu sein, weldie mau dem Todten in eeine 
e Ruhestätte mitgab. 

Von Hügelgräbern, in welchen Skelete aufgefanden, 
a Schädel theilweise wenigstens erhalten vordeo, berichtete 
■ Oberhergrath GümbeP), aber er beklagt darin die 
Ben Schwierigkeiten, welche hei dem Zustand der Skelet- 
e einer Benrtheilung der physischen Beschafifenheit sich 
egenstellen. Eine Bemerkung dieses Beobachters verdient 

hier dennoch Enräbnung: „Von der Gesammtgrösse 
Gerippe wenn solche gefapden werden, hält es schwer, 
ire Maase zu erhalten, weil die Knochen auseinander- 
Uen sind und ein vollständiges Skelet bis jetzt nicht 
ewahrt wnrde. Es lässt sich im Allgemeinen aus den 
jien nor der Schloss ziehen, daas die Menschen, denen diese 
^en angehörten, nicht nur nicht von riesigem Eörper- 
waren, wie man so häufig angeführt findet, sondern dass 
vielmehr sehr schlecht genährt, dünnknocbig und im 
sen eher klein als gross gewesen sind." Diese Bemerkung 
ärt zu wiederholter Prüfung auf. Ist dem in der That 

Sind die Skelete, welche bei den Eurzköpfen der 
ilgräber gefunden werden , wirklich klein nnd düim- 
hig? Dann wäre das eine kleine brachycephale Baase 
isen von zartem Körperbaal Wie verhält es sich 
it anderwärts ? Jeder vollständig erhaltene 
enkelkaochen ist in dieser Beziehung werth- 
i, weil er bestimmte Rückschlüsse auf die 
Bse des Individuums gestattet. Diese Frage 

die sonstige Beschaffenheit jener EnrzkSpfe aus den 
älgräbem ist desawegen von so grosser, vielleicht sogar 
leidender Wichtigkeit, weil noch heut zu Tage in der 
ilkerung Deutschlands zwei typische Elemente sich nnter- 
iden lassen : eine kleine Rasse mit dunkelm Haar, dunkler 

)) SitnmgBb. der matL-phjs. Claase d. k. b. Akad. d. W. 1B65. 
S. 66 n. S. 



EoUmatm: Mtgermanitchi Gräber. 

Haut, donkelm Auge und dünnen Knochen, und eine grö 
mit BtarksD Knochen und voii heller Farbe. Daneben n 
sich ein brauner Mittekchlag bemerkbar. A. Ecker^ 
aus den RekrutirungBÜsten der Amtsbezirke des Büdli 
Schwarzwaldes (Säckingen, Waldbut und St. Blasian] 
sich auf einen Zeitraum von 10 Jahren eratrecken, entnom 
dass die Schwarzhaarigeu und Dunkeläugigen sich in 
Minorität befinden, so dass z. B. im Amtsbezirk Säckii 
auf 3000 nngefäfar 1500 Branne, 1300 Blonde und l 
und nur 200 Schwarze kommen. Daraus geht herror, 
die beutige Bevölkerung des Schwarzwaldes das Fr( 
einer Kreuzung ist, und wie mir scheint unzweifelhaft 
zwei verschiedeneu Typen, einem schwarzen Typus und e 
hellfarbigen. Dm gerade über diesen Funkt über 
Deutschland zuverlässige Nachrichten zu erhalten, ha 
deutsche anthropologische Gesellschaft auf ihrer Versa 
luDg in Wiesbaden (September 1873) folgende Besch 
gefasst : 

1) In sämmtlichen Schulen Deutechlands eine statist 
Aufnahme der Schulkinder je nach Farbe der Hi 
der Haut und der Augen bei dem Beichskanzle 
zu bewirken. 

2) Dafür zu sollen, dass in die Rekrntirungslisten gl 
falls die Farbe der Augen und der Haut ai 
nommöi"') und 



9) Grsnia germuiifte meridionaliB oooidetitaliB. Mit SB T 
Freibnrg i. B. 1866. 4" S. 65. 

10) A.Ecker hat aus denRekrotimngalUten Badens bez3 
der Eörpargrörae eis iuteresaautee Factum conatatirt. Der ei 
liehe Schwarzwald and die Rhein ebene enthalten vorzngsweiBe 1 
Feraonen. Es sind dieselben Bezirke, welche braahycephale Fo 
in überwiegender Menge darbieten. Stenogr. Bericht der III. 
Veraainmliing der dentschen GeeeÜBchaft für Anthropologie, E 
graphie und Urgeschichte za Stuttgart August 1872. Brauneoli 
4'' und im Archiv f. Anthropologie deaa. Jahres. 



310 Sitmng der mah.-phffs. ClatK vom 

3) d&ss dieses sämmtUche Materü 
pologischen Gesellschaft zur Vf 
So würde man ia den ßekrntirai 
gäbe über Körptnrgrösae auch die Far 
und die SchalstatiBtik ergäbe bei den 
im reiferen Alter nicht selten dnnkelfat 
d^egen die Abkömmlinge einer duoki 
belle Haare besitzen, am genauesteD 
der MischoDg beider Rassen. Die'Spa 
dann in den Grabfeldern längst verg 
zofiaden, ist die gemeinscbaftlicba Ai 
und Anthropologie. Die statistiachen 1 
als üchere Führer dienen, denn in de 
der Farbe der Haat, der Haare und 
ionerbalb der Familie, so auch innE 
Blut des Stammvaters immer wieder 
Von weiteren Schädeln ans ba 
erfahreu wir femer durch Gumbe 
erhalteoes Exemplar in der Sammlnn 
eines in Würzbnrg befinde. Zwei 
bacher Sammlung lassen die Idei 
Herrn M u t z e 1 ausgegrabenen nie 
Gämbel erklärt sie für orthognath 
besonders iatereseauter Schädel dei 
Ausgrabungen bei Raigering (Ai 
mit stark Torepringenden Augeabraue 
gegangen zu sein. 

Ueber die Resultate in cranio{ 
weit üe der Säden Deutschlands gefö 
anzuführen : Im Amte Constanz b< 
einigen Jahren ein Grabhügel TOD 
anter umsichtiger Leitung geöfihet. 
war der Leicbenbrand reichlich verti 



KoUmatm: Mtgermanische Gräber. 311 

vollkommen erhalten, finden sich im anatomischen Museum 
zu Freiburg und wurde von Hofrath Prof. Ecker in dem 
bekannten Werke Crania Germaniae^^) beschrieben und ab" 
gebildet. Was ihre Form betrifft, so stimmen sie keines- 
wegs unter sich überein, und lässt sich kein characteristischer 
Typus daraus feststellen. . Dasselbe gilt von den bei Wiesen - 
thal (Amt Philippburg) und den bei Sinsheim gefundenen. 
Prof. £ c k e r ^') ist es nicht gelungen und er hatte vielleicht 
das zahlreichste Material, eine typische Form zu finden, 
welche überwiegend den Hügelgräbern zukäme. Man findet 
Eurzschädel, welche vollkommen denen der heutigen Be- 
völkerung gleichen ; dann lassen sich characteristische Reihen- 
gräberschädel nicht verkennen und end lichFormen, ziemlich 
lang, doch gerade nicht schmal, mit deutlich ausgeprägten 
Scheitelhöckem, so dass das Oval der Hirnschale von oben 
betrachtet, birnförmig ist. Die letzteren machen entschieden 
den Eindruck einer Mittelform, sie erscheinen wie die Resul- 
tate einer Kreuzung der kurzköpfigen Menschen mit den 
langköpfigen Franken. Ecker, der äusserst vorsichtig ist 
in seinem Urtheil und streng die Objecto der Untersuchung 
im Auge behält, bemerkt, dass in den Hügelgräbern eine 
Mittelform vorzuherrschen scheint, welche durch zahlreiche 
Uebergänge mit dem brachycephalen Schädel der heutigen 
Bewohner Süddeutschlands zusammenhängt. 

Lässt man die Zahlen sprechen und, wenn diese wie in 
seltenen Fällen wegen der Defecte fehlen, die Angabe ob lang 
ob kurz entscheiden und stellt unter die kurzen Schädel die 
Mischformen, weil eine sichere Trennung nur Angesichts 
des Materiales geschehen kann, so ergibt sich für Baden, 
dass von 23 bestimmbaren Schädeln 14 kurz sind und 9 
typische Dolichocephalen die letzteren identisch mit denen 
der Reihengräber. Mit anderen Worten 63 ®/o der Hügel- 

11) a. a. 0. S. 50. 

12) a. a. 0. S. 94, 



Sitmng der math.-phye. Clasae vmt 6. Dezevibtr 1873. 

erschädel sind kurz oder ans der Mischung zwischen 
;• und Langköpfen entetanden. 

Stellt man die Schädel der Hügelgräber Würtembergs 
der Abhandlung des Herrn Obarmedicioalrathea Holder 
ikümmert um jede Vermuthung über ihre Herkunft nur 
ihrem Durchmesser zusammen,- bo ergibt sich dasselbe 
Jtat. 

Die Zahl aämmtlicher Schädel ans Hügelgräbern be- 
ll 45. Davon treffen auf Darm^heim 14, Münsingea 1, 
Qgen 1, Hasenberg 1, Erpfingerhöhle 28. 

Das Resultat der Trennung in kurze und lange Formen 
>t 18 kurze and 27 lange. 

Also sind in 'Würtemberg 37 > der Hügelgräberschädel 
zl 

Ich glaube nicht, dass Holder wesentliche Einwände 
n mein Verfahren vorbringen durfte, denn bezüglich der 
:msheimer Schädel ergibt seine eigene Rechnung volle 
bracbycepbale und 36 "/o dolichocephale. Was die 
:del aus der Erpfinger Höhle betrifft, welche einem 
etgrab aas der vorrömiachen Zeit nach seiner nnd Linden- 
lits Ueberzeugung entspricht, so habe ich nur 4 Weiber- 
del getrennt, die nach seiner eigenen Angabe bezüglich 
Bassenreinheit etwas verdächtig sind und die zwei von 

als germanische Mischfonnen bezeichneten. Die in den 
ein aus der römischen Occupationszeit und der vorrömi- 
n Periode gefundenen Kurzschädel gleichen, was ich be- 
lers betone , denen der heute in Deatschland lebenden 
ilkeruDg. Für diese Erscheinung liefert das Werk von 

und Rütimeyer'*) für jeden deutliche Belege. In der 
iveiz findet sich beute der Eurzschädel im Uebergewicht 
ide wie bei uns. Er macht '/a — '/4 der Gesammtmeoge 

13) Beiträge zur Ethnographie von Würtemberg, Archiv f. Ab- 
pologie Bd. n. 1867 8. 88. 

14) Crania helvetica Sammlnng Schweiz erisoher Sobädelformen. 
i und Qenf. 1864. 4°. Mit Atlas. 



