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LIBRARY
OF THE
UNIVERSITY OF CALIFORNIA.
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lai^igp— aBggj^^aeiBSggB^BaBgggg 'j.tj.. -vn-^^
Sitzungsberichte
der
mathematisch -physikalischen Classe
der
k. b. Akademie der Wissenschaften
zu ÜVIünchen.
Band III. Jahrgang 1873,
Mflnchen.
Akademische Buchdruckeroi von F. Straub.
1873.
In Commission bei G. Fratiz.
.5
-I
1
f^
TJebersicht
des luhaltes der Sitzungsberichte Band IL Jahrgang ü
Oeffentlicke Sitzung ew Feier des 113. SUfUmystagea
k. Ähademie am S^. Märe 1872.
Nekrologe der verstorbenen Mitglieder der mathematisoh-physi-
kslisoheD CUue
Sitgttnff vom 13. Januar.
Voit: Ueber die feinere Stmvtur der Nervenelemente beiden
GaBteropodeu. Ton Dr. Angnat Bolbrig ....
T. Kobell: 1) lieber Faramorphosea von Kalkspath nach
Aragonit von Oberwem bei Schweinfort von
F. Sandberger
2) üeber dieZersetEungsproduktedeaQDeokiilber-
fahlerzes in Uosobellandaberg in der Pfals .
Togel: Ueber den Einfluss abaolntien Alkohole auf einige
chemische Besotionen
Sitzung vom 3. Fätruar.
V. Kobell: Ueber den Montebraait (Amblygonit) von Montebras
Zittel: Sie K&nberböhle am Sohelmengraben , eine prä-
hiatoriache Höhlenwohnung in der bayeriachen Ober-
pfalz
V, Pettenkofer: Üeber Bewegung der lyphuafrequens ond
dea Gmndwaaaeratande* in Hünohen . .
3. Märe.
des aotiven SauerBtofTt &uf
H. Struve
pb Steinbeil neuerlich
1 Aber die dabei benutzten
I 4. Mai.
l der TypbasfreqiieDz und
r Standes in München. (£r-
Fortsetcnng des Vortrag!
■ 1873)
ehalt dea Schneewasaere
>raohieden gefärbter Blätter
cb das Strömen des Wassers
engt?
[lienaellen. Von Professor
ler die Lateral-Refraction.
ff. (Mit 1 Tafel.) . . .
t 8. Juni.
les microcephalischen acht-
Helene Becker .....
inecblÖBse in vulkanischen
andberger .....
9r Pflanzen electricität. Von
Eanke
sogenannten unreifen Bern-
nb Vom Prof. H.Spirgatu
1*^
III
Seite
V. K o b e 1 1 : Vorläufige Bemerkungen über den Buchonit, eine
Felsart aus der Gruppe der Nepbelingesteine.
Von F. Sandb erger 203
Voit: Ueber die sogenannten freien Kerne in der Substanz
des Rückenmarkes. Von cand. med. Mich. Weber 209
Vogel: Ueber die spontane Zersetzung einer Bleilegirnng . 218
Gümbel: Gletscbererrcheinungen aus der Eiszeit. (Gletscher-
schliffe und Erdpfeiler im Etsch- und Innthale) . 223
Sitzung vom 2. November.
V. Pettenkofer: Ueber ein Beispiel Ton rascher Verbreitung
specifisch leichterer Gasschichten in dar-
unter liegenden specifisch schwereren . 264
Erlenmeyer: Ueber einige Eigenschaften der Caloiumphos-
phate und des Calciumsulfats 269
SiUung vom 4, Januar 1873.
Erlenmeyer: Ueber die relative Constitution der Harn-
säure und einiger Derivate derselben 276
V. Kobell: Ueber den neueren Montebrasit von Descloizeauxv
(Hebronit) 284
H. V. Schlagintweit-Sakünlünski: Reisen in Indien und
Hochasien 290
Sitjsfung vom 1. Februar.
V. Kobell: Zur Frage über die Einfahrung der modernen
chemischen Formeln in die Mineralogie . . . 297
C. Nägeli: Das gesellschaftliche Entstehen neuer Species . 306
G. Bauer: Bemerkungen über einige Determinanten geo-
metrischer Bedeutung 345
1- SiUuHg vom 7. Deeemher 1873.
aber den Kohlensiaregelialt der Gnind*
Ft im Geröllboden von Mflnchen in ver-
liiedeiien Tiefen und la vereabiedenen
litan
ae Verbindnng des Jode mit srseniger
ie Jodftraenseiire , nnd deren Verbind-
it buitchea Ox;den und alluliechen
Uebersicht dea Inhalts.
OeffeniUche Stttnmg ew Feier des 114. Stiftmgstages ä
h. Ahademie am 37, Märe 1&/3.
EröfFoungsredo des Herrn Pr&aidenUn der Akademie t. Liebig
Nekrologe der verBtorbenen Hitglieder der matheiofttiicb-pkyri*
kaliaoben ClaaBS
Sitaung vom 1. März.
Togel: üeb«r das Verhalten der Milch edid LakmnifarbitofF
T. Kobell: Weitere Hittheilnng fiber den Bnobenit. Von
F. Sandberger
GQmbsl: GeognosÜBohe Mittbeilnngen aus den Alpen - .
Beets: Ueber ^ie Rolle, welche Hyperosyde in der Yoltagohen
Kette spielen
T. Kobell: üeber den Kjernlfin, eine neue Mineralspede«
von Btmle in Norwegen ,
SUeung vom 3. Mai.
V. Kobell: ]) lieber Speiskobalt und Spathiop}^t vonBieber
in Hessen .
3) Ueber Dolerit. I. Die oonetituirenden Mine-
ralien; von F. Sandberger .
V. Kobell; Ueber den Wagnerit .
L. A. Boobner: Ueber die Lösllohkeit der arsenigen Sftnre
in Wass« : . .
)m 7, Juni.
iGsiB der Artemia aalina . .
IjBtenUünduiig des Heuee . .
jchen Apparat von Dr. Adolpb
andtheile des AroiCftwasserB
ihen Arnicaöles
■om 5. JtUi.
■ der Camphengrnppö i
inaki: Ueber Nephrit nebst
1 Eünlün- Gebirge ....
1 8. November.
Kohlehydrate in der Nahrung
von M. von Pettenkofer
6. Desember.
joraifonne ^tallon, einer Fora-
appe der Dactyloporiden. Von
2B2
in der Umgebung des Starn-
. Kollmann 295
akit eine neae Minerslspeciee
' Feldapäthe 345
ffaseers anf die rothen Blot-
18 von J. KoUmann . . . 348
Sitzu
köoigl. bayer. Aki
Mathematiscli
Sitinng
Herr Vogel trägt
„Ueber das Ve:
farbstoft."
Ueber die Reaktion
aufLakmuB Bind bekaont
gemacht wordeD. Wahr
Milch sauerreagirend ge
minderer Anzahl, Bie fü:
glauben, eB könne über
euch wie es scheinen m
keine Meinungsverechiedi
steht gerade über die F
milch sauer oder alkalisch i
reiche Literatur. SchloBE
1) Ana. Cbem. Pharm.
[187S,1. Matbrpliyi. C1.J
ih.-phys. Classe vom 1. Mars 1873.
leva Angaben über das Verhalten der
latändig zasannueüzastellen. Man ge-
LmmenstelluDg einen lehrreichen Ueber-
'en sehr von einander abweichenden
klämng dieser Frage.
es rerBucbt worden, der Sache noch
zu geben, wodurch eigentlich die beiden
:r, sowohl die für die alkalische, als
Q stimmende, Recht bebalten. Soxhlet*)
seiner vortrefflichen Abhandlung „Bei*
eben Eenntniss der Milch," welche in
anten und Neuen sehr Vieles enthält,
taphigene oder eine ampbotere Reaktion
ch habe die merkwürdige Eigenschaft,
äs Lakmuspapier roth und gerötlietes
i färben, — vereinige also in sich zwei
m Begriffen vollkommen diametral ver*
;egenseitig ausschliessende Zustände,
reiche Soxhlet von dieser sonderbaren
iruht auf dem Gehalte der Milch an
a pbosphorsaurem Alkali. Er schreibt
'metande zu, dass die Milch zu den
che sowohl saures, als neutrales phos-
lalten. Solche Lösungen reagiren nicht
zu gleicher Zeit auch alkalisch; sie
len rothes Lakmuspapter.
eit neutralen Alkaltphosphates neben
rt, hat nach Soxhlet'a eigener Angabe")
m, da sich die Reaktionen gegenseitig
tt beeinträchtigen, so dass sieb minimale
ben grossen Mengen des andern je nach
Chem. 1872. 11 a. 12. S. 1.
Vogd: üeher das Verhalten der Milch »um Lahmusfarhstoff. 3
der Empfindlichkeit der Lakmusreagentien nicht oder doch
sehr zweifelhaft zu erkennen geben. Da man zur frischen
Milch ziemlich viel freie Säure zusetzen muss, um sie in
jenen Zustand überzuführen, wo sie beim Erwärmen gerinnt,
so zeugt diess von der Anwesenheit einer Menge neutralen
phosphorsauren Alkali's, welche hinreicht, die alkalische
Reaktion der Milch zu einer unschwer erkennbaren zu
machen.
Nach neueren Versuchen Tön W. Heintz: „Ueber dieürsacheder
Goagulation des Milchcaseins durch Lakmus und über die soge-
nannte amphotere Reaktion,'*^) deren Resultate mir erst, nach-
dem die vorliegende Notiz niedergeschrieben war, zur Kenntniss
gekommen, beschränkt sich die amphotere Reaktion einer
Flüssigkeit, welche gleichzeitig saures phosphorsaures Alkali
und das gewöhnliche phosphorsaure Alkali enthält, auf eine
Violettfärbung des rothen und blauen Lakmuspapieres. Da
sich meine Beobachtungen vorläufig nur auf die Reaktions«
Verhältnisse der Milch selbst beziehen, nicht aber auf den
Orund der Erscheinung, so glaube in Beziehung der Einzel-
heiten auf jene höchst interessante Abhandlung verweisen zu
dürfen.
Ich habe zu dieser Art der Milchuntersuchung statt des
Lakmuspapieres mich der Lakmustinktur bedient; selbst-
verständlich ist zur Reaktionsprüfung nur sehr empfindliche,
weder Säure-, noch Alkaliüberschuss enthaltene Lakmus-
tinktur zu verwenden. Ich gebrauche mit Vortheil eine zu
jeder Versuchsreihe ex tempore hergestellte Lakmustinktur.
Das Verfahren zur Herstellung des Präparates ist ein sehr
einfaches.^) 16 Gramm käuflichen Lakmus werden fein ge-
pulvert und in einem Cylinderglas mit 120 C. C. kalten
destillirten Wassers übergössen 24 Stunden unter mehr-
maligen Umrühren stehen gelassen; da dieser erste Auszug
4) Jouro. f. prakt. Chem. 17. u. 18. S. 374.
5) Bnchner's N. Repertor. B. XI. S. 181,
math.-phj/t. Olaae von» 1. Man 1873.
T Lakmosknchen enthält, so wird dieBer
er extrabirte Rückstand im Cylinderglase
!Dge kalten destillirten Wasser3(120G.G.)
m wie angegeben bebandelt ; den nun zum
ssenen Anszng tbeilt man in zwei gleicbe
len einen Tbeil mit einem in rerdünnte
icbten Glasstabe nm, bis dass die Farbe
; und setzt nun die andere blane Hälfte
üne röthlichblaue Flüssigkeit entsteht,
ihren erhält man eine für die Milch-
eignete, d. h. möglichst neutrale Lakmns*
solche Weise hergestellte IjakmDStinktnr
: bedeckten Porzellanscbaale im Wasser-
en yerdampfen. Es bleibt eine amorphe
^ welche man in einem wohlverschlbssenen
Dieselbe lost sich in Wasser vollkommen
if and gibt je nach der Verdünanng eine
r tiefblan gefärbte Lösung,
meiner bisherigen Versuche ist zanächst
ich bis jetzt keine frisch gemolkene Enh>
iahe, welche die alkalische Reaktion eot-
, h. welche sogleich beim ersten Zaeatze
e Tollkommen neutrale Lakmustinktur, wie
lieh gefärbt hätte. Hierdurch wird indess
1 alkalisch reagirenden Milchsorten, welche
öthetes Lakmns von vornherein bläulich
bestritten, noch die Richtigkeit der ent-
ibachtnng in irgend einer Weise aus-
b man die geröthete Flüssigkeit in zwei
!D einen Theil in einem Uhrglase aD der
n einem verkorkten Glase stehen, so hat
;enbeit, eine wesentliche Verschiedenheit
: Flüssigkeiten wahrzunehmen. Die durch
färbte Lakmustinktur verliert im Uhr-
Vogd: Ueber das VerhaHtm der Milch tum Läkmuafarhstoff, 5
glase aufbewahrt allmälig die rötliliche Farbe und gebt ins
Blaue über, während die unter Verschluss befindliche die
ursprüngliche Färbung beibehält. Doch schien auch letztere
nach Verlauf einiger Stunden sich nach und nach mehr blau
zu färben. Erst nach drei bis vier Tagen werden beide
Flüssigkeiten durch Bildung von Milchsäure intensiv roth;
es geht hieraus hervor, dass in normaler frischer Kuhmilch
freie Milchsäure nicht vorhanden ist.
Die durch Milch schwachgeröthete Lakmustinktur nimmt
auch durch Schütteln und öfteres Hin- und Hergiessen von
einem Gefäss in das andere die ussprüngliche Farbe wieder
an und geht ins Blaue über. Am deutlichsten tritt die
Farbenveränderung durch Aufkochen der Flüssigkeit ein.
Diess eignet sich sogar zu einem Vorlesungsversuch. In
zwei Proberöhren gleicher Dimension setzt man zu etwas
Lakmustinktur so viel Milch, dass eine schwach röthliche
Farbenüuance eintritt. Erhitzt man nun die eine Proberöhre
mit ihrem Inhalte über der Lampe, so bemerkt man nach
mehrmaligen Aufkochen eine deutlich blaue Färbung, welche
ganz besonders auffallend hervortritt durch den Vergleich
beider Flüssigkeiten; hält man nämlich die beiden Probe-
röhren nebeneinader, so erkennt Jedermann, auch sogar in
einiger Entfernung, einen wesentlichen Farbenunterschied
beider. Die nicht gekochte Flüssigkeit ist schwach röthlich
oder doch wenigstens nicht blau gefärbt, die gekochte dagegen
hat unverkennbar eine blaue Färbung angenommen.
Nach meinem Dafürhalten findet die entschiedene alka-
lische Reaktion der Milch nach dem Aufkochen, Stehenlassen
an der Luft oder nach dem Schütteln und Umgiessen in
dem Umstände theilweise Erklärung, dass die frische Milch
bekanntlich stets Kohlensäure absorbirt enthält (nach Set-
schenow 5,01 bis 6,74 Volumprozente). Durch einen jeden
Vorgang, welcher im Stande ist, die in der Milch ursprüng-
lich enthaltene freie Eohlensäuremenge zu verdrängen, muss
r der math-^phyt. Clatae vom 1. Märg 1873.
halten der Milcli zn Lakmnstinktnr ändern,
t aach der interessante Versuch , welchen
jgefnhrt und beschrieben. Es waren mehr-
iene Proben noch warmer Knhmilch mittelst
iehen Lafipnmpe ausgepumpt worden and zwar
rkehrnng, dass das ans der Milch austretende
irj^wasser streichen musste. Das Barjtwasaer
ihei stark and die Proben reagirten nach dem
eatlicher alkalisch, als vorher,
hat Soxblet zur Dntersachaog der amphoteren
statt des Lakmuspapieres dünne mit Lakmns-
chene Gypsplatten verwendet, wie solche Lieb-
iktionsprüfnDg thierischer Qewebe vorgeschlagen
estatten, da die trocknen Gypsplatten begierig
brachten Flüssigkeiten einsaugen, dass eine be-
;e Lakmusfarbstoff mit einer verhältnissmässig
e der za untersuchenden Flüssigkeit in Be-
Meine Beobachtungen über Milchreaktion mit
?n Gypsplatten haben wiederholt ergeben, dass
nktur bestrichene Gypsplatten, wenn sie dnrch
; Milch röthliche Farbe angenommen hatten,
Stunden Stehens ins Bläuliche übergegangen
labe geglaubt, ob mit Recht will ich nicht ent-
ia eine Bestätigung der Ansicht zu finden, dass
) Reaktion mit der Entweichung der Kohlen-
ammenbange stehe. Allerdings stimmen hiemit
sn, welche ich im Verbalten der condensirten
.kmustinktur beobachtet habe, nicht übereiu.
:oudensirte Milch in Lakmnstinktur , so ßrbt
,ch meinen bisherigen Beobachtungen anfangs
; nach einigem Stehen aber verliert sich die
te dar Berlin« oHerniiolien Ouellfoliftft 1666. 1. S. 48.
Vogel: lieber das Verhalten der Müeh tum LdkmuBfarbHoff. 7
RöthuDg und es tritt deutlich die blaue Farbe ein. Da die
condensirte Milch sämmtliche feste Bestandtfaeile der Milch
nebst Zucker enthält, aber doch wohl Kohlensäurefrei ist,
so müsste das nachträgliche Eintreten der alkalischen
Reaktion als unabhängig you dem Entweichen der Kohlen-
säure betrachtet werden. Vielleicht ist gerade die mit con-
densirter Milch zuerst eintretetende Reaktion und die darauf
folgende alkalische ein Beispiel der aniphoteren Milch-
reaktion.
Die alkalische Reaktion der Milch hat, wie es mir
scheint, immerhin noch etwas Räthselhaftes : es ist mir bis
jetzt nicht gelungen, dieselbe auf irgend andere Weise, als
durch Lakmus nachzuweisen. Nun ist allerdings vorsichtig
geröthete Lakmustinktur, wie ich schon früher gezeigt habe,
das bei weitem empfindlichste Reagens auf Alkalinität. Indess
kann man doch auch eine hellgelbe Gurcumatinktur dar-
stellen, durch Vermischen von weingeistiger Gurcumatinktur
mit Wasser, welche einen sehr hohen Grad von Empfind-
lichkeit besitzt. Von ausserordentlich verdünnter Ammoniak-
lösung wird dieses Gurcumapräparat noch deutlich braun ge-
färbt; durch Zusatz von frischer Milch und von condensirter
Milch habe ich an denselben bis jetzt niemals die leiseste
Farbenveränderung wahrnehmen können. Diess ist jedenfalls
ein Beweis, dass die Alkalinität der Milch eine überaus ge-
ringe sein müsse, da, wie direkte Versuche gezeigt haben,
die oben erwähnte gelbe Gurcumatinktur noch bei —i-- Ver-
" 100,000
dünnung eines Alkali sehr bemerkbar braun gefäibt wird.
Auch frischgefälltes Quecksilberchlorür durch Schütteln im
Wasser suspendirt — eine Flüssigkeit, welche bekanntlich
für Alkalien grosse Empfindlichkeit besitzt — hat in meinen
Versuchen mit Milch versetzt, niemals eine Farbenveränderung
bemerkbar werden lassen.
Wie sehr die Reaktionserscheinungen der Milch von der
grösseren oder geringeren Empfindlichkeit der angewendeten
lAys. Claue vom 1. Man 1873.
gibt sich endlich aus den Versuclieu,
ühmilch mit dem bekannten Mohr'-
ir geprüft habe. Ein solches Papier
it Chlor gebleichten weissen Schreib-
^lung der einen Seite mit einem
Ige (1 zu 6 Wasser) dargestellt.*)
Papieres zieht man an den blauen
ganz gerade Striche mit einem in
läurelösung getauchten und wieder
iass ebenso breite Streifen blau stehen
roth streicht. Schneidet man nun
1 Streifen in der Mitte mit einer
; man Streifen, die der Länge nach
Zieht man hierauf mit einer in Milch
r abgestrichenen kleinen Feder einen
len Fächer des Papieres, so sollte
in solcher Weise die Beobachtung
m der Milch durch einen einzigen
le. Ich hahe dabei TOrnaltend die
Streifens wahrgenommen, während
i Faches weit undeutlicher, bisweilen
i. Da dieselbe Milchsorte in ver-
nktur gebracht , diese entschieden
inen wir hieraus den Einäuss der
:hkeit des Reagenspapieres und der
m der Doppelreaktion.
iBung hat Herr Professor W. Bischoff
^hleisheim über diesen Gegenstand
It, deren Resultate ich hier noch
möchte. Es wurde mit dem Mohr'-
in 30 Kühen die frischgemolkene
n otieiniBoheii Titrinnethode 1B62 S. I4B,
Vogtl: üeber das Vtrhiüien der Mädh ttm Lakmafarbsioff. 9
Milch auf ihr saures oder alkah'schea Verhalten geprüft.
Unter dieser beziehungsweise grossen Anzahl von I * '
haben sich nur znei gefunden, welche mehr od
UDZweifelhaft die Ooppelreabtion, d. h. Blaufärben
und Rothfärben des blauen Faches zeigtea. Bei
meisten der übrigen Mi]chsorten ergaben neutral
oder ursprünglich eine deutlich saure Reaktion, 11
einiger Zeit beim Eintrocknen in die alkalische
Diese Beobachtang stimmt überein mit den I
meiner oben beschriebenen Versuche über das Ve
Milch zum Lakmusfarbstoff.
ÄnfTaltender Weise haben einige der in £
uotersuchtea Milchsorten die entgegengesetzte Re
zeigt, nämlich anfangs schwach alkalisch, dann a1
in die saure Reaktion übergehend. Da die Sei
Versuche unmittelbar an der Euh, im Stalle, toi
vorden sind, so dürfte sich diese von den
Beobachtungen abweichende Erscheinung nach meii
halten vielleicht aus einem durch die Lokalität
Ammoniakgehalt der untersuchten Milchsorten erkli
Jedenfalls erkennt njan aus dem hier Mitgethei
sehr mannichfache Faktoren auf die Reaktions«
der Milch einzuwirken im Stande sind und der •
noch keineswegs vollständig aufgeklärt offen liegt.
sichtige daher, weitere vielfach abgeänderte Versu
anlassen.
Derselbe legt der Classe die 4. Auflage sein
„Praktischen Uebungsbeispiele in (
titativ chemischen Anaijse mit bc
Rücksicht auf die Werth bestimm
wirthschaftlicher und technisc
dukte, Erfurt, E. Weingart 187
Idi beehre mich der Ciasee die 4. Auflage <
VOM 1. Marx 1S73.
ahren meinem praktiach-
iTCrsität zu Grunde liegt.
■her nicht vor daB Forum
liger, wenn ein solches,
speciellen , ich möclite
:ik bestimmt ist. Da es
n Olasse die erste Auflage
dürfen, so werde ich es
, wena die Clasäe auch
len wollte.
F. Sandberger: Mittheüung Über den Buchonit 11
Der Classensecretär legt vor:
„Weitere Mittheilung über den Buchonit'*
Ton F. Sandberger.
In einer im zweiten Hefte der Sitzungsberichte für
1872 S. 203 ff. abgedruckten Abhandlung habe ich für ein
bisher nicht als selbstständige Felsart ausgeschiedenes tuI-
kanisclies Gestein den Namen Buchonit vorgeschlagen und die
Mittheilung einer vollständigen quantitativen Analyse in Aus-
sicht gestellt. Es wurde dazu die mittelkörnige Variettät
vom Calvarienberge bei Poppenhausen auf der Rhön gewählt,
deren spec. Gew. ich zu 2,85 fand. Sie lässt als Bestand-
theile erkennen: Nephelin, z. Th. schon in Natrolith über-
gehend , Hornblende , das a. a. 0. näher charakterisirte
glimmerähnliche Mineral, Magneteisen, triklinen und ortho*
klastischen Feldspath, Apatit, Augit. Von Salzsäure wird
ein grosser Theil derselben (40,73**/o) unter sehr deutlicher
AbscheiduDg gallertartiger Kieselsäure zersetzt. Dieser verhält
sich daher zu dem nicht zersetzbaren wie 2 : 3, während
C. Gmelin für das Gestein von Sinsheim das Verhältniss
3 : 4 gefunden hat. In dem von der Behandlung mit Salz-
säure bleibenden Rückstande ist nach Entfernung der Kiesel-
säure durch kohlensaures Nat|:on Hornblende, äusserst wenig
Augit, wasserheller orthoklastischer Feldspath und wenig
trüb gewordener nicht mehr gestreifter (triklinischer) zu
erkennen.
Die quantitative Analyse wurde von Herrn Dr. E. t.
Gerichten aus Landau in dem Laboratorium des Herrn
Professor Dr. Hilger in Erlangen ausgeführt und ergab:
..»•^
vom 1. Märt 1873.
, Getammt
slicher Theil
BeauUat.
dwgl.
54,64
45,84
—
0,66')
14,46
14,32
10,68
10,18
2,34
6,42
7,15
8,40
0,44
1,47
5,25
3,56
6,04
8,77
—
1,21
101,23
auf die eiazelnea Be-
da weder die Zusammen-
der Horableude bekannt
äre. Die geringe Menge
igebalt des Rückstandes
r früher ausgesprochenen
basaltische, sondern eine
1 Alkali-Gehalte im Ge-
Jsonit und der im Zirkon-
ich ist, die von Bammela-
hat sich aber im Rück-
itität gefunden , wie ich
^lieber Beatandtheil dieser
tbweichenden Zasammen-
itnt-Resuttat der Analyse
welches Rosenbusch*) für
■rgaben Sparen de«selben,
al. Inaag^r Dinert. S. 6S.
JP. Sma>enfer: MfMMltM^ «hr dtK Bodtow't. 13
den porphyrartigen Kephelinit vom Katzenbuckel (spec.
Gew. 2,843) erhalten hst, nämlich:
Eieselsäore 44,80
PhoBpborsänre 0,45
Thonerde ......... 11,11
Eisenoxyd 9,82
Eisenozydul &,83
Mangan-, Kobalt- nnd Nickeloxydol 0,12
Kalk 0,55
Kali 3,67
Natron 6,75
Wasser 2,96
99,94
Das Gestein von Poppenhansen ist viel Sroier a
nesia, aber noch reicher an Eisen, Alkalien nnd Ph<
sänre. Es würde gewiss als Verbessernngsmittel für
nachbarten Maschelkalk- und Bnntsaodstein-Felder angi
aasgezeichnete Dienste leisten.
Sitnmg dar math.-phyt. Oasm vom 1. Märg 1873.
■ ClaseeosecretSr l^t vor:
i.QflOgnostische Uittheilnngen »ni
Alpen." Von Dr. C. W. Qfimbel.
Das Kendel- und Schierngebirge.
ter der Bezeichnung Mendola- und Schlerndolo-
t F. T. Richthofen in seioeni berühmten Werke
e geologischen Verhältnisse des Gebietes von St.
zwei, nach den beiden Fundstellen der typischen
I benannte, ganz bestimmte Horizonte in die Alpen-
eingefuhrt. Seitdem wurden gewisse Gesteioscom-
ich in anderen Gegenden der Alpen damit verglichen
nach benannt. Es erlangte dadurch die Bezeichnung
Bürgerrecht in der Alpengeologie, ohne dass jedoch
jitbeit ihres Geburtsscheioes bisher einer näheren
unterzogen worden wäre.
I heillose Verwirrung, welche durch die Einfährung
irlich sich vergrössersden Zahl von besonderen Scbich-
chnuDgen ans dem Gebiete der Alpen, besonders aber
herbeigeführt wird, dass Forscher nicht nur in ver-
en Gebieten unabhängig von einander das geologisch
ihende Gebilde oft mit verschiedeneu Namen belegen,
auch bereits bestimmt begrenzten Gebirgsgliedem
^enem Gutdiinken eine grössere oder geringere Ans-
; geben, lässt das Verständniss alpiner Verhältnisse
jetzt schon, selbst für Alpengeologen höchst schwierig
en, und droht es für den aasseralpinen Geologen
1 onmöglich zu machen. Gibt es doch Specialisten,
QuKbel: Oeognostisi^e Mittheitungm om ittn Aipm.
welche diese Kirchthumsgeologie soweit treiben , dsr"
selbst für die mit unzweifelhaft ansseralpiDen Schichten |
alterigen Gebilde, nur weil sie in den Alpen vorkos
nicht die allgemein gebräuchlichen Namen verwendet '
wollen, sondern eine ganze lange Reihe neuer Bezeichn
für DOthwendig erklären.
Gegenüber diesen offenbaren Misständen, welche ai
wissenschaftlichen Stand der Alpengeologie einen z^
haften Schein werfen, wird es zur dringenden Päicht,
als möglich zur Vereinfachung der Aipengeologie haup
lieh dadurch beizutragen, dass die gleich werthigen G
innerhalb der Alpen selbst als solche festgestellt um
entsprechenden Stufen oder Schichten der ausseralpinei
allgemeineren Gebirgsentwicklung in Vergleichung gel
und gleich bezeichnet werden. ') In dieser Richtung s(
folgende Mittheilung einen Beitrag zu liefern versuchet
So abweichend auch die Entwicklung der verschie
Sedimentgebilde in und ausserhalb der Alpen und
innerhalb der verschiedenen Gebiete der Alpen selbst
mag, so viel steht fest, dass gewisse Schichten auf seh
schiedenea geologischen Horizonten sich vollständig a
verhalten, und dass man sie desshalb als geologisch g
werthig ansehen muss. Es liegt daher die Vermuthung
dass gar manche jetzt noch unter verschiedenen 14
laufende Schichtenreihen, bei eingehenden vergleich
Studien sich als identisch erweisen werden.
1) Ich will dftmit die Borechtigaog und die NütElicbkeit
streitig macbea, in gewivien, bei alpinen VerhsltniaBen aogai
flger vorkommenden Fällen sich der ESrze wegen besonderei
Oertlichkeiteo bergen ommener Bezeichnungen zn bedienen. Ich
habe häufig genug dieses Bedürfoiss geführt und ihm Rec
tragen müssen. Nur gegen den Missbranch von Sondeman
Fillen, in welchen bereits entsprechende Schichten bekannt
glattba ich mich entschieden antspreohen an mtlisen.
iys. OlasM vom 1. Märt 137$.
lan in dieser Absiebt die Äequi-
in er Schichten, als den be-
roler Hochgebirge, durch daB ge-
idensicbbestrebtundznarmit einem
trenguugen geringen Erfolge. Diess
Qstaude her, dass das Vergleichg*
er Schichten, selbst nur eine
iche Facies darstellt, fiir das selbst
eichsteheuden Ablagerungen fehlen,
)r Weise aasgebildet sind. Znm
-Versteinerungen eine viel weniger
, als man diess in anderen For-
mt ist. Einzelne Species kehren
btencomplexe fast so oftmals wie-
e Gesteinsbeschaffenheit,
t Lebensbedingungen hinweist, wie
Lagen, bei öfterer Wiederholung
Gestein sich wieder eiustellt.
ithiimlichkeiten, die besonders in
stark hervortreten, mag es haupt-
D, daes T. Richtbofen bei seiner
; dieses Alpenstocks, welche un-
iiilbeschreibungen zu zählen ist, die
mds neue Typen von Triasschichtea
and. Ausser Virgloriakalk- und
n wir in seiner Schilderung fast
isgebilden, welche in anderen lliei-
bekannt oder anders bezeichnet
jewissen alpinen Kalken und Dolo-
Dacti/loporideen,') welche nament-
tcbtig Torkommen und durch v.
lad. d. Wigs. U. Cl. Bd. XL S. 2SI.
Gümbel: Oeognosiische Mittheäungen aus den Alpen, 17
Richthofea für viele Dolomite seines Gebiets als chaiak*
teristisch angeführt werden, hess mich vielfach über ^
Stellung im Unklaren, welche die so verschiedenen bezeich-
neten Dolomiten einnehmen. Es schien mir vor allem
wichtig, über die Stellung Aufschlüsse zu erhalten, welche
den am Dactyloporideen so reichen Dolomiten des Mendels-
gebirgs in der Schichtenreihe alpiner Gesteine zukommt.
Diese Untersuchung am Mendelgebirge nöthigte mich zugleich
auch in den benachbarten Gebirgstheilen Umschau zu halten
und so sammelte sich der Stoff für diese geognostischen
Mittheilungen.
H. V. Richthofen bezeichnet als M e n d o 1 a-
Dolomit eine mit dem Virgloriakalk — also dem allseitig
anerkannt alpinen Muschelkalke — innigst verbundene
Gesteinlage, vorherrschend aus krystallinisch drusigem Dolo-
mit ohne Spur von Schichtung bestehend, welche nach oben
begrenzt durch die sog. Halobien- und Tuffschichten von St.
Cassian oder, wo diese fehlen, unmittelbar und untrennbar
verbunden wäre mit dem höheren petrographisch vollständig
gleichartigen Schlern-Dolomit. Auch palaeontologisch
sollen sich beide Dolomitgebilde der Mendel und des Schiern
so nahe stehen, dass nur die damals noch für Crinaideen*
Stiele gehaltenen, später von mir als riesige Foramini-
feren-Reste erkannten ChfroporeUen allein dem älteren Mendel-
dolomit als charakteristische Einschlüsse zukämen, während
andere Arten von Versteinerungen wie globose Ammoniten,
Chemniissien^ Natiea^ Turbo etc. beiden gemeinschaftlich an-
gehörten. Dass die typische Lage desMendoladolomits
im Mendolagebirge, wie jene des Schlerndolomits am
Schiern zu suchen sei, versteht sich von selbst, v. Richt-
hofen erwähnt überdiess ausdrücklich den Fund des Dolo-
mits (S. 63) unmittelbar über Virgloriakalk und üampiler-
Schichten an der Mendel als Veranlassung der Bezeichnungs-
weise des Gesteins. In der Detailbeschreibung beschränkt
sich Derselbe auf die Angabe, dass auf dem breitbasigen
[1878. 1. Math.-phys. GL] 2
if math.-phi/t. CUuie wm 1. Man 1973,
vOD Hocheppan zunächst Seisser* und Cam-
h aasbreiten, über welchen dann schwarze,
ilke und der Mendoladolomit in bedeutender
elsigeo Gratb des Gebirgs bildend, folgen,
t Bestimmtheit zu entnehmon, dass *dia
le des Mendelgebii^ea bis zu seiner Spitze
ng gegen das Nontbal dem Mendola-
It wurde.
den Btcb längs des ganzen Gebirgsflisaes
»min fast in jedem Bruchstück oder Roll-
3en hohen Dolomitwänden stammen, Spuren
iel- ähnlichen Einschlüsse (Gyroporellen).
jtaunlicher Menge darin angehäuft. Auch
in Dolomitschichten lassen sie sich bis zu
ime des Gebirges überall verfolgen: der
lomit, unmittelbar am Wendelwirthshans,
chen Röhrchen. Erregt aber dabei die
38 an der Uendel diese Dolomitstnfe in
ächtigkeit ausgebildet vorkommt, währen d sie
durchwegs sich auf ein bescheidenes Mass
idion einen Verdacht bezüghch der Richtig-
ne, so wird diese noch ganz besonders
is verstärkt, dass jene Crinoideen- ähn-
iie ich unter der Benennung Gyroporella
•ht habe, in verschiedenen Arten in sehr
igliedem der Alpen verbreitet sind und dass
chliessliche Versteinerung nur eines oder
arizonte seien.
E'uase des Mendelgebirgs über den hier
ch entwickelten Campiler Schichten die
tten des Virgloriakalks aufsuchen wollte,
lirekte Unterlage des Mendoladolomits als
las Anf&nden des letzteren selbst zu ge-
iht überrascht, in alten den zahlreichen
Gümbel: Geognastische Mittheilungm aus den Alpen, 19
Aufschlüssen bei Hocheppan keine Spur des typischen Vir-
gloriakalks entdecken zu können. Aach Benecke, dem
wir eine eingehende Schilderung der verschiedenen Gesteins-
lagen dieses Gebirgs verdanken,') scheint diesem Kalke
nicht begegnet zu sein. Weitere Untersuchungen machten
mich nun mit der wichtigen Thatsache bekannt, dass unmittel-
bar und zunächst über dem plattigen Dolomit am Mendel-
wirthshaus, der noch erfüllt ist von GyrcporeUenf also sicher
noch nach v. Richthofens Auffassung dem Mendola-
dolomite zuzurechnen wäre, mit und neben Eruptivgestein
die rothen eisenreichen Lagen der sog. rothen Raibler
Schichten sich ausbreiten und in ganz gleicher
Weise, wie ich es später auf der Schlernplatte
fand, von wiederum dolomitischen, plattig ausgebildeten
Kalken mit Megalodus complanatus und Turio solitarius
überdeckt sind. Umgekehrt fand ich dann am Schiern die
GyroporeUen — wenn auch nicht so häufig, wie an dem
Mendelwirthshause durch die ganze Dolomitmasse bis unmittel-
bar unter die rothen Raibler Schichten verbreitet. Damit war die
Selbstständigkeit des Mendeldolomits sehr in Frage gestellt,
wenigstens der bestimmte Nachweis geliefert, dass der
sog. Mendeldolomit des Namen-gebenden Gebirgs ganz
gleich sei, mit dem Schierndolomite derjenigen Fundstelle,
welche für letzteren als die ursprüngliche bezeichnet wurde,
dass mithin Mendola- und Schierndolomit ein und
der nämliche Dolomit sei.
Dieser Nachweis liess es nunmehr als Nothwendigkeit
erscheinen, in weiteren Kreisen Umschau zu halten, um über
das Vorhandensein oder Fehlen des Medeldolomits an
anderen Orten weitere Erhebungen zu pflegen. Die hierbei
gewonnenen Ergebnisse über verschiedene alpine Gebirgs-
8) Geogn.: paläont Beitrage II. Bd. 1. Heft 1868. S. 9.
2»
Iitig gentig , tun sie in ge-
EenntuisB der so interessaiiteo
Icu za diirfeD.
Bhiehten bei Botzen.
mächtige Porpbyratock
sehr ungleich erhöhten aad
iche Grundtage der weit aus-
ilendelgfibirgs uad deu Schtern,
wollen. Im Allgemeinen be-
lyr ein hohes Icuppelloruiig
shes jetzt allerdings vielfach
irsprünglich mitten im älteren
rar und wahrscheinlich die
einer groBsartigen Buchten-
ingerer Triasgebilden abgab,
ist dieser Forphyrstock auf
I und es zeigt sich hier in
ie Schnittlinie, längs welcher
}irge der Mendel auf por-
lt. Im Osten rerläofb diese
;b in vielen Biegungen aus-
z am Grödner Thal und dem
alten Bucht angeigend, welche
ialkgebit^Bchollen am Joch
len ehemaligen direkteo Zu-
birgs über die Porphyrkuppe
Westen hinweisen.
Yeriialten des Forphjn will ich
ich erwithns nnr du ungemein
iFinitoids in dem fiotzener
OUmM: Oeognoetitche Mittheilungen au» äen Alpen. 21
Der Porpliyr dieses Gebirgsstooks gilt eeit v. Richt-
hofen's eingehender Schilderung als eine mit der Abla
der untersten Schiebten des sog. Orödner Sand
gleichaUerige Bildung, mithin als eine Eruptivmaac
Triaszeit im Gegensatz zu dem Porphyren in
deutschland, welchen man ein viel höheres carbonischc
postcarbonisches Alter zuschreibt. Der Grödner Sai
wird als eine TuETbildung betrachtet, zu welcher die
tion des Porphyrs das Material geliefert haben soll.
Beobachtungen haben diese Annahmen nicht bestätigen k
icli bin durch dieselben vielmehr zar Ueberzeugong gelang
der fiotzener Porphyr genau so alt sei, wie
mitteldeutscher Zwillingsbruder. Denn wo imi
einen AnfschluBB der Auflagerung des rothen Sandstei
mittelbar auf Porphyr deutlich entblösst fand — der(
es gerade nicht viele, aber doch einige unzweideut
beobachtete ich stets nicht einen alLmähligen Ueb'
des Porphyrs in den auflagernden Sandstein, sondern vii
eine sdbr strenge Scheidung beider Gebilde. Die tiefst
des rothen Sandsteins breitet sich in solchen Aufscb
über dem Porphyr in einer Weise aus, dass es mir
zweifelhaft schien, der Porphyr sei bereits als feste Ge
unterläge vorhanden gewesen, als das sandige Gebilde di
sich -absetzte. Sane Oberfläche ist uneben, nnregeli
vertieft, sogar abgeschliffen. Allerdings bestehen di<
unmittelbar anfli^enden rothen Sand- und Congloi
artigen Schichten häu% aus einer Art Arkose, <
dem Porphyr sehr ähnlich aussieht Es ist aber di
aufgeschlämmtes und gerolltes, körniges Material, n
durch eine Auflockung und Zertrümmerung des Poi
entstanden ist und durch feinen schlammigen Po:
detrituB verkittet wurde. Nirgends konnte ich eine Spi
Thonstein, dem regelmässigen Begleiter aller porph
Tufibildungen, innerhalb der Grenzzone zwischen Pc
math.-^t/i. ClatM vom 1. Man J873.
D entdecken. AIb besonders lehrreiche
tre Aufschlüsse bezeichne ich besandera
is Völlaner Baches zwisdien Lana und
nmittelbar oberhalb der Mühle die Ober-
und die unmittelbare Auflageriing des
ar und deutlich entblösBt ist. 20—30
zlage des rothen, arkoseartigen Sand-
er schon eine ZwiBchenBchicht weissen
D von Kohlen und nndeutlichen PßanzeD-
shnliche BeobachtaDgeo lassen sich an-
ikten AuäagerungBstellen bei Voran, in
-halb SchlosB Hocheppan unterhalb deB
den Weissbach, an der Nenmarkter
9m Pausa-Wirthshaus and nniuittetbar
Grödner Thale, wo in der Nähe des
ber die Gesteinsgrenze hinüb'erftihrt.
T des Porphyrs, welches schon Süss')
Igert hat, findet auf der andern Seite
urcb, dasB bis jetzt auch nicht ein Fall
welchem in irgend einem Tiiasglied ein
t eine Apophyse von Porphyr eingreifend
ich ausserdem noch Erwägangen anderer
its in meinen Bemerkungen über die
lewisser mit dem Porphyr im engsten
ender Scbichtengestein aus der Naif-
eiche nach ihrer petrographischen Be-
-en allerdingB sehr schlecht erhaltenen
den Carb onschichten vonSteinacb,
} dag ItothJ. in d. Sadalpen. Sitz, d. A. d. W.
ä. 91.
W. in MÜQohen 1872. 8, 241,
Gümhd; Oeognostisehe Ifiifffii iTiiiiifim^iVif ^tf^/T'^^fljtfn 23
deren Entdeckung wir Pichler^) zu verdanken haben, am
nächsten stehen. Ich war erstaunt, dergleichen Fragmente
an unzähh'gen Punkten meist mitten im Porphyr eingeklemmt,
oft von demselben rings umschlossen in der Umgegend von
Botzen wieder zu finden. Sie scheinen bis jetzt der Beobach-
tung gänzlich entgangen zu sein, trotzdem einer der schönsten
Aufschlüsse in nächster Nähe von Botzen in dem grossen,
dem Bahnhofe schräg gegenüberliegenden Steinbruche geboten
ist. Auch im Eingange in's Eggenthal, dann kurz vor der
Eisenbahnbrücke bei Eardaun sind ähnliche Einschlüsse auf-
gedeckt. Diese stark zerstückelten, jedoch materiell wenig
veränderten Einschlüsse im Porphyr bestehen aus Sand-
stein, Schieferthon uud kohligem Mulm, welche von dem
Gestein des Alpenkohlengebirgs nicht unterschieden werden
können. Auch an Pflanzenabdrücken fehlt es nicht; sie
tragen ganz den Typus von Eohlenpflanzen an sich; doch
sind sie durchweg so schlecht erhalten, dass sich bestimmte
Arten nicht erkennen lassen. Aehnlicb verhalten sich viele
Pflanzenreste vom Steinacher Joche. Ich trage kein Be-
denken bei dem gleichen Verhalten dieser Einschlüsse, die-
selben als Reste eines bei der Eruption des Porphyrs durch-
brochenen und stückweise zwischen verschiedenen Porphyr-
ergüssen eingeklemmten Kohlengebirgs zu erklären. Den ein-
zigen grösseren Schichtencomplex dieser carbonischen Ge-
bilde fand ich in dem Scblernbach aufgeschlossen unter-*
halb des Wegübergangs von Ums nach Prösls. Hier sind
den kohligsandigen und schiefrigen Bänken noch kalkige
Schichten und Gonglomerate beigesellt. Aber auch hier
glückte es mir nicht, irgend ein bestimmbares Stückchen der
zahlreichen Pflanzenabdrücke zu erhalten. Diese Stelle scheint
mir für eingehendere Detailstudien von besonderer Wichtig-
keit. Ich bemerke noch, dass wohl hier und da kleinere
7) Beiträge z. Geogn, v. Tirol Innsbruck; 1889 S. 219-224.
der MaM.-pAyi. CbUH wm t. Stare 1873.
IS offenbar Teränderten, PorzellaDJftspis abulicb
eeteins — vielleicht ron KohleuBchiefer ab-
rings in Porphyr eingesohlossen TorkommeQ.
ber Dodi andere, weit grosaarttgere Gesteins-
I im Porphyre von Botzen zu nennen, welche
Glieder älterer Formationen gedeutet werden
»od diess jene Conglomerat- nnd Brecciea-
che, abweichend von der Beschaffenheit des
eteins, äusserlich dem mitteldeutschen Roth-
n es mit and neben Porphyr auftritt, zom
hnlichsich verhalten. Diese rotben, fleckweise
IQ andgrünangigen, intensiv rothenLettenscbiefer
sich dadarch, dase sie stete in stark ver-
steit au^erichtetCD Schtchtenstellangen, stets
!iyr eingeklemmt erscheiDen, von dem fast nur
^gebreiteten Grodner Sandstein, mit dem sie
ihrem Vorkommen in keinerlei Zusammenbange
iriocere nur an die mächtigen steilgelagerten
Parthieen mitten zwischen Porphyr bis zur
le herabziehenden Streifen rother Breccien, welche
ten Schiclitenköpfen ooterhalb Waidbruck, an der
in dem Eingange der Grödoer Tbalechlucht sicht-
iontologiscbe Beweise lassen sich freilidi keine
nn aber irgend petrographiscbe Aebnlichkeit Be-
;, so berechtigt diese die rothen Breccien, demRoth-
D vei^leichen. Porpbyrconglomerate und grün-
iffige, oft thonBteioartige Gesteine pflegen sich
izuBtellen, um soweit diess immerhin möglich
lereinstiuimang zu erhöhen. Bleibt diese Zu-
TOrderband eine offene Frage, bis es gelungen
^arakteristificbe Pflanzenreste zu entdecken,
wenigstens fest, daeaeshiereineältere, rothe
d CoQglomerat-artige, vom Porphyr dis-
ig gibt, welche sieb ausserhalb des Bereichs
Cfümbel: Geognastische MiUheüungm aus den Alpen. 25
der von Porphyr nicht durchbrochenen und verrückten Gröd-
ner Sandsteine gestellt zeigt.
Ein eigenthümliches Vorkommen hohlen Porphyrkugeln
oder Knollen beobachtete ich in einem aufgelockerten Por-
phyr an der Nenmarkter Strasse bei dem Pausa-Wirthshause.
Die nuss- und apfelgrossen Knollen bestehen aus einer ver-
hältnissmässig dünnen, meist concentrisch-schaligen Rinde
von der Zusammensetzung des gewöhnlichen Porphyrs. Nach
dem inneren Hohlraum endet die Rindenmasse in Zapfen,
Warzon und conccntriscbschaligen Wülsten oder Lappen. Die
Masse ist hier zugleich traubig krystallinisch entwickelt, und
einzelne ausgebildete Quarzdihexaeder ragen frei hervor«
Zugleich ist diese Innenfläche zerborsten rissig , wie von
Austrockungsspalten durchzogen, ein Gesammtbild, welches
auf das lebhafteste an die Beschaffenheit der Lösskindchen
erinnert. Besonders hervorzuheben ist der Umstand, dass
ein Quarzkrystall durch eine solche, einem Austrocknungsriss
täuschend ähnlichen Spalte in zwei Theile zerrissen wurde
zum Beweise der bedeutende Kraft , mit welcher das Zer-
reis sen stattfand, wie sie wohl beim Austrocknen einer wäs-
serigen Masse nicht denkbar ist. Die Aussenfläche der
Knollen ist uneben rauh und lässt keine Spur einer seil-
artigen Streifung erkennen, welche für vulkanische Auswürf-
linge charakteristisch ist. Sehr merkwürdig ist der Durch-
schnitt eines Rindenstücks senkrecht zur Oberfläche. In
einem Dünnschliff nach dieser Richtung, zeigen sich der con-
centrisch-schaligen Ausbilduog im Grossen entsprechend, sehr
zahlreiche, paralle Streifchen von abwechselnd hellen und trüben
Gesteinssubstanz, welche in zuweilen unterbrochenen bogen-
förmigen Lagen übereinander stehen. Diese Streifchen haben
nur die Dicke von 0,0002 M. und scheinen in dem hellen
Theile hauptsächlich aus Quarz, in dem trüben, körnigen
meist undurchsichtigen aus Feldspathsubstanz mit fremden
Beimengungen, wie Eisenoxyd und an kleinste Granaten
ath.-phyt. Clane wnit 1. MOrt 1873.
■n zu besteheo, weuigstens weisen die
bältnisse und das analoge Verhalten im
luf diese Deutung hin , indem die ein-
' and OrtboklftBkrystalle in correspondiren-
trübe undim polonsirtemLichteglänzend
t erscheinen.
meiner früheren Mittheilung übet die
ibyrfelsen durch die Etsch- Und Eisach-
Dilurialzeit füge ich noch weiter die
I die SchlifTSächen des Porphyre an der
ile bei Eppan an GroBsartigkeit ihrer
len des Kächelbergs wetteifert. Die
iD ist hier, wie an Gehänge der Mendel
des Mendel wirthshanses, wo ich sie auf
, ungeßhr mit dem Etschthale parallel.
der Porphyrfelsen anfern Paula und ober-
inmarkt trägt die Spuren von Gletscher-
r Schau.
Llpenbantsandsteln.
dem Porphyr auegebreiteten rothen Sand-
er stellenweise Conglomerat- oder Arkose-
m Gesammtgebiete von Botzen, wie iiber-
len der Alpen, der Formation des Bunt-
len, wird jetzt wohl von keiner Seite
•'rage gestellt. Es erscheint daher als
massig und das allgemeine Verständniss
weiter die Benennangen : Werfener
idner Sandstein, unterer rother
u. s. w. in Anwendung zu bringen.
mgereohtfertigt , den Begriff „W e r f en e r
die versteinerungBführeDdeo oberen Lag^ea za
0ümM: OtogtiotHtche Müttteitttnffen au» dm Alpen. 27
Ebenso wenig berrecht über die Oleicbstellnng gewi'»"*-
ao Bracbiopoden (Beteia trigoneUa, Terebratüta angus
Spiriferina MmtzeUi, Sp. hirsuta etc) und an Cepbalopi
(Ämtnonites Studeri etc.) reicben Kalbsteinlagen mit
auseeralpinen Muscbelkalk irgend ein Zweifel. Qebra
man die Bezeichnung Bracbiopoden- uud Cepbalopodenb
des alpinen Muscbelkalka, so verecbwindet damit alle ünsi(
heit, die den Namen Outtensteinerkalk, Recoaro-, Vii^lc
Reiflinger- etc. Kalk anhaftet. Der Beisatz „alpin" gei
wie ancL bei dem „alpinen" BuotBandstein , Tollstäi
um derjenigen Eigenthümlichkeit Hechnung zu tragen, d
welche die Geeteinsausbildung in den Alpen sich auBzoicl
ZwiBcben der Bracbiopodeubank des alpinen Mus
kalks (eo^. Virglorta- oder Recoaro-Kalk) and den tiel
Lagen des alpinen Bantsandsteines ist an rieleu Orten
Alpen, besonders mächtig und reicbgegliedert in der Boti
Gegend, eine grosse Reihe Ton sandigen, kalkigen mei^e
und dolouiti&cben Schichten eingeschaltet, welche t. Ri
hofen in dreifacher Gliederung als GrödnerSandst
Seisser und Ca m piler Schichten unterscheidet.
Dieser Grödner Sandstein umfasst jedoch aucl
tiefsten Lagen von der Porphyrunterlage bis zu den eri
Thierv er Steiner ungen umscbliessenden mergeligen L
der folgenden Stufe, während als Seisaer Schichten die hob
versteinerangsreichen vorherrschend granen, als Camp
Schichten endlich die obersten vorherrschend rothen
lagerungen bezeichnet werden.
Betrachtet man nun, wie es nach Sandberger's
beschränken, wie H. v. MojaisoTio'a (Jahrb. d. geol. K.
S. 196) et Tenncht hat. Ea genfiKt anf die so kl&re, wie an
dentige AtueinanderBGtzoDK v. Haner's [Jahrb. 1B72.S. 226) ii
Artikel „Werfener Schichten" su verweiBen. Wo soll et
der Alpengeologie hinaas, wenn Jeder jeder Sohiehteoreihe
willkürliche Anadehnnog sc geben nch för berechtigt hält.
umg dtr Mort-TpAy«. CtoM Mm 1. Man 1673.
Nachweisen fast allgemeio aDgenomineD wird,
Dpodenkalk als Stellvertreter der Bracbiopoden-
isseralpinen Welleokalka (untero Muschelkalks)
öduer Sandstein als Hatiptbnntsandstetn, so
sisser und Campiler Schichten die Rolle des
llenkalks , Wellendolomits and das Roth von
In der Thnt vereinigen diese Gebilde auch
1^ und piiläontolc^sch so viele Besonderheiten
dpinen Triasgliederu in sich, dass diese Gleicfa-
itändig gerechtfei'tigt erscheint. Es entsteht nun
Frage, o b und w i e sieh dieser oft mehrere
1 mächtige Suhichtencomplex in die einzelnen
, denen er als Ganzes entspricht, zerlegen lasse,
■rat die Gletchstellang der versteiaerungsreichen
irfener Schiefer mit dem aussei-alpinen Roth
versucht. Benecke ist diesem Vorgange ge-
aast die ganze Sohiohtenreihe von Seiss und
Ipin en Rö th zusammen. Meine nenesten Unter-
iben mich, wie idi boSFe, einen Schritt weiter
elebrt, dass allerdings in jenen Schichten der
lolomit, jedoch auch der Wellendolomit
feren Lagen des Wellenkalkes repräsen-
ie schwieriges auch immerbin sein mag, bei der so
1 und wechselnden Gesteinsbeschaffenheit und der
weiterten vertikalen Verbreitaugsbegrenzung der
ste Horizonte zu ziehen. Diese ausserordentlich
me Gesteinsfolge ist daher weder Buotsandstein —
die allgemeine Bezeidinung „alpiner Roth"
nze Schichtensystem nicht zulässig erscheint —
kalk; es ist eben einejener Strich- oder Bezirks-
ckelten Zwischen stufen zwischen Buntsand-
tschelkalk, welche Theile des ersteren wie des
lieb faest, und durch grössere Gesteinsälmlicb-
randtschaft der Tbierformen naher als in anderen
QimM: iJeognoititche MittiieiUingen aus d
Verbreitungsgebieten verbunden hält, ähnlich t
fast allen , örtlich scharf getrennten Fornu
dort Termittelnde Bindeglieder eioBchteben,
das Ueberkohlengebirge, die rhätisdie Stufe,
Schichten, DieBe Verhältaisse sind Hir alle
lieh, die aus eigener Erfahrung wissen, ^
in nicht wenigen ausseralpinen Gegenden
dolomit von dem Wellendolomit zu treni
wenn letzterer sandig entwickelt ist.
Die Untersucbong in dieser alpinen Zw
daher hauptsächlich darauf gerichtet sein
wirklich dem BÖthdolomite , dem Wellendo
antern Welleokalk entsprechende einzelne
gibt, ob sie sich gut anseinander halten un
einander unterscheiden lassen.
Zu diesem Zwecke scheint es zunächst
diesen Schichtenreihen aufgenonimenen Hau
Mendel, bei Neumarkt, im Schiurnbach um
Schlucht in übersichtlicher Weise zusammei
Süamifi dtr MofiL-phy«. CIuM tarn L Man 1873.
Hugendes: Bracklopodeabaiik, Dolomit und
iet Pnfler Schlacht
Am Schlenibach
lebr gliiiiinerreicbe Sdit.
Ihon und einEelne Bänke
DiomiUvoUFleiiromyafU'
md Gaateropodeo . 4 m.
Botbe, Idmig« 3cliief«r voll Vc
■teinernngeii von I" 6
S' CoDglomarat
nd rotbe merg. ScL a.
nd. Lagen voll GaBtaro-
M. Natioella coatata) 10 m.
leicht venritt. Dolomit,
nd grane glimmei. n,nä.
rothe Bank voll kleiner
öden (Hslopella gracilior)
0,23 m.
' R. m. 8ch. □, gelber Dolomit mit|
Zwischenlagen aand. Bänke rotb,|
nngabankPleiiroinyafau.Pecteii;
Hargh. Natiodla cOBtata; Tnrbo
rectecostatoi etc. SO m.
Holopellen Oolith.-Bänkchen im
rotheno-hellgraaea Mergelacb. 1 m
^Ikbänke voll MuBcbel-
DScbaainlcBlk-artiger Äos-
oergeliger Schiefer 12 i
■andigiuergeL 8ch. and
Iwiachenlagen in wellig
n Lagen voll Fecten. die-
t»a oatrooiaa 33 m.
Graue und weisse dolomitisd»
Scbicbtan, kleinklüftig 2 dl;
Graue Schaumkalk-artige Bänb
' Graue und gelbliche plattige
Schiefer und Mergel voll Poaii
Clarai 45 m
' GroBsbankige, in dünnen PlatUn
brechende Mergel voll Oatr»
Bairdiatriasina lö o.
Kalkmergel und dünne Mergel-
■ohiefer voll Ostrea 5 m.
Gümhel: Geognostische Mittheüungen au$ dm JJpin,
31
grauer Kalk des oberen Wellenkalks der Alpen.
Mendel-Weissbach
Trudenthal bei Neumarkt
M^ Graae, mergelige Seh. mit Pflan-
zen (Voltzien und Myoph. elegans)
4 m.
M' Intensiv rothe lettige Schiefer mit
wenigen glimmerreichen Zwischen-
lagen, Verst. wie P* 10 m.
M^ Gonglomerat mit begleitenden
Schichten
3 m.
T* rothe Lettensohiefer mit gelben
Geoden, grauer Merkel mit Pflan-
zen (Voltzien) und Myoph« laevi-
gata. 6 m.
T' Roths Lettenschiefen voll Ver-
steinerungen wie P' 8 m.
T' Steinmergeldolomit, anregelmassig
oolith. und breccienförmig. in Con-
glomerat übergehend 85 m.
M^ Glimm, r. sd. Seh. u. graue Sdst.
mit N. cost. Natica Gaillardoti,
Gervillca socialis, Pleurom. fass.
auf den Schichtfiächen wulstig,
mitFussspurenv Oonchylien, Bohr-
röhren und algenähnl. Zeichnungen
77 m.
Dolomit. Steinmergel 11 m.
M^ R* u. hellgrau. M. u. glauconitische
sand. Mergel mit zahlr. Verst. be-
sonders Pentacrinus, sonst wie
oben und in der röthl. Holopellen-
bank 8 m.
Bothe und graue sandige Schiefer
und graue Mergelschiefer mit
wulstiger Oberfläche; Verst. wie an
d. übr. Fundstellen 65 in.
mit Ceratites Cassianus.
T' Rothe Schiefer^mit der Holopellen-
dolomitlage 0,5 m.
M Mächtige glauconitische do-
lom. Steinmergel in dicken Bänken
13 m.
Grauer Mergelkalk, dünnsch. mit
P. Clarai 8 m.
M^ Rothe Lettenschiefer mit Knollen
gelben Dolomits und GypsknöU-
chen 3 m.
<I" Ebenfläch, dünnsch. gelbe Dol.-
Schiefer Voll Lingula, Ostrea, Pec-
ten 9 m.
Knollig, wellig dünnsch. gelbe u.
graue Schiefer mit Ostrea ostracina,
Pecten 8 m.
T^ Graue Mergelschiefer voll Posid.
Clarai 18 m.
Graue wellige Mergel 2 m.
T^ Rothe Mergelschiefer
15 m.
T* Grauer Mergelschiefer mit Ostrea
51 m.
Graue, wellig gebogene Mefgel
und Kalke z. Th. dolomitisch voll
Ostrea ostracina, Bactryllien 10 m.
BOatmg der wmth.-ph^. Oaue tiom 1. MSrt 1873.
1 der Pafler Schlacht
Am Sdilernbacfa
rzer and graoer Dolomit
IfligUnzeilupreiiKDnKen voll
itiMSodea 7 m.
Dcldge, reibe Dolomite 0^ m.
ersner dünnbackig (rescMeli-
Dolomit voll von Foramini-
ond Oatracoden 6 m.
rser, Bündiger BchiefarthoD
[ergelpUtten mit FflmiiEen-
Fiichräat«ii , sowie vielen
öden- S m-
'•' Dnnkelgnaer nnd weiuer Ktlt
mergel voll For«miDiferen.
lUahwBCke ana Lagen gelblicbei
Dolomite wecbaelnd mit graaen
LetteDsebieferniidkohligeiiSchich-
riteii
erangai
Dolomit mit Gervillia
r uindiger Schiefer 10 tn.
rothe Sandateinaehiefer und
arletten mitüypi- undStein-
gndomorphown 30 m.
; ontergeordnet rothe Sdit
Dhligen malmigen Zwiacben-
ten nnd vollFfianceiirMten:
itsB, ToltEien (nndeotlich)
&'" RotbeandgelbeLetteiwob.mitZiri'
Bchenlagen von gelbem Dolomit.
lettterer voll Tenteinemnften 1 ~
S" DoLSandateinbänkohen mit grflDen
Sandacbiefer 0.54 n.
Qelba and rotbe, auch graue lett
Weiise Sandatainbftnke im rothep
nnd granen lett. SandsteiiisclL
(?) apec. nnd graae san-
dige Schiefer. 9 m
R. n, graue Lach, weohaelnd mit,
Bänkoben weiss. Sdst. voll PSan-
Eenreaten 1
Liegendes : Weisser Chirotheriaiu-
dieser ProfilzusammenstelluDg, welche aus meUieii Sülii »ürg*
Detailaafnahmen hergestellt ist, geht mit Toller Sioherheü
t ins Aage fallende UebereiaBtimmung einer sehr tiefen
age bezeichnet als P*", Ö'*, M'° und T"*, sowohl ia Btzug
Gesteinsbescbaffeuheit, als auf die eingeschlossenen
ig«a und die relative Schichtenlage in der Geateiusreihe he^i
(iümbelt QeognostUche Mitlheüungen aut de
Mendel-Weissbach
' Wellige, dünne Mergelach iefer
bacbproSla
T9V< Graner loi
Gjps und gel
" Mächtige Bftnk gelbenDolo-
m itemit Gerrilliamytiloides, My-
ophoria laevigBtaTar.elorigata2 m.
' C.-üTigrttuer Mergel und Sandatem-
schiefer mit wulatijfer Ober-
fläche und ooUtbiacher Strnktar
4 ni.
Gelber, dol. Sdet. und sandiger Do-
lomit 10 m.
Intensiv rotha L. mit Knollen
von gelbem Bol. 9 m.
* weisBer getingerter Sdati, Dol. Seh.
und intensiv rothe Lach, mit grün-
grauen kohligen Znisabenachich-
ten voll von FflaDzenreaten 20 m.
glaaconitisch
Btata, M. laei
villia mytiloi'
Graue und r(
T" Gelber z. Th.
Grauer merg.
reaten, rothe
dol. Steinmei
Sandstein ähnlicher Sandstein.
>r. Sie scheiüt daher vor allen geeignet als
jitere Orientirong benutzt zu werden. Nach der v, B
affassutjg gehört sie bereits schon zu den sog. E
Diese Geeteinslage wird gebildet von einem i
ilblich verwitterden, häufig porösen und lockigen
irgleichen allerorts an der Formationsscheide z
173. 1. Math.-phya. Cl.]
ttgi. OatM VOM 1. Märt 187».
«gegnen. An organischen Ein-
relatiT reich, doch sind ee nicht
nmen and ihr Erhaltungszustand
1 TerbaltnisemäsBig reichsten Fund-
ena) unfern Nenmarkt, da wo ein
SschnoD über dm Bach hinüber
fast anf den Kopf gestellt sind,
eich der nicht rerstürzten Schichten
Gieb (oder Myoph. Jaevigata rar.
nfigsten.
nk sp. gleichfalls nicht selten and
en Vorkommens im Roth fär die
it von hödister Wichtiekeit.
Schloth.
,oth spec.
schlechter Erhaltung nicht genau
Myocmcha, ct. gasfrochaena, Mpo-
t äff. discites müssen unberück-
rohl geoi^ das Wenige, nm den
I den des aasseralpinen Roth-
iz vorzüglicher Weise die Lagerung.
Iptnen Röthdolomit, die Schicht 10
^e oberhalb der sandigeD Schiefer-
e zahlreiche aber sehr undeutliche
Tolteien) enthalten, wie sie im
1, oder über einem System mehr
Gypslagen, genau wie im Roth,
lesen ODterlageniden Sandschichten
ithtextnr ubd häufig knolligen Aus-
[er hatte die QGte die Arten, im In-
einer Controllo m onteraieben , wofiir
Icbar bin.
Gümhel: Geognostische MUthetlungen aus den Mpen. 35
«
Scheidungen Yon gelbem, Mangan haltigem Dolomite begegnen
oder auch weisse oft getiegerte Sandsteinbänke verbreitet
finden, welche in auffallendster Weise dem ausseralpinen
Ghirotherium-Sandstein ähnlich sich verhalten. Es ist
nicht bloss die im Allgemeinen übereinstimmende Gesteins-
beschaffenheit, sondern insbesondere legen die mit grünem
Thon überzogenen Schichtflächen mit Austrockungsrissen und
jenen sonderbaren Wülsten , Wellenfurchen und Fussspur-
ähnlichen Rippen , welche wir auch in Mitteldeutschland
finden, diese Vergleichung so nahe, dass man mit jedem
Blicke hofft, eine Chirotherium'FShrte aufzufinden. Das§
über dem Röthdolomite noch Gjps stellenweise vorkommt,
schwächt unsere Annahme nicht ab. Denn auch im ausser-
alpinen Roth liegt der Steinmergel yoW Myophoria costata
oft mitten zwischen gypsführenden Schichten , die in sandiger
Weise ganz allmählig in die Wellendolomitregion übergehen.
In den Alpen, wo die äusseren Verhältnisse, unter deren
Herrschaft das ganze mächtige Schichtensystem bis hinauf
zur Brachiopodenbank zum Absätze gelangte, offenbar durch
ausserordentliche lange Zeiträume hindurch dieselben blieben,
wie sie analog bei der Bildung des ausseralpinen Roths und
des Wellendolomits in seiner sandigen Facies bestanden
haben mögen, ist es daher nicht zu wundern, dass wir immer
wieder dolomitischen Zwischenlagen und Gypseinschlüssen
(T 9 V«) begegnen. V. Richthofen versetzt das Auftreten
von Gyps häufig in seine Seisser Schichten, offenbar weil
bereits unter denselben versteinerungsführende Dolomite
beobachtet wurden, die er alle zu den Seisser Schichten zieht.
Ganz eigenthümlich und abweichend ist eine Gesteins-
reihe , - welche in ansehnlicher Mächtigkeit im Profile der
Pulfler Schlucht und von da an ostwärts unmittelbar
über dem Röthdolomite sich einschiebt. Es sind Lagen
dunkelfarbiger, oft schwarzer plattenförmiger Mergelschiefer voll
von undeutlichen kohligen Pflanzenresten und Fischzähnchen.
3»
Sitmng der matK-pht/s, Chtte vom 1. Märt 1873.
it folgen dünabiinkig geschichtete kalkige meist dolo-
iC schwarze oder graue Gesteine, grosaluckige gelle
ite und wiederam graue Dolooiite. Alle diese Ge-
sind erfüllt von einer erstuunlichen Menge von Fora-
•en und Oslracoden, die sich schon dem uobewafifueten
ila weisse PünktcbeD zu eikennen geben nnd auf vei-
en Flächen dem Gestein ein rauhes Aussehen verleihen.
diesB zweifelsohne die bituminösen, weissadrigen dunklen
die r. Richthofen von Nonblade im Gaderthal er-
(a. a. 0. S. 211).
err Assistent Dr. Loretz entdeckte sie in auffallender
lässigkeit weit fortstreichend auch 0, Tom Enneberg
1 Gebirgen S. von Pusterthale. Die organinischen
[iisse sind in hohem Grado interessant. Man erkennt
t dentlich in Dünnschliffen. Meist zeigt eich daa Ge-
ann als ein wahres Haufwerk von Ostracodensdiaien,
Foraminifcren, in den Durchschnitten ähnlich den
larien, SotaUert, Plecanien, Dentalinen und Comuspiren
einer ungemein häufigen Brjrozoe , welche dichtge-
aneinander liegend die Hauptmasse des Gesteins aus-
I. Hier erscheint eine bisher gänzlich unbekannte
iniferenfauna in der üppigsten Enlialtung. Leider ge-
die Härte d^ Gesteins keine Isolirung durch Schlämmen.
IS einer etwas kieseligen Lage gelangt es mir durch
in in verdünnte Salzsäure die Ostracoden, welche ihrer
in Schale wegen sich gut und voltständig herausätzen
, massenhaft , von Foraminifercn , wenigstens einige
Arten , welche entweder eine Kieselschale besitzen
ich verkieselt hatten, zu gewinnen. Ich vermuthe,
lieser sohwarze Dolomit, der äusserlich dem
Steiner-, Reifiinger Dolomit etc. ähnlich sieht, häufiger
Ostalpen vorkommt und wohl auch zn Verwechselungen
3ssung gegeben haben mag. Wegen seiner engsten
düng mit dem Kothdolomit und wegen seiner Ein*
Gümbel: Geognostische Mittheüungen aus den Alpen, 37
Schlüsse TOD Pflanzen- und Fischresten zähle ich denselben
noch zum alpinen Roth uud bezeichne ihn als Foramini-
feudolomit des Alpenröths. Wer Ortsbezeichnung
vorzieht mag ihn Puster*DoIomit nennen wegen seiner
Hauptverbreitung am südh'chen Pusterthalgebirge (Gaderthal,
Enneberg, Pragser Gebirge, Toblach etc.)
In den Dünnschliffen zeigen sich neben den ausser-
ordentlich häufigen Ostracodenschalen und Zweigen einer
zierlichen Bryozoe Durchschnitte sehr zahlreicher Formen von
Foraminiferen , meist von nur geringer Grösse. Darunter
lassen sieh die Gattungen Plecanium , Comtispira, Kodo-
saria , Dentalina , Polymorphina , Gristellaria , Textilaria,
Hotalia^ mehr oder weniger leicht erhennen. Ausser diesen
kommen aber auch nicht selten höchst merkwürdige und
eigen thüm liehe Umrisse vor, die ich auf mir bekannte
Genera nicht zurückzuführen im Stande bin. Es ist nicht
unwahrscheinlich, dass hier eine Anzahl von Bindegliedern
entwickelt ist, welche die Reihe der nur bis in den Lias
im ausgedehnteren Masse bekannten Arten der Foramini-
feren-Fauna nach unten und nach den älteren Zeiten zu ver-
längern und vervollständigen. Bis es gelingt, weiches,
schlämmbares Material aus diesen Lagen irgend wo aufzu-
finden, müssen wir uns genügen, das Wenige näher zu be-
zeichnen, welches sich durch Ausätzen mittelst Säuren ge-
winnen liess.
Ostracoden.
Bairdia calcarea. v. Schaur. (krit. Verz. d. Verst. d.
Vic. S. 70 T. III. F. 20.)
Diese sehr häufige Form stimmt so gut mit der Art von
Recoaro, dass ich sie unbedenklich damit vereinige. Es ist
diess eine Art, welche ich auch in den höheren Schichten
mit Posidonomya Clarai ganze Schichtenfiächen überdeckend
antraf.
TIMM WM I. Man 1873.
3ümb. ähnlich der JB. triasina
F. 190 ^^ jedoch riel grösser
ä Mm. breit und 0,5 Mm. dick,
leicbmässig abgermidet, ebenso
fast gleichmassig schwach aas-
liger breiter als Tum. Auch
sehr ähnlich, jedoch nur halb
dern etwas stärker eingebogen.
'hmdea) tnonopleura Gümb. ver-
>. TOD Rubl (Jahrb. d. geol.
F. 38.), jedoch nicht so ein-
der Mitte liegenden Wölbung
Bcbmalen EinbieguDg und Um-
genden Dorsalrande; nach Toni
rmig, ohrformig auslaufend; die
an einem Exemplar, wie es
andern wie mit einem Ademetz
, Breite 0,6 Mm., Dicke 0,45
m SchloBsrande ist nicht deut-
Örigkeit zu Bairdia fraglich.
. ähnlich der CythereUa subcylin-
ler Grösse (0,7 Mm. lang) jedoch
,nde und sowohl rom als hinten
lern Schlossrande etwas näher-
e Schalenoberääche scheint glatt.
nticromera Gümb. angefabr
gross , fast kreislormig rund,
igeroodetem , meist scharfem
ganz umfassend, ohne Nabel-
' und der im Folgenden beBchriebenen
folgt in einer spfiteren pal&ont. Ab-
)
Gümbä: Geognostischt Mittheihmgen am den JJpat. 39
Schwiele, in der Mitte mit einer Andentting eini
mit auffallend engen, schmalen Kammeni, tod
fähr 25 auf dem sichtbaren Umgänge gezählt «
nnd mit nur wenig nach vorn concex gebogen«
tieften Nähten; die Septaläache der Endkamm«
MüDdnng undeutlich.
Diese Art macht eich dnrch die zahlrei
Kammern zur Unterscheidung Ton ähnlichen Fo
^Header Weise bemerkbar.
Botalitta excedens Oümb. mit freiem , ung!
beinahe kreisrundem, auf der Nabelseite fast el
weniges gewölbtem, auf der Spiralseite hoch ui
gestumpftkegelfSrmigem Qehäuse; auf der Spira
der letzte Umgang deutlich, die inneren Umga
sind zu einem abgerundeten Knopf vereinigt, ati
Umgang machen sich 8 — 9 Kammern, die durch
tiefte,radiallaufendeNähtegetrenntsind,bemerkbai
gewölbte Nabelseite ist dnrch einen zangenförmif
fortsatz bis zur Mitte bedeckt, ohne Nabelscbwi
schwach vertieften Nähten. Die Mündung am i
der letzten Kammer scheint auf der Nabelseite t
fortzusetzen, Der grösate Durchmesser beträgt
Plecanium granuliferum Qüuib. Mne 0,4
0,3 Mm, dicki} und 0,6 Mm. lange, im Umriss
seitige wenig znsammengedrückte Form mit un
wechselseitig stehenden Kammern, von welchen
mehr als die Hälfte des ganzen Gehäuses ausm
sind kugelig rund, etwas weniges von oben zasam
und durch tiefe Nähte geschieden ; die überfls
verhältnissmässig dicken Körnchen bedeckt , c
kurz halbmondförmig.
Comuspira itttermedia Gümb. zwischen den
Formen G. fUiformis Reuss und 0. pachy^
ittung der math--ph!/g. CIium vom 4, Märt 1673.
nit 6 Windangen bei 0,4 Mm. im Darcbmesser,
letztere.
kommt Doch eine Üryoeoe von eefar guter Er-
!ie ich aber nor in Durchschnitten kenne, desshalb
nur Torühergehend erwähnen will. Sie zeigt ge-
ilogien mit Ptylodictia.
'eod dieser so ansgezeichaete Foramini fe reo-
i sich ostwärts als sehr in die Augen fallende
ufe weit fortzieht , verändert er sich westwärts
seiner Beschaffenheit. Schon in dem Profile we&t-
Schlem sind es weniger dolomitische, als mergelige
ge, dunkelfarbige Gesteine mit kohligen Theilchen,
:el mit gelben luckigen Dolomiten, im Mendel- und
il-Profile fast ausschliesslich gelbe Dolomite, welche
:h die Analogie ihrer Lage, als durch die nur
1 bemerkbaren, kleinsten organischen Einschlüsse
ir gleichen Schichtenhorizont anzeigen. In den
I fehlt es bis jetzt an einem sicheren Nachweis des
ens, obwohl es hier im tiefsten Trias viele dunkel-
alke gibt, die einer näheren Prüfung und Unter-
n dieser Richtung unterzogen werden sollten. Es
nerhin möglich, dass diese dolomitischen Lagen
m ausseralpinen Wellendolomit entsprechen könnten,
t es zur Zeit zu dieser Paralleliairung an Anhalts-
Alpiner Hnschelkalk.
Qserem südtiroler Gebiete baut sich in sehr grosser
keit unmittelbar höher eine Stufe von vorherr-
rauen , obwohl oft in steilrandigen Felsen und
lUtragenden, so doch im Besonderen dünngeschich-
1 in dünnen unebenwelligen Platten brechenden
ken in beträchtlicher Mächtigkeit auf.
lind diesB die Schichten P*, S*, M^ und T* unserer
Günibd: Geognostische Mittheüungen aus den Alpen, 41
Profile. Häufig stellen sich auch dolomitische und sandige
Beimengungen ein. Insbesondere findet sich auf den Schicht-
flächen sehr oft ein sandig glimmerreicher Ueberzng, auch
Wellenfurchen, algenartige Wülste, Spuren, wie von kriechen-
den und bohrenden Muscheln erzeugt, lassen sich erkennen.
