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Uebersicht
des Inhaltes der Sitzungsberichte Bd. XXI
Jahrgang 1891.
Dto mit * bezeichneten Abhandlungen sind in don Sitzungsberichten nicht abgedruckt.
Oeffenilichc Sitzung der kgl, Akademie der Wissenschaflen zur
Feier des 132, Stiftunqstages am 21, März 1891,
Seite
C. V. Voit: Nekroloffo 139
(ktfentUche Siizung zu Ehren Seiner Mnjesfät des Königs und
Seiner Königl. Hoheit des Prinzregenten am 15. November 1891,
Wahlen 273
Sitzung vom 3. Januar 1691.
All. Steinheil: Krläutenincren zai dem Handbuch der ange-
wandten Optik von Ad. Steinheil und K. Voit (Theil T) 1
ij. Üeckna^fel: Zur Hypriene der Wohmin;» T)
AV. l)yck: Tebor die f^estaltlichen Vcrhilltnissi« der durch
eine Hitierential^^leicbunj^ erster Ordnung? zwischen zwei
Variabein definirten Curven»*yNtenie. (Mit Tafel I— IV) . 23
Sitzung vofn 7, Februar 1891.
«■. \s. Wi'ber: Zur Messunp: der magnetischen Inklination . . 59
■.\. VoKs: Ueber spezielle Differentialinvarianten in derFlikhen-
theoric 59
Sitzung vom 7, Milrz 1891,
C. W. ▼. G um bei: Geologische Bemerkungen über die Thermen
▼on Bormio und dan Ortlergebirge ... .... 79
N. Rüdintver: Ueber die rmbildiin^ der Liebprkülin'schon
Drüsen durrh die SolitärfoUikel im Wuriiiibrtssitz den
Menschen. (Mit Tjifel V) 121
Sitzung vom 2. Mai 1891,
£. Lommel: Ueber die Schwingung^richtun;^ des polarisirten
Lichtes Irtl
*S. Kinsterwalder : Die von optischen ^Systemen grös^^erer
Oeffnung und grösseren *le'<i<*ht.sfL'lile'< erzeugten Hil«ler,
auf Grund der Seiderscben Fornndn untersucht . . . IH)
Sitzung vom ü. Juni 189 1.
*C. V. Voit: Uehcr die Glykogenbildung na<h Aul'nahnie ver-
seil iedener Zuckerarten . is«)
Sitzung vom J. Juli 1891.
*K<1. Frhr. V. Haerdtl: Mkizzen /u einem >j)«'/-ielU*n Fall d»'s
ProbleuiH der drei Körper lÖl)
F. V. Sandhergi'r: Veljer den Krzgantr d«T <.iru])e s^airra
Familia in L'ostarica und de-sen [{rdeutnng für die
Theorie der Erzgänge 191
A. Urill: l'eber da-ü Verhalt«'n einer Funktion von zwei Ver-
änderlichen in dt'r Umgebung einer Niill>telh* 207
Sitzung rom 7. Xonmlur isui.
n. See liger: Xmiz über die Strahl<*nlin*chung in der Atmo-
sphäre 2ui»
II. .Se«»lig»'r: Ifber di«? Kxtini'tinn «h-s Li()ii«'> in u»'r A^nm-
sphärr 217
Sitzung com :!. Dczrmttcr tsUl.
I<eo Königsberu'er: L'eber d in Irreductibilität drr ;ilgi'br.ii-i.lii'n
partiellen Dirterentialgleiriiung''>y^temi!
•W. V. liümlii*!: *^eogno^tis«•lle iJesthrriliung vc»n Mayern iFr.'in-
kisrher .Iura). Viert«* Abhandlung .... ... 27 1
F. V. Sand berger: L'i'brr die Krzgiingi' iler (irgm^l von FriMniru-
sta<1t und Hularh im württembergi^chen Sfliwar/.wald . 2*^1
27'.
Kinsendungcn von Druck^rhrit'twi 221. '6\\}
• •
Sitzungsberichte
der
königl. bayer. Akademie der Wissenschaften.
Mathematisch-physikalische Classe.
Sitzung vom 3. Januar 1891.
1. Herr Ad. Steinheil überreicht der Classe sein mit
Herrn Professor Dr. Ernst Voit herausgegebenes «Hand-
buch der angewandten Optik* (Theil I) und knüpft
daran einige Erläuterungen.
2. Herr M. v. Pettenkofer legt eine Abhandlung des
correspondierenden Mitgliedes der Classe, Herrn Professor
Dr. Georg Regen aoel in Passau «über Bestimmung und
Berechnung des Luftwechsels in Wohnräumen* vor.
3. Herr Walther Dyck hält einen Vortrag: «über
die gestaltlichen Verhältnisse der durch eine Dif-
ferentialgleichung erster Ordnung zwischen zwei
Variabein definirten Curvensysteme*.
Erläuterungen zu dem Handbuch der angewandten
Optik von Ad, Steinheil und E. Voit.
Von Ad. Steinheil.
(EingdunftH 8. Januar.)
Das Handbuch der angewandten Optik soll ein Hilfsbuch
für den ausführenden Optiker sein, dem zu seinen Arbeiten
bislang eine zusammenhängende und die neueren Untersuch-
ungen berücksichtigende Anleitung mangelte. Es darf der
Ausspruch Fraunhofer's, djiss für den aiL^übenden Optiker
l^igi. MaUi.-pby». CL I. 1
• ••••• •%•*• • •-,
a« •» • • • •• ••" • • • • ••
• t » • • 9 •••*• • .
* * *.
2 Sitzung der maih.-phya. Clause vom 3. Januar 1891.
allein die Dioptrik Klügers etwas Brauchbares liefere, noch
heute als zutreffend bezeichnet werden ; obwohl seitdem die
Bahn brechenden Arbeiten Fraunhofer's selbst, sodann die
eines Bessel, Gauss, Helniholtz, Seidel und anderer erschienen
sind. Wir waren bemüht, in dem Handbuche die Resultate
dieser Untersuchungen auch demjenigen zugänglich zu machen,
der ausgerüstet mit den Hilfsmitteln der Algebra und Trigo-
nometrie sich der Herstellung der optischen Instrumente
widmen will.
In den einleitenden Kapiteln geben wir zuerst erprobte
Methoden zur Orientirung und numerischen Bestimmung der
optischen Eigenschaften der Glassorten.
Sodann stellen wir, auf die analytischen Methoden fussend,
die Anschauungen zusammen, welche zur Orientirung über
die Eigenschaften der optischen Systeme sowie über die von
den Bildern zu erfüllenden Bedingungen dienen.
Hierbei unterlassen wir es, auf eine strenge mathematische
Beweisführung einzugehen, indem wir es dem hiefür sich
Interessirenden überlassen , in der einschlägigen Literatur
sich Rath zu erholen.
Wir schliessen uns in diesem Theile unseres Buches
enge an die von Gauss eingeführten Betrachtungen an, nur
in einem wesentlichen Punkte weichen wir ab, beziehungs-
weise erweitern wir die Gauss'sche Theorie.
Gauss und alle Nachfolger desselben nehmen an, dass
bei einem idealen optischen Systeme, die Anfangspunkte der
Brennweiten für verschiedene Oeffnungen in einer zur Axe
des Systemes senkrechten Ebene (der Hauptebene) liegen.
Nach dieser Annahme ist die Brennweite bei grösserer Oeftnung
länger als die bei kleinerer ; wenn man dagegen die von dem
Brennpunkte aus mit dem Radius gleich der wahren Brenn-
weite gezogene Sphäre als Ort der Anfangspunkte der Brenn-
weiten (als Hauptsphäre) betrachtet, erhalten alle Brennweiten
des idealen Systemes gleichen numerischen Werth.
4 Sitzung der math.-}}hy8, Classe vom 3. Januar 1891.
Aus den späteren Kapiteln des Buches heben wir die,
nach der oben erwähnten trigonometrischen Kechnungsmethode
hergestellten Tabellen hervor.
Die erste Tabelle liefert für Linsen von gleicher Brenn-
weite den Einfiuss der Oeifnung; und dann für Linsen von
gleicher Brennweite und Oeffnung den Einfluss der Linsen -
form, der Glassorte und der Linsendicke auf die übrig
bleibenden Fehler im Bilde von Objectpunkten in und seitlich
von der Axe.
Die zweite Tabelle ist von grösserer Bedeutung; für
diese sind Doppellinsen gerechnet, alle von gleicher OeflFnung
und Brennweite, sowie frei von Farben- und Kugelgestalt-
fehlern ; und es ergaben sich die bei verschiedenen Linsen-
formen übrig bleibenden Fehler in Bezug auf Verzerrung,
Farben ver grösser ung und Kugelgestaltfehler für eine zweite
Farbe.
In einer späteren Auflage hoffen wir, diese, langwierige
Rechnungen bedingende Tabelle dahin erweitern zu können,
dass auch der Einfluss der Glassorten, sowie der der Linsen-
dicken und Abstände hervortritt.
0 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 3. Januar 1891.
mir bereits früher begründeten theoretischen Rechnungen,*)
durch welche der Luftwechsel annähernd auch für diejenigen
Fälle ermittelt wird , in denen jene Umstände nicht mehr
die gleichen sind. Es wird auf Grundlage einer solchen
Messung und Beschreibung möglich sein, für jede Jahres-
und Tageszeit anzugeben, welche Leistung ungefähr man von
der Porenventilation und welche man von einer bestimmten
ebenfalls nur auf Temperaturunterschiede und Winddruck
begründeten Lüftungsanlage zu erwarten hat.
2. Am einfachsten wird die Messung des Gesammtluft-
wechsels mittelst der von Pettenkofer begründeten Methode
der Kohlensäurebestimmungen ausgeführt. Die Anwend-
ung dieser Methode hat bereits zu schönen Erfolgen geführt.
Seit mittelst derselben nach dem Vorgange Pettenkofer's
Breiting, Rietschel u. A. zahlreiche und systematische Unter-
suchungen über die Steigerung des Kohlensäuregehaltes der
Schulluft ausgeführt haben, wird kaum noch ein neues Schul-
haus gebaut, ohne dass eine besondere Lüftungseinrichtung vor-
gesehen würde. Demnach ist zu hoffen, dass auch der Privat-
wohnung Heil widerfahren wird , wenn man sich in den
massgebenden Kreisen der Aerzte, Miether, Bauherren und
Architekten gründlich und zahlenmässig überzeugt hat, wieweit
das, was wir zur Zeit in unseren Wohn- und Schlafzimmern
an Luftwechsel besitzen , den grössten Theil des Jahres hin-
durch hinter den unerlässlichen Forderungen der Hygiene
zurückbleibt. —
Die bis jetzt allerdings noch wenig zahlreichen Versuche,
welche ich in Gemeinschaft mit Herrn Lycealprofessor
Dr. Putz ausgeführt habe, gaben Veranlassung, die Methode
einer etwas eingehenderen Prüfung zu unterziehen. Dabei
schien uns der chemische Theil des Verfahrens — Baryt-
wasser mit Oxalsäure titrirt, Phenolphthalein oder Kosolsäure
als IndicHt4)r — hinreichend einfach und genau; die Rechnung
1) Sitzungrtberichte vom 6. Juli 1878 u. 6. Dezember 187*J.
8 SUzung der tnath.-phys, Ciasse vom 3. Januar 1891,
m
IL
Für den Fall, dass während der Zwischenzeit zwischen
den beiden Kohlensäurebesiimmungen in dem Versuchsraume
selbst Kohlensäure nur auf Kosten des in der Luft des Raumes
enthaltenen Sauerstofis producirt wird — wie z. B. bei der
Athmung von Menschen, welche sich im Sauerstoffgleich-
gewicht befinden — gibt, wie schon Jacoby 1. c. nach-
gewiesen hat, die Formel von Hagenbach*) den Zusammen-
hang zwischen dem Kohlensäuregehalt c (pro mille) der zu-
geführten freien Luft,
dem anzüglichen Oehalte Cj,
dem schliesslichen Gehalte c, der Zimmerluft,
der stündlich im Zimmer selbst producirten Kohlen-
säuremenge l (Liter),
dem kubischen Inhalte des Zimmers K (Kubikmeter)
der stündlich zugeführten Luftnienge V (Kubikmeter)
und der Zeitdauer des Versuchs t (Stunden).
Die entsprechende Gleichung ist:
-l=e'' (1
C^ C y
wobei e die Basis der natürlichen Logarithmen (2,718....)
bedeutet. Die Voraussetzungen, welche dieser Gleichung zu
Grunde liegen, sind :
1. Luftwechsel, Kohlensäureproduction, Temperatur de«
Zimmers und Luftdruck sind konstant.
2. Jeder kleinste Theil der zugeführten Luftmenge so-
1) Mitgetheilt von Dr. Carl Breiiing in seinem Berichte an da«
Sanitätscollejj^um von Basel-Stadt über: Untersuchungen, betr. den
Kohlennäu regehalt der Luft im Schulzimmem, 1870. S. 48 tf.
Die zweite Formel von Seidel setzt voraus, das« im Versuchs-
raume Kohlensäure producirt wird, für welche das Aequivalent an
Sauerstoff nicht aus der Luft genommen wird. Die erst^» Formel
Seidel's setzt eine Kohlensiiureproduction im Versuchsraume über-
haupt nicht voraus.
10 Sitzung der mathrphys, Classe vom 3, Januar 1891.
(K Kubikmeter). Dieses C ist vermöge der verschiedenen
Raummaasse, welche für / und K angewendet werden, mit
den c gleichartig und derjenige Kohlensüuregehalt (u pro
mille), um welchen bei Mangel jeder Ventilation der Kohlen-
säuregehalt des Zimmers in einer Stunde zunehmen würde. ^)
Dann erhält die Gleichung die Form:
e'^ — 1
und es kommt die Grösse F, um deren Ermittelung es sich
V
handelt, nur noch in der Verbindung „ vor. Man kann
demnach die Schreibweise vereinfachen, indem man dieses
Verhältniss — den relativen LuftwechseP) — durch ein
Zeichen E ausdrückt.
Zugleich soll die rechts stehende Funktion der beiden
Grössen E und t künftig mit / bezeichnet werden, so dass
nun die Gleichung die folgende Form erhält:
wobei L = i> das Verhältniss der stündlich im Haume ent-
K
1) Dieselbe Grösse (C) ist der reciproke Werth des «Luftkubus''
( . J für 1 Litor stündliche Kohlensäureproduction.
V
2) Dem relativen Luftwechsel v, hat der Spi-ach^ebrauch bereits den
V
Namen ^Stündliche Lufterneuerung"* beigelegt, tla man. wenn -»•
ilie Wi»rte 1. 2, 3 . . . hat, zu sagen ])fiegt, es finde in ileni Haume Ä"
stöndlich einmalige, zweimalige, dreimalige. . . Luftemeuerung statt.
Obwohl dies«; Benennung nicht streng richtig ist und d«'r falschen
Vorstellung, als ob nach vollzogener ^Luftemeuerung* von der früheren
Luft nichts mehr anwesend sei, Vorschub leist<'n konnte, soll sie in
ihrer Eigenschaft als alter Bekannter beibehalten werden.
12 Sitzung der viathrphys. Classe vom 3, Januar 1891.
Da während der Beobachtiingszeit Kohlensäure im Saale
nicht producirt wurde, ist in Gleichung (2
zn setzen. Für c (den Kohlensäuregehalt der zuströmenden
Luft) wird der Werth 0,4 angenommen. Somit wird
2,93-0,4
^= 3,55- 2,93 ='^'^^-
In Tabelle I findet man unter dem Kopfe 30 Minuten
den Werth 4,08 aufgegeben und erhält als entsprechende
Lufterneuerung Jb! = 0,44. Der stündliche Luftwechsel be-
trägt somit 0,44 des Rauminhaltes, und da dieser 840 Kubik-
meter ist, berechnet sich die stündlich zuströmende der ab-
strömenden gleiche Luftmenge zu 0,44 • 340 oder 150 Kubik-
meter.*)
1) Als Beispiel einer Beschreibung der massgebenden
Umstände diene folgendes:
Der Lehrsaal liegt im zweiten Obergei<cho8se eines frei »stehenden
GebiludcK und hat zwei freie mit je zwei Fenstern versehene Seiten-
wande, deren eine von 7,41m Länge nach Süden, die andere 9,84 m
lang, nach Westen gewendet ist. Auf der Nordseitc, welche die
ThUre enthält, befindet sich ein Vorzimmer, welches durch ein offenes
Fenster mit der freien Luft und durch eine ottene Thüre mit dem
Corridor verkehrt. Auf der Ostseite ist der Saal durch eine glatte
Mauer von einem geschlossenen Privatzimmer getrennt.
Die ganze Höhe beträgt 5,64 m, steigt bis zu 3,60 m glatt an
und geht sodann in ein vergipstes Spiegelgewülbe über Oberhalb
ist ein luftiger Speicher, unterhalb ein ebenfalls gewölbter Lohr-
saal, der vor dem Versuch durch halbstündiges offenstehen lassen aller
Fenster und Thüren gelüftet worden war. Der kubische Inhalt
wurde zu 840 cbm berechnet. Die innere Temperatur war anfange
19.4, am Ende 18,4, also im Mittel 18.9*^ Cels., die der äussern Luft
— 4*^ Cels. Der unterhalb liegende Saal zeigte im Mittel 8'*C. Baro-
meterstand 742 mm. Windstille.
Besondere Bemerkungen. Die Fenster s<'hliessen mittelmässig,
die Thüre sehr schleiht, die Diehlen zeigen grosse bis zu 1 cm breite
Zwischenräume. Im Ofen brennt das Feuer bei offenem .Aschenkasten.
14 Sitsung der matK-phys, Glosse vom 3. Januar 1891.
f und ß gleich gross ausgefallen. Da dieses nicht der Fall
ist, muss das Probiren fortgesetzt werden, und es ist der
relH^rsiohtlichkeit wegen nützlich, die drei zusammengehörigen
Worthe von E, fuudß in ein Täfelchen zusammenzustellen.
/ = 20 Minuten.
Nr.
E
f
ß
1
1.0
8,53
1,03
1
2
2.0
1,05
1,28
8
1.8
1,22
1,21
Uuivh /unahnio von E wächst auch der Werth des
Hiuoh«\N ;V; hinjjogtMi nimmt /' ab (wie aus der Tafel er-
MoUtlu'l\V S*nuit naht^rn sich in unserem Falle (wo ß < /)
dio bo\don l«riVsst»n ß und /', wenn man E zunehmen lässt.
.Vwxi^itt alH»r nun in Abtheilung 2 der Tafel wieder
on\o\^ lvhobi>rtM\ Worth von E zu wählen, scheint es fSrder-
\\s\w\, eu ovwttir«*»^ divis bei wachsendem -B das /Sf langsam
..\uv\u\u>l. wrtluvud / rasch abnimmt. Das weist uns an,
\\\A\{ t vMulorn /als willkürlich Veränderliche zu nehmen
uu.l mmuou Wouh iiAwr nahe an ß also etwa auf denjenigen
r»I^^U\oMh cw uvkon» welcher zunächst oberhalb des
>K'^ »^n^%M^ Unu hw crthes (1,0,S) liegt.
l^uu«» k«'mmt \\\i\n auf /^= Ij^o.
P». V u> .uispiuht F -^-,0 und
1 00
o,7S
liixKnt tu ut r.utf r«H-hinals mit /* dem ß so nahe rückt
\\' s- »'luu l »'iviNj»nui;rii M'inos Wertes geschehen kann,
• ilt.^U lu.iu ,\U »litiio r<uti«« /u>Hmniengt'höriger Werthe
- l -.\ /• KS, ,V=--1,21.
G. Eecl'nagel: Zur Hygiene der Wohnung,
15
Der Unterschied zwischen fxxnd ß ist nun so klein, dass
man sich bei J?= 1,8 beruhigen kann.
Drittes Beispiel. Bei Anwesenheit von zwei Personen
in einem Räume von 100 cbm Luftinhalt sank in 30 Minuten
der Kohlensäuregehalt von 1,75 auf 1,13 pro mille. Wie
gross war der stündliche Luftwechsel?
Es ist beobachtet Cj = 1,75 ; c, = 1,13 und angenommen
«. 2 * 20
c = 0,4; ^= Y - =0,4. Somit ist E aus der Gleichung
/='
),73
0.4:
0,62
E
zu berechnen.
t =
30
Minuter
1.
fl
Nr.
E
f
ß
1
1
T
1,54
0,53
2
2
1
0,582
0,855
3
1,6
0,816
0,774
4
1,64
1
1
0,785
0,784
Man erhält filr die erste willkürliche Annahme E=\
die unter No. 1 eingetragenen Werthe von /* und ß, und
geht nun wie im zweiten Beispiele mit f in Abt. 2 bis zu
dem zunächst über (ß = 0,53) liegenden Tafelwerthe 0,582.
Dadurch wird E = 2 und ß = 0,855. Durch Fortsetzung
desselben Verfahrens wird /*= 0,81(5; J?= 1,0; /:? = 0,774
erhalten.
Nun ist der Unterschied zwischen / und ß kleiner ge-
worden, als die Differenz zweier auf einander folgender Tafel-
werthe von f (nämlich 0,S16 und 0,74()); und daraus folgt
zxiDAchst^ da-s E zwischen 1,() und 1,7 liegt. Mit diesem
10 Siiznuft der wath.'jilfvf,. Ciusst mn. .'j »^inttua^ isitl.
ßetsultate wird m&n in den meisOiec Fkliei: bi>sr.iiiit^sei dürifu.
Will Uian aber eine weitere Aimiiheruiic erzieiei». sc» kaiiD
dieselW durch luterpolatit-L erli »icei. :
Mao t heilt die noch zvJMLt-n * llc ; Nt- ^:•■Lt•zl(.lt- i>:f-
fvrens <0.042) im Verb&lILi^^ der Citt-i i ▼ :i:C. .1:1. • .* t-i. . niit
welch*"!! ^icL /"and fi Snöerii. T*ies* •■•?*«iTt'viiiiiiirk«'ii'.*L •^nminuuT
luan aua den Aenderunc'en. weictie f uhl ; tu', den. l fiicriruiurt voni
zweiten ruuu driitfn NaheruiijEr''Wt;ruif £n»t 1 friiüirei. tiiii»ei^. Ef
Mt^hen wich in unher^an ÜeiFjtje* r.rJf — (..hr^ = lJ.iJR4 fü: ; ond
li).h'}b — 0.771 -- ■ 0,0*1 Tt ,* c*'reni.i»er. v-fi-.-.iit iOLtuti. sn-i -yh' nahe
wi*,' y : 1 verhallen, d. h. dje '.■•e'*i;"Lw;ndiijc*^:; . mi: vt-j-her r»t.»: einer
l/4;vtiifirijtezj ZuuaLime tcib f aar- ' hMim^ni:. is: nuht anMiuai «o
j^roH*' alr «Jiejeni;r»r. mii welcher der brucL ; wjr-ii^: Uai, na: dem-
n«M-h 0.04^ Jij zwei TheÜe zu iLeij**!;. ¥>*i'.ti» m- 1. xiiAiifZi. wit 8 zn 1
viffhüit«'!]. Soi'.he Th»'!]e -iiid O.Oi^l und (•.';•: 1 Li..--: njüi im. 0.(61
ahrif'hjiK'fj liiid ^'^ uiu 0.011 wach!*eL . h. trriik^^fL inMUt ut^n Verüi
0,7a6f lind «'»< i»!=t no'.h dü^ ru oie-^eii. "^V.TTiir iül * i?t*iifiriirf £" zc
aiiirhi^rj.
/•/ ji«'/* y.wi»'« hnfj J>j und 1.7. uxiu «..■>■ rui:-iir»r;xrvi: TiUf)wt*rthf
vuii / ijiit«'i>< h«'jd«'iJ >ii'\i um 0.^.*^1. wÜLreiiLi uhh*«: \\'»*:ti vot. ; tob
tit-m <»J;«T«'ii iit'rt't'Wn'n uju 0.031 al'weicLi.
K? J.-I Jil>'; dji'Kraiife rij f^-an^ iR orten : "Wj*- rit-. Hundrrteln en!-
."•|;iii|»l i|nv«- I Ml «Tili y. 0.031. wenn 10 HüiiOrTi*-. i'-r I';ät»rr*nr Üüßl
rill. -(»»i'« lull y Wie Aulwort /j^jt d^r WertL v .l x .t d-: {'ro|hirtion
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18 Sitiung der math.-phyg. Glatne rom 3. Januar 1891.
Ü
II
■Sa
II
II
G, RecJcnagel : Zur Hygiene der Wohnung, 19
Die Versuche sind in demselben Zimmer in verschiedenen
Jahreszeiten bei verschiedenen Temperaturen angestellt. Die
Motoren des Luftwechsels können jedesmal nur zwei ge-
wesen sein: Temperaturdifferenz und Winddruck.
Macht man die Hypothese, dass erstere allein wirkte — also
die Mer>sungen, wie es nach einer mir durch die Güte des
Herrn Autors zugekommenen mündlichen Mittheilung in der
That angestrebt wurde, bei Windstille ausgeführt sind —
so lassen sich die vier Mittel werthe (1 — 3), (4 — 8), (9 — 13),
(15 — 18) vergleichbar machen, indem man aus jedem der-
selben den Luftwechsel berechnet, welcher stattgefunden
hätte, wenn die äussere Temperatur O^C, die innere +1^^.
gewesen wäre.
Der durch Temperaturdiflferenzen veranlasste Luftwechsel
ist, insofeme er nur durch kapillare Wege stattfindet, der
Gewichtsdifferenz zweier Luftsäulen von gleicher Höhe (ä)
proportional, und zwar, wenn die äussere Temperatur /, die
innere T, der Barometerstand B ist, dem Ausdrucke
welcher ersetzt werden kann durch
n T-t
Der Luftwechsel eines Zimmers von constanter Beschaffen-
heit ist demnach der Temperaturdifferenz nicht streng pro-
portional, sondern auch einigermassen von den Temperaturen
selbst beeinflusst.
Für ^ = 0, T=\ erhält man
Es stehen somit die Lufterneuerungen E und E^, welche
in demselben Räume einerseits} bei den allgemeinen Tempe-
2*
20 Sitzung der math.-phya. Glosse vom 3. Januar 1891.
raturen (T, t), andererseits bei den besonderen (F und O^C.)
vor sich gehen, in der Proportion :
T—t 1
oder es ist
^'^« 273-fT+r 274'
^ £ 2n + T-\-t
^0 f—i' 274
Die Vernachlässigung des zweiten Faktors beträgt z. B.
bei T = 24^, < = 10° . . . 12 Prozent des Werthes von E^
(der reducirten Lufterneuerung).
Ich habe nun aus den umgerechneten Versuchsresultaten
Pettenkofers die Eq berechnet und als Mittelwerthe erhalten:
Für den 7. März jB^ = 0,075 bei t= O^C.
, , 9. , E,=0fi6l , ^= O^C.
. , 20. Okt. Ef, = 0,\08 , t= 19<>C.
FüiTden 11. Dez.' ~E^~Ö~M7 bei / = — P'c.
Die reduzirten Lufterneuerungen (£), welche unter der
Voraussetzung, dass die E in einem Räume v(m cons tanter
Durchlässigkeit der Begrenzung durch Temperatur-
differenzen allein veranlagest seien , gleich gross ausfallen
müssten, weichen demnach erheblich von einander ab.
Dass die Beobachtungen vom 11. Dez. einen kleineren
Werth von Eq liefern, ist selbstverständlich, da sie nach absicht-
licher Verminderung der Durchlässigkeit durch Verklebung der
Thor- und Fenster- Ritzen mit Papier angestellt worden sind.
Die übrigen drei Werthe ordnen sich offenbar nach den
äusseren Temperaturen, in dem Sinne, dass sie um so
grösser ausfallen, je höher jene Temperaturen sind, und der
Zusammenhang ist ein so einfacher, dass sich die 3 reduzirten
Lufterneuerungen durch die Formel
E^ =0,0<)1 +0,0025 /
exakt darstellen lassen.
G. Rechnagel: Zur Hygiene der Wohnung. 21
Demnach wäre am 11. Dezember JE^ = 0,0585 zu er-
warten gewesen, und der Einfluss, welchen das Verkleben
der Ritzen hatte, ist auf — - oder ungeföhr 25 Procent des
beobachteten Luftwechsels anzuschlagen. Damit ist vielleicht
der B<*itrag, welchen die Ritzen der Fenster und Thüren
zum Luftwechsel lieferten, voll bemessen, insbesondere wenn
das Papier, mit welchem verklebt wurde, noch feucht war.
Im Uebrigen kann man in der einfachen Beziehung
zwischen der reduzirten Luftemeuerung E^ und der äusseren
Temperatur <, wie sie in einer Gleichung von der Form
hervortritt, eine schöne Bestätigung für die an sich sehr
wahrscheinliche und auch schon frtiher von Märker und von
C. Lang ausgesprochene Ansicht finden, dass die Begrenz-
ungen unserer Wohnräume bei höherer Temperatur für Luft
durchlässiger sind als bei tiefer. Denn wenn eine solche
Beziehung existirt, so kann sie jedenfalls durch eine Reihen-
entwickelung von der Form
dargestellt werden, von welcher, wie es scheint, die ersten
beiden Glieder für das beschränkte Intervall der Tempera-
turen, welches die Versuche umfassen, genügen.
Es ist nicht nöthig, bei der Beziehung zwischen der
Durchlässigkeit der Wohnungsgrenzen und der Temperatur
die Gedanken auf die Erweiterungen zu beschränken, welche
die Poren der Steine . . . durch Ausdehnung des Materiales
erfahren. Es wird vielmehr neben dieser Wirkung der Wärme
auch der Einfluss in Betracht zu ziehen sein, welchen sie
auf die Feuchtigkeit der Wände . . . ausübt. Die Feuchtig-
keit schliesst nicht nur die Poren der Steine, sondern
sie verengt auch durch Quellung des Holzes die Fugen und
Kitzen, denen ein grosser Antheil an der Durchlässigkeit zu-
22 Sitzung der mtührfhyt, Classt vom 3. Januar 1691.
zuschreiben ist. Hohe Temperaturen werden demnach die
Durch lassigkeit auch dadurch yergrössem, dass sie zur Aus-
treibung der Feuchtigkeit mitwirken oder deren Festsetzung
(Condensation) in den Hauern verhindern.
Daraus folgt, dass man die grösste Durchlässigkeit und
somit den grossten freducirten) Luftwechsel nach einer Reihe
trockener und warmer Tage, den geringsten nach kalter und
feuchter Witterung, mittleren bei trockener Kälte und bei
veränderlichem Sommerwetter zu erwarten hat.
Die Resultate der Pettenkofer'schen Versuche wider-
streben dieser Erklärung nicht, zur Bestätigung derselben sind
jedoch weitere Untersuchungen in Verbindung mit genauer
Beschreibung der meteorologischen Verhältnisse erforderlich.
G. Becknagel.
Tafel der Wert he tob 1:i«a— d
I. Abtheil UD(^.
(Min. Beob-
E
10'
16'
20'
25'
30'
40'
50-
60' 120' '
ichtangueit
0,10
59,5
39,5
29,5
23,5
19,5
14.5
11.5
9.5 4,5
oo
0,12
49,5
32,8
24,5
19,5
16.2
12.0
9.5
7.8 3,7
0,14
42.4
•28.1
20,9
16,7
13.x
10,2
8.0
6,6 3,1
0,16
37,0
24.5
18,3
1 4.5
12.0
H.9
7.0
5.8 2.7
0,18
32,8 \
21.7
16.2
12.8
10.6
7.8
6,2
6.1 2.3
0,20
29,6 '
19,5
14.5 .
11.5
9,5
7.0
5,5
4,6 2,03
0,22
26,8
17,7
13,1 '
10,4
8,6
6,4
5.0
4,1 1.83
0,24
2t,5
16,2
12,0 1
9,5
7,8
5.8
4.5
3.7 ,1.63
0,26
22,6
14.9
11,1 ;
8,8
7.2
5.3 .
4.1
3.4 1,47
0,28
20,9
13.8
10,2
8,1
6.6
4,9
3,8
3,1 1,34
0,30
19,6
12.8
9,5 ,
7,5
6,2
4,52
3.58
2,86 1.22
0.32
18,3 .
12,0
8,9 i
7,0
5.8
4,22
3.28
2.65 1.18
0,34
17,2
11,3
8,3 ,
6,6
5.4
3,94
3.06
2.47 1,05
0,36
16,2
10,6
7,8 .
6,2
5,1
3,69
2.86
2.31 0,97
0,38
15,3
10,0
7.4
5,8
4,8
3,16
2.69
2,17 0.89
0,40
n.5
9,5
7,0
.'..5
4,52
3,27
2,53
2.03 0.82
0.42
13.8 '
9.0
6,7
5,2
4,29
3.11
2,39
1.91 0.76
0,44
13,1 1
8.6
6,4
4,9
4,08
2,94
2,26
1,81 0.71
0,46
l2Ti
T 1
8.2
6,1 ,
4,7
3,87
2.79
2.M
1.71 0.66
0,48
12,0 '
7,8
5.8 ,
4,5
3,69
2.65
2,03
1.62 0.62
0,50
11.5
7.5
5,5
1
4,31
3,53
2,53
1.93
1.54 0.58
0.52
11,1 :
7.2
5,3
4,13
8.38
2,42
1.84
1,47 0,55
0,54
10.6
6.9
5.1 '
3,97
3,24
2.31
1.75
1,40 0.52
0,56
10,2 ,
6.6
4,9 .
3,82
3,11
2,21
1,68
1.34 0.49
0,58
9,8
6,4
4.7 1
3,67-
2,98
2,12
1,61
1.28 0,46
0,60
9,5
6,2
4,52
3,53
2,86
2.03
1,51
1,22 0,43
0,62
9,2
6,0
4,36,
3.41
2,75'
1,94
1.48
1,170,41
0,<>4
8.9
5,8
4,22
3,29
2,65
1,86
1,42
1,12 0,39
0,66
8,6
5,6
4,08!
1
3,18
2,56
1,79
1,36
1,07 0,37
0,68
H.3 1
6,4
3.91'
3,07
2,47
1,73
1,31
1,02 0,35
0,70
8,1
5,21
3,80'
2,96
2,39
1,68
1
1,26
0,9810,33
0.72
7,8 ,
5,()()
3,68
2,87
2,31'
1,62,
1,21
0,94 0,312
0,74
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4.92
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2.78
2,24!
1,57'
1,17
0,91 0,297.
0,76
7,1 1
1J8
3,47,
2,69
2,17
1,52
1,13
0,88 0,282
0,78
7,2
1,65
3,37i
2.61
2,10
1,47
1,09
0,85 0,267
0,80
7.01,
1,52
3.28.
2,53
2,03
1.42
1,05
0,82 0,253;
0,82
«>,83
1,40
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1,97'
1,38
1,02
0,79 0,240'
0,84
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2,39
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1,31'
0,98
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2.32
1,86,
1,30
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1.81
1,26
0,92
0,71 0,206
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(i,lH'
3,97
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1.76
1,22
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0.68 0,197
0.92
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1.71
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0,87
0,66 0.188
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:178
2,721
2,0^
1,66
1,14,
0,84
0,64.0,180
0,96
5.78
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2.65
2,03
1,62'
1,11,
0,82
0,62,0,172.
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1,58
1,08,
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1,0(»
6.52.
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2,53!
1,93
1,541
1,05.
0,77
0,58! 0,156
Tafel der Werthe ron 1 : (e*— 1)
IL Abtheilung.
II
(Min. Beob-
>; 1 10'
15' 20'
25'
30'
40'
u - -
50'
60'
120'
Aohtangsxeit
1,01 5,52
8,53 2,53
1,98
1,54
1,05
0,769
0,582
0,166
1,1
i 4,97
3,15
2,26
1,71
1,36
0,924
0,666
0,499
0,125
1,2
; 4,52
2,86 2,03
1,54
1,22
0,816
0,582
0,431
0,100
1,3 j 4.1S
2,60
1,84
1,39
1.09
(»,726
0,512
0,375
0,080
1,4 , 3,80
2,39 1,68
1,26
0,98
0,648
0,452
0.327
0,065
1.5 3,58
2,20 11,54
1,15
0,90
0,682
0,402
0,287 0,052
1,6! 3,28
2,03 1,42
1,05
0,816
0525
0,358
0,258 0,042
1
1,7' 3,05
1,89 ; 1,31
0,97
0,746 0,475
0,320
0,228 0,034
1,8
2,86
1,76 , 1,22
0,90
0,684 0,431
0,287
0,197 0,028
1
1,9
2,69
1,64 , 1,13
0,83
0,631
0,392
0,258
0,175 0,023
i
2,0 2,53
1,-54 ' 1,05
0,77
0,582 0,358
0,233
0,156 0,018
2.1 1 2,39
1,45 0,98
0,714
0,538
0,827
0,210
0,139 0,015
2,2 ' 2,26
1,36 0,92
0,666
0,499
0,300
0.190
0,125 0,012
2,3 ,; 2,14
1,29 0,86
0,622; 0,463
0,275
0.172
0,111 0,010
2,4 ' 2,03
1,22 0,82
0,582
0,431
0,253
0,156
0,100 0,008
2,5 1 1,93
1,16 0,77
0,545
0,402
0,233
0,142
0,089 0,007
1
2,6' 1,84
l,09,0,725JO,512iO,375!o,2U
0,129
0,080 0,006
2,7. 1.76
1,04 0,684
0,481 j 0,350 0,197
0,117
0,072 0,005
1
2,8' 1,68
0,99 0,648
0,452
0,327 0,183
0,107
0,065
0,004
1
1
2,9,1 1,61
1 0,94 0,614
0,426
0,306 0,169
0,098
0,058
0.003
3,0
1,54
0,90
0,582
0,402
0,267
0,156
0,090
0,052
0,0025
23
üeber die gestaltlichen Verhältnisse der durch
eine Differentialgleichung erster Ordnung zwischen
zwei Variabein definirten Gurvensysteme.
Von Walther Dyck.
(Binffria^tn $. Januar.)
(Mit Taf. 1 bia IV.)
§ 1.
Fragestellung und Disposition.
Die Untersuchungen über die gestaltlichen Verhält-
nisse des durch eine Differentialgleichung erster Ordnung
mit reellen Coefficienten zwischen zwei Veränderlichen x, y:
(..) w.4^) -
0
in der Ebene (a;, y) definirten Cunrensystems haben sich vor
allen Dingen mit den Differentialgleichungen erster Ordnung
ersten Grades
(2) x+r^^ = o
a X
(wo X, Y reelle eindeutige Functionen von x, y bedeuten)
beschäftigt. Unter der Voraussetzung, dass ^im Allgemeinen*
die Entwicklung von X, Y an jeder endlichen Stelle Xq, j/q
nach ganzen Potenzen von x — x^^ y — y^ möglich ist, und
dabei die Glieder erster Ordnung der Entwicklung stets vor-
24 Sitzung der math.-phifs. Clause vom 3. Januar 1691.
banden sind, lassen sieb die singulären Stellen des durcb die
Gleichung (2.) definirten Curvensystems cbaracterisiren durch
das Verbalten der Curven des durch die Gleichung
(3.) (m,x + n,y) + (m^x + ««1^) j| = 0
gegebenen Systems im Punkte x = 0, y = 0, und es fugen
sich durcb eine geeignete Transformation auch etwa im Un-
endlichen vorhandene singulare Stellen des Systemes (2.) in
diese Characteristik ein. Je nach den Werten der reellen
Coefßcienten m, n in (3.) lassen sich drei Haupttypen
von singulären Stellen unterscheiden — auf welche wir im
Folgenden noch einzugehen haben werden.^)
Von hier ab haben sich die Untersuchungen einmal auf
specielle Fälle jener Typen ausgedehnt;*) weiter aber hat
Poincare in einer Reibe von Abhandlungen «Sur les courbes
definies par une equation differentielle*' Methoden aufgestellt,
welche den Gesammtverlauf des durch eine Differential-
gleichung (2.) definirten Curvensystems, welches die Ebene
(j?, y) einfach überdeckt, zu discutiren gestatten; überdies hat
Poincare diese Untersuchungen auch auf Differentialgleich-
ungen höheren Grades und auf Systeme von Differential-
gleichungen ausgedehnt.
Betrachten wir nun die ^allgemeinen* Differential-
gleichungen erster Ordnung
(1.) F(a:,y,/)=0,
1) Man yerpfleiche hierzu etwa die Entwickelun^en in Serret*8
Differential- und Integral-Rechnung (in der Bearbeitung von Harnack)
pag. 68 ff. der 2. Abt. des IL Bandes, sowie die sogleich genauer zu
besprechenden Untersuchungen von Poincare im Journal de Mathe-
matiques Serie 3, Bd. VII und VIII; Serie 4, Bd. I und II.
2) Vergl. z.B. Björling, lieber singulare Punkte der gewöhn-
lichen algebraischen Differentialgleichungen 1. 0. und 1. Grades.
Grunerts Archiv, 2. Reihe, Bd. 4.
2() Sitzung der math.-phys. Glosse vom 3. Januar 1891.
Lösung darstellt. Es mnss dann jedenfalls neben den Gleich-
ungen (5.) noch die weitere
dF ,dF
für alle Punkte dieses Ortes erfüllt sein.
Weiterhin aber gibt die Möglichkeit eines Zerfallens der
Discriminantencurve in eine Reihe mehrfach zählender Fac-
toren Anlass, noch weitere besondere Vorkommnisse, wie
den Ort von Berührungspunkten je zweier Curven des
Systemes u. a. zu untersuchen.^)
,Im Allgemeinen* treten jedoch alle solche
Vorkommnisse nicht ein; die Discriminantencurve
ist Spitzenort, und die Gleichungen (5.) und (6.)
sind nur für einzelne Punkte gleichzeitig erfüllt; diese
Punkte der Discriminantencurve sind dann wesent-
lich singulare Stellen, definirt durch das Gleieh-
ungssystem:
dh dF ,dV
1) Man yergl. hierza neben den soeben genannten Arbeiten
noch die Untersuchungen von Casorati aus den Jahren 1874 — 1881
in den Rendiconti und Memorie della R. Accad. dei liincei, zum Teil
abgedruckt im Bulletin von Darboux, 2. Serie Band III (1879).
Femer einen Aufnaiz von Björling ,üeber die Coincidenzcurve der
gewöhnlichen algebraischen Differentialgleichungen erster Ordnung*
im ,Bihang* zu den ^Handlingar*^ der k. schwed. Akad. d. W.
Band 12, Abschnitt I (1887). — Weiter einen Aufsatz von Workman
^Theory of the singular Solutions . . / im Quaterly Journal Band 22
(1887), in welchem die Litteratur ausführlich besprochen ist. —
Sodann eine Note von Kaptejn im Bulletin von Darboux, 2. Serie
Band XII (1888). — Auch eine Dissertation von C. Schmidt (Giessen
1884) ist zu nennen, welche indes» weder auf Darboux noch auf
Cayley u. a. Bezug nimmt.
28 Sitzung der mathrphys, Glosse com 3. Januar 1891.
geben sich hier die durch Gleichung (3.) characteri-
sirten Formen, wie sie bei Gleichungen ersten Grades
auftreten.
Nun lässt sich allerdings aus den Poincare'schen For-
mulirungen sofort erkennen, dass die Curvensysteme in der
(:ry)-Ebene aus der Projection der von ihm auf der Fläche
F{x^y^e) = Q betrachteten folgen. Es läjsst sich auch der
Umstand, dass die Discriminantencurve der Ort der Spitzen
der Integralcurven ist, direct aus der Bemerkung ablesen,
dass die auf der Fläche F =Q verlaufenden Curven die
dF
^Umrisscurve* x— = 0 (die dann in der Projection die Dis-
criminantencurve abgiebt) in der (Projections-) Richtung der
^-Axe durchsetzen. Das Verhalten des Curvensystems in den
singulären Stellen (der Umrisscurve) bedarf aber noch
einer speciellen Discussion, um aus ihm den Verlauf in der
Projection auf die a?y-Ebeue abzulesen. Auf der Fläche
F =^Q erscheinen die in Gleichungen von der Form (3.)
gekennzeichneten drei Haupttypen, aber ihre Lage gegen
die Umrisscurve und gegen die Projectionsrichtung
(die £r- Axe) ist in den einzelnen Fällen wesentlich und
erst aus deren Fixirung ergiebt sich der Oharacter
der singulären Stelle in der j:y-Ebene.^)
Es erscheint mir daher nicht unwesentlich, auf eine
genaue Discussion des Verlaufes der Curven in der Um-
gebung dieser singulären Stellen einzugehen und zwar in
der (a;y) -Ebene selbst. Sie ist in § 2 der vorliegenden
Mitteilung ausgeführt, und zwar dadurch, dass in der Um-
gebung der singulären Stelle die allgemeine Differential-
gleichung ersetzt wird durch eine Gleichung, welche die
Glieder niedrigster Ordnung in der Entwickehing umfasst:
Dies ist im Allgemeinen eine Differentialgleichung
1) Vergleiche Seite 39 des Folgenden.
'Mi Hitzuiuj (irr math.-phys. Cinsse rom 3. Januar 1891.
i'in h4)lrli('H lIiilic'Niirnintwonlen eintritt; dann wird nämlich
liio lt'i/t4* (If^r (ileichungen (7.) dadurch erfflllt, dass gleich-
/«*itif<
dF dF
winl. Ks ist. nirlii uiiinioressant , auch diese Punkte, fOr
vvfli'liti nich /uhiiflist wieder (iloichungen von der Form (3.)
zu (iruhili* lt»j^t»n lassen, weiter zu verfolgen.^) Ich will
iiiirh uImm' in der gegenwärtigen Mitteilung zunächst ,auf
den allgenteineu Kalh (^wenn diese zur Abkürzung ge-
\Niihlte Uo/eiehnnng gestattet ist) l>esi»hranken. —
Nel»en den durch die itleiohungen (7.) detinirten ,wesent-
heh* Ninu\ilaren Stellen treten nun für unsere Differeutial-
^leirliungen ^>ot'erue >ie nur von höherem als zweiten
Uiaile Nkud^ im Allii[euieinen mvh Sin ir^iluri täten auf, welche
\\u\\\ ik\> ,«uiN>er\\ esenilii'ho* Iv/eichnen kann: Es sind
\iu'|eiui;ei', Stellen vier Koene «x, t^K in welchen die
lM*iv i luiMniiCev.vurx e eir:e Si»it.<e be<itxt. also defi-
u n t A K\ i V- ii d .fc ^ vi lo u h u i*. jT s s \ st -e rü :
.' f .'* F
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■ ;4 » v.rA^-'. iuc!^ Uifel IV. Fiv:. IV) aof
■.-N •'■ V.-, ,ix>ci.-r.»:s '; reseri >tellen kurz ein-
! : ■.'* ■ : } :':Z'-'i ' ' '^'i \l*.*.^ de-
. t . ■' "*^ . : X : : i " -f : jj Ai I-jCi* meinen
• ; ^ • . • '^ ■ ; ij 11 "i ■- sst? -ersi: h «"3 p ft.
''v.-.>cs.' .■ ;• ^ - ' - * it li • ■■ ' - i i:'-- ler Ol rren
• '^ . • j . ij • ■ .1 I ^ ., .i;i ■ vr.Mi >VNti^uwfr aetnr^ cm
« ^ : ^ ( i.t- • i .>;;t ,-, I.. iie IjtH!ic:mmuii3£ de:»
.1:1 1. -. .• . • . .^ i'i.v..;eii ii'i" iJiMjnniiiiiuiWB-
4 • •
« ■ V
32 Sitzung der math.'phys. Clasae f)om 3, Januar 1691.
gleichungen erster Ordnung definirten Currensysteme anzu-
wenden. Ich denke dabei auch auf solche speciellere Frage-
stellungen bei nächster Gelegenheit einzugehen. Einige dies-
bezügliche Bemerkungen habe ich in § 5 mit Bezug auf den
Verlauf der Haupttangentencurven einer Fläche angefOgt.
Es schien mir nämlich nicht unintereasant zu zeigen, dass
die sämmtlichen drei Haupttypen wesentlich singn-
lärer Punkte im Verlauf der Haupttangentencurven
einer algebraischen Fläche vorkommen können an
(parabolisch gekrümmten) Stellen, in welchen die
Fläche eine ganz bestimmte Tangentialebene besitzt,
sich also im gewöhnlichen Sinne regulär verhält^).
Der Character der in der vorliegenden Mitteilung unter-
suchten ,im Allgemeinen vorhandenen" singulären Stellen
eines Curvensystems ist wesentlich bedingt durch die Defi-
nition des Systems durch eine Differentialgleichung. Be-
kanntlich gelangt man zu ganz anderen Resultaten, wenn
man von der Definition eines Curvensystems durch eine
Gleichung zwischen x, y und einem willkürlichen Parameter
ausgeht. Es schien mir passend, (in einem letzten § 6) die
unter der letzteren Annahme ^ini Allgemeinen* eintret-
enden besonderen Vorkommnisse zusammenzustellen, wo dann
der wesentliche l^nterschied der beiden .\nnahmen klar zum
Ausdruck gelangt.
1) Hierzu verj^leiche man den Aufsatz von Klein im VI. Bande
der mathematischen Annalen .Ueber Flächen dritter Ordnung,* in
welchem einer der hier zu besprechenden Typen dargestellt ist fQr
den Verlauf der Haupttangentencurven in der Umgebung der soge-
nannten asymptotischen Punkte (a. a. 0. pag. 576 und Tafel VI).
Bezüglich des Verhaltens der Haupttangentencurven in singu-
lären Punkten einer Fläche habe ich zusammen mit Herrn Finster-
walder im math. Institut der techn. Hochschule Tutersuchungen ver-
anlasst, über die bei anderer Gelegenheit berichtet werden soll.
TT. Dyck: Differentialgleichungen 1. 0. 33
§2.
Die wesentlich singulären Stellen einer »»allgemeinen
Differentialgleichnng erster Ordnung.
€€
Um das Verhalten des durch die Gleichung
(l.) F(x,tj,y') = ()
definirten Curvensystems in .der Umgebung eines singulären
Punktes, für welchen
dF dF ,dF
dp ox oy
statthat, zu studiren, sei der singulare Punkt im Coordi-
natenanfangspunkt j; == 0, y = 0 angenommen und die x-
Axe in ihm als Tangente an die Discriminantencurve,
so dass
^ == 0, y == 0, y =0
ein Lösungssystem der Gleichungen (7.) bildet.
Die nach den Voraussetzungen über die Funktion F an
jeder Stelle mögliche Potenzentwickelung gestaltet sich im
Nullpunkt zunächst folgendermassen :
+ \ rF„x* +2F,,xy -fr, , y») + (F^+F, , ,,)y' + J F,, >/»
+ a>\Ma:»+ ■ . .
Nun wird die Gleichung
d y
erfüllt, wenn man setzt:
y = y .x^v
1891. tUtlL-pbj». Ol. 1.
• • •
34 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 3. JantMr 1891.
wo V für X = 0 nicht verschwindet. Substituiren wir diesen
Wert von y in der obigen Entwickeiung, so erhalten wir
Aufschlass über die Grössenordnung der einzelnen Terme
derselben. Die oben durch Unterstreichen hervorgehobenen
Glieder sind in x und y von der zweiten Dimension, alle
übrigen von höherer. Indem wir eine etwas kürzere Be-
zeichnungsweise für die Zahlencoefficienten jener Glieder ein-
führen, von denen „im Allgemeinen* keines verschwindet,
erhalten wir folgenden Satz:
Das Verhalten des durch die Differentialgleich-
ung zweiten Grades:
(II.) y^ + 2cxy +bx^ + 2ay = 0
definirten Curvensystems in der Umgebung des
Punktes x = 0^ y = 0 ist typisch für die ,im Allge-
meinen" auftretenden, durch die Gleichungen (7.)
definirten Singularitäten einer Differentialgleich-
ung erster Ordnung.^)
Die Integration dieser Differentialgleichung lässt sich
sofort bewerkstelligen. Ich führe dieselbe, um die Beziehung
der hier auftretenden Singularitäten zu den bei den Gleich-
1) Man vergleiche besüglich der allgemeinen Formalimng der
R^duction einer Differentialgleichung auf die Glieder niedrigster
Dimension, vor Allem die schon genannte Abhandlung von Briot
und Bouquet (im 36. Heft des Journal de Täcole Polyt.) Abschn. III
und IV. Weitere Ausführungen darüber enthält auch ein neuerdings
erschienener Aufsatz von Fine ,0n the Functions defined by diffe-
rential equations, with an extension of the Puiseux Polygon-Con-
struction of these equations. American Journal Bd. XI, 1889.
Wählt man für F(x,y, z) = 0,y' = z wieder die Deutung als
Fläche über der {x t/)-Ebene, so besagt hier die Beschränkung auf die
Glieder (10.), dass die Fläche, welche wegen i-'j = Ü, Fg = 0 im Co-
ordinatenanfangHpunkt die Ebene (x z) berührt, ersetzt wird durch
ein Paraboloid.
W, Dyck: Differefitialgleichungen 1, 0. 35
ungen 1. Grades stattfindenden möglichst scharf hervortreten
zu lassen, im Folgenden näher aus:
Durch Differentiation nach x entsteht aus (11.) die
Differentialgleichung ersten Grades in x und y:
(12.) (c a- + y') g + i« -I- (« + c) y = 0
Es sei nun der Uebersichtlichkeit der folgenden Entwickelung
wegen in dieser Differentialgleichung x durch die Bezeich-
nung x' ersetzt. Wir deuten dann den Verlauf der Curven
dieses Systems (12.) in einer Ebene (x\y) und kehren von
ihr zu den Curven des Systems (11.) zurück mit Hülfe der
ein-zweideutigen Abbildung der Ebene (x\ y) in die ursprüng-
liche Ebene (x, y):
X ^~~ x^
(13.) , ,/
y = — ca;il/(c* — b)x^ — 2a y ,
wo dann umgekehrt:
(13a.) y=-2^(y» + 2cx'y' + Jx'»)
ist.
Das Integral der Differentialgleichung (12.) lässt sich
nun bekanntlich in der Form^)
(U.) ix+X,yY (x+X,yy^ = C
darstellen, wobei man hat:
a + 2_c_-f^l/5 . _ a + 2c — [/D
** ~ ~ 2b ' ^« - 2 6
1) Ea ist für das Folgende unerl&sslich, hier eine lleihe be-
kannter Konnein zusammenzustellen, bezüglich deren man etwa
Serret-Harnack, Diff. u. Integral-Rechnung II, 2 pag. 66 ff. ver-
gleiche.
36 SiUunp der math.-pht/s. Hasse vom 3, Januar 1891.
6 -ff+l D ^^ _b a + yo
'' -> VI) "• •^*-2~7/-5--
/> = (« + 2f)* — 46,
und hier ergeben sich nun die drei Haiipttypen der
singularen Stellen der Differentialgleichung ersten
Grades folgendermas$en :
r. Für
werden die Wurzeln /^ und Ä,, und ebenso g^ und ^, imagi-
när. Die Integnileurven bilden ein System logarith-
mischer Spirillen um den Nullpunkt. [Fig V der
Tafel 1.
II' und Iir. Für
(17.) «I -r -'')' - 4//>u
hat man zu unterscheiden, ob
ir. (j^ und r/j gleiches Vorzeichen
Iir. ffi und //^ verschiedenes Vorzeichen besitzen. Dies
hängt davon ab. ob
(1>^.) r{u + c) — b^O
ist.
Im Falle 11' bilden die beiden Geraden
r.wei ausgezeichnete Richtungen durch den singularen Punkt
imd es schliesst >ich das (.'iirvt*nsystem an diese in der den
Kxi>onenten ^, und //, entspr^chenilen Ordnung asymptotisch
m. [Fig. ir der Tafel.]
Im Falle III' laufen sämmtliche Curveu des Integral-
ivstems durch den singularen Punkt und berühren hier die
W. Dyck: Differentialgleichungen 1. 0. 37
eine der beiden ausgezeichneten Geraden, und zwar die Ge-
rade G^, bez. Oj, je nachdem.
(19.) -■?»<!
ffi >
ist. [Fig. III' der Tafel.]
Die Transformation (13.) verwandelt nun diese Typen
in die von uns gewünschten für die singulare Stelle a; = 0,
y = 0 der Differentialgleichung (11.)- Die gestaltliche üra-
formnng ergiebt sich dabei in übersichtlichster Weise: Die
Ebene {x\ y) wird derart auf die Ebene {x^ y) abgebildet,
dass das Geraden bflschel :
übergeht in das System der die a;-Axe berührenden Parabeln :
(20.) (JA»— 2cA+ l)a;*4-2aA»y = 0,
während die Parallelen zur y'-Axe wegen
X = X
wieder in solche zur y-Axe verwandelt werden. Die Gerade
(21.) ca;'+y'=0
wird übergeführt in die Parabel
(6 — c*)x» + 2a// = 0
und diese bildet in der Ebene (x^y) die Discrinii-
nantencnrve: Der Teil
(Ä - c») X* + 2 a y < 0
dieser Ebene erscheint doppelt überdeckt bez. von den
Bildern der beiden Hälften
ex -\r-y^O
der Ebene {x\y).
38 Sitzung der maä^.-pkys. Glosse vom 3. Januar 1891.
Ffir die weitere Characterisirung der Abbildung ist es
nun wichtig, die gegenseitige Lage der Geraden
(24.) ö = «' = 0, G, = »' + ii y' = 0, ö,=«' + A,y' = 0
and jener eben genannten
für die Fälle II und III genau zu bezeichnen.
Man schneide zu dem Ende die letzten drei Geraden
durch eine Parallele zur y-Axe (6r) und bezeichne die Ordi-
naten der Schnittpunkte bez. mit yj, y^i j/», dann ist für die
gegenseitige Lage, wie sich sofort aus den oben mitgeteilten
Formeln ergibt, folgende einfache Beziehung massgebend:
(25.) Vt — y^ : y^ — yr- Pt — yi = 9i ' 9i ' 9i + 9t
a) Aus der ersten dieser Proportionen folgt unmittelbar,
dass im Falle II, also für ^ > 0, die Geraden Q und 6?.
9i
von den beiden anderen G^ und G^ getrennt werden,
während sie im Falle III, für — < 0 nicht getrennt
werden.
b) In letzterem Falle besagt dann der zweite Teil der
Projwrtion (25.), also etwa:
Vn—yi 9i'
dass die Geraden G und G, von Cr, und ö, getrennt,
beziehungsweise nicht getrennt werden, je nachdem
9^
ist, also (vergleiche die Formel (19.)) je nachdem die Gerade
ö, oder G^ von den Curven des Integralsystems berührt
wird. Die.se letztere Bedingung lässt sich auch so aussprechen:
W. Dyck: Differentialgleichungen 1, 0.
39
Im Falle III wird die Qerade Cr, und diejenige der
beiden Geraden G^, (?,, welche von den Curven des Systems
nicht berührt wird, getrennt von der Geraden O und der
zweiten der Geraden 6rj, G,.
Der Zusammenhalt der durch (a) und (b) ge-
kennzeichneten möglichen Lagen ergibt also im
Falle II wie HI wesentlich nur je eine scheraatische
Figur, welche die gegenseitige Lage der vier Ge-
raden bezeichnet:
FiK. 1.
G.
Dabei ist in Figur III die Gerade, welche von den
Curven des Systems berührt wird, mit G, bezeichnet.
Nunmehr lässt sich das Resultat der Transfor-
mation auf unsere in den Figuren T, 11', III' der
Tafeln dargestellten Typen auch gestaltlich mit
aller Bestimmtheit angeben.
Man beachte dabei, dass alle Schnittpunkte unserer in
der {x' y )-Ebene gegebenen Curven mit der Geraden
ex -{- y =0
zu Spitzen auf der Discriminantencurve
40 Sitzung der math.-phys. Clasae vom 3. Januar 1891.
(h — c^) x^ ■}- 2 a y ^= 0
der (x^ y^-Ebene Veranlassung geben *).
I. Fall I. Die logarithmiscben Spiralen des Typus!'
ergeben in der (x, y)-Ebene Curven, welcbe im Innenbereich
der Discriminantencurve unendlich oft um den singulären
Punkt oscUliren, und dabei mit Spitzen auf die Discrimi-
nantencurve auftreffen. Vergl. Fig. (I) der Tafel, in welcher
(wie auch in den folgenden Figuren) die Beziehung zur
darüberstehenden Figur (!) durch verschiedene Ausführung
der entsprechenden Linien angedeutet ist*).
II. I m F a 1 1 e II erhält man aus den Geraden G^ und G^
X + ^j II = 0 und a;' + A^ y = 0
(vergl. Formel (20)) die zwei durch den singulären Punkt
laufenden Parabeln :
x^ -\- 2X^y = 0 und ic* -|- 2 ij y = o,
1) Die Gerade
c ./•' -\- y' = o
verbindet in der (x\ y')- Ebene die Punkte, für welche y"=OD, d.h.
die Tangente parallel zur y'-Axe ist; so lüsst sich (vergl. die Figuren
r, ir, lir der Tafeln) aus diesem Umstand die oben entwickelte
gegenseitige Lage der Geraden (rj , G%, G^ auch gestaltlich er-
schliessen.
2) In Figur I, wie in II und III ist femer durch die ganz fein
punktirte Linie dieCurve der Wendepunk te für das System
angedeutet; es ist dies die Ourve, welche (vergl. Darboux a. a. 0.
Bulletin Band IV, pag. 161) durch Elimination von y' aus den zwei
Gleichungen
l^ir.y^y)^o. ^-+-^^y=o
entsteht; in unserem Falle der Gleichung (10.) erhält man die Parabel
h in^ — c^ + h) . .1-2 -1- 2 ri (ri -f c)^ . y = o
welcher in der Ebene (x' y') die gleichfalls punktirt angedeutete Gerade
b x' + (a -f- c) y' = 0
entspricht.
42 Sitzung der math.'phys, Glosse vom 3. Januar 1891.
§3.
Die ausserwesentlich singulären Stellen einer ,,all-
gemeinen" Differentialgleichung erster Ordnung.
Zur Discussion der durch das Gleichungssystem
d F a* F
(10.) F = Oy —-, = 0, - ., = 0
defiuirten singulären Stellen unseres Curvensystems , den
Spitzen der Discriminantencur ve, sei wieder
als Lösungssystem von (10.) angenommen. Die Entwickelung
von F an dieser Stelle gestaltet sich dann folgendermassen :
F,x + F,y +
+ i (P,x ^' + 2~F,,xy+~F,, y') + (F,, x + F„ y)y
Hier sind analog wie in § 2 die Glieder niedrigster
Ordnung (durch doppeltes Unterstreichen) hervorgehoben und
dann auch (durch einfaches Unterstreichen) die Glieder
nächst höherer Ordnung. Für die Betrachtung des Curven-
systems in der Umgebung der singulären Stelle legen wir
also (mit kürzerer Bezeichnung) die Differentialgleichung
dritten Grades zu Grunde:
(2(>.) 0 = a X — y -}- b X }/ -f- ry'^
bei welcher ^im Allgemeinen* keines der Glieder fehlt.
Gehen wir zunächst auf die erste Annäherung durch
(27.) o = ax-}-ci/^
ein , so kennzeichnet dieselbe die Singularität der einen
durch den singulären Punkt laufenden Curve des Systems:
y als Parameter betrachtet, ergibt sich für x und
44 Sitzung der mathrphys. Classe vom 3. Januar 1891,
§4.
Belationen zwischen der Anzahl der singnlären Stellen
in einem gegebenen, von der Discriminantencurve
begrenzten Gebiete. Bemerkungen Ober den Oesammt-
verlauf der Curvensysteme.
Handelt es sich darum, sich über den Gesammtverlauf
des durch unsere Differentialgleichung
(1.) F{x,y.y) = o
definirten Curvensystenis zu orientiren, so wird man zunächst
mit Hülfe der Discriminantencurve, längs welcher die ver-
schiedenen Wertsysteme y , welche den Stellen {x, y) zuge-
hören , zusammenhängen , die Ebene {x, y) in eine Anzahl
nur einfach überdeckter Gebiete zerlegen — es sind dies,
wenn wir wieder an die von Poincare gewählte Deutung von
2^=0 als Fläche denken, die einzelnen Schichten der Pro-
jection dieser Fläche auf die {x, j/)-Ebene. Nehmen wir
z. B. F als eine rationale ganze Function von x^ y, y\ in y
vom Grade n an , so sind es eine Anzahl von höchstens n
durch die Discriminantencurve von einander getrennten Ge-
bieten (die ihrerseits wieder aus mehreren Stücken bestehen
können). Ich habe in einer früheren Untersuchung*) aus-
führlich gezeigt, in welcher Weise wir diese einzelnen Ge-
biete und ihre gegenseitige- Lage im Sinne der Analysis situs
vollständig characterisiren können.
Jedem der Teilgebiete kommt nun eine „character-
i8 tische Zahl* jKi zu — die bekannte Zusammenhangs-
zahl, die ich in der Form der -Kronecker'schen Cha-
1) Beiträge zur AnuIyniN situs III. Mitteilung. Berichte der
k. Häcbs. GeselUchaft d. W. vom März 1887 pag. 44.
SUeung der math.-phys. Clcuae vom 3. Januar 1891.
Zerachneidiing der
Gebiete läogs der
Discrimin&nteD-
curre beachtet wer-
den, dase das eine
der zeracbnittenen
Teilgebiete flberder
(x y)-Ebene sich
Uberkreuzt, wie in
der untenstehenden
Figur 5, in wel-
cher die zerschnit-
tenen Teile von ein-
ander getrennt dar-
gestellt sind:
Hat man in der angegebenen Weise die Zerschneidung
getroffen , so läuft in jedem Teilgebiet durch jeden Punkt
des Innern sowie des [{aiide^ nur je eine Curve des Integral-
Systems. Von den wesentlich singulären Stellen 1, II, III
des Randes aber laufen beziehungsweise je 0, 2, oo viele
Zweige aus ; von den ausserwesentlich singulären Stellen ver-
48 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 3. Januar 1891.
Summirt man über die sämmtlichen Teilgebiete und
beachtet, dass dann jeder singulare Punkt zweimal vor-
kommt, so folgt:
(29.) K=2Ki=Sf,+s —Äg,
wo jetzt die s die Gesammtanzahlen der wesentlichen Sin-
gularitäten l**"", II***" und III**»" Art bedeuten, und die Zahlen
für die ausser wesentlich singulären Punkte B^, iJ,, die immer
paarweise auftreten, in Wegfall kommen.
Formeln von der Gestalt (29.) erhält man für jeden
in sich geschlossenen Teil der Fläche F = o. Diese
sind (bis auf die Zählweise) identisch mit den von Poincar^
a. a. 0.^) gegebenen.
Bezüglich der Allgemeingültigkeit der Formeln (28.)
und (29.) sei noch erwähnt, da^s es keinerlei Unterschied
macht, ob etwa einige Teilgebiete sich durch das Unendliche
hinerstrecken. Solche Gebiete sind dann (soferne sie nicht
durch eine blosse Projection ganz ins Endliche gebracht
werden können) Gebiete „von umkehrbarer Indicatrix*, was
aber, wie ich schon Annalen 32 hervorgehoben, für die zu
Grunde gelegte Art, den Zusammenhang abzuzählen,
ohne jeden Einfluss ist*).
Für die Ausführung der in Formel (28.) angedeuteten
Summation über die Punkte P und R für ein Teilgebiet von
der Characteristik Ki werden nun die Punkte Ä, und Rq
1) Journal de math. Serie \ Bd. I pag. 203.
2) Diirin und in der gleichfalls hier benutzten directen Sam-
mirbarkeit der Formeln liegt der Vorteil der Abzahlung des Zusam-
menhanges mit Hülfe der Punktcharacteriatiken. Poincare betrachtet,
um der Schwierigkeit zu entgehen, die unendlich weiten Elemente
der Ebene übersichtlich in die Formulirung einzubegreifen, die Pro-
jection der Ebene auf eine Kugel vom Centrum aus. Hier tritt also
der Character der Ebene als Fläche mit umkehrbarer Indicatrix da-
durch hervor, dass die Ebene zweimal auf die Kugel abgebildet
erscheint, wobei dann der Aequator als „Uebergangslinie* die Stelle
der unendlich weiten Geraden in der Ebene vertritt.
50 SUztntff der mathrphyH. Clanne vom 3. Jatniar 1891.
so lassen sich die gestaltlichen Möglichkeiten für
ein dieses Gebiet überdeckendes Curvensystem auf
eine Reihe von kanonischen Formen zurückführen,
zu denen noch die Aenderung der Systemcurven je
um gewisse ^Perioden wege" , welche die verschie-
denen Teilränder des Gebietes umkreisen, hinzu-
treten.
Ich denke in weiterer Ausführung dieser Untersuchungen,
die ganz im Sinne der Foincare\schen Darstellungen liegen,
auf die hiermit gegebenen Mannigfaltigkeiten noch näher
einzugehen. Hier seien nur noch folgende besondere Fälle
erwähnt, bei denen wir voraussetzen, dass ausserweseutlich
singulare Punkte R fehlen sollen (wie dies z. B. bei den
Haupttangentencurven einer Fläche, und überhaupt für jedes
durch eine üifFerentialgleichung zweiten Grades definirte
System im Allgemeinen der Fall ist). Man entnimmt dann
der Formel (28.) unmittelbar die folgenden Sätze:
1. Im Falle eines „einfach zusammenhängenden .
einfach berandeten** Gebietes, für welches Jf ,= I
ist, sind mindestens zwei singulare Stellen vom Ty-
j)us I oder III vorhanden.
Dabei ist bemerkenswert, dass für diese Minimalzahl
der singulären Stellen der leicht darzustellende Gesam mt-
verlauf des Curvensvstems im Sinne der Analvsis
situs vollständig festgelegt ist mit der rnterschei<l-
ung der folgenden drei Fülle: Im (lebiete liegen
a) 2 singulare Stellen vom Typus I
b) 1 singulare Stelle vom Typus I und 1 vom Typus III
c) 2 singulare Stellen vom Typus III. —
Die Discussion des ( i esa nun t Verlaufes des durch die
I)itf<»rentialgleichung (11.) d«*Hnirten ('urvensyst^^ms. welches
das (ieliiet {h - c^) x^ -^ 2 a t/ <C o doppt^lt überdeckt, i4
nicht ohne Int^^esse und kann, soferne es sich dal>ei um den
^ellipti.schen* Ti*il der El)ene handelt (wie in Fig. I.) als
W. Dyck: JyifferentuiUfleichungen I. O. •^>1
Beispiel für den Verlauf von speciellen Curvensystemen in
einem Gebiete Äi ~ 1 dienen.
2« Im Falle Xi= — w^) sind in dem Gebiete min-
destens 2n Stellen vom Typus II vorhanden; die Art
der Verteilung dieser Stellen auf die verschiedenen Ränder
des (iebietes liefert dabei die kanonischen Formen für den
Gesammtverlauf des Systems.
Speciell hat man: Nur für die Characteristik Ki=o
eines Teilgebietes kann es eintreten, dass das über-
deckende Curvensystem keinerlei singulare Stellen
besitzt.
§5.
Ueber die gestaltlichen Verhältnisse der Haupt-
tangentenenryen einer Fläche z = f(x,if).
Eine nicht uninteressante Anwendung unserer Unter-
suchungen lässt sich für die Theorie der Haupttangenten-
curven einer Fläche
(30.) e = f(x,ii)
machen. Hier hat man es für die Projection der Hau])t-
tangentencurven auf die [x^ </)-Ebene mit einer Ditterential-
gleichung zweiten Grades:
(:U.) F(x, y, y) ' f,, y^ + 2 t\, y +U,=o
zu tuen, in welcher die /it die zweiten partiellen Ableitungen
von f nach x^ y bezeichnen: Die Discriminantencurve ist
hier einfach die parabolische Curve:
(32.) in - tn tu = 0
der Fläche Auf ihr liegen im Allgemeinen stets wesentlich
1» Für au8 einem Stück bestehende, in die Kbene ausbreitimre
Gebiete i»t die Zahl Ki stets <; 1 ; dio Zahl der Kandciirven «le^^ i ie-
bietes ist dabei gleich 2 — Ki.
4*
Sitzufiff der maih.'phtfs, Clatfse iv»m .V. Januar 1891.
sin^uläro Stellen der Haupttangeutencurven, die Punkte, fiir
welche ausser der Gleichung (31.) F = o, noch (Formel 7)
die anderen:
erftlllt sind.
Ks ergibt sich nun, dass in der Tat die Dif-
ferentialgleichung (81.) allgemein genug ist, um für
eine Flache #«=^(a?,y) singulare Punkte der Haupt-
tangentencurven von allen drei Typen auftreten zu
lassen, ohne dass darum an der betreffenden Stelle
in der Kntwiokelung der Function i — t {^ ^^ die
Glieder erster OrdnunnT verschwinden, d.h. ohne dass
die Flache an einer solchen Stelle aufhört eine irun/
l^estinunte Tangentialebene zu besitzen.
Ks sei der CiXkntinatenanfangspunkt eine solche singulare
Stelle. Knt wickeln wir dort die Function £ = /ix. y):
.11^ i t*»czen r.ur. weiter
' — - • . • _^_
•)4 SitcHiKj der mathrphifs. ('la^se com 3. Januar 1891.
(1.) F(x,y,y) = o
oder von einer Cnrvengleichiin^
(34.) 0 (x. //, c) = 0
mit einem willkürlichen Parameter, sieh ergibt, seien jetz
noch kurz die ,ini Allgemeinen" eintretenden singulären
Stellen eines durch (34.) detinirten Systems zui^am mengestellt.
Dabei machen wir für die Function (I> von x^ //, c nunmelir
dieselben Voraussetzungen, die wir bisher für die Function F
von X, //, // festgehalten haben.
gibt wieder die «Discrirninantencurve". Deuten wir für
c =^ ß wieder 0 {x, //. j^) --- o als F'läche über der (x, y)- Ebene,
so .sind jetzt einfach die Horizo ntalschnitte derselben die
Curven di*s Systems. Diese Horizontalschnitt*^ durchschneiden
im Allgemeinen die ^Imrissciirv«^* =o auf der Fläche;
in der Projection berühren sie die Frojection der
Umrisseurve, die Discriminantencurve.
Die auf der Disrriminantencurve auftretenden
>ingulären Stellen sind: Er>tens diejenigen, welche
durch iliis (den (ileichungen (7.) analoge) System:
? a> ? (/> 5 (/>
3 f ex «? //
j^eirelKMi -»ind — für welche auf der Fläche (^ = o ein
Horiznntalsthnitt di«* Umri?scurve lierührt; zweitens
di »'je II ige II Stellen, für welche hl»»n Gleichungen (10.)
analng) die B^zitOiungen :
(:;♦).) 0 = 0 , =0 ^ , -^ «^
W, Dyck: Differenticdgleichungen 1. 0. 55
statthaben, es sind die Spitzen der Discriminanten-
curve.
In der Projection auf die (x, //^-Ebene ist ftir die durch
(35.) gegebenen Punkte die Berührung von Systemcurve und
Discriminantencurve vierpunktig. — In der Umgebung der
durch (36.) bezeichneten Spitzen der Discriminantencurve ver-
hält sich das Curvensystem (wie Fig. V der Tafel IV dar-
stellt) völlig allgemein; in jedem Punkt der Discriminanten-
curve, und so auch in der Spitze, berührt eine Curve des
Systems, in der Spitze in Richtung der Spitzentangente.
Weiter aber bilden ausser diesen auf der Dis-
criminantencurve gelegenen singulären Stellen noch
die Punkte, für welche gleichzeitig
30) dO
(37.) (ü = o, 3-^-=o, 3^=0
.statthat, singulare Punkte unseres Curvensystems^).
Es sind die Doppelpunkte der Systemcurven, die sich in
i^lirte und in Doppelpunkte mit 2 reellen Aesten trennen.
Stellt man nun die den Formeln (28.) und (29.) analogen
Beziehimgen zwischen den singulären Stellen eines solchen
Systems und den zugehörigen Characteristiken K und A,
derselben auf, so ist folgendes zu beachten:
Betrachten wir wieder die von den Curven des Systems
einfach überdeckten Teilgebiete, welche sich über der
Eigene (x, y) (beziehungsweise auf der Flache 0 = o) durch
die Discriminantencurve von einander trennen, so besitzt ein
solches Gebiet einmal singulare Stellen auf dem Rande.
\} Das gleichzeitige Bestehen der analo^'en Gleich un;^cii
dx d //
für die I>itFerentialgleichun>j (1) hczcirhn»»! ^ewissi» Wciuh-p unkt«'
de»< xugehörigen Curvensystenis, aLso keine singulären 8t«'llon in dnu
hier zu Grund«' gelegten Sinne.
56 Sitzung (ier mathrphys. Glosse vom 3. Januar 1891.
Durch einen beliebigen Punkt des Randes läuft eine iSystera-
curve ; die durch die Gleichungen (35.) detinirten singulären
r r
Stellen sind als Punkte /T, und 77^ zu bezeichnen, indem
nämlich an den Berührungsstellen einer Horizontalcurve mit
der ümrisscurve in dem einen der beiden, durch die Umriss-
curve getrennten Flächenteile zwei Curvenzweige verlaufen,
in dem anderen keiner. — Die durch die Gleichungen (36.)
definirten Punkte des Randes verhalten sich wie gewöhnliche
Punkte des Randes, wie wir erkennen, wenn wir an Fig. V
(Tafel IV) die Zerschneidung längs der TImrisscurve vor-
nehmen, w^elche in Fig. 5 auf pag. 40 für den analogen Fall
angedeutet ist. Rs ist dann unmittelbar ersichtlich, dass
vom singulären Punkte aus je eine Curve des Systems in
die beiden dort getrennten Gebietsteile verläuft.
Im Innern der Gebiete sind dann weitere singulare
Punkte n^ und 77^ vorhanden (wenn wir an der Bezeichnung
des Index nach der Anzahl der von einem Punkt auslaufenden
Aeste festhalten).
Für die Charaeteristik Ä, eines Flächenteiles ergibt sich
sonach (aus der Annalen 32 pag. 501 gegebenen Formel)
die folgende Beziehung zu den durch die Gleichungen (35.)
und (37.) gegebenen singulären Stellen :
r i
in welcher die /r,., /i,. die Anzahlen d^r betrettenden singu-
lären stellen bezeichnen.
Dehnt man die Formel über die ganze Fläche aus, so
fallen hier auch noch die Stellen (35.) des Rundes einfach
r r
heraus, weil sti»t> eine St^»lle H^ mit einer anderen //^ cor-
rospondirt und man erhält die bekannte Formel :
CMK) A = (7^ — r;^
W. DycJc: Differential (fleichungen 1. 0, 57
Das Resultat des Vergleiches der für die eine uud andere
Definition eines Curvensystems »im Allgemeinen* eintretenden
singulären Stellen lässt sich der Hauptsache nach folgender-
massen zusammenfassen:
Sehen wir ab von dem verschiedenen (aber stets
•algebraischen*) Verhalten der Systeme längs der
Discriminantencurve, die im einen Fall als Ort von
Spitzen, im andern Fall als Ort der Berührungs-
punkte der Systemcurven erscheint; sehen wir ebenso
ab von dem ebenfalls „algebraischen* Character der
Systemcurven in den Spitzen der Discriminanten-
curve. so kommt der wichtigste Unterschied der beiden
Definitionen dadurch zum Ausdruck, dass die wei-
teren, im „Allgemeinen* auftretenden singulären
Stellen eines Curvensystems wesentlich Singular (trans-
cendenter Natur) sind, wenn wir ausgehen von der
Definition durch eine Differentialgleichung erster
Ordnung:
dagegen ausserwesentlich singulär (algebraischer Natur),
soferne eine Gleichung
mit einem Parameter zu Grunde gelegt wird, vor-
ausgesetzt, dass den Funktionen F und Q> die Ein-
ijangs bezeichneteEigenschaft, , algebraischer** Natu r
zu sein, beigelegt wird.
59
Sitzung vom 7. Februar 1891.
1. Herr Leonhard Sohncke legt eine AbhandJiing des
Herrn Dr. C. Ludwig Weber, Direktor der hiesigen elektro-
technischen Versuchsstation »zur Messung der magnet-
ischen Inklination^ vor.
2. Herr AüREL Voss hält einen Vortrag »über spezielle
Differentialinvarianten in der Flächentheorie". Der-
selbe soll anderweit veröffentlicht werden.
Zur Messung der magnetischen Inklination.
Von C. L. Weber.
( Kitt gelaufen 7. Fgbrvar.)
Unter den Elementen des Erdmagnetismus ist ohne
Zweifel die Inklination dasjenige, dessen genaue Bestimmung
noch die grössten Schwierigkeiten darbietet.
Obwohl die bestehenden Methoden im Laufe der Jahre
wesentliche Verbesserungen erfahren haben , so genügen sie
doch nicht allen Anforderungen und die Frage, welche von
den bekannten Methoden die beste sei, ist keineswegs abge-
^hloesen. Bei diesem Stand der Dinge muss auch das Be-
streben , neue Wege zu diesem Ziele aufzusuchen , gerecht-
fertigt erscheinen; und selbst, wenn hiebei kein Fortschritt
sich ergeben sollte , so wäre doch eine kritische Discussion
derjenigen Verfahren, die überhaupt möglich sind, eine wich-
tige Aufgabe; insofeme nämlich, als dadurch der Ueberblick
über das ganze Problem erleichtert wird.
60 Sitzung der mathrphya, Classe vom 7. Februar 1891,
Von diesem Gedanken geleitet, habe ich vor 2 Jahren
3 neue Methoden beschrieben, die sich auf die Anwendnng
eines bisher zu diesem Zweck noch nicht benutzten Princips
gründen*). Dieses Princip scheint eine sehr grosse Zahl von
Abänderungen zuzulassen . so dass sich im Anschluss an die
3 erwähnten noch eine ganze Reihe von mehr oder weniger
ähnlichen Verfahren auffinden liess*), von denen jedes als
eine selbständige Methode betrachtet werden kann.
Obwohl nun eine vollständige und erschöpfende Discus-
sion aller sich bietenden Möglichkeiten für die Beleuchtung
des vorliegenden Problems von Werth wäre, so soll doch im
Folgenden blos eine dieser Methoden l)esprochen werden, die,
wie mir scheint, vor vielen anderen gewisse Vortheile bietet.
Einige Resultate, welche mit derselben erlangt worden sind,
dürften diese Meinung bestätigen.
Grundgedanke.
Dem neuen Verfahren liegt folgende Ueberlegung zu
eirunde. Es sei gegeben ein Stromkreis, der um einen hori-
zontalen Durchmesser als Axe (Schneide etc.) leicht beweg-
lich ist. Es sei der Schwerpunkt so gelegen, dass die ma-
gnetische Axe des Kreises in der i{uhelage, die er ohne Strom,
unter dem Einfluss der Schwere einnimmt, einen Winkel ;*
mit der Horizontalen macht . der etwas grösser ist als die
Inklination.
Liegt die Schwingung.sebene senkrecht zum m ag ne-
tisch tMi Meridian, und durcli läuft ein Strom den Kreis in
solcher IJichtung, dass an tleiu nach unten zeigenden Ende
der magnetischen Axe ein Nord|>ol entsteht, so tritt ein Dreh-
moment auf v(m der (irösse:
\' I ' i eos ;'
li C. li. \\>l>er. \Vie<l. Ann. 86. p. 810. ISHH.
2) Siehe auch: Tiivrcblatt «I^r 61. N;itiirfnr.«h**r-V«'rsaninilun;r zu
Köln. IbtiS. )). 11.
('■. L. H'rhfr: Zur Memiunff der mngnet. Iiikliiuition.
Gl
0.
n:
wo V die Vertical-Int-en-
sität, / die Windungsfläcbe.
i die Stromstärke, y den
erwähnten Winkel bezeich-
net.
Liegt derselbe beweg-
liche Stromkreis mit seiner
Schwingungsebene im Me-
ridian, so tritt zu diesem
Drehmoment noch ein zwei-
tes hinzu, herrührend von
der Horizontalcomponente
H und von der Grösse :
-^n ' f ' i ' sin y
Wenn das zum Nordpol gewordene Ende der magne-
tischen Axe gegen Norden geneigt ist, so subtnihiren sich
l)eide Momente.
Dreht man jetzt die
gedachte Vorrichtung
um eine verticale Axe,
so dass die Schwing-
ungsebene allmählig
von der Nord - Süd-
C* nach der Ost -West-
Richtung übergeht, so
bleibt in allen Zwischen-
lagen das von der Ver-
tical-Componente her-
rührende Drehnioiiieiit
in ungeänderter (irösse erhalten: d;is von der Horizoiittil-
connvonente herrührende diigegtMi hat in einer Zwisehenlag*»,
die um den <5C « v<m der Nord-Süd-Hichtung abweicht, n\ir
noch die Grösse : Hfi sin y • cos a.
62
SUzutifi der malh.-phi/it. Clasne enm 7. Ffhruar ISO}.
/l^. s.
0.
V.JI/. cos y
fi[ircos.g^-jr.c
fL^.cos. y-Jf.sm. ff
N.
Das gesaiunite Moment ist al^o in diaser Lage
/? = V fi cos y — II f i sin y cos a
Ist ;' so gewählt, dass V fi cos y <Z H fi niii y; ist also
;' grösser als die Inklination, so ist es offenbar möglich, einen
<^ a zu finden, so dass
R = 0 wird.
In dieser Lage wird also heim Durchlaufen des Stromes
durch den Kreis kein Drehmoment auftreten: der im strom-
losen Zustand in einer bestimmten Kuhelage befindliche Kreis
wird beim Schliessen des Stromes keinen Ausschlag gel)en.
Man hat:
V ■ fi ' cos 7 ^ // • / i ' sin y cos a also :
V
jf = ^9 7' <^^<>^ « = ^if J-
Man findet also die Inklination /. wenn es möglich ist, die
Winkel y und o zu messen.
Man erkennt sofort, dass dieser Weg g«»wisse Vortheile
bietet: Stromstärke und Windunjjsfläclie l)raucht man nicht
64 Sitzung der mathrphys. CloRse vom 7. Feltruar IfiOl.
zeug betrachtet werden. Es wurde aus dem früher \) be-
schriebenen Apparat hergestellt durch Kntfernung des Wage-
balkens und Zufögung eines Horizontalkreises. Mit der ver-
ticaleu Tragsäule wurden Fernrohr und »Scala fest verbunden.
Es besteht demnach aus folgenden Theilen. Ein Drei-
fuss mit Stellschrauben trägt eine in konischem Zapfenlager
drehbare verticale Säule. Mit derselben dreht sich eiu Theil-
kreis, dessen Nonien am Dreifusse befestigt sind. Auf dem
oberen Ende der Säule belinden sich isolirt zwei Iridium-
platten als Lager für die Schneiden des Strom krei.^es. Dieser
hat circa 10 cm Kadius und circa 500 Windungen. Mit
Hilfe einiger radial angeordneter Streben ist er an einem
nahe quadratischen Messingrahmen befestigt, der auf seiner
inneren oberen Seite die Schneide trägt; letztere ist aus
Iridium gefertigt, vom Rahmen isolirt und um den Strom
zu- und abzuführen, in 2 Theile g(»treiint, die durch dünne
Drähte mit den Windungen in Verbindung stehen. Die
Stronizufülirung geschieht also mit Hilfe der Lagerplatten
durch die Schneide, was sich über Erwarten gut bewährt.
Zum Beobachten und Justiren sind am Stromkreis
2 Spiegel angebracht. Der eine (I) ist nahe den Schneiden
befestigt und steht in der Kuhelage nahezu vertical ; er dient
zur Beobachtung der Schwingungen; der zweite ist mit den
Windungen (resp dem Rahmen derselben) fest verbunden ;
seine Ebene wird j)arallel der Windungsei»ene justirt. Beide
können mit ''\ Scrh rauben und Spiralfedern beliebig justirt
werden.
Das Fernrohr ist mit Hilfe eines ausladenden, versteiften
Armes an der verticalen Säule befestigt und trägt eine kurze
Scaln in linra <K'2't m Abstand vom Spiegel 1.
Zu dieser Einrichtung kommt noch eine Arretirungsvor-
richtung hinzu und endlich ein Schutzka^ten gegen Luft-
stnunungen (bei meinen VerMi«-hen aus Pappe).
1) b. r.
^U] Sitzung dir math.-phy», CloMse vom 7. Frfrnitfr l&Sßl.
li*irJii ^<?nuii %ij riiai:ht'ri, bfswjnders wenn beide Spiegel nahe
iifliiüi- ofl(;r üWüreiniiiuler Hind, und eä ^bt dann die Nor-
iiiiilii /ii S|)i<*K<'' II genau die I{ichtung der magnetischeD
Axi* (lifH KLniiiikn*iseH an; seine Ebene ist parallel der mitt-
IttnMi Winduiigselxine.
Ad 2) hat nmii nun den Winkel zwischen Spiegel I
und II /u Mi(*HH«*n. Dies gfwrliieht genau so, wie man den
lirrrliiMidfii Winkel «'int^ Prismas auf dem Goniometer be-
stiuinit; dit* da/u iiöihige Aufstellung ist nach Obigem schon
Ad W), Süt/t man den Stromkreis wieder auf seine
linU*rlago und neigt ihn durcli passende Belastung so lange,
l»is iiiuii in t'intMu horizontal gestellten Fernrohr (Nivellir-
iiiNtruuuMii, Kuihotometer oder Beobachtungsfemrohr selbst)
iliiN vom Spiogt'l I roflectirte Fadenkreuz mit dem Faden-
kn*u/. si*ll)Nt zur Oookung gebracht hat; oder bis das Spiegel-
liild oiniT mit dorn Nivollirfernrohr in gleicher Hohe be-
lindlii'htMi Marko am Fadenkreuz erscheint. Alsdann liest
man um AbKviotVrnn^hr den einstehenden Theilätrich der
Soala ab. In dieser Lage gibt dann der sub 2) gemessene
W inkel direkt die Neigung (;) der magnetischen Axe des
SiuMukreises an. Für eine ändert' Ruhelage ergibt sich der
KMe^malige Wmkel ; au<« der Ivtreffenden Scalenablesung
\\\\\ llilie de> Al>stands von Spiegel und Scala.
K> i^t leu'ht mogluh, das Instrument so einzurichten,
.i;is^ alie a:e>e Justirui-.gen ai: ihm selt^ ausgeführt werden
\ V» :• :• e : *. ; »i * ?*> ^ * *: ev. 1 1 ä.: i^t hesur.di heil eine« Goniometens:
-•'-"'— V :*.;•:. i^ r:' :> .. v. «: Bei^ häwh lunissfemrvhr bereits
t • ■ • %
V'-N ♦ '
:> •.>: w.'r.:-.*: -'. «äkt.. id^Ä* i>£ti€ m^uÄirus^. bezieh-
.'\.C. '..: : »*:v.-.; i.'. u^r Vz: s.S. i:* Ski-k: Spieijel-
68 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 7. Febmar 1891.
Man stellt nun zunächst die Schwingungsebene des In-
strumentes ungefähr in den Meridian und probirt, ob beim
Stromschluss in einer bestimmten Richtung der bewegliche
Kreis nach grösseren oder nach kleineren Scalentheilen aus-
schlägt. Hierauf dreht man die Schwingungsebene um ein
grosses Stück — etwa 20^ — nach einer Seite z. B. nach
Ost, bis der Ausschlag nach der entgegengesetzten Richtung
erfolgt; darauf wird nach Massgabe der erfolgten Ablenkung
zurückgedreht und so fort , bis man das Azimuth , dem der
Ausschlag 0 zugehört, in ein Intervall von 10 bis 5 Minuten
eingeschlossen hat; die zuletzt beobachtete Ruhelage wird
ebenfalls notirt.
Nun erfolgt ein zweiter Satz von Probeeinstellungen auf
der anderen Seite , also westlich ; darauf wird die Nullstel-
lung ostlich wiederholt und so weiter, wobei man in der
Regel eine allmählige Verschiebung in der Ruhelage , also
eine Veränderung des Winkels y bemerkt, weshalb auch die
einzelnen , auf derselben Seite abgelesenen Azimuthe nicht
die gleichen sind. Das Auffinden der einzelnen Azimuthe
erfolgt, nachdem die beiden ersten festgelegt sind, in der
Regel mit 3 bis 5 Einstellungen; um die Empfindlichkeit zu
vergrössern , kann man die Stromimpulse multipliciren , an-
drerseits dämpfen.
Die weitere Behandlung der Ablesungen erläutert sich
am besten an der Hand eines Beispieles. Man hatte durch
die vorausgegangene Justirung ermittelt, dass für eine be-
stimmte Ruhelage, bei welcher die Ablesung am Beobacht-
ungsfernrohr den Sealentheil: 82,7 ergab, der Winkel y die
Grösse hatte : 06^ 36' 24".
In der Zeit von 3»» 25 bis 4^ 6' am 23./7. 90 wurden
die dem Ausschlag Null entsprechenden Azimuthe abwech-
selnd in Ost und West nebst den zugehörigen Ruhelagen
in folgender Weise beobachtet:
70
Sitzung der wathrphys. Cla8$e vom 7. Fdffuar I8D1,
Besultate.
Zur weiteren Kennzeichnung des Verfahrens sollen noch
einige Beohachtungsreihen mitgetheilt werden, wobei noch-
malH betont sei, dass die absoluten Werthe durch Localein-
ttOsHe fehlerhaft sind.
Datum: H.VII. 2»'45'-4^0'
j I
n
l \ ^—
16" 16',5 66"35' 88" ■ 6ft"43' 86"
16»13',6 66"86' 8" i 48' 29"
16" 5' «6»34'17"l 43' 32"
16«66'4^ ,66*»33'26"| 43' 36"
15"54' 66"33' 1" 43' 27"
Mittel:
66"43' 32"
Datum: 16. VH. 9*26'-10M8
_ ..y.
16020'
16" 8'
16"47'
16"44'
15" 24'
16" 16'
66086' 83" 166048' 16"
34' 42" I 48' 87"
82' 85" ' 48' 42"
31'44"i 48*11"
29' 87"
27' 66"
43' 2"
42' 14"
Mittel: ! 66048' 10"
Datum: 16. VII. 2»»0'— 2"'55*
a Y I
16"54' 66"30'28" 65" 40' 48"
15"37\6 1 28' 85" 40' 8C'*
29' 14" 41' 12"
28*21" 40*53"
27' 30" 40' 40"
26' 13" 40' 48"
15"36',7
15"8*2'»6
l.V'26'
15" 12'
Mittel: 66" 40' 49"
Datum: 18. VII. 10*'-10*40'
l.._ X,
.1.
I6"28'ji 66026' 21"
15"31',2i 28' 46"
15"18'J
16"21',2
16"18\7
15010'
26' 89"
27' 6"
26' 89"
96' 28"
66«41' 18"
41' 28"
40' 84"
40' 44"
40' 84"
40* 9"
Mittel :
66040' 48"
Diese Zahlen zeigen , dass mit dem neuen Verfiahien
selbst unter ungünstigen Verhältnissen Resultate ersielt werden,
dio conourriren können mit den besten bisher Terwendeten
Methoden (Scherings und Wilds geneigter Erdinductor). Ein
gnv^'r Vorzug des Verfahrens dürfte darin liegen, daas man
unabhängig wird von einer besonderen Bestimmung des ma-
gnetischen Meridians und der Variationen in Deklination.
Man erhält vielmehr zugleich mit der Inklinationsmessung
auch eine Festlegung des Meridians. Ein weiterer Vortheil
li(»Kt darin, dass man« wie beim Nadel inklinatoriom, nur ein
72 Sitzwig der mathrphys. Classe vom 7, Februar 189 t.
Schluss.
Da ich die beschriebene Methode nicht als etwas voll-
ständig Fertiges, sondern blos als einen Vorschlag, als eine
Studie betrachte, deren weitere Ausarbeitung Anderen oder
wenigstens einer gelegeneren Zeit überlassen sein möge, so
habe ich auch von einer ausführlicheren Diskussion derselben
abgesehen und mochte nur anhangsweise einige Gesichtspunkte
nach dieser Richtung hin entwickeln.
Betrachtet man in der Formel:
X = tg I =i tg y ' coQ a
den Winkel y als vollständig bestimmt, so ergibt die Diffe-
rentialgleichung :
d X
-T- = — tgy - sin a;
da
dass die Bestimmung von x mit Hilfe von a um so genauer
wird , je kleiner a ist , je mehr sich also y dem wahren
Werthe der Inklination nähert, wie man auch von vorne-
herein einsieht.
Man könnte auf Grund dieser Verhältnisse glauben, dass
es besser sei, den Winkel a überhaupt nahezu gleich Null
zu machen, d. h. blos im Meridian zu beobachten und nur y
so lange zu ändern , bis es mit 1 übereinstimmt , d. h. die
schwingende Windungsfläche so lange durch zugefügte Be-
lastungen zu neigen, bis ihre Axe genau mit der Inklination
übereinstimmt, alsdann wird auch der Ausschlag Null be-
obachtet.
Ich halte dies Verfahren aber nicht für vortheilhafl ;
denn abgesehen davon, dass dies eine besondere Meridianbe-
stimmung voraussetzt, wird man doch über die Grösse der
möglicherweise vorhandenen Abweichung vom Meridian Auf-
schluss suchen müssen und zu diesem Zwecke um die verti-
cale Axe drehen.
74 Sünmp der wuttM.-fky$. CliUife vom 7. Fthrmar 1891.
Brin^ man aber wiUlnirlich meßbare VerindenmgeD
in ;' herror und bestimmt ftr die neoe Neigung (/ + <}) den
zugehörigen Einstellungswinkel a,. so kann man diew zweite
Beobachtung mit der ersten (7.0 t eombiniren und es ergibt
sich so eine Abänderung des VeHahrras. bei der die direete
Messung des Winkel ;' ffanz umgangen und durch die Be-
obachtung seiner Veränderung i ersaetzt wird.
Man erhält nämlich aus den Gleichungen:
igl = /<7;'coso = /(7(r + ')<w<'i
co^a.
\—igytgd *
die weitere
woraus
^ • , , coso, — cosa cos«,
• ^ • ' ig 6 cosa cosa
tfr =
^ ' \ cosa/^l *• V CORO/ cosa
Man kann aK> y aus d. o und o, berechnen und ans
diesem Werthe die Inklination bestimmen.
Um die direete Bestimmung des Winkels y zu umgehen,
kann man enillioh einen zweiten Weg einschlagen, der sich
mit dersellvn Anordnung des Apparates durchf&hren läasi,
aWr nicht mehr auf eine Xullmethode fthit, sondern die
Re<>bachtung von Ablenkiincswinkeln ndthigt macht ^).
Hat man nämlich östlich und westlich Tom Meridian
l^ihaohtet und damit die 4ir5s!« a und die Lage des Me-
ndians l^estimmt. si> kann man die Neigung y finden, indem
V Kinr i^iosbet;i^hcb^ Andeutung fiadei tick bereit« in eioer
frithon^Yi Ahhanaiunc : C. L \\>}.er : Wieaem S5. p. 816. 1888 oad
ein «lamuf prfti.iji^eTc* *»riMaii*ii^?ps Verfahr«: Tafpebhitt der 61. Na-
turfr^TM^her-VerRainiiilang m KMa, 18^ p. 14. anter IV.
C. L, Wd>er: Zur Messung der nmgnet. Inklination,
75
man in der nun bekannten Ost - West - Ebene die beim
Schliessen des Stromes in 2 verschiedenen Richtungen auf-
tretenden Ablenkungen ermittelt.
In dieser Lage (Schwingungsebene Ost- West) entstehen
beim Stromschluss zwei Drehmomente: von Seite der Verti-
calintensitat und von Seiten der Schwere. Erstere sucht die
Axe vertical zu stellen und dreht so lange, bis das von der
Schwere ausgeübte Moment ihr Gleichgewicht hält. Ist in
der Ruhelage die Neigung der Axe des Stromkreises gegen
0.
fK
die Verticale = /? =s 90 — y, während der Schwerpunkt
genau vertical unter der Drehaxe liegt, so gilt für eine Ab-
lenkung q>^ , die durch Stroipschluss in einer bestimmten
Richtung hervorgebracht wird, die Gleichung:
F • /■» • sin (/? — qpj) = P • sin q>^ ;
schliesst man den Strom in umgekehrter Richtung, so ergibt
sich ein Ausschlag (p^ nach der entgegengesetzten Seite,
80 dass
V ' fi sin (ß + q^^) = P • sin y,
worin P die Masse des beweglichen Theiles multiplizirt mit
76 Sitzung der math.-pkys, Classe vom 7, Februar 1891.
dem Abstand zwischen Schwerpunkt und Drehaxo. Aus beiden
Gleichungen erhält man
sin (ß — (p^) sin (jp,
sin {ß 4- (jr,) "■ sin y,
oder
sin ß ctij fp^ — cos ß = m\ ß ctg (f^ -f" ^^^ ß
oder
tg ß - (Cütg y , - cotg qr>,) = 2
also
4 o 2 ^ sin (f^ sin y, .
faß = - - -.-- =^2-.--— -\ = ci(/y
ctg(f^—cfg(f^ sni(g), -^5,)
so dass also y aus den beiden Ablenkungen : qf^ und if^ er-
mittelt werden kann.
Obgleich von diesen indirecten Bestimmungen von y
nicht jene Genauigkeit erwartet werden kann, wie von einer
directen Ausmessung, so sind sie doch als Gontrollen von
Werth, zumal da sie sich mit dem för die vorgeschlagene
Methode adjustirten Instrument ohne Weiteres ausführen lassen.
i
80 Sitzung der mathrphys. Clcisse vom 7, März 1891,
Anspruch auf Vollständigkeit nicht machen können und
wollen, so hahen sie doch zu einigen Ergebnissen geführt,
welche für eine spätere eingehendere Erforschung dieser
Gegend von Nutzen sein können und wenigstens über die
Quellenverhältnisse nähere Aufschlüsse zu geben geeignet
scheinen. Sie sind desshalb in dem Folgenden kurz zu-
sammengestellt.