KoUmann: Ältgermanische Gräber, 313 

aus. Er wird von His und Rütimeyer unter dem Namen der 
Di sentisform aufgeführt, deren auffälligster Character neben 
der Kürze und Breite in der Abflachung des Hinterhaupts, 
und in dessen rechtwinkeliger Absetzung gegen den Scheitel 
liegt. Und mehrere Schädel aus vorrömischer Zeit, welche 
das Werk auffuhrt, tragen denselben Typus an sich^*). Ich 
unterlasse es, eine Tabelle einzuschalten, welche sämmtliche 
Schädel aus Hügelgräbern ^nach dem Index geordnet vor- 
führt. So lange die Angaben aus bayerischen Hügelgräbern 
noch so allgemeiner Natur sind, ist solch' eine Zusammen- 
stellung kaum von erheblichem Werth. Nur soviel lässt sich 
aus einer üebersicht der in Würtemberg und Baden unter- 
suchten 68 Schädel aus Hügelgräbern entnehmen, dass nahezu 
die Hälfte 31, oder mehr als 46 ^/o brachycephal sind, die 
übrigen dolichocephal. Ein grosser Theil des Volkes der 
Hügelgräber in Würtemberg und Baden, in Bayern und 
in der Schweiz wäre demnach brachycephal, gewesen ver- 
wandt mit den heutigen Brachycephalen Süd- 
westdeutschlands. Vergleichen wir die Resultate der 
Ausgrabungen in Baden und Würtemberg mit denen Bayerns, 
so ergibt sich allerdings noch eine Verschiedenheit. In Bayern 
sind bisher nur kurze Schädelformengefunden worden. Bei 
dem geringen und noch dazu unsicheren Material kann man 
iedoch diesen Angaben kein allzu grosses Gewicht beilegen. 
Es ist kaum anzunehmen, dass die Erbauer der Hügelgräber 
drüben in Würtemberg und Baden schon ein Mischvolk 
waren, in Bayern dagegen noch die reine Rasse das Land 
beherrschte. Und doch, die Möglichkeit lässt sich nicht 
von der Hand weisen. Ich will besonders hier betone, 
dass ich auf die von mir berechnete brachycephale Majorität 
kein allzugrosses Gewicht lege, selbst einige Prozente weniger 
wären nicht im Stande folgende auffallende Erscheinung zu 
verwischen, welche darin liegt, dass in Gräbern, welche 

15) Unter anderen : Sion 899 c. E IX, u. Plan d'Essert E YIII, 




314 Sitiung der math^-phys. Glosse wm 6. Dezember 1873. 

notorisch in die vorrömische Zeit zuräckgehen zwei 
distinkte Formen — kurze and lange zu finden sind und 
andere, welche einer der besonnensten Forscher Ecker als 
üebergangsformen , als Mittelformen zwischen den lang- und 
kurzköpfigen Einwohnern ansieht. 

Es ist nun von mehreren Seiten anerkannt, dass die 
langen Formen denen der Reihengräber gleichen; nach dem 
Stand unser heutigen Kenntnisse, die ich Eingangs erwähnt, 
darf man sagen, die langen Schädel der Hügelgräber sind 
germanisch wie jene der Reihengräber. 

Wenn nun die Eurzköpfe der Hügelgräber, den unserigen 
gleichen und diese Bemerkung machen Ecker an Badenser 
und His und Rütimeyer an den Schweizer Schädel- 
formen, so sind die Eurzschädel der Hügelgräber 
oder allgemeiner die der vorrömischen Zeit die unserer 
nächsten Verwandten! 

Nachdem wir sehen, dass die Langschädel zur Zeit der 
merovingischen Könige in der Mehrzahl sind, dann aber 
nach rückwärts und vorwärts an Zahl abnehmen und Kurz- 
schädeln Platz machen, nachdem es sich mit andern Worten 
herausstellt, dass dieselben Brachycephalen , welche lange 
vor der christlichen Zeitrechnung zahlreich sind, allmählig 
von einem dolichocephalen Volksstamm überwuchert werden, 
(3 — 5 Jahrhundert n. Chr.) später aber wieder die Oberhand 
gewinnen, nachdem wir das alles vor uns liegen sehen, darf 
man sich von der zeitlichen Aufeinanderfolge der beiden 
verschiedenen Völkerstämme folgendes Bild entwerfen. 

I Kurzschädel verwandt mit T 
II Langschädel verwandt mit ir 
n' Langschädel — 
I' Kurzschädel — verwandt mit I'. 

Daraus folgt: 

I wurde von II verdrängt i. e. von germanischen Völkern 
und gerieth in die Minderzahl, blieb auch während der 



SbSffiouH: Altgermanische QrSber, 3" 

fränb'scb-alemaniiischeii Invasion II' noch immer gering 
Zahl, aber später, darch das Nachdringen stammverwaDdi 
GesOBsen bekam I allmählig die Oberband und schwang si 
vieder znr Herrschaft I' empor. Ich nnterlasBe, irgend ei 
Vermuthung auszusprechen, wie dieser brachfcephale Stau 
hiess, in dessen Sitze sich nach und nach die Dolid 
cephalen eiodraugten, genug, wenn zur Zeit nur eine 1 
stimmte Fragestellung erreicht ist Es wäre gleichfalls t< 
friiht, den Yorsuch einer Zeitbestimmung zu machen, wa 
wohl zuerst die brach;cephalen Stämme den Schaupli 
betraten? Znr Zeit wissen wir, dass schon 500 Jahre i 
Christus beide Stämme vermischt nebeneinander lebten; i 
wissen, dass die langköpögen germanischen Elemente Jal 
hunderte hindurch in der Mehrheit sich befanden, und da 
wieder an Zahl abnahmen ; die Brachycephalen dag^en dei 
Sporen immer sich erkennen lassen, sie tauchen später 
Ueberzahl auf, und bilden mit denen in den Torchristlicl; 
Gräbern eine lange nie unterbrochene Kette. Woher sta 
men diese? Sollten nicht Schädel nnd Skelete Aufschli 
geben können? Dürften wir von wohlerhaltenen Objecl 
nicht einen wesentlichen Fortschritt unserer Kenntnisse < 
warten , wie er unzweifelhaft erfolgte auf Grund des i 
Reihengräberu gesammelten anthropologischen Materials 
Es lässt sich mit ziemlicher Gewissheit Toraussagen, di 
sich wichtige Fragen entscheiden lassen, z. B. wann i 
langköpfigen Elemente zuerst auftauchen, wann die kurzi 
und ob in der That und ob wir überall die Yerwandten < 
vor mehr als 2000 Jahren sesshaften Brachfcephalen sini 

Die Dngewissheit in dieser Hinsicht heischt drii^c 
weitere Nacbforschnngen. In den Museen Süddeutschlat 
findet sich zwar ein ziemlich reichliches Material aus Reihi 
gräbern, dagegen Schädel aus Hügelgräbern fehlen beins 
vollständig. 

Von den zablieicben Eröffnungen solcher Graber 



Sitntng der math.-phifs. Clane vom 6. VeeenAer 1873. 

ein sehr geringes und dazn ODdcheres Material übrig 
ieben. Eb lässt sich also die driogeode Forderang, an* 
pologiscfaes Material Ton nun aa mit besonderer Anf- 
ksamkeit za behandeln, nicht mehr zurückweiBea. Wo 
elgräber sich finden mit Bestattung der Leiche, mues 
Skelet mit doppelter Vorsicht geschützt werden. Mit 
Waffen und Geräthen allein lässt sich die Frage nach 
Herkunft jener Völker, welche die Hügel errichtet, 
ner entscheiden und mögen Urnen und anderer Hans- 
sich Berge hoch alljiählig in den Sammlungen auf- 
men, für die EntscbeiduDg dieser Frage fehlt immer 
i das wichtigste Material, nämlich der Schädel. 

Gerade in dieser Hinsicht will ich folgendes bemerken. 

Schädel noch im brauchbaren Zuaammeahang zu heben 
•s unbedingt nothwendtg, dass der Sachverständige selbst 
eife. Kein Arbeiter wird vorsichtig genug sein, wenn 
lieh darum handelt das Object von einer festen Erd- 
;hte zu befreien. Ein einziger Hieb von ungeschickter 
d mit einem schweren lostrumeiit und man hat natzlose 
mm er. 

In vielen Fällen wird man an dem von der Erde befreiten 
idel die klaffenden Knochennähte bemerken, und es lässt 
mit Sicherheit voraussehen, dass er beim Herausnehmen 
itle. Es gibt Mittel den Zerfall zu verhüten und ihre 
endung ist weder schwer noch umständlich. Die Auf- 
I besteht darin, den morschen Knochen wieder ihre 
ere Festigkeit zu geben und das geschieht am einfachsten 
h Uebergiessen mit einer nicht allzu starken Leimlösung. 
fertigt sich dieselbe zu Hanse an. Ein kleines Feuer 
sich überall anfachen und durch Auftragen der Leim- 
Qg mit einem breiten Pinsel, so lange der Schädel noch 
sinem Lager sich befindet, ist das Wichtigste geschehen. 
:nrzer Zeit ist der Leim erhärtet und die völlige Heraus- 



KcUmann: Mtgermanische Gräber, 317 

nähme kann geschehen ^^). Ein anderes Bindemittel ist nicht 
minder empfehlenswerth , nur fordert die Anwendung des- 
selben, dass der Knochen in der Umgebung der Nähte etwas 
trocken sei. Dieser Kitt besteht aus drei Theilen Venetianer- 
Harz und einem Theil gewöhnlichen Wachses in der Wärme 
vorsichtig unter Umrühren gemischt. Warm aufgetragen, 
bindet er sofort nach dem Erkalten. 

Solche Prozeduren beschleunigen freilich die Arbeit 
nicht, welche das Durchsuchen der Hügelgräber dem Archäo- 
logen zumuthet; aber ein gut erhaltenes Object ist werth- 
ToUer als die Genugthuung ein Dutzend Gräber durchwählt 
und jeden Fundgegenstand durch die Hast zertrümmert zu 
habeu. Ich kann mir nicht yersageu, die Aufmerksamkeit 
auf die Ergebnisse der Ausgrabungen in England, Schweden 
und Norwegen und Dänemark hinzuweisen. In England sind 
z. B. die in den Hügelgräbern gefundenen Schädelformen 
zum grossen Theil für die wissenschaftliche I3ntersuchung 
gerettet. Es gelang also dort der Vorsicht, die morschen 
Objecto aus der Umhüllung loszuschälen. Di^^AusdaUer der 
englischen Sammler verdient unsere Bewunderung^ und spornt^ 
demselben Ziele nachzustreben. Unter den Hiil^IgK^^n 
Englands muss man zwei Formen unterscheiden. Die so- 
genannten long barrows, lange Hünengräber und round 
barrows, runde. Der Inhalt beider ist verschieden. In den 
länglichen finden sich vorzugsweise langköpfige Schädel, in 
den anderen kurze Formen. Die Letzteren gehören zu hoch- 
gewachsenen Leuten und liegen stets mit Werkzeugen von 
Stein und Bronze zusammen. Neben den Langköpfigen, 
welche zu einem Volke von mittlerer Grösse gehören, lagen 
nur Steinwerkzeuge. Diese Verhältnisse von denen sich 
wenige Ausnahmen finden sprechen dafür, dass in England eine 

16) In manchen Fällen sind die Knochen weich, und erhärten 
an der Luft sammt der anklebenden Erde: Friederich A. Grania 
Hartagowensia. Nordhansen 1865 4^. 



i 



Sitaing der math.-fhyi. (Haue vom 6. JJecember 1873. 

iocephale Raese einer Brachfcephaleo Tor&Dgiog. Ich 
nicht darauf eingeheD, zn welchen SchtaaBforderungen 
! Thurman kommt, indem er diese Schädel mit denen 
entigen BeTölkening in England vergleicht, oder wie auch 

der Annahme gelangt, dass die dolichocephale Form der 
onischen (gothisdien, bnrgandisclien, fränkiBchen, scan- 
iBchen) RaBse angehört habe : es soll hier nur der Beweis 
ert werden , dasB das Ausgraben und die Conservirung 
ichädeb aus Hiigelgröbem allerdings möglich ist. Auf 
runde in Scandinavien und Dänemark werde ich bei 
audem Gelegenheit hinweisen ^^). 
3ei der Oefihnng der Hügelgräber ist aber noch ein 
[ger Umstand wohl zu berückBichtigen, auf den erat in 
ingsten Zeit die Aufmerksamkeit gelenkt wurde. 
Ss hat sich nemlich herausgestellt, dass Hügelgräber 
selten '•>- spaterer Zeit aufs Neue zu Begräbnissstätten 
zt -darum unj ^^ar in der Wrase, dasB entweder die 
jjo zu b^g(» Qdgj unverbrannt in die obersten Lagen 
•mit eiden, oder dass die Leiche auf den Hügel gelegt 
'"^^r- r eine neue Erdlage aufgeschüttet wurde, 
u . , r solche gemischte Grabhügel enthält das 
Bponaenzblatt der deutschen antbropologiBchen Gesell- 

1672 No. 1 folgenden Bericht: Die Dolmen eider 
igräber der Insel Seeland umschliessen oft noch 
' einer Grabkammer der Steinzeit Aschenkrüge oder 

Steinkisten mit Asche and verbrannte Enocben aus 
ronzezeit. Die ganze Art des Aufbaues lässt mit aller 
imtheit ersehen, dass manche dieser Hügel nicht gleidi 
dem ersten Begräbniss mit mnem Mal aufgeschüttet 
n, sondern nach jeder neuen Bestattong um eine neue 

) Eb ist als festreatelU EU betrachten, daas die Hügelgräber Eng* 
ipäter entstEinden, bJb die in Denttchlasd nnd Frankreioh und 
ieae Sitte eich dort auch Ituiger erhielt. Dadurch wird die 
}hkeit dea ToUcBstamtnes der deutacben Beibengräber mit dran 
{lisoben long barrows anf eine sebr ODgeEwungene Weiae erklärt. 