Das Ganze deutet auf ein Sedimentgebilde am seichten be-
wegten Meeresrande. Die Aehnlichkeit mit den tiefsten Lagen
des Wellenkalks ist eine höcht aufiällige, namentlich sind
es die kalkigen algenartigen Wülste , welche diese Vergleich-
ung ungemein unterstützen. Leider erweisen sich die paläonto-
logischen Hilfsmittel, die uns hier geboten werden , als nur
wenige und schwache, obwohl die Schichten von Versteinerungen
strotzen und manche Schichtflächen wie von Muschelschalen
gepflastert erscheinen. Sie beschränken sich jedoch auf das
Vorkommen einiger weniger Arten, die in grosser Individuen-
anzahl auftreten : Pecten discites , Ostra ostracina in den tief-
sten Lagen, vielleicht auch Fecten Schmiederi^ ganze Platten
mit Bairdia triasina und mit Bacfryllien, in den etwas
höheren Pleuromya fassaensis und mit ersteren eine ganz
kleine aber ungemein häufige und constante Form einer
Ävicula, der Avicula subcostata und Avicula pulchella ver-
wandt, nur von viel geringerer Grösse. Sie mag vorläufig
als Avicula pygmaea^^) bezeichnet werden. In diesen tief-
sten Lagen findet sich, soweit meine Beobachtungen reichen, Fo-
sidonomya Clarai noch nicht. Diese beginnt erst einige Schichten-
lagen höher, und wird besonders oberhalb einer röthlich ge-
ll) 5 mm. lang; ungleichseitig, schief oval mit stark seitlich
umgebogenem Wirbel, mit kleinem vorderem, und breitem hinterem
Flügel, mit 10 — 12 stark hervortretenden, sehr dicht dornig gekör-
nelten Kippchen, zwischen welchen sich feinere, namentlich gegen
den Band zu einschieben. Diese Art ist kleiner und schmäler als
Av. subcostata, weniger dicht, aber gröber gerippt: ebenso ist Av,
pulchella viel grösser (15 Mm.) und auf den Bippchen schuppig ge-
kömelt.
«. Cbme MM L Man 1873.
erPr(^Ie))iänfiger. Noch ist ber-
D Profile Wnssbach am Fasse der
en GeBteinsschicht der ersten Ge-
■sima hoaossdilag. Am Wege
hristiiu im Grödaer Thale liegt
haft in eiaem herabgebrodieDen
iphiscb ähnlicher Besdiüffetiheit,
isgriff m thon, irenn ich diese
raten Wetlenkalk aasawhalb
mögen wohl aach noch die etwas
üb der erwähnten rothen Zone
ihafle Auftreten der Fosidonomya
[elsdiiefer zn neben sein. (Nr.
[anpthorizoDtes der Fosid. Clarai
ideroag in der Geeteinsbeschaffen-
Lchen, ancb at^esehen von der
TOrherrschend sandig mergelige
liieier mit ZwiBchenlagen reinen
t anfbllend weissgefarbt — and
miger Oolitbs (Schicht 4c. 5d.
[lieh, dasB ich in dieser Reihe
lehr antraf,'*) dagegen erscheinen
udrQoklioh dagegen, ali wollte ich
igsben geradoEQ als faUoh bezeichnen;
Heiner Beobachtnng. Eb darf dabei
1 Verden, das« den entgegengeBetEteu
ttenTerwechselung lo Qrande Hegt,
i Lagen unter dem UanpUkoriEOnte
amen, die man, wo nicht die Beihen-
indigentblöaat ist, bereit« fftr «og.Cam-
€rümhel: GeognosUsehe MUtheüungen aus dm Mpen. 43
nun in grosser Menge in den sandigen Lagen kleine HöUh
pellen, Naticella costata, Natica gregaria, Turbo recteUh
hatusy Pleuromya fassaensis in Unzahl, GervilUa sociaUSf
Ävicula venetiana^ Lima radiata^ Geratites Cassianus und
Pentacrint4S cf. dubiusy letztere eine ganze Bank erfüllend
neben vielen nur unsicher bestimmbaren Zweischalern and
Schnecken. In der petrograpbisch höchst ausgezeichneten,
leicht erkennbaren rothen Oolithbank zeigt sich : Hölopella gror
cillior, Natica gregaria, Natica extracta^ Pecten disciies^
Pecten Fuchsi neben undeutlichen Gasteropoden. Noch
sind die höchst merkwürdigen Wülste und Hahnenschwanz-
ähnlichen Zeichnungen und Den^a^mm-artige Erhöhungen
hervorzuheben, die sich auf den Schichtflächen der sandigen
Schiefer constant yorfinden. Auch bemerkt man quer durch
die Schichten gehende rundliche, mit Sand ausgefüllte, nach
Aussen mit einer dünnen Rinde grünen Thons überkleidete,
oft etwas geringelte Röhrchen, ähnlich wie von Ärenicola
abstammend.
Sandberger hat bereits einen mit Eisenoxyd stark
im prägnirten Kalkstein aus dem Val Sugana nach Ben ecke's
Entdeckung speciell der Dentalien-Bank des unteren
Muschelkalkes verglichen. Ich kenne dasselbe Gestein aus
der Nähe vonTrient, wo es in grossen, überaus versteiner-
ungsreicheu Platten an der Strasse bei Pavo aufgehäuft
liegt. Es ist sicher identisch mit unserer kalkigen rothen
Oolithbank. Auch meine Beobachtungen weisen in diesem
Oolith mitsammt den sandigen Lagen , den Hauptfund-
schichten der Naticella costata^ auf die tieferen Schichten
des Wellenkalks oder unteren Muschelkalks, inbesondere auf die
Region der fränkischen Dentaliumbänke hin (Schichten 4 u. 5
der Profile),
piler Schichten halten könnte. Auch finde ich keine constante An-
haltspunkte für Unterscheidung mehrerer Arten von Posidonomya
in diesen Schichten.
iyt. CUuie wm 1. Märt 1873.
Bchwarzen Dolomite, den ich, ob-
ler Gebiets bis jetzt noch keine
rden sind, gleichwohl anbedenklicK
en Beschaffenheit in Diinnschliffen
trigonella gleichstelle, reicht noch
aus gelben dolomitischßD Lagen,
itsQsir rothem, diinnem lettigem
n mergeligen sandigen Schichten
Eine höchst eigenthümliche Con-
(ou den tiefen Schichten. Dieses
tant und bezeichnend. Es besteht
Fanst grossen Rollstiicken, welche
eise die bekannten Eindrücke wahr-
SntstehuDg deutet auf eine stark-
Material von einer nahen Küste
te. Dem entsprechend sind auch
le in diesen Schiebten selten. Nur
Ikig werdenden Schiefer stellen sich
h von Volteien rectihariensis nicht
- ein schöner Zapfen fand sich bei
— dann Myophoria laevigata, M.
würden diese Schichten der Tere-
s entsprechen müssen. Für eine
adoch bis jetzt jeder Anhaitapunkt,
cb auf die glanconitischen Kalke
sich besonders schön und mächtig
»achprofil in normaler Lage, ober-
chschlacht bei Mitteldorf in Ver-
stellung (M*) finden. Sie besitzen
ilichkeit mit dem Schaumkalke,
haben wir noch eines besonderen
Es ist schon erwähnt, dass hier
lattgefunden haben. Eine Folge
ausserhalb Neumarkt, der Schiess-
Günibd: Oeognosiische Mitthetlungen cm8 den Mpm, 45
statte gegenüber, über die Röthdolomit- und Discites-Mergel
aufsteigend, höher im Thale wieder auf tiefere Lagen des
Buntsandsteins stösst und oben, wo der Fusssteig über das
Thal nach Gschon fuhrt, fast auf dem Kopf stehenden
Grenzschichten zwischen Roth und Muschelkalk begegnet.
In der Mitte dieser grossartigen Dislokation sind die tiefsten
Lagen des Buntsandsteins zu Tage gehoben und hier fand
ich Blöcke eines blendend weissen Kalks voll Kupfererzspuren, der
in auflTallendster Weise mit dem Schwatzer Kalk überein-
stimmt. Anstehend konnte ich das Gestein nicht auffinden,
indess zeigen sich die Blöcke so scharfkantig, dass sie
nicht weit Ton ihrem Ursprünge entfernt sein können. Wahr-
scheinlich liegen sie auf der Grenze zwischen Porphyr und
Buntsandstein.
Aehnlichen Schichten verrückungen begegnet man auch
in der Pufier Schlucht; es mögen daher die Besucher des
Pufler Bachprofils auf die grossartige Schichtenverwerfung
wohl aufmerksam sein, welche sich im unteren Theile des
Profils, da wo der Fusssteig aus dem Thale zum Dorfe Pufl
sich abzweigt, durch eine plötzlishe steile Schichtenstellung
verräth. Diese kolossale Verwerfung bringt die Dolomit-
bänke unter den sog. Wengenerschichten hier bis zur Tiefe
des Dorfes Pufl (aber auch auf der entgegengesetzten 0. Thal-
seite) herab und bewirkt in der Thalsohle selbst durch die
Wiederholung aller Schichten eine erstaunliche Mächtigkeit
der sog. Seisser- und Campiler-Schichten, die jedoch nur
eine sehr trügerische ist. Die Bank des hier mächtigen,
durch seine weisse Farbe helleuchtenden und weithin sicht-
baren sog. Mendola-Dolomits zieht sich in einem
schroffen Felsengrath rasch an dem Gehänge gegen das
Pitz- und Saltariabach-Thal empor, um erst beim Christina
wieder die Hauptsohle zu erreichen und quer durch dieselbe
hinüber zu streichen,*') während im Pufler Bache selbst und
13) y. Richthofen hat diese Unregelmässigkeit wohl bemerkt^
SüMuig der «oA.-p&yi. Clai
a Büdlidieii Seitengräben oberbalb dieses reiseiiriiCRens
r die an G^pseinlagerungen angemeia reichen oberen
1 des Böths mit dem Rötfadolomite anftanchen. In der
dreier noch zn Fnfl gebörigen MüLlen ist die Schichten'
des Foramioireren-räcben Dolomit, sam zweiten Male, '*)
besonders gnt entblösst Von da an reicht das Profil
wesentliche Onterbrecbnng aafwärta, bis zur Aogito-
ecke.
)amit werden wir unmittelbar vor die Frage gestellt,
em Horizonte das wegen seiner Brachiopoden-EinschlÖBse
slfach genannte Gestraa mit Refeia trigonella, Tere-
la angusta, Spiriferina hirsuta etc. der sog. Vir-
ia- oder Becoarokalk in der Reihe des Muschel-
:hicbteD zuzutbeilen sei. Obwohl die Frage dnrch die
liehen Untersuchungen Sandbergcr'e and Benecke'ä
Asten der Terebratel- nnd Spiriferinenh&uk des Wellen-
entschieden worden ist, liess der bisher immer Qocli nicht
sichere Nachweis des oberen MuBcbelkalks in den Alpen
m Bedenhen Raum. Auch die Unbeständigung der Lagen
dieser erwähnten Brachiopoden dient nnr dazu , diesen
el zu verstärken. Wir wissen, dass Eetzia trigonella
'piriferina Menteeli in der Crinoideenbank des oberen
lelkalks ihr Hauptlager bat. Ich fand sie in diesem
u auch zwischen Kronach und Coburg. Ebenso kommen
'erina fragüis und Terehratula angusta nach Alberti
noch im oberen Mudchelkalke vor. Es bleibt sohin
ders nur Spiriferina hirsuta als für Welleukalk bis
sie aber eineFaltnog (3. 40); es mag darn&ah HeinsBaBtimmung
Achtigkeit der Seiaser Sohiohten zo 400—600 FnsB ala eine viel
le angenommen werden,
14) Ein erstes Mal tritt dieser Dolomit an einer kleinen Fels-
Unter der ersten kleinen Mühle im Pafler Bach etwa 5 Min.
Jb dea Wegüberganga nach St. Michael zn Tag.
OümM: ÖeogtUttitche MiahtOungeH am 4m Jlpm. 47
jetzt ansschliesstich charakteristisch übrig. Nimmt mao nun
weiter auf die Lage Riickeicbt , welche die Brachiopodenbäake
gegen die tieferen, värsteinerangsföhrendea Schichten ein-
nehmen, Bo iäBBt sich darans wegea der nnsicheren Stellong
der obersten Bog. Gampiler Schichten kein Moment ab-
leiten, welches mehr zu Gunsten der einen oder andern
Annahme spräche. Wahrscheinlich dürfen wir auch auf
diesem Horizonte nicht absolut genaa correepondirende
Schichten in nnd ausserhalb der Alpen erwarten. Sicher
ist esjdass dieseBrachiopodenbänkeeinemittlereLage im
alpinen Muschelkalk einnebnien.
Hendeldolomit.
Die stete Verknüpfung, in welcher t. Richthofen
seinen Mendoladolomit mit dem sog. Virgloriakalk
erscheinen lässt, setzt es auraer Zweifel, wenn mir von dem
Vorkommen an der Mendel absehen, welche Gesteinschiebten
wir unter dieser Bezeichnung im Allgemeinen zn verBtehen
haben. Es sind jene hellfarbigen, meist stnrk dolotnitisclien
Bänke, welche zwischen dem dunkelfarbigen Virgloriakalke
und dem diinnschiefrigen Gestein derWengenerschichten ihre
Stelle finden., t. Richthofen bezeichnet zwar den Dolomit
als Töllig ungeschichtet; allein an allen den zahlreichen
Punkten, wo ich das nicher als Mendoladolomit an-
zusprechende Gestein — auch in dem Normalprofile der
Pufler Schlucht — beobachtete, ist dasselbe stets deutlich,
an vielen Orten sogar sehr ausgezeichnet wohlgeschichtet.
Die Bezeichnung nahm der Ver&Bser der Geologie von
St. Gassian her von der Aehnlichkeit des im östlicbea Ge-
biet in der bezeichneten Lage TOrkommenden Dolomite mit
dem Dolomite, aas welchen die Hauptmasse des Meodelgebirgs
besteht. Auch enthalten jene Dolomite ähnliche, früher als
Crinoideen bezeichnete, jetzt als ForamUtiferm erkannte,
atiä vom 1. Man 187ä.
Gestein der Mendel. Doch
chtig und daher die Bezeich-
lerhaupt nicht zulässig,
int nämlich ein getrennter
Virgloriakalk und Wengener-
ieraufs Tollständigste, Schicht
>älen am Ostfusse des Mendel-
DnKaldera nach dem Mendel-
oberhalb Eppan, im Weiss-
bei Tis eng aufs soigfältigte
iber den obereteu Lagen der
raucht und in keinem der
etrennte Lage des Virgloria-
shiefer gaoz gleiche Schichten-
venig eine der Regel nach
lung beobachten können. Es
i>er den Gampiler, pfianzen-
lithildang, die scheinbar un-
I in die höchsten Theile des
fen fasst auch demgemäss
B Dolomitstockwerk bis zum
eigentlichen Mendeladolomits
d normal ausgebildete Schicht
finden ist. Es zeigt sich zwar
ISS 'trotz der au seh einenden
Mendel in etwas geänderter
1 sich auffinden lassen. Im
unkelfarbige Dolomite, welche
ireccien ähnlichen Weise mit
d, und anmittelbar die Cam-
berhalb Eppan und Ealdern
isse , fleckweise etwas röth-
iweise Hornstein-führend und
3 die dunklen, typischen Vir-
Cf^hel: Geognöstisehe Mtttheilungen aus den Älpm. 49
^loriadolomite z. B. in der Puflerschlucht. Um 10--12 m. höher
findet man in dem immer sehr deutlich geschichteten weissen
Dolomite jene charakteristischen Foraminifereneinschlüsse
(Qyroporellen), von welchen später ausführliche Angaben
folgen werden, in der für das Niveau des Dolomits über
dem Virgloria ausschliesslich eigenthümUcfaen Art. (GyrO'
porella paudforata). Die Mächtigkeit mag 30—40 m. be-
tragen. Nun folgt scheinbar mitten im Dolomit eine Lage
grünen^ oft auch etwas röthlichen Lettens mit Steinmergel-
artigem. Dolomit und vielen , ganz undeutlichen kleinen
organischen Einschlüssen. In dem diditen weissen, etwas
röthlichen Steinmergel-ähnlichen Dolomite kommen hie und
da kieselig« Ausscheidungen vor. Es muss dahin gestellt
bleiben, ob wir darin eine Stellvertretung der Wengener
Schichten annehmen dürfen, wie es allerdings den Anschein
hat. Jetzt erst über diesen Lagen etwa 80^100 m. über
den Gampiier Schichten baut sich die Hauptmasse des
Dolomits auf, aus i\relchem die eigentliche Steilwand, die
Felswände und liie höchsten Kämme des Mendelgebirgs
bestehen. Auch diese Dolomrtmasse ist sehr deutlich
geschichtet, luckig, oft rothfleckig, voll grosser Chemnitjgien,
zahlreicher kleiner Sasteropoden, und ungemein zahlreicher
Gh/roperellen , welche in den obersten , blendend-weissen
Dolömitbänken, wie solche am Mendelwirthshaus anstehen,
in keinem, wenn auch nur Faust -grossen Stücke fehlen.
Daher stammen auch die vielen mit Gyroporelleh ganz er-
füllten Bruch- und Rollstücke, welche man längs des ganzen
Fusses der Mendef so ungemein häufig findet. Diese Oyro-
porellen sind ganz anderer Art. als jene des tieferen Horizontes
und identisch mit den Formen aus dem höheren Dolomite,
den V. Bichthofen Schierndolomit genannt hat. Auch
die übrigen keineswegs seltenen, aber schwierig aus dem
harten Gestein herauszuschlagenden Versteinerungen lassen
k^nen Zweifel, da^ diese ober eHauptmassed esMen der*
[1873, 1. MatU..phy8. CL] 4
50 6iUung der maäk.-phys. Otasae vom 1. Mars 18T3.
dolomits nicht, wie t. Bichthofen annahm, dem Dolo-
mit unmittelbar über dem Virgloriakalk ent-
spricht, sondern dem Schierndolomite gleich steht,
dass demnach der Mendoladolomit des namengeben-
den Mendolgebirgs identisch ist mit dem Schiern-
dolomite des Schiern.
Sollte darüber noch ein Zweifel bestehen, so wird der-
selbe sofort durch die vollständigste Uebereinstimmung be-
seitigt, welcher zwischen diesem Mendoladolomite mit den
ihm zunächst aufliegenden Gesteinschichten und dem ^chlern-
dolomit auf dem Schlernplateau besteht.
Unmittelbar auf die schöngeschichteten Dolomitplatten
mit häufigen Gyroporellen-Einschlüssen am Mendelwirthshause
— auf denen sich ausserdem ausgezeichnete Gletscherstreifen
unter UrgebirgsgeröU, wie an mehreren Punkten des Mendelge-
hänges, z. B. am Saumpfade oberhalb der Gabelung nach Eppan
und Kaldem bemerkbar machen — folgt westwärts eine
ausgezeichnete, rothe Schichtenbildung, welche nach Gesteins-
beschaffenheit und organischen Einschlüssen absolut über-
einstimmt mit den sog. rothen Raibler Schichten,
deaSehlem und genau dieselbe Stellung zum Mendeldolomit,
wie letztere zum Schlemdolomit einnimmt. Stellenweise
drängen sich, wie am Weg nach Fondo, Eruptivgesteine mit
ihren Tufif- und Mandelsteinlagen zwischen die Baibier Schichten
ein und weisen deutlich auf den Antheil hin, welchen die
Eruption an der so eigenthümlichen Gesteinsbeschaffenheit
der sog. Raibler Schichten genommen hat. Die rothen
Schichten haben an der Mendel nur geringe Mächtigkeit,
und werden genau so wie am Schiern, ehe man den
Weiler Fondoi erreicht, von einem wohlgeschichteten Dolomite
voll Megalodus complanatus und Turbo soUtarius Beneck,
überdeckt. Eine neue Weganlage hat die Auflagerung
direkt bloss gelegt. Dieser obere Dolomit mit west-
lieher Senkung setzt bis zu dem tiefen Thaleinschnitte
OHmhä: BeosnoOitefu Xittheilungen aui im Mjfm.
TOD Foado fort und Bdieint aacli die Kuppel des Fei
zu bildeD, von wo mir Hr. Prof. Gradier eioe grosse
BteinbiralTe (M. trigueter) zur Ansicht mitzatheilen d
hatte. Nach diesen so klareo, wie anzweideatigen 1
ist die Bezeichnang „MeBdoladolomit" aU die ein
stimmten tiefeni Triasstufe nicht mehr zalässig. Ei
sich aher nan Überhaupt, ob iu dieser Gegend von St '
und dem Fassathale zn «ner bestimmten Abgrenznu]
höheren Dotomitstnfe über dem Vii^loriakalk Veran
gegeben ist.
Sehen wir ab von dem Mendelgebii^e und deo
gebirgen überhaupt, in welchen der sog. Virgloriaki
eoldier sich nirgends deutlich yoq dem höheren I
lostrenot, so läset sidi allerdings in den öetlichen G
thetlen, eine sehr ausgezeichnete Dolomitstufe untersc
Noch am Mt. Ctslon und im Profile des Scblembach
am SVf. Fnsse des Schiern vermissen wir eine dt
Scheidung der Dolomitstofen, wie sie im Osten sich e
Die Dolomitbildong geht in ä&i westlichen Qebirgt
ohne stark in die Äagen fallende Unterbrechung Tt
hängendsten Gampiler Schichten bis in den Schlwni
hioauf und es gehört grosse Anfmersamkeit and bei
gute Au&chlusBo dazu, um wenigstens in den ttefsten
den Repräsentanten des Virgloriakalks an den Crin
EioschtSssen und eine zweitedaraof liegende Schicht i
QyroporeUa pauciforäta TielleichtalsAequiTalentder E
läge zu erkennen, die tbeilweisev. Riohhofentnitdertn
fenden Benennung ,,Mendoladolomit" belegt hat. Weit
riger lässt sich noch höber eine Dolomitstufe abgrenzen,
wahrscheinlich den Weogenerschichten im Alter
steht. Es sind hier Einlagerungen und Zwisdiens(
grünen Mergels und die Steinmergel-ähuliche Beschai
welche stellenweise, wie am Westfosse des Schiern sich <
bemerkbar machen und vielleidit in noch höher Torkom
Sitätmg ier math.^k]/t. CImm vom i. M<ln i87$.
srlioltiogen, da tro im -Gebirge meiat -deatHche Steffeln
RosbildeD, dio Zwiscbenlo^ der tiefsttti St> Caasianw
hten ersetzen.
&j)derq rerhält ea sieb weiter östlich uod Dvmeatlieb
m Gebiete, ip dem die St. Cassianer Schicht«! tjpiseh
bildet sind. In dem Profile der Pnä^ Schlucht «^änzt
die Scfaichtenreihd bis zmn Angitophyr in nachsteheDda
ElangeiideB: A^gitophyr als Lager.
Pm. Dünne Bohwkrx« toffige Mergeltohiefar Kn d^ Angita-
gbyrdeck« etwa* fcbief ^bstouend mit feingestreiften Ha-
tobien 8,0 m.
Pm. Bneocie ana meiit eckigen ffalkbmoIittQckan bcBtebend
1,6 m.
PI. Schwant« dnnnUättrige toffig« Sobisfer 3 m.
Pk- Hellgr&nei, dichtes, liald Hornitein- artige , bald Bändiget
Uesteia (Pietra verde) 0,2& m.
Pi. Sokwan» tnffige SobieferTollToniWidonomyaicenpnUtsnnd
^,ätobien 2,0 m.
?h. Bncbenateinerkalk beatelieDd:
1) am düDDBohiobtigem, BcbnärtlichemiplittrigraiiiDd hell-
granem knolligem Kalk voll Hornoteinknoilen 6,0 tn.
2) grSDlicb graaem Mergel 0,5 m.
3) knollig welligem dDnngeachicbtetem, kieBeligemnnd Hom-
Bteinfährandem Kalk mit Ceratiten 5,0 m.
Pa. Schwarzer Ealkeohiefer voll Satobim 10,0 m.
?h. Weisser tmd grauer, dünnbankiger, knolliger Kalk mit
HomBtein nnd voll von Sracbiopoden 17,0 m.
Pc ßSnngescbichteterBchnarzer Mergel mit ffalobien 0,25 m.
?i. Crinoideeobreocie - D,& m.
P^. Sobwarcer Hergelscbiefer 0,10 at.
Pe. Sebr wohlgBaabichteter gramer nnd weiBier Dolomit mit
OyroporeUa pauciforata (7t. Bichtbofea'a Mandoladolomit)
78,0 m.
Mergeliger Dolomit 0,25 m.
Pa. Ovaner Dolomit und Kalk iait knolligen Lagen und Cri-
noideen (Tirgloriakalk) 30,0 m.
Unterlage: GntaePflanzs|)apbi«f«r ondP^intennv-rotlieCampilar
Schichten.
ÖH^thheh ffeo^fnömiche Muheüin^eü aüM äeH Atpen. S!i
Ans diesem Pit>file ist 2ü ersehe, dass der Döloiuit
(P**), deti V. Richthofen offenbar ötir Wegen seinör, wie er
glaubte, anderwärts namentlich am Mendelgebirge mäehtigeii
Bntwiokinng durch eigene Bezeichnung besonder^ hidrvor-
zaheben für tiöthig hidt, eine relativ untergeordnete
Stelle einnimmt und nicht als dne tiesotidere alpiüe Schichten-
stufe angegebeti werden kann, üeberhaupt theilt v. Richt-
hofen diesem vermeintlichen- Meddola^olomite viel zu vield
nicht hierher gehörige Gebilde zu, indem er alle Dolomite, in
welchen er Cryroporellen wahrnahm, zu seinem Mendoladolomit
rechnete. Ein Gestein aus dem Val' S'arda des Latemar-
gebirgs z. B. dnrch v. Richthofen selbst gesammelt und
voti ihm: als Mendoladolomit bezeichfiet, dessenf Untersuchung
in der freundlichsteä Mittheilung desHrni Direktor v. Hauet-
au^ derSanimteng der k. Reichsanstalt verdankte, ist erfüllt
von GfyroporeUenit abet ntir von jeneii Arten, die am M'^ndfel-
gebirge im Schlerndolomit vorkommen, und ist denlnach
sicher nieht' aus dem Niveau, in dem nach dem Normair
profiJe dejr Pufler Schlucht dei^ feög. Mendoladolomit liegen^
80lltel Dieses Niveau i^t allerdings durch das Vorkommen
einer Art QyroporeUk^ nSnilich det ür. päudförätU cbaraki
teristrty welche ich voo zafalreieh'eti Fundorteü aus äeh Süd-
alpen ketme und auch in den librdälpen aus det Regiotit
der Kalke ob^halb dek* Lagen mit BeMa trigmeTla und
aus dem- sog. Reifiinger Kalkfe oder ÜaAbnM^ nachgewiesen'
habe. Ich fand diese Speci^ nie in höheren Lag^il, dagegen'
glaube ich mich äberzeügt zu haben; dass sie sich atiöh im
Dolomite von Himmelwitz vorfinde, zum Beweise, diäss, wid
aueh Sandberger annitnmt, der Reiflio'ger-Üolomit
und Kal& mit Ämfmniüs Btuiä^ri mit' dfem obersten*
Wellenkälke in Parallele zu stellen sei.
Nftchdetn hier einerseits der Nachweis geliefert Wurde,
da$&d£e Hau|it«iAS6e des Dolomite an der Mendel nicht dexn'
tieferen l^vea« zwisc^n BraoMopöden- > üi]^ Gef^fettoiiixl^n«'
r m^Ltkft. amt mm X. Man U73.
■ bei
«a Ddonte. m U m G^vpvcQa-Aitai ent-
id höherealGveaa l a gih ü iM — d wtdil sehr
■ Sidtkolnr kitiüMlicAali Undcdadolomit
^emdolftdoloBit" Im
hnfnii'i ■■ ilrrTfiihr ilri ■][■■« Hrtiiihtm
iämtäea StodieB ober die Stdhtng, veldie
rw-, Beeoaro- oder Brmdäopoden-Kalk und
Dpodeo- oberer Gattensteiner oder Beiflinger-
ü[nDen Sdiiditenreibe gegeoäbw ömiehineD,
ronBotxen und St. GaGsian nicht gee^et Die
Oesteioe sind — «bgeBehen too ForrnKtm-
fideen — so m sagen TCrsteinetiiDgsleer.
stretm wir mit den sehiefrigen GdiÜden über
?* ein nenea Entwickliii^feld, welohes hier
I znerat dnrch seine aa&lleiiden Eigeothüm-
nfmeibamkeit auf sich zog. Es aind diess
ener Schiebten, welche man weit passen-
wahrfaaft erstaOnlichen Uenge von Haiobien-
ich E m m r i G h's V oi^ang, Halobieo-
mnai dürfte, wenn aach Halobien in sehr Ter-
) wdt höheren Horizonten immer wieder-
ist ist herrorznheben, dass die ganse Schichteo-
' anserea Profils am Fnfler Bac^e) den Ein-
Duneogehörigkeit macht, besonders dadnrch,
in zahlreicher Menge Yon unten bis oben
loh in der Gesteioebeschaffenheit eine gewisse
,ng Vi Tag tritt. XAoBalobieH gehören rer-
Crümhd: Oeognostiache MittheUwngm atisden Mpen, 96
schiedenen Arten an, welche sehr formverwandt sind. Un-
zweifelhaft kommen ohne Verschiedenheit des Niveau'sin diesen
Schichten die Arten H. Lommeli, H. Moussoni und H. Sturi ver-
gesellschaftet vor und ihre Trennung in verschiedene Schichten-
systeme scheint mir nur durch eine Art Verwechselung der
diesen Schiefer zwischengelagerten sog. Buchensteiner Kalken
mit den unteren Gephalopodenkalken veranlasst worden zu
sein. Unter diesen plattenförmigen Kalken liegen Schiefer,
welche Haldbien enthalten, die genau mit dem in der hiesigen
paläontologischen Sammlung liegenden Wissmann'schen
Original übereinstimmen , während die Kalkplatten selbst
Halöbia Sturi^^) Ben. enthalten, zugleich mit Formen vom
Typus der H, Moussoni. Das Vorkommen der H. Lommeli
unter den sog. Buchensteiner Kalken ist von besonderer
Wichtigkeit und daher genau ermittelt worden. In den über
den Kalkplatten liegenden Schichten , sieht man dieselbe
Halobien zugleich mit Posidonomya Wengensis , Pflanzen-
resten, Fischschuppen und Spuren von Brachiopoden , wie
bei Perledo.
Die Bezeichnung W en g en e r- Schi c h t e n auf noch höhere
Schichten, namentlich auch auf die sandigen Schichten voll
Pflanzenreste auszudehnen, welche in dem Puflerprofil über
dem Augitophyrlager bereits am äussersten Rande des
Plateau's der Seisser Alp, wo der Steig durch einen kleinen
Hohlweg die Weidfläche erreicht in Verbindung mit Mergel-
schiefer voll äusserst fein rippiger Halobien vorkommen,
halte ich für ungerechtfertigt und nicht übereinstimmend
mit dem Normalprofile bei Wengen selbst und der Wiss-
mann'schen Auffassung, welche für massgebend gelten müssen.
Dieser Vergesellschaftung von verschiedenen Arten der
Halobien in den typischen Wengener Schichten steht die That-
15) Gemäss einer Bestimmung von Prof, Ss^ndberger naol^
Ori^nalexemplaren,
Siitmg der math.-phs*. Clatw vom 1. Xärt 1873,
gegenüber, daes Ealobia Lommeli in sehr Terscbiedenen
)nten aiigeriihr,t wird, toh den oberen Lagen des alpinen
lelkalks an bis zum Halhtatter- and dem Wetterstein-
Diese auffallende ErGcbeinung lägst sich wobl dadurch
en, dass man früher den Umfang der Krt S. Lommeli
veit fasste und Formen dflranter Tereinigte, toq denen
etzt bereits einige als besondere Arten abzutrennen
t hat. Diess ist beispielweise bei der Art der Fall,
i an der Arzler Scharte bei Innsbruck in den tiefsteo
des Wettersteiukalks eingeschlossen ist und als be-
re Art'^) hervorgehoben zu werden rerdient, Ichkenne
mehrere sehr feinrippige Fragmente aus den Wengener
iten, welche jedoch zur näheren Artbesttmmung nicht
tndi'g genug sind,
ji diesen Schichten liegen nun mehrere Lagen Horn-
reichen Kalkes, welche durch die Bezeicb&nng „Buchen-
lei Kalke" ausgezeichnet worden sind. Es ist diess
berer Cephalopodenhorizont, der von jenem des be-
en sog. Cephalopodenkalka des alpinen Muscbelkalka
immoHÜes Siuäeri wohl getreimt werden muss. Ich
in der ersten Bank (P" des Profils S. 52) einige
von BracdUopoden, die aber untrennbar mit dem kis-
<n Katk verwachsen sind und nur ungeiahr auf Tere-
la und grosse Spiriferen schliessen lassen, in den oberen
mken glückte es mir einen gut herausgewitterten Oera-
(cf. Amm. Rippeli) zu entdecken.
Globose Ammoniten gibt schon T. Richthofeo (S. 66)
1 HaXohia Lommeli als charakteristisch für die Buchea-
M- Kalke an und Stur (Jahrb. d. geol. B. 1868. 0. S. 88)
daraus drei Arten globoser Ammoniten, eine Arjeten-
16) Ich werde an einem anderen Orte über diese vorlän£g ala
iohleri bezeichnete Art, sowie Über mit ihr vorkommende
Binemngen demnächst AnsföhrlichereB mitth eilen,
äihnlicbe Art, Ceratites binodosua und die Hakbia Sturi
Bea. an, die ich in der Pofler Schlucht gleichfalls darin
auffand.
Suchen wir hierfür nach Parallelbildungen in den
Alpen, BO sind zunächst gewisse Schichten knolligen, hom-
steinhaltigen Kalks sicher damit zu identificiren, welche in
den Eingang zur Partnathklamm anstehen und erfüllt sind
von Hdlobia Lommeli, Ich vereinigte früher diese Schichten
mit dem angeschlossenen, überaus mächtigen System grauen
Schiefers und hellgrauer, die Pflanzen der Lettenkohlensand-
steins führender sandiger Zwischenlagen unter der Benennung
Part nachschichten. Spätere Untersuchungen haben
mich belehrt, dass sich diese mächtige Schichtenreihe nicht
als Ganzes zusammen fassen lässt. Ich fand zunädb:st im
Eingang der Partnachklamm beim Aufsteig nach Grasseok
über den erwähnten HalobienknoUenkalken mehrere Lagen
schwarzen oft Hornstein-haltigen Kalks mit Terehratüla, cf«
semiplecta, groBsen Sjpiriferen und dicken Ämmoniten^ die
man gewöhnlich als Globose bezeichnet, ohne dass sie zureichend
gut erhalten sind, um sie näher bestimmen zu können. Doch
glaube ich darin jetzt ganz sicher die Buchensteiner Kalke
der Südalpen wieder erkennen zu können. Diese kalkigen,
tieferen Lagen lassen sich leicht von den höheren schiefrig-
sandigen abtrennen, welche die. Lettenkohlenflora beherbergen
und zur unmittelbaren Unterlage des Sandsteins sandige
Schiefer haben, die eine stark gerunzelte, am Wirbel fast
glatte , gegen den Rand feinstreifige Halobia -* Tielleidbt H.
Haueri Stur's — und grosse Mengen von Mjfophariact laevigata
beherbergen. Auch bei Innsbruck hat P i c h 1 e r an mehreren
Punkten die gleiche Schichtenlage der Hälcbien entdeckt
Es unterliegt fast keinem Zweifel, dass in der Berchtesgadener*
Gegend jene petrographisch höchst ausgezeidineten, rothen
. Plattenkalke, die ich „Draxlehenerkalke" genannt habe,
trotz ihrer rothen Färbung mit den Hornsteinkalken der
mng der malh.-phyi. (Mmm vom. 1. M&ri 1873.
e Ton gleichem Alter sind, und ebene» aach die
hen Kalke, wie diess bereits t. Mojsisovics
. d. geol. Reichs. 1870. S. 101) angegebea hat.
^atkbänke lassen sich ans der Schichtenroihe der
atmeli nicht herausBchälen und absondern und
eck massig das ganze System als Hauptschichten
I Lommeli, die Kalklagen darin, als deren Kalk-
zeichoeo, wodurch wieder eine ganze Reihe alpiner
: Partaachkalke, Draxlehnerkalke, Pötschenkalke
JT Bord geworfen worden könnte,
in die Gegenüberstellung dieser alpinen Gebilde
pinen anbelangt, so halte ich an dem Vorkommen
rwandten Salobien in der Nachbarschaft der
ike fest and glaube diese Halobienschichten in
imang mit Sandberger (N. Jahrb. 1669.
Stellvertreter des oberen Muschellialks in den
en zu dürfen, worauf auch die Lagerang zwischen
. Ammonites Stvderi and hitiodosm einerseits,
inen mit der Lettenkohlenöora andererseits mit
mtheit hinweist.
etra-Terde nnd Monzonit v. Kobell's.
welcher die Gegend von Enneherg, Gröden und
it hat, wird ein hellgrünes dichtes Gestein
< entgangen sein, welches in zahllosen Brneh-
überall dem Auge bemerkbar macht. Wegen
lend hellgrünen Farbe erhielt es von italienischen
en Namen Pietra- verde. V. Richthofen
80) sieht es als eine Art von Tuffgestein an und
ine normale Stelle unmittelbar über den Wengener
1. In der That kehrt dieses Gestein überall in
OämM : Gtogntiatitehe MittheAmgm aiu dm A^e». 59
den tuffigen Scfaichten, auch mit Halobia Lotnmeli, zauächst
• über den Bochensteiner Kalken wieder and darf mit Recht
als ein sehr aogenfälliges Schichtenglied der Haupthal
schichten in Sädtirol gelten. Es ist jedoch sehr yei
denea VerSademngen untervorfeD. Bald ist es gleichi
dicht, Hornetein- oder Tbonstein-artig derb, scfal
breohend, hart, bald mehr erdig und schiefrig, onreio
bald aach im deutlichen Uebergang zu Tuffe von körnige
sammensetzmig und zur Breccienbildang geneigt. Alle
Varietäten zusammen bilden ein zusammengehöriges C
von kaum 1 m. Mächtigkeit. Auch am Fusse des Moi
begegnet man häufig diesem Gestein in grossen, atu
tu^pränglichen Lagerstätte ausgewitterten Blöcken.
Brachstück solcher Pietra-rerde vom Monzoui liegt dei
lyse T. Kobell's zn Grunde (Sitz. d. bajer. Ac. d.
1871. S. v.6.Mai) in Folge dessen er das Materialm
Name Monzonit belegte, der jedoch durch Lappar«
für die Bezeichnung des Monzonsynit schon früher verb
war. Sofern eine Mineralspecies dadurch bezeichnet t
sollte, scheint ein Ersatz des Namens nicht nöthig ;
das anscheinend derbe Material der t. Kobell'schen A
ist die Pitraverde und kein einfaches Mineral, sondern eii
birgsart. Im Dünnschliffe nämlich ze^ das Mikrosoop
Zusammensetzung aus heterogenen Theilchen, indem ir
TOrherrschenden trüben krumösen Grundmasse zahl
feine Nädelcben, kleine Körnchen und Flimmerchen, se
gröstere Krystalltheiloheu eingestreut liegen. Die (
masse erweist sich im polarisirten lichte als an
während die eingestreuten Körnchen sich wie Bruch
ron Plagioklas, Angit and Hornblende verhalten,
wenige der eingestreuten Theilchen nämlich lassen
bei Anwendung eines Nicols die von Tschermaot
17) Ann. 4 miuee 18S4. TI p. 27G spp.
SUMotf der mathrphtf». Olane vom t. XOtm ,1873.
tarke Farbenändernag beim Umdrehea beobacbten
i]dadnr(di ein HontbleBde-äbnliches oderehloritisches
10 währmd streifig farbige Körnchen wohl einem
s zQgeiahlt Verden dürfen. Der allmählige Ueber-
Sedimentärtaffe weist dem Gestein selbst seine
ter den Thonstein-ähoUcheB TaEFen an. Dabei be-
ehr wechselnde fiesohaffenhett nnd wahracbeioltch
schiedene ZiuaraoiensetzaDg. Nach v. Kobflll b^
I Gestein vom Mt. Monzoai ans: Ktes^saure 58,60;
I 17,10; Eiaeaoxydul 9,00; K^lkerde 9,^3; Magne-
Natrons 6,60; Kali l,90aad Wasser 1,50, eine Zn-
BtzDDg, welche mit Ausnahme des auffallend hohen
haltes von der mittleren Zusammensetziing des
^r nur wenige Anweichnngen zeigt. Während diese
Art T. d. L- leicht schmilzt, ond eine Härte = 6
seigea die meisten Proben, selbst boIc^ von derselben
,e am M. Monzoni eiden geüngeren Grad Tön Harte
Delzen viel schwieliger; andere Varietäten sind fast
zbar, doch erweisen sieh alle als sehr wenig veränder-
DinwirkuDg von Salz> oder Schwefelsäure; die meisten
Bcgar ihre grüne Farbe.
haben es daher ia der FietraTerde mit noem Tarie-
ren tußisrtigeD Gestein zu thun.
Angltophyr« '*)
lern Profile der FnSerschlnoht legt sich ein mäehtiges
:s bekannten schwarzen ErnpUTgeeteins etwas weniges
[eh achlax« dip BfeKeichnniig Aogitofibjr statt A'ngit-
' für das mestilitiache, alpine Diabas-äbnliche Gtsteinvor,
il es kein Porphyr iat, and dann weil man mit Augitpor-
r Tericbiedene ältere und jüngere KrnptivgeBteine be-
lat. Zirkel nennt äe.s GeStein der Seisser Alp sogar
(N. Jahrb. 1879. 8^286) .
üümM: Qeognosiische Mütheäuimfen am Jkn jUpm» ftt
abweichend und ohne wirkliche verändernd Einwii%iingen
^af die tuf&gen Schiefer 4er Halobienschichten.
Nach den Wahrnehmungen in SUdtirol fallt die Evap-
tionszeit dieses Gesteins zwischen den Beginn der Ablagerung
der Halobienschichten und der sog. rotfaenRaiblerScUchten,
wie das Vorkommen taffiger Zwischenschichten dann die Auf«
lagerung in der Pufler Schlucht und die unmittelbare Ver«
knüpfung lehrt, in welcher die sog. rotfaen Baibier Sdiichten
in einer westlichen Einsenkung am Schlemplateaa gegen die
Schlernbachschlucht und auf der Mendola mit diesem Oe-
stein stehen.
Ich habe das Qeßtein ¥on folgenden Func^idrten näher
untersucht :
Fufler Schlucht, unmittelbar auf den Halohien*
schichten liegend und aus verschiedenen Stellen bis xum
Plateau der Seisser Alp ; dann von
C h r i s t i n a gleichfalls aus der Decke, welche hier über
die Flötzschichten ausgebrütet liegt.
Schiern, Einsenkung gegen den Schlembach.
Mendel, in der Nähe westlidi v^n dem Wirthshaus.
Fassathal von dem Vorkommen am Mt» Monzoni.
Das äi:^8ere Aussehen ist nicht merkli<di versdiieden.
Doch zeigen die Dünnschliffe der Hauptsache nach, eine
grosse Uebereinstimmnng wenigstens in Bezug auf die nor-
male Zusammensetzung. Das Gestein besteht aus einer fein-
körnig gemrcngten Grundmasae, in welcher mit allmählig
wachsender Grösse porphy rartig ausgeschieden liegen: kleinere
Kry^Uchen von Magueteisen, etwas gröss^e meist kurze
und breitere Nadeln von Plagioklas, (die selten fehlen),
grössere Krystalle von bouteillengrünem Augit, (diesse in
grösster Häufigkeit), und unregelmässig begrenzte ParÜtieen
einos lichtgrünen , meist radialfasxigeh ÖUorit<*ähnlichen
Minerals, neben den unwesentlichen Beimengungen, unter
welchen Apatit die Hauptrolle spielt
b mache ztuüudiBt über das Ghloritpartige Mineral einige
MittheilangeD. EBMtaaffalleDd, dasadieses Gemragtheila
sbreibang des sog. Angitporpfayr nicbt besonders gedacht
Ich glanbte daher zuerst nur stark zersettte Exem-
mm Dännschlifie rerwendet za haben. Allein alle,
ie anscheineud TÖlIig nnzersetzten Stücke lieferten mir
e ErscheiDOng, so dass ich dieses, dem cbloritischai
gtheile der Diabase nberans ähnlidie Mineral als
I wesentlichen — wenn auch Tielleioht in seiner
; e n Znsammensetstmg erst nachträglich umgebildeten —
gtheil der südtiroler Angitophyre erklären muss.
ßemengtheil ist, wie jener der Diabaegesteine — erat
rkerer Ve^röserong dentlicb erkennbar — meist con-
:h ftisrig in der Weise aosgebildet, dass in einem
zahlräche einzelne Mittelpunkte vorkommen, von
Q die radiale Fasern auslaufen, etwa in der Art, wie
kel (Z. d. g. G. 1867. T. U. F. U) vom Spärolith
it. In Salzsäure leicht zersetzbar, eine Eisenoxydol-
TbeillöBung liefernd ,. ist dieses weiche , doppelt-
dde Mineral, entweder in grösseren eckigen oder oft
lien Putzen ausgesdifeden, oder auch mitten tu dem
und Feldspathkrfstallen , wie auf kleinen Gängen and
ihen eingeklemmt und nicht durchtheüwaiBeZersetzang
igitsubatanz an den Rändern durchziehender Risse ent-
1. Denn die wirklidien Zersetzungsprodukte des
sind ganz anderer Art und verhalten sich durchweg
ne amorphe Substanz. Seltener ist das grüne Mineral
lentlich fasrig, mehr pnlverig kömig oder wolkig trabe.
a(^ der Einwirkung der Säuren ist der unzersetzte
;e Rückstand zwar noch von der ursprünglichen Form
lerals, aber nidit mehr doppeltbreohend, wie vor der
einwirkung. Selbst bei Anwendung nor eines Nicol's
Mcb beim Drehen grösstentheils eine starke Farben-
mg vom Bläuiich-grünen ins Gelblich-grüne, in höherem
OünAel: Oeognostische MiHheüungen aus den Alpen. 63
Grade als beim Augit, im geringeren Grade als bei dem
stärker gefärbten Amphibole. Diese in grösseren anregel-
mässig umgrenzten Theilchen aasgeschiedene Substanz findet
sich zugleich auch als ein Hauptbestandtheil der Grandmasse,
an deren Zusammensetzung sie in feiner Vertheilung neben
ganz feinen Nädelchen you Plagioklas, Augit, (meist sehr
untergeordnet oft yielleicht ganz fehlend), und Magnet eisen
in Form von Mikrolithen oder in mehreren Fällen von
Titaneisen, auf welches wenigstens die langgezogenen, nadel-
formigen und zackig verlaufenden Umrisse dieser Eörperchen
hinweisen , sich betheiligt. Sie erscheint hier meist amorph
nach dem Verhalten im polarisirten Lichte, theils dicht,
theils undeutlich trübe und insofern mit der in grösseren
Parthieen ausgeschiedenen Masse ganz identisch, wie sie
sich denn auch durch ihr chemisches Verhalten mit
der letzteren so übereinstimmend zeigt, dass sie für einen
nicht krystallinisch gewordenen Theil derselben gehalten
werden darf. Diese Zwischenmasse (Mesostasis) vertritt
offenbar das, was man in vielen Fällen als glasige Grund-
masse anzusprechen pflegt und dürfte eine wesentliche Bolle
bei vielen paläo- und mesolithischen Eruptivgesteinen spielen.
Sie hat grosse Aehnlichkeit in ihrem Auftreten und in
der Art ihrer Vertheilung als regellose Ausfüllung zwischen
den krystallinischen Theilchen mit dem Quarze, wie er im
Granit die Bolle der ausfüllenden Substanz übernimmt.
Eine Eigenthümlichkeit, welche ziemlich viele der unter-
suchten Gesteinsstücke zu erkennen geben , zeigt sich in den
grösseren Plagioklaskrystallen, welche aus wechselnd hellen
und wie körnig aussehenden, trüben und concentrischen
Lagen zu bestehen scheinen, ähnlich wie diess Zirkel von
dem Leucit (Z. v. d. geol. Ges. 1868 T. 1. F. 23) so treff-
lich nachgewiesen hat.
Das Gestein ordnet sich demnach ganz entschieden in
die Gruppe der Diabasgesteine und unterscheidet sich von
^
SUnmg tter math.-p%g». Ülaue vom 1. Man 1873.
wenn der Feldsptttli Labrador ist, wie Zirkel nad
mak aunebmen, dnrdi diese Feldspathart, gegenüber
iralteBs ron Oligofclas im Diabas. Weiter kotamt
ntitatiT die Menge des Ängits eigentfaümlich zn, die
as weit weniger häufig und seltener pori^yrartig
iDt zu finden ist. Der geringe Kieselsänregehalt
<*/>) neter dem Mittel des Crehsltes sowohl tod La-
Us TOD Angtt spricht, bei dem durchweg meist not
Gehalte an Hagoeteisen oder Titaneisen, für die
og, welche der meBOstaeisohen Masse in Bezng auf
imm«iset2ung des Gesteins zukommt nnd kann zn-
Is ein sehr schwer wiegendes Moment dafür gelten,
ese Mesostasis dorch Zersetzung von Augit schon
nicht entstanden sein kann, weil ea völlig nner-
wäre, wohin der Ueberschuss au Kieselsäure — über
gekommen wäre.
St. Cassianer Schichten.
I sog. St. Cassianer Schichten in ihrer typischen
elung Ton der Seisser Alp bis zum Raatliale bei
und aädwärts bis gegen das Tbal der Piave und
opezzo hinaus, tragen ganz das Gepräge einer auf,
Irenzen beschränkten Lokalbildung an sich. Sie sind
' eigenthiimlicben Form sonst ganz auf das Ver-
gebiet der augitophyrischen und melaphyrischen
ttuffe beschränkt. Kar in ihren tiefsten saudstein-
Lagen mit PfiauEenrnschliiasen und da, wo durch
ilen der Toffmassen eine wenig mächtige, mergelig-
oft durch «senreiche Oolithe ausgezeichnete Schiebten-
r das so mächtige Gebilde TOa St. Cassian eintritt,
sich der durch weite Strecken der Alpen überein-
ide ChariÜEter der alpinen liettenkeuperstnfe. Erst
ren Scbichtes begegnen wir jeuer, wirklich erstann-
Güm^d: Qeognosiisehe Ulittheibtngm aus den Jlpe^, 6&
liehen Menge yon Formen- und Individuen - reichen , meist
sehr kleinen, jugendlichen Thieren angehorigenUeberresten ver-
schiedener Muscheln, Schnecken, Brachiopoden und Gephalo-
poden, welchen die St. Gassianer Schichten ihren Buf verdanken.
Sie müssen als ein Zeichen einer durch aussergewöhi^lich
günstige Lebensbedingungen hervorgerufenen [üppigsten Ent-
faltung niederer Thierformen angesehen werden.
Die massenhafte Anhäufung von Schalen, namentlich
nicht ausgewachsener Thiere in gewissen Lagen, lässt sich
nur durch eine gewaltsame, plötzlich erfolgte Todesart, ^^)
welche sich leicht auf die mit der Eruption des Augitopbyrs
in Verbindung zubringenden Exhalationen von Kohlensäure
zurückführen lässt, erklären.
Wenn man von den Gehängen zunächst auf das Plateau
der Seisser Alp aufsteigt, begegnet man unmittelbar über
dem mächtigen Lager von Augitophyr schwarzen mergeligen
Schieferschichten petrographisch ähnlich den tieferen Wengener
Schichten, zwar noch erfüllt von J7aZoHen-Schalen, aber von
einer sehr feinstreifigen, oder fast glatten starkgerunzelten
Art (nicht S. Lommeli) zugleich neben zahlreichen Pflanzen-
resten in dem auflagernden gelben Sandstein, dessen weit-
vorgeschrittene Zersetzung, das Gewinnen grösserer Pflanzen-
reste unmöglich macht. Doch gewahrt man Fetzen von
Pterophyllum und EquisetiteSj die mit Zuverlässigkeit als solche
erkennbar sind. Die relative Lage stimmt überdiess mit dem
Pterophyllumsandstein, der an so vielen Stellen ia den
Alpen die Flora des ausseralpinen Lettenkohlensandsteins be-
herbergt.
19) Der geistreichen Erklärung dieser merkwürdigen Thatsache
durch Fuchs kann ich mich nicht ahschliessbn, da es nach meiner
an Ort und Stelle in dieser Richtung angestellten Üntersuchcng
durchweg an Spuren üppigster Algenwälder, yon denen wenigstens
ein kleiner Best in [dem garten Mergel; erhalten iiein musste, fehlt und
weil die Oolithbildung nameiitlich gane gegen diese Annahme spricht.
[1878. 1. Math.-phys. a.] 5
Sibning äer vuUh.-phi/». Claise vom 1. Man 1873.
\ Sandsteine werden nach oben tnfSg und gehen in
in zahlreiche Lagen von achtem Tuff selbst and
1 Tersteinerungsreichtm Mergelachichten über, in deren
lereD Parthleen eine mächtigeBank weissen, bröcklichen,
e von Venritterong gewisser an Eisenozydol reicher
len braangestreiftea Crinoideen-reicheo Kalks in die
sticht. Es ist diras der Cipitkalk t. Bicbt-
's. Während bis zur Gipitalpe nar grosse Blöcke
1 ohne Zusammenhang, offenbar aas einer arsprüng-
lorchAaswaschiing zerstörten höheren Lagen stammend,
e wellige Weidfläche zerstreut herror blicken, steht das
an der Cipitalpe selbst au und in einem tiefen Wasserriss
lern TOD der Alp wegführenden Schlemsteig zeigen
einem sehr schönen An&chlass mit reicher Wechsel-
; dnokelachwSrzliche und bräunliche Lettenschiefer,
leutlich tnffartig zosammeagesetzt, z. Th. sandig and
Letztere Lagen und es, die reichlich die berühmten
isianer Versteinerungen beherbergen. Eier lagern
B bekannten, durch Verwitternng rostfarbigen Mer-
ithe und eine der hangendstenXagen dieses Profilauf-
B nimmt eine Kalkbank ein, die dem Cipitkalk an-
Zwischenformen von Oolitb and diesem Kalke enthalten
le Korallentrümmer und eine saudige Lageomschliesst
ireste. Ehe der Steig über die Thalsohle des Ochsen-
hs geht, stellen sich schmatzig gelbe Dolomitplatten
seigerer Schichtenstellnng ein mid bilden, indem sie
westlichen Thalsohle am Gehänge fortsetzen, eine
ide Stafiel am Fnsse des Schlemgehängs, auf welche
m schwach östlich geneigte Tuffschichten folgen. XTeber
eigt man nun za der dgentlichen Dolomitmasse des
auf. Ich habe diese groBBartigeSchichtenetömng,die
,11b als eine blosse Ratacherscheinung zu deuten ist,
) schon von dem Eisackthale über Soss her and über
rand der Rosszähne hinüber sich verfolgen lässt,
OümM: OeogimHsche MiUheütmgm aus dm JJpm. 67
besonders hervor, weil man znr Erklärung gewisser Lage«
rungsverhältnisse solche Unregelmässigkeiten mit in Rechnung
ziehen muss.
Der Dolomit des Schiern ruht deutlich auf den
zuletzt erwähnten Tuffschichten und beginnt gleich Ton der
Basis an mit wenig deutlich, wenn auch nicht sehr regelmässig,
so doch leicht erkennbar geschichteten Lagen, welche
sich etwas nach 0. zu neigen. Ich widerspreche auf das
Bestimmteste der Annahme, dieser Dolomit sei nicht ge-
schichtet, nachdem ich denselben mit grösster Aufmerk-
samkeit und so zu sagen Ton Schicht zu Schicht untersucht
habe und eben so bestimmt der allerdings geistreichen und
für Erklärung gewisser Erscheinungen sehr bequemen Theorie,
seiner Entstehung aus einem Korallenriffe. Diese
durchaus nicht begründbare Annahme ist in neuerer Zeit so viel-
fach wiederholt worden, dass sie dadurch gleichsam ein An-
recht auf Glaubwürdigkeit sich erworben hat und es droht
geradezu Gefahr, dass sie, wie so manche geistreiche, aber
nicht richtige Theorie in die Wissenschaft als erwiesen sich
einbürgere und selbst in Lehrbüchern Aufnahme finde.
Ehe ich näher auf den Nachweis bezüglich der Natur
des Schlemdolomits eingehe, mögen noch einige Bemerkungen
über den Gomplex der sog. Gassianer Schichten selbst
hier eine Stelle finden.
Die St. Gassianer Fauna besteht aus einer grossen An-
zahl eigenthümlicher^ Arten von lokaler Verbreitung nnd aus
ziemlich zahlreichen, gewöhnlich auch häufiger vorkommenden
Arten von weiterer Verbreitung. Bei letzteren trifft es sich
nicht selten, dass sie in vermuthlich sehr verschieden alterigen
mergeligen Gebilden immer wieder sich einfinden , wie
diess V. ßichthofen (a» a. 0. S. 87) bereits treffend her-
vorgehoben hat. Es wird dadurch die Sicherheit der Be-
. Stimmung gleicher Horizonte nach bloss paläontologischen
Momenten, namentlich auf weit auseinander liegenden Stellen
5«
aUimg der mattL-phgi. OJam vom 1. MOtM 1873.
itlich abgeschwaolit. UerkvUrdtgef Weise kehrt selbst
öchst eigenthiimlicbe Mei^loolithaosbildong gewi§Ber
inslagen nod die von Escher als Riesenoolith bezeich-
itrnktär gewisser Kalke und Dolomite, welche Stoppasi
mlich als von Korallenresten herstammeod aaffasst,
jireren, offenbar Terediiedeaen Horizonte^ wieder. Doch
eses Verhalten den alpinen Triasgebilden nicht allein
auch in der aosseralpinen Trias begegnai wir im
lelkalk nnä Eenper ähnlichen ErecheiDUDgen. Idi
>re nur an das Torkommen einer ganzen Reihe von
iopoden, darunter sdbst Beteia trigonella im oberen
interen Muschelkalk, an das Vorkommen von Mifophoria
ussi vom oberen Moschelk^ bis in den Grenzdolomit,
ierviäia suhstriata in gleicher Ansdehnnng, von Pectai
tu sogar schon vom Weltenkalk an, ebenso von Tere-
'a vulgaris and Lingula tenuissima gtöchfalls bis zum
idolomit des Lettrakenpers. Wie viel&ch worden vor
lasBiadLen Anseinandersetsnuig Schenk's £e Pflanzen
■ettenkeblensandateios nnd des Schüfsandsteins verwech-
and zusammengeworfen) In den Alpen scheint die
d)igkeit verschiedener Arten noch aaf eine grössere
isanzahl aaegedehot gewesen zn Bein.
)enn eine Anzahl gleicher Speciea wird in den St.
iner and in den rothen Raibler Sdiiditen angegeben**)
[aaert in kaom otiterscheidbaren Formen bis in die
chen Schichten fort, (Oatrea montis caprilis, PUcattda
HI, Gervillia Johatmis Ausiriae, Cardita crenata, Avi-
^eciosa n. s. w.) Diess dürfte trotz der erstaunlichen
Jgkeit vieler Zwischenglieder aaf einen doch verhalt-
ässig rasch erfolgten Niederschlag des Qatein-bildenden
iais schliessen lassen.
0) Natica cf. catBiuiB, ChemnitzB reflexa, tioxonems obHqofl-
I, Gervillia Johanni» Amtriae, Anunonites oymbifonniB.
GümM: Ge^gnQstische Mittheümgen mß dm Jüpen, 69
Noch eig^nthümlicher als dieses paläontologische Ver-
halten ist die Art und Weise der horizontalen Entwicklung
der St. Casßianer Gebilde. Haben wir dieselben von dem
Anfang der Seisseralphochebene bis zum Fusse des Schlern-
dolomits in sehr beträchtlicher Mächtigkeit überschritten,
so glauben wir hoffen zu dürfen, ihren Spuren sicher wieder
am Weatfusse des Schiern zu begegnen. Aber weder ober-
halb Seiss, noch in dem Aufschlüsse des untern Schiern-
bachs oberhalb Ums, noch , oberhalb St. Gjprian bei Tiers
und so fort bis ins untere Fleimser Thal lässt sich irgend
ein mergelig-tufQges, versteinerungsreiches Glied bemerken.
Auch in allen Profilen am Möndelgebirge und in jenen am
Cislon vermissen wir die St. Cassianer Ablagerung. In allen
diesen westlichen Gegenden baut sich unmittelbar über den
grauen oder grünlich*grauenMe^gelschiefern, die wir als oberste
Lage der sog. Gampiler Schichten kennen gelernt haben
(PS SSM» undT» des Profis S. 80 u. 31) ein System von vor-
herrschend weissem Dolomit auf, in dessen untersten Bänken
sich nur mit Mühe und nur bei angestrengtester Aufmerk-
samkeit die wahrscheinlichen Repräsentanten der Schichten
vom Brachic^odenkalke an durch den Gyroporellen-Dolomit
und die Wengener Gesteinsreihe bis zum eigentlichsten
Schierndolomit |ia oder dort herausfinden lassen. Alle
Schichten sind in der Dolomitfacies aufgegangen, oder, wie
man dieses Verhalten auch auffassen könnte, es fehlen stellen-
weise alle Niederschläge aus der Zeit der Bildung vom
Braqhiopodenkalk bis mit zu den St. Cassianer Schichten,
sei es dass schon ursprünglich kein Niederschlag zu dieser
Zeit erstehen konnte, sei es, dass die bereits entstandenen
Lagen wieder zerstört worden sind.
Der örtliche Ersatz mergeliger Schichten durch Ea)k
oder Dolomit und zwar innerhalb ganz kleiner Gebiete, wie
das plötzliche Anwachsen einer Ealksteinbildung zu sehr er-
beblipher Mächtigkeit und das ^ben so rasche Abnehmen
SÜming ier maih.-fh*/». CHaut vom 1. Muri 1873.
ler AnBcbwellDtigflD sind in den Alpen bo häufige und
ielfach geatdülderte VorkommniBBe, dass sie uqb auch in
St. CasBianer Gegend nidit befremden dürfen. Beide
mmen lassen sicli vohl auch hier in allerdings groas-
;em Massstabe wahrnehmen.
Ich glaube nicht, dass eich ä priori entscheiden lasse,
^es diflser verBchiedenen VerhaltnisBe speziell an jeder be-
leren Stelle der Grund einer ununterbrochenen Dolomit-
)ilduiig gewesen sei. Diess lässt sich nur von Fall zu
entscheiden. Was die Verhältnisse im EÜnzelnen am
Jichen Schiern, an dem Mendelgebirge,am Cislon u. s. w.
jlangt, so haben mich meine Untersuchongen dahin ge-
t, anzunehmen, dass wahrscheinlich ein Theil der tiefsten
jmitlag^ im Alter ihrer Entstehung dem Braohiopoden-
: und Dolomit, sowie dem Comptez der Halobien-
diten entspricht, und dass eben so eine etwas höhere durch
gelige, sehr dünne, rothe und grünliche Zwischenlagen
;ezräcbnete Dolomitetufe gleichalterig mit St. Cassianer
iditen sei, entweder in der Weise, dass der ganze Schiern-
imit für die ganze Schichtenreihe von St. Gassian eintritt,
r aber dass das Äquivalent für letztere in Form von
jmit dne nor geringe Mächtigkeit besitzt. Darüber be-
e ich mir eingehendere Mittheilung vor.
Dass der eigenthümlichen lithologiachen Beschaffenheit
dem aussergewöhnlicben paläontologisc^en Verhalten
St. Cassianer Schichten ganz anssergewöhnliche Be-
;nngeD der Bildung zu Grund li^en, bedarf kaum eines
'öses. Die Häufigkeit der TufEmasse und des Einschlusses
ndlicher Thierreste genügt zum Beweise. Die Ent-
ung dieser Gebilde fällt mitten in die Eruptionszeit der
itophyre und Alpenmelaphyre , deren Aschen undLapiUi-
licben Emptionsprodukte ein massenhaftes Material fiir
imentärlagen lieferten. Die Art dieser wohl und dünn-
diichteteD Gebilde, der Einsdilnss von Landpflanzea (nicht
Qümbel: Geognöstische MiHheOungen aus den Alpen. 71
Treibholz) and ihr plötzliches Abbrechen und Aaskeilen
weisen auf einen stark bewegten, nicht tiefen Meeresgrund in
unmittelbarer Nähe des Festlandes, auf zahlreiche, stille
Brutbuchten an dem Meeresstrand und auf einen sehr ungleich
vertieften Untergrund hin, wie das schon von vornherein das
Porphyrfundament vermuthen lässt und die jetzige höchst
angleiche Porpbyroberfläche bestätigt. Meeresfluthen mögen
auf schmale Theile der See zwischen riffartig vorragenden
Klippen beschränkt gewesen sein. So konnten die dännge*
schichteten Schiefer und Tuffe, erfüllt von den aus benach-
barten Buchten eingeschwemmten, vielleicht durch Eruptions-
gase getödteten Schalthieren und vom Festland eingeführten
Pflanzen im Bezirke der Fluthen und Strömungen zum Absatz
gelangen, während unmittelbar austossend auf tiefem See-
grund ein kaUdg-dolomitischer Schlamm sich niederschlug,
um nach und nach das Material zum Aufbau der Dolomite
zu liefern.
Abweichend von dieser Vorstellung ist jene, welche die
Dolomitbergmassen aus isolirten Corallenriffen sich entstanden
denkt. Wollen wir nun diese Annahme näher betrachten.
Sehlerndoloinit.
Man kann den Schlemdolomit im engeren und weiteren
Sinne auffassen. In letzterem begreift er alle Dolomit-
schiebten über den sog. Campiler Schichten bis hinauf zu
den sog. Raibler Schichten in sich, insofern diese Dolomit-
bildung ohne namhafte Zwischenlage von Gassianer Mergel
ununterbrochen sich aufbaut. Da in den tieferen Lagen sich
jedoch noch Aequivalente, wenigstens für die Horizonte der
Brachiopodenkalke und der begleitenden Dolomite (sog.
Mendoladolomit) unterscheiden und von den höheren Dolomit-
lagen lostrennen lassen, kann man den Schlemdolomit im
TS Biliwig der matK-phyi. CMosm vom
engerflD Sinne als Zeitäquiralent der S<
Bt Cassiaaer Scbicbten aufwärts bis z
Lagen bezeicbneo. Kar wo St. Gassia
sind and darüber erst denselben übertagei
beginnt, könnten wir die Bezeicbnong :
Anwendung bringen, wie an der Osts
Blattkogel, am Langkogel, an den Ga
Sella Spitze n. s. w. Das ist dei
katezogen.
Der oft senkrechte Abbrnch viele
von St. Casdiui, die iBolirte Stellung :
aufragender Dolomitspitzen, das oft rai
Casdaner Schichten and die daran i
dass in diesem Falle der Dolomit an
schiefer gesetzt sei, sowie endlich der
Schichtung in diesem Dolomite gaben
lasBong za der Hypothese, dass der
Entstehung riffbaaenden Corallen zu '
diese jetzt getrennten Dolomitwände S'
vollständig ieolirte Stöcke frei im 1
aafgebaat worden Boieo, dass das Scb
ein CorallriHaufznfaBsen, ja dass selbst di
und Aaskeilen des so dentlioh, oft dfin
BteinkalksB der Nordalpen aas der Ei{
Gorallenkalk abzuleiten sei.
Dm die Richtigkeit dieser Vorst
liehen VerhältnisBen der südtiroler D(
beschränke ich mich hier vorläufig s
Dolomite des Schiern, der Mendel, c
nnd Langenkogels, um an ihnen zu
mangelnden Schichtung zu pr
gesehen, erscheinen diese Rieseodolomi
ungescbichtet, bei näherer Untereuchung
nicht nur ganz unverkennbare Schiohl
Gütnhd: Geognostische Mittheüungen aU8 den Alpen. 7S
Dolomit in meist nicht sehr mächtige (1—3 m.) Bänke, oft
in Lagen von nur 0,3 — 0,4 m. gliedern. Sie sind angezeigt durch
die parallele, nicht klüftige, eigenthümliche Absonderung, die
sich bei allen Schichtfiächen wahrnehmen lässt, durch die
Lage der Petrefakten , hauptsächlich aber durch nicht selten
vorkommende dünne, oft nur Haut-ähnliche Zwischenlagen
von Mergel.
Am Aufsteig zum Bchlem, wie an der Mendel sind die
Schichtenlagen oft so deutlich, dass man auf denselben wie
auf Treppen stufenweis emporsteigt. Diese Schichtung
des Schlerndolomits ist gegen die ^Bei^platte grade zu auf-
fallend schön und deutlich, wie auch am Mendelwirthshaus
besonders in die Augen fallend. Indessen wird die Schich-
tung selbst von Richthofen (a. a. 0. S. 298) nicht als
Gegenbeweis für die Entstehung eines Corallonriffs angesehen.
Ich gehe daher weiter zur Untersuchung des Gesteinsmaterials
selbst über.
Verdankt der Schlemdolomit seinen Ursprung einem
an Ort und Stelle aufgebauten Goralienriffe,
so muss auch das Gestein dieser Annahme entsprechend zu-
sammengesetzt sein, d. h. die Hauptmasse aus Gorallen und
den Thierüberresten bestehen, wie sie analog heute zu Tag
noch in GorallenrifiPen der Südsee sich finden. Es ist von
Niemanden bisher behauptet worden, dass in der That der
Schierndolomit aus massenhaft angehäuften Gorallen bestehe ;
im Gegentheil es wird stets über den grossen Mangel an
Versteinerungen überhaupt geklagt und der Fund eines
dnzigen Lithodendronstocks als ein besonderes grosses
Glück gerühmt. Auch ich fand bei der genauen Unter
suchung nur höchst spärliche, aber deutliche Gorallen-
reste, desto häufiger aber Spuren von Hohlräumen, die von
Gasteropoden herrühren, und nicht gerade selten auch noch
erhaltene Steinkeme, selbst Schalenexemplare.
Dieser Mangel an Gorallen im vermeintlichen Gorallen-
aUnmg der «oA-pAyi. Oaua mm 1. MÖrt 1873.
k erklärte man sich ans der Zerstörang alles Organi*
bei der Umbildung der DrspröngUdi ala Ealk ge-
Corallenbildong zn Dolomit. In der ITiat bat der
;ang ins ErjstalliniBcb körnige riel&ch die organiadLS
Terändeit und andentlicli gemacht. Dass dieee jedoch
rollständig xerstört worden ist, beweisen die, wenn
leltmen gleichwohl TOi^ommendeD, einzelnen Gorallen-
Dud die, wie erwähnt, häofiger eingelagerten Gastero-
, die znweileo selbst noch mit Schale versehen sind,
iditigsten ist jedoch das Vorkommen jener so fein
ut organisirten Foraminiferen, die ich neulich anter
Bzeichnong GyroportMen näher beschrieben habe. Diese
sich nicht nur häufig im Sdilemdolomit, sowohl aus-
art, als auch aaf Brachflächen an ringförmigen Zeich-
1 kenntlich, sondern viele Lagen sind davon erfüllt
is&en in Dünnschliffen ai^ deutlichste selbst
linsten PorenkanSlcben erkennen. Nach dieser
idie ist es rein andenkbar, dass, falls das Gestein
Imwandlung in Dolomit (wie immer) erlitten haben
die feinsten StroktarTerhältaiase dieser Foraminiferen,
er CoraUen and Schalthiere sich erbalten haben,
dass nicht aaoh die — der Theorie nach —
jnhaft Im Gesteine voraasgesetzten Corallen
ffenigstens eben so vollständig erhalten
Q.
m diess erkennen za können, habe ich ans dem in dieser
t besonders sorgfaltig gesammelten Materiale vom
änge desSddem, von den tie&ten bis zu den höchsten
zahlreiche Dünnschliffe angefertigt, in sehr vielen
tie Reste der eingeschlossenen OyroporeUen, aber in
seltenen Fällen irgend eine Spur von einer Coralle,
IT die von Schwämmen beobachtet,
amach ist es wohl nidit weiter mehr^weifelhaftg dass
chleradolomit, aocb abgesehen von seiner sdhichtea-
Gümbeli GeognosHsehe Mittheüungen aus deti Alpen. 75
weisen Ausbildiuig und seiner Gesteinsstruktory kein Co-
rallenriff und sein Dolomit nicht das Erzeugniss
von riffbaaenden Gorallen sein kann. Ich ho£fe,
dass dieser Nachweiss zareichen wird, die AJpengeologie von
der ansteckenden Rifftheorie gründlich zu heilen.
Was nun die Erklärung der immerhin höchst auffallen-
den Thatsache des plötzlichen Auskeilens mächtiger Dolomite
und ihr Emporragen in hohen, oft vertikalen Wände über
weichem, leicht zerstörbarem Schiefer anbelangt, so ist diese
meiner Ansicht nach nicht so schwierig, als es scheinen
möchte, zu erklären.
Man darf zunächst an die sehr wahrscheinliche grosse
Unebenheit des Meeres denken, welche hier in derBotzener
Gegend von dem Eruptivgebilde des Porphyr eingeleitet,
durch die während eines langen Zeitraums innerhalb der
Triasperiode fortdauernden Ausbruchserscheinungen von Au-
gitophyr und Melaphyr eher verstärkt als verlängert wurde.
So erklärt sich der oft plötzliche und nachbarliche Wechsel
von Sedimenten der tiefen See und des seichten, stark be-
wegten Meeresgrundes.
Dazu kommt noch weiter, dass ich nach meinen Unter-
suchungen keineswegs mit der Annahme mich einverstanden
erklären kann, es seien diese jetzt isolirten, oft steilrandigen
Dolomitberge als sdion ursprünglich isolirte, nie mit einander
direkt verbundene Decken über das tiefere ältere Gebirge
ausgebildet, vielmehr unterliegt es gemäss meiner an Ort und
Stelle gewonnenen Anschauung nicht dem geringsten Zweifel,|dass
die jetzt durchbrochene Dolomitdecke weit über die gegenwärtig
tiei ausgewaschenen Thäler, Hochflächen und Jöcher ausgedehnt
gewesen sei, speziell z. B. dass der Dolomit des Schiern
ursprünglich mit jenem des Blatt- und Langkogels zusammen-
hieng, wie er jetzt noch mit jenem der Rosszähne in Ver-
bindung steht, und weiter, dass diese Dolomitmassen des
Schiern, der Rosszähne , des Rosengartens , des Blattkogels
i
76 Sttttmg der MaM.-i>hys. Oatte vom 1. Man 1873.
""^""••i mit den Dolomiten des Col delle Kerts , der
[»tzen, der Sella Spitz n. b. w. verbunden waren,
I ihr« jetzige ieolirte Stellang nur Folge ¥oii später
ener ZerGtückelnng, Dislocimng des Gebirgs und der
liehen ÄaswittertiDg, Unterwascbnag, des ZuBammen-
iberhanpt der Denudationen der JahrtauBende von
enden ist, weldie gewiss die „aenkrediten Wände"
' Corallenriffe nioht verschont haben würden. Maa
ih nur den Einriss dea Tsobamio and Daran Bachs
en des Purgamatsch und Vsjeletto Bachs weiter
md fortgesetzt, ao würde das jetzt zusammenhängende
;ebirge vom Schiern bis zur Rotbewand in drei
3mppen zerstückelt erscheinen, wie beispielsweise
le des Schlemgebirges, des Blattkogels und der
E bereits seit langer Zeit durch dieselbe Procease
nder getrennt worden sind. Dass diese Zerstörung
ise an weichen, daher leicht dem Zerfallen uoter-
Schichtenreihen, wie es die St Cassianer Tufflagen
li einbar Halt gemacht hat — die Zerstörung hat
ach hier wirklich nie aufgehört — kann nicht
iD, indem analoge Erscheinungen tausendfach in
Alpen wiederkehren. Diese ist in der Hauptsache
hängig von dem Zeitmoment, in welchem dieser
er Oebirgetheil den in grossartigem Masastabe wir-
lerstörungskräften entrückt worden ist. Diese wür-
iortgesetzter Thati^eit wohl auch noch bis zum
hinab sich Bahn gebrochen haben.
Rothe Halbier SeUchteD.
er dran Sohl erndolomite lagert an verschiedenen
des Schiern Flateau's, die hauptsächlich durch
Färbung, stellenweis durch dne onregelmäsBige
loolithbildaag (gewöhnlich Bohnerz genannt) und
Gümhel: OeoffnosUsehe MiHheümgm aus den Alpen. 77
eine tuf&ge Zusammensebsang aasgiezeichnete kalkig-mergelige
Ablagerung mit organischen Einschlüssen^ welche als Aeqni*
yalent gewisser Schichten bei Raibl unter dem Kamen
„rothe Raibler Schichten'^ bekannt ist Es muss
jedoch ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht werden, dass
nicht alle Schichten roth gefärbt erscheinen, und dass es
ganze ai&gedehnte Flecke auch auf dem Schiern gibt, wo
die sammtlicfaen Lagen nur in grauer Farbe oder durch
chloritische Beimengung grünlich grau gefärbt vorkommen.
Die tiefsten Lagen sind oft fein krystallinisch, dolomitisch
und erinnern an Hallstätterkalk. Sie ruhen unmittelbar
auf sehr wohl und deütlidi geschichteten dolomitischen
Ealkbänken von einer eigenihümlich concentriscb wulstigen
Ausbildung. An einer Stelle sah ich darin zahlreiche Ein-
schlüsse und Durchschnitte einer kleinen, an Megolodus
erinnernden Muschel, die jedoch aus dem spröden, dichten
Gestein nicht in bestimmbaren Exemplaren zu erlangen war.
Es ist diess eine Stelle zwischen dem Funkte, wo der Steig
Ton der Seisser Alp das Plateau erreicht und der Alphütte,
in deren Nähe die rothen, leicht zersetzbaren Schiefer grosse
Flächen überdecken. Ganz dieselben Ablagerungen eütdeckte
ich in der nächsten Nähe des Mendelwirthshause^, hier
ebenso auf wohlgeschichteten, von Gyroporellen erfüilUen
Dolomiten auflagernd, wie am Schiern, zugleich auch noch
mit dichtem oder in Mandelstein und Tuffform ausgebil-,
detem Augitophyr in Verbindung, ähnlich wie es am Schlern-
bacheinrisse westlich von der St. Cyprian Kapelle der Fall
zu sein scheint. Bedeckt werden diese Schichten am Schiern
absolut gleich wie an der Mendel von dünn- und wohlge-
schichteten Dolomiten mit Megalodus und Turbo sölitarius.
Diese rothen Raibler Schichten gelten von jeher als Reprä-
sentanten der oberen versteinerungsreichen Mergel-Lagen von
Raibl, nach späteren, genaueren Vergleichungen mit den sog.