Die Thermen von Bormio treten am Südrande des
gewaltigen Kalkstocks der Ortlergruppe da zu Tag, wo
die Kalkschichten dieses Gebirgsmassivs auf einem thonig-
schiefrigen, impermeablen Fundamente aufruhen und der
ganze mächtige Gebirgsstock von einer tief einschneidenden
Querbucht, nämlich, jener der Adda, bis unter diese Unterlage
durchbrochen ist. Zwar kommen die Uauptquellen jetzt nicht
auf der tiefsten Thalsohle der Addaschlucht zum Vorschein,
wie man folgern könnte, wenn man den Ursprungsort der
Quellen mit dem Thaleinschnitt in unmittelbar genetischem
Zusammenhange sich dächte, sondern sie brechen 80 — 100 m
höher an dem Berggehänge zu Tage aus. Dies hat jedoch
seinen Grund in dem Umstände, dass der grossartige Ge-
birgseinschnitt, der von Bormio bis auf die Passhöhe des
Stilfser Jochs emporzieht, da, wo jetzt die Hauptquellen bei
dem alten Bade ausfliessen, in früherer, wie sich nachweisen
lässt, diluvialer Zeit, nicht bis zur jetzigen Thalsohle,
sondern nur bis etwa zur Höhe des alten Bades eingetieft
war, so dass die Quellen zur Zeit ihrer vermuthlich ersten
Entstehung allerdings auf der damals tiefsten Einbuchtung
ihren Ausfluss sich verschafft haben . den sie dann auch
später und bis jetzt als den bereits gebahnten und die
geringsten Widerstände bietenden Weg beibehalten haben.
Dass die Quellen bereits in sehr früher Zeit auf beträcht-
licher Höhe ausgeflossen sind, das deutet die mächtige,
wahrscheinlich diluviale Conglomeratbildung an, deren durch
eine dem jetzigen Quellenabsatz ent8}»rechende Kalksinter^
82 Sitzung der math.-phya. Classe vom 7. März 1S91.
Steinsspalte und fliesst, Dampf wölken bildend, durch ein Ge-
rinne und über die mit einer weissen und z. Tb. gelben
Sinterkruste überzogenen Felsen unbenutzt ab. Sie soll eine
Temperatur von 89® C. besitzen und 1,7 Sekundenliter Wasser
liefern. Die zur Trinkkur benützte Pliniusquelle kommt
etwas tiefer am Thalgehänge aus einer deutlichen Felsenspalte
mit 38,3® C. (nach meinen öfteren Messungen) und 1,9 Se-
kundenliter Erguss zu Tag.
Eigenartig ist die sog. Augen quelle (St. Carlsquelle)
wegen ihres ockerigen Absatzes; sie liefert nur lauwarmes
Wasser, das wohl als eine im Geröll abzweigte und bei dem
Durchfliessen durch letzteres mit Eisencarbonat angereicherte
Ader der Hauptquellen anzusehen ist. Entfernter von diesen
Hauptquellpunkten am Steilgehänge der Addaschlucht ent-
springen noch zwei grössere Thermen, die sog. innere Ost-
gothen- und die Nibelungenquelle. Uebrigens Ihh)!)-
achtete ich in der ganzen Umgebung des alten Bades an sehr
zahlreichen Stellen Quellen, welche einen gegen die Luft-
temperatur erhöhten Wärmegrad erkennen Hessen und gleich-
falls als Thermen oder Abzweigungen von solchen gelten
müssen. Das wird auch durch die an den Felsen der
ganzen Umgegend beobachteten V^orkommen von Salzaus-
blühungen bestätigt, welche, wie Untersuchungen gelehrt
haben, fast rein aus Bittersalz mit nur geringer Bei-
mengung v(m Glauber- und Kochsalz bestehen. Ueberhaupt
scheint mir das ganze Erdreich an diesem Gehänge weit und
l)reit erwärmt zu sein, wodurch die ungewöhnlich üppige
Vegetation in dieser Gegend ihre Erklärung tindet.
Zusammenfassende Messungen des Ergusses aller Quellen
liegen nicht vor. Der Schätzung nach mag derselbe 18—20 Se-
kundenliter und die mittlere Temperatur 'M — 39® C. betragen.
Was die chemische Zusammensetzung des Mineralwassers
anbelangt, so zeichnet sich dieselbe durch das Vorwalten der
Sulphate neben beträchtlichen Mengen von Kalkcarbonaten
84
Sitzung der math.-phys. Classe f>om 7. März 1891.
Kalkcarbonat . . .
M agnesi u mcarbonat
Kieselsäure ....
Thonerde
Phosphors., Mangan elc
Eisenoxyd
Plinius-
quelle
0,1288
0,0038
0,0164
0.0137
Spuren
0.0005
0,9375
Ostgothen-
quelle
0,1429
0,0019
0,00G2
0,0042
Spuren
qXXK)9
0,9124
Es ergiebt sich daraus im Vergleich zu dem Gehalte der
jMartinsquelle, dass ein bemerkenswerther Unterschied nicht
besteht, um so weniger, wenn man die gegenwärtige Be-
schaffenheit der letzteren in Rechnung zieht. Nach meiner
Untersuchung liefert die Martinsquelle jetzt 0,973 gr bei
110^ C. getrockneten Rflckstand in 1 Liter mit 0,0733 t MgO
und 0,4206 SO, ; die Quelle des römischen Bades unter gleichen
Verhältnissen 0,8650 gr Trocken rückstand mit 0,0568 MgO
und 0,5070 SOj neben 0,0025 Cl. Die Augenquelle endlich
ergab 0,9740 grTrockeurückstand mit einem bemerkenswerth-
hohen Gehalt an Eisenoxyd, nämlich 0,0100 gr. Als Haupt-
bestandtheile der verschiedenen Quellen erweisen sich dem-
nach mit grosser IJebereinstimmung Gjps, Bittersalz, Glauber-
salz und Kalkcarbonat, Salze, welche die aus Gypsstöcken
kommenden Wasser gewöhnlich zu enthalten pflegen, wie
z. B. jene von Leuk in der Schweiz. Auch die Quellen von
Borniio entnehmen ihren Mineralgehalt unzweifelhaft einer
Gypsablagerung, wie wir später ausführlicher erörtern werden.
Auffallend i^t dabei der gerinj^e (lehalt an Chlomatiium,
was eine Armuth oder einen Mangel an Steinsalz in dem
betreffenden Gypsstock andeutet. Noch auffallender ist das
fast gänzliche Fehlen von Schwefelwasserstoff sowohl in dem
Quellwasser selbst, wie auch in den mit aufsteigenden Gasen.
V. Planta*) konnte nur quantitativ unbestimmbare Spuren
\) V. Fluntii u. a. U. S. 15.
86
Sitzung der mathrpliys. Classe com 7. März -1891,
Mineralwassers im Behälter sich eine Umsetzung von Bitter-
salz lind Kalkcarbonat vollzogen zu haben.
Im Verhältnisse zu dem Gehalt der Quellen an Kalk-
carbonat ist die Sinterbildung, namentlich da, wo das Wasser
vertheilt über die Felsen abfliesst, eine sehr beträchtliche.
Neugebildete derartige rosenroth und saftgrün gefärbte Ab-
sätze sind so innig mit Algen ^) durchwebt, dass sie sich wie
Lappen abheben lassen, während die älteren Sinterkrusten
mehr oder weniger arm an organischen Beimengungen sind.
Die röthliche Färbung wird vorzugsweise durch Leptothrix
dictyothrix^ und Sctftonema Bortniense, die grüne haupt-
sächlich durch Äphanocapsa thermalis^ Chroococcus mem-
braninus, Lynghya conglutinata^ Chihonobla^stus Planiae^
Phormiditim Lynghyanum u. s. w. verursacht. Die Zu-
sammensetzung eines solchen beim Austrocknen lederartigen
neugebildeten Lappens (nach einer Analyse von Herrn
A. Schwager) (I) und die einer alten Sinterkruste (II) ist
folgende :
Kalkcarbonat
Bittererdecarbonat . . .
KalkHulphat
Kali
Natron . .
Thonerde
Man^^anhaltiges Kisi/noxy«!
KicHelerde
Organisches (und \Vass«>r)
I.
II.
8a,44
92,80
1,22
1,14
3,18
1,81
0,12 1
0.12 j
Sp.
1,G3
0,72
3,50
0,92
8,61
1,25
99,««
100.00
Bei dem Keichthuin der (iiiellen an gelö.stem Kalksul-
phat ist die Aus.*<cheidung von (iyps eine verhältnissmässig
geringe; dius Kulkcarl)onat aber scheidet sich raseh und in
1) Vffl. Brn^^er in .lahresb. d Naturtbrseh. («en. (.irauhündeni*,
N. F. Vm. 1863. S. 2«.
8^ SUzHHg iler mathrithtfi. Chis$€ rom 7. März 1H91,
Mrlieint von Her Zersetzung des Arsenkieses herzurühren,
welclier in dem von dem Mineralwasser durchzogenen Schioht-
^re:<tein Torkommt.
Wenn wir nun weiter nach den Ursachen der Ent-
stehung und des Gehaltes der Quellen von Bormio f raffen,
>o können uns nur die geologischen Verhaltnisse dieser
(legend Anhaltspunkte für die Beantwortung geben. Wir
werden daher darauf hingewiesen, zunächst einen Blick auf
den geologischen Bau der l'mgebung des Bades, und da diese
nur einen kleinen Theil des grossen (iebirgsstocks der Ortler-
gruppe ausmacht, auf jenen der letzteren 9e\\ysk zu werfen.*)
Der Graubündener Ealkzug im Allgemeinen.
Die durch die Höhe (890') m), Massenhaftigkeit, gross-
artige Wildheit seiner Felswände und die beträchtliche Aus-
breitung der lilebicher berühmte (inippe des Ortlergebirges
verdankt diese Eigenartigkeit, welche sie vor fast allen
lIochalpenst(>cken anszeirhnet, wesentlicli der Entwicklung
der K a I k s c h i c li t e n , die seine Hauptmasse ausmachen.
Während wir sonst in den Centralketten der Alpen nur
ältere krystallinische Bildungen zu finden gewohnt sind, sehen
wir den Ortler als ein jüngeres Kalkgebirge über den
Urgebirgsbildungen ausgebreitet mitten imCentralstock mächtig
1) Vj^l. Loonhardi, Da« Veltlin. 1860; Ch. G. Brflgger, Ost-
rhaotiHche Stmlicn. 1863; Tlieobald. Has BOndner Munsterthal im
Jahro8b(T. d. Naturf Ges. GraubiindenM, N. K. VIH, 1863. S. 53; Theo-
hai d, Geol. HeHchroibung von Graiibümlen 1864, und 2. Theil» 1866;
Der», und J. J. Woilenmann. Di»» Bilder von Bormio (ohne Jahres-
zahl); Theobald, Bormio u. s. Bilder, Chur 1865: Dr. C. Meyer,
AhrenH und Ch. G. Bril«^>ifer. Die Thermen von Bormio, 1869;
G. Stäche im .lahrb. ti. k. k. ^eol. Heichs. 1877. S. 162; Stäche und
C. V. John, (ieolo>^. u. petrog. Beiträj^e das. 1879. S. 318; Stäche,
in Verh. d. geol. Reiche*. 1873, 222: Dort», das. 1878. 174; v. Moj-
gisovicH. (Joolo;;. Bed^ut. d. Rheinlinie im Jahrb. d. preolog. Reichs.
1873, 152.
90 Sitzufuß der math.'pfhys, Glosse vom 7. März 1891,
Gleichwohl ist es trotz der beträchtlichen Mächtigkeit
dieser Kalkschichten, welche sich hier auf dem langen Zug
von Chur bis zur Eönigsspitze entwickelt zeigen und trotz
der nicht zu verkennenden reichen Gliederung des 8chichten-
baues bis jetzt noch in geringem Grade geglückt, befriedi-
gende Itesultate in Bezug auf Gliederung und Gleichstellung
der unterscheid baren Stufen mit denen der Kalkgebilde
einer der Nebenzonen zu gewinnen. Es rührt dies haupt-
sächlich von der trostlosen Armuth der Schichten an organ-
ischen Einschlüssen und von der eigenthümlichen, durch fast
alle Schichten hindurch gleich bleibenden Gesteinsbeschaffen-
heit her, welche den Vergleich mit den Gliedern der zunächst
benachbarten Kalkablagerungen erschweren.
Zwar hat der bewunderungswürdig fleissige und un-
nachahmbar eifrige Theobald,^) welcher, wie kein anderer
Geologe, diese Gebirge genau durchforscht hat, die Grenzen
festgelegt, innerhalb welcher die mächtigen Kalkmassen dieses
Gebiets in das System einzureihen sind, nämlich zwischen
den alpinen Muschelkalk und den Belcmniten führenden
Liasschiefer, im Einzelnen aber hat er diese einzuschaltende
(ilieder zu schematisch mit den in den benachbarten Kalk-
alpen unterschiedenen Abtheilungen der Trias in Parallele
gestellt, ohne für eine derartige in\s Einzelne gehende Ein-
theilung immer genügende Anhaltspunkte durch Versteiner-
ungen gewonnen zu haben. Indem er sich vornehmlich
nur auf die Gesteinsbesehaffen heit und die Lagerung« Verhält-
nisse stützt, gelangt er für den (iraubündener Kalkzug zu
nachstehender Reihenfolge der Schichten in absteigender
Ordnung:
1. Im Hangenden: Lias (Steinsbergkalk und .Algäu-
schiefer).
2. Khätische Stufe (Kössener Schichten).
1) Beiträge z. geol. Karte der Schweiz, 111. Ahth. Hl XX, 1866.
92 Sitzung der mathrphys.-Classe ooni 7. März 1891.
derMuschelkalk wurde an charakteristiHchen Versteinerungen
sowohl bei Tarasp, als im Chiamuera-Thale erkannt. Etwas
höher liegen dünngeschichtete, schwarze Mergelschiefer mit
Fischschuppen , BacfryUien und Ostracoden , welche gleich-
falls einer bestimmten Stufe zu entsprechen scheinen. Ferner
fand ich in einem hellgrauen , durch Verwitterung gelblich
gefärbten Mergel in der Nähe des Passes Sür Som zwischen
Zernetz und Münster zahlreiche Versteinerungen vom Typus
jene der Kaibier Schichten. Es deutet dies an, dass
trotz der Armuth an organischen lieber resten innerhalb
mächtiger Schichteucomplexe durch eine sehr genaue Unter-
suchung des Gebiets Anhaltspunkte zu einer schärferen Gliede-
rung sich wohl gewinnen lassen.
Was die den Muschelkalk unterlagernden Bildungen
anbelangt, so glaube ich mich durch eine ausgedehnte Unter-
suchung dieser Grenzschichten vom Davoser Thal an über
Filisur nach Bellaluna und dem Stulser Thal, dann bei Ponte
im Engadin, bei Tarasp, insbesondere im Ofen-Passthal über-
zeugt zu haben, dass die von Theobald im Verrucano zu-
sanmiengefassten graubraunen Schiefer und rostischen Quar-
zite, welche stellenweise in ein Augen gneiss-ähnliches Gestein
und in Sericitschiefer verlaufen, stellenweise durch ächte Con-
glomerate und rothe Sandsteine mit zwischengelagerten grün-
lichen und röth liehen Schiefern ersetzt werden und stets
concordant unter dem schwarzen Kalke ihre Stelle einneh-
men, den Werfener Schichten bezw. dem alpinen
Buntsandstein entsprechen. Man vergleiche nur die hier-
hergehörigen Schichten bei Werfen selbst und zwischen Bi-
schofshofen und Mitterberg mit jenen im Samina-Thale bei
Vaduz am östlichen Rheinthalrande, mit den Felsen, worauf
Filisur steht, mit den Schichten im Eingang des Chiamuera-
Thales bei Ponte, mit dem Sandstein des Ofen- Passes bei Hg
Fuorn oder im Spöl-Thale bei Livigno und endlich mit den
Mffophoria costata einschliessenden, ()etr()graphisch gleichen
94 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 7. März 1801,
zwischen den kalkig doloraitischen Gehirgsgliedern und der
Sehieferunterlage verläuft auf der Südseite von Livigno her
am Fusse der Cima di Piator und des Mt. della Scala zum
alten Bad Bormio in fast genaa W-0-Richtung. Auf dieser
Strecke begegnen wir Aufschlössen an den:i alten Passüber-
gang unterhalb den beiden Wachtthürmen (Pass la Scala)
und längs dem nach Bormio führenden Wege namentlich in
den Wasserrissen oberhalb der einzelstehenden Kirche zwi-
schen Premadio und Torripiano. In der Addaschlucht selbst
und an den Felsen, aus welchen die Thermen von Bormio
hervorbrechen, verdecken mächtige Lagen von Gehängeschutt
und zum Theil ältere Diluvial-Conglomeratbänke die Grenz-
region bis auf einzelne , aus der Ueberdeckung aufragende
Felsenköpfe. Eine ähnliche Schuttmasse verbreitet sich auch
weiter ostwärts am Fusse der Kalkwände des Mt. Gristallo
über das nördliche Gehänge von Valle del Zebru, in dem nur
durch einzelne tief einschneidende wilde Schluchten wie Val
Campello, V. dUJzza und mehrere unbenannte Gräben bis zum
Val Marmotta und dem Zebrugletscher anstehendes Gestein
blossgelegt und der Beobachtung zugänglich wird. Daraus
erkennt man, dass die (irenze zwischen Kalk- und Schiefer-
gebirge unter der Wand des Mt. Gristallo von einer Ein-
sattelung des Dosso Keit gegen Casa del Zebru streicht und
der Thalsohle bei Prato Beghino und der Alphütte II Pa-
store ganz nahe kommt, um von da an über das Königsjoch
oder über Passo Cedek zum Suldenthal hin über zu biegen.
Die Königswand und die Felsschroifen an der Königsspitz
bestehen aus Kalk> und Dolomitschichten, das Schrötterhom
aus krystallinischem Schiefergestein, dazwischen verläuft die
Gebirgsscheide durch einen oder den anderen der genannten
Pässe. So viel sich aus der Ferne l)eurtheilen lässt, besteht
dit* Kreilspit/e auch aus Kalk, sodass die (lesteinsgrenze auf
den Cedekpass treffen würde. Doch ist dies noch genauer zu
ermitteln.
Im iir'i-,-cii iin'l ■<;iii/^ii oi-iiii^rki man auf Hitwer ianift^n
lirenzlinie — einzelne Strecken, namentiicli an Verwerfungs-
ü]ialteii au^^iiomnitrii — eiui: wirklich uder doch nahezu
i-oncordante AuÖR^frunjr Jer kulkischeD ^Schichten auf
ileD krvstallini:'i.-hen SchielVm. In <)eutlich discunlsritei
Latiening i^t^hen z. B. ■)■■■ Sciiiihwii auf der PaaafaShe iles
Stilfser Jiiches an. wu rji^ M-hir-lt-riireii Phvlliie nurdweatlieh
einfallen, währeml ili*- /inSi-h-i »n^re^iliKtSi^eneD »chwarz^ei
si-hiflerikien Kalke eine Xeiiriinir navh S« ». liesitzen. weil hiei
i'ine Ver» ertiinir-*pah<- hiii-lurch zieht.
:-^j*r..
V
i>ii li.-r
l\.-,iia. :
kalkiv->
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li. !«;. ■-■
ii mar. einen cmsüen Theil il«
'.:thaiitri> de« Onlerbauptetock^
A ;d,iir'-ri'.:'i-jrfn7e auf den krvstal
V.:: dftn äiisserst^n nf^rillichei
i.>{iiT7 a:i zfiaeii die Kalk^chichtei
T;i:v»r':t-.twänle, die Felsen untf
:--!rTi ' ►ni>-nileisiher his fieK^" ''*
:;■- K-.r.!a!]ei., da- in den «renigen
".■••-T ia- 'i!i-T*ihereir rni^ehendei
iZf l..i:-r ;n;: üWnnpehen scheint
:.'..i y.oii w;r-)i-r ein üteileres Kin
. ;;. S, :;.. iiten ^tark i;etaltet unt
i\- TT !L...:, Slden zu, schon in
■ >\:.:.l;Tei, und nehmen an dei
.:■:■ .■..- Ml. ^.■ri^t4^no stfhlie*=licl
100 Sitzung der mathrphys. Classe vom 7. März 1891.
Der Rest enthält in °/o:
Kiesel- und Titansänre . , . . 78,75
Tbonerde 13,00
Eisenoxyd • 1,00
Kali 1,93
Natron 0,72
Wasser 3,70
99.10'
Demnach macht die Hauptmasse des Gesteins Kieselsäure
aus, welcher eine thonige Substanz und sericitische Schuppen
beigemengt sind. Ein Feldspath bestand theil lässt sich in
DümischliflFen nicht erkennen.
Diese rostfleckigen, quarzitischen Flaserschiefer reichen
im Marltprofil bis zum Sattel dieses Bergrückens, über welchen
der Steig sich nun abwärts zu den Tabaretta wänden umbiegt.
Schicht für Schicht aufgeschlossen zeigen diese Grenzschichten
einen deutlichen, allerdings raschen Uebergang in tief schwarze,
splittrige, blättrig verwitternde, 8 m mächtige Kalkschiefer
( 1 des Profils) mit noch halbkrystallinisch ausgebildeten, seh wach
glimmerglänzenden Thonflasern und üeberzügen, welche faj»t
dasselbe Aussehen besitzen, wie manche Phylillite. Solche
halbkrystallinisch entwickelte, phyllitähnliche Thonflsisem
wiedt^rholten sich in Zwischenlagen noch mehrfach inner-
halb der nächst höheren Schichten. Mir scheint dieses Ver-
hältniss von grosser Wichtigkeit zu sein. Es wird doch
wohl Niemand dieselbe als Folge einer Metamorphose, sei es
durch Druck oder Contakt, deuten wollen. Dafür lässt sich
hier nicht der Schein einer Veranlassung auffinden.
Diese krystallinische, phyllitähnliche Ausbildung der den
Kalk sonst in Form von gewöhnli^rhem erdigen Thon begleiten-
den Flnsern beweist viehnehr, dass, wie auch bei den unter-
lagernden Flasersihiet'ern, die eine krystallinische Entwicklung
begünstigenden Verhältnisse an dieser Stelle und in gleicher
102 Sitzung der math.-phys. Classe vom 7, März 1891.
des Ortlerstocks zusaramensetzen. Man klettert, auf dem
Steig, welcher an den Tabarettawänden zur Payerhütte
führt, über die Köpfe dieser Kalk- und Dolomitschichten,
die nur von wenig mächtigen, mergeligen schlecht aufge-
schlossenen Mergelbänken unterbrochen werden, zum Sattel
empor. Auch die obersten aus dem Gletschereis des Ortler
Ferners aufragenden Felsköpfe bestehen noch aus dem
gleichen dolomitischen Gestein. Dass in diesem ungemein
mächtigen Schichtencomplexe noch verschiedene, bisher nicht
getrennte Triasglieder verborgen stecken, ist nicht zweifel-
haft. Aber die enorme Ausbreitung der Gletschermassen
hindert hier eine nähere Untersuchung, jedoch findet man
in dem von der Ortler wand auf den Marltgletscher und den
Endder weit- Ferner herabgestürzten Gesteinsbrocken nicht ge-
rade selten einzelne Stücke, welche durch eingeschlossene
Versteinerungen auf das Vorhandensein mehrerer ünter-
abtheilungen hinweisen. Ein solcher tiefcch warzer, kry-
stallinisch körniger Kalkbrocken mit 94,<30 Kalkcarbonat,
2,750/0 Bittererdecarbonat, 2,00^/0 Thon, 0,58 <>/o Eisenoxyd,
0,05 kohligen Bestandtheilen und Spuren von Phosphorsäure
umschliesst zahlreiche weissschalige Ueberreste von Gastn»-
|K)den und Bivalven. Unter ersteren befinden sich namentlich
^a/ica-iihn liehe Formen und solche, welche der Neritopsis
oruata Schaff, sehr nahe stehen, wenn nicht mit dersell>en
identisch sind.
Die Grenze zwischen dem Phyllitschiefer und den Trias-
sohichten verläuft von dem Marltsattel nordwärts unter den
Kalkwänden des Härenkopfs und der Hochleitenspitz deutlich
erkennbar bis zu einer Einsattelung zwischen der letzteren
und dem Zumpanellberg und senkt sich dann zum Trafoier-
thal. Südwärts st()sst man wieder auf die hier weniger
vollständig aufgaschlossene (le>teinsscheide am Kuhberg vor
dem Endderwelt-Ferner. Auch an dieser Stelle wiederholt
sich dieselbe Schichtenfolge, wie am Marltrücken. Tiefer
104 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 7. März 189 J.
quarzitische Schiefer an, welche auf der nördlichen Thal-
seite nach NO., auf der südlichen nach SW. einfallen, so
dass das Thal ungefähr in eine Sattellinie eingetieft erscheint.
Zahlreiche Blöcke des schon erwähnten Eruptiv -Gesteins,
Palaeophyr (Suldenit und Ortlerit), mit Uebergängen in eine
Tonalit-artige Felsart, deuten auch hier das Vorkommen zahl-
reicher Gänge desselben an.
Weiter abwärts im Thale stellen sich mehr und mehr
phyllitische Schiefer ein, welche von der Brücke imterhalb
der Casa del Zebru gegen die Berghäuser an den Gehängen
bei St. Antonio mit grünen chloritischen Schiefern sich in
die Herrschaft theilen. In dieser Kegion legt sich auch
ein am Gehänge fortstreichendes Lager von weissem, körnigem
Kalk an, das sich weithin verfolgen lässt.
Näher gegen Bormio zu erblickt man hoch oben unter
den Kalkwänden des Mt. Cristallo in den auslaufenden
Schluchten des Val. d' IJzza eine Lage eines blendendweissen
Gesteins. Um es zu erreichen, steigt man auf dem östlichen
steilen Gehänge dieser Thalschlucht über ziemlich constant
nach NO. einfallende phyllitische und chloritische Schiefer,
in welchen auch als Zwischenschicht der körnige Kalk wieder
ausstreicht, zu einer felsigen Region von quarzi tischen Schiefem
und feinkörnigen Augengneissen empor, in welchen sich das
Thal mit zahlreichen tiefen, wild zerrissenen Seitenfurchen
vergabelt. Merkwürdig ist hier eine in die Felsen einge-
sprengte, jetzt verfallene Canalanlage, welche in alter Zeit
zur Bewässerung der tiefer liegenden Alpweiden gedient zu
haben scheint. Ueber diesen zackigen Felsenriff legen sich
wieder graue phyllitische, leicht verwitternde und ein weniger
schroff ansteigendem Gehänge bildende Schiefer bei etwa
2340 m Höhe an. Es folgen dann zniiächst darüber cjuar-
zitische, braunfleckige, flaserige Quar/.itschiefer, wie im Marlt-
])rofil und dann l>ei 2450 m das blon-ltMidweissr (iesti»in, das
sich nun als Gyps zu erkennen giebt. Derselbe bildet hier
■i
10(3 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 7. März 1891.
Der Rückstand mit concentrirter Salzsäure unter Luft-
abschluss in der Koehhitze behandelt gab weiter 25,48%
Lösung (die SiO^ ausgeschlossen) mit:
Eisenoxyd 4,75
Thonerde 3,50
Eisenoxydul 5,75
Kalkerde 2,00
Bittererde 0,48
Wasser ....... 3,00
25,48
Dazu
Kieselsäure 6,00
Bei dieser Lösung scheint sich hauptsächlich der Chlorit-
ähnliche Bestandtheil zersetzt zu haben, der allgemein in
den Phylliten enthalten ist und vom typischen Chlorit durch
seine verhältnissniässig leichte Zersetzbarkeit durch Salzsaure
sich unterscheidet. Ich habe diesen Gemengtheil desshalb
unter der Bezeichnung „Phyllochlorit** (üeog. v. Bayeni,
L Bd. S. IGO) vom eigentlichen Chlorit unt-erschieden.
Der letzte Rest ist immer noch grünlich gefärbt und
erweist sich zusammengesetzt aus faseriger hellgrüner Horn-
blende, gelblichem Epidot mit Quarz und spärlichen schup-
pigen Theilchen. Nach dem speziiischen Gewicht getrennt
theilt sich der Rest in
Epidot 5
Hornblende 30
Qiuirz ()()
l'nbestimmt 5
Der Flusssäure-Anfschlnss ergab ein Gehalt von 8,4%
CWoralkalirn, in welchem Kalium nur in ganz geringen
Mengen v»»rtret^*n war. Drr wriss«» schuppige Gemengtheil
dürfte demnach aus Paragonit bestehen.
108 Sitzung der math,-phys, Glosse vom 7, März 1801,
Phylliten und chloritischen Schiefer vorüber allmälig in
die Höhe. Die Schiefer fallen hier noch constant in St. 3
mit 10 — 15° nach NO. ein. Auch die Einlagerung von
weissem körnigen Kalk, welche wir im Zebruthale und in
der üzzaschlucht bereits kennen gelernt haben, taucht in
der entsprechenden Streichlinie wieder auf. Wir gelangen
endlich zu einer breiten kesselartigen Einbuchtung, erfüllt
mit Gebirgsschutt und grossen Kalkfelsblöcken, unter denen
mächtige Quellen (bei 1625 m mit 6,5° C.) hervorbrechen.
Diese Vertiefung unmittelbar vor der Steilwand, über welche
der Weg zu der mit den zwei verfallenen ThOrraen ge-
krönten engen Passschlucht emporzieht, scheint durch Aus-
waschung eines in dieser Schichtenregion zu vermuthenden
Gypsstockes entstanden zu sein. In der durch ungemein reiches
Vorkommen von Edelweiss ausgezeichneten Schutthalde sah
ich zum ersten Mal in diesem Gebirgstheil Bruchstücke eines
rothgetärbten Trümmergesteins, welches unzweifelhaft dem
sog. Verrucano entspricht, wie es von da westwärts bei
Livigno und in dem Ofener Passthal öfters anstehend zu
beobachten ist.
Bei dem Aufsteigen zum Pass überschreiten wir zuerst
— die tieferen Schichten sind hier von Schutt überdeckt
und verhüllt — äusserlich graue, etwas gelblieh angewitterte,
im Innern schwarze, trümmerige Dolomite, wie sie am alten
Bade anstehen, dann wohlgeschichtete, dünnbankige, schwarze
Dolomite mit weissen Kalkspathadern, in welchen die Scharte
(1875 ni) eingeschnitten ist. Jenseits derselben erweitert
sich die Fürth zu einer verelmeten Fläche, auf der eine
Kapelle steht. Die Kalkwände bestehen hier aus grauen,
weissfleckigen Dolomitschicliten, für welche weisse Kalkspath-
adern imd kleine weisse rundliche Kalkspathknöllchen cha-
rakteristisch sind. (iegen die Seen hin legen sich mit
gleichem N< )-Kinfallen älinliche Schichten mit zahlreichen
hellen Streifen und dann intensiv schwarze , weissaderige
110 Sitzung der math.'phys. Classe vom 7. März 1891.
Bestandtheile eine sericitisehe Beschaffen Keit zu besitzen
scheinen. Sie erinnern an die Fhyllit-ähnlichen Schiefer in
den liegendsten Schichten des Kalkgebirges am Marltkopf.
Eine Reihe schmaler, langgezogener, parallel neben einander
fortlaufender Hügel zieht sich an dem Thalrande fort. Die
jähen aufragenden Kuppen derselben bestehen aus karren-
feldartig ausgewitterten Bänken eines harten, grauen, z. Th.
weisslichen, seltenen röthlichen Kalks, während in den Ein-
tiefungen zwischen den einzelnen Hügel rocken weiche, leicht-
verwitternde Mergel ausstreichen. Man wird hierbei lebhaft
an das Vorkommen gewisser Dachsteinkalke erinnert. Doch
glückte es mir nicht, Versteinerungen in diesen Schichten
aufzutindei). Erst am Fusse des am nördlichen Thalrande
aufsteigenden Berggehänges von Piz Ciumbraida finden wir
gaschlossene Lagen eines hell- und dunkelgrau geileckten
Mergelkalkes und schieferiger Mergel anstehen, welche den
Liasfleckenmergel oder Algäuschiefer, wie sie sich am P. Li-
schana bei Tarasp vorfinden, entsprechen. Ihre Schichten
fallen conform mit jenen am südlichen Thalgehänge nach
NO. ein.
In diesem breiten, mit vortrefflichen Weidflächen ver-
sehenen Frälethale haben sich bereits aus zahlreichen Quellen
die Gewässer zur Adda gesammelt und fliessen ostwärts in
eine enge unzugiinglir.he Felsschlucht zur Ponte del Piano,
wo der Bach d«»s Brauliothales sich mit der Adda vereinigt.
Hoch am (it*hänge verläuft ein Steig aus dem Frälethale zu
dieser Brücke und <ler Jochstrasse. Schlägt man diesen Weg
ein, so sto.ssen wir in <ler Nähe der östlichsten Alphütte der
Thalverebnung auf das Ausgehende der rhätischen Mergel-
kalke, in der Fortsetzung jener am oberen Thalrande und
steigen dann über dii» aufgewitti^rtcn Schichtenköpfe der Daeh-
steinkalk ähnlichen (iesteinsl)änke zu einem Sattel empor,
von dem sich nun der Steig zu der wilden Schlucht des
Forcolabachs senkt. Hier begegnen wir erst wieder sehr
112 Sitzung der mathrphys, Glosse vom 7. März 1891.
und 35,49% Bittererdecarbonat. In demselben ist auch der
Stollen der Martinsquelle eingetrieben. Zwischen den ein-
zelnen zu Tag emporragenden Felsenköpfen ist theils üe-
hängeschutt, theils eine Art diluvialer Nagelfluh ausgebreitet,
so dass die unmittelbar an diesen Dolomit angeschlossenen
Schichten hier nicht entblösst sind. Doch stehen unfern der
Badgebäude an einem schmalen Steig, welcher aufwärts gegen
die Nibelungenquelle und dann abwärts zur Addaschlucht
führt, intensiv schwarze, sehr dünnschieferige , mergelige
Schichten an, in welchen ich ähnliche Fischschuppen, wie
in der p-Schicht des Val Triazza- Profils bei Tarasp ^) und
OstracodcfiSchü\chen fand. Das Hangende wird von gelblich
verwitternden Dolomiten, die in eine 2. Lage solcher dünn-
geschichteter Schiefer und dann in schwarze weisspunktirte
und mit kleinen KalkspathknöUchen durchspickte Schichten
übergehen, gebildet. Aehnliche Schichtencomplexe sind auch
an der Jochstrasse bei dem 0*'" Kilometerstein blossgelegt.
Indem wir die Aufschlüsse an der Jochstrasse weiter
aufwärts verfolgen, beobachten wir zunächst über dieser Ke-
gion schwarzer Dolomite und dünngeschichteter Schiefer,
welche constant nach NO. einfallen, wohlgeschichtete, z. Th.
tiefschwarze, z. Th. hellfarbige, selbst röthliche, vorherrschend
weiss gefleckte und gebänderte Streifenkalke, welche vielfach
von der Strasse durchschnitten werden. Sie erinnern leb-
haft an die hell>treifigen, oft breccienartige Kalke der Rad-
städter Tauern. Auf grössere Strecken laufen sie mit dem
Strassenznge parallel bis in die Nähe der 2. (^antoniere.
Bevor man diese erreicht hat, stösst man auf intensiv schwar/e
Dolomite mit wiissen Cr //ro/>orf//^w-ähn liehen, aber nicht deut-
lich abgegrenzten und durch die späthige Beschaffenheit der
Aushüllungsmasse auch inikroskopisrh nicht bestimmter er-
kennbaren Einschlüssen neben sehr deutlichen Crinoideeti'
\) a. a. (). ^:. 22.
114 Sitzung der math.'phys. Classe vom 7. März 1891.
In Allgemeinen seheinen Schiefer- und Kalkgehirgsschichien
in gleichförmiger Lagerung sich an einander anzuschliessen.
Sicher nachgewiesen ist dieses* Verhältniss zwischen den
hängendsten, den krystallinischen Schiefern ähnlich ausge-
bildeten flasrigen Quarziten und den liegendsten kalkigen
Schichten.
Leider geben die im Ortlerstock bis jetzt aufgefundenen
spärlichen organischen Ueberreste noch keine zureichende
Anhaltspunkte, um das ungemein mächtige Schichtensystem
zwischen den sicher nachgewiesen rhätischen ScTiichten und
den flasrigen, weissfleckigen Quarziten, welches man als
(janzes wohl Ort l er kalk und -Dolomit nennen kann, in
einzelne Stufen zu gliedern. Nur im Vergleiche mit den
gut unterscheidbaren Stufen bei Tarasp und im Ofen-Gebirge
sowie nach der Aehnlichkeit in der Gestein8be.schaffenheit
lässt sich vorläufig ungefähr folgende Schieb tengli^denmg,
welche mit der bereits 18r»J5 von Theobald für das BOndner
Kalkgebirge aufgestellten Reihenfolge nahezu Qbereinstimmt,
vorschlagen :
Lias: Algäuschiefer- ähnliche graue, dunkelfleckige 'Kalke
und Mergelschiefer mit Algenabdrücken und Beleniniten-
Einschlüssen.
Dickbankige graue oder weissliclie, stellenweise röth-
liehe, in Karren fehler auswitternde Kalke (Lias- oder
DachsteinkalkV)
Khätische Stuf«?: Versteinernngsreiche, graue, rostig ver-
witternde Mergel und Kalke.
Ortler Kalk und -Dolomit:
ai Hellgraue, splittrigc Dolomite (V Ilauptdolomit).
1>) Hsiuliwarke. nur stellten w«*is«» entwickelt.
(•) Schwjirz«*, dünnl»ankige. ver4eincrungsreiche (kleine
(rasfarojtodnL Crinoidvm, Foramiuifnvu) Kalke und
Dolomite (V lJaibl«T StutVj.
116 Sitzung der mathrphys. Classe vom 7. Mars 1891,
und unzweifelhaft einer der tiefsten Schichten des Kalk-
gebirgs nahe der Schiefergrenze angehört.
Es ist sehr bemerkenswerth, dass diese Quellen sichtlich
nicht, wie es so häufig bei warmen Quellen zu beobachten
ist, mit einer gewissen Heftigkeit empordringen und aus der
Tiefe aufsteigen. Im Gegentheil macht die Art ihres Zu-
tagtretens den Eindruck , als ob sie von oben her sich her-
abzögen und desshalb auch hoch an dem Bergabhang und
nicht im tiefsten Thaleinschnitt ihren Austritt fanden. Dass
die einzelnen Quellenergüsse einem gemeinsamen Hauptherde
entstiimmen, dürfte nach der nahe vollständigen Ueberein-
stimmung in ihrer chemischen Zusammensetzung kaum zu
bezweifeln sein.
Was zunächst die in diesen Thermen enthaltenen Salze
anbelangt, so scheint nach dem geologischen Bau der Gegend
sicher angenommen werden zu dürfen, dass diese Salze den
Gyps führenden Schichten (ut. des voranstehenden Profils)
ent^itammen, welche in der nächsten Nähe zwischen dem
sericitischen HjLsrigen (^narzitschiefer und den tiefsten Doloniit-
schichten sowolil im Izzathale wie am Südabhang des Mt.
della Scala oberhalb IVemadio bis zu Tag ausstreichen. Fi
ist eine stets sich wiederholende Erscheinung, dass mit solchen
(lypsablagerungen Ausscheidungen von Stein-, Bitter- und
(ilanbersulz vergesellschaftet sind. Doch fehlt stellenweise
eines oder djis andere dieser Begleitsalze oder ist nur spärlich
vorhanden.
Letzteres s<^*lieint bei den Gypsablagerungen des Ortler-
stocks in Bezug auf Steinsalz (('lilornatrium) der Fall zu
sein. Ks fehlen in dem die (iypslinsen einschliessenden
Mergelscliiefer dementspn'cliend auch jene würfelformigen
Kindrücke oder Kry.-tallau>tfillinigcii von Steinsalz, welche
son>t so liäutivr in derartigen Sc)ncht<»n vorzukommen pflegen.
Daraus erklärt sich die relative Ariuuth der Thermen an
Chlornatriuiu gegenüber <leiu ü ehalte an Gyps, Bitter- und
1 18 Sitzung der math.-phys. Classe vom 7. März 1891,
nördliches Einfallen beobachtet wird, so mnss sie sehr tief
hinabgreifen. Das Wasser sinkt in den zerklüfteten Dolomit
ein bis auf die impermeablen Schiefer, welche unter den
Kalkbildungen liegen, und steigt dann von dem südlichen
Schenkel der Mulde durch die Klüfte des Dolomits wieder
auf. Es ist tief genug hinabgegangen, um eine Erdwärme
zu treften, welche genügt, um es bis zu 39® C. zu erwärmen.
Dass es grade an der Stelle erscheint, liegt daran, dass hier
eine synclinale Einbiegung in der Richtung der Streichungs-
linie ist, welche man deutlich beobachten kann und in welcher
auch die Schlucht der Adda verläuft, welche aber eine
Erosionsschlucht und späteren Ursprungs ist, als die durch
die Erhebung des Gebirgs bedingt« Biegung der Schichten/
Theobald leitet demnach die hohe Temperatur der Quellen
von der inneren Erd wärme und von dem Umstände ab, dass
Tagwässer sehr tief in die Erde eindringen, dort an einer
undurchdringlichen Uesteinsschicht sich ansammeln und er-
wärmen, um alsdann wieder an günstiger Stelle zu Tag aufzu-
steigen. Woher die Quellen ihren Gehalt an Salzen nehmen,
wird hierbei nicht erörtert. Indess kann man von einem
solclien Aufsteigen der Thermen aus der Tiefe nichts wahr-
nehmen ; (las Quelhvasser scheint vielmehr da, wo es zu Tag
tritt, v\wr von der Höhe >ich herabzuziehen und zwar, wenn
man die Verbreitung der verschiedenen Quellpunkte ins
Auge fasst , von dem hohen mächtigen Kalkstock des
Mt. Cristallo her. Dazu kommt, dass die geringe Neigung
der Kalkschichten am N.- und S. -Hände des Ortlerstocks nicht
für eine heträchtig tiefe p]inmuldung der Kalklagen spricht;
es scheint vielmehr der Kalkstock auf einer schwach nach
SW. geneigten und nur gering eingebuchteten Unterlage
aufgesetzt zu sein.
Zur Krkläruiig der hohen Tenij»eratur der Quellen ist
aber auch die Annahme einiT soKheii tief niederziehenden
Schichtenbiegung, aus der die Thermen wie<ler empor zur
i
120 Sitzung der tnathrphys, Classe vom 7, März 1891.
niedrigsten Punkte dieser sich kreuzenden Linien finden die
bis dahin unterirdisch circulirenden Gewässer den geringsten
Widerstand, der ihrem Austritt zur Tagesoberfläche ent-
gegensteht und hier an dem Felsenabbruch des alten Bades
ist es, wo sie dann aus den Klüften des Dolomites als Thermen
hervorquellen.
So wenig wahrscheinlich es auch für den ersten Augen-
blick sich darstellen mag, dass so hochgradig warme Quellen,
wie es die Thermen von Bormio sind, ihren Ursprung eis-
kaltem Schmelzwasser sollten zu verdanken haben, so leicht
begreiflich wird diese Annahme, wenn man sich die geo-
logische Constitution der hier herrschenden Gesteinsbildungen
und die eigenthümlichen Oberflächen Verhältnisse eines fast
senkrecht bis gegen 2000 m aufsteigenden Gebirgsmassiv
ins Auge fiisst. Bestätigt wird diese Annahme überdies
noch durch die Wahrnehmung, dass in Jahreszeiten lang
andauernder Kalt«, wälirend welcher kein Schmelzwasser er-
zengt wird, die Ergiebigkeit namentlich der Martinsquelle als
eine der liöchstgelegenen beträchtlich nachUlsst. Es wird
gesagt, da.ss diese (2nelle schon auf kurze Zeit ganz ausge-
blieben sei, dann aber bei Beginn der Schneeschmelze wieder
zu fli(»ss«Mi bpgoiini^n habe.
Das eingehende Studium der (iuellenverhältnisse von
Borinio hat mich nunmehr zur Ansicht geführt, es sei
auch für die Thermen von Gastein wahrscheinlich, dass
einfach durch ein Niedersinken von Schmelzwasser auf den
benachbarten höchsten Gebirgstlieilen der Taurenkette in
das Irmere des Gebirgsmassivs l)is auf dtis Niveau von
Gastein genügt, um dem Wasser den hohen Wärmegrad
zu ertheilen, mit dem es zu Ga-stein gleichfalls ohne irgend
beträchtlich<»n Druck wahrnehmen zu lassen, zu Tage tritt.*)
1) V. (JüiiiIm'I, iit'iAo'^. H»Mnerk. n. «1. warmen Quollen von
(ijifltt'in im JSitz. d. l>ay»T. A< ad. «1. Wi^s. math.-pliy.^. (. 'lasse 18H9.
XIX. S. 407.
121
üeber die ümbildimg der Lieberkülm'schen Drüsen
durch die Solitärfollikel im Wurmfortsatz des
Menschen.
Von N. Küdinger.
(Mit Tafel V.)
(StMg€lam/«n 15, Juni.)
In den letzten Jahren hatte ich Gelegenheit die Wurm-
fortsätze von fünf Enthaupteten bald nach dem Tode heraus-
nehmen und in geeigneter Weise conserviren zu können.
Die Individuen, denen die Wurmfortsätze entnommen wurden,
sind in den Sektionsprotokollen als gesunde krufti^re Manner,
in den mittleren Lebensjahren stehend, bezeichnet.
Der Magen, der Dünn- und Diek<iarm zei^rten sich bei
denselben von normaler Beschatienheit und bei drei der
Enthaupteten konnte con>tatirt werden, dass die Dünndarm-
verdauung eingetreten war.
Die Wände des Duodenum und des Jejunum zeigten
sich etwas gerötbet, das Darmrohr miis-ig stark ans^^ed^-hnt
und etwa« geschwellt. Bei der Eröffnunt; «les Leerdarnu*s
floss der braungelbe Inhalt aus und die Oberfliuhe ih-v Mu(«.>a
war mit zähem Schleim belegt. Der Wurmfort-atz wunl»*
entweder dicht am Coecum abgetragen «nler in Verbin<bintr
mit einem Stilck des letzteren herau-gfnommen, th»Ml.< in
Mnller'scher Flüssigkeit, theil^ in Pirriii-Salpeter-änr«* imd
einzelne Stücke auch in Alkohol conservirt. VWi fiueni
122 Sitzung der mathrphys. Classe vom 7. März 1891.
der Enthaupteten konnten sechs noch lebende Spulwürmer
aus dem Ileum entfernt werden und später zeigte sich, dass
der Inhalt des Processus vermiformis bei diesem Manne Ton
den Eiern des genannten Thieres ganz durchsetzt war. Die
Stücke des Darmes, bei welchen die Picrin-Sal petersaure zur
Conservinmg Verwendung fand, waren fast alle unbrauchbar,
weil eine starke Schrumpfung des Objektes und Loslosung
des Drüsen- und Darmej)ithels eingetreten war und kamen
daher diese in Picrin -Salpetersäure conservirten Präparate
bei Beurtheilung der Untersuchungs- Ergebnisse am Wurm-
fortsatze nicht in Betracht.
1) Die lymphoiden Zellen im Wurmfortsatz.
Jene Forscher, welche sich mit der Schleimhaut des
Darmkanales beschäftigt haben, wissen, dass die Solitär-
follikel im Dünn- und Dickdarm in Grösse und Zahl einem
hochgradigen Wechsel unterliegen und wurde von Hof-
meister ganz bes(mders darauf hingewiesen, dass das ade-
noide Gewebe d. h. die Lymphzellen in demselben bei Hunger-
thieren spärlicher sei, als l)ei gut genährten. Aber auch die
Gesamniternährung sei von Kinfluss auf die Zahl von Wander-
y.ellen in der DarnischlcMinhaut. Seilet unter ganz normalen
Verhältnissen sind in dem einen Falle makroskopisch gar keine
Follikel an der freien Schleinihautfläehe des Darmes sichtbar,
während in einem anderen die Schleimhaut des ganzen Darms mit
kleinen runden Krliöhungen reich besetzt ist. Zuweilen sieht
man an der Stelle, wo dit? Follikel an«xebracht sind, kleine
Einseiikungen, die man an den Mandeln und der Zungenwurzel
ebenso, wie im Colon und Kectum beobachtet. Diese Buchten,
die Krypten, stellen Kinsenkungen der Schleimhaut an der
Stelle der Follikel dar, die man jednrh im Wurmfortsatz des
Menschen ganz. vermis>t. Hier tritl'l man den Follikel in
gleicher Kbene mit jener Sthleimhaiittlikhe, die nur Lieber-
külursche Drüsen einschliesst.
. ii
124 Sitzung der math.-phys. Classe vom 7. März 1891,
sowohl die einzelnen SolitärfoUikel , als auch die Gruppen
der Follikel nicht gleichmässig in der Schleimhaut des Wurm-
fortsatzes vertheilt sind, sondern um so vermehrter auftreten,
als man sich dem blinden Ende desselben nähert, so ergaben
doch die Schnitte des Wurmfortsatzes von verschiedenen In-
dividuen, welche annähernd an übereinstimmenden Stellen
desselben gewonnen sind, dass in dem Verhalten und der
Zahl der lymphoiden Zellengruppen einerseits und der An-
ordnung der Lieberkülin'scken Drüsen andererseits ziemlich
grosse Verschiedenheiten bestehen.
Während die Schleimhaut eines Querschnittes von dem
Wurmfortsatz des Individuums A in ihrer grösst^n Aus-
dehnung keine Lieborkühn'schen Drüsen besitzt und fast nur
von lymphoider Substanz durchsetzt ist, zeigt der Querschnitt
von dem Processus vermiformis des Mannes B in der Schleim-
haut fast ausschliesslich Lieberkühn'sche Drüsen. Wo die
solitiiren Kollikel in der Schleimhaut des Wurm-
fortsatzes auftreten, fehlen die Lieberkühn'schen
Drüsen und wo diese in voller Ausbildung vorhanden
sind, ver Uli SS i nuin die Follikel. Beschränken sich die
Follikel auf die siibglanduläre Zone der Schleimhaut, so dass
sie noch aus>erhall) der Muscularis inuco>ae sich befinden,
dann stehen die Lieberkühirscheii Drüsen ohne Tuterbrech-
ung ziemlich «licht gedrängt nebt»neinaiider, theils von gleicher,
tlieils von ungleicher Grös>f».
Dies»* Thatsache allein drängt not h wendig zu der Frage-
stellung, wodurch dieses anatomisch -vcrsdiiedene Verhalten
der Schleimhaut be<lingt sein kl'uine. I)ic>er Wechsel der
(iebilde niuss unzweifelhaft in einem Zu-iannut»nhang stehen
mit der |{uhe und der Thätigkcit der Schleimhaut in den
verschietlenen Stadien der Funkt inu im Dickdarm resp. im
Wurmlortsitzl
Nach den hi^hcrigcn Frj^cl»ni>MMi meiner l nter>uchungen,
die ich am Wurmfort>atze gewinnen konnte, niu>s ich die erste
126 Sitzung der mathrphys. Clause vom 7. März 1891.
likels nicht im geringsten. Würden die Lieberkühn ^schen
Drüsen bei der Vergrosserung eines Follikels verdrängt, so
müssten dieselben dort, wo der lymphoide Zellenhaufen eine
Vergrosserung erfahrt, dichter zusammenrücken, was aber
durchaus nicht der Fall ist.
Man kann ganze Schnittreihen untersuchen, ohne eine
Aenderung in der Stellung der Lieberkühn'schen Drüsen zu
einander wahr/unehnien.
Ein Vergleich der Schnitte von den Wurmfortsätzen der
verschiedenen Individuen ergibt ganz überraschende Resultate.
An der einen Schnittreihe von einem Individuum A lässt sich
nachweisen, dass die Lieberkühn'schen Drüsen, wie Palissaden
neben einander stehend, die Schleimhaut fast des ganzen üm-
fangs des Procassus vermiformis erfüllen (Fig. I), während
sich an einer anderen Schnitiserie von einem Individuum B
in gleicher Ausdehnung in der Schleimhaut nur drei oder
vier LieberkühnVche Drüsen zählen lassen. (Fig. II.)
Fassen wir vorerst noch den gegen die freie Schleim-
hautfläche vorrückenden Leucocytenhaufen in's Auge, so sieht
man, dass er in dem \'erhältniss, als durch ihn das Epithel
der Schleimhaut vorgewölbt wird, ihre Cylinderzeilen um-
formt, indem aus diesen platte Zellen hervorgehen, die
schliesslich wie ein einschichtiges IMattenepithel, den Solitär-
follikel j^egen das Darmlumen abgrenzen. Die Cylinderzeilen
und au(?h ihre K»*rne werden so al^geplattet, dass der grösste
Durchmesser der letzteren der Si.hhMmhauttläche parallel steht.
Unzweifelhaft ist diese rrnforuiuug der Cylinderzeilen
zunächst da< lu'sultat d»M- mechanischen Einwirkung des sich
vergrössi'rnd»Mi lynii>li(>i<len Zelleuhaufrns, welcher die Sehleim-
haut hügelig nach dem Dariuluinen v(>rwi*)lbt. Die Verdünnung
der Epithel/eilen erreicht allnuihli.Lr. wie dies schon von an-
deren Autoren hervorgehoben wurde. tMuen so hohen (»rad,
dass die Kitt-substanz zwischen d<*n-;fll»eu od«»r die Zellen-
platten selbst zerrei.-sen und dem Follikelinhalt den Eintritt
128 Sitzung der mathrphys. Glasne vom 7. März 1891,
ces.sus vermiformis annehmen, das8 dieselben eine endgiltige
Rolle im Darminhalt spielen. Nicht eine einzige Thatsache
ist mir bei diesen Untersuchungen entgegengetreten, die ich
dahin venn'erthen könnte, dass eine Hückkehr der einmal in
das Darmlnmen gelangten Kerne der Leucocyten in die
Schleimhaut, denn nur Kerne allein kann ich im Darmrohr
wahrnehmen, stattfindet. — Lymphoide Zellen oder nur
deren Kerne gehingen nicht nur zwischen den Cy-
linderepithelien, sondern auch nach Verdünnung
und Zerreissung des Epithels an den solitären Fol-
likeln und den Follikelgruppen in das Lumen des
Wurmfortsatzes zu dessen Inhalt. Dass der Wurm-
fortsatz immer mit einem feinkörnigen oder einem graugelbeo
Sekret erfüllt i.^t, geht aus den rnt<'rsuchungen der fünf
Präparate klar hervor. In dem einen Falle war der Inhalt
ganz durchst't/t mit den Eiern von Ascaris lumbrieoides,
wt»lchcr l)i*i der S«»kti()n aus dem Dünndarm genommen wurde.
2) Die Einwirkung der ly ni]»h()iden Zellen auf die
Liel)«»rk ü hn'schen Drüst'n.
\\v\ den MusternngtMi der Schnitt.serien des Wurmfort-
^at/«'s an <hMi fünf IndividutMi, deren Darm in den verschie-
flriit'ii iStadi«*n (irr Verdauung l)ei der Conservirung «ich
befand, beohuditet«' ich ein (eigenartiges Verhalten der Lieb«»r-
kühn'M-lieii l)rü>en zu jenen Stellen, wo ein S<ditärfollikel
oder eine Follikelgnippe ;^e^en die lji(»lM«rkülHrschen Drüsen
vorrückt. Im ersten Augen hlick nni^^te man an verschiedene
MöglidikeitiMi, welch«' «ii«*>e immer wi«Mlerkehrenden Bilder
in der SihliMinhaut zu Stand«* l)riii^eii, clmken und man
konnte zuiiiich>t annelniM'n. daxs, w«Min man die blinden Enden
der Li«*lM*rkiUinV( lien l)rii><*n In-i v»'r.s( lii«*.lenariijxer Schnitt-
fühnmg zur An-rhaunniT brluL^t, die /♦•Ilengrnppen derselben
olin«* Lnmt'U und (din«* r«*»^«'lMiässiL;e Aiioniiiung sich zeigen.
Allein bald nHi»te ich «ii»* l eber/<*n<riiiij^ «gewinnen, dass in
130 Sitzung der math.-pliyA, Clas/tc vom 7, März 1891.
Zellen eingetreten ist, die rothe Farbe, resp. das Protoplasma
mehr und mehr schwindet, walirend an der entgegengesetzten
Unirandun}^ der Drii.se die rothe Färbung des Drüseninhalts,
in welchen die blauen Kerne auifallend durchschimmern,
erhalten ist. Neben der Aenderung der Form und der Stell-
ung der Cylinder/ellen zueinander und zur scharf begrenzten,
kernhaltigen Tunica propria der Urils«) geht die Zellenniembran
und das Protoplasma der Cylinderzellen zu Grunde, denn die
Zelle wird kleiner uml die specitische Farben reaetion bleibt
an der formell geänderten Zellenreihe vollständig aus. Die
blau gefärbten Zellenkerne, wenn auch in unregelmässiger
Anr»rdiiung, sind jetzt um so deutlicher geworden. Sehr bald
erkennt man auch keine Tunica propria der Drüse, die sehr
charakteristisch und deutlich war. und in dem Verhältniss,
als der solitäre Follikel sich vergrössert, wird die Lieberkübn-
sche Drüse in ihrem ganzen Umfange in den beschriebenen
Kreis der Veränderung gezogen : ihr Lumen schwindet all-
mählich gänzlich, die Tunica propria ist gar nicht mehr zu
er keimen und an der Stelle, wo die Drüse war, ist jetzt ein
Nest von blau gefärbten Kernen aufgetreten. Dieselben be-
schränken sich anfänglich noch auf die Stelle, wo die DrOse
war und schli<\sslich schwindet auch diese Begrenzung, so
dass die Li(*berkühn\sche Drüse ganz und gar den
Charakter des SolitärfoUikels angenommen hat und
auf dem Querschnitt nur die helle centrale Parthie
des Follikels, das Keimcentrum, mit dem dunklen
dichten Hof vorhanden ist. (Fig. II.) Diese Veränder-
ungen der Drüsen schreiten von ihren blinden Enden gegen
die freie Öchleimhautfläche hin fort und an der Stelle der
Lieberkühn'schen Drüsen befinden sich nur noch lymphoide
Zellen, an welchen das Proto]>hisma eine kaum sichtbare
Schichte um den Kern herum bildet. Selbst bei Anwendung
starker Vergrösserungen erhält man den Kindruck, als seien
in dem Öolitärfollikel, wenn derselbe die Schleimhautoberfläche
132 Sitzung der math.-jjhys. Classe vom 7. März 1891.
Ich sah in den Cylinderzellen der Lieberkühn 'sehen
Drüsen vielfach Kerne derselben, welche gegen die dem
Lumen der Drüse zugekehrte Abtheilung der Zelle vor-
rücken und finde in einer und derselben Ebene, ganz dicht
nebeneinander, zwei Kerne auftreten, die kaum anders
als Kerntheilung ohne Mitose gedeutet werden können.
Diese Kerne vergrössern sich und wandern auch bis in das
Drüsen lumen, in welchem man ihnen, wenn auch nicht sehr
häufig, auf (Querschnitten der Drüsen begegnet. Seltener sieht
num diese Kerne gegen die Basalmembran der Drüse vor-
rücken und glaube ich auch nicht, dass sie diese Richtung
regelmässig einschlagen, was doch geschehen raüsste, wenn
dieselben zu den Wanderzellen der Follikel werden sollten.
Ich vermuthe vielmehr, dass, wenn die Lieberkühn'schen
Drüsen durch die Einwirkung der FoUikelelemente um-
gewandelt sind, eine Neubildung derselben, welche a priori
angenommen werden muss, durch Theilung der noch erhal-
tenen Drüsenzellen stattfindet. Man sieht nämlich an ein-
zelnen Stellen gabelig geth eilte Lieberkühn^sehe
Drüsen in grösserer Zahl auftreten, während die meisten
Drüsen durclischnittlich einfach geformte Cylinder sind. Zwei,
drei und sell>st vierfache Theihingen der Lieberkübn*schen
Drüsen, wie man sie /. 13. im Dickdarm des Hundes beob-
ac-lit('t, sind im Processus vermiformis und auch im Dickdann
des Menschen gnxse Seltenheiten. Aber an einzelnen Ol>-
jfkttMi begegne ich die.-er Verd(>|)j»hing der Drüsen in so
grosser Zahl, dass ich eine totah.» Theilung derselben ver*
ujuthe nach jenem Verdauungsstadium, bei welchem die
Drüsen zu Leucocvtlien häufen umgewandelt wurden. Ware
diese Theilung der Drüse als imii regelmä-ssiger Vorgang nach-
gewiesen, >o würden die HeobaelituniT^'n v<»n v. Davidoff
meiner .Mt»inung nach auch dahin gedeutet werden können, dass
die Vermehrung «ler Kerne in den (.'vlinchTzellen der Schleim-
haut dann erforderlich ist, wenn beim Follikeldurchbruch eine
134 Sitzung der math.-phys. Classe vom 7, März 1891,
Schleimhaut aus nach der freien Oberfläche fortschreitend,
hesdirieben und in seiner Figur 13 abgebildet. Hier erscheint
doch der Vorgang der Art, dass man viel eher die Ver-
änderungen des Epithels, durch den vorrfickenden Follikel
bedingt, von der Tiefe nach dem Lumen des Darmrohres
hin fortsclireitend, «ableiten möchte, als ein umgekehrtes Ver-
hältniss annehmen. Wenn auch die Bildungsstätte für die
Leueocyten nach der Anschauung v. Üavidoffs in die Epithel-
zellen der Schleimhaut verlegt wird, so kann doch die That-
sachc nicht geleugnet werden, dauss der Inhalt der Follikel,
wenn dieser eine gewisse (i rosse, resp. eine bestimmte Reife
erlangt hat, in das Dann röhr einwandert. Ferner darf auch
iin die Möglichkeit gedacht werden, dass die Kerntheilung
in den Epithel/eilen der Schleimhaut sowohl, als auch in
den Lieberkühn'schen Drüsen als Einleitung der Zelltheilung
stattfindet, um das zu (i runde gegangene Driisen- oder
Schleimliaut- Epithel wieder zu ersetzen. Eine Neubildung
der Lieberkühn'sfheii Drüsen von dem Epithel der noch vor-
handenen Drüsen oder \(m der Schleimhaut aus, ganz ebenso
wie das letztere bei der erstnuiligen Entwicklung zu Staude
kam, mu.-s doch als einzige Möglichkeit festgehalten werden.
Für eine andere Art des Wiederersatzes der Lieberköhn'schen
Drüsen spricht keine einzige Thatsache an den mir vor-
liegenden ()l>jekten.
Doch muss ich noch auf eine Eigenthümlichkeit in dem
V(;rhalu*n der LieiM'rkühirscheii Drüsen hinweisen, für die
ich el>ens(>wenig, wie für die erwähnte Neubildung eine Er-
klärung geben kann. In «ifr Figur S der Tafel V sind Quer-
schnitte d(.T l)rüs«Mi ge/riclinet, wrlciiH i'ine stdir verschiedene
^Irösse zeigen. An t*in/elnen Stellen der Schleimhaut, ins-
))es<»ndere dort, wo ein Ijencocytenhaufen vorhanden war,
begegnet man >elir kl «»inen Lieberkü lin sehen Drüsen,
an welchen ich am Querschnitt einen Kranz von 1^ — 18 Cv-
linderzellen zählen konnte, während ich an grossen Drüsen
Büdinger: Umbildung der Lieberkühn* sehen Drüsen. 135
40 — 48 Cylinderzellen annähernd festzustellen im Stande
war. Indem man im ersten Augenblick diese kleinen Lieber-
kOhn^schen DrQsen für neu gebildete ansehen möchte, konnte
ich über ihre Herkunft keinen Aufschluss erlangen. An
keinem einzigen Prapartft der Wuritifortsätze konnte ich
Längsschnitte dieser DrQsen zur Anschauung bringen und
bleibt mir daher ihre Abstammung und ihre Deutung unklar.
Iph zweifle nicht daran, dass wenn man eine genügend
grosse Zahl von menschlichen Wurmfortsätzen gut conservirt
zur Verfügung hätte, und, was ich besonders betonen möchte,
lückenlose Serien ven Querdurchschnitten herstellt, alle die
berührten Fragen beantwortet werden könnten. Nach meinem
Daf&rhalten stallt der Wurmfortsatz ein besonders geeignetes
Gebilde für das Studium aller Vorgänge, welche sich in des.sen
Schleimhaut bei den verschiedenen Verdauungsstadien ab-
spielen, desshalb dar, weil derselbe mit seinem Inhalt un-
versehrt zur Conservirung und Untersuchung gelangen kann.
136 Sitzung der mnth.-phys. Clattse vom 7, März 1891. .
Beschreibang der Figrnren aaf Tafel Y.
Figrara I. Darstellung eines Abschnitte« der Schleimhaut den
VViirmfortsatzeH vom Menschen, an welchem» die Lieberküho*t(cheii
DrÜHen dicht gedrängt vorhanden nind. Der ganze Querschnitt den
Processus vermiformis, von dem die Abbildung gewonnen wurde, lässt
nur vier üolitäre Follikel erkennen, während zwischen denselben eine
grosse Zahl der Lieberkühn'schen Drüsen erhalten ist. Diese zeigen
ganz normale Abstünde voneinander.
Fig. II. Diese Figur ist einem Querschnitt eines' Wurmfortsätze«
entnommen, an welchem nur sehr wenige Lieberkilhn'sche DrflHen
sichtbar erscheinen. Die einzelnen noch erhaltenen DrÜRendurfhschnitte
treten nur in der Nähe der Schleimhaut auf. Die Follikel 1., 2. und 8.
erscheinen lang gestreckt uml <las helle Keimcentrurti zeigt dieselbe
längliche F(»riM, wie drr ganz«' Follikel. 1. Schiefe Abschnitte von
drei Lieberkühn'schen Drüben. 5. Fine lange Drüse, welche von zwei
Follikeln umschlossen i>t.
Fig. III. Querschnitt von einem Pr(»cessus vermiformis, an welchem
all«* Srhiihtcn vnn d^r Muscularis propria bis zur freien Schleimhaut-
tlärli«' auf>^enoiiiiiu'n s^nd.
1. Musculari«* propria de< Fro('r«;<*us vermiformis."
2. Subniuiosa, in welcher »-in >i«b entwickelnder Follikel ein-
gertchlossen ist. (»erscU^e beiludet *■!< h nnili ausserhalb der Musculari«
mucosae, welch«» sich bei riorm.ilem N'erhaltcn die .Mucosa. von der
Submu«*0'<a abirn-n/t.
t. Die bieb«»rkübn'si h«'U Drii-«'n ^riHst«'uth«'iK «pier durch<«chnitten
r>. Frj'i«' Silileimliautllacli«' mit dem « 'vlinilerepith«'l überkleidet.
i). ."^^ülilariT Follikel mit einem Ip-lb^n Keimccntrum.
Fig. IV. Si»litärfollik»'l bi- zum Kpithel d<'r >c|ileimlunil vorg«*rfl«'kt.
1 Di«' L«Mict»cvten «tIüII«!! »licbt.L,n.,||-.,„^r| ,|,.p <ranzen Follikel
und reii-hen bi^ zur S<-lil(Mmliaut 1.2).
138 Sitzung der math.'phys. Clasae vom 7, Märe 1S9J.
Fig. VII. Solitärfollikel bei schwacher Vergrösserung. 1. Dichter
dunkler Hof; 2. Hellen Reimcentnim des FollikeU 3 und 4, Ver-
änderte Lieberkühn'sche Drüsen, von welchen einzelne ganz, andere
zur Hälfte durch die Einwirkung des Solitärfollikels verändert sind.
Fig. Vin. Eine Gruppe von verschieden grossen LieberkOhn*schen
Drüsen. 1. Grosse Drüsen quer durchschnitten, deren AasführunMTS-
gang von vielen Zellen umringt ist. 2. Reticuläre Bindesabstanz. in
welcher 8, kleine langgestreckte Drüsen mit einer geringeren Zahl
von Cylinderzellen ausgekleidet sichtbar sind. Abgesehen von der
Kleinheit dieser Drüsen, ist kein Unterschied von den grossen zu
konstatiren.
Sitzungsberichte
der
kOnigL bayer. Akademie der Wissenschaften.
OefiFentliche Sitzung
zur Feier des 132. Stiftungstages
am 21. März 1891.
Die mathem.-physikal. Classe hat im verflossenen Jahre
5 Mitglieder durch d^n Tod verloren : das ordentliche Mit-
glied Dr. Frinz Hessler, den Senior der Classe und der
Akademie, dann aus der Reihe der auswärtigen Mitglieder : den
französischen Geologen Edmond Hebert in Paris; aus der
Keihe der correspondirenden Mitglieder : den Chemiker Hein-
rich Will in Giessen, den um die physiologische und land-
wirthschaftliche Chemie verdienten Forscher Wilhelm Henne-
herg in Göttingen und den russischen lloisendiMi und (l(»o-
graphen Peter von Tschichatscheff in Florenz.
Franz Hessler.
Im Jahre 1878 stellte sich dem damaligen Classensokretrir,
Herrn von Kobell, ein altmodisch, aber sorgfältig gekleid<'t<'r
Ctrcis als der pensionirte kgl. bayer. Hezirksarzt Dr. Franz
Hess 1er aus Wemding vor, mit der Angabe, er wäre aus-
wärtiges Mitglied unserer Akademie und träte bei seiner
IUI. lUtb.>plixa. Cl. ?. 10
140 Sitzung der mathrphys, Classe vom 31. März 1891.
Uebersiedelung nach München Statuten gemäss als ordentliches
Mitglied der matli.-physikal. Chtsse ein. Herr v. Kobell,
dem der Name und die Verdienste Hessler's gänzlich un-
bekannt waren, erfuhr in der That aus den Akten, Abs»
Franz Hessler schon im Jahre 1848 auf Vorsclilag Walther's
zum correspondirenden und im Jahre 1852 auf Vorschlag
der Herren Kingseis und Martins zum auswärtigen Mitgliede
der Akademie wegen seiner Verdienste um die KenntnisR
der altindischen Medizin erwählt worden war.
Es ist wahrlich ein seltenes Vorkommen, dass ei« viel-
beschäftigter Arzt das Interesse besitzt .und die Zeit sich
abringt, um eine Sprache, die damals nur Wenige beherrschten,
sich anzueignen und in jahrelanger Arlieit die merkwürdigen
Aufzeichnungen einer der ältesten Heilkunden der ärztlichen
Wis.senscliaft zugänglich zu machen. Vor 50 Jähren war es
zwar noch ziemlich häufig der Fall, dass der Arzt sich mit
irgt?nd ein<*in Zweige der Naturwissenschaft, namentlich d^r
beschreibenden, eingehend beschäftigte und an der Erforschung
der FhuM und Fauna seines Wohnortes sich betheiligte; auch
das ist bei d«?r ei;ienartigen Entwickhmg der Medizin, welche
innner mehr Special- Kenntnisse und Ftjrtigkeiten von ihres
JiMP^iMii verlangt, Jeibuh unliegreifliclier und unheilvoller
\Vei>e im deutschen lu'iche trotzdem weniger Zeit zum »Stu-
dium bi.'iin-))ru('lit wi'* früher, kainn mehr möglich; die
Zficheii deutm aber aucli .-chnn jetzt darauf hfn, diws dies«?
•■xpan>ive Au>biMung nui' Kn-ten der Tiefe derselben ge-
M-hit-bt und d;i< V(>r/ti;(lieb aus cb-u Xatur\vi>senscliafteii ge-
wunueue ^ «•r^täuihn>.- <l«'r VtirgliliLTe .-owie die feine Heob-
arlituiig>gabe ib'- alten Ar/t<'s dabri Nerlon-u geht.
l>a> äu->«r«' Li'beii i'ranz llf-'-b'r'^ vt-rlief in iler ein-
fachsten \\ ei^e.
Er wurdi* zu KniHibarb bii A"'lialV«iilnirg am 1:^ Ok-
tnlier di'> .labres ITi'"^ nU (b*r Sidiii -< blirbler liauersleiite
geboren. Nachdem er da- < ivnina>iuiu /u A-rbaffeubnrg mit
r. Vnit: Xelrolog auf Franz Hessler. 111
Auszeichnung absolvirt hatte, bezog er zuerst die Univer.-ität
Würzbury, begab jsich aber balJ von da nach Heidelberg,
um uut^r Ijeitung des l*n»fe3.sors Creuzer während der Jahre
1823 nnd 1S24 Philologie zu studircn, wodurch er den Grund
zu seiner Kennt niss des Sanskrit legte. Nach Würzburg
zurückgekehrt, wurde er jedoch der IMiiiologie aus mir un-
U-kannt gebliebenen Gründen untreu und begann Natur-
wissenschaften und Medizin zu treiben, auf welche er «J Jahre
verwendete. Nach rühmlich erlangtem Doktorgrade der Philo-
sophie nnd der Medizin fungirte er in Würzburg während
zwei .tahren als Assistenzarzt an der städtischen ambulanten
Klinik unter Fend und Ruland, und bestand dann die da-
malige Prüfung für den gerichtsärztlichen Staatsdienst sowie
die sogenannte Proberelation bei der Prüfungskommission in
Bamberg mit der Note der Kminenz. Darauf bekleidete <*r
während 2 Jaliren die Stelle als Leibarzt bei <lem in Deutsch-
land reisenden russischen (irafen Wielhorskv, bis er im
Jahre 1833 als kgl. Landgerichtsarzt in Miesbach angestellt
wurde. Auf seine Bitte wurde er von da in gleicher Eig(»n-
schafi; nach dem kleinen Badest^ldtchen Wemding im Ities
versetzt, woselbst er 28 Jahre hindurch (bis lSß2) <lie me-
dizinische Praxis in allen Zweigen der Arzneikuiide ausübte
und zugleich als Badear/t thätig war.
Hier in der Abgeschiedenheit von dem Treiben der
Welt entstand das Werk, welches seinen Namen über seinen
Wirkungskreis als Ar/t bekannt machen sollte. Kr üIxt-
s^tzte den .Ayurveda d. i. das Lehrliucli der Heilkunde de-^
^$n>ruta aus dem Sanskrit in\s Lateiniselu? in 3 Händen und
2 Konimentar-Fascikeln, welche mühsame Arbeit einc^n Zeit-
aufwand von 20 Jahren in Anspruch nahm.
Von Wemding wurde er im .lahre ISiiü als He/irksarzt
nach dem oberbayerist-hen Markte (»eisi-nfeld vers*'tzt, in
welchem er 11 Jahre wirkte, bis er 1^7^» im Alt«'r von
7'} Jahren in den erbetenen Kuhotainl, unter Anerkonnnng
141 Sitzutuj der nuührphys. Classe vom 21. März 1S9J,
uiiseroin Ijerühmten verstorbenen Collegen, dem Orient alisteu
Markus Josef Müller, auf dsi» Entschiedeuste betont wurd«.
Ks würde allerdings die Gescliiclite der Medizin eine neae
Grundlage erhalten haben, wenn der Susruta das hohe Alter
gehabt hätte und die (Quelle der europäischen Medizin ge-
wesen wäre, wie llessler meinte; aber seine angeblichen
Beweise Hessen sich leicht widerlegen und als grundlose An-
nahmen erkennen.
Trotz alledem muss man andererseits bedenken, dass
llessler mit seiner Uebei^setzung nicht der Philologie, son-
dern vorzugsweise der Medizin dienen wollte, indem er der
ärztlichen Wissenschaft die altindischen Anschauungen über
die Krk ran klingen und die Heilmittel zu erschliessen bestrebt
war. l'nd dass man hierin ihm zu grossem Danke ver|»flichtet
ist, das ist keinem Zweifel unterworfen, wenn auch die Philo-
lt>gie von seinen Arbeiten keinen Gewinn gehabt hat und
wenn auch die an die Ufbersetzung des Susrutu weh an-
knüjd'i'iide eigentlich wissiMischaftliche Thätigkeit, durch
welcln» dem Buche >eiin' wahn^ Stelle in der Wissenschaft
hätte angi*wii'.-en werden si»llen. eine misslimgene ist.
Man braucht zu dem Zwecke nur den Kindruck, welchen
rlie !\eimtni-s (lc> Axiirveda des Susruta auf einen der
ersten KrniHT der i icMliiclite der Medi/iu, auf H. llaeser,
gciiiaclit iiat . sich zu vcr|^i*gfii\värtigeii. Obwtdil Ilaet^'r
elMiit'all> gi'iren II es .4er g»'lteiid machte, dju-^s die in der
Saii.rkrit -Sprarhe veria»h'n nuMli/iniM-lien Schriften wahr-
-clieiulich iiii-lit tViiin-r al> km/ \nr »Imi Anfange der chri>t-
lidn'ii ZeitivcliimiiL^ Mi«'ili'rL^r-rliiic})i'n wordm >ind, mi hält
er dncli «icn Auirveda i'iir ijas wiciitiirste der vielen noch
v<»rlianleiH'M nudizini-cluM Sai>krit\\crkc. Kr )»erichtet aus
llr.'-!«'r'.> Wrrk aii^^fülirll« h in «».•in<iM Lelirbui-li «ler ^iesrhicht-e
der Meili/.in iiln-r die daiiii iiji-'hTLT'-li'L^tc >tannenerregende
Ma— c v<iii iii»Mli/.iiii>ilii M ll.'i.lr.Hlitui.LTeii niid Krfahrungen,
zu deren fSaiiinilii!:;; ^ii J-.erÜ« h .laiirluiidiTti* ih'»thig gewesen
r. Voit: Nvkrohij auf Fr um Ifcs;<Jer. 1 !•»
s<>ieu. Wir lernten daraus, dass in Indien damals eine ei<^ent-
lieh wiT-senscbaftliche Heilkunde noch nicht bestand, da ilir
vor Allem die Grundlage jeder wissenschaftlichen Medizin,
nümlich die Kenntni."« den Uaues und der Verrichtungen des
Körpers, gänzlich mangelte; nur diejenigen Fächer der Me-
dizin, welche sich bis zu einem ge\visM»u Grade rein em-
|nri:;ch zu entwickeln vermögen wie die Chirurgie inid di«^
Geburtshilfe, waren zu einem übernischend hohen Grade drr
Ausbildung gediehen.
Das unbestreitbare Verdienst Hessler's, uns ein wichtig*»«
Gebiet der ält^jsten Geschichte der Heilkunde zugänglich ge-
macht zu haben, hat offenbar die einsichtigen und bedeutenden
Aerzte Walther und Ringseis, von denen der Erstere wegen
seiner Verdienste um die Physiologie, namentlich durch Ein-
führung der allgemeinen Anatomie in Deut.schland in seinem
gettreich geschriebenen Lehrbuch der Physiologie, der Letz-
tere wegen seiner Verdienste um die mineralogische Samm-
lung Aufnahme in unsere Akademie gefunden hatten, ver-
anla:ist. Hessler zum Mitgliede der Akademie vorzuschlagen.
Auch hat der hiesige ärztliche Verein Fle^sler aus dem
gleichen Grunde zu seinem Ehrenmitgliede erwählt.
Hessler war eine stille iMJscheidene Natur, freundlich
und liebenswürdig, voll edler Begeisterung für die Wissen-
schaft. Im März des vorigen Jahres wohnte der 1)1 jährige
würdige Greis noch mit aller Aufmerksamkeit der Fe>tsitzung
der Akademie an. Im Monat Juni wurden wir durch die
Nachricht überrascht und schmerzlichst berüiirt, da^s unser
College am 15. Juni ohne vorausgHgan;^ene Krankheit g«;-
storben sei und bereits auf dem Friedhofe zu HaidhaustMi
^ein Grab gefunden habe. Ohne da- Geleite trauernder An-
gehöriger und Freunde ist er in dt-n SL-ho'>s<; rler Erde ver-
aerikt worden. Er war nach dem Tode seiner L»*bensgetahrtin
fas»t ganz vereinsamt und lebte ohne weiteren Tnigang in
seiner der Stadt fern liegenden Wohnung in der Wolfen-
1 l<» Sitzuntj tler math.'iHiy^t, Clause com 2L März 1891,
hiiu.'seiier ^trasäc. Die letzten «Itilire seines Lebens waren noch
durch >chwere Nalirungssorgen getrübt, da er fast sein ganzes
durch niillisflige Arlieit errungenes kleines Vermögen ohne
sein Verschuhlen verloren hatte. Die Mitglieder der math.-
phy.sikal. Chisse erwarben ^eine Grabstatte und Hessen da-
selbst AU seinem Andenken einen einfachen Stein setzen.
AVir werden des braven Mannes, der der Wissenschaft
nac'li Kräften v.xi dienen suchte, gerne gedenken; sein Name
wird mit der (beschichte der Medizin dauernd verknüpft
Ideiben.
Ediiiond Hebert.
Am 1. Aj>ril 181H) starb im Alter von 78 Jahren zu
Paris der Ueolnge Kdmnnd Hebert. Derselbe nahm durch
seine umfassenden Kenntnisse und seinen kritischen Blick einen
der ersten Pliit/.e unter den Geologen seiner Zeit ein und
i;alt als das Haupt der französischen geologischen Schule.
Während Daubree die experimentelle und dynamische Geo-
logie in Frankreich vertrat, Delesse in der chemischen und
kartographiselien liichtuiig besonders hervorragte, war Hebert
in s<Mnem Vatcrlaiide unl>estritten als der erste Vertreter der
strati((ra])hischen, ]>a1äontologischen und historischen Itichtnng
in dieser Wis-en.schaft anerkannt. Es gibt in der That kanm
eine wiclitigt? Krage auf diesem Gebiete der Gliederung der
Schiiditen der Erdrinde und ihrer Verbreitung, an deren
Lösung er sich in seiner langjälirigen wissenschaftlichen
Tliätigkeit nicht mehr oder weniger erfolgreich betheiliget
hätte.
Hebert wurde im Jalire 1812 zu Villefargeau, einem
Dorfe in der Nähe von Auxerre im Departement Yonne ge-
hören, woselbst sein Vater, ein alter Soldat der Republik
und des Kaiserreichs, Pächter eines Landgutes war. Die
ersten Studien machte er in der öffentlichen Schule zu Auxerre
mit solchem Erfolge, dass man ilm für eine gelehrte Lauf-
bahn und zum Eintritte in die Ecole normale in Paris be-
V. VoU ; Nekrolog auf Edmond Hebert. 1 1 7
äiinimie. Während er sich zum Eintritte in diese Schule vor-
bereitete, musste er sich vorerst die hiezu nothij^en Mittel
selbst erwerben; ergab daher als ISjähriger Jüngling nach
seiner Ankunft in Paris in einer Pension Unterricht im La-
ieiuisehen und war dann in einem Institute als Studienaufseher
verwendet. Es gelang ihm endlich im Jahre 1833 in die
Ecole normale superieure aufgenommen zu werden, in der er,
auPs Fleissigste seine Zeit benutzend, drei Jahre verblieb.
Gleich nach seinem Abgange von dieser Schule erhielt er
einen Posten als Lehrer der Physik in der höheren Lehr-
anstalt zu Meaux, wo er sich durch seinen Eifer und sein
ruhiges, bestimmtes Wesen so sehr auszeichnete, dass er nach
2 Jahren (1838) an die Ecole normale als Aufsichtslehrcr
zur Ueberwachung der Disciplin und der Studien der Schüler
zurQckgerufen wurde. Bis zum Jahre 1857, also volle 19 Jahre,
verblieb er in dieser untergeordneten Stellung.
Bei seinen eigenen Studien hatte er sich anfangs vor-
zfiglich mit physikalischen Problemen beschäftiget. Da ihm
aber die sitzende Lebensweise nicht zusagte, so unternahm
er Ausflüge in die schöne Umgebung von Paris, bei welchen
er sich für die Geologie zu interessiren begann, der er sich
Ton 1840 an ausschliesslich widmete. Durch diese Exkursionen,
denen sich die Schüler anschlössen, brachte er nach und
nach eine ansehnliche Sammlung von Versteinerungen und
Mineralien zusammen, welche er von stratigraphischen Ge-
sichtspunkten aus ordnete. Diese Sammlung diente nicht nur
zu seiner eigenen Ausbildung in der Geologie, sondern auch zur
Belehnmg und zu Arbeiten der Schüler; es waren dies die
ersten Anfönge der später für die geologischen Studien in
Frankreich so erfolgreich gewordenen Schule Hebert's.
Durch die Thätigkeit als Aufsichtslehrer fand Hebert
nicht die Zeit eine Doktordissertation zu verfassen; erst 1857
vertheidigte er seine Thesen mit der bemerkenswerthen Ab-
handlung: ySur la faune des premiers Sediments tertiaires''.
1 18 S'itzuiKf der math.-phys. Chisse vom 21, März 189 L
Noch in dcniselbeii Jahre wurde er, hauptsächlich in Folge
der ali<^enieinen Anerkennung einer im Jahre 1856 erschie-
nenen Sclirift, auf welche wir nachher noch zu rfiek kommen
werden, mit den Vorleriungen über Geologie an der Sorbonne
betraut und dann mit dem Titel eines Professors der Geo-
logie an derselben an Stelle des verstorbenen üonst4&nt Prevost
von dem Minister des öflentlichen Unterrichtes angestellt und
zwar gegen den Vorschlag der Fakultät, welche sich für
Herrn dWrchiac, Mitglied des Institutes, entschieden hatte.
An der Sorbonne gründete Hebert alsbald eine neue An-
sialt für Geologie, welche von Anfang an von einer beträcht-
lichen Anzahl von Schülern besucht war. So entstand seine
grosse Schule für Geologie, in der er über 20 Jahre durch
seine N'orlesungen, die Arbeiten in der Sammlung und die Ex-
kursionen wirkte. Er besass die richtige Art des Lchreiis,
indem rr seinen Schülern am Ül)jekt<j zeigte, wie man beol»-
aclitcn müsse und sie bei seinen eigenen Arbeiten mitwirken
lioss. In lieix'vollster Weise nahm er Jeden, der es ernstlich
mit der Wissenschaft meinte, auf; er wusste alle durch die
fc.-scliiden Mittlieil untren aus seinem reichen Wissen für die
Wisseiiscliaft zu bcgei.-tcrn und zu selbständigen Arbeiten
anzuleiten. Auf diese Art gingen viele treffliche Abhand-
lungen aus alh'ii Tiieijen <ler (le(>logie aus seiner Anstalt
iiervor : -eine Srliüler >iud Jetzt dit? Ltdirer geworden, und
e> siinl f'a-t alle f.elir>tülile d'-r Geologie an den Fakultäten
Fraiikreicli.- von iliuen lu'-etzt.
l)ie wi>se!iM- halt lirhell Arbeiten ll«''berl.*s sind höclLst
bediuteuile. iiaineutlit'b auf dem ^lebii'te der Stratigraphie.
In der i'r>tfn Hälft«' -eiii.T wi<^i'usclialtliclien Thätigkeit
bc>eliräukt»' er .-»i«'!! mit <l»'r Krfnr.-cbung de- für «lir' Geologie
<it merkwünligen l^'c■k^■U'^ \n\\ Pari-. de>MMi sekundäre,
terliäri* und i|uartän' nilduntr«*ii »-r u^te^'^ueht»^
Seine ersten Publil\;iti(nieM >iaiiini»u ans den .Jahren l>^i7i
luid 1^17. In denselben hatte Hebert, nanientlieh in der Ab-
r. Vuit: Xckrnhtj auf Ednumd llvhvrt, NO
Imuillung : Note .sur le culcaire ])isulitlie, bereits auf die
Wichtigkeit eines Scliichtenconiplexes liiiii^ewieson , weklier
bis dahin vrdli^ verkannt worden war und eine Stellung
zwischen den crebtcischen und den alttertiären Schicliten ein-
nehmen sollte, von ihm jedoch der cretacischen Gesteins reihe
(der Kreide) ziij^orechnet wurde. Kr zei^t« mit Herrn de
Mercey, dass die Kreidcfornnition des Beckens von Pari.s
trotz ihrer scheinbaren Continuität doch aus einer Anzahl
von verschiedenen »Schichten best-eht, von denen jede ihre
be:ionderen, ihr zukommenden V^erstcinerungen, namentlich
die vorher nicht gekannten verschiedenen Arten des Echinu-
derineugenus Micraster, einschliesst. Er hat diese letzteren
Formen spfiter bis nach Enghmd und Br)hnien verfolgt und
auch die Analogien der cretaci:<chen Schiebten von Mauleun
und Gensac mit denen von Mastricht erkannt.
Seine folgenden Untersuchungen befassten sich zunächst
mit der Feststellung des Verhältnisses der sogenannten unteren
Miocanbildungen der jüngeren Tertiärzeit zu den Kocän-
ublageruiigen der älteren Tertiärzeit. Es ist ein ganz wesent-
liche:} Verdienst Hebert's, durch minutiöse Beobachtung des
Details daä Pariser Tertiärbecken in Bezug auf diese Ge-
bilde volLstandig in's Klare gest.ellt zu haben.
Feber die Juraformation des Beckens von Paris machte
Hebert eine grosse Anzahl vtm Erfahrungen, welche in einer
massgebenden Arbeit: les mers anciennes et leurs rivages
dans le l)as.sin de Paris, terrain jurassicjue (IS.Mj) zusamuien-
gefusst ^iind ; in derselben konnte er, im Ans(hlu>se an die
in Frankreich herrschenden Ideen der" Cit^birgshebungeii, die
zur Jurazeit eingetretenen hichwankungen im Meeresniveau
durch eingehende Beobachtungen nachweisen.
Daran schliessen sich mehrere geistreiche und inlere.-:>ante
Arbeiten an, in welchen Hebert die \^»ränderung «ler < ^Ijcr-
flächc und der Bildungsnu'ore in ver-cliii"den«'n lV'ri<Ml»n 1»!**
in die Neuzeit verfolgte. So suchte er zu /figen. da>s die
150 Sitzuntj der nuithrphi/s, Classc vom 21. 3Iärz 1891,
Sevenneii, sowie die subalpine Kejjion und die Provence erat
nach der Ablagerung des jurassischen Korallcnkalkes erhoben
worden sind und ein Festland wurden, über welches der
obere Jura sich nicht ablagern konnte. Es knQpfte sich
daran ein heftiger Streit mit den Anhangern der Annahme,
dass das ^Corallien'' nur eine Faciesbildung sei, welche sich
allmählich v(»n den Oxfordschichten bis zu den Portland-
schichtcn entwickelt hat.
Ausserdem war Hebert unermüdlich thätig, die Unter-
scheidung und Fesistellung der verschiedeuen Unterabtheil-
ungen in den cretacischen und tertiären Schichtonreihen immer
exakter zu begründen. In dieser Richtung ist eine vortreff-
liche Arbeit: nouvelles observations relatives au calcaire a
Lophiodon de Provins (18i)2) hervorzuheben.
Uvi seinen Studien über die cretacischen und tertiären
Scliichton in Bezug auf deren feinere Gliederung und ver-
gleirliende Altersbe/iehungen zu analogen Bildungen ansser-
halb (hs Beckens von Paris und ausserhalb Frankreichs ge-
rietli er bi'znglich der Auffassung der Verhältnisse bei der
s(i(irran/r>.siscJuMi Kreide in eine leidenschaftlich geiuhrte
Confroverse mit d<*m kundigen Marseil 1er Geologen C(M|nHnd
und mit d<*m Grafi-n dWrcliiac, ein Streit, der indess dt>ch
für die Kliirnng der be>trittenen Frage tmd für die Wissen-
schaft s«*lb>t iiirlit ohne Früchte; bliel).
In ähnlidier Weise heftig wendete sich .später Hebert
in Ik'zug auf die sogenannte titlinni^che Fnige gegen die
in Deutschland herrschende .Ansicht, namentlich in der Ab-
handlung: sur les liniites de la periode jurassique et de la
]MTi«Hle crelate et >peeialenient sur le cale'aire si Terebratnies
dipliya. l*ii-er leider >o früh ver>torhcMer unvergesslieher
Tnllege ()j»pel hatte als ganz junger <i«*lehrter die marine
/.Avisrhenbildung zwisrjien d^T jüngsten .Iura- und der ältesten
Kreidetormation, die s^igmannte tithnnisch«« Stiife. aiifgi'funden,
und es wurde lebhaft darüber gestritten, t)b dioe tithonische
152 Sitzung der mathrphys. Classe vom 21, März 1891,
grosser Tragweite. Bei seinen Reisen in der Bretagne nnd
in der Normandie sowie in der Halbinsel Cotentin stellte er das
V^orkonnnen einer neuen Schicht zwischen dem Gneiss und dem
„Cambrien*, die er ,Arclieen* nannte, fest; dasselbe hat die
gk^iclie stratigraphische Lage wie das sogenannte „Huronien*
in Canada. In den Ardennen fand er in dem Schichten-
coniplexe zwischen Trschiefer und St^inkohlenformation, zn
welchem die ältere silurische und die jüngere devonische
Formation gehören, in der letzteren die Ablagerungen von
„CuMÜnien", welche bis dahin zu der silurischen Formation
gezählt wurden.
In der letzten Zeit seines Lebens hat Hebert von Nenero
vorzug>weise den Tertiärbildungen, an denen das Becken von
Paris so reich ist, seine Aufmerksamkeit zngewendet, wie
die vergleichende Studie : „recherchcs sur le terrain tertiaire
de l'Knro])« meridionale** zeigt. In Cvemeinschaft mit einem
seiner besten »Schüler, Munier-Chalmas, bereiste er die SOd-
alpen, Korditalien und Tugarn, um die Tertiärformation
dies(»r Länder mit der von Paris zu vergleichen ; es ergab
sich daraus das Material zu einer seiner bedeutendsten Publi-
kationen: ^noiivf.*lles recherches du Vicentin (1878)*. Ein
äns>erst sorglältig dnrehgj't'ührtes vergleichendes Schichten-
]»roiil der >ü(l:il|)ineii Tertiärgebilde mit einer prachtvollen
Saniuiliing von zahl reichen Belegstücken erregte in der Pa-
ri>er Aus>tellinig vom .fahre 1S7^» die Hewundenmg aller
Sjieliverständigi'M. Indem er die >tratigraphischen Beziehungen
alb'r diesrr Horizonte unt^T sich rpNtstollte, führte» er die Be-
zeichnung dt»r seitlichen Fju'i«'> für ila^ tertiäre Terrain ein.
Kr tliat dar, da-^s di«? Sü->\\a<>ersclMclitcn von Champigny
da> Aetjuivaleiit von (Jyp^«* \\\\\\ die kalkigen Süsswas>er-
schichten von Proviu.- di»* UKiriueu Sibicliten des oberen
(Jrobkalke.s repräsnitiren. Indem er di«» Ansbri-itung der
Schichten dt*s Pariser Heckens vi-rfnl'jte. rrkunnte er, dsu«s
zur tongrischen Zeit sich tlas Me«'r einstens bis nach Kngland,
r. Voit: Nekrolog auf Edmond Hiberf. 153
Belgien, in den Norden von Europa, in's Rhoinfchal l»is nach
Busel, in die Norniandic und in's libonebccken bis nach Süd-
frankreich erstreckte.
Als Hebert seine Arbeiten begann, rangen zwei An-
^*bnuungen über die Entstehung der Gebirge mit einander :
die Eine liess sie aus gewaltsamen Erhebungen hervorgehen,
die Andere dagegen, welche Hebert theilte, aus langsamen
Veränderungen. Er gerieth darüber in einen erbitterten Streit
mit dem berühmtesten der älteren Geologen Frankreichs, mit
Elia deBeaumout; ebenso über die Zugehörigkeit der Num-
niuliten zur Tertiärformation, über die Gletschertheorien und
Ober die Existenz des Menschen in der Quartärzeit.
Es ist ferner als ein nicht zu unterschätzendes Verdienst
Hebert's hervorzuheben, dass er zu den verhältnissmiLssig
wenigen Geologen seines Vaterlandes gehörte, welche es
wagten, der in Frankreich lange Zeit herrschenden, so zu
sagen, offiziellen Geologie, welche zum Nachtheil einer ge-
sunden und freien Entwickelung der Wissenschaft von den
Mit{;liedern des Corps des Mines ftist als ausschliessliche Do-
maine beansprucht und von P]Iie de Reaument als Allein-
herrscher dirigirt wurde, entgegen zu treten.
Hebert versuchte auch mit einigen wenigen (iesinnungs-
genofisen einen Verein zu bilden, um den von Elie de Beau-
montV Einfluss völlig abhängigen offiziellen geologischen
Karten andere nach freieren Prinzipien entworfene (entgegen-
zustellen. Er emancipirte sich noch in anderer Weise durch die
Gründung einer selbständigen Zeitschrift in Verbindung mrt
Milne-Edwards, dem Vertreter der Paläontologie: den Annairs
des seiences geologiques, welche seit dem Jahre \Hi}{) bestehen.
In allen seinen Werken erkennt man den sorgiViltigfu
Beobachter und scharfen Diagnostiker, welcher sich nicht
darauf beschränkt einfach die Thatsachen zu sanmu.'ln, son-
dern es auch versteht, diese zu weitergelHMulen Sclilnss<»n
geistreich und erfolgreich zu verwerthen.
1*^4 Sitzung der mathrjfhys. Classe vom 21, März 1891,
Seine stratigrapliischen Arbeiten haben sich nicht nur
nüt/Jich für die Wissenschaft erwiesen, sie fanden auch ab-
baldig«.* Verwertlinng für das Aufsuchen der Miueralschätie
des Landes, für die Bolirung von Mineralqnellen, die Anlage
der Eisenbahnen und der Tunnels; för die dereinstige Her^
Stellung eines Tunnels unter dem Aermelkanale wird die
Heiuhtung seiner l'nteretagen in der Kreide von grossem
Nutzon sein.
Den Verdiensten Hebert's entsprechend waren auch die
äusseren Kiiron, die ihm zu Theil wurden. Er war seit dem
Jalire 1S77 Mitglied des Instituts von Frankreich, ebenso
Mitglied der Akademie der AVissen?Jchaflen in der Sektion
für MiiKMulogie; 1878 wurde er durch Akklamation zum
PriUidenteii des in Paris tagenden internationalen geologischen
('ongres«<es gewählt; drei Male war er Präsident der geo-
logiselieii (lesellsehaft von Frankreich; zwei Male, 1886 und
ISiSi», übertrugen ihm seine Collcgen von der Fakultät das
Amt eines Dekans.
Mit ihm ist einer der hervorragendsten Gelehrten, der
sein Leben ganz im Dienste der Wissenschaft verbrachte,
daliin gj'gangeii.*)
Heinrich Will.
lieinricli Will bat sich um die Entwicklung der Chemie
grr»>se Verdienste erworl^en, sowohl durch seine bedeutenden
wissenselisiftlieben Arbeiten als auch namentlich durch seine
unermüd liebe und erfolgreiche Thätigkeit als Lehrer im
Laboratorium. Er war einer der W^enigen, welche die wunder-
bare Zeit im Liebig'scheu Laboratorium zu Giessen noch er-
lebt haben, durch das unstreitig der Grund zu der heutigen
Hlütbc der Ohemie in Deutschland gelegt wurde.
1) Mit Ilonüiznnj^ von .T. Her;;oroii, IJeviic pi'neralc des Rciences,
18'.M) No. 7 p. 228, lind Discour.s jirononers sur la iombe de M. F^dmond
Ilel»ort.
^ w ^
V. Voit: Nekrolog auf Heinrich Will. loo
Will wurde am 8. Dezember 1812 in dem schön ge-
legenen Städtchen Weinheim an der Bergstrasse geboren.
Nach dem frühen Tode des Vaters nahm der Direktor der
Lateinschule zu Weinheim, Hofrath Grimm, den aufgeweckten
Knaben in sein Haus auf und sorgte in väterlicher Weise
für dessen Erziehung. Nach Absolvirung der Lateinschule
entschied sich Will für das Fach der Pharmazie ; er trat als
Lehrling in eine Apotheke des badischen Städtchens Gerns-
bach ein und war darnach Gehilfe in verschiedenen Apo-
theken Badens, zuletzt in Heidelberg. Er zeigte sich dabei
als einen höchst fleissigen und geschickten Arbeiter, der zu-
gleich Liebe zur Wissenschaft und ein höheres Streben besass.
Er benützte daher den Aufenthalt in Heidelberg (1834), um
an der Universität Vorlesungen zu besuchen und sich, nament-
lich in der Chemie, weiter auszubilden.
Dadurch erregte er die Aufmerksamkeit des damaligen
Vertreters der Pharmazie an der Universität, des vortrefflichen
Lorenz Geiger, der den eifrigen Studenten als Assistent auf-
nahm. Nach dem im Jahre 1836 erfolgten Tode Geiger's
war der berühmte Chemiker Leopold Gmelin erfreut, eine
so tüchtige Kraft als Gehilfen gewinnen zu kimnen ; aber
er sollte nur kurze Zeit in seiner neuen Stellung bleiben.
Liebig hatte bekanntlich mit Geiger die verbreiteten Annalen
der Pharmazie herausgegeben, welche er nach dem Tode des
letzteren allein fortführen musste. Da nun Will bei der Re-
daktion der Annalen sich Geiger als höchst nützlich erwiesen
hatte, so suchte ihn Liebig nach Giossen zu ziehen, um bei
der Redaktion der Annalen eine Hilfe zu haben.
Es ist begreiflich, dass Will dem lockenden Ivufe nach
Giessen Folge leistete, woselbst Liebig schon eine grosse Zahl
junger talentvoller Chemiker aus allen Ländern um sich vor-
einigte und von wo die bedeutendsten Arbeiten ausgingen.
Will trat daher als PrivaUissistent bei Liebig ein.
1891. Math.-pbys. Cl. 2. 1 1
15(5 Sitzung der mathrphya, Classe vom 21, März 189 L
Hier war der riclitige Platz für ihn, an dem er seine
Kräfte entfalten konnte, so dsiss er bald als Forscher sich
hervorthat und eine grosse AVirksanikeit als Lehrer gewann.
Durch den Andrang von Schülern war es Liebig all-
mählich unmöglich geworden, die Leitung des Laboratorinin^
fernerhin allein zu besorgen und er war genuthiget, sich
nach einer Hilfe umziLsehen. Er zog Will zuerst zum Unter-
richt, be^ionders in der organisclien Chemie, heran, und als es
ihm gelungen war, das Filiallaboratorium auf dem Selierser
Berge einzurichten, übertrug er ihm die Leitung desselben. Zu
gleicher Zeit (1844) habilitirte sich Will als Privatdoeent an
der Universität, nachdem er im Jahre 1839 in Giessen sich
den Doktorgrad erworben hatte. Schon im Jahre 1845 er-
folgte sein«» Ernennung zum ausserordentlichen Professor.
In dieser Stellung entwickelte er eine so erspriessliche
Thätigkeit bei den Vorlesungen und im Laboratorium sowie
auch in d<T wisstMischaftliehen F^orschung, dass es bei der
llorufuug Liebig's nach München (1852) als selbstverständlich
erschien, dass Will als Liebig's Nachfolger zum ordentlichen
Pn»fcss<»r der FiXporiuientalchemie und zum Leiter des La-
boratoriums erwählt wurde.