£bBtnann Mtgermanigche Qräber, 

Erd- oder Steiodecke vermehrt, allmälig anwacbsen ; bisw 
za beträcbtlidier Höhe. Am Dentlichsteu zeigte sich 
an einem Hügel, der ans Erde bestand nnd zwar aus i 
einanderliegenden Schichten von Lehm, Torferde and £ 
die üch scharf gegeneinander abgrenzten und zwar pai 
mit dem äusseren Contour des Hügels. In dem Hügel 
man zwei Steinkreise , einen inneren nnd einen ans 
welche zwei übereinanderliegenden dnrch eine Erdsch 
getrennten Steinkisten zugehörten: der innere der tii 
SteinkiBte, der äussere der darüberliegenden. Später w 
auf diesem Hügel eine dritte Steinkiste beigesetzt und gl 
falls mit einer Decke von Erde überBchüttet, welche i 
mala durch einen EUng von Steinen gestützt war. In 
obersten Erdechicht soll eine Urne mit Asche und Kno 
gefunden worden sein. 

la Schleswig ist ein ähnlicher Hi><d untere 
worden mit ähnlichem Resultat und ans J^ l^S^^ (q 
und Grabesalterthümer zu Waldhausen 184^'') "'^ ^ix E 
Pastor Klag erzählt: „Am Boden des Hürit^^^'^^'x 
sich eine aus 10 Blöcken gebildete und durch ^^^ ^t' 
steine Terschlossoae Grabkammer. Id ihr var'^^ "7" 
Urnen and Steingeräthe aber keine men^^^Klic 
Qebeine. Ansserhidb der Grabkammer, an der Nori 
Seite des Hügels standen drei kleine SteinkiBten , welcl 
eine Urne enthielten mit verbrannten Knochen. Mi 
und Nadeln von Bronze, dann zwei Steingeräthe läge 
der -Umgebung". Hier zeigt uns die Art der BestattuE 
der grossen Qrahkammer die Beisetzung von mehreren Tc 
in einen gemeinschaftUchen Baum, ein sogenanntes Mai 
grab. Derselbe Hügel enthielt noch eine andere Art 
Beerdigung. Die Beste wurden in je eine Urne nnd « 
in eine apparte kleine Steinkiste versenkt. Was aber 
besonders zu beachtm, ist folgendes: Oben in dem £ 
lag unter, den Wurzeln einer etwa 200 jährigen Bucht 



Sättmg der matK-phyB. Claue vom 6. Deeembtr 1873. 

chlicJieF Schädel nebst einigen Halswirbeln nud — etwas 
ir fanden sich Holzkohlen, Umenscherbeo von schwärz- 
Q mit Qnarzkörnarn gemengten Tbon und ein 4 cm. 
!, 2,5 cm. breites Stück Eisen, ein Fragment von einem 
ii. Ich will dem zwischen den Wurzeln der 200 jährigen 
e aufgefundenen Schädel nicht eine besondere Wichtigkeit 
issen, vielleicht Hess man hier, wie in dem noch zu 
inenden bayerischen Hügel irgend einen Ermordeten 
iwinden ; aber die grosse Verschiedenheit des Inhalts 
lessen Lagerung zeigen deutlich, dass diese Grabhügel 
rholt und nach ziemlich langen ZwiBchenräamen als 
Stätten benutzt wurden von Einwohnern, deren Sitten 
3ebräuche, ja deren ganzer Kultnrzostand versclueden 
ron dem der ersten Erbauer. 
Solche gemischte Hügelgräber sind aber auch 

in grösserer Nähe gefunden worden. Der ConservatoT 
termanischen Museums zu Jena Dr. Elopfleigcb") 
itete auf der zweiten allgemeinen Versammlung der 
cbeu anthropolt^Bcben Gesellschaft zu Schwerin über 
rätüstoriscben Grabstätten Thüringens. Ein Grab- 

bei Allstedt enthielt oben, gleich unter dem bedecken- 
InmuB des Grabhügels, Beste eines jngendhdien Skeletee 
leigabe von zwei Bronze-Armringen und einem Bronze- 
ng mit strickartig gewundener Verzierung. Die Gefasareste 
■r Umgebung des Skeletea waren geglättet und über 
; von einem andern Typus als die in der Tiefe des 
Is gefundenen. Im Grunde befand sich nemlich eine 
e Grabkamjuer aus 2 Vi m. langen, also colossalen 
ersandsteinplatten ( unbehauen) zusammengefügt. In 
Innern, dessen Boden gepflastert war, sassen in regel- 
ger Anordnung sechs Skelete , von denen jedes eine 

neben sich hatte. Zwei von ihnen hatten ausserdem 

kleinen Serpentinkeil und eines ein Feuersteingerätb 
}) CorrespondeuEblatt d. deatuh. anthr. 0. 1871. 8, 76 £. 



KoUmann: Altgermanische Oräher. 

bei eich. Andere Hügel waren angemischt, f 
weder nur eine Orabkammer mit vielen Um< 
also Leichenbrand, oder enthielten die unveree 
mit Steingeräthen. 

Schon aus diesen Fnuden geht hervor, 
allen Hügeln mit Leichenbrand und gleichzi 
brannter Bestattung daran denken müsse , ob ] 
gemischter Grabhi^el vorliege , ähnlich 
Gräbern auf Seeland oder Thüringen mit wie 
stattang und zwar ans verecliiedenen ziemlich wei 
liegenden Epochen. Man fände zu unterst 
Massengrab mit Urnen, Leichenbrand und E 
und darüber unverbrannte Bestattung mit I 
Bronze oder umgekehrt: in dem oberen Theil 
Leichenbrand nnd.Bronze, und tief: nnverbranc 
mit Steingeräthen. 

Die obigen in dieser Hinsicht vorliegende; 
zeigen ferner, dasB solche wiederholte Beniitzu 
desaelb«! Hügels stattiand, während den in n 
liegenden keine solche Ehre zn Theil ward. Sok 
Grabhügel kommen nun auch in Bayern vc 
Q Um bei geschilderte Ausgrabung bei Hohe 
diese Annahme zu. Ungefähr 1 m. unter dei 
Hügels fand sich ein Skelet. Arm und Seh 
lagen in gehöriger Entfernung von dem Schade! 
sich den Leichnam ausgestreckt denkt"). Di 
war ohne alle Beigaben. In der Tiefe des Hüf 
Steinkammer und eine durch viele Gefässe a 
Brandstiitte. 

19} Qleich unterhalb der RoBeudecke etwa 1 — I 
man auf einen Schädel und zertrQramerte Koocheo 
baltangazuBtande aus jüngerer Zeit Btammend nnd glei 
ein kupferner lotharingiGcher Reich spFenning' mit' 
Lndwig X.yi. von Frankreich. Die Scheu vor diasen 
wurde offenbar benatzt , um einen erschlagenen Frani 
schwinden zn lasBeu. 

[1673, 3. Math.-phys. C1.] 3 



1 



% 



322 8üzung der ipath.-phye. Glosse vom 6. Dezember 1873. 

Solche gemischte Hügelgräber erheischen bei Aas- 
grabungen besondere Sorgfalt. Eine scharfe Trennung der 
Fundobjecte, der Skelettheile sowohl, wie der Urnen ist 
dringend nothwendig. Wenn solche Funde vorsichtig ge- 
hoben, wenn getrennt wird, was dem Bronzezeitalter und 
was der Steinzeit angehört, so lässt sich hoffen, wichtige 
Fragen zu entE(cheiden. Zunächst die Frage über die körper- 
liche Beschaffenheit der Völker jener Periode. Sind sie ver- 
wandt mit jenen, welche vom 5. — 8. Jahrhundert Deutsch- 
land bewohnten, sind sie physische Verwandte der Franken, 
also Germanen oder nicht? 

Die Mittheilung von Weisbach „vier Schädel aus 
alten Grabstätten in Böhmen'' klingt wie ein erster anthro- 
pologischer Beitrag zur LösuDg dies^ Frage von den öst- 
lichen Gebieten Deutschlands her. Bei Melnik in der 
Nähe von Frag wurden zwei Hügelgräber geöffnet, welche 
nur Stein- und Enochenwerkzeuge, wie die nordischen Gräber 
enthielten. Bei Seh all an unweit Teplitz und bei der Stadt 
Saaz wurden Gräber (Beihengräber) blosgelegt, welche bei 
Schallan mit Phonolithplatten , im böhmischen Mittelgebirge 
das vorherrschende Gestein, geschlossen waren und Bronze- 
gegenstände neben Thongefassen enthielten. Das Resultat 
der Messungen gipfelt darin , dass die vier Gräberschädel 
aus Böhmen von den heutigen Deutschen und Czechen durch 
grosse Länge, geringe Breite durch fast extreme Dolicho- 
cephalie ausgezeichnet sind, und in dieser Beziehung den 
Schädeln von Ecker, besonders dessen Reihengräberschädeln 
und dem Hohbergtypus von His vollkommen gleichen ^^). 

Weisbach hält und wir glauben mit Recht, die Schädel 
aus Melnik, aus den Hügelgräbern, auf Grund der bloss aus 
Stein- und Knochen Werkzeugen bestehenden Beigaben, für 
die ältesten. Mit den Schädeln der Römer haben diese 
Langköpfe, wie er vermuthet, keine Aehnlichkeit ; zu dieser 

20) Archiv f. Anthropologie. II. Band. Leipzig 1867. Seite 285. 



KoUmatm: AUgermanische Gräber. 

Ännalmie drängt ihn einmal die Erwägaug, di 
niemals in jene Läodergebiete vorgedrungen, an 
die aus KiederÖBtetreich bekannten zwei RÖmeri 
bei Melnik nicht gleichen. Weisbach constati 
die VerBCbiedenbeit dieser Schädel, ron denei 
Deutschen in Oesterreich, noch vielmebr ti 
bradifcephalen Czecheu. Sie stimmea ferner 
mit den ihm bekannten RÖmerschädehi , sond 
sich an jene laogköpfigen Formen an, weldie . 
germaniechen Stämmen zuschreibt. 

Die Ansicht, die Hügelgräber, ja selbst dii 
seien römisch, und die in ihnen geltindecen 
Römerschädel, ist heute, selbst Angesichts de 
ischeu Thatsachea nicht mehr haltbar; vom e 
Standpunkt aus ist sie, wenigstens was die 
betrifft, schon längst als UDstatthaft zurückge^ 

Was neuilich die Form des Römerschädt 
hat mau jetzt doch einige bestimmte Änga 
Die Römer waren zur Zeit der Imperatorei 
cephaler Volksstamm. C. Vogt schreibt bei 0< 
italienischen Reise an Prof. Ecker, in Betri 
janischen Schädel: ,,Ich kann nur soviel sa, 
eher Kurz- als Langköpfe sind und dem in d 
vetica von H i s und Rütimeyer abgebild 
Schädel gar nicht entsprechen, ebensoweni 
Schädel, den ich hier im Museum getroffen, 
berichtet über die in Italien gefundenen i 
le cräne romain de Florence est manifestement 
et D*a aucune analogie, meme eloignee avec 1 
berg dit romain; und weiter heisst es, da 
Schädel klein sei, gerundet, kurz, mit eir 
nahe 85. Auch die Schädel von Pompeji si 
Angaben brachyoephal**)- Hierher gehören au( 

21) Diese Angaben über die RömerBohädel ent 



•* 



324 Sitzung der fMdh.-phys. CUme wm 6. Deaember 1873, 

aber die Ligurische Bevölkerang von Nicolacci^'), 
wonach ein brach jcephaler Typus noch heute im Piemontesischen 
vorherrscht. Aber so lange wir nur die eine Thatsache 
kennen, dass der Schädel der römischen Welteroberer brachy- 
cephal war, so lange wir Ton all den übrigen Merkmalen 
des Schädels so viel wie Nichts wissen, ist es verfrüht in 
jedem Eurzkopf, der in deutschen Reihen- oder Hügelgräbern 
gefunden wird, sogleich einen römischen Emigranten von 

A damals zu vermuthen. 