Torerschichten dieser Reihe«
i; der mah.-phyi- daue wm 1. Märe 1873.
illständigite Vergleidiniss der Venteiaenu^eL
thea Raibler Schichten lieferte S t n r. ") Es ist darin
dduiang Myi^oria Okeni Eichw. festgehalten
rm, die idi von Myqphoria Kefersteim nicht zn
n Termag. Ich yerdanke der gefalligen nnd
Mittheilacg des berühmten Botzener Professors
') ÖD reiches Material ans diesen Schichten,
dem Wenigen, das ich selbst sammelte, folgende
cf. '
dir. spec.
igia (Oerithium) älpina Eichw.
reflexa.
graäata.
na cbliquecostata.
temns Mst.
a-dia rugosa.
wdi'a rafitenis Gredler.")
b, d. g^Ml. B. 1866. S. 668 und Geologe der Steier-
bin für diese Frenndlicbkeit dem geebrten Gelehrten
ten Danke verpflicbtet, dem ich gerne hier öffentlichen
e.
IT der Beieichnnng Cj/pricaräia raMetui« hat Prof.
[II. Progrr. d. k. k. GymnaBiumB in Botzen 1662 — 63)
[en Origia&texempkren vorliegende Muflchei beeobrieban,
es scheint, im nngancen Zustande Yeranlassnng bot
Vorkommens von Cardinia probtematica gegeben hat.
B Exemptu» lassen keinen Zweifel, dass dieForm vom
ron letzterer sehr Tertohiedene Art aasmacht. Sowohl
Porm, welche eine anffallende Aehnlichkeit mit den
ricaräim (0, eydopta, C. oUonga) erkennen lüst, als
chaffenheit des aas drei Zähnen znsammen gesetzten
1 die Umrisse dar nmden, grossen Maskeleindrücke
reinstimmend f&r die Zuweisung der Hascbal za dem
irdia. Die MoBobelsobalen nad lebr nngleichseitig, qaer
Gvmhel: GeoffnosUsehe Mittheüungm aus den Alpen. ^9
Megdloäus carinthiacus y. Han.
Myopharia Kefersteini.
Oervillia Jdhamiis Austriae.
Corbula BichthofenP^)
Pecten sp.
eiförmig, von dör grossten AnscHwellnng etwa in der Mitte nach
vom rasch znsf^mmengedrückt, nach hinten allmahlig sich verschwä-
chend^ von den stark übergebogenen, spitzen, im ersten Fünftel der
Länge liegenden Wirbeln an dem vorderen Bande in wohlgenin-
deten Linien verlaufend, so dass das vordere Eck halbkreisförmig
abgerundet erscheint; von den Wirbeln nach hinten zu laufen die
unteren und oberen Ränder fast parallel, so dass die Schalen auf
mehr als V^ der mittleren Länge gleich breit sind, bis der obere
Rand rasch zu dem nahe am unteren Rande liegenden stumpfen
Ecke herabläuft; der untere Band ist in der Mitte sohwadi einge«
bogen; von dem Wirbel zieht zum hinteren Ende ein oben schär-
ferer, nach unten mehr abgernndeteter Kiel, von welchem die Schalen
gegen den oberen Rand rasch abfallen und mit einer schwachen
Einbuchtung an diesem Rande ganz wenig wieder ausbiegen. Die
Schalenoberfläche ist von zahlreichen Anwachsstreifen, welche jedoch
nur gegen hinten und den oberen Rand hin etwas wulstig hervor-
treten^ bedeckt. Das Schloss der rechten Schale, welches aus dem
Gestein herausgearbeitet wurde, zeigt vom einen sehr schief stehen-
den kurzen leistenförifiigen Zahn, einen sehr .dicken , abgestumpft
kegelförmigen, zur Theiilung geneigten mittleren Zahn direkt unter
dem Wirbel und einen langgestreckten, lamellenartigen hinteren
Zahn längs des hinteren Bandes. (Abbildung folgt in einem späteren
paläont. Theile.) - . .
24} Corbuia Biehthof^i Gümb.
Eine kleine Art mit nur wenig ungleichklappiger, sehr ungleich«
seitiger Schale, in' deren Schloss ein sehr starker, langkegelförmiger,
deutlich gekrümmter Zahn mit einer entsprechenden Grube für
den Zahn der anderen Klappe sich bemerkbar macht, ohne von
weiteren Seitenzähnen begleitet zu sein. Diese Beschaffenheit des
Schlosses in üebereinstimmung mit den übrigen Verhältnissen lässt
kein Zweifel über die. Zugehörigkeit zu der Gattung Corbula.
Die zu dieser Art nächst verwandte ist C.Bo8thom%Bon6,
mit welcher sie die Grösse, äussere Form, den Eier und die concen-
i<
Gämbel: Geognottitche Mitiheüuttgen au» den Alpen, 8
anbelangt, so theüe ich ganz die Ansiclit Sandberger'e
sie der Bleiglanzbank des uateren Gypskeupers anzu
gleichen.
Hauptdolomit (Esinokalk Stoppani's.)
Das DiicbgesteiD der rothen Raibler Schiebten wird toi
einem sehr wohl geschichteten, dünnbanlcigen, lagenwei
dichten und kalkigen Dolomite gebildet. Ich habe ihn be
reits wiederholt von dem Schlernplateau, wo er eine seh
bedeutende Verbreitung gewinut, und von dem Mendelg6birg<
erwähnt. In den tiefsten Lagen, die ich allein genauei
untersucht habe, fand ich nur ganz platte, wenig dicki
SteiDbeme von auffallend rundlichem Umrisse, die ich un
bedenklich als Megalodus complanatus anspreche. Es is
dieselbe Art , welche S t o p p a n i mit der gewöhnlichei
Daohsteinbivatve zusammen wirft, so bestimmt sie auc!
davon verschieden ist. Er faast beide Formen unter dei
allgemeinen Bezeichnung Megalodus Ouembeli als Leitrer
steinerung seines Mitteldolomits zusammen. In denselben G&
steinsbänken findet sich ungemein häufig auch Benecke'i
Turbo soUiarius des Hauptdolomits von Judicarien sowoh
am Schiern als auf der Mendel, welcher bekanntlich neber
Natica incerta, Avicula exelis, GerviÜia salvata, Turritella
Lombardica, Gyroporella spec, (sog, Gastrochaena Stoijp;
u. s. w. den sog. Esinokalk Stoppani's (nicht v. Hauer's
welcher darunter einen tieferen Schichteucomples versteht^
charakterisirt. Auch Megulodus trigueter Wulf, spec.'*) wirc
35) Ich nehme hier TerantaaBung zu den weitBOhichtigen Äus'
Itusungen Stoppani's über die DnohateinbiTalvenfiage (Appendice
aur 1. cotuhea i> Avicula contorta) einige Bemerkungen anzu-
fügen, Stoppani hält ea zunächst nicht sachlich gerechtfertigt,
dasB ich den rerbrauchtea Namen Wulfen's (Cordium triquelrtiin),
[1878, 1. Mftth.-phy». CI.J 8
Gümhel: Gcognostische Mitthetlungen aus den Alpen, 83
berge S. an dem Mendolagebirge aus diesem Dolomite
und Herr Dr. Loretz fand weiter gegen Fondo hin offen-
bar in dem gleicl^en Schichten Systeme, nur in etwas höheren
Bänken dieselbe Bivalve. Es zeigen sich mithin auch hier
die beiden Arten Megolodus triqueter und complanatus in
einem Dolomitcomplex vergesellschaftet.
Was nun den Horizont anbelangt, in welchem dieser
Dolomit über den rothen Raibler Schichten einzureichen sei,
so kann darüber nach Lagerung und Versteinerungen kein
Zweifel obwalten. Es ist der Horizont des sog. Esinokalk
Stoppani's oder der unteren versteinerungsreichen Ab-
theilung des Hauptdolomits , wie diess Be necke mit
für identisch mit den Art unterhalb diesen Schichten oder mit
Megolodus trviueter Wulf. sp. Ich begreife zwar, wie unangenehm
es ist, das Hindurchgreifen ein er Art durch zwei Schichtensysteme ,
von welchen das eine der Trias, das andere dem Lias zugetheilt
wurde, wahrzunehmen. Indessen die Natur bindet sich nicht an
persönliche Ansichten und Meinungen. Ich bleibe bei dieser Ansicht
auch jetzt noch stehen, nicht aus rechthaberischem Eigensinn, son-
dem weil ich sie den zur Zeit vorliegenden und bekannten that-
sächlichen Verhältnissen entsprechend finde, mit dem vollen Bowussst-
sein, dass es rühmlicher ist, begangene Irrthümer zurück zu nehmen,
als sich von dem endgültigen Nachweiss, der sicher einmal doch
geliefert werden wird, noch auf falschem Wege betreffen zu lassen.
Ich füge femer hinzu, dass die Figuren Taf. IL 1 — 7, wie jene T. I.
F. 1 — 5 meiner Abhandlung ganz sicher aus dem Horizont über den
Ävicula confor^a-Schichten stammen, für Herrn Stoppani vielleicht
ein Grund mehr, sie als identisch mit seinem Conchodon zu halten.
Wie aber stimmen dazu die Darstellungen des Schlosses? Ich be-
merke, dass meine Zeichnung auf ein Exemplar sich stützt, bei dem
das Schloss herausgearbeitet wurde, während die Darstellung S t o p-
pani's auf einem von einem Steinkern genommenen Abdrucke be-
ruht. Es musB dem Urtheile Sachverständiger überlassen werden,
welchen Darstellungsbeweisen, als den zuverlässigeren, sie den Vor-
zug geben. Einstweilen betrachte ich die Bezeichnung: Conchodon
infraliasm Stopp, nur als weiteres Synonym zu Megolodus triqueter
Wulff, spoc.
6*
Oümbä: Geogiuatische Mittheitungeu aw den Alpen.
gebe, die für Hanpfdolomit oder PlatteDkalk nach ms.
Sinne angesehen werden könnteu. Diese gibt es aber i
Wae Herr t. MojsiBOYics als solche bezdchnet, sind
reits Bildungen über dejii Niveau der sog. Eössener Scbic
und in so fern hat er Recht, wenn er die Gipfelmassen
Lofener Steinberge mit solchem Haaptdolomit d. h. me
typischen Dachstein für gleich erklärt. Wer die i
Hochääche der Lofener Steiiiberge nicht nur flüchtig betr
sondern eingehend untersucht hat, wird leicht die Ui
Zeugung gewinnen können, wie am Watzmann, am Ostgeli
des Bintersteiner Thates, insbesondere nn der Kammer]
wand, dass der hier wie dort nnmittelbar unter dem r(
Liaskalk lagernde Megolodus- und lAtkodendronkalk
dem Stellvertreter der eigentliehen Avicula contorta Sc
Beine Stelle findet, genau so wie die „Oorallenbank" (iibr
voll von Dachsteinbivalven) in dem Kammerkahrgeb
genau wie der die OachBteiubivalve enthaltene Kalk
Echei-nthale, vom Gjaidstein, Qamskogel, Schwarzkogel u.
im Diichsteingebirge, und dass es vollständig der Natui
Verhältnisse entspricht, diese Lagen von dem tiefern Pia
kalk und Hauptdolomit zu trennen und för gleicbwe
mit derKalkbank über den mergeligen Schichten der Av
contorta anderer Gegenden zu setzen.
Fassen wir die Ergebnisse vorstehender UntersUC
kurz zusammen, so erhalten vrir Folgendes:
1) Das von Pichler entdeckte Vorkommen ä
Steinkohlenschichten bei Steinacb wiederholt
auch in der Nähe des Botzener Porpfayrstocks. Frage
desselben sind in den Porphyr eingeklemmt und e
schlössen.
2) Dem Roth liegenden gehören höchst wahisc
lieh jene grossen Conglomerate an, die vom Porphyr d
brochen und verworfen sind.
3)Der Porphyr von Botzen gehört der gle
Gümbel: Geognostische Mütheüungen aus den Alpen. ' 87
10) Der Monzonit y. Kobeirs ist kein eiDfaches
Mineral, sondern eine Gebirgsart; für welche, da der
Name Monzouit schon yerbraucht ist, die Bezeichnung, „Pie-
traverd'^ geeignet scheint.
Die alpinen unteren Triasglieder (Buntsandstein und
Muschelkalk) sind mithin in der Botzener Gegend der Süd-
alpen der Reihe nach:
l)Halobienschichten, Hauptlager der Halobia
Lommeli (oberer alpiner Muschelkalk.)
2) Dolomit und dunkelfarbige Kalke (Stellvertreter
der Cephalopoden- und Brachiopodenbänke.) Obere
Ligen des unteren Muschelkalks, (sog. Virgloria-
kalk und Mendoladolomit.)
3) Bunte Sand-, Mergel- und Kalkschiefer nebst
gelbe Dolomite (unterer Muschelkalk und Wellen-
dolomit) :
a) pflanzenführende Schichten Dolomit und Con-
glomerat.
b) Sand- und Mergelschiefer mit NaticeUa costata,
Ammonites cassianus und Holopella gracilior.
c) Mergelschiefer mit Posidonomya Clarai.
d) Mergel- und Sandschiefer mit Pecten discites und
Ostrea ostracina,
4) Alpiner Röthschiefer und Röthdolomit mit Myophoria
costata.
5) Alpiner Hauptbuntsandstein.
6) Arkose, Conglomerat und Breccie des alpinen Bunt-
sandsteins.
11) Die St. Cassianer Tuff-, Mergel-, Sandstein- und
Kalkäteinlagen theilen sich :
a) in eine obere versteinerungsreiche Stufe,
b) in eine Eisen- und Crinoideenreiche Kalkbildung
(Cipitkalk, vielleicht Stellvertreter des Hallstätter
rothen Kalks),
J
W. Bett»: ByjfenxyäM im itr woltatchtn Kttt*.
Herr W. Beetz sprach:
„Deber die Eolle, welche Hjperox
der voltaBchen Kette spielen."
Vor einem Jahre habe ich eine, für therapentiscbt
bestimmte, Sänie mit constantem Strom (wie man
mediciniscben Praxis statt „contiDairlichem Strom" :
pflegt) beschrieben *) , deren Elemente wesentlich
selben Weise zusammengesetzt sind, wie die von Lei
eingeführten, deren Brauchbarkeit für rerschiedene
sich so wohl bewährt hat. Sie unterscheiden sich t<
vorzüglich dadurch, dass die porösen Diaphragmei
lassen sind, wodurch der ganz« Apparat in eine sei
Gestalt gebracht worden ist, and dass das Zink nid
gamirt wird, weil selbst kleine Quecksilbermengen ,
sich vom Zink loslösen nnd über die negativen Err
Elementes verbreiten , der electromotorischen En
selben bedeutend schaden. Da diese Sänle eine
grosse Verbreitung gefunden hat , so iuteressirte
die Umstände au&asuchen, durch welche sie eise n
grosse Vollkommenheit erlangen könnte, und dadurc
ich auf die Untersuchung der Gründe geleitet, wel
hohe electromotorische Kraft einer solchen, ein Gern
Braunstein und Kohle enthaltenden Combinatiou zuzus
ist. Le das che selbst sowohl, als andere B&
haben diese Gründe zum Theil schon besprochen *)
1) Deutsches Archiv f. klinische Hedioin. X. p. 119.
2) LesUi Zeitechr. des deaUcfa. dtt. Telegraphenvere
p. 147. Lecldiiohä Mondu XIV. 632; Dingler poL J. CL
p. 9ft. J. UfilUr Foggand. Ann. CXL. p. 808.
Sittt»ff dtr molA.-p&yi. i
mir die WirkoDgaweiei
jde überhanpt doch
za sein. Ich erlaube
[JatersnchuDg hier mil
' den praktiechen Geb
9a de la Rive >) in
und zwar ezperimei
igan-, als mit brsunei
nrden in Gestalt eine
porösen Thonzelle auf)
lle wurde dann in Teraunnte scnweieisaure gesetzt,
le eine amalgomirte Zinkplatte tauchte. Das mit
lin gefällte Element verlor sehr bald seine Wirksam-
mit Bleihyperoxyd gefüllte zeigte dagegen eine groaae
;. In der Beschreibung der VereuDbe werden zwar die
le, welche die Wirksamkeit dieser Elemente so hervor'
rscheinen liessen, und welche theila in denselben, theiU
Ib derselben zu suchen sind, in einer Weise dnrch-
geworfen, welche bei der damalig«! ünkenntnisa
ischen Gesetzes nidit Wunder nehmen kann; man
iber doch aus dieser Besobreibong, diuBS de la Rive
arozyde statt der Salpetersäure, als depolarisirende
: in die Eette einführte. In derselben Absicht wurde
m Schwarz ') der Vorschlag gemacht, Kupfer- oder
atten mit gepulvertem Braonsträn zu bedecken,
lererseits war achon durch ältere Versuche, nament-
:h die von Poggendorff *), Faraday*) Manck
JUBchöld ^) nachgewiesen worden, dass die Hyper-
1 der Spannungsreihe stets ihre Stellang ganz am
oh. de rälectr. 1843 p. 113 and 1&9.
agier pol. J. CLXXl. p. 468.
:eni laa 1B21 Heft 8 p, 706.
:per. Bea, 2013.
ggend Ann. XXV. 46.
W. Btet»; Byperoxydt in Aer «oltiuoAcn KeUe.
negatiTen Ende finden, wiewcAl die Flüaaigkeite
welche diese Spannnngsrmhen aufgestellt waren, bald
bald neutrale Salzlösungen waren. Die Hyperoxide
demnacli nicht nur als depolarisirende Körper, sondei
als metallfUmliche Electromotoren in der Kette Arn
finden können. Eine solobe Hyperoxjdkette wurde
von mir vorgeschlageii, und wurden von mir auch n
Versuche über deren electromotorieche Kraft mitgel
In meinem Element war ein derbes Braansteinstiick t
Ton einer durch Salpetersäure angesäuerten Löbq
übermangansaurem Kali , während als negBÜres
Kaliumamalgam in kaustischer Ealilösung angewan
Dies Element zeigte die höchste electromotoriscbi
welche durch ein einfaches Element bis jetzt erzeugt
ist, nämlich 3,02 , wenn die electromotormdie Era
Daniellschen Elementes = 1 gesetzt wird. In thi
ich dem ßrannstein nur die Rotle des negativen i
mgetheilt, während ala depolarisirende Substanz die
mangansänre wirken sollte.
Die Rolle nun, welcbe der Braunstein in d<
GemiBcb aus Braunstein und Kohle enthaltenden EI<
spielt, wird in den verschiedenen, über dieselben vi
lichten Aufsätzen ganz verschied«! aufgefasst. In c
Leclancbe selbst herrührenden Mittbolnng ') wiri
eine feste Braunateinplatte vorgeschlagen, und die Ve
sohaft dieses Materials zum Wasserstoff hervorgehob
Braunstein soll also als Erreger und Depolarisator
Nur als Aushilfe wird erwähnt, dass man eil
Braunsteinpulver umgebene Kohleuplatte sabstitoirei
In der anszugsweisen Uittheilung dieses Artikels
aasdrücklich ausgesprodien , das Element verdank
1) Fortnlkr. d. Physik, darg. v. d. phys. Gm. i
3) Mondea XIV. 682.
8) Dingler pol. J. CtiXXXVlII. 9ft.
W. Beeta: St/peroaj/de in dtr eoKcucftm KttU.
antea Gelegenheit haben, Beispiele hierfür beiznbringet
habe deshalb alle Messungen electromotorisclier Erä^ S'
als innerer Widerstände nach der Compensationsmethod
geßihrt, mit Änwendang der von mir angegebenen £rwei
derselben,*) and bin dadaroh im Stande gewesen, di
schiedenen Veränderangen , weldie die Elemente er
TOD einander gesondert kennen za lernen.
Bevor ich die Ergebnisse solcher Messungen mit
will ich «ner anderen Versuchsreihe Erwähnung thnn,
welche der Ort ermittelt werden sollte, au welchem
verschtedenen Combinationen die Prodnote der i:
ElectrolTse austreten, d. h. für den Torliegeoden Fall:
VerGucbereihe, doidi welche die Frage entschiedm \
sollte, ob die Hjperoxyde nur als Sauerstoffentwicktei
aucli als negativa Polplatte dw Gombinatioi za hetr
aeiea.
Durch den Boden eines Glasgerässes wurde ein
draht eingeflihrt, welcher oben eine den gansen Quer
des Oefässes auefüllende horizontale Platinplatte trug,
wurde mit einer zwei Gentimeter hohen Schichte <
prüfenden Pulvers bedeckt; auf dieses wurde eine conce
Enpfervitriollösnng gegossen, in welche von obenhe
horizontale Eupferplatte tauchte. Dann wurde dnrc
Apparat der Strom von 3 Meidinger'schen Elemenl
lange geführt, bis der Eapferrerlust an der Kupfe
immer nahezu derselbe war. Da zeigten sich nnn fc
ErscheintiDgen bei Anwendung verschiedener Pulver:
Platinschwamm; die Oberflache ist mit einer gans
1) Sitsongsber. d. k. bayar. Akad. d Wiu. , auth.-pb
1871, p. B. — Sowohl in di«em Ber., pag. 7, Z. 13, all ii
Ann. CXLII, pag. 676, Z. 10 v. n., mnag «teh«n: ^ » ~ '.
a' b" - a' b"
W. Beeil: Byperoxyäe in der völtasehtn Kette.
Braunstein allein am achlechtestea für die Elemente eis
wird, weil seine depolariairende Wirkung auf die näd
Uingebang des Platins (bezüglich der Eohlenplatte) beschrt
bleibt. Gröbere Braonsteinstäoke leiten Bchon besser,
Depolariaation findet in weiterem Umkreise statt. Zw<
massiger aber wird es sein, die Leitung zwischen den
zelnen Braunsteintheilchen durch grobes Kohlenpulrer
Termitteln, und überdiess sollte man denken, dass die (
Btigste Mischung die Ton grober Kohle und feinem Bn
steiiipuWer wäre, weil in einer solchen die grösste Bri
Bteinfiäche sowohl für die Contacterregung, als für die
Polarisation in Thätigkeit käme; denn auch für die Gri
der primären Spannnogsdifferenz ist hier die Oberfläche
Bedeutung, da man es nicht mit einer reinen Braunsteink
zu thnn hat, sondern auch Eohlentheile in directem Con
mit der LeitongsSfissigkeit stehen. Die oben erwähnte
fahmng scheint dem aber zu widersprechen ; mitzunehmen
Feinheit des BraonsteänpulTers soll seine depolarisire
Kraft abnehmen. Hierüber geben nun meine Messungen
electromotorischen Kräfte und inneren Widerstände Aufschl
Um die electromotorische Kraft eines Elementes u
der Gompensationsmethode zu er&hren, muss ich znnSi
den inneren Widerstand in der compensirenden Batt
kennen. Als solche dient mir ein für allemal eine z'
paaiige Oanieirsche Säule mit doppelten Thondtaphragn
Hierdurch bin ich im Stande, die Flächen des amalgamii
Zinks recht rein und die Kraft der Elemente (= 2 d) j
serst constant zu halten. Von Zeit zu Zeit wird währ
des Arbeitens mit diesen Elementen die verdünnte Sä
der Zwischenzelle ausgehoben and durch neue ersetzt. 0:
Kraft 2 d wird nun durch zwei Compensationen mit
Kraft D des früher von mir beschriebenen Daniell'sc
Elementes verglichen, welches ans zwei getrennten, durch
Heberrobr mit einander Tsrbundenen Gläsern besteht, de
[ XtNIV
W. Beetz: SyperoxyAe in der voltaschen Eei
Kohle.
Offen 1,11
*/i Stunde gescblosseu . . 0,03*)
10 Minuten offen .... 0,39
Die Braunsteinicette überwiegt also schon
primäre electromotorischä Kraft im Verhältniss
die Kohlenkette. Bei der (ohne Einschaltung eii
Widerstandes vorgenommenen) Schliessung wird
kette sehr stark polarisirt, und erholt sich nur w(
während die Braunsteinkette nach ihrer immerh
bedeutenden Schwächung fast bis zu ihrer i
zurückkehrt.
Auch bei den folgenden Vorsuchen wurden fe
und Braunsteinstücke , aber nur eine Fliissigk^i
lösuDg, angewandt. Die Kräfte waren für
Kohle.
Offen 1,22
3 Miu. mit 100 Q. E. geschlossen 0,73
'I* Min. offen 0,80
3 Min. ohne Widerstand geschlossen 0,03
V» Min. offen 0,39
Beide Elemente hinter einander
3 Min. mit 100 Q. E. geschlossen 0,40
2 Min. offen 0,49
Nach diesen Versuchen ist e» also allerdings
stein, dem sowohl die hohe electromotoi ische
auch die schnelle und vollständige Regenerntion
zuzuschreiben ist, wenn sie durch Polarisation
war; aber die Kraft des Braunsteiuelementea wi
1) Die UeBinDgen bei geBohloiaener Kette werden wie
mit Hilfe des FederBcblOasela ausgeführt, welcher eine di
im Momente der Messung zu lösende ScblieBsang des Stron
Tergl. Edelmann, Carls Repert. VIII. Hft. 6.
[1873, 1. Hath.-phys. Cl.] 7
W. Beetz: Byperoxj/de in der voUasc?ten Kette.
ganz anderen Schiasse, als die Ton Leclancbe gefunden
Zunächst erdeht man aus iboen , dass sich pulverisi
Kohle sehr ähnlich verhält, wie feste Kohlenstiicke ; da
dass pulverisirter Braunstein den festen Braansteiostüc]
weit nachsteht. Selbst bei Einschaltung grosser Wideratäi
wird er, fein oder grob gepulvert, sehr stark polarisirt,
die Depolarisation (wegen der schlechten Leitungsföhigt
des Materials) nur in der Nähe des Platindrahtes vor s
geht. Die Depolarisation findet beim grobgepulverten, a
besser leitenden Braunstein immer noch besser statt,
beim feinen Pulver. Ein massiges Heruntergehen <
electromotorischen Krail während des Schlusses und e
hinreichende Regeneration nach der OefTnung findet nur
den Gemischen aus Kohle und Braunstein statt. Die
diese Gemische oben gegebenen Zahlen sind aber wie<
desshalb trügerisch, weil die Polarisation wegen des versch
denen inneren Widerstandes der Elemente bei sehr t
schiedener Stromstärke erfolgt war. Desshalb worden t
solche Gemische bei gleicher Stromstärke, d. h. hintere
ander verbunden, untersucht.
feine K.
reioer B.
.tebeK.
ereber B.
erobe K.
feiulC
grebeel
offen ..". .
1,38
1,30
1,28
1,39
Vi Stunde m. 500 Q.E
geBchlosaen . .
-0,12
0,61
0,98
—0,02
desgl. m. 100 Q.E.
-0,16
0,35
0,69
-0,02
desgl. ohne Wideret.
-0,15
0,12
0,49
-0,02
5 Min. offen . .
0,78
0,64
0,90
-0,01
10 Min. „ . .
1,00
0,70
0,90
3 Stunden offen
1,39
1,23
1,20
1,30.
Hiernach zeigen sich alle Elemente, welche feines Kohle
pulver enthalten, als unbrauchbar. Die Mischung aus fein
Kohle nad feinen Braunstein erholt sich zwar am schnellst
r
>■
100 Sitzung der mathrphys, Gasse vorn 1. März 1873.
und vollkommensten wieder, weil das Braunsteinpulver am
weitesten ausgebreitet ist, aber wegen des grossen Wider-
standes des ganzen Gemisches findet auch bei ihm während
des Stromschlusses eine solche Polarisation statt, dass die
primäre electromotorische Kraft ganz überwunden wird. In
% den Elementen, welche grobes Eohlenpulver enthalten, wird
der Braunstein unaufhörlich in gut leitende Verbindung mit
dem Zuleiter (dem Platindraht) erhalten, und wirkt deshalb
auch während des Stromschlusses mit allen, nicht nur mit
den dem Platin benachbarten Theilen. Hier nun hat der
fein pulverisirte Braunstein erst Gelegenheit, seine üeber-
legenheit über den grob gepulverten zu zeigen: die electro-
motorische Kraft sinkt während des Stromschlusses nicht
sehr weit hinab , und wird auch bis zu einer brauchbaren
Höhe wieder hergestellt. Freilich ist diese Höhe, sowie
auch die ursprüngliche electromotorische Kraft dieser Com-
bination nicht die grösste; aber man wird gern diese kleine
Einbusse ertragen, und dafür die grosse Constanz der Ele-
mente erkaufen. Ausserdem sind die Proben, denen die
Elemente in der letzten Versuchsreihe ausgesetzt wurden,
solche, denen sie in der Praxis nicht leicht unCerworfen
werden.
Das Ergebniss dieser vergleichenden Versuche ist also,
dass ein Gemisch aus grober Kohle und feinem Braunstein
die günstigsten Resultate liefert, weil in ihm dem Braunstein
am meisten Gelegenheit geboten wird, sowohl als Electromotor,
wie als Depolarisator zu wirken.
Ich habe auch die Widerstände einiger Gombinationen
bestimmt, um dadurch die Irrthümer, welche durch die,
nach der Ohm'schen Methode ausgeführten, Messungen ent-
stehen müssen, verständlich zu machen. Zu dem Ende be-
diente ich mich entweder zweier hintereinander verbundener
Elemente der zu prüfenden Art als compensirender Batterie,
um durch zwei verschiedene Compensationen des Danieir«
r.- e
■V ,/
■
\
W. Beet f. Hyperoxyde in der voltatchen Kette.
aber fein vertheilt sein luüsBen, um möglichst gut 2
larjsiren, so wird man sofort wieder auf die Änwent
Bleihyperozyds an Stelle des BratinsteiDs znrückgefül
habe zahlreiche Versuche mit dieser sehr gut leitende
erregenden und stark depolarisirenden Substanz in Ele
welche die in meiner Batterie gebrauchte Gestalt
angestellt. Aber nur drei solche Combinationen s<
erwähnt zu werden: die mit Terdiinnter Schwefelsäi
Salpeterlösung und mit Sodalösnng gefüllten. Da I
rapeutische Zwecke Säuren ans den Apparaten n
femsuhalten sind, so habe ich zuerst nur die beiden
Combinationen mit Braunstein elementen verglichen.
OrobB RDhtc
Fein.Br."
Bleihyp«,
Balpelgrlös.
Offen
1,32
1,26
1,56
Alle Slemente hinter-
einander */« St. mit
500 Q. E. gesell]. .
0,34
0,54
1,29
5 Min. oEEen . . .
0,67
0,81
1,42
V. St. ohne Wider-
stand geschl. . . .
—0,06
0,34
1,08
5 Min. offen . . .
0,35
0,53
1,29
Die Bleihyperoxydelemente sind also den Bra
elementen bei so groBsen Stromstärken weit überleg
Kraft sinkt nicht weit Iiinab, und hebt sich sehr stark
Aber jedes dieser beiden Elemente hat einen Fehl
mit Natriumcarbonatlösuug gefüllte hat einen sehr
Widerstand (590Q. £.); das mit Salpeterlösung gefi
zwar von vornherein einen Widerstand , der es für
therapeutische Zwecke noch ganz brauchbar erschein
(t02Q. E.); durch die Einwirkung des Zinke auf die
bildet sich aber salpetrigsaures Kali und Zinkhj
welches sich auf das Bleihyperoxyd als poröses Diaj
niederschlägt. Anf die electromotorisohe Kraft hh
zwar ohne Einfiass , denn ein solches Element ,
SitMung der matK-fihi/a. Olaue vom 1. Man ifs73.
ahr Iftng zasammeDgeeteHt gewesen war, zeigte, als
ikstab gereinigt worden war, wieder die Kraft 1,41;
iderstand war aber so gewachsen, dass eine Hioiu-
Ton 400Q.E. die Slromstärke fast gar nicht änderte,
18 die Widerstandsmeesimg ganz unmöglich wurde,
man die Salpeterlösnng gleich durch salpetrigsanres
reetzt, so vermeidet man waa die Abacheidang dea
droxfds, aber die electromotoriscbe Kraft ist eine viel
re.
ts dritte Bleihfperozfdeleiuent masste natürlich, der
LeitungeflÜBsigkeit wegen, einen amalgamirten Zink-
halten. Zur Messung seiner electromotorischen Kraft
te ich drei eompensireade Dauiell-Elemente. Bei
Vergleichung mit den beiden anderen BleihTpetozyd-
ten erhielt ich folgende Zahlen;
Blelhf peraiVB mit
Bchlr«M(tDre. Sslpelar. init.
2,40 1,58 1,52
interemander */■ St. m. 500 Q.E.
blossen 2,25 0,21 1,19
offen 2,20 0,86 1,51
ohne Widerstand geschlossen . 2,03 0,16
offen 2,23 0,32 0,41
iement allein 10 Min. in sich ge-
>B8en 1,54
20 Min. 1,46
30 „ 1,40
. offen 2,16
geschlossen 1,05
5 Min., offen 1,56 0,40 0,56
as Schwefelaäure-EleuienL, also das von de la Bit«
nglich vorgeschlagene, hat also in der That eine aus-
inet grosse Kraft und Widerstandsfähigkeit. Znlelzt
I aber so schlecht leitend geworden, dass die Messuog
rig wurde. Es hatte sieb Bleisulphat gebildet, welches
J
W. BeeU: Eyperoxyde in der voltasehtt
daa ganze H^peroxjd durchdrang. Dieser ^
vermeidlicb, und daram wird die Combioat
Zukunft haben. Auch die beiden anderen £
sich nicht wieder; an den Platindräbten bei
BleiniederecQiläge von schwammiger Beschäl
innige Berührung mit dem Hyperozyd verhiii
wird man den ßraunsteinelementen wohl au
die electroUierapeutiBchen Zwecke den Von
mancher Beziehung so rortrefflicben Bleihyp
geben müssen, weil bei diesen eine Wiedei
nach gänzlicher Entleerung und Reinigung <
lieh ist. Dagegen dürfte daB mit Salpete
Element in anderer Gestalt, in der dei
niedergchlag nicht auf dae Bleihyperosyd
Terweudbar werden, besonders wenn man
grosser Stromdichte arbeiten lässt.
Die Verzögerung des Druckes dieser Mii
mir, derselben noch folgenden Znsatz zn m
Drei Monate hindurch waren drei Ele
sich ohne Widerstand geschlossen , stehen
Element I, grobe Kohle und feinen Braun:
war das Zink nnr wenig verändert; in II, g
und feine Kohle, war dae Zink mit schönen
bedeckt, auf der Brannsteinmischung lag eii
schlag; in III, grobe Kohle und grober Brai
Zink mit weissem Niederschlag bedeckt. Die e
Kraft aller drei war nahezu = und ei
OefTnen wenig. Als die Zinkstäbe durch Ab!
und die Mischungen mit etwas Salzsäure
waren, zeigte I die electromotorische Kraft 1
in = 1,27. Alle waren also wieder vollst
V. EobeU: Üeber die Kjerulfin.
Zur BeBtimmuDg der Basen wurde eine Prob
Kieselerde gemeugt und mit kohlenBaurem KaH-Nalro
geschlossen, ausgelaugt, der Rückstand in Salzsäure
abgedampft, wieder gelöst und nach Abscheidung der ]
erde, aus der Lösung Thonerde mit etwas Eisenoxyd
Aetzammouiak, dann der Kalk durch kleesaures Ami
und die Magnesia durch pbosphorssures Natron und Ämi
gefällt.
Zur Ermittelung eines etwaigen Alkaligehalts wurc
Probe in Salzsäure gelöst , mit Ammoniak gefallt , :
das Filtrat eingedampft, nach Zusatz von etwas Eisern
abermals mit Ammoniak gefällt, filtrirt, abgedampft, gi
Der Rückstand wurde mit Barytwasser behandelt, mit i
niak und kohlensaurem Ammoniak gelallt , ättrirt
Trocknen abgedampft, der Rückstand mit Salzaäni
feuchtet und geglüht. In Wasser gelöst krystallisirt
Salz in Würfeln und erwies sich als Chlornatrinm mit
Chlorkalium.
Das Fluor wurde mit dem Glaeglockenapparat bes
welchen ich bei dur Analyse äuorhaltiger Eisenphosphs
schrieben habe.^) Der geringe Eieselerdegehalt der!
wurde dabei berücksichtigt.
Das Resultat der ÄnalyBO war :
Phosphorsäure .... 42,22
Magnesia 37,00
Kalkerde 7,56 = 5,4 Calcium
Natron mit etwas Kalt . 1,56 = 1,16 Natriuj
Fluor 4,78
Kieselerde 1,50
Thonerde mit Eisenoxyd . 5,40
Spur von Schwefelsäure. —
100,02
1) Journal f. prakt. Chemie XCII. 7.
Einmidungtn von DruekscMften.
Terzeiebniss der eingelanfenen Bttchergesche
Vom naturhUtorisck-medieinischen Vfrfin t» Beidtlber.
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Vom natunomenaclK^ichen Verein tum Nmvorpommem un>
in Riga:
Mittheil nogen. 4. Jahrgang. Berlin 1873. 6.
Von der LeaehaUe dar Polytechniker in Dresden:
Jahreibaricht 1872. 8.
Vom allgemeinen deutichen Apotheker- Verein in Speye\
Nenea Jahrbuch fnr Pharnracie nnd verwandte Fächer. Bd B9
Vom Verein mr Beförderung des Gartenbauts in den kgt. prei
Staaten in Berlini
Wochenschrift 1673. 4
' Von der Soeiite d' Anthropologie in Paria;
BoUetini. Tom. Vif. 1872. 8.
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Bulletin. Tom. XIX. 187^. 8.
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Von der Bot/. Medical and Chintrgical Society in Lc
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CaaopiB. Bd. 11. 1873. 8.
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Boniteur acieotifiqne. No. 376. 376. 1873. 8.
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Von der SociUe de giographie in Paria:
Bullettin. 1872. 1873. 6.
Von der SociUi d'histoire naturelle in Colmar:
Balletin. 12. et 13. annees 1871—72. 8.
Von der Acaäimie T&ycAe de midecitte in Brüsse
Balletin. Ännee 1873. Tom. VII. 8.
Vom R Comitato geologico d'Ittdia in Florenz:
BoUettioo 1873. 8.
Von dem naturforschenden Verein in Brunn:
yerhandlangen. Bd. X, 1871. 8.
Von der Societä VenetoTrentina äi seiente natttrali ri
ÄIU, Vol. I. 1872—73. &
Mnsmbtngen (Xm Drueluehriffen.
Vom Herrn A. Vogel t* München:
Praktiaohe nebangtbei spiele in der qnantitatiT-oIieniiactieTi
mit besouderer Bäcksiotit auf die Verwerthinig landwi
lioher und teobaiMiher Frodakta. 4. Aufl. Erfnrt 187S.
Vom Herrn Joh. Benedikt Listing in QötUngen :
Deber uneere jetzige Kenntnisa der Gestalt und Qröam (
1873. R
Vom Herrn A. M. VolJimann m HiOle:
Die DrehbewegQDgen des Körpen. 6.
Vom Herrn Bobert GratanMnn in. Btettün
Die Erdgeschiofate oder Geologie. 1873. 6.
Vom Herrn Hermatm ZoB>e in L^gtig:
Journal für praotiache Chemie. N. F, Bd. 7. 1873. 8.
Vom Herrn A. SBOiker tn Wikrärurg :
a) Weitere Beobacbtnngen über das Vorkonunan und
breitnDg tjpiBcher ReaorptionBfläcben an den Enochei
b) 3. Beitrag zur Lehre von der Knt^cldang der Snoobe
Vom Herrn Ceeare VAnoona in Ftoreni :
Malacologia Pliooenica Italiana. Faac. 11 1872. 4
Vom Herrn M. De» Cloiteaux in Paria-,
Note aar la dätermin ation dei dimensions-relativee de lafoi
mentale de l'ambl^gonite. 1878. 4.
Vom Herrn M. Deletse in Pems:
£tnde daa d^formationB Bubies par leiterrains de laFranot
Vom Herrn Giovann* Celoria in Mailand:
Sol grande commorimento stmoeferico aTTenuto il I. di ag{
nella basia Lombardia e nella Lomellina. 1878. 4.
Vom Herrn M. Chatiet Orad in TürJiheim :
Deaoription dea formations glaoiairea dea Toegee. Paria 18^
ConaidSrationa aar la g^ologie et le regime des eanx di
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H EinterndtiMge» «M Jh
Von Eerm EmO Ctymia
miMho Theorie. 4. Anfl. 1873. 8.
Vom Berrn Dtnibn
■trfttifiM. 1873. 8.
Vom Htm M. D. Tot
) Snr nne combinaiion de l'ar^e ■
) Aotion An ohlornre de cUorftC^t;
Vom Harn MHie Franfoise
Uee hittoriqne aar lei inTentiona I
de l'indQitHe. 1878. 8.
Vom Btrm 7). Biennt i
tioe enr Heindert SemeijnB. 1873. i
Vom Herrn A. Grisebai
iTeKeUtion der Erde naob ibrerklü
Leipiig 1872. 8.
Vom Bern Bertihard •
üu und Granit der Alpen. 1873. 8
Vom Berrn B. ^Arrest
lenogelier orer de neboloae Stjern
Oeffentlichd Sitzung der k. Akademie ^^v Wissen-
Schäften
zur Feier des 114. Stiftunj^stages
$m 27. März 1878.
Der Präsident der k. Akademie , Herr Baron ? o n
Lieb ig, eröffnete die Sitzung mit fplgenden Worten:
In der heutigen Sitzung unserer Akademie zur Feier
ihres 114. Stift ungstages werden die Herren Elassen-Sekretare
der wissenschaftlichen Verdienste ihrer Mitglieder gedenken,
die sie im Terflossenen Jahre durch den Tod verloren hat.
Unsere Verluste sind ungewöhnlich zahlreich gewesen.
Ausser zwei Ehrenmitgliedern, dem ehemaligen General-
director der königlichen Museen in Berlin Ignaz von
Olfers und dem Herrn Sir John Bowring, verlor die
philosophisch-philologische Klasse ein auswärtiges und ein
correspondirendes Mitglied, die mathematisch - physikalische
Klasse zwei auswärtige und sechs correspondirende Mit-
glieder, die historische Klasse vier auswärtige und drei cor-
respondirende Mitglieder, im Gaazen neun auswärtige und
zehn correspo^dirende Mitglieder.
Zu den schmerzlichsten Verlusten, welche unsere Aka-
demie zu beklagen hat, gehört der unseres Seniors der
Akademie, des Staats- und Reichsraths von Maurer; vor
[1878,3 Math.-pli7i.Gl.] 8
116 Oeffenmehe SitMung vm 27. Mär$ 1873.
49 Jahren wurde seine Greschichte des altgermanischen und
namentlich altbayerischen mündlichen Gerichtsverfahrens yon
unserer Akademie mit dem ersten Preise gekrönt, und in
Folge davon wurde er zum ausserordentlichen, im Jahre
1829 zum ordentlichen Mitgliede gewählt.
Es kann nicht meine Aufgabe sein, die wichtigen
Arbeiten Maurer's im Gebiete der Rechtsgeschichte und
seine Leistungen und Verdienste um das bayerische Land
als Staatsmann hier zu berühren, denn diess wird Gegen-
stand des Vortrages eines competenteren Beurtheilers sein;
allein ich kann nicht umhin, seiner warmen Liebe zu ge-
denken, die er stets in allen Lagen seines ereignissreichen
Lebens der Wissenschaft bewährte^ die seinen Geist so jugend-
lich und frisch erhielt, dass er in seinem 81. Jahre sein
umfassendes Werk „die Geschichte der Städte- Verfassung'^
in vier Bänden vollenden konnte, womit als viertem er seine
drei vorangegangenen Werke, die damit im engsten Zusammen-
hange stehen , seine Geschichte der Markenverfassung in
Deutschland, seine Geschichte der Fronhöfe, der Bauernhöfe
und der Hofverfassung in Deutschland, und seine Geschichte
der Dorfverfassung in Deutschland zu einem vollen Abschlüsse
brachte. Unsere Akademie, zu deren grössten Zierden
Maurer gehörte, wird ihm stets ein ehrenvolles Andenken
bewahren.
Unser verstorbenes Ehrenmitglied Sir JohnBowring
begann seine ausgezeichnete Laufbahn eines Staatsmannes, Rei-
senden und Schriftstellers, als Handelsreisender in den Ge-
schäften seines Vaters, eines Tuchfabrikanten in Devonshir e
und besuchte als solcher den grössten Theil des europäischen
Gontinentes. Auf diesen Reisen machte er sich bei einer
hervorragenden Neigung zur Poesie, unterstützt von einer
ungewöhnlichen Gabe der Sprachen, mit der Literatur der
von ihm bereisten Länder bekannt. Das grösste Interesse
wandte er der Nationalpoesie zu, und wir verdanken ihm
V. Lieht ff rjBinleitenäe Worte. 117
eine Satnmlung und Uebersetzung von alteren und neueren
Volksliedern aus fast allen Ländern Europas; eine seiner
letzten Arbeiten in dieser Bichtung war seine Uebersetzung
der Sammlung szechischer Volkslieder aus dem 13. Jahr-
hundert aus der unter dem Namen der ,jKöniginhofer** be-
kannten Handschriflb. Der Katalog des britisohen Museums
weist nicht weniger als 50 nicht politische Werke von ihm
auff über 30 Sprachen und Dialekte aus denen er über-
setzte.
Seinen im Auftrage der englischen Regierung zur Er-
forschung der Handelsverhältnisse mehrerer Staaten unter-
nommenen Reisen verdankt man die meisterhaften Berichte
über die Handelsbeziehungen Englands und Frankreichs;
er war ein Gegner des Prohibitiv-Systems übeAaupt des
Monopols und hat nicht geringen Antheil an der Aufhebung
der Korngesetze und an der Parlamentereform genommen;
er wurde 1832 und 1841 in's Unterhaus- gewählt. Im Jahr
1849 nahm, er die lucrative Stellung eines Konsuls in Can-
to n an, zu welcher er durch seine früheren Beschäftigungen
vorzugsweise geeignet war, später wurde er zum Gouverneur
von HongKong und Oberaufseher des englischen Handels
in China befördert und im Jahre 1854 ertheilte ihm die
Königin den Ritterschlag.
Durch sein energisches Verhalten gegen die Anmassung
der chinesischen Behörden wurden die Beziehungen Englands
zu China wesentlich verbessert, aber der zu Nanking ge-
schlossene Friedensvertrag hatte nur eine kurze Dauer; mit
der Wegnahme eines unter britischer Flagge segelnden Fahr-
zeuges von Seiten der Chinesen begann der Wiederausbruch
der Feindseligkeiten ; das von ihm im Oktober 1856 über
Canton ohne Kriegserklärung verhängte Bombardement,
welches in Europa das grösste Aufsehen erregte, veranlasste
seine Abberufung. Inzwischen gab ihm ein Abstecher nach
Bankok, der von ihm zu dem Zwecke unternommen wurde,
8*
118 OeffmdiO^ tümmg vom M7. U^m 1873.
ttm emen Handelsvertrag mit Siam abznsdiliesaen, Gelegen-
heit zn einer interessanten Beschreibang des Eonigreidies
und Volkes Ton Siam; er fand noch Zeit ein Werk nher
das Decimalsystem sa Teröffentlichen. Auf seiner Rückreise
Ton China branchte er die Philippinen, die er in dem
anstehenden Werke „Besuch der Philippinischen Inseln"
schilderte, nnd er sog sich schliesslich mit einer Pension
Ton dem Staatsdienste znrflck. Er starb im Norember, in
seinem Wohnsitze Claremont bei Exetor, 1872.
Ignaz von Olfers, geboren 1792 in Munster, be-
gann seine Laufbahn als Arzt und Naturforscher, ging 1820
mit dem preussischen Gesandten Graf Flemming als Ge-
sandtschaftssecretär nach Brasilien und mit demselben
nach Neapel und kehrte nach Flemming's Tode nach
Berlin zurück; er machte im Auftrage des Staates eine
zweite Reise nach Brasilien, blieb dort ein Jahr, ging darauf
kurze Zeit nach Lissabon, von wo er 1829 als Minister-
resident nach der Schweiz gesendet und 183S in das Mini-
sterium des Unterrichts nach Berlin berufen wurde; 1840
wurde er Generaldirector der Museen in BerliUi welche
wichtige Stelle er bis 1868 bekleidet hat.
Olfers war ein Mann tou ausgezeidmeter Begabung
und Tielseitigster Bildung. Ein unzweideutiges Zeichen seiner
bdm Studium der Medizin erworbenen gründlichen natur-
wissenschaftlichen Kenntnisse ist seine sehr gehaltreiche
Dissertation „Ueber Eingeweide-Würmer der Thiere/'
Auf seiner Ueberfohrt nach Brasilien im Jahre 1817
fand er Gelegenheit die merkwürdigen Seeblasen (P hy sa-
li en) lebend zu beobachten und zu zergliedern. Die Resul-
tate dieser Beobachtungen berichtete Olfers von Bio
Janeiro aus an die Berliner Akademie der Wissenschaften,
wobei derselbe diese Physalien (oder diese mit einer
Schwimmblase ausgestatteten Siphonophoren) nicht als
Einzelthiere, wie bisher angenommen, darstellte, sondern die-
V. Liehig i Eivkiienäe W&rte, 119
selben mit richtigem Blicke als animalia composita auf-
fasste; durch diese Betrachtungsweise des Haushaltes der
Seeblasen wurde von Olfers bereits die Existenz einer
Erscheinung im Thierleben angedeutet, welche erst viele Jahre
später als Polymorphismus.der Thiere, sowie als Ar-
beitstheilung der verschiedenen Individuen polymorpher Thier-
stöcke in die zoologische Wissenschaft eingeführt wurde.'
Eine andere Abhandlung Olfers, in diesem Gebiete ist
die über die Gattung Torpedo in ihren naturhistorischen
und antiquarischen Beziehungen.
Er veröffentlichte ferner 1827 eine ancmyme Schrift
über das Leben des standhaften Prinzen nach der Chronica
seines Geheimsecretärs J. v. Alvares, femer 1830 über
ein merkwürdiges Grab bei Kumae und die in demselben
enthaltenen Bildwerke, im Jahre 1838 eine Abhandlung über
den Mordversuch gegen den König Joseph von Portugal
am 3. September 1758, über die Ueberreste vorweltlicher
Biesenthiere in Beziehung zu ostasiatischen Sagen und chine-
sischen Schriften, zuletzt 1858 ein Werk über die lydischen
Eönigsgräber bei S a r d e s und den Grabhügel desAlyattes
nach dem Berichte des General-Consuls Spiegelthal in
Smyrna.
Als Vorstand aller Kunstsammlungen der preussischen
Monarchie entwickelte Olfers eine viel umfassende und er-
folgreiche Thätigkeit.
Der Grundcharakter des Berliner Museums, als einer
Anstalt für das wissenschaftliche Studium der Kunst, wurde
unter Olfers* Verwaltung gewahrt. Ohne ausschliessliche Be-
vorzugung einer einzelnen Abtheilung durfte sich doch be-
sonderer Pflege das Münzkabinet erfreuen, und auf die Erzeug-
nisse des Kunsthandwerkes wurde schon zu einer Zeit
Nachdruck gelegt, in welcher ihnen eine Beachtung erst in
engeren Kreisen zu Tbeil wurde.
120 Oeffenäiehe SiUmng vom 27. Mars 1873.
In die Zeit seiner Verwaltung fallt- die Gründung des
neuen Mnaeums.
Als ein Mann von umfassender . und gründlicher wissen-
schaftlichen Bildung, in welcher die für Kunst und Wissen-
schaft so erfolgreiche Thei]pahme seines Monarchen ein ihr
wichtiges Organ gefunden hatte, als Gönner und Vertreter
der in ihnen sich concentrirenden Interessen der mannig-
faltigsten Kunstthätigkeit des Alterthums und des christlicheD
Mittelalters bat Olfers auf Kunde und Geschichte der
Künste, der Sitten und Einrichtungen der verschiedensten
Völker einen weit verbreiteten Einfluss ausgeübt, den seine
unverdrossene Thätigkeit an den Arbeiten aller bedeutenden
darauf bezüglichen Vereine und die Bereitwilligkeit vermehrte,
mit der er die wichtigsten Gegenstände der ihm vertrauten
Sammlungen durch Nachbildungen vervielfältigen Hess und
an die Sammlungen anderer Staaten unentgeltlich abgab.
Auch unser Antiquarium und unser Nationalmuseum
haben davon einen Beweis durch eine Sammlung von Gyps-
abgüssen antiker und mittelalterlicher Elfenbein- und Bronce-
Reliefe und einer treuen Abbildung eines als Graburne ge-
fundenen altgermanischen Hauses empfangen.
Olfers starb zu Berlin am 24. April 1872.
I
V. KcbeU: Nekrolog auf Fran^oi$^ule$ PkM. 121
Hierauf trug der Secretär der math.-pbys. Glasse, Herr
y. Eobell nachstehende Nekrologe yor:
Francois-Jnles Pictet (Pictet de la Bire.)
Geb. am 27. Sept 1809 zu Genf.
Gest. am 15. Man; 1872 ebenda.
DerVater des Verstorbenen, Jean Pierre Pictet (Pictetr
Baraban), ein Freund der Wissenschaft, erweckte in dem
Sohn zeitig die Liebe zur Naturgeschichte und nachdem
dieser die üblichen Studien am College public zu Genf und
(1823) an der Akademie vollendet hatte, war es besonders
der berühmte Botaniker deCandolle, damals auch Zoologie
vortragend, welcher dem jungen Manne Aufmerksamkeit
schenkte und seine weiteren Studien mit Bath und That
unterstützte. Im Anfang des Jahres 1830 begab sich Pictet
nach Paris, wo er in Verbindung mit Cuvierkam,mitGeoff-
roy-Sainte-Hilaire, Blainville, Flourens u. a. hervor-
ragenden Gelehrten , und anVictorAudouin einen geschätzten
Freund gewann. Die Vorlesungen im Jardin des Plantes
und der Besuch des Museums waren seinen Kenntnissen sehr
forderlich und so begann er nach seiner Bückkehr nach
Genf selbständig zu arbeiten. Die Entomologie schien ihm
zunächst ein weites Feld wissenschaftlicher Ausbeute und
seine Abhandlung „Becherches pour servir a Thistoire et
ä l'anatomi^ des Phryganides'* (1834) zu deren Gomplettirung
122 Oe/renOH^ SUsung wm 27. März 1873,
er abermab naoh Paris reiste, erwarb ihm die Aaszeidmang
des Preises Davy. 1835 warde er zom Professor der Zoo-
logie ernannt, and sein lebhafter und geistreioher Vortrag
fesselte in allen Qegenständeo, die er bdiandelte, seine Zu-
hörer; eine grosse Leichtigkeit, Zeichnungen »zur lilostration
an der Tafel zn entwerfen, kam ihm dabei sehr zn statten.
Seine Vorlesnngen betrafen yergleicbende Anatomie, Physio-
logie nnd Zoologie. Von 1841 — 1845 erschienen seine ge-
sdiStzten Monographieen der Familie der Periiden nnd Ephe-
merinen. Neben den Fachcöllegien, die er 1859 mehr
specialisirte, hielt er populäre Vorlesungen, welche auch
Damen besuchten und wusste in Kürze einen anziehenden
und lehrreichen Ueb0rt)li<^ ixber Zoologie und Paläontologie
zu entwickeln. Sir hahm audi Thefl an den Abend-Vor-
lesungen, welche das Departement de Flnstruction publique
orgairieSirt hatte und der grosse 8aal des H^tel de rille, wo
diese Vorlesungen gehalten wurden, war stets fibetfBflt ron
einem aufmerksamen Publikum, wenn Pictet die Votlesung
hi^It. Das Naturhistorische Museum zu Genf nahm seine
Thätfgkeit unausgesetzt in Anspruch, er bereicherte es wie
er konnte und die paläontologische Sammlung dort #ar seine
Schöpfuhg. Das Bestimmen der Condiyfien aus der grossen
vom M*^ Francis Delessert und ihren Töchtern dem In-
stitut gesehetiiMien Satfimlung hat ihn \Ab an das Ehde sehies
Leberlli besdiSttigt. üeberrascbend war das Ersdheintti sdnes
Traite de Palaeontölogie (1644 und 1845, in zweiter Auf-
lage 1853—1857), du ^eine früheren Forschungen stets
andercfn Qebietisn zugewendet waren. Er üipricht sidi in
der ersten Auflagt ffir die Tbeorie succesftiver Sdiöpfungen
auis, welche «icb darin befrtStige, datrs die Arten rersddedener
Formationen i^rsdbfeden seien, wob6i er jeäödi gewisse
Ähnlichkeit^ an«ll:ehnt. In der irvireiten Auflage de6 W^
kes nähert ^r sich der Darl^iii'scben Theorie, itf jem «r zugibt,
da^B innerhalb gewiss«^ dfenzen, Spedes, welche Widerstands-
t;. Kobm^: Nekröhg auf Ftan^'JMks Pktet, 123
fäidger oder zahlreicher $,h andere. 6ich beim Untergänge
der Sauna ein« Fontiatton erfatlten haben und in die eiiior
nachfolgenden übergehen konnten. Später geht er darin
weit«: and läast Darwin 's Hypothese vollkommen Qereehtig-
keit wiederfahren, in Beziehang auf die Deotang ähnlicher
Organe, auf die verwandt eich zeigenden Fannen verschiedener
Formationen etc., fie Beoba^ong der Thatsachen, welche imter
nnsem Augen vorkommen, stehe gleichwohl im Widerspräche
mit jener Theorie. Das führt ihn dazu, die Reibenfolge
der organisirten Wesen als unter zwei Kräfte gestellt, an-
zusehen, deren eine er generation normale, die andere Force
crSatrice nennt, die erstere unter unseren Augen wirkend
und die Species erhaltend, die letztere, welche im Anfange
der Dinge gewirkt habe um unmittelbar eine mannigfaltige
Fauna zu gestalten. ^^ Es soll mit dem Gesagten hier nur
angedeutet werden, wie Picfcet sich bemühte, die geologischen
Bäthsel und die geheimnissvollen Entwickelungen der organi-
schen Wesen mit hypothetischen Mitteln za behandeln und
zu erläutern. Mehrere Aufsätze und Kritiken sind diesen
Themen gewidmet.
An seine allgemeine Paläontologie sdiliesst sich die von
ihm herausgegebene der Schweiz an, in sechs Serien die
VersteineriHigea der Juragebilde, der Krade, der Tertiär-
formatioaen etc. behandelnd. Es haben sich daran Ren e vi er i
Gaudin, de laHarpe, A. Humbertu. a. Fachgelehrte be-
theiligt. Ein besonderer Aufsatz bespricht die quartemäre
Periode im Vergleich mit der Gegenwart. Pictet weist nach,
dass ^ gttBze gegenwärtig best^end'e Fauna schon in der
Periode des Diluviams existirt habe und eine Verschieden-
heit imr in dem Verschwinden ^ner Anzahl grosser Thiere
ihren Grund habe.
Pictet war einer der ersten, welche die Existenz eines
antedilttvianischen Menschen angenommen haben.
Pictet war seit 1831 Mitredacteur der Bibliotheque
124 Oeffendiehe ßiUfung vm ^7. Mä/ta 1873.
Universelle, von welcher 1846 der natorwissenBcbafÜiclie
Theil den Titel Archivea desScienees physiqaes et .natioreUes
erhielt; der gelehrte Naturforechsr war aber auch Staats-
mann und yielfoch in den politischen Verhältnissen seiaer
Vaterstadt thätig nnd geschätzt, wie seine Wahl als Büßlied
des Conseil mnnicipal nnd als Präsident der Assemblee con«
stitnante im Jahre 1862 Zeugnise geben. ^)
Hugo yon Mohl.
Geb. am 8. ApHl 1805 zu Stuttgart.
Gest. am 1. April 1872 zu Tübingen.
Hugo von Mohl, der jüngste unter vier Brüdern,
welche in verschiedenen Fächern mit Auszeichnung thätig,
angesehene Stellungen erworben haben, machte seine ersten
Studien auf dem Gymnasium zu Stuttgart und bezog in
seinem 19. Lebensjahre die Universität TübiDgen, wo er den
medicinischen Wissenschaften oblag. Es war zu jener Zeit
die Beschäftigung mit den gesammten Naturwissenschaften
für den studirenden Mediciner ein selbstverständliches Er-
forderniss, eine Anschauung, welche gegenwärtig, wo der
G^ichtskreis mehr auf das handwerkmässig-praktische be-
schränkt zu werden scheint, ziemlich ans der Mode gekonun^
ist. Der damalige Brauch aber begünstigte die Neigung
Mohls für die Naturstudien, die schon in dem Knaben sich
kundgaben und besonders die Botanik zog seinen Forschungs-
eifer an. Eine Reise nach München und der Verkehr daselbst
1) FraiiQois Jules Pictet. Notice Biographique par J. Louis
Soret.
^v
V, KobeU: Nehrölog auf Hugo von Mohh . 12$
mit Schrank, Martius, Zaccarini, Steiuheii a.a.
bestimmte denn auch das Feld seiner Lebensthätigkeit, die
Anatomie und Physiologie der Pflanzen. Die in München
vollendeten Arbeiten der Anatomie der Palmen^ des Farn-
stamms und der Gykadeen machten ihm einen geachteten
Nanaen und auf eine Ernennung als erster Adjunkt des
kaiserl. botanischen Gartens in Petersburg im Jahre 1831,
die. er nicht annahm, folgte unmittelbar eine Berufung als
Professor . der Physiologie an die . damalige Akademie in
Bern, welcher er 1832" Folge leistete. 1834 an die neu
begründete Universität in Bern übergegangen, kehrte er schon
1835, nach Schübler's Tode, als Professor der Botanik
nach Tübingen zurück und verblieb in dieser Stellung, manche
glänzende Berufung ausschlagend, bis an sein Ende,
Mohl war Autodidact und obwohl mit den Arbeiten
Anderer vertraut und sie berücksichtigend, ging er doch
seinen eigenthümlichen Weg, wie das einen genial angelegten
Mann kennzeichnet. Seinen Forschungen kam sehr zu statten,
dass er sich schon frühzeitig mit Optik und Mathematik be-
schäftigte, wie er denn auch 1846 eine „Mikrographie oder
Anleitung zur Eenntniss und zum Gebrauch des Mikro-
skop's^' herausgab und man erzählt von ihm, dass er oft
scherzweise gesagt habe, „Ich habe meinen Lebensberuf ver-
fehlt, ich hätte Opticus werden sollen/'
Seine ersten Abhandlungen, „Ueber den Bau und das
Winden der Banken und Schlingpflanzen und über die Poren
des Pflanzenzellengewebes", welche die Grundanschauungen
von der Struktur und dem Wachsthum der Zellenmembran
entwickelt, waren die Ausgangspunkte seiner späteren Arbeiten
über pflanzliche Histologie , welche Mohl besonders aus-
zeichneten. Auf dem Gebiete der Anatomie erschien von
ihm 1831 die epochemachende Schrift „de Palmarum struc-
tura,*' wozu Martins ein reiches Material lieferte. Es sind
nur wenige Spezialdisciplinen in welchen Mohl nicht förder-
126 Oeffenmehe Siimmg vom j97. Main 1873.
lieh arbeitete, wie seine Aafbätze aber die Symmebie der
Pflaozoh über die männliches Bliithen der Goniferen, das
Sporangium und die Sporen der Eryptogamen , über die
Qrasblfithe, über den Aufbaa von Sciadopitys u. a. Belege
liefern.
Ein Verzeichnies seiner gedruckten Originalarbeiten ziält
27 Abhandlungen über Histologie, 26 über Anatomie und
Entwicklungsgeschichte, 2 über Anatomie und Physiologie,
10 über Physiologie, 14 über Systematik, Morphologie und
Pflanzengeographie und andere über Mikroskopie, botanische
Terminologie etc.
Mo hl war eine kraftvolle energische Natur und was
er dachte, sprach er o£Fen aus, nicht ^igstlich gegentheilige
Ansicht umgehend oder abwägend; als Lehrer beschränkte
er sich auf seine Gollegien ohne darauf auszugehen Speaell
Schüler zu bilden, mit Rath und That unterstützte er aber
gern jene, die selbständig zu arbeiten begannen und sich mit
Ernst dem Studium zuwandten.
Mancherlei Auszeichnungen sind Mo hl von Gelehrten-
Vereinen geworden und 1843 wurde ihm der wBrttem-
bergische Kronorden verlieben. — Er starb plötzlich ohne
die Leiden einer Krankheit gefühlt zu hab^.
Eie Berichterstatter sagt von seinem Leben:
„Von erster Jugendzeit an glückliche Tage, durch
keinerlei erregtes Missgeschick getrübt, von keinerlei ausser-
gewöhnlichem Ereigniss bewegt, in ungestörter Entwicklung
und Thätigkeit des Gelehrten in jeder Hinsicht begünstigt,
und ein selten glücklidies Ende/'
«. Kdbea: Nekrolog mf A^mM Etucher von der LintK 127
Arnold Esoher Ton der Linih«
Geb. am 7. Jani 1807 sa Zürich.
Gest. am 12. Jali 1873 ebenda.
Die GeogQOsie der Schweizer AIpeD, ihre Oletscher and
erratischen Blöcke hatten schon Eschers Vater, Hans
Conrad beschäftigt ; der Sohn bt^t ihnen die eingehendsten
Stadien gewidmet and dieselben aach über die Tyroler and
Bayerischen Alpen, Vorarlberg etc. aasgedehnt. Seine Ar-
beiten schlössen sich denen von Backland, BakeweU,
Elie de Beaamont, Stader a. a. an and wnrde darch
sie ein ganz neaer Blick über den geognostischen Baa der
Alpen gewonnen mit der Erkenntniss, dass Formationen, die
man sonst dem Ur- and Debergangsgebirge zagerechnet
hatte, zam Theil weit jüngeren Perioden angehören. Die
von Agassiz aofgestellte and zaletzt aach Ton Gharpen-
tier angenommene Gletschertheorie wnrde darch Es eher
mit zahlreichen Beobachtangen anterstützt and in einer Ab-
handlang „die Gegend von Zürich in der letzte Periode
der Vorwelt' ^ gibt er ein anziehendes Bild der betreffenden
ForschiMigen, welche noch in den zwanziger Jahren in
Hypothesen schwankten, die den Tbatsachen mehr ode;:
weniger widersprachen. Die erratischen Blöcke spielten dabei
eine Hauptrolle and die Gelehrten. Sanssure, Leopold
V. Bach, anfangs Charpenti er n. a. wollten den Trans-
port derselben durch Flathen and Treibeis erklären, wogegen,
wie Es eher erzählt, ein ^facher Gemsjäger im Wallis
schon 1815 gegen Gharpentier äasserte, dass die Glet-
scher ihres Gebirges einst das ganze Thal bis Martinach
müssen bededkt haben, und dass einen Beweis dafür die
Blöcke liefern, die zu gross seien, als dass sie das Wasser
128 OeffenOiche Sitsmg vcm 197. Märe 1S73,
hätte zur Stelle führen können. Escher verbreitet sich
dann über die Bewegung and das Vorrücken der Gletscher,
über die Gletscherschliffe und über die Ablagerungen der
Blöcke in den sog, Moränen. Auch das Verschwinden vieler
einstiger Eisberge und das Hemmniss der Vergrösserung der
bestehenden wird besprochen, und dass es vorzüglich dem '
Föhn zu danken und der Wüste Sahara, die ihnt seine
Wärme ertheilt, wenn die Schweiz sich blühender Thäler
und weidenreicher Alpen erfreut.
Der Geologie des nördlichen Vorarlbei^ hat er eine
sorgfaltige Untersuchung gewidmet und seine Formationen
beschrieben, ihre Verbreitung und Lagerung und die sich
bietenden metamorphischen Erscheinungen; ein Nachtrag be-
spricht die Trias der Lombardei. Von den vorkommenden
fossilen Pflanzen und Insekten hat 0. Heer eine Beschreibung
beigegeben. — Im Jahre 1854 publizirte Esch^r eine neue
geologische Karte des Kantons St. Gallen, 1857 eine Ueber-
sicht der Gebirge des Appenzeller-Landes. Zu seinen früheren
Arbeiten gehören die Studien über Gontact Verhältnisse
zwischen krystallinischen Feldspathgesteinen und Kalk im
'Berner Oberland, über die Analogie neuer Geröllbildungen
und der Nagelfluh, über die Thermalquellen von Pfäfers u. a.
Es eher war mit dem Gang und den Fortschritten
seiner Wissenschaft wohl vertraut und so hat ihn auch die
Umwandlungstheorie beschäftigt und hat er sich in mehreren
Fällen schon 1842 für sie erklärt, wo die damalige Chemie
vielfach widersprach, während die heutige keinen Anstand
nimmt, solche Prozesse anzuerkennen und mit Umlagerung
und Austausch von Atomen Mineralspecies, wenigstens theo-
retisch, in einander zu verwandeln.
' Escher war Professor der Geologie an der Universität
zu Zürich und ein ebenso geachteter Mann als beliebter Lehrer.
V. KobeU: Neh'olog auf Bnädph Friedrich JJfired Clebatih. 129
Rudolph FriedriGh Alfred Clebsch.
Geb. am 19. Januar 183S zu Königsberg.
Gest. am 7. November 1872 zu Göttingen.
Clebsch machte seine ersten Studien in seiner Vater-
stadt, besuchte das Gymnasium daselbst und die Universität
und doctorirte 1854 für Mathematik und Physik.
Er betrat die wissenschaftliche Laufbahn unter sehr
günstigen Verhältnissen, da berühmte Lehrer wie Naumann,
Richelot und Hesse seine Studien leiteten und bald be-
schäftigten ihn Arbeiten im Gebiete der mathematischen
Physik, namenth'ch der Optik und Hydrodynamik, die er
mit Erfolg durchführte. 1824 begab er sich nach Berlin,
wo er als Lehrer der Mathematik an verschiedenen Schulen
thätig war und sein vorzügliches Lehrtalent zu entwickeln
Gelegenheit hatte. Er hat sich damit bei seinen späteren
Universitätsvorträgen besonders ausgezeichnet und verstand
seine Schüler durch die Klarheit und Anschaulichkeit zu
fesseln, mit welcher er die abstractesten Probleme behandelte.
1858, als er eben Privatdocent geworden, erhielt er einen
Ruf an das Polytechnicum in Garlsruhe für theoretische
Mechanik und 1863 begab er sich nach Giessen, wo er freier
seinen Forsdiungen obliegen konnte und in enger Verbindung
mit Gor d an arbeitete. Es erschien nun die Abhandlung
über Anwendung der Abel'schen Functionen auf Geometrie
und mit Gor d an „die Theorie der Abel'schen Functionen"
nebst mehreren geometrischen Arbeiten. 1868 siedelte
Clebsch nach Göttingen über, wo er mit C. Neumann
zusammen die „Mathematischen Annalen^^ gründete, von
denen zur Zeit fünf Bände erschienen sind. Wie Clebsch
sein Gebiet kannte und dessen Geschichte mit dem Fort-
schreiten der Forschungen umfasste, zeigt sich in iseiner
ISO OeffenOieU SitMung vom 27. U(k$ 1873.
Schrift zum Oedächtniss Plficker's,') eine AbhandluDg, weldie
jedem yon Werth eein mnssi der sich mit mathematischen
Studien beschäftigt. Er bezeidinet darin zwei Haaptrichtangen
seiner Wissenschaft: Die Lösung bestimmter Probleme die
sich als von Wichtigkeit erweisen und freie Thätigkeit mit
dem Aufsuchen und Schaffen solcher Probleme. Ueber den
relativen Werth dieser Forschungsmefhoden, sagt er, werden
yerschiedene Individualitäten immer verschiedener Ansicht
sein. Wenn die erstere zu grösserer Vertiefung fuhreQ kanoi
so i&t sie auch der Unfruchtbarkeit nur zu leicht ausge-
setzt. Der anderen schuld^ man Dank für die Erwerbung
grosser und neuer Gebiete, wobei denn im Einzelnen Vieles
der ersteren Methode zu ergründen und zu begrenzen ver-
bleiben mag. — Clebsch bat in beiden Richtungen Aue-
gezeichneteSy ja nach dem Urtheil der Fachmänner Ausser-
ordenUidies geleistet und konnte nur eine Vielseitigkeit» wie
sie ihm eigen war, die Verbindung sonst getrennter wissen-
sduUtlicher Doctrinen auf dem gewählten Qebiete ermög-
lichen, wie sie ihm vielfach gelungen ist.
Clebsch wurde den« auch mit ruhn^voUer Anerkennung
von Gelehrten und Gelehrten*Vereinen des In- und Aus-
landes ausgezeichnet und die Akademieen von Berlin,
München, Maitland und Cambridge sandten ihm ihre Diplome,
ebenso war er Mitglied der Mathematical Society zu London.
Sein schnelles Hinscheiden in der Bliithe des Lebens,
(er starb in wenigen Tagen an Diphteritis), hat seine Freunde
und Schüler auf das schmerzlichste berührt, die Wissen-
Schaft hat an ihm einen wie Wenige begabten Forscher
verloren. •)
2) Abhandlnngen der Königl. Oetellsehsll der WiMensohaft su
Oöttingen. 1871. B. 16.
8) Nachrichten von dec EatsigL üea^Uffchalt der Wissenpphaften
and der G. A. Univerfit&t an Göttingen 1872. Nr. 27.
V. KöbeU: Nekrolog auf Wilhelm Eisenlohr, 131
Wilhelm Eisenlohr.
Geb. am 1; Jannar 1799 zu Pforzheim.
Gefit. am 10. Jali 1872 za Earhifnhe.
Der Verstorbene, Hofrath, Doctor und Professor der
Physik am polytechnischen Institut zn Karlsruhe, früher
Professor der Mathematik und Physik am Lyceum in Mann-
heim, zeichnete sich in hervorragender Weise als Lehrer
aus und hat sein Lehrbuch der Physik, welches zuerst im
Jahre 1836 in Mannheim ersditen, sieben Auflagen erlebt.
Dieses Lehrbuch ist durch literarhistorische Nachweisungen
sowie durch die kritische Behandlung des vorliegenden
Materials ein wissenschaftliches Handbuch zu nennen. Beine
monographischen Arbeiten betreffen vorzüglich Gegenstände
der Undulationstheorie des Lichtes. Er construirte einen
Apparat zur objektiven Darstellung von Beugungserscheinungen
and bestimmte damit die Wellenlänge für das äusserst«
sichtbare Roth und Violet im Spectrum, er untersuchte die
Wirkung des violeten und ultravioleten unsichtbaren Lichtes,
die Wellenlänge der brechbärsten und die auf Jodsilber
wiricenden Strahlen u. a. Es beschäftigten ihn weit^ Unter-
suchungen über Volta'sche Batterieen und er beschrieb dne
Oombination lang andauernder Ströme, so dass sich die Be^-
stäfldigkeit ihrer Wirkung auf sechs Wochen erstreckte und
sie damit besonders für telegraphische Zwecke brauchbar
madite«
Eisenlohr war als ein Mftnn von Geist und Gemüth
und von universeller Bildung, eine liebenswürdige Persön-
lichkeit und ist sein Verlust von Allen beklagt worden, die
ihn gekannt haben.
[1878. 2. Matfa.-pbys. CL] 9
132 OefftMliehe SiUitng «
Dem Lelir&ch, wie Eiaei
Karttn
Qeb. am 6. Mai 17
Qeat un 1. April
Dr. Martin ütim, der
setze des g&Waniscben Stroms
war von 1812—1817 Privatd«
Erlangen, dann Oberlehrer der
Gymoasiom zu Tbom, darauf
und ProfesBor (eztra-ord. 182^
an der Uniyersität, daneben L<
bis 1831), ander Artillerie- an
und seit 1826 an der allgen
mehrere geschätzte Lehrbächei
nometrie, über die gesammte !
Mechanik publicirt und in ein
ToUkommen cousequenteB Systf
gäbe bebandelt. Seine Arbeit«
ausgeführt wie speziell aus dei
„Kritische Beleuchtung dt
der Euklidischen Geometrie ii
matbematisohen Analysis, yoi
setzt; lieber unendliche Reil
GrÖBBten und Kleinsten u. a.
Ohm war Mi^lied mehr
und wurden u. a. seine Verc
leibung des rothen Adler-Orde
ausgezeichnet.
An die eben genannten i
Thätigkeit vorzugsweise der l
wendet war, BchliesBt sich an:
-"^
V. KobtU : Nekrolog auf Johaan Äugutt Orunert. 1
Johann Angnst Qmnert.
Geb. itm 7, Febrnar 1797 zn Halle.
Osat. am II. Jaui 1872 zu Grcifaffald.
Grnnert war Bohon mit 24 Jahren als Professor
Mathematik and Physik am Gymnasiam zn Torgan a
stellt nnd dann 1828 an dem za Brandenburg. Seit 1
lehrte er als Professor zu Greiiswald nnd seit 1838 an
landwirthschalllichen Anstalt za Gldena. Er hat eine E
TOD Abhandlungen über reine and angewandte Matlien
pablicirt, über Optik, über die Beweguag falleader Eü
u. a. ; er hat femer ein Lehrbuch der Mathematik
Physik in 6 Bänden herausgegeben und eine der Eryst
graphie gewidmete Schrift, in welcher er die allgeme
Gesetze dieser Wissenschaft auf eine, von neuen Gesii
punkten ausgehende Theorie der geraden Linie im Et
und der Ebene, für beliebige schief- oder rechtwini
Coordinaten-Systeme zu begründen gesucht hat. Besoi
aber hat er sich durch sein Archiv der Mathematik
Physik yerdieut gemacht, von welchen 29 Theile erschi<
sind, und welches zur Verbreitung mathematischer Ke
nisse erfolgreich beigetragen hat.
Er war Mitglied der Akademieen zu Wien, Stockh
Upsala, Prag etc. der unseren seit 1842; viele andere
lehrten Gesellschaften schickten ihm ihre Diplome
Preusaen, Oesterrdch, Schweden, Baden und Italien eh
ihn durch Ordensdecoratiouen.
Hathew Fontaine Hanry,
Geb. am 14. Januar 1806 in Spottaylvania County in Yirginii
Qeai. am 1, Febrnar 1873 in Lexington in Virginien.
Schon mit 19 Jahren Midshipman in der Marine
Vereinigten Staaten hatMauryaufaeinen Seereisen, daru
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F. Sandberger: Ueher Speishohalt und Spathiopyrit, 135
Der Classensecretär legt vor and bespricht die
Abhandlungen:
1) „lieber Speiskobalt und Spathiopyrit
von Bieber in Hessen" von F. Sandberger.