Diiinit war der H öl h«) »unkt si»iner Laufbahn erreicht imd
ihm i'iii w»-it OS und iVuclitbarcs Feld der Arbeit eroftnet.
Viille dieis^ig .lahre wirkte (.*r in dieser Stellung in volLst^T
Kr;il't und mit unerniütllicheiu KiftM': dann ai)er ffihlh? er,
<la'-s es Zoii ^ei, jüngeuMi Sihulteru die Last zu übertragen.
obwohl es dmi an iuteii>ive Thütigkeit <iewohnten schwer
wurd«', dem Amte /n i'iii>aLfeii und >ich der Wuhe hinzugelK^n
(|S>^-|. Nsiclidem er iwnh .im 1. M:ii 1S^*J unter lebhafter
und lier/li»ii«T 'riii'ilnjihmr >i'iii»T vi«"lcM Schüler und Freunde
fla-: ."lOjähriire Duktnrjuliiläinn ^n.'f.'iert uiid am 2S. .luli \'i>W
der ff'irrlichrii Mutliüllung ih-- Lii-lii-/- 1 >iMikmjils in Giessen
lii-igewohiit hafte, traf ihn :im IT». ( )ktnli.T rin S^-hlagantali.
der di*m LelnMi «h-s 7>^iiihii^i'n <ini>«'s ra-rh i-in Knde machte.
r. Vnit: Nclrohg auf Udfinch Will. 157
Noch am 8. Oktober hatte er an seinen alten Freund
Pettenküfer geschrieben, er möehte ihn so gerne noch einmal
im Leben sehen und grüssen, aber es dürfte dies nicht mehr
zu lange verschoben werden, da er den Druck der Jahre in
Kt«ts wachsender, gerade nicht erfreulicher Weise fühle;
wenige Tage darnach hatte er sein Tagewerk vollendet.
Ueberblickt man die wissenschaftliche Thiitigkeit Willis.
so ersieht man, dass er dadurch in mehreren Richtungen die
Chemie wesentlich bereichert hat.
Zunächst liegen von ihm Arbeiten aus dem Gebiete der
anorganischen Chemie vor.
Die mit Fresenius (1844) herausgegebenen l-ntersuchungen
fiber die anorganischen Bestandtheilc der Vegetabilien er-
hellten nicht nur die Bedeutung der Mineralstoffe in den
(pflanzen, sondern stellten auch die Methode der Analvse der
Prianzena.schen , namentlich der Bestimmung der darin ent-
haltenen Phosphorsaure, fest. Man war bekanntlich schon
längere Zeit vor ihnen auf die Nothwendigkeit der Mineral-
stoffe in der Pflanze aufmerksam geworden und namentlich
auch darauf, dass die verschiedenen dem nämlichen Boden
entsprossenen l'flanzenarten die Aschebestandtheile in sehr
angleichen Mengen aufnehmen. Liebig hatte aber damals
die Wichtigkeit und ünentbehrlichkeit der Mineralstolfe für
Eniährung der Pflanzen von Neuem betont und den Werth
dieser Lehren für die Landwirthschaft mit der ihm eigenen
Energie entwickelt. Zur weiteren Hinsicht in diese für di»»
Wissenschaft und Praxis gleich wichtigen Verhältnisse mus.sti»n
viele nnd genaue Analysen der Aschen der verschiedensten
Pflanzen und Pflanzentheile gemacht werden, was Fresenius
und Will in ihrer grossen Arbeit übernahmen. Es stellte
sich dabei heraus, dass in der That bestimmte Pflaii/eiitlKMle
ganz bestimmte Aschebestandtheile enthalten, so z. B. die
meisten Samen fast ausschliesslich pli().>*]>horsanre Alkalien
.and alkalische Erden, die Holzartt^i und krautartigeu (ie-
11*
158 Sitsnng der math.-phys. Classe vom 21. März 1691,
wachse vorwiegend kohlensaure Alkalien und alkalische Erden,
die Halme der Gntsarten viel Kieselsäure.
Ebenfalls in Uemeinschaft mit Fresenius veruffenilichte
er ein in jeder Hinsicht aufs Genaueste durchgearbeitetes
neues Verfahren znr Bestinmiung der Pottasche und Soda,
der Säuren und des Braunsteins, wobei sie nicht, wie es
früher von Gay-Lussac geschehen war, die zur Sättigung des
Alkalis noth wendige Menge der Säure ermittelten, sondern
die durch die Säuro entwickelte Menge von Kohlensaure
in einem jedem Chemiker bekannten ausserordentlich ein-
fiichen Apparate bestimmten.
Will führte ferner eine grössere Anzahl von genauen
Minoralwassoranalysen, zum Theil auch mit Fresenius, aiw,
wobei er in mehreren eisenführenden (Quellen einen Gehalt
an Arsen entdeckte.
Kine hikhst ersjuiessliche Fördern ng hat Will der or-
ganischen Chemie gebracht durch die mit Varren trapp erdachte,
einfache und vit>lfach angewandte Methode der Bestimmung
d«'s Siick>t<)lls in organischen Vorbindungen mittelst Natron-
kalk. Die beiden haben die möglichen Fehlerquellen dt»s
Verfahrens sorgssim ermittelt, so dass es bei richtiger Aa^-
führiMiLr, trotz mancher Widersprüdh? von Seiten Unkundiger,
lue geiKuioton lu'.-ultjite liefert.
l'Jiin' Krilie treiilirlicr Untersuchungen Will'.** galt der
Kiforsrliuiig der Kigen>clijiften uml der Zusammensi>t%ung
organiM-hcr \ erbiii(liin;^eii.
Dieersti* .\rl»eit d^s angehenden Chemikers vom Jahre 1840
war die .Vuflin«line.^ zwei«*r IMIan/.i'nlm^en aus Ch(didrmiuni
niajiis und au> Neratiuni :ilbnni, de> ('helithmiirs und dt*s
.lervin's, w«»ran >i«h eine Ideine Uiit»T>nrhung über den
Aether der von Mr-nk au- dem Saluidillsamen dargotellten
Veratrinsänre anM-hln». |]r erniiltrltr l'ernrr die Zusammen-
si't/.tnig des ütheriMlien O»*!- drr Kaute. weNh«*s spiU<T zum
.\nsgang-punkt einer {»i'ih«' von Arln-ihn andi'ier (-hemiker
r. Voit : Nekrolog auf Heinrich Will. 1 59
ifcunle; er prüfte dats eigenthtimliclie Verhalten des Jods
zum Aiüs- und Fenclielöl; er untersuchte in einer «ehr be-
merkenswerthen. Arbeit mit Bott^er die durch Einwirkung
von Salpeter>'aure auf den Stinkastmt erhaltene Styplinin-
säure, dann die aus der bei Darstellung d(?s Kaliums erhal-
tenen schwarzen MiL«:se gewonnene Krokonsäure und Khodizon-
ȟure; er stellte das schwefelsaure Eijsenoxydchinin, einen
Alaun einer organischen Base, her, und auch eine wichtige
Verbindung des Nikotins mit Benzoylchlorid , womit er die
Möglichkeit der Vereinigung von tertiären Diaminen mit den
Süurecbloriden bewies.
Seine weitaus bedeutendsten und für die Erkennung der
Constitution organischer Verbindungen folgereicii.sten Ar-
beiten sind die über das fifenföl. Schon im Jahre 184 1 gab
er seine Untersuchungen über die Constitution des ätherischen
l>e!es des schwarzen Senfs heraus, durch welche er Löwig's
Angabe be^tatigtc, dass dieses Oel keinen Sauerstoff enthält,
und zugleich darthat, dass es eine Schwefelcyanverbindung
des Radikals Allyl sei. Er entdeckte auch eine Anzahl von
Abkümmlingen dieses Oels z. B. diis durch Einwirkung von
Ammoniak daraas dargestellte Thiosinnamin, den ersten einfach
substituirten Sulfoharnstoff. Daran reihte sich die rntersuchung
einiger Verbindungen des Senfölschwefel Wasserstoffes an.
Sehr interessant sind seine mit Körner ausgeführttMi
Verbuche fll>er die Entstehung des Senfr)ls in d(^n Samen
de« schwarzen Senfs, wobei sich die Kxistenz eines eigen-
thQmlichen ungefonnten Fermentes, des Myrosin's, ergab,
welches aus dem in den Sahien enthaltenen myronsanren
Kalium ausserdem Senfol noch Zucker, Sohwj'fol und Mrhwefrl-
saures Kalium abspaltet.
.Später wurde von ihm auch der weisse Senfsamen unti-r-
»ucht. Er lehrte dabei einen neuen Bt'standtlieil dfssrlbrn
kennen, nnd beschrieb in seiner letzten mit Laiibmlieinicr
yerofienilichten Arbeit (1879) das Glucosid des weis.H'u J^enf-
100 Sitzung der math.-iihys. Classe vom 31, Mars 1891,
i^uiiieiis, das Sinaibin, Avelclies durch das Myrosinferniciit in
Sinalbinsenföl, Zucker und ßinapinsulfat zerfällt.
Allen Chemikern wohlbekannt ist ein aus den bewulirteu
a
Erfahrungen des Ciiessencr Laboratoriums eutätandenes Büch-
lein Will's : Anleitung zur chemischen Analyse, welcheä
12 Auflagen erlebte und in fiust alle lebenden Sprachen über-
setzt wurde. Es hat für den ersten Unterricht in der ana-
lyti.^cheu Chemie ungemein nützlich und anregend gewirkt.
Er hat sich endlich auch ein nicht zu unterschätzendes
Verdienst durch seine werkthätige Theilnahmc au dem von
JjielMg und Kop]) herausgegebenen Jahresberichte über die
Fortschritte der Chemie erworben, sowie durch die Ueher-
nähme der Kedaktion desselben nach Liebig's Rficktritt im
Jahre 1850, welche er bis zum Jahre 18G8 fortführt^^.
Will hat sich, wie schon erwähnt, niclit nur als Forscher
in der Chemie einen mit liecht geacliteten Namen gemacht,
sondern auch, und ftist noch mehr, als vortrefflicher Lehrer.
Sein Vortrag in den Vorlesungen war von vollendeter Klar-
heit und fesselnder DjirsteUung ; das grösste Talent besass
tT jedoch in ilrni Unterricht im Laboratorium, wo er mit
untM'mü'llicher Ausdauer die Anfänger /um selbsiständigen
Ornkrii in d«'r (liciiiie anhfitete und die Vorgerückteren in
ihrrii wi-senM^liartliclnii Arbeit<*n mit liath und Tbat forderte.
Kim* -rhr brlriich fliehe Anzahl von Schülern aus Deutsch-
laiiil uinl drm Au>l;m«l(', jrt/.t grö.s-tenth».*ils angestdiene Che-
miker. >ind ihm dafür zu un;iu>lösthlichem Danke verpflichtet:
er liat dadiircli dem (heini^ichcM Interrirliie und damit ancli
dt'r Ausbreitung und Au>l»iMnng ilieser Wissenschaft 'einen
hervorragt-ndfii l>ien.-t grlri>trt. \'»im Allen, die ihn kannten,
war er wi'^en >i'in»'^ rhrmtf-ii-ii , grraden »Sinnes geliebt:
er hat ein glüekliehes L«'i>rii in ra>tln>er und fruchtbarer
Arbeit geführt. V)
li Mit iH-niit/un;,' iIm- (inli-nkliiail'"- vi»n A. W. llutinann. in i!on
iM-rii-hti'U iUt ili-utfrlii-n i li*'iiiitrli(fn tlr-«.'!!««. Ij.ilt IS'.M) N'». 10.
102 Sitzinnj der math.'phj/if, Classe vom 21, März Itsifl.
.siu'hung Liebig\s über dus Fleisch betheiligen zu dürfen;
er führte auch dort »eine ersten cheiuischeii Arbeiten aus und
diiruiiter auch .sulclie, welche ilim für i^eine spätere Thutigkeit
als Agrikiilturcheniiker von Nutzen waren.
Nach Beendigung seiner akademischen Studien verbmchte
er drei Jahre auf dem heimathlichen Gute, wo er sich ein
kleines cliomische.s Laborabjrium eingerichtet hatte, um Mch
mit der praktisclien Landwirtlischaft ganz vertraut zu machen,
als noihwfinlige Vorbereitung zu seiner späU'ren wissenschaft-
lichen Tliätigkeit auf diesem Gebiete. Daran schlo.s.s sich eine
längtM-e licjse nach Kngland zum Studium der dortigen gross-
artigcu landwirthscliaftlichen Einriclitungen an.
Narli >v\\wr Zurückkunft übernahm er im Jahre 1851
eine Anstellung als zweiter Sekretär des landwirthschaftlichen
Vereins im llerzngthuni IJrannsehweig, verblieb aber du.selbst
nur ein Jahr, nacli welchem er der Berufung als erster
Sekretär «ler köuigl. hamioverischen Landwirthschafts-Gesell-
schaft in (.■eile folgte.
Hier in Celle ijegründete er mit anfangs sehr besehränkten
Mitt»*In ein a^riKnltunlieuii>ches Laboratorium, weK'hes vtir-
/.u;^>w«M.-e di'M Zwecken cler praktisrhen Landwirtlischaft dienen
M»lli«'. 1> w.ir iH'kjiiiiitlieh in Folge der Anregungen Liebig's
in Muckern bei rieij»/iL( im .lahrr lsr)2 die erste unter di-r
L«Mtiing Villi ('ru>in^ und WOlll" blühende landwirthschaftliche
Ver>uih--t;iti"n in I)eut^(lil;inil erriehti't w<>rden mit der Auf-
L^iibi* untt-r Aiiweiiiluii^ ilrr Xalurw i-scnscliaften, l»e>onders
di-r (.'lii'niii', lue <M>et/.i' ilrr Ptl.nizt'u- und Thierproduktion
/.um Nut/.en einer raliMiirllri] Laiidwirth^ehaft kennen /u
lerum, liaili dricn Mu-t»r uNI-aM viel»* l'ilr ilie Lantlwirrh-
>eliat"l .-o Jiu»i-ri'rilriitli«'li iiiit/.iiiiMiffn'ie Anstalten der Art
• •nl*«tjindeii >inil.
Seit lsr»;t \i\i\\ 1Iim;ih'1h|m; im Aulir.i:^»' «l«-r Landwirth-
M'.haft.N-CieM'lIsrliaft da- Juiinial \nv Lan'h\ ir:li-i|iaft , ver-
bunden mit ein*'!!! vor/iiirliriii-i; JaLr- -iMjieliti' iIImt die Fort-
c. Viiit : Nckroloij anf Wilhelm Ilcnuvhenj. l*'»»^
schritte der Laiidwirth^cbatl, heraus; letzterer erschien als
Siipplemeiit iKv> Journale, unter dem Titel: „Berichte über die
ruten»uchun^en und Erfahrun«;en auf dem Gebiete der latid-
wirthüchaftlichen Pflanzen- und Tliierproduktion" bis zum
Jahre 18G8. In dem bis zu seinem Tode fortj^esetzten Journal
finden sich die wissenschaftlichen Abhandlungen }lenneber«i;\s
bis auf seine ers^ten, welche grösstentheils in Liel)ig\s An-
nalen veröffentlicht worden sind. •
Das Labüratorium in Celle bestand bis zum Herbst des
Jahres 1857, zu welcher Zeit daraus die Iandwirthschaftli<'he
Versuchsstation Weende bei üöitingen als Institut der königl.
Landwirth&chafts-Geseilschaft hervorging. Die Weender Ver-
suchsstation stand bald durch die bedeutungsvollen Arbeiten
ihroä Vorstandes und seiner Schüler in der vordersten lieiiie
und sie übte eine solche Anziehungskraft aus, dass sehr viele
der jetzt an landwiithsehaftlichen Anstalten angestellten
Leiter an ihr sich ausgebildet haben und tlijltig waren.
Neben .seinem mühsamen Amte als Vorstand der Ver-
such.sstation wurde er 18C5 zum ausserordentlichen und 187'^
znin ordentlichen Professor der Landwirthschaft an der l-ni-
versitut Göttingen, später zum königl. preus-^ischen (leheimeii
lUfgierungsrath ernannt; 1874 erfolgte die Verlegung der
Veräuchsstati(»n von Weende nach Göttingen, wo er an der
Erziehung tüchtiger Lnndwirthe erfolgreich mitwirkte.
Henneberg entfaltete an diesen Orten eine ungemein
fruchtbare wissenschaftliche Thätigkeit. 2^ie begann .^chon
1840 in Jena mit einer hi Erdmann's Journal vtTÖffeiit lichten
Untersuchung üljer das Zirkon; in [jiebig's Aiinalen linden
sich mehrere in dem Liebig^schen La))oratorium ent^andnic
Abhandlungen: über einige pyrophos]diorsaure Doppelsal/e
und über phosphorsaure Salze, dann eine in <iiessen begon-
nene und später zu Hause fortgesetzte Arbeit über einige
Zersetzungsprodukte des Mellonkaliums, welche ihm (l'^ÜM
alä Inauguraldissertation zur Erlangung der Dokti>rwür(le in
1G4 Sitzung der math.'jifiys. Classe vom 21, März 1S91.
Jena diente. In Gie-s^en führte er noch Analysen der un-
organischen Bestandtheile des Iltihnerblutes aus, bei welchen
er «inen Gehalt an Kiet^elsäure fand, die dazu dient, den
Federn des Thieres die nötliige Kieselsaure zu liefern.
Seine Hauptarbeiten bewegten sich jedoch auf dem Ge-
biete der Ernälirnngslehre der Wiederkäuer. Schon im
Jahre 1849 bracrhte er in Liebig's Annalen eine fQr die da-
maligen Keniitnisise sehr benierkenswerthe, auf dem Gute
Was.serleben an Merinohanmieln gemachte Untersuchung:
Heiträge zur Ernährung. Man war bekanntlich eine Zeit
lang der Meinung, den Nährwerth eines Nahrungsmittels
aus seinem Stickstoffgehalte entnehmen zu können ; der ver-
diente französische Landwirth Bonssingault, dem wir die
ersten ])raktischen Versuche an Hausthieren ober Nahrungs-
ä(inivalente verdanken, vermeinte diesen Satz in einer Anzahl
von Fällen aus dem Gewichte der Tliiere bestätigen zu können,
nicht selten' zeigte sich aber eine Nichtübereinstimmung
zwischen Theorie und Praxis, woraus er schloss, dass der Stick-
stoffgehalt des Futtew nicht der einzige Faktor fllr den Nahr-
wt»rtli dt^sselben sei. Henneberg fütt^rt^ nun die Hammel mit
der gleichen Menge von Kleeheu und Weizenstroh unter Zusatz
verschiedener anderer Futtermittel. Der ebenfalls aus dem
Körpergewichte erschlossene Nährwerth der zu ein und der-
selben Gruppe gehörigen Nahrungsmittel z. B. der RQben
und Ktirtnffeln stellte sich in der That proportional dem
Stickstoffgehalte, aber nicht d<»r einer anderen Gruppe wie
des Kleehcns, in dem bei gleicher Wirkung wesentlich mehr
Stickstoff verzehrt wurde. Diese ersten Anläufe la&sen schon
die späteren Bestrebungen Henneberg \s erkennen, aber auch
wie sehr sich die Anschauungen über die Ernährung und
die Methoden ihrer Erforschung im Laufe von 40 Jahren
umgestaltet haben.
An der Versuchsstation zu Weende begann die Thätig-
keit, welche seinen Namen bekannt gemacht hat. Zum Ver-
166 Sit:i<tnj ihr nitUh.-phi/a. Classe vom 21. Mär3 1S9J,
Schweinen Hessen nur diis Consumveniiogen der Thiere für
die einzelnen Nillirstoife erkennen und zeigten, mit welelieu
Fnttennisehungen eine rasche Mästung zu cr/äcleu war.
Ebensowenig kamen die damals an den landwirthschaftlichen
Versnclisstationen in Deutscliland angestellten Versuche Qber
vereinzelte Erfahrungen nicht hinaus. Allerdings hatt« Wolff
einen wesentlichen Fortschritt gemacht, indem er für die
Futterberechnungen ausser dem Gehalte an stickstoffhaltigen
kStoH'en auch den an sti<'kstüfFfreien Stoffen berücksichtigte und
auch auf die Verdaulichkeit der verschiedenen Futterstoffe auf-
merksam machte, wobei er die Kohfaser als unverdaulich von
dru übrigen organischen .Substanzen al)zog; er hatte dadurch die
Zeit der Fütterung nach irhemischen Cirnndsätzen angebahnt.
llenneberg erkannte wolil bald das Ziel, welches man
anstreben müsse, um einen näheren Einblick in die Ernähr*
ung>v«»r^iiugo zu erhalten und der Praxis zu nutzen; er
wollte den gesetzmiUsigm Zusammenhang zwischen Stoff-
bildung (Fleisch- und Fett Produktion) der verschiedenen Haus-
tbiere und der (^»ualität und (Juiintität des Futters durch
ruter>uc]nniu[ der Nalirun«^ und der Exkrete erforschen. Er
:-ntlit«.' drn j>liy>i<»|(»iri>rhru Wertli der Nahrungsmittel fe>t-
zuNtellen, indem er dtii venlauten Theil ihrer Nahrungsstoffe
d. i. ihre Ausnutzung im Darinkanal ermittelte; als letztes
Ziel d^r limdwirth-cliaft lieben Tbierprorluktion bezeichnete
er mit Vorliebe die Aut'>t<'llung von St ojf Wechselgleichungen
a juiori.
HenuflM.Tg hatte .-eli(»n vi«*!«' Vf-rsiuh»» am I\in«le in
dii'>er Kichtiuig aiig«'>tellt, als di«' von l^i-rlioff und mir am
Hund«' g«'m;iebti'n \'er>uehe (1^'<'»<^) «tsi bient-n, deren Vor-
läufer di«' «lenkwünlig«* IntiTsUibmiir von Hidib-r und Schmidt
üb»*r di'u .Siolfweehsfl war. Lb battr v orber für den Flei>ch-
fn'sser die Mftlio«le cb-r Krmitt'dung de- Eiwei^um.-^atzes
festgestellt uni| ang<*g»*b«Mi, wit* man «mij»' niöglirji^t einfache
und in ihrer Zu-sininiensetzung genau bekannt«* Nahrung aus
168 Sitzung der math.-j)hy8, Claese vom 21, März 1891.
Friedricli Stohmann am Rinde schon gemachten Versuche zu
übertragen und bei weiteren Versuchen zu benützen.
Sein mit Stohmann herausgegebenes Hauptwerk hat deu
Titel: , Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung
der Wiederkäuer" ; das erste Heft derselben (1860) beschäf-
tigtet sich mit dem Erhaltungsfutter zweier ausgewaclisener
Ochsen, das zweite (1864) mit der Ausnützung der Futter-
stoffe durch das volljährige Rind und mit der Fleischbildung
im Körjier desselben.
Während wir beim Fleischfresser den einfachen Fall
d(>s Stoffverbrauchs im Hungerzustande zu Grunde legen
konnten, mnssten Ilenneberg imd Stohmann beim Pflanzen-
fre-s<M\ da es l>ei ihm wegen des im Darme in Mai^se rück-
ständi^on l'utters niclit möglich ist, den Hungerzustand rein
zu bonbiuliton, von dem Nährst off bedarf hei Erhaltungsfutter
aus.i^(»h<'U. Si<» wählten zu dem Zweck als voluminöses trockenes,
vonhmlich«» Kiweissstoff«» nicht ül)er den Bedarf hinaus ent-
haltendes Flitter ein (lemenge von Heu und Stroh, welchem
sie dann v(»rsc'hiiMhMn» Nährstoffe wie Kleber, Rübol und
Stärl\('m«*hl zns«*tzteii.
V(»n'r>t aber mnssten dnnrh umständliche Versuche die
McthndiMi d«»r cli^'nn^ilK'n An;ily>e der comjdicirt zusamnien-
j^i'M'izi»'!! Fnttrrmittel sr» wie (h»s Kothes ausgebildet werden.
Di'ii |i"»Nli«lHMi >lirl\stoll'i'n'ic]i H<*standtheil«'n wurde die jetzt
jiII«^«*mHiii <i»*bräii(hlirhr Btv.i'ichnunif der stickstofffreien Ex-
traktstnir«', (h*r Hulzta^tr <l«'r Xmuhmi lu»lilasi*r gegeb«*n : in
«li'nisrllM'ii Sinn»' s]ir;ulirii .xii« virn Iinhi»nitein und Vf»n Roh-
i'rtt. I);uliirrh «ri'ljint^ <•> ihnm ili«* rr>tfn zuvfrlilssigpron An-
^^sibrn (Umt ili** Nrnhiuluhki-it ihv |»H;i!i/liel]«*n Futtermittel
b«'i Wirih'rkäiU'rn zu injH-li'Mi.
I)i'i di'ii rMti'r>iuliimui'n üb»-»- ilji- lirhjiitMn^^sfutter fiind
>irh . d;iN-. vnni liaMhtnttiM* d. h. vniii Ib'U und Stroh nur
rtwa dji' llällti' dl 'S KMii|irot»'iiis /ur lii'M>rjilinn im Darm
gt'hiMijt, Von dt'ii stirkstnll'hvit'ii KxtriiktNtMir»»n !'• ^<»J^"/|,, viui
1/0 tSitrunfß ihr nmth.-}Jnjs. Clnsste vom 31. März 189 1.
von Iiülx"»! machte eine bessere Verwertliung der Rohfa^r
und auch eine etwas günstij^ere des I^teins.
Dabei konnten sie anch die Ilanptgesctze des Eiweiss-
nnjsat/cs und des Kiweissansiitzes oder der Fleisch bildung, wie
sie für den Fleischfresser von uns festgestellt worden waren, filr
den I Ml anzen fresse r bestätigen. Zunächst den fÖr solche Ver-
>uclu; wesentlichsten S^atz, dass aller Sticksto£P der im Korper
zersetzten sfickstofi'haltigen ^Substanzen im Harn und Koth aas
demsell)on austritt und nicht gasformig durch Haut und Lunge
entfernt wird. Sie fanden ])eim Ochsen bei Erhaltungsfutter
den Stickstoff der Nahrung bis auf 5,8% im Harn und Koth
auf, biMui Schaf konnte später völlig(.*ä Stickstoffgleichgewicht
der p]in nahmen und Ausgaben nach gewiesen werden.
Per linsatz des p]i weisses steigt und ßllt ferner wie
l)eiiu Hunde mit der Menge der verdauten stickstoffhaltigen
Nahrungs.-totfe; bei mehr Kiweiss im Futter erscheint dem
eiits]>rcchend anfangs mehr Stickstoff im Futter bis allmäh-
lich unter Kiweissansatz wieder Stickstoffgleichgewicht ein-
tritt. Zusatz von stickstofffreien Stoffen (Kohlehydraten) ver-
mindern den Ei Weisszerfall sowie den Eiweissverhist vom
Thicr und verstärken den Kiw(Mssansatz. Hei absolut mehr
Kiweiss in dem Futter und gleichem Verhältniss der stick-
stoll halt igen zu den stickstofffreien Nährstoffen ist der Eiweiss-
ansatz grösser, wodurch die am Hunde gewonnene Einsicht
von di-r hohen Hcdcntung des richtigen Verhältnisses der
stickstolfhaltigen zu <1»mi .stickst^)frf'reien Nahrungsstoffen auch
für ilen IMlanzenfrcsscr sich bestätigte.
Eine reichliche VVasserzufuhr l)e wirkte eine grossere
StiikMoifausschciilung im Harn, also einen verstärkten Ei-
wcisszerlali, wie ich es auch für den Hund zu finden glaubte.
Kndlich zeigte sicii auch ein Kinflnss der Körperljeschaffen-
heii des Thiercs auf den Kiweissverbrau<-h , indem letzterer
wie beim Hunde b<»i (Mueni st^liwereren. an Fleisch reicheren
Organismus grösser war.
172 Sitzung der muth.-phys, Glosse vom Hl, März ISDl.
Nahrung steigt und flLllt, wobei sich allmählich wieder
Stick.^tofFgleichgewicht herstellt. Wenn ein 500 Kilo schwerer
Ochs in der Ruhe eben 250 Gramm Eiweiss taglich umsetzt,
bewirkt ein reichlicher Zusatz von stickstofffreien Nährstoffen
keinen namhaften Ansatz von Eiweiss, dieser letztere tritt
erst bei Steigerung der Eiweisszufuhr ein, jedoch ist wie bei
unseren Versuchen die Zunahme des Eiweissansatzes geringer
als die Vermehrung der Eiweisszufuhr.
Eine reichlichere Aufnahme von Tränk'wasser durch die
Thiere rief in der Kegel einen grösseren Eiweiasumsatz hervor,
aber nicht momentan, sondern erst nach einiger Zeit.
Eine Veränderung des Ernährungszustandes des Thieres
ergab unter sonst gleichen Umständen wiederum eine ent-
sprechende Veränderung des Eiweisszerfalles.
üie Kohlensäureproduktion stieg und fiel, ebenso wie
bei unseren Versuchen am Hund und Menschen, unter sonst
gleichen Verhältnissen mit der Zufuhr der stickstoffhaltigen
und stickstofffreien Nährstoffe, so dass alf^o der Ansatz von
Eiweiss und Fett geringer ist als die Vermehrung der Zufuhr
von ^]iwoiss und Fett in dem Futter.
Es wurde auch dabei für das ausgewachsene Schaf bei
Erhaltungsfutter die Vertheilung der Mineralbestandtheile des
Fiittt'rs auf den Harn, den Kotli \nid die Wolle festgestellt
Es würde viel zu weit führen, wollte ich auf alle die
vielen UntiTsucliungon Henneberg's und ihre Resultate ein-
golion ; ich suchte nur durch Aufzählung der wichtigsten
Erge})nisse eine Vorstellung von seiner Wirksamkeit zu geben.
Zu seinen ei^renen Arbeiten kommen noch die unter seinem
Eindnsso entstandenen zahlreichen von seinen Schülern in
seinem Lal)()ratorium ausgeführten, welche mit dazu beitrugen,
die Lehre von der landwirthschaftlichen Thierproduktion
zu ffirdern.
Wenn aucli in der letzton Zeit auf diesem Gebiete durch
Andere so manches wichtige Neue hinzugekommen ist, durch
174 Sitzung der math.-phys. Classe tom 21, März 1891.
Iieitsliebe auszuführen. Als einen solchen Mann haben llenue-
berg auch seine Freunde und Schüler gekannt, voll Be-
geisterung für die Wissenschaft, welche er auch seinen
Schülern einzuflössen wusste; sie hatten an ihm das beste
Beispiel.
So wie auf die Ausfiihrung seiner Arbeiten konnte man
sich auf ihn auch im Leben fest verlassen. Ich habe das
Glück gehabt, ihm persönlich näher zu treten und seine treff-
lichen Eigenscliaften kennen zu lernen. Trotz seiner Erfolge
strebte er nicht nach äusseren Auszeichnungen, er suchte
seine Befriedigung ausschlies^^lich in der reinen wissenschaft-
lichen Arbeit; stets bescheiden und anspruchslos, aufrichtigen
Sinnes und von g«»radein Wesen war er in jeder Beziehung
ein edler Mensch. Im gewöhnlichen Verkehr war er zwar
wortkarg, aber wer ihn näher kannte, wusste den Werth
seines Wortes zu schätzen.
Es hat daher Viele die Kunde tief betrübt, dass Henne-
berg am 22. November 1890 gestorben sei. Schon im Ok-
t^)ber 1889 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich
wieder leidlich zu erholen schien; am 22. November 1890
richtete er sich zu einer Reise, besuchte noch die Räume
dos Laboratoriums und fnlir Mittags nach dem nahen Greene
bei KreitMis(Mi zum Besuche seiner Schwester, wo Abends ein
ernüut(T Schlugaiifull seinem Lel:)en ein rasches und sanftes
Ende machte, niittm in seinem Schaffen und mitten in neuen
Entwürfen zur weiteren Ausgestaltung seiner Arbeiten. Er
hat (las Glück geliabt, die Neugestaltung der Ernährungs-
lehre seit 40 Jahren zu er]el)en und durch seine bewundems-
werthen rntersuchungen an Wiederkäuern wesentlich an der-
selben mitzuwirken.^)
1) Nach VoUi'ndung dieses "Naolinifes sind Nekrologe über Henne-
berg erschienen: von Th. Pfeiffer in den landwirthschaftlichen Ver-
siichästationen vom Nobbe 1891, Bd. 30, Heft 1 ; und von F. l^ehmann
iin Journal fGr Landwirtbsebaft 18iK), Hd. 38, Heft 3 u. 4.
176 Sitzung der math.-ifhys. Glosse tom 21. März 1891,
eine wissenschaftliche Reise in das sibirische Gebirgsland des
Altai, das bis dahin nur sehr wenig bekannt war, zu Untei^
nehmen. Die Resultat« derselben sind in dem schonen Werke:
Voyage scientifique dans KAltai Oriental et les parties id-
jointes de la Frontiere de Chine (1845) zusammcngefasst,
einem 'stattlichen Bande in Quart mit einem Atlas, geo-
logischen Karten, Plänen und Zeichnungen. Im ersten Theile
des Werkes werden in höchst lebendigen Schilderungen der
Verlauf der Reise, die physikalischen Beobachtungen und die
ethnographischen Bemerkungen mitgetheilt ; der zweite Tbdl
beschäftiget sich mit den geologischen Beobachtungen, bei
deren Bearbeitung Elie de Beauniont und de Vemeuil in
Paris sowie für die paläontologischen Pflanzenreste der kun-
dige Geppert in Breslau beliilflich waren.
Nach Vollendung dieses AVerkes, welches ihm alsbald
den Kuf eines ausgezeichneten Geographen verschaiFte, ging
er gleich an die Vorbereitungen zu einem neuen grosseren
Reiseunternehnien. Er hiitt<? den lebhaften Wunsch das untef
der türkischen Ilenrschaft damals verödete und schwer W-
gängliche K](Mnasien, die ehemalige Perle des altröniischen
Reiches , in naturwissenschaftlicher Beziehung gründlich tJi
erforschen. Als aber die politischen Verwicklungen den Nach-
fulgt-r dc>. Miüisters Koiikrin, (trafen v. Nesselrode, ver-
anlasston ein solilu's wiss«»n>r'liaftli('hes rnternehmen unter den
damaligen Verhältnissen für unausführbar zu erklären, trri
Tschirhatsvthetf.die R«*i>e auf eigene Gefahr an. Es kam ibiO
dabei sehr zu Statten, da^s er >einen zweijährigen Aufenthall
in Kon>tantinr)jM.»l als Attaehe hei der kais. russischen Ge-
wand t.-ehaft benützt hatte, <lie so nüthit^en Kenntnisse de
türki.>rhen Sprarhe und ihn-r Mun<lart«'n sich zu verschaffen
Mit sein«'n eiLr«'n»*n Mitt«'ln nu'l nur in Hegleitung eine
Dieners unternahm er vnn 1^17 l)i> !><<'»:» fast jährlich voi
den IftM'n «les Bo'ipuru-. ^\^'> Marniaranieeres und des mittel
ländiscln>n Meore> aus j^rosse Touren durch Kleinasien un<
178 Sitzung der math.-jfhys, Glosse vom 21, März 1891.
peditiou mehr, nur besuchte er im Jahre 1878 in Begleitung
seiner Frau das Innere von Algerien und Tunis. Er beschrieb
diese Länder in Briefen an seinen Freund, den berühmten
Nationalökonomen Michel Chevalier, welche in dem Buche:
Espagne, Algerie et Tunis (1880), später auch in deutscher
Sprache verijfFentlicht wurden.
In hohem Alter beschäftigte er sich noch mit allerlei
Ausarbeitungen wissenschaftlicher Fragen und mit Zusammen-
stellungen des Wissens in den seinem Studium naheliegenden
iJebieten. In dieser Art lieferte er einen Abriss der Geächichte
der geographischen und naturwissenschaftlichen Kenntnisse
in verschiedenen Zeiten in einer Abhandlung: Etudes de
Geographie et d'Histoire naturelle (1880), und schrieb er in
der Revue des deux Mondes und der Revue Britannique in
sehr fesselnder und interessanter Weise über das Naphta in
den Vereinigten Staaten und in Russland, über die sibirische
Stej)[»e Gobi, üi)er Tibet, über die aralokaspische Tiefebene
und die Oase von Merph. Auch übersetzte er das Werk
Grisebacli's über die Vegetationsverhältnisse der Erde unter
Zufügun»i von Eigenl)enierkung<Mi, und die Rede Liebig*s
über Lord Racon aus dem Deutschen in's Französische. Eine
weit angelegte Arbeit: les deserts du Globe wurde durch
seinen Tod unterbrochen und ))lieb unvollendet.
Im h<^li^*n Altrr von S2 Jahren erlag Tschichatscheff
einer Lungenent/ündung nach kurzer Krankheit zu Florenz,
wo er zumeist lebt«». In seinem Testamente hatte er der
Pariser Akademie der Wi-^sen-chaften eine Million Franken
vermacht, um «iamit I {eisen in die un))ekannti.>n GebieU'
Asiens zu unterMützen.
Kr besass alle für einen lieiseiiden in uncivilisirte Länder
nöthigen Kigen><haften : aus>er juisgebreiteten Kenntnissen
eine imponirendi? Gestalt, eisi-rne <n*>;undiieit, grosse Energie
und l'ner>chrockenlieit in Gefahren. Nur so war es möglich,
dass er bei >eii!en Zütr»'n durrli KlrinaMrn während >^ Jahren
r. Voil: Nekivlog auf Peter c. Tschichatscheff, 179
in einem halb barbarischen Laude inmitten einer fanatischen
Bevölkerung so bedeutende Erfolge erringen konnte. Er war
ausserdem ein Mann von vortrefflichen Charaktereigenschaften,
geschätzt von Alien, die ihn kannten. In Anerkennung
seiner Verdienste um die Kenntnisse der Erde hatten ihn
zahlreiche gelehrte Gesellschaften zu ihrem Mitgliede erwählt,
ausser unserer Akademie, deren correspondirendes Mitglied
in der Abtheihmg für allgemeine Naturgeschichte er seit dem
Jahre 186C war, die kais. russische Akademie der Wissen-
schaften zu St. Petersburg, die k. preussische Akademie zu
Berlin und das Institut von Frankreich in der Sektion für
Geographie.^)
1) Mit Benützung des Nekrologes von J. J. Stabnitzk, vorgetragen
in der Sitzung der kais. rassischen geographischen Gesellschaft am
7. November 1800.
180
Sitzung vom 2. Mai 1891.
1. Herr E. Lommel hält einen Vortrag: ^über di
Schwingungsrichtung des polarisirten Lichtes*.
2. Herr L. v. Seidel legt eine Abhandlung des Heri
Dr. Sebastian Finster walder, Privatdocent der Matbemat
an der technischen Hochschule dahier: »die von optische
Systemen grösserer Oeffnung und grösseren Gesicht
feldes erzeugten Bilder, auf Grund der SeideTsche
Formeln untersucht* vor. Die Abhandlung ist für d
Denkschriften bestimmt.
IS
üeber die Schwingangsrichtiiiig des polarisirten
lichtes.
Von E. LommeL
Die schönen Versuche des Herrn Wiener,*» diini-h welche
derselbe die Existenz stehender Lieht wellen nachwie>. ha)>en
auch die Frage nach der Schwingungsrichtung des |x»lari>irten
Lichtes wieder in den Vordergrund des Interesses und der
Discussion^) gerQckt. Ich nehme hicTon Anlass, an von mir
vor-längerer Zeit mitgetheilte Versuche^» zu erinnern, welche
die letztere Frage berühren. Lassen sich auch die?e einfachen
Beobachtungen mit den sinnreichen Experimenten Wiener'j^
*tt Verdienst nicht vergleichen, so fuhren sie doch die:>e
f'^^e mindestens ebensoweit, ja sogar weiter, der lA>suiig
^^^tgegen, als die Wienerischen Versuche.
Seit Fresnel und Arago steht fest, diiss in einem
^tropen Mittel die Lichtschwingungen senkrecht '/um J!ftrahl
*^ der Wellenebene erfolgen, und dass dieselben im gerad-
1) Wiener, Wied. Ann. 40. p. 203. 1890.
* 2) P. Drude, Wied. Ann. 41. p. 154. 1890. A. Cornu, ('. H. 112.
P- 189, 365. H. Poincare, ib. p. 325, 456. A. Potier, ib. p. 383.
^- de phys. (2) 10. p. 101. 1891.
3) Lommel, Wied. Ann. 8. p. 634. 1879.
l
182 Sitzinifß th'r rnttthrphifs, Classc rom 2. Mni 1891,
liiiig polarisirteii Liclit in einer dureli den Strahl gelegten
El)ene stsittfinden, welche zu der experimentell stets gegebenen
PolarisationselKMie entweder senkrecht steht, oder mit ihr
zusaninienrällt. Von der Lichtschwingung selbst wissen wir
aus der Erfahrung nur, dass sie in einem .periodisch ver-
änderlichen Zustand besteht, der sich in einem Substrate vpn
un))ekannter Beschaftenheit wellenartig fortpflanzt.
Die ver.schiedenen Theorien des Lichtes unterscheiden
sich von einander durch die Aninihmen, welche sie Ober die
Ki;(enschaften des fortpflanzenden Mittels macheu. Welcher
Art aber auch diese Hypothesen sein mögen, so sind doch
die aus ihnen abgeleiteten partiellen Differentialgleichungen,
welche den Vorgang der Fortpflanzung transversaler Scl\win-
ungen beschreiben sollen, von derselben allgemeinen Form.
Aus diesen (ileichungen folgt aber, dass mit jeder solchen
Schwingung eine in der Wellenebene zu ihr senkrecht ge-
richtete ebenfalls periodisch veränderliche Grösse von gleicher
Schwingungsdauer und ))roportionaler Intensität untrennbar
verknüpft ist, welche mit demiselben Recht wie jene als
„Schwingung" bezeichnet werden kann. In den elastischen
Lichttheorien sind diese beiden zu einander senkrechten Richt-
ungsgrössen (Vectoren) einerseits die Verschiebung der Aether-
theilchen, andrerseits die Aenderung der die Fortpflanzung
bewirkenden elastischen Kraft; in der elektromagnetischen
Lichttheorie die elektrische Schwingung und die dazu senk-
rechte magnetische Schwingung.
I)jis theoretisch geforderte Vorhandensein zweier ver-
schiedener, vom analytischen Staudpunkt aus gleichwerthiger,
Kichtungsgrössen wird man daher auch bei üeberlegungen,
welche sich an f>fahrungsthatsachen kniipfen, zu berück-
sichtigen haben.
Die Thatsache der Polarisation aber beweist, dass diese
beiden Kichtungsgrössen, von denen die eine in der Polari-
184 Sitzung der maih.'phys. Clasat vmn ^, Mai 1891.
Das rothc Magnesiumplatincyaiiur, welches in schön
ausgebiUk'ten quadratischen Säulen krystallisirt, zeigt di-
chroitisclie Fluorescenz, welche besonders schon hervortritt,
wenn niuii sie mit an sich licht^ch wachem aber stark er-
regendem violettem Licht hervorruft.
Erregt man mit ]K)]arisirtem Licht, indem man das ein-
fallende violette Strahlenbündel, nachdem es durch ein Nieol-
sohes Prisma gegangen ist, senkrecht auf eine Seitenflache
des Krvstalles treffen liLsst. so strahlt die belichtete Fläche
scharlachrothes Fhiorescenzlicht aus, wenn die Polarisations*
ebene des ^einfallenden Lichtes zur Ilauptaxe des Krystalles
parallel steht, dagegen orangegelbes Fluorescenzlicht, wenn
die Polari.satiousebene zur Krystallaxe senkrecht steht^
Durch ein zweites Nieol betrachtet, erweist sich das
ausgestrahlte Fluorescenzlicht für die genannten beiden Haupt-
stellungen des ersten Nicols jeweils in demselben Sinne jk)-
hirisirt wie das erregende Licht, nämlich das scharlachrothe
parallel zur Krystallaxe, das orangegelbe senkrecht zu ihr.
Mit dem Spectroskop untersucht, zeigt das scharlach-
rothe Fluorescenzlicht ein ^^pectrum, welches von der Wellen-
länge A 0,r»50// bis zu X 0,578/1 reicht und im Orange-
roth etwa bei A 0,()()0/i ein Maximum der Lichtstärke
besitzt; das Spectrum der orangegelben Fluorescenzfarl)e da-
gegen erstreckt sich von A 0,t)40 jti bis A 0,562 /i, und
erhebt sich im Gelb bei X 0,578/1 zu einem Maximum.
Wir lassen jetzt das horizontale polarisirte Bündel vio-
letten Lichtes auf die HiisisHüche des quadratischen Prismas
senktrecht tretlen, indem wir den Krystall -so aufstellen, dass
seine Ilauptaxe mit der Hichtung der einfallenden Strahlen
zusannnenfällt ( Anfangsstellung). Die Basisfläche leuchtet
nun mit scharlachrothem Fluorescenzlicht (Spectrum bis
A ()J}7Xfi), welches unpolarisirt ist, und seinen Fnrbenton
niclit ändert, wenn man den Krystall oder das Nicol um die
Strahlenrichtung als Axe dreht.
1^^') Sitzung tier math.-phys. Classe vom 2, Mai 1891.
au>^^strahlte Fluoresccnzlicht mit dem erregenden Liebt je-
weils parallel polarisirt int.
Ms fol^t daraus, dass auch der Lichteindruck einer
geradlinig ixjlariisirten Liehtwelle in unserem Auge durch
Sth\vingnng«Mi liervor<^el>racht wird, welche zur Polarisations-
<'l><»iic senkrecht st<*hen.
Andrerseits hat Wiener den experimentellen Nachweis
j^i'liefert, dass die chemisch wirksamen Schwingungen einer
geradlinig ])nlarisirten Lichtwelle zur Polarisationsebene senk-
recht sti'lien.
\hi für di<? Wiinnewirkungen einer Lichtwelle die Po-
l.irisationseheiie dieselbe Lage hat wie für ihre Lichtwirkungen,
da feriHT <lie Phosphoresrenz von der Fhiorescenz im Wesen
II je hl verschied 1*11 ist, so dass beide von E. Wiedemann
passend unter der Henennnng ^Luminescenz' zusamnien-
geliissi werden, so ist hieniit für alle Lichtwirkungen, optische,
thennische, chemische und Lnminescenz -Wirkungen experi-
nuMitell bewiesen :
Die Lichisch Windungen stehen zur Polarisations^
ebene senkrecht.
Ilieniil. ist aber nnr die erste unserer beiden Fragen
erledigt, und /ugleich dargethan, dass alle bekannten Licht-
Wirkungen nur von dem zur Polarisationsebene senkrechten
S«'hwingung.szust}unl bedingt sind; von vorneherein wäre ja
immerhin denkbar gewesjm, dass etwa die optischen Wirkungen
von der einen, die chenn'schen Wirkungen von der anderen
dazu senkrechten periodischen Grösse abhängig wären.
Die zweite Fragt» dagegen, ob die Verschiebung der
TJH'ilchen des AFediunis selbst oder der zu ihr senkrechte
Schwingungszustand die wirksame Lichtschwingung ist, bleibt
dabei noch ollen; für ditf elastischen Lichttheorien z. B. kt
188 Sitzung der mathrphys, Classe vom 2, Mai 1891.
in der That von Troughton^) und von KlemeniK^
suche ausgeführt worden, welche beweisen, dass die
irischen Verschiebungen (^displaceinents") zur Polaris;
ebene senkrecht stehen. Nimmt man daher an, da
Lichtwellen mit den elektrischen Wellen dem Wesei
übereinstimmen, so ergibt sich wiederum, dass die
Schiebungen des fortpflanzenden Mittels zur Polarisation
senkrecht stehen.
1) Troughton, Nature 39. p. 393. 1889.
2) Klemen6ic, Wiener Berichte, Feb. 19, 1891.
189
Sitzung vom 6. Jani 1891.
Herr C. v. VoiT machte weitere Mittheihingen über die
in seinem Laboratorium seit längerer Zeit iu Gang befindlichen
Untersuchungen ^über die Glykogenbildiing nach Auf-
nahme verschiedener Zuckerarten**. Dieselben sollen
in der Zeitschrift für Biologie veröflfentlicht werden.
Sitzung vom 4. Juli 1891.
1. Herr H. Seelioer bespricht eine von der Kopen-
l^ner Akademie mit der goldenen Medaille gekrönte Arbeit
^ Herrn Dr. Eduard Frhrn. v. Haerdtl, Dozenten für
Astronomie an der k. k. Universität zu Innsbruck: „Skizzen
*^ einem speziellen Fall des Problems der drei
Korper*. Dieselbe soll in die Denkschriften aufgenommen
^«rden.
2. Herr W. v. Gümbel legt eine Abhandlung des aus-
^wtigen Mitgliedes, Herrn Prof. Dr. F. v. Sandberüer in
"örzburg, vor: „über den Erzgang der Grube Sagra
13*
190 Sitzung der math.-phys. Clasae vom 4. Juli 1891.
Familia in Costarica und dessen Bedeutung ffir die
Theorie der Erzgänge*.
3. Herr W. Dyck überreicht eine Abhandlung des co^
respondirenden Mitgliedes der Classe, Herrn Prof. Dr. AleL
Bbill in Tübingen: „über das Verhalten einer Funk-
tion von zwei Veränderlichen in der Umgebung einer
Nullstelle*.
191
Bn Erzgang der Grube Sagra Familia in
i nnd dessen Bedeutung für die Theorie
der Erzgänge.
Von F. V. Sandber^er.
(Eingelaufen 4. Juli.)
Sebirge der Republik Costarica (Central -Amerika)
lach den bisherigen Forschungen aus verschieden-
steinen. Als ältere werden Granit und krystallinische
ngegeben, von welchen goldhaltige xAlluvionen ab-
die frfiher ergiebig gewesen sein müssen, da Gold-
n alten Indianer-Gräbern in nicht unbeträchtlicher
funden worden ist.^) Bergbau auf Gold scheint
esem Gebiete nicht betrieben worden zu sein. Die
lesteine, welche jene an vielen Orten durchbrochen
od unter sich wieder von verschiedenem Alter.
mblende-Andesiten, die z. B. am Vulkane Chiriqui*)
en, zuweilen aber auch Augit und Quarz enthalten,')
Wagner, Naturwiasensch. Reisen im tropischen Amerika,
. daselbst S. 25t ff.
ümbel. Diese Sitzunpsber. 1881 S. 357.
192 Sitz im ff der mathrphys. Clasne rom 4. JuH 1891.
konnuen reine Au^it-Andej*ite von basaltähnlichem Habitus*)
vor, jenen ähnlich, welche M. Wagner*) in der Umgebung
des Cotopaxi gefunden hat. In der mir vorliegenden Literatur
ist aber nirgends die Rede von dem Vorkommen letzterer
Gesteine in den Urwäldern des westlichen, dem Stillen Oeean
zugekehrten Theiles von Costariea, wo sie iudess offenbar
eine wichtige l?oIle spielen. Man wurde erst auf sie auf-
merksam, als 18<)() ein Firzgang in ihnen entdeckt wurde,
der sich als goldhaltig erwies. Es bildete sich ein Consortium,
welches unter Leitung des schon vor längerer Zeit verstorbenen
trefflichen Bergingenieurs L. P^ich aus Oberhessen zwei Jahre
lang auf demselben Bergbau betrieb. Die „Sagra Farailia'
benannte Grube Hegt, eine Tagereise von der Stadt Elsparsa
entfernt, einsam im dichten Urwalde. Das am Ausgehenden
mit anderen Zersetzungsproducten der Oangmasse gefundene
hochsilberhaitige Gold wurde natürlich in der Teufe nicht
mehr getroffen , sondern es traten hier Schwefelraetalle an
dessen Stelle, welche behufs der Amalgamation aufbereitet
und geröstet werden mussten, aber eine wesentlich geringere
Ausbeute ergaben. Die Grube wurde daher, wie mir die
s. Z. dort wohnende Wittwe des ehemaligen Leiters mit-
theilte, 1868 aufgegeben.
Die merkwürdige Mineralassociation , welche den (}ang
ausfüllt, hatte mich schon bei der ersten Besichtigung dör
Eich'schen Sammlung lebhaft interessirt*) und ich habe daher
die Gelegenheit wahrgenommen, letztere für das unter meiner
Leitung stehende mineralogisch-geologische Institut der Uni-
versität VVürzburg zu erwerben. Schriftliche Aufzeichnungen
über die Grube Sagra Familia fanden sich im Eich'schen
Nachlasse nicht mehr, was sehr zu bedauern ist.
1) Hers. iliisolljHt S. 362 ft".
2) A. a. 0. S. 531 ff.
3) Jahrb. f. Min. 1874 S. 171.
104 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 4. Juli 1891.
gut die Flächen oo P co • x'F • ooP' • oP und Poo , stets in
deutlicher Verwachsung nach dem brachydiagonalen Flächen-
])aare. Sie schmelzen vor dem Löthrohr unter rothgelber
Färbung der Flamme zu weissem blasigem Email und werden
beim Kochen von concentrirter Salzsaure völlig zersetzt, sind
demnach Labradorit.
Der Augit erscheint in kleinen, nur im frischesten
Kerne noch grünlich schwarzen Krystallen der Combination
oc P . ooPcx; • QoPoc • P, welchc gewöhnlich zu Zwillingen nach
a. Poe verbunden sind, er lässt ausser den gewöhnlichen Be-
standtheilen einen nicht unbeträchtlichen Gehalt an Mangan
bemerken. Magneteisen ist, wie schon oben erwähnt, sehr
gewöhnlich in ihm eingewachsen.
Das Gestein ist also ein mikropoq>hyrischer quarzbaltiger
Augit-Andesit, welcher in Bezug auf seine Zusammensetzung,
in welclier manganhaltiger Augit und Labradorit die wich-
tigste Rolle spielen, schon länger bekannten des ungarisch-
siebenbürgischen Erzgebirges z. B. aus der Gegend von
Xagyag, Felsöbanya, Nagybanya u. s. w. ungemein nahe
stellt,^) die dort nicht mit solchen durch Uebergänge ver-
bunden sind, die statt des Augits manganhaltige Hornblende
führen, wie z. B. der Andesit von Kapnik. Die häufige Umsetz-
ung des Angibt zu Delessit und Kalkspath liedingt aber auch
eine gewisse Aehnlichkeit mit manchen Augit -Porphyren*)
und Melaphyren.
Von grossem Interesse ist das chemische Verhalten des
Gesteins. Kocht man das Pulver desselben einen Tag lang
mit destillirtem Wasser aus und lässt es dann längere Zeit
stehen, so hat das Wasser die löslichen Salze, vorwiegend
schwefelsaures Natron, aber auch etwas Chlornatrium, voU-
1) li-b konntt* mich hiervon an einer Suite überzeagen, welche
ich vor Jahren von Herrn Prof. v. Szaho in Pesth erhielt.
2) Kjerulf Christiania-JSilurbeckon S. 21 f.
r. Sandberger: Erzgang der Grube Sagra Eamüia. 195
ständig gelöst und dieselben sind dann leicht nachzuweisen.
Zugleich geht aber auch organische Substanz in Lösung und
scheidet sich am Rande der Schale als brauner Ueberzug
wieder ab. Ebenso deutet das Verhalten im Glührohre auf
ziemlich viel organische Substanz, welche vermuthlich einem
Körper aus der Ulminreihe angehört, da neben Wasserdampf
starker, dem Paraffin ähnlicher Geruch zu bemerken ist.
Mit kalter Salzsäure entwickelt das Gesteinspulver Kohlen-
saure, von dem bereits oben erwähnten Kalkspath herrührend,
aber keinen Schwefelwasserstoff, der auch beim Erwärmen
ebensowenig auftritt, als rothe Dämpfe bei Einwirkung von
Salpetersäure. Fertig gebildete Schwefelmetalle sind daher
im Gesteine nicht vorhanden.
Salzsäure zersetzt das Pulver bei fortgesetztem Kochen
völlig und hinterlässt nur pulverige Kiesels<änre und Quarz-
splitter, welche beim Reiben mit dem Glasstabe knirschen.
Beim Schlämmen bleiben auch nur diese, aber kein Zirkon,
Rutil oder Turmalin zurück.
Die Lösung enthielt nach der relativen Menge geordnet :
Kieselsäure, Kalk, Natron, Eisenoxydul und Oxyd, Thonerde,
Mangan, Titansäure, Phosphorsäure, Kiipferoxyd, Antimon,
Arsen, Zink, Magnesia, Kali, Blei und Baryt. Silber und
Gold waren auf diesem Wege in 10 g nicht zu entdecken.
Fast alle diese Elemente treten in mannigfaltigen Verbind-
ungen auf dem Erzgange auf.
Ehe dieser aber genauer besprochen wird, mag es nütz-
lich erscheinen, ein in mehreren Abänderungen in der Nähe,
an einem Pina grande benannten Fundorte beobachtetes
Gestein zu erwähnen, in welchem aber kein Erzgang er-
schürft wurde. Die frischeste desselben ist tief sehwarzgran,
noch sehr hart = 6, gibt im ülührohre nur ganz wenig
Wa'^er ab und entwickelt keinen brenzlichen Geruch, eben-
sowenig braust sie mit kalter Salzsäure. Der Habitus ist
aber ganz jener des Gesteins von Sagra Familia, nur fehlt
196 Sitzung der mathrphys. Classe vom 4. Juli 1891.
der Quarz im Gemenge gänzlich. Die Augite sind grosser
und Delessit- Mandeln seltener und dunkler geßLrbt als in
jenem. Die Augite zeigen durchweg die Gombination xPao •
00 P • ooPc» mit bald stärkerer bald geringerer Entwickelung
von P; Zwillinge sind weniger häufig zu bemerken. Mangan
ist in ihnen nicht zu entdecken. Der Schliff ist jenem des
ersten Gesteins im höchsten Grade ähnlich, nur ist Glas in
der Zwischenmasse und in den Feldspathen reichlicher vor-
handen. In der salzsauren Lösung des Gesteins fehlen Mangan,
Zink, Kupfer, Antimon und Arsen gänzlich, die übrigen Be-
shindtheile sind dieselben wie oben.
Die zweite tischgraue Varietät ist schon etwas zersetzt
und braust mit kalter Salzsäure, der Feldspath erscheint
durchweg angegriffen und matt, die Augite sind zum Theil
noch frisch, zum Theil in Delessit umgewandelt, welcher
auch in griVssereu und kleineren Mandeln zu beobachten ist.
Ausserdem treten aber bis haselnussgrasse Ausscheidungen
eines weissen fast dichten, nur stellenweise verworren strah-
ligen Minerals auf. Dasselbe gil)t im Cilührohre ziemlieh
viel Wasser al), seliniilzt vor dem L()throhre nach vorherigem
Aufblähen unter intensiv rotiigeli)er Färbung der Flamme
zu weissem blasigem Email und gelatinirt mit heisser Salz-
säure au-«^ezeichnet. leh kann es daher nur für Mesotyp
lullten, wofür auch die Härte spricht. Der stark angegriffene
Zustand des Feldspaths (L;il)ra(i()rit«^) lässt nicht bezweifeln,
(lass sich dieser Zeolith auf Kosten desselben gebildet hat.
Noch stärktu* zersetzt ist die dritte schmutzig röthlich-
graue, tlionig riechende und weiche Varietät, ein wahrer,
von lluniierten erhseugros^er Mesotyp- Manileln erfüllter
Mandel-tein, in de.«.stMi weicher Gruiidmasse die Augite un<l
Feldsp;ithe nur noch an den Iniri^^en ihrer Krysta 11 formen
zu erkennen sind. M. Wagner erwähnt bereites ein Mdches
Gestein aus der Nähe der Panama- Fi>enl »ahn.
r. Sandberyer: Erzgang der Grube Satjra Familia. 197
II. Die Ausfüllung des Ganges.
Nach dieser Abschweifung kehre ich zu der Besprechung^
ifiA Ganges zurück, dessen Mächtigkeit nach den vorliegenden
Stücken zu schliessen höchstens 0,2 ui betragen zu haben
scheint, und gebe zunächst eine Anzahl von Beispielen für
die Faragenesis desselben.
1. 1) Grobkomiger weisser Kalkspath I, in Drusen im
Grundrhomboeder krystallisirt und häurig überzogen von
einer Lage von 2) lichtem Brannspath. 3) Quarz II in dru-
sigen üeberzügen. 4) Weisser Arag(mit in strahlig gruppirten
Nadeln.
2. 1) Derselbe Kalkspath im Gemenge mit graulich-
weissem Quarz I mit eingesprengten Kiesen, der ihn an vielen
Stellen völlig verdrängt. In Drusen 2) Quarz II (ooR-[~R)
überzogen von Wad und jüngstem Kalkspath III ( — 2H).
8. 1) Weisser Quarz im (iemenge mit 2) viel Uoson-
spath. In Drusen über letzterem 3) Quarz II (oc R -f H).
4) Manganocaleit in rosenrothen Büscheln.
4. 1) Zersetzter Rosenspath. 2) Quarz II stellenweise
mit Hervorragungen tafelartiger, jetzt ganz von ihm ver-
dängter Krystalle (Schwerspath?). 3) Manganbraunspath
(R) in Gruppen und in hohlen Pseudomorphosen nach Kalk-
spath II (-2R).
B. 1) Weisser Quarz mit eingesprengten Schwefelmetallen
(Fahlerz, Zinkblende, Kupferkies) in zusammenhängenden
Lagen oder in unregelmässig gest.altet(»n Nieren, welche von
2) Rosenspath mit denselben Erzen rings umgeben stelliMi-
weise eine aasgezeichnete Cocarden-Structur annehmen. In
Dnwen über 3) Quarz II. 4) Manganbrannspath {\\) und
BOäcbel von Manganocaleit.
202 Sitzung der math.-phys. Classe vom 4. Jidi 1891,
8. Eiiargit. Findet sich nur an einem Gan^ficke derb
und in Verwachsung mit der gleich zu besprechenden Zink-
blende. Das Verhalten des Erzes im Qlöhrohre und seine
deutliche Spaltbarkeit lässt über die Natur desselben keinen
Zweifel. Es enthält neben Kupfer, Arsen und Eisen auch
Blei, und zwar wie es scheint etwas mehr als der Enargit
der Sierra Famatina in Argentinien.
9. Zinkblende. Tief schwärzlich braun, in dfinnen
Blättchen mit honigbrauner Farbe durchsichtig, kommt die-
selbe in grob krystallischen Massen von hohem Glänze und
ausgezeichneter Spaltburkeit vor und bildet mit den vorstehend
geschilderten Schwefelmetallen gemengt Erzmittel. Sie ist
eigenthüralich zusammengesetzt und namentlich durch einen
höheren Mangangehalt ausgezeichnet, als ich ihn bisher in
Blenden beobachtet habe,^ daneben auch wie der Enargit
durch einen kleinen Gehalt an Blei, der von Einmengungen
nicht herrühren kann, da Bleiglanz auf dem Gange gänzlich
fehlt. Sonst enthält die Zinkblende Zink, Eisen und etwas
Cadmium, wie gewöhnlich, Silber und Zinn wurden nicht
nachgewiesen und Kupfer nur in Spuren.
10. <ryps, meist mit Malachit oder Kupferlasur ge-
mengt, erscheint in Form kleiner stark in der Richtung der
Hauptaxe verlängerter Nadeln ooP — P ■ ^/aPoc , ist aber in
Folge seiner Löslichkeit in Wa^sser nur in geringer Menge
erhalten geblieben.
11. Kupferlasur. In kleinen Drusen über Malachit
auf zersetztem Knargit oft in prächtig blauen, aber kleinen
Krystalh'U xP - oP • ^j^Vcc , xPoo i>t kaum angedeutet.
12. Malachit. In dünnen Ueberzügen auf demselben
Sclnvefrlnuttalle, jjäutiger aber auf Kupferkies, sowie auf ge-
1) Den luM-liston (2,()6"/o) hat man in der schwarzen Blende von
Hrcitenbrunn (rhristophit Pircith.) gefunden, welche auch in Com wall
und hin Villedf»r ([)«*]>. Mnrhilnin) vorkommt.
204 Sitzunff der mathrphtfs. ClauM vom 4. JhH 1891,
Wie uian siebt, sind auf dem Gange sammtliche im
Nebengesteine nacb gewiesenen Elemente mit Ausnahme der
Tbonerde, Titansiiure und der Alkalien in Form von freier
Kieselsäure, sowie von kohlensauren und Schwefel -Verbind-
ungen wieder zur Al)lagerung gekommen und zwar in be-
stimmter Ht'ibenfolge. Die Hauptmasse des verfügbaren Kalkes
findet sich im älteren Kalks])ath, die bei Zersetzung des
Feldspatbs abgeschiedene Kieselsäure im Quarz. I wieder,
doch blieben Lösungen derselben auf dem Gangraume noch
längere Zeit zurück, welclie theils mit anderen Elementen,
namentlich Manganoxydul und Eisenoxydui zur Bildung an-
derer Verbindungen verbraucht wurden, theils selbstständig
als jüngere Kalksjjatlie und Quarze wieder zum Vorschein
kommen. Der jüngere Quarz erscheint stets in der auf den
Scheninitzer Gängen allgemein verbreiteten Form. DasMangan-
oxydnl, welches den reichlich vorhandenen Itosenspath (s. oben),
einen der charakteristischsten Bestandtheile des Erzgangs ge-
liefert hat, ist schwerer löslicli als der kohlensaure Kalk und
erscheint deshalb später im (xangraumc. Es rQhrt hier ebenso
zweifellos aus manganlialtigem Augit her, wie anderswo
z. B. zu Kapnik. Schemnitz, Vöröspatak. OfiFenbanya u. a. 0.
aus manganhaltiger Hornblende und auf gewissen Freiberger
Gängen ausmaiiganhaliigem Glimmer. Heines Seh wefelniangan,
welches anderwärts z. B. zu Offenbanya, Kapnik und Nagjag,
in Mexico u. s. w. den Mangansj)ath begleitet, kommt auf
Sagra Farn i IIa nicht vor, wohl aber eine ungewöhnlich hock
numganhaltige Zinkblende.
Da sich im Nebengesteine reichlich schwefelsaures Natron
und organisihe Substanz ))etindet, so waren alle Bedingungen
zur Bildung von Schw»?felnatrium vorhanden. Die Schwer*
nietalle, welche vermuthlich als kieselsaure oder kohlensaure
iSalze aus dem zersetzten Nebengesteine auf den Gangraum
geführt wurden, konnten daher alsbald als Schwefelmetalle
niedergeschlagen werden und müssen schon darum auf diesem
206 Sitzmiß der math.-phijs, Classe vom 4. Juli 1891.
Die Vergleich nng des Ganges von Sagra Farailia mit
jenen von Schemnitz, Felsöbanya, Kapnik, Nagyag, Vöros-
patak und gewissen Nevadas (Austin) und Mexicos, welche
ebenfalls reicJiIich kohlensaures und kieselsaures Manganoxydal
nebst übereinstimmenden Erzen ftihren und in Andesiten
mit manganhaltiger Hornblende*) oder Augit aufsetzen, er-
gibt die allergrösst«^ Aehnlichkeit, die man ja in jeder grösseren
Sammlung leicht constaiiren kann. Nur der sonst fiberall
vorkommende Bleiglanz ist auf Sagra Familia nicht vertreten.
In älteren Gesteinen kommen Gänge mit ähnlicher Art der
Ausfüllung nur äusserst selten vor, wie manche bei Freiberg.
Es wäre gewiss am Platze, diese unt^r dem Namen ,, Mangan-
spatli-Formation* zu vereinigen und als besondere Abtheilung
von Breithaupt\s „klinoedritischer Blei -Zink -Formation* zu
unterscheiden.
Was die secimdären Mineralien der oberen Teufe be-
trifft, so ergaben sich kaum besonders interessante Thatsachen.
Die kupfer- und bleihaltigen Erze liefern wie gewöhnlich
zunächst schwefelsaure Salze, welche durch den reichlich
vorhandenen kohlensauren Kalk in Gyps und kohlensaure
Metalloxydo umgesetzt werden. Die edlen Metalle scheiden
sich, weil unoxydirbar, als Silbt^rgold ab, ein Theil des
Malachits mag wohl durch reichlich vorhandene organische
Substanz zu gediegenem Kupfer reducirt worden sein, da
älteres Hothkupfererz, welches etwa durch Schwefelsaure in
schwefelsaures Kuj)fer(>xyd und gediegenes Metall gespalten
worden sein könnte, auf dem Gange nicht nachzuweisen war.
Das kohlensaure Manganoxydul geht durch Oxydation zu
Hyperoxyd in Wad über. Nur ein Theil des Kupfers ist
auch mit ebensolchem Hyperoxyd zu einer Verbindung, dem
Kupfernianganerz zusjimmengetreten. Damit glaube ich die
Verhältnisse des Ganges vollständig erläutert zu haben.
1) Die man;ifanreichst(? von diesen (8*^/0 MnO) ist wohl Breit?
liaupt's Gamaigradit (Berg- 11. Hüttenmänn. Zeitung XX. S. 83).
207
Ueber das Verhalten einer Function von zwei
Veränderlichen in der Umgehung einer Nullstelle.
Von A. Brill in Tübingen.
(Stngtlauftn 4. JulL)
Das Verfahren, nach welchem man eine algebraische
Fanciion yon einer Veränderlichen in der Nähe einer Stelle,
wo sie einfach oder in höherer Ordnung verschwindet, in
Potenzreihen zu entwickeln pflegt, rührt bekanntlich von
Newton her, der in der Abhandlung „Analysis per quanti-
tatum series, fluxiones* etc. gelegentlich der Auflösung nu-
merischer Gleichungen auch den Fall betrachtet, dass die
Coefficienten einer Gleichung nicht Zahlen, sondern von einer
Veränderlichen (species indefinita) abhängige Grössen sind.
Danach nimmt jede Wurzel die Form einer nach ganzen oder
gebrochenen Potenzen der Variabein fortschreitenden Reihen-
entwicklung an ; die Coefficienten lassen sich durch Einsetzen
bestimmen, wenn zuvor die Bruchformen der Exponenten
mit Hilfe des bekannten Parallelogramms ermittelt sind.
Neuere Arbeiten haben sich mit dem Nachweis des
Convergenzbereiches dieser Reihen und mit der Beseitigung
des Parallelogramms beschäftigt, aber die Grundlage un-
berührt gelassen. Indessen ist das Newton'sche Verfahren
ein indirectes und steht gegenüber einem, das mit iden-
tischen Umformungen operirt, in mancher Hinsicht zurück.
208 Sitzituff der math.-ithys. Chisse vom 4. JuH 1S9L
Wenn niiin jede Wurzel ohne Rücksicht auf die bereits ge-
fundenen für sieh bestimmt, so bedarf es, bei strenger Be-
handlung, naeliträglich des Beweises der Vollzähligkeit; im
Falle einer irreducibeln Gleichung des mühsamen Nachweises,
dass alle verschieden sind u. s. w. Dies wird entbehrlich,
wenn man jene Reihenentwicklungen nicht durch Verification
vorläufiger Annahmen herstellt, sondern durch identische
Zerlegung der linken Seite derjenigen Gleichung
F{xy) 0,
die in der Umgebung der Stelle, für welche die ganze
Function F von x und y verschwindet, y als algebraische
Function von x definirt, wobei denn, wenn etwa x 0,
y 0 diese Stelle ist, soviele Linearfactoren von der Forin:
entst^^hen — unter ^ eine mit x verschwindende Potenzreihe
verstanden — als Entwicklungen von y nach Potenzen von x
existiren, die jene Gleichung befriedigen.
Soviel ich weiss, hat man eine solche directe Zerlegang
nt)ch nicht vei*sucht, wiewohl der Gedanke nahe liegt und
auch für die Theorie der Functionen von zwei Veränderlichen
vorwerthbar ist. Eine gewisse Schwierigkeit, der man gleich
anfangs begegnet, führte mich auf einen für die Functionen-
theorie bedeutsamen Satz, der, wie ich später bemerkte, bereits
von Herrn Weierstrass in allgemeinster Form ausgesprochen
worden ist, und der die reV>erführung der Function F{xy)
in eine not h wendige Form bezweckt. An dieser ^reducirten'
Form vollzieht >ioh dann die Spaltung in Linearfactoren
ohne Weitere>, ausgenommen den Fall, dass sich die Glieder
niederster Mimension zu einer Potenz vereinigen. Die qua-
dratische Tran>fonnativ»n. deren man sich sonst in diesem
Fall zur Trenn uns; der Wurzeln zu bedienen pflegt, reicht
niobi aus. wenn es >ioh darum handelt, den Grad hinsicht-
lich einer der Variabeln zu erhalten. Ich benutze eine solche
Brül: Ueher das Verhalten einer Function etc. 209
TOD höherer Ordnung, die eindeutig nicht umkehrbar ist.
Es ist dann nur noch zu zeigen , dass der Spaltungsprocess
convergente Factoren liefert.
Die Ausführung enthält das Folgende.
1.
Wenn für x ^0, y = 0 die ganze Function, oder, wie
ich allgemein annehmen will, die gewöhnliche Potenzreihe
Dach X, y F(xy) verschwindet, so kann man durch eine
Transformation von der Form :
X X'\- ay
die Reihe F so umgestalten, dass das Aggregat der Glieder
niederster (w-ter) Dimension für x- 0 sich auf y** reducirt.
Multiplicirt man dann F mit einer Reihe von der Form :
a 1 + «1 +«2 +«3 H 1
wo die Indices die Dimension des betreffenden Gliedes in
'»Jf angeben, so lässt sich bei passender Bestimmung der
Coefficienten der a, das Product in die Form einer Heihe
f bringen :
welche y in nicht höherer als der n-ten Potenz enthält,
^«fgleicht man links und rechts die Glieder gleichhoher
Dimendon, so erhält man gleichzeitig die Coefficienten der
Polynome a^ und der f^^_^ in eindeutiger Weise. Ich über-
phe hier das Nähere dieses Verfahrens sowie auch den
Weht zu erbringenden Nachweis, djiss es eine innerhalb
gewisser Grenzen in der Umgebung von x 0, y 0 con-
▼ngente Reihe f liefert, nachdem dies in anderer Weise von
Herrn Weierstrass (Functionentheorie, 188(J, S. 107) und in
weiterer Ausführung fiir den Fall von zwei Veränderlichen
▼Oft Herrn Stickelberger (Math. Annalen Bd. 30) gezeigt
wordäi ist.
210 SiUung der matK-phys. Glosse rom 4. JM 1891.
Ordnet man f nach Potenzen von y, so kommt, weil y*
nur einmal, nämlich in dem Term niederster Dimenaioa
auftritt,
wo die Sß gewöhnliche Potenzreihen von x sind.
Wie äich nun eine ganze Zahl dadurch in Primfactoren
zerlegen lä^sst, dass man sie zunächst in das Product von
zwei kleineren verwandelt, dann mit diesen so fortfährt, bis
man zuletzt bloss Prini/ahlpotenzen erhält, so kann man die
hinsichtlich y ganze Function f zunächst in zwei Entwick-
lungen zu zerlegen verlangen, die in y von niederem Grade
sind als f und wiederum in ^^reducirter' Form erscheinen,
und mit diesen so fortfahren.
Diese Aufgabe lässt immer und nur eine Losung za,
wenn die Anfangsglieder <fp und iffq der neuen Entwicklungen:
f y'/' (ffp-\x^(pp-\+x^(rp^i-^ )
wo /„ (fp \ff^
also V"^ Q ^
ist: 1) durch irgend welche vorgängige Spaltung des homo-
genen Ausdrucks /m ermittelt sind und 2) keinen Factor ge-
meinsam haben.
Vergleicht man nämlich beiderseits die Glieder gleich-
hoher Dimension, so kommt
Aus diesen identischen Gleichungen lassen sich aber,
nach einem bekannten Satze der Algebra, die hinsichtUch
Brill: lieber das Verhalten einer Function etc, 211
X. y ganzen homogenen Functionen qpp-i, ^/'^-i; (p'p-^u V'J— i;
•••• paarweise der Reihe nach eindeutig bestimmen, wenn
man die aus den vorhergehenden berechneten jedesmal in
die folgenden Gleichungen einführt. Nur wenn q)^ und x^fq
einen Theiler gemeinsam haben, also insbesondere wenn fn die
n-te Potenz eines Linearfactors ist, versagt das Verfahren.
Hat aber /« ungleiche Linearfactoren, so kann man die Zer-
I^ung von f soweit fortsetzen, bis die Einzelreihen mit
Potenzen von Linearfactoren beginnen, und bei bloss un-
gleichen Pactoren von fn ^^^^ durch wiederholte Spaltung
/ in lauter Linearfactoreu (hinsichtlich ij) von der Form
zerlegt:
y + «0^ + «i^' + o>' H — 1
wo die ÜQ Constante sind.
Für diese zunächst formale Operation ist später der
Nachweis der Convergenz zu erbringen.
2.
Vorher möge der Fall untersucht werden, dass fn einen
j>- fachen Factor (/)>1):
besitzt. Die zugehörige Entwicklung, von den anderen ab-
getrennt, sei von der Form :
Setzt man
y + ax- y^, x a;,,
so gewinnt q> die Gestalt:
Man ordne jetzt die Glieder nach ihrem Grad in x^ und
schreibe der Reihe nach diejenigen an, deren Coefficienten
von Null verschieden sind
i'f ; *ryM-. •^rW'"'': «tyf~'; -
212 Sitzunp der math.-phys. Classe vom 4. Juli 189L
wo a — ;:?>0; y — d>0; c — f>0; •
ist und a < y < £ < —
ebenso wie /^, d, c, •••• ganze positive (von Null verschiedene)
Zahlen sind. Nun bilde man die (unächten) BrQche:
a y e
— • _— • — • ....
ß' d' C'
und nehme den dem Werth nach kleinsten. Dies erfordert
jedenfalls die Aufstellung nur einer endlichen Zahl vor&
Quotienten, weil ihr Werth mit wachsender Dimensionszakl
zunimmt, indem der Zähler wächst, während der Nenner di^
Grösse p nicht überschreitet.^)
Sei (lieser Quotient, auf die einfachste Form gebrachb^
gleich //x, seien also i und x theilerfremd und
^ — • -1— "> — • — ^ — • ....
[ix' d x' rx'
Fülirt man diinii in die vorliegende Reihe neue Varia-
belen ein nütt<;lst der Formeln
so wird das Glied
hinsichtlich Xj, y, von der Dimension pi, während die Di-
inen>ion irgend eines anderen (iliedes
Dl " <
gleich . / ^i i \
(;;-r)/-tx/i ^^' ^ '""• ( ^ - " I'
also höluM- als pi wird, ausser für diejenigen Glieder, f^^
welche, wie für das den Zahlen /, x entsprechende, jeH*^^
1 1 Man hat höchstens l»i> /u dciiijenifren Grad in .rj fortzuachreit^'
(1»T «hin h die in (h-ni Hruv h y i'nrhaltcne ^^anze Zahl hk-H ausdrücl^
Brül: Ueber das Verhalten einer Function etc. 213
Quotient den Werth i/x besitzt, wo dann die Dimension eben-
falls gleich pi wird. Es existirt also in der transformirten
Reihe mindestens noch ein Glied von der Dimension des
Änfangsgliedes, während keines von niedrigerer Dimension ist.
Aus diesen zweien lässt sich ein Linearfactor von der Form :
mit Ton Null verschiedenem Coefficienten b oder doch eine
Potenz eines solchen ausscheiden, was nun, nach Massgabe
von § 1, wieder zur Spaltung der Reihe qp verwendet werden
kann. Denn die Glieder (p + l)-ter und höherer Dimension
enthalten y, höchstens in der (p — l)-ten Ordnung ; nach Aus-
scheidung der p(i — l)-ten Potenz von x^ besitzt also (p in
X,, jy, die in § 1 zu Grunde gelegte reducirte Form:
qp - ojf'^i (ipp + xi i/v_i + xlipp-i H ).
Befindet sich unter den Linearfactoren von ipp einer, der
nur einmal vorkommt:
so lässt sich nach jenem Verfahren aus xp der Factor absondern
welcher, nach Vereinigung mit dem Factor x*~^ durch Rück-
substitution von X und y die Gestalt annimmt
y, -\- bx^ -(- b' Xi*^ + " • - y-}- ax -{-bx -\- b' x + — «.
was einer Entwicklung von y nach gebrochenen Potenzen
von X entspricht.
Hat üfp dagegen y^ + bx^ zum g-fachen Factor {q<^p)^
so schlage man den gezeigten Weg zur Zerlegung der ent-
sprechenden Entwicklung :
X --- (y% + ^^tY + xh-i + ••••
von neuem ein.
214 Sitzung der math.'phys, Classe vom 4. Juili 189t.
Erhält man an Stelle der früheren Zahlen i, x jetzt
etwa die Zahlen A, /i, und scheidet sich aus den Gliedern
niederster Dimension der neuen Reihe, die man durch die
Substitution :
erhält, etwa der Linearfactor y^ -}' ^^s ^^^i ^ bekommt
man, wenn dieser nur einmal auftritt, eine Entwickloi^;
von der Form :
^3 + <^^8 + ^'^3 + c'x\ -i ,
die durch rückwärts einführen der alten Variabein in :
Vi + bx^ + cx% + c'a?2'* + —
und weiterhin in:
y -\- ax-{-hx^ -{- cx ^^ -{^cx ^^ -j
übergeht. 1)
Tritt dagegen der Factor //j '\- cx^ mehrfach auf, so
hat man wiederum zunächst eine Substitution vorzunehmen
u. s. w. Da die Ordnung des ersten Gliedes hinsichtlich y
bei jeder neuen Abscheidiing, die möglich wird, sich er-
niedrigt, so hat das angegebene Verfahren im Allgemeinen
ein Ende.
1) Au8 den Zahlen, veriTiöf^e deren oben die Exponenten der
successiven TninHlbrmation gebildet wurden,
x' /i' V '
entstehen diejeni^^en Exponenten der Reihe in x, die H. J. S. Smith
„kritische'*, Halphen , charakteristische'* Zahlen genannt hat. Unter
den Brüchen :
l t A — fl / X-ft , V—Q
--, ■ - ~r , - i ~-\ ,
X X fix H fix 0 f* ^
sind es diejenigen, für welche die hinzutretenden Factoren des Nen-
ners: «, /^ e ,•-•- von 1 verschieden sind.
Brül: Ueher das Verhalten einer Function etc, 215
Nur in dem einen Fall, dass das erste Glied der trans-
formirten Reihe selbst die Potenz eines linearen Ausdrucks
y^ 4" Ä Xy von der Höhe desjenigen der vorhergehenden Reihe
ist, also wenn z. B. oben die Function ipp wieder p gleiche
Factoren besitzt, ist zunächst eine Abscheidung unmöglich.
Man wiederhole dann das Verfahren so oft, bis die Factoren
venjchieden werden. Erhält man aber immer wieder nur i>-te
Potenzen, so muss man schliessen, dass die vorliegende Reihe
überhaupt die p-te Potenz eines Linearfactors y + ? (x) ist,
wo ^ eine gewöhnliche Potenzreihe ist.
In der That, wenn ipp (s. oben) eine p-te Potenz ist,
wie y^, so muss zunächst x ^ 1 sein. Denn die Rücktrans-
fonuation :
^t ^i" y y% - ^1 ^i "" 1
auf das Anfangsglied von 9):
{q 0, 1, ••••;>) angewandt, liefert:
also nur dann ganzzahlige Exponenten von x^^ wenn:
X 1
ist. — Wendet man ferner jene Rücksubstitution (mit x 1)
auf die Glieder höherer Dimension i/'p+<^ {^^^) ft^'
Xi H'p+O ^^ Aq Iß ^2 -^2
(q 1,2, — p), wo Aq ein Coefficient ist, so kommt:
Es ergeben sich also nur Glieder, die bei gleicher
Ordnung in y^ von höherer Ordnung in a?j sind, wie die bei
der Rücktransformation aus iffp hervorgegangenen. Dies gilt
2H) Sitzung der mathrphys. Classe vom 4. Juli 1891.
auch noch nach Einführung von xx^^ V ""Vi — ^-^i- ^^^
nun für jede Wiederhohnig des Transformationsproceäses, so-
fern immer wieder eine ;>-te Potenz auftritt, die gleiche Be-
merkung gilt, so wird die nach mehrmaliger Wiederholung
erhaltene Reihe:
nach erfolgter Rückwärts- Einführung der Variabein x, y in
die Form übergehen :
(f (y-x-ax-^- hx' 4- c^-H-i -I- .... ]cx^y + ^{x,tj\
wo (t> höchstens von der 0^ — l)-ten Ordnung in y und in
Bezug auf x in jedem Glied von höherer Ordnung ist, wie
die liinsichtlich // gleich hohen Glieder der f>-ten Potenz des
Linearfactors.
Weil nun, wenn man den Process unbegrenzt oft wieder-
holt, der Exponent K unl)egrenzt wächst, so geht q> in die
/>-te lV)tenz eines Linearfactors // -\- $ {x) über, wo in ^ nur
ganzzahlige Exponenten vorkommen, w. z. b. w.
Ist insliesondere die Ausgangsfunction F(xy) (§ 1) hin-
sichtlich der Veränderlichen x, y irreducibel, so können sich
nicht immer nur wieder p-ia Potenzen als Anfangsglieder
ergci)en. Denn enthielte die redncirte Form f(xy) einen
Factor von der (.i<»sfcalt :
wo 7>> 1 ist» so würde aus der in der Umgebung von x --■- 0,
7/ 0 identischen Gleichung
aF /
folgen, dass nicht nur F ihn besitzt, sondern auch der
Differentiahiuotient von /'' nach //, was mit dem BegriflF der
Irroducibilität unvereinbar ist.
In allen Fällen gelangt man durch das angegebene Ver-
fuhren zu einer Zerlegung der Keihe f in Linearfactoren,
BrilJ: üther das Verhalten einer Function etc.
217
und zwar zu einer einzigen. Denn wären zwei verschiedene
Zerl^ngen möglich, also zugleich :
(y-Q)(y-Q')--.(y- O->0,
und die ^ von den Q verscliieden, so niüsste, weil das eine
Produck für y ^ verschwindet, dies auch mit. dem anden^n
der Fall sein, also etwa ^ Q sein. Dann könnte man
beiderseits mit j; — ^ dividiren und die Uebereinstimmuiifjr
eines weiteren Linearfactors links und rechts nachwei.sen u.s. w.
3.
Es erübrigt nun noch, einen Giltigkeitsbereich nach-
Mweisen för den in § 1 angegebenen Process der Spaltung
«er Reihe f in die beiden y, \p :
)
'),
(1)
Wo
fn
^pn\
n p + q
• Zu dem Zweck wird hinsichtlich der Coefficienteii von
' ^ie Annahme gemacht, da.ss sie dem absoluten Betrage
na^lj <^ I gjnJ^ ein Verhalten, das sich, sofern /' überhaupt
*** der Umgebung von x 0, y 0 convergirt, durch eine
***4nsforniation von der Form x ox und Division der
"*^titität f^-^<p^f mit einer passend gewählten Constanten
*^*tiier herstellen lässt.
Man bemerke zunächst, diiss die aus der Identität (1) tties-
^^den Einzelgleichungen nach J; 1 alle von der Form sind :
^•o f;_, ^Wy"-' -i- (-7>) ^") //- --.t- + ("7') /l<->//'-^^-'
b
218 Sitzung der math.-phys. Clasae vom 4. Juli 1891,
eine bekannte, y^, tpq ebensolche theilerfremde, O^-i, V,-i
gesuchte, in j;, y homogene Functionen sind. Die Coefficient^
der letzteren bestimmen sich aus den n-^P'\- q linearea
Gleichungen, die man durch Gleichsetzen der Coefficientea
von y*^~\ yl^~^Xy — ic""' links und rechts erhalt, und zwa-.ic
enthalten die Ausdrücke die Coefficienten A^*'^ von F linea^
und homogen. Irgend ein Coefficient a<*) von <2>^_i, V,
stellt sich also durch eine Summe dar von der Form :
wo die BS*^^ nur noch von den Coefficienten von ^y, i/^, ab —
hängen. Ist nun unter allen Ausdrücken IP**^ der dem ab — -
sohlten Betrag nach grösste absolut genommen = - , so ge —
n
niigt jeder Coefficient a^*^ von Ö>^-i, ^q-\ der Ungleichung:^
; a(*) <qA, (2a)
wenn A der grösste unter den Coefficienten | A^^ j von F ist.
Nun lautet die erste der aus (1) folgenden Identitäten:
WO (pp, i/'y gegeben sind. Die absoluten Beträge der Coef-
ficienten von y^p-i, U^q-i vergrössern sich, wenn man hier statt
der Coefficienten von /i,-i die zu grossen Werthe 1 einsetzti
also statt /„_! die Function :
oder statt ihrer:
einträgt. Nach 2 a erhält man so für den dem absoluten
Betrag nach grössten Coefficienten a von qpp_i und ipq^i di^
Ungleichung:
« I < ^1
wo Q die:selbe Bedeutung wie oben hat.
Brül : lieber das Verhalten einer Function etc. 219
Die anderen Identitäten sind säninitlich von der Form:
+ V^?' y;-! + <--,-> V'i-i + ••••) - -f:*!, (3)
Es erhöht sich wiederum der absohite Betrag der Coef-
ficienten in JP, wenn man:
1. Statt der Goefficienten der Einzelfactoren ihre absoluten
Beträge einsetzt,
2. Die Goefficienten in p^}_^ allenthalben gleich 1 macht.
3. Für diejenigen von qp, i/^; bezw. q>\ip'; •••- y^*"'\
i^*-i) gewisse sogleich zu bestimmende zu grosse
Beträge a bezw. a', a", •••• ö^*""^^ einträgt.
Tritt auf diese Weise an Stelle von F^^^ , die Function :
(yr-1 ^ ^-.r«-^)(2ct(*-l)a + 2a(*-2)«'_| )
<><ier gar:
(y + a:)"-^! + 2a<»-») a + 2a(*-2>a -| \
^ folgt um so mehr — wegen (2 a) — für die Goefficienten
^'' von (pW j, i/;(*i, :
a<*) < ^ (1 + 2 a<*-0 a + 2 a^*-^) ß' „j j (4)
Die anstatt der Goefficienten von qp, ij.f; q>\ i//; •••• ein-
Rrführten Beträge a^a\a\ — a^*"') wollen wir, weil dies
^^ der That eine Vergrösserung bedeutet, folgeweise den
Gleichungen entnehmen:
a Q
a q{1 + 2aa)
d" — ^(1 -\- 2 a" a + ^' "')
^^Iche aus der Relation (4) hervorgehen, wenn man das
Wichen <C durch 1= ersetzt.
1«»1. lUt]i.-phy8. OL 2. 15
220 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 4, Juli 1891,
Aber dieselben Gleichungen ergeben sich aiis dem spe-
ci eilen Problem: Die in der Umgebung von S,^ 0, i;^0
durch folgende Reihe definirte Function :
in ihre Linearfactoren zu zerlegen
f 0;-^ + «? + «'? + «"!* + ••••)
In der That gehen für diese Identität die allgemeinen
Gleichungen (3) genau in diejenigen (4 a) über. Anderer-
seits berechnen sich die «<*) in (5) mittelst der Binomial-
formel aus:
'' hi^-l-^" /^(l-2,'|-2,'(l + ,%"--)
und weil aus der Convergenzbedingung : ^ <C 1
sich die obere Grenze ableitet: ! ?| <^ -:- ^ , ^*
4 ^' + 1
so folgt, dass auch die Reihen der y^*ip V^-i convergiren,
wenn der «absolute Betrag der Veränderlichen x die Grenze
nicht übersteigt:
' ' 4 ^'^ + 1
Hiermit ist ein Convergenzbereich für die Reihen y, ^
und also ein Giltigkeitsbereich für die Identität:
f W
nachgewiesen.
Ein solcher existirt demnach auch für die ganze Zer-
legung, weil dieselbe nur in der wiederholten Anwendung
des Spaltungsprocesses besteht.
221
Teneiehniss der eingelaufenen Drackschriften
Januar bis Juni 1891.
Di« ▼«rehrliehen 6«sellsehjiften nnd Imtitute, mit welchen nnsero Akademie in
■«hverkehr steht, werden gebeten. nachHtehendt!» Verzoichniss zugleich als Empfangs-
itigaog SQ betrachten. — Die zunächst fQr die phiio8.-philol. u. hislor. ClaHHe bc-
tait«n DmckMhriften sind in deren SitzungHlH>richten 1891 lieft III verzeichnet.
Von folgenden Gesellschaften nnd Instituten:
Observatory Adelaide^ South Australia:
teorological Observations. Year 1883 and 1888. 1889/lK). Fol.
Boy cd Society of Smdh Australia in Adelaide:
iwactions. Vol. XIII. part. 2. 1890. 8».
Südslavische Akademie der Wissenschaften in Agram:
to Pilar, Geografijeske Koordinate. 1890. Fol.
t. Janecek, Ob<*a teoret. i fizik. lucba. I. 1890. 8^.
New- York State Museum in Albarnj:
öoire. Vol. I. Nr. 1. 1889. 4^.
Royal Dutch Meteorological Institute in Amsterdam:
atiempt to corapare the instrumenta for absolut o maj^netic
measurementA by Van Rijckevorsel. Utrecht 1890. 4®.
Societe d'Hudes scientifiques in Angers:
lletin. Nou?. Serie. Annee XIX. 1889. 1890. 8".
Naturwissenschaftlicher Verein in Augsburg:
Bericht. 1890. 8«.
15*
222 Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften,
Johns Hopkins University in Baltimore: ]
American chemical Journal. Vol. 12 Nr. 6—8. Vol. 13 Nr. 1. 18»
-91. 80.
Studies froni the biolo^cal Laboratory. Vol. IV. Nr. 6. 1890. ^'
American Journal of Mathematics. Vol. XIII. Nr. 1. 2. 1890. 4®.
Naturforschende Gesellschaft in Basel:
Vorhandinngen. Bd. IX. Heft 1. 1890. ^,
Magnet ical and Meieorological Ohservatory in Batavia:
Observations. Vol. XU, 1889. 1890. Fol.
1{egcnwaamemingen. XI. Jahrg. 1889. 1890. 8®.
A". Akademie der Wissenschaften in Berlin:
C. CJ. J. Jacobi'8 gesammelte Werke. Bd. V. VI. 1890/91. 4^
Centralbureau für internationale Erdmessung in Berlin:
Verhandlungen der 1890 zu Freiburg im Br. abgehaltenen Confere^^
der permanenten CoinmiHsion der Internationalen Erdmesson^
1891. 4».
Deutsche chemische Gesellschaft in Berlin:
Berichte. 23. .fahrg. Nr. 18. 19. 24. Jahrg. Nr. 1—11. 1890/91. 9*
Deutsche geologische Gesellschaft in Berlin:
Zeitschrift. Bd. 42. Heft 3. 4. 1890/91. 8°.
Medic'nmchc Gesellschaft in Berlin:
Verhandlungen. Bd. XXI. 1891. 8^
Physikalische Gesellschaft in Berlin:
Die Fortschritte der Physik im Jahre 1884. Jahrg. 40. Abth. 1—3.
1890. 8^
Verhandlungen. 9. Jahrg. 1891. 8^
Physif)hgische Gesellschaft in Berlin:
Centralhlatt fiir Physiologie. Bd. IV. Nr. 20—26. Bd. V. Nr. 1-^^
1890/91. 8^.
Verhandlungen. 1890—91. Nr. 1—5. 8^
K. Technische JTochschule in Berlin:
Dout.*?chlands Leistungen und Aussichten auf techniäcbem Gebi^*
von F. Ueuleaux. (Festrede.) 1891. gr. 8^.
K. preuss. geodätisches Institut in Berlin:
Die Schwerkraft im Hochgebirge, von F. R. Helmert. 1890. 4P,
Das Berliner Baxisnetz. 1891. 4".
Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften, 223
Ä". Preussiaches meteorcHogiaches Institut in Berlin:
andlangen. Bd. T. Nr. 1 3. 1890. 4^.
k. preu89. tueteorol. Institut von W. v. Bczold. 1890. 8".
Jahrbuch Ä6cr die Fortschritte der Mathematik in Berlin:
rbach. Bd. XX. Jahrg. 1888. Heft 1. 2. 1890. 8».
K. geologische Landesatistalt und Bergakademie in Berlin:
landluDgen. Neue Folge, lieft 3. Die Foraminiferen der Aachener
Kreide, von Ignaz Bei88e]. Text und Atlas. 1891. 4^.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin:
tenflora. Jahrg. 1890. 8®.
Naturwissenschaftliche Wochenschrift in Berlin:
chenachrifl. 1891. Nr. 3—26. 4«.
Zeitschrift für Instrumentenkunde in Berlin:
ischrift. XI. Jahrg. 1891. Heft 1—6. gr. 8».
Gewerbeschide zu Bistriz:
l Jahreabericht f. d. J. 1889/90. 8».
Naturhist. Verein der preussischen Bhcinlande in Bonn:
bandlungen. Jahrg. 47. 2. Hälfte. 1890. 8».
Societe de Geographie commerciale in Bordeaux:
lelin. 1891. Nr. 9—12. 8^,
American Academy of Arts and Sciences in Boston:
ceedings. Vol. XXV. 1890. 8«.
Boston Society of natural history in Boston:
«eedings. Vol. XXIV. part 3. 4. 1890. 8«.
noirs. Vol. IV. Nr. 7—9. 1890. 4«.
Meteorologische Station in Bremen:
rebni»}*e der meteorol. Beobachtungen in Bremen von 1803—1890.
Jahrg. I. 1891. 4".
Naturwissenschaftlicher Verein in Bremen:
bandlungen. Bd. XII. Heft 1. 1891. 8«.
Natur forschender Verein in Brunn:
Handlungen. Bd. 28. 1889. 1890. 8^.
W. Bericht der meteorologischen Commission. 1890. 8^.
N
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'•' .■:.i-M.i'i..ii. \r. 2 l-'.'l.
- ;■ *' r i$i ^.l,^■J/*^f ;
V •■•.lU.iiii-Di-iri. tv .lau. l'
rzeichniss der eingelaufenen Druckschriften. 225
Gedofjical Surveif of India in Calcutta:
XXIII. part 4. 1890. 4^
XXIV. part 2 1890. 4«.
i Indica. Ser. XIU. Vol. IV. part 1. 1889. Fol.
rhHosophical Society in Cambridge:
Toi. VII. part 3. 1891. 8«.
Vol. XV. part 1. 1891. 4«.
: Ma.nceU Memorial Committee in Cambridge:
Papers of James Clerk Maxwell. Vol. 1. 2. 1890. 4**.
m2)ar(ttice Zoölogy at Harvard College in Cambridge^ M,:
t for 1889-90. 8°.
XX. Nr. 4—8. Vol. XXI. No. 1. 1890/91. 8«.
'ard College Observatorg in Cambridge^ Maus.:
he ÄHtrononiical Observatory. Vol. XXIII. part 1.
CIV. Vol. XXVII. 1890. 4».
:» Harvard College Observatory 1840-1890. 18'.K). 8<^.
leport. 1890. 8'>.
•ring, Variable Stars of long period. 1891. 4".
Accademia Gioenia in Catania:
nsile. Nuova iSer. Fase. XV— XIX. November 1800 bis
891. &\
. Vol. 2. 181K). 40.
. sächsisches meteorol. Institut in Cliemnitz:
t^eorologisches Jahrbuch. I. ilillfte. Abth. 1 und 2.
4».
lyciHe des sciences naturelles in Chcrbourg:
n. XXVI. Paris 1889. 8<>.
jmmittcc of thc Nonregian North- Atlantic Expedition
in (-hristiania:
Jordhavs-Expedition 1876-1878. Nr. XX. 1891. Fol.
C Norwegische Universität in Christiania:
met»?orol. Instituts für 1888. 1890. 4".
itheniatik. Bd. XIII, 2-4. Bd. XIV, 1. 2. 181H). 8'».
for Naturvidenskaberne. Bd. XXXI. Nr. 4. 1890. 8».
er, Viridarium Norvegicum. Bd. III. 1889. 1^*.
Observatory in Cincinnati:
!^r. 11. Charts and micrometrical measurea of nebulae
;. Porter. 1891. 4«.
22G Verzeichniss der eingelaufefien Druckschriften.
Chemiker- Zeitung in Cöthen:
Cbemikei-Zeitung. 1890 Nr. 100—105. 1891 Nr. 1—46. 1890/91. A
KccXe polytechnique in Delß:
Annales. Tom. VI. livr. 2. Leiden 1890. 4P.
Meteorologisches Observatorium in Dorpat:
Brriclit über die Ergebnisse der Beobachtungen an den Kegenstationei
ITir das Jahr 1888. 1891. 4^.
Union geographique du Nord de la France in Vouai:
liullelin. Tom. XT. Janv.-Juin 1890. 8».
Itoyal College of Physicians in Edinburgh:
Keports from tlie Laboratory. Vol. III. 1891. ö*>.
Geological Society in Edinburgh:
Tran>aition8. Vol. VI. \MiTt 2. 1890. 8».
H. Physical Society in Edinburgh:
rrocoiHlinj,'>. So^^ion 1889—1890. 8<*.
Xaturforschettde Gesellschaft in Emden:
75. .Iahro$l»eritht pro 1889'^. 1891. 8®.
H. -4riM«/r»»ii«i dfi Ocorg*.tfili in Florenz:
Atti. I. .Sorio. Vol. Xlll. disp- 3. Vol. XIV. disp. 1. 1890/yi. 8».
Sr iK'Af i''c T/iM?*^ Xaturfnr>chtPide Get^ellschaft in Frankfurt ü/J»-'
Abluiidliinju-t-n. Ud. XVI. Hoft 2. 1890. 4«.
Kaia'.oiT der Vo*:»'i>.imm!unir im Museum der iie^ellsihaft, von &*»
Hart«rt. 1S91. ^'.
Km'. i\ut. h i (f f»f'>if.>oÄ/i/> IkHhmaea in Gent:
l>.^tar.>vb J.t.irKvk. S. .'.i.ir»rani: 1891. S^'.
M'*s'.. n \^, ii '.•'•.•1:1 M.if«irji/< i'fi Genua:
Ar.n;» . ^rr.«* 1!. Vol 7-9 l^^^-Ä^. 8".
