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Full text of "Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften"

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Druck  Ton  Adolf  HoUhanMDf 
k.  und  k.  Uff'  und  UnlTerMtlU*BacbdnKkv  is  WI«. 


INHALT. 


I.  Abhandlangr.  Moyer:  TUrkisuke  Studien.    I.  Die  griechischen  und  ro- 
manischen Bestandtheile  im  Wortschätze  des  Osnmnisch -Türkischen. 
II.  Abhandlung^.  Siegel:  Das  erzwungene  Versprechen  und  seine  Be- 
handlung im  deutschen  Bechtsleben. 
III.  Abhandlang.  Keinisch:  Die  Be4auye- Sprache  iu  Nordost -Afrika.  L 
IV.  Abhandlung.  Tomaschek:  Die  alten  Thraker  I.   Eine  ethnologische 
Untersuchung. 
T.  Abhandlung.  Zingerle:  Zur  vierten  Decade  des  Livins. 
VI.  Abhandlung,  t.  Zeissberg:  Belgien  unter  der  Qeneralstatthaltergchaft 
Erzherzog  Carls  (1793,  1794).    I.  Theil. 
YII.  Abhandlung.  Reinisch:  Die  Be^anye- Sprache  in  Nordost-Afrika.  IL 
VIII.  Abhandlung.  Beer:  Handschriftenschätze  Spaniens.  Bericht  Über  eine 
im  Auftrage  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in  den 
Jahren  1886 — 1888  durchgeführte  Forschungsreise. 
IX.  Abhandlung.    NOldeke:    Die    von    Gnidi    herausgegebene    syrische 
Chronik. 
X.  Abhandlung.  Zingerle:  Der  Hilarius-Codex  von  Lyon. 
XI.  Abhandlung.   BOdinger:  Mittheilung^n  ans  spanischer  Geschichte 
des  16.  und  17.  Jahrhunderts.    (Mit  einer  Tafel.) 
XII.  Abhandlung.  Beer:  Handschriftenschätze  Spaniens.  Bericht  Ober  eine 
im  Auftrage  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in  den 
Jahren  1886 — 1888  durchgeftlhrte  Forschungsreise. 


Ablundlanf :    Hejrar.  TOtkiKhe  Stadien.  I. 


I. 

Türkisehe  Studien.  I. 

Von 

Qiistav  Heyer, 

eorresp.  Hittfltede  d«r  kaia.  Akademie  der  Wiiaentehaften. 
I. 

Die  griechischen  und  romanischen  Bestandtheile  im  Wortschatze 
des  Osmanisch-Türkischen. 


IJer  Wortschatz  des  OsmaDisch- Türkischen  erweist  sich 
der  etymologischen  Analyse  als  ein  ziemlich  bunt  zusammen- 
gesetzter. Zu  den  alten,  einheimischen  Elementen,  welche  den 
Zusammenhang  des  Osmanischen  mit  den  ost-  und  nordtUrkischen 
Dialekten  begründen,  hat  die  Annahme  des  IslÄm  durch  die 
(Jsraanen  eine  so  grosse  Anzahl  arabischer  und  persischer  ge- 
filgt,  dass  sie,  wenigstens  in  der  Sprache  der  Literatur  und 
der  (gebildeten,  den  alten  echt  türkischen  Grundstock  des  Wörter- 
buches völlig  überwuchern.  Die  Kluft  zwischen  der  Sprache 
des  Volkes  und  der  des  Gebildeten  ist  derartig,  dass,  wie  Vämb^ry 
(Das  Türkenvolk  615)  bezeugt,  in  der  Gesellsuliaft  von  Efendis 
eine  geheime  Conversatiou  geführt  werden  kann,  ohne  dass 
die  anwesenden  türkischen  Diener  die  türkische  Sprache  ihrer 
Herren  verstilnden.  Wenn  aber  auch  das  arabisch -persische 
Element  die  erste  und  dominirende  StcUe  im  türkischen  Lexikon 
einnimmt,  so  ist  dieses  doch  auch  von  der  Berührung  mit  anderen 
Sprachen  nicht  ganz  unbeeinäusst  geblieben.  Eine  etymologische 
1  )urchmusterung  entdeckt  Griechisches,  Lateinisches  und  Roma- 
nisches, Slavisches  und  Magyarisches,  ja  sogar  Deutsches  und 
EngUsches  im  Wörtervorrath  des  Osmanisch-Türkischen. 

Die  slavischen  und  magyarischen  und  von  den  roma- 
nischen die  rumänischen  Elemente  im  Türkischen  hat  Miklosich 
in   einer  seiner  letzten  Abhandlungen   zum  Gegenstande  einer 

SiUuu(>ber.  d.  pliil.-hinl.  Cl.  CXXVHL  Bd.  1.  AU.  1 


1.  AbhEodlnDg :    Hejer. 


Untersuchung  gemacht  (Die  slavischen,  magyarischen  und  rumu- 
nischen  Elemente  im  türkischen  Sprachschatze.  Wien  1889).  Ich 
trage  einige  hieher  gehörige  Worte  nach,  welche  Miklosleh  ent- 
gangen sind,  tijit  harda  ,Böttcheraxt;  Art  Schleitstein'  Barhior 
de  Meynard  I  257  ist  das  rumänische  harda  ,Äxt',  das  aoa 
magy.  hdrd  stammt  und  im  letzten  Grunde  auf  ahd.  harta  be- 
ruht. Cihac  n  479.  Mi.  Et.  Würterb.  19.  Eng  damit  ver- 
wandt ist  *^>\ji  bradova  ,Art  Böttcheraxt'  Jussuf  124,  das  aus 
serb.  bulg.  hradca  =  aslov.  bradwb  ,Axt'  entlehnt  ist.  lieber 
»y\ji  bravn  ,Thllrschlos8'  Biauchi  I  342,  bei  Zenker  «y^,  perava, 
habe  ich  bereits  im  Etym.  Wörterbuche  des  Alb.  45  gesprochen: 
sein  Ursprung  ist  unbekannt,  es  stammt  im  Serbischen,  wo  es 
seit  dem  16.  Jahrhundert  belegt  ist,  vielleicht  aus  dem  Roma- 
nischen. Vergleiche  auch  Blau,  Bosnisch  -  türkische  Spradi- 
dcnkniHlcr  7.  y^  ijinez  , Fürst'  Zenker  7G4  b  ist  asl.  khn^zb,  sc. 
kiiez.  ij^Loi  kasntvrn  jsabre-ba'ionnette'  Jussuf  546  scheint  mit 
aslov.  kosa  koiiorj,  ,Sense'  =  se.  kosa  ,Sense',  knsor  ,Art  Messer' 
zusammenzuliängon  (daraus  magy.  ka$za  ,Sensc');  vielloicht  ist 
das  alb.  kostn,  das  aus  kosnr  entstanden  ist  (Etym.  Wörtorb. 
des  Alb.  201),  die  vermittelnde  Form,  in  der  die  drei  zusummen- 
stosscnden  C'onsonanton  s-t-r  dnrch  Vocale  getrennt  worden  sind, 
vgl.  unten.  *Jö)^  Indinga  ,Art  Patrontaschc'  Jussuf  644  ist 
offenbar  das  magy.  Iddika  , Kistchen,  Schatulle',  das  deutschen 
Ursprungs  ist.  Uober  den  eingeschobenen  Nasal  vergleiche 
unten  unter  londia.  ^_U  major  , Meierei'  Zenker  804  a  ist  ein 
durchs  Mag.  (major)  und  Dcntsohe  gegangenes  riinianisciies 
Wort,  i^^y  mukan  ,Scliariiirl  oder  Sciiafziichter  aus  Sieben- 
bürgen' Zenker  893  b  ist  runi.  mocan  aus  magy.  vutkdnii  ,bHUri.sch'. 
«füyJU-«  mitiiiidiifii  ,1'olenla'  Bnrb.  11  7H6  ist  rum.  männ'ilhiu,  das 
auch  im  M:igyarischen  (mamaligaj,  Serbisch- Ki-uatischen  (muma- 
Ijutjrt),  Kleinrussischen  (mnmalygn)  vorkommt;  der  Ursjtrung  der 
Bezeichnung  dieses  aus  Maismehl  bereiteten  N.'»liimatgcrichtes  der 
südöstlichen  Donauliinder  ist  nicht  klar,  man  hat  an  Zusammen- 
hang mit  venez.  wJ«/»?;/a  ,holcus  sorghum,  welsche  Hirse'  —  it.  m«- 
lica,  gedacht.  jji^Jb  paljoi  ,potito  öp«5e  k  dcux  tranchaiits,  poi- 
gnard,  coutelas'  Barb.  1 386  ist  magy.  pallon,  mm.  pul«?,  serb.  palos. 
Das  auch  sonst  weit  verbreitete  Wort  liHngt  wühl  mit  tu.  aJI^ 
pala  ,Sllbel'  zusammen,  das  echt  türkisch  zu  sein  scheint  (Budagov 
I  310),  ist  aber  in  dieser  Form  wahi-scheinlich  magyarisch.  «OL».^. 


TflrUscbe  Studien.  I.  3 

plnika  jBeate'  Jussaf  957  aus  serb.  pljaika,  vgl.  Etym.  Wörterb. 
des  Alb.  344.  j^^^^j  vampir  ,8orte  de  grande  chauve-souris; 
revenant,  Tampire'  Jussuf  1223  kommt  auch  im  Serb.  und  Bulg. 
vor  und  ist  wohl  daher  ins  Türkische  eingedrungen;  die  Her- 
kunft des  Wortes  ist  noch  nicht  endgiltig  festgestellt,  vgl.  Mi. 
Nachtr.  11  61.  *S)^y  vladika,  auch  ladika  ,m^tropolitain'  Jussuf 
1240  ist  die  slavischo  Benennung  vladyka,  bulg.  vladika  fUr 
den  griech.  Seanörtjg  Metropolit,  Erzbischof. 

Die  griechischen  Elemente  sind  ins  Osmanischc  auf 
verschiedenen  Wegen  gelangt. 

Eine  beträchtliche  Anzahl  griechischer  Wörter  hat  schon 
in  früher  Zeit  ins  Arabische  und  Persische  Eingang  gefunden, 
fast  alle  durch  Vermittlung  des  Aramäischen,  und  ist  von  dort 
ans  ins  Türkische  gelangt.  Ich  habe  mich  bei  den  unten 
folgenden  Zusammenstellungen  bemüht,  jedesmal  auf  diesen 
Weg  der  Entlehnung  hinzuweisen,  bin  aber  weit  davon  entfernt, 
zu  glauben,  dass  dies  in  erschöpfender  Weise  geschehen  ist, 
oder  dass  ich  nicht  manchmal  Irrthümer  begangen  habe.  Man 
möge  dies  damit  entschuldigen,  dass  die  orientalistischen  Studien 
meinen  Arbeitsgebieten  fem  liegen,  und  dass  die  Vorarbeiten 
auf  diesem  Felde  sehr  dürftig  sind.  Es  scheint  mir  eine  sehr 
nothwendige  und  zu  gleicher  Zeit  sehr  lohnende  Aufgabe  zu 
sein,  den  Einiluss,  welchen  das  Griechische  auf  die  Sprachen 
des  Ostens  geübt  hat,  auf  Grund  des  vollständig  gesammelten 
Materials  im  Zusammenhange  darzustellen.  Es  handelt  sich 
dabei  um  eine  Untersuchung  der  griechischen  Lehnworte  im 
Aramäischen,  Arabischen  und  Persischen;  ferner  um  die  grie- 
chischen Elemente  im  Armenischen  und  Georgischen;  auch  eine 
Zusammenstellung  der  ins  Indische  übergegangenen  griechischen 
Worte  wird  nicht  ohne  Interesse  sein.  Gelegentlich  sind  ja 
diese  Sachen  schon  gestreift  worden,  so  die  griechischen  Ent- 
lehnungen im  Sanskrit  von  A.  Weber  in  den  Monatsberichten 
der  Berliner  Akademie  1871,  S.  ()13flF.  und  von  H.  Kern  im 
I.  Bande  der  'Elhig,  beidemal  mit  Rücksicht  auf  die  Geschichte 
der  griechischen  Aussprache.  Aber  eine  zusammenhängende 
Darstellung  fehlt  noch.  Einiges  enthält  die  Brcslaucr  Disser- 
tation von  Sigmund  FrUnkel  De  vocabulis  in  antiquis  Arabum 
carminibus  et  in  Gorano  peregrinis'  (Leyden  1880),  sowie  das 
vorzügliche  Buch   desselben  Verfassei-s   über   die  ,Aramäischen 


I.  AbbaDdlnng:    Utjtr. 


Fremdwörter  im  Arabischen'  (Leyden  1886).  Die  griechischen 
Elemente  im  Persischen  hat  jetzt  Nöldekc  in  seinen  ^Persischen 
Studien'  II  34  ff.  untersucht  (Sitzuntjsbcrichte  CXXVI  12),  die 
mir  durdi  die  (jUte  des  Verfassers  in  den  Ausliängebogen  zu- 
gänglich gemacht  worden  sind. 

Zu  den  durcli  Vernntflung  des  Arabiselien  ins  Türkische 
gelangten  griechischen  Leiinwörtern  gehören  unter  anderen 
eine  Anzahl  Pflunzennnmen,  wie  abanm,  aßun,  knnfarioit,  ka- 
rtiiifil ,  kniiinhit ,  piiiitifilion ,  tiirmvs  und  andere;  Ausdrücke, 
die  das  Christcnthum  vermittelt  hat,  wie  faraklit,  Itidiil;  zu 
ihnen  sind  wohl  auch  zumiar,  kanun,  xantur  zu  rechnen; 
Wörter  des  Handelsverkehrs,  wie  dirhem,  kernt,  Icile;  solche, 
die  wohl  zuTiiichst  in  die  medicinischc  Literatur  Eingang  fanden, 
wie  zernik,  masnriku ,  hthjnvi ,  inclhem.  Aus  dem  Persischen 
stammt  z.  B.  d.M«  wichtige  und  interessante  stm  ,Silber',  das 
über  pehlevi  pa'DX  auf  griechisch  äai]fiov  zurückgeht;  ferner 
kilid ,  defier ,  und  PHanzonnamen ,  wie  asfirndi,  hhirdlun, 
ispanak,  ncrdiüt. 

Seitdem  die  Osmanen  Herren  über  den  grösstcn  Theil  des 
ehemaligen  byzantinischen  Reiches  geworden  waren,  lebten  sie 
in  ausgedehnten  Gebieten  ihres  Besitzthums  in  fortwährender 
Berührung  mit  griechisch  redender  Bevölkerung.  Die  Aufnahme 
türkischer  Wörter  in  das  Vulgärgriechische  war  infolge  dessen 
eine  massenhafte;  sie  haben,  allerdings  in  beschrUnkterem  Masse, 
selbst  in  die  Dialekte  solcher  Gegenden  Eingang  gefunden,  die 
niemals  unter  türkischer  Herrschaft  standen,  wie  in  die  der 
ionischen  Inseln.  Miklosich  hat  in  seinen  ,Türkischen  Elementen 
in  den  sUdostcuropAischen  Sprachen'  auch  den  türkischen  Ein- 
dringlingen im  Griechischen  seine  Aufmerksamkeit  zugewendet, 
ohne  den  Gegenstand  zu  erschöpfen.  Es  war  das  um  so  noth- 
wendiger,  als  die  Griechen  nicht  selten  von  rein  türkischen 
Wörtern  die  spasshaftesten  Etymologien  aus  griechischen  Jlitteln 
gegeben  haben.  Die  Literatursprache  und  der  Schulunterricht 
haben  begreiflicher  Weise  im  Königreich  Griechenland  gegen  die 
türkischen  Lehnwörter  einen  unbarmherzigen  Vertilgungskrieg 
eröffnet ;  aber  sie  nehmen  in  den  V'olksmundartcn  und  den 
Erzeugnissen  der  Volksdichtung  immer  noch  einen  sehr  breiten 
Kaum  ein.  Besonders  interessant  ist  es,  dass  sich  der  türkische 
Einfluss  auch  auf  die  innere  Sprachform  eretrockt  hat.   So  sagt 


TarUuhe  ShitliBn.  I. 


man  nivi»  xa/ivöv  ,ich  rauche',  was  die  Uebersetzung  des  tür- 
kischen oX.»acu\  ^2JyifJ  tiitiiii  icmtk ,  eig.  ,Tabak  trinken',  ist; 
man  frÄpt  nov  rui&exttt  ,wo  wohnt  er?',  ganz  gleich  tUrkischem 
.y»j^j\  ijJ  neredi-  oturior,  eig.  ,wo  sitzt  er?',  was  der  Lebens- 
weise der  Osraanen  trefFHcli  entspricht,  wie  Faihnerayer,  Ge- 
sammelte Werke  I  293  riciitig  Ijcmerkt  hat. 

Aus  naheliegenden  Grlinden  ist  der  Einfluss  der  Sprache 
der  griechischen  Raja  auf  die  ihrer  Beherrscher  nicht  von  der 
srleiclien  Stärke  gewesen.  Trotzdem  ist,  wie  man  aus  meinen 
Zusammenstellungen  erHchcn  kann,  eine  immerhin  betriichtliche 
Anzahl  von  Worten  in  den  osmanisclien  Sprachschatz  einge- 
drungen, die  zum  Thcil  durch  ihre  jüngere,  neugriechische 
I..aatform  sich  von  dem  über  das  Arabische  und  Persische  ein- 
gewanderten griechischen  Sprachgute  abheben.  Eine  grössere 
compacte  Masse  bilden  hier  die  Benennungen  der  Seefische  und 
aaderer  Secthiere,  die  fast  ausnahmslos  aus  dem  Griechischen 
^■tunmeD.  Die  Vorfahren  der  Ösmancn  waren  ein  Binnenvolk, 
daa  mit  den  Geschöpfen  des  Meeres  erst  bei  seinem  Vordringen 
nach  Kleinasien  und  Europa  Bokanntsihafi  machte.  Dort  trafen 
sie  an  den  Meeresküsten  überall  auf  Griechen,  die  naturgemäss 
ihre  Lehrer  in  der  Benennung  der  Erzeugnisse  der  See  wurden. 
Auch  von  anderen  auf  die  See  und  das  Seewesen  bezüglichen 
Ausdrucken  sind  einige  griechisch,  wie  feum;  kaderga,  karavi, 
Kürfüt,  liman,  navlun,  prams,  taUu  and  die  Windnamon  imbat, 
lofio»,  pojraz;  auf  die  wirkliche  Ausbildung  des  Seewesens  und 
die  marine  Terminologie  haben  freilich,  wie  bei  den  Türken, 
so  auch  bei  den  Griechen,  erst  die  Italiener  entscheidenden 
and  nuchhaltigen  EinHuss  ausgeübt.  Aber  auch  auf  anderen 
Gebieten  ist  der  griechische  Cultureinfluss,  so  weit  er  sich  in 
der  Sjirache  erkennen  lUsst,  ersichtlich;  so  sind  eine  Anzahl 
auf  Ackerbau  und  Viehzucht  bezügliche  Ausdrücke  griechisch, 
ferner  Namen  von  Geissen,  Geräthen  und  Werkzeugen  u.  s.  w., 
»elbstvcrständlieh  Alles,  was  sich  auf  den  christlichen  Cultus 
bezieht. 

Gegenüber  diesen  beiden  Hauptwegen,  auf  denen  gric- 
chbcbes  Sprachgut  ins  Osmanischc  eingedrungen  ist,  tritt  alles 
Ucbrigp  fast  ganz  zurück.  Bei  dem  einen  oder  dem  anderen  Lehn- 
worte kann  man  ja  vermuthcn,  dass  es  durch  slavischeu  Mund 
gangen  ist,  ehe  es  das  Türkische  aufnahm.     Das  wird  z.  B. 


I.  Abliftmlliui^ ;     Ueyer. 


für  laijofet  walii-sclieinlich  gemacht  durch  das  \Jt  f  fiir  ^  an 
Stelle  des  diesen  Laut  sonst  vertretenden  ^  oder  U  t ,  was  der 
russisclien  Vertretung  des  9  entsjirieht  (auch  rumilnisch  lot/ofet). 
Griechisch  t^Efivov  scheint  auf  deto  Wege  iislov.  trin»,  — 
ruin.  turim  —  (magy.  terttm)  zu  türk.  t/irein  geworden  zu  sein. 
Aber  solche  mehr  oder  weniger  entscheidende  Kriterien  lassen 
sich  sehr  selten  anftihrcn.  Auch  auf  dem  Umwege  llber  das 
Italienische  hat  das  Türkische  hie  und  da  ein  griechisches  Wort 
recipirt;  so,  um  von  Neologismen  abzusehen,  die  heute  allen 
ouropÄischen  Sprachen  gemeinsam  sind,  das  Wort  ilrinka, 
Siringa  ,Spritze',  das  gr.  avQiy^  ist,  aber  direet  erst  aus  ital. 
sciriiup  stammt. 

In  llhnlicher  Weise  wie  hei  den  griechischen,  sind  bei 
den  aus  romanischem  Sprachgebiete  stammenden  Lelmwörtorn 
verschiedene  Schichten  zu  unterscheiden.  Lateinisches  im  Os- 
manischcn  erklärt  sich  durch  die  Verniittiung  der  Byzantiner 
und  Araber.  Es  gibt  im  Arabischen  lateinische  Wörter,  die 
aus  dem  Gricchisdien  des  Ostens  P^ingang  in  diese  Sjirachc 
gefunden  haben,  wie  fiir  einige  ihre  Lautform  bezeugt:  so  sind 
raiidila  deuariun  zuniichst  zu  griech.  /.aydrjka  <Ji;)'tfßiog  und 
weiter  zu  arab.  knmlil  dinar  geworden;  in  dieser  Form  er- 
scheinen sie  auch  im  Türkischen.  Auch  Wörter  wie  camigin, 
c«nteiiariuii,  fällig,  galjumi.  sind  so  als  knmig,  knittar,  fels,  gafrn 
ins  Türkische  gelangt.  Den  Namen  des  grossen  Coeaar  iialien  die 
Orientalen  wohl  direet  aus  dem  Mundo  der  römischen  Lcgions- 
soldaten  aufgenommen:  nur  .so  erklärt  sich  die  Bewahrung  des 
alten  ai,  das  in  griechischem  Munde  damals  gewiss  schon  zu 
H  geworden  war.  Da  das  byzantinische  Griechisch  voll  von 
lateinischen  Worten  war,  die  zum  Theil  noch  heute  im  Neu- 
griechischen weiter  existiron,  so  konnte  es  nicht  fehlen,  dass 
auch  noch  nach  der  Eroberung  des  byzantinischen  Reiches  solche 
Lehnwörter  ins  Türkische  kamen;  hiehcr  scheinen  z.  B.  rtsprs, 
gümrüM,  islcflf,  iglcemle,  Icilev,  Uujln  zu  gehören. 

Der  bei  Weitem  grösste  Bestand  an  roraauischen  Elementen 
gehört  dem  Italicnischen  an  und  erklärt  sich  aus  den  bekannten 
Beziehungen  der  itiilienischcn  Stildtc,  bcsondei-s  der  Venezianer 
und  Genuesen,  zur  Levante.  Wie  viel  die  Türken  hier  diroct 
entlehnt  haben,  wie  viel  erst  iltirch  grierhische  Vermittlung, 
ist  selten  mit  einem  grossen  Grade  von  Wahrscheinlichkeit  zu 


TtrUsche  Stuliaii.  I. 


entscheiden.  Sehr  Vieles  ist  dem  Tllrkisclicn  jedenfallb  mit 
dem  Ncuffriochischcn  gemeinsam ,  und  diese  Gemeinsamkeit 
würde  sich  vermutidich  in  noch  frrösserem  Umfange  nacliweiseii 
lassen,  wenn  wir  den  ins  Neugriechische  aufgenommenen  ro- 
manischen Wurtbestand  irgendwo  zuverlässig  übersehen  könnten. 
Aber  das  ist  noch  nicht  der  Füll;  denn  die  Zusammenstellungen 
von  Deffner  in  der  Nia  'E'ihxg  (IH74)  Nr.  llt.  20  und  von  Pappa- 
dopulos  in  der  Ilavdtbga  XVII,  217—226.  265—272  erschöpfen 
den  Gegenstand  nicht  im  Geringsten.  Hiehcr  gehört  denn  auch 
die  Frage  nach  dem  Wesen  der  viel  genannten,  aber  wissen- 
schaftlich nicht  greifbaren  Lingua  franca,  die  wohl  nichts 
Anderes  war  als  Italienisch  im  Munde  der  Levantcbcwohucir, 
Wenn  wir  Wörter  wie  ital.  harhone,  pisello  im  Turkisclien  als 
barhunia,  pizelia ,  also  mit  griechischer  Endung,  finden,  oder 
wenn  wir  in  tugla  aus  tuhidum  einen  specitisch  griechischen 
Lautwandel  beobachten,  so  ist  ohne  Weiteres  klar,  dass  sie 
durch  ein  griechisches  Medium  gegangen  sind.  Aber  in  anderen 
Fällen  lassen  uns  solche  Kriterien  durchaus  im  Stiche. 

Die  venezianische  Herkunft  der  italienischen  Lehnwörter 
wird  in  vielen  Füllen  durcli  ihre  Lautgcstalt  in  entschcidciulcr 
Weise  bezeugt.  Man  beachte  z.  B.  die  Media  in  ridela,  viUa, 
knAtrim,  Umoiifida,  hugaftn,  f'/tj<i,  sifjuiia,  den  dünneren  Zischlaut 
in  pi^i,  Uta,  heknt»a,  hrizulu,  ibis  r  in  galaiiioni,  den  Ausfall 
«les  -c-  in  maivela  gegenüber  italienischen  vitellu,  vite,  caf.ena, 
ÜTnonnta,  hiicaio,  fitoco,  sicurtu,  pestx,  nciare,  becaccia ,  bra- 
riwiUt,  unlnmoja,   manuvella. 

Eine  grosso  zusammenhängende  Masse  italienischer  Wörter 
bilden  die  im  vorletzten  Abschnitte  zusammengestellten  Aus- 
drücke der  marinen  Terminologie,  deren  Verzeiclmiss  hoffentlich 
nicht  allzu  unvollständig  ist.  Leider  ist  es  mir  trotz  aller  auf- 
gewendeten MUho  nicht  in  allen  Fällen  gelungen,  die  türkischen 
Wörter  befri(^digend  zu  deuten ;  meine  eigenen  praktischen 
Kenntnisse  von  Dingen  der  Marine  sind  sehr  gering,  und  d;vs 
vortreffliche  Glossaire  nautiquc  von  Jal,  das  der  Wortforschung 
auf  diesem  Gebiete  ein  unentbehrlicher  Wegweiser  ist,  versagte 
docli  in  einigen  Fällen. 

Noch  in  neuester  Zeit  sind  einige  italienische  Wörter  ins 
Dsmanli  aufgenommen  worden,  die  aber  an  Zahl  nicht  mit  den 
französischen  Neologismen  zu  vergleichen  sind.     Das  von  Jahr 


Xr^>. 


mrt  £rfinrtiinsE!r:  a  ö'  "TirSK  bc  -^n-r  jli  ■■«»*'  IffTig»  fem- 
iiiwfiwr  Wir»  TT  u>  -nrxsp^-^  I^^ät -n  -»änümhr'.  mfismiis 
«liriKr.  -üe  Ji  tea  uMrr"a  "o^nüs^nr-?  :?niariten  iänesc  <iaa 
DiinauiKi-iu  imvs.  Irtt  3*-Ter~i  -nrs3.-ä»-i  W  iTn«^iäciier.  wie 
■imm  TTta  JixHHif  wt^  ia»  Trtn  :?aBin-3r-*.  T»>;jjuicimBL  se  «ehr 
aiwthhrjgä-  Een  iiab^  V:  -üs  -atzpint-a  A^wcnimtHi  meiner 
eüiine"9  tat  ^^  SSessfosr  wuTmui^^i  auch  am 
^nne  'imne  3«»3i»^  «neäer  N^-iosEsnien  j^eben.  habe 
aber  2»ziaahT.  -mn  iem  Aasr^nea  -'^n«?^  V^QsTänfHgkpit  bei 
iimpn  acweöea  xa  -«lilea.  L*iewr  Ti^  -ier  mmsnisdien  Elemente 
wint  'Mnc  ai  haniierr  wier  zw^tnimiierr  Jahren  dem  Spraeh- 
fiwscher  omi  liem  Ciimiräi;;:rO>c>ker  -an  tankbres  F'jnchimgs- 
objeet  bieten. 

Bne  besondere  ^Beflinur  "mtpr  •im  romanisehen  Elementen 
it»  Tiirkis4rhen  aehm^s  üe  paar  ramäniächen  Fremdwörter 
ein.  die  «rh  aacaw*i?en  la^^sen.  rne  änd  Em  Principe  richtig' 
von  )(ikIoeich  in  der  am  Aunnee  i^rwihnten  Abfaandlnni;  mit 
den  -«iaTischen  and  nukrTarin^chen  Elementen  zemeinsam  be- 
handelt worden.  Ich  habe  -He.  der  Voflständiskeit  halber,  nicht 
aomMrhliesaen  woDen.  Tfaatsichlich  tnnien  äch  bei  Miklosich 
▼on  mmänischen  Wörtern  nur  drei  nümlich  ^l'ttt  Jv abelgebShr. 
kalarti  .Eilbote*  nnd  nut*n  .:>peisetisch".  toh  denen  die  beiden 
ersten  Provinzialismen  der  Walachei  und  dem  türkischen  Schrift- 
thnm  fremd  sind,  da.*  erste  zndem  dentschen  Urspmngs  ist. 
Ich  habe  frnrifiifJa,  kai^,  luruirn,  tnhla  hinzogefägt.  Eis  mag 
an  dieser  .Stelle  erwähnt  werden,  dass  bei  einigen  türkischen 
Wftrtem  rifmanm-hcn  Ursprungs  die  Thatsache  rorüegt.  dass 
«rift  dnrch  «lavi^the  Vermittlung  den  Türken  zugeführt  worden 
sind,  z.  B.  J»ei  injnlatM,  inpka  und  koputka. 

Wenn  wir  <\hh  gan/.f!  Ciebiet  der  EIntlehnnngen ,  deren 
Wege  im  VorHtebenHen  in  kurzen  Umrissen  zu  zeichnen  ver- 
bucht wunle,  UlMtrblickftn,  mo  benrmpruchen  ein  besonderes  Inter- 
ewM!  diej«nig«n  Wftrt«ir,  wolrlie,  urHprünglich  orientalischen  Ur- 
NprungH,  in  «lie  eiiropIliNchi^n  M|im<'hen  Flingang  gefunden  haben 
luul  ftUN  einer  (Icrwlbcn  in  (I»im  TllrkiHclu;  aufgenommen  worden 
»linH,  »iIho  eine  Wiinilerung  von  Onten  nach  Westen  und  eine 
Kllckwnnflcrung  von  WeMm  nncli  ()8tc.n  durchgemacht  haben, 
rt«  Htanitnt  ilan  |i<>rNim-li-tltrkiM*lio  gl^Ä*tf\  aus  griech.  danäqayog. 


TOrkisctio  .<<tndi«ii.  I.  9 

dieses  selbst  ist  aber  ein  Fremdwort  und  wahrscheinlich  ira- 
nischen Ursprungs.  A-»-«a)b  zeigt  europäische  Lautform,  aber 
das  zu  Grunde  hegende  ßdlaa^tov  ist  ursprüngUch  semitisch. 
Ebenso  ist  tUrk.  ,;;<y>-«»  gegenüber  arabisch  ^Ji^j  die  europäische 
Form  dieses  fremden  Namens.  Griechisch  dy/aQeia  bezeichnet 
eigentlich  den  Dienst  der  persischen  ÜYyaQoi  oder  Eilpostboten, 
ist  aus  dem  Griechischen,  allerdings  in  wesentHch  erweiterter 
und  veränderter  Bedeutung,  in  das  Lateinische  und  die  roma- 
nischen Sprachen  übergegangen  und  erscheint  auch  im  Türkischen 
als  angarte. 

vZ^jSiJ^  ,Scharlachtuch*  ist  orientaHsch,  aber  in  dieser  Form 
europäisch;  ebenso  ist  >;Iä.«  die  europäische  Form  des  arabischen 
^^)äi^.  o>?j'  ^**  griechisches  äggaßdiv,  das  seinerseits  aus  dem 
Semitischen  stammt.  Der  arabische  Ursprung  von  Admiral 
und  Dragoman  ist  bekannt;  beide  finden  sich  in  der  occiden- 
talischen  Gestalt  im  Türkischen  (amiral,  dragman).  Die  beiden 
Marinewörter  gotnana  und  kalafat  geben  italienisches  gomena  und 
calafatare  wieder,  aber  beide  stammen  vielleicht  aus  dem  Ara- 
bischen ;  das  erste  entspricht  vermuthlich  arab.  ^^y,  dessen  Ur- 
sprung allerdings  auch  nicht  aufgeklärt  ist  (vgl.  Fränkel  228 
und  vgl.  xäuiXog  rd  rraxp  axoivtov  Suid.,  den  Scholiasten  zu  den 
Wespen  des  Aristophanes  1030  und  Theophylaktos  zu  Matthäus 
XIX  24:  Tivig  di  xdfiVjXov  oi  xö  t,i^6v  cpaaiv,  dila  rd  na^h  a%oiviov, 
']>  XQ'^^oi  Ol  vttvtai  itqög  tö  ^mxBiv  xäg  dyxvgag).  Noch  in  neuerer 
Zeit  hat  sich  solche  Rückwanderung  vollzogen,  z.  B.  in  dem 
Bimennamen  bergamot.  Auch  griechische  Wörter  haben  ähn- 
liche Schicksale  erlebt:  agr.  ^tjxiyrj  ist  über  das  Lateinische, 
Arabische  und  Türkische  als  ^erairi.  ins  Neugriechische  zurück- 
gekehrt, Sttiov  über  das  Arabische  und  Türkische  zu  ngr.  dipiövi 
geworden. 

Weder  die  griechischen  noch  die  romanischen  Bestand- 
theile  des  türkischen  Lexikons  sind  bis  jetzt  Gegenstand  einer 
besonderen  Untersuchung  gewesen,  so  weit  mir  bekannt  ist. 
Allerdings  haben  die  Lexikographen  des  Türkischen  hie  und 
da  auch  dem  Ursprünge  der  nicht  arabischen  und  persischen 
Wörter  ihre  Aufmerksamkeit  zugewendet,  und  Manches  ist  von 
ihnen  richtig  erklärt  worden.  Ich  nenne  hier,  ausser  dem  be- 
kannten Werke  von  Zenker,  besonders  Ahmed  Vefyk  Pascha, 
den  Verfasser  des  j_^U-ie  Ää{J,  und  Barbier  de  Meynard,  dessen 


10 


I,  AKkaajIaDg:    Utj»T. 


grosses  Werk  (Dictionnaire  turc  -  fran^'iiis ,  2  Bändo.  Paris 
1K81— 1H8»))  zum  Tlicil  auf  dem  Material  des  eben  ponannten 
türkischen  Buches  beruht.  Ein  kleines  Verzeichnise  priccliischer 
Wörter  tindct  sich  in  dem  'Bliljjro-  d&oifiaviMf  irpi6XnMv  von 
Alexaiidros  Konstantinidis  (Constantinopel  lH7ö),  S.  1  ff.  Es 
schien  nützlich  und  wünschenswerth,  die  vereinzelten  und  zer- 
streuten Bemerkungen  zu  sammeln,  zu  revidiren  und  zu  or- 
frftnzen  und  durch  Vorlage  des  ganzen  Materials,  soweit  dasselbe 
mir  erreichbar  war,  den  Gegenstand  aus  dem  Bereiche  zu- 
fölliger  Observationen  in  das  Licht  wissenschaftlicher  Forschung 
zu  rücken.  Die  unten  folgenden  Wörterlisten  sind  nach  sach- 
lichen Oesichtspunkten  zusammengestellt,  mit  Rücksicht  darauf, 
dass  auch  die  culturgescliichtliche  Betrachtung  an  den  aus  ihnen 
zu  ziehenden  Schlüssen  ein  Interesse  haben  mag;  innerhalb 
der  einzelnen  Abschnitte  habe  ich  die  Wörter,  soweit  niclit  eine 
Zusammenstellung  einzelner  zu  kleineren  Gruppen  wünschens- 
wertb  schien,  al|)habetisch  angeordnet,  und  zwar  nach  der  Buch- 
stabenfolge unseres  Alphabetes.  Die  Register  am  Schlüsse  werden 
das  Aufdndcn  des  Einzelnen  erleichtern.  Eine  Sonderung  der 
griechischen  von  den  romanischen  Elementen  habe  ich  nicht 
durchgeführt,  weil,  wie  aus  den  voranstehenden  Erörtemngen 
hervorgehen  dürfte,  die  Sprachentwicklung  beide  \'iolfach  durch- 
einander gewirrt  hat.  Eine  Untersuchung  der  Eigennamen  hal^ 
ich  vorljlnfig  ausgeschlossen. 

Ich  niaclu"  hier  noch  einige  auf  die  sprachliche  Form  der 
Lehnwörter  Itezügliche  Bemerkungen. 

Bei  der  Aufnahme  der  griechischen  Wörter  pflegt  die 
Endung  abzufallen.  So  nyififod  6xta:i6dt,  egreb  YQiJiogy  tukorpit 
mio^.-iidt,  huiarid  a^aqida,  krfal  titpakog,  IvPrek  kaß^äru,  lioar 
ßißäqi(ov),  mürsin  aiugvru,  paluviud  nahtftvda,  »inarit  atya- 
'/QtSa,  sÜHijer  aifovyyägi ,  tau  ihi-rvog,  gnjznr  yatAaQ(h;,  bühtr 
niniqi,  ftndtk  noytty.6v,  fisUk  niatär/.tor,  ßtlmt  (piTÖvij,  üierrlc 
aii-^nt,  karanfil  ita(fvö<pviJ.or,  kamubit  XQafißidiov,  Iciraz  jugä- 
aioy,  mantnr  (tavtiÜQi,  mir»iu  (u>Qairtj,  nerdiin  rägruaaog,  pentajU 
n erraff vlXov,  ptrnar  nqiväqi,  porltücnl  aoqtoituUu,  aimßi  cvft~ 
(pxiov,  UrUr  nigta^o^,  tiriak  ihiQiaxt'j,  tirßl  iQiqtvUu,  nuervur 
uüg^aqOi^,  orfan  6Q(pav6i;,  marjol  pa^iöloi;,  ;foiraf  jrni^ferr^ 
malU  ue9vaOf:,  toniar  rofiä^i,  nftner  aauÖQt.  ipi>id  inl'ida,  daftmr 
dttf9iqa,  Ukiht  aiuj.eiög,  anafor  dvatföfii,  funiii  gmi^rog,  leartmul 


TArUsche  Stndicii.  I.  11 

xegafädi,  Hiler  usUAqi,  Hilid  ydeiöa,  temel  ^sfiihov,  anaxtar 
ävoiXTÖQij  kandil  yutvdi^la,  karavit  ri^tßßäti,  difcel  dimeXh,  ergat 
iq^öttfjq,  kalem  yuihxfios,  inkal  Tffovxdh,  tegan  xrffivi,,  kamia 
xa^datov,  zunnar  ^oivtiQi,  üsUül  axovXi,  demet  defidri,  dögen  rv- 
TiAvrj,  evlek  adhShu,  tsrpan  ÖQBJtdyi,  ^mrälc  TMVfisquu,  fsndek 
naydonßTov,  dinar  drp'&qiov,  iinilc  %oivi-Ai,  despot  dsanÖTi]^,  xristian 
XQUTTittvög,  indiil  aiayyeXtov,  faraklit  naq&nXijtog,  istifan  ari- 
q>ayoq,  latin  Xcccivog,  manaster  ^lovaarrjQi.,  metropolit  ^TjTQOTtoUrris, 
panajer  navi/yvQi,  patrelc  jcatqUiog,  taks  t&^tg,  telsem  rileafia, 
vaftis  ßanziaia,  mart  ^üqru;,  sidiill  aiyHliov,  kondak  xowttxt, 
mendJtenik  fiayyavtxöv,  dümen  tiiiön,  fener  tpcevdqi,  imbat  ifi- 
n&itjg,  iskandil  muotlh,  liman  Xifieva,  palamar  itaka^&qi,  talaz 
&ähxaatt,  a.  a. 

Ebenso  ist  die  Endnng  italienischer  Wörter  abgefallen 
z.  B.  in  izhandit :  sbandito,  aookat  :  awocato,  estudi  :  astuccio, 
fotin  :  bottino ,  isKerlet :  scarlatto ,  vardijan  :  guardiano ,  fesJiet: 
ßschietto,  para6ol  :  braccittolo,  kapudan  :  capitano;  küvalir  : 
cavaliere,  berber :  barbiere,  bukal :  boccale,  varil :  barile,  kordun : 
cordone,  simsar  :  Sensale,  pinial  :  pugnale,  bastun  :  bastone, 
ktUiun :  galeone,  puntal :  pontale,  vapor :  vapore;  üsküf :  scuffia, 
roUet :  rocchetta. 

In  allen  diesen  italienischen  und  den  allermeisten  grie- 
chischen Beispielen  liegt  die  Tonsilbe  unmittelbar  vor  der 
Endung,  und  der  Abfall  dieser  kam  daher  dem  Bedürfniss  des 
Türkischen  nach  Betonung  der  Endsilbe  aufs  Trefflichste  ent- 
gegen. Von  den  Ausnahmen  lassen  sich  vielleicht  noch  einige 
beseitigen;  man  wird  es  vorziehen,  pentafil  und  istifan  auf 
nevtaqiviXi,  und  areqxivi  statt  auf  jtsviäq)vXXov  und  ariyavog  zu 
beziehen,  fendsk  :  novrlTidv,  nerdiis  :  vdqxiaaog  sind  als  persisch, 
karanfil :  naqvöqwXXov,  tiriak :  dtjqicanifj,  mermer :  ftäqfiaqog,  kalem : 
TitAafiog,  faraklit :  jtaqömlr/Tog,  telsem  :  rikea^ta,  mendienik  :  fiay- 
yaviruiv  als  arabisch  von  dieser  Betrachtung  eigentlich  auszu- 
scheiden. So  bleiben  blos  gajzar :  yatdaqog,  simßt :  avfupwov, 
terter :  rd^aqog,  orfan :  öqqxtvög,  matis :  fie&vffog,  iskelet :  (neXerög, 
iiskül :  tnovXi,  fendek  :  TtavdoxsTov,  talaz :  d'dlaaaa  übrig. 

Daneben  ist  nicht  selten  die  ganze  Nominativform  ins  Tür- 
kische übergegangen.  So  bei  griechischen  männlichen  Wörtern 
auf  -og,  das  im  Türkischen  als  jj  oder  ^^-^  erscheint:  ispinoz 
anivog,   iiroz  taiqog,   bedenos  neteivög,   koljoz  %ol.i6g,   likorinoz 


12 


I.  AMnB4taii|tt    Iltr«r. 


).vy.ovQQivo<i,  orJHnoz  S^uvrog,  vatoz  ßttio;;,  »alwngoz  aäXiayy.o^, 
nl/aitoz  eßevog,  marniujoz  ^taQayy.6g,  hptizmoz  nrtaauög.  flinkoz 
(ffäxog,  istaeroz  aiavgög,  vinrtoloz  äQitaxoj).6g,  eskarmoz  axaX^tög; 
i»tako»  avoKÖg,  htlinos  Yi.m-6g,  iirym  iqiydg,  varjog  ßagstög, 
aguntu«  äyovarog,  meUiron  ay.tQQOg,  htilio»  unäikog,  fnito»  (pavdg 
u.  a.  Für  merlauo»  :  it.  marlano  kiinn  UBqi.ävog  vorausgesetzt 
werden;  nforoz  scheint  verkürzt  aus  dcpoginfiög;  hnigolus  bat 
sieh  diesem  Typus  angeschlossen.  Bei  diesen  Beispielen  sind 
die  grieiliisohen  Wörter  zmu  Theil  auf  der  Endsilbe  betont, 
zum  Theil  auf  der  vorletzten  oder  drittletzten.  Als  -ilz  erscheint 
-og  in  Uijrfüz  :  yiögepog  für  »öi^trog. 

MUnnliches  -äg  ist  durch  türk.  -az  wiedergegeben  in  jmjraz: 
(ioQiäg,  papaz  oder  jiapa»  :  :ranäg. 

-ia  =  gr.  -ijg  oder  -ig  erscheint  in  tnaj»  :  (lä'ig  ans  j^ibs; 
und  anderen  Monatsnamen,  magnitin  :  fiayv^tjg  u.  a. ;  ^=  weib- 
lichem -ig  in  hetarig  :  nregig. 

Sachliches  -ov  ist  -on  otler  -un  z.  B.  in  aßun  :  bniov, 
nnnxvn  :  icri^aov ,  eleniuii  :  iXfviov,  yarikun  ;  6yaQin6v ,  iskolo- 
fvudriou  :  a%oXonivdqiov,  isknrdiun  :  (jy.ÖQäiov,  kftntarion  :  -Kttfrav- 
Qtov,  petUafilinn  :  *7tBvra(f>\)Xkiov,  ferfjun  :  eiifdgßioy,  ilzfun  :  ttCv- 
(fov,  naclun  :  vaClov.  Dazu  ist  zu  fllgen  fenligf.n  :  ßaniKtyiöy.  Die 
meisten  dieser  Wörter  sind  bereits  arabisch  oder  persisch. 

Das  weibliehe  -n  ist  sehr  hiiutig  als  -a  oder  -e  herüber 
genommen,  z.  B.  in  hekaia  :  finEnAraa,  laUeida  :  tMnigda,  lapiiia  : 
laniva,  moriiiei  :  twvqoi'va,  pufota  :  Treiaovda,  ripm-.aijrrtä,  toyinn: 
TOvylva,  htirandin  :  (ijiOQ&vraa,  eiiyelika  :  dyyihy.a,  ynzja  :  Tnaaaia, 
papadia  :  iraTtadiä,  palavra  :  na'Kaßqa,  loyutia  :  JUxoiaa,  panukla : 
TTnvor/la,  und  in  vielen  anderen.  Ebenso  das  italienische  -a 
in  balena  :  Ijiilena,  ringa  :  aringa,  mrdela  :  sardeila,  »arpa  :  sarpa, 
ernka  :  eruca,  lavanda  :  Invauda,  varanika  :  «erontca,  familia  : 
J'amitjlia,  faiitazia  :  fantasia,  pjaaa  z  ptazsa,  vizita  :  viaita  und 
vielen  anderen.  Weibliches  -ij  ist  -i  z.  B.  in  pilaki  :  7r).a%fj, 
Xotulrilt  : -/ovdqlhj;  silchliches  -i  ebenso  z.B.  in  i»pavi  •.*anaqi, 
vgl.  itkite  :  aTUx&i,  lakumru  :  axovpnqi.  Italienisches  -o  z.  ß.  in 
Jino,  tifoj  iliiko,  cemento,  tortio. 

-la  erscheint  als  -f  z.  B.  in  li^tane- :  xaataviä,  iure  :  ueöqtä, 
Jiine  :  ßvaairiä,  gübre  :  %onqiä,  IHliase  :  ixx?.r^ala. 

Das  nominativische  -»  ist  abgefallen  in  lipari :  hnaqig, 
pirthuhi :  nqÖTtohg,  tfendi  :  dfittr^g,  kerata  :  xEqaräg. 


Ttirkisclie  Studien.  I.  13 

Die  Herübernahme  der  männlichen  Endung  -og  aus  grie- 
chischen Substantiven  findet  sich  vereinzelt  auch  bei  Bot- 
lehnungen  in  andere  Sprachen ;  vgl.  z.  B.  altslov.  christosh 
chimosh  aus  Xqiatdg,  yivfiög,  alb.  kopos  ristos  meine  Alb.  Stud. 
I  37;  in  ziemlich  grossem  Umfange  ist  die  Endung  -os  im 
Zigeunerischen  auch  Über  den  ihr  ursprünglich  zukommenden 
Kreis  hinaus  verbreitet  worden,  nach  föros  :  (pdqog,  chöros  :  xogög 
u.  a.  hat  man  grdhos,  rizos,  zböros  u.  s.  w.  gebildet,  aber  fast 
nur  in  nichtindischen  Substantiven.  Vgl.  Miklosich,  Mundarten 
und  Wanderungen  X  4,  wo  von  der  Erscheinung  eine  unrichtige 
Erklärung  gegeben  ist,  die  der  Verfasser  selbst  später,  in  der 
Abhandlung  ,Ueber  die  Einwirkung  des  Türkischen  auf  die 
Grammatik  der  sUdosteuropäischen  Sprachen*  (Sitzungsberichte 
Bd.  CXX)  S.  8  zurückgenommen  hat. 

In  einer  Reihe  von  Fällen  ist  der  Nominativ  Plural  zum  Aus- 
gangspunkte der  türkischen  Nominalbildung  genommen  worden, 
und  zwar  fast  immer  der  sächliche  auf  -a.  So  verhalten  sich 
feluria  :  (pXütQt,  kanaria  :  tfutvdqi,  pupla  :  novnov'kov,  barbunia  : 
firraQiijtovvi,  istridia  :  axqldi,  midia  :  pvdi,  paguria  :  TtceyovQi, 
kukulia  :  xotxovA<,  fasulia  :  (paaovh-,  izmaola  :  a^iovqov,  lahana  : 
Xäxccvov,  lastaria  :  jSXaaiÜQi,  tnuimula  :  fiiamkov,  pizelia :  jci^iXi, 
pi'asa :  nq&aov,  radiJcia  :  ^adt'x/,  ispitalie  :  anu&Xi,  xulja  :  xoXiov, 
salja  :  aäXiov,  tugla  :  xovßXov,  piata  :  m&xov,  kerata  :  xigarov, 
kaderga  :  yurrsQyov.  Aehnlich  sind  entstanden  pineg  und  domates 
von  den  Pluralen  zu  nivya  und  vro^tdcia,  und  kaSer  aus  dem 
rumänischen  Plural  cofuri.  Diese  Erscheinung  des  Ausgeliens 
vom  Neutrum  Plural  erinnert  durchaus  an  die  romanische  Er- 
scheinung, dass  die  Neutra  auf  -a  in  die  erste  Declination 
übertretend  zu  Femininen  werden  (Dicz,  Grammatik  II  23),  eine 
Eigenthümlichkeit,  welche  das  Albanische  mit  den  romanischen 
Sprachen  theilt  (meine  Alb.  Studien  I  99). 

Eine  andere  aus  den  romanischen  Sprachen  wohl  be- 
kannte Erscheinung  ist  die  Verschmelzung  des  Artikels  mit 
dem  Substantivum,  die  in  lostaria  ,Gasthaus'  aus  it.  l'osteria 
beobachtet  wird. 

Von  lautlichen  Erscheinungen,  die  bei  der  Aufnahme  der 
fremden  Wörter  ins  Türkische  auf  ihre  Gestaltung  Einfluss 
gehabt  haben,  seien  hier  einige  kurz  besprochen. 


14  I.  AbtuodloDC:    M«7er. 

Ein  tonloses  i  oder  e  wird  im  Türkischen  zu  o  in  der 
Nachbarschaft  von  dunklen  Vocalen;  vgl.  z.  B.  anaxtar :  divoix%ixqi, 
anasun  :  Uvtjaov,  (i£arun  :  dcerone,  kumandaria  :  -/.ovfieyiaqia, 
malluta  :  nTjkoni^ ,  panajir  :  navrjyvQi ,  tamariva  :  cima  arriva. 
Auf  diese  Weise  erklärt  sich  auch  Jj-JU*ü\  istamhol  ,Constan- 
tinopel',  das  zweifellos  aus  eli^  t^v  IIöXiv  entstanden  ist;  man 
hat  thörichtcr  Weise  zur  Erklärung  des  a  an  ein  dorisches 
räv  nöXiv  anknüpfen  wollen.  Durch  Volksetymologie  ist  der 
Name  in  J^^^Uo\  islamhol  ,le  foyer  de  l'islam'  (Barbier  de 
Meynard  I  48)  umgedeutet  worden.  Analog  ist  ^^^\s^\  istatücöj 
für  ,Ko8'  =  'g  xijv  KS),  woraus  das  ital.  htanchio  entstanden  ist* 
am  Schlüsse  liegt  wohl  volksetymologische  Anlehnung  an  türkisch 
,35$  ,Dorf  vor.  Sonst  ist  das  griechische  xijv  als  tin  zu  er- 
kennen, vgl.  istindil  ==  Tijvog.  Auf  das  hier  besprochene 
Lautgesetz  hat  schon  Korsch  im  Archiv  für  slavische  PhUologie 
Vm  649  hingewiesen. 

Umgekehrt  ist  a  o  m  neben  hellen  Vocalen  zu  i  geworden; 
vgl.  z.  B.  isicite :  axa&i,  kalinis :  ykägog,  ivatine :  äßq&covo)',  misliet : 
moschetto,  pinial :  pugnale.  Gewiss  steht  diese  so  wie  die  vor- 
hergehende Erscheinung  im  Zusammenhange  mit  der  Vocal- 
harmonie  der  Türksprachen,  die  hier  gewissermassen  noch  in 
ihren  letzten  Zuckungen  wirkt,  da  von  einer  gesetzmilssig  be- 
gründeten Einwirkung  der  Vocalharmonie  auf  Fremdwörter  der 
osmanischen  Schriftsprache  und  der  von  ihr  beeinflussten  Volks- 
sprache kaum  die  Rede  sein  kann.  Vgl.  Radioff,  Phonetik  der 
nördlichen  Türksprachen  48. 

Auch  der  Uebergang  betonter  a  und  o  in  e  nach  soge- 
nannten palatalen  Vocalen  hängt  wohl  mit  der  Vocalharmonie 
zusammen.  Man  vergleiche  levreJc  :  Xaßqä-M ,  istere^  :  aTVQdyu, 
evleU  :  aihSnu,  lüfer  :  Xovtpdqi,  silnger  :  aqtovyyäqi,  semer  :  aafiäqi, 
fener  :  (pav&qi ,  Kiler  :  7isi.käqi ,  demet :  defiävi ,  dilmen  :  rifiövi, 
aber  niantar :  (lavtTuqt,  ispanak  :  ajcavdnu.  Merkwürdig  ist  liman  : 
Xtftiva. 

Von  den  in  das  Gebiet  der  Consonanten  gehörenden  Er- 
scheinungen ist  schon  öfters  auf  die  Behandlung  anlautender 
Doppelconsonanz  in  Fremdwörtern  hingewiesen  worden.  Vgl. 
z.  B.  Blau,  Bosnisch-türkische  Sprachdenkmäler  38 ff.  Miklo- 
sich,  Die  slavisehen  u.  s.  w.  Elemente  im  türkischen  Sprach- 
schatz 24f.     In   den   aus   dem  Griechischen   und  Romanischen 


THrUMsbe  Studien.  I.  15 

Stammenden  Wörtern  wird  anlautende  Doppelconsonanz  in 
folgender  Weise  beseitigt  : 

1.  durch  Vorschlag  eines  Vocales,  und  zwar,  allerdings 
nicht  ganz  regelmässig,  i  vor  e  und  i  der  nächsten  Silbe,  e 
(=  j)  vor  a  0  u,  ü  vor  ü. 

sk-:  isliite  :  amia&t,  eskorpit :  oxoQrridi,  sskumru  oxovfiTtQi, 
eskurSune  :  scorzonera,  iskardiun  :  aycÖQdiov  (persisch),  iakelet : 
«nceyUrdg,  eskorbut :  a%oqn7to^o,  ilsküf:  scufßa,  isUerlet :  scarlatto, 
iUHül :  onutvXi,  eskaia  :  scassa,  sskalera  :  scala  reale,  sskandie  : 
scangio,  eskarie  :  scarico,  eskarmoz  :  aruxkfiög,  eakarso  :  scarBO, 
eskopamar  :  scopamari,  sskute  :  scotte,  isliele  :  scala,  iskandil : 
tnutvdlXi,  iskenUe :  axafivi.  Auch  sskara  ist  auf  ngr.  ffyuiQa,  nicht 
auf  iax&qa  zu  beziehen. 

gtr:  estakos :  OTCtwig  (nicht  =  äaratuig),  istavrit :  aravQhtjg, 
istron^ilo  :  axqoyyvka,  istridia  :  azQidi,  isterek :  aTVQÖru,  üstüpti : 
arovn'i,  estofa  :  stoffa,  sstufato  :  stufato,  iatavroz : aravQÖg,  istifan : 
(Tcitpavog,  estabel :  stahulum,  esturpa  :  stroppo,  istalia  :  stallia, 
intif :  stivare,  istinga  :  aTiyyöiQU) ,  istralie  :  straglio,  istroviaca  : 
stramazzo. 

sp-:  ispinoz  :  anivoq,  espari  :  analog,  ispanak  :  OTtavdxi 
(persisch),  ispinciar :  speziale,  ispitalie  :  anixäki,  eiporta  :  sporta, 
igpirito  :  spirito,  ispaoli  :  spaolo,  isparöina  :  sparcina,  ispati 
(auch  izbati)  :  ana!^l. 

sb-:  izbandit  :  sbandito,  isbir  :  sbirro. 

sm-:  izmarid  :  a^iaqida,  izmaola  :  ofiiovgov.  Vgl.  den  Stadt- 
namen j^^\  izmir  ,Smyrna'. 

gr-:  sgrsb  :  yqlnog. 

pt-:  ipteri  :  mEqig. 

Der  Vorschlag  eines  Vocals  vor  mit  s  beginnenden  Con- 
sonantengruppen  ist  auch  aus  anderen  Sprachgebieten  bekannt, 
z.  B.  aus  dem  Vulgärlateinischen,  dem  Romanischen  und  dem 
Litauischen.  In  meiner  Griechischen  Grammatik*  116  habe 
ich  aus  einer  griechischen  Inschrift  Pisidiens  'Iayiv[xvog,  ^larQa- 
xiärtTjg  angeführt;  ebenfalls  aus  Pisidien  stammen  etaTQOTicjTTjg 
American  Journal  of  Archeology  II  2GG,  07  und  'laiecpaviojv 
Bulletin  de  correspondance  hell^nique  XI  194,  4.  Aus  den 
Inscriptiones  SiciUae  et  Italiae  graecae  von  Kaihel  notire  ich 
ianrjs  48  (aus  Syrakus)  ^^  am^g  42,  lat.  »pes,  und  siaiaß(K)ttqi(g) 


16 


L  AklMudliiat:    llej«r. 


2253     (aas    Pesaro)    =    stab (ujlnrivs ,    beides    natürlich    aal" 
Recltuung  vuigärlateinischer  Lautgewoiiiilieit  kommend. 

Es  map  liior  bcmt-rkt  werden,  dass  auch  in  den  türkischen 
StUdtcnanK-n,  die  auf  die  griecliische  Verbindung  von  eig  mit 
folgendem  Accusativ  zurückgehen,  das  anlautende  i  auf  Rech- 
nung dieser  türkisclien  Lautgewolmheit  zu  setzen  ist.  Jlan  hat 
aller  Walirsoheinlichkeit  nach  nicht  melir  von  der  vollen  Form 
der  Präposition  eig,  sondern  von  dem  verstümmelten  vulgären  'g 
auszugehen:  ijsinmbol  ist  nicht  elg  tipt  lUhy,  sondern  'g  tij» 
Udktv.  V^  gehören  hierher  ausser  den  schon  oben  genannten 
intiiuiU  und  isUiiil^ijj  noch  die  ohne  Artikel  gebildeten  Formen 
jk^jt  izmtd  aas  'g  ( Nixoj/Ä^deiav  (auch  ^ .  ,<L>j\  izuiJcmid  Bianchi 
I  06),  ,3-jj\  Uitik  =  'ij  Z\'/xai«>'.  |^)..><Lo  samstin  =  'g  jifuaov 
konnte  de.s  Vorschlages  entbehren,  ebenso  f\^y.e>  nusam  =-^  ^g 
2äfior,  wo  u  lautliche  Entwicklung  ist.  Die  beiden  letzten 
Formen  beweisen  direct,  dass  'c»  nicht  eig  ins  Türkische  über- 
ging. Uebcr  die  Bedeutung  dur  Verbindung  von  «(V  mit 
SUidteuamen  vgl.  Miklosich,  Nachträge  U   130. 

2.  Durch  Einschiebung  eines  Vocals  in  die  Consonanten- 
gmppe;  dies  geschieht  meistens  liei  soli-hcn  Consonantengruppen. 
deren  zweiter  Bestandtheil  eine  Liquida  ist. 

kr-:  kereb  :  crtpe,  kerantte  :  clarinrti/t.  Die  Insel  Kreta 
heisst  jo^  neben  ja^. 

kh:  kaliito» :  yj^avög,  kilid  :  xKeTda,  Uiliste. :  ixy.lr^alcz. 

p--:  xirizma  :  y^q[a{ta. 

tr-:  Urnptza  :  rpcjre^c,  ieragts  :  xqäyog,  iiriiücet :  frinrhrltn. 
Vgl.  den  Stadtnamen  Ai\i^jj  Ur-j^ala  :  TqlxaXa. 

jtr-:  pirtbulu  :  ftqönoXig,  paraSnl :  braccitiolo. 

pl-:  pilnki  :  rrP.ax^,  pelatine  :  platina,  pelaujtt  :  nXävta, 
ptlaniete  :  planchette. 

fi-:filamur  :  q)XauovQt,  fsluria  :  (fXdtQijftluri  :  (fhoqi,filnmn : 
flanima.  Hieher  gehört  auch  das  durch  Vermittlung  des  bulg. 
ßiut'i  aus  dem  Deutschen  stammende  *JUXi  ßl iiUa  ^kleines  Jagd- 
gewehr'. Barb.  II,  427. 

ffr-:  gtirui  :  groMU»,  gtram  :  gramnie. 

br-:  bitroi :  brache,  berage  :  braga,  birandn  :  branda,  bsratia  : 
bracein. 


TfirUscbe  Studien.  I.  17 

Ausserdem  in  betaris  neben  ipteri :  irrsqig,  silcerlet  neben 
isKerlet :  scarlatto,  suturlah  neben  tisturlah  :  äatQoXdßog. 

3.  Bei  Consonantengruppen,  deren  zweiter  Bestandtheil  eine 
Liquida  ist,  kann  Umstellang  der  Liquida  mit  dem  folgenden 
Vocale  eintreten.  So  in  terpan  :  ögenävt,  ferkata  :  fretjat-a  (gr. 
^(lyida),  gurSata  :  crocetta,  perUende  :  brigantino. 

4.  Die  Consonantengruppe  wird  durch  Verdrängung  eines 
Consonanten  erleichtert.  So  in  fanila  •.ßanella;  hier  ist  Dissi- 
milation von  dem  zweiten  l  mit  im  Spiele,  ȟnyer :  a(povyy&qi.  la- 
starxa :  ßJuaaxäqi.  Vgl.  das  aus  dem  Slavischen  stammende 
ladika  neben  vladika. 

Wie  übrigens  dem  Osmanli  selbst  in  echt  türkischen 
Wörtern  doppelconsonantischer  Anlaut  nicht  ganz  fremd  ist 
(brakmak  ,wegwerfen',  trai  etmeJc  ,rasiren'),  besonders  in  vulgärer 
Aussprache  (vgl.  Blau  a.  a.  O.  38),  so  kommt  er  auch  in  Lehn- 
wörtern vor,  z.  B.  trampa,  trampeta,  trapeza  neben  terapeza  u.  s.  w. 
Die  Stadt  Trapezunt  heisst  oj>?/^  o3^?7^>  gesprochen  trabzun 
und  tarabozan.  Ueber  das  Verhalten  der  nördlichen  TUrkdialekte 
zu  zweiconsonantischem  Anlaut  vgl.  Radioff,  Phonetik  170  ff.  Er 
ist  hier  in  einheimischen  Wörtern  meist  durch  Ausfall  eines 
Vocals  später  entstanden  und  wird  in  Lehnwörtern  durch  die- 
selben Mittel  beseitigt  wie  im  Osmanischen. 

Vorschlag  eines  Vocals  stellt  sich  auch  bei  r  ein,  ,welche8 
als  Anlaut  im  Westtürkischen  nur  mit  Hilfe  eines  vorgesetzten 
Vocals  ausgesprochen  werden  kann*  (Vämb^ry,  Etymologisches 
Wörterbuch,  S.  XVI).  Dies  gilt  nur  von  der  Volkssprache;  die 
Sprache  der  Gebildeten  kann  anlautendes  r-  sprechen,  wie  auch 
die  Schrift  den  Vorschlagvocal  nicht  consequcnt  ausdrückt.  In 
arabischen  und  persischen  Wörtern  ist  j  häufiger  Anlaut,  und 
auch  ausserhalb  dieses  Kreises  spricht  man  ^^  rum  und  urum 
,Römer',  ^^j  rus  und  urus  ,Russe',  ruba  und  uruba  aus  it.  roba, 
rial  und  irial  aus  span.  real. 

Inlautende  Consonantengruppen  sind  nichts  Ungewöhn- 
liches. Bei  solchen  mit  einer  Liquida  hat  sich  manchmal,  ganz 
analog  den  Verhältnissen  in  den  arischen  Sprachen,  ein  Vocal 
entwickelt,  so  dass  z.  B.  aus  Keargov  Kestere,  aus  q)oZ'Qvog  fwrun 
geworden  ist.  Aehnlich  tanida  neben  tanta  =^  it.  tsnda.  -gr-  zu  -r- 
in  sinarit :  awayqida;  -vr-  zu  -»-  in  ivatine  :  dßo&rovot;  zu  -r-  in 

Sitnngslxr.  d.  phil.-hut.  Cl.  CXXVtll.  Bd.  1.  Abb.  '2 


18 


*I.  Atibaadloof :    Vajer. 


»uturi»  neben  tetevrie  :  aerefftjßgtg,  axt^s  :  dxtwßQig,  dagegen 
aber  pedavra  :  nirttvqov. 

Umstellung  der  Liquida  im  Wortinnem  zeigt  sich  neben  _/ 
in  x^j'""^^  neben  ^orjad  aus  x««'P'<i*^j  pojrax  neben  porjaz  aus 
ßoQiäg,  baljo»  neben  bajlos  aus  bailo.  Achnlich  zeit'«  aus  tevka 
^eiyka.  Beim  Nasal  a-oU  manja  =  Maina,  die  gr.  JJWwy  ge- 
nannte Gegend  des  Peloponnes.  Zu  vergleichen  ist  bajrak  barjak 
, Fahne*,  bajram  barjam  ,Fest",  adcrbid?.anisch  arcat  statt  avrat 
,Frau',  Kerpi  statt  liöprii  .Brilcke'.  Vgl.  Vämbery,  Etyniulogiscfaes 
Wörterbuch  XVII;  Zenker,  Gramniatik  der  tilrkisch- tatarischen 
•Sprache  XIV.  Auch  ijümrülc  aus  xoviMQxior,  also  für  *^ümürX 
ist  in  diesem  Zusammenhange  zu  erwähnen. 

Dissimilation  zweier  r  Uegt  in  silittra  aus  avQtarQa  vor, 
die  gleiclie  Erscheinung  bei  zwei  n  in  toriua  aus  rovrira.  Wie 
Nasal  und  Liquida  bei  Dissimilationen  sich  vertreten,  zeigen 
die  romanischen  im  Et  Wtb.  d.  Alb.  S.  300  unter  nderon  zu- 
sammengestellten Beispiele. 

Was  die  Vertretung  einzelner  Laute  anbetrifft,  so  ist  etwa 
noch  Folgendes  zu  bemerken. 

Griecli.  9  ist  tlVrk.  t  (o  und  t);  z.  B.  Ukite  :  tnadi,  aterin«: 
dSiglva,  mati»  :  jue^iaog,  Umtl  :  9fui)uov,  uAo«  :  d6h)g,  knvat«  : 
xaßu&a ,  talaz  :  ^älaaaa.  Das  /  in  logofet  :  Xoyo^ettjg  weist 
deshalb  auf  russische  V^ermittlnng,  vgl.  oben.  In  t»^*^*  aja$hi<f 
,Epliesus'  aus  'i-iytog  Stolöyos  ist  &  durch  das  arabische  ^, 
das  ist  arabisch  ^  ^,  wiedergegeben;  entsprechend  i)  durch 
i  in  j\j-^  gajzar  aas  yotdorpog. 

Griech.  n  ist  türk.  (j  in  fettdek  aus  nornit6v  und  aus 
TTavio/jwv,  ftitUk  ans  friaröjuoi",  faraklit  ans  rraptbtijjToc:;  vgl. 
fiiljn  aus  it.  I'injlin.  Ebenso  ist  ß  (=  r)  wiedergegflu-n  in 
fesliyen  :  ßmihmif,  /«&  :  ßovral,  fsrfjun  :  eCipö^ßior,  y^.fntin : 
boUini.   v_j  fiir  />  deutet  auf  gelehrte  Herkunft. 

U  wird  g:  ^a/>a  :  zappa ,  iukal  :  rcroi-xöili ,  fiafa» :  zineo, 
pwlifn  :  polizza,  nuicnna  :  mazzonn.  Die  slavisclie  Deminntiv- 
endung -tfrt  erscheint  als  -ita  oder  -ülin  (Miklosicli,  Slav.  Ele- 
mente 20)  nnd  ist  an  ein  romanisches  VS^ort  angetreten  in  «■»- 
peratorii-a  .Kaiserin*. 

Ar  ist  durch  Assimilation  za  t  geworden  in  tttre :  ludfio; 
•<  zu  «i  in  patiA-a  :  batisUt,  hiptiakn  :  kaptuta. 


TftrUiohe  Studien.  I.  19 

l  erscheint  als  v  in  piStov  ^Pistole',  was  auf  ein  slavisches 
Medium  (l)  deutet  Für  n  ist  2  eingetreten  in  lodo»  :  rörog, 
womit  jji)^  fllr  caj^  ^^  vergleichen  ist. 

In  der  Transscription  der  türkischen  Laute  bezeichne  ich 
den  ^unbestimmten  Vocal'  mit  e,  die  Zischlaute  i^  u»  ^J>  mit 
»,  3  j  J>  b  mit  z,  ^  mit  §,  ^  mit  £,  g  mit  6,  g  mit  di]  ^  und 
^  mit  X}  *  mit  Ä,  im  Auslaute  gar  nicht,  ^  mit  k,  ^  mit  g, 
oJ"  mit  U,  ^  mit  g.    Das  Uebrige  ist  selbstverständlich. 

Es  folgen  nun  die  Wortverzeichnisse  in  folgenden  Ab- 
schnitten: I.  Vögel.  II.  Fische  und  andere  Wasserthiere.  III.  An- 
dere Thiere.  IV.  Pflanzenreich.  V.  Mineralreich.  VI.  Der 
Mensch,  seine  Eigenschaften  und  Beschäftigungen.  VII.  Der 
Körper  und  seine  Krankheiten.  VHI.  Natur,  Land,  Stadt. 
IX.  Haus,  Wohnung.  X.  Hausgeräth.  XI.  Handwerke,  Gkräthe 
u.  ä.  Xn.  GefKsse.  XIII.  Kleidung  und  Schmuck.  XIV.  Stoffe. 
XV.  Nahrungsmittel.  XVI.  Ackerbau,  Viehzucht.  XVII.  Spiele 
und  Künste.  XVIII.  Handel  und  Verkehr.  XIX.  Münzen, 
Masse,  Gewichte.  XX.  Christliche  Kirche.  XXI.  Staatswesen. 
XXII.  Militärwesen.  XXIU.  Seewesen.  XXIV.  Verschiedene 
Neologismen. 

I.  VSgeL 

jUwLü  hekasa  Bilguer  28,  bekatsa  Locbel  188  ,Schnepfe': 
it.  becaccia,  venez.  becazza,  ngr.  finsKÖraa. 

fjuyiiXj  bedenos  ,Art  Vogel  mit  einer  Haube'  Bianclii  I  337 : 
ngr.  itSTSivdq  heisst  nur  ,Hahn',  und  dies  bedeutet  das  Wort 
auch  im  Osttürkischen  nach  Pavct  de  Courteille  157. 

Ka3U  fanta  ,nom  d'origine  ötrangfere  qui  s'applique  h.  un 
oiseau  au  plumage  bleu,  de  l'ordre  des  passereaux'  Barb.  II  398: 
gr.  (parhtt  ,Hänfling'  Pandora  VIII  422  aus  it.  fanetto  ,canna- 
bina  linota'  GiglioU  I  82. 

xj. JU  fsluria,  felorja,  florja  ,GoIdammer,  emberiza  citri- 
nella*  nach  Jussuf,  richtig  oriolus  galbula:  gr.  (phlyqi  Bik.  Vyz. 
,loriot,  verdier*  neben  xXmqidv  ,loriot'  Legrand,  agr.  yXioqmv 
xiM(}i^.  Ind.  Arist.  851,  wo  aus  Erhard,  Fauna  der  Cykladen 
44,  20  ngr.  cptÖQt  angeführt  wird.  Auf  die  Form  mit  q>  ist 
vielleicht  schon  Snidas  U  1516  Bemh.  zu  beziehen:  cphi(fog,  rd 
Sqyeov,  diä  tov  o  fuiti}o€. 

2» 


20 


L  ikkaaünc:    II«r<r. 


yjM*.syXS  filordiin  ,oiseaa  de  la  fsiiiille  du  pinson'  Barb. 
II  427:  wohl  it.  fringuello,  wovon  Giglioli  152  die  dialektischen 
Formen  frungillo,  frimgitlo,  filingtiello  u.  a.  anführt. 

tjSLJ  isicite,  Uliete  »kleiner  Vogel,  arab.  Uyo'  Barb.  I  öö; 
nach  Juss.  483  ,serin  vert*:  gr.  aiui&i  ,tarin'  (^.Zeisig*)  Vyz. 
aus  agr.  drcav^lg. 

\yj>jf^\  i*pinoz  ,Fink':  gr.  amvog  dass. 

U^uUaJL»  kallitls,  nach  Barb.  FI  471  eine  Art  Möwe  nir 
essbareiu  Fleisch,  nach  Jussuf  02.')  .Wasserhuhn',  .fulica':  wohl 
it  galinazza  (de  mar)  Giglioli  I  580;  oder  einfach  gallinn  mit 
griechiscliem  Plural  -eg. 

u«Lüf  kanarja  ,Kanarieuvogel'':    ngr.  xa»'äp/;   vom  Plural 

fj.^yjjyji  kitktiujt  »wunderbarer  Vogel,  Art  Phönix'.  Barb. 
II  568  vernmthet,  das  Wort  sei  lediglich  die  Transscription  des 
gr.  nmvoi;,  und  weist  darauf  hin,  dass  in  den  Sagen  von  diesem 
Wandervogel  sich  Züge  finden,  die  an  den  öesnng  des  sterlienden 
Schwanes  ebenso  erinnern  wie  an  den  Tod  und  die  Wiederkehr 
des  Phönix.  Unrichtig  ist  auf  jeden  Fall  die  Ansicht  Barbier 
de  Meynard's  II  567,  dass  auch  ^^-  «»j»  kugu  .Schwan*  aus 
griech.  xvxi-og  stamme,  denn  das  Wort  findet  sich  auch  sonst 
in  den  türkischen  Sprachen:  osttiirkisch  ^i^  ,cygne'  Pavet  de 
CourteilJe  433;  tat.  y>  kü  ,Schwau',  uigur.  y*S  ,Wildgans' 
Budagov  n  85. 

ySyS  kukii  .Kukuk'  ist  ein  lautnachahmendes  Wort,  das 
nicht  aus  den  occidentaJischen  Sprachen  entlehnt  ist. 

_g.jj  lori  ,rother  ostindischer  Papagei',  .psittacus  lori'  Barb. 
n  707 :  frz.  lort  dass.    Das  Wort  ist  natürUch  ein  fremdes. 

^•.Le  marti   ,EisvogeI,   alcedo    ispida':    it.   martin  pesea- 
tore  dass. 

^IfLü,  ^oIjhs*  P'^pngan  ,Papagei*.  Es  ist  fraglich,  ob 
dieses  fremde  Wort  aus  den  europäischen  Sprachen  ins  Tör- 
kische  gekommen  ist. 

iXiyj,  pupla  .Flaumfeder'  Barb.  I  412:  gr.  itowrovXor 
.Flaumfeder,  Milchhajtr',  das  wohl  romanisch  ist.  Vgl.  Et.  Wtb. 
d.  Alb.  358,  wo  Meyer -Lübke  pavesisch  pupla  .mazzochio' 
nachgetragen  hat.    Unrichtig  lli.,  Xachtr.  II  15. 


TAtUsch«  Stadien.  I.  31 

•fcto  fiikr  ,Falke,  Sperber'  Bianchi  II  114:  arabisch,  aus 
lat.  »acer.    Hehn,  Kulturpflanzen*  526. 

^jlia  tavtu  ,Pfau'  Barb.  EI  271.  Aus  dem  arab.  oder 
pers.  ,j-'*y^-  Dies  ist  das  griech.  ta&g,  über  dessen  Ursprung 
Benfey,  Wurzellexikon  II  236;  Hehn,  Culturpflanzen  304  ge- 
handelt haben. 

ijMuLeK  zaganos  ,oiseau  de  chasse,  du  genre  faucon*  Barb. 
II 34,  der  an  griechischen  Ursprung  denkt.  Ich  weiss  kein 
griechisches  Wort  zur  Vergleichung ;  raixytäg,  an  das  man  allen- 
falls denken  könnte,  ist  nach  Bik.  14  ,Reiher',  das  ihm  ent- 
sprechende agr.  Ttvxyiag  wird  mit  ,weisser  Adler'  erklärt. 


n.  Fische  and  andere  Wasserthiere. 

O^Ll^I  axtapod,  extapot  ,Art  Polyp',  auch  ^Polyp'  und 
,Krebs'  als  Krankheit:  äx^anödi  ,Polyp'  =  dwanödi  DC,  öxta- 
Ttödrfi  bei  Kikandros.     Alb.  aftapö^,  eftapö^,  bu.  se.  ahtapod. 

L&jf  ania  ,Sardelle'  Radioff  I  243:  frz.  anchois  ,Sardelle', 
^Anchovis*. 

jüUjj't  aterine,  nach  Zenker  7  b  atrsna  ,atberina  hepsetus, 
Aehrenfisch':  gr.  d&eqlva  ,halvet,  ^pi',  agr.  i&sqlvtj. 

xjJü  balena  , Walfisch':  it.  balena.  Aus  gr.  tpdhccyog 
stammt  ^fiy^\i  falionos  ,baleine';  jC'est  le  nom  scientifique  que 
les  auteurs  turcs  donnent  k  ce  cötac^'  Barbier  11  398.  Ueber 
ipäkucvog,  das  gewiss  von  (pAhxiva  stammt,  sagt  Vyzantios  497: 
,x^og  %d  drtoTov  (palverat  ivlors  elg  rdv  @Q<pu%dv  Böanoqov;'  er 
ist  geneigt,  darin  den  Pottfisch  oder  den  delphinus  phocaena 
(Meerschwein)  zu  sehen. 

Ju3^«lj  barhunia,  barbonie  ,Meerbarbe':  it.  barbone  ,mullus 
barbatus'.  Die  ttlrkische  Form  stammt  zunächst  aus  dem  Plural 
von  gr.  (iTtaQfiftoiri. 

^kJLeL»  laganos  ,Seekreb8'.  Du  Gange  hat  r^aycivög 
jcancer*  aus  dem  Schol.  zu  Oppian.  Hai.  I  280:  ruxQxtvoi,  Iduo- 
Tix(i>g  t^ayavoL  Der  Ursprung  des  Wortes  ist  unklar,  das  von 
Da  C.  angefahrte  span.  zangano  existirt,  wie  es  scheint,  in 
dieser  Bedeutung  nicht.  Budagov  I  477  nimmt  für  das  tür- 
kische Wort  griechischen  Ursprung  an.  taayavög  ,Krabbe'  wird 


22 


I,  AltliaodluDi! :    Mejer. 


Syll.  VIII  ti04.  LX  353  aus  Konstantinopel  und  Kt-san  (in  Kuiiie- 
lien)  angeführt,  Taaytiva  l'.  ebenda  XVUI  168  aus  dem  Pontus. 
v.jj^  firoz  .scombrc  sichi  au  soleil';  übertrafen  von  einem 
sehr  mageren  Menschen.  Jussuf  1327.  Ist  der  bei  Theod. 
Prodromos  I  28  Legrand  =  I  96  Korais  vorkommende  tav^og, 
von  Leprand  mit  ,mafjucrenu'  Übersetzt,  von  Kurais  als  anofi- 
ßQWv   e'ft  niyjQÜv   naatio^üvov   erklärt;  aus   agr.  aru^öi;  ,hart'? 

(jLJIi>,  ijLJLb  dalian,  talian  ,8orte  do  cahnte  en  bois 
disposöe  sur  1'  eau  pour  prondrc  le  poisson'.  Barbier  I  727, 
II  207:  gr.  rahän  .vivier,  piscino'.  Ich  vermag  nicht  zu  ent- 
scheiden, welche  Sprache  die  entlehnende  ist;  das  griechische 
Wort  ist  im  Griechischen  fremd. 

^juütJ  delfin,  dülßn  ,Dclphin',  Zenker  433  b:  it.  dtlfino, 
ngr.  delqiivi. 

syOjibl  eijreh  , grosses  Netz  zum  Fischfang':  gr.  y^Tnog 
, Fischernetz'.     Vgl.  kroat.  gnp,  bu.  sc.  (jri/>  .Netz'. 

ouOvyüvl  esicorpit  ,Meerscorpion',  ,8corpaena':  gr.  anoQnidi. 

j^,  ä—l  sukumrti,  ugkumni  , Makrele':  gr.  axovfvrfi,  agr. 
awififi^og.     Daraus  auch  lat.  scoviber,  it.  scomhto. 

üJU^^Mumyst.  x"''"*/"""e    , poisson    large   et   plat,  d'aspect   dös- 
agröablc  et  qui    fretiilc   bcaucnup'    Barbier  I  (ü^O;    nacii  .Jussuf 
427  , Meerschwein',  ,dclphiims  pliocaena'.    Offenbar  fremd;  ver 
dorbcn  aus  yovqovvdxpaQOv'i 

,j-.vj-»»jj  ipsoros  Art  Fisch,  den  die  Lexicograplien  nicht 
näher  bestimmen.  Nach  Barbier  I  7  aus  gr.  ipii()o^.  Ein  solches 
neugriechisches  Wort  cxistirt  nicht;  tpägi  ist  der  allgemoine 
Name  für  , Fisch',  den  man  hier  schwerlich  erkennen  darf. 

^5vL*-«l  ispari,  etfpnri  ,Mecrbrasse';  ,8parus  Salvani':  gr. 
OTiaQoc:,  wahrscheinlich  zunächst  aus  einer  Deminutivform  aTtaqi. 

vJbjUxwl  Upindilc  ,poisson  ;i  levres  plates,  de  l'espico 
du  liJ^jjJ'  Barbier  I  47.    Gewiss  fremd. 

^j«jjL**«I  istakon,  tttnkos  , Hummer',  auch  ,Flusskrebs' : 
gr.  ataxöi;,  aus  äacuKÖg  , Hummer'. 

oos.L:.«!  Utavrit,  nach  Jussuf  487  .sansonnet',  nach 
Barbier  I  49  .poisson  ((ui  a  sur  le  do.s  uno  cspiVo  de  crnix': 
gr.  acttvqirr^g,  das  ich  aber  als  Fischname  nicht  nachweisen  kann. 


Tftrkuche  Studien.  I.  *  23 

yXjXiyyXMtS  istroti^üo,  iiach  Jussuf  498  ,girelle',  Art  Lipp- 
fisch: gr.  OTQOYYvXa,  für  das  bei  Vyzantios  452  die  Bedeutungen 
,mendole*,  ,girellc',  ,cagarel',  ,susole',  angegeben  werden. 

uJujXuil  istridia,  sstridia  ,Au8ter':  gr.  atqidi,  , Auster' 
aus  davqidiov;  vom  Plural. 

Ju  ^Lo\l  izmarid  ,Meergrtindling' :  gr.  Ofiagida  ,smaris  vul- 
garis', ^r.  afuxQis. 

\yo\jj),  \yjo\j\j)  jakamoz  ,phosphorcscence  quc  laissent  voir 
certains  poissons  pendant  la  nuit'.  Jussuf  1247 :  gr.  *  ducyuxfiög 
(von  %aim)'i 

^jkMtXfS  kajtas  ,baleine,  cötacö'.  Barb.  II  59ü.  Wohl  gr. 
rtrjTog;  aber  die  Lautgestalt  des  türkischen  Wortes  ist  sehr 
befremdlich.    Gelehrtes  Wort? 

»ULs  kalamar  ,Tintonfi8ch':   gr.  xahxfidQi;   it.  calamaro. 

^•JuJU  kalinos  ,Wels,  silurus  glanis',  ein  Süsswasserfisch : 
gr.  yAÄyds  Bik.,  ylävog,  bei  Vyzantios  auch  yotltavög;  agr.  yAdwg 
oder  yXaylg.  Den  Lauten  entspricht  besser  yXijyog,  ylXvog  Vyz.  95 
,baveu8e,  boujaron'. 

ioyjJS  kanhot,  kunbut,  nach  Barb.  II  540  ,mugil  ccphalus'; 
aber  cabot  oder  chabot,  das  er  sowohl  als  auch  Jussuf  529  als 
den  französischen  Namen  des  Fisches  angeben,  ist  vielmehr 
,cottus  gobio',  jKaulkopf.  Der  türkische  Name  ist  aus  einem 
dem  frz.  cabot,  chabot,  port.  chaboz  entsprechenden  italienischen 
Worte  entlehnt. 

(jmJu.Ls  karidia  ,Meerkrebs':  gr.  xaglda,  agr.  yuxQii;  ,kleiner 
Seekrebs'.  Vom  Plural  xaptJet;. 

\yjJyS  koljoz  ,Art  Makrele':  gr.  xokiög,  agr.  *oUag  ,8comber 
scombros'. 

{j\jS  fcefal  ,mugil  cephalus':  gr.  %iq)aXog  dass.  Eine  Ab- 
art heisst  JUS  ^3\. 

Si>j5V  lalcerda  ,eingesalzener  Thunfisch':  gr.  XaxiQSa  aus 
lat.  lacerta,  das  auch  einen  der  Makrele  ähnlichen  Seefisch, 
den  Stöcker,  bezeichnete.  Korais  'L^vaxra  IV  277. 

tOx)^  lapina  ,roth  und  grün  gesprenkelter  Fisch  mit 
schlecht  schmeckendem  Fleisch':  gr.  hxitiva  ,tanche'  Legrand, 
d.  i.  ,Meerschleie',  labrus  tinca.  Bei  Bikölas  26  Xtjnaiva  ,creni- 
labrus  lapina'. 


24  I.  AblundUag:    Me.Ter. 

J.  J  lecreli  ^eewolf,  ,anarrhichas  lupas':  gr.  hxßqäxi  ,Ioup- 
marin',  agr.  Xäßqa^. 

\yJLj, JLJ  Ukorinoz  ,Art  Meeräsche'  Barb.  II  710;  nach 
Jassof  •j59  .geräucherte  Meeräsche':  gr.  i.vntoqqivi  ,iniilet  blanv' 
Legrand,  Xvhovqq'ivi  oder  Xi-xoipßtvoi;  Vyz.,  der  hinzni^lgt  ,%oiv6- 
Ttqov  dvouALOvttti  rä  cijQa  ^  rtoTcviatä  xsipaXönovla  ( Meerttschen)'. 

^Xxxi  lipari  , Fisch  aus  der  Familie  der  scomhri':  gr. 
Xinagic,  Bik.  27  nach  Belon. 

J«jJ  Uvar  jFischbehälter' :  byz.  ßißaqiov  aus  lat.  mvarium. 
Ngr.  Xißäqt  aus  dein  Türkischen. 

jijj  lufer,  liiffr  ,Art  Thunfisch':  gr.  h)vq>äqi,,  yowfäqi 
,Iichia  amia'  Bik.,  .bonite,  boniton'  Legr.  Vyz.  Berühmt  waren 
schon  im  Alterthum  die  bei  Byzanz  gefangenen  dftiat.  Der 
Name  stammt  von  ydfiqiog. 

ly, «j^y*   tnerlanos , Weissling, gadus  merlangas' :  it. merlano. 

.^vjf«  mitrgin,  mersin  ,Stör,  acipenser  sturio'.  Ngr.  fUQaivi 
stammt  aus  dem  Türkischen.  Zu  Grunde  liegt  afugi'va,  afivqiva, 
Nebenform  von  uoigovra.  ,esturgeon',  s.  u. 

sjjü«  midja  ,Muschel*:  gr.  fivdi,  Deminutiv  von  ftv^,  wie 
frz.  mottle  deutsch  Muschel  =  tnvscuho)  ist.  Das  türkische  Wort 
ist  vom  Plural  gebildet. 

jUjjjjc  morinn  ,Muräne',  ,muraena  helena  und  m.  conger*, 
auch  jKabeljau',  ,gadus  morhua" :  ngr.  iiovQOvya  (a/iegi-va,  ttfivqiya) 
aus  agr.  (xiqaira  ist  nach  Bik.  ,muraena  helena',  nach  Vyz. 
,esturgeon'. 

\yi^s^\  ork-inuz  ,Butzkopf,  delphinus  orca':  ngr.  S^vrog 
jtonno'  Somav.  454,  agr.  OQXvg.  o^vrog  »grosse  Thunfischart*. 
Vgl.  alb.  orgün,  reyun  Etym.  Wörterb.  316.  Die  für  das  Grie- 
chische angegebenen  Bedeutungen  sind  ungenau;  vgl.  auch  Bonitz, 
Ind.  Aristot.  525. 

i^L)  paiuz  ,esp^ce  de  gros  muge  ou  mulet'  Jussuf  933, 
also  mugil  cephalus  oder  muHus  barbatus.  Erinnert  an  gr.  ncnvös 
.stumpfnasig'  Korais,  At.  V  280. 

Kj.^L»  paguria,  pagurle  ,Art  kleiner  Taschenkrebs':  ngr. 
rrayovQi  .^crevisse  de  mer'  von  agr.  vToyorpoc.  Vom  Plural 
gebildet. 


Ttrkiache  8tDdi«D.  I.  25 

t>>4^U  palamud  ,8comber  pelamys  (Bonito)'  oder  ,8Comber 
thynnus  (Thunfisch)':  ngr.  nakafivöa  von  agr.  ftrjlafivg. 

s^ysß^  peSota  ,Fisch  aus  der  Familie  der  scombri*:  ngr. 
:renjovda  »grosser  Thunfisch*.  Der  Name  bedeutet  ,ein  grosses 
Stück'  und  ist  ein  Augmentativum  zu  dem  Deminntivum  nsTOotSi 
(vgl.  Hatzidakis,  Einleitung  in  die  ngr.  Grammatik  93.  364), 
das  von  it.  pezzo  stammt.  Auch  nitaa  und  itetai  gehören  dazu. 

jUjvÖ^  pelatrine,  platrina  ,poi8Son  de  la  famille  du  muge 
ou  mulet'  Barb.  I  405.  Ju8snf958:  ngr.  ist  rrAar/raa  der  Name 
einer  Art  mulet  (Vyz.  388),  doch  das  kann  nicht  die  Quelle 
des  türkischen  Wortes  sein.  Mau  ist  versucht,  an  ein  gr.  *  nXa- 
xiqqivog  zu  denken:  derselbe  Fisch  heisst  geräuchert  Xvaoqqivi, 
%.  0.  unter  jj^^yU). 

^3IL>  pilaJii  ,Art  Fischgericht  mit  pikanter  Sauce':  ngr. 
:iiaxij.  Vyz.  388. 

^mXk»  pines  ,Art  essbarc  Seemuschel':  gr.  nirya  ,Stech- 
muschel'.   Die  türkische  Form  ist  der  Nom.  Acc.  Plural  rclwsg. 

V-«  pisi  ,turbot  ou  barbue'  Barb.  I  400,  wold  ,pleuro- 
nectes  maximus'.  Ist  nach  Barb.  it.  pe$ce  (venez.  pesse):  der 
Fisch  soll  pesce  di  rnare  heissen. 

sAJü«  ringa  ,Häring':  it.  aringa;  daraus  auch  ngr.  dgeyya, 

^j^^Lie  salamon  , Lachs,  Salm'  Zenker  572  c:  it.  salamone. 
Ans  dem  Türkischen  ngr.  aoKaudv  Legrand. 

'i^XjM,  LJjjLe  sardela,  sardelja  ,SardeUe':  it.  sardella, 
gr.  aa{tdt')jLa.  Die  zweite  Form  ist  Plural  aaqdeXha  von  aaqdsXXi. 

«j.Le  sarpa  ,Art  Fisch'  Jussuf  1025:  it.  sarpa  ist  sparus 
«Ipa,  Goldstrich. 

vsij«LijLM>  »inarit  ,8orte  de  requin'  Jussuf  1069:  gr.  awa- 
'/(^ia  jSparus  dentex,  Zahnbrassen'  aus  agr.  avvayqig. 

LuLw,  KAjyM  sipia,  silbje  ^Tintenfisch':  ngr.  aijrtiä,  aovmi 
ans  agr.  ar^fiia. 

SiyM,  siin§er  ,Schwanun':  ngr.  atpovyyÜQt  von  agr.  aqiöyyog. 

«jljyfc  Urpane  ,Art  Haifisch'  ,dont  la  queue  se  termine 
en  fancille'  Barb.  II  283:  also  offenbar  gr.  dqsnävi,  obwohl  ich 
"ies  ab  Fischname  nicht  nachzuweisen  vermag. 


I.  Akku<l*a(:    »*r»T. 


^rr^T^ 


Hrxof  jSardellc':  gr.  xgix'ig,  TQixtög  ,sardine', 


TCtxiag,  *e«x'e- 

» . •%,  j^  t  U  trax»nja,  trnxvnja  ,Art  Fisch  aus  der  Familie  der 
scoinbri":  man  kann  an  tradiinu-s  clriuro  denken,  gr.  dqäxatva 
oder  dqwr.atvig  (vielleicht  ein  Dcminutivum  *  dqcuaiviov'i)  oder 
an  den  von  den  Alten  zqaxovgo^  genannten  Fisch. 

jüj]j^  torina,  turina  ,Art  Delphin':  ist  wohl  gr.  tovylva 
aas  it.  tonnituj  ^Thunfisch' ;  die  Bedeutung  wäre  dann  ungenau. 
Vgl.  übrigens  zw.  dieser  VcrscJiicbung  der  Bedeutung,  sowie  zu 
der  Dissimilation  des  ersten  h  galizisch-portugicsisch  touliiio  ,del- 
phinos  phocaena,  Meerschwein'. 

^  tun,  (Uli  ,Thunfi8ch':  gr.  9vr*t><i.  Das  Wort  ist  au£ 
dem  Griechischen  bereits  ins  Aralnsche  und  von  da  ins  Tttr- 
kiscfae  eingedrungen.     Arabisch  neben  ^^  auch  ^^jjI. 

\*Jo?«  vatoz,  nach  Barb.  11  837  eine  Art  Haifisch,  nach 
Jossuf  1227  eine  Art  rhombiis  (turbot):  ngr.  ßccity^  ,8tachel- 
roche*,  ,raja  pastinaca';  vgl.  Ind.  Aristot.  135. 

AÄcJ\  zurtjaiut  ^leeraal,  muraena  conger*  Jussnf  1296: 
ngr.  aagyütrog,  aa^/wrtj  ist  nach  Bik.  ,belone  aens*. 

Oecidentalischen  Ursprungs  verflüchtig,  aber  mir  vorläufig 
nicht  klar  sind  noch  folgende  Fischnainen:  ^t— j^b  oder  ^^^j^j 
barsam  oder  earsan  ,(K)is8on  de.  la  famillu  des  scomberoides' 
Barb.  I  257;  ^y.U  hurlam  .gros  poisson  de  la  fainille  du  scombre' 
Barb.  I  25H;  ^^\x^  iitari  ^du'  Ju»sut'  172;  sy^  megra 
,poisson  de  la  famille  des  mürbes;  grosse  anguille*  Barb.  11  806; 
iJ^y^  tiUna  .pclit  coquillage  de  mer*  Barb.  II  113;  jij^W  torik 
,jH;tit  jHJlamide'  Jussuf  1  l'J5;  ,j»jj  vanus  ,pt'tit  d'une  espfece 
de  scombre   de  petite  taille'  Barb.  II  846. 


III.  Andere  Thiere. 


.Ij^AÄ  gaizar  ^Escl'  Bianchi  II  337:  ngr.  yatdaßoc;.     Vgl. 
ine    Ausführungen  in   den    Indogermanischen    Forschungen 


meine 
I320f. 


jhungCE 


^.Ä.j  hirtun,  bürzun  .Wallach;  Lastpferd'  Bianchi  I  348: 
arabisch,  aus  byz.  ßovqdtay,  lat  hur^.    Frftnkol  106.  | 

t/j^iftj.  ^jjk^o  pifin  ,kleiner  Affe',  vieux  mot  nach  Jussuf 
9äö.     Man  denkt  an  it.  piccino  ,klcin'. 


TArkische  Stadien.  I.  27 

jj»>,  vidda  Jnoges  Kalb';  auch  ,Kalbleder' :  it.  viteüo 
,Kalb,  Kalbfell',  venez.  vedelo;  ngr.  ßtöelo. 

jJüLJL«  saliangoz  ,Schnecke':  ngr.  aäkuty^og  dass.  Das 
Wort  kommt  von  aialov  ,Speichel,  Geifer',  ngr.  aähov. 

Ich  schliesse  hier  an: 

iuJySmSj  iu^mSyS  kukulja ,  kukunja  ,Cocon  der  Seiden- 
raupe': ngr.  iu)mut<>Xi ,  vom  Plural.  Vgl.  Etym.  Wörterb.  des 
Alb.  211. 

JjjSjj  pirebulu  ,Vorwachs,   Bienenharz':   gr.  TtQÖTtokig. 

JuJ.jj«  mürvarid  ,Perle'  Bianclii  II  872:  persisch,  aus 
gr.  fiaoyaQitr/g.    Nöldeke,  Pers.  Stud.  II  44. 

IV.  Pflanzenreich. 

^yjii\,  Wlj'  abanos,  ahanoz  ,Ebcnholz':  agr.  eßevog.  Das 
Wort  stammt  im  Türkischen  zunächst  aus  dem  Arabischen. 
Mi.,  Tu.  El.  15.  Man  vorgleicht  hebr.  n'jan,  das  auch  fremd 
zu  sein  scheint.  Vgl.  Pott  in  Lassen's  Zeitschrift  V  74.  Aus 
dem  Türkischen  ngr.  ä(inaviX,i  Legrand. 

i_r  f,  -T  .'f  c^sent  jAbsinth'  Jussuf  3:  Neologismus  aus  frz. 
absinthe  für  j;,,^.  Aus  ätfiiv&iov  stammt,  mit  Umstellung  von 
-ps-,  arab.  U-oL-l. 

^•xil  aßun,  aßon  ,Opiam':  agr.  Sniov.  Das  türkische 
Wort  stammt  zunächst  aus  dem  Arabischen,  aus  dem  Türkischen 
ngr.  äq)i(i}vt  u.  s.  w.  Mi.,  Tu.  El.  I  6.  Nachtr.  1 2.  Anders  Korsch, 
Archiv  für  slav.  Philol.  VIII  ü47.  ^^^\  ebiun  Bianchi  I  13 
stammt  direct  aus  bmov. 

^jJu^äI  agridoe  ,espfece  de  daphnö,  Kellerhals,  Seidel- 
bast' Radioff  I  175;  nach  Barb.  I  78  ,daphne  gnidium'.  Scheint 
aus  xylStov  entstanden. 

^jy*juS\  akantiun  jDistelart'  Bianchi  I  160:  gr.  dxdv^iov; 
auch  arabisch. 

LuwUi   akana  ,Akazie':  frz.  acacia. 

ii»blj|  ananag  ,Ananas':  frz.  ananas. 

^ymfi\  aniaun  Zenker  1 10a,  bei  Radioff  1 230  ^^y>A^  anaton 
,Ani8':  mgr.  ngr.  Uviaov;  bei  Herodot  IV  71  liest  man  ärvijaov, 


I.  Abbsndlnng :    Xeyer. 


als  attische  Form  wird  Srr^&or  angeführt.  Arabisch  ist  ^y... . M 
oder  o>-^k-  ^^gl-  ^»j  TtL  El.  I  12.  Nachtr.  I  5.  Korsch  im 
Archiv  für  slav.  Philol.  VIII  649.  Arabisch  sind  dtnaovp  und 
iraaäv  bei  Du  Canee. 


■    t  U...  t  ariftoloxici  Bianchi  I  54:  äqiaxokoxia. 

jüjö«!    amika  ,amica  montana'  Jussuf  44:  it.  amiea. 

— .IJlu.1  atfiradi,  isfiradz  ,Spargel*  ist  persisch:   das  pers. 

Wort  nach  Vullers  I  98   griechisch.     Gr.  ianäqor/og  ist   selbst 
iranisches  Lehnwort  (awestisch  spareyd).  Ngr.  ist  aaanäy/i  oder 

^jKjJlj  balderan  ,Schierling'  Bianchi  I  318.  Budagov 
I  237:  nach  Mi.,  Tu.  El.  I  19  lat.  it.  caUriana,  unser  Baldrian. 
Die  Bedeutungen  weichen  von  einander  ab. 

&»iailj  hahama  Barb.  I  277,  bei  Jussuf  74  »..■.»;  baisam 
.Balsamstranch':  gr.  ß^aauor,  it.  hal*amo  u.  s.  w.  Das  lautliche 
VerhSltniss  von  ßä.aauo*  zu  hebr.  t^  ist  nicht  klar.  vgl.  Benfev, 
Griech.  Wurzellexikon  II  65;  Mays,  Griechenland  und  der 
Orient  25.  Arab.  ^t-~JL>  stammt  ebenfalls  ans  dem  Griechischen, 
und  daher  türk.  .^CUJb.     Vgl.  Lagarde,  Abhandlungen  17. 

^jyiAjiMtXi  baristarion  .Eisenkraut,  rerbena  officinalis* 
Zenker  160  c  :  gr.  TrcQiare^tär. 

^»Syj  barkuk  ,prune  janne'  Bianchi  I  351 :  arabisch,  ans 
byz.  rr^tx&juor,  von  praecox,  woher  Apriko$«  u.  s.  w.  stammt. 
Vgl.  Kluge  u.  d.  W. 

,^JeLi  bato*  .Art  Johannisbeerstrauch*  Bianchi  I  312:  gr. 
ßÖKK.     Nach  Ausweis  von  ^_j  für  ß  gelehrtes  Wort. 

-'ji>'j«  he^rgamot,  benjamtit  ,Art  Birne':  firz.  b^rgami)tt. 
Dieses  selbst  stammt  ans  türk.  ^yy  j^  btj  (trmudt  .Hemen- 
bime-'.  Pott  in  Lassen's  Zeitschrift  VII  107. 

;j..LLj  betaru  oder  ^^^1   ifturi  J'amkraur:  gr.  vm^g. 

ijmXkfi  bufjnU.  ^jialfyJ  bH>}l>i*Hn  .anchusa  oflicinaKs- 
Zenker  222  a:  gr.  ßovyhaaaor. 

,j»j  bSb^r.  -JJ  biber,  zuweilen  auch  ^oL  b^ib^i,  PtVfftr 
Barb.'l'3l7.  251:  ngr.  rrtriift  oder  rrirrtot.  aar.  .TriT«^«.  Vg{. 
Loew,  Aiamiische  Pflanzennamen  317. 


TtrUscbe  Stodien.  I.  29 

JLAifji^  burandia  ,borrago  officinalis,  Borretsch';  ngr.  jutto- 
QÖyraa  aus  it.  horage,  borrace,  vgl.  Strekelj  im  Archiv  für  slav. 
PhUologie  XIV  517. 

LJIjJU».  Hnsralia  ,Aschenpflanze,  cineraria  maritima':  it. 
eineraria,  ceneraria. 

Sxii>  defne,  tefne  ,Lorbeerbaum,  laurus  nobilis':  gr.  ddtpvrj. 
Bei  Blau  271  lefne.   Vgl.  läipti].  86t(f>vr) .  IIsQyalot,  bei  Hesychios. 

jjK«>  durafci,  derdHi  ,Art  Pfirsich':  lat.  persicutn  dura- 
cinum.  Das  türkische  Wort  stammt  zunächst  aus  arab.  j^S^^J. 
and  dies  aus  mgr.  diDQÜyuvov;  letzteres  ist  auch,  mit  volksety- 
mologischer Anlehnung  an  ^dov,  zu  ^odäyuvov,  ^Scnuvöv  (So- 
phoklis,  Lex.  971;  Korais,  At.  I  189)  geworden.  Vgl.  Mi., 
Nachtr.  n  106. 

IjMjLeJfi  domates,  tomates  ,Liebesapfel,  lycopersicum  escu- 
lentum'r  ngr.  vronärta,  roiiäTU  =  span.  tomate.  Vom  Nom. 
Acc.  Plural. 

^))  Jülj  JkÄ^  dientiane-rumi  Blau  156,  32,  mit  slav.  itavje 
erklärt,  d.  i.  nach  §ulek  398  rumex  acutus :  eig.  römische  Gen- 
tiana,  ngr.  ysvriav^. 

*Sl,  yjSi  egir,  Blau  160,  68  ager  ,Kalmus',  eiiir  Barb.  I  96 
,Galgant':  gr.  Hxoqov.  Mi.,  Nachtr.  I  34.  II  111.  Zunächst  aus 
persisch  ^  (Vullers  1116)  ,acorum'.  Im  Griechischen  wohl  fremd. 

^^^jyJI  eleniun  ,Alant'  Zenker  92  a :  gr.  iXiviov. 

LäxiXjt  engelika  ,Engelwurz,  angelica':  gr.  äyyiXixa,  äyYs- 
ÄixiJ.    Barb.  I  128.    Nach  Zenker  108  c  AXJiiü\  angeline. 

^ÜXäl  enginar  ,Arti8chocke'.  Radioff  I  736.  Barb.  I  128: 
ngr.  dytuvdQO. 

^^yo[M^\  ergamuni  ,Anemone,  Windrose'  Zenker  28  c : 
arabisch,  aus  gr.  dQyefimn]. 

«ij^l  eruka  ,Gartenkre8se'  Barb.  I  40.  Radioff  I  774:  it. 
eruca.  Daneben  »Jj%  roka,  aus  ngr.  ^dxa,  ^ovxa,  das  auf  eruca 
zurückgeht. 

Kj^^^Äwf  eakurhine  ,Schwarzwurzel'  Barb.  I  55:  it. 
tcorzonera. 

^JyJ^\yi  ferasiun  ,maijolaine  bätarde'  Bianchi  11  359: 
arabisch  ,wiuler  Lauch',  aus  gr.  nq&aiov. 


I.  AlihAndliug ;    Hey  er. 


KjJLuLi,  Kfjyiaj  fagitlia  ,Bohne':  ngrr.  (paaovXi  aus  lat. 
phcueulus  und  dies  von  agr.  fpäarjkog.  Vom  Plural  (paaovXia. 

j^tXü  fendek  jHaselnuBs':  gr.  novrixäv  (aAqvov)  dass.  Aus 
dem  Türkischen  wieder  ngr.  (povjnoinu.  Vgl.  Mi.,  TlL  El.  1  60. 
Pers.  ^j^>  arab.  jjj-o.  Vullers  11  693.  Fränkel  139.  Der  weiclie 
Dental  kommt  auf  Rechnung  der  griechischen  Aussprache. 

jjljjkiwS  ferfjun  , Euphorbium':  gr.  eöipögßioy.  Es  ist  möglich, 
dass  das  griechische  Wort  die  volksetymologische  Umgestaltung 
eines  Fremdwortes  ist.  Arab.  Q>^y  oder  j>»^;  daraus  (foQtptövi 
bei  Du  Cange.   Pott  in  Lassen'e  Zeitschrift  VII  98. 

,^^XJL»J  fesUgen,  feslijtn  ,Basilicum':  gr.  ßaaiXixöv.  Mi., 
T(i.  EL.  I  60.  'Mein  Et.  Wtb.  d.  Alb.  44.  Pott  in  Kuhn's  Bei- 
trügen VI  321. 

t3Ä.«yi  fssUk  ,Pi8tazie':  arabisch,  aus  gr.  m<rt&Mov.  Et. 
Wtb.  d.  Alb.  109.     Persisch  ^lx-^. 

Ijljo  fidnn  Junge  Pflanze,  Scliössling' :  spiitgr.  qptfräwy. 
Dasselbe  bedeutet  rfo^-j  fiile,  aus  ngr.  (fvxBiä. 

tJjSiy  fiine,  viine  ^Weichselkirsche' :  gr.  ßvaaiviä.  Et.  Wtb. 
d.  Alb.  473. 

LJ^  fidja  Name  einer  Pflanze,  die  um  1480  aus  Apulien 
nach  der  Türkei  gebracht  wurde,  vulgilr  soijan  cifeji  , Zwiebel- 
blume' genannt.    Barb.  II  434:  it.  l'aijliu  ,Apulicu'. 

^yijXi.  ijarUcuii  , Blätterschwamm'  Zenker  644  a:  gr. 
dyttgii^v. 

aj\Le  ijizja  , Kassie,  miraosa  famesiana'  Barb.  II  379: 
gr.  xaaata. 

^JbjtXii».   ;(öiMZr»7»  ,clionJrilla  juncea':  gr.  xo*'ä(!i^1- 

^yj>>jÄjM\  iakarditiii  .wilder  Lauch,  allium  silvestre'  Blau 
153,  17.  Persisch  ^jy>ij^iLA  nach  Vullers  I  9ü:  gr.  axÖQdtoy 
,eine  Pflanze  mit  Knoblauchsgcruch'  zu  (n6Q(o)doy. 

^j»j,jUs  JLä*«I    isknlnfendrion    Binm-lii    I    !M  :    gr.    ffxoAo 
nM'dp/o»'. 

^jLuu.!  inpaunk  ,Spinftt':  ngr.  anay&M  aus  ragr.  «r.Tiwxioi- 
=  lat.  spinaceum.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  3W.  Audi  pers.  ^\X^\ , 
arab.  rUiL^t. 


TArUachi  Studien.  I. 


31 


yJ^Cwl  t«^«re£  jStoraxbaam,  Storaxharz':  gr.  OTVQa^,  vulgär 
üungixi  Langkavel  64. 

^^ jLäaJUwl  iftoxodos  (öternelle*  Bianchi  I  89 :  walirscbein- 
Ucb  gnapLalium  stooclias,  also  atis  gr.  arot-xASt  *oroix<iii- 

fj>.yäjJo\yi3uM\  istrnUko»  ,Päonie'  Zenker  48  c:  offenbar 
griechiscb,  docii  kenne  icb  keine  Bezeiclinung  der  Pflanze, 
welche  passte.  Etwa  arqm'ijyds'i  die  Päonie  heisst  auch  ,Künigs- 
biomc,  KCnig^rose'. 

tJ>io\j3\   ivnttne  , Eberraute':  gr.  dßgörovov. 

^jLejt  xzmuola,  ezmavla,  ezmnvula  Darb.  I  44.  Jussuf  281 
, Himbeere',  nach  Barb.  gewöhnlich  eine  ,Art  gt^lbor  Maulbeere' : 
ngr.  oftiovQov  , Himbeere',  ,rubu8  idaeus'.  Die  Herkunft  dos 
Namens  ist  mir  unbekannt. 

^yjXiaJJi  kant-arion  ,Centaurea':  gr.  xorai^ioy.  Zunächst 
•OS  dem  Arabischen. 

Ju»j«i  karanfil  ,GewUrznelkenbaum,  Nelke'  Barb.  II  511: 
gr.  %aqv6qivXXov;  weit  verbreitet.  Mi.,  TU.  El.  HM.  Naehtr.  I  h'ii. 
Das  griechische  Wort  ist  nach  A.  Weber,  Indische  Streifen 
m  121;  Berliner  Monatsberichte  1890,  S.  912  volksetymo- 
logische Umgestaltung  von  ai.  kafukaphalam.  Arab.  JjtJy»; 
kurdisch  knraßl  Justi-Jaba  307.   Unrichtig  Fränkel   144. 

»Jue^jL»  fcart/men«  jKardamorae'  Zenker  678  b:  gr.  xo^d«- 
filrTj',  die  Bedeutung  bei  Zenker  wird  ungenau  sein. 

»i;«juLj~9  karnahit  ,Blunienkü}ii':  gr.  xquiißiöiov  von  y^qä^ißf], 
VHt  d/is  allerdings  diese  specictlo  Bedeutung  nicht  nachzuweisen 
ist.  Arab.  k^J>>  ^^-^^'  Vgl.  ngr.  xovvoimidi.  Aus  %q&^ßij 
sbuntDt  i_a3^  kurunb  =^  lahatw  Blau  1G4,  102.  Vgl.  Low, 
AramiÜAche  l'flanzcnnamcn  8.  214.  Nüldekc,  Pers.  Stud.  II  44. 
^siXtS  kemedrig  ,Ganiundcr'  Zenker  761  a:  gr.  jiaf/ci'd^v- 
üLiüu^  keidane  ,Ka8tanie':  gr.  naaravfa,  xaatayiä  ,Ka- 
ttAnicnbnuni'  xtitTrafor  ,Ka.stanie';  lat.  mgtnnea  , Kastanie'.  Ueber 
d«n  viiruiutliiiehen  Ursprung  des  Kastaniennnmena  s.  Lagarde, 
Armen.  Studien  Nr.  II  lO,  S.  7ö  und  Naeiirichten  <lcr  (jött. 
Ges.  d.  Wiss.  1889,  S.  299  ff.  =  Mittheilungen  HI  206  ff. 

ijü^S,  tyJiäJ  kesf-ert,  kotiere,  köHere  ,betonica  officinalis' 
gr.  ntai(foy. 


32  I-  AbtuDdlang:    M«yer. 

\\'SUiraz  ,Kirsche':  gr.  iK£qä(fiov.  Zunächst  aus  arab.  ^\/. 

^jjs^  kolafun  ,Geigenharz' :  gr.  xoXoqxovia,  nämlich  ^ 
Titn-jj  von  der  Stadt  Ko)joq>&v. 

«U^^  UuUnar  ,Art  Fichte'  Zenker  776  c:  ngr.  TUtvMvraqiä. 
Et.  Wtb.  d.  Alb.  211.  Nach  VuUers  II  919  ist  pers.  ,Ui^ 
,capsula  papaveris*,  .semen  papaveris'. 

V,***  kuneh  jHanf :  gr.  xm-raßig.  Zunächst  aus  dem  Ara- 
bischen, wo  das  Wort  griechisches  Lehnwort  ist.  Low,  Ara- 
mäische Pflanzennamen  348.  Das  Wort  ist  im  Griechischen 
selbst  fremd. 

sJA.  lahana  ,Kohl':  gr.  hixavor,  vom  Plural.  Aus  dem 
Türkischen  kurd.  lahatie  Justi-Jaba  377. 

U«Jbw^  lastaria  ,Art  grosse  Runkelrübe  oder  Kohlrabi' 
Barb.  II  C9ö:  ngr.  ßXaatÜQi,  besonders  ,Stengel  des  Kohls*; 
vom  Plural.  Auch  aslov.  Instarb  ,Knospe',  se.  lastar  junges 
Reblaub',  nun.  lästar  ,Schoss,  SprössUng*;  alb.  rastär  ,Spross' 
Et.  Wtb.  470. 

8j>jj^  lavnnda  ,Lavendel':  it.  laranda,  ngr.  Xeßävttt 
Langkavel  53. 

^JJjiX.M,yäi  logostikon  ,Liebstöckel'  Zenker  794  a:  lat 
Ugu«ticum  durch  ein  griechisches  Medium. 

^^fjJLtf  tnagdanos  ,Petersilie' :  ngr.  umudovr^ai,  von 
Makedonien.     Et.  Wtb.  d.  Alb.  253. 

LJyULe  magnoUja  ,Magnolie':  aus  einer  der  europäischen 
Sprachen,  wo  das  Wort  auch  Fremdwort  ist. 

^LkiLo    mantar  ,Pilz':   ngr.   fiamÖQi   von   agr.  äytavvnjS' 

Jj^Le  marul  ,Lattich'  Barb.  II  715:  bvzant.  uaqoihovy 
Sophoklis  Lex.  734,  wo  es  mit  lat.  amärus  in  Zusammenhang 
gebracht  wird.  -ovXiov  wäre  deminutives  -ulliu.  Die  Neben- 
formen fimovhov  und  (iaioinor  sind  volksetymologisch. 

yj.*f-^  inirsin,  mersin  ,Myrte':  gr.  ingatn;.  Daneben  das 
persische  >,>«  mnrd  aus  uvgro^.  Aus  dem  Tllrk.  ngr.  fUftaln, 
z.  B.  in  Cj-pem,  Sakellarios  Kin^giaxä  1  (18tK))  254. 

LmxL«  mditsa  .Gartenmelisse':  gr.  fifkiaoa,  als  Kurzform 
von  iifhaaoßÖTaror  oder  uekiaaöxoQTOv. 


TArküche  Studien.  I. 


33 


iJL».«ü.<<)  muimula  ,]Mispei':  ^r.  ftsonii.ov.  Aus  dem  TUrk. 
wieder  ngr.  (iovafiovKov.  Eine  Contaminationsbildung  ist  fiova- 
novi.ov  Korais,  At.  V  223;  ^lovtr/.ov'/.ov  Soinavera  I  250  b  ist 
Volksetymologie,  vianovqoy  ebenda  it.  nespolo. 

^Ju,ks^yj  ij^r*  nerdiis,  ner(jig  ,NarzisBe':  persisches  Wort 
(VuUers  II  1304)  und  dies  aus  gr.  vÖQXiaaoi;.  Kurdisch  nar^i», 
nergiz  Justi-Jaba  418. 

,jj«^L=k.l  oyilamur ,  iy}.amur ;  \y/i^^%\  oglavutr;  ;v>^^ 
fil^mur  ,Unde'  Barb.  I  24.  II  42r>.  Radioff  I  WOb.  1U23:  ngr. 
flaftoi'Qt  , Linde'.  Das  Wort  ist  den  übrigen  TUrksjjraclion 
fremd,  und  sein  wecliselnder  Anluut  sowie  dessen  Gestalt 
scheinen  auf  Entlehnung  hinzuweisen.  Zudem  ist  die  Linde 
kein  asiatischer  Baum.  Aber  ich  weiss  q>XafiovQi  nicht  zu  deuten. 
Sollte  das  Wort  tiirkiscb  sein,  so  wUre  von  iyliimuv  auszugehen, 
(fXttfiovQi  daraus  entlehnt  und  dann  als  ßlamur  ins  Türkische 
zurückgewandert. 

ÜuLiLu«Jil  oksiakanta  ,Berberizen Strauch'  Zenker  7H  b: 
gr.  d^vdnun'&tt. 

«Äjb\jl  ortanca,  JU**jbisjl  oHansia  .Hortensie'  Barb. 
I  148.  .lu.ss.  yiO.  Radlotf  I   1068:  it.  ortengia,  frz.  harteiusia. 

iu-^jl   öUse  , Vogelleim'  Barb.  I  182:  gr.  i^ög. 

\:i>yi)ilj,  J^iJL  palamuf,  palaniud  ,Eichel':  ngr,  ßahtvldi. 
Üio  Lautentsprechung  emptiehlt  die  Zusammenstellung  nicht, 
die  von  Zenker  herrührt. 

JUtjUb  papadia,  papatia  , Kamille':  ngr.  Tfatradiü,  das 
ich  al)er  als  Pflanzennamen  nicht  nachzuweisen  veniiag.  Kum. 
päpädüe,  se.  papatija.  Vgl.  Mi.,  Shiv.  El.  im  Türk.   lü. 

(^uUäkLj  pasiinaj  .Pastinake'  Zenker  103  b:  it.  pastinaca. 

«jÜLj  »jliiL)  pafnte,  hndntf.  .Kartoffel':  it.  patata,  ngr. 
natära.  Der  Name  ist  missbräuchlich  uul'  die  Kartoffel  Über- 
tragen worden.  Vgl.  CandoUe,  L'origine  des  plantes  cultiv^es  43. 

^.:^**^'.  Z'^y?""  »Haute'  Bi.nnchi  I  432:  persisch  (VuUers 
I  400),  daraus  arab.  ,;>k^.     Aus  gr.  rrfjyavoy. 

JjLiÜiij  pentafil  ,potentilla  reptans,  Fiinffingerkraut'  Barb. 
n  410,  neben  (arab.)  j^^-JjU-o.  peutafdion  Bianchi  I  301:  gr. 
n£viü(pvXh»;  *  7TSi>Taq>i>U.iov. 

Siltuiipilwr.  il.  pliil.-hist.  Cl.  CXXVni.  Ba.  I.  Abb.  3 


M 


I.  Abhandlung:    Hoyer. 


»lj»j  pernar,  JLj«j  jjsrnal  nacli  Barb.  I  396  »Stechpalme, 
ilex  aquifoliam' ;  ,on  la  confond  quelquefois  avec  Ic  cheue-vein 
ou  yeuse  [quercus  ilex],  !i  cause  de  la  ressemblance  de  leur 
feuiUagc'.  Letztere  Bedeutung  wird  von  Jussuf  950  angegeben: 
ngr.  nQiväQi,  novQvügi  von  agr.  .tqlvos  bezeichnet  verscliie 
dcne  Eichenartcii  ( lleldreich ,  Nutzpflanzen  Griechenlands  18^ 
Fiedler,  Reise  durch  Griechenland  I  520),  schon  nQivog  wurde 
flir  quercus  ilex  und  ilex  aquifoUum  gebraucht 

LJ«o,  tJ«o  pizelia,  bizdia  ,grüne  Erbse':  ngr.  jn^iXi  aus 
it.  piselh.    Vom  Plural.     Das  b-  ans  venez.  biso,  bUeto,  daher' 
auch  Qgr.  furi^eki. 

JLä3syi  portnknl ,  poHokal  .Orange' :  ngr.  «ToptozdAiU. 
Hehn  300.    Mi.,  TUrk.  El.  II  42.    Nachtr.  U  14. 

iumI^,   >-«tw  prasa  ,Lauch^:  gr.  Ttqäaov,  vom  Plural. 

La^K  radUiia  ,cichorium  divaricatum':  ngr.  ^adixi,  vgL 
Hcldrcich,  Nutzpflanzen  28.  Vom  Plural.  Zu  Grunde  liegt 
tat.  radix. 


^Ks  reznki  .Art  Traube  mit  grossen  Beeren':  ngr.  ^^orxi, 
^a^oxi'  uVrt  weisser,  wohlschmeckender  Traul>e'.  Hatzidakis, 
Einleitung  331  sieht  darin  das  lat.  ro»ac4fU*,  wol^ei  mir  der 
Accent  nicht  verstilndlich  wird.  Man  könnte  an  die  Trauben- 
bezeichnung duradiium  denken,  wenn  Keller,  Lateinische  Volks- 
etymologio  234  richtig  dafür  Unges  l  erschlossen  hat:  es  läge 
dann  Umstellung,  wie  in  ^daxtröy  (vgl.  oben  unter  dHr<ilü\ 
and  Anlehnung  an  ^a  =  it.  rota  (Legr&nd)  vor.  Indessen 
ist  das  tUrkische  Wort  antb.  ^^•^J  raxakij,  was  ausser  einer 
Traabenart  auch  einen  Stoff  bcaeichnet  and  persisch  zu  sein 
adieint  (Frinkel  44). 


I 


I 


SÄA».«  relin«,  reiina  .Baaraham':  ngr.  ^fmim,  it.  retina. 
Die  Wandemng  des  Wortes  ist  wahrscheinlich  folg«nde:  a^. 
^igrinf  —  lat  rrsima  —  arab.  ä^U^,  —  tttrk.  a<U%.j  —  njrr. 
fnWn.  Seltener  ist  das  dirtict  auf  das  Griechische  zorUck- 
gdiende  ,;^,  r»if»M  Barb.  U  8.  Vgl.  arab.  ^i»i\..  auch  türkisch 
bei  BUa  UÜ»,  71.  ~      ' 

^lube  mx/ran  .Safran'  ist  gCKWiObor  arak  oV**"3  ««'/•'«»  I 
dkr  eoropftiscke  Fama  di«c$w  frrmdeo  Hawirwn 


Ttrkbch«  Sradieo.  I.  35 

ÜvLxaw,  Jü^LLtf  gapama,  saparine  ,smilax  sarsaparilla' : 
entstellt  aus  it.  aaUapariglia. 

\SK*a^Mi  nmfit  jOnobrychis  sativa,  Esparsette':  gr.  avfupvrov 
ist  ,Schwarzwurz',  ^ymphytum  officinale'. 

\>J^UUw  sanavlsz  ,HandBzange'  Zenker  520  a:  gr.  nvvö- 
yhaaaoy,  aus  einer  Mundart,  die  xv-  wie  rai,-  spricht. 

^Jyiy*J:, ,  ^J^J*J»  iizfun,  Siz^un  ,Brustbeerbaum'  Bianchi 
n  76:  gr.  ^iCvq>oy. 

^JJi^y}r>  tar^un  ,Dragan,  artemisia  dracunculus' :  gr.  ö^a- 
ruivTioy.   Vgl.  Mi.,  Nachtr.  11  48. 

^^üutyS,  _X<U  Jo  tereminti  ,Terpentinbaum,  pistacia  tere- 
binthus*:  gr.  te^ßiv^og,  riqfuv&og. 

wJoJe  terter  ,Wein8tein'  Juss.  11 74:  it.  tartaro,  gr.  x&qtaQOg. 

iJbö  tiriali  ,Theriak',  altes  Universalbeilmittel  aus 
Pflanzenstoffen:  gr.  &i}qkx*'!^.     Arab.  jb^j. 

JuiiJo  tirß  ,Klee':  ngr.  rgiqivXXt,  agr.  xq'upv'Hov. 

8«JU  titre  ,Cedemharz'  Juss.  1191:  gr.  xedqia,  xeögid. 

sJUiJo,  sJoti*J'  tv/rfanda  ,Erstlingsfrucht'  hat  man  auf 
gr.  ftQünotpavi^  ,frlinreif,  von  Erstlingsfrüchten,  zurückgeführt; 
doch  vgl.  pers.  sjJJbjS  ,res  quaevis  omata,  recens  ac  vigens' 
Vullers  I  442;  arab.  Ai^  ,res  primum  visa,  nova'.  Aus  dem 
Türk.  ngr.  TQOipavzö  in  Cerigo,  IlavdÜQa  XIX  20. 

tjujaJi  türmili  ,Lupine,  Wolfsbohne'  Barb.  I  461:  gr. 
diquog.  Aus  dem  Arabischen. 

luujt«^  Veronika  ,Ehrenpreis'  Barb.  II  839:  it.  veronica; 
gr.  ßsQOvba], 

y3\\  zater  ,Gartensaturei,  conila  sativa':  aus  arab.ycoj.yc».«». 
Lat.  satureja.    Vgl.  Low,  Aramäische  Pflanzennamen  Kr.  270. 

y.  Mineralreich. 

(3AJUw<i   araenik  ,Arsenik':  gr.  äQasviwiv. 

fjuJejsfij  ^jJaj^xyi  büritis,  büritiS  ,Feuerstein'  Zenker 
217  c:  gr.  TrvQiTrjg. 

yuU^  (emento  Barb.  I  597.  630,  Neologismus  für  g^: 
it.  eimento. 

a* 


36 


t.  AlibandlnoK:     Heyer. 


yiÄAÄ.   tinko  ,Zink,  Zinkoxyd':  it.  zinco. 

(joWl  tlmas  , Diamant':  gr.  «{(Jcrjuag ,  durchs  Arabische. 
Vgl.  Laparde,  Bildung  der  Nomina  220.  Das  Wort  ist  in  alle 
Türkspraclien  eingedrungen:  Radluff  I  438. 

*Jv?l  ihriz   ,reine8  Gold'   Bianchi   I  8:  arabisch,   aus   gr. 

^^A^l,  AjyJiM,^^  iHube/i£,  üitiibef  ,Bleiwei98* :  entstellt 
ans  gr.  \}ii^v!>Q^;,  ifuiiv&toy,  wie  arab.  ^.xy^.  ^\j..Jlm\. 

«y^L>  jakut  ,Rubiii':  arabisch,  aus  gr.  v6xiv&og.  Frftnkcl  Gl. 
Persisii'li  wX-lSb. 

^Li^jJj  Icnhniaii  , nicht  geschnittener  Edelstein*  Barb. 
n  489:  frz.  cahochon. 

jjMjJajuULe.  ^JttJkie\J>Äx  vinr/nith,  mnknatis,  vulg.  me^ladis 
, Magnet';  Barb.  II  77(J.  780:  gr.  fiayyt'jTtjg. 

yy*  mermer  ,Marmor*:  gr.  jucr^^ff^o^;.    Arab.  marmar. 

^-Äjbl-j,  ^xj^lo  pirlanti,  bsrlnntB  , Brillant':    it.  hrillante. 

&Ju^.  pelatine,  platitia  ,Platina':  aus  dem  Spanischen. 
Gewöhnlich  ^y:i\  J\. 

s«j^  punza,  ponza,  vu\gär  patnza  ,Bimstein'  Barb.  I  421: 
lat.  pumej;  it.  pamice,  frz.  ponce.  Die  türkische  Form  dürfte 
Eunilchst  aus  russ.  pemza  stammen,  dies  ist  deutsch. 

^yjoy»  pumtlan  ,Art  Erde  zu  Mörtel'  Barb.  I  418: 
it.  pozzolana. 

5\j»    roza   jDiamantrosette*  Barb.   II  28:  it.  roia. 

ucyu,.  sjCwo  germa  .Goldfaden':  gr.  avgfut.  Vgl.  ML,  Ttlrk. 
El.  n  55. 

I^xm.  »im  .Versilberung,  Silbcrplattirnng*:  pers.  ^.^^^  .Silber* 
und  dies  aus  mgr.  äatj^iov  (.ungeprägtes)  Silber'.  Lagarde, 
Bildung  der  Nomina  221.    Ngr.  ia^fu  ,Silber'. 

^Jj-«,,  ,j-jL-  niiliimen,  mimen  .Quecksilberpräparat, 
Schminke':  aus  sublimäUtm. 

yjJUL.  giilüijfii  ,Zinnober'  Bianchi  I  KM.^:  pers.  o-^r*** 
,Mennig'  aas  gr.  ffiptw»^.     Nöldeke,  Pers.  Stud.  II  Ah. 

tj*jcya  gumpere,  vnlg.  mmpnra  ,Schmirgel'  Bianchi  II  133: 


gr.  aftvQig.     Pers.   »^i. 


j.  kurd.   »}^j- 


Ttrkiscbe  Studien.  I.  37 

^jtyLwl  uakurun  ,Schlacke'  Zenker  49  a:  gr.  axatgia. 
Vgl.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  387. 

j3*JiS  zemik  ,gelber  Schweifelarsenik'  Barb.  II  39:  arab. 
^5^jy,  pers.  -öjj  aus  gr.  diQaepiMv.  Zur  Metathesis  vgl.  ngr. 
atQvtxög  ,inännlich'  Syllogos  VIII  411.  Jean  Pio,  Contes  popu- 
laires  1  (Epirus).  Aus  dem  Türkischen  ^tqvixj  ,Arsenik'  im 
Pontus,  Syllogos  XVm  135. 

iiy\  zümrüd,  zümürrüd  ,Smaragd'  Barb.  II  44:  pers.  j^j 
(Vullers  n  141),  das,  wie  arab.  J^ßj  (Fränkel  61)  wegen  des 
anlautenden  Zischlautes  auf  gr.  afidqaySog,  nicht  auf  dessen 
indisches  Original  zurückgeführt  werden  mnss. 

VI.   Der  Mensch,   seine  Eigenschnften   nnd 
Beschäftigungen. 

^Jüit  efendi  ,Herr':  gr.  äq>€VTijg  aus  agr.  ai&syrij's]  viel- 
leicht vom  Vocativ.  Das  lautliche  Verhilltniss  der  beiden  grie- 
chischen Formen  zu  einander  ist  nicht  ganz  klar,  vgl.  Hatzidakis, 
Einleitung  287. 

wjyUi  sinior  ,mein  Herr',  Anrede  an  Fremde,  Barb.  11 103: 
it.  signwe.  Auch  musju  =  frz.  monsieur  wird  bei  der  Anrede 
an  Fremde  gebraucht. 

|.li>Lc,  »«l4>Lo  madam,  madama  von  europäischen  Frauen, 
Joss.  666:  frz.  madame,  it.  madama. 

x3>j>yi  kokona  ,vomehme  griechische  Dame':  gr.  lunubva; 
für  das  Wort  hat  Cihac  U  649  zum  Theil  zutreffende  Ver- 
gleichungen  beigebracht,  wo  nur  xowdor  unrichtig  beigemengt  ist. 

Jii^j\  orfan  »Waise'  Barb.  I  153.  Radioff  I  1077.  »iU^,! 
wrfana,  orfane  ,Waise',  nach  Budagov  I  125  in  Constantinopel 
,Hure',  sonst  ,Dienerin':  gr.  ÖQfavög. 

— jV  zeodi  ,Ehegatte',  x»j\  zevdie  ,Gattin'  Barb.  II  49: 
arab.  ^^x  ,Paar'  aus  gr.  CfiCyog.    Fränkel  106. 

&Xj|jt  karanta  ,Mann  im  besten  Alter'  Zenker  696  b : 
it.  quaranta  ,vierzig'. 

^j^Xaa.  iiiaron  »geschwätzig'  Barb.  I  580:  it.  cicerone 
»Fremdenführer'. 

s^j^L  palavra  ,Prahlerei':  ngr.  itaX&ßqa  ,Ge8chwatz' 
aus  span.  palabra  ,Wort'.    Das  Wort  ist  wahrscheinUch  durch 


3^  I.  AI'kaad.iB;:    X»r<r 

die  katalanischen  Söldner  ins  Griechiäche  and  von  da  ins  Tflr- 
kische  gekommen:  das  zn  Grande  liegende  lat.  parnbola  ist 
selbst  wieder  griechisch. 

J^^L*  marjol  ,Scharke'  Zenker  800  b :  iL  mariwAo ; 
ngr.  fioQ^iölbog. 

«>l«j^.  <s)ü«*Ä^  xoirat.  jiorjat  ,grober.  nngeschlachter 
Mensch*  Barb.  I  719:  gr.  xiagiÖTr^q  ,Baaer'  Ton  jfoqior. 

ooJöUy  izbandit  ,Räaber;  gefährlich  aussehender,  starker 
Mensch'  Barb.  I  43:  it.  shandito  jlandesverwiesen*. 

ijoi  ht»  ,Rilaber,  Dieb'  Zenker  793  a :  arabisch,  ans  gr. 
/.5<rr^.     Fränkel  Voc.  peregr.  18. 

&«^  loxnaa  , Wöchnerin':  gr.  ls][oBaa,  loxolva  von 
agr.  Ux'^- 

o^mIö  fefle*uf  »Philosoph',  übertragen  »schlechter,  gott- 
loser Mensch'  Barb.  11  437:  arabisch,  aas  gr.  tpiXiawfOi. 

^yo  »ofi,  Tolg.  «o/m  »mystischer  Philosoph,  Fanatiker' 
Joss.  1U76:  arabisch,  aas  gr.  ao(f6g'i  Aas  dem  Griechischen 
stammt  aach  KtiM.ä«i,  safsata  ,Sophismas*  Joss.  1005:  arab. 
,_,!». .Ji.>i  »Sophist'. 

s\.fjA.i^m0\  Upinnar,  i*i>efiar.  vnlgär  speuier  »Apotheker' 
Barb.  I  47.  Joss.  4><5:  it.  tpmiale  ,.\potheker,  Dr<^aenhSadlcr'. 

La«a)  Kimia  .chimie.  alchimie*  Joss.  606:  arabisch»  ans 
Xvutia.  Vgl.  über  das  Wort  Gildemeister,  Zeitschr.  der  deutschen 
montenl.  Gesellschaft  XXX  534  ff.  Anders  Pott,  ebenda  XXX  6  ff. 

«sflijjl  arokat  .Advokat',  übertragen  »spitzfindiger  Mensch'. 
Joss.  1323:  it.  arrocato. 

y^yS  k^ralir  »Ordensritter,  besonders  Malteser*  Barb. 
II  544:  it.  caraliere. 

Jül^  kerata  »Hahnrei*  Barb.  II  619:  gr.  xiftaräg.  Vom 
Vocativ. 

ljj.2Ä«  mantrina  ,Mstresse.  ausgehaltene  Frau*  Barb.  U  788: 
wohl   von  it.  mantenntai   vgl.  mantenir  Et.  Wtb.  d.  Alb.  259. 

sO^^,  »^y}yje  moliiffa,  mohniti  .vieille  servante  d'origine 
etrangere;  servante  ägee  et  raaladroito'  Barb.  II  799:  iL  (am)- 
malato  ,krank**? 


Ttrkiscbe  Stadien.  (. 


39 


LJLoU  familia  ,Fainilie,  besondcrä  Frauen  und  Töchter', 
aber  nur  von  nicht  muselmännischen  Häusern  gesagt.  Barb. 
n  398:  it.  famiglia;  ngr.  (pafiiXia  und  (panehä. 

UjUtji  angarte  ,Frohndien8t;  Zwangsarbeit;  Mühe,  Schwie- 
rigkeit' Barb.  I  126:  gr.  &yyaqsitt.     Vgl.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  12. 

auxLbjL»  fantazia  ,Prunk,  Luxus;  pomphafter  Aufzug' 
Barb.  11  398:  it.  fantasia.  Im  Arabischen  bezeichnet  das  Wort 
besonders  eine  Art  Uebung  bewaffnetel"  Reiter;  in  Egypten  hat 
es  die  verschiedensten  Bedeutungen,  es  wird  von  einer  Prome- 
nade, einem  besuchten  Kaffeehaus  u.  ft.  gesagt. 

jjiyjöLo  matis  ,betrunken'  Barb.  II  713:  gr.  ^lidvaog. 

yÄxi  ßno  ,klein  und  zart;  beste  Qualität  einer  Sache' 
Barb.  II  437:  it.  fino-,  ngr.  <pivo. 

XAilt>,  iuJIio  dalja,  talja  ,parfait,  complot'  Barb.  I  727. 
n  268:  gr.  riXsiog,  vom  Ntr.  Plural. 

x^Uyt^  Xorata  ,Scherz,  Spass'  Barb.  I  716.  Wird  allgemein 
flir  griechisch  erklärt,  z.  B.  von  Budagov  I  541,  und  Barbier 
de  Meynard  nennt  gr.  xmqaxä  als  Quelle.  Ngr.  xujqttzäg  oder 
Xaqativ  jeu,  badinage,  plaisanterie',  samrat  xwgaTorrt^g,  xiaqavBvu}, 
Xiaqöeisvfm ,  stammt  aus  dem  Türkischen.  Falls  das  türkische 
Wort  griechisch  ist,  mnss  ihm  gr.  xoe^wiyg,  x^P**"^^?  oder  xoji- 
tijs  von  xo?(^  ,Tanz'  zu  Grunde  liegen.  Korsch,  Archiv  für 
slav.  Phil.  IX  503,  denkt  an  X'^Q"'  ^^^  vergleicht  datsTos 
von  &<nv. 

x»L>  hate  ,Kuss'  Barb.  I  254:  it.  (acto. 

8^UaM.t  estare,  esture  ,Erzählung  in  Prosa  oder  in  Versen' 
Barb.  I  53:  arabisch,  aus  gr.  latoQia. 

yX9i>  defter,  vnlg.  tefter  ,Heft,  Register  u.  ä.'  Barb.  I  743: 
gr.  dicp^tQa  ,Haut,  Buch,  Urkunde'.  Auch  persisch  und  arabisch; 
aus  einer  dieser  Sprachen  ins  Türkische  aufgenommen. 

xhj.rfc  x*»****«»  x«***«  »Karte,  Plan,  Landkarte'  Barb.  I  700: 
gr.  x^^iJS-  n^)^  karta,  aus  it.  carta,  ist  ,Visitkarte'  Juss.  545. 
»Ifjiv,  JUo*^  x*"^***»  X**^*^^  ,Schreibtafel ,  Pergament  zum 
Schreiben'  Zenker  406  a:  gr.  x«?^«P'0''- 

\Lo^  tomar  ,Rolle,  besonders  Papierrolle'  Barb.  II  328: 
gr.  TOfiäQioy,  byzantinisch  im  Sinne  von  TÖfiog  (xdtQTOv)  ,Rolle'. 
Heut  bedeutet  xoh&qi  ,Haut,  Fell',  eigentlich  ,ein  Streifen  Haut'. 


40  r.  Ahhaniilunff :     V>*7ifr. 

.*«.  *i7n«r  ,.Sanmsattt;l*  Zenker  51'*:  n^.  aoftä^n  von 
aäyutt.     V>1.  Mi.,  Tq.  El.  II  5.5. 

Juk^ojf  ipnid,  aach  Upid  järeaprochen.  .Radfeljie"  Barb.  I  7; 
bei  Blan  23S  inplt,  np-it:  gr.  ^i,;:  von  &Widc. 

u«^-»  karnhn»  .partit;  proeminente  de  la  seil«'  Bianchi 
II  4;>'^:  arabi.-^ch,  aiw  jjr-  *^,iii.     Frünkel  UM. 

^ylfljLi  fnjtun  ,An  viersitzi^er  Wafjen",  veraltetes  Wort. 
Barb.  II  3r>^h  t'rz.  phrn-tim-,  vielleicht  zunächst  aud  mss.  «ojtoh^ 
Mit  Unrecht  sieht  Jo-sti,  iJictionnaire  kurde-fran^-aia  Ä*ö,  dieses 
Wort  auch  in  kurdisch  »ÄÄi  ßnto  ,caleche';  dies  ist  vielmehr 
türkisch  y*-*^  hintoK,  hinto  ,Wagen'  aas  magy.  hintti,  das  Mi. 
tSlav.  El.  'S  iKispricht.  Andere  Bezeichnungen  tur  Wagen  euro- 
päischer Art  führt  Zenker  592  c  an,  wie  a^j».  ,^^.-  ^^l»- 

^^^yS  kukla  , Puppe':  ngr.  xoi-jc).a.  das  man  aus  lat.  pupula 
herleiten  will,  schwerlich  mit  Recht.  Es  hängt  eher  mit  den 
Wörtern  zusammen,  die  auf  lat.  aieulliu  ,Kapuze*  zurückgehen. 

tJLfjiyie  tf/mbala,  ^"^Luiyie  tomhalak  .Purzelbaum'  Juss. 
1193:  it.  tomholo  oder  tomhftlata  ^Purzelbaum'. 

täyie  tokn  ,Anst09scn  mit  den  Gläsern;  Trinksprach'  Juss. 
1192:  it.  toccare,  vom  Imperativ. 

^^Li  kannn  ,Ocsctz,  Regel':  arabisch,  aus  gr.  wamv. 

^jy^K  radiun  ,Grund,  Argument'  Barb.  II  8:  it.  ragione. 

&Mölij   vnkaniia  , Ferien'  Zenker  934  a:  it.  vacanze. 

Ich  schliesso  hier  den  Zuruf  5«'»J  hraco  Barb.  I  293,  aus 
dem  Italienischen,  an.  Auch  die  Intcrjection  »jJ  bre  ist  fremd» 
wtMin  meine  Hcrleitung  Et.  Wtb.  d.  Alb.  286  das  Richtige 
iritlt:  gr.  ß^  =  ligi.     Anders  Mi.  Nachtr.  11  89. 

als  kaka  ,pfui !'  Zenker  705  c  ist  gr.  xa%&. 

VII.  Der  KQrper  nnd  seine  Krankheiten. 

l»idjL  htlgam  ^Schleim'  Barb.  I  312:  gr.  cpXiyfta.  Zunächst 
.lus  d«m  Arabischen. 

' .: ';  ^  X"'j"  ,GaUc'  Barb.  I  719:  gr.  x<i^,  X0^,  Deminutiv 
LJjiLLt    vuilijptlja    »Melancholie' :    uehr/xoXia ;    arab. 


TArkUehe  Studien.  I.  41 

KxJLa  salja,  ^IjJL^  saljar  ,Speichel'  Barb.  I  191:  gr. 
adkiov  für  aidhov  von  aialosi  vom  Plural,  saljar  zunächst 
vom  Adjectivum  aahÜQtjg  ,baveux'. 

vsAiXwl  isKelet  ,Skelett'  Juss.  482:  gr.  axelsrög. 

käjXmX*  masarika  ,Gekröse'  Juss.  685:  gr.  ^tsaaqaixöv, 
von  fuadQotoy  ,GckrÖ8e'.    Zunächst  aus  dem  Arabischen. 

s^(\x  niedre,  metre  ,Gebärmutter'  Zenker  831  b:  gr.  fii^TQU. 

(^§JLlmL  basilek  ,Königsadcr  an  der  inneren  Seite  des 
Armes'  Bianchi  I  308:  gr.  ßaaikixög;  aus  dem  Arabischen, 
natürlich  gelehrtes  Wort,  wie  schon  das  i^  für  /!/  zeigt. 

U^>iLjt>  diafragma  ,Zwerchfell'  Zenker  445  b:  gr.  diä- 
(fqay{jut. 

(jjJlr  glin  ,Gelenk'  Blau,  Bosn.  türk.  Spr.  233:  nach  ihm 
gr.  yXrpn^,  das  bei  Medizinern  in  der  Bedeutung  ,Knochengclenk- 
vertiefung*  vorkommt. 

^■jiy»  kolera  ,Cholera':  it.  colera  aus   dem  Griechischen. 

c^«jjl*ÄMil  eskorbut,  iskorpit  ,Skorbut'  Barb.  I  55.  Juss. 
483:  it.  scörbutOj  ngr.  anoQfiTioüro.  Der  Ursprung  des  Wortes 
ist  wahrscheinlich  deutsch,  vgl.  Weigand  und  Kluge  unter 
Scharbock. 

^jJjj  kuUnd£  ,Kohk'  Barb.  11  576:  gr.  luahindg,  von 
nuüXov.     Zunächst  arab.  ^y>;  pers.  ^^■ 

«Jj^Lj  panukla  ,Pest'  Zenker  172:  gr.  navovmXa,  aus  lat. 
panicula,  panucula,  panucla  ,eine  Art  Geschwulst'. 

^j>^yy^JLu  «efc'iro» , Drüsen  Verhärtung'  Juss.  1040:  gr.  axlQQog. 

\^\LlmiI   ispazmoz  ,Krampf  Barb.  I  46:  gr.  anaofidg. 

yifJ  tifo,  o^yiu:»  tifos  ,Typhus'  Barb.  1508.  Juss.  1188: 
it.  tifo,  gr.  Tixpog. 

*iXi\yi  büvanda  ,Arzneitrank,  Krankenthee'  Barb.  I  316: 
it.  bevanda  ,Trank'. 

tJtyjtjA-  yiirizma  ,Paste  zum  Entfernen  der  Haare'  Barb. 
I  700:  gr.  XQiaiia  ,Salbe'. 

yi^S  iUsir  ,Elixir,  Panacee,  Stein  der  Weisen'  Bianchi 
I  166:  arabisch,  aus  gr.  ^qög.  Vgl.  Gildemeister,  ZDMG. 
XXX  534,     Aus  dem  arabischen  Worte  stammt  unser  Elixir. 


4S 


I.  AkbuidlnuK:     Kejrer. 


[»g^o  intlhem,  vulgär  fUr  iv***  nwrhem  ,Pfla8ter,  Salbe' 
Barb.  II  785.  754:  arab.  ^^^  neben  ^Jtiu*  aus  gr.  fidlcr/na  ,er- 
weicIicnflcR  Pflaster'. 

au.'bju»<l  ispitalle  , Krankenhaus'  Barb.  I  47:  it.  spedale, 
ogpedale-,  ospitale,  ngr.  anitd'U. 

y->)^yf  lazareto  ,Lazarot'  Joss.  650:  it.  lazznretUy. 

yi^Ji^Xi  parlatorio  ,Unter8Uchung^zinmicr  im  Lazaret' 
Barb.  I  378:  it  parlatorio  ,.Spreclizinimer'. 

ÄÄÄ.»   rtfete  ,ärztlicbe8  Rezept'  Barb.  II    14:  it.  riretta. 

KÄJOj  fizita  ,ärztlichcr  Besuch;  Honorar  dafür'  Barb. 
II  848:  it.  vigita;  ngr.  ßltira,  z.  B.  in  Thera  (Petalas,  Glossar  7(5). 

»Ufljo  haitar  ,Thierarzt ;  Hufschmied'  Bianchi  I  431: 
arabisch,  aus  gr.  Xnfrlatqoq.  Frilnkel  265. 


VIII.  Natnr,  Land,  Ktiidt. 

jyi\ji\  anafor  ,Was8er8trudel'  Barb.  I  IJI.  Radloff  I  230. 
Auch  ,Gegenwind':  ngr.  dru^ogi  ,contrecourant'. 

^1  exir  jAether,  Liclitkreis,  Hiininc!'  Zf-nkfT  10  b:  gr. 
aid-ijQ.  Bianchi  I  14  hat  ■Ji\  eter  ,liqucur  spirituousc  et  volatilo', 
aus  frz.  ether. 

jJÜo  hnlv  ,Hof  um  den  Mond':  •■irahisch,  aus  gr.  SXbj<;, 
wie  frz.  haloy  it.  alone. 

J\üS   kanal  ,Kanal'  Jussuf  528:   frz.  canal,   Neologismus. 

Jju*  mil  ,Meilc,  Meilenstein'  Bianchi  II  1068:  arabisch, 
aus  lat.  mille.  Fränkel  282. 

jaoS  kasr  ,8chlo8s,  Festung'  Bianchi  II  482:  arabisch, 
ans  gr.  xäaxqov  -=  lat.  c/istrum.  Nöldeke,  Zeilschr.  der  deut- 
schen morgenl.  Gesellschaft  XXIX,  423. 

— .w  burdi  ,Thurm,  Bastion,  Fort'  Barb.  I  2i>4:  arabisch, 
aus  vulgSrlat.  burgu^.  Nöldeke,  Zcitschr.  der  deutschen  morgenl. 
Gesellschaft  XXIX,  426.  Das  lateinische  Wort  ist  gr.  rrifQy'^'i-  ^^^ 
diesem  direct  stammt  tllrk.  ij-f^y^  horgo»  ,Schloss,  Thurra' 
Barb.  I  295.     Auch   das  alte  Pyrgos  in  Thrakien   heisst  heute 


CT->V 


oder  ;U 


j^)9i- 


Türkiscbc  Stadien.  I.  43 

&u>Lw,  x»Iaj  pjaaa,  pijaöa  ,öffentlichcr  Platz,  Markt; 
Marktpreis;  Bezeichnung  des  Quais  in  BUjükderc'  Darb.  I  422. 
Jossnf  957:  it.  piazza. 

«yUu,  jn^H^  sinor,  sifior  ,Grenze':  byzant.  avvoqov  ,Grenze'. 

xiü,  »Ajtj  bona,  banjo  ,B^d'  Barb.  I  282:  it.  bagno. 
yLcIo  bctffno  ist  ,Zuchtliaus'  Zenker  168  b. 

\Sji^  Höprii  ,Brticke'  hat  man  auf  gr.  yicpvQci  zurück- 
geführt; doch  vgl.  koibal-karagassisch  köbergä  ,Brücke'  Vdm- 
b^ry  Et.  Wtb.  66. 

«üoli  fabrika  ,Fabrik,  Manufactur'  Barb.  11  394:  it. 
f(d>brica. 

(joLtJi^  dejmas  ,Gefängnis8'  Bianchi  I  895:  arabisch,  aus 
gr.  dtjfiöaiov.   Fränkel  281. 

Jow  berid  ,distance  de  quatre  pai-asanges,  ou  quatre 
heures  de  voyage  k  cheval;  courrier'  Bianchi  I  358:  arabisch, 
aus  lat.  veredus,  gr.  ßi((ijdog.  Fränkel  283. 

I»aJL*I  eklim  ,climat,  partie  de  la  terre*  Bianchi  I  160: 
arabisch,  aus  gr.  xiU'jiia  ,Klima,  Qegcud'. 

yjyxspJJ\  efendiiun  ,Erdfeme  eines  Planeten*.  ^^jy*jp>^yi\ 
efrendÜun,  ^jy*jssj,ji\  efridHun  ,Erdnäho  eines  Planeten, 
Zenker  75  a.  73  a :  gr.  änöystev,  iteqiyeiov. 

\\^  Iura  ,Stcrnbild  der  Lyra'  Zenker  796  b:  gr.  Xvqa. 

^IXI^  volHan  , feuerspeiender  Berg'  Zenker  935  b:  it. 
voleano. 

IX.  Hans,  Wohnung. 

^Xy\f  Jj^,  yiy^  avls,  havle  ,Hof,  Viehhttrde,  Hausflur': 
gr.  aik^. 

io^L»  balat  ,alte8  Bauwerk,  Ruine'  soU  nach  Barb.  I  276 
von  gr.  itaXaiÖTtjs  stammen!  Es  ist  offenbar  arab.  k^,  das  auf 
ftaXänoy  ^  lat.  palatium  zurückgeht:  Fränkel,  De  yocab. 
peregr.  6;  Aramäische  Fremdwörter  28. 

^Jf^^    balkun  ^offener  Balkon':  it.  balcone. 

ckAla^t  aatabel,  ütabl  ,Stall':  lat.  gtabultim.  Zunächst  aus 
dem  Arabischen.  iJ^Üe,  xJbjUo  tavla,  tavile  ,Pferde8talI'  geht 
wohl  auf  ngr.  aravlog  zurück. 


44 


I.  Atihudliing :    Me)r*r. 


^J}y*  furun  , Backofen':  lat.  fnriiug,  mgr.  (poigt-os-  Arabisch 
^y  fum:  Fränkel  27. 

^J'J^ji  kaf>»  ,VogolhaucT;  Kflfip;  Ffiistcrgitter'  Barh.  11  526: 
arab.  ^>»ü,  nach  Nüldckc,  Zcitsfhr.  dor  deutschen  morgen!.  Ge- 
sellschaft XXXIil  iA<ö  aus  lat.  rMpsius  .Beiiülter  für  wilde  Thiere*. 

ouk*j5^  fceremit  ,Ziegel':  ngr.  xfpor/f/Ji.  Arabisch  <XAX«i> 
Idnitid  aus  dem  Aramäischen.  Fränkel  5. 

ytJ  Klier  , Keller,  Vorrafhsgewfilbe':  gr.  xfAWpi  aus  lat. 
rellririum.    -/.fXXäQiov  ist  schon   byzantinisch. 

iX-JL^  Icilid  ,,Schlo8s  an  der  Thttre':  gr.  Tdeida  (Accasativ) 
(Schlllgsel'.  Zunilchst  aus  dem  Porsischen,  wo  .xJiS  aber  ,clavis* 
bedeutet  (Vullers  II  H7(>).  Arabisch  J».~Li»\.  Beide  stammen  aus 
aramUisch  fjli<lfi,  Iqlulä.    FrJinkel   lö. 

kJji,  a-uJ^'  kuluba,  kulibe  , Hütte'  Barb.  II  574:  gr. 
^ttXi'ftr,'.     Vgl.  Mi.,  Tttrk.  EI.  I  88. 

5y*i»jü  k'iniiza  ,Qcsims,  Karniess*:  ngr.  xaigvlraa  (Soma- 
vcra)  aus  it.  cumlcc 

»y^  lata  , flaches  Stück  Holz  zu  Vorschlagen'  Barb. 
II  H{(f):  it.  l'ittn  jflaches  Ilobü'.  Das  Wort  ist  deutschen  Ur- 
sprungs. 

o^J  Ifidin  ,Loge,  Zelle;  Handelsbiirse ,  Theiiterlogc'. 
uiJ  Inndia  ,Börsc;  Versammlungsort  von  Handwerkern':  it. 
lo(/ilin;  ngr.  lövi'Ca,  se.  londia.  Vgl.  Mi.,  Türk.  El.  II  17. 
Nnchtr.  I  78.  Das  «  von  londia  gehört  zu  den  von  Schuchardt, 
.Slawo-Deutschcs  16  f.  besprochenen  Erscheinungen. 

JIjüLc    mandal  ,Riegel':  ngr.  ^lavr&Xi,  agr.  fiävdaXoii. 

Jflikj  palatsr  ,Fen8ter'  Zenker  206  b:  gr.  naqiklh'Qov, 
jjttQCtiHiQi.     Das  gewöhnliche  Wort  ist  »/a-^- 

^yÄj   pandzur  ,Jalousic,  Fenstergittcr' :  frz.  ahat-jour. 

s.jijo  jttdavra  ,Holz8chindel  zum  Dachdecken ;  kleine 
Holzplatte  fUr  Drechslerarbciten'  Barb.  I  389:  gr.  niravQov 
jStJinge,  Latte'. 

I»j^t>^  podrum,  bodrum  ,KcUcr,  Erdgeschoss;  GefUngniss' 
Barb.  I  320:  gr.  vnödqofiog.  Vgl  Mi.,  Nachtr.  U  14.  Das 
griechische  Wort  kommt  bei  Phiton  in  der  Bedeutung  ,Schntz- 
hafen'  vor. 


TfirUscba  Studien.  I.  45 

i,    »JuÄJ    tanta,   tanida   ,Zeltdach'   Barb.    I  491  :    it. 
tenda.    Vgl.  Et"  Wtb.  d.  Alb.  429. 

A^lis  tarem,  tarum  ,Kuppel,  rundes  Zelt':  gr.  tiqBnvov., 
vgl.  rum.  tärim  ,Halle,  Saal',  magy.  terem  dass.,  asl.  treim  jturris'. 
Der  Weg  wird  vom  Griechischen  ins  Slavische,  von  da  ins 
Magyarische,  dann  ins  Rumänische  gewesen  sein ;  aus  letzterem 
oder  dem  Magyarischen  direct  stammt  das  tttrkische  Wort. 

Jl^j    temel  ,Grundlage,  Fundament':  gr.  ^sfiehov. 
^jttyjyie  tolos  jWölbung,  Kuppel':  gr.  d-öXog. 

tJikyio  ttigla  ,Ziegel',  auch  tuvla  Jussuf  1202.  Mi.,  Türk. 
El.  II  77  meint,  das  Wort  beruhe,  wie  magy.  tegla,  auf  lat. 
tSgula  und  sei  durch  germanische  Vermittlung  nach  dem  Osten 
zu  den  ttlrkischen  Völkern  gekommen,  bevor  das  Deutsche  t 
in  2  verwandelte.  Diese  Annahme  hat  unläugbare  Schwierig- 
keiten. Mir  scheint  tugla  auf  ngr.  vovßovXov  (Legrand)  xovßhiv 
zu  beruhen  und  dies  von  vovßovXov  ,tubulus,  sipho'  Du  Gange 
nicht  zu  trennen,  wie  ich  Et.  Wtb.  d.  Alb.  451  gethan  habe. 
Dies  TOvß(ov)Xov  bedeutete  zunächst  Röhre,  dann  einen  röhren- 
förmigen Dachziegel,  wie  sie  noch  jetzt  in  Anwendung  kommen. 
gl  aus  vi  wie  in  den  Et.  Wtb.  d.  Alb.  283  unter  mjergule  zu- 
sammengestellten Fällen. 

Mit  Unrecht  hat  man  griechischen  Ursprung  angenommen 

in  >yäA  axor,  axsr  ,Stall',  das  man  mit  dxvQÖg  in  Verbindung 
gebracht  und  als  ,Ort  fUr  Streu'  erklärt  hat:  Mi.,  Nachtr.  II  72. 
Es  ist  persisch  und  aus  iranischem  Sprachgut  zu  erklären,  vgl. 
Darmesteter,  Etudes  iraniennes  I  114:  II  136.  Auch  —-y^lcirecUi 
,KaIk'  ist  schwerlich  gr.  x&Xii^,  vgl.  osttilrk.  g^  >gypse> 
plätre'  Pavet  de  Courteille  484.  Das  griechische  Wort  erscheint 
im  Arabischen  als  ^y^.  Fränkel  8. 

X.  HansgerSth. 

^UÄbt  anaxtar  ,Schltl88el':  ngr.  dtvoixräqt,  z.  B.  in  Cypern, 
SakeUarios  KvTtqtaxA  IP,  453;  schon  bei  Machaeras,  Sathas, 
Meaaiijin>ixii  ßißXioSi^tj  H  599.  ävotxtaQiä  ist  von  Somavera 
mit  der  Bedeutung  ,scaricatoja,  trabocchetto'  verzeichnet. 

»«Ä*i«l,  »^LL*I  sskara  ,Rost':  ngr.  (mdQa  aus  agr.  iaxAqa. 


48 


I.  Abkaodlang:    UejtT. 


x»«i  ftrfa  , Bürste':  ngr.  ßovgraa.  Ich  halte  ßotgiaa  ftir 
romanischen  Ursprungs,  zu  der  Gruppe  prov.  bro»$a,  frz.  broate, 
afrz.  hrocf,  span.  hraza  oder  zu  span.  bruza  gehörig  (Körting 
Nr.  1374.  1428).  Aus  dem  Griechischen  stammen  rum.  iiVfd, 
alb.  imrUs  und  das  türkische  Wort  Das  von  Barb.  II  40H  an- 
gefllhrte  it.  furcla  existirt  nicht. 

J»^«i  ßrdievl  ,8triegel'  Bianchi  II  363:  arabisch;  man 
fllhrt  das  arabische  Wort  auf  byz.  ^gayMiov  aus  \at.  ßaytllum 
zurück ,  dessen  Bedeutung  allerdings  nicht  übereinstimmt. 
Fränkel   113. 

iJ.»X«ul  iulcemle,  vulg.  auch  isHemni  ,Stuhl':  mgr.  anäuvov, 
axäfivog,  axafivlov,  ngr.  (nctfifi,  aus  lat.  scamnum.  Das  lautliche 
Verhültniss  macht  Schwierigkeit.  Korsch,  Arch.  fiir  shiv.  Phil. 
IX  504  denkt  an  ein  slav.  *skaiuljd  als  Vermittlung.  Man 
kann  lat.  scamellum  vergleichen,  das  ahd.  »camnl  ergeben  hat. 
Wahrscheinlicher  ist  mir  aber,  dass  von'der  Form  mit  -mii-  aus- 
zugehen ist,  in  der  -mn-  zu  -ml-  geworden  ist.   Vgl.  lodoM  :  rörog. 

JuJUS  kandil  .Lampe':  mgr.  xardijAa  aus  lat.  candela. 
Das  türkische  Wort  ist  aas  dem  Arabischen  aufgenommen. 
Fränkel  95. 

«J^^Ls  kariota  ,europftisches  Bett,  (.'haiselongue'  Barb. 
II  4Ö«3:  it.  carriuola  ,Rollbett',  venez.  eariola,  ngr.  rcoftolB  z.  B. 
in  Kreta  Jann.  338. 

\s*jyjä  karacit,  oOj»J' A'ereciV  .niedriges  RuhclH-ti,  Sofa': 
gr.  x^ii^dn  ,Bett*  von  sigr.  noä^iiarog.  Vgl  Mi.,  Türk.  ¥A.  II  7. 

JUye^  lampa  , Lampe'  Barb.  II  G97:  it.  lampa,  ngr.  Juifiia. 

jukL«  ma$a  ,Tisch,  Speisetisch'  Barb.  II  716:  mm.  moaa 
Mis  kt.  «MMO.    Mi.,  Slav.  Fi.  im  Türk.   14. 

(^JUwe  nurndil,  mindil  , Serviette,  Tischraeb*  Bianchi 
li  1022:  arabUch,  aas  gr.  fianUt,  Ut.  tmoHtüe.  VgL  Et.  Wtb. 
d.  Alb.  25«. 

Ü^Ao   pei4>ta   ,Serviette*:    ngr.    mraha   aas    it. 
;Lippcben'. 

^«^  pinto  ,Gabel'  Bm^  I  3»7:  ngr.  nttfän.  Vgl  Et. 
Wtb.  d.  Alb.  338.  - 

tiiiXjm  »tdjit  ,8Bnfte.  grosser  Stakf:  it.  »»ütt.   &; 
JSc«ecl'  Zenker  5(^)0  a:  it.  «vj/yNt. 


TOrUHho  StwU«.  I. 


47 


juLjÜ.  kJLJo  tahla  , Esstisch;  AuslagstiscL  von  Bäckern  und 
FruchtliHndlern ;    Holzplatte   der  ambulanten  Verkäufer'   Barb. 
^428.  U  278:    n^rr-  rüßla  aus  it.  taml/i;   vgl.  rum.  tablä,  aal. 
tthac  II  3l»9. 

tjj\yie,  »W*j    Urapeza,   terabeza   ,drei-   oder   vierftissiger 
Tisch,  Esstiseh':  gr.  xqäTxst^a. 


XL  Handwerke,  Oeriitbe  und  Aehitliclies. 

-jyj    herber  .Barbier':  it.  barbiere. 

54>Lcjj  bugada  ,Lauge'  Hindoglu  92:  ngr.  fuioyäda,  (XTrov- 

rjlääa  , Lauge',  unovcida  ,Wäsche'  in  Thera  (Petnlas  75),  novycida 

,das  >Vaschen  mit  Lauge*  in  Leukas   (Sj'llogos  VIII  378),  aus 

TBnez.   hugada   ,imbiancatnra   di   pannilini'  =  it.  hucato.     Das 

Wort  ist  deutschen  Ursprungs.     Körting  Nr.  1405. 

äjIä  iai>a  , Hacke,  Haue':  it.  zappa,  ngr.  touTti.  Vgl.  Et. 
Wtb.  d.  Alb.  382  unter  sepate. 

jLGt>  diüel  ,Haue':  ngr.  iiAtlXi  ,zweizinkige  Haue'  aus 
agr.  iUeXla.     Vgl.  Mi.,  Türk.  El.  I  48.  Nachtr.  I  28.    H  103. 

b>cVä»  dzendere  ,Presse,  Walze  zum  Filzen  von  Stoffen; 
enger  Durchgang'  soll  nach  Barb.  I  539  it.  cilindro  , Walze' 
aus  xvhvÖQog  sein.  Das  Wort  ist  aber  pereisch.  Vullers  I  532. 

&kl^A^  diioata  ,Art  Nagel'  Barb.   I  649:    vcnez.  ffiaveta 
=  it.  cAirtcctt«.  Dagegen  ist  \£y*^  Ün  , Nagel'  tiirkisch:  cagut. 
jNagel',  6uv.  iugn  .peuis'.  Vilmbery,  Et.  Wtb.   191. 

\sA^^  ergat  ,Arbeiter':  gr.  iQytirijg.  Mi.,  Türk.  El.  I  58. 
Aach  in  der  Bedeutung   ,cabestan,  Schiffswinde'  entspricht  gr. 

jüLli  ^n/aÄa  , Block,  Strafstock':  ist  arabisch,  das  arabische 
Wort  aber  wohl  nichts  anderes  als  gr.  q)äXctYyag,  von  agr.  cpäkay^. 

iU»U  faieta,  aJwwli  fateta  , Facette  beim  Schneiden  von 
EdcLjteinen'r  it.  facc*tta,  frz.  facette.    Barb.  II  395.  396. 

\jiyi  foja  ,kleine  dlinne  Gold-  oder  Silberblttttcheu  ftJr 
Juwelierarbeiten':  it.  foglia. 

i^y^  glinja,    ijüttje   ,Winkehnas8':    ngr.  yrnvid  aus  yutvla. 


48  I-  Akkaodlng:    McTer. 

^^y^  Z""*  »Trichter':  ngr.  /owt  von  agr.  x^yog. 

v_Jls  ioZei  iaZup  ,Form,  Modell'.  Ans  dem  AralHschen; 
(las  arabische  Wort  flihrt  man  auf  agr.  xaXAttovq  ,Schasterleisten' 
zurück,  aus  dem  Türkischen  stammt  wieder  ngr.  wxXovrti  ,monle*. 

|JL»  kalem  ,Schreibrohr;  Pinsel,  Meissel;  Schrift;  Boreaa': 
arabisch,  aas  gr.  luikaftog. 