\^ Je bestimmter es sich herausstellt, dass die Hügelgräber 

'^^ nicht blos der römisch -gallischen Occupationszeit und der 
nachrömischen Periode angehören, sondern dass andere der 
germanischen Urbevölkerung zugewiesen werden 
müssen, dass also verschiedene Stämme und lange Jahr- 
hunderte aus diesen altehrwürdigen Denkmälern zu uns 
sprechen, desto planmässiger muss man an die Untersuchung 
und an das Werk des Sammeins gehen, mit desto grösserer 
Umsicht muss jede scheinbar noch so unbedeutende Er- 
scheinung beachtet werden. 

Es ist z. B. nothwendig, sorgfältig sämmtliche etwa 
vorhandenen Thierknochen aufzubewahren, damit man die 
Arten erkennen und auch, falls sich Ochsen- und Schweins- 
reste darunter befinden sollten, untersuchen könne, ob sie 
wild waren oder sich in gezähmtem Zustande befanden. 

„Unsere besten Lehrmeister über das Alter und die 
Erbauer der Grabhügel sind die Gebeine und namentlich die 
Schädel der Todten/' Das sind die Worte eines klardenkenden 
Mannes, des Sir John Lubbock, dessen bedeutendes 
Werk „die vorgeschichtliche Zeit erläutert durch 
die Ueberreste des Alterthums" soeben in einer 
# Uebersetzung nach der dritten englischen Auflage die Presse 

bezüglichen Notiz von Prof. A. Ecker in dem Archiv für Anthro- 
pologie. Bd. 1. Braunschweig 1866. S. 278 u. ff. 
22) Arch. f. Anthr. Bd. 2. S. 56. 



Kottmatm: Altgermanitche Gräber. 

verläaBt"). Rudolf Virchow, der dieses 
mit einem einleitendem Vorwort versehen , 
anderem: „.... wenn mancher Leser, yerw< 
ZuTersichtlichbeit des Tons in vielen unserer v 
Schriften über die Urzeit und Vorgeschichte 
hier und da überrascht werden sollte durch 
ja man möchte zuweilen sagen, Zaghaftigkeit 
so wird er daraus zugleich lernen, in welcher \ 
Forscher seinen Stoff ordnet und wissenschaftlii 
Ich nehme aus dem Vorwort, das noch mel 
werthes enthalt, gerade diese Stelle heraus, 
jüngst die überraschende Erfahrung machen 
man selbst in sonst unterrichteten Kreisen säm 
gräber für auschliesslich römischen Ursprun 
eine andere Auffassung geradezu für Ketzerei 

IL 

Reihei^aber. 

Die anthropologischen Studien über jene V 
denen die Reibeogräber im deutschen**) Süd 
sind durch das Werk von Prof. A. Ecker (Cra 
Freiburg 1865. 40) bezüglich eines wichtige 
greifbaren Resultaten gelangt. Prof. Ecker sta 
Material zu Gebot, das er sich aus verschie 
zusammentrug. So gelang es , Schädel aus 
weit anseinanderliegen , z. B. von solchen b 
den Ufern des Bodensees miteinander zu verj 
was nicht minder wichtig ist, die Schädel koni 
werden mit den Schädeln der heutigen imS 
lands sesshaften Bevölkerung. 



23) Jens 1671. &•. 

24) Ich betone, dais die Anthropologie keine p 
n heut zn Tage kennt. 



r math.-pltys. Ctane vom 6. Detetiiber 1873. 

1 sich dabei folgende Thataacben: 

ilkernog der Beihengräber ist dolichocephal, 

«- 

Idel der Franken und Alemaaneii sind also 

1 zwar in einem gaos besonders aa&IIendea 

racteristiscben Grad. 

iDgschädel der Reihengräber kommen bei der 

Bevölkerong nur in seltenen Aasnahmen vor. 
ädel der heutigen BeTÖlkerung ist kurz, ist 
jpbal nnd bat eine so entschieden andere 
lass jode Verwechslung ausgeschlossen ist. 
altate worden von anderer Seite in Zweifel 

gegen die allgemeine Fassang konnten keine 
Dwürfe beigebracht werden. Was als Reiher* 
leicbnet wird , ist jene ganz bestimmt cha- 
gköpfige Sobädelform, welche in den Reihen- 

bei weitem überwiegende Majorität bildet, 

iut zu Tage fast vollkommen f^lt. 

üglich des anderen Einwurfes, der Nachweis 

erbracht, ob die heutigen Scandioaven ein 
I Volk seien und also Brüder der bis nach 
mtschlands vorgedrungenen Franken, fehlt es 
inzenden Mittheilungen, welche die Aneicht 
Itommen hestättigen. So erklärt N i 1 s s o n 

oder die Ureinwohner des SkandinaTischen 
bürg 1868), dasa mit Ausnahme der kurz* 
)en alle Bewohner Skandinaviens von 

in die Gegenwart hinein zur Clasae der D o 1 i - 
n gehörten, dasa man dann und wann zwar 
tepbalen Schädel zwischen Langscbädeln in 
leingräbem gefunden , dass man aber nichta- 
gelten lassen müsse, die Erbauer derselben 

einer dolicbocephalen Völkerschaft angehört, 



KoRmannr JUgermanieche QrSi». 

welche noch jetzt den grössten Theil de 
bewohne. 

Eine seltene UebereinBtimmuDg mit unserer Re 
form zeigen ferner nach Virchow'B") Messung 
altnordieche Schädel, weichein dem Maseum 
hagen aufgestappelt sind. Die dänischen Alterthi 
unterscheiden innerhalb des Bronzealters zwei Pt 
nachdeni man die Leichen verbrannte oder nicht 
and mebrei-e Perioden der Eisenzeit, Ton dem 
erste auf das 3. bis 5., die zweite auf das 5. 1 
dritte auf das 8. bis 11. Jahrhundert unserer Zi 
verlegen. Soweit Schädel aus jenen Perioden voi 
sind ausnahmslos wahre Dolichocephalen, 

Es hat sich freilidi herausgestellt, dass in d 
gräbern neben der characteristischen langen F( 
noch andere Schädelformen zu finden sind. No 
bezüglich der Deutung dieser zu keiner Ueberei 
gelangt. Zwei Anschaunngen stehen sich gegen 
Eine sieht in diesen verschiedenen Schädelformi 
gleichsam Uebergänge darstellen von den extrem 
köpfen bis zu den EurzkÖpfen, die Folgen der Völki 
und betrachtet sie als „Misch- oder Uebergan 
die andere Ansicht bestreitet das Recht einer solchi 
und betrachtet auch diese Schädel als typische, 
der Streit nicht entschieden, noch fehlt das genü 
terial aus Reihengräbern und ebenso aus der vorhi 
Zeitepoohe ans den Hügelgräbern. Ich werde i 
diese schwierige Frage zurückkommen. Zunächsi 
eine weitere Gharacteristik der Langschädel aus d 
gräbern geben. Das Schädeldach ist besonders au 
durch eme starke Entwicklung des Hinterkopfes 
Tafel zu dieser Abhandlung, links die drei unl 



26) Archiv f. Aathropologie. Bd. i. 1870. S. 73 v 



nath.-phff». ClasK vom 6. Dexember 1873. 

graphiea solcher Schädel von oben. Jede 
trengstens vermiedea , und so ist selbst 
äche des Knochens uQTeräodert wiederge- 
rcli den zerstörenden Einfluss des feuchten 
: wird. Um die Länge riditig beortheileu 

sich rechts drei Knrzköpfe, wovon No. 3 
en Bevölkerung angehörten, während d^ 
& , ans einem alten Grabe stammt. Per 

wird jeder unbefangene Beobachter zuge- 
jn bei dieser einen Ansicht von oben. I}at 
e Schädel zur Hand, um sie von allen 
zu können, so ergeben sich noch folgende 
[erkmale: der Scheitel ist abgeflacht; die 
! tnbera parietalia, in der Regel ganz ver- 
enflächen platt. Die Stirn ist nieder, stark 
snbrauenbogeQ beschatten die Augenhöhle, 

Nase tief einsetzt. Der Nasenrücken ist 

und verräth eine edel geformte, gerade 
gekrümmten Rücken ; die Backenknochen 
räftig gebaut, treten doch nicht auffallend 

verhält sich boziiglich des Schädeldaches 
Brachycephale. Der Aufbau des Schädels 
ch hinten, wie hei den Langköpfen, sondern 
cheitel ist gewölbt, und fällt steil ab, so 
npt wie abgeschnitten scheint, und am 
äder Linie in die Nackenfläche übergeht. 
IT sind stark entwickelt, die Schläfen- 
tt, sondern gewölbt. Die Stirn ist hoch, 
ogen wenig vorspringend, die Nase mit 
,s Gesicht breiter als beim vorhergehenden 
18 vielen Gründen wichtig, das Verhältnisa 
:hädels zu seiner Breite durch eine Zahl 
che dadurch {;efunden wird, daas man die 



KöRmann: AUgermanische Gräber. 329 

Länge =100 setzt und die Breite danach reducirt. Das- 
selbe Verfahren hat man auch eingeschlagen, um das Ver- 
hältniss der Länge zur Höhe auszudrücken. Die prozentische 
Zahl heisst im ersten Fall : Längenbreiteindex, oder Breiten- 
index, oft auch Index, im zweiten Fall: Höhenlängen- 
Index. 

Schädel mit einem Längenbreitenindex von 67 — 73 sind 

lang, sind dolichocephal. 

Schädel mit einem Längenbreitenindex von 80—95 sind 

kurz, sind brachycephal. 

Bei den von Ecker gemessenen Langschädeln der Reihen- 
gräber beträgt der Längenbreitenindex im Mittel 71,3. 

Bei den Eurzköpfen in Süddeutschland beträgt derselbe 
Index im Mittel 83,5. 

Diese bedeutende Differenz springt auch auf der photo- 
graphischen Abbildung deutlich hervor. 

Nach dieser Erörterung unserer Kenntnisse über die 
Bewohner Süddeutschlands von Sonst und Jetzt lässt sich 
der Versuch wagen, den Fund bei'Feldaffing zu beurtheilen. 

a. Reihengräber bei Feldaffing. 

Von den 15 Schädeln tragen sieben den ausgesprochenen 
Typus der Reihengräber an sich, sind lang; drei sind 
kurz, darunter der eines 8jährigen Kindes, und fünf stehen 
in der Mitte zwischen diesen beiden extremen Formen. 