< 1= . . '. . X vv ', ■ (;:>-.' V \ !•'• '•i'- Sitar- und Heilku »de in GifPf*-
^ I 1*......, t iT*;^' c .
'T-'. :' S\-'\. IM 'nl>»J«Hr:
Verseichniss der eingelaufenen Druckschriften. 227
kientific Liihoratories of Denistm University in Granvüle, Ohio:
lletin. Vol. V. 1890. 8«.
iurwissenschaftlicher Verein für Neu- Vorpommern in Grciftncnld:
itheilungCD. Jahrg. XXII. 1891. 8^.
'. InstUuiit voor de T(mI', Land- en Volkenkunde von Nederlandsch-
Ifuiiä im Haag:
Badooj'8 door Jul. Jacobs en J. J. Meijer. 1891. 8®.
^Jididino-Carolinische deutsche Akademie der Natnrfortfchcr in Halle:
poldina. Heft XXVI. Nr. 21-24. XXVII. 1—8. 1890/91. 4«.
Deutsche Seewarle in Hamburg:
aloff der Bibliothek der deutschen Seewarte. 1890. 8^.
Musee Teyler in Harlem:
bives. Ser. II. Vol. IL partie 6. 1890. 4®.
Societe Hollandaise des sciences in Harlem:
lives Net»rhindai8e8 des sciences exacteH. Tom. XXIV. 4. 5. XXV.
Nr. 1. 1891. 8*^.
vres completes de Christiaan Huy^cns. Tom. III. La Haye
1890. 40.
Naturhistorisch-medisinischer Verein in Heidelberg:
landlunj^'en. N. F. Bd. IV. Heft 4. 1391. 8».
^Jenbürgiscf^er Verein für Naturwissenschaften in H^rmannstadt:
land langen und Mittheilungen. 40. Jahrgang. 1890. 8'\
Medizinisch-natuncissenschaftliche OeseUschaft in Jena:
•ische Zeitschrift für Naturwissenschaft. Bd. 25. Heft 1 und 2.
1890. 8^.
Section medicale de la Societe des Sciences in Kharkow:
Ij. Jahrg. 1890. 1891. 8«.
ist,-K<mimisHion zur Untersuchung der deutschen Meere in Kiel:
ericht für die Jahre 1887—1889. XVIL bi« XIX. Jahrg. II. Heft.
1890. Fol.
.^bni.xse der BeobachtungH-Stationen. Jahrg. 1890. Heft X— XII.
1891. ({u. 40.
M deutscher Mecresalgen. Heft IL Lief. 1 u. 2. 1891. 2^.
Natuncissenschaftl, Verein für Schleswig-Hfplstein in Kiel:
riften. Bd. VHL Heft 2. 1891. 8«.
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-•: ■ i-iM •
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» «
VerzeichnUs der eingelaufetien Druckschriften. 229
B, Microcopical Society in London:
lal. 1891. Tart 1—3. 8«.
Zoological Society in Londofi:
wdinj?». 1890. part IV. 1891. pari I. 8^.
sactioDs. Vol. XIII. part 1. 2. 1891. 1^.
Zeitschrift Natur e in London:
re. Vol. t3 Nr. 1105—1122. Vol. 44 Nr. 1123—1125. 1891. 4P.
SociHe geoloffique de Belyique in Lüttich:
l«j. Tom. XVI, 2. XVII, 4. 1890. ^.
M^ashburn Observatory in Madison:
cations. Vol. VU. part 1. 1890. 4P.
Scientific Association in Meriden, Conn.:
iiutions. Vol. l. 1889—90. 1891. 8^.
(Mtserratorio astnmomico nacitmal de Tacubaya in Mexico:
rio. Anno XI. 1891. 1890. ^.
in. Tom. I. Nr. 2. 1891. 4'>.
Observatorio mcteorolöyico-magnetico de Mexico in Mejcico:
in mensual. Ucsumen meteoroloj^ico del ano de 1889. 1890. 4®.
rf« p.svfrometricas calnihulas para la altura de Moxico, por Jose
Zcndeja.s. 1889. 8«.
Dciedad de yvografia y estadistica de la repüblica Mexicana
in Mexico:
in. Tom. II. Nr. 1. 2. 1890. &.
Sociedad de historia natural in Mexico:
uturaleza. II. Serie. Tom. I. Nr. 9. 1890. Fol.
Deutscher wissenschaftlicher Verein in Mexico:
ivilungen. Bd. I. Heft 2. 3. 1890. Fol.
Societä dei Naturalisti in Modena:
Serie III. Vol. IX. Fase. 2. 1890. 8".
Geoloyical Survey in Montreal:
ribationa to Canadian Talaeontology. Vol. III. Nr. I. 1891. 4^.
230 Verzeichniss der eingelaufenen Drucksthrifttn,
Societc IwiKriale des Naturali stes in Moskau:
Bulletin. 1890. Nr. 8. 4. 1891. 8«.
Meteorologisclie BeobachtuDgen. 1890. I. u. IL Hälfte. 189(
Deutsche Gesellschaft für A nthropologie etc. in Berlin und 1
Correspondenzblatt. XXI. Jahrg. 1890. Nr. 10—12. XXII.
1891. Nr. 1. München. 4^
GediichtnisHfeier iQr Heinrich Schliemann. 1891. 8^.
K. Staatstninisterium des Innern für Kirchen- und Schule
heiten in München:
Die Deutdchen Expeditionen und ihre Ergebnisse. Bd. I. l
licher Theil, herauBgeg. von 6. Neumayer. Berlin ]
Die k. Observatorien für Astrophysik, Meteorologie und Gec
Potsdam. Berlin 1890. 4«.
Societe des Scioices in Naticy:
Bulletin. Ser. 11. tom. 10, fasc. 23. Paris 1890. 8®.
Accademia delle scioize fisiche e matematiche in Neaj
Rendiconto. Ser. II. Vol. IV. Fasc. 1—12. 1890. 4®.
Zoologische Station in Neapel:
Mittheilungen. Bd. IX. Heft 4. Berlin 1891. 8«.
North of England Institute of Engineers in Newcastle-upc
I{c]K)rt of the French Commission on the use of explosives.
1891. 8«.
Transactions. Vol. 39. part I. II. Vol. 40. part 1. 1891. 8
Connecticut Academy of arts et sciences in New-Hart
Transactions. Vol. VIII. part 1. 1890. 8^
7he American Journal of Science in New-Haten:
Journal. Nr. 239—244. Nov. 1890 -Apr. 1891. 8».
Academy of Sciences in New -York:
Annals. Vol. IV. Index. Vol. V. Nr. 4-8. 1890. 8«
Transactions. Vol. IX. Nr. 3—8. 1889—90. 8^.
'The Journal of comparaiive medecinc and vetcrinary ar
in New- York:
Journal. Vol. XII. Nr. 1-5. 1891. 8«.
American Museum of natural history in New- York
Bulletin. Nr. 7. 8. Vol. II. Nr. 9. 10. Vol. III. Nr. 1. All
— 1890. gr. 8«.
Verseichniss der eingelaufenen DrucJcschriften. 231
American Chemicai Society in Nett-Tork:
Journal. Vol. XII. Nr. 10. XIII. 1—4. 1890. 8».
American Geographical Society in New- York:
Bolletin. Vol. XXII. Nr. 4 and Supplement. XXIII. Nr. 1. 1890/91. 8«.
Neuntssiscfie Naturforschende Gesellschaft in Odessa:
Sapi^ki. Tom. XV. lieft 1. 2 und Mathem. Abtheilung. Tom. XI.
1890 8^.
Naturtcissenschaftlicher Verein in Osnabrück:
d. Jahresbericht für die Jahre 1889 und 1890. 1891. 8^
Societä Veneto-Trentina di scienze naturaJi in Padua:
Atti. Vol. VII. Fase. 1. 1891. 8«.
Circolo matematico in Palermo:
Rendiconti. Tom. V. Fase. 1-3. 1891. 8^.
Collegio degli Ingegneri in Palermo:
Atti. Anno XIII. 1890. Maggio— Dicembre. 1890/91. 4».
AcadSmie de medecine in Paris:
ßuUetin. 1890. Nr. 52. 1891. Nr. 1-25. 8^
Acadimie des Sciences in Paris:
Coniptes rendus. Tom. 111 Nr. 26. Tom. 112 Nr. 1-25. 1890/91. 4^
'^euvrcH compl^tes d'Auguatin Cauchy. II. Ser. tora. IX. 1891. 4».
Comite Intematio^nal des Poids et Mesures in Paris:
Procea-verbaux des säances de 1889. 1890. 8^.
^'He Rapport aur Tannee 1889. 1890. 4^.
^•*^pte8 rendus des seances de la premiere Conference generale en
1889. 1890. 4®.
l*^vaux et Memoires du Bureau international des poids et meauripH.
Tom. VII. 1890. 4».
Labaratorie de Geologie ä la Sorbonne in Paris:
^naoDd Hebert. 1891. 8^.
Moniteur scientifique in Paris:
Boniteur scientifique. Livr. 589—695. Janvier— Juillet 1891. gr. 8^.
Museum d'histoire naturelle in Paris:
^o^velles Archivea. II. Särie. tom. VII. Fase. 1. III. St^rie. tom. II.
Pasc. 1. 1884—1890. Fol.
[
232 VerzcivhyuM der eingelaufenni DruckM^riften.
Societe (Tanlhropdlogie in Paris:
Memoires. 2« S«^r. tom. IV. Fase. 2. 1890. 8®.
Bulletins. III. 8me. tom. XII. Fase. 4. IV. Serie, tom. I. Fase.
1890. 8«.
SociHe hotanique de France in Paris:
Bulletin. Tom. 88. Üomptes rendus des seances. Nr. 1. 1891. i
Societe de g^ographie in Paris:
Bulletin. VII. Ser. tom. XI. trimestre 3. 4. tom. XII. trim. 1.
— 91. 8®.
Compte rendu 1890 Nr. 16. 17. 1891 Nr. 1—18. 8^.
Societe math^matique de France in Paris:
Bulletin. Tora. XVIII. Nr. 5. 6. XIX. Nr. 1-6. 1890/91. 8».
SociHe zoohgique de France in Paris:
M**moireH. Tom. HI. partie 4 et .5. Tom. IV. partie 1 et 2. Fe
26 a S5 1890/91 8^
Bulletin. Tom. XV. Nr. 7—10. Tom. XVI. Nr. 1—5. 1890/91.
Zeiischrifl VKleciricien in Paris:
I/ßlectricien. II. Ser. tom. I. Nr. 1-26. 1891. gr. 8®.
Accademia medico-chimrgica in Perugia:
Atti e rendiconti. Vol. II. FaHC. 4. 1890. 8«.
Comite gMngique in St. Petersburg:
Memoires. Vol. IV. Nr. 2. Vol. V. Nr. 1 und 6. Vol. VIII. J
Vol. X. Nr. 1. 1890. 4^
Bulletin.^. Tom. IX. Nr. 7. 8. 1890. SP,
Chemisch'phyaikaluiche Gesellschaft an der k. Universität ti
St. Petersburg:
Scbumal. Tom. XXII. Nr. 9. XXIIl. Heft 1—4. 1890/91. 8®.
PhgsikaUsches Central-Observatorium in St, Petersburg:
Annalon. .Ia}irj<. 1889. Theil H. 1890. 4®.
Acadcmy of natural sciences in Phüadelphia:
Proceedinjjs. 1890. i)art II. HI. 1890. 8^.
American pharmaceuticnl Association in Philadelphia:
Proceedinjf8. 38**» annual meetinj? held ad Old Point Comfort.
tember 1890. b^.
American j)hilosophical Society in Phüadeljthia :
Proceedin^rH. Vol. 28. Nr. 131. 1890. 8*^.
Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften. 233
GeologicaJ Survey of Pennsylvania in Philadelphia:
lary of Fossils. Vol. 2. 3. Hamsburf? 1889—90. 8^.
Southern Anthracite Field. Part III.
port on the Oil and Gas Fields. Harrisburf^ 1890. 8^.
Societä Toscana di scienze naturali in Pisa:
lemorie. Vol. XI. 1891. SP.
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I. Bd. XX. Heft 1-4. 1890/91. 8».
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^berichte. Mathem.-physik. Classe 1890, I u. Tl. 8®.
Sternwarte in Pülkoioa:
ment III. anx observations de Poulkova. St. Peternbiir^.
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des Directors der Nicolai - Hauptsternwartc 1887 — 1889.
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Accademia Pontificia de^ Nuovi Lincei in Rom:
Inno 43. Sessione 4—6. 1890. 4^.
R, Comitato geol4)gico d^Italia in Rom:
ino 1890. Nr. 11. 12. 8^
itaafsch Genootschap der jtroefonder-mndeUJke Wijshegcertc
in Rotterdam:
e Verhandelinger. II. Keeks, 3. Doel, 3. Stuk. 1890. 4^
California Academy of Sciences in San Krancisco:
onal Papers. I. III. 1890. 8^.
Naturwissenschaftlicher Verein in St. Gallen:
t wahrend dea Vereinnjahres 1888/89. 1890. ^.
R. Accademia dei Fisiocritici in Siena:
Serie IV. Vol. 3. Faac. 1—4. 1890/91. 8^
234 Verzeichniss der eingelaufenen Drucksdtriften.
Societe den Scietices in Stransburff:
Bulletin mensuel. Tom. XXIV. Fase. 10. Tom. XXV. FaRC. 1-4.
1890/91. 8«.
Royal Society of New-Soufh- Wales in Sydney:
Journal and ProceedingR. Vol. XXIII. part 2. Vol. XXIV. pwt 1
1889/90. 8».
Physilcalisches Obserratorium in Tiflis:
Meteorologische Beobachtungen im Jahre 1889. 1890. 8^.
Magnetische Beohachtungen im .lahre 1888 — 89. 1890. 8^.
Deutsche Gesellschaft für Natur- uml Völkerkunde Ostasiens in Tokp
Mittheilungen. 45. Heft. Yokohoma 1891. Fol.
Mediciniscfte Fakultät der kaiserl, japanischen Unicersitdi in Tokyo
Mittheilungen. Bd. I. Nr. 4. 1890. 4«.
College of science, Imp. University of Japan in Tokyo:
Journal. Vol. IV. i)art 1. 1891. 4^
Kansas- Academy of Science in Topeka:
Transactionfl. Vol. XII. part 1. 1890. 8®.
Canadian Institute in Toronto:
Transactions. Vol. I. part 1. 2. 1890. 8".
41»' annual Keport. 181»!. 8®.
Jieale Accadcmia delle scieme in Turin:
Osscrvazioni meteorologicho delT anno 1890. 1891. 8®.
Ohservatoirc mctt'oroloyique de Vüniversitc in Upsnla:
Bulletin uiensufl. Vol. XXII. Anmn» 1890. 1890-91. Fol.
U. S. Department of Agriculturc in Waslnngton:
North American Fauna. Nr. 3. 4. 1890. ö**.
Nary Department in Washington:
Astronomioal Faperrf ol" the American Ephemeris. Vol. II. p*"^
untl Vol. JV. 1890. 4".
Smithsmiian Institution in Washington:
Report 1888 and National Museum Heport 1888. 1890. 8^.
VeriekhnisB der eingelaufenen Druckschriften. 235
U, 8. Naval Observatory in WasJungton:
[)ort for tlic year endiof^ 1890, June 30. ^.
terfations for 1885. 1891. 4^.
Surgeon General* 8 Office in Washington:
ex-Catalogue. Vol. XL 1890. 4P,
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|K)rt ot' tho Su])orintendent during thc year endiD^ with Juiie 188Ö
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U, S. GeoltHficai Surveg Office in Washington:
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teral Kesources of the U. Öt. Calendar, year 1888. 1890. 8".
letin. Nr. Ö8--61. 63—66. 1890. 8».
th Aniiual Keport 1887-1888. 1889. 4".
Natuncissenschaftl icher Verein des Harzes in Wernigerode:
ritten. 5. Band 1890. 8^.
K. K. Akademie der Wissenschaften in Wien:
1889—1890. 8*^.
longsliericht«. Mathem.-naturwiHsenscIiafll. Klasse.
I. .\l»th. 1889 Nr. 4 -10. 1890 Nr. 1—3. 1
11» Abth. Iö89 Nr. 4-10. 1890 Nr. 1-3.
11»» Abth. 1889 Nr. 4—10. 1890 Nr. 1—3.
in. Abth. 1889 Nr. 5-10. 1890 Nr. 1—3. )
ikMiriften. Mathem.-naturw. Klas.se. Bd. 56. 1889. 4".
theilun^en der prähistorischen l'ominission. 18iH). Bd. 1. Nr. 2. 4^
K. K. geologische Reich^anstalt in Wien:
Handlungen. 1890. Nr. 14—18. 1891. Nr. 1—7. t«.
»andlun^en. Bd. XIV. 1890. Bd. XV. Heit 3. 1891. Fol.
K. K, Gesellschaft der Aerzte in Wien:
'ner klinisehe Wochenschrift. IV. Jahr>,'. 1891. Nr. 1—27. 4".
Anthrojmlogischc Gesellschaft in Wien:
theilun^ren. Bil. XX. Heft 3. 4. XXI. Hell 1. und Kefj:istiT au
Bd. XI— XX. 1890/91. 4».
Geof/raphische Gesellschaft in Wien:
tbeilnngen. Band XXXIII. 1890. 8^.
H. MaUi.-pliy8. CL 2. 16
236 Vereeichnias der eingelaufenen Druckschriften,
Zoologisch-hotanische Gesellschaft in Wien:
Verhandlungen. 1890. Quartal 3 und 4. 8«.
K. K. naturhisiorisches llofmuseum in Wien:
Annalen. Bd. V. Nr. 4. ßd. VI. Nr. 1. 1890/91. gr. 8«.
K. K. UnicersitätS'Stermcarte in Wien:
Annalen. I. Suppl.-Band. Katalog der Argelander*dchen Zonen tob
Edmund Weis». 1890. 8«
Verein zur Verbreitung naturwisscnachaftl. Kenntnisse in Wien:
Schritten. 30. Bd. 1890. 8*^.
Ndssnuischcr Verein für Naturkunde in Wiesbaden:
Jahrbücher. Jahrg. 43. 1890. 8«.
rhysikdlisch-medizinische Geselhvhaft in Würzburg:
Verhandlungen. N. F. Bd. XXIV. Nr. 6. 7. XXV. Nr. 1. 2. \^
Sitzungsberichte. 1890. Nr. 8—10. 1891. Nr. 1. 1890/91. 8".
Naturforschende Gesellschaft in Zürich:
Viertel.jahrsschria. Jahrg. 35. Heft 2—4. 1890. 8®.
Von folgenden Privatpersonen:
Hftrentinn Amrffhinn in liueuos Aires:
Ktn-inta Argi*ntina dt* liistnria natural. Toni. I. entrega 1. 2. 1891. ^
Gitn'uuui Cnpcllini in Bologna:
Zifioidi Fossili. 1891. 4^.
]{. Fresenius in Wiesbaden:
Die Th('riii.ilqut»lh»n Wi»'sl)a<lenH in chemischer Beziehung. WM). ^
Xikolni con Kitkscharntc in St. Petersburg:
Matrri.iiit'n zur Mineralogie Hu<-]ands. Bd. X. j). 225—352. 1891. ^
7>. Krnnrckrr in Berlin:
13 mathiinatisrhr Ablian<Hnn}^«'n. Sejjaratabdrfhki' au^; den SitxiinAJT
bi'rii'hti'ii dtT Mi-rliiuT Akatlemi«« uikI d, Journal für di»» ivi*'
und aiigfwundtp Matlicmatik. IblH). in 4" u. 8*'.
Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften. 237
A, Kurz in Äugsbury:
illarität. 2. Mittheilun^. 1891. ^.
moderneo (Jaätheorie. 1891. 8^.
11. W. Middendorp in Groningen:
th düH Kocirdchen HeilverfahrenH gc^en Tubcrkuiuse. Emden
91. 8*.
Fürst Albert I. con Monaco:
»rHcIiun^ der Meere und ihrer Bewohner. Uebcrsetzt von
nil von Marenzeller. Wien 1891. 8».
Ph. Plantamour in Genf:
uuients periodiques du 8ol. 12. unnee. 1890. 8^.
Michcle Stossich in Tricsl:
ilella Croazia. . Zagreb 1890. 8^.
Veneti. IL Serie. 1891. 8«.
; Dinpharagus Dujardin. 1891. 8^.
Jean Servais Sias in Brüssel:
ition en Thonneur de Jean Servais Stas k ToccaHsion du 60^
miversaire de hh nomination comme nieiii)»re titulaire de la
i^se des äciences. 1891. 8^.
G. Tschermak in Wien:
ritgruppe. Theil I. II. 1890/91. 8«.
Budolf Wolf in Zürich:
aiüche Mittheilungen. Nr. LXXVII. LXXVIII. 1891. 8».
Silcestro Zinfio in Born:
raMformazionc della glicerina in glucoäio. 1890. i9.
Sitzungsberichte
der
iigl. bayer, Akademie der Wissenschaften.
Mathematisch-physikalische Classe.
Sitzung vom 7. November 1891.
[err H. Seeliger legt den zweiten Band der neuen
en der Kgl. Sternwarte vor und macht hierauf zwei
üuugen :
1. .Notiz über die Strahlenbrechung in der
Atmosphäre" :
2. .lieber die Extinction des Lichtes in der
Atmosphäre."
Über die Strahlenbrechung in der Atmosphäre.
Von H. Seeliger.
{Bingtiau/en 7. Novttnbtr.)
^enn eine Kugel von einer brechenden Atmosphäre
•en ist, so wird dieselbe einem Beobachter ausserhalb
grösseren scheinbaren Durchmesser zeigen als in dem
wo kein brechendes Medium die Umhüllung bildet.
Wrgrösserung des scheinbaren Durchmessers ergiebt
n überaus einfacher Weise und völlig streng aus den
nfachsten Sätzen der Hefractionstheorie. Nimmt man,
lies ist die einzige erforderliche Voraussetzung, an,
las die Kugel umgebende brechende Medium in con-
lBUi.-pb7«. CL 3. 17
240 SUzuuff der math.-pfiys. Clanse com 7, November 1891.
centrischen Schichten gleicher Dichtigkeit angeordnet ist und
bezeichnet man mit f.i den Brechungsexponenten in einer Ent-
fernung r vom Centrum und mit i den Winkel, den die
nach aussen gericlitete Tangente der Itefractionscnrve uiit
/* in jenem l^uncte bildet, so ist bekanntlich
f4 r sin i = Const. (1)
für iille Puncte der Refractionscurve. Wenn demnach ein
Punct der Oberfläche einen Lichtstrahl unter einem Winkel
z gt'gen den verlängerten Kadius aussendet und dieser Strahl
dtMi Beobachter trifft, so muss zufolge (1) sein:
t/„ a sin ^ ^ *y sin a
und hierin bedeutet: u^ den Brechungsexponenten an der
Oberfläche des Planeten, a seinen Uadius, ^ die Entfern uni;
di's Beobachters vom Centrum und a die scheinbare Ent-
fernung des genannten Punctes vom Centrum der Planeten-
scheibe.
Nennt man nun o^ den scheinbaren Radius der Planeten-
Scheibe, wie er ohne Atmosphäre erschiene, so ist
a = J sin <Tq
nrnl demzufolge
sin a = /Uq sin a„ sin g.
Der Lichtstrahl, welcher in Betracht gezogen worden ist,
wir«! giM'aile iu»ch den Beobachter errreichen können, wenn
z = 90** wini. l)ann hat man also für den factisch statt-
lindenden scheinbaren lunlius a die Formel:
sin a = Uq sin a^
oder für listrononiische Zwecke genügend genau
o - ii„ a„. (2)
Diese Formel gilt g.tnz allgemein, gleichgiltig nach welchem
Vn'>etze tue Dichtigkt'it des brechenden Mediums von der
Kntfernuni; vom CtMitrum der Kugt^l abhängt. Man sieht
übrigens, da>s einzig und allein der Brechungsexponent an
der (>i)erfläohe in Frage kommt. Ferner ei^iebt sich aber
Seeliger: StrahLenbrechung in der Ahwisphäre. 241
auch, dass, falls das Mittel eine Dispersion aufweist, die in
Tersehiedenfarbigeui Lichte gemessenen Radien a von ver-
schiedenen Grössen ausfallen müssen. Betrachten wir z. B.
die Erde vom Monde aus. Hier ist für die beiden Frann-
hofer'schen Linien B und ö, an welchen Stellen des Spectrunis
die optischen Strahlen noch keineswegs unwirksam sind
B"'^^= 1.000 2935
tf....^^= 1.000 2987
und mit der Mondparallaxe 57' 2" findet man die Ver-
^rösserung des Erddurchmessers für:
n . . 2 "0087
ö . . . 2". 0443
Differenz . 0".03()
Ganz rein werden diese Differenzen in den Messungen
nicht hervortreten, da durch die Absorption die brechbareren
Theile des Spectrums etwas mehr geschwächt werden: auch
werden die Ränder nicht mehr ganz scharf sich darstellen
und schliesslich bewirkt die Diffraction der Lichtstralilen an
den Rändern des Femrohrobjectives eine V^erschiebunjjf d*»s
scheinbaren Randes, welche wahrscheinlich vcm der Farbe
abhängig ist. Im Allgemeinen ergiebt sich aber, da.^s die im
blauen Lichte gemessenen Durchmesser grösser ausfallen
müssen, als die im rothen und man wird berechtigt sein
zu behaupten, dass bei dichteren Atmosphären von grösserer
Dispersionskraft, die nicht nur denkbar sind, sondern gewiss
vorkommen, die oben erwähnten Differenzen bis zu sehr be-
merkbaren Beträgen wachsen können^). Es darf indessen
1) Die im Vorigen dargelegten höchst elementaren Ueher-
lefpingen begründen die Ansichten, welche ich über diese Fra^e seit
Jahren in meinen Vorlesungen auszusprechen pflege und auf welche
sich Herr Dr. Well mann in den , Astron. Nachrichten* Bd. 119,
S. 241 bezieht.
17 ♦
242 SitzuHff der tnathrphi^s, Clanse vom T. November tfi9t.
hierbei ein Cinstand nicht ausser Acht gelassen werden, dessen
Xichtberüuksichtignng zu den allergröbsten Irrthümern ver-
iiii lassen kann. Die F'orniel (2) erleidet nämlich eine sehr
wichtige Beschränkung, weil sie, obgleich die^ aus der obigen
Aufstellung nicht liervorgeheu konnte, doch über die Con-
stitution des brechenden Mediums eine gewisse Voraussetzung
niiicht. Diese besteht darin, dass die Refractionscurve ohne
Unterbrechung durch die Gleichung (1) definirt ist. Dies
findet aber nicht statt, wenn totale Reflexionen eintreten.
Soiclie tobile Reflexir)nen sind aber bei dem Uebergauge
eines Lichtstrahls von dichteren Theilen des brechenden
MndiuuLs in weniger dichte unter gewissen Bedingungen
möglich und da die Atmosphären der Himmelskörper unter
normnlen Verhältnissen mit zunehmender Höhe an Dichtig-
keit abnehmen, so mfissen diese Verhältnisse näher betrachtet
werden. Aelinliches gilt auch, wenn ein homogenes Medium
den IManeten umgiebt und in der Höhe h unstetig an den
leeren Raum grenzt. Hier muss an der Grenze zufolge (1)
die (Gleichung stattfinden
/!„ a sin g
sm t = - j—
a -j- h
und die obigen Betrachtungen erfahren keinen Widerspruch
nur dann, wenn unter allen Umständen sin i <C 1 ist, also:
/V« < I
a+h
d. h. h > (//q — 1) (I.
Ist h weniger bedeutend, dann finden totale Reflexionen an
der (irenze statt. Die Verfolgung dieser in photonietrischer
B»*ziehung ist verwickelt man sieht aber sofort ein, dass
untt'r kf'inen Urnständen der Planet grösser erscheinen kann,
nU wenn die .Umosphäre zu ihm als fester Bestandtheil ge-
hörte, weil von der Grenze dieser alle den Beobachter
erreichenden Liclit^trahlen gradlinige Wege beschreiben. Um
Seeliger: Strahlenbrechung in der Atmosphäre. 2^i'^
den allf];emeineren Fall in Betracht zu ziehen, niuii^s man
selbetrerständlich das Gesetz der Abnahme der Dichtigkeit dos
brechenden Mediums kennen. Dann lässt sich die Bedingung
f&r das Nicht Zustandekommen totaler Reflexionen aus der
^«"°8 sin i < 1
stete ableiten. Es soll für die Erdatmosphäre diese Be-
dinjifung aufgestellt werden. Es würde hierbei voraussichtheh
ffenQgen von den Temperaturabnahme mit der Höhe abzusehen.
f '" gleich einfacher Weise, wie für diese .\nnahme, liisst sich
*w die Betrachtung nach der Besserachen Refractionstheorie
eriedigen, die freilich bekanntlich den thaisilch liehen })hy-
sikali^hen Verhältnissen nur sehr roh Rechnung trägt. Nach
dieser Theorie sind die Dichtigkeit q in der Entfernung r vom
^'ttelpunkte der Erde und die Dichtigkeit Qq an der über-
*^he durch die Gleichung verbunden
'*^'* fi eine empirisch bestimmte Constante ist. Da die
Breolinngsexponeuten der Luft sehr wenig von 1 verschieden
*'"^'» darf auch bei Aufrechterhaltung der älteren Annahnifn
stets gesetzt werden
Totale Reflexionen werden nun jedenfalls aasgeschlossen sein,
wenn
H r > Mo «.
man zur Abkürzung «<; = .so kann man diese Be-
dingpiug schreiben
m Am
— i\
Nun ist ,- =:^'- stets positiT und nimmt mit
wachsendem s ab, während die rechte Seite Ton (3) ebenfalb
positiv i-st «nl gleich mJiNiij wäeh'it. Für « = 0 werden beide
^feiten Ton (S) irlt-ich Null. Wenn demnach für 5 = 0
"^ li. - 1
.«•o wird diese Bedinping <3) auch für alle grosseren s erf&llt
>eiii. Demnach werden totale Ketlexionen nicht eintreten
können, wenn:
:-i < -^ (4)
Die Verhältni.s.se der Erdatmosphäre sind nun sehr weit von
dieser Bedingung entfernt, denn es ist
und es niiKste nach (4^ sfiii
,:^ < 0400.
In der That ist aber fi = 74t).
Wie sicii die ^^Jiche auf einem physikalisch so total von
der Knie verschiedenen Ki)q)er. wie es die Sonne ist, verhält,
kann man nicht von vornherein wissen. Ich werde aber in
♦?in<»ni andern Aufsatze zeigen, dass gewisse Wahniehmungen
dafür zu s] »rechen scheinen, dass dort wirklich tot;ile Re-
flexionen stattfinden. Im anderen Falle müssten die in den
verschiedenen Theilen des Spectrums gemessenen Sonnen-
durchmesser um so be<leutende Grössen verschieden sein, du»
dies den Beobachtern nicht hätte entgehen können, obwohl
ähnlii:h«*n Fragen bisher noch nicht die genügende Auf-
merksamkeit geschenkt worden ist.
> «r.
Setiiger: Slrahienbrechntuf in der Atmosphäre. -4'
Die Dispersion des Lichtes in der Rrdatmosphäre äus^^ert
sich in der Erscheinung, diiss die einfachen IJchtpuncte
der Fixsterne zu Spectren sich verlaufenem. Die Länge dieser
Spectren dt lässt sich sehr leicht berechnen. Bis zu Zenith-
distanzen von etwa 80° wird man mit genügender Genauigkeit
ansetzen dürfen
wo C die Refraction in Zenithdistanz und d f-f^ die Differenz
der an der Erdoberfläche stattflndenden Brechungsexponent-en
fiir die Farben des Spectrums, welche die Grenzen desselben
angeben, bedeuten.
Herr Ketteier*) hat die Dispersion der Luft untersucht
und gefunden:
Linie
i
^0
d
B
0.H87
1.00029353
4
C
0.656
29383
1
D
0.589
29470
+ 2
E
0.527
29584
+ 2
F
0.486
29685
+ 3
G
0.431
29873
— 2
ü
0.397
30026
1
Hier sind die Wellenlängen in '/looo mm. angesetzt.
Ich finde hieraus durch die Cauchy'sche Dispersionsfbrniel
iu = 1.000 290 lOj 4- 159.9 \
welche Formel die äusserst kleinen Fehler J im Sinn«*
Rechnung-Beobachtung übrigläsbt.
Setzt man Aq a= 0.575, ungefähr entspn'cheud dorn heilsten
Theile des Speetrums, so wird
1) U. A. .Mouition, liehrbiK'h tler IMiysik. II S. r>4H.
246 Sitzung der mathrphys. Glosse w>m 7. November 189L
cJC = 0.00542C.(-^--^)
und wenn nach der BesseTschen Refractionstafel
f = 57:7tg£r
gesetzt wird, so ergiebt sich:
Man findet hieraus für
A = 0.400; A = + i:01
A = 0.700; A= -0:31
Die Gesammtlänge des kleinen Spectrums innerhalb d
angegebenen Grenzen ist also 1'32. Vor kurzer Zeit b
Herr P. Henry*) durch Versuche für dieselbe Grosse l" <
gefunden, was auf eine etwas grössere Dispersion hindeat
würde, als Herr Ketteier gefunden hat.
1) Coinpt. Hend. Hand 112.
247
üeber die Extinction des Lichtes in der Atmosphäre.
Von H. Seeli^er.
(Eingdanfm 7. November.)
Die Extinction des Fixsternlichtes in der Atmosphäre
ist in genauerer Weise zuerst von Herrn Seidel*) und in
neuerer Zeit von Herrn 6. Müller*) empirisch bestimmt
worden. Die Resultate beider Beobachter stimmen ziemlich
nahe mit einander überein und man kann bepaupten, dass
die von beiden Beobachtern gegebenen Extinctionstabellen in
ihrem characteristischen Verlaufe sogar vollständige Aehn-
lichkeit zeigen.
Aber auch mit der Theorie stimmen diese Tabellen bis
zu sehr grossen Zenithdistanzen überein, wie im folgendem
erwähnt wird und wie auch ganz neuerdings Herr G. Müller
gezeigt hat. Diese letztere Arbeit des Herrn Müller ist mir
indessen erst nach Abschluss meiner Rechnungen bekannt
geworden, was ich deshalb erwähne, weil ich die von mir
abgeleiteten Differenzen zwischen Theorie und Beobachtung
anföhren und benutzen werde und nicht die a. a. 0. ge-
gebenen.
Was die Theorie der Extinction betrifft, so kann die von
Lambert aufgestellte ganz ausser der Betrachtung bleiben;
1) Abhandlungen der kgl. bayer. Akademie, Band Yl, 3. Ab-
theilung, 1852.
2) Pablicationen des Potsdamer Observatoriums, Band III, 1883
and Band VIII, 1891.
248 i<itzunff der mathri^^ys, ('lasse com 7, November IHOl,
denn dieselbe ist nichts weiter als eine Interpolaiionsfonnel,
welche mehr zu bestimmende Parameter enthält, als noth-
wendiji^sind. Dagej^en besitzen die von Laplace^) abgeleitet-en
Formeln einen hohen Grad der Allgemeinheit. Um hierüber
keinen Zweifel zu lassen, werde ich dieselben in Artikel 1
des folgenden Aufsatzes in etwas allgemeinerer Weise ab-
leiten, als von La place geschehen ist. Dagegen sind in
neuester Zeit besonders von Herrn Langley*) beachtens-
werthe Einwendungen gegen die Voraussetzungen, aufweichen
diese Extinctionstheorie gegrün<let ist, erhoben worden. Ob-
wohl schon auch von anderer Seite bemerkt worden ist, dass
diese Einwände in practischer Beziehung nicht so folgenschwer
sein können, als Herr Langlej vermuthet hat, so schien es
mir doch nicht ganz unnütz, auf diesen Gegenstand noch
einmal zurückzukommen. Dies soll in Artikel 2 geschehen.
Schliesslich soll in Artikel 3 die Extinction in der Sonnen-
atniosphäre betrachtet werden. Die vorliegenden Beobach-
tungen lassen allerdings nur ziemlich unsichere Schlüsse zu.
Es scheinen aber durch sie merkwürdige und von vornherein
nicht zu erwartende Andeutungen über gewisse Eigenschaften
der Sonnen atmasphäre gegeben zu sein, die kurz besprochen
zu werden verdienen.
1.
Bezeichnet u den Brechungsexponenten der in kugel-
f()rniigen Dichtigkeitsschichten angeordneten Atmosphäre in
der Entfernung r vom Centrum, «,, denselben für die Ober-
fläche der Erde, deren Hadius a sei, ferner dt das Element
der Itefraction im Sinne: scheinbare Zenithdistanz weniger
wahre, i den Winkel zwischen der nach Aussen gerichteten
Tangente an die Kefractionscurve und r, e die scheinbare
1) Mecaniqiie Celeste, Hand IV.
2) American Journal of Science 18b4. Vol. 2Ö.
Stdiger: Extinction des lAchtes in der Atmosphäre. 249
Zenitlidisianz des Fixsterns, ds ein Längenelenient der Re-
fractionscunre, so ist bekanntlich:
urs\i\i = Uq a sm js
. dr
ds =
— rf^tgi
(l)
^>et2et man noch, wie üblich
^^ c eine Constante und q die Dichtigkeit der Luft ist, so
Der Absorptionscoefiicient wird zufolge sehr plausibler
^"'^^hmen der Luftmasse proportional gesetzt, welche der
Lichtstrahl triffl;.
Demzufolge hat man für die Intensität des beobachteten
^*®** rilichtes J die Gleichung
-j= — QQds
^aa man mit Hilfe von (1) j^o schreiben kann:
— =— ^'. — Q ' rdr (2)
J cUf^uüinz a (>
Nach der BessePschen Refractionstheorie, welche die
beoV> sichteten Erscheinungen im Allgemeinen gut darstellt
unl welche deshalb hier angenommen werden soll, ist
^^ Q% die Dichtigkeit der Luft an der Erdoberfläche und ß
^ne empirisch bestimmte Constante ist. Hieraus folgt
250 Sitzung der math.-phys, Classe vom 7. Noeemher 1691.
dr^ r»
^rf^"" ßa
und hierdurch wird ( 2) :
dJ^ 2Qa /M_ry d^
j cfi^ß ^ a f sinir
Der Factor ( - - ) weicht nur dort von 1 merklich ab,
y/o d^ sehr klein ist; aus diesem Grunde wird man ihn,
wie dies in ähnlicher Weise bei der Entwicklung der meisten
Kefnictionstheorien geschieht, fortlassen können. Es wird
demnach, wenn H eine Constante bedeutet:
dJ H ,^
—jr- = 7— • d t
und mtegnrt
log^=C--^ C (3)
Die gewöhnlichen Kefractionstafeln geben die Refraction
S in der Form
wo a mit £^ selbst veränderlich ist. Bezeichnet man nun
mit J^ die Lichtintensität des Sternes, wenn derselbe im
Zenith stände, und mit Jq die Intensität des ungeschwächten
Stern lichtes, so ergiebt sich aus (3)
, J „a — a^ cos je:
log-=- = — H "^ -
^ e/ j cos ;er
loK^'- =-Ha„
(4)
Dies sind die bekannten von Laplace gegebenen Glei-
chungen.
Unter der Correction wegen Extinction log q> versteht
man die Grösse, welche zu den beobachteten Helligkeita-
logarithmen zu addiren ist, um auf das Zenith zu reduciren.
Setiiger: ExHnction des Lichtes in der Atmosphäre. 251
abe nun aus der a. a. 0 gegebenen Extinctionsiabelle
[errn 6. MQller die Wertfae von log q^ in passend ver-
iu Intervallen herausgenommen und diese Werthe durch
ormeln (4) nach der M. d. kl. Q dargestellt. Die
er*8chen Werthe sind mit M, die aus der Formel
iden mit L bezeichnet.
xapp M L M — L X
0» 0 0 0 1.0
20 0.004 0.005 — 1 1.1
40 0.024 0.023 +1 1.3
50 0.048 0.043 +5 1.6
60 0.092 0.077 + 15 2.0
70 0.180 0.146 + 34 2.9
75 0.261 0.216 + 45 3.8
80 0.394 0.352 + 42 5.6
81 0.432 0.395 -}- 37 6.1
82 0.477 0.448 + 29 6.8
83 0.533 0.515 + 18 7.7
84 0.607 0.599 + 8 8.8
85 0.707 0.707 — 0 10.2
86 0.846 0.859 — 13 12.1
87 1.045 1.066 - 21 14.8
87.5 1.176 1.208 — 32 16.7
ie Consiante H ergab sich aus
log (Ha^) = S.887 4— 10
-y = 0.837
''0
'ie Darstellung der Beobachtungen ist eine recht be-
ende. Indessen sind die Dififereiizen doch von systema-
oCharacter, dem wir um so grösseres Gewicht zusprechen
1, als auch die SeideTschen Beobachtungen, die mit
ganz anderen Instrumente ausgeführt sind, Abwei-
252 Sitzung der math-phys, Ciasse i^m 7. Nocember 1H91.
chungen von der Theorie in demselben Sinne geben. W
des Folgenden fassen wir das Resultat der Vergleichunj
Beobachtungen mit der als richtig vorausgesetzten Th
so zusammen. Die beobachteten Helligkeiten stiramei
0® und 85° Grad Zenithdistaiiz völlig mit den l>erechi
überein. Dazwischen sind die ersteren etwas kleiner, dai
hinaus sind dieselben etwas grösser.
2.
Herr Langley hat zuerst darauf aufmerksam gern
dass die obige Absorptionsformel strenge genommen
für einfarbiges Licht giltig ist. Nennt man die wirkl
also beobachtete Intensität des Lichtes eines Sternes Jb
muss gesetzt werden
wo die einzelnen c die Trausmissionscoefficienten der
schiedeneii Theile des Speetrums sind uml die B die Aul
der einzelnen Farben an der (iesamnitintensitiit darsti
y giebt die Dicke der Luft.schic-ht, auf welche sich Jb be
hängt also in einfacher Weise von der Zenithdistanz al).
im obigen auseinandergesetzte Extinctionstheorie nimm
gegen auch im Allgemein(»n, wie bei einfarbigem Licht
Man kann sich nun die Berechnung der 2 willkurl
Constant^Mi C und A in letzt».*rer Formel so ausgeführt dei
djiss für 2 Zonithdistanzen, also fiir 2 verschiedene W
von y, J/i 711 Jji gemacht worden ist. Ks fragt sich dann
die Differenz log Jji log J/^ , }il> Function der Zenitlidi4
dargestellt, verläuft. Die beidtMi Wertlie für y, für w
Jb und Jft übereinstimmen, seien y^ und y^. Dann ist
Seeliger: ExHnction des Lichtes in der Atmospfuire. 253
Setzt man noch
/j =m /o' wo tw > 1
und allgemein
so findet man leicht
JB(x) = B^b',+ IUhl+ -"Buhl
— X
I
X- m
•">«* demzufolge (3)
Hieraus lässt sich für ganze m sehr leicht, wie bereits
"^''•* Langiey gezeigt hat und für beliebige m auf etwas
^^'^Jilicirtere Weise zeigen, dass jederzeit Zm(0) > 1 also
^B ^^ Jj^ für y = 0 ist. Es folgt hieraus, dass die gewöhn-
lich^ Extinctionstheorie die Schwächung des Sternlichtes
^™ Zenith zu klein giebt und hieraus hat Herr Langiey
geaolilossen, dass der aus der Extrapolation der gewöhnlichen
Exbiticiionstheorie hervorgehende Werth ' um einen sehr
beträchtlichen Procentsatz verkleinert werden müsse, und zwar
sollte er es wahrscheinlich machen, dass der richtige Werth
i
. • '
•r rr,_ - *#|.
'.*.•-. "»m ' y r*mher 1891.
'"Z*" . ^;'— ='»*»j """.fra*
H'I-^-ioherweise in der
• »
■?- Z- - L- ::e-. ^e -^chon erwähnt.
--■:: i»-.- v-*i-:-r: »rr i«!-n.
" 1". -T c i~- -i^.^ in lien Hanpt-
t «
_ I
• f
J. ?.
r 'sih reiben
■il> TV-lfifT ;ilv). weil
= . hat ilfmnaeb
iT :.a^.h oben ge'
-v-^:.AXe \ri = «'■ in
'•^* -nr.r " < f < I
. .r-*i:.i!'h. /,wi<cli»'ri
^ '*■ "winiernni olier"
7 k «r-.- oes vorij<en
»• — -
.V— /. ihremVor-
f. .tr:. K'.xiäü«»en.
:«"« .f iiiDdeufien,
ZLiT-: %i\Anr Weist*
Sedifier: Kxtinclion den LiclUen in der Atmosphäre, 255
durch den Einwand Herrn Langley's getroffen wird. In
der genannten Tabelle wird log Z{x) - 0 für ^ 0 und jsf 85^,
was den Werthen x = 1 und a: = 10.2 entspricht. Es sind
übrigens zur besseren üebersicht in der genannten Tabelle
gleich die den verschiedenen £r entsprechenden VVerthe von
X mit aufgeführt worden.
Man kann nun auch den Transmissionscoefficienten der
Luft im Zenith « = Ä^^ aus jeder einem beliebigen x zu-
gehörenden Lichtintensität berechnen. Diese Werthe von a
werden unter einander nicht übereinstimmen. Denn es ist
^B,b,+ '■ + B„bJ
wiw; man mit Hülfe von (3) auch schreiben kann :
Oller auch
locT a = *^^(^) -^Qg'^^C^) 1 log Jp {fn) — log Jb {\)
^ x--\ "" m~\
Nach den Mü Herrschen Beobachtuncfen der obigen Tabelle ist
m=10.2; logJ'5(w) — log/Ä(l)=— 0.707
d. h.
,^^^^ ^ _ log^.(^)-logjMf) _ ,07^.8 (4)
Es folgt hieraus, was eigentlich von vornherein selbstver-
ständlich war, dass log afüriC=l und jc = m denselben
Werth erhält, ferner dass für dazwischenliegende Werthe
log a kleiner ist. Indessen werden durch die Division mit
X — 1 die Abweichungen in log y zwischen Beobachtung
und Rechnung wesentlich verkleinert. Man kann sofort aus den
Zahlen der obigen Tabelle die verschiedenen Werthe, welche
filr log a hervorgehen, angeben und da diese nur wenig von
einander abweichen, so wird man, im Gegensätze zu einer
1891. lUtb.-pliys. Gl. 3. 18
.-.- -*..-. ^■:,-^^-r.'-:\ Brluiuptiinp. in iler Ueherein-
^ .-•■ ■ ::■ - •- i: mir i'inen si'hr weiiitf entsohei-
,..^:..;>vr« « j-:. ii»* Borecliti«^nng il^r Laii^ley'-
..: . ■•■•- '^' -: *- k.*:.!: man aber zei'^t.Mi, (hiss ans den
■ : • V - >. : j-:- ii».T lif.'oUachtetiMi un»l berechneten
■ -. c»-' ' ---■ ::> 'tVrn diese nur ilnrch eine im
■«- • :.r ■ Vi::' Kxtinitit>n>tlu*ürie entstanden sind.
• j- A *.. :: Annalimen auf die Ab^veirliunp
■. / jT'-^Mtret ist, was im All|jreni einen
• :]\:r..'. .:.:: 'ii Lrleichkomnit. Hierbei sollen di»»
. -. ^ ■ ;. ::::: «lr*ni IJoloraeter gefunileiien Trans-
. . •. ■ : »jr linde i^elegt werden.
> »ru'iebt sieh sofort der Ansdruck
1
A-. ; iir^cM" Aufdruck für x' = 2, niinilicli:
•»
XX 1.
«t I
fc *
ili,l>, + ■■■■ +li.h,X'
^'. ,\-. ".i ••v:r;h i'.i's zweiten Glieiles rechts (I)
N;- • : iv.:\n ."> den griVssten Wertli, den
« ■ l-filU ^I) kleiner als
Stetiger: Extinclion des Lichtes in der Atmosphäre. i^i)/
tmd da der zweite Factor wiederum viel kleiner als 1 ist, jedenfalls
DieTransmissionscoefficienten b der nicht ganz lieh tscli wachen
Regionen im Sonnenspectrum bewegen sich, wenn man von
selectiven Ahsorptionswirkungen absieht, innerhalb der Grenzen
i=0.C4 und b = 0.80. Man findet hiernach für den Maximal-
werth ß :
und hieraus
/?< 0.03125
JuiO) M2)
Nach der obigen Tabelle ist
'"4-cl= -"•»'•■
woraus man findet
Jb{0)
<1.07
Jr(0)
Danach ergiebt sich der Transmiasionscoefficient des Licht^i
om weit weniger zu klein als um etwa 7°/o.
In Wirklichkeit aber sind alle diese Hechnungen auf
Hypothesen begründet, die bei der optischen Photometrie
P' nicht zulässig sind. Die physiologischen Wirkungen d<»r
^Meinen Farben in einem gewöhnlichen Spectrum concentriren
^^ aas.<:erordentlich im Gelb und hier ist es nur eine schnuile
2one, die an AVirkung auf das Auge alle andern Farben
* ftosserordentlich übertrifft, dass man z. B. beim Sonneii-
"^nt fast nur sie allein zu berücksichtigen nöthig hat. Bei
*oWlend gefärbten Sternen mag die Sache sich anders ver-
*^kn; bei der überwiegenden Anzahl der Sterne aber sehr
'•hitcheinlich nicht. Man kann für divs Sonnenspectrum
^^ betreffende Rechnung ausführen, wenn man die
* proportional den relativen physiologischen IntensitättMi
^ einzelnen Speetralfarben setzt und für die b die von
258 ASUsinig der matK-pliys. Classe rom 7. Navemher 1891,
Herrn Langley selbst angegebenen Werthe, welche sich
zwischen O.G und 0.8 bewegen, einsetzt. Dann ergiebt sich
fiir r //^v der von 1 minimal verschiedene Betniir von etwa
Jr (0) *
1.01. Eine solche Rechnung ist freilich insofern eine hypo-
thetische, weil, soviel ich weiss, nicht bekannt ist, ob sich
bei der Mischung von Farben die Intensitäten nach diesem
Grundsätze zusammensetzen. Um indessen auch fQr andere
und zwar wesentlich verschiedene Annahmen einen Ueber-
blick über den Verlauf der Funktion Z zu gewinnen, habe
ich noch einige Rechnungen angestellt, die hier kurz an-
geführt werden mögen.
Trügt man die einzelnen fc, wie sie z. B. Herr Langley
gefunden hat, als Function der Wellenlänge l auf, so erhält
man «»ine sehr schwach gekrümmte Curve. Es ist deshalb
erlaubt, l)ei rel>erschlagsrechnungen fiir diese Curve eine
gt»rade Linie zu setzen und anzunehmen
d h - n (1 1,
Xinuut man noch einen stetigen Verlauf der Absorption
inuerhulb des Sjuvtrums an. .<ieht also von dem Einflösse
der dunkltMi Linien ab, und setzt alle 5= 1, was also eine
gleiihe jdiy>iologische Helligkeit aller Farben voraussetzt,
>o ist
worin a, uiui Ä^ die Wellenlüngen für die Grenzen des
v.vhtbaron S}>«'itrr.uis r*:ui 1'^ \m\ h^ die die^^n entsprechenden
rnir.smissionMwftiiicv.top. beiier.«en. Die Formel (3) giebt
*inr,n
2 ,2 \*->
-• r
' ».
lii^V wrv.'.
Steliger: Eu'tinctioH des Lichtes in der ÄtmoapMre, 259
glotzt wird :
Als numerisches Beispiel möge den Langley'scheu Werthen
von b für die Wellenlängen 0.66(5 und 0.430 ungefähr ent-
sprechend log y = 9.8920— 10 und der obigen Darstellung
der MOllerschen Beobachtungen zufolge m 10.16 gesetzt
werden. Dann ergiebt sich
^ = log/^x) - log ,/^(.r) = 0.7079 + loff (lrJ^—\-j-{x-l) [0.01014]
und hicFmit für die linke Seite dieser Gleichung
X
X
M L
0
+ 0.011
1
0
0
2
- 0.008
-0.015
3
-0.014
- 0.037
4
0.018
-0.047
5
- 0.020
- 0.04«
6
- 0.020
- 0.038
8
-0.014
-0.014
10
- 0.001
0
12
+ 0.018
+ 0.013
14
+ 0.043
+ 0.022
It)
+ 0.073
+ 0.030
18
+ 0.108
-
Eine grosse Aehnlichkeit des Verlaufes von X mit dem der
*M einer graphischen Darstellung der M— L entnommenen
•Berthe ist nicht zu leugnen. Wenn man auch diesem ziemlich
^llkürlich gewählten Beispiele keine grosse Wichtigkeit
^rtheilen kann, so scheint doch auch diese Annahme dafür
^ sprechen, dass ein Theil der Differenzen M — L in der
''■*
*ic^'tAsi ür MK^-mt». ■.-fc«#.f '"« r. Si':>eaifKr i^t.
z iini irc t.ii E*-r-^ L4z.zl-*j •*ri:':**c-is Einwand
*j!?i •i-'-r 't»t. -• f-tc W'eni TIC i sriir ki*cia and {
ziiiii: TIC fe.fcr j is:. Zvr -ti^r^v-liri* W,er:h vir x = 0 :
z-wirtic-rz. z I II. 1 j ^1 ■ iz 1 T^*'Ji:? T.*r?cäw 13 leod gq
ii* W-ertL* rzr **rLr zr:*»«r r. Ea i« ;i T-r-c Torrii*r?iji kbr, d
'-el "s^rlir kl-rin-ii. HT'i-tc ::-r Elrn:z:^-:-CÄL'?:r>, maf nicht m*^!
':Lr.rjini2*:i-ir» L::i: iz:^rTri^i:. :;^T»=i^?r* Fehler zeissren mc
W;-r :- irz: in^rri'-r:**:! Bri-^T»!-? ein >>«■:««■ Anschli
ä£. i:-r Br^/tiniin-^-ri •err-ri-ittiT wir. &!:» «wfc ciuraächlieh i
•iir Bi-: ri-riT^zz-rn ies Htttt. Miliar -fnr^b^c hat. ao komi
ZLÄi. '»r: d-rr ALiihxr H V -"- JAE^ e-OTia^n Abweichaiu!«
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1 U II
B'-nierkeii-iwenh »-r-chHint aWr. •iaac* ^^ll^^t hier \kx Wer
von A' für JL M einz»flntr Wert he zwischen -i* 1 und i
fiirht .•^> liede'it^fii'l '"'»er>teiirt. «Ijlvs sich die Grus?e des exti
\\(i\\rx.^Ti \\ »-rth»f^ für r 0 iii«:ht "ofwrt i[i den Abweiehunö
/wjVrh'fn IVr'jl^achtiinir und Tht/oriv vermthvn niusstt^.
262 Sitzung der math.-phys. Classc vom 7, November 18ÜI.
Die Differenzen 31— L sind hier so angesetzt, wie sie
iricli aus einer graphischen Darstellung der in der ursprüng-
lichen Tabelle enthaltenen Differenzen ergaben und mögen
vielleicht in der letzten Stelle nicht ganz sicher sein. Was
nun die Grössen X betrifft, so zeigen dieselben in der That
die Eigenschaft, dass sie für x 0 bis 1 wesentlich positiv
sind und zwischen x 1 bis a;- 10 negativ bleiben und
zwar zu nicht sehr bedeutender Höhe anwachsen. Aber
schon die letzteren Differenzen dürften sich kaum mit den
Beobachtungen vereinigen lassen, wie die Vergleichung mit
den Zahlen 31 — L beweist. Für grosse Zenithdistanzen
{ni> 10) ist vollends die Abweichung so enorm, dass man
sagen muss, das Langley'sche Beispiel entspricht auch nicht
entfernt den durch die Beobachtungen angezeigten Ver-
hältnissen. Man wird schon hieraus vermuthen, dass es auch
zwischen x 0 und x 1 sich nicht bestätigen wird. Es
kann dies natürlich nur durch Beobachtungen auf hohen
Bergen untersucht werden und in der That sprechen die von
Herrn Müller auf dem Säntis angestellten Beobachtungen
keiuoswogs dafür, diiss die Kin Wendungen des Herrn Lan|zley
ein<» solche practische Bedeutung haben, wie derselbe meinte.
Mau wird nach alledem behaupten dürfen, dass tur
die Photometrie, welche die Stärke des Lichtes nach seini^n
physiologischen Wirkungen misst, die Kinwände des Herrn
Langley, trotz ihrer ]U'iuzipiellen Itichtigkeit und Wiehtijr-
keit, von keiner grossen BedtMitung >ind. Andeutungen der
erwähnten ^Einwirkungen zeigi'U sich, wie in dem Früheren
auseinandergesetzt worden, in unzweifelhafter Weise. 0:1»*
die-elben aber nur in stdir verkleinertem Maassstabe eintreten
können, wird nach den obigen Bemerkungen erklärlich er-
scheinen. .]«'doch wurde hierbei stets von der selectiven
A))sorpti()n abgesehen. I)i(»se kann in den (»bigen Formeln
dadurch zum Ausdruck gebracht werden, dits.s man eine
ilirer »Stärke entsprechend«? Anzahl von Strahlen mit sehr
-*> I SiCuuff ihr uhtth.-i^iifs. C7tr^•^•c wm 7, Nocemhcr löOJ,
notlnvendipr, A\e Liehtvertlieilung iunerhalb der Sjxjctra der
btH^liaohtvtvn Sterne zu uutersuchen und in Rechnung xu
y.iohon. JodenfalU orgitl»t sich, dass das Resultat der Ex-
tinctionsboi»baclitnnfiren in verwickelter Weise von rielen Ura-
>tiindi»u abliiiniit. I^a>s die Färbung der Sterne von Einflu;«
auf difses Resultat ist. haben ebenfalls die Beobachtungen des
llorrn li. Müller deutlich ironiacht.
8.
K.N i>t uv,o!:fail> lir.e iniere->ante AufgaW, zu versuchen,
i» » ii:i' l.a}^l.*i OM^iie Kxiinviio::>ihoone auch noch auf einen
xvn ti. r Kriie >:» sehr verschiedeiien Köq»er, wie die Sonne,
:i::\\er..;:v»r i\e:;^:.
iVv.k: r.av. sich viie >.^i:i:e als einen glühenden Korper.
>.» \\ r.i .:: -.'Selbe >ivh. wrür. anien* die für solche Körper
::■/.:«::.:;:■. :'::. :o-.,.t:r:^/..-::: «.ir;.ndireseize Gehung behalten,
.i'.s c^.isl.-r:::*»: ht'.'.e KrriSMrhrilv dirsiellen. Es war schon
1 V •/ ;: . . V r • -. N .k :■.*..: , /. .*>< v.rs ü : : ii: ier Fall ist, viel mehr die
:•;... ^ N -.: : ^ .■ . ^ 1 : : . '. ; ,: r. i : :-. .\ . ':: : •■ ;:: Ran ie me rkl ich ab-
':[..:.', < . ^: l..»;- . .; . - • ju: iis \ «: rhandenseiu einer
.. ■- r •.::*..*;. S •':•..:.•.. sy.Arr 4:•-^:i:'. 't^j^n. Seine den
«.;::■. -:..■•. -..:-':• •.;:-. ':!-.•.: u :,::;::: iTrhe:: aber von einem
>:'.-• ...> . ::.:::^ .:\. •:::!'. vi:-sr:j -l^^rT die Helligkeit
« -
V ^- .-.•■. - K -. • , ■ ^
•.i-.v . ::■:*:• .... T V ^ V. .' •: T ir Hr.'/jVeit^veriheilunsj
:'. >■■••-. -. - . • • ■■ ■.■.r.'.T-:':: Z-*:: v.;in Herrn
:* ^ -; . " ■. -,;-'' -'. v. -•-- .:: : :w^r mit einem
^ .'. : ' ■•--- '• . ^ : . '. '-: sr..f Mt-j^-ingen auch
. . . - . V : V. - : . '. . - Vf :'^-essermc des
. >• .
: - :f":-- ■= H-Tf^r.
2GG Sitzung der math.-2)hij8. Classe vom 7. November. 1801.
Ich habe nun die Beobachtungen des Herrn Vogel
zunächst mit dem Werthe f^Q l nach Formel (1) redncirt
und die besten Werthe von v im Sinne der Methode der
kleinsten Quadrate, angewandt auf die Helligkeitslogarithmen,
für jede Farbe abgeleitet. Man findet alles in der folgenden
Tabelle zusammengestellt. Es sind unter B die beobachteten
und unter R die berechneten / (Numeri) gegeben. Ich habe
hierbei nur einen Auszug aus den VogeTschen Tabellen
benutzt und die Ausgleichung bezieht sich auf die Hellig-
keiten für Q 0.0, 0.1, 0.2 •.•• 0.9. Die Werthe für q - 0.95
sind nur zur Vergleichung angesetzt, denn es war doch von
vornherein nicht zu erwarten, so nahe am Rande noch mit
der Formel (1) auszureichen. Die Wellenlänge der Farbe,
in welcher die Messung ausgeführt worden, ist in 0.001 mm
angesetzt.
Violett
Dunkelblau
Blau
ürüD
Gelb
Roth
;.
--- 0.109
;. = 0.4 13 1
;. = 0.470
>l = 0.513
;. = 0..579
l =0.662
B
li
B
7il
B
7; ,
B
B ;
B
R
B B
0.0
10.0
lOÜ.O
lOO.O
lOU.Ü
10" ».0
100.0
100.0
100.0.
100.0
100.0
100.0 100.0
o.l
Ö9.i>
90.7
9?.7
09.6
90.7
99.8
99.7
99.81
99.8
09.8
09.9 99.9
0.2
08.5
98.7
98.7
98.0
98.8
99.!
98.7
90.0
99.2
96.2
99.5 99.5
0.3
96.3
97.1
96.8
97.3
97.2
07.8
06.9
97.8 1
98.2
98.0
98.9 9A.8
o.i
93.4
94.6
94.1
05.0
04.7
96.0 !
94.3
05.9 1
96.7
96.9
98.0 97.7
O.'i
89.7
91.0
OO.-J
91.7 ''
91.3
93.0'
1
90.7
93.1 1
94.5
93.8
96.7 96.1
«'.6
82.4
85.8
84.5»
87.0
87.0
89.3 '
86.2
80.1
00.9
90.2
94.8 917
0.7
74.4
78.3
77.8
80.0
80.9
83.4
80.0
83.1 1
84.5
84.7
91.0 90.3
CS
C3.7
C6.5
67.0
68.0
71.7
73.9 1
70.9
78.5
74.6
75.9
84 3 $4.1
0.9
47.7
4.'..4
5» ».2
49.«
57.6
55.7
50.6
55.1
59.0
68,6
71.0 71J
[0.'.».'>
34.7
l.»6.8J
[3:>.o
20.3]
[4.').6
36.0]
[44.0
86.2]
[46.0
40.8]
[5S.0 56.5]
V O.-'C
)0O
0.2
419
0.1
P69
0.2004
0.1795
0.1127
log
r 9.4:
•40
y.3s:n
0.204 1
9..3018 ,
9.2543
0.0J17
.\u.s dfii \Vi»rth(»n v ergei)en .<ich für den Transmissiou>-
co(;t'ti(:ienieii di*r Sonncnatnio.'^phäre (Iiiten.sität für z **
dividirt durch die iinj^r'.-^cliwiichte Inten.^itiU)
Kotli . . . 0.77 Blau . . . OXA
(irlh . . . n.rHi Dunkelblau . i)M
(Jrüii . . . n.ii.S Violett . . 0.54
\
268 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 7. November 1891,
Violett
i
Dunkelblau
Hlau
Grün
— 0.947
- =0.947
— = 0.92
— r- 0.92
/'o
/*o
/*o
f*a
9 B
R
B
R
B
R
B
R
0.4 93.4
93.1
91.1
91.1
94.7
94.8
91.3
94.7
0.5 88.7
88.7
90.2
90.3
91.3
91.5
90.7
91.8
0.6 82.4
82.8
84.9
85.0
87.0
87.0
86.2
86.5
0.7 74.4
74.8
77.8
77.7
80.8
80.6
600
80.0
0.8 63.7
63.7
67.0
67.0
71.7
71.5
70.9
70.9
0.9 47.7
47.7
50.2
50.2
57.6
57.7
56.6
56.0
0.95 [34.7
36.8]
[35.0
37.8]
[15.6
47.6]
[44.0
46.11
V 40.4101
0.3268
0.3048
0.8165
log V 9.6134
9.5112
9.4840
9.4990
'^^ - 0.39
i
0.47
0.50
0.48
Wie man sieht, ist schon jetzt die Darstellung eine so
vollkommene geworden, dass es völlig illusorisch wäre, etwa
durch Veränderung von (Hq einen noch besseren Anachluss
zu erzielen. Eine Behandlung nach der ]\fethode der kleinsten
(Quadrate scheint mir vorderhand nicht am Platz, da es
sich durchaus nur um Abweichungen handelt, die von den
Beobiichtun^en kaum verbürgt werden können. Man wird
aber auch nicht den Zahlenwerthen (Hq allzu grosses Gewicht
beilegen dürfen und als gesicherte Folgerung darf nur gelten
gela-ssen werden, dass man mit solchen Werthen von /i^,
welche um einige Hundertstel grösser als 1 sind, die
vorhandenen Beobachtungen in den obigen vier Farl>en gut
darstellen kann, während dies bei Roth und Gelb schon mit
Werthen von //q, welche sich nicht merklieh von 1 unter-
scheiden, gelungen i.st. Im nun einzusehen, auf welche Ver-
hältni.sse in der Soniienatmo.sphäre die angestellten Rech-
nungen hindeuten, nni.<s zuerst hervorgehoben werden, dass
die Formel (1) .schon l)ei der Berechnung der p]xtinction
in der Erdatmosphäre nicht ausreichend ist. Denn es genügt
nirht, in dem Ausdruck
Stelifjcr: Krlutction (Ich Lichtes in der Atmosphäre. -<»i'
vro Zq die scheinbare Zeiiitliilistanz ist, a als constant vomiis-
zu^etzen, wohl aber wird es bei den in diesem Artikel vor-
koniuienden Zenithdistanzen genügen, zu setzen:
worans die Extinctionsforniel hervorgeht
log
J (1 cos^o ;' sin >.Q
-■'{-
'i i^
(3)
Die e^ sind bei den Torliegenden SonnenbeobaclitungtMi nicht
bekannt. Die Rechnungen zeigten, da^s man mit den beiden
Formeln (2) und (1) auskommt; die gefundenen Uq sind nun
aljer keineswegs die Brechungsquotienten an der Sonnen-
oberfläche, vielmehr sagen sie nur aus, dass die Brechungen in
der Sonnenatmosphäre nicht mehr nach (1), sondern nach der
allgemeineren Formel (3) berechnet werden müssen. Um dies
einzusehen braucht man nur die gefundenen von l wenig
verschiedenen Werthe
zu setzen und die zweiten und höheren Potenzen von A zu
vernachlässigen. Setzt man dann
sin e -- sin z^- X sin Zq
in die Fonnel (1) ein, so ergiebt sich sofort
loff-^-- — V
0
"/«
1 — cos Zq . sin'^ r^l
COS Zq cos r^J
also genau die Formel (3), wenn nur
a
gemacht wird.
Hiernach sagen an sich auch die absoluten Werthe von (Hq
nichts aber die Brechungsquotienten an der Sonnenoberflilche
aus3, sie konnten nach Umständen auch kleiner als 1 werden,
ohne zu physikalischen Widersprüchen zu führen. Dagegen
al^er spricht der Umstand, dass die Worthe von u^ so verschieden
270 Sitzung der viathrphi/H. Clanse vom 7, November 1801.
von einander sind, so entschieden, als es der Genauigkeit der
Beobachtung entspricht, dafür, das« eine ziemlich bedeutende
Dispersion in der Sonnenatinosphäre stattfindet. Dieser Schluss
ist freilich wesentlich darauf gegründet, dass die Beobacht-
ungen im Roth und Gelb einerseits und in den übrigen
Spectralfarben andrerseits nicht durch nahe dieselben Werthe
von ^ darstellbar sind und man wird natürlich diese Folgerung,
da sie sich nur auf die Beobachtungen eines Beobachters und
eines Instrumentes stützt, nur mit grosser Reserve au&sprechen
können.
Wenn nun die Sonnenatmosphäre wirklich so bedeutende
Dispersionen zeigt, wie die oben angeführten Zahlen an-
deuten, so muss zunächst der Widerspruch beseitigt werden,
der darin liegt, dass die in verschiedenen Farben gemessenen
Sonnendurchmesser nicht jene enorme Diiferenzen aufweiaen,
wie hieraus zu folgen scheint. Nach der früheren Notiz
ist die Vergrösserung des scheinbaren Durchmessers der Sonne
o proportional mit (//^ — 1) und zufolge der obigen Werthe
wäre diese Vergrösserung so gross, dass sie auch ganz rohen
Messungen nicht hätte verborgen bleiben können, auch solchen
nicht, die mit keineswegs monochromatischen Ulendgläsern
ausgeführt worden sind. Man darf, obwohl diese Verhältnisse,
deren Untersuchung genug des Interessanten darl)ietet, nicht aus-
reichende Beobachtung gefunden haben, doch mit ziemlicher
Sicherheit beliaupten, dass die Verschiedenheit der in ver-
schiedenen Farben gemessenen Durchmesser nicht grösser als
vielleicht (»'2 l)eträgt, wenigstens sind die von Herrn Auwers*)
neuerdings ausgeführten Messungen kaum mit grösseren Ab-
weichmigen zu vereinigen. Ks ist aber leicht einzusehen,
wie man beide Tliat<achen in Uebereinstimmang bringen kann.
Nach den g<*fundenen Wertlien für v ist, wie schon
hemerkt. di(» Al>sorption, welche die Sonneiuitniosphäre ausübt.
1) Astron. Nachr. Nu. 20:55.
272 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 7, November mOl,
und für zwei verschiedene Farben
Es wird demnach a^ — a^ und demzufolge auch die
Differenz der Brechungquotienten för zwei verschiedene
Farben nur dann nicht von derselben Grössenordnung wie
Xq — ^1 werden, wenn ß sehr klein ist und dies ist nach der
ersten Gleichung für k nicht möglich, weil l klein, nämlicb
einige Hundertstel ist.
Wenn sich auch der Gegenstand nicht weit genug ver-
folgen lässt, so scheinen sich doch interessante Ausblicke za
eröffnen und es wäre sehr wünschenswerth, wenn solche
Beobachtungsreihen, wie sie Herr Vogel geliefert hat, wiede^
holt und mit der grössten erreichbaren Genauigkeit ausgeföhrt
werden möchten.
273
Oeffentliche Sitzung
u Ehren Seiner Majestät des Königs und Seiner
Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten
am 15. November 1891.
Wahlen.
Von der mathematisch-physikalischen Classe wurden ge-
ihlt und von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz- llegenteii
ätati^t:
zum ordentlichen Mitglieder
^rr Dr. Ludwig Boltzmann, k. k. österr. Hofrath und
Professor der theoretischen Physik an der Universität
zu Mönchen;
zum auswärtigen Mitglieder
!« bisherige correspondirende Mitglied Herr Dr. Krnst
Ha ecket, Professor der Zoologie und vergleichenden
Anatomie an der Universität zu Jena;
zu correspondirenden Mitgliedern:
fr Dr* Eduard van Beneden, Professor der Zoologie»
und vergleichenden Anatomie an der Universität zu
Lottich ;
fr Dr. Giovanni Capellini, Professor der Geolo«?!«' und
Paläontologie an der Universität zu Bnlocrna.
19
o*
274
Sitznng vom 5. Dezember 1891.
1 . Herr L. ▼. Seidel überreicht eine Abhandlung des cor-
respondioenden Mitgliedes, Leo Kon igsb erger in Heidelberg:
,, über die Irreductibilität der algebraischen partielleo
Differential gleich an gssysteine.*
2. Herr W. ▼. GOmbel legt seine Publikation: «Vierte
Abhandlung der geognostischen Beschreibung tob
Bayern (Fränkischer Jura) in fünf Kartenblättero
und einem Textband mit einer üebersichtskarte* mit
einigen erläuternden Bemerkungen vor.
3. Derselbe Qbergiebt sodann eine von dem auswurtigeo
Mitj^liede, Professor Dr. F. v. Sand berger in WürzburfT
eingeschickte Abhandlung: „Ober die Erzgänge der («e-
gend von Freudenstadt und Bulach im Wurttem-
bergischen Schwarzwalde.*
275
üeber die Irrednctibilität der algebraischen
partiellen Differentialgleichnngssysteme.
Von Leo Königsberger in Heidelberg.
[BimgtlanftH 7. Nov^mbtr.)
Ich erlaube mir im Folgenden einige Sätze bezüglich der
Irreductibilitat partieller Differentialgleichungssysteme mitzu-
theilen, deren ausführliche Darlegung nächstens im , Journal
f&r Mathematik** erscheinen wird.
Eine algebraische partielle Differentialgleich-
ung erster Ordnung, die sich bekanntlich stets auf die
Form bringen lässt
3g(^r.,xr„-.^,.,H,— , -■—,<,; ^^
(i) ' ' 3^ ä^
worin G und G^ ganze Functionen der eingeschlossenen
Grössen und ^j eine Lösung der mit Ädjungirung der Grössen
du 3u
algebraisch irreductibeln Gleichung
(2) ö(,.,,„....A«,|^,...-|^,<) = 0
276 Sitzung der mathrphys, Glosse vom 5. Dezember 1891.
ist, soll irreductibel genannt werden, wenn kein ^«
ihrer Integrale das Element eines IntegralsysteiK^s
irgend eines Systems algebraischer partieller Di 'f'
ferentialgleiehungen mit beliebig vielen abhängigem ^
und nur /i — 1 der unabhängigen Variabein -?, , jer, • • ^.^
bildet, oder, was dasselbe ist, wenn keines ihr^ '
Integrale eine algebraische partielle Differential^
gleichung beliebiger Ordnung mit nur ju — 1 der un-'
abhängigen Variabein befriedigt.
Eine algebraische partielle Differentialgleich-'
ung erster Ordnung mit zwei unabhängigen Varii —
beln ist also irreductibel, wenn sie mit keiner ge —
wohnlichen algebraischen Differentialgleichnn^
irgend welcher Ordnung ein Integral gemein hat.
Man zeigt dann leicht,
dass eine irreductible partielle Differential —
gleichung erster Ordnung mit einer anderei*
partiellen Differentialgleichung erster Ord — *
nung, aber niederen Grades^) nie ein IntejjraX
gemein haben kann, dass aber, wenn dieselbe?*
mit einem partiellen Differentialgleichuup?' —
System höherer Klasse*) oder derselben (ersten^
Klasse, aber höheren oder desselben Grade> ein»-
Integral gemein hat, dann auch sämmtli«*!!«-^^
Integrale der partiellen DifferentialgleichiiHr^
erster Ordnung Kiemente von Integralsysteinec»
des partiellen Differentialgleichungssystem j-^
bilden werden,
und daraus wieder unmittelbar,
1) Der (.irad der partiellen Differentiiilj^leiehunj» wird durch J«"**
(irad d«'r (Jleichun>( (2) in Beziij; auf t definirt.
2) I>ie KliiHs«» «'in«'s partiellen Diften'ntialjfleiohunß^^Hy'^tenis ^'^^
«liinh die Anzahl der ahhängi-^'en Variabein bestimmt.
i^Aerger: Irreductibüitätpart.Differentialgleichungssy steine. 277
dass, wenn eine irreductible partielle Dif-
ferentialgleichung erster Ordnung mit einer
algebraischen partiellen Differentialgleichung
höherer Ordnung ein Integral gemein hat, sie
alle Integrale mit derselben gemein haben, also
selbst ein algebraisches Integral der letzteren
sein muss.
Die angefahrten Sätze führen nun mit einigen Modifi-
onen auf die allgemeine Irreductibilitätsdefinition und die
dieser entspringenden Sätze fQr beliebige partielle
Ferentialgleichungssysteme.
Sei das partielle DiiFerentialgleichungssjstem m^^ Klasse
den fit abhängigen Variabein u^^u^^ — tim und den f.i
.bhängigen Variabein ^,,^2^*" ^f* vorgelegt
3)
dt, a«,
dt' de. *
a<? 9m„
^t^ dz.
'- = G
m.
^H G^^O^^'-CTm ganze Functionen der Grössen
du,
•-Pp^ji ••'«'/*» w, r w,, •• w«,
du
m
du
dz^' dZfi
' - (
* t^ eine Losung der mit Adjungirung der Grössen (a)
^feraiöch irreductiblen Gleichung
^J du^ du^ du^ du„, \
^0 soll dasselbe ein irredactibles genannt wer-
^, wenn kein System von 1, 2, 3, • • oder tw - 1 In-
rralelementen ?c,, m,, - •• tim-i wiederum 1,2,3, —
^r m — 1 Elemente eines Integralsystems eines
278 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Deiember 1891
partiellen Differentialgleicfaungssystems beli
Klasse and beliebigen Grades bildet, in welch«
den nach z^ genommenen partiellen Diffen
qaotienten nur
du^ . 3tt, aa, du^' au, a«.
-:r— ^ öderer— ^, :;^-^f oder — , oder -:r— ^, -:r-^i"— :r
dz^ dz^ ^z/ ajer/ ajer/ di
enthalten sind, oder welches die Form hat
3 h,
a - = Vk
M
i^'^)
a ?<i a t(j a Vj ar^^ au, ^vi-^-t
a^/ a^' " ä"^/ " a ^~' ' ä ^' " Ti,/
du^ awj ar, ^H:f ^Wj arjt+^
ar/ a^,' *" dz^ ' "ä^£^f ' 9f" ^/i
worin t eine der Zahlen 1,2, •• m — 1 bedeute
und i/^j, • ^fk-\-f alge))r{iische Functionen der
scblossenen Grossen sind.
Mit Hülfe dieser Definition lässt sich nun der
nientalsatz der Irreductibilität iblgendermassen aus3|
Wenn ein Integralsystem des irredoc
Differentialt?leichun^ssystenis (3) einen Th
Elemente oder alle Kiemente fines Integrals
Eömigiiterger: Irredvetibüität part. Differentialgleichungssystenu. 279
des algebraischen partiellen Differentialgleichangs-
sjstems höherer Klasse oder derselben Klasse, aber
höheren Grades
BH du,
(6)
3H au, ^
bildet, worin H^, H^, •• Hx ganze Functionen der
Grossen
li^--..4r,,^,,. 5^, «,,«,, •!«,,
du.
_j aw; au,
Zfi
de^' dZfA
und T| eine Lösung der mit A.djuugirung der Grössen
\ß) algebraisch irreductibeln Gleichung
(7) U (^p-?,, • • ^^,u^, «/,,-• M,,
aw. a/t, du
au, ^wi \
0
"^. so werden alle Integralsysteme von (3) das Dif-
'erentialgleichungssystem (6) befriedigen.
CS
X
C
9
282 Sitzung der wmth.-pkyM. Clas$t vom 5. Dezewtber 1891.
Gruppe grosstentheils verdeckt and tritt erst am Sfidrande
des C)den Waldes bei Heidelberg wieder an die Oberfläche.
Bezuglich der Gliederung des Buntsandsteins mi^ einst-
weilen l>emerkt werden, dass ich keine Veranlassung habe,
Ton meiner früheren Auffassung derselben abzugehen. Hier-
nach folgen Ton unten nach oben
1. Heller, oft ganz weisser Sandstein mit zahl*
reichen Feld.spath-Bröckchen und Flecken von Mangan-
oxyden und Brauneisenstein (Tigersandstein), zuweilen,
namentlich nach oben reich an Porphyr-, aber auch
(juarz-Geröllen. stellenweise CTonglomerat-Bänke bildend
(Kossbuhl. Bahnhof Teinach).
2. Kothgefarbte thonige, oft plattenf5rmige Sand-
steine nach oben von gröberem Korne, reich an Kaolin-
Bröckcben und gewohnlich auch an infiltrirter Quarz-
substanz, zu oberst mit einer oder mehreren Conglomerat-
ßünken, in welchen Gerolle von weissem Quarze und
verschieden farl »igen hartenQuai z.>andsteinen vorherrschen .
Kieselsaiid.>tein (Sandb.). Mittlerer Buntsandstein (tick).
Ueberall verbreitet.
3. Bläulicher oder violeter Sandstein mit dolomi-
tischen Putzen und Cameol-Jvihnnren, nur an einzelnen
Orten gut aufgeschlossen, z. B. am Kienberg bei Freuden-
stadt, Kniebis beim Gasthaus zum Lamm 942,32 m,
Elmen bei Baiersbronn 899,20 m. Kossberg 800 m.
Wildberg bei Calw, Durlach u. s. w.
4. Thouiger, meist dunkelrother Sandstein, nach
oben in dünnplattige, glimmerreiche Lagen übergehend
(Lossbnrg, Kodt, Wittlensweiler, Neu-Bulach u. a. 0.)
5. Kother »Schieferthon (Roth), ebenfalls nicht
überall gut aufgeschlossen, aber oft sehr deutlich, wie
in den Eisenbahn-Einschnitten bei Freudenstadt, Calw,
Pforzheim und Durlach.
- T
s
r
C
284 Sitzung der math.-pJiys. Glosse vom 5. Dezember 1891.
Kückhicht auf die chemische Beschaffenheit derselben folgen
zu lassen.*)
Der Tigersandstein ist stets licht gefärbt und nament-
lich in der tiefsten Region reich an Flecken von Mangan-
und Kisenoxyden, welche ich schon 1861 als Reste mangan-
haltiger Braunspatlu* erkannt hatte. *) In den Bohrlöchern
zu Teinaoh ') war dieses Bindemittel noch vollständig erhalten
vorgefunden worden, es ist das Material, aus welchem durch
Einwirkung der in den Wassern des darüber lagernden
Sandsteins reich lieh vorhandenen Kieselsaure die Kohlensaure
entwickelt wird, welche den Teinacher Quellen den Charakter
von Säuerlingen verleiht. Aber nicht bloss unter Tag lasst
sich das nachweisen, sontlern wenigstens ebenso schön auch
in dem erst seit dem Bau der württembergischeu Sehwarz-
Wiililhahn freigelegten grobkörnigen Sandstein am Bahnhof
Teinaoh, 342 m ü. M., also ungefähr in demselben Niveau,
in welchem die Wiesenquelle in Teinach erbohrt wurde.
Hier steht ein zwar nicht gefleckter, aber durch sein grobes
Korn und seinen Reichthuin an Feldspath-TrHuimem, wie
durch sein Niveau noch deutlich als zu derselben unteren
Abt hei hing des Buntsandsteins, wie der Tigersandstein» ge-
hörig erkennbarer Sandstein zu Tage an, dessen Bindemittel
(20,:57 pn)e.) durchweg aus lichtem etwas bittererdehaltigem
Kalkspath**) l>e>telit, welcher sich in Salzsaure unter starkem
Brausen autlöst. Kekige (lerölle von Quarz- Porphyr, bis 0,04 m
lang und 0,03 m breit, herrschen in seinen Conglomerat- Bänken
1) 1^/üglirh der in ileiii ^>chirimiuruck8tande der sammtlichen
Saudsteine enthaltenen Mineralien mnj; l»enierkt werden, das« in
ihnen niikroskopi'*ther Zirkon un<l Turmalin, sowie Magnetkies nie-
mals? telilen. zuweilen ist aiuh Kutil in geriu»;er Menge vorhanden.
2) (.Jeolog. Beschreib, der iie^end von Baden 8. 19.
3) Uegelniann, Quellwasi<er \Vürtteail»er>»s S. 30.
4) 10,13 CaOCO^ 4,10 MgOCO'^ und 0,3t Ca OSO».
286 Sitzung der mathrphys. Clause tcm 5. Dezember 1891.
geschehen ist. Sie schlieäsen mit Banken von grobem, vor-
wiegend aas Gerollen von weissem Qoarze und Yerschieden-
farbigen harten Quarzsandsteineo gebildetem Conglomerat nach
oben ab. Nor der in Berührung mit den Erzgängen im
grossen Steinbruche an der Christophsaue bei Freudenstadt
aufgeschl4)8sene Theil dieser Gruppe wird spater genauer n
schildern sein.
Ebensowenig geben die Aufschlüsse in der mittleren
carneolfiihrenden Schichten-Gruppe hier zu weiterer Be-
sprechung Veranlassung. Die oberen rothen thonigen Sand-
steine, unten regelmässig in Quader und oben in glimmerreiche
Platten abgesondert, sind ül)er das gAnze Plateau ver-
breitet und bilden bei Neu-Bulach das unmittelbare Neben-
gestein des dortigen Ganges; soweit bis jetzt bekannt, enthalten
sie ausser Eisen und wenig Mangan keine Schwermetalle.
Diese Gesteine zeigen im Gebiete des süd westdeutschen Bunt-
sandsteiu-Zuges eine ausserordentlich grosse Beständigkeit in
petrographischer und chemischer Beziehung, so dass es mir
nicht möglich sein wurde, Hand>tQcke von Lossbui^, Neu-
Bulach und Durlaeh von solchen ;ius dem badischen Oden-
walde oder Franken zu unterscheiden. Auch die Analvsen
zeigen höchstens Schwankungen im Kieselsauregehalt« d. h.
in der Men^e des Quarzsandes. *) Die Leitpflanzen, Ano-
mopteris Moii^eoti und E(|i]isetum Mougeoti, sind ebenfalls von
Villingen bis Durlach an einzelnen Orten, namentlich bei
Nagold*) beobachtet.
Ebenso verhält es sich auch mit dem rothen Schiefer-
thone, dem Höth. dessen petrographische Beschaffenheit und
durch sie bedingte Uinliirchlässigkeit für Wasser ihm in dem
1) Ver^l. (iie Aniily«»en de-« oberen BuntHandHteini» von Nfuen-
bfirj? vnn Wolfl* i Württerab. Jabresh. XXIII. S. 84 und von Elrlabrunn
un«l Tliün>f«r.-b<;im bei Würzbur;: von Hil>fer (Mitth. a. d. pfaarmac.
In.ititutt- und Laboratorium t. ;in>^«'w. Chemie zu Erlangen I. S. 140ff.i
2) begleitworte zu Blatt Calw S. 9.
288 Sitsung der math.-phys. Classe vom 5. DtMemher 1891.
Seite des Xagoldthales mächiger entwickelt. Kleine abgerissene
Ablagerungen auf der linken, wie bei Neu-Bnlach, beweisen,
dass das ganze Plateau von Freudenstadt an nördlich bis
gegen Pforzheim von ihnen überdeckt war, aber sehr starke
Abächwemmungen erfahren hat. Der Kupfergehalt dieser
Bänke ist schon lange bekannt^), eine genauere chemische
Tniersuchung derselben hat niemals stattgefunden, wurde aber
für die vorliegende Arbeit nothwendig. Das Material habe
ich bereits im Jahre 188(3 an Ort und Stelle gesammelt und
1891 zweckentsprechend ergänzt. Hierbei ergab sich, dass
nur die in dem oben angegebenen Profile angeführten ver-
steinerungsleeren unteren Dolomit-Bänke Kupfer, Arsen,
Antimon, Wismuth, Kobalt und Silber enthalten, wie sich bei
Verwendung von 20 — 22 grm. auf das Deutlichste heraus-
stellt, und es ist nun an der Zeit, diese eingehender zu be-
sprechen.
Die unterste Dolomitbank ist fast nur in Eiseni>ahn-
Einscbnitten im un verwitterten Zustande zu treffen, sie stellt
dann einen schwarzgrauen, fast dichten Dolomit dar, welcher
seine Färbung einem reichlichen Gehalte an Bitumen ver-
dankt. Gewöhnlich ist er aber in Folge der Verwitterung
bereits in ein gelbgraues, äusserst feinkörniges Gestein um-
gewandelt, wie z. B. in den Profilen bei Aach, Wittlensweiler,
Nagold, an der Signalhöhe zwischen Neu- und Alt-Bulach
u. 8. w.
Was zunächst die chemische Zusammensetzung*) betrifil,
so liegen ältere Analysen I— IV von Wellendolomit vor,
dessen Niveau nicht bestimmt wurde, Analyse V bezieht sich
aber auf die zweitunterste Bank von Grünthal bei Freudenstadt.
1) V. Alberti Monographie 1834 S. 37, 39, 41.
2) Der SchlilninirQckstand des Wellendolomitd enthält nur sehr
wenifi^ mikroBkopischen Zirkon und Turmalin, sowie Maj^etkies und
seine Bestandtheile haben daher keinen Einfluss auf das Resultat der
Analysen.
2->0 Sitzi$Hg der muh^-pk^^ Oagae nmt 5. DeztwAtr 1891.
gewitterten Varietäten war aber kein metaUglänzender Körper
mehr zn entde«!ken. Termathlich ist das Erz hier schon in
die später zn besprechenden gelben erdigen Massen um-
gewandelt. Der geringe SehwefeLsäaregehalt des Gesteins
würde ebenfalls dafür sprechen, wie spatere Beobachtangieo
über die Zersetzung^ Pn>i acte des Fahlerzes darthan werden.
Der Schlämm rjck^tand des mit Salzsäare behandelten Ge-
steins bestand überwiegead aris Qaarzsplittem. AusblGhuDgai
von Salzen schwerer und eiler Metalle wurden an der
untersten Bank nicht beobachtet, sondern ledigtich sehr dönne,
dunkelschwarze Ueberzüge von Wad aaf den Kluftflachem
auf welchen nicht selten Gruppen von Kaikspath-Rhomboeden
«iiier Solche von wasserhellen Ara^onit -Nadeln aufsitzen. Za
NeU'Bolach sind auf Klüttchen auch Aggregate kleiner darch
Bitumen schwarzgefarbter Quarzkrystalle Torgekommen. Das
kohlensaure Mau^an<jxvdul. welches zweifellos dem friächen
Dolomit als is<»morpher Bestandtheil angehört, in den Analysen
der verwitternden Gesteine aber als Oxydhjdrat angegeben
wird, irt daher zuerst als Hyivroivd abgeschieden worden.
wi} üuf d^ü Kluftt-n dt^s «^iesteins lufthaltige Wasser ein-
^edruniren waren und gleichzeitig wurde auch ein Theil de*
kohlensauren Kalks gelöst und als reiner Kalkspath, bezw.
Aragonit wieder abge.-etzt.
Was die zweitunter^te Bank des Wellendolomits betriflft«
so i^^t sit* nicht fein-. »onJern mittelkörnig, im frischen Zu*
Stande, wie z. B. in <len Eist-nbahn-Einschnitten, dann in iex%
Briichen bei Grünthal und Glatten bei Freudenstadt tieC
schwarzgrau und -o hart, dass sie. abgesehen von dem Ge^'
brauche als .schwarzer* , d. h. hydraulischer Kalk auch »1^-
Strassen materifil benützt werden kann, z. B. auf der Strasse*
von Freuden>tadt nach Dietersweiler. Sehr gewohnlich enthält
ftie kleine Bitter>path- Druden, in wtdchen Grup}>ensehr kleine^
Fahlerz-Kry ställchen aufsitzen, welche diesen>eu Elemeottf^
enthalten, die oben aus dem untersten Wellendolouiit angeführt?
292 Sitzung der math.-phys. Glaste vom 5. Desewiber 1891.
oberen Margthale ein Fahlerz and Knpferwismnthglanz fah-
render Gang auf. Derselbe wurde urkundlich 1598, 1623,
1787 und zuletzt als Johann-Friedrichsgrube 1823—25 be-
baut und f&hrte, nach den s. Z. von dem RevierbeamtoD
Eisenlohr zu Freudenstadt gesammelten StQcken zu schlietten,
Fahlerz von derselben Zusammensetzung wie das der Freudeo-
stadter und Bulacher Gänge, jedoch mit etwas höherem
Antimon- und geringerem Kobaltgehalte. Der mit Torge-
kommene Wismuthkupferglanz wird in vielen Schriften irrig
als , Nadelerz *" bezeichnet, er enthält aber keine Spur Blei,
sondern ausser Kupfer und Wismuth nur sehr wenig An-
timon.
Innerhalb des ursprünglich überall Ton Wellendolomit
bedeckten Buntsandstein-Gebietes und nur in diesem treten
nun Schwerspath-Gänge da auf, wo sich Verwerfungs-Spalten
gebildet haben. Sie zeigen sich, wo ersterer nicht abge-
schwemmt worden ist, noch in dem Wellendolomit seihet,
wie bei Wittlensweiler, Aach und Glatten, gewöhnlich aber
in dem durch Erosion des letzteren und des Roths entblOasten
Buntsandstein. Wie tief sie hinabreichen, ist nicht sicher
zu ermitteln.
Da die Verhältnisse nicht überall die gleichen sind, so
erscheint es nützlich, die Gang-Gruppen um Freudenstadt
und Neu-Bulach zunächst getrennt zu behandeln, obwohl
ihre Ausfüllung nicht verschieden ist.
I. Die Erzgänge der Gegend von Freudenstadt.
Zu dieser Gruppe gehören die in unmittelbarer Nähe
von Freudenstadt in Friedrichsthal, an der Christophsaue und
bei Wittlensweiler, Aach, Hallwangen und Glatten auf-
tretenden Gänge, welche seiner Zeit von dem verstorbenen
II (Uten Verwalter Eisenlohr aufgenommen wurden und auch auf
dem Blatte Freudenstadt der geognostischen Specialkarte
294 Sitzung der matk-pk^9. CltuM com 5. Deiember 189L
6. Plattenformiger roth und weiss gestreifter
Sandstein 0,2 m
7. Harter gelber Sandstein ohne GeröUe . . 3,5 ,
8. Kaolinföhrender Sandstein^) mit GeroUen, za
oberst förmliche Cooglomerat-Bank ... 4,0 ,
9. PIattenf5rmiger Sandstein, oben mit Wellen-
forchen 1,7 ,
25,7 m
Etwas über der Mitte des Bruchs nach Süden za tritt
die erste schmale Grangkluft mit 70^ Einfallen nach SSW
auf, dann folgt eine zweite breitere mit gleichem Ein&Uen,
die dritte unter gleichem Winkel, aber nach N fidlende, ist
schon l m breit, aber erst von der rierten, gleich&lls l m
breiten, mit Scbwer^path und Erzen (Fahlerz und wraig
Kupferkies, sehr selten auch Kupferwismuthglanz (Emplektit))
ausgefüllten an senken sich die Schichten stark nach Süden
und liegt z. B. die obere Gonglomerat-Bank nur wenig über
der oberen Sohle des Steinbruchs. Der fünfte Gang Ton gleicher
Mächtigkeit und gleicher Ausfüllung ist jetzt leider durck
das in den Bruch hineingebaute Hotel Waldeck fast ganz
verdeckt.
Was die Struktur der Gänge betrifit, so sind Salbänder
niemals und Absonderung in Lagen nur selten erkennbar.
Drusen >ind nicht häufig mit Schwerspath oder Eisenspath*
Krystallen, vielmehr gewöhnlich mit Quarz ausgekleidet, auf
welchen dann Leberzü^e von Brauneisenstein und Kupfer-
manganerz folgen. Die Klüfte in der Nähe von reichlicher
eingewachsenem Fahlerz erscheinen gewöhnlich mit Zer-
sotzungsproducten desselben, namentlich Mixit, seltener auch
Würfelerz und Olivenit bedeckt. Das Nebengestein zwischen
den (iängen ist stets vollkommen verkieselt und zwar durch
1 1 EDthftlt ein weni^ kohlensauren Baryt, wie auch andere Bont--
^andHteine. Unter«. ul»er Erzgänge II. S. 356 f.
296 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Dezembtr 1891,
I. 1. Verkieselter Sandstein. 2. Fahlerz (-J- "H"* '^ O),
z. Th. von grossblätterigem Sehwerspath I. umhQllt.
II. 1. Wie bei I. 2. derbes Fahlerz, hier und da mit
Kupferkies verwachsen.
III. 1. Wiebeilii. II. 2. Sehwerspath mit eingewachsenem
Fahlerz. 3. Kisenspath in Rhomboedern, stellenweise schon
stark verwittert und in dichten Brauneisenstein umgewandelt.
IV. 1. Sehwerspath, zahlreiche Putzen von Fahlerz in
verschiedeneu Zersetzungsstufen und von erdigem Rotheisen-
stein umsch liessend. 2. Mixit in zahlreichen strahligen BOschelD.
V. 1 Sehwerspath mit stark zersetztem, in gelbliche
pulverige Massen umgewandeltem Fahlerz. 2. Quarz II
(oc R • + !?). B.Würfelerz in sehr klein. Krystallen(®0<»--|-—-l.
VI. 1. Grobblätteriger Sehwerspath, oben mit Krystallen
bedeckt, welche mit Quarzkryställchen überzogen und z. Th.
schon Pseudomorpliosen sind. In Drusen: 2. kugeliger Erinit
und 3. krystallisirter Olivenit.
VII. 1. Brauneisenstein. 2. in Drusen: Wörfelerz
(a Ox \. 3. Schaliges Kupfermanganerz (Rödter W^).
VIII. 1. Sehwerspath mit 2. Brauneisenstein-Schnflren,
welche meist in Hydrohiimatit umgewandelt .sind (Chri-
sto]>h^?thal).
IX. 1. Verkieselter Sandstein. 2. Quarz II (ooB--+-J8).
3. Schalii^^er Brauneisenstein. 4. Schaliges Kupfermanganerz.
X. 1. Wie bei IX. 2. Quarz II {ooR+R). 3." Scha-
liger Braunei>eii>tein. 4. Kupfermangan(»r/ in kleintraubigen
(irup])en. T). Sehwerspath II, weisse Tafeln.
XI. 1. Sehwerspath I. 2. Kupfermanganerz. 3. Klein-
traubiger Chalcedon (Friedrichstbal).
Der Berj^bau i)ei Freudenstadt ist sehr alt und würde
Wühl tue an zahllosi-n Stellen unternommenen Versuche reich-
298 Sitzung der math.-phys, Classe vom 5. Desemher 1891,
auftretende Gang, welcher in quarzreichem Schwerspath und
Quarz eingesprengtes Fahlerz führt, ist 8chon an der Mündung
des alten oberen, jetzt anderweitig benutzten Stollens der
Grube .Himmlisches Heer" noch gut erkennbar. Er setzt,
in zwei Trümer getheilt, welche sich im Inneren des Stollens
zu einem 1 m mächtigen Gangkörper vereinigen, in ver-
kieseltem Buntsandstein auf. Hier hat, wie die bis zum
Bache herabgehenden mächtigen Schachthalden beweisen, ein
ziemlich bedeutender Bergbau stattgefunden, die Erze ent-
hielten nach einer 1723 ausgeführten Probe im Centner 15
Pfund Kupfer und 10 Loth Silber. Auch diese Grube wurde
wegen zu geringer Ergiebigkeit*) schon im vorigen Jahr-
hundert verlassen. Auf den Halden findet man noch einzelne
Gaugstückchen mit frischem und zersetztem Fahlerz, Mixit,
Wad, Malachit, Brauneisenstein und Eupfermanganerz von
ganz gleicher Beschaffenheit wie zu Ghristophsaue. Der
Wellendolomit steht in ganz geringer Entfernung von dem
Gange, aber nicht unmittelbar neben ihm an, in den gleich-
falls ganz nahe liegenden Hauptmuschelkalk setzt die Spalte
nicht herauf und auch in der nahe gelegenen grossartigen
Verwerfungsspalte bei Schopfloch hat sich meines Wissens
weder Schwerspath noch Erz gezeigt, sie ist offenbar weit
jünger als unsere Gangspalten.
II. Die Gänge von Neu-Bulach unweit Calw.
Das vortrefflich ausgeführte Blatt Calw der geognostischen
Specialkarte von Württemberg bringt die Lage derselben im
Buntsandstein zwischen zwei ehemals zweifellos zusammen-
hängenden Schollen von Wellendolomit sehr klar zur An-
schauung, während die Schilderung der Mineral- Vorkommen
im Texte viel zu wünschen übrig lässt. Ich habe diese schon
1) «Weil 68 in der Teufe schlecht aussähe.*
300 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 5, Deeemher 1891,
III. 1. Yerkieselter plattenformiger Sandstein, reich an
Glimmerblättchen. 2. Fahlerz. 3. Quarz 11 (ooB+Ä).
4. Kupferlasur in strahligen Gruppen. 4. Schwerspath II,
wie bei II.
IV. 1. Wie bei IIL 2. Weisser blätteriger Schwer-
spath I, stellenweise zersetztes Fahlerz umhQllend. 3. Qoars 11
(oo/i« + ü). 4. Kupferlasur in kleinen Kugeln.
V. 1. Sandstein wie bei III und IV. 2. Fahlerz, nach
oben zersetzt. 3. Kupferlasur, krystallisirt wie bei IL, nach
oben mit Erhaltung der Form in Malachit umgewandelt
VI. 1. Wie bei III- V. 2. Quarz II. 3. Arseniosiderit
in kleintraubigen Ueberzügen. 4. Malachit, feinstrahlig in
kleinkugeligen Krusten.
VII. 1. Wie oben. 2. Qaarz II. 3. BrauneisensteiD.
4. Kupfermanganerz.
Der Bergbau ist uralt und wird schon 1322 in Urkunden
erwähnt. Er wurde meist mit geringer Ausbeute bi« in
das dritte Jahrzehnt dieses Jahrhunderts betrieben. Aach
bestand eine Zeitlang eine Silberhütte, welche im Teinach-
Thale an dem Platze gelegen war, welchen jetzt die Ge-
bäude des BadhoteLs einnehmen. Der Hüttenprocess war
jt-denfalls sehr mangelhaft, da für Erz-Proben aus dem Jahre
1590 nur 8 Pfund Kupfer, zugleich aber bis 4 Loth Silber
im Centner anj^egehen werden, während die Analyse des reinen
Fiihler/es in 100 Theilen 41,28 Kupfer und nur Spuren Ton
Silber ciufweist. Das Hesse sich nur erklären, wenn einmal
ausser Fahlerz local ächte Silbererze eingebrochen wären.
Allerdings schwankt wohl auch sonst der Silbergebalt von
Fahlerzen auf demselben Gan^e, al)er so kupterarnie. wie sie
die Erzprobe anzunehmen veranlassen würde, sind wohl
kaum bekannt.