JuiLs  kandia  ,Haken'  Barb.  II  475.  Budagov  11  27:  it. 
ganeio  ,Haken'  span.  gancho.  Der  Ursprung  der  romanischen 
\V(5rtcr  ist  freilich  nicht  aufgeklärt,  und  daher  hat  sich  Miklosich, 
Türk.  EI.  I  89  zu  der  umgekehrten  Annahme  entschlossen, 
das  italienische  Wort  aus  dem  Türkischen  herzuleiten. 

tJyS  kola  jStärke  fiir  die  Wäsche'  Jussuf  (513:  it.  eolla 
,Leim,  Kleister'. 

'^'>)y»  kordela  ,Sclmttrchen,  Bändchen':  it.  cordella;  ngr. 
no^dSXka. 

»jXmS  Mstere  ,Ianger  Hobel;  Schleifstein'  Barb.  11  629. 
Jussuf  642:  gr.  xiarQa  ,Spitzhacke'.  Zweifelhaft,  da  die  Be- 
deutungen nicht  übereinstimmen. 

}y*M.y}  Itistro  ,Schuhwichse'  Barb.  II  707 :  it.  luttro  ,GlanB, 
Politur';  ngr.  htvavQog. 

IjU5'L»  maßina  »Maschine'  Barb.  II  718:  it.  macchina. 

xJbLo   manela  ,Hebel':   ngr.  fiayelhx   aus   venez.  manoela 
-  it.  manovella  ,Hebel'. 

\«AjKL«  marangoz,  seltener  ^«AJULe  marangon  ,Tischlcr' : 
ngr.  naqayyuig  ,Tischler';  it.  marangone  ,Zimmei^e8ell'. 

ikiXx«  mengene  ,Oel-  oder  Weinpresse':  gr.' (uiyyaroy,  daher 
auch  it.  mangano. 

Juy«  mil  ,Nadel  zum  Färben  der  Wimpern  und  Augen- 
brauen; chirurgische  Sonde'  Barb.  11  807:  arab.  J-^  ,Sonde', 
daM  man  aus  gr.  fir^Xt]  dass.  herleitet  (Fränkel  261).  Aber  woher 
Ntunimt  das  griechische  Wort? 

iJyi  mala  ,Mtthlstein'  Barb.  II  799:  it.  mola  dass. 

juj^  pelanja,  planja  ,Art  Hobel':  ngr.  .-rläria  aus  dem 
Uwnanischen.    Et.  Wtb.  d.  Alb.  343. 

iU*vj^.  pelancete  jMesstisch  der  Feldmesser'  Barb.  I  405: 
l'l'ü.  planchette. 


Türkische  Studien.  I.  49 

Kam.!«  raspa  ,Striegel':  ital.  raspa  ,Raspel'. 

^«5L«o  gaktur  ,Hammer  zum  Steineklopfen'  Bianchi  El  86: 
arabisch,  aus  lat.  aecuris.  Fränkel  84.  Dass  das  Wort  im 
Griechischen  des  Orients  heimisch  war,  beweist  noch  ngr.  ras- 
■»ovqi,  taixovQi  (z.  B.  Syll.  8,  397.  Kanellakis  XiaY.ä  'Aväkexta 
301,  668). 

^yXMuull  sistra  ,Art  Tischlermosser;  Reibeisen  der  Bäcker; 
Striegel'  Jussuf  1073.   Barb.  U  82:   ngr.  ivarga  ,räpe,  ötrille'. 

'T>y^  sulünez  , Messerschmied'  Zenker  517  a:  wahr- 
scheinlich it.  Solinghese  von  Solinga,  Solingen,  von  wo  die  be- 
rflhmten  Messer-  und  Schwertklingen  weithin  exportiert  wurden. 

sjü^  sonda  ,Sonde'  Jussuf  1079:  it.  sonda. 

»üUj»i>m  Sirinka,   Siringa  ,Spritze':   it.  aciringa  von   agr. 

xjUo   tapa  ,Stöpsel'  Jussuf  1115:  it.  tappo  dass. 

^JyAi\yie  teraie^on  jPfropfenzieher'  Zenker  596  b:  frz.  tire- 
bouchon. 

>j^Jb  tumo,  tomo  ,Drehbank':  it.  tomo. 

v_*^*ia^t  usturlab,  saterlab,  (o^vIomi  auturlab  ,Sternhöhen- 
messer'  Zenker  509  a.  Barb.  I  53:  gr.  äoTQoMßog. 

^^Jm»I,  ^g»yjiM^\  üatüpü,  iatubi,  iatupi  ,Werg':  ngr.  atovjcl 
von  <nintj. 

^j»yis\j  varjoa  ,8chwerer  Hammer  der  Steinklopfer':  ngr. 
ßaQetd  ,ma88e,  massue'  Legrand.  Von  einem  gleichbedeutenden 
männlichen  ßagsiög.  In  Ophis  ßaQettg,  Syll.  XVIII  127. 

fjo^,  tiXij  ^^  »Schraube':  venez.  vida  =  it.  vite.  Et. 
Wtb.  d.  Alb.  472,  wo  ngr.  ßlda  hinzuzufügen  ist. 

XII.  Gefösse. 

JU^  bukal  jdickbanchige  Flasche':  it.  boccale.  Barb.  I  338. 

Jls^  Sukal  jTopf :  ngr.  Toovxäh.  Letzteres  ist  genauer 
durch  s^u>^  (ukali  wiedergegeben.  Barb.  I  610.  Das  Wort 
dürfte  eine  Ableitung  von  it.  zucca  ,Kttrbis,  Kürbisgefttss'  sein; 
T(roi>xxa  als  Gefässname,  ,Kalabasse',  kommt  bei  Prodromos  I  112 
Legrand  vor.  Vgl.  Korais  "udraxTa  1  183.  Verschieden  davon  ist 
JViy^  ,cuira8se,  barde  d'acier  ou  de  fer',  bei  Pavet  de  Cour- 

SiUonfilMr.  i.  phU.-Ust.  Ol.  CXXTIII.  Bd.  1.  Abb.  4 


m 


I.  Abhaodlaiig:     Mejrtr 


teille  295  ,armure  qai  couvre  le  eheval',  \>ei  Budagov  495  £agat. 
und  osm.  JlSy*^  JlKa;.  ,Paiizer,  Pferdehamisch'.  i 

_yLu.l   estudi  ,Etiii,  Futteral'  Barb.  I  öl:  it.  tutuccio.   ^H 

jJsvj^^l  eiparta  »grosser  Korb  für  Früchte,  bes.  fiir  Wein^^ 
trauben'  Barb.  I  Ul:  it.  spofta;  auch  ngr.  anö^ta. 

^ys,  ^yÄjLi  feft,  ßüi  Jussuf  287.  Barb.  II  436  ,Tonne, 
Fass':  ngr.  ßovrai.    Vgl.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  43. 

Ja»ji  kematr  ,Bücherschrank,  Büchertasche'  Bianchi  II  50(5: 
arabisch,  man  leitet  es  aus  spätgriech.  Ktifxrrrga  im  Sinne  von 
x(h//a  her.    Fränkel  252. 

&j'Lo  kanata  ,irdene8  Geftlss  für  Flüssigkeiten':  ngr.  xavdra 
aus  dem  Romanischen.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  187.  Das  Wort  ist 
deutschen  Ursprungs. 

iliejS  kartalle  ,Korb,  bes.  fllr  Früchte*  Bianchi  II  462: 
arabisch,  aus  gr.  ^ägralloi;.  Fränkel  77. 

ajoU  kaea  ,eiserne  Geldtruhc,  Kassenlocal'  Barb.  II  462: 
it.  catma. 

ik^\yS  kavata  ,gr08sc  Holzschüssel':  ngr.  yaftä^a,  %aßä^a 
aus  lat.  gacata.    Et.  Wtb.  d.  Alh.   127  f. 

HjyS,  üy»  koca,  koga  , Eimer'.  Ein  weit  verbreitetes  Wort, 
das  ich  Et.  Wtb.  d.  Alb.  2U3  versucht  war  als  Fremdwort  im 
Türkischen  zu  betrachten.  Docli  vergleiche  man  ^^ly»,  ^-,Uä 
, Bienenkorb',  jjj»,  i^jiy»  ,Loch,  llölilung'  und  was  Vämböry, 
Et.  Wtb.  64  f.  zusammengestellt  hat.  Danach  scheint  hier  eine 
turko-tatarische  Wurzel  kao  koo  kvh  vorzuliegen,  die  an  arisches 
iSprachgut  anklingt.  Vgl.  auch  osttUrk.  Ui^yi,  <^y>  ,seau  k  tirer 
de  l'eau'  Pavet  de  Courtcille  421.  Dagegen  ist  osm.  Lj»j',  lUji 
kupa  jTrinkbecher'  trotz  seines  Vorkommens  im  OsttUrk ischon 
(Pavet  420)  gewiss  romanisch,  zunächst  ngr.  xovfta.  Et.  Wtb. 
d.  Alb.  215. 

uoyjix^  kumkuma  ,klcinc  Mctallflasclie'  Bianchi  II  530: 
zu  arab.  ^ju^i  , Kochtopf^,  aus  lat.  cacuma.  Frilnkei  70. 

fij^i  ^y^i  (s^y*  ^"<",  ^"<*  ,Öchachtcl':  gr.  xoiti  daea., 
zu  agr.  y.vTOi;  , Höhlung,  Urne',  xrri's  ,Kistchcn,  Schachtel'. 

(jX)  lejen  ,Becken,  Schale':  persisch  und  arabisch,  aus 
gr.  IsTuhnj.  Vgl.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  234.  Aus  dem  Türkischen 
wieder  ngr.  keyivi,  z.  B.  Pio,  Contes  populaires  b. 


Tfirkiwke  Studien.  I. 


51 


uLi^x  maatela  ,BvMj&,  Kufe'  Barb.  II  767:  it.  numtella; 
ngr.  ^aatiiXov. 

iJojB  mafara  ,Schlauch  filr  Getränke  zum  Reisen'  Barb. 
II  770:  arab.  i^,  das  man  auf"  gr.  ^lETgr^zij^i  zurückführt. 

iUKsL»  parsa  , Holzschale  zum  Almosensammeln  fUr  Der- 
wische tind  Bettler':  soll  it.  borsa  sein.  Barb.  I  378.  Nach 
Zenker  160  c  bedeutet  das  türkische  Wort  ,^'6r6e'. 

J^'o,  «uLljU  jiatil,  patile  , Kessel,  Pfanne'  Zenker  löba: 
it.  patina  oder  padella. 

«JLo  piale  , Becher'  Bianchi  U  419:  persisch  (Vuiiers 
I  381»),  aus  <fi&Xii.  Nüldeke,  Pens.  Stud.  II  38. 

«JoLaj  p'inta  .Schüssel,  Teller':  it.  platto,  zunfichst  vom 
Plural  des  ugr.  niönov. 

^ICäj  piiücan  ,Schüs8el  zum  Aderlass'  Jussuf  955;  j^enlcen 
jGetreidcsohwing'e"  Bianchi  I  3S>3;  pingan  ,Scliröpfeisen'  Barb. 
I  412:  pers.  ^U>o,  ,^bUi  , Schale,  Wasseruhr',  aus  gr.  nivayLU 
(Aoc.).  Justi,  Kurd.  Gramm.  XIV.  Die  arabische  Form  des 
Wortes  ist  als  ^l-Äi  findian  , kleine  Kaffeetasse'  im  Türkischen 
gebräuchlich. 

kio^  pota  jSchmclzticgel,  irdenes  Qeftlss'  Barb.  I  418: 
it.  potta.    Et.  Wtb.  d.  Alb.  349. 

mLJo  tabaku  jTabaksdose':  von  it.  tabacco  ,Tabak'.  Das 
türkische  Wort  dafür  ist  ^yiyi  oder  (arab.)  oU.^. 

^ÜÜe  Ugan  ,Küstpfaune'  Barb.  II  289:  gr.  Ti^yarov  TiffAvi. 
Vgl.  arab.  ,;j^U>  ,poele',  Fränkel  69.  lieber  Trjyavov  im  Roma- 
nischen vgl.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  69. 


J^5« 


:;'5 


va 


ril  ,Fas8,  Tonne'  Barb.  II  836:  it.  barile. 


V'5 


1.    cazo  .Vase'  Barb.  II  837:  it.  vcuo. 


XIII.  KU'Iduiii;  und  Schmuck. 

njlsL  bareta  ,Mützc'  Barb.  I  256:  it.  berretta. 

(^^*j  horoi  ,Broche  (Frauonachmuck)'  Barb.  I  297:   frz. 


*  Vgl.  die  Bedeutnng  von  poni.  tJSJ^  ,8cheibe  von  Stroh,  die  beim  Getreide- 
worfeln  ^braucht  wird'  aus  nivcatägtov  nach  NSldeke,  Pera.  Stud.  II  S8. 


I.  AlihudluDg:    llsyir. 


')y^)y>  hv/rmtz  ^arabischer  Mantel  aus  weisser  Wolle'  Barb. 
I  326  ist  arab.  ^j-^ji,  das  man  auf  byz.  ßiqqoq,  lat.  birrut  ,WoU- 
mantel  mit  Kapuze'  zurückflilirt.  Fninkel  50f. 

oJ^Lk  t'aiiet  , kurzer  Kock,  der  bis  an  die  Kniee  geht' 
Barb.  I  566:  it.  giacchetta,  frz.  jaquette. 

|t^t>  dihlm  , persische  Königskrone,  Tiare'  Bianchi  I  899: 
persisch,  aus  gr.  diäörifta.    NöUleke,  Pers.  Stad.  II  35. 

s^lvi  ftrtdie,  ftradia  ,Oberklei<l  mit  lanjcen  Armein; 
Überwurf  über  die  Kleidung  der  Frauen':  ist  arabisch  iSja-jä, 
Plural  ^Ä.Ui.  Dozy,  Dictionnaire  des  noms  de  vetements  327  ff. 
Man  leitet  es  aus  spiitgricch.  fpogaala,  (pogeaiä  , Kleid,  Rock'  her. 

^^yjJiyS  fotin  ,Damenstieiel'  Harb.  II  431:  frz.  hottine  ,lialb- 
stiefel',  it.  hottini;  ngr.  (tTTOitiveg  , Frauenschuhe'  in  Chics,  Pas- 
patis Xicntdv  yXwaaixQiov  245. 

U^^l  iijris  jAjI  Bauernrock'  Bianchi  I  165:  ven.  (pamio) 
griiio  ,grober  Stoff  zu  Kleidern'  Boerio. 

,j.*^vJÜI  halfen  ,hohe  Gamaschen,  Jagdstiefel'  Barb.  II 467 : 
it.  calzo  ,8chuh*,  calzoiu»  ,Hose';  von  letzterem  stammt  das  tür- 
kische Wort. 

iJ«aJLe  kaloS,  galoi  , Holzpantoffel  zum  Ucbcrziehen  über 
die  Schuhe':  frz.  galoche,  it.  yaloscia. 

Sj^Li  kalorn  ,p;iiitouflc's  raccommodecs  et  autres  vieilicries' 
Barb.  II  471).  Nach  dein  Lehdze  soll  (l;is  Wort  griechisch  sein. 
Barbier  de  Meynard  fragt:  ,serail-ce  l'abbreviation  de  xalsvQu'f' 
Dieses  Wort  steht  bei  Lcgraud  und  VyzaiUios  mit  der  Bedeutung 
,8ocque',  ist  aber  selbst  Fremdwort.  Bulg.  kalucra  ist  ,Schuh',  aber 
ecrb.  knlaore  ,eino  Art  kuj'zer  Hosen',  ebenso  rum.  calecrli.  ,Art 
.Schuhe'  i^aineanu  22.  Korsch,  Arch.  f.  slav.  Phil.  IX  509,  denkt 
an  gr.  x«^>ß'''e«i  "bcr  dieses  Wort  scheint  nirgends  zu  existiren. 

U^-f-^  kainin  ,llemd'  Jussuf  528:  arabisch  und  im  Ara- 
bischen romanisch,  lat.  camisia,  byzant.  Kaiitaiov.  Vgl.  Et.  Wtb. 
d.  Alb.   1«7.    Fränkel  44. 

xäjLaj»  kapaiiifa  ,früherer  Galamantel  der  Sultane'  Zenker 
690 a:  it.  (jahbdno  (Körting  Nr.  1448),  zunächst  serb.  kabanica 
oder  rum.  cahani{a. 

äj^.L»  knpnt  ,Art  Mantel  mit  Kragen  und  ohne  Acnnel' 
Barb.  Il  442:  it.  cappotto  ,Kegenmantel'. 


TMttedh«  StoiUsn.  I. 


53 


iyyiaU  kundura  ,europäischer  Schuh':  soll  it.  coturtw  aus 
x6»oQvo<;  sein.  Barb.  11  541.  Mi.,  Tttrk.  El.  I  9H  nach  Zenker. 
Doch  ist  coturiw  nur  gelehrtes  Wort,  den  Schuli  der  tragischen 
Schauspieler  bezeichnend.  Vgl.  auch  Et.  Wtb.  d.  Alb.  197,  wo 
ngr.  yxovvtovQi  »Pantoffel'  aus  Syra  nachzutragen  ist.  Arab. 
•^jij>$  leitet  man  aus  x6{tOQvog  her:  Justi,  Kurd.  Gramm.  91. 

j^j^vj  kurdun  , Uhrkette'  Barb.  II  ÖÜH:  it.  cordmit,  frz. 
eordoH.  Dasselbe  ist  ^j>>»ji  kurdou  jOrdensinsignien'  Barb. 
II  554. 

aJjjj'  kiikiilfi  , Kapuze,  Mantel'.  icJySyä  kukulettt  , Mönchs- 
kapuze; Mantel  mit  Kapuze'  Barb.  II  5üS.  56i):  it.  comlla,  co- 
colletta,  ngr.  y.ovxovkXa,  aus  lat.  ruculla.    Et.  Wtb.  d.  Alb.  211. 

v_»o  ktrrb  »durchsichtiger  Schleier,  Jaschmak'  Barb.  II  ö(W: 
frz.  crepe. 

itj\S  kcrata  ,Horn  zum  Schuhanziehen'  Barb.  II  619:  gr. 
Plural  Mgara  von  yiigag  oder  ngr.  y.iqazov. 

tiryLa  mtUlutn  ,Art  Oberkleid':  arabisch.  Dozy,  Vetements 
412.  Ans  gr.  ftrihati]  , Mantel  der  Schafhirten',  byzantinisch 
hSofig. 

>ÄjLe  niaiitit  , Mantel'  Jusäuf  (>81:  it,  manto  oder  frz. 
nMnteau. 

^^jl   (ttnreUi  ,Sonnen8chirra'  Jussuf  907:  it.  ombrella. 

yialL)  pnlto  , weite  Blouse  der  Bootsleute' ;  jetzt  ,Uberzieher* 
Bvb.  I  38.T:  frz.  pnlttot,  span.  palefoque. 

^jy}yiai[j  pnntolon  ,europäi8che  Hose':  it.  pantalone. 

■Jjo  jterukn  , Perrücke'  Bianchi  I  35ß:  it.  parruccn  per- 
meca,  ngr.  neQQOVxa. 

jw  ptrrn  jOhrgehlinge'  Barb.  I  397:  it.  pera  »birnenförmiges 
Ohrgchftnge*. 

JJuUk  sendet  ,Sandale,  Pantoffel'  Bianchi  I  1059:  persisch, 
•gr.  aäyda?.ov,  aavdüKtoy.     Nüldcke,  Pers.  Stud.  11  40. 

aJuLw  inhka  »europäischer  Hut';  auch  »Spitze  des  Mastes' 
Barb  II  128:  lat.  cappn.  Das  Wort  stammt  im  Türkischen 
zunächst  aus  einer  slavischcn  Sprache.    ML,  Nachtr.  U  37. 

JUU^  iinil  »Art  Mantel  mit  Pelzkragen'  Barb.  II  168: 
frz.  chenille  ,weiter  <Jberrock  mit  einem  Kragen'. 


m 


L  AHudlani;:     lliyo 


ie*jlwj  tiranti  ,HoBenträger'  Barb.  1  453:  it.  tirante.  Vom 
Plural. 

lo^^^l  uruba,  juj»  ruba  , Kleidung,  Kleidungsstücke': 
it.  roba. 

<^  jCwl,  OkXw^l  ilsUüf,  iigk'uf  ,Art  Mütze',  alte  Kopf- 
bedeckung der  Janitscharenofficicre,  seit  lH2(i  verschwunden. 
Barb.  I  50.  168:  it.  »cuffia  , Haube,  Mütze';  ngr.  «rxot'qpia. 
Deutseben  Ursprungs. 

^u\  r«nna?'  ,Mönchsgtirtel'  Barb.  11  45:  arabisch,  aus 
gr.  l[,u)v(iQiov. 

XIV.  Stoffe. 

i^vU  hnzin  ,Doppelbarchcnt'  Barb.  I  26 1 :  frz.  hagin,  dtw 
man  als  Kürzung  von  bombnuin  (von  lat.  hombyx)  erklärt. 

Lo4>  dihn  ,Art  SeidftnstoflP'  Jussuf  202:  soll  gr.  dtßatpoc, 
sein.  Mi.,  Nacbtr.  I  2K.  Im  Türkischen  stammt  das  Wort  aus 
dem  persischen  (Vullers  I  946)  Uj>,  a-j>>,  arab.  r}^>.  Es  ist 
orientalischen  Ursprungs,  vgl.  Schrader,  Zur  Handelsgoschichte 
I  255. 

i^o  dimi  ,Barehent':  ngr.  difUTOv  ,basin'  von  Slfuroq  ,k 
double  Hl'.  Schrader  a.  a.  O.  2.54. 

yÄMXje\ö  damnsko  , Daraast'  Barb.  I  727:  it.  damasco. 

ils^Xm^  tmtoffi.  jBrocat'  Barb.  I  52:  it.  sioffn  im  Sinne  von 
stoffa  brorcaia. 

jJbli  famla,  fanela  ,FIanell,  Flancllhemd'  Barb.  II  399 : 
it.  jlanella. 

aJ^U  fasnne.  ,geblUmter  Seiden-  oder  Wollstoff':  frz. 
fagonne.  Barb.  II  396. 

\y»jJLii  fildekoz  ,leicliter  Flanell';  ,Art  Strümpfe'  Barb. 
n  436:  frz.  fil  d'^cosse. 

^y^y* '  i^;r*r*  fi''^^'^  ,piu-purfarbig';  KSySf.  ^^yi  firfiri 
(oka  jPurpurstoff" :  arab.  ^ji  ,Purpur',  ^Ji^j»  »purpurfarbig*, 
von  gr.  TTOQipvqct. 

i^)y^  gerun  , Stoffe  de  soie  d'un  grain  ^pais  et  fort:  sorte 
de  gros  de  Naples*  Barb.  II  31^4:  der  Stoff  heisst  tfro»  rfmin; 
daraus  entstellt? 


TttiUsclie  Stadien.  I.  55 

vaJüCwt  isfcerlet,  ts^VJüul  eskarlat,  auch  oJjCw,  c^^»iuu 
giüerlet,  atkarlat  ,Scharlachtuch;  scharlachroth' :  it.  scarlatto. 
Obwohl  der  Ursprung  des  Wortes  im  Orient  zu  suchen  ist, 
mnss  seine  türkische  Form  als  die  occidentalische  angesehen 
werden. 

v£>«JuJls  kalikot:  frz.  calicot  aus  dem  EngUschen. 

KA^^Lsi  kanavifa   ,Canevas,   Stickgaze':    it.    canavaccio. 

^M\lS  kazmir  ,Kasimirtuch'  Jussuf  360:  frz.  Casimir. 

Mma}  lepoika  ,imitirter  Seidenstoflf*  Barb.  II  699:  frz. 
leipticms  ,aus  Leipzig'. 

tUjyiJyi  Umdrina  ^nachgemachtes  englisches  Tuch'  Bianchi 
n  721:  it.  hndrino  von  Londra  ,London'  dass. 

f^ftyiiut  merinos  , Merinowolle':  frz.  merinos  aus  dem 
Spanischen.  Jussuf  720. 

k£«öL  patiska,  iUmJÜ  batista  ,Art  feine  Leinwand' 
Barb.  I  373:  it.  batista,  frz.  batiste,  so  genannt  nach  ihrem 
ersten  Verfertiger. 

^JyJ^^XJ  parangon  ,scharlachroth,  Purpur*  Zenker  160a: 
it  scarlatto  di  paragone.  Mi.,  Türk.  El.  II  38. 

Lum^vj  prusia  ,Berliner  Blau'  Barb.  I  398:  it.  Prussia 
jPreussen*. 

JL&I»  rala  ,Art  grobes  Tuch'  Barb.  U  10:  it.  rascia,  von 
der  Stadt  Arras. 

xjL«  saja  ,grobe8  Tuch  zu  Regenmänteln'  Jussuf  1028: 
it.  saja  ,Wam8',  sajo  ,ein  ZeugstoflP,  vgl.  Körting  Nr.  7077; 
Mi.,  Türk.  El.  11  47  hat  unrichtig  it.  sargia  verglichen. 

iJ\öJuc  sandal  ,Taffet':  arabisch,  aber  im  Arabischen 
Fremdwort,  das,  über  mlat  cendalum,  sindalvm,  it.  zendado 
u.  8.  w.,  auf  agr.  aivddtv  zurückgeht.  Cihac  U  610.  Dozy,  Vet. 
378.  Da  aivSdiv  im  Griechischen  fremd  ist  (es  gilt  für  ägyptisch), 
hat  das  Wort  eine  merkwürdig  weite  Wanderung  von  Ost  nach 
West  and  zurück  von  West  nach  Ost  erfahren. 

JXwjl  ilsMl  ,gereinigte,  feine  Leinwand'  Barb.  I  168: 
ngr.  OTtovU  ,lin  card^'  von  agr.  axöXXvg. 


56 


I.  Abkuidliiiif:    Uojtt. 


XT.  XAliriingMuIttel. 


I;- 


Lira  .Bier*:  it.  hirra. 


y^yjyi    brizola    ,Art    Kebab    von    Hammelfleisch'    Barb. 

I  297:  venez.  brisiola  =  it.  braciuola  ,Rostbraten,  Carbonade*. 

»j'ifySy:^  öokolata  ,Chocolade':  it.  cioccolaia. 

•JoU»Ä*«l  tstufato  jgedämpftcs  Fleisch,  Schmorbraten':  it. 
gtufato. 

^-«.^L»  farsi  jFtilUel,  mit  Füllsel  bereitete  Speise'  Zenker 
654  b:  frz.  farci. 

jlI^I  j  frandifla,  firnndiila  .feines  Weissbrot':  eigentlich 
jfrilnkischcs ,   d.  i.   europaisches   Brot',  von    ^^.     Vgl.    Cihae 

II  578.     Mi.,  Türk.  El.  I  61.     Das  Wort  scheint  zunächst  aus 
dem  Rumilnischen  zu  stammen. 

UflJLc  galeta,  ^Äxli  knlieta  ,runder  Kuchen,  rundes  Brot'. 
Barb.  II  379.  533:  it.  galetta  ,Brotkuchen,  Schiffszwieback'. 

y}r,Ami\   ispirito   ,Essenz,  Likör'    Barb.  II  47:   it.  »pirito. 

Kt\yjyS,  liÄMyxS  kopuzqn ,  kopnska  ,Kohl  in  Gel  oder 
Butter':  russ.  kapugta  aus  mhd.  kumpost,  im  letzten  Grunde 
lat.  composUa.  Mi.,  Slav.  El.  im  Türk.  12.  Osttiirkisch  bei 
Pavet  de  Courteille  422  dJLui^y»  ,chou'. 

wiL»  knier  ,Art  Käse,  der  in  Thrakien  gemacht  wird' 
Jussm  515:  nun.  raf  , Quarkkäse',  vom  Piunil  ca^url. 

Jl^üL»  kaikaoal  ,Art  trockener  Käse'  Barb.  II  460: 
it.  cacio  cavallo;  ngr.  naffxaßriXi,  ruin.  r.a^caval,  magy.  kaskaedl. 

luJiiXjLcyS  kuTnniitfnria  ,('yperwcin'  Jnssuf  62.Ö:  ,y.ov^y- 
tagia,  coinmiitulcric:  oVro)  ■/.a'Kovvrm  tu  ir  Kvnqtf  rinaa^a  loiq'ia 
nXcnaviard,  tHivUi,  MovayQoTh  xo«  Kolöai  xh  bnd  roF  O^ov^ 
A.'  (1210)  Su}Qt]^fyTtt  elc:  rd  räyita  xi'tv  ' [lom'rn/iir,  eb?  vrrd  ta- 
^i6qxo^'  (commandcur)  diotr.ovutva  '  iv.  tottoiv  de  ■naqiffero  vtai 
6  jK^XP'  *^*'  jregnbyvpioi;  Äi'wpiog  olvog  xoufiatiaQla'.  Sathas 
M£aatwvi/.fj  ßtßhodi'jtLrj  II  614.  Vgl.  auch  Sakellarios  Tä  Kv-\ 
nqicnLtt  I  (Athen   1S90)  243. 

*Xjbl  langer  ,Art  minderwerthiger  Wein'  Bianchi  11  693, 
nach  Zenker  790  a  auch  langoros:  agr.hr/ysQOi:,  XäyysQag,  das 
nach  Korais,  "Ataxta  IV  95  aus  hJnu'QOi;  bei  Hesychios  ent- 
standen ist. 


TttrUsch«  Stadien.  I. 


57 


BJob^«jJ  limonada  ,Limonade'  JaBSuf  659:  it.  limonata, 
venez.  limonada. 

«j.LiLc  makama  ,Art  Nudeln'  Jussuf  675:  it.  maccheroni. 

&a^Lc  mandia  ,Nahrun<r,  Essen,  Portion'  Bari).  IT  721  : 
it.  mangiare. 

^CmwLs  mastUci,  iüLyUvLe  maMika  ,Mastix,  Mastixsclinaps' 
Barb.  II  716.  Jiissuf  G85:  ngr.  fiaailxt,  (mariy^a. 

»Ua-»ic  mistar  ,Mo8t'  Bianchi  11  897:  arabisch,  aus  gr. 
*fiovaTäQiov  von  lat.  vingüim. 

»wÄjwc  mizifra  .frisclior  ZiejrcnkUse'  Barb.  II  756:  pnr. 
fiiCtJi^pa,  fit^i'j&Qa  ,Bntterniilfli',  aucli  ^oitt'j^ga.  Korais,  ^L4ztt%Ta 
IV  332  ff.  Die  Herleitung  ist  unsicher.  In  Mejrara  sagt  man  C^'f*'?- 
^qa,  was  vielleicht  die  illtere  Form  ist,  zu  ^r/idw  , mache  gähren*. 

KJuu.L>  paHe  ,Art  Sils.iigkcit ,  Mischung  von  Mehl  mit 
Datteln  u.  s.  w.'  Barb.   I  3^1:  lt.  pn-sfa. 

«x>y<n,i,  sx^iXjeu  pantunna  ,eingesalzeneä  and  gerftuchertes 
Fleisch'  Bianchi  I  360.  Barb.  I  403:  gr.  näatmua  ,salage  de 
viandc,  de  poisson  etc.'  Legrand,  von  naaimvm  ,salze  ein';  agr. 
-naardfi  ,bestreut,  eingesalzen'.  Aus  dem  Türkischen  wieder  gr. 
naatovq^g. 

^cÄdao  ps^U  jGelatine,  Gallert'  Jussuf  944:  aus  dem 
Persischen  (,_y2«J  ,gelatina'  Vullcrs  I  333);  gr.  m^%T^/.  Mi., 
Nachtr.  II  13. 

sjuo  ptrf«  , dünner  Brotkuchen'  Jussuf  955:  ngr.  nha.  Eine 
Vermnthung  über  den  Ursprung  dos  weit  verbreiteten  Wortes 
habe  ich  Et.  Wtb.  d.  Alb.  340  ausgesprochen. 

n^^fi  posa  ,Ucfe,  Bodensatz'  Barb.  I  418.  Nach  Zenker 
221  it.  ponatura.  Es  miisste  etwa  pogata  im  Sinne  von  posa- 
tvra  sein. 

y^ljtjl,  rafednn  ,weich  gekochtes  Ei'  Barb.  II  10:  gr. 
eiyit  ^ovftiTti  ,wciche  Eier',  von  ^ocpitn  , schlürfe'. 

s«^^Lx,  s.^Vmc  »alnmora,  »alamurn  ,.Salzlake,  Fisch- 
ragout' Barb.  II  62:  venez.  »nlamora  =  it.  salamoja. 

aJe^Lo  salata  ,SaIat':  it.  (in)  aalata,  ngr.  aaX&ta.  i^'jtt^L.o 
taUUnltk  ist  eine  Bezeichnung  für  , Gurke*  Jussuf  1013. 


t.  Aliliuidliing:    Uajtt. 


iuJLm.,  k^Lo  falsa,  saVSa  ,Saace,  Ragout'  Barb.  II  62. 
189:  it.  »aUa-,  die  zweite  Form  zunächst  aus  ngr.  aAXxaa  oder 
aus  rura.  salce. 

cVa»«.  simid,  semid  , rundes  Weissbrot'  Barb.  IT  98. 
Arabisch  >}>--,->-  .flcur  de  farine',  das  man  aus  pr.  atfiiöalig 
herleitet:  Fritukol  82.  Mi.,  Tiirk.  El  11  Ö3.  Das  ^griechische 
Wort  scheint  selbst  ein  Fremdwort  zu  sein.  In  späten  Sanskrit- 
texten findet  sich  das  ebenfalls  entlehnte  gnmüä;  auch  lat.  gimila, 
similago  ist  fremd,  ob  ans  dem  Oriechischen  (Keller,  Volks- 
etyniolope  H3)y 

(j*kAftlJfi  tsra()Bti  ,Art  WeizengrUtze '  Barb.  II  281:  gr. 
rQ(i)'og  ,groats  of  HXvga  or  ^eid'  Sophoklis;    lat.  tragi)S,  tragum. 

Als  fremd  ist  noch  zu  nennen  «?o.  pundi  , Punsch'  aus 
dem  Englischen. 

Schwierig  zu  bcurtheilen  ist  das  Wort  4>L*«mXj  be/csimadf 
gewöhnlich  geschrieben  ioLtM^Jo  peKsitiinf  , harter  Zwieback' 
Barb.  I  3()H  wegen  seiner  Beziehung  zu  ngr.  Tra^tfiddi.  Das 
griechische  Wort  ist  nicht,  wie  Korsch,  Arch.  für  slav.  Phil. 
IX  662  meint,  altgrieehisch ,  sondern  erst  byzantinisch;  es 
kommt  in  den  Formen  rra^afiäi;,  naS.a^tic,  na^afiAitov,  rta^ifiädiv, 
Tra^ctfidriov,  nct^afilrr/i;  vor,  vgl.  Sophoklis  839.  Das  weist  auf 
fremden  Ursprung,  und  so  wird  das  persische  Ql ,  ...<■»  ,panis 
butyro  illitus'  Vullers  I  254  die  Quelle  des  griechischen  wie 
des  türkischen  Wortes  sein.  Türk.  t>U«"<J.  ist  durch  volks- 
etymologische Anlehnung  an  ^So  pek  ,hart'  und  ^L,^  »imnt  ,Mahl' 
entstanden. 

XVI.  Aekfrtan,  Viehzucht. 

ouei>  deviet  ,Heubiindel ;  Bund,  Paket  im  Allgemeinen* :  gr. 
depÖTi  ,botte,  fagot,  paquet',  von  difia.  Vgl.  Mi.,  Nachtr.  11  101. 

^JSb  dögen  ,Dreschflegel'  Hind.  227:  spätgr.  Tt'xövij  ,ein 
Werkzeug  zum  Dreschen'. 

'i)Jj\  evlelc  jFurche'  Barb.  I  190:  gr.  ai'läxi  von  agr. 
a^la^.  Dagegen  hat  t^Jjl  oluk  ,Rinne,  Dachrinne'  nichts  mit 
aila^  zu  thun  (Mi.,  Tllrk.  El.  U  35). 

^JLiUi  feSke  ,Mist,  Dünger'  Zenker  667.  Budagov  I  786: 
erinnert  an  ngr.  fioitaa,  ßoinaiA  ,Mist',  das  aus  afrz.  house 
stammt.     Ngr.  (povaxi  ist  das  tUrkische  Wort. 


Ttrkinbe  Stadien.  I. 


59 


^y^y^i  iyjS  ijilhre  , Dünger'  Zenker  735  c:  ngi*.  xoirQiä 
.Dünger'  von  nörrgog. 

5»JüLe  mandra  ,VichhUrtle'  Barb.  II  721:  ngr.  ^dn/rga, 
it.  mandra  aus  agr.  f^iüvÖQa. 

ijIjj^  Urpan  ,Sichel'  Barb.  II  283:  gr.  SgerrAvi  von 
doifTOvov. 

8  Jv  zflvf,  xJj\  zmle,  zevile  ..Tochring',  Barl>.  II  44.  51 : 
bei  Blaa  312  bosnisch  auch  tj^y.  ngr.  ^evla  aus  t^svyla.  Vgl. 
Et.  Wtb.  d.  Alb.  4H4,  wo  kurdisch  zevle  ,cercle  qn'on  met  an 
cou  des  boeufs  pour  tenir  le  jong'  Justi,  Wörterbuch  22fi  naeh- 
■atragcn  ist. 

XYII.  Spiele  and  Künste. 

»jofo  davia  jDanienspiel'  Barb.  I  727:  it.  dama. 

yXx/tyi>  domino  ,Dominospicl'  Jussuf  217:  it.  domino,  aus 
dem  Französischen,  vgl.  Sclielor  u.  d.  W. 

^Lo  pianhi  ,Lotterie'  Barb.  I  422.  Jussuf  953:  soll 
(nach  einer  mlindlicbon  Mittbcilung)  von  dem  Inhaber  der  ersten 
in  der  Türkei  conccssionirtcn  Lotterie,  einein  Italiener  Bianchi, 
den  Namen  haben. 

«Jjb,  jJjUe  tavln  .Dauicnbrctt ,  Schacbbrett ,  Trictrac' 
Barb.  I  436.  II  274 :  it.  tnwla.  Vgl.  Mi.,  Tiirk.  El.  11  69. 

^L.4J^  i-umbnlfi  ,Ball  beim  Ballspiel'  Bianchi  I%ö:  \i.  ronir 
Ao/a, Schleuder'.  Die  Angabe  der  Bedeutung  bei  Barb.  II  29  ,quille 
pour  jouer*   (angeblich  nach  Bianchi)  scheint  ungenau  zu  sein. 

U»sLe  mars  ,terTOe  de  jeu:  pcrdre  double,  etre  capot'  Barb. 
n  715;  ,double  gain  au  jeu  de  trictrac'  Jussuf  683:  ist  mir 
nicht  klar. 

ia«.*i  fit  Spielausdruck,  fit  ohnnk  , seinen  Gewinn  mit  einer 
Spielmarke  bezeichnen'  Barb.  II  436:  it.  fitfo'i 

«y^li  kaput  Spielausdruck,  k.  nlmak  ,etre  capot  au  jeu' 
Jussuf  536:  frz.  capot. 

Ausdrücke  des  Kartenspiels, 

Jju-eL(L*l,  JkAAiLÄM(l  eskamhil,  igkanbü  ,Spielkarten'  Barb. 
I  54,  richtiger  ,Art  Kartenspiel'  Jussuf  482:  frz.  hrugquembille 
,Art  Kartenspiel',  dessen  EtjTnologie  zweifelhaft  ist.    Littrö  I  434. 


^'L*Ä-f,  ^Ly«ul  iihnti,  ispati  ,Treff  im  Kartenspiel'  Barb. 
I  4(3.  Jussuf  484:  ng^r.  Oj-ra^l  dass.;  it.  npade  ,Schwerter'  waren 
eines  clor  vier  Kartenembleme. 

ik£^Le  viafn  ,Pique  im  Kartenspiel'  Jussaf  666:  ngr.  ^lataa 
dass.,  aus  it.  mazzn  ,Stock,  Keule',  vgl.  bastoni  als  Kartenemblem. 

L»«l  orin  jCnrreau  im  Kartenspiel'  Jussaf  iK)!):  span.  oros 
dass.  Wohl  ancli  durcli  griechische  Vermittlung.  Allerdings 
lauten  bei  Somavera  II  1)9  die  vier  griechischen  Farbennamen 
rä  antt!>iä  le  spade,  t6  (ijracTovvitt  i  bastoni,  oi  v.oinsg  le  coppe, 
zä  öevÜQia  i  denari.  Doch  gibt  Legrand  das  oben  erwähnte 
fiütaa  i\lr  Pique;  flir  Coeur  zoP.to,  für  Carreau  reTqiyioyoy,  tur 
Treff  a!Ttt9i. 

LiL)   pata  ycartes  ^ales  au  jeu*  Jussuf  939:   venez.  pata 

=  paritii,  it.  patfn. 

Nicht  klar  ist  mir  \yj  koz  ,Trumpf,  Atout'  Jussuf  636, 
woraus  ngr.  xd^tov,  rum.  roz  und  die  bei  Mi.,  TUrk.  El.  I  99 
verzeichneten  slavischen  Wörter  stammen.  Schwerlich  ist  es 
dasselbe  wie  osttürkisch  jyi  ,noix'  bei  Pavet  de  Courteille  429. 
Logrand  hat  für  ,atout'  zoTff«;  ob  richtig?  dies  bedeutet  sonst 
, Knochen'  und  ist  slavischen  Ursprungs.  Nach  Korsch,  Areh.  f. 
slav.  Phil.  IX  512  wHre  rum.  rm  aus  russisch  knztjrb  ,TrumpP 
verkürzt,  und  dies  stamme,  durch  öech.  kozir,  aus  deutsch 
Kaiser. 

Musik. 

^_Sx*«^  inntiki  , Musik':  gr.  /«otiaixi;.  Aus  dem  AraVjischen. 
Dagegen  stammt  sJij\yX  vnuiikn,  blos  für  ,Militilrmusik',  zu- 
nächst aus  dem  Italienischen.  AjLkMiyo  mimikar  ist  eine  Art 
Querpfeife. 

^j«jL»  knintn  ,in8trunient  de  nuisir|ue  a  cordes  triangu- 
laire;  psalterion' Jussuf  ."i3I:  ausgehend  von  gr.  xer^oM'  in  seiner 
Bedeutung  im  byzantinischen  Kirchengesange,  s.  Sophoklis  627. 
^yü!  ist  ins  Türkische  aus  dem  Arabischen  übergegangen, 
allgemein  in  der  Bedeutung  ,Gesotz,  Kegel' ;  im  Arabischen 
wird  es  als  Musikinstrument  mit  , Hackbrett'  erklärt. 

t^yi,  »icyi.  iioyi.'^  lauta,  lagutn  ,Lautc'  Barb.  II  697. 
698:  it.  liuto,  afrz.  leiU.  Das  europftische  Wort  stammt  aus 
trab.  i^\. 


TtiUscIie  Studien.  I. 


61 


jJ^Liuc  nantur  ,Masikinstruincnt  mit  Saiten,  die  mit  StUb- 
chen  geschlagen  werden'  Barb.  II  220:  gr.  xfjaXTr'jQiov,  zunächst 
ans  arab.  ^-J»-!— j,  and  dies  aus  aram.  i-ibjdb.  Justi-Jaba  245. 

»jLi*«  »itara  ,espfeco  Je  litbare  k  trois  cordes'  Jussuf  1073: 
frz.  cithare,  aus  dem  Griechischen. 

f\f>  buk  jHürn*  iJianchi  I  407 :  arabisch,  aus  lat.  hucina. 
Fränkel  284. 

Jaj^  berbuf  ,Laute'  Bianchi  I  343:  arabiscli,  aus  gr.  ßdg- 
ßnov.    Frilnkel  284. 

«JUxlJj  travipeta  ,Trompete',  jetzt  ,Trommel'  Barb.  1452: 
it.  tromhttta. 

jJI  *>~fc  iembalo  ,ScheIlentrommel'  Barb.  I  596:  it.  cembalo 
AUS  dem  Griechischen. 

«JojiLki   ßlaota  , Flöte'  Barb.   II  430:  it.  flauto. 

«Jüs-j»  keranete  ,Obirinette'  Barb.  11  514:  it.  darinetto 
aus  dem  Französischen.  Vgl.  ngr.  yhtqixo  Kanellakis  Xia^ä  yivd- 
Xexra  356. 

illjLol    iskala  ,Tonlcitcr'  Barb.  I  67:  it.  scala. 

Andere  Neologismen  sind  Uo^j  nota  ,Nüte*,  'yJjJ  opero 
,()per',  *jLaJ  piiiii^i  jClaviei-'.  Jl^"  kaoal  ,Scbalinei'  hat  man 
wohl  mit  Unrecht  mit  gr.  xoruAdg  in  Verbindung  gebracht  (Mi., 
Nachtr.  I  60).  pnndura  ,fiiiitarre,  Laute'  Mi.,  Nachtr.  II  10  kann 
ich  im  Türkischen  nicht  naciiweiseii ;  das  Grundwort  nav- 
doiga,  TTavdovqiov  war  lydisch  (Lagarde,  Gesammelte  Abhand- 
lungen 274);  zui-  Verbreitung  des  Wprtes  vgl.  noch  Möhl,  Möm. 
See.  Ling.  VU  402  t. 

Tanz. 

I«*Ä  %ora  ,Tanz',  bei  Bianchi  I  759  u-jv»-  xuro»,  I  788 
')Uf^  Xoraz:  gr.  xop^^S-  Vgl.  osttürk.  O^^jä-  ,danse  en  se  tenant 
les  mains'  Pavet  de  Courlcillo  313. 

•jjjufc  BtrU)  ,Art  Tanz'  Barb.  II  121:  gr.  avprog,  von  aiipw. 

Neologismen  sind  jJLs  hule  , Ballet',  *a<  JxjLj  pantmnim 
, Pantomime';  ebenso  ^jjLxj  telalro  ,Theatcr,  Schauspiel',  IjtöS^Jo 
t^raijtdia  ,Tragödie',  L>Jue»i'  komedin  , Schauspiel'.  Hier  seien 
auch  yiii  balo  ,Ball,  Tanzunterhaltung',   it.  hidlu,   bei  Zenker 


L  Ihluadlng:    ll«j*r. 


II Ic  u«p^  (hdiMt:  ^^Xo,   jJ.L-Lo  bilardo,  büiardo  ,Billard', 
it.  bujliardo;  UuajI  antika  ,Antikc,  alter  Kuustgcgcnstand'  er- 


wAhllL 


XVIII.  Handel  und  Verkehr. 


dL«f  ^tftartf  ,Doaane'  Barb.   11  676:   mgr.   %o^uiqy.tov 
»OS  lat.  commwciwn.     Das   nenarab.  .sf^  ,Zoll'  ist 

»Jkjlj^*    lokanda,    vulg.  lokantn  ,europäische8  Hotel,   Re- 
»fcntmiT^  Barb.  II  708:  it.  locanda. 

K^XiJmyi  loataria  «kleine,  scblcchto  Herberge'  Barb.  II  707: 
tl.  fwfton'd  mit  dem  Artikel;  ngr.  XoataQia  Vyz.  ÖÖ9. 

»\ljU    magaza  , Magazin':    ist   die   europilisclie    Form    des 
tutmh.  ,j^.  Vgl.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  253.  Mi.,  Türk.  El.  U  19. 

»yX»» «   mogtra  ,Wjuiren probe*:  it.  moatra. 


^,  poliia,  polisa  ,lettrc  de  change'  Barb. 
l  420:  it.  poliaa.  Ali.,  Türk.  El.  U  41.  Aus  dem  Griechischen? 
\^l  Körting  Nr.  0258. 

AaxI»J,  JujIJo  travipa  .«ichange,  troc;  commerce  d'echange' 
Uarb.  r  453.  U  282:  it.  «»awut«.  Mi.,  Türk.  El.  U  74. 

<ü.  J>,>>.>  »igurta  .Versicherung'  Barb.  II  122:  it.  sicurtä, 
wnc«.  «cc^i/w/l.  Vgl.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  384. 

>w«M<  niiiis'ir  .Milkier'  Barli.  II  I'T:  iirabiscb  und  persisch. 
Mnii  hüll  IUI-  die  (Quelle  des  orientalischen  Wortes  it.  «eiuiale, 
da^  ttu»  lat.  criisualiii  stammen  soll.  Aber  das  lateinische  Wort 
bodcutPt  einen  Einschützungsbcamtcn.  Das  Wort  ist  persisch 
vmd  aus  dem  Persischen  in  die  semitischen  und  europäischen 
Sprachen  gewandert. 

yjyi)^i  vjy*)'  urhun,  armun  ,Handgcld'  Zenker  24:  gr. 
R^tüy,  das  semitischen  Ursprungs  ist:  hcbr.  fiST;?,  arab.  y^y>jA, 
^0^.  Vgl.  Lagardc,  Bildung  der  Nomina  203.  Im  Arabischen 
Frcmdwurt  und  vielleicht  auch  aus  dQ^a/ituf  entlehnt:  Fränkel, 
Aiwnäischc  Fremdwörter  190. 

^jUi  ftndsk  ,Wirthshau8'  Barb.  II  431:  gr.  7iav5oY.sTov. 
Neuhcbr.  p"i:B  Fürst,  Glossarium  graeco-hebracum  172. 


Ttrkiuba  Stadien   I. 


63 


ajUoj  pitaka  , Etikette  auf  Waaren'  Barb.  I  403:  schwer- 
lich, wie  Barbier  de  Meynard  meint,  gr.  mrrdnuov,  das  diese 
Bedeutung  nicht  hat,  sondern  Entsteilung  des  frz.  etiquette,  ugr. 
TiKtira,  mit  Dissimilation.  lui  Sinuc  ,hillet,  potite  lettre'  könnte 
es  TtiTtdxioy  sein;  doch  sagt  Barbier,  diese  Bedeutung  sei  dem 
osmanisehen  Türkisch  unbekannt.  Indessen  finde  ieh  in  den 
Mittheilungen  von  Tsakyroglu  über  die  Sprache  der  kieinasia- 
tischen  JUrliken  (Ausland  1891,  341—344  36G— 372)  bUikfi 
jSchreiber',  biti  »kaulmäunisches  Bueh^ 

^jL«Äl»t>  draijman,  vulgär  (/r«»*«»  , Dolmetsch'  Barb.  I  733: 
iL  dragovianno,  europäische  Form  dos  arabischen  ^-J^y. 

Fälschlich  leitet  Barb.  I  121  ^LjjI  anhar,  ambar  ,Scheune, 
Speicher,  Magazin*  aus  gr.  ifiirögiov  her;  es  ist  arabisch,  aus 
persisch  anbär  (=  ai.  xaiUhhärd-J,  wozu  ein  arabischer  Singular 
j^  später  zuruckgebildet  wurde:  Ilofl'manii,  Zeitschrift  der 
morgenlilndischen  Gesellschaft  XXXII  7tjl. 

Hieher  gehören  eine  grosse  Menge  moderner,  meist  itahe- 
nischer  Ausdrücke  des  Handelsverkehrs,  wie  aUorc  ,\Vcchsel- 
termin'  (frz.  ä  lim-er),  adiio  ,Agio',  akuiun  ,Acticngesellschaft' 
(frz.  aclio»),  banka,  banknot,  bilet,  bono  ,Bon',  bovsa,  bilanio, 
balie  .Waarenballcn',  iek  , Check',  deponito,  diiro,  diirante, 
eskonto  (vulg.  »inkoiita  Barb.  II  125),  fatura,  fireli  ,Verlust  an 
einer  Waare'  (frz.  frais),  franyoborda ,  istimara  ,da8  Aiehen' 
(it.  ttimarv),  kambial,  kainbln,  kompauia,  konuhnento,  kontrafo, 
manifatura,  ordino,  purtUti,  proteatu,  prooa,  passaport  (Biaucki 
I  307  Li.«AÄLj  pagporta),  patenta,  potta,  sekuestro,  sindik  oder 
»tndek  ,Syndicus',  Uratisit  ,Ti*an8it'. 


KIX.  Münzen,  Masse,  tirewkht«. 

Bwyol  aspre  ,Art  Münze':  gr.  iiariQOv.  Ueber  dessen  Her- 
kunft aus  lat.  aspemiii  vgl.  Psichari,  Mt5ni.  Soc.  Ling.  VI  312  ff. 
Ueber  die  Geltung  des  anpre  siehe  mein  Et.  Wtb,  d.  Alb.  18, 
wo  Paspatis  Xiayidv  yXwaaägtov  Sitj  nachzutragen  ist. 

^LuO  diiKir  jGoldmünzo':  byzant.  dr^väqiov  aus  lat.  rfe- 
narius.  ZunJlchst  aus  dem  Arabischen  oder  Persischen.  Ueber 
den  Wandel  in  dem  Werte  der  Münze  vgl.  Lagarde,  Bildung 
der  Nomina  221  f.  nach  llultach. 


u 


T.  Abhaadliing;    Meyer. 


l?jO  dirhein  ,alte  Silbermlinze';   gewJilinlicL  als  Gewichts- 
bezciLlinung  der  vierhundertste  Theil  der  Oka.     Barb.  I  737 si 
arabisch  ^j>   aus   persisch  fj>   und  dies  aus  gr.  ÖQO'Xiirj.     Vgl. 
Nöldeke,  Pers.  Studien  11  35. 

j^jJb^«>  dublun  ,Art  spanische  Goldmünze'  Barb.  I  755: 
span.  doblon,  it.  dobhlone. 

(j(JL»  fdn  ,kleinc  Münze'  Jussuf  289:  ist  arabisch,  und] 
dies  aus  mgr.  (pdkhg  =  lat.  follln.  üirei't  aus  q)dX).t£  oder] 
tpöXJM  stammt  türk.  J^.  pul  , kleine  Kupfermünze;  Fisch- 
scliuppe"  Barb.  1419.  Vgl.  Blau,  Zeitschr.  d.  deutschen  raorgenl. 
Gesellschaft  XXI  672;  Lagarde,  ebenda  XXII  330.  Mi.,  Türk. 
El.  II  42.  Nachtr.  II  15.  Spanisch  foluz  aus  dem  arabischen 
Plural.  i 

^v  JL»,  ^\yXi  felwi,  ftlurln    hiess   früher    der  venezia- 
nische Ducaten,  jetzt  der  österreichische  Gulden.  Barb.  U  427: 
it.  fiorino,   alt  ßorino;   gr.  gjÄwp/,   (flovQt.      DasselVje    bedeutet 
&S)ö.^  ßorenfn   Mi.,  Türk.  El.  I  til    vom  Namen   der  Stadt : 
Florenz. 

jJül*i,  t3Jlyi  franka,  frank  ,Frank'  Barb.  II  408.  Jussuf 
303:  it.  francOf  frz.  franc. 

JL^I,  JLj<  irjal ,  rial  ,spani8cher  und  österreichischer 
Thaler'  Barb.  I  41.   II  31:  spm.  real. 

(jijvi  ifuriti  , Piaster'  Barb.  II  3H3:  mlat.  yrongiui,  it.  ffronso. 
Vgl.  Mi.,  Türk.  El.  I  (>4.  Kluge  u.  (rronchen. 

VyJ  lira  ,Goldraünze,  =  100  Piaster'  Barb.  II  710:  it. 
lira.  Aus  der  Doublctto  it.  lihhrn  stammt  5j-*J  libra  ,livTe, 
monnaie'  Barb.  II  llIW. 

(^AJbje  metalik  ,monnaie  de  cuivre  mcW  d'argent'  Jassof 
727;  ,le8  Turcs  donncnt  h,  cc  mot  le  sens  de  monnaie  altörde, 
rogn(5c;  ccpcndant,  cn  langage  de  boursc  et  d'afFaire,  ils  l'em- 
ploient  avec  scs  variantcs  »iSÜLiu  et  viCJiJi.«  pour  designer  les 
valeurs  remboursablcs  en  numeraires'  Barb.  II  728:  gr.  furai.- 
liTiSg  von  ^idrailov;  engl,  metallic  citrrenc;/  ,klingende  Münze'. 


*  In  dieser  Bedeutung  vielleicht  au  grieck.  ifoUi  .Scliuppe',  niiiukuQ|)fen, 
aua  dem  nucli  nrnb.  -.^^r  .Schuppe'  (Früukel,  ArninXiRche  Premd- 
wnrt«r  192)  entlehnt  ist 


TtlrMsehe  Stadien.  I.  65 

j_*j  nütnme  ^kleine,  schlechte  Münze*,  Bianchi  II  1138: 
arabisch,  aus  gr.  vovfifilov  von  nummus.   Fränkel  196. 

XAj\jt>  dozine,  duzina  ,Datzend'  Barb.  I  759:  it.  dozzina. 
Junge  fkitlehnung. 

(»IjX  geram  ,Gramm'  Barb.  IT  382:  frz.  fffamtne.  Neo- 
logismus. 

AJaJS  kantar  ,Gewicht  von  vierundvierzig  Oka';  auch 
,Wage'.  Barb.  11  541:  arabisch,  aus  gr.  nevrr/vdQiov  ^  lat. 
centenarium.   Fränkel  203. 

isIvS,  Jet^  ksrat  ,poids  de  qnatre  grains,  carat'  Jussuf 
576:  arabisch,  aus  gr.  xsQortoy,  byzantinische  Bezeichnung  eines 
kleinen  Gewichtes.  Mi.,  Türk.  El.  I  96.   Fränkel  200  f. 

vjM^»  [J^  fceban,  Mepan  , öffentliche  Wage'  Bianchi 
n  560:  pere.  j^U$,  aus  gr.  7Ut(iitav6g  oder  yux^navöv,  von  lat. 
etnapäna.  Vgl.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  168.  Aus  dem  Persischen 
arab.  JJS.    Nöldeke,  Pers.  Stud.  II  39. 

\öJJS  Uelender  ,Mass  für  Flüssigkeiten,  etwa  zwei  Oka' 
Barb.  U  642:  gr.  jcvhvdqog. 

idxS  Kile  ,Hohlma8s  fUr  Getreide'  Barb.  11  689:  arab.  J-^S 
aus  gr.  ■motiüov. 

5^  «t«m  Jussuf  660,  5j.>y  lodra  Barb.  U  707  ,Pfund': 
gr.  Jdtqa.    Vgl.  arab.  Ji»j. 

j-Ä«  metro  ,Meter'  Jussuf  727:  it.  metro;  aus  dem  Grie- 
chischen. 


iinik  ,Getreidemass,  der  achte  Theil  des  Kile' 
Barb.  11  168:  gr.  xotvi^  (xoiyixi)  ,Getreidema8s',  das  dialektisch, 
z.  B.  auf  den  Ostlichen  Sporaden,  Sinilci  gesprochen  wird. 

aä^l    oka  ,Oka'  =  400   Drachmen:   arab.  ilSj,   aus   gr. 
odpäa  =  lat.  uncia.    Justi,  Kurdische  Grammatik  XIV. 

^J^ySyiy\   obolos  ,Gewicht  von  drei  Karat'  Bianchi  I  232: 
gr.  dßolög. 

\^y/t  milzur  ,Ma8s'  Zenker  840  c:  it.  misura. 

SiUWHsiMr.  d.  pliU.-kut.  a.  CXXVIII.  Bd.  1.  Abb.  6 


66 


ibkaailiDC!    X<r*t. 


XX.  ChristlUlie  Kirche. 

^J^*jl  .  ij<.jj«i'  aforoz,  nforoa  (efurus  Radloff  I  938)1 
,Kirchenbann':  von  gr.  d^ogitw,  dtpogtaiiöc.  Vgl.  asl.  a/urUatiA 
mm.  afurUi  ,excommunieiren'. 

ul  ajrt  jheilig':  gr.  iyia,  in  Aja  Sofia,  Aja  Soluk  (Ephe^l 
sus)'  u.  a. 

kAjUI    ajazma   ,waiiderthfttige  Qaolle',   bei   den   Christen 
des  Orients.  Barb.  I  212.  Radloff  I  217:  gr.  S^aafut  aas  iylaafuiy^ 
eig.  jWeihwasser*,  dann  ,wunderthÄtiges  Wasser*. 

^^Äipl  nrganun  ,Orgel,  Glocke*  Bianchi  I  55:  gr.  Siofor, 
agr.  auch  äqyccyoy. 

x^yj^^    deapat  jc't&i  le  titre  qne  le  gouTerncment  otto- 
man  accorde  aox  m^tropolitains  da  svnodc  grec,   aox  del^ga^^ 
da  patriarche  en  province,  etc.'  Barb.  I  739:  gr.  dwrrrönjg.  Diel 
balgarische  Uebersctznng   dieses   dtvnörr^i  ist    aSS^^    rladikoA 
auch  ladika  Jossaf  1244)  ^Bischof. 

\^LjJ  diakoz,  iJuJ  diak  .Diakon':  ngr.  Aöxog  ans 
diäittov  für  ötdacorog.  diak  ist  aaeh  .Lateiner,  lateinisch'  Zenker 
445  b,  vgl.  magy.  diäk  .Studenf. 

yAiai.ij  filnktiT  ,zaaberisches  Schutzmittel'  Zenker  670  b: 
gr,  (fvhrxfTfitw  ^malet,  Talisman'. 

iaJLSpLi  faraklit  ,der  heilige  Geist'  Bianchi  11  ^43:  ara- 
bisch, aas  gr.  na^thXtjrog. 

^^IlelyB  kerattke  ^etser':  at^ttTtög.  Vgl.  armb.  iJSljX, 
kord.  ^y,^  artoki.  Jasti-Jaba  4. 

^i A ■'■■■.. 'fc  xritiiaa  ,Christ*:  gr.  xf**^"**^-  Aach  ^IaJU>jS 
Jctrutian  Zenker  697  b  aas  it.  crütia»*. 

,_,..AJbl  iblU  ,Teufel'  Bianchi  111:  anbisdi,  aas  gr.  ihajiffriog, 

Jkx^l  indiil  ^vangeHom':  arabisch,  aas  gr.  «^oTjiAior. 
A*eh   ^«aJLOI   ingüimn  Zenker  108  c. 

\yjy\jJm\,   a^y^^  i$tm%my  MtorrM  .Kreoa.  Oortfix':  gr. 

oiav(i<äg. 


E^iln—  benM  ^^XiXjt 


Kirtht  4*»  '.^yme  >>Mj  »t. 


TArkiBObe  Stsdt««.  I.  67 

^LiZwl  iatifan  ,Brautkronc',  Überhaupt  ,Diadem,  Blumen- 
kronc*:  ngr.  ar4(pavog,  aze(p&vi.  Pers.  ^^UXtül  Nöldeke,  Pcrs. 
Stnd.  II  40. 

i^)yi  j'ytu  ,chri8tliches  Fest':  gr.  ioQTi^,  ngr.  yio^. 
^^y^  kalo§srja  ,Nonne'  Bianchi  II  503.    Zenker  683  c: 
ngr.  xaXoyqiä  von  xaköysQog  ,Mönch'. 

Jl^«5    kamaval  ,Cameval*  Zenker  698  c:   it.   camevale. 

^LJ^jU  katoM  ,Katholik'  Barb.  11  444:  gr.  xa»oXix6g. 
Bei  Zenker  338  c:  (^aJÜL^  (atlsk,  (^aJÜL»    diashh  dass. 

LwüJi'  liiliaa,  Uilise  ,christliche  Kirche':  gr.  ixxXijaia, 
ixtdr/Otä.  Arab.  ^j«-Ji5  Fränkel  275. 

^J^'if  latin  ,römischer  Katholik':  mgr.  XarTvog  aus  lat. 
laHnus.  Vgl.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  238. 

b^yuJ  liturja  ,Mes8e':  gr.  XeiTOvgyia  Xsirovgyiä. 

>a**^*.t  logofei  ,Vicar  des  ökumenischen  Patriarchen ; 
Kirchenvorsteher';  früher  ^Kanzler  des  Hospodars  der  Moldau 
und  Walachei'  Barb.  11  702:  gr.  Xoyo^hrjs. 

yX^XX/t  managter  ^christliches  Kloster':  gr.  fiovaaffjqi,  [lava- 
arr^Qi.  Vgl.  asl.  manaatyrt  neben  monastyn,  se.  manastir.  Et. 
Wtb.  d.  Alb.  286. 

\s*Jyj^ySx  metropolit  ,griechischer  oder  armenischer  Erz- 
bischof: gr.  fii]TQOfcoXirt]g. 

oLü  panatr,  panajsr  ,Markt':  gr.  nafi^Qig,  itavrffiqi 
,Kirchweihfest,  Fest,  Markt'.  Vgl.  Mi.,  Türk.  El.  II  37.  Ueber 
das  a  der  zweiten  Silbe  vgl.  S.  14.  Die  türkische  Form  hat 
wieder  ngr.  nocyceöqi  hervorgerufen,  mit  dessen  o  sich  Thumb 
Idg.  Fe.  II  80  umsonst  abmüht. 

Uü  papa  ,Papst':  it.  papa;  ngr.  itdmag.  Dazu  o>-»»jL> 
papist,    ouäuL)  papiSt  ^römischer  Katholik*  Zenker  157  b. 

(jmLjU,  ^^^  papas,  papaz  ,griechischer  Geistlicher,  Mönch ; 
Heide'  Barb.  I  371.  iUi>LL>  papadia  ,Frau  eines  griechischen 
Geistlichen'  Barb.  I  370:  gr.  itanäg,  nanadiA. 

LlXämiO  paskalia  ,Ostem',  gewöhnlich  hüjük  p.  (,grosse 
Ostern'),   wtthrend    kiHilk  p.   (,kleine   Ostern')   das  christliche 


Weihnachtsfest  bezeichnet:  gr.  naaxahö.    patkalia  heiset  auch 
eine  Art  Flieder,  die  m  Ostern  blüht.  Bianchi  I  307. 

Jb^'lj  patrtli,  «^JjJoIj,  ^^üjJoj  pntrtk,  ^öj>^eL>  hnfrek 
jPatriarch',  Titel  der  HUupter  der  christlichen  Gemeinden  in 
der  Türkei.  Barb.  I  303.  373.  383.  403:  gr.  frarp/wos  ans  lat. 
patridus. 

^^  »«.»1  pfukopoB ,  piskopos  ,Bischof :  gr.  irrlaxcnroc. 
Daneben  das  arab.  ^_jLiL»)\  Bianchi  I  Ol,  sowie  'dtM*i  pifbeli 
ans  magy.  püspSk.  Zenker  23ö  c. 

4>^jU«  finod  ,i^ynode'  Zenker  522  a :  gr.  avvodog. 

&«'»>i(i.~  fertunije  , Weihung  des  Geistlichen*  Zenker 
542  b :  gr.  x^^Q^orla. 

^jMbäle  taks  .christlicher  Ritus':  gr.  rß|ig.  Aach  arabisch. 
Kord,  taks  Josti-Jaba  276. 

I»».i  iff  ttlsem,  vnlg.  tilifim  ,Tahsman,  Amolet':  gr.  rtXeapa, 
das  im  Mittelgriechischen  diese  Bedeutung  hat.  Arab.  [» «■■  i  In 
{ileem.  Kurdisch  tilUim  Josti-Jaba  27G. 

^J„.xXi\y  vaftU  .Taufe':  gr.  ßamiaia  n.  pl.  .Taufe*,  auch 
ßdtmiatg.   Dazu  ^^iijLif  nnaraftU  .Wiedertäufer'  Zenker  99  b. 

Hier  schliesse  ich  die  europäischen  Monatsnamen,  die 
aus  dem  Neugriechischen  stammen,  an: 

«Ll>.    S>^ji    lT^)     -  janar,  janariz,  jaitarot:  yerä^tg. 
^jmJyXi  ßltmtritj  ßecari*:  tfktSä^i. 
swxLt   mart:  ftä^ti. 
Jb«jl   abril:  6n(iXig. 
^^La   mai»,  majot:  (täig,  ftdioi. 
(_;««AJ»J  jtuti'M:   iovrtos. 
,j<>«^'»j  julio«:  iovliOi- 
,j.»Jict  agutto» :  äyoiinoii. 
f^^yJm  nttvri*,  futnrisi  nxr^itßfi^ 
j«j-iä.t,   i^yi^XÄ.\    axttri»,  mgttrimi  äutifiifts, 
j^-^jj   nwrart«:  troifiß^. 
^j^^ti'j,   ^jmj'.AiS<i  dJMTUy  idhmAriti  6niu/iftg. 


TtrUioh«  Stadiro.  I. 


r.9 


Unrichtig  ist  bei  Zenker  920  c  fUr  nuvarin  die  Bedeutung 
^anaar*  angegeben,  mit  der  Erklärung,  es  sei  aus  *januvarls 
verktlrzt.  Die  Lautverilnderungcn  gehören  fast  alle  schon  der 
griechischen  Volkssprache  an,  so  das  Verklingen  des  Nasals  in 
gUevrU  nuvarU  deJcevria  aus  asTTteßgig  vo^^Qig  öexißqig,  das 
-jr*-  aus  -kt-  in  a/trrU.  «iVfri»  geht  auf  aertßQig  zurück,  das 
mundartlich  vorkommt,  z.  B.  in  Cvpem  (Sakellarios  KvTrqiaxa 
n  779),  und  durch  Einllnss  des  ital.  »ett.embre  jsu  erklären  ist. 

^j»ljujlj  knltitdns  .erster  dos  Monats*  Bianchi  11  425. 
Zenker  684  ist  ngr.  xcAatieg   Nom.  Plural,   von  lat.  calendae. 


XXI.  Staatswesen. 

Ausser  den  neu  aufgenommenen    k»'>>^   bi/ddie   .budgot', 
i>    dijiluinat,    u^^LsvJÜ)    katuelai-ia    (ital.),    «M^y» 


•  commission' 


komUer  ,conimis8aire',  ^^x^^yS  komiition 
^Jmj^■J^jyS  konferan»  ,confdrence',  SyäJyS  kopgre  .congres', 
yJJue^iXjt  parlameutAj  (ital.),  t/*^'jJ  pnli»  ,PoHzist'  (frz.  police), 
»ÄtXJyj  politika  , Politik',  übertragen  , Schmeichelei' ,  {j^r^. 
pren»  ,prince',  und  anderen  sind  etwa  zu  nennen: 

ij"^'lj  lalios,  u-^JjLj  bailo»,  früherer  Titel  der  diplo- 
matischen Agenten  Venedigs  und  Frankreichs  bei  der  Pforte : 
venez.  bailo,  gr.  nnatlog. 

x^jt>,  )«>>V'>  dodie  (Venezianischer  Doge':  it.  doge.  »j'j»> 
daka,  it.  dura,  bezeichnet  den  GroBsherzog  von  Toscana,  *Ji^) 
^ß}  das  tyrrhenische  Meer.   Zenker  441  a. 

jjü^  fondo  ffonds  publics,  dette  publique'  Barb.  II  434: 
it.  fondo. 

\Jie^jjj*^  ifiperator  .Kaiser',  tt.Sio<>Joljjycl  imperatorila 
, Kaiserin':  it.   imptrntave. 

j^ojS  kaitar,  rOmischer  und  byzantinischer  Kaiser':  arabisch, 
aus  lat.  Caaar.  Der  Name  des  gewaltigen  Mannes  ist  von  den 
Orientalen  in  seiner  alten  römischen  Aussprache  aufgenommen 
und  ab  Eigenname  mit  derselben  erhalten  worden.  Vgl.  armen. 
f<"./"<».  So  erklärt  sich  auch  das  ai  von  got.  kaitar,  ahd.  keigar. 
^L«L».  f.atar ,  wie  die  TUrken  ft"üher  den  dent.schen  Kaiser 
nanaten  (Barb.  I  ö6l).  ist  zunttchst  magy.  aidsznr. 


70  I-  Abkudlnnc    Meyer. 

^j>.yXM.»yS  konsolo»  jConsol  einer  fremden  Macht'  Barb. 
n  581 :  it.  cansole,  ngr.  itdvaoXaa.   Arabisch  ,_)^o<ü>. 

UM«JuJe^L)  Palatinos  ,ungarischer  Palatin'  Bianchi  I  317: 
lat.  palatinus. 

^^  re  ,König'  Zenker  473  c:  it.  re. 

^y^  sidiill  ,registre8  des  tribunaux,  recueils  de  jogements 
prononces  en  justice'  Barb.  II  70:  arab.  Ji**  aus  byzantinisch 
aiyilXov,  aiyiXkiov  =  lat.  sigillum.  Fränkel,  De  voc.  peregr.  17. 
Lagarde,  Bildung  der  Nomina  101.  Unrichtig  Korsch,  Archiv 
für  slav.  Philol.  IX  668. 

XXII.  Hilltfirwesen. 

xSyX^  ahloka  ,Blokade'  Barb.  I  5.  Badloff  I  634:  venez. 
abloco,  bloca  für  it.  hlocco. 

^^nI  arj. das  Commando  Marsch!  Barb.  I  36:  vom  frz. 
marche,  durch  Vermittlung  des  deutschen  Commandos.  Radioff 
I  331. 

jjoajJU  baliemez  ,grosse  Kanone':  nach  Barb.  I  281  it 
palla  e  mezzo  (richtig  mezza)  ,boulet  et  demi'j  das  Volk  fasst 
es  volksetymologisch  als  ««j  JU  hal  jemez  ,qai  ne  mange  pas 
de  miel*. 

tJöU  banda  ^bewaffnete  Truppe;  Militännusik':  it.  banda. 

fS\Xi  baraka  ,Feldlager  der  Soldaten'  Barb.  I  256:  it. 
baracca. 

^^aämo  bastiun  ^Bastion',  Bianchi  I  307:  it  baHione. 

L^liaj  batarja,  auch  LjJoU  batria  Bianchi  1311  ,Batterie': 
it.  batt€ria. 

JL^«^  Surdial  ,cordelette  ou  ficelle  avec  laquelle  on  fait 
mouvoir  l'^toupiUe  qui  met  le  feu  au  canon'  Barb.  I  607:  ,mot 

^tranger'. 

JlyL».  dieneral  ,6eneral  in  einer  fremden  Armee'  Barb. 
I  540:  it.  generale. 

t^yi  foga  Commandoruf  ,Feuer!*'  Barb.  11  433:  it.  /moco, 
venez.  fogo. 


Ttrkbehe  Studien.  I.  71 

JoLwi,  ^LuJ  fisat,  fusaat,  <ü\x,Mi  fustat  ,ZeIt'  Bianchi 
n  383:  arab.  l»Llj,  kU»-«i,  aus  gr.  (poaaärov  ,Lager,  Heer'  = 
lat.  fossätum.    Fränkel  237. 

xjö^  funja  ,Zündpulver'  Barb.  II  434  ist  westlichen  Ur- 
sprungs verdächtig. 

f^mjX».,   —ySjs>.  hartudi,  xartudi  ,Patrone'  Barb.  I  635. 

692:  it.   cartuccia,  frz.  cartouche. 

wAxu.1  isbir  ,soldat  charg^  de  l'cntretien  des  chevaux' 
Barb.  I  46:  it.  sbirro,  dessen  Bedeutung  aber  nicht  überein- 
stimmt. 

^«3 Li  kanun:  ,on  nomme  kanun  une  plaque  de  m^tal 
sur  laqnelle  ce  mot  (la  loi)  est  grav^;  de  Ik  le  surnom  donn^  k 
U  gendarmerie  militaire  dont  les  soldats  portent  cette  plaque  sur 
la  poitrine'  Barb.  11 477:  gr.  xavtüv,  durchs  Arabische.  Vgl.  S.  60. 

J^duols  kapsul  ,  Lunte  der  Feuerwaffen'  Barb.  11  440: 
firz.  capsule,  it.  Capsula. 

xJUjl«i  karabina  ^Karabiner'  Jussuf  537:  it.  carabina. 

sJüLc^  komanda  ,Commando',  ^ttXjLe^'  komandan  ,Be- 
fehlshaber'  aus  it.  comando,  comandante.  Aelter  ist  ^JüLo^i 
komandar  jCheP,  besonders  ,chef  de  l'ordre  des  chev^iers  de 
Malte'  Barb.  H  57S. 

^)ö>iyS  kondak  ,Schaft  der  Flinte'  Jussuf  615:  gr.  xovroxt 
von  agr.  xow<Jg  ,Stange'.  y^'>^^  in  der  Bedeutung  ,Windeln' 
kann  gr.  luoia&TUOv  ^olle'  sein  (Sophoklis);  ngr.  xovrdnuj,  xoLrröx 
^n  Windeln  gewickeltes  Kind'  im  Pontus,  Syllogos  XVIII  141. 

Sj^ÜLio  manevra,  manovra  ,Truppenübung':  it.  manowa, 
firz.  mancBuvre. 

\yiy3\[j>  martoloz  ,ancien  corsaire  du  Danube'  Jussuf  683; 
nach  Zenker  ,Art  christlicher  Soldat  in  der  Ttlrkei':  gr.  ägfia- 
xwlög  von  lat.  arma.  Mi.,  Tttrk.  El.  II  21.  Nachtr.  I  81. 

^^jucCLÄj«  mendienik  ,Belagerungsmaschine'  Barb.  II  788: 
auch  im  Persischen  und  Arabischen,  aus  gr.  (layyanMiv  bei  den 
Byzantinern. 

sSfS^MjQ   misJcet  ,Muskete'  Jussuf  743:  it.  moschetto. 

{ji'yi)^   obtis  ,Granate':  frz.  obus.' 

*^M^  P^'^^ola  ,mot  d'ordre,  mot  de  passe'  Barb.  I  379: 
it.  parola. 


iZ  !•  Abbaodlaiig:    Meyer. 

JLyo  pinial  ,coutcau  k  lame  longae  et  eftilöe,  synonyme 
de  arnaut  HSs,  ^päe  albanaise'  Barb.  I  412:  U.  pugnale,  alb. 
geg.  pinäl  Et.  Wtb.  d.  Alb.  338. 

^Üo  piitov  ,Pistole':  it.  pistola.  Vgl.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  339. 

ie\yi\\,  yia\yj\\  vapoH ,  raporto  , militärische  Meldung* 
Jnssaf  971:  frz.  rapport  und  it.  rapporto. 

vi>\siy>c  soltat  jSoldat'.  ,Ce  n^ologisme  d^signe  princi- 
palement  les  fusüiers  des  milices  organis^es  k  l'europ^enne' 
Barb.  II  234:  frz.  mldat. 

L>»<*J  türs  jSchild*  Bianchi  I  482:  arabisch,  aus  gr.  dvQSÖS' 
Fränkel  241. 

^jLjjOnIj,  ^jLj^^Lc  vardijan,  gardijan  ,Wächter,  Wache, 
Schildwache'  Barb.  II  835.  Jussuf  1332:  it.  guardiano,  vardiano. 
Lj(>^Le  gardija  ,garde,  faction,  corps  de  garde'  Barb.  11  378: 
it.  guardia. 

XXIII.  Seewesen. 

8jöL!)lt  alabanda  ,das  gleichzeitige  Abfeuern  aller  Ka- 
nonen auf  der  einen  Seite  des  Schiflfes';  übertragen  ,heftige 
Vorwürfe'.   Barb.  I  99.   RadloflF  I  36ß:  it.  alla  banda. 

s^^^t  alahura  ,das  Umstürzen  von  Schiffen'  Radioff  I  367: 
gewiss  italienisch,  doch  finde  ich  den  Terminus  nirgends. 

juLoiM  alamana  ,kleines  Schiff,  grosses  Fischerboot*,  auch 
,grosses  Netz'  Barb.  I  101.  Vgl  alamena  qatghy  ,barque  arm^ 
de  quatre  ou  cinq  paires  de  rames,  qui  fait,  dans  la  Mer  noire, 
la  pdche  de  la  bonite'  Jal  92 :  ngr.  Sgfisrov  ,Segel,  Schiff*. 

x^N^i  alarga  ,offencs  Meer';  als  Zuruf,  um  eine  An- 
näherung ans  Schiff  zu  verhindern,  alarga  etmeU  ,das  offene 
Meer  gewinnen'  Barb.  I  100.  Radioff  I  360:  it.  allarga!  ,fem 
gehalten',  allargarsi  ,auf  die  hohe  See  gehen',  =  mettersi  al 
largo,  prender  la  larga.     Ngr.  äXänya,  dthx^äqia.    Vgl.  Jal  93. 

^^1  alhora,  mit  etmeli  ,die  Segel  hissen'  Barb.  I  102: 
it.  alberare  ,den  Mast  aufstecken'  Jal  93.  Vom  Imperativ. 

ÜÜ.JI  alesta  ,fertig,  bereit',  mit  etmeU  ,ein  Schiff  ausrüsten* 
Barb.  I   lOü.    Kadloff  I  10(3:   it.  allestire   una  naee,   ,ein  Schiff 


Türkisch«  Htndieo.  I.  73 

ausrüsten'.  Jal  104  fuhrt  auch  alestare  und  lestare  als  ita- 
lienisch an. 

I»yel  amura,  mit  etmelc  ,die  Segel  des  Hauptmastes  und 
des  Fockmastes  losmachen'  Barb.  I  118:  it.  (ajmurare,  frz. 
amurer  Jal  122.  123. 

JI^A«t  amiral  ,AdmiraI'  Barb.  I  119:  frz.  amiral.  Das 
Wort  ist  arabischen  Ursprungs. 

kJLüI  anile  ,eisemer  Sing  am  Ende  des  Ankers'  Barb. 
I  129.    RadlofF  I  233:  it.  anello,  altit.  anella  Jal  136. 

ÜJül  antena  Jussuf  38,  «JUjI  artena  RadloflF  I  312  ,Segel- 
Btange,  Raa':  it.  antenna. 

yUjt  apiko,  mit  etmelc  ,am  Anker  so  ziehen,  dass  die 
Kette  vertical  ist';  als  Adj.  ,geschickt'.  Barb.  I  7:  it.  a  picco 
Jal  32. 

Ljsf  aria,  mit  etmeH  ,ein  Segel  aufmachen,  es  gegen  den 
Wind  stellen'  Barb.  I  41:  it.  dare  delV  aria  alla  nave  ,augmenter 
sa  vitesse'  Jal  644  unter  erre. 

jtio»!  arma  ,Takelwerk  eines  Fahrzeuges';  auch  , Wappen'. 

Barb.  I  39.  Radioff  I  339:  it.  ai-me.  N^t>Lo»l  armadv/r  , Aus- 
rüster eines  Schiffes'  Barb.  I  39.  Radioff  I  340:  it.  armatore, 
s.  Jal  169  unter  armateur. 

U  <l^l  avaria  ,Seeschaden'  Jussuf  53 :  it.  avaria.  Jal  206. 

I  J(Jü  bakalera  ,plaque  de  fer  qui  gamit  les  mortaises, 
alnmeUe'  Barb.  I  305:  it.  baccalaro  Jal  213. 

b^JJIj  handera,  handira  ,Schiffsflagge'  Barb.  I  281 :  it. 
handiera. 

tSX»  harka  ,Barke,  grosses  Boot'  Barb.  I  258:  it.  harca. 
j(»«lj  harie  ^grosses  Boot,  chaloupe  de  guerre'  Barb.  I  257  ge- 
hört zu  afrz.  bärge,  prov.  harja,  it.  bargio,  russ.  Capxa  ,barque, 
canot  de  parade'  Jal  247  ff. 

yj^ixuXi  battun  ,Stock',  in  der  Marine  Barb.  I  261 :  it. 
baatone  Jal  267. 


74  I.  AbhknlloiiK:    Meyer. 

8(>^UM»U,  Bi>^XäIj  baatarda,  baitarda  ,groase  Galeere,  be- 
sonders die  Luxusgaleere  des  Kapudan  Pasa'  Barb.  I  261.  266: 
it.  bastarda  Jal  263. 

üüu)U  batenta  ,Gesandhcit5pass'  Zenker  157  b:  it.  patente. 

Kfilo  berage  ,Vorrichtung,  um  die  Kanone  an  Bord  un- 
beweglich zu  machen'  Barb.  I  293:  it.  braca,  venez.  braga 
,Hose',  braca  del  cannone,  s.  Boerio  96.  Jal  330. 

själ^  bsranda  ,Lagerstätte  der  Soldaten  an  Bord  eines 
Kriegsschiffes'  Barb.  I  293:  it.  hranda  ,Matrosenbett'. 

Luut^,  I-amIo  beratia,  perasia  ^Brassen'  Barb.  I  292: 
it.  braccia. 

xJsi^  bivata  ,Jungfer,  Jungfernblock,  cap  de  monton' 
Barb.  I  31G:  it.  bigotta  Jal  291. 

SA^f»  bodia  ,Commandoruf  an  den  Steuermann  =  fn. 
arrive*  Barb.  I  319:  it.  poggiare  ,laisser  arriver'  Jal  1191. 

K«j  bora  ,heftiger  Sturm'  Barb.  I  321 :  it  bora.  Vgl. 
Et  Wtb!  d.  Alb  42. 

xJu^K^  borandiine  ,viroIe  de  m^tal  ä  Textr^mitä  de  la 
poulie' ,    frz.   ,cercles ,   frettes'   Barb.  I  321 :  unklar. 

I<>^^  borda  ,Schiff8seite,  Bord'  Barb.  1323:  it.  bordo. 

&Ju %>j  borine  ,Art  Taue'.  HJ^Jjiyyj  borinete  ebenso.  Barb. 
I  328:  venez.  borina,  borineta  =  it.  bolina.  Jal  316. 

iUMmj,  LflvJ  bose,  bosa  ,Art  Tau'  Barb.  I  332.  334:  it 
bozza  Jal  330. 

^^ü  .j  bonaoila  ,trou  du  chat,  Soldatengat'  Barb.  I  347 : 
unklar. 

ajo^j  bojuna  ,godille,  grosser  Bootsriemen'  Barb.  I  353: 
unklar. 

tJä\ji,  ''^'r^  branka,  pranka  ,Kette  der  Galeerensträf- 
linge' Barb.  I  293.  390 :  altit.  branco  ,chaines  qdi  servaient  k 
attacher  h  un  banc  tous  les  rameurs  de  ce  banc'  Jal  334.  Vgl. 
Et  Wtb.  d.  Alb.  350  unter  prangt. 

i^yi  brik  ,Art  Fahrzeug'  Barb.  I  297,  j3ir?'  ibrsk 
Bianchi  18 :  frz.  brick  aus  engl,  brlgg,  wahrscheinlicn  Abkür- 
zung von  brigantine. 


TArUiehe  Studien.  I.  75 

Si>^J^JeyJ  bumbarda  ,Art  Fahrzeug'  Barb.  1347:  it.  bom- 
barda  ,gaIiote  k  bombes,  petit  navire  latin'  Jal  306. 

»■Miyi  bumbe  ,Ilaa  des  Besanmastes'  Barb.  I  347 :  scheint 
it.  boma,  Jal  306  unter  bome. 

xleLcpo  burgata  ,planchc  tr^s-plate  qui  sert  k  mesarer 
r  ^paisseor  des  c4bles'  Barb.  I  324 :  unklar. 

l^sLoLk.  (amariva  ,commandement  pour  hisser  les  gröe- 
ments,  les  vergues,  le  paviUon  etc.'  Barb.  I  57 1 :  wohl  it.  cima 
arriva. 


Hma  ,Tauende,  kleines  Tau,  das  man  beim  Landen 
ans  Land  wirft'  Barb.  I  630:  it.  cima. 

^jje^(>  dümen  ,Steuer'  Barb.  I  768:  it.  tinume;  ngr.  xifidvi. 

}i^i>\y*A-  diivadera  ,civadifere'  Barb.  I  549:  it.  civadera 
,nom  d'une  volle  k  peu  prfes  abandonn^e  aujourd'hui,  qui  s'atta- 
chait  k  nne  vei^e  suspendue  sous  le  mät  de  beauprä'  Jal  477. 

lUhLLiul  eskaXa  ,carlingue  de  m&t,  assemblage  de  char- 
pente  sur  laquelle  est  fix^  le  pied  du  mät'  Barb.  I  54:  it.  acassa 
Jal  1326. 

sJLäauI  eskalera  ,ächelle  de  commandement ,  au  flaue 
droit  du  navire'  Barb.  I  54:  it.  gcala  reale. 

Kii[.Su,\  sskandie,  mit  etmek  ,die  Wache  ablösen'  Barb. 
I  54 :  it.  scangiare,  scangio. 

s^.LS«»!  eskarSe  ,charger  en  estive,  Güter  laden,  die  zu- 
sammengepresst  werden  können'  Barb.  I  54:  it.  carica. 

\^xliuut  Eskarmoz  ,Raderspiker,  Rudernagel,  cheville  k 
laqncUe  on  fixe  la  ramc'  Barb.  I  54:  gr.  anuxXfiög,  woher  it. 
Bcalmo,  acarmo  stammt.  Jal  1460  anter  tolet. 

yO\[£Mi\  eskarso  , Gegenwind'  Barb.  I  54:  it.  »car$o 
Jal  1326. 

Xjt\^JLi*i\  sskapamar  ,Leesegel,  Beisegel'  Barb.  I  54 :  it. 
»copamari  Jal  1331. 

aIo^äauI  eskute  ,Segelleinen,  Schoten'  Barb.  I  55 :  it.  scotte, 
aus  dem  Deutschen. 

lUsyXM^  e$turpa  ,Besen  aus  Tauenden'  Barb.  I  52,  bei 
Bianchi  I  75  UvümI  iatropa  ,perche,  verge':  it.  »troppo. 


1< 


I.  AMullgDf:    Ilejrer. 


ij-^U  fanus,fano8 , Laterne,  Leuchtthui-m*  Bianchi  II  34«>. 
Auch  arabisch  und  persisch :  gr.  ^avög. 

»Li  fener  , Fanal,  Laterne'  Barb.  II  429:  gr.  qtar&^i  von] 
qiarög.  Auch  im  Arabischen,  Frilnkel  !)li. 

KSyXi  feluka,  fuluka  ,Art  Schiff'  Barb.  II  428:  it.feluca. 
Auch  arab.  'is^  stammt  daher.     Das   italienische  Wort  selbst 
aber  ist  arabischen  Ursprungs,   vgl.    Körting  3372;   das   arab., 
folk  will  man  von  gr.  iipökxiov  herleiten. 

KXSyi  ferkata  , Fregatte'    Barb.  II  4 II :   it.  fregatn,    span. j 
fragata,  ngr.  tpe^'döa.     Das  Wort  ist  unbekannten  Ursprungs. 
^yXsyi,  j>AÄJ'«J   ferkatiiH,  ferkatin   entspricht   span.  fragntin, 
it.  fregatina   ,kleine   Fregatte';   it.  fregatoiie   »grösseres  Schiff'. 
Vgl.  Jal  718  ff. 

ciX^  fesM  ,Schiff8pfeife'  Barb.  II  417 :  \i.  fiacMetto. 

Kje%i  filnina    ,Wimpel'    Barb.    II   425:    it.  ßamma,    lat. 
flamma   Jal  69U.     Das   gewöhnlichere    Wort   ftlr   , Wimpel'    ist 
»«Jü^  fihiudra,  ßandera  Jussuf  290.  Barb.  II  425,  woher  ngr. 
qitlcivrqa;   es   scheint   eine  Contamination   von  flammn   und   iX.\ 
bandiera  zu  sein. 

j-Lo  ßlo  , kleine  Elscadre  von  Kriegsschiffen'  Barb.  II  437 : 
it.  ßlo. 

•iijjj  ßleiüc   jbarrea   de   bois  transversales  sur   Icsqnelles 
glisse  le  roulcau ,  en  usage   dans  les  chantiers  de   construction 
et   les    reraisages    de   bateau;    poutrcs    paralleles    sur    lesquellea, 
repose  la  chaloupe,  quand  eile  a  etc  hiss«5e  a  bord'  Barb.  II  427  :J 
it.  ßanco,  in.,  ßanc? 

s>i>^    f ödere    »Fütterung   des   Schiffes';    auch    überhaupt 
, Futter'  Barb  II  432:  it.  fodero  aus  dem  Deutschen. 

I»*3  fora   jCommandoruf  zum  Oeffnen   der  Segel'   Barb. 
II  432 :  it.  fuora,  venez.  forn. 

iii^yi  funda  ,Commando  zum  Ankerwerfen'  Barb.  II 434: 
it.  fondo. 

tüie^yi,  i^syj   fertena,  furtuna    ,Sturm'    Barb.    II    432: 
it.  fortuna,  ngr.  (povqTOvva. 

lujLe  gaila  »Marssegel'  Barb.  II  377:  it.  gabbia.  Jal  728. 


TtrliiMbo  St«il(»o.  1. 


TT 


^iX>\yt  tfratidi  ,Hauptinast'  Barb.  II  3S2:  it.  tjrnnde. 

Uijtyk  gomana,  gumena  »starkes  Tau  zum  Ankern'  Barb. 
n  3IM:  it.  rjornonn,  (jnnienn,  rjumina  , Ankertau',  das  man  für 
arabischen  Ursprungs  hillt.    Vpl.  S.  I>. 

atel^«^  gurfata  ,Art  Kreuzhölzer  am  Mast'  Barb.  II  390: 
H,  crocrttn  Jal  546. 

tüS'yi'  gfigertn,  gUverta  ,Oberdeck'  Barb.  II  671:  it.  eo- 
ptrUi,  venez.  covert-a. 

»i>LL»jl  imhat  ,bon  vent,  vent  du  large  ou  d'amont;  bonne 
briae  qui  souffle  tantot  du  levant  et  tantöt  du  ponant'  Barb. 
I  241.  ^5->U  irtfi  .Westwind;  Sonnenuntergang'  Biancbi  I  200: 
gr.  iftnönr/g  ,oceident'  Legrand ;  i^uianjs  ,vento  foraneo'  Soraa- 
vera.     Von  iftßaiviu. 

jJX»«!  Uli^le  , Landungsplatz*  Barb.  I  55:  lat.  scala;  iiber 
«  vgl.  Et.  Wtb.  d.  Alb.  406  f. 

JojUiuul  iskandil  .Senkblei'  Barb.  l  54:  it.  gcandaglio^ 
Jal  1324  gibt  auch  die  Form  »randiglio;  ngr.  a/avtäh,  arutwili. 

^|.La*i.I  iapaoli,  iitpavU  ,Art  dünne  Taue*  Barb.  I  46:  it. 
»pago.    VgL  Jal  1375  unter  gpaolo. 

K«Ajfc<Lk«»l  isparfina  .nceuds  de  chanvre  enroules  autour 
de«  cordages'  Barb.  I  46:  it.  gparcina,  sparzina  Jal  1376  (ge- 
ooeriBch  und  venezianisch). 

«j^Luy«.!  iitpilata  , Fähre,  Fahrzeug'  Zenker  36b:  ro- 
manisch, vgl.  mlat.  platta,  it.  piaitn,  frz.  plaie  , Wasserfahrzeug 
mit  plattem  Boden',  aber  zunächst  se.  »plata  ,Fähre,  Floss'. 
Mi.,  SUv.  El.  9. 

LaJLJl*»^  ütalia  .Liegezeit  eines  Schiffes'  Barb.  I  48:  it. 
ttallia. 

oLyü»!  i^if,  mit  etmek  ,BaUaat,  Waaren  einladen'  Barb. 
I  52:  it.  sHvare  , Ballast  einladen';  ngr.  atißdqw. 

aJLU^l  iftingn  ,die  Segel  aufgeicn'  Barb.  I  51:  port. 
ettingar  ,die  Segel  einholen',  ngr.  ariy/ägü).  Jal  425  unter 
rarguer.  Das  Wort  ist  wohl  rnit  it.  stringare  ,zusammen- 
scbnQren'  identisch. 

»JlwU»»l  ittralie  ,Art  Taue,  Stag,  Stütze'  Barb.  I  50: 
it.  ttraglto. 


78 


I.  AMitDlIaif.'    lltjrar. 


toLsj^i««.!  igtromafa  ,cordes  on  chaincs  entortillöes,  entre- 
lacees'  Jussuf  4dH:  it.  Ktrammzo  ,|)aqaet  de  ^^eilles  cordos  ou 
nattes  pour  soutcnir  le  recul  des  canons  dans  un  vaisseau' 
Jal  1394. 

i^ij  jali,  jale  ,Ufcr  des  Meeres  oder  eines  Flusse«;  Lost- 
liaus  am  Mecresstrande'  Barb.  II  xll:  gr.  ytalög  ,Ufer'  aus 
alytahig. 

Limaj  jiaa  Coraraandoruf  zuui  Hissen  der  Segel.  Barb. 
II  897:  it.  itsare,  frz.  hinHer.   Jal  830.   Aus  dem  Deutschen. 

iüi>ü»  kadena  , Kette  der  Qaleercnsclaven'  Barb.  II  447: 
it.  cat.enn,  venez.  cadena. 

ÄX;>k>üi,  &£<cVJi  kadtrga  ,grosse  Graleere'.  Barb.  II  447: 
gr.  xäregyov. 

«yLflJji  kalafat  ,das  Kalfatern'  Barb.  II  530:  it.  calafatare; 
das  türkische  Wort  gibt  jedenfalls  die  europilische  Form  des 
in  seinem  Ursprünge  uöeh  niclit  ganz  klaren  Wortes  wieder. 
Vgl.  Dozy-Engelmann  376.  Fränkel  230. 

»♦aJL»  kalsma  ,Haufen  zusammengerollter  eiserner  Taue 
zum  Halten  des  Ankers'  Barb.  II  470:  it.  calumare,  span. 
calomar  bedeutet  ,ein  Tau  nachlassen*.  Eher  aus  it.  colirw  oder 
colmata  ,Hii\i{eii,  Anhäufung'. 

aUjU   kalieta  ,SchiflFszwieback'    Barb.  H  533:    it.  galetta. 

Küfls  kalieta  ,Art  Schiff  Barb.  II  533:  it.  galeottn,  frz. 
galiote.  Jal  7<}0. 

jj^jJLi»,  ^yjJ\j  knliiin  ,Art  Kriegsschiff  Barb.  H  535: 
it.  galeune.  Jal  757. 

8-xÜ»  kamara  jSchiffscabine'  Barb.  11  472 :  it.  camera. 
Davon  «yjycL»  kamerot  ,Diener,  Kellner  an  Bord',  it.  camerotto. 

jifcv^AS  kfipurfa  ,Luke'  Barb.  II  498:  it.  hoccaporta,  gr. 
finovxanÖQTcc.    Jal  (514. 

jjUüÜi  kaptan  ,Schiffseapitttn'.  ^jlJjjji"  knpiidan  ,Ad- 
miral'.  Barb.  U  440.  498:  it.  capitano.  Das  zweite  ist  das 
altere  Lehnwort. 


rnitfinn. 


LyUl«j  karantiiwt   ,QuarantÄne'   Barb.    II   505:    it.   qtia- 


TfirUieha  Studien.  I.  79 

«3l^l^  karavana  ,gamelle'  Jussuf  540:  Jal  417  kennt  it. 
caravana  im  Sinne  von  ,convoi  de  navire,  Flotte'.  Das  Wort 
stammt  aas  dem  Orient. 

xJjly»  karavela  ,Art  Schiff*;  jetzt  jgrosses  Kai'k'  Barb. 
II  506:  it.  caravella  Jal  418. 

^^tJ»  karavi  ,gro88es  Segelboot'  Barb.  II  815  unter  t^}\J: 
gr.  xagäßt. 

«.oU  KÄxls  karga  ha»»o  Barb.  II  452,  das  it.  Commando 
carica  abbasao;  c-argabasso  ist  ,Niederholer  der  Stagsegel'. 
Jal  424. 

s^LaS  huara  ,Back'  Barb.  11 520:  it.  cassero  ist  im  Gkgen- 
tbeil  ,Schanze'  (Hinterdeck).  Entweder  ist  die  Bedeutung  des 
türkischen  Wortes  unrichtig  angegeben,  oder  es  besteht  eine 
alte  Verwechselung. 

iböLoy)  komania,  kumanja  ^Provision  an  Bord'  Barb. 
n  578:  ngr.  xovfirtdyia,  it.  compagna  Jal  496  ff. 

lytixioyS  kompas  ,Compass'  Jussuf  615:  it  compasso. 

v:i))yS  korvet  ,Corvette'  Jussuf  619.  Barb.  11  558:  it. 
eorvetta. 

tJ\y3  kovala  ,construction8  Wgfcres  en  planches  recouvertes 
d'un  toit,  sur  le  bord  de  la  mer'  Barb.  II  544 :  wohl  it.  cavallo 
,Dachstuhl,  Dachgestell'. 

^yjkjyS  konboj  ,Panzerschiff,  das  eine  Kauffahrteiäotte 
escortirt;  kleine  Flottille'  Barb.  II  579:  it.  convoglio,  convojo. 

syAXyiyS  kulumbur  ,Theil  des  Mastes  zwischen  Mastkorb 
und  E^elshaupt'  Barb.  II  576:  it.  colombiere  Jal  489. 

ijhJÜ)  kulus  ,dicke  Taue'  Bianchi  II  503:  arab.  Plural 
von  ,j»J*  aus  gr.  xäXtog.  Fränkel  228. 

^Lo  «yi  kursan  ,Seeräuber'  Barb.  II  555 :  it.  cortale,  cor- 
taro  aus  lat.  eursaritu. 

to^lüx  J>  kurtlaüa  ,Beisegel'  Barb.  11  553:  it.  coltellaccio. 
Jal  490. 

s3S  leerte  ,Viertel  de'B  Compasses'  Jussuf  581:  it.  quarto. 


80 


T.  Abbfendläog^:    Veyer 


•yä^^  mrfilz,  Mürfex  ,Golf'  linrl..  II  (550.  Jussuf  590:  ngr. 
xögcpOi^  aus  TtölTTog.  -^  ,^  ist  audi  der  türkische  Name  der  Insel 
Korfu,  der  von  viOQxxprj  lierst^uniiit,  s.  Hatzidakis,  Einleitung  373. 

y>^  Icila  jKiel'  Barb.  II  ()H9:  it.  chiglia,  frz.  quille,  aus 
dem  Deutschen. 

iÜmiJ  laika  ,halbge8panntcs  Tau'  Barh.  II  li95:  venez. 
la»cnre  Boerio  361.  Jal  913. 

vCiJ  lenzer  ,Anker*  Barb.  II  705:  persisch  (Vullers 
II  1099).  Arabisch  yt^\  geht  auf  gr.  ityxvQU  zurück.  Das  per- 
sisehe  Wort  ist  nicht  klar  (N«ldeke,  Pers.  Stud.  II  39) ,  die 
Erkläirung  aus  it.  l'nncora  mit  festgewachsenem  Artikel  (Mi., 
Tu.  El.  II  16)  ist  unmöglich.  Bianchi  I  224  kennt  auch  ein 
türkisches,  dort  für  persisch  ausgegebenes  v^l  enger  , Anker'. 

\yJ  leva  ,Commando   beim   Rudern,   aux   rames!'    Jussuf ■ 
655:  it  levare,  leva  remo  Jal  925. 

(jL»jJ  livmn  ,Hafen'  Barb.  11711:  gr.  hpi^iv,  VL^r.Xipuiyi, 
ist  aus  dem  Türkischen  zurück  entlehnt. 

ju«aJ  limbe  ,Transport8chifi'  auf  der  Donau'  Barb  II  711: 
gr.  Uußog. 

^^^yi  lodoa  jSudwind'  Barb.  II  707 :  gr.  vörog.  l  aus  n 
auch  in  oj.r^  latrun  für  natrun  ,Natron';  vgl.  neblehi  für 
UhlAi  Et.  Wtb.  d.  Alb.  302.  525. 

^lx«•J  lombar  ,Stlickpfortc' ,   auch  )y*^^   lomhur  Jussuf  j 
661:    mit  ngr.  h)V(i7rAq6a  ,Bombc'    (Et.  Wtb.  d.  Alb.  251)   zu-' 
sammenhiingend  ?    vgl.    it.    cannomcra.     Bretonisch    lambourz 
Jal  1302    klingt   an;    auch    der   Ursprung    von    frz.    sahord    ist 
nicht  aufgeklärt:  steckt  in  allen  diesen  Wörtern  porta  (vgl.  it. 
portello  u.  Jl.  für  ,Stückpforte')? 

s<Jü*J  luiidra,  lundura  ,Art  Boot'  Barb.  11  709:  rum. 
luntre  ,Art  Kahn'  aus  lat.  Unter,  lunter.  Alb.  fihidre,  ngr.  köt>- 
iga,  it.  londrtt  Et.  Wtb.  d.  Alb.  251.  Maeedorum.  Utidure' 
(Xtfyytov^)  nach  Kavalliotis  S.  17  unter  ßägxa;  dies  ist  nicht 
unrichtig,  wie  Mi.,  Rum.  Unters.  I  2,22,  Rum.  Lautl.  11,55, 
«nuiiuuU,  sondern  gibt  das  türk.  lundura  wieder.  Auch  serb. 
btxlg.  lontra  nach  Jal  941.  Mir  scheint  das  wahrscheinlichste, 
d»B8  das  türkische  Wort  aus  dem  Rnmiinischon  stammt,  und 
diuni  die  Türken  es  weiter  verbreitet  haben. 


TArUMihe  Stadltn.  I.  81 


xJ^Le    maSuna    jWinde    zum    Aufrichten    der    Masten* 
Barb.  II  7 14 :  venez.  mazzona  ,pesteIlo  grande'  Boerio  407. 


mandiaTia    ,gro88er    Bottich    für    Trinkwasser    an 
Bord'  Barb.  H  788.     Unklar. 

KÄm^L»  Tnaneaka  ,grand  paran  [soll  wohl  heissen:  palan] 
muni  d'une  poulie  k  languettes'  Barb.  II  721:  it.  manegco? 

«ÄAJLe  manika  ,Windsegel,  Windbeutel'  Barb.  II  723 :  it. 
manica.  Jal  962.  965.  Dasselbe  manica  in  der  Bedeutung 
,Trapp  Soldaten'  ist  wohl  sJüU  manka  ,r^union  des  niatelots 
aatour  de  la  gamelle'  Barb.  II  723. 

jJ^L«  manivela  ,Kurbel  des  Steuers'  Barb.  II  723:  it. 
manovella. 

SwmujU  majistra  »Hauptsegel  am  Hauptmast'  Barb.  11 724: 
it.  maestra.    Jal  952. 

LoL«  majna  Commando  zum  Streichen  der  Segel.  Barb. 
n  725:  it.  mainare,  ammainare. 

_ÄäLe  mantiy  «I  JüLo  mandar,  IaJLuüLb  mantilia  ,Hisstau' 
Barb.  II  720.  721:   it.  mante,   amante,   (ajmantiglio.    Jal  968  f. 

tüuXMiLe  masteka,  &ÄJu«L>  pctsteka  ^Kinnbacksblock'  Barb. 
n  716.  i  381:  it.  pasteca.    Jaf  1141. 

kIoLo  mata  ,Block  zum  Aufgeien'  Barb.  II  717:  altvenez. 
matta,  ngr.  ftdra.    Jal  989. 

s^üüo  metafor  ,am  SchifiF  aufgehängtes  Boot'  Barb.  II  728. 
Unklar.    Hat  griechisches  Aussehen;  (leziwqog'i 

yiXMjt  mistiko  ,Art  Fahrzeug'  Zenker  845  a:  span.  mistico, 
das  selbst  aus  arab.  Jmm  entstanden  ist.  Dozy-Engelmann  314. 

tJy*  mola  Commando  zum  Nachlassen  eines  Taues;  auch 

,Rahe,  Ausruhen,  Nachlassen'  im  Allgemeinen.  aJ^I  amola  ,vor- 
wärts',  Ruf  der  Kaikd2i :  it.  mollare  ,nachla8sen'.  «J^Ljß  heja- 
mola  Ruf  beim  Aufziehen  einer  Last.  Barb.  H  799.  857. 
Jossuf  745. 

y^y  mu6o,  ^^Hy*  miio,  me6o  ^Schiffsjunge'  Barb.  H  795. 
804:  it.  mozzo.    "Vgl.  Körting  Nr.  5515. 

y5jb  navi  ,gro8ses  Segelboot'  Barb.  H  815:  it.  nave. 

Silmnpbcr.  d.  pUL-hüt.  a.  CXXVIII.  Bd.  1.  Abh.  6 


II  *15:  gr.  »ef2«r. 

^•J  n*rtij.  »uHJ  jotrin.  pikte*  Biaachi  II  1 144:  arabisch, 
izs  gr.  «rtTr$.    Friiiel  221. 

j^{^yf  okianm*,  ^^öLasI  einVi>*'>*  .rv«an*  Bünchi 
I  333.   161:  gr.  dneang. 

Lmj,^  vna  .Backbord'  Bart>.  I  153.  Radioff  I  1076:  iL 
<yrza.     Jal  10^. 

«Lt^U  polamnr  .Ack^rtaa.  Verbicdonfstaa*  Bari».  I  3S4: 
it.  palamara.  polomh^fra.  cat.  polonurm.  ner.  .Tclriiffpi.  Jal 
1112  ff.  Der  Urspning  d«3  Wort»  ift  nicht  aafgeklSrt:  viel- 
leicht ist  vom  Griechischen  aosz^igekec  ocd  das  Tau,  womit 
man.  das  Land  fasst.  ak  .Hand*  Dem.  von  .-rcJintr'V  bezeichnet. 
a«j^ü  parenu  ist  nach  Barb.  I  3T9  eine  Entstelhuig  von  ^t*")}^ 

yu^U  palanko  .Hisse*  Barb.  I  385:  it.  pnlaiic*>.  paraneo 
Jal  1113.  Den  gleichen  Ursprung  hat  aJü^ü  palanka  ^\rt 
Talje*  Barb.  I  406.     Zu  Grande  liegt  wohl  q^ue^i. 

M3yM,'3\^  palanfrtt;  .Raste*  Barb.  I  3'S4:  it.  partuarchie, 
.:j^?naesisch  poratatiin.    Jal  1131- 

lUyylUt.'ifLi  polatturpn  .^coavillon.  Kanonenwischer*  Barb. 
I  384:  Jal  1112  hat  aas  der  arabtschen  Marinesprache  Xord- 
otrikas  pala  stupa  ,valet".  Wohl  palla  a  ttijppa  ^ogel  mit 
Wer^*. 

»«^^L  palacrt  ^^ahbracke*  (leichtes  Deck  unterhalb  der 
untersten  Etatterie'i  Barb.  I  385:  schwerlich  romanisch:  es  er- 
innert an  russ.  najy6a,  serb.  palub  .Verdeck'  Jal  1120. 

jujl^  /Min««  ,Taa,  womit  das  Hintertheil  des  Kaik  am 
Liuide  befestigt  wird'  Barb.  I  3Ö7:  anklar.  Gr.  rrawiä  sind 
.Segel*. 

yUim<  papafingo  Bramsegel'  Barb-  I  371:  it.  pappaßco, 
■  eue*.  jMtp^ßgo. 

^y^^)^  '^^'t*  P<^rafoi,  peraCvl  .ooarbe,  Knie  in  der 
>it(dac*uu)truction'  Barb.  I  377.  390:  it.  b^mcciuolo. 

^^^^tyi^paraäet  ^Log,  Geschwindigkeitsmesser  eines  Schiffes' 
■:aro.  i.  -'•  •=  »**•*•  *«*•«*«*««»  daher  auih  njrr.  /ictqxha,  arabisch 
,  j\trgi»tta;  vgl.  span.  banj^UUi,   port.  barqttUha, 


TtrMMli*  8tndi*D.  I. 


fin.  früher  pettt  natiV«;   noch  jetzt  heisst  das  dazu  gehörige 
Brettchen  bat^tau.     Jal  039  unter  lok. 

«JjU  parle  , Block  des  Kabeltaus'  Barb.  I  378:  unklar. 
Span,  paral  espice  de  rouleau  pour  tirer  les  navires  k  see  aur 
le  rivage.    Jal  1129. 

ju«j-jU  paterisse,  »».l^ib  paUraie  ,Pardunen,  Art  Taue' 
Barb.  I  372.  373:  patarazzi,  pat-ertuii. 

»JjjjL»  patrona  ,Vicc-Adrairal  in  der  alten  türkischen 
Flotte';  jFlagge  am  Fockmast  des  Admiralschiffes*.  Barb.  I  372: 
it.  patrona  hiess  das  SchiflF  des  Vice-Admirals.  Bocrio  483. 
^jj*j|j  pntrun  ist  nach  Bianchi  I  295  ,patron  de  barque'. 

tiXiSy»  perUende  ,kleine  Brigg,  besonders  Freibeuterschiff' 
Sarb.  I  394:  it.  brigantino. 

yijj  pemo  ,H&l^d  eines  Blocks'  Barb.  1  397:  it.  perno 
^pfen,  Paock'. 

jXk^  piRel  ,Signalflagge  am  Mäste'  Barb.  I  426:  it.  pen- 
neUo  ,Ffthnchcn'. 

L»^.  podia  jStenerbord'  Barb.  I  414:  it.  poggia. 

.Wjü   ponat.   ,Bei8egel'   Barb.  I  409:   it.  boneUa.   Jal  308. 

jlo^  pojraz,   vulgäre   Aussprache  porjm   ,Nordo8twind' 
rb.  I  421:  ngr.  ßoqtög  ans  ßoQ^ag. 

bel»j  pratna,  prame  ,zweirudrige  Barke  zum  Uebersetzen 
TOD  einer  Seite  des  goldenen  Hernes  auf  die  andere'  BarVi. 
I  390.  Bei  Jal  1101  pereme:  gr.  niqu^a  passage,  barque'. 
Vgl.  Mi.,  Skv.  El.  17. 

»jySfi  pukrava  ,partic8  de  la  membrure  du  navire  qni 
s'appuient  sur  la  carlinguc  contre  les  bordages  appel^s  vaigres'. 
Barb.  I  419:  schwerlich  romanisch.  Man  wird  an  russ.  ncKpoBi 
»Decke,  Dach'  erinnert. 

JUj^  puntal  ,Holü  eines  Schiffes'  Barb.  I  420:  it.  pon- 
Ude.   Jal  1200. 

B^w  pupa  (Hintertheil  des  Schiffes'  Barb.  I  412:  it  poppa, 
renca.  ptpa. 

ai„^yi  pumtla  ,Comp.">B8*  Barb.  I  418:  it.  hu4*ola. 

6* 


i^f-'-  ■.  a     »ari».  II  11:  it.  rampo,  rampa 

n  81.-): 

>.^-. ..  i^arö.  II  1 1 :  it.  randa  ,Girk8egel'. 
ans  !  ..  ,t-.Jo/  .Contre-Admiral*   in   der  alten 

•  u  •.     l   5i:    eigentlich  Commandant  der 
I 

■•>.!i««-tkÄete  bei  der  Rettung  ScliiflFbrllchiger* 

.  ..ci«  .Kakete'. 

.«*;   .»/»(*,  iahara,  ijä\   zafra,    zefre,    zafura 

«fc'>.  i-l  -i'-^'  "l^l"  •*•  so^^orra  und  zacorra;   vgl. 

.;».   «iV;   ü«  Form  mit  ^>>  kann  aus  arab.  »jyy^ 

^  j1>«.*   Mir'  lat.  taburra  zurückgeht. 

^^.    ,^U»  jMiftt  marka  ,Art  Matrosenjacke'  Barb.  11 62: 

...»■•«'••'  *■'■• 
^-^^^^    <tt(Mrta    .Geschützsalve    von    einer    Seite    des 
■{»»-».  11  >'i:  »t-  *ahordo  ist  ,Stückpforte',  bordata  die 

.,«  '•»^  .Waiittau*  Barb.  11  58:  it.  sarte.  Jal  1319. 
,^    ^    Ct-'Bimandoruf    zum    Rückwärtsrudem.     Barb. 
t  '•<■    t.  *ri>»n-'  venez.  siar;  ngr.  ai&ou).  Jal  1330. 

M.'w^Ai  vPfeife'  Barb.  11  92:  gr.  avQtarQa. 
tinHna,  stntina   ,unterBtcr  Schiffsraum,  Kielraum' 
l^-».  U  UV:  «•  f^ntina. 

,^Ls  j«iWjf.  ^yUe  talaz,  talas  ,Meereswoge'  Barb.  I  435. 

.,J,1J?   ittvluH   ,rianken  des  Verdeckes'   Barb.   II  274: 

yiyiiK^  iirytnuJa  ,Art  Winde'  Barb.  I  506:  it.  tiramolh. 

*:'^»fc  h'tilata  ,Tonne,  Schiffslast  von  792  Oka'  Barb. 
II  3it.l:  »I..  Äf*wJ»i«M. 

y^V,«^  >«fe  i^*r^^lido  ,Torpedo'  Jussuf  1195.  Auch  i^xf^Je 
tvifti',  -***  tV».   f.>r^'«7/«r. 

X^VsiO  ^'•'*•^hI,  <iiXijiJ>  tirirJcet  ,Fockmast'  Barb.  I  464. 
}\tt*t%it,'^.  \^V4 .  iv  f'^Hü'hetta.    ,^^jyX*j«J>   trinKetin  ,kleiner  Fock- 


TllrUaclie  8tadi«n.  I.  85 

«olj  vapor  ,Dampfschiff'  Barb.  II  834:  it.  vapore;  ngr. 
ßaftÖQi. 

idaumyS  l«>«l^  varda  kosta  ,Art  Schiff  zur  Bewachung  der 
Küsten'  Barb.  11  835:  it.  guardacoste,  venez.  vardacoste. 

KjL»\<>^\j  vardamane  ,Art  Lederhandschuhe  zum  Schutz 
der  Hände  beim  Segelaufziehen';  auch  die  Seile,  welche  das 
Geländer  der  Schiffstreppen  bilden,  heissen  so.  Barb.  II  835: 
it.  guardamano. 

icdy  kx3j\  volta,  olta  ,das  Lavieren'  Jussuf  1240;  nach 
Barb.  11  845  ,rouli8;  bordöe  d'un  navire':  it.  volta. 

Anhangsweise  sei  erwähnt,  dass  auch  die  englischen  Aus- 
drucke jyÄ-»»'  eskro,  )yÄMij\  uakur  ,8crew,  Schraube'  (Barb. 
I  54.  Jussuf  923),  «3yu,l  Bskune  ,8chooner',  vsj^>i  feribot 
jferry  boat',  JukA^uJ^  fulispid  ,fnll  speed',  (^jy^^f  istim.  ,steamer', 
ySyS,  >y->j3  koter,  kotra  ,cutter'  in  die  tttrkische  Marinesprache 
Eingang  gefunden  haben. 


XXrV.  Terschledene  Neologismen. 

Ich  stelle  hier  ganz  kurz  eine  Anzahl  der  neuen  Ausdrucke 
zosammen,  welche  mit  dem  Eindringen  der  abendländischen 
Cnltnr  in  den  osmanisch-tUrkischen  Wortschatz  Aufnahme  ge- 
funden haben,   ohne  irgend  Vollständigkeit  zu  beabsichtigen. 

ajyi\  abone  ,abonnö';  <iiJ)kiyi\  aboneliH  ,abonnement''. 
*a3^I  anonim  ,anonyme'. 
uu^y  azot  ,azote'. 

^^>JL  balun  ,ballon'.   Davon  ^^yi\^  balundiu  ,a^ronaute'. 
^«Jüe^«ü  barumetru  ,barom&tre',  it.  barometro. 
*«Uu»,   s^IAa».  iegara,  diigare  ,Cigarette'.  Auch  >^U^uu 
tigara.    (^»«ÜU».  öeyaralek  ,Cigarettenspitze'. 

Mjtyiufiii  diploma  ,diplöme,  certiäcat'. 
)yS^<>  doktor  ,Arzt'. 
Ji^4>  dui  ,douche'. 


84  L  AUudlnn;: 


Juucl^  rampa  ,Enterh;iki  ■ 
,Haken,  ELralle'. 

"^b  *""'^«  'ß"?^''  ^i^^   lastik. 

kiUt  riala,   aut-l' 
türkischen   Marinp. 
reale  genannten  (■  ^-  ^av'Ji"- 

vsA^y^   ?•')/,■','  ^.^^v       ui   Türkischen    ,Papier   mit 

Barb.  11  20: 

P     .^.  >^.^.iia    n  der  Druckerei;    üruckbogen'; 


stai 


.^     ,..^-«/   .iiiwwgraphe'. 
-     .^».a.  •*•**««  JCtritung',  it.  gazzetta. 

jiu«.*«*  J^wsse'.  it.  stampa. 

j^^^  j:.MU«i<!Vir.  kondaktör  ,conducteur*,  in  Eisenbahn 

^    v^  i:>HiioiiJi!  .titres  de  la  dette  consoHd^e'. 
^   V  ,>»r^  .>v«i^*  »Q  der  Eisenbahn. 

^>    .jm.T<  .Äaidsu',  Art  Wagen. 
xo-..*^W  .■i*«'«rV*»  ,lithographie'. 
>,^,^  ■vy*»'"***"  ,logarithme'. 
V^-V  ^«'Ä»«-^  J»>«erie'. 
»>,«A*  ««S;"*^  .»iIK»rd*. 
.•^iWi  ww'-«  oaUUon'. 

y^iyt  i**//«*«v  jittiuero*. 


'.. 


TArkUche  8todi«i>.  I.  87 

0^1  Omnibus  ,Oiniiibus'. 
parapet  ,parapet'. 

■'irlce  ,parquet'. 
.  .-Jo   jH-.trol  ,pötrole'.     In  Makedonien  gas.     Bilgner  15. 
^^  phin  ,plan'. 

^J^kjm^yi  porslan  ,PorzellangefäsB  zum  Isoliren  der  Drähte 
im  Telegraphenapparat'. 

*s*Myj  post  ,poste,  emploi  public'. 
xIoLcw  p&mata  ,Pommade',  it.  pomata. 
,55%  reit  ,Tabakmonopol',  frz.  rigie. 
^^■JL«  salon  ,salon'. 
^JyixM^  sifon  ,siphon'. 

«JoJUm  silindir  yCjlindre',  Dampfmaschine  in  der  Litho- 
graplae. 

tOyie  soda  ,Soda'. 

s^Äw  Hfra  ,chiffre',  Geheimschrift. 

^jyitJ3  telefon  ,t^löphon'. 

otJLÜ  telegraf  ,töygraphe',  auch  für  ,tälögramme*. 

jjlütyityS  termometro  ^Thermometer'  it 

j»«^l«j  teraver»  ^traverse',  beim  Schienenbau. 

<:t\ytfmj\p  teranaport  ,tran8port%  Ausdruck  der  Litho- 
graphie. 

^jj3  Urea  ^Eisenbahnzug',  frz.  train,  it.  treno. 

Syi  tal  ,tnlle'. 

i^yS  tünel  ,Tunnel'  engl. 

^JyÄ\f  vagon  ,Waggon'. 

luJjüf^  iandarma  ,gendarme'. 

Jb\<|J  iwnufl  Journal,  rapport  de  police'. 


88  I'  Abhasdliiii(:    MtjtT. 


Nachtrage. 

Kurze  Zeit,  bevor  ich  das  Manoscript  der  vorstehenden 
Abliandlnng  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  einsandte, 
schrieb  mir  Herr  Jean  Psichari  in  Paris,  dass  er  mit  der  Aas- 
arbeitung  eines  Lexikons  der  griechischen  LehnwOrter  im  Os- 
manli  beschäftigt  sei.  In  der  Einleitung  zu  den  von  ihm  soeben 
herausgegebenen  Etudes  de  philoIogie  n^o-grecque  S.  LXXHI S. 
berichtet  er  über  den  Sachverhalt  und  theilt  einige  Proben  aus 
seiner  Arbeit  mit,  deren  VeröflFentlichung  er  bis  nach  dem  Er- 
scheinen der  meinigen  verschoben  hat.  Psichari's  Arbeit  ist, 
so  weit  ich  daraus  sehen  kann,  in  den  einzehien  Artikeln  breiter 
angelegt  als  die  meine  und  hat  ein  Hauptgewicht  auf  die  Oe- 
schichte  der  in  Betracht  kommenden  griechischen  Wörter  inner- 
halb des  Griechischen  gelegt,  wovon  ich  mit  Rückisicht  auf 
meinen  nächsten  Zweck  glaubte  abschen  zu  sollen.  Ich  hoffe 
und  wünsche,  dass  Psichari's  Lexikon  meine  Studien  in  recht 
vielen  Punkten  ergänzen  und  verbessern  möge. 

S.  3.  Werthvolle  Bemerkungen  über  griechische  Lehn- 
wörter im  Aramäischen  gibt  Nöldeke  in  der  Einleitung  zu  seiner 
mandäischen  Grammatik.  In  diesem  Zusammenhange  sei  auch 
des  Glossarium  graeco-hebraeum  von  Fürst  (Strassburg  1891) 
gedacht.  Die  unrichtige  Ansicht  Renan's  (Histoire  g^nörale 
des  langues  s^mitiques  I*  295),  dass  die  griechischen  Wörter 
in  den  Formen  des  ,makedonischen'  Dialektes  in  die  orien- 
talischen Sprachen  Eingang  gefunden  hätten,  erwähne  ich  blos 
deshalb,  weil  sie  noch  in  neueren  Werken  nachgesprochen 
worden  ist,  so  von  Budinszky,  Die  Ausbreitung  der  lateinischen 
Sprache  (BerÜn  1881)  S.  233,  A.  12  und  von  Mitteis,  Reichsrecht 
und  Volksrecht  in  den  östlichen  Provinzen  des  römischen  Kaiser- 
reiches (Leipzig  1891)  S.  25.  Es  handelt  sich  selbstverständHch 
nur  um  die  Formen  der  iCoivij. 

S.  7.  Der  Aufsatz  von  Mikrojannis  über  die  lateinischen 
Elemente  des  Neugriechischen  und  ihre  Unterscheidung  von  den 
italienischen  in  der  'Earla  1891,  II  49  ff.  65  ff.  (vgl.  Thumb, 
Die  neugriccliisolie  Sprache,  Freiburg  i.  B.   1892,  S.  33)  ist  mir 


TftrUscbe  Studien.  I.  89 

nicht  zu  Gesicht  gekommen.  Jetzt  wird  diese  Frage  auch  von 
Psichari,  Etudes  p.  159  flF.  hehandelt.  Recht  gut  ist  die  Arbeit 
von  Lafoscade,  Influence  du  Latin  sur  le  Grec,  ebenda  p.  83 
bis  158. 

S.  16.  2xri(i7t6Xi  für  ,Constantinopel'  liegt  geradezu  vor 
im  Dialekt  von  Phertakttna  in  Kappadokien,  JsXtiov  I  504. 
Ausserhalb  des  Gebietes  der  Städtenamen  liegt  eine  solche 
Verbindung  vor  in  dem  kleinasiatischen  aTijyij  ,Erde'  aus  V  xip' 
yfjy,  in  Phertakäna,  JeXilov  I  503,  und  daraus  ot^,  Lagarde, 
Keogiiechisches  aus  Kleinasien  63,  letzteres  von  Karolidis  rXma- 
adQiw  iXhjvmuuTftadoyiiyUJiy  liisiov  S.  214  gründlich  verkannt 
und  ab  Bildung  von  Wz.  ata-  gefasst. 

S.  19.  Aus  türkisch  ^aj^  stammt  ngr.  Xcergön  bei  Foy, 
Lautsystem  40. 

S.  21.  o*"»^}  '8t  gr.  ^aydtyog,  das  bei  Du  Gange  456  mit 
der  Elrklärung  ,avi8  venaticae  genus'  steht;  dies  selbst  aber 
stammt  aus  pers.  i^^)  zagan  ,Weihe'.  Rumänisch  zagan  ßaine- 
anu  113. 

Aus  frz.  anchois  stammt  auch  ngr.  &vxt,6ia  Vyzantios  546. 

xt^te^ocvög  findet  sich  in  der  ^AKoXovd-ia  tov  anomov  (Legrand, 
Biblioth^ue  grecque  vulgaire  II)  Z.  497  und  öfter.  Aus  dem 
Griechischen  des  Pontos  lazisch  öagana  Rosen,  Ueber  die 
Sprache  der  Lazen  29. 

S.  23.  In  jakamoz  »Meeresleuchten'  wird  Tiafiög  ,Brennen' 
von  Tucvyu  (=  xa/w)  stecken,    yiaxai^ös  =  *diaiiafi6g? 

S.  24.    Vyzantios   547    hat   fUr  Xiß&qi,  auch    ßißdqi   und 

S.  30  füge  man  hinzu 

zd^yi  funda  ,Buschwerk,  Gesträuch'  Jussuf  303;  ,sar- 
ments'  Bianchi  11  404:  ngr.  (povvra  ,BUschel,  Busch,  Strauch, 
Flocke,  Franse',  qxnntdtvut  von  Bäumen  ,belaube  mich',  aus  lat. 
funda  ,Schleuder,  Wurf  netz,  Geldbeutel',  unter  Einmischung 
der  Bedeutung  von  frondem,  it.  span.  fronda  ,Laub',  vgl.  prov. 
fronda,  nfrz.  fronde,  it.  fionda  ,Schleuder',  gegentlber  afrz.  f(mde, 
span.  fonda,  port.  funda.  Also  alte  Confusion  von  funda  und 
*frunda  aus  frondem  (mit  geschlossenem  o). 


1.  AUsadliu;:    Meyer. 

S.  32.  Für  liffusticum  bietet  Langkavel  131  hyvacixöy, 
Xeßärra  liest  man  Syllogos  XXI,  342,  146;  Vyzantios  558  gibt 
laßdcyda. 

S.  33.    Bei  oylamuT,  filaviur,  qii.a^tovQi  Hegt  es   natürlich 
sehr  nahe,    an    lat.  ßammula   zu   denken,    das   als    qiXafifiovkov 
q>hififiovQoy  ins  byzantinische  Griechisch  übergegangen  ist.  Auch 
ich  liabe  daran  gedacht,    aber    diese  Cumbination    sogleich  von 
mir  gewiesen,    da  (pXäfiuovqov  qtkdfi.iovQOv,    me    das   lateinische] 
Wort,  im  Mittelgriechischen  und  Neugriechischen    (wo  es  auch] 
als  x^^t^^^ovQOv   und    !^M).i!tovQOv   vorküinmt)   ledigUch   ,Fahne*1 
bedeutet,   wovon  ich  zu  , Linde'  nicht  zu  gelangen  weiss.     Psi-rj 
chari,  Etudes  p.  LXXIV  führt  nun,  ausser  (pXa^tfiovhov  , Fahne' j 
bei  Kedrenos,  einen  PHauzennanien  cpXuuuovXa  aus  Diosküridesj 
rV  129  =  Bd.  I,  S.  613  Sprengel  an,   der   übrigens   auch   bei' 
Sophoklis  schon  verzeichnet  ist.   Dieser  Name  ist  dort  Synonjnn 
von  XeoiTOTTÖdiov  und    bezeichnet  (siehe  Spreugel's  ComnienUir 
Bd.  II 030)  eine  kleine  Alpenpflanze,  GnaphaUwii  leoutopodium  L. 
Vgl.  it.  ßanimola  ,Sumpf hahneni'uss'.     Also  auch    von   hier  ist! 
keine  Brücke  zur  ,Linde^ 

S.  36.  Zu  siilümen  vgl.  arab.  ^L»>JUi  , Arsenik,  .Sublimat'. 
aovXifiäv  kommt  in  den  Jatrosophia  des  Staphides  (Legrand, 
Bibl.  gr.  vulg.  II)  Z.  375  vor  (14.  Jahrhundert).  Ebenda  j 
Z.  350  steht  schon  acQvtxö  ^Arsenik'. 

S.  38.  Die  von  mantüiia  ,Mätres8e'  gegehene  Erklärung  ist 
unrichtig.      Das    Wort    ist   nichts  Anderes    als   das    italienische 
mudouna,  durch  Veniüttlung  von  gr.  fjavzöya,  das  man  iu  einem  i 
athenischen  Märchen  JsXriov  I  146  liest. 

Auf  dieser  Seite  wäre  nachzutragen  das  auch  im  Türkischen 
gebräuchliche  arabische  »Äiö  «e/er,  »e/r  ,Null',  wenn  Krumbacher 
(Woher  stammt  das  Wort  Ziffer?  in  Psichari's  Etudes  p.  346  ff.) 
mit  seiner  Ilerleitung  aus  einem  griechischen  xf)i]fo[<poJgia  das 
Richtige  getroffen  hätte.  Doch  gestehe  ich,  dass  mir  trotz  der 
gelehrten  uud  scharfsinnigen  Austuhrungen  Krumbacher's  niciit 
alle  Zweifel  behoben  worden  sind. 

S.  39.  Ueber  %orata  glaube  ieh  nach  nochmaliger  Ueber- 
legung  jetzt  sagen  zu  können,  dass  es  niclits  Anderes  ist  als 
griechisches  loiQiaviä  ,grüiMii>retä'  Legraud,  daä  mau  als  f^^utqia- 


TArkiKh«  Stndiui.  I. 


91 


«et  in  der  Geschichte  des  Ptocholoon  (ed.  Legrand,  Paris  1872) 
V.  181  liest.  Dies  ist  eine  Ableitung  von  xmQi&ri^Ci  ,Bauer*. 
Das  Wort  war  also  auf  S.  3H  zu  x""'«'  zu  stellen.  Diese,  wie 
ich  glaube,  richtige  Erklärung  steht  schon  bei  Barbier  I  720, 
an  einer  Stelle,  die  mir  früher  entgangen  war  und  auf  die 
Psichari  a.  a.  O.  S.  LXXXII  hingewiesen  hat.  Ich  freue  mich, 
niit  diesen  beiden  Gelehrten  üljcreinzustiinmen. 

S.  43.  Zu  entabtl  tavla  :  fj  x&ßXa  ,Stall'  führt  Hatzidakis, 
Einleitung  8.  360  aus  Amisos  (Samsun)  im  Pontos  an. 

S.  44.  Zu  podrum :  der  heutige  Name  von  Ilahkarnassos 
ist  (•^i'Nj  hudrum,  was  ursprünglich  wohl  den  , Hafen'  be- 
zeichnen soll. 

S.  4').  Für  j.Schlüsscl'  hcisst  es  mit  einer  etwas  anderen 
Bildung  in  Trapezunt  ävoiya^:  Syllogos  XVIII  140.  In  Kappa- 
dokien  sjigt  man  rf^a^r/]^/,  Jslrioy  I  7 IG,  d.  i.  dyoinTrjQiov,  mit 
derselben  Assimilation  wie  im  Türkischen. 

S.  4(5.  Für  meine  Ableitung  von  ßovqcaa  spricht  die  Form 
ßgoCtaa,  die  sieh  bei  Pio,  Contes  populaires  S.  185  in  einem 
Märchen  aus  Astypalaea  findet. 

S.  48  ist  zuzufügen 

^jÜüui ,  ^Uaxji,  ^LkjLc  kaitau,  gaitan  ,Band'.  Bianelii 
n  537.  Barij.  II  Ö9ü:  gr.  yaietavöv  bei  Galonos  0«ß«/rcvrtx^ 
^i9odog  (die  Schrift  ist  zwischen  170  u.  200  n.  Ch.  geschrieben, 
s.  Dberg,  Rhein.  Museum  XLIV  207  ff.),  Bd.  X  942  Kühn 
yiyvia&waav  d'  o\  roiovroi  tthv  ßqöxoiv  (zum  Abbinden  von 
Blutgefässen)  i^  {/Ajjt;  ÖLvaijutov  '  toiaviij  6'  iativ  iy  'Ptöfiij  (lev  fj 
Ttüv  yaierayüv  dvoua^o^iivwv,  ix  {.dv  ttjg  xüiv  KeXtüv  xtißög  xof<J^o- 
fth>o)y,  TrinQaavtofiiviüv  6i  (iähara  natä  xijV  'u^äv  hddv,  ifm;  ix  toC 
T^g  Piour^g  UQOv  Karäyei  nqdg  xug  äyoqäg.  Lateiniscli  bei  Marccllus 
Empiricus  (Anfang  des  5.  Jahrhunderts)  ijaitanum  ,züua,  cin- 
gulum'  nach  Du  Gange,  Gloss.  lat.  III  460  b.  Das  Wort  soll 
von  der  Stadt  Gaeta  in  Italien  herstammen  (Korais,  'v/toxt« 
I  107.  W.  Wagner  in  seiner  Ausgabe  des  Imberios  S.  55). 
Aber  die  Stadt  heisst  lat.  Cajeta,  griech.  bei  Strabon  Kaiüra, 
bei  Appian  und  Dlodor  K«(i^tjj,  und  ein  y-  ist  in  so  früher 
Zeit  kaum  glaubhaft.     Das   türkische  Wort  encheiat  auch  im 


99 


1.  Abhuidlviif :    ]f«jer. 


Neuarabischen  (^U*^*  ,ächiiar,  Besatz')  and  in  den  slidoat- 
europäisfben  Sprachen  (Mi.  I  86).  Ngr.  auch  ßaxäyi  auf  Ni- 
syros,  Syllogos  XIX  191;  ydixävia  schon  bei  Trinchera,  «Syllabus 
membranarum  Nr.  356  (1211  n.  Chr.).  Ebenda  Nr.  487  (1273 
n.  Chr.)  steht  ydira  ,taeniola',  was,  wenn  es  richtig  gelesen  ist, 
an  arab.  JulS  ,Fu88fc«sel,  Kette,  Kiemen'  erinnert.  Ein  per- 
sisches oi>k-J",  das  Barbier  de  Meynard  II  51'ü  anfülirt,  scheint 
nicht  zu  existiren. 

S.  67.  atyöv  {joqnjtdv  (die  türkische  Form  beruht  diesmal 
auf  dem  Singular)  findet  sich  schon  in  Staphides'  Jatrosophion 
Z.  97. 

S.  58.  Ueber  naitfiddi  vgl.  Korais  './itaxTa  I  259  f.,  der 
zwischen  der  Annahme  anatolisclicr  Herkunft  und  der  Ableitung 
von  dem  Namen  eines  culinarischen  Scliriftsteilei-s  Uäi^a^ia; 
schwankt;  G.  Wyndliam  im  Ptocholeon  von  Legrand  S.  49,  der 
sich  flir  die  Herleitung  von  tlä^a^io^  ausspricht.  Fllr  persisch 
erklärt  das  Wort  auch  Sophoklis  in  seinem  Lexikon. 

S.  69.  mar».  Auch  die  ausfiihrhche  Belehrung,  die  man 
aus  Krtinitz,  Oekonomisch-technulogische  Encyklupildie,  Bd.  187  , 
(Berlin  1845),  S.  707—722  Über  das  Trictrac-Spiel  und  ebenda 
185,  357 — 370  über  das  verwandte  Toccategli-Spiel  schöpfen 
kjinn,  hat  mir  zur  Deutung  dieses  Ausdruckes  nicht  verholfen. 
Die  Doubletten  (Paschwürfe)  heisscn  darin,  von  den  beiden  As 
angefangen,  Ambösas  oder  Bezet,  Double  deux,  Ternes  oder  I 
Toumes,  Games  oder  Cannes,  Quines,  Sonues  oder  Sannes. 

8.  60.  Wieder   zum  Theil   andere   griechische  Ausdrücke  < 
für  die  vier  Kartenfarben  werden  in  einem  Aufsatze  im  Flaq- 
yaaaög   VIII    57    angegeben,    nttmlich    xw/ra    ,C*jeur',    nXivd-oq 
jCarreau',  nqicpa  ,Pique',  üv&os  (Trefif. 


S.  66.  diA^oq  für  dtcbcMx  wie 
XäQO<i  für  yeqwv,  dgäyuor,  Xägtov  ( 
S.  129).  yÜTog  ,Nachbar'  liest  man 
Z.  526.  In  Aenos  (Syllogos  VIII 
IX  215)  sagt  man  sogar  6  na^ös  = 
d^yö^;  sollte  man  endlich  aufhören 
diäxwy    aas   Ötänovog,   so  hat   man 


die  bekannten  yegog,  ögiixog, 
Simon  Portius  ed.  W.  Meyer, 
in  der  'A-KoXov&ia  xov  anavov 

533)  und  Epirus  {JlavddiQa 
nadihv.  Aber  das  homerische 
damit  zu  vergleichen.     Wie 

tyyuiv   aus   byyotog   gebildet 


THrkiMlia  Studien.  I.  93 

(Sophoklis  412);  diese  Analogiebildung  ist  vom  Plural  ausge- 
gangen, wo  iyyövoi  (nach  iyyövojv  u.  s.  w.)  einem  ysitövoi  (von 
yeizwy)  gleich  war.  Nach  dem  Singularnominativ  yeirovas  sagte 
man  auch  fyyovag  (Hatzidakis  IIsqI  f&oyyoXoynn&v  vöfuov  S.  29). 

S.  72.  Zu  dem  Verzeichnisse  der  Marineausdrücke  ver- 
gleiche man  als  Pendant  die  Liste  portugiesischer  Marinewörter 
im  Hindnstani,  die  Schuchardt,  Zeitschrift  für  romanische  Philo- 
logie Xin  5 13  ff.  gibt.  Das  ^Ovo^axo'Kiywv  vavrmöv,  Athen  1858, 
72  Seiten,  habe  ich  nie  gesehen ;  nach  der  Anzeige  in  der  Ilav- 
SwQa  IX  478  f.  verfolgt  es  puristische  Tendenzen  und  scheint 
nicht  sehr  lobenswerth. 


Die  Abhandlung  ist  so  umfangreich  geworden,  dass  ich 
aus  Raomrücksichten  auf  die  Hinzuftlgung  der  ursprüngUch 
(S.  10)  beabsichtigten,  tlbrigens  im  Ganzen  entbehrlichen  Wort- 
register verzichtet  habe. 


t,  Mbullong:    lt»jtt. 


Terzeiehnlss  hltnflgerer  A.bkflrznng:cn. 


Barbier  de  Keyn&rd,    Dictionnaire   turc-fran^ais.  Paris.  I.  1881. 

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Vyzantios,  ^e^txdv  rfjg  xa^'  ^juäg  iiXt]yufjg  diaXhxov,  ind  2%aQ- 
X&TOv  J.  toC  Bi^avrlov.  3.  Ausgabe.  Athen  1874. 

Zenker,  Tttrkisch-arabisch-persisches  Handwörterbuch.  Leipzig. 
L  1866.  n.  1876. 


n.  Abk.:    8i*f*l.    Du  tnwnngea«  Venprackeii  im  dtatsehen  Baehteloben. 


n. 

Das  erzwungene  Versprechen  und  seine  Behandlung 
im  deutschen  Rechtsleben. 

Ton 

Heinrich  Siegel, 

wirkl.  Hitflitda  der  kiis.  Akadami«  der  WineuclufteD. 


sinn  mehrfach  aasgesprochener  deutscher  Rechtssatz  be- 
sagte, dass  ein  Versprechen,  welches  mit  gutem,  freien  Willen 
oder  ungezwungen  und  ungedrungen  gegeben  wurde,  gehalten 
oder  erfüllt  werden  mUsse. 

Ab  ein  man  ist  komen  zu  den  iaren  der  bescheidenheit, 
hat  er  sich  ichtes  verbunden,  den  enmag  nit  gehelfen  des  keisers 
recht;  er  muz  tun,  daz  er  gelobt  hat,  er  sal  aber  sin  vnbe- 
twungen.  Sint  gescr.  stet :  wes  sich  der  man  vnbetwungen 
selber  virbindet,  der  zu  den  iaren  ist  komen  der  bescheidenheit, 
dez  enmag  in  der  keiser  nit  beschirmen.*  Vgl.  Sacramenta 
puberum  sponte  facta  super  contractibus  .  .  inviolabiliter  custo- 
diantur.* 

So  wat  een  man  deme  anderen  louet  mit  motwillcn  vmbe- 
dwungen,  dat  schal  he  eme  to  rechte  lestcn,  it  sy  an  kope,  it 
sy  an  hure  vnde  in  allen  dingen.' 

Antiquum  ius  civitatis,  qnod  quasi  coromuniter  ubique 
servatur,  habet,  quod  promissa,  quae  homo  voluntarie  facit, 
adimplere  debet.* 


'  Kleinei  Kaiserrechtsbacli  IV,  c.  14. 

*  Friderici  coiutitntio  pacis  1158,  Mon.  Genn.  \eg.  II,  112.  Den  N«chMtz 

Riebe  anten  8.  6  zu  Note  2. 
>  lUmburgfer  Stsdtrocbt  von  1270  VI,  U;  von  1292  O,  13;  von  1497  L,  2. 
'  BrOnner  ScbOffenbnch  c.  696. 
Sitxanpber.  d.  pUl.-Uit.  a.  CXXTIII.  Bd.  t.  Abb.  1 


2  II.  AbhandUnf:    Siegel. 

Auf  die  Frage,  welche  Bewandtniss  es  dagegen  mit  einem 
erzwungenen  Versprechen  gehabt  hat,  lässt  sich  eine  sichere 
und  genaue  Antwort  nur  unter  Würdigung  der  darauf  bezüg- 
lichen Ausdrücke  und  Wendungen   der  ßechtssprache  geben. 

Da  heisst  es  von  einem  Versprechen,  das  ohne  die  er- 
forderliche Willensfreiheit  gegeben  wurde:  nulla  ratione  firma 
sit^  nullius  esse  momenti  jubemus,'  ne  sal  dur  recht  nicht  stede 
sin,'  solche  Gelübde:  suUen  kayn  chraft  nicht  haben,*  seyn 
unbindig.* 

Von  dem,  welchem  ein  Versprechen  abgenöthigt  worden, 
wird  gesagt:  he  ne  darf  it  nicht  lesten,*  ipsum  a  fideiussionibus 
.  .  duximus  absolvendüm  et  ad  observationem  earum  nuUatenus 
amodo  teneatur,'  dez  ist  er  alles  mit  recht  ledig,*  ad  tale  pro- 
missura  .  .  non  obligatur  nee  compeilitur  ipso  iure,'  oder  es 
wird  in  sein  Belieben  gestellt,  ob  er  erfüllen  will  oder  nicht: 
so  mag  er  leisten  oder  nvt.  daz  ist  an  siner  wal,  ferner:  will 
er  leisten,  daz  mag  er  tvn.  wil  er  sin  vber  werden,  daz  mac 
er  euch  wol  tvn  mit  rechte.**  Hatte  er  das  Versprechen  mit 
einem  Eide  oder  durch  den  Einsatz  seiner  Treue  bekräftigt 
und  wollte  er  es  nicht  erfUUen,  so  heisst  es  insbesondere:  it  ne 
scadet  ime  to  sime  rehte  nicht,**  dar  umme  verliuset  er  sine 
truwe  nicht'*  und  dar  umme  ne  hat  er  sine  truwe  nicht  ge- 
brochin.''' 


'  Lex  BaiuTarioniin  XV,  2,  g.  S.  6  hei  Note  1. 
'  Friderici  congtitutio  1168,  s.  S.  C  bei  Note  2. 
'  Sachsenspiegel  III,  41  §  1  und  kais.  Landrechtsbuch  c.  307  a  unten  S.  17. 

*  Ofener  Stadtrechtsbuch  n.  245,  s.  S.  6  bei  Note  4.  Entsprechend  heisst  es 
in  Rudolfi  congtitutio  pacig  in  Äustria  1276  (Mon.  Germ.  leg.  II,  411):  ,Quid- 
qaid  terminatum  est  .  .  iuris  ordine  obserrato,  hoc  habebit  firmitatem, 
qnicquid  vero  per  vim,  metum  et  per  impressionem  .  .  .,  vires  nulla- 
tenus  obtinebit,  sed  ad  gtatnm  debitum  reducetnr. 

'  Böhmische  Stadtrechto  von  Weingarten  s.  S.  6  bei  Note  r>. 

"  Sachsenspiegel  III,  41   §  3  unten  S.  20  bei  Note  2. 

'  Sententia  a  1250  unten  S.  10. 

"  Kais.  Landrechtsbuch  c.  307  a  unten  S.  21. 

•  Briinner  SchOffenbuch  c.  595  unten  S.  17. 
■°  Kais.  Landrechtsbuch  c.  307  a. 

"  Sachsenspiegel  III,  41  §  2. 

"  Görlitzer  Landrechtsbnch  XXXVI,   la,  unten  S.  21. 

'»  I)a.sell)Kt  XXXVI,  1  b,  unten  .S.  2(!. 


Hai  anwvtiffiM  V«r«|trMhvii  nnd  ««iim  Biihiindlnnf;  im  ileutschen  lt<>n1i<4(leben.  3 

Ergangene  Urtlieile  erklären  öfter  gleichzeitig,  dass  ein 
solches  Vorsprechen  nicht  stät,  sondern  aufgehoben  sein  solle, 
und  dass  sein  Geber  es  niclit  zu  orfiVlIen  brauche:  Uy  globdu^ 
suJlen  durch  recht  niclit  btete  syn  umlo  tier  bedarff  das  gelt 
nicht  gebin,'  pactiones  .  .  reprobamus  ac  revocamus  in  irritum 
pronunciantes  .  .  duceni  ad  Observationen!  earunj  nuUatcnus 
obügari,*  quibuscunque  pactis  obligatoriis  (coactus)  se  adstrin- 
geret,  factus  sui  compos  nuUatonus  toneretur  et  taJes  pactiones 
obligatorie  qualescunque  eensende  forent  irritc  pcnitus  et  inancs, 
und  weiter:  ad  conipletioncm  dictoruni  pactorum,  proinissionuni, 
tidejussionum  .  .  uullatenus  sit  atlstrictus,  sed  a  predicti«  omiübus 
per  sententiam  debeat  liberari  et  ubique  penitus  absolvi,"  endlich: 
literam  et  oinnia  contenta  in  eadcin  .  .  reprobamus,  revocamus 
et  ao  si  nunquam  scripta,  sigillata  vel  datii  fuissent,  penitus 
annullamus  .  .  ordinantee  et  sententialiter  denuntiantes,  ipsuni 
comitem  necnon  et  suos  homines  .  .  a  (|uibuslib()t  promissionibu« 
et  übiigatiouibus  .  .  penitus  al)solutos,  ac  si  nunquam  alicujus 
proniissionis  et  obligationis  se  vinculo  adstriiixisscnt* 

Nach  dieser  Zusammenstellung  erscheint  e^  ÄWeifellos,  dass 
der  deutschen  Kechtsanschauung  zufolge  ein  erzwungenes  Ver- 
sprechen immerhin  ein  VcM'sprecbeu  gewesen,-'  aber  ein  unver- 
bindliches Versprechen,  dessen  Bestand  Überdies  angefochten 
and  aofgelioben  werden  konnte.'' 


'  Bach  der  Ma(^ubarg«r  Fragen  III,  Ü  ilist.  :<  unten  8.  18. 

*  SontoutiH  a  127ß  uiilen  S.  11. 

*  Seutentia  a   1283  uiiteu  S.  15  uud   1(1. 

*  Seutentia  a  1'2'Jl   unten  S.  12. 

*  A.  M.  iHt  freilick  Fiatner,  Hi.tt.  Entwicklung  dea  Syatema  nnd  Chft- 
rakten  des  deutschen  Kecht<^.«  II  (1854),  S.  98. 

*  Die  heutige  gemeinrec-htlivhe  Lehre  unterscheidet  zwischen  absoluter 
und  relativer  »der  bediug^r  Nullität  eines  GescliHftos  und  sondert  vi>n 
letzterer  die  KtwciHibilitiit  «der  Anroi'liCbarki.*it  eine«  solchen.  Dass  nach 
dentüclieni  KtH'lite  trutz  der  Kestimmung  S.  1  bei  Note  2  keine  ab.wliite 
Nullität  des  erzwungenen  Ver8|irechenA  beig^indet  war,  ceigon  zumal 
die  Wendungen  S.  2  bei  Note  7.  10  nnd  oben  bei  Note  3,  dasü  forner 
(wischen  einer  Annullirung  und  Kescision,  welche  Au^idHlcke  abwochsolnd 
gebraucht  werden,  sjichlich  kein  Unterschied  gemacht  wurde,  aeigt  ins- 
besondere der  llinstainl,  daiu  die  Aufhebung  je  nach  Lage  der  Dinge 
das  eine  Mal  ex  nunc  (ü.  2  bei  Note  T),  das  andere  Mal  ex  tunc 
(oben    bei    N<ite  4)   erfolgte.    —    Da   die    .\n8drucksweise   der    neueren 

1» 


TT.  Abh»ndloDf;    Siegel. 


Die  Anfechtung,  welche  za  einem  aufhebenden  oder  ver- 
nichtenden und  gleichzeitig  freisprechenden  Urtheile  fiihrto,  war 
auf  zweifache  Weise  mögheh. 

Der  Gezwungene  konnte  abwarten,  bis  er  auf  Erfüllung 
geklagt  wurde,  und  dann  den  Zwang  in  Form  einer  Einrede 
mit  Erfolg  geltend  machen.  Metu  adhibito  —  sagt  der  Stadtr 
Schreiber  Johann  von  Brunn  in  seinem  Urtheilbuch  c.  596  — 
actio  quidem  nascitur,  si  subito  stipulatio  iit,  per  metus  tarnen 
exceptioneni  submoveri  debet. 

Der  Gezwungene  konnte  aber  auch  die  Initiative  ergreifen 
and  mittelst  einer  Klage  die  Aufhebung  oder  üngiltigkeita- 
erklärung  des  Geschäftes,  sowie  seine  Loszöhlung  von  jeglicher 
Verbindliclikeit  begehren.  Den  letzteren  Weg  einzuschlagen 
empfahl  der  Verfasser  des  kaiserlichen  Landrochtes.  Wil  er  mit 
rehte  da  von  kvmen  —  beisst  es  daselbst  c,  307  a  —  so  sei  er 
varn  fvr  sinon  rihter.  vnd  sol  da  mit  \Tteil  da  von  konien.  da 
sol  man  im  erteiln.  da/,  er  dirrc  dinge  aller  lidig  si.  vnde  mag 
in  dar  nach  dehein  man  dar  vmbe  ansprechen. '  ' 

Da  übrigens  ein  Gezwungener  trotz  seiner  rechtlichen 
üngebundenheit  möglicher  Weise  Gewissensbisse  empfand 
wegen  des  gegebenen  Wortes,  so  meinte  der  Meister  dea 
Landrechtes,  welcher  wahrsclieiniich  dem  geistlichen  SUinde 
angehörte,  an  dem  angeführten  Orte  weiter:  er  sol  ouch  varn 
fvr  sinen  pharrer  vnd  sol  dez  rat  han.  der  ratet  im  ouch  alse 


0«setzbacher  der  frllher  Üblichen  durchmns  entspricht  —  Prenss.  Land- 
recht I,  Tit  4,  §  33.  Auch  fn-efährliche  Bedrobiingren  den  Lebens  .  . 
machen  jede  darauf  orfolgendo  WilleniierklämDp  nnkrüftig;  rg\.  §56 
Wer  eine  sonst  rechtsbostündi^  Willenserklärung  wegen  Ziranges  an- 
fechten will;  Code  civil  1117.  La  Convention  contractöe  j>ar  violence  .  . 
n'est  point  nulle  de  plein  droit,  eile  donne  senlement  lieu  k  une 
action  en  nullit«!-  ou  rescision;  Oesterr.  Gesetzbuch  §870.  Wer 
von  dem  annehmenden  Thoile  durch  ungerechte  und  begründete  Furcht 
zn  einem  Vertrage  icrozwungen  worden  ist,  ist  ihn  sn  halten  nicht 
verbunden;  Sich».  Gesetzbuch  §831.  Wer  durch  widerrechtlich  er- 
regt« gegrilndete  Furcht  zu  Einübung  eines  Vertrages  genOthigt  wurden 
ist,  kann  bei  dem  Vertrage  stehen  bleiben  oder  denselben 
anfechten  — ,  so  wird  da»  cfldificirt«  Recht  von  dessen  vontrtheils- 
freien  Bearbeitern  mit  gntem  Gninde  im  Sinne  der  oben  bezeichneten 
dentschen  Rochtsanscliaaung  verstanden. 
'  Kn.19  dieser  Wog  (Ifter  betreten  wurde,  »eigen  die  Beisiiiele  S.  9,  11, 
12  ff.,   Uff. 


Du  •nwongUM  Vtraprachen  und  aeioe  Behandlnng  im  deuttcheo  Bechtsleben.  5 

an  dem  Mche  etat,  von  den  eiden.  Hier,  im  Capitel  170  c,' 
wo  der  Fall  bebandelt  ist,  dass  ein  widerrecbtlich  Gefangener 
ans  Angst  um  sein  Leben  ein  Lösegeld  zu  zahlen  oder  sonst 
etwas  zu  thun  eidlich  sich  verpflichtet  hat,  stellt  der  Verfasser 
zonäcbst  das  mit  Bücksicht  auf  den  Eid  anwendbare  geistliche 
Recht  dar  und  beantwortet  die  aufgeworfene  Frage:  sol  er  den 
elt  ze  rechte  leisten  oder  nvt,  dahin:  er  sole  sin  ze  rehte  n^t 
leisten,  er  ist  sin  vor  got  lidig,  während  etliche  Meister  allerdings 
etwas  Anderes  ,ratent'.  Nach  ihrer  Meinung  soll  er  den  Eid  er- 
ftülen  und  das  Geld  geben,  dann  aber  bei  dem  geistlichen  Richter 
nach  dem  Gelde  klagen,  und  dieser  soll  ihm  seinen  Schaden 
heissen  büssen.  Hätte  er  aber  das  Geld  bezahlt  und  geschworen, 
dass  er  es  nicht  zurückfordern  wolle,  so  soll  er  den  Sachverhalt 
dem  geistlichen  Gerichte  mittheilen,  worauf  dieses  ihm,  wie 
wenn  er  geklagt  hätte,  sein  Geld  gewinnen  und  wiedergeben 
soll.  So  rihtet  der  rihter  rehte  oder,  wie  es  c.  160a  heisst: 
daz  ist  des  geistlichen  rihtaers  reht.  er  sol  in  —  nämlich  den 
andern  Theil,  und  zwar  hier  den  Wucherer  —  rehtvertigen  vmbe 
sine  svnde.  das  div  sele  niht  verloren  werde.  Obgleich  nun 
nach  des  Verfassers  Ansicht  derjenige,  welcher  gezwungen 
geschworen  hat,  ohneweiters  vor  Gott  des  Eides  ledig  ist, 
so  weist  ihn,  um  ganz  sicher  zu  gehen,  das  Buch  doch  noch 
an  seinen  Seelsorger:  wil  er  aber  gar  gevarliche  varen.  so  sol 
er  z&  sinem  bischove  varn.  oder  z&  sinem  Rtpriester  gan.  vnd 
sol  dez  rat  han.  der  losset  im  wol  ane  svnde  da  von. 

Schwieriger  als  die  Wirkung  eines  stattgehabten  Zwanges 
und  seine  gerichtliche  Geltendmachung  ist  die  Voraussetzung 
zu  bestimmen,  unter  welcher  ein  Versprechen  als  erzwungen  galt. 

Auch  hier  empfiehlt  es  sich,  die  darauf  bezüglichen 
Aeusserungen  der  Gesetze  und  Rechtsbücher  vorab  zusammen- 
zustellen. 

In  denselben  wird  gesprochen  von  einer  commutatio,  si 
faerit  per  vim  et  metum  extorta,*  von  einer  venditio   si  fuit 


'  Dieses  Capitel  ist  eines  Ton  jenen,  bei  welchen  nach  Kockinger,  Münchner 
Abhandlun^n  III.  Cl.,  Bd.  XIII,  3.  Abth.,  S.  237  der  Verfasser  die  Somma 
de  poenitentia  des  Raimand  von  Peniafort  benutzt  hat.  Dass  in  der 
Sache  jedoch  der  Verfasser  mit  Baimnnd  nicht  übereinstimmt,  zeigt  die 
daselbst  S.  238.  289  mitgetheilte  Stelle  der  Summa. 

'  Lex  Visigothonun  V,  4.  1. 


violenter  cxtorta  id  est  aut  metu  mortis  aut  per  custodiam,'  von 
per  vim  vel  iustum  metura  Ptiam  a  majorilius  (von  Voll- 
Jälirigcn),  raaxime  no  quercmoniain  inaleficiorum  faciant,  extorfa 
saeramenta,*  femer  heisst  es:  si  aliqni»  aput  nos  et'ticitur  noster 
concivis  et  aliquis  inpingit  ei  dominus,  quod  ipse  sit  ei  ligatus  vel 
adstrictus,  et  coget  eum  violenter,  quod  sc  ohiiget  ei,  per  car- 
ceres  vel  per  alia  quocunque  tonnentik  ita  (juod  fideiussore»* 
Btatuat,  ne  recedat  ab  eo,*  weiter  werden  genannt:  alles  ver- 
pintnusz,  das  man  thut  in  forclitc  oder  dar  zu  man  offenlich, 
mit  Herren  gewalt  getwungen  wirt,*  sowie:  Unordentlich  durch 
Zwang  erpresste  und  zur  Erhaltung  des  Lebens  eingegangene 
Verstrickungen/'  Wo  mit  Rücksicht  auf  Schwüre  und  Tren- 
gelöbnisse  der  Furcht  insl>esonderc  Erwähnung  gescliieht  in  den 
RechtsbUchcm,  macht  sich  eine  Verschiedenheit  bemerkbar;  im 
Sachsenspiegel  heisst  es:  svat  die  man  sverct  unde  entruwen 
lovet,  sinen  lief  mede  to  verstene  oder  sin  ghesunt,''  während 
das  kaiserliche  Landrechtsbuch  c.  307  a  sagt:  Swcz  der  man 
sweret  da  er  sinen  lip  oder  sin  gät  mit  lidcgot.  vnd  er  anders 
nH  mag  lidig  werden. 

Hiernach  ist  das  Eine  sofort  klar,  dass  blosse  Worte, 
mochten  sie  auch  den  Bedrohten  in  Schrecken  gesetzt  und  zu 
einem  Versprechen  veranlasst  haben,  nicht  geeignet  waren,  einen 
rechtswirksamen  Zwang  zu  begründen.  Und  dieses  Ergebniss 
wird  auch  bestAtigt  durch  die  Entscheidung  eines  im  14.  Jahr- 
hundert vorgekommenen  Rechtsfallcs.  Der  F'all,  enthalten  in 
der  Thomer  Handschrift,  einer  Parallelsammlung  der  Magde- 
burger Fragen,"  war  folgender. 


'  Lex  BHiuvariurum  XV,  2. 

*  Kriileriri  I   conti,   pacis   1168     H.  G.   leg.  II,  113.    Voraus   gulit  die  Be- 
»tiaimuiig  oben  8.  I  bei  Note  i. 

'  Frankfurter   Kc<'ht«inittheiliing  an   Weilbiirg   vuin  Jahre    IS97,  §  29  Ik'i 
(ieu^ler,  Dout«che  Stadtrechte  8.  118. 

*  Ofencr  Stadtrcchtabncb  u.  üb  bei  Mivhnay  nnd  Lichner  S.  136. 
"  V.  Weingarten'B  Aufzug  auf  böhmischen  Stadtrochlen  8.  167. 

"  III,  41  8  2    Ebenoo  der  dout,^che  Spiegel  <•.  276,  übrigens  mit  einer  Lücke, 

und  da»  Kochtäbiicb  der  Disliiictiniien  IV,  4i,  di.«f.  3, 
'  Qedruckt  bei  Behrend,  Du*  Buch  der  Magdeburger  Fragen  8.838.   Au- 

derii  gewendet    und    für    unaere  Fng«    bedeutungsloi    ist   der  Fall    in 

n.  33,  ebendas.  8.  28d. 


Du  erewnugeoe  Venprecben  nod  seiDe  BehaudlnDg  im  deutKCheo  Bachtslcben.  7 

Eän  Gast,  welcher  in  eine  nicht  genannte  Stadt  Magde- 
bui^er  Rechts  gekommen  war,  hatte  der  Tochter  seiner  Wirthin, 
einer  Frau  Anna,  ein  versiegeltes  Geldpäckchen  zur  Aufbewahrung 
übergeben.  Das  Geld  wurde  mit  anderem  Geräthe  gestohlen. 
Davon  erfahr  der  Gast,  als  er  sein  Geld  verlangte,  ,und  rette 
dy  frawe  an  hartlichen  und  emstUchen,  do  dirschrag  dy  frawe 
gar  sere  und  wart  betrubit  und  yn  dem  betrupnysse  und  dir- 
scbrecknysse  und  leyden  mit  ungedachtigkeit  sprach  dy  frawe 
czu  tröste  dem  gaste:  durch  got  habit  guten  mut,  is  sal  mir 
verloren  werden  und  nicht  euch.'  Auf  den  Ersatz  des  Geldes 
geklagt,  gab  der  Fürsprecher  der  Frau  den  Thatbestand  zu, 
stellte  aber  an  den  Richter  die  Frage:  sint  dem  mole  das  dy 
frawe  yn  erem  dirschrecknys  und  leyden  das  umbedacht  getan 
hat  und  nu  ap  das  eyn  recht  sey.  Dagegen  erwiederte  des 
Gastes  Vorsprecher:  her  rychter  und  getrawen  scheppen,  das 
besecze  ich  mit  euch,  und  lost  mir  eyn  recht  werden,  synt  dem 
mole  das  dy  frawe  das  globde  bekennit  vor  gehegtem  dinge, 
ap  sy  das  gelt  nicht  geben  sulle  adir  was  dorumme  recht  sey. 
Und  das  von  den  Schöffen*  gesprochene  Recht  lautete:  Das 
globde  das  sy  bekennet,  das  sal  sy  halden.  Der  Vorsprecher 
der  Frau  beruhigte  sich  bei  diesem  Urtheile  nicht,  er  schalt 
dasselbe  und  fand  ein  anderes  folgenden  Inhaltes:  ,synt  dem 
mole  das  dy  frawe  yn  erem  betnipnisse  und  leyden  und  um- 
bedocht  dy  rede  geret  hot,  so  sal  sy  dem  gaste  nicht  halden 
noch  keyne  not  dorumme  leyden ;  das  spreche  ich  vor  eyn  recht. 
Die  Urtheilschelte  veranlasste,  dass  die  Sache  behufs  der  Unter- 
weisung, welches  von  beiden  Urtheilen  das  rechte  sei  und  be- 
stehen möge,  nach  Magdeburg  gebracht  wurde.  Die  Schöffen 
von  Magdeburg  aber  erkannten:  Der  scheppen  orteil  ist  recht, 
wenn  dy  frawe  sal  dem  gaste  halden,  das  sy  em  um  globit  hot 
und  vor  gerichte  bekant  hot. 

Eine  Zwangslage  von  rechtlicher  Bedeutung  hatte  zur 
DOthwendigen  Voraussetzung  ein  gewaltsames  Vorgehen,  das 
dem  Einen  thatsächlidi  die  Macht  über  den  Andern  gegeben 
hat.  Nur  durch  Gewalt  konnte,  ohne  dass  es  daneben  drohender 
Worte  bedurft  hätte,  eine  Furcht  erzeugt  werden,  welche  selbst 

*  In  der  Handschrift  und  dem  Behrend'schen  Drnck  mit  dem,    wie  das 
Folgende  ergibt,  irrthümlichen  Zusatz:  cza  Meydebnrg. 


8 


Atihkadlnug;    Mir|(«l. 


die  Willenskraft  eines  beherzten  Mannes'  zu  Itthmen  vermochte 
und  ihn  bewog,  zur  Abwendung  des  Schadens  das  zu  thun 
oder  zu  vei-sprcclien,  was  von  ihm  gefordert  wurde.  Eine  solche 
oder  eine  gerechte*  Furcht  war  namentlich  die  Angst  ums 
Leben,'  indoss  gentigte  auch  die  Angst  um  die  Gesundheit*  undj 
spater  selbst  die  Angst,  Hab  und  Gut''  zu  verlieren.  Jenes  gewalt- 
same Vorgehen  wider  einen  Andern  aber  konnte  in  Thätlich- 
keiten  verschiedener  Art  sich  iiussern,  am  häutigsten  dürfte  es 
in  seiner  Gefangennahme  und  Festhaltung  bestanden  haben. 


n. 

Von  Fällen ,  wo  Einer ,  ohne  gefangen  zu  sein ,  durch 
ThätJichkeiten  in  gerechte  Furcht  versetzt  wurde  und  in  solcher 
Furcht  zu  einem  Versprechen  sich  herbciliess,  sind  nachstehende 
im  Laufe  des  13.  Jahrhunderts  vor  das  Königsgericlit  zur  Ent- 
scheidung gebracht  worden. 