Auf der Tabelle No. 1 sind jene Maasse, welche zur 
Sichtung des Materiales unerlässlich sind, übersichtlich ver- 
zeidinet, und die Schädel so angeordnet, dass zu oberst die 
Langköpfe, unten die Kurzköpfe sich folgen, und in der 
Mitte jene stehen, deren Index zwischen 73 — 80 schwankt 



330 


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KoBnumn: Mtgermanische Gräber. 39 

Was niiD die zwiecbea den typischen Extremen aufgi 

rührten fünf Schädel betrifift, so ist zanächBt folgendes z 

(bemerken. No. 2 hat eine Stirnnaht, welche Ton Einflni 

^O'wesen sein kann auf die EntwickloDg der Schädelbreit 

Sonst ist die Form des Schädeldaches langgestreckt, v 

<3enn anch der Index an die Grenze der Langköpfe hinwei 

C77. 8). Zwei Schädel, worunter der einer Frau No. 1 

stehen bei dem Index von 75 der langen Form sehr nah< 

xiber es ist der Scheitel etwas gewölbter uni^ das Hintei 

lianpt weniger stark entwickelt, als dies sonst bei dei 

i-einen Typus der Reihengräber vorkommt. Bei No. 4 u. 

ist die Wölbung des Schädeldaches noch bedeutender, dt 

Hinterkopf mehr steil, und die Annäherung an den Typt 

der Enrzköpfe tritt immer schärfer hervor. Sämmtliche füi 

Schädel erscheinen, wenn man sie in eine Reihe zwische 

die FeldafiiDger Lang* und Kurzköpfe hineinstellt, wi 

Uebei^angsformen. Bei dem Umstand, dasB kein cbaractei 

jstischer TypQs unter diesen fünf SchäjJeln bemerkbar, seb 

ich darin Mischlinge und betrachte sie als Resultat de 

Kreuzung zwischen der langköpfigen and kurzköpfigen Rassi 

Gegen eine solche Auffassang lassen sich selbstverstänc 

lieh manche Bedenken erbeben. Man kann an den Einflue 

der langen römischen Occupation des Landes erinnern 

Römer, Gallier, Panonier, lllyrier u. s. f. waren im Land 

und worden begraben, aber man darf dabei doch nicht vei 

gessen, dass, soweit das noch sehr geringe Material zu einei 

ächluss ermntbigt, diese allmäligen Uebergänge von einet 

Schädel - Typus zum andern wenigstens die Annahme eine 

Mischung zulassen, besonders so lange wir weder den rön 

JBcben noch gallischen Schädel genau kennen. Eine definitiv 

Entscheidung dieser Angelegenheit ist erst möglich, wen 

grössere Schädelreihen und namentlich auch vollständiger ei 

halteoe Objecte vorliegen, als dies jetzt der Fall ist; ei 

peaer Grund den AlterthumB&eanden besondere Rücksid 



Sütung der ma^.-plu/8. Clasie vom 6. Dezember 1873. 

pfeblen bezüglich des anthropologisdieD Material». 
. ferner für die Bestimmung der typischen SchädeUom 
Polksstammes unerlässlich, za wisBen, ob das vorliegends 
; einem Mann oder einer Frau angehörte. Die £or- 
UDg ist vom reiD anatomischea Standpunkt in maacliec 
1 auaserordentlich schwer, ja oft geradeza unmöglich. 
□d sie Tom archäologischen meistens mit der grössts 
heit geschehen kann. Bekanntlich sind die Beigaben 
Q Reihengräbem , ja ia den meisten prähiBtorieche: 
ro characterisch verschieden] nach dem Geschlecht 
lann wurde mit seinen Waffen bestattet, die Frau mi; 

Geschmeide. Als der Brauch, die Todten so zu ehren: 
lern Schwange war, wählte man stets die nerthToüsIät 
[Stände aus dem Besitz des Verstorbenea aus; dena 
indet edle Perlen und Schildbnckel, Spangen und ßfif« 
ediegenem Golde. War der Todte arm, so sind die 
Jen ärmlich : beschränken sich beim Mann auf eineo 
, bei der Frau auf einen unbedeutenden Halsschmncl 
abrannten Thonstückchen. 
jS ist unter solchen Umständen dem Altertbumsforsdier 

dem Schädel die Bezeichnung „Mann oder Weib" in 
, ja selbst beizufügen, ob ,, reich, ob „arm" die Be- 
lg war. Kurz es soll schon wahrend der Ausgrabuag 
maues Journal geführt werden, und die sämmtlicbeo 
linem Grabe erhobenen Gegenstände, Schädel und 
theile nicht ausgenommen, sollten dieselbe Nummer 
en , damit man zu jeder Zeit von dem gesammten Iq- 
!es Grabes sich ein Bild entwerfen könne. Ein mnster- 
8 Verfahren hat in dieser Hinsieht der gelehrte Vor- 

des historisch 'germanischen Museums in Mainz eis- 
agen. In der Beschreibung des germanischen Todtea- 
bei Selzeu von L. Lindenschmit — Mainz 1848 ist allen 
ierui^en bezüglich einer wissenBchaftlichen Catalo^- 

Genüge geleistet, abgesehen davon, dass dieses kleine 



EoUrnatm: AUgermanische Gräber. 

Verk wie kaum ein anderes einen Ecbnellen Einblick gec 

a. diese interessante Periode unserer Geschichte. 

irabesbeigaben fehlen, wodurch sich das Geschlech 

>egrabenen Person feststellen lässt, so sind die Enocbe 

Beckens zu beachten. Das Geschlecht ist sicherer au 

[Torm des Beckens, als aus der des Schädels zu erseh 

Bei der Musterung der Schädel aus den Reihengr 

fällt wohl jedem auf, daas in der Regel der Unterkief 

auch die GesichtBknochen fehlen, und dass eben nu: 

Hirnkapsel erhalten ist. Und doch sind alle Theile 

dingt wichtig für die Bestimmung eines Schädels. Ic^ 

zwar, die Gesicbtsknochen sind meist iu ihrem Zusan 

hang sehr gelockert, und das Heraassohälen selbst des ( 

kiefers aus der festen Erde ist für die Integrität des mor 

Knochens oft gefahrvoll. Nur zu leicht bricht er at 

dünnsten Stellen entzwei. Hat einmal solche Zerstöron 

gönnen, so führt sie unaufhaltsam zur Vernichtung, 

nicht sogleich eine sehr sorgfältige Verpackung stattl 

Traf dieses MissgeBChick mehrere Unterkiefer, so droht 

diess die Gefahr der Verwechslung der Bruchstücke, 

nicht sofort an Ort und Stelle schon eine Numerirung 

zu einem und demselben Schädel gehörigen Fragment 

Tinte oder einer ähnlichen Farbe vorgenommen wurde 

Der Werth eines Schädels wird noch ferner bes' 

nach der Erhaltung der Zähne und zwar aus dopp 

Grund. Einmal erlaubt der Grad ihrer Entwicklunt 

ihrer Abnutzung ganz bestimmte Schlüsse auf das Alt« 

Individuums und ferner sind sie nicht zu missen, wei 

sich um die Bestimmung eines selbst bei germanischen * 

Stämmen vorkommenden Prognathismus handelt. Fi 

gibt die Stellung des Ober- und Unterkiefers den Hau] 

schlag, aber auch die Stellung, Grösse und Form der '. 

üben ihren Einäuss insoferne, als sie die Richtung des 

tragenden Kiefeiabschnittes bestimmen. Um aber mit si 



Sitmng der matli.-phtfs. Qobk «hu 6. Deeember 1873. 

[falt nad geordnet sammeln za köonea , dürfen die on- 
ulichen Hilfsmittel für die Verpackung, auf die ich oben 
:ewie8en habe, niemala fehlen. 

Doch wieder nach Feldaffingt Nach den dort ge- 
ienen Schädeln iäsBt sich sagen, dass znr Zeit der Mero- 
iscben Könige dort oben am See Theile jenes germanischen 
nmes gehaust, den man den Stamm der Franken neont 
r neben ihre langen Schädeln liegen die eines kurzköpfigen 
ces, wenn anch in der Minderzahl, ebenso wie am Rhein 
• in Würtemberg. 

Die überraschende Thatsache, dass Leute von zwei 
seh verschiedenen Schädelformen za Anfang unserer 
stlichen Zeitrechnung in Süddentschland mit einander 
rächtig lebten, dass aber die langköpfige bedeatend in 
Ueberzahl var, erlaubt vor der anthropologischen Seite 
[JebereinBtimmung mit der geschichtlichen 
berlieferung den Schluss, dass die fränkisch-alemann- 
en Stämme, die mächtigen Eindringlinge waren, 
Eui'zköpfe dagegen die Autoohtonen. Vom Norden her 
men diese langköpägen blonden Eroberer, welche noch 
:e ihre Verwandten in Skandinavien haben; woher 
imen nun die knrzköp^en Autochtonen? Zur Zeit hat 
I jede Vermuthung hierüber freien Spielraum. Steigert 

so .die Ungewisaheit, wenn wir rückwärts schanen, so 
der Blick nach vorwärts vom Boden der Reihengräber 

nicht minder gehemmt. Wie schon erwähnt, ist die 
ge Bevölkerong Süddeatscblauds überwiegend kurzköpfig, 
ist jetzt, im Gegensatz zu früher, die vorherrschende 

die langköpfige ist nahezu verschwunden. Nachdem nun 
lie Masse der heutigen Bevölkerung den reinen typischen 
ikopf auf ihrem Nacken trägt, überkommen mich Zweifel 
r die Aechtheit unseres Stammbaumes. Vom Norden her 
en unsere Väter, welche die blonden langköpfigen Franken 



EdBmatm: JJtgermtmieche Or&ber. 

verdrängten wohl nicht, Bondeni wie man glau 
Hätte am Ende Ms. de Qaatrefages doch Rec 
bezüglich der Ra^a pruBsienae , wären aach 
deutschland von derselben ihm so gräulicbea 
Blntes, wir, die er so freundlich als einen not 
manischen Typus vor den Borussen warnt? B( 
Herr de Quatrefages während des Krieges die 
gemacht, dass die Preussen eine ganz begondc 
rasse seien mit kurzen Köpfen, entstanden aus 
Mischung des germanischen Blntes mit finno-s 
menten. Der Artikel sollte den nichtpreussisch 
zeigen, dass zwischen ihnen und den Preusse 
Kluft bestehe, dass die Preussen keine Deutsch 
dasB die deutsche Einheit auf einem „anth 
Irrtham" beruhe. Man hat schon von andei 
Allem hat Virchow auf dieses Meisterstiic 
Anthropoli^e geantwortet, and Herrn de Quati 
erinnert , wie schUmm es mit FraDkreich 
seinen französischen Colonieu würde, wenn hiei 
pologische Standpunkt entscheiden dürfte. Finde 
Anthropologie des Herrn de Quatrefages schon 
Land gegenüber in ihren Consequenzen auf einen 
Abweg, so ist dasselbe uns gegenüber um so n 
Der Schädel der jetzigen Bevölkerung Süddeut 
glichen mit dem der germanischen Franken zeigt, d 
Warnung vor den Preussen auf einem anthropo 
tbum beruht. Auch bei uns im Süden ist die 
germanische Schädelform, die wir bis jetzt 1 
echwunden, gerade so wie in Prenssen, und 6 
bindung der Deatschen seit dem Jahre 1870 isl 
im vollsten Einklang mit den Resnltaten der A 
Wenn auch im Süden das Blut der blonden 
Franken durch slavische Einwanderung verdrän 
steht es auch hier zu Lande sehr bedenklich n 



Sitamg der math.-^ht/a. Cta 

er germaniaclien Rasse ge 
innen mit voller Befriedig 
errn de Quatrefages so he 
i. Haben wir Deutsche u: 

seit lange einen Ehrens 
I der Faust betrifft, so diiri 

dem rohmreicben langk 
stellen. Jene frische Kraft 

Nachbarn 1870 zn ihren 
chon längst gefehlt, und 
ledergebaltene Eigenschaft i 
1 etwas hervortreten konn! 
V&a unsere Germanen tc 
an sie, wenn man nach 
1er arme friedliebende Lei 
Ite ßraach mit werthToll 
«n , war schon etwas ii 
üräbem von sechszehn fao 
inen etliche Thon- und C 
leine eiserne Axt. Darf ma 
st sagen, die Leute tod 
in der nur Eisen und kei 
Einige Gründe sprecht 
1865 wurden nemlicb iE 
Ebichl" ungefähr dreissig 1 
an derselben Stelle drei 

Gräbern wurde neben d 
in nur ein einziges Streitbe 
rer Grund, die Entsteliu 
der B^ieruDgBperiode de 

die Eisenmasaen allgemei 
3ner Schädel zu liegen, w( 
anken augehören, und die 
. und als Kurzköpfe von ( 



Koßmann: AHfftrmaniache ßräba'. 

Die Feldaffinger Grabstätte liefert , wie mir sehe 
Commentar zu der allmähligen Vernichtung der Is 
Frankes durch eingewanderte Enrzköpfe unbekai 
kanfti Meine Veruathung, dasB in diesen üeberei 
verranschter Zelten sich eine Episode abspiegle 
Kampf nme Dasein zwischen einer lang- und kt 
Basse würde eine starke Stütze erhalten, wenn in 
das Gräberfeld einer anderen Frankenniederlassanj 
würde, welche älter als die eben geschilderte -n 
dabei keine oder nur geringe Miachang mit fn 
Elementen erkennen Hesse. 

Ein solcher Fund ist noir in der That gemacl 

b. Reihengraber bei Gauting. 