Seitdem die früher so geschätzten Eobaltfarben durch
die immer grössere Dimensionen annehmende Ultramarin-
fabrikation mehr und mehr aus dem Handel verdrängt
worden sind, ist ein Eobaltwerk nach dem andern in Deutsch-
land aufgegeben worden. Auch das von Schwarzenfels bei
Brückenau hat im letzten Jahre dieses Schicksal getheilt,
welches seine Erze von Riecheisdorf und von Bieber im
Spessart bezog. Es wird daher bald Nichts mehr von den
Mineralien des letzteren Ortes zu erhalten sein, welche eine
Zierde vieler Sammlungen bilden und erscheint es an der
Zeit, über einige derselbe die Resultate der bisherigen Unter-
suchungen mitzutheilen^ welche ich weiter fortzuführen ge-
dachte, nun aber abschliessen muss.
Die jetzt verlassenen Eobaltgänge setzen durchweg in
sehr glimmerreichem, stark gebleichten und bröckeligem
Gneisse auf und fährten die folgenden^ meist schon zu An-
fang dieses Jahrhunderts von K. G. v. Leonhard beschriebenen
Mineralien: Speiskobalt, Kupfernickel, Wismuth, Wismuth-
glanz, Eisenspath und weissen Baryt. Neuerdings wurde
noch von mir^) rhombisches Arsenkobalteisen und von Kenn«
1) Jahrb. für Mineral. 1868. S, 410.
F. Sanäberger: Ueber Speiskobalt und SpatMopyrit. 137
Stahlgrau über. Die Härte ist 5,5, das spec. Gew. 7,1.
Vor dem Löthrohre wird die Boraxperle in anhaltendem
Reductionsfeuer trüb und der Magnetstab zieht aus dem
Pulver derselben Nickel in bedeutender Menge aus. In
Salpetersäure lösst sich das Erz unter Ausscheidung von
arseniger Säure und wenig Schwefel zu einer bräunlichrothen
Flüssigkeit auf, welche beim Verdünnen mit Wasser stets
etwas basisches Wismuthsalz fallen lässt. Die quantitative
Analyse wurde von Hrn. Dr. E. v. Gerichten unter Leitung
des Hrn. Professor Hilger im Würzburger Laboratorium
gemacht und ergab nach Abzug von 3^/o Wismutb
Arsen . ,
. 74,84
Schwefel
1,70
Kobalt . .
8,28
Nickel . ,
8,50
Eisen . .
4,45
Kupfer . .
3,24
101,01
Co, Ni, Fe, eu verhallen sich zu As, S wie 1,42 : 3,79 oder
nahezu wie 3 : 8. Dasselbe Verhältniss fand Rammeisberg
für den Speiskobalt von Glücksbrunn und ander« Analytiker
für Varietäten von Riecheisdorf und Schneeberg.
Der rhombische Arsenkobalt sitzt, wie erwähnt, in der
Regel auf dem regulären auf und zwar meist in öfter zuge*
rundeten und quirlähnlichen Vierlingen einer Gombination
00 P. m P 00, deren Zusammensetzungsfiäche eine Fläche
der Säule ist. Weit seltener finden sich auf Klüften des
Baryts neben diesen auch einfache Erystalle der gleichei)
Gombination , deren Macrodomenflächen stark glänzen,
während die der Säule matt sind. Sie haben aber die
Form des Arseneisens und soweit es sich beurtheilen lässt^
scheinen auch ihre Winkel denen dieses Minerals sehr nahe
zu kommen. Das spec. Gewicht fand ich 6,7, die Härte 4,5.
Die Farbe ist auf frischem Bruche ssinnweiss, doch geht si^
i
F. Sandberger: üeber S^^holalt und Spai^iopynt. 139
In dem Erze a verhalten sich die Metalle zu Arsen
und Schwefel nahezu wie 1 : 2, in b wie 2 : 3. Da nun
auch bei den Speiskobalten die Verhältnisse in gleicher Art
und ohne merkbare Aenderung der Erystallform schwanken,
so darf man in diesen Abweichungen wohl keinen Grund
finden, iibereinstimmend krystallisirte Körper in mehrere
Species zu trennen. Ich möchte sie vielmehr unter dem
Namen Spathiopyrit (Quirlkies) vereinigen, da ein neuer
Name zur Unterscheidung von dem regulären Arsenkobalt
nothwendig geworden ist, seitdem man weiss, dass der
rhombisdie häufiger ist, als man früher glaubte. Die Varietät
von Bieber ist die eisen- und schwefelreichste, besitzt aber
noch die Form des Arseneisens (Leucopyrits), wie auch der
antimonhaltige Glaukopyrit.') Vom ächten Arseneisen unter-
scheidet sich der Spathiopyrit indess leicht durch die Kobalt-
reaction, das weit niedrigere spec. Gew. (6,48—6,9 statt
7,4—8,7) und die meines Wissens bei diesem nicht
heobachtete Neigung zur Zwillingsbildung. Von dem als
nächstes Uebergangsglied zum Arsenikkiese , Wolfachit
u. 8. w. zu betrachtenden Pacit und Geyerit^) aber weicht
der Spathiopyrit durch geringeren Schwefelgehalt und seine
Krystallform ab, da bei diesem die Brachydomen vorherr-
schen, bei der Arseneisen-Gruppe aber die Makrodomen.
Es wäre von grossem Interesse gewesen, Messungen der
Winkel an sämmtlichen Gliedern der Reihe anzustellen, die
höchst wahrscheinlich ein stetiges Spitzerwerden des Säulen-
winkels mit steigendem Schwefelgehalte ergeben hätten,
welches für die Hauptglieder bereits constatirt ist.^) Bis
6) Sandberger Jahrb. f. Mineral. 1870 S. 196 ff. Durch einen
Schreibfehler sind dort die Zwillinge als Dorchkreuzungszwillinge
bezeichnet.
7) Ders. Jahrb. f. Mineral. Id69 S. 315.
8) 00 P bei Fe As« = 122^26', Fe As« + Fe S« = 111^12',
Fe & = 106"ö2'.
140 Siteung itr maih.-jpky
jetzt bat aber die geringe C
pjrit, Geyerit, Wolfachit v
ricbteten Bemübnngeu verei
2) „üeberDoler
Miner alieii'
Während eine Anzahl <
iiihrung des Mikroscops in
kleinsten Einzelheiten ihn
Setzung Qnd Strnctur untersi
leichter und eicherer zu bei
und mit gänzlich verschied'
gehört vor Allem der vom
und die BreitHret*) bie an
Dolerit. Als Hauj*) diesen
sehen, bisher mit Griinsts
Meissners gab, ahnte er sc
omen in sich schliesse und
Mineralgemengen bis in uns
Irrthtimer aber sind schwer
der Olivingesteine zeigt, d
Natur ich vor einigen Jahr
Damour's Analysen des Lhi
gefanden hatten.
Es kann nicht anßalle
seinen Basaltgebilden 1832
zählte und den Anamesit al
völlig dichten Basalte ansah
9) loh halte diesen von 1
Hchriebenen Körper mit ihm füi
die Lücke zwischen Arsenikkies
für ein Gemenge von beiden, w
1) Ein kleines, die Wasse
bildendes vulcanischea Gebirge
2) Traite de Mineralogie ]
3} N. Jahrb. f. Mineral. U
F. Sandberger: Ueber Dölerit 141
Untersuchungs-Methoden waren noch unvollkommen und an
mikroskopische Prüfung von Gesteinen dachte vor Sorby
fast Niemand. Erst in neueren Jahren tauchten Zweifel
über die Zusammengehörigkeit dieser Gesteine auf. Ludwig^)
gehört zu den ersten, welche die enge Verbindung von
Dolerit und Anamesit und die Unabhängigkeit derselben vom
Basalte erkannten, wenn er auch die alten Ansichten von
der petrographischen Zusammensetzung noch vollständig
theilt. In der That gibt es kaum eine belehrendere Gegend
für diese Frage, als die von ihm zuerst geschilderte Breit-
first/) Blum^) führt Anamesit als Anhang bei dem Dolerit
auf, bei dem er aber noch die Kaiserstuhler Leucit-Nephelin-
Basalte belässt, die seitdem durch Nies und namentlich
Zirkel an ihren richtigen Platz gestellt worden sind. Blum
bemerkt ferner^) sehr treffend, dass auch am Meissner
Dolerit unabhängig vom Basalte auftrete. Hornstein aber
hat zuerst eine gründliche petrographische und chemische
Untersuchung der Anamesite des Mainthals®) ausgeführt.
Er fand sie zusammengesetzt aus triklinem Feldspath, hexa-
gonalem Titan- und wenig Magneteisen, Augit, Olivin nnd
ungestreiftem Feldspath,* den er für Sanidin hält. Diesen
allein habe ich nicht auffinden können, alle übrigen Angaben
sind richtig und war nur der Apatit übersehen, welchen
Petersen^) auf chemischem Wege und ich auf mikroskopischem
fanden. Leider sind die Gesteine bereits stark mit Ver-
witterungsproducten imprägnirt und die unternommenen
4) Naturhist. Abhandl. aus d. Gebiete der Wetterau. Hanau
1858. S. 180.
5) Die vulkanoidischen Gesteine der Breitfirst. Jahresber d.
Wetteraaer Gesellsch. Hanau 1847. S. 11. f. v
6) Lithologie 1860. S. 184.
7) Daselbst S. 183
8) Deutsche geol. Gesellsch. XIX. 1867. S. 297 ff.
9) Yerhandl. d. k. k. Reicbsanstalt 1868. S. 846.
F, Sandherger: Uilef Dcierit 143
unterscheiden und behielt mir spedellere Mittheilungen T&r,
die ich jetzt gebe, da es noch keineswegs gelungen ist, dar
herrschenden Verwirrung ein Ende zu machen^ wie nament-
lich J. Roth's Aeusserungen über Dolerit beweisen. Er sagt
in seinen verdienstlichen Beiträgen zur Petrographie der
plutonischen Gesteine:**) „Als Typus des Dolerits können
die Aetnalaven^') gelten: körnige Gemenge von Labrador,
Augit, Olivin, Apatit, meist titanhaltigem Mftgneteisen; bis-
weilen auch porphyrisch ausgebildet. Mit ihnen stimmen
chemisch und mineralogisch überein die Laven von Strom-
boli, die Gesteine vom Meissner, der Trapp von Stromsoe
(Faeroer.)" Auch in der soeben publicirten Geologie der
Philippinen, einer Abtheilung von Jagor's Reisewerk wird
noch derselbe Standpunkt festgehalten. Dass er ein irriger
ist, werden die folgenden Erörterungen klarstellen.
Die verschiedenen Mineralien wurden aus dem nur als
grobkörnige Ausscheidung der Anamesite am Frauenberg
bei Heubach (Breitfirst) zu betrachtenden Dolerite ebenso
wie aus dem des Meissners und des Stoppelbergs bei
Schwarzenfels isolirt und erwiesen sich als identisch. Da
sich aus einzelnen Stücken vom Frauenberge völlig unzer-
setztes Material ergab, so wurde dieses zur-Analyse bestimmt
und von meinem Assistenten, Hrn. Endres, mit grösster Sorg-
falt ausgesucht.
Der Feldspath.
Das Mineral bildet in den erwähnten grobkörnigen
Varietäten bis 2 Gentim. lange schmale deutlich parallel
gestreifte und unter 87—88^ spaltbare Leisten. Nur sehr
11) Abhandl. d. Berl. Acad. 1870 S. 194.
12) Nach den allgemein anerkannten Regeln der Nomenclatur
ist diess selbstverständlich unzulässig, da der Name von Hauy für
das Gestein des Meissners fixirt ist. (S. oben S. 141.)
F. Sandberger: Ueber Dolerit 145
Nach Abzug der Titansäure, des Eisen oxyds und der
Magnesia, dann von 0,20 Kalk und 0,40 Kieselsäure, welche
auf anhängendes Titaneisen und Augit bezogen werden
müssen, gestaltet sich die Zusammensetzung in folgender
Weise :
Sauerstoff.
EieselRänre .
59,79
31,88 7,92
Thonerde .
25,91
12,07 3,00
Kalk . . .
6,86
1,96 ]
Natron . .
6,83
1,76 [3,83 0,95
KaU . . .
0,61
0,11 j
100,00
• » » » • • • ■ •
Die Basen B und -R verhalten sich also zu AI und Si
fast wie 1 : 3 : 8, d. h. der Feldspath ist Andesin. Man
kann ihn auch, ohne den Zahlen Gewalt anzuthun, als eine
Mischung von 1 Anorthit und 1 Albit ansehen, aber nur
im Sinne der Mitscherlich'schen Auffassung der Isomorphie.
Eine parallele Verwachsung von Anorthit- und Albit-Lamellen,
wie sie die Sartorius-Tschermak'sche Feldspath-Theorie ver-
langt, ist nämlich in diesem Falle weder durch mineralogische
resp. mikroskopische Beobachtung noch auch durch das Ver-
halten gegen Salzsäure nachgewiesen, ja das letztere beweist
vielmehr, dass eine solche nicht stattfindet, da sonst nur
einzelne, nämlich die Anorthit-Lamellen herausgeätzt werden,
die aus Albit bestehenden aber unverändert bleiben müssten.
Die salzsaure Lösung aber enthält nicht blos Kieselsäure,
Thonerde und Kalk, sondern auch Natron. ^^) Dieselbe
Beobachtung, welche neuerdings von Petersen ^^) mit Recht
als gewichtiger Grund gegen die Sartorius-Tschermak'sche
Theorie hervorgehoben worden ist, hatte ich seit Jahren an
14) Gerade so wie die des Labragorits von Närödal (Rammeis-
berg Poggend. An. CXXXI. S. 178).
15) N. Jahrb. f. Mineral. 1872. S. 784.
i
tk
146 SittUHg dei
Tielen Kalk-Natroi
jetzt abgehalten, <
weitere Ansfuhrani
hierher. Der kai
80 stark vor, da«
ihm gebildet ansei
Btandtheil in allen
grösstentheÜs noc
Bomben und Lapt
bedeutender Meng
aber äusserst klei
witterten Ober&ä<
spath-Art habe icl
funden, namentUct
MetallglänzeO'
Dolerite des Meisst
bemerkt, aber von
Schicksal hatten a
langen gelangten
Täfelchen, welche
von Londorf bei
Blumig and Zirk-
Dolerite des Meise
starke Mt^etisma
weder in Salzsäure löslich, noch geben sie ein rolhes Pulver,
können also weder Eisenglanz nodi Magneteisen sein. Noch
grösser, bis 2 Centim. Dorcbm. und häufig von nnzwei-
16) Handb. dir Minenlogie 1347 L S. 24S.
17) LiUiologie S. 161.
18) BftMltffMteine 8. 121.
"X.
F. Sanäberger: Ueher Ddei/it 147
deutigen unter 120^ an einander stossenden Säulenflächen
am Rande begränzt sind die Titaneisen-Indi?iduen in den
grobkörnigen Doleriten des Frauenbergs bei Heubach und
des Stoppelbergs bei Schwarzenfeh. Sehr selten kommen
zu den Flächen P und co p 2 auch noch die des
Grundrhomboeders in deutlicher Ausbildung hinzu, in der
Regel ist dasselbe dur durch die dreieckige Streifung auf
P angedeutet. Nur in sehr wenigen Drusen haben sich
auch Krystalle gefunden, welche, analog dem Eisenglanz von
Altenberg in Sachsen u. s. w. nur von Rhomboeder- und
basischen Flächen gebildet werden. Da P auch hier stets
dreieckig gestreift erscheint, so sind die grösseren Erystalle
leicht Yon den sonst ähnlichen Octaedem des Magneteisens
zu unterscheiden, in feinkörnigen Varietäten aber nur durch
ihr abweichendes Verhalten gegen Salzsäure.
Das Titaneisen ist stark metallglänzend, dunkel stahl-
grau bis eisenschwarz, welche Farbe auch das feine Pulrer
beibehält, sehr spröde und von inuscheligem Bruch. Seine
Härte fand ich = 5,5. Das Erz ist ebenso stark magnetisch,
wie Magneteisen. Vor dem Löthrohr ist es unschmelzbar,
mit Flüssen gibt es sowohl nach der G. Rose'schen Methode
als nach früheren behandelt starke Titan*Reactionen. Wie
Petersen ^^) bereits mitgetheilt, löst sich das Pulver leicht
in einem Gemisch von wässeriger Flussäure und Salzsäure.
Für die quantitative Analyse wurden ihm von mir reine
Erystallbruchstücke vom Frauenberge von 4,70 spec. Gew.
übergeben. Das Resultat war in 100 Theilen:
Titansäure . . . 46,21
Eiaenoxydul . . 40,50
Manganoxydul . . Spur
Magnesia . . . 1,54
Eisenozyd . . . 12,32
Chromoxyd. . Spur
_______ 100,57
19) N. Jahrb. f. Mineral. 1872. S. 589.
[187S. 2. Math.-phy8. Q.]
148 SiiBung der math.-phf». Clane vom 3. Mai 1873.
Diese Zusammensetznng steht der des im Miascit
eingewachsenen Titaneisens, des sog. Ilmenits, sehr
nahe, dran dieses enthält nach Mosander
Titansäare . . . 46,92
Eisenozydul . . 37,86
Mangonoxydnl . .2,73
Magnesia ... 1,14
Eisenoxyd . . . 10,74
99,39
und fuhrt auf die gleidie Formel 6 Fe Ti -f' '^^i ^^ ^i^ec.
Qew. des typisdien Umenits ist aber etwas höher and be-
tragt nach Breithaopt 4,895.
Das Titaneisen findet sich in allen ächten Doleriten und
Anamesiten, wenn aach nicht häufig in so grosser Menge,
wie in den grobkörnigen vom Fraoenberg und Stoppelsberg,
wo es über ^h der Gesteinsmasse ausmacht. Es ist in den
mikroskopischen Schliffen selten in deutlichen Sechsecken,
aber stets in Form schmaler, zuweilen an den Rändern ge-
kerbter Lamellen zu erkennen, welche in den verschiedensten
Richtungen gegen einander geneigt den Schliff wie zerhackt
erscheinen lassen. Seine Ausscheidung aus dem Gesteine
hat schon kurz nach begonnener Erkaltung desselben ange-
fangen, denn es ist z. B. bereits, jedoch in sehr geringer
Menge, in dem braunen Glase der Lapilli und Bomben des
Dolerit-Vulcans Hopfenberg fiber Schwarzenfels neben An«
desin, Chrysolith und Mikrolithen deutlich zu erkennen.
Hornstein hat, wie oben erwähnt, das Titaneisen zuerst
in Anamesiten gefunden und auch bei seinen Bauschanalysen
berücksichtigt, dagegen ist es von Rammeisberg, Engelbach,
Prölls und Moesta übersehen worden und bedürfen daher
diese Analysen einer Revision, um so mehr als in ihnen
auch die Phorphorsäure nicht bestimmt wurde, welche in
den betreffenden Gesteinen stets vorhanden ist, wie ich
später zeigen werde.
F. Sandher ger: üeber DöUnt. 149
Der Augit.
Das Mineral kommt in allen Doleriten vor, aber fast
nie in deutlichen Erystallen, wie sie in der Basalten so
häufig sind. Nur hier und da sieht man an den bräunlich-
grauen oder schwärzlichbraunen Augiten Säule, klino- und
seltener auch orthodiagonales Flächenpaar deutlich, in der
Regel sind sie nur in der Form länglicher unbestimmt be-
grenzter Körner im Gesteine vorhanden. Sie sind schwer
zu isoliren und bis jetzt ist es nicht gelungen, eine zur
quantitativen Analyse und Bestimmung der specifischen Ge«
wicbts genügende Menge von reinem Material zu gewinnen.
Vor dem Löthrohr ist der Augit schwer schmelzbar zu
gleichfarbigem Glase und qualitative Versuche ergaben einen
bedeutenden Gehalt an Magnesia und Thonerde. Ich ver-
muthe daher, dass eine Zusammensetzung von der des sog.
basaltischen Aagits nicht unerheblich abweicht.
Der Chrysolith.
Sehr viele Dolerite enthalten Chrysolith in nicht unbe-
deutender Menge, welcher in den ganz unverwitterten Varie-
täten in farblosen oder spargelgrünen Körnern erscheint, die
oft auch eine ungleichwinkelig sechsseitige Begrenzung zeigen,
bei stärkerer Verwitterung treten dunkelgrüne und schliess-
lich rothbraune Färbungen auf, welche auf einer successiven
Umwandlung in Nigrescit und ein Gemenge von Eisen-
Oxydhydrat mit Silicatresten beruhen. Besonders schön
und deutlich findet sich Chrysolith in grünlichen schon
mit freiem Auge sichtbaren Körnchen im Dolerit des
Hopfenbergs bei Schwarzenfels und in den Drusen des-
selben sind auch Kryställchen der gewöhnlichen Form
a>Poo.2Poo. 00 P neben Titaneisen und Andesin mit
der Lupe deutlicdi zu erkennen. Ebenso ist er häufig in den
feinkörnigen Varietäten von Eschersheim, Louisa, Bruchköbel,
Wilhelmsbad, Dietersheim u. a. 0. bei Frankfurt und Hanau,
10*
150 Bitewng der math.-ph^a, Glosse vom 3. Mai 1873.
Londorf bei Giessen. Aber nioht nur die feinkörnigeD,
sondern auch ganz grobkörnige Varietäten, wie jene des
Meissners, Fraaenbergs und Stoppelbergs enthalten Chrysolith,
gewöhnlich schon etwas gebräunt und stärker glänzend, als
der Augit, den ich isoliren und genauer prüfen konnte.
Wenn aber auch die Ausscheidung des Minerals in grösserer
Menge nicht ausfuhrbar ist, so zeigt doch das partielle Ge«
latiniren des Pulvers mit Salzsäure dessen Gegenwart an,
da andere gelatirende Silicate nicht im Gesteinsgemenge vor-
kommen und die zwischen den Erystallen noch befindlichen
Beste von Glasmasse erfahrungsmässig von Salzsäure nicht
angegri£Fen werden. Besässen wir mehr Partial-Analysen des
Gesteines, so würde die Zusammensetzung des salzsauem
Auszugs der meisten Dolerite den Chrysolith leicht erkennen
lassen.
Der Apatit.
Vor Jahren beobachtete ich in dem Schliffe eines Dia-
bases von der Galgenleite bei Hof zuerst kleine farblose
Sechsecke und langgestreckte Nadeln und vermuthete in
ihnen Apatit, welche Ansicht sich durch die deutliche Phos-
phorsäure-Reaction in dem salpetersauren Auszuge des Ge-
steins bestätigte. Genau so und nicht selten die anderen
Gesteiusbestandtheile durchbohrend, bald Augit, bald Andesin
oder Titaneisen, erscheint der Apatit in grösster Deutlichkeit
in den Doleriten des Meissners'^) und denen der Breitfirst
bei Brückenau. In den kleinen Drusen des Gesteins vom
Frauenberge und Stoppelsberge ist der Apatit in dünnen
Nadeln, welche häufig Büschel bilden, neben Erystallen von
Andesin und Ilmenit auch mit freiem Auge leicht zu ent-
decken und wurde wiederholt isolirt und qualitativ geprüft.
20) Sandberger Yerhandl. d. k. k. geol. Reich sanst. 1868.
S. 846.
F. Sandberger: Ueher DoUrit 151
Wie ich früher bei Gelegenheit der mineralogischen Unter-
suchung des Nephelinits vom Katzenbuckel bemerkte, ist
Apatit von dem in weit grösseren und fast immer schon
angewitterten Sechsecken vorkommeuden Nephelin leicht zu
unterscheiden.'^) Sehr vieles von dem, was von verschiedenen
Autoren als mikroskopischer Nephelin erklärt worden ist,
z. 6. die Sechsecke im Porphyr des Fleimser Thals in
Tyrol, ist zweifellos Apatit, der eine bei Weitem grössere
Verbreitung in krystallinischen Gesteinen besitzt, als man
früher glaubte. Mitunter aber sind seine Eryställchen so
klein, dass ich sie unter dem Mikroskope nicht auffinden
konnte, obwohl die Lösung des Gesteins sehr deutlich auf
Phosphorsäure reagirte, z. B. in den obsidianartigen Andesit-
Laven von Santorin, im Trachyt der Arzbacher Köpfe bei
Ems, im Olivinfels von Lherz, vielen Serpentinen u. s. w.
So ist es mir auch mit manchen feinkörnigen Doleriten er-
gangen, z. B. mit jenem vom Hopfenberge und Escheberge
bei Schwarzenfels, Sparhof u. a. Es ist leicht begreiflich,
dass in Folge der äusserst langsamen Verwitterung des
Apatits gegenüber der schnelleren der übrigen Gesteins-
bestandtheile sich der phosphorsaure Kalk in den letzten
Zersetzungs-Bückständen desselben concentriren muss. Ein
solcher Rückstand ist z. B. der erdige sog. Osteolith von Ostheim
bei Hanau, welcher sich noch dadurch besonders auszeichnet,
dass in ihm auch das im Gesteine nur in äusserst geringer
Menge vorhandene Jod soweit concentrirt erscheint, dass
man es mit Kleisterpapier sehr deutlich nachweisen kann.
21) Sandberger N. Jahrb. f. Mineral. 1869. S. 838. Zirkel
Basaltgest. 1870. S. 121.
152 Sügung der fnaUL-phys. Classe vom 3. Mai 1873.
Die vorhergegangenen mineralogischen Erörterungen
werden den Beweis geliefert haben, dass der Dolerit, das
von Hauy zuerst so benannte Gestein des Meissners als
Typus genommen, ein der Hauptsache nach aus Andesin,
Ilmenit, Augit in wechselnden Quantitäten bestehende durchaus
selbständige Felsart ist, welche nicht mit Zirkels Feldspath-
Basalten zusammengeworfen werden darf, *die Magneteisen
statt Titaneisen enthalten, öfter Nephelin neben triklinischem
Feldspathe fuhren, der in Doleriten niemals vorkommt, audi
Chrysolith ist in diesen weit häufiger als im Dolerit. Welchen
Feldspath diese Basalte enthalten, ist mit Ausnahme der
auch nach meinen Erfahrungen zu ihnen gehörigen Aetna-
Laven nicht bekannt, in diesen aber ist er kein Andesin,
sondern Labradorit.*') Es gibt Feldspath-Basalte von ebenso
grosskörniger Ausbildung, wie sie dem Dolerite des Meiss-
ners eigenthümlich ist, dahin gehören z. B. der auch von
mir vor Jahren*') als Dolerit aufgeführte von Oberbrechen
in Nassau, er enthält aber kein Titaneisen ui^d ist also kein
Dolerit, ebensowenig wie das oft citirte Gestein der Löwen-
burg im Siebengebirge und so viele andere.
Die grosse von Roth'^) hervorgehobene Aebnlichkeit
der chemischen Zusammensetzung ächter Dolerite und Ana-
mesite mit gewissen Feldspath- Basalten z. B. der Aetna-
Lava ist nicht zu läugnen, aber der meist um 3% höhere
Kalk-Gehalt der letzteren hätte schon auf den Gedanken
bringen können, dass der Feldspath des Dolerits von dem
der Aetna-Lava verschieden sein müsse, wie es in der That
der Fall ist. Ueberdies constatiren übereinstimmende Bausch-
Analysen überhaupt ja nur die chemische Gleichheit von
22) Nach den Analysen von Abich und Sartorius v. Walters-
hausen.
23) Uebersicht d« geol. Terhältnisse d. Herzogth, Nassau 1847.
S. 77. Zirkel Basaltgest. S, lia
24) a. a. 0. S. 184.
F. Sandberg» : Ueber Dolmt.
Gesteinen, mit welcher die mineralogische keineevegs
in Hand zugeben hraucht. Partial-Analysen, die neben
überall iudicirt Bind, mässten die Unterschiede zwischen
spath-Basalten nnd Doleriten vollständig klar stellen, na
lieh wenn in ihnen ungeßihr gleiche Quantitäten von Ms
undTitaneisen vorhanden wären. Aber sie hätten nur
Werth, wenn sie mit möglichst frischem Gestein und
BerücksichtigaDg aller mineralogisch und mikroskopisch
weisbaren Bestandtheile unternommen würden. Da
jedenfalls das zunächst anzustrebende Ziel.
Die genaue Bestimmung der mineralogischen Besch
heit eines in zahlreichen Kuppen über MitteldentechlsDC
breiteten EruptiTgesteins von ebenso schärf begrenzten]
breitnngsbezirke, wie ihn die Lencit-Basalte besitzen,
an sich schon eine nothwendige und nach mehr als
Richtung hin fruchtbringende Arbeit. Ein erhöhtes Inti
aber erlangt sie dann, wenn sich herausstellt, dass in
Terschiedenen geologischen Perioden basische, durch G
an Magnet- oder Titaneiscn petrographisch leicht c
Bcheidbare Gesteine auch eine Tsrsobiedene geologische
spielen. In der That sind, um nur von Diabas zn r
die meisten, namentlich die deTonischen, Magneteisen-Dit
viele silnrische aus dem Frankenwalde aber, wie Gi
näher zeigen wird, Titaneisen-Diabase und auch gangf<
in silnrischen Schichten Südafrika's (Tafelberg, Nati
auftretende Gestdne fand ich wie die letzteren zusam
gesetzt und von ersteren durch Mikroskop und Säure ei
leicht und sicher unterscbeidbar, wie die Doterite von
Basalten.
Es ist mir ans Mangel an Zeitj jetzt noch nicht mö|
anf die verschiedenen Modificationen, in welchen Do
auftreten und auf die Lagerungsveriiältnisse einzugehen,
kommen meist nur als Ströme vor, wodurch auch die h
bemerkbare Bildung von Plateaus und die langgestr
Süiung der matk.'phjf». Omge
utige Gestalt vieler Enppen be
Stellen, z. B. den Schloasbei
rarzeDfels, tut welchen neboi d
SchlackeDagglomeraten mit zab
lila getrofFen werden, wie ich t
lenen Vulkane Bchöner gesehen ]
Säure-Exhalationen begleitet V
relativ bedeutenden Gehalt (2*/
lemittels der Schlackea-Agglom<
o schwefelsaaren und Chlor •
he in dem Gesteine des Stromei
V. KobeU: üeher dm Wagnerit
155
Der Classensecretär y. Eobell spricht
„üeber den Wagnerit."
Der Wagnerit ist von Fuchs zuerst als eine eigen-
thümliche Speeres erkannt und analysirt worden. Später hat
Ram meisberg die Analyse nach einer correcteren Methode
wiederholt. Die Analysen gaben:
Fachs.
Bammelsberg.
Fluor . .• . .
6,17
9,36
Phospborsäore .
. 41,73
40,61
Magnesia . . .
. 46,66
46,27
Ealkerde . . .
—
2,38
Eisenozydnl . .
. 4,50
4,59
Manganoxydol .
. 0,45
—
99,51
103,21
Aus der Analyse Ton Fuchs habe ich die Formel
Mg Fl -t^ Mg' P abgeleitet und ist diese auch von Ramm els-
berg') für sein Analyse angenommen worden. Danach ist
die Mischung:
Fluor . . . 11,73
Phosphorsäure 43,82
Magnesia . . 37,04
Magnesium 7,41
100,00
1) Handbuch der Mineralchemie p. 850.
^
166 SiUung der matK'phys. OUuae vom 3 Mai 1873.
Die Untersuchung des Kjerulfin, der dem Wagnerit sehr
nahe steht, veranlasste mich, auch diesen noch einmal zu
analysiren.
Ich benätzte dazu ein Exemplar, welches Hrn. Lett-
som vom Fundort (Eladelgraben bei Werfen im Salzburg'*
sehen) selbst geholt und mir freundlichst üba*geben hatte.
Es war ein derbes Stück mit parallel verwachsenen, stark
nach der Länge gestreiften Prismen. An ein paar kleinen
Flächen konnte ein Winkel von 120^ — 121^ annähernd ge-
messen werden , auch unvollkommene Spaltbarkeit nach
diesem Prisma war bemerkbar. Levy gibt den. Winkel zu
120'®25 an und auch ein anderes Prisma von 90^25',
welches von Fuchs erwähnt ist (mit etwa 94^). Spalt-
barkeit nach letzterem Prisma, welche Fuchs angibt, konnte
ich nicht bemerken.
Ich fand auch die Schmelzbarkeit des Minerals nur
3,5 oder etwas höher liegend, Fuchs bezeichnet es als sehr
schwer schmelzbar. Meine Probe war von rosenrother Farbe
und verändert der etwas höhere Gehalt an Eisenozyd viel-
leicht den Schmelzgrad. Die feinpulverisirten Proben lösten
sich in Salzsäure, Salpetersäure und Schwefelsäure bei an-
haltendem Kochen vollkommen auf.
Es wurden mehrere Detailanalysen angestellt. Die
Phosphorsäure wurde aus der salpetersauren Lösung mit
molybdänsaurem Ammoniak gefallt und weiter aus der dar-
gestellten phosphorsauren Magnesia bestimmt.
Eine Probe wurde, mit Kieselerde gemengt, mit kohlen-
saurem Natron-Kali zersetzt, ausgelaugt, der Rückstand in
Salzsäure gelöst und nach Abscheid ung der Kieselerde,
Eisenoxyd und Thonerde mit Ammoniak gefallt, dann der
Kalk mit kleesaurem Ammoniak und die Magnesia mit phos-
phorsaurem Natron und Ammoniak nach bekanntem Verfahren.
Zur Bestimmung eines etwaigen Alkaligehaltes wurde
eine Probe in Salzsäure gelöst, die Lösung eingedampft und
t-_
17. KöbeU: üeber den Wcigenerit 157
mit Baryterdehydrat und Barytwasser behandelt, der Baryt
mit kohlensaurem Ammoniak gefällt, filtrirt, das I^'iltrat zur
Trockene eingedampft, die Salzmasse geglüht, abermals mit
Barytwasser wie vorher behandelt und schliesslich das mit
Salzsäure befeuchtete und geglühte Salz als Ghlornatrium
mit etwas Ghlorkalium erkannt.
Zur Bestimmung des Fluor wurde die mit Kieselerde
gemengte Probe wie oben zersetzt, ausgelaugt, wie üblich
aus der neutralisirten Lauge durch Ghlorcalcium, Phosphor-
säure und Fluor gefällt, gewogen, mit Schwefelsäure zer-
setzt, der schwefelsaure Kalk gewogen, die Phosphorsäure
durch Magnesiasalz gefällt etc.
Das Resultat der Analyse war:
Phosphorsäure . . . 40,30
Magnesia 32,78
Kalkerde 2,24 = Calcium 1,6
Natron mit etwas Kali 5,12 = Natrium 3,5
Eisenoxyd 8,00
Thonerde 1,11
Fluor 10,00
Wasser 0,50
100,05
Das Eisenoxyd ist zu einem kleinen Theil auf Oxydul
zu reduciren. Die wesentliche Mischung ist, Kalk und Natron
als Calcium und Natrium gerechnet :
für 100 Thle.
Phosphorsäure . 40,30 45,70
Magnesia . . . 32,78 37,18
Natrium . . . 3,50 3,97
Calcium ... 1,60 1,81
Fluor .... 10,00 11,34
88,18 100,00
Nimmt man das Calcium als isomorphen Vertreter vo/
158 SitMung der math.-phys. Chuae vom 3. Mai 1873.
Natriom so passt für die Mischung nahezu die Formel
2 Mg* ¥ + RFl', speciell für obige Mischung
2 Mg» '§'+ >/8 Na J PI, ^^^^^ ^ jo^ Thle.
Vs CaJ
Phosphorsäure 44, 10
Magnesia . . 37,27
Natrium . . 4,76
Calcium . . 2,07
Fluor . . . 11,80
100,00
Nach den neueren Zeichen ist für Na das Doppelatom
Na zu setzen. A. Streng hat an den Feldspäthen die Ver-
tretung Yon Ca und Na, wie sie schon früher angenommen
wurde, speciell nachgewiesen.») Es ist nach ihm eine
polymere Isomorphie und das ist allerdings der ^ Fall
wenn man sich auf die neueren Mischungsgewicbte bezieht,
mit den älteren ist es monomerer Isomorphismus
^2Na Ca Na CaA .
V 46 : 40 = 23 : 20^
Weder Fuchs noch Rammeisberg haben einen Alkali-
gehalt im Wagnerit angegeben und geht aus der Beschreibung
ihrer Analysen heryor, dass sie auch nicht nach einem solchen
gesucht haben. Es ist dann ein Uebersehen des Alkali bei
solchen Verbindungen um so leichter möglich als deren
Analysen ohnehin statt eines Verlustes gewöhnlich einen
Ueberschuss geben.
2) Leonhards Jahrbuch für Mineralogie 1865. p. 433. Später
n Ti
hat Streng diese Vertretung auf die Atomgruppen Ga2 AI und
I IV
Na2 Si2 bezogen. Jahrb. 1871. p. 601.
e.
Buchner: LösUehkeit der araenigen Säure in Wasser, 159
Herr L. A. Bachner spricht
„Ueber die Löslichkeit der arsenigen
Säure in Wasser."
Die arsenige Säure ersdieint bekanntlich in zweierlei
Zuständen, in einem glasartigen, durchsichtigen und in einem
porzellanartigen undurchsichtigen oder, um mit Fuchs zu
reden, im. amorphen und krystallinischen Zustande, abgesehen
davon, dass sie im letzteren Zustande dimorph ist und wie
die antimonige Säure (Antimonozyd) bald in Octaedern und
Tetraedern des tesseralen Systemes, bald in geraden rhom-
bischen Prismen zu krystallisiren vermag.
Haben diese verschiedenen Modificationen der arsenigen
Säure eine ganz gleiche Wirkung auf den menschlichen
Organismus oder zeigen sich auch hierin Verschiedenheiten ?
Es wird zwar kaum angenommen werden können, dass die
amorphe und krystallinische arsenige Säure, wenn im Wasser
oder in einer Lösung des kohlensauren Kalis gelöst, noch
eine Verschiedenheit in den Eigenschaften überhaupt und
in der Wirkung insbesondere besitzen, und folglich wird es
ganz einerlei sein, ob man zur Bereitung der Fowler'schen
Tropfen die glasige oder porzellanartige arsenige Säure
nimmt. Allein da jene von Wasser und wässerigen Flüssig-
keiten leichter gelöst wird als diese, so liegt der Gedanke
nahe, dass wenn die arsenige Säure im festen Zustande in
4
160 8Umm§ der maOL-pk^. Clatm warn 3. Mai 1873.
den Körper gelangt, die amorphe Modification starker resp.
giftiger wirken mfisse als die krystallinische.
Eine geoaae Kenntnias der Loslidikeit der arsenigen
Sanre, worüber so Tiele sich widersprechende Angaben be-
stehen, hat gleidbes Interesse, sowohl för die Chemie als
anch für die Therapie nnd Toxikologie, and so viele Beob-
aditongen hierüber anch sdion gemacht worden sind, so
bedarf dodi der eine und der andere Ponkt dieses Gegen-
standes einer näheren Anfklamng.
Von den bisherigen zahlreichen Versuchen über die Lös-
lidikeit der arsenigen Saure in Wasser haben keine so Tiel
Klarheit in die scheinbar verwickelte Sache gebracht als
diejenigen, welche Bussy im Jahre 1847 hierüber ver-
öffentlidit hat.') Dieser Beobachter fand, indem er seine
Versuche auf die beiden Varietäten der arsenigen Säure er-
streckte, dass die glasige Saure sich nicht nur viel schneller,
sondern auch, der früheren Annahme entgegen, in viel
grösserer Menge als die porzellanartige Säure löst, und"
zwar bei einer Wärme von 13^ ungefähr um das dreifache,
während nämlich 1000 Theile Wasser von ersterer 40 Th.
aufnehmen, lösen sich von letzterer nur 12 bis 13 Th. auf.
Allein keine von beiden Säuren besitzt eine constante Lös-
lichkeit, was daher kommt, dass wahrend der Auflösung ein
Uebergang von der einen in die andere Modification statt-
findet, dass die undurchsichtige und krystallinische Säure
sich durch längeres Kochen mit Wasser in die durchsichtige
oder amorphe Säure verwandelt, wodurch also jene ebenso
löslich als diese wird, so dass davon bei 100^ 110 6rm.
in 1 Liter Flüssigkeit gelöst sind, während umgekehrt die
glasige Säure unter dem Einflüsse des Wassers und einer
niedrigen Temperatur nach und nach undurchsichtig und
1) Journ. de Pharm, et de Ghim. 3. s^ie, XII, 821. In voll-
itändiger Uebersetznng in Bachners Repertoriom XCYIII, .^01.
Büchner: LötlieKküt dtr araeni3chen Säwe jn- WaaBer, 161
zur krystalliniscben ModificatioL wird, wodurch eine Aaf-
lösuDg der glasigen Säare binnen einer gewiBsen Zmt zum
Sättigongspunlct der ondarchsichtigen Säure berabsinkt. Es
können demnacb in einer Auflösung beide ModificatioD"" Aar
Säure, wenigstens vorübergehend, vorhanden sein, wi
ADomalien erklärt, welche man in der Löslichkeit d
saiigen Säure beobachtet hat Feruer hatBussygef
dass die VertheUung, welche die Auflösung der un
uchtigen Säure erleichtert, ohne ihre Löslichkeit zi
mehran, die der glasigen Säure beträchtlich vermind«
dass die letztere Säure in sehr fein zerriebenem Zu
in der Kälte nicht merklich löslicher ist als die un
sichtige, offenbar in Folge einer Veränderung entweder
das Zerreiben oder durch die Berührung mit Wasser
durch langsame Umwandlung der glasigen Säure, son
durch Ammoniak undurchsichtig gewordene und dl
wässeriger Lösung krystallisirte Säure verbalten sich
Boss; gegen Wasser ganz gleich nnd scheinen de
einer und derselben Yarietät anzugeböreo. Auch ii
dönoter Salzsäure löst sich die undurchsichtige Säure
samer auf als die durchsichtige.
Um den Unterschied in der Löslichkeit der
Modiflcationen der arseuigen Säare unter gleichen V
nissen durch eigene Erfahrung an selbst dargestellten
Präparaten kennen zu lernen, Hess ich von Hrn. Stc
W. Stelzer aas Sachsen einige Versuche anstelle
deren Genauigkeit ich bürge. Die Menge der aufg
arseuigen Säure wurde nicht, wie es Bussy getha
einer titrirten Lösung von übermangansaurem Kali, a
auf die bekannte Weise mit V><> Normal-Jodlösung an
zur Controle auch noch direkt durch Eindampfen der ]
und Wägung des bei massiger Wärme woblgetrocknett
dampfungsrückstandes bestimmt.
Um die arsenige Sänre nidit blos kristallinisch, S'
162 SitMung der mati^-phys, daase wm 3, Ifot 1873.
in ausgebildeten octaedrischen Krystallen zu erhalten, wurde
sie in heisser verdünnter Salzsäure aufgelöst und die filtrirte
gesättigte Lösung zum langsamen Abkühlen hingestellt. Die
gesammelten Krystalle wurden durch Abwaschen mit kaltem
Wasser ganz yon anhängender Salzsäure befreit, dann ge-
trocknet und zerrieben.
Von dieser Säure äbergoss man einen Theil in einem
Kolben mit bd viel reinem Wasser, dass etwas von der
Säure ungelöst bleiben musste, dann überliess man die
Mischung 24 Stunden lang unter bisweiligem Umschütteln
einer Temperatur von -j* 1^* ^o worauf die entstandene
Lösung filtrit wurde.
Von dieser Lösung wurden je 10 CG. mit der gehörigen
Menge reinen kohlensauren Natrons und etwas Starkelösung
vermischt; dann Hess man von der Vio Normaljodlösnng,
wovon 1 GG. 0,00495 Grm. arseniger Säure entspricht,
unter beständiger Bewegung der Flüssigkeit so lange aus
einer Bürette hinzutröpfeln, bis eine bleibende blaue Färbung
der Flüssigkeit eingetreten war. In jdrei Versuchen waren
hiezu jedesmal gerade 5,7 GG. Jodlösung erforderlich, welche
mithin 0,028215 Qrm. arseniger Säure Entsprechen.
Folglich sind in 100 GG. dieser Lösung 0,28215 Grm.
und 1 Liter 2,8215 Grm, krystallisirter arseniger Säure
gelöst.
Zur direkten Bestimmung wurden 50 GG. derselben
Lösung in einem Scbälchen bei gelinder Wärme zum Ver-
dampfen gebracht, worauf der Verdampfungsrückstand bei
75^ G. vollkommen ausgetrocknet und gewogen wurde. Seine
Menge betrug 0,136 Grm., mithin für 100 CG. 0,272 und
für 1 Liter 2,720 Grm. was mit dem durch Titrirung er-
haltenen Resultat ziemlich genau übereinstimmt.
Bussy fand nach 24 Stunden und bei -f 13^ von dem
feinen Pulver der undurchsichtigen Modification, welcher
dienbar noch amorphe Säure beigemengt war, 6,65 und
Buchner: Löslichkeit der arsenigen Säure in Wasser, 163
von dem der krystallisirten Säure 2,92 Grm« in 1 Liter
aufgelöst.
Ein anderer Theil der zerriebenen krystallisirten Säure
wurde dann mit destillirtem Wasser auf 100^ erhitzt und
die Flüssigkeit 20 Minuten lang im Kochen erhalten, wobei
ein Theil der Säure ungelöst blieb. Dann wurde die
Mischung bis auf 15® abgekühlt und 24 Stunden lang dieser
Temperatur ausgesetzt, bevor man sie filtrirte.
Diessmal forderten je 50 CG. der Lösung: 1) 22,0,
2) 22,2, 3) 22,1, mithin im Mittel 22,1 CO. der Vio
Normaljodlösung, entsprechend 0,109395 6rm. arseniger
Säure.
Unter den angegebenen Verhältnissen, nämlich durch
vorheriges Kochen und dann Abküblenlassen auf 15® konnten
also von der krystallisirten arsenigen Säure 2,1873 in
100 GG. oder 21,879 Grm. in 1 Liter Lösung verwandelt
werden — eine Menge, welche beinahe die achtfache (ge-
nauer 7*/4fache) von derjenigen ist, welche aus der nicht
vorher zum Kochen erhitzten Mischung in Lösung überzu-
gehen vermochte. Ein so grosser Unterschied in der Lös-
lichkeit derselben Säure kann nur durch eine während des
Kochens stattfindende molekulare Veränderung, welche offen-
bar in dem Uebergang des krystallinischen Zustandes in den
amorphen besteht, erklärt werden.
Bussy fand in der in der Kochhitze mit undurch-
sichtiger Säure gesättigten und dann abgekühlten Lösung
nach zweitägigem Stehen 32,225 Grm. und erst nach drei
Tagen 20,840 Grm. Säure pr. Liter, allein die undurch-
sichtige oder porzellanartige arsenige Säure enthält, wie
schon oben erwähnt, sicherlich noch mehr oder weniger von
der amorphen, anfangs löslicheren Modification beigemengt.
In 1 Liter der heiss bereiteten und dann auf 13^ abge-
kühlten Lösung der krystallisirten Säure fand Bussy nach
zweitägigem Stehen 18,00 Grm. derselben.
[187S, 2. Math.-phy8. Gl.] 11
SitaMffdernu
1 die kiyetallisi
e Modtäcation
n zerriebenen I
lange erhitzt,
Eähe MaBse ve
ublimirte. Da:
Säure so raBcb
in Eis gesetzt
ärbten Masse t
m wnrde,
n dieser amor
if die bei der kr
li Stunden lau
5 CC. der Vi
erforderte Ton
i fast ganz üt
;hend 0,04653
) so bereitete 1
nnd in 1 Litei
) direkte Besti
1 wieder etwt
iir 100 CC. UD
sse Versuche b
:e Beobachtang,
1 grössere Meng
ind zwar tod j
.uflöst.
ssy fand nach eintägiger Berührung von Säure und
bei gewöhnlicher Temperatur toq der glasigen ar*
Säure als feines PuWer 8,00 Grin., von der als
es Pulver mehr als das doppelte, nämlich 18,235
1 der in ganzen Stücken nur 2,76 Orm. in 1 Liter
dlicb Hess man die amorphe Säure mehrere Minuten
* '■
J. ♦
Büchner: LösUchkeit der arsenigen Säure in Wasser, 165
lang mit Wasser kochen, worauf die Mischung bis auf 15®
abgekühlt und 24 Stunden lang bei dieser Temperatur er-
halten wurde, bevor man die Flüssigkeit yom ungelösten
Theil abfiltrirte und deren Gehalt bestimmte. Im Mittel
von drei sehr gut übereinstimmenden Versuchen brauchten
diessmal 5 GC. der Lösung 34,4 GG. ^jio Normaljodlösung,
welche 0,17028 Grm. arseniger Säure entsprechen.
Mithin enthält diese Lösung in 100 CG. 3,4056 und in
1 Liter 34,056 Grm. arseniger Säure.
Bussy ermittelte in 1 Liter der in der Eochhitze mit
glasiger arseniger Säure gesättigten Lösung nach zwei*
tägigem Stehen bei gewöhnlicher Temperatur 38,7 Grm.
Säure.
Nach obigem Versuche beträgt die Menge der in
1 Liter Lösung unter den beschriebenen Verhältnissen über-
gegangenen amorphen Säure nicht viel über das iVt fache
von der bei gleicher Behandlung zur Lösung gekommenen
krystallisirten Säure. Jedenfalls ist, wenn man die Säure
mit VSTasser kochen und die Flüssigkeit nach dem Abkühlen
bei gewöhnlicher Tempeeatur stehen lässt, der Unterschied
in der Löslichkeit der beiden Modificationen der arsenigen
Säure bei weitem nicht so gross, als bei der Behandlung
der zwei Varietäten mit Wasser von gewöhnlicher Temperatur,
was wieder für Bussy 's Annahme spricht, dass diekrystal-
linische Säure durch längeres Kochen mit Wasser in die
amorphe Modification verwandelt wird.
t Ich will nun hier die Resultate dieser neuen Versuche
über die Löslichkeit der beiden Modificationen der arsenigen
Säure in Wasser zusammenstellen.
Es sind in 1 Liter gefunden worden:
Von der krystallisirten Säure in der bei
Ib^ bereiteten Lösung ' 2,821 Grm
11*
Von der amorphen
erhaltenen Lös
Von der kryetall
kochend heisa
abgekühlten Lö
Stehen bei 1S<
Von der amorphec
bereiteten, hiei
ung nach eintä
Wenn man Ton <
löaongen der arsenigen
der kochend bereiteten
eintägigem Stehen bei
atrahirt, so kann man
die zur AofllösODg eim
liehe WasBermenge mit
1 Tbeil krystallisit
Theilen Wasser von IS
1 Tbeil amorpher
iDDg nahezu 108 Theih
1 Tbeil krrBtallisii
Theilen Wasser, wenn
and dann 24 Standen 1
lassen wurde,
1 Tbeil der amorj
behandelt, in nahezu 3'
Durch die mitgeth
beit erhoben, dass aud
LSslichkeit demselben I
Körper, weldie im ain<
au&atreten Termögen, i
Bttchner: Löslichkeit der araenigen Säure in Waeeer» 167
Zustande leichter löslich in den betreffenden Lösungsmitteln
sind als im krystalh'nischen Zustande. Ich zweifle nicht
daran, dass sich eine ähnliche Gesetzmässigkeit auch bei
der arsenigen Säure in Beziehung auf das specifische Ge-
wicht herausstellen wird, wenn die früheren von verschiedenen
Beobachtern hierüber angestellten und sich widersprechenden
Versuche mit grosser Genauigkeit wiederholt werden. Sicher-
lich wird man finden, dass die amorphe arsenige Säure ein
etwas geringeres specifisches. Gewicht habe als die krystal-
linische Modification.
168 BÜMung ätr matlL-phj/§. C
Herr C. y. Siebold bS!
„Ueber Paitben<
salin a."
Nachdem ich vor zwei Jt
Naturforschern gemachten Bei
hatte, welche sich auf die Fo:
zogen, am dadurch die Aufme:
Phyllopoden-Gattung hinzulenb
getheilten Beobacbtnngeo, wen
Btimintheit, die Deberzeugung
den Artemien unter gewissen
genetische FortpSanzungsfähi^
köone. Indem ich nun hofFte,
gemachten Andeutungen die
einen oder den anderen Natui
in ihren natürlichen salzhaltige]
darböten, anzuregen, auf die
Phyllopoden ganz besonders zi
erfreut, als mir eelbst im ti
legenheit geboten wurde, dies(
Hand nehmen zn können.
Einer Bemerkung, die icl
Farthenogenesis ausg^sprocbec
während meines Sommeraufei
18. August 1872 durch ein
1) TergL meine „Baiträge zai
Leipiig 1871. psg, 197.
V. Siehold: üeher Parthenogenesis der Ärtemia sältna. 169
überrascht wurde, worin mir Herr Carl Vogt aus Genf
folgendes mittheilt: „Mit Untersuchung über Branchipt^s
und Ärtemia beschäftigt lese ich soeben in ihrer Partheno-
genesis-Schrifl pag. 197 den Satz: ^,Obgleich ich selbst nie-
inals lebende Artemien beobachtet habe etc. Wollen Sie
welche? Martins hat mir von Cette aus eine Sendung ge*
macht, die in verschlossenen Gefässen 36 Stunden unter
Wegs war. Ich hatte mir zugleich zur Vorsorge ein Fäss-
chen Salzlake, etwa 25 Mass haltend, schicken lassen. Seit
dem dritten August leben die Bestien ganz munter bei mir
in einem Aquarium, legen Unmassen Eier, die Larven liefern,
deren Entwicklung ich eben studiere."
„Bis jetzt habe ich in meiner ganzen Sendung noch
kein Männchen finden können, sondern nur Weibchen, wäh-
rend bei Branchipus diaphanus, den ich aus einer Pfütze
auf dem etwa 4000 Fuss hohen Reculet des Jura im vorigen
Jahre erhielt und den ich dieses Jahr aus Eiern im Aquarium
zog, Männchen und Weibchen ohngefähr in gleicher Anzahl
vorhanden waren. Ich zweifle nicht, dass die Artemien auch
in verschlossenen Gefässen lebend in München ankommen.^'
Mit welchem Eifer ich dieses Anerbieten ergriff, um
mir endlich den lang ersehnten Genuss zu verschaffen, die
interessanten Artemien lebend beobachten zu können, läset
sich wohl denken. Ich hatte nichts eiligeres zu ihun, als
umgehend den Wunsch auszusprechen, lebende Artemien zu
besitzen. Herr Professor Vogt willfahrte mit der grössten
Zuvorkommenheit meinem Wunsche und sendete am 23.
August eine Parthie dieser lebenden Phyllopoden nach
Berchtesgaden mü; beifolgendem Begleitschreiben: „Ich er-
halte eben Ihren Brief. Probirt geht über studirt. Das
Glas mit erwachsenen Artemien, mit Eiern und Larven geht
am 25. August Morgens 6 Uhr von Genf ab, soll am 20.
Morgens 9 Uhr in München und Nachmittags '/42 Uhr in
Reichenhall eintreffen. Wie es von dort nach Berchtesgaden
ä
170 eUtgimg der waOi
kommt, weiss ich nich
melden, dass man es ]
„Die Salzsole, in
ist fast gesättigt. leb
Bie sich nähren, in dai
schnell. Uebrigens kö
Salzsole vertragen. I(
der Soola Wasser getl
Tagen ganz wohl darii
Diese Sendung wi
27. AugQst Nachmittsj
in Empfang genommen
Mit klopfendem
deckel gefertigte cylint
mit einem EorkstÖpsel
den Artemien hervorzt
erfreut zählte ich 70 i
gewachsene muntere A
eben ausgeschlüpfte E
fünf Leichen lagen an
bemerken, dass das
Viertel Laft enthielt.
Sendung waren Weib
hatte, da ja Professo:
däss alle ans Cette ih
eben gewesen seien.
von Cette ebenso wie
seille, von welchen Ji
Dommen hatte, zu d
welchen die Äriemia
nerationen sich fortpö
Nachdem ich den
in einer PorzellanschaJ
merk auf das Gesch
V. Siehold: üeber Parthenogenesis der Artemia sälina. 171
«
habe auch aus dieser wiederholten und genaueren Musterung
nichts als Weibchen bemerkt, welche sich unverkennbar als
solche verriethen, da bei allen 70 erwachsenen Individuen der
Eiersack mit Brut angefüllt war.
Das verschiedene Verhalten dieser Brut erweckte übrigens
im höchsten Grade meine Aufmerksamkeit. Nachdem ich
nämlich den Eiersack einer Artemien-Leiche zerrissen hatte,
schlüpften mehrere lebende Embrjone daraus hervor, zugleich
aber fielen auch noch einige wenige bimförmige Körper von
der gelbröthlichen Farbe der Embryone heraus, die sich
unbeweglich zu Boden senkten, während die Embryone
munter davon schwammen. Die zu Boden gesunkenen Kör-
per gaben sich bei näherer Betrachtung ebenfalls als Ar-
temien-Embrjone zu erkennen, welche von einer farblosen,
homogenen und ungemein dünnen Eihaut dicht umschlossen
waren. Die Durchsichtigkeit dieser EihüUen liess die Umrisse des
eingeschlossenen Embryo deutlich erkennen und unter dem
Mikroskope sogar die Zuckungen der dem Leibe dicht an-
liegenden Ruderorgane unterscheiden. Es entsprachen dem-
nach die äusseren Umrisse dieser vollständig geschlossenen
EihüUen genau der birnförmigen Gestalt des von ihnen dicht
umhüllten Embryo-Leibes.^)
Solche vivipare Artemien beobachtete ich auch unter
den am Leben gebliebenen Exemplaren. Hatten dieselben
bereits geboren, so liessen sich in ihren leeren Eiersäcken
oft noch deutlich die abgestreiften zarten und zerknetterten
EihüUen herausfinden. Gleichzeitig gaben sich aber auch
verschiedene dieser Artemien als ovipar zu erkennen. In
solchen Oviparen Artemien - Weibchen enthielt alsdann der
Eiersack bräunlidie kugelige Eier von einer harten Schale
1) Vergl. Jolyi Historie d'un petit Crustace (1' Artemia ealina)
etc. in den Annales des sciences naturelles. Tom. XIII. 1840. pag.
261. PL 7. Fig. 2. 3.
172 . Sitzung der math^-phys. Glosse vom 7. Juni 1673,
umgeben, welche zwischen Glasplatten gebracht einigen
Widerstand leistete und bei stärkerem Pressen des Deck-
glases unter fühlbarem Geräusche zum Bersten gebracht
wurde. Aus den geborstenen Stellen der festen bräunlichen
Eischalen trat alsdann eine feinkörnige farblose Dottermasse
hervor, wobei zugleich einige Hautstücke einer zarten farb-
losen und homogenen innersten Eihülle zum Vorschein kam,
deren Aussehen ganz an jene Eihülle erinnerte, von welcher
die Embryone der viviparen Artemien umschlossen sind.
Von welchen Verhältnissen es abhieng, dass diese Ar-
temien das eine Mal ovipar und das andere Mal vivipar sich
fortpflanzten, das ist mir noch bisher unklar geblieben. ^) J o 1 j ,
welcher ebenfalls diese eigenthümliche Verschiedenheit in
der Fortpflanzungsart der Ärtemia salina beobachtet hat,*)
und diese Erscheinung als ovovivipar und ovipar auffasste,
glaubte, dass diese Verschiedenheit von der Jahreszeit ab-
hängig sei, indem derselbe bemerkt haben wollte, dass diese
Salzkrebschen vor dem Monat Juli und nach dem Monat
September in der Gefangenschaft nur Eier gelegt, in der
Zwischenzeit aber meistens lebende Junge geboren haben.
Professor Vogt, dem ich meine Artemien-Zucht aus Süd-
frankreich verdankte, und den ich nach seinen über diese
eben erwähnte Erscheinung gemacliten Erfahrungen gefragt
hatte, sprach in einer brieflichen Mittheilung die Meinung
1) Heute am 3. Juli kann ich das nicht mehr behaupten, indem
ich seit dem 7. Juni^ also seit den letzten vierun dz wanzig Tagen nach
meinem gehaltenen Vortrage, über diese oben erwähnten Verhält-
nisse interessante Aufschlüsse erhalten habe, welche ich am Schlüsse
dieser Abhandlung noch als Anhang beifügen werde. (Nachträgliche
Bemerkung.)
2) Vergl. J o 1 y : l'Artemia salina, a. a. 0. p. 249: , ,Car, avant le mois
de juillet et apres le mois de septembre, j^ai toujours tu les indi-
vidus que j'elevais en captivite pondre seulement des oeufs, tandis
que, pendant les mois d'ete, le plus souvent ils faisaient des petita.*'
V, SitbcHd: Ueber Parthenogentis der Arlemia tcHina. 173
ans, dass das Lebendiggebären nnserer Artemien wahr-
scheinlich der Effect der AbschliesBUug in engen Behältern
gewesen sein möchte, indem alle Artemien, die derselbe in
einem grösseren Aquarium (2 V> Fuss lang und entsprechend
hoch und breit) gehalten habe, nur Eier geleg
sich später entwickelt haben. Nur diejenigen
derselbe wegen Fanlniss des Salzwassers von
Aqnarinm in kleinere Glaser mit frischer 8
gesetzt habe, hätten einige lebende Junge gel
seien demselben aber auch diese, wie die übr
XU Grnnde gegangen.
Auch ich habe die Zucht dieser Salzkr
über die zweite Generation hinaus am Li
können i die durch Tivipare Individuen erhalt
Hülfe der Salzsole, welche mir in Berchtesg:
zu Gebote stand, gross gezogene Brut bracht
liehe Eier in den Eieretöcken hervor und star
dieselben abgelegt hatte. Ich bemerke hier
dass ich von den vielen lebend geborenen jun
80 sehr ich auch meine Aufmerksamkeit darauf
einziges Individuum sich zu einem Mäoi
bilden sah. Von diesen einer zweiten Generati
den Artemien , welche an Zahl weit aber hnii
waren, erreichten überhaupt nur 35 Weibchi
Geschlechtsreife, nachdem bis zum 3. Septemb
Individuen, die ich als vorhergebende Generati
Genf erhalten hatte, bereits abgestorben waren
siedelung von Berchtesgaden nach München, w
27. September mit den Artemien der zweitt
vornahm, wurde glücklich vollbracht, aber es ve
hier die Zahl dieser Artemien durch häufiges Abs
ich am 20. October nur noch 35 Weibchen e
sass, von denen die grössten bereits weisslicl
Eier im Eiersack erkennen liessen. Am 24. Od
174 8iUun§ der niaih.'phy$, CUuse vom 7, Juni 1&T3,
sich diese Eier nach and nach, indem sie von den Wan-
dangen des Eiersackes aas mit Scbalensabstanz amgeben
wurden ; am 5. November hatten einige Artemien ihre braun-
schab'gen Eier bereits abgesetzt; leider trat aber anch mit
diesem Eierlegen eine grössere Sterblichkeit unter den Ar-
temien-Müttern ein, wodurch Yom 18. bis 21. November 1872
rasch das Erlöschen der ganzen Artemien - Generation za
meinem grössten Bedauern erfolgte. Ich bewahrte die von
dieser viviparen Generation abgesetzten Eier längere Zeit
unter Salzwasser auf, ohne dass mir dieselben Brut geliefert
haben.
Soll ich nun einen Grund von diesem Absterben meiner
Artemien angeben, so könnte vielleicht die Ursache davon
von dem Mangel irischen Seewassers hergerührt haben, was
ich jedoch bezweifeln möchte, da ich dasselbe durch künst-
liches Seewasser zu ersetzen gesucht habe ; ^) viel eher möchte
ich aber vermuthen, dass es der Mangel gehöriger Ernährung
gewesen ist, der diese Salzkrebschen zu Grunde richtete,
denn, da ich anfangs mit der Lebensweise dieser Thierchen
noch zu wenig vertraut war, habe ich denselben wahrschein-
lich Stoffe als Futter zukommen lassen, die keine zureichende
Nahrung für sie gewährten. Ich hatte nämlich jenen
schlammigen Bodensatz, der sich hier zu Lande fast in
allen zu Weihwasser-Behältern bestimmten napfförmigen Aus-
höhlungen der steinemenEirchhof-Monumente nach anhaltenden
Regen ansammelt, in die mit Salzwasser gefüllten Artemien-
Gefässe geschüttet, mit der Erwartung, dass dieser Schlamm
welcher meistens aus lebenden oder abgestorbenen niederen
Algen und Protozoen besteht, von den Artemien gefressen
1) Ich bin der im Besitze des Berliner Aqaariaxns sich befin-
denden Commandit-Gesellschaft zu besonderem Danke verpflichtet, da
sich dieselbe auf mein Ansachen sehr bereitwillig gezeigt hat, meine
Artemien-Züchtung einige Male durch Zusendung von künstlichem
Seewasser ro unterstützen.
p. Siebold: üeber Parthenogmaia der Ärtemia taüna, 175
würde; ich habe mich auch wirklich überzeugt, dass die
Artemien diesen Schlamiu mit seiaea karakterietischeD organi-
Bchen Be8^aadtheileD verschluckten und damit ihren ganzen
Darmkanal von vorne bis hinten aDfüllten. Es acheint aber
doch, daBS diese gebotene Nahrung den Artemien nich
träglich genug gewesen sein mochte, ,
Ich liess mich übrigens durch diese missluDgenen
suche, die an den Ueeresküsten in Salzlaken wohm
Artemien ferne von ihrem natürlichen Anfentbal
längere Zeit und in einer grösseren Anzahl von a
ander folgenden Generationen beobachten zu können,
abschrecken. Nachdem ich einmal die Erfahrunf
macht, dasB sich überhaupt Artemien im Binnenlande zu
lassen, setzte ich mein Vertrauen auf passendere Füttei
methodeo , um diese intereBsanten Thieichen zu läi
Ausdauer zu veranlassen.
Ich richtete mein Augenmerk auf diejem'ge Form
Artemia, welche die südlich von Triest gelegenen Salz
massenhaft belebt. Da ich in Erfahrung gebracht
dass im östreichiEohen Staate das Salzmonopol ezistirl
sehr streng gehandbabt wird, so baute ich mein^ Hol
auf die Kürsprache Seiner königlichen Hoheit des Ht
Gart Theodor in Bayern, dessen lebhaftes Intere«
Naturwissenschaften mir bekannt war; ich hatte mi
dieser HoSnung nicht getäuscht, die in Mitte Novi
vorigen Jahres erbetene und gewährte Fürsprache batt
Erfolg, dass am 3. December zwei Flaschen ciit Seei
ohngefähr 50 Stück der Artemia salifia enthaltend, i
von Herrn Dr. Sjrski, dem Gustos am Museo i
Massimiliano zu Triest, bei Capodistria gesammelt w
waren, femer eine grössere Flasche mit Meeresschlami
ein Ballon mit Seewasaer-Vorrath als Eilgut hier ei
Die Artemien waren leider todt, aber noch von so frii
Aassehen, dass ibr Absterben erst vor kurzem erfolgt
176 aUMtmg tbr tnath.-
mueste. Da alle diese
waren, deren Eiersäcke
beeilte ich mich, alle diei
Eier den Artemieo-Leiche
MeeresschUmm vermengt,
Seewaseer übergoEBen zu
Schon am siebenten Dece
Heraasnahme der Eier ai
bemerkte ich einige frisch
in dem Seewasser der Wi
an demselben Abend sich
zwölften Deceuiber war i<
mit den fincbstaben » ai
Triester Meeresschlamm i
bis dahin ausges<^liiprten
zur weiteren Aufzucht da
gelang zu meiner grössti
der gedeihlichsten Weise,
haften Stoffen reichlidi im
zu verdanken hatte. Wal
Wanne, die ich mit dem
fort und fort neue Brut
schlüpfen gelangteu, versf
brjone alsbald in die Wa
thum überzusetzen, in wel
aufeinander folgenden Uä
Artemien heranbildeten ,
riethen, dass sie alle
angehörten.
Uebrigens will ich ea
in Wanne e zur Entwicl
wirklich von den Eiern d'
München abgestorben ai
denn es liegt der Gedanl
V: Sieböld: üeher Parthenogeuesis der Artemia sälina, 177
mir ebenfalls aus Triest zugekommen war, bereits Artemien-
Eier enthalten hatte, deren Dotter sich zu jenen Embryonen
entwickelt haben konnte.^) Ich wurde zuletzt yoUkommen
von der Richtigkeit dieser Ansicht überzeugt, da in den
beiden grösseren Wannen a und b nach und nach eine ausser-
ordentliche Menge. von jungen Artemien heranwuchsen, deren
Anzahl die Summen jener Em bryone, welche ich aus Wanne 6
1) Dass ich zu diesem Gedanken vollkommen berechtigt war,
geht auch aus einem Schreiben hervor, welches Herr Dr. Sirsky
der Sendung voraus an mich abgeschickt hatte. Ich lasse den In-
halt desselben hier folgen, da sich in demselben ausserdem noch
verschiedene wichtige Notizen- über den Aufenthaltsort der Artemia
sälina an der adriatischen Küste mitgetheilt finden. Herr Sirsky
schrieb mir am 26. November 1872 folgendes:
„Heute habe ich eine Eiste mit Artemia in Seewasser allein,
ein zweites Gefäss mit Artemia in Seewasser und etwas Meeres-
schlämm, ein drittes mit Seewasser und ein viertes mit Meeres-
schlamm, an den Ostreich. -ungarisch. Gesandten, Herrn Baron von
Brück expedirt. Da das Thier im Frühjahr und Sommer in con-
centrirter Mutterlauge, in den Fossi d. i. vertieften Gruben der
Salinen vorkommt, so war es bei der vorgerückten Jahreszeit und
den häufigen seit einem Monat herrschenden Regengüssen sehr
zweifelhaft, ob ich es finden könne. In der That habe ich es in
Pirano und Gapodistria umsonst gesucht; erst V^^^i^^ diesseits von
Capodistria, bei Monte Sermin habe ich es in einer einzigen Grube,
dem sogenannten Fosso ziemlich reichlich und in einigen anderen
Gruben daneben vereinzelt, dagegen viele todte gefunden. Da jene
Grube mit einer vollständigen und höheren Umwallung, als die an-
deren, umgeben und ihr Wasser von dem, die Salinen grösstentheils
bedeckenden Regen- und Seewasser geschieden war, so glaubte ich,
dass die Artemia sich desshalb in dieser Grube erhalten habe, weil
das Wasser concentrirt wäre. Zugleich sagte mir der Salinaro, dass
er gerade in diese Grube, welche dicht am Fusssteige liegt, Süss-
wasser eingeleitet hatte, um das üeberwuchern von Pflanzen zu ver-
hindern, welche sich in Salzwasser entwickein und so die Gruben
verunreinigen. Trotzdem habe ich aus dieser Grube nicht nur
Thiere, sondern auch Wasser und Schlamm genommen und zwar aus
dem Grunde, weil darin die Lebensbedingungen des Thieres jeden-
178 Sitiitnff (kr Math.-pAy*. da
in die WaD&e a und b vertheil
stieg. Auf keinen Fall konote i
den älteren von mir zu Artemiei
Btammen, den diese Artemien Wj
fähig geworden, als ich das n
stets neu hinzngekommeDen Ed
Revision des noch nicht zu Aufg
Schlamiues Hess midi auGserdem
temien-Eier leicht herausfinden,
denselben eingeschlossene Dott£
frisch und wohlerhalten.
Die Entwicklung von zahlre
in der kleinen Wanne fl wahrte
Mitte des Monats März uauntei
verminderte sich die Zahl der
brjone auffallend, seit dem 23.
Wicklung derselben gänzlich ai
9. Mai annehmen durfte, dass a1
das Schlammes in der kleinen \
entlassen hätten, und ich daher d
Artemien beseitigen konnte. ]
Ulla gänatif^er Bein mnasten, aU in
Cadaver fand. 'Auch war das Wusei
RegenwasBer itark vergetzt. Als ic
nach Triest brachte, war ich sehr I
meter von Beaume nicht einmal 1"
nicht nothwendig, oder vielleicht ni«
oentrirtea Seewasger braucht. Viellei
Eier finden."
Dieser von Herrn Syrski zulel
rnnsB ich mich aaschlieasen, indem i(
daas die während der eratea Zeit hii
Artemien-Embrjone von solchen Eii
in dem mir lugesendeten Schlamm t
selbe noch in dem Foaso von Uoate
V. Siehold: Ueher Parthenögenesis cUr Ärtemia sälina, 179
während den beiden grösseren Wannen a und b, deren
Boden mit einer ansehnlichen Schicht TriesterMeeresschlamm
bedeckt war, die grösste Aufmerksamkeit zu, indem in den-
selben ununterbrochen frisch ausgeschlüpfte Embrjone zum
Vorschein kamen. Die Hauptpflege, welche ich von meiner
Seite dieser Artemien-Brut angedeiben Hess, bestand darin,
dass ich Sorge trug, in den Wannen die Seewassermenge,
welche bei der Wärme meines geheizten Arbeitszimmers,
des Aufbewahrungsortes jener Wannen, 8tark verdunstete,
durch Hinzugiessen von Meerwasser zu ersetzen, nachdem
ich den Salzgehalt dieses Ersatzwassers mittelst destillirtem
Wasser bis zu 1^ verdünnt hatte, wobei ich es niemals
unterliess, diese sehr verdünnte Salzlösung vor dem Hin-
zugiessen. mehrmals hintereinander in einem Glasgefäss stark
zu schütteln, um dieses Wasser noch mit etwas atmo-
sphärischer Luft zu impregniren.
Um die Herbeischaffung von Futter für meine Artemien-
Colonien glaubte ich mich nicht bekümmern zu dürfen, da
ich bemerkt hatte, dass der Verdauungskanal der von mir
erzogenen Artemien stets mit Schlammbestandtheilen in un-
unterbrochenem Zusammenhange von der Mundhöhle bis zum
After angefüllt war. Man sieht diese Salzkrebschen sehr
häufig und andauernd mit dieser Schlammaufnahme be-
schäftigt, wobei sie dicht über den Grund des Wassers, mit
dem Rücken ihres Leibes den lockeren Schlamm berührend,
hin und her schwimmen und letzteren durch die raschen
regelmässigen Bewegungen ihrer nie ruhenden Ruderfüsschen
aufwühlen. Der aufgewühlte Schlamm gleitet alsdann dicht
am Munde vorbei und wird auf der Mittellinie des Bauchs
entlang von vornen nach hinten fortgetrieben. Jedenfalls
werden auf diese Weise die Artemien, wie die übrigen
Phyllopoden, gewisse Bestandtheile des aufgewühlten Schlam-
mea mit ihren Mundorganen nach Willkür festhalten und
verschlucken. Sehr häufig bemerkte ich, dass diese
[1873. 2, Math.-phyB. Cl.] X2
180 SUßung der math.-ph^s. CUuh wm 7. Juni 1873.
chen bei diesem Geschäfte längere Zeit an einer and der-
selben Stelle des Grandes verweilten, and dass sie alsdann
ihren ganzen Körper senkrecht in die Höhe richteten. Auch
in dieser Stellang, gleichsam aaf dem Kopfe stehend, setzten
sie ananterbrochen die Bewegungen ihrer Kuderfüsse fort,
durch welche sie den aufgewühlten Schlamm ebenfalls an
ihren Mundtheilen vorbei trieben und nach und nach eine
formliche Grube aushöhlten, in welche sie ihr Kopfende
immer tiefer einbohrten. Verschiedene Individuen drehten
sich bei dem Umherschwimmen auf dem schlammigen Grunde
plötzlich um ihre Längsaxe, so dass sie den Boden mit der
Bauchfläche berührten. In dieser Lage verweilten die Ar-
temien alsdann längere Zeit auf einer und derselben Stelle
oder sie krochen, Furchen durch den Schlamm ziehend,
langsam weiter. Gewiss wurden auch bei diesem Benehmen,
welches unter fortwährenden Rnderbewegungen statt fand,
Futterstoffe von den Artemien aufgelesen und verschluckt.
Ausserdem schwammen diese lebhaften Salzkrebschen,
wahrscheinlich wenn sie sich gesättigt fühlten, im freien
Wasser ihrer Behälter nach allen Richtungen ziemlich rasch
hin und her, überschlugen sich öfters, wie es schien aus
Uebermuth, stiessen zuweilen, als wollten sie sich necken,
aneinander und fuhren sodann blitzschnell wieder auseinander.
Bei diesem rastlosen Durchschwimmen ihrer Wasserbehälter
werden diese Thierchen wahrscheinlich keine Gelegenheit
vorübergehen lassen, die im freien Wasser flottirenden
Futterstoffe, welche ihnen vor das Maul kommen, fest zu
halten und zu verschlucken; dieses fortwährende Verschlucken
von Schlammtheilen ist den Salzkrebschen jedenfalls Be-
dürfniss, zumal da ihre Verdauungsorgane gewiss nur einen
sehr geringen Theil diesem als Futter aufgenommenen Stoffe
werden assimiliren können; schon die ausserordentliche
Fäces-Mengen, welche die Artemien fortwährend auf den
V, Siebold: XJebtr Porthenogenesis der Artemia saiina, ISI
Grund ihrer Wasserbehälter fallen lassen, deuten auf die
ungeheuere Gefrässigkeit dieser Thierchen hin.
Mittelst des hier mitgetheilten Verfahrens ist mir die
Aufzucht der Artemien - Embryone, welche der aus Triest
übersendete Schlamm in sehr reichlicher Anzahl geliefert
hat, auf das vortrefflichste bis zur vollständigen Geschlechts-
reife gelungen. Immer waren es nur einzelne Individuen,
welche in den verschiedenen Behältern von meinem Beobach-
tungs-Material mit Tode abgiengen.
Am 12. Januar 1873 konnte ich 31 ziemlich erwach-
sene und 136 jüngere Individuen zählen, die ich aus den
Eiern des Triester Schlammes erzogen hatte, wobei ich die
noch im embryonalen Zustande befindlichen jüngsten Ar-
temien gar nicht in Ausschlag brachte. In den Ovarien
von 7 erwachsenen Artemien- Weibchen bemerkte ich am
19. Januar die ersten Spuren von EibUdungen; am 24.
Januar waren bei 18 erwachsenen Individuen weissgelbe
Eier in den Ovarien zu unterscheiden, enthielten bei vier
gleichentwickelten Individuen die Eiersäcke weissgelbe Eier
und bei 3 Individuen hatten sich die Eier in den Eiersäcken
schon gebräunt, zu diesen letzteren waren am 26. Januar
noch 3 Individuen mit ebensolchen bräunlichen Eiern in den
Eiersäoken hinzugekommen.