Am  16.  August  des  Jahres  1249  war  in  der  Kcichsstadt 
Worms''  zwischen  den  Leuten  des  herzoglich  l>nirischen  Mar- 
schalls Zorno  und  jenen  des  Philipp   von   Hohenfels  ein  Streit 


'   Der  bonio  conetaiitiHiiinue  Aet  römischen  Rechts  (fr.  6  D.  ijuod  metn»  cauMt 

4,  '2)  ist  im  cAnoriischen  Recht  ^vgl  c.  4  und  6  de  hi«  qune  vi  et  melti 
8,  40)  BOm  honio  constxns  (reworden,  und  von  diesem  spricht  «ach  der 
Kitiiig  in  dem  UrtheiUbrief  von  1291  unt«n  S.  13. 

*  Der  Anstlruck  findet  »ich  allerdings  nur  in  der  Friedenscoiistitatiiiu 
Friedrichs  L,  S.  6  bei  Note  2. 

*  Hierin  stimmen  alle  Reclitsbflcher  Dbereiu.  Vgl.  nncli  Scntentia  a.  1250 
(metns  persone  stie)  S.  10;  Brilnner  Schnffenbiieh  c.  5ft5  imetus  mortis) 
8.  17;  Magdeburger  Fragen  111,  9  dist.  3  S.  18;  Urkunde  von  1365  unten 

5.  19  bei  Note  1. 

*  8.  die  Rechtsbaeher  S.  «,  Note  6. 

*  So  das  k.  Landrechtdbuch  8.  6.  8.  auch  die  Urkunde  von  1280  (Schott, 
Jurist.  Wochenblutt  III,  4):  Si  vero  jirnpter  metnm  coqioris  «nt  renim 
ibidem  manore  non  auderet,  intrabit  alias.  Vgl.  schon  C«le«tin  HI 
(1191 — 11981  im  c.  15  de  iureinrando  S.  34:  a  sacramenti  vincnio  ab- 
Boliuntnr,  qiii  istnd  inviti  pro  \'ita  et  rebus  semiandis  fecerunt;  wXhrend 
c.  6  de  his  quae  vi  i,  40  allerdings  sagt:  noD  obstante  violentia  illata, 
cum  neqoe  metnni  mortis  ueque  cmciatam  corporis  contineret  et  ideu 
non  debnerat  cadere  in  constantes. 

*  Ich  erzUile  nach  den  Annales  Wormatienses  bei  Böhmer,  FoniM  reram 
Germanicarum  II,  8.  186 — lt)7. 


I  »rxwiuifvDit  V»niprM.hc)i)  und  «fin«  IWbaniUung   im  ilrat«ch«n  lUicli1«I»b0n. 


entstanden,  an  welchem  zu  Gunsten  der  letztoron  aoi'  den  er- 
hobenen Waffensdirci  auch  die  Einwohner  der  Stadt  theilge- 
nommen  haben.  Das  Volk  schritt  zu  Thtttlichkeiton  gegen  den 
Herzog  Ludwig,  welclicr  damals  in  Worms  weilte:  man  drang 
in  seine  Herberge,  nahm  die  Pferde  aus  dem  Stalle  und  was 
sonst  zu  bekommen  war,  verwundete  mehrere  Baiem  und  tödtete 
einen  derselben. 

Am  andern  Morgen  kamen  die  BUrger  zusammen,  und  es 
ie  eine  SUhne  aufgerichtet  ita  videhcet  —  wir  theilen  den 
teren  Bericht  der  Annalen  wörthch  mit  —  quod  dox  plane 
reconciljatus  est  civibus,  remittens  plane  et  precise  omnes  in- 
iorias  et  gravamina  sibi  et  familie  suc  illatas.  Et  insuper  hoc 
suas  edidit  literas  .  .  quod  has  iniurias  nunquam  vindicabit 
vel  vindicare  procurabit.* 

Der  erwähnte  Sühnebrief  sammt  dem  darin  ausgestellten 
eidlichen  Versprechen  der  Urfehde  ist,  allerdings  nicht  frei  von 
LUcken,  erhalten  und  lautet:  Ludeuicus  .  .  vniversis  .  .  volumus 
eaee  notnm,  (|Uod  ciuibus  wormatiensibus  non  coacti,  sed  de 
IJbero  ac  sincero  corde  remisimus  et  ignouimus  [omnes]  iniurias 
et  offensas  nobis  in  crastiono  assumptionis  b.  Marie  nuper  pre- 
terite  per  ipsos  illatas,  ad  eorum  vindictam  nullatenns  processuri 
consUio  nostro  iurantes,  quod  ad  .  .  .  tidehter  pro  suis  iuribus  .  .  . 
l'raeterea  si  Zumo  marscalcus  noster  ad  vindictam  huiusmodi 
noBtre  offense  eines  memoratos  forsan  in  ahquo  molestare  pre- 
suinpserit,  nos  huiusmodi  molestationem  reraouebimus  ab  eisdem.' 

In  diesem  Briefe  hatte  der  Herzog  mit  ausdrücklichen 
Worten  erklärt,  dass  er  williglich  und  ungezwungen  alles  Un- 
recht verziehen  habe  und  deshalb  sich  nicht  rÄchen  wolle. 
Allein  dies  hinderte  den  Herzog  keineswegs,  dass  er  alsbald 
an  den  Kaiser,  seinen  Richter,  mit  der  Klage  sich  wendete: 
quod,  cum  cives  wonnntienses  in  ipsa  ciuitate  contra  eum  temere 
insurgentes  multas  sibi  et  familie  sue  preter  omne  meritum 
»uum  iniuriaä  inäigerent  mctuquc  persone  sue  cogerctur,  ipsis 
tideiossiones ,  cautiones  ac  securitates  praestarc,  quod  suas  in 
eofl  non  uicisceretur  iniurias,  ipsum  a  tideiussionibus,  cautionibus 

'  Die  sonstigen  8iclier)ieil«n,  welche  der  Henug  and  »ein  ManM-ball  gabeu, 

kflnnon  unerwilfaDt  bleiben. 
*  tJrknude  vom   17.  Aug^iut  1849,  gedmckt  in  (Quellen  cur  deaUchen  und 

bsyeriKbeu  Ueacbichte  V,  a.  43,  8.  103. 


fl.  Afihaii^luuf:   Hieget. 

ac  securitatibus,  quas  non  sponte  set  cohacti  pre.sHtit,  prout 
tusticia  cxigeret,  absolucre  dijjnarcmiir.' 

Und  im  Mai  des  folgenden  Jahres  erging  auf  diese  Klage 
zu  Fogia,  wo  Kaiser  Friedrich  LI.  damals  sich  aufhielt,  nach- 
stehender Spruch:  Nos  igitur  supplicatioiiibus  suis,  que  iustitiam 
continebant,  nequeuntes  uliatenus  rcfragari,  ipsnm  a  fideiussioni- 
bus ,  cautionibus  et  securitatibus,  quae  predietus  ciuibns  metu 
persone  sue  prestitit,  senteutialiter  duximus  absoluendum,  ut  ad 
obseruationem  earum  nullatenns  amodo  teneatur.  Ad  liuius 
igitur  absulutionis  nostrc  memoriani  ,  .  presens  scriptum  fieri 
et  maiestatis  nostre  sigillo  iussimus  coramuniri." 

Ein  zweiter  Fall,  bei  welchem  aber  die  Art  der  getibten 
Gewalt  weder  in  der  Klage  noch  in  dem  Urtheile  nÄher  be- 
zeichnet wird,  betraf  den  Herzog  Philipp  von  Kärnten. 

Dieser,  der  letzte  Sprössling  des  sponheimischen  Herzogs- 
hanses,  hatte  nach  dem  Tode  seines  Bruders  Ulrich  das  Hcrzog- 
thuni  in  Anspruch  und  Besitz  genommen,  war  aber  von  dem 
Böhmenkönig  Ottokar,  welchen  der  Verstorbene  zu  seinem 
Nachfolger  ernannt  hatte,  im  Herbst  des  Jahres  1270  mit 
so  gewaltiger  Heeresmacht  heimgesucht  worden,  dass  er  und 
seine  Anhänger  den  Kampf  aufzugeben  sich  genöthigt  sahen. 
Philipp  erschien  vor  dem  Böhmenkönig  und  bat  um  Frieden. 
Er  mUBSte  alle  Burgen,  wie  berichtet  wird,  ausliefern  und  auf 
alle  Länder  verzichten,  während  ihm  in  Krems  von  Ottokar 
ein  Leibgedinge  angewiesen  wurde.' 

•  Die  Klage,  wie  aucli  da»  folpoiide  Urthoil  ist  t-ntlialten  in  eiuer  Urkunde 
vom  Mai  tS&O,  Quellen  zur  deutschen  und  bayeriscben  Cieschidito  V, 
n.  44,  8.  104,  welche  beginnt:  Friderirns  .  .  Romanomin  imporator  .  . 
notum  faciniiiB  .  .  i)uod  Ludovicua,  primo^oitns  duci«  Bawnrie  .  .  celn- 
tudini  nostro  »uiiplirauit  attcnte. 

'  In  Italien  konnte  der  Kaiser  in  der  stautiM-hen  Periode  die  au  ihn  ge- 
brachten Sachen  Anderen  znr  Entscheidung  zuweisen  oder  anch  selbst 
entacheiden  dnrch  ein  rescriptum  oder  scriptiim,  wie  gewiihnlich  die 
Urkunde  genannt  wurde.  In  dontaohen  Rechtasachen,  anch  wenn  sie  in 
Italien  zur  Vorhandlung  kamen,  entschied  dagegen  der  Kaiser  nicht 
selbst,  vielmehr  war  er  an  das  vor  ihm  gefundene  l'rtheil  gebunden, 
wenn  wir  von  Versuchen  Kaiser  Kriedrich»  II.,  anch  in  deutsche  An- 
gelegenheiten durch  Machtsprüche  einzugreifen,  absehen.  S.  Ficker, 
Forschungen  zur  Reichs-  und  Kochtsgeschichto  Italiens  I,  u.  163,  III, 
D.  60i.     Ein  anagefnhrter  Versuch  dieser  Art  liegt  hier  vor. 

'  S.  Lorenz,   Deutsche  Geschichte  im    13.  und    14.  Jahrhundert  I,  ä.  396. 


I  W9m  «rtir«lig«BP  Vcireprvclii-u  utiti  Nitinn  Rfibkrtdlnrtr   itn    (1nut»c)iMi  lC*cbt»Ul>f<ti, 


11 


Vier  Jahre  spjlter  wurde  bekanntlich  anf  dem  Reichstage 
sa  Nürnberg  das  Verfahren  wider  den  Böhmenkßnig  wegen 
MtDes  Besitzes  von  KeichsgUtern  eingeleitet  und  Pliilipp  bereits 
ZQ  Anfang  dos  Jahres  1275  mit  Kumten  und  Krain  von  König 
Rudolf  l)elehnt.'  Wegen  gewisser  von  ihm  gegenüber  Ottokar 
—  WAhrscbeinlieh  im  Jahre  1 270  —  eingegangener  VerpÖichtungen 
aber  erhob  der  Herzog  nun  durcii  den  Bischof  von  WUrzburg, 
ids  seinen  Vertreter  bei  König  Rudolf,  während  dieser  in  Nürn- 
berg zu  Oericht  sass,  die  Anfechtungsklage  auf  Grund  dos 
wider  ihn  geübten  Zwanges,  und  dieser  Klage  wurde  mit  nach- 
stehendem Urtbeil  am  22.  Januar  1276  stattgegeben. 

Residentibus  nobis  pro  tribnnali  .  .  in  civitate  NUrnberch 
ab  illustri  Philippo  ducc  Karinthie  principe  nostro  karissimo 
fuit  propositum  coram  nubis,  quod  co  aliquanuliu  in  curia  .  . 
regis  Boemiae  existente  per  ipsam  regem  coactns  est  aliquas 
graves  pactiones  sibique  nocivas  conditionos  iniro,  propter  quod 
aul  eius  instantiam  jicr  vcncrabilcm  Herbipolenscm  cpiscopum  .  . 
diuns  eiusdem  vcrba  snllempniter  proponentem  extitit  in  iudicio 
reqaisitum  :  utrum  pactiones  et  conditiones  huiusmodi  compul- 
ftorie  robur  tinnitatis  habere  debent?  Super  quo  fperj  princiites 
qai  interfuere  prcaentes,  ijuorumhbet  circiimstanciura  applau- 
dente  conscnsu  in  nostra  presencia  fuit  scntencialitcr  iudicatum: 

quod  pactiones  et  condiciones  casdem  per  im((res8ionem 
hoiusmodi  sie  extortas  in  irritum  revocaro  ac  penitus  solvero 
teneremor. 

Hinc  est  quod  univei-situtis  vestrc  noticie  declaranius  pre- 
sencium  scrie  protest;tnteg,  quod  nos  dictante  sententia  principum 
eomodem,  predictas  pactiones  et  condiciones,  quas  dictus  Boemio 
rex  ab  ipso  ducc  sie  cxtereisse  dinoscitur,  prout  euperius  est 
expressum,  auetoritate  regia  rcprobamus  et  revocamus  in  irritum 
pronunciantea  expresse  prefatnm  ducom  ad  observationem  earum 
uulhitenus  obligari.' 

Noch  ein  dritter  Kall,  in  welchem  (^owalttbiltigkeitcn  vcr- 
ftbt  wonien  waren,  ohne  da«s  man  »ich  des  Versprechenden 
iclbKt  bemächtigt  hätte,  kam  im  Jahre   12'J1   7,ur  Entscheidung. 

*  V|^l'  V-  Zeiraberg,  Vn»  KecliUvoii'ahrou  Uuilulfü  vnn  Habsburg  getreu 
(.Ntikar  ron  BShmeii ,  Art-liiv  für  i'isterreicliijclio  »«oschichtc  LXIX 
0H»7),  S.  46. 

*  6«nl«Dtia  bßi  Kicker,  Acta  itn|mrii  »electii  ii.  4Utt,  t$.  336.  • 


u 


Tl.  AtihMidlang:    fli«g<*l. 


Der  Fall  weist  übrigens  einige  Eigenthiiraiicbkeiten  auf, 
welche  in  ilein  öffentlicli-reclitlichen  Inhalte  des  abgezwungenen 
Briefes  ihre  Erklärung  finden  dürften. 

Einmal  ging  die  Klage,  welche  vor  den  König,  als  er  in 
Ilagcnau  Gericht  hielt,  nicht  von  dem  Gezwungenen  selbst, 
dem  Grafen  von  Hennegau,  aus,  vielmehr  traten  mehrere  recht- 
schaffene und  glaubwürdige  Männer,  denen  der  König  laut 
seiner  Erklärung  volles  Vertrauen  schenkte,  als  Kläger  auf. 

Sodann  richtete  sich  die  Klage  auf  die  verschiedenen 
Qewaltthätigkeiten,  welche  der  Vorsteher,  die  Schöffen  und  die 
ganze  Gemeinde  von  Valenciennes  in  bewaffnetem  Aufruhr 
wider  den  Grafen  sich  zu  Schulden  hatten  kommen  lassen, 
ohne  dass  die  Ungiltigkcitserklärung  des  unter  solchem  Drucke 
ausgefertigten,  inhaltlich  näher  bezeichneten  Briefes  begehrt 
worden  wäre. 

Die  über  das  Urtheil  ausgestellte  königliche  Urkunde* 
lautet  in  der  Wiedergabe  der  Klage  also: 

Cum  apud  Haghenoyam  .  .  in  judicio  pro  tribunali  sede- 
remus,  ad  nostram  .  .  notitiani  damosam  insinuationem  a  probis 
et  tide  dignis,  quibns  fidem  plcnariam  adhibemus,  pervenisse 
noverint  universi,  qualiter  praepositus  scabini  jurati  coramunita«- 
que  villae  Valenchenensis  ad  nos  et  iinperinni  directo  dominio 
spcctantis  de  feodo  comitatus  Haynoniae  consistentis  armati 
furore,  succensi  rabie  illicitis  ausibus  scelestam  ineuntes  factionem 
contra  .  .  comitem  Haynoniae  dominum  suum  .  .,  nulla  coram 
nobis  seu  quovis  alio  doniino  niota  riuaestione  de  codem,  utpote 
judices  in  propria  causa  vi  public,'*  ipsius  villae  Valenchenensis 
robcUabant,  in  prefati  domini  sni  praejudicium  verecundiam  et 
gravamen  portas  dictae  villae  contra  ipsura  serando,  villam 
muniendo,  machinas  faciendo,  propugnacula  erigendo,  castrum 
domini  sui  terribiliter  assaltando,  cum  impetu  et  turaultu  bona 
domini  invadendo  ac  etiam  occupando,  acclamationes,  prohibitas 
convocationes  in  suis  conventiculis  in  sui  domini  pernitiem  exer- 
ccntes  et  aggregantes,  ignem  ad  feoda  dorainica  immittentes  et 
in  augmenttun  sui  facinoris  potcntioris  brachium  quaerentes  per 
metura  evidentem,  contincnteiii  ncccni  populi  et  excidiuin  terrae 
ipsius  comitis,    compulcrunt    ipsum    comitem   quanidam  litteram 


'  Bei  Marlene,  TiieMonia  noviu  I,  sp.  1:241,  1242. 


I  Trr*pnM<)iou  un4  M»io«  BehHintlnng  im  dentMhfio  Rvcfalalchfn. 


13 


ab  eis  vel  eoram  mandato  eompositam  et  conscriptani  sigillare, 
continentem  quod  ipse  comes  suo  sigillo  omnes  saas  consue- 
tadines  et  leges  municipales,  quas  dictus  comes  tanc  ipnorabat 
et  adhuc  ignorat,  approbaret,  ratificaret  ot  per  oninia  confirmaret, 
coQstitaendo  dictos  scabinos  seu  juratos  declaratores  in  dabiis 
et  obscaris  quae  posscnt  emergere  de  promissis. 

Der  Keiclisliof  aber  erklärte  durch  Urtlicil  und  Recht  den 
ferti^n  Brief  fftr  unkräftig  und  den  Grafen  und  seine 
Leute  für  frei  von  jeder  Verpfliclitang,  wälirend  der  König 
überdies  den  Aufstilndisehen,  welche  er  wegen  ihrer  öewalt- 
tliätigkeiten  fUr  höciist  strafwürdig  erkannte,  alle  durch  Ge- 
fwohnheit  oder  durch  V'crleihungen  seitens  des  Grafen  oder  seiner 
Vorfaliren  envorbene  Rechte  und  Freiheiten  entzog. 

Ni)s  enim  —  fährt  die  Urkunde  fort  —  attendentes  prae- 
[positani,  juratos  et  scabinos  totamque  coramunitateni  Valen- 
'  chenensem  ac  eorum  fautores  et  coinplices,  qui  tain  detcstubile 
facinus  contra  dominum  suum  proprium  exercerc  et  usurpare 
nullatenns  formidarunt,  esse  dignos  flagitio  necnon  ab  omni 
misericordia  secludendos,  ut  eis  perpetua  egestate  sordentibns 
,  tuori  sit  illis  solatium  et  vita  supplicium  reputetur. 

(^nsiderantes   uihiloniinus  litteram  supradictam  praetextu 

luetas,   qui  in  virum  eonstantem   cadere  potest,   a  dicto  comito 

I  eigiliatam  et  eis  traditam,  superioris  auctoritate  non  interposita 

habere  efficAciaui  non  deVjere,  ipsam  litteram  et  omnia  contenta 

[•in   eadera   auctoritate   regis   de   consilio   baronnm  et   procerum 

Mnj>erii  apud  Haghenoe  praesentium  et  per  sententiam  eorundera 

'  ivpnjbamus,    revocamus  et  ac  si  nunquam  scripta,   sigillata  vel 

;  data   faisset,   penitus   annullaraus.     Ordinantes  et  sententiahter 

I  dcnontiantes  ipsnm  comitem  necnon  et  suos  homines  et  universos, 

[qui  ad  instantiam  dicti   comiti»  apposuerunt   »igilla  sua  litterae 

[supradictae  adstringentes  se  suis  promissionibus  seu  obligationibus 

•d  observandum  et  tenendum  ea,  quae  litera  continebat,  aquibus- 

libet    promissionibus   et   obligationibus  de   potestate  regiae   ma- 

jc4talis  penitus  absolutos,  ac  si  uunquum  alicujus  promissionis 

let  obßgationis  se  vinculo  astrinxissent. 

Et  ut  praedicti  praepositus,  scabini  jurati  necnon  totalis 
aniversita«  Valenchenensis  et  eorum  successores  suam  enormem 
deplangiint  iu  perpetuum  factionem,  rite  universis  suis  consue- 
Minibait,   legibus  muuicipalibus,   collegüs,  conventiculis,  aeela- 


14 


11    At>bllDdlllU|t:    Biagel. 


mationibus,  campanac  strepitibus,'  ad  cuius  sonitam  convenientee 
in  uham  statuta  faciunt  cdicta  cdunt,  dictoB  praepoBituni,  scabinos 
joratos  .  .  et  eonun  successores  auctoritate  regia  exuimas 
totaliter  et  privaraus,  uiilla  praescriptione  temporis,  assecuratione, 
promissione  vel  oblipatione  sibi  a  dicto  coinite  aut  progenitoribus 
modo  vel  «mditioiic  quibuslibet  factis  cos  defondente  seil  ob- 
atimte,  a  quibus  videlicet  assecurationibus,  promisgionibus  scu 
obligatiouibus  ipsuin  comitem,  progenitorcs  suos  necnon  suc- 
cessores  suois  futuros  comites  de  plenitudine  rcgiae  pote-statif 
penitus  absolvimus  et  dcinceps  ipso»  omnino  libcramu»,  privi- 
legiia  tarnen  eis  salvis  qaae  a  divis  imperatoribos  et  regibus 
Romanis  dictis  ciTibus  seu  eominanitati  praedictae  sunt  indulta. 


III. 

Da-ss  Gefangenschaft  unter  den  Gesichtspunkt  einer  ver- 
übten Gewalt  fiel  und  daher  als  eine  Zwangpl.oge  betrachtet 
wurde,  zeigt,  wenn  es  tU»erhaupt  noch  eines  Beweises  bedürfte,* 
deutlieh  der  Vorgang,  welcher  im  Jahre  1283  vor  dem  Reichshof 
KU  Froiburg  im   Uechtlande  sich  abgespielt  hat. 

Zur  V'orgeschichte  der  damaligen  Gerichtsverhandlung 
muss  Folgendes  bemerkt  werden.  Nach  dem  am  26.  August  1278 
erfolgten  Tode  des  Königs  Ottokar  von  Böhmen  war  als  Ver- 
weser dieses  Landes  von  König  Rudolf  der  Markgraf  Otto  von 
Brandenburg  bestellt  und  demselben  die  Vonnumlschaft  llber 
den  achtjährigen  Thronerben  Wenzel  auf  die  Dauer  von  flinf 
Jahren  übertragen  worden.  Als  sich  darauf  die  Witwe  Ottokars 
nach  Prag  begab,  wurde  sie  sammt  ihren  Kindern  von  dem 
Brandenburger  festgenommen  und  der  junge  Wenzel,  wie  ver- 
sichert wird,  aus  Böhmen  entfernt.  Um  die  Mitte  des  Jahres 
1283  trat  der  nun  dreizehnjiihrige  Wenzel  die  Verwaltung  von 
Böhmen  an,''  und  sofort  nahm  er  die  Milfe  des  Königs  und 
Reiches  in  Anspruch,  um  von  den,  wie  es  scheint,  kurz  zuvor 


'  Die  niocke,  der  ülockeiiHc-hla^  oder  GKickonklang,  auch  Glockensch.ill 
geborte  sonst  nacli  den  Weistlidiiifirn  der  Herrschaft  in.  Vgl.  Griiiiin, 
RA..  S.  44  ff. 

'  Nach  den  Belegstellen  oben  S.  6.  Xoto  1  und  Ü. 

*  Ueber  da«  Bisherige  ».  Lorenii ,  Deiitache  Ueachichte  im  1.1,  und  14. 
Jahrhundert  I.  S.  243— i;>4. 


0H  «niniBfi^ne  T«nprechen  nnd  Keine  Behandlang  im  dentschen  RecMsleben.         15 

während  seiner  Gefangenschaft  gegenüber  dem  Markgrafen 
abemommenen  Verpflichtungen  durch  ein  Urtheil  befreit  zu 
werden.'  Er  entsendete  zu  diesem  Behufe  nach  dem  oben 
genannten  Freiburg,  wo  zu  jener  Zeit  König  Rudolf  Hof  hielt, 
seine  Boten.  Diese  aber  sctilugen  in  Erfüllung  ihres  Auftrages 
folgendes  Verfahren  ein.  Sie  baten  zunächst  um  ein  soge- 
nanntes gemeines  Urtheil:  utrum  principes  vel  aliquis  alius 
cnioscnnque  conditionis  vi  vel  metu  inductos  expers  proprie 
libertatis  fidejussionibus  stipulationibus  vel  aUis  obligationibus 
se  posset  constringere  vel  artare,  ita  quod  in  posterum  ipse 
hajosmodi  obUgationibos  sie  extortis  posset  impeti  vel  aliqua- 
liter  conveniri  tamquam  efficaciter  obUgatus? 

Der  König  als  Richter  frag  auf  diese  Bitte  die  anwesenden 
Fürsten,  Grafen,  Herren  und  andere  des  Reiches  Getreue  um 
das  Urtheil,  welches  den  allgemeinen  Satz  aussprach: 

Quod  principes  vel  alius  quiUbet  ad  ea,  que  vi  metuve 
coactos  promitteret  vel  quibuscunque  pactis  obligatoriis  se 
adstringeret,  factus  sui  compos  nnUatenus  teneretur  et  tales 
pactiones  obligatorie  qoalescunque  censende  forent  irrite  penitns 
et  inanes. 

Nachdem  das  gemeine  Urtheil  in  ihrem  Sinne  ausgefallen 
war,  gingen  nun  die  Boten  Wenzels  zu  dem  besondern  Fall 
ihres  Herrn  über,"  indem  sie  klagten  und  eine  Entscheidung 
darüber  begehrten: 

Si  inclytus  Wenceslaus  heres  regni  Bohemie,  quem 
illustris  marchio  de  Brandenburg  aliquo  tempore  contra 
propriam  detinnit  voluntatem,  deindc  fretus  propria voluntate 
ad  compUcatioDem   illorum   pactorum  taliter  extortorum   atque 


l 


'  8.  die  Sententia  Tom  23.  Äaguit  1283,  Moo.  Oerm.  leg.  II,  U4,  445. 

'Quam  vero  sententiam  .  .  predicti  nuncü  ad  speciem  decidentes 
DMtro  cnlmini  supplicaverunt  lauten  die  Worte  der  königlichen  Urkunde. 
Ich  führe  dieselben  an  mit  Rücksicht  anf  die  Warnung,  welche  der 
Brflnner  Stadtachreiber  Johann  bezüglich  eines  solchen  Verfahrens  den 
Schöffen  ertheilt  hat  Debent  iurati,  sagte  er,  hanc  cautelam  servare, 
quod  nee  extra  judicia  nee  in  judiciis  aliqnam  sententiam  communem 
contra  quam  pars  adversa  nondum  audita  nihil  objicit  vel  allegat,  pro- 
feiant  et  pronuntient  qnoque  modo.  Ex  talibns  eiüm  sententiis  in  genere 
piDlatis  saepissime  cum  ad  speciem  descenditur  vel  maxima  difii- 
nltaa  generatnr  vel  evidens  contradictio  multiplicatur.  BrUuner  SchOffen- 
kmke.4M. 


18 


TT.  Abfaondlunir:    Siefel. 


consumationcm  obligatioTirun  qnarumcunque,  sub  qoibas  eidem 
marcihioni  pro  viginti  milibos  raarcanim  obligavit  civitatem 
Sitavie  et  castruin  KonaTi  .  .  castinini  de  HarflFenstein  et  civi- 
tatem .  .  castruin  Bedier  .  .  castmm  Detzenin  .  .  civitatem  Usk 
et  CÄStmm  .  .  civitatem  Braks  et  castrum  .  .  necnon  castrum 
Gandowe  .  .,  sub  quibuscuTique  etiam  proraissionibus  taliter 
extortis  ipsi  marchiuni  pro  duobus  miiibus  marcarum  fidejus- 
uores  per  modum  extorsionis  coactus  posuit  et  pro  quinque 
miiibus  marcarum,  quas  se  daturum  promisit,  aliqnaliter  teneatur. 

Das  Urtbcil.  welclics  liierauf  —  unter  namentlicher  Be- 
rücksichtigung des  Umstandcs,  dass  zwischen  dem  König  und 
dem  Markgrafen  seinerzeit  eine  Vereinbarung  getroffen  worden 
war,  nacli  welcher  letzterer  das  Land  seinem  Erben  ohne  jede 
Entschädigung  zui-iickzusteilen  hatte,  während  im  Widerspruch 
hiemit  der  Mai-kgraf  von  dem  Erben  Verpflichtungen,  Ver- 
pfiindungen  und  Bürgschaften  erpresst  hat  —  gefunden  wurde, 
erkannte:' 

Quod  sepe  dictus  heres  Bohemie  ad  corapletionem  dictorum 
pactorum,  promissionum ,  fidejussionum  necnon  quarumcunque 
obligationum  ab  eo  taliter  extortitruni  per  dictum  marchionem, 
nullatenus  sit  adstrictus,  sed  a  pre«lictis  (>niiiil)us  per  senteutiam 
debeat  liberari  et  ubique  penitus  absolvi,  obligationes  etiam 
dictorum  bonorum  etc.  ipso  jure  debeant  pro  cassis  et  irritis 
estimari. " 


'  MaxiiDe  —  fUirt  die  kOnigUchti  Urkunde  aus  —  cum  iuter  noa  et  dictam 
marchioneni ,  cum  eins  iure  (dies  bezieht  sich  wohl  auf  da»  sjtchsiaciie 
Recht  der  Mündigkeit)  ante<lictuni  heredem  regni  Boliemie  com  »uo 
regno  ustjue  nd  certum  tempus  committeremuB,  intercesserit  certa  con- 
ventio  digna  in  sno  robore  observari,  ridelicet  quod  expirante  certo 
tempore,  quod  conrontioni  ndjectiim  fuerat,  praenouiinatuni  heredem 
regni  Bohemio  nna  cum  luo  rogno  »ine  quovis  damu»  vel  diüpendio  rel 
qnantnmvig  innria,  »ine  petitionc  quarunilibet  expeiisanim  inxta  legem 
convenlionis  restitnet  pleno  iure;  cuius  tAinen  convonlioiiis  legibus  dictn« 
marchio  obTiniis,  minus  iuato  pactiones,  obligationes,  fideinssiones  eitor- 
quen«,  indebite.  quod  promisit  penitus  violavit  aU\UP  »ingiila  superius 
expressa:  principe«,  comite»  et  nobiles,  qui  in  eodem  aderant  iudicio, 
per  noa  reqaisiti  sententionando  protolerunt. 

*  In  der  Urkunde  folgt  noch  die  königliche  BestStigung  de»  Urtheils,  die 
nochmalige  ausilrilcklichp  UngiltigkeitaerklSning  dor  Verschreibungen  und 
dor  entsprecdiendo  Befehl  na  Jedermann,  sich  daruacli  xu  achten. 


r^Äv  hrtwanfeofi  Vdrnproclnn  und   >«iua  B*ltaadltiog   im   dnut«clii<n  Ba<\fat<i1itKen. 


17 


War  in  dem  Falle  des  bühmiscben  Königssohnes  seine  Ge- 
fangenschaft als  Zwangslage  geltend  gemacht  worden,  so  erhebt 
sich  nun  die  weitere  Frage,  ob  jedwede  Gefangenschaft  oder 
nur  die  ungerechte  den  freien  Willen  ausgeschlossen  habe.  Nach 
der  Meinung  Eike's  von  Kepgow  scheint  auch  die  rechtmässige 
langenschalt  ein  ausreichender  Grund  gewesen  zu  sein,  das 
iu  gegebene  Versprechen  anzuleehten.  Er  spricht  —  und 
in  gleicher  Weise  nach  ihm  der  Spiegel  aller  deutschen  Leute 
c.  27ö,  sowie  das  Kechtsbueh  der  Distinctionen  FV,  41  dist.  1  — 
vou  Gefangenschaft  scldechthin,  indem  er  III,  41  ^  I  lehrt: 
lewdkcs  gevangenen  dat  unde  lof  ne  sal  dar  recht  nicht  stede 
sin,  det  he  binnen  vengnisse  lovct.  Der  entgegengesetzton  An- 
sicht war  offenbar  der  Verfasser  des  kaiserlichen  Landrechts- 
baches,  da  in  c.  307  a  dem  der  Vorlage  entnommenen  äatze: 
Jegelichc«  gevangenen  gclivl>ede  oder  eit  sol  n\'t  stete  sin.  daz 
er  in  vangn'f'sse  tvt  die  Worte  beigeftlgt  sind:  ob  er  ze  vnrechto 
gcvangen  ist.  Wer  den  Frevel  iK'ging,'  einen  Andern  wider- 
rechtlich festzunehmen,  von  dem  durfte  der  Gefangene  weiterer 
6«waltthaten  sich  versehen,  itlr  sein  Leben  selbst  mit  gutem 
Grande  fürchten. 

Es  wird  daher  mehrfach  eine  widerrechtUche  Gefangen- 
schaft und  gh>ichzeitig  Todesangst  als  Voraussetzung  für  die 
ünverhindlichkeit  eines  gegebenen  Versprechens  genannt. 

So  im  kaiserlichen  Land  rechtsbuch  selbst,  in  c.  170  c,  wo 
ftlr  den  Fall:  Vnde  wirt  ein  man  gevangen  ze  vnrechte,  der 
mag  nivt  lidig  werden,  er  gebe  hvndert  march  Silbers  oder  er 
swerc  etwaz  anders  ze  tvnnc,  das  eidliche  Gelöbnis«  als  un- 
verbuidlich  nach  geistlichem  oder  göttlichem  Redite  bezeichnet 
während  später  der  erliiutcrnde  Nachsatz  folgt:  Diz  ist 
gesprochen,  do  er  disen  eit  swor.  daz  er  daz  tete  von 
•ines  lihes  vorchte. 

Desgleichen  bestimmt  vom  Stindpuukt  des  weltlichen 
Rechtes  aus  das  ßrlinncr  Urtheilbuch  c.  5U5:  llumu  si  iniuste 
capitar  et  motu  mortis  coactas  (est),  quidquid  promiserit 
»e  facere  vcUe  juraverit,  ad  tale  promissum  seu  juramentum, 
joam  carccrem  cvaserit,  non  obligatur  uec  corapellitur  ipso 


*  Vgl.  WiliU,  ätrafrecht  der  Gernuuien,  8.  7I}4;   Oaenbrüg^eu,  AUmanni- 
[•ebw  Stn/recht,  &  ä73.  274. 

•I.  a.  |.iui.-fcw«.  ci.  ixxvni.  im.  ».  x\>\,.  i 


TS 


11.  Abhwiillang:    Riegel. 


iure;  proinisBum  enim  debet  esse  voluntarium,  alioquin  potius 
dicitur  coav-tio  quam  promissuin. 

Beide  Voraussetzungen  trafen  aueli  in  dein  Falle  zusammen, 
welelier  in  das  Buch  der  Magdeburger  Fragen  III,  9  dist.  3  Auf- 
nahme gefunden  hat. 

Ein  in  einer  Stadt  erbgesessener  Mann  war  trotzdem,  dass 
er  auf  die  von  seinem  Erbherrn  ,umb  ecziiehe  ungesehiclite'  er- 
hobene Beseliuldigung  sich  erboten  hatte,  vor  dem  Stadtgerichte 
oder  jedem  andern  Gerichte  in  des  Herrn  Lande  zu  ei-scheinen 
und  sich  zu  verantworten,  auf  seines  Herrn  Geheiss  festge- 
nommcn  worden.  In  dem  Geßlngnisse  wurde  ilim  erklArt, 
dass  er  gegen  ein  Lösegeld  von  zweihundert  oder  zweitausend 
Mark'  frei  sein  solle,  gebe  er  das  Geld  nicht,  so  könnte  es  ihm 
an  den  Hals  gehen.  Wenne  nu,  heisst  es  weiter,  der  man  s_>iii8 
herreu  ungenade  vnrchte  unde  vorterbuisz  synis  leibes,  so  sagte 
er:  besser  ist's,  dass  ich  das  Geld  verspreche,  .wenne  das  mynis 
hern  zoni  obir  mich  irgingc,  das  ich  duth  ny  vorschuldiget  habe', 
und  er  gelobte  das  Geld  den  Anwälten  seines  Herrn  vor  dem 
Rath  in  der  Stadt  zu  zahlen  .durch  synes  leibes  frist  oder  not', 
wie  in  amleren  Handsclirificn  stoht,  ,unde  hoffte  sich  domit  ir- 
uerende'.  Aus  des  Herrn  Gewalt  infolge  seines  Gelübdes  ent- 
lassen, kehrte  er  dem  Lande  den  Rücken.  Der  Herr  aber 
liess  ihm  sein  Erbe  und  Gut  in  dem  Stadtgerichte  nehmen  und 
verkaufte  es  ohne  seinen  Willen,  offenbar  um  sich  bezahlt  zu 
machen.  Ab  nu  —  lautete  die  Frage,  welche  an  den  Schört'en- 
shihl  zu  Magdeburg  gestellt  wurde  —  der  man  dy  gelobde,  dy 
her  in  gefengniscze*  globit  hat,  schuldig  sey  zcu  haldene  adir 
nicht,  ader  was  recht  sey,  und  das  Erkenntniss  hierauf  besagte: 
Dy  globde,  dy  der  man  in  gefengnisz  adir  in  gotwange"  globit 
hat,  dy  sullen  durch  recht  nicht  stete  syn  vnde  her  bedarrt' 
das  gelt  nicht  gebin. 

In  einer  Uhnlichen  Lage  wie  dieser  städtisciie  Erbniann 
scheint  sich  ein  gewisser  Ulrich,  genannt  der  Miirchfelder,  be- 
funden zu  haben.     Auch  er  war  Gefangener  seines  Herrn,  des 


*  Die  HaudsubrifteD  differirou;  die  im  Bohreiid'Kc-ben  Text»  atehenden 
zwei  Mark  find  jedi-nfall»  irrthOmlicb.  Vgl.  auch  Kaiaerliclie«  Landrocht 
ITUc  iiud  uuton  .S.  24  Not«  2. 

*  Eil»«  IlaiidDchrift  fllgt  hinzu:  oder  in  ^etwan)^. 
"  r>ip  Worte  a.  i.  p.  fehhMi  in  pinijten  HaTnlsi'hriftfn 


I>u  enwongen«  Verepreclien  und  aoin«  DchandloDg  im  dealschen  Bechtslebcn.         19 

Weikhard  von  Stahremberg,  und  hat  als  solcher  bei  seiner  im 
Jahre  1355  auf  Widerruf  erfolgten  Entlassung  eine  Reihe  von 
Gelöbnissen  und  Erklärungen  gegeben,  über  welche  nachstehende 
Urkunde  ausgestellt  wurde.  Ich  Vlreich  der  Marichuelder  ver- 
gich  .  .  das  ich  meins  herren  Weicharten  von  Stohrenberg  ge- 
fangen bin  vnd  han  auch  (1)  verhaizzen  mit  meinen  trewn  vnd 
auch  mit  mein  starchen  ayd  .  .  wen  er  mich  mont  vnd  wohin 
er  mich  vordert  ze  laisten,  da  sol  ich  im  ze  haut  an  allen  wider- 
redt vnd  Vorwort  in  sein  fängchnilzz  hin  laisten  also  auch  be- 
schaidenlich,  daz  ich  mein  leben  vnd  mein  halzz  gar  sicher 
soll  sein.'  Wer  aber  daz  ich  im  nicht  laistaecht,  so  bin  ich  ze 
hant  mit  syben  vbersaydt  vnd  hat  den  vollen  gewalt,  nach  mir 
ze  greiffen,  wo  er  mich  anchymt  vnd  anchömen  mag.  (2)  Ich 
scholl  auch  in  der  zeit  vnd  ich  sein  gefangen  pin  sein  frömen 
werfen  vnd  sein  schaden  wenden*  an  aller  stat  vnd  ich  dez 
inne  wirt,  von  leib  vnd  von  gut,  wi  ich  sol  vnd  vermag.  (3)  Ich 
vergich  auch,  ob  daz  waer,  da  chainerlay  brif  herflir  chöm  oder 
zaigt  würt,  von  wem  daz  waer,  di  ich  vnder  sein  insigel  an 
sein  willen  vnd  an  sein  wizzen  vnd  an  sein  wort  geben  hyct 
vnd  geben  waem,  dez  ich  in  nicht  geweisen  noch  geinnern 
mocht,  di  selben  brif,  wi  di  sint  vnd  waz  di  sagent,  di  sollen 
all  tot  vnd  ab  sein  noch  sullen  chainerlay  chraft  haben  in  allen 
iem  gepunden  vor  alle  den  rechten  vnd  si  fllrpracht  vnd  zaigt 
wemt,  daz  sei  vor  gaistlichen  vnd  vor  weltlichen  rechten. 
(4)  Ich  han  auch  meim  vorgcnantcn  herren  Weicharten  von 
Stohrenberch  daz  gut,  daz  er  mir  von  sein  gnaden  verüben 
hett,  auf  sein  gnad  aufgeben  vnd  waz  er  damit  tut,  daz  stet 
allez  an  sein  gnaden.  (5)  Is  sol  auch  mein  vorgenannter  herr 
vm  di  vanchnuzz  vnd  vm  all  handlung,  di  er  an  mir  getan 
hat,  vor  mir  vnd  vor  allen  meinen  frevnten  vnd  helfer  gar 
sicher  sein  vnd  an  allen  ansprach.^ 

Wie  hieraus  ersichtlich  ist,  hatte  dieser  Marchfelder,  als 
er  im  Dienste  des  Stahrembergers,  von  welchem  er  auch  ein 
Lehen   besessen,   stand,   Alissbrauch   mit  seines  Herrn  Insiegel 


l  « Voi 

l  »Wi. 

*  4m 


'  Von  der  Todesangst  sollte  er  wenigstens  in  Zukunft  befreit  sein. 

*  Wie  die  Formel  für  die  Pflicht  des  Lehnsmannes   lautete.    S.  Homoyer, 

Sachsenspiegels  zweiter  Theil  II,  S.  372. 

Menreichisches  L'rkundenbach  VII,  n.  385,  S.  396.  397. 

2* 


II.  AliInnAlniiK:    8l»re1. 

petrii'ben  und  war  vermutlilich  deshalb  von  letzt^^rem  fest- 
genommen worden.  Da  jedoch  liiczu  der  Herr  trotz  der  Treu- 
losigkeit seines  Mannes  nicht  berechtigt  gewesen  ist,  so  dürften 
schon  aus  diesem  Grunde  die  von  dem  Gefangenen  gegebenen 
Erklilrungen  mit  Ausnahme  des  ersten  Oehibdcs,  fftr  w^elches, 
wie  im  Folgenden  gezeigt  werden  wird,  eine  Ausnahme  galt, 
der  Rechtskraft  entbehrt  haben. 


Trotzdem,  daas  die  Gefangenschaft,  sei  es  jede  oder 
wenigstens  die  widerrechtliche,  im  Allgemeinen  als  Zwangslage 
betrachtet  wurde  und  daher  das  von  einem  Gefangenen  gegebene 
Versprechen  der  Kechtswirksamkeit  entbehrte,  so  ist  doch 
bei  gewissen  Versprechungen  eiae  Ausnahme  von  der  Regel 
anerkannt  worden. 

So  wurde  von  silmmtlichen  Rechtsbüchem  übereinstimmend 
das  Versprechen  der  Rückkehr,  welches  ein  Gefangener  bei 
seiner  zeitlichen  Beurlaubung  gab,  unter  der  Voraussetzung, 
dass  er  nicht  etwa  unehrlich  gefangen  war  und  der  Urlaub 
sammt  dem  Versprechen  ihm  aufgezwungen  wurde,  für  verbind- 
lich erklärt. 

Der  Sachsenspiegel  III,  41  sagt'  §  1:  Let  man  aver  ine 
(den  Gefangenen)  ledich  uppe  sine  trüwe  riden  to  dage,  he  sal 
durch  recht  weder  komen  unde  sine  truwe  ledegen,  womit  dann 
noch  §  3  zu  verbinden  ist,  welcher  bestimmt:*  Svar  man  den 
man  untrliweliken  vcit,  let  man  ine  uppe  sine  trüwe  riden,  die 
ine  dar  gevangen  hevet  oder  let  hc  ine  sveren  oder  in  truwen 
ime  ander  ding^  geloven  hc  ne  darf  is  nicht  lesten,  mach  he 
it   vulbringen   up  in,   dat   he  ine   unti'Uweliken*   to'  me  lovede 


'  Ebenso  der  deutsche  Spiegel  c.  276,  dii»  »clile^isobo  Landrevlit  c.  296 
und   da»   Reolit«bncb  der  Disthu-tionen  IV,  41  di.«l.  1. 

*  Desgleiclien  der  deutJ>che  Spiegel  c.  277,  daa  Ri-hlesioche  Landrei-bt  c.  2!»6 
und  das  Reobtebncb  der  Dislinctioneu  IV,  41  dist.  4  mit  dem  Zusätze: 
Unde   ist   lAtitrechte   niid  wic.bbilde. 

*  Die  Mainzer  Uandachrift  vou  1421  bat  für  diug:  werb,  was  klarer  deu 
8inn  wie<lerpibt. 

*  Mebrore  Handücbrirteu  schieben  die  Worte  ein:  ving  und  in.  Da  jedoch 
der   deutsche  Hpieprel    und   da»   Kechtshucli   der   DiKtinctinnon    mit   dem 


l>u  enwQDgene  Versprechen  nnd  seioe  Beb&ndlang  im  deatscheo  Rechtsleben.         21 

gedangen  hebbe,  wahrend  das  kaiserliche  Landrechtsbuch  c.307a 
die  beiden  Sätze  folgendermassen  verbunden  hat:  lat  aber  er 
in  (den  widerrechtlich  Gefangenen)  lidig.  vf  sine  triwe  vnd  lobet 
sich  hin  wider  ze  antwvrtenne'  daz  sol  er  leisten  ob  er  in  n^^t 
vngetri'lichen  gevangen  hat.  hat  aber  er  in  vngetrv'lichen  ge- 
vangen  oder  ze  unrehte  dar  z5  betwungen.  vnde  hat  er  geswom 
oder  svz  gelvbede  getan  oder  bvrgen  gesetzet,  dez  ist  er  alles 
hH  (so  statt  mit)  reht  lidig. 

Wird  diesen  Bestimmungen  die  erläuternde  Ausführung 
des  Görhtzer  Landrechtsbuches  XXXVI  §  1  a:  Swelich  man 
den  andim  vehit,  unde  in  hin  vorit  unde  vor  den  vorchtin 
der  nach  volgere  den  gevangin  dwingit,  daz  er  ime  untruwin 
gelove  wider  zo  komine  unde  ne  kiimit  er  nicht  widere  in  sime 
gevancnisse,  darumne  verliusit  er  sine  truwe  nicht,  wand  er 
in  der  Sicherheit  der  vancnisse  nicht  gevangin  ne  wurt,  hinza- 
gefttgt,  so  gelangt  man  zu  folgendem  Ergebniss.  Eine  ungetreue, 
anehrliche  oder  unverlässliche  Gefangennahme  war  dann  vor- 
banden, wenn  die  Wiederbefreiung  des  Festgenommenen  durch 
nacheilende  Freunde  von  diesem  noch  immer  erhoflft  werden 
durfte,  von  dem  Gewalthaber  befiirchtet  werden  musste.  Wurde 
unter  solchen  Umständen  der  Gefangene  entlassen,  so  hat  er 
gewiss  nicht  freiwillig,  sondern  unehrlich  dazu  gebracht*  oder 
gezwungen  das  Versprechen  der  Rückkehr  gegeben,  und  darum 
war  dasselbe  Versprechen,  das  verbindlich  war,  wenn  es  aus 
den  Banden  einer  sicheren  Gefangenschaft  befreite,  im  entgegen- 
gesetzten Falle  unverbindlich. 

Die  Rückkehr  in  die  Gefangenschaft  konnte  übrigens  auf 
einen  bestimmten  Tag  versprochen  werden  oder  von  einer 
jederzeit  zulässigen  Mahnung  des  Gewalthabers  abhängig 
gemacht  sein.' 

Das  berühmt  gewordene  Versprechen,  auf  einen  genannten 
Tag  als  Gefangener  sich  wieder  zu  stellen,  ist  das  Versprechen, 
welches  Friedrich  von  Oestcrreich  in  seinem  Geföngniss  zu  Traus- 


Homeyer'schen  Texte  flbereinstimmen,  eo  ist  an  dessen  Ursprüngliclikeit 
nicht  zn  zweifeln. 
'  Die  Worte  v.  1.  s.  h.  w.  z.  a.  erklären  genauer,  was  die  Worte  to  dage 
de«  Sachsenspiegels  ausdrucken. 

*  Der  Sachsenspiegel  sagt:  gednngen. 

*  Wie  in  dem  Falle  Marchfelder  S.  19. 


n.  A^handlang:    R fuget. 

nitz  am  13.  MÄrz  des  Jahres  1325  Ludwig  dem  Baicr  gegeben  hat. 
Die  beiden  Fürsten  waren  bekanntlich  im  Jahre  1314  in  spaltigor 
Walil  zu  römischen  Königen  gewählt  worden.  Keiner  rief  den 
ptlpstliciien  8luhl  zur  Entscheidung  an;  ein  Jeder  wollte  durch 
seine  Macht  sein  Recht  behaupten.  Nahezu  acht  Jahre  hatte 
der  Streit  um  die  Herrschaft  im  Reiche  bereits  gedauert,  als 
Friedrich  von  der  Ostmark  und  von  Schwaben  aus  den  Gegner 
in  seinem  eigenen  Lande  anzugreifen  beschloss.  Bei  Mülildorf  kam 
es  Endo  September  1322  zu  einer  Scldacht,  in  welcher  Ludwig 
siegte  und  Friedrich  nach  heldenmiitliigem  Kampfe  in  die  Ge- 
walt des  Siegers  fiel.  Trotz  des  Sieges  über  den  Gegner,  welcher 
als  (lofangener  in  die  Burg  Trausnitz  gebracht  wurde,  bessert' 
sich  jedoch  die  Lage  Ludwigs  nicht;  sie  verschlimmerte  sich 
durch  seinen  Streit  mit  dem  Papste  und  in  Folge  der  Verbindmig, 
die  Friedrichs  Bruder,  der  Herzog  Leopold  von  üesterreich, 
mit  dem  König  von  Frankreich  einging.  Unter  diesen  Umstünden 
suchte  Ludwig  die  Verständigung  mit  seinem  Gegner  Friedrich, 
und  es  kam  zu  einer  Sühne,  nach  welcher  letzterer  um  den 
Preis  der  Freiheit  auf  die  Krone  zu  verzichten,  Ludwig  als 
seinen  König  anzuerkennen  und  diese  Anerkennung  auch  von 
seinen  Briidera  und  Getreuen  in  Oesterreich  zu  erwirken  eidlich 
sieli  verpttictitete.  Darauf  erhielt  Friedrich  die  Freiheit,  zunUchst 
jedoch  gegen  das  Versprechen:'  möcht  er  aber  der  Sünen  nicht 
zu  bringen,  so  soll  or  sich  wider  antworten  gen  Trausnicht  in 
die  vonchnuss,  darinne  er  jetzt  ist,  auf  Johannestag  ze  Sunn- 
wendc,  der  schierst  kumbt.^ 

Aus  seiner  Haft  entlassen,  ritt  Friedrich  nach  der  Heimat, 
um  die  Zustimmung  seiner  Brüder  zu  der  Sühne  zu  gewinnen, 
was  ihm    indess   nicht    gelang.     In  Folge  dessen  kehrte  er  — 


Die  Sühne  snnimt  dipüoiii  Gelnbnins  öiidet  »ich  bei  Knnt,  Oestorroicli 
iiiif«r  Frierlricli  «lern  Sehnnen  S.  ASS. 

Deroclbe  Z<<it|iunkl  spielt,  wax  biit  jetzt  nnbenclitet  blieb,  in  einem  be- 
reit« Bin  3.  Of.tober  1324  von  dorn  Bnider  de«  pefnugenen  Friedrich,  von 
Herzog  Leopold  mit  der  Stadt  HageiMu  im  Eluiga  gotroflcnen  Abkommen 
eine  Kollo.  Würde  bis  lur  Sonnenwende  Herzog  Ludwig  nU  König  mit 
lleercsmucht  vor  der  Stadt  emcheinen,  »o  nollten  die  Bürger  ihn  em- 
pfangen lind  ihm  helfen  dürfen,  anderenfall«  sollte  die  .Stadt  den  Heraog 
Leopold  tn  ihrem  Sehirmer  nehmen.  S.  Bnhmer,  Rogeiita  Liidovici,  S.  352, 
n.   17* 


J>m  «nwniigra«  Tenprecb«n  and  sein«  Behaodlang  im  dantacben  B«cht8leb«o.         23 

nach  der  Sage  der  späteren  Geschichtsschreiber*  und  gepriesen 
von  den  Dichtem  als  ein  Muster  deutscher  Treue,  in  sein  Ge- 
ftngniss  zurück: 

Aber  was  er  in  Banden  gelobt,  kann  er  frei  nicht  erfüllen, 
Siebe,  da  stellt  er  aufs  Neu  willig  den  Banden  sich  dar.^ 

während  nach  den  Ergebnissen  der  neuen  Geschichtsforschung' 
Friedrich  von  Ludwig  seines  Wortes  bereits  entbunden  war, 
als  beide  zu  Anfang  Juli  in  München  zusammentrafen  und  einen 
Bund  inniger  Freundschaft  schlössen,  welcher  in  dem  merk- 
würdigen Uebereinkommen  vom  25.  September  desselben  Jahres, 
als  zwei  Könige  gemeinsam  die  Regierung  des  Reiches  zu  führen, 
gipfelte. 

Dass  übrigens  Friedrich  ohne  die  in  seinem  Verhältniss 
zu  Ludwig  eingetretene  Aenderung  so  gehandelt  haben  würde, 
wie  ihn  die  Sage  und  Dichtung  dem  Rechte  entsprechend 
handeln  Hess,*  dürfte  das  historisch  beglaubigte  Verhalten  seines 


'  Bis  auf  Zimgibl,  Ludwig  des  Baiem  Geschichte,  MDnchener  akad.  Äb- 
handlnngen  UI  (1814),  S.  216  nnd  Kurz,  Oesterreich  unter  Friedrich 
dem  Schonen  1818,  8.  317. 

*  Schiller's  Gedicht  ,Deut8che  Treue'.  Vgl.  Uhland's  Schauspiel:  Ludwig 
der  Baier,  1818: 

—  Nun  ich's  recht  betrachte,  that  ich  nichts 
Als  das  Geringste,  was  ein  Mann  kann  thun: 
Ich  hielt,  was  ich  versprochen  —  — 
Ich  seihst  bin  dein  Gefangner,  wie  zuvor 
Lass  mich  zur  Trausnitz  fllhren. 

*  Vgl.  DObner,  Die  Auseinandersetzung  zwischen  Ludwig  dem  Baier  und 
Friedrich 'Ton  Oesterreich  im  Jahre  1826.  1876.  Friedensbui^,  Ludwig 
der  Baier  und  Friedrich  von  Oesterreich  von  dem  Vertrage  zu  Trausnitz 
bis  zur  Zusammenkunft  in  Innsbruck  1877.  S.  auch  Riezler,  Geschichte 
Baiems  n  (1880),  S.  360,  361. 

*  Auch  der  Papst  war  Überzeugt,  dass  Friedrich,  wie  es  das  Recht  ver- 
langte, als  Gefangener  sich  wiederstellen  wUrde,  und  hat  daher  in  seinem 
Schreiben  an  den  Herzog  vom  4.  Mai  1325,  worin  er  alle  Übernommenen 
Verpflichtungen  für  aufgehoben  erklärte,  schliesslich  die  Rückkehr  in 
das  Geflingniss  bei  Strafe  der  Excommunication  verboten:  Tibique  nihilo- 
minus  in  virtute  sanctae  obedientiae  ac  snb  excommnnicationis  poena, 
quam  te  (si  contrarium  feceris)  incurrere  volnmus  ipso  facto,  districtius 
inhibentes,  ne  ad  cjusdeni  Lndovici  robellls  et  excommunicati  quocjuo- 


n.  JkkhinJUng:    Sit{*l. 


Bruders,  des  Herzogs  Heinrieh,  nahelegen,  welcher  gleichfalls 
in  der  Mllhldorfer  Schlacht  in  die  Gefangenschaft,  und  zwar  in 
die  Hände  des  Böhnienkonigs  gefallen  war.  Auch  dem  Herzog 
Heinrich  wurde  schon  vorher  ein  Urlaub  aus  seinem  Geftingniss 
in  der  Feste  Bürglitz  gewährt,  um  seine  Brüder  für  die  Ver- 
pflichtungen zu  gewinnen,  deren  Erfüllung  ihm  die  Freilieit 
wiedergeben  sollte;  auch  ihm  hatten  sich  die  Brüder  nicht  will- 
fährig erwiesen,  und  so  kelirte  er,  um  sein  Wort  einzulösen, 
wie  es  das  Recht  gebot,  in  sein  Gefiiugniss  zurück. 

Der  Bericht  der  Königsaaler  Chronik'  lautet:  Anno  do- 
min i  1323  in  die  nativitMis  Christi  Heinricus  dux  Austriae 
anno  praeterito  in  proelio  vinculatus  ferreis  compedibus  per 
ebdomadas  octo  in  castro  iacucrat  Burgelino,  intcrvenientibus 
pactis  et  tractatil)U8  Pragam  venit,  altera  die  abinde  processit 
fratresque  suos  duos  duccs  in  Austria  visitavit,  (|ui  cum  con- 
ditionibus  et  pactis  ab  ipso  duce  capto  factis  noilent  acquie- 
scere.  Heinricus  dux  stare  volens  quam  promiserat  tide,  pri- 
stinae  sc  captivitati  in  die  l>eati  Mathaei  apostoÜ  (24.  Februar) 
eoepit  ultroneus  niancipare.* 

Die  bindende  Kraft  eines  in  sicherer  Gefangenschaft 
gegebenen  Versprechens  der  Wiederkehr  fand  ihre  Recht- 
fertigung aus  Gründen  der  Nützlidikcit  wie  der  Ethik.  Eine 
Beurlaubung  erfolgte  im  Interesse  Iwider  Theile,  insbc-sondcre 
auch  des  Gefangenen,  welcher  überdies  keine  Verpflichtung  auf 
sich  nahm,  die  seine  künf^ge  Lage  schlimmer  gestaltete,  als 
die  jetzige  war.  Andererseits  verdiente  das  Vertrauen,  welches 
der  Gewalthaber  in  der  Enthaftung  seines  Gefangenen  bewährte, 
durch  dessen  Treue  erwiodort  zu  werden. 

Ein  zweites  V^ersprechen ,  dem  jedoch  nur  im  Bereiche 
des  sächsischen  Rechtes  Wirksamkeit  beigelegt  wurtlc,  war  das 
ürphede-  oder  Friedensgelöbniss,  das  ein  Gefangener  vor  seiner 
entgeltlichen  oder  unentgeltlichen  Freilassung  aus  dem  Ge- 
fängnisse gab.     Der  Sachsenspiegel  HI,  -11  §  1  sagt  und  mit  ihm 


modo  rodiro  r«rcerem  .  .  praesninas'.  Uaroim,  Uaynaldi  et  I^erchii  .an- 
nale« occiestastici  ed.  Tlioiuer.,  T.  \X1V,  276. 

'  Theil  U,  c.  12.  Fontes  rerum  Aiutriacamiu,  Scriptores  VIII,  421.  422. 

'  Dasn  gegon  andere,  später  —  um  24.  .\iigU9t  —  fest^stetlte  Leistungen, 
inabevondere  ein  LOaegeld  von  900U  Mark  Silber  Heraog  Friedrich  end- 
lich die  Fruiheit  erhielt,  »>ll  nebenbei  bemerkt  werden. 


Da«  enwnnftne  Tcrapneben  nad  Mine  Bakandloog  im  dentKhen  Beehtsleben         35 

stimmen  das  schlesische  Landrecht  cap.  296  und  das  Rechts- 
bach der  Distinctionen  IV,  41  dist.  2  Uberein:  Gilt  he  oder 
wert  he  ane  gelt  ledich,  svelke  orveide  he  gelovet  oder  sveret,  • 
die  sal  he  durch  recht  lesten,  unde  anderes  nen  gelovede,  dat  he 
binnen  vengnisse  lovet  oder  dut,  während  der  Verfasser  des 
Spiegels  aller  deutschen  Leute  c.  276  seine  Vorlage  nicht  ver- 
standen hat,  wenn  er  schreibt:  Ist  er  oder  wert  er  ane  gelt  ledig 
swelch  gelubde  er  lobet  oder  swert  die  sol  er  durch  recht 
leisten  vnd  anders  von  gelubde  daz  er  in  vanchnuzze  lobet 
oder  tat,  and  das  kaiserliche  Landrechtsbuch  c.  307  a  wohl 
nicht  ohne  Absicht  und  Grund  schweigend  darüber  hinweg- 
gegangen ist.* 

Elike  von  Repgow  aber  dürfte  zu  seiner  Behauptung  von 
der  Rechtsverbindlichkeit  des  Urphedegelöbnisses  eines  Ge- 
fangenen dorch  die  Rücksicht  auf  den  Frieden  und  seine 
Förderung  bewogen  worden  sein,  durch  dieselbe  Rücksicht, 
welche  ihn  auch  bestimmte,  für  das  genannte  Gelöbniss,  wenn 
es  auBsergerichtlich  gegeben  worden  war,  eine  Ausnahme  von 
der  sonst  geltenden  sächsischen  Beweisregel  anzuerkennen.^ 

Ein  drittes  Versprechen,  dem  wieder  allgemein  wohl 
rechtsverbindliche  Kraft  beigelegt  wurde,  dürfte  das  übrigens 
nur  in  einem  der  Rechtsbücher  berührte  Gelöbniss  von  Kriegs- 
gefangenen, an  einem  bestimmten,  ihnen  zugewiesenen  Orte 
Q^angenschaft  zu  halten,  gewesen  sein. 

Diese  Art  von  Haft,  welche,  wie  es  scheint,  vornehmen, 
rittermäsaigen  Kriegsgefangenen  gestattet  wurde,  nannte  man 
ein  Feldgefkngniss,  dessen  Versprechen  jedoch  nur  dann  bindend 
sein  sollte,  wenn  den  Gefangenen  nichts  ausser  seinem  Ehren- 
worte festhielt,  weder  Wachen  noch  Fessein. 

Swclich  man  gevangen  ist  unde  bi  sinen  trawin  gelobit 
daz  er   nicht  entrinne    —  sagt   das   Görlitzer  Landrechtsbuch 

'  S.  ein  Bolchea  GtolObnin  ob«n  S.  19,  Nummer  6. 

*  Du«  nach  aomenicbsuchem  Hechte  dus  UrphedengelObnim  eines  durch 
Thlüichkeiten  in  Angst  Versetzten  als  unTerbindlich  behandelt  wurde, 
darflber  a.  oben  8.  9,  10. 

*  Während  sonst  der  Oeber  eines  aussergerichtlichen  Versprechens  den 
mit  siner  nnschnlt  nntgeit,  unde  man's  in  nicht  vertügene  mach  (Sachsen- 
spiegel I,  18  §  2):  rant  (darf)  he  it  g>etilgen  selve  aevede,  dem  mau 
die  Bune  oder  de  orveide  dede  (das.  I,  8  §  8  und  Richtsteig  Landrechts 
41  §  8).  S.  auch  Homeyer,  Richtsteig  S.  601. 


II.  A1)tito4laiig:    Sie««). 


XXXVI  4^  Ib  —  unfio  wcrHin  imo  ovir  dar-  liutor  gcsazt,  unde 
(wirt  ur)  uurli  ^^ttspannin  oder  hismidit, '  undc  untrinnit  denne. 
dar  uinme  nc  hat  er  sine  truwe  nicht  gebrochin.  Denn  Treue 
wurden  nur  d«  >(eHc.hnld(!t,  wo  Vertrauen  voll  geschenkt  wurde 
und  koin  Misstraucn  sich  gt-ltend  machte. 

Aus  dorn  Fcldfjeftlngniss  rittermässiger  Kriegsgefangener 
■  ist,  Wim  /,ur  besseren  Beleuchtung  desselben  beitragen  dürfte 
und  daher  an  dieser  Stelle  nachgewiesen  werden  soll,  rlas  Ein- 
iager  im  Frieden  entstanden,  welches  seit  dem  12.  Jahrhundert 
viirnelinie  Schuldner  ihren  Glliubigem  zur  Sicherung  einer 
Forderung  freiwillig  zu  versprechen  ptiegten.  Dass  die  Er- 
inni^rUMg  an  diesen  Ursprung  des  Einlagers  noch  im  Ifi.  Jahr- 
hundort nicht  ausgestorben  war,  ergeben  zwei  Urkunden,  in 
welchen  die  Schuldner  das  Einlager  unter  der  Bezeichnung  eines 
rechten  FeldgelUngnisses,  wie  wenn  sie  von  ihren  Gläubigern 
oder  deren  Erben  im  Felde  gefangen  worden  wären,  ziusagten. 

Heinrich  von  Holle  versprach  im  .lahre  15SÖ  Mehreren, 
dio  sich  y.u  seinen  (lunsten  verbürgt  hatten:  Dartlio  wyl  ik 
eine  rechte  VeltfengniÜc  up  ohr  Ertbrdorn  .  .,  gclik  alüe  wehre 
ok  van  ohne  edder  oren  Erven  in  Felde  gefangen,  wor  sc  mik 
heneschcu  worden,  dat  wore  schrifthk  edder  mündlik  in  rajiier 
ßohusungc  ifto  gegt>nwordig  in  welliker  Stede  and  Platz,  mit 
seil  Perd  und  vvtf  Knechten  mit  mynes  sOlves  Lyv«  holden 
und  lc«ten:  Sao  ik  uth  eyner  edder  mer  Stede  gewysctt,  dar 
80  myk  ingeeschlt  (^8ic!\  alsdenne  an  cynen  andern  Ortt,  Stadt 
Platx  cddor  Dorp,  dar  man  myck  hongefordert  und  de  V« 
tho  holden  lyden  kan,  und  wyl  dar  ock  nicht  uth,  l>ag«ß  if 
Nachteli,  soudeni  e>Tie  rechte  Veltfengnilic,  wu  einen  er 
frommen  Manne  tostehet,  holdvn  ind  le«sten.' 

Kulme  von  liardeleben,   Drust  m  NuiiiüMit  aoi 
stellte  im  Jahn*  1544  dem  Mathiu  tom  VnhkiiUi  aaa  Sek« 


*  BnuMvik   intnükaai  •!  iad»   ao«  «x>b«al,   mim  fmr 
lliiywutiiiM.  lia»  «iaealit  laaMS  ••  fpiwi 
4v  lUi  wrfadiMi  tea  Kabw  Ott»  aart  «mb 
bwf   n%«rieklate  Vertr^    hiaakfctlfafc    im 
LMtwM.  teil*  i^  aitf  4i*  Aaklat*  ••«■ 
MiMT   UwcteM    mtkt  «aii^w    wtt^t.    &  «•   Fi 
M»«A1— hMftMdhi  CrkMiiMkMk  I.  &  tMi 

■  Di»  üifcaaai  ■»  ■  nilliirH  ^<«  KMa*ii  ia  8ai— V 
Uaa  ITTi.  m.  &  S. 


Dm  «mninges»  Venpnchan  nod  Mioe  Behandling  im  deatecben  Becbtilebsn.        27 

verschreibung  mit  dem  Beifügen  aus:  Im  Fall  ich  aber  an  der 
ZahluDg  seamig  befanden,  so  verpflichte  ich  mich  bey  meinen 
hi^esten  Ehren  in  Eydesstatt  und  bey  einer  VeltgefängnilUe, 
inmaOen  ich  im  Felde  gegriffen  und  das  zu  thun  angelovet, 
dafi  ich  mich  von  Stande  an  ungeseumbt  auch  ungeftirdert 
mit  meinen  selbst  Leibe  erheben  will,  und  zu  Oskersleve  in 
eine  Herberge  einreiten  und  will  einstellen,  leisten  und  halten 
aldar  so  lange  ein  recht  Einlager,  als  einen  frommen  und  Ebr- 
liebenden  von  Adel  rühmlich  zu  thun  und  wohl  anstet  und 
auch  Qestalt  eines  Gefangenen,  daraus  in  keine  wege  zu  Tage 
and  Nacht  nicht  zu  kohmen.^ 

Die  Aeusserung  in  dem  Rechtsbach  der  Distinctionen, ' 
dass  nach  der  Ansicht  Mancher  das  Versprechen,  Gefangen- 
schaft za  halten,  nur  fUr  Rittermässige  und  nicht  für  Kaufleute 
verbindlich  sei,  indem  jene  vermöge  ihrer  höheren  Geburt  auch 
mehr  halten  wollen,  dürfte  sich  auf  das  Einlager  beziehen, 
wozu  in  der  That  Leute  bürgerlichen  Standes  nur  höchst  selten 
sich  verpflichteten*  und  das  einmal  geradezu  als  ein  ritter- 
mJtesiges  Gef^ngniss  bezeichnet  wurde. 

Der  Fall,  in  welchem  dies  geschah,  unterscheidet  sich 
allerdings  in  manchem  Punkte  von  einem  gewöhnlichen  Ein- 
lager, namentlich  darin,  dass  der  Schuldner  sich  verpflichtet 
hat,  allein  und  insgeheim  an  den  Ort,  der  ihm  bezeichnet 
werden  würde,  zu  reiten  und  auch  in  der  Folge  seinen  Auf- 
enthalt zu  verschweigen  und  Niemanden  zu  verrathen.  Wegen 
dieser  EigenthUmlichkeiten  mag  das  erhaltene  Mahnschreiben 
zum  Einritt*  hier  mitgetheilt  werden.  Nachdem  der  Gläubiger 
seinen  Schuldner  im  Eingang  der  Urkunde  an  sein  Versprechen 


'  An  dem  in  der  vorif^D  Note  angeführten  Orte  S.  9. 

*  IV,  41  dist.  6 :  Auch  sprechen  sommeliche  lute,  daz  dy  kouflnte,  dy 
nicbt  zn  dem  Schilde  sin  geborn,  keyn  gefencknisz  halten  snllen  von 
rechte,  daz  ist  wor,  is  sal  der  geborne  und  nngebom  keyn  gefencknisz 
dulden.  Doch  heben  dy  am  herschilde  eyne  vorloysende  willekor  ores 
adils,  daz  sy  me  wnllen  halden  in  orer  besseren  gebort,  won  dy  konf- 
lute; hymete  wert  der  koufman  nicht  rechteloz  noch  erenloz  .  .  wen 
god  had  den  menschen  selber  noch  om  gebildet,  unde  had  on  mit  siner 
marter  gelediget  eynen  also  den  andern,  unde  om  ist  der  arme  also 
der  riche,  der  gebur  also  der  herre. 

'  Vgl  Friedlinder,  Das  Einlager  8.  72  ff. 

*  Vom  Jahre  1648,  gedruckt  bei  Amthor,  de  obstagio.  1712,  p.  139.  140. 


28  U.  Abh. :    Siüfol.   Du  enwaogene  VenpreckoD  im  deotaoheo  S«oht*UlMii. 

erinnert  hat,  fillirt  er  fort:  Demnach  und  zufolge  solcher  be- 
Bchehenen  nothwendigen  und  hochveruhi-sachlichen  Bestrickung 
heische  and  mahne  ich  dich  vennUge  und  kralft  deiner  ange- 
lohten  Zusage,  (dass)  du  von  Stund  nach  Uberkommung  und 
Vorlesung  dieses  meines  Briefes  dich  erhebest  und  on  mennig- 
lichs  Vorwissen  gar  alleine,  stille  und  in  gantzer  geheim  biss 
zu  Freyenwolde  in  Pommern  in  Borchert  Lantkowcn  Behausung' 
verfllgst,  darinnen  ein  Rittermttssiges  ticfftngniss  ferner 
leistest  und  haltest,  daraus  noch  zu  Tage  oder  Nacht  on  mein 
vorwissen  keineswegs  scheidest,  sondern  meines  weitern  Be- 
scheits  daselbst  getreulich  abwartest;  wo  auch  dasselbe  Haus 
Feuershalben  unterginge,  dich  nicht  weiter  dann  so  fem  das 
du  des  Feuershalben  an  deint-  lebende  keinen  schaden  nehmest, 
daraus  vei-fUgst,  und  nach  verleschung  des  Feuers  wiederumb 
uf  derselben  8tetden,  wo  das  Haus  gestanden,  dein  üefkngniss 
bis  m  fernerem  meines  Bescheids  auswartest,  auch  dieser  Be- 
strickung  halber  nichts  hinter  dich  oder  sonsten  von  dir 
schreibest,  noch  jemands  davon  vermeldest,  auch  in  deinem 
anher  reiten  die  eine  Nacht  nicht  liegest  do  du  die  andere 
gelegen  hast,  sondern  still  und  in  gantzer  geheim,  ohne  aUe 
Vermeldung  und  Nachsage  dich  eilens  an  vorberürten  Ort 
hebest  und  verftlgest,  alles  bei  deinen  adelichen,  Ehren,  Treuen 
und  Glauben,  des  du  dich  allenthalben  deiner  Kittermässigeu 
Zusage  nach  wirst  unverweigerUch  zu  verhalten  wissen. 


>  Auch  das  Privathans  im  Qegensati  su  einer  Herber)^  kommt  nur  aelten 
vor;  vgrl.  Kriedlander,  Das  Einlagcr,  S.  11!«  ff. 


m.  Abb.:    Beiniteb.   Die  Bedsnjc-Sptmohe  in  Nordost-Afril».  I. 


ni. 

Die  Bedauye-Sprache  in  Nordost-Afrika.  I. 

Ton 
Leo  Belnlsoh, 

«iikl.  MittUeda  der  bu.  Alndemie  der  Wi»«DMSh>ften. 


lis  bedarf  einiger  worte  der  entschnldigung,  wenn  ich 
nach  dem  erscheinen  eines  so  ausgezeichneten  werkes  wie  das 
TOD  Hennann  Almkvist:  »Die  Bischari-Sprache  Ta-Be(]Awie  in 
Nordost -Afrika.  Upsala  1881 — 1885t  2  bde.,  mich  noch  an- 
schicke, über  denselben  gegenständ  meine  eigenen  aufzeich- 
nnngen  zu  veröffentlichen. 

Die  zwei  folgenden  gründe  haben  mich  aber  veranlasst, 
meine  sammltmgen  zur  genannten  spräche  doch  endlich  auch 
ans  tageaUcht  hervorzuziehen: 

1)  Um  den  geist  einer  spräche  einigermassen  richtig  aufzu- 
fassen und  beurteilen  zu  können,  sind  unbedingt  texte  erforderlich 
und  unerlAsslich.  Durch  einzelne  Sätze  welche  man  in  eine  zu 
eriemende  spräche  übertragen  lässt,  können  zwar  grammatische 
fimctionen  mit  zimlicher  Sicherheit  ermittelt,  kann  auch  ein 
glossar  festgestellt  werden;  aber  der  volkstümliche  satzbau  und 
der  geistige  schätz  einer  nation  in  seiner  eigentUmhchen  fas- 
song  werden  doch  erst  zugängUch  und  klar  ersichtlich,  wenn 
mim  eingebomen  selbst  das  wort  frei  erteilt,  ire  erfarungen 
und  lebensanschauungen  zwanglos  aussprechen  lässt  und  sie 
nicht  dahin  drangsaUert,  nach  dem  zuschnitt  unserer  denkungs- 
art  sich  äussern  zu  müssen.  Nun  feien  in  dem  werke  Alm- 
kvist's  aber  gerade  die  texte,  so  dass  ich  dasselbe  mit  den 
von  mir  gelegentUch  gesammelten  erzälungen  einigermassen 
Cfgtozen  kann. 

IT.  d.  pbil.-birt.  Cl.  CXXVIII.  Bd.  i.  Abb.  1 


nt    Alil»n4lnn( I    Xclnlteh. 


2)  Wie  schon  der  titel  des  schönen  Almkvist'schen  bnches 
selbst  CS  ausdrücklich  anzeipt,  hat  der  Verfasser  nur  einen 
dialect  der  Beijauye- spräche  behandelt  und  es  würde  derselbe 
seine  vortreffliche  arbeit  villeicht  richtiger  bezeichnet  haben, 
wenn  er  ir  den  titcl:  >Der  Bischari  -  Dialect  der  Bedauyp- 
Sprache«  gegeben  hotte.  Denn  wenn  auch  der  dialect  der  Ha- 
lenga  im  ganzen  sich  enge  an  den  der  Bischari  anschliesst,  so 
weist  wenigstens  das  idiom  der  Beni-Amer  in  Barka  bemer- 
kenswerte unterschidc  und  teilweise  altertllmhchere  formen 
auf,  daher  es  wol  nicht  gut  angeht,  die  gesammtsprache  des 
weit  verzweigten  volkes  der  Bedscha  nach  dem  dialect  eines 
Stammes  derselben,  nenUich  der  Bischari,  mit  dem  ausdruck: 
»die  Bischari -spräche«  zu  benennen.  Indem  ich  nun  iilier  ge- 
rade dem  genannten  ursprünglicheren  idiom  der  Bedauye- 
sprache,  ncnilich  dem  dialect  der  Beni-Amer,  mich  einige  zeit 
zu  widmen  in  der  läge  war,  so  dürfte  auch  nach  dieser  seite 
hin  das  werk  von  Almkvist  eine  weitere  ergänzung  finden. 

Meine  ersten  Sammlungen  zur  spräche  der  Bedscha  be- 
gann ich  vor  beinahe  zwanzig  jaren ,  als  die  sogenannte  nu- 
bischc  truppe  Hagenbeck's  sich  in  Wien  aufhielt.  In  dieser 
truppe  befanden  sich  sechzehn  Ualenga,  mit  denen  ich  mich 
fast  täglich  beschäftigte  und  auf  diese  weise  mir  ein  zimlich 
vollstilndiges  bild  des  Halenga-idioms  verschaffte.  Unglück- 
seliger weise  wurde  mir  die  frucht  dieser  arbeit,  die  ich  in 
einem  gebundenen  heft  zusammengetragen  hatte,  aus  der  tasche 
gezogen,  indem  der  cntAvender  dasselbe  woi  für  eine  geflillte 
brieftasche  hielt.  Da  wenige  tage  darnach  die  Hagenbeck'sche 
truppe  bereits  Wien  verliess,  so  konnte  ich  den  verlust  nur 
ser  ungenügend  durch  die  wenigen  gcsprilche  und  sÄtze  noch 
ersetzen,  welche  in  diesem  gegenwärtigen  hefte  den  titel  füren: 
,11.  Gespräche   und  sfitze  im  idiom  der  Halenga.' 

Auf  meiner  ersten  reise  in  Abessinicn  (1H75 — 187H)  hatte 
ich  keine  gelegenheit,  mit  den  Bedscha  in  nShere  berUrung  zu 
kommen,  wol  aber  auf  der  zweiten  dahin  unternommenen  tour 
(1879 — 1880),  indem  ich  wiirend  des  aufcnthaltes  in  Barka 
häutig  mit  männem  vom  volk  der  Beni-Amer  zu  vcrkeren 
hatte;  überdies  befanden  sich  damals  in  meinem  gefolge  zeit- 
weilig auch  leutc  des  Bischari-Stammes,  dessgleichen  auch 
Hadendäwa,    leider    von    wenig    gewecktem   geiste.     Uebrigens 


hatte  ich  mir  nnr  das  Studium  des  Billn  und  des  Kunama  als 
eigentlichen  zweck  dieser  zweiten  reise  gesetzt  und  dasselbe 
nam  auch  meine  zeit  und  tÄtigkeit  Tollauf  in  ansprach.  Was 
ich  daneben  noch  gelegentlich  und  gewissermassen  nur  in 
wissenschaftlicher  genilschigkeit  aufnemen  konnte,  das  bedarf 
desshalb  wol  etwas  einer  nachsichtigen  beurteilung. 

Obwol  ich  aber  wie  gesagt,  dem  Bejauye  nur  in  ser  be- 
»ciiranktem  masse  meine  zeit  widmen  konnte,  S£i  huttc  ich 
dennoch  wärend  derselben  eine  wertvollere  sammhing  von 
texten  anlegen  können,  wenn  jene  Bedaan,  mit  denen  ich  ar- 
beiten konnte,  ebenso  geistig  geweckt  gewesen  wären,  wie 
meine  lerer  der  tibrigen  kuschitischen  sprachen.  Mit  jenen 
hatte  ich  aber  einen  fortwjtrenden  kämpf  gegen  ire  geistige 
faulhcit  und  nachlässige  ausspräche  zu  bestehen,  und  es  kostete 
immer  eine  grosse  mtxlie  meinerseits,  diese  leute  bei  geistiger 
arbeit  in  der  stange  zu  halten.  Bei  dieser  ircr  be^chaifenheit 
dArf  es  auch  nicht  wunder  nemen,  dass  die  wenigen  zusammen- 
hSngenden  texte,  die  ich  von  denselben  dennoch  zu  erlangen 
im  Stande  war,  an  inhalt  und  form  weit  hinter  denen  zurück- 
stehen, die  ich  von  den  Bilin,  Saho,  Afar  und  sogar  den  Nuba 
»of  leichte  art  erhielt.  Die  verhältraftssig  brauchbarsten  dienste 
für  das  idiom  der  Beni-Amer  leistete  mir  Ahmed-ibn-Mnhmud- 
ibn-Idris  von  der  Gabila  Ad-Daga,  und  für  das  Hadendftwa: 
Mohammed  'Ali  aus  Suakin. 

Die  dem  Bedauye  -  text  gegenüberstehende  Saho  -  Über- 
setzung stammt  von  meinem  ausgezeichneten  und  treubewiirten 
diener  auf  den  beiden  afrikanischen  reisen,  dem  Saho  'Abdallah- 
ibn-*Ali  Dasamoyta,  der  mir  meistenteils  als  Interpret  zu  dienen 
hatte  und  seines  amtes  in  der  denkbar  besten  weise  gewaltet  hat. 

Ausser  meinen  eigenen  aufzeichnungen  und  den  meiner 
Vorgänger    konnte    ich    bei    meiner   arbeit    noch   benutzen   die 

dem  erscheinen  von  Ainikvist's  buch  veröffentlichte  kleine 

't  von  C.  M.  Watson,  betitelt:  »Comparative  Vocabularies 
of  the  Langoages  spokcn  at  Suakin:  Arabic,  Hadendoa,  Beni- 
Amer.  London  1888.  8".«  l(i  pgg.,  welciie  obschon  dem  umfange 

unb<:-deutend    dennoch    für   die    ortografie   desshalb   recht 

endbar   ist,   weil   der   herausgeber   alle  Wörter  von    einem 

gewissen  Idris  Efendi,   wahrscheinlich  einem  gebornen   Haden- 

wa-Mann  in  arabische  buchstaben  umschreiben  liess,  wodurch 


i 

^B  vorgäi 

^HCifl 
of  ih 
^^  Amei 


4  nL  Abhudlwig:    Btinlsek. 

die  fUr  die  lingnistik  so  ärgerlichen  nachteile  der  englischen 
Umschrift  besonders  im  vocalismns  wider  einigermassen  behoben 
sind.  Watson's  glossar  enthält  Wörter  im  idiom  der  BbuJ^pdAwa 
welche  in  and  um  Snakin  hausen.  Auch  Watson  genendisirt 
unrichtig,  wenn  er  sagt:  Hadendoa  is  spoken  by  the  native 
Suakinese,  and  the  greater  part  of  the  tribes  in  the  vicinity  of 
Snakin,  the  Hadendoas,  Amarars,  Bisharin,  part  of  the  Haleuga, 
and  as  far  north  as  the  tribes  of  the  Ababdeh.  Femer  sind 
seine  Amarars  i.  e.  Amar'ar  »Amar's  Söne« ,  welche  er  irr- 
tümlich zu  den  Had^^d&wa  rechnet,  nicht  bloss  dem  namen 
nach,  sondern  auch  ethnografisch  mit  den  Beni-Amer  identisch, 
von  welchen  letzteren  derselbe  ein  glossar  mit  der  Über- 
schrift: Beni-Amer  gibt,  das  aber  Tigrö  oder  Chassa  ist,  da 
die  an  den  ktlsten  des  roten  meeres  nomadisirenden  Beni-Amer 
von  iren  Untertanen,  sowie  von  den  benachbarten  Habab  die 
Tigr^prache  angenommen  haben.  Trotz  viler  übelstände,  die 
dem  mangelhaften  Inhalt  und  der  schlechten  metode  Watsons 
(nach  dem  übel  bewärten  vorbild  der  meisten  Unguistischen 
Schriften  englischer  missionäre)  anhaften,  ist  Watson's  glossar 
immerhin  dankend  aufzunemen.  Fonetisch  stimmen  Watsons 
Wörter  mit  den  meinigen  aus  dem  idiom  der  Hadendftwa  fast 
durchgehends  überein. 


Die  BadkDje-Spracli«  in  Nordoat-Afriln.  I. 


ErzSlnngen  Im  Idiom  der  Benl-Amer  in  Barlia. 


Ein  reumütiger  aünder. 


1)  Tdku  edin,  ün  ü-tdk  had- 
d6*  maldl  ahkäbu,  tiki  ndka 
xdir. 

2)  Ar'i  rebäb  rewiydyt,  hed'dt 
6  haddöyaöa  hOy  esd'at. 

3)  Aüib  däbaläb  ikta'et,  do'ob 
höy  etinit,  yam  wä  slyäm  höy 
esninit. 

4)  »Allayö-dhäy  adgi,  tühdn* 
10  enit,  etf4^ieay6s  esd'. 


Heyöü  yind  yan,  diböl  Mä 
märdk  yind  yan,  ummänim  ag- 
difi  yind  yan. 

Amd-ged  toili  kömdl  körd  yan, 
galabd-li  ülä  märd  yan. 

Will  mäh  encfd  tfäy  igdilä 
yan,  ay  4^y  adddd  rimme,  lay, 
ai6  dald  dkä  süktd  yan. 

»Hinniydllä  gdkö,atöbä*  ya, 
ist  melal  sidiSitd  yan. 


1)  Es  war,  so  erzält  man,  einst  ein  mann,  derselbe  lebte 
einsam  in  der  wüste  und  tötete  jedermann. 

2)  Er  zog  dann  auf  einen  berg  and  wonte  dort  allein  in 
einer  hole. 

3)  Einst  zerschlug  er  einen  kleinen  stein  und  fand  darin 
einen  wurm,  auch  wasser  und  frisches  gras. 

4)  Da  sprach  der  mann:  >ich  kere  zu  meinem  gott  zurück 
und  bereue,«   und  liess  sich  bei  seinem  volksstamm  nider. 


Der  taube,  der  blinde,  der  lame  und  der  kalköpfige. 


1)  Ddba  edina:  nuwiü,  hama- 
idy,  garabdy,  güäld'  emorardm- 


na.  in. 


2)  ü-fiiwayakydyt:  *SS^dy  his 
IS  amäsu  iß*  edi. 

3)  Wü-hamaSdy :  »SS'dy  dd'a, 
indafta  han  rehendy  nefikik* 
idi. 


Heyd  ydlehan:  femüm,  inti 
mä-li,  hankÜ,  güäld'  »iddad  mä- 
rdn  yan. 

Ay  femüm:  »sagd-t  'aValö 
abik  and*  yalehd  yan. 

Ay  inti  mä-li:  ^rvmmd,  heyaü 
amö,  «ä'  am6  abilik  and*  yalehd 
yan  dirdba. 


6  m.  AbbaodlnBg:    BelnUeb. 

A)Garahdy  yakydy:  *kirifti  Ay  fiankii:  »afd  akna-kam&- 

kl-dabna!*  idi.  wä.U  yt^ehd  yan. 

5)  Ü-gMld'  yakyäy:  *te-hamö  Ay  gä'dz  mä-li:  >hinni  gä'dz 

kl-babertsna.U  idi.  falfdl  ed  m-iSa!*  yalehd  yan. 

1)  Leute  erzälen:  ein  tauber,   ein  blinder,  ein  Ismer  und 
ein  kalköpfiger  waren  beisammen. 

2)  Da  sprach  der  taube:    »ich  höre  da  vihstimmen.« 

3)  Der  blinde   sagte   dann:    »ja  wir  sehen   rinderhOmer 
und  männerköpfe.« 

4)  Der  lame    sprach:    »wir  wollen   inen   doch  wol   nicht 
zuvorkommen!« 

5)  Der  glatzköpfige   aber  sprach:    »wir  wollen  ja  nicht 
unsere  kopffrisur  in  Unordnung  bringen  (durch  laufen).« 

3. 
Ein  feigling. 

6       1)  Tdku  edina,  ün  ü-tak  ma-  Heyaüü  yind  yan,  sayd  ha- 

ät  etf  Sn.  wayl-li  yind  yan. 

2)  Enda  emallagnik  maäta-  Labaha  angä'ik  »ayölt  küdd 
geh  efor,  rlbäb  rewiyäna.  yan,  kOmdl  kördn  yan. 

3)  En-näs  baiin  tdktak  däris  Heyaü  stdda   agdiß  yubild- 
10  erhiyanik  yeicu,  Sn.                        ged  dBrd  yan. 

4)  la-md' hOy  efaidnek  takdt  Ay  heyaüti  sayö  ll  totola-gBd 
edir,  Sn.  numd  yigdifd  yan. 

5)  Malyäb  tä-md':  »en  lotl  in  Ay  sayö:  »täy  ka  täy  ta*  yani 
tidiya*  enik,   barus  emodekek,  eil yinge'inilabakäl kä hirrigdn 

15  mihdyt  irhafnit,  endo  estöbSnek,  yan,  ay  labahä  kä  yigdifdnik 
idimek,  batäs  yiiSni  sakyönek,  sardl  ay  sayö  kä  habän,  ak  ya- 
gn.  ddyn  yan. 

1)  Es  war  einst  ein  mann,  der  hatte  den  characterderweiber. 

2)  Als  einst  männer  in  streit  gerieten,  da  öoh  er  mit  den 
frauen,  und  sie  kletterten  auf  einen  berg. 

3)  Wie   er  nun  die  männer  sich  gegenseitig  bekämpfen 
sah,  da  weinte  er. 

4)  Als  aber  die  frauen  deshalb  über  in  lachten,  da  tötete 
er  eine  frau. 

5)  Hierauf  sprachen  die  frauen  zu  im:  »du  hast  doch  zu 
ir  das  und  das  gesagt,«   er  aber  stritt  mit  inen.    Da  zerrten 


Die  Baduye-Spnche  in  MordMt-AMk».  I.  7 

sie  in,  iDdem  drei  fraaen  denselben  bewachten,  zu  den  männem, 
diese  töteten  in,  die  fraaen  aber  verliessen  in  und  gingen 
irer  wege. 


ünehlige  kinder  gedeihen  nicht. 


1)  Dibaedina:  kardy  'ör  tA^, 
hay  däbya,  maläl  hay  ihi;  4n- 
da  ye'awSfUt,  esfadigna,  wü-'dr 
ey<r,  en. 
5  2)  Orfyän,  ö-niMS  dehdy  efrik- 
nit,  ebigna. 

3)  Eyänik,  tü-nde  waütanek, 
rugüdi  dehäy  iharidna. 

4)  0-dhdy  iyän,  tdmyän,  mi- 
]0  sta  ebirima,  wö-awüt  dehäy  efi- 

girna. 

ö)  Medydb  'ör  Syäyt,  kahyäyt, 
jind  '&r  ifri,  ü-hdha  Hdmmid 
AbddUab  eyddna. 

15       6)  Wü-^ör  efraysk  hädd"'  *A«, 
tafydy,  maldl  hay  töä. 

7)  Itfariyeb-ka  eydy,  jlnd  'ar 
adil  H-baru. 

8)  »'Hi-takdt  dartit    höy,    bl- 
tO  farriyik,   tak    ün  fidiktit   wit 

ha-'idir*  In. 

9)  Malydb  ü-tak  ün  to-takatös 
tfdig,  takdt  wSt  id'ir. 


Yangulä  toili  etidaüks,  yibila, 
diböl  kä  blSitä  yan;  heyaü  kä 
hadanän,  aükä  yase'dn  yan,  ay 
aüki  rdba  tana  sügd  yan. 

Bodo  farä'ani,  aüki  ed  öbi- 
iani,  yo'ogin  yan. 

Gähdnik  sardl  kä  ind  wa'td- 
gBd,  ddiiä  ak  yurhodin  yan. 

Heyaü  yametin,  betän  yan, 
fdröiul  tdna  HdiSan  yan,  ridö 
tdna  sirähdn  yan. 

Ayk  sardl  wili  güld'  yametd, 
td-ll  ^ind  yan,  mälitd  yan,  iSäi 
bdla  ialtd  yan,  kä  dbbä  Hdm- 
mid Abddllä  yalehdn  yan. 

Ay  bali  yobokdk  sardl  lubdk 
kä  hSitd,  diböl  kä  yuqu'd  yan. 

Abokinänti  räbä  yan,  hardm 
haläli  4^yl6  ^dlak  mt-yana. 

»jPäylö  todynin-kö  tamd  hey- 
aüti  iSi  nümd  hdbö,  aki  nümd 
mar'eiiUi*  yan. 

Ayk  sardl  ay  heyaüti  iH  nü- 
md d^liyä,  aki  nümd  ta  mar'- 
eSitd  yan. 


1)  Die  hyäne  packte  einen  knaben  and  lief  damit  in  die 
wüste;  leute  jagten  ir  nach  and  entrissen  ir  den  knaben,  der- 
selbe aber  starb. 

2)  Sie  begruben  den  knaben  in  der  wüste  indem  sie  dort 
ein  loch  aufgruben  and  denselben  darin  bargen. 

3)  Sie  kerten  nun  zariick  und  da  die  matter  weinte, 
ichlachteten  sie  ein  totenopfer. 


8 


TTT.  Abhandlung!    ReiDJicb. 


4)  Leute  kamen  herbei  und  asscn;  man  breitete  denselben 
matten  auf  und  spannte  ein  dach  über  sie. 

5)  Darnach  kam  ein  Jüngling,  er  beschlief  sie,  ein  kmibe 
kam  dann  zur  weit,  sein  vater  hiess  Mohammed  Abdallah. 

6)  Als  der  knabe  geboren  war,  raubte  diesen  ein  löwe 
und  lief  mit  im  in  die  wUste. 

7)  So  oft  dieser  frau  ein  kind  geboren  ward,  es  kam 
ums  leben,  hurerei  bringt  keine  rechtschaffenen  kinder  zuwege. 

8)  Da  sagten  die  leutc:  >der  mann  soll  wenn  er  keine 
nachkommenschaft  bekommt,  seine  frau  Verstössen  und  ir  die 
Scheidung  geben  und  dafür  eine  andere  heiraten.« 

9)  Da  gab  nun  der  mann  seiner  frau  die  Scheidung  und 
heiratete  eine  andere. 


Erlebniite  eines  scheoh. 


1)  Tdku,  edin.  gabnh ,  reü, 
ktiäb  gabdbu,  viehdy  gdwa  da- 
irdbu,  firäy  höij  eiMÜ. 

2)  Maatüa  kasads  iingirdta. 
6   *ant   takät  daiMt   amirik,  ti- 

ßyi  vihini-ka  idde'ir*  idi.  barüs 
ü-tak  ün  had'abu. 

3)  Tak  dihäy  eyäyt:  *mar- 
mhin    takdt  daürit  magalamdt 

10  tefi*  yine. 

4)  *Nä-mhin  tifl?*  eidk,  *wu- 
ardüs  sagibu*  edi. 

Ö)    *Sangiy4k   hau   ebi*    Mi, 
irbi-t  ebina,  hidäb  säkyän. 
16       6)  Batti«  höy  tihiyeb  endäica 
dShay  eyänn. 

7)  Ymat  yi'äyim,  baiyds  dehäy 
eydyt,  tnnl  hardmi,  eiiciu. 

8)  >Tand7i    riydl  hu6k*  eni, 
%Q   ^kd-yht*  tedi;  ^tagüg  riydl  Ai- 

tök*  eni,  *k6ra/*  tiit«. 


RoliöH  km  heyaiiti  yinä  yan, 
düyi  ka  garüdd  li  yiuä  yun, 
adöhd  nnvid  ll  yind  yan,  <}ayl6 
xcay  yan. 

Uvibakd  ka  sdyö  al'  ümd  ki 
yinin  yan;  amdy-hö:  *anü  wili 
rikel  dl,ä  mad  bald  gBnkö,  iiii 
mar'eSimtat  yalehd  yan  ay  he- 
ydüti.  ÜKSuk  reddntö  ki  yinä  yan. 

Wili  heynütl  el  rjanvetd:  > he- 
beltot rikel  dl<%  mangüm  ma'd 
bald  mdrak  tdnat  yalehd  yan. 

>Aülä  mdrak  tdnaf^  yalehäk 
aar  dl:  »fjidik  ilH^^  yalehd  yan. 

*fJeld-dö  ddiya*  ya,  yuqu'd, 
yaddyn  yan,  inko  ya\dn  yan. 

"liSi  mdrak  tind  dikil  yatne- 
tin  yan. 

Mango  lala'  k&lä  yan,  Sl  rt- 
yäritd  yan,  ztnd  falä,  way  yan. 

*Tammand  qdrse  kö  ahüii* 
ya,  *anü  mfi-betiny6<  ta;  *lam- 
md  tdnnä  kö  ahdü*.  ya,  *ma'd!< 
ak  tuleliä  yan. 


Die  BedftQje-Spncbe  in  Nordost-AfHka.  I. 


9 


9)  *Geb6k  ki-mb'an,  küAräm- 
»i-hän.U  eni,  »kira!*  (Mi. 

10)  O-rawyös  dUhäy  eydyt: 
*nän    titnriyaf*    edi;    >miräb 

5  käke  k&dramdn  bakdyt  idi. 

11)  *Te-takdt  tä'a  adan'irek 
dihi  kit-ngdd,  kdnhib*  edi. 

12)  Ü-rdü  yakydyt:  *Mtk8- 
hdb,  ibäbtinyik  dbiyS  agüanid* 

10  idi. 

13)  Ed'ir  haldli,  ibäbyanik 
gÜ'adib   akö  ö-rdö  yi'iS  gigya. 

14)  U-rdü,  bar&g  ibäbyanik, 
abiyis  hardmi  ihe,    te-takdt  ü- 

15  g&'dd  fln  esinduk,  wü-hty6  ibd- 
bab  akö  ifl. 

15)  T^ßri,  wu-hiyö  iya,  wu- 
rSwis  höy  enhdd. 

16)  »Wö-'öruk  aneb  itf  eßf* 
M  eni,  »barük  har'ö  tibiyaf*  eni. 

thar'ök  kd-bSt  ine. 

17)  Wü-'ör  ünik:  »am  bohü 
inu*  eni,  »barük  bäbo  kitta€ 
eni,  O-bahdy  dühdy  enit,  etutci. 

tt  18)  rö-nrfe;  »iflMik  6nu*  te- 
fii,  irhesla,  »ü-tak  bSn  böbök 
Vi-kl*  tine. 

19)  Te-iari'ay  ebina  fdijiga: 
*batük  e-Utkük  kgydbol€  edina. 


»Kö-li  md-difM,  kü  fugütö  yö 
hob  kibä!*  ya,  *ma'd!*  ak  tale- 
hä  yan. 

lii  sdhebil  yametd  yan.  »ay 
gäytaf*  ak  esSrd  yan  ay  adheb. 
»gay-m  mä-ld,  fugätd  kibä*  ak 
yalehd  yan. 

*Ta-bäld  anü  mar'eSitdnkö  yö 
mdrrd'ta,faytittdka*  ak  yalehd 
yan. 

K&  sähebi  ogütd:  »faytit  md- 
taka,  ata  tadenkö  an&  hinni 
daülö*  ak  yalehd  yan. 

Mareiitd,  yaddy  yan,  yaddy- 
gsd  ay  iH  adheb  ta  daülö  kä 
habd  yan. 

IJaauk  yaddy-k  aar  dl  ay  daü- 
Idnä  kln  kä  adheb  yiflimd  yan, 
ba'eli  aki  ülal  märd-gSd,  ta  nü- 
md  ta  zonäwiid  yan  ay  kä  ad- 
heb. 

Pältd  yan,  ta  bä'eli  gähd 
yan,  kä  mal  bäkitd  yan. 

»Kü  bali  yi  ginä  laf*  ak  ya, 
»atü  yö  tifiltmaf*  ak  ye^hd 
yan.  »anü  mä-{alaminyö*  ak  ya- 
lehd yan. 

Ay  bali  yanebdk  aar  dl:  »anü 
y'dbbä  tötiyä,  atä  y'dbbä  md- 
kitö*  ak  ytilehd  yan  ilä'ä  yan 
ay  if  ind  bd'elä. 

Kä  ind:  »kä  dbbä  ä-Hya*  ta, 
ak  tuybuluwd  yan,  »tö-tiyä  kü 
dbbä  md-ku  ak  talehd  yan  iSi 
bdlak. 

Arabdl  yaddyn  yan  ay  afärd- 
mdti.  »te,  kü  bä'eli  aüla  kinift 
ak  yalehdn  yan. 


10  UI.  AbkudUnr;:     Reiniseh. 

20)  »Ani  kä-kaiij  kassd»  ey-  *AnU  md-li'a,  umbakd  yöyal 

dn-heb ,  äwwel  ün  eye-hsb,  gebö  yametin,    modl-lä  ä-ti  yameid, 

hfiya,  ibäbyanek  vn  eydyt,  gebö  yö-li  4^nä,  yaddyk  sardl  tö-ti 

bfiya*  tene.  yametä,  yö-li  ^ina«  tdnak  tale- 

hd  gan. 

6       21)  Wü-'6r:  »bäbü  6nu*  edit  Ay  bali:  *y'dbbä  tä-üya  kini< 

erhisiya  ö-gtiadi  fiShdy,   öbäba  ya,    ay    daüldna-l   yuybuluwd 

etuicdyt.  yan,  ii'  ind  hä'elä  kä  ilä'd  yan. 

22)  »Barük  sdkaf  vm-öriik-  Ay  arabd:  *küe  adü!  kü  ba^ 
icä  te-takatük-wä,  malhds  egiri-  ka  kii  numä,  ay  lammd  kü  ila'- 

10  hin-hoka*  enit.  int:  ak  yalehdn  yan. 

23)  Sdkya,  rSwäs  köy  enhdd,  'Ussuk  iiSe  ak  yaday  yan, 
abyesöx  mkya,  kardmat  na'elib  mal  wny-k  sardl  dä'imitänä  ya- 
iks.  kd  yan. 

1)  Es  war  einmal  ein  mann,  derselbe  war  reich  an  ver- 
mögen und  Sklaven,  er  hatte  drei  fraucn  geheiratet,  hatte  aber 
keine  nachkommenschaft. 

2)  Alle  seine  frauen  waren  hässUch.  Da  sprach  der 
mann:  »wenn  ich  eine  schöne  frau  finden  sollte,  wo  immer  sie 
auch  ist,  ich  heirate  sie.«  Der  mann  war  ein  schech. 

3)  Einst  kommt  zu  im  ein  mann  und  sagt:  >in  einem 
gewissen  ort  lebt  eine  unvergleichlich  schöne  frau.« 

4)  »Wo  befindet  sich  die?«  fragte  jener;  »ihr  dorf  ist 
weit  weg«  erwiderte  der  mann. 

5)  »Wenn  auch  weit  weg,  ich  gehe  hin«  sagte  der  schech, 
er  packte  zusammen  und  beide  reisten  ab. 

6)  Sie  kamen  nun  in  das  dorf,   wo  jenes  mädchen  lebte. 

7)  Der  schech  blib  nun  dort  einige  zeit,  besuchte  die 
frauensperson,   stellte  sie  auf  die  probe,   erreichte  aber  nichts. 

8)  »Zehn  taler  gebe  ich  dir«  sprach  er;  »ich  neme  sie 
nicht«  entgegnete  sie.  »Nun  so  geb'  ich  dir  zwanzig  taler« 
sagte  er;  »gut  denn!«  erwiderte  sie. 

9)  »Ich  schlafe  nicht  mit  dir,  gestatte  mir  nur  dich  zu 
küssen!«  sagte  er  dann;  »gut  so!«  erwiderte  sie. 

10)  Er  kam  nun  zu  seinem  gefkrten  und  dieser  fragte 
in:  »was  hast  du  also  erzilt?«  jener  erwiderte:  »nichts,  ausser 
dass  ich  sie  gekUsst  habe.« 


Die  B<dsnja-8pnu;lie  In  Nordoat-Aftiks.  I.  11 

11)  Und  er  sprach:  »wenn  ich  nun  dieses  frauenzimmer 
heirate,  so  bleibt  sie  mir  nicht  trea,  sie  wird  eine  hure.« 

12)  Sein  geftlrte  aber  für  auf  und  sprach:  »sie  wird  keine 
hure,  denn  wenn  du  verreisest,  so  werde  ich  selbst  sie  bewachen.« 

13)  Der  schech  heiratete  also  in  eren,  und  als  er  ver- 
reiste, liess  er  seinen  gefUrten  als  Wächter  zurück. 

14)  Als  aber  jener  abgereist  war,  ging  sein  gefkrte  auf 
verfUrang  aus  und  er  der  Wächter  schwängerte  die  frau,  wärend 
der  gatte  auf  reisen  war. 

15)  Sie  gebar  und  darnach  kam  der  gatte  zurUck,  er 
hatte  (auf  der  reise)  sein  vermögen  eingebüsst. 

16)  Der  gatte  sprach  nun  (zu  seinem  gefärten):  »sieht 
dein  son  etwa  mir  änlich?  du  hast  mich  hintergangen.«  »Nein, 
ich  habe  dich  nicht  hintergangen«  erwiderte  dieser. 

17)  Als  der  knabe  erwachsen  war,  sprach  er  zum  (legi- 
timen) vater:  »mein  vater  ist  jener,  du  bist  nicht  mein  vater« 
and  missachtete  in. 

18)  Die  mutter  hatte  nemlich  zu  im  gesagt;  »dein  vater 
ist  dieser  da,  jener  mann  aber  (der  gatte)  ist  dein  vater  nicht« 
and  hatte  im  seinen  wirklichen  vater  gezeigt. 

19)  Die  vier  gingen  nun  zu  gericht  und  dieses  sprach 
zur  frau:  »du  frau,  wo  ist  dein  mann?« 

20)  Sie  antwortete:  »ich  weiss  es  nicht,  alle  (beide)  sind  ja  zu 
mir  gekommen,  zuerst  kam  dieser  da  und  schlief  mit  mir,  und 
nachdem  er  abgereist  war,  kam  jener  und  schlief  ebenfalls  mit  mir.« 

21)  Der  son  aber  sprach:  »der  da  ist  mein  vater«  und 
wies  auf  den  Wächter  hin,  den  vater  aber  lehnte  er  ab. 

22)  Da  sprach  das  gericht:  »geh*  du  nur,  dein  son  und 
deine  frau,  beide  haben  gegen  dich  entschiden.« 

23)  Er  ging  nun  seine  wege  und  da  er  sein  vermögen 
eingebUsst  hatte,  wurde  er  ein  bettler. 

6. 
Der  ton  einet  ichech. 

1)  'ör  edin,  had'dy  'ör,  had-  Bapi  yind  yan,  rldanti  bäla 
d6$  tami  tü-nde:  »ardü  harwät  kl  yind  yan;  üssuk  ülä  bita 
mSa:*  tedi-hös.  yind  hUdä,  ini:   *heyaütö  wä- 

glttd  amöU  ak  talehd  yan. 


nr.  Ablumdlang ;    ReiniffCti. 


2)  »Kira.U  edit,  yiharüt,  i- 
häy  eydyt,  amdgö  icßr  ihäyt 
eyäyt. 

3)  Iniiäv-ayik:  »amäiju*  tedi 
6    tü-iifte,    yindlyn    dör    hdrtcu!* 

tedi. 

4)  En^,äwa  kassig  timmisya, 
etükünukt,  »engal  enjor  hOy  em- 
hiyik,  Jinros  tcudt  man /<   tedi, 

10  »enjor,  dit-bok  dit-ük,^  is-inita- 
tiui  kit-mag,  eiij6r  ttdebri'-dhny 
ki-mag<  tedi. 

5)  Wü-^ör:  *anih  barök*  edit, 
Kmgalndnit,  viShandh  vkituit,  hi- 

15  dilh  ö-riü  marnyyän,  tike-vAlca 
hidäb  edtriia,  nät  wö-'ai  eribna. 

6)  E-gajBsög  hoy  vin'amilyet 
ed'lnit,  gär-nis-ka  ia'nh-tcd  ka- 
mif-wA  gabyänit,  eu. 

20  7)  Mehäy  gdtca  gärügka  ed'ir- 
nit,  haddo  kilniöb  ekenit;  efar- 
nit,  tuktfikib  yi-'dr  wA  t'-'är  eti- 
d^a  errät ,  dAtcäb  t)mmimnb 
ekenit,  6-tnna  inehälyniiit,  duwir 

25   ekiiM. 


*Ma'dk!iya,  itägiyd,  heyavtö 
bähü  yan,  ald  ahahöyfä  klntiyä 
bälid  yaii. 

E-ll  betä-gld,  ind:  *umatiyn 
kini,  vwlammi  irOgit!*  nk  to/«- 
hä  yan. 

Unibnkä  dik  azürik  nsA,  ya'- 
adirä  yan ,  *i»ki  heyaii  halt 
riVä-gl-d,  kayä  dcfimt-ä  aniö.'-t 
tu,  »heynü  halt  yamä-dO,  um- 
viäiidö  ma'd,  anü  kä  inä,  kä 
Utfä  via-tama,  Jwytiü  bali  bäht- 
tami,  mi-yama*  uk  talehü  yan. 

Ay  bali:  »yO  ka  k6yä*  ya,  in- 
kö  yakini  hagfi-g  yäk'tn ,  inkö 
yaklni  lä  bayidii  yan,  gaynäu- 
mdrä  yiigdifln,  inkim  hnböna 
wdyn  yaii. 

Inkö  'avilld  ahitMu  yan,  nm- 
münti  Id-kö  gäln-lcfi  haytdii  yan. 

üvtmJjnti  adödöhä  'dre  fdldn 
yan,  iuki  dik  ydkiii;  dälani, 
4äldnik  sardl  tan  (fdylö  »iddad 
mnr'iSdn  yan,  mulfi'  <lik  yakin 
yan,  glnni  migd'  yaye'ani  bä\6 
yakin  yan. 


1)  Es  war  ein  son,  eines  schech's  son,  and  da  er  allein 
ass,  sprach  zu  im  die  matter:  >briDg'  einen  kanicraden!« 

2)  »Gut!«  sagte  er,  er  suchte  und  brachte  einen  kame- 
raden,  derselbe  aber  war  nidriger  herkunt't. 

3)  Wie  nun  der  mit  inen  ass,  so  merkte  die  matter,  dass 
er  ein  roher  geselle  sei  und  sprach  zum  sone:  »suche  dir  einen 
zweiten!» 

4)  Er  sachte  im  ganzen  stamme,  aber  erreichte  nichts. 
»Sache  dir  nur  einen  edlen  and  bring'  denselben  her!«  sagte 


'  Fflr  endltik  ÜL-inc  iiintt«r. 


DI«  B«bii]r»>8pneho  in  Nordmt-Afriln.  I. 


13 


die  matter,   >ein  edler,  das  sagt  dir  deine  matter,  verkommt 
nicht,  wenn  er  auch  verarmt,  er  wird  nicht  gemein«  sagte  sie. 

5)  Der  son  aber  sprach  za  jenem:  »ich  und  du  (wir 
stehen  zusammen)!  sie  verbündeten  sich,  gingen  zusammen 
auf  die  lauer,  raubten  gemeinschaftlich  vih,  töteten  jeden  der 
inen  unterkam  und  liessen  niemanden  in  ruhe. 

6)  Gemeinschaftlich  machten  sie  beute  indem  sie  jeder- 
mans  rinder  und  kamele  sich  aneigneten. 

7)  Drei  familien  gründete  ein  jeder  von  beiden  und  sie 
bildeten  zusammen  ein  dorf;  sie  zeugten  und  verheirateten 
unter  einander  die  kinder.  So  wurden  sie  ein  voller  stamm, 
breiteten  iren  namen  aus  und  wurden  ein  volksstamm. 


7. 
Litt  einet  mädchent. 


1)  Tdku  edin,  'öt  ibire,  tun 
tö-'ötas  daürit  tifi,  Sn. 

2)  Biüfüs  ibdbya,  ibdbyanik: 
»S-gddl  dihdy  niShdy  iS  yaf  d- 

6  bare,  batük  ö-gädi  dShäy  bayi-t: 
ö-yaß  kadse-heb  di.'*  tö-'Oti  di- 
hdy  edi.  »Kira!*  tidi. 

3)  BarAs  ün   ü-tdk   ibäbya, 
har'i  tO-'öt&s  ö-gädi  d6häy  tebi, 

10  itanik:  »ö-yafö  küdse-hebU  tin- 
nik,  barös:  »gebö  bitSmbd'ek 
kduksi-höki*  edü  ihahi;  bat&» 
»dkta. 

4)  Wäkili  dihdy  tebe,  Hanik: 
15   »ö-gädi  dihäy  mihäy  isb  dbare, 

ö-yafö  seküdse-hSb.U  tinnik,  mi- 
hdy  Smbf  dShäy  Uanik,  barüs: 
»gebö  bitimbd'ek  käuksi-hökit 
edü  ihabi,  bat&a  sdkta. 
20  ö)  Malyäb  tun  tö-'6r  ö-aultäni 
dihäy  reütdyt:  *ö-gädi  dShäy 
mühdy  Seb  dbare,  ö-yafö  küdse- 


Heyaüti  yind  yan,  bald  ll 
yind  yem,  ay  ta  bdlä  dlä  ma'd 
kl  tind  yan. 

"Ussuk  yaaeferd  yan,  safarä 
Qgütd-gSd:  »qädld  adöhd  baül 
liyö,  ak  efidU*  ak  yalekd  yan 
ay  m  baldk.  »Ma'dk!»  ak  ta- 
lehd  yan. 

"Ussuk  yaseferdk  sardl  ay  ta 
bäß  qddl  Sl  taddy,  tametd  yan: 
»ya  hdqqe  yö  efdH*  ak  talehd 
yan.  ay  qädi,  kö  afddwö  yöll 
4in!  d^nd-waytdnkö,  mdfdiya* 
ak  yalehd  yan;  iSSt  taddy  yan. 

Wäkllil  taddy  yan,  wäkilik: 
»qüdid  adöhd  baül  llyök  ak  yö 
eyfidiU  ak  talehd  yan.  *Ma'dk, 
lakin  yöll  d^ndrwaytdnkö ,  kö 
mdyfidiya-k*  ak  yalehd  yan,  iSH 
taddy  yan. 

Ayk  sardl  ay  bald  sulfdnal 
taddy  yan,  ay  sulfdnak:  *qädid 
adöhd  baül  llyök  ak  yö  eyfidi.U 


ITT.  Al>tmd1iiDr:    B>iaiseh. 


^6.'«    t.intük,    *kfira,    Uhiyt 
md't.'t  idl. 

6)  0-mhn  mihyanek  tö-'6r  U- 
'agdrt   ö-suUani  dehäy   et-nnik  : 

5  *batük  gebö  imbi'tanik,  ö-ynfok 
küasitök,  mahäy  ieb  küanfök,  ge- 
be bifimba'ik,  kdijkfi-hokit  cdi. 

7)  »Kira.U  tedi,  »an«  söyök 
lindi  irakfi-dihay  md'a!*  terfi", 

1"   te'ii,  »fiktfi. 

8)  0-gaw6t  ttnneJc  sandük  wiin 
t^isda',  mihdy  bnb  höy  fegdd', 
ingär-ka  (abldt  dihny  teadä'. 

9)  Malyäb  ö-gädl  dihdy:  »u"ö- 
'S   '«Mtri  tcäkti  md'a.'t  »Ötny  tedi, 

wö-w&kili  dehäy:  »6-ngrebi  wSkti 
nufa!*  $6tay  Udi,  ö-fultäni 
dehäy:  *icö-'ai6y(  middädi  dS- 
häy  md'a.'t  sotay  tidi,  kattt-» 
20  lötay  gär-ka:  »tcSktl-dhäy  tnd'- 
ana.'*  tidi. 

10)  ü-gddl  icö-d«iri  eydyt,  ö- 
bäb  kcufaäiydy,  iümyay. 

11)  Barö»  rm'dllb  brisyäyt; 
ndutnyänit,  yam  wä  'aü  kA 
güaguugyänit ,  ingerdb  tcdkil 
iya.      ^ 

12)  0-iäb  kaijnüiyanik:  »6a- 
byü  ö-tcAkil  e-bOkn.t    tidi. 

30  13)  Yakyanek:  »nätnhlni  <U- 
farif*  enit,  »nuTal*  tenit;  «wi- 
balbal&yanek  »andüki  bäb  ingär 
rehestäy,  höy  bi'iyäyt,  batits  in- 
ki  {abbdltäyt. 

14)  O-wäkil  eyanik  iümyöyt, 
tu'i^b  bi'iyäyt;  adumyänit,  gah- 
wAt   wä   yam   leA  aiit  tcA  gün- 


(ik    inlehd   yan.    »nut'dk!  berä 
gäh!<  ak  yafehä  yan. 

Afnlammi  mäh  el  t4imet4  yan 
mtllänal:  »t/ö/i  (iin^4nA;ö  anükö 
nyfadäicö,  ay  adöhä  bnul  ay- 
fndäwö,  ijltw,-tcaytdnkö  kö  mäy- 
ßdiyd*  ak  yalehä  yan. 

»Ma'd,  anü  kök  al«hd  tcdgtid 
yöl  amö!*  ak  talehd,  ak  taddy 
yan. 

IH  'äred  orobtdk  »ardl  nabd 
»andüq  girä^HUd,  ndöhd  bäh 
el  ab  lad,  nmman  bäb  qulfe  ak 
abiiid  yan. 

Ayk  »ardl  ay  qiidik:  tal-dsre 
yöl  amo!*  ak  tahhä^  ny  icAki- 
lik:  nndgribil  yöl  ainöft  ak 
talehd  yan,  ay  »ulfänak:  *al- 
'iSä  yöl  am6.'*  ak  tahhd  yan, 
ay  adöhä-kö  ummantiyak:  >ay 
kök  alehd  wäqtid  am6!*  tdnak 
talehd   yan. 

Ay  qadi  al-<ii>re  yametd,  bäb 
y alehd,  orobd  yan. 

Arätal  kä  gidiiid  yan.  ÜMün 
tcan»itdn-gSd,  lay  ka  maUib  yo- 
'obdn-ged,  nuigribil  ay  tcdkil 
yametd  yan. 

Bäb  yak  »ardl:  >y'dbbä  wä- 
kil  yavuitdk  äh'  dbnö.'t  ak  ta- 
lehd  yan  qädlk. 

Ay  qädi:  *düla-kö  dwe'öf* 
ya,  mayiitd  ynn.  *ak  taict'd 
erki  mäUö,  tä  »andüqi  adddd 
zä.'t  ak  talehd  yan,  ki  zayUs, 
kä  ali/td  yan. 

Wäkil  yamttd,  orobdk  tardl 
arätal  »idiiitd  y«n;  «cian«»(«i»' 
gid,  bün,  l«y,  malib  yo'oimm-gfd 


Di«  B«ln7*>Spno1i«  In  1?«rdo>t.Afrite.  I. 


15 


gü'utyonit ,     te9-'aSdy     tultan 
eydyt,  ö-&d&  kcufaüSyay. 

15)  Sultan  ö-bäb  kaiaüiya- 
nik:  *bahy&  0-wäkil  e-höka,  ön 

6  ö^mhin  manriyik-hök,  edär-hök 
ende*  tedit  ö-toäkili  dihdy. 

16)  Sitrd  yiherä  ako  yakya- 
neky  »mtCaU  tenit,  »saklnydykik 
ani  titriA  rehe»atök<  tenit,  san- 

10  d&ki  bäb  rehestäyt,  höy  bi'ya, 
inki  fabbälta. 

17)  Malydb  ö-iefab  tengilt, 
ö-tuUän  ö-gawöt  iümsydyt,  ne'- 
äüh  baröa  bxigyäyt,   ö-sultdni 

15  $üri  mit  dästdyt,  gahawät-wä 
'aüt-icä  inki  dästäyt, 

18)  Mdlya  drha  tefrä't  kiia- 
tyos  dihdy:  »ö-bäb  dehd  ka4dü- 
it/<  tenit,  te'iS,  Sümta  (^awos 

30  ö-^idfdni  dihiy. 

19)  Ädümyän efina, bün güd- 
yän,  aüt  güd'yän.  malydb  kiid 
ö-bdb  ka4a^ta. 

20)  Ö-bäb  ka^aüStanek:  »bä- 
26  byü  O-tcaMl  i-höka*  tedi. 

21)  Yakyanik:  »ndmhint  talä- 
gdmanif*  ennik,  *md'aU  tenit, 
i^$andüki  bäb  rehestäyt,  höy 
iümya,  batüa  inki  {abbdlta. 

SO  22)  T0-'6r  bari»  te'ii,  ö-gawös 
iümtdyt,  natdyt,  mihAy  baiin 
(hsandüki  fVib  ndyyän. 

23)  Fajir  ü-mhd  mihyd-n-höb 
tü^mdiriya:  *Bultdn,  ü-gädi-wA, 


al-'i§d  ay  sultdn  yametd,   bab 
yalehd  yan. 

Ay  sulian  bäb  yalehdk  sarnl: 
ty  dbba  wäkil  yametäk  tä-rki 
dkä  garaytd-dö,  kü  ydgdifa*  ak 
talehd  yan  ay  wäMlik. 

Ay  wäkil  ak  su'titö  ogätdrged, 
ay  bald:  »dyke  üsauk  ifärd-fan, 
anü  mä'aro  kö  aybaldwö*  ta, 
toili  bdb-kö  sandüqud  kä  zayUa, 
ay  sandiqvd  kä  aliftd  yan. 

Ayk  Sarai  ay  sulfäna  ak 
faktd,  iSi  'dred  orbiSid,  käyä 
aratal  sldiSSd,  sadaqd  sülfdn 
dfal  agägiiSd,  bün  ka  maläb 
sadaqd  bukdl  öbiSSd,  dkä  tohöy 
yan. 

Amdyk  sardl  iii  mä'anddl 
tawe'd:  »sd'ak  sardl  bäb  käl^ 
iS!t  ak  talehd,  orobtä,  iii  sul- 
(dnal,  iSi  arätal  gäytd  yan. 

"Ussun  wansitdn  yan,  bün 
yo'obin  yan,  maläb  yoobin  yan. 
ayk  sardl  ay  mä'andd  bäb  to- 
tokd  yan. 

Bäb  totokdk  sardl  ay  bald: 
»y  dbbä  wäkil  yametd*  talehd 
yan. 

Ay  sulfän  ogütd:  *aülä  su'tl- 
<d?€  yd-ged,  ay  bald:  »amäwa!* 
ta,  sandüqi  bäb  ak  tuybuluwa, 
iissuk  orobdk  sardl  iSil  ka  a- 
liftä  yan. 

Amä-ged  tan  häbd ,  betbitö 
adddd  orobtd,  tilfdird  yan,  ay 
adöhd  heyaüti  sandüqi  adddd 
yah.dirin  yan. 

Bald  maxtdk  sardl  umbakd 
dikti  redün:  »8ul(än  aülal  ya- 


19 


m.  Alihudlong:    Bflolielr, 


ö-teAkil  näysö  ebdni  hak  wA  bak 
wA*  init,  yiherüna. 

24)  Malytib  tO-6r  tan  S-bäiu- 
wdt,  y-agnn-ni  u-na'fayt,  kanka- 

b   rab   flihdy  dadästdyt,  gahatcnt 
güa'»tdyt. 

25)  Malydbo-sandfiktiefayik, 
ö-fib  dästdyt:  »mAunna!  ani 
ö-yafö  ihabinü  bak  aiUr*  Udit 

10  sotäyt. 

26)  tSanduktjiüihina.'*  tedit, 
ö-fib  ddsla. 

27)  Mala  kö  'enijdr  ettünit; 
taftdUät  tinnek,  mihi-iö  itigär 

15  eaumt,     »hi-nma!*     tenit,    höy 
tihay. 

28)  »All  dndn  bdk-icä  bak- 
wA  edin-heb,  nni  tcö-hardni  an- 
rlbet  d6hdy  bak  aßer,  ändakna 

•M  ön  ö-mkin  e/ina*    tedit  dihdy. 

29)  Mamhal-i-dhdy  ö-mftdh 
tihdy  tiftdh-e-dhäy. 

30)  Bak  tuwir  tö-'or  tun,  ö- 
yafoa  teakwsi,  in. 


düy,  qddi  niilal  yadäy,  tcdkil 
aitlal  yaddyf*  yani  tan  wägl- 
yän  yan. 

Amd-ged  ay  bal^i  dikti  redün 
tan  dä'iiiltd,  mambänil  tan  »i- 
diiiä,  bi'm  tdna  tos'ohd  yfii. 

Ayk  sardl  ay  sandüq  tuiu- 
qn'ä,  tan  adddd  öhHiid:  'obd.'* 
ta,  »iJ.i.i«?j  ya  hdqqe  yö  beniinik 
nardl  tnmdhs  abd*  tänak  tale- 
hd  yan. 

>7ä  sandüq  aji  damlt^lt  td- 
nak  talehd  yan. 

Wiliti:  »lammd  baül  el  ahdy* 
ya,  yyök  da  yd*  td-güd  »adöhd 
baiil  el  ahdy-L  ya  heyauti  (1a- 
111  itd  yan. 

^Tnmd  heyad  tdhis  tdhe  yök 
ydlehdn,  anü  hardni  hend-geddd 
täy  dbd*  tu,  nln  heyaii  törki  si- 
nak  sfignn  kl*  tdnak  tnlehd  yan. 

lawa'öna  meftdli  bä%td,  tan 
faktd,  tan  4^itd  yan. 

Bold  täy  abtd,  iii  mal  tifdi- 
yd  yan. 


1)  Es  war  einmal  ein  mann,  der  hatte  eine  tochter,  diese 
Beine  tochter  war  schön. 

2)  Tr  vater  verreiste.  Als  er  seine  reise  antrat,  sprach 
er  zu  seiner  tochter:  »ich  habe  an  den  (jadi  eine  forderung 
von  dreihundert  talem,  geh'  du  zum  qadi  und  sprich  zu  im: 
zale  mir  meine  schuld!«   »Gut!«  sagte  das  mftdchen. 

3)  Der  mann  nun  verreiste,  seine  tochter  ging  aber  zum 
qadi  und  sprach  zu  im:  »zale  mir  meine  schuld!«  Er  aber 
sagte:  »wenn  du  nicht  mit  mir  schläfst,  so  zale  ich  dir  nichts« 
und  entliess  sie,  sie  aber  ging  irer  wege. 

4)  Sie  ging  nun  zum  wckil,  und  sprach  zu  im:  »ich 
habe  an  den   qadi  eine   forderung   von  dreihundert   talem,   er- 


Dt«  Bedftoyr-Aprmche  io  Nordunt-AfrlltK,  I. 


IT 


wirke   mir  die   zalung!«   Drei   tage   hindurch  ging   sie  zu   im, 
aber  sagte  nur:  »wenn   da   nicht   mit    mir  schläfst,  so  zaie 
Ich  dir  nichts,«  entliess  sie  und  sie  ging  ircr  wege. 

5)  Darauf  ging  diese  tochtor  zum  sultan  hinauf  und  sprach 
sa  im:  »ich  habe  an  den  qadi  eine  forderung  von  dreihundert 
talem,  zaIe  mir  diese  schuld!«  >Qat!<  sagte  der  sultan,  »komm' 
Biorgen  wieder!« 

6)  Den  folgenden   morgen  kam  das  mädchen  wieder  und 
räch  zu  ir  der  sultan:  »wenn  du  mit  mir  schläfst,  so  zaio 

dir  die  forderung  aus,  widrigenfalls  aber  nicht!« 

7)  »Gut!«   sagte  das  mädchen,    »ich  werde  eine  zeit  an- 
bea,  wenn  du  kommen  kannst;«  sie  ging  dann  irer  wege. 

8)  Sie   ging   heim   und   Hess   hier   eine   grosse   truhe  mit 
^_drei  türen  machen  und  an  jede  türe  ein  schloss. 

^P  9)  Damach   zeigte   sie   dem   qadi   an,   er  solle  um  asser 

zu  ir  kommen,  dem  wekil  aber,  er  möge  um  magrib  kommen 
und  dem  sultan  bestimmte  sie  die  zeit  um  iscba,  einem  jeden 
bestimmte  sie  eine  gewisse  zeit. 

I[         10)  Der  qadi  kam  also  um  asser,  klopfte  an  und  trat  ein. 
1 1 )  Das  mädchen  wies  im  einen  platz  auf  dem  sopha  an, 
ne  schwatzten   dann  zusammen   und    reichten  sich  gegenseitig 
Wasser  und  honig.     Da  kam  gegen  magrib  der  wekil. 
^H  12)  Als  dieser  an  die  tUre  pochte,   sprach  das  mädchen: 

^^» meines  vaters  anwalt  ist  über  dich  gekommen.« 

113)  Als  jener  aufsclireckte  und  sagte:  »wohin  soll  ich 
entwischen?«  erwiderte  sie:  »komm'  nur!«  und  sie  zeigte  im 
eine  ttlre  jener  tmhe,  da  legte  er  sich  hinein  und  sie  schloss 
die  tlire  al). 
14)  Nun  kam  der  wekil  herein  und  setzte  sich  auf  das 
^pha;  sie  schwatzten  dann  und  reichten  sich  kafe,  wasscr  und 
lionig.  Da  kam  um  ischa  der  sultan  und  pochte  an  die  türe. 
lö)  Wie  nun  der  sultan  an  die  türe  pochte,  da  sagte 
znm  wekil  das  mädchen:  »meines  vaters  anwalt  ist  über  dich 
gekommen;  wenn  er  dich  hier  findet,  so  tötet  er  dich.« 

IG)   Als   nun    der   wekil    aufsprang  um   ein   versteck   zu 

ichen,  sagte  das  mädchen:  »ich  werde  dir  ein  versteck  zeigen, 

In»  jener  wider  fortgeht,«  zeigte  im  dann  eine  türe  jener  truhe, 

legte  sich  der  wekil  und  sie  schloss  dann  die  türe  zu. 

.  d.  phil.-liul.  1.1.  t.^XXYlll.  lld.  .r  AMi.  i 


TIT.  Jl>i1un<1iing !    Rdniieb, 


I 


17)  Hierauf  öftnct*  sie  die  türe  des  liausps,  ftirte  den 
snlun  ein,  sotxtc  in  auf  das  sopha,  stellte,  vor  in  einen  tisch 
hin  und  setzte  im  kaf«^  und  Honig  vor. 

18)  Dann  ging  sie  hinaus  zu  irer  magd  und  befahl  dor- 
«trlbcn:  »klopfe  mir  später  an  die  türe!«  hierauf  ging  sie  wider 
liinein  zum  sultan. 

l'J)  Sie  schwatzten  dann  zusammen  und  tranken  honig 
uud  kaf<?.     Da  klopfte  die  raagd  an  die  türe. 

20)  Wie  diese  an  die  tttre  pochte,  da  sagte  das  mädchen: 
»meines  vaters  anwnlt  ist  über  dich  gekommen.« 

21)  Als  der  sultan  aufsprang  und  fragte:  »wo  soll  ich 
mich  verstecken?«  »Komm'  nur!«  sagte  sie,  zeigte  im  eine 
tttre  der  truhe,  dahinein  legte  er  sich  und  sie  schloss  die  tlire  ab. 

22)  Nun  verliess  sie  das  mUdchen,  ging  in  sein  gemach 
und  übernachtete,  jene  drei  aber  blieben  die  nacht  über  in 
der  truhe. 

23)  Am  folgenden  morgen  vermisste  sie  die  regirung  und 
man  fragte:  »wohin  sind  denn  der  sultan,  der  qadi  und  der 
wekil  gekommen?«  man  redete  hin  und  her  und  suchte  sie 
überall. 

24")  Da  berief  das  mftdchen  die  pascha  und  aga,  wies 
inen  sitze  an  und  bewirtete  sie  mit  kaf<5. 

25)  Hierauf  licss  sie  die  truhe  bringen  und  setzte  sie  in 
iro  mitte  und  sprach:  »hört!  weil  man  mir  meine  rechtliehe 
forderung  verweigert  hat,  so  tat  ich  also«  und  erzälte  den 
licrgHUg. 

26)  Darnach  sprach  sie:  »nun  kauft  mir  die  truhe  da  ab!« 

27)  Da  bot  einer  zweihundert  talor  und  als  ir  diese  nicht 
f;cnügtcn,  so  bot  ein  anderer  dreihundert.  »Gib  her!«  sagte  sie 
dann  und  nam  das  geld. 

28)  Und  sprach:  »diese  männer  sagten  so  und  so  zu 
mir,  <la  ich  aber  die  sünde  verabscheue,  so  tat  ich  also;  eure 
mttnnor  sind  nun  da  drinnen  in  der  truhe.« 

21')  Sie  nam  nun  einen  Schlüssel,  damit  jene  befreit 
wünlou  und  Öffnete  inen. 

'M))  Also  handelte  jenes  mftdchen  und  machte  sich  irc 
lunlerung  bezalt. 


Die  BedHre-Spneh«  in  Notdoat-Afrlks.  I. 


19 


8. 
Der  esel  and  das  kalb. 


1)  Mik  W&  Idga  hidäb  egnin 
8n  maldtib. 

2)  Ü-mik  uwin,  ü-ldga  uwin, 
dima  maldllb  esnin,  m. 

5       3)  ü-mik:    *ü-sanüy!*    edit 
ö-räwi  dhäy. 

4)  *Nan  töharü  Ohdya^*  edit 
wä-yö  ö-tneki  dhäy. 

5)  Ü-mik:  >haiUt  yi'dnit  edit 
10  wö-y6y-dhäy. 

6)  ü-mik:  *hanit  yi'dni* 
inüc:  *i6biay  hdnal  n-dhdy  bi- 
mäüwik-hök*  edi  icü-yö. 

7)  Ü-mik  d-räwi  dhäy:  »ngäl 
15  dör  hanit  dne*  edi. 

8)  Wü-yö:  *iÖbSay,  S6bSay! 
ü-dhdy  emsiü-hOn,  ö-maldli  de- 
hani  temHü-hön*  edit  ö-miki 
dhay. 

20  9)  Malyib  ü-mik  hdnya,  bed- 
dör  maläli  dihani  Üfi;  harH 
bdyho  timäsü. 

10)  Malydb  tü-bdyho:  »mikit 
han  amitu*  tedi-hösna. 
86  11)  y  Malydb  bd-kani!*edina, 
*bat&k  hanriwi -  ndka  niyaü- 
hiki,  malydb  bimmäsiwik,  ngdl- 
kä  küaldy  dehöki  ddsnay  edina. 

12)  Malyib  ü-mik  mdlya  dör 
30  hdnya,  bards  kaeada  emOsüna; 
tö-bayhöti  dehdy  döf  ehina. 


Danän  ka  rügä  inkö  märän 
yan  diböl. 

Ay  danän  nabd  yakd  yan, 
ay  r4gä  nabd  yakd  yan,  um- 
mdnged  diböl  märdn  yan. 

Ay  dandn:  *yi  azd  sa'dlö!* 
ak  yalehd  yan  ay  adhebik. 

*Ay  fdl4af*  ak  yalehd  yan 
ay  aür  ay  dandnak. 

Ay  dandn:  »anü  hü  hü  hü 
aldhö*  ak  yalehd  yan  ay  aüruk. 

Ay  dandn:  »anü  hü  aldhö* 
yak  aardl  ay  aür:  *eru}ati  elih, 
heyaü  kü  yabdninkö*  ak  yalehd 
yan  dandnak. 

Ay  dandn  ay  adhebik:  *inki- 
ged  hü  aldhö*    ak  yalehd  yan. 

Ay  aür:  *er}4,aii  et}4(iti  elil},! 
heyo  ka  dlM  alüld  nö  yabdnin- 
köt  ak  yalehd  yan  ay  dandnak. 

Amdyk  aardl  ay  dandn  an- 
dähd  yan,  ay  wdqtid  dlbi  alüld 
inkö  rdkbe  aadn  yan;  amd-gld 
w(dcari  ka  tobbd  yan. 

Ayk  aardl  wakari:  >danäni 
anddhä  öbba*  tdnak  talehd  yan. 

*Malammi  gabdy  anddhö,  a- 
md-gSd  at&  fal^dnkö-  kö  dbna, 
malammt  gabdy  andähd-wdynkö 
ilölu  kü  nagdrö*  ak  yajehdn 
yan. 

Ay  dandn  malammi  andähd 
yan,  ay  inkö  aaadm  tobbd  yan; 
aard  ay  wakari  da'amtö  dkä 
yohöyn  ydn. 

2*    • 


m.  Ä%k«ii4)iiiir;    Kelttlaek, 


13)  Har'i  wü-hd(jija:  *saki 
i Ihhit ! t   tö-bnyhot i-dhäif. 

14)  Tibi  hrhjho  vu^ki-dShä;/, 
itdyt:  >düra  wü-hd(j[4''^  ragadok 

6  öngdr  kit'dt  hiyiha!   edi-höka* 
tedit. 

15)  0-mAk:  »kira!*  ed{,raga- 
ddn  d&h/iy  ikUi,  ihiyik  te-lagi- 
tih    tü-hdyho    harö»    bii-n-katim 

10   avitdy  ted'it. 

16)  Malydb  dShdy  etayt:  wö- 
aynk  wo  ragadok  kü'a  hiyBba!* 
tedi  meki  dihdy. 

17)  U-mik:    *bak  dlyi  S-ra- 
js   gdda,  fa(}ig  komf  hOy  tihi  tU- 

hdrri,   dne   nän  ddan'if*    edit 
bayhöti  d&häy,  irib. 

18)  Har'i  tü-bdyho  ö-y6y-di- 
hdy  etdyt,:   tdarü  wü-hti<j4(i  ii- 

ao   bot    anldmi-hoka,    ragdd    diihd 
hsUVn!  edi-hdhi*  tidi. 

19)  Malynb  tpü-yö:  *saki-di: 
bartik  tdktut,  ani  t-dku;  te-ku- 
litik    »ihdldt,    ani   g-d'ayi   Ss- 

25   haltit    yi'anl-hdka*    edi  iö-bay- 
hoti  dihdy. 

20)  Tü-bdyho  hdddi  dihdy 
s6ta:    *tcä-yÖ   ön     icd   ön    ene* 

tidi. 

21)  Hart    tnü-hddda    hirgri 
SO  dihdy  iya,    itm'allagiiit,   trü-yö 

ö-rdfi  dthiiiyn,    edir,    e.nUidah. 


22)  Malydb  bdyhn:  »dür/i  te- 

d(r-hib,    ön    \cö-hirbo    dibsa't 

tidi. 

3&       23)   Wüy6   v»Mrbo   dibUi- 

yanfk:  'On   diyO-yök  kök«,   9m 


Anuiyk  sardl  lubdk:  »tabdlo  • 
adil!*  nk  yajehä  yan  icakarik. 

Ay  wakari  dandval  faday 
yan,  Sl  t.ametdk  sardl:  *ydbö 
hibdk  H-ili  lak  iigri'ä  yö  für 
kök  yalehd*  ak  talehä  ysn. 

Ay  dandn:  »ma'd!*  ya,  icili 
iii  lak  yigri'd,  nkä  yohdy  yan. 
amd  lak  waknri  ardhad  iSe 
bettd  yan. 

Malammi  Sl  g'ixtd  yan  dand- 
nal  ay  icakari:  »Avt  hard  tigri'A 
yö  ohö.'t  ak  talehä  yan. 

Ay  dandn:  »tdhs  tdjJcO  yi 
Idkök,  afnrd  t<)kdt  yokö  bäktd- 
ged  ay  dbo  .'<  ya,  dkä  hend  yan. 

Anuiyk  »ardl  ay  wakari  aii- 
niX  taddy  yan:  %ydbö  lubdk 
saldm  kök  yd,  will  lak  figri'd 
yö  fdrf  kök  yd*  ak  talehd  yan. 

Ay  adr:  *  taddy  ayi  lubdk: 
iitü  hdyld  la  kitö,  anü  hdylä 
la  kiyö,  atu  kü  ikök  teyliligdk, 
anü  yi  gas  eyliligdk  »ardl  koyal 
dmtta*  ak  yalehd  yan. 

Ay  tcakari  gäjfid:  laiir  tähi 
fdhe  kök  yd*  ak  wdrtiiä  ^n 
lubdkak. 

Atiuiyk  »nrdl  ny  lubdk  yaddy, 
el  yametd  yan  ay  ai?nd,  j/t«H- 
dnfulin  yait,  ay  aür  ny  Inbdk 
kn  rädiid,  kä  yif'ird,  kä  yig- 
dlfd  yan. 

Ayk  »nrdl  ay  tcakari:  »y'ffiöj 
ti.jtlifOj  ay  mtdwAar  kä  rädiif* 
ak  tmltkd  yuu. 

Air  oy  mtämibmr 
nil  ay  ttnkmri:  *äkkt  kök 


Di«  B«6ui]«-8pnclie  in  Natdo«t-AfHk».  I. 


21 


6-rba    dihia!    an    hoka*    tenit 
tlihäy. 

24)  Wü-y6  dihäy  farriyanik 
6-nga  iku£  %yd\ 

5  2b)  Ndähhasamin  erhitanik: 
*{ha,  md'a!  tön  te-ia'td  dShn 
sdya!  taräbes  aniühöka*  tedi 
t&-bäyho. 

26)  >Kera!  tardb  tenlwek-hsb 
10  an  cusi*  edi  dehäy,  eyanek  tö- 

'aH-tr6»  ddsiyiytj   tO-Sä'  esayit. 

27)  Ü-tdk  tö-id"  esdy^ne-hob 
türhäyho  tO-'dü  O-gato-öa  Kay  ti- 
bdyt,    amtdy  ted'it,   titküdukt, 

15  ambäb  t-haHdt  tetib,  tehakür-t, 
dihdy  ita. 

28)  Malyäb  ü-tdk:  »tarabi 
hiyibH*.    edi  to-bayhöti  dShäy. 

29)  *TareA    diya-yök    koke, 
W  ragdd    adi-hok    bakdy*    iinek, 

»käyhe*  eni  ü-tak. 

30)  *8e-t  bakdy  wend  hiyät- 
ok  koke*  tinik,  ü-tdk  tehaüatoa 
ihayt  ö-tüg  ehe,  in. 

V,  31)  Efdignit  eibibnik  ambäb 
aki  erhiydna. 

32)  Malyäb  ün  ü-tdk:  *en4&- 
Kayü,  tak  thSnek  madna!  adä- 
mdddihokna  ad" Hfl*  edi-höana. 

80  33).  &-bdyho  d&höma  ebenit 
iyäna:  »ön  to-fna  fafardna!* 
mit;  fafariyannek  kassä»  etkü- 


lahiniyO,  ay  kömd  rädii  kök 
talehd*  ak  ta\ehd  yan. 

Aitr  ay  kömdl  habbä  tl  iSä- 
gSd,  ddrre  ak  yigiddild,  räbd 
yan. 

Wili  heyaütö  tilabisdti  tubt- 
Id-ged:  *kü^,  tä  hadö  yö  hadiltö 
amö!  ta  ablä  kö  ahdwö<  ak  ta- 
lehd  yan  teakari. 

»Ma'dk!  ta  hadö  ablä  yö 
bäxtddö  hadilöt  ya,  yametdk 
sardl,  iSi  baskä  bälöl  öbiid,  ay 
hadd  hadlld  yan. 

Ay  heyaüti  ay  hadö  hadlld- 
gsd  ay  wakari  kä  baskä  iii 
'äred  bäxtd,  bsttd,  bäktd  yan, 
sido  hdgge-kö  tamegi,  tuluwd, 
ay  heyaütö  ak  gOhiiää  yan. 

Ayk  sardl  ay  heyaüti:  *ya 
hdqqe,  ablä  hadötiyä  yö  ohof* 
ak  yalehd  yan. 

»Lak  kihä  akitn  kök  mälahi- 
niyö*  ak  talehd  yan  wakari; 
»mä-fala*  ak  yalehd  yan. 

Ay  wakari:  'tiraü  kibä  akim 
kö  mAhay*  talehdk  sardl  ay 
heyaüti  iÜ  sidö  yuqu'd,  adagdl 
yaddy  yan. 

Sidö  fakdn,  iloldn-gSd-dä 
hdgge  adddd  kini-kd  yubilin 
yan. 

Ayk  sardl  ay  heyaüti:  *yi 
dik-mdrä,  labahä  takdnlnkö  a- 
mäwd!  teker  stnak  dbö*  tdnak 


ya^elut  yan. 

WSkeral  yaddyn ,  yametin 
yan:  »mahäl'  af  bukdl  küdu- 
mdntä!*  tdnak  yalehä  yan :  kü- 


» 


TIT.  AMiudlnnK:    Beialtot. 


auknit,  batü»  iimhit;  fatianek 
t6-fna  ihäyt  edir. 


dumdn-gtd     umbakd     bäkitdn 
yan,  iiSi  filä  rata  yati;  kudum- 1 
tä-gld  rUsuk  mahälöli  ia  yigdifA 
yan. 


1)  Ein  esel  und  ein  kalb  lebten  in  der  steppe  beisammen. 

2)  Der  esel  wurde  gross,  ebenso  das  kalb  und  sie  blieben 
stets  in  der  steppe. 

3)  Da  sprach  einst  der  esel  zu  seinem  kameraden: 
>o  mein  bruderU 

4)  >Was  willst  du?«  erwiderte  der  stier  dem  esel. 

5)  Da  sprach  der  esel  zum  stier:  »ich  möchte  ija  sagen.« 

6)  Der  stier  erwiderte  im:  >so  mache  es  nur  recht  leise, 
damit  man  dich  nicht  höre.« 

7)  Der  esel  sagte  dann:  »nur  ein  einziges  mal  will  ich 
ija  sagen.« 

8)  Der  stier  erwiderte  »nur  recht  leise,  recht  leise,  damit 
leute  und  vih  uns  ja  nicht  hören.« 

9)  Da  ijate  der  esel;  es  waren  aber  damals  die  wüsten- 
tiere  bei  einer  sitzung  und  da  hörte  in  der  iiichs. 

10)  Da  sprach  zu  inen  der  fuchs:  »ich  höre  ein  esels- 
geschrei.« 

11)  Sie  erwiderten  im:  »er  möge  noch  mal  schreien,  und 
wir  wollen  dir  geben,  was  immer  du  willst;  wenn  wir  in  aber 
nicht  ein  zweites  mal  hören  so  werden  wir  ein  jeder  den  stock 
auf  dich  legen  (dich  prügeln).« 

12)  Da  ijate  der  esel  nochmals  und  sie  alle  hörten  es; 
da  gaben  sie  dem  fuchs  ein  geschenk. 

13)  Hierauf  sprach  der  löwe  zum  fuchs:  »geh'  hin  und 
schaue  I« 

14)  Der  fuchs  ging  und  kam  zum  esel  und  sprach  zu 
im:  »mein  oheim,  der  löwe,  sagt  zu  dir:  schneide  dir  ein  bein 
ab  und  gib  es  mir!« 

15)  »Gut!«  sagte  der  esel,  er  schnitt  im  ein  bein  ab  und 
gab  es  im;  auf  dem  wege  aber  frass  es  der  fuchs  selbst  one 
es  zum  löwen  zu  bringen. 

Ifi)  Er  kam  dann  abermals  zum  esel  und  sprach  zu  im: 
»schneide  deine  band  ab  und  gieb  sie  mir!« 


Die  B<l«a]re-Sprmchr  in  Tlardintl-Afrik&.  I. 


17)  Der  esel  aber  erwiderte  im:  »wenn  du  so  redest,  so 
nimmst  du  mir  die  beinc  und  die  vier  fussspangjen,  was  sollte 
ich  d&nn  machen  <  und  wies  in  also  ab. 

18)  Hierauf  kam  der  fuchs  zum  stier  and  sprach  zu  im: 
»mein  obeini,  der  löwe,  grüsst  dich  und  lässt  dir  sagen:  schneide 
dir  fllr  mich  ein  bein  ab!« 

l'Jj  Der  stier  erwiderte  im:  »geh  nur  hin  und  sag'  im: 
du  bist  ein  mann,  ich  bin  auch  ein  mann;  wetze  deine  zahne 
und  ich  werde  meine  hörner  wetzen  und  zu  dir  kommen!* 

20)  Der  fuchs  ging  nun  zum  löwen  und  berichtete  im: 
»so  and  so  hat  der  stier  gesagt.* 

21)  Da  Üef  der  löwe  hin  zum  stier  and  sie  rangen,  der 
stier  aber  warf  den  gegner  und  tötete  in. 

22)  Da  sprach  zum  stier  der  fuchs:  >ttu  hast  mir  meinen 
oheim  getötet,  nun  wirf  da  diesen  hügel  um!* 

23)  Als  der  stier  den  hUgel  umstürzte,  sprach  der  fuchs: 
»den  da  habe  ich  dir  ja  nicht  angesagt;  die.sen  bcrg  da  wirf  um!« 

24)  Da  stllrztc  siel)  der  stier  auf  den  berg,  brach  sich 
den  rücken  und  starb. 

25)  Als  nun  der  fuchs  einen  mann  vorübergehen  sah,  so 
rief  er  diesem  zu:  »heda,  komm',  und  zerteile  mir  das  fleisch, 
die  hälfte  davon  gebe  ich  dir!« 

26)  »Gut!«  sagte  dieser,  »wenn  du  mir  die  halbscheid 
giebst,  so  zerteile  ich  es,«  und  als  er  herbeigekommen  war,  so 
legte  er  seinen  honig( schlauch)  nider  and  zerteilte  das  fleisch. 

27)  Wärend  nun  der  mann  das  fleisch  zerteilte,  trug  der 
fuchs  den  honig  in  sein  haus,  frass  in  aus,  fUlitc  dann  den 
schlauch  mit  seinem  dreck  an,  band  in  zu  und  kam  nun  hin 
tarn  mann. 

28)  Da  sprach  der  mann  zum  fuchs:  »nun  gieb  mir  die 
Ualbscheid!« 

29)  Dieser  aber  erwiderte:  »die  halbscheid  hab'  ich  ja 
nicht  gesagt,  nur  ein  bein  versprach  iih  dir.'  »Das  neme  ich 
nicht«  sagte  der  mann. 

3U)  »Nur  die  leber  gebe  ich  dir,  sonst  nichts«  sagte  der 
faclis;  da  nam  der  mann  seinen  schlauch  und  ging  fort  zu  markt. 

31)  Als  man  dort  den  schlauch  üflmete  und  hineinsah, 
erblickte  man  nur  dreck. 


94 


nr.  A^hMidlniiK:    Bciniieb. 


32)  Da  sprach  der  uiana  zn  den  leaten:  »landsleute, 
wenn  ir  railnncr  seid,  so  kommt,  einen  schmaus  will  ich  euch 
zubereiten!* 

33)  Sie  kamen  nun  zn  den  fUchsen  und  befahlen  diesen: 
»sprinpt  über  diese  lanze!«  Sie  sprangen  und  brachten  es 
fertig,  jener  fuchs  aber  bliel)  zurlick.  Als  er  sprang,  tötete 
in  der  mann  mit  der  lanze. 


Der  Schakal  und  das  lamm. 


1)  Bdyho    anö-t    'ör    emora- 
rdmna,  ina. 

2)  An  malhds  atnlnTUX,  mal- 
yib  imalldgna. 

6  3)  Bdyho  dima  hSy  dibya. 
vmlydb  bdyho:  ngdl  höh  dihn 
diba!<  enit  'an6-t'-öri-dehäy. 

4)  DShäy  d^bya,  eti.    malyäb 
il-bdyho    ink(    egd'-t,     e-^nana 
10  tdmya,  ena. 


Gaw6hf.ö  ka  aydo  bdlä  stddad 
mär  An  yan. 

Aylammd  yanehin  yan,  nmäyk 
Sarai  yundufulin  yan. 

Ay  gatcehti  ummAndS  rädd 
yan.  »inki-ged  yö  halit.U  ak  ya- 
lehd  yan  ay  aydö  bd\ak. 

Hälitä  yan,  nniäyk  itardl  ay 
gawel}ti  arnöd  ak  dafdy  yan, 
ulü'  ak  bstd  yan. 


1)  Der  Schakal  und  das  lamm  waren  gespilen. 

2)  Beide  erwuchsen  und  rangen  dann  miteinander. 

3)  Da  tiel  aber  jedesmal  der  schakal.   Da  sprach  er  zum 
lamm:  »so  fall'  doch  mir  zu  hebe  auch  einmal!« 

4)  Nun  fiel  das  lamm.    Da  setzte  sich  der  schakal  darauf 
und  frass  dem  lamm  die  eingeweide. 


10. 

Der  schakal  und  das  zicklein. 


1)  Bdyho  nä'it  'ör  e-malälib 
hiddb  esnin,  »n. 

2)  >Wu-hd    Tibbiis   Rakd-yt- 
'Or,  nän  Jrhitayft   ennik,  »nät 

16   rihdb  koke,  malälib  ts-nä'it-'öi- 
etiniik,  kit-tamta  edina.i 


Gaw^tö  ka  bakdl  dihöl  std- 
dad märän  yan. 

Gaicelfti:  ^käeTibbü«  ka  Rakd 
bald,  ay  tuhüuft  yalehä  yan. 
*tnkvn  viäbalinyO.  diböl  bakali 
kok  siigdnkö,  kn  mä-betta^  yan* 
ak  yalehd  yan  bakali. 


DI*  BtdMxe-Spnehe  In  Nord«st-AfHte.  I. 


3)   »Ani   amsi   nihiL   guäbä         *Änü   kämdl  dawä  o'obdnkö 
akö  kä-'ii-hök*  idi  bdyho.  kü    mä-höba*    ak   yalehd  yan 

gaweJftl. 

1)  Ein  Schakal  und  ein  zicklein  waren  in  der  wüste 
beisammen. 

2)  Da  sprach  der  schakal:  »du  son  von  Tibbns  und  der 
Raka,  was  hast  du  gesehen  (zum  fressen  für  mich)?«  Das 
zicklein  erwiderte:  »ich  habe  nichts  gesehen;  man  sagt  aber, 
wenn  du  in  der  wüste  ein  zicklein  triffst,  so  fressest  du  es  nicht.« 

3)  Da  sprach  der  schakal:  »da  ich  aber  gestern  arzenei 
getrunken  habe  (daher  fasten  musste),  so  lasse  ich  dich  nicht  aus.» 

11. 
Die  maus,  der  froseh  und  die  eideehse.^ 


1)  Tü-gibb  wä  t^amSt-hatdy 
Jädäb  emn  Sh. 
6  2)  T-yamSt-hatäy:  »ani  d'drS 
dihäy  8akdn  eff,  loö-harrö-yö 
gSadi-gmirhA!*  tedi  tö-^t{- 
dihäy. 

3)  *An{  cuSldn,    ani  dShok 
10  kä-gü'ad*  tedit  tü-gibb. 

4)  Malydb:  » hanin  Saüdba 
kinkef  dehö  gWädif*  tedit  tö- 
gibti-dehäy. 

5)  »Kiraf*  tedi  tü-gibb.  nigg- 
16  niggo  wö-harr&wi  tü/ri  esd'  yt'- 

äyim. 

6)  TTSn  tü-gibb  gäharti-dehäy 
tibi  in,  wü-niggniggo  erhiya  tö- 
gihb. 

»  7)  Tan  ta-gibb:  »ad'ed'ir  h6- 
ka,  dihö  bä-»öya!*  tedi  ö-nigg- 
nigg6-i  dühiy. 


Andäwd  ka  a'dn  gör  ki  yinin 
yan. 

Ay  a'dn:  *anü  mara'd  adi- 
yik,  ilaü  yö  daülU  ak  yalehd 
yan  andSwak. 

»Anü  7nA-ld.  anA  mä-laüld* 
ak  talehd  yan  andäwä. 

Amdyk  sardl:  »gör  m/i-ktn6f 
yö  daül  kiba.'*  ak  yalehd  a'dn. 

»Ma'df*  talehd  yan  andäwä. 
ay  ildwak  dfal  aför  Sl  sügd 
yan. 

Ay  andäwd  gare'ittS  taddy 
yan,  ay  aför  ta  yubild  yan. 

Ay  aföruk:  *yi  mar'eSittdk 
ta  ilaü  biSitö  klnik  yök  mä- 
wäriHn.U  ak  talehd  yan  an- 
däwä. 


>  Vgl.  Sabosprache  I,  230. 


^^^^^H              '96                                                 ni.  AbkandlüDi 

^^^^^^^^^^H 

^^^^H                8)  *Kora!*  edl  iini-nlggniggo. 

tMa'äk.'*    yalehd   yan  afür. 

^^^^H           malyäb   wi-hdrro    togühdr  tihe 

ay    ilaü   gar'ittd,    biiitfä   yan 

^^^^P           Sn  tu-gibb. 

anddwd. 

^^m                      9)  T-yamet-haiay    eta  en,   e- 

Ay  a'dn  tametä  yan,   ay  iSi 

^^1              6  gaUö»  teSiibik   wö-harröy6s    te- 

'dre  yubilä-gtd  Hau  icaytd  yan. 

^^^^                10)   *W0  harröyo  höyö  togüS- 

»y  ildie  yOk  gar'itta*  ak  ya- 

^^^^H          hdrit  tä-gibti-dhäy  tedit  t-yamet- 

lehd  yan  a'dn  anddwdk. 

^^^^r           hatAy. 

^^r           10       W)  »Anlgniharabkik^'^tedit 

*Kök  mci-gar'etiniyöt.  ak  te- 

^^^^L           tü-gibb    t-yaviet-haMyiit   dihdy. 

lehä  yan  andAwd  a'dnak. 

^^^^^              12)  *  Höyök  gukhardb  bakayi- 

*K6-kö  anü  mä-gare'itiniyö-kä 

^^^^H           dhä  ü-niggniggo  badhibu*  tedit 

afür  yamaskäröt  ak  talehd  yan 

^                  tü-gibb    t-yamit-hatäytit   dihdy. 

aiidätcd  ay  a'dnak. 

^^M            16       13)  "Kera.'t    tedit    te-yamet- 

»Ma'dk!*    yalehd  yan   a'dn, 

^^^^            hatäy  O-niggniggöy  d&häy  ebena, 

ay  afitrul  yuddyn  yan,  yatnai- 

^^^^H           etbadhaixi-dhäy  ebena. 

karöna  yaddyn  yan. 

^^^^^k                14)  ^Kit-kdua  tü-gibb  wö-har- 

>  Yö  mä-taliga  avdäwd  y'  ildd 

^^^^V           röyö  togühai-et  tönäl*   tedit  te- 

yOk    bettdmt*    ak    yalehd   yan 

^^K            2ü   yamet-hatdy ,  ö-niggniggoy-dhny. 

a'dn  ay  afüruk. 

^^^^^L               15)   »Dihö    tiktena  rcö-hdrro 

*¥ö    taliga   anü  ay  ilaü  bs- 

^^^^H           an    agühaiH    töiidft    tedit    tä- 

tdmft  ak  talehd  yan  ay  andätcd 

^^^^H           gibb  o-niggniggoy-dhäy. 

ay  afüruk. 

^^f^                16)  »Tü-gibb  wö-haiTöy6k  to- 

>Andäwd  kü  Hau  betta  anü 

^H             25  guharit   tönd  irhäb   kdkvt   eni 

md-baliyö€  ak  yalehd  yan  afür 

^^^                  wü-niggniggo ,    bak   enit    dihdy 

yimiskird  yan. 

^^K            ibdah. 

^^^^H                17)  T-yamet-hataytigiräbena, 

A'dn  yunsulugd  yan,  andäwd 

^^^^y            tü-gibb  tigirib  eiia. 

ttislugd  yan. 

^^f            30        18)  Malyäb  wü-niggniggo  mba- 

Amdyk    sardl    ay    afür   ay 

^^^^^            ddb  daiirib,  findt  daurib,  glbib 

andäwd  ak  ta-mi  rumnid  yakeld 

^^^^H           daurib,    haldk  daürib,    heddm 

ma'd  aotdl,  ma'd  mahdlö,  nta'd 

^^^^P           daürib  eküdyt  eya,  tö-gibb  ndig 

gobö,  ma'd  q&ari  iiel  hay  mar'e- 

^^^^^            eküasit  d'ari  dhäy  eya  tö-gibbit- 

iitö   yametd   yan  ay  anddxcdl. 

^H            3ö  döhäy. 

^M                      19)  *ün   dbuU    tedi  tü-gibb 

»Täti  atiyäi*  ak  talehd  yan 

^^^^^L            ö-niggniggöy-dhny. 

ay  atidäwd  ay  afüruk. 

^^^^H                2Ü)  Wü-nlgyaiggo:    »aiiüb,  ö- 

Ay  afür:    »ydyä  afür  kini* 

^^^B           niggniggot  Mi. 

ta  ak  yaleltd  yan. 

I^«  BcdUTe-BprKh«  tn  Nortost-AMk».  I.  37 

21)  »Nän    Uhard    tihdyaf*  >Ay  fdl4af<    ak  talehä  yan 
tedi  t&-gihh.  ay  andäwä. 

22)  »Ad'ir   efi    hoki,    i'dn.  »Kö  mar'eÜtO  ametd*  ta  ak 
haki*  enit  vcü-^iggniggo.  yaiehä  yan  aför. 

6  23)  »Ö-glült,  ö-glült  "6r!  anib  *I>Madiidibäla!  yöyämar'e- 
tetir-ühdyai*  tedi  tü-gihh  ö-  Sittö  tametaf*  ak  talehd  yan 
niggniggöy-dhäy.  ay  andäwä  ay  afüruk. 

24)  »Tü-gUiU,  tö-glüliüt  'ör!  »Dada,  dadd  bald,  kü  mare'd 

batök  bä-d'irBk  han,  nät  kd-ke,  rä'td-dö  ed  wäyndm  mdnnO  akik 

10  wö-hdrrot-yamit-hatäy-tlbtegi!*  a'dn  ilaü  gar'ittär^ä  edebbd!* 

edit   um-niggniggo ,    Sn   enit  ö-  ta  ak  yalehd  yan  afär,  ay  ya- 

»aüöt  yiaMk,  in.  -giddÄ  iH  ardhal  ak  yaddy  yan. 

1)  Die  maus  and  der  frosch  lebten  beisammen. 

2)  Einst  sagte   der  frosch  zur  maus:   >da  ich  zu  einer 
hochzeit  gehe,  so  bewache  da  mir  mein  kom!« 

3)  Die  maos  erwiderte:  >ich  beileibe  nicht,   ich  bewache 
es  dir  nicht.« 

4)  Hierauf  sagte  der  frosch  zur  maus:  »sind  wir  denn 
nicht  freunde?  so  bewache  mir  also  das  kom!« 

5)  »Nun  gut!«  erwiderte  die  maus.    Nun  sass  vor  dem 
kom  die  eidechse. 

6)  Da  ging  die  maus  auf  diebstal  aus  und  die  eidechse 
sah  sie  dabei. 

7)  Nun  sprach   die  maus  zur  eidechse:  »ich  werde  dich 
heiraten,  daher  verrate  'du  mich  nicht!« 

8)  »Gut!«   erwiderte  die  eidechse    und   hierauf  stal  die 
maos  das  kom. 

9)  Der  frosch  kam  nun  heim  und  wie  er  sein  haus  be- 
nchtigte,  vermisste  er  das  kom. 

10)  Da  sprach  er  zur  maus:    »du  hast  mir  mein  kom 
gestolen.« 

11)  »Ich  habe  es  nicht  gestolen«  erwiderte  die  maus  dem 
froadt. 

12)  »Dass  ich    dir   nichts   gestolen   habe,   daftlr  ist  die 
adechse  senge«  sagte  die  maus. 

18)  »Gut!«    erwiderte    der    firosch    und   sie    gingen    zur 
lue  vm  ne  m  vememen. 


» 


TU.  AbtiuUong:    Bilolscli. 


14)  Da  sprach  der  l'rosch  zur  eideclise:  »weisst  du  nichts 
davon,  dass  die  maus  mein  kom  gestolen  hat?« 

1»)  Auch  die  maus  fragte  also  die  eidechse:  > weisst  du 
etwa  von  mir,  dass  ich  das  kom  gestolen  habe?« 

16)  Die  eidechse  legte  nun  zeugniss  ab  und  sprach:  »ich 
habe  nichts  davon  gesehen,  dass  die  maus  dein  kom  gestolen 
haben  sollte.« 

17)  So  verlor  der  frosch  den  prozess  und  die  maus 
gewann  in. 

18)  Da  nun  die  eidechse  dachte,  die  maus  habe  erliche 
absiebten,  so  nani  sie  ein  schönes  schwert,  eine  feine  lanze 
und  einen  schönen  schild  und  legte  an  ein  feines  gewand  und 
einen  kostbaren  gürtel  und  kam  bin  zur  maus,  sie  zu  heiraten. 

19)  »Wer  da?«  sprach  die  maus  zur  eidechse. 

20)  Diese  erwiderte:  >ich  die  eidechse,  ich  bin  es.« 

21)  »Was  willst  du?«  fragte  die  maus. 

22)  »Um  dich  zu  heiraten  bin  ich  da«  erwiderte  die  eidechse. 

23)  »Dummkopf,  son  eines  dummkopfs,  mich  wolltest  du 
heiraten!«  sprach  die  maus. 

24)  Da  erwiderte  die  eidechse:   »dummkopf,  tochter  eines* 
dummkopfs,  wenn  du  mich  auch  nicht  heiratest,   so  macht  das 
nichts,   gieb  aber  dem   frosch    sein   kom  zurtick!«  Also  sprach 
sie  und  ging  irer  wege. 

12. 
Die  eidechie  und  der.ichecli. 


10 


1)  Adangaläy  ktihib  faräbö, 
mbdji  wühl  faräbö  yi'ii  g^igya. 

2)  Fagni  ihayt  talogya;  mhl- 
n6»  ey/iyt  adangaläy,  iiibek 
4näü. 

3)  Pa4abyäyt,  nät  enäwik 
a»H  rewyäyt  'äf  efin  mafali, 
yafitOs  nät  geddm,  tä-'ä-tel  däs- 
ydyf,  igdähat. 

4)  Malyäb  faglri  i-ykhüi 
mkiJKts  ddnya,   a-ukhüi  tsiiinek 


Afür  lalim  dälä  yan,  arqä 
rigidid  (Jäld  yaii,  häbd  ak  ya- 
ddy  yan. 

Sek  yuyqu'd  nk  sü'usd  ytm; 
i.ii  rnakänal  gähd  yan  afiir^ 
yubild-ged  wdy  yan. 

Yamrereddy  yan,  icilim  icayk 
gardl  ugdniial  kOrd ,  agännä 
yanH  hcmad  iSi  df-kö  wlli  rimid 
id  hdy  yan,  öbd  yan. 