Im Jahre 1866 wurde dicht am Dorf auf eii 
Erhöhung, dem sog. Pfingstmittwochbichl , ein b 
Gräberfeld bei Gelegenheit der Correctiou der ^ 
gedeckt. Gauting liegt in einer 1 Kilometer brei 
welche der aus dem Wurm- oder Stambergersee 
FloBS durchzieht. Das Thal ist auf beiden' i 
Terassen begrenzt; die westliche trägt den eise 
des beutigen Geschlechts, auf dem uns der Damp 
dem See vorüber gegen das Gebirge fuhrt; drüfc 
über den Abhang herab , dort wo die Gräberrei 
zog einst die breite Heerstrasse der Römer, toi 
her nach Augsbut^. 

Ueber 100 Gräber von Erwachsenen und Eind 
bereits zerstört worden, als Landrichter von i 
Starnberg davon Kunde erhielt. Noch 20 wurden 
fi^ein geöffiiet. Die Gräber waren ungefähr 1 m. 
von ihnen mit Steinkränzen versehen ; ihre Bic 
Süden nacii Norden , doch war der Kopf des Ske 
Osten gewendet Die Leichen lagen anf dem ge 
[187S. 8. Matb.-phr«. CL} 22 



Sitnmg der moth.-phys. Claaae vom 6. Deunltar 1873, 

1, darüber befand sich zanächst eine Schiebte Hamas 
ler Dicke von ungefähr 10 Gm. Auf diese Erdscbidite 
nun ein Balken ins Grab gelegt vorden, behanen, 
iO Cm. im Quadrat, nnd so lang, dass er über Kopf 
Füsse des Skeletes hinansragte. v. Schab schliesst 
ler Form der vermodertea Holzreete mit Bestimmtheit 
inen Balken, nnd vermeidet um Missverständnissea zu 
inen, absichtlich die Bezeichnung Brett, weil ihm dSnkt, 

fränkische Sitte stehe in keinem Zusammenhang mit 
og. Todtenbrettem, wie sie noch heut zu Tage beä ans 
ffege au%estellt werden, um dadurdi die VorSber- 
iden zur Fürbitte för die-^ Verstorbenen aufzufordern. 
Die Beigaben in diesen Gräbern sind zahlreich. Der 
dh, den todten Helden mit dem Teilen Wafienschmuck 
istatten und die Frauen mit all ihren Klfflnodien in die 

zu senken, ist in der Niederlassung bei Gaating, 
lur nngeföbr 15 Kilometer von Feldaffing entfernt ist, 
im vollsten Schwung. 

[n dem Grabe der Männer lagen in der Begel in der 
id der Hüfte kurze Messer (Dolche) von Eisra, hei 
m fand sich auch ein eisernes Schwert, selbst zwei 
le Schwerter von ungleicher lÄnge kamen innerhalb 
Iben Grabes vor. Einige sind zweischneidig. Die Gürtel- 
Iten sind von Bisen und kunstreich mit Silber eingelegt, 
manchem hölzemea Schild, den der Krieger trug, war 

der eiserne Schildbuckel erhalten. Der Schaft der 
A, längst vermodert, war nur mehr als braaner Streif 
lieh, der sieb von der metallenen Spitze aas bis ZD 
'länge verfolgen Hess. 

[n jedem Grab stand mindestens eine Urne zu Füssen 
lestatteten, welche mit Asche "verbrannter thierischer 
B gefüllt war. 

[n den Gräbern der Frauen lagen in der Gegend des 
8 Perlen von Thon mit farbigen Einsätzen, ähnM 




Söämcmn: Altgermanische Oräber. 

denen bei Nordendorf j eine Perle von Bernsteii 
Vier kleine Hohlperlen Ton Gold, ein Ohrenri 
rertxeten die edlen Metalle. Fibulae, die rJ 
sicherun^nadeln , (die bekannte practische N 
zeit ist nach demselben Prinzip construirt) t 
waadnadeln neben den Bronzenadeln im Brant 
. hämme von Bchöner Arbeit deuten auf die I 
den fränkifichen Frauen , und die Stahlschoa 
Täschchen zeigt, dass damals schon jene zierl 
in der Mode waren, welche später im Mittelal 
zutage wieder von den Hüften unserer I 
häogeu. 

Was sonst noch ans diesen Gräbern g< 
besteht ans zwei Eupfermünzen, einem grossen 
einer Zielscheibe von Bronze, ans Scheeren, 
Sandalen mit Zopfomament und aus Trensen : 
deren genauere Beschreibung wir durdi Herrn ' 
Bälde erwarten dürfen. 

Hier will ich nur an zwei Umstände erit 
Tvr die Zeitbestimmung wichtig sind. Zunä 
Thatsache ins Gewicht, dass unter den Grabbei] 
und Bronzegerätbe im Gebrauche sind 
Dolche, Speere, Schildbuckel and Trensen si 
ein Kessel, Fibulae, Zierscheibe n. s. w. von 
Periode tritt uns also hier entgegen, welcl 
Uebergang von Bronze zum Eisen characterisi 
mit Ueberwiegen der eisernen Gerälhe. Ein< 
münzen trägt erkennbares Gepräge und gehÖ 
Galerius Maximian 305—311 n. Chr. an"), 
zweite Thatsache , welche dahin führt , dei 
i. Jahrhunderts als die Epoche zu bezeichiiei 
die Niederlassung bei Gauting bestand. Wen 

26) Handt Grafv. ReUteiiKräber bei Ganting. S 
CL dsr k. b. Akademie 1866. 



»iath.-plM/e. Clatae «om 6. Diämbtr 1873. 

lankenweiber dort oben wobl noch manche 

Btaunend vorüberziehen and ihre Jungen 

perig die wettergcbrännten Gesichter der 

e Reste der BestatiteteD selbst betrifft, so 
II Schädel and Schädelfragmeate erhitlteD. 
I Knochen worden aufbewahrt: 3 Ober- 
3 Schienbeine, 1 Oberarmknochen, 1 Radius, 



L Gedanke war es, jene Knochenreste zu 
I mit dem nnter No. 2 der Tabelle aufge- 
zusammengeftindeii wurden. Es sind mit 
jr markirt ein Oberschenkelknochen, eine 
Icaneas, so dass eich wenigstens einiger- 
tBse auf die Grösse der Individuen machen 
b hat zwar die Lange einiger eben au^ge- 
otirt, und deren Länge wechselte zwischen 
lein man erhebt nicht ohne Grand einige 
ie Genauigkeit solcher Maasse, weil durch 
ir über die Leiche anfgeschütteten Erde 
ebuDgen der Knochen vorkommen können. 
I Länge des Femur (2) . . . . 44 Gm. 
„ tibia (2) .... 37 „ 
„ taltiB u. calcan. . 7,05 
eine wirkliche Grösse von 1,60 — 1,65") 

[lenkelknochra sind um 17 Mm. länger als 
iten , so dass man richtige Proportionen 
3 Grösse von 1,68—1,70 vermnthoi darf, 
arkea Krümmnog der Oberschenkelknochen, 
denbein als niederes Rasseumerkmal beob- 
)n Schmalheit, Flatrknemie ist bei den 
ing keine Etede. Was nun die Schädel 
ama» für die Aitilletie ist in Bttjera 1,65~1,7S. 



fbUmuin: Mtgamaniiche Qräber. 

betrifft, so ist nur ein «nziger Tollstandig erhalten, i 
ezistirt nur die Hirnkapsel , BämmtUclie Gesichtsli 
fehlen ; aean sind als Fr&gmmte zu bezeichnen und i 
weit erhalten, nm noch die Form des Sctmdeldadies 
mit Sicherheit entnehmen zu können. Das ist der 
warum die Zahleoangaben so lückenhaft sind. Bei 
7, 8, 9, 10, 11 wurde der Längenbreitenindex na 
Gestalt erschlossen , am durch eine Zahl wenigste 
diaracteristiscbe lange Form zu markiren. 

(Siehe pag. 342 Tabelle H.) 

Die Auizählung der Schädel und Schädelfragmei 
der Tabelle 2 ist nach dem Längeobreitenindez wie i 
geordnet, mithin alle mit der typisch - langen Reihen) 
form iu der oberen Äbtbeilnng zusammengestellt, 
gleichwob] No. 1 und No. 3 mit einem Index von 76 fig 
so gehören sie doch in dieselbe Reibe, wie man sich 
einen Blick auf die photographische Tafel: links 1 
überzeugt. 

Die Schädel No. 13 und 5 gehören streng gen 
zu den sog. Mittelköpfen, Mesocephalen oder Ortboci 
vermöge des LängeDbreitenindex, aber vermöge ihrer so 
Cbaractere , Form| der Stirn, des massig abfallenden '. 
hanpts machen sie den Eindruck von Mischformen. 

Ein eigentlicher Eurzkopf ist unter den aus C 
conservirten Schädeln nicht. 

Das anthropologische Material des Gautingerl 
feldea aus der Zeit der Merovingischen Könige zeig 
im Vergleich mit dem des Feldaffinger eine gross 
heit der Rasse — hier nahezu lanter rdine Frankens 
obwohl die römische Schanze und der römische Heer 
nächster Nähe waren, dort oben dagegen bei Feldaffing 
die starken Zeichen eines erfolgreiches Einflusses 1: 
cephater Elemente. 



! 



KcXlmcmni Migermanische Oräber, 343 

Die beiden Niederlassungen in Gauting and Feldaffing 
and ihre fränkischen Bewohner waren sich örtlich nahe und 
waren gleichen Ursprungs, aber zeitlich mindestens um 
200 Jahre getrennt. 

Ich unterlasse eine weitere Auseinandersetzung dieser 
Ansicht, welche mir die Verwandtschaft der Schädelformen 
und die Verschiedenheit der Beigaben in den Gräbern von 
Feldaffing und Gauting aufgenöthigt hat. Weiss ich doch, 
dass eine yöllige Begründung erst dann möglich ist , wenn 
die Frage über die germanische Urbevölkerung beantwortet 
ist, und wenn wir einmal klar darüber sind, was für Stämme 
nach dem langköpfigen Volke auf dem Schauplatz erschienen 
und woher diese kamen. 

Mein Bestreben in diesen Blättern war hauptsächlich 
dahin gerichtet, auf den hohen wissenschaftlichen Wertb 
anthropologischen Materials aus Gräbern wiederholt 
hinzuführen, und bei der Mittheilung jener Funde am Starn- 
bergersee zu zeigen, dass es keine uiidankbare Aufgabe sei, 
die menschlichen Beste aus den Denkmalen der Vorzeit zu 
bewahren. Die Beihengräber bei Gauting und Feldaffing 
liefern einen neuen Beweis für das schon erwähnte Ergeb- 
niss archäologischer Studien, dass einelangköpfige Basse 
vom 3. bis 8. Jahrhundert in Deutschland sesshaft war. 

Nach all den von der Archäologie und Anthropologie 
beigebrachten Thatsachen und auf Grund der Ueberlieferungep 
der Geschichte und nationalen Dichtung darf man sagen, es 
ist der germanische Stamm der Franken und Alemannen, 
der aus den Grabfeldern Deutschlands durch die Forschung 
zu uns redet. 

Wenn es sich dabei herausstellt, dass wir die Gräber 
eines langköpfigen germanischen Stammes nicht unbedingt 
als die unserer Väter betrachten dürfen ; wenn wir erfahren, 
dass noch ein anderes Volk in die Geschichte unserer Her- 
kunft hineinspielt, dessen Ursprung zur Zeit in völliges 



344 Sitamg äer motA.-pAyf. OlatH vom 6. Deember 1873. 

Dunkel gehüllt ist, bo mag ans bei der Erinnenuig an die 
Scbl&äiten der OeniUDen and ihre HeldengesäDge , die wir 
e als die der Ahnea bewundernd anstannen, der Oe- 
lernhigen, dass wir, wenn nicht die Erbeo ihres 
:, doch die treuen Erben ihres Geistes sind. 
siigUch unseres Ursprungs lehrt die Anthropolc^ie 
b nur, dass das heutige Gsschleoht uralter Herkunft 
:hon in den ältesten Grabstätten und in den Hügel- 
finden sieb jene Enrzschädel, welche noch heute die 
rung kennzeichnen. Sie kommen allerdings in der 
iahl in den Beibengräbern vor , aber gegen das 
rbundert werden sie zum herrschenden Stamm. Die 
ädel bilden also darch mehr als zwei Jahrtausende 
interbrochene Reihe; ein Beweis für die Erafl und 
igkeit der jetzt herrschenden Rasse. 