Um mich nun zu versichern , dass die Artemien-
Weibchen, welche ich aus der Brut des Triester Schlam-
mes erzogen habe, auch wirklich unbefruchtete Eier
legen werden, richtete ich eine grössere mit f bezeichnete
Glaswanne her, welche mit in Berlin künstlich bereitetem
Seewasser versehen wurde. Auf dem Grunde dieser Wanne
breitete ich alsdann nur solchen Triester Meeresschlamm
aus, den ich vorher mehrmals mit siedendem Wasser unter
starkem Umrühren durch und durch gekocht hatte, so dass
ich sicher sein konnte, auf diese Weise alles organische
Leben, welches in diesem Schlamme versteckt sein konnte,
12*
182 SUsung der math-phys. ClasMe vom 7. Juni 187S,
mitbin auch die etwa darin vergrabenen Eier früherer Ar-
temien-Generationen getödtet und yernicUtet zu haben. Ich
durfte wohl annehmen, dass dieser gekochte Schlamm immer
noch viele, obgleich geronnene Protein-Substanzen enthalten
würde, um den genügsamen Artemien zur Ernährung dienen
zu können. In der That hielten sich in der mit dem ge-
kochten Triester Schlamme hergerichteten Wanne f die ein-
gesetzten von mir erzogenen und nun trächtig gewordenen
Artemien- Weibchen, welche zuverlässig niemals mit männ-
lichen Artemien in Berührung gekommen waren, ganz vor-
trefflich; dieselben füllten nach wie vor ihren Darmkanal
mit Schlammstoffen, die sie mit demselben Eifer vom Boden
des Behälters f aufstöberten und verschluckten, wie sie es
in den mit ungekochten Triester Schlamm versehenen Wannen
a und b gethan haben.
Die Zahl derjenigen Artemien - Weibchen, deren Eier-
stöcke sich nach und nach mit Eiern füllte, nahm in den
Wannen a und b immer mehr zu, so dass ich bis zum 1. Fe«
bruar bereits 24 Weibchen, in deren Eiersäcken die Eier
vollständig gebräunt waren , nach Wanne f übersetzen
konnte. Am 5. Februar hatten 6 dieser Weibchen sich
ihrer braunen Eier aus dem Eiersacke entledigt; da in eben
diesen Weibchen die Ovarien schon wieder von weissgelben
Eiern strotzten, und sich diese Weibchen also anschickten
abermals Eier abzusetzen , richtete ich eine mittelgrosse
zweite Wanne mit gekochtem Triester Schlamme und künst-
lichem Seewasser her, die ich mit dem Buchstaben h be-
zeichnete; in diese Wanne h brachte ich jene 6 Weibchen
unter, welche auch wirklich am 16. Februar zum zweiten
Male in den Eiersäcken bräunliche Eier enthielten. Zu
diesen 6 zweitgebährenden Artemien kamen am 16. Februar
aus Wanne f noch acht andere zum zweiten Male eier-
legende Weibchen hinzu, welche sich später alle zu einer dritten
Eierlage vorbereiteten, so dass ich am 22. Februar für
V, Siebold i Ueber Parthenogene»i9 der Ärtemia eaUna. 183
diese 14 Weibchen eine mittelgrosse dritte Wanne, welche
die Bezeichnung i erhielt, herrichten musste, in welcher
dieselben ihre dritte Eierlage abmachen sollten. Am
2. März wurde diese Wanne i mit den 14 Weibchen be-
setzt, welche darin während des Monats März auch wirk-
lich ihre dritte Eierlage vollzogen; am 15« April sah ich
mich veranlasst, abermals eine neue kleinere Wanne mit
gekochtem Triester Schlamme herzurichten, der ich die Be-
zeichnung m gab. Sie wurde mit zwei Weibchen aus
Wanne 1 besetzt, die zum vierten Male Eier legen wollten.
Schon am 4. Mai hatte die eine dieser Artemien zum
vierten Male Eier gelegt, und da sich in derselben bereits
wieder einige weissgelbe Eier zeigten , welche aus den
Eierstöcken in den Eiersack übergetreten waren, und
eine fünfte Eierlage liefern sollten, richtete ich trotz-
dem keine fünfte Wanne für dieses Artemien -Weibchen
her, indem dasselbe nur schwache Lebenszeichen von sich
gab und auch sehr bald nach diesem Versuch, zum fünften
Male trächtig zu werden, abgestorben ist.
Selbstverständlich vermehrten sich in den verschiedenen
Wannen f, h, i, m, die aus Wanne a und b durch weitere
Entwicklung und fortschreitendes Alter nachrückenden träch-
tigen Artemien-Weibchen. So war die Zahl der primiparen
Artemien in Wanne f, aus welcher bis zum 28. Februar
14 Weibchen nach Wanne h übergesetzt worden waren, bis
zum 6. April bereits auf 39 gestiegen. Es würde ermüden,
wollte ich aus meinen Tagebüchern die auf den weiteren
Entwicklungs-Fortgang dieser von mir aus Eiern erzogenen
Artemien-Weibchen bezüglichen Nötigen der Reihe nach
aufführen, ich werde mich daher jetzt zu dem Endresultate
aller dieser Versuche wenden, dem ich mit geduldigem Aus-
harren und mit der gespanntesten Erwartung entgegensah.
Während des Herstellens der verschiedenen Artemien-
Behälter. und der Beaufsichtigung der darin aufbewahrten
4 Sitfung €Ur iiMM.-j>Ay«. (^atae von 7. Jtmi 1873.
htigea Artemien - Weibchen hatte ich natärlich fort-
irencl meia Ai^enmerk zugleich auf dio in den verEchie-
BD Wannen von den jongfrSnlichen Weihchen meiner
jmteO'Zucbt bereits abgesetzten unbefruchteten Eier ge-
tet. Diese Eier klebten entweder bald mehr bald weniger
rängt an den Wänden der Glaswanne oder lagen anfdem
ammigen Grande derselben zerstreut amher.
Endlich am 16. März, am vierzigsten Tage, nachdem
ältesten von mir erzogenen jungfräulichen Artemien ihre
eu Eier abgesetzt hatten, bemerkte ich Vormittags den
:eD and Nachmittags den zweiten eben ausgeBchliipften
emien-Embrfo in seiner bekannten Naaplius-Gestalt, wie
Jol;') bereits abgebildet hat. Die karakteristischen
egaiigen, welche in kurz aufeinander folgenden scharf unter-
chenen Ruderschlägen des zweiten langen Eopf-Fusspaares
tanden, verriethen auf den ersten Blick diese Embryone
junge Artemien. Um das Wachsen nnd die weiteren
Wandlungen dicBer Embryone, von deren partbenogeneti-
en Ursprang ich aaf das bestimmteste überzeugt sein
iste, genauer verfolgen zu können, brachte ich dieselben so-
alle später in Wanne f zur Entwicklung gelangten Artemien-
brjone in einer kleineren mit gekochtem Triester Schlamme
gerichteten Wanne g unter. Am 24. März waren acht
^e Embryone in Wanne g vorhanden, am 30. März
Ite ich in derselben Wanne g 22 Embryone, bis zum
Mai waren 71 Embryone aas Wanne f nach Wanne g
iFgesetzt worden. Von jetzt ab gieng die Entwicklung
parthenogenetischen Embryone in Wanne f sehr zahl-
:h vor sich (am 11. Mai waren 25 Embryone, am 12.
1 49 Embryone ausgeschlüpft), so dass ich bis zum
Mai als Gesammtsnmme der Embryone, die ich ans
nne f seit dem 6. Februar erhalten hatte, 402 Embryone
1) VergL Joly: l'ArtBmia aalitia &. a. 0. PI. 7. Fig. 4,
V. Siebotd: üeber Parthenogenesis der Artemia sälina. 185
zusammenzählen konnte'). Es war bierinit darcb directe Ver-
suche der Nachweis geliefert, dass aus den yon jung-
fräulichen Weibchen der Artemia sali na gelegten
und durch keinen männlichen Samen befruchteten
Eiern sich Brut entwickeln kann.
Was die leeren Eischalen betrifft, aus welchen diese
parthenogenetische Brut ausgeschlüplt ist, so habe ich an
deuaelben wahrgenommen , dans sie entweder an der Ober-
Öächo des Wassers schwammen oder im Schlamm versteckt
lagen. Es waren diese Eischalen, obwohl sie in ihrem äos-
seieu Aussehen den geschlosBenen Eiern vollkommen ähnlich
erschienen, durchaus nicht mit denselben zu verwechseln.
Die noch gefüllten Eier schwammen nie an der Wasser-
oberSäche, und die im Schlamm verborgenen leeren Eischalen
verriethen sich unter dem Mikroskope aaf den ersten Blick
durch eine desiscirte Stelle, welche natürlich den noch ge-
füllten Eiern fehlte.
Schon am 5. April hatte ich einen Tbeil dieser par-
tbenogenetischen Brut, deren Wacbsthum ziemlich rasch zu-
nahm, aus der Wanne g entfernt und in eine mittelgrosse
mit k bezeichnete Glaswanne untergebracht, deren Boden
ebenfalls von einer Schicht gekochten Triester Schlamms
bedeckt war. Ich nahm diese Trenuaug vor, um die ge-
schlechtliche Entwicklung dieser parthenogenetiscb erzeugten
Artemien schärfer iu's Auge fassen zu können. Es waren
zu diesem Zwecke 17 Individuen ausgewählt worden, deren
Wacbsthum am weitesten vorgerückt war.
Von diesen 17 parthenogeneüsch erzeugten Artemien
waren am 30. April 5 Individuen fast aaBgewan'>Bfn nima
Andeutung von Ovarien, jedoch mit beginnende:
bilduDgi 2 andere Individuen dieser 17 Artemi
1) Bei einer Eim 18. Juni Torgenommenen Zähl
Wanne f TOrhandenen parUienogenetiachen Embryone st
Summa von 526 Individoen heraog. (Nacblräglidie Bei
186 SiUufig der math.'phifa. Cla»$e vom 7. Juni 1873.
obwohl ausgewachsen, noch keine geschlechtliche Differenzir-
ung; von den übrigen ebenfalls noch ganz geschlechtslosen
Individuen zeigten sich 2 dreiviertel erwachsen, 6 halb er-
wachsen (von 6 Millimeter Länge) und mit bereits voll-
zähligen, nämlich eilf Paar Schwimmfüssen, 1 noch jüngeres
(5 Millimeter langes) Individuum mit noch nicht vollzähligen,
neun Paar Schwimmfüssen und ein noch viel jüngeres
(4 Millimeter langes) Individuum mit ebenfalls noch nicht
vollzähligen, sieben Paar Schwimmfüssen, von welchen sich
noch das den Naupliusformen eigentbümliche, mittlere Eopf-
Fusspaar vorfindet, welches in seiner Länge die eigentlichen
Scliwimmfiisse weit überragt und noch immer als Haupt-
Ruderorgan bewegt wird.
Am 10. Mai wurden aus der Wanne k diejenigen par-
thenogenetisch erzeugten Artemien, welche sich der Ge-
schlechtsreife näherten, in einer mittelgrossen Glaswanne
vereinigt,^) deren fioden ich mit ungekochtem lehmigen
Süsswasserschlamm bedeckt hatte. Diese in Wanne o ein-
gesetzten 14 Artemien, welche alle zu eiertragenden Weib-
chen sich entwickelten, befanden sich in dem Salzwasser
des neuen Behälters ganz munter und füllten aus dem Süss-
wasserschlamm ebenso reichlich ihren Darm mit Nahrung
an, als hätten sie Meeresschlamm vor sich gehabt. Ich will
hier bemerken, dass ich bei Herrichtung der Wanne o meine
1) Um dem Leser einen ohngefahren Begriff von dem Umfange
der zn meinen Yersuchen aufgestellten Glaswannen za geben, will
ich hier folgendes bemerken. Die Wannen waren alle viereckig und
oblong. Die kleinen Wannen (e, g, m) besassen eine Länge von
10 Gent, und eine Breite von 7 Gent , die mittelgrossen Wannen
(h| i, k, o) waren 17 bis 18 Gent, lang und 12 bis 14 Gent, breit,
die Länge der grossen Wannen (a, b, f) betrug 23 bis 26 Gent., die Breite
dagegen 19 bis 21 Gent. Die Höhe dieser Wannen variirte zwischen
8 bis 5 Gent., in allen diesen Wannen suchte ich den Wasserstand
durch Nachgiessen stets auf 2 bis 27* Gent. Höhe zu erhalten.
i^
«. Siebold: Ueber Parthenogenesis der Ärtemia sälina. 187
Zuflucht zu Süsswasserschlamm nehmen musste, weil mein
Vorrath von Triester Schlamm in Zersetzung übergegangen
war und ein an demselben bemerkbarer Fäulnissgeruch es
mir bedenklich erscheinen Hess, diesen Schlamm fernerhin
für die Behälter meiner Artemien-Zuchten zu verwenden.
Bereits am 22. Mai hatte ich das Vergnügen, die vier
ältesten Artemien* Weibchen in Wanne o trächtig geworden
zu sehen, am folgenden Tage waren die Eier derselben im
Eiersacke bereits gebräunt. Auch die übrigen Artemien-
Weibchen hatten bis zum 29. Mai ihre vollkommene Ge-
schlechtsreife erreicht, so dass ich mit Sicherheit annehmen
kann, diese 15 parthenogenetisch erzeugten Artemien- Weib-
chen werden demnächst zum ersten Male Eier absetzen.
Auch von diesen Eiern lässt sich nach den Erfahrungen,
welche an anderen parthenogenetisch sich fortpflanzenden
Phyllopoden gemacht worden sind, mit Sicherheit erwarten,
dass dieselben mit der Zeit sich entwickeln und so aber-
mals parthenogenetische Brut liefern werden.
Es reihen sich mithin diese eingeschlechtigen partheno-
genetisch sich vermehrenden Generationen der Ärtemia
salina von Gapodistria an die gleichen eingeschlechtigen
fortpflanzungsiahigen Generationen jener Ärtemia salina des
Mittelmeeres an, welche Joly bei Marseille beobachtet hat.
Ganz ähnliche männerlose Artemien - Generationen kamen
auch bei Cette vor, was aus den durch Martins aus die-
sem Fundorte nach Genf gesendeten und sowohl von Vogt*)
wie von mir*) beobachteten lebenden Artemien hervorzugehen
scheint.
Wie viele auf einander folgende Generationen dieser
Ärtemia salina von Marseille, Cette und Gapodistria die
Fähigkeit behalten werden, sich ohne Auftreten von Männ-
chen parthenogenetisch fortzupflanzen und zu vermehren
diese Frage dürfte jetzt zu prüfen sein. Ich habe mir vor-
1) Siehe oben pag. 169. 2) Siehe oben pag. 178.
188 Sitzung der maih.'phys. Gasse tarn 7, Juni 1873.
genommen, soweit es mir möglich ist, meine begonnenen
Züchtungen der Artemia salina von Gapodistria fortzusetzen, ^)
wozu mich besonders die Erfahrung aufmuntert, dass sich
diese Salzkrebschen auch in der Salzsole von Reichenhall
recht gut am Leben erhalten lassen, wie ich mich vor kurzem
während eines achttägigen Aufenthalts an jenem Badeorte
zu überzeugen Gelegenheit gehabt habe.')
Ob dfe Fortpflanzungsfahigkeit dieser männerlosen Ar-
temien-Generationen mit der Zeit erlöschen wird, darüber
fehlen uns durchaus noch zuverlässige Erfahrungen. J0I7
hat seine an der Artemia salina von Marignane bei Mar-
seille angestellten Beobachtungen und Untersuchungen im
Jahre 1840 bekannt gemacht, und niemals Männchen zwischen
diesen Salzkrebschen auffinden können.'} Derselbe fertigte
diese merkwürdige Erscheinung, ohjie nähere Forschungen
über dieselbe anzustellen, mit der Vermuthung ab: ent-
weder sei Artemia salina ein Hermaphrodit oder, wenn
wirklich Männchen bei dieser Artemia existiren sollten, so
reiche eine einzige Befruchtung der Weibchen für mehrere
nachfolgende Generationen aus.^)
1) Ich ergreife hier die Gelegenheit, Sr. Eönigl. Hoheit, Carl
Theodor, Herzog in Bayern, sowie den Herrn Baron von Brack,
östreichischen Gesandten in München, Baron von Geschi, Statt-
halter in Triest, Hofrath von Grassi, Finanz-Director in Triest,
Dr. Syrski, Castos am Museo civico Massimiliano in Triest, Dr.
G. Vogt, Professor in Genf, für die bereitwilligen gütigen Bemüh-
ungen, durch .welche die Herbeischaiffung der zu den oben mitge-
theilten Versuchen und Untersuchungen nöthigen Materials ermög-
licht worden ist, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
2) Ich habe eine Anzahl ziemlich ausgewachsener Artemien,
die ich hier aus Eiern des Triester Schlammes erzogen^ in Beichen-
hall unter der Pflege von zuverlässigen Händen zurückgelassen und
werde später über den Erfolg dieser Artemien-Zucht zu berichten
nicht versäumen.
3) Vergl. Joly a. a. 0. pag. 228 und 240.
4) Vergl. Joly a. a. 0. 248: ,;Qaoi qu'il en soit, je persiste
V. Siebdid: lieber Parthenogenesis der Artemia saiina. 189
Es wäre interessant zu erfahren, ob die an genanntem
Fundorte gewiss heute noch vorhandenen Artemien-Gesell-
schaften stets männerlos geblieben sind. Ebenso dürfte
eine wiederholte Revision der Geschlechtsverhältnisse an den
bei Lymington in Hampshire vorkommenden Artemia saiina
sich der Mühe lohnen, um festzustellen, ob heute noch die-
selbe Zweigeschlechtigkeit bei diesen Salzthierchen vorhanden
ist, wie sie schon im Jahre 1755 von Schlosser erkannt
worden ist,^) und wie auch später, wahrscheinlich im Jahre
1830, dieselbe von Thompson*) wieder beobachtet
wurde. Endlich wäre auch noch das Verhalten jener Ar-
temien-Generationen zu prüfen, welche bei Cagliari auf Sar-
dinien vorkommen, und zwischen welchen Leydig ^) männ-
liche Individuen angetroffen hat.
Höchst wahrscheinlich wird es sich bei weiterer Ver-
folgung des hier angeregten Gegenstandes herausstellen, dass
die Fortpflanzung mittelst Parthenogenesis bei der Gattung
Artemia allgemein verbreitet vorkommt; ich will hier
noch daran erinnern, dass auch die in den südrussischen
Salzlaken bei Odessa lebende -4r^e»iia arietina sich partheno-
genetisch fortpflanzen soll , wie aus den obwohl kurzen
aber sehr bestimmt von Schmankiewitsch ausge-
sprochenen Angaben hervorgeht. Zugleich theilte derselbe
ä penser que l'animal est hermaphrodite, ou du moins qua, s'il
existe des msHes, one senle feeundation suffit pour plusieurs gene-
rations saccessives.*^
1) Yergl. meine „Beiträge zur Parthenogenesis*' a. a. 0. pag. 293.
2) Yergl. dessen: Zoological Besearches. Cork (ohne Jahres-
zahl). Memoir IV. pag. 106. PI. I. Fig. 1 — 4. — Die von Baird in
seiner: Natural history of the hritish Entomostraca (London 185Q)
gelieferten Original- Abbildung einer männlichen Artemia (Tab. IL
Fig. 2) kann hier nicht in Betracht kommen, da der Autor nicht
angegeben hat, ob die Abbildung nach frischen oder nach älteren
und schon lange im britischen Museum aufbewahrten Weingeist-Exem-
plaren gefertigt worden ist.
3) Yergl. Zeitschrift für ^^ssensch. Zool. Bd.IlL.1851. pag.20L
190 Sitgung der math.*pky8. Chsie vom 7. Juni 1873.
Beobachter aach mit, dass bei mittlerer Goncentration des
Salzwassers manchmal Männchen auftreten.^) Es wäre zu
wünschen, dass Herr Schmankiewitsch hierüber recht
genaue Versuche anstellen möchte, da bei meinen Artemiea-
Zuchten, welche unter den verschiedensten Goncentrations-
Graden und besonders häufig unter mittleren Concentrationen
des Salzwassers vorgenommen wurden, niemals männliche
Artemien zum Vorschein gekommen sind.
Nachtrag.
Meine auch vom 7. Juni ab ununterbrochen fortgesetzten
Beobachtungen der Vorgänge, wie sie die in den ver-
schiedenen Salzwasser - Bassins von mir untergebrachten
Artemien-Generationen haben erkennen lassen, geben mir
Veranlassung , einige Lebens - Verhältnisse der Artemia
salina^ welche mir bis zur Abhaltung meines obigen Vor-
trags dunkel geblieben waren, schon jetzt mit mehr Klar-
heit auffassen zu können. Dahin gehört die Eischalen-
Bildung und die Verschiedenheit der Fortpflanzungsweise bei
Artemia sdlina, welche letztere sich bald durch Eierlegen
bald durch Lebendiggebären äussert. Die hierüber ge-
machten Erfahrungen will ich durch folgende vorläufige Mit-
theilungen in Kürze auseinander setzen.
Die Eier, welche Artemia salina hervorbringt, sind von
zweierlei Art. Der Abschluss der Bildung beider Eiarten
findet im Eiersack des Weibchens statt. Eine jede dieser
Eiarten bietet in ihrer äusseren Umhüllung sowie in Bezug
auf den Zeitraum, während welchem der Embryo im Ei zur
Entwicklung gelangt und die Eihülle verlässt, grosse und
auffallende Verschiedenheiten dar. Es hängen diese Ver-
schiedenheiten höchst wahrscheinlich von dem jedesmaligen
1) Yergl. „Sitzungsberichte der zoolog. Abtheilang der III.
Versammlang rassischer Natarforsoher in Kiew,'* abgedruckt in der
Zeitschr. f. wiss. Zoologie. Bd. XXIL^ 1872. pag. 294.
V. Siehold: Ueher Parthenogenesis der Artemia sälina. 191
Entwicklungszustande der ganz eigeuthünilicb organisirten
Wandungen des Eiersacks ab., deren Structurverhältnisse
ungemein wandelbar sind.
Am häufigsten wurden von den Weibchen der aus Ca-
podistria stammenden männerlosen Artemien- Generationen
hartschalige Eier gebildet und gelegt, welche kugelrund
waren, eine bräunliche Farbe besassen und, wie schon oben
erwähnt wurde, durch Pressen zwischen Glasplatten unter
Geräusch zum Bersten gebracht werden konnten. Solche
Eier hat auch Joly^) heX Artemia salina beobachtet,
welcher bekanntlich auch nur männerlose Artemien - Gene-
rationen Yor sich gehabt hat. Dagegen scheint Leydig*)
bei den untersuchten zweigeschlechtigen Artemien-Generationen
von Cagliari keine hartschaligen braun gefärbten Eier
angetroffen zu haben.
Ich habe mich überzeugt, dass die Schalenbildung dieser
harten bräunlichen Eier stets im Eiersack der Artemien vor
sich geht. Die Eier gelangen aus den Ovarien mit weiss-
gelben zähen Dotter, der von keiner differencirten Membran
umgeben ist, ganz hüllenlos in die Eiersackhöhle wo sie
sich nach und nach verfärben, indem sie aus Weissgelb ins
Grünliche übergehen und zuletzt eine bräunliche Färbung
annehmen. Bei einiger Aufmerksamkeit wird man bemerken,
dass diese Farbenveränderung mit der allmählichen Schalen-
biidung zusammen fällt. Indem nämlich die anfangs ganz
hüllenlosen Eidotter durch die vermittelst eines sehr ent-
wickelten Muscelsystems hervorgebrachten lebhaften peri-
staltischen Bewegungen der inneren Eiersacks - Wandungen
maonichfaltig durcheinander und auf und nieder geschoben
werden, wird die Oberfläche des Eidotters aller Eier mit
einer gerinnbaren Flüssigkeit umgössen, welche offenbar aus
jenen vier Drüsen abgesondert wird , deren Anwesenheit
1) Yergl. Joly: 1' Artemia salina a. a. 0. pag. 240 u. 251.
2) Yergl. Leydig; a. a. 0. pag. 300 u. 304.
192 SUsung der math-phys. Classe wm 7. Juni 1873.
sich schon dem unbewaffneten Auge als vier intensiy braun
gefärbte der oberen and unteren Region der muscalösen
Eierstocks- Wandungen dicht anliegende platte Körper yer-
rathen. Mit dem Mikroskope betrachtet geben sich di^e
vier Drüsenkörper als ebenso viele Paquete ovaler Zellen
zu erkennen, in welchen letzteren ein grosser heller und
von braunkörniger Masse eingehüllter Kern verborgen liegt.
Ich glaube mich aus folgenden Gründen für vollkommen be-
rechtigt zu halten, wenn Ich diese vier braunen Zellen-
Paqnete als Drüsen bezeichne, wofür auch schon Leydig^)
die ganz analogen Organe der Branchipus- Weibchen erklärt
hat. Mit der allmählichen Bildung der Eier in den Eier-
stöcken geht die Entwicklung dieser Zellenhaufen mei^ten-
theils, ich sage m eist en t h eil s, Hand in Hand; naht sich
die Zeit des Uebertritts der reifen Eier aus den Ovarien in
den Eiersack, so erscheinen gewöhnlich die vier Drüsen-
Körper am stärksten braun gefärbt und ihre Zellen mit
braunkörniger Masse überfüllt, so dass der leere Eiersack aus
der sackförmigen dreizipfeligen Erweiterung der allgemeinen
Hautbedeckung braun hindurchschimm ert. Sind die weissgelben
Eier in den Eiersack eingetreten und längere Zeit auf die oben
beschriebene Weise, bis sie sich bräunlich gefärbt, darin umher-
getrieben worden, so lassen die Bewegungen des Eiersacks etwas
nach, wobei die braune Färbung desEiersacks dem unbewafiFueten
Auge fast gänzlich verschwunden erscheint, während, mit der
Lupe betrachtet, die dem Eiersack anhängenden vier Schalen-
drüsen nur mit ganz blassen Umrissen noch erkannt werden«
Es liegt auf der Hand, dass dieses Erbleichen jener vier
Drüsenkörper die Folge der Eischalen-Bildung ist, zu welcher
dieselben ihr Secret als braunen SchalenstofiE überliefert
haben.
Nicht ohne Vorbedacht habe ich vorhin betont, dass
die Entwicklung der Schalendrüsen bei den Artemien meist en-
1) Yergl. Leydig a. a. 0. pag. SOI.
V. Sieböld: Üeher Parthenogenem der Ärtemia aalina. 193
theils mit der EibilduDg in den Ovarien zusammenfaUt,
denn ich habe in jüngster Zeit die sehr auffallende Beobach-
tung zu machen Gelegenheit gehabt, dass zuweilen, während
die Eibildung in den Eierstöcken der Ärtemia sdlina in
vollem Gange ist, die in der Anlage vorhandenen Schalen-
drüsen an diesem Entwicklungsgang der Geschlechtsreife und
Fortpflanzungsfähigkeit nicht den geringsten Antheil nehmen.
Nachdem ich nämlich von der mit dem 16. März aufge-
tretenen parthenogenetischen Generation^) vierzehn geschlechts-
reife Artemien in der mit bezeichneten Wanne isolirt
hatte, ^) bemerkte ich unter denselben ein trächtiges Weib-
chen, welches seit mehreren Tagen noch ganz helle Eier im
Eiersack besass, während in den übrigen gleichzeitig mit
demselben trächtig gewordenen Artemien die Eier in den
Eiersäcken schon längst gebräunt waren. Zugleich fielen
an demselben Artemien- Weibchen die bei den anderen träch-
tigen Weibchen bereits braun gefärbten Schalendrüsen nicht
im geringsten in die Augen. Ich isolirte diese Ärtemia
mit ihren fast farblosen Schalendrüsen am 11. Juni in einer
mit ungekochtem Süsswasserschlamm hergerichteten kleinen
Wanne r und bemerkte am 13. Juni drei muntere ganz
junge Embryone im Wasser der Wanne r umherschwimmen,
welche offenbar die in dieser Wanne isolirt gehaltene Ärtemia
geboren haben musste. Da die übrigen Eier im Eiersacke
derselben Artemie noch immer nicht gebräunt waren, er-
wartete ich von ihr, dass sie noch mehr Junge gebären
würde. Leider wurde diese Erwartung nicht erfüllt, da
diese vivipare Artemie am folgenden Tage mit Tode abgieng.
Um mich von dem Entwicklungszustande der in dieser
abgestorbenen Artemie noch zurückgebliebenen Eier zu über-»
zeugen^ zerriss ich den Eiersacis der Leiche und Hess den
Inhalt desselben herausfallen. Es stellte sich dabei heraus,
1) Siehe oben pag. 184. 2) Ebenda pag. 185.
194 SüMung der nuUh.-phps. Cki$$e vom 7. Jufd 1873.
dass in dem Sacke noch ein todter und zwei lebende Em-
bryone vorhanden waren , deren abgestreifte sehr dünne
wasserhelle Eihäute im zerknitterten Zustande sich zwischen
den übrigen Eiern vorfanden. Ein Paar unverletzte Eier
enthielten innerhalb der zarten Eihaut ebenfalls noch fertig
entwickelte Embryone, die übrigen von einer zarten Eihaut
umgebenen Eier besassen keinen Embryo in ihrem Innereni
sondern Hessen durch Pressen zwischen Glasplatten aus der
zerrissenen Eihaut eine reichliche Dottermasse hervorquellen,
welche aus sehr vielen dicht aneinander klebenden Dotter-
zellen bestand , von denen eine jede zwischen den Dotter-
körnchen einen Kern umschloss, der einem hellen Eiweiss-
tröpfchen ähnlich sah. Woher die farblose homogene und
sehr dünne Eihaut dieser Eier ihren Ursprung nimmt, ist
mir nicht klar geworden, fast möchte ich vermuthen, dass
dieselbe eine Ausscheidung des Dotters und mithin ein Pro-
duct eines begonnenen Entwicklungs - Prozesses des Eies
sein könnte.
Am 13. Juni war mir in Wanne eine andere par-
thenogenetiscli erzogene Artemie aufgefallen, welche schon
seit einigen Tagen ihren Eiersack mit weissgelben Eiern ge-
füllt hatte, ohne dass in Bezug auf Färbung eine Verändernng
an diesen Eiern eintreten wollte. Ich vermuthete, dass auch
diese Artemia sich später als vivipar erweisen würde, und
isolirte dieselbe in einer mit Süsswasserschlamm versehenen
kleinen Wanne S. Meine Erwartungen wurden nicht ge-
täuscht, denn schon am 17. Juni Abends hatte dieselbe das
erste Junge aus ihrem Eiersack entlassen, und am 22. Juni
Morgens fand ich letzteren ganz entleert ; die vivipare Mutter
hatte über Nacht ihre gesammte Brut, zwanzig Junge an
der Zahl, geboren. Von jetzt ab fiengen die bisher ganz
blassen Schalendrüsen dieser Artemie an, sich etwas zu
bräunen, während die Ovarien neue Eibildungen erkennen
Hessen. Am 23. Juni enthielt der Eiersack dieser Artemie
(
V. Sieböld: TJeber Parthenogenesis der Ärtemia salina, 195
rechts und links einen Haufen weissgelber Eier, am 25. Juni
hatten sich diese Eier wirklich vollständig gebräunt, woraus
ich entnehmen musste, dass diese früher vivipar sich fort-
pflanzende Artemie jetzt als ovipar ihr Fortpflanzungsgeschäft
fortsetzen werde.' Dieselbe hatte heute, am 30. Juni diese
braunen Eier noch nicht abgelegt.
Ein drittes parthenogenetisch erzogenes Artemien- Weib-
chen, welches sich zum Fortpflanzungs- Geschäft anschickte
und am 26. Juni zwei weissgelbe Eierhaufen im Eiersack
mit sich herumtrug, während seine Schalendrüsen noch keine
Spur von brauner Färbung verriethen, isolirte ich in einer
anderen mit Süsswasserschlamm versehene und mit t be-
zeichneten kleinen Wanne. Dieselbe zeigte am 30. Juni
weder an den Eiern noch an den Schalendrüsen die ge-
ringste Bräunung, so dass ich auch in diesem Falle glaubte,
eine dritte vivipare Artemie erziehen zu können. Dieses
bestättigte sich, da dieselbe am 3. Juli wirklich ihre ganze
Brut, nämlich 27 Embryone geboren und sich so als vivipar
erwiesen hat. '
Bringe ich nun diese wenigen Beobachtungen, welche
ich über das Lebendiggebären der Artemia salina anzustellen
Gelegenheit hatte, in Verbindung mit dem gleichzeitigen
Vorhandensein einer sehr geringen Entwicklung der Eischalen-
Drüsen wie sie sich bei solchen viviparen Artemien vorfindet,
während bei Oviparen Artemien die Eischalendrüsen stets
strotzend entwickelt sind, so drangt sich mir die Frage
auf, ob nicht durch die grössere oder geringere Thätigkeit
der Eischalendrüsen auf die letzten Stadien der J^ibildung
bei den Artemien einen sehr wichtigen Einfiuss ausübt? Ich
möchte als Antwort auf diese Frage hin jetzt schon folgende
Ansicht aussprechen:
„Das Eierlegen tritt bei Ärtemia salina
nur dann ein, wenn die Eierschalendrüsen sich so
vollkommen entwickelt haben, dass sie die gehörige
[1878,2. Math.-phy8. GL] 13
6 Sittimg der*
Menge gerri
Dur dadurcb
dauerhafte
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versteckt, ja
der Einwiri
Verhältnisse
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za bewahrei
Ist
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zn Stande {
zur Bildung
Die Eier sc
ganz dünnt
EntvrickluDg
auf den Ei-!_
Embryo-Bildung beschleunigen werden."
In welcher Weise die verschiedenen Jahreszeiten, die
ichselnden Witterungs-Yerhältnisse, das bald mehr, bald
ioiger coDcentrirte Salzwasser und die Quantität 'sowie die
lalität der darin sich vorfindende Nahrungsstoffe auf die
irkere oder geringere Entwicklang der Eischalen>Drüsen
iwirken, um ovipare oder vivipare Artemien zu erzengen,
irüber werden noch besondere Experimente und Beobacb-
ngen ÄufschlasB zu geben haben.
München den 3. Juli 1873.
C. T. Sieltold.
Buchner: üeher die Selbstentzündung des Heues, 197
Herr L. A. Buchner hält einen Vortrag:
„Ueber die Selbstentzündung des Heues."
Es war gegen Ende des Jahres 1871, dass die Mög-
lichkeit einer Selbstentzündung des Heues ein Gegenstand
der Berathung im k. Medicinal-Comite der Universität Mün-
chen wurde. Die Veranlassung hiezu gab der Herr Unter-
suchungsrichter eines k. bayerischen Bezirksgerichtes, welcher,
darauf aufmerksam gemacht, dass in Oekonomie-Gebäuden
häufig Brände entstehen, deren Ursache bei dem Mangel
jeden Anhaltspunktes für eine absichtliche oder fahrlässige
Brandstiftung in einer Selbstentzündung des Futters, insbe-
sondere des feucht eingebrachten. Heues oder Grummets
gesucht wird, an das Gomite die Frage richtete, ob feucht
eingebrachtes Futter sich selbst entzünden könne und wenn
ja, welche äusseren, in der Witterung oder in den localen
Verhältnissen liegende Ursachen hinzutreten müssen, um
eine solche Selbstentzündung zu befördern?
Zum Referenten über diese Angelegenheit ernannt, zö-
gerte ich anfangs, die vorgelegte Frage im bejahenden Sinne
zu beantworten, denn ich gestehe, dass ich die Möglichkeit
einer Selbstentzündung des Heues stark bezweifelte. Aber
nachdem ich näher über die Sache nachgedacht und auch
die Meinung mehrerer Chemiker und gebildeter Landwirthe
hierüber vernommen hatte, nahm ich keinen Anstand mehr,
das folgende, vom Medicinal-Comite angenommene Gutachten
zu entwerfen:
„Es ist wohl erwiesen, dass Heu oder Grumüiet (denn
nur von solchem Futter kann hier die Rede sein), wenn es^
13*
198 Sitiung der math.-phj/g. (
was in nasBen Jahrgängen ge
gehörig getrocknet, also za
grösseren Haufen geschichtet
Eiaflnsse der Lnft eine Art
braun wird; ferner ist es Thal
Zersetzung eine bedeutende TA
oft BO viel, dass das Heu zu
fängt und ein in den Haufen ■,
lange zu ertragen vermag.
Wenn nun eine freiwillig
und als Folge derselben eine
lang als wohl konstatirt angei
sich auch denken , dass wei:
Futter enthaltenen Wassers ve
Sauerstoffanziebung und Yerv,
stigen Bedingungen die Hitze l
werden könne. Es lässt sich
wähnter fortschreitender Zerse
kohlang erleide und dass die auf solche Weise gebildete
koblige Masse, ähnlich mancher anderen Eohle, z. B. mancher
Torfkohle oder mit Eohle gemengter Torfasche, oder auch
ähnlich mancher mit feinzertheiltem Schwefelkies gemengter
Steinkohle oder Braunkohle, vermöge grosser Porosität und
eingemengter, zur raschen Saaerstoffanziehung nnd Oxydation
geneigten StofiFe die Eigenschaft eines Pyrophora erhieUe,
bei gehörigem Zutritt von Lnft diese rasch anf ihrer Ober-
fläche in so hohem Grade zu verdichten , dass dadurch die
Masse ins Glühen kommt und verbrennt.
Vom theoretisch-wissenschaftlichen Standpunkt aus er-
scheint es also nicht unmöglich, dass eine Selbstentzündung
des Hettes stattfinde, und es kann daher die darauf gerich-
tete Frage nicht absolut verneint werden. In einem in den
landwirthschaftlichen Mittheilungen, Wocbensdirift des land-
* wirtbech^Uichen Vereins von Oberbayem, Nr. 46, 48 and
Buchner: Ueher die Selbeientstündung des Heues. 109
49 des Jahrganges 1871, veröSentliditen Aufsatze: „lieber
Selbsterhitzung und Selbstentzündang des
Heues'* sind drei Fälle mitgetheilt, welche zum sicheren
Beweise dienen sollen , dass bei Eintritt der Luft Selbst-
entzündung des Heues eintreten könne. Im Falle, dass
diese sehr glaubwürdig geschilderten Fälle wirklich wahr
sind, wäre damit auch praktisch die Möglichkeit einer Er-
hitzung des Heufutters bis zur Selbstentzündung dargethan.
Gleichwohl wird von gelehrten Landwirthen,. z. B. von
Director Wentz in Weihenstephan, die Frage der Selbst-
entzündbarkeit feucht eingebrachten Heues noch immer als
eine offene betrachtet und zwar wohl aus dem Grunde, weil
die Fälle von Heubrand, die man einer Selbstzersetzung
zuschreiben könnte, verhältnissmässig doch nur selten sind
und weil, wenn nicht bei allen, doch bei den meisten die
Möglichkeit, dass die Entzündung durch eine äussere Ver-
anlassung, z. B. durch eine glimmende Gigarre hätte ent-
stehen können, keinesw^s ausgeschlossen ist.
Was die Frage betrifft, welche äusseren, in der Wit-
terung oder in den localen Verhältnissen liegende Ursachen
hinzutreten müssen, um eine Selbstentzündung feucht einge-
brachten Futters zu befördern, so mangelt uns die zu deren
Beantwortung nöthige Erfahrung. Wir bezweifeln, ob die-
selbe von Landwirthen genügend werde beantwortet werden
können, weil unter diesen hierüber von einander abweichende
und sogar entgegengesetzte Ansichten herrschen. Denn,
während die einen behaupten, dass, je fester das Heu ein-
gelagert ist, desto mehr Gefahr zur Selbstentzündung vor-
handen sei, nehmen die anderen das Gegentheil an und
glauben, gerade darin, dass sie das feuchte Futter fest ein-
setzen, ein Mittel zu haben, einer Selbstentzündung vorzu-
beugen. Aber so viel darf als sicher angenommen werden,
dass durch das Aufbewahren feucht eingebrachten Heues in
grossen Haufen oder Massen, bei ungehindertem Luftzutritt,
200 Sitzung der math.-phys. Claase vom 7, Juni 1873.
die freiwillige Zersetzung und Wärmeentwicksung begünstiget
and dadurch die Wahrscheinlichkeit der Selbstentzündung
erhöht werde und folglich, dass durch die Lagerung solchen
Futters im fest eingedrückten oder gepressten Zustande in
nicht zu grossen Haufen bei möglichst gehindertem Luft-
zutritt einer Ueberhitzung und mithin der Gefahr der Selbst-
entzündung vorgebeugt werden könne/'
So weit mein Gutachten. Wie es nun der Zufall
wollte, bot sich im vorigen Jahre Gelegenheit, die von mir
in diesem Gutachten aufgestellte Theorie an einem prac-
tischen Falle zu erproben und ihre Richtigkeit auch experi-
mentell darzuthun.
Auf dem meinem Collegen, Herrn Prof. Heinrich
Ranke, gehörigen, vier Stunden südlich von München gele-
genen Gute Laufzorn bemerkte man am 19. October 1872
Morgens in der westlichen Ecke der grossen, massiv ge-
bauten Scheune einen brenzlichen Geruch. In dieser Scheunen-
abtheilung lagerte, wie uns Herr Prof. Ranke berichtete,
ein Theil des auf dem Gute eingeheimsten Grummets und
zwar in zwei dicht aneinander gelagerten Haufen, wovon
der eine ungefähr 450 und der andere circa 300 Centner
enthielt. Dieses Grummet war sämmtlich in den Tagen
vom 5. bis 10. August bei vortrefflichem Wetter und in
anscheinend gut getrocknetem Zustande eingeerntet worden.
Den ganzen September hindurch hatte sich daran der ge-
wöhnliche stark aromatische Heugeruch bemerkbar gemacht,
der an Intensität zunahm, aber am 17. und 18. October
einem deutlich brenzlichen Gerüche Platz machte.
Dieser brandige Geruch war am 19. October Morgens
so stark geworden, dass der Verwalter des Gutes die Ueber-
zeugung gewann, es habe sich der Stock im Innern entzündet.
Er beschloss sofort, denselben vorsichtigst abräumen und,
falls man auf Feuer kommen sollte, grosse Massen Wassers
darauf giessen zu las^ei). Bei der am Vormittag des
Buchner: Ueber die SdbstenUünäung des Heues, 201
genannten Tages begonnenen Abräumung überzeugte man
sich, dass der Brandgeruch nur von dem grösseren der
beiden Haufen ausging. Dieser Haufen oder Stock war nach
zwei Seiten,, nämlich nach Westen und Süden hin von so-
lidem 2 Fuss dickem Mauerwerk bis zu einer Höhe von
17 Fuss umgeben, während die nach Osten gerichtete Seite
nach der Tenne hin frei lag und die nach Norden gelegene
unmittelbar in den kleinen Haufen überging. Die Dimen-
sionen des grösseren Haufens waren folgende: Höhe 23',
Länge 23', Tiefe 16'.
An den oberen Partien schwitzte das Grummet stark,
so zwar, dass förmliche Tropfen an den Grashalmen hingen.
Die Farbe des ganzen Stockes, so weit man denselben von
Aussen sehen konnte, war schön grün, auch konnte man von
Aussen keine Temperaturerhöhung an demselben wahrnehmen.
Das Abräumen wurde nun so vorgenommen, dass haupt-.
sächlich nach der Seite der Tenne hin das Grummet vor-
sichtig weggenommen und aus der Scheune gefahren wurde.
Von oben wurden nur die schwitzenden Partien bis auf eine
Tiefe von 3 Fuss abgeräumt; als man in dieser Tiefe auf
trockenes und sehr heisses Grummet kam, wurde zunächst
von der Höhe nichts mehr entfernt. Bei dem Abräumen
von der Seite nach der Tenne hin machte sich in einer
Tiefe von ungefähr IV« Fuss, nach dem Centrum des
Stockes hin, zunehmende Wärme bemerkbar. Der Geruch,
welcher bei dieser Arbeit dem Stocke entströmte, war ganz
brenzlich.
Als nun auch von oben kecker abgeräumt wurde, kamen
plötzlich in einer Tiefe von ungefähr 5 Fuss von oben ein-
zelne Funken zum Vorschein. Gleichzeitig bemerkte man
auf einem Wagen, auf welchem die zuletzt abgeräumten
Partien Grummet aus der Scheune gefahren werden sollten,
plötzlich an mehreren Stellen Rauch und Funkensprühen,
SUttmg d» matk.-phjit. Gasse vom 7. Juni 1873.
Es wurde nun der ganze Stock und ebenso der bela-
i Wagen mit Wasser übergössen und das aus der Scfaetme
hrene , tief dunkelbraun geßirbte Grummet auf dem
aboden ausgebreitet.
Das Abraumes konnte von jetzt an, da bei dem Her-
lebmen fast jeder Gabel voll Grummet Glatfa zum Vor-
lin kam, nur unter beständigem Aufgiessen von Wasser
gesetzt werden. Aach war es sehr bsuäg nötbig, das
>n auf Wagen Geladene nochmals mit Wasser zu fiber-
sen , da wiederholt selbst die Bretter des Wagens in
nd geriethen. Ja selbst das auf dem Grasboden Aas-
reitete entzündete sich oftmals von Neuem, so dass hier
i dritten Male gelöscht werden mnsste. Hier im Freien
1 es auch wiederholt za offener Flamme, deren Ent-
IcluDg innerhalb der Scheune wohl durch enei^isohes
lergiessen hiutangehalten wurde. Ferner ist zu erwähnen,
B am folgenden Tage die Grasnarbe überall, wo solches
unmet ausgebreitet worden war, sich vollkommen ver-
nnt zeigte.
Der an der Seite des in Brand gerathenen Stockes be-
lltche kleine Haufen war vollkommen gat erhalten. Um
teren von ersterem zu trennen , wurde zwischen beiden
Ausschnitt von nngefähr 3 Vi Fuss Breite gemacht, bei
eher Arbeit eine so gewaltige Gasausströmung, wahr-
einlich von EohlenoxjdgaB, stattfand, dass es kein Ar-
ter länger als I bis 2 Minuten dabei ausbielt. Die
weiter kamen stets blass und livid mit dem Gefühle
Erstickens und nach Laft schnappend heraus.
Die in Gluth gerathene Masse des Stockes hatte ge-
sermassen den Kern desselben gebildet, sie mochte oben
;a 11 Fuss im Durchmesser betragen haben ond hatte
ih unten bis etwa IVi Fuss vom Boden gereicht, hier
iv hatte sich die Gluth bis auf einen Durchmesser von
ca 4 bis 5 Fuss Teijüngt. Nach rückwärts, gegen die
Btichner: Ueber die 84bstentsiii»hdung des Heues. 203
Rückmauer der Scheune liin, reichte die Gluth bis beiläufig
iVj Fuss vom Mauerwerk.
Mit dieser interessanten Schilderung einer wirklich
stattgefundenen Selbstentzündung von Heu brachte mir Herr
Prof. Ranke auch eine Probe der auf die beschriebene
Weise gebildeten Heu- resp. Grummetkohle, womit ich ge-
meinschaftlich mit ihm einige Versuche anstellte.
An dieser Probe konnte ich mich überzeugen, dass der
Zustand des so verkohlten Grummets ganz der einer noch
nicht vollkommen ausgeglühten vegetabilischen Kohle war.
Es war braunschwarz und man konnte daran noch jedes
Grasblättchen, jede Blüthe in ihrer Form deutlich erkennen.
Beim Zerreiben dieser Graskohle auf weissem Papier wurde
dieses geschwärzt.
|m vollkommen erkalteten Zustande zeigte diese Kohle,
was kaum erwähnt zu werden braucht, keine pyrophoren
Eigenschaften. Beim Erhitzen entwickelten sich daraus noch
grosse Mengen empyreumatischer Dämpfe nebst Wasserdampf.
Eine Portion der Kohle wurde in einem Kölbchen zwi-
schen glühenden Holzkohlen so lange erhitzt, bis sich keine
Dämpfe mehr bildeten, worauf sie nach einigem Abkühlen
noch heiss auf Papier geschüttet wurde. Hier bei vollem
Luftzutritt erkaltete sie rasch vollends und liess durchaus
keine pyropUoren Eigenschaften erkennen.
Es wurde nun der Versuch dahin abgeändert, dass man
die Grummetkohle nur so weit erhitzte, dass das Kölbchen
am Boden zwar schwach rothglühend wurde, dass aber die
Entwicklung brenzlicher Dämpfe noch nicht ganz aufgehört
hatte, als man das Kölbchen aus dem Feuer nahm, um
nach einigen Momenten der Abkühlung dessen Inhalt zu
einem Häufchen auszuschütten und dem vollen Luftzutritt
preiszugeben.
An die Luft gebracht,^ kühlte sich die Kohle rasch noch
80 weit ab, dass man sie ganz gut zwischen den Fingern
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Buchner: Ueher die Selbstenteünänng des Heues. 205
Fälle von Selbstentzündang auf einander gehäufter, mit Oel
getränkter wollener Lappen erinnert.
Von besonderem Interesse ist auch die von Herrn Pro-
fessor Ranke versuchte Bestimmung der Temperatur, bei
welcher normales Grummet in einen ähnlichen Zustand von
Verkohlung übergeführt wird, wie derselbe sich bei der
Verkohlung in Laufzorn ergeben hatte. Beim Erhitzen
einer kleinen Menge Grummet in einer in das Oelbad ge-
setzten Probirröhre zeigte sich bald, dass die fragliche
Temperatur so hoch liegt, dass sie nicht mit Sicherheit mit
dem Quecksilber-Thermometer gemessen werden kann. Es
wurden daher die Schmelzpunkte von Zinn und Blei zur
näheren Temperaturbestimmung benutzt und gefunden, dass
sich im Oelbade aus grünem Grummet Kohle bildet bei
einer Temperatur , welche über dem Schmelzpunkte des
Zinnes und unter dem Schmelzpunkte des Bleies liegt. Da
der Schmelzpunkt des Zinnes bei 228^ und der des Bleies
bei 335® C. ist, so liegt die Temperatur, bei welcher das
Grummet in Kohle verwandelt wird, zwischen 228 und 335^0.
Endlich versuchte Herr Prof. Ranke noch, ob auch
auf künstlichem Wege hergestellte Grummetkohle pyrophore
Eigenschaften besitze. Zu diesem Zwecke erhitzte er eine
kleine Partie grünen Grummets in einem Bechergläschen so
lange im Oelbade, hh es in Kohle verwandelt war, worauf
es in Form eines Häufchens auf den Tisch geschüttet wurde.
Nach wenigen Minuten hatte es sich von selbst entzündet.
Durch die beschriebenen Versuche ist der wissenschaft-
liche Beweis hinlänglich geliefert, dass der Grummetkohle
pyrophore Eigenschaften zukommen, mittelst deren eine
Selbstentzündung derselben unter geeigneten Verhältnissen
naturnothwendig eintritt. Freilich ist damit nur die That-
sache erklärt, dass Heu- oder Grummetkohle sich entzünden
kann, aber die Untersuchung der näheren Vorgänge der
Umsetzung, vermittelst deren die Temperatur in einem Heu«
206 SitMung der math.-phys. Claase vom 7. Juni 1873.
oder Grammethaufen so gesteigert werden kann, dass es
zur Bildung von Kohle kommt, muss weiteren Untersuchungen
Yorbehalten bleiben.
Mit Recht hält Herr Prof. Bänke das Moment von
grösster Wichtigkeit, dass im Innern eines grossen Haufen
Grummets von der durch chemische Umsetzung seiner Be-
standtheile frei werdenden Wärme fast nichts verloren geht.
Heu oder Grummet ist ein so schlechter Wärmeleiter, dass
der im Innern verkohlte Haufen in Laufzorn aussen die
normale grüne Farbe des Grummets und keine wahrnehm-
bare Temperaturerhöhung gezeigt hatte.
Da das Experiment bewiesen hat, dass zur Bildung
von Grummetkohle eine Temperatur von beiläufig 300 ^ G.
nöthig ist, so lässt sich annehmen, dass die Temperatur im
Innern des Grummethaufens, in welchem f actisch solche
Kohle entstand, nicht weniger als ungefähr 300^ G. be-
tragen habe.
Diese hohe Temperatur im Innern des Haufens, deren
Entstehungsbeginn offenbar in Gährungsvorgängen und deren
weitere Steigerung in fortschreitender chemischer Umsetzung
der Bestandtheile des Grummets begründet ist, wird, wie
Herr Prof. Bänke richtig bemerkt, nur verständlich, wenn
man im Auge behält, ein wie ungemein schlechter Wärme-
leiter dicht aufgehäuftes Heu oder Grummet ist, und wenn
man bedenkt, dass in Folge der ausserordentlich schlechten
Wärmeleitung im Inneren eines solchen Haufens fast sämmt-
liche durch die Zersetzung frei werdende Wärme sich an-
häuft, dass immer nur Wärme zugeführt, kaum irgend weldie
abgeleitet wird.
Bei Betrachtung der Ursachen von Eohlebildung durch
spontane Zersetzung von Heu oder Grummet wird man un-
willkürlich an die Bildung der Steinkohlen erinnert. Der-
selbe Process, welcher in einem Heu- oder Grummethaufen
v(Hr unseren Augen zur Bildung wirklicher Kohle führt,
Seidel: Ueber einen heliographischen Apparat 207
dürfte, um eine Aenssenmg Ranke's wiederzugeben, wohl
anch bei der Entstehung der Steinkohlen-Flöze in der Ur-
geschichte unseres Planeten mitwirkend gewesen sein.
Herr Seidel
zeigt die in der optisch - astronomischen Werkstätte
von C. A. Steinheil Söhnen soeben vollendeten optischen
Bestandtheile (Objectiv und Vergrösserungs - Apparat)
des Apparates neuer Construption von Dr. Adolph Steinbeil
vor, welcher von einer Reichs-Gonimission in zwei Exem-
plaren bestellt und zunächst bestimmt ist, zur photographi-
schen Aufiiahme des Vorübergangs der Venus vor der Sonne
im December 1874 zu dienen, -^ und begleitet diese Vor-
zeigung mit einigen Erläuterungen.
Das Objectiv des Apparates, bestehend aus zwei von
einander beträchtlich entfernten, gegen ihre Mitte vollkommen
symmetrisch angeordneten, für die chemisch wirksamsten
Strahlen achromatischen Paaren von zusammen gekitteten
Linsen, ist verschieden von demjenigen, über welches in der
Sitzung vom 2. März 1872 von mir referirt würde. In
Folge der in dem damaligen Vortrage von mir angestellten
Vergleichung der theoretischen Leistung jenes Objectives mit
der des auf gleiche Oeffnung redudrten Fraunhofer'schen
schien es nämlich Dr. Ad. Steinheil so wie mir, dass die
Vorzüge, welche die gewählte Constrüction vor der FratÄ-
hofer'schen in Folge des Aufwandes von mehr Linseu hatte
erreichen lassen, und welche wesentlich den von de^ opti-
schen Axe entfernteren Theilen des Bildes zu Gute kommet.
208 SiUfung der math.-phys. Glosse vom 7. Juni 1873.
in dem beBchränkten Umfang des Gesichtsfeldes, welches
für den nächsten Zweck des Apparates in Ansprach ge-
nommen wird, noch nicht in einem jenem Mehraufwand von
Mitteln entsprechenden Verhältniss sich geltend machten.
In Folge dieser Anschauung hat Dr. Steinheil , obgleich
schon ein Exemplar des Objectiyes ausgeführt war, und
obgleich er bei dieser Aufgabe nur mit sich selbst concurrirte,
die sehr grosse Mühe nicht gescheut, durch ganz neue Be-
rechnungen (bei welchen abermals auch die ausser der Axen-
Ebene gelegenen Strahlen nach meinen Formeln mit berück-
sichtigt worden sind) ein solches Objectiv auszufinden, bei
welchem die Verbesserung des Bildes mehr concentrirt der
nähern Umgebung der Axe zugewendet wird. Hierdurch ist
für die Darstellung eines Gesichtsfeldes von der Grösse, wie*
die Abbildung des Venus - Durchganges es erfordern wird,
noch sehr wesentlich gewonnen worden, und es scheint die
neue Gombination auch für das Fernrohr - Objectiv einen
Fortschritt der Optik gegenüber der Fraunhofer'schen zu
bezeichnen. Die Distanz der beiden Gläserpaare voneinander
ist zu diesem Zwecke mit in Anspruch genommen; wie denn
schon früher theoretisch gezeigt worden ist, dass durch
blose Verfügung über die Krümmungsradien sich sehr nahe
liegender brechender Flächen das optische Bild nicht zur
grössten Schärfe gebracht werden kann.^)
Der zugehörige und gleichzeitig vorgezeigte Apparat, durch
welchen 'das vom Objective erzeugte und etwa 8 Linien grosse
Sonnenbild auf einen Durchmesser von vier Zoll vergrössert
werden soll, ist (bei grösseren Dimensionen) sehr ähnlich
den bekannten Steinheil'schen Loupen construirt, aber eben-
falls nach den speciellen Anforderungen der Aufgabe neu
berechnet, und zwar, um mehr Bedingungen erfüllen zu
1) Yergl. meinen AufBatz in Nr. 1029 der A^tron. Nachrichten
pag, 880.
Seidel: üeher einen heliographischen Apparat 209
können, mit Verzicht auf die Symmetrie, welche die drei
verkitteten Linsen dieser Loupen nach beiden Seiten dar-
bieten. Bei der Kürze der Zeit zwischen der definitiven
Bestellung und dem bereits drängenden Termine der Ab-
lieferung ist es zwar unmöglich gewesen, auch in Bezug auf
diesen Vergrösserungs- Apparat so vielseitig die verschiedenen
möglichen Anordnungen rechnerisch durchzuarbeiten, wie es
für das Objectiv geschehen ist ; man darf aber "nach der
auch auf ihn verwendeten Sorgfalt mit allem Grund hoffen,
dass der neue Apparat dem optischen Rufe Münchens und
der Anstalt, aus welcher er hervorgeht, Ehre machen und
der Wissenschaft erspriessliche Dienste leisten werde.
Der Berichterstatter glaubt aussprechen zu können, dass
noch keine optische Gonstruction auf so umfassende rech-
nerische Arbeiten gegründet worden ist, wie die des vorge-
zeigten Heliographen-Apparates.
210 Sitmng der matk^hya. Crosse wm 7, Juni 1873.
Herr Erlenmeyer trag vor:
„Ueber die Bestandtheile des Arnicawassers
und des ätherischen Arnicaöls."
Anfangs der sechziger Jahre hat sich 0. F. Walz ^)
mit der chemischen Untersuchung der Arnica montana be-
schäftigt. Aus der Wurzel dieser Pflanze gewann er durch
Destillation mit Wasser ein wässriges sauer reagirendes
Destillat und ein ätherisches Oel. Nach den von ihm an-
gestellten Untersuchungen der genannten Flüssigkeiten kam
er zu dem Schluss, dass die saure Reaction des wässrigen
Destillats von Gapron- und Gaprylsäure herrühre, und dass
das ätherische Oel der Hauptsache nach aus Gäpronsäure-
Gaproylester Gis Ht4 O2 bestehe.
Da es nun von höchstem Interesse ist, die Gonstitution
des Alkohols und der Säure, welche sich aus einem solchen
Naturproduct abscheiden lassen, näher kennen zu lernen,
veranlasste ich Herrn Sigel aus Stuttgart das Wasser und
ätherische Oel der Arnicawurzel einer neuen und genaueren
Untersuchung zu unterwerfen. Es stellten sich dabei aber,
nach den Angaben von Walz kaum zu erwartende, von den
seinigen total verschiedene Resultate heraus.
Zur Darstellung der Untersuchungsobjecte wurde gröb-
lich gepulverte Arnicawurzel mit Wasserdampf destillirt.
Es wurde so ein sauer^ reagirendes Wasser und ein neutral
reagirendes Oel erhalten. Das letztere stimmte in seinen
1) N. Jahrb, d. Pharmac. 16. 829.
ErUfmeyer: Ueher die Sestandtheüe des Ämicawassers etc. 211
Eigenschaften und in seiner Zusammenaetzung ganz mit dem
Oel überein, das Walz anter den Händen gehabt hat. Diese
Uebereinstimmung konnte mit der grösstmöglichen Bestimmt-
heit experimentel constatirt werden, da ich noch etwa
30 grm. von dem Oel besass, welches Walz selbst darge-
stellt hat.
Ich will mich darauf beschränken nur ganz kurz die
Resultate anzugeben, welche Herr Sigel bei seiner Unter-
suchung erhalten hat, da die Details der Arbeit an einem
anderen Orte publicirt werden sollen.
In dem sauren Arnicawasser ist weder Gapronsäure
noch Gaprylsäure enthalten, sondern neben einer sehr ge-
ringen Menge von Ameisensäure und einer kohlenstofireicheren
Säure, die wahrscheinlich Angelicasäure ist, findet sich darin
hauptsächlich Isobuttersäure. ^)
Diese Säure scheint übrigens in der Arnicawurzel ur-
sprünglich nicht frei vorzukommen, sondern ein Zersetzungs-
product eines in dem ätherischen Oel enthaltenen Isobutter-
säureesters zu sein. Bei der Untersuchung des vollkommen
neutral reagirenden Arnicaöls ergab sich nämlich, dass sich
durch Yerseifung mit weingeistigem Kali Isobuttersäure ab-
scheiden lässt, die, soweit sich diess bis jetzt feststellen
liess, mit einem dem Phlorol gleichzusammengesetzten Phenol
esterificirt ist.
Die Hauptmasse des Arnicaöls besteht aus dem Dimethyl-
äther des Thymohydrochinons. Dieses letztere lässt sich
sehr leicht gewinnen, wenn man den bei der Verseifiing mit
weingeistigem Kali unangegriffen gebliebenen Theil, nach-
2) Da diess der zweite Fall des Yorkc^inens von Isobutter-
sanre in der Natur ist, welchen wir hier nachgewiesen haben, so
bin ich geneigt zu glauben, dass noch manche andere in der Natur
vorkommende Buttersäure als Isobuttersäure erkannt werden wird.
[1873. 2. MatL-phys. Cl.] 14
Vogd: Verhä^iss der Oamphengruppe min PfiUng^ 213
Herr Vogel trägt yor:
„Ueber das Verhältniss der Camphen*
gruppe zum Pflanzenleben/*
Die kleine Arbeit, deren Resultate ich der Classe vor«
zulegen mich beehre, ist durch eine Bemerkung Runge's
veranlasst. Derselbe sagt ^): „Uebertrieben scheint es mir
Ton einem englischen Chemiker, der die Wunderkräfte des
schwefelsauren Ammoniak auf die Vegetation damit beweisen
will, dass abgeschnittene Blumen, die verwelkt und dem
Absterben nahe sind , in einer Auflösung von 1 : 1000
schnell wieder zu Kräften kommen. Wenigstens beweist
diess nichts für die ernährende oder düngende Eraft dieses
Salzes, da Campher dieselbe Wirkung hat/* Diese
Bemerkung über die eigenthümliche Wirksamkeit des
Camphers auf verwelkte Pflanzen hatte schon längst meine
Aufmerksamkeit erregt und zugleich den Wunsch, die Quelle,
aus welcher Runge sie geschöpft, aufzufinden. Runge's Grund*
riss der Chemie hat bekanntlich gar keine Citate; wenn
diess nun für ein Werk, welches in der Form rein populärer
Leistung auftritt, selbstverständlich nicht als Mangel betrachtet
werden darf, so ist es doch insofern zu bedauern, als Runge
mit Vorliebe gerade unbekannte und so zu sagen vergessene
chemische Arbeiten früherer Zeit durchforscht und es ver*
standen hat, Goldkörner aus werthlosem Sande herauszu-
holen und aufzuspeichern. Ich verdanke Herrn Dr. L. Raab
die Mittheilung, dass die Runge'sche Notiz der Abhandlung
1) Grondrits der Chemie I. 235.
14*
Vogel: Verhäiinisa der Camphengruppe zum Pflanzenleben. 215
angeführte Bemerkung Runge's gänzlich der Vergessenheit
anheimgefallen.
Wir haben es der Mühe werth gehalten, die Barton'schen
Versuche wieder aufzunehmen, welche auch in theoretischer
Beziehung nicht ohne Interesse sind. Es kann natürlich
von einer ernährenden oder düngenden Kraft, wie man diess
dem schwefelsauern Ammoniak in sehr yerdünntor Lösung
auf yerwelkende Blumen zuschreibt, beim Campher nicht
entfernt die Bede seyn. In diesem Falle müsste ausschliess-
lich eine reizende Kraft in Betracht kommen.
Zu den Versuchen wurde durch Verreiben vonCampher
mit Wasser und unter wiederholtem Schütteln Oampher-
pulver in einer Flasche mit destillirtem Wasser eine gleich-
massige Lösung von Gampher in Wasser dargestellt. Nach
mehreren auf meine Veranlassung von G. Bernhart angestellten
Versuchen steht die Löslichkeit des Gamphers in destillirtem
Wasser im Verhältniss von 1 : 1026. Die Flüssigkeit ist
theils filtrirt, theils unfiltrirt zu den Versuchen verwendet
worden.
Der zuerst angestellte Versuch war einer der gelungensten.
Zwei ganz gleich grosse und im gleichen Zustande der
Entwicklung befindliche Zweige blühenden Hollers (Syringa)
worden der eine in gewöhnliches Brunnenwasser, der andere
in Gampherwasser gebracht. Alsbald ergaben sich wesent-
liche Unterschiede. Nach 12 Stunden war der im reinen
Wasser stehende Zweig dem Verwelken nahe, der Zweig
abwärts geneigt, — der andere im Gampherwasser befind-
liche Zweig dagegen aufrechtstehend, ohne Zeichen des
Verwelkens, einige Knospen hatten sich sogar zu Blüthen
entwickelt. Erst nach drei Tagen begann auch dieser Zweig
zu verwelken.
In einem anderen Versuche war ein blühender Syringa-
zweig, welcher schon dem völligen Absterben nahestand, in
Ghampherwasser eingesetzt worden; es trat alsbald eine
\r
216 8U9ung der math.-phye. CUu$€ wm 5. Juli t673.
unverkennbare Erholung, eine deutlich sichtbare Erhebung
des Zweiges ein, welche einige Zeit andauerte. Die öftere
Wiederholung des Versuches mit Syringazweigen zeigte
dasselbe Resultat wenn schon hin und wieder mit weniger
auffallend eintretender fielebung.
Von weniger auffallender Wirkung zeigte sich da»
Gampherwasser auf Weinreben , fast ohne allen Einfluss auf
Lambertus nigra.
Raab h^ eine grössere Versuchsreihe mit Frühlings-
blumen auf ihr Verhältniss zu Campherwasser angestellt;
die Resultate entsprechen im Allgemeinen, jedoch nicht ohne
einige Ausnahmen den Angaben Barton's; ausserdem glaubte
er bei solchen Blüthen, denen ein besonderer Wohlgeruch
zukömmt, im Gampherwasser eine etwas stärkere Entwick-
lung desselben, als im gewöhnlichen Wasser wahrgenommen
zu haben. Immerhin geht schon aus unseren bisherigen
Versuchen hervor, dass die Wirkung des Gamphers keines-
wegs für alle Vegetabilien eine gleichregelmässige sei und
daher auch der Gampher für die Wiederbelebung welkender
abgeschnittener Pflanzentheile zur Erhaltung ihrer „Existenz
und Schönheit^S wie Barton angibt, wohl nicht von ganz
allgemeiner Bedeutung sein dürfte.
Nachdem durch die bisher mitgetheilten Versuche die
Wirkung des Gampherwassers auf abgeschnittene Zweige
lebender vollkommen entwickelter Pflanzen wenigstens für
einzelne Species constatirt war, musste der Gedanke nahe
liegen, dass der Gampher auch auf den Keim vor gang der
Samen irgendwelchen Einfluss ausüben müsse. Zu den Ver-
suchen mit Gampherwasser in dieser Richtung sind ausser
Lepidium sativum die Samen verschiedener Pflanzen —
sowohl Gultur- als Luxusgewächse — und zwar meistens
älterer Jahrgänge, soweit solche eben zu Gebote standen,
verwendet worden. Wir haben absichtlich Samen älterer
Jahrgänge ZU den folgenden Versuchen vorzi^weise in
Vogel i YerhatnU» der Camphent/ruppe mm J^tanxenhben, 217
Anwendong gebracht, da in der Begel die Keimkraft älterer
Samen doch geschwächt erscheint im Vergleiche zar Keim*
kraft frischer Samen; dagegen ist es allerdings bekaunt,
daes man von einigen Gewächsen ältere Samen den jüageren
vorzuziehen pflegt. Die eingehende Erforschung der Faktoren,
welche rücksicbtlicb der längeren oder kürzeren Erha""""
der Keimkraft verschiedener Samen in Betracht kou
bedarf wie es scheinen dürfte, noch einer weiteren ei
mentellen Bearbeitung; im al^emeinen kann nach
bi^erigen £rfahrnngen und Beobachtungen als ziei
sicher angenommen wurde^ dass gerbstoffhaltige und ölr
Samen ihre Keimkraft ungleich schneller verlieren,
amylonhaltige , doch auch hier ist der Unterschied bei
verschiedenen Pflanzen ein bedeutender.
Die Ausfilbrung der Keimversuche geschab in
bekannten Art, dass die Samen auf einer mit benet
grauen Fliesspapier bedeckten Porcellanplatte ausgebi
mit einem zweiten nassen Papiere überdeckt wurden.
Vergleiche standen in allen Fällen die mit gewöhnlii
Wasser and mit Campherwasser behandelten Samen i
ganz übereinstimmenden Verhältnissen der Temperatur
des Luftzutrittes nebeneinander,
Za den ersten Beobachtungen war im Anschlussi
an meine früheren Versuche in dieser Hinsicht Lepii
sativum und zwar Samen vom Jahrgange 1869 und
gewählt worden. Die volle Keimkraftdauer des Lepii
satirum beträgt bekanntlich 3 Jahre. Beide Samen ze:
mit gewöhnlichem Wasser behandelt eine sehr unvollkomn
verzögerte Keimnng, während die mit Campherwasser bene
Samen sehr bald und zwar die Samen vom Jahrgang :
nach 24 Stunden, die Samen vom Jahrgang 1871
7 Stunden gekeimt hatten. Eine ähnliche Beschleunij
des Keimvorganges ist schon früher bei Behandlung
Samen mit Chlor und Jod beobachtet worden.
aitmmt der maät.-phi/: OIomm wm 6. /«K 1873.
er giioBtige Erfolg dieses Torlänfigen Vennches ver-
e nns, die Beobachtungen noch auf eine fernere Reihe
r Sämereyen anszudehDen.
in weiterer Versnob wurde mit Terechiedenea Artai
iphanns bsUtus major ausgeführt und zwar mit Samen
ftbrgange 1866. Da die Eeimkraftdaner dieses Samens
ittich 3 Jahre, höchstens 4 Jahre beträgt , so hätte
issaat dieser Samenexemplare im Gartenlande jeden-
Is eine Tergebliche betrachtet werden müssen. Gleidi-
keimten diese Samen mit Campberwasser behandelt
nach 4 Tagen, somit am einige Tage früher, als der
I Samen unter sonst günstigen Umständen.
von Pisum sativum vom Jahrgange 1866 zeigten
Behandlung mit Campherwasser schon nach 40 Stunden
rscheinungen des EeimTOrganges. Abgesehen davon,
Isum sativum auch unter den günstigsten Verhältnissen
Eioh & bis 6 Tagen zu keimen beginnt , beträgt die
aaer dieses Samens zwei, höchstens drei Jahre, so dass
amen vom Jahrgange 1865 nicht mehr mit Vortheü
OBsast hätten verwendet werden können.
Ibenso rasch keimte Samen von Cucnmis satdva unter
Einwirkung von Campherwasser. Sei gewöhnlichem
e dieser Samensorten im fruchtbaren Gartenlande hatte
Qer sehr grossen Samenmenge kein einziges Eorn Bn<Ji
!ie leiseste Eeimbewegung nach längerer Zeit wahr-
m lassen. Dieses Betspiel ist somit ein besonds«
ender Beweis iiir die eigen thümli che Wirkung des
lers auf Belebung und Wiederbelebung der Eeimkraft
r SamengattuDgen.
line Phaseolusart , welche unter den günstigsten Ver-
isen erst nach 8 bis 9 Tagen zu keimen begonnen
keimte nnter der BehandluDg mit UampherwasBer
am dritten Tage.
Vogd: Verhälit^iaa der Oamphenffruppe gum PftarumUbm, 219
Von Blamensamen wurden nachfolgende in ihrem Ver-
halten zu Campherwasser ontersucht: Schizanthas pinnatus
vom Jahrgänge 1869, Maurandia Barklegana, Gereopsis,
Ipomopsis, Senecio elegans vom Jahrgange 1860, Silene
pendula, Silene amoena vom Jahrgange 1867, Basilicum,
Myosotis alpestris vom Jahrgange 1866, Asterarten vom
Jahrgange 1868, Gelosia crystata yom Jahrgange 1867.
Bei sämmtlichen hier angeführten zum Versuche ver»
wendeten Samen war eine bedeutende Einwirkung des
Camphers auf Keimkraft und Keimzeit unverkennbar.
Zur leichteren Uebersicht der erzielten Resultate folgt
hier eine Zusammenstellung der in den bisherigen Versuchen
in ihrem Verhalten zum Gampher geprüften Samengattungen.
Jahrgang.
Keimkraft-
dauer.
Mit Cam-
pher Keim,
nach:
Eeimzeit.
1 Lepidiam satiYiim.
1869
8 Jahre.
248tdn.
3 Jt 9t
1871
n n
rStdn.
8 Baphanus saüviis major.
1866
»1 >i
iXagren.
4 Pisam Bativum.
1865
2-8 Jahre.
40Stdn.
6 Tage.
5 GacamiB sativa.
Eeimunf.
40 „
6 Phaaeolas.
8 Tagen.
9 Tage.
7 Schizanthas pinnatus.
1869
8 «
%
8 Maurandia Barklegana.
8 „
9 Coreopsis.
2-3 Jahre.
8 „
10 Tage.
10 Ipomopsis elegans.
1869
10 „
11 Senecio elegans.
1869
8 Jahre.
8 „
12 Silene pendula.
i "
13 Iberis nmbellata.
6 „
14 Silene amoena.
1869
6 „
15 Basilicum.
6 „
16 Myosotis-palustris.
1866
'
10 „
17 Aster.
1868
1 Jahr.
6 „
12 Tage.
18 Gelosia crystata.
1867 •
8 Jahre.
* ,.
Es ist hier der Ort noch einer Beobachtung zu erwähnen,
welche nach meinem Dafürbalten von einigem Interesse zu
sein scheint. Dr. Raab hat nämh'ch von mehreren der mit
Campher behandelten und zur Eeimentwickelung gebrachten
Samen auch die weiteren VegetatioDsperioden zu verfolgen
320 mtmg dar matlt,-ph3a. Ctatie vom 5. JM 1873.
Oelegeoheit genommeD. Mehrere dieser anter Einwirkung
des Camphers eDtwickolten Samen wurden m geetgnetea
Erdreich gebracht und deren weitere Vegetationspro^esse
abgewartet. Meikwärdig genug waren auch in der Folge
noch deutliche Spuren der vorhergegangenen Beliandlung
mit CampherwassBr sichtbar ; die jungen Pflanzen zeichneten
sich durch besondere Lebenskräftigkeit and Frische, sowie
'durch du dankleres Grün vor anderen ans. Ich weiss nicht,
ob etwas Aehnltcbes bei Samen, die mit Chlor, Jod a. dg).
behandelt worden, stattfindet; eine Angabe hierüber habe
her noch nicht auffinden könuen.
lese Versuche dürften vorlänfig genügen, um durch
esnitate zu zeigen, dass wir im Gampher doch wohl
rt von Stimulans fiir die Vegetation besitzen, indem
Substanz im Stande ist, sowohl die Keimkraft zu
1, als die Eeimzeit zu beschleunigen.
adlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass die günstige
üg des Camphers auf die Keimkraft der Samen nicht
ahne alle Ausnahme zu sein scheint. So hat z. B.
anderen ein Versuch mit Kleesamen sogar der Ver-
lg Raum gegeben , dass hier die Anwendung von
er anter Umständen eine na^theih'ge sein könne.
leesamen in Gartenerde mit gewöhnlichem Wasser
itet hatten schon nach 24 Stunden gekeimt. Dieselben
in die nämliche Gartenerde gelegt, nachdem letztere mit
Campherpulver vermengt worden, zeigten anch cadi
)r Zeit durchaus keine Erscheinungen des Keimens.
wohl möglich, dass die Beimischung des Campher-
I zur Gartenerde — sie schien dem Augenmasse nach,
' Zusatz nicht dem Gewichte nach bestimmt wurde,
iring — doch immerhin zu bedeutend war im Vergleiche
handlang der Samen mit einer Lösung von Gampher;
ils dürfte nach dem mitgetheilten Versuche eine
Vogel: Verhälinisa der Camphengruppe Mum Tfia/ngenlebm. 221
Beificksichtigang der quantitativen Verhältnisse aach hier
empfehlenswerth erscheinen.
Gewiss wäre es von Interesse gewesen, auch eine Reihe
anderer Substanzen, welche dem Campher ihrer Natur und
Zusammensetzung nach nahestehen, in ihrem Verhalten zum
Pflanzenleben und ganz besonders zur Keimung in das
Bereich der Untersuchung zu ziehen. Indem wir uns eine
ausführliche Versuchsreihe über diesen Gegenstand für die
Folge vorbehalten, mag hier nur vorläufig einiger Versuche
Erwähnung geschehen, welche in dieser Hinsicht mit Terpen-
tinöl 'angestellt worden sind. Aehnlich dem Campher gilt
das Terpentinöl innerlich genommen für das animalische
Leben als Beizmittel. Ob und in wiefern diese reizende
Eigenschaft des Terpentinöles auch für das Pflanzenleben
Geltung habe, -^ diese Frage, obwohl ihre Entschei-
dung a priori schon nahe liegt , konnte selbstverständlich
nur durch einen direkten Versuch der Beantwortung zugeführt
werden.