AniO-güd  ay  Sek  lalimä  aicicdl 
tan  inakdnal  lau  yadbhbd  yan, 


DU  BcdMyt^pnclie  id  NvrtMI-itHtn.  t, 


29 


'öyt,  ö-geddm  ö-girm6s  höy 
gi-'amU-t    ö-gediim    Tnehnlyäytf 
i-kuhtyis  ebAyt. 

h)  0-faglri  tö-kiiätidhdy: 
»tö-'d  harofifi!*  etlit,  esofvft. 
mal4  ya»  dihay  iyän,  Idkyan, 
itfo»;  malö  küiküäy  dihäy  eya- 
ttik,  lakyanik  iyan. 


ay  afitr,  iii  (jäylö  ak  sügdii- 
güdd'i  körd,  kämik  addiid  aniö 
hay,  rimid  ak  yayye'ä,  öbd,  iii 
ddylol  yndüy  yan. 

Iii  mä'andäk:  »tumä  hfin  irö 
häl-U  ak  yalehä  yan  ny  Sek, 
häUiäk  sardl  lamvid  k-ari  ya- 
matd,  qalabd  Uän  yan,  ay  karä 
häddn  yan;  lammn  gümäyti  yu- 
inatini  yo'obin  yan,  bädän  yan. 


1)  Eine   eidechse  legte   unter  einem   bett  ein  ei,   verliesa 
dann  und  ging  fort. 

2)  Ein  scheeh  nam  das  ci  and  versteckte  es.  Als  die 
eidechse  wider  dahin  kam  und  naclisaii,   fand  sie  das  ci  nicht. 

3)  Sie  lief  umher  und  als  sie  nichts  fand,   stieg  sie  aufs 
eil,   worauf  die  milch  stand,   legte  aus  ihrem   mund  irgend 

eine  wurzel  in  die  milch  und  stig  dann  widor  herab. 

4)  Hierauf  legte  der  scheeh  die  cier  wider  auf  ihren  platz 
und  als  sie  wider  sich  vorfanden,  so  stig  die  eidechse  wider 
hinauf,  steckte  den  köpf  in  die  milch,  nam  die  wurzel  heraus, 
ftig  dann  hinab  und  ging  zu  iren  eiern. 

5)  Nun  sprach  der  scheeh  zur  sklavin:  »wirf  die  miluli 
hinaus! <  und  Hess  sie  hinauswerfen.  Zwei  hundc  kamen  herbei, 
tranken  davon  und  starben;  zwei  geier  kamen,  tranken  und 
starben. 

13. 
Die  schlänge  und  der  zigenhirt 


1)  Küärküär  k&äb  wä  rabdb 
kida  unihf  ecfntn  in. 

2)  Eyaiiya  dShdy  iya,  wö-ha- 
lakUos  farddd  dihdy  iktÖ'  iha- 

»H-9Ü(irn     da'i-tü€     en-it, 
Outmi. 

3)  Ü-küSrküAr  ictf-Atj/rf  yi'iS, 
»dkya-nik  adauynldy  dihdy  «yd- 
it,  gib  hi'yi-it,  hardmi  kdbtay. 


"Äror  saytyd  labtiyä  Mdn 
asdn  yan. 

Alä-l(hctni  biikd-l  yamatd,  iii 
naräna-kö  haldb  ak  igrid  »itit- 
trd-4  ma'a<  ya,  tan  aariiä  yan. 

Ay  lab  arorti  ta  häbdk,  ya- 
däyk  mrd-l  afür  td-li  yamatä, 
d'md  yan,  zini  abtä  yan  ay  dror 
fdytyä. 


80 


tn.  Akkmolliiiid :    Reinlich. 


4)  Malydb  eyatifia  dihdy  e-ya, 
kfiärkilAr  küäb  edir-t,  endo» 
nayn-it,  avuu  wö-hawäd-ih  te- 
'eya-tis  tnay. 
h  5)  Kiiärktiör  fi-räha  df.häy 
eyä-it,  yi-'aba-ye  geb  bi'yä-it: 
»andirt  en-it. 

6)  W-eyatiga     yi-adini     teer 

araüös  »6ya,   küärküdr   ü-rdba 

10   emägutcik  e-iiiadir  yiÜ  d6hny, 

ye-arärib  esd'  dSkdy  retcyanek: 

»da'ib  tutcira€  edit. 


Malammi  ay  altüäwini  tdnal 
yamatd  yan,  ay  arord  ta  yig- 
difäy  iai  dik  harrdy  yau,  iii 
ald  aligüik  yinä  yan. 

Ay  lab  arorti  iba-d  ak  ya- 
matd yan^  bdköl-ik  addd-d:  >käy 
agdüföt  ya  sü'utä  ya». 

Ay  alil-lthcini  aki  iii  döbdytö 
ny  w&ri  icärlid  yan,  anid-ged 
fiy  lab  arörti  yobbd-ged  kä  yidef 
häbd,  gdle-l  kOrä,  ak  dafäy-k 
Sarai:  tniu'dm  dbta<  ya. 


1)  Eine  weibliche  und  eine  männliche  schlänge  schliefen 
beisammen. 

2)  Da  kam  ein  zigenhirt  dazu,  schnitt  einen  zipfel  seines 
kleides  ab  und  deckte  sie  damit  zu,  indem  er  dachte,  ein  vor^ 
hang  ist  hier  schicklich. 

3)  Der  schlangengatte  entfernte  sich  dann  und  nachdem 
er  weggegangen  war,  kam  eine  eidechse  herbei  und  beschlief 
die  schlänge  und  sie  beging  einen  ehebruch. 

4)  Widerum  kam  der  zigenliirt  dazu  und  tötete  die 
weibliche  schlänge,  ging  dann  heim  und  molk  abends  seine 
zigen. 

5)  Der  schlangengatte  kam  im  nach,  legte  sich  zu  seinen 
Zicklein  und  sprach:   >ich  töte  in.« 

6)  Der  zigenhirt  erzälte  aber  den  Vorgang  einem  anderen 
geftirten  von  im  und  wie  dies  der  schlangengatte  gehört  hatte, 
so  untcrliess  er  die  tütung,  stig  im  auf  den  schoss  und  sprach 
zu  im:  «recht  hast  du  getan.« 

14. 

Sätze  und  redensarten. 

Ani  wünu  neg.  ani  wün  kdke.         Ich  bin  gross,   neg.  ich  bin 

nicht  gross. 
Barük    wünuba   neg.    barük         Du  bist  gross,   neg.  du  bist 
15  tDun  kitin.  nicht  gross. 

Batük    wüntutci   neg.    batük         Du  (fem.)  bist  gross,  neg.  du 
lount  kittay.  bist  nicht  gross. 


Dia  B«l>aj»'8pnclM  In  ITordott-AfHln.  I. 


31 


BarfU  toünu  neg.  baräs  tcun 
läke. 

Bat&$  wüntu  neg.  batüt  wunt 
kUte. 
5       Hanin    wetUba    neg.    henin 
wemib  kinke. 

Barak    (harikna)    toenibona 
neg.  b.  wafäb  kittSna. 
Batik    (batikna)    wenitäna 
10  neg.  b.  wanit  kiUSna. 

Baräs  (bardma)  wentba  (we- 
nibuna)  neg.  tcanib  kikifn. 

BaiAs  (batSuna)  wenita  (we- 
nitana)  neg.  fcantt  Mken. 
15       .^t  bartihOk  umnu,  neg.  tcun 
koke. 

BariJc    anit    uränuba    neg. 
trun  kittay. 

Hanin  barSthokna  toaniba. 
SO      Barak  hanit  wenibäna. 

Hanin  barBthötna  wanib  kin- 
ke. 

Ani   awin    neg.    ani   mnäb 
koke. 
S      Barik    tuwina    neg.    barük 
winäb  kitta. 

Bai&k    Uuoini    neg.     batÜk 
winät  kittay. 

Bartu  uwin  neg.  bartu  winäb 
10  kike. 

Bat&»  tuwin  neg.  batüt  winät 
kitte. 

Hanin    nuwin    neg.    hanin 
winib  kinke. 
K      Barak   tuwinna  neg.   ba/rdk 
vinäb  kittena. 

Batäk    tiocinna   neg.    batäk 
wktät  kütena. 


Er  ist  gross,  neg.  er  ist  nicht 
gross. 

Sie  ist  gross,  neg.  sie  ist  nicht 
gross. 

Wir  sind  gross,  neg.  wir  sind 
nicht  gross. 

Ir  seid  gross,  neg.  ir  seid 
nicht  gross. 

Ir  (fem.)  seid  gross,  neg.  ir 
seid  nicht  gross. 

Sie  sind  gross,  neg.  sie  sind 
nicht  gross. 

Sie  (fem.)  sind  gross,  neg.  sie 
sind  nicht  gross. 

Ich  bin  so  gross  wie  da;  neg. 
nicht  so  gross. 

Da  bist  so  gross  als  ich;  neg. 
nicht  so  gross. 

Wir  sind  so  gross  wie  ir. 

Ir  seid  so  gross  wie  wir. 

Wir  sind  nicht  so  gross  als 
sie  (plar.). 

Ich  wnrde  gross,  neg.  wnrde 
nicht  gross. 

Da  wurdest  gross,  neg.  wur- 
dest nicht  gross. 

Da  (fem.)  wurdest  gross,  neg. 
wurdest  nicht  gross. 

Er  wurde  gross,  neg.  wurde 
nicht  gross. 

Sie  wurde  gross,  neg.  wurde 
nicht  gross. 

Wir  wurden  gross,  neg.  wui*- 
den  nicht  gross. 

Ir  wurdet  gross,  neg.  wurdet 
nicht  gross. 

Ir  (fem.)  wurdet  gross,  neg. 
wurdet  nicht  gross. 


32 


m.  Abhandlung:    ReinUek. 


Bardana  Uioinna  neg.  bards 
winäb  kiken. 

Batds    uwinna    neg.    batds 
tcinät  kiken. 
6       Ani  anwin  neg.  kd-umn  ^- 
win). 

Barük  tunwina  neg.  kit-wina. 

Batük  tuntdni  neg.  kit-wini. 

Bariia  unuAn  neg.  ki-tcin. 

10       Batüa  tuntßin  neg.  iii-tctn. 

Hanin  newun  neg.   kin-win. 

Barak     tetcünna    neg.    Ä;i<- 
triniia. 

Batäk  tetcünna  neg.  kit-win- 
16  na. 

Bards  eictinna  neg.  il-tr(nna. 

Batds  eiciinna  neg.  X;f-((nn»a. 

i4ni  irS  '5r  tcö  anib   asmcin. 
20       Borat  Abddllay  «rö  "ort  'ör 
*e»v«rina. 

Balilk  Hdmmadi  'öti  ^ör  tes\f- 
wini. 

Batäk  tö-'9t  te  batitök  tes^- 
25  irini. 

Barüs  ic9  '&r  ö  baryös  ea^unn. 

Batüs  tö  'öt  te  batitos  tes^ficin. 

Hanin  wo  '(^ön  för  hinnib) 

nes^tcin. 

30       Barak  tö  'öt  te  barftokna  te- 

fiftcinna. 


Sie  wurden  gross,  neg.  wur- 
den nicht  gross. 

Sie  (fem.)  wurden  gross,  neg. 
wurden  nicht  gross. 

Ich  werde  gross;  neg.  werde 
nicht  gross. 

Du  wirst  gross;  neg.  wirst 
nicht  gross. 

Du  (fem.)  wirst  gross,  neg. 
wirst  nicht  gross. 

Er  wird  gross,  neg.  wird 
nicht  gross. 

Sie  wird  gross;  neg.  wird 
nicht  gross. 

Wir  werden  gross;  neg.  wer- 
den nicht  gross. 

Ir  werdet  gross;  neg.  werdet 
nicht  gross. 

Ir  (fem.)  werdet  gross;  neg. 
werdet  nicht  gross. 

Sie  werden  gross;  neg.  wer- 
den nicht  gross. 

Sie  (fem.)  werden  gross;  neg. 
werden  nicht  gross. 

Ich  habe  diesen  knaben  gross 
gezogen. 

Ich  habe  meinen  son  erzogen. 

Du  hast  Abdalla's  enkel  er- 
zogen. 

Du  (fem.)  hast  Mohammed's 
tochter  son  erzogen. 

Du  (fem.)  hast  deine  tochter 
erzogen. 

Er  hat  seinen  son  enogen. 

Sie  hat  ire  tochter  erzogen. 

Wir  haben  unsem  son  er- 
zogen. 

Ir  habt  eure  tochter  enogen. 


Die  BtdsDjs-SpiicIie  in  Nordost-Afiilis.  I. 


33 


Batäk  ye  'är  g  batStokna  te- 

Bards  toO'Örö  bareyösna  emj,- 
winna. 
i       Bati$  t3  'dr  6  batstösna  esy.- 
wtnna. 

Amdr  'Ar  enjör  e»y,winna-hsb. 

Ü-gaü  tcü  ani  ö-gaü  ö-baryök- 
ndy-ka  tcun-kä-bu. 
10        0-gaü  tDü  Ibrahimib   wünu, 
teihani-riay-ka  ttmn-kd-bu. 

Wü-'ör  ü-baryük  wünu,  barüs 
tcö-'ör  tDö-ant-nay-ka  wun-kd-bu. 
Tö  'öt  tü-baryük  wüntu,  Atnt- 
15  ddy  U-'ar  daüri-kd-te. 

Barak  Abdalldy-ka  wun-kä- 
bua. 

Ü-mwin  (ü-matcün)  Abddllay 
ö-mwini-ka  hanyü. 
SO       Abddllay    ö-»wini-ka    Hdm- 
madi  ü-twin  hanyis. 

O-Sök  Atniddy-ka  vmn-kd-bu- 
ira,  daüri-kärbu^a. 

Barak  lUnne-ka  vmn-kä-bäna. 
J6       Hanin  barise-ka  wun-kä-ba. 

Barak    kurb  -it    toünuba-wä 
akräbua-ioä. 

Barük  kurb-i-ka  wun-kA-bua- 
tcä  akri-kd-bua-wä. 
30       Baräkna   kurbet    (kurba4-t) 
teenibäaa. 

Barak  kv/rbika  wun-kd-bäna. 

t/n  e^uf  anibu. 

0-tum  wO-anib  tiktinai 
S5       Ani  ö-tmök  kä-kan. 

0-»wn  wö-anib  (oder  ö-«mö) 
Abdälla  e'ddna. 

Sitnufibor.  i.  pUL-Ust.  a.  CXXTUI.  Bd. 


Ir  (fem.)  habt  eure  söne  er- 
zogen. 

Sie  haben  iren  son  erzogen. 

Sie  (fem.)  haben  ire  töchter 
erzogen. 

Die  Beni-Amer  erzogen  mich 
zu  einem  edehnann. 

Mein  haus  ist  grösser  als  dein 
haus. 

Ibrahim's  haus  ist  gross,  es  ist 
grösser  als  das  meine. 

Dein  son  ist  gross,  er  ist  grös- 
ser als  der  meinige. 

Deine  tochter  ist  gross,  sie  ist 
auch  das  schönste  mädchen  von 
Amideb. 

Du  bi^t  grösser  als  Abdallah. 

Deine  grosse  übertrifft  die 
von  Abdallah. 

Abdallah's  erziehung  ist  fei- 
ner ab  die  Mohammeds. 

Suakin  ist  grösser  und  schö- 
ner als  Amideb. 

Ir  seid  grösser  als  wir. 

Wir  sind  grösser  als  sie. 

Du  bist  gross  and  stark  wie 
ein  elefant. 

Du  bist  grösser  und  stärker 
als  ein  elefant. 

Ir  seid  gross  wie  elefanten. 

Ir  seid  grösser  als  elefanten. 
Wer  ist  der?  Der  bin  ich. 
Kennst  du  meinen  namen? 
Ich  kenne  deinen  namen  nicht. 
Meinen  namen  ruft  man  Abd- 
allah. 

I.  Abb.  3 


^^^^^^^     84                                                       AbhudUng:                                   ^^^^^^^^^^^H 

^^^^H              0-nim  ö-baryok  ab  e'ednai 

Wie  ruft  man  deinen  namen  V        ■ 

^^^^H              Ö-smi  Hdmmad  e'edna. 

Ich  heisse  Mohammed.                ■ 

^^H              Barük  tikt^-hlbf 

Kennst  da  mich?                  ^^a 

^^^^P              An  akUn-hök. 

Ich  kenne  dich.                    ^^H 

^^^^       5       Barük  kit-kdn-hibf 

Kennst  da  mich  nicht?        ^^H 

^^^^B                Ane  kä-kdn-hök. 

Ich  kenne  dich  nicht.           ^^^| 

^^^^H              Ndmha  t^nnyal 

Wo  wonst  da?                      ^^^B 

^^^^H               0-mhin  ani  hö  efiyib  Amidebu. 

Der    ort   wo    ich   wone,   ist       ■ 

Amideb.                                              M 

^^^V              Barük  äbua? 

Wer  bist  du?                                1 

^^K           10       An(  katäbu,  nugüs  katäb  q- 

Ich  bin  Schreiber,  der  könig       1 

^^^^^          küdstb. 

machte  mich  znni  Schreiber.           ■ 

^^^^H              Geb-ök  (oder  baryök  geh)  riü 

Hast  du  geld?                       ^M 

^V 

^^1 

^                    Geb-6  (oder  o»ii  jöi)  re<2  efi. 

Ich  habe  geld.                        ^^H 

^^M            16       Hdmmad  anib  ariyn-heb. 

Mohammed  hebt  mich.          ^^^ 

^^^L^^               Ani  wo-' Uro  tö-'ötU-ö-ka  ariiie- 

Ich  liebe  meinen  son  mer  als        1 

^^B         kM»u. 

meine  tochter.                                   1 

^^^^^1               Hdmmad  ö-gaü    wö-ani-nay 

Ich    behielt    Mohammed    in       1 

^^^^F          bi'isdn-hib. 

meinem  hause.                                    1 

^^a           20       Barak  anit  akrdbiM. 

Da  bist  80  stark  wie  ich.           1 

^^^^L              Barük  ani-ka  (an(hi-ka)  a- 

Du  bist  stärker  als  ich.        ^^^ 

^^^^H 

^^1 

^^^^H             0-gamuu  um- ani  eräbu,  ü- 

Mein  hemd   ist  weiss,   dein 

^                 gamis  übaryf'ik  hddalu. 

hemd  ist  schwarz. 

^^1            26        U-girm-ük  ani-geb  l'dmya. 

Dein   haapt  wurde  von   mir 

gesalbt. 

^^^^K              0-käm-ü  wu-ani  däybu,  n-kOm- 

Mein  kaniel  ist  gut,  dein  ka- 

^^^^H         äi  ü-baryiik  umägu. 

mel  aber  ist  schlecht. 

^^^^H             ^-l'a  yä-anib  edldbna. 

Meine    rinder    wurden    ver- 

kauft. 

^^^^^               Barüs  anib  tdnX 

Er  ist  mir  änlich.                 4^^| 

^^^^^     30       j4n(  tü-takdt  lehdtu. 

Meine  frau  ist  krank.            ^^H 

^^^^B              ^fl^  ^-lehandy  güdatu. 

Meine    krankheit    ist    gross        1 

(schwer).                                              1 

^^^^M              Anib  ü-gaü  daüribu,  baryiüc 

Mein    haus    ist    schön,    das        M 

^^^^H          ii-gaü  iingerdbu. 

deine  aber  ist  garstig.                       1 

^                    ^n/  baAthök  gab/ibu. 

Ich  bin  so  reich  als  da.       ^^H 

^^M           36        j4n/  baruok  gababu. 

Ich  bin  ri'icher  als  du.         ^^| 

Di*  Balanjrc-Spnoh«  in  Nocdot-Aftik».  I. 


Ah{  gabäbu  barUöka. 
0-gaw-ik  ü-baryäk  urdnu. 
Sttt&k  dbtui,  üsum  ürbatyük 
(u.  bajük)  dbuf 
6        U-gaü  ürbtUyäk  (bajük)  wünu. 
Baiyök-geh    (bajök-geb)    riü 

Ü-gaü  ün  batyöku  (bajöku). 
0-gaw-ük  ü-baty&k  (bajik) 
10  ddb<du. 

BaHu  akräbvL  barisök. 
An{  baritög  akräbu. 
0-tum  ö-baryös  ah  e'idnaf 
Baryö»  gd>  riü  iß. 

15  0-gaü  ün  baryöau. 

Bat&a  küatdtu,  takdtö  kitte. 

0-$um  &iaty6s  (baj6»)  ab  e"- 
^daaf 

Ö-tmr^  ab  e'idnaf 
to       Ani  batitö$  tDÜnu. 

Barik  voAnuba  bati»5». 
Ü-gaü  ürbatyü»  (bajii)  vsdmu. 
Batydt  (bajöt)  dShiy  iya. 
Batyö$  geb  riü  iß. 

16  Hanin  barethökna  akrdba. 
Baräkna  hannit  akriAäna. 
0-ga4  ün  hennibu;   MnnSb 

Wce. 

A-mak-An  daüriba. 
to       Ö-tmrön  (oder  ö-awn  toS-hen- 
nii)  Amor- Ar  tidna. 

Ü-gam-in  wü-hinne  daürüm. 
Rinne  (hdtme)  geb  riü  iß. 
Barak  hennika  tehayitena. 
t6       Barak  hanin  arStin-hOn. 

BarAkna  (oder  bardk)  hanni- 
hika  akrdbOna. 

0-gaü  ü-baryükna  wünu. 


Ich  bin  reicher  als  da. 
Dein  haus  ist  gross. 
Wer  bist  du  (fem.)  und  wie 
heissest  du? 

Dein  (fem.)  haus  ist  gross. 
Bei  dir  befindet  sich  geld. 

Dieses  haus  ist  dein  (fem.). 
Dein  haus  ist  klein. 

Er  ist  st&rker  als  du. 
Ich  bin  so  stark  als  er. 
Wie  nennt  man  seinen  namen  ? 
Bei  im  befindet  sich  geld. 
Dieses  haus  ist  sein. 
Sie  ist  meine  Schwester,  nicht 
meine  &aa. 

Wie  heisst  sie? 

Wie  heisst  er  (oder  sie)? 

Ich  bin  so  gross  ab  sie. 

Du  bist  so  gross  als  sie. 

Ir  haus  ist  gross. 

Er  kam  zu  ir. 

Sie  hat  geld. 

Wir  sind  so  stark  als  ir. 

Ir  seid  so  stark  als  wir. 

Dieses  haus  ist  unser;  ist 
nicht  unser. 

Unsere  esel  sind  schön. 

Unseren  namen  nennt  man 
Beni-Amer. 

Unser  haus  ist  schön. 

Wir  haben  geld. 

Ir  seid  besser  als  wir. 

Ir  liebt  uns. 

Ir  seid  stärker  als  wir. 

Euer  haus  ist  gross. 
8» 


^^^^V           M                                                tn.  AMMdlmt 

^^^1 

^^^^H              A-gaw-dk  ä-barydk6na  daü- 

Eure  häaser  sind  schön.        ^^B 

^^m 

^H 

^^^^H              Baryökna  geh  rii(i  ifi. 

Bei  euch  gibt  es  geld.           ^^^ 

^^^^F              Hanin  akniha  harisohnn-ka . 

Wir  sind  stärker  als  ir.        ^1 

^^M            6        Ügait  ü-batyoknn  (bajiikna) 

Euer  (fem.)  haus  ist  gross. 

^^1 

^^1                    Ä-gawäk  ärhatiäkna  daüriba. 

Euere    (fem.)    häuser    sind 

schön. 

^^M                    Bateyekna  gib  reü  efi. 

Bei  euch  (fem.)  befindet  sich 

geld. 

^H                    Bardsna  (a.  bnräs)  barBsok- 

Sie  sind  stärker  als  ir. 

^H           10  rm-ka  akrdba. 

fH 

^H                     U-gaü  ü-baryn*un  uünu. 

Ir  (eorum)  haus  ist  gross.    ^^B 

^H                     0-tum  ö-baryogina  ab  e'idna  1 

Wie  nennt  man  ircn  namen?        1 

^H                     Bai-yö»ena  gib  riü  efi. 

Sie  haben  geld.                             1 

^H                       Hanin  barSthosSna  nkrnba. 

Wir  sind  so  stark  als  sie.          1 

^H            Ift       Hanin  barisOi^tna-ka  akrdba. 

Wir  sind  stUrker  als  sie.      ^^M 

^H                      Batdsna  (a.  batig)  daüriba. 

Sie  (fem.)  sind  schön.           ^^M 

^H                      0-gaü  ü-batyüana  (bajtisina) 

Ir  (fem.  pl.)  haus  ist   gross.       ■ 

^H                 u^nu. 

M 

^H                     A-gdtca  a-batydtna   (oder  ä- 

Ire  häuser  sind  gross.                 M 

^H            20  gawdsna)  icaniba. 

^H 

^H                      0-guin  ö-bafyösSna  (oder  ö-»m- 

Wie  heissen  sie  (fem.)?        ^^M 

^H                  0«£naj  äZ>  eednaf 

^H 

^H                      Barük  ndmhlni  Maf 

Woher  kommst  du?               ^^M 

^^M                       Ani  Amidll y  yi'dn. 

Ich  komme  von  Amideb.      ^^B 

^H            25       Bariik  dbiMf 

Wer  bist  du?                                1 

^H                      ^ni   ibabk&ndht,,   ibabdn  efi. 

Ich  bin  ein  reisender,  ich  bin        1 

auf  der  reise.                                       ■ 

^H                      Barük  ndyso  Ubiyaf 

Wohin  gehst  du?                    ^^J 

^M                   O-Sdk-lb  (ö-Sök-i  dihd)  dnde. 

Ich  gehe  nach  Suakin.          ^^H 

^M                     6-S6klb  teßyaf 

Lebst  du  in  Suakin? 

^H            80       Ani  Haiivmib,  Sodänib  esti\ 

Ich  wone  zu  Chartum  im  Su- 

^H                'örfl    WH-ani  ö-S6k}b  ifi,   rehog 

dan,  aber  mein  son  befindet  sich 

^H                  hanriü. 

in  Suakin,  ich  will  in  besuchen. 

^M                     Te-lagi  Hdrtumi  ö-S6ki  dihä 

Der  weg  von  Chartum  nach 

^H                  gumdddu. 

Suakin  ist  lang. 

^H            36        C-tak  ün   ibdbyny  M.    ibd- 

Dieser  mann  ist  auf  einer  rei- 

^1                 iyai/  4^. 

se  begriffen. 

Di*  Badujra-Spneb«  ia  Nordost-AMka.  I. 


37 


Ün  ü'idk  dbut 
Tun  te-takdt  dbtuf 
An  ända  aha  (iböina)i 
Tän  törma    dbta  (dbtänajt 
*       An(Snö-täkar6n-hö$(ar6n^8). 
Ani  tun  tö-tdkdt  areydn-köB. 
En  inda  ariyan-höana. 
Tin  te-ma'  kärin-hösna.     ■ 
U-gaü  ben  ü-umn  äy  gdumf 

10       Te-takdt  iündaüritu,  te-takdt 
bet  aferdytu. 

Ani  6-gaü  beb  ddlih  ani. 

Ani   tö-öt   bSt    akanhin-hüB 
(und  -0$). 
15       Yi-'Ar  an  däyba,  yi-dr  haiin 
amäga. 

Te-^dr  tän  daürita,  te-'dr  baut 
iingerdta. 

Enda  balih  erhdn-höb,  drküe, 

SO       Te-'är  balit  erhdn-höh,  küAra- 
mdn-hotna. 

0-tak  wü  ams  iya  'öroyu. 

Te-takdt  am»   ita-t  daüritu. 

Ända  yi  ams  iyan  Amar- 
25  'ara. 

Abu  wü  eyaf 

0-tak  vDü  dfa  ani  erhan-e 
irun  tdku. 

Te-takdt  tu  dfa  ani  erhan-Bt 
30  teintu. 

Tl^-'Or  tu  dfa  ani  erhan-et 
daüritu. 

Tö-9r  tu  ani  kMräman-it 
k&ätötu. 


Wer  ist  dieser  mann? 

Wer  ist  diese  frau? 

Wer  sind  diese  männer? 

Wer  sind  diese  frauen? 

Ich  liebe  diesen  mann. 

Ich  liebe  diese  frau. 

Ich  liebe  diese  mftnner. 

Ich  liebe  diese  frauen  nicht. 

Wem  gehört  jenes  grosse 
haus? 

Diese  frau  ist  schön,  jene 
aber  ist  hässlich. 

Ich  habe  jenes  haus  gekauft. 

Ich  liebe  jenes  mädchen. 

Diese  knaben  sind  gut,  jene 
aber  schlecht. 

Diese  mädchen  sind  schön, 
jene  aber  hässUch. 

Als  ich  jene  männer  sah, 
fUrchtete  ich  mich. 

Als  ich  jene  mädchen  sah, 
grUsste  ich  sie. 

Der  mann,  der  gestern  an- 
kam, Ist  mein  son. 

Die  frau,  welche  gestern  an- 
kam, ist  schön. 

Die  männer,  die  gestern  ka- 
men, sind  Beni-Amer. 

Wer  ist  der,  welcher  ge- 
kommen ist? 

Der  mann,  den  ich  gestern 
sah,  ist  gross. 

Die  frau,  die  ich  gestern  sah, 
ist  gross. 

Das  mädchen,  das  ich  gestern 
sah,  ist  schön. 

Das  mädchen,  das  ich  kUss- 
te,  ist  meine  Schwester. 


^^^^^^     39                                                 ni.  Abkultimi 

\:    Balnliek.                                                  ^^^^| 

^^^H             IVtakät  tu  reil  tehi-t-ük  daü- 

Die  frau,   die  dir  geld  gab,        1 

^^^^B 

ist  schön.                                             1 

^^^H              £rBe<jaüye-t  bwr  marä'tul 

Ist  das  land  der  Bedaan  aas-^^J 

gedehnt.                                      ^^| 

^^^H              Ail,  marA'tu;  marä't  kitte. 

Ja,  es  ist  geräumig;  ist  nicht 

geräumig. 

^»^       6       An(  Bilalri  akräbu  oder  Bi- 

Ich  bin  stärker  als  Bilal. 

^^^^m         lal-i-ka  akra-kd-bu. 

^^^^H             To-'öt-it  hamSs  hadalätu  wo- 

Das  haar  des  mädchens  ist 

^^^^H          hawdd-U. 

schwarz  wie  die  nacht. 

^^^^H              Barük    hanSir-i-ka    nigla-kä- 

Du  bist  schmutziger  als  ein 

^^^^^      10  Jwa. 

Schwein. 

^^^^              Nat  erhltal 

Was  hast  du  gesehen? 

^^^H             Nat  erhdb  kdke. 

Ich  habe  nichts  gesehen. 

^^^^H              Barns  nät  edi-hökl 

Was  sagte  er  zu  dir? 

^^^^^              En-wä  en-w&  edi-hib,  nät  wet 

Das  und  das  sagte  er  mir, 

^^^^^     15  diyab  kike. 

nichts  anderes. 

^^^^ft               Barük  nän  tuwariyaf 

Was  tust  du? 

^^^^H               Nät  kä-wari. 

Ich  tue  nichts. 

^^^^B               Td-nät    tön    aü    uwiref    tön 

Wer  hat  das  getan  ?  tatst  du 

^^^^M 

es? 

^^^^^      20       Tö-ndt  tön  ani  werab  käke. 

Ich  habe  das  nicht  getan. 

^^^^^               Bak  tuwerik  dayb  titwira. 

Wenn  du  es  so  machtest,  so 

hast  du  gut  getan. 

^^^^^^—        Sür  tuweri  tennyk  uwira! 

Tue  was  du  früher  tatst! 

^^^^^^^        Bak  cuuwir. 

So  liess  ich's  machen. 

^^^^H               Wü-hayü  gudmya,  a  ü  yu'dya  f 

Mein  hier  ist  ausgetrunken; 

wer  hat  es  getrunken? 

^^1            25       Ani  gü'dn,  w6-ha  ü-guatiyii» 

Ich  trank  es,  das  biertrinken 

^^L^           ddybu. 

(das  bier  sein  trinken)  ist  an- 

genem. 

^^^^H              W6-ha  gii'dti  ddybu. 

Bier  zu  trinken  ist  angenem. 

^^^^^M              Wö-addr-ha  ü-gaatiyüs  kard- 

Wein  zu  trinken  ist  verboten 

^^^^H           mu  rwsilmiye-dhdy. 

für  die  muslim. 

^^^^      SO       Lthdyt  baryok  geb  häb  gu'dn 

Morgen   trinke   ich    bei    dir 

^L 

bier. 

^^^B              Na-dor   barük   hab    güdsta- 

Wann  gabst  denn  du  mir  bier 

^^^^1          hiba^  ani  kä-guasdn-hok. 

zu  trinken?  ich  gebe  dir  auch 

keines. 

1 

Dia  IMuje-Spnch«  in  MorlMt-AMb.  I. 


39 


Aßi  fottHnu,  nOA,  ka-bare, 
barik  gabdbuaf  wB-Anküdna 
gdbti  ehi-hok,  not  h(yä>a! 

Not  eyä-hok  ketde,  barük  mes- 
5  kin  kühaya,  bar^  amägua. 

Aü  anud  Mogälo-y  (Mogüä- 
lö-i)  iyai 

Anff)  bakdy  iya  ki-hay. 
Un  abuf  bin  äbul 

10       An  dygaf  tan  dygatf 

An  dyga  yi-'drf 
BtUin  dyga  yi-'drt 
Btdit  dygata  te-'drf 
Ndka  dora  ü-Solob  tißyaf 

15       Ngil  dör,  nuü6  döra,  mXhdy 
döra  bintay  ifi. 

Bar6k  niysö  t^iyaf 

Ani  ö-Sok  dha-he. 

Ä3s4^  kiyOnat  ndmhlni  te- 
so  Mai 

Ani  ö-S6kib  etH\ 

0-gaaik  kiyat  te-takat&k 
kkaf 

Hanin  td'a  kinat 
K       Baräkna  td'a  kitünaf 

Ndna  etänf 

Hanitn  hdrrOb  nidl^  nSniina. 

Tökar  wBrhdrrü  gäeddbu,  ha- 
nin fa4ig  tamün  m&da  hdrröb 
N  nieUib. 

Kan&s  würhdrru  tobokimya, 
lekäyt  ei(f4Ön  mabdy  niharu. 


Ich  bin  ja  arm  und  habe 
nichts,  du  aber  bist  reich,  G«tt 
verlieh  dir  reichtom;  gieb  mir 
also  anch  etwas! 

Ich  gebe  dir  nichts,  denn  du 
bist  ja  kein  armer,  nur  ein 
taogenichts. 

Wer  kam  heute  von  Mogolo? 

Ausser  mir  kam  niemand. 

Wer  ist  dieser?  wer  ist 
jener? 

Wer  sind  diese  (masc.)?  wer 
sind  diese  (fem.)? 

Wer  sind  diese  knaben? 

Wer  sind  jene  knaben? 

Wer  sind  jene  mädchen? 

Wie  oft  warst  du  in  Sua- 
kin? 

Ich  war  ein-,  zwei-,  dreimal 
dort. 

Wohin  gehst  du? 

Ich  gehe  nach  Snakin. 

Wo  ist  dein  volk?  wo  lebst 
du? 

Ich  lebe  in  Suakin. 

Wo  befindet  sich  dein  haus? 
dein  weih? 

Wo  befinden  wir  uns  jetzt? 

Wo  befindet  ir  euch  jetzt? 

Warum  seid  ir  gekommen? 

Wir  kamen  am  kom  zu 
kaufen. 

In  Tokar  giebt  es  vil  kom, 
wir  kauften  vierzig  scheffel 
kom. 

Alles  kom  wurde  eingefüllt 
und  morgen  wollen  wir  heim- 
ziehen. 


40 


Xn.  Ablumdlimg:    Beiniseh. 


Tü-bti/r  hadaddebin  tike,  wü- 
hawäd  eya,  hanin  dowadeni, 
ü-mha  mekinyik  en^on  nebs. 


Fajir  ü^mha  mehinyek  hidäb 
6  sakni  ibäbni;  ü-mb€  bigudiyik 
masdl  kl-masalegya. 


Bistnillähi  ditit  endön  nibs. 

Sanäyek  wälikd-t  md'a! 

Ani  lehdyt  ibdbani. 
10       Ani  dfa  i'dn  ibdbti. 

Ani  ibäbt  harü  efi. 
Ani  ibäbt  harü  kähay. 
Ani  ibdbani- hob  (ibäbanik) 
vtyü-Orti  emhi. 
16       IbdbkSna  Bya. 

Bäbü  ibdbal-hib. 

Wö-örök  ibdbsa! 
Ani  ibäbanyihöb  Hdmmad  ö- 
gaü  tcö-ani-nay  bVisdn-heb. 

20  Ani  ibäbanyehöb  ö-gaw-yö 
sani-hsba! 

Barüs  ibäbinyehöb  Hdmmad 
gebös  ibdbini. 

Ani  tamanyihöb  barik  gebö 
26  tdmtaya. 

Barük  tamtayehöb  ani  gebök 
tdmani. 

Barüs  tdmyayshöb  ani  gebös 
tdmuni. 


Die  erde  ist  dunkel  geworden 
und  die  nacht  herangekommen; 
wir  wollen  schlafen  und  wenn 
der  morgen  kommt,  gehen  wir 
heim. 

Morgen  wenn  es  licht  wird 
gehen  und  reisen  wir  zusammen ; 
wenn  auch  der  tag  lang  ist,  die 
Unterhaltung  hat  noch  keine 
langweile  bewirkt. 

Wir  sagen:  in  Gottes  namen! 
und  gehen  heim. 

Rufe  deine  brüder  und 
komm! 

Ich  verreise  morgen. 

Ich  kam  gestern  von  einer 
reise. 

Ich  will  verreisen. 

Ich  will  nicht  verreisen. 

Als  ich  verreiste,  blib  mein 
son  zurück. 

Ein  reisender  ist  angekom- 
men. 

Mein  vater  schickte  mich  auf 
reisen. 

Schicke  deinen  son  auf  reisen ! 

Wenn  ich  verreise,  so  lasse 
ich  den  Mohammed  in  meinem 
hause  schlafen. 

Wenn  ich  verreise,  so  bleib 
in  meinem  hause! 

Wenn  er  verreist,  so  reist 
Mohammed  mit  im. 

Wenn  ich  esse,  so  issest  du 
mit  mir. 

Wenn  du  issest,  so  esse  ich 
mit  dir. 

Wenn  er  isst,  esse  ich  mit  im. 


Die  B«d*ii7e-Spncbe  in  Nordost-AfHIu.  I. 


41 


Hanin  tdnmayihöb  bardk  ge- 
hen tdmtäna. 

Barak  tämtendyhöb  hanin  ge- 
bokna  tämnay. 
6       ^nt  taman-e-höb  Hdmmadiya. 

Gabany-B-dJiäy  ibäban. 

AdanHr-i-dhäy  i'dn. 
Bäbü  talcät  wU  ed'ir. 

O-gamlsö  aSangiU^-B-dhäy  «o- 
10  60«  ddlib. 

Ani  kilüyany-i-dhäy  hdrro 
ddlib. 

Anda  fartakamen-i-dhäy  aoü- 
dga  dskera  ö-eüg-i-dhäy  isibe. 

15       Ü-'ör-ay,  ö-bdb  nigila-hiba! 

Ü-bäb  ingdl,  negälu. 

Nana  ö-bdb  kü-negilaf 

Wö-hawad-lb  ö-bab  ü-ngul  a- 
mägu,  ü-mha  mehinyek  anangil, 
20  td'a  kd-ngil. 

Amnäb  iumSany-6-dhdy  ö-bdb 
dtnagil  (asisnagil). 

6-bah  kadaüitanyehöb  ba-et- 
nagil-Ök. 
25  Wü-änküdna  tö-dinya  akligya, 
kaesiu  tü-dinya  wö-änk&dnay 
akligimta,  wö-Anküdnay  kdlaga 
däyta,  ü-kaligimti  ddybu. 

Ndna  ferhdbttaf 


Wenn  wir  essen,  esset  ir  mit 
uns. 

Wenn  ir  esset,  essen  wir  mit 
euch. 

Als  ich  gegessen  hatte,  kam 
Mohammed. 

Um  reich  zu  werden,  machte 
ich  reisen. 

Ich  kam  um  zu  heiraten. 

Mein  vater  heiratete  eine  an- 
dere frau. 

Um  mein  hemd  zu  waschen, 
kaufte  ich  seife. 

Um  griitze  zu  machen,  kaufte 
ich  kom. 

Damit  die  leute  sich  zerstreu- 
ten, schickte  der  gouverneur 
Soldaten  auf  den  marktplatz. 

Bursche,  öflftie  mir  die 
türe! 

Die  türe  ist  geöffnet  worden ; 
sie  steht  offen. 

Warum  tust  du  die  türe  nicht 
auf? 

Bei  nacht  ist  das  öffnen  der 
türe  misslich,  ich  öffne  wenn  es 
morgen  wird;  jetzt  aber  öffne 
ich  nicht. 

Um  einen  gast  einzufttren, 
Hess  ich  die  türe  öffnen. 

Wenn  du  anklopfest,  wird  dir 
aufgetan. 

Gk)tt  hat  die  weit  erschaffen, 
die  ganze  weit  ist  von  Gott  er- 
schaffen, die  Schöpfung  (das  er- 
schaffen) Gottes  ist  schön  und 
schön  das  werk  der  Schöpfung. 
Warum  bist  da  so  lustig? 


42 


m.  Abkaiidliiiif :    Btiaitah. 


Ani  hob  gti'dn,  ani  gffd'iny- 
dyhöh  amßrhdm. 

Yt-'äm  amfirhitydn-heb. 

E-hitk-ek   wA    e-bitk-Bn   ribd 
6  ifiy  abd-t  tiß. 

Mali  erbdy  e-bitik  abdt  teß. 

Ar6k  egti\    an    ö-gavoi  ar'i 
esti'. 
Mehdy-t  yina-t  arH  Hdmmad 
10  äyo. 

Bar&8  ö-gaw-i  sür-i  esd". 

Hirira  süri! 

Hanin  toö-hind-i  wuhd-y  ne- 

16       Ü-yäs  ö-näl  wuhdy  bt'ine. 

Barüs  ö-n'äl-{  arowd-y  esd", 
O-n'al-i  inki  aa'äi  kike. 
O-hd'nö  ö-gaw-i  ^nki  estV. 

Kidmdt  dbare  BiWrl-b. 
20       Baruk  5-gaw-ib  senniyaf 

Crüda  hayük  erdsyäni  hSn  tO- 
bri-t-ib. 

Barük  Magir-ib  tefiyaf 

Ani  0-SÖk-ib  esti",   Maair-ib 
26  kdhay. 

Mesuwe"  jasirdt-ib  teß. 

Mehdy-t  ylnd-t-lh  tamdb  kdke. 

Ay  tirga  yi-hämiik-eb  ti»ni. 


30 


E-yäm-ib  4dbya. 
An-ib  ü-gaü  daüribu. 
Hinni-eb  ü-gaü  iingerdbu. 
Ü-gaü   wü-Ibrähimrib  toünu. 


Ich  habe  hier  getrunken; 
wenn  ich  trinke,  so  werde  ich 
fröhlich. 

Meine  kinder  haben  mir  firea- 
de  bereitet. 

Zwischen  each  nnd  nns  befin- 
det sich  ein  berg  and  ein  Anas. 

Zwischen  den  zwei  bei^n 
befindet  sich  ein  flnss. 

Ich  sitze  hinter  dir,  ich  aitse 
hinter  dem  haose. 

Nach  drei  tagen  kam  Mo- 
hammed. 

Er  sass  vor  dem  haoae. 

Gehe  voran! 

Wir  Sassen  onter  dem  banm. 

Der  band  schläft  unter  dem 
bett. 

Er  sass  neben,  nicht  aof  dem 
bette. 

Der  geier  sitzt  auf,  über  dem 
haose. 

Ich  bin  bedienstet  bei  BilaL 

Bleibst  du  zu  haose? 

Vile  Sterne  leuchten  am  him- 
mel. 

Hältst  do  dich  in  Kairo  aof? 

Ich  wone  in  Soakin,  nicht  in 
Kairo. 

Massaoa  Ug^  aof  einer  inseL 

Ich  habe  seit  drei  tagen 
nichts  gegessen. 

Fünf  monate  blib  sie  am  le- 
ben. 

Er  fiel  ins  wasser 

Mein  haus  ist  schön. 

Unser  haos  ist  hässlich. 

Ibrahim's  haos  ist  gross. 


Dto  B«dHqr*-apneli«  in  Nordait-lftikk.  I. 


43 


Ü-gaü  wü  Hdmmadrib  (oder 
Hdmmad-i  ürgaü)  toünu. 

A&ddUa-y  ü-gaü  Hämnutd-ib 
ö-gaw-i-ka  hani/isu. 
6      FerhM-lb  tiyd". 

Ani    akantilhdykik    ö-gcadh 
a$iimi. 

Bariik  kanUb-dykik  ö-gaudb 
sStmya. 
10       Hanin  nekaiib-dykik  ö-gawlh 


Barak  tekaUbn-dykik  ö-gavdh 
ie»6nna. 

Barät  ekattbn-dykik  ö-gauib 
15  esSnna. 

Ani  sdkany-dykik  (und  -dy- 
hob,  -e-höb)  bariik  gebt  »dk- 
taya. 

Ani  arüh  dtfari-dykik  (-dy- 
XO  huh,  -ihöb)  barit  ö-gcuffib  sinya! 

Ani  arüh  dtfarl'-ik  te-takatü 
0-gau^  a^ni. 

Barük  y^^adim  ümmät  teSt 
»ötany-tk  andir-hök. 

ti       Ani  nOt  dndy-ik  sidigu. 

Bariik  nät  tindy-ek  sidigu. 

Hanin  nät  niyad-ek  sidigu. 

Tak  indäb  edir-ek  harämibu. 

Ani  batok  areyan-höki  däyt 
30  tikay4k. 

Ani     batök     kä-areyan-hoki 
amakt  tikayik. 
Barü»  Bdkya^4k  Mi  iya. 


Mohammed's  haas  ist  gross. 

Abdallah'B  haus  ist  schöner 
als  das  von  Mohammed. 

Sie  starb  vor  frende. 

Wenn  (so  oft)  ich  schreibe, 
bleibe  ich  zu  haose. 

Wenn  du  schreibst,  bleibst 
du  zu  hause. 

Wenn  wir  schreiben,  bleiben 
wir  zu  hause. 

Wenn  ir  schreibt,  bleibt  ir  zu 
hause. 

Wenn  sie  schreiben,  so  blei- 
ben sie  zu  hause. 

Wenn  ich  gehe,  so  gehst  du 
mit  mir. 

Wenn  ich  hinausgehe,  so 
bleib  du  im  hause! 

Wenn  ich  hinausgehe,  so 
bleibt  mein  weib  zu  hause. 

Wenn  du  die  sache  anderen 
leuten  erzälst,  so  erschlage  ich 
dich. 

Wenn  ich  etwas  sage,  so  ist 
es  war. 

Wenn  du  etwas  sagst,  so  ist 
es  war. 

Wenn  wir  etwas  sagen,  so 
ist  es  war. 

Wenn  jemand  leute  tötet,  ist 
er  ein  Verbrecher. 

Ich  liebe  dich  (fem.),  weil 
du  schön  bist. 

Ich  liebe  dich  nicht,  weil  du 
hässlich  bist. 

Als  er  fortgegangen  war, 
kam  Ali. 


^^^^^V              9*                                                ni.  Abbuidlnoij 

■■    Roiniaeb.                                               ^^^| 

^^^^H               0-rba  rewya-n-ik  hiya. 

Als  er  den  barg  erstigen  hat- 

te, ruhte  er  sich  aus. 

^^^^^^H         Ani  ie'igäb  akäy-t  dirman. 

Ich  wurde  ein  hirt  und  ging 

hinter  der  herde. 

^^^^^H         Bariik  ie'egäb  tekdyt  dirimta. 

Du    wurdest    ein    hirt    und 

gingst  hinter  der  herde. 

^^^^r                Oüdab    hadidini  gär  güsrib 

Wer  vil  redet,  ist  entweder 

^V              5   eketti,  gär  sidgib  ekdti. 

(wörtlich  einer)  ein  Ittgner,  oder 

ein  weiser  (warliai'tiger). 

^^^^^^^          Ngät  minda  dehö  tduktn. 

Ein  regentropfen  Hei  auf  mich. 

^^^^^H          E-gulüla  ye-'adim-i-dhäy,   ö- 

Zum   geschwÄz  von    dumm- 

^           mek-i   ö-mßik-i-dhäy   bä-fd'tda, 

köpfen  und  auf  eselsfurz  lache 

^^^^H           tim  diya! 

nicht,  sondern  schweige!                 \ 

1 

w                  ■ 

^^^H                    Gespräche  and  sStxc  1 

in  idtüui  der  Halenga.        ^^M 

^^^^       10        1)    0-kiiasanayün    kassoh    0- 

Gott  ist  der  vater  aller  men- 

^H                 dhdy  babose. 

schen. 

^H                       2)  U-kiiasanayfm  ndtka  ektaii . 

Qott  weiss  alles. 

^^^^ft                3)  Ane  not  käkan,   lakin  ü- 

Ich  weiss  nichts,   aber  GKitt 

^^^^"              küasannyün  4ktnn. 

ist  allwissend. 

^^^^        15       4)  Hinin  kassAn  sana«anäba. 

Wir  alle  sind  brttder. 

^^^^H                 5)  Alläy  ü-kaldm  gdle. 

Gottes  wort  ist  eins  (war). 

^^^^^^H          6)  Anibe  ü-kaldm  gdle. 

Mein  wort  ist  eins  (aufrichtig),     l 

^^^^^^H          7)  Kasmy  Ilah'iign  däy  htda. 

Alle  Halenga  sind  gute  leute. 

^^^^H          8)  Barak  ekatdb  likUnai 

Kannst  da  schreiben? 

^^^^^     20       9)  Ane  ekatdb  akto.n. 

Ich  kann  schreiben. 

^^^^                10)  Ane  ekatdb  kdkan. 

Ich  kann  nicht  schreiben. 

^^H               11)  Barük  ekaUib  kiHänaf 

Kannst  du  nicht  schreiben? 

^^H               13)  Batiik  ekatdb  tiktmit 

Kannst  da  (frau)  schreiben? 

^^^^^^—        13)  Batük  ekatdb  kittänef 

Kannst  du  (frau)  nicht  schrei- 

ben? 

^             25      14)  Bat-uh  ekatdb  ek~itent 

Kann  er  schreiben?                   ' 

^^^^m                15)  Bariih  ekatdb  kikan. 

Er  kann  nicht  schreiben. 

^^^M               llj)  Batah  ekatdb  tiktml 

Kann  sie  schreiben? 

^^^M              17)  Batüh  ekatdb  kittan. 

Sie  kann  nicht  schreiben. 

^^^M              18)  Barak  ekatdb   tiktinnaf 

Dm  BadH7»^nehe  in  Mardiwt-lftite.  I. 


46 


19)  Hinin  ekatdb  nikten. 

20)  Hinin  ekatdb  kinkan. 

21)  Barak  ekatdb  kütdnnaf 

22)  Barak  ekatdb  iktmnaf 

5       23)  Bardh   ekatdb   kikdnna. 

24)  Ane  Alib  0-gaü  baydt. 

25)  Ane  AUb  i^ganoi  yfani. 
i&)AUb  ü-gaü  daüribe  Mo- 

hammedib  ü-gaü  iingeräbe. 
10       27)  AjKÜt  ürgaü  daüribe,  bar- 
yük  ü-gaü  Hngerdbe. 

28)  Baryöh   ü-gaü   daüribe, 
baty&h  ü-gaü  Singerdbe. 

29)  Hinnyib  ü-gaü  daüribe, 
15  baryikna  ü-gaü  daünb  kikS. 

30)  Baräyüh  ü-gaü  daüribe, 
batäyüh  ü-gaü  daürib  MkS. 

31)  AneiattamanytkaS'arib 
akdte. 

20       32)  Bariik  iat  tamtinyik  aS'- 
aräb  tekdti. 

33)  Bat&k  iat  tamtinyik  af- 
arttt  tekdti. 

34)  Barüh  SiU  taminyek  aS'- 
25   aräb  ekdte. 

35)  Batüh  Sät  tamtinyik  aS'- 
ardt  tekdte. 

36)  Hinin  iät  tamnayek  aS"- 
ardb  nekdte. 

so       37)  Barik  iat  tamt9nek  af- 
ardb  tekdtina. 

38)  Batäk  Sät  tanOSnik  af- 
arät  tekdHrui. 

d9)  Bardh   iät  taminik  af- 
35  aräb  ekdtln. 

40)  Batdh   iät  tamSnek  aS'- 
ardt  ekdtln. 


Wir  können  schreiben. 

Wir  können  nicht  schreiben. 

Könnt  ir  nicht  schreiben? 

Können  sie  schreiben? 

Sie  können  nicht  schreiben. 

Ich  gehe  nach  dem  hause 
Ali's. 

Ich  komme  vom  hause  Ali's. 

AU's  haus  ist  schön,  aber 
Mohammed's  haus  ist  hässlich. 

Mein  haus  ist  schön,  aber 
deines  ist  hässlich. 

Sein  haus  ist  schön,  aber  ir 
haus  ist  hässlich. 

Unser  haus  ist  schön,  das 
euere  aber  ist  nicht  schön. 

Ir  (eorum)  haus  ist  schön, 
aber  deren  (earum)  haus  ist 
nicht  schön. 

Wenn  ich  fleisch  esse,  wer- 
de ich  stark. 

Wenn  du  fleisch  issest,  wirst 
du  stark. 

Wenn  du  (frau)  fleisch  issest, 
wirst  du  stark. 

Wenn  er  fleisch  isst,  wird  er 
stark. 

Wenn  sie  fleisch  isst,  wird 
sie  stark. 

Wenn  wir  fleisch  essen,  wer- 
den wir  stark. 

Wenn  ir  fleisch  esset,  werdet 
ir  stark. 

Wenn  ir  (frauen)  fleisch  es- 
set, werdet  ir  stark. 

Wenn  sie  fleisch  essen,  wer- 
den sie  stark. 

Wenn  sie  (fem.)  fleisch  essen, 
werden  sie  stark. 


^^^^^^f              48                                                   ni.  AbhmailoiiK :                                                                        ^^^^H 

^^^H               41)  Barak  tinfeete,  dne  itd'- 

Wenn     du     mich     schlägst, 

^^^H           hök  dnde. 

schlag'  auch  ich  dich. 

^^^H               42)  Barak  bifteete ,  dne  kä- 

Wenn  du  mich  nicht  schlägst, 

^^^ß            fakök. 

schlag'  ich  dich  nicht. 

^F            6       43)  Barüh   infe'ete,   dne  Ha 

Wenn  er  mich  schlägt,  schlag' 

^^^^H            dnde. 

ich  auch. 

^^^1               44)  Batüh  tinteke,  dne  itd' 

Wenn      sie     mich     schlägt, 

^^^^1          dnde. 

schlag'  ich  auch. 

^^^^                 45)  Baräkna  tefdnetün,  hinin 

Wenn  ir  uns  schlägt,  schla- 

^^^^^      10  nefahokna. 

gen  auch  wir  euch. 

^^^B                46)  Batakna  tefdnetün,  hinin 

Wenn  ir  (fem.)  uns  schlägt, 

^^^^B           netahokna. 

schlagen  auch  wir  euch. 

^^^^H               47)  Baräh  (barahna)  efane- 

Wenn  sie  uns  schlagen,  schla- 

^^^^P          tim,  hinin  ne{a'hö8na. 

gen  wir  sie  auch. 

^^^        15       48)  Barak  biUe'äe,  dne  i(a- 

Wenn  du  mich  nicht  schlägst, 

^^^^.              hök  kdde. 

werde  ich  dich  nicht  schlagen. 

^^^M               49)  Barüh   bl(eke,   dne  itd' 

Wenn  er  mich  nicht  schlägt, 

^^H 

werde  ich  in  nicht  schlagen. 

^^^^^                50)  Bardkna  bätenhän,  hinin 

Wenn   ir  nns   nicht   schlägt, 

^^^^       20  nifa'hökna  kinde. 

werden  wir  euch  nicht   schla- 

gen. 

^^^^H               51)  Barak    bi(anhün,    hintn 

Wenn  sie  uns  nicht  schlagen, 

^^^^H            nifd'  kinde. 

werden  wir  sie  nicht  schlagen. 

^^^^H               52)  Barök  wa  aneb  wa  nun 

Ausser  dir  und  mir  sind  alle 

^^M                 ürdhdy  ü-raü  kattdh  sdkyan. 

leute  fortgegangen. 

^H            26       bSi)  Hinin  deyimey,  hinin  ta'd 

Wir  sind  müde;  da  wir  nun 

^^^^            deyirnanik,  barük  deyirtaf 

müde  sind,    bist  du  wol  auch 

mtlde. 

^^^H               54)  Ane  gije,  khdSyardn. 

Ich  doch  nicht,  ich  bin  nicht 

müde. 

^^^^P               55)  Nahöb  td'a  giktenyaf 

Wann  gehst  du  niin? 

^^^^               56)  BariJc  dne  gikte  harriü 

Willst  du  dass  ich  gehe?          ( 

^H            so  hant 

^H                       57)  Ane    gikte    kdharu,    tö- 

Ich  wünsche  zwar  nicht  dass 

^^^^^            mhaseyt&k  td'a  ka-mha^tä-hanf 

du  gehest,  aber  nimmst  du  denn 

dein  mittagsmal  nicht  ein? 

^^^P                58)  Kira,  ibe  dndi. 

Nun  gut,  ich  will  gehen. 

^^V                      59)  'Jri  dne  ö-mangäy  abdy- 

Als  ich  gestern  in  die  steppe 

^H              35   hö  ha^ldb  erhdn. 

ging,  sah  ich  einen  löwen. 

J 

IH*  B*dMj*-8pneli*  in  NotdMt-Aftib.  I. 


47 


60)  "Iri  bar&k  ö-mangäy  te- 
bdy-hO  ha4ih  erhita. 

61)  "Iri  haUik  ö-mangdy  te- 
hdy-hö  htufdb  erhüay. 

5       62)  "Iri  barüh  ö-mangäy  e- 
bdy-hö  ha^äi  irhiya. 

63)  "/rt  batah  ö-mangäy  te- 
bdy-hö  ha^ib  erhita. 

64)  "/r»  hinin  ö-mangäy  ne- 
10  bdy-hö  ha4äb  erhina. 

65)  "Iri  harökna  ö-mangäy 
Ubiitrhß  ha4äb  mrhttäna. 

66)  "Iri   btttdkna  ö-mangäy 
tebin-hö  ha^äb  erhitOna. 

16       67)  "/rt  baräh  ömangäy  e- 
bin-hO  ha4äb  irhiyin. 

68)  "/rt  ba/tih  ö-mangäy  e- 
bin-hß  ha^fA  irhiyan, 

69)  Ün  ü-tdk  äbet 

ao       70)  Ttin  tOrtakdt  äbtef 

71)  An  ända  äbaf 

72)  Z^n  «d-ma'  äbtaf 

73)  An  4tf4äio  an  äbäf 

74)  ün  94dk  tm  däybe,  ürtdk 
t6   bin  aferäy. 

75)  Tu  takdt  tan  däyte,  tür 
takät  bit  aferäytt. 

76)  Asida  an  däyba,  ä-nda 
baUn  aferäya. 

30       77)  Ta-m'a  tän  däytama'äta, 
tä-m'a  bcdit  aferäyta  md'äta. 

78)  Ane  däybe,  bartk  afe- 
räywa. 

79)  Barik  däybua,   dne  a- 
ib  feräy. 


Als  dn  gestern  in  die  steppe 
gingst,  sahst  du  einen  löwen. 

Als  du  (fem.)  gestern  in  die 
steppe  gingst,  sahst  du  einen 
löwen. 

Als  er  gestern  in  die  steppe 
ging,  sah  er  einen  löwen. 

Als  sie  gestern  in  die  steppe 
ging,  sah  sie  einen  löwen. 

Als  wir  gestern  in  die  steppe 
gingen,  sahen  wir  einen  lö- 
wen. 

Als  ir  gestern  in  die  steppe 
ginget,  sähet  ir  einen  löwen. 

Als  ir  (fem.)  gestern  in  die 
steppe  ginget,  sähet  ir  einen 
löwen. 

Als  sie  gestern  in  die  steppe 
gingen,  sahen  sie  einen  löwen. 

Als  sie  (fem.)  gestern  in  die 
steppe  gingen,  sahen  sie  einen 
löwen. 

Wer  ist  dieser  mann? 

Wer  ist  diese  frau? 

Wer  sind  diese  mftnner? 

Wer  sind  diese  frauen? 

Wer  sind  diese  leute? 

Dieser  mann  da  ist  gut, 
jener  aber  schlecht. 

Diese  frau  da  ist  gut,  jene 
aber  ist  schlecht. 

Diese  männer  sind  gut,  jene 
aber  sind  schlecht. 

Diese  frauen  da  sind  gut,  je- 
ne aber  sind  schlechte  frauen. 

Ich  bin  gut,  du  aber  bist 
schlecht. 

Du  bist  gut,  ich  aber  bin 
schlecht. 


^^^^^^f             9b                                                  in.  Abbudlong !                                                               ^^^^^^^H 

^^^^H               80)  Batük  ddyttci,  barüh  a- 

Du  (fem.)  bist  gut,   er  aber 

^^^1 

ist  schlecht. 

^^^^H               81)  Bariüi    ddybe,    haHlk  a- 

Er  ist  gut,    du  (frau)  aber 

^^^^f          ferdytun. 

bist  schlecht. 

^             5       82)  Batüh  ddyte,  barah  däyb 

Sie  ist  gut,  er  aber  nicht. 

^^—         ktks. 

^^^^H               83)  Hinin    däyba,    bardkna 

Wir   sind   gut,   ir  aber  seid 

^^^^H           aferdyäna. 

schlecht. 

^^^^^                84)  Bardkna  ddybäna,  hinfn 

Ir   seid   gut,   wir  aber  sind 

^^ft            10  aferdya. 

schlecht. 

^^^                    85)  Batdkna  ddytäna,  bardk- 

Ir  (fem.)  seid  gut,  ir  (masc.) 

^^^^H           na  dnyb  kittin. 

seid  nicht  gut. 

^^^^H               86)  Barak    ddyba,    batükna 

Sie  sind   gut,   ir  (fem.)  seid 

^^^^f           däyt  kitten,  aferdytän. 

nicht  gut,  sondern  schleclit. 

^            16       87)  Batdh   (hatdhnn)   ddytn, 

Sie  (fem.)  sind  gut,  sie  (masc.) 

^^^^H            bardh  aferdya. 

sind  schlecht. 

^^^^H              88)  Batdh   aferdyta ,    bardh 

Sie  (fem.)  sind  schlecht,  sie 

^^^^P           (hardhna)  ddyb  kikm. 

(masc.)  sind  auch  nicht  gut. 

^^^              89)  Ndyaö  känf 

Woher  kommt  ir? 

^^M            20       90)  En4äu.iays6n  67ia. 

Wir    kommen    aus    unserer 

heimat. 

^^^               91)  Nhö  tdbmf 

Wohin  geht  ir?                     ^H 

^^^H               92)  Enddn  nibe. 

Wir  gehen  heim.                   ^^| 

^^^^H               93)  Hargüdbua  hanf 

Bist  du  etn-a  hungrig?        ^^H 

^                      94)  Hargüdb  kdke. 

Ich  bin  nicht  hungrig.         ^^| 

^H            25       95)  Gäbdbua  haut 

Du  bist  also  satt?                 ^H 

^^L^                96)  Äne  gdbabe. 

Ja,  ich  bin  satt.                     ^^| 

^^^^               97)  Naritibua  hanf 

Bist  du  wol  schlKfrig?         ^^| 

^^^B               98)  Naritib  kdke. 

Ich  bin  nicht  schläfrig.        '   ^ 

^^^P               99)  Abrahim   lehdyt  bltkayt 

Abraham    kommt    übermor- 

^V           30  yf'tnt. 

gen. 

^^^              100)  Barüh  ir!  i'a. 

Er  ist  gestern  gekommen. 

^^^^H              101)  Barith   tri   bäkayt  i'a. 

Er  ist  vorgestern  gekommen. 

^^^^P             102)  Ane  mahalagdb  hitök. 

Ich  gebe  dir  geld. 

^^^^^              103)  Ane    Abrahivi    mahala- 

Ich  werde  Abraham  geld  ge- 

^^M            35  gab  eyäü  dnde. 

ben. 

^^^                104)  Ane    Abrahim    mahala- 

Ich    werde    Abraham     kein 

^^^^H            gdb  eydü  käde. 

geld  geben. 

^^^^M              105j  Mahalagdb  hua! 

üieb  mir  geld!                      ^k 

DI«  BadMje-Spntobe  in  Nordost-Aftikk.  I. 


49 


106)  Ane  mahalagäb  eyd-hök 
käde. 

107)  Lehdyt  barik  mahala- 
gab  hitoya. 

b       108)  Lehäyt  barüh  mahala- 
gäb ertiü-hib. 

109)  Lehdyt  batäh  mahala- 
gäb teniü-heb. 

110)  Lehdyt   batäh   mahala- 
10  jäJ  Abrahim  teniü. 

111)  Lehdyt  hinin  mahalagäb 
Abrahim  hidene. 

112)  Lehdyt  hinin  mahalagäb 
hu6k-ine. 

16       113)  Lehdyt  hinin  mahalagäb 
hitäk  karine. 

114)  Lehdyt  bardkna  maha- 
lagäb tewün-hön, 

115)  Lehdyt   baidkna  maha- 
20   lagäb  kithln-hön. 

116)  Lehdyt  bardkna  mahor 
lagäb  Abrahim  tewüna. 

117)  Lehdyt  baräh  mahala- 
gäb Ahrahim  ewüna. 

25        118)  Lehdyt   baräh  mahala- 
gäb H-hln-hib. 

119)  Iri  dne  Abrahim  maha- 
lagäb .ahdy. 

120)  Hararibtia,  heyäb  kitta. 
30       121)  Barük  iri  intöy  kithaya, 

dne  mahalagäb  hl-hdk  käke. 

122)  Barük  mahalagäb  anib 
tehiya. 

123)  Barük  Abrahim  maha- 
3&  lagäb  heyäb  kitta. 

124)  Batük  Abrahim  maha- 
lagäb heyät  kittay. 

125)  Batük  Abrahim  maha- 
lagäb tihi. 

8iUDD|sbw  i.  phil.-hUt.  a.  CXXVin   Bd. 


Ich  werde  dir  kein  geld 
geben. 

Morgen  wirst  du  mir  geld 
geben. 

Morgen  wird  er  mir  geld 
geben. 

Morgen  wird  sie  mir  geld 
geben. 

Morgen  gibt  sie  dem  Abra- 
ham geld. 

Morgen  wollen  wir  dem 
Abraham  geld  geben. 

Morgen  wollen  wir  dir  geld 
geben. 

Morgen  geben  wir  dir  kein 
geld. 

Morgen  werdet  ir  uns  geld 
geben. 

Morgen  werdet  ir  (fem.)  uns 
kein  geld  geben. 

Morgen  werdet  ir  dem  Abra- 
ham geld  geben. 

Morgen  werden  sie  dem  Abra- 
ham geld  geben. 

Morgen  werden  sie  mir  kein 
geld  geben. 

Ich  gab  gestern  dem  Abra- 
ham geld. 

Du  lügst,  denn  du  gabst  nicht. 

Du  warst  gestern  nicht  hier, 
desshalb  gab  ich  dir  kein  geld. 

Du  hast  mir  geld  gegeben. 

Du  gabst  dem  Abraham  kein 
geld. 

Du  (fem.)  gabst  dem  Abra- 
ham kein  geld. 

Du  (fem.)  gabst  dem  Abra- 
ham geld. 

S.  Abb.  i 


^        0$                                nr.  AbhuUuBf 

^^^^^^^^^^^H 

^^^^H              126)  Barüh  Abrahim  maha- 

Er  gab  dem  Abraham  geld. 

^^^^H          lagöb  yihi. 

^^^H              127)  Batüh  Abrahim  maha- 

Sie  gab  dem  Abraham  geld. 

^^^^P          lagnb  tihi. 

^             6        128)  Uinin  Abrahim   maha- 

Wir    gaben    dem   Abraham 

^^^^H            lagdb  nihi. 

geld. 

^^^^H               129)  Bardkna  Abrahim  mn- 

Ir  gabt  dem  Abraham  geld. 

^^^^H           halagdb  tihina. 

^^^^^                130)  Batdkna  Abrahim  ma- 

Ir  (fem.)  gabt  dem  Abraham 

^^^^^       10  halagdb  tShiiia. 

geld. 

^^^^H                131)  Bardh  Abrahim  maha- 

Sie  gaben  dem  Abraham  geld. 

^^^^H           lagdb  ythin. 

^^^^H               132)  Batdh  Abrahim  mahn- 

Sie  (fem.)  galieu  dem  Abra- 

^^^^f           lagdb  yihin. 

ham  geld. 

^^^^^       16        133)  A7}^  Abrahim  mahalagdb 

Ich  gab  dem  Abraham  kein 

^^^^^          heydb  kdke. 

geld. 

^^^^B               134)  Barth  Abrahim  m<iha- 

Er  gab  dem  Abraham   kein 

^^^^H            lagdb  heydb  kike. 

geld. 

^^^V                13Ö)  Batüh  Abrahivi  maha- 

Sie  gab  dem  Abraham  kein 

^^^^      20   lagdb  heydt  kitte. 

geld. 

^^^^K                136)  Hinin  Abrahim    maha- 

Wir    gaben    dem    Abraham 

^^^^H           lagdb  heydb  kiukc 

kein  geld. 

^^^^B                137)  Bardkna  Abrahim  ma- 

Ir(mase.)  gabt  dem  Abraham 

^^^^H            halagdb  heydb  kittena. 

kein  geld. 

^^^^^        25        138)  Batdkna   Abrahim   ma- 

Ir  (fem.)  gabt  dem  Abraham 

^^^^^            halagdb  heydt  kittena. 

kein  geld. 

^^^B                139)  Bardh  Abrahim  maha- 

Sie  (masc.)  gaben  dem  Abra- 

^^^^^1           lagdb  heydb  kiken. 

ham  kein  geld. 

^^^^F                140)  Batdh  Abrahim   maJia- 

Sie  (fem.)  gaben  dem  Abra- 

^■^      30   lagdb  heydt  kiken. 

ham  kein  geld. 

^^^^L                141)  Ydma,  'dta  hin-hön! 

Geben  Sie   uns   wasser  und 

^^^H 

milch  I 

^^^1               142)    Tdme     (Jdmböta     hay- 

Bring'  brod  zum  essen! 

^^^M 

^^1 

^^^^               143)  Daühab  hin  hon  f 

Gebt  uns  saure  milch!        ^^^| 

^^^^      85        144)  Bariik  khdbuaf 

Bist  du  krank?                     ^^H 

^^H              145)  IMdb  kdke. 

Ich  bin  nicht  krank.           ^^^M 

^^^^H               146)  Ane  duw  dnde. 

Ich  werde  schlafen.              ^^^B 

^^^^H               147j  Ane  dütce  kdde. 

Ich  werde  nicht  schlafen.    ,^^J 

Di«  BalH7»-8piKhe  in  Nordort-Aftikt.  I. 


51 


148)  Ma'dy,    toö   '6r   dütosi 
(d&ti)! 

149)  Wö-'6r  dutoUtayf 

150)  Duwüät  koke,  an  abiye 
5  dttwdn. 

löl)  ^  SilSmdn  takdt  hina, 

daürit  takdt  hina,  Singirdt  takdt 

ba-lUüna!  sanönyu.  Tegideni,  yB- 

adim  hä-hadina!  tebdinek,  dne 

10  ammodihök. 


152)  Ane  bintöy  yi'ani-ho, 
daürit  '9r  hitoyaf 

153)  Barak  td'a  daürit  *dr 
bithhcite,   tegiU  daürit  "ör  ki- 

l&  hi-kök. 

154)  Silemän  tenUcet  tö-ör 
Übiye  erhita-he,  barüh  enddüre 
Id-kan-Ay,  harüh  'dr  dabaUbuyt. 


155)  T&^mhdy  'nr,   dne  Sibd- 

so  bu-yt,  tö-daürit  höy  aktin,    tö- 

iingirdt  höy  aktin,  tö-bitkit  hi- 

tänf    6-tdrha    gSadit     hitänf 

ö-mayug-güadit   tingidit   hitänf 


156)  Barük  märt  tingidit  te- 
ti  nücik,  ddyte,  ö^tik  tingidit  te- 

niuiik,  Singirdte,  ömayug-güadit 
tingidit  tenUoik,  ddyte. 

157)  T\i4akdt  UHcdragAt  ti- 
kitön:  »Abrahim  iib  dördb  aa- 

30  Idmi-hök*  diya,   > hinin  wülla 


Komm  und  schläfere  ein 
(fem.)  den  knaben! 

Hast  da  (fem.)  den  knaben 
eingeschläfert? 

Ich  (fem.)  schläferte  in  nicht 
ein,  ich  schlief  selbst. 
•  Geben  Sie  diesem  Soliman  ein 
weib,  ein  schönes  weib  gebt  im, 
kein  hässiiches!  denn  er  ist  un- 
ser bruder.  Wir  werden  das 
vergelten,  vergesst  es  nicht, 
sonst  werde  ich  böse  aof  Sie 
(dich). 

Wenn  ich  dorthin  (nach  Afn- 
ka)  komme,  gibst  da  mir  auch 
ein  schönes  mädchen? 

Wenn  du  mir  jetzt  kein  schö- 
nes mädchen  gibst,  so  gebe  ich 
dir  dafür  auch  keines. 

Das  mädchen,  das  du  dem  So- 
liman gibst,  zeig*  nur  mir!  denn 
er  kennt  etwas  schönes  noch 
nicht,  er  ist  noch  wie  ein  kleiner 
junge. 

Von  den  drei  mädchen,  wie 
ich  sie  sah,  kenne  ich  das  schö- 
ne und  das  hässliche  mädchen; 
geben  Sie  das  mittlere  her  oder 
das  mädchen,  welches  auf  der 
linken  seite  stand  oder  das  zur 
rechten? 

Wenn  du  das  mädchen,  das 
seitwärts  stand,  gibst,  das  ist 
schön,  das  in  der  mitte  ist  häss- 
lich,  das  mädchen,  das  rechts 
stand,  ist  auch  schön. 

Zur  frau,  die  uns  das  papier 
gab,   sprich:  »Abraham  grOsst 
dich  hundert  mal!  da  wir  bald 
4» 


^^^^B              52                                                             Ahhaudlnog 

^^^^B         <^<7"c.'/7  .'/^^  ilör  mady,  e'rha-hok 

fortgehen,     bo    sa^cn    vnr    ir,^^H 

^^^^1         neyaddyt. 

komm'  doch  noch  einmal,  damit^^H 

^^^M 

ich  dich  sehe!«                            ^^H 

^^H             158)  Tü-vUkk  takdt  Um  hn- 

Jene  frau  in  der  mitte,   die        1 

^^^^^         tüh  han  hä-ite;  hi-aynik  hin  in 

BoU  ebenfalls  kommen;  wenn  sie^^J 

^H            5   bai/adenay,  barük  sitöh-hün!  tü- 

nicht  koniiiien,  so  gehen  wir  ja^^H 

^H^               mhäy  han  hä-ite! 

fort,  füre  sie  also  ans  za!  aach^^f 

^^^H 

die  dritte  soll  kommen!             ^^^ 

^^^H             159)  N'dlladabäyiuafndlla 

Bist  du  gesund?  es  hat  doch^^f 

^^^^H         nät-hök  akdt  kittet  ändük  n'dlla 

kein  unfall  dich   betroffen?  ist 

^^^^^          ddhaya  1  yä'aräk  n'dlla  ddhaya  f 

auch  deine  familie  gesund?  be- 

^^B          10   tä-'ai-tdk  n'älla  dabdyta?  taka- 

finden  sich  deine  söne  wol  und 

^^^               tük  n'dlla  dabdytef  bäbük  n'dlla 

auch    deine    töchter?    geht   es 

^^^^K         dabdy?    detük    n'dlla  dabdyte? 

audi  deiner  frau  gut?  und  be- 

^^^^^        sanaydk  n'dlla  ddhaya?  täkila- 

findet  sich  wol  dein  vater  und 

^^^^P         tak   n'dlla    dahdytaf    ä-iawäk 

ebenso  deine  mutter?  befinden 

^          16   n'dlla  ddbayaf  wü-rewük  n'dlla 

sich  deine  brlider  wol  und  auch 

^H                dabdy  l 

deine  Schwestern?  geht  es  dei- 

^M 

nen    freunden    gut?    ist    auch 

^M 

dein  vnh  gesund? 

^^^H               160)  Alldy  nehamid! 

Ja,  gottlob! 

^^^^^V              161)  Wö-ayfik    ö-nuiykua   er- 

Zeige  mir  deine  rechte  band! 

^^^^P          hisa-h&b!  wü-ayiik  ü-tdlha  ktyaf 

wo  ist  deine  linke  band?  und 

^^^^     20    ürnyndokü-mdykUafü-ragadük 

wo  ist  dein  rechtes  bcin?  und 

^^^^^          ü-tdlha  t  ö-mayng  gSadok,  0-tdi- 

dein  bnkes  bein?  und  zeige  mir 

^^^^B         ha  gäaddk  erhisa-heb.' 

deine    rechte    seite    und    auch 

^^^M 

deine  linke! 

^^^^P              162)  Lehäyt  yl'adenuy. 

Morgen  wollen  wir  kommen. 

^HH               163)  Lehdyt  biri  fyni. 

Morgen  kommt  regen. 

^H^         25       164)  Lehdyt  b(i-i  kä-'eya. 

Morgen   kommt  kein  regen. 

^H                     165)  Ämsi  blri  P,fe. 

Heute  regnet  es  wol.             ^h 

^H                     166)  Am«i  biri  ki-hay. 

Heute  re^et  es  nicht.          ^^f 

^M                     167)  Amsi  tirbXrl  baldte. 

Der   bimmel    ist   heute   nm-       ■ 

^H 

wölkt.                                                   1 

^M                    168)  Anuitö-bretebäl  ki-hay. 

Heute   ist   keine    wölke    am        J 

^H 

himmel.                                                  ■ 

^M           30        169)   Ü-dhur  ddttele. 

Der  mittag  ist  nahe.              ^^1 

^^1                     170)  \Vü-d«sir  ddwele. 

Der  asser  ist  nahe.               ^^H 

^^1                     171)   0-mdgrvb  ddwele. 

Der  magrib  ist  nahe.            ^^H 

Dia  IMaa^-Sprach«  in  Nordost-Afrika.  I. 


63 


172)  Wa-'Üa  däwele. 

173)  Ü-z(bha  ddwele. 

174)  Ani  ta-takdt  Uhdte. 

175)  Ani  te-Uhandy  güdäte. 
5       176)  Ane  Ühdbe,  neg.  IShdb 

hake. 

177)  Barik  Ishäbua,  neg.  li- 
hdb  kitta. 

178)  Batuk  lehätui,  neg.  li- 
10  hat  kütay. 

179)  Barih  Uhabe,  neg.  Uhäh 
Mke. 

180)  £a«(iA  Ühdte,  neg.  teAä< 

16       181)  Hinin  IShdba,  neg.  lehdb 
kinke. 

182)  Bardkna  ühäbäna,  neg. 
ä!Aä&  kiuina. 

183)  Batdkna  Ühitäna,  neg. 
SO  ZiAät  kiiUna. 

184)  BardA  teAä&an,  neg.  Zd- 

185)  BaedA  Wi&tan,  neg.  te- 

S6       186)  Ane  iri  UhAbe,  neg.  Ü- 
hib  käke. 

187)  Barak  iri  Uhäbua,  neg. 
bA^i  kitta. 

188)  £a«äA;  /rt  teAatui,  neg. 
30  UMt  kittay. 

189)  Ane   müslimbe,  barük 
naaaribua. 

190)  Hinin   musilimin,    ba- 
rdkna  natarib&na. 

36       191)  Ane  umn  tdke. 

192)  Baruk  icun  tdkua. 

193)  Hinin  wätmm  da. 


Die  ischa  ist  nahe. 

Der  morgen  ist  nahe. 

Meine  fraa  ist  krank. 

Meine  krankheit  ist  schwer. 

Ich  bin  krank;  neg.  bin  nicht 
krank. 

Du  bist  krank;  neg.  bist  nicht 
krank. 

Da  (fem.)  bist  krank;  neg. 
bist  nicht  krank. 

Er  ist  krank;  neg.  ist  nicht 
krank. 

Sie  ist  krank;  neg.  ist  nicht 
krank. 

Wir  sind  krank;  neg.  sind 
nicht  krank. 

Ir  seid  krank;  neg.  seid  nicht 
krank. 

Ir  (fem.)  seid  krank;  neg. 
seid  nicht  krank. 

Sie  sind  krank;  neg.  sind 
nicht  krank. 

Sie  (fem.)  sind  krank;  neg. 
sind  nicht  krank. 

Ich  war  gestern  krank;  neg. 
war  nicht  krank. 

Da  warst  gestern  krank;  neg. 
warst  nicht  krank. 

Du  (fem.)  warst  gestern 
krank;  neg.  warst  nicht  krank. 

Ich  bin  ein  moslim,  da  bist 
ein  Christ. 

Wir  sind  maslim,  ir  seid 
Christen^ 

Ich  bin  ein  grosser  (mäch- 
tiger) mann. 

Du  bist  ein  grosser  (mäch- 
tiger) mann. 

Wir  sind  grosse  männer. 


^^^^v     t>t                                                          ^^^1 

^^^1              IM)  Ane  wun  tdkaU. 

leb    bin  eine  mächtige  frau. 

^^^H              195)  Baiük  wun  takdtwi. 

Du  bist  eine  mächtige  frau. 

^^^^H               196)  Hinin  wdwun  madta. 

Wir  sind  mächtige  frauen. 

^^^^V              197)  Ane    wun    tdke    aküä,^ 

Weil   ich    ein   grosser  mann 

^^^^M        b   gada  mahdlaga  dbare. 

bin,  habe  ich  vil  geld. 

^^^^L               198)  Barak    wun    tdkua    a- 

Weil   du   ein   grosser   mann 

^^^^H          kuä,*  gada  mahdlaga  Ubdreya. 

bist,  hast  du  vil   geld. 

^^^P              199)  Barüh  wun  tdke  akuä,^ 

Weil   er   ein    grosser    mann 

^^^^^            güda  mahdlaga  ebare. 

ist,  hat  er  vi]  geld. 

^^^^^     10       200)  Hinin   ivdwun  däya   a- 

Weil  wir  grosse  männer  sind, 

^^^^M           küä,'  gnda  mahdlaga  nihare. 

haben  wir  vil  geld. 

^^^^B              201)  Bardkna   wdwun  ddyä- 

Weil  ir  grosse  männer  seid, 

^^^^H          na  akää*   gada    mahdlaga   te- 

habt  ir  vil  geld. 

^^^^^B 

^^^F     15       202)  Bardh   wdwuu  däya  a- 

Weil  sie  grosse  männer  sind. 

^^^^B            küä,^  gnda  mahdlaga  ebarina. 

haben  sie  vil  geld. 

^^^^L               203)  Ane  wun  tdkate  aküä,'-' 

Weil  ich  eine  vorneme  frau 

^^^B          V3ü-hdd:a  ed'ir-hSb. 

bin,     so     heiratete     mich    der 

scheich. 

^^^V              204)  Batük  wun  t^kdtwn  a- 

Weil   du  eine  vorneme  frau 

^V          20  küä,^  tvü-hdd'a  ed'ir-hök. 

bist,     80     heiratete     dich     der 

scheich. 

^^M                    205)  Batük    wun    tdkate    a- 

Weil  sie  eine  vorneme  frau  ist, 

^H                iüS,'  wü-hdd'a  ed'ir-hös. 

so  heiratete  sie  der  scheich. 

^^M                     206)  Hinin  wdwu7i  madta  a- 

Weil    wir    vorneme     frauen 

^H                 küä,^  yä-hiid'a  ed'irin-hön. 

sind,     so    heirateten     uns    die 

Scheiche. 

^H           36       207)  Batdkna  wdwun  md'd- 

Weil  ir  vorneme  frauen  seid. 

^H                 täna   aküä,''    yä-hdd'a   ed'irin- 

so  heirateten  euch  die  scheiche. 

^^1                hokna. 

^^M                    208)  Batdh    ivdwun    ma'dta 

Weil  sie  vorneme  frauen  sind, 

^^m                  aküä,"  yä-hdd'a  edirinhosna. 

so  heirateten   sie   die   scheiche. 

^H           30       209)  Ani  tü-takdt  daürite  td- 

Meiue    trau   ist  eine  schöne 

^H 

frau. 

^^B                          *  Oder:  imn  iScu-U.               ■  Oder: 

irun  likita-il.                                                ^^^^k 

^^B                           '  Oder:  irdirnn  dAya-k.          *  Oder: 

tcäicun  diyütta-it.                                        ^^^H 

^H                         >  Oder:  takitu-it.                    *  Oder: 

nux'äla-\t.                                                       ^^^H 

^^H                           '  Oder:  maätäna-k. 

.^^^^H 

Dia  Btluys-Spimeb«  In  Nordott-AfiO».  I.  55 

m. 

ErzSlnngen  im  Idiom  der  Had^ndawa. 

1. 
Omar. 

1)  ÜmAr,  Nafir  'ör,  ö-Gaii  'Umar  Ndfir  halt  GaÜ  akän 
ydkya  ly-Sök  eya.  bc^kö  ogütd  Sawäkin  adüt  ya- 

metd  yan. 

2)  E-gaü6h  iümya,  tdku  etin-  ISi  'ärSd  orohi,  yan,  ki  nu- 
nc, yi'iS,  yfagdr,  gigya.  mä-li  heyaüH   (find  sügd  yan, 

yubild  gähd  yan. 

6       3)  Fa4ig  hdüla  isne,  yiagdr         GdSal  afarä  egidä  dafdy  yan, 

iya,    e-gaüöh  iümya ,    tdku   e-     malammi  gähd,  iii  'arid  orobd, 

tinne.  heyaüH  Isl  sügd  yan  numd-li. 

4)  Te-takatoh    efidig,    ö-tdk         IH  nümä  yiftihd  yan,  ay  hey- 

mehcdlagdb  ihe,  haldk  ihe,  ge4-     aütS  mal  yohöy,  sardnä  yohöy, 

10  'dt  ihe,  t-hdmo  ladsya.  kdbel  yohöy,  külze  kä  amS  yut- 

kutd  yan. 

1)  Omar,  Nafir's  son,  brach  anf  vom  Gasch  und  kam 
nach  Soakin. 

2)  Als  er  in  sein  haos  eintrat,  befindet  sich  da  ein  mann; 
da  zog  er  wider  fort  and  kerte  zortlck. 

3)  Vier  jare  blib  er  aus  und  kerte  dann  wider  zurück; 
er  betrat  sein  haus  und  wider  befindet  sich  hier  ein  mann. 

4)  Da  gab  er  seiner  fran  die  Scheidung,  dem  manne  aber 
gab  er  geld,  gab  im  ein  kleid,  gab  im  sandalen  und  salbte 
sein  haar. 

2. 
Zwei  helden. 

1)  Omdr,  'Ali,  malhoyäh  mal  'Umdr  ka  'Ali  lammd  fardt 
hatdy  iblrin,  Mdkkay  yakyän,  ll  yinin  yan,  Makkd-kö  ogütani 
6-Mha  ebena.  Möhä  akdn  dikil  yaddyn  yan. 

2)  FirüYahüdetinini^Mhdy,         Firitä  ka  Yahüdd  märdn  yan 
U  a^fa,   wü-i$türe  haküdre   en-     Mohä  dikil,  tan   bob   alifima 

gddna.  tügdn  yan. 


Ö6 


in.  AbbiwdlniiK:     RftloiBeb. 


3)  C-ngäl  wö-hatäy-wä'Onuir- 
wä  yakisya  tcö-ay-iadh,  ö-kalibi 
kalawäy  egid. 

4)  Omar  ö-mba(J6h  efera,  ö- 
6   FirU   edir  ö-mbadl,    ü-böy  wö- 

hatäyi  ginha  yTabik. 

5)  Ali  wö-hatdy  ö-kaleb  ftrya, 
ü-dhdy  kassüh  enhdd  aki  hnl 
(isini). 


Wiliü  iSi  gabärkö  ay  farda 
ka  'Umdr  ohoffusd,  daggi  cuiddd 
tan  'aydd  yan. 

'Umdr  iSi  tief  glhd  yan,  ay 
Firis  yigdlfd  yan,  kä  bilö  fa- 
rasi  nahdr  alülusd  ydn. 

'All  iSi  fards-li  ay  daggsl 
k&düm  iid  yan,  umbakd  heyaü 
bäkitün  yan. 


1)  Omar   und    Ali    liatten    alle    beide  je    ein    pferd    und 
ritten  von  Makka  nach  Mocha. 

2)  Zu  Mocha  befanden  sich  Perser  und  Juden,   die   tore 
irer  Häuser  waren  verschlossen. 

3)  Da   hob    nun    der  eine,  das  pfercl   und  den  Omar  auf 
mit  seiner  band  und  warf  sie  in  den  liofraum  hinein. 

4)  Da    zog   Omar    sein    schwert    und    tötete    damit    den 
Perser,,  das  blut  spritzte  dem  pferde  auf  die  brüst. 

5)  Ali   sprang  mit   seinem   pferde   in  den  hof,   alle  leute 
darin  kamen  um. 


Martad  pascha. 


10  1)  Martad  ibäbya,  Mdssir 
ibe,  malo  tirg'  itd'  Soddn  ibe, 
Sodanib  itd'  tcü-'örüh  elhiya. 


2)   Had'dt    dilti    Bta:    *dne 

mhelane*  tine. 
16       3)   Te-hdd'a   wö-'ör   vifhelta, 

wü-'ör  eyd\ 

4)    Wü-''örtih     ü-räil     elhiya, 

had'dt  wet  wä'yäv,  eta,    *inhi- 

lane*  tine,  mhilta,  wü-'ör  eyd', 

ina. 
SO       6)  Ebtekena,  mildk  hö  ed'ina, 

v>ö-'6r    ö-rdü    ebtekSna,    mildk 


Martdd  yaseferd  Mdssiril 
yamttd  yan ,  Mdssiril  lainmd 
dlzä  dafdy-gül  Soddn  bä\6l  gald 
yan,  Soddn  bälol  dnik  kä  bali 
lähötd  yan. 

Bard  kln  nüind  el  t^mefü 
ydn:  *anä  aydewä*  tal<;hd  yan. 

Ay  bard  kln  näinä  ay  bdlä 
tadetcd,  bali  räbd  yan. 

Will  kä  bali  layl  lähötd  yan, 
aki  bärd  dd'inuini,  tamst-d  >fä 
ba^ä  aydetcdi  ta,  ttidewd,  ay 
bali  räbd  yan. 

Garbd  ak  atjdiiani  mulehö 
ed  hdyn  yan,  layl  malamnU  bd- 


Die  B<du;e-8pnc1ie  in  Noriott-Afrilu.  I. 


57 


ho  eeTin,  yS-'dr  tnalhOyeh  aan- 
däiüb  edin. 

6)  E^dba  hamaSeya,  Sodäni 
yakyäyt,  Mdanr  BbS,  Massireb 
haleya. 


l&  garbä  ak  an<liSani,  mulehö 
Sd  hdyn  yan,  sandüqud  lammd 
täna  hdyn  yan. 

Abba  intit  way  yan,  Soddnkö 
ogutä,  Mdssir  yadäy  yan,  Mäs- 
siril  ya^ebidd  yan. 


1)  Martad  verreiste  und  ging  nach  Kairo  und  nachdem 
er  dort  zwei  monate  gebliben  war,  ging  er  nach  dem  Sudan 
wo  im  dann  sein  son  krank  ward. 

2)  Da  kam  eine  alte  frau  zu  im  und  sprach:  »ich  werde 
den  son  behandehi.« 

3)  Sie  behandelte  also  denselben,  der  son  aber  starb. 

4)  Da  erkrankte  auch  sein  zweiter  son,  man  rief  eine 
alte  firan,  sie  kam  und  sagte:  »ich  werde  in  behandeln;«  sie 
behandelte  in,  aber  der  son  starb. 

5)  Man  obducirte  die  beiden  knaben,  balsamirte  sie  ein 
und  legte  beide  in  einen  sarg. 

6)  Der  vater  erblindete  (vor  weinen),  er  zog  vom  Sudan 
nach  Kairo;  in  Kairo  wurde  er  venückt. 


4. 


Die  toehter  d««  mltana. 


1)  SuÜän  ife,  'öt  ibire;  tö 
'Otuh  ibäbta,  tndrkab  tihäy, 
ibdbta. 

2)  Tak  ekhan  gultdni  tö-'öH, 
10  Sn  iitak  mdrkab  dem'ard-b  iänya 

hä'-eya,  ibäbAyt  ehe.  malyäb  e- 
bMed  madäfe  gedya  ferhätib. 


3)  Sultämtr'ör  keiyäb  tibire. 
ün  keiyayüh  däbä-y  »aki  o-gaü 
15  eruwya,  ö-tdk  edir. 


Sulfdn  yind  yan,  bald  ll  yind 
yan;  ay  ta  bald  taseferä  yan, 
babürud  gaytä  tateferd  yan. 

Wili  heyaüti  gul{dn  bald  ta 
yikhend  yan,  ay  heyaüti  ay 
mdrkab  dahdb-kö  yamegd,  ta 
ay  bay  heyaüti  tul^dn  bald  ta 
dbbal  yadebbd  yan.  amd-ged 
dik  madife  yotokd  yan. 

Ay  sulfdn  bald  garud  ll  tind 
yan,  ay  ta  garud  yoqomd  'arid 
yowe'd  yan,  ay  heyaütö  yigdifd 
yan. 


1)  Es  war  einst  ein  sultan,   der  hatte  eine  toehter;  diese 
seine  toehter  verreiste,  sie  bestig  ein  schiff  and  reiste  fort. 


m.  Abbudlnng:    B«lsUek. 

2)  Ein  mann  nun  liebte  diese  tochter  des  eoltan,  er  füllte 
nun  das  schiff  mit  gold  an  und  brachte  es  ir  zu  (und  heiratete 
sie  hiedurch)  und  brachte  nun  dieselbe  von  der  reise  zurück. 
Vor  freude  darliber  löste  die  Stadt  kanonen. 

3)  Die  tochter  des  sultan  hatte  einen  skJaven;  dieser  ir 
sklave  betrat  nun  zuerst  das  liaus  und  tötete  jenen  mann. 


5. 
Sie  dummen  eheleute.^ 


1)  Ovlullt  tod  gultdi  esnin 
an,  malhoyah  umdad'drna,  an 
malhoyäh^  tak  wii  fakdt  ekhia, 
ina. 
B  2)  Tüll  te-takdt  te-gulüli  tak- 
yök-dfhoy:^  "babyö  e-gawis  dir- 
batit  hdyma-hsb.U  tidi. 

3)  'Kera!*  edit,  glgya,  t-en- 
deti-dhäy  iya. 
10       4)  »Dirbatit*  idi,  »tö-'ötükna 
dirbatit  t-ehdi-u  tehit  edit  söya. 

Ö)  Dutcdn  tetib,    tehi,  bariih 
ibS.  malyäb  ün  ü-tdk  sdlli  terab 
ekitmek  bfit  balamät  iislni  (te- 
16  gni). 

6)  »BäbyO  endäwäy  tü-bür 
baldmta*  enit,  la'dsya. 

7)  Takatyöh*  dehdy  dirbatit 
ani  ab'iyesöh  Sümya. 

80       8)  Te-takatüh^'  te-gulüli:  »<e- 
dirbati  kita?*   tidi-hö». 

9)  ■•Bäbyo  en4dwdy  tü-bür 
bdlama  teani-heb,  Wasdn*  edit 
fin  gulält. 


Dada  ka  dudä  yinin  yan,  ay 
lammd  »ineslne  mar'eiitdn  yan, 
ay  lammd  nfimd  ka  bd'elä  ya- 
nin  yan. 

Ay  düdd  kin  nümd  iSi  düdä 
kln  bd'elak:  »y'  dbbä  'drt-kü 
mutiik  yö  bälf!*  ak  tafehd  yan. 

>Ma'd.'t  ya,  yadäy  yan,  ta 
inäl  yametd  yan. 

* Mutak  ay-tanä  gini  bald*  ak 
yalehd  yan  ay  ta  Inak. 

Gäybe  t-amegd  dkä  tohoy  yan, 
üssuk  yadäy  yan.  ardhak  ab[d 
güfd-ged  ahbaröytä  bälö  dkä 
süktd  yan. 

»y  dbbä  bälö  abbaröyta*  ya- 
lehd, yuskutd  yan. 

Ay  IH  nilmdl  mutük  hinim 
iSe  föydk  orobd  yan. 

Ay  düdä  kln  kä  nümä:  »mu- 
tik  auläf<  ak  talehd  yan. 

»y  dbbä  bälö  abbaröyta-yd 
yö  süktd,  ami-ged  uskutd*  ak 
yd  yan. 


>  V^l.  Sahogpraihe  L  24S. 

'  mUho  zweiheit,  malhoyAh  ire  zweiheit,  bei  den  Boui-Amer:  malh-üi. 

•  Boni-Araor:  lalci/Aa  ('=  tak-i-ön)  dz-liäy  xu  iieiii  g.itleii. 

*  Beiii-Anier:  luJcat-y-6». 

'  Beni-Amer:  lü-takat-ät  seine  gnttin. 


Di«  B«auT«-Spncha  in  Nordott-Afrika.  I. 


59 


10)  *Bak  tuwerik  ditü^  kit- 
'ii-in,  Ui-btt  niHS*  te-takdt  tedit. 

11)  Bi'ib  ihSnit,  eßyaknit  dS- 
häyötna  akö  hay  gigyän. 

6  12)  E-gdlli  saki  höd  yam  atäb 
imi-hösna.  e-ydm  ekitmenik  ü- 
tdk:  »ö-4hay6nenom,hinnetduk!  * 
in. 

13)  »Kkra!*    tedi,    »e-bVyÖn 
10  tü-in  gaiiitdy  e-yam-ib  nifif!* 

tedi. 

14)  0-b'ib  e-yamib  efifna,  e- 
h'iyöh  fandiye-dhäy  te-takdt  kü- 
iin  tehäyt,  etäyt,  e-yamib  i^mta. 

IS  malydb  toü-höd  üktä',  tön  te-ta- 
kdt #ta\* 

15)  U-tdk:  *te-takat&  höysö 
amtdy  tedi*  entt,  höy  SAmya. 
malydb  ün  höd  baröh  ^kta'  ön 

20  ö-tdk. 

16)  CrulMlt  wA  gulüli  bak 
ikin,  Sn. 


*AhS  abtdk  sardl  y'  inä  nö 
mO-häbta-k,  bälö  hdbnö*  ak  ta- 
leha  yan. 

Harid  blHtani ,  yutuqu'ani 
sirU  sakdy  yaddyn  yan. 

Ay  ard^  adik  egü  läy-kö  yem- 
megä-yä  dkä  sügä  yan.  amärke 
gäfdn-gSd:  *mdw  tärki  abnö.'* 
ak  yalehä  yan  b&'elä. 

»Ma'ä.U  talehd  yan,  »yind 
mäw  ayrö  alästd-dö,  harid  lay 
adddd  hän^ö!*  ta. 

Äy  harid  lay  adddd  hdlän 
yan,  amd-gBd  ay  nümä  dibdnä 
ba^td  lay  adddd  orobd  yan  ay 
harid  takdytö.  ay  lay  ta  yun- 
du'd  yan. 

Ay  labahayti:  »yi  nümd  yök 
baktd*  ya  egilik  adddd  tolübb 
yalehä  yan.  amd-ged  ay  egü  kä 
yundu'd  yan. 

Dada  ka  düdä  tamäy  gayn 
yan. 


1)  Es  war  einst  eine  cretine  und  ein  cretin,  beide  heirateten 
sich  und  wurden  mann  and  weib. 

2)  Da  sprach  einst  die  cretine  zu  irem  gatten:  »bring  mir 
butter  von  meines  vaters  hausl« 

3)  »Gut!«  sagte  er,  er  ging  hin  und  kam  zur  mutter. 

4)  Dieser    nun    sagte    er   also:     »eure    tochter    wünscht 
butter.« 

5)  Sie  füllte  also   ein  gefäss  voll  an,  gab  es  im  und  er 
ging  damit  fort.  Auf  dem  wege  kam  er  aber  zu  trockener  erde. 

6)  Da  sprach  er:  »die  erde  meines  Taterlandes  ist  ja  ver- 
trocknet« und  er  salbte  sie. 

7)  Er  kam  nun  zu  seinem  weibe  one  butter. 

8)  Da  sprach  diese  zu  im:  »wo  ist  denn  die  butter?« 


>  FUr  endeti.       *  FQr  ekätd;  von  küata';  s.  §.  46,  e  and  §.  102. 


«0 


ni.  Atihandlnng :     Reinlmli. 


9)  Er  erwiderte:  »die  erde  meines  Vaterlandes  war  ver- 
trocknet, und  da  salbte  ich  sie.« 

10)  Da  sprach  sie:  »wenn  du  es  so  peraacht  hast,  so  wird 
uns  die  mutter  nicht  dulden,  wir  verlassen  also  das  land!< 

11)  Sie  namen  nun  mel  zu  sich,  am  davon  zu  leben  und 
zogen  von  dannen. 

12)  Wie  sie  so  iren  weg  gingen,  da  kamen  sie  zu  einem 
teich  voll  Wasser  und  es  sprach  dann  der  gatte:  »dahier  wollen 
wir  unser  essen  zubereiten!« 

13)  »Gut!«  sagte  sie,  »da  ja  die  sonne  unser  essen  kocht, 
80  schütten  wir  das  mcl  ins  wasser.« 

14)  Sie  schütteten  also  das  mel  ins  wasser  und  die  frau 
nam  einen  rllrstock  um  das  rael  umzuriiren  und  stig  hinein 
ins  wasser.    Da  aber  verschlang  sie  der  teich. 

15)  Da  sprach  der  mann;  »mein  weib  isst  nun  darin 
abseits  von  mir  alles  essen  weg«  und  er  stig  nun  auch  hinein. 
Da  verschlang  auch  diesen  der  teich. 

16)  So  nun  erging  es  jener  cretine  und  dem  oretin. 


10 


6. 
Saraf  B  ton. 


1 


1)  Saräf  'ör  Ui-kämtöh  yi'dm, 
hay  gi'gya,  ibabya. 

2)  Takdt  hihanahu,  yiharid 


ßya,    'ät   endy 


Mad'mdb    istöb 


dShdy. 

3)  Ti>-kämtöh    yVdint,     hay 
ibdbya,  Kassalab  egidha. 

4)  0-fina  hädirya,  fdgara: 
»Saräf 'ör  ti'itena  kithay<,  ina. 

5)  Barbar  serAkünbu,  wü-'ds- 
ker  kassdk  iruktidna. 


6)  Ilatny  Ankuanäb  edir,   ö- 
rid  hö  ihe,  rasäsi  iyd'it,  rasds 
ihdyt,  edir. 
16       7)    Hardmi  '6ru   tak  har'oh 
xhakib  wö-Hdrtum  hay  ibe. 


Sarräf  baji  iii  rakübuk  gdhä, 
gald  ytin. 

Nümd  ylkhend  yan,  yvrhodä- 
ged,  alä  yiligilä  ay  hän  Madind 
dkä  bähd  yan. 

IH  rakübuk  gähd,  Kdssalal 
yametä  yan. 

Dlbd-d  yangelä,  labahd-kö  Sa- 
räf bafi  käyä  egldam  ma-ld  yan. 

Barbara  akdn  b/l\6  inkö  ak 
inäiittd  yan,  diker  inkÖ  ak  mä- 
iittd  yan. 

Fanis  bd'lä  yigdifd,  mal  ak 
biiitd  yan,  arart-6  kä  yigdifd 
yan. 

Haräini  bali  iii  gäläytö-h  yu- 
i'torobutd  Kdrtumil  yaddy  yan. 


Dt«  BtdMTC-Spneh«  in  Hordoct-AfirUu.  I.  61 

8)  0-Sök  'ar  yVobik,  i-kiSya  Saüäkin  heyaü-kü  arnh-ad 
Ad  ihi,  Madindb  ittöh,  ö-reü  tdn  garüdd  tdna  yibild,  ak  bl- 
kastöh  istöb.  SitÄ  yan,  ay  inkö  bay  mal  Ma- 

dinä  dkä  yohöy  yan. 

9)  Säri  amndb   isSne,   härH         Awwdl    zahdna   Sarrdf  Bali 
6  Saräf  ^Or  tö-takdt  ekhdn,  O-riü     galdntä  ytücd   orobd  yan,  ayk 

dihdy  elkik,  ö-dhdy  o-reü  kassoh  aar  dl  Madinä  ta  yikhend  yan, 
ihe,  anhabydy  Madindb  ütöb  umbakd  balö-kö  bayiäm  al-'i§d 
'aidb.  vodqtil  Madinä   dkä  bähd  yan. 

1)  Sarafs  son  bestig  seine  kamelstute,  zog  fort  und  ver- 
reiste. 

2)  Er  war  liebhaber  einer  frau,  dieser  brachte  er  was  er 
geschlachtet  hatte,  auch  die  milch  die  er  molk. 

3)  Er  bestig  also  sein  kamel,  reiste  ab  and  kam  nach 
Kassala. 

4)  Hier  kam  er  in  ein  gefecht,  aber  kein  krieger  war 
im  gewachsen. 

5)  Anch  die  Stadt  Berber  versetzte  er  in  angst  und  alle 
Soldaten  flirchteten  in. 

6)  Er  tötete  einen  reiter  mittelst  eines  Schusses  und  nam 
im  seine  habe. 

7)  Mit  einem  mann  der  hinter  im  auf  dem  kamele  sass, 
zog  er  nach  Chartum. 

8)  Leute  von  Suakin  fiel  er  an,  nam  inen  die  Sklaven 
und  brachte  diese  und  alle  habe  der  Madina. 

9)  Ehemals  war  er  ein  bettler,  als  er  aber  Madina  lieb 
gewann,  da  brachte  er  nachts  dieser  alle  habe  zu,  welche  die 
leute  verloren  oder  die  er  erbeutet  hatte. 

7. 
Xohammed. 

1)  Hdmmed  Bimbay  ila,  aröb         Mohammed  Bombdy  gdla,  Sd 
10  ihdy   ibs,  idnya,   hay  yVagdr     yaddym  jalabd  kini,  yamegd  iSi 

eya.  jalabd  gähA  yan. 

2)  Bihir  Sugutrdb  6ya,  häi  Sugutriyd  akdn  bddal  yametd 
ye'amadnÜ  ehirtySn,  ö-bhiri  yan,  gabdd  bdrre-kö  enddbahani 
wO-hitsay  efira'nit  Un  ehirsydn.  ka  yaybuluwin  yan. 


Abhandlung:    ReintVol 


3)  HamaSdy:  »ü-tinün,  ü-bkir 
ün  beher  >^igtUräy*  ine. 

4)  Jeddöb  eya,   tcö-'ar6h  ne- 
jelya,  ibdbya. 

b       5)    0-Sök   Srnhakuel    mersdy 
dänya,  toö-'öroh  ö-bhir  egid,  yV- 

6)  Ilaüläb    wü-öi-üh    ihnue- 
dhay,  dro  yakisya,  Je'ddäb  eya, 

10   aröb  uwir,  ibdbya. 

7)  0-hdbay  dihdy  eya.  ü-bdba 
yakydyt:  »wü-'ar  ün  äbf*  hi«. 

8)  yWö-'örok*  en.  lihäb  ijed- 
yay,  Umare  ü-bdba. 


Mohammad  gänni:  *Bl  nand 
bi'id  ka  endd  Sugutrd  Mni*  ya- 
lehä  yan. 

Je*1dä  akdn  bälö  güfd,  iii  ja- 
labd  ttdddd  ak  yanä  nuwd  yi- 
nUilii,  ya»efvvd  yan. 

Saüdkin  iro  cntj:»  bndal  ya- 
iimtd  yan,  iäi  bafä  bädad  'aydä, 
iii  ak  yaddy  yan. 

Egida  mdra-yinäiücö  tcili  ja- 
labd  kä  gaytä ,  k<\  tuyqu'd, 
Jeddal  kä  biiyf^  y«»,  törki  ja- 
labd  airähäk  sardl  yndüy  yan. 

/,■}'  dbbnl  yanittd  yan,  dbbd 
iigütd  yan:  *tay  jalabd  aji  ja- 
labdf*  yalehd  yan. 

»Ä'rt  bdjä  kln*  ak  yalehdn 
yan.  lühd  badad  'aydä  yan  ay 
bali,   dbbä  bddkö  yasketä  yan. 


1)  Moharamed  reiste  nacli  Bombay,  er  nam  ein  schiff  und 
reiste  daiiin;  dort  bclud  er  wider  das  schiff  und  kerte  zurllck. 

2)  Er  kam  ins  raeer  von  Sokotra.  Da  zogen  sie  sand  und 
scKlanini  aus  dem  meer  und  zeigten  das  im. 

3)  Uer  halbblinde  Mohammed  sagte:  »Dieser  schlämm, 
dieses  meer  das  gehört  zum  meer  von  Sokotra.« 

4)  Er  kam  dann  nach  Dschedda,  entlud  das  schiff  und 
reiste  ab. 

5)  Im  äusseren  hafen  von  Suakin  legte  er  dann  wider  an, 
da  warf  er  seinen  son  ins  meer  und  für  dann  ab. 

6)  Nachdem  sein  son  ein  jar  gcblibcn  war,  nam  in  ein 
schiff  auf,  er  kam  nach  Dschedda,  erwarb  sich  da  ein  schiff 
und  für  ab. 

7)  Er  kam  dann  zu  seinem  vater;  dieser  erhob  sich  und 
fragte:  «wem  gehört  dieses  schiff?« 

8)  »Dein  son  ist  ja  da«  erwiderte  man;  da  warf  der  son 
die  Stangen  ins  meer,  der  vater  aber  liess  sie  auflesen. 


Dia  Badu7«-Spr«o1ia  in  Nordoit-AIHka,  I. 


63 


8. 
Der  löwentSter. 


1)  E-Väie  tO-ri'dy  edir,  wu 
dnküdna  dShd  eya,  e-b'dSe  edir, 
ina. 

2)  Wu  hdiia  eya,  e-fd  gäl 
6  edir,  mihdy-t  yina  e-Sd"  vm-än- 

kädna  ihdro,  wö-hddd<^  imire, 
derdt  irtb,  mderdyna  wö-ha4, 
u-raü  edir  ö-tdk. 

3)  Andik  iharün,   dya  ime- 
10  rün.   wö-hdddcy  ebina,   iheri/n 

ay-t  yina,  imer&n.  mderardyna 
toö-hdd4o,fadig  tatnün  dob  eddr, 
gäl  tak  iya;  ün  ü-tdk  ngalälay 
w6-ha44^  edir. 


Wdkari  läh  yigdifd  yan,  ta 
wanni  el  yametd  yan,  wakari 
ta  yigdifd  yan. 

Lubäk  inki  saga  yigdifd  yan, 
adohd  lala'  ay  sagd  ta  wanni 
gäroniSd  yan,  lubdk  dka  gardy 
yan,  kä  yagddfö  tänd  yan,  ag- 
ddfö  yd-gSd  aki  lubdk  yigdifd 
yan  ay  heyaütö. 

Kä  dik  kä  g&rSniidn  yan,  kä 
bddenä  tdnak  sügd  yan.  ay  lu- 
bäk kä  ibad  yaddyn  yan  kaünä 
lald',  amdyk  sardl  tdna  gardy 
yan.  Nagdaföna  ydn-gSd  moro- 
töm  yingidifin  yan,  inki  gähd 
yan;  ay  inki  heyaüti  lubdk  kä 
yigdifd  yan. 

1)  Der  schakai  tötete  eine  zige,  der  eigentiimcr  kam  dazu 
und  tötete  den  schakai. 

2)  Der  löwe  kam  und  tötete  eine  kuh,  der  eigentUmer 
suchte  sie  drei  tage,  da  traf  er  den  löwen,  konnte  in  aber 
nicht  töten;  denn  als  er  daran  war,  denselben  zu  töten,  da 
tötete  in  selbst  ein  anderer  löwe. 

3)  Seine  leute  suchten  in,  fanden  in  aber  tot.  Sie  folgten 
nun  der  fassspur  des  löwen  fUnf  tage  hindurch  und  fanden 
dann  den  löwen.  Wie  sie  aber  daran  waren  den  löwen  zu  er- 
legen, wurden  vierzig  mann  getötet,  ein  einziger  entkam ;  dieser 
nun  tötete  den  löwen. 

9. 

Irrfarten  eines  mannes. 


16  1)  El-mirkab  wü-angelisi  dS- 
hdy  ihdy,  hay  ibdhya;  ü-dhdy 
ay-iS  wa  dga-rdma  tatn&n  ddha, 
in. 


Wili  ingillsd  mdrkebil  heyaü 
körän,  yaseferdn  yan;  heyaü-kö 
kaünä  bol  ka  malehin  tömän 
kl  yinin  yan. 


^^^^^V            M                                                ni.  AbhuJloni 

:    Belolieli.                                                  ^^^H 

^^^H             2)  Bäher  dulumdt  hay  eben, 

Magäribd  bddal  yadäyn  yan, 

^^^^M          Ijiher  dulumnti  ydkijän  hnii-d- 

törke-kö  ogäfani  karn  bälöl  ya- 

^^^^M        keläh  hay  eben,  dwnära  hardüa. 

däyn  yan  dahdb  gdrOniSÖna. 

^^^^P              3)    Seäb    emmlrkah    iänäbe 

Mdrkebil  la  aränik  sardl  ka- 

^            5   ban-d-kdäbi  yi'dgar&n  eyün,  ia- 

7-d    bälikO   gähän   yan,    lammä 

^^^^—^          güg  haiUäb  ihenedhäy  biher  du- 

tdnnri  egklä  märdnik  sardl  ma- 

^^^^M                      eyän. 

gäribd  bddal  yametin  yan. 

La  bddal  öbiidn  yan,  Id  boij^^M 
kitdk  sardl  heyait  öbiidn  yan,  *  ■ 

^^^^H             4)  E-i'a  gedyän,  ä-S'a  enhad- 

^^^^"           nidhay    0-dhdy    Uikkä    sa'ätib 

^^^^     10   igddna,  ige'dna,  igedna-höb  tiyöt 

ummdn  sa   inki  heyaütO  öbiidn 

^^H 

yan,  nahd  'azdytö  kä  betd  yan. 

^^^^P              5)  Bak  ü-dhdy  enhddna,  asln- 

Ahe  heyaü  bakitdn  yan  bnhdr 

^^^^m         hdy    tamün    bdka,    ü-dhdy    ü- 

tOmän    hinim,    aki    heyaü    inkö 

^^^^1          rdxl  enhddna. 

bakitdn  yan. 

^^^^     15       6)    Malydb    n»!mhdy    tamün 

Ayk  sardl  bahdr  tömän   öbi- 

^^^^           gtidyan,  gäl  tnk  eiigad,  ü-dhdy 

.idn    yan,     inki    htyatUi    rd.'d 

^^^^B         ü-rdü  enhddna. 

yan. 

^^^^H              7)    O-tdk    wü-dngad    ä-ddgel 

Ay  rä'd  heyauti  dakdl  gähd, 

^^^^F          r^cya,  ö-tenndni-ki  isd',   hihbr 

Wrmän  bukdl  dafdy  yan,  Su^jti- 

^^^          so   Sugutrdte     eftr     ine,     5-rebdb 

trd    akdn    bdd-ko   balSk  a\dhö, 

^^^^L          amordm  6ne. 

kömal  adnwö  yakhd  yan. 

^^^^B             8)    O-tdk   ün    f.ya,    tAkülya, 

El  yametdk  sardl  hafifd  yan. 

^^^^f         ö-mirkab  yi'U  gigya. 

mdrkeb  häbä,  iie  ak  yaddy  yan. 

^^r                    9)  Tägä  ay  hdtlla  sdkya,  ta- 

iMmind  tdnnä  ka  kaAn  egidä 

^H           25  gü  asaranuiy  Mdgsir  fya,  Mas- 

yaseferd  yan,  lammd  tdnnä  ka 

^^^^^           sireb  isd',  Miissir  eydn-höb  ben- 

nwlehdn  ya  vgida  Mdser  yametd, 

^^^^fe         töy 

dafdy  ydn. 

^^^H              10)  Masaireb  haüel  ihaiddhäy 

Torkel  egida  märdk  sardl  Sii- 

^^^^V         Sutoia  eya. 

wes  akdn  dikil  yainetd  yan. 

^H          30        11)  Stucesi  arob  yxdm,   wö- 

Törkil  jalabd  gähd  yan,    ay 

^^^^m           aroy  'örah  ift,  tcö-'öroh  kikan; 

jalabd  ailddl  kä  bali  sügd  yan. 

^^^^L          eudäwayoh  ynkyanedhdy   takdt 

ay  iii  bdlä  söld  yan;  iäi  dlk-kö 

^^^^L^   d'erdbe,  Jtdddb  eya. 

ogütd-ged    inar'tiitd  yan ,    ayk 

sardl  Jiddä  akdn  dikil  yaddy 

yan. 

^^^V             12)  Ö-Sök  iya;  ö-gaü6h  iüm- 

Saildkin  akdn  dikil  yameta 

^^T           35  ydn-höb    wü-'Orfih    han   Sümya, 

yan;   iÜ  'dred  sdy-ged  ka  bali 

^^^^L          malydb     tö-takatöh ,      tcö-'OrÖh 

say  yan,  amd-ged  kä  nümd,  kä 

^^^^^^^    imire. 

bali  dka  sCtgdn  yan. 

Di{  Bedaiire-Spnche  in  Nordoit-Afriks.  I.  65 

13)  Kassdh  ferhdba;  ü-tak  ümbakä  hadenan  yan;  ay  Hey- 
ün  tö  tagiydytib  dum'äräb  ibire,  aüti  iH  qOßydtil  dahdb  bähdyan, 
gdbya,  hldäb  esinin,  Sn.  rohösyakdyan,inkömäränyan. 

1)  Leute  bestigen  ein  englisches  schiflF  und  reisten  ab, 
fünfhundert  und  sibenzig  mann  befanden  sich  auf  dem  schiffe. 

2)  Sie  füren  ins  abendländische  meer  und  von  da  be- 
gaben sie  sieb  nach  dem  land  der  hunde,  um  dort  gold  zu 
suchen. 

3)  Sie  namen  kUhe  an  bord  und  füren  ins  hundeland 
und  nachdem  sie  da  zwanzig  jare  gebliben  waren,  kamen  sie 
wider  ins  abendländische  meer. 

4)  [In  gefar  vor  einem  grossen  lisch]  warfen  sie  vih 
ins  meer  und  als  dieses  ausging,  so  warfen  sie  leute  hinein, 
jede  stunde  warfen  sie  einen  mann  hinein  und  diesen  frass 
der  fisch. 

5)  So  kamen  die  leute  ums  leben  bis  auf  achtzig  mann, 
alle  übrigen  waren  umgekommen. 

6)  Darnach  warf  man  auch  die  achtzig  mann  hinein, 
nur  ein  einziger  blib  noch  zurück. 

7)  Dieser  eine  mann  stig  auf  den  mastbaum,  setzte  sich 
auf  die  querstange  und  sprach:  »bei  Sokotra  steige  ich  aus 
und  gehe  dort  auf  den  berg.« 

8)  Er  kam  nun  dort  an,  sprang  ab,  verliess  das  schiflF 
und  ging. 

9)  Fünf  und  zwanzig  jare  war  er  schon  auf  der  reise, 
im  sibcn  und  zwanzigsten  kam  er  nach  Kairo  und  blib  daselbst. 

10)  Als  er  sich  in  Kairo  ein  jar  lang  aufgehalten  hatte, 
kam  er  nach  Suez. 

11)  In  Suez  bestig  er  ein  schiff  und  auf  diesem  befand 
sich  sein  son,  er  aber  kannte  denselben  nicht.  Als  er  nemhch 
seine  reise  antrat,  da  hatte  er  eben  geheiratet  und  ging  dann 
nach  Dschedda. 

12)  Er  kam  also  endlich  wider  nach  Suakin  und  wie  er 
sein  haus  betrat,  da  traf  er  da  sein  weib  und  seinen  son. 

13)  Alle  freuten  sich  nun;  der  mann  hatte  in  seiner 
kappe  etwas  gold,  er  war  also  reich  und  so  bliben  sie  denn  bei- 
sammen. 

Sitaiilicsiwr.  d.  phU.-Ust.  Ol.  CXXVUI.  Bd.  3.  Abb.  5 


66 


m.  Abbudlnng:    Reinisck. 


10. 
Drei  reisende.^ 


1)  Wö-'d§o  mhäy  da  d6hd 
ehäyn  e-garbi  ydkyän  e-iarik 
eyön,  mihdy  tamün  asoäyt  aiö- 
dyti   dihay-ka   mShay  da  efen, 

5   e-gdrbi  e-Sartk  iyän. 

2)  MaWik  emnlhäna  vidrkah 
'aSdy  dör  maSäS:  -»nanf^y  e'e- 
tänt'i   ena. 

3)  ^Wö-har'6n  rätäna!'  ina. 

10       4)   -»Näiitay  ydktöna?<i  ena. 

5)  ^E-gdrbi  ydklna,  e-iarik 
nebe;  ö-bher  ün  yakset  irrib, 
bShir  duluviat  nestöbe,  e-dhny, 
e-dhäy  nirküe*  ina. 

15       6)  E-merkab    e'aSiS    räjydy: 
»insibua  hau,  jinnibtiaf*    ine. 

7)  BaHih   yakydy:    »iji«i6«« 
ine,  »wü-häber  wö-hdri  näy  geb 
efe*  ine. 
20       8)  E-betkib  dShdy  eya:  y>ndn- 
tay  e'taf*  ine. 

9)  » Wü-hdber  wö-har'indy  geb 
efSi  ine. 

10)  Wü-hdr'i    ydkya:    »icö- 
25   hdber  ahdr  ehl*  ine. 


Azäyti  bukdk  adöhd  heyaüü 
ak  gähän,  garib-kö  idriqfän  ya- 
ddyn  yan,  sazzdm  azatiyak  um- 
mdn  azdytö  adöh  adöh  ak  gäha- 
ni ,  gdrib-kö  üdriq  fän  yadäyn 
yan. 

Maläykd  tan  dfad  adi  mär- 
kab  al-'iSä  wdqtil  dkä  garayta 
yan:  tnülakö  tametinift  ak  ya- 
lehdn  yan. 

tEsira  garatiya.'t  ak  yilehdn 
yan. 

^Anlakö  ugüttanf*  ak  yale- 
hän  yan. 

tOgünnä  megdribdkö  muidri- 
qal  adi  nana;  tä  bäd  ni  tänd- 
ged  bdher  dulumdt  fän  adi  na- 
na, heydwa  tä  azä  tasiydnkö 
maSinna*  yalehdn  yan. 

Mdrkab  dkägaraytd-ged:  »in- 
»i  kltini,  ginsi  kitinift  ta  esertd 
ydn. 

Ay  assd'k  bukd  yandti  ogätdti: 
r>ginni  mdkiyö,  insi  kiyö,  wäre 
saratiyä  esSrdntaf*  yalehd  yan. 

Fantitiyä  esSrdn:  »aülakö  ta- 
rn^taf*  yani  yalehdn  yan. 

»Wäre   saratiyä    eseräl* 
yalehdn  yan. 

Sarati:  *wAri  abaySimd< 
yalehd  yan. 


ak 


ak 


'  Trotz  weitern  aiufragens  gelang  es  mir  nicht,  zum  genauen  Verständnis» 
dieses  stOckes  zu  gelangen;  der  erzäler  hatte  keine  andere  antwort  als: 
>so  war  die  geschichte,  nun  genug.« 


Dia  B«dn7«-Spncbe  in  Notdott-Afrik».  I.  67 

1)  Auf  einen  fisch  setzten  sich  drei  mann,  brachen  auf  im 
Westen  und  füren  gegen  osten.  Von  dreissig  fischen  setzten  sich 
stets  auf  einen  fisch  die  drei  mann  und  kamen  von  west  nach  ost. 

2)  Engel  zogen  vor  diesen  dahin  und  denen  begegnete  bei 
einbruch  der  nacht  ein  schiff  und  fragte  sie:  »woher  kommt  ir?« 

3)  »Fragt  nur  die  hinter  uns!«  erwiderten  sie. 

4)  »Von  wo  seid  ir  aufgebrochen?«   fragte  man  sie. 

5)  Diese  antworteten:  »wir  brachen  auf  im  westen  und 
ziehen  nach  osten;  dieses  meer  da  will  uns  nicht  aufkommen 
lassen,  wir  geleiten  die  männer  vom  westmeer  her  und  wir 
(Urchten  die  menschen.« 

6)  Das  begegnende  schiff  fragte  dann:  »seid  ir  menschen 
oder  dämonen?« 

7)  Da  erhob  sich  einer  und  sprach:  »menschen  sind  wir, 
weitere  auskunft  erhält  man  bei  dem  hintermann.« 

8)  Der  mittere  mann  kam  heran  und  man  fragte  den- 
selben: »woher  kommst  du?« 

9)  Dieser  erwiderte:  »auskunft  erhält  man  bei  dem 
hintermann.« 

10)   Der   hintermann    erhob   sich    und    sprach:    »auskunft 
gibt  ein  rückwärtiger.« 

11. 
Der  sohakal  und  der  rabe. 

1)  Bedie  wä  käiküay  (küiu-  Wakari  ka  käköyti  inkf'i  md- 
kay)  hiddb  etnin,  Sn.  rak  yinin  yan. 

2)  E-bedSe   te-m'äre  wö-'aüi  Wakari  zlbo  rläy  bukdl  häldä 
dehä efif:  *hldedäb  tdmi  niydd*  yan:   tinkö   Mnnö^   ak   tal^hd 

5  yine.  yan  käköytak. 

3)  0-küiküay  bt-gadrayik  ü-         Ay  käköyti  betö  tänd-ged,  ay 
bedie  te-m'dre  ibiye  tdmya.  wakari  tu  zlbo  üb  bettd  yan. 

4)  Malyäb  o-küiküay  dife  ha'-  Ämäyk  sardl  ay  käköyti  fd/isö 
iya,   tcö-häii  dShd  efif,  tdmal  bälöd  häld   yan:    »tä  bet!*    ak 

10  yine.  yalehd  yan. 

5)  E-be'dSe  bl-gadrayik  ö-kfd-         Wakari  ay  bettö  täntd-ged  ay 
küay  te-dife  ibiye  tdmya.  käköyti  ay  fd1)sö  iie  betd  yan. 

1)  Ein  Schakal  und  ein  rabe  hausten  beisammen. 

2)  Der  schakal  goss  suppe  über  einen  stein  aus  und  sprach 
zum  raben:  »wir  werden  nun  die  zusammen  essen.« 

5» 


68 


ni.  AbhaDdlnDf; :    Beinisch. 


3)  Da  der  rabe  (mit   seinem   schnabel   suppe  vom  stein) 
nicht  essen  konnte,  so  ass  der  schakal  die  suppe  selbst. 

4)  Hierauf  brachte  der  rabe  nun   bciila  herbei,   schüttete 
dieselbe  auf  den  sand  aus  und  sprach:  »da  iss!< 

5)  Da  der  schakal  dies  nicht  vermochte,  so  ass  der  rabe 
selbst  die  belila. 

12. 

Die  mause. 


1)  U-gubb  maiidälät '  ibire, 
takati  dha  iya. 

2)  Deläb  efirik,  eix4äwa  wö- 
hdrro  oghdr,  ö-delAy  ede\ 

5  3)  Gv,bb  wSr  ife,  4^wäb  og- 
hdr, harröb  hö  ihi,  wü-hdrro 
ö-raüi  d6hdy  iya,  malhoyäh 
Sarik  iba. 

4)  Takdt   tife,    tü-tnkdt    tun 
10  data,    amasinga   tö-takati   dha 

iya,  füfya,  S-dambe  betik  Sumya, 
tdniya,  yViS  gigya. 

5)  Tü-takdt  ü-inha  mShydn- 
hob   wö-'adöh   teSbib,    wö-'adöh 

15   tdmama-  rihita. 

6)  Wö-haünd  6-raii  ü-gübb 
Bya,  tü-takdt  ö-takyöh  geb  düta. 

7)  Ü-gtlbb  ö-tdki  mid  fufyäyt 
tdmya,  ü-mha  tnheydn-höb  yVU 

20  gigya. 

8)  Wö-haüad  6-raü  pguddna, 
tü-takdt  ü-t-ak  wä  ogu'ädna,  o- 
güäyna. 


Andäwä  tind  yan,  tcili  jaicis 
lik  tind  yan,  ay  andäwä  nümnl 
tametä  yan. 

Ay  andäwä  dik  gar'itd,  ilaü 
bodöd  haytd  yan. 

Aki  andäwä  tind  yan,  lel  dik 
gar'itd  yan,  ay  ilaü  iSi  kahan- 
töll  kin  andäwäl  bäxtd  yan, 
lammt  iirqä  bä'il  kl  yinin  yan. 

Wili  nümä  tind  yan,  ay  nü- 
md  <}lntd  yan.  bärak  ablä  ay 
nümäl  tametd  yan,  fuf  ta,  lam^ 
mä  Idki  fänad  zaytd,  ta  bus 
fuf  ta,  bettd,  taddy  yan. 

Ay  nümä  bälö  mäyitd-ge.d  ist 
bus  tubild  yan,  iSi  bus  betimtdm 
iiek  tubild  yan. 

Malammi  bär  ay  andäwä  ta- 
metd yan,  ay  nümä  iii  bä'eli 
agägal  4ina  süktd  yan. 

Ay  andäwä  bä'eü  dagümd  fuf 
ak  ta  bettd  yan,  dahine  iSi  ak 
taddy  yan. 

Malammi  bär  tan  bettdm  ya- 
lagma  andagülta  hinim  (findn 
yan,  ilälani  waynik  sardl  4indn 
yan. 


*  Wortlich:  eine  wache;    der  sinn  ist  nnr:    eine  Tomeme   maus  (der  als 
solcher  ein  kawass  znr  Verfügung  stand). 


Die  Beduiye-äprache  in  Nordost- Afrikt.  I.  QQ 

9)  Kf.rümnb  dShäy  ü-gübh  eya,  Subki  tcdqti  lissün  ^indnik 
tv-takdt  'ad  tdmya,  yi'iS  gigya,  sardl  ay  andAwä  tametä  yan, 
ö-rail  ehe,  wö-hdber  ihe.  ay  iiütnd  ta  bettd,  iie  ak  taddy, 

iH  dobäytöl   taddy,   abtdm  ak 
wäriSid  yan. 

10)  Tö-fdtliga    titäy    dShäy  Mäfäri  bdr  ay  lammä  andä- 
5  iyän,    ü-ngäl   tö-tdkati  ragdd     wd  nümä    ka    bä'elal   yametin 

fufydy  tdmya,  iirraü  ö-tdki  tnid     yan,  loilityä  nümä  Idkal  fuf  ta, 
tdmya.  nuTtid   lak   bettd   ydn,   willtyd 

baeli  dagümä  bettd  yan. 

11)  0-mha  mheydn-hob,  er-  Bälö  mäxtd-ged,  üssün  yubi- 
hiydn-höb    an    gtibba    ddbyän     linin   »ardl   ay   dndäw   küddn 

10  ihina.  yan. 

1)  Die  maus  hatte  einen  kawass  und  kam  zu  einer  frau. 

2)  Diese  maus  grub  auch  eine  grübe,  stal  dann  getreide 
von  leuten  und  legte  es  in  diese  grübe. 

3)  Da  war  femer  eine  andere  maus,  auch  sie  bestal  die 
Ortschaft  und  nam  von  da  getreide,  dieses  wanderte  zu  irem 
freunde,  denn  sie  beide  waren  verbündete. 

4)  Es  war  also  eine  frau,  diese  nun  schlief.  Bei  nacht 
kam  nun  die  maus  zur  frau,  blies  sie  an,  schlüpfte  dann  zwischen 
deren  beine,  frass  da,  verliess  sie  dann  und  ging  von  dannen. 

5)  Als  es  morgen  geworden  war,  besichtigte  die  frau  ire 
blosse  und  fand  sie  angefressen. 

6)  In  der  zweiten  nacht  kam  die  maus  abermals  und  du 
schlief  die  frau  neben  irem  gatten. 

7)  Die  maus  blies  nun  des  mannes  blosse  an  und  frass; 
am  morgen  verliess  sie  denselben  und  ging  fort. 

8)  In  der  folgenden  nacht  wachten  sie,  die  frau  und  der 
gatte,  wurden  aber  dann  ermüdet. 

9)  Gegen  morgen  kam  die  maus,  frass  die  blosse  der  frau 
an,  ging  dann  fort  zu  irem  genossen  und  brachte  im  künde. 

10)  In  der  vierten  nacht  kamen  sie  abermals  dahin,  die 
eine  maus  blies  das  bein  der  frau  an  und  frass  davon,  die 
andere  aber  frass  an  des  gatten  blosse. 

11)  Als  es  morgen  geworden  und  die  beiden  leute  das 
geschehene  erschaut  hatten,  waren  die  mause  schon  fort. 


70 


III.  AbluuidloDg:    Beioisoh. 


13. 
Sätze  zum  numerale. 


1)  Bdhe  tdmna-mhdy  'ar  ibi- 
re;  wö-äißweli  Yagüb  eedna,  ö- 
rdü  Yusäf  e'edna,  O-nihdya  Is- 
mä'il  eedna,  ö-fd^Jga  Sulfän 
6  eddna,  wö-dya  'Omar  e'Mna, 
wö-asägära  Sükrib  e'edna,  wS- 
dsardma  Adam  eedna,  wö-asim- 
ha  Hissen  e'edna,  wö-aiSddiga 
Hümmad  eMna,  ö-tdmna  Ba- 
ld müd  e'ddna,  ö-tamnd-gära  'Alib 
e'edna,  ö-tdmna-mdlya  Eddin 
e'Mna,  ö-tdmna-mhdya  Joha  e'- 
edna; an  tdmna-mhdy  kassäh 
sandba,  biibye  'dra. 


Beni-Amer. 


1)  Bdbu  tdmina-mehdy  'ar 
ibire:  ö-sürkena  Yd'küh  iyddna, 
ö-mdlya  Yusif  iyddna,  0-mhdya 
Ismd'il  iyddna,  ö-fd4iga  Sultan 
iyddna,  wö-dya  'Omar  iyddna, 
wö-asdgära  Säkri  iyddna,  wö- 
dsa-rdma  Addm  iyddna,  wö-a- 
sümha  Hissin  iyddna,  wQ-aiSd- 
4igo-  Hümmad  iyddna,  ö-tdmlna 
Hamid  iyddna,  ö-tdmind-gura 
'Alib  iyddna,  ö-tdmina-mdlya 
Eddin  iyddna,  ö-tdmina-mJidya 
Jaühdb  iyddna;  an  tdnuna-mhäy 
kassds  sandba,  bdbyo  'dra. 


15  2)  Tü-jim'a  asaramät  ylndt 
ebdre:  tü-ämoeli  sdbte,  tü-rdü 
hddde,  tü-mhdya  litninte,  tü-fd- 
4iga  talatdte,  tü-dya  erbd'te,  tü- 
asägüra    hamiste,    tü-dsa-rdma 

20  gim'dte. 

3)  T6-yin-tön  gäl   dör   i'an- 
hök. 

Tö-yln-tön    malö    döra    i'an- 
hök. 
25       Tö-yln-tf>n   mihdy  döra  i'an- 
hök. 

Tö-yinrton  fa^ig   döra   i'an- 
hök. 

Tö-ytn-t4n  ay  döra  i'an-hök. 


2)  Tu-jm'a  cuaramät  ylndt 
ebdre:  ü-mh€  wü-dtoweli  sab,  ü- 
mbi  ü-mdlya  had,  ü-mhdya  et- 
nin,  ü-fd^iga  taldta,  wü-dya 
erbd',  toü-asdgura  hamis,  tcü- 
asardma  jim'nt. 

3)  Tö-intlb  gär  ragdd  yi'an- 
höka. 

Ts-'intib  malö  rdgada  yi'an- 
höka. 

'Dh'intib  mihdy  rdgada  yi'an- 
höka. 

Tö-'intib  fa<lig  rdgada  yl'an- 
höka. 

Tö-'inUb  ay  rdgada  yi'an- 
höka. 


Die  Badsije-Spnch«  in  N«rdo<i-Afrita>. 


71 


13. 
Sätze  cum  nnmerale. 


8aho. 


y  dbbä  adähän  ka  tdtnmän 
dnylo  lik  yina;  eld\  hali  kä  mi- 
gd'  Yaqöb  ydlehan,  malammi  kä 
migä'  Yosif  ydlehan,  mädahlti 
kä  mign'  Ismd'il  yalehan,  mäfä- 
ri  ha^  ka  migä'  Sultan  yan,  ma- 
kmcänUi  kä  migä'  'Omar  yan, 
lih  yd  bali  Sükri  kä  migä'  yan, 
malehdn  ya-H  kä  migä'  Addm 
yan,  bahär  ya-Ü  Hissen  kä  mi- 
gä' yan,  sagäl  ya-H  kä  migä' 
Htimad  yan,  tammän  ya-ü  kä 
migä'  H.  yan,  inikän  ka  tammän 
ya  ba^  kä  migä'  'A.  yan,  lam- 
män  ka  tammän  ya-ti  kä  migä' 
E.  yan,  adähän  ka  tammän  ya- 
ti  kä  migä'  J.  yan;  täy  inkö  sä'- 
id  Hnön. 

Bahurö  lala'-kö  malehdn  la: 
eldl  lald'  e^d  sdmbat,  malammi 
Itdd'  nabd  sdmbat  kini,  müdahi 
lald'  sani,  mäfärlti  zalüs  kini, 
makawani  lala  robü'  kini,  IV^ 
ya  lald'  hamüs,  malehdn  ya-ti 
güma'dt  Mni. 

Käfä  anü  inki-gld  köl  a- 
mAa. 

Käfä  anü  lammä  ged  köl  a- 
meta. 

Käfä  anü  adähä  gSd  köl  a- 
m4ta. 

Käfä  anü  afärä  gSd  köl  a- 
meta. 

Käfä  anü  kaünä  ged  köl  a- 
meta. 


Deutsch. 


Mein  vater  hatte  dreizehn 
söne:  der  älteste  hiess  Jakob, 
der  zweite  hiess  Josef,  der  drit- 
te son  hiess  Ismael,  den  vierten 
nannte  man  Sultan,  den  fUnften 
hiess  man  Omar,  den  sechsten 
son  nannte  man  Schukri,  den 
siebenten  nannte  man  Adam, 
den  achten  nannte  man  Hissen, 
den  neunten  nannte  man  Mo- 
hammed, den  zehnten  nannte 
man  Mahmud,  den  eilften  aber 
Ali,  den  zwölften  nannte  man 
Eddin  und  den  dreizehnten 
Dschauha;  alle  diese  dreizehn 
waren  brlider  und  die  söne 
meines  vaters. 

Die  woche  hat  siben  tage: 
der  erste  tag  ist  der  samstag, 
der  zweite  ist  der  sonntag,  der 
dritte  ist  der  montag,  der  vier- 
te dienstag,  der  fUnfte  mitt- 
woch,  der  sechste  donnerstag, 
und  der  sibente  ist  der  freitag. 

Ich  kam  heute  einmal  zu  dir. 


Ich  kam   heute   zweimal  zu 


dir. 


Ich   kam   heute  dreimal  zu 


dir. 

Ich  kam  heute  viermal  zu 
dir. 

Ich  kam  heute  fünfmal  zu 
dir. 


72 


m.  Abhuidlniig:    Bciniacb. 


T6-y'in-tön   asägür  döra  Van- 
hök. 

Tö-yin-ton  asardma  döra  i'an- 
hök. 
5       TÖ-yln-tön  asSmhi  wdkta  i'an- 
hök. 

T6-ytn-tön  äSSadig  wdkta  i'an- 
hök. 

T6-yln-t&n  tamin  wdkta  i'an- 
JO  hök. 

4)  Bartik  mdssi  Mesuweb  te- 
ßyaf 

5)  Ane  mdssi  ben-tön-i  kä-ha. 

6)  Ane  malö-ti  mdsse  Jidddy 
15  efi. 

7)  Barak  mdlya  dör  intöni 
tefeya. 

8)  Barüh  mdssi  Massireb  Rfif 


Beni-Ämer. 

Tö-'inttb  asagär  rdgada  yi'an- 
höka. 

Tö-intib  asardma  rdgada  yf- 
an-höka. 

To-'intlb  as'imhdy  rdgada  yf- 
an-hdka. 

Tö-Hntlb  aSia^ig  rdgada  yf- 
an-höka. 

Tö-Hntib  tamin  rdgada  yi'an- 
höka. 

Barük  mdssi Meauwib  tifiyaf 

Ani  jnassi  ben-töy  kä-ha. 
Ani  mal6-t  mdsse  Jidddy  iß. 


ya. 


Barük  mdlya  dör  intOy  tifi- 
1. 
Bariis  mdssi  Massirib  ifit 


9)  Banih  mehdy  haüläb,  dy-         Barüs  mehdy-ti  mdsse,  ay  ter- 
20  ti  tergät,    tamint  yindt  bentön  gut,  tamdn-t  ylndt  bintöy  iß. 

10)  Ane   engdt  (engdl-t  und         Ani  engdl  haüldb-wä,  terdb- 
engdl-ti)  masset'icä  terdb-wä  ö-  wä  ö-Söki  asd'  (oder  dseni). 
Sökib  asd\ 

•26       11)  Bardhna  (bardh)  fadig-t         Bardsna  (bards)  fa^ig  haü- 

mdsse,  asägAr-ti  terga,  aSiadig-t  Idb,   asagiir-t   tergät,   asSad.ig-t 

ylndt  ö-S6ki  esnin.  yindt  ö-Sökib  isnin. 

12)  Ane  engdl  kam,  malö  ha-  Ani  gäl    kam,    mal6  hatäy, 

täy,    mehdy   Sä'a,  fa4ig-t  dno,  mehdy  id'a,  fadigt  drgina,  ay-t 

30  ay  anö-t  'ar  dbare.  rengenet  dbare. 


Di*  B*J»»y»-8prmehe  in  Nordtwt-Afrik».  I. 


73 


Saho. 
Käfä  anä  lehd  ged  köl  ameta. 

Käfä  antt  malehand  gid  köl 

Kafä  anü  bahärd  ged  köl 
anaeta. 

Kafä  anü  sagald  ged  köl  a- 
mela. 

Kdfä  anü  tamtaänd  ged  köl 
ameta. 

Aiü,  tciU  tcdqte  Manucdl  ki- 
tö-höf 

Anü  abadä  törkel  md-kiyö. 

Anü  lammd  egida  Jiddal 
mära. 

Atü  tnalammi  gSd  tärkel  M- 
hUö. 

Ussük  wili  ged  Mdsseril  kini- 
höf 

Uttük  adohd  egida,  kaün  dl- 
zäy  tammänd  lald'  törkel  mdra. 

Anü  inki  egidä  ka  egid  cd>ld 
ISatcakinil  dafäy. 

"Utsün  afärä  egidä,  Uh'  dlzä, 
tagald  lald'  Saicäki7iil  dafäyna. 

Anü  inki  gäldytö,  lammd  fa- 
rdt,  adohd  sagd,  afärü  aydö, 
kaünd  aydö  bald  liyö. 


Deutocii. 

Ich  kam  heute  sechsmal  zu 
dir. 

Ich  kam  heute  sibenmal  zu 
dir. 

Ich  kam  heute  achtmal  zu 
dir. 

Ich  kam  heute  neunmal  zu 
dir. 

Ich  kam  heute  zehnmal  zu 
dir. 

Warst  du  jemals  in  Mas- 
saua? 

Ich  war  niemals  dort. 

Ich  war  zwei  jare  in  Dsched- 
da. 

Du  warst  das  zweite  mal 
schon  hier. 

War  er  jemals  in  Kairo? 

Er  war  dort  drei  jare,  fünf 
monate  und  zehn  tage. 

Ich  hielt  mich  auf  in  Suakin 
ein  und  ein  halbes  jar. 

Sie  bliben  vier  jare,  sechs 
monate  und  neun  tage  in  Sua- 
kin. 

Ich  besitze  ein  kamel,  zwei 
pferde,  drei  kühe,  vier  schafe 
und  fUnf  lämmer. 


74  III-  AVb.:    Beinitch.  Die  Bedanje-Spnehe  iu  Sorlost-AfrUta.  I. 


Inhaltsverzeiclmiss. 


Seite 
Vorrede 1 

I.  Erzälungen  im  Idiom  der  Benl-Amer  in  Barka 5 

I)  Ein  reumütiger  sttnder — 

21  Der  taube,  der  blinde,  der  Inme  und  der  kalkOpfige — 

3)  Ein  feigling 6 

4)  Unehlige  kinder  gedeihen  nicht 7 

5)  Erlebnisse  eines  schech 8 

6)  Der  son  eines  scbecb  (Ursprung  der  Ha(jäo4&wa)      11 

7)  List  eines  mitdcbens 13 

8)  Der  esel  und  das  kalb 19 

9)  Der  schakal  und  das  lamm 24 

10)  Der  Bchakal  und  das  Zicklein — 

11)  Die  maus,  der  froscb  und  die  eidechse 25 

12)  Die  eidechse  und  der  schech 28 

13)  Die  schlänge  und  der  zigenhirt 29 

14)  Sätze  und  redensarteu 30 

n.  Oespräohe  und  sätse  im  Idiom  der  Halänga  ........  44 

in.  ErBälnngen  im  Idiom  der  Hadtod&'wa 55 

1)  Omar — 

2)  Zwei  beiden — 

3)  Martad  pascba 66 

4)  Die  tochter  des  sultans 57 

5)  Die  dummen  ebeleute      58 

6)  Saraf  8  son 60 

7)  Mohammed 61 

8)  Der  löwentöter 63 

9)  Irrfarten  eines  mannes — 

10)  Drei  reisende 66 

II)  Der  Schakal  und  der  rabe 67 

12)  Die  mause 68 

13)  Sätze  zum  numerale  (der  Uaij69(j&wa  und  der  Beni-Amer)    .    .  70 


IT.  Abhudlnng:    Tommschek.  Die  alten  Thnker.  I. 

IV. 
Die  alten  Thraker. 

Eine  ethnologische  Untersuchung 


Wilhelm  Tomasohek, 

comsp.  MttgUede  der  kftis,  Akidemie  der  Wissenscfaftfleo. 


Uebersicht  der  Stämme. 

Vom  Pyrenäenwall  bis  zur  Indusbeuge  zieht  sich  ein 
Berggürtel  dahin,  welchen  die  geologischen  und  tektonischen 
Verhältnisse,  sowie  der  mediterrane  Charakter  der  Vegetation 
zu  einer  Einheit  gestalten;  nordwärts  breiten  sich  niedrige 
Massengebirge,  waldige  und  sumpfige  Flächen,  endlich  Steppen 
aas;  gegen  Süden  lehnt  sich  an  das  Mittelmeer  eine  Reihe 
regenarmer  Wüstenstriche  an,  und  nur  das  Nildelta,  die  syrische 
Rüste  und  Mesopotamien  bieten  alle  Vorbedingungen  zur  Ent- 
wickelang einer  höheren  Cultur.  Zwischen  diesen  weiten 
Räumen,  worin  Gleichförmigkeit  herrscht,  erhebt  sich  jener 
eurasische  Berggürtel,  welcher  eigenartige  Entwickelung, 
Mannigfaltigkeit  und  Abgeschlossenheit  befördert  —  dies  gilt 
auch  in  ethnischer  Hinsicht.  Im  Gegensatz  zum  WiLstengürtel, 
welchen  die  aus  einem  Urstock  entsprungene  hamitische  und 
semitische  Völkerwelt  innehatte,  und  zur  Nordseite,  entlang 
welcher  sich  einerseits  Indogermanen,  anderseits  gleichartige 
Mongoloiden  gelagert  hatten,  bildete  der  Berg-  und  Hochlands- 
gUrtel  das  Erbe  einer  langen  Reihe  von  Urvölkern,  die  zwar 
in  leibUcher  Hinsicht  durch  die  Eigenschaften  der  ,kaukasi3chen' 
Rasse  zu  einem  Ganzen  verknüpft  waren,  in  der  Sprechweise 
jedoch  die  erstaunlichste  Mannigfaltigkeit  aufwiesen  und  in 
eine  grosse  Zahl  von  isolirten  Gruppen  zerfielen,  denen  Nichts 
gemeinsam  war  als  höchstens  der  Charakter  flexivischer  Com- 
plicirtheit. 

8iliiiii{>k«r.  d.  ph>l.-hul.  a.  CXXVHI.  Bd.  4.  Abb.  1 


rv.  Abkudlnng:    ToBiscIiek. 


Dieser  langgestreckte  Völkerglirtel  ward  zn  verschiedeneal 
Zeiten   durch   die  Wanderungen  der  Nordvölker  durchbrochen] 
und  bis  auf  spUrliche  BruchtheUe  zertrümmert:  in  der  Gegenwart! 
besitzen  nur  noch  die  Pyrenäen  im  äussersten  Westen,  der  liehe ' 
Zug  des  Kaukasus  in  der  Mitte,    und  das  versteckte  Hochthal 
von  Huiiza-Nagir  an  der  Grenze  der  monosyllabischen  Sprach- 
welt,  die  letzten  schwachen  Ueberreste  jener  Völkerreilie;   die 
drei   südlichen   Halbinseln    Europa's,   femer  Kleinasien   sammtJ 
dem  armenischen  Hochlande,  der  Alburz  und  Zagros,  der  Hin- j 
dukusch    und    dsis    Pamirplatcau,    haben    durchweg    nordische.] 
Volksthümer   erhalten.     Ja,   bereits   an   der  Schwelle   der   ge-1 
schichtUchen  Zeit,    haben    die   Arier,   das   östlichste  Glied   der 
voreinst  eine  zusanimenhilngcndc  und  geschlossene  Masse  dar- 
stellenden Indogermanen,  den  curasischen  Bergzug  überschritten 
und  an  der  Seite  der  allophylen  Südvölker  eine  neue  Heimath 
gefunden,    welche    viele    Jahrhunderte    spttter    wiederum    von, 
mongoloidischen  Nordvölkern  stUndig  bedroht  werden  sollte. 

Ausser  Hellas,  dem  Sitze  lelegischer  und  vom  Orient  be- 
einflusster  pelasgischer  Völker,  finden  wir  namentlich  Kleinasien  i 
von  einer  dichtgeschlossenen  Ircindartigen  Völkcrmasse  besetzt. 
Wie  im  Kaukasus,  so  gab  es  hier  zahlreiche  mehr  oder  minder 
rohe  oder  durch  die  Cultur  Mesopotamiens  und  Aegyptens  be- 
einflusste  Bergstamme,  welche  sich  untereinander  bekämpfen  und] 
verschieben  mochten,  in  die  Geschicke  der  Nachliarl&nder  jedoch 
selten  dauernd  eingriffen;  wenn  sie  sich  ausnahmsweise  zu  grossen] 
Unternehmungen  einigten,  so  geschah  dies  gegen  Syrien,  < 'ypernj 
und  das  reiche  Nildelta,  nicht  gegen  das  curopilische  Nordland,! 
die   Heimath    physisch    überlegener   Völker,    deren   KoUe   stets  1 
eine  active  war.     Die  prilhistorische  und  linguistische  Forschung  j 
hat   die  Bedeutung  Europa's,   als   einer  Heimstätte   urkrslftiger 
Völker,   dargethan;   mögen   sich   auch   zur   Bildung  der   Indo- 
germanen oder,  wie  man  sie  jetzt  nennen  will,  der  Ario-Teuten, 
verschiedene  Rassentypen  aus  Süd  und  Ost  zusammengefunden  ( 
haben  —  die  Sprachen    selbst    weisen    mit  Entschiedcnlieit   auf  1 
einen  europäischen  Ursprung.    Hatte  aber  einmal  ein  nordische« 
Volk  den  Weg  in  die  allophyle  kleinasiatische  Region  gefunden, 
80    blieb    es    daselbst    und    ward    allmälig    der    Kraft    vorlustig, 
Rttckstösse   in   die   aJt«  Heimath  auszuüben.     WanderzUge  aua  i 
Europa  über  den  Bosporus  oder  über  den  kaspischen  Ufersaum 


Die  »Iten  Tkraker.  I. 


nach  Iran  werden  uns  stets  naturgeniässor  erscheinen  müssen, 
als  solche  in  umgekehrter  Richtung.  Die  späteren  Invasionen 
der  arahischen  (•Haubeiisicäinpfer  bihlen  eine,  aus  dem  Zu- 
sammentreffen überaus  günstiger  Zustünde  erklürliciic  Aus- 
nahme; nnd,  was  die  TUrken  betrifft,  so  gehüren  diese  zu  den 
nordischen  Völkern,  und  ihre  Wanderung  wird  durch  fort- 
laufende Sporaden  türkisdier  Stämme  bis  zum  Altai  bezeichnet, 
wfthr«nd  solche  Spuren  J"Qr  die  angebliche  Auswanderung  von 
Indogermanen  aus  dem  Süden  gfinzlich  fehlen.  Ein  im  kili- 
ki&chcn  Antitaurus  gesprochener  neugriechischer  Mischdialekt 
soll  angeblich  uralte  indogermanische  Sprachrestc  enthalten;  die 
betreffenden  Wörter  sind  aber  aus  den  Nachbarsprachen  ent- 
lehnt und  der  Rest  gar  nicht  indogermanisch,  wie  beispielsweise 
die  Zahlwörter  lingir  G,  tatli  7,  matli  8,  danjar  oder  tsankar  0 
—  offenbare  Ueberbleibsel  der  uralten  kappadokischen  Sprech- 
weise! 

Aber  die  Armenier  und  Phrygen  sollen  aus  dem  Osten 
gekommen  sein  und  in  Klcinasien  zurückgebliebene  Reste  der 
indogermanischen  Wandcrvülker  darstellen!  Sehen  wir  jedoch 
genauer  zu,  so  ergibt  sich  uns  gerade  das  Gegentheil.  Wenn 
die  armenische  Nation  zu  der  indogermanischen  Familie  ge- 
rechnet   wird,    so    geschieht    dies    auf   Grund    ihrer    Sprache, 

reiche    namentlich    in    der    verbalen    Flexion    wichtige    indo- 

Bnnanisclie  Erbgüter,  wie  das  Augment  und  den  Aorist,  be- 
wahrt hat;  auch  im  Wortvorrath  findet  sich  trotz  starker 
Ueberwucherung  durch  fremde  Elemente  ein  stattlicher  Procent- 

Btz  alten  Gutes.  Im  Ganzen  jedoch  gehört  das  Armenische 
den  starker  entarteten  Schwestern  der  Familie;  das  Laut- 
sj'stcm  zeigt  eine  merkwürdige  Mischung  mitgebrachter  ost- 
enroprtischer  Charaktere  mit  der  Pronunciation,  wie  sie  bei  den 
kleinasiatischen  L'rvölkern  vorausgesetzt  wird  und  thatsächlich 
noch  bei  den  südkaukasisehen  Aboriginem  auftritt  —  jeder 
armenische  Text  kann  el>enso  gut  mit  den  Buchstaben  des 
georgischen  Alphabets  geschrieben  werden!  Offenbar  haben 
sich  die  Armenier  auf  ihrer  schrittweisen  Vorschiebung  über 
nCrdiicbcn  .Striche  Klcinasicns  viel  fremdes  Sprachgut  und 

ehliesslich  auf  alarodisciiem  Boden  die  orale  Disposition  der 
sUdkankasischen  Ursassen  angeeignet.  Diese  sprachliche  Wand- 
Inng   erfolgte  gleichzeitig  mit  einer  Umfonnung  des  leibUchen 


IT.  Akli«ii<llaii( :    Tonitchtt. 


Typus,  der  allgemach  eine  südlichere  Färbung  annahm.     Wj 
auch   der  Typus   der   indogermanischen  Völker  von  Haus 
ein  gemischter  —  eine  solche  Uebereinstimmung  und  Oleichheif 
des   brünetten   und    durchweg   brachykephalen  Typus    der  Ar- 
menier   mit    dem    eingeborenen    kleinasiatischen    Typus    tindet 
seine  Erklftning  doch  nur  in  einer  lang  andauernden  intensiven 
Mischung     beider    Elemente.      Der    Gang     der     armenischen^^ 
Wanderung  lässt  sich  ungefähr  in  folgender  Weise  bestimmen^H 
vom   Ikisjiora.s   aus    bewegte   sich    der  Zug    langsam    durch  die 
paplilagoiiisclicn   Thalgcbiete   ostwärts   zum  Halys   (armen.  Ali 
,der   salzige'),    dann    über    das    nachmalige  ösjAa  twv  Wpjxiviaxwv 
in   das  Lüngsthal   des  Lykos   oder  Gail-get,   von   da   ül)er  die 
Klause   von  Satala    zum   obern  FrAt  und  endlich  in  die  Ebene 
Airarat  der  Aiarodier.    Uie  Ik-.sitznalimo  des  alarodischen  Landes 
und   der   übrigen  Hochcantone  bis  zum  Van-see  dürfte  erst 
dem    7.    Jahrlmiidcrt    v.    Chr.     erfolgt    sein,     da    die     Keili 
Schriften  bis  zu  dieser  Zeit  fast  gar  keine  Spuren  armenische^ 
Namengebung   aufweisen.     Ueberhaupt   gibt  von  dieser  Besit 
nähme    kein    gesciiiciitliches    Zeugniss  Kunde,    und    es    scheint," 
da^    die  Stürme   der  kimmcrisehen  und  sakischen   Wunderuu|^^ 
dieses  wichtige  Ereigniss  verdunkelt  haben  —  nicht  mit  Unrccl4^| 
reiht  jedoch  die  semitische  Vülkertafel  den  .lafetiden  Tliogarma 
an  Gomer  und  Askenaz  an.    Die  liaikanisclien  Eroberer  haben 
sich    im    Laufe    der  Zeiten    das    alarodisclic   Volkselement    voll- 
ständig  assiniilirt,    nachdem    sie  von   diesem  selbst  eine  stark 
Einwirkung  in  Typus  unrl  Sprache  erfaliren  hatten. 

Auch    in    di«n    Tln-ygen    Jtaben    wir    ein    indogermanische 
Volk  zu   erblicken,   das  aus  den  Strichen  südlich  von  Haemus 
über    den    Ilellespunt    gezojren    war    und    im    Rücken    der   Ar- 
menier, diese  walirscbeiniicli  ostwärts    schiebeijd,  zutiJiehst    das^^^ 
Flussgebiet   des   Sangarius   einnahm,    um   sich    von   da  fächen^H 
förmig   in    alle  Tliäler    des  Westens    und  Südens    mitten    unter 
die    Aborigincr    einzuscliieben;    vielleicht    hat    aueh    die    Insol, 
Kreta   einmal    phrygisclie  Ansiedler  erhalten,    und  das  Gleicht 
darf  sogar  für    einige  Alluvialgebiete  und  Winkel  an  der  Ost 
ktlstc    von    Helhiü    gelten.     Diese   Eroberer,    welche    bereits    in^ 
ihrer   iUtcren    Heimal    am   Helirus    und  Strymon    dureh  Boden- 
wirthsehttft   und   Metallurgie   eine  Art   höherer  Cnitur  erreicht 
hatten,  blieben  auf  dem  neuen  Hoden  fleissige  Viehzüchter  and 


Die  «Iten  Tbrekor. 


Ackeriwaer,  sowie  Pfleger  orgiastischer  Naturculte,  und  bildeten 
iilierdics  eine  eigenartige  Bauweise  aus.  Im  Liiufe  der  Zeiten 
verweiclilichten  sie  immer  mehr,  verloren  ihre  politiselie  Führer- 
rollü  uml  erlagen  den  tVeinden  Eindüsseii;  ihre  Sprache,  welche 
schrittweise  an  die  griecliisehe  Hoden  verlor,  erhielt  sieh  in 
entarteten  Spuren  bis  naf  die  niniische  Kaiserzeit.  Aus  Glossen 
und  Inschriften  halben  die  Spraehtorseher  deren  Zugehörigkeit 
zur  osteuropäischen  Gruppe  erschlossen,  was  auch  ftlr  den  Ur- 
bestand  des  Armenischen  gilt;  sclion  den  Alten  war  die  Achnlich- 
keit  des  Phrygischen  und  Armenischen  aufgefallen.  —  Haben 
e'uist,  wie  wir  vermuthen,  die  Phrygen  alle  Riiume  sUdiich 
vom  Haenius  bis  zur  Küste  ausgofllllt,  sn  erklärt  sich  darau.'? 
die  Thatsaehe,  dass  die  Griechen  auf  ihrer  vorzeitlichen 
Wanderung  nach  Stiden  sich  als  Ziel  nicht  den  Hellespont  und 
Kleinasien  erkoren  hatten,  sondern,  mehr  dem  adriatischen 
Westen  zugekehrt,  auf  die  pelasgischen  und  lelegischen  Lande 
losgiengen.  Aus  einer  Zeit,  wo  etwa  (iriechen  un<l  Phrygen 
nahe  Nachbarn  waren,  stammt  die  griechische  Form  des  Namens 
•^(J>l'^c,  stammt  das  Auftreten  gemeinsamer  Wörter  wie  vanakt- 
,König'.  Wir  werden  auf  thrakischem  und  makedonischem 
Boden  mehrfache  Spuren  phrygischer  Bevölkerung  vorfinden, 
offenbar  zurückgebliebene  oder  bei  Seite  geschobene  Reste  der 
Nation,  deren  Hauptmasse  in  sehr  alter  Zeit  nach  Kleinasien 
abgezogen  war.  Die  Griechen  betrachteten  die  Phrygen  als 
ein  seit  Anbeginn  in  Kleinasien  ansässiges  Volk  und  hielten  die 
Sporaden  auf  europiiiscbem  Itoden  fllr  Mefanasten  aus  der  Troas, 
wobei  sie  von  alten  EroberungfizUgen  der  Troer  oder  Teukrer 
bis  zum  Axio8,  ja  bis  zum  Peneios  und  bis  zur  Adria  fabelten; 
doch  gab  es  auch  eine  Ansicht,  welche  die  phrygischen  und 
mysischen  Wanderungen  aus  Europa  nach  Asien  filr  selbstver- 
EtAndhche  und  ausgemachte  Thatsachen  ansah.  Aus  Kleinasien, 
der  Heimstätte  durchaus  fremdartiger  Urvölker,  kann  das 
phrygische  V^olk  nicht  hervorgegangen  sein. 

Westlich  von  den  Phrygen  des  Sangariustbales,  entlang 
der  hellespontischen  Küste,  wo  nur  schwache  phrygische  Reste 
zurUckblieben,  bis  zum  (.^aicus  herab  sass  das  stammverwandte 
Volk  der  Mysen,  dessen  Schichtung  zur  Genüge  beweist,  dass 
es  den  spater  nachgerückten  Theil  der  phrygischen  Nation 
MUgemacht   hat.     Homer   nennt   sowohl   die   Phrygen    wie   die 


rV.  AbhüDdliiliic :     Tooiirchall. 


Myseii  als  Hundesgenossen  der  Troer;  er  weiss  aber  nach  von 
kampfherciton  Myscn  des  thrakischcn  Nordlandes  in  der  Nach- 
barschaft puntischcM'  Nomaden,  —  dem  zurückgebliebenen  Thcilc 
dieses  Volkes.  Die  Ursitze  des  mysischen  Stammes  suchen 
wir  darum  an  der  Nordseite  des  Haemus  in  unmittelbarem 
Anschluss  an  die  phrygisciicn  Ursitzo.  Wir  finden  hier  noch 
in  römischer  Zeit  die  Mocsao  gentes  arg  zerplittcrt  und  vor- 
wiegend nach  Westen  gedrängt:  offenbar  hat  die  Invasion 
thrakischer  Stilmmc,  zuletzt  der  Tieten,  die  Mysen  in  Theile 
aufgelöst  oder  bei  .Seite  gedrängt.  —  In  naciiliomcriseher  Zeit, 
zuerst  Vtei  dem  ionischen  Diciiter  Kallinos,  tritt  an  Stelle  der 
hoTniTischen  Troer  der  N.-une  Tijy.ps;  auf.  Troer  und  Teukrer 
Waren  jedenralls  kk-inasiatische  Aboriginer,  wie  die  Namen 
selbst  kleinasiatische  Herkunft  verrathen;  auf  curupttischem 
Boden  fehlt,  wenn  wir  von  den  fabelliaften  Sagencnmbiniilionen 
Herodot's  absehen,  jede  Spur  von  Teukrern.  Die  Namengebung 
in  der  Troas  erweist  sich  jedoch  als  eine  vorwiegend  mysische: 
die  homerischen  Sänger  haben  die  Zustände  ihrer  Zeit  vor 
Augen  gehabt.  1)88  voreinsl  mächtige  und  streitbare  Volk  der 
Teukrer  war,  bis  auf  geringe  Spuren,  untergegangen;  dauernd 
erhielt  sich  dagegen  das  eingewanderte  mysische  Volkslhum 
bis  in  die  Zeit  der  Hellcnisirung. 

Im  Flachlande  an  der  unteren  Donau  finden  wir  in 
geschichtlicher  Zeit  nomadiselie  Skythen  und  tlirakische  Oeten. 
Für  eine  sichr  enilegent^  Kpoelie  der  eliinisehen  und  sjirach- 
licben  Entwicklung  jedoch  dürfen  wir  hier  und  im  pontisclien 
Steppenstriche  die  noch  ungetheilten  arischen  Nomaden  als  Be- 
wohner voraussetzen:  auf  tliesem  Boden  hatte  die.  Kossezucht 
eine  ihrer  Hitesten  Heimstätten  gefunden,  und  hier  erklang 
zuerst  die  völlig  ungemischte  und  grossartig  klingende  arische 
Ursprache,  aus  welcher  sieh  die  verwandten  Nachbarsippen  mit 
Ausdrücken  des  familiären  und  nomadischen  Lebens  bereichert 
haben;  zumal  die  unmittelbar  aiistossenden  thrakischcn  Nach- 
baren haben,  wie  wir  erweisen  werden,  Ausdrücke  fiir  die 
Hausthicre  der  Steppe  aus  dem  Arischen  entlehnt.  Die  arischen 
Nomaden  sind  aber  schliesslich  in  weite  Ferne  abgezogen; 
sie  haben  als  die  ersten  Mctanasten  unter  den  europäischen 
Völkern,  wie  Jahrtausende  später  die  Russen,  asiatische  Lande 
erobert,  und  wir  finden  sie  an  der  Schwelle  der  geschichtlichen 


Di«  allm  Tlinker.  I. 


Zeit  hIs  Ansiedler  um  Indas  und  im  iranischen  Hochlande 
mitten  unter  durchaus  alio])hyicn  drawidischen  und  kuschitischen 
Völkern,  nachdem  sie  vurher  die  von  der  Indusheugc  bis  zum 
Alburz  sich  erstreckende  ,kaukasische'  Bergzone  durchbrochen 
hatten.  Doch  blieben  entartete  Reste  dieser  Metanasten  allezeit 
aber  den  ponfischen  (iestaden  sitzen.  Während  liei  den  arischen 
R/*88ezüchtern  weite  Wanderunffcn  naturgemäss  zu  Tage  treten, 
war  den  europäischen  Brudervölkern  ruliigercs  Beisammensitzen 
und  Haften  an  der  ererbten  Scholle  von  Haus  aus  eigen;  ihre 
späteren  Wanderungen  lassen  sich  mit  der  grossen  arischen 
Wanderung  kaum  vergleichen. 