ErUamiig der Tafel. 

otographische Aufnahme von 4 Schädeln ans den 
ngräbern bei Feldaffing nnd Gauting 4. — 8. Jahr- 
und von 2 Schädeln aus dem Anfang dieses Jahr" 
s. 
0. 1 u. 2 Schädel aus Gauting — typische Franken- 

Bcbädel — lang. 
* Zwei Schädel aus Felda£Fing, links ein 

typischer Frankens chädel, redits fön Eurz- 

kopf. 
0. 3 Q. 4 Oberbayerische Schädel ans dem Anfang 

dieses Jahrhanderts. Kurze Schädel. 



SHtuti9äber.d-l(.*ka(l.i).W.1873.Z,dAtihanilli]...frof.Koll. 




,1. 



•'^r 



r : 





V. KobM: Tdchßrmakit eine neue MinerdUpeciea. 345 



Der GlasseDsekretär Fr. v. Eobell hält einen Vortrag 

,,Ueber den Tschermakit, eine neue 
Mineralspecies aus der Gruppe der 
Feldspäthe. 

Mit dem Ejernlfin von Bamle in Norwegen kommt ein 
spaltbares Mineral vor, welches durch starken, dem Diamant- 
glanz sich nähernden, Glasglanz auf der voUkommneren 
Spaltungsfläche ausgezeichnet ist. Da eine chemische Ana« 
lyse dieses Minerals wünschenswerth schien so ersuchte ich 
Herrn Apotheker Rhode in Porsgrund, mir Material zu 
solcher Untersuchung zu schicken« Ich erhielt durch seine 
Gefälligkeit auch einige Stücke von welchen ich einige 
Grammen reine Proben herausschlagen konnte. Die Analyse 
zeigte, dass eine neue der Feldspathgruppe. angehörige Spe- 
cies vorliege, welche ich nach Herrn Professor G. Tscher- 
mak, dessen verdienstvolle Untersuchungen auf diesem Ge- 
biete bekannt sind, Tschermakit taufen will. 

Der Tschermakit findet sich in derben Stücken, welche 
unter 94^ (mit dem Reflezionsgoniometer bei Kerzenlicht 
gemessen) spaltbar sind, die Spaltung von ungleicher Voll- 
kommenheit. Auf den voUkommneren Spaltungsflächen zeigt 
sich die, eine Zwillingsbildung andeutende, sehr feine Streifung, 
wie sie am Oligoklas und Labrador vorkommt. 

Das Mineral ist graulichweiss, durchscheinend, an kleinen 
Stellen halbdurchsichtig und zeigt im Allgemeinen Glasglanz, 
der auf den voUkommneren Spaltungsflächen sehr lebhaft 
und wie gesagt dem Diamantglanz sich nähert. 

Die Härte ist 6, ritzt Apatit deutlich* 

Das specifische Gevrioht » 2,64. 




I 



V. KobeB: Tschermahit eine neue MineralapeeieB. 

Feblea des Kalkes. Nach den UntersnchuDgeD von 1 
m a k über die Feldspäthe sind diese auf 3 Species nn 
Gemenge und Verwachsangen zuriickzufohreo, aaf dei 
klas, Albit und Anorthit, während Streng als sol 
den Kalifeldspatb und den Kaik-Natron-Feldspath a 
der den Albit, Oligoklas, Labrador und annäher 
Anorthit und Bytownit begreift. Den Oligoklas be 
er als ein Gemisch von 3 Molecülen Anorthit und 1 
cülen Albit. Das vorliegende Mineral kann von 
Bildung nicht sein, da es keine Kalkerile enthält, 
Anorthit kennzeichnet. Es kann auch nicht wie diei 
Labrador von Salzsäure zersetzt werden. Wenn i 
dem Nationgehalt einen Albit berechnet oder au( 
man das Wasser als Vicar des Natrons nimmt an 
den Albit berechnet, so kommt man zu keinem 
baren Gemenge, ebenso wenig wenn man die Mag 
Kalk übersetzt und damit Anorthit oder Labrador bc 
wozu der Gehalt der Thonerde in Tschermakit nicht a 
Der Tschermakit ist also als eine eigenthümliche 
der Feldspathreihe zn betrachten. Seine Krystallisa 
weit sie aus den Spaltangsatücken zu beortheilen, m. 
zu isomorphen Verwachsungen besonders mit den 
Feldspätben geeignet. 

Der Tschermakit begleitet den Kjerulfin und 
mit ihm und mit Quarz verwachsen vor. Allem j 
nach dürften nodi hinlänglich durchsichtige Stücke ( 
werden, welche die optiadien Verhältnisse zu bestim 
statten, was an den mir zu Gebote stehenden nicht mög 



juming der fMth.-phy8. Ctaa*» vom 6. Degembtr 1873, 



oit legt Tor: 

ber den Einflnss dos WasserB aaf die 
then Blntkörperchen des Frosches", 
n Prof. Kollmauu. 

eine allgemein feststehende Uebersengaog, dass 
Blntkörperchen des Frosches anfqDellen mache, 
rnngeu in dieser Beziebang belehrten mich eines 
satz von Wasser bewirkt gerade das Gegentheil 
;: die rothen Blntkörperchen schrumpfen 
»chmehr, sie verharren in diesem Zustand 
npfang oft mehrere Tage> und erst dann 
QaeUungserscheinnngen beobachten. Lässt man 
lcs eben decapitirten Frosches in eine zur Hälfte 
r gefüllte Uhrschaale träufeln, und untersucht 
) Minuten, so werden niemand die oft extremen 
Johrumpfung entgehen. Vor allem fesseln jene 
en, bä denen der Farbstofif nach dem Gentrnm 
3gt ist, und nar gelbliche Strahlen gegen den 

gerichtet sind. Diese Formen sind geradezu 
nennen; denn von der Fläche gesehen ätzt in 
B Oval ein gelbbräunlicher Stern mit feinen 
Oden Strahlen. Von der Seite gesehen haben 
e Körperchen etwas plumpes. Denn der dünne 
ne Rand wird beiderseits von einer gelben 
asse überragt. Bei genauerem Zusehen, nament- 
irkeren Vergrösserungen kann man erkennen, 

spitzauslaufenden Strahlen hervorgebracht sind, 
ilste, Scheidewände benachbarter Einseukangen, 



^Mmatm: Eim/bm de» Waitenaufdie rothen Blvtkörpa 

welche grössere Mengeu des Farbstofib entfaalteD 
halb gelb erscheinen ähnlich dem centralen Thei]. 

Andere Arten von Schmmpfung zeigen ein dei 
gerade entgegengesetztes Bild: der centrale Theil 
abgefiaeht, die Randzone dagegen dick, wie ge 
und wegen des dort angehäuften gelben Inhalt 
DaoD begegnet man Blntkörpercheo, welche einem i 
Blatt ähnlidi gerollt sind, oder sie haben gros 
kleinere helle Flecken oder Streifen, welche bald r< 
bald ohne alle Regel über die Oberfläche zerstrea 

Sieht man sich nach einer Deatnag dieser ao 
Erscheinang am, ^o wird man wohl den Oedanke 
CoDtractioa aafgeben müssen. Die lange Dauer, 
harren der rothen BlntkörpercheD während mehr 
in diesem eigenthämltcheo Znstaad , ohne wahr 
Veränderungen , sprechen entschieden gegen ei: 



Besser rertrSgt sich mit der durch Wasser ent 
Schrumpfung die Annahme, dass eine Erstarrung d 
stattgefunden, eine Gerinnung bestimmter eiweisarl 
stanzen, welche im Innern des Blutkörperchens 
sind. Den mikroskopiechen Nachweis dieses Str( 
ich jüngst in einer Abhandlang ,,über den Ban d 
Blutkörperchen des Frosches", Ztst. f. w. Zool. B 
mit Hilfe verschiedener Beagentien geführt, unter i 
Harnstoff, das Tannin, die Pyrogallassi 
Borsäare, das Anilinblau, die Wärme 
60 — 54" G und endlich die Veränderungen, welche 
körpereben in Extravasaten erfahren zu vor 
wähonng verdienen; alle diese Einflüsse, deren 
Verschiedenheit keines Commentars bedarf, rufen i 
dieselbe Erscheinung hervor, trennen das anverse] 
körpercheu in eine geübte hauptsächlich ans Hi 
bestehende Substanz, und in eine farblose, leicht ^ 



[er matK-phyi. OkwH vom 6. Desemier 1873. 

alteade eiweisartige MasBfl, das sogenaimte 
le's Zooid. BeBOndere Beachtung verdieoes 

welche den Beweis von der Existenz eines 
9n mit Hilfe derjenigen Veränderungen, welche 
eben in Extravasaten er^ren. Gegen alle 
lassen sich Einspruch'! erbeben, weil sie der 
e allza fremdartig sind ; aber in jenem Fall 
)nde Gewebe, in welches die Blatkörperchen 
d, wirkt nur jen^ Strom Yon verwandteo 
r die Organe belebend durciiträakt. Gerade 
)Icben Bedingnngen auftretenden Veränderungen 
ruold in Heidelberg in der neuesten Zeit 
:htet'). Er hat das Schicksal derjenigen rotheo 

des Frosches verfolgt, welche aus den Ge- 
je in Folge vermehrten Blutdruckes ausgetreten 
mdelt sieb also hier nicht einmal am ein 
LS durch Zerstörung eines Geßsses hervor- 
sondem um jene seltsame Auswanderung der 
lente durch die Wand der Capillaren, wenn 
esem Fall die Vena mediana der Froscbzunge 
atur 6 — 8 Stunden geschlossen bleibt, später 

geöffnet wird. Man kann nun während 
, selbst Wochen hindurch an dem durch- 
dem übrigen Organismus verbundenen Objeot 
er ausgetretenen rothen und lebenden Körper^ 
u. Das auffallendste Pfaanpmen ist das all- 
rscbwinden des Farbstoffe. Die £nt- 
t an sehr verschiedenen Stellen. Manchmal 
hmal an einer oder der anderen Seite des 
3n Blutkörperchens. Es entsteht zunächst ein 

der immer breiter wird. Ist der Farbstoff 

'8 Archiv f. patb. Anat. Band VIU Heft 2. „Ueber 



völlig versdiwaiideD, so stellt die früher rothe Blatscheibe 
jetzt ein lichtes ganz schwach gekörntes Gebilde dar, das 
anfiuigs noch oval ist nnd in dessen Innerem man noch den 
Kern sieht. Doch bald wird anch der Kern ansichtbar, das 
helle Stroma wird allmahUg kleiner, bässt seine periphere 
Begrenzung ein und präsentirt sidi als ein Gonglomerat 
feinkörniger Masse, welche schliesslich verschwindet und 
resorbirt wird. 

Das bemerkenswertheste der eben beschriebenen Vor* 
gange ist die Trennong des Farbstoffes von emer blassen 
leicht kömigen Substanz, welche die Grundlage des rothen 
Blutkörperchens darstellt: das sogenannte Stroma. 

Die Resultate, welche an den aus Gefassen ausgewanderten 
oder in Extravasaten eingeschlossenen Blutkörperchen be- 
züglich ihres Baues gewonnen wurden, ergänzen und be- 
stätigen in einer eminenten Weise meine Mittheilungen'), 
welche auf den durch Reagentien hervorgerufenen Ver- 
änderungen beruhen. Die Annahme, die histologische 
Grundlage dieser geftrbten Zellen sei ein schwach gekörntes 
farbloses Stroma, gewinnt eine neue Stütze. Aus der That- 
Sache, dass Wasser die frischen Blutkörperchen schrumpfen 
macht, geht ferner hervor, dass dieses Stroma sich ebenso 
verhält, wie Eiweis, d. h. dass es nach Zusatz einer dif- 
ferenten Flüssigkeit fest wird, gerinnt. Die Zelle erfährt 
dadurch nothwendig Formveränderungen, welche man der 
Erscheinung nach mit dem Ausdruck einer Schrumpfung 
bezeichnen muss. 