Die terpentinölhaltige Flüssigkeit, welche wir zu den
folgenden Versuchen verwendet haben, ist in der Art her-
gestellt worden , dass man in einer Flasche von weissem
Glase gewöhnliches Brunnenwasser mit etwas Terpentinöl
eine Zeitlang unter öfterem Umschütteln stehen liess und
dann filtrirte. Das Filtrat war vollständig klar, besass aber
den starken Geruch, sowie den brennenden Geschmack des
Terpentinöles, ein zweifelloser Beweis, dass sich Terpentinöl
im Wasser gelöst haben muss. Diess widerspricht der AngiEibe
mehrerer Lehr- und Handbücher, nach welcher das Terpen-
tinöl als unlöslich in Wasser bezeichnet wird. Bekanntlich
sind aber doch die meisten ätherischen Oele nicht vollkommen
unlöslich in Wasser; hiefür spricht schon der Geruch und
Geschmack *der verschiedenen aromatischen Wasser, welche
ja nichts anderes sind, als die allerdings sehr verdünnten
Lösungen ätherischer Oele in Wasser, und vor Allem das
!2 Sitgmg dar tiuUh.^)
•■"rem Falle am nächete
]6 durch Anrühren det
Theergeruch aiininiiiit
aoche angewendet wiri:
Die oben beschriebene
achLakmaspapier; die
iicht bedingt durch bei
i\\ erzengte Ameiseoe
at *) bekannt; eia glai
ireiben za müsBen. Ii
.6 der Angabe Lecana'
Bemerkang: „übrigens
dem im Oele gebild<
« die Eigemchaft habt
Bringt man in den Hs
jenuBch von Wasser
len Streifen eines mit
»res, 80 tritt nach eini)
jlben ein, die namet
ler besonders deutlich
tz von etwas Jodkalta
rigen Lösang des T
nnte Reaktion ein, w
argeht. Mit der wSssi
I Reaktionen nicht
Die filtrirte wässerige
r Weise wie das Cam[:
BS verwendet. Als allg«
durch die wässrige
bleonigong desKeimvoi
um vom Jahrgänge 18
ndelt nach 24 Stunden
.) A TogeL Lehrbnoli de
Vogd: VerhäUnisa der Camphengruppe eum Pflaneenleben. 223
Jahrgang 1871 keimte nach 12 Stunden. Ebenso begann
das Keimen der Samen von Gelosia crystata sehr rasch, schon
nach 2 Tagen, auch bei Cucumis und Pisum war eine wesent-
liche Förderung des Eeimvorgangs durch Terpentinöllösung
bemerkbar. Allein so unzweifelhaft die fördernde Wirkung
auf den Eeimvorgang hervorgetreten war, ebenso deutlich
zeigte sich eine offenbar schädliche Wirkung der Terpentin-
öllösung auf die weitere Entwickelung der Pflanzen. Schon
nach wenigen Tagen sistirten die Fortschritte des schnell
entwickelten Samens und es zeigte sich eine rasch um sich
greifende Verderbniss. Wir haben somit einen wese'ntlichen
Unterschied von der Wirkungsweise des Gamphers, welcher
wie gezeigt auch auf die fernere Entwickelung der Pflanze
eine entschieden günstige Wirkung äusserte. Es muss durch
fortgesetzte Versuche dargethan werden, ob vielleicht das
vorhandene Ozon anfangs das Keimen zwar befördert, in der
Folge aber das Terpentinöl oder die sich bildende geringe
Menge von Ameisensäure die vegetabile Lebensthätigkeit
zerstöre.
Nach den hier mitgetheilten Resultaten erscheint die
Einreihung des Gamphers und verwandter Substanzen in
in die Klasse der sogenannten Samenbeizmittel als berechtigt.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass der Gampher, in richtiger
Weise angewendet, eine stimulirende Wirkung auf eine
grosse Anzahl von Samengattungen auszuüben im Stande
sey. Allein der Modus der Einwirkung in diesem Falle ist
allerdings ein ganz anderer, als solcher von den gewöhnlich
im Gebrauche stehenden Samenbeizmitteln angenommen zu
werden pflegt. Wir wissen, dass Samenbeizmittel in der
Regel Substanzen sind, welche entweder als schwache Säuren
oder schwache Alkalien wirken ^). In diesem Sinne wirken
1) £. Wolff* Die natorgeBetzlichen Grandlagen des Ackerbaues.
8. Anfl. 1856. S. 489.
224 - Sitntng dtr math.-rhj/t. Ctaut vom 5. Jtdi ISra.
verdünnte Mineralsänren, Kupfer- nnd Eisenvitriol, arsentge
Säure, dann andererseits frisch gelöschter Kalk, die Jauche
selbst nnd dg). Der Zusatz grösserer oder geringerer Mengen
verschiedener auflöslicher Salze der Alkalien and alkalischer
Erden, wie Kochsalz, Glauberalz, Fotasohe, Bittersalz n. s. v.
xa den Beizmitteln, verleiht ihnen zum Theil ein direktes
Ernätirungsvermögen. Eine Zerstörung schädlicher Krauk-
heitstoffe , wie sie auch in dem Pdanzensamen vorhanden
sein können uud der damit in naher Beziehung steheodea
Zerstörung der Keimkraft in schwachen , unvollständig aus-
gebildeten Samenkörnern, darf vermuthlich den alltalisch
reagirenden Beizmittelo zagesprochen werden. Aber wir
dürfen denselben wohl ausserdem noch eine direkt fordernde
chemische Thätigkeit im Prozesse des Keimea's selbst bei-
legen. Der erste chemische Vorgang, welcher den Keim-
prozess oder die Umwandlung der im Samen befindlichen
organischen StoEFe b^leitet und bedingt, besteht wie
>ekannt in einer Absorption von Saaerstoffgas ans der den
imgebenden Erdboden durchdringenden atmosphärischen
juft und in der ^Uishauchung von Kohlensäure. Durch
lamenbeizmittel kann'' hiernach auf eine doppelte Art das
leimen befördert werden , einmal dadurch dass man eine
grössere Menge von SanerstofF nnd gleichsam in einem
ioncentrirten Zustande mit den keimenden Samenkörnern
n Berührung setzt, wie solches geschidit bei der Anwendung
ron Chlor- und Jodwasser; dann dadurch, dass man für
line möglichst scblennige Entfernaog der neu gebildeten
Sohlensänre aus der unmittelbaren Umgebung der keimenden
Samenkörner Sorge trägt und hiemit einer anderen Quantität
1er stets auf s Neue sich entwickelnden Koblensäare auf das
ichleunigste Platz machU In dieser zweiten Richtung
virken die Samenbeizmittel alkalischer Natur und überiiaupt
lifl SvbBt&nzte, welche grosse Neigung besitzen, sich mit
1er Kohlensäure chemisch-innig zu verbinden. V(«i welcher
Vogel: Vtrhälimss der Oamphengriippe zum Pflaneenleben* 225
Wichtigkeit die beschleunigte Entfernung der Kohlensäure
ist für chemische Prozesse, bei welchen eine stetige £nt- '
Wicklung von Kohlensäure — den Vorgang bedingend -—
auftritt, dies lehrt uns der völlig geänderte Verlauf einer
geistigen Gährung in einem Baume ^ welcher seiner Natur
nach geeignet ist, sich der Kohlensäure rasch zu bemächtigen.
Die Thatsache steht fest, dass in neugebauten mit Kalk-
wänden versehenen Kellern das daselbst gelagerte Bier
vor der Zeit dem Verderben entgegengeht. Ich habe durch
direkte Versuche dargethan '), dass in der alltnäligen Oarboni-
sation der Kalkwände die wahre und einzige Ursache der
schnellen Zersetzung des Bieres in Kellern der Neubauten
zu suchen sei. Selbstverständlich ist der Kalkbewurf frisch
getünchter Wände äusserst^ begierig nach Kohlensäure und
entzieht somit dem Biere , auch dann, wenn es in locker
verschlossenen Fässern aufbewahrt liegt, schnell die Kohlen-
säure, d. h. das Bier verliert weit rascher seinen Koblen-
säuregehalt, als diess unter anderen gewöhnlichen Umständen
der Fall sein würde. Durch diese vermehrte Absorption
der Kohlensäure ist aber als nothwendige Folge ein vermehrtes
Nachdringen der atmosphärischen Lull bedingt, welche mit dem
Biere in Berührung tretend vermöge ihres Sauerstoffgehaltes
die Essigsäurebildung in demselben wesentlich begünstigt.
Etwas Aehnliches findet statt bei der Anwen düng alkalischer
nach Kohlensäure begieriger Samenbeizmittel. Durch die
fartwährend ununterbrochene Absorption der durch den
Keimvorgang gebildeten Kohlensäure wird ein rasch erneuerter
Luftzutritt zum keimenden Samen eingeleitet und somit eine
indirekte Zufuhr von Sauerstoffgas gegeben. Die Wirkungs-
weise der alkalischen Samenbeizmittel erscheint daher —
1) Die Bedeutung der Kohlensäure und Milchsäure im Biere
b. Industrie- und Gewerbeblatt Juni 1871 S. 173. Fränkische Zeitung
Nr. 51 im Dezember 1871.
S26 Atflwv dtr matK-phi/t. Oam vm S. JiOi 1873.
-dings anf einem Umwege — ganz dieselbe, als die
knng der unmittelbar Sanerstoffgas liefernden ß«zmittel,
Chlor, Jod n. a. Hiemach kann über die Erklämng der
tsache, dasB alkaÜBChe Samenbfflzmittel den KeimTorgang
rdern, kamn ein Zweifel bestehen. Ihre Anvendang,
rüngUch eine rein empiriBche, in der Folge wissen-
itlit^ begründet, darf als eine durchaus rationelle zn
achten sein.
Von allen diesen Wirknngsarten kann natürlich beim
ipber keine Rede sein. Wir haben hier ein Samenbeiz-
el, dessen chemische Beziehung zur Keimkraft noch
eswe'gs klar geworden, — ein Stimulans, ebenso räthsel*
, als die Reizmittel auf animalische Leben^rozesse.
Voiffang des Keimens — Aufnahme von Sanerstoffgas
Abgabe von kohlensanrem Gase — ist mit dem
aalischeo RespiratJonsprozese identisch. Bei der Ueber^
timmnng der Vegetattonsthätigkeit in ihrer ersten Periode,
Keimung , mit dem animalischen Lebensprozesse li^
Gedanke nahe, da^ gerade in dieser Hinsicht Stimn-
ia möglich sind, deren Wirkung den bekannten Reizmitteln
rischen Lebens gleichkömmt. Es. ist in Mheren Zeiten
Ton „reizendem Dünger" die Rede gewesen. Wir wissen
tzutage ans den berühmten Forschungen J. v. Liebig's,
1 es keine reizende Dunger gibt, dass vielmehr die
rtbunterschiede der Düngersorten fast ausschliesslich in
Uvterschieden ihres Ernährungswerthes begründet sind.
es aber für den Eeimvorgang nicht Beförderungsmittel
I, deren günstigen Einfloss wir bis jetzt wenigstens nicht
)m chemischen Prozesse, — nicht einer erhöhten EmÜh-
gsfäbigkeit — zuschreiben können, diess sind allerdings
läufig nur Vermuthungen.
H, V. SehlagkiUoeit: üeber Nephrit e^c. im KtMkhOMrge. 32?
Herr Hermann von. Schlagintweit-Sakfinlünski
legt Handstücke aus Nephrit-Brüchen im östlichen Turkist&n
vor und verbindet damit einen Vortrag:
„Ueber Nephrit nebst JadeTt und Saussurit im
KQnlün-Gebirge.'' ^)
Vorkommen nnd Yerbreitang der Gdsteine. -^ Did Nephrit-Lager in
Ehotan, — Benennangen in Asien and Europa. — Systematische
Unterscheidung. — Physikalisclie Eigenschaften. — Chemische Analysen.
yorkommen und Terbreitnng der Gesteine.
Fundorte. Prähistorische Waffen. Fetisch*>Objekte. Kunst- und
Zier-Gegenst&nde.
Sowohl die Verschiedenheiten nach inineralogisch-chemi-
Bchem Charakter in der Gruppe dieser Gesteine bei sehir
mangelhaften topographischen und geologischen AngabeUi
als auch der umstand^ dass bei der Ausdehnung ethnogra-
phischer Forschung in die prähistorische Periode weite
und massenhafte Verbreitung überraschte, machten es mir
sehr willkommen, dass unsere Reisen Gelegenheit 2U Unter-
suchung des Auftretens und genügendes Material 2u späteren
physikalischen Experimenten und zu chemischeti Analysen
geboten haben. Letztere wurden gefalhgst von Herrn Pt'o-
1) Bemerkung üher Transcription: Vokale und Diphthongen
wie im Deutschen, aber & und e unvollkommene Vokalbildung wie
das englische „u*' in but und „e" in herd. Consonanten wie ito
Deutschen > aber (dem Englischen entsprechend) ch = „tsch'S j =
„dsch'S sh = „seh" , v = „w", y = , j" im Deutschen ; z = weiches
„B^S wie in zero (engl.); gh, kh sind Aspiraten, analog dem deut-
schen „ch''. In jedem mehrsylbigen Wortd ist die betonte Sylbe ävit6h
einen Accent bezeichnet. (Erläutert in ,>Bes<s'*, Yol. IIJ, p. 189-^^.)
[1878. 2. Math.-phy8. GL] 15
Bänaig aar MaA.-phy(. Otatn mm 5. JvÜ 1873.
von Fellenberg ansgefiüirt. Schon jetzt sei erwähnt,
erst hiednrcli mit Bestimmtheit das von dem Nephrit
xte und Olanz etwas Terschiedene Gestein, deesen
Bten daselbst ich noch näher zn erläutern haben
I, als Sanssnrit sich ergab; ia einigen Lagen TCrtritt
wnz oder tbeilweiae der ihm verwandte JadeäL
Vas bis jetzt von mineralogiechen Handstücken in nicht
eitetem Zostande bekannt ist, lässt sich auf die fol'
Q Lokalitäten zorfickführen.
Eahlreich finden sich Nephrite in Neti-Seeland. Dort
das Material auch jetzt noch von den Maöris zur An-
mg von Waffen und Werkzeugen benutzt. Dr. von
itetter, der jene Regionen bereiste,*) erhielt ausser dem
den Nephrit, dem„Punamu" der Nen-Seeländer, auch
ähnliche Steine, von den Eingebomen „Tiogawai" and
akawa*' benannt. Wie ich in Madras, 1857 erfuhr,
renige Jahre vorher em Schiff mit solcher Ladung —
nähere Bezeichnung der Lokalität des Gesteines, wohl
eu-Seeland — von Sidney in Aastraliea nach Kanton
langen. Doch es konnte von diesen Nephriten dort
I verkauft werden; man war „wegen des Fundortes
wegen der Farbe" nicht darauf eingegangen,
[n Amerika hat man bearbeiteten Nephrit ans Peru
ben ; und im Amazonen-FIussgebiete in Braaihen kommea
:c Nephrits im Qeschlebe vor. Ueber das Auftreten des
benden Gesteines ist nichts bekannt,
la Deutschland ist Nephrit bis jetzt nur zu Schwemm-
ei Leipzig vorgekommen; man fand ihn dort, mehrere
hoch mit Schlamm- und Thon-Anschwemmung bedeckt,
X Form eines erratischen Blockes. Anstehender Nephrit,
2) Vgl> Geologisoh-topograpliisclier Atlas von Nen-SseUnd von
erd. von Eoohitetter n. Dr. A. Petermann, 1869; Mittheilon-
«r k. k. geogr. Om, eh Wien, 1867; n. i. w.
H. v.Sehkiginhoeit: üeber N^hrit etc. im KiMürhCfebirge, 229
der aus dem Norden, oder Noi^westen*) etwa, diesen Block
hätte liefern können, ist noch nicht aufgefunden worden.
Saussürit allerdings tri£Pt man vielmals in Deutschland,
sowie im ganzen mittleren Europa, aber nur als Substrat
auftretend, als vorherrschender, selten grosskörniger Ge<-
mengtheil in Gabbro. Schon H. B. de Saussure, der
ihn damals von dem Jade im allgemeinen noch nicht tr^inte;
machte darauf aufmerksam.^) Als reines Gestein, frei in
Masse auftretend, wie allein bis jetzt im Efinlun, hat er sich in
Europa nicht gefunden. Als Gemengtheil dagegen gibt es Saussü-
rit im Fichtelgebirge, sowie innerhalb des Alpengebietes in
der Schweiz, in Eärnthen und in Steiermark; ferner in
Oberitalien, auch auf Gorsica. Aber weder Nephrit noch
Jadeit haben mit dem Saussürit zugleich sich da gezeigt;
bei der sorgfältigen Untersuchung des Materiales in Europa
wären sie wohl nicht unbemerkt geblieben.
Bearbeitet, und zwar aus der Pfahlbauten-Periode stam-
mend, sind Nephrite über das ganze Mitteleuropa ver-
breitet; auch Jadeite sind nachgewiesen. Es lässt sich,
so lange keine Daten über Anstehen solcher Gesteine be-
kannt werden, ungeachtet der Quantität der bearbeiteten
Masse nur an stete, wenn auch langsame Einfuhr derselben
aus grosser Ferne in jenem ältesten Völkerverkebre denken.
Zu vergleichen ist damit die Verbreitung, welche in einer
etwas spätem Periode der nur als Schmuckgegenstand die-
fS) Bowenit ans dem nördlicben Amerika, der lange fär Ne-
phrit gehalten wurde, hat sich nach den neuen Untersuchungen Von
Smith und Brush in seiner chemischen Zusammensetzung als eine
Yarietät von Serpentin ergeben. Dana, „Mineralogy'S 1868, p. 465.
4) Yogages dans les Alpes Yol. I, § 112: ,,en blocs consid^*
rables, mais jamais pur**. Das Gleiche hebt Fikentscher bei seiner
Analyse des Saussurites aus Bayreuth, den er als „Yarietät von
Enphotit" charakterisirt , hervor. Erdmann's Jonmal für pract.
Chemie Bd. 89, S. 466.
15«
S80 Siknmg der maÜK-phyB. Olam wm 5. JvÜ 1873.
nende Bernstein gefanden hat. Eigenthümliche Veränderung
der Hartei die wir, in den Nephritbrüchen selbst, zuerst zu
beobaditen Gelegenheit hatten, werde ich gleichfalls als die-
ser Ansicht günstig noch zu erläutern haben.
Zusammen mit Nephriten finden sich in einigen Pfahl-
bauten gleiche Gegenstände aus Grünstein. Insofeme Grünstein
stets als Begrenzung des Nephrites uns vorkam, könnten
auch die Grünsteine mit eingeführt gewesen sein, wenn
nicht) so lange die Wahl des Materials freistand, Nephrite
als solche den Vorzug yerdient hätten. Ueberdies sind an
Stellen, wo in Europa Grünstein-Geräthe Vorkommen, auch
Felsen oder Blöcke solchen Gesteins stets nahe gefunden
worden; der eigenthümliche Typus ist bei jenen Nephrit-,
Jadeit- und Grünstein- Arbeiten derselbe.^) Saussurit ist in
keiner Art von Bearbeitung bisher vorgekommen, weder in
Europa, noch in Asien. ^)
Die von der Nephril^ruppe ganz unabhängigen, coexisti-
5) Die Form der entsprecHenden Steinbeile läset sicli mit der
mandelförmigen Gestalt eines ziemlich längHcben Schneidezahnes
nach Abfeilen eines Theiles seiner Wurzel vergleichen, wobei aber
die beiden langen Seiten links und rechts symmetrisch sind und die
beiden Flächen gleiche Wölbung haben. Die scharfe Kante am vor-
dem Ende ist theils gekrümmt, theils geradlinig. Die Art der
Bearbeitung ist meist eine sehr sorgfaltige; die einfachsten, ältesten
Formen scheinen in dieser Masse bei uns in den Pfalbauten gar
nicht mehr vertreten zu sein. Wenn solche im Oriente bis jetzt nicht
aufgefallen sind, mag dies dadurch veranlasst sein, dass dort, wo
die Gesteine am meisten verarbeitet wurden, Steine jener Formen
leicht für abgefallene Bruchstücke gehalten werden können.
* 6) Das Auftreten von Saussurit wie es uns in Asien sich gezeigt
hat^ hätte die Bearbeitung nicht ausgeschlossen; es scheint dies
vielmehr dadurch veranlasst, dass da, wo massiger Saussurit sich findet,
Nephrit und Jadeit sich gleichfalls bietet und dass die physikali-
schen Eigenschaften der letzteren günstiger sind.
H. V. Schlagintißeit : TJeber Nephrit ete. ifn K&nlüiirOeUrge. 231
renden Feuerstein- oder Flintstein-Geräthe^) sind nach Ga*
bieten und nach Ragen der Bewohner deutlich getrennt und
zeigen Formen, die von jenen die Nephritgegenstände sehr
verschieden sind. Ihre Flächen sind einfach aus Hohlformeo,
in Folge mnschelformig abgesprungener Stücke, zusammen-
gesetzt; es fehlen nicht nur glatte Flächen, selbst gerad-
linige Kanten sind sehr selten.
Ueber eine andere ungewöhnliche Verbreitung der Ne-
phrite in Europa, und zwar als Fetisch-Objecte, auch in der
Periode der Römerherrschaft in Deutschland, habe ich no<^
der lehrreichen kritisch vergleichenden Zusammenstellungen
zu erwähnen, welche Prof. Schaafhausen im Jahrbuche des
Vereins von Alterthumsfreunden am Rhein, 1872, gebracht
hat Er bespricht darin jene Nq)hritbeile, welche geh. Rath
V. Dechen u. Prof. Lindenschmitt in verschiedenen römischen
Niederlassungen und Lagern aufgefunden haben, also unter
Verhältnissen vorkommend, welche einer vom Pfahlbau längst
getrennten Zeit angehören. Die Frage nach der Herkunft
des so seltenen Minerales lässt Prof. Schaafhausen an
Aegypten oder Asien denken. Er deutet dabei den Nephrit,
gewiss mit Recht, als den heiligen Stein des Jupiter Feretrius.
„Als Lapis silex, als saxum silex wurde er in dessen
7) Man findet auch diese bisweilen aus Gestein gefertigt, das
nur ans weiter Feme gebracht werden konnte. Da die Substanz ein
„Gemenge** ist (aus krystallinischem und amorphen Quarze, mit
Vorherrschen des letzteren) können die Abweichungen von den mitt-
leren Verhältnissen sehr gross sein. So sagt Professor Sandberger,
Gorrespondenzblatt für Anthropologie etc. 1872 , S. 74 , bei Be-
sprechung des Heidenberges in Wiesbaden: „Da hier der graue
Feuerstein, welcher verarbeitet wurde, aus weit gelegenen Gegenden,
Bügen oder Dänemark bezogen worden sein muss, so deutet sein
Vorkommen jedenfalls auf Handelsverbindungen mit nördlicher woh-
nenden Völkern, vielleicht mit einem im Norden zurückgebliebenen
Reste des gleichen Völkerstammes, dessen Auswanderung in.mild^e
Regionen schwerlich auf einmal im Ganzen erfolgt ist".
-1 1-»»»-
232 Siimmg der maüh.'phffs. Oasse vom 5. JuZ» 1873.
yjTempeln aufbewahrt nnd wurde gebraucht, um dabei
i,zu sdiwören und um damit zur Bestätigung feierlicher
„Verträge der römischen Völker das zum Opfer bestimmte
„Thier zu schlagen; schliesslich war er auch zu dem als
,,Cuneus gestalteten Donnerkeile des Jupiter Lapis in der
yjmythischen Sage geworden' ^®)
Erst in der Nähe der östlichen und der südöstlichen
Grenze zwischen Europa und Asien ist Nephrit anstehend
gefunden worden, vorherrschend dabei auf der asiatischen
Seite. Vom Ural hat N. v. Eokscbarow schöne Exemplare
aus Nephritlagern nach St. Petersburg geliefert und es kamen
dahin auch welche aus dem Kaukasus, sowie Stücke (ob Art
des Auftretens bekannt?) aus dem Gouvernement Irkutsk.
In der Türkei, auch in Aegypten und zwar in den
althistorischen Gräbern^, sind bearbeitete Stücke Nephrites vor-
gekommen; ob er anstehend sich findet, ist noch unentschie-
den. In Indien, das so häufig unter den Localitäten für
Nephrit angeführt wird, ist zwar Nephrit bearbeitet und in
6) Nach „Steinbeile ans Nephrit oder Jade'S Auszug im Ck>r-
respondeiuBblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc.,
1872, S. 47.
9) Als deutliche Beste aus einer „prähistorischen Pe-
riode, als der Steinzeit angehörend sind jüngst auch für Aegypten
zahlreiche Waffen und Geräthe nachgewiesen worden durch Prof. Lauth,
den wohlbekannten Forscher in Aegyptens alter Geschichte, wäh-
rend seiner Reise von 1872 — 73. Das Material, das er fand, ist aber
ausschliesslich Feuerstein, wie auch die Formen der Gegenstände
es erwarten lassen. Nephrit scheint es dort aus jener Periode nicht
zu geben. Prof. Lauth's Bericht darüber in der anthropologischen
Gesellschaft zu München: „Das Steiu Zeitalter in Aegypten", ist ent-
halten im Gorrespondenzblatte, Heidelberg, Mai 1873.
Ueber die Steingeräthb und Steinwaffen der alten Aegypter,
welche Dr. W. Beil zu Kairo nebst Abhaudlung darüber an die an-
thropologische Gesellschaft nach Berlin einsandte, ist mir bis jetzt
nur deren Yorlage durch Herrn Bastian, in der Sitzung des 15. Fe-
bruar, nach Correspondenzblatt, Juni 1878, bekannt geworden.
H. V. Sehlagintweit: üeber Nephriten etc. im Eünlür^Ochirge» 233
einfachen Bruchstücken bei der Bevölkerung nicht selteUi
aber wir haben nirgend Nephrit eingelagert gesehen und
die Eingebomen wussten nicht, woher er käme; nur darin
stimmten überall die Angaben, die wir erhielten, überein,
dass er aus grosser Ferne kommen müsse. Das Besitzen
Ton Nephrit in Indien und seinen Umgebungen ist aber
keineswegs, wie man etwa bei dem niedern Culturzustande
in manchen ausgedehnten Gebieten erwarten könnte, mit
Benützung desselben als Waffe und Werkzeug verbunden.
Selbst jene Reste roher Aboriginer-Ragen ^^), die. sich in Cen-
tral-Indien, auch in der Taräi längs des Himälaya-Fusses,
und, am zahlreichsten und ausgedehntesten, in den mittel-
hohen Gebirgen zwischen Assam und den Hauptthälern Hinter^
Indiens erhalten haben, sind — ganz verschieden von den
Inselbewohnern Neuseelands — so lange schon im Besitze
des Eisens, dass selbst alte Waffen aus Steinmaterial nirgend
sich bemerkbar machten. Jedenfalls wären solche aus Ne-
phrit, in irgend welcher Form, sogleich aufgefallen.
Nephrit in Indien zeigt sich aber als Rest des Fetisch-
Dienstes und zwar bei der Arischen Rage. In eigenthüm-
lieber Aehnlichkeit mit jener oben erwähnten Anschauung
römischer Mythologie gilt es in Indien, Nephrit, wenn auch
als rohes Fragment nur, am Körper zu tragen, bei all den
verschiedenen Indo- Arischen Stämmen als Schutzmittel gegen
Blitz ; bei den Aboriginer-Ragen ganz von arischem Elemente
frei war mir solches nicht bekannt geworden.
Bearbeitet, in technischer und selbst in künstlerischer
Weise, wird Nephrit auch jetzt noch in bedeutender Menge
in China. Dieses liefert vielerlei Gegenstände in normalem
Nephrit, sowie in dem nur chemisch zu unterscheidenden
Jadeit.
10) Deütang des Begriffes und Uebersicht der Ba^en gab ich
,,Bei8eii in Indien und Hochasien'' Bd. I, S. 544 und Bd. II, S. 28.
1
I
1
384 Mffwv dM- mA-pty«. Omk vom 5. JtiK 1B73.
Was die EigenschafUn der Sohönbeit der SteiDe betrifft,
ist ala besawkensweitli herrorzabebei) der ruhige Toa der
am mdstes geecib&tzt in zartem reiiieD Oriin; gixD-
i fär die Bearbeitang, daes nach jeder BJohtong hin
gleich« Widerstand aich bietet Letzteres fördert
tstehoog glatter und lebhaft gläniender Flächen, anch
igenständen , deren Formen sehr gekrümmt sind,
beitete Stücke machen einen verhältnissmässig weniger
Siadnit^, hSofig auch wegen der Spaltongsflächen im
e. Doch wenn durch Bearbeitnng glatte Oberfläche
dlt ist, verlieren Reflexe, weldie ane dem Innern
Q, an Effect Aach die Eigenschaft, dass Flättcbea
Materials wenn angeschlagen , „möglichst schwach
" — weil dann zäh im . Gegensatz zu spröde — gilt
} der Festigkeit, also auch dem Werthe günstige.
iQBsnrit scheint g^enwärtig noch , ebeDSo wie in der
) der Steinzeit, als eine schlechtere Sorte betrachtet
den nnd in der Aoswahl zur Bearbeitang gaaz ans-
ssen ZQ bleiben.
iter den zahlreichen nnd sehr verschiedenen Objecten,
China angefertigt werden , sind Tor allem die
dcgeräthe jar den Hof zu Peking zu nennen,
AasführuDg bei manchen auf viele Jahre geschätzt
erner Götterbilder, historische Statuetten und Grnppen,
ars phantastische Thierfignren , Schaalen, Vasen und
flache Teller, zahlreiche Nippsachen, sowie Handhaben
äffen , welche auch in verschiedene Theila Indiens
d Perioden mäditiger Färstenherrschaft zahlreich ein-
. worden, n. s. w.
ichrichten über Lager dieser Gesteine aus dem eigent-
Chioa konnte ich während der Reise nicht erhalten.
H.V, ScMagintweit: Ueher Nephrit etc. im Künlün-GMrge. 235
Nephrit, wie historisch sich ergeben hat,^^) ist früher auch aus
Yün-nan geliefert worden, ans jener Südprovinz Chinas, welche
in gleicher Breite mit der obern Hälfte Bermas und gegen
Osten folgend in Hinterindien gelegen ist. Es mag diese
Provinz, begünstigt dabei durch geringere Entfernung als
Ehötan, noch jetzt von diesem Materiale liefern, wenn auch
in yerhältnissmässig geringer Menge; ich schliesse letzteres
daraus, dass Nephrit aus Tüurnan den nach China handeln-
den Earawanenfährern in Turkistdü ganz unbekannt war.^*}
In Khötan selbst wurde sowohl uns als Adolph, der es
auch als 9,an sich unwahrscheinlich" bezeichnet , versichert,
dass nirgend, als im Eünlun des östlichen Turkistan diese
Gesteine sich finden und dass alles, was man in China da-
von sehe, nur Material aus Ehötan sei.
Jedenfalls kommt schon seit alter Zeit der grösste Theil
desselben aus den Gebieten des nördlichen Hochasien.
Im südlichen und centralen Hochasien scheinen Ne-
phrite und Jadeite ^^) nicht vorzukommen; Eingeborene,
welche deren besassen oder wenigstens als solche kann-
ten, so die Arier unter den Bewphnern der südlichen
Seite der Himälaya-Eette , sowie in Tibet die Lamas und
meist die Handelsleute, hatten sie stets als eingeführt eiiflärt.
11) Die Angaben darüber sind zusammengestellt, ans Elapproth
,,Hi8t. de Ehötan'' und aus Clarke Abel „Narration of a Jonrney into
the Interior of China*S von Carl Ritter in Erdkunde von Asien, Bd. Y,
drittes Buch: West- Asien („Ju -Verbreitung", S. 380—889.)
12) Eines Jadeites aus der Provinz Tün-nan fand ich erwähnt
in Dana's „Mineralogy'* 1868,8.298; nach Pumpelly, „Geol. of Ghina*'^
1866.
13) Ungeachtet grosser Aehnlichkeit in den geologischen Ver-
hältnissen des Süd-Abfalles des Himalaja mit jenen der Alpen ist
selbst Saussurit nirgend dort von uns beobachtet worden.
H. ^. ScUagintioeii: üeber Nephrit ete. im KünlüfhOebirge. 237
rechten Seite des Earak&sh-Flusses , Breite 36^ 13' N.;
Länge 78^ 15^ östlich von Greenw; Höhe, Niveau des
Flusses, 12252 engl. F. Diese Brüche schienen unbenutzt;
sie waren in beiden Jahren menschenleer.
Die eine Gruppe der Bräche, die uns Eonakan genannt
wurde, liegt bei Gulbashen selbst, die andere, Earala be-
zeichnet, folgte nach 7 engl. Min. Marsch bei etwa 6 Vs Mei-
len geradliniger Entfernung thalabwärts; Bie ist seitb'ch et-
was weiter als die Eonakän-Brüche vom Flussrande ent«
fernt. In beiden ist das Zutagetreten der Nephritlager nur
wenig höher gelegen, als die Thalsohle, welche hier den
nördlichen Rand der Earakortim-Eette Yon dem südlichen
Rande der Eünlün-Eette scheidet. ^^)
Frühere positive Angaben über die Verhältnisse daselbst
lagen nicht vor. Mir Izzet UUah, der eines Jade -Stein-
bruches rechts von seiner Route über den westlichen Tengi
Davän erwähnt, hatte nur davon gehört.
Zum Eonakän-Nephritlager führt vom Flusse der Weg
einen Schuttabhang hinan, der auch viele lose Stücke von
Nephrit enthält, die theils durch Verwitterung theils als
Abfälle von Bearbeitung hierher gekommen sind. Die Ne-
phritmasse in den grossen Brüchen zeigt sich anstehend,
und zwar als metamorphi^che Ausscheidung in krystallini-
schen Gesteinen, im Mittel parallel in Fallen und Neigung
mit der Elüftung der Gesteine, von denen sie begrenzt ist;
aber in der Nephritmasse selbst tritt solche Elüftung nicht auf.
Die Richtung des Fallens der Elüftungsfiächen ist ziem*
lieh gleich mit dem Fallen des Bergabhanges gegen den
17) Die topographischen Yerhältnisse der Gebirgsgestaltung
am südlichen Abfalle des Eünlan-Gebirges , aber von eiuem Stand-
punkte, der weiter thalaofwärts gelegen ist als die hier besprochene
Stelle des Nephrit- Auftretens, zeigt die Tafel „The Chain, of the
Künlün from Sümgal in Turkist4n'<, die ich als No. 29 im Atlas
zu den „Results^* gegeben habe.
Sitftmg der ntath.-phyi. CIwsa tum ff. Jidi 1873.
herab, aber die Neigung der Elüftungsflacben ist
, als jene des Bergabhanges, nnd man sieht so schon
ie ganze Folge und gegenseitige Stellang der Felsarten
ge treten.
>as Torherrschende Gestein in den Eonakäa-Brücben
eiss ; Granit kömmt vor, aber in ganger Masse. Der
. ist hier ziemlich verschieden in seiner GlimmenueDge
in kleinen Abständen ; er findet sich ober dem Nephrite
interhalb desselben, aber neben dem Nepbritlager
tritt an beiden Flächen noch Grünstein (oder „Diorit")
nd TOD diesem ist der Gneiss in geringer Entfern-
nrchzogen.
ler Grünstein hier ist ein Gemenge von .Hornblende
eldapath, in welchem Ealifeldspath (Orthoklas) stellen*
sich findet, aber Natronfeldspath (A.lbit] vorherrschend
)as Gestein ist sehr fest. Weiter tbalaufwärts am
äsh bei Sik^dar Mokäm*') hatte ich solches Gestein
le körnige, porphyrähnliche Masse gefundeD, hier aber
ich im Grünstein an der Lage der Hornblende sogar
it der localen Stellung znsammenhängende Elüftnngs-
ig erkennen. In den Nephrit tritt der Grünstein nicht
ilicher Weise hier ein wie in den Gneiss; er ist viel-
'Om Nephritlager durch zersetzte Substanz von wechsetn-
cke getrennt.
ie etwas thakbwärts gelegenen Earalä-Brüche, für
I mir auch von Adolph ausführliche Notizen vor-
, zeigten sich in ihrer Gesteinbildung dem eben Er-
in sehr ähnlich, doch das Auftreten des Nephrites
;h reichlicher.
,3eüen in Indien nnd Hooliuieik" Bd. IV. Cap. II: I. Du
ih-Ttwl vom Ses Eiäk Eicfl bis Dkn SämgaL
E.v.Schiaginfweit: Ueber Nephrit etc. im KünlüHrGebtrge. 239
Zu Karalä sind die Felsenmassendes Berggehänges glimmerig
und grünsteinartig ; sie sind sieht so rein wie der Gneiss
und der Grünstein zu Eonakän, aber gleichfalls sehr fest.
Die Lage bröckeliger, weicher Masse in Berührung mit dem
Nephrit ist hier mächtiger; sie ist theils von gelber, theils
von rother Farbe, deutlich Product der Zersetzung durch
eindringendes Wasser, mit Talksubstanz vermischt. Eine
Eettenkluft ist es keinesweigs. Auch der Nephrit bildet hier
viel grössere Lagen, von 20 bis 40 Fuss Dicke; es konnte
dies an Stellen, welche angebrochen waren und die Gestein-
lage in Profil zeigten, direct gemessen werden. Es ist mög-
lich, dass reiner Nephrit noch weiter in den Berg hinein in
dieser Stärke anhält, doch scheint vorherrschend die Nephrit"
masse in einiger Tiefe von dem sehr mannigfaltigen kry stal-
linischen Gesteine unterlagert zu sein. Sie bildet keinen
Gang, keinen Stock, sondern deutliche Einlagerung, die sich,
dem Streichen der Elüftung parallel, dem Bergabhange ent-
lang zieht.
Die Elüftung in den Gesteinen, welche hier auf der
Südseite des Eünlun die Nephritmassen elnschliessen , lässt
zwei unter sich ganz abweichende Systeme unterscheiden.
Beiden Localitäten gemeinschaftlich ist ein Fallen gegen
das Earakash-Thal herab. Dies hat in den Eonakän-
Brüchen die Richtung S 30® Ost bei einer Neigung von
47 ^ In den Earalä-Bfüchen ist die Richtung local etwas
verändert, sie ist dort S 20^ West bei einer Neigung
von 52°.
Ln Eonakän-Gestein zeigt sich auch sehr stark ent-
wickelt eine zweite, sehr steil nach Osten fallende Elüftung,
nämlich mit Richtung S 82® Ost bei 70° Neigung; in den
Earalä-Brüchen scheint letztere nicht vorzukommen.
In den Nephritlagen treten nur Spaltungsfiächen auf,
240 SiUung der math-phys. Okuse wm 5. Juni 1873.
verschieclen in Entstehung and in Stellang von der Eluftong
der einscUieflsenden Felsen. Selbst einzebe grosse Tren-
nangsflächen in der Masse haben andere Stellang als die
hier angegebenen Elüftungen.
In den Brächen sieht man vorherrschend Anwendung
eines Grabenbaues mit rohen Stollen, in welchen Einstürze
sehr häufig sind. Nur wo steilere Neigung vorkommt, so
im Eonakan-Bruche, konnte stellenweise im Ausheben des
Nephrites etwas tiefer g^angen werden. Die Qualität der
Steine in den Brüchen bei Gulbashen ist im Mittel eine
sehr gute und eine Mächtigkeit wie im Earalä-Bruche ist
eine ungewöhnlich günstige. Aber zur Zeit, und wohl seit
lange schon, sind dieselben nur sehr selten benützt.
In grösserer Höhe, und näher heran an den Eamm des
Eünlun hatte sich auf der Südseite weder längs unserer
Marschlinie über den^lchi-Pass, noch auf jener über den west-
lich davon gelegenen Eilian-Pass Auftreten von Nephrit wieder-
holt. Ueber den Eilian-Weg enthält Adolphs Manuscript
viele Details. Dort sind die Grünsteine bis zum Passe hinan
das vorherrschende Gestein. Oft kommen körnige Oneiss-
arten darin vor, öfter noch graue Schiefer in der Form
kleiner Streifen. Stets ist Elüftung sichtbar.
Unser Weg über den £lchi-Pass hatte sich geologisch
jenem über den Eilian-Pass ganz ähnlich gezeigt.
Auf der Nordseite des Eünlun fand sich längs Adolphs
Route bis hinab zum Rande der Turkistani^Ebene kein Ne-
phrit mehr. Solcher ist überhaupt westlich von der Pro-
vinz Khötan nicht mehr vorgekommen. An der Route aber
vom l^Ichi-Passe nach £lchi, der Hauptstadt von Ehötan
zeigen sich zwei Nephrit-Brüche. Wir selbst konnten zwar
1856 wegen der politischen Schwierigkeiten jene beiden
Steinbrüche nicht besuchen, aber Mohammad Amin wusste
von denselben und hat ihrer auch in einem officiellen
JB, V. ScMaginhoeit: Ueber Nephrit etc, im Eiinlün-Gebirge. 241
Berichte, den er 1862 in Lahor, gelegentlich seines Ein-
treffens im Bazar daselbst, abzulegen hatte, wieder erwähnt.^')
r
Der obere der Brüche liegt bei Amsha, einem Dorfe
von ungefähr 50 Häusern, gegen 25 eugl. M. von l^lchi
entfernt. Dieser Bruch scheint gar nicht mehr benützt zu
werden. Jene Lagen wenigstens, die in der gegenwärtigen
Gestalt des Bruches zu Tage gehen, bieten verhältnissmässig
wenig ganz reinen Nephrites. Ungleich günstiger jedoch
sind die Brüche bei dem Dorfe Eämät. Die Qualität des dort
anstehenden Nephrites ist so trefflich, dass er sehr grossen
Absatz findet. Die Lage nahe dem Gebirgsrande, und eine
Entfernung von nur 15V> engl. Meilen von £lchi bei einer
Höhendifferenz von 1500 Fuss, begünstigen die Verbreitung
des gewonnenen Materials und tragen dazu bei, den Werth
zu erhöhen, dessen Betrag in der einfachsten orientalischen
Weise durch Abwägen gegen Silber bestimmt wird.*®)
Und zwar ist dieser Nephrit so hoch geschätzt; dass
derselbe mit dem Silber dem Gewichte nach gleichen Werth
hatte, wie Mohammad Amin aus der Periode von 1850 bis
1860 bei seinen officiellen Angaben zu Lahor berichtete.
Als Flussgerölle, und auch in dieser Form für die
Bearbeiter sehr werthvoll, da sich die Reinheit des Steines
sogleich beurtheilen lässt und gelegentlich die Herstellung
mancher der phantastischen Objecte sich erleichtert, finden
19) Enthalten in: Beport on the Trade and Hesources of the
Countries on the Nordwestem Bonndary of British kidia. Lahore,
Governement Press» 1862.
20) Die Silberstücke selbst werden qualitativ nnd quantitativ
für den Verkehr in Turkistän und nördlich davon durch Privat-
stempel garantirt, wobei aber jede solche Marke nur innerhalb eines
verhältnissmässig engen Kreises bekannt genug ist um zugleich als
Bürgschaft zu gelten. Solche Stempel werden sowohl auf geprägten
Münzen, sehr oft bis zum Durchlöchern derselben, als auch auf den
Yämbus, den von den Händlern selbst gegossenen Silberklumpen,
angebracht. Näher erläutert „Reisen** Bd. I, S. 90.
242 SiUnmg der wuOh.-ph^B. Glosse vom 5. JüU 1873.
sich Nephrite bis in die Ebenen des östlichen Tnrkistan
hinab. Die Fifisse, in welchen solche RoUstücko gefunden
werden, sind: der Earakash-, der Khötan- und Tarang-
k&sh-, nnd der Eeria-Fluss.
Von dem westlich vom Earakash gelegenen Yarkand-
Flnsse ist mir über Vorkommen von Nephrit-Rollstücken in
demselben nichts bekannt geworden. Es scheint dadurch
das Mangeln des Nephrites in der Provinz Yärkand bestätigt
zu werden.
Der Earakaah-Flnss hat sein Quellengebiet am Nord-
gehänge der Hauptkette, des Karakorum, und die De-
pression, welcher sein Lauf folgt, durchschneidet das Eünliin-
Gebirge, etwas westlich von Guibachen.
Der Ehdtan-Fluss, an dessen Quelle (Gletscherthor des
J^lchi-Gletschers , Höhe 14810 engl. Fuss) der W^ nach
Büshia herab uns vorüber führte, hat sein ganzes hydro-
graphisches Becken auf der Nordseite der Eünliin - Kette
liegen.
Der Yurungkash-Fluss, der nach vereinzeinten Daten
bisher stets als ein selbstständiger Fluss galt, ist nach den
jetzt vorliegenden Angaben Mohammad Amins nur ein auf
der rechten, östlichen Seite sich abzweigender Theil des
Kbötan - Flusses ; die Bifurcation ist am Westrande der
schönen flachen Thalstufe von Eamät gelegen.
Der Eeria-Fluss, der weiter gegen Osten folgt, scheint
ähnlich dem Earak&sh-Flusse sein oberstes Quellengebiet
im Süden des Eünlun-Eammes liegen zu haben; den grossem
Theil seiner Wassermenge aber erhält er, auf seiner linken
Seite einströmend, aus Quellengebieten nördlich von der
Eünlun-Kette.
Aus späteren Beobachtungen von Europäern ist für das
Gebiet der Nephrite in Turkistän folgendes noch beizufügeo.
Johnson, Civil-Assistent der iä(Us^en Liftudesvermessung,
war der nächste, der vooii, Tijbfet nach T und zwar
Ife
E. V. >?cUivtNAc«te: Uebtr Nephrit e(e. tm Küalün-Gebirgt.
nach tAtiii, der Hauptstadt tod Khötan, 1865, vorgedn
war.*') Auf dem Wege nÖrdlicli ron der EUuluo-Eette
ab, wo auch er E&mät als eine seiner Halteetatiosa
führt, war er demnaoh an den voa Mohammad Amin
gebeoen Lagen anstehenden Nephrites Torbeigekommen,
er hat dies unbeachtet gelassen ; Mohammad Amins
richte waren schon 1862 officiell veröffentlicht wc
Nephrit-Rollstiicke &nd Johnson in einem Seitenbacht
Ehötan-Flasses (bedeatend oberhalb der Eämät-Steiubri
bei Eärangotäk, Höhe 8735 engl. Fnss. Der obere
seines Weges liegt etwas östlicher als die von uns
später wieder von Mohammad Amin benützte Ueberg
stelle.
Shaw, der 1868/69 zur Förderung des Himälaya-'
bandele reiste'*) und 1870 als Begleiter bei Mr. Fort
officieller Mission, eiwähnt des anstehenden Nephritf
zwei Stellen. Die eine ist sein „Halteplatz" am 6. Not. '
ohne Namen — nach seinem Berichte zu sdiliessen;
Earakäsh'Flusse, nahe bei Gulbashen — „wo in der
„einige Jade-Brüche sich finden, die aber jetzt aufgef
„sind" (S. 83). „Das Gestein der centralen Masse
Gebirges" nennt er (S. 405) „Granit", obwohl krysts
Bches Gestein in normaler Form des Granites uor seht
einzelt auftritt; des Grünsteines, der hier stets den
phrit umgibt, erwähnt er gar nicht. Für die I
Seite des Eänliin flihrt er an (S. 406): „Ganz obei
„dem Sanju-Passe (dem Orim DewSin) über dem i
21) Lt. Cot. J. F. Walker, Saperintsnduit Ort- Trig. 8
of Indi&, Qeneral Report for 1866—66. Dehra Doon, 1866. Ai
A Letter firom Mr. Johnfioii deacribing hia vitit to Ehoten.
23) B. Sh&w, Keise naoh der Hoben Tatarei, Yarkutd
Euhgai. Aus dem Engliachea tod J. £. A. Hartin, Jena, Costei
1873.
[1878, 9. Matli.-ph7B. CL] 16
B. v.Sehlagintweit: Ueber Nephrit etc. im K:
Der „Report" Mohammad Amin's läi
der Werth sohöoen Nephrites ia China :
Jahren sich gleich gehlieben ist and d
aolcher Waare kann durch Daterbrecbui
den, nur sich mehren.
Nach europäischen Begriffen ist c
„edler" Nephrit bezeichnete Qualität im W
edelsteioen ähnlidi.
Verschieden und yiel höher noch als jt
Schätzung im fernen Oriente gewesen seil
in dem oben erwähnten Theile seiner
Jahre 1837) aber die Anwendung, die V<
relatiTen Wertb der Nephrite sehr ausi
wenn auch ohne genügend zu scheiden,
nebst den Beiseangaben gleich^ls benilt:
Literatur übertrieben sein möge.
Ganz unbekannt war damals selbst
noch das Auftreten und die, anter irgend
von Ausgangspunkten , stets sehr weiti
Nephritgesteine in der prähistorisdien I
bauten, eine Verbreitung, für welche sich
suchung in den Steinbrüchen auch durcb
liscbe Verhältnisse, wie sogleich sich zeiget
Anhaltspunkte boten.
Zwar sind bis jetzt weder in Khöt
sdien Asien bei den Steinbrüchen Nephi
risoherArt aufgefunden worden. Daraus a
ScblusB noch ziehen, wie man leicht ei
bedenkt, dass deutlich geformte, fertige
dort nur als zufällige BcBte sich finden^ li
in dem so viel durchforschten Europa E
zehnten erst diese Gegenstände unser
erregt haben. Auch dies kami in
H. V. SMßgifOweit: lieber Nephrit etc. im KiMün-Gehirge. 247
den Leseweise^^). Das griechische Wort Nephrit , bedeutend
„Nierenstein", das im Mittelalter im Namen Lapis nephri^
ticus eingeführt wurde, verband sich mit der Annahme,
dasB der Stein, wenn am Leibe getragen^ Hälfe gegen Nie-
ren- und Blasen-Uebel bringe. Auchi das gliche englische
„Eidneystone'' kömmt vor; in Südamerika dafür das spa-
nische „Pietra di hijada^' oder „Leberstein". Die deutsche
Bezeidmung „Beilstein", welche schon Werner gibt, ist auf
Beile bezogen, die aus Amerika bekannt waren.
Systematische Deflnitlon.
Saussurit, Jadeit, Nephrit.
Literatur: Saussurit wurde von Jade getrennt und
nach Hon. 3cn, de Saussura (1740 — 1799) benannt von
dessen Sohn Theod. de Saussure; in seiner „Analyse" ist
die Menge der Ealkerde verhältnissmässig sehr gering. Jour-
nal des Mines, XTX. p. 205, 1806. Von Dana wird jetzt
nach Hunt der Saussurit, als Varietät, dem Zoisit untergeordnet.
Neuere Analysen von Saussurit: Aus Orezza, Boulanger Ann.
des minesi 3°^® ser. VIH, p. 159; aus den Umgebungendes
Genfersees, Hunt Am. J. Sc. 2 Ser. XXVH, p. 345, und
eine andere in Rammelsberg's Handbuch der Chemie, S. 605,
No. 8; und Fikentscher J. pract. Ghem. Bd. 89, S. 456.
(Fellenberg's Analysen s. unten.)
Jadeit wurde ziierst von Damour bestimmt, durch
chemische Analyse; Gomptes rend. LVI, p. 861^ Juni 1863.
26) Zwischen „y** und „j", so wie in der Transscription angegeben
(nämlich lautend wio in den englischen Wörtern „yes" und Join") zeigt
sieh auch im Hindostani in vielen Fällen Vert^derung durch Substitu-
tion und zwar ist ,^'^ das spätere. Es lässt sich djes durch Coexistenz
analoger älterer nnd neuerer Formen erkennen. Ich nenne als
Beispiele^ die häufig zu vernehmen sind: Tadu und Jädu, Name des
Ahnen Erfshna*s ; yau und jau, bedeutend „Gerste (Hordeum he:<La8ti-
chon L.)*'; yuvä und jiiva, y;Jängling'\
"^
H. V. ScMagintweit: Ueher Nephrit ete. im Xünl&n-Oebii
Die relative Menge der Eieselsänre , weldie
form) aaf die pbysilcalischen Verhältnisse der ]
CohäBion von directem Einflüsse ist, ist bei Nephrit i
nahezu die gleiche, nämlich 59 bis 60 Procest, wf
im Saussnrit nur zwischen 43 V> bis 48 Procenl
Diese Differenz genügt , glaube ich , za erklär
wie die Wahl des MateriaJes für die Bearbeiton
stätigt, Nephrit und Jadeit ohne ohemiache Arn
nicht unterscheidet, während Saussurit nach phye
Merkmalen sich ausschliesseu lässt. Der Menge i
Jadeit tind Saussurit die bei weitem geringereo;
stimmt damit überein, dsss derselbe, obwohl die
gleich zu erkennen , doch erst vorgekommen ist,
BchoB zahlreiche Analysen vorausgegangen waren.
Unter den von uns aus Gulbashen mitgebracb
stücken hat sich kein Jadeit gezeigt.") Der
daselbst bildet theils Lagen von geringer Mächtigknl
ist er kammerförmig, wie Einschlusa gestaltet, unre
vertheilt. Nachdem jetzt die Analyse den dort vorko
SausBurit als solchen nachgewiesen hat, kann man
matter Oberfläche and an etwas geringerer Härte
an der Farbe, Saussurit als verschieden von dem
aus diesen Brüdien erkennen. An mehreren der T(
Exemplare sieht man Stellen, an welchen solche i
Masse von Nephrit umgeben ist.
Vor dem Lötbrohre kann man nach Fellenberj
hier angeführten Silicate sehr deutlich unterscheid«
SauBsurit: Dieser hat Schmelzbarkeit grösser a!
27) Von Adolph'a SammliuigBobjekten ana Ehötan nn
konnten wir aichts mehr erhalten; die von hob im vorbf
Jahre geiammeltea Stücke aus GnlbaBhen Bind aufgeführt
so in der Etiqnette BignirtJ „Band S2 pag. 246. Ko. 744".
•B. V. 3<Mag\fitweit: TJtber Nephrit tte. im KMün-Oebirge
Be dfinnen Lagen Nephrites ist meist die ganze Mai
Boldien Spaltoogsäächen durchzogen (die FeetiglEeit
dennoch sehr gross); bei dickeren Lagen nehmen di
verhältnissmäseig rasch mit der Entfernung von dei
fläche ab.
Die Farbe ist sehr wechselnd, in Nephrit bow
in Jaddt und Sanssorit. Graugrün mit milchiger 1
ist das Vorherrscheode ; doch spielt dasselbe hä
gelblich-griinen, selten» in bläalichen Ton über. ]
Annähemng der Farbe an helles und reines Grün {
der Stein an Schönheit und Werth. Die Art der i
sowie die Intensität derselben zeigt Zosammenhaog i
relativen, wenn auch stets geringen Menge von Eis(
Mangan-Salzen.
Der Nephrit ist mittelgut d i a p h a n zu nennen ; Si
ist es etwas weniger. Damit coinoidirt, dass auch der
ähnliche Glanz an der Oberfläche von Nephrit lebh
Saussnrit ist matt.
Zerstossen geben diese Steine weisses Polver; a
8ten ist di^es bei recht gut diaphanen Exemplaren,
hängig von ihrer mehr oder weniger grünen Farbe im
Stücke und von dem Voriiandensein von Tbonerde.
Das spe Ölfische Gewicht ist ein für
grosses ; es wechselt mit dem Gehalte an Metallox^di
ist im SansBurit sowohl als im Jadeit g^enüber d<
phrit auch durch deren Thonerdegebalt etwas erhöhl
den sorgfältigen neuem Untersuchungen hatte sich für Si
and Jadeit 3'03 bis 3'36 ergeben; Saussure, Voy.
g 112, nennt 3'389 als Maximum. Bei Nephrit hi
specifische Gewicht zwischen 2*96 und 3*06. Der j
Färbung entsprechend, sind die dankleren Stücke i
die schwereren.
Die Härte meiner Handstücke, so wie sie jel
liegen, ergibt dcb für die Nephrite etwas grösser
B. V. Schitagitttuieit: Üeber Nephrit ele. im Kütüün-O^rge.
werden, während die anderen von einer Messerspitze
a£Gcirt worden.
Nach Terhältnissmässig kurzer Zeit aber folgte
härtang anch der friscfagebrocbenen Stücke. Nach 2V
naten Bchon, zu Srinagger, als die Sammlungsgegens
zur Weiterbeförderung von Eashmir nach Indien und
Europa umgepackt werden muBsten, lieBs sich kein T
schied mehr an den verschieden markirten Stücken erke
Diese sehr bedeutende „Veränderung der Härte
wohl krystalliniscb , eintretend in Folge von Aufhebei
Druckes der umgebenden Oesteine, da sie so rasch vo
geht and dann sistirt. Äehnliches kommt bei anderi
neralien vor, wenn auch wohl nirgend in solchem G:
ich nenne als zu vergleichen den Serpentin, bekannt au
Arbeiten zu Zöblitz in Sachsen. Verschieden davon
die Hätteveränderungen der in der Pariser Architectui
wendeten Kalksteine, sowie mancher Sandsteine, welche <
Austrocknen mit Gewichteverlust ihre Gonsistenz verän
Auch bei Feuerstein, Opal, Chalcedon, bei welchen bisv
Erhärten, aber stets sehr geringes vorkömmt, ist daE
als bedingt dnrch Austrocknen eines nicht chemisch g<
denen Wassergehaltes anzunehmen.
Was jetzt in China mit Stahl-Instrumenten und
Schmirgel'") bearbeitet wird, erfordert keine Berücksicht
der Härteveränderang, wie daraus sich ergibt, dass das 1
rial nirgend an den Brüchen selbst, sondern in meist
bedeutender Entfernung davon in Arbeit genommen wi
Damit aber läset sich diese Aenderung der Härte
wohl in Verbindung bringen, dass in der prähistori
Zeit soldie Steinwaffen an den Fundorten des Mate:
SO) Auf diese Weise hat mir auch Herr Schmitzberger inMü
mehrere hohle Steiuschnitte ia gewohnter Fräcision and Si
sehr geschickt aosgeführt.
S. V. SuhtagintKeit : tTe&er Ntphrit etc. im Sünlün-Gebirgt.
Flächen auf einen breiten EisenamboBs gelegt, es ward
seitlicher Führung in einem verticalen Rohre ein E
meiHsel aufgesetzt, dessen Schneide 2*/* Centimeter I
und nicht ganz V^o Millimeter Breite hatte, and auf ä
fiel durch das Rohr ein Eisencylinder von 50 EÜIogi
Gewicht 35 Centimeter hoch herab.
Wie noch jetzt an dem voi^elegten Exemplare zu b
machte dies die Eaute des Meissels abspringen, so
jetzt Stahltheile, einem dicken Bleistiftstriche ähnlich
Stein adhäriren; eine schief Torstehende Ecke, welche,
nach der Stellung des Meisseis zu erwarten, hätte :
schlagen werden können, blieb unverändert, obgleich e
Spaltongsfiachen von dem Stosse getroffen waren.")
der untern, am Ambosse anflieg^iden Fläche waren i
kleine Prominenzen etwas zermalmt; dort sind am E
drei weisse Flecken zu sehen.
Chemische Analysen.
Gang dar üntenrnohimg. BeröcbniiDg der Formeln. Vier Ne
ond ein SanBBorit auB QuIbB^eo. Die Nephrite im Allgemeii
Fünf Exemplare unseres in Turkistan gesammeltei
teriales wurden, wie Eingangs erwähnt, von Herrn
Ton Fellenberg in Bern auf Roberts Vermittelnng quaot
aoalysirt; die chemischen Resultate gebe idi hier in s
eigenen Worten. Es lässt dies das angewandte Verfa
82] Diese Festigkeit iit am so Kofikllender, da Spaltungsfli
wenn auch kleine und mÖgliohBt enge freie Räume unuchlie
doch nicht ohne verfindernden Einfluss auf die WiderBtandsßh
der nUterBOcbten Harne bleiben können. Aendem Bie anoh
die Cohäsion der Snbatanz als solche, so iat doch, ähnlich i
QroBeen dnroh nnregelmlssige Hebung in Felamassen, die Col
im Stücke selbst eine geschwächte. Zu vergl, Boussingaolt ,,
blemenB de terre," Annoles de Chim. et FbjB. LVIIL 1686, p.
H.v. Sehtaginlweit: üeber Nephrit etc. im Ewalün-G
wurde eine besondere Probe des Minerals durch
mit Chlorcaicium aufgeschloBsen. '*) Die Bestin
Fluors geschah in einer besondere Menge des
vers durch ÄufBchliessen mit kohlensaureD Alkali
dein der Schmelze mit Wasser und, nach Entfi
Kieselsäure durch kohlensaures Ammoniak, Aue
Fluors neben viel kohlensaurer Kalkerde als F
und Trennung desselben durch Essigsäure.
Bei der Trennung des Eisenoxydes von de:
vermittelst Weinsäure und Schwefelamm outum w
Spuren von Kupfeoroxyd und von Phosphorsäuri
Endlich ist noch einer besondem Aufschliessun
Erwähnung zu thun, welche erlaubt, mit Ausnal
alkalihaltigen Silicaten selten vorkommenden Bar
gewöhnlichen Bestandtheile genau zu trennen i
stimmen. Sie besteht in einer Modification der .
von Baryterdehydrat und Chlorbaryum, welche ei
statt der so schmelzbaren Silber tiegel der Fla
bedienen, auf welche ein Gemenge von einem Th
lisirten, geschmolzenen Buryterdehydrates mit d
Chlorbaryum auch bei der höchsten Gluth, welc
Spinne erreichbar ist, gar keine Wirkung ausi
nach vollzogener Schmelzung vollkommen blank u
zurücHässt. Es wird dabei so verfahren, dasE
Adular oder Nephrit mit einem innigen Gerne
Gramm Chlorbaryum und 2'67 Gramm Baryterdeh;
gemischt und über der Spinne bei allmählich \
Gluth bis zur Gelbhitze vollständig geschmolze
geschlossen wird. Die mit Wasser behandelte und
Masse wird durch Salzsäure vollständig und mit
34) Details darüber sind in Fellenbergs schon gona
über die ,^fahlbauten-Nepbrite" gegeben.
B. V. ScMagintwtit : Ueber Ntphrit etc. im Künlün-Oebirge.
nach V» Aq. = Mg Wasser in Magaesia am, so erhalt
einfache Verhältnisse, in welchen die Sanerstoffproporl
die gleichen sind als in den directen analytischen Resul
Bei dem Sanssorit, aignirt „B", erscheinen Kieseli
Thonerde und Ealkerde als Hanptbestandtheile, und J
oxjd- nnd Oxydal, Magnesia, Kali sod Wasser als I«
bestandüteile , wenn man nicht dem Kali den Bang
Hauptbestandtheiles geben will. Dass der Vertheilon
Monozjde zwischen Kalkerde und Magnesia Willkürlich]
nnterliege, ist klar, da es wohl nicht möglich sein wii
behaupten, dass ein gegebenes Mono^d eher Kalkert
Magnesia ersetzen müsse nnd umgekehrt.
Die bei den Nephriten A, C, D und E gefan<
AtomTerhältnisee zwischen Kieselsäure, Magnesia nnd
eide schwanken zwischen den Verhältnissen:
SiO':MgO:CaO = 3:3:] und
SiO':MgO:CaO = 10:10:4, indem die J
G signirten Stücke besser durch die erste, die D t
signirten Stücke besser durch die zweite Proportion
gedrückt werden können, während sie sich schon weite
dem Saueretoffrerhältnisse der Kieselsäure zu den
wie 2 : 1 entfernen, welches einige Chemiker für das £
atoffrerhältoiss Ton Kieselsäure und Thonerde zu den
oxfdea angenommen haben.
Material-auB den Gulbash^n Brüchen.
(Es waren fünf unter sich möglichst Terschi«
Exemplare ausgewählt worden.)
Handetuck A, Nephrit. Spec. Oew. 2-972 hei 4-4° (
Die Znsammensetzung dieses Mmerals wurde dui
Analysen festgestellt, welche das folgende Mittdresult
gaben:
[1B78,2. Math.-pli78.a] 17
n-
B. V. Schlagintweit: Uebtr Nephrit etc. im Künlün-Qeb
HaodstückB, Saasstirit. Spec. Gew. 3*025 bei '
Die ZuBammeusetzaug dieses Blinerals wur<
zwei Analysen und eine besondere Beetimmung d
o^dals in einem einzelu yeranstalteteii Versuche f<
Zur Erleichterung des Vergleiches sind schon hier lU
Analyse die Resultate der üntersachnngjenesSaussuril
Schweiz beigefügt, welcher die meiste Uebereinstimm
B. Sanentoff.
Kieselsäure 48'25% 25*05 = 4 Atome
Thonerde 22-60 10661
Eisenoxyd 7-47 2*241
Eisenozydnl 1-03 0'23 \
Ealkerde 12-70 3*61 1
Magnesia 1-80 0-7M _
Kali 6-22 1*06? "
Natron Ol
Wasser 0*66 0*49 ) _
100-62% ]
Für den Saassurit aus Khötan ei^eben steh»
alle Monozyde mit Einschlass dee Kalis mit der
vereinigen, die Bestandtheile wie folgt:
Kieselsäure 4999%
Thonerde 28-37
Kalkerde . . . . ■ ■ 21-64
100-OOVo-
Die theoretische Zusammensetzung gibt:
4 Atome Kieselsäure = 184-888 . = 4970
2 „ Thonerde =102-688.= 27-61
3 „ Kalkerde = 84*396 ■ = 22*69
371-972. = 100-00
woraus die Formel:
2 (AI» 0" . Si 0») + (Ca 0)' (Si O»)»
abgeleitet werden kann.
17*
H. t). SMagittivKit: üehw Nt$hrit etc. tnt JEunlü«
Noch besser wird die Oebereinstimniimg
sidit :
B. H
Kieselsäure .... 25-05 2'
Sesqaioxyde . . . 12-80 1;
Monoxyde .... 7'10
und die Verhältnisszahlen toq
HO : R»0» : SiO' sind in B = 1 :
sind bei Hont = 1 :
Handstück C, Nephrit. Spec. Gev. 2-957 1
Um die ZaBammensetzung des Nephrites C
waren zwei Analysen nöthig, welche das io
resultat ergaben:
Sanenfa
Eieselsänre .... 59-500/o 3089
Thonerde 0*75 0-35
Eisenoxydul .... 1*35 0*30
Manganozydnl . . . 079 0-18
Kalkerde 11-60 3-30
Magnesia 24-24 9*69
Kah 1-57 0-27
Wasser 0-85 076
100'65»/o.
Bei der Vereinigung yon Thooerde m
TOQ Eisen* und Manganozydnl sowie Kali
und von Wasser mit Magnesia, erhalten wir d
Setzung :
Kieselsäure . . . 60-81"/, = 3 A
Magnesia . . . 26-36 = 3
Kalkerde . . . 12-83 = l
100-00 •/(,.
Vereinigen wir dagegen das Eisenoxydnl n
»ia und das Manganoxydul mit der Ealkerde, sc
E. V. SMagintiBtit : Uebtr Nephrit etc. im Küiilün
Berechnen wir nach diesen AtomTerhältnisE
tische ZasammenBetznng des Mineralee, so äni
10 Atome Eieselsäare = 462*22 =: 5
10 „ Magnesia = 200*16 = 2
4 „ Kalkerde = 112*53 = 1
774 91 10
Die grosse Uebereinstimmung der theo
sammensetzung mit der aus den Analysen abgi
hin, die Richtigkeit der angenommenen Pro]
zuthnn , während die Annahme des Verhält
MgO : OaO = 3 : 3 : 1 um mehrere Procente
Resultate ergeben würde. Die aas den gefuni
nisszahlan abgeleitete Formel des Nephrites E
10 MgOl
4 CaO /
f (SiO*)"
HandstUck E, Nephrit. Spec. Oew. 2'974
Drei Analysen und eine EisenozydnlbeE
einer besondem Portion des Minerales ergaben
ans welchen als Mittel-Resnltat die hier folgei
SanetBtol
Eieselsänre .
. . 59-21%
30-74
Thonerde . .
0-50
0-23
Eisenosyd
0-34
0-10
Eisenoxydnl .
0-97
0-21
Manganozydnl
0-53
0-12
Ealkerde . .
14-61
4-H
Magnesia ■ .
23-66
9-41
Kali . . .
0-19
0-03
Wasser . .
0-78
0-69
100-68<»/o.
Nach Umrechnung der Nebenbestandtheite :
M^nesia und Ealkerde, erbalten wir fnr d
folgende Vertültnisse:
H, V. Schiagfyituieit: Ueber Nephrit etc. im KütHün-ffebi
Bei A und G ans Tarkist^ Si : Mg : Ca =
„ zwei bearbeiteten ctunesiBchea
Stücken du » =
„ D und E ans Turkist&n und
bei Schwemmsat-Nephrit . „ „ „7'
(= 1
„ (Pnnamn-) Nephrit ans
Neneeeland du d =
DaBB die Verhältnisszahlen der Kieselsänre
Magnesia nm Mnltipla von 'It sich ändern ist ohne E
ist nur Folge der Darstellung in einem möglichst
Bilde für das in dieser Zusammenstellung gegebene
nnd Fellenberg unterlässt nicht, darauf aufmei
machen, dass „die oben angegebenen Formeln U
„durch diejenigen vermehrt werden könnten, w<
„aus den Analysen der Nephrite aus den Ffahlbi
„leitffli liessen" and dass demnach ,,die Nephrite als
„durchaus nidit krystallinische Silicate weniger ein
„tes, festhe^renztes Mineral darstellen, als vieli
„Gruppe von Ealk-Magnesia-Silicaten , deren unbei
„aber wechselnder Wassergehalt, dieselben als Pro
„Umbildung ähnlich zusammengesetzter Gesteine
In gleichem Sinne ist es zu denten, dass 1(
schiedenheiten so häufig sind, dabei unregelmässij
und schon innerhalb geringer Entfernungen sich
Dies zeigt sich jetzt aus dem Vergleiche der Ne
C mit D, E, da uns nun von diesen mit Bestimmi
die Localität nnd zwar ihr Vorkommen in ein
bruch'Gruppe bekannt ist.
Einteitdunffm txm Dmcischriflm.
Vom ObterwOoire Soyal in BrüisH :
Binaai im obtemlioiu bot Iaiti6tforolog;iqiio etsor la pl
Olob« 1871. 4.
Vom jb. premHtehen geodätitehm Inititut üt £«rläi
AatnmomiBoh-geod&tiEche Arbeiten im Jfthre 1B71, von (
Leipng 1878. 4
Von der j^stkaUKh-ntedicmitehen Oaethch<^ in Wür
Terhandlvogeii. Nene Folge. Bd. IT. 1873. a
Vom naturhiatoriichtn Landamuuum von Kärnten in ZIc
Jahrbuch. Heft 11. 1673. &
Von der geographischen Geaäitehaft in Wien:
Hittheilnngen. 1673. 15. Bd. (N. F. 5. Bd.) 1873. 8.
Vom ^uUtut Boyai mHiorohtgiqtti des Payi-Ba» in Ut
a) NaderlandBch UeteorolofriBch Jaarboek voor 1872. Ja«
1672. qa. 4.
L) SuggestioDB on a nnifonn System of mateorologic
vatiantL 1872. 6.
Font Zycetm c/' Natural Biitory in New York:
a) Annali ToL X. 1671-72. ft
b) Proceedinga. Vol. I. 1871/72. &
Von der Soydl Society of Tiumamia in Hohart Tow
a) Honthlj Notioee of Papera and ProoeedingB, for 1671.
h) Beanlte of five feara' meteorologioal ObserrationB f
Town, by FranoiB Ahbott. 1672. 4.
Von der Society of Natural Sciences in Suffalo :
Bulletin. VoL I. 1878. 6.
Von der Sociiti ^ miäin^dlogie in Fmris:
BnllBtinB. Tom. VIU. 1878. a
Vom Jardin Impiriäl de Botanique in St. Peter^nti
Trndi. Tom. U. 1878. 8,
Eitumdunge» wm Dntckachr^tm.
Vom Berm C. W. Boreharät in BerUn:
ft) lieber die TranBfonnation der Elftstioitätsgleiahnnge
meine orthogonale Coordinaten. 187EL 4.
b) TJnter«iiohiu]geii Aber Elastioität unter BerQoknoht
Wirmft 1873. 6.
c) üeber das Ellipaoid vom kleinsten Volumen bei
Fliicbeainhalt einer Anzahl von Centralschnitten.
Vom Herrn Buäolph Wolf in Zürich:
Aetronomifiolie Hittbeiloiigen. No. XXXL 1878. 8.
Vom Berm Emmanuel lÄaia in Sto de Janeiro
Climats, Geologie, Faune et Geographie botaniqne du B
1872, 8.
Sitznng vom 8. NoTem1>er 187S.
Mathematisch- physikalische Classe.
Herr Volt spridit:
- „Ueber die Bedeutaiig der Eolilebydra
der Nahrung."
Nach DnterBUChuDgeD von M. t. Pettent
und C. Volt.
Es ist die Aufgabe der Nahrong den Verlust von £
vom Thierkörper zu verhüten oder einen bfistimmten
derselben in ihm hervorzabriogen. Ea ist daher Eur
Stellung der Bedeutung eines Mahrungastoffes nothwenc
wissen, welchen Stoff im Körper er erhält oder verii
und wieviel vod ihm zu diesem Zwecke darzareidi«n i
Wir haben früher beschrieben, welche Stoffe in i
hungerndeo Oi^anismus (einem Hunde) zersetzt wwden
wie sich der Zerfall bei Zufuhr von Fleisch und dani
Fldsch unter Zusatz von Fett gestaltet. In letztei
haben wir unsere Versuche bei Fütterui^ mit Fteiscl:
Eohlehydraten und bei Fütterung mit Kohlehydraten
zusammengestellt, deren Hauptergebnisse wir heatf
Akademie mittbeilen wollen, uns die ausführliche Dar!
und Begründung an einem anderen Orte vorbehaltend.
Es handelt sich hier um einige allgemein interei
Probleme, nämlich um die Frage, in wieweit die Kohlehj
[ISIS. 3. MatL-phys. CL] 18
Ji SüMtmg der Ptaüt.-ph^t. Ctasse vom 8. 2fov. 1873.
ir daB Fett dar Nahrang eiDtreteii, und ob aus ihnen Fett
itateht und im Organismus abgelagert wird.
In dem Oarmkanale des äeischfressenden Hundes kaDn
24 Standen TerhältUBSmäesig ebensoviel Stärkemehl in
icker nbergeftihrt and Zucker reeorbirt werden, als in dem
arme eines Pfianzen&essers. Der complidrter gebaute Darm
» letzteren ist nur dafür eingeridttet , ein für den Barm
» Fleischfressers schwer oder gar nicht Terwerthbares
ohlehydrat, die Cellalose, za lösen und dadurch anch die
den CellulosehüUen eingeachlosseneu anderen Stoffe den
erdaaungssäften zugänglich zu macheu. Wir betonen dies,
) man hanfig glaubt, die Vorgänge in dem Leibe des päan-
nfressenden Thieres seien grundverschieden von. denen des
jiBchfressenden. Dies ist durchaus nidit der Fallj die
r(raesse sind vielmehr bei beiden ganz die gleichen, sobald
e in die Säfte übertretenden Stofte qualitativ und guantita-
r die gleichen sind, was nicht schwer zu erreichen ist.
'ir sind daher berecht^, aus den Versuchen am Hunde
>er das Verhalten und die Bedeatoug der Kohlehydrate
Igemeine Schlüsse zu ziehen.
Aus unseren Versuchen geht hervor, dass aller in die
ifte eingetretene Zucker in den Organen in kurzer Zeit
rfällt und schliesslich , unter Eintritt von Sauerstoff in
ohlensänre and Wasser umgewandelt, ausgeschieden wird,
au hat neuerdings von mancher Seite die Verbrennung des
ackers im Thierkörper geleugnet. Es wäre m der Tliat
ohl möglich, dass der Zucker darin zunächst in Produkte
irfallt, welche noch nicht mehr Sauerstoff einschliessen,
id dass erst diese Abkömmlinge bei ihrem weiteren Zerfalle
licher an Sauerstoff werden, d. h. im eigentlichen Sinne
js Wortes o^dirt werden. Man macht sich in der Tbat,
ie der eine von uns (V.) schon Öfter hervorgehoben hat,
m den Zers^ungs- and Oxydationsvorgängen im Thier*
iirper, ja selbst von den Verbrennungen ausserhalb desselben
TetUnkofer u, Vait: KohUhyä/roiU in der Ufah/nmg. 275
häufig ganz falsche Vorstellangen. Man denkt sich, der
Sauerstoff nage einfach die Kohlenstoff- oder Wasserstoff-
theilchen einer organischen Verbindung an und führe sie zu
Kohlensäure und Wasser über, während es vielmehr eine mehr
oder weniger grosse Anzahl von Zwischenproducten giebt. Wir
nennen z. B. den Uefoergang der Gellulose in Kohlensäure
und Wasser unter Zutritt von Sauerstoff eine Oxydation,
obwohl wir recht gut wissen, dass die Gellulose als solche
nicht sich mit dem Sauerstoff verbindet, sondern nur die
durch die Anzündungstemperatur entstandenen gasförmigen
Zerfallprodukte. Sollte also auch der Zucker bei seiner
Zersetzung nicht gleich Sauerstoff aufnehmen, so könnte man
doch immerhin mit dem gleichen Rechte von einer Ver-
brennung desselben sprechen, mit dem man von einer Ver-
brennung des Holzes oder des Fettes redet; es wäre aber
sicherlich richtiger, wenn man nur von einer Oxydation der
direkt Sauerstoff bindenden Produkte spräche, und im Uebri-
gen nur den Ausdruck Zerfall gebrauchte. Wie dem auch
sein möge, der in die Säfte eingetretene Zucker zerfällt nach
unseren Versuchen in kurzer Zeit vollständig und wird in der
Form von Kohlensäure und Wasser entfernt.
Damit ist abermals dargethan, dass aus den Kohle-
hydraten dauernd keine anderen Stoffe, namentlich niemals
Fette zum Ansätze gelangen, eine Lehre, die der eine von
uns (V.) schon in früheren Arbeiten zu begründen ge-
sucht hat.