Von den ehemaligen Grubenj^ebäuden waren zwei Sti)llen
die bedeutendsten. Der erste, Ziegel l)ach-Stollen genannt,
war von Seit/entlial bis zum liimmelfahrtsschacht« am
^•ohWertjer: Krzijmuje im icfirttemhergischen Schicarzwald, 301
^lädtchen von SO nach NW lierangetrieben und 500 Lachter
lan^'. Zusammengebrochene Reste desselben sind noch jetzt
üljer Tag deutlich sichtbar. Der /.weite, angeblich ebenfalls
50O Lachter lang, erstreckte sich von dem erwähnten Schachte
»w unter dem Städtchen durch gegen Liebeisberg. Kleine
Tersiichsbaue bei Schmieh, Martinsmoos und Sommenhardt
wurclen bald aufgegel)en. Im Jahre 1883 wurden die zuletzt
Doch einmal 1820 vom Staate betriebenen und dann ins
Frei ^ gefallenen Gruben von der badischen Anilin- und Soda-
Fabyik in Ludwigshafen gemuthet, aber nicht in Betrieb
g'esefczt. Die mit dönnen Anflügen von Kupferlasur, Malachit
und Kupfermanganerz bedeckten Gangstückchen, welche noch
jets^ in Menge auf den Halden liegen, müssten zunächst aus
tthr* grossen Massen des nietalUeeren Nebengesteins ausgesucht
werden, was sehr kostspielig sein würde. Ob sie auch bei
sorgfältigster Verarbeitung mittelst des Cement- Verfahrens
oder i^lvanischer Ausfällung einen Gewinn abwerfen würden,
ist Toir sehr zweifelhaft.
III. Die Mineralien der Gänge.
1. Fahlerz ( Wismuth-Fahlerz)^), zweifellos das technisch
wert^hvollste und auch wissenschaftlich interessanteste Mi-
nerc&l der Gänge, kommt meist in Körnern bis zu Wallnuss-
urosase vor, musa aber nach Stücken in alten Sammlungen
TO schliessen, zuweilen auch in kopfgrossen Nestern ein-
gBoi^ochen sein, welche meist an quarzige Gangart gebunden
i. Dasselbe erscheint, wenn krystallisirt, stets in iler
0 202
len Form — - »0. selten noch mit l^" combinirt, be-
atzt starken, aber etwas zum Fettglanz geneigton Metall-
1) Sandberger, Jahrb. f. Mineral. 1864 S. -22'^. 1866 S. 684 fl'.
Th. Petenen, da». 1870 8. 404 f.
302 Sitzung der mathrphys, Clasae vom 5. Dezember 1891.
glänz, dunkel stahlgraue Farbe und graulichschwarzen Strich.
Das specifische Gewicht betrug bei der Varietät von Preuden-
stadt 4,90, bei jener von Neu-Bulach 4,908. Bin höheres
specifisches Gewicht zeigen nur noch hoch silber- und queck-
silberhaltige Fahlerze. Das Löthrohryerhalten ist bei beiden
nahezu das gleiche. Auf Kohle erhält man im Oxydations-
Feuer Dämpfe von arseniger und antimoniger Säure, sowie
einen strohgelben Beschlag von Wismuthoxyd, welcher sich
mit Jodkalium fenerroth färbt. Setzt man Soda zu und arbeitet
mit der Reductions-Flamme, so kann man durch Einschmelzen
der magnetischen Schlacke, welche das silberhaltige Kupfer-
korn umgibt, in eine Boraxperle das Kobalt leicht nachweisen.
Die qualitative Analyse auf nassem Wege führt ausserdem
zur Entdeckung kleiner Mengen von Nickel, Zink und Blei.
Die quantitativen Analysen ergaben:
Freadenstadt Neu-Balach
(HUger.) (R. Smfter.)
Schwefel 26,40 24,86
Arsen 6,98 18,53
Antimon 14,72 4,28
Wiamuth 4,65 6,88
Silber 1,37 Spur
Kupfer 83,83 41,48
Eisen 6,40 8,74
Kobalt (nebst Spur Nickel) 4,21 Spur
Zink 0,00 3,82
Blei 0,00 1,52
98,46 99,60
Bekanntlich gehören Analysen von Fahlerzen zu den
schwierigsten, es darf daher nicht verwundern, dass beide
Analysen, wie so viele andere, einen etwas geringeren
Schwefelgehalt ergeben, als die ideale Formel der Fahlerze
4RS 'E^S^ verlangt. Höchst merkwürdig ist, dass die Erze
von Freudenstadt und Neu-Bulach trotz aller sonstigen üeber-
einstimmuug doch auch wesentliche Verschiedenheiten in dem
304 Sitzung der mathrphys, Clctsse, vom 6, Desremher 1891,
räume in Lösung zu bleiben und zuletzt durch kohlensauren
Kalk in Kupferlasur und Malachit umgesetzt zu werden,
welche zu den jüngsten Absätzen auf demselben gehören.
Nur einmal traf ich eine formliche Pseudomorphose Yon
Kupferindig nach Fahlerz ^), in welcher daher die Substanz
auf der ersten Zersetzungsstufe stehen geblieben war. In
der Regel folgt alsbald die Bildung schmutzig olivengrüner
poröser Massen, aus arsensaurem, vielleicht auch theilweise
antimonsaurem Kupferoxyd, arsensaurem Kupfer- Wismuth-
oxyd (Mixit), basisch schwefelsaurem und arsensaurem Eisen-
oxyd und Kobaltoxydul, sowie schwefelsaurem Antimonoxyd
und basisch schwefelsaurem Wismuthoxyd bestehend. Wie be-
kannt zersetzt sich die Antimon -Verbindung leicht in Antimon-
oxyd und freie Säure und auch die des Wismuths erfahrt,
wenn auch weniger rasch, die gleiche Umwandlung. Die arsen-
sauren Kupferverbindungen scheiden sich aus der zersetzten
Masse nur selten in kleinen Mengen als Erinit und Olivenit
aus, dagegen häufig mit Wismuth zusammen als Mixit, das Eisen
als basisch arsensaures Oxyd in Form von Würfelerz. Je mehr
von diesen Körpern aus dem Gemenge ausgetreten sind, desto
mehr geht die Farbe des erdigen Restes in schmutzig gelbgrau
und zuletzt in strohgelb über, womit eine ständige Anreicherung
an Antimon und Wismuth verbunden ist, so dass das Gemenge
schon bei grünlichgrauer Färbung neben beträchtlichen Mengen
von Antimonocker und Stiblith *) einen Wismuth-Gehalt vou
5,5 proc. zeigt, der Gehalt an Schwefelsäure ist aber auf
0,55 herabgesunken. Wiederholte V^ersuche, die einzelnen
Bestaudtheile des erdigen Gemenges durch Schlämmen zu
trennen, blieben resultatlos, auch unter dem Mikroskope bildet
1) Jahrb. f. Min. 18G6 S. 201.
2) Beide Körper müssen deshalb in dem Gemenge vorhanden sein,
weil sich ein iTieil der antimonhaltigen Substanz sofort und leicht
in Salzsäure löst, der Rest aber erst nach längerem Kochen auf-
genommen wird.
Sattdberger: Engänge im ivürttemberghchen SdurarnBald.
305
r Zersetznngs- liest nur eine einfarbige Uasse. Die ver-
miedenen Miaeralien, welche direkt aus dem Pahlerze her-
'Tgehen, werden später einzeln besprochen werden.
Ein fibersichtliches Bild des Zersetzungs-Processea gewährt
e folgende 1865 entworfene Tabelle. Das Yorkommen des
lizita üt erst in neuerer Zeit constatirt worden.
j
1
306 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 5, Dezember 1891.
2. Kupferwismuthglanz (Emplektit). Das Vorkommen
dieses Minerals in dünnen stark gefurchten Säulchen auf dem
östlichsten Gange bei Freudenstadt hatte ich bereits 1864
bemerkt, aber nicht genügendes Material für quantitative
Analysen gewinnen können. Erst später erhielt ich von Herrn
Hüttenverwalter Eisenlohr ein Stückchen Quarz mit derbem
Erze aus dem Christophsstollen, welches dazu ausreichte. Herr
Dr. Petersen^) fand darin
Schwefel 19,06
Wismuth 69,09
Kupfer 20,82
Eisen 0,40
Antimon und Arsen Spur
98.87
Die Uebereinstimmung mit der Formel 04^ S- Bi} S^ ist
nahezu vollständig. Das Erz verwittert und zeigt dann zu-
nächst einen grünen aus Kupfer- und Wismuth-Verbindungen
bestehenden Ueberzug. Auch in Neu-Bulach kommt dieses
Erz vor, aber bisher nur in mit Erhaltung der Form bereits
völlig umgewandelten Nadeln, welche ganz aus Malachit
bestehen und mit Arseniosiderit überzogen sind. Die Menge
dieses Erzes ist zu gering, um eine technische Verwerthung
zu gestatten.
3. Kupferkies. Die Seltenheit dieses sonst häufigen
Erzes auf den hier besprochenen Erzgängen ist für dieselben
bezeichnend. Erbsengrosse Körner finden sich, stets von
überwiegendem Fahlerz begleitet, nur an wenigen Freuden-
stadter und noch seltener an Neu-Bulacher Gangstücken.
4. Eisenspath. Das Mineral ist zwar recht häufig, mir
aber in ganz frischem Zustande niemals zu Gesicht gekommen.
Sattelförmige, in manganhaltigen Brauneisenstein umgewan-
delte Khomboeder bis zu Haselnussgrösse finden sich häufig
1) Jahrb. f. Min. 1869 S. 847.
308 Sitzung der math.-phya, Claase vom 5, Deiember 1891.
kommt zuweilen in deutliehen Pseudomorphosen nach auf-
gewachsenen Erystallen desselben vor. Sie dringt in alk
Klüftchen des Schwerspaths ein und erscheint hier ebenso wie
in den Drusen stets in Krystallen der Form ooiZ-+£, die
von Seufkorngrösse bis zu mehreren Centimetem Yorkommen.
In der Regel ist dieser Quarz, der besonders reichlich und
schön im nordwestlichen Theile des Neu-Bulacher Ganges
auftritt, völlig farblos, nur selten einmal durch Braun-
eisenstein dunkel gefärbt.^) Juxtapositions-Zwillinge konimeD
niclit selten vor. Die Erze sind älter als der zweite Qaarx,
die secundären Substanzen aber jünger, da sie erst Gber ihm
auftreten.
7. Chalcedon in milchblauen ebenen oder kieintraubigieD
Ueberzögen ist bisher nur in geringer Menge über Kupfer-
niaiiganerz und Sehwerspath I im Friedrichsthale beobachtet
worden.
a. Zersetzungsproducte des Fahlerzes.
8. Erinit. Dieses äusserst seltene Mineral ist von mir enst
im letzten Sommer in hoch-spaugrüuen kleintraubigen Ueber-
zügen mit schaliger i^tructur auf Quarz II aufsitzend und z. Th.
von Olivenit bedeckt bei Freudenstadt aufgefunden worden.
Es i^leii.'lit zunäch>t täaschend gleichgestalteten Aggregat<*n
von Malachit, braust aber natürlich nicht mit Salzsäure und
entwickelt auf Kuhle reichlich Arsendampf. Mit Haidingen»
HeM:lireil)ii!i^^) .stimmt die Sul»6tanz vollkommen ül»ereiii.
Die von den genauesten Kennern^) brittischer Minenilien ^re-
iiii>>«Tte Ansicht, (la>^ der iirs]»rii!ii(liche Fundort nicht in
li ANo -oH»-tvoi>t;in<llich kein Hiiiiohtojja.-», dessen FiirbuDf; be-
k.nml li<'li durch urLr.«ni«»rlii* Sidist.mz hodinjjt ist.
li) \iinuN Mf IMiili.^npl.N 1S2K IV. p. 154.
Ol «i:«.*;r and Lett^uni Manual <»r tlii? Minoralo;;jy of Great Britain
and Ii-rl.ind p. 320.
BIO Sitzung der mathrphiis, Glosse vom 5. Dezember 1891,
habe kein Stück mehr auf den Halden finden können. Es
wird hier unmittelbar von Kupferlasur bedeckt. Das Würfel-
erz ist an vielen Orten als Zersetzungsproduet arsenhaltiger
Fahlerze bekannt, besonders schon und reichlich aus Comwall
und von Langenborn bei Schöllkrippen im Spessart.
12. Kobaltblüthe. Ist früher in erdigen Parthien (sog.
Kobaltbeschlag) auf dem östlichsten Gange der Christophsaae
vorgekommen, in neuerer Zeit habe ich sie nicht mehr be-
obachtet. In ausgezeichneter Weise findet sie sich auf dem
Fahlerz von Kaulsdorf bei Säalfeld, wie ich bereits froher
bemerkt habe.*)
13. Kotheisenocker. Erdiger hochgeförbter Rotheisensteiii
tritt zu Freudenstadt nicht selten im Gemenge mit den letrten
Zersetzungsproducten des Fahlerzes, d. h. Wismuthoxyd und
antimoniger vSäure, seltener in selbständigen Nestern und in
der Regel neben reichlichen Ausscheidungen von Mixit «ot
Würfelerz fehlt dann völlig. Ich vermuthe, dass an solchen
Stellen die Arsensäure vollständig aur Bildung des Kupfe^
Wismuth-Arseniats veri)raiicht worden ist und daher keine
mehr zur Hilduiit^ von Eisen- Arseniat verfügbar war. Auch
an anderen Orten kommen diese Ausscheidungen von Eisen-
oxyd aus zersetzten Fahlerzen öfter vor; die rothen, so
leicht auf chiMnischem Wege bestimmbaren Ma^ssen sind,
weil auch in Salpc^ersäurci unlöslich, zuweilen für Zimiober
gehalten wordt'u.
14. Knpferlasnr. Gehört zu den Zierden des Neu-
Hulacher Gan<^es und i^t noch jetzt, wenngleich nicht in
gut»*n Stücken auf den HaM»Mi häufi«^, bei Freudenstadt a^»^r
niemals vorgekoniint'n. D'w Ku[)ftTlasur tritt bei Neu-Hulach
ziiwcilfMi in .stralilif^^-ldiitlerit^en Kugeln von Wallnussu'röve.
nifi'^t aher in dicken krystallinischen Ueberzügen auf, n"^
1) Jahrb. f. Mi« ISü."» S. V.U.
312 Sitzung der math.'phys. Classe vom 5, Dezember 189 J.
wärtig tnfiPt man ihn noch theils in dicken üeberzQgen mit
faseriger Structur und glatter glänzender Oberfläche (61aa-
kopf) oder in dünnen erdigen von licht brauner Farbe, nicht
selten auch in rhomboedrischen Pseudomorphosen. In mancb^n
derben Massen ist ebenso wie in den Pseudomorpbosen noeh
Manganhyperoxyd beigemengt, falls es nicht theilweise schon
früher, also unter demselben als Wad ausgeschieden wordeo
ist, die Hauptmasse des Mangans tritt aber erst in dem
den Brauneisenstein überdeckenden Kupfermanganerz oon-
centrirt auf.
17. Hydrohämatit.^) Ist genau in ebensolchen Uebe^
Zügen und Trümern wie der Brauneisenstein nicht selten,
aber von diesem durch dunkel kirschrothen Strich und weit
geringeren Wassergehalt leicht zu unterscheiden. Bekanntlich
verliert merkwürdiger Weise Eisenoxydhydrat, weiches längere
Zeit unter Wasser verweilt, das vorher in chemischer Ve^
bindung aufgenommene Wasser und wird wasserfrei. Dieser
Process, in welchem der Hydrohilmatit ein mittleres Stadiom
repräsentirt, muss in der Natur oft in sehr grossem Masß-
stabe vor sich gegangen sein, wie z. B. auf den Gängen von
Irrgiing bei Platten in Böhmen, Ilefeld am Harze u. a. 0..
denn jeder sog. rothe Glaskopf ist ja nur Pseudomorphose
nach braunem.
18. Wad. Dünne schwärzliche Ueberzüge auf Sandstein
zeigen bräunlichen Strich und entwickeln mit Salzsäure riel
Chlor^as. Die Lf'»-ung eiitliält kein Kupfer. Das Mineral
kouunt zu Kreudenstadt, Hallwangen und Neu-Bulach, aber
nirgends in gn").sserer Men^e vor und erscheint ebenso wie
auf den Klüftehen des Wellendoloniits häufig von Malachit
oder Kupierlasur bedeckt.
1) breithaupt, Vnllst;in»l. Iliindbuch tl Mineralogie 1847 S. 846.
314 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5. Dezember 1891,
Varietät stets enthalten, fehlt aber in jener von Neu-Bulach,
was sich aus den oben mitgetheilten Analysen der B^ahlerze
von beiden Fundorten leicht erklärt. Schon bei anderen Ge-
legenheiten ^) habe ich darauf hingewiesen, dass dieser Körpeir
aus der Zersetzung von Malachit durch Manganlösungen her^
vorgeht. Auch an Stücken von Freudenstadt und Neu-Bulac"^
ist das sehr deutlich nachweisbar. Noch jünger sind aufd^-
Gängen nur die wasserhelle zweite Schwerspath-Generatic:^
und der ebenso spärlich vorkommende Chalcedon.
Soviel über die Mineralien der Erzgänge.
Bildungsweise der Erzgänge.
Wie schon früher entwickelt wurde, sind alle Erz- lüid
Schwerspath-Gänge der hier besprochenen Gegend AusfÖ/-
lungen von Verwerfungs-Spalten, welche von dem unteren
Wellendolomit bis in den untersten Buntsandstein hinabreichen,
ob auch noch in das Grundgebirge ist noch nicht entschieden, ^
da man meines Wissens nicht unter den tiefen Christophs-
Stollen hinabgegangen ist, wäre al)er möglich. Es fragt sich
nun, woher rührt das Material der Gänge und da stellt sich
zunächst heraus, dass es nur aus dem Wellendolomit und
zwar aus den untersten Bänken desselben entnommen sein
kann. Die Buntsand^stein-Schichten enthalten die Element«
der < lan<(miiieralien nicht, wie zahlreiche Versuche mit aller
Bestiiiinitheit niichgewiesen haben. Es handelt sich also, wie
ich schon früher ^j gezeigt habe, um Ausfiillung der Gang-
spalten von <)i>en, um ,Üescensions-Gänge*. Früher wurde
bereits nachge\vi(\scn, dass der Wellendolomit nicht nur die
Klcuicnte eines kalk- uw\ niiingauhaltigen Eisen>pathes,
sondern auch fertiggebildetes, aber sehr feinvertheiltes Fahl-
li Untere, über Erz^'ünge I S. 123. Diese Sitrungsber. 1S91.
S. 2(13.
2) l.'nterH. über Krzgiinge II. S. 244.
316 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Dezember 1891.
erz ist vermuthlich durch verdünnte Losungen von Schwefel-
calcium oder Sehwefelnatrium ausgelaugt und in gleicher
Form wieder abgesetzt worden. Was den Schwerspath be-
trifflb, 80 ist seine Löslichkeit in verschiedenen Flüssigkeiten,
z. B. salpetersaurem Ammoniak bei gewohnlicher Temperatur
längst bekannt. In neuester Zeit hat Lattermann^) nach-
gewiesen, dass er auch in Soolwassem gelöst auftritt und aus
diesen erst bei starker Verdünnung und zwar nicht vollständig
ausfallt.^) Dass der Wellendolomit nach seinem Absätze aus
dem Meere noch längere Zeit Salzlösungen in sich zurück-
gehalten habe, wie sie in der Lautenthaler Soole vorliegen,
darf wohl um so weniger als gewagte Annahme bezeichnet
werden, als derselbe noch jetzt an destillirtes Wasser sowohl
durch Wasser auslaugbare Chlorverbindungen als schwefel-
saure Salze in nicht ganz unbedeutender Menge abgibt und
bei Sulz am Neckar sogar Soole aus ihm austritt.') Kohlen-
saures Eisen- und Manganoxydul ist zwar nicht in der
Lautenthaler, wohl aber in einer Soole aus einem Bohrloche
im Zwickauer Kohlenbecken^) neben kohlensaurem Kalke,
Chlorbaryum und Chlorstrontium nachgewiesen worden, das
Auftreten von man gan haltigem Eisenspath neben Schwerspath
auf den Gängen hat also nichts Befremdendes. Auch in den
Kissinger u. a. Sool-Quellen ist Baryt neben Carbonaten in
sehr geringer Menge enthalten.
Soweit die Gänge im Wellendolomit auftreten, erscheinen
1) Jahrb. d. k. preuss. geol. Landehanstalt 1888. S. 271 ff.
2) Ders. das. S. 278. Proben der i)r3cbtigen Röhrenstalaktiton
von Schwerspath, welche sich aus dieser Soole in der Grube zu
Lautenthal in j^leicher Art wie sonst Kalksinter noch absetzen, habe
ich durch die Güte des Herrn Bergraths Banizza erhalten und selbst
untersuchen können.
3) V. Alberti, Ueberblick über die Trias S. b. Eine Analyse die.^^er
Soole habe ich leider nicht finden können.
4) Karoten, Journ. f. prakt. Chemie Bd. XXXV. S. 257.
318 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 5. Dezember 1891,
hat Nichts an die Gänge abgegeben, wiederholte Unter-
suchungen haben in demselben kein Kupfer, sondern nur
minimale Quantit'lten von Arsen und Kalk nachgewiesen.
Selbstverständlich wurde nur solches untersucht, in welches
keine von den Gängen auslaufenden Trümer hereinsetzen.
Mit der massenhaften Infiltration von Kieselsäure erscheint
die Ausfüllung der Gänge beendigt.
Natürlich waren diese nach der allgemeinen Erosion des
Runtsandsteingebietes schliesslich der Einwirkung lufthaltiger
Wasser preisgegeben. Alsdann begann der Process der Zer-
setzung des Fahlerzes sowie des Eisenspaths, welcher im
Inneren des Gebirges wohl bis auf den heutigen Tag noch
fortdauert und aller Wahrscheinlichkeit nach sehr langsam
verläuft. Die obere Teufe der Gänge, welche nur Zersetzungs-
producte, namentlich oft prächtig gefärbte Kupfersalze auf-
weist, ist natürlich ganz anders beschaffen, als die tieferen
Regionen, in welchen noch frische Schwefelmetalle und kohlen-
saure Salze erhalten geblieben sind. Sehr interessant ist das
Auftreten des jüngeren Schwerspaths über den Oxydations-
Produi'U^n in der oberen Teufe, ich möchte in ihm eine
Bestätigung der Beobachtung von Lattermann erblicken, nach
weK'h<»r sich schwefelsaurer Baryt in verdünnten Flüssigkeiten
lange gt'liVst erhält, was ja auch durch Versuche im Labora-
torium vollkommen bestätigt wird.
Soviel über meine Untersuchungen an den merkwürdigen
Dnscrnsions-iJängen des württembergischen Schwarzwaldes,
vvi»I('Ih' uH'inr früher^) ausgesprochene Ansicht von der Natur
dersrllxMi bis in die kleinsten Einzelheiten bestätigen.
1) riit«»rM. ülior P>zgänge II. S. 244 f.
319
Yerzeichniss der eingelaufenen Draekschriften
Juli bis December 1891.
Die Torehrliehen GesoUschaften und Institute, mit welchen unsere Akademie in
TauBchTerkehr stehtf werden gebeten, naclistehendesVerzeichniss zugleich als Empfangs-
bestltignng tu betrachten. — Die zunächst für die philos.-phlloL u. histor. Classe be-
stimmten Druckschriften sind in deren Sitzungsberichten 1891 Heft V verzeichnet.
Von folgenden Gesellschaften nnd Instituten:
Royal Society of South Äustralia in Adelaide:
Transactions, Vol. XIV. pari 1. 1891. 8^.
K. Akademie der Wissenschaften in Amsterdam:
VerhaDdlin^en. Natuurkunde. Bd. 28. 1890. 4^.
Peabody Institute in Baltimore:
24^^ annual Report- June 4. 1891. 8^.
Johns Hopkins University in Baltimore:
American Journal of Mathematics. Vol. XIII. 3. 4. 1891. 4^.
American Chemical Journal. Vol. XIII. 2-6. 1891. 8».
K. Natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch-Indie in Bataoia
Natuurknndig Tijdschrift. Deel 60. 1891. 80.
K. Akademie der Wissenschaften in Berlin:
C. G. J. Jacobi'd gesammelte Werke. Bd. VII. 1891. 4^.
Deutsche chemische Gesellschaft in Berlin:
Berichte. 24. Jahrg. Nr. 12—18. 1891. 8«.
1891. Math.-phys. Gl. 3. 22
*^20 Verzeichniss der eingelaufenen Drucksdiriflen.
Deutsche geologische Gesellschaft in Berlin:
Zeitschrift. Bil. 43. Heft 1. 2. 1891. 8«.
Physiologische Gesellschaft in Berlin:
Contralblatt für Physioloprie. 1891. Bd. 5 Nr. 6—17. S».
Verhandlungen. 1891. Nr. 15. 16.
K. Geodätisches Institut in Berlin:
Jahresbericht für 1890/91. 8«.
Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik in Berlin:
Jahrbuch. Bd. XX. Heft 3. 1891. 8«.
X. Sternwarte in Berlin:
Bcobachtungs-Ergebnisse. Heft 5. 1891. 4P.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin:
VerzfichniHs der Mitglieder. 1891. 8^.
(hirtcnflora. 40. Jahrgang. 1891. 8^.
Naturtcissenschaftliche Wochenschrift in Berlin:
Wüt honschrift. 1891. Nr. 27—31. 33-52. — 1892 Nr. 1. 4".
Zeitschrift für Instrumentenkunde in Berlin:
/oitmhrift. 11. Jahrg. Heft 7-12. 1891. gr. 8^.
Xatur forschende Gesellschaft in Bern:
Mitth.Mlun^^'cn aus dem Jahre 1890. Nr. 1244-1264. 1891. 8^
Alhifinritiv Srhtrfiwrischt: Gesellschaft für die gcsammten Naturwissen-
schaften in Bern:
Nrn.' iVnkschrilh-n. IM. XXX, 2. Bd. XXXI. Basel. 1890. 4'>.
Vi'rlianillunj^en der Schweizerischon naturforschenden (le.^ellschat't zu
havos Ihyo, nebst französ. Uebersetzung. Davo?* 1891. s°
J\. Accadimia delle Srien::e dtlV Jstituto di Bologna:
K\|M)s«'' (bn rai^ons appuyant bi transartion projHMt'e par TAcademie
di'*i s( i(»nt»*s de Bologne au yujet du meridien initial. Home
181K). 8".
Sahd'histnrischrr Verein der j'f'eussisehen liheitdande in Bonn:
V.Tliandlungen. 4H. Jahrg. 1. Hälfte. 1891. 8«.
Verzeichnisa der eingelaufenen Drucksdiriften. 321
Societe de Geographie commerciale in Bordeaxuc:
Bulletin 1891. Nr. 13-22. 8«.
Societe des seiences physiques et naturelles in Bordeaux:
Mämoires. 3® S^r. tome 6. cabier 2. et Appendice au tome V. 1890. 8^.
Boston Society of naturai history tu Boston:
ProceedingB. Vol. XXV part I. 1891. 6^.
Verein für Naturwissenschaft in Braunschweig:
6. Jahresbericht für die Jahre 1887/88 u. 1888/89. 1891. 8^.
•
Acadimie Royale de midecine in Brüssel:
M^moires couronnt^s. Collection in 8^. Tom. X. Fase. 4. 1891. 8®.
Bulletin. IV. S^r. tom. V. Nr. 6—10. 1891. 8^.
K, ungarische geologische Anstalt in Budapest:
fevkönyve. Bd. IX, 6. 1891. gr. 80.
Földtani Közlöny. Bd. XX. 5—7. 1890. Bd. XXI, 4—9. 1891. 8^.
Museo nacional in Buenos Aires:
Anales. Entrega 17. (= tom. III. entr. 5). 1891. Fol.
Oficina meteorolögica Argentina in Buenos Aires:
Anales. Tom. VIII. 1890. 49.
Revista Argentina de historia natural in Buenos Aires:
Revista. Vol. I. Nr. 4. 5. 1891. 8«.
Institut meteorologique de Roumanie in Bukarest:
Analele. Tom. IV. 1888. 1891. 4«.
Instituto y Observatorio de marina de San Fernando in Cadix:
Anales. Seccion II. ano 1890. 1891. Fol.
Societe Linneenne de Normandie in Caen :
Bulletin. Ann^e 1890. 4 Ser. Vol. 5. Fase. 2. 3. 4. 1891. 8^.
Bulletin mc^teorologique, Mai— Decembre. 1890. 8^.
Government of India in Calcntta:
Scientific ttesults of the .second Yarkand MisHion. Avej«, by K. Bowdler
Shiarpe, with Instroductory Note and Map 1878 — 1891. London
1891. Fol.
22*
322 Verzeichmss der eingelaufenen Druckschriften.
Meteorologicäl Department of the Oovemment of India in Calcutta:
IndiaD Meteorologicäl Memoirs. Vol IV, pari 7. 1891. Fol.
Report on the Administration in 1890/91. 1891. Fol.
Monthly Weather Review. 1891 Jan.— April. Fol.
Registers of original Observations. 1891 Jan.— April. Fol.
Cyclone Memoirs. Vol. IV. 1891. gr. 8^.
Ägricültural Department of the Government of India in Calcutta:
Memorandum on the snowfall in the mountain districts. 1891. Fol.
Indian Museum in Calcutta:
Catalogne of Mammalia in the Indian Maseum bj W. L. Sclater. Pari II
1891. .80.
Geological Survey Office in Calcutta:
Records of the geological Survey of India. Vol. XXIV. Nr. 1 — 8 und
Ptegister zu I— XX. 1891. 4®.
Memoirs. Vol. XXIV. Nr. 8. 1890. 4».
Fhüosophical Society in Cambridge :
Proceedings. Vol. VII, part IV. V. 1891. 8».
Museum of comparative Zoölogy at Harward College in Cambridge U. S. :
Bulletin. Vol. XXI. Nr. 2-5. Bulletin Vol. XVI. Nr. 10. 1891. S^.
Accademia Gioenia di scienze naturali in Catania:
Bulletino mensile. 1891 Fase. 20—22. 8«.
K. Sächsisches meteorologisches Institut in Chemnitz:
Deutsches meteorologisches Jahrbuch. VII. Jahrg. 1889. II. Hälfte.
VIII. Jahrg. 1890. I. u. II. Hälfte. 1891. 4".
Universität in Christiania:
Ethnografisk Kart over Tromsö Amt. 6. Bl. 1890.
K. Universität in Christiania:
Archiv for Mathematik. Bd. XIV. 3. 4. 1890. 8«.
Nyt Magazin for Naturvidenskabeme. Bd. 32, 1. 2. 1890. &\
Schubeier, Tillaeg til Viridarium I. 1891. 8«.
K. Universitäts-Sternwarte in Christiania:
Magnetische Beobachtungen 1882-1883 von H. Geelmuyden. 1891. 4».
Supplement zu den Zonenbeobachtungen in Christiania v. ü. Geel-
muyden. 1891. 49.
Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften. 323
Natur forschende Gesellschaft Chraübündens in Chur:
Jahresbericht. N. F. 34. Jahrg. 1889/90. 1891. eP.
The Journal of comparative Neurology in Cincinnati:
Journal. Vol. I. pag. 107—286. 1891. 8^.
Chemiker-Zeitung in Cöthen:
Chemiker-Zeitung. 1891 Nr. 47—100. Fol.
Naturforschende Gesellschaft in Damig:
Schriften. N. F. Bd. VIT. Heft 4. 1891. 8®.
l^ccHe pölytechnique in Delft:
Annales. Tom. VI. Livr. 3. 4. Tom. VIT. Livr. 1. Leiden 1891. 4«.
Naturforschende Gesellschaft in Dorpat:
Meteorologische Beobachtungen in d. Jahren 1884 u. 1885 y. Karl
Weihrauch. 1891. 8».
Sitzungsberichte. Bd. IX, 2. 1891. 8».
Schriften. Nr. VI. 1890. 4».
Union geographique du Nord dt la France in Douai:
Bulletin. Tom. XL Juillet-D^c. 1890. 8^.
Royal Dublin Society in Dublin:
The scientific Proeeedings. Vol. 6. part 10. Vol. 7. part 1. 2. 1890/91. 8^.
The scientific Transactions Vol. IV. part 6—8. 1890/91. 4®.
Royal Observatory in Edinburg:
Catalogue of the Crawford Library. 1890. 4^.
Reale Äccademia dei GeorgofUi in Florenz:
Atti. IV. Ser. Vol. XIV. disp. 2. 3. 1891. 8^.
Monitore Zoologico Italiano in Florenz:
Monitore. 2« anno 1891. Nr. 2. 4—10. 8<>.
Senckenbergischc natHrforschende Gesellschaft in Frankfurt «. ^f.:
Abhandlungen. Bd. XVI. Heft 3. 4. 1891. 4^
Bericht. 1891. 8^.
Physikalischer Verein in lYankfurt a. M,:
Jahresbericht für 1889—90. 1891. 8«.
324 Vergeiehnias der eingelaufenen Dntckschrißen,
Naturwissenschaftlicher Verein in Frankfurt a. 0. :
Helios. Monatliche Miitheilungen. 8. Jahrg. 1890 Nr. 8—12. 9. Jahrg.
1891 Nr. 1—6. 8^.
Societatum Litterae 4. Jahrg. 1890. Nr. 9— 12. 6. Jahrg. 1891. Nr. 1 —8. 8^.
Naturforschende Gesellschaft in Freiburg i. JB.:
Berichte. Bd. V. Heft 1. 2. 1890—91. 8«.
SociSti dt physique et d'histoire naturelle in Oenf:
Mdmoires. Tom. XXXI. part. 1. 1890-91. 4^
Sternwarte in Genf:
Rdsum^ mätdorologique de i'annde 1890. 1891. 8^.
Verein der Äerzte in Steiermark in Graz.
Mittheilungen. XXVII. Vereinsjahr 1890. 1891. 8<>.
Naturunssenschaftlieher Verein für Steiermark in Graz:
Mittheilungen. Jahrg. 1890. Heft 27. 1891. &^.
Niederl, Regierung im Haag:
Nederlandsch Kruidkandig Archief. II. Ser. Vol. V. Stak 4. Nijmegen
1891. 8«.
Nova Scotian Institute of Science in Halifax:
Proceeding8 and Trannactions. Vol. VII. part. IV. 1890. 8*^.
Kaiserlich Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie der Naturforscher
in Halle:
Leopoldina. Heft XXVII. Nr. 9—22. .1891. 4^
Nova Acta. Tom. 64. 1890. 4«.
C F. Zinoken, Das Vorkommen der natürlichen Kohlenwaflserstotf-
und der andern Erdgoäe. 18*J0. 4°.
Geschichte der kiiis. Leopoldiniach-Curolinischen Deutschen Akademie
der Naturforscher von Willi L'le. 1889. 4».
Natunc. Verein für Sachsen und Thüringen in Halle:
Zeitschrift fiir Naturwissenschaften. Bd. G3. Heft 0. Bd. 64. Heft 1—8.
1890/91. 8«.
Verein für natHncis.'<enschaftliche Unterhaltung in Hamburg:
Verhandlungen. Bd. VII. 1891. 8^'.
NatuncisseMschiiftUchcr Verein in Hamburg:
Alihandlunffon. Bd. XI. 2. 3. 1891. V\
Verseichniss der eingelaufenen Druckschriften, 325
Miisie Teyler in Harlem:
Archives. S^r. IL Vol. III. Fase. 6. 1891. 4».
SociÜe HoUandaise des Sciences in Harlem:
Archives N^erlandaises. Vol. XXV. livr. 2. 3. 4. 1891. S^.
Commission geoloffique de la Finlande in Helsingfors:
No. 16 et 17 de la Carte gäolo^que de la Finlande accompagnt^a
de renseignements. 1891.
Finlämlische Gesellschaft der Wissenschaften in Helsingfors:
Bidrag tili kännedom af Finlands Natur och Folk. Heft 49. 50. 1890
—91. 80.
Societas pro Fauna et Flora Fennica in Helsingfors:
Meddelanden. Heft 16. 1888—91. 8<*.
Acta. Vol. VII. 1890. S^.
Verein für siebenbürgische Landeskunde in Hemiannstadt :
Archiv. N. F. Bd. XXIII. Heft 3. 1891. 8».
Karpathen- Verein in Iglö:
Jahrbuch. 18. Jahrg. 1891. 8<>.
Naturwissenschaftlich-medizinischer Verein in Imisbruck:
Berichte. 11). Jahrg. 1889/90 u. 1890/91. .1891. 8».
Medizinisch-naturwissenschaftliche Gesellschaft in Jena:
Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft. Bd. 22. Heft 3. 4. Bd. 26.
Heft 1. 2. 1891. 8^
Centr(d-Bureau für Meteorologie in Karlsrühe:
Jahresbericht fiir 1890. 1891. 4«.
Verein für Naturkunde in Kassel:
36. u. 37. Bericht über die Vereinsjabre 1889 und 1890. 1891. 8".
Minister ial- Kommission zur Untersuchung der deutschen Meere in
Kiel:
Ergebnisse der Beobachtungs- Stationen. Jahrg. 1890 Nr. 1—12.
Berlin 1891. 4».
Naturwissenschaftlicher Verein in Kiel:
Schriften. Bd. IX, 1. 1891. 8^
'524 Ffr^idbmw der eim^eUtmfenen Drmckfdhnften.
A/friUüdker t^tmnciB&en^dtnftlicker Vfräa KLaugenbwrp:
HnhrlfUm, 31. Jahrg. Jabilänmfbuid 1690. 1891. 4<^.
Akademie der Wissenschaften in Kopenhagen:
HkrifU:r. «. lUekke, Natonrid. Afd. Bd. VL N'r. 2. 1890—91. 4«
HoeUU Vaudoise des sciences naturelles in hausanne:
MnWttiin. Vol. 27. Nr. 104. 1891. 8».
yir/::^^» J«r Mathematik und Physik in Leipiig:
AnJiiv. n, Hüihe. Teil X. Heft 3. 4. 1891. S^.
Astr(m(fmische Gesellschaft in Leipzig:
ViitrUiljütirMchrift. 26. Jahr^f. Heft 2. 3. 1891. 8^.
H Hächninche Gesellschaft der Wissenschaften in Leipzig:
Mftrif'liln. Mathem.-phyM. Clanae. 1891, H. 8^.
Alihuri<lliiriKi*tt- Mairiem.'phyH. Clasne. Bd. XVII. 5. 6. XVIII, 1.
IHIM. 1".
Jtmrnul für praktiHche Chemie in Leipzig:
h/iiiiiiil N !•'. Uli. 44. UM 13-24. 1891. 8«.
Vnrin für Knikunde in Leipzig:
Wi«-.iin.|,.illlirl,.. Vri/HlViitlicliun^en. Bd. I. 1891. 8«.
S. K. lifrgdkademie Leohen:
ProK'raiiim i. .1. Stii.liriijiihr lHl)l/92. 1891. 09.
l'nirt'r.siti/ nf Nrhntska in Lincoln:
Bulletin of th«» a^jrirultiirul j*x|MTim«»nt Station of Nebraska. Nr. 17.
1891. 8".
Must'um J''rttnti»nt(\irolineum in Linz:
Beiträ^'f zur KoM'nllor.i v. .1. 1». Wiojtbaur und Michael Haselberirer.
1891. 8«.
Matorialii'n zur l.iniK'nkundliilu'n Biblio^^raphio OberÖ9terreieb.s von
Han- (oninienila. 1H91. h".
Verzekhniss der eingelaufenen Druckschriften. 327
Zeitschrift „La CeUule" in Loewen:
La Cellnle. Tom. VII. Fase. 1. 1891. 4».
Zeitschrift „Nature* in London:
Nature. Vol. 44. Nr. 1127—48. Vol. 45. Nr. 1149—1165. 1891. gr. 8®.
Boyal Society in London:
Proceedings. Vol. 49. Nr. 300—302. 1891. 8^.
Philosophical Transactions. Vol. 181. part. I. II. 1891. 4^.
List of Members 1890. 4^.
R. Ästronomic(d Society in London:
Monthly Notices. Vol. 51. Nr. 8. 9. Vol. 62. Nr. 1. 1891. 8^.
Chemical Society in Lofidon:
Proceedings. Session 1891—92. Nr. 96-103. S^.
Jonmal. Nr. 344-349. July— December 1891. 8®.
Geologicäl Society in London:
The qnarterly Journal. Vol. 47, part 1—4. 1891. 8®.
Linnean Society in London:
The Journal, a. Zoology. Nr. 124. 125. 146—147.
b. Botany Nr. 175. 183—193. 1890/91. 8*.
The Transactions. a. Zoology. Vol. 5. part 5 — 7.
b. Botany. Vol. 3. part 2. 3. 1891. 4«
List of the Members. 1890—1891. 8«.
R. Microscopicdl Society in London:
Jonmal. 1891. Part 4—6. 8».
Zoological Society in London:
Proceedings. 1891. Part II. III. 8^.
Transactions. Vol. XIII. part 3. 1891. 4«.
SociH^ geologique de Belgique in Lüttich:
Annales. Tom. XVfll. Livr. 1. 1891. 8®.
The Governor in Council in Madras:
Resultd of Observations of the fixed stars made at the Observatorv
Madras in the years 1868—1870, by N. II. Pogson. 1890. 4".
Naturwissenschaftlicher Verein in Magdeburg:
Jahresbericht u. Abhandlungen 1890. 1891. 8^.
328 Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften,
Reale Istituto Lomhardo di scienze e lettere in Mailand:
Atti della fondazione dcientifica Cagnola. Vol. 10. 1691. 8®.
Obaervatorio metearolögico-magnitico central in Mexico:
Boletin mensual. Tom. III. Nr. 1. 2. 1891. 4^.
Sociedad Mexicana de historia natural in Mexico:
La Naturaleza. II. Sär. Tom. 1. Nr. 10. 1891. Fol.
Sociedat cieniifica Antonio Alzate in Mexico:
Memorias y Evista tom. IV. Nr. 9. 10. 1891. 8^.
Societä dei naturalisti in 3fodena:
Atti. Serie lU. Vol. X. Fase. 1. 1891. S».
Royal Society of Canada in Montreal:
Proceedings and Transactions. Vol. VIII. 1890. 1891. 4.
Gedlogical Survey of Canada in 3fontreal:
Contributions to Canadian Palaeontolgy. Vol. I, part III. Nr. 5.
1891. 80.
Sociiti impiriale des naturaUstes in Moskau:
Bulletin. 1891. Nr. 1. &>.
Deutsche Gesellschaft für Anthropologie in Berlin und München:
Correspondenzbhvtt. 1891. Nr. 2—9. München. 4^.
Technische Hochschide in München:
PeraonalHtand. Som.-Sein. 1891.
rrognunm f. d. J. 1881—92. 8«.
Bericht f. d. Studienjahr 1890-91. 4^.
K. bayer. StaatAtninisterium des Innern in München:
Geof^nost. Jiihre.'^hefte. 3. Jahrg. 1800. Cassel. gr. 8^.
(ieogno>t. Karte des Königr. Bayern. Bhitt Ansbach mit Krliiuterungcn.
Cassel 1891. Fol.
Socivte des scirnccs in Nancy:
Bulletin. Ser. II. Tom. X. Fase. 24. Paria 1891. 8".
Bulletin. 18')1. Nr. 4-7. Nancy 1891. 8°.
Reale Aecademia ddle scienze fisiche c matcmatiche in Neapel:
Atti. Serie II. Vol. 4. 1891. 4^
Verzeichnias der eingelaufenen Druckschriften, 329
Museo di Geologia della R. üniversitä in Neapel:
Cinqoantesimo anniversario deir InsegnaiTieDto di Arcangelo Scacchi.
1891. gr. 80.
Zoologische Station in Neapel:
Mittheilangen. Bd. X. Heft 1. Berlin 1801. 8<>.
North of England Listitute of Engineers in Newcastle-upon-Tyne :
Transactions. Vol. XXXVIII. part 6. Vol. XL. pari 2. 3. 1891. 8^
Annaal Report of the Council. 1891. 8^.
The American Journal of Science in New-Haven:
Journal. III. Ser. Vol. 41. Nr. 246. 246. Vol. 42.. May— September
1891. Rr. 8<>.
Acadetny of Sciences in New- York:
Annais. Vol. VI. Nr. 1. 1891. 8^.
Joum€U of comparative medicine and veterinary archives in Netc-York:
Journal. Vol. XII. Nr. 6. 8—12. 1891. 8®.
American Museum of natural history in New- York:
Annual Report for 1890-1891. 1891. 8®.
American chemical Society in New- York:
Journal. Vol. XIII. Nr. 6-8. 1891. 8^.
American Geographical Society in Neic-York.
Bulletin. Vol. XXIII. Nr. 2. 8. 1891. 8».
Naturhistorische Gesellschaft in Nüniherg:
Jahresbericht 1890. 1891. 8^.
Neurussische naturforschende Gesellschaft in Odessa:
Sapiski. Bd. XVI. Heft 1 und Matheni. Abtheilung. Tom. XIII.
1891. 80.
Societä Vcncto-Trentina di scicnzc natnrali in Padua:
Bulletino. Tom. V. Nr. 1. 1891. B«.
Atti. Vol. XII. Fase. 2. 1892. 8«.
CoUegio drgli Ingegncri in Palermo:
Atti. Annatii XIV. 1891 Nr. I. 1891. 4«.
Circolo matematico in Palermo:
Rendiconti. Tomo. 5. Fll^^o. 4. 5. 6. 1891. gr. 8<^
330 VerzeichnisB der eingelaufenen Druckschriften.
Academie de midecine in Paris:
Bulletin. 1891. Nr. 26-61.* 8«.
AcadSmie des Sciences in Paris:
Comptes renduB. Tom. 112. Nr. 26. Tom. 113. Nr. 1—26. 1891. 4^
ComiU international des poide et mesures in Paris:
Proc^ verbaux. 1890. 1891. 8°.
£cole polytechniqu^e in Paris:
Journal. Cahier 60. 1890. 49,
Zeitschrift ^V £ltctr\cien* in Paris:
L'filectricien. 2« S^r. Tom. II. Nr. 27—52. 1891. gr. ^.
Zeitschrift „Le Moniteur scientifique" in Paris:
Moniteur scientißque. Livr. 696—600. Aoüt— D^c. 1891. gr. 8^.
Musium d^histoire fiaturelle in Paris:
Nouvelles Archives. III. Sär. Tom. II. Fase. 2. 1890. 4®.
Sociiti d'anthropoloffie in Paris:
Bulletins. IV. Serie. Tom. 1. Fase. 3. 1890. 8".
Sociite de giographie i7i Paris:
Bulletin. VII. S^r. Tom. XI. Trimestre II. 1891. 8^.
Compte rendu. 1891. Nr. 14-18. 8«.
Societe d'Horticidture in Paris:
Journal. Tom XIII. Octobre 1891. 8^.
Societe mathimatique de France in Paris:
Bulletin. Tom. XIX. Nr. 6. Iö91. 8<».
Sociiti' zoologique de France in Paris:
Bulletin. Tom. XVI. Nr. C. 7. 8. l«ül. 8''.
Memoire». Tom. IV. Partie« 3 et 1. 1891. 8^
Comite geologique in St. Pclersburg:
G. I). Uomanowaki. Materialy dlä ^eologii Turkcstan^kago Kraja.
Bd. III. 1690. 4".
Verzeiehnisa der eingelaufenen Druckschriften. 331
Chemisch-physikalische Gesellschaft an der Kais. Universität in
St. Petersburg:
Schurnal. Bd. XXIII. Nr. 5—8. 1891. 8».
Physikalisches Central-Ohservatorium in St. Petersburg:
Ansalen. Jahrg. 1890. TheH I. 1891. 4^.
Society Imperiale Russe de g^ographie in St. Petersburg:
Beobachtungen der Kusaiscben Polarstation auf Nowaja Semlja. I.
Theil. 1891. 40.
Academy of natural sciences in Philadelphia:
Bacteriologicul Laboratory. Reprints of three Etütorial» regarding
the Priority in domonstrating the Toxic Effect of Matter ac-
companying the Tubercle Bacilluä. 1890. 8®.
Proceedings. 1891. Part 1. 8^.
Alumni Association of Pharmacy in Philadelphia:
27. annual Report for the year 1890—91. 1891. 8^.
JR. Scuola normale superiore in Pisa:
Annali. Vol. XIII. 1890. &^.
Societä Toscana di scienze naturali in Pisa:
Atti. Vol. VII. p. 236—846. 1891. 4^.
Mathematisch-physikalische Oesellschaft in Prag:
Casopis. Bd. XX. Nr. 5. 6. 1891. 8^.
K. K. Sternwarte in Prag:
Magnetische und meteorologische Beobachtungen im Jahre 1890.
61. Jahrg. 1891. 4^
Naturforscher- Verein in Riga:
Korrespondenzblatt. XXXIV. 1891. 8^.
Arbeiten. N. F. Heft 7. 1891. Q^.
Ohservatorio in Rio de Janeiro:
Revista. 1891. Nr. 5-10. 8^.
E8bo90 de uma climato logia do Brazil por II. Morize. 1891. 8*^.
Accademia Ponte ficia de^Nuovi Lincei in Rom:
Memorie. Vol. IV. V. VI. 1888-90. 4».
Atti. Anno XLIII. Sesdione VII. Anno XLIV. Sessione I— V. 1890
-91. 40.
332 Verzeiehniss der eingelaufenen Druckschriften.
B. Comitato geoHogico d^ Itcdia in Born:
Bolletino 1891. Nr. 1. 2. 3. 8^
Memorie per servire alla descrizione della carta geologica d*Italia.
Vol. IV. Parte 1. 1891. 8».
Ministero della istruzione publica in Born:
Le Opere di Galileo Galilei. Vol. 11. Firenze. 1891. 4^.
Academy of Science in Saint-Louis :
The total Eclipse of the Sun, Jan. 1. 1889. Cambridge 1891. 4P.
Commisaäo geographica e geologica da Estado de S. Paulo in S. Paulo:
Boletin. Nr. 4—7. 1890. 8®.
Department of Minea in Sidney:
Records of the Geol. Survey of New-South-Wales 1890. Vol. II. Part
1—3. 1890. 40.
Memoirs. Palaeontology. Nr. 5. 1891. Fol.
Annual Report 1890. 1891. Fol.
Boyal Society of NetD-South- Wales in Sidney:
Journal and Proceedings. Vol. XXIV. Part 2. 1890. 8^.
B. Äccademia dei Fisiocritici in Siena:
Atti. Serie IV. Vol. III. Fase. 6—9. 1891. 8».
Museum in Stacanger:
Aarsberetning for 1890. 1891. 8^.
Societe des Sciences in Sirassburg:
Hulletin mensuel. Tom. 25. Fase. G— 10. 1891. 8^.
Wcst-IIendon-Houne Observatory in Sunderland:
Publiciitions. Nr. 1. 1891. 4^.
Observatorio astronomico naciomd in Tacubaya (McricnJ:
Holetin. Tom. I. Nr. 3-G. 1891. 4".
Anuario. Anno da 1892. 1891." 8'*.
lioyal Society in 2\ismania:
Piipera and Proceedings for 1890. 1891. S^.
College of Science, Imperial Univcrsity in Tokyo (Japan):
Journal. Vol. IV, pari 2. 1891 4».
Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriftefi, 333
Canadian Institute in Toronto:
Transactions. Vol. II, part 1. 1891. gr. 8®.
Proviuciaal Utrechtsch Genootschap van Künsten and Wetenschappen
in Utrecht:
Die Functionen der Ganglienzellen des Halsmarkes von Otto Kaiser.
Haag. 1891.
Institut Royal mtteorologique des Pays-Bas in Utrecht:
Nederlandsch Meteorologisch Jaarboek voor 1890. 1891. 4®.
Societe provinciale des arts et sciences in Utrecht:
Frank W. Very, Distributions of the Moon*s Heat. The Haguc 1891.
gr. 80.
Physiologisch Laboratorium der ütrechtsche Hoogeschool in Utrecht:
Onderzoekingen. IV. Reeks. I, 2. 1891. 8®.
Smithsonian Institutioti in Washington:
Experiments in Aerodynamics. 13y S. B. Langley. 1891. 4®.
Miscellaneons Collections. Nr. 708. 741. 764. 594. 663. 785. 1886—
1891. 8«.
Annual Report 1889. 1890. 8^.
Plates prepared to accompany a Report on the forest trees of North
America by Asa Gray 1891. Fol.
Chief Signal Officer of the U. S. Army in Washiyigton:
Annual Report for the year 1890. 1890. 8**.
Surgeon Generalis Office, U. S. Army in Washington:
Index Catalogue. Vol. 12. 1891. 4^
U. S. Coast and Geodetic Survey Office in Washington:
Bulletin. Nr. 22. 23. 24. 1891. 4«
Report for the year 1889. 1890. 4®.
LandwirtlischaftUche Zentralschule in Weihenstephan:
Jahresbericht für das 39. Schuljahr 1990/91. Freising 1891. 8^.
K. K. Akademie der Wissenschaften in Wien:
Denkschriften. Mathem.-naturw. Klasse. Bd. 57. 1890-91. 4^
Sitzungsber. Math.-naturw. Kl. Abth. I. 1890 Nr. 4—10
IIa. 1890 , 4—10 l oo
IIb. 1890 , 4-10 ' *
, III. 1890 , 4-10
334 Vereeichniss der eingelaufenen Druekäthriften.
R. K, Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien:
Jahrbücher. Jahrg. 1889. Bd. 84. 1890. A\
K. K. Gesellschaft der Aerste in Wien:
Wiener klinische Wochenschrift. IV. Jahrg. 1891. Nr. 28—40. 42. 44.
47-51. 53. 4«.
Anthropologische Gesellschaft in Wien:
Mittheilungen. Bd. XXI. Heft 2. 3. 1891. 4t\
Zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien:
Verhandlungen. Bd. 41. Quartal 1. 2. 1891. 8**.
K, K, österr. Gradmessungs-Commission in Wien:
Antronomische Arbeiten. Bd. II. 1890. 4P,
Verhandlungen. Protokoll über die Sitzungen vom 1. April 1890 und
vom 4. April 1891. 1890/91. 8^.
K. K. naturhistorisches Hofmuseum in Wien:
Annalen. Bd. VI. Nr. 2. 1891. gr. 8^.
K. K. geologische Reidisanstält in Wien:
Jahrbuch. Jahrg. 1890. Bd. 40. Heft 3. 4. Jahrg. 1891. Bd. 41. Heft 1. 4^
Verhandlungen 1891. Nr. 8—14. 4«.
K. R. UmversitätS'Bibliothek in Wien:
Pfatf, Rede auf Zeiller. 1891. ^,
Lustkandl, Sonnenfels und Kudler. 1891. 8^.
K, K, UnicersitätS'Stemwarte in Wien:
Annalen. Bd. VII. 1891. gr. 4®.
Nassauischer Verein für Naturkunde in Wiesbaden:
Jahrbüöher. Jahrg. 44. 1891. 8®.
Physikalisch-medizinische Gesellschaft in Würzburg:
Verhandlungen. N. F. Bd. XXV. Nr. 8. 4. 5. 1891. 8«.
Sitzungsberichte. 1891. Nr. 2. 3. 8^.
Natur forschende Gesellschaft in Zürich:
Vierteljahrschrift. 35. Jahrg. Heft 3. 4. 36. Jahrg. Heft 1. 1890/91. ^.
Physikalische Gesellschaft in Zürich:
4. Jahresbericht f. d. J. 1890. 1891. 8^.
Verzeichiiinfi der eingelaufenen Druckschriften. 335
Von folgenden Privatpersonen:
Antonio Aloi in Caiania:
)oir influenza deir clectricitä atmosferica sulia vegetazione dclle
piante. 1891. 8".
Sulla traspirazione cuticolare e stomatica delle piante terrestri. Catania
1891. 8*.
Florentino AmegJtino in Buenos Aires:
[^evistiv Arpentinia de historia natural. Tom. I. entr. 3. 1891. 8®.
Rudolf Blasius in Braunschtceig:
Systematische Uebersicht der Vögel Bayerns, von A. .1. Jäckel, heraus-
gegeben V. Rud. Blasius. München 1891. 8^.
Le Dr. Bonne joy (du Vcjcin) in Paris:
Le Vegetarisrae. Paris 1891. S^.
Giovanni Canestrini in Venedig:
Abbozzo del sistoma acarologico. 1891. 8^
B. Fresenius in Wiesbaden :
Chemische Untersuchung der Trink- oder Bergquelle des Bades Ber-
trich. 1891. 8^.
Analyse dej Julianenbrunnens u. d. Georgenbrunnens im fürstl. Bade
Eilsen. 1891. &>.
Konrad GanzenmüUer in Dresden:
Kura Kawar. Ukerewe Njansa. Weimar 1891. 8^.
S. P. Langley in Paris:
Rech*.»rchos experimentales aerodynamiques. 1891. 4*^.
Jimilie Lemoine in Paris:
Contributions a la geometrie du triangle. 1889. 8^.
Sur les triangles orthologiques. 1890. 8^'.
Max Kolb in München:
Die europaischen und überseeischen Alpenpflanzen. Lief. 1 — 8. Stutt-
gart. 1889. 8«.
A. Kurz in Augsburg:
5 Abhandlungen. Sep.-Abdr. aus d. Repert. d. Physik :
1. Zwei Ap])arate zum Rollen und Gleiten auf der schiefen Ebene.
II. Mittheilung. 2. Elementare Darstellung des RegenbogonK.
I3<>1. Uatb.-phyB. Cl. 3. 23
33t 5 Verzeiehniss der eingelaufenen Druckschriften.
3. Die gewöhnliche Linse nnd der Achromatismus. IIL Mit-
theilung. 4. Die Elasticität der Coconfaden. 5. Stroboskopische
Demonstrationen.
Der Arbeits begriff in der Elektrik. S.A. aus den Blättern fiir da-*
baver. Real Schulwesen.
Da» AufiT^burger Wetterhäuschen. S.-A. aus d. Augsburger Sonntags-
blatt 1891 Nr. 11 u. 21.
Die thermische u. mechanische Au-^dehnung des Kautschuks. II. Mit-
theilung. 1891. 8".
FcnJinand r. Müller in Melbourne:
Iconographv of Australian ^aläolaceous Planta. Decadc I — VII.
1669AK). 4".
fK A, L. Pihl in Christiania:
The Stellar Cluster z Per^ei. 1891. 4'».
Miihclc H'.ijna in Vthcditj:
Sulle oclissi solari di*l 0 Giugno 1691 e del IG Aprile 1893. 1891. 8".
Karl von Scherzer in Genua:
Der wirthschattliihe Verkehr der liegen w.irt. Wien. 1891. S".
für st Grijhjri Stouniza in ParifC
Le> l«">i> fondamt-ntale* de i'univers. 1S91. gr. 8".
.l'.ii>:i/.o Jn'liii'" in Piil'.rm'i:
Moitu-i i'..^i.inicu> l*anoM:iit:inu<. Toxii. II. Fa-c. S. 1S91. Fol.
Jltnn/ WiJ'.if in Lvnihm:
On iln' i.iU-M- o!' de riu'::.:neE.i oi' l'-rn'^iri.il M.iijrnei'ini. \>\\\. -V*-
Ii**f" r'. M'ii It» r in JN'i« r »< /• » r*/ :
Kill 11 ui»'i Wei;>v-iem. lt?'.»I. &".
337
Nainen-Reffister.
v;in Bcnedeii Eduard (Wahl) 273.
Boltzmann Iiudwijr (Wahl) 273.
Brill Alexander 207.
Capellini Giovanni (Wahl) 273.
Dvck Walther 23.
Finsterwalder Sebastian 180.
V. Giimbel Wilhelm 79. 274.
Haeokel Ernst (Wahl) 273.
V. Haerdtl Eduard 189.
Hebert PMuard (Nekrolog) 146.
Ilenneberg Wilhelm (Nekrolofj) IGl.
Hessler Franz (Nekrolojj^) 139.
Künigäberger Leo 275.
Lommel Eugen 181.
Recknagel (^eorg .').
Küdinger Nikolaus 121.
V. Siindberger Friedrich VM. 281.
Seeliffer Hugo 239. 247.
:<teinheil Adolf 1.
V. Tschichatscheff Peter (Nekrolog) 175.
V. Voit Carl 139. 180.
Voss Aurel 59.
Weber C. Ludwig 59.
Will Heinrich (Nekrolog) 154.
338
Sach-Reffister.
Bilder, erzeugt von optischen Systemen grösserer Oetfnung und
grösseren Gesichtsfeldes, aof Grund der SeidePschen Formeln
untersucht 180.
Curvensysteme, über die gestaltlichen Verhältnii^se derselben, definirt
durch eine Differentialgleichung erster Ordnung zwischen zwei
Variabein 23.
Differentialvarianten, speziell in der Flächentheorie 59.
Druckschriften, eingelaufene 221. 819.
Erzgang der Grube Sagra Familia in Costarica 191.
Erzgänge der Gegend von Freudenstadt und Bulach im wQrttem-
bergischen Schwarzwald. 281.
Extinction des Lichtes in der Atmosphäre 247.
Function von zwei Veränderlichen in der Umgebung einer Null-
stelle 207.
Geognostische Beschreibung von Bayern 274.
Glykogenbildung, nach Aufnahme verschiedener Zuckerarten 18^^
Inklination, Messung der magnetischen 59.
Irreductibilität der algebraischen partiellen DitFeröntiulgleicliung-^-
svsteme 275.
Lieberkühn'sche Drüsen, Umbildung derselben durch die Solitär-
follikel im Wurmfortsatz des Menschen 121.
Nekrologe 139. 146. 154. 161. 175.
Optik, Handbui'h der angewandten 1.
Problem der drei Körper, Skizzen zu finem sprziollen Kall (le.s<('ll)f»n 180.
Schwinj^ungsriihtun;,' des polari-^irten Licht«*.« 181.
Strahlenbrechung in der Atmosphäre 239.
Thermen von Bormio, geologische Bemerkungen über dit^selben 79.
Wahlen 273.
Wohnung, zur Hy^'irn»' derselben 5.
Stl^^BerdmiM/i/iyjihtlr//m. 7a/: t
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Sitzungsberichte
der
mathematisch -physikalischen Classe
der
k. b. Akademie der Wissenschaften
zu I^ünchen.
Band XXII. Jahrgang 1892,
Mfinchen.
Verlag der K. A.kademie.
1893.
In Commission bei G. Franz.
Uebersicht
des Inhaltes der Sitzungsberichte Bd. XXII
Jahrgang 1892.
Die mit * bezeichneten Abhandlungen sind in den Sitzungsberichten nicht abgedruckt.
Oeffeniliche Sitzung der kgl, Akademie der Wissenschaften zur
Feier des 133. Stiftungstages am 28. März 1892.
V. Pettenkofer: Einleitender Vortrag 189
V. Voit: Nekrologe 196
Oe/fentliche Sitzung zu Ehren Seiner Majestät des Königs und
Seiner Königl. Hoheit des Prinzregenten am 15. November 1892.
M. V. Pettenkofer: Einleitender Vortrag 365
Wahlen 367
Sitzung vom Ü. Januar 1892.
*H. Rauff: Untersuchungen über die Organisation und die
systematische Stellung der Receptaculitiden 1
G. Bauer: lieber die Darstellung binärer Formen als Potenz-
summen und insbesondere einer Form vom (trade 2n als
eine Summe von >i + l Potenzen 3
Sitzung vom 6. Februar 1892.
*A. V. Baeyer: Ueber die Reduktion der Benzolcarbonsäure 21
C. V. Voit: Ueber den Einfluss verschiedener Nahrungsmittel
auf den Wassergehalt der Organe und den Hämaglobin-
^ehalt des Blutes 21
^^
IV
Sitzung vom 5. März 1S92, seiu
Jac. Lüroth: Ueber die Bestimmung einer Fläche dui*ch geo-
dätische Messungen 27
L. Boltzmann: Ueber das den Newton'schen Farbenringen
analoge Phänomen beim Durchgang Hertz^scher elek-
trischer Plan wellen durch planparallele Metallplatten 53
R. Emden: Ueber den Magnetismus des Eisens unt«r dem
Einfluss elektrischer Schwingungen (Mit Tafel I) . . . 71
H.Brunn: Ueber Verkettung (Mit Tafel IT -IV) 77
Walter Dyck: Ueber die gestaltlichen Verhältnisse der durch
eine Differentialgleichung erster Ordnung zwischen zwei
Variabein defiuirten Curvensysteme (zweite Mittheilung)
(Mit Tafel V— VII) . . , \ 101
W. V. Gümbel: Geologische Bemerkungen über die wanne
Quelle des Brennerbades und ihre Umgebung .... 137
Sitzung vom 7. Mai 1892.
A. Pringsheim: Zur Theorie der Taylor'schen Reihe und der
analytischen Functionen mit beschränktem Existenz-
bereich 211
A.Voss: Ueber die Fundamentalgleichungen der Flächentheorie 247
*N. Rüdinger: Uobergabe eines von demselben zusammen-
gestellten Kataloges der aiithropolo^isrhen »Sainiulung
der hiesigen anatomischen Anstalt 21(»
Sitzung vom 11. Juni ISO 2.
L. Boltzmann: Ueber ein Medium, dess«»n mechiini.sche Eigen-
schailen auf die von Maxwell für den Kiekt r()ma«;neti>mu.s
aufgestellten Gleichungen führen. Theil I 279
A. C. Gill: L'eber Auflösung und Waclisthum der Krystalle . 303
*A. V. Baever: Ueber die Svntliese des Dihvdrobenzols . . 271»
♦ i '
Sitzung vom 2. Juli 1^92.
(.'. V. Kupffer: Mittheilungen über die Entwieklung de> Störs 307
' \. V. Baever: Weitere Versuche über die .Synthese de>. Di-
hydroparaxylols 307
V
Sitzung vom 5, November 1892,
Seite
L. Boltzmann: Studien über Gleichgewicht der lebendigen
Kraft. III. Theil 829
*£. Lommel: Vorlage der gesammelten Abhandlangen G. L.
Ohm's 327
L. Sohncke: Ueber wissenschaftliche Luftfahrten des Münchener
Vereins für Luftschifffahrt 369
*L. Radlkofer: Verlauf und Ergebnisse des internationalen
botanischen Congresses zu Genua 328
M. y. Pettenkofer: Vorlage von Photographien eines in den
Pampas ausgegrabenen grossen diluvialen Säugethieres 328
Sitzung vom 3, Dezember 1892.
E. Lommel: Sichtbare Darstellung der aequipotcntialen Linien
in durchströmten Platten. Erklärung des HalFschen Phä-
nomens 371
*W. Dyck: Vorlage des Kataloges mathematischer und mathe-
matisch-physikalischer Modelle, Apparate und Instrumente 370
Einsendung von Druckschriften 309, 377
Sitzungsberichte
der
kflnigl bayer. Akademie der AVissenschaften.
Mathematisch-physikalische Classe.
äitzun^ vom 9. JaDuar 1892.
1. Herr K. A. v. Zittel berichtete über den Fortgang
seiner M()nogisii>hie iil)er fossile Spongieii und legte zugleicii
eine Abhundlung seines Mitarbeiters, des Herrn Dr. Hkkmann
Kauff in Bonn: „rntersuchungen über die Organisation
und die systematische Stellung der Receptaculi-
tiden" vor. Dieselln» soll in die Denkschritlen aufgenommen
werden.
2. Herr Gustav Bauer hielt einen Vortrag: ,über die
Darstellung binärer Formen als Potenxsummen und
insbesondere einer Form vom Grade 2n als eine
Summe von v { 1 Potenzen.**
189S. Uatb.-iihyH CI. 1.
:3
üeber die Darstellung binärer Formen als Potenz-
summen und insbesondere einer Form vom Grade
2 n als eine Summe von n -f. i Potenzen.
Von Gustav Bauer.
(Eing^n/tn IS. Jantuir.}
1. Ist / eine binäre Form n^^ Grads, ip eine solche i***" Grads
/• ao^ + (?)öti^r^^2H I-^'m^S (1)
i/' Kx^,+(\)b,x\''x^+-"+b,x*;,(i<u) (2)
und man bildet aus ip{x^^x^) das Operationssymbol
und operirt hieniit auf /', so erhält man, wie bekannt, eine
Covariante von f und ip (Intermutante) vom Grade n — t
V Co xp'+ («7') f 1 xp»-» ^2+ • • , (3)
deren Coefficienten c durch die Formel
bestimmt sind. Ist speziell t n, so reducirt sich F auf eine
Invariante
Vo «0 K (r) «. ^-. + (?) «. ''h... - • •• + ( -D" «« *o-
4 Sitzung der math.'})hy8. Glosse vom 9, Januar 1892,
Denkt man sich durch die Formen / und \p m, resp. i, Punkte
einer Geraden dargestellt, so ist die Covariante V geometrisch
definirt als die gemischte Polare der i Punkte iff in Bezug
auf die n Punkte /. Sind nun die Coefficienten h von i/' so
bestimmt, dass die sämmtlichen Coefficienten c^ • • c, • • • c^_. von
F verschwinden, so kann man \), analog zu der Bezeichnung
von Herrn Reye im ternären und quaternilren Gebiet, die
Form xf) als apolar zu f bezeichnen, und es gilt dann all-
gemein der Satz: Soll die Funktion f in eine Summe von
i Potenzen zerlegt werden, in der Weise (5)
so müssen x^—a^x^^x^—a^x^- Linearfaktoren einer zu /
apolaren Form W sein.
Ist / — - — (w ungerade), so ist ^ vom Grade — - — mit
— - — Coefficienten, und man hat mithin — ^ — Gleichungen
zur BestimnuHig der Coefficienten b. Die apohire Function i/'
ist dann vollkommen bestimmt und e> gibt dann auch nur
1
eine Zerlegung von / in — — Potenzen. Es ist die bekannte
von Sylvester gegebene Zerlegung einer Form vom (irad*.^
2m 1 in die canonisehe Form einer Summe von m Po-
tenzen.*)
Ist / M, so hat man nur eine Bediugungsgleichung fiir
die &, nämlich V^ 0; man kann dann die h so be<itimmen,
dass W apolar wird zugleich zu w Formen /*, ..../'^w*«» Grads,
welche sämmtlich mittelst der Linearfiiktoren von if' in Summen
1) Sturm. , Darstell UDf^ bin. Formen auf der culäsolicn Raum*
curve. L'relle's Joum. IW. SO. S. 117.
2) Pliilov Majj. 4. .Ser. Vol. II. 1Ö51. ^?. 391.
i)
Sitzung der mathrjihys. Classe vom 9, Januar 1892.
abhängig, in einer so einfachen und eleganten tiestalt, dass
sie wohl mitgetheilt zu werden verdient.
2. Aus der Vergleichung der Coefficienten der Form
0)
mit den Coefficienten der Entwicklung
/■ A^(«, -«ia;,)"+- + ^r(x,-a,x^)- (2)
ergebiMi sich sofort die w -j- 1 Gleichungen
/«, «J + Z'o «? + ••• +/', ^) = (— !)*«*
(k 0,1,. ..iO
1
(■0
Aus irgend i dieser Gleichung erhält man die Werthe der /i.
Nehmen wir zuerst die i ersten dieser Gleichung um ^, zu
berechnen, sodann die i Gleichungen von der 2^" an u. s. f.,
schliesslich die i letzten Gleichungen des Systems, so haben
wir « + 2 — » Systeme von je i Gleichungen, aus welchen
wir ebensoviele Werthe für jWj finden. Die Vergleichung
dieser Werthe liefert n + 1 — i Relationen zwischen den
(irössen a^ •••a, und den Coefficienten a. Um diese zu be-
rechnen, nehmen wir die i Gleichungen.
/i, o* + • - • + /i.aj + (~ 1)*+' a^ i)
woraus sich ergibt
-^/'j
( 1)
*+•
1
1
a
<
«i 4
1
a
i
- "i
+ a
k+\
a
k+i
(4)
Bauer: DaratclhuHj bituircr Fitrmcn als Totaizsammcn.
wo ! 1 1 • 1
d] of . .of ! . (5)
1 i %
Setzen wir in (5) h + 1 statt /c, setzen sodann die beiden
Werthe von //j einander gleich und entwickeln die beiden
Determinanten nach den Coefficient^n a, so erhalten wir
wenn man mit d . die Unterdeterminante von ^ bezeichnet,
welche man erhält, wenn man in J die Reihe der r**" Po-
tenzen und die Vertikalreihe mit der Wurzel a, streicht.
Nun ergibt sicii unschwer die Formel
wo ^'J*li_y die Summe der Combinationen aller Wurzeln a
mit Aiischluss von a^ zu je i—r—\ bezeichnet. Die tirikse
d. , aber ist, wie man aus ihrer Determinantenform sofort
ersieht, das Product sämmtlicher Differenzen der Wurzeln a
mit Ausschluss von a, mit einem gewissen Zeichen behaftet,
nämlich
Ersetzt man nun in (6) die Grössen d^^ durch ihre Werthe
aus (7), so verwandelt sie sich in folgende Gleichung
+ a^-i^«i + V, = 0 (9)
wo die 2 symmetrische Funktionen sämmtlicher Wurzeln a
(a^ einbegriffen) sind. Die Symmetrie der Gleichung in Be-
8 Sitzung der mathrphys, Classe vom 9, Januar 1803.
ziig auf sänimtliche Grössen a zeigt, dass wir immer dies^elbe
Gleichung erhalten würden, wenn wir zur Berechnung statt
fl^ irgend ein anderes ju benützen würden. Wir haben also
nur diese Relation zwischen den a und den a; dieselbe zählt
aber für n-|-l — t Relationen, da sie für jedes k von k 0
bis k^n — i gilt.
Ist
^-\ ^\ + (0*1 ^r' ^, + •••• 0 (10)
die Gleichung, deren Wurzeln die Grössen a, «a^. sind, so
geht die Relation (9) über in
«* h - (0 «*+i ^-1 + (2 ) ^'*+2 ^-2 + «*+. *o <> ( 1 1 )
(t - 0, 1, ""V -i.)
Damit ist aber der Beweis geliefert, dass die Covariante V
verschwinden, d. h. ip z\x f apolar sein muss.
Was nun aber die Coefficienten fi in der Entwicklung
(2) betrifft, so ist ju^ durch die Gleichung (4) gegeben, wenn
wir statt der Reihe der Potenzen von «j die Reihe der Potenzen
von a weghissen und den Faktor (— 1)*~ beifügen. Die
Die Entwicklung der Determinanten liefert .sodann
8
(»der wenn wir die ä durch ihre Werihe aus (7) und {^)
ersetzen,
< («.-«.)(«.-«t) ••(«.-«,■)
Aus dieittsni Aiudruck für ft^ können wir aber alle a ausser
a mit Hilfe der Funktion ip entfernen. Denn es iüt, wenn
>/'' die Abgeleitete von iIj{x) bezeichnet
Bauer: DarsteUatuj binärer Formen als Potenzttummen. ^
Setzen wir ferner (13)
^
-=K ^r ^+C70«^\'^^r'^2+ • •• + ^^.i 4"^ ^
HO ist C':^) _I -- _ n['^ u. s. f. und der Ausdruck für a nimmt
die Form an
(fc -0,1,- .,w-i+l).
Du die Coefficienton b nur von den a abhängen, aber die a
nicht enthalten, so enthalten die 6^*^ nur die eine Wurzel a
und man ersieht mithin, dass sich die Grössen fi immer so
bestimmen lassen, dass der Coefficient ft , der in der Ent-
Wicklung nach Potenzen (Xi — a^x^)'^ multiplicirt, nur a,
enthält. ^)
3. Wenden wir nun diese allgemeinen Formeln an auf
die EntwickluniT einer Form vom Grade 2n
in eine Summe von w+ 1 Potenzen.
Die apolare Form
ip 6o^r+'+c•to^^^2+•••• (2)
ist in diesem Falle nicht vollständig bestimmt, da das Glei-
chungsystem (11) w®2 nur 2w — (n+l)--^n— 1 Gleichungen
zur Bestimmung der n-\-\ Coefficienten h liefert. Wir könnten
aus diesem System die b in der Form p^ + 2^' ,Pi^ + Si^'i
1) Man ersieht übrigeziH auch, dass v^ = 0 keine gleichen Wurzeln
enthalten darf, wenn die Entwicklung möglich sein soll.
10 Sitzung der math.'phy^. Cla^e rom C». Januar IbO:^.
u. &. f. berechneD. wo Ä.Ä' unbestimmte Grossen, und es bliebe
sodann die willkürliche Grosse -n- in den Werthen der Wur-
zeln a und der Grossen u. <)der auch, wir konnten zu dem
System (11) noch eine beliebige lineare Gleichung
hinzufugen. Sind hier die a gegebene Zahlen, so bliel>e nichts
Unbestimmtes mehr in den 6 und wir würden eine spezielle
Entwicklung erhalten. Lassen wir aber die a unbestimmt,
so wurden diese in die b eingeiien. ohne dass jedoch eine
grossere Allgemeinheit in der Entwickhmg dadurch erzielt
wurde, als im ersten Falle, wenn wir keine weitere Gleichung
zu Hülfe nehmen. Zweckmässiger wird es jedoch bei dieser
Unbestimmtheit der Coefficienten b sein, eine Wurzel u der
Gleichung ip 0 als willkürlich gegeben anza'^hen. Dann
muss sich eine Gleichung aufstellen lassen, welche mittelst
dieser Wurzel die n übrigen Wurzeln a bestimmt und mithin
nur noch vom w**" Grade ist. Diese Gleichung ergiebt sich
auf folgende Weise.
Nach Gleichung (14) cnler (12) haben wir für u das
System von Gleichungen
ik 0, 1, -•••w)
wo der Kürze wegen il* statt . if» gesetzt ist, also
Die Elimination der n Grässen /r aus diesem Svstem liefert
«i«»- ««+1
(-1» '/'(a)/i, = 0
N M + 1 -M ** N'T' -*N— ! «
Bauer: Darstellmig binärer Formen ah Potenzsitmmcn. 11
Setzen wir
a a . 'a.
J,
1
a I
A (5)
I
s() ]»t mithin
(- 1 )"/'.- -
A •/'(«.)
(•5)
Nun ist ferner f//a; -0 die Gleichung, welche die sämmtlichen
a mit Ausnahme von a^ zu Wurzeln hat. Also ist
die Gleichung dieser Wurzeln. Nehmen wir diese Gleichung,
zu dem System (3) hinzu und eliminiren aus den ii-{-2
Gleichungen zugleich die /r und i//', so erhält man die ge-
suchte Gleichung
1 —x +a?2 •• -f a;" 0
«0 «.
a
(i.
a.
a
% «H+l %+2
a
l
«2H ±«r
0,
(8)
welche, wenn a^ gegeben die n übrigen Wurzeln a gibt.
Der Goef&cient der höchsten Potenz x^ in dieser Gleichung
ist Ä^. Also ist diese Determinante in (8), wie aus (7) zu
ersehen ^ A^ '/''(*)• Der Nenner von /u^ in (6) ist also das,
was diese Determinante wird, wenn man darin a statt x
flrtzt. Also
12
wo
Sitzuntj der mathrphys, Classe vom 0. Januar tti02.
1 — « +a2 .. + «*•
^K)
a.
a
a,
a,
a.
a,
a.
0
1
a , — ct
I
a„ «„+, «^-2
«2« ±«r
(10)
und die Entwicklung von /' ist mithin
(- 1)" • /■ =
(11)
HiaJ
+
Hia,)
+ •• • +
(X.-
Die Determinanteu die zu dieser Entwicklung dienen,
sind bekannte Covarianten, resp. Invarianten von /". J ist die
bekannte Invariante n + 1**^° Grads, welche symbolisch, wenn
f bl-^-cl'^
^X X J
durch die Formel durgestellt wird,
Jr=--{bcY(bdf-ighf.
(12)
H ist eine Uovariaiite C*« von der Ordnung 2 n und
vom Urade n in den Coefficienten. Sie ist die Evektante
der Invariante e/^ , j und stellt sich mithin symbolisch in der
Form dar
H {cdf-{(jhfcldl---hl
(1:3)
Diese Covariante lässt sich auch schreiben, wenn C ein
Zahlenfaktor,
(P»-2/' d^^-^-'f d^x-^-f
rfa^f"-"
dx]''~^dx^ da;y~'da;J~'
I M
(14)
(f«7-' da;;-'
(T'
M-2
/
dxl"-^
Bauer: Varstellufig binärer Jfbnnen als Potemsummen, 13
Ist f eine biquadratische Form, so ist H die Hesse'sche
Covariante.
Die Determinante (8), welche die Wurzeln a liefert,
wenn a^ gegeben, ist eine Covariante vom w**" Grad in den
a?, und in den a und auch vom n*®° Grad in den a. Sie ist,
wie sich aus den folgenden n^4 ergeben wird, die apolare
Form n*®' Ordnung von der Polaren von a in Bezug auf /",
also geradezu die Sylvester^sche Ganonisante dieser ungeraden
Form (2w— 1)**° Grads. Sie kann auch, wenn (a,/*) die
Polare von a bezeichnet, in der Form geschrieben werden
din^^{af) cP^-^aß (P"-8(o/)
da:2n-2
d^^'^ ' {af)
d^x]^"^ dx^
da^"^ dayj""'
(15)
Der symbolische Ausdruck derselben ist
Hier mögen ein paiir Beispiele einer solchen Entwick-
lung folgen:
1) Sei /•- (.T^-l)»-/- 3a;» + 3a;2_i
a^ — 1, a, - 0,a, ——,0, = 0, n« "fr» «5 ^0, a, - — 1
Hieniit berechnet sich
/=
42
5*"
Gleichung (8) wird
^{(o + a-'»)ar»-(l+5a2)a;2 + (5a+a«)a;-(l+a«)[-0
14 Sitzung der mcUh.-phys, Glosse vom 9. Januar 1892.
Auf der linken Seite x^a gesetzt, gibt
H(a).-i(a»-l)3,
also H nur um einen constanten Faktor von f verschieden,
analog wie bei biquadratischen Formen, wenn / ein voll-
standiges Quadrat. Die Zerlegung ist daher
_,. i\{x g,)« {X - a,f Ax-a,Y {x - a,f \
' 5 j(aj- ly "^ {al-lf "^ (ai- ly "^ {d^ \yj
Die Wurzel der obigen Gleichung 3**° Grads sind
«~ a' aj~ l+a«
Einfacher wUrde die Formel, wenn man a - — -j setzt.
Dann sind die 4 Wurzeln
l+ß \-ti \ + ßV~~\ 1 t^V~T
wo nun ß beliebig bleibt.
2) Sei /• *Ja://(:r* -{-//*).
^'j ^5 ^'^0 ^< ^3 ^4 ^'c ^^ j^'^<> '^ 1-
Die Gleichuni^ (8) wird
a -j' X'^cfla^-\-a^x^ 0,
deren Wur/eln a, a , a, - 1"^ 1 , «- l^ 1 .
Die linke Seite der Gleichung gibt, wenn u statt x g(»M?tzt
wird.
lt> Sitzung der malhrphys, Classe vom 9. Januar ]bi):i.
f^^ oder, nach der früher gebrauchten Bezeichnung, zu (y^/j,).
Dies folgt sofort aus der Theorie der Polaren oder der har-
monischen Mittelpunkte.
Ist f --♦?, also ^n ^Vk'^H-k^ ^^ muss demnach J/'^_j
apolar sein zu (^j^,/),) und wenn n- k ungerade, so kann
man für if> _j^ diese F^olare ((p^^fj) selbst nehmen, da eine
ungerade Form zu sich selbst apolar ist.^) Dies ist der Satz
von Herrn Sturm.
Aus dem allgemeinen Satze ergiebt sich nun aber sofort,
was oben (rfiS) von der Determinante (8), aus welcher die
Wurzeln a sich bestimmen, gesagt wurde. Denn ist ip^^i
apolar zu f^^ und i/'^ , , zerlegt sich in (pi • ^„^ so muss iff^
apolar sein zu der Polare {(pi-f^n)- Aber diese ungerade
Form (2n— 1)*«" Grads hat nur eine apolare Form n**** Grads,
nämlich die .Canonisante'* von Sylvester, und folglich muss
ip^ eben die Canouisante von {(p^ .f^J sein; also auch die
Determinante (8) nach dortiger Bezeichnung die Canonisante
von (a/*). Von diesen Betrachtungen ausdrehend, hätte man
direkt zu der Gleichung (8) gelangen können, liätte aber
dabei nichts gewonnen für die Bestimmung der Coeftieientt^n u.
5. Es ist bekannt, dass wenn die Invariante J ver-
schwindet, die Form /'2h^" Grads sich in eine Summe von
nur n Potenzen zerlegen liLsst. In diesem Falle •/ 0 ver-
schwindet in der That in der Entwicklung (11) der Coef-
ficient pi , welcher zu der beliebigen Wurzel a^ gehört..
Die andern Coefficienten ^ aber verschwinden im Allgemeinen
nicht. Verschwindet nämlich ^^, so wird das System der
{n+ 1) Gleichungen (3) n^,
(Ä -0,l.-w)
1) Roüanes , Lieber ein Princip der Zuordnung etc/ Crelle'« Journ.76.
Bauer: Daratelhititj binärer Formen ah Potenzsummen. 17
deren Determinante J 0 Ut Lässt man eine dieser Glei-
chungen, z. B. die letzte, als durch die andere bestimmt, weg
und nimmt die Gleichung (7) hinzu, so erhält man ffir die
(fleichnng, welche die n übrigen a gibt
•' a
Hq a^ a^
n
a»_i«„ *«+i -«i,-!
0.
(17)
Die willkürliche Grösse a^ hebt sich ganz aus der Potenz-
darstellung heraus. Die Determinante in (17) ist aber nicht*?
anderes als die mit A^ bezeichnete Determinante (5), wenn
man darin a durch x ersetzt. Für jede der n Wurzeln a^
dieser Gleichung verschwindet mithin die Grösse A. im Nenner
dei5 Ausdrucks für jw (0) und alle Coefficienten ^ ausser ^^^
welches -0 wird, nehmen die unbestimmte Form an.
Dieselben müssen sodann aus den ursprünglichen Gleichungen
direkt berechnet werden, aber die Einfachheit ihres Ausdrucks
geht verloren.
6. Ist speziell /' eine biquadratische Form
und ijf die apolare f^^*'" Grads
•" K A ^- -^ K -^-f '-2 + '^ h ^i 4 + ^-^ 2 ,
so hat nnin die zwei He<1ingiinf»sgleich»ngen
a , ?>s ;< ttj h^ + !^ «3 '-<, «4 ^0 '* •
Ist, nun if> eine zweite biquadratische Form
(2)
C')
(I)
IS»2. Matli.-pliyH. Cl. 1.
2
18 Sitzung der mcUh.-phys. Clause rom 0. Januar 1S92.
und soll dieselbe Form \p auch apolar sein zu ^, so hat man
die zwei weiteren Bedingungsgleichungen
und es ist mithin die Bedingung, dass die zwei Formen die-
selbe apolare Form 3**" Grads besitzen,
S »l «f ^s
! "o "l "2 "3
Ist diese Bedingung^) erfüllt, so kann man zur Bildung der
apoluren Form irgend drei der vier Gleichungen (3) und (5)
Iwnntzen; also
^f^ I "0 «*!»*« ^3 /-^
1
X 3?-
-j."
flo
«.a«
fls
a.
«»flj
«s
«;«;
"i
und CS werden dann die beiden Formen f und (f nach den
Potenzen der Linearfjiktoren von (/' entwickelt werden können
und ebenso überhaupt alle Formen f-^).(f.
V\\\ die Coeltirienten u der Entwicklung für die ein
und die andere Form zu l»e>timnien, wird man auf die Formeln
in //"*J zurückgehen. Ist z. B. gegeben
7 \x\A\,y lS.r;.r: ;- 12 .r. .^r|-^- i^/* .
U Pii' ronil»in.int«' />^ , l»"i5«>t -ich l<^i«'ht in die symbolische
Kürm ülM'rfiihren. l^t /' »?^^ — /»J . v = '0 " /'^ • "" eihilt man
\ IK , (.«i/»r Hl/'» » " ■i»(fM'' ■»■ ■'•'{ t'','' .
Bauer: Darstellung binärer Formen als Poicnzsummcn. 19
so ist die Bedingungsgleich nng (6) erfüllt, da /)/,7' 0 wird.
Die apolare Form (7) wird
deren Wurzeln a^ - 0,^;^ -^V^y^^ V\\.
Ferner wird für f die Gleichung (8) (w^3)
Setzt man in diese Gleichung für a irgend eine der drei
Wurzeln 0, +■ \'^ ein, so liefert sie die beiden andern. Die
(Jovariante H (hier die Hesse'sche Form) wird
g
Da ferner e/jj---^, so erhält man für die speziellen
Werthe der a die Entwicklung
18/- 16a:* + (^-T3V + (-^ + »/3)*.
Ffir y aber ist J^ 18, die Gleichung (8) (n<>3)
-6a2+ 18 3(a2 + 3a)a;-(a2 + 3a + 6)a?- 0
Ist a eine der drei Wurzeln 0,^V^3, so gibt die Gleichung
die. beiden andern. Hieraus (a statt x gesetzt)
H{a) (aM-6a3 + 21a2- 18);
also
If (0) 1 8 , ff (1 3) (3 4- V^3") , ff f V 3) - 1 8 (3 V'3 )
und die Entwicklung wird
(^ V~if , (:c+^3)*
^ ^" + 3Tv^3^+-3-v^ •
7. Eine biquadratische Form /* und ihre Ilesse'sche
9*
20 Sitzung der mathrphys. Ciasse rom 9, Januar 1893.
Form //(/) können jedoch nie nach denselben drei Potenzen
enwickelt werden.
Denn ist
(f //(/) (a^a^-af) 0:1-1-2(0^03 - a^a^)a^^x^-i"'
und bezeichnet man durch «^ , aj , • die Coefficienten von //
mit Binomialcoefficienten geschrieben, also
a'^ Uq Oj a? , a; l (tf© ^5 " ^i «2)1 "• «• f-i »o wird
«0 a, «, a« 1
a' n a' a' ■
0 1 3 s
27 .^3)
3<» '^ '
a' a' a' a'
12 8 4
WO /, die (|uadratische Invariante, J^ die Invariante 3**°
Grads, nämlich
«0 «1 öf
h ^'0 «4 ** «I «8 + ''^ «2 ' ^s ^1 ^« <^s
fl« «8 «4
also J die Disorinünante von Z' ist. Dies lässt sich leicht
mittelst der canonischen Form von f verificiren. Das Ver-
schwinden der Invariante D/,q^ bedingt mithin, dass /' eine
Doppelwurzel hat. Der Doppelfaktor von f ist dann auch
Doppelfaktor von H^), Berechnet man sodann die apolare
Form ip (7) von f und H, so ergibt sich, dass ?/' geradezu
die dritte Potenz desselben Faktors ist. Die Nenner der
Coefficienten fi der Darstellung von f als Potenzsumme ver-
schwinden in diesem Falle und die Entwicklung wird un-
möglich.
1) ClebHch, , Binäre Formen" S. 162.
«• ..-•-■ - . M,
oo
Sitzung der math.'phys, Glosse vom 6, FebrtMr 1692.
niii^ mit Brod haben später Pettenkofer und ich auch
durch Kespirationsversuche bestätigt.
Um die wichtige Thatsache, das» der Organismus Im;!
der unvollkommenen Ernährung mit Brod wässriger wird,
direkt darzuthun, habe ich damals zwei Katzen während
längerer Zeit mit Brod gefQttert, einer dritten aber das ge-
wöhnliche aus animalischen und vegetabilischen Nahrongs-
mitteln gemischte Futter verabreicht; die beiden ersteren ent-
hielten darnach in der That im Muskel 2 — 5 %, im Gehirn
•i — 5 % Walser mehr iil:? die letztere.
Elf Jahre darauf wendet« Herr V. Subbotin in meinem
Laboratorium die damals von Preyer angegebene Methode
der Bestimmung des Hämaglobins im Blute an, nm bei Te^
schiedener Nahrung den Gehalt an Hämaglobin im Blute
von Kaninchen und Hunden zu ermitteln. Es zeigten sich
dabei je nach der Art der Nahrung beträchtliche Unter-
schiede. Auch nach langem Hunger fand sich die gleiche
Hümaglobinmenge wie bei der reichlichsten und besten Nah-
rung; anders jedoch gestaltete es sich bei ungenügende!
Nahrung. Die Kaninchen hatten bei Fütterung mit Heu
dio «geringste Menge von Hämaglobin, etwas mehr bei Füt-
terung mit Kartotteln oder mit Rüben und Kohl, am meisten
bei Fütterung mit Brod; darnach schien der Hämaglobin-
gehalt mit dem Eiweiss der Nahrung zuzunehmen. Beim
Hunde trat der Eintluss der Art der Nahrung noch deut-
licher hervor; nach Aufnahme von Fleisch oder von eiweiss-
reichem Futter war die Hämaglobinmenge wesentlich höher
als bei Zufuhr von viel stickstofFarmen Substanzen, besonders
von Brod. Eine eiweissarme oder an stickstofffreien Stuften,
namentlich an Stärkemehl, reiche Nahrung bewirkt eine Ab-
nahme desHämaglobingehaltes, also diejenigen Nahrungsmittel,
welche ein Wässrigwerden des ganzen Körpers hervorrufen.
Obwohl ich diese Dinge für völlig sichergestellt halte,
so hatte ich doch Veranlassung, dieselben nochmals zu prüfen.
24 Sitzung der mcUhrfh^ßs. Clane com 6, Februar ISO'2.
Die näheren Angaben Ober die ^juanti täten der verzehrten
und resorbirten Nahrung^stolfe. :!»owie über die <.TewiehtsTer-
hältniäöe der Thiere sollen mit eingehenden Betrachtungen in
der Zeitfichrift fär Biologie zur Veröffentlichung gelangen.
Aus den berichteten Versuchen geht abermals hervitr.
daää die Zusammensetzung der Nahrung einen wesentlichen
Einfluss auf den Wassergehalt der Organe und des Blutes
und in Folge davon auch auf den Hämaglobingehalt des
letzteren ausübt: denn der gruäsere Wassei^ehalt des ganzen
Körpers und des Blutes und der geringere Hämaglobingehalt
des letzteren stehen offenbar in Zusammenhang mit einander.
Es ist selbstverständlich nicht die Menge der Nahrung
fOr sich allein oder der Eiweissgehalt derselben für sich
allein das bestimmende hiefQr. denn sonst müs>te beim Hunger
wo gar keine Nahrung und gar kein Kiwei^s aufgenommen
wird, die Hämaglobinmenge am geringsten sein, während
wir doch selbst zuerst dargethan haben, dass dieselbe dabei
so gross ist wie bei einer vorzüglichen Nahrung. Es i.>t
vielmehr die ungenügende Zusammensetzung der Nahrung,
die zu geringe Menge von Eiweiss zugleich mit einem Ueber-
sclniss im l:*tärkemehl, wie schon Sub}»otin andeutete, wa-
den schädigenden Effekt hervorbringt. Wenn der Kür}M»r
des Kaninchens nach Aufnahme gewisser i>rianzlicher Nah-
rung^nn'ttei wä-ssriger wird und das Bhit weni^'er Hämaglobin
enthält als bei vollständigem Hunger. >o kann doch nur die
Zusanmiensetzung der Nahrung die l rsaclie sein.
Ich lege Werth auf diese That.s'uhe, da e> mir diirchau>
nicht gleichgiltig erscheint, (»b die denkbar beste Nahrung
den men.>chlichen Körper in demselben stoiflirlien Zustande
zurücklässt wie die schlechtest zusammengesetzte z. B. au>
einem I ebermaas^ von Kartoffeln be&teliende. l)a.s> dies auch
ganz unmöglich i>t, geht schon aus dem schlechten Aussehen
einer fa.-t aushob lic^sslich von Kartotteln >ich nährenden Be-
völkeruntr tr«*jr«*niU>er einer sich reich li(h ernähren<len hervi»r.
25
Sitzung vom 6. März 1892.
1. Herr Hu(50 Sekligeb legt eine Abhandlung des cor-
re8iK)ndirenden Mitgliedes der Akademie, Herrn Prof. Jac.
LüROTH in Freiburg, vor: .über die Bestimmung einer
Fläche durch geodätische Messungen."
2. Herr Ludwig Boltzmann spricht: «über das den
Newton'schen Farbenringen analoge Phänomen beim
Durchgang Hertz/scher elektrischer Planwellen
durch planparallele Metallplatten. "
3. Herr Leonhabd Sohncke macht Mittheilung über eine
in seinem Laboratorium ausgeführte Untei*suchung des Herrn
Dr. K. Emden: „über den Magnetismus des Eisens
unter dem Einfluss elektrischer .Schwingungen."
4. Herr Gustav Bauer bespricht die Resultate einer ihm
Yon Herrn Dr. Hermann Brunn, Privatdozenten an der hie-
sigen Universität, übergebenen Arbeit; »über Verket-
tungen.*
5. Herr Walter Dyck bringt eine Fortsetzung seiner
Untersuchungen: „übt»r die gestaltlichen Verhältiri.sse
der durch eine Differentialgleichung erster Ordnung
zwischen zwei Variabein definirten Curvensysteme
(zweite Mittheilung).**
G. Herr Wilhelm v. GrMBEL bespricht und überreicht:
»Geologische Bemerkungen über die warme Quelle
des Brennerbads und seine Umgebung."
28 Sitzung der mathrphya. Classe vom 5. Märe 1802.
linie in Ä^ a' die in A\ so soll endlich 8 so beschaffen sein,
dass die beiden Ebenenbüschel a(BCDE.,.) und a' {B'
G* D' E* . . .) projectiv sind.
Die Beziehung
a(BCDE,..)^a' {B* C D' E' . . .)
soll gelten, wo auch die Punkte A B C D . . , auf F gelegen
sein mögen.
Es soll die Natur der Abbildung 9 bestimmt werden.
§ 2. Aus der projectiven Beziehung folgt sofort, dass
wenn die Ebenen a B und a C zusammenfallen , auch die
a' B* und a' C identisch sein müssen und umgekehrt; also
entsprechen Punkte von -F, die irgend einer Verticalebene
angehören, Punkten einer Verticalebene von F*. Vermöge
31 kann in Folge dessen jetzt auch jeder Ebene 6, die in
einem Punkte Ä von F Verticalebene ist, eine andere Ebene
zugeordnet werden. Denn ist B ein Punkt der Schnittcurve
von F und c, entsprechen den Punkten Ä^ B und der Loth-
linie a in A, die Punkte A\ B' und die Lothlinie a' in A\
so kann man die Verticalebene a' B' der a B entsprechen
hus^sen. Und diese Art der Zuordnung ist dann, dem eben ge-
fundenen Resultate gemäss, nicht abhänj^ig von der Wahl
des Punktes B auf der Schnittcurve von e mit F,
(iesetzt, es seien A und B zwei Punkte von F^ deren
Lotlilinien n und b sieh schneiden, sei es in einem endlichen
«hier in einem unendlich fernen Punkt. Sei C ein anderer
Punkt von F in der Ebene a h. Weil B und C einer Vertical-
el)ene von A angeliiuen. lieijen B' und C in einer Ebene
dureh a'. l'nd weil A und C auf einer Ebene durch b sich
betindt»n. liefen A' und C' auf einer Ebene durch b'. Die
drei Punkte .1' IV ('' gehören folglieh einer Ebene durch a*
und einer durch />* an ; Heiden also A' B* C* nicht in einer
gt»raden Linie, m» milssen jene beiden Kbenen zusammenfallen.
•*^0 Sitzung der matK-phys. Clause vom 5, März 1892.
Diese Gleichungen definiren eine projective Beziehung
der beiden Strablenbündel A und A* aufeinander. Ueberdie
Natur der beiden Flächen F und F' aber lässt sich nichts
weiter ausmachen. Ist F gegeben, so kann F' jedes belie-
l)ige FlächenstUck sein, das von den Strahlen des Bfindelsi'
in nur je einem Punkte getroffen wird. Wenn dann Ä einem
Punkte P von F denjenigen Punkt P' von F' zuordnet,
welcher aus F' von dem Strahl ausgeschnitten wird, der im
Bündel A' dem Strahl PA entspricht, so sind alle oben dem
31 auferlegten Bedingungen erfüllt.
§ 4. Es kann aber zweitens der Fall sein, dass nicht
je zwei Lothlinien sich schneiden. Dann kann man zwei
Lothlinien a und h von F finden, die sich nicht treffen. Wir
nehmen a zur Axe x^=0 x^=^0^ h zur Aze x, -=0 a;^=0
eines homogenen Systems von Tetraedercoordinaten, und die
a^b entsprechenden Lothlinien a* und V zu den Axen 2;i=0
X2 = 0 bezw. ;^;8 = 0 a?i = 0 eines Systems der x\ x^j^u*
Wegen der projectiven Beziehung der Büschel mit den
Axen a und a' niuss der Ebene, deren Gleichung ist x^^Xx^ 0
die Ebene x^, — X'px'x^O entsprechen. Für Punkte von F
und ihre entsprechenden ist also
x'i __ aj
x\ a;^
was wir, j}= - gesetzt, in die beiden Gleichungen
«I
1)
x\ = lai x^ ^i = la^ x^
jiuflösen können.
Ganz ähnlich ergeben sich die Beziehungen
x'3 = m flj ^'3 «^i = *w a^ x^.
Seien nun c und c' eine dritte, von a und b verschiedene,
Lothlinie von F und ihre entsprechende von F\ Durch c
legen wir die beiden von einander verschiedenen Vertieal-
Lürolh: lieber die Bestimmung einer Fläche etc. 31
ebenen a, ß und durch c' die a\ ß\ die so gewählt seien,
dass a* der o, ß' der ß entspricht;. Die Gleichungen der
Ebenen o' und ß' seien bezw.