Ob mit diesen Veränderungen der Form auch solche 
des Volumens verbunden sind, lässt sich zur Zeit noch nicht 
feststellen. Allem Anschein nach bleibt das Volumen unver- 
ändert. Ich schliesse diess daraus, weil dieselben Form- 
veränderungen in vollkommen derselben Weise auch nach 



2) Zeitsdirift f. w. Zool. Bd. XXm. 



raohtrag. 



Keuwahlen der Akademie. 

Die IQ der allgemeinen Sitzung vom 21 
nommene Wahl neuer Mitglieder erhielt dU 
BeBtätigUDg und zvar: 

Der mathomatisoh-physikalischen ' 
A. Aaswärtige Mitglieder 

1) Dr. GustarRoBe*), ProfeaBor der Minera 

2) Dr. Ernst Brücke, Hofrath und Profe 
Biologie in Wien. 

B. Gorrespondirende Mitglie 

1) Dr. Heinrich Will, Professor der Cheu 

2) J. V. Schiaparelli, Director der ! 
Mailand. 

3) Dr. Georg Hermann Quincke, Profesfl' 
in Würzbut^. 



*) GqbUv Rose starb den 16. Jali 1. Jb. 



[1873. 3. Miitb.-p1i]r*. Cl.] 



EittHMdtmgtnMn DrucJ^cAr»^.' 

Von der k. üniversitäta'StertiUMtTte tu Köttigtberg: • 
Astronomiaebe Beobachtungen. 36. Abtbeilang. Von Dr. I 
Lnther 1870. Fol. 

V<m der naturforschaidm Qetdlschaft in Emden : 

58. Jahresbericht. 1873. 8. ■ ' ' 

Von der ph^giJcaliseh-medisinUchen öeeeSichafi in WürtbW: 
Terhandlnn^n. Neae Folge. T. Bd. 1873. 8. 

Ton der Nederlandsche Botanische Vereeniging in Nijmege 
Nederlundech krnidkandig Archief. 3. Serie. 1873. 8. 

Vom bwlitut Boyat Orand-Ducal in iMoembwg : 
Sectiou des Sciencea naturelles et mathematiqnes, Fablioi 
Tom. Xin. 1873. 8. 

Von der Sodete botantque de France tn Paris : 
B.) Bnlletin Tom. XX. (Complea rendns des S^nces) 1873. 8 
b) Bulletin Tom XX. (Revue bibliographiqae A.) 1873. 8. 

Von der Aecademia Pontificia di nuovi Lincei in Bom: 
Atti. Anno XXVI. Seasione V. 1873. 1. 

Von der Sternwarte der schweinerisdien Eidgenossenschaft in 2 
Scbveixerisohe metearologische Beobachtangen. 1872, 4. 

Von dem pkjfsiJialischen Cenlral-Observatoriitm in St. Petersbi 
Annalen. Jahrg. 1871. 4. 

Von der Soeiite de physique et d'hisloire natureUe de Genbt 
Mfimoirea. Tom. XXn et XXIII. 1878. i. 

Vom Musenm of dmparah'M ZoSlogy at Harvard CoSege 
Cambridge (Mass.): 

a) Illuatrated CaUlogue of the Mnseum. No. IV— TT. 1871. i 

b) An nnal Report of theTrustees of the Museum for 1871, Boi 

c) Application oF Fhotography to Illostrations of Natural H 
by Alex. Agassiz. 1871. B. 

28* 



ndungen von Druckschriften. 

chai naUirmBseruchaftiichen OaeHsehafi tn 

St. GaBen: 
.tigkeit während des Jalires 1871—1872. 8. 

er Soeiiti Linneenne in Lyon: 
Tom. 19. Paris 1872. 8. 

Acaäemie de» scieneea in Ljfon: 
loiences. Tom. XIX. Paris et Lyon 1871—72.8. 

nie des tetencea et Uttres *n Mmtpeüter: 
ScieucsB. Tom. Till. 1872. 4. 

•atwy of Trimljf CoOege in SubUn : 
ione, made ad Dunsink Part. II. 1873. 4. 

ichen OesäUchaft für die geaammten Naiur- 
miBsenschafien in Bern: 

hweizeriBchen natarforBoheDden QeaellBohaft in 
iBt 1872. Freibnrg 1873. 8. 

BttdcHffa Obgervatory xu Oxford: 

il. 30. 1873. 8. 

' Acaäbaie de Sciences in Paris: 

77. 1873. 4. 

' SociHi Linnitnne in Bordeaux: 
LVni. Paris et Bordeaux 1870—72. 8. 

de la Saciiti helvitiqae des aeiences natweUes 

in Bern: 
e geologique de la SniBse. Livraison Xll. 1873.4. 

miich-chemisehen GeseSachaft in Prag: 



ilutforschefläfli Verein in Brunn: 
;d. 1872. 6. 



Einsendungen von .Brucktchril 

Von der Societi de Giographie in 
Bnlletin. Septbr. 1673. 6. 

Von der Bedaetion des Moniteur sdentifii 
Monitenr Boientifique. Livr. 383. 1873. 8. 

Von der deutschen Gesellschaff für Natw und ! 

in Tedo: 
MittheilungeD. Heft I. IT. Yokohama 1873. Fol. 

Von der Soyal Society of Victoria in 
Progress Beports and final Report 1863. Fol. 

Vom Observatorio in Madrid 

a) Observaciones meteorolögicaB Diciembre 
1871. 8. 

b) Reaämen de las obserTacionea meteorol6g: 
Penfnsala. Diciembre 1670 al Noviembre 1 

Vom iaiserl. botanischen Garten au St. 
Tradui imperatorskago Feterbnrgskago botanitBi 
II. Lief. 3. 1673. 8. 

Von der Sociiti des ecienees ncUureUes ii 
Bnlletin. Tome IX. 187S. 8. 

Von der SociUe nationale des aciencea naturel 
Meraoirea. Tome XVII. (2. Ser. Tome VII.) 1873 

Vom Commissioner of Patents in Wa 
Annaal Report for the ;ear 1869, YoL 1. 2, i 
1871. Vol. 1. 2.; 8. 

Vom United States Naval Obeenatory in 

a) Astronomical and Meteorological Obaervatioi 

b) Report on the Differenoe of Longitude 1: 
and .St. Lonis. By Harknees. 1872. 4. 

Font U, S. Ägriculturiä Dipartement in 

a) Monthly Report for 1872. & 

b) Report of the CommiBnonei of Agrionltnre 



Einsendungen von DruckechrifUn. 

Von der nturusstsclten naturforechenden Gaellacha 
Sapieki. Bd. I. 1873. 8. 

Vom Herrn Eäuard von Jäger in Wie 
Der Hohbcbnitt. Eine Doue Staar-ExtraotionB-Methi 

Vom Berm Clautitts in Bonn: 
üeber einen neaen meohanisclien Satz in Bemg au 
wegnngan. 1873. 8. 

Tom Herrn O. vom Bath in Bonn: 

a) Fin AoBflug neolt den Schwefelgruben von Girg 

b) Das Erdbeben von Beltuno am 29. Jnni 1879. i 
6) Mineralogiache Mittheilnngen. I. H, 1878. 8. 

d) QeognoBtiBah-minersIogiscbe Fragmente aus Ita 

Vom Herrn K. Zahradnik in Frag: 
Theorie der CiMoide anf Grundlage eines rationel 
1878. a 

Vom Herrn G. W. Borchardt in Btrlit 
lieber Deformation elaBtisoher Körper durch mecha 
Oberfläche wirkende Kräfte. 1878. 8. 

Vom Herrn J. Herüe in QötHngen: 

Handbuch der sjatematiBchen Anatomie des Menschen. 

Nervenlehre in 2 Lieferangen. Braunaohweig 187 

Vom Herrn Carl Adtäbert Tischier in Könti 
Ueber die Bahn von Tuttle'a Comet. (1868. L= 1790 

Vom Herrn C. Brvhna in Leipzig t 

Beeoltate aus den meteorologi sehen Beobachtungen a 
k. BBchaiscben Stationen im Jahre 1870. 7. Jabr 

Vom Herrn A. W. Vdlkmann in Leipzii 

a) Ueber die relativen Gewichte der menschlichen Ki 

b) Ueber die näheren Bestandtheile der menscbli 
1878. 8. 



Eimetiduitgen von DnuladtrifUn. 
Vom Herrn C. Begü in PeterAurg: 
b) DsBcriptioDea planUrain nofaram in regionibna Tai 
cl. TiriB Fedjenko, Korolkow, Kascliakewics et Kra» 
Fmc. I. 1873. 6. 
b) ConBpactoB Rpeoieruin generis vitia regiones Amerii 
Chin&e borealis et Japoniae habitantinin. 1873. 6. 

Vom Herrn Outtatnu Hinricha in Jotea Ciiy, Jo 

a) The Scboot Laborator; of pbysical Science VoL I. II 

b) American Scientific Monthl; Vol. I. 1870. 8. 

c) Bicgrapbical Sketch of Wilhelm t. Haidinger. 1672 

d) The Uetbod of q^aatitative Indnction in physikal t 

Vom Herrn Thomas EgUaton in New York: 

CaUlogae of Minerals with tbeir formalae and crystall 
1871. 8. 

Vom Herrn AJberi Köüiker in Würeiurg: 
Die normale Resorption des Knochengewebe b und ihre 
f&r die Entstehung der typischen En neben formen. Lei 

Vom Herrn Emanual Boricky' in Frag: 
Petrografische Stadien an den Basaltgeateinen Böhmens. 

Vom Htrm L. Kronecker in Berlin; 
lieber die verBchiedeoen Starm'sohen Beiben nnd ihre gi 
Beziehnngen. 187S. 8. 

Vom Herrn Ernst Brücke in Wien: 
Die Physiologie der Farben für die Zwecke der Eunstgewei 

Vom Herrn L. BüUmeytr in Basel: 
Ueber den Bau von Schale nnd Schädel bei lebenden i 
Schildkröten als Beitrag zu einer paläontologisch en 
dieser Thiergmppe. 1873. 8. 

Vom Herrn CharUs Pettarin in Rtria: 
Le Cholera comment il ee propage et comment l'eviter, 



Sach-Register, 



Alpenbandtandsteia 26. 

Altgennsniscbd Qräber in der Umgebnng des 

Apatit im Dolerit 160. 

Apparat, heliographiiolier von Steinbeil 307. 

Ariiicaö], ätheriBohea 210. 

ArnioawasBer, deweii Beatandtheile 210. 

Araenige Säure, daren Loslicbkeit im Wataer 1 

Ärtemia «alina 168. 

Aogit im Dolerit 149. 

Angitophyr 60. 



Blutkörperchea , rotbe des FroBohea, Einflni 

dieselben 346. 
BuoboDit 11. 



Campheograppe, deren Verbältnisa zum Pflanzi 
Carbon-Schicbten bei Batzen 20. 

CasBiaDer-Sohiohten 64. 
Cbrysolitb im Dolerit 149. 
CoQodictyum buraiforme £ltalloa 382. 



Esinokalk Stoppanii 81. 



Saeh-Begitler. 

SaDBsorit im EQiilDn- Gebirge 237. 

Sctilerndolomit 71. 

Schlemgebirge 14. 

Selbsten tiüodanf; des Henes 197. 

Speiakobalt und Spathiopyrit von Biober ia 1 

St. Cassianer Schichten 64. 



Titaneiaen (Ilroenit) im Dolerit 140. 
Techennakit 34ö. 



Terzeichni» eingelaufener Bfiohergaachenke 1 



Wagnerit 155. 
Wengener Schichten 64. 



^ 



thm (Nekrolog'} 132. 
'. Olfers (Nekrolog) lia 



'. Pettenkofer 278. 

*ictet (Pictet de la ßiye) (Nekrolo;;) 121. 



^ainoke in Würzbnrg (Walit) 35S. 



Rose, Gustav in Berlin (Wahl) S 

1 



Bandberger 11. 13G. 140. 
Bohiaparelli in Mailand (Wahl) 353. 
K Scblegintneit 237. 
^del 207. 
f. Siebold 16B. 



Sogel I. 213. 
Voit 273. 296. 348. 



Will in GiesRen (Wabl) E 



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