Es galt bis vor Kurzem ganz allgemein als erwiesen,
dass die Kohlehydrate die Hauptquelle des im Körper ab-
gelagerten Fettes sind, da man bei Fütterung mit Kohle-
hydraten und anderen Stoffen ein Thier fett werden sah
und man kein anderes Material für die Fettbildung zu haben
glaubte. Nun haben wir früher gefunden, dass nach Dar-
reichung grosser Fleischmengen, die nur Spuren von Fett
enthielten, wohl aller Stickstoff derselben in den Exkreten
18»
i
PetUnWtr u. Voit: SoAfehj/drotc üt der Nahnmg.
Dies war nnn bd noBerea Verendien dnrol^;äiig^
Fall ; meist wnrde our so viel Fett abgesetzt, dass aoa
frieofaen Fleieohe 1 — 3 */• Fett h^vorgelien mnsstw,
Male wurde bei Darreichnug tod viel Stärkemehl zu F
die Zahl 8 — 10 "/o erreicht, und nur zwei Mal nach
Bahme TOD 608 Gramm trookecer Stärke mosste die
11 "/o bei der Berechntmg angeoommea werden, wäi
der Kohlenstoff der Starke stets TÖlIig wieder en
wurde.
Wäxe dagegen das abgelagerte Fett aas den E
hydraten aitstanden, so müsste die Menge des ersteren
destens proportional der Menge des Kohlehydrates 8^,
doch wenigstens mit ihr zunehmen. Dies trifft jedoch i
aus nicht ein, sondern es steht vielmehr die angesetzt
solute Fettmenge in narerkennbarer Beziehung za der Qua
des zersetzten Eiweisses.
Bei anssdiliesslicher Fätterung mit Fett kann sehi
Fett im Körper zum Ansätze gelangen; bei ausschliessl
Zufuhr der grösstmöglichen Mengen von Eohlehydrateo
ganz wenig, da dabei nur wenig Eiweiss zu Grunde
Verdoppelt man dabei die Kohlehydratgaben, so wird
mehr Fett angesetzt, aber auch nicht mehr Eiweiss ze
Alles dies lässt moh nicht mit der Ansicht in £iul
bringen, dass aus den Kohlehydraten Fett bervoi^eht,
aber mit unserer Anschauung, dasa es ans dem Eiweissc
bildet, da in den ai^egebenen Fällen nur wen^ Eiweiss
setzt wird.
' Beicht man stets die gleiche Menge von Eohleh;
in reichlichem Maasse und dazu verschiedene Mengen
Fleisch, so ist der Fettansatz entsprechend der Grösu
Eiweisszersetzung , so zwar, dass man geradezu im St
ist, ans der letzteren den Fettansatz zu berechnen. 14
spricht deutlicher für unsere Theorie als diese Tbatsi
welche nadi der alten Lehre absolut onTerstSodlich ist.
SUnmg der ma^-f^i. (Sa
Es besteht natörliob anch
eben der Grösse der Eobleb
tze, wenn anob das Fett t
oi^eht. Deon da die letzti
tepattene Fett vor der wei
m sie selbst dafär zerlegt v
issea Grenze durch mehr Ec
art werden. Ist die Quantil
, so wird nodi von jenen
eiid, 80 wird von dem aiu
e abgelagert. Für jede Eid
immte Menge von Kohlehjdn
] aas dem Eiweisse bervoi
zum Ansätze zu bringea.
m mnss alles ans dem Eiwet
len; wir &oden in diesem
EO *>/o des frischen Fleisdiee
trer obigen Annahme 11 °j
!D, welche üebereinstimmun
irer Annahme spricht.
Die Resultate nnserer VerSQ
ungezwungen unter der Voi
lehydrate stets im Thierköi
leneänre und Wasser übei^
Eiweisse erzengte Fett voi
ren; darnach müsste sich de
aus dem Eiweisse entstan
itzendeo Kohlehydrates rieb
raf. Unsere Versnchsergebc
dich, wenn man das Fett ao
m lässt.
Wir haben bei dem Hunde,
ratzofnhr das Aeusserete vei
le die Eohlefaydrate zu der
''*^,
Pettenkofer u. Vait: Kohlehydrate in der Nahrung. 279
und wir sind überzeugt, dass bei diesem Thiere anter keinen
Umständen aas den Kohlehydraten Fett direkt sich bildet.
Es ist uns aber auch ausserordentlich wahrscheinlich, dass
dies bei anderen Thieren, z. B. den Pflanzenfressern , ebenso
sich verhält, da, wie schon erwähnt, bei unserem Hunde die
Quantität des in die Säfte äbergetretenen Kohlehydrates
verhältnissmässig so gross ist als bei einem sich mästenden
Pflanzenfresser. So viel ist sicher, dass auch bei dem letz-
teren der weitaus grösste Theil des bei der Mast angesetzten
Fettes aus dem zerfallenden Eiweisse und aus dem Fette des
Futters abstammt, und es könnte höchstens in ganz extremen
Fällen, die wir bei dem Hunde nicht erreichten, Fett aus
dem Ueberschusse der Kohlehydrate heryorgehen, was wir
aber für sehr unwahrscheinlich halten.
Die Kohlehydrate unterscheiden sich in ihrer Wirkung
auf die stofiQichen Vorgänge im Thierkörper ganz bestimmt
von den Fetten, sowohl in qualitativer als auch in quantita-
tiver Hinsicht. Sie vermindern wie das Fett in etwas den
Eiweisszerfall und heben durch ihre Zersetzung die Abgabe
von Fett vom Körper auf. Während aber bei reichlicher
Fettzufuhr ein ansehnlicher Theil des Fettes abgelagert wird,
wird das Kohlehydrat stets völlig oxydirt, welches dadurch
das aus dem gleichzeitig zersetzten Eiweisse entstandene Fett
vor dem Untergange bewahrt.
Die Quantitäten, in welchen die Kohlehydrate diese
Wirkungen ausüben, sind andere als man bis jetzt geglaubt
hat. Die Kohlehydrate leisten in Beziehung der Eiweiss-
ersparung absolut mehr als die gleichen Mengen Fett. Was
die Verhütung der Fettabgabe betrifft, so vollbringen, wie
unsere Versuche jetzt ergeben haben, 175 Theile Kohle-
hydrat den nämlichen Effekt wie 100 Theile Fett, während
man bisher allgemein und auch in der Praxis bei Feststell-
ung von Futternormen angenommen hat, dass 240 Theile
Stärkemehl 100 Theilen Fett äquivalent sind.
280 SUsung der matK-ph/ys. OUuse vom 8. Nov. 1873.
Man stellte rieh nämlich ohne allen Grand vor, der
Saaerstoff sei die nächste Ursache der Zerstörung der stick-
stofffreien Stoffe und diese seien nur gleichsam zur Neutrali-
sirung des Sauerstoffäquivalentes im thierischen Organismus
noihwendig, es würde also Yon dem einen oder anderen Stoffe
gerade so viel oxydirt, als dar unter bestimmten Umständen
eintretenden Sauerstoffmenge entspricht. Die Sauerstoffauf-
nahme hielt man aber für abhängig von dem Rhythmus der
Athembewegungen, der Temperatarhöhe und Dichtigkeit der
umgebenden Luft etc. Wenn also in einem gewissen Falle
284 Gramm Sauerstoff aufgenommen werden, so werden
diese durch 100 Gramm Fett neutralisirt; ebensoyiel Saaer-
stoff als 100 Gramm Fett yermögen jedoch auch 240 Gramm
Stärkemehl zu neutralisiren, wesshalb man für den Thier-
körper 100 Gramm Fett äquivalent hielt für 240 Gramm
Stärkemehl.
Nach unseren Versuchen ist aber die Sauerstoffaufoahme
nicht von jenen Faktoren abhängig, sie ist vielmehr sehr
verschieden unter sonst gleichen äusseren Umständen der
Art. Der Sauerstoff ist nach den Darl^ungen des einen
von uns (V.) nicht die nächste Ursache der Stoffzersetzung
im Körper, so wenig wie er die nächste Ursache d^ V^-
brennung des Holzes ist, sondern vielmehr die Anzündungs-
temperatur, welche Zersetzungsprodukte bildet, die bei ge-
nügendem Sauerstoffzutritt dann allmählich bis zu, Kohlen-
säure und Wasser oxydirt werden. Ebenso werden auch
unter den mannigfaltigen Bedingungen im Tfaierkörper die
Fette und Kohlehydrate ohne den Sauerstoff zerfällt; beim
fortgehenden Zerfall tritt jedoch Sauerstoff aus den Geweben
und dem Blute in die Verbindungen ein und dieser wird
dann durch neuen aus der atmosphärischen Luft eintretenden
ersetzt. Es ist daher die Hauptaufgabe, die Bedingungen
des Zerfalles der Stoffe in den Organen zu studiren und
aufzusuchen, welche analog wirken wie die Anzündungs-
Pettmkofet u. Vo%t\ KoJilehydrate in der Nahrung. 281
temperatar bei dem Brennen des Holzes. Thatsache ist, dass
dadurch anter sonst gleichen Verhältnissen für 100 Gramm
Fett nicht 240, sondern 175 Gramm Stärkemiehl zerlegt
werden, wobei dann sekundär soviel Sauerstoff in Beschlag
genommen wird, als diesen Stoffmengen entspricht.
Im Thierkörper zerfallt beim Hunger stets Eiweiss und
Fett. Mit Eiweiss in Verbindung mit Wasser und den nöthi-
gen Aschebestandtheilen kann man den stofflichen Zustand
im Körper erhalten, wenn die Eiweissmenge zureicht, die
Abgabe von Eiweiss vom Körper zu verhindern, und wenn
aus dem zersetzten Eiweisse so viel Fett abgespalten wird,
als unter den gegebnen Verhältnissen sonst Fett zerstört
wird. Kein Stoff zerfallt leichter im Thierkörper in die
nächsten Produkte als gerade das Eiweiss. Das Fett und
die Kohlehydrate der Nahrung vermögen den Fettverlust
vom Körper zu verhüten; man muss sich aber dabei erinnern,
dass eines der ersten Spaltungsprodukte des Eiweisses Fett
ist und nach dem Eiweisse die Kohlehydrate am leichtesten
zerstört werden, aber kein Stoff schwerer als das Fett.
Wenn man diese Thatsachen festhält, so ist nichts leichter,
als die Wirkungsweise der Kohlehydrate auf den Umsatz im
Thierkörper und somit die Bedeutung derselben in der Nahr-
ung zu verstehen.
Siteang Tom 6. Deiember 1873.
Der Glaaaensecretär Hetr v. Kobell legt vor:
„Deber Coaodictyam buisiforme f^tallon
einer Foraminifere aas der Qruppe der
Dactyloporidaen".
Von C. W. GümbeL
(Mit einer TofeL)
Schon bei der üntersnchnng der so reicbÜch im Muschel-
I wie in dem ksikigen und dolomitischen Gestein des
ikenpers, dann aber erst wieder in den verhältnias-
ig sehr viel jüngeren Tertiärschichteo bis jetzt aufge-
snen Dactgloporideen') war meine Aufmerksamkeit auf
Dtdecknng von Formen gerichtet, welche in den zwischen
Trias und den Tertiärgebilden in der Mitte liegenden
siechen and cretaceischen Schichten vorkommen and die
jglieder zwischen jenen älteren Arten nnd den jüngeren
eilen würden. Denn es schien von Tombereiii im höchBten
e unwahrscheinlich, dass eine so formenreiche nnd so
enhaft auftretende Typenreihe, wie solche sich in den
■fin Dactyloporideen rier Triae vorönden, plötzlich sollte
gegangen nnd während der Sekundärperiode aus der
pfong zeitweise verschwunden sein, am erst wieder in
) Die gegen. Nnlliporen des Thierreichs (Abb. d. k- barer. Ac.
m. XI. Bd. I. Abtb. & 282).
Crümbel: üeber Canodictyum bursiforme, 283
der Tertiärperiode mit vielfachen Arten und in grosser
Menge neu aufzutauchen.
Das schon vom Grafen v. Münster entdeckte und zu-
erst benannte höchst eigenthümliche Conodictffum, welches
dann Goldfuss ausführlich beschrieb und ziemlich gut
abbildete (Petref. D. I, 103 u. 104, T. XXXVH, P. 1) war
bereits in meiner ersten Arbeit über Juraforaminiferen ^)
von mir in dieser Richtung ins Auge gefasst worden. Der
anscheinend mangelhafte Erhaltungszustand der mir aus der
V. Münster' sehen, jetzt bayerischen Staatssammlung zu-
gänglichen Originalexemplare, welche nur Steinkern-ähnliche,
mit einem einfachen Maschennetz überzogene hohle Körper
ohne weitere innere Struktur, soviel sich erkennen liess, zu
sein schienen, machten es mir damals unmöglich, die Zu-
gehörigkeit dieses problematischen Körpers zu der Gruppe
der Foraminiferen zu begründen oder zu widerlegen.
Indess stellte bereits Blainville*) 1830, nachdem er
Exemplare in der Bronn' sehen Sammlung besichtigt hatte,
das V. Müuster'sche Conodictyum unter der veränderten Be-
zeichnung Conipora bloss nach der äusseren Formähnlichkeit
im System zwischen Dactylopora und OvuUtes. Ihm folgend
beschrieb dann d' Archiac 1843 gleichfalls einen Stemkern aus
Juraschichten als Conipora clavaeformis % jedoch unter den
Polypen. Die Abbildung zeigt deutlich, dass wir es aller-
dings mit einem ähnlichen organischen Körper, wie v. Münst er's
Conodicttfutn zu thun haben. Aber auch bei diesem wurde
eine innere Organisation nicht nachgewiesen, um seine Stellung
im System zu rechtfertigen.
Endlich beschrieb fltallon 1850 zuerst in seinen
„Etudes paleontologiques des terrains jurassigue du Haut-
2) Wurttemb. naturw. Jahresh. 1862 8. 234.
3) Dictionaire des sciences naturelles t. LX. S.403 und Manuel
d'actinologie 1834 p. 438.
4) Memoir. d. 1. soc. geoL d. France t. Y. 2.
der vKah.-phjis. Claae vom 6, JMcember 1873.
130^), dann aasffilirltcher 1861 in der Le-
ina p. 413 eine Art als Conodictt/utn btirsh-
mter den Foraminiferen ans dem jarassischen
id bildete diese Versteinerung (pl. LVIU. 6g. 9)
;er Stellaag ab. Aber anch hier Termisses
iweis über die innere Stmktiir, auf welchen
Zuweisung zu den Foraminiferen allein sich
daher Rens s') in seiner Tortrefflichen syste-
ammenstellimg 1861 das Conodictyum wohl
Vorgange d'Orbignys fragweise den F'ora-
2war den Ammodiseineen anreihen.
: Exemplare der £)tallon'Bchen Art, weldie
iUB den Dicerasschichten von Valfin sammelte
näheren Untersuchung gütigst überhess, sind
kalkiger Schale versehen und liessen mich
> Düanschlifie Einiges über die innere Struktur
önnen. In der That gelang es mir an diesen
B Schalenstfitktnr der Daelyiaponäeen zu ent-
den aach im Üebrigen übereinstimmenden Ver-
linreihong wenigstens dieser Art Conodieti/«ta
wntn^eren aosser Zweifel zu stellen.
■e Form des f^tallos'schen Conodictyum '')
mannicbfachem Wechsel unterworfen, im All-
n- und keulenförmig, bald mit mehr kogeUger,
iglich runder Anschwellung, bald mit einer
ignng in eine schlanke cylindrische Röhre,
sich nach oben verjüngend. Ausserdem zeigen
)berfläche bsid ziemhch dicht stehende ring-
e senkrecht zur Längenaehse , bald erscheint
Hern. d. 1. boc. d'emnlaldoii du depart du DoaT»
L 1858. p. 369; pl. XKV. üg. 3.
k. k. Akad, d. Wies, in Wien B. LIT. S. 366.
a sohmbt iirthämlioh Oono^ctum!
Gümbd: Ueber Conodictyum bursiforme, 285
die Oberfläche ohne diese ringförmigen Wülstchen, vielleicht
nur in Folge von Abreibung mehr oder weniger glatt. Mit
der Lonpe entdeckt man sehr zahlreiche, feine Poren, welche
die ganze Oberfläche dicht bedecken, und im cylindrischen Theile
etwas grösser als in der kolbenförmigen Anschwellung er-
scheinen. Im Innern ist die Versteinerung hohl, mit Gesteins-
substanz oder Ealkspath erfüllt. Die diesen Hohlraum ein-
schliessende Kalkwand ist verhältnissmässig dick, namentlich
am cylindrischen Ende, welches oben die weite kreisrunde
Oeflhung trägt, während am entgegengesetzten Theile in der
Mitte der kolbenförmigen Anschwellung das Gehäuse völlig
geschlossen, ähnlich wie am Embryonalende von Oyrqporella
und wahrscheinlich in Folge von innerer Gorrosion meisten-
theils dünnwandig geworden ist. (Vergl. Fig. 12 u. 15.) Die
auf der Oberfläche sichtbaren Porengrübchen sind die Münd-
ungen von Eanälchen, welche die Schalenwandung bis
zum inneren Hohlraum durchziehen. Sie stehen gruppen-
weise zu 4 (selten zu 5) genähert in ringförmigen horizon-
talen Doppelreihen. Doch ist diese Anordnung selten regel-
mässig und die Poren bedecken scheinbar gleichförmig ver-
theilt die Oberfläche, weil die porenleeren Zwischenräume
zwischen den Doppelreihen sehr schmal sind. Die Anord-
nung in Doppelreihen scheint eine Zusammengruppirung
von je 4 Poren vorauszusetzen. Es wurden jedoch auch
Porengruppen zu 5 wahrgenommen. Von je 4 (oder 5) solcher
in einer Gruppe einander genähert stehenden Poren der Schalen-
oberfläche gehen feine Eanälchen convergirend nach innen
und münden etwa in der Mitte der Schalenwandung in
grössere blasenformige Höhlungen ; diese selbst stehen wieder-
um durch je ein im Vergleiche zu den nach Aussen führenden
Eanälchen etwas weiteres Kanälchen mit dem innern Hohlraum
direkt in Verbindung (vergl. Fig. 9 u. 10). Die inneren Münd-
ungen dieser letzteren liegen in einer ringförmigen Einbuchtung
286 Sittung der maih,-phy8. QoMe vom 6. Deeember 1873.
der Schale. Im Debrigen zeigt sich die Schale nach den
Dünnschliffen als ans einer homogenen Masse bestehend.
Wir haben mithin ein im Innern hohles, nnten ge-
schlossenes, oben mit einer weiten runden Oe&ung ver-
sehenes Gehäose, dessen derbe Kalkwandung von zahlreichen
Kanälchen in der Weise durchzogen ist, dass ein relativ
weites Kanälchen, von einer innern Vertiefung ausgehend sich
in der Schalenmitte kammerartig erweitert, während von dieser
Erweiterung relativ engere Kanälchen zu je 4 (oder 5) die
Verbindung mit der Aussenseite vermitteln. Dadurch ist
der Charakter der Doc^Tojporen-artigen Forammiferen so
bestimmt ausgesprochen, dass an einer Zugehörigkeit des
Cfmodictyum hursifonnie zu der Gruppe der Daetyloporideen
nicht gezweifelt werden kann.
Währaid ich in dem oberen röhrenförmigen Schalen-
theile neben den soeben beschriebenen Kanälchen keine
weiteren Böhrchen in der Schalenwandung selbst bei starker
Yergrösserung der hergestellte Dünnschliffe aufzufinden ver-
mochte, scheint diess Verhältniss gegen unten in dem blasen-
förmig erweiterten Theil sich zu ändern. Hier finden sich
nämlich zunächst in dem Theile, in welchem die Röhre sich zur
Blase erweitert, neben den Kanälchen der erwähnten Art auch
noch Spuren von anderen mit den oben beschriebenen äusseren
ziemlich gleichweiten Kanälchen, die nicht von einer Kanal-
erweiterung auszugehen scheinen, sondern direct in gleicher
Weite von Innen nach Aussen ziehen. (Vergl. Fig. IIa. 12).
Da aber bereits in diesem Theil der Schale (wenigstens an
den von mir untersuchten Exemplaren) eine von Innen her
fortschreitende Gorrosion die Integrität der Schale zerstört
hat, so bin ich nicht ganz sicher, ob diese Böhrchen denn
doch nicht Beste der normalen Kanälchen sind. Gegen das
untere Ende der blasenförmigen Erweiterung mehren sich diese
einfachen, quer durchziehende Kanälchen, es fehlen die
kammerartig erweiterten Höhlungen ganz oder sind durch
Crümbel: Ueher Oonodiciyum hursiforme, 287
Zerbröckelung mit zanehmendem Alter mehr oder weniger
zerstört, so dass ich mich kaum zu irren glaube, wenn ich
annehme, dass gegen den untersten embryonalen Theil der
Schale zu diese durch zahlreiche einfache Eanälchen durch-
zogen wird. (Verg. Fig. 12 im Horizontaldnrchschnitte.) Es
würde sich auf diese Weise ein Mischtypus zwischen ThyrsO"
parella und OyroporeUa ergeben.
Stallen vereinigt in seiner Species die beiden äusser-
lich scheinbar verschiedene ITormen^ von welchen die eine
grössere auf der Oberfläche ohne ringförmige Wülste oder
doch nur mit Andeutung von solchen versehen ist, während
die andere kleinere Form mit zahlreichen deutlichen ring-
förmigen Wülsten bedeckt ist. Auch ist der erweiterte Theil
der grösseren Form mehr bimfonnig, derjenige der kleineren
dagegen mehr kugelig. Indessen lassen schon die wenigen
mir zur Untersuchung vorliegenden (10) Exemplare einen
gewissen Uebergang beider Formen erkennen und^ legen
die Vermuthung nahe, dass es hauptsächlich nur Alters-
variationen sein möchten. Ob die Beobachtung, dass bei
der grösseren, mehr glatten Varietät (laeviuscala) (Fig. 1, 2
u. 3) die äusseren Porenmündungen zahlreicher und kleiner,
als bei der geringelten Varietät (annulata) (Fig. 4, 5 u. 6)
sind, als eine allgemeine gültige sich bewährt, kann sich
nur durch Untersuchung einer grösseren Anzahl von Exem-
plaren, als sie mir zur Verfügung stehen, entscheiden lassen.
Als bis jetzt bekannte Fundorte sind anzuführen: Laufen
im Epicorallien (Stallen in Leth. brunt.) Valfin im Diceratien
(£:tallon und Zittel).
So bestimmt dieses Conodictyum bursiforme zu der
Foraminiferen gehört, so zweifelhaft lassen mich hierüber
auch meine neuesten wiederholten Untersuchungen an dem
V. Münster 'sehen Conodictyum striatum, von welchen mir
unzweifelhaft ächte Münster' sehe Originale^) vorliegen.
8) Der Güte der Hr. Prof. Fraas in Stattgart and v. Quenstedt
•|, r?'.'^?^.- F^"
288 Sitzung der matK-phys, Glosse vom €, Deeeniber 1873,
(Vergl. Tafel Fig. 16, 17, 18 u. 19.) Schon die äussere Form
stimmt nicht gut zu jener ]^t allen" sehen Art; sie ist bei
der letzteren in eine Röhre auslaufend, bei ersterer aber
ganz allmählig konisch zugespitzt; weit verdächtiger noch
sind bei der Mttnster'schen Form die über die ganze luft-
ballonähnlichen Gestalt terbreiteten etwa 25 Längsrippchen,
welche den netzartigen, die Oberfläche bedeckenden Maschen
eine gleichfalls vertikale Reihung vorzeichnen. Die netz-
artigen, feinsten Maschen über den weiten inneren Hohlraum
sind meist nur wie auf den Stein gehaucht und erscheinen
als äusserst dünnwandige Ealkringe, welche unter sich fest
verwachsen eine weite Oeffnung in ihre Mitte einschliessen.
Sehr selten erkennt man um denselben die äusserst
idünne schalenartige Umrahmung in ähnlicher Weise wie bei
dünnen krustenartigen Bryozoen deutlich. In letzterem Falle
umgibt jede Maschenöffhuug eine besondere gegen die be-
nachbarte Maschenumrahmung durch eine feine Furche ab-
gegrenzte Schalensubstanz. (Fig. 21.) Nur gegen das spitz
zulaufende Ende gewinnt diese Rinde oder Schale eine sub-
stanziellere Beschaffenheit, so dass sich Dünnschliffe herstellen
liessen, während von andern oberen Stellen in den Dünn-
schliffen sehr schwierig Durchschnitte des schalenartigen
Maschennetzes zu erlangen waren. Auch ist zu bemerken,
dass die runden löcherähnlichen Oeffnungen des Maschen-
netzes im Vergleich zu der Breite des Zwischenraums sehr
gross und weit und dabei nicht gleich weit, sondern un-
gleichartig ausgebildet sind. Eine Unterbrechung oder An-
ordnung im ringförmigen, senkrecht zu der Länge des ganzen
Körpers stehendai Reihen ist nicht wahrzunehmen. Nur am
dicken Ende bemerkt man einige concentrische wulstartige
in Tübingen verdanke ich auch die Untersuchung der sämmtlichen
in jenen Sammlungen vorfindlichen Exemplaren von Gonod. str. im
Ganzen 22 Exemplare.
^
CHimbel: üeber Conodictyum hurstforme, 289
Ringe, die aber ohne Einfluss auf die Anordnung des Netz-
werkes bleiben.
Die Weite dieser Oeffnungen, welche ohne alle Ver-
mittlung von dem innern Hohlraum nach Aussen führen,
die dünne Wandung der Rinde oder Schale, der Mangel einer
horizontalen Reihung der Mündungen, ihre abgeschlossene Um-
rahmung erinnern mehr an eine Bryozoe oder Spongie als
an eine Foraminifere. Es bleibt nur eine gewisse äussere Form-
ähnlichkeit und das Bedecktsein der Oberfläche mit zahl-
reichen Grübchen oder Maschenöffnungen, wodurch die von
$]tallon zu Conodictyum zugerechnete Versteinerung mit der
Münster'schen eine scheinbare Verwandtschaft besitzt. Sehen
wir nun von der Aeusserlichkeit ab und vergleichen die
innern Strukturverhältnisse, soweit diess bei der Münster'-
schen Form möglich ist, so verschwindet auch der letzte
Rest einer Berechtigung, beide Körper unter ein gemeinsames
Genus zu vereinigen, ja selbst zu einer Abtheilung des zoologi-
schen Systems zu rechnen. An einem bis zur äussersten
Spitze vollständig erhaltener Exemplare ist es mir geglückt,
sowohl von dem stark verengerten scheinbar dickwandigeren
Theile in ganz geringen Abständen 3 Querschnitte (a, ß u.y
der Figur 20) Dünnschliffe und zwar einen direkt am Ende, die
zwei anderen in Abständen von V^ Millimeter unter sich
und am Endquerschnitte, sowie Durchschnitte aus dem oberen
blasenförmig erweiterten Eörpertheile der Länge und Quere
nach anzufertigen.
Darnach ist es nicht zweifelhaft, dass Canodictyum
striatum Mü. den Ueberrest eines Thierkörpers darstellt,
welcher aus einer einfachen, dünnen, kalkigen Hülle um
einen flaschenförmigen , am dicken Theil geschlossenen, am
Halsende offenen hohlen Raum besteht. Diese Kalkhülle
ist netzartig von unzähligen verhältnissmässig weiten Löchern
durchbrochen, während der Länge nach verlaufende, zahl-
reiche feste Rippen gleichsam zur Verstärkung des Netzwerkes
[1878,3. Math.-phy8. OL] ' 19
90 BiUwtg der math.-pfttfg. <^asH vom 6. DetettAa' 1873.
ienen. Diese lUppcben sind es Dameotlich, welche an der
Ellaartiges Verenijerung znsammenlanfend hier die Verdickang
ar Hülle hewirken und zngleich durch seitliche Lamellen
leilweise nntereinander verwachsen, theilweise im Qaer-
dmtUe gleichsam mit Widerhaken versehen sich darstellen, wie
iess der Qaerschnitt Fig. 22 zeigt. Nach oben werden die
ängsrippchen einfach, sind aber meist noch nach auBsen
;ampfzahnig ausgekerbt. Die zahnartigeD YoräprüDge sind
egen das üebrige verdickt nod in der Regel seitlich ans
er geraden Richtungslinie der Rippen ausgebogeo. Am
halsende scheinen die Rippchen zu einem nndnrchbrochenen
inge zasammenechli essen. In diesen unteren Querschnitten
smerkt man die bald länglichen, bald runden Durchschnitte
es Netzes mit den weiten Löchern (o), darch welche die
esteinssabstanz des Innern ohne Unterbrechung mit jener der
DBchlieesendeD Gesteinsmasse in Verbindung steht. Von einem
eckelartigen Verschluss dieser Oeffnangen ist keine Spur
1 seheo, ebensowenig wie von einer ununterbrochenen inneren
3er äusseren Schale, wodurch Zellen gebildet würden. Die
ilkige Hiille ist zusammengesetzt gleichsam ans so vielen
jngen, als OefFnungen vorhanden sind, die sie einschliessen;
ach Aussen sind diese Ringe verwachsen, doch erkennt
lan in den Schnitten noch die einzelnen Wandungen an
nem sie trennenden dunklen Streifchen. Sehr bemerkeas-
erth ist die ungleiche Grösse der Mascbenöffnungen nod
ie nicht selten bemerkbare Eigenthümlichkeit, dass eine
)lche OefiFnung durch eine Hervorragung der Netzwand
älbgetheilt (Fig. 21; x) oder auch yollständig in zweiXheile
espalten erscheint. Die Substanz der Hülle ist selbsl^^ bei
»rker Vei^össerung glasartig hell, wie ein Spongiengerüste
'och war von Spongien-Nadeln auch nicht die geringste Spnrzn
ltdecken, Die Längsrippchen sind an der Vereinigungsstelle
er Netzringe aufgesetzt. Doch finden sie sidi nicht zwischen
ider Reihe des Maschennetzes, sondern immer in Zwischen-
CHimbd: Ueber Conodictf/um hursiforme. 291
räumen von 3 bis 4 solcher Maschenreihen im erweiterten
Theil, im Ganzen zwischen 24 und 30 bei grossen Exem-
plaren, während sie gegen den verschmälerten Hals zu durch
eingesetzte Zwischenrippchen sich vermehren und endlich so
zahlreich sind, als die Maschen selbst, die am Halstheile da-
durch ganz überdeckt sind und mit dem Rippchen schliess-
lich ganz zusammen Aiessen. (Fig. 22.) Nur am äussersten
Ende, wo sich 2—3 ringförmige Einschnürungen einstellen,
bemerkt man weder Rippchen noch Maschen und im Quer-
Bchnittdünnschli£fe (Fig. 24) zeigt sich die verhältnissmässig
dicke Schale oder Hülle ohne Poren gleichmässig fein-
gekömelt.
Nach dieser Beschaffenheit der Hülle von Conodictyum
striatum scheint es mir nicht zulässig, diesen organischen
Körper der Foraminiferen ^) zuzutheilen, ich erachte es viel-
mehr für wahrscheinlicher, dass er der Gruppe der Spongien
zugewiesen und in dieser vielleicht dem Geschlechte OlyntJms
angereiht werden dürfe.
In jedem Falle müssen wir nach andren ähnlichen Formen
Umschau halten, mit welchen sich ConodictyiMn hursiforme
vielleicht zusammenstellen lasse. Solche Vergleichsgegen-
stände finden sich unter den Versteinerungen verschiedene For-
mationen. Conipora da/vaeformis d'Arch. haben wir schon
erwähnt. Ueber die innere Struktur dieser Versteinerung
ist üichts bekannt. Aeusserlicb ähnh'ch ist ferner die d' r -
big ny' sehe GaniöUna (Prodrome Et« 14 No. 622), welche
Buvignier (Stat. Geol. de laMeuse p. 47— 32 fig. 36— 30)
als Foraminifere in zwei Arten abbildet und beschreibt, ohne
aber von einer Identität mit dem d'Orbigny'schen Genus
überzeugt zu sein. In Buvignier' s Zeichnung, die aller-
9) Ich darf hier die nachträgliche Aensserang Frot HäckeTs
nicht unerwähnt lassen, welcher nach Mittheilung obiger Resultate
und eines Originalexemplar's sich doch mehr für eine Zuweisung
zu den Foraminiferen, als zu den Spongien aussprechen zu müssen
glaubt.
X9*
292 SüBwng der matK-'ghys, Claase vom 6, Dezember 1873.
dings za d'Orbigny's Definition passt, lässt sich keine Spur
einer Pore oder EanälchenöfinuDg wahrnehmen.
Daraus geht mit Bestimmtheit hervor, dass das Cano-
dictyum hursiforme auch diesen Formen nicht angereiht
werden darf.
Endlich haben wir noch Formen aus älteren Formationen
zu erwähnen, welche wegen ihrer Formähnlichkeit zur Ver-
gleichung beigezogen zu werden verdienen. Es sind diess
die Genera BeceptacuUtes Defr. oder Ischadifes Murch. Aber
da auch die Eenntniss dieser Körper in Bezug auf innere
Struktur noch sehr mangelhaft ist und da mir selbst kein
Untersuchungs-Material zur Verfügung steht, so wage ich
keine Vermuthung über deren Beziehung zu Canodyctium
hursiforme auszusprechen.
Es tritt daher das Bedürfniss ein, für letzteres eine
selbstständige Bezeichnung zu wählen. Ich schlage dafür vor :
Petrascula n. g.:
Foraminifere aus der Gruppe der DactylcporeUa, von
dickbauchig flaschenförmiger Gestalt mit dicker kalkiger Wand-
ung, welche von weiten Kanälchen durchbohrt ist. Diese
Kanälchen gehen von dem innem Hohlraum, wo sie in einer
rinnenartigen Vertiefung ihren Anfang nehmen, aus, erweitem
sich gegen die Mitte der Schale zu einer blasenartigen Höhl-
ung, von welcher dann 4 (oder 5) einzelne feinere Kanäl-
chen bis zur Aussenfläche verlaufen, und daselbst in Punkt-
grübchen münden. Der fiaschenhalsartig stark verengte obere
Theil des Gehäuses trägt die weite Mündung.
Als Species ist aufzuführen:
Petrascula hursiformis £)taIlon spec. mit kolbenförmigem,
mehr oder weniger stark ausgebauchtem Gehäuse wech-
selnd in Umfange und Grösse von 6 — 12 Mm. Durchmesser
und von 8—14 Mm. Höhe des bauchigen Theils und 14— 20Mm.
der ganzen Höhe oder Länge mit mehr oder weniger lang
ausgezogenem Halse und einer Mündung von iVs — 2 Mm.
Qümbel: üeber Conodictyum hwrHfonm, 293
Darchmesser. Die Schalenoberfläche erscheint etwas rauh
mit sehr zahkeichen deutlich sichtharen Eanälchen-Oeffnungen,
deren Anordnung in horizontalen Ringen nicht deutlich her-
vortritt, wenn nicht gegen das obere dünnere Ende. Ausser-
dem ist die Schalenoberfläche entweder gleichmässig gewölbt
oder mit ringförmigen Wülsten namentlich gegen das untere
Ende versehen, die an den meisten Exemplaren wenigstens
angedeutet scheinen. Die Art zerfallt daher in zwei Varie-
täten, nämlich:
a) laeviusmla ohne ringförmige Wülste,
b) annulata mit ringförmigen Wülsten,
die sich vielleicht als Arten erweisen. Fundort und Fund-
schicht wie früher bereits erwähnt wurde.
Erklärnng der Tafel.
Figur 1. 2. u. 3. Petrascula hursiformis var. laeviusctda in
natürlicher Grösse.
„ 4. 5. u. 6 desgl. var. annulata in natürlicher Grösse.
„ 7. Ansicht der Form Fig. 1 von unten.
„ 8. Ansicht von oben mit der Mündung.
„ 9. Horizontaldurchschnitt nahe am oberen Ende mit
den einfachen Eanälchen (x), den blasenförmigen Er-
weiterungen (y) und den Zweigkanälchen (z). 20 mal
vergrössert.
„ 10. desgl. mehr gegen die beginnende Erweiterung des
Gehäuses, (x, y u. z wie oben.)
„ 11. Vertikaler Durchschnitt gegen das untere Ende
des Gehäuses mit den zahlreichen scheinbar einfachen
Kanälchen in 20 maliger Vergrösserung.
„ 12. Durchschnitt im horizontalen Sinn am untern
Ende des Gehäuses, in welchem die Eanälchen als
zahlreiche Forenöffnungen sich darstellen in 20 maliger
Vergrösserung,
294 Süsung der matK-phys. Classe vom 6. Dezember 1873.
Figur 13. Ein Stück Oberfläche der Schale mit den Poren-
mündnngen am unteren Ende 20 mal vergrössert.
„ 14. desgl. am oberen Ende der Schala 20 mal yer-
grössert.
„ 15. Ein Exemplar in 5 maliger Vergrössemng mit
theilweise abgebrochener Schale, um die Struktur und
die Beschaffenheit im Innern zu zeigen.
Figur 16. 17. 18. u. 19. verschiedene Forjnen von Cano-
äktywn striatum Mün. um die Veränderlichkeit der
Form zu zeigen (in natürlicher Grösse).
„ 20. Das schmale Ende eines kleinen Exemplars in 10
maliger Vergrösserung, um die stumpfsägeförmigen
Längsrippchen und das Maschennetzwerk zu zeigen.
„ 21. Das Maschennetz der Oberfläche mit den weiten
Oefihungen in 20 maliger Vergrösserung.
„ 22. Ein Durchschnitt im horizontalen Sinn am obem
Ende bei ß der Figur 20 mit den Durchschnitten des
Maschennetzes und den Vertikalrippchen in ihrer Ent-
wicklung mit seitlichen Streifchen und in ihrer (stellen-
weise) seitlichen Verwachsung, z sind die ringförmigen
Durchschnitte der Maschen. 20 malige Vergrösserung.
„ 23. Derselbe Durchschnitt weiter gegen die Mitte bei
Y der Figur 20 genommen; sonst wie Figur 22 nur
in 40 maliger Vergrösserung. Die Längsrippchen
zeigen sich bereits einfach ohne Seitenleistchen und
QuerverbinduDgen.
., 24. Ein Durchschnitt unmittelbar in der Nähe der
Oefihung bei a der Figur 20 genommen, eine dicke,
sonst fast strukturlose Kalkwandung zeigend mit Spuren
der Längsrippchen in 20 maliger Vergrösserung.
NBl Die Figuren 9., 10., 11., 12., dann 22., 23. und 24.
sind nach Dünnschliffen gezeichnet.
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J^oSmowi.' Aitgermanitche Gräber.
Herr Voit legt vor:
„ Altgermanische Gräber in der Umgt
nag des Starnberger-Sees" von Herrn '.
J. Eollmann.
' (Wt einer Tafel in Lichtdraok.)
Dflberschaut man hente die Ufer des Starnbei^or Se
so winken TOn allen Seiten freundliche Villen and Dörl
Die sonnigen Hügel nnd die kleinen Thäler hier noch di<
bewaldet, dort nrbar gemacht, ernähren eine dichte sessht
Bevölkernng. Und wenden wir forschend den Blick rü'
wärts in eine längst entschwundene Vorzeit, so sieht <
Geist in demselben Bezirk ein ebenso zahlreicheB Geschlec
Dafiir zeugen noch hente die vielen, vielen Mügelgra
auch Heidenhügel, Heidengräber oder Römerhägel vom Vo
genannt, die Tnmuli der Alterthumsforscher, welche d
oben zu finden sind. Südlich und nördlich von PÖcki
werdea über 100 solcher Grabhügel gezählt, bei Maisi:
gegenSO, bei Traabing 24; dieOememden Feldaffin
Aschering, Machte! fing, Erliog, Mamhofe
Frieding, Percbting, Hangfeld besitzen bald gri
sere bald kleinerg Gruppen ionerhalb ihrer Marken. M
kennt sie von Aufkirchen, AI Imannsh aasen, Asse
haasen, Wickenhausen, Ambach, Pentenrie
Ober pf äffen ho fen, Unterpfaff enhofen, Sohö
geising, Kotbalting, Inning, Etterschlag, Schl<
feld, Hadorf, Königswieseo; in Wildenrathendli
auf dem Mublbardt sollen 200 solcher Grabhügel sich find<
Bald liegen sie auf freiem Feld, bald sind sie im Schatt
der Wälder versteckt und von Eichen und Tannen bewachse
296 Sitzung der math.-phys. Claaae vom 6. Dezember 1873.
Man wird zugestehen müssen, dass der Schluss auf eine
dichte Bevölkerang in einer noch wenig gekannten Vorzeit
gerechtfertigt ist. Aber die Hügelgräber sind nicht die
einzigen Zeichen eines schon frühe r^en Lebens dort am
See. In den letzten Jahren wurden in Gauting und Feld-
affing sogenannte Reihengräber entdeckt. Der Archäo-
logie ist es gelungen, die Zeit der Entstehung dieser Todten-
felder festzustellen. Die Grabesbeigaben weisen auf die Be-
gierungsperiode der merovingischen Könige zurück. Ja noch
mehr^ man nennt sogar den Namen jener germanischen
Stämme, denen diese Reihengräber angehören. Mit ziem-
licher Einstimmigkeit werden sie als Alemannen und FraAken
bezeichnet. Einer der besten Kenner jener Denkmale, L.
Lindenschmit, der Gonservator des römisch-germani-
schen Gentralmuseums in Mainz erklärt geradezu^) : aus den
Münzen und Inschriften, aus dem Nachweis vollkommenster
üebereinstimmung dieser Denkmale mit den Ueberlieferungen
der Geschichte und nationalen Dichtung, aus allen Zeug-
nissen über das Leben der germanischen Stämme in dem 5.
bis 8. Jahrhundert, in allen Einzelheiten der Wafifenformen,
des Schmuckes und der Geräthe, der Trachten und Sitten,
kurz aus allen Aufschluss gebenden Momenten ist der er-
schöpfende Beweib geführt, dass die völlig gleichartigen
Grabfelder in Deutschland, der Schweiz, Belgien, Frankreich
und England nur fränkische, burgundische, alemannische und
angelsächsische sind und sein können.
Diese Gräber sind bei uns, ebenso wenig wie ander-
wärts, durch auffallende Zeichen äusserlich hervorragend.
Weder Erdaufschüttungen, noch Opfertische verrathen ihre
Anwesenheit, der Boden über ihnen ist, heut zu Tage wenig-
stens völlig geebnet, und nur zufällig bei Erdarbeiten wird
man auf sie geführt. Der Name Reihengräber rührt bekaunt-
1) Archiv f. Anthropologie Bd. 2 Braunsqhweigf 1867 S. 354,
\
KöUmann: Mtgermaniache Gräber, 297
lieh von der reihenweisen Aufeinanderfolge der Gräber her.
Aehnlieh, wie wir noch heut zu Tage unsere Todten bestatten,
liegen auch unsere angeblichen Ahnen nebeneinander, jeder
in einem besonderen Grab — und stets so, dass das Ant-
litz der aufgdienden Sonne zugewendet ist. Auch in den
Reihengräbem zu Gauting, fand man den anderwärts nach-
gewiesenen Brauch, den Todten durch die Beigabe yon
Waffen , Schmuck u. s. w. zu ehren. Der Umstand, dass
die Todtenfelder aus der merovingischen Zeit durch kein
äusserliches Zeichen bemerkbar sind, ist wohl der einzige
Grund, dass in der Umgebung des Sees erst so spärliche
Beste jener Bevölkerung aus der nachchristlichen Periode
gefunden wurden.
Die Umgebung des Sees ist noch aus anderen Gründen
für den Archäologen interessant. In nächster Nähe liefen
einst Römerstrassen nach verschiedenen Richtungen.
Bömerschanzen sind längst aus diesem Gebiet bekannt,
ja selbst die Insel am nördlichen Ufer, unweit Feldafiing,
bekannt unter dem Namen der Roseninsel, hat in ihrem
Schooss manches Kleinod bewahrt, das unzweifelhafte Kunde
bringt vom römischen Luxus auf diesem kleinen lachenden
Eiland. Ja noch weiter zurück in die Vorzeit führen die
Nachgrabungen. Hat man doch an derselben Insel in den
letzten Jahren auch Pfahlbauten entdeckt!
Die folgenden Mittheilungen beziehen sich nicht auf
alle die angeführten archäologischen Funde der Gegend am
See, sondern befassen sich lediglich mit den Hügelgräbern
und Reihengräbem, und zwar nicht von dem uns femer-
liegenden Standpunkt der Archäologie, sondern von dem der
Anthropologie. In die Reihe jener Wissenschaften,
welche bisher nahezu ausschliesslich das Wort führten in
der Untersuchung prähistorischer Denkmale drängt sich jetzt
wieder und zwar mit einer Art Ungeduld die Anthropologie.
Es ist an der Zeit, dass sie auPs Neue in die Reihe eintritt ;
1
SHiung ätr motK.-jiA^«. ClasK vom 6. Deeeiaber J873.
mhrend der langes ZnrüokgezogeDlieit hat sich ihr
ind ihr ürtheil geBchärft , nnd sie bann es jetzt von
wagen, an den Berathnngen Theil za nehmen. Der
abritt, ihr in solchen Dingen wieder Gehör im Gebiet
itschen Zange zn verschaffen, geschah im April 1870
nz, als eine Anzahl Naturforscher und Archäologen
lentraten, am eine deutsche Gesellschaft für
■opologie, Ethnographie and Urgeschichte
iden. Das Archiv för Anthropologie bei Yieweg
zig 4*' erschdnend unter der Mitwirkung von G. E. v,
in Dorpat, dem Geologen Desor in ffeaenborg, dem
len E ck e r ^) in Freibarg , dem Archäologen L,
nschmit in Mainz n. A., gibt Zeugniss von der
)llzogeneQ bedeutungsvollen Fusion. Nahezu dreissig
ereine dieser Gesellschaft mit gleicher Tendenz sind
entstanden von Basel bis Eönigsbeig. In Frank-
und England ist ein ähnliches Zusammenwirken
lorforscher und Alterthumsforscher schon früher durch
e offizielle Acte sanctionirt, und internationale
Bse för Anthropologie, Ethnographie und Urgeschichte
noch weiter in demselben Sinne, versammeln zn
Meinungsanetausch die Sachverständigen aller gebil-
Üationen.
e Anthropologie interessirt sich nun in Sachen der
und Reihengräber zunächst um die köi-perliche Be-
iheit jener Volksstämme, welche dieselben hinter-
Sie möchte ihre Abstammung kennen, ihre verwandt-
chen Beziehungen erfahren. Daher fragt sie zuerst
len Schädeln und den Skelettheilen überhaapt, nnd
, wenn dieses Material zerstört ist Sie sieht für
^eg der Forschung dann das einzige Mittel, um die
Siehe desBen Vorrede in dem 1. Band des Ärohivü fär An-
igie. BraunBchveig 1866: Dia Berechtigung und Bestimmung
KoUmann: AUgermanische Oräber. 299
Merkmale der Rassen zu entdecken, welche unser Europa
früher bewohnten. Werden ihr die Schädel und Skelete
entzogen, so fehlt ihr jedes Object, um an der grossen Auf-
gabe mitzuwirken, um das Dunkel der Geschichte zu er-
hellen. Wie viel gerade bei Ausgrabungen in der Zukunft
in anthropologischer Hinsicht geschehen muss, wird sich am
besten ersehen lassen, wenn wir einige bisherige Nachgrab-
ungen in Bayern überschauen. Wenn ich eben von dem
Bedauern sprach über verlorenes Material, so weiss ich wohl
wie sehr die allzustarke Verwitterung des Knochens in Be-
tracht kommt, eine Thatsache, gegen die wir machtlos sind.
Meine Absicht kann also nur dahin zielen, für die Zukunft,
für spätere Ausgrabungen die Aufmerksamkeit der Alter-
thumsfreunde, an denen Bayern so reich ist, auf die Samm-
lung anthropologischen Materials hinzulenken und würde mich
freuen, wenn ich für einige Bathschläge ein geneigtes
Gehör fände.
I.
Hügelgräber.
Die ansehnliche Grösse jener stumpfen Kegel, welche
bei Pöcking yorkommen, beträgt an 9 m. im Durchmesser,
die Höhe durchschnittlich 2 m. und mehr. Sie sind aus
Lehm geformt, der an Ort und Stelle nicht vorkommt, son-
dern erst in einer Entfernung von 2 Kilometern zu finden
ist. Zur Errichtung dieser Denkmale musste also das Ma-
terial ziemlich weit herbeigeschafft werden, bei der Grösse
und Zahl der Hügel eine beträchtliche Arbeit. Diese dauern-
den Zeichen einer hohen Achtung für die Gestorbenen sind
unvei^änglicher als Erz im vollsten Sinne des Wortes. Denn
diese Lehmhügel haben die Jahrhunderte völlig unverändert
überdauert; das Erz dagegen im Innern, die Waffen und
Gäräthe aus Bronce und Eisen sind durch die Oxydation
beinahe vollständig zerstört. Kaum ein anderes Material
300 SitMMg der matA.-j%«. Ghue vom S. Daember 1873.
Bcbliesst sich bo fest über dem Todten aud schätzt ihn vor
jedem Frevel vie der Lehm. Im Sommer 1873 konatoi
«eh die Mitglieder der hiesigen anthropologiBchen Gesell-
schaft davon überzeugen, als zwei dieser Hügel mittekt
eines Ganges oder Stollens geöffnet wurden. Der hartge-
wordene Thon sass so fest, dass es der grössten AnstrengaDg
bedurfte, die festgefügte Masse za entfernen. Bei einem
solch festen Gefüge and dem strömenden Regen, der ans
während der Arbeit überraschte, darf es nicht zum Vorwarf
gemacht werden, daas von den Urnen nor Sdierben zu
Tage kamen. In einem der Gräber fand sich £oht ao
dem gewachsenen Boden Metall, nemÜch: eine starke eiserne
Trense nud platte Ringe von Bronze, welche wohl als Eopf-
scbmnck des Pferdes gedient hatten. Ton Knochen eines
Pferdeachädels war in der nächsten Umgehong dieses Fondes
nichts za entdecken. Eisen- nod Bronzestücke waren in
einem sehr stark oxydirten Zustand; namentlich zerbrachen
die flachen Bronzeringe schon bei dem Versuch, die zier-
lichen Ornamente von dem Lehm zu befreien. Bekanntlich
sind nicht alle Hügelgräber, selbst nicht die innerhalb Bayerns
weder bezüglich Grösse, Form, Inhalt, noch bezuglich des
innem Ausbaues vollkommen gleich. Was gerade den letz>
teren Umstand betrifft, so ist za erwähnen, dass die Lehm-
hügel bei Pöcking unmittelbar auf dem natürlichen Boden
ruhen, der nicht mit Steinen pflasterähnlich belegt ist, wie
das anderwärts der Fall. Kein Steinkranz umgab die Urne
oder die Brandstätte — auch an der gerundeten Basis der
Hügel fehlte derselbe.
Nicht alle Hügelgräber in der Nähe des Starnberger-
sees verhalten sichgleich. Während bei Pöcking Leichen-
brand gefunden wird, hat man bei Schöngeising uiveit
Fürstenfeldbruck Hügel mit Leichenbestattong aufgedeckt
Von dem Skelet oder von dem Sdiädel konnte bei der
Brüchigkeit der lochen und bä dem innigen Zusammn-
SoUmaim: Äügtrvtaniiche Gräber.
hang mit dem amgebendeD Erdreich kein der Anfbewt
wertbeB Stück gerettet werden. Aus derselben Zeit, so
pietitt man zumeist, aus der Zeit des üeb^ganges t(
Bronze zum Eisen und ebenfalls mit Bestattung der i
stammen Hügelgräber bei Oberadeldorf, Bezirks
leogenfeld. Die Hügel waren nach den Mittheilungeo 'j
hoch. Id jedem fand sich ein Skelet grösstentheil
Eallen. Die Beigaben bestanden in dem einem Gra
einer Art Hellebarde von Bronze, deren Stiel durch
Streifen verfaulten Holzes nodi erkennbar war, aus
einer, wie es scheint, angebrannten (t) Urne mit Deckt
ans einem kurzen Schwert oder Dolch von Eisen.
Skelet des andern Grabes ebenso zer&Uen, scheint u:
Schädel eine Art Diadem gehabt zu haben, wenigsten:
von einem metallenen Keif mit aufwärts stehenden S[
erzählt. Eid kurzes Schwert, ein grösserer und kl«
Dokh und Dmemeste kamen noch zum Vorscheia. Di
ständige Durchforschung des Hügels anterblieb.
Die nächste Frage ist nun, wann fand der üeb«
der Bronze zum Eisen statt? Gewiegte Alterthumsfoi
darunter der gelehrte Cosservator des römisch-germai
Museums zu Mainz, sprechen sich dahin aas, das)
Tumnli unterscheiden müsse:
1) Aus der allerfrühesten Zeit, aas der sog. Steinpt
. in ihr wurden die Leichen bestattet.
2) Germanische Grabhügel aas der Zeit der ^
wanderoDg. Die meisten derselben enthaltoi bes
Leichen, eiserne Waffen und reichen Schmuck,
von Bronze.
3) Grabhügel, welche aus der Zeit der römis
Occupation stammen, und theils bestattete
verbrannte Leichen mit nur wenigen und lo
S) Berichte des histor. Terems von Obwpfftk nnd Begensbai
Sittuttg der maih.-pKyt. Clasae wm 6. Dueniber 1873.
meist eisernen Waffen bergen nnd die man, da sie
alle innerhalb des Grenzwalles liegen, rÖmiBch-gallisclie
nennen könnte.
AltgermaniBche Grabhügel, in denen sich mit
weoigen Äasnahmen verbrannte Leichen finden nnd
die Terhältnissinässig wenigen und rohen Schmuck,
Waffen aus Bronze und sehr viel Gefässe enthalten,
jhmen wir an, diese Unterscheidung entspreche röll^
ichverhalt, so ist deonoch die Registrirung der oben
ten Grabhügel äusserst schwierig. Bezüglich der bei
; werde ich dem Urtheil der Älterthumsforsdier nicht
fen , bezüglich der andern könnte der Anthropologe
lens einige Anfschlüsse geben, wenn die Schädel Tor-
Denn jeder Schädel, der aus jenen Hügeln gerettet
führt die anthropologische Frage nach dem Habitus
em Aussehen jener Völker, denen unsere Väter viel-
mtsproBsen sind, der Lösung näher. Nicht so als ob
if ein paar Schädel hin sdion zu einer Entschäidnag
igt wäre, aber viele von differenten Ponkten gesaimnelt,
gewiss zu Besultaten, und desshalb ist es die dringende
Material za sammeln. Die anthropologischen Fragen
ch der Erbauer dieser Tnmuli sind sehr schwieriger
nnd desshalb eine enge Allianz all jener, welche sich
le prähistorischen Denkmale interessiren, eine Nothwen-
Um die Sdiwierigkeiten jedem Urtheilsföhigen mit
Worte zu bezeichnen, genügt das niederschlagende
itniss, dass wir zur Zeit weder die Schädelform der
, noch jene der Gallier, weder die der Germanen
er Lignrer genan kennen. Etwas bestimmtes darüber
ich erst mittheilen lassen, wenn mehr anthropologisches
nl gesammelt ist. Desshalb sei es mir gestattet,
bezüglidi des Sammelns einige Bemerkaogen zu machen,
bwohl die Knochen des Schädels, namentlich die des
Idaches einen ziemlichen Grad von Härte and Fest^eit
KdUmann: Allgermanische Gräber. "'
besitzen und der Zerstörnng lange Widerstand leiBten, läi
aie die meisten Knochen des übrigen Skeletes, so beachleu
doch den endlichen Zerfall des Schädels bei der Her
nähme ans dem Grab die eigenthümliche Conetractton se
Hirnschale. Ist das Gehirn des Todten durch die Fan
im Grab zerstört, so gelangt in den Hohbaam allmi
Erdreich theils durch die gelockerten Nahte tbeils di
die natürlichen Oefitonngen der Schädelkapsel (foramen i
cum , fisBura orbitalis sup. et inf. foramen magnom
Die meisten Schädel, welche ich z. B. aas den Reihengrai
bei Feldafling hervorholte , waren völlig mit Erde gel
Die Schichte , in der die Skelete lagen , war gerade dai
durch atmosphärische Niederschläge durchfeuchtet und
Gewicht der gefüllten Schädel dadurch sehr vergrös
War es nun freilich ntich grosser Vorsicht gelungen,
Schädel aus seiner Umgebung, in der er wie festgema
stand, glücklich zu befreien, so fiel er dennoch unter
Druck seines schweren Inhaltes bei der überdies sta
Lockerung der Nähte völlig ausdnander. Der Anbhck
Fragmente , der Verlurst eines mit Sorgfalt behandi
Objectes bat etwas deprimirendes, nnd es ist leicht er)
lieh, dass diese Scherben als nutzlos bei Seite gestc
werden von all jenen, die nicht von der ganzen Wichtig
eines solchen Fnndes durchdrungen sind. Dazn kommt i
dass Geräthe, Waffen aus Stein oder Metall, das Intei
leicht von einem Objecte abwenden , das unsere Mühe
und un8<?re Geduld so sdilecht lohnte. Aber selbst d
wenn sich der Forscher die Mühe gab, die Schädelst
zu sammeln am sie wieder znsammenzasetzen , kom
neue Schwierigkeiten. Ich will nicht davon reden ,
vielleicht Fn^mente verschiedener Schädel znsammengew(
wurden, wodurch die Auslese an und für sich schon sd
wird ; ich will nicht davon reden, dass die Wiedervereini;
der einzelnen Knochen einige Kenntnisse des anatomis
I
304 Sitzung der math.-phyg. Glosse vom 6, Dezember 1873,
Baues Toraussetzt, denn Alterthumsfreunde besitzen hierin
oft einen sehr richtigen Blick; aber die Arbeit selbst ist
ermüdend bei der oft enormen Brüchigkeit. Daza kommt,
dass Leim und Gummi uns nicht selten im Stiche lassen.
Die Knochen sind so porös, dass sie wie weiche Kohle ab-
splittern. Dann handelt es sich darum, ihnen Yor Allem
wieder einige Festigkeit zu geben ^) und erst , wenn dies
gelungen ist, die Zusammensetzung zu versuchen. Für viele
Fälle eignet sich eine Mischung von gleichen Theilen Wachs
und Venetianerharz. Ist durch diesen Kitt die Verbindung
der Knochen hergestellt, dann empfiehlt es sich durch
Gummilösung und Seidenpapier an der innern Schädel wand
die zusammengefügten Knochen noch gegen jedes Ausweichen
zu sichern.
Nur in selten Fällen sind bis jetzt alle diese Schwierig-
keiten überwunden worden. Meist wandern die Schädel in
irgend einen Winkel der Sammlung, um dort allmählig ver-
gessen zu werden, oder die Auflösung in kleine fast unkenn-
bare Fetzen schreitet weiter und endlich werden sie wegen
völb'ger Unbrauchbarkeit bei Seite gestossen.
Für die Gewinnung der menschlichen Reste aus Hügel-
gräbern bei künftigen Ausgrabungen ist ferner wohl zu be-
achten, dess man mit Werkzeugen gut ausgerüstet sei.
Selbstverständlich darf es an Hacken, Schaufeln und bei
sehr grossen Hügeln an Schiebkarren nicht fehlen; man
muss noch weiter darauf gefasst sein, Steinkammern anzu-
4) Die Brüchigkeit rührt davon her, dass die leimgebende Sub-
stanz durch den Fäuhiissprozess zerstört und aus den Knochen all-
mählig ausgewaschen wird. Man kann ihnen also wieder einige
Festigkeit geben, wenn man sie in Leim oder Gunmiilösung ein-
taucht. Aber in manchen Fällen ist die Brüchigkeit so gross, dass die
Knochen beim Einlegen in das Leimwasser zu einem erdigen Teig
sich auflösen. Ist die Zersetzung schon so weit Torgeschritten , so
muss man zu harzigen Massen greifen, wie Copallak, Damarlak,
Spermacet etc. etc.
\
l
. EoUmann: Altgermcmisehe Gräber. 305
treffea, welche mitunter aus mächtigeD Steinblöcken gefügt
sind. Hat man nun nicht eine massive Brechstange, so tiWt
die ErÖffnimg sehr schwer, in der Hast sinken die Deck-
steine in den Grabesraum und zerstören den wichtügsten
Theil des Inhaltes. Stösst man aaf fnndhaltiges Erdreich,
&o braucht man unbedingt eine kleine Hacke mit kurzem
Stiel zu behutsamer Entfernung des Erdreichs, vielleicht
ähnlich dem Hammer eines Maurers oder ähnlich der bei
uns üblichen kleinen Hacken für leichte Gartenarbeit.
Zur Ausrüstung für eine solche Ausgrabung gehören
ferner mehrere kleine Kistchen oder Schachteln mit Baum-
wolle gefüllt, um die einzelnen Gegenstände, welche meist
sehr brüchig Bind oder deren Theile wohl verwahrt trans-
portiren zu können, und sie so vor weiterer Zerstörung zu
schützen; ein Taschencompass zur Bestimmung der Lage der
Tnmuli mit andern auffallenden Objecten der Umgebung,
dann zu der Bestimmung der Steinkammer oder der Richt-
ung der Scelete, und eine Messschnur.
Für die Eröffnung eines Tumnlus hat Dr. M. E. Weiser')
beachtenswerthe Winke gegeben. Für die Anlegung eines
diametralen Schlitzes oder Ganges scheinen ihm grössere
Tnmuli nicht geeignet zu sein. Soll nicht die ganze Mühe
umsonst sein, so darf bezüglich der Stollenwände ein rich-
tiges BÖschungsverhältnisB nicht vergessen werden, da sonst
die Arbeit durch die unausbleiblichen Abrutschangen und .
Einstürze gefährdet wird. In solchen Fällen hält er einen
keilförmigen Ausschnitt für zweckmässiger. Nimmt man das
Segment gross genug, so ist weniger von den Abrntschungen
zu fürchten, und man erreicht die Blosslegnng des Centrums
and mehrerer peripherer Punkte ebenso gut, vielleicht sogar
besser als mit der früheren Methode. Das Verfahren
gleicht dem Ausschneiden eines Viertels aus einem Apfel.
6) MittheiloDgen der anthropoIogiBotien QesellBchaft in Wien
1872. Bd. n. S. 187.
187S. 8. Mftth.-pliyB. Cl.] 20
306 Sitgung der maih.'phys. Glosse vom 6. Dezember 1873.
Stösst man während der in dieser Art vorgenommenen
Arbeit auf Funde, so können die hiedurch bedingten Richt-
nngsänderungen schneller and leichter ansgeführt werden.
Ein nicht zu unterschätzender Vortheil ist die erleichterte
Wegschaffung des abgegrabenen Materials. Bei Hügeln von
geringerer Höhe genügt die Anlegung eines trichterförmigen
. centralen Schachtes um sich bezüglich des Ob und Wie
des Inhaltes zu vergewissern.
Doch kehren wir wieder zur anthropologischen Seite
unsere Aufgabe zurück.
Die £rö£fnung des Hügelgräber in der Umgebung des
Starnbergersees und bei Oberadeldorf lieferte für die
Bestimmung der Schädelformen keine Anhaltspunkte. Nicht
viel bedeutender ist das Resultat in dieser Hinsicht, das die
Eröffnung anderer Hügelgräber in Bayern ergab. Man be-
gegnet ihnen in der Oberpfalz und im bayerischen Wald,
dann von Aschaffenburg an durch ganz Unter-, Mittel- und
Oberfranken. Schon mancher Hügel ist unter kundiger Leit-
ung durchforscht worden, interessante archäologische Funde
sind gemacht und gesammelt, über Form, Grösse und In-
halt geben die hierüber veröffentlichten Mittheilungen werth-
voUe Aufschlüsse, aber über die physische Beschaffenheit
der Erbauer der Tumuli ist das vorhandene Material äusserst
dürftig.
Um gerade in der letzterwähnten Beziehung in Zukunft
mit Erfolg sammeln zu können, soll noch auf .einzelne Aus-
grabungen hingewiesen werden. Ich erwähne vor allem
Franken. Dort sind die Hügel dadurch in hohem Grade
interessant, dass sie nur Steingeräthe enthalten, also bis
in die Periode des polirten Steinzeitalters zurückführen.
Doch hören wir den Berichterstatter selbst. Prof. Sand-
berger*) (Würzburg) erwähnt Hügelgräber bei Vasbühl
6) Correspondenzbl. der deutschen anthr. Gesellsch. 1872 No. 10.
KoHmann: Mtgermanische Oräber. 30?
(Unterfranken), welche verschieden an Grösse sind. Die
kleinernn sind nur Vs — V« m- hoch bei 2 V« — 3 m. Durchmesser.
Die grösseren zeigten 1 — Vit m. Höhe und 10 — 12 m.
Durchmesser. In den kleineren fanden sich je drei bis vier
Urnen von 15 cm. Höhe 20 cm. Weite. Eine derselben
enthielt Enochenstäcke, Asche und eine Menge kleiner Eisen-
theile in der Grösse von Schroten , theils rundlich theils
viereckig wie zerhackte Nägel, die anderen nur Asche. Andere
Hügel enthielten dieselben Aschentöpfe mit Ausnahme eines
durch Umfang und Höhe hervorragenden abgeplatteten Kegels.
Bei 3 m. Tiefe stiessen die Arbeiter auf zwei Gerippe. Dem
einen fehlte der Kopf ^)^ das andere zeigte ihn wohl erhalten
mit dem Gesicht nach oben gekehrt. Dieses besass 1,90
Länge und hatte mit dem andern verglichen sehr starke
Knochen. Von dem Schädel sind leider nur Bruchstücke nach
Würzburg gekommen, die keine irgend brauchbaren Resultate
von Messungen zulassen. Ueber den Leichen lagen
keil form ige nicht durchbohrte St einheile, zweifel-
los die Waffen der bestatteten Männer. Diese Grabhügel
stammen also nach den Beigaben zu urtheilen, aus der Stein-
zeit. Denn von Bronze in Form von Waffen oder in Form
von Schmuck wurde bis jetzt in denselben nichts gefunden,
sondern nur kleine Metallstückchen sind in der Asche ver-
treten und zwar höchst merkwürdiger Weise Eisenstückchen,
welche beweisen, dass schon in dieser Periode die Darstellung
dieses Metalls aus seinen Erzen bekannt war. Es scheinen
aber kleine Stückchen damals noch höchst werthvolle Ob-
7) Ueber die Ursache, wesshalb der Kopf des weniger robust
gebauten Skeletes fehlte, herrscht selbstverstänlich völliges Dunkel.
Dieser Umstand trifft merkwürdiger Weise mit einer dort herrschen-
den Yolkssage zusammen. Nach ihr soll in dem Yasbühler Gemeinde-
holz, in welchem diese Hügelgraber sich befinden, ein seiner Zeit
erschlagener Raubritter manchmal zu Pferd oder zu Wagen stets
aber ohne Kopf umgehen. Aber kein Anzeichen deutet in dieser
Umgebung auf die ehemalige Existenz einer Burg.
20*
a
i
Bitetmg der math.-phy». Classe vom 6. Desenibtr 1873.
I gewesen zu sein, weldie mau dem Todten in eeine
e Ruhestätte mitgab.
Von Hügelgräbern, in welchen Skelete aufgefanden,
a Schädel theilweise wenigstens erhalten vordeo, berichtete
■ Oberhergrath GümbeP), aber er beklagt darin die
Ben Schwierigkeiten, welche hei dem Zustand der Skelet-
e einer Benrtheilung der physischen Beschafifenheit sich
egenstellen. Eine Bemerkung dieses Beobachters verdient
hier dennoch Enräbnung: „Von der Gesammtgrösse
Gerippe wenn solche gefapden werden, hält es schwer,
ire Maase zu erhalten, weil die Knochen auseinander-
Uen sind und ein vollständiges Skelet bis jetzt nicht
ewahrt wnrde. Es lässt sich im Allgemeinen aus den
jien nor der Schloss ziehen, daas die Menschen, denen diese
^en angehörten, nicht nur nicht von riesigem Eörper-
waren, wie man so häufig angeführt findet, sondern dass
vielmehr sehr schlecht genährt, dünnknocbig und im
sen eher klein als gross gewesen sind." Diese Bemerkung
ärt zu wiederholter Prüfung auf. Ist dem in der That
Sind die Skelete, welche bei den Eurzköpfen der
ilgräber gefunden werden , wirklich klein nnd düim-
hig? Dann wäre das eine kleine brachycephale Baase
isen von zartem Körperbaal Wie verhält es sich
it anderwärts ? Jeder vollständig erhaltene
enkelkaochen ist in dieser Beziehung werth-
i, weil er bestimmte Rückschlüsse auf die
Bse des Individuums gestattet. Diese Frage
die sonstige Beschaffenheit jener EnrzkSpfe aus den
älgräbem ist desawegen von so grosser, vielleicht sogar
leidender Wichtigkeit, weil noch heut zu Tage in der
ilkerung Deutschlands zwei typische Elemente sich nnter-
iden lassen : eine kleine Rasse mit dunkelm Haar, dunkler
)) SitnmgBb. der matL-phjs. Claase d. k. b. Akad. d. W. 1B65.
S. 66 n. S.
EoUmatm: Mtgermanitchi Gräber.
Haut, donkelm Auge und dünnen Knochen, und eine grö
mit BtarksD Knochen und voii heller Farbe. Daneben n
sich ein brauner Mittekchlag bemerkbar. A. Ecker^
aus den RekrutirungBÜsten der Amtsbezirke des Büdli
Schwarzwaldes (Säckingen, Waldbut und St. Blasian]
sich auf einen Zeitraum von 10 Jahren eratrecken, entnom
dass die Schwarzhaarigeu und Dunkeläugigen sich in
Minorität befinden, so dass z. B. im Amtsbezirk Säckii
auf 3000 nngefäfar 1500 Branne, 1300 Blonde und l
und nur 200 Schwarze kommen. Daraus geht herror,
die beutige Bevölkerung des Schwarzwaldes das Fr(
einer Kreuzung ist, und wie mir scheint unzweifelhaft
zwei verschiedeneu Typen, einem schwarzen Typus und e
hellfarbigen. Dm gerade über diesen Funkt über
Deutschland zuverlässige Nachrichten zu erhalten, ha
deutsche anthropologische Gesellschaft auf ihrer Versa
luDg in Wiesbaden (September 1873) folgende Besch
gefasst :
1) In sämmtlichen Schulen Deutechlands eine statist
Aufnahme der Schulkinder je nach Farbe der Hi
der Haut und der Augen bei dem Beichskanzle
zu bewirken.
2) Dafür zu sollen, dass in die Rekrntirungslisten gl
falls die Farbe der Augen und der Haut ai
nommöi"') und
9) Grsnia germuiifte meridionaliB oooidetitaliB. Mit SB T
Freibnrg i. B. 1866. 4" S. 65.
10) A.Ecker hat aus denRekrotimngalUten Badens bez3
der Eörpargrörae eis iuteresaautee Factum conatatirt. Der ei
liehe Schwarzwald and die Rhein ebene enthalten vorzngsweiBe 1
Feraonen. Es sind dieselben Bezirke, welche braahycephale Fo
in überwiegender Menge darbieten. Stenogr. Bericht der III.
Veraainmliing der dentschen GeeeÜBchaft für Anthropologie, E
graphie und Urgeschichte za Stuttgart August 1872. Brauneoli
4'' und im Archiv f. Anthropologie deaa. Jahres.
310 Sitmng der mah.-phffs. ClatK vom
3) d&ss dieses sämmtUche Materü
pologischen Gesellschaft zur Vf
So würde man ia den ßekrntirai
gäbe über Körptnrgrösae auch die Far
und die SchalstatiBtik ergäbe bei den
im reiferen Alter nicht selten dnnkelfat
d^egen die Abkömmlinge einer duoki
belle Haare besitzen, am genauesteD
der MischoDg beider Rassen. Die'Spa
dann in den Grabfeldern längst verg
zofiaden, ist die gemeinscbaftlicba Ai
und Anthropologie. Die statistiachen 1
als üchere Führer dienen, denn in de
der Farbe der Haat, der Haare und
ionerbalb der Familie, so auch innE
Blut des Stammvaters immer wieder
Von weiteren Schädeln ans ba
erfahreu wir femer durch Gumbe
erhalteoes Exemplar in der Sammlnn
eines in Würzbnrg befinde. Zwei
bacher Sammlung lassen die Idei
Herrn M u t z e 1 ausgegrabenen nie
Gämbel erklärt sie für orthognath
besonders iatereseauter Schädel dei
Ausgrabungen bei Raigering (Ai
mit stark Torepringenden Augeabraue
gegangen zu sein.
Ueber die Resultate in cranio{
weit üe der Säden Deutschlands gefö
anzuführen : Im Amte Constanz b<
einigen Jahren ein Grabhügel TOD
anter umsichtiger Leitung geöfihet.
war der Leicbenbrand reichlich verti
KoUmatm: Mtgermanische Gräber. 311
vollkommen erhalten, finden sich im anatomischen Museum
zu Freiburg und wurde von Hofrath Prof. Ecker in dem
bekannten Werke Crania Germaniae^^) beschrieben und ab"
gebildet. Was ihre Form betrifft, so stimmen sie keines-
wegs unter sich überein, und lässt sich kein characteristischer
Typus daraus feststellen. . Dasselbe gilt von den bei Wiesen -
thal (Amt Philippburg) und den bei Sinsheim gefundenen.
Prof. £ c k e r ^') ist es nicht gelungen und er hatte vielleicht
das zahlreichste Material, eine typische Form zu finden,
welche überwiegend den Hügelgräbern zukäme. Man findet
Eurzschädel, welche vollkommen denen der heutigen Be-
völkerung gleichen ; dann lassen sich characteristische Reihen-
gräberschädel nicht verkennen und end lichFormen, ziemlich
lang, doch gerade nicht schmal, mit deutlich ausgeprägten
Scheitelhöckem, so dass das Oval der Hirnschale von oben
betrachtet, birnförmig ist. Die letzteren machen entschieden
den Eindruck einer Mittelform, sie erscheinen wie die Resul-
tate einer Kreuzung der kurzköpfigen Menschen mit den
langköpfigen Franken. Ecker, der äusserst vorsichtig ist
in seinem Urtheil und streng die Objecto der Untersuchung
im Auge behält, bemerkt, dass in den Hügelgräbern eine
Mittelform vorzuherrschen scheint, welche durch zahlreiche
Uebergänge mit dem brachycephalen Schädel der heutigen
Bewohner Süddeutschlands zusammenhängt.
Lässt man die Zahlen sprechen und, wenn diese wie in
seltenen Fällen wegen der Defecte fehlen, die Angabe ob lang
ob kurz entscheiden und stellt unter die kurzen Schädel die
Mischformen, weil eine sichere Trennung nur Angesichts
des Materiales geschehen kann, so ergibt sich für Baden,
dass von 23 bestimmbaren Schädeln 14 kurz sind und 9
typische Dolichocephalen die letzteren identisch mit denen
der Reihengräber. Mit anderen Worten 63 ®/o der Hügel-
11) a. a. 0. S. 50.
12) a. a. 0. S. 94,
Sitmng der math.-phye. Clasae vmt 6. Dezevibtr 1873.
erschädel sind kurz oder ans der Mischung zwischen
;• und Langköpfen entetanden.
Stellt man die Schädel der Hügelgräber Würtembergs
der Abhandlung des Herrn Obarmedicioalrathea Holder
ikümmert um jede Vermuthung über ihre Herkunft nur
ihrem Durchmesser zusammen,- bo ergibt sich dasselbe
Jtat.
Die Zahl aämmtlicher Schädel ans Hügelgräbern be-
ll 45. Davon treffen auf Darm^heim 14, Münsingea 1,
Qgen 1, Hasenberg 1, Erpfingerhöhle 28.
Das Resultat der Trennung in kurze und lange Formen
>t 18 kurze and 27 lange.
Also sind in 'Würtemberg 37 > der Hügelgräberschädel
zl
Ich glaube nicht, dass Holder wesentliche Einwände
n mein Verfahren vorbringen durfte, denn bezüglich der
:msheimer Schädel ergibt seine eigene Rechnung volle
bracbycepbale und 36 "/o dolichocephale. Was die
:del aus der Erpfinger Höhle betrifft, welche einem
etgrab aas der vorrömiachen Zeit nach seiner nnd Linden-
lits Ueberzeugung entspricht, so habe ich nur 4 Weiber-
del getrennt, die nach seiner eigenen Angabe bezüglich
Bassenreinheit etwas verdächtig sind und die zwei von
als germanische Mischfonnen bezeichneten. Die in den
ein aus der römischen Occupationszeit und der vorrömi-
n Periode gefundenen Kurzschädel gleichen, was ich be-
lers betone , denen der heute in Deatschland lebenden
ilkeruDg. Für diese Erscheinung liefert das Werk von
und Rütimeyer'*) für jeden deutliche Belege. In der
iveiz findet sich beute der Eurzschädel im Uebergewicht
ide wie bei uns. Er macht '/a — '/4 der Gesammtmeoge
13) Beiträge zur Ethnographie von Würtemberg, Archiv f. Ab-
pologie Bd. n. 1867 8. 88.
14) Crania helvetica Sammlnng Schweiz erisoher Sobädelformen.
i und Qenf. 1864. 4°. Mit Atlas.
KoUmann: Ältgermanische Gräber, 313
aus. Er wird von His und Rütimeyer unter dem Namen der
Di sentisform aufgeführt, deren auffälligster Character neben
der Kürze und Breite in der Abflachung des Hinterhaupts,
und in dessen rechtwinkeliger Absetzung gegen den Scheitel
liegt. Und mehrere Schädel aus vorrömischer Zeit, welche
das Werk auffuhrt, tragen denselben Typus an sich^*). Ich
unterlasse es, eine Tabelle einzuschalten, welche sämmtliche
Schädel aus Hügelgräbern ^nach dem Index geordnet vor-
führt. So lange die Angaben aus bayerischen Hügelgräbern
noch so allgemeiner Natur sind, ist solch' eine Zusammen-
stellung kaum von erheblichem Werth. Nur soviel lässt sich
aus einer üebersicht der in Würtemberg und Baden unter-
suchten 68 Schädel aus Hügelgräbern entnehmen, dass nahezu
die Hälfte 31, oder mehr als 46 ^/o brachycephal sind, die
übrigen dolichocephal. Ein grosser Theil des Volkes der
Hügelgräber in Würtemberg und Baden, in Bayern und
in der Schweiz wäre demnach brachycephal, gewesen ver-
wandt mit den heutigen Brachycephalen Süd-
westdeutschlands. Vergleichen wir die Resultate der
Ausgrabungen in Baden und Würtemberg mit denen Bayerns,
so ergibt sich allerdings noch eine Verschiedenheit. In Bayern
sind bisher nur kurze Schädelformengefunden worden. Bei
dem geringen und noch dazu unsicheren Material kann man
iedoch diesen Angaben kein allzu grosses Gewicht beilegen.