«' «; Ä-l + «:, o;-! + «3 x^ + oi ar; = a' (x') = 0
ß'. .^ ß\ X\ + /^2^2 + /^34 + /i^i^i = /^' (^0 == 0,
die von a und /? seien a{x)=z{) ß (^x) =: 0. Wegen der pro-
jectiven Beziehung der Büschel mit den Axen c und c* muss
dann
a* (x') ^^a(x)
sein. Setzt man hier die Werthe aus 1) ein und bezeichnet
a\ a, x^ -[- a'i a^ x^=A {x) «3 a^ x^ + a[ a^ x^ ^ ^ {x)
ß\ «1 x^ + ß'^a^ X, =B{x) ßka, x, + ß', a^x^ = B{v)
so kommt
lÄ{x)'\-fn^(x) r a (x)
lB{x) + mB(x) s ß{x)
l{sA{x)ß{x)-ra{x)B{x)}=m{ra{x)B(x)-sß(x)^(x)y
Mit Hilfe der Zeichen
S = ra{x)B{x)-sß{x)^(x)
^ T=sA{x)ß{x)-ra(x)B{x)
kann man also
schreiben und findet dann in
x\ = qSx^
X2 = Q S X,
'8
\xi==QTx,
die Bezieliuiig der Fläche F' auf F, wie sie durch die Ab-
1>ildung 31 gegeben i>t. Diese Formeln sind aber auf Punkte
•32 Sitzung der math.-phys, Classe vom 5, März 1892,
von F beschränkt. Sie stellen, allgemein betrachtet, eine
birationale Raumtransformation vor, wie sie von Clifford,
Cremona und Not her untersucht worden sind, und zwar
geben sie diejenige specielle Umformung, die Not her auf
Seite 570 seiner Arbeit im 3. Bande der Math. Annalen
aufführt.
§ 6. Diese Formeln können illusorisch werden, wenn
S oder T für die Punkte von JP, oder gar identisch, ver-
schwinden.
Wenn S identisch Null ist, so ist entweder ^(i) — 0
jB (^x) = 0. Dann wären , weil a^ und a^ nicht Null sein
können, ai, öi, ßi^ ß^ alle Null und es enthielten die Fun-
ctionen o' (x'), ß' (x') nur x'i und X2^ so djiss c' mit a' y.u-
sammenfiele und dann auch c mit a. Oder es ist
r a (X)
also, weil ß{x) zu a(x) prim ist, ^(x) durch a(x) theilbar,
^(x) 7 CqO^x) und B(x) Co/^(x), wo Cq constant.
Dann würden a und ß für ./g = (l, ^'^ = 0 verschwinden,
d. Ii. r fiel*» mit b zusammen, gegen die Annahme. Also
kann S nicht identisch = 0 sein. Wenn es aber bedingt,
für die Punkte von t\ verschwindet, so ist F ein Stück der
Kliic'he zweiter Ordnung N. deren Gleichung Ä = (> i^t.
Würde S nicht zerf'iillen , .«-o wäre sie durch F vollständig
l)estimmt und ki'mnte von der Walil der Lothlinien a, //, r
nicht abhängen. Weil aber für r die Functionen u und ß Null
sind, liegt c auf der Fläehe »S\ und weil c ganz beliebig ist,
müssten dann alle Lothlinien der Fläehe S angehiu'en, was
nicht möglich ist, weil ilie Lothlinien eines Flächentheils
«»inen Kaumtheil erfüllen und S dann identisch Null wäre.
Wenn al)er S zerliele. s<» könnte t»s nur aus zwei Ebenen
bestehen, und F wäre ein Stück von einer derselben, was
34 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5. März 1892.
auch sich gegenseitig schneiden, oder es gibt Paare, deren
Linien a schneiden, ohne sich zu treffen.
Wenn diese letztere Möglichkeit einträfe, so wäre nach
§ 6 21 projectiv. Im ersten Falle müssten a und alle Loth-
linien, die a treffen, entweder in einer Ebene liegen, oder
durch einen Punkt gehen. Der Ort G der Fusspunkte wäre
also ein Curvenstück oder höchstens ein Flächentheil, der yon
F verschieden ist, wenn wir den in § 3 absolvirten Fall
ausschliessen. Aehnliche Verhältnisse treten bei h ein. Der
Ort U der Fusspunkte der Lothlinien, die h treffen, ist auch
eine Curve oder höchstens ein Flächentheil, wenn nicht die
Abbildung ä projectiv ist. Wenn G und H zusammen F
ausfüllten, würde, weil a und h sich nicht schneiden, nicht
an allen Punkten, wo G und H aneinander grenzen, Stetig-
keit in der Richtung der Lothlinien stattfinden können. Da
wir diese angenommen haben, muss es sicher auch einen
Flächentheil K von F geben, dessen Punkte weder 6? noch
if angehören. Die Lothlinien, deren Fusspunkte auf K liegen,
schneiden dann weder a noch h. Aus ihnen sei nun die in
den Formeln I § 4 benutzte Lothlinie c gewählt; dann müssen
a {x), wie ß{oc) jedenfalls mindestens eine Variable des Paares
:r^ Xj und mindestens eine des Paares x^x^ enthalten, weil
son-jt c die Linie h bezw. a schneiden würde.
Tnter den Lothlinien, deren Fusspunkte K angehören,
^ibt es unendlich viele, die c nicht treffen. Denn eine Ueber-
legung, die der im Anfang des § angestellten analog ist,
zeigt, dass die Fusspunkte der c sehneidenden Lothlinien
einen Flächentheil L höchstens erfüllen können und dass sie
durch einen Punkt gehen müssen, wenn 31 nicht projectiv
ist. Wenn L mit K identisch wäre, hätten wir an den
Grenzen von K und ö, sowie von K und U Unstetigkeiten
der Richtungen der Lothlinien. Daher muss nach Abzug
von L aus K noch ein Flächentheil M übrig bleiben, dessen
Lothlinien c nicht treffen.
3G Sitzung der math.-phys. Classe vom 5, März 1892.
schneiden, die c nicht trifft und die natürlich von a, h und
c abhängen wird. Da aber (§ 7) d noch unter unendlich
vielen Lothlinien gewählt werden kann, die c nicht treffen,
kann man sie immer von jener Linie verschieden annehmen.
Somit ist der Fall nicht möglich; die Gleichung U kann
nicht identisch bestehen, wenn S und T theilerfremd sind,
sondern höchstens, wenn sie einen gemeinsamen Theiler haben.
§ 10. Sind S und T nicht relativ prim, so können sie
einen Factor ersten oder einen zweiten Grades gemein haben.
Im letzten Falle muss T=fiS sein, wo fi eine Constante.
Dann aber geben die Formeln I
die eine projective Transformation liefern.
Es können aber S und T auch einen gemeinsamen
Factor ersten Grades t haben, so dass S=^tS^^ T = tT^
ist. Dann müssten die beiden Functionen S und T zerfallen.
Soll S zerfallen, so muss, weil ^ und B nur x^ und x^ ent-
halten, einer der beiden Factoren eine Function nur von
diesen beiden Variabein sein, die wir mx^ — Ix^ setzen wollen.
Dann müsste S für x^ = l x^ = m verschwinden, oder, wenn
wir ^ (Z, m) = g, B (/, m) = /' setzen
rf(aiX,-i-a^x^+la^+ma^)=sg{ß^x^ + ß^x^ + lß^+mß^),
somit auch
sein. Nach einer Bemerkung in § 7 können die beiden hier
vorkommenden Functionen nicht Null sein. Ist nun weder
f noch g Null, so folgt, djiss für 0-^ = 0^, x^^= — a^ x^=0
x^ = 0 die Functionen c£(x) und ß (x) verschwinden, dass
also c und b sich schneiden. Wäre f=0^ so müsste auch
g== 0 sein, weil ß^x^ -}- ß^x^ nicht identisch Null sein kann.
Danach ist jene Gleichung möglich, wenn f und g gleich-
38 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 5, März 1892,
und C, r an die Stelle von A und ^ treten, wenn man c
durch d ersetzt. Die letzte Gleichung gibt aber
r=vA G=vA,
wo V ein coustanter Factor. Aus der ersten dieser beiden
folgt aber yi = «3 v» yi = «J t; und aus der zweiten yi = a[ r,
y2 = a2t;. Beide zusammen ergeben daher
Es ist aber y'(x*) = 0 eine Ebene durch die Linie d\ a'(x')
= 0 eine Ebene durch c'; daher sagt die letzte Gleichung
aus, dass c' und d\ also auch c und d sich schneiden, was
durch Wahl von d nach § 8 stets vermieden werden kann.
Die Gleichung II kann also auch dann nicht identisch
bestehen, wenn S und T einen Factor ersten Grades haben.
Haben sie einen Factor zweiten Grades, ist also 8 projectiv,
so ist die Betrachtung jener Gleichung überhaupt unnothig.
§ 11. Die Gleichung II kann aber vielleicht nur be-
dingt, für die Punkte von F, bestehen.
Ist (D = 0 die Gleichung einer unzerlegbaren Fläche
vierter Ordnung <P, so ist sie durch das Flächenstilck F voll-
ständig bestimmt und kann von der Wahl der Lothlinien
ah c d nicht abhängen. Da aber S und T für c, ?7und
V für d, S und U für b, T und V für a verschwinden, so
gehören diese Linien tf> an. Die Betrachtung von § 7 zeigt
Jedoch, dass die Lothlinie a ganz beliebig gewählt werden
kann. Läge sie auf (/>, so müssten alle Lothlinien auf O
liegen. Dann aber müsste die Function (Z>, gegen die hier
gemachte Annahme, identisch Null sein, weil die Lothlinien
eines Flächentheils einen Raumtheil erfüllen. Daher muss
die Function (/> zerfallen, entweder in einen Factor dritten
Grades (Pj, der nicht weiter zerfällt und einen Factor ersten
40 Sitzung der math.-phys, Glosse vom 5. März 1892,
Sind d^ e^ f^ g , , , . andere Lothlinien, deren Fusspunkte auf
Ä^ liegen, so gehören also afecd, ahce^ ahcf^ ahcg^ ...•
je derselben Fläche zweiter Ordnung an. Weil diese aber
die drei windschiefen Geraden ahc gemein haben, fallen sie
zusammen, so dass alle Lothlinien aus K der nämlichen
Fläche zweiter Ordnung angehören müssten, was nicht ein-
treten kann. Folglich kann die Gleichung II auch
nicht bedingt, für die Punkte von P, erfüllt sein.
Ueberblickt man die gefundenen Resultate, so zeigt sich,
dass keine Möglichkeit bleibt, als dass die Abbil-
dung 81 projectiv ist.
§ 12. Diese projective Umformung gilt zunächst nur
für die Punkte von F, Man kann sie aber auch auf die
Punkte, Geraden und Ebenen im Räume anwenden und in
dieser allgemeineren Weise sei sie mit % bezeichnet. Dann
ist 81 = J zunächst nur für die Punkte von F,
Sei nun c eine Verticalebene von F; -4, JB, C drei in
ihr gelegene Punkte von F, Dann gehen diese durch 81
oder ST in A'y B\ C über, die in der Ebene 81c gelegen
sind, die € durch 31 nach § 1 zugeordnet ist. Da aber ver-
möge 2 aus € wieder eine Ebene Z e hervorgeht, welche
die drei Punkte A\ B\ O enthalten niuss , so muss J €
= 81 fi sein, weil ja nach unserer Annahme F keine geraden
Linien enthalten soll. Da weiter ZAvei Verticalebenen des-
selben Punktes «ich in der Lothlinie des Punktes schneiden,
so folgt, dass auch die Lothlinien von F du)ch die Tran^i-
forniation % in die von F* überj^ehcn, so da.ss also Punkte,
Ebenen und Geraden, die sich vermöge 21 entsprechen, auch
durch % aus einander hervorgehen.
§ 13. Nimmt man an, man hätte durch ein gehörig
dichtes Netz von Messungen auf einer unbekannten Fläche
F* mit einem nicht bekannten System von Lothlinie ^' die
Ueberzeugung gewonnen, dass sie sich auf einer bekannten
42 Sitzung der math.-phys, Glosse wmr 5. Märt 1892,
zeichnet. Wegen der Gleichheit der Winkel zwischen ent-
sprechenden Ebenen muss dann (kfiaß)=^(k' fi'a' ß*) mu.
Weiter erfordert die Winkelgleichheit die Gleichungen {In
ay) = (k* /Ä* a* y')i (^ jw o d) = (A' /u' a' d') . . ., die zusammen
A /« a/J y d . . . 7C A* /u' a' /?' y' d' . . .
liefern. Da % projectiv ist, ist es auch die umgekehrte
Transformation J""'; wenn man diese auf A' /m' a' /J* ... an-
wendet und 2:-"A' = A,, SE:-V'=i"i setzt, folgt, daas i'^'
a'/^'y'd' ... ^ A^/Mj a/9yd. . . und also auch rKlfiaßfi.*.
sein muss. Daher müssen die Ebenen X^ ^^ mit Xfi iden-
tisch sein. Da aber l' /t* die von a* an co zu Inenden Tan-
gentenebenen sind und a* durch I~' in a übergeht, werden
Aj fij die beiden Tangenten ebenen sein, welche man ?on a
aus an den Kegelschnitt ii legen kann, der aus o» durch die
Umformung J"' hervorgeht. Die Lothlinie a hat somit die
Eigenschaft, dass von ihr zwei Ebenen ausgehen, die gleich-
zeitig w und X^^io = i2 berühren (Vgl. Sturm Math. An-
nalen Bd. 28 Seite 263/64 Nr. 5). Ist demnach X gegeben,
so ist auch die Richtung der Lothlinie in jedem Punkte von
F bestimmt (und zwar zweideutig). Nur dann ist diese
Richtung willkürlich, wenn a = io ist, was eintritt, wenn J
eine Aehnlicbkeitstransformation ist.
§ 15. Umgekehrt, wenn in den Punkten von F die
Lothlinien bekannt sind, so ist J bestimmt. Denn die Haupt-
ebenen der Lothlinien müssen einen Kegelschnitt fl berühren,
und da F' in der Eingangs erwähnten Beziehung zu .F steht,
muss auch ein solcher Kegelschnitt existiren, der freilich ent-
weder CO selbst ist, oder von w verschieden sein kann. Man
habe nun entweder L gefunden, dass die sämmtlichen Haupt-
ebenen der Lothlinien keinen anderen Kegelschnitt als cü be-
rühren, oder U. erkannt, dass sie einen anderen berühren
und diesen bestimmt.
44 Sitzufuf der m^K-ph^t*. ClasM com 5. März 1892.
Nimmt man an, es ^ei ^11 = ^22= 1 gemacht, so gibt die
Vergleich ung der Coefficienten
^ = «58 — flu — flia
>:* = a44 — «i* — «5*
^ ^ = ««4 — «iS ^14 — ^tS ^14
Die letzte Gleichung bestimmt die Combination der Zeichen
von ^ und r;: sie ist erfüllt, denn .sie druckt aus, wie man
leicht sieht, dass die Determinante von il Null ist.. Man hat
aUo zwei Möglichkeiten, je nachdem man, unter ^^ ij^ ein
Werthsvstem von ^, 1 verstanden,
m §
Q ui = &^u^-r- r.o W4
oder
nimmt. Die zweite Formel geht in die en?te über, wenn man
den Sinn der jri Axe umkehrt, was mit einer Spiegelung an
der Ebene xi = M übereinkommt. Abgesehen von dieser Spie-
gelunir i^t al.-ö J J'iroi: Q eiv.wwiis bestimmt und folglich
kann man dann F' \iv. i — ' ans F \\vA — ableiten.
$ 16. Man k'"r. r. te vm: dem cewonnenen Resul-
tate, weniir>t^n^ dt-r l-loe na«.h. t^ino Anwenduntr
niaoht-n auf «lie H^-^tiniinvii. g dt-r Gestalt eines
Tiifili'.> der Kriu Iv-ri. "»..he au^ irro<iäti >:chen Mess;-
ini ;ren. h\ «ier That li-tiL-ru ja «i:».— •. v«»:; Basi-mes^ungen
abi^eM'heii . die W iiikvl zwiM-lu'ii «ie:i Verticalt-beuen eines
l*nnkt»*.>. Wt'Xiii man 'i.i:.::. etwa 'i::rch Pr«»l>ireu. ein Modell
F luTi:r>tol!t hätte iv.it "iL-in Sv^tHUi — von Lothlinien. für
das die Wink»*! tier Vt*rti« a!»-l'enen ehen>o ffro-iJ wären, wie
die auf der Krde ht«»ba,htet»:-!.. >■► würt» mar: im Stande, die
IWzirhnng der iie?talt *\vr Erdr /i\ 'li»*seni Miriell anzugeben.
In der rraxi> freilich tr»:-ht •ii»-- nicht an. Bei der ge-
ringen Xeignnic iXi'gen einan»ler, w»*lrh»* Aw Lothlinien von
48 Sitzung der mcUh.-phys. Classe vom 5. März 1892.
w (ti, t) = 0 ß (u, t) = 0
sind. Sind ferner X und ^ zwei durch n gehende reelle
Kbeuen, A^ und /i^. ihre Coordinaten, so verlangt die Fonle-
rung, dass durch n zwei Ebenen gehen, welche w und fl
gleichzeitig berühren (§ 14), dass
ß(AA) = cw(P«A), Ä(Aju) = cw(X^), ß (/i ju) = c w (jM ^i)
sei. Da die Ebenen X und ju durch n gehen, ist die Beding-
ung dafür, dass n die Pole von x in Bezug auf fn und ii
enthalte, durch die vier Gleichungen
io (Xt) = u) (fi t) = Q (It) = ii (14 t) = 0
gegeben.
Setzen wir £2{u) — c to (u) = W{u)^ so ist auch
WßX) W {k /O W Ui h) W (Xt) W(fi T) -. 0.
Ist G eine Ebene, die nicht durch den Schnitt von A, /u und
T geht, und solche gibt es, da diese drei Ebenen nicht die-
selbe Gerade enthalten, und nmltiplicirt man die Hesse'sche
Determinante von W zweimal mit — ^A^/i, r^a^, so ent-
steht Null. Daher ist W eine Grenzfläche nach der Be-
zeichnung von Hesse (Aiml. Geom. des Raumes 3. Auflage
Seite 173). Aus den drei ersten der letzten Gleichungen
folgt noch
für beliebige p, also gehen durch den Schnitt von X und ft
unendlich viele Tangentenebenen der Grenzflüche, so dass »
Tangente eines Kegelschnitts ist, wenn die Grenzfläche W
nicht zerfällt. Da aber in dem Büschel ß — cw, wenn nicht
alle Flächen Grenzflächen sind, höchstens zwei Grenzflächen
vorhanden sind — lo und ß selbst sind unbrauchbar, weil
si<» imaginäre Kegelschnitte (»nthiilten — so liegen, wenn
j<*ne zwei (^renzflächen nicht /«»rfallen, ihre Tangenten, also
die Normalen von i*', in zwei Ebenen, was nicht möglich ist.
50 Sitzung der mathr]^s. Glosse wm 5. März 1892.
von (0 sein oder umgekehrt oder die Ebenen von (o und Q
müssen zusammenfallen. Da die Transformation Z reell ist
und die Ebene von (o ebenfalls, so ist es auch die yon Q
und somit ist der erste Fall nicht möglich. Im zweiten ist
Z affin, weil die unendlich ferne Ebene sich selbst ent-
spricht.
Wenn dann w und ii nicht identisch sind, bilden die
Ebenen, welche beide berühren, je nach der Lage yon ä
gegen w, 4, 3, 2 oder 1 Ebenenbüschel, deren Axen die
gemeinsamen Tangenten beider Kegelschnitte sind und in
der unendlich fernen Ebene liegen. Die Normalen sind also
dann Schnitte von zwei Ebenen aus zwei verschiedenen
Büscheln. Die Tangentialebene t muss den vier Gleichungen
io(Xu) 0 io{^u) = o n{Xu) = o n(fiu) = o
genügen, welche die Berührungspunkte der Ebenen X und |u
mit w und ii vorstellen. Sie ist also die unendlich ferne
Ebene, wenn die Zahl der Berührungspunkte mindestens drei
ist. Einen brauchbaren Fall erhalten wir daher nur, wenn
die gewählten beiden Büschel zusammen nur zwei Berüh-
rungspunkte haben. Dies tritt weder ein, wenn (o und fl
vier geraeinsame Tangenten besitzen, noch wenn sie deren
drei haben. Haben sie dagegen nur zwei Tangenten gemein,
so können diese drei oder zwei Berührungspunkte haben.
Nur den letzten Fall können wir benutzen , in dem sich
dann lo und ß doppelt berühren. Die Berührungssehne der
l)eiden Tangenten ist dann Axe eines Ebenenbüschels, dessen
Ebenen Tangentenebenen sein können. Die Ebenen aus beiden
Büscheln, deren Axen die geraeinsamen Tangenten sind,
schneiden sich aber in einem unendlich fernen Punkte,
d. h. alle Normalen sind parallel. Haben lo und ß nur eine
Tangente gemein, so wären l und ^ aus dem Büschel
zu wählen, dessen Axe sie ist und n wäre eine unendlich
ferne Gerade.
Smilrn -wänt. ^msmsssis sie sm
LjHC» nsr Laien nnwi MSOIS' TSk^Uei Cje ^aintirrn»* ^gwn
Itiffnnipirfii; maer JiiiTRnnir mriir ttühl '^iTfi AÖ«r«
üPv^rlaniiitii im:Lh. s/scrmumisiciijä: 3^jam:iinimpsL icKsr -r^
ILrTTnmtr ü? laxciiiiiie jof üf Zzw xi^soüiic 'v^eozl jodi
TTTT Ji nijffnrintiJT' ^-*«^' 70 iann naui mse mi; iai ^jr-
faan. i:t*mt* Znfi?raiaEgi> dtt LiicuuwiäiraniijRi. 7.ttti XIuhI
snit se cairär-iiL 'iiemur^ cns nun ik uxf ti*r auv^scxtiäi
ZrTiin«üfikae "iietiöaiiirEt TÜiT'Hiii niur He li'carüiicniiiwr
W.SII1 usasL Ett "^jjcinvr ös* iiMr iem Mitii lifesa^mieB.
MLbficsi Ulf ce ZjiaiTi'inTTmr itg^rürriHy uul ä«s«^ taaaA
ZLiirtiiit iitai -»i».i»t iii.iir z**»iüi; ^c ii: Lix^«:a ,ijc.
n i»r£i irrvc^^n. IüT rrr« .:in: j.nz^r^i^ti.cr 'i-i:»?£i. Zie s' -ct-
i-rr: Li.i-ii::!.
54 Sitzung der mathrphys, Classe vom 5, März 189:2.
Lichtbewegung in Metallen und findet im Gegensatze zu
Maxwell, dass sie weniger absorbirt wird als es die Theorie
verlangt. Wie er jedoch selbst erwähnt, beweisen die Er-
scheinungen der auswählenden Absorption, dass hier die dis-
kontinuirliche Molekularstruktur der Materie von wesent-
lichem Einfluss ist. Da nun die elektrischen Eigenschwing-
ungen der Moleküle offenbar nothwendig ebenfalls Veran-
lassung zur Absorption geben, so wäre die Thatsache, dass
letztere ohne deren Berücksichtigung zu klein herauskommt,
von vorne herein zu erwarten.
In neuester Zeit haben auch E. Wiedemann, Ebert*)
und Hertz*) auf die unerwartet grosse Durchlässigkeit dünner
Metallschichten für Eatedenstrahlen hingewiesen. Die beiden
ersteren sagen bei dieser Gelegenheit: »Wir haben hier
einen neuen Fall vor uns, welcher zeigt, dass die Max wel lö-
sche Theorie nicht ausreicht, die Erscheinungen zu erklären. '
Wahrscheinlich hat man es jedoch auch hier mit Schwing-
imgen zu thun, deren Wellenlänge nicht mehr unendlich
gross gegen die Molekulardimensionen ist und welche sich
daher der MaxwelTschen Theorie von vorne herein ent-
ziehen, sodass deren Giltigkeit auf alle anderen Erscheinungen,
für welche sie allein gemacht wurde, unangefochten bleibt.
Es folgt nun aus der Max well 'sehen Theorie, dass sehr
rasche elektrische Schwingungen, wenn sie sich längs eines
Drahtes fortpflanzen, auf dessen Oberfläche beschränkt bleiben;
ferner, dass Wellen, deren Fortpflanzungsrichtung nicht wie
im eben angeführten Falle parallel, sondern senkrecht zur
Metalloberfläche steht (wie dies bei Lichtschwingungen der
Fall ist, die senkrecht in Metall eindringen) innerhalb einer
Wellenlänge bereits ganz enorm geschwäclit werden. Aus
dem letzteren Resultate folgt weiter, dass ächte Lichtschwing-
ungen schon beim Durchwandern sehr dünner Metallschichten
1) Phys.-med. Soc. zu Erlangen 11. Dec. 1891.
2) Wied. Ann. 45 p. 28 1892.
5(3 Sitzung der math.-phys, Classe vom 5. März 1892.
(M.T. G07, E), worin
a = fia, b = fiß, c = fiy F)
(M.T. 616, im Text unmittelbar vor Gleichung 1, B. V. art. 1 16)
inf=kP, i7tg = kQ, inh = kR C)
(M.T. 608, F; denn die beiden dortigen Vectoren ß und !5)
haben die Coraponenten P, (J, R und f^ (/, h; vergl. auch
M.T. 790, 16; statt Maxwell's Buchstaben K wurde i ge-
schrieben.)
p = CP, q = CQ, r=CR D')
(M.T. 609, G. Diese Gleichungen heissen bei Maxwell
fl== (7(5; p^q^r sind die Componenten von Ä; vgl. M.T. 61 1,1*)
(M.T. 610, H*)
dt dx' ^ dt d>,' dt d2 '
(M.T. 598, B, worin —-=-^=-^^ = 0, da das Medium
d t dt d t
ruht.)
§ 1. Einmalige Reflexion.
Wir betrachten zuerst den Fall, dass nur eine Tron-
nungsfläche vorhanden ist, welche wir als eben voraus.setzen
und zur y £'-Ebene wählen. Links von derselben auf der
Seite der negativen Abscissen sei Luft , rechts ein Metall.
Elektrische Plan wellen sollen vom negativ Unendlichen gegen
die Trennungsfläche anrücken. Hier werden sie tlieils reflec-
tirt, theils dringen sie ins Metall ein; in letzterem existiren
also nur Wellen, die in der Richtung der i>o>itiven Abscissen
fortschreiten. Die Abscissenaxe ist die FortpHanzungsrich-
tung, sodass alles nur Function von x und / ist. Die elek-
58 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5, März 1892,
auch Zci sollen dort von Null verscbieden sein, so dass die
allgemeinen Gleichungen A bis G gelten. Wir haben dort
nur die durchgehende in der positiven rc-Richtung fortschrei-
tende, keine reflectirte Welle und können den Zeitanfang so
wählen, dass auch das Glied verschwindet, welches die Zeit
unter dem Cosinuszeichen enthält. Dann würden die för
positive Abscissen geltenden Gleichungen erfüllt durch /*i =
=:P, = Äi = B, = 0
_4/r_Cj _ ^- Ix- !?'.:„ /2^^
wobei
-.^)
wobei der Quadratwurzel der positive Werth beizulegen ist
und auch für ^ und >/ deren positive Werthe zu setzen sind.
Aus D' und G folgt wieder H^ = Tg,
und aus A folgt a^=a^ = h^ = ß^ = 0
TE t,.\ . f27lt X
'2n:t
/27t t \\
-scosi ''^l •
7)
Durch Bildunff von -^ ' und —^ können wieder die Gleich-
dx dt
ungen B' und E noch verificirt werden.
Es handelt j?ich noch um die Grenzbedingungen för die
1) Siehe B. V. art. 9ß, pa<T. 101. Nach C und D' können sich /".
Qy h von i)y q redpective r nur durch constante Factoren unterscheiden.
64 Sitzung der tnath.-phys. Glosse vom 5. März 1892.
^» + 5* 1 + 1^2 M 4- 2 \/u^ + v» + ^/m» + v»
Bei den früher betrachteten Hertz'schen Schwingungen war
f« r=r ^^, Ä = 1, Cj r = t; : 2 = 2.10'' L. Wenn also selbst
die Dielektricitätsconstante des Metall eine millionmal gr5sser
als die der Luft wäre, so würden die für diesen Fall gefun-
denen Resultate kaum alterirt. Dagegen würde im Falle
des Natriumlicbts die Dielektricitätsconstante des Metalls schon
einen kleinen Einfluss bekommen, wenn sie der der Luft
gleich wäre. Der Verlauf noch viel rascherer Schwingung
würde dann gänzlich verändert.
Die Gleichungen 5 zeigen, dass mit wachsendem Iz^ so-
wohl die Dämpfungsconstante ^ als auch die Fortpflanzungs-
geschwindigkeit 2/r:iyT nur abnehmen kann. Habe ?, wenn
alles sonst unverändert bleibt, nur Zc^ = 0 ist, den Werth f^,
so hat man nämlich ^J = ^ + 4 ti* Ä;^ iWj ^ : t*.
Wenn entgegen dem zuerst betrachteten Falle das ij
enthaltende Glied gross gegen das C^ enthaltende ist, so wird :
Nun srlireiteii wir zur Kriedigun«^ des :». Tunkt^'s.
Boltzmaun: lieber das den Farbenriyigen analoge Phänomen. 05
§ 2. Betrachtung einer planparallelen Hetallplatte.
Seien die Ebenen x = — p und a? = 0 die beiden Be-
grenzungsflächen einer Metallplatte. Die im Innern der
Metallplatte gültigen Werthe sollen den Index 1 erhalten.
Links auf Seite der negativen Abscissen (wofür kein Index
angewendet wird und rechts von der Metallplatte (Index 2 für
die variabeln Grossen) sei dasselbe Dielectricum Luft. Von
links sollen Plan wellen anrücken, welche an beiden Metall-
oberflächen reflectirt werden. Hechts von der y^-Ebene ist
dann keine reflectirte, nur die durchgedrungene Welle vor-
handen. Die übrigen Verhältnisse sollen wie im vorigen
Paragraph sein. Dann ist aLso für - cc <, x <C — p:
g = Aa\n-{f — x y \i k) -^ B cos ^-- {( — x ^//i Je) +
+ 0 sin — (f -I- X l/^-) + D cos ^"^ (f -I- X yjJd-
<. = 4 /i 1/ ^' U sin -~ (/ — .«• yji^k) -\- li cos ^ (/ - xy^Jd —
— C sin - "(/ + X yji'k) — 7) cos — (/ -I- X Yttl:)].
Ftlr —2)<x<0
4 c' 'Tu sin C-^' i -1- >, x) + /icos (j'J t + »; x) 1
'■■.=2„V',('-'"'[«""Cr'-'')-«"(v'-"01+
+ c"' l^'cos C-'^' / I- »,,/•) — //sin (^ / f- '/•'•)]
IStt'i. Math.-pbys. Cl. 1. 5
<)<> Sitzung der math'-phys. Classe vom 5. März 1892.
+ (- J? I + F t;) cos (?^ / - 1; a:)] +
ländlich für a: > 0 haben wir nur die durchgehende in der
positiven a;-Richkung fortschreitende Welle und können den
Zeitanfang so wählen, dass das Glied, welches die Zeit unter
dem Cosinuszeichen enthält, verschwindet. Dann wird also
für x>0
(/^=:jHm^- {t — xyjik), c^ = 47i 1/ Jsm*^{t—xy^i)-
Die Bedingungsgleichungen für x = 0 lauten :
was liefert :
_ 2_/r C,J 4 ;i * fi , G, )jJ^
Setzen wir
cos - l//iÄ^==a, sin J//<A: = a, cos;? /; = />, Am]n^=^P'
e^P = y,
so liefern die Bedingtiiif?sgleicliiinge» für j- ;>;
/''--
Bdtzmann: lieber (Ins den Farhenringen aiuüoge Phänomen, 67
4 7i: C, \ 7 Y I
+ i^XH - /S .?) + I (- 6 ,? -f- /if I) - ^(6 1 + /? 1?)]
-\,FY{lnr\ ß?)+^Ah^^ßr{) + ^{-hri^ß^)\
y y \
Wir wollen J"™ 1 setzen, wodurch nur sänimtliche Ampli-
tuden mit einem eonstanten Factor raultiplicirt werden ;
ferner setzen wir zur Abkürzung
y y
dann wird:
A i T> r» . n a \ f>^^ + ß^V S^r/u i/ä
Aa + Ba-Ca + Da = ße+-^^^^—^^^^ |/ -
Aa -Ba-~Ca-Da = bd-\-(bei] + ßd^
27tf4^ \ k
27t
Multiplicirt man diese Gleichungen der Keihe nach: 1. mit n,
a, a^ a\ 2. mit — a, a, — a, a; 3. mit a, — a, -a, «;
4. mit a, a, - er, -a und setzt noch zur Abkürzung:
5*
68 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5, März 1892.
so erhält man
A = abä'\-aße + (abe + aßd)rjX-^{aßd — ab€)^X
B=aße — abd'\-(aßd — ab€)fjx — (ahe + aßd)^X
C = (a ß ä — ab e) 1] X — (a ß d + ab e) ^y.
D = — {aßd + abe)riX + (ab€ — aßd)^7c
^* + üja = (ja 6» + /^ d») ( j?» X« + ^ ;i») + 2 d € 1^ X -f
+ 26/9(d» — e»)?A + 6»d*-f-/^€«
C» + D» = (i» €» + /i^* d») (/;» i» -f ? X»).
Sobald die Metallplatte sehr dünn, also p sehr klein ist, wird
a = b = d=l, a = /? = £ = 0,
daher
^=1, B=C = D = 0,
es werden also die Wellen durchgelassen, als ob die Metiill-
platte nicht vorhanden wäre (Fall 1). Ein anderer extremer
Fall (2) tritt ein, wenn SX und xi; (wenigstens eine dieser
beiden Grössen) sehr gross ist. Dann verschwindet das ersU*
Glied im Ausdmck für A sowie in dem für B und man hat
A^ + B^=C^ + D'^. Alle Bewegung wird reflectirf.
Man kann die Frage auf werfen , wie dünn in diesiun
letzten Falle bei gegebener Schwingungsdauer die Metall-
platte sein müsse, damit der Uebergang in das zuerst ge-
nannte Extrem eintrete.
Wir wollen da wieder bloss den Fall betracht^^n, dass
die dielektrischen Eigenschaften der Metallschicht nicht in
Betracht kommen, also t, verschwindet. Dann wird, wie
wir sahen, f = #^ = 2 /i 1/ * ^
Boltzmann: lieber das den Farhenringen atMloge Phänomen, 69
Wir setzen ferner A4==a<, und erhalten
Dieser Ausdruck wird sehr gross, wenn 1/ -j-- sehr gross
oder sehr klein ist. Im ersteren Fall, der, wie aus den nu-
merischen Beispielen des vorigen Paragraphen ersichtlich ist,
bei den Hertz'scheu Schwingungen eintritt, wird xg=;i^.
Da
arc cos
arc cos
a~y k '
so wird in diesem Falle auch dieses Verhältniss sehr gross,
und daher a noch viel kleiner, als ß sein, dessen Kleinheit
die Grösse von t] x und ^X zu compensiren hat. a und b
können gleich eins gesetzt werden. Wir verbinden hiemit
den Fall 1, dass fast alles Licht durchgeht, wenn p so klein
ist, dass e =jp^= 2 /rpl/ — ^— klein gegen 1, <J=1 wird.
Setzt man dann die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der
elektrischen Wellen im Medium zu beiden Seiten der Metall-
schicht (Luft) , = F, so ist
Wenn p ^ gross ist, also nur wenig Licht hindurchgeht,
so wird:
70 Sitzung der math.-phya. Glosse vom 5. März 1892,
Numerische Berechnungen nach dieser Formel, ähnlich wie
wir sie an die Formel des vorigen Paragraph geknüpft haben,
stossen natürlich nicht auf die mindeste Schwierigkeit. Eine
experimentelle Prüfung der Durchlässigkeit äusserst dünner
Schichten aus schlecht leitenden Metallen oder anderen
Leitern für Licht und elektrische Schwingungen könnten
vielleicht Aufschlüsse über deren Dielektricitätsconstante
liefern.
Auch die Berechnung des entgegengesetzten Falles, dass
C T
die Schwingungen so rasch geschehen, dass -j^- sehr klein
ist (Kathodestrahlen?), hat keine Schwierigkeit, doch gehe
ich darauf nicht weiter ein, da diese Phänomene wohl durch
den specifischen Einfluss der Resonanz der einzelnen Mole-
küle zu sehr gestört werden dürften.
72 Sitzung der math.'phys. Glosse vom 5. März 1892.
Ansicht scheint durch die vorliegende Arbeit, die experimen-
telle Beiträge liefern soll über den Zusammenhang des Mag-
netismus des Eisens und der Schwingungszahl der magneti-
sirenden Wechselströme, an Wahrscheinlichkeit zu gewinnen.
Rasch alternirende Ströme kann man erhalten, wenn
man Batterieen sich durch eine Leitungsbahn von genügend
grossem Selbstinduktionscoefficienten entladen lässt. Die
Schwingungszahl des Entladestroms kann duech Untersuch-
ung des Entladefunkeus im rotirenden Spiegel experimentell
bestimmt werden. Sic ist abhängig von der Capacität der
Batterie und der Selbstinduktion der Leitungsbahn. Würde
man eine Batterie abwechselnd durch eine Leitungsbahn aus
Kupfer und Eisen entladen, so hätte man eine Methode, um
eine Verschiedenheit der beiden Selbstinduktionscoefficienten,
und dadurch ein Maass für den Magnetismus des Eisendrahtes,
zu bestimmen, die nur an dem Uebelstande leidet, dass die
Umdrehungsgeschwindigkeit des Spiegels, deren genaue Mes-
sung äusserst schwierig ist, quadratisch eingeht. Diesem
Uebelstande wurde durch die folgende Versuchsanordnung
abgeholfen.
Ks wurden gleichzeitig 2 ni(*)gliclist gleiche Batterieen
benutzt, deren etwaige Ungleichheit durch Vertauschen eli-
niinirt wurde. Die Entladekrei.se der beiden Batterieen hatten
möglichst gleiche geometrische Configuration, doch war der
eine aus Kupferdraht, der andere ans einem weichen Eisen-
draht von gleichem Querschnitte hergestellt. Beide Batterieen
wurden gleichzeitig bis zum gleichen Potential geladen, in
denjselben Moment entladen, die beiden Funken gleichzeitig
in einem rotirenden Spiegel zerlegt und die Funkenbilder
auf einer j)hotographischen Platte fixirt. Die Rotationsge-
schwindigkeit des Sj)icgels braucht dann nur so genau be-
stimmt zu werden, um ein Maass für die Grössean Ordnung der
Stromwechselzahl zu erhalten. Denn die Ausmessung der
photograi>hischen Bilder lässt Unterschiede der Schwingungs-
74 Sitzung der mathrphys, Classe vom 5. März 1892.
diese Widerstände wenigstens fiir konstanten Strom auszu-
gleichen. Das wurde so erreicht, dass in der Eupferleitung
ein dünner Nickelindraht, in die Eisenleitnng ein gleicher
Eupferdraht eingeschaltet wurde. Diese dünnen Drahte waren
so gewickelt, dass ihre Seihstinduktionscoefficienten möglichst
klein wurden, und ihre Längen wurden so genommen, dass
die Widerstände ausgeglichen waren. Es ergab sich dann :
T= 0,000002 1 5 ; 0,0000079 1 ; 0,0000 1 90 ; 0,0000380"
^1= 1,19 1,22 1,18 1,40
Lc (Mittel anal 2 PUtt«n ans 23 Platten ans 18 Platten aus 12 Platten.)
Eine Aenderung des Verhältnisses des Coefficient L ist also
nicht eingetreten. Die Zahl 1,22 scheint die oben erwähnte
Verrauthung zu bestätigen, dass die Zahl 1,30 in 1) zu
gross ist.
3) Die Stromschwingnngen bei diesen Batterieentlad-
ungen finden mit abnehmender Amplitude statt, bestimmt
durch die Selbstinduktion und Widerstand der Leitungsbahn
(bei gleicher Capacität der Batterieeu). Bei den hier ange-
stellten Versuchen zeigten die beiden Leitungsbahnen gänz-
lich verschiedene Dänipfungsverhiiltnisse. Benutzt man stets
die gleiche Plattensorte, so werden die Schwingungen nicht
mehr photographisch wirken, sobald ihre Amph'tude unter
einen gewissen Werth gesunken ist. Die Anzahl der photo-
graphirten Schwingungen auf der IMatte giebt einen Maass-
stab für die Dämpfung derselben. Es ergeben sich bei
T = 0,00000215: O.OOOUOTIH ; 0,0000190: 0,0000380"
Halbe Schwingungen
»^ei''«Ur.ner^r: ^<j 2« -- 21
. Fe I »'»'■'»t» ^«' 1 1 8 5 ö
* ) Stromkreises
»>«'^'«lc{r.i.e'o"«?fiir. l--i 17 13 20
' -^'1 lÄreV.:. 11 7 5 5
(Diese Zahlen sind Mittelwerthe der schon oben ange-
gebenen Plattenzahl; bei den verschiedenen Platten zeigten
diese Zahlen nur sehr geringe Differenzen.)
A. FizJcflc iz. » Kizz*rjszrji:z. B- Fonkec in der Eiäea-
¥l2. IL
T
.'.*i
A. F:u:k'Hi iz i-tr KzTZ-zTJ'KTr.T.z- B. Firi«*c in der Eisen-
Ffs. IIL
A. Fii-ke:: ic ier K::p:erlr::-ir^. B. F-^nken in der Eiäen-
•^1.
lo
78 Sitzung der math-phys, Classe vom 5. März 1892.
lieh an die Betrachtungen anreihen, mit denen Listing seine
, Vorstudien zur Topologie*' abschliesst.
3. Verkettet mit einander sind Ringe dann, wenn die
Weite, bis zu welcher sie von einander entfernt werden
können, von ihren Dimensionen abhängt. Wenn eine Anzahl
Ringe eine Kette bilden, so kann keiner vom andern über
jede Weite hinaus entfernt werden, ohne dass mindestens
einer von allen Ringen über jede Länge hinaus gedehnt würde,
und es müssen, wenn man die Dimensionen der Ringe hin-
länglich verkleinert , sämmtliche Hinge auf einen beliebig
kleinen Raum zusammengezwungen werden.
4. Bildet ein Theil der Ringe einer Kette J5C, allein für
sich betrachtet, ebenfalls eine Kette i% so heisse k eine Unter-
kette von K.
5. Nachdem der Begriff von verketteten Ringen darge-
stellt ist, lässt sich der von verketteten Ringketten leicht
daraus ableiten.
0. Im Gegensatz zu Gebilden, die mit einander verkettet
sind, sprechen wir von un verketteten oder „von einander
freien* Gebilden.
7. Unter der Beschreibung des Verkettungszustandes von
n Hingen verstehe ich die genaue Angabe der Ketten, welche
durch die Ringe gebildet werden, und der siunmtlielien in
ihnen enthaltenen Unterketten. Diese Beschreibung wird
durch ein jetzt zu bildendes Schema gelei^tet.
8. Man setze in e'uw erste Zeile die Namen <ler Hinge
nebeneinander, etwa
Dann bilde man die sämmtlichen Combinationen dieser Buch-
st4iben zu zweien und untersuche, welche dadurch darge-
stellten KMng]>aare, für sieh allein betrachtet, mit einand^M'
verkettet sind, welche nicht. Die B»*zei(hnnngen der ver-
80 Sitzung der mcUh.-jphys, Classe vom 5. März 1892.
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S2 SitcuH^ *Ur mnth-phffif. (7*wj^ n>m .5. März 1S03.
in das zweite Drittel: Die Glieder, welche Unierketten
enthaltener ausserdem aber noch eine Gruppe G Ton
Bochstaben. welche zusammen keine Unterkette bilden:
in das dritte Drittel : Die t-fliaier, welche gar keine Untere
ketten enthalten.
17. Die ersten Drittel der sanuntlichen rechten Zeilen-
hälften seien ab erstes Drittel der rechten Schemahalfte be-
zeichnet, and entsprechend seien die Benennangen zweites
und drittes Drittel zu ver>tehtfn.
IS. Die Zeilendrittel halte man durch kleinere Vertikal-
striche auseinander, oder man bilde, wie in dem Beispiel ge-
schehen, «gleich drei durchgehende Kolumnen von der 3. Zeile
an. Sollten *rewi?se Drittel i^r keine Glieder enthalten, so
winl es d^ch gut sein, trotzdem die Trenn ungss^triche y.u
setzen. M In dem Beispit^l 11 enthält nur Zeile 5) Ketten in
allen drei Dritteln der rechten Hälfte, Zeile 3) nur zweites
und drittes Drittel. Zeile 4) nur ein drittes Drittel, Zeile tJ)
nur die zwei ersten [)rittel. Für die Ketten der ers^teD zwei
Dritt**l ist durch die untertreschrielvenen Summen an^xetleutet.
aus welchen L nterketten und Buch^tabengnippen G sie zu-
-;lmulell:X^*set/.t sind.
n. Bildung von Ketten, deren Schema ein
gegebenes ist.
!!♦. Man wurde ^ich den Gegenstand dieses Anfsatze>
zu einfach v«»r>tellen und den Zweck der Aufstellung eines
>«» iilliTenieinen Scheniu's nicht ein.>ehen, so huiue man nur
an die gewohnlich 5.ich darbietende Art der Verkettung denkeu
widlte. l)ie ^ewöhnlioli^ten Ketten haben ein Schema,
dem ab|Lr»*-ehen von Zeile -) die rechte Hälfte ganz
fehlt, lii^er Bt'griff der Verkettung ist ai>er ein
viel Weiterer, und es kann da- Zusiimmen häniren
li Aflinlith»*- Lfilt tQr Jii» Trenuuni^v-itri* he iler [Irilft**!».
84 SUzu9^ der meUhrphys. ClcLsse vom 5. März 1892.
Aufschneiden des einen von beiden wieder von einander frei
machen kann.
23. AuffiLlliger ist schon die Möglichkeit, 3 Ringe so
ineinander zu verflechten, dass kein Paar derselben verkettet
ist, sondern alle drei Ringe frei werden, sobald ein beliebiger
aufgeschnitten wird.
Tait gibt ein Beispiel für diese Möglichkeit, welches wir
in Fig. 2 reproduciren.^)
24. Wir sind nun weiter gegangen und haben in Fig. 4
und Fi^. 5 Taf. II Ketten von 4, resp. 5 Ringen gebildet,
welche ganz entsprechende Eigenschaften zeigen, d. h. sofort
vollständig zerfallen, sobald irgend einer der Ringe aofge-
schnitten wird.
Ja, es lässt sich allgemein folgender, auf den ersten
Blick sehr unwahrscheinliche Satz behaupten:
25. Es lassen sich beliebig viele Ringe R so zn
einer Kette K verbinden, dass in K gar keine Unter-
kotttMi vorhanden sind. Zerschneidet man einen ein-
y.ii^en ganz beliebigen der Ringe li^ so werden so-
fort sänimtliehe R frei von einander.
20. Nachdruck i>t darauf zu legen, dass das Zerfallen
]M*i der Zersclinciduiig eines ganz beliebigen der Ringe ein-
tritt, denn Beispiele für Ketten aus n Ringen, die bei Zer-
schneidung eines bestimmten Ringes in ihre Elemente zer-
fallen, liegen auf der Hiind : Man denke sich nur beliebig
viele Hinge auf einen andern aufgereiht, wodurch eine Kettt*
entsteht, deren rechte Schemahälfte die Form
1) -*1. />, (.' N
2) -4 />', AC , , , . AN
liat, nml welche beim Zer-chneiden des Ringe-* -.4, aWr keint»^
andern in ihre Kleinente /.erfüllt.
li »Su-hf t'itat l»*?i 2.
86 Sitzung der math.-phys, Glosse vom 5, März 1802,
dass er auf der nemlichen Seite von A^ bleibt. In Fig. 8
fand zwischen zwei üeberkreuzungen a;^^, , und x^^.^ ein
Umfangen, Unterqueren von A^ durch A^ statt; an dessen
Stelle tritt jetzt sozusagen ein , Reiten* von A^ auf A^
zwischen zwei Paaren von Üeberkreuzungen ^4,,! ,, ^4^4.2
und ^54^131 ^4^4.41 indem A^ auf jeder Seite von A^ eine
Schleife herabhängen lässt. In Fig. 9 befindet sich femer
allgemein bei ^gn-i ^"^ ^2« -^1 ^"f ^^^ nemlichen Seite von
A^ wie in Fig. 8 bei x^,
32. Nun zu Aq\ Mit diesem Ring bildet A^ geradeso-
viel Üeberkreuzungen wie mit A^ und wir nennen die üeber-
kreuzungen gleicher Ordnungszahl auf Ar^ und A^ entspre-
chende. Die Üeberkreuzungen entstehen, indem A^ jede der
von A^ herabhängenden Schleifen einmal durchbohrt. A^
befindet sich daher, gerade im Gegensatz zu dem Verhalten
entsprechender Üeberkreuzungen auf A^^ auf verschiedenen
Seiten von A^^ wenn man eine Ueberkreuzung ungerader
Ordnungszahl und die rechts folgende ins Auge fiisst.
Ferner :
1^3. Bezeichnet num das Vornhiut'en von A^ bei einer
l'eberkreuzung mit r, das Hintenlaufen mit Ä, so entspricht
jt'der Reihe von Üeberkreuzungen eine Reilie von Buchstaben
r, Ä, und es gilt die Regel: Einer Buchstabenfolge vv hh
resp. hh vv auf ^^ niuss eine symmetrische Buchstabenfolge
auf A^ ents})rechen, also entweder vhhv oder hvvh.
Schliesslich :
31. Syrnmetrieen von Buehsta])en folgen auf A^ niü>sen
in den entsprechenden Buchstaben foltren von A^ erhalten
I)leiben.
35. Durch «lie unter 30-34 gegei)enen Regeln sind nun
auf Aq die leberkreuzungen vollständig bestinnnt bis auf
eine beliebige, die zu Anfang willkürlich gewählt werden
88 Sitzung der math.-phys, Glosse vom 5. März 1892,
Selbstverständlich ist das Zerfallen, wenn der zerschnit-
tene Ring gerade A^ ist.
Zerschneidet und entfernt man den äussersten Ring, so
kann -4,, weil es auf den übrigen Ringen nur „reitet*, ein-
fach von ihnen abgehoben werden, wie ein Reiter vom Ross.
Zerschneidet und entfernt (= „löscht") man den zweiten
Ring von aussen, so kann man alle Schleifen, mit denen A^
auf diesem Ringe „ritt", nach unten fallen lassen, wofQr die
von der Mitte dieser Schleifen ausgehenden Symmetrieen von
Wichtigkeit sind, und findet dann den äussersten Ring nir-
gends mehr unterquert. Daher steht dem Abheben des
Ringes -4^, der auf den Ringen innerhalb des zerschnittenen
nur reitet, nichts im Wege.
L()scht man den dritten Ring von aussen, so werden die
auf diesem reitenden Schleifen frei, und lassen sich, wieder
in Folge der Symmetrieen, die in den zwei äusseren Ringen
von ihren Mitten ausgehen, durch einfaches Abwickeln resp.
Durchschieben ganz aus denselben herausflechten. Auf den
weiter innen liegenden Ringen findet wieder nur ein Reiten
statt und dem Ablieben von A^ steht nichts im Wege.
'^9. Ueberhaupt: Löscht man einen bi'liebigen der con-
centrischen Rinj^ti, so besteht die sichtbarliche Freimachung
dos Ringes A^ von den übrigen nach Richtung der äussern
in einrni Abwickeln und Durchschieben der Schleifen, welche
auf dem zerschnittenen Hinge geritten waren, nach Richtung
der innern Ringe in einem Abheben. Die erste Operation
ist stets wesentlich bedingt durch die von der Mitte jener
Schleifen ausg(»hendcMi Symmetrieen d(»r Ueberkreuzungsbuch-
staben, welche die reberkreuzungen stots paarweise aufzu-
he})en gestatten.
Dass nach Ausflechtung von A^ die übrigen Ringe alle
frei sind, ist von selbst klar.
40. Wir werden nun keine Schwierigkeit haben, auch
die Möglichkeit des folgenden einzusehen :
90 Sitzung der matK-phys. Glosse vom 5. März 1892.
oben 41) und somit für die anfangs vorhandenen Verket-
tungen, die sich nur auf einen Theil der Ringe beziehen,
völlig belanglos ist.
43. Das geschilderte Verfahren reicht vollkommen aus,
um bei beliebig gegebenem Schema eine dem entsprechende
Kette zu bilden. Man bilde der Reihe nach die in der
rechten Schemahälfte vorkommenden Unterketten, die der
linken Hälfte entstehen dann von selbst. Die Möglichkeit,
dass Ringe oder Unterketten zu einer Kette zusammentreten,
nachdem sie schon zur Bildung aifdrer Ketten verwendet
und in denselben befangen sind, stört in keiner Weise. Es
macht also gar nichts, diiss z. B. nach zwei Ketten ah cd
und efgh eine Kette acfg im Schema auftreten kann. Nur
ein Paar Worte sind oben in 42 zu verändern, um die dor-
tigen Schlussfolgerungen auch auf diesen Fall anzuwenden.
Andre Methoden, um speciell Ketten ohne Unter-
ketten zu bilden.
44. Da s])eciell die Ketten ohne Unterketten, welche
unter 25. erwähnt sind, einiges Interesse erwecken dürften,
so sollen noch zwei andre Methoden angegeben werden, um
solche Ketten zu bilden.
45. Man denke sich auf eine Kbene einen kreisförmigen
Ring li gelegt, darüber einen ebensolchen King A^ so da-s
die beiden Kreisflächen sieh zum grüssten Theile überdecken,
und A etwas mehr nach links liegt. Dann schlage man —
die Ebene wird weggedacht -- den Tlieil des Kinges A^ der
innerhalb des Unifjinge> von li liegt, nach unten und links,
den Theil vun 7/, der innerhalb A liegt, nach oben und
rechte, so werden A und B nach dem Mu.Nter von Fig. 11
zusammengesetzt sein. Operation wie l\esultat wollen wir
mit dem Symbol [A li^ bezeichnen, l^-ß] bildet keine
Kette, sondern die beiden Hinge sind frei von einander.
92 Sitzung der math.-phys, Glosse vom 5. März 1892.
der einerseits durch die Stränge von Sj, andrerseits durch
die von 8^ begrenzt wird.
51. Keiner der behandelten Systemringe bildet eine
Kette ; sie bestehen aus lauter freien, nur in eigenthümlicher
Weise zusammengelegten Ringen.
Sobald jedoch durch die Hauptöffnung eines solchen
Systemringes S ein Ring oder andrer Systemring T geführt
wird in der Weise, dass eine Verkettung stattfinden würde,
sobald an Stelle von S und T einfache Ringe träten —
am einfachsten also nach Muster von Fig. 3 — , so sind auf
einmal sämmtliche Ringe mit einander verkettet und zwar
liegt dann eine Kette ohne Unterkette vor. Der Schlussring
versperrt sämratlichen Ringen die Wege, auf denen sie aus
den andern hervorgezogen und von ihnen frei gemacht werden
könnten. Man überzeuge sich durch Experimente und er-
innere sich an 21.
52. Dass ein vollständiges Zerfallen eintritt, sobald ein
Ring iZ, in einem der Systemringe, sagen wir in Äj, zer-
schnitten wird, läisst sich folgend erniaassen klar machen :
Innerhalb S ist ü, jedenfalls mit einem andern Ring
oder Systemring iJj nach Muster von Fig. 1 1 zusammenge-
legt, später eventuell noch gefaltet worden. Führen wir den
Schnitt an R^ in der Nähe von ;>,^) so lässt sich dort der
Systemring auseinanderzerren, ganz gleichgültig, welche Ver-
bindungen er noch mit andern Ringen eingegangen ist, und
verhält sich in Folge dessen in Bezug auf seinen Haupt-
durchgiing r nicht mehr wie ein Ring, sondern wie ein zwei-
endiger Faden. [7^^ 7/j] war wieder mit einem andern Ring
oder Systemring iZj zu einem System ring zusammengelegt
worden, der sieh nach der mit [R^li^\ vorgegangenen Ver-
änderung selbst wie ein zweiendiger Faden verhält; etc. etc.
1) Nur der bequemeren Vorstellung wej^en; die Stelle, wo der
Schnitt geführt wird, ist gleichgültig.
94 Sitzung der math.-phys. Clause vom 5. März 1892,
aus, und um sie zu untersuchen, müssten wir über den
Rahmen dieses Aufsatzes hinausgehen. Wir schreiten daher
zu einer andern charakteristischen Zahl fort.
57. Vorausschickend bemerken wir, dass unter einem
Querschnitt ein Schnitt verstanden werden soll, der einem
Faden seine ringförmige Natur nimmt, und ihn in einen
solchen mit zwei Enden verwandelt.
58. Man kann sich nun fragen: Welches ist die ge-
ringste Anzahl von Querschnitten, welche man an
den gedachten Ringen ausführen muss, um dieselben
sämmtlich von einander frei zu machen?
59. Und andrerseits: Welches ist die grösste An-
zahl von Querschnitten, die man zur Zerfällung der
Ketten in ihre Bestandtheile ausführen kann unter
der Bedingung, dass nie ein bereits frei gewordener
Ring zerschnitten wird?
GO. Wir nennen die erste Zahl kurz die Minimalzer-
schneidungszahl, die zweite Hie Maximal/erschneiduug>zahl
unseres niugsystenis.
Ableitun<( der Zerschneid u n^szahlen für eine
specielle Art von Ketten.
()1. Wir behand(»hi zuuäclist rlie Zerschneidun<^sz;ihlen
solcher Ketten, in deren Schema die linke Ifillfte vollstän-
dig fehlt.
Ein solches Schema entliillt kein ein/i«j;es (flit»d, dessen
Vorhandens^'in uus (iliedern, die in voihergt'licuden Zeilen
angeschrieben sind, noihwendig folgen würde, wie etwa au.>
zwei Gliedern A B und B C der zweiten Zeile noth wendig'
ein Glied ABC für die dritte Zeile sich ergibt.
<)2. Wenn zwei in einem solchen Stthema vnrk(>mni«Mide
(Ketten resp.) Futerketten liinge geuieiusam hal)en, so nius'j
eine derselben sämmtliche Uinge iler andern enthalten, mit
96 Sitzung der mathrphys, Classe vom 5. März 1892.
vollständig frei sind. Die Minimalzerschneidungszabl ist also
hier gleich der Anzahl der Glieder des dritten Drittels:
G6. Um eine deutlichere Einsicht von der Richtigkeit
dieses Satzes zu bekommen, könnte man den Einflues der
successiven Schnitte auf den Verkettungszustand des Ring-
systems verfolgen, was wir aber hier der Kürze halber über-
gehen.
Maximalzerschneidungszahl M.
67. Bei Ableitung der Maximalzerschneidungszahl wird
ein Umstand wichtig, der bei Ableitung der Minimalzer-
schneidungszabl belanglos war: Die Reihenfolge der Schnitte.
68. Sind M Ringe gefunden, bei deren Zerschneidung
in bestimmter Reihenfolge das Ringsystem erst mit dem
M-ten Schnitte in seine Elemente zerfällt, so gibt es sicher
andre Reihenfolgen, bei deren Einhalten dieses Zerfallen vor
dem Jf-ten Schnitte eintritt.
09. Jedenfalls lilsst sich aus den M Ringen ein System
von rfg Hingen herausheben, das mit jeder im dritten Drittel
stehenden Kette nur je einen King gemein hat. d^ ist dann
die Minimalzerschneidungszalil (.i, s. den Schluss des vorigen
Abschnittes, und das ganze System zerfällt schon nach dem
f<-ten Schnitte , wenn niiin gerade die herausgehobenen /i
Ringe zuerst aufschneidet.
70. Die M — /< übrigen Ringe können offenbar nicht in
Ketten des dritten Drittels vorkommen, da sonst mindestens
in einer derselben zwei Ringe aufgeschnitten würden. Dies
hiesse aber , einen bereits ganz freigewordenen King auf-
schneiden (s. 63. I))), was ausgeschlossen sein soll (s. 59).
Es müssen dalier |{inge sein , deren erstes Auftreten im
zweiten Drittel erfolgt, als zu (iruppen G gehörig (s. 1(»).
Schnei<let man einen solchen liing auf, so zerfällt die Ik^
98 Sitzung der mathrphys, Classe vom 5. März 1892,
Umwege vermeiden lassen, und scheint im Uebrigen anf das
Durchprobiren der verschiedenen Möglichkeiten angewiesen.
75. Zunächst ist für die Aufsuchung von fi wichtig, dass
das ganze System dann und erst dann in seine Bestandtheile
zerlegt ist, wenn die Glieder des letzten Drittels zweiter Hälfte
im Schema in die ihren zerfällt sind. Es handelt sich also
darum, diese Glieder durch möglichst wenig Schnitte voll-
ständig zu zerföllen.
76. Geht man die Glieder des letzten Drittels durch
und sucht eine Anzahl solcher heraus, welche aus lauter ver-
schiedenen Buchstaben bestehen, es seien die Glieder r^y F^
. . . r'y, so ist V eine untere Grenze für ju. Es müssen min-
destens V Ringe A^^ A^^ A^ , . , Ay zerschnitten werden,
welche resp. den Gliedern r„ r„ T, . . . F, angehören.
Dadurch wird die Auswahl der zu zerschneidenden Ringe
unter Umständen wesentlich beschränkt.
77. Für M ist Folgendes zu bemerken ;
Jedes Glied des zweiten Drittels rechter Hälfte ist zu-
saniniengesetzt aus Gliedern vorhergehender Zeilen und ausser-
dem ans Ringen (?, die zusammen kein vorhergehendes Glied
bilden, obwohl sie in solchen vorhergehenden Gliedern vor-
kommen können. Zunächst kennzeichne man in jedem Gliede
die Ringe G ; weiterhin unter diesen wieder die, welche in
keinem Glied des letzten Drittels vorkommen: sie mögen G'
heissen. Durch Zerschneiden eines G' wird ein Glied zweiten
Drittels rechter Hälfte in Unterketten vorhergehender Zeilen
und die Ringe G zerlegt. Man beginne nun (vgl. 71) da-
mit, in jedem Gliede der letzten Zeile, die ein zweites Drittel
enthalt, einen Ring G* aufzuschneiden und schreite dann zu
vorhergehenden Zeilen weiter.
78. Es ist aber jetzt möglich, dass die Auswahl des (?'
im einzelnen (iliede nicht mehr gleichgültig ist, wie bei den
speciellen Schemata <)1, weil sehr W(>lil einzelne Ring«» in
102 Sitzufig der math.-phys, Glosse vom 5. März 1802.
einzelnen Hingulären Stellen diseutirt und zv^ar je für die
verschiedenen Blätter, in welchen sich das Curveusystem über
der (a?^)-Ebene ausbreitet.
Im Folgenden ist ein anderer Weg eingeschlagen, um
über den Gesamnit verlauf der Integral-Curven einer Diffe-
rentialgleichung erster Ordnung Aufschluss zu erhalten:
Man betrachte durch Einführung eines Parameters
die einzelne Differentialgleichung als Glied einer
Heihe von continuirlich in einander übergehenden
Differentialgleichungen und studire die Aende-
rungen, welche die Integralcurven durch eine solche
stetige Abänderung der Differentialgleichung er-
leiden.
£s bleibt dann bei dieser continuirlichen Ab-
änderung der Gesammtcharacte'r des Curvensystems
im Allgemeinen erhalten und ändert sich nur an
gewissen Sprungstellen durch Entstehen, Umfor-
mung und Verschwinden von singulären Punkten.
Dabei bezieht sich der schon in Abli. I. gebrauchte Aus-
druck ,Gesannntcharacter" wie dort auch hier wieder auf
die Art und Verteilung der singulären Stellen, auf die im
Sinne der Analysis situs genommene Anordnung der ver-
schiedenen Blätter und des darin näherungsweise darzustel-
lenden Verlaufes der einzelnen Curvenzweige. P]igenscha{len
von Integralcurven dagegen, wie die, sich zu schliessen, oder
noch specieller, algebraisch zu sein, fallen hier ausser Be-
trjicht, denn sie werden im Allgemeinen bei einer infinitesi-
malen Aenderung der Differentialgleichung verloren gehen.
So versucht die vorliegende Abhandlung eine
Darstellung derjenigen Eigenschaften des Integral-
curvensystems einer Differentialgleichung erster
Ordnung, welche bei im Sinne der Analysis situs
nicht wesentlichen Umformungen der Differential-
gleichung erhalten bleiben durch die Darlegung
104 Sitzunff der math.'likys. Clasae vom 5. März 189:i.
ist das ihr entsprechende System der Integralcurven ein-
fach überdeckend, ausgebreitet.
Die wichtigsten Umformungen dieses Curvensystems eK-
t^prechen denjenigen rmänderungen der Flächen des Sjstenos,
hei welchen die characteris tische Zahl (Zusammenhangs-
zahl) der Fläche sich ändert. Ihnen entsprechen Aendeningen
in der Anzahl der singulären Punkte des Curvensystems, den
Relationen zufolge, welche diese Anzahlen mit der characte-
ristischen Zahl verknüpfen.^) Alle übrigen Aendeningen, die
bei der continuirlichen Umformung im Verlaufe des Curren-
systenis auftreten, sind — auch wenn dabei singulare Stellen
auftreten oder yerschwinden oder sich umformen — so be-
schaffen, dass sie jene charaeteristischen Relationen nicht
ändern.
Nehmen wir nun einmal au, für irgend eine Differen-
tialgleichung des Systems sei der Verlauf der Integralcurren
bekannt, so lässt sich die successive Aenderung der Integral-
curven mit änderndem k von hier aus anschaulich verfolgen;
spf*ciell für die soeben gemachten Annainnen ul)er die End-
lichkeit der Fläche F{x,y,y') = i) wird es einen Parameter-
wert ka geben, für welchen die Fläche 2^(x, y, y') — A'« = o
lediglich aus isolirten Punkten besteht, um von hier aus sich
im Haunie der x, //, y' continuirlich auszubreiten ; dann
werden wir von da ab mit der Entstehung des Integral-
<:urvensystems selbst die Discussion der gestaltlichen Verhält-
rtich um die I^dinj^iin^en für das Kintreten von Unbe^timmtbeits-
punkton im Allgemeinen handeln -«oll.
Irh nehme <iele^enheit, hier weiter ein Versehen r.u berichtigen,
welches in Formel (35.) auf pag. 54 untergelaulen ist. l>ie letzte der
ilort j^egebenen drei Gleichungen ist, wie unmittelbar ersichtlich, zu
er>ctzen <lurch
0.
1) Abh. I pag. 47, 4^^: Toincan-, Liouville's Journal Serie III Bd. •*,
.^erie IV Bd. 1.
10(5 Sitzung der matK-phys, Claaae vom 5. März 1892.
(2.)
(y — Ißo) — y'o {« — «o) = •? ; »o dann
K» kommt dann die folgende Entwickelung :
(F;+ y'o F,) ? + F, .? + F, »/' +
+ (^ u + y'o ^« ) ^/' + ^« »/ '/ + i F„ ry'* + . . .
eine DifFerentialgleichung, die das gemeinsame Wertesysteni
1=0, /y = 0, r/ = 0
als Lösung besitzt.
Wir fügen zur Uebersieht des Folgenden das Diagramm
bei, in welchem in der bekannten Weise die einzelnen Glieder
in Bezug auf ihre Grössenordnung in | und tj* (wobei |y
äquivalent mit i/' 5) eingetragen sind.
Fi|
?. 1.
r'
P'
T^
/»•'
/f?'
^V^
7'*
7?'
r
A'
/'
T
7
/7'
/7
^* 1
II
)'
108
SUzutig der math.'phys. Glosse vum 5. März 1892.
I. Abschnitt.
Die wesentlich singulären Stellen der DifTerentialgleicbungen
§3.
Uebersicht.
Die Stelle x^^^y^^ y'^ ist wesentlich siugulär, wenn gleich-
zeitig die drei Gleichungen statthaben
(4.) ^•-Äf, = 0. J^, -i- //'„ F, = 0, F, = 0.
Das Verhalten des Systems der Integralcurven in der
Umgebung einer solchen Stelle ist (Abh. I) näheningsweise
gegeben durch die Differentialgleichung:
(5.) U = F, ,, + 4 (F; , + 2 y\ F„ + yV^..) 5» +
welche dem aus Fig. 1 abgeleiteten Diagramm (Fig. 2.)
iMiUjiricht.
Wir bezeichnen wie in (Abh. 1)
die drei Kategorien der wesentlich
singulären Punkte als :
Kato^'. I. Punkte Po (Taf. 1, Fig.I d. Al.li.M
. II. . Pj iTafel 11, FiR. \U
, III. , 7^00 (Tafel III, Fig. III.)
Dann sind für die Interscheidung
_ dieser »> Kategorien die Vor/eichen der
f^ folgenden l>eiden Ausdrücke massgebend
Hi.)
.1/-:
nii<i
n.
v
> M /•■./'
110 Süjumg der w^aA.-fky». Cla$»e tarn 5. Min 1»S.
A) M = 0 (§4.»
B) .V =0 ,§ 5.»
C) F, =o./; = o ii C-s.)
D) /;, = ǥ Ǥ 9,.
bestehen.
Bedienen wir uns der schon in der Einleitung: em ahnten
Deutung der Tariabeln x. y. ff* %k rechtwinkliger Coordi-
naten des Raumes, so können wir folgendes ^peometmehe
Bild Wi unäeren Betnchtungen einfuhren:
Das System der einfach nnendlich rielen Flächen
Fix, t'.|r» — i' = Ö
wird i;e!^^hninen einmal too der Fläche
welche auf den einielnen Fliehen F — fr = 0 diejenigen
Ourven au^^schneidet« für welche die Integmlcurren in der
IVyection auf die «xr^Ebece Wendepankte besitzen.*)
Weiter Ä:hrr:ir: üe Flictr
»ho Ki:u hör. vit>^ >\^:«:v.> F— l = • r :n drü l mri>slinieu Ut
\\\ \\\\\\X\\\\ii »irr t -Ay: : .i:?>c i^z'.rz, iuf d:e xy-Ebene pn>-
\w\\\. x'n»5 a'.s\^ .v.r«Vr:;r .:?: S::::rr icr Iciegralcurven.
t ■ ^ i
»lu>M -i'Mv v\ ' V, ^" ■ V V ;. .: : .;: ;« :• u'.iii jrve S\ welche
'\\\\ ^^^\\ V\\y\-^'\\ ? ' =^ ,: '- : *» t - f i. w ] c h ^inguIäreIl
r n n K I «' ^;vx, >• /' .-. .
\r.t ,u. »M K , . ^ > > "- V *. Tj.iil nie Punkte aus-
1)^ 'iul»»\,» \\a XX. , ,• V .k: y = •• :>t : weiter die-
r \l.»« \. X , ,*/ .V .>.- ?> s .uuous singulieres ti»^
,.,•• «i>. «« •^»•x X s*» ■, »' •-■^ •*■ -rr 'r * r re.* Bulletin d**-
112 Sitzung der math.-phys, Classe wm 5. März 1892.
und
Jtf<0, JV<0
3f>0, j\r<o
ist. Wio Fi^. 1^ seheniatisch darstellt, vereinigen sich ako,
woni) wir das Flächensystem in der einen Richtung durch-
laufon. y.woi singulare Punkte, und zwar je ein Punkt II
und oin Punkt 111 mit einander, die dann verschwinden:
FiC *
* . V .
•.X
NX
^ Jt.
*.'-... "* T L
\. '«•
;- :.Ai hi»-n:
: :-.r V,.r-
• ^ - *
» '^ ».
11 4 Sitzung der math.-phya. Glosse vom 5. März 1892,
Die gestaltliche Umformung der singulären Stelle lasst
sich an Hand der Figg. UI und I (beziehungsweise III' und
V) der Abh. I. leicht verfolgen, wenn wir beachten, dass
die beiden in der ersten Näherung ausgezeichneten Curven-
zweige der Integralcurven, welche den Punkt HI durchsetzen,
im Grenzfalle zusammenrücken, um dann imaginär zu werden.
C) Die Enotenpunkte des Flächensystems F — Ar = 0.
Geometrische Discussion.
Die Raumcurve 8
durchsetzt die durch die Bedingungen
C) 1^1 = 0, F, = 0, F, = 0
gegebenen Knotenpunkte des Flächensystems jF — J = 0.
Für den Character dieser Stellen ist vor Allem die Lage
des Tangentialkegels im Knotenpunkt gegen ül>er der Hauiii-
curve S und in Bezug auf die Projeetion auf die x y-Ebene
zu bestimmen, und zwar sind vier wesentlich verschiedene
Fülle zu unterscheiden:
Der Tangentialkegel ist imaginär.
a) Ein elliptisch gekrümmter Flächenteil zieht
sich auf einen isolirten Knotenpunkt zusammen,
wenden denselben auch in der Folge bei den in § 9 besprochenen
Singularitäten. Da« gleiche Princip, die Verhältnisse in einer ein-
deutigen Darstellung zu überHehen, liegt selbstverständlich aach den
von Briot und Houcjuet eingeführten allgemeinen Tränte form atiooen
zu Grunde und kommt weiter in der auch von Poincar^ verwen-
deten HetrachtungKweise des Integralcurven^ystems auf der Fläche
F — 0 zur deltung.
118 SiiZHmf der miitk.-ph^. Clause ivm 5. März 169^
der Ausdruck M:
(13.) JB= _ _ —
wirdf so ergiebt sich aus den obenbezeichneten SabstitotioDeD
der dxidyidy' in die linke Seite der K^elgleichung :
M.\F,, »),|
Gleiche Vorzeichen:
_ « imaginärer KegeL
-^sj» I Verschiedene Vorzeichen:
M. F^^. j reeller Kegel.
2. Für die Projection des Kegels auf die i^x^)-Ebene
ergiebt sich sofort:
Der Umriss des Kegeb in der ProjectioosrichtiiDg der
y-Axe ist imaginär oder reell, je nachdem
_ > 0 imaginärer Umriss.
(15.) ^SS-l-f'«*' ^A 11 T- •
** < 0 reeller l mnss.
3. Die Lage der Raumeurre S gegen den Kegel lä.^t
sich direct aus dem Vorzeichen des Productes der Determi-
nante F^k in die Determinante bestimmen, welche ent>teht,
wenn wir l',* mit den beiden Zeilen der Matrix (10.) (für
die Fort-fchreitungsrichtung der Raumciirve) rändern. Die
l<.»tzt*Te Determinante reduciert sich auf 37. Fn und ^o
f<>l^t direct das Vorzeichen von J/ als characteristisch für
jene gegen.seitige Lage, so zwar, dass für
1) Wo zur Abkurzun;^ die l>etorminanto de-» Ke.;^eld
^11 ^12 ^13
-^31 -^33 ^33
t^esetzt i.-^t.
120 SäziAiuf der mtxth^'pk^. Cloise com 5. Man 1892,
Die in 3. gegebene Unterscheidnng der Lage der Raum-
conre 5 gegen den Kegel darch das Vorzeichen Ton M
fixiert gleichzeitig die Kategorie der im Knotenpunkte za-
sammenrückenden SingnlaritiLten :
Im Falle a), in welchem der Kegel imaginär,
das den Knotenpunkt umgebende und Ton S durch-
setzte Gebiet «elliptisch* ist, und ebenso im Falle b)
in welchem die Raumcurre S den «elliptischen*
Raumteil des reellen Kegels durchsetzt, fallen, wenn
wir den Uebergang mit der elliptisch gekrQmmten
Flache beginnen, im Knotenpunkt zwei singulare
Stellen I. Art zusammen, um dann zu Terschwinden.
In den Fällen c) und d), in welchen S den «hy-
perbolischen* Raumteil des (reellen) Kegels durch-
setzt, entstehen, wenn wir wieder den Uebergang
mit der elliptisch gekrümmten Fläche beginnen,
im Knotenpunkt zwei zunächst Tereinigte singulare
Stellen IL Art, die sich dann auf der hyperbolisch
gekrümmten Fläche trennen.
Das Verhalten des Inteirral>vstenis für die Fläche mit
Knotenpunkt sei nun zunächst iicxh dadurch genauer prä-
cisirt, dass wir diejenigen Curveuzweijje, welche durch den
singiilären Punkt hindurohlaufen, direct nach der Methode
von Briot und Bouquet bestimmen. In erster Annäherung
lautet hier die Differentialgleichung:
(IS.) (F., + 2yo>"^.,-f-yVi;,)«-r2(f„+,/„F„)|,/ +
^»':" = o
und deren Intetrnil
(19.)
ert ergeben sich also zwei Paral)eln als Näherungscurren an
122 Sitzung der mathrphys. Clcutse txmt 5. März lHSf2.
— 2e]
und dann die Tangentialebene:
(^, , + y'«^,^) (* - «o)_+ (^„+y'o ^.,) (y - y.) T-
Für die Fläche mit KDoienpunkt hat daher die Conre da*
Wendepunkte einen Doppelpunkt, der sich beim Ceber-
gang von — £ nach -f- € in der bekannten Weise auflast
Der Doppelpunkt ist ; '^. , , - , - , je naehdem
l nichtisolirt,
(21.) (^,.+2y,F,.+y'.*F;.)'Fa' JJ
ist Kun beachte man, dasB im Falle
M>Q
F,, und (F,,4.2y,F;,-fy'»r„)
notwt'iiJiir gleichei- Vorzeichen be^itzen. die obige Unter-
Mheiduiiij also direct die Trennuriii der Fälle ! ,^ bej^ichnet:
l b)
so konnr.t hier :
Im Falle Ä » i>t der D.'}«T»elpunki der Wendepunktöcurve
steU i>olirt : im Falle \') exisrirer. s:^t> zwei reelle Zweige
der Wendepnr:kts. urve dunh ier. >:Lir:lären Punkt, die sich
dAir.i Ivim VelHTcrar.i: Ä:.f die Vije:ch:ingeii mit — £ bez.
r ' J^ls Fttr&met<T }e ::i :wfi bv;»cH»jlische Aeste auflösen.
In dt^n V\'illen i * ura d^ dacecen haben wir nach der
finc»n oder uiidern Forn^. der Wfr.dfin;nkiscurTe je zwei l'nter-
falle yu uiiU^rsiht'ider.. Nun r.:»rrsjrht man aber leicht
^\rnjl. dif v.fti hfoliTi^ndf Vi r7eif\;':.tal»elle), daas der eben
Um mi h 1 1^\ c A usd nn k
121 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 5, März 1892,
die nach den Torstehenden Entwickelungen für die Unter-
i^heidang der rier Fälle und der Richtung des UebergangB
in demiell^en dienen:
Tabelle
für die Art der Singularitäten in den Knotenpunkten
jPj = 0 F, = 0 F3 = 0.
M
*» ^'.»
1
a)
+
+
+
+
+
+
+
Verschwinden
Entstehen
von zwei
wesentlich
sinf^ilären
Punkten
I. Art
von zwei
wesentlich
singulären
Punkten
II. Art
(Taf. IV
Fig. a)
1')
+
+ ■
Verschwinden
Entstehen
(Taf. IV
Fi», b)
«■)
' Entstehen
Verschwinden
(Taf. V
Fig. c)
'D
+
Entstehen
Verschwinden
(Ta*. VI
Fiff. d)
8 0.
D) Die Bedingung F33 = 0.
Wie in § 2 erwähnt, besagt das gleichzeitige Besteben
der Ciieichungen
f(ir die Flächen
F— fc = 0,
dass der Umriss derselben in seiner rrojection auf die x tj-
Kbene eine Spitze besitzt. Die Ordinate y* schneidet die
Fläche F — 1 = 0 in drei aufeinanderfolgenden Punkten und
die in der Umgebung dieser Stellen liegenden reellen Wert-
I2ö Skj:wm^ liir mOth^-fkf^ CUmsx nm ^ Man 2692.
and
Bestimmt man nun niu'ii dem toq Briot und Boaqaet ge-
gebenen Verlukren mit HUfe die^^er Glek-hangen die durch
den <in^^:Til2ren Punkt Tertanfenden Currenzweige, so ergeben
sich znnäiehät ans <2:.>.) die zwei Zweige:
und aus rli^.^ der weitere:
i 24"* ) r = - - ^ V -"""'» i* • " •^_ T.«* _ a
Eci ist mn Tor Allem zu entscheiden, welche L^ure diese
Curven/weige zur Umriäfijcurve, and damit auf den drei im
-iniz'iliirvn Punkt: iusanirueuhin^jcetiden BlaCtern der Flache
F — r,, = ' rin.'iehri.vf .
l ui üh ir-1 y..i::rr i»-r yäc'!'.' F — '1*^ = =^ üe F::^. 7 :z
■ier c .» -E:}«:;!!'^ "1 :••:;[*•-' ina:!':'"* .>"_:•".'. .: : :r"*nnH!u i^n 'c^^ t^,
•i'.t* A M iM .riij i .: iv ^ • -E.:hi:».' :u •i:aLii».*!i. L'» r: ^^r-
<<:iit,'i:i: n 'rr>c»ri* A.::i.I.:t'r':riL: 1:«^ V:iir'>>-H:';rv«.» li-* Pani>r!.
*^:. ' Ff--- F — / f" -" =
128 Sitzung der mcUK-phys. Classe vom 5. Mars 1892.
in denen wir zur Kürze (durch Vorzeichenwahl in F)
JPjj -j-y'ßl^gj als positive Grösse voraussetzen wollen, liefert:
Haben (F,, + y\F,^) und 2F^ + Z(F,^+y'^F^^)
verschiedenes Vorzeichen, ist also 2i^g+3(F,34-y'o^is)
negativ, so folgt, dass auch F^-^- F^^-\'y\F^^ negativ ist
und damit
M= - (F„ + y\ F,,)(F, + ^, + y'o ^.») > 0.
Haben die obigen Ausdrücke gleiches (positives) Vorzeichen
und ist :
^ 2^+3(F;^+y'„F„)<F;,+y',J^„,
so ist (-Fg + i'jj +y'o-^'«s) negativ und damit wieder
ist dagegen
2F, + 3(F,,+y',F,,)>F,,i^y\E,,,
so ist (F, 4" F,3 + y*Q JP,,) positiv und daher
M<0.
Also ergiebt sich :
Ist der in die Spitze der Umrisscurve fallende
wesentlich singulare Punkt von der III***" Art, so ist
die Lage der Umrisscurve U zu den Zweigen der
Integralcurve durch die beiden Schemata:
Fig. fla. Fig. 9a.
W. Dyck: Differentialgleichungen 1. 0.
129
gegeben, denen auf die (5i;)-Ebene projicirt, die Bilder
Fig. 8 b. Fig. 9 b.
entsprechen, ist dagegen der wesentlich singulare
Punkt 11*®** Art, so ist diese Lage schematisch ge-
geben durch
Fig. lOa.
und das entsprechende Bild
Fig. lOb.
1802. Math.-pbys. Cl. 1.
9
130 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 5, März 1892.
Nun ißt es nicht schwer, den Verlauf des ganzen Curven-
systems in der Umgebung der singulären Stelle einzutragen,
wenn wir beachten, dass der Character der singulären Stelle
in der Projection auf die Ebene (§i?0 dem Typus III' bez.
ir der Abh. I. entspricht, wobei die eine der beiden aus-
gezeichneten Geraden, welche in dem dort dargestellten Falle
die singulare Stelle durchsetzen, durch die obige Parabel
(26*) zu ersetzen ist, die andere (in erster Näherung) durch
die Gerade (26»>).
II. Abschnitt.
Die ausserwesentiich singulären Stellen der DifTerential-
*gleichungen F(x, y, y') — fe = 0.
§ 10.
üebersicht.
Die Stelle x^^y^s/y^ einer Differentialgleichung F — <*„
= 0 ist ausserwesentiich singulär, wenn
(27.) /', =0, ^„=0;
dann ist das Verhalten des Integralsystems in der Umgebung
einer solchen Stelle (wie schon erwähnt) im Allgemeinen
durch die in § 3 und auf Tafel IV Fig. IV der Abh. I. ge-
gebenen Entwickelungen gekennzeichnet.
Neben dem soeben besprochenen Zusammenrücken einer
wesentlich und einer ausserwesentiich singulären Stelle hal>en
wir jetzt noch das Zusammenfallen zweier ausserwe-
sentiich singulären Stellen zu betrachten.
Deuten wir die Gleichungen
W, Dych: DifferenHaigleichungen 1,0, 131
im Räume {x^ y^ y*) wieder als die Gleichnngen einer Raum-
curve F, des Ortes der Spitzen der Umrisscurven, so wird
ein Zusammenfallen zweier solcher Spitzen eintreten ffir die
BerQhrungsstelien der Curve V mit einer der Flächen F — k
= 0. Dies liefert sofort die Bedingungsgleichung :
(28.)
F\ Ff 0 I
F,i F„ 0 =0.
I -^851 -^1«« -^888
Man hat also zwei wesentlich verschiedene Fälle
dieses Zusammenruckens zu unterscheiden, je nach-
dem zu den Bedingungsgleichungen:
-F, = 0, :f„ = o
noch hinzutritt:
E) Fis, = 0 (§ 11),
beziehungsweise
F F
I p p
p)
= 0 (§ 12).
§ 11.
E) Die Bedingung JP,,, = 0.
Dieser Fall gestaltet sich ganz analog dem schon in
Abh. I. § 3 behandelten allgemeinen :
Hier ergiebt sich sofort in erster Näherung die Diffe-
rentialgleichung :
(29.) (f\ + ,/•„ F, ) ? + ,V F„ „ ,/* = 0 ,
in welcher als nächste Näherungsglieder noch zutreten :
9*
132 SUtung der maikrj^8. Glosse vom 5, Mars 1892.
(30.) P, I? + (F„ + y'oF„) I,' + T*iF^«.., 9'*
Die durch den singniaren Punkt hindurchlaufende Cnire
igt in erster Näherung gegeben durch:
(31.) (^, +y'oJ;)l» + Ä^.„. {*>?)* -0.
Ffir die ümrisscurve Ü ergiebt sich (mit Berficksichti-
gung der Glieder ssweiter Näherung):
(32.)A(^u+y«^,.)*^-tV-F...,((J';+yo^,)^^.'?)'=0.
Eine gestaltliche Discussion der Umgebung der singn-
iaren Stelle zeigt nun einmal: Die Umrisscurve deformiert
sich bei ändernder Constanten k derart, dass zwei Spitzen
in der bekannten durch die Figuren IIa, b, c gekennzeich-
Fig. 11. b.
e.
neten Weise zusammenrücken, um dann imaginär zu werden.
Der Verfolg des Zusammenhangs der einzelnen Blätter der
Flächen F — k=^0 bei diesem Uebergang ergiebt dann einen
ähnlichen Uebergang der Curven des Integralsystems, bei
welchem drei Spitzen (die sich auf die drei Zweige der Um-
risscurve (Fig. 1 !■) verteilen) zusammenrücken , wobei nach
dem Durchgang durch die singulare Stelle die Integralcurven
a. Fig. 12. b. c.
131 Üitzung der mathrphys, Clctsae vom 5, März 1892.
maassgebend, welcher die Curve
(34.) {F, + y\ F\) I» + i F„, (I .?)» = 0
entspricht; die Art der Auflösung dieser Singularität aber
für die benachbarten Integralcurven wird eine andere, als
die dort für den allgemeinen ('all (in Fig. IV) gegebene.
Wir betrachten zur genaueren Discussion ioi Räume Xg,
^0' y'o wieder drei aufeinander folgende Flächen F — Ä = 0,
den Parametern
o
entsprechend. Hier bezeichne U den Umriss der Fläche
F — Icq in Richtung der y'-Axe :
T
s
und analog ?7, U die Unirisscurven für die beiden Nachbar-
flächen ; ferner sei V der Ort derjenigen Punkte aller Um-
ri.s.scurveii U der Flüchen F — Ä; = 0 (in Hichtung der »/'-
Axe), für welche die Tangente auf der ic //-Ebene senk-
recht steht:
(35.) üy ^^^
(80.)
{ 7- 3 = 0,
Kiullicli sei W ilor Ort der Punkte iiller dieser 1'iiiri.s.s-
curveu, für welche die Öchiuieguiigscbene auf der xy-
Ebene senkrecht steht:
(:57.) W
F = 0
wo ][ die Hesse 'sehe Form von F' bezeichnet.
Betrachtet man die Projection aller Umrisscurven in die
(x y)'Khene, so entspricht V dem Ort der Spitzen, W
dem Ort der Wendepunkte dieser Projectionen.
13t> Sitzung der matli'-phi/s. Classe vom 5. März 1802,
Fig. 14.
ergiebt sich das Zusammenrücken zweier Spitzen der Uuiri^s-
curve zugleich mit dem Zusammenfallen zweier Wendepunkte
derselben in der Weise, wie es Fig. 15 für den isolirten
Fig. 16.
Doppelpunkt von Um einer ersten j)enultinijiten Form, Fig. lita
imd b für den nichtisolirten Doppelpunkt in den den Para-
metern /Tq — e wie k^ + « entsprechenden Formen darstellt.
l'^^ S^ii^m^ if^.r miik.'fAwt. OiM^ vom 5. JFirr fä».
der we=«:tt€h ^.gillrec -Stilen 'j:3>ch A*ifcTeCai (liez. Ver-
ächwind«:) toc jes^aRDAl zwei PnnkLec l'-** od«r II*' Art-
Die Aendcniigeii im Füfh^nsTstefo. welche keine Aeode-
nmg in der Chaneteri<ik herrorrnfen. lasen auch die obige
Formel unTerändert :
E? entstehen (bez. vergeh windeni im Falle A stets paar-
weiae je ein Punkt P^ cni ein Punkt P,. die dch bei der
Abzahlung compenderen. Im Falle B Terwandelt äch ein
Punkt P. in einen (för die Abzahlung aequivalenten) Punkt
P^ oder umgekehrt. Im Falle D findet nur eine Verschie-
bung? einfö wesentlich si^golären Punktes ron eineoi Blatte
der Fläche auf ein anderem >tan. durch welche sich der Ver-
lauf der Integralcurren in den aus den einzelnen Blattern
be&terhenden Teilgebieten entsprechend ändert, der Gesammt-
verlaiif aber nicht. Die Fälle E und F bringen ebenso nur
Aenderungen herror, die «ich auf die einzelnen Teilgebiete
l>eziehen. innerhalb welcher 5ich (Abb. I. pag. 47) analoge
Relationen wie für die Gesammtfläche au&tellen lassen.
In jedem Falle sind es ganz be>-timmt gestaltlich zu
bc/eichnenJe Uebertranc- formen, weicht? durch die successiveii
Aendersingeu. die ein System von Intearralcunren bei unserem
Deformationsprocesae erleidet, h^rvurgerufen werden : sie er-
gel>en, damit mag die Ab?i«.ht der vo^^tehenden Untersuch untj
ziLsamnieiigefa.<.st *ein. innerhalb der >chon Eingangs bezeich-
neten rirenzen einen weiteren Auf^chlusö über den Gesammt-
V'jrlauf solcher Curvensvifteme.
£ k-
l-^
■ ^.«
•
"T-^-n ^^j: ui-Jrr*«
i.*.
. bi
...■ X.
V . ■ .-•
13 um
Vjs
i.-
• I
ii
* * ^ . I * ■ fl« •
■• ■■*-
. A
148 Sitzung ä/tr wiaiK'phtfg. Cl<U9€ vom 5. Mmrz JfiSur.
Untersuchungen von Oberbergrath Stmche^) und Dr. T^lltr
gewonnen worden sind. Doch dOrfeo wir naefa den gpge
benen Andeutungen wohl Termuthen. das im AU^ememn
die Gebirgsverhaltnisse im Brennergebiete sich aimbch dnm
verhalten, welche in so vortrefflicher und eingehender Weise
von Dr. Tel 1er *j in Bezug auf die Kanachst südbcfa an-
>to36enden Gebirgstheile zwischen Etech und Easack, sowie iesr
Höhenzüge nordlich vom Pusterthal geBcfaildert wordeo sind.
Pamach haben wir es in diesen Gebirgstheilen riel&ch mit
nach Nord überkippten, an parallelen Längsbröchen fiber-
schobenen, isoklinen Einfaltungen jüngerer Ablagerungen in
die Glimmerschiefer und Gneis?e zu thun and die hier häufig
beobachteten Schollen von Triasdolomiten als DenodatioB«-
reste von in den Phvllitzügen eingefalteten ^ ursprünglich ihnen
aufgesetzten Ablagerungen aufzufassen.
Ich kann es nicht wagen, nach einem nur wenige
Wochen dauernden Aufenthalt in dieser Gegend zur Recon-
vaK^vnz, wahrend welchem ich nur gelegentlich einige geo-
loirisohe l'r.tersr.ehun^eE vornehmen konnte, den höchst vtr-
\>uko;tor. GtVir;r>l»aU dieser an j^ich in vielen Theilen nicht
lou lit .-r.iT.'i'.C.^ • •:. H»chLi]!«en iLrhr. ab die ganz allgemeinen
l'iuiiviuKO ;v. >. r:'. :vr::. welche der Anblick des Gebirgs auf
\\\u\\ ir»'Jv.:uV.t r.;t:. .^e ::r»her llhi: dieses im Einzelnen inner-
\\i\\h Vuwxv CytK'.vU' kerir.er. lerLt, um so höher scheinen
uli li-.o S.i.w .1 !'i:Nr::er. .i!.z;:hri: frr, die Beobachtungen unter
I nuu^i. '. Uvi: c - .: vtriv;- ;rn. um daraus allgemein gultiir»*
l\Oi;i t;^.:-mr. .; :. •/:::•:'., wr::r. - ar. nicht grössere Striche
r^l ,. i.,' V. N;^ ; i k. *:•• : j. Rei^h^anstalt 1872 S. 78:
.;,» ^ ->: .. .v :v\ > -:: ,.,.rV WIV <. 135 und 333; Verh.
» » - -'^ -^»'^ '^^^ •» > ^-ii^ -ni 2^; Jahrb. XXVII S. 143;
" '• ^' •■ • ■ »T^ ' -: y k cr'-\. Keith^anstalt in Wi»'n
*' ' '^' -^ > ^ ^'* ■ -: :>-' > iM: 1881 S. 60: 1*^2
152 Sitzung der mathrphys, Classe wm 5. März 1892.
Gesteine, welche man allgemein als Phyllit bezeichnet.
Auch in Bezug auf die näheren Mineralbestandtheile, welche
zu ermitteln durch eine Partialanalyse versucht wurde, zeigt
sich wenig Uebereinstimmung mit den Phylliten anderer
G^enden. Ein Schiefer von anscheinend dem allgemeinen
Charakter der Kalkphyllite des Brennergebiets entsprechender
Beschaffenheit aus dem Eisacktunnel unterhalb Gossensaäs
erwies sich zusammengesetzt aus
A) 1,26% in ganz verdünnter Salzsäure loslichen Car-
bonaten
B) 35,84 % in concentrirter Salzsäure in der Wärme zer-
setzten Gemengtheilen und
C) 02,90 % unzersetztem Kest.
Die Carbonate (A) bestehen aus
Kalkcarbonat .... 0,900 = 71,43 <>f*
Bittere rdecarbonat . . 0,114 9,05 ^
Eisencarbonat . . . . 0,210 10,6<3 .
Mangancarbonat . . . 0,036 2,86 ^
"~1,2()0 lÖiT.ÖO^fo
Der durcli concentrirte Salzsäure zersetzte Geniengtheil u'e-
hiirt vorwaltend der grünfiirbenden Beimengung an. Deui^
nach der Einwirkung der Säure zeigt der Rückstand eii:f
weissliclie Färbung, während der grünliche Farbenton ver-
.schwunden ist. Die zersetzte 'SofiA °/oige grüne Substanz,
besteht in "/o berechnet aus
Kies(l^äure 20,85lH.»
Titansäure 0,7228
Thonerde 10,7:586
Eisenoxvd 20,01i;o
Eisenuxydul 29,190n
Miingiinoxvdul 2,nSoM
Kiilkenle und Alkalien .... Spuren
Hittererde 4,0042
^Va>ser 12,ol(M»
100,1166
154 8^<ntiiy «irr «MlJL-jiftj^ CUute «om 5. Märä 1899,
Wenu num nun auch den durch diese Analysen ge-
woniKMien Zahlen keineswegs den Weith beilegen darf, dam
dieselben dt» mittleren Oehalt der Schiefisr genau angebai,
si> scheint mir doch« dass neben der mikroskopiech-minefa-
logischen Uutei^nchung aooh die chemische Zerlegung nicht
von der Hand gewiesen werden darf, um weitere Hilfrmittd
zur ruterücheidung der so verschiedenartigen, aber dem
blossen Ansehen nach «ehr ahnlichen Thonschiefergebildea
zu gewinnen. In diesem Sinne mag dieser kleine Beifarag
aufgefasst werden.
Mit diesen Glimmer-ahnlich glftnienden Schiefem, bei
welchen zum Unterschied ron dem lebten Glimmemchi^er
der Glimmer^artige Bestandtheil sich nicht in xusanunen-
hingenden, elastisch biegsamen Blattchen isoliren laast-, sind
Einlagerungen von Quarzitschiefer spärlich, solche fua
grünen chloritischen Schiefem häufiger TergesellachafteL
Bei ersteren ist der tilimmer meist in dünnen weissen Blitt*
chen deutlich entwickelte Weit öfter stOsst man auf grOne
Schiefer, welche stellenweise wie im inneren Pflerschthal in
horLbleiidige unJ dioritisohe Gesteine verlaufen.
r>iese grünen Schiefer In^sitzen dem Aeusseren nach
«lii- Ansehen der Chlorit schiefer, setzen jedoch in dieser
GeiTHiid keine iirosjieren Gebirirst heile zusammen, sondern be-
.>cli ranken sich auf schmale Zonen zwischen den PhTlliten,
m
au<^ d^n^n .sie allnuilig durch leberhandnahme des grünen
G»-ii]<.'ritrtlieils hervortrehen. Dementsprei-hend werden sie von
Siilzsture in der Knihhit/e vüllitr zersetzt und g^ben mit
Hint^rlfi»unj^ weisser Schüppchen und quarziger Theile eine
an Ei^'-noxvdul reielie Lö.-untr. Doch is^t der Gehalt an dem
tarlienden jrrünen Gementrtheil , der sich wie der Chloiopit
des Phyllits verhält, ein sehr wechselnder. In dem grOnen
Schiefer neb^-n ein^^ni <Juar/it.-jchieferlager zwischen Gcissen-
sass und Sterziii^ finden sich bi.s 0.25 mm lange und 0.1 nun
dicke Turnialinkrvställcheu von brauner Farbe sehr
156
danUey bol^ Acib aw trpMtlwB
wekhcn oft BcniciigiiiigeB
entuMvdbcBdcn Fibcntoii cr^kakB, flirili
StnUitmKliiefier nuneiitlicli mm iem ChUiHbeffto TUe.
Dmcn seUieBen äeli amgaaelmcle Sapentiuc m B^gUtaBg
TOD SerpcnthiKluefer, Dioriten and Ciriihiu «iljgiM Omtaam
MML, Grüne Sebiefer nadi Art ds oba enrihafan wMm 4m
BnamcigcgigiJ Cuideiiflch oaler diewr flfudm^ nckL Selr
eigalthiiliilicil und bemeikenfverlii wk dagegm das
der BfgpirhnuDg Besimaadit tqq Hemi Sacco
Gestebi, welches gleirhfiilb eine grIliilUe FSiIiibi^
Diese Besimandite (Zaccagna in BoD. d. r. eoanL geoL
1887. S. 416) sind ans den WesI* und UgoriKiieB Al^ be^
kannt. Unte den Originalezemplaren diem GaifaiBi gtABwia
zwei Stücke nrnweidentig einem gKmmei&eim Qnarspoi^
pfajr an, zwei Stücke sind aber adir nnaoraa Zaia.hm
schichten ihnlich. Diese innige Yerbindong T%m Poiphjr
mit den iast toffiurtig aosgebüdeien Scbiefini wpnAk aeb- m
Gunsten ihrer Gleichstellung mit Permbildnngen.
Der eine jErrunlich gefärbte Porphyr rom Mt. Besimaoli
in den ligurischen Alpen seihst besteht ans einer äaaaerst
feinkry.Htallini.schen. feldspatbig-qoarzitischen GrandDia^«« mit
Aggre^atjKflariisation. in welcher reichlich grQnlicbe Komcbcfl
und Hlättchen eines Chlorit-artigen Minerals in strafigen vnd
kry^llahnlich umgrenzten Partien eingebettet sind. Gau
vereinzelt finden sich darin stark pleochroitiscbe Xadekben
von Hornblende. Körnchen von Magneteisen nnd Zirkca. In
dif-fler Grundma^^^^e liegen meist scharf umgrenzte, wck«
Orthoklasatj-ischeidiingen und nahezu in gleicher Menge mefeit
in Kryitallforin au.-i^^ebildete wasserhelle Quarze ix4I tos BBf-
clien, häufig von klafTeiiden Ri.ssen durchzogen, welche v^:c
der Sub.itanx der Grundm&sr^e aasgefullt sind.
Dan Hj>«r/jfi.i';lie Gewicht de» Gesteins beträgt 2,744—2.744
1 M mUung der malh.'pkiß$. CUum vorn 5. Mars ia92:
Die beiden Exemplare des ecbiefrigen BeBimaiidilB im
dum Vttlle del Perio der lignriflcheii Alpen 8. Ton Coneo, dv
»ine AUi dem Anfang des Thalee (I), dae andere roa ,Trett
vallo del Peeio e queUe deU* Mlero* (II) gleichen, afageadm
yon ihn«r grOnen Färbung, sehr den die Triaekalke der Oen-
Iralaliwn aunftchst unterlagemden Gesteinen. Es . siiid knollig
uni»lHkn wellig geschichtete Schiefer, in deren grfinen chloriti-
nolien AaMTigen Streifchen reichlich cum Theil groeae mndlidi
ul^^n^ntte Ausscheidungen Ton weissem und fleiachrottiaB
Ortbukla« und vrasserhellem Quane eingebettet liegen. Die
IU\i|4ma!Qi«' d^r Flamm und die HinaalanaBcheidangen er*
iun\Ui^ k'bkaft an die oben enrihnten Porphyre ?om Ifooie
IW«iinMi\hU. l>i^ i>rthoklasknoU» sind stark aarUllftst» oft
tW9 i^i^n« Mt$lM und duirh HoUrinme «setafc, deren Wiatk
^\^IM TK^il mit bieiiiw« KÜms* and Hangaa-haltigieB Qoaii-
Ik (VsiMM^^&iirak v^rfcfe jiMikrccht n den *^hirhtflifhrs
t^V«ii4vs)l ¥^v WeMd» ttsn in finsndeff iadrig vetbih
^svxV S^AN \ V**« jw(j: irlrwc^ c^jonüaekcfi Geieugthegs nebeo
' iN\\t >»* ' ^«;<f i -»i ^sßw*iZ5Ä;iM Ansbc-^ne^iunarai. Auch hier
s% ..^x ^^ <*v^ iv' V'^^ ^viT ;^aüri:i*ifc? riÄi iKobaehtet. Im
V ,J•^..^,«^w ^-v-v» .*^ ^-ür:.n;fe?«^f — a%*S5e&ea ron ihrer
\ - \ > \* <% .x*';wvv^' T:W.' - 3^xr >fStfr de» Besimaodt-
*, . \ * V .^ v*-^' ^ ^w ^x- : . i-^*--: AiÄi'WrJMr isese Schiefer
^ . : • ■ >*.'>sa.: "- »v*«iÄ i.rr ciau z&beCricbt-
.XV '* >v- ■ :^ - ^ :-.. v.iiiiüu!i ÄTi* nri^R Bei-
^ y. * ^ .-^ .. --^r«- T"fc atfriisiÜM- Der
>>». ^ . « -
^ -rt ';r.t •: oe» cie kvniü
X o'-.TijMB ffmn* ocki>>
'^ . -^ i-.»."t ■ -i'-tf liidüc iräi«
102 Sitzung der mathrphys, Classe tom 5. Man tS9S.
liehen Gebirgsdruckes sind, sondern mit der Aosbüdong der
krystallinischen Mineraltheilchen und mit ihrem Festwerden
in urHÜchlicliem Zusammenhange stehen.