Nun  steigen  wir  eine  Stufe  weiter  gegen  Norden  hinauf 
und  gerathen  in  die  knrpatische  Gebirgsumwallung,  die  Ur- 
heimath  des  thrakischen  Volksthuras.  Diese  corona  montium 
barg  noch  während  des  ganzen  Alterthums  den  echtesten  Theil 
der  thrakischen  Barbarenwclt,  sie  war  die  vagina  gentium 
Thraciscarum ,  deren  Sprache  eine  uniforme  Einheit  ftlr  sich 
bildete  und  zugleich  genetisch  mit  der  südwärts  gelagerten 
mysisch-phrygischen  Grupjtc  zu  einer  weiteren  Spracheinheit 
verbunden  war,  an  die  sich  zuletzt  das  Armenische  anschloss. 
Weiter  nordwärts  jedoch,  in  dem  Weiciisellandc,  hatte  das 
iusserste  grosso  Glied  der  osteuropäischen  Sprachgruppe,  das 
Slawische  und  Litauische,  seine  Ausbildung  gefunden;  in  der 
Gestaltung  des  Sprachschatzes  musste  sich  dieses  Glied  vom 
Thrakisciien  schon  weit  stärker  entfernen,  da  die  Natur  des 
nordischen  Sumpflandes  voränderte  Lebensbedingungen  und 
Begriffe  hervorrief.  Noch  muss  eines  weitern  Gliedes  der  ost- 
europäischen Region  gedacht  werden,  deren  Placenta  an  der 
mittleren  Donau,  in  Pannonien,  lag:  auch  fUr  das  Ilhrische, 
dessen  Stellung  sich  aus  dem  heutigen  Albanischen  ergeben 
hat,  muss  eine  ziendiche  Abweichung  von  der  Eigenart  und 
dem  Stoffe  der  thrakischen  Sprechweise  angenommen  werden, 
was  jedoch  gelegentliche  Berührungen  nicht  ausscbliesst. 

Den  Thraken  der  karpatischen  Bergregion  ward  im  Laufe 
dor  Zeit  der  Raum  zu  enge;  sie  stiegen  herab,  durchzogen  das 
Fhkcliland  an  der  untern  Donau  und  warfen  sich  mit  aller 
i;ht  in  melireren  aufeinanderfolgenden  Wellenschlägen  auf 
die  verwandten  niy.siscli-phrygischen  Stämme,  welche  sie  aller- 
orten durchsetzten,  nach  links  und  rechts  verschoben  oder  zcr- 


Myspii  !ils 

kämpft  IC  I' 

harscli.'it'i 

dieses    \' 

wir    fl.i ; 

Anscli' 

in   i'' 

wii-i' 

tlir. 

iii',' 

/.' 


■   .sicli    üiicnlic!?  (lif 

_  •..i'iiet  liMtton.    l!iii(l<n 

r  AUuvialcl'i'ni'ii    iiiiil 

_  :iarlc  Mülir  crfordiTtc; 

:\-n  lio'^'ioiwn  di-s  Siid- 

■  \'ii'li/,iu'lit    <)l>liejr<'n  und 

'■''•  "/ise    die     uiiterwurfciii'H 

•■u-h    Asien    aiisjrew.'uidf-rt 

.-'■»■Uten    konnten.       Wiinlc 

~    •■.^linicn  sie  frelejrentliidi  aueli 

am    Hebrus    und  Strvmon. 

■  :  -■  iremaelit  zu  iialten  frlaubti'. 

— ^n  Tlirakiens  sieli  im  J)i'»it/<- 

j-.;.er  StämnK!  i)efund('n  liätten, 

-.>.;ion'   Stämmen    aussehlioslieli 

-   .    wären,    hetraelitct    jtlierdinjrs 

.    ::■-  lue  Herfre    /,urüek};fdrän;rt<'n 

_••  ;:en    als    in    späterer   Z'-it    aus 

".  -.    tii'  sieh  naturjremäss  der  t'nieht- 

...tiirsten    TeberfTänp-    bcmäclitijrt 

":'.:hn'rrolle  befand  sieh  seit  Bejriiin 

•    ".!  n    ehr   eeliten  Tliraker    und    das 

\  .»:•,■.•.  hinab  führt  bezeiidinenderweise 

-  ?vh-j»hrv<risehen  Volksresti-  da,irc<;cn 

:;A\X    verurtheih    und    bildeten    den 

-  v..lkerun;r,  mochte  aueh  ihre  (,'ultur- 

>    "..    Die  sj>raehlielu'  «»d'-r  dialektisehe 

•.  i'hten    Thraker    und    die    ebenfalls 

■    V'vvjren    von   einatider  tn-nnte,    ver- 

.>  den  sehwaeiien  Spuren  der  Kifjen- 

.-•vinnbarer    und     sehri)tt'er    tritt    der 

..— .' r  in  der  Lebensweise  und  imCultur- 

.  "iv.  Seite   altansässi;re,    aber  in  ihrer 

•.Ulli    auffreh'iste    Sporaden,    jtolitiseh 

'.  .>:^iibau    und    (lewerbtleiss    in    alther- 

•,  •■ .    ireistiiT    höh<'r    veraidafrt    und    dem 

.  ;•  Weise  huldifrend,  dem  frrieehisehen 

.;r.d  sehliesslieh  darin  auf;rehend;  dort 

■.;..!;    unil    numerisch    überlcfrcnc  ßerjr- 


Die  alten  Thraker.  I.  9 

cwaltthfttig  und  dem  Kriegericben  ergeben,  faul  und 

-c   der  Untergebenen   zehrend,   dabei  unter  einander 

iiiig,   nur  in  Zeiten  der  Gefahr  kräftig  sich  wehrend, 

'■V  Zeit  ein  gefiirchtetcs  Soldaten-  und  JSöldnermaterial 

1,  den  Charakter  der  Rohheit  und  des  Naturzustandes 

1-  die  Zeit  der  schliesslichcn  Romanisirung  bewahrend 

iussert    sich    in    allgemeinen   Zügen    dieser   Gegensatz. 

Ingen  im  Laufe  der  Zeit  auf  die   thrakischen  Eroberer 

'astiachen  Culte  der  Ackerbauer  ilber;  der  Noth  folgend, 

lern   eigenen   Triebe,    wandte    sieh    auch    der   Thraker 

Arbeiten  zu,  namentUeh  dem  Bergbau,  der  vorher  eine 

■    Seite    der    phrygischen    ÖtUmme     gewesen     war;     die 

■aten    eigneten    sich    mitunter    den     hellenischen    Cultur- 

•f  an. 

Daaemde  Ruhe  war  dem   thrakischen  Volke  niemals  bc- 
•:den.    Im  Norden   drohten   und   drängten  die   skolotischen 
•   aarmstischen  Steppennomaden,    zuletzt  auch   die   Galater 
4   Germanen;   im  Westen   erforderten   die  Bewegungen  der 
.rischen  Völker  Beachtung;   aus  dem  Berglande  des  Haimos 
.ust   traten    immer    neue   RaubstÄmme    hervor,    welche   dem 
oge  nach  Süden  folgten.     Als  ein  unruhiges  Volk  lernen  wir 
.e  Trailer  kennen,   sowie  die  trerischen  Nomaden,   welche  in 
vieinasien   Alles   drunter   und   drüber  mengten;    die   von   den 
'aionen  gedrängten  Maido-Bithynen  setzten  gleichfalls  über  den 
Uoaporus  und  erwarben  sich  im  Lande  der  Mysen  und  Phrygen 
danemde  Wohnsitze.    Die   kimmcrische  und  thynische  Wande- 
rung war  das  letzte  grosse  Ereigniss  der  älteren  Zeit,  das  vom 
thrakischen  Lande   ausgieng;   erst  der  Galatersturm  kann  sich 
mit  demselben   messen.     Der  folgende  Zeitraum   erhält   durch 
die  EroberungszUge   der  Perser,   durch   das  Hervortreten   der 
Odryaen    und   Geten    und   durch   die   Ausbreitung   der   make- 
doniachcn  Grossmacht  Abwechslung.    Eine  bedeutende  culturello 
Rückwirkung  üben   die   hellenischen   Colonien   an   den  Küsten 
and   die   makedonischen  NeugrUndungen   im  Inland  aus;    ganz 
Thrake   wäre    vieUeicht   der    hellenistischen   Cultur    zugefallen, 
wenn   nicht  die   Macht   Rom's    eine   noch    grössere   Wandlung 
herbeigetllhrt  hätte. 

Makedonien,  Thrake  und  das  moeso-gctische  Ufergelände 
worden  römische  Provinzen;  nur  das  thrakischc  Stammland  im 


IT.  AtikutlluDK:    Toai»ek»1l, 


Norden,  das  die  Dakeii  innehatten,  erhielt  sich  länger  frei 
und  leistete  dem  Anstürme  der  römischen  Legionen  verzweifelten 
Widerstand,  bis  endlich  auch  dieses  letzte  Bollwerk  der  thra- 
kischen  Barbarcnwelt  fiel  und  mit  Colonen  ans  den  römischen 
Provinzen  neu  bevölkert  wurde.  Unter  dem  Schutze  der  Le- 
gionen hielt  sich  die  traianische  Dacia  bis  auf  Gallienns  und 
Aurelianus;  der  Gebirgswall  wurde  von  den  germanischeu 
Völkern  durchbrochen,  die  römischen  Provincialen  fluchteten 
in  eine  neu  geschaffene  Dacia  südlich  vom  Strome,  und  ilinen 
nach  zogen  selbst  die  letzten  Reste  dakischer  Bcrgsülnimc,  um 
in  der  Römerwelt  aufzugehen.  Das  karpathische  Bergland 
wurde  schliesslich  eine  Beute  der  Slawen,  der  Hunno-Bulgarcn 
und  Ungaren.  Das  innere  Thrakien  Jedoch  war  unter  der 
Herrschaft  Rom's  vollständig  mmanisirt  worden;  den  Schluss- 
stein dieser  Wandlung  bildete  die  Verbreitung  des  Cltristenthums 
bei  dem  thrakischen  Ccntralvolke  der  Bessen  (400  u.  Chr.); 
das  römische  Wesen  festigte  sich  innerhalb  der  folgenden  zwei 
Jahrhunderte;  alsbald  (600)  drangen  jedoch  aus  dem  Nordlaiide 
slowenische  Stämme  ein  und  iialiraon  vom  Haemusgllrtol  Besitz, 
geriethen  dann  unter  die  <  tbmaelit  di-r  Bulgaren,  weiche  die 
griechische  Herrschaft  auf  Byzanz  und  den  acgaeischen  Küsten- 
strich beschrUnkteii,  und  wandten  sich  schliesslich  ebenfalls  dem 
Christentiium  zu.  Die  römischen  Provincialen  wurden  durch 
die  slowenische  Einwanderung  zu  politischer  und  ökonomischer 
(Hinmacht  vcrurthcilt;  sie  fristeten  ein  gedrucktes  Dasein  ent- 
weder als  Handwerker  in  den  Städten  oder  als  Frohnbaucrn 
auf  dem  Lande,  oder  sie  rotteten  sich  zu  Schaaren  zusammen, 
um  auf  den  Berghalden  und  Triften  nach  angestammter  thra- 
kischer  Sitte  ein  freieres  Naturlebon  zu  Tilhren.  Das  romanische 
Element  bewahrte  im  grossen  Ganzen  den  llberkonimencn 
Grundstock  seiner  romanischen  Sprechweise;  dieser  Grundstock, 
reich  an  Ausdrucken  t\\r  das  sociale  und  ökonomische.  Leben 
der  älteren  Culturepoclie,  wurde  jedoch  naturgemtts.s  über- 
wuchert von  dem  sloweno-bulgarischcn  Sprachschatze;  die  starke 
Mischung  mit  dem  Altsloweni.schen,  welche  dem  <  »stronifinischen 
bis  auf  den  heutigen  Tag  charakteristische  Färbung  verleiht,  kam 
in  dem  langen  Zeitraum  von  600  bis  1000  zustande.  Dann 
gelang  es  Byzanz,  Bulgarien  wieder  unter  seine  BotmÄssigkeit 
zu  bringen,   und  von  dieser  Zeit  an  finden  wir  in  den  gleich- 


Dia  ilteo  Tlinkxr.  I 


II 


itigen  Schriftwerken   zahlreiche  Erwähnungen  des  Über  ganz 
Sulgarien  und  tief  nach  Serbien  hinein  verbreiteten  ,wIaohischen' 
lieinentes,    das    auch    im    Pindoswall    festen    Boden    gefunden 
itte.     Demselben    bot   sich   ondlieli  eine  neue  Heimut  in  dem 
Flachlande   über   der    Donau   und    in  jenem  Gebirgswall,   den 
wir  ftlr  die  UrsUttte  der   thrakischen  Nation    ansehen:    der  un- 
erträgliche Steuerdruck  unter  den  Komnenen,  die  harten  Mass- 
nahmen der  Regierung  gegen  die  Bogorailen,  sowie  die  Aussicht, 
iter  den  Pecene^en  und  Kumancn,  mit  denen  die  unzufriedenen 
Bulgaren   und   Wlaciicn   gerne   fraternisirten,    einen    leichteren 
Modus   vivendi   zu   linden   —   dies   Alles    bewog  ohne   Zweifel 
Bit    dem    eilflen    und    zwölften    Jahrhundert    viele    bulgarische 
ojaren   mit    ihrer   wlachischen  (jefolgeschaft    über   die  Donau 
setzen  und  nicht  bloss  im  Flachland,  sondern  auch  auf  den 
schwach   besiedelten    Halden   des   karpatischen   Berglandes   ein 
neues  Leben  zu  beginnen;  so  entstand  in  Siebenbürgen  allmälig 
neben  Magyaren  und  Sachsen  eine  dritte  Nation,  die  wlachische. 
Anfänglich  überwog  bei  derselben  noch  das  bulgarische  Knezen- 
thura;  mit  der  Zeit  drang  jedoch  das  nuraerisch  stürkere  roma- 
nische Bauern-   und  Handwcrkerclement  durch. 

Wer  unbeirrt  von  landläufigen  Ansichten  und  Vorur- 
bcil^n  sich  streng  an  die  geschichtlichen  Urkunden  hült  und  die 
ri)lk»^rbewegungen  aller  Jahrhunderte  erwägt,  und  wer  dabei 
ie  sprachlichen  und  cullurollcn  Thatsachen  berücksichtigt, 
rird  in  den  heutigen  ( >8tromanen  das  thrakit^chc  Volkstlium 
riedererkenncD,  wie  das  illyrische  in  den  heutigen  Albanen. 
wäre  undenkbar,  dass  eine  so  grosse  und  wichtige  Na- 
on  wie  die  thrakische  völlig  und  spurlos  hätte  untergehen 
ktonen. 

Wir    müssen    noch    einen    Blick    ins    Alterlhum    zurück- 
werfen.    Der  Name  der  Thraker  hat  durch  die  Griechen  Ver- 
pitung-  erlangt;  ob  er  aus  Eigenem  gebildet  wurde  — ,  ob  er 
veränderte   und    angepasste  Gestalt  einer   phrygischen  und 
»npt   fremdsprachigen    Bezeichnung    darstellt,    lässt    sich 
jcht     entscheiden;     die     thrakischen     Stämme     selbst     haben 
thwerlich  diesen  Ocsammtnamen  fllr  sich  besessen,    bei  ihnen 
jTaren  unstreitig  nur  Sonderbezeichnungen  im  Schwange.     Für 
ijfeu;.  Bpälxs;.  auch  Bpeixj;,  worin  die  Silbe  -Ix  der  Derivation 
jchört    wie   in   vrötxsi;,   böte   sich    die  Wurzel  6pr,  :  Ope,   indo- 


12 


TV.  A1i1iftD4lttn|[;    Tnmftscbfik. 


germanisch  dhrö:  dlin»,  Nobcnfbrni  von  rlh«r,  .halten,  stützen; 
schauen,  beachten';  von  der  Wurzel  dhcrs-  ,muthip  sein,  wagen' 
war  vielleicht  der  thrakische  Stamm  der  \ip-:z:  benannt.  In- 
folge des  politischen  Uebergcwichtes  der  thrakis<"hen  Eroberer 
über  die  übrigen  altansHsaigen  Stilmme  wurde  der  Name  auch 
ftir  diese  untersehiedlos  angewendet.  Die  Daker,  denen  aus- 
drücklich thrakische  Sjjrache  bdigelegt  wird,  hoisscn  darum 
niemals  ausdrücklich  Thraker,  weil  man  sie  von  den  Bewohnern 
der  römischen  Provinz  Thrncia  zu  scheiden  hatte.  —  Es  bleibt 
noch  die  Möglichkeit  oft'en,  dass  es  voreinst  an  der  Nordgrenze 
von  Hellaü  einen  Stamm  gegeben  habe,  welcher  sich  so  be- 
nannte; Collectivnamcn  von  Völkern  sind  ja  meist  aus  irgend 
einer  Sonderbenennung  hervorgegangen.  Nannten  sieh  so  etwa 
die  ältesten  Bewohner  von  Saraothrake?  Das,  was  wir  über 
die  Einwohner  dieser  Insel  wissen,  spricht  nicht  sehr  dafür. 
Bei  attischen  Schriftstellern  und  Dichtem  ist  mitunter  von 
Thrakern  die  Rede,  welche  in  Daulis  und  andern  (.)rten  der 
phokischen  Landschaft  gewohnt  haben  sollen;  auch  die  Pieren 
werden  mitunter  Thraker  genannt.  Neuere  Forscher  seit 
C.  O.  Müller  haben  sogar  doppelte  Thraker  angenommen,  bar- 
barische und  hellenische.  Es  ist  jedoch  widersinnig,  denselben 
Namen  auf  zwei  der  Abkunft,  Sprache  und  ( "ultur  nach  grund- 
verschiedene Völker  anzuwenden;  überdies  hat  die  Kritik  jener 
Nachricliten  —  wir  erinnern  an  die  bezüglichen  Arbeiten  von 
AI.  Kiese  und  Hiller  v.  Oaertringen  -  deren  Unhaltb.irkeit 
nachgewiesen.  Wir  halten  die  griechischen  Thraker  für  ab- 
gethan. 

Wir  haben  schliesslich  noch  ein  Volksthum  der  bunten 
Völkcrwdt  Thrakc's  anzuschlie.ssen,  das  der  Eiiiroihung  in 
eine  bestiuimte  ethnische  (iruppo  Schwierigkeiten  entgegenstellt: 
wir  meinen  die  Paioncn,  über  welchen  die  Dardancr  hausten. 
Da  diese  beiden  Völker,  welche  von  den  Alten  in  Verbindung 
mit  Troia  gebracht  wurden,  der  Westseite  Thrakiens  vorge- 
lagert waren,  so  wollen  wir  bei  der  Aufzjlhlung  der  Einzel- 
stÄmme  mit  ihnen  den  Anfang  machen;  denn  es  gilt  eine 
Cardinalfrage  flir  die  alte  Ethnologie  der  Haemushalbinsel  der 
Lösung  naher  zu  bringen. 


Di«  »Iton  Thnker.  I. 


13 


L  Die  paionlsoh-dardanische  Gruppe. 

Ueber    die  Herkunft    diT    llaisve;    waren    «eliun    ilie  Alten 

Zweifel.     Verschicflcno  Mythen    knüpfen    sie    an  das   ,pela3- 

|ische'    Volk    der    'AXixwst;    an,    das    in    makedonischer   Zeit 

zwischen  den  Makedoncn  und  Pel.a<ronen  in   der  heutificn  Hoeh- 

•  landschaft    Moglena    hauste    und    die    (Jrte    "Oppii    oder    '^^p^fo^i 

und   ".A'iaXo;    besass  il'tül. ).     Denn    llatiwv    erscheint  als 

9I1D    des   Poseidon    und    der   Helle   (Hyfiin.   aatr.  H,  20)   and 

ftWnso    heisst   'Aaiaw^   ein    Solui    des    Poseidon    und   der   Holle 

t.  Byz.);    dazu    stimmt    die  Angabo    (sciie)!.    Aji.   Uh.  I,  230), 

Paion's  Toi'hter   «tavoTJp«,   mit   dem   Aioliden   Mi»üa^   vor- 

B*hlt,    Mutter   des  Athamas   und  Orchonienos    wurde.     Ausser 

bertihmten  Minycraitz  (_)reliomenos   am  Kopai'ssce   gab  es 

seh   ein  "Opjrojxsvö;  auf  der  Westseite  des  Olympos  nahe  dem 

laliaknion,    vormals    auch    MivJa   und    'AXiAdwia   geheissen    (vgl. 

<).  .Müller,   Maked.   15).     Wio   dem  auch  sei,   diese  Ansicht 

tlilrt    die    Faionen    für    ein    uraltes    pelasgisches   Volk;    eine 

ilinliche    Genealogie    (Paus.  V    1,  ö)    bringt    die    Paionen    in 

Terbindung    mit    den    Aioliden    und    Aitolern,    den    Stammver- 

randten    der  Makedonen.     Für   diese  Jlytlien    könnte  die  geo- 

iiphische  Nilhe  der  Paionen  und  der  Nordgriechen  die  ürund- 

Tage  geboten  haben. 

(xetheilter  Äleinung  waren  jene  Schriftsteller,  welche  Strabo 
m  fr.  38  vgl.  Eust.  ad  B  848)  vor  Augen  hatte :  01  |xiv  Ooiiova; 
V?jr;Cri  i!::{x.su;,  et  Vi  ä;/r,7£Ta?  ÖTrisitvouT.v,  Die  zweite  Ansicht, 
reiche  die  Paionen  zu  Archegeten  macht,  d.  h.  l"ür  eine  eigene 
Sation  erklärt  (denn  hier  ist  nicht  etwa  '^pufüv  zu  ergänzen), 
pen^  von  bedUchtigen  Forschern  ans,  welche  in  den  Paionen 
bchts  Phrvgiscbes  und  Kleinasiatisches  gefunden  hatten, 
anderer  Ansicht  war  Herodot,  der  die  Paionen  zwar  nicht 
}irekt  für  Phryger,  so  doch  für  Troer  erklUrt. 

In    der  Ilias  steht  Priamos   an   der  Spitze   eines  Bundes, 
LT  alle  Völker  vom  Halys  und  Sangarios  bis  zum  paionischon 
Lxios,    darunter    au<'h    Phrygen,    Maiouen,    Mysen,    Thraker, 
Likonen  und  l'aioiien,  umfasst;  innige  familiäre  und  hieratische 
L'zichungen     verbinden     da.s    Herrscherhaus     mit    all'     diesen 
Völkern.    80  ckarakterisirt  das  Epos  die  troianische  Vülkcrwelt 
Gegensatz   zur   gricchigchen.     Die    Griechen   erblickten    in 


n 


rV.  Abkandlong:    Tonaickel. 


den  dicliterischen  Schöpfungen  ihrer  Rhapsoden  reine  Geschichte, 
in  den  Kämpen  auf  griechischer  und  trojanisclier  Seite  leib- 
haftige Wesen  der  Vergangenheit;  sie  wnssten  sich  jenen 
Völkerbund  nicht  anders  zu  erklfiren  als  durch  Annahme  von 
Erobemngszügen  aus  lÜos,  die  vor  der  Zeit  der  Zerstörung 
stattgefunden  haben  sollen,  —  als  nl)  oroViemde  Gewalt  allein 
jene  Zustande,  wie  sie  die  Dichtun*:  schildert,  herbeigeführt 
haben  musste;  als  ob  nicht  die  geographische  Lage  der  Stadt 
an  der  Grenzscheide  Kleinasiens  und  des  Haf^muslandes  und  der 
Einflnss  der  gcmeinsanien  Cultur,  weJehe  in  Uios  ihr  Centrum 
und  ihren  Höhepunkt  gefunden  hatte,  Alles  zur  Genüge  erklärte. 
Durch  die  griechischen  Colonisten  hat  der  troianische  Sagen- 
kreis weite  Verbreitung  gewonnen;  allerorten  wollte  man 
Spuren  der  homerischen  Helden  erkennen  und  selbst  barbarische 
Völker  wollten  ihre  Ursprünge  auf  homerische  Namen  zurück- 
führen. Troianiseher  Abkunft  rühmten  sich  sogar  die  libyschen 
Maxyer  (Hdt.  IV,  191;  vgl.  den  Vers  des  Menander  über  die 
AtßÜTpwe^  0päx£q,  sehol.  Plat.  Phaed.  72  c).  Mit  besserem 
Grunde  feierten  <lie  strymonischen  Bithynen  Khesos  als  ihren 
Nationalheldeii,  und  die  Paionen  fanden  sich  in  ihrem  Astero- 
paios  gerilhiiit  —  sie  durften  ilire  Ahnen  für  Bundesgenossen 
der  Troer  halten,  sich  selbst  für  Stammverwandte  dieses  durch 
die  Poesie  verherrlichten   Volkes. 

Jene  zwei  Brüder,  welche  506  dem  in  Sardes  weilenden 
Dareios  die  Auskunft  gegclien  haben  sollen,  die  Paionen  vom 
Strymon  seien  Teuv-pöiv  tüv  ex  Tpsiy);  äxs'.xs;  (Hdt.  V  13),  w-aren 
Leute,  welche  mit  dem  troianischen  Sagenkreise  vertraut  waren. 
.\urtallenderweise  heisst  einer  derselben  ^^fpr,i,  ein  Name,  der 
sonst  nnr  in  Karlen  und  Lykien  (auch  in  den  Formen  Häpr);, 
Pikhrii)  auftritt.  Herodot  hatte  die  Anekdote  richtiger  so 
gestalten  können,  dass  er  das  Brflderpaar  tllr  karisch  und  nur 
die  emsige  .Jungfrau,  die  etwa  deren  Magd  gewesen,  für  eine 
Paionin  ausgab.  Die  ganze  Anekdote  ist  überhaupt  erst  ent- 
standen, nachdem  die  Paionen  bereits  an  der  Grenze  von 
Karlen  und  Phrygion  angesiedelt  wai"en  —  eine  Erfindung  ex 
facto.  Aus  karischera  Munde  erfloss  auch  die  Bezeichnung 
TeOxpot  füv  Tpü>i;;  mit  dem  Namen  der  Teukrer  war  man  in 
Kleinasien  vertraut,  schwcrhch  jedoch  in  Paionien.  Homer 
weiss    bekanntlich    Nichts    von    troianischen    und     mvsischen 


Teukrem,  er  kennt  nur  den  salaminischen  Bogenschützen 
TsCrupj;,  den  von  einer  TroJiriii  geborenen  Sohn  des  Telamon, 
den  Repräsentanten  des  troischcn  oder  tcukriseluMi  Volks- 
elenientes  auf  Kypros  (vgl.  H.  l).  Müller,  Histijr.-riiythol.  Unter- 
sDchongen,  Göttingen  1892,  S.  112 — 122),  von  dem  die  kyp- 
risehen  Könige  von  .Salamis  bis  auf  Eua^joras  ihr  Goschlocht 
ableiteten,  weil  neben  dem  aehaiscli-liellenischen  Elemente  auch 
aodi  dag  einheimische  teukrisclie  Geltung  besass.  Ebenso 
gehörten  die  Priester  des  Zeus  zu  Ulba  im  kilikischen  Berg- 
land der  Familie  Teukros  an,  d.  h.  den  kilikischen  Ursassen, 
welche  die  Uias  auch  in  der  Ebene  von  Thebe  kennt.  Wenn 
bei  Späteren  Teukros  als  Sohn  des  8kamandros  and  der 
Xvniphe  Idaia  auftritt,  so  wird  er  damit  als  Autochthon  des 
troischen  Landes  gekennzeichnet;  nach  KaUinos  (Strabo  XIII, 
p.  604)  soll  TeukroB  aus  Kreta  gekommen  sein,  woher  man 
alle  Völker  räthselhaften  Ursprungs,  beispielsweise  die  Termilen 
(Lykier),  herleitete.  Herodot  weiss  (V  1^2,  vgl.  VII  43),  dass 
die  Bewohner  von  Gergithes  Ueberreste  der  alten  Teukrer 
wan-n;  dasselbe  galt  von  den  Tcp^iv;!  auf  Kypros  (Klearch  bei 
Athen.  VI  p.  256,  c).  Wir  werden  kaum  fehl  gehen,  wenn 
wir  die  TeOxfit  für  ein  uraltes  Volk  kilikischen  Schlages  an- 
sehen und  mit  Brugsch  den  Tekri  oder  Tekkari  der  19.  Dynastie 
Aepyptens  gleichsetzen.  Haben  diene  Autochthoneu  weite 
Wanderungen  unternommen  (Strabo  p.  61),  so  gesdiah  dies 
nach  .Süden  zu,  in  das  Land  der  Cheta  am  ürontes  und  weiter 
hinab,  schwerlich  jedoch  n.Hcli  Thrake  und  h>is  zur  Adria,  wo 
jede  Spur  des  teukrischen  Namens  fehlt;  die  Paionen  für 
Teakrcr  zu  halten,  wUtp  zu  «henteuerlich. 

Herodot  (VII  20)  weiss  allerdings  von  einem  ctiXs;  Muswv 
n  Mi;  Ttuxfüiv  s  zpi  tüiv  Tputixüv  -fsviixevo;  •  o'i  JwtßfltvTs;  et;  v^v 
Eüp«Kn;y  «axi  ßirsopa-i  tou;  te  ÖpiiVx»;  -/ortesTpsitavts  zivia;  tmA  ext 
wv  'liviov  «9VT5V  xflrttßirjffav,  jxe/pi  't  nr,v£ioO  zeT«|isu  t'o  spb; 
^ttaaiigf'-IS  ^i'*ff3"-  Man  höre  und  staune!  Vor  der  Einnahme 
Troia's  i'cä.  1184)  sollen  Teukrer  und  Mysen  alle  thrakischen 
Völker  be»icgt  haben  and  in  alle  Wesllande  voi^edrungen 
»ein.  Leider  wissen  die  homerischen  Lieder  davon  Nichts;  auf 
der  ganzen  europäischen  .'^irrcke  findet  sich  sonst  nicht  eine 
rinzigc  Spur  des  teukrischen  Namens;  von  den  Mysiern  wird 
das  Umgekehrte,   nämlich  Wanderung  aus  Europa  nach  Klein- 


16 


IV.  AbkukUnng :    Tomatekcli. 


asien,  berichtet.  Wir  finden  auch  hier  die  aus  den  homerischen 
Sagengewebeii  künstlich  erschlossene  Anschauunp  von  uralten 
Eroberungsztigen  der  Troiancr  auf  die  Spitze  getrieben:  denn 
Dos  —  lassen  wir  lieber  Lykophion's  Kassandia  (1H41 — IH4Ö) 
declamiren:  •sätwoi;  Je  Hpy.!;;  oü|X9;  airroi)!;!;  rXitm.%  \  xwpav  t' 
'EspJüv  xai  TiXaSpaiojv  zeSov,  |  epoi»;  s^rrj^tv  äjAit  nr,v£t5Ü  roisTi;,  |  cTEppiv 
Tp«yy,/,(ij  ^äüvXav  ijji^iOEi;  'seäa'.;,  |  äXx^  VEavspoc.  sxzpsxscTati;  "cevou;. 
Leider  hat  uns  die  troianischc  Jungfrau,  welche  den  Herodot 
gelesen  hat,  anzuführen  vergessen,  ob  da  nicht  Ilos  mit  dem 
niRclitigcn  Pelasgos,  König  von  Argos,  zusaniinenstiess,  der  alle 
Lande  von  der  Brandung  des  ionischen  Meeres  bis  zu  den 
Flutlien  des  Axios  und  Strjmon  beherrscht  haben  soll  (Aescli. 
Ssu})])!.  2;1H  ff.).  Solehe  Sagenklitterungen  mögen  den  Griechen, 
zumal  iliren  Dichtern,  gestattet  sein;  wenn  aber  neuere  Forscher 
dieselben  flir  bare  Münze  nehmen  und  daraui'  eine  Fhith  von 
Vernmthungen  hänfen,  so  werden  wir  ihnen  Halt  zurafcn.  Am 
weitesten  hierin  ist  Giseke  gegangen:  Paionen  sollen  ans  Asien 
in  das  von  griechischen  Stllmmen  besetzte  Pelasgerland  einge- 
drungen sein,  die  ,j«'Iasgischen'  Thraker,  darunter  Dii-r  und 
Pieren,  in  die  Gebirge  getrieben  und  zuletzt  die  fortlaufenden 
Wanderungen  der  Minyer,  Radmeioncn,  Abanten,  Dryoper, 
Boioter  und  Derer  hervorgerafen  haben. 

Noch  einmal  spricht  Herodot  (VII  75)  von  seinen  ständig 
verbundenen  Teukrern  und  Myscn  bei  der  Sage  der  Hithynen 
von  dem  Auszug  aus  ihrem  strynionischen  .Stamndande:  ts  -spo- 
«pcv  «y.aÄKvTO,  w?  aÜTs't  X^vsui'.,  ^Tpunsvtst,  sixssvte^  ixi  -Tpujxivt . 
sJawaffT^vat  Je  säst  i\  r,Oeu)v  jzs  T£u/.p(iv  \t  zai  Musüv.  Man  niuss 
bezweifeln,  olj  die  Bithynen  selbst,  obzwar  in  Asien  sesshaft 
und  mit  A^-x  Ausdrucksweise  der  Kleinasiaten  vertraut,  wirklieh 
von  Teukrern  und  Myscn  gespruelK-n  haben ;  möglicherweise 
hat  Herodot,  entj^prechcnd  seiner  paionischen  Anekdote  (V  12), 
diese  Namen  ohucweiters  für  Flaiivi^  eingesetzt:  nur  Paionen 
können  es  gewesen  sein,  welche,  von  Westen  vordringend,  die 
tlirakischen  Sti'ymonior  dem  Osten  zugetrieben  haben.  Wenn 
Mysen  und  Teukrer  aus  der  Troas  kamen  und  zwar  lange  vor 
Troia's  Zerstörung,  so  wälren  ihnen  die  Strymonier  geradezu 
in  die  Arme  gelaufen,  und  die  Eroberer  hiltten  es  geduldet, 
dass  ihr  eigenes  Stammland  von  den  Verjagten  besetzt  worden 
wiire!  Ueberdie»  filllt  dt  r  Auszug  der  Bith^-nen  in  oder  hinter 


Vit  alten  Thnktr  I. 


17 


die  trerisch-kimmerisclie  Wanderunfr  (750 — 600),  also  lange 
nach  Troia's  Einnahme.  —  Die  trojanische  oder  phrygische 
Abkunft  der  Paionon  inlissen  wir  nach  Allem  dahingestellt  sein 
lassen;  sehen  wir  zu,  ob  sich  bei  den  Einzelstämmcn  etwas 
Gcnaaere.8  ergibt. 

Homer  nennt  als  Vater  des  vor  Troia  gefallenen  paioni- 
Bchen  Heerftihrers  Asteropaios,  welcher  gekommen  war  -njAöOsv  tc 
■A(«<?ü>vo;  xt:  'A^(o'j  süpu  pssrto;,  de«  IIy,>,eYii)'v.  l)a  an  der  Axios- 
mande  voreinst  plirygische  Mygdonen  sassen,  so  braucht  'AiauSmv 
oder,  wie  die  spitter  von  den  Argeaden  zerstörte  Vestc  ursprüng- 
lich hiess,  'AßuJwv  nicht  gerade  für  eine  paionische  Gründung  zu 
gelten ;  es  vergleicht  sich  'AßuSs;,  die  Stadt  des  Asios  am  Helle- 
spont  und  die  Glosse  aßu?iv  •  ßaöü  (Hesych.).  Die  von  Pelcgon 
abgeleiteten  llr./crfivE«  oder  flEXo-fsvei;  sind  entweder  Bewohner 
der  ,schlammigen  Ebene' ,  vgl.  die  Glosse  wr,XaYwv  ■  ex  mjXoü 
"frifevvT;)*ivcr  und  alb.  polg  .Moorgrund,  Dilnipel',  oder  Bewohner 
eines  .Flaclistriches*  llberhaupt,  von  Wurzel  pela  :  j>lä  ,breit- 
.lehlagen.  ausbreiten'  (vgl.  irtX«Yo;?V  ICine  Mf'inze  Ils/.oY'twv 
«tammt  ans  dem  illyrisch-epirotischcn  Bergwerksorte  Damastion; 
in  rticilien  gab  es.  in  der  Kliene  um  Pnlikensee ,  einen  Urt 
ntKTfmia  (St.  B. ),  da»  lieutige  l'uHügiinia.  Die  Ilauptsitze  der 
Pelftgonen  waren  spilter  nicht  dm  unteren  Axios,  sondern  in 
der  Ebene  am  mittleren  Erigon  nördlich  von  den  Lynkesten, 
sowie  im  Bergland  am  unteren  Erigon  bis  Stobi,  nördlich  von 
den  Almopen;  hier  erwähnt  Livias  wiederholt  ,angastiae  quae 
ad  Pelagoniam  sunt'.  Seit  der  Römerzeit  bis  in  die  bulgarische 
Zeit  liiuein  hiess  'llpixXsta  AJ-j-wj  oder  AuYxiQOTt?,  das  heutige 
ßitolia,  und  die  benachbarte  Ebene  neÄ«YOv(a.  AWl  hillt  die 
Pelagonen  schon  ihres  Namens  wegen  fUr  Pelasger,  die  von 
den  Paionen  unterworfen  wurden;  Giseke  dagegen  hält  an  der 
von  Strabo  liingi^stellten  Gleicliung  mit  den  Paionen  fest.  Zwar 
heisseo  die  Pelagones  ,Paeoniao  gens'  (Plin.);  aber  es  scheint, 
dass  sie  ein  illteres ,  wenn  nicht  illyrisches ,  so  doch  mit  den 
Almopen  verwandtes  Element  darstellen,  wol)ei  wir  an  die 
eingangs  erwilhnte  Anknüpfung  der  Paionen  an  die  Minyer 
von  ( >rcliomen()s  erinnern.  Es  ist  kein  Zufall,  dass  wir  nahe 
dem  «weiten  Orchomenos  slidlicli  von  Haliakmnn  eine  lUV,arfovla 
Tp«s>.h(?  (inden  mit  den  drei  Ortschaften  nJOiov,  AoXi/t)  und 
'AIJwpoc,     Nur  die    Iwiden    ersten    tragen    griechische   Namen; 

NIUa»(>lwr.  i.  |,liil..|i»t.  Cl.  CXXVIII.  Hd.  4.  Al.li.  3 


18  IV.  Abhandlnug :   Tomaiehek. 

'A!^(i>po;,  auch  'A!|(i>pEiov  und  tk  'A^utpa  genannt,  muss  aas  älterer 
Zeit  stammen,  wie  der  Beiname  der  Landschaft  selbst;  für 
paionischen  Ursprung  desselben  spricht  die  Analogie  von  BuX- 
al^wp  am  mittleren  Axios;  flir  brigisch  darf  gelten  'AXwpos  in 
Bottiaia,  für  edonisch  TdJIwpos  am  Pangaios. 

Die  Uaimsi;  scheinen  ursprünglich  vom  oberen  Axios  und 
aus  dem  illyrischen  Westen  ausgegangen  zu  sein;  das  Nach- 
drängen der  nördlichen  Stammesgenossen  schob  sie  der  Meeres- 
küste zu,  wo  die  phrygischen  Stämme  sassen.  Wenn  wir  femer 
eine  solche  Vermuthung  wagen  dürfen,  so  waren  es  bereits 
in  der  entlegenen  Vorzeit  Paionen,  welche  die  griechischen 
und  ,pela8gischen'  Nordstämme  einengten  oder  gegen  Süden 
drängten;  doch  finden  wir  zwischen  beiden  seit  der  geschicht- 
lichen Zeit  die  Phrygen  eingeschoben;  schwer  lässt  sich  ent- 
scheiden, ob .  damals  Illyrier,  oder  ob  Thraker  stärkere  Wir- 
kungen erzielt  haben.  Jedenfalls  waren  die  Paionen  den 
Q-riechen  als  ein  fremdes  Nachbarvolk  seit  alten  Zeiten  bekannt, 
und  als  ein  Erobei-ervolk  treten  sie  in  die  Geschichte  ein.  Vor 
der  Ausbreitung  der  makedonischen  Hausmacht  sollen  sie 
Herren  von  Bottiaia  und  ganz  Emathia  bis  zur  Grenze  von 
PiSria  gewesen  sein  (Strabo  VH  fr.  38;  Polyb.  24,8:  Hiiaöta 
TO  naXaibv  üatovia).  Homer  weiss  sie  im  Besitze  der  mygdoni- 
schen  Axios-münde;  ganz  Mu^Sovia  sammt  der  Kpijcrtwvixii  war 
ihnen  voreinst  unterworfen;  als  Xerxes  vom  unteren  Strymon 
am  Halse  der  Chalkidike  nach  Therme  marschierte,  zog  er  ä(ä 
•rij?  liatovix^i;  (Hdt.  VH  124).  Die  thrakische  Bisaltia  vermochton 
sie  jedoch  nicht  zu  unterwerfen.  Aber  das  ganze  Axiosthal 
bis  zum  pelagonischen  Stobi  (vetus  urbs  Paeoniae,  Liv.  XXXIX 
53,  14)  hinauf  hatten  sie  inne;  weiter  zeigt  BuXic^uip,  das  heutige 
Weles  oder  slawische  Welica,  iasyioit)  ouc«  toXi?  t^s  üaiovdx^ 
(Polyb.  V  97,  1),  im  Namen  (mit  ßuX-  vgl.  BuXXi*;,  Ausgang  wie 
in  "Aiiopo?)  illyrisches  Gepräge;  noch  weiter  dürfen  wir  die 
'Iwpo;  mit  ihrer  Burg  'Iwpov  (Ptol.)  oder  'loup«  (St.  B.)  für  ein 
Volk  paionischen  Schlages  halten.  Nach  Strabo  entspringt  der 
Axios  £x  "rij?  Uatovi«5,  und  er  nennt  die  im  Oberlande  an  der 
Grenze  Dardania's  streichenden  Bergziige  xä  öpij  llatovoui.  Ost- 
wärts vom  Axios  boten  breite  Flusstiiäler  Zugilnge  zu  den 
stryiuonischeu  Geländen:  das  Blachfeld  Owcepole  mit  der  P6inja 
und  Kriwa,  die  Bregdlnica   oder  Aoxeßoi   der  Paionen   mit  der 


IM*  alten  Tlimktr.  I. 


1» 


LakAwica,  die  Boemia  and  endlicli  die  Striimica,  im  Alterthuin 
HsvT&j  geheissen,  ftilirten  vnn  selbst  in  das  seit  Allers  von 
tbnikischen  Stilimnen  liesetzte  Stryiimntliai.  Die  nllnllicluTen 
Thäler  finilen  wir  im  Besitze  der  stammverwandten  Agi'ianen, 
die  sadlichoD  gehörten  den  eigens  so  benannten  Paionen.  Hier 
lag  'AcTißi:,  das  heutige  Istib  oder  i^tip,  ASTIBO  der  Itinerarien, 
eine  alte  Vestc  dieses  Volkes;  mit  dem  Wasser  des  Flusses 
salbten  die  Paionen  ihre  Konige.  Weiter  südwUrts  finden  wir 
die  Burg  ^sßTipo;,  DOBEHU.S  der  Künicr,  in  einem  .sehaurigen 
Tliaie',  ^ptKaXeov  vöxo;  (Addacus  in  AI*.  IX  iJ(K)),  gelegen,  dessen 
Bewohner  As^ir;p&;  hiessen,  —  ungewiss,  ob  das  heutige  Ooii-an 
oder  das  im  Quellgelnete  der  Stri'nnica  gelegene  Radowi&t^; 
näher  dem  Axios  zu,  sei  es  an  der  Lukawiea  oder  an  der 
BoSmia,  lag  die  Burg  Aiorpaisv,  .Sitz  der  \mpahi  oder  Aestrienses 
(▼gl.  den  Pluss  'Ampot^o;  bei  Aelian).  In  den  benachbarten 
Bergxtriehen  finden  wir  zurüekgedrilngte  thrakisehe  Stilnime, 
Sinlen  und  Maiden;  entlang  dem  Strymon  sassen  voreinst  die 
thtiÜBchen  Thraker  oder  MatSoßiOuvot.  Wenn  diese  Herodot 
(VII  75^  ü-'o  Tsimpwv  ts  xa;  ISIucwv  verjagt  werden  lUsst,  so 
wissen  wir,  dass  darunter  nur  die  Paionen  verstanden  wfjrden 
dürfen  und  dass  das  Ereigniss  lange  nach  Troia's  Zerstörung 
in  die  Zeit  der  kimmerisehen  Zttge  fSlUt  Die  paionischen  Er- 
iil^erer  verbreiteten  sich  immer  weiter  in  das  edtiniscli-phrygisehe 
Flachhind  am  unteren  Strymun.  und  es  gab  seither  eine  llcttovta 
öc:  TÜ  lTpu|x£vt  ffC'aiMo  ir£xoXt3(j.Evr,  (Hdt.  V   13). 

Unter  den  Sondeni.inien  begegnen  hier  llatizXai  (Hdt.  V  lö, 
VII  113).  ferner  -iptixaiovs;  (V  15)  und  o't  tv  t^  XtpivT)  IlpsataSi 
>.3mK%r,\U'oi  |[dtiove{  (V  16).  Zu  den  llaiöxXai  könnte  man  die 
rptsxA«  vergleichen,  nach  Hfcataeus  ein  .thrakisches'  Volk 
(.St.  B.l.  wenn  nicht  vielmehr  .dreigethcilte'  Paionen.  Uie 
isptenaiov«!;,  auch  -tppaioi  genannt  (Theop.  ap.  St.  B.,  C.  I.  Gr. 
11  d"  2«X)7).  Bewohner  von  iipt;  t^;  llatev-r.;  (Hdt.  VIII  llö), 
giengeu  spälter  in  den  hier  urnnsilssigen  Odomanten  auf  (Liv. 
XLV  4.  2);  das  zugrunde  liegende  Wort  Tips;  werden  wir  als 
plirygiseh  erweisen.  Die  Anwohner  des  jlnnehgrlinen'  Sees 
VOM  Takhyno  und  Butkowo  schildert  Herodot  als  Pfahlbauer 
und  KLseher;  so  können  wir  uns  auch  die  Bistonen  am  bisto- 
uiMchen  See,  die  Thynen  am  Derkos,  und  gemäss  einem  Relief 
dvr    Trajanssäule   die   Dak<»  des   Flachlandes    vorstellen;    falls 

2* 


so 


TV.  Alihudlna;:    To»aieh«k. 


Mscsuvo;  fg.  d.  Glosse  yuizaw)  der  echte  Name  jener  PfahlbauJ 
ansiedlung  war,  so  weist  derselbe  auf  phiygisclie  Ursassen,  die 
von  den  Paiunen  unterworfen  waren.  Man  glaubt  ein  zweites 
Ai3^r,pS5  am  Fasse  des  Pangaios  ansetzen  zu  dürfen,  we^en  der 
im  Pilgerliericht  m.  p.  VII  Ainpliipoii  viA  Pliilippi  erwähnten 
mutatio  ÜOMEROS,  worin  ni  aus  b  entstanden  sein  kann  wie 
in  '.\(«,uiuiv  aus  'AfJuJo'w.  In  der  Tiiat  wird  dieser  edonische  Ort 
eine  QrQiidung  der  illyriscluMi  Painnen  gewesen  sein:  Asßnips^ 
liiiTips:  ist  abzulfitcn  von  der  Wurzel  dhub-  .vertiefen';  vs^L^^H 
yall.  dubuo-,  <lunino-  ,tief ,  iit.  dauburii  slaw.  dlbrr  .Berpselducht^H 
Tobel'.  Aber  die  Aißtjpe«;  bei  Herodot  (VII  1 13  in  einer  unbe- 
stimmt «rebaitenen  Fassung,  V  It»  in  einer  eingescholKMien  Stelle) 
sind  jedenfalls  Hi-wobner  des  olx'n  erwähnten  Hochthaies. 
Mehrere  Burgen  des  txlonenlandes  werden  hie  und  da  den 
Paionen  zugewiesen,  deren  Macht  sich  zeitweilig  bis  zum  bi- 
stonischen See  erstreckt  hatte,  wie  denn  auch  lljiwv  als  Bru«ler 
des  Ares-sohnes  Btcriiiv  auftritt  (St.  B.);  darum  bnuichen  al»er 
die  Paionen  noch  nicht  für  ein  tcukrisch-phrj-gisches  Volk  zu 
gelten. 

Ungeföhr  vor  dem  Skythenzuge  des  Dareios  hatten  die 
strjTnoniachen  Paionen  einen  Fchizug  gegen  die  Perinthier  am 
Ilelles^Kint  unternommen  ( Hdt.  V  1);  eine  ähnliche  Untei^ 
nchmung  gegen  Kardia  wird  den  Bisalten  zugeschrieben.  Die 
stryTOonischen  Paionen  sollte  mit  Weib  und  Kind  506  Meg»- 
bazos  nach  Asien  überführen;  es  gelang  dies  mit  den  oberen 
Stämmen,  nicht  jed(K'h  mit  jenen  vom  Pangaios;  die  Colonen 
erhielten  einen  Strich  in  Phrygicn  zugewiesen,  den  meisten 
glUcktc  es  über  Chios  Leslws  und  Doriskos  ihre  Heimat 
wiederzugewinnen.  Dein  Zuge  des  Xerxes  schlössen  sich 
Haufen  von  Paionen  an.  Ilirc  Freiheit  Irewahrtcn  sie  im  Ober- 
lande bis  auf  Philipp  and  Alexander;  zunächst  unter  ihren 
eigenen  Fürsten  stehend  leisteten  sie  den  Makedonen  Hee 
folge,  seit  Vertreibung  des  .Ariston  durch  Lysiraach  ca.  2S' 
wurden  sie  reine  Untertliancn,  ioöMt  (^Hesych.);  doch  erholien 
die  l)ardancr  Ansprüche  auf  Paionien.  Wir  hören  dann  l>c- 
stÄndig  von  Einfüllen  der  Dardauer,  Skordisker  und  der  thra- 
kischcn  Bep^tJlinnie.  die  sich  zuletzt  immer  weiter  auf  Kosten 
der  Paionen  ausbreiteten,  ao  da«s  dieses  Volksthum  im  Inhmd 
völlig    verschwindet;    w.h«    den  Thrakern    nicht  zugefallen  war, 


Di»  ilt*D  Thmk«r. 


21 


wTirilf  hellcnisirt.  Kinmal  noch  crsclieinen  Paionen  als  Ansiedler 
»nf  tiirakischem  Boden  südlich  vom  Haemus,  nftiniicli  in  Beroc, 
»hin  Traianus  Tsspsaisva;  gezooren  hatte.  Ap|»ian  hat  die 
Jonen,  hioss  wegen  ihrer  Namensilliniiehkeit  mit  den  l'an- 
noniem,  ab  st  vtaino  Oatovs;  ohneweiter»  unter  die  Illyricr  ein- 
LJMrriht.  Aher  auch  sonst  wenlen  sie  gern  den  BüdHchen  illy- 
rVMrhcn  Stämmen  als  iO'io-  fiapßapHtiv  (^Ucsych.)  iK-igezHhlt;  z.  B. 
Onun.  An.  Ox.  IV  p.  258:  «ö?  toi?  'KXXt)«  'IX/.Jpioi  x«!  UatovE;  x«i  Too- 
KTtnai  xii  At'.vt»/:;  i'iotfßapfijEiv  Ssjwjst.  Es  seheint  dies  das  Kiehtige 
zu  treffen;  die  alten  (lenealogion  von  Ilaiwv  mögen  sieli  hliws  auf 
die  I'elagonen  bcisiehon.  UeVier  Psyche,  .Spraeho  und  Sitten 
dieses  Volkes  wird  nicht  viel  überliefert.  Von  den  unterworfenen 
phrypisehen  Stilminen  haben  sie  den  Cult  des  Dionysos  (AjiXi;) 
und  iler  edonisehen  Artemis  (Hdt.  IV  H3)  angemmimen;  amdi 
die  Silenen  (Atjüii)  stammen  daher.  Die  Polagonen  vermittelten 
»cn  den  Apollo:  ausserdem  verehrten  sie  den  Helios  in  Form 
pr  Seheibe.  Ihr  Land  war  reich  an  (lold;  selbst  an  der 
Bo<lenflilche  wurde  auruni  talutium  gefunden.  Am  Flusse 
Pontos  gab  es  Braunkohle  (ot:Tvi;V  Im  Kesselthal  von  Doberoß 
und  im  waldreichen  <  )rbelos  wurde  der  Wisent  (^iviacs;)  erlegt; 
aus  den  Hörnern  tranken  die  Könige.  Man  trank  Oerstenbior 
nnd  verschiedene  Ptlanzendecoete  (ßpOts;,  rapiflit),  wvov).  Von 
den  Thrakern  stammt  wohl  die  Sitte,  dass,  wer  einen  Feind 
enehlug,  den  Schildel  zum  Könige  trug  und  dattlr  mit  einem 
goldenen  Becher  belohnt  wunle;  illyriseh  dagegen  war  der 
Brauch  der  Blutrache.  (teriShmt  wird  der  Fleiss  der  paionisc.hen 
Weiber,  wenn  nicht  vielmehr  edonischo  von  Strymon  zu  ver- 
stehen sind  (Hdt.  V  12):  die  Jungfrau  in  Sardes  tränkte  das 
Ross  und  ttlhrte  f\s  am  Zügel,  trug  den  Wasserkrug  am  Kopfe 
nnd  8|Minn  den   Leinfaden,  Alles  zu  gleicher  Zeit. 

Zu  den  Paionen  werden  ausdrücklich  die  'A^piÄve;  (sing. 
A*(^iiv,  wie  'ATivriv  etc.,  makedonische  Form)  oder  '.\-j'p(«t  (sing. 
'Afpia?)  gerechnet;  mitunter  werden  beide  wie  zwei  verschiedene 
Volker  neben  einander  gestellt,  so  bei  Arrian  (I  8,  I.  14,  1. 
II  7,  f))  und  Li%Hus,  von  Neopt^lemus  (ap.  St.  B. :  Ilaisva;  ffi' 
MfP'-»'»*;)  und  Strabo,  welcher  (VII  fr.  41)  berichtet,  die  Paionen 
bjttten  auch  das  Land  der  Agrianen  unterworfen.  Wahrscheinlich 
i?n  die  Agrianen  ein  Brudervolk,  aber  zu  Ijcdeutcnd,  um 
"I8r  eine  blosse  üntcrabtheilnng  zu  gelten.    Wir  ünden  sie  zuerst 


TT.  Abliuidloni!:     TooiiebiiV. 


bei  llerodot  (V  10),  aber  in  einer  sichtlich  eingeschobenen 
Stelle.  Sicheres  bietet  Thueydides  (II  !(t)  fp.):  ,Sitalkes  rief  J 
bei  seinem  Zupe  gegen  Perdikkas  (-12tt)  die  ihm  unterwort'encn 
eÜvT,  lia(ovix.3i,  nilmlich  die  'AYpiäve;  und  die  Aaiawi  (vgL  St.  B.  I 
Aautot  •  c6vo;  Ilaiovixiv,)  zu  den  Waffen;  der  Strymon  fliegst  ix 
toj  -xs|jLßpou  cp;ui;  Jt'  'Afpiävwv  (codd.  Tpataiwv)  xat  Aatafuv ;  von 
Byzantion  bis  zu  den  AaaUi  und  an  den  Strymon  braucht  ein' 
rtlstiger  Fussgänger  VA  Tage'.  Nach  Strabo  entspringt  der 
Strymon  ex  llaisvia^;  nadi  Stei)hanus  sassen  die  "A-fpiai  •  sOv:? 
llatovta;  (xiTafj  ATjAeu  y.ai  'PoJi^a;;,  also  am  olieren  Skios  und 
Hobros.  Der  Skombros  ist  der  heutige  Ryla-stock;  hier  hausten 
nach  Sophokles  (St.  B.  v.  'Aßpot,  Ilcsych.)  Sxijjißpo!  ■  öpöxisv  löv»;. 
Die  Ax'.ji;'.  (vgl.  die  illyr.  Eigemiamen  LaviuB,  f.  Lavia)  setzen 
wir  östlich  vom  Ryla,  die  Agrianen  vom  oberen  Strymon  west- 
wärts bis  zum  OwiIe-p)ole  am  Axios,  wo  sie  an  die  Dardancr 
stiesscn;  sUdwHrts  umschlossen  sie  die  thrakischen  Maiden, 
nordwärts  die  Dentheleten.  Wahrscheinlich  erklärt  sich  ihr 
Name  aus  ö-fp:;,  ager,  als  iyp^oi  ,auf  dem  Felde  wohnende'; 
vielleicht  ist  damit,  trotz  G.  Meyer's  Einsiiruch,  all).  15^6 
,agrestis,  silvaticus'  verwandt.  Wie  die  Übrigen  Paionen,  wurden 
BIO  von  Philipp  und  Alexander  dem  makedonischen  Reiche 
einverleibt,  unter  Belassung  ihrer  Stammeskönige;  damals  war 
Xif^npoi  (Arr.  I,  ö,  2  ff.)  Fürst  —  ein  echt-illyrischer  Name 
(vgl.  Longarus  rex  Dardanorum,  Liv.).  Als  Bewohner  «ler 
Blachfelder,  die  in  ständiger  Fehde  mit  den  thrakischen  Berg- 
stämmen lagen,  waren  sie  zu  leichtem  Felddienste  vorzilghcb 
geeignet;  wir  finden  sie  im  makedonischen  Heere  als  äxovTtcTaC, 
cf£v?9vr,-t«i,  ürjc-toTat,  bewaffnet  mit  der  /.s-.'/.r/  oder  dem  hä-mvi; 
vgl.  Hesych.  'Avpjävs:  •  tja;;  v.  tt,?  xsj^r,;  Tuv-i^iiaz,  i%  zf,;  ".Afptivix^^ 
/hjpa;  llai:vu)v.  Kine  eigene  'i;t:,  aus  Agrianen  Iwstehend,  hiess 
'.Afptavixbv  öxivTiov,  Sie  werden  in  allen  Kämpfen  der  make- 
donischen Zeit  bis  160  v.Chr.  erwähnt,  und  Appian  (lUyr.  14) 
rühmt  von  ihnen:  'Afpiäve?,  oi  ta  ii.fy\a-a  «l»i/.txi:«i>  xai  WAi^iväpci» 
xxitrfOLsiiLeMoi,  natove;  et«  tüv.  xzwo  Uaiivwv,  'lÄtopioi;  Ixovko:.  Sie 
ftlhlten  sich  den  Autari«ten  weit  überlegen:  dieses  gleichfalls 
illyrische  Volk,  ursprünglich  im  Inlande  zwis<-hen  der  Narenta 
und  dem  Drin  sesshaft  und  hier  seit  37U  dui-ch  Kelten  gtedrängt, 
hatte  zwar  die  Trili«ller  im  Mora wagebiet  unterworfen,  wi 
jedoch  zum  Auszuge  gezwungen;  Langaros  schlug  sie  334  soracJc; 


Dl*  ftlt*n  Tknltor.  t, 


23 


Kassandros  aber  siedelte  nachinal»  (ea.  300)  20,000  (lun-h 
^H  Oalatpp    vorjafrtc    Autariatoiifamilirn     in    (Jrbplos    an.  Die 

^"  nb«:rau8    starke    Heranziehung    dieses   Voikoe    zum   Felddiensl 

und  die  UeViermaeht  der  BergtJiraker  seheinon  es  erscliöpft 
^^  und  aufgerieben  zu  haben;  seit  UJO  erseheiueii  nur  mehr  ihra- 
^^  kische  Maiden  und  Dcntheleten  an  der  ( )lK'rflilche.    Nun  müssen 

Iwir  uns  einem  Volke  zuwenden,  das  einen  hochberUhmten 
Namen  trägt  und  lange  Zeit  eine  mttchtige  Rollo  gespielt  hat. 
Die  Aipoavo;.  aueh  Aip^ovs*;  und  AapiavtiTZ!  genannt,  wohnten 
vom  Oberlaufe  des  Axios  entlang  und  zwiselien  den  beiden 
cdKTon  FlusslUufen  der  Morawa  bis  zu  deren  Vereinigung  im 
«eJbv  TS  TsiJiaXXtxiv.  Die  üiteren  firiechen  kennen  dieses  Volk 
noch  nieht;  zum  erstenmale  wird  es  ausdrllekiieli  a.  284  genannt, 
und  mächtig  tritt  es  seit  den  üalaterstUmien  hervor.  Agathar- 
fhides  von  Knidos  wusste  zu  beriehten  (Athen.  VI  j).  272,  d), 
d*8S  unter  den  Dardanern  eine  zahlreiche  leilteigene  Bevölke- 
rung leljc,  gleich  den  r.pooTitKonxi  unter  den  Ardiaiern  Illyriens; 
««  scheinen  hier  zwei  iUyrisehc  Öchiehten,  eine  ältere  und 
jüngere,  verköriicrt  durch  adelige  Grundbesitzer  und  hörige 
Bauern ,  zusammengeflossen  zu  sein.  Als  Lysimaehos  den 
I'aionen  Ariston  des  Thrones  beraubte  (284),  entfloh  dieser  zu 
den,  wie  es  scheint,  stammverwandten  Dardanern  (Polyaen.  FV 
^^  12,  3).  Dardani  repetebant  Baooniam,  quod  et  sua  fuissct  et 
^Bcontinens  esset  tinibus  suis  (Liv.  XLV  29,  12);  sie  Holen  dess- 
''  halb  BtJindig  in  Makedonion  ein,  Dardani  gens  semjK.'r  infe.stis- 
sima  Macedonibus  (vgl.  lustin.  XXIX,  1,  10).  Zur  Zeit  der 
I  Kelteneinftllle  untei-  Ptolemaeus  (jeraunus  (ca.  280)  war  Mevoüvtoi;, 
MonuniuB  (vgl.  alb.  mc'-nune  ,minutUB"r')  König  der  Dardaner 
(Trog.  Pomp.  prol.  XXIV);  er  bot  damals,  obwohl  verfeindet, 
I  dem  Makedonerkiinig  2U.(>U0  Bcwalfneto  an,  die  dieser  jedoch 
'KUrUckwiea  f.Fust.  XXIV  4,9).  HpKter  finden  wir  Antigouus 
im  Kampfe  mit  dem  Dardanerkßnig  MitiXo;.  Un>  239  fiel 
I  AÖYY'P*?'  der  samml  seinem  .Sohne  BaTiov  einen  illyrischen  Namen 
in  das  Uebiet  des  Demetrius  II.  ein.  Wie  die  Personen- 
namen, so  verrathen  auch  die  Ortsnamen  illyrischen  Charakter, 
z.  B. OÜEviivf;  (alb.  wend  pl.  wcnd^na  ,situs,  positio,  domicilium''), 
Oi)eXXav<5,  'Apptßirttov  (vgl.  'App'.ßaioe,  Fttrst  der  Lynkesten,  und 
^süjißa;.  Fürst  der  Molossen).  Der  von  Strabo  vermerkte 
Hauptstamm   der  Dardaner  im   Gebiete  von  Sknpoi,   nämlich 


9i 


IT.  AkbuUms«:    Taaisckfk. 


die  VaiJi^p'.v.,   darf  trotz   der  anlautenden  Media,   die  auch  h 
Albanischen    nicht    immer    schart'   von    der    ^ttoralen    Teni 
anterscbieden    wird,    mit    den    iapy^schen    KaÄa^pa    vergliehea^ 
werden ;  der  Name  der  Oojviijt,  welche  den  tbrakischen  Maiden 
zanüchst    Wnachbart    waren    (Stralwi  VII,   p.  316),    liesse 
zwar    aus    alb.    (iüen?-t§    ^racti,    rupti,    convorsi*    deoten,    «•Tl 
kann  aber  auch  die  ill^Tische  Form  eines  dort  sitzengeblicltenen 
Restes  der  thynischcn  Thraker  oder  MatisßiO^jvst  darstellen. 

Mit  Mühe  gelang  es  den  Römern,  dieses  mit  der  make-* 
donisc-hen  Taktik  wohlrertrauten  Volkes,  das  gatgeordnetc  and 
schwerliewaffnete  Heere  aufstellte  (Liv.  XXXI  43)  and  seit 
der  Hinrichtung  der  makedonischen  Provinz  (147)  onali 
Einfalle  machte.  Herr  zn  werden.  (Jegeu  die  Dardaner  kSmi 
mit  wechselndem  Glücke  Vulso  (U7),  C.  Sentius  (92 — 81)  und 
Sulla  (^5);  Ap.  Claudius  (76)  erbitterte  sie  durch  harte 
Erpressungen;  C.  ;>crilt>onias  Curio  (75 — 73)  bew&higte  sie  mit 
den  grausamsten  Mitteln:  Dardanoram  fcrociam,  in  modum 
Lemaeae  serpentis  aliqnoticns  rcnascentem,  hoc  genere  poenarum 
exstinxit,  ut  primuribus  manus  incideret  residuosque  supplicio 
capitali  multaret  (Amm.  Marc.  XXIX  5,  22).  Doch  brachten 
sie  (62)  den  Consul  C.  Antonius  so  sehr  ins  Gedrüage,  dass 
ihr  Land  schleunigst  räumen  musstc,  tun  sich  bei  den  Mo 
ähnliche  Schlappen  za  holen.  Ihre  EinfiÜle  wies  L.  Calpomii 
Piso  (57)  erfolgreich  zurück;  wir  finden  dann  (48)  Dar- 
daner als  Hilfstrappen  im  Heere  des  Pompeius;  sp&ter  (3!)^ 
trieb  sie  Antonius  zu  Paaren,  und  unter  Augostas  C21) 
M.  Crassos  aber  alle  Grenzvölker,  namentlich  die  Bastanier, 
welche  bis  Dardanien  eingefallen  waren.  Sie  bUeWn  seithe 
rahige  Provincialcn ,  welche  der  Viehzucht,  dem  Berg- 
Ackerbau  flejssig  oblagen. 

Von  ihrer  alpinen  Wirthschaft  legt  der  case« 
Zeagniss  ab,  der  neixm  dem  cascas  Doclcas  Ruf  gvoosa. 
Graben  in  den  campi  Dardanici  (Lei  Jaajewo  and  Kiatowxi) 
sowie  im  Bergstock  des  Kopalnik  standen  schon  '<«i»»«ta  iQ 
Betriebe;  Plinios  (XXXUI  39)  rühmt  das  aomm  Dardanium, 
und  wir  besitzen  noch  jetzt  ülönien  aas  der  Zeit  Trajan's  mit 
der  Legende  DARDANICI.  Auf  diesen  encheint  eine  Frau 
mit  Aehren  in  der  Rechten;  ausser  den  Ocmüiea  £iuid  d« 
Hanf  besondere  Ptlegc,  and  es  werden  grobe  dardanische  • 


Di«  klUm  Thnkcr.  I. 


rftbnt.  —  Von  (l/irdaiiischen  Giittern  wird  uii.s,  mit  Aufnahme 
des  den»  Andcs  (Insihr.  v.  Kacanik;  vgl.  alb.  Ande  , Blume'  und 
indf  ,Lu8t;  F'rfudi'M,  Nichts  ülKTÜofert;  von  ihrer  Sprat-hc  sind 
bl»s  xwfri  Pflanzenri.-imcn  Wliannt.  Das  Volii  war  »Is  st-iiniulzig 
verrufen,  von  einem  Schmutziink  hiess  es  spriehwürtlidi  xpt;  loiJ 
ßiiew  '/.iAorzx.  Stsr.ip  Ajpoavej;.  Sie  sollen  in  Krdhöhk'ii  gehaust 
haben,  die  sie  mit  Dünger  zudeckten  —  wie  dies  noeh  heut- 
saUge  bie  und  da  an  der  unteren  Donau  der  Fall.  Doch  wird 
ihr  Sinn  fiir  Musik  hervorgehoben:  sie  hatten  Flöten  und 
Saiteninstrumente  (Slrabo  VII,  p.  3UJ).  Plinius  nennt  sie  eine 
fem  gens.  Aus  den  latrones  Dardaniae  machte  M.  Aurelius 
Soldati-n  und  Hälscher  (äwaYi*iT«i).  Die  illyrieiiinisehen  Truppen, 
darunter  Seluiaren  von  Dardani,  nahmen  in  der  späteren  Kaiser- 
»■it,  nainentlieh  seit  Diooletianus,  eine  entscheidende  Stellung 
ein;  das  Christenthuni  hatte  im  Lande  Wurzeln  gcfasst  und 
Unifo  vor  400  war  die  Roraanisirung  vollendet.  Der  Landcs- 
name  erhielt  sich  bis  in  die  slowenische  Zeit  lünein;  ca.  ü7Ü 
doben  die  Provincialen  der  nördlichen  P^mrchien,  zumal  ix 
Xafüerr.ai,  vor  den  Fremdlingen  nach  Thessalonich  (Acta  S.  üe- 
netrii  §  Kif'.  UT');  a.  (502  wird  nahe  den  Donaii-xatoppoxTat  ein 
Wto«  Tii;  AapJsvia;  erwUhnt  (Theophyl.  Sim.  VIII  6,  p.  322)- 
gewiss  waren  auch  Dardaner  an  der  Bildung  des  ostromanischen 
l«ir  jWlachischen'  Volksthums  betheiligt;  hatte  sich  doch  das 
unikische  Klement  mit  dem  illyrisehen  an  der  Grenze  von 
)ardaiiien  gemischt,  wie  man  z.  B.  aus  dem  Ortsnamen  Ixpia- 
erkennt,  worin  thrak.  -para  mit  dem  dardischen  Volksnamen 
einigt.  Ein  altes  illyrisches  V^olk  im  iapygischcn  Daunien 
inte  sich  DARDI  (Plin.  III  104);  die  Dardaner  selbst  hat 
Habn,  vielleicht  nicht  ganz  ohne  Berechtigung,  als  ,Birnbanm- 
leger,  Landbauer'  gedeutet  (vgl.  alb.  dardhe  .Birnbaum"', 
dhiln  ^iiTil^aurozüchter'). 

In   der  Ilias   erscheint  AspSovs?   als  Ureinwohner   des  Ida- 

jcs  und  Gründer  von  Dardania,    bevor  es  noch  eine  Ilios 

tb;   «8   scheinen    demnach    die  troischen  Dardaner,   zu  deren 

ic«cblecht  Aineias  gehörte,  den  ältesten  Thei]  der  Bevölkerung 

Iwn  den  Tpiiis  oder,  wie  man  seit  Kallinos  sagte,  den  Tsäxpei; 

rzufltcllcn.      Lediglich    wegen    der    Namunsgleichhcit    haben 

lion  die  Alten  die  illn-ischen  Dardjiner  filr  Trojaner  crklArt. 

)er  römische  Kaiser  Claudius  (268 — 270),  vir  Illyriciana«  gcntis, 


TT.  Abkanilluif :    Tonatehck 


in  Dardiinia  geboren,  fUbrte  seinen  >Suintnliauin  aaf  Das  and 
Darflanus  zurück  (Trcb.  PoUio  11,  3).  Bei  Solinus  (TI  51) 
hrisscn  die  Dardani  homincs  ex  Troiana  prosapia  in  mores 
barbaros  efferati''.  Al>er,  was  die  Namensgleicbheit  betrifft,  so 
kann  diese  trägen:  so  kennt  Hcrodot  (I  189)  am  Gyndes  ein 
Volk  Aa;3atvi€;.  wahrscheinlich  kurdischer  Abkunft;  im  west- 
lichen Kaukasus,  nahe  dem  Kultan,  pal»  es  \av?ipieu  die  wahr- 
scheinlieb  zu  den  Kipxrrit  (Cerkessen)  gehörten.  Wie  die 
Tenkrer,  so  waren  auch  die  Danlaner  Troias  kleinasiatisciie 
Aboriginer;  sollte  wirklich  ein  Zusammenhang  der  trotsc^en 
Dardaner  mit  dem  illvrischen  Volke  stattgefunden  haben,  so 
werden  wir  wenigstens  annehmen  müssen,  dass  sie  ans  Eoroft«, 
der  Heimstiltte  der  lUyrier  wie  aller  Indogermanen.  gekommen 
waren,  nicht  umgekehrt. 

Schon  das  Alterthum  brachte  bekanntlich  die  adriatischen 
Venetcr  mit  den  homerischen  Enetem  Paphlagoniens ,  den 
Nachbaren  der  Kaukonen,  in  Verbindung.  Auch  Neuere  haben 
sich  dieser  Ansicht  mit  Eifer  angenommen  and  gemeint,  dass 
zuerst  die  Veneter,  hinter  diesen  die  Dardaner.  znletzt  Mysen 
and  Teukrer  (=^  Paionen)  aus  Kleinasien  zogen  and  stufen- 
weise zwischen  der  Adria  and  dem  UeDespont  sirfa  lagerten. 
Das  Ttanze  sieht  bestechend  aus;  alicr  auch  Vi  den  Venetem 
spielt  die  blosse  NamensAhnlichkcit  die  UaaptroQe.  Die  paphla- 
gooischen  Encter.  will  man  sie  nicht  noigekdirt  ftir  arahe  Meta- 
nMteo  aus  IlU-rien  halten,  müssen  ftlr  kleinasiatisrbe  Aboriginer 
gdten;  nach  Hecataeus,  welchen  Zenodot  citirte,  stammten  die 
Eneter  t*.  KsMscJfmn  und  soll  'EteHi  der  leakosTräch«  Name 
(ÜT  das  spätere  (aas  armen,  amis  ,Mond'  gut  dentbou«)  'Apnö« 
gvwesen  sein;  ein  iVroos  bei  dem  kariscfaen  Milet  hiess  'K**i|ta( 
(Le  Bas  III,  Nr.  211*  >  und  adbst  Unno^  wird  ak  karaeher 
Name  bezeugt  (auf  lasos  Nr.  287K  Die  adriatisch«»  VENETI, 
weJcbe  sdum  Herodot  als  Uljner  hinstellt,  dtefn  wir  keines- 
GiDs  aas  Asien  beileiteii,  da  das  iU^-risrbe  VoüattaB  aas  dea 
mittlereo  Dnnangehiet  stammt;  als  IVrwiwiiiMimf  tritt  Yen 
aBenthalben  auf  dafanatiai^em  Bedeo  aaf.  Es  ipab  sofar  an  d^ 
Nofdgrotte  Makedomens.  n  äritm  der  Dardaner  «ad  TritmOer, 
'E-wta{,  weh^  etwa  die  Met61ua  voa  Pek'  iane  hatten  and  ftr 
eise  oaeii  Sadost  Torgedrangene  Abtbeilaa^  der  IXibaalea 
oalln  »«»ffTt    M-i  im  Jakre  85  Salla  ia  Veteia  mü  C.  Sentiaa 


Di*  Klttn  Thraker 


fi 


die  Orenzvölker  zu  kttinpfen  hatte,   unterwarf  er  (App. 
Mithr.  ÖÖ)  'EveT3i>;   xat    AopSav^x«;   x.at   Stv-csli;,   Tiploixa   M«K£S5vb>v 
T„  suvE/ü;  i^  Ma*£?ov{av  i\j.^i'K\ürca ;  Eutropius  nonnt  an  Stelle 
ifr  Eneler  Delnmtjic.   Plinius  führt  in  der  Rcil»c  der  illyrischen 
Volker  Enedi  an.     Nach  einer  alten  Quelle  gab  auch  der  voll- 
»ndijfere  Text  des  Stephanus  von  diesem  Volke  Kunde ;  vjjl. 
iu&t.  ad.  B  852:  •^v  2e  xat  sOvs;  •Kapk  TpißaXXoü;  'Evets!.    ^lit  Un- 
echt berufen  sich  die  AnhÄnger  der  »teukrischen'  Abstammung 
Jer  Paionen  und  I  )ardanor  auf  diese  dalmatischen  Veneter.   Alle 
Völker    der   Haemu»halbinscl    pchüren    von    Haus   Europa   an; 
lies  gilt  auch  von   der   pnioniseh-dardanischen  (iruppe;   Klein- 
Bicn  war  die  Urheimat  allophylcr  Aboriginer  —  wenn  es  hier 
fcrmanisehe  Intrusionen  gab,  so  sind  dieselben  aus  Europa 
nen,  niclit  umgekehrt. 


n.  Die  phrygisch-mysischo  Gruppe. 

Als    Eugammon    seine    Telegonie,    die    Fortsetzung    der 
liysBee,   dichtete  (ca.  i^b  v.  ("hr.),   war  noch  die  Erinnerung 
•■ine    Zeit    lebendig,    in    welcher    Epirus    von    j)lirygisehon 
ionlstilmmcu    bedroht   war;    der   Dichter   Hess   Odysscus    aus 
»kn    ausziehen   und    die    Königin   der  Thesproter   zui"  Frau 
Behmnn ;  srtiza  iciX£;/.o;  auwirzonsi  toT;  Öea^rpiirtsi;  irpi«;  Bpj-fou;.  Wie 
II  Troia,   so    standr-n    auch  liier  auf  Seiten  der  Barbaren  Ares 
id  Apollon,    und   das  Heer   der  Thosproten   wurde   trotz   der 
^ihilfe  Athene'»  und  Odysseus'   Führung  gönzlieh  aufgerieben 
(Proclus,  ehrest,  granim.).     Auch  die  Argonautensage  (Aji.  Kh. 
330,  47U)  kennt  dieses  Volk  auf  zwei   libumischen  Inseln 
[erkyra    und    Paxos?    Apollonius    dachte   an    die    Absyrtiden, 
f W<-Ich<'  zu  weit  nilrdlieh  liegen ),  Bpxpr^tBs^  v^cot,  mit  einem  Tempel 
AfT  Artemis,  den  die  Biüvo»  des  Festlandes  errichtet  hatten.  F/s 
ibabcn  »ich  also  diese  Hrvgen  zwischen  die  (Üiaonen  und  Thes- 
proter in  das  Alluvialland  am  Thyamis  oder  Kammos  gewaltsam 
»iopcschobcn.     Den  kyklischcn   Nsuro!  zufolge  soll  "KXtvoc,  Sohn 
[des  Priamos,   Ubor   Kikonia   und  Makedonia  nac^h   dem  Lande 
pK»pi;AJ"i»i»  •  jAsTpa   Ht'jxporriir   (benannt    nach    dem    Flusse    Kän|xo;, 
ach  Serv.  ad  Acn.  V^  'Mi\  nach  dem  Fürsten  Käj*™;)  gekommen 
and  mit  Ksorpi«,    der  Tochter  des  Kampos,  den  Kestrinos 
'tnmgt    haben,    nach   welchem    das   Land    den  Namen  Kisrpivy; 


IT.  AMi*ii41iuif :    Tonatelitk. 

orhifit;  Hclonos  galt  zngleicli  als  Gründer  von  Bs'j^poiri^  wu 
«lU'h  rin  V.9fs;  stAnd,  Tp;(a  xaXsuixcvsv,  la  xors  Tpiiüi  oTpiTortio) 
r/;pi^savTO  (Dion.  Hai.  i  nl;  vgl.  St.  B.  Tpiia  •  wäÄi;  ev  Kesrpta  ■:^ 
X«viafc;;  Varro  ap.  Scrv.  Acn.  III  349),  und  als  Gründer  von 
•'IXwv  am  Flusse  Thyamis  (St.  B.  vgl.  Liv.  XXXI  27),  etwa 
in  der  Lapc  <lcs  heutigen  Ortes  Philitltes.  Das  können  helle- 
niseho  Ncugrtlndangrn  gewesen  sein ,  nach  dem  Muster  der 
berUhmton  homerischen  Namen;  Anlass  dazu  bot  das  vomuüige 
Vorhandensein  der  Brvgen,  die  man  sieh  aus  Troia  gekommen 
daehte;  und  dass  man  gerade  Helenos  zum  I^ndcsb«ros  machte, 
wnnle  durch  die  KtuuensHhnlichkcit  mit  den  ''£>.»«  '  lOra;  Hee- 
nfun-dy  in  der  'lukivts  ^  /ups  (Uhianus  ap.  St.  B.)  verwsaekt. 
Verfolgen  wir  die  brygisehen  Spuren  weiter  binuif  na 
Inland.  Uebcr  den  lUyrieru.  zwisehen  dem  LvvhmtiaBee  und 
den  Ktx^-'^  haosteo  nach  dem  sogenaimteii  Skymnos  (r.  434, 
431)  B<»vst  ftipfitpM,  die  also  weder  lUyricr  waren  nodi  Hellenen. 
Aber  aacth  Östlich  vom  LycKnitis.  am  Oberlauf  des  Erii^on  and 
am  Pyfeapasse  des  Gebirges  Bsfvs-^  xwifchen  den  Lvnkesten 
vnd  Devriopen,  gab  es  nach  Sbalw  (VU.  p.  3äfi)  Bpürpc-  Hier 
««raKurkt  der  Pilpefhericlit  eine  moutio  Bmcida;.  m.  p.  XOI 
Lyrhnido,  XIX  ca^ris  Paremboie,  fais  Epiri  et  MmeeimmaM, 
worin  bereitB  Wcsacfing  BRUOIADA  «tkaant  hat.  d.  L  Bar^ 
(St.  B.>;  StAphaans  kenat  aac^  eiafen  Veroft  Bfirpn  i  Ew.  Bp/rssc, 
Vpviici;)  des  Volkes  Bpür^  -  i»«;  1iwiilta»iB;  xfou^jk,  Ttl^ptii,  und 
flUul  aas  Heradiaa  die  Fonaea  Bpä^  f.  Bpir^.  au.  Aaf  deuno- 
pisrhem  Grbtet  kg  nach  Stnho  &  htrpaAe  Ortaehaft  Küp« 
V«lti  Käioap«,  Oneoaort  ■■btfcua  LrdKa  aad  Hargim  bd 
HvrodotV.  Aber  noch  weiter  ostwirts.  in  die 
EMthäs  Ahm  aas  hafdimarhi  Amf^Jbim.    Ah 

VttiKt»  dank  «e  Mfkfm  6(4^16.  wakte  aoäi  Htw  bei  Xaeht 
■ttn  (VI  45k  «a  Stae  dMB  ^hakiabi«'  Vribv 


Xcrxes 


ir.  I. 


29 


X»'.  Bp-lyoi.  diese  letzteren  also  ganz  nahe  an  Dyrrachion.  Dazu 
stimmt  sehr  gut  die  Nachricht  bei  Appian  (B.  civ.  II  39):  /pivt^ 

4T»;;  te  '/b>pa;  xal  if,^  Auppa/i'su  xi/.Sü);  /.oteit/ov  Bplfä;,   ex  'l>puYüv 
vsXöJvTc;.  xaii  £1;'  Ixiivstc  TauXavTist  'IXX;>pix':v  lOvs?  —  nur  dass 
hier  statt  Bpu-foi  oder  Bp->fO!  die  Form  Bpi^s?  auftritt. 

Nur  in  scitonon  FJllion  (Meyer,  Gr.  Gr.  91)  setzt  der 
Grieche  s  für  u  ein;  al)tr,  wie  dem  l'hrvgischen  (vgl.  Bpjav«  und 
BfMrv»),  so  muBS,  wenn  es  erlaubt  ist,  ans  den  heutigen  alba- 
nischen l)ialeklen  einen  Schluss  für  das  Altertliuni  zu  ziehen, 
namentlich  dem  Illyrischen  und  wohl  auch  dem  Makeduniächen 
der  Uebergang  von  u,  ü  zu  1  von  Haus  aus  eigen  gewesen 
sein  —  gerade  in  solchen  Kleinigkeiten  erweist  sich  die  orale 
Disposition  auf  die  lüngste  Dauer  hostHndig.  Wir  wissen,  dass 
dJUi  Oriechische  in  Makedonien  fremdartig  au-sgesproclien  wurde, 
indotu  theils  die  illyrische,  tlieils  die  phrygische  und  thrakische 
Sprachanlage  der  Untergebenen  durchdrang;  so  erklilrt  sich 
»och  das  Auftreten  der  makedonischen  Form  Bpi^s?.  Die 
Phn'gen  selbst  haben  sich  in  Kleinasien  nicht  anders  als  Bpö^ec 
iwler  Bpiv£c  benannt.  Die  (iriechen  jedoch  haben  seit  Alters, 
vielleicht  schon  zu  jener  entlegenen  Zeit,  als  sie  westlich  vom 
Axios  hart  neben  phrygischen  Stämmen  sassen  und  als  noch 
die  ursprüngliche  Media -Aspirata  hh  deutlich  gcftlhlt  wurde, 
zuerst  Bhrug-,  Bhrllg-,  sodann  geinÄss  der  Lautverschiebung 
HhrUg-,  '\>pjr^tc,  ausgesprochen;  nur  die  epirotischen  Stumme 
haben  für  die  ihnen  benachbarten  Brygen  dieselbe  F'orra  mit 
6-Anlaut  beibehalten ,  welche  bei  Phrygen  und  Makcdonen. 
welche  die  Media-Aspirata  regelmässig  in  die  einfache  Media 
umsetzten,  üblich  war.  Der  Namo  lässt  sich  mit  aller  Wahr- 
scheinlichkeit als  ,homines  frugi'  deuten,  von  Wurzel  bhriij^ : 
hlirng  ,brauchcn';  in  bp^n,  Bpu^at  tritt  langer,  in  ^p^iysi,  ßpöv«^ 
oder  BpÜYot,  sowie  in  BptY«!;,  kurzer  Stammvocal  liervor.  Auf 
kl»-inasintisch-phrygischem  Horlen  sind  folgende  Formen  iKvzcugt: 
BpcYta  ■  ifl  Tpwtxii,  tI)  «Ppu^ia,  «7:0  Bpifsu  toO  xatotxr,!;crvTi(;  cv  MaxEJovia 
(St.  B.).  Für  'l>pj;  wurde  Bpt;  gesagt;  vgl.  Hesych.  KpifK;  •  ei 
liiv  «^pCrfe?,  0'.  ik  ^«p^lapoi,  tl  2«  csXotxiT;«!.  'Ijßa;  Je  uro  AuSwv  dbc6- 
fiivet«  fipl-^a  Xiyts^ai  t'ov  iXeiOepcv.  Dazu  hatte  man  die  Glossen: 
fipfjTfOi  '  ßeipßapc;,  ßpixiv  *  ßcipßapev,  Kuxptsi,  ßpIxEXoi  -  ßipßap&t;  en<llieh 
die  80(^5;  xat  Bpifavw;,  o\  ffTpa«u4|jLcvoi  ei%t:oa,  im  Heere  des 
Bmtns  (Plut.  Brut.  45).     Wenn  ilie  Brigen  als  ,unvcrst«ndHch 


w 


TV.  A>)1iuidlnoK :    Tam»>cliek. 


sprechende'  oder  ,8emibarbari'  bezeichnet  werden,  so  gilt  dies 
iUr  die  hellenische  Zeit,  als  alle  Kleinasiatcn  antingen  sich  doi 
Griechischen  in  ihrer  Weise  zu  bedienen.  Wenn  Jaba  da 
Wort  aus  dem  Lydischcn  d.  h.  Maionischen  deuten  will  ala 
,FVeie',  so  bezieht  sich  dies  auf  die  matonisch-phrygiaclien  Vroiii 
Sassen  und  Grundbesitzer,  im  (icgensatz  äu  den  dienenden 
Lelegern,  Jlinyirii  und  Karern;  ^pi'fic  ist  dann  Eijjrennauiü, 
keine  echte  Glosse,  und  am  allerwenigsten  darf  man  dabei  an 
got.  frei-s  ,frei'  und  frik-s  ,frech*  denken.  E»  bleibt  also  bei 
der  Deutung  ,huminos  frugi'. 

Die  Gleichung  npi-ys?  •  ol  *piY*s  wird  von  den  Alten  oft  ver- 
merkt; am  gewichtigsten  ist  der  Ausspruch  Ilerodots  (VII  7H): 
oi  2e  <I>piY-?>  ''•?  Maxiäivec  Xsfoys!,  sxiXsovto  BfiY&;  /ps'ov  owv  Küput- 
Tui^isi  livre?  qjvoiäo!  -^av  Mscy.esdst,  n.iTaßavie^  Si  ic  t»)v  '\dr,w  »i>.x  ri) 
/üpt]  xai  TS  oüvojAa  (isxißaXsv  l;  «PpiiYa;.  Aehnlich  Strabo  p.  295: 
xal  cörtol  5'  Ol  "l'p'JYSi  Bp^Y'?  '■^^^  Bpöxtsv  it  sOvsc;  VII  fr.  27:  ts 
Bipiiiov  Jpo;  -piTepov  •/.cnv.yo''  Bpcfi^  Hpaviüv  s6vo;,  u>v  Tive;  otaßav«? 
ei?  tr)v  'Aeiav  '^p■lY£»  |ASTu)vo|JiioOT)cav.  Diese  makedonischen  Brigen 
dürfen  von  jenen  illyrischen  Hrygen  in  keiner  Weise  getrennt 
werden;  gebraucht  doch  Herodot,  wie  wir  oben  sahen,  für  diese 
Brigen  die  synonyme  Form  BpiJYot,  wie  umgekehrt  Ajipiaii  fllr 
die  Brvgen  von  Dyrradiion  die  Korin  Bpi'YE;.  Wir  sehen  also 
einen  langen  (Jilrtel  phrygiseiier  Intrusioneu  zwisciieii  dem 
thermHischen  Gotle  und  der  Adria,  zwischen  den  griechischeTi 
i^tänimen  von  Epirus  und  ThessJilien  und  den  illyrischen  Völkern 
des  Nordens.  Von  den  Brigen  des  eniathischen  l^andes  aber 
wusste  die  makedonische  «Sage  Manches  zu  erzilhlen;  es  be- 
gegnen hiebei  die  iSilenen  (2auiäat\  Diimune  der  iSpring(}uellen, 
ebenso  Midas,  Sohn  des  liordios  und  der  (löttermutter,  der 
Dilmon  des  Natursegens  und  des  Ueberschwangs  in  VAd  untl 
Flur  —  Namen,  welche,  gleich  jenen  der  metallurgischen  Dak- 
tylen, dem  ältesten  Volksglauben  der  Phrvgen  angehört  haben 
und  nicht  mit  Nothwentiigkeit  ger.ide  und  einzig  auf  Asien  iiiu- 
zuweisen  brauchen.  Wenn  diesen  jedoch  der  Name  des  Orpheus 
angeftigt  wird,  so  wilre  dies  bei  der  Nähe  Fierias  an  und  für 
sich  nicht  autlallig;  wegen  der  späten  Erwäiinung  jedoch  wird 
der  Verdacht  rege,  daas  hier  eine  Zuthat  der  Geschichtscbreiber 
Ephoros  und  Theopoui]>os  vorliegt,  hervorgerufen  ilureh  die 
Sagenklitterung   der    orpliischen    Mystiker.     Das  Auftreten  des 


Di«  1)1««  Tkiikcr.  I. 


3t 


das  auf  makedonischem  Boden  masste  jedoch  bei  Vielen  die 

Dsiclit  erzeugen,   dass    die  Brigen   aus  Asien    stammen,   dem 

apbiitz  der  Phrypen  und  der  Midassapc;  foiperichtig  Hessen 

dann    auch    Lydier    und  Mysicr   niitwandern.     80    dichtete 

phorion  (schol.  Clem.  Alex.  IV,  p.  9G  Kl.):  üxsTto  3i  tb  xaXatbv 

'Eiesia    vzb  4>puf<iv    xai  AuSiJiv  xa't  twv  |i£Ti  MtSsu    itayLO\i.i<Atnu}t 

Tti»  Eü;tüwr,v.     Hcllanikos    nannte,    wenn    die   Angabe  (Const. 

'orpliyr.   de   thera.    II   2   nach    dem    voUsUlndigeren  Text   des 

epli.  Byz.  V.  MaxsJsvia)  nicht  etwa  verkürzt  lautet,  ülwrhanpt 

r  die  Mysier:    MaxiSove;   [isvoi   lAeti  Musüv  töte  oixsüvtE;.     Von 

r  Wanderung  des  Midas  aus  Asien  über  die  odonischen  Lande 

riebt  auch  Nikandros  (Athen.  XV,  p.  683  b):  spü««  [aev  "Ü3o- 

■fit  MÜH];  5z£p  'Asioft^  «px'iiv  |  AEfewv  ev  xXiipoisi  övETpefEv  'H|jiaOio(?(v  | 

e;   i^ncfna  icEpig  xc^xsuvTa  irE-niXotj.     Diese  pi2a.    wcleho    die 

cdoncn     mit    einem     plirvgischen    Worte    äflo-fv«    nannten 

llrsyeh.),  hiesscn  auch  Exarovxifu/./.oi,  und  sie  gediehen  prächtig 

,  cdonifichen    Fangaics    (Thouphr.    H.    phint.    VI    ß,   4);    die 

arten  des  Mid<i8  Ix'gegnen  schon  in  der  Stammsage  der 

Tf^den   (Hdt.    Vlll  13B):    io%t,<:ti   ;r£/,a;   twv    %r,mo'i  tiöv  \v(o- 

eTvot  MtSeu  tcO  rops{-u>,  ev  itlst  fuExai  aÜTÖjxaTa  po2a,  iv  luartov 

3t  i^i^cna  96"/./.«,  iJ|XTJ  te  ÜTEp^ipovra  twv  öXXojv.  ev  toi/tstat  xai  6 

r^vb;  tsiot  xrjKsut  ^Xw,  w?  Xs-fEtat  üxb  Maxiiövwv.  jrsp  2e  twv  xyJ'kwv 

rMK    TS  BJpjj.iov   Jps;.     Konon    JJlsst,    in  Uebereinstimniung   mit 

er  inakedunisciien  Sage  (Hdt.  \'1I.  73),  Midas  umgekelirt  nach 

|k»ieu   auswandern:   Mt3a;  (hjsaupio  7:EpiTu;(üy  aOpsov  i;  icXoCitsv  i)p6«) 

:!,  'Op^Eu;  xaTa  lliESEiatv  Tb  Jpo;  äxpearr,;  yevs|X6voi;,  •soXXat?  ts/vai? 

»T'üiv  ßaeiXEuEt,  cü;  üxtsE  jg;b  tu  liEpiitto  5pet,  T;sXvav6p(i>;;GTaT0-j;  'i-na^. 

'Ki(t6^  TtEpt  To  Bipixtsv   5po;   üfOr,.    &re(Ta  MtSai;,    REisa;  ts  üzi',xosv 

ffc:'  fwptÖTn;;  3ia3f;vat  Tiv  'EXXtjcäovtsv,  yrsp  Muotov  uxtce,  <\*pljrfai  ävrl 

iBpi'^v    )lETSV0ti:is4ivTa{. 

Flir  uns  liat  die  Frage,  ob  die  Brigen  aus  Grossphrygien 
[ktanimen  oder  ob  umgekehrt  die  asiatischen  Phrvgen  aus  Make- 
Iduhieu  ausgewandert  waren,  keinen  Sinn,  keine  Bedeutung; 
rir  nehmen  vielmeiir  an,  dass  es  einst  eine  Zeit  gab,  wo  die 
IJibrygisehe  Nation  geseldossen  die  Kilunie  sUdhch  vom  Flaemus 
Ifaine  hatte;  von  hier  aus  zog,  entweder  durch  Nordvölker  ge- 
Mrängt  xiler  di-ni  Zuge  nach  dem  wUrmeren  Süden  folgend,  die 
mauptuiasse  als  Kroberer\'ulk  in  das  ailopbyle  Kleinasien  ein, 
[wie  naciiinals  die  Galater;  die  westlichen  .Stftmme  jedoch,  welche 


TT.  AlihBnAlanf;:    ToattelKk. 

«urlU'kpcblielwn  waren,  wurden  «iunli  ilie  Invasion  der  flira- 
kinclicn  Vülkcr,  der  Maidoliitliyneii,  I.anjje  vor  der  Ausbreitung 
der  l'ainnen  über  den  Axios  hinaus,  dem  emathisclien  Küsten- 
landc  und  der  Hochregion  des  Bennios  zugetrielien,  von  wo 
aus,  infolge  des  Naelidrängens  der  I'aionen  und  Tliraker,  be- 
deutende Theile  weiter  ins  ülyriselie  Inbind  versehiagen  wurden, 
so  das»  wir  lirygen  endlieli  an  den  Kllsten  der  Adria  und  im 
thesprotiselien  Lande  vorfinden.  Es  wirtl  nicht  Zufall  sein,  dass 
ausser  den  Paionen,  woleli«'  Felagonia  und  Kmatbia  unterwarfen, 
hart  an  den  Fersen  der  Urygen,  wie  wir  sehen  werden,  thra- 
kische  KriogersUlnime  auftauchen,  Trailer  und  Treren,  Vor- 
lilufer  der  kinnnerischen  Wanderung  (liii) — fiOO):  diesen  vor 
Allen  niUssen  wir  die  spätere  Zersplitterung  der  brvgisehen 
Stiüuiuv  zuschreiben.  Die  Brigen  Kmathia's  aber  waren  aus 
den  strynionischen  Landen  gekommen.  Die  Sage  von  Midas 
uiul  Silen  haftete  nicht  bloss  am  Bermios,  sie  fand  sich  auch 
viel  weiter  nordwärts,  hart  an  der  (.Jrenze  der  Paionen  und 
Thynen,  an  der  (^ueUc  'Iwa,  \Uar\  MaiSwv  xal  Hjtiovwv,  <}v  bUpaos 
otvw  b  «tpü^  MiJa^,  5x6  iXsiv  töv  Sti/vijvbv  uro  \t.i^,z  ■ffii'KT,et■^  { Bion  ap. 
Atlien.  II  45  e\  So  weit  im  Norden  mögen  vonnals  Brigen  gehaust 
haben.  Der  Klussname  -TpJixüv  gehörte  der  phrygiaohen  Sprache 
an:  nicht  nur  im  Sagenkreise  der  Troas  erscheint  eine  Fluss- 
nyiHphe  lTp-j;jud,  am  Bermios  selbst  hiess  der  bei  dem  brigisehen 
Orte  MUt^a  (Steph.  Byx.  s.  v.)  vorbeitliessende  Bach  Zxpv^uiyt 
und  der  C)rt  darnach  STpjjwvtov.  In  Bisaltia  finden  wir  ein 
phrygisches  Castell  BeJu.  Nahe  dem  Bolbe-see  lag  ein  anderes 
t'asteU,  Bprf ti^i;  mit  Namen ;  der  Sänger  Thamyris  soll  s^  'HSwvA* 
x^?  VI  BpffO'.;  siX£(j;  nach  Pieria  gekommen  sein.  —  Die  Zeit, 
wann  die  Brigen  vom  Bermios  zuerst  von  den  Paionen.  dann 
von  den  Makedonen,  unterworfen  wurden,  liUst  sich  schwer 
bestimmen.  Schon  waren  die  Thessaler  aus  Thesprotia  in  die 
Alluvialcbene  am  Peneio«  eingerückt  (ca.  1000>,  die  Magnvtaa 
hatten  Pieria  eingenommen,  als  auch  das  verwandte  beBetrisebtt 
Borpolk  der  Oresten  sich  zu  regvn  bepwn  and  einen  Ausweg 
nach    dem    Küstenlan<le    Emathia    zu    gewinnen    su- "  '■  r 

mythische  Stammlxium  der  Argeaden  rftckt  jedoch  d.  -  iz- 
nähme  von  I*>lessa,  sei  e«  durch  Karmnoe  (ca.  SOOX  sei  es  dorrh 
Perdikkas  (ca.  TÜO — 6Ö0),  wie  ce  scheint  in  eine  viel  xb  ahe 
Zeit;   vielleicht    gehfirt   dieses    BreigBiss  in   den   Ansprani;   der 


Dls  alMD  Thnkvr.  I. 


33 


kiramerischen  Wanderung  (ca.  600).  Vielleicht  waren  die  ,kreto- 
H  pflasgischen'  Bsmats!  ein  Stamm  hrigischen  Sclilagcs,  da  sich 
zunächst  der  Ort  Bsrrtieisv  im  kloina.siatischon  Phryjrien  vcr- 
gleiclit;  der  Borgniime  'O'/.ujji-o;  war  Plirygen  und  Ik-Uenen 
gemeinsam;  über  den  pierisohen  'Op«aj;  werden  wir  im  mytho- 
logischen Anhang  reden,  wie  iilier  ÖäjAUf.;.  Wenn  ,Thraker* 
in  ',\X.aMO'<  (8teph.  Byz.),  also  im  Tempethale,  auttreten,  so  kann 
dabei  ebenso  an  Brigen,  wie  an  eine  vereinzelt  vorgedrungene 
Schaar  echter  Thraker  gedacht  werden;  dasselbe  gilt  vnn  jenen 
jThrakcni",  welche  einst  Orcliomcnos  bedroht  haben  sollen 
(Hellanicas  fr.  71)  —  sind  doch  selbst  in  der  römischen  Kaiser- 
Bcit  einmal  dakisclie  Kostoboken  bis  nach  Phokis  gekommen! 
Die  angeblichen  Thraker  von  Phokis,  am  Helikon  und  Paniass, 
sind  reine  Krtindung;  wir  halten  sie  flir  abgethan.  Ein  völliges 
Unding  sind  aber  die  jhellcno-pelasgischen'  Thraker  neuerer 
Forscher. 

IAn  die  brygischen  scbliessen  sich  ostwärts  die  edonischen 
StÄnime  an,  welche  urs[)rilnglich  den  ganzen  Küstenstrich  vom 
unteren  Axios  bis  zur  Mündung  des  Hebros  innehatten,  durch 
die  Thraker  und  Paionen  aber,  sowie  durch  die  Ansiedelungen 
^ft  der   Chalkidier,    derartig    zurUckgedrilngt   wurden,    dass   ihnen 
^"  zuletzt  nur  das  Land  an  der  Striiinonmilnde  und  der  Pangaios 
übrig  blieb,   dessen  Goldreichthum  auch  noch  die  Athener  und 
Makedonen  ins  Land  brachte.    Das  edonische  Volksthura  besitzt 
^B  keine  geringe  Bedeutung  ob  der  in  seinem  Schoosse  ins  Leben 
^^^tretenen    orgiastischen    Culte,    welche    es    unbedingt    der   or- 
^Hjj^Ktisch   veranlagten    phrygischen  Nation  zuweisen;   es  kommt 
^biezu  die  geographische  Stellung  an  der  Seite  der  Brygen  und 
UL  das  Vorhandensein  von  edonischen  Sporaden  auf  kleinasiatisch- 
^M  phrygischem  Boden. 

^1  Der    erste    edonische    Stamm,    den    wir    noch    am   Axios 

^^^iden,    waren    die    MuySsve;.     Thucydides    (U    99)    nennt   als 

^HPbrohner  des   Landes   zwischen  Axios   und  Strymon   nur   die 

Edonen:   er   setzt   hier  das  (lanze  ilir  den  Theil;  auch  Strabo 

V^II,   fr.   11   halt    die    Mygdonen    t\lr   eine    Unterabtheilung  der 

Fronen.     In  den  Gcnciilogien  erscheint  M'jvätov  als  Bruder  des 

I  'HSwvs^  and   des  Btnuiv.     Mygdonicn   umfasstc  das  Alluvialland 

»m  unteren  Axios  und  den  innersten  Winkel  des  thermäischen 

«ll>un(<Wr.  il.  phil.-hut.  rl.  CXXVni.  M    i.  Al.li  3 


IV.   Ab1lADd1«Dg:     ToiBAtcktk. 


Busens  bis  rum  Berpstock  des  Kiars;  und  bis  zum  Vorgebirge 
der  Ainier  —  es  war  also  eine  wahrliaftf  Mj/öj/ü  (.St.  B.); 
weiter  gehörte  dazu  die  Thallandschaft  'X'Azitsfjz  und  das 
Gelünde  am  See  BiX^r,.  Dieses  panze  fJebict  gieng  in  selir 
alter  Zeit  an  die  Paionen  verlorert,  und  "A^wSiiv  erscheint  bei 
Homer  bereits  als  paionische  Veste:  weil  den  Paionen  unter- 
worfen, galten  die  Mvgdonen  Einigen  für  ein  paionisehcs  Volk. 
Mygdonia  nennt  noch  in  spÄtbyzantinischer  Zeit  der  gelehrte 
Kaiser  Joannes  Cantacuzenus,  und  zwar  am  Pangaios  und  der 
benaehliarten  pierisehen  Küste;  richtiger  setzt  er  die  Vestc 
ruvotxäxifftpc-»  (zwischen  dem  Vardar  und  Galik6,  jetzt  Awrct- 
hisäri  in  die  J[ygdonia.  Ins  mygdonisehc  (>l>erlan'l  hatten  die 
Makedonen  das  Volk  der  EsfSii  gezogen,  deren  Von>rt  •I'jotis; 
wurde  (vgl.  Z;ms;  •  ssraij^  Mgaeis'ix;  bei  HerodiAD.  von  Wz. 
gbeu-  ,gies8en'  mit  Derivat  -0*3?). 

Die  Deutung  des  Namens  Mj-;l-sv-i;  vom  Thema  ja^vJ- 
(gr.  yor/ß-^  JAu/i;  jlnnem-aum,  Sehooss,  lleerbusen,  Winkel', 
Wz.  smn^h-  »schmiegen')  ergibt  sieh  aus  dem  Wohnsiu  am 
tlienoüischen  Golfe  und  in  den  Binnentliillem:  wir  dürfen  dieses 
Thema  auch  fui'  das  Phrygische  voraussetzen.  Wir  tinden 
(Amm.  Marc.  XXVI  7,  14)  einen  ,Mygdus  locus,  qui  8angarin 
alluitur  flumine'.  In  den  Mvgdonen.  welche  die  vom  üdrysc« 
durchflossene  Thallandschaft  zwischen  der  Steilküste  von  Das- 
kyleion  und  Myrle«  und  den  westlichen  Vorbergen  des  mysis(.-hen 
OljTnp  (—  :re2!5v  Mrfisrtlai)  bewohnten,  vermuthet  Strabo  [p.  564) 
»Thraker*  oder  richtiger  ( p.  29ö)  ein  .phrygisches  Volk,  welches 
Europa  verlassen  habe*.  Schon  bei  Homer  erscheint  Mygdon, 
V^ater  des  Kuroilius.  als  |»hrvgischer  Hen:<s;  die  Argonautensage 
kennt  einen  Mygdon,  Solui  de*  Akmon  und  Bruder  de*  Amykos, 
als  Fürsten  der  Bs^pvxi^  Nach  Ephorus  ^Di«d.  V  iW).  welcher 
die  Pbrygen  aus  Asien  herleitet«-,  zog  Myg«Um  mit  den  kiäischen 
Dartjlen  aus  der  Trv>as  über  Sam<>lhrake  nach  Euru|M.  Bi- 
üiynien  hiess  (Amm-  Marc.  XXII  -S  14)  voKrinst  Mygdonia, 
Wir  finden  femer  Mygdoaes  in  der  iurisdictio  Peipuntiaft 
(Plin.),  im  Thale  des  Henn*«,  j*  sofsar  im  tit?biete  von  Milet 
(Ael.  Var.  bist.  VIll  5)  an  der  Mae«iid«rmande.  So  erscheinen 
denn  Mygdonen  an  der  Peripherie  der  (>hr>'gischen  Nation,  ab 
deren  VordennAnner  oder  Nachad^^lcr.  \¥emi  Txetzes  ^ÜTül.  III 
813)  ftlr  Perintfaos  als  ftlteren  Name*«  ih^irrim  aaAlhrt,  so  scheint 


DI«  klua  Tknlwr   I, 


36 


tr  das  ponrische  Herakipia  mit  Herakloia-Pcrinthos  vorwechselt 
tn    h*ben;    in    dichtcrisoher    Ausilrucksweise    hiess    selbst    die 
Ihodopc   mons  Myfrdoniiis  (Marl.  Cap.  (Jon),   wie  auch  Cybele 
Idcn  rU'inamen  Mygdonia  t'lUirt  (Vnl.  Flaccus  II,  46). 

Die  nur  auf  asiatischer  Seite  genannten  Bsßpuxsi;  verbindet 

lie    Argonantensape    mit    den    Mypdnnen :    sie    sassen    an    der 

[Westseite    der   jihrypisehen  Marianflyiien  bis   zum  Hypius  und 

ingarios.    Eine  «weite  B$ßpuxia  umfasste  das  Gebiet  von  Lamp- 

»cos,    and    die    (Irrinduncrssajje    dieser    Colonie    meldet    von 

tKftinpl'en  der  Bebryken   und  ihres  letzten  FUrstcn  Mivjpwv  mit 

jPelaepem'.     Auch  werden  Bißpj«;  Buivaisi  erwähnt,  mit  ihrem 

Türsteu  BJcDr,;,  welchen  Hos  {retßdtet  haben  soll  (St.  R.,  Conon  12). 

■Endlich    linden   wir   diesen  Stamm  an  der  Westküste:  Bsßpuxej 

lzni«tr,iiv  X«'.  ztpi  Tr,v  Ai»S!av  iy  tsT;  ■s\T,a{o-j  'Ejsooy  -i  %it  Ma^vTiula? 

(Bchol.  Ap.  Rh.  II  2)  als  Nachbaren    der  Mygdopen  und 

laionen.    Dem  reduplicierten  Namen  liegt  vielleicht  eine  Wurzel 

bhreaq:  bhroq-  lit.  briikti   .zwJlngen,  driingeu,  stopfen'  zugrunde, 

lie  wir  auch  fllr  die   pannonischen  Bpimoi  sowie  ftlr  die  Bpuxot 

ler  BpuxsT^  •  iQvo;  Bpi/r^i  (St.  B.)  vermuthen. 

Unter  dem  phrygischen  Namen  waren  ferner  einbegrifien 
AoXfave?  oder  AsXtei?  der  kyzikenischen  Landschaft  AsXievi;, 
reiche  sich  westlich  von  der  ,mygdonischen  Aue'  zwisdien  dem 
iRbynd.icus  und  Aesepus  erstreckte;  auch  sie  hatten  Fehden 
lit  den  ^elasgern'  zu  bestehen  (Apd.  I  9,  18),  wobei  wir  an 
iie  herodoteischen  Pelasger  von  Skylake  und  Plakia  erinnert 
rerden:  in  der  Dolionis  lag  der  Ort  -xupjxsi;  (St.  B.);  auch 
Lijixoi  (von  Wz.  qeuj^:  qug-  ,iiolil  sein,  sich  wölben*)  war  einst 
Besitz,  wie  die  Insel  Bssß»:;.  Ihr  Heros  AaXtwv,  Sohn  des 
eilenos,  soll  am  See  Askania  gehaust  haben  ( .\lex.  Act.  «p. 
»b.  XIV  p.  HHl).  Die  Wurael  del:  doi-  begegnet  auf  phry- 
bem,  wie  auf  thrakischem  Sprachboden.  Wir  kehren  zum 
Ixioe  zurück. 

Der  edonische  Heros  Mu-j?uiv  war  Vater  des  Kisüso?  und 
Wptarii  (St.  B.).  Von  letzterem  8t;immen  die  rparrwve;  ab 
Jer,  wie  Hecataeus  sie  nannte,  die  Kpr,<r:öiv£^.  Die  fruchtbare 
Und  p'Vfgncte  liiigellandscliaft  l'paoTwvia  (oder  rpr^siaivi«,  auch 
rpousTkrtta,  Theop.  ap.  Athen.  111,  p.  77,  d),  bei  den  Griechen 
»rja,  Kjxr.sTtovia  und  KpricTwvixij  genannt,  erstreckte  sich  von 
Im  Quellen  des  Kcheidoros    (j.  <Talik(^,   byz.   l'aXuxÄ;)   bis  zum 


IV    A1>litadli)ii(r    TomiKCbek. 


mygdoniselien  Bolbe-See,  wo  der  Canton  wuxtvr,  la^  (Arist.  Hist, 
anim.  II  17,  l^Iiralj.  ausc.  122);  nordwärts  lllier  dem  Kiimm  des 
lUcUiUruichcn  Dysoros  sasscn  die  tlirakiselu-n  Bisiiltcu ,  dann 
die  Sinten  und  ]\Iaiden  (sl  xanurepöe  Kpr,(jTü)vjiti>v  Öpi^ixe^,  lldt. 
V  5).  ^Vls  Tochter  des  Grastos  erscheint  Tipaa  (=  Tüpca?),  zu- 
gleich Name  einer  krestonischen  Ortschaft.  Andereeits  heisst 
die  Nymphe  Kprjirtüv»),  Tochter  des  Ares  und  der  Kyrene;  als 
Beiname  des  krestonischen  Ares  erscheint  KavBauv  (Lyc.  937). 
Dieser  edonisch-myjidonischc  Stamm  pcrieth  friilizeitig:  unter 
die  Herrschaft  der  Paionen  (Strab.);  vor  den  Perserkriegen 
beniflclitigten  sich  die  thrakischen  Bisalten  ihres  Gebietes  (Hdt. 
VII  llö:  ö  Tüiv  B'.saATSwv  ßajiXeü?  -j^;  T£  tt^  KpTjoroavtxni;  0p^Vr), 
bis  endlich  die  Makedonen  unter  Phtliiip,  nacli  mchrfaclu'n 
illtcrcn  Versuchen ,  Alles  unter  sich  brachten ;  schon  früher 
waren  Krestoncn  mit  Bisalten  zur  Akte  gewandert,  wo  .tyrrlie- 
nische  Pelasger'  sassen  (vgl.  ib  KptjsTwvtxöv  bei  Thucyd.  I  109), 
Giseke  und  neuerdings  Hesselmeyer  haben  in  den  Krestonen 
Pehisger  gesucht,  welche  aus  Thessalien  .stammten.  Aber,  wie 
Niebubr  und  11.  Kiepert  (AGeogr.  II  tj  WS,  c)  erkannt  haben, 
der  Wortlaut  bei  Herodot  (1  57  :  üikts^qi  o;  üwep  TupoT,vü>v  Kpr,- 
9Twva  icöXiv  Qtxeovre;,  wo  offenbar  Kpoxüva  d.  i.  Cortona  aus 
Diünys.  Ualic.  verbessert  werden  muss)  spricht  dagegen.  Unter- 
halb Krcöton  wolinten  erstlich  niclit  Tyrsener,  sundern  llygdonen; 
zweitens  versteht  Herodot  unter  Tyrsenern  stets  die  italischen 
Etrusker;  endlich  hatte  auch  Hcüanicus  (Fr.  1)  die  Sage  be- 
richtet, dass  Pelasger  unter  ihrem  Fürsten  Nanas  aus  Thessaüen 
nach  dem  adriatischen  Spina  ausgezogen  waren,  worauf  sie  das 
etruskische  Kpotwv  d.  i.  Cortona  eroberten.  —  Den  Namen  Pp«- 
oTwvia  deuten  wir  als  , Futterland',  von  Wurzel  gras  ,frcsscn* 
abweiden',  (vgl.  gr.  arfpwiri;  , Futterkraut' ,  Ypartt;  att.  xpaTtii;, 
,grllnes  Futter,  Gras'  y?*'»««  "  eoöieiv  ypä  •  ^äfe,  Küwptot  xct-ypii;' 
xaToipaYä;,  -aXanfviot;  alb.  liä-ngra  ,ich  ass',  n-gräne  jgegessen, 
abgeweidet*,  gränes  ,nianducans'). 

Der  andere  Sohn  Kpoüuo;  war  Heros  in  der  Landschaft 
Kpsiwti;  •  [leipa  Tr,c  .Mu^osvia;  oder  der  Kpocoai'r;  yjlipr,  (Ildt.  VII  123), 
welche  sich  an  der  Küste  von  \'v=ta  über  die  Orte  Ijauz,  Katix^j*«, 
ri-)fwvo;,  Aioai,  Kwußpei«,  SxtöXo;,  Atxa;o?  und  LracpxtoXo?  bis  'OXuvOo? 
erstreckt  hatte,  im  Süden  jedoch  die  von  den  Makedonen  ver- 
triebenen   BottiaitT     zu    Ansiedlern     erhielt.      Nach    Iletlanicns 


DI«  »lt«ii  Thnkw.  I. 


37 


waren  die  Kpoucaioi  oder  Kpoustei?  ein  »thrakiscLes'  Volk  und 
94ip0apoi;  die  Aineiassage  hat  hier  Platz  gegrilfcn,  weil  man  in 
ihnen  .Stammverwandte  der  Phrvfjen  erkannte.  Nach  Conen  (46) 
liegt  Aineia  ev  tt,  Bpouatotät  yfi,  wofür  KpouciiJi  zu  lesen;  ebenso 
tnass  den  x-Anlaut  die  ganze  Kcihe  bei  Steph.  Byz.  Bpsua{<;, 
Bp'Sucii?,  BpsOffs;  •  -i  =Ovs;  izb  BpoOiou  'HjiaOt's'j  ratJä;,  L-rhalten. 
Die  Kpo'jjaTst  deuten  wir  als  , Schreier',  ähnlich  wie  die  illyri- 
schen  Xe/.iiive;,  von  der  Wurzel  krenU  :  krnk-,  lit.  kraukti,  skr. 
km^^  krö^ati  (vgl.  die  dakisclic  Olosse  xpsurtivr,  •  /eAtJövtov). 

Die  Halbinsel  Fallene  sUdlieh  von  Olyntho.s  mit  den 
Kflatenorten  Sivr, ,  MevSt; ,  -y.tci"«; ,  l?po(|jLß3'.  'Awuti;  und  Aiffs?, 
und  mit  der  Veste  Stxr»,  bewohnten  die  l'.düvs^  oder  SiOwve;, 
ein  Stamm  edoniseher  Abkunft.  5;{0«i)v,  Sohn  des  Poseidon  und 
der  Ossa,  ö  ö;;  6caxia;  /sppsvYjscu  ßaitXsu;,  erzeugte  mit  der 
Nymphe  Mev?t;<;  die  na>.Xy,vi(;,  und  nöthigte  deren  Freier  zum 
Zw«-ikanipfe.  Ein  anderer  H'irst  über  das  ,thrakischc'  Volk 
der  Sithonen,  KXits;,  soll  den  Phöniker  Proteu.s  aufgenommen 
tujd  in  diesem  einen  tapferen  MitkHmpfer  gegen  die  Bisalten, 
Jche  ins  Land  eingefallen  waren  und  dann  vertrieljen  wurden, 
sonnen  haben;  der  bisaltischen  Einfälle  hatten  »ich  noch 
BpSter  die  Chalkidier  zu  erwehren.  Späten  Ursprungs  ist  die 
attische  Sage  vom  Begleiter  des  Theseus,  Moüvito;,  den  eine 
giftige  Schlange  im  Sithonenlande  oder  ev  'OX'Jvöw  t^;  öpaxr,; 
V)is».  —  Auch  die  mittlere  Halbinsel  gehörte  zum  Stammgebiet 
der  Sithonen  und  hiess  darum  2tOü)v{a;  an  ihrer  Ktlste  lagen 
die  Drte  Mr,v!.'jߣpva,  lepiiuXi'a,  r«>.y/1.4;,  Tspwvr,,  Sipr»;,  ^fv-fsi;  und 
(irMiipo;,  femer  in  unbekannter  Lage  MfAXdjps?,  SxaßaX«,  Tt'vJr,, 
MeXcrvit«,  weiterhin  'Ascr,pa  und,  schon  am  Halse  der  Akte  ge- 
legen ,  die  zweite  latvr,.  Alle  diese  Orte  wurden  frühzeitig 
hellenisch.  —  Bei  Plinius  hören  wir  von  pontischen  Sitonii  et 
Moriscni,  Oq)hei  vatis  genitores:  diese  2i6«J»vioi  »al  Mspt!jr,voi  ge- 
hJiren  wohl  in  die  Chalkidike. 

Hauptsitz  der  HJwvci  war  und  blieb  das  Allu\-ialland  am 
unteren  StniTiion  und  der  Bergzup  des  Paugaios  bis  zum  Sym- 
bolon  bei  Philipp!.  Der  Strom  selbst  hiess  bei  Dichtern  'HJwvi?, 
ein  Beiname,  der  auch  dem  Echeidoros  zugewiesen  wird  (EM. 
p.  404,  9);  ebenso  hiess  der  Pangaios  "HJuv  oder  mons  Edonus. 
Unter  den  thrakischen  Stämmen,  welche  das  edonische  Oebiet 
Mit    Alters  eingeschränkt   hatten,   .itehcn   die  Bisalten   olienan; 


TV.  AMiuiülnaf ;    TAmmscItiilr. 


dann  sind  die  Bergstünimc  vom  Urbelos  und  aus  der  Khodofte 
ru  nennen,  namentlich  die  Satren.  Wir  Laben  femer  gesehen, 
wie  sich  die  vom  oberen  Axios  eingedrungenen  Paionen  in  den 
Besitz  der  strjanonischen  Gelände  gesetzt  haben.  Gleichwohl 
behielten  die  Edonen  auf"  ihrem  schmalen  Räume,  wie  e«  scheint 
bis  aul'  PhiUpp  herab,  ihre  eigenen  Staramestursten;  auf  alten 
Münzen  erseheint  ein  FeTa;  ßasi/.EJ;  'IBwväv  oder  Häuvewv.  und 
Thueydides  (IV  107  a.  424)  erwlihnt  den  nttTaxs;  6  -wv  'Häwvüv 
ßaaiXrJ^.  Hart  trafen  die  PerserzOge  das  edonische  und  paioni- 
sehe  Lantl;  dem  Zuge  des  Xerxes  schlössen  sich  auch  Edonen 
!uj  (Hdt.  VII  110).  Diese  he^^ten  vor  dem  Wege,  den  der 
Gi"os«könig  gezogvn  war,  heilige  Scheu  —  er  durfte  weder 
liesäet  noch  verschüttet  werden  (VII  115),  —  Die  Geschichte 
der  edonischen  Bergwerke  verliert  sich  in  die  ältesten  Zeiten: 
schon  die  Phoeniker,  welche  von  Thasos  herüber  kamen,  hatten 
dieselben  ausgebeutet;  ans  dem  Pangaios  bezogen  femer  die 
Kolophonier  viel  Gold  (vgl.  Suid.  n.die  Paroemiogr.  s.  v.  to^v:, 
ä  KsXs^jivto;),  ebenso  die  parischen  Colonen  auf  Thasos.  Seit- 
dem Kimon  die  Perser  aus  ßon  vertrieben  hatte  ( 47t)  >,  sachten 
die  Athener  im  edonisohen  Lande  B<>den  zu  gewinnen,  erhielten 
aber  mehrmals  bedeutende  Xieilerlagen  (a.  B.  4t)6  bei  Dn- 
beakos);    zugleich  erhol»en  die  Thasier  iln      \  'le  auf  die 

Goldgmben.  Mit  der  Gründung  von  Ami'i   ,  begauieo 

jene  Verwickinngen,  welche  mit  der  NiederUge  Kleon's  dnrch 
Brasidas  (422)  und  mit  der  Besitznahme  der  Stadt  dnrrb  Philipp 
(S46)  endeten.  Seither  ist  von  den  Edonen  nicht  melu-  die  Kede; 
sie  sind  im  Helleiiisanns  aufgegiu^ieB.  —  Aosser  'A>3Spaqia; 
f=^  °E-r«ia  ö3st,  Amphipolis)  ersclMuneo  M>:xr«a;.  T.:i-fJo;  and 
Afri^TK»;  als  edonische  Vi>st«n  tat  Fbchlmdc  und  :tn  der  von 
4mi  Pieren  (ca.  500)  beseuten  Küste  O^rraiMc.  *t*zTPK  ood 
r^ÜMpsc  fenter  die  uralte  Oi«a|t;^  dann  Wncaä^  and  Axra;.  Die 
Berj^werkc  too  Dato«  hatten  die  «iaaiMbea  X^Kt-^kxsnt,  <rgL 
*A-)iMXB  bei  Stigin)  iane;  ein  aaderer  Stum  aat  ätdifiHB  de« 
Pkagaios  östlich  voo  Amplüpolia  waren  £e  II«»«a-  ü«;  HWw^ 
(St.  B.\  weJdw  vieUeidrt  deai  kier  vn  kgn.  Z«i  oH  iiwiiiW 
Backe  Uz>i=.  aee:  Dana«,  des  SlaaMB  ^Wn.  Fencr  fcrinrt 
l^MÄs;  in  ixt  Clkalkidtke  eine  «*t;>irfi»iwttt-aSw  IUmkw»  j  St.  B.), 
■üd  uf  der  Halhiiwfl  Akte 
■od  D61MJII  Beben 


Die  »Um  Thnkor.  I 


39 


Tyrrhenen  (Tliuc.  IV  lOii).  Wichtig  ist  uoch  die  Notiz  bei 
Hesyehius:  D2o)v(<;*t,  Siooi  to  ■soi/.ai:  die  Verbreitung  des  edo- 
nischen  Stammes  über  diese  Insel,  deren  Metallseliätze  einstmals 
von  den  Plidenikern  waren  ausgebeutet  worden  (Hdt.  V^I  47; 
Colt  dos  Mclqart  II  44),  wird  dadurch  erwiesen;  auf  den 
th*eisehen  Inschriften  l)egeguen  noch  etwelche  Kigennamen 
•donisehen  Ursprung».  In  Kleinasien  Hnden  wir  nur  schwache 
Spiiron  von  Edonen,  so  in  dem  voreinst  lelegischcn  Antandros 
KD  der  tnnseh-aiitlisehen  Kllste,  welcher  <Jrt  den  Namen  IBcüvf^ 
erhielt  Sü  -s  Hpäxa;  Hsuvsü;  ivcx;  sixr;iat  xjxiO'.  (  Aristot.  ap.  iSt.  B.); 
vielleicht  waren  sie,  dem  Vordringen  der  Paionen  weichend, 
dahin  gekommen,  jedenfalls  aber  nneh  vor  der  kinimerischen 
W'andorang,  da  derselbe  Ort  sodann  hundert  Jaiire  hindurch 
im  Besitze  der  Kimmerier  (=  Treren)  stand. 

Xeln-n  "Uiiuvsi  finden  sich  die  Formen  'IlOwva;,  'IHüvci;, 
HiuvtsT^,  'HcwviotTa'.,  un<l  mit  Ablaut  "Üosvc;,  'ÜSwvi;.  Die  Deutung 
de«  Namens  könnte  also  von  einer  Wurzel  e.d:  Ad:  od-,  welche 
»aeh  in  '05e-|Aavtoi  vorliegt,  ausgehen;  ob  aber  von  6d-  »essen' 
(v§^.  armen,  utan  *udan  ,lurco,  erapulae.  deditus'),  von  od- 
jricehen',  von  nd-  ,grolien,  hassen',  oder  von  vedii :  vodli-  ,st08sen, 
(cfalagen',  läset  sich  nicht  erkennen,  lliutvs;.  Sohn  des  Ares, 
für  einen  Bruder  des  W'jyiwi  und  Burwv.  In  der  'HJuvt; 
die  nysjlische  Aue ,  der  Ausgangspunkt  des  dionysischen 
CoKrs  und  des  orgiastischen  Naturleliens;  der  mythische  Lykur- 
pos  galt  filr  einen  3iot>.c->;  IHoiviiv;  die  Mainatlen  hiessen  USwviäe;, 
und  die  Itunten  wallenden  GewUnder  derselben  oder  die  ßasoapat; 
tiannte  man  lläoiva  liAätia;  daher  die  "lläove;  ä"/>vi£«'s£x>.oi  (Dionys. 
4p.  St.  B.j.  Ferner  war  Kaw?  eine  weibliche  Naturgottheit  der 
Edonen,  wie  die  'ApieiAi?  PaSJwp'a  und  BXsjpetT!;  (s.  d.  niytholog. 
Abschnitt).  Der  Sänger  Thaniysis  stammte  i;  'HW/cöv  t^;  ev 
Bpi^oK;  xsMuui.  Daa  Allee  erweist  die  hohe  Stellung  dieses 
phrygischen  Stammes  in  der  Mythengeschiclite  und  iui  geistigen 
Leben  der  Vorzeit.  Das  thrakische  Eroberervolk  der  liisalten 
hM  die  edonische  Cultur  völlig  in  sich  aiifgenummcn,  so  dass 
W  als  das  gesittetste  unter  allen  thrakischfu  Völkern  erscheint. 
Wir  schhessen  hier  die  "Osi^iavcsi  an,  nicht  nur  wegen 
ibrea  lauthchen  Zusammenhanges  mit  den  'Oiuvei;  (-{Aorvte-  ist 
ilcutlich  nominales  Suffix),  sondern  auch  wegen  der  geogra- 
(ibisciien  Nähe  und  weil  wir  annehmen  dürfen,  dass  auch  diese 


TV.  AbhftndiDnf:    Tomkicbek. 


/riirakt'ii'  zu  der  ilruppe  der  phrygisclicn  Ötäimne  geLürt  haben, 
welche  durch  die  nordischen  Invasionen  südwärts  waren  ge- 
schoben worden.  Wir  finden  sie  eingereiht  zwischen  den  Edonen 
und  Paionen,  zwischen  den  thrakischen  Bisalten,  Sinten  und 
Satren;  ihre  Hauptstätte  war  das  Gebirge  des  hl.  Menoikeus 
(ileniki)  und  der  Boz-dagh  oberhalb  Seres.  Vielleicht  waren 
die  -tp.ozaiovs;  von  Hans  aus  Odomanten,  und  die  -wpab;  hiessen 
Paionon  desshalb,  weil  sie  den  Paionen  gehorchten.  Megabazos 
unterwai-f  sie  auf  kurze  Zeit.  Dem  Zuge  des  Odrysen  8italkas 
schlössen  sie  sich  freiwillig  an,  als  Öpst«;  aÜTsvsiist.  Ibr  Fürst 
(IöXXt);  stellte  dem  Kleon  eine  grosse  Zahl  Söldner  bei  (Thuc. 
V  6);  zu  dieser  Zeit  (425)  Hess  Aristophanes  (Acbam.  157) 
eine  Odoniantenschaar  auf  der  Bühne  auftreten  und  einen 
Bürger  fragen:  t{?  tüv  'OisixdvTuv  tb  xss?  iiwreOpiaxr»;  —  was 
der  Scholiast  auf  die  Beschneidung  bezieht:  säst  fap  wtov»? 
"huSatoj;  itva;.  Dem  Machwerk  «p!  xsTifUDv  zufolge  soll  der 
Strymon  einst  OaXitrriv;;  geheissen  haben!  Phoeniker  haben 
einst  au  der  Pangarosküste  Handel  getrieben;  trotzdem  werden 
wir  uns  die  semitische  Abkunft  der  Odomanten  nicht  einreden 
lassen.  Sie  können  den  Brauch  der  Beschneidung  von  den  semiti- 
schen Colonen  angenommen  haben;  besser  wird  man  aber  jene 
Stelle  auf  die  bei  den  Südstämmen  heimische  Knabenliebe  oder 
auf  irgend  ein  tribadisches  Laster  beziehen.  —  Zur  Zeit  des  Aemi- 
lios  Paulus  wurde  die  Stadt  Sirae  (Seres)  zur  terra  Odomantica 
gerechnet  (Liv.  XLV4.  2);  in  der  Kaiserzeit  bildete  die  OJojAav- 
vxii  eine  eigene  Strategie   an    der  Ostseite   der   Bisaltia  (Ptol.). 

Wir  finden  einen  Canton  X)JsiiavT{;  fem  im  kletnasiatischen 
Osten,  in  Kleinarraenien  (Strabo  XI,  p.  528)  —  eine  lautliche 
Uebereinstimmung,  die  schwerlich  auf  Zufall  l>eniht  ^"ielleicht 
war  vereinst  an  der  Spitze  der  plirj'gischen  Stämme,  welche 
den  Bosporus  überschritten  hatten,  den  Armeniern  nachrückend, 
eine  unternehmende  Schaar  von  Odomanten  g«iog«ii,  die  einem 
Canton  des  Antitaunis  den  Xanien  gab  (liier  fiadea  wir  Namen 
mit  dem  Suffixe  —  *manto,  mando  —  x.  B-  Öunaado  an  der 
Quelle  des  Zamantia-su);  oder  es  hatten  ädk  Odoauateo  dem 
Zage  der  Treren  und  Trailer  aagtaeUataeu  wid  wtriea  zur 
Zeit  dee  Kimmerierstnnnes  so  weil  naoa  Orten  TcrseUajnHi. 

Unmittelbar  an  der  OttBeit«  ier  Bdoaea  iimim  wir  am 
IgÜacben  Küstenrand  die  ^nirM^  den«  «n|MafMi  von  da* 


Dia  »Iteo  Thrmker.  I. 


tl 


BestosniUDile   bis  Xantbis  reicbendes  Gebiet  an  der  Westseite 

larch  die  Abdoriten  geschmälert  worden  war.   Abdera,  wie  der 

Jame   lehrt,   eine   phünikiscbe   Colonie,    welche   den    Herakles 

lelqart)   hochhielt,   wurde   später   von    den  Klazoraenicrn  be- 

ogen.     In   der  Grlitidoiigssage  der  Stadt  spielt  als  König  der 

thrakischen'  Bistonen  A'.cfxiisi;;,  Sohn  des  Arf-s  und  der  Kyrene, 

ine  feindliche  Rolle:  er  warf  seineu  wilden  Stuten,  welche  am 

Flasse  Kossinites  weideten  und  mit  eisernen  Ketten  an  eherne 

Krippen  gebunden  wurden,  die   Fremden  vor;    der  Knabe  Ab- 

deros,    Sohn    des    Hermes    und    Liebling   der   Herakles  Ikuvtei»;, 

ward  von  ihnen  zerrissen;  aber  Henakles  zog  wider  den  Thraker 

za  Felde  und  erschlug  ihn,  er  soll  auch  dem  Meere  Zugang  in 

en    niedrigen    bistonischen    See    gebahnt    haben.      Noch    spät 

■igte  man  den  Stall  und  die  Zwingburg  des  Uiomedcs  Tyrida; 

die  Nachzucht  der  rasenden  Rosse  soll  sich  bis  auf  Alexander 

rhalten    haben.     Ein  geschichtlicher  Kern  liegt  dieser  Sage  zu 

»runde;    Rossezucht   war    die    H.'iuptl>escliäftigung  der    echten 

Thraker,  und  ein  Fürst  dieses  nordischen  Kroberervolkes,  wahr- 

cheinlich  vom  Stamme  der  LiVoi,   mag  sich  voreinst  im  Lande 

phrygischcn  Bistonen,  denen  orgiastischer  Nuturdienst  eigen 

und   die  von  den  Thraken  den  barbarischen  Brauch  der 

itowierung  annahmen,  festgesetzt  haben.   Aber  die  Abdoriten 

iten    das  Gebiet   immer  mehr  ein,   und   selbst   am  Aus- 

der   tischreichen  Xi|jivt)  BictovC?,   an   der  Vereinigung   der 

iäcbe  Kossinites  und  Stravos,  erhob  sich  eine  griechische  An- 

äedlong  At'xata.   Der  Heros  Bsotüv  erscheint  in  den  Genealogien 

Bruder   des  Kdonos   und  Odomas,    oder  auch    (was  auf  ein 

Bitweiliges  Vordringen  der  Paionen  gegen  Osten  hinweist)  als 

des  Paion;  aber  auch  als  Sohn  des  Kikon,  oder  als  Sohn 

Ares  und  der  Nymphe  KaliiToe,  einer  Tochter  des  Nestos. 

Gegen   Osten   folgt  an  der   Kilste   ZavOcta,   ein  Ort  der 

ikonen  (Strabo  \^I,  fr.  44).    In  der  byzantinischen  Zeit  tritt 

zweite  Ortschaft  EavOia  hervor,  welclie  im  Quellgebiete  des 

ites   lag,   das   heutige  Xanthi  (tllrk.  Isköti);   in   gleicher 

it  PtolemUns  eine  Burg  lUpfa\tm  —  ein  Name,  welcher 

'"lÄrygischcn   Namengebung   angehört   und   bei   den   lonern 

viel  wie  anpiro).!;  liedcutet  hat.    Aber  schon  HecAtäus  hatte 

seiner  Europa  Säv6oi  als  eövs?  Opctxiov  vermerkt  (St.  B.),  und 

'tnch  Strabo  (XUI,  p.  690)  spricht,  allerdings  ohne  nähere  Be- 


1 

es- 

I 


Stimmung  der  Lag«,  von  einem  ,thraki8ciien*  Volke  der  £iv<> 
oder  ZavSioi,  die  wir  als  eine  zurUckgcbliel)ene  Abtheiluiig  de 
phrygibclien  Nation  betrachten  diii'fen,  deren  Vorort  jenes  Pei 
gamon  gewesen.  Darauf  legen  wir  weniger  Gewicht,  dat 
Homer  den  Skamander  Xanthos  nennt  —  Niese  erblickt  hierin 
eine  mit  dichterischer  Freiheit  in  die  Troas  verlegte  Copie  dä%| 
lykischen  Xanthos  —  und  dasa  die  Troas  bei  Dichtern  Zxv6^ 
hiess  (St.  B.,  Hesych.).  Ob  die  Xandier  aus  VA'urzel  skeii- 
»verletzen,  verwunden,  vcniieliten'  (skr.  ksan-,  gr.  xr;wj|M|« 
xTsc/u)  oder  aus  sken-  ,sclmbcn,  al)kratzen,  schinden;  reinigeofl 
(vgl.  maked.  SavJixi^  ,Hcinigungsmonat,  April*,  gr.  ^aivw)  oder 
gar  aus  dfra  etvmologiscli  unklaren  ?av9s;,  ^ouöi;  ,bloDd' 
deuten  wftrcn,  bleibe  unentschieden. 

Die  K(xovE5  erscheinen  bei  Homer  nicht  nur  als  Bundes- 
genos.sen  der  Troer,  sondern  audi  (Od.  IX  37 — 61)  als  ei 
streitbares  und  sieghaftes  ^'olk,  geübt  von  den  Wagen  (i?'  ärxw* 
oder  zu  B^uss  mit  dem  Feinde  zu  kämptcn;  wir  Hnd<'n  sie  ia 
Besitze  von  Hornvieh,  Schafen  und  Ziegen,  aber  auch  von 
.Schätzen,  welche  die  Beutesucht  anlocken  (Talente  Goldes,  Siiber- 
pokale,  HcnkelkrUge,  202  ff.) ;  sie  trieben  emsig  den  Weinbau, 
wie  aus  der  Sage  von  Maron  erhellt,  dem  Sohne  des  Euanthes 
und  Priester  dfs  in  Ismaros  waltenden  ApoUon.  Mäpwv  bedeutet 
,gliinzend,  scliiinmernd';  erst  liei  Hesiud  erscheint  derselbe  als 
Sohn  des  Oiiiopion  und  Enkel  des  weiuspeudenden  I  )ionyso8  — 
»o  fremdartig  erschien  dem  homerischen  Khapf*(tdcn  noch  das 
Wesen  des  edonischen  Gottes,  dass  bei  ihm  Maron  als  Apollou^ 
priester  auftritt.  Oinopion  findet  sich  in  der  Sagengeschicht^ 
der  weinreichen  Insel  Chios;  auch  dir  Insel  Naxos  steht  mit 
der  thrakischen  Küste  in  sagenhafter  Verbindung.  Hoch  im 
Ruf  stand  der  BißXivoj  oivo;,  den  man  bald  von  einem  Bache 
Biß'As;  oder  BißXivr,;  auf  Naxos  (vgl.  die  Quelle  BtßXi;  oder  BußXif 
bei  Milet),  bald  von  den  BiJlAtva  ipr,  der  Paugüusküste  herleitete 
der  Name  mag  wohl  pliönikisch  sein  (^vgl.  BjßXs;  und  ausserdea 
BußX{;;  d.  i.  Melos).  Bei  Diodor  (V  50)  erscheinen  sogar  Bute 
und  Lykurgos  als  Führer  thrakischer  Piraten  auf  Naxos, 
xpütei  Hpqnti.;  ä)>iT,cav(^!_);  die  Art  der  dionysischen  Feier  auf  diesä| 
Insel  weist  allerdings  auf  Herkunft  von  der  thrakischen  KUste 
Wie  dem  auch  sei,  der  Kixivw;  oTve;  winl  noch  von  Archilochus 
gerühmt.     Da  die  Kikoneu,    wie  alle  phrygischen  Stämme,    or-j. 


bin  «Itcu  'ninüior.  I. 


43 


ische  Naturdiener  waren,  konnte  die  Uest&lt  des  pierischen 
'Orpheus,  welche  im  Edonenlando  mit  dem  orgiastischen  Wesen 
verquickt  wurde,  liis  zn  ihnen  wandern;  schon  Hippouax  nannte 
'>rpheus  einen  Kiy.üjv.  —  Wir  Hmlen  an  iler  kikonischen  Küste 
hinter  Xanthia  die  Orte  Seppeisv,  Zuvk;  und  -iXr,  (Hdt.  VII  59) 
und  die  Colonien  -TflJjxT;  am  Bache  /Vi'cs?  und  MsiaiJiJlptr,  CVII  108). 
Dieser  Landstrich  hiess  voreinst,  wie  Ilerodot  berichtet,  l'aX/.aVxiiS, 
und  raXaioc   nennen   hier    noch   die  attischen  Tnlmtlisten   (vgl. 
ta'f.rfSjii   an    der   »ithonischen    und    edonischen    KUste,    r»/.>.ir,otov 
[oder  FaXi^stov  spo?  bei  Ephesus).  Auh  den»  lulande  drang  jedoch 
lein   zweiter   (phrygischer)  Stamm    zur   KUste    vor,   die  Bpiifzai 
[(etwa   ,dic   Wehrenden,    Unischliesscndcn',    von  Wurzel    vere-) 
oder,  wie  Plinius  schreibt  PKIANTAE  (d.  i.    , Freunde,  Kame- 
Iraden',  von  Wurzel  pri-  Jii-ben'),  und  gab  dem  bis  über  Maro- 
[neia    reichenden    westliche.n    Flachstrich    den    Namen    Bpsavtixi*, 
((Hdt.)  oder  PRIANTIOII.S  campus  (Liv.  XLVIII  41,  8  a.  188). 
I  D«ar  Kikoneun.'ime    verschwand    darum    t'rülizeitig   aus   der  Ge- 
llte;  Alles   ging   hier  im  Hellenismus  aui°.     Kixuv  galt  tUr 
Vater  des  Biorwv  und  für  einen  Sohn  des  Apiillon  und  der 
Rbodope;  vor  Zeiten  mochte  dieser  hochgesittete  und    kräftige 
[Stamm    sich    tiefer   ins  Gebirge   hinein    erstreckt  haben.     Der 
iNanie    könnte   mit   gr.  y.ixu-;  ,Starke,  Kraft'    (skr.  fi-^u,    gi-yvi 
|ig«dcihend,    wachsend;   .lunges',    von    yu-   ,schwellen')   als   ,die 
|6tarken.  Strotzenden*  in  N'^erbindung  gebracht  werden. 

Zi\o:  ■  sövsi;,  et  icps-tpsv  Ki'xove;,  o-  xsXeiiisi,  lautet  eine  Glosse 

Hesychius.    Ks  scheinen  im  Lande  der  Kikonen  thrakische 

ier   hich   angesiedelt   zu   haben;   sie    werden   in  der  Abderitis 

at,  wo  auch  ein  Ort  £at;  stand.   Als  die  Parier  auf  Thasos 

tut  der  bonachbarteu   ihrakischen    KUste    festeu   Fuss   fassten, 

Iiatt4>n  sie   Kümpfe   mit   den   Saiern    zu   bestehen;    der  Dichter 

krckiloclius  ergriff  im  Kampfe  mit  den  Saiem  die  Flucht  und 

seinen  Scliild  zurück:  äa-JM  it.h  Saiuv  -tt^  iveO.eTo  (^Strabo  X, 

>7;  XII,  p.  r>4St).     Man  suchte  Saier  oder  Savier  auch  auf 

^niothrake:  hier  kömitc  ein  altansHsisiges  phrygisches  und  ein 

eingedrungenes  tlirakisehes  lilement,  da^i  der  Insel  2a;jij; 

semit.   saniii  ,hoe]i   sein',   cijMt  ,Anhöhen')   den   Beiuamen 

ipH«ir,  verüeh,  zwar  angenommen  werdeu  —  aber  hinge  konnten 

beide  schwerlich  erhalten  haben;  die  Insel  woi'de,  wie  die 

Dult«  zeigen,    von  orieutahscheu,    wie   sjjäter  von  hellenischen. 


EinäUssen  übei-wuchert.  Mit  den  mythischen  lio;  •  'Kpixi^i;  haben 
die  Saier  wohl  Nichts  zu  thun;  und  gar  die  -anratoi,  denen  sie 
Strabo  gleichstellt,  mtlssen,  da  -  nienifils  in  F  übergeht,  gas 
fernbleiben. 

Die   ethnischen  Verhaltnisse   auf  den   Inseln   dos  ,thrali 
sehen'  Meeres  bieten  überhaupt  unlösbare  RKthsel.    Auf  Lemnc 
(gleichfalls    ein    semitischer    NnnieV     Boehart    verglich    iibhnah 
,Glanz,  weisse  Farbe')  werden    in  der  homerischen  HephaistoM 
sage  (A  5fl4)  Si'/tis;  ävSpe^  äffisjuvci  erwilhnt,  welche  die  Späteren 
bald  als  oütiyOsve;  Jvre;  ev  Ai^nvw,  bald  als  Hpaxwv  ti  f  evo;  i%  t^ 
mn-Kip»/  ■ff,;  ^xov  atdYassen,  wobei  sie  an  die  thrakisclien  Sintefl 
oberhall)   Bisaltia    dachten.     Metallurgii-    war   eine   starke   Seite 
der   alten  Phrygen,    und    man    wird    vei-sucht    in    den    Sintiern 
eher  einen  Stamm  phrygischer  IltTkunft  zu  suchen,  da  Hellanicus 
(schol.  0  294)  Stammesgenossen  der  Troer,  die  man  für  Phryg«d 
hielt,  den  ,thrakischpn'  Sintiern  beimengt;  er  deutet  den  Name? 
aus  gr.  sivTi;;  •  c  xoxoüpYo;,  flAORrrtÄÖ;,  da  sie  nicht  blos  das  F\>uer, 
sondern   auch   die  mftnnermordenden    Waffen    erfunden    huttefl 
wps;  xb  ci'vEffO«  TS'jc  rXiQfftsv  x«i  ßXäirrstv.     Könnte  da  nicht  eher 
ein    phrygisches  Wort  omi-;  ,Steciier,   Schürfer,  Sciimicd',    von 
Wurzel  Kent-  (gr.  xevTetv),  zugrunde  liegen,  da  der  Wandel  vdH 
e    zu    i    nicht    ohne    Analogie    dasteht    (vgl.    armen,    sin    neben 
gr.  xeveö;  ,leer')?     Aber  Alles  wird  zweifelhaft,   wenn   wir  mi^ 
Thucydid^s  (FV   109)  als  Bewohner  von  Lemnos  vielmehr  tjM 
senisehe  Pelasger   ansetzen   müssen  (vgl.  schol.  Ap.  Rh.  I  GOS: 
A^fxvsv  Tyjv  xa't  livTYitäa  zpüTsi  (jixr,oirv  TupijT)v6().    Diese  sollen  aller- 
dings  der  Sage  nach  aus  Attika   eingewandert  sein  und  einen 
Bestandtheil    der  jpelasgischen'  Urbevölkerung  von  Hellas  ge- 
bildet haben;  selbst  iu  der  makedonischen  Elymia  spielen  T^t- 
sener  eine   Rolle!    Nun   hat    man    auf  der   Insel   eine   ungetllhr 
aus   dem   Jahre   G50   stammende   Inschrift   aufgefunden,    der«H 
barbarischer     Lnutcharaktcr     einige    Aehnliclikeiten     mit    deiu 
Etruskischen   verrUth    (vgl.    ('.   Pauh,    Eine    vorgriechische    In- 
schrift von  Lemnos,  Leipzig  1886),  so  dass  die  alten  SageM 
gebilde  von  einem  Zusammenhange  der  italischen  Tyrsener  mit 
den   Tyraeuem   des    griechischen    Archipels    wieder    zu   Ehrc^ 
gelangt  sind  —  es  können  ja  die  Etrusker,  die  man  auch  a| 
den  TuruSa  der  19.  Dynastie  Aegyptens  erkennen  will,  voreinst 
weite   Kaubfahrten   im   Gebiete    des  Mittelmreres   unternommen 


Di«  tliea  Tbrakcr.  I. 


46 


ud  sich  an   verschiedenen  Punkten  des  östlichen  Beckens  an- 
psiedclt  liabcn  (vgl.  Hcssclmeyer,  Die  Pclasgcrfrage  und  ihre 
lösbarkfit,  Tllbinpon   1800).    Die  Saclic  ist  iiorli  nidit  sprucli- 
eif;    gegenüber  den   von  Pauli   erkannten  etruskisdien  Analo- 
gen der  Inschrift  könnte  man  einige  Formen  anführen,  welche 
l«'in    Lautcharakter    des  Phrygischen    und  Armenischen    nicht 
Vollends    widersprechen   (/,.  B.    zivai,    zeronaiO,    ziazi ,    eptezio, 
lorinail).  —  Auf  Inibros  und  Tencdos   spielen    jedenfalls   lele- 
isch-karischc  Erinnerungen  die   Hauptrolle.     Wir  kehren  zur 
Liistc  zurUck. 

Hier  linden  wir  an  der  Ostseitc  der  Kikomii  in  der 
Doriskosebene  und  am  Ilebros  die  IlatToi  (Hdt.  VH  110), 
reiche  sich  nachmals  auf  Kosten  der  Apsinthier  ostwiirts  ver- 
altet haben;  denn  als  Alexander  nach  Asien  auszog,  gelangte 
vom  unteren  Hebros  Swt  ttJ;  OatTix^i;  szl  xgv  MeXova  ::oTaixsv 
Irr.  I  11,  4).  Ob  diese  Paiten  phrygischen  oder  vielmehr 
brakisehen  Ursprungs  gewesen  seien,  lilsst  sich  nicht  mehr  er- 
Kennen.  Der  Armenier  nennt  sich  bekanntlich  Hai,  pl.  Hai-q, 
Fr.  Müller  mit  skr.  pati  zd.  paiti  ,Herr'  deutet;  im  Armc- 
rhen  selbst  findet  sich  ein  Verbalstamm  hai-  (inf.  hajU) 
spicßre,  respicere,  observare',  der  zunächst  auf  ein  Nomen 
»ti-  und  sodann  auf  die  Wurzel  pft :  pa  ,zu  sich  nehmen,  er- 
irerben;  essen  (:rxi^opLat);  weiden  (pa-sco);  schlitzen,  hllten  (skr. 
i);  beobachten,  schauen  (alb.  pä,  part.  pan<?,  pämune)'  zuriiek- 
pht.  Vielleicht  liegt  den  DaTTOt  ein  Verbalstamm  von  gleicher 
edeutung  zugrunde;  sie  wilren  dann  die  , Ansehnlichen,  Be- 
llen*; Herodian  accentuicrte  flaiTs'.,  ü?  'Pattoi  (St.  B.). 
1  Die  nun  folgenden  'Aij/ivfiwt,  mit  dem  üblichen,  darum  noch 
Pincswegs  echt-thrakische  Abkunft  erweisenden  Zusatz  0fjr,Vx£; 
Hdt.  X  119),  reihen  wir  den  alteren  KüstenstJlmmen  schon 
inun  an,  weil  l)ei  ihnen  der  Dionysos-Cult  heimisch  war  (s.  im 
aytholog.  Abschnitt  unter  W/.ünMpoi).  Sie  treten  als  Feinde  der 
bynischen  Dolongkcr  auf,  welche  im  Chei-sonnes  sassen;  wider 
Einfalle  schützte  (um  550)  Miltiades,  Sohn  des  Kypselos, 
|ie  Halbinsel  durch  eine  von  Kardia  bis  Paktye  gezogene 
sr.  Der  Fluss  "X^l^vOo;  oder  'Aswvös;,  welcher  die  Grenze 
ien  den  Dolongken  und  Apsiuthieni  bildete,  ist  wohl 
ersclbe,  der  sonst  MeXa;  und  jetjst  Qavaq-Cai  heisst;  von  da 
lichten  die  Apsinthier  bis  zur  Stadt  ATvoc  oder  noXTuo-ßp(a.  dem 


48 


IV.  A>ihajidlan^;    Tmnaiobek. 


Situ  des  Heros  Poltys,  und  bis  zum  Bergstock  Mtjpt«?  (j.  Catal- 
top^)  beim  sarpcdonischcn  V^orgcbirge. 

Auch  die  Sips;  •  I8vs;  Opa/.r;;  'jrip  xtjz  Bul^avT^'j;  (St.  B.) 
dürfen  wir  in  dm  Kreis  der  altans.tssipen  iStitinme  ziehen;  das 
phrypische  Wort  aipö;  ,Getreidegrube'  erkennen  wir  in  dem 
Orte  SIRoCELLAE,  welcher  dem  heutigen  Malpara  (bvz. 
McvaXr,  Kapja)  entspricht.  Jene  Siren  sassen  wahrscheinUcli  am 
Flusse  Erginias  (Erkene-sü^;  Stephanua  hatte  über  sie  in  (Jom 
nielit  mehr  vollstSndip  erhaltenen  Artikel  Nt(}/a  •  rriXt;  Bpw.r;; 
fiohaiidelt;  Niii«,  der  Vorort  der  Nitj/aTst,  einer  Unterabtiieilung 
der  -Ips;,  lag  wohl  an  Stolle  dr«  in  V>yz.  Zeit  oft  erwflhnten 
(Quellenortes'  BpJi;;;  ilhnruln'  Bildnng  zeigt  der  zwischen  Druzi- 
para  und  Tziiridos  gelegene  <  >rt  T('|5;.  Ueber  den  Nipsilern 
hinaus,  also  gegen  Norden,  sassen  die  Tpa-vt({*jt  (Xen.  An.  VII 
2,  32)  oder  Tpi-w^si  •  lOvsi;  ÖpJÄiöv  (Hesycli.),  deren  auch  Theo- 
ponip  in  Verbindung  mit  dfu  Ladepsen  gedacht  hatte:  AaJs'iol 
xai  rpävi>]/5'.  •  £Övy;  Öuviäv  (St.  R.)  d.  h.  StÄmme,  welche  mitten 
unter  den  thrakischen  Thynen  sassen,  als  Reste  einer  älteren 
Bovölkerungsschicht.  Mit  den  benachbarten  MO^ayli-a:  (Xen. 
An.  V^II  2,  32)  vergleicht  sich  MeXavita,  eine  Gegend  auf  der 
Halbinsel  Sithonia  ( —  auch  Mi}.Tmi:  an  der  Mündung  des 
Athyras'?).  An  den  nördlichen  Zuflüssen  des  Erginias  und  den 
Bflchen,  welche  sich  in  den  (lolf  von  Burgas  crgiessen  bis 
Apofiiinia  und  Mesambria  hinauf  sassen  ausser  den  bereits 
erwähnten  Niiiato;  auch  noch  die  KjpjAiavat  (Hdt.  IV  93)  oder 
(nach  cod.  H )  die  2xjpixiä?ai,  an  die  sich  nordwärts  die  thrakischen 
Geteii  anschlössen;  vgl.  St.  B.:  Ixu^tviaiai  •  lOvsi;  cuv  PeTat?,  Eviio^»; 
TSTiprti)  Ffj^  rEpi6?ou  ,Xxu|xviaiat  x,at  Fet«!'.  Die  Lesung  £)u>p|j.(iia( 
eni])fiehlt  sich  wegen  des  Anklanges  an  die  SiöpiAioi  des  dolionisch- 
plirygischen  Ortes  Z/.(ip\t.si  bei  Kyzikos.  Die  Sonderstellung 
dieser  mitten  unter  den  thrakischen  Thynen,  Asten,  Odrysen 
und  fieteii  sporadisch  erhaltenen  Reste  einer  älteren,  wahr- 
scheinlich phrygischcn,  Bevölkerung  hat  auch  (Jiseke  erkannt, 
nur  dass  er  in  ihnen  ,paionische'  Abtheilungen  erblickt.  Für 
unumstösslich  darf  uns  jedoch  diese  auf  Grund  von  Namens- 
ankl.'lngen  (erfolgte  Al)treiiiiung  jener  Sporaden  von  der  tlira- 
kischen  Masse  nicht  gelten,  da  sich  scharfe  Unterschiede  zwischen 
der  thrakischen  und  der  phrygisch-mysischen  Sprechweise  nur 
schwor  ziehen  lassen;  man  darf  eben  nur  den  Versuch  wagen. 


Dm  alten  Tbnlnr.  I. 


4? 


pl    ißt  aber  sicher,    dass   entlang  dem  ganzen  ägftischen 

KOstenrandc    alUinsiissigc    oder    aus    dem    Inland    dahin    ver- 

ilagenc    Stftninip    sasscn,    welche    eine    höhere    Culturstellung 

inn.thmcn    als    die    echten    Thraker    des    Inlandes,    und    dass 

dieselben  grösstcnthcils  zurückgebliebene  Reste  der  phrygischen 

Nation  bildeten. 


Das  Volk  der  Mussi,  das  bereits  die  homerischen  Lieder 
in  seinen  narhiuahgcn  festen  Wohnsitzen  entlang  der  Dstsoite 
er  Troas  und  als  im  Bunde  mit  Uios  stehend  kennen,  leiteten 
Alten  namentlich  seit  der  Zeit,  als  sie  mit  den  Mocscn  des 
Ilaemusgebietes  bekannt  wurden,  also  seit  Poseidonios,  aus 
>pn  ab;  hier  seien  sie  als  Motsst  zurtickgcblicben,  als  Mucoi 
:'r  hätten  sie  ihr  Stammland  verlassen  (Strabo  VII,  p.  2'.t5), 
indem  sie  über  den  Bosporus  setzten,  der  nach  ihnen  Mjsto; 
ftl*i?  genannt  wurde;  vgl.  Plin.  V  145:  MOESI  ex  Europa 
Asiam  transierunt;  VII  200:  in  HcUesponto  ratcs  excogitii- 
Bt.  Sie  drängten  hierauf  die  phrygischen  Mygdonen  und 
ebrykcr  auseinander,  bemächtigten  sich  der  Gelilnde  am  Ar- 
lionios,  des  Landstriches  am  See  und  Fluss  Askanios,  und 
irygischen  Olympos;  Mjsoji;  toIi;  Iv  vf^  'Acta  'ü).u^sr,voJ; 
itsnrö;  Xrfsi  ivoiTUM^  iwv  EüfXDSiiwv  Musüv  (Eust.  ad  Dion.  per. 
i'2).  Sie  nahmen  zuletzt  das  Flussthal  des  Makestos,  die  ganze 
a»6  bis  zum  Kaikos  und  Teuthrania  ein.  Sonderbarerweise 
■M  Xanthos  die  Phrygen  erst  hinter  den  Mysen  in  Asien  ein- 
Irken;  ilie  gegenseitige  Schichtung  beweist  jedoch,  dass  die 
jrrgen  weitaus  früher  eingezogen  waren.  Die  Namengebung 
in  der  homerischen  Troas  erweist  sich  vornehmlich  als  mysisch; 
ionisch-aiolischen  Rhapsoden  haben  die  Zustünde  ihrer  Zeit 
Br  Augen  gehabt.  Seit  Kallinos  (cji.  050}  ünden  wir  au  Stelle 
er  homerischen  Tpüe^  die  Tcjxsot  genannt;  fUr  diese  haben 
wir  kleinasiatische  (kilikische)  Herkunft  vermuthet.  Nach  der 
AtiM'hauung  Herodot's  waren  Tcukrer  und  Mysen  Waffon- 
p-nofisen,  welche  einst  weite  Züge  unternommen  haben. 
Während  sich  aber  die  Teukrer  frühzeitig  erschöpft  hatteu  und 
ihrem  Stammlande  bis  auf  schwache  Spuren  (Hdt.  V  120) 
Jllig  eingienge.n,  haV>cn  die  Mysen  ihr  Volksthum  wenigstens 
Binnenbinde  bis  in  die  Zeit  des  Hellenismus  und  darüber 
itos  bewahrt.    Die  karische  G«nealogie  (Udt.  I   1 7  F)  verbindet 


m 


IT.   Alihudloug :    Tomaschek. 


zwar  den  Mysos  mit  Lydos  und  Kar;  aber  diese  Anschauung 
erfloss  nit'ht  aus  einer  ethniselicn  Grundlüpc.  sondern  aus  der 
gemeinsamen  Theilnahme  der  drei  Viiiiier  an  dem  Heiligthum 
des  karisehen  Zeus  in  Mylasa.  Aueh  die  Notiz  bei  Hesychius 
V.  AuJiw  vipui)  wiegt  nicht  schwer:  Muaot  ewiv  AoJöv  dnroniot  xal 
HavTtxwTaToi:  dns  mysisebe  Wesen  stand  dem  maionischen  in 
Lydien  und  Plirygien  nielit  ganz  iVrii,  und  die  Mantik  verbindet 
sich  gern  mit  der  Orgiastik.  Von  der  raysischen  Sprache 
urthcilte  Xantbos  also  (8trabo  XII,  p.  573):  i^  tüv  Musüv  StaXento; 
Ixi^oXüäioj  ■KÖ>i  eimv  xat  (ii^s^pufw;.  Der  Grundstock  war  jedenfalls 
osteuropäisch  und  dem  Plirygisehen  nächstverwandt;  wenn 
lydisehe  Elemente  hinzukamen,  so  war  dies  bei  der  Nähe  dieses 
Volkes,  das  zuletzt  auch  die  Troas  erobert  hatte,  ganz  natürlich; 
wir  dürfen  sogar  lelegisch-karische  und  kilikitseh-teukrisehe  Bei- 
mengungen voraussetzen,  wie  bei  den  Armeniern  alarodische. 
80  erklärt  sich  beispielsweise  das  Vorkommen  von  Ortsnamen 
ganz  fremdartigen  (tcukrischen?)  Klanges  auf  einer  Inschrift 
aus  Gergithcs  (Le  Bas  III,  add.  n"  1745).  Um  die  Deutung 
des  Namens  Muas;  war  Xantbos  nicht  verlegen;  er  verglich  das 
Wort  jAuou;  •  1)  i^JT),  AuSci  (Strab.  1.  c,  St.  B.;  6  (xusi?  und  r;  |xuoi^, 
Eust.  ad  Dien.  322),  mit  dem  Zusatz:  iroXXin  8'  i^  b^jti  xori  tov 
"OXu|jLxov.  Es  geht  nicht  an,  einen  Bauranamcn  ohne  Hinzutritt 
eines  derivativen  Elementes  eiuem  Volke  gleichzusetzen,  und 
weiters,  einen  Namen,  der  schon  in  der  eurojjäischen  Heimat 
vorkommt  (denn  Moesus  und  Musi;  sind  offenbar  gleich;  auf 
thrakiscbem  Sprachboden  wechselt  oi  mit  u,  u,  i),  aus  der 
lydischen  und  üljerliaupt  aus  einer  kleinasiatischen  Aboriginer- 
sprache  (1yd.  kar.  ii-jao^  vielleicht  auch  in  iMusovJ«,  einem  Orte 
an  der  kilikisclien  Küste)  zu  erklären;  erfordert  wird  eine 
Deutung  aus  indogermanischen  Spraehmitteln.  Das  albanische 
Wort  fUr  ,MauItliier  muäk,  f.  muäk§  (vcnez.  musso)  will 
G.  Meyer  mit  Kticksicht  darauf,  dass,  wie  die  Kneter,  so  auch 
die  Mysen  Maulthierzucht  betrieben,  aus  Mucpi«;  ableiten.  NebcJi 
Mued;,  Muotxö;  tindet  sieh  auch  MuaiSto;,  Moesiacus,  MESACUS 
(C.  I.  VI  n»  2818.  2736)  und  MIISIATICÜS  (X  n»  3640). 

Homer  (11.  XHI  5)  kennt  nicht  bloss  Mysen  als  Bundes- 
genossen <ler  Troer,  er  weiss  auch  von  ,nabankämpfendeu  Mysen', 
im  Rücken  der  rossetummelnden  Thraker,  in  der  Nachbarschaft 
der    pontischen    Stutenmelker    und    Abier.     An    diese    Angabe 


Dia  kll«n  Thnku.  I. 


48 


Skj'tobracliion,  der  Bearlieiter  oder  Fälscher  des 
itlioB,  nach  Herodot's  Master  (V  13),  die  Anekdote,  der 
^dische  Köni^r  Alyattes  habe  sicli  von  Kotys,  dem  Fürsten  der 
späischen  Mysou,  ganze  >Schaaren  dieses  Volkes  kommen 
(Const.  Porph.  de  them.  I  3).  Aber  erst  in  der  Römer- 
eit  erhielt  die  Welt  genauere  Kunde  von  dieser  iu  der  Heimat 
rJickgebliebenen  und  wcstUch  von  den  Geten  sitzenden  Nation. 
(nerst  stiess  C.  Sci-ibonius  Curio,  der  Bezwinger  der  Dardaner 
7ö  V.  Chr.),  mit  den  Moesen  zusammen;  bald  darauf  (72) 
rang  M.  Terentius  Varro  Lucullus,  der  Sieger  über  die  Bessen 
id  Olrysen,  aus  den  ponti-sclien  Klistenstiidten  ins  moesische 
Land  ein;  vgl.  Serv.  ad  Verg.  Aen.  VII  604:  Getae  sunt 
loesi,  quos  Sallu.stius  a  Lucullo  dicit  esse  superatos.  Dann 
i2)  gritt"  C.  Antonius  die  Jlysen  an;  diese  riefen  die  Bastarnen 
llilfc  und  schlugen  den  Proconsol  bei  Histros,  die  ei'beuteten 
Esldzrichen  legten  sie  in  die  Getenvostu  Psvoua«.  Unter  Caesar 
kugustus  (2JI)  schlug  der  Proconsiü  M.  Liciiiius  Crassus  die 
iinfkllc  der  Bastarnen  zurück,  unternahm  dann  eine  Kxpodition 
die  westliche  Musi;  und  schlug  die  Moesen  bei  einer  starken 
die  völlige  Unterwerfung  dos  Landes  gelang  ihm  (28) 
einem  Feldzng  gegen  die  Artakier  im  centralen  Ilaeraus. 
ein  Jahrzehend  spater,  so  scheint  es,  wurde  das  eroberte 
als  rümische,  Provinz  eingerichtet  und  erhielt  den  Namen 
weil  die  Moesen  darin  den  bedeutendsten  und  cultur- 
ügst«n  Stamm  ausmachten.  Denn  Geten  s&asen  nur  entlang 
em  untersten  Lauf  der  Donau;  am  unteren  Margus  gab  es 
schwache  Kcste  der  gaiatischen  Skordisker;  zwi.scheu  dem 
sbras  und  Utus  hatten  die  von  den  Skordiskern  fast  aof- 
Sriebenen  Tribidler  Platz  gefunden  —  alles  Uebrige  hatten  die 
[oesen  inne  (vgl.  Cass.  Dio  LI  27).  Plinius  bemerkt:  Mocsicae 
Bntes  et  Tribalii  Dardanis  laevo  praeteuduntur  latere.  Ovidius 
Bx  Ponto  rV  9,  79)  rühmt  von  dem  Statthalter  Flaccus:  hie 
joit  Muesas  gcntes  in  pace  tideli  |,  hie  arcu  tisos  terruit  ensc 
Unter  Tiberius  (C.  l.  V  n"  1S38)  worden  noch  ,civi- 
Moesiae  et  Triballiae'  unterschieden.  Als  Sonderstiimme 
plicinen  im  Westen  am  Flusse  Pincus  PICENSP^S,  \UrJ,-*aia\, 
od  am  Timacus  T1MACENSE8;  angeblich  in  Moesia  superior 
Bten  (C.  L  VI  n«  3831)  cives  COTINI  (vgL  Kor^vswi  im 
chen .  Ostlande) ;   ostwärts   schlössen  sich  an  die  Triballer 

Utnnfthrr    <l    |>)iil  -liul    I  I.   lAXVIII.  I'.il.    I     M.ll  4 


60 


rV.  AblundlDDic:    Tomiischok. 


an  OJT^yotoi  oder  UTENSES,  lliapi^viiot  oder  PIARENSES  (vgl. 
Appiaria),  Aiixiivstoi  oder  DDIENSES  (vgl.  Dimum)  und  OßoArjvoiot 
—  topische  Ethnika,  welche  keinen  Schluss  auf  die  Abkunft 
zulassen;  wir  werden  jedoch  sogar  Donau  abwärts  mitten  unter 
Geten  Spuren  niysiseher  Nomendatur  nachweisen. 