Es ist kaum anzunehmen, dass die Erbauer der Hügelgräber
drüben in Würtemberg und Baden schon ein Mischvolk
waren, in Bayern dagegen noch die reine Rasse das Land
beherrschte. Und doch, die Möglichkeit lässt sich nicht
von der Hand weisen. Ich will besonders hier betone,
dass ich auf die von mir berechnete brachycephale Majorität
kein allzugrosses Gewicht lege, selbst einige Prozente weniger
wären nicht im Stande folgende auffallende Erscheinung zu
verwischen, welche darin liegt, dass in Gräbern, welche
15) Unter anderen : Sion 899 c. E IX, u. Plan d'Essert E YIII,
314 Sitiung der math^-phys. Glosse wm 6. Dezember 1873.
notorisch in die vorrömische Zeit zuräckgehen zwei
distinkte Formen — kurze and lange zu finden sind und
andere, welche einer der besonnensten Forscher Ecker als
üebergangsformen , als Mittelformen zwischen den lang- und
kurzköpfigen Einwohnern ansieht.
Es ist nun von mehreren Seiten anerkannt, dass die
langen Formen denen der Reihengräber gleichen; nach dem
Stand unser heutigen Kenntnisse, die ich Eingangs erwähnt,
darf man sagen, die langen Schädel der Hügelgräber sind
germanisch wie jene der Reihengräber.
Wenn nun die Eurzköpfe der Hügelgräber, den unserigen
gleichen und diese Bemerkung machen Ecker an Badenser
und His und Rütimeyer an den Schweizer Schädel-
formen, so sind die Eurzschädel der Hügelgräber
oder allgemeiner die der vorrömischen Zeit die unserer
nächsten Verwandten!
Nachdem wir sehen, dass die Langschädel zur Zeit der
merovingischen Könige in der Mehrzahl sind, dann aber
nach rückwärts und vorwärts an Zahl abnehmen und Kurz-
schädeln Platz machen, nachdem es sich mit andern Worten
herausstellt, dass dieselben Brachycephalen , welche lange
vor der christlichen Zeitrechnung zahlreich sind, allmählig
von einem dolichocephalen Volksstamm überwuchert werden,
(3 — 5 Jahrhundert n. Chr.) später aber wieder die Oberhand
gewinnen, nachdem wir das alles vor uns liegen sehen, darf
man sich von der zeitlichen Aufeinanderfolge der beiden
verschiedenen Völkerstämme folgendes Bild entwerfen.
I Kurzschädel verwandt mit T
II Langschädel verwandt mit ir
n' Langschädel —
I' Kurzschädel — verwandt mit I'.
Daraus folgt:
I wurde von II verdrängt i. e. von germanischen Völkern
und gerieth in die Minderzahl, blieb auch während der
SbSffiouH: Altgermanische QrSber, 3"
fränb'scb-alemaniiischeii Invasion II' noch immer gering
Zahl, aber später, darch das Nachdringen stammverwaDdi
GesOBsen bekam I allmählig die Oberband und schwang si
vieder znr Herrschaft I' empor. Ich nnterlasBe, irgend ei
Vermuthung auszusprechen, wie dieser brachfcephale Stau
hiess, in dessen Sitze sich nach und nach die Dolid
cephalen eiodraugten, genug, wenn zur Zeit nur eine 1
stimmte Fragestellung erreicht ist Es wäre gleichfalls t<
friiht, den Yorsuch einer Zeitbestimmung zu machen, wa
wohl zuerst die brach;cephalen Stämme den Schaupli
betraten? Znr Zeit wissen wir, dass schon 500 Jahre i
Christus beide Stämme vermischt nebeneinander lebten; i
wissen, dass die langköpögen germanischen Elemente Jal
hunderte hindurch in der Mehrheit sich befanden, und da
wieder an Zahl abnahmen ; die Brachycephalen dag^en dei
Sporen immer sich erkennen lassen, sie tauchen später
Ueberzahl auf, und bilden mit denen in den Torchristlicl;
Gräbern eine lange nie unterbrochene Kette. Woher sta
men diese? Sollten nicht Schädel nnd Skelete Aufschli
geben können? Dürften wir von wohlerhaltenen Objecl
nicht einen wesentlichen Fortschritt unserer Kenntnisse <
warten , wie er unzweifelhaft erfolgte auf Grund des i
Reihengräberu gesammelten anthropologischen Materials
Es lässt sich mit ziemlicher Gewissheit Toraussagen, di
sich wichtige Fragen entscheiden lassen, z. B. wann i
langköpfigen Elemente zuerst auftauchen, wann die kurzi
und ob in der That und ob wir überall die Yerwandten <
vor mehr als 2000 Jahren sesshaften Brachfcephalen sini
Die Dngewissheit in dieser Hinsicht heischt drii^c
weitere Nacbforschnngen. In den Museen Süddeutschlat
findet sich zwar ein ziemlich reichliches Material aus Reihi
gräbern, dagegen Schädel aus Hügelgräbern fehlen beins
vollständig.
Von den zablieicben Eröffnungen solcher Graber
Sitntng der math.-phifs. Clane vom 6. VeeenAer 1873.
ein sehr geringes und dazn ODdcheres Material übrig
ieben. Eb lässt sich also die driogeode Forderang, an*
pologiscfaes Material Ton nun aa mit besonderer Anf-
ksamkeit za behandeln, nicht mehr zurückweiBea. Wo
elgräber sich finden mit Bestattung der Leiche, mues
Skelet mit doppelter Vorsicht geschützt werden. Mit
Waffen und Geräthen allein lässt sich die Frage nach
Herkunft jener Völker, welche die Hügel errichtet,
ner entscheiden und mögen Urnen und anderer Hans-
sich Berge hoch alljiählig in den Sammlungen auf-
men, für die EntscbeiduDg dieser Frage fehlt immer
i das wichtigste Material, nämlich der Schädel.
Gerade in dieser Hinsicht will ich folgendes bemerken.
Schädel noch im brauchbaren Zuaammeahang zu heben
•s unbedingt nothwendtg, dass der Sachverständige selbst
eife. Kein Arbeiter wird vorsichtig genug sein, wenn
lieh darum handelt das Object von einer festen Erd-
;hte zu befreien. Ein einziger Hieb von ungeschickter
d mit einem schweren lostrumeiit und man hat natzlose
mm er.
In vielen Fällen wird man an dem von der Erde befreiten
idel die klaffenden Knochennähte bemerken, und es lässt
mit Sicherheit voraussehen, dass er beim Herausnehmen
itle. Es gibt Mittel den Zerfall zu verhüten und ihre
endung ist weder schwer noch umständlich. Die Auf-
I besteht darin, den morschen Knochen wieder ihre
ere Festigkeit zu geben und das geschieht am einfachsten
h Uebergiessen mit einer nicht allzu starken Leimlösung.
fertigt sich dieselbe zu Hanse an. Ein kleines Feuer
sich überall anfachen und durch Auftragen der Leim-
Qg mit einem breiten Pinsel, so lange der Schädel noch
sinem Lager sich befindet, ist das Wichtigste geschehen.
:nrzer Zeit ist der Leim erhärtet und die völlige Heraus-
KcUmann: Mtgermanische Gräber, 317
nähme kann geschehen ^^). Ein anderes Bindemittel ist nicht
minder empfehlenswerth , nur fordert die Anwendung des-
selben, dass der Knochen in der Umgebung der Nähte etwas
trocken sei. Dieser Kitt besteht aus drei Theilen Venetianer-
Harz und einem Theil gewöhnlichen Wachses in der Wärme
vorsichtig unter Umrühren gemischt. Warm aufgetragen,
bindet er sofort nach dem Erkalten.
Solche Prozeduren beschleunigen freilich die Arbeit
nicht, welche das Durchsuchen der Hügelgräber dem Archäo-
logen zumuthet; aber ein gut erhaltenes Object ist werth-
ToUer als die Genugthuung ein Dutzend Gräber durchwählt
und jeden Fundgegenstand durch die Hast zertrümmert zu
habeu. Ich kann mir nicht yersageu, die Aufmerksamkeit
auf die Ergebnisse der Ausgrabungen in England, Schweden
und Norwegen und Dänemark hinzuweisen. In England sind
z. B. die in den Hügelgräbern gefundenen Schädelformen
zum grossen Theil für die wissenschaftliche I3ntersuchung
gerettet. Es gelang also dort der Vorsicht, die morschen
Objecto aus der Umhüllung loszuschälen. Di^^AusdaUer der
englischen Sammler verdient unsere Bewunderung^ und spornt^
demselben Ziele nachzustreben. Unter den Hiil^IgK^^n
Englands muss man zwei Formen unterscheiden. Die so-
genannten long barrows, lange Hünengräber und round
barrows, runde. Der Inhalt beider ist verschieden. In den
länglichen finden sich vorzugsweise langköpfige Schädel, in
den anderen kurze Formen. Die Letzteren gehören zu hoch-
gewachsenen Leuten und liegen stets mit Werkzeugen von
Stein und Bronze zusammen. Neben den Langköpfigen,
welche zu einem Volke von mittlerer Grösse gehören, lagen
nur Steinwerkzeuge. Diese Verhältnisse von denen sich
wenige Ausnahmen finden sprechen dafür, dass in England eine
16) In manchen Fällen sind die Knochen weich, und erhärten
an der Luft sammt der anklebenden Erde: Friederich A. Grania
Hartagowensia. Nordhansen 1865 4^.
i
Sitaing der math.-fhyi. (Haue vom 6. JJecember 1873.
iocephale Raese einer Brachfcephaleo Tor&Dgiog. Ich
nicht darauf eingeheD, zn welchen SchtaaBforderungen
! Thurman kommt, indem er diese Schädel mit denen
entigen BeTölkening in England vergleicht, oder wie auch
der Annahme gelangt, dass die dolichocephale Form der
onischen (gothisdien, bnrgandisclien, fränkiBchen, scan-
iBchen) RaBse angehört habe : es soll hier nur der Beweis
ert werden , dasB das Ausgraben und die Conservirung
ichädeb aus Hiigelgröbem allerdings möglich ist. Auf
runde in Scandinavien und Dänemark werde ich bei
audem Gelegenheit hinweisen ^^).
3ei der Oefihnng der Hügelgräber ist aber noch ein
[ger Umstand wohl zu berückBichtigen, auf den erat in
ingsten Zeit die Aufmerksamkeit gelenkt wurde.
Ss hat sich nemlich herausgestellt, dass Hügelgräber
selten '•>- spaterer Zeit aufs Neue zu Begräbnissstätten
zt -darum unj ^^ar in der Wrase, dasB entweder die
jjo zu b^g(» Qdgj unverbrannt in die obersten Lagen
•mit eiden, oder dass die Leiche auf den Hügel gelegt
'"^^r- r eine neue Erdlage aufgeschüttet wurde,
u . , r solche gemischte Grabhügel enthält das
Bponaenzblatt der deutschen antbropologiBchen Gesell-
1672 No. 1 folgenden Bericht: Die Dolmen eider
igräber der Insel Seeland umschliessen oft noch
' einer Grabkammer der Steinzeit Aschenkrüge oder
Steinkisten mit Asche and verbrannte Enocben aus
ronzezeit. Die ganze Art des Aufbaues lässt mit aller
imtheit ersehen, dass manche dieser Hügel nicht gleidi
dem ersten Begräbniss mit mnem Mal aufgeschüttet
n, sondern nach jeder neuen Bestattong um eine neue
) Eb ist als festreatelU EU betrachten, daas die Hügelgräber Eng*
ipäter entstEinden, bJb die in Denttchlasd nnd Frankreioh und
ieae Sitte eich dort auch Ituiger erhielt. Dadurch wird die
}hkeit dea ToUcBstamtnes der deutacben Beibengräber mit dran
{lisoben long barrows anf eine sebr ODgeEwungene Weiae erklärt.
£bBtnann Mtgermanigche Qräber,
Erd- oder Steiodecke vermehrt, allmälig anwacbsen ; bisw
za beträcbtlidier Höhe. Am Dentlichsteu zeigte sich
an einem Hügel, der ans Erde bestand nnd zwar aus i
einanderliegenden Schichten von Lehm, Torferde and £
die üch scharf gegeneinander abgrenzten und zwar pai
mit dem äusseren Contour des Hügels. In dem Hügel
man zwei Steinkreise , einen inneren nnd einen ans
welche zwei übereinanderliegenden dnrch eine Erdsch
getrennten Steinkisten zugehörten: der innere der tii
SteinkiBte, der äussere der darüberliegenden. Später w
auf diesem Hügel eine dritte Steinkiste beigesetzt und gl
falls mit einer Decke von Erde überBchüttet, welche i
mala durch einen EUng von Steinen gestützt war. In
obersten Erdechicht soll eine Urne mit Asche und Kno
gefunden worden sein.
la Schleswig ist ein ähnlicher Hi><d untere
worden mit ähnlichem Resultat und ans J^ l^S^^ (q
und Grabesalterthümer zu Waldhausen 184^'') "'^ ^ix E
Pastor Klag erzählt: „Am Boden des Hürit^^^'^^'x
sich eine aus 10 Blöcken gebildete und durch ^^^ ^t'
steine Terschlossoae Grabkammer. Id ihr var'^^ "7"
Urnen and Steingeräthe aber keine men^^^Klic
Qebeine. Ansserhidb der Grabkammer, an der Nori
Seite des Hügels standen drei kleine SteinkiBten , welcl
eine Urne enthielten mit verbrannten Knochen. Mi
und Nadeln von Bronze, dann zwei Steingeräthe läge
der -Umgebung". Hier zeigt uns die Art der BestattuE
der grossen Qrahkammer die Beisetzung von mehreren Tc
in einen gemeinschaftUchen Baum, ein sogenanntes Mai
grab. Derselbe Hügel enthielt noch eine andere Art
Beerdigung. Die Beste wurden in je eine Urne nnd «
in eine apparte kleine Steinkiste versenkt. Was aber
besonders zu beachtm, ist folgendes: Oben in dem £
lag unter, den Wurzeln einer etwa 200 jährigen Bucht
Sättmg der matK-phyB. Claue vom 6. Deeembtr 1873.
chlicJieF Schädel nebst einigen Halswirbeln nud — etwas
ir fanden sich Holzkohlen, Umenscherbeo von schwärz-
Q mit Qnarzkörnarn gemengten Tbon und ein 4 cm.
!, 2,5 cm. breites Stück Eisen, ein Fragment von einem
ii. Ich will dem zwischen den Wurzeln der 200 jährigen
e aufgefundenen Schädel nicht eine besondere Wichtigkeit
issen, vielleicht Hess man hier, wie in dem noch zu
inenden bayerischen Hügel irgend einen Ermordeten
iwinden ; aber die grosse Verschiedenheit des Inhalts
lessen Lagerung zeigen deutlich, dass diese Grabhügel
rholt und nach ziemlich langen ZwiBchenräamen als
Stätten benutzt wurden von Einwohnern, deren Sitten
3ebräuche, ja deren ganzer Kultnrzostand versclueden
ron dem der ersten Erbauer.
Solche gemischte Hügelgräber sind aber auch
in grösserer Nähe gefunden worden. Der ConservatoT
termanischen Museums zu Jena Dr. Elopfleigcb")
itete auf der zweiten allgemeinen Versammlung der
cbeu anthropolt^Bcben Gesellschaft zu Schwerin über
rätüstoriscben Grabstätten Thüringens. Ein Grab-
bei Allstedt enthielt oben, gleich unter dem bedecken-
InmuB des Grabhügels, Beste eines jngendhdien Skeletee
leigabe von zwei Bronze-Armringen und einem Bronze-
ng mit strickartig gewundener Verzierung. Die Gefasareste
■r Umgebung des Skeletea waren geglättet und über
; von einem andern Typus als die in der Tiefe des
Is gefundenen. Im Grunde befand sich nemlich eine
e Grabkamjuer aus 2 Vi m. langen, also colossalen
ersandsteinplatten ( unbehauen) zusammengefügt. In
Innern, dessen Boden gepflastert war, sassen in regel-
ger Anordnung sechs Skelete , von denen jedes eine
neben sich hatte. Zwei von ihnen hatten ausserdem
kleinen Serpentinkeil und eines ein Feuersteingerätb
}) CorrespondeuEblatt d. deatuh. anthr. 0. 1871. 8, 76 £.
KoUmann: Altgermanische Oräher.
bei eich. Andere Hügel waren angemischt, f
weder nur eine Orabkammer mit vielen Um<
also Leichenbrand, oder enthielten die unveree
mit Steingeräthen.
Schon aus diesen Fnuden geht hervor,
allen Hügeln mit Leichenbrand und gleichzi
brannter Bestattung daran denken müsse , ob ]
gemischter Grabhi^el vorliege , ähnlich
Gräbern auf Seeland oder Thüringen mit wie
stattang und zwar ans verecliiedenen ziemlich wei
liegenden Epochen. Man fände zu unterst
Massengrab mit Urnen, Leichenbrand und E
und darüber unverbrannte Bestattung mit I
Bronze oder umgekehrt: in dem oberen Theil
Leichenbrand nnd.Bronze, und tief: nnverbranc
mit Steingeräthen.
Die obigen in dieser Hinsicht vorliegende;
zeigen ferner, dasB solche wiederholte Beniitzu
desaelb«! Hügels stattiand, während den in n
liegenden keine solche Ehre zn Theil ward. Sok
Grabhügel kommen nun auch in Bayern vc
Q Um bei geschilderte Ausgrabung bei Hohe
diese Annahme zu. Ungefähr 1 m. unter dei
Hügels fand sich ein Skelet. Arm und Seh
lagen in gehöriger Entfernung von dem Schade!
sich den Leichnam ausgestreckt denkt"). Di
war ohne alle Beigaben. In der Tiefe des Hüf
Steinkammer und eine durch viele Gefässe a
Brandstiitte.
19} Qleich unterhalb der RoBeudecke etwa 1 — I
man auf einen Schädel und zertrQramerte Koocheo
baltangazuBtande aus jüngerer Zeit Btammend nnd glei
ein kupferner lotharingiGcher Reich spFenning' mit'
Lndwig X.yi. von Frankreich. Die Scheu vor diasen
wurde offenbar benatzt , um einen erschlagenen Frani
schwinden zn lasBeu.
[1673, 3. Math.-phys. C1.] 3
1
%
322 8üzung der ipath.-phye. Glosse vom 6. Dezember 1873.
Solche gemischte Hügelgräber erheischen bei Aas-
grabungen besondere Sorgfalt. Eine scharfe Trennung der
Fundobjecte, der Skelettheile sowohl, wie der Urnen ist
dringend nothwendig. Wenn solche Funde vorsichtig ge-
hoben, wenn getrennt wird, was dem Bronzezeitalter und
was der Steinzeit angehört, so lässt sich hoffen, wichtige
Fragen zu entE(cheiden. Zunächst die Frage über die körper-
liche Beschaffenheit der Völker jener Periode. Sind sie ver-
wandt mit jenen, welche vom 5. — 8. Jahrhundert Deutsch-
land bewohnten, sind sie physische Verwandte der Franken,
also Germanen oder nicht?
Die Mittheilung von Weisbach „vier Schädel aus
alten Grabstätten in Böhmen'' klingt wie ein erster anthro-
pologischer Beitrag zur LösuDg dies^ Frage von den öst-
lichen Gebieten Deutschlands her. Bei Melnik in der
Nähe von Frag wurden zwei Hügelgräber geöffnet, welche
nur Stein- und Enochenwerkzeuge, wie die nordischen Gräber
enthielten. Bei Seh all an unweit Teplitz und bei der Stadt
Saaz wurden Gräber (Beihengräber) blosgelegt, welche bei
Schallan mit Phonolithplatten , im böhmischen Mittelgebirge
das vorherrschende Gestein, geschlossen waren und Bronze-
gegenstände neben Thongefassen enthielten. Das Resultat
der Messungen gipfelt darin , dass die vier Gräberschädel
aus Böhmen von den heutigen Deutschen und Czechen durch
grosse Länge, geringe Breite durch fast extreme Dolicho-
cephalie ausgezeichnet sind, und in dieser Beziehung den
Schädeln von Ecker, besonders dessen Reihengräberschädeln
und dem Hohbergtypus von His vollkommen gleichen ^^).
Weisbach hält und wir glauben mit Recht, die Schädel
aus Melnik, aus den Hügelgräbern, auf Grund der bloss aus
Stein- und Knochen Werkzeugen bestehenden Beigaben, für
die ältesten. Mit den Schädeln der Römer haben diese
Langköpfe, wie er vermuthet, keine Aehnlichkeit ; zu dieser
20) Archiv f. Anthropologie. II. Band. Leipzig 1867. Seite 285.
KoUmatm: AUgermanische Gräber.
Ännalmie drängt ihn einmal die Erwägaug, di
niemals in jene Läodergebiete vorgedrungen, an
die aus KiederÖBtetreich bekannten zwei RÖmeri
bei Melnik nicht gleichen. Weisbach constati
die VerBCbiedenbeit dieser Schädel, ron denei
Deutschen in Oesterreich, noch vielmebr ti
bradifcephalen Czecheu. Sie stimmea ferner
mit den ihm bekannten RÖmerschädehi , sond
sich an jene laogköpfigen Formen an, weldie .
germaniechen Stämmen zuschreibt.
Die Ansicht, die Hügelgräber, ja selbst dii
seien römisch, und die in ihnen geltindecen
Römerschädel, ist heute, selbst Angesichts de
ischeu Thatsachea nicht mehr haltbar; vom e
Standpunkt aus ist sie, wenigstens was die
betrifft, schon längst als UDstatthaft zurückge^
Was neuilich die Form des Römerschädt
hat mau jetzt doch einige bestimmte Änga
Die Römer waren zur Zeit der Imperatorei
cephaler Volksstamm. C. Vogt schreibt bei 0<
italienischen Reise an Prof. Ecker, in Betri
janischen Schädel: ,,Ich kann nur soviel sa,
eher Kurz- als Langköpfe sind und dem in d
vetica von H i s und Rütimeyer abgebild
Schädel gar nicht entsprechen, ebensoweni
Schädel, den ich hier im Museum getroffen,
berichtet über die in Italien gefundenen i
le cräne romain de Florence est manifestement
et D*a aucune analogie, meme eloignee avec 1
berg dit romain; und weiter heisst es, da
Schädel klein sei, gerundet, kurz, mit eir
nahe 85. Auch die Schädel von Pompeji si
Angaben brachyoephal**)- Hierher gehören au(
21) Diese Angaben über die RömerBohädel ent
•*
324 Sitzung der fMdh.-phys. CUme wm 6. Deaember 1873,
aber die Ligurische Bevölkerang von Nicolacci^'),
wonach ein brach jcephaler Typus noch heute im Piemontesischen
vorherrscht. Aber so lange wir nur die eine Thatsache
kennen, dass der Schädel der römischen Welteroberer brachy-
cephal war, so lange wir Ton all den übrigen Merkmalen
des Schädels so viel wie Nichts wissen, ist es verfrüht in
jedem Eurzkopf, der in deutschen Reihen- oder Hügelgräbern
gefunden wird, sogleich einen römischen Emigranten von
A damals zu vermuthen.
\^ Je bestimmter es sich herausstellt, dass die Hügelgräber
'^^ nicht blos der römisch -gallischen Occupationszeit und der
nachrömischen Periode angehören, sondern dass andere der
germanischen Urbevölkerung zugewiesen werden
müssen, dass also verschiedene Stämme und lange Jahr-
hunderte aus diesen altehrwürdigen Denkmälern zu uns
sprechen, desto planmässiger muss man an die Untersuchung
und an das Werk des Sammeins gehen, mit desto grösserer
Umsicht muss jede scheinbar noch so unbedeutende Er-
scheinung beachtet werden.
Es ist z. B. nothwendig, sorgfältig sämmtliche etwa
vorhandenen Thierknochen aufzubewahren, damit man die
Arten erkennen und auch, falls sich Ochsen- und Schweins-
reste darunter befinden sollten, untersuchen könne, ob sie
wild waren oder sich in gezähmtem Zustande befanden.
„Unsere besten Lehrmeister über das Alter und die
Erbauer der Grabhügel sind die Gebeine und namentlich die
Schädel der Todten/' Das sind die Worte eines klardenkenden
Mannes, des Sir John Lubbock, dessen bedeutendes
Werk „die vorgeschichtliche Zeit erläutert durch
die Ueberreste des Alterthums" soeben in einer
# Uebersetzung nach der dritten englischen Auflage die Presse
bezüglichen Notiz von Prof. A. Ecker in dem Archiv für Anthro-
pologie. Bd. 1. Braunschweig 1866. S. 278 u. ff.
22) Arch. f. Anthr. Bd. 2. S. 56.
Kottmatm: Altgermanitche Gräber.
verläaBt"). Rudolf Virchow, der dieses
mit einem einleitendem Vorwort versehen ,
anderem: „.... wenn mancher Leser, yerw<
ZuTersichtlichbeit des Tons in vielen unserer v
Schriften über die Urzeit und Vorgeschichte
hier und da überrascht werden sollte durch
ja man möchte zuweilen sagen, Zaghaftigkeit
so wird er daraus zugleich lernen, in welcher \
Forscher seinen Stoff ordnet und wissenschaftlii
Ich nehme aus dem Vorwort, das noch mel
werthes enthalt, gerade diese Stelle heraus,
jüngst die überraschende Erfahrung machen
man selbst in sonst unterrichteten Kreisen säm
gräber für auschliesslich römischen Ursprun
eine andere Auffassung geradezu für Ketzerei
IL
Reihei^aber.
Die anthropologischen Studien über jene V
denen die Reibeogräber im deutschen**) Süd
sind durch das Werk von Prof. A. Ecker (Cra
Freiburg 1865. 40) bezüglich eines wichtige
greifbaren Resultaten gelangt. Prof. Ecker sta
Material zu Gebot, das er sich aus verschie
zusammentrug. So gelang es , Schädel aus
weit anseinanderliegen , z. B. von solchen b
den Ufern des Bodensees miteinander zu verj
was nicht minder wichtig ist, die Schädel koni
werden mit den Schädeln der heutigen imS
lands sesshaften Bevölkerung.
23) Jens 1671. &•.
24) Ich betone, dais die Anthropologie keine p
n heut zn Tage kennt.
r math.-pltys. Ctane vom 6. Detetiiber 1873.
1 sich dabei folgende Thataacben:
ilkernog der Beihengräber ist dolichocephal,
«-
Idel der Franken und Alemaaneii sind also
1 zwar in einem gaos besonders aa&IIendea
racteristiscben Grad.
iDgschädel der Reihengräber kommen bei der
Bevölkerong nur in seltenen Aasnahmen vor.
ädel der heutigen BeTÖlkerung ist kurz, ist
jpbal nnd bat eine so entschieden andere
lass jode Verwechslung ausgeschlossen ist.
altate worden von anderer Seite in Zweifel
gegen die allgemeine Fassang konnten keine
Dwürfe beigebracht werden. Was als Reiher*
leicbnet wird , ist jene ganz bestimmt cha-
gköpfige Sobädelform, welche in den Reihen-
bei weitem überwiegende Majorität bildet,
iut zu Tage fast vollkommen f^lt.
üglich des anderen Einwurfes, der Nachweis
erbracht, ob die heutigen Scandioaven ein
I Volk seien und also Brüder der bis nach
mtschlands vorgedrungenen Franken, fehlt es
inzenden Mittheilungen, welche die Aneicht
Itommen hestättigen. So erklärt N i 1 s s o n
oder die Ureinwohner des SkandinaTischen
bürg 1868), dasa mit Ausnahme der kurz*
)en alle Bewohner Skandinaviens von
in die Gegenwart hinein zur Clasae der D o 1 i -
n gehörten, dasa man dann und wann zwar
tepbalen Schädel zwischen Langscbädeln in
leingräbem gefunden , dass man aber nichta-
gelten lassen müsse, die Erbauer derselben
einer dolicbocephalen Völkerschaft angehört,
KoRmannr JUgermanieche QrSi».
welche noch jetzt den grössten Theil de
bewohne.
Eine seltene UebereinBtimmuDg mit unserer Re
form zeigen ferner nach Virchow'B") Messung
altnordieche Schädel, weichein dem Maseum
hagen aufgestappelt sind. Die dänischen Alterthi
unterscheiden innerhalb des Bronzealters zwei Pt
nachdeni man die Leichen verbrannte oder nicht
and mebrei-e Perioden der Eisenzeit, Ton dem
erste auf das 3. bis 5., die zweite auf das 5. 1
dritte auf das 8. bis 11. Jahrhundert unserer Zi
verlegen. Soweit Schädel aus jenen Perioden voi
sind ausnahmslos wahre Dolichocephalen,
Es hat sich freilidi herausgestellt, dass in d
gräbern neben der characteristischen langen F(
noch andere Schädelformen zu finden sind. No
bezüglich der Deutung dieser zu keiner Ueberei
gelangt. Zwei Anschaunngen stehen sich gegen
Eine sieht in diesen verschiedenen Schädelformi
gleichsam Uebergänge darstellen von den extrem
köpfen bis zu den EurzkÖpfen, die Folgen der Völki
und betrachtet sie als „Misch- oder Uebergan
die andere Ansicht bestreitet das Recht einer solchi
und betrachtet auch diese Schädel als typische,
der Streit nicht entschieden, noch fehlt das genü
terial aus Reihengräbern und ebenso aus der vorhi
Zeitepoohe ans den Hügelgräbern. Ich werde i
diese schwierige Frage zurückkommen. Zunächsi
eine weitere Gharacteristik der Langschädel aus d
gräbern geben. Das Schädeldach ist besonders au
durch eme starke Entwicklung des Hinterkopfes
Tafel zu dieser Abhandlung, links die drei unl
26) Archiv f. Aathropologie. Bd. i. 1870. S. 73 v
nath.-phff». ClasK vom 6. Dexember 1873.
graphiea solcher Schädel von oben. Jede
trengstens vermiedea , und so ist selbst
äche des Knochens uQTeräodert wiederge-
rcli den zerstörenden Einfluss des feuchten
: wird. Um die Länge riditig beortheileu
sich rechts drei Knrzköpfe, wovon No. 3
en Bevölkerung angehörten, während d^
& , ans einem alten Grabe stammt. Per
wird jeder unbefangene Beobachter zuge-
jn bei dieser einen Ansicht von oben. I}at
e Schädel zur Hand, um sie von allen
zu können, so ergeben sich noch folgende
[erkmale: der Scheitel ist abgeflacht; die
! tnbera parietalia, in der Regel ganz ver-
enflächen platt. Die Stirn ist nieder, stark
snbrauenbogeQ beschatten die Augenhöhle,
Nase tief einsetzt. Der Nasenrücken ist
und verräth eine edel geformte, gerade
gekrümmten Rücken ; die Backenknochen
räftig gebaut, treten doch nicht auffallend
verhält sich boziiglich des Schädeldaches
Brachycephale. Der Aufbau des Schädels
ch hinten, wie hei den Langköpfen, sondern
cheitel ist gewölbt, und fällt steil ab, so
npt wie abgeschnitten scheint, und am
äder Linie in die Nackenfläche übergeht.
IT sind stark entwickelt, die Schläfen-
tt, sondern gewölbt. Die Stirn ist hoch,
ogen wenig vorspringend, die Nase mit
,s Gesicht breiter als beim vorhergehenden
18 vielen Gründen wichtig, das Verhältnisa
:hädels zu seiner Breite durch eine Zahl
che dadurch {;efunden wird, daas man die
KöRmann: AUgermanische Gräber. 329
Länge =100 setzt und die Breite danach reducirt. Das-
selbe Verfahren hat man auch eingeschlagen, um das Ver-
hältniss der Länge zur Höhe auszudrücken. Die prozentische
Zahl heisst im ersten Fall : Längenbreiteindex, oder Breiten-
index, oft auch Index, im zweiten Fall: Höhenlängen-
Index.
Schädel mit einem Längenbreitenindex von 67 — 73 sind
lang, sind dolichocephal.
Schädel mit einem Längenbreitenindex von 80—95 sind
kurz, sind brachycephal.
Bei den von Ecker gemessenen Langschädeln der Reihen-
gräber beträgt der Längenbreitenindex im Mittel 71,3.
Bei den Eurzköpfen in Süddeutschland beträgt derselbe
Index im Mittel 83,5.
Diese bedeutende Differenz springt auch auf der photo-
graphischen Abbildung deutlich hervor.
Nach dieser Erörterung unserer Kenntnisse über die
Bewohner Süddeutschlands von Sonst und Jetzt lässt sich
der Versuch wagen, den Fund bei'Feldaffing zu beurtheilen.
a. Reihengräber bei Feldaffing.
Von den 15 Schädeln tragen sieben den ausgesprochenen
Typus der Reihengräber an sich, sind lang; drei sind
kurz, darunter der eines 8jährigen Kindes, und fünf stehen
in der Mitte zwischen diesen beiden extremen Formen.
Auf der Tabelle No. 1 sind jene Maasse, welche zur
Sichtung des Materiales unerlässlich sind, übersichtlich ver-
zeidinet, und die Schädel so angeordnet, dass zu oberst die
Langköpfe, unten die Kurzköpfe sich folgen, und in der
Mitte jene stehen, deren Index zwischen 73 — 80 schwankt
330
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KoBnumn: Mtgermanische Gräber. 39
Was niiD die zwiecbea den typischen Extremen aufgi
rührten fünf Schädel betrifift, so ist zanächBt folgendes z
(bemerken. No. 2 hat eine Stirnnaht, welche Ton Einflni
^O'wesen sein kann auf die EntwickloDg der Schädelbreit
Sonst ist die Form des Schädeldaches langgestreckt, v
<3enn anch der Index an die Grenze der Langköpfe hinwei
C77. 8). Zwei Schädel, worunter der einer Frau No. 1
stehen bei dem Index von 75 der langen Form sehr nah<
xiber es ist der Scheitel etwas gewölbter uni^ das Hintei
lianpt weniger stark entwickelt, als dies sonst bei dei
i-einen Typus der Reihengräber vorkommt. Bei No. 4 u.
ist die Wölbung des Schädeldaches noch bedeutender, dt
Hinterkopf mehr steil, und die Annäherung an den Typt
der Enrzköpfe tritt immer schärfer hervor. Sämmtliche füi
Schädel erscheinen, wenn man sie in eine Reihe zwische
die FeldafiiDger Lang* und Kurzköpfe hineinstellt, wi
Uebei^angsformen. Bei dem Umstand, dasB kein cbaractei
jstischer TypQs unter diesen fünf SchäjJeln bemerkbar, seb
ich darin Mischlinge und betrachte sie als Resultat de
Kreuzung zwischen der langköpfigen and kurzköpfigen Rassi
Gegen eine solche Auffassang lassen sich selbstverstänc
lieh manche Bedenken erbeben. Man kann an den Einflue
der langen römischen Occupation des Landes erinnern
Römer, Gallier, Panonier, lllyrier u. s. f. waren im Land
und worden begraben, aber man darf dabei doch nicht vei
gessen, dass, soweit das noch sehr geringe Material zu einei
ächluss ermntbigt, diese allmäligen Uebergänge von einet
Schädel - Typus zum andern wenigstens die Annahme eine
Mischung zulassen, besonders so lange wir weder den rön
JBcben noch gallischen Schädel genau kennen. Eine definitiv
Entscheidung dieser Angelegenheit ist erst möglich, wen
grössere Schädelreihen und namentlich auch vollständiger ei
halteoe Objecte vorliegen, als dies jetzt der Fall ist; ei
peaer Grund den AlterthumB&eanden besondere Rücksid
Sütung der ma^.-plu/8. Clasie vom 6. Dezember 1873.
pfeblen bezüglich des anthropologisdieD Material».
. ferner für die Bestimmung der typischen SchädeUom
Polksstammes unerlässlich, za wisBen, ob das vorliegends
; einem Mann oder einer Frau angehörte. Die £or-
UDg ist vom reiD anatomischea Standpunkt in maacliec
1 auaserordentlich schwer, ja oft geradeza unmöglich.
□d sie Tom archäologischen meistens mit der grössts
heit geschehen kann. Bekanntlich sind die Beigaben
Q Reihengräbem , ja ia den meisten prähiBtorieche:
ro characterisch verschieden] nach dem Geschlecht
lann wurde mit seinen Waffen bestattet, die Frau mi;
Geschmeide. Als der Brauch, die Todten so zu ehren:
lern Schwange war, wählte man stets die nerthToüsIät
[Stände aus dem Besitz des Verstorbenea aus; dena
indet edle Perlen und Schildbnckel, Spangen und ßfif«
ediegenem Golde. War der Todte arm, so sind die
Jen ärmlich : beschränken sich beim Mann auf eineo
, bei der Frau auf einen unbedeutenden Halsschmncl
abrannten Thonstückchen.
jS ist unter solchen Umständen dem Altertbumsforsdier
dem Schädel die Bezeichnung „Mann oder Weib" in
, ja selbst beizufügen, ob ,, reich, ob „arm" die Be-
lg war. Kurz es soll schon wahrend der Ausgrabuag
maues Journal geführt werden, und die sämmtlicbeo
linem Grabe erhobenen Gegenstände, Schädel und
theile nicht ausgenommen, sollten dieselbe Nummer
en , damit man zu jeder Zeit von dem gesammten Iq-
!es Grabes sich ein Bild entwerfen könne. Ein mnster-
8 Verfahren hat in dieser Hinsieht der gelehrte Vor-
des historisch 'germanischen Museums in Mainz eis-
agen. In der Beschreibung des germanischen Todtea-
bei Selzeu von L. Lindenschmit — Mainz 1848 ist allen
ierui^en bezüglich einer wissenBchaftlichen Catalo^-
Genüge geleistet, abgesehen davon, dass dieses kleine
EoUrnatm: AUgermanische Gräber.
Verk wie kaum ein anderes einen Ecbnellen Einblick gec
a. diese interessante Periode unserer Geschichte.
irabesbeigaben fehlen, wodurch sich das Geschlech
>egrabenen Person feststellen lässt, so sind die Enocbe
Beckens zu beachten. Das Geschlecht ist sicherer au
[Torm des Beckens, als aus der des Schädels zu erseh
Bei der Musterung der Schädel aus den Reihengr
fällt wohl jedem auf, daas in der Regel der Unterkief
auch die GesichtBknochen fehlen, und dass eben nu:
Hirnkapsel erhalten ist. Und doch sind alle Theile
dingt wichtig für die Bestimmung eines Schädels. Ic^
zwar, die Gesicbtsknochen sind meist iu ihrem Zusan
hang sehr gelockert, und das Heraassohälen selbst des (
kiefers aus der festen Erde ist für die Integrität des mor
Knochens oft gefahrvoll. Nur zu leicht bricht er at
dünnsten Stellen entzwei. Hat einmal solche Zerstöron
gönnen, so führt sie unaufhaltsam zur Vernichtung,
nicht sogleich eine sehr sorgfältige Verpackung stattl
Traf dieses MissgeBChick mehrere Unterkiefer, so droht
diess die Gefahr der Verwechslung der Bruchstücke,
nicht sofort an Ort und Stelle schon eine Numerirung
zu einem und demselben Schädel gehörigen Fragment
Tinte oder einer ähnlichen Farbe vorgenommen wurde
Der Werth eines Schädels wird noch ferner bes'
nach der Erhaltung der Zähne und zwar aus dopp
Grund. Einmal erlaubt der Grad ihrer Entwicklunt
ihrer Abnutzung ganz bestimmte Schlüsse auf das Alt«
Individuums und ferner sind sie nicht zu missen, wei
sich um die Bestimmung eines selbst bei germanischen *
Stämmen vorkommenden Prognathismus handelt. Fi
gibt die Stellung des Ober- und Unterkiefers den Hau]
schlag, aber auch die Stellung, Grösse und Form der '.
üben ihren Einäuss insoferne, als sie die Richtung des
tragenden Kiefeiabschnittes bestimmen. Um aber mit si
Sitmng der matli.-phtfs. Qobk «hu 6. Deeember 1873.
[falt nad geordnet sammeln za köonea , dürfen die on-
ulichen Hilfsmittel für die Verpackung, auf die ich oben
:ewie8en habe, niemala fehlen.
Doch wieder nach Feldaffingt Nach den dort ge-
ienen Schädeln iäsBt sich sagen, dass znr Zeit der Mero-
iscben Könige dort oben am See Theile jenes germanischen
nmes gehaust, den man den Stamm der Franken neont
r neben ihre langen Schädeln liegen die eines kurzköpfigen
ces, wenn anch in der Minderzahl, ebenso wie am Rhein
• in Würtemberg.
Die überraschende Thatsache, dass Leute von zwei
seh verschiedenen Schädelformen za Anfang unserer
stlichen Zeitrechnung in Süddentschland mit einander
rächtig lebten, dass aber die langköpfige bedeatend in
Ueberzahl var, erlaubt vor der anthropologischen Seite
[JebereinBtimmung mit der geschichtlichen
berlieferung den Schluss, dass die fränkisch-alemann-
en Stämme, die mächtigen Eindringlinge waren,
Eui'zköpfe dagegen die Autoohtonen. Vom Norden her
men diese langköpägen blonden Eroberer, welche noch
:e ihre Verwandten in Skandinavien haben; woher
imen nun die knrzköp^en Autochtonen? Zur Zeit hat
I jede Vermuthung hierüber freien Spielraum. Steigert
so .die Ungewisaheit, wenn wir rückwärts schanen, so
der Blick nach vorwärts vom Boden der Reihengräber
nicht minder gehemmt. Wie schon erwähnt, ist die
ge Bevölkerong Süddeatscblauds überwiegend kurzköpfig,
ist jetzt, im Gegensatz zu früher, die vorherrschende
die langköpfige ist nahezu verschwunden. Nachdem nun
lie Masse der heutigen Bevölkerung den reinen typischen
ikopf auf ihrem Nacken trägt, überkommen mich Zweifel
r die Aechtheit unseres Stammbaumes. Vom Norden her
en unsere Väter, welche die blonden langköpfigen Franken
EdBmatm: JJtgermtmieche Or&ber.
verdrängten wohl nicht, Bondeni wie man glau
Hätte am Ende Ms. de Qaatrefages doch Rec
bezüglich der Ra^a pruBsienae , wären aach
deutschland von derselben ihm so gräulicbea
Blntes, wir, die er so freundlich als einen not
manischen Typus vor den Borussen warnt? B(
Herr de Quatrefages während des Krieges die
gemacht, dass die Preussen eine ganz begondc
rasse seien mit kurzen Köpfen, entstanden aus
Mischung des germanischen Blntes mit finno-s
menten. Der Artikel sollte den nichtpreussisch
zeigen, dass zwischen ihnen und den Preusse
Kluft bestehe, dass die Preussen keine Deutsch
dasB die deutsche Einheit auf einem „anth
Irrtham" beruhe. Man hat schon von andei
Allem hat Virchow auf dieses Meisterstiic
Anthropoli^e geantwortet, and Herrn de Quati
erinnert , wie schUmm es mit FraDkreich
seinen französischen Colonieu würde, wenn hiei
pologische Standpunkt entscheiden dürfte. Finde
Anthropologie des Herrn de Quatrefages schon
Land gegenüber in ihren Consequenzen auf einen
Abweg, so ist dasselbe uns gegenüber um so n
Der Schädel der jetzigen Bevölkerung Süddeut
glichen mit dem der germanischen Franken zeigt, d
Warnung vor den Preussen auf einem anthropo
tbum beruht. Auch bei uns im Süden ist die
germanische Schädelform, die wir bis jetzt 1
echwunden, gerade so wie in Prenssen, und 6
bindung der Deatschen seit dem Jahre 1870 isl
im vollsten Einklang mit den Resnltaten der A
Wenn auch im Süden das Blut der blonden
Franken durch slavische Einwanderung verdrän
steht es auch hier zu Lande sehr bedenklich n
Sitamg der math.-^ht/a. Cta
er germaniaclien Rasse ge
innen mit voller Befriedig
errn de Quatrefages so he
i. Haben wir Deutsche u:
seit lange einen Ehrens
I der Faust betrifft, so diiri
dem rohmreicben langk
stellen. Jene frische Kraft
Nachbarn 1870 zn ihren
chon längst gefehlt, und
ledergebaltene Eigenschaft i
1 etwas hervortreten konn!
V&a unsere Germanen tc
an sie, wenn man nach
1er arme friedliebende Lei
Ite ßraach mit werthToll
«n , war schon etwas ii
üräbem von sechszehn fao
inen etliche Thon- und C
leine eiserne Axt. Darf ma
st sagen, die Leute tod
in der nur Eisen und kei
Einige Gründe sprecht
1865 wurden nemlicb iE
Ebichl" ungefähr dreissig 1
an derselben Stelle drei
Gräbern wurde neben d
in nur ein einziges Streitbe
rer Grund, die Entsteliu
der B^ieruDgBperiode de
die Eisenmasaen allgemei
3ner Schädel zu liegen, w(
anken augehören, und die
. und als Kurzköpfe von (
Koßmann: AHfftrmaniache ßräba'.
Die Feldaffinger Grabstätte liefert , wie mir sehe
Commentar zu der allmähligen Vernichtung der Is
Frankes durch eingewanderte Enrzköpfe unbekai
kanfti Meine Veruathung, dasB in diesen üeberei
verranschter Zelten sich eine Episode abspiegle
Kampf nme Dasein zwischen einer lang- und kt
Basse würde eine starke Stütze erhalten, wenn in
das Gräberfeld einer anderen Frankenniederlassanj
würde, welche älter als die eben geschilderte -n
dabei keine oder nur geringe Miachang mit fn
Elementen erkennen Hesse.
Ein solcher Fund ist noir in der That gemacl
b. Reihengraber bei Gauting.
Im Jahre 1866 wurde dicht am Dorf auf eii
Erhöhung, dem sog. Pfingstmittwochbichl , ein b
Gräberfeld bei Gelegenheit der Correctiou der ^
gedeckt. Gauting liegt in einer 1 Kilometer brei
welche der aus dem Wurm- oder Stambergersee
FloBS durchzieht. Das Thal ist auf beiden' i
Terassen begrenzt; die westliche trägt den eise
des beutigen Geschlechts, auf dem uns der Damp
dem See vorüber gegen das Gebirge fuhrt; drüfc
über den Abhang herab , dort wo die Gräberrei
zog einst die breite Heerstrasse der Römer, toi
her nach Augsbut^.
Ueber 100 Gräber von Erwachsenen und Eind
bereits zerstört worden, als Landrichter von i
Starnberg davon Kunde erhielt. Noch 20 wurden
fi^ein geöffiiet. Die Gräber waren ungefähr 1 m.
von ihnen mit Steinkränzen versehen ; ihre Bic
Süden nacii Norden , doch war der Kopf des Ske
Osten gewendet Die Leichen lagen anf dem ge
[187S. 8. Matb.-phr«. CL} 22
Sitnmg der moth.-phys. Claaae vom 6. Deunltar 1873,
1, darüber befand sich zanächst eine Schiebte Hamas
ler Dicke von ungefähr 10 Gm. Auf diese Erdscbidite
nun ein Balken ins Grab gelegt vorden, behanen,
iO Cm. im Quadrat, nnd so lang, dass er über Kopf
Füsse des Skeletes hinansragte. v. Schab schliesst
ler Form der vermodertea Holzreete mit Bestimmtheit
inen Balken, nnd vermeidet um Missverständnissea zu
inen, absichtlich die Bezeichnung Brett, weil ihm dSnkt,
fränkische Sitte stehe in keinem Zusammenhang mit
og. Todtenbrettem, wie sie noch heut zu Tage beä ans
ffege au%estellt werden, um dadurdi die VorSber-
iden zur Fürbitte för die-^ Verstorbenen aufzufordern.
Die Beigaben in diesen Gräbern sind zahlreich. Der
dh, den todten Helden mit dem Teilen Wafienschmuck
istatten und die Frauen mit all ihren Klfflnodien in die
zu senken, ist in der Niederlassung bei Gaating,
lur nngeföbr 15 Kilometer von Feldaffing entfernt ist,
im vollsten Schwung.
[n dem Grabe der Männer lagen in der Begel in der
id der Hüfte kurze Messer (Dolche) von Eisra, hei
m fand sich auch ein eisernes Schwert, selbst zwei
le Schwerter von ungleicher lÄnge kamen innerhalb
Iben Grabes vor. Einige sind zweischneidig. Die Gürtel-
Iten sind von Bisen und kunstreich mit Silber eingelegt,
manchem hölzemea Schild, den der Krieger trug, war
der eiserne Schildbuckel erhalten. Der Schaft der
A, längst vermodert, war nur mehr als braaner Streif
lieh, der sieb von der metallenen Spitze aas bis ZD
'länge verfolgen Hess.
[n jedem Grab stand mindestens eine Urne zu Füssen
lestatteten, welche mit Asche "verbrannter thierischer
B gefüllt war.
[n den Gräbern der Frauen lagen in der Gegend des
8 Perlen von Thon mit farbigen Einsätzen, ähnM
Söämcmn: Altgermanische Oräber.
denen bei Nordendorf j eine Perle von Bernsteii
Vier kleine Hohlperlen Ton Gold, ein Ohrenri
rertxeten die edlen Metalle. Fibulae, die rJ
sicherun^nadeln , (die bekannte practische N
zeit ist nach demselben Prinzip construirt) t
waadnadeln neben den Bronzenadeln im Brant
. hämme von Bchöner Arbeit deuten auf die I
den fränkifichen Frauen , und die Stahlschoa
Täschchen zeigt, dass damals schon jene zierl
in der Mode waren, welche später im Mittelal
zutage wieder von den Hüften unserer I
häogeu.
Was sonst noch ans diesen Gräbern g<
besteht ans zwei Eupfermünzen, einem grossen
einer Zielscheibe von Bronze, ans Scheeren,
Sandalen mit Zopfomament und aus Trensen :
deren genauere Beschreibung wir durdi Herrn '
Bälde erwarten dürfen.
Hier will ich nur an zwei Umstände erit
Tvr die Zeitbestimmung wichtig sind. Zunä
Thatsache ins Gewicht, dass unter den Grabbei]
und Bronzegerätbe im Gebrauche sind
Dolche, Speere, Schildbuckel and Trensen si
ein Kessel, Fibulae, Zierscheibe n. s. w. von
Periode tritt uns also hier entgegen, welcl
Uebergang von Bronze zum Eisen characterisi
mit Ueberwiegen der eisernen Gerälhe. Ein<
münzen trägt erkennbares Gepräge und gehÖ
Galerius Maximian 305—311 n. Chr. an"),
zweite Thatsache , welche dahin führt , dei
i. Jahrhunderts als die Epoche zu bezeichiiei
die Niederlassung bei Gauting bestand. Wen
26) Handt Grafv. ReUteiiKräber bei Ganting. S
CL dsr k. b. Akademie 1866.
»iath.-plM/e. Clatae «om 6. Diämbtr 1873.
lankenweiber dort oben wobl noch manche
Btaunend vorüberziehen and ihre Jungen
perig die wettergcbrännten Gesichter der
e Reste der BestatiteteD selbst betrifft, so
II Schädel and Schädelfragmeate erhitlteD.
I Knochen worden aufbewahrt: 3 Ober-
3 Schienbeine, 1 Oberarmknochen, 1 Radius,
L Gedanke war es, jene Knochenreste zu
I mit dem nnter No. 2 der Tabelle aufge-
zusammengeftindeii wurden. Es sind mit
jr markirt ein Oberschenkelknochen, eine
Icaneas, so dass eich wenigstens einiger-
tBse auf die Grösse der Individuen machen
b hat zwar die Lange einiger eben au^ge-
otirt, und deren Länge wechselte zwischen
lein man erhebt nicht ohne Grand einige
ie Genauigkeit solcher Maasse, weil durch
ir über die Leiche anfgeschütteten Erde
ebuDgen der Knochen vorkommen können.
I Länge des Femur (2) . . . . 44 Gm.
„ tibia (2) .... 37 „
„ taltiB u. calcan. . 7,05
eine wirkliche Grösse von 1,60 — 1,65")
[lenkelknochra sind um 17 Mm. länger als
iten , so dass man richtige Proportionen
3 Grösse von 1,68—1,70 vermnthoi darf,
arkea Krümmnog der Oberschenkelknochen,
denbein als niederes Rasseumerkmal beob-
)n Schmalheit, Flatrknemie ist bei den
ing keine Etede. Was nun die Schädel
ama» für die Aitilletie ist in Bttjera 1,65~1,7S.
fbUmuin: Mtgamaniiche Qräber.
betrifft, so ist nur ein «nziger Tollstandig erhalten, i
ezistirt nur die Hirnkapsel , BämmtUclie Gesichtsli
fehlen ; aean sind als Fr&gmmte zu bezeichnen und i
weit erhalten, nm noch die Form des Sctmdeldadies
mit Sicherheit entnehmen zu können. Das ist der
warum die Zahleoangaben so lückenhaft sind. Bei
7, 8, 9, 10, 11 wurde der Längenbreitenindex na
Gestalt erschlossen , am durch eine Zahl wenigste
diaracteristiscbe lange Form zu markiren.
(Siehe pag. 342 Tabelle H.)
Die Auizählung der Schädel und Schädelfragmei
der Tabelle 2 ist nach dem Längeobreitenindez wie i
geordnet, mithin alle mit der typisch - langen Reihen)
form iu der oberen Äbtbeilnng zusammengestellt,
gleichwob] No. 1 und No. 3 mit einem Index von 76 fig
so gehören sie doch in dieselbe Reibe, wie man sich
einen Blick auf die photographische Tafel: links 1
überzeugt.
Die Schädel No. 13 und 5 gehören streng gen
zu den sog. Mittelköpfen, Mesocephalen oder Ortboci
vermöge des LängeDbreitenindex, aber vermöge ihrer so
Cbaractere , Form| der Stirn, des massig abfallenden '.
hanpts machen sie den Eindruck von Mischformen.
Ein eigentlicher Eurzkopf ist unter den aus C
conservirten Schädeln nicht.
Das anthropologische Material des Gautingerl
feldea aus der Zeit der Merovingischen Könige zeig
im Vergleich mit dem des Feldaffinger eine gross
heit der Rasse — hier nahezu lanter rdine Frankens
obwohl die römische Schanze und der römische Heer
nächster Nähe waren, dort oben dagegen bei Feldaffing
die starken Zeichen eines erfolgreiches Einflusses 1:
cephater Elemente.
!
KcXlmcmni Migermanische Oräber, 343
Die beiden Niederlassungen in Gauting and Feldaffing
and ihre fränkischen Bewohner waren sich örtlich nahe und
waren gleichen Ursprungs, aber zeitlich mindestens um
200 Jahre getrennt.
Ich unterlasse eine weitere Auseinandersetzung dieser
Ansicht, welche mir die Verwandtschaft der Schädelformen
und die Verschiedenheit der Beigaben in den Gräbern von
Feldaffing und Gauting aufgenöthigt hat. Weiss ich doch,
dass eine yöllige Begründung erst dann möglich ist , wenn
die Frage über die germanische Urbevölkerung beantwortet
ist, und wenn wir einmal klar darüber sind, was für Stämme
nach dem langköpfigen Volke auf dem Schauplatz erschienen
und woher diese kamen.
Mein Bestreben in diesen Blättern war hauptsächlich
dahin gerichtet, auf den hohen wissenschaftlichen Wertb
anthropologischen Materials aus Gräbern wiederholt
hinzuführen, und bei der Mittheilung jener Funde am Starn-
bergersee zu zeigen, dass es keine uiidankbare Aufgabe sei,
die menschlichen Beste aus den Denkmalen der Vorzeit zu
bewahren. Die Beihengräber bei Gauting und Feldaffing
liefern einen neuen Beweis für das schon erwähnte Ergeb-
niss archäologischer Studien, dass einelangköpfige Basse
vom 3. bis 8. Jahrhundert in Deutschland sesshaft war.
Nach all den von der Archäologie und Anthropologie
beigebrachten Thatsachen und auf Grund der Ueberlieferungep
der Geschichte und nationalen Dichtung darf man sagen, es
ist der germanische Stamm der Franken und Alemannen,
der aus den Grabfeldern Deutschlands durch die Forschung
zu uns redet.
Wenn es sich dabei herausstellt, dass wir die Gräber
eines langköpfigen germanischen Stammes nicht unbedingt
als die unserer Väter betrachten dürfen ; wenn wir erfahren,
dass noch ein anderes Volk in die Geschichte unserer Her-
kunft hineinspielt, dessen Ursprung zur Zeit in völliges
344 Sitamg äer motA.-pAyf. OlatH vom 6. Deember 1873.
Dunkel gehüllt ist, bo mag ans bei der Erinnenuig an die
Scbl&äiten der OeniUDen and ihre HeldengesäDge , die wir
e als die der Ahnea bewundernd anstannen, der Oe-
lernhigen, dass wir, wenn nicht die Erbeo ihres
:, doch die treuen Erben ihres Geistes sind.
siigUch unseres Ursprungs lehrt die Anthropolc^ie
b nur, dass das heutige Gsschleoht uralter Herkunft
:hon in den ältesten Grabstätten und in den Hügel-
finden sieb jene Enrzschädel, welche noch heute die
rung kennzeichnen. Sie kommen allerdings in der
iahl in den Beibengräbern vor , aber gegen das
rbundert werden sie zum herrschenden Stamm. Die
ädel bilden also darch mehr als zwei Jahrtausende
interbrochene Reihe; ein Beweis für die Erafl und
igkeit der jetzt herrschenden Rasse.
ErUamiig der Tafel.
otographische Aufnahme von 4 Schädeln ans den
ngräbern bei Feldaffing nnd Gauting 4. — 8. Jahr-
und von 2 Schädeln aus dem Anfang dieses Jahr"
s.
0. 1 u. 2 Schädel aus Gauting — typische Franken-
Bcbädel — lang.
* Zwei Schädel aus Felda£Fing, links ein
typischer Frankens chädel, redits fön Eurz-
kopf.
0. 3 Q. 4 Oberbayerische Schädel ans dem Anfang
dieses Jahrhanderts. Kurze Schädel.
SHtuti9äber.d-l(.*ka(l.i).W.1873.Z,dAtihanilli]...frof.Koll.
,1.
•'^r
r :
V. KobM: Tdchßrmakit eine neue MinerdUpeciea. 345
Der GlasseDsekretär Fr. v. Eobell hält einen Vortrag
,,Ueber den Tschermakit, eine neue
Mineralspecies aus der Gruppe der
Feldspäthe.
Mit dem Ejernlfin von Bamle in Norwegen kommt ein
spaltbares Mineral vor, welches durch starken, dem Diamant-
glanz sich nähernden, Glasglanz auf der voUkommneren
Spaltungsfläche ausgezeichnet ist. Da eine chemische Ana«
lyse dieses Minerals wünschenswerth schien so ersuchte ich
Herrn Apotheker Rhode in Porsgrund, mir Material zu
solcher Untersuchung zu schicken« Ich erhielt durch seine
Gefälligkeit auch einige Stücke von welchen ich einige
Grammen reine Proben herausschlagen konnte. Die Analyse
zeigte, dass eine neue der Feldspathgruppe. angehörige Spe-
cies vorliege, welche ich nach Herrn Professor G. Tscher-
mak, dessen verdienstvolle Untersuchungen auf diesem Ge-
biete bekannt sind, Tschermakit taufen will.
Der Tschermakit findet sich in derben Stücken, welche
unter 94^ (mit dem Reflezionsgoniometer bei Kerzenlicht
gemessen) spaltbar sind, die Spaltung von ungleicher Voll-
kommenheit. Auf den voUkommneren Spaltungsflächen zeigt
sich die, eine Zwillingsbildung andeutende, sehr feine Streifung,
wie sie am Oligoklas und Labrador vorkommt.
Das Mineral ist graulichweiss, durchscheinend, an kleinen
Stellen halbdurchsichtig und zeigt im Allgemeinen Glasglanz,
der auf den voUkommneren Spaltungsflächen sehr lebhaft
und wie gesagt dem Diamantglanz sich nähert.
Die Härte ist 6, ritzt Apatit deutlich*
Das specifische Gevrioht » 2,64.
I
V. KobeB: Tschermahit eine neue MineralapeeieB.
Feblea des Kalkes. Nach den UntersnchuDgeD von 1
m a k über die Feldspäthe sind diese auf 3 Species nn
Gemenge und Verwachsangen zuriickzufohreo, aaf dei
klas, Albit und Anorthit, während Streng als sol
den Kalifeldspatb und den Kaik-Natron-Feldspath a
der den Albit, Oligoklas, Labrador und annäher
Anorthit und Bytownit begreift. Den Oligoklas be
er als ein Gemisch von 3 Molecülen Anorthit und 1
cülen Albit. Das vorliegende Mineral kann von
Bildung nicht sein, da es keine Kalkerile enthält,
Anorthit kennzeichnet. Es kann auch nicht wie diei
Labrador von Salzsäure zersetzt werden. Wenn i
dem Nationgehalt einen Albit berechnet oder au(
man das Wasser als Vicar des Natrons nimmt an
den Albit berechnet, so kommt man zu keinem
baren Gemenge, ebenso wenig wenn man die Mag
Kalk übersetzt und damit Anorthit oder Labrador bc
wozu der Gehalt der Thonerde in Tschermakit nicht a
Der Tschermakit ist also als eine eigenthümliche
der Feldspathreihe zn betrachten. Seine Krystallisa
weit sie aus den Spaltangsatücken zu beortheilen, m.
zu isomorphen Verwachsungen besonders mit den
Feldspätben geeignet.
Der Tschermakit begleitet den Kjerulfin und
mit ihm und mit Quarz verwachsen vor. Allem j
nach dürften nodi hinlänglich durchsichtige Stücke (
werden, welche die optiadien Verhältnisse zu bestim
statten, was an den mir zu Gebote stehenden nicht mög
juming der fMth.-phy8. Ctaa*» vom 6. Degembtr 1873,
oit legt Tor:
ber den Einflnss dos WasserB aaf die
then Blntkörperchen des Frosches",
n Prof. Kollmauu.
eine allgemein feststehende Uebersengaog, dass
Blntkörperchen des Frosches anfqDellen mache,
rnngeu in dieser Beziebang belehrten mich eines
satz von Wasser bewirkt gerade das Gegentheil
;: die rothen Blntkörperchen schrumpfen
»chmehr, sie verharren in diesem Zustand
npfang oft mehrere Tage> und erst dann
QaeUungserscheinnngen beobachten. Lässt man
lcs eben decapitirten Frosches in eine zur Hälfte
r gefüllte Uhrschaale träufeln, und untersucht
) Minuten, so werden niemand die oft extremen
Johrumpfung entgehen. Vor allem fesseln jene
en, bä denen der Farbstofif nach dem Gentrnm
3gt ist, und nar gelbliche Strahlen gegen den
gerichtet sind. Diese Formen sind geradezu
nennen; denn von der Fläche gesehen ätzt in
B Oval ein gelbbräunlicher Stern mit feinen
Oden Strahlen. Von der Seite gesehen haben
e Körperchen etwas plumpes. Denn der dünne
ne Rand wird beiderseits von einer gelben
asse überragt. Bei genauerem Zusehen, nament-
irkeren Vergrösserungen kann man erkennen,
spitzauslaufenden Strahlen hervorgebracht sind,
ilste, Scheidewände benachbarter Einseukangen,
^Mmatm: Eim/bm de» Waitenaufdie rothen Blvtkörpa
welche grössere Mengeu des Farbstofib entfaalteD
halb gelb erscheinen ähnlich dem centralen Thei].
Andere Arten von Schmmpfung zeigen ein dei
gerade entgegengesetztes Bild: der centrale Theil
abgefiaeht, die Randzone dagegen dick, wie ge
und wegen des dort angehäuften gelben Inhalt
DaoD begegnet man Blntkörpercheo, welche einem i
Blatt ähnlidi gerollt sind, oder sie haben gros
kleinere helle Flecken oder Streifen, welche bald r<
bald ohne alle Regel über die Oberfläche zerstrea
Sieht man sich nach einer Deatnag dieser ao
Erscheinang am, ^o wird man wohl den Oedanke
CoDtractioa aafgeben müssen. Die lange Dauer,
harren der rothen BlntkörpercheD während mehr
in diesem eigenthämltcheo Znstaad , ohne wahr
Veränderungen , sprechen entschieden gegen ei:
Besser rertrSgt sich mit der durch Wasser ent
Schrumpfung die Annahme, dass eine Erstarrung d
stattgefunden, eine Gerinnung bestimmter eiweisarl
stanzen, welche im Innern des Blutkörperchens
sind. Den mikroskopiechen Nachweis dieses Str(
ich jüngst in einer Abhandlang ,,über den Ban d
Blutkörperchen des Frosches", Ztst. f. w. Zool. B
mit Hilfe verschiedener Beagentien geführt, unter i
Harnstoff, das Tannin, die Pyrogallassi
Borsäare, das Anilinblau, die Wärme
60 — 54" G und endlich die Veränderungen, welche
körpereben in Extravasaten erfahren zu vor
wähonng verdienen; alle diese Einflüsse, deren
Verschiedenheit keines Commentars bedarf, rufen i
dieselbe Erscheinung hervor, trennen das anverse]
körpercheu in eine geübte hauptsächlich ans Hi
bestehende Substanz, und in eine farblose, leicht ^
[er matK-phyi. OkwH vom 6. Desemier 1873.
alteade eiweisartige MasBfl, das sogenaimte
le's Zooid. BeBOndere Beachtung verdieoes
welche den Beweis von der Existenz eines
9n mit Hilfe derjenigen Veränderungen, welche
eben in Extravasaten er^ren. Gegen alle
lassen sich Einspruch'! erbeben, weil sie der
e allza fremdartig sind ; aber in jenem Fall
)nde Gewebe, in welches die Blatkörperchen
d, wirkt nur jen^ Strom Yon verwandteo
r die Organe belebend durciiträakt. Gerade
)Icben Bedingnngen auftretenden Veränderungen
ruold in Heidelberg in der neuesten Zeit
:htet'). Er hat das Schicksal derjenigen rotheo
des Frosches verfolgt, welche aus den Ge-
je in Folge vermehrten Blutdruckes ausgetreten
mdelt sieb also hier nicht einmal am ein
LS durch Zerstörung eines Geßsses hervor-
sondem um jene seltsame Auswanderung der
lente durch die Wand der Capillaren, wenn
esem Fall die Vena mediana der Froscbzunge
atur 6 — 8 Stunden geschlossen bleibt, später
geöffnet wird. Man kann nun während
, selbst Wochen hindurch an dem durch-
dem übrigen Organismus verbundenen Objeot
er ausgetretenen rothen und lebenden Körper^
u. Das auffallendste Pfaanpmen ist das all-
rscbwinden des Farbstoffe. Die £nt-
t an sehr verschiedenen Stellen. Manchmal
hmal an einer oder der anderen Seite des
3n Blutkörperchens. Es entsteht zunächst ein
der immer breiter wird. Ist der Farbstoff
'8 Archiv f. patb. Anat. Band VIU Heft 2. „Ueber
völlig versdiwaiideD, so stellt die früher rothe Blatscheibe
jetzt ein lichtes ganz schwach gekörntes Gebilde dar, das
anfiuigs noch oval ist nnd in dessen Innerem man noch den
Kern sieht. Doch bald wird anch der Kern ansichtbar, das
helle Stroma wird allmahUg kleiner, bässt seine periphere
Begrenzung ein und präsentirt sidi als ein Gonglomerat
feinkörniger Masse, welche schliesslich verschwindet und
resorbirt wird.
Das bemerkenswertheste der eben beschriebenen Vor*
gange ist die Trennong des Farbstoffes von emer blassen
leicht kömigen Substanz, welche die Grundlage des rothen
Blutkörperchens darstellt: das sogenannte Stroma.
Die Resultate, welche an den aus Gefassen ausgewanderten
oder in Extravasaten eingeschlossenen Blutkörperchen be-
züglich ihres Baues gewonnen wurden, ergänzen und be-
stätigen in einer eminenten Weise meine Mittheilungen'),
welche auf den durch Reagentien hervorgerufenen Ver-
änderungen beruhen. Die Annahme, die histologische
Grundlage dieser geftrbten Zellen sei ein schwach gekörntes
farbloses Stroma, gewinnt eine neue Stütze. Aus der That-
Sache, dass Wasser die frischen Blutkörperchen schrumpfen
macht, geht ferner hervor, dass dieses Stroma sich ebenso
verhält, wie Eiweis, d. h. dass es nach Zusatz einer dif-
ferenten Flüssigkeit fest wird, gerinnt. Die Zelle erfährt
dadurch nothwendig Formveränderungen, welche man der
Erscheinung nach mit dem Ausdruck einer Schrumpfung
bezeichnen muss.
Ob mit diesen Veränderungen der Form auch solche
des Volumens verbunden sind, lässt sich zur Zeit noch nicht
feststellen. Allem Anschein nach bleibt das Volumen unver-
ändert. Ich schliesse diess daraus, weil dieselben Form-
veränderungen in vollkommen derselben Weise auch nach
2) Zeitsdirift f. w. Zool. Bd. XXm.
raohtrag.
Keuwahlen der Akademie.
Die IQ der allgemeinen Sitzung vom 21
nommene Wahl neuer Mitglieder erhielt dU
BeBtätigUDg und zvar:
Der mathomatisoh-physikalischen '
A. Aaswärtige Mitglieder
1) Dr. GustarRoBe*), ProfeaBor der Minera
2) Dr. Ernst Brücke, Hofrath und Profe
Biologie in Wien.
B. Gorrespondirende Mitglie
1) Dr. Heinrich Will, Professor der Cheu
2) J. V. Schiaparelli, Director der !
Mailand.
3) Dr. Georg Hermann Quincke, Profesfl'
in Würzbut^.
*) GqbUv Rose starb den 16. Jali 1. Jb.
[1873. 3. Miitb.-p1i]r*. Cl.]
EittHMdtmgtnMn DrucJ^cAr»^.'
Von der k. üniversitäta'StertiUMtTte tu Köttigtberg: •
Astronomiaebe Beobachtungen. 36. Abtbeilang. Von Dr. I
Lnther 1870. Fol.
V<m der naturforschaidm Qetdlschaft in Emden :
58. Jahresbericht. 1873. 8. ■ ' '
Von der ph^giJcaliseh-medisinUchen öeeeSichafi in WürtbW:
Terhandlnn^n. Neae Folge. T. Bd. 1873. 8.
Ton der Nederlandsche Botanische Vereeniging in Nijmege
Nederlundech krnidkandig Archief. 3. Serie. 1873. 8.
Vom bwlitut Boyat Orand-Ducal in iMoembwg :
Sectiou des Sciencea naturelles et mathematiqnes, Fablioi
Tom. Xin. 1873. 8.
Von der Sodete botantque de France tn Paris :
B.) Bnlletin Tom. XX. (Complea rendns des S^nces) 1873. 8
b) Bulletin Tom XX. (Revue bibliographiqae A.) 1873. 8.
Von der Aecademia Pontificia di nuovi Lincei in Bom:
Atti. Anno XXVI. Seasione V. 1873. 1.
Von der Sternwarte der schweinerisdien Eidgenossenschaft in 2
Scbveixerisohe metearologische Beobachtangen. 1872, 4.
Von dem pkjfsiJialischen Cenlral-Observatoriitm in St. Petersbi
Annalen. Jahrg. 1871. 4.
Von der Soeiite de physique et d'hisloire natureUe de Genbt
Mfimoirea. Tom. XXn et XXIII. 1878. i.
Vom Musenm of dmparah'M ZoSlogy at Harvard CoSege
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a) Illuatrated CaUlogue of the Mnseum. No. IV— TT. 1871. i
b) An nnal Report of theTrustees of the Museum for 1871, Boi
c) Application oF Fhotography to Illostrations of Natural H
by Alex. Agassiz. 1871. B.
28*
ndungen von Druckschriften.
chai naUirmBseruchaftiichen OaeHsehafi tn
St. GaBen:
.tigkeit während des Jalires 1871—1872. 8.
er Soeiiti Linneenne in Lyon:
Tom. 19. Paris 1872. 8.
Acaäemie de» scieneea in Ljfon:
loiences. Tom. XIX. Paris et Lyon 1871—72.8.
nie des tetencea et Uttres *n Mmtpeüter:
ScieucsB. Tom. Till. 1872. 4.
•atwy of Trimljf CoOege in SubUn :
ione, made ad Dunsink Part. II. 1873. 4.
ichen OesäUchaft für die geaammten Naiur-
miBsenschafien in Bern:
hweizeriBchen natarforBoheDden QeaellBohaft in
iBt 1872. Freibnrg 1873. 8.
BttdcHffa Obgervatory xu Oxford:
il. 30. 1873. 8.
' Acaäbaie de Sciences in Paris:
77. 1873. 4.
' SociHi Linnitnne in Bordeaux:
LVni. Paris et Bordeaux 1870—72. 8.
de la Saciiti helvitiqae des aeiences natweUes
in Bern:
e geologique de la SniBse. Livraison Xll. 1873.4.
miich-chemisehen GeseSachaft in Prag:
ilutforschefläfli Verein in Brunn:
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Einsendungen von .Brucktchril
Von der Societi de Giographie in
Bnlletin. Septbr. 1673. 6.
Von der Bedaetion des Moniteur sdentifii
Monitenr Boientifique. Livr. 383. 1873. 8.
Von der deutschen Gesellschaff für Natw und !
in Tedo:
MittheilungeD. Heft I. IT. Yokohama 1873. Fol.
Von der Soyal Society of Victoria in
Progress Beports and final Report 1863. Fol.
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Vom iaiserl. botanischen Garten au St.
Tradui imperatorskago Feterbnrgskago botanitBi
II. Lief. 3. 1673. 8.
Von der Sociiti des ecienees ncUureUes ii
Bnlletin. Tome IX. 187S. 8.
Von der SociUe nationale des aciencea naturel
Meraoirea. Tome XVII. (2. Ser. Tome VII.) 1873
Vom Commissioner of Patents in Wa
Annaal Report for the ;ear 1869, YoL 1. 2, i
1871. Vol. 1. 2.; 8.
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lieber Deformation elaBtisoher Körper durch mecha
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Nervenlehre in 2 Lieferangen. Braunaohweig 187
Vom Herrn Carl Adtäbert Tischier in Könti
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Vom Herrn C. Brvhna in Leipzig t
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k. BBchaiscben Stationen im Jahre 1870. 7. Jabr
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Vom Herrn C. Begü in PeterAurg:
b) DsBcriptioDea planUrain nofaram in regionibna Tai
cl. TiriB Fedjenko, Korolkow, Kascliakewics et Kra»
Fmc. I. 1873. 6.
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Chin&e borealis et Japoniae habitantinin. 1873. 6.
Vom Herrn Outtatnu Hinricha in Jotea Ciiy, Jo
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b) American Scientific Monthl; Vol. I. 1870. 8.
c) Bicgrapbical Sketch of Wilhelm t. Haidinger. 1672
d) The Uetbod of q^aatitative Indnction in physikal t
Vom Herrn Thomas EgUaton in New York:
CaUlogae of Minerals with tbeir formalae and crystall
1871. 8.
Vom Herrn AJberi Köüiker in Würeiurg:
Die normale Resorption des Knochengewebe b und ihre
f&r die Entstehung der typischen En neben formen. Lei
Vom Herrn Emanual Boricky' in Frag:
Petrografische Stadien an den Basaltgeateinen Böhmens.
Vom Htrm L. Kronecker in Berlin;
lieber die verBchiedeoen Starm'sohen Beiben nnd ihre gi
Beziehnngen. 187S. 8.
Vom Herrn Ernst Brücke in Wien:
Die Physiologie der Farben für die Zwecke der Eunstgewei
Vom Herrn L. BüUmeytr in Basel:
Ueber den Bau von Schale nnd Schädel bei lebenden i
Schildkröten als Beitrag zu einer paläontologisch en
dieser Thiergmppe. 1873. 8.
Vom Herrn CharUs Pettarin in Rtria:
Le Cholera comment il ee propage et comment l'eviter,
Sach-Register,
Alpenbandtandsteia 26.
Altgennsniscbd Qräber in der Umgebnng des
Apatit im Dolerit 160.
Apparat, heliographiiolier von Steinbeil 307.
Ariiicaö], ätheriBohea 210.
ArnioawasBer, deweii Beatandtheile 210.
Araenige Säure, daren Loslicbkeit im Wataer 1
Ärtemia «alina 168.
Aogit im Dolerit 149.
Angitophyr 60.
Blutkörperchea , rotbe des FroBohea, Einflni
dieselben 346.
BuoboDit 11.
Campheograppe, deren Verbältnisa zum Pflanzi
Carbon-Schicbten bei Batzen 20.
CasBiaDer-Sohiohten 64.
Cbrysolitb im Dolerit 149.
CoQodictyum buraiforme £ltalloa 382.
Esinokalk Stoppanii 81.
Saeh-Begitler.
SaDBsorit im EQiilDn- Gebirge 237.
Sctilerndolomit 71.
Schlemgebirge 14.
Selbsten tiüodanf; des Henes 197.
Speiakobalt und Spathiopyrit von Biober ia 1
St. Cassianer Schichten 64.
Titaneiaen (Ilroenit) im Dolerit 140.
Techennakit 34ö.
Terzeichni» eingelaufener Bfiohergaachenke 1
Wagnerit 155.
Wengener Schichten 64.
^
thm (Nekrolog'} 132.
'. Olfers (Nekrolog) lia
'. Pettenkofer 278.
*ictet (Pictet de la ßiye) (Nekrolo;;) 121.
^ainoke in Würzbnrg (Walit) 35S.
Rose, Gustav in Berlin (Wahl) S
1
Bandberger 11. 13G. 140.
Bohiaparelli in Mailand (Wahl) 353.
K Scblegintneit 237.
^del 207.
f. Siebold 16B.
Sogel I. 213.
Voit 273. 296. 348.
Will in GiesRen (Wabl) E
ifi
■I
CO
3ti?»*0^1^
N
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V
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