Ealkstein-Ein- und Anflagemngen.
Es ist nicht zu zweifeln, dass anch die michtigen. in
dicken Hünken auftretenden Lagen körnigen Kalkes «nem
iilinliehen Bildungsprocess ihre Entstehung verdanken. Doch
ist CS nicht immer leicht, die mit diesen Phyllifcschiefern
vergesellschafteten krystallinischen Kalke als genetisch
zu l(?tzteren gehörige Glieder sicher zu erkennen. Oft gleichen
die in diesen Gebieten den älteren Schieferschichten, nicht
selt(;n sogar ziemlich gleichförmig aufgesetzten jQngeren
Triaskalke ihnen so sehr, dass eine Verwechselang um so
leicliter stattfinden kann, als die jQngeren Kalke hier tot-
hcrrschend liochgradig krystallinisch entwickelt sind und Ton
glimnierartigen und phyllitähnlichen Ein- und Zwischen-
lagerungen begleitet werden. Dies beweisen die in rer-
schiedenen Zeiten hergestellten geologischen Karten diese*
^if'bifftes, l>ei welclien mehrfach derartige kornige Kalke
b;ilrl als jüngere Trijisbildungen, bald als zur Scliieferbildung
gelMMJ^e Kinlagernngen dargestellt sind. Einem solchen Ver-
hältnisse begegnen wir auch in der Brennergegend, wo z. B.
zwi.^clicn Jkenii<.'r])as.s und Gossensass auf der Ostseite iu
nii*liren*n St^jinbrüchen (auch in der Nähe des Bades) Lagen
von körni;^eni Kalke unzweideutig dem Phyllit angehorig au5-
sinMclien, während auf der Westseite von dem majestätischen
Kalkstock des Tribulauirs am nördlichen Gehänge des Pflersch-
tlial<?s eine mächtige Kalkzone bis dicht an die Brennerein-
^attelung licranreicht, welche in der sonst vortrefi'lichen Kart<^
des montanistischen Vereins gleichfalls zum älteren krystal-
liniscluMi Kalk gehörig dargestellt ist, während der Kalk des
Trii)ulauns selbst aber dem jüngeren System zugctheilt er-
scheint. In n«.'ueren Karten ist derselbe Kalkzug im Norden
IC 4 Sitzung der malhrphys. Clcisse vom 5, Märe 1692.
1. der südlichen Wand des Tribulaun's;
2. vom Stock der Weisswand SW. vom Tribulaun;
3. von den zum Obernberger-Thal abfallenden Wänden
des Tribulaun 's;
4. vom Scbleierberg zwischen Pflersch- und Ridnauerthal;
5. von der Weissspitz zunächst südlich von Hühnerspiel
bei Gossensass;
Kalkcarbonat ^)
Bittererdecarbonat .
Fe- und Mn-Carbonat
Unlöslicher Rest
• • • •
[iL • • •
bonat
• • •
6G,50
28,08
0,34
4,17
66,24
29,60
0,41
3,75
86,80
10,58
0,21
2,26
73,80
22,77
0,32
8,11
76,30
21,25
0,07
8,20
55,19
44,02
0,58
0^1
Summe
99,89
100,00
99,84
100,00
99,82
100,00
Zu dieser Untersuchung wurden besonders solche Gesteine
verwendet, welche keine deutlichen Merkmale ihrer Zuge-
liörigkeit zu jüngeren Ablagerungen an sich trugen (den
Dolomit von Mauls ausgenommen) und auf den Schichtflächen
einige glimmorälmliche Schüppchen oder einen an Phylht
erinnernden zum Theil chloritischen Ueberzug erkennen Hessen.
Ueber letztere Beimengungen werden noch einige Bemer-
kungen später beigefügt werden.
Zunächst beweisen die angegebenen Zahlen, dass mehrere
der untersuchten Gesteine die Zusammensetzung normaler
Dolomite besitzen, andere dagegen zu wenigstens stark
dolomitischen Kalken zu rechnen sind. Nur das Gestein der
Probe Nr. 15 näliert sich sehr den Fhyllitkalken. In der
That findet sich dieser Kalk auch an einer Stelle, wo an
einer grossartigen Verwerfungsspalte die Phyllib<chicht<»n
1) I)as Kalkcarbonat wurde meist indirekt bestimmt.
166 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. März 1893.
Ablagerungen in den Centralalpen. Ich beobachtete fast die
gleichen Gebilde in den tiefsten Schichten des Ortler-Stocks
am Marltpass^), an den üeberzügen, mit welchen die Ver-
steinerungen in den Werfener Schichten der grossen Platten-
brüche bei Nona iu den Bergamasker Alpen*) überkleidet
sind, auf den Gleitflächen der Kalkkeile am Gstellihom in
den Schweizer Alpen'), in den phyllitartigen Zwischenschichten
von Andermatt, in dem sog. Casanuaschiefer, ja selbst in
dem Glimmerschiefer-ähnlichen Gestein des Nufener Passes
mit seinen BeUminten-Einschlüssen. Hieher scheinen auch
die Gesteine zu gehören, welche Kilian*) aus den Savojer
Alpen als Calcaires et Marbres phylliteux bezeichnet.
Ich verdanke der Gefälligkeit des Herrn Kilian mehrere
Proben der sog. Schistes lustres und Calcaires phylliteux aus
den Savoyer Alpen. Die Schiefer sind tiefschwarzgrau, halb-
glimmerig- oder eigentlich fettglänzeud mit einzelnen glim-
merglünzenden weissen Schüppchen. In Dünnschliffen und
i.p.L. zeigen dieselben Aggregetpolarisation und in der kornig
schuppigen Hauptmasse kleinste undurchsichtige Stäbchen,
welche wohl den Rutilnädelchen des gewöhnlichen paläo-
litbischen Thonsehiefers zu entsprechen scheinen, und daneben
gleichfalls sehr zahlreiche , etwas grössere , durchsichtige
Nädelchen, welche einzeln eine solche Grösse erreichen, dass
mau u. d. M. deutlich die bräunlichgraue Färbung, die
Parallelstreifung der Säulenflächen und die Flächenzuspitzung
im beiden Enden der Kryställchen erkennen kann. Die5>e
be^ritzen in hohem Grade Dichromismus und gehören ohne
Zweifel zum Turnialin, wie die ganz ähnlichen Nädelchen
im Tlionschiefor vom Brenner. Diis färbende Princip rührt
1) V. (Jünibel in Sitzb. d. baycr. Akad. d. Wiss. 1891. S. 100.
2) Ders., Das. 1880 S. 235.
?}) Hers , (ieolo^r. au^ dem Engiidin in Jahrcsber. d. r. (Jesellsch.
Clraubünd«'ns XXXI S. 40.
1) In Hüllet, d. I. HOC. üeol. d. Fran<e; 3 Ser. 1. XIX p. 5ö*.>.
168 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5. Märe 1892.
auf den krystallinischen Schiefern der Centralalpen aufge-
setzten Kalkschollen völlig ausgeschlossen und ich sehe darin
keine anderen Erscheinungen, als solche, welche analog bei
der Umbildung ursprünglich sedimentärer Niederschläge zu
verfestigten Gesteinen überhaupt Platz gegriffen haben. Sie
sind Folgen diagenetischer Processe und ihre Entstehung aus
ursprünglich thonigem Material nicht auffallender und räthsel-
hafter, als die pseudomorphose Umbildung von Glimmer etwa •
aus Granat oder Andalusit, von Chlorit aus Augit und die
auch gegenwärtig noch an verschiedenen seichten Stellen
der Meere gleichsam unter unseren Augen sich vollziehende
Ausscheidung von Glaukonit in den Kanmiern der Foramini-
feren}) Was verhindert anzunehmen, dass die Bildungspro-
cesse, durch welche später pseudomorphisch aus Orthoklas,
Granat, Andalusit u. s. w. Glimmer hervorgegangen ist, unter
besonderen Umständen stellenweise auch schon bei der an-
fänglichen Entstehung solcher Schiefer mit krystallinischer
Textur, wie solche in den Alpen in den verschiedensten Hori-
zonten wiederkehren, wirksam waren? Es scheint dies viel
besser den unserer direkten Ueobaclitnng zugänglichen und
uns bekanntiai Verhältnissen zu entsprechen, als eine Theorie
der umbildeiiJen Druckwirkung, die nicht erwiesen ist. In
diese Reihe der Erscheinungen gehleren auch gewisse andere
krystallinisclie Mineralbildungen unserer Gegend.
Chlorit -ähnliche, deutlich krystallinisch ausgebildete,
bis 5 nini dicke Lagen bedecken die Schichtflächen der tiefsten
Triaskalke im inn(*ren Pflerschthale. Diese Mineralsulx^tanz
ist tief lauchgrün gefärbt, deutlich dichroitisch, schmilzt v.
d. L. leicht zu schwarzen magnetischen Kügelchen und wird
von concentrirter Salzsäure bei Koclihitze unter Hinterlassung
von pulverij^er Kieselsäure zersetzt. Das spezifische Gewicht
1) V. Gninbtil, L\'l)or dit- Natur und llildun«^ des (ilaukonits.
In den SitzungNber. d. hayer. Akad. d. Wi«^!'. inatli.-plivM. Ciasso 1n*^6
HI S. 417.
170 Sitzung der math.-phys, Classe vom 5. Mars 1892,
I. II.
Kieselerde 44,90 42,72
Thonerde 39,61 39,00
Eisenoxyd 2,12 Spur
Manganoxydul .... Spur —
Kalkerde , Spur 0,40
Magnesia 2,17 7,02
Kali 3,49 5,88
Natron 2,93 5,85
Wasser und Glühverlust . 4,25 —
99,47 100,87
Mehr vereinzelte Blättchen eines weissen, Glimmer-artigen
Minerals, dessen Zusammensetzung die Analyse II anzeigt,
kommen theils auf den Schichtfliichen der höheren Kalk-
bänke, theils mitten im Kalk, beziehungsweise Dolomit, einge-
schlossen vor. Es scheint dieses Auftreten anzudeuten, daas
die krystallinische Ausbildung des Kalks und Dolomits gleich-
zeitig mit der Entstehung der Glimmerartigen Mineralien nnd
zwar gleich anfänglich, nicht erst durch eine nachtragliche
Umbildung in Folge von Gebirgsdruck sich vollzogen hat.
Beide Mineralien schliessen sieh ihrer Zusammensetzung nach
an die Glimmergruppe an, ohne aber mit irgend einer Ab-
änderung derselben völlig übereinzustimmen. Es möchte dies
auf eine theilweise erlittene Zersetzunij zurückzuführen sein.
Der Ealkkeil am Pflerschthal.
Das Mittel, welches die Zusammensetzung der äusserlich
sehr ähnlichen kalkigen Gesteine zu ihrer Unterscheidung in
Aus.sicht stellt, wäre um so erwünschter, je verwickelter die
Lagerungsverhaltnis.se sind, unter welchen die Kalke sich am
Aufbau des Gebirgs betheiligen. Ein Beispiel hiervon liefert
der KalkkeiP) am Nordrande des Pflerschthales , dessen
1) Die I^ezekhnunj^ ist zwar nicht gunz richtij^, weil dolomiti-
«ches (lestein vorhcrracht, aber doch leichter verständlich als Dolo-
mitkeil, was au(!h nicht ganz zutrefTend wäre.
17G Sitzung der math.-phys. Classe vom 6. März 1892.
Pflerschthal verdient das Vorkommen von Bleierzen er-
wähnt zu werden.
Gossensass war in alter Zeit der Hanptsitz eines leb*
haften Berjifbaubetriebs.^) Noch jetzt bezeichnet ein bunt^
gemaltes Bergmannswappen mit zwei Bergknappen und einem
zwischen ihnen angebrachten grossen Bleiglanzblock über
dem Eingang in das alte Berggerichtsgebäude (dem Gröbner"-
schen Gasthaus gegenüber) die Bedeutung, welche der Ort
vormals in Bezug auf den Tiroler Bergbau*) besass. Zahl-
reiche Berghalden, verbrochene Stollen und Schächte auf
beiden Seiten des Pfierschthales nächst Gossensass sind die
üeberreste eines unzweifelhaft grossen Betriebs, welcher als
der älteste in Tirol bezeichnet wird. Jia sollen einst 300 Berg-
knappen, die Schuhe mit silbernen Nägeln beschlagen, einen
Aufzug im Dorf gehalten haben. In der That steht neben
der Hauptkirche ein von den Bergleuten erbautes, der St. Bar-
bara und dem St. Anton geweihtes Knappenkirchlein, dessen
Altäre mit Schlägeln und Eisen sow^ie mit Erzstufen verziert
sind, lieber die näheren Verhältnisse dieses Bergbaues ist
sehr wenig bekannt.
Nach einer Beschreibung von P. R. in v. MolTs Jahr-
bücher der Berg- und Hüttenkunde (Bd. 11 S. 140) waren
um 1798 noch auf beiden Seiten des Pfierschthales zwar
nicht mehr betriebene, aber doch noch fahrbare Berggebäude
vorhanden. Dieselbe bezeichnet das Erzvorkommen auf der
n(")rdlichen Thalseite zunäclist Gossensass im Thonschiefer al>
ein Liiger, welches unter dem Namen Hauptgang bekannt
sei, in St. 8 — 9 streichend unter 10^ nach NO. einfalle.
Der einbrechende Bleiglanz sei grob- und kleinblätterig, von
geringem Silbergehalte, zuweilen mit Schwefelkies-Spuren
1) rrkundlich wurde 1179 der I3erg))iiu auf dem Schneeberg dem
IJ«*r«^i^i'rirlit zu (lossensass untergeordnet.
2) Jos. V. Sperre s, Tyrolische Hergwerksgeschichte, Wien 17«'»'»
S. GO.
ISO SiUwmg der maiK-fk^. Oaste nm 5. Man 1SR2L
haben, nahm aber mit dem Yordrmgen in grossere Tiefe
allmälig der Art ab, dass 1792 nur mehr 106 Knappen in
Arbeit standen, die sich seit 1771 seihst auäscUiessIich mit Aii$-
kntten der alten Halden besehäftigtai. Bis dahin war nm*
der silberhaltige Bleiglanz Gegenstand der Gewinnung: die
Zinkblende blieb in der Grube oder wurde über die Halde
gestürzt. Erst 1871 nahm das k. k. Aerar den Baa energisdi
wieder auf and hat denselben bis jetzt mit Erfolg fortge-
führt, wobei haoptsachlich die Zinkblende den Gegenstand
der Gewinnung ausmacht.
Ueber die Xatur der Schneeberger Lagerstätte besitzen
wir aus neuerer Zeit mehrere Mittheilungen Ton bergminni-
sehen Autoritäten. Oberberghauptmann C. t. Beast^ be-
schreibt dieselbe zuerst als eine ausgesprochen lagerformtge,
weil sie sich confonn mit dem Schieferge$tein« dem Glim-
merschiefer, erstreckt, nennt jedoch gegen Schloas seiner
Schilderung dieselbe .einen Lagergang oder dentlicber aiB-
gedrückt ein Pseudolager. dessen Ausfüllung das Resultat
eines späteren Eindringens der dasselbe constituirenden Erz-
massen sei*. Das heisst doch wohl: die Erze kommen zwar
tbat^achlich auf einem Luirerzuiif vor, aber theoretisch sind
sie wie auf Gärgen entstanden. Für diese Annahme werden
aWr weiter keine Beweise beigebracht, als die Analogie mit
anderen ?oir. Lanerizfiniien. Ballinir*! wie«ierholt diese An-
^icht. indem er anfuhrt, dass die Erze parallel den Schichten
des Glimmerschiefers einirela;^ert auf einem Lagergang —
Pseudolasrer — vorkommen. Posepny'» zieht gleichfalls das
la^rtTturraiire Vnrkomnuin nicht in Zweifel, erlaubt aber dasselbe
dadurch erklfiren zu kernen, dass er die Bildung der geschwe-
felten Erze von eir.er Art rseudom«^rph<_^en-Process ableitet,
bei w-lchera an die Stelle der antanglich Torhandenen
1 ♦ •»>t»:rr':-ki:. Zoils.brift f. liori:- u. Hüttenw. 1S71. 201.
2' I».i*err.-t Jahn:. 1^72. S. 410.
3' ba-nl» -t J^ihr;:. 1679. S. 1«j6.
182 Sitzung der math.'phys. Classe vom 5, Mars 1893.
oft mit Lettenausfüllung, auf welchen die meisten der Ober-
aus zahlreichen Stollen querschlägig auf die Lagerstatte ge-
trieben waren, verwerfen das Lager treppenförmig in KO.-
Richtung, wodurch nach Posepny*) eine Art Adelvorschub
nach W. sich ergiebt. Bis Ende des 18. Jahrhunderts blieb
das Vorkommen von Zinkblonde unbeachtet. In dem älteren
Bericht aus dem Jahre 1798*) wird dieses weitaus vorherr-
schende Erz nicht einmal dem Namen nach erwähnt und erst
1799 führt Senge r^) an, dass man auch die Zinkblende za
benützen angefangen habe. Alle diese Verhältnisse, welche
an der Schneeberger Erzlagerstätte zu beobachten sind,
bestätigen die Analogie dieses Erzvorkommens mit dem im
Pflcrschthal bei Gossensass.*)
Entstehung der Brennerbad-Quelle.
In welcher Beziehung stehen nun diese geologischen
Verhältnisse, welche wir in der Umgegend des Brenners
kennen gelernt haben, mit der Therme des Brennerbades?
Man wird ohne nähere Prüfung der Gebirgsverhältnisse
wohl geneigt sein, dieses Auftreten mit der Entijtehung des
Breniierpasses selbst in unmittelbare Beziehung zu bringen.
Bestärkt wird man in dieser Annahme, wenn wir den Blick
auf eine geologische Uebersichtskarte, wie z. B. auf die vor-
zü<^liche t^eoloufiscbe Karte v. Hauer 's werfen und wahr-
\) Üie Bezeichnung „Trümmer"' scheint mir für derartige Ab-
zweigungen nicht geeignet.
2) V. MoU's Jahrbücher d. Herg- u. Hüttenkunde 1798. II. S. 117.
3) Beschrei}>ung einer Wanderung na(rh dem Schneeberg. Da-
selbst. IV. S. 15G.
1) Üb der in der Nähe des Schneebergs an der sog. Seespitz
dem (ilimnier:^chiefer anfgehigerte, weisse Kalk analog jenem am
Tribiiliiun und iui PÜerschkeil den Triasbildungen zuzurechnen sei.
wie es wahrscheinlich ist, muss ich unentschieden lassen, da e.«« mir
niclit g«*glückt i»t, desteine dieses Vorkommens zu sammeln und zu
untersuchen.
186 Sitzung der math.'phys. Classe vom 5. März 1892,
Während das Hauptthal dem Pflerschbach folgt, durch-
bricht der Eisack in einer felsigen Schlucht einen zweiten
oberen Felsriegel, auf dem die Kirche des Dorfes steht und
durch den die Strasse nach dem Brennerpass neben der
Eisack und einer hohen Felswand geführt ist. Auch hier
habe ich keinen Moränenwall gesehen, üeberall streichen
die Phyllitschichten gleichartig quer durch die Thalvertiefung
hindurch. Gleich oberhalb legt sich ein Ealklager im Phyllit
an, in dem ein Steinbruch angesetzt ist. Dann folgen in
dem Eisackthal bis zum Brennerbad, in zahlreichen natür-
lichen und durch den Eisenbahnbau geschaffenen Entblus-
sungen sichtbar, Phyllitschichten mit Kalksteineinlagemngen,
welche, abgesehen von örtlichen Biegungen, so ziemlich quer
über das Theil streichen. Ein Schichtenbnich oder -Ver-
rückung in dieser Thalrichtung hat sich nicht nachweisen
lassen.
Erst am Brennerbad selbst bemerkt man eine längs-
streichende Schichtenknickung, die einerseits mit der oberen
Abbruchsfliiehe des Pflerscher Kalkkeil in Beziehung tritt,
amlrerseits in der Nähe des Wolfendornbergs fortzieht. Diese
Bruchlinie in Verbindung mit der weichen Beschaffenheit
und leichten Zerstörbiirkeit der Phyllitgesteine scheint zu-
siininien bewirkt zu hiiben, duss die obersten Thalenden der
Eisack und der Sill zusannnenschneidend zu einer gleichsam
gemeinsamen Thal-artigen Vertiefung sich verbunden hal>en«
auf der erst später die ])eiden Wassergebiete sich abgegrenzt
halben. Daraus erklärt sich der so auffallend Thal-ähnliche
Charakter der breiten Brennerpass-Einsattelung.
Damit steht nun auch das Auftreten der Therme dess
Brenn er bades nach zw«»i Kichtungen hin im Zusammen-
hang. Einmal entspringt die (Quelle auf dem Dattel in einem
tiefen, ein Thal vertretenden Passeinschnitt, wie sonst die
Minerahpiellen in Thälern zu Tag zu treten pflegen. Der
Brennerpass hat in Bezug auf die Therme die Bedeutung
188
Berichtigung.
Seite 91 Zeile 6 v. u.
statt [l^ B] [C I>] l'J] , [\AB] [C V] [E F]] etc.
lies [[[A B] [C V]] e] , [[[.1 B\ [C IJ]] [E F]] etc-.
Sitzungsberichte
der
königl. bayer. Akademie der Wissenschaften.
Oeffentliche Sitzung
zur Feier des 133. Stiftunjjstages
am 28. Mai 1892.
Der Präsident der Akademie, Herr M. v. Pettenkofer,
leitet die Sitzung mit folgenden Worten ein:
Die kgl. Akademie der Wissenschaften feiert heute ihren
133. Stiftungstag. Am 28. März 1759 erliess der Wittels-
bacher Max Josef, Churfürst von Bayern, einen offenen Bri(»f,
in welchem er die Gründung der churbayerischen Akademie
der Wissenschaften beurkundete. Vorher bastand nur eine
schon von seinem Vat-er Kaiser Karl VII. unterstützte ge-
lehrte I Privatgesellschaft unter dem Namen Parnassus boicus.
Max Josef wollte der Wissenschaft freie Bahn zu ihrer Fort-
entwicklung schaffen. In der Urkunde sagt er: „Weil wir
überdiess durch Abschaffung aller Hindernisse, die immer
dem vorgesetzten Endzweck entgegenstehen könnten, die Aus-
breitung nützlicher Wissenschaften und Künste, so viel an
Uns ist, zu erleichtern, und deren Ansehen ehrwürdig zu
machen gnädigst entschlossen sind, so nehmen wir die Aka-
demie in unseren ch urfürstlichen Schutz und wollen aus
1892. Math.-pbys. Cl. 2. 13
190 Oeff entliche Sitzung vom 28. März 1892.
besondern Gnaden derselben Protektor sein und heisscn der-
gestalt, dass wir Niemanden über selbe eine Jurisdiktion ge-
statten, noch geschehen lassen wollen, dass von der akade-
mischen Versammlung für genehm gehaltene Aufsatze einer
anderweitigen Censur unterworfen werden.*
Auch seine Nachfolger haben dieses Protectorat mit
Weisheit und Wohlwollen aufrecht erhalten, und so schaueD
wir auch gegenwärtig vertrauensvoll und dankbar auf zn
unserm Protektor Prinz-Regent Luitpold, des Konigreicb«
Bayern allergnädigstem Verweser.
Es ist üblich, bei der jährlichen Wiederkehr des Stif-
tungsfestes der im vergangenen Jahre dahingeschiedenen Mit-
glieder zu gedenken und mit einer Festrede eines activeii
Mitgliedes, abwechselnd aus den drei Classen der Akademie,
zu schliessen. Zuvor noch sei mir gestattet, mitzutheilen,
was zwei mit der Akademie verbundene Stiftungen, den
Zographosfonds und die Liebig-Stiftung betrifft.
Die kgl. Akademie der Wissenschaften hatte im Jahn-
1889 zur Bewerbung um den von Hrn. Christakis Zof^raphos
ge.stift<jten Preis zur Förderung des Studiums der griechisthen
Spruche und Literatur auf Vorsclilag der phil()soj)hiscli-|>hi-
lologisclien ("lasse als Aiifj^al)e «gestellt: „Herausgabe df>
hyzantiuischeii Mehxlen Uoinanos, mit einer die handsclirift-
liehe rel)f»rliefening, die literarhistorische Stellung uml dit*
metrische Kunst des Dichters darlegenden Einleitung." -
iiechtzeitig ist eine Bearbeitung derselben eingeliefert Avurilen
mit dem Motto aus Bynms Manfred :
„By the power whieh hath broken
The grave which enthrallM tlun»,
Speak t4) him who has spoken
Or tliose who have callM theo!^
Der Verf}ts<«*r derselben hat für eine Ausgabe di^ TiomiiiiM-
192 (Mfentlidke Sitzung rem 28. Man 1892,
fsksser* enthaltenden vereiegeltcn CooTerts wiederkehrt. Der
Pn»'> für liie eelü?te Aufgabe beträgt 2000 M., wovon die
•»ine Illlfte sK}f*^n nach der Znerkennimg, die andere Hälfte
aber erst dann lahlbar ist. wenn der Verfasser für die
DruokTeröfientlichunff ?einer Arbdt genügende Sicherheit
i^rb*:>ten bat.
[>a;^ Cmutorium der Liebig-Stifhing hat aof Antrag des
sZ^heini»^!: Kaste* und Professor? Dr. Julias Kfihn, Director
>:«»> lan^iwirthfohaitlichen Instituts an der üniTersitat Balle
::ui M::);lii>d des Curatoriums einstimmig beaschloesen, nnsenn
O tleoen "lind S^^retir der mathemati^ch-phTsikali^hen CUsse
Dr. «"arl t. V.>:t in Anerkennung für seine bahnbrechenden
F :vr-.:ri^z -iw^r S:* ffwechsel und Emährnng von Menschen
:-. : r.'.rrr- iie herbste Au^^eicbnuni;. die goldene Liebig-
>£t*-1^;!t 1" Terlrihec weiche ihm in der Sitzung de» Cura-
V.- :t.> t c -^, F*»br:ar 1^V2 übtrrreicht wurde.
^ « .
* -m.-
Ivr :^i?::-r: :*: i ir /.inÄeb^t Pines verstorl)enen
1* r. :■•:• ü. i 'A'.: iCTarA, Kai^r von Brasilien.
.' N - r- :T^^ tt-t. tNser.'^n Jahres wählte unser»*
^v- '.«• . ?-:- '.I. Kai-^r t.t. BrAsilien. zum Eliren-
:^ • r'r •--- v >:vr zatI-^t r.^r kurz: einige Wwh^^n
.'^■--" -r >>I --liine der Tml das Leben
- -C:'- -'r^c kz*rT ikzct vielgeliebten Fürsten,
■* ^. ;•: : - -tlt >-ir :. sj-roern auch die wissenscbaft-
*• ', . - "■ i^ ' ^*^* -«^«A-— tlx- P:<e^ taten nicht schraei-
, . \: - : r t. : N ^r, ^i^ A -:>tl:-2s, dem besten Kaiser
!• - : T-i" V L«-*«?c:>lauf bietet des Iiite-
* v\> ,' %. * iit'T '.' :. r/T-r t^-:: m-inem akademischen
> ^ * \ ^ - *---:j: -■•Tffiri-rT.. IW Ganze bleibt
VW - >^ ». .>s -: .r-n ..ri :'.'-. ukrm ülteriassen.
194 Oeff entliche Sitzung vom 28, März 1892.
er noch einige Tage vor seinem Tode zu Paris einer Sitzuug
in Mitte der 40 Unsterblichen beiwohnte. Femer war er
Mitglied der Royal Society in London, der Akademien der
Wissenschaften in St. Petersburg, Moskau, Florenz, Berlin und
München.
In gleichem Maasse interessirte sich der Kaiser für Fort^
schritte in Künsten und Gewerben. Es ist bezeichnend für
seine Natur, dass er schon im Jahre 1857 dem damals in
der alten Welt noch viel verkannten Richard Wagner den
Vorschlag machte, für das lyrische Theater in Rio de Ja-
neiro eine Oper zu componiren.
Eisenbahnen und Telegraphen, Schiffahrt, Handel und
Ackerbau suchte er in jeder Beziehung zu fordern.
Für seine Person ein gläubiger katholischer Christ,
achtete und förderte er auch Andersgläubige und verkehrte
freundschaftlich mit Protestanten, Juden und Mohammedanern.
In Avignon erscheint eine unter den Israeliten Frankreichs
verbreitete Monatsschrift „La famille de Jacob*, in welcher
im Docemberheft 1891 in einem Artikel über den Tod Dom
Pedro IL wörtlich steht: „Er liei)te nicht bloss unsere lieih'ge
Spraclie, er liebte uns selbst ; er achtete die Tugenden unserer
Race, welche er gegen die gehässigen Angriffe des modernen
Antisemitismus vertheidigte, der ihn empörte."
Seine Regierung war eine durchaus liberale, auf consti-
tutionell-monarchischer Grundlage. Für jeden seiner Unter-
thanen war er zugänglich und wohlwollend.
Da muss man sich fragen, wie ein solcher Monarch
plötzlich entthront und des Landes verwiesen werden konnte!
Am IT). N()veni])er 1(S81) brach in der Hauptstadt Kio
de Janeiro unter Führung des Marschalls Fonseca eine Mi-
liiärrevoliition aus. Anstatt des Kaisers ]>egann ein I)ictat4»r
zu herrsch(?n. Dom Pedro (M'klärte, dass er mit keinem
Tropf«*n Blut seiner geliebten Intertlianen die Herrschaft dem
Usurpator entreissen wolle. Widerstandslos begab er sich
196 Oeff entliehe Sitzung vom 28. März 1892.
Auch unsre Akademie der Wissenschaften wird Dom
Pedro d'Aleantara stets bewundem und ihm ein dankbares
Angedenken bewahren.
Der Classensecretär Herr C. v. Voit gedachte sodann
der seit dem vorigen Stiftungsbige gestorbenen Mitglieder
der mathematisch-physikalischen Classe.
Die Classe hat in dem verflossenen Jahre die unge-
wöhnlich grosse Anzahl von elf Mitgliedern durch den Tod
verloren, darunter solche, welche die Wissenschaft in neue,
vorher nicht betretene Bahnen gelenkt haben und zu den
ersten Meistern in ihrem Fache zählten.
Zu diesen gehörte das am 10. Mai 1891 im 74. Lebens-
jahre dahier gestorbene ordentliche Mitglied der Classe, Carl
Wilhelm vonNägeli, welcher allgemein als der vielseitigste
und geistreichste unter den Botanikern der neueren Zeit galt.
Er war ausgerüstet mit den umfassendsten Kenntnissen in
der Morphologie und Physiologie der Pflanzen, aber auch in
der Physik und Chemie; zugleich war er ein ungemein
scharfer Beobachter und folgerichtiger Denker. Namentlich
in den letzten Jahren seines Lebens hat er .sich noch den
schwierigsten Problemen seiner Wissenschaft zugewandt und
mit philosophischem Geiste das Beobachtete bis in die letzten
Consequenzen durchzudenken geliebt.
Ich hebe nur einige seiner liau[)isiichlichsten Arbeiten
hervor, um dem Nichtfiichniann ein annäherndes Bild seiner
Thätigkt'it zu ge))en.
Zunächst erwähne ich seine ausgedehnten Beobachtung«»n
üImt die ZelltMibildung und djis ZelhMiwachsthuin in den
pflanzlichen Organismen; dann die grosse Monographie üIht
die Stärkekörner, in welclier er die Lehre von dem Wach>-
thum durch Intussuscei>tion entwickelte und bi> zu <leni
molekularen Aufl)au dieser (.iebilde vorzudringen wagte;
198 OeffentlicJie Sitzung vom 28. März 1892.
mitwirkenden Ursachen zu überblicken, so haben seine Ideeo
doch in hohem Grade anregend und befruchtend gewirkt.
Ich habe heute an dieser Stelle nur dem gerechten
Stolze Ausdruck zu verleihen, dass ein so bedeutender Forscher
so lange Zeit unserem Kreise angehörte, und zu beklagen,
dass er uns entrissen wurde; von sachkundiger Seite werden
Nägeli's Verdienste um die Wissenschaft in einer besonderen
Denkrede eingehende Würdigung erfahren.
Von auswärtigen und correspondirenden Mitgliedern der
Classe sind folgende gestorben :
Das auf den Vorschlag von J. Liebig gewählte corre-
spondirende Mitglied Don Ramon Torres Munoz de Luna,
Professor der Chemie an der Universität zu Madrid, ist am
10. November 1890 in Malaga aus dem Leben geschieden.
Luna war längere Zeit einer der thätigsten und wirksamsten
Chemiker Spaniens ; er hat namentlich durch die Entdeckung
ausgedehnter Phosphoritlager bei Cocier^ in Estramadura,
dann durch seine Arbeit über den Einfluss der phosphorsauren
Erden auf die Vegetation und deren Anwendung zur Erhöh-
ung der Getreideproduktion, sowie durch seine Schrift über
die Zukunft der Agrikultur in Spanien einen sehr nützlichen
Einfluss auf den Feldbau der pyrenäischen Halbinsel aus-
geübt.
Dr. med. Joseph Leidy, Professor der Anatomie an
der Pensylvania- Universität und am Swarthmore-CoUege in
Philadelphia, ist am 30. April 1891 im (38. Lebensjahre ge-
storben. Er war ein sehr verdienter Forscher auf dem Ge-
biete der Zoologie und Paläontologie , von umfassenden
Kenntnissen. Seine wissenschaftlichen Untersuchungen er-
strecken sieh über weit aus einander liegende Gebiete der
Zoologie. In zahlreichen Publikationen beschäftigte er sich
mit der amerikanischen Süsswasserfauna, worüber er nament-
lich eine umfangreiche, von prächtigen Abbildungen begleitete
202 Oeffentliche Sitzung vom 28, März 1892.
Wmer&loff eine höclist anrep^ende Lehrthäiigkeit aus. Seine
geologischen Hauptarbeiten bescliäftigen sich mit dem rhei-
nischen Schiefergebirge, dem Teutoburger Wald, der Weser-
kette, dem schlesischen Lande und dem norddeutschen Di-
luvium; sie sind Muster sorgfaltiger Beobachtung und licht-
voller Darstellung. Als Paläontologe war er in fast allen
Theilen des Thierreichs erfolgreich thätig und galt in Deutsch-
land unbestritten als erste Autorität für paläozoische Orga-
nismen. Während einer P/a jährigen Reise nach Nord-
amerika hatte Römer überdies die erste Grundlage für die
Geologie von Texas geschaffen. Der Verlust des verdienst-
vollen und hervorragenden Gelehrten wird in der Wissen-
schaft schmerzlichst beklagt.
Der am 29. December 1891 verstorbene Berliner Mathe-
matiker Leopold Kronecker war am 7. December 1823 zu
Lieguitz in Schlesien geboren worden. Ein Schüler von
Kummer, Dirichlet und Jacobi hat er gleich mit dem Be-
ginne seines mathematischen Schaffens sich einen Platz in
der ersten Reihe der Miithematiker der Gegenwart erworben.
Er ist der Schöpfer von fundamentalen zahlentheoretischeu
Arbeiten, von welciien aus<;ehend er weiterhin insbesondere
die arithmetische Seit(» der Al^^ebra, der FunktionentluH)rie
und der (leonietrie in wicliti<(en und weittragenden Unter-
suchungen getV)r(lert hat. Einen Zeitranni von 40 Jahren hin-
durch war er bis zu seinem Ende in erstaunlicher Vielj^eiti;^-
keit und Kru(!htl)arkeit thätig, durch seine Arbeiten in all»'
Zweige mathematischen Wissens eingreifend, und so hinter-
lilsst sein vorzeitiger Tod eine nicht zu ersetzende Lücke in
der mathematischen Welt.
Sir (ieorge Bidell Airy (geljoren am 27. Juli 1801 in
Alnwick in Northuml)erhin(l, gestorben am 2. .lanuar 1S*.**J
in Greenwicli) gehört zu den bedeutendsten engli.s(*hen Astro-
nomen dieses Jahrhunderts, er hat in nahezu 70 Jahre an-
208 Oeffentlidie SiUung wm 28. Mäm 1892.
und ihre physischen und psychischen unterschiede Uar sa
legen« besonders in seinem e&mnitliche Völker der Erde um-
fassenden Werke, Crania ethnica, in welchem allerdings die
heut* SU Tage als nothwendig erachteten Schadelmeasungen
noch nicht berücksichtigt sind. Mit Darwin^s Lehre Ton der
Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl konnte er
sich nicht befreunden ; er bekämpfte die Lehre Ton der Ab-
stammung des Menschen vom Affen, vertheidigte die Auf-
fassung von der Einheit des Menschengeschlechts« dessen
Wiege er im nordlichen Asien suchte, und er lebte der Ueber-
xeugung, doss der Mensch sich vom Thier strenge durch das
Geistige, durch das Vorhandensein moralischer und reiigiSser
Ideen unterscheide. Die von dem sonst nüchternen Forscher
in patriotischer Erregung geschriebene unglückliche Abhand-
lung; La race prussienne, welche er spater wohl selbst be-
klagt hat, wollen wir Deutsche, in Anbetracht seiner sonstigcD
grossen Verdienste um die Wissenschaft, rergessen. Quatre-
fages stand in seinem Vaterlande in höchstem Ansehen ak
Vortreter der biologischen Fächer, namentUch bei wissen-
8i*haflHcheu Versamuiluiigen im In- und Auslände, wobei
er durch seine ungewöhnliche Beredsamkeit und persönliche
Liebeuswurdigkeit unterstützt wurde.
Mit dem am 20. Februar d. J. im Alter von T-j Jahn-x:
in Heidolbenr vor^-torbenen hervorragendeu Chemiker Hernj&rn
Kopp ist ein mit unserem unvenresslichen Präsidenten J;>t->
V. Liebiif !k^wie mit den Erfolgen des Giessener Lab':»rat».»n -r.-
enjrc vorlnniiiener Forsohor aus dem Leben geschie^i-er.. Er
war ein anspriiciisKx'ser Gelehrter, von dem ersta'^üIi.j'.Krr
bis in die ersten Anlunire seiner Wi>'ien?chaft sich er-trr-.k-::-
tien Wissen, viui schärfster Beobachtunjrsffal>e. durok ir^n^-z-
dem VerstAnde und unsrewohnlicher Schaffenslust. Er -i:
Vom Anfansr seiner Tiiäti::keit ün als einer der erster. W.z -^-
da» tur die theoretische Chemie ä> wichtige Greoiirrbi-r? irr
▼^
i.
210
Slteung vom 7. Miü 1892*
1. Herr Waltbkr Dtck legt eine Abhandlni^ dm Hem
Professor Alfred Pbinqshbijc: .zur Theorie der Taylor-
schen Reihe und der analytischen Funktionen mii
beschränktem Gonyergenzbereich* Tor«
2. Herr Gustav Bauer fiberreicht eine Ycm dem so»-
wärtigen Mitgliede, Herrn Professor Aurbl Yoss in WitaB»
burgf eingesandte Abhandlung: «fiber die Fundamenkml»
gleichungen der Fiächentheorie/
3. Herr Nikolaus Rüdinger fibergiebt den ?on ihm n-
sammengestellten Katalog der anthropologischen Sammlang
der hiesigen anatomischen Anstalt, welcher einen Theil der
auf Anregung der deutschen anthropologischen Gesellschaft
herausgegebenen Verzeichnisse des in Deutschland yorhan-
denen anthropologischen Materials darstellt.
212 Sitzung der mathrphys, Classe vom 7. Mai 1892.
uiaassen tiberschätzt zu werden. Denn abgesehen davon,
dass wohl Niemand, der sich mit der Theorie der Taylor'-
schen Reihe etwas näher beschäftigt hat, an der Existenz
derartiger Functionen den geringsten Zweifel haben konnte,
so möchte ich Herrn Mittag-Leffler nicht einmal darin
beistimmen, dass solche Functionen bisher überhaupt noch
nicht studirt worden seien. ^)
Die principielle Frage, um die es sich hierbei einzig
und allein bandelt, ist doch lediglich die: Giebt es Func-
tionen, die auch nur an irgend einer einzigen Stelle
endliche DiflFerentialquotienten*) jeder endlichen Ordnung
besitzen und dennoch nicht nach der Taylor'schen Reihe
entwickelbar sind? Denn aus einer Function, die eine der-
artige Singularität an einer Stelle besitzt, lassen sich ja
dann nach bekannten Methoden — etwa mit Hilfe des von
Herrn Cantor angegebenen Condensations-Principes') —
leicht solche bilden, bei denen die nämliche Singularität in
allen Punkten einer beliebigen abzählbaren unendlichen Menge
auftritt.
Nun hat aber im Gegensatz zu Lag ränge, welcher
geradezu die Ansicht aussprach,'*) dass die Endlichkeit von
Z*^''^ [x) für jedes endliche v die Gültigkeit der Entwicklung:
1) Ks licisst a. a. O. : Autant que je sacbe, toutOvS les fMOction^
«pii n'cxi-^ti'iit ^\\\v (lan^ iin ('««rtain doniaino du ])lan et qui ont t't«'
»•tud it'j's .ju.stju'ii' i , cessent (.roxist»'r, ]»ar(e qiie les fonoiion-
('Urs iin-iijcs uu Icvirs dcriv«'0> clcvienneiit discontinues sur lu
iVontitT«'.
2) ^♦'llj^tvcrständliih liandelt »'s sich hi»'rlM'i im Falle einer eoni-
|d«'\i'n Viiriabi'ln nicht iiiu l>iH'erciitialqnnii<'nten iia«"h iillrn mötj-
liclH'ii KichtiiDL,'«*n. shikUmii nur nach einem 'Pheil dieser Iiiclituni^en.
:n Matli. Ann. I5d. XIX. ]>. 588.
l) 'rh«'i>rie (h'> l'nnetions. Chap. \. Art. 30 (Oeuvres c<)n)i»li tf-.
T. IX )i. ()5). — Lerons >ur \v. Ciakiil ^Ik's rum'tion>. he^ ^^^
(Oeuvres ii)nq)l. T. X. p. 11.)
214 aiUMff dm- moArflit». CBmm «mk 7. JW law
Immerhin bia sncb ich der Änncht, dm Jen« Oaaehy'-
sche Beispiel nicht atureicht, um die EkMeia emer indft
entfriekelbuen Fonction mit
Quotienten schlechthin evidern
aber tbRtsBchlich rollatändig
Bois Beymond im Jahre IE
Function/) welche ab einer
stetige DifibreDtialquotienteu je
während die mit diesen Differe
lor'sche Reibe ^'^^V fOt jedes noch m Uanw h ii-
Tergirt, woraus dann mit Leichtigkeit folgt, dsn f(x-{-k}
in der Umgebang dieser Stelle x Oberhaupt nicht nadi Pi»-
tencen von h entwickelt werden kann. Und d» Da Bois
Beymond es aach unternommen hat, aus dieser FnnetioB
durch .Condensation* eine andere abzuleiten, wekbe die fng-
Ucbe Eügenschaft in unendlich vielen, Oberall dicht liegodsK
Punkten einer Linie hat, so scheint mir eben die oben cühte
Bemerkung des Herrn Uittag-Leffler nicht recht zatreffend.
Auf der anderen Seite hätte ich gegtiu die von ihm
mitgetheilte Reibe des Herrn Fredholm, deren el^ante
Einfachheit ich nochmals ausdrücklich anerkenne, vom di-
daktischen Standpunkte mancherlei einzuwenden. Zunächst
scheint mir schon der Beweis dafür, dass jene Reibe die
fragliche Eigenschaft besitzt, nicht elementar genug; er be-
ruht auf einem, keineswegs mehr den Elementen der Fnnc-
tionen-Tbeorie angehörigen Kowalewski'schen Satze (iber
die Int^rale partieller DiSerential-Gleichungen. Zweitens
aber bietet diese Methode der Herleitung den grossen Nacb-
theil, dass wir von der Art und Weise des Zustandekommens
einer solchen , doch immerhin merkwürdigen Singularit&t
auch nicht die geringste Anschauung erhalten.
1) In deo Abb. der b. Akad. Ue«);l. Ud. XXI dJeKr Zeitschrift
p. lOUff.
216 Sitzung der math.'phys, Glosse vom 7. Mai 1893.
§ 1.
Für das Innere eines gewissen Bereichs der complexen
Variablen x sei f{x) mit sämmtliehen Ableitungen /^"^(x)
(n = 1, 2, 3, . . .) durch irgendwelche analytische Ausdrücke
als eindeutige reguläre analytische Function deünirt — z. B.
durch gleichmässig convergirende Reihen von der Form
2fy{x) bezw. 2f^^^{x)^ wo die fy{x) in dem gedachten Be-
reiche reguläre algebraische oder transscendente Functionen
bedeuten.
Auf der Begrenzung dieses Bereiches befinde sich
eine Stelle a, für welche f{x) mit sämmtliehen Ableitungen
/*(") (x) für jedes endliche n noch eindeutig bestimmt, endlich
und stetig sei. Wenn dann t»ine für irgendwelche Umgebung
von X =^ a convergirende Potenzreihe ^ (x — a) existirt, der-
gestalt dass die Beziehung:
(1) f(x) = ^(x-a)
besteht für denjenigen Theil des Convergenz- Bezirktes von
'^ (x — «), weleher in ihm ursprüngliclien Deünitions-Bercich
von fix) liineinfüllt, so hat dieselbe sicher die Form:
(2) ^(,;_a) = V].^-^|\x'-«r'.
Daraus folgt aber, dass unter den bezüglich der lieschalleii-
heit von fix) im Punkte « gemachten Voraussetzungen zwei
und nur zwei Möglichkeiten denkbar sind, unter denen
keine l*otenzreihe '}3 (x* — a) von der gedachten Uescliutfen-
lieit existiren kann, nämlich:
1 . Wenn die Ueihe V] ^ ' J''^ {x — aY für x a <i
divergirt, wie klein man aiich die positive (jrüs.-e i
amiehuH'n m(*)ire.
218 aUgwng der nuah.-phya. dtme m» 7. Mai 1802.
Und es lassen sich auch mit Leichtigkeit hinreichende
Bedingungen ffir die Art des Unendlichwerdens Ton /^^ («)
fQr «Bsoo au&tellen, welche die ConTergens der obigeD
Beihe fQr jede noch so kleine Umgebung der Stelle a de»
finitiy ausschliessen.
So folgt z. B. aus dem Gauchy'schen Fnüdamental-
Kriterium zweiter Art, dass die Reihe f&r kein noeh so
kleines \x — a | convergiren kann, wenn f&r i^ sb oo
vrird, oder anders geschrieben:
&'^ («) I V
/("-') (a) ^
eine Bedingung, die sicher erfQUt ist, wenn ron einer be-
liebigen Stelle y^n ab:
fr) (a)
(3)
«y-V'W
r-" («)
ist, wo iff(v) eine positive Grösse bedeutet, die mit v —
wenn auch beliebig langsam in^s Unendliche wächst.
Geht man, statt von dem Gaue hy 'sehen Kriterium, von
S/W (a)
y-^(x — ay sicher
beständig divergirt, wenn fQr jedes noch so kleine positive c
und für >'>« die Beziehung besteht:
I &^ (a) '
^-f- — f-^.fc»'>l
vi
80 gelangt man statt der Bedingung (3) zu der folgenden:
(4) •'^''S'^^i >(./'(.'))••
welche, wegen v\ < i'*', a fortiori erfüllt ist, falls für v>n:
220 Sitzung der mathrphys. Classe vom 7. Mai 1892.
Bereich, welcher den Punkt ic=0 auf der Begrenzung ent-
hält einschliesslich dieser Begrenzung, sofern nnr
keine weitere Stelle der Strecke 0 ( — 1) im Innern oder auf
der Begrenzung jenes Bereiches liegt. Denn in der That
wird für alle solchen Werthe x der absolute Betrag von
— ;r— ; — eine Grösse von der Form X-a" (wo X endlich)
a~*^ + rc
nicht übersteigen, woraus dann ohne Weiteres die gleich-
massige Convergenz der llcihe in dem behaupteten Umfange
rosultirt.
Das gleiche gilt von jeder Reihe, die sich durch nraa-
lige Diiferentiati(m aus der obigen ergiebt, sodass also auch:
gesetzt werden kann. Daraus folgt aber für x = 0:
/■ W = S- :^ «" = e"
(8)
/'(«)(0) = (_l)".n!]2-\«''^'*+'^ = (— l)''-"^^'*"*"'
VI
also für hinlänglich grosse Werthe von n sicher:
I /'^"^ (0)
n\
{e-y
woraus auf Grund der oben aufgestellten Bedingung (4) so-
xr-s &^ (0)
fort erkannt wird, dass die Reihe y] r~ ^^ ^"^ J^^
noch so kleine x divergirt, obschon f(x) für x = 0 mit
siimmtlichen Ableitungen von jeder endlichen Ordnung end-
lich und ausser in der Richtung der negativen reellen Axe
auch durchweg stetig ist.
Man bemerkt, dass bei der eben betrachteten Ileihe die
auf der negativen reellen Axe gelegenen Punkte — a^, —a^\
nach meinem Dafürhalten auch deshalb, weil das so definirte
/■{O) mit allen Ableitungen den besonderen Werth Null hat,
sodass von einer convergirendeu Mac Laurin'schen
Ueihe auch wiederum nur cum grano aalis die Rede sein
kann, da dieselbe formal eigentlich gar nicht existirt
— ein Mangel, der durch Einführung einer Function Ton
der Form fix) = g'(x) -\- e '' fwo ^{x) entwickelbar) zwar
verdeckt, aber in seinem Wesen doch nicht gehoben wirf.
Man erhält nun aber völlig einwandfreie Beispiele dieser
Art, wenn man in den oben betrachteten Reihen (0) nnd
(9) den Coefficienten -
Weise entsteht aus (l>) :
1) Diewr Einwand wird anch dorch diu It.ii.'ionnenent dr* Herrn
Hermite (Court d'Anal^M.', T. I. p. 203) nicht entkräftet.
Die Mi
ständis
Bezdck
(16)
BO Mm
flberan
(17)
80 liefei
erite b
endliclit
eigent
nicht
besitzt,
achwindeD, obschon sie fdr x = Q mit sämmtlicheD Ab-
leituDf^en verschwindet. Damit erscheint aber die von
Lagrange im 5. Capitel seiner Theorie des Fonctiona*)
geäusserte Ansicht, daas eine stetige Function, welche für
irgend einen Wertb der Variablen mit sSmmtlichen Ablei-
tungen verschwindet, identisch verechwinden müsse,
nunmehr endgtlltig widerlegt.
Der allgemeine Typus der im vorigen Paragraphen be-
trachteten Reihen lautet offenbar:
1) Oeuvre« compl^te«, T. IX. p. 68.
7.
&
Mcr Cnre C ^^^ _ ^,-„^,,-«,
Imm Pnkt der ^hrifclhiwa MengB (m^ in inwni ofa
mf jkr B($rauBiMr cnttiÜ, vifarairi aoff der Icfaiem fa
<ui^ GifmijpMtt « ^alier kfn mdlwei, frlb nid» fw-
)i«iMktt> «k lieiBiaB »IL Ist iaam S^cJ cpemiwid. m
m^^ xmA «am bAiinrtif« Sdae ds Hcrh Weierstrus
^ öltkü^ K<die «se isnerindb C icgdfire ■■■■IjImiTwi Fooe-
iMi ä«r. Kftft cft alMr «ad aock ftr jeden INnikt s wd
ä<<r Omd^ O — wi «vMtoeBa- Aiwmfcine dei rmcm Pasktac
1V9)X da yim4i V^masvtniBff x* veder der Mcage {n^ oh
>1iOrt 5Äf^ fW* iSA*lÄÄ
Vir. i»4ix Bits VfctuüuK tol j^xi f&r £e Stelle x = c
;'*i:- V. ,' * ^ A, - v.xicr:. c»t*Ä*r sirLer «irre *i
>.\» '; " : ><• . 1, isc- jr»fj:-.jj::i-!ric- :•?• c^ «r ttreni-
:.;.«' :: 5**TL m&r öe obic« Reibe
C£:i2iirf
.V ;- , i
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•'*>V* ■*■*»'•' ■l'.'ii^S;; '.
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\ •< .\ s. . . .-.aB^
S» WN
J- .'» •
• <»rC> H« ^n: t X.
228 aUiUhg der moik^-phyB. aa$se tarn 7. Mai 189$,
gewiBBen um a m beschreibenden KreiseB der Fall sem.
Dies ist aber in Folge der Qber die Vertheiltuig der a, ge-
machten Voraussetsang unmöglich, da nach dem angefilhrten
Satze innerhalb jenes Kreises stets singulare Punkte oder
Linien von f{x) liegen müssen.
Die Möglichkeit dieser Schlussweise bleibt aber unTer^
Ändert bestehen, wenn an die Stelle des einen Grenspmiktes
a eine beliebige Anzahl solcher Punkte tritt, die auch anf C
oder irgend einem Bc^n von 0 fiberall dicht liegen dfirfen,
sofern nur die Punkte a, in der Umgebung jedes solchen
Punktes a der oben angegebenen Bedingung genfigen, und
es gilt somit der folgende Satz:
Befinden sich auf der geschlossenen Curve C
beliebig viele Qrenzpunkte a der durchweg avaaer-
halb des Bereiches (C) gelegenen Punktmenge (a,),
so ist für die innerhalb (0) reguläre analytische
Function:
f (^) = 2*' ;r~^ (^^ S" I ^y convergent)
jeder Punkt a ein singulärer Punkt und jeder
Curvenbogen von C, auf dem Punkte a fiberall
dicht liegen, eine singulare Linie, sofern in be-
liebiger Nähe jedes Punktes a stets Punkte a,
vorhanden sind, welche höchstens in Linien (nicht
in Flächentheilen) überall dicht liegen.
Beispiele solcher Punktuieugen sind:
""y Py Vv Pfi^ V/'= 1.2,8...^
•
wo jPy positiv und für jedes endliche v > 1 , dagegen
1 1 '
limj?^=l (z.B. Pr=l + - , p^=l + ~^'-y, p^=:c>etc.\
während e eine complexe Zahl mit dem absoluten Betrage 1,
Setzt man zur ÄbkOrzung:
I»kI-i"
WO also q^ wesentiicli positiv und fUr v = <x> : lim g^atx
oder die obere Unbestiniiutheitsgrenze von g^ uoendlicb wird,
eo hat man identisch :
,^, \^y\ 11«, I «"
und wenn daher r, positiv und so gewählt wird, dass fUr
jedes noch so grosse:
(Ö) lim-?^ = lim*— — =0
234 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 7. Mai 1892,
Einbeitskreise beliebig viele Grenzpunkte, so
lassen sich auf mannigfache Weise unendliche
Reihen von Grössen c^ stets so bestimmen, dass
die Reihen:
nicht nur im Innern, sondern auch auf der Fori*
pherie unbedingt und gleichmässig convergiren
und in die eben daselbst unbedingt und gleich-
massig convergirenden Potenzreihen:
l I wo: ^^=S''"S^«
umgeformt werden können.
Bedeutet dann a einen auf der Peripherie
befindlichen Grenzpunkt der a^ von solcher Be-
schaffenheit, dass in jeder Nähe von a stets
Punkte a^ vorhanden sind, welche höchstens in
Linien, nicht aber in Flüchentheilen, überall
dicht liegen, so existirt keine Potenzreihe ^5(2'— a)
derart dass die Gleichung f(x)=^(x — a) besteht
für Punkte in beliebiger Nähe von a, die im
Innern oder auf der Peripherie des Einheit>-
kreises liegen.
Wenn also solche Punkte a auf der Peri-
pherie überall dicht liegen (sodass schliesslich jeder
Punkt der Peri])herie als ein Grenzpunkt der Menge (a^)
anzusehen ist), so existirt für f(x) keine analyti-
sche Fortsetzung über die Peripherie des Ein-
heitskreises hinaus, obschon f(x) mit säiumt-
»MB f(xj md f'"" wi auf -ier Pwipi»
238 Sitsung der math.-pkyii. Oane vom 7. Mai 1898.
§4.
Ich gehe nan dazu üher, einen weiteren Typus tob
Reihen anzugeben, welche auf der -Creme eines gewissen
Bereiches noch mit allen Ableitungen endlich und stet^
dennoch nicht analytisch fortsetzbar sind. Obschon diesdben
mit den Untersuchungen der beiden letzten Pkngraphen
nicht in unmittelbarem Zusammenhange stehen, so Uefieni
sie doch eine sehr brauchbare Illustraticm zu den im § 1
entwickelten Principien, indem sie bei ausserordentlicher
formaler Einfachheit auf dem W^e ganz elementarer Rech-
nung deutlich erkennen lassen, warum die Entwickdbarkeit
auf jener Grenzlinie vollständig aufhört : nämlich, weil die
Ableitungen n^ Ordnung f&r unendlich viele, fibendl dicht
li^ende Stellen mit n so stark zunehmen, dass die Taylor*-
sehe Reihe nicht mehr convergirt.
Es werde gesetzt:
(1) ^{o=jy^y=jyu,
wo a eine positive ganze Zahl > 2, ^ = ^1 + ^^! eine cora-
plexe Variable bedeutet. Um den Convergenzbereich dieser
Reihe zu erkennen, hat man :
?',. r + 1
.-+1
und daher für >' =: oo :
lim - -- = hm
?/, V + 1
= 0, wenn r, > 0
= 00 , wenn r, < 0
il. h. ilio Reihe converj^irt ahsohit für alle i mit nicht-nepi-
tivom iniajrinärem Hostundtbeil, also innerhalb der oberen
Ä. Pringsheim: Zur Theorie der Taylor' sehen Reihe. 239
Halbebene einschliesslich der reellen Axe. Das Gleiche
gilt auch für sämmtliche Ableitungen von iff (i). Man hat
nämlich :
(2) iff^»^ (t) = i- yy \ «- " • ^^ ' •
und daher insbesondere für reelle t:
U
sodass also die lleihe für iff^^^ {() auch auf der ganzen reellen
Axe absosut convergirt. Es stellt hiernach i// (/) für die
obere Halbebene eine analytische Function von t dar, welche
noch auf der Grenze dieses Bereiches, nämlich der reellen
Axe, mit allen Ableitungen jeder endlichen Ordnung endlich
und stetig ist.
Nichtsdestoweniger lässt sich leicht zeigen, dass ift{t)
über diesen Bereich nicht analytisch fortgesetzt werden kann.
Setzt man zunächst in (2) / = 2x7r (x = 0, -j^l, •;^2--),
so folgt:
i."
I i//»*> (2 X TT) I = e
und ebenso für / = (2 x + 1 ) ^'^ :
r/;(") ((2 X + 1) /r) I = /»'»•• bezw. =&*"*— 2 (ersteres, wenn
a ungenule, letzteres, wenn a gerade).
Daraus erkennt man aber zunächst, dass die Taylor'sche
lleihe für sämmtliche Stellen t = ^i rr (jii = 0, ^ 1 , 4: 2 • • •)
divergirt (cf. § 1, Gl. (5)).
Das Gleiche findet nun aber statt für alle Stellen
i = , wenn p eine beliebige pasitive ganze Zahl lK?dent^t.
Setzt man nämlich i//<"H'» i" die Form:
16*
4* (p+'l
^> (0 = *•• & vr'*^"4- *'.2>^e'-
ao ergiebt sich znnachst fttr / = — ~- (» = + 1,-^-2- «■):
(3) V a' / -TT "J
wo:
Non ist aber:
(^) !C,..!<2Z|'«-'<2-^yi<2-ai'-
folglich wird, wie groe» man auch j> annehmen mag, n stet<
so gross genommen werden können, dass der in (3) vor-
kommende Term c"" beliebig viel grosser ist als : CV.«.: dies
gilt 8ell)st dann noch, wenn man p über alle Grenzen wach'vn
liUst, sobald man nur n 2> ;) nimmt. Somit folgt aus { :\)
und (4), das8 für unendlich wachsende n
2X 71
0^) ^""'(af)^"^
wird, und das Nämliche ergiebt sich auf analoge Weise auch
((2 X + 1 ) 7r\
— - - I. In Folge dessen muss aber die Tay-
lor'sche Keihe für tff(t) an allon Stellen /= — - divergimi.
242 Sitzung der mathrphys, Classe com 7. Mai 1S92.
Man findet nun aber ganz analog wie oben 61. (3), das6
(7) j«/'""(^-J-'^)'<^p.- + «-
.— fl"
wo:
(8) Cp,„<aP-
und da, wie gross man auch p nehmen möge, die Reihe mit
-a"
r* für jedes noch
dem allgemeinen Glieder — :<aP" + e
n! I
so grosse r convergirt, so folgt, dass die Taylor'sche Reihe
y; i^^'lfjo) (< _ <„)v fßr alle stellen <,= i^?Jli>/^ d. h.
schliesslich für unendlich viele, überall dicht liegende Punkte
der reellen Axe convergirt und zwar sogar beständig
convergirt. Da aber in beliebiger Nähe jeder solchen
»Stelle andere liegen, für welche nach dem zuvor gesagten
die Taylor'sche Reihe divergirt, so kann sie nicht die
Summe ip (0 haben.
Hieran knüpft sich naturgemäss die Frage, ob es denkbar
würe, dass die Taylor'sche Reihe für alle Stellen eine^
«j^ewisseii Intervalles convergirte oder «genauer gesagt, ein Con-
vergenz-Intervall besitzt, dessen Ausdehnung unter eine Im?-
stiinnite angebbare (Grösse nicht herabsinkt, und dass ihre
Sumuie nichtsdestoweniger mit der erzeugenden Function nicht
übereinstimmte V
Diese Frage ist aber zu verneinen. Angenommen niini-
licli, es convergire die Reihe:
tiir /,,</</, und r<r^, so hat man sIcIhm- für alle Werth»-
puare (r, r) aus dem angegebenen Hereiche:
lini , r" = 0
244 SüMung der mtdh.-fh^. Clane vom 7. Med 18931.
Der Saias gOt offenbar auch für den Fall emer oon-
plexen Variablen t Denn man kann die GeaammUieit der
Stellen, welche anf irgend einer im Punkte t^ bannenden
geradlinigen Strecke liegen, durch eine ganxe lineare Sub-
stitution auf ein Stück der reellen Axe congruent abbilden
und Rodann wieder die oben benützte Schlussweiae anwenden.
Bei dem oben betrachteten Beispiel:
(1) tp(0 = y]^-^e«''*'
tritt also — wenn a = 4 Jk -f~ 3 — that^hlich der Fkll an,
dass in jedem noch so kleinen Intervalle Stellen liegen, f&r
welche der Convergenz-Radius der Taylor'schen Beihe un-
endlich gross ist (nämlich für ^ = ~ — ), and eben-
falls solche, f&r welche dieselbe gleich Null ist (nämlich
vXt t = — - ).
Ersetzt man in (1) t durch ( — 0, so wird die Reihe:
ri2) xp{—r) = ]£]v A e-a''<.
eine analytische Function darstellen, welche nur f&r die
untere Halbebene einschliesslich der reellen Axe mit sammt-
lichen Ableitungen existirt, und es ergeben sich durch Ad-
dition und Subtraction von \p{t) und \pi — /) (wobei, wie
man leicht erkennt, die fraglichen Singularitäten sich nicht
etwa herausheben können), die Reihen:
(13) ip, ir)=2J—v^- ^'« CO -2j"-;."-
den Fülle offenbar eine unHtetige Function von t iKt, so lirtimhk
in der Tbat keine bc8timuite Stelle V zu oxiHtircn, wo derselbe
wirklich -- 0 wird.
A, Pringsheim: Zur Theorie der Taylor^schen Reihe, 245
als Beispiele von Functionen, welche für alle reellen t mit
säramtlichen Ableitungen jeder noch so grossen endlichen
Ordnung endlich und stetig sind, und dennoch nicht in das
complexe Gebiet der Variablen t fortgesetzt werden können.
Setzt man schliesslich in (1) noch ef' = x^ so folgt, dass
die Function:
(14) /'U)=1]*'7T^'
nicht über den Einheitskreis hinaus analytisch fortgesetzt
werden kann, obschon sie noch auf der Peripherie derselben
mit allen Anleitungen jeder endlichen Ordnung endlich und
stetig ist.
Der allgemeine Typus derartiger Reihen lautet offenbar:
(15) f(x)=^yc^'x'^y
0
wo die m^ positive ganze Zahlen von der Beschaffenheit
bezeichnen, dass der grösste gemeinsame Theiler von m^,
w*v . p w*v I.01 • • • • mit V selbst in's Unendliche wächst, während
die Goefficienten Cy so beschaffen sein müssen, dass die Reihe:
^v Cy ml = Sn
für jedes endliche n zwar convergirt, aber ihre Summe mit
n so stark zunimmt, dass:
für jeden noch so kteinen Werth q divergirt.
248 Sittung der math.-phys. Glosse vom 7. Mai 1892»
Die Form, welche die allgemeinen Gleichnngen der FlSchen-
theorie in Folge dessen annehmen, steht zwar in naher Be-
ziehung KU den Yon Aoust und Codazzi^) emgef&hrten
Gleichungen, durch welche eine gerade fttr die Anwimdangen
sehr wichtige geometrische Interpretation dereelben erreicht
wird, unterscheidet sich aber eben durch den Yorhiii ange-
führten principiellen Gesichtspunkt von denselben.
In Beziehung auf orthogonale CurvensyBteme suf einer
Oberfläche hat übrigens neuerdings Herr Knoblauch*) in
einer Arbeit, deren Tendenz sich, soweit sie das ErOmmungB-
maass betrifft, mit der vorliegenden berührt, an die Bonnef-
sche Formel erinnert, welche das Krümmungsmaasa durch
die geodätischen Krümmungen der Goordinatenlinien auedrOekt.
Nr. 1. Bezeichnet man mit e, /*, g die GoefBcienten
des Längenelementes auf einer Fläche, so ist nach Gauss
das Krümmungsmaass K nur abhängig von den GhrBesen e,
/, ^, den ersten Differentialquotienten derselben nach den
unabhängigen Parametern u, v und den zweiten DiSeraitial-
quotienten 6^^, Z"^^, g^^^. Aus dieser analytischen Thatsache
folgt für zwei isometrisch^) auf einander bezogene Flachen
die ünveränderlichkeit des Krümraungsmaasses.
1) Diese Formeln geben bekanntlich die Fundamentalgleichungen
in einer für die Anwendungen ausserordentlich wichtigen Grestalt
(vgl. namentlich das grundlegende Memoire von Bonnet, Journal
de rficole Polyt. Bd. 25 und 26, sowie die Theorie g^n^rale des «ur-
faces von Kibaucour, .Tourn. v. Liouville Ser. IV, tom. 7), insofern
nur gcometrinche Grössen, nämlich die normale und geodätiüche
Krümmung, sowie die geodätische Torsion der Goordinatenlinien in
denselben auftreten, entfernen sich aber cl>en durch die Einf&hronj;
dieser grOsstentheils nicht invarianten Elemente von der Beziehung
auf das Längenelement.
2) Ueber die geometrische Bedeutung der flachentheoreti sehen
Fundamentalgleichungen, Acta Mathematica Bd. 16 S. 249.
3) Der Kflrzo wegen nenne ich zwei auf einander abwickelbare
Flächen isometrisch auf einander bezogen oder isometrisch.
250 »Sitzung der viathrphys, Classe tom 7. Mm 1892.
ruht, bei dessen Deformation der Excess der Kantenwinkel
an den Eckpunkten ungeändert bleibt, liefert eine mit dem
geometrischen Character der Fläche im engsten Zusammen-
hang stehende Deutung für den 2ähler des Krümmangis-
maasses. Aehnliche Ueberlegungen finden sich indessen aach
in Herrn Sturm 's Note, in der auf Orund Steiner'scher
Betrachtungen die Fläche als Grenze eines Polyeders aaf-
gefasst und der Begriff der Ecken und Eantenkrümmung
desselben eingeführt wird.
Nr. 2. Während bei diesen Untersuchungen allerdings
dio gehäufte Betrachtung infinitesimaler Beziehungen nicht
wohl zu vermeiden ist, so namentlich in der Natani^schen
Darstellung, der mau wohl in mehrfacher Beziehung eine
strengere Form wünschen möchte,*) bringen andere Formeln
in analytischer Darstellung, aber in directer Beziehung auf
geometrisch invariante Elemente, die Unveränderlichkeit des
Krümmungsmaasses zum Ausdruck.
So besteht nach Bertrand und Puiseux für den Ex-
cess E der Länge einer hinreichend kleinen geodätischen den
Fliiclienpunkt umgebenden Kreislinie mit dem Radius s über
die Peripherie einer ebenen Kreislinie mit demselben Radius
rlividirt durch die ^ Potenz des Inhaltes J jenes geodätischen
Kreises dio Formel
welche K direct durch den Grenzwerth des Verhältnisses
zweier bei der Biegung invarianter Grössen ausdrückt.
Nach Beltrami^) gilt für den Bogen q einer von einem
1) Eine aolche wurde mir übrigens unlängst durch Herrn Finster-
walder mitgetheilt.
2) Vgl. Monge, Applications, Ausg. v. Liouville, S. 583 ü. f.
Der Satz selbst ist dort freilich auf andere Art ausgedruckt.
3) Bcltrami, Zur Theorie des KrOmmungsmaassea, Math. An-
nalen Bd. I, S. 580. Die Bei trami'Mche Darstellung von Ä' dorch
252 SUsung der math,'fhy8. GUuse wm 7. Mai 1892.
DarboQxO ausf&hrUch in seiner Theorie g^nAnle des mr*
faces dargelegt hat, eine sehr bemerkenswertbe Interpretatioii
erfahren.
Herr Darbonx denkt sich in Verbindung mit der
Fläche ein rechtwinkeh'ges Ranmcoordinatensystem — triddre
trirectangle — dessen jr-Axe die Normale des Flftohenponktes
ist, und dessen d;-Axe in der Tangentenebene der FBche
einen Winkel m mit der Conre u bildet Schreitefc man aof
der letzteren fort, so geht dasselbe in eine benachbarte Lage
über. Ist nun rdu die Rotationscomponente um die #-Axe,
welche, abgesehen Ton einer geeigneten Translation, in Ver-
bindung mit zwei anderen analogen partiellen Etotationen
pdu^ qdu um die Axen x und y jenes System aus der or-
sprfinglichen Lage in die zweite überfährt, und beseichnet
man mit r' dv die dem Fortschreiten auf der Cnire v ait>
sprechende Rotationscomponente, so ergiebt sich f&r den
Ausdruck
IT sin aYeg
— xmUiT a den Winkel der Coordinatenlinien m, v verstanden
die elej:jante Fornn»]*)
dv du
Nun hfingcn freilich die liotiitionen r und r', sowie auch
die von Ilerni üarboux eingeführten Translationseonipo-
nonten des Trieders nur vom Längeneiemente ab. Sie sind
aber nur analytische Invarianten, wie auch schon aus dem
Anblick der für K angeführten Formel hervorgeht, welche
neben den Dilferentialquotienten nach u, v auch noch die
CoefKeienten c, g enthält, während die übrigen in Darboux*
1) Levons sur hx thÄ>rie gencnile des surfaces, Tom. I, Tom. II
S. 361— 3«7.
1) a. II. 0. S. 361.
7.
= «..
3C^
TPl**.-^
\va.
-i.
256 Süeufig der matK-phys, Cldsse vom 7. Mai 1892,
KrQmmung der Flachen, allerdings in anderer Richtung,
betrachtet hatte.*)
Nr. 5. Bezeichnet man das Längenelement der Fläche,
welche auf zwei willkürliche Curvensysteme u, v bezogen
ist, durch
1) d^ = e du^ + 2fdudv + g dv"
und die Dififerentialquotienten der e, f^g sowie der Coordi-
naten x^ y, ^, wie in Nr. 4, durch angehängte Indices, so
hat man bekanntlich die Gleichungen
2) x^^ = Bx^ + B^x^-]-Fp;
^,,=Cx^ + G,x^+Gp
nebst den analogen für y, e und g, r, wobei E^ jP, 0, die
Fundamentalgrössen zweiter Ordnung, jp, ;, r die Richtangs-
Cosinus der Normale bedeuten, und die characteristischos
Coefficienten A; A^; B^ JB,; C, Oj durch die Gleichungen
2A H=qe^-2ff„ + re,
2A,H=2ef„-ee^-fe^
2B H = ge^-fg,
2B,H=eg^-fe,
2C H=2gt\-g9„-fg,
2G,H = 2g^-2ff, + fg^
in denen
cg-r = H
gesetzt ist, definirt sind. Dabei finden zwischen den charac-
teristischen Coefficienten die Gleichungen
1) Zur Theorie der Ki-ümmung der Flachen, Klein, AnnalenW
S. 200.
A. Voss: Die FundamentalgleiehungeH der Fläehentheorie. 257
B-\-C,=
B,+A
dv
bjYh
d U
4)
-.4--.-"]/?
du
0-^ = 3-91]/^
9 V 9
dv
statt, und zugleich hat man für die Differentialquotienten
der i>, 9, r die Gleichungen
5)
in denen
6)
j), = Mx^ -\- M^x .
L H=Ff-gE
Z, H=Ef — Fe
M H=Gf—Fg
M,H=Ff—Ge
ist. Die geodätischen Krümmnngen y, y^ der Gurren
u, V sind alsdann
7) y = ^-J^^y^=9yS
eVe ' * gVg
ihre reciproken Werthe sind die Radien der geodäti-
schen Krümmung der Parameterlinien. Ich denke
mir ferner im Punkte P (x, y, z) der Fläche die Tangente
ao die Curve u gezogen. Die Goordinaten eines um r^ von
P entfernten Punktes auf derselben sind
258
SiUung der maUt.-phjfs, Cla$se vom 7. Mai 1892.
»•i*«
^='+W
8)
Y=y-\.
Z = 0-^
und diejenige Normalebene der Flache, welche jene Tang^te
in sich enthält, hat die Gleichung
X-x Y—y Z—z
p q r
N=-
oder
X
n
P.
Z^
= 0
N
(X —X, p, xj = 0.
Hieraus ergibt sich für die unendlich benachbarte Normal-
ebene N -{- dN^^ welche dem Fortschreiten auf der Corre v
entspricht, die Oleichung
N+ [(X—x,p,x^^) + (X- x,p^,xj—{x^,p,xj] dv=0.
Trägt man in die letztere die Ausdrücke 8) an Stelle tod
X — Xy • • ein, so ergibt sich für die Entfernung, in welcher
die Tangente der Curve u von der benachbarten Normalebene
längs der Curve v geschnitten wird, die Formel
Ve
- B\
und ebenso erhält man für den analogen Werth r die
Gleichung
B'
Allerdings sind diese , Radien*, welche für isome-
trische Flächen ungeändert bleiben, bisher wie es
scheint in der Flächentheorie nicht beachtet worden. Die
9)
»•1 =
2id2 ßkmm^ier wu^-fkjft. €Ui9$ ^omr. Mai JfiM.
oder, wenn man die Bogaieiemeiiie da^^YeäUt dtjiBmYgih
einaetEt
a« ■
— 3- = y — e sba
Die Tier OrSsaen q^ g^, f^ /, sind indessen noch doreli
eine weitere Gleichung mit einander yerbunden« Man
erh< dieselbe durch Bildung der Integrabilititsbediiig-
ung der Gleichungen 10). Aus den Gleichungen 9) oder
B B.
folgt nämlich mit Hülfe der in 8) gegebenen Auadrflcke für
B und B,
1 9V7 ,
— -=—— = Q +PiCOsa
1 ai^ ,
yeg du
also, wenn man die Gleichungen 10) nach u und v diffe-
rentiirt und die Ausdrücke 11) auf der rechten Seite sub-
stitnirt,
3*a 9y, 9^^
dudvVeg ^ « ^ «
8ina+(p,y-ßyj)co8a-fjyj+^8ina
= 3^^ — 3y«no-teiy-?yi)cosa-ey+^BUia»),
1) Sind zwei Flftchen so auf einander bezogen, daat der Goofdi-
natenwinkel a und die vier GrOssen q^ ^i, 7, yt in correspondirndei
264 Sitzung der mathrphys, Gasse vom 7. Mai 1892.
Ä^y^= --—-- — ■ au a» I
V. yesma J
a»
•a i/e a yg
-i-- — cos ~ ^
a«
'3h
\ a /
den man yermöge der Gleichungen 3) in die Form
II) KV-n^-^-W^^)-l(iyM)
oudv ou \ e / dv \ g /
oder auch, wenn man die Formeln 10) einfährt in die Gestalt
II') KVH = f^ + ^(^^)-^^(^^-^)
bringen kann. Durch Addition ergiebt sich der von dem
zweiten partiellen Differentialquotienten von a nach u und
V befreite Ausdruck
du\g e / dv\ e g )
Nun findet man leicht nach 7) und 9)
g e Vsiii a v y e
e g Vsin a ^ V g
1) Die Formeln II, ir lassen unmittelbar die bekannten Eigen-
schaften der Curvatura integra von Flächenstücken, die von geodä-
tischen oder von äquidistanten Linien begrenzt sind, erkennen.
Formel II" ist nichts anderes als der von Herrn Weingarten für
das Krümmungsmaass bemerkte Ausdruck. (Festschrift der Tech-
nischen Hochschule, Berlin 1884; K n o b 1 a u c h , Theorie der krummen
Flächen, S. 177).
266 SÜMung der mathrfhys, Glosse wm 7. Mai 1892.
und die Gleichungen 10*), I, III stellen nichts anderes Tor,
als ganz allgemeine Theoreme, die Yon jedem beliebigen
Coordinatensysteme auf einer Oberflache gelten.
Ist insbesondere der Winkel a constant, so wird nach 10*]
sin a * sm a
mithin
A, = 2 ß, , Ä = 2 e
^ = ? + Pi cos a, l^ = Q^ + Qcoea
also in diesem Falle
welche Formel für ol=^— in die bekannte Bonnet^sche
Übergeht.^)
Nr. 8. Ich schliesse hieran noch einige Bemerkungen,
die sich aus der Form der Gleichungen I und III ergeben.
Sind die Curven m, v geodätisch, so folgt durch Com-
bination von I und III
Bei constanter negativer Krümmung K= — c* wird daher
1) Will man das Krümmangsmaass nur durch die geodätischen
Krümmungen und den Winkel a darstellen, so findet man aus IT'
3*a 1 9<7i dg
K= ■— H- — + — — (gi^ + 9'^ + 2 cos aggt)
dudv sinaK^^' ds ds^
__ g\ d a ^ g da
sinadj^i sin ad s
falls y = sin ag^ yi = sin a g^ gesetzt wird. Wie man siebt, ist dies
aber keine Darstellung durch geometrische Invarianten, da die Dif-
ferentiation nach u und v sich nicht beseitigen lässt.
268 attumf (far Mctik^jAfi. Omm mm 7«
Eine reelle Fliehe, auf der ein Syst«« toü Co-
ordinatenlinien conBtanter geoditieck^r Krl^^vag^
existirt, die sieh fiberall nnter coiistaate^ Wiskel a
ftchneidea, ist eine Fliehe eo&etmmter BegaÜYer
Krfimmnng, deai man als Vi
LiouTille^Khen Theoram^s lieü echtf
Sollen s. & die geodittrhwi
m nnd r eines OrthogOBalsyeteme mmätoA wmä gieieh r
und fj mn, so hat man nach Kr. 5), 7) fia
flf sl*
fr — —
*"tih^ +
.<r,r • '
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',» + X(».)
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VXfc*^ ^■*\ <M»«h -»».C .*H
270
Süsung der math.-pkys. doste vom 7. Mai 1893.
1
+ /».
in denen a, a^ /?, /^^ Gonstanten bedeuten, die man gleich
Null oder Eins setzen kann, je nachdem die linken Seiten
constant oder variabel sein sollen. Die Differentialgleich-
ungen, auf deren Lösung die Bestimmung der Coordinaten-
Systeme beruht, für welche die angegebene Eigenschaft be-
steht, sind allerdings nicht ganz einfach, und ich werde sie
hier nicht weiter untersuchen. Eine einfache Losung eipebi
sich aber in dem Falle, wo man sammtliche Constanten
gleich Null setzt, der freilich nur bei einer developpabeleo
Fläche auftreten kann. Alsdann kommt die bezeichnete
Aufgabe auf die folgende hinaus:
Alle Curvensysteme in der Ebene zu bestimmen,
för die die beiden Ausdrücke
verschwinden.
Setzt man demgemäss
so erhält man durch einfache Uraformimgen an Stelle dieser
beiden Bedingungen die Gleichungen
13)
0
9 V
'9--l/- + y.'3^l/^=o.
«»r .9 " y*V 9
V —
du
du
A, VoB9: Die Fundamentalgleichungen der Flächentheorie, 271
Setzt man nun
-::y:==K'+©'-
1
+ m
m-iv^-id'-
'■ 1
X
+(!)•
und
y^ ' y»
X X
u t
SO folgt aus dem nach 13) erforderlichen Verschwinden der
Functionaldeterminante
d pd q d pd q
dass ;> nur von q abhängig ist, oder
oder auch
e' = F{z)
sein muss, wo F eine noch zu bestimmende Function be-
deutet. Die äleichung
a
3
' i\/ ^+"' ) I r- ^ n/ ^+^' )-0
auf welche sich die beiden 13) reduciren, verwandelt sich
durch Ausfährung der Differentiation und nach einigen Ver-
einfachungen in
18
♦
^.^
am
1+^ • 1
%'+
•+# =
Mmm criküt all» mll« SjBtes« der Ter^
Imsi^tea Art, wcmm sas <i« «se Sckaar ^mm Cmrrmm
Veliebig^ mnimst nd x« denelVes eime zweite so
bestimmt, das^ die WiKkelk^Ibirende des Ton dea
CarTen beider Scit&areB i& jedem PiiKkte gebildeten
Winkels eine eonstmKte Riebtumg kaL
AOodiiigi kl in der Yorbergekenden BetradiiiiBg toc^
dasB x^ und y^ nkkt NnQ smd. Ist aber x. R
X, gfeieb NnIL, so kann niebt zn^eidi f^ gki^ Null aoiiv
da softst eine Gleidtimg zwiseben m und f bestände. Der
Fall x^ =s 0 kaim aber stete dnrcb eine CooffdinateBtiaasfer-
mation besntigt weiden und ist dabcr in der Tcmgen Unter-
soebnng aebon enthaltefi
Nr. 10. Dnreb das rorstebende baben «»gVii^h die C&*
effidenten Ä^^ C, B^ B^ in den F<vmdn 1) der Nr. 5 ibie
geometrisebe Bedentong erbahen. Die Coefficienten A imd
C^ baben dagegen überiianpt keine geometrisebe Bedeabmg,
274 SiUttMg der
f 3 cos A
14) •
«1)+1>S
nebst dm aodlogfla Gleioliuiigen für cos ^ and cos*', wo
gleicheeitig rechterlisnd p darch q and r xa anetno M.
Die beidmi letzten Gleidiungen in 14) treten abrigem in
Stelle der einen Qleichung fflr x^^
Die QrÖBsen
coe X 003 g — coe it' coa ^ coa a — cos /«' cosr coaa — cos>^
sina ' sinn * mna
und die ans ihnen durch Vertauschung der gestrichenen nnd
erToi^benden, welche rechteihuid
kommen, haben eine sehr önfaeb«
Sie sind nämlich die Riehtnn^
ErOmmnngsradien der Corren a
dieselben darch
cos 2 , cos ffl , cos ft
cos l', cos m', coB n'
so erhält man an Stelle von 14)
-^— = — j- cos i -{-p'i
^coaA'
'5) (9co,i , . , „
I . , =giCosf 8ino-t-/>S
I Scosi' , o
I — X- — ^ g cos i sm a + p S.
Die Gleichung fdr das KrUmmungsmaaRs wird nun
16) RR'-3* = KB\B'a
der Seitenkrtlinmang Tontellen. Hienos folgt
und zugleich
, / 3 cos i , 3 cos II , 9 008 »^ , „ .,
oder nach 15)
ö'S = cos{«', N)
a S =* coB (a, N)
Ans diesen letzteren Gleichungen folgt der Satz tod Aoast,
I) E« irt abo anch
bei der laometiie inTMiuit.
flingefafarteu Krfimmnngsradien and ihre Rühtangm kann
man fOr die linke Seite aaeh setEen
cot (ly.) — —7 eo« (ffff )-
An Stelle der Oleichungen 5) Nr, 5. baten «idHeh die
mau fa^t immer die Differentiationen nach den Bc^ene1e>
menten ds, äs' durch solche nach ifti, äv wird ersetzen
mtlssen, so geben sie doch, wie aus den vorigen Betrach-
tungen ersiclitlich sein wird, zu mehrfachen neuen Anschau-
ungen und Fr^en Veranlassung , auf die ich bei einer
anderen Gelegenheit zurückzukommen hoffe.
282
Sittung der nuUh.'pkjfs. Claaae vom 11, Jmtd 1899.
F==f9
dt
0
0=-fxdt
0
H=yit>di
3)
Die Drehung, welche das im Punkt x y m befindliche
Yolumelement d% während der Zeit d< um die x-Axe er-
fahrt, wäre dann gleich:
dt /djp _ d%\
2 \dy dB)
und a wäre die doppelte Summe der Drehung^, welche alle
durch den Punkt x y 0 von der Zeit Null bis t hindurch-
gegangenen Yolumelemente im Momente des Durchganges
um die x^Atq erfuhren. Analoge Bedeutung hätten b und
c bezüglich der y- und jr-Axe.
Beide Auffassungen führen weder bei der stationären
Aetherbewegung (Elektrostatik, Elektrodynamik und Induction
stationärer und angenähert stationärer elektrischer Strome,
Magnetismus), noch bei sehr kleinen Schwingungen (Licht)
zu verschiedenen Gleichungen. Audere Phänomene wurden
aber bisher kaum quantitativ mit den Gleichungen verglichen.
k
Bezeichnen wir ferner die Dichte des Aethers mit t— »
so ist die kinetische Energie des im Volumelemente (fr be-
findlichen Aethers:
87c
(q>^ + x' + tp')dt
4)
Wir denken uns, bloss um die Bewegungsgleichungen dei
Aethers zu erhalten, auf jedes Volumelement dt des Aethen
beliebige Kräfte mit den Componenten:
284 Sitzung der mathrphya. Glosse vom 11. Juni 1893.
jF, G und H verschwinden, sodass also alle Oberflächeninte-
grale verschwinden. Substituirt man femer fÖr y, %, ip deren
Werte aus den Gleichungen 1), so geht die Oleichung 7)
über in:
Da die Kräfte und Beschleunigungen mit Ausnahme natürlich
der von den Bewegungshindernissen herrührenden von den
augenblicklich herrschenden Geschwindigkeiten unabhängig
sind, so sind in dieser Gleichung -^—, —rr und -tt ^
° dt dt dt
unabhängig zu betrachten und es müssen deren Coefficienten
separat verschwinden. Man kann übrigens die Verände-
rungen von -F, G und H in ächte Variationen verwjindeln,
dadurch, dass man den Grössen X, F, Z während eines sehr
kurzen Zeitintervalles sehr grosse Werte erteilt. (Vergl.
Maxwell on physical lines of force, Scient. Pap. I. p. 475
Gleichung 53. Phil. Mag. (4) vol. 21.)
Setzen wir daher lediglich zur Abkürzung:
' 47i'dt' ^~ 4:71 dt'' irtdt ^^
^,dF ^dG ^dH ,M
, df , dg dh ,,x
SO erhalten wir:
s genau mit a-ri 'j-t:.!'-!^-! : -'-.s^=z:i^i: "... — •
11 für die ekk:rl?-.iri -^i.: iLan-ti-*-L-i I-'-.. — :-^-- :
iienden KGrpeir; fa^i. T-^'t. r--L- t.--_:^-.-
ixwells TheC'He 1. i. 7. Biirii.. Ir". :-j r-^ — ^. '"
Direet körnten die?e Gle::"L::Lm :.l : :•: : -:•- -
enfalls schon von Thomson 1. ■:. iz L:-_..it: ^t:- 4^-
wandten Methode gewonnen weriri. 1»^? "*" .. z t _-_-:■
r sei ein Parallelepiped, dessen eine Ecke ::r •_ •..":.■-■-:
// r hat, während die anderen um 5 re^p. ». • jr'!T'>TrT
»ordinaten haben. Daher wirkt darauf um die »/-Axe di.<
"ehmoment :
2/r ju
SIS Volumelenient ist aber mit den umgel>enden so ver-
inden, da.ss es sich nicht davon loslosen, und ohn<; die^e
litzudrehen, diese Drehung ausführen kann. K- werden
aber von den umgebenden Aetherteil:r:*:n ^rA i:^ 4 .S-?!r*:r--
lachen, welche der y-Axe parüliel sir.i. T*r.::rL".iÄ.i::;:'^
lusgeübt werden müssen, welche zi-irr-r.ri :.« i'-- .-.r
Drehungsmoment liefern. Nehniti ^!r ii. :.«-- ..-.-. -r^v.-
satze zum Verhalten gewuhLlicL^r r-L-T.y. : - • jl"'>- -. --
Winkeländerungen des Parallei-r;i:»^dct i.- i-r — ■.- ... ...
elastischen Kräfte wachrufen, i.-: i- r^T".:.-. .. . .., 7...
gentialkräfte der ElasticitatÄleL-*: ll'^t /,.. •;;
sich das Drehmoment unt^r beid«: ?"-L i-^: :%«;'- r^ - -..^ .
verteilen. Auf die eine Flätii^ fl* -.11 ii.::*.:^ f •. --.-.
1^ M*tli.-phyj». ci. 2.
286 Sitzung der math.-phys. Glasae vom 11. Juni 1892.
zur jsf'Axe senkrecht steht, wirkt daher die Kraft ^ in der
positiven, auf die Gegenfläche O" die gleiche Kraft in der
negativen :i;-Richtung. Diese Kräfte werden an den Tren-
nungsflächen je zweier Vohimelemente wirken und natürlich
an Intensität sich continuirlich von Punkt zn Punkt im
R^ini ändern. Da aber 0' und <Z> sich dadurch unterscheidet,
dass £r um C grösser ist, so wirkt mit Beachtung des Kleinen
2. Ordnung auf letztere Fläche die Kraft:
dm ^\
'd^'J
Beide Kräfte zusammen liefern daher:
ij(».+
S , i <})
1 dm
2 de i7t de
in der a?-Itichtuug. Ganz analog ist die Resultircnde:
A',:)
4 71 dy
Zi(»ht man von diesen Molekularkräften den Reibungswider-
/7 TP
stand C -^ - ab, setzt die so erhaltene Gesammtkraft gleich
der mit der Masse —r- multiplicirten Beschleunigung in
der a;-Uichtung, und multiplicirt schliesslich mit ^ — ^, so
folgt sofort die obige Gleichung:
ar dt dz dy
Die Grundgleichungen des Elektromagnetismus für l)e-
wegte Körper findet man hieraus, indem man unter x p £
290 Sitzung der math-pkya. Glaste vom 11. Juni 1893.
Der Druck an irgend einer Stelle ist dann:
Die gesammte Kraft X, welche auf einen im Aether befind-
lichen Körper in der Richtung der rc-Axe wirkt, ist:
X= \'pdsco^{n,x)= I \pdydg^=: i — ? d t
wobei df ein Volumelement, ds ein Oberfläcbenelement de^
Körpers, n die zu letzterem gezogene Normale ist. Die Sub-
stitution des Wertes für p liefert:
_ r^^ h \dW d'W dW d^W dW d'JFl
J A:7i\,dx dx^ dy dxdy dz dxdz\
und die partielle Integration liefert:
Jdr dW
in dx
Setzt man JW= — ine und betrachtet bloss die Coordi-
naten ? ry f der elektrischen Masse edr als varia1)el, .s<» er-
hält man :
X= — kS. r« WdT
=-^-i/
(Vergl. Maxwell scient. pap. vol. I pag. 497.)
Wir wollen hier aber nur ein ganz specielles Beispiel
in einer ganz directen Weise behandeln. In dem o}>en be-
schriebenen Medium sollen sich zwei gleichnamig geladene
Kör[)er befinden. Der erste derselben soll nur unendlich
wenig von einer Kugel mit dem Mittelpunkte Ä und dem
Radius ^, der zweite nur unendlich wenig von einer Kujjel
mit dem Mittel])unkt B und dem Radius q abweichen. Wir
wählen A zum Coordinutenaufangspunkt und ziehen die
negative A])scissenaxe gegen ii hin. Die Länge A B = y
soll sehr gross sein gegenüber den beiden Radien q und (>'.
Setzen wir >vieder:
292 Sitzung der mathrpkys, Glosse vom 11, Jum 1892.
dem ersten Körper entströmt, womit dieser also geladen war,
bat nach dem Ausströmen das Volumen:
^ = 47r. CM*dt = h^ 15)
0
k
da z — die Dichte des Aethers nach dem Ausströmen ist.
4/r
(Die Körper selbst können aus beliebiger ponderabler Masse
bestehen, worin wir uns den Aether durch irgend welche
Kräfte (chemische) beliebig verdichtet denken.)
Die Masse des Aethers, womit der erste Körper geladen
war, ist also:
Dieselbe Grösse hat für den zweiten Körper den Wert:
inC
Wir wollen nun die gesammte Kraft X suchen, welche auf
den ersten Körper infolge des Aetherdruckes ausgeübt wird.
Derselbe sendet beständig durch innere Kräfte Aether normal
zu seiner Oberfläche aus. Wäre er absolut kugelförmig, so
müsste die durch obige Formeln angegebene Aetherbewegung
ein wenig modificiert werden, damit die Aetherausstrahlung
überall normal zur Körperoberfläche geschieht. Es verein-
facht die Rechnung, wenn man umgekehrt die Qestalt des
Körpers so von der Kugelform abweichen lässt, dass dessen
Oberfläche überall senkrecht auf der durch die obigen Gleich-
ungen definierten Aetherströmung steht; d.h. der Gleichung:
a 8
— + — = c
r s
genügt, wobei c eine Constante ist.
Seien x y z die Coordinaten eines Punktes der Körper-
oberfläche und setzen wir:
294 SiUmmg der muOk^fkfg. CUme «dm IL Jmmi 189S.
X =
Skaß fxijilf;.
ö kap rxr^€
Hier kann der Korper wieder als Kngel betrachtet und
f] = r sin ^
gesetzt werden, wodurch man, da r oonstant ist, erhält:
0
Es soll nun das Dielectricum so schlecht leiten , dass die
Ladung in T Tagen von 1 auf — sinkt (c = 2,718 •• •).
Dann ist:
4nC 1 C=— *
k 24-6060 Tsec' 10« Tsec"
Ferner soll jede der geladenen Kugeln Rem Radius haben
und zu Anfang mit 30000 KVolt geladen worden sein. Ein
Volt ist in elektroniHtrnetischem Maasse das Potential :
10^ l^gr cui^
sec'
in elektrostatischem Maasse :
Vgr cm
Ua das I*otential einer Kugel gleich der ElektricituUmeuge
dividiert durch den Kugelradius ist, so ist die auf jeder der
Kugeln vorhandene Elektricitätsmenge in st^itischem Maasse
gemessen :
_ h)i) nVifrciu^
See
296 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 11. Juni 1892.
Maxweirs fraglich wird. Wenn daher diese S^ahl auch
jedenfalls an der Grenze des möglichen liegt, so kann doch
meiner Ansicht nach gerade nicht behauptet werden, daas
die vorliegende mechanische Analogie in quantitativer Hin-
sicht heute auf einen völligen Widerspruch stosse.
Behufs weiterer Yersinnlichung unserer mechanischoi
Analogie betrachten wir dasselbe Dielectricum (Luft) wie im
vorigen. Es sollen jedoch darinnen sich verschiedene Körper
befinden, in welchen h und 0 andere Werte haben. In der
Lufl und in aUen Korpern, worin C klein von derselben
Grössenordnung ist, werden g>, %, xp sehr lange endlich bleiben,
dagegen werden, weil alles fast stationär wird, deren Diffe-
rentialquotienten nach der Zeit, sowie jp, 9, r und «i, t?, m
bald sehr klein werden. Daher wird gemäss der Gleich-
ung 12):
— dxA dy A dß
ein vollständiges Differential äTT, d. h. die magnetischen
Kräfte haben ein Potential. Aus Gleichung 2) folgt femer:
d / dW\ ^ d / dW\ ^ d / dW\ ^
Du W und (.1 überall stetig und die erstere Grosse im Un-
endlichen gleich Null ist, so folgt hieraus:
Obige Gleichung ist nämlich die Bedingimg dafür, dass:
ein Minimum ist, was nur für W=^0 zutrifft.
Man sieht daher durch diese Darstellung den Gruud
ein, weshalb die Magnetisierung so geschieht, dass die mag-
Tietische Energie, d. h. die Summe der mit /u mulüplicierten
300 Sütung der maih.-phys, Classe wm, 11, Jwn 1892,
sein, wobei l den natürlichen Logarithmns bezeichnet Da
ferner a, &, c nicht ins Unendliche wachsen dfirfen, weil
dadurch unendliche Kräfte geweckt würden, so mnss im Di-
elektricum der t enthaltende Teil von:
Fdx-^ Gdy \' Hde
ein Yollstandiges Differential sein, woraus folgt:
G
Atxy'
rj. Atxe
ü = —
^^
Die Grösse:
gy-\'he_ k / dQ dH\ JcAx
ist das, was man die Flächendichte der freien Elektricitat
auf der Oberfläche des massiven Cylinders,
das, was man deren Potentiaifunction nennt.
Für elektrostatisches Maass ist im Standardmedium jt = l.
Von R würde man unabhängig, wenn zwei gleichbeschaffene,
in entgegengesetzter Richtung durchströmte Cylinder, für
deren Axen y = 0, jg=p und jg = — p ist, vorhanden wären,
welche für x = 0 das elektrostatische Potential Null haben.
Sind dann:
r = Vy^ + {^-pY und s = Vy' + {z + py
die Entfernungen eines Punktes von der ersten resp. zweiten
Axe, und ist der Radius q beider Cylinder klein gegen p, so
ist im ersten Cylinder:
F='-At'-7t^ACr'; G = fl = 0;
a = 0; b = —27r^AC{j2:—p); c = 2rtfiACy;
Boltzmann: lieber ein Medium etc. 301
im zweiten Cylinder:
F= At + n^iÄ Cs'; G = //= 0;
rt = 0; h='-27r ^i AC(£-{-p); c=27t ^iACy
und im umgebenden Dielektricum :
f._Atx\fi\ 1\ _ Atx/z, — p g+p\
1892. Matk.-phys. Cl. 2. 20
304 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 11. Juni 1S92.
fläche aufgelöst wurde. Um ganz einwurfsfreie Resultate zu
erhalteu, wurden sehr Tollkommene, polirte Kugeln aus ganz
homogenem Steinsalz Ton Herrn Steeg und Reuter ange-
fertigt, und zwar solche von 6. 12 und 18 mm Durchmesser,
in eine nicht ganz gesattigte Chlomatriumlosung eingehängt
und 15 Minuten darin gelassen, während die Losung, nm
Sattigungsdifferenzen und den Einfluss der Diffusion möglichst
zu be!S«eitig^n. ununterbrc*chen umgerührt wurde. £s ergaben
sich folvrende Werthe:
!•» »• d«a Ji, p ij^
Ar.fMi^^ Kuvi- Milt*i- 6evici: k*- t- i -• nr.* - .
ueWiCxl iT^wictt iiewicl:! _jwiii^w» c «»- ,
^<v-:? tiJ^^TS f!K«+S5 l'J.^:e^ 0 2^1 29.53 29.44
:^4: :.>:5T liss?? 4,s?7 taf-L»4 ^4^21 Si^
V L»f* v-ÄY : ijri'.f' l«i>4 0Xi43ß 41-32 42.?1
VXVrr Äir T»r:* * »Serfiäf i«: - Eüät gelriste Menge eic*
Viv^'r-NT. /?**? «.^rTW^- >:jf-T n-pr Kr^TmLiiac der Kngel ist, <-•
i' • >
.«.'1
307
Sitzung vom 2. Juli 1892.
1. Herr G. v. Eupffer macht MittheiluDgen aus einer
mit Unterstützung der Akademie ausgeführten umfassenden
Untersuchung ,über die Entwicklung des Störs*.
2. Herr Ad. y. Baeyeb bespricht im Anschluss an die
in der Sitzung vom 11. Juni gemachte Mittbeilung seine
weiteren Versuche ȟber die Synthese des Dihydro-
parazylols'^.
Deutaehe dtemüdte GadhdM^ m BeHm:
Bmiobte. 24. J^hrg. 1891. Nr. 19, 20. »>. Jihtg. 1881 Kr. I— II. 8*.
DetitatAe gt(A>gitehe Guäitdtaft in Settirn
Zeitwhrift. Bd. 48. Heft 3, 4. Bd. 44. Heft 1. 1891/BS. S>.
, Xedtänische ßiulUdmft m Beriin:
TerbnndliiiigeD. XXII. Band. 1892. 0>.
Pftyniaii'jcfte Oa^Udtaft üt Beiiim:
Die Pori«cbritte der Pbjiik im J&hre 1866. Jmhrg. 41. Attth. 1—3.
1891. 8».
VerhandlungeD. 10. Jahrg. 1892. 8°.
Pht/giologinche Oesellschaß in Berlin:
CentralbUtt für Pbjsiolodie 1891. Bd. V. Nr. 18-26. 1892. Nr. 1-6.
1891/92. 8".