Im  Bcrglande  des  Haenius,  gegen  Phiiippopolis  zu,  müssen 
wir  die  '.^ptixtet  suchen,  .eine  uralte  Abthcilung  der  moesischen 
Nation,  mit  deren  Unterwerfung  M.  Crassus  den  Krieg  be- 
schloss;  sie  waren  niemals  von  irgend  einem  Eroberervolke 
unterworfen  worden  und  vertheidigten  darum  ihre  Freiheit  mit 
wahrem  Löwenmuth  und  längere  Zeit  nicht  ohne  Erfolg'  (Cass. 
Dio  LI  27).  In  diesem  bellum  Mysicum  zeigen  sich  Spuren 
des  rohen  Fanatismus;  Florus  erzählt,  dio  Mysen  hätten  ge- 
schworen, bei  ihrem  Pferdeopfer  die  Eingeweide  der  gefangenen 
römischen  Führer  zu  opfern  und  zu  verzehren.  ApToxof  finden 
wir  bei  Steph.  Byz.  nach  alten  Quellen  als  IOvb;  Spanuov  ver- 
merkt; in  der  Tab.  Peut.  wird  in  der  regio  Haemimontana 
zwischen  NicopoUs  und  Cabyle  ein  Landstrich  ARIACTA  ver- 
zeichnet d.  i.  ARTACIA.  'Aptaxo;  (s.  d.  Flussnamen  unter 
'ApTiQoxöi;)  war  der  moesische  Name  des  Flusses,  welchen  die 
Odrj'sen  Tiv^s;  (j.  Tundia,  T(,'4a)  nannten.  Hera  war  die  Haupt- 
gottheit der  moesischen  Stjlmme ;  wir  finden  darum  einen  Votiv- 
stein  aus  Phiiippopolis  (Uumont  p.  16,  n.  33)  xupia  "Hpa  'ApTaxr,vT, 
gewidmet;  selbstverstiindlich  verehrten  sie  auch  den  Himmels- 
gott; wir  finden  im  Gebiet  von  Nicopolis  einen  Votivstein  Ait 
Ai|xepav(ö  gesetzt.  Formen  des  Thema  art-  (skr.  (iä  ,reclit,  ge- 
recht, fromm')  fehlen  dem  kleinasiatischen  Mysien  nicht.  Am 
Rhyndacus  sassen  'ApTaToi  im  'ApTatuv  tiiyo^  (8t.  B.)  nahe  dem 
,heiligen'  See  'Aprjvta;  oberhalb  dem  dolionischen  Kyzikoa  lag 
der  Berg-  und  Hafonort  'Apxixr^  (skr.  Rtika)  mit  einer  gleich- 
namigen Quelle,  woher  'ApTctxia  •  r,  ^Aifpoiivr,  (Hosych.).  Da  vor 
den  Bitliynen  am  Bosporus  Mysen  sassen,  so  schliesst  sich  der 
Name  des  Baches  'Apra-zt);  an,  noch  von  den  Byzantinern  in  der 
Form  'ApTiva?  vermerkt;  bei  dem  Hafon  ARTANE  (TP.  GR.) 
stand  ein  lepbv  'X^polivr,!;.  Ebenso  finden  wir  im  moesischen 
Stammland  neben  den  Flüssen  Atlirys  und  Nocs,  mitten  unter 
den  Geten,  einen  Fluss  'Ap-ävr,;  (Hdt.  IV  49).  Aber  nocli  mehr. 

Wir  finden  K'jip^vtoi,  mit  dem  herkömmlioben  Epitheton 
Hpdhts?  (Strabo  XIII,  p.  Ö9ü,  Eußt.  ad  B  838).   als  binnenlrtndi- 


Di«  alt»o  Thninr.  I. 


i  Volk  sesshaft  «p'&;  'Aptcßov  iroraiAsv  eiffßäXXovra  £;;  tbv  "Eßpov. 
Beide  Namen  erweckten  schon  den  Alten  die  Erinnerung  an 
die  homerisclte  Troaa;  beide  gehören  der  mysisclien  Nomen- 
»tur  an.  'Apwßn)  hiess  eine  uralte  r)rtschart  bei  Perkote,  die 
ch  bis  in  die  christliche  Zeit  erhielt  (Arislia,  Acta  SS.  Febr.  11, 
40),  Sitz  des  homerischen  'Asto;  Tpxaxiär,;  (vgl.  den  mysischen 
«pen  TpT'.s;  IJ.  XIV  512).  Keßsiiv  hiess  der  Uauptflass  der 
dessen  Quellen  vom  Ida  kommen,  mit  einer  gleich- 
imigen  Ortschaft  an  seinem  gewundenen  Mittellauf,  die  sonst 
eh  KsßpiivT,  (Ew.  Keßpr,vtot)  sich  nannte.  Nun  finden  wir  auf 
siscbem  Boden  einen  im  Thema  völlig  entsprechenden  und 
des  derivativen  -^,v  ermangehiden  Flussnamen  Keßpoq,  eine 
Idang  wie  'Kßps;;  es  ist  die  heutige  Cibra  oder  Cibrica. 
Craasos  schlug  die  in  Moesien  eingefallenen  Bastamen  rpo; 
Ke^>  z&t3|mI)  (Cass.  Dio  LI  24) ;  Ptoiemaeus  schreibt  Kiaßpo; 
ler  Kt'aiißpi;  s5Ta|xi?;  das  Castell  an  der  Einmündung  in  die 
)oDau  heisst  Ksßpo^,  in  den  Itinerarien  Ccbro,  Cambro,  Ciambro, 
and  dazu  halte  man  auch  CAMBRE,  eine  Ortschaft  im  asiati- 
chen  Mysien  (Plin.).  Wir  sind  versucht,  diesen  Namen  aus 
^r  Wurzel  k6p  :  ka(m)p  —  ,sich  krUmmen,  winden*  zu  deuten; 
jl.  skr.  kampra  ,8ich  windend,  gewunden',  unter  Annahme 
aes  Uebergangs  von  p  in  b  nach  m,  wie  in  kelt.  kambos.  — 
Lusdiücklich  finden  wir  die  Kißpi^,v.si  des  mysischen  Landes 
»ch  bei  Polyaenus  (VII  22),  der  mitunter  aus  recht  guten 
und  alten  Quellen  schöpft,  vermerkt,  und  zwar  in  Verbindung 
üt  den  gleich  zti  besprechenden  Skaicrn,  allerdings  wiederum 
(♦pax;a  ibrr,:  für  moesische  Herkunft  spricht  indess  der  unter 
iden  allherrschende  Cult  der  Hera.  Den  Priester  dieser 
nennt  Polyaenus  Kom'YY*;;  dazu  halte  man  Cosingis,  die 
Gemahlin  des  Nikomedes  L,  eine  Frau  von  phrj'gischer 
LbkonA  —  wie  innig  deckt  sich  da  die  phrygische  und  dio 
sehe  Namengebung! 

Sxiiot  oder  Sxa'.oi  finden  wir  —  ungewiss  ob  als  phrygi- 
aehea    oder   als    mysisches    —    sOvo;    ixstaru   xf,;    Tpuacs;   xat  tffi 
Moa;;   in  der  Europa  des  Hecataeus  (Steph.  Byz.;   lOvs;  6pä- 
Hesych.),    wahrscheinlich    gelagert    im    Chersonnes,    der 
Bf  in  den  Besitz  <ler  thynischeu  Dolongker  überging.    Aus 
Schichtung  würde  sich  der  homerische  Ausdruck  Sxjitai 
f.  nir  das  Westthor  von   llios  {V  140)  aufs  beste  erklttren: 


52 


IV.  AbliuidUiig :    TonMchek. 


es  war  das  Thor,  welclies  zum  dardanischen  Sand  uiid  zu  den 
SkAiem  ftUirte;  so  gab  es  nachmals  in  Byzantion,  in  Abdera 
und  in  Amphipolis  Hpr;ixiat  riiXat.  So  ergibt  sich  ein  neuer 
Beleg  für  die  Wanderung  mysischer  Stämme  nach  Asien:  die 
Hauptmasse  der  Mysen  war  über  den  Bosporus  vorangezogen, 
die  skaische  Abtheilung  verblieb  im  Chersonnes.  Den  homeri- 
schen Rhapsoden  lag  in  der  Troas  die  mysische  Namengebunp 
fertig  vor;  von  den  alteinheimischen  troYsch-teukrischen  Namen 
hatten  sich  weit  geringere  Reste  erhalten.  Haben  etwa  die 
Skaier  einmal  den  Sund  überschritten  ?  Schwerlich !  Strabo 
(p.  586)  nennt  als  illtere  Bewohner  der  Ciegend  von  Abydos 
nur  Dryopen,  Bebryken,  als  spätere  ,Thraken';  Abydos  selbst 
soll  (p.  590  nach  den  troi'achen  Zeiten  von  ,Thraken'  bexvohnt 
gewesen  sein.  Wir  erinnern  noch  an  die  Edonen  von  Antan- 
dros,  an  die  kimmerischen  Treren.  Strabo  (p.  590)  führt  unter 
den  Analogien  zwischen  der  troYschen  und  ,thrakischen'  Namen- 
gebung  ausser  den  Sxaioi  , einem  gewissen  thrakischen  Stamme, 
auch  noch  den  Flussnamen  Ijutii;  an :  er  meint  ofl'enbar  den 
2xio;,  O'cxto;,  OESCUS  des  moeso-getischen  Landes.  Wenn 
Polyaenus  mit  den  Kebreniem  Sxaißiat  verbindet,  .so  erkennen 
wir  darin  die  echte,  einheimische  für  die  moesischen  Skaier, 
d.  L  2x«if4ai,  vom  Thema  cxatF*-;,  lat.  scacvos  ,link*.  Ob  diese 
gerade  am  Isker  sassen ,  wissen  wir  nicht ;  der  Name  dieses 
Flusses  spricht  nicht  sehr  dafür.  An  der  unteren  Donau  fehlen 
nicht  Spuren  des  alten  Daseins  der  SkaYer  mitten  unter  den 
Gcten.  Zwischen  dem  latrus  (.lantra)  und  dorn  Castcll  Tri- 
mammium  (an  der  Mündung  des  Lom)  stand  ein  getisches 
CasteU  SCAI-DAVA,  Sxat^sßa,  d.  i.  ,Skaier-Siedelung*.  Weiter 
stromab wilrts,  zwischen  Carsum  und  Bireum,  finden  wir  einen 
Ort  Ktsc  oder  Oiura,  den  nicht  erst  Lysimachus  oder  die  Römer 
werden  crl.»aut  haben ;  es  vergleicht  sich  die  mysische  St&dt  Kto; 
an  der  Mündung  des  phrygischen  'Asy.iv.o;.  —  Nicht  «larf  jedoch, 
wie  dies  von  Giseke  geschehen,  die  Tripolis  SCAEA  III  m.  p. 
a  Larisa  super  Pencum  aninem  (Liv.  XLII  55,  6)  ftlr  die 
Wanderungen  der  Vorzeit  verwerthet  werden,  eine  Localität, 
deren  Name  weder  mit  den  mysischen  SkaYern,  noch  mit  der 
pelagonischen  Tripolis  von  Azoros  zusammenlülngt. 


Die  alt«a  Thnkfr,  t. 


» 


TU.  Die  thraklschen  Völkerstäoune. 
a)  Die  südliche  Gruppe. 

Die  bisher  dargelegte  Schiclitung  der  phrypischen  und 
»ysischeu  Stamme  westlii-b  und  sUdlich  um  die  centrale  Ilaupt- 
BHSsc  der  eigentlichen  Thraker  beweist,  dass  diese  Stilmme 
Ursassen  zu  betrachten  sind,  welche  zunKchst  und  vor  allem 
jiurch  die  zu  verseiiiedenen  Zeiten  erfolgte  Invasion  der  nordi- 
Thraken,  für  welche  der  Haemus  nicht  nur  ein  Durch- 
ebiet,  sondern  auch  eine  wahre  Heimstätte  wurde,  zur 
geworfen  oder  in  kleine  Tlieile  zersplittert  oder  gitnzlich 
irttngt  worden  waren.  Wohl  war  die  Culturstufe  der  ein- 
edrungenen  thrakischen  RossezUchter  nicht  zu  vergleichen 
it  der  höheren  Stufe,  welche  die  Ursassen  sowohl  durch  die 
lonst  der  Naturvcrhilltnisse  wie  infolge  vorzeitlicher  Berllh- 
ren  mit  den  Völkern  des  Südens  eingenommen  hatten;  aber 
Üfl  Geschichte  lehrt,  dass  es  in  der  Vergangenheit  wiederholt 
iclien  ist,  dass  rohere  Völker  über  gesittete  obsiegt  und 
iben  Ubtrschichtet  haben.  Was  sich  im  Haemusgebiet  im 
aasen  abspielte,  wiederholte  sich  nachmals  in  kleinerem  Mass- 
übe  auf  kleinasiatischem  Boden,  wo  wir  thrakische  Thynon 
bings  umgeben  von  älteren  phrygischen  und  mysischcn  Stämmen 
(rorfinden;  zu  welcher  Zeit  aber  auf  diesem  allophylcn  Boden 
ie  Phrygen  selbst ,  hierauf  die  Jlyscn,  sich  festgesetzt  hal)cn, 
fehlt  uns  jede  Berechnung.  Die  ältesten  Vorstössc  und 
Tanderungen  der  Thrakcn,  welche  bewirkten,  dass  das  ganze 
{nrdland  bis  zum  Strymon  und  Bosporus  den  Namen  Thrako 
[*rhielt  und  dass  die  Reste  altansftssigcr  Völker  in  diesem  Namen 
fgiengen,  sind  für  uns  in  völliges  Dunkel  gehi'ült.  Von  den 
ndeatungen  der  homerischen  Lieder  abgesehen,  welche  vor- 
sweise  den  ägäischen  Küstenstämraen  phrygischer  und  paio- 
jscher  Abkunft  gelten,  bezeichnet  erst  die  Periode  des  kim- 
erischea  Völkersturms  und  der  thynischon  Wanderung  fllr 
den  Eintritt  in  die  Geschichte;  und  selbst  diese  Zeit  vor- 
Bn  wir  nur  in  dunklen  Zügen  zu  erkennen. 
Arktinos,  der  Dichter  der  Aithiopis,  stellte  die  Amazone 
Penthe«ilea,  die  neue  Bundesgenossin  der  Troer,  als  Tochter 
de«  Ares  und  der  "Oxpiipr,  und  als  bpäoca  tb  -fevsi;  hin.   In  Otrera 


IT.  AMaolIiiBg:    Tsnitcbfk. 


erkennen  wir  eine  Anspieiong  auf  das  thrakische  Volk  der 
Trercn,  welches  bei  der  sogenannten  .kimmerischen*  Wanderung 
die  Hauptrolle  spielte.  Wann  diese  Wanderung  begann.  Ifiast 
sich  nicht  erkunden;  dieselbe  wurde  vielleicht  durch  Elinf^e 
pontischer  .Skoloten  veranlasst,  welche  im  Flachlande  an  der 
unteren  Donau  und  darüber  hinaus  sich  auszubreiten  suchten: 
vielleicht  drängten  auch  die  Sigynnen,  sarmatische  Metanasten 
die  wir  im  Gebiete  der  Theiss  suchen  dürfen.  Die  Haemos- 
stftmme  wurden  unruhig,  voran  die  Tpf^csc  oder  Tpi^tz.  Reste 
dieses  thrakischen  Nomadenvolkcs  kannte  noch  Thncjdides 
(n  96):  ,die  Grenze  des  Odrj-senreiches  nacli  der  Seite  der 
Triballer  zu  1)ilden  «t  Tp^p£;  xat  si  TiXarrais'.:  diese  l>eiden  Völker 
wohnen  nördlich  vom  Skombros  (Ryla)  und  reichen  gegen 
Westen  bis  rum  Flusse  "Ostmo;  (Isker)'.  Theopomp  erwähnte 
Tpf,p;;  oder  Tpöpsc  als  ywpfov  OpjxrjC  (St.  B.):  Plinius  nennt 
TRERES  an  den  Grenzen  der  Provinz  Macedonia,  sei  es  im 
Norden  oder  im  illyrischen  Westen,  etwa  in  der  Nachl^arschaft 
der  Brygen  und  Trailer.  Die  Hauptmasse  des  Volkes  hatte 
sich  jedoch  am  Schluss  des  8.  Jahrhunderts  v.  Chr.  dem  Heiles- 
pont  zugewandt;  es  muss  geraume  Zeit  verflossen  sein,  bis  sich 
die  Treren  hier  sammelten,  um  mit  Kind  und  Kegel,  Karren 
und  Vieh,  auf  Flössen  über  den  Sund  zu  setzen ;  Troas,  Mysien 
tmd  das  nachmalige  BithjTiien  wurden  von  Urnen  heimgesucht. 
Strabo  berichtet,  wahrscheinlich  nach  Xanthos  (I,  p.  59):  ,Vom 
bistonischen  See  sowie  vom  See  Aphnitis  (in  Mysien)  sollen 
einige  Ortschaften  der  Thraken  oder  nach  Anderen  der  Tp^e^ 
welche  Nachbaren  der  Thraken  waren,  hinweggeschwemmt 
worden  sein'.  Femer  (p.  586):  ,die  Käste  südlich  von  Abydos 
bis  Adramjrthion  besetzten  die  Tpfips;,  ein  Stamm  der  Thraken'. 
Tpip'.o-«  hiess  eine  Anhöhe  in  der  Troas  (Tz.  ad  Lyc.  1141.  1159), 
ein  Ort  in  Mydcn  (Str.  XUI,  p.  607)  und  an  der  bithvnischen 
Küste  (Ptol.  V  1,  2).  Antandros,  voreinst  lelegist-h.  dann 
edoniscb,  hiess  ein  Jahrhundert  hindurch  (700 — 600)  Ks^i^iip-!^  — 
so  lange  hausten  hier  die  Thraken;  Kt;j.;i.£p!si  aber  hiessen  im 
Munde  der  kleinasiatischen  Aboriginer  und  der  Scfmiten  die 
Nordvölker  überhaupt.  Arrian  fand  in  seinen  ,bitiiyDi9c)ien  Ge- 
schichten' Gelegenheit,  der  Treren  oder  Tpt^i  zu  gedenken: 
sie  gahen  ihm  für  Nachkommen  des  Tpc^cK.  Sohnes  de«  Riesen 
*Oßpuifew;  und  der  B:2xr„  wodurch  ihre    thrakische  Abkunft  »o 


Di«  ■Itan  Thnkar.  I. 


SS 


wie  ihre  Wildheit  gekennzeichnet  wird.  Von  Bithynien  ,warfen 
^Haie  sich  bald  auf  die  Paphlagonen,  bald  aaf  die  Phrygen,  deren 
^HLönig  Mida«  sich  den  Tod  mit  Ochsenblut  gab'  (Str.  p.  61), 
^^Bm  phiygisch-pisidischeD  Grenzort  Z'jaaaoi  sollen  die  Kimmerier 
^■reiche  Getreidegruben  getroffen  und  sich  davon  ernährt  haben 
(St.  B.).  Die  Hauptmasse  überschritt  den  Halys  (St.  p.  552) 
und  setzte  sich  im  Gebiete  von  Sinope  fest  (Hdt.  IV  12); 
weiter  gegen  Osten  wandernde  Haufen  stiessen  auf  die  aus 
lern  Zweistromland  nach  Mada  eingefallenen  Oaka.  Diese 
rölkerstUrme  scheinen  die  bisher  am  Iris  und  Lykos  sesshaften 
aenier  o<ler  Hai-o[  langsam  dem  oberen  Frät  und  Araxes 
igeführt  zu  haben.  Viellcifht  wurden  auch  Theile  der  Treren 
Btwftrts  verschlagen:  im  Grenzlande  der  Anuenier  und  Iberen 
■ennt  Plinius  eine  regio  TRI  ARE  (vgl.  Tpt^pe?  des  Arrian)  d.  i. 
Üe  heutige  Landscliaft  Thrialetiii  am  Flusse  Ktsia,  welcher 
ildlich  von  Titlis  in  den  Kur  ftlllt;  hier  wird  in  armenischen 
[Schrift werken  ein  Volk  Namens  Thrcl-q  erwilhnt.  Auf  die 
Ifachricht  des  Strabo,  dass  es  im  Grenzlande  der  Armenier 
Jirakis^che'  Kopfabschneider  oder  -apasipat  gebe,  legen  wir 
ibei  weniger  Gewicht;  in  Assur  aber  finden  wir  einen  Ort 
]ILMMIR  (GR.).  In  den  ass^i-ischen  Keilinschriften  aus  der 
Zeit  des  Assiirhaddon  und  Assurbänipal  werden  die  EinfUlle 
rder  Gimirrä  nach  Assur,  Chilaku  und  in  das  Land  Ludu,  wo 
[Onig  Gugu  oder  Gyges  herrschte,  erwilhnt;  Gyges  griff  die 
Ibennüthigen  Gimirrai  an,  welche  sein  Land  verwüsteten,  und 
chlug  sie;  Ijei  einem  zweiten  Einfall  jedoch  verlor  er  sein 
?ben.  Unter  Ardys  U.  (=  Alyattes  III.)  setzten  die  Kimmerier 
ihre  Raubzüge  und  Plünderungen  fort;  im  Verein  mit  einer 
ikarischen  Bande  unter  Lygdamis  eroberten  die  Treren  unter 
Bm  Fürsten  Kfijs;  die  Unterstadt  Sardes;  dann  zogen  sie 
Magnesia  am  Maiandros  und  tödtetcn  viele  Leute. 
Lygdamis  kam  in  KÜikien  um,  Kobos  zog  vor  dem  Sakenkönig 
ndua,  dem  Sohne  des  Prätathiya,  den  Kürzeren.  Die  endliche 
iVemichtung  der  Kimmerier,  welche  in  Kleinasien  Alles  durch- 
^einander  gebracht  hatten ,  wird  dem  vierten  Alyattes  zuge- 
chrieben  (ca.  600). 

Den    Griechen    lagen    nicht   zusammenhängende   Berichte 

Iher  diese  Wanderung  vor,  sondern  nur  einzelne  Andeutungen 

er  Dichter,  zumal  des  Kaliinos.    Dieser  erwähnte  den  Angriff 


TT.  A1)hu4liiii|[:    TonaMhak. 


der  Kimmerier  auf  die  'Hatovee?  (Str.  p.  627)  oder  Maionen, 
das  Anrücken  derselben  pegen  Sardes  und  Magnesia  (p.  648) 
,vüv  3'  izl  Ki|ji'r«p(ii)v  crpaTo;  IpxEtat  ößptnoef5Y<i'»S  sowie  den  Kobos 
,Tpi,piaz  avJpaj  drfwv'  (St.  B.).  Was  mag  aber  der  Name  Tpäpe^ 
bedeutet  haben?  Das  Thema  tr'är,  trär-  ist  aus  trAir  entstanden, 
und  dieses,  wie  thrak.  pair,  anncn.  hair  ,Vater'  aus  patör-, 
hinwiederum  aus  trät^r,  d.  i.  , Hüter,  Viohhalter,  Hirt',  von 
der  arischen  Wurzel  skr.  trä,  zd.  thra  ,hüton,  nähren';  dazu 
gehört  auch  armen,  ere  (gen.  eröj.  creoj)  ,animal,  pe<?U8',  ge- 
bildet wie  zd.  thräyu  ,nilhrcnd,  Nahrung';  sogar  in  der  Sprache 
der  finnischen  Mordwa  findet  sich  die  Wurzel  tra-  ^nähren, 
pflegen,  halten'  mit  Derivaten  wie  tr'amo  , Unterhalt,  Nahrung* 
vgl.  zd.  thrinia.  Es  wilre  niclit  unmöglich,  dass  sich  mit  den 
Thraken  eingedrungene  skolotische  Haufen  gemischt  hatten, 
echte  Noraaden,  welche  von  den  Thraken  ,Viehzüchtcr'  genannt 
wurden ;  der  im  Haemus  zurückgebliebene  Theil  war  aber  jeden- 
falls rein  thrakisch. 

An  diese  Treren  schlie.ssen  sich  die  Trauen  an,  welche 
gleichfalls  ausgedehnte  W.anderungen  unternommen  haben.  Sie 
waren  gleichzeitig  oder  kurze  Zeit  nach  den  Treren  ausgezogen 
und  wandten  sich  dem  illyrischen  Westen  zu,  wo  sie  die  phry- 
gischen  StAmmo  Emathia's  auseinander  warfen;  denn  wir  finden 
TpäX/.Et;  oder  TcaXXEli;,  TpaXXss  oder  TpaXXisi  hart  im  Rücken 
der  Brygen  —  die  Trallen  als  den  treibenden,  die  Brygen  als 
den  geschobenen  Theil.  Es  gab  an  der  Grenze  des  make- 
donischen Stammlandcs  eine  Landschaft  TpaXXtxY5  oder  TpaXX(a  • 
noip«  T^s  'IXXupio?  (St.  B.).  Theopomp  war  in  der  Lage,  trailische 
Ortschaften  anzuführen :  B>;yi;  •  jjioTpa  xai  woXt;  twv  iv  T/.Xopfa 
TpäXXewv,  und  BsXoupoi;  •  nsipa  %a\  siXt;  lüv  ev  'IXXupta  TpaXXsuiv 
(St.  B.).  Wenn  BsXoupc;  zugleich  eine  riXt?  Seszpwtta?  war,  so 
schhessen  wir  daraus,  dass  die  Trallen  in  der  Verfolgung  der 
Brj'gen  bis  nach  Epirus  gelangt  waren.  Wie  eng  das  Thrakische 
mit  dem  Armenischen  zusammenhieng,  ersehen  wir  daraus,  dass 
sich  der  Name  BsXojpo;  (aus  Biy/spo;;,  gebildet  wie  ß6pßsps{)  aufs 
beste  aus  armen,  bolor  ,rund;  Runde,  Umkreis'  und  blur  (gen. 
blroj) , runde  Anhöhe,  tumulus'  erklärt,  von  einer  Wurzel  bhel : 
bhol  ,sch wellen,  sich  ballen';  gr.  ßoXßs«;  ,Zwiebcl'  (aus  ßsXfö;, 
vgl.  Ht.  bulwis  ,Kjirtoffel,  Bolle')  mag  aus  einem  nördlichen 
Dialekt  stammen.     Nur   iiirer   geographischen   Stellung   wegen 


Di*  titm  Tknkar.  I. 


sr 


werden   diese   Trauen   den   Dlyriern   zugewiesen   (Liv.  XXVII 

ii2,  4;  XXXI  35,  1  TRALLES  Illyriorum  genus);  sie  bildeten 

in  starkes  Contingent  im  makedonischen  Heere.    Die  thrakische 

Ibetammung  ergibt  sich  aus  der  Namensform,  einem  Derivat 

der  einer  dialektisclien  Aussprache  des  Tliema  tr&r-;  in  echt 

Ithrakischcn  Personennamen   werden    wir  dem  Element  -TpaXr,;, 

l-traha  .nillirend,  züchtend'  häufig  begegnen.  —  Eine  zweite  Ab- 

lieilung  der  Trallen  Hnden  wir  im  Berggebiet  zu  beiden  Seiten 

iea  Nestos.  Als  Agesilaos  aus  Asien  heimkehrte  (394),  stiess  er 

Gebiete  der  Pässe  auf  Tpa^Xst;  (var.  TpwiSET;),  Plut.  Ages.  16, 

ipophthegm.  Lac.  42.   Am  Südabl)ang  der  Rhodope  finden  vnr 

loch  in  später  Zeit  eine  Gegend  und  Veste  BeXXoupo;,  B^Xsps;.  — 

Trallen   waren    endlich,    als   NachzUgler  der  Treren   oder  als 

V'affengenossen    der    Thynen,    nach    Asien    gewandert.      Eine 

er  Ansiedlungcn  am  astakenischen  Golf  hiess  TpaXXtov,  deren 

rohner  TpjfXX'.ot   (St.    B.).     Auf  lydischen    Boden,   zwischen 

Mesaogis  und   dem  Maiandros    lag  die   uralte  ,pela8gi8che', 

OD    Lelegem,    Minyem   und   Karem   bewohnte   Veste   Aipia«, 

Fwelche,  seitdem  sich  dort  thrakische  Trallier  angesiedelt  hatten 

l(StralK)  p.  r>H>),   den    Namen  Tpa/.Xsi;   oder  TpiXXt;  fUhrte;   mit 

Wen    Trallieni    wandorte    auch    die    thrakische   Sage    von    den 

kFäustlingon'    (a.   d.   Glosse    xi—su^ot)   und   Kranichen    zu    den 

Karem.   Das  benachbarte  iViia  braucht  nicht  als  eine  thrakische 

Uirtlndnng  angesehen  zu  worden,  da  der  Name  wie  der  Diony- 

[•oscnlt  den  Maioncn  und  Phrygen  eigen  war;   der  phrygischo 

jOrt  TpiXXr,;  kann  sowohl  auf  die  Trallen  wie  auf  die  Amazone 

TpaX).3  zurückgehen.    Auvurl^s?.  eine  iuj(J.Yi  Anita;  (St.  B.),  gebildet 

wie  raXr,i!»55  oder  Aa3eiJ«(,  war  wohl  eine  maionische  Gründung; 

«Ingegen  dürfen  wir  auf  die  Trallen  beziehen  Jene  6paae;  AoKsliioi 

oder  As«;TTa;,  deren  Vorort  \i*5^s;  in  Phrygien  von  Gewässern 

hinweggeschwemmt  wurde  (Xanthus  ap.  St.  B.).   Au«  den  alten 

Berührungen  der  Maionen   und  Trallen  erklärt  sich  die  Glosse 

'ATtpiXix'"t:v  Bpiria,  Auisi  (Hcsych.):  der  vocaJisehe  Anlaut  dient 

zur  Stütze  des  Lautcoraplexes  cip-  wie  in  är:p«X6i;-6  <^ipii,  BeuaXoi 

(Hesych.)  neben   lat.  stumos,   ags.  stearn  ,Staar';   die  Maionen 

hatten    gewiss    ein    ähnliches   Wort   für    diesen    geschwätzigen 

Vogel   und    benannten    damit  die   barbarisciien   Trallen,   deren 

Dialekt  ihnen   nnvorständlich    vorkam,   in  volksotyraologischer 

Weise  oder  zum  Spott.    Zur  Zeit  der  Epigonen  finden  wir  die 


58 


IT.  XlilwadlDiig:    ToBS««b«k. 


Trallcn  an  den  Höfen  als  Söldner,  Trabanten  and  Henkere- 
kncchte ;  Tpa) j^ti?  •  (i:56»*5pot  Öpöxec,  oi  Ti;  sovtxie;  XP^'*?  xXr,poüvKj 
r.apx  Toü;  ßastXEÜJtv  (Hesych.).  In  dieselbe  späte  Zeit  fallen 
die  Ansiedelungen  thrakischer  Veteranen  mit  Weib  und  Kind 
auf  pisidischem  und  Ivkisehera  Boden,  z.  B.  in  der  Milyas. 

Nun  wollen  wir  die  Gruppe  der  thynisehen  Völker  be- 
trachten, deren  älteste  nachweisbare  Sitze  am  Strymon  lagen; 
man  kann  demnach  diese  Gruppe  auch  die  ,süymoni8che*  be- 
nennen. Doch  haben  wir  bereits  auseinandergesetzt,  warum 
wir  uns  Brigen  oder  Brygen,  sowie  deren  Stammesbruder,  die 
phrygischen  Edonen,  als  Ursassen  an  diesem  Strome  zu  denken 
haben:  der  Name  Z-zZiulyi  sellwt  d.  h.  .Strom*,  von  der  Wtirzel 
srev  :  sru,  welche  sowohl  im  Germanischen,  Lettischen  und 
Slavischen,  als  auch  im  Phrygischen  in  der  Form  stru  auftritt, 
muss  zunächst  für  ])hr}-gi8ch  gelten;  vgl.  STpopuii  •  'Potii,  Tochter 
des  Skamandros,  die  kikonisclie  Z'püiir,  an  der  Mtindung  des 
Aisc;,  und  -Tpj[i.5v.ev,  Beiname  der  brigischen  Stadt  Miesa  am 
Ostabhang  des  Bermios.  Selbst  der  .\t;Ao;  trägt  einen  phrygischen 
Namen.  Die  thrakischon  St^^•monicr  müssen  also  aus  dem 
höheren  Norden  eingewandert  sein,  in  Zeiten,  die  sich  der  Be- 
rechnung entziehen.  Das  erste  thrakische  Volk,  das  erobernd 
in  den  Süden  vordrang  und  den  Strymon  BOgnr  überschritt, 
waren  die  Bisalten. 

BwaX-at,  mit  Ausgang  wie  in  Hvpsaltae.  einem  odrysischen 
Stamme  am  unteren  Hebrus,  vom  Thema  B-.c-,  das  im  Thra- 
ki.schen  mehrfach  auftritt,  werden  in  den  Genejdogien  von  einem 
Heros  B'.si/.-rr,?  ■  s  'HXicj  xat  F^;  (St.  B.)  abgeleitet,  was  atif  ein 
vorzeitliches  Auftreten  im  Lande  hinweist.  Wenn  hinzugefügt 
wird:  Isz:  xa;  zcTzjxb;  BtsiXTi;;.  so  darf  dieser  Name  für  ein 
poetisches  Synonym  ftlr  den  StrjTuon  gelten,  wie  'Hisvsi;  und 
'H!««vö;.  Als  thrakisches  Eroberervolk  erweisen  sie  sich  darch 
ihre  tiefe  Einlagerung  in  die  Gruppe  der  edonischen  Stumme, 
durch  ihre  vormahgcn  Einfälle  in  die  sithonische  Pallene  (C^non 
narr.  30),  durch  ihre  Erwerbung  der  mygdonischen  Krestonikc 
(Hdt.  Vin  116),  durch  ihren  Widerstand  gegen  die  paionische 
Invasion.  Sic  setzten  ihre  Einige  nach  Süden  und  gegen  die 
cfaalkidischen  Colonisten  fort,  jedoch  ohne  EIrfolg,  ja  sie  ver- 
loren zahlreiche  Ortschaften,  zuletzt  auch  die  Veste  Argiloe. 
Ihr  Zusammenhang  mit  der  Akte  wurde  dadorrk  unterbrociten; 


Di«  «Itan  Tlinker.  I. 


hier  erhoben  sich  fünf  Colonien  der  Andrier;  docli  war,  neben 
Edonen,  Krestonen  und  Tyrsenen,  ein  ©-/Xo;  ßotpßopov  SiYAiürtwv 
Btoo/,Tiv«iv  zurtickgfibliebon  —  neben  ihrem  thrakisch-bisaltischen 
Dialekt  war  also  bei  ihnen  auch  sclion  das  Griechische  durch- 
gedrungen (Thuc.  IV  109,  Diod.  XII  68).  Dieser  thrakische 
Stamm,  welcher  einmal  so<,'ar  eine  Expedition  ge^jen  Kardia 
untomomnien  hatte  (Athen.  XII,  p.  520),  zeigt  sicli  überhaupt 
sehr  bildungsfähig:  bei  ihm  drang  das  altansässige  edonische 
Element  sowie  der  griceliische  Cultureinfluss  erfolgreich  durch; 
doch  zeigt  sich  einmal  ein  grausamer  Zug  im  Herrscherbause 
(Hdt.  1.  c.)  verbunden  mit  Frciheitsgefühl.  Die  wenigen  bisal- 
tischen  Orte,  die  wir  kennen,  stammen  aus  der  edonischen 
Vorzeit,  so  namentlich  BsSu?.  Das  Land  war  llberaus  fruchtbar; 
Oel-  und  Feigenbiiume  gediehen  vorzüglich  (Tbeop.  ap.  Athen.  III, 
p.  77,  d);  den  Hauptreichthum  bildeten  die  Metalle  im  Gebirge 
Aüawpo^,  welche  vielleicht  schon  die  Edonen  ausgebeutet  hatten; 
der  makedoniscbe  König  Alexander  1.  bemächtigte  sieb  der 
Silbergruben  bald  nach  der  Schlacht  bei  Plataiai,  und  ihm  gieng 
daraus  täglich  ein  Silbertalent  ein  (Hdt.  V^  17);  prilchtige  Exem- 
plare von  Silbermüiizcn  mit  der  Legende  Biaa/vTtx.iv  und  der 
Darstellung  des  lanzenschwingenden  tlirakischen  Reiters  sind 
noch  vorhanden.  Seit  Philipp  bheb  die  makedonische  Herr- 
schaft unbestritten.  Als  die  Römer  das  frei  belassene  Makedonien 
in  vier  Districte  theilten  (167),  wurden  BwatXTta  iräsa  ixeti  vf,^ 
cv  Tt)  ^ivTix^  'llponXtiii;  zu  Macedonia  prima  geschlagen;  Livius 
(XLV  30,  3)  fligt  hinzu:  ,BISALTAE  fortissimi  viri  eis  Nessum 
incolunt  et  circa  Strymonem',  und  einen  Vorzug  bildeten  .multac 
frugum  proprietates  et  metalla  et  opportunitas  Ampliipolis*. 
Doch  wird  der  Bis^iltenname  seither  nicht  mehr  erwähnt;  üVjer- 
all  drang  der  Hellenismus  durch. 

Oberhalb  der  Bisaltcn,  zwischen  dem  paionischcn  Thal- 
bezirk Doberos  und  den  Odomanten,  also  in  der  Wele.^-planina 
oder  Belasica  (byz.  BaAMiT^a),  am  See  Butkowo  und  bei  der 
Strumaklause  Rupel  (byz.  "PouxeXiov) ,  sass  das  thrakische  Volk 
der  -ivToL  Auf  diese  Sinten,  sowie  die  benachbarten  Maiden, 
muss  der  Ausdruck  bei  Herodot  (V  5)  ol  xa-rirrEpÖs  KptjiTwvaiuv 
ÖpTJVxe?  bezogen  werden ,  denen  der  barbarische  Brauch  der 
Vielweiberei  und  Witwenschlachtung  zugeschrieben  wird.  Nam- 
haft macht  beide  Völker  zuerst  Thucydides  (II  98)  bei  Gelegen- 


60 


TT.  Ahhandlong;    TonsBChek. 


heit  des  vom  (Jdrvseaflireten  Sitalkas  gegen  Makedonien  unter- 
nommenen Feldzuges  (4ä9):  Sitalkas  war  vom  oberen  Hebrus 
in  das  Gebiet  der  ihm  unterthänigen  Laiaier  und  Agrianen  am 
oberen  Strymon  eingerückt  und  zog  von  da  über  das  Gebirge 
KepxivTj,  die  heutige  llaleäowa-planina,  hinab  in  das  paionische 
Doberos.  Er  liattc  «rhon  einmal  einen  Zug  gegen  die  freien 
Paionen  unternomraen  and  sich  durch  Lielitung  der  Waldungen 
durch  das  menschenleere  Gebirge  Bahn  gebrochen.  Willirend 
er  hinabstieg,  lag  ihm  das  Land  der  Paionen  zur  Rechten,  zur 
Linken  dagegen  das  der  Maiäsf,  weiter  südwärts  jenes  der 
SivToi.  Diese  rallssen  auch  noch  den  Unterlauf  der  StrAmica 
eingenommen  haben,  d.  i.  des  IlivTo?  xsraubi:  itspi  tyiv  twv  }iivT<üv 
Kai  Maiädiv  /üpav  tj;?  Hpäxr,i:  (Mirab.  ausc.  115):  in  diesem  breiten 
Thalgebiete  lagen  wohl  die  Orte  (lapOiKiisoXti;  und  TpiortdXo;, 
welche  Ptolemaeus  der  tnpomjvfa  itvtixi^  zuweist;  in  der  Para- 
strymonia  lag  dagegen  'HpaxXeta.  eine  Gründung  der  make- 
donischen Könige,  zubenannt  2Tpii|ivoiJ  (Hier.)  oder,  als  Vorort 
der  Sinten,  SivTtxtj.  SENTICA  (C.  L  VI,  Nr.  2645,  27G7,  was 
auf  eine  Nebenform  -svioi  llir  itvTs!  hinweist),  d.  i.  die  am  west- 
lichen Ufer  der  Struma  gelegene  Ruine  Wötrena,  kaum  aber, 
wie  Safatik  vermuthet  hatte,  das  heutige  Demir-l.)i^Ar  (byz. 
StJrjpixactpov)  oder  das  bulgarische  Walowista  (byz.  BaXaßima); 
diese  Veste  beherrschte  die  strymonische  Klause,  den  Zugang 
in  die  Parorbelia  und  in  das  Thal  der  Strumica.  Die  von 
Philipp  unterworfenen  Sinten  leisteten  den  Makedonen  unter 
eigenen  Führern  Heeresfolge,  so  noch  unter  Perseus  bei  Pydna 
(175):  ab  Heraclea  ex  SINTIS  tria  milia  Threcum  liberoruni 
suuin  ducem  habebant  (Liv.  XLI  51,  7).  Acmilius  Paulus  liess 
duri'h  P.  Nasica  das  Sinterland  verheeren;  es  wurde  zu  Maco- 
(Imiia  I.  gfsclilagen;  doi'li  sclirinen  die  Sinten  öfttu-  den  Versuch 
gewagt  zu  haben,  ihre  Freiheit  zu  gewinnen,  bis  sie  von  Sulla 
(85)  zu  Paaren  getrielx-n  wurden;  in  der  römischen  Kaiserzeit 
bezeugen  Soidateninschriften  das  rulüge  Dasein  dieser  Pro- 
vinzialcn.  Während  diese  Sinten  als  echte  Thraken  der  ge- 
schielitlichen  Zeit  dastehen,  lässt  sich  dasselbe  niclit  mit  gleicher 
Sicherheit  von  den  lemnischen  i^fvTts;  der  hümcrischen  Ilephaistos- 
sage  behaupten;  doch  könnte  die  von  uns  versuchte  Deutung 
des  Namens  von  Wurzel  Kent-  »stechen'  tllr  die  thrakischen 
Sinten   immerhin   gelten,    da    von  Mctallgruben    auf  sintischem 


Di«  slUn  Tbrakur. 


61 


Boden  gesprochen  wird.     In  der  Stelle  bei  Liv.  XXVI  25,  3: 
PhiKppus  Dardanoruin  urbcm  Sintiam,  in  Macedouiara  transitum 
|X)ardani8  facturam.  cepit  —  wird  wohl  finitiinaiu  zu  lesen  sein. 
1  Die  Matost,  ilAEDI,  die  nördlichen  Nathbaren  der  Sinten 

in  der  grossen  orpotTTj-fü  Matäar,,  MAEDIOA,  bewohnten  die 
lientigen  Landschaften  ^Iale5owo  und  Pijanec  bis  zum  Bergstock 
der  (Isogow-planina  hinauf  und  bis  zur  Grenze  der  Dardaner 
tei  Kumanowo.  Ungenau  sind  die  Nachrichten,  welche  ihre 
Südgrenze  bis  zu  den  Bisalten,  Odomanten  und  Edonen  aus- 
dehnen; so  hatte  z.  B.  Dionysios  in  den  Bassarika  die  arfpia  ?0>.o 
MriSuv  neben  die  "Üiovc;  iXÄsatrJzXsi  gesetzt  (St.  B. );  selbst 
Plinius  sagt:  Maedi  amnem  Strymoneni  aCcolunt  dextro  latere 
ad  Bisaltas  nsque  (richtiger  wilrc  Sintos);  inti'orsus  Denseletis 
vicini  Dardanis  a  fronte  iunguntur.  Dire  Grenze  gegen  die 
Padonen  ron  Üoberos  bildete  nach  Thucydides  die  Kerkine 
oder  nach  Aristoteles  (Hist.  an.  IX  4ö)  to  Meoaaswv  Spe^;  der 
Floss  UsvTs?  durchfloss  die  Gelände  der  Paionen,  Maiden  und 
äinten;  bei  den  Metallgruben  von  Btvat,  wo  Braunkohle  gefunden 
wurde  (s.  d.  Glossen  tkivo;,  nap^cü;),  hatte  Philipp  eine  'PCmt.- 
twiBsXi;  angelegt;  seinem  Beispiele  folgte  Alexander,  welcher 
17  Jahre  alt  (339)  die  l)arlMirischen  Maiden  zurlicktrieb  und 
eine  'AXs^avJpoiMXt;  gründete  (Plut.  Alex.  9,  St.  B.).  Livius 
(XXVI  25,  6)  bemerkt:  incursare  c&  gons  in  Macodoniani  solita 
erat;  jedenfalls  haben  die  Maiden  den  paionischen  Stamm  der 
Agrianen  ausgerottet  oder  sich  assimilirt.  Im  Jahre  212  er- 
r.^>erte  Philipp,  Sohn  des  Demetrius,  lamphoryna,  caput  arcem- 
Maedicae  (Liv.;  «l'ipsjv«,  Polyb.  IX.);  spkter  (IHO)  belagerte 
er  auf  der  Rückkehr  vom  Hacmus  ihre  Stadt  Petra  (Liv.  XL 
21.  22).  Perseos  entbot  die  Bastarnen  von  der  unteren  Donau 
zu  einem  Einfalle  £•.;  Tir,v  Mai2i)ir,v  (Diod.  XXX,  fr.  29);  Baster- 
narnm  exercitus  conscdit  in  Maedica  circa  DESUDAVAM 
(Liv.  XLIV  26,  7);  wichtig  ist  hier  das  Auftreten  des  thrakischen 
dakischen  Elementes  —  dava  ,Siedelung'.  Vjcht  thrakisch 
auch  die  maidischen  Eigennamen:  so  wird  den  Maiden 
SeuOt);  und  'Puvixr,?  die  Erfindung  der  Hirtenflöte  zugeschrieben 
(Athen.  IV,  p.  184,  *a).  Nachdem  Makedonien  römisch  geworden 
war  (147),  wiederholten  sieh  die  Raubzüge  der  noch  frei  ge- 
bliebenen Maiden,  im  Verein  mit  den  Denseleten,  Dardanern 
and  Skordiskem.  In  der  Inschrift  von  Lote  (117)  ist  die  Rede 


es 


IT.  Abhindlnnf:    Tomttelick. 


von  einem  grossen  Einfalle  der  Skordisker,  suvrteXOdvTs?  [u-fl 
aÜTüv  Ttsa  toü  tüv  Matiuv  Juviffrau  |«x'  5jf^*"  i^^ete*"?  (Rev.  arch.1 
1875,  p.  65flF.).  In  den  folgenden  Jahren  werden  meist  nur! 
Ökordisker  als  Feinde  genannt,  so  unter  C.  Porcius  Cato,' 
C.  Caecilius  Metellus,  M.  Minucius  Rufus;  Vulso  (97)  soll  jedoch 
Maiden  und  Dardancr  bewältigt  haben.  Wiederum  stachelte 
Mithradates  die  thrakischen  ßergstämme  zu  Einfsillen  nach 
Makedonien  an,  deren  sich  der  Statthalter  C.  Sentius  nicht  zu 
erwehren  vermoclite ;  nur  die  Denseleten  hielten  damals  zu 
Korn.  Die  Maiden  dagegen  verwüsteten  unter  ihrem  Fürsten 
2ii»Ti(xo;  und  im  Verein  mit  den  Dardanern  und  Skordiskem 
Makedonien,  drangen  in  Hellas  ein,  plluulerten  und  verbrannten 
die  Tempel  von  Uodona  und  Delphi;  L.  Scipio  rieb  die  Skoi^ 
disker  auf,  die  Maiden  und  Dardaner  bewog  er  unter  Belassung 
ihres  Raubes  zum  Rückzug,  auf  welchem  Sotimus  eine  Nieder- 
lage durch  Sentius  erlitt  (ßb  vgl.  Oros.  V  18,  App.  UIjt.  5, 
Plut.  Num.  9,  Cass.  Dio  etc.);  gleichzeitig  drang  L.  Cornelius 
Sulla  mit  seinem  Legaten  Hortensius  brandschatzend  in  das 
sintische  und  niaidische  Land  ein,  beruhigte  die  Denseleten  und 
Dardaner,  schlug  die  Skordisker  und  die  dalmatischen  F^neter 
(öranius  35,  Eutr.  V  7,  Plut.  Sulla  53,  App.  Mithr.  55  etc.)  und 
gieng  dann  (84)  nach  Asien  über.  Bald  darauf  (78)  schlug 
App.  Claudius  die  Maiden  und  lugte  sie,  nebst  einigen  Stämmen 
der  Rhodope,  definitiv  in  die  makedonische  Provinz  ein.  Spätere 
Zeugnisse  über  dieses  voreinst  mächtige  Volk  fehlen ,  nicht 
einmal  Soldateniuschriften  nennen  den  maidischen  Namen.  Als 
gebändigte  Provinzialen,  welche  im  Bereich  der  wenigen  Städte 
griechisch,  im  ausgedehnten  Berglande,  wo  sie  Viehzucht  und 
Köhlerei  trieben,  romanisch  sprachen,  waren  sie  jedenfalls  mit- 
betheiligt  an  der  Bildung  des  makedo-wlachischen  Volksthuras, 
das  sich  später  im  Pindus  eine  neue  Heimat  schuf^  oder  sie 
giengen  in  den  Slowenen,  welche  das  Thal  der  Struma  und 
BregdlnicÄ  in  Besitz  nahmen,  spurlos  auf.  Bevor  wir  uns  ihren 
Stammesbrüdern,  den  Bithynen,  zuwenden,  sei  noch  ihrer  Nach- 
baren, der  Denseleten,  gedacht. 

Aav6aXT;-«i  •  sOvc;  Bpoxixiv  (St.  B.)  nannte  zuerst  Theoporap; 
doch  fallen  wahrscheinlich  mit  ihnen  die  bereits  von  Hecatacus 
erwähnten  AeffiXot  •  eOvo;  ttpaouniv  (St.  B.)  zusammen;  auch  meint 
sie  Herodot  mit  den  Worten  (VUl  115):   oi  ävoj  Hpn^ixe;  ol  itepl 


Di«  tltcn  ThnkM.  I. 


Trpfä;  Toü  SlTpupiive;  ct>Lr,|i.evs(,  «la  er  die  Agrianen  kaum  wird 
lils  Thraker  hingestellt  haben.  Sie  bewohnten  das  obere  Struma- 
tial  von  der  Osogow-planiiia  und  vom  Rujen  aufwärts  bis  zum 
iWitola  und  Znepoljc;  ihren  Mittelpunkt  bildete  das  Becken 
ron  Köstendil  oder  Pautalia;  Ptolemaeus  verzeichnet  die  inpaTTpfia 
katv6r(Xr,T'.xy;  zwischen  MatSixrj,  Bsocixri,  -epitxr,  und  Aap2av(«.  Auf 
[einer  Inschrift  (von  Swrlyg,  Arch.  epigr.  Mitth.  X,  p.  240,  Nr.  4) 
erscheint  ein  Strateg  A£vO£>.t,t(ä>5;  TreJiaefo;,  wozu  wir  uns  eine 
tÄe«f/i^  als  Gegensatz  denken  müssen,  wie  denn  gleichzeitig  eine 
f2T,>.T,TtxTi  Jpiioj  vermerkt  wird.  —  Philipp  II.  zog  (183)  ei;  "OSpisa;, 
5cy;  XII  A£v6r,Xi7:ou;  zu  Felde  (Poiyb.  XXIII  >i,  4);  zwei  Jahre 
iter  besuchte  er  den  Hochgipfel  des  Hacmus  (AVitoäa)  und 
ias  Land  der  DENTIÜ^LETI:  socii  erant,  sed  propter  inopiam 
[laud  secus  quam  hostium  tines  Macedoniae  populati  sunt;  ra- 
piendo  passim  vilhis  primum,  deinde  quosdam  etiam  vicos  eva- 
[»tanint;  frumento  inde  sublato  in  Maedicam  regressus  urbem 
[Petram  oppugnare  est  adortus  (Liv.  XL  22).  Granius  3ö:  Sulla 
krdanos  et  DENSELETAS  ceterosque,  qui  Mac«doniam  vexa- 
mt,  in  deditionem  recepit.  Im  Jahre  30  v.  Chr.  hatten  die 
istamen  das  Land  der  Moosen,  Triballer  und  Dardaner  ge- 
Ipliiudert;  xarispanov  xat  tt,v  Bfif.r,f  tyjv  AeyfteXrjtwv,  IvorrovSov  'Pu- 
«at;  ousov.  Der  römische  Statthalter  von  Makedonien  leistete 
liowold  damals  ('29)  dem  blinden  Dentheletenkönig  -iTä;  Hilfe, 
auch  im  folgenden  Jahre  (28)  bei  einem  neuen  Einfalle  der 
fiastamen  (Cass.  Die  LI  23,  25).  Geraume  Zeit  später  (id. 
LIV  20)  hören  wir  jedoch  von  einem  Raubzuge  der  Dentheleten 
^^und  der  Skordiskcr;  seither  blieben  sie  ruliige  Provinzialen. 
^kWir  finden  Denseleten  unter  den  Legionssoldaten  an  der  Rhein- 
H|p-enze  (vgl.  Brambach  Nr.  980:  Sese  Venulae  f.  DANSALA; 
■Kr.  1290:  C.  Tutius  Manii  f.  DANS.  eq.  ex  coh.  III.  Thrac; 
^als  Personenname  begegnet  DENSOLA  Drulentis  f.,  Mitth.  1891, 
p.  147,  Nr.  13).     War  DANSALA   die  echte  Singuladorm  zu 

P* -vöaX-^Tat,   80   deuten  wir  diesen  Namen  als  ,Bois8er,  Bissige' 
er  ,Re48Ber',  von  Wurzel  däk  :  dak,  skr.  day.,  daöy  (ahd.  zangar 
nseend,  scharf).   Ueber  das  denscletische  Wort  midne  ,viou8' 
srdcn  wir  bei  den  Glossen  handeln. 
M2l?i^^i6•Jvol  erwähnt  Stral)o  VII  3,  2,  p.  295  als  thrakisches 
Volk   neben   BiOu/si   und   Öjvo(;   vgl.  Stoph.  Byz.  v.  MaiJoJ  •  ,4x 
ixeraßsyre;  xive;  et«  (tj  \t.ipr,  ti  ärtts^sov  xe(|jiEva  •rij;  6p«x»;; 


«4 


TT.  Ablundlang ;    Tomoobek. 


X«)  MaxiSovia;  Mat?oßi6jv;i  iy.ATjOrjffav'.  Die  thynischen  Stämme 
waren  also  vormals  Nachbaren  der  Maiden,  ein  strvmonisches 
Volk,  dessen  urillteste  Heimat  über  dem  Haimos  gele^^en  hatte. 
Die  bytliinisfheu  Thraken  schildert  uns  zuerst  Herodot  (VII  75) 
mit  dem  Beifügen:  ouroi  ik  ävaßivTe;  (Jiev  e?  rrtt  'Afftijv  exXi^6r;cav 
B'.S-jvct,  TS  Je  -pixäf  ov  ixaXiovto,  iS»;  aJTsl  />ev:usi,  STSujjiivtot,  otxwvTE? 
Sri  2-py|i6v'..  ECivüiirfjvat  e£  ^asi  e|  r,6£a)v  üzs  Teuxpüv  -e  z«  Muswv. 
Ueber  diese  Teukren  und  Mysen  haben  wir  bereits  gehandelt; 
ftlr  diese  Namen  müssen  wir  unbedingt  die  Paionen  einsetzen, 
jenes  illyrische  Volk ,  das  vom  Westen  herandrllngend  der 
weiteren  Ausbreitung  der  thrakischen  Eroberer  Grenzen  gesetzt 
hatte;  erst  als  das  Volksthum  der  Paionen  im  Schwinden  be- 
griffen war,  konnten  die  Maiden  wiederum  hervortreten.  Aus 
Herodot  zog  Hesychius  seine  Glosse :  Zxp\j\t.i-noi  ■  ei  BiOuvsi  ts  sp;- 
Tspsv.  Als  ein  strymonischcs  Volk  durften  die  Bithynon  mit 
einigem  Recht  den  homerischen  Helden  'Pr,cc;  als  ihren  National- 
heros feiern.  Nach  Plinius  war  iTpu(AC't;  ein  alter  Name  von 
Bithynien;  schwerer  zu  erklÄren  sind  die  angeblich  noch  älteren 
Beinamen  Kpov(a  und  ßsicaXt;  — ■  sollen  sich  etwa  den  Trallen 
thessalische  Dryopen  angeschlossen  haben,  die  wir  bei  Abydos 
fanden?  Ueber  die  von  PUniuB  vermerkte  Benennung 
MALIANDA,  worin  kaum  Melandia  stecken  dürfte,  wagen  wir 
eine  Vermuthung:  das  Wort  sieht  aus  wie  eine  dialektische 
Nebenform  von  Marianda,  mit  der  Bedeutung  , Uferland'  (vgl. 
sur.  raaryä-dä  , Merkzeichen'  ags.  mtere  engl,  mere  ,Landesgrenzc, 
Mark',  von  Wurzel  mer:  mar);  damit  hUngt  wohl  der  Name 
der  plirygischcn  Mapuväuvot  zusammen,  welche  die  Küste  vom 
Sangarius  und  Uypius  bis  zum  paphlagonischen  Callichorus 
bewohnten  und  am  Lyons  Leil)eigeno  der  Herakleoten  waren 
—  der  otgiastische  Naturdienst,  der  sich  in  der  Sage  vom 
Upi6>,a{  und  im  threnetischen  ßöpijw?  ausspricht,  sowie  die  vor- 
malige Nachbarschaft  der  Mygdoneii  und  Bebryken  weist  ihnen 
phrygibche  Abkunft  zu,  obwohl  sie  Einige  mit  den  thrakischen 
Thynen  (scliol.  Ap.  Rh.  U  140),  Andere  mit  den  Kimmoriem 
(ibid.  I  1186)  verwechselten;  allerdings  wurden  Kimmerier 
einmal  vor  Hcrakleia  ein  Opfer  des  Genusses  von  äxsviTov 
(EuBt.  ad  Dion.  per.  7',U,  nach  Arrian).  Da,s8  die  thynischen 
Völker  hinter  den  Kimmeriem  oder  Trercn  in  Asien  einzogen 
und   mit   diesen   nicht    verwochstlt  werden  düi-fon,   erpibt  sich 


ans    der    Nachricht    des    Bithynen    Aman,    welcher    mit    der 

Geschiebte   seines  Landes   wolil    vertraut   war  (Eust.   ad  Dion. 

j>er.  322):  &pi*.s<;  s;  Eüponnj;  ätcßr^jav  ei;  'Asiav  |i£Tä  llaripsu  tivs? 

V;venivo?,    ctt   ol  K'.ixjJLiptO!    Trjv  'Aotav    xaTi-psyov,    ou;    exßaXdv-sj  ex 

RtOuv'.«;  Ol  SpixE?  i;)XT)(j«v  sRrtoi.    Dieser  Pataros  drang  durch  das 

L.and  der  Mariandynen  >iis  nach  Paphlagonien  vor,  wie  Derao- 

stlieaes  in  seinen  bitliynischen  Geschichten  berichtet  hatte   (St. 

B.):  riftafoj  JXüiv  QasXiTfsvtaM  Tisv  iXTcasv  >wtt  ex  toj  Tt|jwtv   tov  Met 

Ti;v    ■!rf&5i)YJp£uj£v.     Tis;   wird   jedoch    eher    eine  Gründung   der 

Mariandynen  gewesen  sein,   welclie  den  Heros  TiTfj;  verehrten 

and   bei   denen  ein  Ort  TtwiJa  hiess.     Weiter  verbreiteten  sich 

die  Bithynen    tiefer    im  Inlande,  namentlich    in   der  Thalebenc 

laXwv,    wo    ihr   Hauptort    BiOJviov    (j.  Roll)    stand,    und    in    der 

Uorapiü  des  BcX/.ato?,  wo  sie  Kpaireia  oder  Kprjooa  und  CE1*(>KA 

gründeten.     Tli>Tien    und    Bithynen    geriethcn    wie    die  Mysen 

l'hrygen   und   Mariandynen    unter   die   Herrschaft  des  Kroisos 

(Hdt.  I  28),    sodann  der  Perser.     Zur  Zeit  des  Artaxerxcs  H. 

scheint  sich  der  bithynische  Hiluj)tnng  AotJiXar,;  von  den  Persera 

freigemacht  zu  haben;  nach  iltm  folgten   Bsxsip«;  und  Hie,  dann 

Zi=siTT,;,    welcher    (298/7)    den    Titel    ßaotXeJ;    annahm,    zuletzt 

Nikoniedes  I.  —  Viehzucht   und   Ackerbau   waren    die   Haupt- 

bewchäftigung  der  Bitliyut'ii;  der  Einfluss  der  phrygischen  Nation 

üussert  sich    namentlich  im  Göttercult;    seit  Nikomedes    wirkte 

das  Gricchenthum  ein,  so  dass  endlich  das  tlirakisch  phrygischo 

Element  im  Hellenismus  aufgieng. 

Mit   den    Bithynen    waren   auch  Thynen   in  Asien   einge- 
zogen.    Wir  linden  ein  Inselehen  nahe  den  ,Scheeren'  (Xr,Xat), 
pnannt  Öuviä^  oder  Öjvtji?  (St.  B.),  die  spiltere  Aafvsusü,  Fenosia 
1er  italienischen  Seekarten,  die  heutige  Kirpe-adassi;  das  gegen- 
Iberliegcnde    Festland    vom    Flusse    'Pi^ßa;    an    bis    zur   Mundo 
Sangarius   (Scymn.  977)   hiess   0uv{a,   0uvi^   oder   6uv(;;    es 
rar  die  BKvnxr,  Hpjxr,  der    luthynischen  Herrschaft,    in  welche 
ir     Zeit     des     Zipoites     die    HerakJeoten     Einteile     machten 
Mcmnon  17.  18);  in  der  byz.  Zeit  wurde  sie  MsaoOuvi'a  genannt 
(vgl.  MesoTprft»,  MsTO/aXJia).    Hier  gab  es  nur  kleine  Ortschaften, 
|1kt    die  Felder  und  Wttlder  waren    ausgedehnt  und    ergiebig- 
Zurückgebliebene  Reste  der  BtOuvsi  xai  Öuvsi  Spi^ixe;  finden 
IHrir    auch    auf   der    europUischen    Seite,      Strabo    XH,    p.  541 
Driehtet  ausdrücklich,   dass  es  noch  zu  seiner  Zeit  in  Thrako 

SiUunplHt.  <>.  |ihil.-Ual.  CI.  t'XXVni.  IM.  4.  Abh.  5 


66 


IV.  AbliuidltiDg:    Tonciohek. 


einen  gewissen  Stamm  Namens  Biftuvoi  gegel)en  habe;  eine  Stadt 
BtOuvk  nennt  Pomponius  Mela  im  Flassgebiet  des  Erginos;  vgl. 
BITHENAS  (TP.,  Bithena  GR.)  m.  p.  XUI  Apris,  XIII  Moca- 
8ura.  Phylarclius  berichtete  (Athen.  VI,  p.  271,  6):  Bu^ävrtoi 
sÜTw  BcOjvüv  iÜTr.oGxi  d)?  AaxsSi'.jxävio!  tüv  EU.wTdiv.  Die  B'.Ouv(a  i^ 
e-'i  ff,i  6päy.i;?  ~&p\  -aX(*u8T;35iv  (schol.  Ap.  Kli.  II  111)  beruht 
wohl  auf  einer  Verwechslung  mit  der  Tiiynias.  Oberhalb 
Perintlios  und  Selymbria  kennt  Xcnophon  (An.  VII  4,  2)  t'o 
6uvwv  TiJiov.  Die  Gehöfte  dieser  Thynen  und  ihre  Schafhürden 
waren  rings  mit  Pfahlwerk  verschanzt;  stäindig  waren  sie  von 
den  Odrysen  bedroht,  welche  hier  als  Herren  schalteten;  doch 
wehrten  sich  die  Thynen  mit  aller  List.  Xenophon  nennt  die 
öuvoi  ,dio  alicrgcfährhchstcn  Feinde,  besonders  zur  Nachtzeit; 
sie  sollen  einstmals  den  Tcres  überfallen,  viele  Odrysen  er- 
schlagen und  deren  GepÄck  erbeutet  haben';  damals  jedoch,  als 
sie  die  Griechen  im  Auftrage  des  Scuthes  zu  züchtigen  hatten, 
waren  sie  ins  Gebirge  entflolien;  sie  trugen,  wie  die  Bithyncn, 
«Xwxsxä;  iz\  Tsti;  tsfoikxiq.  Die  eigentliche  6'jviä;  war  jedoch 
das  Ufergebiet  zwischen  Saluiydessos  und  Apolloiiia,  wo  wir 
allerdings  auch  ältere  phrygische  Reste  gefunden  haben,  z.  B. 
die  MEAavJiTai.  Ein  thyuischer  Stamm,  die  ^\lk'.•)0^i•(ot,  hatte 
vom  Anbau  der  Hirse  seinen  Namen.  Der  Strand  bei  Salmy- 
dessos,  für  die  Schiffer  gefährlich  wegen  der  Untiefen  und 
Sanddlinen  (tä  (yniOr;  toü  IIsvtou),  war  verrufen  wegen  der  Raub- 
sucht seiner  tliynischcn  Anwohner,  welche  die  Gestrandeten 
ausplünderten  und  erschlugen;  einer  Angabe  zufolge  sollen  sie 
nur  die  fremden  Krilraer,  welche  dort  der  Geschftfte  wegen 
anlegten,  bestraft,  zufilUig  Gestrandete  jedoch  gut  behandelt 
haben.  An  die  Tiiynias  criiniert  noch  jetzt  der  Ort  Iniädha, 
';  tiv  OuvtaJa,  Die  Bürger  von  Byzantion,  welche  eine  weite 
Strecke  Landes  erworben  und  die  th^niischen  Bauern  leibeigen 
gemacht  hatten,  litten  oft  schwer  infolge  der  Raubsucht  der 
Odrysen;  etwa  vier  Dynasten  übten  an  der  Grenze  ihre 
Gerechtsame'  aus:  so  oft  die  Feldfiniclit  reif  war,  kamen  die 
Barbaren  heran  und  rafften  Alles  mit  sich.  Aber  noch  weit 
ärger  trieben  es  spRter  die  Galater  des  tylenischen  Haubstiiatcs 
(Polyb.  rV  46).  BiOuvi;  und  öuvi?  heissen  mit  Recht  Brüder; 
wenn  diese  jedoch  Arrian  als  xaiJe;  'OSpussu  hinstellt,  so  ist 
daran  nur  die  räumliche  Nilhc  Schuld.    Mit  den  Bithyncn  bringt 


Dia  tXiea  Thnktr.  I. 


67 


Appian   (Mithr.   1)   den   Flussnnmon   B.OJa;   in  Zusammonli.ing; 
BtfrJat   werden   auch   als    I6vs;   9paxi);   vcnnerkt   (St.  B.).     Der 
Ihrnkisehe  Eigrcnnamcn  B(6j;   oder  Bj'Oj;   kann    nur   dann    vcr- 
flichen    werden,    wenn    man    B(8jv  (wie    II6Xtuv,    Kixjv  etc.)  zu- 
grunde  legt;   wegen  der  Öüvo!  inuss  Bi-Oävo(  abgctbeilt  werden; 
pider    Islsst   sich    die    echte  Ausspraelie    von  0    nicht    ermitteln. 
|Ob  «l>tv£Ü;  der  j\j'gonftutensage  mit  Wjvi;  Kusnmmenhängt,   etwa 
ifolgo  einer  minjnsehon  oder  karischen  Aussprache,  lassen  wir 
[ dahingestellt;    Hher    die    Herkunft    der    Sage    hat    Hiller    von 
Gaertringeu  Nachweise  geliefert.  —  Die  thynische  Wanderung 
hat  in  Europa  noch  ein  bcmerkonswerthcs  Glied  znrUckgebissen, 
dort,  wo  vormals  die  Skaier  sassen. 

Es  sind  die  AiXoyxoc  oder  AsAif^'O''  DOLONGAE,  in  dem 

Landstriche  AeXovxiic,  d.  i.  im  Innern  des  thrakischen  Chorsonnes 

bis    zum    Flusse   Melas    oder   Apsinthos.     Der   Heros  AöXoyxo;, 

Sohn  des  Zeus  oder  des  Kronos  und  der  Nymphe  Thrake,  galt 

fl\r    einen   Bruder   des  BiOjvi;   (St.    B.).     Der   Bithyne    Arrian 

l(Eust.    ad    Dion.    per.    ii'22)    vermeldet    die    Sage,    Dolongkos 

^habo   als  Herrscher   von  Thrake  viele  Frauen    gehabt  und  mit 

diesen    viele  Kinder    gezeugt,    und   seither   bestehe   unter  den 

Thraken  die  Sitte,  7:oXXi;  £/s«v  Tfuvaixa?,  i>i  äv  iv.  xsXXüv  xsXXoü; 

fXoi£v    x»t?i:.      Die    Sitte    der   Vielweiberei    herrschte    bei    allen 

I  strymonischen     Stämmen.      In     der     Geschichte     werden     die 

Dolongken   nur   einmal    erwähnt   (Hdt.  VI   34):   um   das   Jahr 

651  •    hatten    die    AiXs-fxoi    6?^,Vy,E;   w£s<)£vts;   ■!taX^;x(i)    -lizs   'AiltvOiury 

durch  i^bgesandte  das  delphische  (b-akel  befragt;  als  diese  über 

Athen  heimkehrten,  fanden  sie  im  Hause  des  Aliltiades,  Sohnes 

[des  KypseloB,   gastliche  Aufnahme;  Miltiades  schiffte  mit  ihnen 

iZum  Chei"8ünnes,  unterstützte  die  Barljaren  mit  Knth  und  That, 

verschanzte  die  Landenge  von  Kardia  bis  l'aktye  und  gewann 

bei  ihnen  Macht  und  Grundbesitz.    Auch  den  jüngeren  Miltiades, 

Sohn    des  Kimon,    finden    wir    zur  Zeit  des  Skytheneinfalls  im 

C'hcrsonnes;    er    hatte    zur    Frau    Hegosipyle,    die    Tochter  des 

TbrakerkOniga  Oloros;  erst  493  kehrte  er  nach  Athen  zurück.  — 

I  An  jenen  Abgesandten    waren   ausser   der  Barbarentracht   die 

laiyiJLir,    welche   sie   trugen,    aufiällig.     Sollte  das  Wort  AiXo-.o-.s; 

mit  '^^•c/J,  zusammenhängen,  d.  i.  loXiy/rt  ,longa',  von  der  Wurzel 

diilongh:  delegh,  gr.  JeXt/ic:  (iv)j£Xe/i^(;'!'  Es  gibt  auch  eine  Wurzel 

drl:  dol  .spalten',  woraus  die  A;X(ov£?  erklärt  werden  können.  — 


TV.  Afchuidliini :    ToniBtcliek. 

Dun  gehen  wir  zu  den  BergstJlramen  des  Orbelos  und  der 
Rhodope  llber,  welche  ihrer  centralen  Lag:e  nach  und  wejijen 
ihrer  Erstreckung  bis  hart  an  die  iigUische  Küste  für  den 
ältesten  Thei!  der  gegen  Stiden  vorperiicktcn  thrakischen  Völker- 
welt gelten  müssen. 

Sattp«!  •  lövs;  Bpöxt;;  nannte  zuerst  Hecataeus  (St.  B.),  ebenso 
die  zu  ihnen  gehörigen  Sorrps-xivT«;  (in  Meineke's  Ausgabe  aus- 
gefallen; fr.  129  bei  C.  Müller),  ein  VoUname,  der  sich  gut 
deuten  Hesse  als  ,nach  der  Herrschaft  Streliendc,  der  Herr- 
schaft sich  Erfreunde';  vgl.  nriscli  k*atra  ,der  herrschende  Theil 
des  Volkes,  Herrschaft'  (wie  kara  ,der  handelnde  Theil,  das 
Heer').  Es  können  ja  die  Satren  das  wehrhafte  und  kriegerische 
Element  unter  den  duschen  Thraken  gebildet  haben,  wjlhrend 
die  Hessen  oder  ,üorfbewohner'  die  eigentliche  Volksmasse 
darstellten;  man  halte  dazu  die  SäVoi  östlich  von  der  ^Itindung 
des  Nestos.  Leider  steht  diese  EtjTnologie  nicht  felsenfest  da: 
kiatra  ist  eine  epecifisch-arische  Bildung,  auch  würden  wir  im 
Thrakischen  eher  fiar  erwarten  (vgl.  §ar  , König'  im  gorischen 
Dialekt  von  Hare).  Herodot  (VIl  110)  führt  in  der  Keihe  der 
Völker,  welche  <lem  Zuge  de.s  Xerxes  folgten,  neben  Sapaiern 
und  Edonen  die  lirpai  an,  mit  dem  Beisatz,  dass  sie  tiefer  im 
Binucnlande  wohnten,  obwohl  sie  zeitweilig,  neben  Pieren 
und  (kloniaiiten,  im  Besitze  der  Bergwerke  am  Pangaios 
standen  (112).  Sie  waren  überhaujit  ein  grosses  und  sttirkcs 
Volk  (111),  da«  seit  Menscliengedenken  seine  Freiheit  bewahrt 
hatte:  ,denn  sie  bewohnen  hohe  Gebirge,  mit  allerlei  Waldungen 
und  Schnee  überdeckt,  und  sind  gewaltig  im  Kriege;  sie  be- 
sitzen auch  das  Orakel  des  Dionysos,  welches  auf  den  höch.sten 
Bergen  hegt*.  Und  doch  verschwindet  in  der  Folgezeit  iler 
Namo  der  Satrcn  günzlieh,  nur  Dicr  und  Bessen  werden  genannt. 
Sobald  einmal  das  Bergland  makedonisch  und  römisch  geworden 
war,  konnte  es  auch  keine  .Herrschenden'  mehr  geben;  man 
erkennt,  dass  es  kein  echter  Volksname  war,  sondern  nur 
Bezeichnung  des  kriegerischen  Adels  unter  jenen  Völkern.  — 
Die  AipiiS!  •  lOvo?  öpäy.tsv,  'KxsTaTo;  KüpwTnr)  (St.  B.),  dürfen  wohl 
mit  den  ^s.p-a[zi  verglichen  werden,  welche  Herodot  (VII  11  ü) 
und  Thucydides  (H  101)  als  freie  Thraken  neben  Odomanten, 
Satren  und  Edonen  antVdiren;  die  Asppato:  oder  AEipaioi  der 
Abderitis   (St.  B.)    dagegen   scheinen   Bewohner   der  Ortschaft 


Di*  *lt«ii  Tbnktr.  I. 


69 


Atifi^  gewesen  zu  sein.  Neben  den  Dersaiem  kennt  Thucydides 
sonst  nirgend  erwtthnte  Apüsi.  Im  Akontisma-Passe  fanden  wir 
TfaXXst;  (c<id.  TpfaxiiU).  Tiefer  in  der  Khodope,  zwischen  den 
Kapuiern    und  Bossen,    sass  der  Stamm  der  Apsost,    welche  der 

H^cn^ia  Xposixi,  (Ptol.)  den  Namen  gaben. 

-axaio!,  bei  HeeatACUS  lobai  •  «Ovo;  0päy.;ov  (St.  B.,  Hesyoh.), 
hausten  nach  Plinius  ,ad  Mcstum  amncm  et  ima  Rhodopae', 
von  den  Odomanten  und  Satren  an  bis  zu  den  Korpüen.  Wir 
finden  sie  nnter  den  Völkern,  welche  dem  Znge  des  Xerxes 
folgten  (Hdt.  VII  110).  Zur  Zeit  des  Pcrseus  tritt  'AßpeüxsXt; 
s  Xizxatbiv  ßac'.Xeig  als  Freund  der  Römer  und  Gegner  des  Make- 
donen,  dessen  Land  er  bis  zum  Strymon  hin  verwüstete,  hervor; 
vielleicht  war  auch  Bapsa^ä;  4  xwv  Bpaxtüv  ßaoiAEJ;,  zu  welchem 
Andriskos  geflohen  war  (l)iod.  fr.  II.  Gr.  II,  j>.  XV),  ein  Sapaier. 
Im  Bürgerkrieg  zwischen  Bmtus-Cassius  und  Antonius -Octa- 
vianas  stand  'Paixa'JcroAi;  ö  twv  Xomaüov  ßaatXeü;  auf  Seiten  der 
Republikaner,  sein  Bruder  l'aixs;  auf  Seiten  der  Gegner  (App. 
B.  civ.  IV  87),  deren  Feldherren  den  korpilischen  Pass  und 
■n  Saratwv  trzvti  besetzt  hiflton ;  das  Heer  der  Republikaner 
mngieng  jedoch  die  südliche  Rhodope  (Qarlygh-dagh  und  t^yslaq- 
d«gh)  oder  ts  tüv  Ssnraiwv  £po;  und  erreichte,  nachdem  jene  die 
P&see  aufgegeben  hatten,  die  Ebene  von  Philippi.  Die  römische 
5tp«m;-p«  Sosatxii;  verzeichnet  Ptoleraaeus  in  den  Vorbergen  der 
Ithod<)[ie  vom  Ne-stos  an  bis  zum  bistonischen  See,  an  der  West- 
seite der  Korpilon.  Ovidius  Fast.  I  389  sagt:  exta  canum  vidi 
Trivia«!  lil«re  Säp.aeos;  er  meint  das  Hnndeopfer  der  Hekatc 
Zr^povOia.  In  einem  Epigramm  aus  der  Tundza-Region  heisst  es 
(Ephemeris,  Athen  1884,  p.  263  fg.):  i^  RsXstwv  sotrpüw?  ötvi 
'LrxtXv.r,-*  iptfjwXsv;  man  könnte  dafilr  -inaVjM5v  lesen.  Auf  den 
lat  Inschriften  werden  Sapaier  nicht  ei-wilhnt;  die  oben  er- 
wähnten Eigennamen  sind  echt-thrakisch.  Der  Volksname  Soreai, 
IxzaXoi  Hesse  sich  etwa  aus  der  Wurzel  skr.  9ap  ,8chwören, 
flachen'  deuten. 

KefTfA,;!.  KspitfXoi  oder  K9pitr/.Xot,  CORl'ILLI,  sassen  an  der 
Bite  der  Sapaier  in  der  5TpaTf,Y(a  KopiriXtx^,  (Ptol.)  KopwXX(XYJ, 

Trdche  vom  bistonischen  See  bis  zur  Mündung  des  Hobrus  und 
in  die  'Ai^ivOtc  (.St.  B.)  hineinreichte  und  die  isolierten  östlichen 
Vorberge  der  Rhodope  (z.  B.  den  Sabb-khäne-dagh)  und  die 
Beimenge  Tompyra  (am  Bodama-iai  oberhalb  L)cde-agha6)  oder 


7a 


TT.  AbliudlaDg :   Tom*tek«k. 


-.ä  t<iv  KeprtXwv  crsva  umfasste.  Lilngst  waren  hier  die  Kikonen 
uikI  Paitcr  verschwunden  oder  in  der  griechischen  Ktlsten- 
lievölkernng  aufgegangen;  die  thrakisehen  Korpilen  aber  waren 
aus  dem  inneren  Ik-rgiand  der  Hhodupe  zur  Küste  vorgedrungen. 
Im  Jahre  IHH  v.  Chr.  grifie»  in  der  Enge  zwischen  Kj-psela 
und  dem  Hclirus  lO.rwjO  Thraker  aus  vier  Stilinnien  deu  römi- 
schen Feldherni  Maiilius  an  (Liv.  XXXVIll  40,  8):  Astii  et 
Caeni  et  Maduateni  et  (.'OH PILI  (cod.  coreH).  Die  MADUATENI 
werden  sonst  nirgend  erwillint;  MaJuTsiq  oder  MaSuiioi  der  Grie- 
chenstadt MoiouTs^  (i.  Ma'ito)  im  Chersonncs  werden  es  nicht 
gewesen  sein,  sondern  irgend  ein  thrakischer  Bergstamm  aas 
der  Kliodope.  Als  Eignnnamc  Hndet  sicli  Kspw/.s;  auf  einer 
bischrift  aus  Imbros  (Sjllogos  XJII,  Anliang  S.  11,  n"  19); 
vielleicht  waren  die  von  Steplianus  (v.  'A-pwpa)  erwälmten  Sxopirsi 
oder  Sxipwoi  Thraken.  Letztere  deuten  wir  vom  Thema  skerjj , 
kerp-  jScheeren,  schneiden,  schlachten,  pflUcken',  die  Kopi:i>,oi 
von  AVurzel  qerp-  ,wenden,  drehen,  sich  unidnlien'. 

Auch  die  Tpaucot  gehörten  ohne  Zweifel  zu  den  centralen 
StUminen  der  Rhodope.  Livius  erwähnt  sie  als  einen  zur  Kllste 
vorgedrungenen  Stamm  beim  Zuge  des  ManHus  (XXXVIII  41,  (>): 
aliae  angustiao  circa  Tempyra  excipiunt;  liuc  ad  spcm  praedae 
THAUSl,  gens  et  ipsa  Thraecum,  convencre.  Nach  deren  Be- 
witltigung  schlugen  die  KOmer  ihr  Lager  bei  SiXr^  auf.  Von 
diesen  Montagnards  erzählte  sich  das  Alterthum  einen  auf- 
fallenden Hraueh  (lldt.  V  ö.  4;  Hesych.  v.  TpaOssi;,  N.  c.  Damasc. 
de  moribiis  v.  Tpoueiavsi):  ,den  Neugeborencu  bejammern  die 
Verwandten  wegen  aller  jeuer  Übel,  die  er  von  nun  an  zu  er- 
dulden hat,  wobei  sie  alle  menschlichen  Leiden  aurzälden;  den 
Hingeschiedenen  aber  begraben  sie  mit  Juliel  und  Freude, 
wobei  sie  anführen,  wie  er  nun,  von  all  den  Übeln  erlöst,  in 
voller  Seligkeit  lebe'.  Ausser  der  Vorstellung  von  einem  Jen- 
seits finden  wir  hier  den  Ausdruck  der  vollen  Energielosigkeit 
und  Faulheit,  welche  das  Loswerden  von  angestrengter  Arbeit 
für  das  höchste  Glück  httlt  (vgl.  Lobeck  Aglaoph.  801  ff.);  gewiss 
waren  diese  Trausen  weder  fleissige  Landleute  noch  strebsame 
Handwerker,  sondern  armselige  xjAjßiT«  Tive?  xat  Xiwpsßtoi,  wie 
Strabo  von  den  Bessen  bemerkt.  Hesychius  bezeichnet  die 
Trausen  als  cO/o;  IxuOixjv,  was  nicht  viel  bedeuten  will;  wenn 
wir  jedoch   bei  Ste]ihauuij  die  Notiz  tiiiden:   Tpaussi  •  sOvo;,  s'Ci;  ci 


Di«  iU«n  Tknk«r.  I. 


71 


i 

i 


} 


'EKkriyei  'A-fadus««;  ivo|j.oiCsu7!,  so  erkennen  wir  darin  den  echten 
HAtionalen  Namen  jenes  nordischen  Volkes,  das  die  Skoloten 
mit  einem  skoptischen  Vorsdilag  \K-{i-fyjf<:oi  benannten ;  wie  alle 
Thraken,  so  waren  auch  die  Trausen  aus  dem  Karjiatenwall 
{•kommen.  Mit  dem  Flussnaraen  Stpjüo;  (von  Wurzel  streu: 
stra  flü>)  des  l$istonenlandcs,  dem  heutigen  Quru-cai,  liulien 
die  Trausen  nichts  gemein;  ihr  Name  erklärt  sich  vielmehr 
Ton  einem  Thema  tröu-5,  trau-k  (vgl.  'p^jo,  tnicldo,  TpaO-pta) 
und  aus  der  Wurzel  teru  :  tru  (tpü)  ,aufreiben,  durchbrechen, 
entzweireis-sen,  verwunden'. 

Die  Atti,  d.  h.  die  »rjöttliehen,  die  Gottesdiener',  erscheinen 
als  eines  der  ursurHnglichsten  und  namhaftesten  Volker  der 
Rhodupe.  Als  Sitalkas  gegen  die  Makedonen  auszog  (420),  cnt- 
liot  er  ausser  den  Oeten  viele  von  den  unalihiingigen  Thraken, 
welche  grösstentlieils  die  Khodopo  bewohnen  und  Atst  genannt 
werden,  zu  den  Waffen;  die  Einen  gewann  er  durch  (iold, 
Andere  schlössen  sich  ihm  freiwillig  in  Hoffnung  auf  reiche 
Beate  an'  (Thucyd.  II  96).  An  anderer  Stelle  (VII  27)  spricht 
Thncvdides  von  Hpöxe;  toO  Aiay.sO  ^£V5U?,  woraus  ('assius  Dio 
^LXVII  6)  Toj  AaxtxoO  ^svou;  und  Vorv.lter  der  Dakcn  gemacht 
'liit:  ,im  8ommcr  des  19.  Jahres  (412)  kamen  von  den  mit 
Schwertern  bewaffneten  [\j.x/at^siiipci)  Thraken  des  duschen 
Stammes  VdOt)  Peltasten  nach  Athen ;  jeder  erhielt  täglich 
eine  Drachme  als  Sold.  l)a  sie  zu  spät  anlangten,  wurden 
rie  «aröckgeschickt;  auf  der  Fahrt  durch  den  Eurijws  über- 
rumpelten sie  den  boiotischen  Mykalessos,  plünderten  nnd  mor- 
deten und  schlachteten  sogar  di<-  Kinder  in  der  Schule,  wie 
denn  die  Thraken  keinem  Barbarenvolke  an  Blutgier  nach- 
stehen ;  der  fhebanischen  Reiterei  gegenüber  vertheidigten  sie 
sich  nicht  übel,  indem  sie  nach  ihrem  heimatlichen  Brauche 
MU  Reih  und  Glied  vorgiengen  und  sich  wiederum  in  Ord- 
nung sammelten.'  Der  Besitz  von  eisernen  Schwertern  er- 
weist metallurgische  Technik,  wie  sie  die  Bessen  seit  Alters 
Qbten.  Noch  einmal  erscheinen  Dil  neben  Odrysen  und  Koila- 
leten  als  Vertheidiger  der  nationalen  Freiheit  wider  die  Römer 
unter  Kaiser  Tibcrius  (Tac.  Ann.  IV  46 — 51)  in  den  Jahren 
21 — 36;  der  Aufstand  wurde  blutig  unterdrückt,  die  Rebellen- 
ftlhror  Tarsaa,  Turesis  und  Dinis  stürzten  sich  todesmuthig  in 
ihre  Schwerter. 


7» 


rv.  Aliliuidlnng:    Tomitebtll. 


DIOBESSI  iK'imt  Plinius  unter  den  hessischen  Stämmen 
am  Mestus  und  in  der  Khodojte;  dieses  hezcichnende  Comjw- 
situni,  gebildet  wie  die  bessisclien  Eigennamen  Üio-scuthes,  Diu- 
zenuB  (=  AiovevT,;),  Deo-spor  (auch  das  Simplex  Ats;  und  Ais; 
findet  sich  öfter  bezeugt),  erweist  die  innige  Verl)indung  de» 
hessischen  Stammes  mit  den  Dicrn,  welche  die  Stelle  der  hero- 
doteischen  Satren  einneliuien.  Wir  ftigen  hier  die  übrigen 
Stämme  an,  welche  zur  hessischen  Nation  oder  zum  düschen 
Stamme  zu  gehören  scheinen.  Der  Apö«'.  haben  wir  bereits 
gedacht.  Aiespai  vermerkte  Hccataeus  als  eövs;  Hcixtov  (St.  B.J: 
sie  geliürten  kaum  in  das  bisaltische  Spo;  Aüawpsv,  sondern  zu 
den  Hessin,  bei  denen  wir  Aewopo;  als  Eigennamen  vorrinden 
(In.sclir.  V.  Hatkun,  Dunumt  \>.  13,  n"  23).  Bpisai,  BKISAE, 
führt  Plinius  unter  den  hessischen  Sonderstilmmcn  an;  vgl.  den 
hessischen  Eigennamen  üeiitu-brisa.  Oberhalb  der  Sapaier 
Sassen  ferner  die  'AXr,TO'!,  HAI.1ETI  (Plin.);  an  die  Diobessen 
schlössen  sich  ostwärts  die  CAKBILE8I  an,  und  bis  zum  Hebrus 
reichten  die  den  Coelaletae  minores  benachbarten  CARHILETAE 
(Plin.);  diese  bewohnten  vioUeielit  ein  tMitholztes  Hi'igelgcbict, 
da  sich  der  Name  auf  die  Wurzel  (s)krebh  :  ki'bh  .dürren,  ver- 
trocknen lassen*  zurückl"ühren  lässt.  Plinius  setzt  ferner  in  die 
nördliche  Rhodope  SL\LP>TAE  an;  als  unter  Kaiser  Augustus 
der  Dionysospriester  Vologaises  den  hessischen  Aufstand  an- 
zettelte (13 — 11  V.  Chr.),  schlössen  sich  den  nach  Makedonien 
eingefallenen  Hessen  auch  sl  -;3AETa'.  an;  Bessen  und  Sialeten 
wurden  sodann  von  dem  Statthalter  Moesiens  L.  Calpurnius 
Piso  unterworfen  (Cass.  Dio  LW  34).  Nun  wollen  wir  die  Ge- 
schicke der  Bessen  selbst  ausführlicher  betrachten,  weil  gerade 
dieses  thrakische  (Jentralvolk  an  der  Bildung  des  ostromanischen 
oder  ,wlachi8chen'  Volkstbums  in  hervorragendster  Weise  hc- 
theiligt  war. 

BrjQooi  waren  nach  Ilerodot  (VII  111)  ein  Stamm  oder 
eine  Volksabtheiluug  der  Satren,  welche  die  heiligen  Handlungen 
im  Dionysosorakel  versah;  eine  Weissagepriesterin,  wie  in  Delphi, 
gab  die  bunten  Sprüche.  Dürfen  wir  die  Bessen  djiriun  als 
blosse  Tempeldiener  fassen?  Ist's  nicht  vielmehr  wahrschein- 
licher, dass  sie  im  Gegensatze  zu  dem  rein-thrakischen  Kriegs- 
adel der  Satren  Angehörige  der  grossen  V^olksmasse  darstellen, 
welche  sieh  mit  den  im  Ürbelos  und  in  der  Khodope  altansässigen 


Di«  all«s  Thnkrr.  I. 


19 


id    alle    (.lulturarbeiten    verrichtenden    phrygischen    Stämmen 
Bmischt  hatte?  Von  diesen  plirypiselicn  oder  edonisehcn  Ueber- 

Bten  war  auch  der  Dionysoscult  auf  die  Tlirakcn  überge- 
en;  eben  darum  verrichteten  gerade  hessische  Priester  den 
empeldienst.  Ncljen  Briosoi  (so  nacli  Herodian)  oder,  wie  auch 
Btont  wird  (zuletzt  l)ei  Eust.  zu  B  Ö32),  Br^ecoi  finden  sich 
päter  die  Formen  Bsocoi  (vgl.  Becm?  4  (laiwv  Plut.  Mor.  p.  6t)9) 
ad  Becct  (in  byz.  Zeit);  auf"  lat.  Inschriften  ausser  dem  üblichen 

ssns  auch  BESUÖ  (0.  I.  III  n"  558.  61U9  VI  n"  2Gii5l)  und 

ESÜS  (XIV  n»  234,  wie  Vitus  neben  Situs,  BiSu;).     Im  Ein- 

zu  der  oben   vermutheten  Deutung   der  Sxtpai   könnten 

ix,    unter  der  Annahme,    dass  Btjws'.   aus  Bs'osoi,    BeTi'.ot,    d.  i. 

jwt    entstanden,    den   Namen    mit  ,Orts-    oder  Dorfbewohner, 

»ngenosscn,  oixeToi'  oder  ,Gefi>lgemHnner,  Dienstleute,  Hörige' 

?rsetzen,   von   der   Wurzel   veik,    vei^:   vij   ,eintreten,   sich 

ederlassen*;  vgl.  skr.  ve(.'jis  , Nachbar,  Clangenosse,  Dienstmann', 
B^i*    ,Nachbarschaft,    Hörigkeit',    lit.    weS-pats    , Gauvorstand, 

lasherr'    etc.     Dabei    bemerken    wir  aber   ausdrücklich,    dass 

nicht  an  jenen  strengen   Kastenunterscliicd  denken,    wie  er 

ch    bei    den    indischen    Ariern    zwischen    den    Ksatriya    und 

M9ya  herausgebildet  hat  (Zimmer,  Altindisches  Leben  S.  187, 
)3.  213).  Auch  an  und  für  sich,  ohne  Hinzutritt  einer  altan- 
sigen  Volksschicht,  konnten  sich  thrakische  Stiimme  ,(.'lan- 
ftnossen'  benennen,  namentlich  in  der  Nachbarschaft  fremd- 
[»rachiger  Völker;  wir  finden  darum  Besseu  oder,  wie  die  ent- 
sreehende  Form  im  dakischen  Dialekt  lautet,  Biisaoi  schon  in 
der  Urheimat  der  Thraken,  im  Karpatenwall,  wo  sie  Ptole- 
uieus  zwischen  den  Quellen  der  Theiss  und  der  Weichsel  an- 
Btzt,  nachdem  sie  von  den  lazygen  aus  der  Ebene  ins  Gebirge 

m^n  verdrilngt  worden.  Als  Volk  hatte  sich  <lie  Bessen  jeden- 
Jls  Hippokrates  gedacht,  wenn  er  von  einer  Heilpflanze  ßtjsaiaxi^ 
[»räch;  vgl.  Galeni  Lex.  (XIX.  p.  88):  i,  izo  Brjccüv  ttüv  ev  ÖpäxiJ. 
ire  Bedeutung  als  Volk  tritt  in  der  Geschichte  immer  stärker 
ervor. 

liessen  waren  Jene  'OpßiiXwt,  welche  Philipj)  mit  .\nwendung 
pischer  Mittel  unterworion  hat  (Polyaen.  IV  2,  IG),  ferner 

ae  Upixe;  sl  3ÜTivo|xoi,  welche  sieh  dem  Alexander  auf  seinem 
rriballerzuge  am  Eingange  zur  Haemuspassage  innerhalb  einer 
R'agiiiburg    verschanzt    entgegenstellten    (Arr.    An.    1    1,  lü). 


74 


tV.  Xlihuidlaiig :    Tontseliek. 


Oft  ist  die  Rede  von  ,Bo83en  der  vier  Cantono*,  TsTpsr/wpiTat  o\ 
Bjjsffsi  oder  TeTpixwiJisi  (St.  B.);  Straho  (VIT,  p.  318)  schildert 
die  Bjotot,  oi  x'o  rikis-/  toD  Spsu;  v£|xo'/tx'.  toü  At|xeu,  die  aber 
ausserdem  (fr.  48)  im  Bergland  am  Olierlauf  des  Hebrus  sassen, 
als  das  wildeste  unter  allen  tlirakischen  Völkern,  als  xiXußiTcrf 
T'.ve;  y.a't  Xuzpoßwi,  als  Leute,  die  so|srar  von  den  lien  ach  harten 
llaubstjlmmen  den  Titel  ,Riluber'  erhielten.  Philipp,  Sohn  des 
Demetrius,  zog  (183)  mitten  durch  die  Rhotlope  ei;  'OJp^Jiii;, 
ߣ;ssu;  y.ai  A£vOr,XYiTC'j;  und  erreichte  Phiiip[M)po!is  (Polyb.  XXIII 
8,  4  Liv.  XXXIX  Ö3,  12);  die  dasclh.st  zurückgelassene  Be- 
satzung wurde  jedoch  von  den  Thrakern  verjagt.  Sie  beun- 
ruhigten wiederholt  die  niakedunisclie  Provinz;  die  römischen 
Truppen  künipften  nicht  iiiiuicr  mit  Krfolg.  Erst  M.  Terentius 
Varro  Lucullus,  der  Bruder  des  L.  Licinius  Lucullas,  dem 
Jlaku.donien  durchs  Loos  zugefallen  war  (73),  drang  erfolgreich 
in  das  hessische  Bergland  ein,  wahrscheiniieii  unterstützt  von 
den  Odrysen,  defen  Gebiet  die  Bessen  besetzt  hatten;  er  schlug 
die  Bessen  in  einer  grossen  Schlacht  im  Ilacmus  und  verjagte 
sie  aus  Uscudamn  (Iladrianopolis)  und  ('ahylc  (Eutr.  VI  10; 
vgl.  Amm.  Marc.  XXVII  4,  1 1 :  Lucullus  cum  durissima  gente 
Bessorum  eontlixit  omuium  primus);  dann  wandte  er  sich  gegen 
die  Getcn  und  Moesen.  Wir  finden  dann  (60)  den  0.  Octavius, 
Vater  des  Augustus,  im  Kampfe  mit  Bessen  und  Thraken 
(Snet.  Oct.  3);  derselbe  besuchte  auch  das  dionysische  Orakel 
(id.  i'>4).  Der  Statthalter  L.  Calpurnius  Pis«  (07.  5t>)  begünstigte 
die  Odrysen  auf  jede  Wei.se  zum  Nachtlieil  der  Bes.sen,  deren 
lliluptling  UABUCENTUS  von  ihm  ohne  Verhör  getüdtet  wurde 
(Cicero  in  Pis.  34,  84).  Im  Bürgerkriege  (48)  steikctj  die  Bessen 
dem  Pompeius  Hilfstruppen,  theils  auf  Befehl  und  Bitten,  theils 
gegen  Sold  (Caes.,  B.  civ.  III  4).  Nach  Caesars  P>mordnng 
schaltete  Brutus  (43)  mit  voller  AutoritUt  in  Makedonien  und 
züchtigte  die  Br,scoi  für  ihre  Räubereien  (Cass.  Dio  XLVII  25). 
Unter  Augustus  (28)  unterwarf'  M.  Licinius  Crassus  die  Grenz- 
völker Makedoniens,  untei-stützt  von  den  Odrysen,  denen  er 
zum  Lohne  den  Tempelbezirk  des  Dionysos  zuwies,  i^iXdiJiEvs; 
Br,osoy5  toI»;  xarey^ovr«;  trjv  yjiiipa'*,  ev  ij  xati  tov  Öebv  ävaXXouiji  (Cass. 
Dio  LI  25).  Zur  Zeit  des  pannonisch-delmatischen  Aufstandea , 
erhob  sich  (13)  üüsXoyä'st,;  6pä;  Bif;50o;,  lepsü;  -coj  zotp"  «ütoT;  Atov'jcou, 
wider  die  Odrysen,  tüdtete  den  Uhcskupoiis,  Sohn  dos  Kotys  IV., 


IH«  alten  Tlinkar.  I. 


75 


ail    vertrieb   den   Uegenten  Rlioiiuctalkas;   M.  Lollius  brachte 

im    zwar  eine   Srlilappe   bei,   doch   der   Aufstand   verbreitete 

ich  immer  weiter,  und  die  Bessen  wurden  immer  übermllthijcjer. 

)a    erhielt    der  Stattljalter    von   Moesien,    L.  <.'!tl|mrnius  Piso, 

ron  Aujsmstus  mit  geheimen  Mandaten  betraut  (Seneca  ep.  XII 

1,  14 1,   das  Commando   und    setzte  sicii,   wie  ein  Dicliter  sagt, 

lie  makedonisdic  xauiia  auf  (Antipater,  AP.  VI  3;55);  er  schhig 

Se  von  einem  Raubzug  hcirakebronden  Bessen  aufs  Haupt  and 

rarf   die    Sialctcn    nieder    (Cnss.    Dio    LIV  34);    nach    vielen 

L»impfen  wurde  (11)  der  Aufstand  bewilltigt  und  dem  Piso  der 

Triumph    zuerkannt.     Damals   feierte    der    Dichter    Antipatros 

l»;v  xaTJTrtWT'.v  tüv  Bsrcwv  (AP.  IX  428):  i&ÜM  2'  inrb  ooi  jESuTjjjiivov 

kps»  Besjöiv  etc.    Florus  crzUidt:  Tliraccs  a  L.  Pisone  perdomiti 

ij>sa  captivitate  rabiem  ostendcre,    catenas  morsibus  ttnnpta- 

bant!    Bei  Appian  (Illyr.  16)   sind  die  Besssi   irrtliilmlich  anter 

Ldie  dalmatisciien  Völker  gerathen. 

Dio  Bsssar,  wurde  als  grosse  Strategie  eingerichtet,  die 
rahrBcheiniich  mehrere  Unter-Strategien  umfesste;  ringsum  lagen 
iie  Matstxr,,  AavO£/>T,Ttxr5,  -spSij'.i',,  0"j73ixr,(;txii,  — sXXrjTty.i^,  K;iX5tXr,Tixi^, 
vzvni,,  Bcvv.xi^,  LaTtat/.r;  und  Aposixi',.  Hauptmurkt  der  Bessen 
IHi  der  Ort  BE8SA  PAUA,  Oüscoüxapov  bei  Prokop,  am  oberen 
TTelirus,  die  heutige  Eisenbalinstation  Bcäikara  südlich  von 
Bazardlik;  von  BESSA  datieren  Schreiben  rüraisciier  Kaiser 
a.  330  (cod.  lust.  III  93,  3  VIII  4,  5)  und  a.  340  (X  32,  21 
cod.    Theod.    Xll    1,  30).     Schon    bei    Ovidius    ersclieinon    dio 

I Bossen  als  thrakisches  Hauptvolk  neben  den  Geten  (Trist.  III 
10,  5  IV  1,  67).  Als  römische  Lcgionssoldatcn  ei"schoincn  Bessen 
^bersos  häuäg  auf  den  Inschriftsteinen,  sowohl  mit  nationalen 
wie  mit  römischen  Namen  (vgl.  Mommscn,  Hermes  XIX  33  ff. 
und  die  Abhandlung  von  E.  Keil,  De  Thracum  auxiliis, 
Berlin  18SÖ).  Obwohl  die  Thraken  dem  Seewesen  abhold  waren, 
rurden  Bessen  stjirk  zum  Fluttendionst  herangezogen,  wie  die 
uechrüten  von  Kavenna  und  Miseiium  bezeugen.  BESSICA 
^ird  in  der  Eintheilung  der  Erde  in  Klimate  namentlich  hervor- 
L'hobcn  (Piin.);  selbst  das  Compendium  des  lul.  Hunorius  ver- 
risst  nicht  auf  die  Bessi,  ebenso  wenig  lul.  Africanus,  welcher 
)pixe;  AIuos(  Beiisi  und  Aipiavsc  ani\lhrt,  und  Isidorus  (Etym.  IX 
1, 89),  welcher  Daci  Bessi  Sarmatae  und  Gipedes  als  Haupt- 
'Volker  nennt.     Noch  im   13.  Jahrhundert  hebt  Niketas,  Bischof 


' 


« 


TV.  Aliliudliing :    TomascheV. 

von  Seres,  naeli  älterer  Vorlage  Ti-ai  und  Becsot  hervor  (Jahrb. 
f.  clnss.  l'liilul.  133  lid.  S.  ßCO).  Wir  sehen,  wie  der  hessische 
Name  das  ganze  einliciraisrhe  Volkselcment  Thrake's  umfasst 
hat.  In  der  nationalen  Sprache  hiess  Hadrianopolis  USOUDAMA, 
Philippopülis  PULPUDEVA;  lordanes  erkundete,  dass  der 
Stroniname  IIISTER   eigentlich  der  lingua  Bessorura  angehöre. 

Ausser  Viehzucht,  Ackerhau  und  Weinbau  war  eine 
Hauptbeschäftigung  der  Bossen  die  Ausbeute  der  metallischen 
liodon-sohiitze  (Gold,  Silber,  Kupfer  und  besonders  Eisen);  über 
den  llirakischcn  Bergbau  bat  C'üust.  Jirecck  (Arch.  epigr. 
Mitth.  X.  Bd.  S.  75 — 85)  gründlich  gehandelt.  Die  Geschick- 
lichkeit der  Bessen  im  Graben  von  Stollen  wurde  militärisch 
vcrwerthet  (Veget.  II  11,  IV  24);  überaus  häutig  ist  vom  Gold 
die  Hede,  das  die  fahlen  Bessen  aus  den  Adern  der  Erde  her- 
vorholen (Claudianus  XVII  3!',  Pacati  Drepanii  Panegj-ricus 
Theodosio  dictus  a.  391  28;  Paulinus  Nol.  a.  398);  den  Goten, 
welche  den  Haemus  überschritten  hatten  und  (376)  bei  Hadria- 
nopel  lagerten,  zeigten  einheimische  Grubenarbeiter,  sequendaruni 
auri  venarum  periti  non  pauci,  die  Wege  durchs  Gebirge  (Amm. 
Marc.  XXXI  15,  G),  wie  dii-s  Jahrhunderte  später  die  Wlachen 
tbaten,  als  PeiJencgen  und  Kuuianen  ins  Land  einfielen.  Die 
hessischen  auri  legnli  und  nietallani  banden  sich  indcss  nicht 
an  ihre  heimatliche  Scholle,  soTulern  wanderten  unstet,  wie  noch 
jetzt  die  Zinzaren  und  Zigeuner  in  der  Türkei,  Überallhin,  wo 
sie  Waschgold  und  mctallisclie  Adt-rn  vcnnutheten;  nm  dieses 
Vagantenthuni  hintanzuhalten ,  erlicsscn  die  Kaiser  niitxinter 
strenge  Bestimmungen,  z.  B.  (370)  Valentinianus  (cod.  Theod. 
X  19,  15)  ad  universos  per  lilyrifiim  et  dioefcsim  Macedonicam 
provinciales,  ,ut  nemo  quemijuani  TUltAC'EM  ultra  in  possessione 
propria  putet  esse  celandum  scd  ut  singulos  potius  regredi  ad 
soium  genitale  eompellant'.  Gerne  wanderte  der  hessische 
Vagant  nach  Dardania  und  in  die  erzreichen  Striche  von  Prae- 
valis,  Dalmatia  und  Jloesia;  diese  Strömung  des  thrakischen 
Elementes  nach  dem  Westen  ist  beachtcnswerth. 

Ein  wichtiges  Ereigniss  war  die  Bekehrung  der  hessischen 
Montagnards  zur  Lehre  Christi;  während  alle  grösseren  Orte 
der  thrakisch-mocsischen  Diöcese  christlich  waren ,  hiong  die 
Laii<lbevölkerung  noch  immer  an  ihren  heidnischen  Vorstel- 
lungen.   Da  unterzog  sich  Niketas,  Bischof  von  liemessiaua,  der 


DI*  at(«n  Tbnkcr.  I. 


77 


schweren  Aufgabe,  in  die  Bergthäler  einzudringen  und  den 
Bessen  in  der  ihnen  bereits  durch  die  Gerichte  und  den  MilitÄr- 
dienst  geläufig  gewordenen,  wenn  auch  zur  Hngua  rustica  ent- 
arteten Sprache  Roms  die  Lehre  zu  predigen;  vgl.  Hieronyinus 
ep.  60  (a.  396)  ad  Heliodornm:  BE«S011UM  feritas  et  pelli- 
torum  turba  populoram,  qui  mortuorum  quondani  inferiis  hoinines 
inmoliibaut,  Stridoren!  siuiiu  in  duJce  crucis  t'regerunt  melos. 
Belehrend  filr  die  Colturstufe  dieses  Volkes  ist  namentlich  das 
scfaüne  Gedicht,  welches  der  heil.  Paulinus  von  Nola  dem  Bischöfe 
Niketas  widmete  (a.  398):  die  BF2S8I  erhalten  da  folgende 
Epitheta:  semper  a  hello  indomiti,  simul  terris  animisquc  duri 
et  8ua  nive  duriores,  raore  ferarum  viventes,  latrones,  rapaces, 
in  antris  viventcs  et  in  inviis  montibus  et  cruentis,  aurileguli. 
Die  Lehre  wurde  von  dem  rohen  Bergvolke  mit  Feuereifer 
ergriffen.  Wir  finden  seither  hessische  Mönche  in  den  Klöstern 
des  we«t-  und  oströmischen  Reiches.  Eine  Inschrift  aus  Vercellae 
(C.  L  V  n"  6733)  rtihrat  dem  daselbst  (ca.  460)  verstorbenen 
presbyter  Marcellinus  nach:  is  rectis  castum  gessit  sub  moribus 
aevum,  religionc  pius,  BESSORUM  in  partibus  ortus.  In  tlcr 
von  Theodorus  aus  Petra  (ca.  536)  verfassten  Lebensbeschreibung 
des  ^[önches  Theodosius  (f  529)  heisst  es:  »dieser  erbaute  am 
f)stufer  des  Jordan  nahe  dem  todtcn  Meere  ein  Kloster  tsG 
KsuT'.Aä  und  darin  vier  Ca  pellen,  eine  fllr  die  Griechen,  «ipav 
ik  cvOa  xorä  tili  otxeiatv  -fküaevi  fivs;  Bsssüv  T(ji  !/Uav^  tji;  ^ü/iSi; 
k  j||e?t3<07!v,  die  dritte  fllr  die  Armenier,  die  vierte  für  Besessene' 
1^ctA  S8.  lan.  I  p.  692,  a;  Symeon  Mctapiir.  od.  Migne  vol. 
114,  p.  51)5,  e).  In  den  Concilacten  a.  536  (ed.  Hard.  II. 
p.  1277,  Mansi  VII  p.  987)  findet  sich  ein  'Av?p£a?  if^oüiAs-'o;  ttI; 
Tüiv  Btjsojv  untei-schricbcn.  Nach  Jo.  Moschus  (§  157,  Coteher 
Ml.  II  425)  und  der  Vita  S.  Sabae  (§  86,  ibid.  III  367,  Acta  SS. 
39.  8cpt.  VIII,  p.  146)  gab  es  ein  katholisches  Jordankloster  Ssüßißa 
tJüv  Besffuv.  Als  der  l'ilger  Antoninus  von  Placcntia  den  Sinai  bo- 
suchte,  fand  er  am  Kusse  des  Berges  ein  Kloster  und  darin 
,trc8  abbatcs,  scientcs  linguas,  hoc  est  Latinam  (in  der  Zeile 
ilaruuter  steht  richtiger  BESSAM)  et  Graecam,  Syriacara  et 
Aegyptiacam,  vel  multos  interpretes  singularura  linguarura'  (Itin. 
cd  Gildemeister  cap.  37).  Die  thrakische  Sprache  war  damals 
vorschollen;  die  Bossen  sprachen  bereits  die  liniba  Ru- 
für   ihre  Pilger   gab  es    selbst  am  Sinai  Dolmetsche. 


78 


IV.  AUianJUnf ;    Tomxoliek. 


Die  seit  TlicodoBius  II.  schrankenlos  Uberbandnohmende 
Sucht,  sich  dem  bcsfh.*mlichcn  Leben  zu  widmen,  zog  viele 
kräftige  Leute,  welche  dem  allzeit  bedrohten  Lande  als  Krieger 
hiltten  dienen  sollen,  von  dieser  Pflicht  ab.  Als  die  Slowenen- 
schaurcn  fast  ganz  lliyricum  und  das  Ilacmusgcbict  plünderten, 
erliess  Kaiser  Jlauricius  ein  strenges  Verbot  gegen  den  Eintritt 
wehrpflichtiger  Leute  in  die  Klöster,  was  deu  Unnmth  des 
römischen  Bischofs  Gregorius  I.  (ep.  III  6G,  VIII  5)  erre^. 
Das  oströmische  Reich  in  Europa  war  vorzugsweise  auf  die 
thrakisclicu  Milizen  angewiesen;  noch  war  die  Kraft  der  Landes- 
söhnc  nicht  völlig  geschwunden.  Kaiser  Marcianus,  der  Zeit- 
genosse des  Attila,  war  ein  Thrax  von  Geburt;  sein  Nachfolger 
Leo  I.  (457 — 474)  führte  diti  Heinamen  5  Bijoso;  (Malala  p.  'diW', 
vgL  lordnnes  de  success.:  Leo,  Bcssica  ortus  progenie).  Der 
Kaiser  Anastasius,  ein  IJh'rier,  schickte  (402)  wider  die  re- 
bellischen Isaurer  Generille  aus  |Xiti  ^Aiiftou;  2y.u6tSv  xi;  1'stOixy;;  xai 
Bs5otr.ij;  x*'P*?  (Malala  p.  393)  und  spilter  (502)  gegen  die  Perser 
(TtpaTiiv  FsTÖuv  TE  %3.\  Bsffffüv  xai  STipwv  Hpoxituv  eOvwv.  Unter  dem 
Dardancr  lustinian  I.  begegnen  unter  den  Milizsoldatcn  wieder- 
holt eingeborene  Thraken  und  Dessen,  und  Prokop  gibt  uns 
die  letzten  Belege  ftir  eeht-bessische  Eigennanjen,  z.  B.  KourO.a:, 
Mapy.cvTto;,  (a.  530)  BsupxsvTts;  "Ptoi/aüüv  ti;,  Becoo;  ^evc;.  Unter 
Mauricius  aber  fuhren  alle  Fiiiirer  römische  Eigennamen,  z.  B. 
Priscus,  Castus,  Martinus,  Commcntiolus,  8al\nanus,  obwohl  der 
Kaiser  selbst  ,primu8  ex  Graecoruni  genere'  (Paul.  Diac.  III  15) 
den  Tlirou  bes-tiegen  hatte.  Das  gesammte  ostrümische  Staats- 
wesen trug  durchaus  noch  römischen  Charakter  in  Recht  and 
Gerieht,  im  Heerwesen  und  in  den  kircblicheii  Einrichtungen; 
erst  seit  HeracUus  tritt  der  griechische  Charakter  hervor. 
Schrieb  doch  unter  lustinian  der  Grammatiker  Priscianus  seine 
Institutiones  grammaticae,  redigierte  Trcbonianus  die  bertlhmten 
Digesta  (530 — 533),  und  erhielten  neu  angelegte  Castelle  römisdie 
Namen!  Zwar  hatte  der  Kappadoke  Joannes  (ca.  540)  den 
Versuch  gewagt,  die  ginechische  Sprache  ins  Amt  einzuführen, 
aber  ohne  Erfolg,  und  zwar,  wie  der  Lydier  Joannes  bemerkt 
(de  magistr.  III  68  p.  262),  5ii  -h  -c'u?  tt,;  EüptijTn-,^  sixriTo;«?  t^ 
T«5v  'iTaXiöv  ^Orpfesöat  fuv^  —  ein  schlagender  Beweis  wider  alle 
Jene,  welche  meinen,  die  thrakisdien  Pi-dvinzinlen  hiltten 
griechisch  gesprochen.    In  der  Kliodope  und  iui  liaemus  erklang 


Die  alten  Tbralccr.  t. 


7» 


auf  Heraclias  noch  überall  die  lingna  rustica  Roraanisca  — 

Musterbeispiel   bicfllr   bieten    die    bekannten    Worte   toma, 

>ma,    Iratrc!    welche  (587)  ein  Soldat  auf  der  Flucht  durch 

sn    Haemuspass   seinem  Cameraden    zurief     Die  Milizen   und 

rossknechte   bestanden   aus   Leuten   bessischer  Abkunft;    vgl. 

mrentitis  Lyilus  (de  magistr.  I  47  p.  109  a.  545):  die  Römer 

Bnnen  -ipm'iaq  «i»;  Tixitvs'j;,   6tsi;'j;  sTvat   auiAßatväi  xa')'  i^|xä;  tsI»; 

fS|A^vcu;  BJssui;,    oö;  'Appiavb?  ev  toi?  sepi  'AXe^iväpou  •zpotrifipfjot 

p'.^aXXoJ;.     Mit  Stolz  aber    nannton  sich  diese  Bessen  Homani, 

wie  ihre  Xachkommen  von  heute,  die  Wiaehen. 

Kinige  Forscher  le^en  auf  die  Thatsache  grosses  Gewicht, 

die  byz.  Annalen  filr  die  Zeit  6tK)— 1000  nicht  ein  einziges 

Ke'^^isi<    für    das    Dasein    des    ostrouianisciien    Volkselenicntes 

auf  der  Ilacmushalbinscl  enthalten.    Das  kann  aber  Niemanden 

efromden,    der   mit   der   Geschichte    jener   Zeit    vertraut   ist: 

imals    war    die    grieehtscbe    Herrschaft    in    Europa   auf  den 

filischen  Küstenstrich  beschrilnkt,  im  Inland  treten  nur  die  zu 

»litischer  Obmacbt  gelaugten  oder  die  feindlichen  Völker  hervor, 

•o  die  Bulgai-en,  Slowenen,  Serlun,  Ungarn  und  die  pontischen 

L'ppennomaden  ;    es    war    niemnls    Anlass    geboten,    aul'    die 

Smanischcn    Hörigen    des    Inlandes   Bezug   zu   nehmen.      Erst 

Bit  der  Niederwerfung  des  sloweno-bulgarischen  Reiches  durch 

isilins  H.  (lOl'J)  stellt  sich  wiederum  eine  genauere  Kenntniss 

1,  und  sofort  beginnen  auch  die  Zeugnisse  über  das  sporadische 

forliandensein  des  zu    politischer  und  ökonomischer  (Jhnmacht 

erurtheilten  ostroinanischen  oder  jwlachischen'  Volkselementes 

Iiin  I'indus,  in  Makedonien,  in  der  Rhodope,  im  Hacmus,  und 
■  der  serbischen  l{asa.  Aber  weit  mehr  Gewicht  als  znttlUig 
Iberiieferto  C'hrjsobuUicn  und  Schriftwerke  besitzen  die  wla- 
■liscben  Dialekte,  welche  die  innige  Dtu'chdringung  der  ro- 
banischcn  lingua  rustica  mit  dorn  slowenischen  Sprachschatz 
erweisen  und  aus  deren  romanischem  GrundstDck  wir  die  soci.alen 
od  ökonomischen  Zustünde  der  vergangenen  Culturepoche  cr- 
»Docn.  Sogar  Ausdrücke  für  das  kirchliche  Leben  aus  der 
pit  des  Tlieodosius  II.  sind  darin  entlialten,  Ausdrücke  für 
BuerabgalK-n,  für  Hantierungen  aller  Art  und  für  ökonomische 
»tUnde,  wie  sie  nur  südlich  von  der  Donau,  niemals  aber  in 
Br  trnjanisehen  Dacia,  möglich  waren,  so  dass,  wer  die  wla- 
Uächc    Frage   von  Grund   aus   lösen  will,   gerade   den    roma- 


80 


IV.  AhbikDdlDng :    Tömusclltli. 


nischen  Grundstock  der  Dialekte  znra  Anp^elpunkt  der  Unter- 
sudiunij  niaclicn  muss.  Im  C'uiitrura  der  Halbinsel  war  die 
Keim-  und  Bildungsstätte  der  wlachiselicn  Nation;  sie  hat  sich 
von  hier  aus  in  strahlenförmigen  Zügen  nach  drei  Hanpt- 
richtungen  verbreitet. 

Der  byzantinische  Strategeiuatiker  Joannes  aus  der  Familie 
Kekaumt^nos,  welcher  um  die  Mitte  des  11.  Jalirliunderts  seine 
Erlebnisse  und  Erinnerungen  aufzeichnete,  handelt  an  mehreren 
Stellen  seines  mit  Anekdoten  und  soldatischen  Kunstgriffen  aus- 
gefüllten Buclics  von  den  Pindnswlachcn.  Er  schildert  sie, 
ähnlich  wie  der  Reisende  Benjamin  von  Tudela  (f  1173),  als 
rituberisehe  Wanderliirten,  als  verschlagene  und  treulose  Leute, 
denen  der  firieche  niemals  trauen  solle.  Dann  gibt  er  seine 
Ansicht  über  den  Ursprung  dieses  Volkes  kund  (ed.  Weselowski, 
St.  Petersb.  1881,  S.  lOtj  fg.).  Er  erinnert  an  die  Kriege 
Trajan's  gegen  Dekebalos,  von  denen  er  offenbar  aus  Xiphilinos 
Kunde  erhielt,  und  fügt  hinzu,  dass  die  Aaxzi  ihre  Sitze  in  den 
unzugiingliclien  Bergstrichen  an  der  Donau  und  Saw«  hatten, 
wo  zu  seiner  Zeit  die  Serben  süssen;  von  dort  sollen  sie  sich 
allmillig  über  Makedonien,  Epeiros  und  Hellas  ergossen  haben. 
Man  sieht,  der  Stratege  hat  keine  rechte  Vorstellung  von  der 
Lage  der  trajanischen  Dacia,  gerade  so  wie  schon  lange  zuvor 
der  Chronist  Malala,  dem  zufolge  Trajan  die  Provinz  Aaxiav  Ty,v 
itapoxoraiitsiv  (Daciam  ripensem)  geschaffen  haben  soll.  Völlig 
richtig  ist  aber  seine  Bemerkung,  so  seien  denn  die  Wlachen 
von  Abstammung  die  ehemaligen  Aiy.ai  xai  üisoi,  also  die  Ro- 
manen der  Dacia  Aureliana  und  des  Haemus-  und  Rhodope- 
gebietes.  Die  Bessen  waren  zu  seiner  Zeit  bereits  versehollen; 
der  Stratege  musa  also  aus  einer  lilteren,  vertrauenswürdigen 
Schrift,  worin  die  Provinzialen  der  aarelianischen  Dacia,  sowie 
das  alte  Central voUc  der  Bessen  als  Vorväter  der  Wlachen 
bezeichnet  waren,  seine  überaus  wichtige  und  richtige  Kunde 
gescliöpft  haben.     Doch,  kehren  wir  in  das  Alterthura  zurück! 

An  der  Ostseito  der  hessischen  Stamme,  an  den  Wasser- 
läufen des  Hehrus,  Tonzus  und  Erginias,  wohnten  die  '03p4a«'.. 
Diese  hatten  offenbar  viel  später  als  die  Rhodopestämme  ihre 
nordische  Heimat  verlassen  und  waren  über  die  leicht  gangbaren 
östlichen  Haemuspassagen  zunächst  in  das  von  moesischen  Ar- 
takiern  besetzte  Thal  des  'ApTTjaxö?  oder,  wie  der  Fluss  odrysisch 


Oi»  »1t*n  Ttraktr.  I. 


81 


I 


des  T6v!;o;  (j.  Tundia,  T?2a)  eingedrungen;  nach  Herodot 
(IV  92)  fliesst  der  Arteskos  8ia  "OJpuc^wv.  An  der  günstig 
gelegenen  Stelle,  wo  sich  dieser  Fluss  mit  dem  Hebnis  vereinigt, 
gründeten  sie  eine  Veste,  deren  bessisciicr  Name  Uscudama 
laatcte  and  die  zur  Zeit  der  makedouiscben  Oberherrschaft  eine 
Colonie  von  Oresten  und  Magneten  erliielt;  daher  ihr  Name 
'0pis-:\3  oder  'Opeoriai;,  mit  der  Vorstadt  Föwoi  (St.  B.),  das 
spKtcrc  Hadrianopolis.  Das  war  die  eigentliche  'OSpuodx  oder 
"08poa«  •  JtsV.i;  'OSp'Joöiv  (St.  B.).  Als  Nebenfurm  für  'üSpioai 
finden  wir  'Üipuaioi  und  'OJpiwTtai,  und  es  gibt  Münzen  'üJpilitTÜv. 
Die  mygdonisehe  Aue  sUdtiili  von  Daskyleion  war  durchflössen 
von  dem  Flusse  'OJpiairr;;,  der  von  Osten  her  in  den  Rhyndakos 
einmündete  (Strabo  XII,  p.  550);  leider  steht  die  Lesart  nicht 
fpst,  indem  dat\lr  auch  4  'Piliio;  überliefert  steht  —  der  nahe 
liegende  Schluss,  dass  Odrysen  einst  über  den  Hcllespont  gesetzt, 
wie  die  Treren  und  Bithynen,  muss  daher  für  unsicher  gelten. 
Im  Slawischen  begegnet  der  Flussname  Odra,  unsicheren  Ety- 
mons; auch  "OJpoca  lässt  sich  schwer  deuten:  im  Inlande  von 
Dacia  ripensis  erwfthnt  Prokop  ein  CastcU  "Oäpioullo.  Weiters 
liaben  sich  die  Odrysen  den  llebrus  aufwärts,  wo  Philipp 
<lHXiwse'JsBXii;  gründete,  wie  entlang  dem  Erginias  ausgebreitet, 
bis  nahe  an  Byzantion;  in  der  Gründungssage  dieser  Stadt  er- 
scheint '0JpÜ3T,i  als  König  der  Skythen  (Hesych.  Mües.);  auch 
wird  '02pä?>)5  von  Arrian  als  Vater  des  Thynos  und  BithjTios 
hingestellt,  nicht  nur  wegen  der  geographischen  Nuhe,  sondern 
auch  weil  die  thynischen  Stämme  von  den  Odrysen  unterjocht 
wurden.  Im  Becken  des  Erginias  war  offenbar  DRUZI-PARA 
oder  Drizipara  ein  alter  Vorort  der  Odrysen;  ferner  müssen 
wir  die  'Abtji,  deren  Königsburg  Bti^üt)  hiess,  für  einen  odrysischen 
Hauptstamm  halten.  In  der  Tab.  Peut.  finden  wir  am  Hebrus 
Brasdorciani  verzeichnet,  d.  i.  (O)DRUS(AE)  DORCIANI  (vgl. 
den  See  Aäpiw;,  oder  nach  einem  Orte  Aipxiov,  wie  es  noch  jetzt 
ein  Dorkowo  selo  an  der  Ccpina  gibt?);  oder  ist  BORCIANI 
zu  lesen  (vgl.  die  Göttin  Bspxr,töta  bei  Kanitz,  Donaubulgaricn 
III,  n"  36)?  —  Erst  seit  den  Perserzügen  tritt  der  Odrysen  Stamm 
•Ifutlicher  hervor:  bisher  waren  die  tlirakischen  Stämme  unge- 
H  eint  gewesen;  durch  den  Skythenzug  dos  Darius  wurden  sie 
aufgerüttelt,  und  im  Hebrusbecken,  das  eine  natürUche  Einheit 
(Ursteilt,  erhielten  die  Odrysen  die  Obmacht  über  alle  Stflmmo; 

«>iUnDg>bcr.  a.  plul.-kiri.  U.  CXXVIU.  B<1.  i.  Abb.  0 


I 

I 
I 


TT.  kVhtaSivnf.    Tomkiehek. 


ihr  FUret  heisst  fortan  6pT,<xwv  ßasiXßl;  (Hdt.  VIII  137),  innige 
Familienbandc  verknüpften  ihn  mit  dem  skythischen  Herrecher- 
hause  (IV  80). 

Das  Qeftlgc  dieses  Staatswesens  lernen  wir  aas  dem  Be- 
richt des  Thucvdides  (IT  29,  97)  kennen:  ,Die  Herrschaft  der 
Odrysen  hat  zuerst  Tifrr,^  über  einen  grösseren  Theii  des  übrigen 
Thrakiens  ausgedehnt.  Sein  Sohn  2it-iXxT)q  (^431 — 424)  ver- 
grösserte  die  Macht  nach  allen  Seiten.  (Er  unternahm  Züge  gegen 
die  Paionen  und  Triballer,  sowie  jene  grosse  Expedition  gegen 
Perdikkas  von  Makedonien,  die  wir  bereits  mehrfach  berührt 
haben.)  Sein  Sohn  -eJOTj;  beherrschte  ein  Gebiet,  das  sich  von  Ab- 
dera  bis  zur  Istrosmündung,  von  Byzantion  bis  zu  den  Quellen 
des  Strymon  erstreckte.  Die  Einnahiueii  in  Gold  und  Silber 
betragen  gegen  400  attische  Silbertalente;  ausserdem  giengen 
viele  freiwillige  Gaben  ein,  Gold  und  Silber,  gestickte  und 
einfache  Zeuge,  Hausgeräthe  aller  Art.  Diese  Gaben  waren  nicht 
blos  für  den  König  bestimmt,  auch  die  Edelinge  wurden  damit 
bedacht.  Denn  am  Hofe  der  Odrysen  Iftsst  sich  nur  mit  Ge- 
schenken etwas  erreichen;  hier  gilt  der  Grundsatz:  Nehmen  ist 
seliger  als  Geben,  und  wer  mehr  gibt,  erhält  mehr.  So  war 
denn  damals  das  Odryseni-cich  das  grösste  an  baren  Einkünften 
und  an  sonstigem  Wohlstand;  auch  die  Wehrkraft  war  be- 
deutend: Sitalkes  brachte  ein  Heer  von  150.000  Mann  auf,  davon 
ein  Drittel  Reiter;  nur  die  Skythen  standen  in  dieser  Hinsicht 
über.'  Nach  Seuthes  Tode  verfiel  das  Reich  in  mehrere  Theil- 
gebiete;  wir  finden  drei,  vier,  einmal  sogar  fünf  Horrechaften 
neben  einander.  Wir  haben  nicht  vor,  die  verwickelten  Ver- 
hältnisse dieser  Fürstonthümer  und  die  Beziehungen  derselben 
zu  den  Griechen  und  Makedonen,  deren  KOnig  Philipp  endlich 
Alles  unter  sich  brachte,  genaa  darzulegen;  die  Werke  über 
die  deuwsthenische  Zeit  geben  darüber  Auskunft,  und  die 
Reihenfolge  der  odrysischen  Ftirsten  hat  Ad.  Hock  (Hermes 
1891,  Bd.  26,  S.  76—117)  genau  festgestellt.  Xenophon  wirft 
interessante  Streiflichter  auf  das  raubsüchtige  Oebahren  der 
odrysischen  Fürsten;  so  wenig  waren  diese  noch  vom  Griechen- 
thom  bccintlusst,  dass  beispielsweise  Seuthes  in  seinem  Verkehr 
mit  Xenoplion  stets  eines  Dolmetschen  sich  bediente.  Wenn 
die  griechischen  Schriftsteller  von  Thraken  im  Allgemeinen 
reden,  haben  sie  meist  die  Odrysen,  das  nächste  und  best  be- 


DU  kIMd  Ttintinr.  I. 


83 


kannte  Volk,  vor  Augen.  Auf  Alles,  was  ftlr  dieses  Volksthum 
charakteristisch  ist,  werden  wir  in  dem  Artikel  ,Thraken'  zurück- 
kommen. 

Nach  Alexander's  Tode  geriet!»  die  makedonische  Herr- 
schaft alK>r  Thrako  ins  Schwanken;  es  bildete  sieh  ein  neues 
odrj'stschos  Hoich  heraus.  Schon  unter  Lysiinachus  sehen  wir 
den  VasaUenfilrsten  Seuthos  eine  zweideutige  Rolle  spielen, 
indem  er  es  versuchte  (314/13),  den  gegen  die  Getön  kämpfenden 
Makodonen  die  Ilafinuspassage  zu  sperren.  Wider  die  Udrysen 
sog  noch  Philipp,  des  Demetrius  »Sohn,  zu  Felde,  ohne  dauernde 
Erfolge  zu  erzielen.  Zu  den  Römern  stellte  sich  das  odrysische 
Reich  auf  den  besten  Fuss:  galt  es  doch  flir  beide  Seiten,  die 
rohen  Bergstärame  in  Zaum  zu  halten;  ^viedcrholt  suchten  die 
Odrysen  ihren  Todfeinden,  den  Bessen,  den  Vereinigungspunkt 
der  gesammten  thrakischen  Völkei-welt,  das  dionysische  Orakel, 
zu  entreissen,  und  dies  gelang  ihnen  auch  mit  Hilfe  der  ROraer, 
welche  hinwieder  in  dem  odrysischen  Fftrstenhause  eine  kräftige 
Stutze  fUr  die  Sicherung  der  makedonischen  und  mysischen 
Provinz  erhielten.  Bei  einigen  Odrysenflirsten  gewahren  wir 
den  Einfluss  hellenischer  Bildung;  tief  ins  Hebrnsgebiet  drang 
die  griechische  Sprache  und  Götterwelt  ein.  Doch  reichte  der 
Einfluss  der  von  Korn  bevormundeten  Dynasten  nicht  immer 
»US,  um  die  Freiheits-  und  Raubgelüste  der  BergstJlmme  zu 
lUmpfen.  Von  der  Zeit  an,  als  die  mächtig  gewordenen  Daken 
sdig  EinfilUe  über  die  Donau  machten,  tieng  es  unter  diesen 
gähren  an;  und  als  gar  der  Zwang  zum  Legionendienst 
hiQzatrat,  und  als  die  Landessöhne  in  alle  Welt  verschleppt 
wurden,  brach  der  Aufstand  im  Bergland  los  und  wurde  erst 
unter  Strömen  von  Blut  unterdrückt.  Thracia  wurde  endlich 
römische  Provinz  (46  n.  Chr.),  und  die  Odrj'sen  als  herrschendes 
Volk  verschwinden  von  der  I^ildfläche.  —  Wir  führen  nun  jene 

ae  an,  welche  nicht  nur  ritumlich,  sondern  auch  vcrwandt- 

Sch  den  Odrysen  nahe  standen. 

Btwot  oder  Bsvsi,  (Plin.)  BENI,  finden  wir  in  der  Nach- 
Bchaft  der  Korj)ilen  und  Odr^ysen  am  Unterlauf  des  Hebrus 
beiden  Ufern  und  im  Flacligcbict  des  untern  Erginias  sess- 
luft;  wenn  sie  etwa  bis  zur  Meeresküste  reichten,  wo  einst 
Apsinthier  sassen,  so  konnte  5  Bsvvixb;  %iXi:o<;  (St.  B.)  den  Mclas- 
bosen   l>ezeichnet  haben;   es  gab  jedoch,   wie  man  meint,  eine 

6» 


TT.  AMMidlnnic:    TotnaacbvV. 


von  Thraken,  die  auch  in  Erythrai  erscheinen,  besiedelte,  fuX») 
'EfEoCwv,  Namens  Brvv«  oder  Büva,  (Ew.  Betvaioi);  vielleicht  liegt 
ein  Thema  ves-no,  f.  ves-na,  zugrunde,  von  ves-  ,wesen,  weilen, 
wohnen'^  an  das  gallische  Wort  henna  , Wagensitz',  woher  con- 
bcnnones,  ist  nicht  zu  denken.  Ptnlemaeos  kennt  eine  thrakische 
(r(pivr,ylx  Bevvtjcij.  Herodian  nannte  B^wa  oder  Biva  •  xiX'.;  Bpöxr,? 
und  deren  Einwohner  Bewactsi^  vermuthlich  war  es  derselbe  Ort, 
der  seit  Hadrian  Plotinopolis  hiess,  das  byzantinische  At2uixoT£Ty_si;, 
—  In  ihrem  Gebiet,  nahe  dem  Hebrus,  erscheint  eine  xaroui« 
epotxr,;,  Namens  'VW'^ta:  (St.  B.),  HYPSALTAE  (Plin.),  ge- 
bildet wie  Bisaltae;  wahrscheinlich  zu  sondern  von  Ku<)iiXflt,  Opärra 
7:6X11;  (Polyaen.  IV  16),  dem  heutigen  Ipsala. 

Kaf^oi  •  lO/oi;  Öpoaisv  (Apollodorus  ap.  St.  B.),  CAENIC'I 
(Plin.),  Sassen  südöstlich  von  den  Odrysen,  an  den  südUclicn 
Zuflüssen  des  Erginias  bis  zur  Propontis.  Unter  den  thrakischen 
Stämmen,  welche  den  Maniius  (l<iö)  zwischen  Kypscla  und  dem 
Hcbrns  überfielen,  nennt  Livius  (XXXVUI  40,  8)  auch  die 
CAENI.  Einen  ccht-thrakischen  Namen  führt  irf^Y""/*'?  ^  Kaivüv 
ßaoiXeCi;  (Strabo  Xlil,  p.  624,  b  tüv  6pmiüv  ßao'.Xiui;  Diod.  XXXIll, 
fr.  17  App.  Mithr.  6;  üiogyris  Val.  Max.  IX  2  ext.  4),  ein 
Zeitgenosse  des  Attalus  IL  (159—139)  und  bekannt  ob  seiner 
Grausamkeit;  er  übertiel  die  Griechenstüdte  an  der  Propontis 
und  zerstörte  Lysimacheia  durch  Brand;  von  diesen  ewäpiiA« 
handelt  eine  Inschrift  aus  Sestos  (Wiener  Studien  I  '62  ff., 
Dittenberger's  Syllogc  n"  246),  wobei  der  Thaten  des  Strategen 
im  Chersonnes  Straton  gedacht  wird.  Attalus  Asiae  rex  subegit 
CAENOS  (Trog.  Pomp.  prol.  XXXVI).  Die  Römer  machten 
die  Katvixi»,,  regio  CAENICA,  zu  einer  ir:paTY,Yiat  tS);  Spatx»;;; 
Ptolemaeus  verzeichnet  sie  östlich  von  der  Bsvvoiij  bis  gegen 
Perinthos.  In  ihrem  Gubiete  lag  die  colonia  'ATcpu?.  Ihr  Name 
könnte  die  .Jungen,  Frischen'  (gr.  yav/ol  vgl.  skr.  kanyä  ,virgo') 
oder  auch  die  ,am  Anfang,  an  der  Küste  sesshaften'  (vgl.  slaw. 
konfi  ,Anfang'),  von  Wurzel  ken-  ,anfangfin,  frisch  sein',  be- 
deuten; sie  ftVr  tylenische  Galater  zu  halten  (vgl.  Katvbi;  liotaiii;, 
Fluss  in  Gallia  Narboncnsis)  wäre  verfehlt. 

'Arzai,  ASTAE  oder  ASTII,  was  vielleicht  ,die  Ansässigen' 
bedeutet,  gehörten  zu  den  odrysischen  Stämmen;  ihr  Vorort 
war  Bttlur;  •  Tb  tüv  'Astüv  ßaciXeiov,  arx  regum  Thraciae,  das  heutige 
Wizöh.    Der  Istrand2a-dagh,  welcher  den  Byzantinern  da-s  Bau- 


Di«  tltau  Tbrakür.  I. 


holz   filr   die  Flotte   lieferte,   benannt  nach  der  im  Quellgebiet 

les    Erginias    gelegenen    Ortschaft   SspY^vTl^iov   (=   'Ep^iintr,    des 

Iterthums),    hiees    zur    Römerzeit    MONS    ASTICUS    (TP.). 

«Tvxi^    wird    neben    der   Thj'nias    als    y.ti>p«    Bul^orrwov    erwähnt 

t.  B.).     Die  römische  Strategie   ASTICA  war  wahrscheinlich 

ingetheilt  in  eine  ,obere',   welclie  den  Bergzug  umfasste,  und 

ne  jUntere',  'Aorixi)  i^  ittpi  nspivOsv;  letztere  findet  sich  auf  zwei 

ichriften  erwähnt.    Neben  den  ASTII,  welche  Livius  beim  Zug 

es  Manlius    vermerkt,   gab   es  PEHASTII  (TP.):  es  sind  die 

IlvicTa'.  •  löve;  xpb;  tw  ridvTtp  (St.  B,),  östlich  vom  Bergzug;  denn 

auch  die  Thynias  wird  zur  'Ahtixy;  öpäxrj  gerechnet  (Scymn,  759); 
ie  thrakische  Vorsilbe  pi-  vertritt  die  Praeposition  iiti,  skr.  äpi,  | 
eapers.    pi-,   ti-  ,zu,   bei,   an'   (vgl.    die   Glosse   xt-rjr,).      Zum 
tztenmale  erscheint  der  Name  A.stica,    xl  üXat  t^;  'Aoxixij;,   bei 
heophylactus  Simocatta  a.  584  ff. 

Sa|Aaiot,  obwohl  nicht  ausdrücklich  als  Volk  bezeugt,  wareAJ 
ie    Insassen    der   von   Ptolemaeus  ans    mittlere  Tundza-Gebiet, 
0    KaßüXT)   Vorort   war,   angesetzten   inp(x7r,yia  ij  -aixaV*^.     Als 
on    den  Sapaicm  der  Rhodope    gehandelt    wurde,    fanden  wir 

eine    Inschrift    mit    öv«    2ä-aiV.Tiv    eptßwXsv,     mit    der    Variante 
ipi«txi^,v.     Die   Samaier   Hessen    sich   gut   deuten   als    ,die   Ge- 

cAhmt«n,  Ruhigen,  Friedfertigen';  vgl.  skr.  yäma  ,gezlihmt',  von 

Wurzel    Kem  :  kam    (gr.   iwiixvu))    ,sich    mllhen,    mttde    werden, 

I  ausruhen' ;  allein  wer  bürgt  dafUr ,  ob  das  Wort  im  Thra- 
^Bicischen  nicht  etwa  mit  (  angelautet  hat?  Von  den  alten 
^BSkyrmiaden ,  Nipsaiem,  Sircn  etc.  ist  in  späterer  Zeit  nicht 
^Hmehr  die  Rede. 

^H  KotXaXrjtat,    ein  den  Odrjsen  nahe   stehendes  Volk,    nicht 

^^  tu  verwechseln  mit  den  KipaXXo!  im  getisehen  Hacmus,    waren 

II  zur  Römerzeit  in  zwei  Abthcilungcn  geschieden:  COELALETAE 
MAIORES   Uaemo  subditi,   MINORES   Rliodopae  (Phn.).    Es 

Lgab  also  zwei  Strategien  dieses  Namens:  Ptolemaeus  führt  nur 

ie   eine,    im  Arda-Thal   der   Rhodope,    zwischen    den  Bessen, 

ennen  und  Odrysen  gelegene  KotX(aX)ir)Tixt5  an;  die  Tab.  Peat. 

[dagegen  setzt  an  den  Südabhang  des  Haemus,  neben  die  moe- 

e   ArUcia   am    Fluss   Tonzus,   PETE  ■  CoLoLETICA  d.  i. 

•Gebiet   der   ,gros8en'   Coelaletae.     Das  Element   pete  wird 

r&icbt  auf  die  UcAni  der  Hebrusmünde   bezogen  werden  dürfen; 

die  dem  Haemus  benachbarten  Getae  werden  kaum  darin 


86 


TT.  AlilMiJliiDf:    Tonikichcli. 


Stecken;  ich  glaube,  es  ist  das  thrakische  Wort  flir  den  BegrifF 
,gross,  ausgedehnt'  lat.  patulas,  von  Wurzel  peta-  ,aasbreiten' 
(irrrävvu|jitj.  Zur  Zeit  des  Tiberius  (26)  empörten  sich  wider 
den  Römerfreund  Rhoemetalcas,  welcher  die  Landc.ssöhne  zum 
Dienst  in  den  römischen  Legionen  zwang,  ausser  den  Dii  und 
Odrj-sae  namentUch  die  COELALETAE  (Tac.  Ann.  IV  46); 
der  Fürst  selbst  kam  dabei  in  Lebensgefahr;  vgl.  die  Inschrift 
bei  Dumont  p.  31  n"  62,  e:  üxep  t^;  'Pct|i.r,-:äXxou  xit  duOsSuptSj; 
ex  Toü  xorri  ibv  KotXaXr,T;)tbv  ziXsixov  x-.vjjvsi»  ou)Tr,p(a;.  Allgemach 
fanden  sich  die  gebiindigteu  Koilaleten  in  ihr  Schicksal;  ja  sie 
zeichneten  sich  im  Kriegsdienst  aus.  So  verlieh  Kaiser  Domi- 
tianus  (86)  ein  Militiirdiplum  (C.  I.  III  n"  XIV  p.  «57) 
SEUTIIAE  TKAIBITIII  CuLuLETICO  equiti  coh.  U.  Thracum. 
Der  Singular  lautete  CÜELALA,  CüLüLA,  gebildet  wie 
DANSALA;  zum  Theiiüi  Ooela,  ('ohi  vergleicht  sich  der  Ort 
im  Chersonnes  Coela,  Cuila,  Cuola,  Ciilla  (so  die  Varianten  auf 
röm.  Münzen);  man  denkt  hiebei  zunächst  an  xoi/.s;  (x^ia&j) 
,hohl';  möglich  wftre  auch  eine  Hcrleitiing  von  Wurzel  qel:  qol 
jdrehen,  bewegen;  sich  bewegen,  bewohnen,  weiden*. 

;^e/vAT,T€;,  die  Insassen  der  weiter  westwärts  sich  an- 
schliessenden crpa-nrifia  -eXatjt'.xi^i  im  mittleren  Haemus,  deren 
Vorort  Kap-cJ2aiix9v  (Ptol.)  gewesen  zu  sein  scheint,  werden 
wahrscheinlich  schon  unter  Augustus  erwähnt,  als  M.  Licinius 
Crassus  gegen  die  Grenzvölker  Makedonien's  zu  kämpfen  liatte 
(28  V.  Chr.);  nachdem  er  die  Bastarnen  verjagt  hatte,  beschloss 
er  die  moesischen  Stämme  im  westlichen  Haemus  zu  unter- 
werfen; er  fiel  zuerst  in  SsYeTtxij  ein,  hierauf  in  die  Mjsii  (Cass. 
Dio  LI  23);  Th.  Mommsen  denkt  hiebei  an  die  »epitxi^, 
Müllenlioft'  verbessert  -eXsTixii.  Bei  barbarischen  Wörtern  stand 
die  Schreibung  nicht  immer  fest.  Auch  die  üsXXtjtixij  war  in 
zwei  Theile  geschieden:  iq  ipstv^,  welche  den  Bergzug  und  das 
Einfallsthor  in  die  Moesia,  wo  die  Station  Monte  Emno  lag,  und 
in  später  Zeit  die  Tpatavoü  tpiße;  vermerkt  wird  (an  der  Quelle 
der  Gjopsa),  umfasste,  und  i^  seätewC«  im  Flachland  (an  den 
Bächen  IsptAio;  und  'Aps«??);  in  einer  Inschrift  von  Swrlyg 
(Arch.  epigr.  Mitth.  1886  X  p.  240  n"  4)  erscheint  ein  Stratege 
— ijXt,T!x^5  ipsivi;;.  Ob  die  Seiloten  thrakischer  oder  moesischer 
Abkunft  waren  (vgl.  SsXXf/Ei;  zsTaiiSi  bei  Arisbe  in  der  Troaa), 
lässt  sich  nicht  einnitteln. 


Di*  *U«ii  Tbrmkor.  I. 


87 


Wir  reihen  mehrere  StÄmiue  an,  denen  das  Element  -gero- 
{"Pipo,  gerro)  anhaftet;  dieses  hängt  wohl  mit  der  Wurzel  ger- 
,8ich  einander  ntthern,  sich  schaaren,  bewohnen'  zusammen; 
vgl.  ävjtpu),  iyopi,  skr.  grama  ,Schaar,  Doi*f,  gael.  ger  ,nahe' 
etc.  —  Zwischen  Bergule  und  Hadrianopolis  verzeichnet  die 
Tab.  Peut.  BETTE-GERKI.  Weiters  erwähnt  am  mittleren 
Hebras  neben  den  Odryscn  DRU-GERI,  d.  i.  ,Bcwohner  der 
Gehölze',  wie  die  slawischen  Drewljani,  von  dru,  8pii;,  ,Holz'. 
Nördlicher  von  den  hessischen  Carhiletae  sassen  nacli  Plinius 
PYKU-GERI,  etwa  im  Gebiet  von  Phiüppopolis  oder  Trimon- 
tium;  die  Tab.  Peut.  setzt  die  Pvrogeri  an  das  Nordufer  des 
Hebms,  zwischen  den  Bächen  "ApC*?  und  -sfixio?,  also  in  das 
vortrefflich  ange1>aate,  getrcidereicho  Gebiet  von  Cirpan.  Schon 
Theophrast  (de  causis  plant.  IV  11,5)  erwähnt  den  thrakischen 
Weizen  oder  Spelt,  öpohtto;  iwpo^;  gewiss  hat  es  in  der  thra- 
kischen Sprache  ein  dem  gr.  itüpi;,  slaw.  pyro,  lit.  pura  ent- 
sprechendes Wort  gegeben,  so  dass  wir  die  Pyro-geri  als  , Be- 
wohner der  Getreidefelder^  fassen  dürfen.  Ein  nördlich  von 
Philippopoli.s  gelegener  vicus  (C.  I.  VI  n"  2799  a.  227)  hiess 
L'untie-gerum;  eine  mutatio  am  oberen  Hcbrus  m.  p.  IX  Bessa- 
para,  XII  Philippopoli  hiess  Tugu-gcrum  (IH.);  bei  Germane, 
dem  (4cburtsort  des  Bolisar,  lag  ein  Castell  'Po/Xi-fipal;  ebendort, 
an  der  Ostaeite  des  oberen  Strj-mon,  zwischen  den  Bessen  und 
Dantheletcn,  hauste  nach  Plinius  das  Volk  der  DI-GERRI,  also 
nordwärts  vom  Ryla;  von  den  Siffipu  '  ^6vs;  Öpaxiiv  hatte  bereits 
Polybius  im  13.  Buch  berichtet  (St.  B.).  Nördlicher,  zwischen 
Dardanem,  Triballern  und  Moesen  sassen  nach  Plinius  CELE- 
GEiil,  vielleicht  ,Höhlen-  oder  Hüttenbewohner'  (vgl.  lat.  cella, 
und  thrak.  Siro-cellae,  im  Gebiete  der  Siren),  von  Wurzel  qel: 
qol  ,bergen,  sich  bergen,  hausen'. 

EndUch  müssen  wir  der  rptßa/.Xo(  gedenken,  deren  ältere 
Sitze  Herodot  (IV  49)  angabt:  itiJiov  ts  TpißaXXtyiiv,  an  der  Ver- 
einigung der  Flüsse  'Affpoi;  und  Bpo-jfc;,  d.  i.  der  serbischen 
Morawa  (sammt  Ibar  und  Sitnica)  mit  der  Binöa-Morawa,  also 
die  Ebene  von  Nis  uml  das  Feld  Dohrid;  nicht  das  Kosuwo- 
polje,  wo  illyrischc  Dardaner  sassen.  Nordwärts,  entlang  der 
Morawa,  reichten  sie  wohl  bis  zum  Istroa;  ostwärts  schlössen 
sich  die  Tilataier  und  Troron  an  (Thuc.  II  9tj).  Während 
diese  dem  Sit&lkas  uuterthau  waren,  waren  die  Triballor  unab- 


«8 


TV.  AMuidlung:    Tonaselick. 


httDgig{   sie  hatten  die  Angriffe  der  Odrysen  glücklich  zartick- 
gewiesen    (IV  101);    der  TejAeviT»)?  Xi^o?  ev  rf,  Bpotx»)  bildete  die« 
Grenzmarke  wpb;  ttj  TptßaXXüv  (St.  B.).     Dieses  Volk,   das  vor-] 
einst   an   der   Auflüsung   der  moesischen  Nation   am   stilrksten 
betheiligt  war,  stand  lange  mächtig  und  wehrhaft  da.    Heraclide«] 
Ponticus   berichtet:  die  Triballcr   ziehen   in  vier  Schlachtreihen  j 
ins  Feld;    im    ersten  Treffen    stellen    sie    die  SchwUcheren    auf,] 
dann  folgen  die  Stärksten  und  Tapfersten,  hinter  diesen  bildet 
die  Reiterei    die    dritte  Reihe,    zu    allerletzt  lagern  beim  Trossj 
die  Weiber,  welche  (wie  bei  Kelten  und  (lermanen)  die  Männer, 
falls  diese  den  Rücken  wenden,  mit  Zurufen  zu  erneuter  Gegen- 
wehr  anstacheln.     Ihre  Sitten    waren    roh;    die  Redner,    zumal' 
Ißocrates  (Pancgyr.  89),  schildern  die  Triballer  als  wahre  Wilde, 
fXii   ■KÖrtt^   ^as'rv    dtroXXüvat    oü    |/.3Vov   toü;    i|x6pou;   xai    tou;   xkrfiio^ 
o'.y.oüvTa;,  äXXa  xal  twj  äXXcu;  ecuv  äv  i^'.nitj^xi  Jjvwvrat.  Aristophanes 
(Av.  1565—1693)  lässt  einen  ungeschlachten  Tpifla^Ai^  auftreten, 
in  der  Maske  eines  Barbarengottes  und  als  Prototyp  eines  thra- 
kischen    Sclaven    oder    Häschers,    welcher   das    Griechische    io] 
seiner  Weise    verhunzte;    er  sagt  z.  B.  va3a(ffa  Tpw  flir   ävaßiicw 
ü(ui;   tptii,    oder   vaü    växa    ßaxTäpi    xpoCiaa    filr   ooi   vaxo;    ßaxrrjptu 
xpoüob),  and  luiXavi  xipauva  xai  j^rfäXa  ßanXcvaü  fUr  xaXT;v  xdpT;v  xal 
\u-fi\r,-i  ßasiXefav  —  man    glaubt  einen  Skythen  oder  Perser  zu 
hören.    Aber  den  illyrischen  Stummen  war  ilieses  Barbarenvolk  ' 
weder  gewachsen  noch  ebenbürtig,  ebenso  wenig  den  Galatem. 
Zuerst  waren  es  die  Autariaten,  welche  über  ihre  nächstca 
Stammesgenossen,  Eneter  und  Dardaner,  sodann  über  die  Tri- 
baller,   die    sich   von    den   Agrianen   bis   zum   Istros  fünfzehn 
Tagereisen     weit     erstreckten ,     die    Oberherrschaft     errangeo 
(Strabo  VII  p.  318);  dieses  Drängen  der  Illyrier  steht  mit  der 
Ausbreitung  der  Galater  in  den  Ostalpen  and  an  der  Adria  im 
Zusammenhang  (400 — 300).    Schon  im  Jahre  376  erschien  eine 
flüchtige  Raubschaar   von  mehr  als  30.0(X)  Triballen  mit  Weib 
und    Kind    im   Gebiet   des  Nostos    und    drang    bis  Abdera    vor 
(Diod.  XV  36,  Aen.  Poliorc.  15);  die  Abderiten  standen  damals 
im    Kampfe    mit  den   Bürgern    von  Maroneia,    welche  sich  der. 
Beihilfe  der  Triballer  bedienten;  vgl.  sehol.  Aristid.  III  p.  275: 
'AßBijpitati;    iliu-fflr^ist  \a^plai  iv  Bpäxr,    TraXcixo'jfxevGt;  üxs  Map<i)veiTwv 
xat  TpißaXXüiv,  iv  },pyj.  XoiXr,;;  C'babrias  brachte  einen  günstigen 
Vertrag    zustande.     Aber    auch    am   Haomus   und   Istros    ver- 


Dw  kitoo  Tlinker.  I. 


89 


breiteten  sich  die  gedrÄngrten  Triballer  immer  weiter;  wir  hören 
sogar  von    Kämpfen    zwischen   dem   Skythenkönig   'Atso?   und 
Schaat-en  von  Triballern  (Fiontin.  11  4,  20  Polyaen.  VII  44,  1). 
Als  Philipp    von    seiner  Expedition    gegen  Ateas    zurückkehrte 
(339),    verlegten    ihm    die    Triballer    die   Haemuspassage    und 
forderten    die    sk^ythischc    Beute    für    sich;    im    (tefecht    wurde 
Philipp  schwer  verwundet,  und  die  Beute  gieng  an  die  Barbaren 
verloren   (last.  IX  3).     Da   die   Raubzuge   der  Triballer   nicht 
aufhörten,  zog  Alexander  (334)  zur  Haemuspassage  und  schlug 
die    verbündeten    Thraken;    er    verfolgte    rlie   Triballer,    deren 
König   S'JppLo;    war,    bis    zur   Einmündung   des    Baches   AGyivo; 
(Cema-woda)  in  den  Istros;  Syrmos  fand  Schutz  auf  der  Donau- 
insel Peuke;  nachdem  jedoch  Alexander  die  mit  den  Triballern 
verbündeten    Geten    jenseits    des    Stromes    heimgesucht    hatte, 
huldigte    ihm   Syrmos   (Arr.   An.    I   3.  4,   Aen.    15);    es    hiess 
damals  in  Athen,  Alexander  sei  im  Kampfe  mit  den  Triballern 
g^efallen.     Als   Alexander   nach  Asien    zog,    standen   in    seinem 
Heere    Illyrier,    OdrA'sen    nnd    Triballer,    5000    Mann    (Diod. 
XVII   17).    Nach  seinem  Tode  erhielten  Krateros  und  Antipater 
Makedonien,  dazu  'AyP'»""?  ''*'  TptfJa/.XoJi;  (Arr.  ap.  Phot.  bibl.). 
Die  Macht  der  Aatariaten   wurde   von   den  Galatern  ge- 
brochen.    Schon    um    das    Jahr    3(K)    k.'impfte    Kassander    im 
ÜAemtis   gegen   die   Uahiter   (Seneca,  Nat.    (juacst.  III  11);   er 
leite  zugleich  20.(X)0  flüchtige  Autariatenfamihen  als  Grenz- 
wacht im  Orbelos  an  (Diod.  XX  lU).    Immer  häufiger  wurden 
die   Einfalle    nach    Makedonien;   die  Dardaner,   welche   damals 
eine   starke   Macht    bildeten,    zählten    leider   ebenfalls   zu   den 
Feinden.     Eine   grosso  Galaterschaar  unter  Kerethrios   wandte 
sich    (280)    £::i    ÖpotÄ«;    t.x\    ts    eOvo;    t(5v   TptßaXXwv    (Paus.  X 
19,4)   and   zog,   fugatis  Getarum  TribalJorumque   copiis  (lust. 
XXV  1,  2)  zum  Nestos  und  Strymon,  wo  sie  Antigonus  Gonatas 
(277)   fast   aufrieb;   er   nahm    90(X)  (Jalater   unter   Biderios   in 
Sold  (Polyaen.  IV  17).    Galater  wurden  im  Bermios  angesiedelt; 
es   waren   VETTII,  gens  Gallica   bellicosa  (Liv.  XLV  30,  5). 
Ab   der   Morawa  hatten   sich   neue   galatische   Schaaren   unter 
BoMvare^    festgesetzt;    diese    treten    später    anter    dem   Namen 
(fflyr.  maked.)  ZwplbrzM,  (thrak.)  JixspSisxoi  auf;  der  Weg,  den 
■ie  aaf  ihren  Raubzügen    nacli  Süden   nahmen,   führte  entlang 
der    Morawa    (slaw.    pat    Morawskyj)    und    hiess    noch    lange 


TT.  Abhudlnng:    Tomftsebtk. 


BiGavarceta  68155  (Athen.  VI  p.  234,  b).  Sie  bedrängten  aufs 
ttosserste  die  hier  ansässigen  Triballer;  schaareuweise  verliessen 
diese  ihr  Land  und  flüchteten  ins  Donaugebiet,  wo  sie  schon 
lange  heimisch  waren;  vgl.  App.  lUyr.  3:  Z^opivnM  xai  Tp'.ßizXÄoi 
£4  TocoÜTOv  äXXr,X9ii;  toXeixu  ä-.e^Gsipav,  ü;  TpißxX/^v  tt  Tt  üzsXs'.csv 
^v  £5  FeTa;  üzep  'Isrpov  ^\r(c\i  v.x'i  ^evo;  "coi/ro  äxjiiffav  (tf/pt  «l>iXt:rr5'j 
TS  xai  'A/.£;äv?p5u  vOv  £pr,nsv  xit  ävb>-/vi};icv  toi;  TtjaE  Elvat.  So  wurden 
auch  die  Skordisker  geschwächt;  doch  waren  sie  noch  im  Stande, 
geeint  mit  den  Resten  der  Triballer,  die  römische  Provinz 
ilacedonia  ständig  zu  beunruhigen  (135 — 84),  obwohl  sie  oft 
tüchtig  geschlagen  wurden,  z.  B.  im  Jahre  110:  a  M.  Minacio 
Rufo  in  Maccdonia  Scordisci  et  Triballi  victi  sunt  ( Eutr.  IV  27). 
Als  unter  Augustus  Moesia  als  Provinz  eingerichtet  wurde,  gab 
es  hier  noch  Reste  der  Triballer,  an  der  Seite  der  Dartlaner 
und  Moesen  (Plinius;  Cass.  Dio  LI  23.  27);  bei  Ptolcmaeus 
rinden  wir  sie  beschränkt  auf  den  Strich  zwischen  den  Flüssen 
Kiabros  und  Utos,  und  als  ihr  Vorort  erscheint  Olsxsi;  TpißzXXüv. 
Unter  Tiberins  wird  in  der  Moesia  noch  eine  TREBALLIA 
unterschieden.  Der  Kaiser  Jlaximinus  (235 — 237),  ein  Thra- 
ciscus,  war  früher  Hauptmann  einer  ala  Triballorum ;  Diocletianos 
datierte  ein  Sclireiben  (294,  cod.  lust.  VUI  48,  5)  TRIBALLIS. 
Das  sind  die  letzten  Spuren  ihres  Namens;  die  Byzantiner,  die 
sich  gerne  verschollener  Namen  anstatt  der  gleichzeitigen  be- 
dienten, durften  schon  wegen  der  theilweisen  Uebereinstimmung 
der  Wohnsitze  wie  des  Namens  die  slawischen  Srbljano  oder 
SfpßXoi  Triballer  benennen.  In  diesem  unstreitig  thrakischen 
Volk  wollte  V.  Hahn  vielmehr  Dlyrier  erkennen;  tri-bAlle  konnte 
nämlich  im  Illyrischen  ,dreigiptelig'  oder  ein  Volk  bedeuten, 
dessen  Front  nach  drei  Seiten  gekehrt  war.  Doch  sind  auch 
andere  Deutungen  möglich;  z.  B.  aus  tri-bala  ,8ehr  mächtig, 
Uberschwenghch',  von  Wurzel  bhel:  bhal  (vgl.  fiXXs;  gael.  ball 
,penis,  membrum').  Wir  wollen  noch  Einiges  über  die  gala- 
tischen Intrusionen  anfügen. 

An  der  Donau,  an  der  Morawa  und  NiSawa  finden  wir 
Spuren  der  keltischen  Namengebung:  erinnern  wir  uns  an  (.)rte 
wie  Singi-dunum,  Taliata,  Gerulata;  an  den  Namen  Navissus 
iUr  die  NiSawa;  femer  an  die  civitas  Remesiana  und  die  mansio 
Meldia ,  welche  in  das  Gebiet  der  Scrder  i'ührten.  Denn 
Remesiana,    das   heulige  Aq-palanka,    hatte  seinen  Namen  von 


Di«  alten  ThraVcr.  I. 


den  gallischen  'I'tjiAS'.,  Roml,  obgleich  die  Bewohner  den  Anklang 
an  Roma  bevorzugten  und  ihren  Vorort  Romansiana  oder  Ro- 
uiatiana  benannten;  eine  Landschaft  RIMESICA  setzt  die  Tab. 
Peut.  an  den  östlichen  Haemus,  also  in  das  Galaterreich  von 
Tylos.  Meldi«  hinwieder,  etwa  bei  Sliwnica  gelegen,  erhielt 
diesen  Namen  von  den  Nachbaren  der  Remer,  den  MeX?:-.  oder 
MeXSat;  diese  erscheiiiou  thatsilcldich  iiu  Norden  des  Beckens 
von  Sofia  zur  Zeit  der  Heereszüge  des  M.  Licinius  Orassus: 
r.*i  oswv  MeXssu;  (cod.  n5p8ou;)  fiiv  xai  JlEpJoü;  jMi/ai;  xaToxpaiüv 
exetpuoaTs  (Cass.  Dio  LI  2ö,  4).  Die  SspJsi  dagegen,  welche 
die  thrakische  Strategie  SspJixTJ  bewohnten  and  deren  Vorort 
lepäüv  •söXt;,  dann  auch  Zipl{%T,  und  lipSixifj  (das  heutige  Sofia, 
slaw.  Sredec,  byz.  Tpta3t<a)  hiess,  werden  wir  den  thrakischen 
Stämmen  zuweisen  müssen,  da  gallische  Namensanalogien  fehlen ; 
der  Name  könnte  etwa  ,die  Trotzigen,  Ragenden'  bedeutet 
haben,  von  der  Wurzel  ker  +  dh,  skr.  ^uirdh-.  Die  (ialater, 
welche  in  starken  Banden  die  llaemushalbinscl  bis  Delphi  und 
Dodona  hinab  durchzogen,  haben  sich  auch  südlich  vom  Haemus 
eine  Hcinistiltte  bereitet;  es  waren  die  TjXiTa!  oder  TijXr,vsi,  so 
benannt  nach  ihrem  Vororte  TüXy;  oder  T'JXt?  •  KiXs;  öpäxir;;  toO 
A^iAou  i:\yy}ht  (St.  B.,  Suid.).  Diesen  Raubstaat  hatte  (278) 
Kommontorios,  ein  Genosse  des  Brennos,  gegründet,  nachdem 
Leonorios  und  Lutiirios  niii  ihren  Schaaren  über  den  Ilellespunt 
gesetzt  hatten,  um  Kleinasien  zu  beunruhigen;  derselbe  bestand 
bis  auf  Kavaros,  welcher  (um  213),  von  den  Thraken  vertrieben, 
gleichfalls  nach  Asien  auswanderte,  Die  Tyliten  hatten  ihr 
Gebiet  bis  vor  die  Mauern  von  Byzantion  ausgedehnt,  dessen 
Bürger  hiediirch  weit  ärgere  Feinde  erhielten,  als  es  bisher  die 
thynischen  und  odrysischen  Thraken  waren;  sie  massten  den 
Galatern  .lahrgelder  entrichten,  zuerst  3000,  dann  üOOÜ  und 
lU.lMX)  Goldstücke,  zuletzt  sogar  80  Talente  (Pulyb.  IV  46). 
lieber  das  ßaoO^etov  TuXtj  hat  Jireöek  eine  ansprechende  Ver- 
muthung  vorgebracht:  er  vorgleicht  das  Dorf  Tulowo  im  Tu- 
lowsko-pold  (provincia  de  Tulia  e  Zagora,  Urkunde  a.  1095) 
am  Oberlauf  der  Tundra  östlich  von  Qazanlyq;  hier  gibt  es 
zahlreiche  Tumuli,  in  denen  Watten  aus  Bronze  und  Eisen 
gefunden  werden;  das  gut  angebaute  Hochthal  besitzt  an  der 
Tundza-Beuge  ein  Ausfallstlior  nach  Süden.  In  dieser  Gegend 
hat   Ptolemaeus   einen  Urt  'üpKeXX«i,  d.  i.  Vercellae;    das  spUt 


9S 


IT.  AMudlmnc:    Tonttckfk. 


erwähnte  Castell  Vokir,  (Zon.  Said,  etc.)  hat  einen  Namens- 
genossen in  dem  /usisv  roXön)  |X(XfcU  FaXa-no^  (C  I.  Gr.  n*  97G4, 
christl.  Inschr.  aus  Rom). 

Schliesslich  seien  noch  einige  Stämme  erwähnt,  deren 
Lage  und  Herkunft  unbekannt  ist:  'Ertptßai  •  ?0vo;  Spi*x,i, 
Hecataeus  (St.  B.);  Bavnot  •  lOvo;  Bpäxr,;,  Hecataeas  (St.  B.); 
Bodavbat  oder  Bovioat,  Herodianus  (St.  B.);  Bußai  •  l6vo<;  Bpanwuc» 
(St.  B.);  IIo8ipY«i  •  «Ovo;  epaixi)?  (St.  B.);  TpfeXo-.  •  £6vo;  epiu:», 
Hecataeus  (St.  B.).  Femer  Bäffsapot,  ein  Menschen  opferndes  und 
verzehrendes  Volk  in  Thrake;  ebenso  Süi;  (Porphyr.)  — 
wahrscheinlich  pure  Erfindungen  der  Orphiker. 


b)  Die  nördliche  oder  getische  Qruppe. 

Den  letzten  Theil  der  thrakischen  Völkerwelt,  der  ans 
dem  Nordland  auszog  und  ül)er  dem  Haemus  sich  lagerte,  wo 
sich  noch  Reste  moesischer  Völker  erhalten  hatten,  bilden  die 
r«ai  oder,  wie  sie  Arrian  gelegentlich  nannte  (St.  B.),  FeTrjWi 
diese  dürfen  von  der  grösseren  Masse  der  Karpatenstämme  in 
keiner  Weise  getrennt  werden,  wenn  auch  erst  in  römischer 
Zeit  die  Gleichheit  der  Oeten  und  Daken  hervortrat.  —  Cm 
gleich  mit  dem  Namen  zu  l>eginnen,  so  lässt  sich  derselbe, 
gleichwie  jener  des  edonischen  Königs  Fet«^  nur  schwer  deuten: 
am  besten  als  ,Gänger,  Schreiter,  Hirten',  von  der  Wurzel  g'^: 
ge  jgehen';  vgl.  gi-iech.  ^u-ß^tt?  lit.  getis,  gatwis,  gatwe  .Vieh- 
trift, Weide'.  F'ijT'.-rrpäsu;  hiess  ein  Castell  in  Hacmimontus;  eine 
reduplicierte  Form  finden  wir  im  dakischen  (Sarmi-)  ze-gete, 
zegetasa,  vgl.  skr.  ^-gat,  gr.  ßt-fli?.  —  Die  Geten  fUhrt  Herodot 
in  die  Geschichte  ein,  mit  dem  ehrenden  Beisatz:  ol  Fera:  Bpi^xuv 
iÖTK^  AväpTjtiTarrot  *m  JtxatiTaro'..  Die  griechischen  Colonisten, 
welche  an  den  pontischen  Gestaden  einen  günstigen  Boden  fiir 
ihre  Handelsgeschäfte  und  sogar  fUr  dauernde  Niederlassungen 
gefunden  hatten,  erkannten  in  den  ,Stutenmelkem  und  Milch- 
essem'  des  Homer,  den  Nachbaren  der  Mysen,  ,sehr  gerechte 
Leute';  ein  Redner  gieng  nachmals  so  weit,  zu  behaupten 
(lord.  5):  Getae  paene  omnibus  barbaris  sapientiores  'somper 
extiterunt  Graecisqae  paene  consimiles.  Das  einfache  Leben 
der  Barljaren,  die  ,nach  nicht  vom  entnervenden  Hauche  der 
Civilisatiuu  augekränkelt'  wareUj    mochte  morahsch   angelegtem 


Di*  «Itan  Tlinlier,  I. 


Naturen  als  etwas  Hohes  erscheinen  —  so  pries  im  sittenver- 
darbenen  Rom,  in  einer  Anwandlung  moralischer  Extasc,  Horaz 
den  Gotennamen  und  die  im  dakisdicn  Gemeinwesen  wuehcrnde 
Naturkralt.  Tapfer  waren  die  Getcii  unstreitig;  doch  entsprai'h 
der  Erfolg  nielit  immer  ihrem  Heldenmuth:  mitten  durch  ihr 
Land  hatten  die  Skythen  Kauhzüpe  his  zur  Propontis  unter- 
nommen; unschwer  bezwang  Darius  die  (xeten;  dem  Udrysen 
Sitalkas  leisteten  diese  und  die  übrigen  zwischen  Haemus  und 
HistcT  gelagerten  Stumme  Ilccresfolge.  Sie  stellten  Bogen- 
schlltzen  zu  Koss,  lmroTo;ötat  (Thuc.  II  96),  von  gleicher  Tracht 
und  Bewaffnung  wie  bei  den  Skythen.  Unter  Seuthes  I.,  dessen 
Keicli  sich  l>is  zur  Donaumiindung  erstreckte,  stand  der  Geten- 
häuptling  ofl'eubar  noch  im  Vasallenverhältniss  zu  dem  Odrysen- 
reiche.  Gerne  hätten  wir  erfahren,  wie  jener  Getenherrscher 
geheissen  habe,  der  dem  persischen  Heere  nach  kurzem  Kampfe 
unterlegen  war;  vielleicht  hilft  da  eine  Verniutliung  aus. 
Sophokles  hatte  in  seinem  Triptolemos  als  Gegner  des  Demeter- 
dienstes  einen  barbarischen  Getenllü-sten  vorgefllhrt  (Hygin. 
Astr.  n  14),  und  aus  diesem  Stück  citiert  Herodiauus  den  Vers 
,it«l  XfltpvaßüvTo;,  3j  Tstüv  ipx,£i  ti  vOv'.  Aus  dem  Beisatz  li  vüv, 
sowie  aus  der  echtthrakischen  Nameneform  Xapvixßwv  (vgl.  armen, 
charn-a-ban  .einer,  der  die  Worte  durcheinander  mengt',  z.  B. 
in  unbesonnener  oder  prahlender  Rede),  könnten  wir  schliessen, 
dass  der  Dichter  einen  Namen  aus  der  unmittelbaren  Ver- 
gangenheit seinen  Zuhörern  in  Erinnerung  gebracht  hat,  eine 
Freiheit,  die  sich  die  Tragiker   manchmal  gestatteten. 

Das,  was  den  Griechen  seit  Hccatacua  bei  den  Geten- 
stÄmmon  am  meisten  auftiel,  war  der  ihnen  in  Fleisch  und  Blut 
übergegangene  Unsterblichkeitsglaube  und  die  Verehrung  des 
Naturgottes  ü/.|ji.o;i;,  den  die  pontischon  Colonisten  in  euheme- 
ristischer  Weise  zum  Schüler  des  Pythagoras  machten.  Das 
hat  auch  neuere  Forscher  bewogen,  den  Geten  und  ihrem  Gotte 
Beachtung  zu  widmen;  hiezu  kommt  die  Aehnhchkeit  der 
Namen  r«3t  und  ToiOoi,  welche  bereits  den  Cassiodorius  ver- 
anlasst hatte,  die  Geschichte  der  Goten  mit  jener  der  Geten 
zu  verquicken;  Jakob  Grimm's  Versuch,  die^c  Theorie  ernstlich 
zu  begründen,  musste  sich  jedoch  alsbald  als  nichtig  erweisen, 
Ueber  den  Zalmoxisdienst  werden  wir  bei  den  mythologischen 
Namen    handeln;    hier   sei    nur    erwähnt,    dass    die  Geten  stets 


9t 


TV.  AbbudUng:    Tomitclieli. 


daa  bezeielinende  PrHdicat  ol  dOavati^ovte;  (Hdt.  V  4)  behalu-n 
haben;  Pinto  spricht  von  thmkischen  Aerzten  des  Zalmoxis,  si 
X^fovtat  xat  öxaOavaTisStv;  elienso  Diodor  (I  1*4),  Arrian,  Kaiser 
Julian  und  Origenes,  von  Vizca  ot  ii::»6«vaT(CovTs?.  Julian  leitet 
die  Tapferkeit  des  Volkes  von  diesem  (}laul>en  ab:  Vixai  twv 
riüicoTE   |jifliy_i|j.(j>Tar:o!   feYivaiiv,    ouy_   üxb    dväpei»;    jjiövov   ■«&   cüfurs:, 

Was   die   weiteren  Geschicke    der  Geten   betrifft,   so  hat 
darüber  MtUlcnlioff  (vgl.  DA.  III   12r>  ff.)  ausführlich  gehandelt; 
wir    boschranken    uns    auf   die    wichtigsten    Thatsaithen.      Als 
Philipp  das  Odrysenreich  bewältigt  hatte,  erhob  er  AnsprUcho 
auf  das  Getcnland.    KsO^iXa;  i  wv  PeTüv  ßKi/.si;,  «fiov  Mr,?«  ttjv 
OuYaTspa   xai    äiSpa    soAAi   (Theop.    aj).    Athen.    XIII,    p.  557,   c; 
Meda,    Gudilae    regis    Gothorum    lilia,    lord.    Get.    10),    zog 
ihm   entgegen,   und    es  kam  ein  Vergleich    zustande:    Kotheli^^B 
gelobte  Heeresfolge  zu  leisten,  und  Philipp  nahm  die  rdtt;  xvf'^ 
Frau.     Theopomp   benutzte  dieses  Ereigniss  zu  einem  Excurse      l 
über  die  getischen  Sitten;   wir  erfahren  von  ihm:    VtcM  xtöap«;       , 
exovTS?    xat    xiOapi^evTs;    ri?    ixtxT,puy.ei3;    xeioüvTat    (Athen.    XIV 
p.  i\21,  c);  femer  vsusi;  8e  Fetüv  -b  ewcsäljstv  Ti;v  fu^aixa  to»  aväot 
(St.  B.):  so  sehen  wir  einen  aus  der  Urzeit  vererbten  grausamen 
Brauch,  dem  auch  die  stryraonischen  Thraken  folgten,  vereint  mit 
der  herzgewinnenden  Gabe  der  Musen.    Als  später  (3.39)  Philipp, 
am  seine  Kriegsoasse  zu  ftlllen,    Odessos  angriff,  welche  Stadt       ' 
zum  Bereich  der  Gctia  gehörte,   erschienen   wiederum  getische 
Priester   ,cum    citharis   et   vestibus   candidis,   patriis   diis   voce 
supplici    raodulantes*   vor  ihm:    Odessos   wurde   geschont,   der 
getische  Freundschaftabund   erneuert;   denn  Philipp   mochte  in       ' 
den  Geten  eine  Schutzwehr  gegen  die  Skj'then,  Triballer  und 
andere  BergstÄmme  Thrake's  erkennen.    Das  Vasallenverhältniss 
bestand    noch    in    den    ersten   Jahren   Alexander's;    als   dieser 
(335)  die  Geten  heimsuchte,  waren  es  nicht  die  Ilaemus-Cxeten, 
sondern  rtrn  o'i  xepav  -oü  'lorpou   <ixton^vsi  (Arr.  I  3,  5),    welche 
4000   Reiter  und   über    10.000   Fussgiinger  aufgestellt   hatten;       1 
geschlagen,  flolien  sie  zuerst  in  eine  sehwach  verschanzte  Stadt 
m   der  Donau,   dann   in  die   weite  ipT,]i.lix  (4,  4)   nördlich    vom 
Delta  oder  die  sogenannte  Vexla  i,  fp»jiJLO?.     Unter  den  Truppen       I 
Alexander's  in  Asien  werden  Geten  nicht  genannt;  völlig  miss-       | 
lang  ein  Feldeug  des  Zopyrion  (327/2tl)  ins  Flachland  über  die 


Donau  gegen  Geten  und  Skythen.  Die  Geten  südlich  vom 
Strome  scheinen  sicli  damals  der  pontischen  llevxiitsXii;  ange- 
schlossen zu  haben,  welche  Lysimachus  (seit  313)  zu  unter- 
werfen versuchte;  gegen  die  Geten  entl>ot  er  seinen  Sohn 
tetllokIes,  welcher  von  ihnen  gefangen  und  mit  Geschenken 
ickgeschickt  wurde;    ob  hierauf  Lysimaehas  die   pontischen 

StSdtc  und  die  benachbarten  Geten  wirklich  bezwang,  wird 
nicht  überliefert;  es  ist  dies  jedoch  sehr  wahrscheinlich,  weil 
Lysiuiachus  seine  Schutze  in  der  getischen  Veste  T(pt^'.;  barg. 
Nachdem  er  mit  Demetrius  von  Macedonion  Frieden  geschlossen, 
erneuerte  er  den  Krieg  gegen  die  noch  freien  Geten  jenseits 
der  Donau,  «kriegskundige  und  an  Zahl  weit  ilberlegenc  Streiter' 
(Paus.  I  0,  b),  und  deren  König  lpo\t.i-/ßiii]z  (Strabo  VII,  p.  302); 
ein  Gete,  Namens  'AsOr,?,  spielte  damals  die  liolle  des  Zopyrus 
(Polyaen.  VII,  25);  Lysimachus  gerieth  mit  seiner  Armee, 
100.000  Mann,  in  die  wasserlose  PeTÖiv  ifr,\j.i%,  die  Noth  stieg 
aufs  höchste,  und  er  musstc  capitulieren.  Dromichaites  kam, 
nannte  ihn  Vater  und  führte  ihn  in  die  Veste  'HXn;,  wo  er 
ein  Mahl  bereiten  Hess,  kOstlicb  für  die  Makedoncn,  ärmlich 
für  die  t.ieten  —  mit  dem  Hinweis  auf  die  Armutli  und  Har- 
barei  seines  Volkes  wollte  der  Fürst  die  Eroberungssucht  des 
Makedonen  dumpfen.  Es  kam  ein  Vertrag  zustande:  Lysimachus 
verzichtete  ,auf  den  jenseits  der  Donau  gelegenen  Theil  seiner 
Herrschaft'  (Paus.).  Wir  sehen  hier,  trotz  der  Siege  der  Geten, 
die  Herrschaft  des  Dromichaites  auf  die  Striche  über  der  Donau 
beschrUnkt.  Nach  Lysimaclius'  Tode  (iJ8l)  hüren  wir  wenig 
von  Geten;  ihr  Land  wurde  ein  Durchgangsgebiet  der  Galater- 
schaaren  sowie  der  ßastamen;  die  Herrschaft  des  Dromichaites 
musstc  sich  in  der  Folgezeit  in  mehrere  schwache  Tlieile  auf- 
geUist  haben,  und  südlich  vom  Strome  traten  mehr  die  Moesen 
her>"or,  mit  denen  zuerst  C.  Curio  von  Westen  her  (74), 
M.  Lncullus  (71)  von  der  pontischen  Küste  aus  Bekanntschaft 
machte.  Zur  Zeit  des  Boeribista  stand  das  rechte  Ufer  der 
Donan  bis  zum  Ostende  des  Haemus  unter  der  dakischcn  Bot- 
mHssigkeit,  und  selbst  nach  seinem  Tode  hOrten  die  Einfalle 
der  Daken  über  den  Strom  nicht  auf;  zwischen  Geten  und 
Dakcn  lasst  sich  überhaupt  kein  Unterschied  mehr  ziehen.  Für 
Daken  müssen  wir  auch  jene  Fürsten  halten,  welche  zur  Zeit 
des  Angustus   unter  M.  Crassus  (27)  am  Donaustrom   sasscn: 


IT.  AMudlanf:    Tonmcliclr. 


den  rOincrfrcuiidliclicn  TtiX));  und  seinen  Gegner  lohnt^,  sowie 
den  Zupa^t;;,  dessen  Vtstc  PEvsjxXa  an  der  Donaubeuge  vor  dem 
DeltA  li\g  (Ciiss.  Dio  LI  215);  Crassus  triumphierte  ex  Thraeeia 
et  OETEIS.  Qeten  hiessen  im  Munde  der  Griechen,  wegen 
der  Oleieliheit  der  Spraelie  und  Sitten,  auch  die  nördlich  vom 
Stroiue  gelagerten  Sfiimine,  die  Daken;  diesem  .Sprachgebrauclie 
folgton  mitunter  auch  die  Römer  (z.  B.  Antonius  bei  Sueton. 
Oct.  1)3  ,Cütiso  rex  Getarum*),  vor  allem  die  Dichter.  Für 
die  Haemus-Geten,  welciie  im  Bereiche  der  pontischen  Griechen- 
sUidto  standen,  wurde  liilutig,  gemiiss  der  politischen  Ein- 
thcihiug,  der  Mame  Moesi  vei-wendet. 

Die  Griechen  der  pontischen  Ktiste  fanden  sich  mit  den 
Gcton  stets  gut  ab;  nicht  selten  fanden  Weehselheiraten  statt. 
Die  Krilracr  lieferten  den  liinnenstAmmen  Fabrikate  aller  Art, 
Gel  und  Wein  und  das  unentl>ehrliche  Salz;  dafür  erhielten  sie 
Getreide,  Hauholz  und  vor  allem  Sklaven.  Bei  den  Dichtem 
der  neuattischon  Komödie  spielen  Vi^K  und  As»;  (Geta,  Davos) 
eine  ständige  Rolle.  Ein  charakteristischer  Zug  ftr  die  Geten, 
wie  ftlr  alle  Thraken,  war  die  Ungebundenheit  der  Sitten,  femer 
die  Viclwoil»oroi,  wie  der  getische  Sklave  bei  Menander  (Strabo 
VII,  p.  297)  sie  schildert  —  schon  dieser  Zug  hätte  unseren 
J.  Grimm  von  seiner  Theorie  abhalten  sollen.  Bei  Natursöhnen, 
welche  ihrer  Sinnlichkeit  keine  Zügel  aolegea,  stehen  hinwieder 
Asketen,  NUnner  des  Heilig«n8cheina,  in  hohem  Aasehen;  darum 
gMUMuin  bei  lloeeen  und  Qeten  nach  dem  Zengniss  dea  Po«- 
dkaiw  gwmde  die  weibeiiosen  ux«oiß«»  and  die  asketiscben 
xtfam  (s.  d.  GkKsen)  Vorehrang  und  Einflnss.  —  Die  Geten 
bei  Tomi»  die  mta  ebenso  gut  Daken  Deooea  kfiimte,  lernen 
wir  M»  der  Sebildemnfr  Ovid's  kenaen:  sie  tghaitBa  bei  ilun 
die  EfHthf^  Slarticobc,  cmdi,  rigidi.  tracnknti,  kimti,  intonai^ 
peBti,  bncoati;  Menwibanaffw  «area  ibaea  aicbt  fremd;  sie 
mgMi  atats  das  Meanr  na  Gwt  «ad  «araa  bewebit  mit  Begea 
■Ma».  !■  TeaM^  wwde  grieebiack  «od  geütch 
Orid  rfWatir  dia  felMtbt  Sfpacbe  aad  aebn^  in 
ei*  Qedicte  tber  die  |wii<wbi»  HscAkl  —  W<«i 
wir  «an  «bcvdäes  4«a  Q«Ma  tMavwit  denk««,  wie  er  wca^gisleaa 
ia  «h«rM-  Zeit  gairiäldiir»  «üd.  aa  beben  wir  den  «ihwn  Tjpas 


Dia  allu  TlitsW.  I. 


Komikern  ßip:;  (aev  cyovie?,  xai  iXa^ove?,  retott  Ss  Svte;  (lies.). 
Ungeachtet  ihres  Unsterblichkeitsglaubens  und  ihres  Kriegs- 
niathes  waren  die  Geten  Barbaren,  wie  die  übrigen  Thraken, 
und  wir  dürfen  uns  ihre  Zustände  nicht  ideal  ausmalen. 

^Von  Sonderstämmen  des   getischen  Inlandes  erfahren  wir 
enig;    Piinius    führt    an:    AODES    ('Ao)?£l?,    otwa    ,Zustösser, 
Schläger',   von    vcdli:  vodh   wOsiv),   CAUtjrDAE   (etwa  ,IIügel- 
bcwohner'  oder  ,UoU!lndcr'  von  Wurzel  kcug-  ,w8lbcn',  lit.  kügis 
, Haufe'  etc.)   und  t'lariae    (Var.    Clancac,    Dareae).     Mitten   in 
^en  Haemus   setzt  iStrabo   (VII,  p.  318)  KöpaA.>.ot,   während  sie 
pfti  Orid   (ex  Ponte   IV    2,  37-    8,  83)   als    ,fiavi'   und    ,peUiti' 
Coralli  am  Histcr  erscheinen  (vgl.  App.  Mithr.  Uli,  wo  sie  neben 
'likj^e;    stehen):    wahrscheinlich    eine    sarniatischc    Horde,    die 
zum  Thcil  in  den  Haemus  eingedrungen  war,  etwa  als  ,Tliiltige, 
Krie.gerischc*  zu  deuten  (altpers.  kara  ,Hoor',   skyth.  Ko>^-5«i; 
,Hccrcfikönig').      Ebenso    waren     sarmatischc    ARKAEI    oder 
AREATAE  (Pün.)  ins  Gctonland  eingewandert,  und  die  heutige 
Dobrudza  flUirte  zuletzt  den  Namen  Scythia  minor     liu'  KUsten- 
^■Kmmc  waren  den  (iriuchcn  genauer  })ckaunt. 
^^        Die  Tipi^oi  nannte  bereits  Hccatacus,  nach  ilim  Ilellauicus 
^EM.  p.  408,  Phot.  Lex.,  Suid.  v.  Tepiiiei,  ZoiixoX^i?) :   äÜavaTtXouct 
fik   xatt  T^pi^ot    x.at  Kpißui^oi   %x'i   7sü;  a«&Oavsvta;   w;   ZiXiAo^iv   faciv 
jtut^oA,   ejitv   öe   aiOn.      Sie   wohnten   an    dem    Landvorsprung 
Hl^piCt^  oder  Ttpt^a  (ebenso  hicss  ein  Küätcnpunkt  Paphlagoniens; 
▼gl.  Tttpirrast;  zwischen  Ganos  und  liisanthc  an  der  Propontis, 
von  Wurzel  ter-  ,eindringcn'),  der  späteren  Ri/t;  ixpa  ( j.  Coligrd- 
burün).  —  Ilcc^itaeus  nannte  ferner  die  Kp6ßuI[ot  ■  eövs^  zpbi;  v4tov 
BpIMT  ToO   'lorpou  (St.  B.).     Nach   Hcrodot  (IV  49)   flössen   die 
^iuu   Istros  gehörigen  Bilche    östlich   vom    Athrys  (Jantra)  Sije 
bpTjöiw/  Twv  KpoflJ;;u>v  —  so  weit  erstreckte  sicii  die  Kp&ßvi|ixr;  in» 
Biand!   Nach  Seymnus  (745.  750.  756)  wohnten  sie  rings  um 
Bd«880s  und  am  ()st(!ndc  des  Haimos,   sowie   bei  lJionyso|)olis, 
Hd   sie   an  die  Skythen    stiesscn.     Auch   Ptoleuiacus   setzt  sie 
^■FischoD    Odessos    und    Kalhitis    (j.    Mangalia).      Einer    ihrer 
rläuptiingo,    Namens     loävür;;,    tdiv   xa>.ou|A£V(i)v    KpsßOscuv    ßastXe'J; 
^PhylarchuB    ap.    Atiien.  XII   p.  b'M,  a),   zeichnete    sich    durch 
^Khönheit,   Ucichthum    und  Wohlleben   aus.     Piinius  setzt  Cro- 
bigni  nördlich  über  das  Donaudclta,  also  in  die  ipT,\t.ia.    Ob  der 
Name  von  Wurzel  krcu-  ,vcrlctzen',  lat.  crü-du-s  ,roh,  blutig*  etc., 

;UUlui(>l>«r.  •!    |>bll  -hKl.  l'l.  (:X.),VUI.  U<1.   I.  Al>h.  7 


9R 


TV.  ikluiidliiog:    T«m»ohck. 


hergeleitet  werden  könnte?  zd.  Krvighni  ,gretdieh'?  —  TpwY/.:- 
SÜTat  oder  Tptij-foiJTx:  wohnten  in  Kleinscythicn  nnlie  dem  II»1- 
myris  (Ptol.  Plin.),  oder  auch  -spi  -su  t»;v  TptßaXXüv  ^v  (Eoät.  ad 
Dion.  180).  Noch  jetzt  finden  sich  an  der  unteren  Dunau,  so- 
wie in  Armenien,  Erdwohnungen,  die  mit  Rohr  und  Dünger 
zugedeckt  sind;  es  können  auch  (irotten  im  Fels  gemeint  sein. 

Öpijt^tv  (xffiJei;  ixiOa-.  werden  an  der  unteren  Donau  bei 
Ap.  Rh.  rV  320  erwähnt;  nach  Hcrodot  hatten  die  Skoloten 
das  ganze  Flachland  etwa  bis  zur  Einmündung  des  Alt  inne. 
KalhstratOB  >vusstc  von  Kämpfen  zwischen  Skythen  und  Thraken 
zu  erzählen,  wobei  letztere  den  Kürzeren  zogen;  die  sk^'thischen 
Weiber  sollen  die  ihnen  dienstbaren  Thrakinnen,  Ti;  Spoxüv 
■riüv  üj^b;  irrApn  xal  äixrxv  zipiairMv  -(u^eAr^:,  als  Zeichen  der 
Schmach  tätowiert  haben,  woraus  dann  8])äter  ein  rs^tiu^  wurde 
(Athen.  XII,  p.  524).  An  der  Westgrenze  der  Skythen  finden 
wir  in  der  That  unterworfene  tlirakischc  Stämme,  z.  B.  die 
ackerbautreibenden  '.^Xa^^sve;  und  die  später  zu  besprechenden 
Kopxßai.  Die  über  den  Stromschnellen  des  Borysthenes  hau- 
senden 'ApLiäsxs;  jedoch  waren,  ob},'leich  sich  "AitiJsxo;  als  Eigen- 
name bei  den  Odrysen  findet,  keine  Thraken,  sondern  Jäger- 
st&mme  finnischer  Herkunft,  ,Hohäeischesscr'  (skr.  ämädaka), 
wie  sie  bei  den  Skythen  liicsscn. 

Nach  dem  Sturze  der  Skythenraacht  —  der  letzte  mächtige 
skolotische  Herrscher  war  jener  'At«;,  gegen  welchen  Philipp 
einen  Zug  UTitcrnahm  —  erhielt  sich  zwar  noch  ein  Rest  der 
,königlichcn'  Skythen  oder  Siiei  (zd.  khsaya)  im  Gebiet  von 
Olbia,  die  eigentlichen  Hcri'en  des  ponlischen  Steppengebietes 
wurden  jedoch  die  Sarmaten  vom  Tanais;  ausser  kleineren 
Stämmen  waren  es  zunächst  die  Inzygcn  (zd.  yazuka  ,gros8, 
mächtig'),  welche  zur  unteren  Donau  vorrückten;  sie  scheinen 
bereits  nach  Boerebistj«'s  Tode  (ca.  43  v.  Chr.)  den  karpatischen 
Qrenzwall  und  das  dakische  Reich  bedroht  zu  haben;  Strabo 
setzt  sie  neben  die  Tyrigoten,  Uvid  spricht  von  ihren  Eiofällen 
über  die  Donau.  Wann  sie  in  das  Land  zwischen  der  Donau 
und  Thciss  eingerückt  waren,  lässt  sich  nicht  genau  bestimmen; 
jedenfalls  sassen  sie  hier  in  den  späteren  Jahren  des  Tiberius 
(27 — 37),  und  Vannius  (ca.  50)  fand  in  ihnen  Bundesgenossen. 
In  die  bisheri^'cn  Sitze  der  lazygcn  rückten  die  sarmatisckeo 
Rhoxolani  vor;    für  einen  rhoxolanischen  Häuptling  dUi 


IHe  iltCD  Thnkcr.  I. 


«d 


jtiueu  SuMigus  hullGu,  deu  Plioias  d.  J.  in  einom  Schreiben 
den  Kaiser  erwähnt.  Dasselbe  gilt  von  jenem  Sardonius, 
en  Aurelius  Victor  als  Verbilndetpii  des  Dekebnlos  und,  wie 
scheint,  als  rex  Sacorum  anliüirt  (vgl.  oset.  Sürdon,  Name 
ines  Narten  oder  nftä).  Noch  zur  Zeit  des  Kaisers  Valens 
37)  erscheinen  auf  den  Vorhilgeln  des  sUdlichen  Karpaten- 
ralles  sarmatische  8ERK1  (Amm.  Marc.  XXVII  5,  3),  in 
reichen  einige  Forscher  liaben  Serben  erblicken  wollen.  Auch 
sarmatischen  Abtheiluugen  sind  endlich  unter  den  Slawen 
iwunden. 

Im  Norden  des  Karpatcnwallcs,  wo  sich  ursprünglich  an 
tbrakische  Vülkerwclt  die  slawische  anscitloss,  war  eine 
se  Wandlung  durch  das  Eindringei)  volkischer  Galater- 
Imme  (3Ü0 — 2U0),  denen  sich  Schajiren  von  Ostgermanen 
^kiren  u.  A.)  anschlössen,  zustande  gekunimen;  dieses  ,Ba8tard- 
olk',  bei  dem  erst  spHter  das  gcnnanisclie  Element  stärker  hei-- 
rortrat,  verbreitete  sich  (200 — 1(X))  cntluiig  dem  östlichen  Berg- 
ibang  (Alpes  Bastarnicae,  TP.)  und  auf  den  Platten  zu  beiden 
eitcn  des  Tyras  bis  Olbia  und  zu  den  Donauniiindungcn,  auf 
ler  Nord-  und  Ostseite  wie  mit  eisernen  Armen  das  Stammland 
1er  Thraken  umklammernd.  Sie  erbauten  am  Tyras  die  Burgen 
iippiiamy,  MatT(J)v.ov,  UüißavTouapisv,  "Hpaxxov  und  au  der  unteren 
>onau,  im  Gebiete  der  BpiTOAi-fai,  'Wii^pi^  und  NsoutiSsuvsv;  von 
liier  ans  unternahmen  sie  wiederholt  weite  Fahrten  untl  Kaub- 
je  in  die  südlichen  Striche;  so  reichten  sie  den  Skordiskem 
jd  den  übrigen  KeltenstUmmen  der  Ostalpeu  dii'  Hände. 

Zu  Beginn  der  geschichthcheii  Zeit  finden  wir  im  karpa- 

tiachen  Bergwall  als  Ursassen  die  'AYai-Bjpsoi,  d.  h.  im  skytliischen 

lundc  die  .bösen,  (juiilenden'  (zd.  agha)  Thyrsen.  Hjpoot  aber, 

tythjsch  etwa  Tlmrsö  oder  Thwarsö  (vgl.   IvSi-Ojpa:;),  erscheint 

rie   eine   dem  Skytliischen   angepasste  Umfornmng   eines   thrar 

üschen  Völkeniamen.s,  nämlich  Tpauiot.    Nun  finden  wir  in  der 

Schriften   des  lierodianus   zusammengesetzten   Küstkammer 

Stcphanus    von    Byzanz    folgenden    Artikel:    Tpaucsi  •  xiXt; 

[e>.TOü;    (offenbar    verderbt;    A.    v.    Outschmid,    Lit  Cb.  1864 

1200  schlägt  vor  z'/.rjciov  KeXroT?;  vielleicht  blosse  Uittograpliie : 

_b6Xi4    xai   e'Jvi;,    olj^),    J'Ovo;,    oüc  ci   'KX/.ijve;   ivojxiijojoi  'AYaO-Jpsou^. 

id    ein    kundiger   Schriftsteller   hatte   die   Agatliyrseu    der 

lUd  der  pontischen  Colonisten  ausdrücklich  den  Trausen 


100 


IT.  Ahhudlmig:    Tomticli  eV. 


gleichgesetzt;  der  Stumm  also,  der  seit  Alters  das  karpatische 
Bergland  innehatte,  nannte  sich  selbst  Tpauioi;  die  armseligen 
Trausen,  die  wir  in  der  Khodope  fanden,  waren  nur  ein  kleiner 
losgerissener  Tlieil  des  in  der  Heimat  verbliebenen  grossen 
Stammes.  Wenn  es  beisst:  'AY«öupsot  •  sOvo;  evJctip«  Teü  AI|xsu 
(St.  B.),  80  müssen  wir  uns  erinnern,  dass  der  Name  Haimos 
in  älterer  Zeit  aucii  den  Karpates  eingesclilossen  hat;  die  drei 
grossen  Ströme  'AtXa;  Aupa?,  und  Tißi«;  (Hdt.  IV  49),  ,welche 
von  den  Hüben  des  Haimos  herablaufen' ,  gehören  dem  Nord- 
lande an,  wie  der  Hiiuptstrom  MJpi;,  welcher  dem  Istrus  za- 
strömt.  Die  Agathyrsen  wohnen  (Hdt.  IV  100)  iTco  'Iwtpou  ti 
x7TJ-ep6E  et;  Tr,v  [Asssvatzv,  und  der  Maris  fliesst  mitten  durcli  ihr 
Land.  Die  vorgeschichtliche  Cultur  des  agatliyrsischcn  Landes 
lässt  sich  aus  zahlreichen  Fundstückeu,  welche  der  neolithiscben, 
der  Kupfer-  und  der  Bronzezeit  angehören,  annähernd  erkennen; 
vgl.  darüber  Carl  Gooss  (Archiv  d.  V.  f.  siebenbürg.  Landes- 
kunde XUI.  Bd.  1877  S.  409  ff.  4li6  ff.  521»  ff.).  Im  Lande 
selbst  wurde  jedenfalls  Gold  und  Kui)fer  gewonnen;  beide 
Metalle  waren  schon  den  liidogermaneu  bekannt,  und  die  erz- 
und  goldrcicheu  (icliiete  der  ungarischen  LUnder  haben  ohne 
Zweifel  einen  Theil  der  indogcrmauischeu  HeimstAtte  gebildet. 
—  Sitten  und  Biiluche  der  Agathyrsen  waren  thrakisch;  als 
eigeutliümlich  wird  nur  die  Ucppigkeit  und  das  Geschlechts- 
leben dieses  Volkes  hervorgehoben  (Hdt.  I\'  104).  Es  iierrschte 
bei  ihnen  Weibergemeinschaft  (iw/.sivov  -Gtt  f""'*""«'^  f*i^  (**»" 
zo-eüvtat),  unter  dem  Vorwandu,  sie  würden  dadurch  ,ein  einig 
Volk  von  Brüdern'  frei  von  Neid  und  Feindschaft.  Der  Bericht 
lautet  übertrieben,  und  die  Motivierung  legt  Zeugniss  ab  von 
der  humoristischen  Ader  der  Olbiopoliten;  es  werden  im  Gefolge 
der  Uejjpigkeit  die  ehelichen  Bande  sich  etwas  gelockert  haben: 
auch  mochte  es  vorgekommen  sein,  dass  ein  Agathyrso  eine 
oder  die  aiidere,  seiner  Frauen  dem  Gastfrounde  üborliess,  um 
ein  andermal  die  gleiche  Gunst  von  diesem  zu  bwuispruchen; 
bei  den  Thraken  war  namentlich  den  Jungfrauen  volle  Freiheit 
im  Umgänge  mit  den  Männern  gestattet.  Weiter  heisst  es: 
sißpiTOTOi  övSpüv  eisi  m:  7,pi»co(pspct  -x  lAiXicTa.  Noch  jetzt  ist 
Siebenbürgen  an  Gold  ergiebig;  es  wird  daselbst  von  Zigeunern 
und  Wlachen  aus  dem  Sand  der  Bäche  ausgewaschen.  Als 
begehrtes  Tauschobject   brachte   das  Gold    den  Agathyrsen  die 


Di«  mlt»ii  Tlinker.  t. 


101 


Fabrikate  des  Südens  sowie  die  Galten  entfernter  L.Inder, 
Perlen,  Bernstein  und  Zinn,  ein;  z.nletzt  kamen  MUnzen  ins 
Land,  von  Kerkvra,  Ajmllonia  und  Dyrrhachion,  von  Thasos, 
Erythrni  und  Lysimaclicia. 

Einen  Beitrag  zur  Charakteristik  des  Volkes  lernen  wir 
durch  Aristoteles  kennen  (Problem.  Ifl,  2H):  die  Agathyrsen 
hatten  den  Brauch  (wie  die  gjallischen  Druiden),  die  Summe 
ihrer  Gesetze  in  Gesangsfonn  dem  Gediichtnisso  ihrer  Nach- 
kommen zu  Überliefern.  Der  jüngere  Pisander  hatte  der  Aga- 
thyrsen gedacht  mit  Ansjiielung  auf  den  dionysischen  Oip«? 
(St.  B.);  Vnlerius  Flaccus  gebraucht  die  Form  Thyrsagetae. 
Etwas  Weinbau  war  im  Lande  vorhanden,  das  Uborhaupt  ver- 
mr»ge  seiner  alpinen  Natur  für  Mythcnbildnng  wie  geschaffen 
ist;  eine  dem  Zahnoxis  cntspreclionde  N.iturgotthcit  wurde  dort 
seit  Alters  verehrt.  Sonst  wird  den  Agath)rr8en  noch  die  Be- 
malung des  Leibes  zugcsdiricbcn;  auf  das  Vorhandensein 
eines  Geschicchtsadels  wei.st  der  Heisatz:  je  dichter  und  grösser 
die  farbigen  Zeichen  der  Haut  eingeprägt  waren,  einen  desto 
hJlhcren  Kang  der  Person  z<'igto  dies  an.  —  Später  hat  man 
das  Volk  nicht  mehr  vorgefun<len,  es  wurde  immer  weiter  in 
den  Norden  hinausgeschoben;  denn  als  die  RJimer  in  den  Donan- 
Iftndem  auftraten,  hOrten  sie  nicht  mehr  von  Agathyrsen;  ein 
ganz  anderer  Name  war  im  Karpat  üblich  geworden,  der 
dakische. 

DAfI  (sing.  Dilcus,  V.  l.  VI  n"  32.36  Daqus),  Aav.«  oder 
Aäx5t,  auch  M/.t:  und  Aixs^,  in  der  Tab.  Peut.  DAGAE  (wie 
Sagae  fi\r  .'>acac),  nannten  sich  die  vormaligen  Trausen,  die 
Brttder  und  Naehbaron  der  Gelen;  völlig  unbekannt  ist  uns 
die  Veranlassung  znm  Aufkommen  dieses  schwer  deutbaren 
Namens.  Strabo  (p.  3<)4,  .St.  B)  erinnerte  an  die  Aas:;  Cassius 
I>io  an  die  AT51  und  das  Ator/ov  ysvo?,  was  er  ohneweiters  in 
A*x'xsv  ttnderte.  In  neuerer  Zeit  hat  Leo  skr.  dhavaka  ,Lilufer, 
Renner*  verglichen;  näher  liegt  das  dakiscli-thrakische  Wort 
dava  :  deva  ,Siedelung',  von  der  Wurzel  dhe  :  dhe  , setzen',  und 
die  Dakcn  wttren  dann  ,Sa88en*.  Sonst  Hesse  sich  noch  die  Wurzel 
da»  , zeigen*  heranziehen  (vgl.  ie-iaöi;  ,kundig';  also  Leute, 
welche  sich  verstehen).  Strabo,  welcher  die  Daken  nach 
lirriechischem  Brauche  stets  Goten  nennt,  bezeichnet  sie  au8- 
Idrncklich  {VII  p.  30.3.  305)  als  iixivXwrfsv  w1;  epaSiv  sOvs;.    Dies 


IT.  Akhiadlnc:    Tonkiebvk. 


ergibt  sieb  aucli  aas  den  geringen  8pracbre«ten,  z.  B.  ans  den 
Personennamen  auf  -poms  (tbrak.  bilhyn.  -■ropi?,  von  Wurzel 
per  :  per  ,durcliliobren,  stechen,  schlachten')  and  den  Ortsnamen 
auf  -dava  (vgl.  Dcsu-dava  im  Lande  der  strymonischen  Maiden); 
doch  müssen  dialektische  Abweichungen  ftlr  das  Dakiscbe  natur- 
gemAw  zugegeben  werden. 

Der  erste  dakische  König,  den  die  Geschichte  za  nennen 
weiss  (lust.  XXXII  3,  10),  war  OROLES  (vgl.  den  Thraken 
'OXopo?,  'OpcXs;):  lange  kJlmpfte  er  unglücklich  gegen  die  Ba- 
starnen, welche  um  die  Mitte  des  2.  Jahrhunderts  v.  Chr.  auf 
dem  Gipfel  ihrer  Macht  standen;  endlich  gelang  es  ihm,  den 
Math  seiner  Mannen  dadurch  anzustacheln,  dass  er  sie  nöthigte, 
alle  weiblichen  Dienstleistungen  zu  verrichten,  wie  es  Memmen 
geziemt.  Die  Daken  fasstcn  ein  Herz  und  schlugen  die  Ba- 
stamen. Wir  finden  frühzeitig  (110)  Daken  als  Waffenbrüder 
der  Skordisker  im  Kampf  mit  den  Römern  (Frontin.  II  4,  3): 
Minucius  Rufus  iinpenitor  a  Scordiscis  Uacisque  premebatur, 
quibus  impar  erat  numcro.  Als  C.  Curio  die  Dardaner  be- 
zwangen hatte  (74),  rückte  er  bis  zu  den  Stromschnellen  der 
Donau  (y.axappaATit  Strab.  p.  304}  vor,  willens,  ins  Dakcnland 
einzudringen;  doch  schreckten  ihn,  wie  Florus  bemerkt,  die  un- 
erforscliten  Waldberge  und  Thäler  ab.  Vielleicht  hatte  schon 
damals  Hoirebista  zu  regieren  begonnen. 

Dieser  dakische  Herrscher  fülirtc  im  Verein  mit  den 
Priestern,  an  deren  Spitze  Aexjiveoj  (Strabo  nennt  ihn  einen 
äv»]p  '{ÖTic;  ob  er  aus  Aegypten  gekommen  war,  darf  bezweifelt 
werden)  stand,  ein  grosses  Reformwerk  durch,  die  sittliche 
Hebung  der  Nation.  Mitten  im  Lande,  in  einer  unzugänglichen 
Ilölilengegend,  erhob  sich  bei  einem  Flusse  der  Berg  KuYaiwvs;, 
zubenannt  der  ,heilige',  weil  man  ihn  für  den  Sitz  des  Natur- 
gottes (Zalmoxis)  hielt;  hier  hatte  auch  der  jeweilige  Ober- 
priester, ,der  Naclifolger  des  Gottes',  seinen  Aufenthalt;  selten 
verkehrte  er  mit  der  Aussenwelt,  nur  der  König  und  seine 
Diener  erholten  sich  bei  ihm  Rathes.  Seine  Rathschlage  wurden 
als  jgöttliclie  Befehle'  verkündet,  und  das  Volk  gehorchte  dem 
Könige  um  so  williger,  weil  es  in  seinen  Befehlen  den  gött- 
lichen Willen  er.sali.  Stets  hatte  der  Pontifex  Antheil  an  der 
Regierung.  Boirebista  wusste  mit  Hilfe  des  Dekaineos  sein 
Volk  zu  bereden,   den  Weinstock  auszurotten  und  oline  Wein 


Die  allen  Thraker.  I. 


Iü3 


leben;   die   Heeresdisciplin   wurde   mit   allen   Mitteln   straff 

ehalten.     Durch  häufige  und    unglUcklicIic  Kriege  hatten  sicli 

Daken  sehr  gesdiwäcbt;  durch  Nüchternheit  und  Folgsam- 

it,  wie  durch  das  tlicokratische  Regimen  erstarkt,  erwehrten 

sich   in   wenigen  Jahren  der  Grenzfeinde  und   unterwarfen 

sich    sogar   die   meisten  Nachharvölker.     Gegen  die  Gennanen 

bildete  das  hercynische  Bergland  die  Grenze,  wo  die  ANAIlTl<iS 

,     Sassen  (Caes.  B.  Gall.  VI  25,  2;  ein  Cüllectivname  für  keltische 

^Btämme;    vgl.  ir.    .inart    ,sa^o    indutus',    von   kolt.  an  =  pan 

^Hreben'  gr.  i^fitoi;  etc.?).    Die  Bastarnen    scheinen  damals  nicht 

^^pehr  Feinde,   sondern  Watfengenossen  dos  ßoirebista  gewesen 

zu  sein;  so  konnte  er  denn  auch  nach  dieser  Seite  Erfolge  cr- 

Qgen:    sD.sv    z-r,v  'OXfiiav  n-tan  v-xi  -»;  «ÄXa;  ti;  ev  to;;  «pimspsi; 

IlövTS'j  TriXei;  [xe/f'.  AroXXwviai;  (Dio  Chrys.  or.  36  II,  p.  75  R.); 

TsXsuTatx  xat   ixsyCoti]   äXuioi;  von   Olbia   t)lllt  etwa  in  das 

fahr  50  v.  Chr.  —  Boirtbii^ta  überschritt  mehrmals  die  Donau 

^nnd  verheerte  alles  Land  bis  Makedonien  und  lllyrien;  mit  den 

^Htlatischen  Skordiskcrn  verbunden,  deren  Gebiet  am  Sans  and 

^^■argos  er  bereits  frUlior  verheert  hatte,    warf  er  sich  (ca.  44. 

^^tej    auf    die    Teurisker    (Noriker)    und    Boier,    deren    König 

Kritasiros  war,  und  vernichtete  die  letzteren  gänzHch;  schwache 

^Hteste    der    Buier   verblieben    in    den   , EinOden'    südüstHch    vom 

^Hkusiedlcrsee.      Die    Daken    unter   Buirebista    vermochten    ein 

^^[eer   von    200.000    Mann    aufzustellen;    so    erschienen    sie   den 

Römern  furchtbar,  ein  aüsrtjp^bv  xa!  ftXosaXeixov  xai  fsixiv  s6vs;  (App. 

B.  cjv.  II  110),   gegen   welches  Caesar   eine   grosse  Expedition 

^»usenrüsten  l»egann,    bevor  ihn  der  Tod  ereilte  (15.  MUrz  44). 

^^U>er  auch  sein  Zeitgenosse  Boircbista  v^'urde  zuletzt  von  einigen 

^TErapörem    entthront,    welche   das    theokratisciie   Regimen   satt 

ükoramen  hatten:  sein  Reich  schied  sich  in  vier  Theilo. 

Nach  Dio  Chrysostomus  (lord.  11  %.)  soll  nach  Dicineus 

rex  et   pontifex  COMOSICUS   höchst   gerecht   regiert  und 

ch    diesem  CGRYLLUS    den  Tliron    durch   40  Jahre   einge- 

aen    haben;    die    übrigen    Berichte    wissen    davon   Nicht«. 

jenen   vier  Theilherrschern    werden  zur  Zeit  des   zweiten 

riumvirates   ^40 — 31)   zwei   namhaft   gemacht,    Aas^r,;   (Plut. 

jVni.  t!3)   und  Ksitswv  (.Suet.  <  (ct.  6.'5);    einen    dritten,   -xspJXuv 

Coryllaa   des  lord.)    lernen   wir  aus   einer  Anekdote  bei 

sntinus  1  10,  4  kennen.    Als  M.  Crassus  gegen  dio  ßastarnen 


104 


IT.  Al>lua<nimf:    Tonatttivfc. 


kÄnipfte,  sassen  am  rechten  Donannfcr  drei  Filrston  der  (»eten 
oder  rk'htiper  (vgl.  Cass.  Dio  LI  ÖÜ)  Daken,  'PwXrj;,  Ashrj^  und 
Zupi^Y;;.  Am  linken  Ufer  muss  alior  noch  die  Maclit  des  Cotiso 
hestanden  halten,  da  wir  wiederholt  von  dessen  Einfiillen  über 
die  Donau  (nach  Pannonien?i  hören;  auch  sarmatische  Horden 
waren  dabei  betheiligt.  Um  endlich  Ordnung'  zu  schaffen, 
schickte  Kaiser  Augustns  nach  Beeniligiing  des  pannonisch. 
delmatischen  Krieges  den  Gnaeus  Lentnius  ans,  um  das  scliwer 
zupangliilic  D;ikonvolk  vom  Dcmauhmes  zu  entfernen;  dieser 
setzte  über  die  Donau  nnd  schlug  naclidrllcklich  die  Daken, 
deren  Reich  damals  sogar  in  fVmf  Thcile  geschieden  war  (Strabo 
p.  304);  so  wurden  die  ,gentes  DACt^KUM'  gezwungen,  die 
Befehle  des  riluiischen  Volkes  llber  sich  ergehen  zu  lassen 
(Mon.  AncjT.  V  47 — 49).  Damals  wurden,  wie  Strabo  bezeugt, 
50.(KlO  gefangene  Daken  von  Aelius  Catus  am  rechten  Ufer 
unter  den  Mocsen  angesiedelt.  —  Unter  Tibcrius  herrschte  Ruhe; 
aber  es  scheinen  d.Tnials  in  das  Flachland  zwischen  der  Donau 
und  TheisB  die  sarmatischen  lazygen  eingedrungen  zu  sein  — 
ein  Ereignis,  welches  dio  Macht  der  Daken  an  der  Westseite 
schwächte:  1>A(JI,  pul-^i  ab  lazygibus  montes  et  saltus  tenent 
nsqne  ad  Pathissum  aitiiiem  (Plin.).  Gleichwohl  hören  wir  von 
einem  Einfalle  <ler  Daken  nnd  Sarmaten  in  Moesien  (ca.  35, 
Suet.  Till.  41).  —  Unter  Nero  linden  wir  den  Einfluss  der 
römischen  Macht  sehr  gefestigt,  wie  die  Inschrift  des  Ti.  Plautius 
Aelianus  lehrt  (0.  I.  XIV  n"  HfiO«  a.  5(5/57):  10O.(XH>  trans- 
danu\nanische  Familien  mit  ihren  .StarameshÄuptern  wurden  ans 
rechte  Ufer  gebracht  und  zur  .Steucrieistung  gezwungen;  durch 
das  Eingreifen  der  Legionen  erhielten  die  Könige  der  Bastarnen 
und  Rhoxolanen  ihre  Söhne,  die  Könige  der  Daken  ihre  Brüder 
aus  Feindesland  wieder  /.uriick.  Die  Wirren  nach  Nero's  Tode 
wurden  jedoch  von  den  Rhoxolanen,  lazygen  und  Daken  m 
neuen  Einftillen  ausgenützt.  Die  grossen  Kriege  der  Daken 
.unter  Dekebalos,  dem  Nachfolger  des  Duras,  und  die  Unter- 
werfung des  dakisehen  Landes  durch  Traianus  (107)  dürfen 
wir  übergehen,  da  hierüber  vortrcfTliche  Arbeiten  vorliegen, 
ebenso  die  Zustände  dieser  ProN-inz  bis  auf  Gallienus  und  Aure- 
lianus;  Alles,  waa  sich  an  Namen  knüpft,  wird  in  der  2.  Ab- 
handlung Äur  Sprache  kommen.  Nur  Folgendes  sei  hervor- 
gehoben. 


Di«  ilt*n  Thnkcr.  1. 


10& 


Traianus  hatte  den  Beschluss  gefasst  und  ausgeftlhrt,  die 
ikische  Nation  auszurotten ;  das  Loos  der  Vernichtung  wider- 
"fnhr   nicht   nur   dem    könicriichen    Hause    und   allen  EdeHngen, 
die   nicht   rechtzeitig   zu   den    freien  Bergstämmen    entkommen 
waren;   auch   von  den  Wehrhaften,   die  der    lange  Krieg  etwa 
verschont  hatte,  wurde  der  grüsstc  Theil  nach  römischem  Brauch 
die   Sklaverei   verkauft.     Was   sonst   übrig   Wich   (erwiihnt 
rerden   dakische   Reiter  ausser  Landes  unter  Hadrian,   denen 
riaubt  war,  ihre  einheimischen  Schlnclitrufc  zu  gebrauchen,  Arr. 
r»ct.  44),  verHel  in  der  zweiten  Generation  der  Roman isierung. 
Lus  der    röniiseiien   Daeia  ist  uns    nicht   eine    einzige   dakische 
lottheit,   nicht  ein   einziger   dakiseher  Personenname  bekannt 
pworden!  Die  ins  Tvand  gezogenen  (Aih)non  kamen  vorwiegend 
IS  Kleinasien,  Thracien,  Macedonien,  Dalmntien  und  l'annonien 
das  dakische  Element  war  ganz  verdriingt,  nnd  Alles  sprach 
Bmisch.    Die  Namengehnng  der  Ortschaften,  Berge  und  Flüsse 
sst    sieh    aber   nielit   so    leicht    verdrängen.      Der    Pinax    des 
alemaens,    der   uns   die   Dacia   Traiana    darstellt,    zeigt  uns 
leben  neuen    römischen  Castellanlagen  eine  Reihe  offener  Orte 
»)  aus  der  dnkisehen  Zeit,  sowie  einige  Reste  der  dakischcn 
ae:  wenn  wir  nämlich  aus  den  drei  Reihen  von  , Völker- 
schaften',  welche  Ptolemacus  verzeiclinot,  auerst  die  nach  Ort- 
schaften benannten  herausnehmen  (Burridavcnsei»,  Potulatenses, 
Albocenscs,  Saldenses,  liatacenses,  Sienses,  Cotenses,  Caneoenses), 
femer  die  fremden  'AvapToi  und  Tiupioxot.  welche  durch  den  Ein- 
bruch   der  lazygen   ins    dakische  Nordland    waren    verschlagen 
worden,  so  bleiben  nur  noch  drei  Stiüume  übrig:  Birj^o'.,  KEtö-.'i'.sst 
und  n-.iseiYO«.    Die  erstgenannten  sassen  nördlich  vom  Temesch- 
luss  am  Westrand  der  Bergumwallung;  die  beiden  anderen  am 
Inken    Donauufer    östlich    vom    Altflnss;    auf    beiden    Gebieten 
ehlen  römische  Inschriften,  die  Namen  selbst  sind  echt  dakisch; 
haben  sich  hier  am  längsten  <lakische  Volksreste  erhalten. 
Nach    lönjJihrigem  Bestände    wurde  die  Provinz  von  den 
lömcrn    anfgegel)en  —  zu    mächtig   erwies   sich    der    Ansturm 
Rr  gi-rmanischen  Völker,  der  Vandalen  und  Tervingen.    Doch 
die  Räumung  in  voller  Ordnung  vor  sich,    die  Legionen 
Provinzialen    wurden    südlieh    von    der    Donau    geborgen, 
wo  eine  neue  Dacia  erstand.     Doch    darf  eingeräumt   werden, 
daas  niclit  Alles  über  den  Strom  gezogen  wurde,  nnd  dasB  ein 


106 


IV.  Alikudlsii(:    ToDkickak. 


Theil  der  minderen  Bevölkerung  im  Lande  zurückblieb  — 
Krfimer,  Handwerker,  Bauern  und  Hirten  —  ein  Element,  von 
dem  sich  Reste  der  dakischcn  und  römischen  Namengebong 
(z.  B.  Anipelum,  slaw.  Oniplü,  mag:y.  Ompoly,  Ompoy)  auf  die 
spHteren  Insassen  vererben  konnte.  Die  Besitznahme  der  Dacia 
durch  die  Germanen  trilgt  mehr  einen  tnmultuarischen,  vorüber- 
gehenden Charakter;  dauernder  erwiesen  sich  die  Spuren  der 
slawischen  Besiedlung  in  allen  Ortsnamen;  dann  folgt  die 
ungarische  Einwanderung,  die  sächsische  und  zuletzt  die  wla- 
chische.  Jene  inferioren  römischen  Ueberbleibsel  haben  sich 
gegenüber  der  slawischen  Einwanderung  nicht  halten  können, 
sowie  im  Laufe  der  Zeiten  selbst  das  slawische  Element  ein- 
gieng.  Der  römische  Grundstock  der  wlachischcn  Dialekte 
weist  mit  Nothwcndigkeit  anl'  eine  südlich  von  der  Don&a  ge- 
legene Heimstilttc  hin  und  auf  den  sermo  rusticus,  wie  er  sich 
von  400  bis  600  in  der  illvrisch-thrakischen  DiOcese  ent- 
wickelt hat. 

Ausserhalb  der  römischen  Provinz  Dacia  gab  es  im  kar- 
jiatischen  Waldgebii^  neben  den  Bastarnen  und  Transiugitanen 
(Amm.  XVn  12;  Transmontani ,  Ptol.)  unabhängige  Stämme 
dakischcr  Abkunft,  iaxii  s-  xpicsps;,  et  ÜKtp  •zr,t  Aaxizv  ßip^gfOi 
SBizi^nLoi.  Wir  ))etrachten  zuerst  die  westlichen  Stämme,  welche 
von  der  oberen  Theiss  an  bis  zu  den  Quellen  der  Wetcfasd 
s&ssen  and  in  diese  Sitze  durch  den  Einbrach  der  Itkxygtm 
waren  verdrängt  worden,  gleich  den  "Avatp^s^ixTst,  die  wir 
weit  von  den  übrigen  'WvipTst  an  den  Weichselqnellen  finden; 
an  diese  schliessen  sich  die  .Kpctf;;xai  an,  mit  dem  Orte  WpOMO«; 
lag  auch  noch  Lrrt-isva  in  ihrem  Gebiete,  so  dürften  wir  die 
Arsieten  mit  einigem  Rechte  für  einen  iiakisx:hen  Stamm  baltea. 
Sieber  gilt  dies  von  den  latßünut,  deren  dakische  Herkauft  durch 
das  Element  -^üxa  (vgl.  ILomo  jSnoi)  erwiesen  wird.  Sie  werden 
als  Theilnehmer  am  Markomannenkrieg  erwähnt  ( lol.  Capitolinu, 
M.  Aar.  22,  I :  Bessi,  Cobotes,  d.  L,  nadi  HBBenkaO,  SABOCES). 
Weiter  ostwärts  susen  die  DwniWt  viefieicht  AawohMr  ii;geod 
eines,  Pieoga  genannten,  Fhaaea.  Sodfich  von  beiden,  mitten  im 
Karpates,  Terxeichnet  der  Pinax  K^oat,  deren  Name  «■■•  dem 
dakisebcn  Dialekt  entsprechende  Nelienharm  von  B|no(  — J 
gramen  thrakischen  Centrahrolke  —  darstelh;  wie 
werden  se  im  Markomamienkriege  neben  de 


Di«  *lt«D  Thnker.  I. 


107 


und  zwar  in  der  classisehen  Form  BEÜÖI.  iSafafik  und  LeloweJ 
haben  auf  diese  dakischen  Bessen  den  Namen  des  Ortes  Besko 
und  des  Berpzuges  der  Beskydcn  zuriu-kfliliren  wollen,  was 
natürlich  sehr  unsicher  ist;  sie  sasscu  jedenfalls  südlich  vom 
Dukla-Passe,  dem  Einfallsthore  der  vandalischen  Stumme,  und 
L4)st]ich  von  den  germanischen  BoOpc,  den  Nachbaren  der  lazygen; 
'diese  Buren  treten  schon  unter  Dekebalos  als  Verbündete  der 
Daken  auf. 

Unmittelbar  an  der  Nordgrenze  der  Provinz  Dacia  sassen, 

I  neben  Anarten  und  Teuriskcrn,    dakische  K5rro|iüiy.st ;   an  diese 

^schlössen  sich  die  Bastamen  vom  Tyrns  und  weiter  südlich  die 

Karpen   an.     Die   von    Ptolemacus  vermerkten  Orte  Kapst-Jowa 

.und   KXr.iK-Saüa   dürfen    wohl    llir    kostobokische  Ansiedelungen 

gelten.     Das   Element  y.oits-  (mit  den  Varianten  «irto,  xt«o-) 

wird    uns    auch    in    der    thrakischen    Nomenclatnr    begegnen; 

|-ßöi>W!,  sonst  nur  in  -a-ßöiy.o-  erhalten,  erinni'rt  an  gael.  bocc(ot) 

IfBuckcl'  (z.  H.  am  .Schilde)  und  au  slaw.  hokO  ,Scito,  Bergab- 

Ibang'.     Ein   dakischer  Provinziale  (E|>hcm.   cpigr.  V  n*  496) 

;  erhielt  das  Cognomen  (JO.STOIiOCUS,   ,(juod    inter  Costobocos 

lautritus  sit'.    Es  ;;iijt  sogar  Münzen  dieses  Volkes  (Eckhel,  DN. 

Lvi  330).     COSTOBOCI   erscheinen    in   der  Reihe  der  Völker, 

^«elcho   sich   zur  Zeit  des    markoraannischcn    Krieges   an   den 

Smischen  Oronzcn  drohend  erhoben  luitten  (t'apitol.,  M.  Aur.  22), 

'neben    den  Bastarnen;    iu  der  Thal   liiulen  wir  die    traianische 

Provinz    unter   dem    tapferen    Stattlialter   M.   Claudius   Fronto 

L^ca.    170)    von    den  Barbaren    ernstlich    bedroht;    unter   seinem 

^ln'achfolgcr  Cornelius  Clemens  fielen  die  vandalischen  Aldingen 

mit  aller  Macht  über  die  Kostoboken  her  (Cass.  Dio  LXXI  12): 

■&,t  wiv  K&<rcs'jßü))Ui)v  /wpav  is'i;  ckm'^  xtt;55[a:vs'.,  v.xrSsane;  i'e  jxeivsuj, 

xaü  T»)v  Äaxiav  oüJsv  r,TTov  eXürsuv.    Dieser  dakische  Stamm  gerietb 

also  damals  unter  die  Herrschaft  der  Vandalen;  grosse  Schaaren 

Bogen  es  jedoch  vor,  Reissaus  zu  nehmen,  den  Durchzug  durch 

iacien   und    Moesien   zu   erkilmpfcn    und  in  Raubbanden  auf- 

IjgclOst  nach  Macedonien  vorzudringen.     Eine   stadtrömische  In- 

chrift  (Arch.-epigr.  Mitth.  1«90  XllI  189)  nennt  einen  L.  lulius 

jtVehilius  Oratus  lulianus,  der  als  pracp.  vexilhitionis  per  Achaiam 

^et  Ma<^;edoniam  ,adver8U8  CASTABOCA8'  kilnipfte.  Eine  Raub- 

Bchaar  <lrang  bis  Phokis  vor,  wo  sie  Mnesibulos  aufrieb  (lÜö), 

bWic    Pausanias    (X    34,  5    vgl.    Suid.    Xrjerraf)    berichtet:    ib    3i 


10^  IV.  Abbandling:    Tomsschek. 

Ksmßüxwv  Ttjv  Xr)aTt>t.(i)v  th  xaV  e[i.k  t»iv  'EXXä5a  eKt8pa|jwv  ä^ixrto 
xa;  iw  ■rt)v  'EXohstoiv.  In  die  Zeit  des  Kaisers  Pias  oder  auch 
des  M.  Anrelius  Mit  wohl  jener  PIEPORUS  REX  COISSTO- 
BOCENSIS,  dessen  Enkel  Natoporus  und  Drilgisa  zu  Rom  ihrer 
Qrossmntter  Ziai's,  Tochter  des  dakischen  Magnaten  Tiatus, 
einen  Inschriftstein  setzten  (C.  I.  VI  n"  1801);  diese  Enkel 
wartM»  wohl  als  Geiseln  nach  Rom  gekommen,  und  Pieporus 
(v)jl.  lh«-f£tYOt  und  die  thrak.  Eigennamen  auf  -poris)  war  ent- 
wtHler  ein  Grenzfeind  oder  ein  unzuverlässiger  Bundesgenosse 
der  Römer  gewesen.  Noch  spilter  hat  Antonius  Caracalla  den 
freien  Daken  Geiseln  abgenöthigt;  sie  wollten  unter  Macrinus 
(208)  in  die  Provinz  einfallen,  standen  jedoch  davon  ab,  als  sie 
die  Geiseln  zurückerhielten  (Cass.  Dio  LXXVIII  27).  Die 
Kostoboken  verschwinden  seit  dem  Einbruch  der  Vandalen 
völlig  von  der  Bildflüchc. 

DAC(i)  •  PETOPORIANl  werden  in  der  Tab.  Peut.  an 
der  Grenze  von  Dacien  neben  den  Bastarnen  vermerkt:  es 
waren  wohl  Kostoboken  oder  auch  Karpen,  welche  zur  Zeit  der 
Antoninen  unter  einem  Fürsten,  Namens  PETO-PORUS  (vgl. 
Pie-porus)  standen  —  ob  als  Grenzfeinde,  ob  als  Verbündete 
Roms,  lässt  sich  nicht  entscheiden.  Die  Tabula  verzeichnet 
ferner  neben  UAGAE  oder  den  freien  Daken  über  den  Donau- 
mündungen PITl-GETAE  (GR.  Geto-Githi):  es  sind  vieUeicht 
,picti  Getae'  d.  h.  Daken,  welche  ihren  Leib  bemalen  (vgl. 
Plin.  XXII  2:  apud  Dacos  mares  quoque  corpora  inscribunt; 
Vn  50). 

Kapwo-Säxai  erwällmt  Zosimus  IV  34  (a.  380)  als  Bundes- 
genossen der  Hunnen  und  germanischen  Skiren;  diese  mit 
Asixa:  zusammengesetzte  Form  erweist  den  innigen  Zusammen- 
hang der  KäpÄOt  mit  der  dakischen  und  thrakischen  Nation 
(vgl.  KapffO'j5at(*ov,  (^rt  im  Haemus;  und  Kapit*«ji;  Jpo?).  Als 
KaXXiireiSat  —  mit  gemälchlich  gedehnter  skythischer  Aussprache 
—  treten  sie  schon  bei  Herodot  (IV  17)  in  der  Nähe  von  Olbia 
auf:  sTtov  xat  sicsipsuai  x«t  cnlo-nxi,  xsl  xpö|xn'ja  xat  cx6po5a  xai  f axob{ 
xat  xrf/pou; ;  unter  dem  Einfluss  der  Städter  hatten  sie  sich  in 
"EXXy;vsi;  -xJO«!  verwandelt.  In  der  echteren  Grundform  Kapw'S«'. 
verzeichnet  sie  Scymnus  H41  als  Barbaren  zwischen  den  Donau- 
mündungen und  den  SxJBat  äpot»;psc.  Westwärts  mochten  sie 
sich  an  den  Serct  (Tiipa-no;,  'Hpasoi;,   byz.  Söpato?,  Sepetoi;)   an- 


Die  altOD  Thraker.  I.  109 

^j&ge  kennt  Ptolemaeus  das  Volk  der  'Apstc, 
■  Nebenform  von  Kapiciot,  mit  dem  Vororte 
(d:ar(i\»  und  den  peukinisch-keltischen 
liaften  auf  -dava  entlang  dem  Seret 
•ift  der  Harpier,  so  wie  der  weiter 
'  Bericht   eingesetzten  Kapzirtsi. 
'iielle  des  Prut  den  Kostoboken 
lum  Markomannenkriege  traten 
aide  auf;  sie  verbreiteten  bei  ihren 
Dacicus   Schrecken    und   Flucht;    gar 
mochte,  wenn  er  ihren  Händen  entgieng, 
..ilvLii  (vgl.  C.  I.  III  n"  1054  ,a  Carpis  liberatua, 
~a:i    et   suorum').     Von   den  Donaumündungen  her 
imist  in  das  benachbarte  Moesien  ein.    Unter  Maximus 
li.ill)iuus  (237/38)  begann  der  gothische  Krieg  mit  der  Ein- 
i..ilini<'  von  Histropolis  durch  die  Barbaren;  schon  damals  wurde 
,a  Carpis  contra  Moesos'  gekämpft  (Capitol.,  16);  Dexippus  schil- 
derte wcitläutig,  ä  Kapffot  ihm  töc  sTspa  ßipßapa  eOvy;  e^pa^ov  (Euagr. 
Hist.  eccl.  V  24).  Unter  Gordianus  III.  war  in  Moesien  Statthalter 
Tullius  Munophilus  (240 — 242,   Priscus  fr.  8);   da  der  Kaiser 
den  Gothcn  Jahrgclder  bewilligt   hatte,   forderten   solche  auch 
die  Karpen :  f,(«Ti;  y«P  xpettrove?  xoäv  TsiOuv  eo|xev  —  ohne  jedoch 
etwas  zu  erreichen.    Sie  verbanden  sich,  3000  Mann  stark,  mit 
den  Schaaren  der  Ostrogotha;  lordancs  (Gct.  lü)  schildert  die 
Carpi  als  ,gcnus  hominum  ad  bclla  nimis  cxpcditum,  qui  saepc 
faerc  Romanis  intesti'.     Kaiser  Philippus  schlug  jedoch   (245) 
ihre  Angriffe  zurück  (Zosimus  I  20:  «üts«;  eitl  Kipitso?  rfiri  li  icepl 
vyt  'lorpsv  Xr/ioa|Aevoui;  iaxpdxtwi).     Die  nördlichsten  Castcllc  von 
Dacia  waren   damals  schon  aufgegeben.     Unter  Dccius  wurde 
swar  Dacien  noch  gut  vcrtheidigt;  aber  Moesicn  und  das  Haemus- 
gebiet  wurde  von  den  Gothcnschaaren  des  Cniva,   denen  sich 
wiederum  Karpen  angeschlossen  hatten,   verheert;   im  Kampfe 
mit  diesen  ticl  Decius  bei  Abryttus.    Unter  Gallus  und  GaUienus 
wurden  die  {>ontischcn  und  ägäischen  Gestade  von  germanischen 
Piraten  beunruhigt;  die  Haemusprovinzcn  litten  durch  die  Ein- 
fiille  der  Gothen  und  Karpen;   die  Provinz  Dacia  gicng  ver- 
loren (257).     Der  tüchtige    Kaiser  Claudius  regierte  zu   kurz, 
als  dass   seine  Ueeresroform  Dacien   hätte  retten    können.     Da 
selbst  alle   Hacmusländer   von  den  Barbaren  durchzogen   und 


^^^  IV.  Akhudloag:    Tonaseh«k. 

vvrwüstvt  wurden,  gab  Aarelian  diese  Provinz  cndgiltig  anf 
V^«U;  als  er  aus  dem  Orient  zurttckkehrte  (274),  schlug  er  in 
riirai'icu  die  Gothen,  Karpen  und  Sarmaten;  unter  seinen 
'IHtf  lu  begegnet  daher  auch  üarpicus  —  er  selbst  pflegte  gering- 
si-hätzig  Oarpisculus  zu  sagen.  Unter  Diodetianus  und  Galerios 
\v3,.  Äfe)  wurden  die  Sarmatcn,  die  Karpcn  und  die  Bastamen 
Lu  aahhvichon  Schlachten  geschlagen  und  bedeutende  Reste 
ditMer  Völker  in  den  Donauprovinzen,  Pannonien  und  Moesien, 
augeüedelt  (vgl.  Aur.  V'ict.  Caes.  34:  Carporum  natio  translsta 
vmuis  in  nostnun  solum).  Wir  sehen  also,  dass  selbst  das  nörd- 
lichste Grenzvolk  des  trajanischcn  Daciens,  die  Bastamen,  aus 
dem  solum  Barbaricum  vertrieben,  in  der  Romania  Aufnahme  fand; 
und  da  soll  eine  die  römische  Cultur  rahig  weiter  fortpflanzende 
Masse  römischer  Provinzialcn  im  Karpatenland  sich  weit  über 
die  Zeit  der  Völkerwanderung  hinaus  erhalten  haben?  Alle  in 
die  Romania  aufgenommenen  Nationen  verwandelten  sich  bald 
in  lateinisch  sprechende  Provinzialen;  so  auch  die  Karpen  und 
RMtarncn.  Ein  Römer  karpischer  Abkunft  war  der  in  Sopianae 
««borenc  Staatsmann  Maximinas  (Amm.  Marc.  XXVII  1,  5: 
ortos  a  posteritote  Carporum,  quos  antiquis  cxeitos  sedibus 
piocletianus  transtulerat  in  Pannoniam).  Als  Valens  (376)  an 
Aar  unteren  Donau  gegen  die  Gothen  kämpfte,  lagerte  er  ,prope 
(>rpomm  vicum'  am  mucsischen  Ufer  (id.  XXVIII  5,  5).  Jene 
Kapw^**'"  welche  noch  unter  Theodosius  I.  als  Genossen  der 
Huimobidgaren  und  Skiren  auftreten,  werden  bald  unter  diesen 
yj{|)-f,m  verschwunden  sein.  Was  die  Bastarnen  betrifft,  so 
lindwi  *■>'■  i^'"®  letzten  Spuren  im  Haenius:  hier  führt  noch 
l^rokfip  ^^  moesischcs,  im  Gebiet  von  Nikopolis  gelegenes 
OiitMtR  Bwtepvat  an;  ein  zweites  Castell  BaTc^pvai  gab  es  noch  in 
.••i|M))V«*ntinischer  Zeit  zwischen  Beroe  und  Lardea  an  der  Beuge 
^^r  ITundia.  Mit  den  Karpen  ist  der  Kreis  der  thrakischen  Kar- 
,^t(ifi>\Mker  geschlossen;  Alles,  was  mit  dem  Namen  der  römi- 
.irt«<ti  Provinz  Dacia  zusammenhängt,  die  barbarischen  Stämme 
>>jWiiAil  wie  die  römischen  Provinzialen,  hatte  südlich  von  der 
I  taMiMU  in  der  Dacia  des  Aurelianns  und  im  Ilaemus,  eine  neue 
1  lurtW******'  gefunden ;  hier  hat  sich  auch  die  ostromanische  oder 
»»i)mlk«*be'  Nation  herausgebildet.  An  dieser  Bildung  haben  die 
» »-A^tiedeistcn  Völker  und  Stämme  thcilgcnomuicn ;  der  älteste 
\iruttditfock  jedoch  gehört  unstreitig  der  thrakischen  Nation  an. 


Dm  >ll«n  Thnker.  I. 


111 


Damit  Nichts  fehle,  sei  hier  noch  an  tlon  Ursprung  des 
Namens  ,Wlache'  erinnert.  Die  galatischen  VOLCAE  (vgl. 
gael.  folc  ,celer,  alacer'),  welche  entlang  dem  hercynische.n  und 
karpatischen  Bergzuge'  Naehbarcn  der  Germanen  geworden 
waren  und  Ton  diesen  Valhös  genannt  wurden,  standen  den 
H  gerraanischcn  Stilmmcn  als  ein  fremdes  uiui  andersspraciiiges 
■  Volk  entgegen;  da  sciiliesslieh  alle  valkischcn  StKmrae  der  Ro- 
manisierung  anheimKelen,  crliielt  jene  Bezeichnung  den  Begriff 
, Romanen'.    Name  und  Begriff  fanden  im  Slawischen  Eingang: 

■  dieses  bezeichnet  mit  Vlaliü  (pl.  Vlasi)  jeden  , Weischen',  vor 
allem  jedoch  den  O.stromanen;  der  Nebenbegriff  ,Wanderhirtc' 
ergibt  sich  aus  der  Thatsache,   dass  der  Ostromane  im  Mittel- 

■  alter  vorzugsweise  als  Viehzüchter  und  Wanderhirte  auftrat. 
Sowohl  jene  Hirten,  welche  von  der  unteren  Itonau  seit  dem 
11.  and  12.  Jahrhundert  in  das  Karpatenland  einwanderten, 
als  auch  jene,  wek-be  im  spUteren  Mittelalter  dein  Zuge  des 
Karpat  folgend  bis  nach  Mähren  kamen ,  wui-deu  Wlachen 
genannt. 

rV.  Allgemeines  über  die  Thraken. 

Das  Volk  der  Thi-aken  hatte  seine  Heimat  in  der  kühlen 

Hochregion  des  karpatischen  Bergzuges,  auf  dessen  Halden  es 

der  Viehzucht  oblag.     In  der  thrakischen  Namengebung  .spielt, 

wie  sich  zeigen  wird,  Hhnlich  wie  bei  den  Ariern  und  tJriechen 

das  Ro88  eine   hervorragende  Rolle;   die  Jagd  zu  Ross   bildete 

das    Hauptvergnügen    des    NordiHnders.      Als    lange    nach    dem 

Abzüge  der  arischen  Nachbaren  die  Thraken  als  Eroberer  über 

den  HaerausgUrtel  hinabstiegen,  fanden  sie  da  in  den  moesischen 

und    phrygischen    Süimmen    leibiicli  und    s]H'aehlieh    verwandte 

Ursassen  vor,  die  sie  theils  bewältigten,  theils  bei  .Seite  schoben 

and  zur    Ugilischen  Küste    drängten;    der  Thrakenname  —  an- 

,  gewiss,  wie  zu  deuten  —  wurde  vom  Bosporus  bis  zum  Strvmon 

kerrschend;    selbst   die   ,hohe'   Samos   erhielt  den    Beinamen 

ir,,   und  der    nördliche  Theil  des   ägUischen  Beckens   hiess 


'  B«iitclitnii(;  verdient  eine  von  U.  Muuk  (in  Siever'«  Boitjügeu  t.  Goaeh, 
d.  d.  S|ir.  XVII.  Bd.,  8.  12)  vrirj^obrauhto  Ausicht,  woimoli  die  Wohn- 
sitxe  der  Volken  auf  dos  M.iri'liltind  lii'KilirJiiikt  und  vulkUche  USudlor 
die  Trügcr  des  Hnndelüverkelira  »wigclieii  8ad  und  Nord  wareu  —  daher 
dio  «ülgemoiue  Bukanutacbnft  ihre«  Naiiienii  bei  den  Deutucbeu. 


112 


IV.  Al>liaiidluiif :    Tomtiebd. 


fortan  0ptjlius;  tovts;,  to  ^reXorfs;  ib  Spr^txisv,  Spans«  öaXasci. 
Sogar  als  Piraten  mögen  die  Tbraken  einst  aufgetreten  sein: 
an  8cbiffsbauholz  war  ihr  Bergland  reich,  und  es  wird  von 
einer  jthrakischen  Tlialassokratie'  gesproelien,  wie  von  Piratcn- 
zttgen  nacli  Naxos.  Aber  den  Seevölkern  des  Südens  waren 
bierin  die  tbrakischen  Nomaden  dot-b  nicht  gewachsen,  und  in 
historischer  Zeit  blieb  die  TbUtigkcit  derselben  durchaus  auf 
das  Festland  beschränkt.  Während  die  Elroberer  als  Vieh- 
züchter, Jiiger  und  Krieger  in  der  Cultur  eine  primitive  Stufe 
einnahmen  —  die  Geschichte  bietet  Beispiele  genug  von  No- 
madenstämmen ,  welche  höher  stehende  Völker  Uberfluthet 
haben  — ,  standen  die  Untcrgcl>cnen  tbcils  infolge  eigener 
ThUtigkcit  auf  dem  milderen  und  culturfreundlicberen  Boden, 
theils  infolge  inniger  Berührungen  mit  der  vom  <.>rient  stark 
beeinflussten  Iclegisch-pelasgischen  Völkerwelt,  bereits  auf  einer 
relativ  höher  entwickelten  Stufe;  man  kann  sagen:  Boden- 
wirthschaft,  Bergbau,  Handwerk  und  Verkehr  lagen  in  den 
Händen  der  älteren  Landesbewohner.  Der  Gegensatz  zwischen 
den  beiden  Bevölkeriingsschichten  Thrakcs  spricht  sich  am 
deutlichsten  in  den  mythologischen  Gebilden  aus:  während  die 
ägäischen  Kiistenstämme  mit  ihren  orgiastischcn  Culten  sich 
innig  an  die  nach  Kleinasien  ausgewanderten  Brudersippen  an- 
schüessen,  zeigt  die  Sagenwelt  der  Tbraken  grössere  Verwandt- 
schaft mit  jener  der  nordischen  Völker,  namentlich  der  Ger- 
manen; doch  lässt  sich  eine  endliche  Ausgleichung  auch  auf 
diesem  Gebiete  an  der  Geschichte  des  dionysischen  Cultes  ver- 
folgen, wobei  sich  die  Tbraken  als  der  empfangende  Thcil 
zeigen. 

Vielen  Forechern,  zumal  W.  Hclbig  (Das  bonicrisclic  Epos 
aus  den  DcnkmiUeru  erläutert,  l!^!S4,  S.  4  tl".),  war  es  aufgefallen, 
dass  das  Epos  die  Tbraken  in  Hinsiebt  auf  ßcwafl'nung  und 
materielle  Cultur  als  den  Aclmieru  ebenbürtig  behandelt.  Wie 
die  Achaier,  so  kämpfen  die  ,tbrakiscben'  Bundesgenossen  der 
Troär  auf  Streitwagen,  sie  tragcu  die  glciciie  eherne  und  reich- 
verzierte Rüstung,  die  glei<ben  Helme,  sowie  lange  auf  Hieb 
und  Stich  berechnete  Schwerter;  selbst  von  einem  herrlichen 
thrakischen  Becher  ist  die  Rode;  von  der  musischen  Begabung 
legt  der  Thrakc  Thamyrus  Zeugniss  ab.  Die  l'boeniker  hatten 
einst    die    Metallschälze    des   Pangaios    und    von   Thasos    aus- 


Di«  kltaa  Thnkar  I.l 


IIB 


beutet;  violleicht  gicng  ihre  Metulltechuik  auf  die  Thraken  über, 
and  konnten  phoenikische  Fabrikate  als  thrakischc  in  Umlauf 
onimen;  zwisclien  der  ihrakischen  Küste  und  den  klein- 
iatischen  Griechcnstädtcn  fand  bereits  im  homerischen  Zeit- 
alter ein  reger  Verkehr  statt.  Unmöglich  konnten  daher  die 
;>änger  die  Zustände  der  woiilbckaunten  Thraken  dichterisch 
idealisirt  haben!  Wie  verschieden  von  diesem  illteren  Cultur- 
stande  zeigen  sich  später  die  ökonomischen  Zustünde  and  die 
esittung  der  rohen,  der  Truiiksuciit  völlig  ergebenen  thrakischen 
tümmul  Offenbar  war,  meint  Ilelbig  (Ö.  9),  die  alte  ,thraki8clie' 
Cultur  eine  , kurzlebige  Treibhausptianze'  gewesen,  welche  die 
orientalische  Civilisation  der  Phoeniker,  die  bloss  friedhchen 
Tauschhandel  getrieben  hatten,  ins  Leben  rief;  dieses  Gewiichs 
wurde  aber  in  seiner  Entwicklung  gciicuiuit,  als  die  Phoeniker 
iUsblieben,  und  erstickt  von  der  aufscliieasenden  Macht  der 
riechen,  welche  auf  der  thrakischen  Küste  Ackerbaucolonien 
deten  und  unter  KUnipfen  stetig  au  Buden  gewannen.  80 
verfielen  die  Thraken  wiederum  in  einen  barbarischen  Zustand, 
ähnlich  wie  die  Irländer,  die  einst  (!ulturträger  waren,  später 
aber  zu  Heloten  herabsanken.  Wir  müssen  von  unserem  Stand- 
punkt aus  Folgendes  bemerken.  iJio  t^ultur  der  binncnländischon 
Thraken  war  sich  vom  Anbeginn  bis  in  die  hellenistische  Zeit 
gleich  geblielwn;  sie  trug  stets  den  Charakter  der  Kohheil  der 
mitindogermanischen  Zustände;  nur  der  kriegcrisclie  Sinn  und 
die  kräftige  Pliysis  zeichneten  den  echten  Thraken  allezeit  aus 
and  befähigten  ihn  zur  Rollo  eines  Eroberers.  Der  höhere 
itJ»nd  der  Civilisation  der  liumerisehen  Thraken  gilt  einzig  und 
allein  dir  die  höher  gesitteten  Küstenstämme  phrygischor  Ab- 
"t;  es  war  eben  die  höhere  geistige  Begabung  und  der 
■.»serc  Culturstiuul ,  was  diese  Stännne  schliesslich  dem 
ellenismus  zufUln'te,  der  hier  nicht  bloss  eine  auÜösende, 
ndcrn  auch  eine  befruchtende  Thätigkcit  entfaltet  hat. 

Der  Thrake  blieb  allezeit  angestrengter  sehaUender  Thätig- 
eit  abhold;  seine  Losung  war  der  Krieg,  seine  Lust  die  Jagd, 
lin©  Sorge  das  Koss;  Bodenanbau,  Gewerbe  und  niedere  Han- 
ierungcn    überliess    er    den    Untergebenen;    für    edelgeborcn 
'yrtfiMi,   thrak.   ijtßüWJe?)   galten    ihm    nur  die  Söhne  des  Mars, 
Handwerk  verachtoto  er  (Hdt.  11   167);  oder,  wie  Herodot 
anderer  Stelle  (V  6)  sich  ausdrückt,  ,8oin  Liebstes  ist,  von 

l4lt>lulC>h«r.  il.  pbil.-hix.  Cl.  l.'XXVlll.  IM.  4.  Abb.  tl 


114  rr.   Abhandlui« :    Tomtacbek. 

Krieg  und  Raub  leben;  nichts  zu  arbeiten  gilt  ihm  fUr  hoch- 
anständig, Feld  bauen  für  ehrlos  («fpv  älvai  xiXXtoxov,  fru  Je 
spfäTTjv  aTtjAsraTsv)'  —  hierin  glich  er  also  dem  Bastarnen,  auch 
wohl  dem  kriegerischen  Germanen.  Auf  Ausbeutung  der  Unter- 
gebenen beruhte  das  Wesen  der  odrysisehen  Fürsten ;  offenherzig 
gestand  Seuthes :  ,Ich  lebe  von  dem,  was  ich  mit  meinem  Kriegs- 
volk auf  dem  mir  vom  Vater  hinterlassenen  Gebiete  erbeute.' 
Dass  voreinst  auf  dem  Boden  Thrakes  grosse  innere  Reibungen 
stattgefunden  haben,  Verschiebungen  von  »Stämmen,  ja  völlige 
Vernichtungskämpfe  —  das  bezeugen  die  wiederholten  Auszüge 
von  Stämmen  und  Völkern  nach  dem  kleinasiatischen  Süden. 
Auf  dem  Tummelplatz  des  Ares  gab  es  keine  Einigkeit  der 
Völker;  wo  sich  Staatswesen  bildeten,  wie  bei  den  Odrysen  und 
Daken,  wurden  sie  mit  Gewalt  zusammengehalten,  und  sie  haben 
niemals  die  ganze  Nation  umfasst.  Und  doch  wurde  die  Grösse 
tmd  Ausdehnung  dieser  Nation  gefühlt  und  erkannt:  Manchem 
erschien  Thrake  als  eigener  Erdtheil  neben  Europa,  als  ein 
Viertel  der  Erde;  Herodot  (V  3)  gibt  seine  Meinung  folgender- 
massen  kund:  ,Das  Volk  der  Thraken  ist  nach  den  Indiern 
unter  allen  Völkern  das  grösste;  wenn  es  zusammenhielte  oder 
einen  Herrn  hätte,  so  wäre  es  unbekämpfbar  und  bei  weitem 
das  mächtigste  —  aber,  weil  es  ihnen  dahin  zu  kommen  un- 
möglich ist,  so  sind  sie  dcmgemäss  auch  schwach.  Ihre  Bräuche 
sind  aber  so  ziemlich  dieselben,  obwohl  sie  in  eine  grosse 
Anzahl  von  Stämmen  zerfallen.'  Aehnlich  spricht  sich  Pau- 
sanias  aus  (I  9,5):  ,Die  Thraken  zusanmicngcnommen  sind  das 
zahlreichste  aller  Völker,  mit  Ausnahme  der  Kelten,  wenn  man 
sie  als  Nation  den  anderen  Nationen  gegenüberstellt;  deshalb 
hat  wohl  vor  den  Römern  Niemand  die  gcsammten  Thraken 
unterworfen:  den  Römern  aber  ist  jetzt  ganz  Thrake  untcrthan.' 
Die  Odrysen  hatten  unter  Sitidkas  ein  Heer  von  150.000  Mann 
aufgestellt,  davon  ein  Drittel  Reiter  (Tliuc.  II  98);  die  Daken 
unter  Boirebistas  stellten  eine  Armee  von  200.000  Mann  auf. 
Nach  Strabo  bestand  das  Thrakenland  südlich  von  der  Donau 
aus  22  Völkerschaften  und  vermochte,  wenngleich  ausser- 
ordentlich erschöpft,  200.000  Fussgänger  und  15.000  Reiter  zu 
stellen.  Auch  Plinius  rechnet  die  Thraken  ,inter  validissimas 
Europac  gentes'  und  spricht  von  50  Strategien  oder  Volks- 
bezirken. 


Dia  alton  Tlinlier.  I. 


115 


Unbestritten  blieb  allezeit  der  kriegerische  Sinn  der 
Thraken.und  ihre  Verwendbarkeit  zum  Heeresdienst.  Die  Dier 
der  Rlioddive  fochten  in  geschlossenen  Reihen  und  wusston  sich 
bei  Keiterangritfen  regelrecht  zu  vertheidigen;  von  den  Skythen 
sollen  die  nördlichen  Thraken  (Geten)  die  keilförmige  Sehlacht- 
ordnung  gelernt  haben  (Arr.  Tact.  16,  6).  Thrakische  Söldner 
kämpften  in  den  Heeren  der  Epigonen :  und  wie  stark  die 
Römer  die  Thrakenstitnnne,  zumal  die  Bessen,  zum  Legionen- 
dienst herangezogen  haben,  davon  legen  die  Inschriftsteine  in 
allen  Rcichsprovinzen  Zeugniss  ab.  In  einer  Beschreibung  des 
rümiäuhen  Reiches  heisst  es:  Thracia  provincia,  dives  in  fructi- 
bus et  maximos  habens  vires  et  fortos  in  hello,  propter  quod 
et  frequeiitcs  iiub?  iiiüitcs  diUuntur.  Noch  Kaiser  Justinian  er- 
geht sicli  darüber  in  rühinciidcn  Worten  (Nov.  26  a.  535): 
Exetve  Tüv  äv(i>|M/.OYY]|x£vu)y  En(v,  srt  xep  s.'  Tt;  T>iv  Bpanuöv  ivspiaaeif 
-/.üpav,  eüOu;  ouvetcep/ETJit  v1>  XifM  xj(  ttc  ivBpeia;  xat  aTpatiwTixoü 
zKifioJi  y.ai  TtoXeiJwov  xa't  [i-i'/ya  Ivvotot.  Wir  fVigcn  liier  eine  pane- 
gyrische Sdiüdcruiig  des  thniki.sclien  Lebens  aus  dem  Gedichte 
des  Sidouius  an  den  Thraken  Anthemius  uii:  Rliodopnui  quac 
purtat  et  llacuium,  |  Thracum  terra  tua  est,  herouiu  fertiJis  orii. 
I  excipit  liic  natos  glacies  et  niatrts  ab  alvo  |  artus  infantum 
mollos  nix  civicu  dural;  |  pectoro  vix  alitur  quisquam,  scd  ab 
ubere  tractus  |  plus  potat  per  vulnus  equuiu:  hic  lactc  relicto  | 
virtuteni  gcns  tota  tibit;  crevere  paruinpei",  |  uuix  pugnam  ludunt 
iaculis;  hos  .suggorit  Ulis  |  nutrix  plaga  ioeos;  pueri  vcnatibus 
apti  I  lusti'a  fcris  vacuaiit;  raptu  ditata  iuvcntus  |  iura  colit 
gladii;  cüsmumatamquc  senectam  |  non  ferro  tinire  pudet:  tali 
ordine  vitao  |  eivcs  Martis  agunt!  —  Wir  wollen  uns  dieses 
Leben  etwas  naher  betrachten. 

Die  griecJiiscIicn  Aerzte  und  l'hysiugiiouiiker  reihen  die 
Thraken  in  Bezug  auf  Haut  und  Haar  den  nordischen  Völkern, 
Skythen  und  Kelten,  an.  Die  Nordvölker  gelten  seit  Aristoteles 
für  naXr/i-,  £Ü6u-,  Xsttts-  und  ^rupps-Tpr/.e;;  bei  Dichtern  finden 
wir  auch  die  Praedicate  EavOoi,  flavi;  so  heissen  z.  B.  die  bi- 
stonischen Frauen  AP.  VII  10  ^xiHai,  die  getischen  Ooralli  bei 
(Jv.  ex  Poiito  IV  2,  37  flavi.  Was  die  Haartracht  bctrifl"t,  so 
kilmmteu  die  Thraken  ihr  Liuges  Haar  nach  rtkckwilrts  und 
banden  es  entweder  am  Scheitel  zu  einem  Schöpfe  zusammen 
oder    liesscn    den    Haarlmsch    hi;rabwanen;    ohne   alle   Ordnung 


IIQ  IT.  Abhandluig:    Tomtschek. 

liosscn  die  Geten  ihr  struppiges  Haar  hängen.  Auf  der  BOhne 
erschienen  die  Thraken  ab  dfcxjwxcixat  (Pollux  II  28)  und  au)r|xi]ps- 
%i\uii  (Anaxandrides  ap.  Athen.  IV  p.  131);  in  dieser  Tracht 
erscheinen  bereits  die  homerischen  Abanten  auf  Euboia,  was 
die  Alten  seit  Aristoteles  veranlasst  haben  mag,  in  ihnen  ein 
thrakisches  Volk  zu  erblicken,  Jwt  xb  xeixäv  xa  5wo6iV  xü  6pax{u 
vi|«j>  (Eust.  ad  Dien.  per.  520).  —  Was  die  Haut  betriflft,  so 
schreibt  Galenus  (I  p.  627)  den  Kelten  und  Germanen  xai  xovrü 
6pax{(i>  xe  xal  S^xuOtxü  fivsi  ^X!^'*  xat  ir^pov  xb  iipiux  xat  Sta  xoüxo 
(xaXoixiv  xt  x»t  Xeuxbv  xai  tptXöv  xpe^wv  zu;  ihre  Haut  neigt  zum 
Fettansatz,  als  TCtixeXuSet;  erscheinen  nicht  bloss  aUe  Kelten  und 
die  kleinasiatischen  Galater,  sondern  auch  6päxe?  xai  BiOuvof 
(XI  p.  513).  Als  Gegensatz  zu  den  dunkelhäutigen  Aethiopen 
stellte  die  lichtgei^rbten  Thraken  bereits  Xcnophanes  hin,  als 
er  darauf  hinwies,  dass  jedes  Volk  seine  Götter  nach  seiner 
eigenen  Leibesbeschaffenheit  sich  bilde,  AiOJsites  xs  [xsXavai;  otiwü? 
xe,  Opöxe;  xs  TOppou;  xal  YXauxoü;  (Clem.  Alex.  Strom.  VTI  p.  302 
Sylb.,  Theodoret.  IH  p.  519)  —  wobei  iwppö<;  sowohl  auf  die 
rothliche  Hautfarbe  wie  auf  das  röthliche  Haar  bezogen  werden 
darf.  Ebenso  wirft  lul.  Firmicus  I  1  die  Frage  auf:  cur  omnes 
in  Aethiopia  nigri,  in  Thracia  rubri  procrcantur?  Die  Griechen 
nahmen  eine  Mittelstellung  ein,  der  nordländisehe  Typus  war 
bei  ihnen  bereits  stark  verwischt.  Auf  die  Schädelform  haben 
die  Alten  bekanntlich  noch  nicht  Rücksicht  genommen;  den 
heutigen  Ostromanen  ist  im  Durchschnitt  die  Mittclform,  der 
mesokephale  Typus,  eigen;  die  Armenier  sind  brachykephal, 
wie  alle  Kleinasiaten,  was  als  Folge  einer  langandauernden  und 
durchgreifenden  Mischung  mit  dem  Aborigincrelemente  betrachtet 
werden  darf.  Ueber  die  Schädelform  der  Thraken  werden  wir 
erst  urtheilen  können,  wenn  sich  einmal  in  einem  Tumulus  so- 
matische Ueberreste  vorfinden  werden. 

Der  uralte  barbarische  Brauch,  die  Haut  mit  Farben  zu 
itsen,  war  den  meisten  thrakischen  Stämmen  eigen,  etwa  bis 
in  die  römische  Zeit  hinein,  wo  die  Nachrichten  hierüber  fast 
aofhOren.  Ihm  huldigten  im  thrakischen  Stammland  die  Aga- 
ijbjnea.  Mela  berichtet:  Agathyrsi  ora  artusque  pingunt,  ut 
|ae  maioribus  praestat,  ita  magis  aut  minus,  ceterum  iisdem 
I  notis  et  sie,  ut  ablui  nequeant;  ebenso  Amm.  Marc. 
8,  30:  interstincti  colore  caeruleo  corpora  simul  et  crines, 


Die  alten  Thraker.  I. 


117 


et  humiles  quidein  minutis  atque  raris,  nobiles  vero  latis  fucatis 
et  dcnsiorilius  notis.  Sic  heissen  darum  bei  Verg.  Aen.  FV  14ö 
picti  (vgl.  TP.  PITI  ■  GETAE),  was  von  den  Erkläreni  meist  auf 
das  Haar  bezogen  wird:  cjanea  coma  jilaeentes  (Öerv.),  caeru- 
leo  capillo  Agathyrei  (Plin.),  caeruleo  pieti  colore,  facatis  in 
caerulemn  crinibus  (Soliii.).  Die  angeborene  Blondheit  des 
Haares  scheint,  weil  im  Voiiie  allgemein  verbreitet,  für  geraein 
und  unedel  gegolten  zu  haben;  die  Edeünge  ftlrbtcn  sieb  darum 
ihr  Haar  st'ihiblau.  Die  LeibesbemaUing  gieng  auf  die  Daken 
über:  apud  Daeos  marcs  quoque  eorpora  inscribunt  (Phn.  XXII 2): 
quarto  partu  Dacoruin  »»riginis  nota  in  braeehio  redditur  (VH 
50).  Noch  im  vorigen  Jalirliunderte  wusste  der  Türke  Hadäi- 
Chalfa  CSitzungsber.  d.  kais.  Akad.  XL  S.  570),  dass  die  Woj- 
woden  der  Moldau  ihren  Söhnen  eine  eigene  Marke  einätzen 
Hessen,  um  sie  als  ,Herren8öhno'  (bej-zäde)  für  immer  kenntlich 
zu  machen.  —  (Vdlistratus  (a|>.  Athen.  XII  p.  524)  hat  will- 
kürlich pragmatisiert,  wenn  er  die  Tätowierung  der  Tlirakerinuen 
als  einen  von  den  Skythen  ausgehenden  Brauch  hinstellt,  der 
ftlr  ein  Zeichen  der  Knechtschaft  gegohen  liabe  und  erst  später 
zu  einem  xdaixc;  geworden  sei.  Allerdings  waren  die  aus  den 
pontisehen  Coionien  liezogenen  getisehen  Sklaven  tätowiert,  weil 
auch  Kinder  von  Edelingen  in  die  Sklaverei  verkauft  wurden; 
die  Tätowierung  aber  galt  als  ein  Vorrecht  des  Adels.  So  lassen 
sich  die  Nachrichten  vereinigen:  ioTl^ovTs  zapi  toT;  6pa;tv  oi  eü^evei; 
xatJe?,  Tzzpk  ik  «T?  VixM^  et  JoüXst  (Artemidorus  Onirocr.  I  9); 
o't  wapi  TW  "lurpüi  oixoüvTS?  or'ü^ovta'.  (Hesych.  v.  'IsTpiova  (AeTw::«); 
vor  allem  gilt  aber  Herodot's  Zeugniss  (V  6):  tb  (A£v  ei;Tiy_8it 
tüjTftii^  xcKftTai,  tk  Si  ioTixTov  ävgvvl?.  Vornehmlich  die  Weiber 
liebten  das  Bemaltsein,  wie  der  Rhetor  Dio  Chrysostomus  angibt: 
iüpoxa;  olv  iv  0paxif)  Tii;  •(wxh.ai;  t«;  iXiuöJpa?  t:iy!**t<i)v  lAeorii;  xat 
Tosoirw  «Xetev«  J/ovca;  iTrt-jTiaTa  %a\  xstxtXÜTspa,  ösu  äv  PeXtisu;  xai 
e*  ßsXTiivwv  Sixsüffi;  Nach  Phanokles  soll  die  Zerreissung  des 
Orpheus  durch  thrakische  Bakehantinnen  die  Thraken  veran- 
lasst haben,  dass  sie  ä;  i'K6xp'Ji  lariSov,  tv'  it  yjpoi  oi5i*ar:' 
lywzai  I  >wävea  inu-^ipoü  (avj  XeXiOsivxo  ^övou.  Das  ort^etv  geschah, 
wie  Callistratus  angil>t,  mit  Nadeln:  iTofxiXXov  ri  7o')|x«o,  repivat? 
-;fpst^r,v  EViTffji;  nach  dem  Epigiauim  der  AP.  VII  10  haben  die 
bistonisclien  Frauen  den  Tod  des  Orpheus  beweint  und  aus 
Leid  sich  die  Arme  tätowiert,  indem  sie  durch  die  Haut  Nadeln 


116 


IT.  AbhiiDilluiii- 


liessen  die  Getcn  ihr  8tru|<|  : 

erschienen  die  Thrakoii  .1! 

xsjjMi  (Anaxandrides  :ij 

erscheinen  bereits   <i' 

die  Alten  seit  Aris* 

thrakisches  Volk 

vö|«j)  (Eust.  ad  '  ■ 

schreibt  (iah-v 

6pacx{<>>  Ti  •/.•■ 

jjutXay.sv  -.- 

Fett:i 

dir 


■■v\    waren:    z-.:/.-.i\,z   ; 

Tr;:!-r;  HpT;fxicv  -/.:y.jy.:v. 

ili  T  Tunsrii.«-n  die  Haut 

miil  der  Arme  mit  IiUS!«. 

ii'l  ans  <rri)l)em  IIanfz<'uj: 

i '■  i-  Ilant'iuibau    wurde  s^elir 

"iniülicli  ein  tlirakiselies  Wort 

lleriidot  lierif'litet  (IV  74  vj:!. 

.■'  -Ai:  -z'iiixzy  zz'.i'j-'-y.'.,  t;;-;  /.'.vier. 

liiifzeiifr«',  mit  Hilfe  eines  prinii- 

»•inlen  mit  I'Hanzcnfarben  allerart 

.  :'iT   Stiekerei    ausir<Miälit:    1;    Hjäxs; 

■  •— ivoli. ) ;    die    laiijr    heral»wailenden 

-  ■!  Inint,  ni<-lit  selten  aueh  mit  kleinen 

,  .'■}•    (iewilmler  Irajren  in   antiken   I)ar- 

■.■;i!vris    und    Dionysos  seihst:    es    waren 

^   ,.-■•  .:'••.    zumal    der    Kdonen,      llcwvi  \y.i-.:x. 

^       ;•«  vom  bunten  Wii'di'liojit',  er  liabc  einen 

,     -i<   III.     In  missduftende  Seliatpelze  waren 

T-k  ■:i,  z.  I).  die  IJessen  und  (Seten,  «rehriUt; 

.    -%.!r:.    Lan<riirmeliije  Kittel  trajren  die  Daken 

••.  .-'■•enso  weite  Hosen,  laxa<'  braeeae,  jrleieb 

'•"  .'.imt    p'hörto    zur  Traelit    der    dakiselien 

•  ^-    s.  d.  (ilosse  tarabostei,    z'./.stiiiO-     Hen 

,;;!-s-indali'ii    oder  dieke   Filzsoblen,    £;A,ii?£;  • 

".  .^js,   Hcix'.iv  cj  t';  z'Jpr,[).Oi.    tt,v  l't  llixi  -/.sOipvi'.^ 

■  li'.ix  11  ^-''l-    Kiitspreebend  dem  külileren  Klinui 

.     .      lV"«I'ei~tturs|»riin^en    kleiilete  man  sieb  warm. 

^:.;^  (..'1.     Xeuoi)liou  sajrt:    ,l)ie  Tbrake)!  bullen  um 

;,,-••  K'iv'hspelze ;  ihre  Leibröeke  bedi'eken  aueb  die 

.(      t\..«!te   wofren    tragen  sie  zu  l'tenle  statt    kurzer 

i    ••  •••i.vutel  uä'-?3i?)i  welche    bis  auf   <lie   Füsse    berab- 

v'>'!i  Hoivdot  beschreibt  uns  die  '['raebt  der  bitby- 

^■•1  HxcM    iiu  HiHTc    lies  Xerxes    (VII   7.")):    izi  \ivi 


des   Xerxes    (VII 


;,  ::vr;jir':'.  -::«Aa;, 


-if.  S£  Ti'j;   r.zzj.;  -;  y.y.:  -.xz   ■/.VT;;ja; 


,v  -ij.»!'  ..vs:l.  die  (ilrtssen  iiiv--   «"d  >-:-i).     Weit   leichter 
i-c  S<mmertr:ieht   der   dakiselien   Kriepr:    ein    .ire;rürtetes 
;h>   mit   einem   über  die  .Schulter   jieworfeiieii   Mantel,    den 


Dio  alten  Thraker.  I.  119 

1  festhält.  Erinnert  sei  noch  an  den  ständigen  Typus 
lion  Reiters  und  Jilgers  in  Wams,  flatternder  Chlamys, 
•  ;nil  Lcdersehuhen,  den  Jagdspiess  in  der  Rechten, 
.  IT-  i-.i'  ziiLirl  in  der  Linken,  und  den  Hund  hinterher. 
In  der  IJcwnti'nung  waren,  wie  bereits  erwähnt,  schon  zu 
Iliiiacrs  Zeiten  die  Thrakon  den  Achaiern  ebenbürtig;  schon 
damals  stand  das  thrakische  Seliwert  (;i>o;  II.  XXIII  808, 
^i-\'Tic''  XIII  577)  in  gutem  Rufe.  Sollen  die  Phöniker  den 
Thraken  alle  WafFenstücke  geliefert  haben?  Dürfen  wir  nicht 
vielmehr  an  Erzeugnisse  einheimischer  Schmiede  denken?  In 
der  phrygischen  Sage  treten  die  metallurgischen  Daktylen  KsXiai; 
oder  ^y.£A(jiij;  (,Scliürfer,  Gräber'),  Aa;Ava[Asve'j?  (,Bläser')  und 
"Ax^v  (,Ambos'  aus  Kiesel,  dann  aus  Stahl)  nebst  AeXXa;  (dem 
,Spalter,  Sclmielzer')  bedeutungsvoll  hervor,  und  die  Anfänge 
der  Erzljcarbeitung  wird  die  phrygische  Nation  schon  in  ihrer 
erzreichen  europäisciicn  IKüniat  sich  eigen  gemacht  haben ;  von 
den  thrakischen  Stämmen  haben  namentlich  die  Dessen  Erze 
aller  Art  zutage  gefördert  und  verarbeitet;  so  konnten  denn  noch 
xa  Thukydides'  Zeit  die  Dier  der  Rhodope  als  jAO^aipo^öpct  auf- 
treten; als  thrakisclier  Ausdruck  für  die  |Aäx»'P*  wird  <3%iX\t.r, 
überliefert.  Die  Thraken  kannten  auch  schon  den  ,Krummsäbel', 
äpw)  •  ^st/.a'.pa  xa|AwiAr„  Öpaxwv  eüps«?  (Clem.  Alex.  Strom.  I  p.  307) 
oder  aica  •  Öpaxwwv  ^ifs?  s;:t)wt;ace;  (Gloss.  Labb.),  die  falx  supina 
(luv.)  der  dakischen  Sichelträger.  Speer,  Spiess  und  Lanze 
gehörten  gleichfalls  zur  thrakischen  Bewaffnung  (vgl.  die  Glossen 
XÖT/T),  oiptssa  und  besonders  popiipaia);  die  dtxsvxia  werden 
namentlich  den  Bitliynen  und  den  illyrischen  Agrianen  beigelegt, 
den  ersteren  auch  Dolche  (sf/.s'ptSw  |Ji.ixpä,  SsXwvej).  Dass  daneben 
Bogen  (mit  Pferdesehnen)  und  Pfeile  ihre  uralte  Rolle  nicht 
verloren  hatten,  versteht  sich  von  selbst;  als  Bogenschützen  zu 
Fnss  (To^ÖTai)  wie  zu  Pferde  (iTOtoToSsrai)  treten  die  Odrysen, 
Geten  und  Daken  auf;  diesen  war  auch  der  Brauch  eigen,  die 
Pfeilspitzen  zu  vergiften  —  sie  sollen  dazu  den  Saft  von  Alaut 
(inula  helenium,  Galen.  XIV  p.  244)  verwendet  haben.  Ausser 
Bogenschützen,  Sichelträgern  und  Speerwerfern  zeigt  uns  die 
Trajanssäule  auch  Steinschleuderer.  Die  odrysischen  und  ge- 
tischcn  Reiter  im  Heere  des  Sitalkas,  die  dakischen  im  Heere 
des  Dekebalos,  waren  gepanzert  —  es  waren  entweder  Platten- 
oder,  wie   bei  den  Sarmaten,   Schuppenpanzer.     Auch  Helme 


120 


rv.  Akhuidliing :    Tonttehali. 


und  Schilde  (galeae  ac  scuta,  Plin.  XYl  144)  fehlten  nicht; 
namentlich  werden  die  thrakischen  ^eppa,  xäpixai  und  rdl^ai  er- 
wfthnt,  und  die  rS/.'za,  galt  für  ein  vjpT,\t.a  Bpxuäi  (s.  d.  Gl.); 
wenn  die  Thraken  flohen,  warfen  sie  den  Schild  auf  den  Kücken 
(Xen.).  Die  Daken  brachten  es  sogar  zu  einem  eigenen  Feld- 
zeichen, der  Dniclicnfahnc,  deren  Aussehen  uns  sowohl  aus  der 
Abbildung  der  TrajanssKule  wie  aus  alten  Schilderungen  (Suid. 
V.  uTjixEta  SxuOixi  "  ü^äoiAaia  ßo^  i:£xotxiX|x^va;  Arr.  Tact.  35,  3: 
ert  xovTüv  Jpf/svTe;  a-aipoinsvot  etc.;  Amni.  Marc.  XVI  10:  pur- 
pureis subteniinibus  lexti  dracones,  hastarum  sumuiitatibus  illi- 
gati,  hiatu  vasto  perflabiles  et  ideo  vclut  ira  perciti  sibilantes' 
caudaruinquc  volumiiia  rclinqucntes  in  ventum)  genugsam  be- 
kannt ist;  Hadrian  gostiittctc  dieses  nationale  Abzeichen  den 
ausser  Landes  vei-wcndeten  dakischcn  Scliwadronen.  Der 
homerische  Kriegswagen,  auf  dem  noch  der  Thrake  Rhesos  fuhr 
und  dessen  sich  die  Kikonen  auf  ihrem  ebenen  Hoden  wohl 
bedienen  k*)nntcn ,  kam  nachmals  ausser  (Jebrauch.  Erwähnt 
sei  noch  die  geschätzte  eiserne  Axt  der  Thraken  (5"j3o/.(;ji5i  xsXexu; 
0paxa4?,  Pollux  I  14i)),  wiederum  ein  Beweis  ftlr  die  Metall- 
technik des  Uhod«»pelandes,  welche  mit  jener  der  L.ikonen  vom 
Taygetns  rivalisieren  durfte.  Mit  der  Bewaffnung  der  thrakischen 
Eroberer  stand  es  demnach  auch  in  hi.storiscIierZeit  nicht  schlecht. 
Die  Wohnorte  der  Thraken  waren  sehr  verschieden;  wir 
tioden  alle  Formen,  von  der  Höhlen wohnung  des  Troglodyten 
bis  Kur  gut  verschanzten  Veste,  vom  Viehgehöfte  des  Senners 
und  vom  Fischer pfahldorf  bis  zur  offenen  Stadt,  dem  Knoten- 
punkt des  Verkehrs.  Die  Sitze  dt^r  Troglodyten  an  der  unteren 
Donau  haben  wir  bereits  erwähnt,  ebenso  die  paionischen  Pfahl- 
bauten am  Prasias  —  vielleicht  haben  hier  eigentlich  edonische 
Leute  gehaust,  da  !*Ö50"jv  (s.  d.  (jl.)  plirygischen  Ursprung  ver- 
rätli.  Ilerodot's  Zeugniss  über  jene  Fischerwohnungen  (V  16) 
ist  allen  Forschern  zu  sehr  bekannt,  als  dass  wir  es  wörtlich 
anführen  und  crlilutern  sollten;  erwähnt  sei  nur,  dass  man  dort 
sogar  Rindern  und  Scliafen  Fische  zur  Nahrung  gab;  die  am 
unteren  Strymon  gesiicte  Gerste  war  ol>  ihres  schlechten  Ge- 
schmacks und  Geruchs  berüchtigt  —  Pferde  und  Rinder, 
Schweine  und  Hunde  vcrsclunlihten  sie,  nicht  aber  der  Mensch 
(Mirab.  ausc.  110),  der  in  Zeiten  der  Noth  sogar  mit  einem 
Brote  aus  den  Nüssen  des  tpißsXoi;  (trapa  natans)  verlieb  nahm 


Di«  altan  Tknk«r.  L 


121 


—  dieselbe  Verwendung  der  Wassernuss  finden  wir  bei  den 
Urinsassen  des  Laibacher  Moors.  Das  dakische  Pfahldorf 
mitten  im  (See-  oder  Fluss-)  Wasser  li.it,  wie  die  Trajanssjluli" 
zeigt,  runde  Holzhütten  mit  spitzigem  Dach.  Xenophon  schildert 
uns  die  Weiler  und  Viehgehßfte  der  Thyncn  (Anab.  VII  4,  14): 
an  die  Wohnhtltte  (y.a/.üßr,)  schlössen  sich  Stall  und  Schafpferch 
aa,  und  das  Ganze  war  mit  Holzpfjlhlcn  (jraupsT;)  vei*schanzt. 
&  gab  natllrlich  auch  offene  Dörfer  und  Milrkte  (para,  dava 
oder  deva  .Siedelung'),  verschanzte  und  mit  Dämmen  umgebene 
Orte  (^tsXtjv),  Umfrieiligungcn  auf  erhöhtem  Boden  (ßpi'a  oder 
fifi*)  und  regelrecht  theils  mit  llolzpfalilwerk,  theils  mit  thurm- 
besetzten  Steinmauern,  die  den  Sturmböcken  Widerstand  ent- 
gegensetzten, versehene  Vesten  (Jüja  oder  li^i)  sowohl  in  der 
südlichen  Thrake  wie  im  Dakenlande  und  bei  den  Goten  — 
leider  kennen  wir  nicht  das  dakische  Wort  ftlr  solche  Vesten, 
da  diese  alle  von  den  Riimcrn  fieschlcift  worden  waren,  so  dass 
nur  die  offenen  Dörfer  (dava)  übrig  blieben.  Leider  wissen 
wir  auch  Nichts  von  der  inneren  Einrichtung  und  den  GerRth- 
schaften  des  thrakiseheii  Hauses;  die  wenigen  Tumuli,  welche 
bisher  aul'  thrakischcm  Hoden  aufgedeckt  wurden,  enthielten 
ausser  Thon-  und  Glasscherben  kuj)fenie  und  bronzene  Lanzen- 
spitzen; die  weitere  Durchforsclmng  derselben  wird  wohl  einmal 
l»e8timmtere  Resultate  ergeben,  lieber  die  von  Skorpil  be- 
schriebenen .StcindcnkmRlcr  getrauen  wir  uns  kein  Urtheil  zu. 
Nach  Diodor  (I  55  vgl.  Hdt.  II  103)  soll  es  an  vielen  Stellen 
Thrakes  Standsüulen  gegelien  haben,  welche  Sesostris  als  End- 
ziel seiner  Eroberungen  heim  Skythenzuge  aufgestellt  hatte. 

Die  Küsten-  und  Seeanwohner  nilhrten  sich  hauptsächlich 
von  Fischen,  von  denen  die  Alten  mehrere  besondere  Arten 
aufzählen  (vgl.  d.  Gl.  xsntpa;,  tiXwv,  i:r!:pa3iXo?,  Xißpa;,  JsXxavi?, 
femer  ßp^fX*?  ^^^  xiOipa),  Bei  den  phrygischen  Kttstenbewohnem 
wurden  die  Frllchte  der  Demeter,  Weizen  und  Gerste,  Roggen 
und  ßpC^«,  fleissig  angebaut;  das  Getreide  wurde  in  Erdgrubon 
(»tpof)  aufbewahrt.  In  dem  Namen  der  Pyro-geri  am  mittleren 
Ilebrus  haben  wir  , Siedler  des  Weizengebietes'  erkannt;  die 
thynisehcn  MeX(V9(f3r,''st  bauten  vornehmlich  Ilii-se  an,  eine  Gattung, 
die  auch  den  Sarmaten  und  l'aniioniern  die  Hauptnahrung 
lieferte.  Die  KopriSat  im  heutigen  Hessarabien  bauten  ausser 
Weizen  und  Hirse  auch  noch  Zwiebeln,  Knoblauch  und  Linsen 


IV.  Atilmiidlnn;;    Tnm»!tr1io1c. 


an:  allen  Tlirakcn  tliento  Knoblauch  als  Würze  zuiu  Jlahl«' 
(vgl.  selioi.  ad  Aristojili.  Aoliarn.  lOö  lixspsJtsjxsvo; ;  Hesycli.: 
w.ips^ssa-i'sOitv  si  6fix-c").  iSalz  JlmIocIi  war  rar.  nur  das  dakiscbe 
Land  bcsass  davon  (vgl.  Salinae,  Ort  bei  dem  heutigen  Tborda); 
die  pontLschen  Griechen  gewannen  Salz  ans  Lagunen,  Ijei  An- 
chialos  nnd  Jlescnibria,  Tyras  und  <  Mbia.  Dieses  Salz  wurde 
vortlieilhalt  an  die  binnenliindibclien  Tiirakcn  verhandelt,  gegen 
Sklaven:  twv  Hpaxwv  sl  jAscti^stoi  ä/.wv  ärttÄaTr,>,/,fliwvTo  tsvi;  sty-stz; 
(Poll.;  vgl.  Hesycli.  v.  äAu>-/i()Tc;  •  ts'j;  i/.ac  Xaj/ißivsvTi^  ol  rtpäxe: 
irv?p«üs3a  l5{?oiav).  So  geriethen  selb.st  Kinder  von  Edelingeu 
in  die  Sklaverei,  und  siiöttiscli  liiess  es:  6psi;  süfävr,;  et;  «pö; 
äXa?  tlivr,|ji£v:i;!  —  Die  echten  Tliraken,  Vichailchter  von  Haus 
aus,  zogen  allezeit  die  aninialisehe  Nahrung  vor.  Schon  die 
Siluglinge  erhielten  mitunter  frisch  abgezapftes  und  mit  Rahm 
gemischtes  Pferdeblut.  Fleisch  aller  Art  wurde  thcils  roh  (vgl. 
den  Eigennamen  'A(xr,ioxo:  jKoiiHei.scbesser*),  thcils  gebraten  ge- 
gessen, iu  schmale  Stucke  zerschnitten  (s.  d.  Gl.  fsvxa).  MUch- 
nahrung  war  allgemein  und  Butter  sehr  beliebt  —  •(2/,xf.-:GT.i-:3'. 
und  ßiJTupsjivsi  werden  die  Thraken  öfter  genannt;  ein  flacher 
Brotkuchen,  Bieneiilionig  undticmüse  bildeten  die  Zukost.  Mit 
der  Käsebereitung  waren  Thraken  und  Illyrier  gleich  vertraut. 
—  Der  thrakische  Wein  stand  seit  den  homerischen  Gesängen 
im  besten  Kufe;  wir  werden  di<!  schrittweise  Verbreitung  des 
Weinbaues  in  Thrako  im  Artikel  Aiojvu-o;  verfolgen.  Die  karte 
Arbeit  des  Winzers  (iberlicHs  der  faule  Thnike  seinen  Unter- 
gebenen, desto  tapferer  spmch  er  selbst  der  dionysischen  Gabe 
zu.  Es  war  wohl  eine  harte  Aufgabe  für  Boirebistjis  und  seinen 
Pontifex,  dem  dakischen  Volke  <leii  Weiiig(;nuss  abzagewöhnen 
nnd  di(!  Rebenstöcke  auszurotten!  Bei  allen  ihrakischen  Stitmmen 
finde.n  wir  UnmiLssigkeit  itn  Trinken;  £-;£iy.<ö;  3'  v.z;  ■xim^  ol 
öpo(y.s;  KsXu-^ai  (Theop.  ap.  Athen.  X  p.  242).  Sie  tranken  den 
Wein  stets  ungemischt  (Athen.  XI  p.  1^\,  d  nach  den  Versen 
des  Oillmachus  X  p.  242,  f);  eine  Ausnahme  machte  König 
Kotys  IV.,  welcher  stets  vi^wn);  blieb  (Suid.).  Die  Trercn  biissten 
ihre  Trunksucht  vor  Hernkleia  am  Pontus,  wo  ihnen  der  Wein 
mit  i/.irti-vt  vergiftet  wurde;  die  Thraken  pflegten  angetrunken 
zur  Schlacht  auszuziehen  (Paus.  IX  31,5).  Wie  die  Paionen, 
so  tranken  auch  die  Odrysen,  Geten  und  Daken  bei  ihren  Ge- 
lagen aus  Stiorhörucm  (vgl.  d.  Gl.  gd/aiss;),  und  wir  flndon  bei 


Die  alten  Thtaker.  I.  123 

ihnen  die  Sitte  des  Zutrinkens  und  des  Weingusses.  Wie  es 
bei  diesen  Gelagen  zugieng,  ersehen  wir  aus  den  Versen  des 
Anaxandrides  über  die  Hochzeit  des  Iphikrates  zur  Zeit  des 
Kotys  und  aus  Xenophon's  Schilderung  vom  Gastmahle  des 
Seuthcs,  die  wir  hersetzen:  ,Die  Geladenen  setzten  sich  im 
Kreise  herum  nieder;  darauf  wurden  ftir  Alle  dreifUssige  Tische 
hereingebracht,  bedeckt  mit  Fleischsclinitten  und  gesäuerten 
Broten.  Seuthcs  nahm  die  Brote,  brach  sie  in  Stücke  und 
vertheilte  sie,  ebenso  die  FleischstUcke;  dasselbe  thaten  die 
Anderen.  Es  wurden  dann  Hörner  mit  Wein  herumgereicht, 
und  Alle  sprachen  zu.  Seuthcs  erhob  sich,  umarmte  Xenophon 
und  dessen  Begleiter,  wobei  sie  einander  nach  thrakischer  Sitte 
zutranken.  Während  des  Trinkgelages  kam  ein  Thraker  mit 
einem  weissen  Pferde,  ergriff  ein  volles  Trinkhorn  und  sprach: 
ich  trinke  dir  zu,  Seuthcs,  und  schenke  dir  dieses  schnelle  Ross. 
Ein  Anderer  brachte  einen  Knaben  und  schenkte  ihn,  unter 
Zutrinken,  dem  Fürsten;  ein  Dritter  brachte  für  dessen  Gemahlin 
Kleider,  u.  s.  w.  Seuthcs  trank  zuletzt  mit  Xenophon  das  Hörn 
aus  und  goss  den  Rest  ü])er  dessen  Genossen  hin.'  Wir  kennen 
noch  das  thrakische  Wort  fUr  ,Wein',  nämlich  iJsiXa  oder  ?tXa. 
Zu  Heilzwecken  wurden  auch  Säfte  von  anderen  Pflanzen  z.  B. 
a-itvO;;  abgezogen  und  zu  weinähnlichen  Getränken  verarbeitet. 
Endüch  müssen  wir  noch  des  Gerstenbiercs  Erwähnung  thun, 
das  Phrygcn  und  Thraken ,  sowie  Paionen  und  Dlyricr  zu 
brauen  verstanden  (vgl.  d.  Gl.  ßpüToc  oder  ßpoikoe  ,Gebräu'): 
schon  Archilochus  hatte  dies  bezeugt  (Athen.  X  p.  447,  b): 
wsTtsp  xap'  aü).<o  ßpÜTOv  9i  Qpfyz  «''^p  |  ^  '^'p^A  äßp'-'?«?  xüßSa  3'  ^ 
TOvsu(jiev»).  Die  Trunksucht  der  Thraken  war  ein  Erbe  aus  der 
indogermanischen  Vorzeit  und  nicht,  wie  Heibig  meint,  eine 
Folge  ökonomischer  und  geistiger  Decadenz,  wie  etwa  bei  den 
Schnaps  trinkenden  Irländem.  Wissen  wir  doch,  dass  auch 
die  Arier  am  oberen  Indus,  wenn  nicht  dem  Weine,  der  dort 
erst  später  bekannt  wurde,  so  doch  dem  berauschenden  Soma- 
trankc  bis  zum  Erbrechen  huldigten,  und  dass  alle  Naturvölker 
energischer  Natur  ihre  Lebenskraft  mit  berauschenden  Ge- 
tränken aufzufrischen  suchen;  eine  nähere  und  innigere  Ver- 
wandtschaft der  Thraken  mit  den  Germanen  hieraus  abzu- 
leiten, erscheint  unnöthig.  —  Von  den  Skythen  stammt  wohl 
der   thrakische   Brauch,  sich  mit  dem  Dampfe  der  auf  heisse 


rV.  Abbudlnog:    Tamssobik. 

Steinplatten  geworfenen  Hanfkörner  in  SchweiBS  und  schlaf- 
lllinliclie  Betttubung  zu  versetzen  (Plut.  de  flum.  3,  3;  Tocilescu's 
iJacia  p.  7ö8). 

Wenn  die  Odrysen  assen  und  tranken,  durfte  dabei  der 
a\jkii  nicht  fehlen;  zuletzt  sehmettcrten  die  Trompeten,  und  Alles 
sprang  auf  zum  Waffentanze.  Xenophon  schliesst  seine  Schilde- 
rung des  Mahles  bei  Seuthes  mit  den  Worten:  ,Hierauf  traten 
Leute  ein,  die  aus  Ilömem  und  Trompeten  nach  dem  Takte 
und  gleiehsain  in  der  Oktave  bliesen;  Seuthes  stand  auf,  stie^ss 
einen  Kriegsruf  aus  und  machte  sehr  behend  einen  Luft- 
sprung.' Andernorts  (An.  VI  1,  5)  scliildert  er  den  tlirakischen 
Wnffentanz  (s.  d.  Gl.  xaXaßpiciAÖ^) :  ,Die  Thraken  führten  zur 
FkHü  den  Tanz  auf,  wobei  sie  mit  Leichtigkeit  hohe  Sprünge 
machton  und  ihre  Schwerter  schwangen  und  gegen  einander 
zllokfon;  zuletzt  hieb  einer  auf  den  anderen  los,  der  Getroffene 
fiel  zum  Seheine  um,  der  Sieger  zog  ihm  die  Rttstung  ab  und 
gieng  den  Sitalkas  singend  davon,  wtthrcnd  der  Getroffene  fort- 
gi'tragen  wurde.'  Nicht  immer  verliefen  solche  Erlustigongcn 
unblutig:  so  war  bei  einem  Kampfspiele  ein  scharfgeschliffenes 
Breitjsi'hwert  aufgestellt,  da.s  denjenigen  sofort  tödtlich  verletzte, 
der  beim  Luftsprungr  das  Ziel  verfehlte  —  und  die  Anderen 
lachten  ol)  seines  tödtlichen  Falles  (Seleacns  ap.  Athen.  IV 
p.  165,  e)!  Die  0<lr)*sen  konnten  ein  Oelag«  nicht  schöner  ab- 
sckliessen,  ab  dass  sie  suletst  über  einander  herfielen  and  sich 
Sfllisl  wie  die  Anden^n  im  Rausche  aeHkiscliten  (Amm.  Marc 
XXVII  4,  U).  Ueberhanpt  hatte  das  Lebe«  des  Finaeinen  in 
Thrake  g<>rin(PBn  Werth;  grausam  waren  däa  Spiele,  lebens- 
geAkhriirh  die  Leibesabungen  —  man  wird  fönnlich  an  die  Bhit- 
ithaa|rfb»g«a  der  Indianer  genakat,  die  bbs  Catbn  ia  seinen 
rtq—rrllw  ao  drastisch  hinfeworfen  hat,  —  gnueaun  und 
soamariaeli  die  Rechtsfolge;  oluMwvttrrs  nod 
sliMB  a.  B.  S«««kea  die  üIhr  TOfgelUutea  < 
WHnpMM  BMoer.  HcaKefaQMCMe  ww 
TlH«kMi  |rvv«Ul;  noA  m  c4ristfcfcea 
Maeaper  «ttiriig  süm  Rele  all 


Tlwax,  wmtt 


mnela  der 


Di«  iltAD  Thnker.  I. 


1% 


Daneben  fehlte  es  nicht  an  edleren  Regungen;  auch  dem 
Thraken  war  die  sÄnftigende  Wirkung  der  Musik  nicht  anbe- 
kannt. Wenn  die  Geten  um  FViodcn  baten,  so  zogen  ihre 
Priester  in  weissen  Gewanden  unter  Cither-  und  Flötenspiel 
heran.  Wenn  freilich  schon  bei  Homer  der  Kitharödc  Tliamyris 
um  die  Palme  des  Sieges  ringt,  so  ist  zu  beacliten,  dass  dieser 
,Thrake'  doch  eher  dem  Volke  der  Edonen  oder  Brigen  ange- 
hört hat;  auch  die  apoUinisclie  Gestalt  des  Orpheus  war  ur- 
IBprüngUch  dem  thrakiscJicn  Boden  fremd;  erst  seit  der  BlUthe- 
■eil  der  orphischen  Mystik  treibt  die  Hfaxia  [louffix^  der  Hpöxio? 
•c|xo;,  die  öp^csa  y.i(lipa  bei  Dichtern  iiir  Wesen.  Die  AnfHnge 
Her  musischen  Kunst  sind  von  den  phrygischen  und  griechischen 
Btämmen  ausgegangen,  nidit  von  den  rohen  Thraken.  Eine 
Art  6pf,vs;  wurde  dem  verstorbenen  Tliraker  unter  Flötenbe- 
gleitung und  mit  dem  Refrain  TopsXX^  nachgesungen,  sowie  selbst 
*dem  Nadowcssen  ein  solcher  Nachruf  zutheil  ward  —  das  will 
nicht  viel  bedeuten.  —  Zu  einem  eigenen  Öcliriftwesen  haben 
es  die  Thraken  selbstvcrstUndlieh  niemals  gebracht;  Inschriften 
idcn  sich  nur  in  griecliischcr  utnl  lateinischer  Sprache;  Mtinzen 
griochisciier  Legende  haben  zuerst  die  Edonen  und  Bisalten 
lagen.  Wie  verschieden  die  Culturstufcn  der  tlirakischen 
Stämme  gewesen  sein  mochte,  erkennen  wir  beispielsweise  aus 
der  Notiz  des  Aristoteles  (Problem.  XV  'S),  wonach  einer  der 
SlÄmme  nicht  weiter  als  bis  vier  gezählt  haben  soll  —  so  be- 
schränkt war  dessen  (Jesichtskreis,  so  stark  von  allem  Welt- 
K Verkehr  abgelenkt!  Denn  schwerlich  wird  man  annolimen  dürfen, 
dass  es  richtiger  heisscn  sollte  ,bis  vierimndert',  entsprci'hend 
dem  Vigesimalsystem ,   dessen   Endzahl   20mal   20   lautot;   dem 

Rdogermanischen  Sprachgebiete  war  diese  Zjlhhnethode  fremd, 
cmerkt  sei  noch,  dass  die  Bp^aoat  saviSe;,  worauf  ( h'phcus  Heil- 
mittel verzeichnet  hatte  (Eurip.  Ale.  967),  Erfindung  der  Or- 
phikcr  sind.  Ihre  Gesetzbücher  haben  Getcii  und  Dakcn  in 
Gesangsform  milndlich  überliefert,  wie  die  guilisclien  Druiden. 
Bei  den  Tiirakcn  war  den  Jungfrauen,  denen  offenbar 
lolegenheit  geboten  war,  sich  mehr  in  der  freien  Natur  herum- 
ituinmcln,  volle  F'rcihcit  im  Umgange  mit  der  männlichen 
fugend  gestattet;  die  Frauen  dagegen,  durch  ihren  Beruf  ans 
laus  gefesselt,  durften  die  Tpeue  niemals  verletzen  (Hdt.  V  6). 
ie  ein  Junggescilo  seine  Wahl   getroffen  oder  hatten  sich 


126 


lY.  AliluDdliingt    Tauik>obek. 


die  Eltern  gegenseitig  verständigt,  so  wurde  fUr  die  Brant  der 
Kaufpreis  in  Geld  und  Gut  erlegt,  und  sie  gieng  dann  in  das 
Eigentlium  des  Mannes  über.  So  stellte  auch  8euthes  dem 
Xenophon  das  Anbot:  ,Wenn  du  eine  Toclitcr  hast,  so  will  ich 
sie  dir  nach  thrakischer  Sitte  abkaufen  und  ihr  Bisanthe  zum 
Wohnsitz  veiTuachen.'  Bei  den  meisten  Stämmen  herrschte 
Vielweiberei:  je  reicher  ein  Mann  war,  desto  mehr  Frauen 
konnte  er  sich  kaufen  und  halten:  honoris  loco  iudieatur  multi- 
plex niatrinioniuni  (Solin.)-  Heraclides  Ponticus  berichtet:  ,Jeder 
heiratet  drei,  vier  und  mehr  Frauen;  ja  es  gibt  Ueiche,  welche 
bis  dreissig  Frauen  besitzen;  diese  nehmen  die  Stellung  von 
Dienerinnen  ein.  Wenn  der  Herr  der  Reihe  nach  einer  solchen 
beiwohnt,  so  muss  sie  ihn  waschen  und  auf  jede  Weise  pflegen; 
führt  sie  sich  schlecht  auf,  so  wird  sie  heimgeschickt  und  vom 
Kaufpreis  muss  dann  ein  bestimmter  Thcü  zurückj;ezablt  werden. 
Stirbt  der  (lemahl,  so  gehen  die  Frauen,  wie  jedes  andere  Gut, 
in  den  Besitz  des  Erl)en  Über.'  Humorvoll  spriciit  sich  über 
die  Vielweiberei  der  gotische  Sklave  in  einem  Lustspiel  des 
Mennndcr  aus  (Strabo  VII,  p.  297):  ,Stirbt  einer,  dessen  Weiber- 
zahl  nur  vier  betrügt  |  oder  fünf,  so  heisst  er  bei  uns  zu  Land 
ein  armer  Wicht,  |  der  ohne  Brautlast,  ohne  Hoclizeittanz  ver- 
schied;' er  fügt  hinzu:  ,l)ie  Thraken  .'die,  wir  jedoch  zu  aller- 
meist, I  wir  Geten sind  in  Sittlichkeit  |  nicht  eben  Muster.' 

Das  war  auch  bei  den  Agathyrsen  der  Fall,  bei  denen  als  Folge 
der  Ueppigkeit  die  Bande  der  Ehe  locker  waren ,  so  dajjs  die 
böse  Welt  von  Weibcrgemeiuschaft  sprach.  Die  Sitte  der  Viel- 
weiberei fanden  wir  namentlich  Insi  den  Stämmen  oberhalb 
Krcstone,  bei  Maiden  mid  Sintcu  (Hdt.  V  5). 

Die  Stellung  des  Weiiies  war  überall  eine  untergeordnete. 
Im  Orient  und  in  allen  subtropischen  .Stricluu,  wo  die  Frauen 
in  Harems  eingesperrt  sind  und  wo  Überdies  das  Klima  sinn- 
liche W'rirningen  befordert,  bildet  sicii  das  Laster  der  KnalM?u- 
liebe  aus  —  wir  meinen  nicht  jene  ideale  Form  deraelben,  wie 
sie  in  Sparta  gepflegt  wurde,  oder  jenes  poetische  Verhältniss, 
wie  es  etwa  zwischen  .\nakrcon  und  dem  kikonischcu  Jtingling 
Smcrdics  bestand  —  sondern  die  cutortete  Form,  wie  sie  in 
der  südlichen  Tlirake  und  bei  den  Persern  bezeugt  erscheint; 
darauf  bezieht  sich  wohl  auch  jene  Anspielung  des  Aristopluines 
über  die  Odoniant4'ii,  die  man  gewilhnlich  mit  der  Besi-hnei 


Die  alten  Thraker.  I.  127 

in  Zusammenhang  bringt.  Die  Thraken  wurden  mit  dem  Epi- 
theton xa'KpÄvts;  beehrt,  d.  i.  st  5pjxrjTt>«i)C  l/ovie?  spö;  ouvoujt'orv 
(Hesych.  vgl.  xAcpo?  •  tö  a'.Sowv  tou  i'tipii;).  Um  so  grösserer 
Scheu  und  Verehrung  erfreuten  sich  bei  den  nördliclieren 
Stämmen  Asketen,  welche  Entsagung  von  allen  sinnlichen  Lüsten 
predigten,  wie  die  Zalmoxispriester  und  die  moesischen  xTimai 
und  xoesvoßiT«i.  —  Bei  der  grossen  Zahl  der  Weiber  und  der 
sinnlichen  Naturanlage  der  Thraken,  sowie  bei  der  leichten 
Beschaffung  des  Lebensunterhaltes  infolge  der  Viehwirthschaft 
finden  wir  es  begreiflich,  dass  sich  die  thrakische  Nation  trotz 
stärkster  Heranziehung  zum  Kriegsdienst  sehr  lange  forterhielt 
und  allezeit  einen  Ueberschuss  an  Population  aufwies;  so  konnten 
die  pontischen  Händler  thrakische  Burschen  und  Mädchen  nach 
Hellas  auf  den  Markt  bringen  (Hdt.  V  6);  in  Athen  wurde  die 
Spöna  mit  Vorliebe  als  Dienstmagd  und  Amme  verwendet;  die 
römische  Arena  bezog  aus  Thrake  ihre  tauglichsten  Kräfte. 
Eine  solche  populationskräftige  Nation  konnte  niemals  völlig  ver- 
schwinden, gerade  so,  wie  sich  ihre  Tochter,  die  wlachische 
Nation,  seit  Jahrhunderten  einer  steigenden  Prosperität  erfreut; 
noch  heutzutage  steigt  in  Siebenbürgen  die  bedürfnisslose 
Menschenzahl  der  Wlachen,  wahrend  Sachsen  und  Magyaren 
im  Status  verbleiben. 

Die  Art  und  Weise,  wie  die  alten  Völker  ihre  Todten  be- 
statteten, bildet  ein  wichtiges  Merkmal  ihres  Daseins;  gerade 
in  dieser  Hinsicht  mangelt  es  sehr  an  zuverlässigen  Nachrichten. 
Die  Lebensdauer  des  Thraken  war  —  wenn  wir  von  den  römi- 
schen Legionären  absehen,  für  welche  sich  aus  den  Inschriften 
eine  mittlere  Lebenszeit  von  nur  28  bis  30  Jahren  ergibt  — 
eine  verhältnissmässig  lange:  nicht  nur  am  Athos  finden  wir 
tMtxpißiot,  auch  die  Landleute  in  der  Rhodope  und  im  Haemus 
wurden  gewöhnlich  sehr  alt,  dank  ihrer  einfachen  Lebensweise 
(Amm.  Marc.  XXVH  4,  14).  —  Starb  ein  thrakischer  Edeling, 
80  blieb  sein  Leichnam,  durch  drei  Tage  aufgebahrt,  während 
die  Angehörigen  allerlei  Opferthicre  schlachteten;  nachdem  sie 
den  Verstorbenen  genugsam  beweint  hatten,  hielten  sie  den 
Schmaus  ab;  darauf  bestatteten  sie  ihn,  indem  sie  den  Leich- 
nam entweder  verbrannten  oder  auch  bloss  in  der  Erde  ver- 
Onben  (>Mrtcow(6savTe?  i)  äXXw?  -jt)  xpi-^/avTc;) ;  in  jedem  Falle  warfen 
Tnmtilus  auf  (yß'j»  /eavts;),  worin  entweder  die  Aschen- 


IV.  AbWiillnag :    Tomasoliek. 


ume  oder  der  Leichnam  beigesetzt  wurde,  und  zuletzt  stellten 
sie  mannigfaltige  Kauipfspiele  an,  wobei  sie  wertliVoUe  Kampf- 
preise fllr  (lie  Zweikilmpfer  aussetzten.  So  lautet  Uerodot's 
Berielit  (V8)  über  die  xa^ai.  Beide  Arten,  Verbrennung  des 
Leichnams  oder  dessen  einfache  Beerdigung,  finden  wir  zu 
freier  Wahl  in  den  Ultcsti'n  Veden;  auch  die  dreitägige  Auf- 
bahrung  ist  den  meisten  iudogcnuanischen  Stämmen  gemein- 
sam. Den  nach  dem  Qpfjvo;  folgenden  Leichenschmaus  bezeugt 
auch  Xenophon  (Hell.  III  2,  5):  man  sprach  hiebei  dem  Weine 
nach  Kräften  zu,  bis  zur  völligen  Trunkenheit. 

Aus  der  entlegensten  Epoche  der  Menschheit  hat  sich  in 
die  gcschielitliche  Zeit  des  tlirakischen  Volkes  der  Brauch  ver- 
erbt, am  Grabe  des  Herrn  dessen  Lieblingsfrau  zu  schlachten. 
Man  könnte  die  Bewabrurig  dieses  barbarischen  Brauches  der 
Nähe  der  pontisclien  Skythen  zuschreiben,  bei  denen  die 
Schlachtung  der  Weiber  beim  Tode  eines  Fürsten  in  Uebung 
war;  vom  Naclibarvulke  der  Skythen,  den  Geten,  berichtet 
Theopomp:  v4|io;  Tsttüv  tö  izis^x^uv  t»)v  •fuvatxa  tti  iiipi.  Herodot 
(V  5)  le^t  jcdocji  die  Witwenschlachtuiig  gerade  den  südlichsten 
Stämmen  am  Slrymon  bei,  den  Sinten  und  Maiden:  ,Wenn  einer 
von  ihnen  stirbt,  so  kommen  die  Frauen  und  deren  Anver- 
wandte in  ernstliclK-n  Eiter  und  Streit  darüber,  welche  von 
ihnen  am  meisten  von  dem  Manne  geliebt  worden  sei.  Jene, 
welche  schliesslich  den  Vorzug  vor  allen  erhält,  wird  unter 
Lobpreisungen  der  Männer  und  Frauen  von  ihren  nächsten 
Verwandten  Über  dem  Grabe  des  Mannes  geschlachtet  und 
alsdann  mitbcgrabeu.  Die  anderen  Frauen  aber  zeigen  grossen 
Kummer;  denn  ihnen  ist  grosser  Schimpf  widerfahren.'  Mela 
dehnt  diesen  Brauch  auf  tdle  Thraken  aus;  er  hat  jedoch  deutlich 
Herodot  vor  Augen,  nur  dass  er  mehr  Worte  macht.  Da  sich 
diese  Sitte  auch  bei  den  Ariern  atn  (iangcs  und  selbst  bei 
einigen  allen  Völkern  Eumpas  vorfand,  so  werden  wir  der- 
selben ein  hohes  Alter  beimessen  milssen.  —  Die  Anschauung 
der  Trausen  über  Geburt  und  Tod  haben  wir  bereits  kennen 
gelernt  und  zugleich  bemerkt,  dass  dieselbe  nur  von  der  nie- 
drigen geistigen  und  ökonomischen  Stellung  dieses  Volkes  Zeug- 
niss  gibt. 

Der  edelgeborene  Thraker  war  bereit,  wenn  Alles  fehl 
schlug,  muthig  dem  Tode  ins  Auge  zu  bhcken;  selbst  stürzten 


Dia  alteo  Thrsl^«'.  I. 


129 


sich  in  ihre  Schwerter  die  HiUipter  der  Odrysen,  Koilaleten 
und  Dier,  die  Vertheidiger  der  nationalen  Selbständigkeit  wider 
die  Römer;  ebenso  schloss  Dckebalos  sein  thatenrciches  Leben; 
die  dakischen  Edclingc  sehen  wir  auf  der  TrajanssUule  um 
den  Kessel  sitzen  und  einen  nach  dem  andern  den  Giftbecher 
leeren;  bei  Geten  und  Daken  tnoclite  der  Glaube  an  die  Un- 
sterblichkeit des  Individuums  diesen  letzten  Schritt  erleichtern. 
Die  Alten  wollten  überhaupt  in  der  Psyche  des  Thraken  Todes- 
verachtung und  den  Hang  zum  Selbstmord  erkennen:  EToinoTspov 

*  Ov/jcxo'ja'.  (Eust.  ad  Dion.  per.  304j;  Thracibus  barbaris  inest 
contemptns  vitae  et  ex  quadam  naturalis  sapientiae  disciplina 
concordant  omnes  ad  interitum  voluntariura  (Solin.);  habent 
appetitum  niaximum  mortis  (Hart.  Cap.).  Dieser  Hang  wurde 
jedenfalls  durch  die  grausamen  Spiele  und  die  ständigen 
Kaufereien  gefördert;  der  Thrake  war  gewöhnt,  bei  jeder  Ge- 
legenheit Blut  zu  vergiessen.     Schon  Thucydides  sagt  von  den 

iDiern,  einem  sonst  geachteten  Stamme:  sie  stehen  keinem 
liarbarenvolke  an   Mordgier   nach.     Die  Grausamkeit   der   da- 

1  kischen  Weiber  hat  die  Trajanssilule  verewigt.  —  Sonst  wird 
den  Thraken  der  Hang  zu  Jfeineid  und  Treubruch  zuge- 
schrieben; die  öpatxdai  TraptypEci;  war  zum  Sprichwort  geworden, 

'und  seit  Menander  galt  der  Satz:  0päx,e;  £pxta  oh%.  i'^lotavT«. 
In  gleichem  Kufe  standen  im  Mittelalter  die  l'induswlachen. 
So  finden  wir  im  Wesen  des  thrakischen  Volkes,  wie  bei  allen 
halbliarbarischen  Völkern,  Erhabenes  und  minder  Gutes  ver- 
einigt;   die  Triebfedern  zu  Allem  hat  aber  die  Natur   gegeben; 

I  nur  die  fortschreitende  Civilisatiuu  vermag  die  NaturwUchsigkeit 
za  mildem  und  auf  gute  Bahnen  zu  lenken. 

Die  Psyche  eines  Volkes  lernen  wir  übrigens  am  besten 
aus  de.88en  Sagcngebilden   und   au.s  der  Sprache  kennen;  über 

[  diese  Dinge  wird  der  folgende  Tiioil  handeln. 


.  pkn..blil.  Cl.  CXXVtU.  Dd.  4.  Alib. 


rv.  AUuidlaDK :    Toaksebek.   Dia  klten  Tbraker.  t. 


Inhalt. 


Einleitung' l — IS 

I.  Die  paionisch-dardanische  Qruppe  .    .                   ...  13— S7 
Tenkrer  und  Mysen  S.  13.   Peln^^onen  S.  17.  Paionen  8.  IH. 
A^auen  8.  21.     DaHaiior  S.  23—26.     Veneter  8.  26. 

II.  Die  phrygrisch-mysische  Qruppe 27 — 69 

1.  Plirygnn  oder  Briden  8.  27 — 33. 
Edunische  Stamme  8.  33—39.    Mygdoneii  8.  33—95   (Be- 

bryker   nnü   Dolioiicn  8.  :iö),   KreRtonen   nnd  Knisiüer 
S.  3.'>.     .Sithonen  8.  37.     Eclnnon  8.  37—39. 
Odomanten  8.  39.     Bistouen  S.  40.     Xmitliior  8.  •41.  Ki- 
koiieii  8.  42.     SaVer  8.  43.     .Sintiur  8.  44.     Faiteu  und 
Apsintliier  8.  45. 

2.  Mywn  und  Moesen  8.  47.    Artakier,  Kobrenier  und  Skater 
8.  50—52. 

m.  Die  thrakischen  Völkerstämme .    ...       63— llf 

a)  Die  nUdliche  Gnipiie  S.  53—92. 
Treron  S.  ö3.     Trallon  S.  56. 
Strymonier  oder  Mnidobithynen  8.  58 — 68.  Bisalteu  8.  58. 

Sintou   8.  59.     Maiden   8.  Gl.     Deoieleten  8.  62.     Bi- 

thynen  und  Tliynen  S.  62 — 67.     Dulongkcn  8.  67. 
.Satron   8.   68.      Dier   8.  71.      Diobesson   8.    72.       Bo.<»eu 

8.  72—80.     8apaier  8.  69.     Korpilen  8.  69.     Traumn 

8.  70. 
Odrysen  8.  80.     Bennon,  Kaiueii,  Ästen  8.  83.     Samaier, 

KoiIalet«n,  8ialeten   8.  85.     Namen  auf  -geri  8.  87. 
Triballen   8.  87.  (keltische  Intnuionen,   Reich  von  Tylis 

8.  90). 

b)  Die  nördliche  oder  getisch-dakische  Gruppe  8.  92—111. 
Geten,  Teriiten,  Krobyzen  8.  92—98. 
Agathyrsen  und  Traugen  8.  99.    Dakon  8.  101.    Dnkischo 

Bergstamme,  8abuken,  Bessen,  Kostnboken,  Karpodaken 
S.   106-111. 

IV.  Allgemeines  über  die  Thraken 111 — 1S9 

Cultnnintemchiede  8.  112.  Leiblicher  Typus  8.115.  Täto- 
wierung 8.  116.  Kleidung  und  Bewaffnung  8.  118.  Be- 
hausung 8.  120.  Nahrung  und  Getränke  8.  121.  Waffen- 
tänze und  Spiele  8.  124.  Mnaik  8.  125.  Schriftwegen 
8.  125.  Sittlichkeit  und  Ehe  8.  125.  Todtonbestattang 
S.  137.  Witwenschlachtnng  8.  128.  Todeeverachtniig 
8.   129. 


T.  Abluukdlang:    Ziof  erle.   Zar  viertea  Decsde  dea  Linas. 


V. 


Zur  vierten  Decade  des  Livius. 

Ton 

Prof.  Dr.  Anton  Zingerle, 

comsp.  Hitgliede  der  kais.  Akademie  der  WissensclisfteD. 


;£>ei  der  ansicheren  and  zum  Theil  lückenhaften  Kennt- 
niss,  die  wir  von  der  handschriftlichen  Ueberlieferang  der 
vierten  Decade  haben,  ist  die  Texteskritik  gerade  hier  mit 
bedeatenden  Schwierigkeiten  verbunden,'  sagt  mit  Recht  H.  J. 
Müller  im  Jahresbericht  des  philologischen  Vereines  1891,  166. 
Die  hier  folgende  Abhandlung  möchte  nun  einige  Partien  und 
Fragen  beleachten,  die  mir  bei  der  eingehenden  kritischen  Be- 
handlung der  Bücher  XXXVI— XXXVIH  für  den  6.  Theil 
meiner  Livius -Ausgabe  noch  immer  in  der  einen  oder  anderen 
Beziehung  zu  erneuten  Versuchen  oder  Auseinandersetzungen 
einzuladen  schienen.  Der  Inhalt  ist  so  trotz  der  angestrebten 
Kürze  ein  ziemlich  mannigfaltiger  geworden,  da  bei  der  Be- 
sprechung einzelner,  bis  zum  heutigen  Tage  recht  zweifel- 
hafter Stellen  natürlich  auch  die  von  bewährten  Forschern 
zwar  fleissig  gepflegten,  aber  dennoch  nicht  überall  abge- 
schlossenen Untersuchungen  über  Detailverhältnisse  der  zum 
Theile  verlorenen  Handschriften  hie  und  da  wiederholten  Er- 
wägungen zu  unterziehen  waren  und  die  durch  die  GrUte  des 
Herrn  Director  Dr.  H.  J.  Müller  in  Berlin  mir  zur  Verfügung 
gestellte  Collation  des  Bambergensis  im  Vereine  mit  genauer 
Prüfung  der  alten  Ausgaben  und  Durcharbeitung  der  Draken- 
borch'schen  Fundgruben  bis  zur  Verfolgung  paläographischer 
Versehen  herab  manchmal,  wie  ich  hoffen  möchte,  wohl  noch 
heachtenswerthe  Ausbeute  bot.  Auch  fUr  Sprachgebrauch  und 
ftr  Parallelstellen  ergab  sich  in  Punkten,   wofür  Fügner's  ver- 

■taafrtw.  i.  rUl.-küt.  Ol.  CXXVHI.  Bd.  5.  Abk.  .  1 


2  V.  Abhandlnnft:    Zinfcrl«. 

dienstvolles  Buch  noch  nicht  vorliegt,  gelegentlich  im  Rahmen 
einer  Begründung  ans  meinen  Sammlungen  einige  Vermehrung 
des  Materials. 

Bei  der  Eintheilung  glaubte  ich  nun  aber  nach  reiflicher 
Ueberlegung  am  besten  so  vorgehen  zu  sollen ,  dass  ich  zu- 
nächst die  Erörterungen  über  einzelne  Stellen,  die  mir  in  erster 
Linie  beiiubtcnswerth  schienen  und  für  die  ich  darum  mehr- 
fach im  Apparat  der  Ausgabe  nach  Angabe  des  kritischen  Ma- 
terials auf  diese  Abhandlung  verwiesen  habe,  mit  allen  mir  zu 
Gebote  stehenden  Erfahrungen  vorführe,  wobei  ich  jedoch  stets 
mir  wahrscheinliche  Verbesserungen  von  blossen  Andeutungen 
eines  etwa  einzuschlagenden  neuen  Weges  schon  durch  den 
Ausdruck  schied,  und  dann  erst,  nachdem  bei  solchen  Einzel- 
untersuchmigen  Manches  auch  Ulier  die  liandschriftcnverhält- 
nifisc  erneut  zur  .Sprache  gekommen,  ein  paar  zusammen- 
fassende Nachträge  Über  Beobachtungen  anreihe,  die  mir  auf 
diesem  schwierigen  Gebiete  theUweise  vielleicht  noch  zu  der 
einen  oder  anderen  Ergänzung  zu  führen  scheinen. 


I. 

XXXVI,  9,  12  rm'ncad  rleinde  rnsfigntionibut  prin- 
cipvm;  so  wird  nun  seit  Aldus  mit  Berufung  auf  den  ver- 
lorenen M  gelesen.  Die  ältesten  Ausgaben  bieten  ragtigatione, 
was  durch  die  cod.  rec,  darunter  Lov.  2,  bestätigt  wird;  B  hat 
castignfione».  Fehlerhafte  Zusetzung  oder  Auslassung  eines 
»  im  Wortschlusse  spielt,  wie  ich  ci'probt,  in  den  bekanntlich 
so  reichen  Reihen  zufftlligcr  Versehen  des  cod.  B  eine  besondere 
Rollr  und  scheint  im  Ursprünge  theilweise  auf  ähnliche  alte 
Veranlassungen  hinzuweisen,  ■wie  ich  sie  für  manche  Hilarius- 
handschriften  in  den  Studien  zu  Hilar.  Pict.  S.  32  [898]  ange- 
deutet.' So  hat  z.  B.  B  im  §  11  desselben  Capitels  multu  st&tt 
multi;  XXXVI,  11,  ♦>  Apollini*  et.  Apollini'  14,  4  maicMt-atia  st. 
viaiestati;  24,  6  AeUdis  st.  AetoU;  24,  11  inbellis  st.  inbelU: 
28,  9  condicionis  st.  condicioni;  35,  11  nii««i>  st.  misai;  36,  2 
aenatus  st.  tenatu  (woraus  sich  das  weitere  Verderbniss  erklärt); 


Für  die  Fnrtdftuer  vpl.   jetit    x.   B.    auch  Paoli,    Abknnmngpn    in    der 
Inteinischcn  .Schrift  des  M.-A.  §  21   (ttbometzt  von  Loliiiit<yer  1893). 


Zar  Tir^a  Docode  dw  tWitu.  0 

17,4  Cererit  st  Cereri;  umgekehrt  27,  8  Uli  st.  illU;  28,  8  juo  st. 
tt/i»,  ipiri st.  {p»i»:  44, 1  Pnlyxenidn  st.  Pohjxenida».  Diese  zugleich 
die  Itetreffendc  Cliarakteristik  der  Handschrift  nur  aus  dem 
Buche  ohne  Wahl  herausgegriffenen  Beispiele'  dürften  wohl 
clion  so  zicmUch  wahrscheinlich  machen,   dass  das  obige  catti- 
■ttiorifs   in    unserer   Handschrift   auch    näherliegend    auf   ein 
Turderbniss   aus   CMst'ujaüvn«,    als   auf  ein    sonst   freilich    auch 
{bares  aus   caHigationihus   weist;    wenigstens   würde    man 
■ber    im    letzteren  Falle    hier    eher   das  Versehen    cnaUgatiom» 
erwarten,   wie   denn  B  umgekehrt  XXXJ,  46,  11   wirkUch  ein 
ctutigationis    in    cnstigutionihas    corrumpirt    hat.      Vgl.    aUcb 
Drakenborch  zu  XXU,  H,  7.     Die  Stellen,  welche  ich  ftir  den 
Gebrauch    dieses    Wortes    bei    Livius    sonst    notirt,    scheinen, 
wenn    FUgner's    Lexikon    nicht   etwa    noch    lihcrsehene    Nach- 
ige liefert,  auch  für  den  Singular  zu  sprechen ;  z.  B.  XXVH, 
lü,  lÜ   tacita  camtigatio;    15,  2  cum  verborum  tanttim    cuntiga- 
<n«l    XXX,  37,  1    reoocatis    legatis  »t  cwn  nmlta  castigatiotie 
liae    monitU;    XXVUI,  26,  3    ad    mttltitudin«»i   castiga- 

satis  MX«;    XXXI,  46,  11    castigationis  regis me- 

ebenso  fand  ich  den  Singular  vorwiegend  bei  anderen 
chriftstoUern,  und  wenn  man  in  der  besprochenen  Liviusstelle 
ien  Plural  etwa  wegen  des  da  folgenden  jyrincipunt.  ftir  noth- 
rendig  oder  passender  halten  wollte,  so  könnte  Curtius  Ruf. 
3,  13  als  bezeichnend  entgegengehalten  wei-den:  nee  atit 
lefectorum  castigatione  aut  verecuiidia  rtu/i»  dtterriti* 
it«ben  die  Sachen  so,  dann  scheint  mir  der  im  Grunde  wahr- 
cheinlicLe  Consens  B  4>  dem  Berichte  über  M  vorzuziehen. 
XXXVI,  10,  1 :  Inira  decimum  dicm,  quam  Pheraa  vetierat, 
kl«  perfecti»  Crnnnnnem  profectu*  cum  foto  exarcit/u  primo 
ivuntu  cepit.  —  profectu*  fehlt  in  B  *1>  und  in  den  ältesten 
Lusgabcn,  es  wurde  von  den  Moguntini  aus  M  beigefügt. 
feissenlKjrn  vermuthete  in  der  praefatio  der  Teubner'schen 
Lnsgabe  p.  XVII,  dass  das  Wort  ursprünglich  hinter  perfectU 


'  XXXVII,  37,  3  hat  da«  VerMben  pro/eetü  it.  profeeti  in  B'  dann  xur 
F«hler«ntwir.klnnf^  pro/retut  in  den  meisten  Handsrhriften  geführt. 

•  Vgl.  auch  Justin.  I,  6,  16  hat  repruri  ciuligatione  in  prodium  rcdrurU, 
wo  die  .eaitigstio'  ebenfalls  von  einer  Mehnuihl,  den  matre«  et  nxores, 
auifing. 

1» 


V.  AMiBndlnng:    ZingsrI». 


Stand,  wodurch  sich  anch  der  Ausfall  um  so  leichter  erklHrcn 
würde:  wie  ich  aber  sehe,  liat  Livius  dasselbe  meist  der  An- 
gabe der  Begleitung  nachgestellt.  Vgl.  II,  Iß,  6  infe^o 
exercitu  in  aijrwn  Sabinum  profecti;  19,  3  magnU  copiis  pe- 
ditum  equiUimqun  profecti;  62,  I  cum  extrcAtu  in  Aequo»  pro- 
fectus;  IV,  46,  12  novo  exercitu  profeciu»;  VIU,  6,  8  duobn* 
scripti«  exercitibu^  per  Maraos  Panlignoiique  profecti]  30,  4  exer- 
citu ifuftructo  paratoque  prof actus;  XXI,  48,  4  tacito  agmiiu 
profectu»;  XXIII,  17,  3  cum  exercitu  omni  profectus;  40,  3  cum 
his  equitum  peditumque  copiis  profectu»  in  agrum  honiium; 
XXIV,  30,  l  cwwi  omni  exercitu  profectus  in  Leontinos;  35,  1 
cum  tertia  fere  parte  exercituü  ad  riicipimidas  urhes  profectut; 
35,  8  cum  decem  milibus  peditum,  quingentis  equitibxu  noctt 
p«r   intermissa    cu^todiie    loca   profecUm^   41,  6  P.  Scipio   cum 

expeditis  dam  j'rofectus;  41,  9  Cn.  Scipio cum  legione  ex- 

pedita  profectus;  XXV,  25,  12  cum  triginta  quinque  uavibiu 
ex  portu  Syracusano  profectus;  27,  2  cum  classe  profectiu 
Carthaginem;    XXVIII,  7,  16   cuvi    expedito   agmine  profectn«; 

8,  8  inde  qvivqueremihus  Septem prnfecttis;  doch  genug  der 

Beispiele,  welche  nach  meinen  Sammlungen  die  abweichenden 
weit  übersteigen  und  schliesslich  nur  noch  die  Bemerkung, 
dasB  selbst  an  der  in  Kede  stehenden  Stelle  im  unmittelbar 
Folgenden  gleich  derselbe  Gebrauch  wiederkehrt:  XXXVI,  10,5 
cum  iribus  milibus  peditum  Aetolorum  et  diuientis  equitibtu  in 
Perrhaebiam  profertns  Mnlloenvi  et  Cyretias  vi  cepit.  Vgl.  anch 
XXXV^l,  30,  3  inde  tolo  exercitu  jtrofectus;  42,  1  cum  quinqtKX- 
ginta  navibu»  tectis  profectus;  43,  8;  13  n.  ö.  Ich  möchte  mit 
Rücksicht  auf  Derartiges  und  auf  den  Umstand,  dass  oben  §  1 
auch  Anderes  bei  wiederholter  Leetüre  den  Verdacht  einer 
Verstellung  des  Wortes  profectus  entweder  in  M  oder  in  der 
Angabe  der  Moguntini  ei-weckt,  vorschlagen:  Crauuonem  cuta 
toto  exercitu  profectus  primo  adventu  cspit.  Zudem  ist  der 
Ausfall  des  Wortes  in  B  <h  so  bei  dem  folgenden  primo  immerhin 
auch  leichter  erkliirlich  als  bei  der  Lesart  der  Moguntini. 

XXVI,  21,  ö  liest  man  noch  immer  nd  Hydruntum,  und 
diese  LiviusstcUe  erscheint  bei  Neue  Formenlflire  I,  320,  Georges 
Wortf.  S.  327 ,  Georges  Lex.  ^  I,  2869  unter  den  wenigen 
Belegen  für  die  Nebenform.  B  stützt  aber,  wie  ich  aus  der 
Collation  erache,    vielmehr  durch    sein    ad  hidruntem    die    voo 


Zar  Tierton  Pecade  dm  LiriuiL. 


»Iten   Ausgaben   (Camp.,  Rom.   1472,  Parm.  1480)   überlieferte 
und   von  Cicero  ausnahmslos  gcbrauclite  Form  ad  Uydruntem.^ 

I  XXXVI,  28,  4  wird  in  neuester  Zeit  einfach  prope  dicen- 

tem  interfatu»  Romanum  gelesen,  und  Weissenborn  bemerkte 
dazu:  ,da8s  Phaencas  gemeint  sei,  zeigt  der  Zusammenhang'. 
Ich  muss  gestehen,  dass  ich  hier,  je  öfter  ich  die  Stelle  lese 
und  alle  Umstünde  überlege,  vielmehr  mit  früheren  Heraus- 
gebern einschliessticli  Bokker's  den  Ausfall  jenes  Namens  in  B 
und  dem  grösstcn  Tlioile  der  «t'-Classe  für  wahrscheinlich  halte. 
Dass  die  Ergiinzung  des  .Snbjectes  consul  im  vorangehenden  ^  3, 
worauf  sich  Weissenborn  in  der  pracfatio  der  ed.  Teulm.  p.  XVIII 
und  in  der  genannten  Anmerkung  der  Weidmarin'schen  Aus- 
gabe berief,  denn  doch  gewiss  viel  leichter  ist  als  die  hier 
weiter  geforderte  des  Subjectes  Phaeneas,  zeigt  Jedem  ein  Ueber- 
blick  über  diese  Satzreihe  sofort;  bekannt  ist  ferner  die  häu- 
ifi^  Versehenreihe  eines  Wortausfalles  in  B,  Mrie  uns  gerade 
ihcr  ein  sicheres  Beispiel  begegnet  ist;*  und  wie  dort  das 
[in  B  «1»  ausgefallene  Wort  durch  eine  Notiz  aus  M  angedeutet 
rar,  so  findet  sich  an  unserer  Stelle  eine  Andeutung  des  Aus- 
[falles  in  Ermangelung  einer  Bemerkung  über  M  wenigstens  in 
|*wci  Vertretern  der  'I'-Clas^,  deren  mehrfach  beachtenswerthc 
Verhältnisse  wir  in  dieser  Abhandlung  wiederholt  zu  berühren 
haben.  Der  cod.  Voss,  bietet  pmpe.  dicsntem  interfatut  Phn- 
(sie!)  fiomaiiofum,  Lov.  2  prope  dicentem  intarfaiu»  legatus 
lHomonorum.  Die  häufige  Corruptel  Romannrum  statt  Romanum, 
[die  sich  in  der  ganzen  *h-Classe  findet,  konnte  vielleicht  tlieil- 
Fwcise  auch  zum  Ausfalle  von  Phnetiea»  beitragen,  erklärt  aber 
(jedenfalls  die  Entstehung  des  weiteren  Verderbnisses  im  Lov.  2 
leicht;  U^atu»,  das  vielleicht  doch  auch  schon  vor  jener  Corrum- 
pirung  des  Romanum  in  '^  hier  und  dort  entweder  zur  Ergän- 
Eung  des  ausgefallenen  Phnenen»  oder  vielleicht  einst  zur 
Erklärung  desselben  dem  Rande  l)eigeschricben  war  (vgl.  §  1 
\aenea»  Ugntioni»  princep»),    wurde   dann   bei  gedankenloser 


'  XXXVT,  10,  8  aliU  nunc  vir«»  urhi*  ntqua/piam  Pkeri»  eonferendat  m«- 

^mterofttiliHt.    B  liost  hier  phaereü,  und  da«  weint  zuiiHchst  doch  auf  Phe- 

eü,   wio   ich   e»   in  (Uten  Audgabeu  («d.  Parm    1480,   Par.   1510)  fand. 

Ich  »rhe  dnrUlipr   lüshcr   nir^ondii   elw.ij«   nntirt,    aber   auch  kaum  einen 

l^an»  t«-in|^id«n  Onind,  diese  Ilorstelluni;  nach  B  zu  verlaason. 

■  VfL  nbon  8.  S. 


V.  AbbudloDit:    Zingcrl«. 


Abschreibung  dem  verdorbenen  Romanorum  im  Texte  beigefügt! 
Ich  möchte  aber  bei  dem  sichtlich  frQhen  Aasfalle  von  Phae- 
neas'  nach  manchen  Erfahrungen  in  diesen  Partien  auf  die 
Stellung  im  Voss,  nicht  zu  grossen  Werth  legen,  auch  die  bei 
den  früheren  Herausgebern  beliebte  Stellung  des  Sigonius  prope 
dicentem  iute.rfat.ug  Romanum  Phaentag  nicht  zu  hoch  halten, 
sondern  im  Anschlüsse  an  die  nilchst  liegenden  unverdorbenen 
livianischen  Stellen  (XXXII,  34,  2  orsum  eum  dicere  . .  .  violenter 
Phaeneaa  iuter/atus-^  XXXVI,  27,  3  (^uos  dicere  exorsos  coiutul 
interfatfig)  schreiben:  jtrope  dicmittni  Pfiaetuat  interfatue  Ro- 
manum. 

XXXVI,  41,  3   Hannibal nunji»    mirari    »e 

aiehaty  quud  uoii  iaiii  in  Asia  niment  Rotiiani,  quam  veuturoi 
dubitare;  propius  egge  ex  Graecia  in  Agiain  quam  ex  Italia  in 
Oraeciam  traicere,  et  multo  ruaiorem  catuam  Antiocftum  quam 
Aetolot  esse;  neque  enim  mari  minug  quam  terra  pollere  Ro- 
mana arma. 

Das  handschriftlich  einstimmig  überlieferte  neque  enim 
(»nXJ  hat  bereits  J.  F.  Gronovius  mit  Recht  beanstandet,  daitlr 
aber  ein  hier  rcofit  zweifelhaftes  ueqit^  ttinm  vorgesciilagen. 
Man  hilft  jetzt  der  Stelle  nach  dem  Vorgange  der  cd.  Camp, 
meist  durch  einfache  Streichung  des  enim  auf,  was  ja  auch 
paläograjthisch  noch  begründet  werden  kann.  Denkt  man  aber 
an  die  bereits  von  den  älteren  Kritikern  gut  hervorgehobene 
Dreitheilung  der  Gründe,  so  könnte  an  dieser  letzten  Stelle 
der  Gedanke  an  ein  nee  denique  nicht  zu  ferne  liegen.*  Die 
vielen  Verwirrungen,  welche  die  que  respective  q;  gerade 
auch  in  der  Liviusübcriieferung  anrichteten,  sind  bekannt; 
sollte  hier  etwa  bei  aller  son.stigen  Leichtigkeit  der  pahio- 
graphischen  Erklärung  der  Ausfall  des  Buchstabens  d  Bedenken 
erregen,  so  könnte  bemerkt  werden,  dass  derartiges  nach  ein- 
mal angerichteter  Verwirrung  auch  sonst  nicht  selten  ist;  entr 
stand  ja,  um  nur  e  i  n  örtlich  recht  naheliegendes  Beispiel  dieser 


'  Oder  sollte  Jemand  im  Itgaliu  d»s  Ursprüngliche  sehen  wollen,  welche» 
Wort  allerdings  in  der  Nähe  eine»  inlerfiUvJi  besonder»  leicht  ausfallen 
konnte? 