Verhandlungen. 1890-1891. Nr. 17. 8".
Kgl. FreuM. MeUoroloffigchet Institut in Beriin:
Abbandlnngen. Bd. 1. Nr. 4. 5. 1892. 4°.
Ergebnigae der tueteorol. Beobachtungen im Jahre 1691. 1892. 4*.
JcArbuth übtT die Fortsthritte der Mathtmatik in Beriin :
Jahrbuch. Bd. XXI. Jahrg. 1889, Heft 1, 2. 1892. ßfi.
Natuneissenschaftliehe Woehensdtrift in Berlin:
WochenBchrift. 1892. Nr. 2-26. 4«.
Zeiltchrift für Inttrumenlenkunde in Beriin:
Zeitschrift. XII. Jahrg. 1893. Heft 1-6. gr. 8°.
312 Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften.
Society of natural Sciences in Buffalo :
Bulletin. Vol. V. Nr. 3. 1891. S^.
Institut mitSorologique de Boumanie in Bukarest:
Annales. Tom. V. 1889. 1892. 49.
Instituto y Ohservatorio de marina de San Fernando in Cadix:
Almanaque ndutico para 1893. Madrid 1891. 8^.
Societi Linneenne in Caen:
Bulletin. Vol. 5. fasc. 3. 4. 1891. 1892. 8^,
Bulletin mensuol de la commission mätdorologique du Calvados. 1891
Juillet— Dec. 8^.
Meteorological Departvient of the Government of India in Calcutia:
Report on the Administration in 1889—90. 1891. Fol.
Report on the Metcorology of India. XV. year. 1891. Fol.
Monthly Weather Review. May — July 1891. Fol.
Meteorological Observations. Mai — July 1891. Fol.
Indian Museum in Calcutta:
W. L. Sclater, List of Snukes in the Indian Museum. 1891. 8^.
The Oeologicdl Survey of India in Calcutta:
Records. Vol. XXIV. part 4. XXV. part 1. 1891/92, 4».
Memoire. Vol. XXIIl. 1891. 4«.
Palaeontolo^ia Indica. Ser. XIII. Vol. IV. part 2. 1801. Fol.
Vhüosophical Society in Cambridge:
Proceedings. Vol. VII. part 5. 1892. S'^.
Tran^action«. Vol. XV. part 2. 1891. 4».
Museum of comparative zoölogy at Ilarward College in Cambridge^ Ma^*.
Annual Report for 1890—91. 8^.
Bulletin. Vol. XXII. Nr. 1—4. XXIII. Nr. 1, 2. 1891/92. 8^.
Memoire. Vol. XVII. Nr. 2. 1892. 4».
Ästronomiccü Observatory at Harward College in Cambridge^ Mass:
Annais. Vol. XXVI. part 1. 1891. 4».
W^ annual Report for the year cnding Oetober 31, 1891. 8^
Accademia Gioenia di scienze naiurali in Catania:
Bullettino mensile. Faso. 23—25. 1892. 8«.
Atti. Serie IV. Vol. 3. 1891. 4».
M«^ic«i:reii. V.r.. «:x^tH3D«iitfczrf.. Centomirt df- ik fcmii&ciaa
K ^irArri^mäiKTk Jt'mr^vMr m Same
A . v.^.i:^iiu«nv Ju: "'^ssBcmittZ.'V TOT ^iv«&. ▲!■&. HL Ifl
«c
. nLüatuM
MNe. Brfl Cir. Jdlq^ IUI 1. fiM/idt 8^.
JavML H. F. Bd. 4& HeA 1— IL IMt flP.
5^ ansiml Report of tise Ai^rieiiltnrml ExpeiiineBt Statk». 1891. 8^.
Balletin of tbe Agricultaral Experiment StatiOD. Vol. T. Nr. 21.
1892. 8®.
Ztütdkrifl j^La Ceümie"* im LuK-tm:
La Cellnle. Tom. VII. Fase. 2. 1891. 4*».
J7(fr Majesiy^s Gottmment in London:
Report of the scientific ReaulU of the Vojage of H. M. S. Challeager.
Deep Sea Deposits. 1891. 4^.
Boyal Institution of Great Britain in London:
Proceedings. Vol. XIII. part 2. 1892. 8^.
List of the Members 1891. ^.
Eoydl Society in Jjondon:
Proceedings. Vol. 50. Nr. 303—306. Vol 51. 308. 309. 1891/92. 8».
Catalogne of scientific Paper» (1874—1883). Vol. IX. 1891. 4®.
Royal Astronomical Society in London:
Monthly Notice«. Vol. 62. Nr. 2-7. 1891/92. 8».
"»f. •"
Z r^r'i^^iT % Ju.«c*<*>i
^ •''tiorr'Zi -»r*
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i. • .{imm -uKP*
H"
«. .• "i-ic: ^B •*-rt*?r"< 4fi .*« . n^»— -r Xk'
_rTT*.J
318 Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften.
Sociedad Mexicana de historia natural in Mexk
La Naturaleza. II. Serie. Tomo 2. Nr. 1. 1891. Fol.
Deutscher wissenschaftlicher Verein in Mexico
MittheiluDgen. Bd. I. Heft 4. 1892. Fol.
Minnesota Äcademy of natural sciences in Minna^
Bulletin. Vol. III. Nr. 2. 1891. 8^
Socieiä dei Naturaiisti in Modena:
Atti. Ser. III. Vol. X. Fase. 2. 1892. S«.
ZoologicaJ Surcey of Canada in Montreal:
Annual Report. (New Series). Vol. IV. 1888—89. 1690.
Sociiti Imperiale des Naturalistes in Moskau
Bulletin. Ann^e 1891. Nr. 2-4. 1892. Nr. 1. 8^.
Lick Ohservatory in Mount Hamilton, Cal.i
Reports on the Obflervations of the total eclipse of the
21—22, 1889. Sacramento 1891. 8^.
Deutsche Gesellschaft für Anthropologie in Berlin und
Correspondenzblatt. 1891. Nr. 10—12. 1892. Nr. 1-4. 4
K, Staatsministerium des Innern in München
C. W. V. Gümbel, geognostische Beschreibung der frilnl
Kassel 1891. 4».
K. Staatsminisierium des Innern für Kirchen- und Sehn
heiten in Alünchen:
Veröffentlichung der K. Württembergischen Commission f
nationale Erdmessung. Heft 111. 1892. 4^.
Ergebnisse der Untersuchung der Hochwasserverhältnisse ii
Rheingebiet. Heft I, II. Berlin 1891. Fol.
AerztUcher Verein in München:
Sitzungsberichte. I. 1891. 1892. 8».
Äccademia delle scienze fisiche e matematiche in A'
Rendiconto. Ser.ll. Vol. V. Fase. 1-12. Vol.VI. Fasc.1-5.
Zoologische Station in Neapel:
Mittheilungen. Bd. X. Heft 2. 1891. 8».
w- .« X'
.L.U- '*■ :.i t'r»ii~i.rx .•
Tb- \-A- . - -
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S20 VemkkmiB dmr eim§dmufmi€n ZhmdBmäknfiem,
Aeadimie de müeeine im Btm$:
Balletio. 1892. Nr. 1—26. 9fi.
Aeadiwne des ^ieneei im Fieatie:
Comptes lendiu. Tom. 114. Nr. 1—25. 1892. 4*.
ManHeur eeientifique im Pane:
Moniiear. Litt. 601-606. JanTier-Jimi 1892. 4^
SoeiHi de giograpkie a Parie:
Comptea rradus. 1891. Nr. 19. 20. 1892. Nr. 1—11. 8*.
BoUetin. lY. Sär. Tom. XU. 8« et 4* trimettro 1891. 1891/92. 8^.
SocUU mathfyMHqme de Franee im Pariei
Balleiiii. Tom. XIX. Nr. 7. 8. XX. Nr. 1. 2. 1891/92. 8^.
Soeiiti Moologi^me de JVoiice ti» Pont:
Bulletin. Tom. XVL Nr. 9, 10. XVII. Nr. 1—6. 1891/^ 8P.
Mämoiret. Tom. IV. parfc. 5. Tom. V. part 1—8. 1891/rä. 8*.
Zeitschrift rjßleetrieiem im Paris:
L*£lectricien. IL 8^. Tom. IIL Nr. 68. 66—78. 1892. gr. 8P.
Äcad^mie ImpiriaJe des Sciences in St. Petersburg:
M^moires. VII. Sdrie. Tom. XXXVIII. Nr. 4—8. Tom. XXXIX.
1891. 4®.
Bulletio. Nou7. S^rie. Tom. 2. Nr. 3. 4. 1892. 4^.
Botanischer Garten in St. Petersburg:
Acta horti Petropolitani. Tom. XI. Fase. 2, 1892. 8^.
Chemisch.'physikal. Geselhchaft an der Universität tm St, Petersburg:
Schumal. Tom. XXIII. Heft 9. XXIV. 1—4. 1891/92. 8<>.
Institut Imperial de nUdecine experimentale in St, Petersburg:
Archive». Tom. I. Nr. 1, 2. 1892. 4P.
Physikalisches Central-Observatorium in St. Peterrimrg:
Repertorium für Meteorologie. Bd. XIV. 1891. 4®.
Annalen. Jahrg. 1890. Theil. II. 1891. 4».
Sociiti des Naturdlistes in St. Petersburg:
Tnidy. Vol. XXI. Livr. 2. Vol. XXII. 1890/91. 8^.
322 Verzeicimiss der eingelaufenen Druckschriften.
Naturwisse fischaftlidie Gesellschaft in St. Gallen:
Bericht über die Thätigkeit 1889/90. 1891. 8^
California Academy of Sciences in San Francisco:
Proceedings. If. Series. Vol. Ifl, part 1. 1891. 8«.
R. Accademia dei Fisiocritici in Siena:
Atti. Ser. IV. Vol. III. Fase. 10. e ßupplemento. 1891/92. gr. 8«.
Nordisches Museum in Stockholm:
FQhrer durch die Sammlungen des nordischen Museums in Stockholm,
herausg. von Arthur Hazelius. 1888. 8".
Program för en byggnad ht Nordiska Museet i Stockholm. 1883. 8^.
Förslag tili byggnad för Nordiska Museet. 1891. Fol.
Le Musäe d^^thnographie Scandinave k Stockholm, notice historiqn«
par J. H. Kramer. 2. t?d. 1879. 8®.
Samfundet för Nordisca Museets främjande 1889. Meddelanden. 1891. 8^-
Das Nordische Museum in Stockholm. Stimmen aus der Fremde*
1888. 8®.
Afbildningar af förem&l i Nordiska Museet. SmMand. 1888. 4P,
Afbildningar af föremlll i Nordiska Museet. Island. 1890. 4*.
Runa. Minnesblad fr&n Noreiska Museet. 1888. Fol.
Samfundet. 1881—1888. 8^.
Minnen fr&n Nordiska Museet. Bd. II. s. a. 4®.
Gabriel Djurklou, Lifvet i Västergötland. 1885. 8^.
Socii'te des Sciences in Strassburg:
Bulletin mensuel. Tom. 27. Fase. 1—6. Janv.—Juin 1892. 8®.
Australasian Association for ihe advancement of Science in Sydney:
Report. Vol. III. New-Zealand Meeting 1891. 1892. 8^.
Department of Mtncs in Sydney:
Records of the Geological Survey of New -South -Wales. Vol. I.
part 1-4. 1889—92. 49.
Memoirs. Palaeontology. Nr. 8. 1891. 4®.
Royal Society of New-South- Wales in Sydney:
Journal and Proceedings. Vol. XXV. 1891. 8®.
Observatorio astronömico nacional in Tacubaya, Mexico:
Boletin. Tom. I. Nr. 7-9. 1891/92. 4».
324 Verzeiehniss der eingelaufenen Drucisckriften.
K. Akademie der Wissenschaften in Wien:
Denkschriften. Mathematisch-natorwissensch. Klaane. 1891/92. 4^.
Sitzungsberichte. Mathematisch-naturwissensch. Klasse.
AbtheilunK I 1891. Nr. 1—7
II» , Nr. 1-7
II*> , Nr. 1—7
\ III \ Nr! 1—7. 1891-91. 8°.
K. K. geologische Reichsanstalt in Wien:
Verhandlungen. 1891. Nr. 15-18. 1892. Nr. 1—5. 4».
Jahrbuch. Bd. 41. Heft 2. 3. 1892. 4».
K. K. Oesterreichische Gradmessungs-Commission in Wien:
Astronomische Arbeiten. 1891. 4*^.
K, K, Gesellschaft der Äerzte in Wien:
Wiener klinische Wochenschrift. 1892. Nr. 1-22. 4^.
Anthropologische Gesellschaft in Wien:
Mittheilungen. Bd. XXI. Heft 4-6. Bd. XXII. Heft 1. 2. 1891/92. 4«.
Geograjihische Gesellschaft in Wien:
Mittheilungen. Bd. XXXIV. 1891. 8**.
Zoologisch-botanische Gesellschaft iti Wien:
VerhandluDgen. 41. Bd. guartal 3 und 4. 1891. t*'\
A'. K. naturhistorisches Uoftnuscum in irt>/j:
Annalen. Hd. VI. Nr. 3. 4. VII. 1. 2. 1891/92. 4^.
Verein zur Verbreitung naturwissenscJiaftticher Kenntnisse in Wttn
Schriften. Bd. 31. 1890/91. 1891. 8«.
Physikalisch-medicinische Gesellschaft in Würzburg:
Verhandlungen. X. F. Bd. XXV. N. G. 7. XXVII. 1-3. 1891,92. S'\
Sitzungsberichte. 1891. Nr. 4-9. 1892. 1—3. 1891/92. b^.
Schire iberische meteorologische Centruhi)istaU in Zürich:
Annalen. 2G. Jahrg. 1892. V\
Xatur forsche mir GcseUschaft in Zürich:
Vierteljahrschrift. Jahrg. 30. Heft 2-1. 1891. ^.
Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften. 325
Von folgenden Privatpersonen:
Luden Anspach in Brüssel:
Le röle de Teau dans les cylindrea ä vapeur. 2891. 8^.
Julius Bergbohm in Wien:
Neue Integrationsmethoden. Stuttgart 1892. 6^.
0, Chwolson in St. Peterburg:
Ueber den gegenwärtigen Zustand der Actinometrie. 1892. 4®.
Darget in Pauühac (Gers):
Theories g^omätriques diverses. Auch 1892. 4®.
Karl Gegenbauer in Heidelberg:
Die Epiglottis. Vergleichend-anatomische Studie. Leipzig 1892. 4^.
Friedrich Goppelsröder in Mühlhausen i. E.:
Studien über die Anwendung der Elektrolyse. 1891. Fol.
Irving Hole in Denver^ Colorado:
The present limitations of electric power in Mining. 1892. 8®.
Josef Bemh, Jack in Konstanz:
Botanische Wanderungen am Bodensee und im Hegau. Freiburg
1892. 8«.
Hepaticae Wallisianae. 1892. 8^.
Ä. Kirchhoff in Berlin:
Bericht der Central-Commission für wissenschaftliche Landeskunde
1889-1891. 1891. 8».
A, t?. Kölliker in Würzburg:
Ueber den feineren Bau des Bulbus olfactorius. 1892. 8^.
A. Kurz in Augsburg:
Zur Bildungs- und Oymnasialfrage. 1892. 8^.
Ueber Luft-Elektrizität. 1892. 8^.
Ferdinand v. Müller in Melbourne:
Iconography of Australiansalsolaceousplants. VIII^ Decade. 1891. 4^.
G. Omboni in Padua:
Frutto tossile di pino. Venezia 1892. 8^.
326 Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften,
L,Bütimeyer in Beisel:
Die eocäne Säugethier-Welt von Egerkingen. Zürich 1891. A^.
Paul Schreiber in Chemnitz:
Untersuchung über die Periodiciiät des Niederschlages im Königreich
Sachsen. (Ausschnitt.) 1891. 4^.
Adolf Steinheü in München:
Handbuch der angewandten Optik. I. Band. Leipzig 1891. 8^.
Budolf Wolf in Zürich:
Astronomische Mittheilungen Nr. 79. 1892. 8®.
Sitzungsberichte
der
königl. bayer. Akademie der Wissenschaften.
Mathemathisch-physikalische Classe.
Sitzunjjf vom 5. November 1892.
1. Herr L. Boltzmann überreicht und bespricht eine
Abhandhing: ,111. Theil der Studien über Gleich-
gewicht der lebendigen Kraft."
2. Herr E. Lommel legt das von ihm herausgegebene
Werk: ,G. L. Ohm's gesammelte Abhandlungen" der
Classe vor.
3. Herr L. Sohncke macht Mittheilungen über wissen-
schaftliche Luftfahrten des Münchener Vereins für
Luftschifffahrt. Im Anschlüsse an diese Mittheilung des
Herrn Souncke und auf Anregung desselben giebt die Classe
folgende Erklärung ab:
„Die Ausführung wissenschaftlicher Luftfahrten, wie
sie vom Münchener Verein für Luftschiftfahrt in grosse-
rem Maasse als bisher geplant werden, ist von Wichtigkeit
für die Ergründung der physikalischen Verhältnisse der
Atmosphäre. Besonders verspricht die Wiederholung sol-
cher von München aus zu unternehmenden Fahrten, mit
Rücksicht auf die Nachbarschaft meteorologischer Hoch-
stationen, eine wesentliche Förderung der Wissenschaft."
1^92. Mntli.-phyn. Cl. 3. 22
328 Sitzung der matK-phys. Classe tom 5. Noremher 1892.
4. Herr L. Radlkofer theilt Einiges über den Verlauf
und die Ergebnisse des im Herbste dieses Jahres in Genua
stattgefundenen internationalen botanischen Con-
gresses mit.
5. Herr M. Y. Pettenkofer zeigt an, dass die Liebig-
Fleischextract-Compagnie in Fray-Bentos in den Pampas
ausgegrabene wohlerfaaltene Knochen eines grossen
diluvialen Säug ethi eres, nach den Photographien wahr-
scheinlich eines Mastodons, der Akademie zum Geschenk ge-
macht habe.
329
in. Teil der Studien über Gleichgewicht
der lebendigen Kraft.
Von Ludwig Boltzmann.
(R'ngihuftH 5, Novtmbtr.)
I think, tbat a problem of tueh primary
importance in molecalar scienee oagbt to be
scrutinized and examined on every aide, so
tbat as many persona as possible may be ena-
bled to follow tbe demonstration.
Maxwell, scient. pap. II pag. 713.
§ 1. Ueber die Variabein, welche den Ausdruck
für die lebendige Kraft auf eine Summe von Qua-
draten reducieren.
Maxwell hat zuerst^) die Formel für die Verteilung
der lebendigen Kraft unter einatomigen Gasmolekülen auf-
gestellt, welche er als vollkommen harte Kugeln von gleicher
oder verschiedener Beschaffenheit (Masse und Radius) voraus-
setzte. Er behandelte daselbst auch den Fall, dass die Mole-
küle harte Körper mit drei verschiedenen Hauptträgheits-
momenten sind, und fand, dass für ein solches Gas das Ver-
hältnis der spezifischen Wärmen Vjz sein müsste. Da das-
selbe jedoch für die bekanntesten einfachen Gase den Wert
1,4 hat, so schloss er, dass in diesem Punkte die mechanische
Analogie mit der Erfahrung im Widerspruch steht.*)
1) Illustrations of the Dynamical Tbeory of Gases. Phil. mag.
Jan. and jane 1860. scient. pap. I pag. 877.
2) Maxwell, scient. pap. pag. 409.
22*
332 Sitzung der math.-phya. Classe vom 5. November 1692.
Die Winkelgeschwindigkeiten um die drei Hauptträg-
heitsachsen bei allseitiger Drehung eines festen Körpers sind
ein Beispiel hieför.
i f^^i ^j ^iU ich als den auf das Momentoid a. entfallen-
den Teil der gesamten lebendigen Kraft bezeichnen. W^en
0=1 erhalten wir zunächst da. da^ "da = da, da^^da
Führen wir links statt a^ , rechts statt a^ die Variable T
ein, so folgt
-j-jF dTda^ da. - ' da^ = -j-^ d T da^ da^ • • da
d T X3 *^ d T 15 M
da^ dai
dividieren wir durch dT weg und berücksichtigen, dass
dT ,• dT
da^ da^
so folgt
— da, da« . . da ■= da^ da^ • • da
Aus Maxwells Gleichung 28 (I. c. pag. 721) folgt für die
Anzahl der Systeme, für welche die generalisierten Coordi-
naten zwischen den Grenzen b. und 6, + d6, • • • 6 und
b^ -\- db^^^ die Momentoide aber zwischen den Grenzen a,
und ttj 4" da, • • a^ und a^ -j" ^"„ liegen, während a^ durch
die Gleichung der lebendigen Kraft bestimmt ist, der Wert
db. • • db da^ • • da
Führt man nun die Integrationen genau so aus, wie es
Maxwell thut, so gelangt man zu dessen Gleichung 45,
welche somit vollständig richtig ist.
Bestimmt man die Wahrscheinlichkeit, dass die aufda.^
Momentoid a^ entfallende lebendige Kraft - ** *? zwischen
334 Sitzuufj der math.-jthys. Classe vom 5. November 1892.
Ueber die von Lord Kelvin als Stichproben (test-cases)
vorgeschlagenen speziellen Fälle.
§ 2. Bewegung eines materiellen Punkte:» in
einer Ebene.
Ich glaube, dass unter diesen Modifikationen der Beweis
Maxwells für die im vorigen Paragraphen erwähnten Lehr-
sätze ein befriedigender ist; ausserdem habe ich schon früherM
einen auf ganz anderer Basis beruhenden Beweis dieses Satzes
geliefert. Ich glaube daher, dass seine Richtigkeit als Lehr-
satz der analytischen Mechanik kaum angezweifelt werden
kann.^) Da ich selbst nur mühsam durch Betrachtung vieler
speziellen Fälle') zu meinem Satz gelangte, so weiss ich det
Wert einer steten Erläuterung allgemeiner Sätze durch spe-
zielle Beispiele zu schätzen und will mich daher noch mit
einigen der von Lord Kelvin a. a. 0. als Stichproben vor-
geschlagenen speziellen Beispielen beschäftigen und zwar zu-
nächst mit dem letzten, weil es das einfachste? i.st, und weil
\) L'j'brr <las Wiirnie/^'loichLTOwicht zwischen mchratoiiii;,'-.'!! <i.i>-
inolckiilt'ii, 1. Ahs.-hnitt: Bcwo^run;^' <1<t Atoiu».* in (.l»»n Molt'kr.l»:-.
Sitz.-lJcr. (\. WioiKT Akad. Hanl 3, \). Miirz 1871. — Kinij-.- ü:!-. -
mein«' .Siitzc iib«'r Wiirnw^^h'ichrri'wicht, t'hd. 1:5. April ls71 ; in -Irr
l«*tzt«*n Abhandliin': liiilx' irh anch schon von <j:«'ncrali.sifrtt'n C<.» »pv
nal«'n < J».-braufli «:«'inacht.
2) Kinc hi»'Von vülliir ^'♦•trcnnt»^ Frair«* ist die. ol» solch*- ^vst*'i •
rinc •^'rnü^'cnd •]iir(h;:r<*itrn(.h* Analo^^i,. niit warmen Körpern /»•iir-r:
I)ii*s«' Frai:<; soll hier nicht erörtert wenlcn ; ver^^leiche jedi.M-h hi« r-
üImt Wicdcinanns ncihl;ilt<*r IM. 5 ])a^'. 403. 1S81.
3) Stu«li»'n über das (ileicli;,'ewicht der lehcndi^^en Kraft. Sit:-
Hcr. d. Wien. Akad. IM. r>S, 8. Oktober iSiS. — Lösunir t'in.> ir -
chanischen I'robj.jnc^, ebd. 17. l)cz»'inb«'r 18r»S. — Kini«;f allireijr::
S;it/e iibcr \V;irnicnr],.ichi,'ewicht. >i'hlnss d<*s 2. Absclmitt»*>. ■!.••.'
Ilcincrkun^cn über eini;^'e Probleme der mechanischen \V;irnieth»M r.'-»
Wien. Sitz. -Her. Ild. 75. 11. .länner 1^77. Schluss des 8. Ab-.hii;:-
tes etc.
33t) Sitzung der math.-phys, Cltufse vom o. Xortmtfßer 1S92.
Winkel ß bilde und in den Coordinatenrichtungen die Compo-
nenten ti, v habe. Der Zustandspunkt befindet sich also zur
Zeit t an der Stelle A des Raumes, welche die Coordinaten
x, y, 6 hat.
Nach Verlauf einer sehr kleinen Zeit dt also zur Zeit
t + dt soll das Bewegliche die Coordinaten x\ y haben.
Seine Geschwindigkeit soll mit der positiTen Abscissenachse
den Winkel ß' bilden und in den Coordinatenrichtungen die
Componenten m', v' haben.
Die Lage des Zustandspunkt» zur Zeit t -{- dt soll mit
A' bezeichnet werden. A' soll der dem Punkte A entspre-
chende Punkt heissen. Betrachten wir dt als constant, so
wird jedem Punkte innerhalb des Zustandscylinders ein an-
derer Punkt daselbst entsprechen. Jedesmal« wenn sich zu
irgend einer Zeit der Zustandspunkt in irgend einem Rauni-
punkte befunden hat, wird er sich nach Verlauf der Zeit dt
in dem diesem Raumpnnkte entsprechenden betinden: und
umgekehrt kann er niemals nach dem entsprechenden Punkte
kommen, ohne genau vor der Zeit dt in demjenigen Katuii-
punkte <rewesen zu sein, «lein der vorher^enannte Kuunipunkr
entspricht.
Bekanntlich ist:
x' = X -7- 7 ^ <»> ^ • <i^ y' ~ // T 7 >iu ^ ' dt \\
u' = u r- ^'dt. v' --- r-^- 1, -dt
wobei f= — ^ , y = — r- die Counxmenten der auf «la-
dx dy
Bewc;/li(liL* wirkenden Kraft, also Funktionen von x und 7
>ind. Kerner ist
i'
wa- nach Sul)>titution der obigen Werte lit*fert
dt
ff = h -^ (I . c(>> ff — :: sm fi) . •>,
Boltzmann: Ueber Gleichgewicht der lebendigen Kraft. 337
Wir konstruieren nun ein unendlich kleines, rechtwink-
liges Parallelepiped dxdydO^ dessen eine Ecke im Punktet
liegt. Derjenige Bruchteil der gesammten Zeit T, während
dessen der Zustandspunkt innerhalb dieses Parallelepiped es liegt,
sei dt. Es ist dies die Zeit, während welcher die 3 Varia-
bein x, y, S zwischen den Grenzen x und X'\- dx^ y und
y-\'dy^ B und ö -f- rfö eingeschlossen sind. Wir können
dann jedenfalls setzen :
dt = f{x, y, B) dxdydß
3)
Wir konstruieren nun zu jedem Punkte des Parallelepipedes
dxdydO den entsprechenden Punkt, wodurch das Parallel-
epiped dx' dy' dB* erhalten werden soll. Derjenige Bruchteil
der Zeit T nun, während dessen der Zustandspunkt innerhalb
dx' dy' dB' liegt, ist nach Formel 3)
dV =f{x\y\B')dx'dy*dB'.
Da aber nach unserer Definition der Zustandspunkt, so oft
er in das Parallelepiped dxdydB eingetreten ist, jedesmal
nach der Zeit dt in das Parallelepiped dx* dy* dB* eintritt,
und auch die Zeitdifferenz zwischen dem Austritte aus dem
1. und 2. Parallelepipede wieder genau dt ist, so folgt, dass
der Zustandspunkt in beide Parallelepipede genau gleich oft
eintritt und auch jedesmal in beiden gleich lang verweilt,
dass also dt' = dt oder
f {x\ y\ B') dx' dy' dB' = f ix, y, B) dx dy dB
ist. Nun ist aber
dx' dy' dB' =
^x^dx*_ dx*
dx, dy, dB
dy* ay dj,'
dx, dy, dB
dB' dB* dB*
dx~ dy^ Tb
dx dy dB,
340 Sitzung der mcUh.'phy^. Classe com 5. Notember 1892,
fQr so leicht, dass ich mich nicht damit aufhalten will. Der
zweite Beweis dagegen, dass die durch obige Formel aus-
gedrückte Verteilung der lebendigen Kraft die einzig mög-
liche ist, lässt sich nur indirekt durch den Nachweis erbringen,
dass eine gewisse eigentumliche Funktion durch die Zusam-
menstösse nur vergrössert werden kann. Da diese Funktion
einerseits mit der von Clausius als Entropie bezeichneten
Grösse, anderseits mit der Wahrscheinlichkeit des betreflFen-
den Zustandes aufs innigste zusammenhängt, ') so erscheint
dadurch der zweite Hauptsatz als ein reiner Wahrscheinlich-
keitssatz.
Diesen letzteren Beweis für das von Lord Kelvin er-
sonnene, mit elastischen Federn ausgestattete Molekül, welches
wir nach seinem Vorgange Düblet nennen wollen, durchzufüh-
ren,scheint mir von genügendem Interesse zu sein (siehe Motto!).
Unter einem Düblet verstehen wir die Vereinigung zweier ma-
terieller Punkte mit den Massen m und m'', welche sich mit
einer ihrer Entfernung proportionalen Kraft anziehen, m" (der
Kern) soll sonst niemals von einer anderen Kraft afficiert wer-
den. Die Ma.ssen m (Schalen) je zweier Dublets 5^ollen, wenn
sie bich bis zur Distanz D" nähern, wie elastische Kugeln an
einander abprallen. Ausserdem sollen noch einfache At<»nie
njit den Massen m' vorhanden sein, welche unter einander
in der Distanz D\ an den Schalen in der Distanz D eben^-»
ahjirallen. Wir wollen immer kurz .Schale* st^tt Centruni
der Schale und ,Kern* statt Centrum des Kerns sagen. K-
seien X, ij. ~ die Cuordinaten des Kerns eines DubleU bezüjir-
lich eines rechtwinkligen Cuordinatensystems, «lessen AnfanLr>-
j»unkt im Mittelpunkt der Schale lie^^t und dessen Axen tixe
Hichtungen hal>en ; ii'\ r'\ tc" die absoluten, u, t». XD di^
( M-schwindi;^keitscompunenten des Kernes relativ »jeuen di»-
Schale, 7, //. /; die Geschwindif^keitscomponenten des Sohwer-
l) Wien. 8itz.-Her. Bd. 76, 1^77, Hd. 78, 1878.
342 Sitzung der math.-phys, Glosse vom 5. November 1892.
Ä? = il sin (a^ 4" ^)i u = ^a cos {at + B)
und zur Zeit 0
Xq = AsiiiB^ Uo = -4 a cos B,
Betrachtet man alle Dublets, für welche A und B zwischen
gewissen, unendlich nahen Grenzen eingeschloasen sind, so ist
dx du = dx^ rfuo = Aa dA dB 4)
und ebenso für die y- und a;-Axe
dy dö = dy^ dü^ , de dxo = ds^ dxo^. 5)
Man überzeugt sich leicht, dass die Gleichung
dxdyda rfudö dxo dx^ dy^ dz^ du^ do^ dro^
auch gilt, wenn Kern und Schale eine beliebige andere Cen-
tralbewegung machen. (Vgl. meine schon citierte Abhand-
lung über das Wärmegleichgewicht unter mehratomigen Gas-
molekülen.) Würden nun gar keine Zusammenstösse erfolgen,
so würden genau für dieselben Dublets, für welche zur Zeit
Null die Variabein zwischen den Grenzen Xq und x^ -|- dx^
• • • /c und k '\- dk lagen, dieselben zur Zeit t zwischen den
Grenzen x und x -{- dx ■ -k und k -\- dk lie<^en. Sehreiben
wir daher für einen Augenblick unter dem Funetionszeichen
X noch die V^ariable t explicit, um den Fall einer Veränder-
lichkeit von X ^^it der Zeit nicht von vorne herein aus^zu-
schlies^en, so ist die Zahl der ersten Dublet<
X (-^0 • • ^^0 • il^ ^'^ ^^ ^^^ ^^^o • • ^^/»* Xo <^^o • ■ ^^^»'
die der letzteren iil)er
x{x "k,t) dx ' ■ dk xdx " dk.
Daher hat man
und we<^en 4) und 5j
Xo X 1
daher mich
Xo ^Xo ^^^0 • ■ ^^/^" /Jyjlx"dk.
^wm
344 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 5. November 1892,
V** und v**-\'dv*\ w" und w*'-\'du)*\ die Goordinaten des Kerns
relativ gegen die Schale zwischen x und x-^-dx^ y und y+dy.
z und Z'\-dz^ ferner die Geschwindigkeitsconiponenten des ge-
meinsamen Schwerpunktes der Schale und des Eina^Iatoms
zwischen den Grenzen p und p -f- d'p^ q und q -f- rfg, r und
r 4~ ^^) endlich die Richtung der Centrilinien der stossenden
Atome im Momente des Stosses innerhalb eines unendlich schma-
len Kegels von bestimmter Richtung im Räume und unendlich
kleiner Oeffnung dX liegt. Die Geschwindigkeitsconiponenten
des Einzelatomes im Momente des Beginnes des Stosses sind
dann
m + w' m m + m' ni
* m m * m m
m + m' m
* m m
Für die Zahl der Zu8ammenst()sse, welche in der V<>-
hinieneinheit während der Zeit dt in der hervor^ehobontn
Weise geschehen , findet man leicht den Wert :
dn I)'^- F (x, //, z, h", v'\ w'\ u, t\ w) f (?<, , i\ , w ^ )
X Vtdx - • div" du dv dw du^ dv^ du\ dk t)/.
Hiebei ist V die relative (jesch\viii{li<rkeit beider Atonio J!,
Momente des Stosses, t der Cosinus des spitzen Winkels o.r-
selben mit der Centrilinie. Führen wir statt '/,./',, tr «i:
Variabel!! ]K q^, r mittelst der (lleielinngeii G) ein, >•> tolLTt
dn IPFf\ ^'"+/'^'^ Ve dx • • du" du de dw dp du d r <//. /. '
wobei der uüteü an^eliiinj^te Index 1 jedesmal ausilrCuk'.
dass unter deni Funktionszeiehen die drei Werto r>) /^ s-j.-
stiti!ien»n sind.
Diireli jeden der liervorj^ehobenen Zusaninieii-^ti^-sv,. \ er-
lieft eine Schale die Geseb\vindi^keit-coinjK>nrnT<»ii ti^r.v
durch alle dn Znsaninienstösse wii*d also — 7 /*' u!ii dn'l
vermindert.
346 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 5. November 1892.
Diese Integration soll nun durch einen eigentQmlichen
Kunstgriff bewerkstelligt werden. Mit dem obigen Gliede,
welches die ^ hervorgehobenen ** Zusammenstösse in das In-
tegrale liefern , vereinigen wir das Glied, welches die »ent-
gegengesetzten ** Zusammenstösse liefern, und ebenso mit jedem
andern Gliede des Integrales das durch die » entgegengesetzten'
Zusammenstösse gelieferte Glied.
Wir sagen ein Zusammenstoss ist einem anderen ent-
gegengesetzt, wenn beim ersteren jedes der stossenden Atome
im Momente des Beginnes genau denselben Zustand hat, wie
beim letzteren im Momente des Endes und umgekehrt;
ausserdem müssen natürlich die Mittelpunkte der beiden
Atome vertauscht sein, damit vor dem Stosse Annäherung
stattfindet. Die übrigen Variabein x-"W'* sollen für beider-
lei Zusammenstösse genau zwischen denselben Grenzen ein-
geschlossen sein. In der nebenstehenden Zeichnung soll der
grösste Kreis eine Schale, der kleinste einen Kern, der mitt^
lere ein Einzelatom darstellen ; die vom Centrum aus gezoge-
Dabei ist
F^ = F{.ri,yi, Tj. u^'\ r"„ w'\, u^, i'i, ?r,)
Fl' ^^ F{.(i,!fi, r„ ?/i", ri", u'i", //j', r,', /r,').
^'i. *'i» "'i und «i', i\\ n\\ die Geschwindi^'keitscompon»*nton di-
zweiten Schale vor und nach dem Stosse muss man sich wifii--
durch Gk'ichungen aus^^'t'drückt denken, die den Gleichun^'t*ii r» im-i
7 analo«,' sind. .i\ , »/, , z^, ///', }\'\ /r/' sind die iibrij^^«n. dm /.•>
stand des zweiten Dublets im Momente des Stosses bestinHiiendt.H
Grössen. Endlich ist
(/„ = y>"2 FFi Vt (/./■ • • dir" du de dir di\ . . diri" dp dq dr dk A/.
Kbenso würde sich erii^eben
woljci
d n -^ 7>'2 /•/• IV ,/ 1, tJ r d ir dp d'i d rdl^t.
l)ie angewandten Zeichen dürften hier ohne weitors verständ-
lich sein.
348 Sitzung der matK-phys. Glosse vom 5. November 1892.
Schale die Componenten u, t;, t(;, ein Einzelatom die Com-
ponenten ti, , v^, w^. Ist daher dn* während der Zeit dt
in der Volumeneinheit die Zahl der den ursprünglich hervor-
gehobenen entgegengesetzten Zusammenstösse, so wächst durch
diese letzteren ^IF-^-^lf um
dn'ilF+lf.—lF — lf,').
Daher wächst es durch die ursprünglich hervorgehobenen und
die ihnen entgegengesetzten Stösse zusammen um
{ir^lf^'-lF—lf^) (dn — dfi').
Integriert man diesen Ausdruck über alle Werte der Varia-
bein, deren DiflFerenziale in dn und dn' enthalten sind, so
erhält man 2 d^^ (^IF -{- ^tf)^ da man dann jeden Zusam-
menstoss doppelt zählt; einmal als ursprünglich hervorgeho-
benen, dann als entgegengesetzten. Da F, e und dX durch
den Stoss nicht geändert werden, so ist
dn' = D^F' /•/ ^—'^-^^r€dX''dw''du'dv'dw'dpdgdrdldt.
Man findet zudem leicht (am leichtesten auf geometrischem
Wege) du' dr' dw' = du dv dw und erhält daher
(i-y. -F'{\') —^3 - VeD' du (Iv thv dp dq dr dx ■ ■ du-- «//..
Man sieht sofort, diiss sich in derselben Weise ergibt :
(), IIF= 2 dfjilF- + IF,'— 1F — IF, ) {FF, - F' //i •
• Vs 7)"» dx ■ • dtv- dx, ■ • dtc," du dv dtc dp dq drd).
d, ^11= 2 dt (■ (//•• + //,' - //•- if\) (/■/•. - /••/•/) •
• Ve D''^ du dr dw dp dq dr dl , I* :
w()l)ei dit' Re/Miclin linken dieselben sind, wie in der Anmer-
kung uut" Suite IJ4().
350 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5. November 1892,
Wir fassen nun einen Siioss ins Äuge und bezeichnen die
Werte dieser Variabein im Momente des Stosses, jedoch noch
vor demselben, ohne obern Index, die unmittelbar nach dem
Stosse dagegen oben mit einem Striche; wir können offenbar
die Lage der Centrilinie im Momente des Stosses und die
Richtung von Cj so wählen, dass c, a und ß nach dem Stosse
ganz beliebige Werte c\ a\ ß' annehmen, welche für den
Wert Cj' der Variabein c, nach dem Stosse reelle Werte
liefern; dieser letztere ist durch die Gleichung der leben-
digen Kraft m' c'J + w*^'* m' c^-]-mc^ bestimmt. Die Werte
der Variabein c", o und a" dagegen werden durch den Stoss
nicht verändert. Die erste der Gleichungen 10) kann daher
so geschrieben werden :
F {c'\ a'\ Q, c, «, ß) . /; (c,) F {&\ a'\ q, c\ a\ ß') -
f^ iV'' + n^' ^''-''^)
Diese (ileiclnmg muss für alle möglichen Werte der Varia-
])(»lii c'\ «", (>, (\ a, /l ('. (t\ ß' und c^ erfüllt sein, woruii-
man mit LiMclitigkeit Hiidet:
Hiebci sind A^ und h reine Constanten ; A dagegen kam:
noch die Varialndn r'\ q und a" enthalten.
Man sifdit sofort, dass hieraus die Gleichheit der mitt-
leren lei)endi^»Mi Kraft einer Schale und eines Einzelatoni-
folgt, und da'^s die M ax wellMlKnieschwindigkeitsverteihinir
unter den Schalen und Einzelatomen erwiesen ist, cdine da>-
man Zusamnienstö^se der Schalen untereinander und der Kir.-
zelatonie untereinander anzniudimen braucht. Die Annahme,
da>^ auch solche Zn>annnenst()sse vorkommen, ändert an der
Verteihmir der lehendij^en Kraft ijar nichts, da «lurrh di»-
L^efundenen Wrrtc von /, un<l /' die beiden anderti'n der
(ilrichnngen lOj identisch erfüllt werden. I)ag«»g»*n wird
352 Sitzung der math.-phf/s. Classe vom 5. November 1893.
K qY c^ ii\v} a -\- c"*sin*a" — 2cr"sina8in a'* cosßy
die mit m + tn" multiplicierte Geschwindigkeit des Schwer-
punkts des Dublets ist
G - l/w*c«+w"»c"»+2ww'Vc"(cosacosa"+sinasina"co5i?)
und sie hat senkrecht zur Bahnebene die Gomponente
cc^sinasin a"sin ß
H
yc*sin*a4" c"*sin*a" — 2cc"sina.sina"cos/J.
Die Zahl der Dublets in der Volumeneinheit, für welche
JT, L, (t, H zwischen den Grenzen
JSCund K-YdK, LundL + dL, G undG+dG, HuudH+dH
liegen, soll
(D{K,L,G,H)dKdLdGdH
heissen. Die Zahl derjenigen unter allen diesen Dublets, für
welche noch q zwischen q und q -\' dq liegt, ist
0'dKdLdGdH'^-^: r'^^- WdKdLdG'dH^^.
o ,^ ^ a a
Qi
dp r~^ do
Hiebei ist cj = - , I — ist die Zeit, welche von einem
Peri- bis zu einem Apocentrum vergeht, also eine gegebene
Funktion von K,L,G,H; 'P=0: J^' - - ist ebenfalls eine
Qo
Funktion dieser 4 Grössen. Beschränken wir uns auf jene
Dublets, für welche 1. noch die letzte Apsidenlinie der Bahn
mit einer in der Bahnebene einer fixen Ebene parallel gezoge-
nen Geraden einen Winkel bildet, der zwischen e und e -{- dt
liegt, 2. die beiden durch die Geschwindigkeit des Schwer-
punkts normal zur Bahnebene und parallel einer fixen Ge-
raden r gelegten Ebenen einen Winkel bilden, der zwischen
Boltzmann: Ueher Gleichgewicht der lebendigen Kraft, 353
10 und iü'\-dio liegt, und endlich 3. noch die Geschwindigkeits-
richtung des Schwerpunkts innerhalb eines Kegels von ge-
gebener Richtung und unendlich kleiner Oef&ung dX fällt,
so haben wir noch mit de dw dX : Ißrc^ zu multiplicieren.
Die Zahl der Dublets in der Volum eneinheit, welche alle
diese Bedingungen erfüllen, ist daher
"^ • T>--T- dKdL dGdHdQ de dio dX, 11)
Bezeichnen wir mit g und g + dg^ h und h -|- dA, k und k -f dk
die Grenzen, zwischen denen für die Dublets die Geschwin-
digkeitsconiponenten des Schwerpunktes bezüglich der fixen
rechtwinkligen Coordinatenaxen liegen, so ist
G^dGdX = dgdhdk.
Nun lassen wir g, h und k constant, legen durch die Schale
(deren Centrum) ein rechtwinkliges Coordinatensyst^m, dessen
i?-Axe die Richtung von G hat, bezeichnen Coordinaten und
Geschwindigkeitscoraponenten des Kerns bezüglich dieses Sy-
stems mita:^, y,» -8^1, tij, Vp M?, und transformieren diese 6 Va-
riabein in JST, i, jff, Q, c, CO. Wir führen da ein zweites Co-
ordinatensystem ein, bezüglich dessen Coordinaten und Ge-
schwindigkeitscomponenten der Schale mit oo^^y^.jgf^iU^.v^tW^
bezeichnet werden sollen. Die js-Axe des 2. Systems soll
senkrecht zur Bahnebene, die a;-Axe in deren Durchschnitt-
linie mit der alten a;// -Ebene liegen. Es ist dann
H= Gsin ^,
wenn 90 — ä- der Winkel beider ^-Axen ist; daher, weil
G constant ist,
dH= Gcos&d^.
Endlich bezeichnen wir den Winkel der beiden a;-Axen mit
fc>, da er sich von dem früher so bezeichneten Winkel jeden-
falls nur um einen Betrag unterscheidet, den wir jetzt als
constant zu betrachten haben. Wir finden:
354 Sitzung der math.'phys. Glosse vom 5. November 1892,
jßTj = a:, cos ^ sin CO -|- y^ cos d- cos to -j- -e^i sin d^
w^ = ti^ cos ^sin w -j" ^i cos ^ cos (o -^ to^ sin ^,
welche beide Ausdrücke verschwinden müssen, da die x, y,-
Ebene Bahnebene ist. Mittelst dieser beiden Gleichungen
kann man bei constantem i«?,, y^, Wj, v^ zunächst ^, fsi statt
*8^j, w^ einführen und findet
Nun ist weiter
;Fg = x^ cos w — yj sin w
yg sin ^= x^ sin tt> + yj co^ ^
und analoge Gleichungen folgen für Wg, v,, ?/, f. Daraus folgt
yjWj — Xj Vj —sin ^ (y, Wg — x^ t;,) jBTsin ^
und bei constantem ^ und Cfi
(Ix^ dy^ sin ^ ^ dx^ dy^ ; rfw, rfr, sin ^ rfw^ </r, ,
daher
dx^ dy^ dz^ du^ dv^ d f(\ Ä'cos x> rfjr^ d y^ du^ dv^ d if^ dvK
Nun bezeichnen wir, wie früher, mit a und i die Gesclnviii-
digkeitsconiponenten der lielativbewe<(ung von Schule und
Kern in der l^ichtung von q und senkrecht darauf; dann ist
bei constanteni x^ uinl y^
da dl du^ d r^
dKdIj 00 da dl,
wobei //<7 (li<» j<»tzt constaiit Ix'trachtete Energie d«^r Schwer-
punktsbeweguiig ist. Ist endlich »/' der Winkel zwi.schen o
und der letzten Apsidenlinie, so folgt
BcHtzmann : lieber Gleichgewicht der lebendigen Kraft, 355
x^ ^cos(€+^/'), yj ~^ sin («+!//),
wobei xp Funktion von ^, K und L ist; letztere beide sind
jetzt constant, daraus folgt
qdqde^ dx^ dy^,
Fasst man alles zusammen, so ist:
dx. dy. de. du. dv, dw. ^ :— dK dL dH dg dio de
und man sieht sofort, dass, wenn sieh Coordinaten und Ge-
schwindigkeitseomponenten ohne Index auf ein beliebig ge-
legenes fixes Coordinatensystem beziehen, ebenfalls
dxdy df dudv dw dKdL dHdg dio de
mm o
sein muss. Föhren wir diess in den Ausdruck 11) ein und
bedenken noch, dass bei constantem m, v, w
1/3
dg dh dk = tz:^-.-;^ ^m" dv'' dw'\
m
(m + w")
so findet man
1 mm"^ ^
Tn — \ 1 — r i..ä. TT r^ ^^ ^y ^^ ^^ ^^ <^^ ^^w" dv" dw"
als die Zahl der Dublets in der Volumeneinheit, für welche
die Variabein x- - w** zwischen x und x-\- dx - - w** und
to"-\'dw*' liegen. Da wir für diese Zahl früher den Aus-
druck
F ' dxdy dz d u dv dtc du** dv" dw"
fanden und sahen, dass jP die Form haben muss Äe »
wobei A nur Funktion von c", Q und a" sein kann, so
folgt, wenn wir jetzt setzen
dass jB einerseits nur Funktion von c'\ Q und a", an-
derseits nur Funktion von K^ L^ G und H sein kann.
356 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. November 1893,
Es muss B also eine solche Funktion dieser letzteren Varia-
bein sein, welche von den Werten von c, a und ß ganz un-
abhängig und bloss Funktion von c*\ q und a" ist. Setzen
wir ß 0, so wird
K-Q (c" sin a" — c sin a)
G* fri^c^ + m"^c"^ + 2 mm" cc" cos (a"—a)
H-0,
während
ist. Die Elimination von c und a aus diesen Gleichungen
liefert :
c"»sin» a'' [(fn+ w") (2 i - y) — G*] —
— Zsin a" [tw (2 L — y) + m" (m-f-m'^c"* - C?»] + nim'*E?-t
^»jm''V'»-.m''(2L-y)+^-^^^^
= 0.
Denken wir uns aus dieser Gleichung etwa c" bestimmt, s<«
sollen wir erhalten c" xi^'^Q^ L, G, K), Wir wissen nun,
driss B sich sowohl als Funktion von c*\ a'\ q, als aucli von
//, (r, K muss ausdrücken lassen, also
Diese Gleichung muss auch für a" 0 gelten; es nuis< al>u
I'i'/^^^Q) hloss Funktion von L, G, Absein, welche wegen der
Willkürlichkeit von c und a auch für a" 0 noch indejvn-
dent sind. Für a 0 wird :
4- [J} + m(<f—2L)y 0.
BdlUmann : Ueher Gleichgetcicht der lebendigen Kraft. 357
Setzen wir
{m-m")D-2m(m + m")L |, D — 2tnL »;,
2tn*m"K* C,
SO müsste sich F(&', q) auf eine Funktion von ?, rj, ^ redu-
eieren, wenn darin c" durch Gleichung 12) als Funktion von
Q, L, D, K ausgedrückt wird. Da durch Veränderung von
c und a bewirkt werden kann, dass sich f und rj unabhängig
von r", a" und q verändern, so muss auch
dF de" , dF de*'
— und
de" a$ de"' dt]
von Q unabhängig sein. Diess kann aber wegen
dc;^ ^ de"
dC ^ a|-
de" dF
nur stattlinden, wenn entweder -^ oder ^ ,; verschwindet.
d§ de"
Erstere Grösse hat den Wert
c;^
2 m" (m + m")^ c"^ +2S-\- '^^ + 2m (m+m") (f
kann also nicht allgemein verschwinden, da c", ^, $ und ^
auch für a" ß i) noch unabhängig von einander geändert
werden können. Es muss also F von e" und daher auch
von Q unabhängig sein; daraus folgt sofort, dass es auch
von a" unabhängig ist, da ja a" nicht als Funktion von
L, G und K allein ausdrück bar ist. Es muss also F oder B
eine Constante sein, womit die Verteilung der lebendigen
Kraft endlich eindeutig bestimmt ist. Vorausgesetzt ist dabei
noch, dass y so beschaffen ist, dass Kern und Schale über-
haupt beisammen bleiben, und auch nicht in einen Punkt
zusattimenschrumpfen, da sonst die obigen Wahrscheinlich-
keitsbetrachtungen unzulässig werden.
->i*T >c7iM#r iHT 9»azt.-jM.in: «<« ^tm ;■. 3n»»f«#i»B^ J?fKi.
360 Sitzung der mathrphys, Glosse vom 5, November 1692.
Obgleich die bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten des
Vereins naturgemäss mehr den Charakter von Vorstadien
auf diesem schwierigen Gebiet tragen, so enthalten die beiden
Jahresberichte des Vereins doch schon einige Abhandlungen
mit nicht unwichtigen Ergebnissen, von denen hier einige
angeführt seien.
Herr Professor Finster walder hat ermittelt, dass bei
der wissenschaftlichen Fahrt am Mittag des 25. Juni 1890
in den verschiedenen Höhen mit grosser Annäherung solche
Temperaturen beobachtet wurden, wie sie im au&teigenden
Luftstrom bei Condensation theoretisch gefordert werden.
Theoretiscli sollte unter den damaligen Verhältnissen die
Condensation etwas oberhalb 1500 m Meereshohe beginnen.
Und thatsächlich drang der Ballon bei circa 1400 m Meeres-
höhe in Wolken ein , deren obere Grenze erst nach einer
weiteren Steigung von 1000 m überschritten wurde.
Herr Dr. Erk hat eine Vereinsfahrt bearbeitet, die
zwar nicht eine eigentlich wissenschaftliche war, bei der aber
doch sorgfaltige Temperaturbeobachtungen angestellt wurden.
Sie wurde in der Mittagszeit des 11. Dezember 1890 ausge-
fülirt. In Gi)0 111 über dem Boden drang der Baiion in eine
sehr weit iius^edehiite , aber nur 100 m mächtige Wolken-
schiebt ein, die er wälirend der ganzen weiteren Fahrt unter
.sich liess. Während unter und in der Wolkenschicht Tempe-
nituren unterliail) des Eisj)unkts beobachtet wurden, herrschte
oben viel höhere Temperatur, und zwar über 0^. Die Wolken-
bank ])ildete die Grenze eines unteren kalten 0:stwinde^, der
eine schwach aufsteigende Tendenz hatte, und eines oberen
warmen Nordostwindes, dessen Erwärmung durch sein Herab-
sinken, also dynamisch, bedin<^t war.
Herr Dr. Erk und Herr Professor Finsterwaldt»r
haben gemeinsam diejenigen Beobachtungen bearbeitet.
welche Herr Professor P. Vogel in dem v. Sigsfeldschen
Ballon am lU. .luli 1S89 Vormittags angestellt hat. Die
or.o
•*'l~ SiUui.'' äf^ »-"rfc-jAw*. TT«*i-? rü» y. y^'f^-^mt*^ J-d-i
Eine t»e5^>iJa*T? wkLiiz* A'^fgibie i« i^ris^ oi* B^n*
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364 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 5. November 1892.
Verein 3000 Mark zur Beschaffung wissenschaftlicher Instru-
mente und stellte dem Verein überdies seinen Privatballon
M. W. zur Verfügung (ähnlich wie unser Verein den Privat-
ballon des Herrn v. Sigsfeld dauernd benutzen durfte, so
lange er noch brauchbar war). Bekanntlich hat nun Tor
kurzem S. Majestät der Kaiser Wilhelm ein von mehreren
Gelehrten, namentlich auch von v. Helmholtz unterzeich-
netes Immediatgesuch damit beantwortet, dass er für die
Zwecke des Berliner Vereins 50000 Mark anwies.
Angesichts aller vorstehenden Erwägungen und that-
säehlichen Mitteilungen ist die hohe Klasse vielleicht geneigt,
meiner Bitte zu willfahren und zu Gunsten des Münchener
Vereins für Luftschiffahrt eine Erklärung abzugeben, durch
welche die wissenschaftlichen Bestrebungen des Vereins als
für die Wissenschaft forderlich anerkannt werden.
365
Oeflfentliche Sitzung
zu Ehren Seiner Majestät des Königs und Seiner
Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten
am 16. November 1892.
Die Festsitzung wurde mit folgenden Worten des Prä-
sidenten der Akademie, Öeh.-Raths Dr. von Pettenkofer,
eröffnet :
»Die heutige Festsitzung der k. Akademie der Wissen-
schaften findet statt zu Ehren ihres Protectors, Sr. K. Hoheit
des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern, dessen Namensfest
hiemit gefeiert wird. Die Akademie blickt jedes Jahr an
diesem Tage dankbar auf zu ihrem Protector, dabei ihrer
Stiftung und Entwicklung durch allerhöchst dessen Vorfahren
aus dem Hause Witteisbach gedenkend, welche gleich unserm
Protector nicht nur Herren, sondern auch Freunde und För-
derer ihres Landes waren.
Dieser Tag ist jährlich auch dazu bestimmt, die Wahlen
neuer Mitglieder zu verkünden, nachdem die allerhöchste
Bestätigung derselben erfolgt ist.
Die Mitglieder der Akademie theilen sich in ordentliche
und ausserordentliche , am Sitze der Akademie wohnende,
und in auswärtige und correspondirende. Sie gehören der
philosophisch-philologischen, der mathematisch-physikalischen
und der historischen Classe an. Neben diesen drei Fach-
classen hat die Akademie auch Ehrenmitglieder, als welche
366 Oe ff entliehe Sitzung tom 15. Katemher 1892.
Perfronen gewählt werden , welche nicht Faehleate zu sein
brauchen, aber sich durch Liebe zu den Wissenschaften and
durch Unterstützung derselben verdient gemacht haben.
Ich habe heute zunächst als Präsident die Wahl eines
Ehrenmitgliedes zu verkQnden, und zwar — was bisher noch
nicht dagewesen ist — eines weiblichen.
Nach den zur Zeit gfiltigen Gesetzen können Frauen
nicht Mitglieder einer der drei Classen der Akademie werden,
auch nicht, wenn sie sich in einer Fachwissen^^chaft vor
Männern hervorgethan haben. Anders liegt es bei den Ehren-
mitgliedern. Die Constitutionsurkunde der k. Akademie der
Wissenschaften vom 1. Mai 1807 bestimmt, dass zu Ehren-
mitgliedern Persönlichkeiten gewählt werden können, «welche *
nach ihren Verhältnissen die Bedingungen zu ordentlichen
Mitgliedern nicht erfüllen, aber sonst durch Rang oder andere
äussere Verhältnisse, verbunden mit wissenschaftlichen Kennt-
nissen und Liebe zu den Wissenschaften , zur Beförderung
der Zwecke der Akademie beitragen können.*
Es konnte uns nur erfreulich sein, eine Dame von hohem
Kange , au> d(Mii llau>e Wittel>bach zu wissen, welche alle
diese V(jri>eflin^un<r<^n in reichem Maasse erfüllt hat. Sir
hat durch ans;^fcbreitete gründliclie Sprachstudien, durch An-
lage werthvoller naturwissenschaftlicher Sainmlungen, \\ovo::
sie intert s-;aiite ^Stücke auch den wissenschaftlichen Samm-
lungen des Staates einverleibte, nicht nur gr<).s>e Liebe r:
den ^V'iss('n^chaften mIior gezeigt, sondern i>t auch literarinii
unter dem Pseudonym Tli. von Haver durch Beschreihunj
ihrer Keisen nach Norwegen, in den Polarkreis und nach
Ilus-land hervorgetreten. Gegenwärtig arl)eitet die höh*.'
Dame wieder an einem grossen Keisewerk über Brasilien.
Die Gesaninit -Akademie wählte demnach Ihre KöiiiiT-
liche Hoheit Prinzes.-in Therese von Bayern zum Ehrt*r.-
Miigliede.''
367
Wahlen.
Von der mathematisch - physikalischen Classe wurden
gewählt und von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz-
Kegenten bestätigt:
zu ordentlichen Mitgliedern:
Das bisherige ausserordentliche Mitglied Herr Dr. Walther
Dyck, o. Professor für Mathematik an der technischen
Hochschule dahier;
Herr Joh. Bausc hinger, o. Professor für Mechanik an
der technischen Hochschule dahier;
Herr Dr. Karl Goebel, o. Professor für Botanik an der
Universität München ;
zu correspondirenden Mitgliedern:
Geh. Kegierungsrath Dr. Wilhelm Foerster, o. Professor
für Astronomie an der Universität und Director der
k. Sternwarte zu Berlin ;
Herr Dr. Alexander Rollet, o. Professor für Physiologie
an der l-iiiversität Graz.
-7;^;^
ff«c:»3bf ^crMi«r Tim ^i 3ivn5Mr«?'
snrfcüL BBT rrfcr-£*xT aar
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.ll't likkl*^ i.^li **3üX?t A
▼>ii!rifff £j!t AiüiäsziDt i2iL Öhr hj:
n »^kTigia. fLr -->tsiJr*i f.* A4L tu* a>:u:«ci^"i»f sujl f
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■i.t-~i :- V j-
Oeffentliche Sitzung vom 15, November 1892, 369
Für die laufenden Publicationen der Akademie, Sitzungs-
berichte, Denkschriften u. s. w. werden regelmässig im Etat
durch das Finanzgesetz die erforderlichen Mittel bewilligt.
Daneben unterstützt die Akademie mit den bescheidenen
Mitteln, welche ihr der Verkauf ihrer Schriften gewährt,
besondere wissenschaftliche Arbeiten in den drei Classen, so
früher in der philosophisch-philologischen Classe die Heraus-
gabe von W öl ff lins Archiv für lateinische Lexikographie
und Grammatik, und neuerdings Krumbachers Byzan-
tinische Zeitschrift ; in der mathematisch - physikalischen
Classe den Druck des schon von Lamont begonnenen
Stemkatalogs. Ebenso wurden Fraunhofers gesammelte
Werke herausgegeben und ist die Herausgabe der Schriften
des Mathematikers Otto Hesse in Vorbereitung. Die histo-
rische Classe gibt die Monumenta Tridentina heraus, ein
Quellenwerk ersten Ranges für die Geschichte des Trienter
Concils, welches Werk leider im Augenblick durch den Tod
des Verfassers, unseres Mitgliedes August v. Druffel.
unterbrochen ist und eines Vollenders harrt.**
370
Sitzung vom 3. Dezember 1892.
1. Herr E. Lommel maclit eine MittheiloDg: , Sicht-
bare Darstellung der aequipotentialen Linien in
durchstrotntcn Platten. Erklärung des HalTschen
Phänomens.*
2. Herr W. Dyck legt vor und bespricht den Katalog
mathematischer und mathematisch -physikalischer
Modelle, Apparate und Instrumente, welcher au« An-
lass der beabsichtigten mathematischen AussteHung bei der
unterbliebenen Naturforscherversamralung zu NClmberg mit
Unterstützung der k. b. Akademie und des Reiches ton
Herrn Dyck herausgegoben wurde.
372 Sitzung der math.-phys. Classe vom 3. Dezember 1892.
selbst, und das Aufflammen eines Zündhölzchens gentigt, am
das Bild dem lichtempflndliehen Papierblatt einzuprägen. Mit
Beiseitelassunj? der einfacheren und bekannteren Fälle seien
von den zahlreichen Aufnahmen hier nur zwei minder ge-
wöhnliche Beispiele wiedergegeben. Fig. 1 zeigt die Aeqni-
potentialen einer ringförmigen, von zwei concentrischen
Kreisen begrenzten Platte, mit Elektroden an den End-
punkten eines Durchmessers des äusseren Krei.ses. Da die
Aequipotentiallinien nur auf der Platte selbst, nicht aber
auf ihrer nichtleitenden Unterlage entstehen, so geben sie
zugleich ein durch jene Linien schraffirtes Bild der Platte
selbst ; in derselben Weise bilden sich auch die Zuleitangs-
drähte ab. Die Figur 2 wurde erzeugt über einer recht-
eckigen Platte mit einem kreisrunden Loch und Elektroden
an zwei gegenüberliegenden Ecken; auch hier ist das Bild
der Platte sammt ihren Zuleitungsdrähten deutlich zu er-
kennen.
Die Erkenntniss, dass die Aequipotentialen Magnetkraft-
linien sind, legte den (ledanken nahe, da«« die Lagenände-
rung der Ae(|uip()tentiallinien in einem Magnetfelde, wie ?ie
im Hall 'seilen Phiiuonien l)eol>achtet wird, vielleicht als eine
unmittelhure Wirkung der Kraftlinie« des Magnetfeldes auf
die Kraftlinien der Strömung angesehen werden könne. Sind
jedocli die Ma^netkrat'tliuien zur Platte parallel, so zeigt sich
das 11 jiir seile Pliännuien hek;inntlich nicht. Nähert man
der durelistnunttMi Platte in ihrer Ebene irgendwo von s«*it-
wärts einen Magnet]»()l, so ordnen sich die Feilspäne in
Linien, welche {lUL^enscheinlich die Kesultanten sind aus den
))i*iden Systt'nien von Kraftlinien, deren jedes unabhängi::
für sirh bestehen bleibt. Von einer unmittelbaren Wirknm:
der Mahnet kraft linien auf die Aequipotentialen kann alx»
nicht die IJede st»in.
Das Hall'sche Phänomen wird vielmehr nur hervor-
gerufen durch Ma^^netkraftlinien, welche senkrecht zur IMatte
376 Sitzung der math.-phys. Classe vom 3. Dezember 1892.
oder genähert, wenn r gegen 22 klein ist (eine für das Ge-
lingen des HalTschen Versuches erforderliche Bedingung):
6 = 2c — .
r
Die Grosse 2e ist offenbar der Starke Jlf des Magnet-
feldes proportional. Da sie femer mit dem Primärstrome
verschwindet, so setzen wir sie auch dessen Stromstarke J
proportional. Wir denken uns nämlich die Wirkung jener
Molekularstrome als eine Art Reibung, welche für sich keine
Bewegung herrorrufen, sondern nur vorhandene Bewegung
ändern kann. Wir setzen demnach
wo X eine Art Reibungscoeffient vorstellt, der von der mole-
kularen Beschaffenheit des Plattenraaterials abhängt. Der
Widerstand i2 der Platte ist ihrem Querschnitt, also auch
ihrer Dicke d umgekehrt proportional. Fasst man alle beim
Versuch unverändert bleibenden Grossen in einen constanten
Factor K zusammen, so ergibt sich die elektromotorische
Kraft des Hall' sehen Stromes:
dieselbe ist also direet proportional der Stärke des Primär-
stromes und des Magnetfeldes, umgekehrt proportional der
Dicke der Platte und dem Widerstände des Galvanometer>,
was mit den Ergebnissen der Erfiihrung in vollkommenem
Einklang steht.
377
Terzeichniss der eingelaufenen Drackschriften
Juli bis December 1892.
Di« Torehrlichen GesoUsehaften nnd Institato, mit welchen unsore Akademie in
TaojBch verkehr steht, werden gebeten, nachstehendes Verzeichniss suglelch als Empfangs-
bestitigung an betrachten. — Die zunichst fOr die philoa-philol. n. histor. Glasae be-
stimmten Druckschriften sind in deren Sitxongsberichten 1892 Heft IV verzoichnot.
Von folgenden Gesellscliaften nnd Instituten:
Boyal Society of South Atistraiia in Adelaide:
Transactions. Vol. XV, part 1. 1892. 8^.
Naturforschende OeseUschaft des Osterlandes in Altenburg:
Mittbeilangen aas dem Osterlande. N. F. Band V. 1892. 8^.
Verzeicbniss der Mitglieder. 1892. 8^.
SociitS d^itudes scientifiques in Angers:
Bulletin. Nouv. S^r. Ann^ 20, 1890. 1891. Q\
Texas Academy of Science in Austin:
Transactions. Vol. I. Nr. 1. 1892. 8^.
Peabody Institute in Baltimore:
25^ annual Report. June 1, 1892. SP.
Natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch Indie in Batavia:
Natuurkundig Tijdscbrift. Deel 51. 1892. 8».
K. Pretiss. geologische Landesanstalt in Berlin:
Abhandlungen. N. F. Heft 11. 1892. 8^.
Jabrbuch für das Jahr 1890. 1892. ^.
Deutsche ehemische OeseÜsehaft in Berlin:
Berichte. 25. Jahrg. Nr. 12—18. 1892. 80.
25*
378 Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften.
Deutsche geologische Gesellschaft in Berlin:
Zeitschrift. Band 44, Heft 2. 1892. 8«.
Physiologische Gesellschaft in Berlin:
Centralblatt für Physiolof^ie. Bd. V. Register. Bd. VI. Nr. 7-18.
1892. 8°.
K, meteorologisches Institut in Berlin:
Deutsches meteorologisches Jahrbuch für 1889 Heft 3. 1892 Heft 1. 4«.
Jahrhudi über die Fortschritte der Mathematik in Berlin:
.Jahrbuch. Bd. XXI. Heft 3. 1892. 8^.
K, Sternwarte in Berlin:
Heobachtungs-Ergebniase. Heft 6. 1892. 4<>.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin:
Gartenflora, Zeitschrift. 41. Jahrg. 1892. 8**.
Naturwissenschaftliche Wochenschrift in Berlin:
Wochenschrift. 1892. Nr. 27—62. 4®.
Zeitschrift für Instrumentefikunde :
Zeitschrift. XII. Jahrg. 1892. Heft 7—12. Berlin. 1892. 8'.
Allgemeine schweizerische Gesellschaft für die gesammten Natur-
wissenschaften in Bern:
Neue Denkschrifton. Bd. 32, Abth. 2. Basel 1891. 4®.
Actes de la Sociiile Helvetique des sciences naturelles reunie Ifc Fri-
bourg les 19 a 21 aoüt 1891. Fribourg 1892. 8<>.
Comptes rendus des travaux presentt^s a Fribourg lea 19 U 21 aoiit
1891. Geneve 1891. 8^
Natur forschen de Gesellschaft in Bern:
Mittheilungen aus dem Jahre 1891. Nr. 1265-1278. 1892. 8'.
Philosophical Socidij in Birmingham :
Proceedings. Vol. VII, part 2. 1891. 8<>.
Xaturhistoriacher Verein der preussischen Eheinlande in Bonn.
Verhandlungen. 49. Jahrg. 1. Hälfte. 1892. 8^.
Societv de giographique commerciale in Bordeaux:
Bulletin. 1892. Nr. 12-22. 8».
Socii'te Linneemie in Bordeaux:
Actes. Vol. 43. 1889. 8°.
Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften. 379
American Academy of Arts a^xä, Sciences in Boston:
Memorial of Joseph Lovering, late President of the Academy. Cam-
bridge. 1892. 80.
ProceedinKs. Vol. XXVI. 1891. S^.
Verein für Naturwissenschaften in Braunschireifj:
Kloos, Ueber die geolog. Verhältnisse des Untergrundes von Braun-
schweig. 1891. 8^.
Academie Royale de medecine in Brüssel:
Bulletin. IV. Serie. Tom. 6 Nr. 6-9. 1892. 8«.
Memoires couronn^} in 8^. Tora. XI, fasc. 5. 1892. 8^
K. Ungarische Akademie der Wissetischaften in Budapest:
TermeHzettudomanyi £)rtekez^sek (Naturwissenschaft!. Abhandlungen)
Bd. XXI. 4. Bd. XXII. 1-3: 1891-92. &\
Mathematikai Ertekez^sek. Bd. XIV. 6. Bd. XV. 1. 1891-92. ^,
Mathematikai firtesitö. (Mathematischer Anzeiger) Band X, 1—7.
1891—92. 80.
Mathematikai Közlemenyek. (Mathem. Mittheilungen). Band XXIV,
8-10. 1891. 8«.
Mathematische und naturwissenschaftliche Berichte. Band IX, 1. 2.
Bd. X, 1. Berlin 1892. 8«.
K. Ungarische geologische AnstaJt in Budapest:
A m. kir. Földtani int^zet ^vkönyve. Bd. X. Nr. 2. 3. 1892. 8^.
Mittheilungen aus dem Jahrbuche. Bd. X. Nr. 1. 2. 1892. d^.
Földtani Közlöny. Bd. XXII. Nr. 6-10. 1892. 8«.
Supplement Katalog. 1892. 8^.
K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft in Budapest:
Pungur, Gryllodea regni Hungariae. 1891. 4®.
Hermann, Petenyi der Begründer der wissenschaftlichen Ornitliologio
in Ungarn. 1891. 4".
Daday, Literatura zoologica Hungarica. L^91. 8^.
Instituto de marina de San Fernando in CadiJ':
Almanaque naütico para 1894. Madrid 1892. 4^
Anales. Seccion 2*. Observaciones metcorolögicas. Aiio 1891. 1892 fol.
Meteordogical Department of India in Calcutta :
Monthlv Wcather Review. August— Dezember 1891. Januar — Mai
i892. fol.
Meteorological Observation«. August— Dezember 1801. Januar— Mai
1892. fol.
Indian Meteorological Memoirs. Vol. V. part 1. 1892. fol.
Cvclone Memoirs. Part III. 18iH). 8«.
Bevenue and Agricultural Department of the Government of India
in Caicutta:
Memorandum on the snowfall in the mountain districts. 1892. fol.
Imüan Ifn«««» ist Ctdevtta:
Line of tihe Baoadiia by W. L. Scimter. Lundaii IS93. d^.
G^nlagierü Surrey nf ItuSa in Ctdeutta:
R^ord«. 7ol. Xiy. part 2. 3. L892. -I«.
PkUnmpkienl Soeiety m Cambridge:
PriKwlins?!!. VoL VTL part 6. ISOL ä*".
TranaactioiiH. VoL XV, part 3. 1502. -iP.
Mfta^HM of etmiparatice Zonlotfy in Ctumbridge:
JCrrmoin. Vol. XrV. Xr. 2. 1892. 4?*.
AM:rorumiii:al Oha^r.atory nf Harvard Coäetje m Cambritigt M<m»§:
Annal-i. VoL XV. part 2. KarLmihe 18»2. 4«.
AcctuUmia Gioenia di icienze maturali in Catamia:
Afti. S^ine IV. VoL 4. ISOi 4*.
Ballettino meiwilc 1802. Fmc. 26—29. &^.
Ohaertatory in Cincinnati:
PaMicatioM. Nr. XII. 1802. 4^
/T. Sächiiichf.i m^Afornlngiiches Iniftitut in Chemnitz:
\)r^\U':\i(:-. ^^rteoroloJ^'i^«;h»^3 JaiirWu'.'h für 1S9I. 1. Hiltl*?. 1S92. i\
Sorit-h'' fjpii imfnr^.'i naturflU.i in Cher^^mrij :
.MMuoin-, T.^m. 27. Parii IS'.H. -S*^.
Unirer^itüt in Chri.itiania:
.rahrl.iir h «If- m.;tf-or(.L In-tituts 1^9<). 1S92. 4'\
Arrhiv für .M.ith^rnatik. Bd. XV. 2. 3. 1802. ^^.
Nvt \f.i;r,»zin t'nr .Vatiirvidennkahernf. Bd. 32. Ht»ft 4. Ib^Jrl. >*-.
\x('.\ .Ioli.'inn»H-en, Die epidemi.-^che Verbreitunjj^ des 6charLichHeb«.*r«
in Norwf.'gf'n. 168L 8®.
\nfurf(irMrhrnf1e GeAplhchaft GrauhuniUns in Chur :
.I.ihrfrih.-rirht. N. F. 35. Jahr^'. 1890/91. lb\)2, 8^
(lirmiker Zntuvg in Cöthen:
nnrnikor ^•itMn^^ Nr. 49-62. 55—100. Cöthen 1892. fuL
Xiiturliistorischc (jeHellschnft in Colmar:
Mitthi-ilun;,'«.'!!. N. F. Band 1. Jahr>f. 1889 u. 1890. 1891. 8^
Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften, 381
Naturforschende Gesellsdiaft in Danzig:
Schriften. N. F. Bd. VIII. Heft 1. 1892. 4®.
Festschrift zur Feier des 150jähngen Bestehens der Gesellschaft.
1893. 8^
^Jcole poli/technique in Delft*
Annales. Tom. VII, 2. 8. 4. 1892. 4«.
Colorado scientific Society in Denver:
Report on technical determination of Zinc. Pueblo 1892. 8®.
The Post-Lamarie Beds of Middle Park, Colo. by Whitman Gross.
1892. 8^.
F. C. Knight, A Volumetrie method. 1892. 8°.
Union giographique du Nord de la France in Douai:
Bulletin. Tom. XII. Janvier— Aoüt 1891. 8^
Meteorologisches Observatorium in Dorpat:
MeteorologischeBeobachtungenim Jahre 1891. Bd. 6. Heft 1. 1892. 8^.
Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat:
Sitzungsberichte. Bd. IX. Heft 8, 1891. 1892. 8».
Schriften Nr. VI. 1891. 4».
Kais, livländische gemeinnützige u. ökonomische Sozietät in Dorpat:
Bericht über die Ergebnisse der Beobachtungen an den Kegenstati-
onen für die Jahre 1889—1891. 1892. 4<>.
Pollichia in Därkheim a. d. H.:
Festschrift zur 50jährigen Stiftungsfeier. 1892. 8«.
Royal College of Physicians in Edinburgh:
Reports from the Laboratory. Vol. IV. 1892. 8^.
Natur forschende Gesellschaft in Emden:
75. Jahresbericht für die Jahre 1890/91. 1892. 8^.
K. Accademia dei Georgofili in Florenz:
Atti. IV. Serie. Vol. XV. disp. 2. 1892. 8«.
Senckenbergische natur forschende Gesellschaft in Frankfurt:
Abhandlungen. Bd. XVII, 1. 2. 1884-91. 4».
Bericht. 1892. 8*».
O. Boettger, Katalog der Batrachier Sammlung im Museum der Ue-
sellschaft 1892. 8^
Physikalischer Verein in Frankfurt a/M,:
Jahresbericht für das Jahr 1890/91. 1892. 8^.
382 Verzeichniss der eingelaufenen Drucksdiriften.
Naturwissenschaftl, Verein in Frankfurt a/0.:
Helios. 1). .Tahr^. Nr. 11. 12. 10. Jahrg. Nr. 1—8. 1892. 8».
Societatum Litterae. 6. Jahrg. Nr. 1—10. 1892. 8®.
Sternwarte in Genf:
Ucäunio mcteorologique de Tannäe 1891 pour Genbve. 1892. 8^.
Kruidkundig Genaotschap Dodonaea in Gent:
Botanisch Jaarbock 4. Jaarg. 1892. 8^.
Museo civico di storia naturale in Genua:
Annali. Serie II. Vol. 10. 11. 1890-92. &^,
University Obseroatory in Glasgoic:
Second Glasgow Catalogue of 2156 Stars, by Robert Grant. 1892. 4**.
The Journal of comparative Neurology in Granvüle:
Journal. Vol. II. p. 21-136. 1892. 8^.
Verein der Aerzte in Steiermark in Grai:
Mittheilungen. XXVII. Vereinsjahr 1891. 1892. 8^
K. Niederländ. Regierung in Haag:
Nederlandsch kruidkundig archief. II. Ser. Dell VI. Stak 1. Nijmegen
1892. 8«.
Nova Scotian Institute of Science in HalifcLr^ Nova Scotia:
Procecdings and Transactions. Vol. I. part. 1. 1891. 8^.
Kais. Leop.- Carolin ische Akademie der Naturforscher in Halle aß.:
Leopoiain;i. Heft XXVllI. Nr. 11-20. 1892. 4».
Natunc. Verein für Sachsen und Thüringen in Halle a/S.:
Zeitschrift für Naturwissenschaften. Band 65. Heft 1 — 3. Leipzig
1892. 8^>.
Sociitc Hollandaise des sciences in Hartem:
Archivcs Neorlandaises. Tom. XXV, 5. XXVI, 2. 3. 1892. 8<*.
SociHe de geographie de Finlande in Hehingfors:
l'onnia. Bd. 5. 1892. 8^
Commission gcoJogique de la Finlande in Hehingfors:
Carte gcologique de la Finlande, livr. 18—21 accomp. de renseigne-
ments. 1890—92.
•
Mcdicinisch-naturwissensclMftliche Gesellschaft in Jena:
Jenaische Zeitschiift filr Naturwissenschaft. Bd. XXVII, 1. 2. 1892. S*.
384 VerzeidifM» der eingelaufenen Dmcktduiften^
Verein für Erdkunde in Leipzig:
MittheilnDgen 1891. 1892. 8*.
K. K. Berg-Akademie in Lenben:
Programm für das Jahr 1892/93. 8^.
Zeitschrift ,.La CeJlvUe" in Löicen:
La Cellule. Tom. VIII, fasc. 1. 1892. 4».
Bayal Society in London:
ProceedingH. Vol. 50 Nr. 307. Vol. 51. Nr. 310—316. 1892. 8*>.
PhiloBophical Traoaaciions. Vol. 182. A. a. B. 1892. •l^
List of the Members. 30. Novemb. 1891. 4^.
B. Astronom ical Society in London:
MoDthly Notices. Vol. 52. Nr. 8. 9. Vol. 53. Nr. 1. 1892. 8<>.
Memoirs. Vol. 50. 1890-91. 1892. 49,
Chemical Society in London:
Journal. Nr. 356-361. July— December 1892. 8®.
Proceedings. Nr. 114. 115. 116. 1892. 8».
Geological Society in London :
The Quarterlj Journal. Vol. 48, part 1—4. 1892. 8«.
Linnean Society in London:
TranHjictionB. Botany. Vol. IH, part 1—7. 1891/92. 4^
'i'hc Journal. /oolo«»'v. Nr. 148—151.
Hotany. Xr. 170. l'.)4-2()l. 181)1/92. 8^
Profcedings. Nov. 1888- Jim»' 181K). 18*)1. 8*^.
Li§t of the Members 1891/92. 8^
li. Microsropical Society in Jj^tndon:
Journal. 1802. part 1 -6. 8^\
ZooUujical Society in Ijondon:
Pro(ce<lin;,'8. 1892. part 2. 3. 8».
Zeitschrift ..Ndture"^ in Ltndon:
Vol. U\. Nr. 1180-120G. 1892. 4«.
Institut tle physiqne n V Unircraite de Licfjc in Litt lieh:
Siir un rtat <!<• la mation» carach'ris«' p.ir l'inilcprn'lanco de la pre-;-:-»!!
par V. de lleon. IJruxellrs 1892. H'».
Societe ffiolorfiquc de Behjiquc in Lattich:
.\nnales. Tom. 19. livr. 2. 3. 1891/92. 8^.
Societe Linneenne in Lyon:
.Annales. Annees 1888. 1889. 1890. 1889—91. 4«.
Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften. 385
Wisconsin Academy of Sciences in Madison:
Transactions. Vol. VIII. 1888-91. 1892. 8».
The Govemor in Council in Madras:
Results of observations of tbe fixed stars at the Government Obser-
vatory Madras in the years 1874—1876. By C. Michie Smith.
1892. 40.
Societä Italiana di scienze naturali in Mailand:
Alti. Vol. 33, fasc. 1. 2. 1890—91. 8^.
Faculte des sciences in Marseille:
Annales. Tom. I. 1891. 4^
Public Library of Victoria in Melbourne:
Fcrd. y. Müller, Iconography of Australian Saholaceous Plants.
IX. Üecade. 1891. 49.
Observatorio Meteorologico-Magnctico Central in Mexico:
Boletin mensual. Tom. III. Nr. 4. 1892. 4».
Sociedad cientißca Antonio Alzate in Mexico:
Memorias y revista. Tom. V. cuad 9. 10. Tom. VI. cuad 1. 2. 1892. 8^.
Sociedad de geografia in Mexico:
Boletin. IV* ^poca. Tom. II. Nr. 3-5. 1891—92. 8®.
Sociedad de historia natural in Mexico:
La Naturaleza. 11. Ser. Tom. IL Nr. 2. 1892. fol.
Societä dei naturalisti in Modena:
Atti. Ser. IIL Vol. XL fasc. 1. 2. 1892. 8^.
Academie des sciences in Montpellier:
Memoire». Sciences. Tom. XL Nr. 2. 1891. 49.
Memoires. Medecine. Tom. VL Nr. 2. 1891. 4«.
EoycU Society of Canada in Montreal:
Proceedings and Transactions for the year 1891. Vol. 9. 1892. 4®.
Geölogicdl Survey of Canada in Montreal:
Cataloj^e of Canadian Plants. Part VI. 1892. 8».
Sociiti Imperiale des Naturcdistes in Moskau:
Bulletin. Ann^e 1892. Nr. 2. 8<».
Gesellschaft für Anthropologie in Berlin und München:
Correspondeniblatt. 2S. Jahrg. Nr. 6—10. 1892. 4®.
38() Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften.
K. technische Hochschule in München:
Bericht über d. J. 1891/92. 4».
Prograram für die Jahre 1892/93. 8<>.
K. StcMtsministerium des Innern für Kirclien- m. SchuUiHgeleijenheiUH
in München:
Geognostische Jahreshefte. IV. Jahrg. 1891. Cassel 1892. 4^
Die Neuenbargiächen Marine-Chronometer beobachtet u. pramiiri auf
der Neaenburger Sternwarte. Neachatel 1892. 4".
Socii'te des sciences in Xancy:
Bulletin. Serie II. Tom. XI. fasc. 26. Paris 1892. 8«.
Accademia delle scienze fisiche in Neapel:
Rendiconto. Ser. II. Vol. VI. fesc. 6. 1892. 40.
Zoologische Station in Neapel:
Mittheilungen. 10. Bd. 3. Heft. Berlin 1892. 8'\
Institute of Kngineers in Netccastle upon Tyne:
Transactiona. Vol. 39. part 3. Vol. 40. part 5. Vol. 41. part 3. 4 5.
1892. 8».
The American Journal in Nenr- Haren:
Journal of Science. 3. Seriea Vol. 43 Nr. 257— 2G0. Vol. U Nr. 2»;i.
262. May- October 1892. 8».
Ohsprcatorf/ of Y<Oe ruiver.sifi/ in Ntn-Havcn :
Kepoit for tlic yoar lb91/!»2. 0".
Acailf.Diij (tf SactiCf's in Xitr- York:
Annais. V(»l. VI. Nr. 1-6. 1^91/92. 8^
Tran.wactlon.-. Vol. X. Nr. 7. s. Vol. XL Nr. 1-5. 1^91 '92. ^'.
Ainounn Musrnni of natural Hi^torjf in Xiir'^'nrh :
Annual IJeport for tho ycar 1891. 1692. ??'*.
Aunri(-ni (Imnicnl Sncictj/ in X( n -YorJ::
.Imnnal. Vol. XIV. Nr. l -7. 1892. b«.
Antfri'dn ffforfi'iijihit'tf Snriihi in St (t- Ynrk :
Bulletin. Vol. XXIV. Nr. 2. 3. l.-^92. 6".
A'//////7//>/o//>/ ///• (rrsrlisrJintt in Xnrnlxrif:
AKhan(llun;;.'n. IX. H.iwl. 1.-92. b\
Xrnru^sisrhr n-lt ftrfn'^rhr nh' <rf>v //>^ ,V( /' in Oflcf^-'i:
JS.ipiski. Ban«l XVII, 1. und Matheniati-rh».' Abtiieilung. Band XIV.
1892. S^.
Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften. 387
Verein für Naturkunde in 0/fenbach:
29-32. Bericht, 1887—1891. 1892. 8».
JRaddiffe Ohservatory in Oxford:
HesulU of astrouomical and meteorological Observations made in tbe
year 1887. 1891. 8°.
i?. Universita in Padua:
Kelazione letta neir Aula Magna il 26. Noy. 1892 dal R^ttore Prof.
Carlo F. Ferraris. 1892. 40.
Onoranze centenarie a Galileo Galilei. Discorso del Rettore Magnifico.
1892. fol.
Per il terzo centenario della Inaugurazione di Galileo Galilei nello
studio di Padova. 1892. fol.
Circolo metematico in Palermo:
Rendiconti. Tom. VI. fasc. 3. 4. 5. 1892. 4».
Collegio degli Ingegneri in Palermo:
Atti. Annata 15. 1892, Gennaio-Agosto. gr. 8^ 1892.
Acadcmie de medecine in Paris:
Bulletin. 1892 Nr. 26—51. 8«.
Academie des sciences in l^aris:
Comptes rendus. Tom. 114 Nr. 26. Tom. 115 Nr. 1-25. 1892. 4^
Comiie international des poids et mesures in Paris:
14. Rapport. 1891. 4^
Moniteur scientifique in Paris:
Moniteur. Livr. 607-612. Juillet— Decembre 1892. 4».
Museum d'histoire naturelle in Paris:
Nouvelles Archives. III. Sdr. Tom. 3. 1891. 4'.
Societe d'anthropologie in Paris:
Bulletin.s. IV. S^rie. Tom. I. fasc. 4. Tom. II. fasc. 1 -3. 1890/91. 8**.
Societe de geographie in Paris:
Bulletin. VII. Ser. Tom. 13. 1« 2^ et 3« S^mestre. 1892. 8^
Comptes rendun. 1892 Nr. 12—16. 8<>.
Bulletin. VII. Ser. tom. 13. trimestre 2. 1892. 8».
SocietS mathematique de France in Paris:
Bulletin. Tom. XX. Nr. 3-6. 1892. 8^.
SociHe zoologique de France in Paris:
Bulletin. Tom. XVII, Nr. 6. 7. 1892. 8».
Memoires. Tom. V. Nr. 4. 1892. 8^,
388 Verzeidinisa der eingelaufenen Druckschriften.
Zeitschrift IJElectricien in Paris:
L'ßlectricien. 2. Ser. Tom. IV. Nr. 79-104. 1892. 4«.
ComitS geologique in St. PHenhourg:
M^moires. Vol. XI. Nr. 2. XIII. Nr. 1. 1891 u. 1892. 4<>.
Bulletins. Vol. IX. Nr. 9. 10. Vol. X. Nr. 1—9. XL 1—4. et Soppl«^
inent au Tom. X. 1891—92. 8°.
KaiserL hotaniscJier Garten in St, Petersburg:
Trudy. Tom. XII. Nr. 1. 1892. 8«.
Bussisclie astronomische Gesellschaft in St, Petersburg:
Iswestija. Heft 1. 1892. gr. 8«.
Chemiscli'physikalische Gesellschaft der k. Universität in St, Petersburg:
Schurnal. Tom. XXIV. Nr. 5-8. 1892. 8«.
Kais, russische mineralogische Gesellschaft in St, Peterdßurg:
Verhandlungen. IL Serie. Band XXVIII. 1891. 8«.
Institut Imperial de medecine experimentale in St, Petersburg:
Archives des sciences biologiques. Tom. I. Nr. 3. 1892. 4^.
Äcademy of natural Sciences in PMadelpliia:
Proceedings. 1892. part. 1. 8^.
Alumni Association of the Philadelphia College of Pharmacff in
Philadelphia '■
Alumni Report. Vol. 29 Nr. 2. 1892. ^.
Pennsylvania Geological Survey in Philadelphia:
Atlas: Southern Anthracite Field. Part IV. B. V. VL 1892. S«.
American phylosophical Society in Philadelphia:
Proceedinj?s. Vol. XXX. Nr. 137. 138. 1892. 8^.
Transaction>!. N. S. Vol. XVII. part 1. 2. 1892. 4^.
Societa Toticana di scienze natural i in Pisa:
Atti. Processi verbali. Vol. VIII. piig. 85—150. 1892. l".
PortJand Society of natund history in Portland:
The Portland Cataloj^ue of Maine Plauts. 2«» ed. 1892. 8^
Astri^J^hysikal^sches Observatorium in Potsdam:
PuMikationen. Band VII. Theil I. 1892. 4".
Gesellschaft :ur Förderuny deutscher Wissenschaft^ Kunst und
hitteratur in Böhmen und Prag:
Mittheihmgen der «leutsohen mathematischen iieselNchafl in Pnn?
Wien 1692. S'\
Verzeichniss der eingelaufenen Druckschriften, 389
K, K, Sternwarte in Prag:
Magnetische und meteorolog. Beobachtungen im J. 1891. 1892. 4^.
Astronom iHche Beobachtungen in den Jahren 1888 — 1891. Appendix
zum 49—52. Jahrg. 1898. 4^.
Verein böhmischer Mathematiker in Prag:
Casopis. Tom. XXL Heft 6. 6. 1892. 8«.
Naturwissenschaftlicher Verein in Begensburg:
Berichte. Heft 3, 1890/91. 1892. 8^.
Naturforscher Verein in Biga:
Kcrreapondenzbhitt. XXXV. 1892. 8«.
J?. Accademia dei Lincci in Born:
Atti. Ser. V. Rendiconti. Classe di scienze fisiche. Vol. I. 1. Sem.
fasc. 11. 12. 2. Sem. fasc. 1—10. 4^.
Atti. Serie IV. Memorie della classe di scienze fisiche. Vol. VI.
1890. 40.
Accademia Pontificia de* Nuoci Lincei in Born:
Atti. Anno 44 sessione VI. VH. Anno 45 sessione I. II. 1891/92. 4^.
B. Comitato gedlogico d'Italia in Born:
Bollettino. 1892. Nr. 2. 8^.
Specola Vaticana in Born:
Pubblicazioni. Fasc. II. 1891. 4«.
Ufficio centrale meteorologico Italiano in Born:
Annali. Vol. X. parte I-IV. 1892. 4^
Annali. Vol. XL parte 3. 1889. 1892. fol.
Academy of science in St. Louis :
Transactions. Vol. V. Nr. 3. 4. Vol. VI. Nr. 1. 1892. 8®.
American Association for the Adcancement of Science in Salem:
Proceedings. 40"> Meeting. 1892. 8<>.
SociHe Scientifique du Chili in Santiago:
Actes. Tom. IL li?r. 1. 2. 1892. 4P.
Deutscher wissenschaftlicher Verein in Santiago (Chüe):
Verhandlungen. Band IL Heft 4. 1892. 8^^.
Department of Mines aful Agriculture in Sidney:
Annual Report for the year 1891. 1892. fol.
Palaeontology. Nr. 5. 1892. fol.
390 Verseid^mts der eingdamftmen Drm^idkrifiem.
Museum in Siaramger:
Aarsberetning for 1891. 1892. 8<>.
SoeUU de* scitnceM in Sttttsahurg:
Bulletin. Tom. XXVI. fitv. 7. 8. 9. 1892. SP.
Geciogical Surcey of Xeic South Wtde* in Swdnet^:
Records. Vol. III. pari. 1. 1892. 4'\
Obsermtorio agtronömico naeiomal in Taeuhai^a t MejricoK
Boletin. Tom. I. Nr. 10—12. 1892. 4*.
AnDuario XIII. Ano 1893. 1892. 8^
Boyai Society in Tiwmania:
Papeni and Proceedings for 1891. 1892. 8^
OAleije of Seience, Imperial Unicersity, T*ykyo, Japan :
Journal. Vol. V. part. 2. 1892. A^.
The Calendar for the jear 1890/91 and 1881/92. 1891 92. S^.
Jiedieinische Fakuität der Unirersität Tokio:
Mittheilnngen. Bd. I. Nr. 5. 1892. 4®.
Canadian Institute in Toronto:
Transactions. Vol. II. part. 2. 1892. 8*>.
S'H'iet'i adriatiL'a di Scienzf H'itur'ili in Tn*?^t:
Bollettino. Vol. XIII. parte 1. 2. 1091 -92. 8".
R. AK'i:'id'imiti ddU ^cUtize in Turin:
O-servazione meteoroIo;?i'.Qe dell' anno l^\H. 189-2. S"
Injititut Royal M ft^omlooiqui de.'f Pii*ji-B'is in l'tm'hT :
NVderlandsoh Meteore iOiriM:h Jaarboek. Jaarvrang 3J. !»»*♦-' ^ ;i.-;..
Jaarsr. 43. 1S9I. 1392. 4^
Phtjsiulihfische't L'ffjoni^orium d^r IL^vj^^cht^^d in f^^r^r^f
OnJerzoekin;;en. IV. Ke^^k:«. Deel II. Stuk 1. IS'^2. S*.
Smith.ioniiin In.<titntion in W'uhinjton :
Keport 1380-1S9«). 1S91. 8^
rontribution> to knowIeJj^e. Vul. XXXVIII. l<9'2. V\
r. S. XiiC'il f »hiercfitory in Wdshintjdtn:
Heport "f the .Superintendent for the jear 1S'.*<J — ',«1. <.
< »b^ervations during the year 1668. l!5*J2. V\
Verzeidmiss der eitigelaufenen Druckschriften. »^»Ol
Phihsophical Society in Washington:
Bulletin. Vol. XL 1892. 8^.
U. S. Coast and geödet ic Suroetf Office in Washington:
Report during the year ending June 1890. 1892. 4".
Bulletin. Nr. 25. 1892. 49.
U. S. Gcological Survey in Washington:
Mineral Re^sources of the United States for 1889-90. 1892. 8'\
K, K. geologische Reidisansialt in Wien:
Verhandlungen 1892 Nr. G— 10. 4«.
Jahrbuch. Band 42 Heft 1. 1892. l''.
Abhandlungen. Band XVII, Nr. 2. 1892. fol.
Ä^ K. Centralanstnlt für Meteorologie in Wien:
Jahrbücher. Band XXXV. 1890. 1892. 4^.
iL. K. Gesellschaft der Arzte in Wien:
Wiener klinische Wochenschrift. 1892 Nr. 26—38. 40—45. 47— *0.
61. 52. 4^
Anthropologische Gesellschaft in Wien:
Mitteilungen. Band XXII. Heft 3-5. 1892. 4«.
Zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien:
Verhandlungen. Band 42. I. u. IL Quart4iL 1892. 8^.
K. K. östcr, GradmessungS' Kommission in Wien:
Astonomische Arbeiten. Bd. HL Längcnbestimmungen. 1891. 4^.
Verhandlungen über die am 21. April u. 2. September abgehaltenen
Sitzungen. 1892. 8".
K. K. naturhistorisches llofmnsenm in Wien:
Annalen. Band VIl. Nr. 3. 1892. gr. 8».
r. Knff Herrsche Sternwarte in Wien:
Publikationen. Band II. 1802. 4".
Xassauischer Verein für Naturknn le in Wiesbaden:
Jahrbücher. 15. Jahrgang. 1892. 8^.
Physikalisch-medicinische Gesellschaft in Würzhurg:
Sitzungsberichte. N. F. Band XXVII. Nr. 4. 5. 1892. S^.
Sitzungsberichte. Jahrg. 1892. Nr. 4—6. 6^.
Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasientt
in Yokohama:
Mittheilungen. Heft 48-50. 1892. 4«. Band V. Supplcm.-lleft 2. 3.
1892. fol.
lw»2. Matli.-pliyn. Gl. 3. 20
392 Verzeichniss der eingelaufenen Drucktfchriften.
Physikalische Gesellschaft in Zürich:
5. Jahresbericht. 1891. 1892. 8<>.
Naturforschende Gesellschaft in Zürich:
VierteljahMSchrift. 37. Jahrg^. Heft 1. 2. 1892. 8«.
Generalrcgister der Publikationen. 1892. 8®.
Von folgenden Privatpersonen:
5. ü. Albert I. Fürst von Monaco:
Resultats des Campagnes seien tifiques. Fase. IL 1892. 4**.
Luden Anspach in Brüssel:
Le role de Teau dans les cylindres a vapeur. Lie^e (1892). 8^.
Julius Bergbohm in Wien:
Entwurf einer neuen Integralrechnung. Leipzig 1892. 8^.
Giovanni Capellini in Bologna:
Hc8 Ligustiche XX. Qerolamo Guidoni di Vernazza e le sue scoperte
geologiche. Genova 1892. 8®.
I. tronchi di Bennettitee dei Musei Italiani. 1892. 4^.
Kdouard Jannctaz in Paris:
Nouvelles recherche.s sur la propafration de la chaleur dan-: le-< cor|»5
rri.stallise^. Paris 1892. 8".
Notice aar los travaux scientifiquerf de M. Edouard Jannetaz. 1692, 4'.
A. Kurz i)t Augsburg:
Beiträge zur geometrischen Dptik. Berlin 1892. 4^.
Prol»leiiie der elastischen Biegung, s. I. 1892. 8®.
Theorie und Versuche über hvdraulischen Druck (Sondorabdru<k
1892. 8^\
l>ie Central- und Momentan- Ach-e. 1892. (Ausschnitt.)
Kmilc J.rmoine in Paris:
5 Broschüren, mathematischen Inhalts (Sep.-Abdr.). 1891/*»2 S^.
Ale.rauder Macfarlare in Austin, Te.ras:
Principles ot' tlie Algebra of Physics. Salem 1801. s^
<>n exact Analysis a«< the basis of language. 1892. 8^*.
(r. Omboni iti Padua:
Achille de Zigno, cenni biogratici. Padova 1892. 8^.
Verzeichnisa der eingelaufenen Druckschriften, 393
Friedrich Prym in Würehurg:
Tcber orthogonale etc. Sabtttitutionen. Göttingen 1892. 4^.
Neue Grundlagen einer Theorie der allgemeinen Thctafunctioncn von
A. Krazer und F. Pryni. Leipzig 1892. 4**.
M. liajna in Madand:
Suir cscursione diuma della declinazione uiagnetica a Milano. 1892. 8^.
Dr. Saint-Lager in Lyon:
La prioritij des nom» des plantes. Paris 1890. 8^.
ConsidorationH 8ur le polymorphisme de quelques especes du genre
Bupleuruin. Paris 1891. 8^.
Michel e Stossich in Triest:
I distomi degli uccelli. 1892. 8^.
Nuova Serie di elminti veneti. Zagreb 1891. 8®.
I distomi dei mammiferi. 1892. 8'.
Hudolf Wolf in Zürich:
Astronomische Mittheilungen. Nr. LXXX. 1892. 8®.
396 Namen-IUgister,
de Quatrefages de Brtlan, Jean Louis Armand (Nekrolog) 207.
Badlkofer Ladwig 328.
Hauff Gustav 1.
Römer Ferdinand (Nekrolog) 201.
RoUett Alexander (Wahl) 367.
Rüdinger Nikolaus 210.
Sohncke Leonhard 359.
Sias Jean ServaiH (Nekrolog) 2U0.
Tberese, Königl. Hoheit, Prinzessin von Bayern (Wahl) 365.
V. Voit Karl 21. 196.
Voss Aurel 247.
Weber Wilhelm (Nekrolog) 199.
V. Zittel Karl Alfred 1.
307
Sacli- Register.
Benzolcarbonfläure. Reduktion derselben 21.
J^rennerbad, warme Quelle desselben 139.
Curvensystem, durch eineDitterentialgleichunfj erater Onlnung zwischen
2 Variabein definirt 101.
Dihydrobenzol, Synthese desselben 279.
Üihydroparaxylol, Synthese desselben 307.
Üruckschriften, eingelaufene 309. 377.
Fläche, Bestimmung derselben »lurch geodätische Messungen 27.
Flächen theorie, Fundamentalgleichungen derselben 247.
Formen binäre, Darstellung derselben als Potenzsummen 3.
Gleichgewicht der lebendigen Kraft 329.
Hämaglobingehalt des Blutes, beeinflusst durch die Nahrung 21.
Katalog der anthropologischen Sammlung der hiesigen anatomischen
Anstalt 210.
Kry stalle, Auflösung und Wachsthum derselben 303.
Linien äquipotentiale in durchströmten Platten 871.
Luftfahrten des Mänchener Vereins für Luftschi ftTahrt 259.
Magnetismus des Eisens unter dem Einfluss elektrischer Schwing-
ungen 71.
Medium, dessen mechanische Eigenschaften auf die von Maxwell fQr
den Elektromagnetismus aufgestellten Gleichungen führen 279.
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zBer (lmlh.pto-sikCl.1892
Taf. D .
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 4-.
Fig. 5 .
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Silj.Bet diralhphKikCI. 1892.
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