'  Ich  hatte  zuerst  ner  detti'/ue  oder  non  (h/  dmiii/n«  vermulliet;  ich  theilt« 
letxteres,  da  idi  das  erstere  fQr  Liviua  nicht  so  belogt  halt«,  H.  J.  MUlIcr 
mit,  der,  obwohl  selbst  fQr  ed.  Camp.,  nee  dmigut  für  mOgrIioh  h&ll 


Zur  Tierten  Decade  d«a  Lirins.  7 

Partie  za  citiren,  XXXVII,  37,  1  in  B  aas  deinde  Rhoeteum 
ein  de  indro  &  euml 

XXXVII,  4,  8  möchte  ich  fast  ohne  Bedenken  necopinatam 
statt  inopinatam  vorschlagen.  Letzteres  ist  nur  LesarJ  mehrerer 
jüngerer  Handschriften  und  der  alten  Ausgaben,  während  B  und 
die  ihm  oft  besonders  nahe  stehenden  <I>- Vertreter  Lov.  2  und 
Voss,  opinatam  überliefern.  Beachtet  man  nun  einerseits  die 
Vorliebe  des  Livius  flir  necopiiuitus,  die  bereits  Drakenborch 
zu  IV,  27,  8  durch  Reihen  von  Beispielen  beleuchtet  hat,  wie 
dieselbe  auch  aus  den  bisherigen  Indices,  z.  B.  bei  Emesti- 
Kreyssig,  sich  ergibt,  anderseits  auch  wieder  die  häufigen  Ver- 
wirrungen, welche  diese  beiden  Formen  in  den  Manuscripten 
selbst  bis  zur  Vereinigung  necinopinatug  veranlassten  (so  z.  B. 
cod.  Voss.  XXXVII,  11,  7  und  dazu  die  weiteren  Beispiele 
Drakenborch's),  so  liegt  es  wohl  auch  an  unserer  Stelle  näher, 
das  opinatam  der  besseren  Ueberlieferung  zu  einem  necopinatam 
KU  ergänzen.' 

XXXVII,  13, 8:  Postquam  nemo  adoersus  ihat,  classe  divisa 
pars  in  salo  ad  ostium  portua  in  ancoris  utetit,  pars  in  terram 
milites  exposuit.  in  eos  iam  ingentem  praedam  late  depopulato 
agro  agentis  Andronicus  Macedo,  qui  in  praesidio  Ephesi  erat, 
iam  moenihus  appropinquantis  eruptionem  fecit.  Schon  Crevier 
dachte  an  Tilgung  des  crsteren  iam,  und  ihm  folgten  in  neuester 
Zeit  Madvig  und  M.  Müller;  Weissenborn  berief  sich  für  die 
nahe  Wiederholung  dieses  Wortes  auf  XXXVI,  34,  2,  zu  welcher 
Stelle  er  aber  selbst  wieder  bemerkte:  ,doch  ist  vielleicht  das 
eine  iam  unächt'.  Im  obigen  Passus  des  37.  Buches  scheinen 
mir  die  Ueberlieferungsvurhältnisse  einer  zusammenfassenden 
Erwähnung  ..werth,  da  Erscheinungen  in  B,  M  und  <l>  hier  viel- 
leicht auf  eine  ziemlich  früh  entstandene  Verwirrung  hindeuten 
könnten.  Bezüglich  des  in  eos  iam  scheint  Uebereinstimmung 
der  Ueberlieferung  anzunehmen  mit  Ausnahme  des  Harl.,  wel- 
cher inde  eos  iam  bietet;  das  zweite  iam  (vor  moenibus)  fehlt 
in  B,  dem  grösseren  Theilc  der  '!>  Classe,  sowie  in  den  ältesten 
Ausgaben,  und  es  wurde  erst  von  Aldus  aus  M  aufgenommen; 


*  XXXVm,  30,  8  findet  sich  Allerdings  inopiruUa  re,  aber  dort  i«t  es  ein- 
<l*^""«*g  Oberliefert;  andererseitn  aber  vgl.  für  dieaelbe  Verbindung  II,  14,6 
i;  III,  3,2  neeopinata  etiam  ra,  XXXVII,  11,  7  in  re  wxopiruUa. 


8 


V.  A1)liuidli]iiK :    Zin^srl«. 


diBgttgen  haben  vieT  <I>-Codices,  daranter  der  Voss.,  filr  dieses 
zweite  tarn  ein  in  (^in  moenibus).  Derartiges  könnte  auf  die 
Vermuthung  führen,  dass  eine  Verwechslang  zwischen  tnde  (in), 
in  (vgl.  darüber  für  Livius  z.  B.  die  Sammlung  bei  Drakenborch 
zu  X,  20,  6)  und  dann  tafn  (iä)  zu  allen  diesen  Wirrnissen 
und  Erscheinungen  Anlass  gab.  Ein  in  eos  indn  ingenUm 
prawlavi  u.  s.  w.  am  erstercn  Platze  würde  zudem  ähnlichem, 
auch  sonst  bei  Livius  begegnendem  Wortklange  entsprechen; 
vgl.  z.  B.  V,  17,  1   ingi-us    inde   hnberi   c/tpticus   vates    coeptus; 

VT,  6,  8  ingeiis   inde  ait  onus  a  populo  Romano  gihi tn- 

iungi. 

XXXVII,  16,  9:  ^i,  dum  missiUbus  primo  tt  adversut 
paucos  levibus  excursionibus  lacestebatur  vwgi»  quam  eon- 
serebatur  pugna  cet.  Diese  Fassung  datirt  seit  der  ed.  Basil. 
1535,  M  hatte  leuibus  et  excursionibii*,  B  •!'  überliefern  nur 
leuibus.  Wcissenborn  vermuthete  in  der  praef.  zur  Teubner- 
schen  Ausgabe  p.  XIX  levibug  arntiK  und  fUgte  in  der  Wcid- 
mann'schen  S.  184  dem  beibehaltenen  Basler  Texte  die  An- 
merkung bei:  ,lt;mbti«  Kccursionibu«  ist  nicht  sicher,  da  excur- 
aionibus  nur  die  Mz.  Hs.  und  davor  et  hat,  und  wohl  parvae 
excursioneg,  tumuUuome  u.  Ä.  sich  findet,  aber  mehr  lecia  c«r- 
tamina,  proclia  oder  levia  per  excuraiones  proelia'.  Mir  scheint 
diese  Bemerkung  btochtenswerth,  und  ich  denke  an  die  Her- 
stellung leci»  arinalurne  ejccursiouibux  mit  Verglcichung  der 
nahen  Stelle  XXXVII,  18,  4  excurgionlbus  equitum  Ireitqu« 
aniifitunte  niugis  larMHcbnt  quam  mittinebat  hogtein-  vgl.  zur 
Hache  auch  XXXXITII,  4,  2  et  haxt^ii  ItviK  nrmat.ura  erat, 
promptimimum  genug  od  lacesgendum  certamen;  XXITl,  26,  7 
praemissa  Igitur  levi  nrmatarn,  quiir  eliceret  ho/ftcg  ad  certamen. 
In  B  «^  sind  in  der  in  Rede  stehenden  .Stelle  des  37.  Buches 
gleich  dann  nach  lacetstbatur  auch  die  Worte  magis  quam  con- 
serebatur  durch  aberratio  ausgefallen. 

XXXVU,  18,  7:  Plurimum  terroris  in  Gallorum.  mercede 
conducti»  quattnor  milibu«  erat,  hos  paucis  admixtie  ad 
pervattandum  pn«sim  Pergamenum  agrum  [milites]  emisit.  Das 
in  allen  erhaltenen  Handschriften  überlieferte,  nun  al>cr  in 
den  Ausgaben  mit  Recht  eingeklammerte  militet  hatte  schon 
Golenius  als  fehlerhaft  erkannt;  ob  mit  Hilfe  einer  seiner  Hand- 
schriften, muss  bei  seinem   diesmaligen  Ausdrucke  {,redundat^ 


Zur  riertcn  Deod«  d«  Lirioa. 


•9 


freilicli  zweifelliatt  blcihon.  Am  einfachen  paucia  admixtig  (B 
mit  den  meisten  Handschriften  paucis  ad7nixtog)  liaben  aber  erst 
Neuere  Anstoss  genommen.  Weissenborn  erwartete  statt  pauris 
eine  genauere  Bezeichnung,  vielleicht  Dahis;  M.  Slüller  bemerkt 
praef.  p.  VI  ,nümcn  gentis  aut  excidit  post  paueii!  aut  latet  in 
paucii.'  Fast  müehte  man  in  diesem  Zusammenhange  die  er- 
stere  Annahme  M.  jrtlUcr's  für  wahrscheinlicher  halten,  namentlich 
wenn  man  in  einer  bald  folgenden  Partie  unsere«  Buches  cap. 
38,  3  liest  viaxima  pars  Gallograeci  erant  et  Dahae  quldavi . .  .  • 
intermlxti.  Nicht  unpassend  schiene  etwa  noch  und  im  Aus- 
fall paläographiseh  nicht  schwer  zu  erklären  pancis  ib'ym  ad- 
mixtis;  vgl.  cap.  40,  12  Syri  plerique  erant  Phrtftjibus  et  Lydi» 
immxxti. 

XXX Vn,  24,  7:  Consurrex<f.re  omnea,  contemplatique 
trepidatiotiem  fugamque  hontium  ac  prope  tina  voce  omiies, 
ut  sequerentur,  exclanmverunt.  So  lautet  die  liier  überein- 
stimmende Ueberlieferung  B  M;  in  den  Ausgaben  wird  jetzt 
gewöhnlich  mit  den  jüngeren  Ilandschrifti-n  da.s  ac  gestrichen, 
doch  machen  sich  mit  Rücksicht  auf  jene  auffallende  Ueber- 
einstiminung  der  Ilaiiptvertrctcr  mit  IJecht  noch  immer  Zweifel 
geltend.  Weissenborn  dachte  in  der  Weidiiianii'sclien  Ausgabe, 
nachdem  er  die  früher  in  der  Teubner'schen  angedeutete  Er- 
klärung des  ac  durch  F^rgiinzung  eines  »mit  zu  coufi-mphiHque 
aufgegeben,  an  einen  Ausfall,  und  auf  diesem  Wege  durfte  nach 
manchen  Erfahrungen  in  solchen  Fällen  wohl  am  ehesten  vor- 
zugehen sein.  Vielleicht  ist  (nltirri)  ac  prope  una  voce  zu 
schreiben;  vgl.  z.  B.  Liv.  VI,  24,  H  et  ndhortntin  in  mcem  t-otam 
iihirri  clnmore  perrnnit  nriem;  XXIV,  Uli,  10  fid  quam  rocem 
cum  flanwr  ingenii  alncrifaie  »jihlntnit  estet;  Curt.  IX,  4,  23 
non  fiUas  tnm  alacrr  clamor  ah  cTerrliii.  est  »viWjVh«  iiifi^ntiiini, 
duceret  diu  »eruiidtii  crt.  Dieser  Ausfall  würde  sich  auch  paläo- 
graphiseh ziemlich  leicht  erklären. 

XXXVII,  34,  ß:*  cum  turma  Fretjellnna  mi»snm  erpto- 
ratum  ad  regia  eastra,  effuno  oheiam  equttatu  cuin  reciperet 
»e»e,  in  eo  tumultn  delapsum  ex  equo  eet.  Dies  die  ge- 
wöhnliche Fassung  seit  Kreyssig,   die  bei  den  letzten  Worten 


*  Ueber  die  Statte  im  Atlgremeiann   und   Über  die  wahrscheinliche  Quelle 
Tgl.  MoiumReii,  R'im.  Forechung-an  11,  517. 


to 


V.  AbbudlttUf:    Ziogerl«. 


die  Wortstellung  der  Lesart  der  cod.  rec.  und  ed.  vet.  (in 
eo  tumuito  delapto  equo)  beibehielt.  M,  welcher  hier  die  Her- 
stellung erleichterte ,  bot  in  «o  d^lapsum  tumultu  ex  equo, 
B  überliefert  nur  dulapsuni  eqti-o,  zeigt  also  wie  so  oft  einen 
Ausfall.  Beachten  wir  nun  aber  diese  Erscheinungen  in  den 
zwei  riauptvertreteru,  so  uuss  sich  uns  wohl  die  Wortstellung 
dvliipgum  in  eo  tumultu  ejr  cqiw  als  die  ursprüngüche  fast  auf- 
drängen. Nicht  nur  wird  so  der  Ausfall  in  B  palälographisch 
plausibler,  sondern  auch  die  unh;iltl>ar  gezwungene  Wortstellung 
in  M  durch  frllhen  Ausfall  und  dann  Eindringen  eines  Kund- 
nachtrages an  die  falsche  Stelle  des  Textes  erklärlich  —  ein 
Fall,  den  icii  in  den  Hilariusstudien  so  oft  in  besonders  be- 
zeichnender Weise  nachweisen  konnte.  Ein  Zweifel,  den  auch 
Weissenborn  in  der  Anmerkung  andeutet,  könnte  etwa  noch 
wegen  des  esc  bestehen,  welches  durch  M  allein  überUefert  ist. 
Doch  scheint,  abgesehen  von  den  oben  dargestellten  Verhält- 
nissen, die  auch  diesen  Ausfall  in  B  4'  noch  unschwer  erklären 
lassen,  der  vorwiegende  livianische  Sprachgebrauch  ziemhch 
deutlich  dafür  zu  zeugen.  Trotz  sonstiger  Schwankungen  finde 
ich  in  meinen  Sammlungen  labi  und  dessen  Composita  gerade 
in  Verbindung  mit  equus  bei  Livius  mit  ex  construirt;  vgl  II, 
ü,  9  e«  equüi  lap»i%  X,  36,  4  delapgi  ex  equis;  XXI,  46,  6  multis 
labeiUibu«  ex  equis;  XXV,  34,  11  Uibentem  ex  equo;  XXVII, 
27,  7  pi-ulabentem  ex  eijuo;  XXXV,  11,  1)  labi  ex  equis  (IX, 
22,  7  hat  H.  J.  MiiUer  in  der  5.  Aufl.  1890  nach  Indicien  man- 
cher Handschriften  nun  auch  (ex)  equo  prai:cipitaret  vermuthct). 
XXX VII,  38,  1  wird  ad,  Hyrcnnium  cnmpum  in  den 
Text  zu  setzen  sein.  Hertz  bezeichnete  Hyrcanium  st.  Hyr- 
canum  nur  als  Conjectur  Drakenborch's;  nach  Aischefski's  Col- 
lation  steht  alter  im  cod.  B  selbst  hi/rcaitiü;  in  einigen  cod.  rec 
findet  sich  hyrcamum  und  hyrcaneum,  was  auf  dasselbe  weist, 
und  dazu  vergleiche  man  Strab.  XIII,  4,  13  ts  'Ti'pxiv.ov  --Jisv. 
—  Nur  nebenbei  sei  bei  dieser  Gelegenheit  bemerkt,  dass  cap. 
36,  2  das  in  neuester  Zeit  von  M.  Müller  wieder  erkannte 
und  durch  den  livianischen  Sprachgebrauch  schön  begründete 
eH  paUicilus^  bereits  bei  Aldus  begegnet. 


»  Cf.  Liv.  ed.  WeiMenborn  —  M.  Müller,  Pars  IV,  Fmc.  1,  pnief.  p.  111; 
Fase.  II,  p.  VIII,  dazu  H.  J.  Müller,  Jabrosber.    des  Berl.  phil.   Vereiiu 


2ar  Tinten  Decade  de«  LiTtan. 


it 


XXXVn,  41,  2:  Nebula  maUiiina,  crescent-e  die  leiHtta  in 
rtube.9,  caliginem  dedit;  umor  inde  ab  austro  velut  perfudit 
nnia.  Der  neueste  Herausgeber,  M.  Müller,  schliesst  sich 
der  Bemerkung  praef.  p.  VIII  ,coniecturae  propositae  non 
(Mdsfacianf  im  Texte  nn  Weisscnbom's  LUckenzeichen  nach 
tlut  an.  Weissenbom  neigte  sich  nttmlich  in  der  Weidmann- 
chen Ausgabe,  in  welcher  er  seine  früher  in  der  Teubner'schen 
'  praf^f.  p.  XXI  angedeutete  Conjectnr  selbst  nicht  mehr  erwtthnt, 
zur  Annahme,  das«  nach  velut  das  Verglichene  ausgefallen  und 
'  Tielleicht  imhfr  zu  ergänzen  sei,  wofUr  er  die  Stellen  aus  Florus, 
Prontin  und  Anrelius  Victor  (bei  letzterem  b'i  aber  pluvia)  an- 
Naehdem  hier  selbst  Madvig  auf  seine  frühere  Conjectur 
icht  mehr  Werth  legte  und  weiter  M.  Müller  auch  die  Be- 
lebung des  celut  auf  ptrfudlt  gewiss  mit  Recht  bestritt,  dürfte 
ieae  Ansicht  Weisscnbom's  den  richtigen  Punkt  in  der 
lauptsachc  getroffen  haben.  Auch  der  sonst  öfter  in  dieser 
Jeschreibung  wiederkehrende  Gebrauch  des  velut  mit  Vcr- 
;leichungen  scheint  mir  daflir  zu  sprechen;  vgl.  z.  B.  41,  10 
|Aa«c  velut  proeella;  repente  velut  effreuati;  43,  9  velut  raeei. 
'Ich  habe  mir  auch  bezügliche  Stellen  griechischer  Schriftsteller 
^^  rar  Ergünzung  der  bisherigen  Samudungen  angesehen  und  fand 
^■^  bei  Appian  und  Zonaras  auch  die,  wie  es  scheint,  in  allen 
^^■Mehreibungen  dieser  Schlacht  fast  stereotype  Hervorhebung 
BHk  Dunkelheit  und  Feuclitigkeit.  Des  spilten  Zonaras  Be- 
merkung über  den  letzteren,  uns  hier  interessirenden  Punkt 
ilhnf'lt  in  der  allgemeinen  Auffassung  sichtlich  der  in  nach- 
lÜviaiiischen  römischen  Schriftstellern  kurz  sich  vorfindenden;' 
Ittwss  interessanter  für  unseren  Zweck  könnte  vielleicht  die 
[Fassang  bei  Appian  Syr.  33  erscheinen:  ä/XuaiJcu;  3e  %j.\  ;;9<pEpä; 
[ir,?  r,[jLepi;  fsvo\i.i^r,i  ij  -s  ä'|it;  'iafizra  t^^  cstSit;s(i>;  xai  ti  To;E'J|jiaTa 
|%r/T3  äij.ß/.JTEpa  •^Vj  ü;  £v  dspi  üfpö)  xat  cxotstviT).  Wenn  nicht 
l^es  tttUBcht,  so  standen  sich  in  diesen  Beschreibungen,  wie 
such    sonst,    zwei   Varianten    gegenüber,    einerseits    der 


1886  8.  101,  1891  S.  108  und  meine  Bern,  in  der  Berl.  phit.  Wocben- 
Kbrifi  1891  S,  1038. 
'Zon.  IX  20  (U.  p.  308  Dind,):  xif  Ü  to^cIsv  xsl  rif»  a9<v2<ivi)inv  ö|xß|»; 
mX»<  ba^iti^voi  äoOtvi)  inw^oti;  vgl.  Flur.  II,  8:  imbre,  '/tu  müiilo  mper- 
fUMU»  miru  J'elirUate  Ptrnoon  arciu  oormficral,  Aur.  Vict.  h'i:  cum  urcut 
koHlum  pluvia  hebetaU  fuinent. 


19 


V.  Abh&odlnng;    Zingerlc. 


dunkle,  regnerisch-feuchte  Tag,  anderseits  der  niederfallende 
starke  Platzregen.'  In  der  ersteren  Anschauung  scheinen  sich 
aber  Livius  und  Appian,  wenn  man  die  Ausdrucke  prfift  (vgl. 
z.  B.  wiederholt  umor  bei  Livius  mit  ev  isp;  J^pw  bei  Appian) 
ziemlich  nahe  zu  stehen.  Sollte  daraus  bei  Livius  \nelleicht 
noch  auf  eine  Ergänzung  umor  inde  ah  aiiMro  velut  '.pluvialU) 
perfvdit  omnia  zu  scliliessen  sein,  zumal  da,  selbst  Aur.  Victor 
bei  seiner  Dai"steUung  wenigstens  noch  das  Wort  pluvia  er- 
halten hat?*  Allerdings  kann  man  phirinlin  in  den  uns  aus 
dem  gi'ossen  Werke  des  Livius  erhaltenen  Partien  nicht  nach- 
weisen; aber  da  wir  das  Wort  in  der  augusteischen  Dichter- 
spraohe,  der  gegenüber  sich  bekanntlich  Livius  nicht  immer 
ablehnend  verhielt,  bereits  geläufig  und  öfter  in  bezeichnenden 
Verbindungen  treflFen  (z.  B.  Verg.  Georg.  III,  429  vere  madent 
udo  Urrae  ac  pluvialibim  auntris;  Ov.  Met.  VlH,  335  pluciales 
ftnuji  [jdurch  Regen  erzeugt']),  da  es  anderseits  auch  bald  in 
der  Prosa,  z.B.  bei  C'olum.  11,  13,9  und  hier  nicht  uninteressant, 
durch  pluvialis  dies  belegbar  ist,  könnte  die  Annahme  eines 
umor  ah  avstro  Vfdut  pluviali»,  namentlich  mit  gleichzeitiger 
Beachtung  der  Darstellung.  Appians  immerhin  nicht  gar  zu  ge- 
wagt erscheinen. 

XXXVII,  44,  4:  Icgati  ab  Thyntira  et  Maifnenia  nh  Si- 
pylo  ad  dadevdas  urben  venerunt.  Obwohl  nun  diese  auch 
durch  B  bestätigte  Ueberlieferung  in  den  neuesten  Ausgaben 
durchweg  in  den  Text  gesetzt  wurde,  kann  man  sich  doch 
gewisser  Zweifel  nie  enthalten.  Ich  brauche  hier  nicht  auf  die 
bekannten  Erklärungsversuche  einzugehen  und  bemerke  nur 
kurz,  dass  die  von  Weissenbom,  welcher  sich  gegenüber  Jladvig 
mehr  zur  Auffassung  des  ah  Sipj/lo  als  einer  attributiven  Be- 
stimmung von  Magnesia  hinneigt,  beigebrachten  Beispiele  fiir 
eine  solche  Verbindung  bei  Livius  wenig  beweisen,  wie  denn 
der  gewissenhafte  Gelehrte  am  Schlüsse  seiner  Anmerkung 
selbst  den  sonstigen  diesbezüglichen  Gebrauch  des  Li^nus  durch 


'  Am  sUlrksten  hat  dieseti  Standpunkt  wohl  Frfmtin  i^r  Geltiinp  pebrnoht 
IV,  7,  30:  cum  die  ui;  itoctc  imbre  contintio  cexatum  exercUtim  AttticK'hi 
videret,  nee  hotninai  tantum  aut  etpio*  defieere,  oerum  arciu  quoqiie  maden- 
titnu  nfrei»  inhahtlfJi  /nein». 

•  Vgl.  nur  Wortbedeutung  nun  z.  B.  »uch  Schmidt,  Liitoin.-griach.  Sjr- 
nonymik  8.  2.13. 


Zur  TiertoD  D*o*d«  d«*  Ltriu. 

cispielc  klariert;  letzteren  wilren  noch  Stellen  beizufügen,  wie 
LXXVIl.  45,  19  Mfignesiam  ad  Maeaiidrum;  5C,  2  Magtiesirim 
Sipyltim;^  XXXVII,  11,  3,  wo  nur  Mag-nesia  am  Milander 
fcmeint  sein  kann,  zeigt  die  einstimmige  Ueberlief'erung  Magne- 
üam  ad  Sipylum  wenigstens  auch  noch,  wie  sehr  der  gewöhn- 
liche Sprachgebrauch  immer  nachklang.  Dennoch  würde  es 
fast  unnütz  sein,  diesen  Punkt  nochmals  zu  berühren,  wenn 
nicht  die  genauer  geprüften  paläographischen  Verhältnisse  des 
tcod.  B  und  zum  Theile  auch  der  «l'-Classe  noch  einen  weiteren 
jihaltspunkt  zu  bieten  schienen.  Da  zeigte  sich,  dass  Ver- 
rochslung  von  ad  and  ab  auch  hier  ziemlich  ausgedehnt  aof- 
itt.  Schon  zufHUig  herausgegriffene  Beispiele  können  dies  zur 
renUge  beweisen.  XXXVI,  14,  Ü  ad  cieria  B  statt  ab  Cierio; 
19,  \  ab  ea  castvlla  B  statt  ad  ea  caalella;  44,  7  ad  tribus 
B  statt  ab  tribus;  XXXVIl,  14,  3  a<l  helliisponlo  B  statt  ab 
^mJIelletpontiß ;  23,  3  ad  aspendiis  B  und  zum  Theil  «I»  statt 
^Hb2*  Auptnd'ii»;  32,  10  ah  regn  B  •!'  statt  ad  regem;  34,  (i  ab 
^Bre^üj  castra  B  statt  ad  regia  castra;  54,  17  ist  das  in  B  nach 
^Hb&  tervitü)  regio  folgende  i'elilerliafte  <id  sichtlich  auch  nur 
^Vdnrch  dieses  Versehen  und  durch  Dittographie  zu  erklären; 
XXX VIU,  14,  1  ab  iabusion  B  statt  ad  Thabuaion;  38,  5  Utq; 
ib  iuga  B  statt  ugque  ad  iugn ;  40,  5  ad  h/niinarhiaTii  B  statt 
tb  Lgtiniachia;  41,  9  adderitarum  B  statt  Ahd.eritarum;  was 
kber  wohl  das  Interessanteste  ist,  es  findet  sich  selbst  in  dem 
Rede  stehenden  Passus  XXXVIl,  44,  4  unmittelbar  vor  dem 
rerdächtigen  Magtimla  nb  Sipylo  in  B  das  Versehen  ad  tgatira 
kstatt  ab  Thyatira!  Unter  solchen  Verhältnissen,  wo  sprachliche 
[und  paläographische  Beobachtungen  so  auffallend  zusammen- 
stimmen, kann  man  doch  kaum  mehr  daran  zweifeln,  dass  das 
[at  Sipylo  sich  nur  successive  in  Folge  jener  Verwechslung 
itwickelt  hat,  wie  ich  gerade  auch  solche  Beispiele  in  den 
pBilariusstudien ^  auflallend  belegen  konnte  (hier:  ad  sipylu,  ab 
tipylü,  ab  sipylo). 


'  I>ie«e  hier  KPit  der  ed.  Rasil.  1531  natUrlieli  (tberall  au%f>nnmniene  Lei- 
«rt  int  in  dun  HandsclirifkMi  auch  verdorben;  magwrinm  i(-  wrypUuvt  H, 
und  Ml  oder  vtagnenam  luipylium  die  jüngeren  Codices,  Uagrunimn  et 
Sipjflitm  die  alten  Ausgaben. 

*  V|>l.  H.  24  [890],   38    |»n4] ;    flir    Livins   auch    die   oben    citirt«   Stelle 

.XXXVIl,  32,  10. 


T.  AbtuDdlniig:    Ziaferlc. 

XXXVII,  51,  9:  desierant  enim  vietum  in  Aetolia  met 
Dft  jllnpst  M.  Müller  in  seiner  Ausgabe  p.  IX  die  Venuatbt 
äusserte,  es  sei  mit  Umstellung  der  Madvig'sclien  Ergänzt 
(regem)  zu  lesen  vietum  in  Aetolia  mettmre  regem,  H.  J.  MulIer 
aber  im  Jabresbcricht  des  philologischen  Vereines  1891,  S.  169 
dieselbe  schwer  glaublich  fand,  darf  bei  den  neuangeregten 
Zweifeln  hier  wohl  in  aller  Kürze  darauf  auimerksara  gemacht 
werden,  dass  die  von  Madvig  Em.  L.  p.  534  an  zweiter  Stelle 
angedeutete  Ergänzung  in  der  Form  oictum  in  Aetolia  An- 
tiochum  metuere  palilographisch  doch  am  meisten  Wahrschein- 
lichkeit für  sich  hat;  ich  kann  daflir  nun  auch  auf  ein  treffendes 
Beispiel  in  meinem  Bericht  über  die  Innsbrucker  Fragraent- 
blätter  der  Ilistoria  rem.  des  Paulus  ^Phil.  Abhandl.  IV,  S.  54) 
verweisen,  wo  das  dort  sonst  überlieferte  Antiochu^n  durch 
Versehen  in  ähnlicher  Weise  ausgefallen  ist,  wie  ferner  auch  im 
cod.  B  des  Livius  an  den  Stellen  XXXVI,  20,  3:  XXXVllI. 
38,  2.« 

XXXVII,  54,  18:  Non,  ipiae  in  solo  modo  antiqtto  sunt, 
Graecae  magit  urbes  sunt,  quam  coloni-ae  enrum,  illinc  quon- 
dam  profectae  in  Asiam.  Am  m^jdo  hat  schon  Crevicr  Anstoss 
genommen  und  es  wird  nun  in  den  Ausgaben  meist  einfach 
getilgt;  palilographisch  ist  diese  Streichung  sicher  nicht  sehr 
leicht,  da  an  eine  etwaige  Entstehung  durcii  Dittographie  hier 
doch  kaum  gedacht  werden  kann.  Es  würde  die  Entzifferung 
eines  Wortes,  aus  dem  jenes  modo  corrumpirt  sein  könnte, 
jedenfalls  ein  einfacheres  Mittel  sein.  Bedenken  wir  nun,  wie 
wenig  weit  die  uns  für  diese  Partie  dos  Livianischen  Werkes 
erhaltene  Ueberlicferung  hinaufreicht  und  dass  uns  das  be- 
trefleudc  Wort  da  oft  in  der  Abkürzung  mö  begegnet,  wie  ich 
es  auch  in  den  älteren  Ausgaben  durchweg  noch  fand,  so  dürfte 
die  Entwicklung  dieses  mö  aus  einem  undeutlich  geschriebenen 
ilhi  (iiio)  in  einer  Vorlage  nicht  unwahi-schcinlich  sein:  in  solo 
illo  aatiqao  schiene  wohl  auch  fiü'  den  Siun  gut  zu  passen,  und 
nicht  ganz  uninteressant  ist  bei  den  bekannten  Fehlerverhält- 
nissen  des  cod.  B  auch  der  Umstand,   dass   dort  das   folgende 


'  Da  an  diesen  beiden  Stellen  regü  Antioehi,  resp.  regi  Äniioeho  g«lesen 
wird  und  Khnlich  auch  sonst  Öfter  (z.  B.  XXXVIU,  68,  8  e«»>  Antioeho 
regt),  so  läge  auch  an  der  nnsorigen  Antiochuvi  regrm  nicht  ferne. 


Zar  Ticrtoo  Dtcad«  dM  LlTint. 


15 


illinc  mit   leer  stehendem   Räume   ausgelassen   ist,   was  nach 
r manchen  Erfahrunpen  auf  eine  alte  Verwirrung  an  dieser  Stelle 
«u  weisen  scheint. 

XXXVn,  56,  2:  Lycaoniam  omnem  et  Phrygtam  utramque 
tt  llyniam,  regiaa  nilvas,  et  Lydiue  loniaequs  cet.  So  die 
Handschriften,  nur  mit  der  Aliweichung,  dass  Mysiam  blos 
durch  M  nach  cd.  Mogunt.  belegt  ist,  während  die  anderen 
Codices  Mynag  (mm'ajt  B)  oder  Mysaia»  bieten.  Die  mohr- 
fachen Bedenken  gegen  diesen  Wortlaut  hfiben  Madvig  Em.  L. 
S».  Ö30ff.  und  Weissenbom  im  achten  Bande  der  Weidraann'schen 
Ausgabe  S.  258  auseinandergesetzt  mit  Benützung  der  bereits 
von  Drakenborch  verglichenen  Stelle  XXXVDI,  39,  15:  F'hiy- 

ffütm  ntramque et  Mygiam,  qicam  J'nuia  rex  ndsinrrnt, 

ei    reMttueruut   et  Lyrnortinm    et  MUyatht    et  Lydinvi   rat.     An 
dem  auf  dieser  Vergleichung   beruhenden  Herstellungsversuche 
Madvig's  an  unserer  Stelle  des  37.  Buches:  et  Myniam  regiam 
,  et  Milyus  et  Lydiae  cet.  muss  der  richtige  Blick  bczüghch  des 
«I  Milyat  wohl  so  ziemHch  einleuchten;    Anstoss  erregen  kann 
regiam,   wie  nach  Harant  Em.    S.  190   auch  M.  MuUer  in  der 
praefatio   seiner  Ausgabe   S.  X   wieder   betonte.     Weissenborn 
1.  c.    dachte    zweifelnd    an  Mysiam  regi  ademptnm,   M.  MtiUer, 
welcher   an   einer   solchen  Stelle   die  Nolhwendigkeit  stilrkerer 
Heilmittel  her^'orhebt,  schrieb  dieselbe  im  möglichst  engen  An- 
schlüsse an  die  genannte  des  38.  Buches  so:  et  Mytinm,  quam 
Prusia   rex   ademerai,    restituit    regi  et  Milyas  et  Lydiam  cet. 
egen    bemerkt    H.    J.    Mililer,    Jahresbericht    des    BerHner 
lologischen  Vereines  1891,  S.  109:  ,Ganz  unsicher'.     Wenn 
an  einer  solchen  Stelle   auch   weitere  Versuche  wenig  lohnend 
scheinen,  wird  die  Mittheilung  eines  Gedankens,    der  vielleicht 
wenigstens   auf  einen   noch    möglichen  Weg  hinweisen  könnte, 
mimerhin   auf  Nachsicht   rechnen   dürfen.     Unter   den   geltend 
gemachton  Zweifeln  ragt  iumier  besonders  der  hervor,  dass  zu 
ilyniam   auch    hier  eine    nähere  Bestimmung   erwartet   werde; 
*chon  Drakenborch  berührte  leise  diesen  Punkt  mit  den  Worten: 
(Don  dubito,    quin  indicetur,   quae  vulgo  Mysia  minor  vocatnr; 
b»ec   enim  Straboni  '^ll,  571    suveyi;;  tt,  BiOuvia   dicitur.'     Und 
Bckker  berief  sich  in  der  Anmerkung  seiner  Ausgabe  auf  diese 
Aoosserung,  welche,  wenn  man  Alles  beachtet,  der  Bestimmung 
im  38.  Buche  quam  Pruaia  rex  ademerat  etwa  doch  am  nächsten 


T,  AhhanillBin:     Zingerl«, 

liegen  könnte'  Und  sollte  dann  an  dieser  sichtlicb  scliwer 
verderbten  Stelle  vielleicht  noch  an  eine  Entstellung  eines  geo- 
graphischen Namens,  etwa  des  in  jener  Gegend  eine  Rolle 
spielenden  Flussnamens  Rhyndacus*  zu  denken  sein?  Jeder 
Erfahrene  weiss,  wozu  Corrumpirung  von  Namen  und  nament- 
licli  geographischen  in  Handschriften  allmälig  führte,  and 
Herausgeljeni  kommen  solche  Beispiele  bei  Eintragung  des 
kritischen  Apparates  besonders  oft  vor  Augen.'  Darnach  könnte 
auch  noch  eine  ähnliche  Herstellung,  wie  et  Mysiam  ad  Rhyn- 
dacum  sitam  et  MUyaa  et  Li/diae  cet.  nicht  undenkbar  scheinen. 
War  aus  mysiaad  einmal  das  gewöhnlich  überlieferte  viy»ia» 
entstanden,  so  lag  in  solchen  Dingen  im  Folgenden  weitere 
Corrumpirung  nicht  zu  ferne,  et  Milyns,  das  Madvig  in  den 
Schriftzeicben  siliuui  zu  sehen  glaubte,  könnte  ja  ebenso  vor 
et  Lydiae  ausgefallen  sein. 

XXX VII,  58,  8  schreibt  jetzt  M.  Müller  ab  ultiniü 
Orientis  finihxts,  welche  Lesart  aber  nicht  auf  codd.  dett.  und 
Gronovius  zurückzut\ihren,  sondern  als  Conjectur  Weissenborn's 
zu  bezeichnen  war.  Ich  möchte  an  dieser  vielbesprochenen 
Stelle*  bei  Beachtung  der  Schriftzeichen  B  ab  ultimi»  onentin 
in  und  der  allerdings  nach  Gelenius  nur  unsicher  vermutheten 
Lesart  M  ab  uhimig  orientis  lieber  noch  an  die  Herstellung  ab 
ultimls  Orienti.8  terminit  denken,  wie  wir  in  der  vcrhältniss- 
mässig   nahen   Partie   XXXV,  48,  8   wirklich    auf  Grund   ein- 


>  Vgl.  aucb  Madvig  1.  c.  S.  535.  Bei  Polybioa  21,  48  wird  jeUt  bekannt- 
licli  auch  die  eiust  »choii  vi>n  Drokenborcli  angedeutete  Einsetzung  de* 
Nnmons  Upo'jota;  filr  Conjecturen   rerwerthet.    Vgl.  Hultsch  IV,  ji.  10d6. 

*  Vgl.  z.  B.  Kiepert,  Lelirbnch  der  alt  Oeogr.  8.  lOG  oder  Furbiger  tu 
Pauly's  B.  E.  V,  307  (.Mysia  minor,  won»  auch  die  von  ijtrabo  er- 
wXhnten  Laudscliaften  Morena  und  Abrettona  ani  Fn.sse  des  Olympiu 
und  längs  des  Rlirndacus,  alu»  an  der  Grenze  Bithyniens,  zu  rechnen 
sind').  Zur  nahen  Ziisainmcustcllung  de«  Khyndacua  und  doa  HjMr- 
Inndes  vgl,  Apolkm,  Khod.  I,  1164;  Plliüua,  N.  H.  V,  32,  40  nennt  ihn 
.Aaiam  Bithyniamque  dinterminans*. 

*  Ein  derartiges  Beispiel  haben  wir  schon  oben  S.  7  gelegentlich  g«- 
troffen  fde  indro  &  am  st.  deinde  ShoeleumJ;  vgl.  auch  XXXVIII,  13,  9, 
wu  das  erat  durch  ud.  Bas.  hergestellte  ad  Hieran  Comen  in  M  ad  phi- 
leram  comen  lautete,  in  B  comettfn,  im  Voss,  ad  comauet,  im  Lov.  S 
ad  etmumem,  im  Lov.  6  ad  eumenem  u.  dgl. 

*  Vgl.  auch  meine  Bemerkungen  in  der  Berl.  philolog.  Wochenschrift  1891, 
8    lU3t>. 


Zur  Tiartcn  Decade  dw  Urins.  17 

Stimmiger  Ueborlieferung  lesen:  quamquam  ab  ultimit  Orientu 
Urminia  ad  liberandam  Crraeciam  veniat. 

XXXVUI,   7,   13    inde   non   solum  magna   vis  fumi  $ed 
aerior  etiam  foedo  qtiodam  odore  ex  adtuta  pluma  cum  toUtm 
eimtcuZum  complesset  cet.  Die  Aufrechthaltang  des  odore  gegen- 
über dem  bestechenden,  von  Hertz  und  Weissenbom  bevorzugten 
ttidore  der  ed.  vet.  scheint  doch  ein  paar  Worte  der  Begrfindong 
m  fordern.    Die  handschriftliche  Ueberliefenmg  weist  deatlich 
auf  odore:  in  B  ist  qtiodam  odore  aas  quodam  modore  corrigirt, 
wobei  die  Entstehang  des  getilgten  m  ans  fehlerhafter  Wieder- 
holung des  Schlossbachstabens  des   vorhei^henden  Wortes  — 
ein  in  B  such  häufiges  Versehen  —  Jedem  klar  sein  mosn:  die 
meisten  Vertreter  der  <1>-Cla8se,  darunter  Lov.  2,  geben  quodam 
odore,   wenige  (Voss.)  quodam  more,   was    neben   dem  Fehler 
jener  Dittographie  eben  auch  noch  den  einer  ebenso  gelftofig^n 
Silbenaoslassnng*   involvirt  und   so   gewiss  eher  ans  odore  als 
aoB  nidore  verdorben  ist.  Aber  auch  die  Verbindung  mit  foedu» 
scheint  mehr  ftlr  ersteres  Wort  zu  sprechen.     Vgl.  z.  B.  Cic. 
d.  n.  d.   U,   50,   127   insedanii»   odoris    intolerabili  foedilate; 
Sali.  Cat.  55,  4  sed  incultu,  tenebria,  odore  foeda  .  .  eiv»  fo/de» 
eH;  auch  in  ähnlichen  Verbindungen  findet  man  odor  häufigf^r 
als  nidor,   vgl.  Caes.  b.  c.  III,  49,  3   odore  taetro*  eaf  muUi- 
tudine    cadaverum;   Verg.    Georg.   FV,   49    odor  eaeni  gravü; 
Petron.  117  BUch.   et,  »trepitu  obsceno  gimul  atque  odore  viam 
implebat  u.  dgl.    Hält  man  alles  Derartige  zusammen,  so  kann 
die  bei  Drakenborch  fVa  das  nidore  der  alten  Ausgaben  haupt- 
sächlich ins  Feld  geführte  Stelle  Verg.  Aen.  XII,  300  (oUi  ing^ra 
harba  reluxit  Nidoremque  amburta  dedit)   mit   der  aus  (.^Inm. 
de  r.  r.  VI,  18  gegenüber  der  Uebcrliefcmng  an  der  nnserigen 
doch    nicht   als   ausschlaggebend   betrachtet  werden.     Da«  in 
einigen   Vertretern   der  «1>-Grnppe  schliesslich  ttberlleferte  <ul- 
impletaet  {adimplesset  Voss.)  statt  complet$et  kOnnte  möglicher- 
weise  den  Gedanken  an  ein   ursprangliches  xmpU»$«t   ftpUjnH 
statt  cpleaset)^  wecken,   wie   wir   dies  Wort  auch  in  ähhlK\t»tr 

'  Vgl.  I.  B.  auch  meine  Hilariumtadieii  S.  Sl  (t>97j.    In  axi.  H  Am  lAr 
finden  wir  in  der  nächtten  NSbe  XXXVIII,  1«,  C  trakmdo  at.  Ir/v^ahey^/, 

*  Diese  Verbindung  ist  bekanntlich  auch  ans  Luermt  «o  w/h)  \iti\Kfi 

*  Die  Zugabe  des  ad  in  diesen  Handschriften    wOrd«  sieb  dnra;!«  «i«  »ui 
dem  vorhergehenden  adutta  entwickeltes  Verseb««  «rkUUtw  t»nw 

SiUnofaber.  d.  (ihil.-liut.  Ol.  CXXTIII.   Bd.  6.  AU.  f 


T.  Alibuidlon^;    Zingerlo. 

Vcrbindunj;  bei  Pctronius  getroffen,  doeh  dürfte  Derartiges  erat 
nach  der  ganz  vollsUlndigen  Sammlung  Über  den  Gebraucli 
beider  Compusita  l)ei  Livius  im  Lexikon  Fiigii.  eveutaell  in 
Betracht  gezogen  worden. 

XXXVIII,  13,  Ü:  parva  düceptatio  de  Attali  auxiliaribwi 
orta  tst,  qiiud  Romano  tanlum  militt  pactum  Antiochwn  tU 
daretur  frumentum  Seleiicits  dicehat;  dinciuasa  ea  quoque  est 
conatantia  consulü ,  qui  mtsso  tribuno  edixit  cet.  Das  alte 
Bedenl^en  Crcvier's  bezüglich  des  quoque  an  dieser  Stelle  (,ei 
hie  locus  non  est,  cum  de  nulla  aha  disceptatione  superius 
mentio  facta  sit')  fand  auch  Weissenborn  in  seinem  Conunentar 
der  Erwähnung  wcrth,  obwohl  er  das  Wort  durch  Uinweis  auf 
zwei  Stellen,  wo  dasselbe  sich  auch  nur  auf  etwas  Gedachtes, 
nicht  bestimmt  Ausgesprochenes  beziehe,  noclj  zu  retten  suchte. 
Bei  näherem  Naclisehen  stehen  aber  jene  Stellen  mit  der 
unserigen  doch  wohl  nicht  auf  ganz  gleicher  Linie,  wie  dies 
gut  auch  durch  die  nunmehrige  Fassung  des  Commentars 
Weissenborn  —  11.  J.  Müller'  zu  II,  22,4  beleuchtet  wird.' 
In  unserem  Falle  haiKlelt  es  sich  eben  nicht  blos  um  die 
freiere  Stellung  des  Wortes  oder  um  Beziehung  auf  eine  ent- 
ferntere, resp.  allgemeine  Andeutung,  sondern  um  die  einmalige 
Erwähnung  einer  dUceptutio,  von  der  dann  gleich  gosjigt  werden 
soll  dincueiia  ea  quoque  est.  Das  Bedenken  dürfte  darum 
immerhin  hier  und  dort  von  Neuem  auftauchen,  aber  statt  der 
etwas  gewaltsamen  Streichung  von  quoque  könnte  dann  vielleicht 
die  nicht  zu  schwere  Aendcrung  in  utique  vorgeschlagen  werdca 
Letzteres  Wort  ist  bei  Livius  ohnehin  in  mehrfachen  NUauci- 
rungen  bekanntlich  sehr  beliebt  Bezüglich  der  Partien,  wo  es 
auch  schon  in  die  Bedeutung  ,zumal',  wie  der  Ausdruck  bei 
Fabri  —  Ileerwagen  deutsch  wiedergegeben  ist,  oder  in  die  von 
prat*ertim,  wie  Kreyssig  mit  lateinischen  Commcntarcn  pan- 
phrasirte,  hiuüberspielt ,  genügt  es  hier,  auf  die  Sammlungen 
bei  Fabri  —  Heerwagcn  zu  XXI,  54,  H  und  bei  Kreyssig  im 
Index  zu  verweisen.  Allerdings  wird  das  Lexikon  in  einzelnen 


'  ^juatpie  reiht  au  das  MUma  parare  das  legtUoi  dimiUert,  aU  wenn  L 
ohne  UyaUu  gesagt  hätte:  miUmd  (/uotpu,  <[ui  »oUicilent'.  Weiasenborn 
etiut:  .^voijue  kauD  auf  das  durch  die  ueueu  KUsttiiipeu  gegebene  Bei- 
spiel bcaogen  werden,  oder  e»  gehOrt  tu  IaUIuhl,  wie  bei  L.  ifuogtit  bi»- 
weilen  freier  gestellt  wird*. 


Zur  Tinten  Decids  im  LiTias.  19 

Ueber^ängen,  die  sich  auch  dem  fleissigen  Beobachter  bisher 
schon  mehr  tmd  mehr  nach  den  verschiedenen  Satzformen  auf- 
drängen mnssten,  genauer  zu  unterscheiden  haben,  aber  die 
Sache  an  sich  steht  fest  und  Stellen,  wie  z.  B.  XXII,  7,  1 1  oder 
XXXXn,  19,  7  könnten  jedes  Falls  auch  fttr  die  unserige  heran- 
gezogen werden.* 

XXXVin,  37,  11  dato  tempore  ad  eam  diem  praetidio 
decessum  est.  So  wird  nun  stets  nach  der  ed.  Basil.  1535 
gelesen.  6  4>  bieten  einmUthig  deceasit  praesidio  et,  bezüglich 
M  haben  wir  die  Notiz  der  Mogunt.  praesidio  decessum,  von 
der  wir  nicht  wissen,  ob  sie  genau  und  vollständig  ist.  Ich 
möchte  nach  meinen  wiederholt  auch  in  der  Ausgabe  der 
B&cher  31 — 35,  namentlich  fttr  solche  Fälle,  entwickelten  Grund- 
sätzen lieber  im  möglichsten  Anschlüsse  an  die  Schriftzeichen 
B  4»  deeessü  praesidio  est  herstellen.  Vgl.  z.  B.  auch  IV,  29,  5 
deeesserit  praesidio;  XXXVI,  14,  4  decedenti  praesidio.* 

XXXVin,  58,  8  L.  Sdpionem con- 

ndem  et  ah  senatu  dignum  visum,  cui  extra  sortem  Asia  pro- 
vineia  et  bellum  cum  Antiocho  rege  decerneretur,  et  a  fratre,  cui 
eet.  Der  überlieferte  Ausdnick  visum  wurde  in  solcher  Ver- 
bindung von  Weisscnbom  wiederholt  und  auch  von  Madvig 
berweifelt;  M.  Müller  stellte  jüngst  dafür  habitum  in  den  Text 
mit  der  Bemerkung  in  der  praefatio  crit.  p.  XV:  ,hahitum  dedi 
ex  incerta  coni.  Weiss,  et  Madv.  Codd.  visum,  qnod  ferri 
neqnit'.  In  Weissenbom's  Commentar  der  Weidmann'schen 
Ausgabe  liest  man :  ,Man  erwartet  habitum,  iudicatum  oder  ein 
ähnliches  Wort'.  Vom  paläographischen  Standpunkte  läge 
wohl  noch  am  nächsten  ductum.  In  Folge  Ausfalles  des  d  nach 
dem  vorhergehenden  dignum  —  ein  in  unserer  UeberUeferung 
öfter  notirter  Fehler  —  konnte  aus  dem  übrig  gebliebenen 
uetum  am  leichtesten  uisum  sich  entwickeln;  sonst  dürfte  viel- 
leicht auch  die  Verwechslung  zwischen  uictus  und  ducttis,  uictor 


*  Vgl.  «nch  die  ErklKrer  eu  Curtius  Ruf.  V,  6,  17. 

>  XXXVIII,  39,  17  mochte  ich  far  das  ergänzte  rei  diese  Stellang  em- 
pfehlen: quia  par»  eitu  eitra,  pars  vitra  Taurtan  e»t,  re»  integra  ad  *e- 
nalmn  reicüur.  Vgl.  XXVII,  25,  2  re»  integra  pottea  referrelur;  XXXIX, 
38,  6  rtm  integram  referri  itutenmt  und  meine  Bemerkungen  in  der 
Berl.  pbilolog.  W^ochenschrift  1891,  S.  1038.  (Aehnlich  XXXIX,  4,  4 
H»e»ptalio  itUeffra;  XXXX,  17,  6  eatuam  integram  a.  dgl.) 

2» 


90 


V.  AblundliiBg:    ZiDferl*. 


und  ductor  nicht  ganz  uninteressant  sein,  vgl.  z.  B.  Drakenborch 
zu  Liv.  V,  2Ü,  8;  VIT,  3,  9  und  zu  Sil  IX,  199.     Und  ducere 
findet  sich   gerade  in  Znsammenstellungen  mit  dignus,   idone 
u.  dgl.  nicht  ungeme;  z.  B.  Liv.  XXIII,  42,  13  quos,  ut  socia 
habereg,  dignns  duxistt. 

Durch  verschiedene  Arten  der  aberratio,  Dittographie  oder 
Haplographie  hervorgerufene  Versehen  finden  sich  in  B  über- 
haupt recht  gerne  auch  in  den  hier  nächsthegcnden  Partien, 
und  es  sei  gestattet,  Einiges  von  diesem  Gesichtspunkte  noch 
in  übersichtlich  knapper  Weise  vorzuluhren,  um  dann  im  An- 
schlüsse, wenn  e.s  sich  da  auch  nicht  um  neue  Conjecturen 
handelt,  wenigstens  die  bei  ein  paar  noch  immer  mehr  oder 
weniger  zweifelhaften  Stellen  bevorzugte  Gestaltung  kurz  zu 
rechtfertigen. 

XXXVI,  28,  7  et  qai  adgint  aeiflnrum  sc.ire  netolorum  B, 
während  die  übrigen  Handschriften  von  der  fehlerhaften  Wieder- 
holung frei  sind;  34,  !•  ist  lumdum  tot  B  4'  ^st.  uondum  tlun* 
M)  durch  Abirrung  wegen  des  vorhergehenden  und  folgenden 
tM  entstanden,  und  die  illtesten  Ausgaben  suchten  dann  dieses 
Versehen  in  ihrer  Weise  zu  corrigiren  (vgl.  darüber  meinen 
Apparat);  XXX VII,  5,  1  in  muron  hujarereiU  B  (st.  in  murot 
(fererent  M'I');  6,  7  perfecta  virtiitis  ind^thntur  res  B,  wo  virt,uti* 
aus  der  vorhergehenden  Zeile  wiederholt  ist;  11,  G  ea:  utraqtu 
classe  B  •!>  (st.  ex  utraque  pnrt-e  M)  wieder  wegen  elatse  in 
der  früheren  Zeile;  16,  11  navalium  remigum  turbnm  B  (st 
remigurn  turhnm  M  't)  durch  das  gerade  voranstellende  nnval«t 
etiam  hervorgerufen;  18,  11  agendi  de  paee  esse  B  •!>  (st.  agendi 
de  paM  Mogunt.)  mit  Abirrung  auf  das  vorangehende  etse  und 
etsent  (auch  hier  ist  auf  die  Hcrstellungsversuche  einiger  «^- Ver- 
treter zu  Beil>clialtung  des  esse  nicht  zu  achten,  und  es  steckt 
nichts  Weiteres  dahinter,  wie  Weissenborn  einst  meinte); 
20,  2  q;  ui  hiduü  B  (st.  qui  hiduum);  20,  2  stni ionihiiaque  B  4» 
(st.  temporibusque  M)  in  Folge  des  nahen  stationes. '  Es  mögen 
solche  in  so  kurzen  Zwischenräumen  sich  drängende  Beispiele, 
wobei  ich  schon  von  Anderen    besprochene  wegliess,   genügen. 


'  SS,  8  erklärt  sich  die  Verstiliunieliing  di's  auf  ab  Ajrpendiu  fol^iiden  ac/ 
Sidam  in  iam  B  <t>  tiemlich  einfach,  wenn  nisn  sich  erinnert,  dKss  a/' 
Atpendiit  auvh  bi<<r  in  ad  afpnxdiin  cnmimiiirt  int;  vif\.  oben  8.  13, 


Zur  Ti«rt«D  Deead«  dM  LiTias.  21 

am  zu  zeigen,  dass  n.  A.  auch  XXXVII,  5,  2  im  et  quidem 
eibo  et  quiete  B,  4>  pleriqae  (st.  et  tunc  cibo  et  quiete  M,  et 
dbo  et  quiete  Lov.  2)  nichts  Weiteres  zu  suchen  sein  dürfte 
als  ein  Heilungsversuch  einer  ursprünglichen  Abirrung  auf 
quiete  (Weissenbom  hatte  einst  an  eine  Combination  et  tunc 
quidem  cibo  et  quiete  gedacht),  oder  dass  selbst  XXX VTI,  10,  7 
das  an  sich  noch  haltbare  facturum  esse  B  (st.  faeturum  M  *) 
doch  auch  nur  aus  dem  unmittelbar  vorhergehenden  esset  er- 
wachsen sei.  XXXVn,  6,  2  halte  ich  es  nach  ähnlichen  Er- 
fahrungen nicht  für  zu  gewagt,  Weissenbom's  nur  in  der  An- 
merkong  roitg;etheilte  Conjectur  iam  enitn  in  sinu  Maliaco  erat^ 
in  Form  einer  Parenthese  in  den  Text  zu  setzen;  das  venerat 
in  B  <t>  ist  wohl  auch  nur  unter  dem  Einflüsse  des  gerade  vor- 
anstehenden veniebat  entstanden,  und  im  Uebrigen  kann  auf 
diese  Weise  die  Uebcrlieferung  B  (iam  enim  in  sinumaliaco) 
▼ollstAndig  gehalten  werden,  während  die  hier  immerhin 
besonders  auffallende  Wiederholung  verschwindet  und  Pa- 
renthesen solcher  Art  gerade  in  diesen  Partien  so  häufig  sind 
(i.  B.  gleich  im  nämhchen  Capitel  §3  iam  enim  magna  ex 
parte  moenibus  nvdata  erat;  §  7  nihil  enim  u.  s.  w.;  13,  5 
ita  «nim  placuit;  7,  11  inde  enim  est  dimissus;  14,  4  ia  enim 
ett  primu»  rogatus  sententiam,  oder  gar  die  diesbezügliche 
Hlafiing  21,7!). 

Schliesslich  mögen  in  diesem  Znsammenhange  noch  einige 
Lesarten  des  Lov.  2  beispielshalber  übersichtlich  vorgeführt 
werden,  die  zur  Beurtheilung  dieser  im  Vorhergehenden  schon 
mehrfach  berührten  und  auch  im  Folgenden  noch  heranzu 
äehenden  Handschrift  Beiträge  liefern  könnten.  Zu  XXXVHI, 
17,  13  bemerkte  Madvig  Em.  L.  p.  543:  ,vix  dubium  est,  quin 
Livias  tn  sua  quidque  sede  scripserit,  non  hoc  uno  loco  quid- 
quid  pro  quidque';  bereits  Florebellus  hatte  sich  für  quidque 
aasgesprochen,  ihm  stimmten  dann  Sigonius  und  J.  F.  Gronovius 
bei,  und  Drakenborch  fügte  hinzu:  ,ita  in  uno  Lov.  2  inveni'. 
Wir  werden  bei  solcher  Bestätigung  durch  einen  bei  genauerer 
Beobachtung  öfter  sich  bemerklich  machenden  Codex  und  bei 
der  ohnehin   leichten  Verwechslung  der   beiden  Wörter,   trotz 


•  Pttr  die  Wortverbindung  vgl.  z.  B.  18,  10  audivil  eonmjem  cum  Kufrcilu 
iam  in  Maeedonia  a»e. 


T.  AI>hftii<11aDg :    Zing«rtfc 


des  quicqd  des  hier  noch  vorhandenen  B,  diese  leichtere  Her- 
stellung der  schon  etwas  gc  wall  sanieren,  von  M.  Müller  auf- 
genommenen Wcsenberg's  um  so  eher  vorzieiien  dürfen.  Der- 
artiges scheint  dann  nach  Erfahrungen  verschiedener  Art 
namentlich  auch  dort  einiger  Beachtung  würdig,  wo  B  aufliört 
(nach  XXXVIII,  4(5,  4)  und  iUxT  M,  S  keine  näherc^n  Mit- 
theilungen der  Einzelheiten  vorliegen.  Wenn  z.  B.  XXX\niI, 
47,  6  Lov.  2  mit  Lov.  1  und  Harl.  repi  auf  cfridi  bietet 
statt  der  Vulgaüi  repi  mit  neridi  und  gleich  49,  11  ceci- 
derunt  ei  ceperunt  nach  Lov.  2  und  der  Meiirzalil  (mit  Aus- 
nahme von  Lov.  1  und  4)  von  allen  Herausgebern  anerkannt 
wird,  so  kann  nun  wohl  auch  bezüglich  der  ersteren  Stelle 
berechtigter  Zweifel  entstehen;  vgl.  auch  IV,  Gl,  7  infra  arrem 
caesi  capiique  multi  mi»Hnhs;  XXXVI,  36,  6  exercitumque 
eivs  cecidit  {raeridit  B)  B  mit  den  meisten  codd.,  nur  Voss, 
und  Lov.  ß  nrridii,  wozu  die  Sammlung  bei  Drakenborch  zu 
vergleichen.  XXX VIII,  52,  Kl  hat  Lov.  2  mit  Harl.  und 
Mead.  die  Wortstellung  morhum  raugae  ewe,*  m*n  vergleiche 
damit  dieselbe  Stellung  oben  ij  3  desselben  Capitels,  wo  sie 
durch  Ctelenius  bezeugt  und  von  allen  neueren  Herausgebom 
gebilligt  ist.  XXX VHI,  TiB,  G  Lov.  2  mit  allen  4»,  wie  ee 
scheint,  morte.  ofcuhuinne,  was  auch  Drakenborch,  sell>st  Bckker 
und  Hertz  noch  hielten,  während  Weissenborn  und  M.  MuUer 
mit  ed.  Tarvis.  und  ein  \m&r  Folgenden  mortem  ocaUtuttise  in 
den  Text  setzten;  man  vergleiche  Weis.senborn-H.  .1.  Müller  zu 
I,  7,  7,  wo  übrigens  auch  M.  Müller  niftrte  oc.cnhnit  aufnahm 
und  in  der  Anmerkung  seiner  erklärenden  Au8gaV>e  auf  XXJX, 
18,  6  sich  berief.  XXX\nH,  60,  9,  wo  die  neuesten  Aasgaben 
einschhesslich  der  M.  MflUer's  noch  immer  n  cognatis  lesen,  hat 
nun  Fügner  im  Lexikon  Liv.  8.  12  richtig  ah  cognntit  notirt; 
es  ist  dies  die  Lesart  des  Lov.  2  und  der  Mehrzahl  der  «t-Ver- 
treter.  Erwähnt  werden  kann  nach  derlei  Erfahrungen  vielleicht 
auch  noch  XXX VIU,  4S,  15  das  at  pro  felii'itate  mea  des  Lov.  2 
(Düker  hatte  bemerkt,  dass  zu  dem  sonst  überHeferten  ein- 
fachen pro  felicit/ite  m^n  ein  ««/  zu  ergänzen  sei ,  Crevier 
und  Ussing'  setzten  davor  ein  »t  ein,  Hertz  dachte  an  immo, 
M.  Müller  an  die  Doppeleinschiebung  »•  pro  felir.itat*  tantum 


'  Vgl.  ducu  Mudvig  Em.  L.  p.  &60. 


Znr  Tiertsn  Decade  de«  Uviiu.  33 

mea),  und  der  Umstand,  dass  XXXVIII,  49,  9,  Lov.  2,  Harl., 
Mead.  durch  ihr  in  hoc  quo  casu  infeliciter  inddit  ut  allerdings 
der  Hertz'schen  Vermnthung  in  hoc,  quod  casu  infeliciter  in- 
ddit, ut  günstig  wären.* 

n. 

Vieles  ist  fUr  Aufhellung  and  LOsung  der  besonderen 
Schwierigkeiten,  auf  welche  Handschriftenforschung  und  Kritik 
bei  der  vierten  Decade  des  Livius  in  Folge  der  bekannten 
Verhältnisse  und  Verluste  stossen,  in  neuerer  Zeit  geleistet 
worden,  namentlich  durch  übersichtliche  Untersuchungen,  wie 
sie  Weissenborn,   Madvig  and  Luchs  lieferten. 

Im  Grossen  und  Ganzen  stellt  sich  trotz  mancher  Ab- 
weichungen im  Einzelnen,  respective  in  der  Werthschtttzung, 
das  Resultat  der  zwei  Classen  heraus,  von  denen  die  eine  durch 
den  verlorenen,  aber  durch  mehrseitige  Mittheilungen  und  Ex- 
cerpte  charakterisirten  Moguntinus,  die  andere  darch  den  für 
den  grösseren  Theil  erhaltenen  Bambergensis  und  die  jüngeren 
Codices,  sowie  durch  den  zwar  auch  verschollenen,  aber  von 
Gelenius  benützten  Spirensis  vertreten  werde.  Bezüglich  des 
letzteren  hatte  Weissenborn  bereits  in  seiner  Besprechung  der 
Kreyssig'schen  Ausgabe  des  33.  Buches  in  den  N.  Jahrbüchern 
f.  Phil.  1840,  S.  183  die  in  vieler  Hinsicht  wahrscheinliche  Ver- 
wandtschaft mit  dem  Bambergensis  hervorgehoben;  derselbe 
Gelehrte  betonte  dann  in  den  Commentationes  Mommsen.  1877, 
S.  311  wieder  dessen  nahe  Berührung  mit  dem  Bambergensis 
und  den  jüngeren  Handschriften;  Madvig  in  den  Emendationes 
Liv.*  S.  460  charakterisirte  ihn  als  ,Bambergensi  per  omnia 
simillimum';  Luchs  im  Progr.  Univ.  Erlang.  1890*  stellt  ihn 
auch  zu  derselben  Classe,  hält  ihn  aber  den  jüngeren  Hand- 
schriften (<1>)  näherstehend  als  dem  Bambergensis  (B)  und  ist 
der  Ansicht,  dass  Spirensis  (S)  und  *  nicht  aus  derselben 
Vorlage  stammen  wie  B,   wohl  aber  auf  denselben  Archetypus 


■  Far  die  Verbindung  könnte  ausser  XXXXV,  8,  5  auch  das  öfter  (1,46,5; 

XXVI,  23,  2;  XXVni,  17,  LS)  begegrnende /orte  üa  incidU,  ut  oder  (lU, 

40,  9)  fato  incidil,  ut  theilweise  verglichen  werden. 
*  De  Gelenii  codice  Liviano  Spirensi  commentatio. 


24 


V.  Ablmodluig:    Ziagsrl«. 


zurUckgelion  (8.  12).  Trotz  dieses  wenigstens  in  der  Haupt- 
uiutlicilung  der  zwei  Classcn  im  Wesentlichen  Übereinstimmenden 
Resultates  werden  sich  aber  bei  immer  genauerer  Durcharbeitong 
des  kritischen  Apparates  aller  Bücher  der  genannten  Decade 
und  namentlich  derjenigen,  in  welchen  Gelenius  wohl  beide 
verlorenen  Handschriften  benützte,  in  Folge  der  Vergleichung 
seiner,  allerdings  vielfach  recht  dunkeln,  Angaben  mit  den 
besser  controlirbaren  Apparaten  aus  B  »1>  und  theilweise  aus  M 
im  Einzelnen  unwillkürlich  noch  manche  Zweifel  aufdrangen. 
Und  überschaut  man  dieselben  auf  Grund  der  gemachten  No- 
tizen unbefangen,  so  scheint  bei  aller  Achtung  vor  der  von  so 
erprobten  Liviusfoi-schern  im  (xanzcn  richtig  erkannten  Haupt- 
eintheilung  doch  der  Gedanke  nicht  ferne  zu  liegen,  dass  man 
beim  hier  allerdings  doppelt  iiothwendigen  .Streben  nach  einer 
endlichen  genaueren  wissenschaftlichen  .Sonderung  und  bei  den 
oft  so  zweifelhaften  Angaben  über  die  verloi-enen  Handschriften 
bisweilen  in  da»  selbst  bei  viel  günstigeren  Verhältnissen  an- 
derer Autoren  wiederholt  vorgekommene  Verfahren  geratben 
kann,  etwaige  Verbindungslinien  zwischen  zwei  Handscbriften- 
classcn  theilweise  zu  Ubcrseiieii.  Ich  gebe  zunächst  einige  hier 
und  dort  aus  meinem  Apparat  herausgegriflFcne  Beispiele  för 
doch  auch  zwischen  M  und  •!•  belegbare  Berührungen,  da  hier 
das  Vcrglcichungsmatcrial  mehrfach  immerhin  hinreichend  ge- 
sichert ist  und  daraus  dann  viclleiclit  der  eine  oder  andere 
ächluss  über  Einzelheiten  in  .S  und  über  Angaben  des  Gklenius 
(G)  sich  ergeben  könnte. 

XXXVI,  (),  4  ist  das  richtige,  zuerst  von  Aldus  aus  M 
aufgenommene  per  legato$  nach  Draken horch  auch  Lesart  des 
Lov.  2  gegenüber  dem  ad  letjntos  von  B,  i*  pl. ; '  1 0,  1 1  findet 
sich  das  dem  M  zugeschriebene,  in  B  ■!'  fehlende  melatug  längst 
vor  der  Moguiilina  und  Aldina  bereits  in  illtcsten  Ausgaben; 
35,  7  weisen  alle  '1>  Vertreter  selbst  noch  in  orthographischen 
Abirrungen  auf  die  Lesart  M  Eleis,  wälirend  zum  Aetoli»  B 
sich  hier  nur  die  alten  Ausgaben  vor  der  Mogunt.  bekennen; 
40,  7  stellte  G  mit  Berufung  auf  seine  ,exemplaria'  apem  pro 
re  ferentes  her  gegenüber  dem  durch  B  und  <1'  pl.  überlieferten 


spem  pro  r«  farentibim;   lait  der  obigen  Verbesserung  des  Ge- 


'  Ich  boceichne  mit  <P  pl.  kurz  dio  Mehnahl  der  Vortreter  der  <t>-Clase. 


Zur  «iorMkl 


I 


I 


lenios,  die  man  nun  meist  knrz  auch  auf  M  allein  zurUckfUhrtj^ 
berührt  sich  aber  doch  ein  Glied  der  <I'-Classc  nahe,  und  zwi^H 
wieder  Lov.  2  mit  seinem  «/»e?/»  pravferente»,   das  offenbar  nur 
aus  einem  «peru  ^  rae'  ferentes  weiter  leicht  verdorben  wurde; 
XXXVTI,  l,  1,  wo  B  richtig   institerunt  hat,    stimmen  mit  dem 
innstert    des   M   auch   3  'I'   übercin    (darunter    Voss.,  Gacrtn.); 
I,  7  aouptum  aiji  tut  B  und  <1>  pl.,  coeptum  est.  aiii  M  und  3  ^^h 
(Lov.  2,  Harl.,  Mead.  1);   3,  l    halten   die  meisten  (l>  (darunt«i| 
Lov.  2,  Voss.,  Gaertn.)    mit  M    in   provincias ,    nur   vier   mit  B 
in  prorinciam;  33,  3  trifft  Lov.  2  in  der  Wortstellunjj  ut  impedi- 
nmitlfi  aeijrique  congr-quereiiUir  mit  M  zusammen;  49, ;""»  perdoinnn- 
du*<put   richtig    B    und    'l>    pl.,  perdoniando»   M,  3  'l'    (darnnte(^| 
Lov.  2,  Harl.);  XXX VUI,  14,  14  u.  15,  11  vudimuum  B  und  «?" 
pl.,  nutdium    M,  2  '\>  (Harl.  und  Gaertn.);    10,   14    almsterent  B 
and   <1>  pl.,  ab»titierifnt   M,  2  <l>  ((birunter  Lov.  3   nicht  aninte^^f 
«asant  zwischen   der  Zeile!)    und    die   ältesten  Ausjraben;    20,  1 
opputjnandlg  richtig  M  und  Luv.  2,  e^puijuandin  B,  «I>  pl.;   02,  7^ 
irihunum  (st.  trihunoa)  M,   Lov.  2,   Harl.     Durch   solche    Bel^| 
spiele,  die  sich  leicht  mehren  Hessen,  durfte  der  oben  berührte 
Gedanke   an    manche   Verbindungslinien,   die  denn    doch    auch 
zwischen  M  und  gewissen  Vertretern  der  <I>-Cla88e  hie  und  da 
noch    durchbUcken,    bestätigt   worden    sein;    reihen   wir   daran 
•wei  weitere  Erfahrungen,    erstens  die,  dass  einerseits  Gelcnios 
t   wenigstens    XXXVI,  2'2,  8  auch    einen   Consens   von  M 
und  S  ausdrücklich  betont,*  zweitens  den  Luchs'schen  Nach- 
weis, dass  S  zwar  zur  zweiten  Classe  (B  <!>)  gehörte,  im  Ganzen 
aber  den  4'  uilher  stand  als  dem  B,^  so  könnte  sich  aus  Allem 
zusammen  vielleicht   nicht  allzoschwer  ergeben,    dass,  wie  an- 
leugbar manche    •!>- Vertreter,    so  wohl  auch  8  öfter  doch  noch 
Verbindunggfäden    mit    der    ersten,    d.   h.    mit    der    M-C'lasse, 
aufweisen  konnte,  und  dass  demnach  Gelenius  selbst  dort,  wo 
er  allgemeine  Ausdrücke  wie  ,exemplar)a  nostra',  ,arclietypa'. 


'  V^l.   ttb«r    Durartit^ex    niuiii«    llilariusotuilien   S.   13  [879].    urhat  8t.  iirlie 

)ua  auter  B  XXXVl,  ü,  3. 
*  .Ma^untiuua  ot  Kpireiuiii  codicea  aliter  hnbont^  hoc  modo:  u  tiuu  italiiteo, 

ijuae";    vgl.    Übrigen*    über    diese    Stelle    nuch    Weiüsenburii ,    Coiuuivnt. 

ifomiiM.  )i.  SI0|  Lm-h»  I.  k.  |>.  3. 

VgL  aiiib  H.  .1.  Mnil.T,  JnJiriwber.  de»  Bcrl.  pliil.  Vereiim  181»!,  S.  18C. 


V.  AbUuidlnng:    ZiQKorle. 


,vetus  lectio'  o.  dgl.  gebrauchte,   wirklich  manchmal '  auch  di^^l 
selbe  Lesart  in  M  und  8  gefunden  hatte. 

Wenn  er  e.  B.  XXXVI,  7,  7  flir  das  richtige  qui  dah'Uart  j 
gegenüber  dem  quid  \qd  B)  dubitare  auf  seine  ,arclietypa'  »ich  • 
bwnft   and    mit   letzteren    auch   wieder   Lov.  2  und  die  alten  I 
Ausgaben  seit  1482  sici»  decken,  so  können  wir  wohl  glauben, 
Aus  hier  auch  M  S    dieselbe  Ucbereinstimmung   hatten ,   doss  j 
•Iso  die  Lesart  in  den  Apparaten  doch  nicht  einfach  mit  M  zaj 
bezeichnen    sein    dlirfte.     Oder    nehmen    wir    wieder    ein    zu 
'Wichtigcrem  aufsteigendes  Beispiel.     XXXVI,  35,  7  quia  suae 
4ftatSae   retcrvari   eain,  Achaei,    Elei  per  se  ip»i  quam  per  Ro- 
mano«  malurrunt  Aciiaico   contribui   concilio^   so  Oeienius  mit 
Berufung  auf  seine  ,exeraplaria';  quia  tuae  tfratine  rtjseruari  ea 
Ai'hfiri  per  ge   ipsi  quam  per  Ruvianos  maluerunt  AcJtaic-o  coa- 
iribvi  conciliu  <1>,  ()a  saae  greuciae  reteruari  «ä  achaei  p  maltie- 
ruitt  achaico  coniribui  coiwilio  B.    Beachten  wir,  wie  nahe  hier 
auch  «I'  der   ersten    Lesart   stellen,    willirend  B  mit  seinem  be- 
sondors    starken    Ausfalle    sich    allein    liodet,    so    können    wir 
Matl>'ig  nur  beistimmen ,   wenn  er  Eni.  L.  p.  .ö26  ausdrücklich 
annimmt,  dass  die  ,exemplaria'  da  wirklieh  auf  M  S  zu  beziehen 
stüeii;   denn   wenn   selbst  bei   Betonung  naher  Verwandtschafl 
«wischen  S  und  <!'  doch  zugegeben  werden  muss,  dass  letztere 
im    Verlaufe    mehrere    Fehler    entwickelten,    so    ist    es    sehr 
glttublicli,  dass  im  alten  S  das  leichte  Versehen  ea,  welches  ja 
auch  B  nicht  hat,   und  der  Ausfall  des  Elei  nach  Achati  noch 
nicht    plat/.gcgriffen    hatte.    XXXVI,  38,  7    corrigirte    Qelenins 
ptkivdor  mit  Hinweis  auf  seine  ,exemplaria'  ubi  ut;  da  hier  die 


I  Fmlitelt  wird  liier  iininer  ^niiiitir  gwondoi-t  werden  mOasen,  und  bi*- 
noiloii  wird  nllerding«  titicli  die  M-hnn  öfter  iiiif);i>«telltu  Aniialinie  gelten, 
iInm  rr  nncli  da«  nur  in  einem  seiner  beiden  Codices  Ucfundene  mit 
»lufni  iillii.finluiuen  Aundrucke  emiifahl.  .So  wird  z.  B.  XXXVII,  11,  1.1 
,wiiu  locUo'  runi  diutlnu  Coü  wobl  »oi  ehexten  auf  8  zurflckgeheti,  der 
dMt  Kollier  eopiü  B  <^  bei  der  sonst  gleichen  Wortatellaug-  norb  rer- 
ttviVr"  htttte,  wHbrend  M  teat.  Mugnnt.  die  rersrbiodene  WortKtollung 
«KM  fWf  tluahiu  bntte;  älinlicb  wohl  auch  XXXVI,  IT,  4  iUt  et  ,ei 
v^liuli*  codd.',  was  mit  B  <P  »ich  deckt,  wShfend  M  test.  Mng-unt.  muäo  et 
biM;  woun  G  XXXVIII.  fift,  4  F«r4i  Acttlmtii*  rorripirt,  so  stflnimt  dies 
<kucti  w«lir«olieiulirb  an»  S,  da  die  meinten  «1>.  darunter  Lov.  ä,  durch 
'..  iacii  Itonü  nach  Heilung  der  fabvben  Wurttrennung  auf  daoselbe 
,u>  ....  wtbr«nd  M  tet>t.  Med.  Furii  CuUeoni»  las 


Zur  Tiertea  Dec*de  dea  Liriiu.  27 

Moguntini  diese  Lesart  ausdrücklich  filr  M   bezeugen,   könnte 
es  scheinen,  es  sei  sicher  an  letzteren  Codex  allein  zu  denken; 
sieht  man  aber,  wie  B  4>  ubi  UberÜefern,  alle  ältesten  Ausgaben 
vor  Aldus  aber  ut,  so  ergibt  sich,  dass  die  auf  ubi  ut  führenden 
Verbindungslinien  auch  ausserhalb  M  nicht  fehlen,   S  also  das 
Bichtige  wohl  auch  noch  haben  konnte.     XXXVII,  53,4,  wo 
ipsi  aviem  von  Gelenius  durch  ,lege'  empfohlen  ist,  haben  wir 
nach  Drakenborch  dieselbe  Lesart  wahrscheinlich  auch  in  Lov.  2 
und  Lov.  1  anzunehmen,  B  und  4>  pl.  bieten  sibi  autem,  Lot.  6 
bezeichnend  si  autem;  überblicken  wir  diese  in  ihrer  Entstehung 
gewiss  sehr  durchsichtige  Mischreihe,  so  werden  wir  hier  Madvig 
weniger  beipflichten,  wenn  er  Em.  L.  p.  444  ipsi  autem  geradezu 
nur  auf  M  zurückführen  zu  müssen  glaubt.  Wir  haben  im  Laufe 
dieser  Abhandlang  wiederholt  bei  verschiedenen  Gelegenheiten 
den  LoY.  2  durch  gewisse  Erscheinungen  hervortreten  gesehen, 
welche  diesem  Codex  anter  den  jüngeren  eine   besondere  Auf- 
merksamkeit zuwenden  und  theilweise  vielleicht  auch  zur  etwas 
besseren  Aufhellung  mancher  Fragen  beitragen  könnten.     Es 
ist  übrigens  nach  den  bisherigen  Auseinandersetzungen  kaum 
nöthig,   noch  ausdrücklich  hervorzuheben,   dass  derselbe,   wie 
wir  ihn   einerseits  hie  und   da  in  gewisser  auffallenderer  Be- 
rührung mit  richtigen  oder  unrichtigen  Lesarten  M  getroffen, 
anderseits  auch  mit  B  das   Richtige  schützt.^    Nor  noch  ein 
Beispiel.   Wenn  XXXVII,  51,  9  Madvig  Em.  L.  p.  535  die  von 
Glelenius    fälschlich    durch    ein    ,legendum'   bevorzugte    Lesart 
rictam  AetoUam  (statt  victum  in  Aetolia)  dem  Cod.  M  zuweist, 
was  allerdings  nicht  unwahrscheinlich  ist,  so  hat  derselbe  auch 
hier  4>-Genossen   im  Lov.  3  und  theilweise  im  Voss.;  Lov.  2 
aber  stimmt  hier  im  W^ahren   mit  B  Uberein,  was  wohl  auch 
in  S  stand. 

Fast  möchte  man,  wenn  man  alle  derartigen  Beobachtungen, 
die  an  dieser  Stelle,  wie  gesagt,  nur  durch  mehrere  Beispiel- 
reihen beleuchtet  werden  konnten,  zusammen  überblickt,  zur 
Meinung  gelangen,  dass  etwa  doch  schon  ziemlich  frühe  ge- 
wisser  gegenseitiger   Einfluss    der    zwei   Ciassen    in    theilweise 


'  Aaub  UDiichtiges,  bo  z.  B.  (Iah  von  Hertz  za  ^wisseniiaft  gehaltene  in- 
duxU  St.  induit  XXXVI,  II,  H,  wo  üchtlich  nnr  da«  vorhergehende  tra- 
diail  einwirkte. 


zS  V.  Abhandlung:    Zingerlo.  Zur  vierten  Decade  des  Livini. 

durchcorrigirtcn  Exemplaren  stattfand,  and  dass  aach  S  viel- 
leicht mehrfach  solche  Sparen  zeigte.  Dorch  eine  solche  kaom 
zu  gewagte  Annahme  könnten  manche  trotz  der  richtig  nach- 
gewiesenen Haupteintheilnng  noch  bestehende  Schwierigkeiten 
and  Zweifel  im  Einzelnen  am  einfachsten  sich  lösen,  vielleicht 
zam  Theile  auch  die  über  einige  Stellen,  wo  S  im  31.  and  32. 
Bache  nicht  mit  B  <1>  übereinstimmt.  Indem  ich  schliesslich 
den  Wansch  nicht  unterdrücken  kann,  es  möchte  A.  Lachs, 
der  ja  auch  neue  Collationen  jüngerer  Codices  sich  zu  besoi^n 
in  der  Lage  ist,  diesen  Untersachungcn  im  ganzen  Umfange 
der  Decade  erneute  Aufmerksamkeit  in  solcher  Beziehung 
zuwenden,  glaube  ich  es  vorderhand  auch  gerechtfertigt  m 
haben,  warum  ich  nun  im  Apparate  des  6.  Theiles  meiner 
Liviusausgabe  auch  die  Lesarten  mancher  jüngerer  Hand- 
schriften, namentlich  des  Lov.  2,  nach  nochmaliger  woUüber^ 
legter  Durchmusterung  der  Speicher  Drakenborch's  öfter  na- 
mentlich aufiFUhre,  als  dies  in  neuerer  Zeit  sonst  geschehen  ist 


Tl.  Abk.:  T.  Zaiiibarf.  B«lgj«n  unter  Enlianog  Cul  (1701,  tTM). 


VI. 


Belgien  unter  der  Generalstatthalterschaft 
Erzherzog  Carls  (1793,  1794). 

Ton 

H.  B.  T.  Zeisaberg, 

wirU.  Mitglied«  der  luia.  Akademie  der  Wiuenscluften. 

I.  Theü. 


I.  Tranttmansdorff  nnd  Mettemlch.  —  Die  BrOsseler 

Conferenz. 

Der  Kaiser  hatte  sich  nach  der  Katastrophe  des  Jah- 
res 1792  anfangs  mit  der  Absicht  getragen,  das  niederländische 
Gouvernement  gänzlich  aufzulösen,  stand  jedoch  von  diesem 
Vorhaben  nachträglich,  als  man  die  Wiedergewinnung  Belgiens 
ernstlich  ins  Auge  fasste,  ab  und  ermächtigte  Mettemich,  wie 
dies  auch  in  den  Jahren  1789  und  1790  der  Fall  gewesen  war, 
ein  Comit^  beizubehalten,  dessen  Mitgliederzahl  sich  nach  den 
vorhandenen  Bedürfnissen  richten  sollte.  In  dem  Masse,  in  wel- 
chem der  Feind  gezwungen  sein  würde,  die  Niederlande  zu 
räumen,  soUte  Mettemich  der  Armee  mit  jenem  Comit^  folgen 
und  letzteres  im  Verhältnisse  zu  den  sich  mehrenden  Qeschäf- 
ten  verstärken. 

Zugleich  wurde  Mettemich  der  Entwurf  einer  Proclama- 
tion  zugesendet,  die,  von  Coburg  unterzeichnet  und  in  einer 
grossen  Anzahl  von  Exemplaren  gedruckt,  allenthalben  erst 
nach  erfolgtem  Einmärsche  der  kaiserlichen  Truppen  in  dem 
von  dem  Feinde  occupirten  Gebiete  veröffentlicht  werden  sollte. 
Man  stellte  es  dem  Zufall  anheim,  inwiefern  dies  etwa  bereits 
zuvor  geschehe,  keineswegs  aber  sollte  Letzteres  officiell  ver- 

Sitznopber.  d.  phil.-hiat.  Cl.  CUVIU.  Bd.  6.  Abb.  1 


VT.  Al<hu)A1iiD|r '  T.  Ee1«»1iar(. 


anlasst  werden,  um  nicht  das  Manifest  muthwLlligcr  Uehandlang 
auszusetzen  und  dadurcli  fom|'romittirt  zn  werden. ' 

Die  Prociamation  ^  erüffnete  vor  ALeiu  die  Aussicht  aiif 
die  Wiederherstellung  der  von  den  Franzosen  umgestürzten 
constitutionellcn  Rechte  und  jener  Grundsätze,  welche,  von  den 
Franzosen  angefochten,  Jahrhunderte  lang  den  Provinzen  zum 
Segen  gereicht  hätten.  Dies  sei  der  einzige  Zweck  aller  An- 
strengungen jener  Armee,  welche  der  Kaiser  seinen  treuen 
Untcrthanen  zu  Hilfe  gesendet  habe.  Er  erwarte,  dass  sie  sich 
beeilen  werden,  ihrerseits  zu  diesem  heilsamen  Zwecke  beizu- 
tragen, während  diejenigen,  welche  es  wider  alles  Erwarten 
wagen  würden,  sich  diesen  Absichten  zu  widersetzen,  der 
vollen  Strenge  des  Gesetzes  verfallen  sollten. 

Es  war  dies  die  letzte  Weisung,  welche  Philipp  Cobcnzl 
an  Metternich  erliess.  In  eben  diesen  Tagen  bereitete  sich 
sein  Sturz  vor.  Am  27.  Februar  wurde  er  der  Leitung  dos 
niederländischen  Departements  enthoben  und  dieses  dem  Grafen 
Trauttmansdorff  mit  dem  Titel  eines  belgischen  Kanzlers  über- 
tragen,^ eine  Massregel,  die,  abgesehen  von  dem  Charakter 
der  bctrctfendeu  Personen,  insofemc  nicht  uuzweckmässig  war, 
als  dadurch  das  belgische  Departement  aus  den  Agenden  der 
Hof-  und  Staatskanzlei  ausschied  und  eine  besondere  Ver- 
tretung erhielt,  welche  seiner  in  Folge  der  letzten  Ereignisse 
gesteigerten  Bedeutung  entsprach. 

Cobenzl  selbst*  behauptet,  durch  diese  Vei^fUgung  über- 
rascht worden  zu  sein,  während  sie  nach  der  Behauptung 
Anderer  von  seiner  Seite  eifrig  bekämpft  worden  war.*  Er 
betrachtete  sich  als  das  Opfer  einer  Cabale,   die  von  dem  Ca- 


^  Fh.  Cobenzl  an  Mettoniiih.  Vienne,  le  20  fövrier  1793.  Otig. 

•  Vergl.  Wiener  Zöitnng,  1158. 

'  Arnefli  v.:  (Jraf  Philipp  Cobenzi  und  »eine  Memoiren  (Archiv  f.  Osterr. 
Gesch.  LXVU,  43). 

•  Ph.  Cobenzi  an  Metternich.  Vieune,  le  1"  mar«  17H3.  Orig.  (abgedmckt 
bei  Gachard,  Analectes  II,  106),  In  einem  eigenhSndigen  ▼ertrauliohen 
Schreibeu  vnni  Reiben  Datum  an  Metternich  fügt  Ph.  Cobenzi  dieser 
Mittheilung  bei:  ,V.  E.  n'aura  paa  iti  peu  »urpris  d'apprendre  do  in« 
lettre  d'office  de  ce  jour  que  c'est  la  denüire  (jue  j'ai  l'liouneur  de  vons 
adresser  sur  les  affaires  provinciales  des  Pays-Uas.  II  n'y  a  que  vingt- 
quatre  heuros  qtie  j'ai  eu  la  mdme  surprise.' 

»  Ameth,  a.  a.  O.  43. 


Brigion  nnUr  dtr  G«nenil9latlb»It«nchan  Erthrno);  Csrli  (ITM,  1794). 


bmetsminister  CoUoredo  und  di-m  OberstkJimracrer  Koscnberg 
I  auj<gp|srangen  und  die  auf  die  Erhebung  TraiittmansdoHTs  und 
'  Thugut's  gericbtet  gewesen  sei,  -welche  beide  damals  unbe- 
Ipchäftipt  waren  und  eine  Wiederanstellung  im  Staatsdienste  an- 
iBtrebten.'  In  der  That  vergingen  seit  jenem  ersten  Schlage 
nur  vier  Wochen,  und  CobenzI  wurde  auch  seiner  Stellung  als 
l Staats- Vicekan 7,1er  enthoben,  mit  der  neu  geschaffenen  Wtlrde 
I  eines  Kan/Jers  der  italienischen  Provinzen  bekleidet,  dem  Frei- 
von  Tliugut  aber  zunUchst  als  Director  des  auswärtigen 
AHites  die  mit  demselben  verbundenen  Geschllfte  Ubertriijren.* 
Trauttmansdorff  war  kein  Neuling  in  den  niederländischen 
UJeschaften.  Unter  Maria  Theresia  1770  in  den  Staatsdienst  ein- 
[gffishrt,  blickte  derselbe  auf  eine  ebenso  rasche  als  plänzeude 
initen  lauf  bahn  zurück.  1780  wurde  er  kurbohmischer  Ge- 
her beim  Reichstag  zu  Regensburg,  1783  von  Josef  II. 
leicbzeitig  im  frilnkischen  Kreise  accreditirt.  Withrend  des  ,Für- 
Btcnbundes'  (17H,'))  wurde  er  in  wichtigen  Gcschilften  nach  Mainz, 
den  oberrheinischen  und  in  den  frilnkischen  Kreis  entsendet, 
F1787  in  schwierigster  Zeit  trotz  seiner  Gegenvorstellungen  zum 
»evollmJlchtigten  Minister  der  Niederlande  ernannt,  in  welcher 
Stellung  er  sich  durch  sein  Eingehen  auf  dessen  Ideen  das  Ver- 
wen  des  Kaisers  im  höchsten  Masse  erwarb.  Von  demselben 
*fttr  den  Posten  eines  Reichs- Vicekanzlers,  ja  zum  Nachfolger 
^Kaunitz'  ausersehen,  wurde  er,  da  sich  beides  nicht  bcwerk- 
BpteUigen  Hess,  durch  die  Verleihung  des  goldenen  Vlicsses  aus- 
^Knzeichnet. ' 

B  Die  Leitung  der  Niederlande  wurde  Metternich  und  Trautt- 

f  mansdorff  zu  einer  Zeit  anvertraut,  in  der  die  Lösung  der  bald 

wieder  hervortretenden  Spannung  der  inneren  Verhitltnisse  weni- 

j^jgfT  von  Persönlichkeiten  als  von  der  Entscheidung  der  äusseren 

^Frage,  von  dem  Ausgange  des  Krieges  mit  Frankreich  abhing. 

Immerhin  war  es  filr  Belgien  kein  Glilck,   dass  ea   fortan  von 

zwei  so  verschieden  veranlagten  Staatsmännern  geleitet  werden 

"      jedenfalls  war  vorauszusehen,  dass  es  der  inneren  Politik 


*  Ametb,  m.  >.  O.  154—156. 
•8b«ada.  43. 

*  Nach  einer  nnilatirten,  diircb  seine  spKtere  Entliebang  ron  dem  Amte 
eine«  Kanalers  der  Niederlande  veranlaanton  Eingabe  deneltMO  an  Kaiser 
Fraui. 

!• 


VI.  AbhondlttDg;  t,  Zoiitborff. 


auch  fernerhin  an  Festigkeit  und  Beständigkeit  fehlen  werd 
da  dem  Ministor,  diesem  ausgesprochenen  Anwalte  der  ständi- 
schen Wtlnsche,  in  dem  Kanzler  eine  Persönlichkeit  gegenüber- 
stand, die  bei  aller,  selbst  von  Leuten  wie  Baillet  anerkannten 
MiUsigung  ihre  Vergangenheit  nicht  verleugnen  konnte.  Metter- 
nicli  wurde  denn  auch  durch  den  Personenwechsel  von  Tome- 
lierein  auf  das  Unangenehmste  berührt;  auf  Cobenzi's  Mittheilung 
erwiderte  er:  ,Euere  Excellenz  bemerken  ganz  richtig,  dass  der 
Wille  des  Souveräns  fUr  mich  stets  ein  Befehl  ist  und  sein  wird. 
Doch  ist  es  nicht  minder  gewiss,  dass  ich  äusserst  erstaunt  war, 
als  ich  von  dieser  neuen  Ordnung  der  Dinge  Tcmahm.'*  Und 
in  der  That  gestaltete  sich  das  VerhJiltniss  Mettcrnich's  zu  Trautt- 
mansdorff  binnen  kürzester  Zeit  so  unerquickUch,  dass  es  wieder- 
holt des  unmittelbaren  Eingreifens  des  Kaisers  bedurfte,  um  dem 
Federkriege  beider  ein  Ziel  zu  setzen.  Letzterer  blieb  nicht  lange 
ein  Gcheimniss'  und  wurde  von  den  Ständen  gar  bald  zu  ihrem 
Vortheile  ausgebeutet. 

Gleichzeitig  mit  Cobenzl's  Entfernung  von  der  Leitung  de« 
niederländischen  Departements  wurde  die  Jointe  in  Wien,  die 
man  wohl  als  seine  Schöpfung  bezeichnen  darf,  und  deren  Un- 
zweckmässigkeit  sich  während  der  kurzen  Zeit  ihres  Bestandes 
erwiesen  haben  mochte,  aufgelöst.'  Statt  dessen  wurden  in  Brüs- 
sel selbst  die  sogenannten  Conferenzen  eingeführt.  In  Nachbil- 
dung einer  Einrichtung  näuüich,  die  der  verstorbene  Kaiser  für 
die  Lombardio  gctroiTcn  hatte,  sollte  der  Gencralgonvemeur  der 
Niederlande  sich  fortan  zur  Erledigung  der  Geschäfte  und  der 
Ik^richtc  an  den  Kaiser  nicht  blos  wie  bisher  der  Beihilfe  dos  be- 
vollmächtigten Ministers  und  des  Staatssecretärs,  sondern  ausser- 
dem noch  der  Mitwirkung  zweier  eigens  liiezu  ersehener  Rltfae 
(couscillers  assesseors)  bedienen.  Während  bisher  die  Angelcgen- 
hoiten  in  Conferenzen,  die  nicht  an  einen  bestimmten  Tag  und 
an  eine  bestimmte  Stunde  gebunden  waren,  zwischen  Statthalter 
and  Minister  erörtert  zu  werden  päc^gten,  sollten  in  Zukunft 
wfichontlich  drei  regelmissig«  ^txongcn  und  im  Falle  des  Be- 
dttrfnisses  auch   mehrere  unter  Intervention  jener  swd   Rithe 


MeCtanuek  an  CobcosL  CoU«ac(s  I»  W  i 


ins.  Oi|M.  .Ciiwifa«»i>lto 


*  Uenj  am  Tho^L  Bnuelli»,  te  SS  jmm  ITVX  sif. 


17». 


B«lgiao  unter  dar  GenumlstottbkltiTichkft  Enhorug  CvU  (17»S,  1794). 


statüinden.  Den  beiden  Rtttlien  und  dem  StaatssecretUr  AiUt  die 
Berichterstattung,  jenen  in  allen  inneren,  diesem  in  allen  Äus- 
seren Angelegenheiten,  zu.  Der  (Jcueralgouvemeur,  oder  in  sei- 
ner Abwesenheit  der  Minister,  fasst  das  Conclusum  nach  der 
Stimmenmehrheit  zusammen,  ausser  wenn  gewichtige  Gründe 
dagegen  sprechen,  die  in  diesem  Falle  im  Protokolle  zu  ver- 
merken sind.  Auf  diese  Weise  hat  die  Verleihung  aller  Aemter 
und  Beneticien,  über  die  das  Generalgouvernement  verfügt,  sowie 
die  Anweisung  der  Gagen,  Pensionen  und  Gratificationen,  endlich 
die  Erstattung  der  Anträge  bezüglich  jener  Stellen,  deren  Be- 
aetzung  sicii  der  Kaiser  vorbehält,  zu  geschehen.  Bei  Meinungs- 
verschiedenheit hat  jeder  Votant  seine  Ansicht  zu  Protokoll  zu 
bringen  und  in  demselben  zu  motiviren,  und  ist  es  eine  Sache, 
deren  Entsciieidung  dem  Souveriin  unterbreitet  wird,  so  steht 
es  überdies  jedem  Beisitzenden  frei,  seine  Ansicht  unmittelbar, 
und  zwar  versiegelt,  Sr.  Majestät  zu  übersenden.  Mit  Ueber- 
gvhung  jener  Anordnungen,  welche  sich  auf  die  Anlegung  und 
die  wöchentliche  Einsendung  der  Protokolle  nach  Wien,  die 
Vertheilung  der  Referate,  die  Wahrung  des  Amtsgeheimnisses, 
Beschleunigung  der  Erledigungen  u.  dergl.,  kurz  auf  die  Ge- 
sckäilsordnung,  beziehen,  sei  hier  noch  hervorgehoben,  dass 
keine  Weisung  des  Generalstatthalters,  weder  an  die  Conseiis 
collateraux,  noch  an  die  Justiztribunalo,  noch  endlich  an  die 
Stünde  ergehen  sollte,  ohne  dass  sie  zuvor  den  Gegenstand 
eines  Berichtes  in  jener  Conferenz  gebildet  liabe.  Alles,  was 
zur  Kenntniss  des  Souveräns  zu  gelangen  hatte,  sollte  ent- 
wc-iK-r,  imd  zwar  in  wichtigen  Fällen  tlurcli  einen  Bericht  des 
Ooneralgouverneurs,  oder,  in  minder  wichtigen,  durch  einen 
Auszug  aus  dem  Protokolle,  im  ersten  Falle  unter  der  Signatur 
de«  Erzherzogs,  im  zweiten  unter  jeuer  des  Staatssecretäre,  unter- 
breitet werden.  Umgekehrt  sollten  alle  Anordnungen  Sr.  Ma- 
jestät dem  Gouvernement  entweder  durch  vom  Kaiser  gezeich- 
ncle,  an  den  Generalstatthaltcr  gerichtete  Depeschen  oder  durch 
Schreiben  des  Hofkanzlers  an  den  Minister  erfolgen,  in  beiden 
Fällen  aber  die  gleiche  Geltung  haben.  Endlich  sollte  es  dem 
(Jencralstatthniter  zustehen,  wenn  es  sich  um  Gegenstände  von 
grosser  Tragweite  handle,  ausser  den  gewöhnlichen  Beisitzern 
auch  andere  Staatsräthe  oder  königliche  Beamte  zu  jenen  Con- 
ferenzen    beizuziehen,    wie   die»  auch  bisher  unter  flem  Namen 


Tl.  AlibuidltiOK:  T.  ZeinfticrK. 


einer  Juiiite  geschehen  sei.  Douh  sollte  von  dem  Generalstutt- 
halter  der  Landescommandirende  in  all  den  Fällen  in  die  Con- 
ferenz  berufen  werden,  in  denen  es  sich  um  einen  wichtigen 
Fall  handle,  bei  wolchem  die  Civilregierung  militJlriscIier  Assi- 
stenz bedlirfe  oder  das  Umgekehrte  der  Fall  sei.  In  all  diesen 
FiÜlen  sei  die  Ansicht  des  Qeneralcommandanten  dem  Proto- 
kolle beizuschliessen.* 

Am  1.  Mttrz  setzte  Trauttmansdorff  den  bevollmächtigten 
Minister  von  seiner  Enaennung  in  Keuntniss.  Während  er  ihn 
im  Allgemeinen  auf  die  Instruction  verwies,  welche  binnen 
Kurzem  ftir  den  Fall  des  Einmarsches  der  österreichischen 
Truppen  in  Belgien  nachfolgen  werde,  forderte  er  ihn  bereits 
jetzt  auf,  fUr  die  Neubesetzung  der  verschiedenen  Conseils  col- 
latdraux  Sorge  zu  tragen.  ,Euere  Excellenz  kennen,'  bemerkte  er, 
,die  Intention  des  Kaisers,  die  dahin  geht,  dass  an  der  seit  je- 
her bestehenden  Ordnung  dieser  Conseils  nichts  geändert  werde, 
da  bisher  jede  Aenderung  von  üblen  Folgen  begleitet  gewesen 
ist.  Se.  Majestät  beabsichtigt  nicht,  den  Launen  irgend  einer 
Partei  der  Nation  in  Bezug  auf  seine  Beamten  blindlings  zu 
folgen,  aber  sie  ist  zugleich  entschlossen,  der  öffentlichen  Mei- 
nung nicht  vor  den  Kopf  zu  stossen.'  Die  Mitglieder  der  auf- 
gelösten Wiener  Jointe  Müller,  Lannoy  und  Du  Rieux  sollte 
Metternich  in  seine  Vorscliläge  einbeziehen,  da  denselben  der 
Kaiser  eine  entsprechende  Verwendung  in  Belgien  zugedacht 
habe,  obgleich  Trauttmansdorff  selbst  wünschte,  dass  denselben 
noch  ein  längeres  Verweilen  in  Wien  gestattet  werde,  weil  er 
sich  ihrer  Unterstützung  bei  den  bevorstehenden  Arbeiten  be- 
dienen wolle.*  In  einem  vertraulichen  Schreiben  fügt  er  hinzu, 
dass  der  Kaiser  nur  deshalb  bisher  Alles  im  Status  quo  belassen 
und  die  bereits  damals  (s.  unten )  überreichte  Demission  des  Chef- 
Präsidenten  Crumpipen  und  des  Staatssecreülrs  Feltz  nicht  an- 
genommen habe,  weil  die  Absicht  bestehe,  das  ganze  Gouverne- 
ment aufzulösen  und  man  sich  daher  nicht  auf  eine  vereinzelte, 
Verfiigung  beschränken  wolle.' 


*  Ordre  k  suivre  dana  Im  Conferences  i|uc  le  säräoUsiine  ^uvomeur  gi- 
iieral  tiendra  nvev  le  luiniatre  [il^ni|iuteutiaire,  le  secreuüre  d'Eut  et 
lex  conHeillers  juutettseuni.  A.-A. 

"  TranttnianiHliirff  «n  Metternidi.  Vienne,  le  l"   nijun   17t>3.  Orig. 

•  Tr.niittiiisimdorff  au   Metternioli.   Vienne,  le   1"  iiL-irs   1793    Orig.  »ig. 


B«l(i«a  xtattt  der  atDcraUuttbtltrncbitrt  Rnhcreof  l\th  (li»S,  1794). 


Am  2.  März  sandte  TrauUmausdurtt'  durch  La  Valette 
dem  Itlinistor  eine  neue  Proclamation  zu,  die  fUr  alle  Pro- 
vinzen pelton  und  an  Stelle  des  früheren  Entwurfes  treten 
sollte.  Die  Puhlication  derselben  sollte  weder  zu  früh,  noch  zu 
spät  erfolgen,  denn  im  ersteren  Falle  würde  man  die  Procla- 
mation  der  Gefalir  der  Verspottung  aussetzen,  im  zweiten  die- 
selbe ihren  Hauptzweck  verfehlen.  Für  die  Verbreitung  des  Auf- 
rufes könne  theils  durch  die  Generale  Sorge  getragen  werden, 
welche  denselben  jedoch  erst  in  dem  Augenblicke  feierÜch  zu 
verkündigen  hätten,  in  welchem  sie  siclier  wUren,  dass  sie  sofort 
die  betretfende  Provinz  besetzen  wUrden,  theils  könne  dies  durch 
vertraute  Personen  unter  der  Hand  geschehen.  Trauttmansdorff 
billigte  zugleich,  dass  Metternich  zunilchst  in  Coblenz  seinen 
Sitz  zu  nehmen  gedenke,  nur  sollten  dahin  auch  die  Mitghe- 
der  des  geheimen  Rathes  beschieden  werden,  am  die  Geschäfte 
an  einem  Orte  zu  concentriren. ' 

Die  neue  kaiserliclie  Proclamation  war  im  Wesentlichen 
desselben  Inhaltes  wie  die  frühere;  nur  stellte  sie  auch  eine  all- 
gemeine Amnestie,  die  sich  selbst  auf  die  Deserteurs  der  Armee 
erstrecken  sollte,  in  Aussicht.*  Doch  wurde,  wie  wir  vorgrei- 
fend bemerken  wollen,  in  Wirklichkeit  nicht  diese  zweite  Procla- 
mation (vom  2.  Mftrz),  sondern  die  erste,  mit  dem  Datum  1.  März 
versehen,  von  Coburg  zu  Aldenhofen  und  später  (25.  März)  auch 
zu  Brüssel  pubUcirt. 

Es  ist  falsch,  wenn  behauptet  wird,"  Metternich  habe  im 
Febniar  von  Wesel  aus  an  seinen  Hof  die  Aiifi"age  gerichtet, 
ob  das  vielverbreitete  Gerücht  von  dem  bairiäch  -  beigischen 
Tauschprojecte  der  Wahrheit  entspreche,  und  fUr  diesen  Fall 
um  die  Enthebung  von  seinem  Posten  gebeten,  da  tinter  dieser 
Voraussetzung  die  Wiederherstellung  der  alten  Verfassung  nur 
Verlogenheiten  bereiten  würde,  und  es  vorzuziehen  sei,  das 
Land  nach  dem  Wiedereinmarsche  der  österreichischen  Trup- 
pen vorläufig  unter  militärische  Verwaltung  zu   stellen,   es  sei 


'  TranUmansdorff  nn  MeUomicIi.  Viemio,  le  2*    inara   179».  Orig. 

•  D«ii  Manifest  dntirte  vom  'i.  Marx   iiiid  trug  Siegel  und  Unteraelirift  des 

lOdaera.  Beila^  xa  TrauttiuansdorfTii  Wei*ung  an  Metternich,  ddu.  Vienii«, 

le  9  iiiani  17  »3. 
■  M.  Craufurd   au   Lurd  Auckland.   UruiweU,   April   Sü^    1793,   im  Journal 

Ul.  41. 


Tl.  AbhudliiDg:   T.  Z*iiib»r(. 


ihm  aber  bedeutet  worden,  dass  der  Kaiser  nicht  daran  denke, 
sich  Belgiens  zu  begeben,  dass  derselbe  gesonnen  sei,  die  alt- 
hergebrachte Verfassung  aufrecht  zu  erhalten,  und  dass  man 
in  dieser  Hinsicht  den  Bewohnern  des  Landes  jeden  Zweifel 
benehmen  möge.  Eine  derartige  Anfrage  Mettemich's  liegt  in 
den  Acten  nicht  vor,  wie  sich  denn  auch  sonst  nachweisen 
lüsst,  dass  der  Minister  schon  längst  von  den  constitutionellen 
Absichten  des  Kaisers  wohl  unterrichtet  war.  Nur  so  viel  ist 
riclitig,  dass  es  am  Hofe  aUerding^s  eine  Partei  gab,  die  hierin 
anderer  Ansicht  war. 

Trauttraansdorff  wusste  dies  wohl,  als  er  im  Gegensatze 
zu  seinem  Vorgänger  Cobenzl,  der  die  Geschäfte  seiner  De- 
partements direct  mit  dem  Kaiser  zu  behandeln  pflegte,'  den 
Entwurf  der  Instruction  f(ir  Metternich  der  Begutachtung  der 
Conferenz- Mi  nister  unterzog.  Er  wusste,  dass  tinter  den  Rath- 
gebcm  des  Kaisers  Meinungsverschiedenheit  darUbcr  bestand, 
ob  man  die  gUnstige  Stimmung  der  belgischen  Nation  und  Eng- 
lands benützen  sollte,  um  bei  dem  Wiedereinmarsche  ins  Land, 
auf  Waffengewalt  gestützt,  den  Streitigkeiten  ein  Ziel  zu  setzen, 
die  zu  den  inneren  Unruhen  den  Anlass  gegeben,  oder  ob  es 
sich  vielmehr  empfehle,  auf  dem  verfassungsmässigen  Stand- 
punkte zu  verharren.  Trauttmansdorff  war  der  letzteren  An- 
sicht. Er  hoffte  nicht  nur,  dass  sich  auch  die  Conferenz  in 
diesem  Sinne  äussern  werde,  sondern  war  seiner  Sache  bei 
dem  Kaiser  so  sicher,  dass  er,  noch  ehe  jene  sich  geäussert 
hatte,  l)creits  am  3.  März,  Metteniich  in  diesem  Sinne  infor- 
mirte:  ,Se.  Majestät  werde  nie  erlauben,  dass  die  Fundamental- 
gesetze des  Landes,  die  stets  zur  Richtschnur  dienen  müssen^ 
verletzt,  aber  auch  nicht  gestatten,  dass  unter  diesem  Ver- 
wände oder  mittelst  falscher  Interpretationen  Ihre  Rechte  ver- 
kümmert werden.** 

Die  Instnjction  f\ir  Metternich '  datirte  vom  27.  Februair' 
1793  und  wurde  demselben  ebenfalls  durch  La  Valette  über- 
sendet;*  sie  bezog  sich  theils  auf  gewisse  Verfassung^confiicte^ 


»  Archiv  f.  (Jrterr.  Gesch.  LXVU,  164. 

•  Trauttninniidorff  an  Metternich.  Vienne,  le  3  ninni  1793.  Orig. 

•  Ge4niekt   boi  Unrliard,   Aimlectoii  V,    148 — 153.    Doch  nind   die  der  In 
Btructiou  bei|^fil^ten  ErlXiiterun^n  in  dienern  Abdrucke  nicht  entluUtac 

•  Metternich  an  Ercherxog  Carl,  13  man  1703.  A.-A.  Copie. 


Belfion  DSter  der  GtocnUtaUhalWmbkft  Erelieraog  Carl«  (ITSB,  17M). 


9 


welche,  wie  die  Besetzung  des  (Jonseils  von  lirabaiit '  und  jeues 
von  Flandern,*  oder  der  Streit  über  den  Conseil  von  Liraburg,' 
unter  der  letzten  Statthalterschaft  entbrannt,  aber  nicht  zum 
Austrage  gebracht  worden  waren,  theils  fasste  sie  die  Wieder- 
herstellung der  alten  Ordnung  der  Dinge,  die  Beruhigung  der 
Gemüther,  aber  auch  die  Ueberwachung  der  Malcontenten  ins 
Auge.  Daher  sollten  zunRchst  alle  höheren  und  niederen  Ge- 
richtstribunale mit  Ausnahme  der  Conseils  von  Brabant  und 
Limburg,  ftir  welche  besondere  Verftlgungen  in  Aussicht  stan- 
den, alle  Magistrate,  Fiscal-,  Justiz-  und  Polizeibeamten  und 
alle  legalen  Corporationen  aufgefordert  werden,  ihre  Functionen 
wie  vor  der  französischen  Occupation  wieder  zu  beginnen,  und 
nur  da,  wo  dies  nicht  möglich  sei,  provisorischer  Ersatz  ge- 
schaffen und  soweit  die  Ernennung  dem  Gouvernement  zustehe, 
so  bald  wie  möglich  zu  einer  Neubesetzung  der  Magistrate  in  ver- 
trauenerweckendem Sinne  geschritten  werden,  da  die  getroffene 
Verfügung  nur  dem  Uebelstande  begegnen  wollte,  dass  nicht 
etwa  in  der  ersten  Zeit  Justiz  und  Polizei  in  völligen  Stillstand 
geriethen.  Wurde  einerseits  dem  Minister,  sobald  Brabant  be- 
setzt sei,  die  Vcrkllndignng  einer  allgemeinen  Amnestie  aufge- 
tragen, 80  sollten  dagegen  Clubs  und  illegale  Gesellsehaflen 
nicht  geduldet  werden,  imd  wurde  die  Bestrafung  der  Bethu- 
nisten  und  die  geriehtlielie  Verfolgung  der  Personen,  welche 
zur  Zeit  der  Fremdherrschaft  eine  besondere  Hinneigung  zu 
dem  französischen  System  gezeigt  hiltten,  in  Aussicht  genom- 
men. Auch  die  Ueberwachung,  evontnell  Ausweisung  der  fran- 
zösischen Emigranten  wurde  dem  Minister  zur  I'flieht  gemacht. 
Vor  Allem  aber  sollten  die  Stunde  der  Provinzen  baldigst  ein- 
berufen und  zur  Entrichtimg  der  bereits  bewilligten,  aber  noch 
nicht  bezahlten  Subsides,  jene  von  Brabant  überdies  zur  Be- 
willigung der  Entsehiidigung  des  königlichen  Schatzes  und  der 
durch  den  Aufstand  von  1781t  und  1790  gesehlldigten  Personen 
veranlasst  werden.  Auch  die  Beilegung  der  Differenzen  bezüg- 
lich der  aufgehobenen  Convente  wurde  als  wünsebenswerth  be- 
zeichnet.   Von  vorneherein  erklärte  sich  der  Kaiser  einverstan- 


*  Vergl.  den  AiifsAtz:    Zwei  Jahre  belgischer  Oeachicbte  (Sitzungsberichte 
Bd.  CXXIII  uud  Ud.  t'.XXIV). 

»  Ebenda,  Kd.  CXXIV,  102  ff. 

•  Ebenda,  Bd.  CXXni,  ISl  ff. 


10 


VI.  AlihftDdlDDf :  r.  Zeismlierg. 


den  mit  der  Wiederherstellung  aller  Ijonveute,  bei  denen 
möglich  sei;  nur  sollte  daraus  keine  Belastung  fllr  den  köc 
liehen  Schatz  erwachsen,  auch  sollte  von  den  früheren  Co 
ventiialen  Niemand  zum  Wiedereintritt  gezwungen  und  die  Pe 
lionen  Derer,  die  nicht  wieder  eintreten  wollten,  sichergestellt 
werden.  Endlich  wurde  Metternich  eingeschärft,  in  allen  Edicten 
und  Dedarationen,  deren  Verkündigung  sich  bei  dem  Einmärsche 
der  Truppen  und  der  Rückkehr  des  Gouvernements  als  noth- 
wendig  herausstellen  würde,  eine  einfache,  bestimmte,  der  Würde 
dos  Kaisers  angemessene  Sprache  zu  führen  und  durch  die  That 
zu  beweisen,  duss  die  Absicht  des  Kaisers  auf  die  Aufrcehthalttmg 
der  Verfassung,  wie  dieselbe  in  den  letzten  Regierungsjahren 
Maria  Theresias  bestanden  habe,  gerichtet  sei,  sich  aber  über 
dieselbe  in  keine  Discussion  einzulassen. 

Metternich  wurde  beauftragt,  diese  Instruction  auch  dem 
Prinzen  von  Coburg  mitzutheilen,  so  wie  andererseits  ihm  ein 
Exemplar  der  Instruction  Coburg's  mitgetheilt  wurde.  In  dieser 
—  sie  datirt  gleichfalls  vom  27.  Februar  —  wurde  dem  Prin- 
zen die  grösste  Milssigung  ans  Herz  gelegt.  Die  Truppen  soll- 
ten strenge  Jlannszucht  halten  und  den  Bewuhnern  nicht  über 
Gebühr  zur  Last  fallen.  Coburg  sollte  die  friedlichen  Bürger  seines 
Schutzes  %'«rsichcrn,  zwar  keine  Clubs  und  politischen  GeseU- 
schaflen  dulden,  doch  der  Civilgerichtübarkeit  volle  Wirksam- 
keit gewähren;  gefangene  Franzosen  sollten  als  Kriegsgefangene 
gelten,  Belgier,  sowie  Bewohner  von  Lüttich  und  die  Bethuui- 
sten,  die  mit  Waffen  beti'eten  würden,  als  Rebelleu  standrecht- 
lich behandelt  werden.' 

Die  Instruction  für  Metternich  wurde  am  4.  März  durch 
die  Bemerkung  ergänzt,  dass  er  stets  die  Hauptsache  im  Auge 
bebalten  und  diese  nicht  etwa  accessorischeu  Gesichtspimkten 
unterordnen  mOge.  Vor  Allem  sollte  er  sich  die  Gunst  des 
Augenblickes   und  den  Eindruck,    den   die  Anwesenheit   einer 


'  S.  Witzleben  ti.  a.  O.,  85  —  86,  der  jedocb  mit  Unrecht  vuu  der  Vonuis- 
«etxung  aiugeht,  dus  diese  Instruction  bereits  vor  Erüffnimi;  des  Feld- 
■ugeni  zur  Keuutniiia  de«  Prinzen  (^elan^  sei.  IHe  Ab^'lirift  im  Wiener 
StSAtgarchir  ist  ausdrücklieb  bezeichnet:  ,Cupie  du  projet,  fait  k  Vienne, 
27  füvricr  17^3*.  Auch  eine  Cupie  derselben  in  A.-A.  (boiUge  zu  einem 
Briefe  Motteruich's   au  Enherzug  Carl,   ddo.  13.  Mftrz    1793)   izt  ebeuao 


BcIkicq  uater  der  Oooo>altta<tk>Urr>cluft  Eraheraog  CarU  (1793,  17M). 


n 


siegreicLtsn  Armee,  sowie  die  Proclaiuation  des  Kaisers  auf  die 
Gemllther  auaUben  werde,  nicht  entgehen  lassen.  Sollte  sieh 
der  Zusammentritt  der  StitndevcTSJimmlungen  vcTzJ5gcra,  so 
möge  er  sieh  vorlilutig  in  jeder  vom  Feinde  geräumten  Provinz 
drei  Deputirte  zugesellen  und  im  EinvernehmcD  mit  diesen  zu- 
nüchst  jene  Anordnungen  ti-effeu,  die  der  Augenblick,  nament- 
lich die  Sorge  für  die  öffentliche  Ruhe  und  Sicherheit  gebiete. 
In  Anbetracht  der  Anhitnglichkeit  der  Belgier  an  die  Religion 
und  des  mUchtigeu  Einflusses  der  Priester.scliaft  auf  das  Volk 
möge  er  an  die  Prälaten  des  Landes  ein  Ihindschreiben  rich- 
ten, das  ohne  Affeetation  auch  zu  publiciren,  und  in  dem  ge- 
schickt, zugleich  aber  in  wUrdiger  Weise  die  Interessengemein- 
schaft des  Clerus  und  Thrones  hervorzuheben  sei.  Metternich 
sollte  die  öffentlichen  (jclder,  die  nicht  dem  Feinde  ziu*  Heute 
geworden  seien,  in  Sicherheit  bringen,  namentlich  aber,  da  der" 
gegenwärtige  Krieg  mit  grossen  Kosten  verbunden  sei,  darauf 
bedacht  sein,  die  Hilfsquellen  Belgiens  dem  Kaiser  dienstbar 
zu  machen.  Als  die  wichtigsten  dieser  Quellen  werden  bezeich- 
net: die  rückständigen  Subsides,  Abkürzung  der  für  die  Ent- 
schädigung von  7,700.000  Gulden  festgesetzten  Zahlungstermine, 
neue  Dons  gratuits,  ein  später  fllr  Rechnung  des  Kaisers, 
nöthigenfalls  unter  der  Garantie  der  Stände  zu  eröffnendes 
Anlehen,  specielle  Heranziehung  des  Clerus  zu  Opfern  fiir  den 
Staat  unter  gleichzeitiger  Ermächtigung  desselben  zur  Veräus- 
serung  seiner  weniger  werthvollen  Besitzungen,  theilweise  Ver- 
äusserung  von  Domänen,  deren  Verwaltung  kostspiehg  sei, 
u.  dergl.  m.  ,Weun  man/  so  scidiesst  Trauttmansdorff,  ,die 
Gelegenheit  ergreift,  welche  die  Kundgebung  der  gerechten 
und  wohlwollenden  Absichten  Sr.  Majestät  gegen  Bire  belgi- 
schen Provinzen  gewährt,  so  wird  man  Hilfsquellen  genug  bei 
einer  Nation  finden,  die  in  der  Liebe  wie  im  Hasse  ihre  Ge- 
fühle bis  zum  Extreme  zu  äussern  pflegt.' ' 

,Sie  werden,'  heisst  es  in  einem  anderen  Schreiben,  , ge- 
wiss einsehen,  dass  in  diesem  Augenblicke  die  Geldmittel  uns 
am  meisten  am  Herzen  liegen,  und  dass  daher  dies  die  Aufgabe 
ist,  mit  der  Sie  sich  vor  Allem  beschäftigen  müssen,  denn  in 
Wirklichkeit  hängt  Alles  davon  ab.    Zeichnen  sich  die  Nieder- 


*  Trauttmaiudorff  an  Metternich.  Vii<iin«,  le   17   mar«   1793.  Orig. 


12 


Tl.  AlihMdlDng :  T.  Zeiiiberg. 


lande  nicht  durch  besonderen  Eifer  aus  und  bieten  sie  in  diesem 
Augenblicke  dfir  Monarchie  nicht  wesentHche  Vortheile  dar,  so 
kann  man  fast  nicht«  mehr  Denen  erwidern,  die  —  und  sie 
sind  in  der  Mehrheit  —  melir  als  je  und  um  jeden  Preis  sich, 
von  denselben  losmachen  wollen.  VieUeicht  finden  Sie  Gelegen- 
heit, diese  Bemerkung,  als  käme  dieselbe  von  Ihnen,  gegen- 
über Personen  fallen  zu  lassen,  von  denen  zu  erwarten  steht, 
dass  sie  einen  guten  Gebrauch  davon  machen  werden.'  * 

,Ein  anderer  Gegenstand  llirer  Aufmerksamkeit,'  fllhrl 
Trauttmansdorff  fort,  ,wird  die  Entschiidigung  sein,  welche  che 
Stände  den  Mitgliedern  des  Gouvernements  leisten  müssen,  deren 
Entfernung  sie  wünschen ,  da  dieselbe  sonst  den  königlichen 
Finanzen  sehr  zur  Last  fallen  würde.  Es  wäre  dies  wenigstens 
ein  Mittel,  um  Jene  zum  Schweigen  zu  binngen,  welche  den 
gewünschten  Aenderungcn  eine  allzugrosse  Ausdehnung  geben 
möchten.  Sobald  Eure  Excelienz  in  Brüssel  angelangt  sein  und 
die  volle  Freiheit  der  Action  erlangt  haben  werden,  werden  Sie 
auch  ohne  Zweifel  die  Nothwcndigkcit  des  Festhaltens  an  einem 
bestimmten  System  erkennen.  Ebendies  ist  es,  woran  c«  nncli 
meiner  Meinung  stets  sowohl  hier  wie  in  Brüssel  gefehlt  hat. 
Man  darf  fortan  nicht  melu-  zwischen  zwei  Wässern  schwim- 
men und  es  gleichzeitig  Allen  recht  macheu  wollen.  Man  muss 
sich  ftlr  eine  Partei  entscheiden,  die  andere  aber  ausrotten 
(^craacr).  Man  muss,  im  Vertrauen  bemerkt,  von  der  Lcction 
profitiren,  die  uns  das  Benehmen  der  Stände  ertheilt  l»at,  die 
ihr  wirkliches  Unrecht  vergessen  und  aus  einer  anfangs  schlech- 
ten eine  gute  Sache  gemacht  haben.'* 


II.  Erzherzog  Carl  wird  zum  (■encnilstattkalter  criiannt. 
Sein  Einzug  als  solcher  in  Itrilssel. 

Der  Kaiser  hatte  das  belgische  Statthalterpaar  —  Erz- 
herzogin Maria  Christine  und  ihren  Gemahl,  den  Herzog  Albert 
zu  Sachson-Tesohen  —  unmittelbar  nach  ihrer  Ankunft  in  Wien 
(Mitte  Februar  1793)  von  ihrem  Posten   enthoben.    Schon  seit 


*  Tniuttinaumlorf]'  an  Motteniich.  Vieune,  le  19  niara  1793.   Orig. 

*  EbeadaMlbBt 


Belgien  nnter  der  Oenerelitettbnltmcluifl  Enbersof  Cirli  (17St,  1794). 


13 


längerer  Zeit  hegte  er  die  Absicht,  diese  Stelle  seinem  Bruder, 
dem  Erzherzog  Carl,  zu  verleihen,  doch  behielt  er  sich  vor,  die 
Ernennung  desselben  erst  ,nach  Erledigung  des  Kriegs  und 
liergeatellter  Ruhe  in  Niederlaud'  eintreten  zu  lassen;  ,da',  wie 
er  an  ihn  schrieb,  ,ich  bis  dahin  hoflfe,  Dich  mit  ehrlichen  und 
wohldenkenden  Leuten  umgeben  zu  können,  die  Dir,  wo  es 
Dir  an  Erfahrung  feldet,  gern  an  die  Hand  gehen  werden:  denn 
von  Deinem  Herzen  und  Deinen  Fühigkeiten  bin  ich  über- 
zeugt.' ' 

Dem  Erzherzog  kam  dies  äusserst  erwünscht.  An  sich  ent- 
sprach der  militärische  Dienst  unendlich  mehr  als  die  ihm  zu- 
gedachte Stellung  seiner  Neigung;  ausserdem  glaubte  er  aber 
auch,  dass  es  im  Interesse  der  Sache  liege,  wenn  er  sich 
nicht  in  die  erste  Einrichtung  des  Landes,  bei  der  es  vor- 
aussichtlich nicht  ohne  ,Anstände  und  Difticultäten'  abgehen 
werde,  menge.  Er  bezeichnete  es  daher  geradezu  als  ,eine 
recht  grosse  Gnade',  wenn  ihn  der  Kaiser  während  der  Dauer 
des  Krieges  bei  der  Armee  belasse.* 

Doch  änderte  der  Kaiser  bald  seine  Ansicht;  vermuthlich 
wurde  er  hiezu  durch  den  unerwartet  raschen  Wechsel  der 
Dinge  auf  dem  Kriegsschauplätze  bestimmt.  Die  grossen  Waö'en- 
erfolge,  an  denen  dorn  Sieger  von  Ahlenliofen  der  rühmlichste 
Antheil  gebührte,  und  welche  den  baldigen  Einmarsch  der  kai- 
serlichen Truppen  in  Brüssel  gewärtigen  Hessen,  iiauientlich  aber 
die  Kunde  von  der  freudigen  Stimmung,  mit  der  man  allent- 
hallien  die  Befreier  von  dem  französischen  Joche  begrUsste, 
mochten  die  frühereu  Bedenken  des  Kaisei-s  zerstreuen;  ja,  es 
mochte  sich  jetzt  an  die  Ernennung  des  Erzherzogs  die  Hoff- 
nung knüpfen,  dass  es  gerade  ihm  gelingen  werde,  die  ersten 
Schwierigkeiten  zu  besiegen  und  die  üpferwiliigkeit  der  belgi- 
schen Nation  zu  cntHammen.  Den  Ausschlag  aber  gab  der 
Wunsch  des  Landes  selbst;  denn  dass  dieser  auf  die  sofortige 
Ernennung  des  Erzherzogs  zum  Oencralstatthaltcr  gerichtet  war 
und  auf  irgend  eine  Weise,  vielleicht  durch  jene  heimhche  Ge- 
sandtschaft, die  zu  Beginn  des  Jahres  (Februar)  sich  in  Wien 


'  Kaiser  Franz  an  Ereheraug  Carl.  Wien,  den  16.  Homunp  1793. 
'  Erzliontujf   Carl   an   doli    Kaiser.     Kitin,    den   21.    lluruuiig   ITXi.    Orig.j 
GroBS-Elderu,  den   11.  Marx   17113.  Orig.  eig. 


14 


VI.  Abbaoillnnir !  v.  Zpititxrg. 


eingefunden  hatte,*  zur  Kenntniss  des  Kaisera  gelangte,  geht 
aus  der  Erklärung  des  Letzteren  ebenso  bestimmt  hervor,  als 
es  anderseits  keinem  Zweifel  nnterliegt.  dass  man  in  Belgien 
dem  jugendlichen  Helden  von  Aldenhofen  und  Neerwinden  die 
lebhafteste  Zuneigung  entgegenbrachte.*  So  wurde  denn  Erz- 
herzog Carl  schon  jetzt  von  dem  Kaiser  zum  Gcncralgouver- 
neur  und  GeneralcapitJln  der  Niederlande  ernannt.  Am  18.  MHrz 
setzte  er  selbst  seinen  Bruder  von  dieser  Ernennung  in  Kennt- 
niss. ,Das  Land  wUnscht  es,'  schreibt  er  an  ihn,  ,und  Du  hast 
Dir  um  einen  Titel  mehr  hiezu  erworben,  weil  Du  zur  Räumung 
und  Eroberung  desselben  beigetragen.  .  .  .  Ich  bekenne,  dass 
Du  eine  grosse  BUrde  auf  Dir  hast;  allein  der  Dienst  erfordert 
es  und  Du  kannst  gleich  viel  Gutes  wirken.  Sobald  Niederland 
geräumt  ist,  koTume  ich  dann  selbst,  um  mit  eigenen  Augen 
das  Land  und  jene  Einrichtungen  zu  sehen,  welche  noch  zu 
machen  wären.'  Er  weist  den  Bnider  an  Metternich;  an  ihm 
habe  er  einen  rechtschaffenen  Mann  zur  Seite,  der  ihn  gut 
unterstutzen  werde;  auch  den  neuen  Staatssecretflr  Müller 
empfiehlt  er  ihm  als  einen  , ehrlichen  Mann'.  Er  bittet  den  Erz- 
herzog übrigens,  ihm  ausser  den  officiellen  auch  vertrauliche 
Briefe  zukommen  zu  lassen,  denn  es  sei  zu  wtlnschen,  dass 
diesmal  das  r.,and  ,iu  Ordnung  reoccupirt  werde  und  man  nicht 
ans  Mangel  an  Instructionen  und  Benehmungsart  in  eine  Con- 
fusion  verfalle,  wie  es  unter  ihrem  gottseligen  Vater  geschehen'. 
Uebrigens  sollte  die  Publication  der  Ernennung  Carls  zum  Ge- 
neraigouvemeur  durch  Metternich  erst  dann  erfolgen,  wenn  so- 
wohl Brüssel  als  auch  der  griisste  TheU  der  Niederlande  sich 
im  Besitze  der  Kaiserlichen  befinden  würde.  Erzherzog  Carl 
sollte  daher  die  Sache  vorläufig  ftlr  sich  behalten  und  auf  sei- 
nem Posten  verbleiben.'  Doch  \\nirde  bereits  jetzt  (17.  März) 
das  kaiserliche  Patent  ausgefertigt,  durch  welches  seine  Er- 
nennung den  verschiedenen  Provinzen  der  Niederlande  bekannt- 


'  Vergl.  den  Anfsatz:  Aldeitbofeii,  Neerwinden  und  LOwen  8  (Sitzungs- 
bericht Bd.  cxxvnj. 

*  Starhemberg  an  Tbugiit,  k  la  Haye,  1e  16  avril  1793:  ,Je  ne  suia  que 
l'^bo  de  I'arm^e  et  de  tonte  la  nation  belgique,  en  parlant  k  V.  E.  de 
l'enthonsiaamo  qne  S.  A.  R.  inapire  par  ses  vertu«  tnilitaires  et  ciTiles  k 
tou8  cenx  qui  ont  l'honnenr  de  Tapprocher.' 

>  Franc  IT.  an  Crr.berzng  Carl.  Wien,  den  18.  Mira  1793.  Orig.  eig.  A.-A. 


Briflu  niil«r  ict  (MuMMMIk»ll<Tfe)i*n  SnkrrUf  C4rU  (|T«B.  I*M> 


15 


gegeben  werden  sollte,'  desgleichen  (18.  MRrz)  eine  Zuschrift, 
'reiche  sich  auf  die  Einführung  der  Conferenz  bezog.*  Die  Er- 
nennung des  Erzherzogs  wurde  übrigens  so  schleunig  vollzogen, 
^ÄSs  man  nicht  Zeit  fand,  um  an  dem  betreffenden  Patente  die 
Blechhtlchse,  in  der  sich  das  Siegel  befand,  in  herkJimmlicher 
W'eise  vergolden  zu  lassen,  und  dass  dies  daher,  falls  rann 
^Hran  in  Belgien  Anstoss  nähme,  erst  nachtrJlglich  geschehen 
sollte.* 
H  Es  war  bisher  nicht  Sitte  gewesen,  den  Gcneralstatthaltcr 

^   mit  einer  speciellen  Instruction  zu  versehen.  Auch  diesmal  sah 

^tnan  davon  ab.  Gleichwohl  schlug  Trauttmansdorff  dem  Kaiser 
Tor,  den  Erzherzog  durch  eine  besondere  Depesche,  die  der 
.filMlBBecretär  Mtlller  an  seinen  neuen  Bestimmungsort  bringen 
'■feift*)  von  seinen  Intentionen  in  Kcnntniss  zu  setzen.  Und 
rw«r  unterschied  Trauttmansdorff  selbst  zwischen  allgemeinen 

IDirectiven  und  solchen,  die  sich  auf  besondere  Gegenstände 
bezogen. 
Im  Allgemeinen  bezeichnete  es  der  Hofkanzler  als  von 
besonderer  Wichtigkeit,  dass  der  Ocneralgouverneur  sclbst- 
thfttig  eingreife  oder,  falls  er  dies  entweder  nicht  wolle  oder 
nicht  könne,  sich  wenigstens  den  Anschein  gebe,  da  or  sonst 
TOO  vornherein  die  Liebe  und  das  Vertrauen  der  Nation  oin- 
bttssen  und  bald  ganz  und  gar  bei  Seite  geschoben  werden 
wtlrde.  Der  Minister  habe  ihn  im  Detail  der  Geschilftc  und  in 

»der  üeberwachung  der  verschiedenen  Departements  zu  unter- 
■Uttzen;  seine  wahren  Rathgeber  aber  mtissten  die  Conseils  col- 
Jatävux  sein,  zumal  wenn  sie,  wie  man  dies  gegenwärtig  an- 
ibvbe,  gut  zusammengesetzt  seien.  Eben  indem  man  sich  von 
dieteiu  Principe  entfernte,  haben  die  Minister  und  nocli  mehr 
fie  Staatssecretäre  einen  flir  den  Dienst  so  schädlichen  Einfluss 
gvwoimen.  Der  Minister  kenne  als  Fremdling  in  der  Regel  die 
Administration  zu  wenig  und  sei  daher  auf  den  Staatssecretiir 
anfrewiesen,  durch  den  er  sich,  so  wie  dieser,  da  er  mit  Ge- 
■^Aften  überbürdet  sei,  sich  von  seinen  Creaturen  leiten  lasse. 


t  Qaehmrd,  L«ttrM  icritM  par  lea  aoaverainM  de«  Payt-Bu  2S7.  Muoiteur 
Kr.  123,  fMg.  63»  ff. 

■Gaehard  289.  Monitour  Nr.  74S,  pag.  611  ff.  Ein  ähnliche!  Schreiben  er- 

1  ftaf  an  den  Kntberxoi;. 
•  TnsttinaiMd*Hr  an  Mettemich.  Vienne,  le  17  man  1798.  Orig'. 


16 


Tl.  AbbaodUng!  T.  Zeitaberr. 


Dies  habe  zu  Verfllgungen  Anlass  gegeben,  die  Missvergnllgen 
erzeugten  und  den  Principien  der  betreffenden  Dfiparteraents 
zuwiderliefen.  Auch  schleiche  sich  auf  diesem  Wege  Nepotis- 
mus in  den  Aemtern  ein.  Diesem  Uebelstande  solle  eben  die 
Einrichtung  jener  Conferenz  begegnen,  die  es  sich  jedoch,  um 
ihrem  Zwecke  zu  entsprechen,  zum  Grundsatze  machen  müsse, 
den  Conseils  collat^raux  Credit  im  Pubhcum  zu  verschaffen,  dies 
lunsomehr,  als  die  Eigenliebe  und  das  Ansehen  jener  Körper- 
schaften durch  die  neue  Einrichtung  einigermassen  beeinträch- 
tigt würden.  Am  besten  werde  man  dies  dadurch  erzielen,  dass 
man  die  Chefs  häufig  zu  jenen  Conferenzen  heranziehe  und 
ihnen  die  Principien  Sr.  MajesUlt  einpräge.  Vor  Allem  aber  sei 
es  erforderlich,  dass  die  MitgUeder  der  Conferenz  selbst  sich 
jedes  persönlichen  Interesses  entäussem  und  nur  das  öffentliche 
im  Auge  haben.* 

Zur  Ausfertigung  einer  Directive  füi*  den  Erzherzog  be- 
züglich speeielier  Punkte  scheint  es  indess  nicht  gekommen  zu 
sein;  ohnedies  war  in  dieser  Hinsicht  die  Instruction  für  Mcttcr- 
nich  erschöpfend  genug.  Die  Depesche  aber,  in  welcher  der 
Kaiser  die  allgemeinen  Gesichtspunkte,  die  ihm  zur  Richtschnur 
zu  dienen  hätten,  seinem  Bruder  mittheilen  hess  und  die  er 
demselben  durch  La  Valette  übersandte,*  war  folgenden  In- 
halts: Art.  1.  Als  oberstes  Pciiicip  liat  in  allen  Provinzen  die 
Wiederherstellung  und  Erhaltung  der  Verfassung  auf  dem  Fusse 
zu  gelten,  auf  welchem  sie  zti  Ende  der  Regierung  der  Kaiserin 
Maria  Tlieresia  beobachtet  worden  ist.  Daraus  folgt  {Art.  2), 
dass  in  allen  auf  die  Constitution  bezüglichen,  zur  Zeit  der 
französischen  Invasion  strittigen  und  seither  noch  nicht  durch 
ein  Ueberciukonimcn  mit  den  Stünden  ausgetrjigenen  Fragen 
der  Stand  der  Dinge  zu  Ende  der  Regierung  Maria  Theresias 
als  Richtsciiimr  zu  dienen  hat  tmd  Alles  rundweg  zurückzu- 
weisen ist,  was  zu  jener  Zeit  nicht  vorhanden  war.  Aus  diesem 
Principe  folgt:  1.  (Art.  3)  dass,  was  während  der  letzten  Un- 
ruhen geschah,  ganz  und  gar  vergessen  werden  muss.  Daher 
hat  man,  namentlich  anfangs,  den  Willen  zu  offenbaren,  nicht 
mehr  davon  sprechen   zu  hören,    denjenigen,  die  während  der 


»  TrauttiiiJinsi1<'rff  nn  dou  Kaiser,  18.  MKr/.   1793.  A.-A.  Copie. 
'  Metteniiih  an  Krzbor7,og  Carl,  1.3  mnm  1793,  A.-A.  Coiiio. 


Bclflea  unter  2er  0«MraliUn1ikIti>rMlikfl  Erthoring  Carl»  (I7S9,  I7M), 


17 


Unruhen  Anhänger  der  Stände  gewesen,  öffentlich  wie  privat, 
frcimdlic-h  zu  begegnen  und  das  gleiche  Benehmen  den  Chefs 
uud  Jlitgliedern  der  Conseils  coUat^raux,  der  Justiztribunale, 
kurz  allen  Beamten  zur  Pflicht  zu  machen,  zugleich  denen, 
die  dem  Souverän  treu  geblieben  sind,  zu  erklären,  dass  eines 
der  siclieretcn  Mittel,  um  Gnade  und  Gunst,  auf  die  sie  An- 
sprueli  hätten,  zu  erlangen,  darin  bestehe,  das  Ihrige  mit  bei- 
zutragen, um  alle  Gemtither  zur  alten  Anhänglichkeit  an  den 
legitimen  Herrscher  und  zur  Achtung  gegen  die  Gesetze  und 
eonstitutionellen  Autoritäten  zurückzuführen;  2.  (Art.  4)  dass 
das  Militär  nicht  gegen  die  Bürger  und  Landbewohner  ver- 
wendet werden  darf,  ausser  auf  Requisition  der  Riehter  und 
Magistrate  und  in  flagranti,  und  dass  man  nütbigenfalls  alle 
militäriseben  Procianiattonen,  die  den  Titel:  ,Loi  martiale'  füh- 
ren, widerrufen  muss;  3.  (Art.  5)  dass  das  Gouvernement  in 
den  Provinzen,  wo  der  dritte  Stand  in  seine  Versammlungen 
herkömmlicher  Weise  keine  Militäq>ersonen  zulässt,  es  vermei- 
det, derartige  Personen  zu  Mitgliedern  des  dritten  Standes  zu 
ernennen;  dass,  wenn  4.  (Art.  (i)  Scitwierigkeiten  bezüglich  des 
Unterrichtes  in  den  Scimleu  und  Collegien  sich  ergeben,  man 
sich  darüber  mit  den  Ständen  einigt,  um  die  Unruhen  beizulegen, 
welche  durch  die  Depesche  vom  21.  Deccniber  1791  hervorge- 
rufen wurden,  indem  man  aber  zugleich  den  Zweck  derselben 
zu  erreichen  sucht.  5.  (Art.  7)  Da  gute  Sitten  so  wichtig  wie  die 
Gesetze  sind,  so  hat  man  von  denen,  die  sich  um  Civilämter, 
Gerichtsstellen,  Würden  u.  dergl.  bewerben,  als  wesentliche  Be- 
dingung zu  fordern,  dass  ihr  Ruf  unbescholten  sei  und  sie  sich 
allgemeinen  Ansehens  erfi'euen.  0.  (Art.  8)  Da  die  Religion  der 
mächtigste  Zügel  für  die  Älenschen  und  der  festeste  Halt  für 
die  Sitten  ist,  muss  man  derselben  ihren  alten  (ilanz  wiedergeben. 
Sie  muss  als  Barrifere  gegen  das  jeder  socialen  Ordnung  und 
jedem  politischen  Baude  verderbliche  System  dienen.  Man  muss 
demnach  den  Clcriis  begünstigen  und  ihm  cuipfi^hlcn,  die  kirch- 
liche Disciplin  wieder  in  Kraft  zu  setzen  in  all  den  Punkten, 
die  nicht  den  (lesetzen  und  Privilegien  des  Landes  zuwider- 
laufen, und  den  Cidt  in  seinem  Glänze  zu  erhalten.  7.  (Art.  8) 
Ein  Haiiptgogenstand,  auf  den  von  Anfang  an  sich  die  Auf- 
merksamkeit vor  Allem  zu  richten  liat,  ist,  dass  jene  Magistra- 
turen,   deren   Verleihung    dem   Gouvernement   zusteht,    gut    zu- 

Siliungskcr  <l.  phil-hi«!   (1    C.«Vin.  IM.  0.  Abh.  2 


18 


VI.  Akkudlmii; :  r    ZeiXbarg. 


sammengesctzt  werden.  Dieser  Punkt  ist  sehr  wichtig  lUr  da» 
Volk,  welches  glauben  wilrde,  dass  man  nichts  fiir  dasselbe 
gethan  habe,  dass  die  zugestandene  Verzeihung  nicht  vollkom- 
men, und  dass  die  Absicht,  die  Verfassung  zu  beobachten,  nicht 
aufrichtig  sei,  wenn  die  Magistrate  und  Polizeibearaten,  welche 
über  das  Schicksal  und  das  Leben  der  Einzelnen  zu  entschei- 
den haben,  nicht  der  Verfassung  zugethan  wären  oder  in  die- 
ser Hinsicht  nicht  das  öffentliche  Vertrauen  genössen.  Um  dies 
zu  erreichen,  wird  man  die  Personen  in  ilu-  Amt  wieder  ein- 
setzen oder  anderweitig  befriedigen  müssen,  welche  anl&sslich 
der  Unruhen  derselben  illegal  beraubt  worden  sind,  aber  auch 
keine  Schwierigkeiten  der  Wiedereinsetzung  solcher  Personen  zu 
bereiten  haben,  welche  in  Folge  ihrer  Anhilnglichkeit  an  die  Ver- 
fassung das  Vertrauen  des  Publicums  genossen  haben.  8.  (Art.  10) 
Der  Lauf  der  Justiz  und  die  Vollstreckung  der  Urtheile  (juge- 
ments),  Sentenzen  und  Arrets  dürfen  in  keiner  Weise  und  unter 
keinem  Verwände  unterbrochen,  gehindert  oder  suspendirt  wer- 
den, vorbehaltlich  des  Begnadigungsrechtes.  9.  (Art.  11)  Vor- 
schlüge, welche  auf  eine  Neuerung  in  der  Organisation  der 
Stände,  der  Art  der  Ernennung  und  Zusammensetzung  der 
Magistrate,  sowie  der  Gerichtsordnung  abzielen,  sind  ebenso  zu 
verwerfen  wie  jede  Bitte,  welche  auf  eine  Minderung  der  Aus- 
dehnung und  Ausübung  der  Rechte  der  souveränen  Autorität, 
der  administrativen  Gewalt  der  Stände  und  der  legalen  Körper- 
schaften, sowie  der  Autorität  der  Justiztribunale  gerichtet  ist, 
da  deren  Existenz  auf  den  constitutionellen  Gesetzen,  Gewohn- 
heiten und  Privilegien  des  Landes  beruht,  so  wie  diese  zu  Ende 
der  Regierurifj  Jlaria  Theresias  in  Kraft  waren,  und  eine  Aen- 
derung  überhaupt  nicht  stattfinden  kann,  ehe  die  Geister  hin- 
länghch  beruhigt  sind.' 

Die  Ernennung   des   Erzherzogs   zum   Generalgouvemeur 
war,  wie  schon  bemerkt,  in  aller  Eile  erfolgt,  und  auch  Metter- 


'  Am  13.  Angiiat  179.?  wurde  der  Encliersog  beauftrag,  diese  Depesche 
auch  den  Mitgliedern  der  Conferene  nnd  der  C<in«eils  coUnt^raiix  nia 
RicIitNcliniir  uiitzntheilen.  Nocbnials  wurde  dem  Gouvenienient  ein^- 
scbBrft,  an  dem  Status  quu  zu  Endo  der  Regierung  Marin  Tker 
nichts  zn  8ndeni,  und  wu  sich  dennoch  eine  Aenderung  als  im  Inter 
der  Sache  wilnscliennwertli  darstellen  sollt«,  xnvor  den  Kaiser  davon  in 
Keuntniiis  zu  setzen. 


B<«l^oo  tintrr  der  OdneniUtaUhallprMili&fl  Enih(>rsnf  Carla  (17VS,  t7M). 


10 


nich  wurde  nunmehr  Eile  zur  Pflicht  gemacht.'  Aber  gerade 
in  diesem  Augenblicke  trat  die  schliniuiste  Eigenschaft  Metter- 
jBich's,  die  Langsamkeit  seiner  GeschäfUiftlhrung,  zum  grössten 
achtheile  der  Sache  zu  Tage.  Denn  statt,  wie  ihm  friiiier  be- 
deutet worden  war,  sich  der  siegreich  vordringenden  Armee 
anzuschliessen,  weilte  er  fast  den  ganzen  Monat  M.'lrz  in  Cob- 
lenz,  wohin  er  sich  am  14.  Februar  von  Wesel  begeben  hatte, 
and  brach  erst  am  25.  Milrz  nach  Maestricht  auf.  In  Tirlemont 
freundhch  empfangen,  zu  Lüwen  von  Mitgliedern  der  Stunde 
begrüsst,  hielt  er  am  29.  seinen  Einzug  in  Brüssel,  der  sich 
I      ebenfalls  recht  herzlich  gestaltete.* 

H  Durch  diese  Verzögerung  gerieth  aber  der  Erzherzog  in 

^  eine  ziemHch  peinliche  Lage.  Das  Gerücht  seiner  bevorstchen- 
I  «len  Ernennung  war  ihm  vorangeeilt,  so  dass  man  sich  schon 
bei  seinem  ersten  Einzüge  in  Brüssel  (25.  März)  an  ihn  mit 
den  verachiedensten  Anfragen  wendete,  die  er  aber,  ohne  die 
Intentionen  des  Kaisers  zu  kennen,  nicht  beantworten  konnte. 
Erst  am  folgenden  Tage  (26.  Milrz)  langte  Graf  Wratislaw  mit 
dem  Ernennungssclireiben  des  Erzherzogs  in  Brüssel  an.  Da 
Mcttt-mich  noch  immer  nicht  eingetroffen  war  und  auch  sonst 
sich  Niemand  von  den  Beamten  des  Gouvernements  in  Brüssel 
Wand,  beschloss  Carl,  vorläufig  bei  der  Armee  zu  verbleiben, 
dies  umsomehr,  als  die  Franzosen  den  Palast  in  Brüssel  voll- 
«Wndig  ausgeplündert  hatten. 

Auch  der  Kaiser  war  über  das  Zaudern  Mettemich's  un- 
Febalten,  zumal,  wie  er  meinte,  jetzt  ,ActivitUt'  mehr  als  je 
"öthig  sei,  um  von  dem  Eifer  und  guten  Willen  der  Nation  zu 
Profitiren.*  Daher  bat  er  seinen  Bruder,  sofort  nach  erfolgter 
"'"oclamation    das    Gouvernement    zu    übemelimen,    um    durch 

■'^•»le  ,Activitilt'  die  Langsamkeit  Mettemichs  zu  ersetzen,  den 
""  in  einem  anderen  SchreiVien*  als  einen  ,Phlegmaticu8'  be- 
'^»chnet.  Er  ersucht  den  Erzherzog,  bestimmte  Auskünfte  über 
**le  Vorfälle  zu  geben,   und   wenn   etwas  Wichtiges   geschehe, 


'  Trauttmanfidorff  «n  Metteniich.  Viennc,  le  19  mar»  1793. 

*  M(<t<crnicb  an  TrauttmansdoHT.     Coblence,   ce  So  mar«,   le  31   mai  1793. 

ÜKiine  et  Wautera,  Higtoire  de  la  ville  ile  Bruxflle«,  1.  c.  II,  433. 
'  Fnuue  IL  an  Knhenog  Carl.    Wien,  den  I.  April  1798.   Oig.  eig.  A.-A. 
~  Uli  II  an  Erzherzog'  Carl.  Wien,  deu  ....  April  1793. 

2» 


20 


VT.  Atili«odlDiig:  V.  Ztlttberg. 


weder  Couriere  noch  Stafetten  zu  sparen,  da  Mettemich  kein 
Freund  des  Schreibens  sei.  ,Denke,  dass  Du  in  diesem  Augen- 
blicke der  Monarchie  Dienste  leisten  kannst,  welche  Du  zu 
leisten  vielleicht  nie  mehr  in  die  Lage  kommen  wirst' 

Erzherzog  Carl  begab  sich  von  Brüssel  nach  Mons,  wo 
man  ihn,  als  er  an  der  Spitze  der  Avantgarde  (29.  März)  »ei- 
nen Einzug  hielt,  so  wie  irUher  in  Brüssel  mit  aufrichtigem 
Jubel  empfing.  Zu  Boussu  (8.  April)  wurden  ihm  die  Insignien 
des  Maria  Theresien-Ordens  überbracht.  V^on  da  begab  er  sich 
in  das  Hauptquartier,  welches  Coburg  mittlerweile  von  Mons 
nach  Qui^vrain  verlegt  hatte. '  Der  Erzherzog  weilte  nun  einige 
Tage  auf  dem  benachbarten  Schlosse  Qiu^vrechin,  in  dessen 
Nilhe  die  Avantgarde  lag,  während  die  Hauptarmee  zwischen 
Conde  und  Valenciennes  bei  Quarouble  stand. '  Man  beschränkte 
sich  vorläufig  bis  zur  Ankunft  der  zu  Antwerpen  in  Aussicht 
gestellten  Verst^irkungen  auf  die  Beobachtung  von  Valencien- 
nes und  die  Einschliessung  von  Conde.  Erzherzog  Carl  begab 
sich  einmal  bis  unter  die  Kanonen  der  letzteren  Festung,  so 
dass  er  die  Umfassungsmauern  wahrnehmen  und  die  Unifor- 
men der  französischen  Soldaten,  welche  in  den  Forts  vor  der 
Stadt  lagen,  unterscheiden  konnte.'  Sein  Gesundheitszustand 
war  damals  vortrefflich;  , trotz  aller  Strapazen,  trotzdem,  dass 
er  nur  wenig  schläft,  und  trotz  der  ungeregelten  Lebensweise, 
die  es  mit  sich  bringt,  dass  er  bald  iira  10  Uhr  Morgens,  bald 
um  8  Uhr  Abends,  bald  kalt,  baM  warm  speist,  erfreut  sich 
mein  Herr  des  besten  Wohlbefindens,'  konnte  Delmotte  an 
Carls  besorgte  Tante  schreiben.* 

Stündlifli  sah  der  Erzherzog  der  Ankunft  Metternich's  ent- 
gegen. Auch  Prinz  Coburg  erwartete  den  Minister  ,wic  die 
Juden  den  Messias'.  ,Man  erwartet  ihn,'  schreibt  Delmotte  am 
16.  April,  ,für  morgen,  und  so  geht  es  von  einem  Tage  zum 
andern.    Mein   Herr  (Erzherzog  Carl)  hat  ihn  noch  nicht  ge- 


»  Witzlebeu  II,  181. 

*  Delmotte  an  Maria  Christine,  a.  d.  Orig.  eig.  A.-A. 

*  Delmotte   an  Maria  Christine   und  Horaog  Alburt,    ».  tl.  Orip.    eig.  A.-A. 
Vergl.    Aacklanil    an    tironvillu.    llague,   A|iril    Ti,    IT'.)3;    in    Auckb 
Journal  III,  31. 

*  Delmotte  an  dieaelbon.  Mons,  lo  6  avril  1793.  Orig.  eig.  A.-A. 


Belgian  unter  der  Oener&Utettliilterscbaft  Erilieriog  Carl«  (I79S.  1*94). 


21 


sehen,  seit  er  im  Lande  ist;  es  sind  miudestens  vierzehn  Tage, 
dass  er  zu  kommen  verspricht.* ' 

Endlich  langte  Metternich  im  llauptquai-ticr  an,  und  da- 
mit trat  zugleich  der  Zeitpunkt  ein,  in  welchem  der  Erzherzog 
das  Generalgouvernement  Uhcrnehmen  sollte.  Aber  obgleich  er 
bisher  diesen  Angeublick  kaum  erwarten  zu  können  schien,  so 
vei-setzte  ihn  doch  jetzt  die  Nothwcndigkeit,  die  Armee  zu  ver- 
lassen, in  die  misslichste  Stimmung,  da,  wie  er  seinem  Oheim, 
Herzog  Albert,  gegenüber  bemerkt,  das  Kriegshandwerk,  ,der 
Gegenstand  aller  seiner  Wtlnsche,  seine  einzige  Leidenschaft' 
sei.  ,Und  nun  werde  ich,'  fUgt  er  hinzu,  ,zu  einer  Aufgabe  er- 
sehen, von  der  ich  niclits  oder  nur  wenig  verstehe,  und  das  in 
einem  der  kritischesten  Momente  und  mit  einem  Minister  wie 
Metteruich.  Icli  bin  trostlos  darlibcr  und  fühle  mehr  denn  je 
das  Unglück,  von  Ihnen  getrennt  zu  sein.  Wenigstens  hoffe 
ich,  dass,  wenn  es  mir  nicht  gelingt,  Sic  midi  bedauern  und 
nicht  verurtheilen  werden  .  .  .  Seien  Sie  vei"sichert,  lieber 
Onkel,  dass  es  mich  ungemein  schmerzt,  Ihnen  auf  einem 
Posten  folgen  z»  müssen,  auf  den  Sie  nicht  verzichtet  haben, 
und  dass  ich  Alles,  was  in  meiner  Macht  steht,  daftlr  geben 
würde,  wenn  es  anders  wäre.'* 

Dieselben  Klagen  ergiessen  sich  in  einem  Briefe  an  den 
Erzherzog  Josef:  ,Mit  den  grössten  Schmerzen  und  mit  Thrä- 
nen  in  den  Augen  werde  ich  diese  Armee  verlas.siMi,  und  ohne 
mir  zu  schmeicheln,  werde  ich  bei  selber  bedauert  werden. 
Schon  jetzt  geben  sie  mir  Beweise  davon,  und  die  Nachricht 
meiner  Abreise  hat  Alle  verdrossen,  Alle  geschmerzt.*''  Und 
auch  dem  Kaiser  gegenüber  machte  Erzherzog  Carl  aus  dieser 
Stimmung  kein  Ilehl.  ,Wie  hart  es  mir  geschuhe,'  schreibt  er, 
,die  AiTiiee  eben  in  dem  Augenblicke  zu  verlassen,  wo  sie  so 
glorreiche  und  wichtige  Untemehmmigen  vor  sich  hat,  kannst 
Du  Dir  einbilden.  Nur  der  Wunsch,  Deine  Zufriedenheit  zu 
erwerben,   und   die  Hoftnung,   vielleicht  dem  Staate   nützen  zu 


'  Deliuutte  an  Maria  Cliristine  und  Herzfig  Albert.    Qui^yrain,  le  16  »vril 

179.S.  Orig.  eig.  A  -A. 
*  Erzherzog:   Carl    an   Herzog   Albert   von   Sachsen  -  Teschen.    Qaiivrecbin, 

le  20  avril   I7yn.  Orig.  cig.  A.A. 
'  Erzherzug  Carl  nii  Erzherzog  Josef.  Quidvrechin,  deu  19.  April  1798.  Orig. 

eig.  A.-A. 


TT.  AManlUnf:  r.  Zeituberf. 


künnen,  liudert  in  etwas  meinen  ächmerz.  Ich  habe  Ursache, 
mich  zu  sdimeicheln,  dass  die  Armee  mich  ungern  von  hier 
weggehen  sieht.' ' 

Wenn  übrigens  Erzherzog  Carl  von  seiner  völligen  Un- 
kenntniss  der  niederlündischen  Geschäfte  spricht,  deren  oberste 
Leitung  er  nunmehr  übeniehmen  sollte,  so  ist  dies  der  Aus- 
druck einer  zu  weitgehenden  Bescheidenheit,  die  den  übrigens 
nicht  verhehlten  Verdruss,  dem  seinen  Neigimgen  und  seinen 
Fähigkeiten  so  sehr  entsprechenden  militilrischen  Berufe  wenig- 
stens ftlr  einige  Zeit  entsagen  zu  mUssen,  nur  leicht  zu  ver- 
schleiern vermag.  Darum  bittet  er  in  jenem  Briefe  den  Kaiser, 
da  er  sich  während  dieses  Krieges  doch  einige  militärische 
Kenntnisse  gesammelt  und  die  Hoffnung,  seinem  Bruder  mit 
der  Zeit  in  diesem  Fache  Dienste  leisten  zu  können,  nicht  auf- 
gegeben habe,  ihm  zu  gestatten,  im  Falle,  dass  es  im  Beeide 
zu  einer  wichtigen  Operation  kommen  sollte,  sich  auf  einen 
oder  zwei  Tage  zur  Armee  begeben  zu  dürfen,  zumal  die  Ent- 
fernung des  gegenwärtigen  Kriegsscliauplatzes  —  Valenciennes 
—  von  Brüssel  nur  neun  Stunden  betrüge  und  er  daher  jeder- 
zeit sofort  auf  seinen  Posten  zurückkehren  könne.* 

Gleich  ihrem  Liebling  wurde  auch  Maria  Christine  durch 
die  Nachricht,  dass  Carl  die  Armee  verlassen  müsse,  peinlich 
berührt.  Sie  erblickte  in  diesem  Auftrage  nichts  als  eine  Intri- 
gue  der  ,Minister',  d.  i.  Metternich's  und  Thiigut's,  welche,  so 
meinte  sie,  befürchteten,  dass  der  Prinz  bei  längerem  Verwei- 
len in  der  Armee  seine  Gelehrigkeit  einbüssen  und  die  ihm  so 
nothwendige  Energie  finden  könnte.'  Richtiger,  jedenfalls  ruhi- 
ger, urthcilte  ihr  Gemahl,  der  vielmehr  den  Erzherzog  zu  trö- 
sten versuchte.  Es  handle  sich,  meinte  er,  wohl  nur  um  eine 
momentane  Verfügung,  um  eine  einfache  Besitzergreifung,  und 
er  werde  voraussichtlich  noch  genug  Gelegenheit  finden,  um 
seinem    gerechten    Ehrgeize,    der    ihn    zum    Waffenhandwerke 


*  Erzherzog  Cxrl  mii  den  Kaiser.  QniÖTrechin,  den  19.  April  1793.  Orig. 
eig.  Auch  DelmoUe  schreibt  am  26.  April  (Orig.  eig.  A.-A.):  ,Dnser 
gnädigster  Herr  ist  trostlos,  dass  or  die  Armee  verlassen  musat«,  wo  er 
angebetet  and  der  er  selbst  sugethan  war.' 

*  Ebenda. 

*  Maria  Christine  an  den  Kurfürsten  von  KOln,  le  6  mal  1793.  Orig. 
A.-A. 


Bdfiai  mtcr  der  OcnenlitsMksltnKlisn  Enbcrug  Cvli  (1798,  17M).  33 

•Behe,  Ctenfige  zu  leisten.  Auch  werde,  da  man  ja  den  WOn- 
ichen  der  Belgier  bereits  zaTOigekonunen  sei,  seine  Aa%abe 
eine  angenehme  and  leichte  sein.  Der  EIrzherzog,  ftigte  er  nicht 
obne  Bitterkeit  hinzu,  werde  nor  Beifall  za  ernten  und  Blumen 
n  {backen  haben,  wo  Andere  Kanuner  empfanden  und  Dor- 
aea  ernteten.  *■ 

Hit  um  so  grösserer  Genugthnong  empfand  der  Euüser 
die  Resignation,  mit  der  sich  sein  Bruder  schliesslich  in  seinen 
Wnnsch  fttgte.  Er  bezeichnete  dessen  Entschlass  als  einen 
Dienst,  den  er  dem  Yaterlande  erwiesen  habe.  ,Ich  b^preife 
gar  wohl,'  bemerkte  er,  ,dass  Du  ungern  die  Armee  Terlassest, 
WD  Du  Dir  gewiss  noch  mehr  Ehre  gemacht  hattest  Indessen 
Du  musst  Deine  Privatwttnsche  dem  Dienste  aufopfern,  zumalen 
da  es  Dich  nicht  hindert,  bei  wichtigen  Unternehmungen,  die 
dmehin  immer  von  kurzer  Dauer  sind,  wie  Da  es  wQnschest, 
gegenwärtig  za  sein.  .  .  .  Ich  kann  Dich  ftbrigens  nur  an  Alles 
lüer  erinnern,  was  ich  Dir  in  den  vorhergehenden  Briefen  ge- 
lehrieben,  und  recommandire  Thxtigkeit  und  genaue  Folge- 
leistung  meiner  Befehle  oder  Vorstellangen  dagegen,  wenn  rie 
■ieht  ausAhrbar  sind.  Endhch  nehme  von  Allem  Einsicht  und 
handle  durch  Dich  selbst  und  nicht  durch  Impulsion  der  An- 
deren, sonst  würdest  Du  in  Kurzem  alle  Liebe  und  Achtung 
des  Landes  veriieren."  Und  wie  wenig  der  Kaiser  wOnschte, 
dass  sein  Bruder  sich  etwa  blos  von  Mettemich  als  Vorwand 
seiner  Massregeln  gebrauchen  lasse,  geht  aus  einem  anderen 
Schreiben  hervor,  in  welchem  es  heisst:  ,Mache,  dass  Dir 
nichts  unbekannt  bleibe  von  Allem,  was  geschieht,  und  handle 
■oviel  möglich  durch  Dich  selbst,  da  mir  viel  an  Deiner  Repu- 
'■AMm  und  an  dem  Besten  des  Dienstes  heget.'* 

Carls  Pflichtgefühl  war  jetzt  so  rege,  dass  er,  als  Hetter- 
ich die  Veröffentlichung  der  Ernennung  des  Erzherzogs  zum 
^cneralgouvemeur  und  der  oft  erwähnten  Proclamation,  welche 
dieser  ^ichsam  zum  Präladinm  dienen  sollte,  neuerdings  hinaus- 

'  Heraog   Albcrrt    ao    Erzhenogr  CarL     Dretde.    ee   S   Bai    1793.    Copi«. 

A.-A. 
*  Fnun  IL  an  Enhenag  CarL    Wien,  dm   1«.  oder  M.  Hai  1793.   Otig. 

tig.  A.-Ä.  lila*  Datam  ist  OBdentlieh  corrigirt). 
*nans   U.   aa   Crxheno;   Cari.    Wien,   da    12.   Mai   1793.    Orif.    ei;. 


VI.  A1i1»ndlnng:  t   Zrlnsbcrf. 


schieben  wollte,   uutor  Berufung  auf  den  directen  Wunsch  d 
Kaisers  auf  ein  beschleuniptes  Tempo  drang.' 

Am  21.  April  wurde  im  Hauptquartier  Coburg's  (Quievrain) 
durch  Armeebefehl  bekanntgegeben,  dasa  Erzherzog  Carl  zum 
Goneralgouverneur  und  CapitUn  ernannt  worden  sei,  deshalb 
die  Armee  verlassen  müsse  und  das  Coramando  der  Avant- 
garde, die  er  bis  dahin  befehligt  hatte,  an  FML.  Benjowsky 
übergebe.  Am '23.  kam  der  Erzherzog  nach  Brüssel;  da  ab^f^^f 
die  Vorbereitungen  des  glilnzenden  Empfanges,  den  man  ihm^^* 
daselbst  bereiten  wollte,  einige  Tage  in  Anspruch  nahmen,  be- 
gab er  sich  zunftchst  nach  Laeken,  das  die  Franzosen  ireiheh 
in  einem  klUglichen  Zustande  zurückgelassen  hatten.  Da  nicht 
einmal  eine  Equipage  zur  Verfugung  stand,  schlug  Mettemich 
dem  Erzherzog  vor,  auf  seinem  Schlachtross  in  Brüssel  einzu- 
ziehen, was,  wie  er  meinte,  im  Publicum  Sensation  machen 
werde.  Doch  dass  es  eines  solchen  Theatereffectes  nicht  be- 
durfte, daftir  hatten  die  Bürger  von  Brüssel  gesorgt.  Als  Tag 
des  Einzuges  war  anfangs  der  25.  April  bestimmt,  doch  wurde 
auf  Bitten  der  .Stjidt  die  Ceremonie  anf  den  28.  verschoben. 

Der  Empfang  des  jungen  Generalgouvemeurs,  dessen  Brust 
bereits  die  Insiguien  des  Maria  Theresien-Ordens  schmückten, 
war  ebenso  glänzend  als  herzlich.  Der  Einzug  fand  um  4  Uhr 
Nachmittags  statt.  Als  Triumphwagen  diente  ein  Plineton.  der 
ihn  am  Thore  von  Laeken  erwartete  and  auf  dessen  Sitze  ein 
Amor  angebracht  war.  StjUt  der  Pferde  spannten  sieh  drei- 
hundert Bürger  selbst  vor  den  Wagen  und  brachten  den  Ge- 
.  feierten  unter  dem  Jubel  der  Bevülkenmg  in  sein  Palais,  nach- 
dem er  zuvor  bei  St.  Gudule  angehalten  und  dem  Te  Deum, 
das  der  Nuntius  anstimmte,  beigewuhnt  hatte.  Es  war  eine 
durchaus  spontane,  echt  bürgerliche  Huldigung;  bjos  die  be- 
waflFneten  Serments  bourgeois  emiifingen  ihn  am  Stadtthore,  und 
sie,  nicht  eine  railittrische  Bedeckung,  geleiteten  ihn  in  das 
Palais  Royal,    wo    ihn   ausser  den  Comites   des  Gouvernements, 


'  Krzlierwjg  Carl  an  ilen  Kaiser.  Qui^vrechain,  19.  April  1793.  Ori|f.  e'tg. 
Norh  am  3.  April  war  dio  bevorstehende  Procianiation  de»  Erslicrxcid^ 
Weitaren  Kreiiten  ein  Geheimuiss;  in  England  meinte  man  daiiiaU  nurh, 
dasa  Cobarg  für  dii^en  Posten  auaerseben  sei.  Lonl  Laughimrougli  an 
Atii'klaud  in  The  juamal  uid  correspundence  of  William  Lord  Äuoldand 
UI,  8. 


n«lgi«n  ODtrr  der  aeoenUUttktItersekift  Eralifrtef  CuU  (179S,  1794). 


[der  Couäeil  vuii  Brabant,  der  Magistrat  von  brlissel,  der  Adel, 
[die  Stände  und  die  Notabein  der  Blirfferschaft  erwarteten. 

,Es  wäre  unmii^lieh/  schreibt  Metternicli,   .die  Freude  zu 
schildern,    die    das    Volk    während    des    Zuges    des    Erzherzogs 
{durch  die  Stadt  an  den  Tag  legte.  Alle  Hituser  waren  decorirt 
'und    die   Devisen    Air   Se.    köiiigl.    Hoheit    äusserst   sehiueichel- 
haft.    Bei   Hof  war   grosser   Cercle.     Die    ganze   Welt  drängte 
!  sich    um   den   Prinzen,    um    ihm    ihre   allgemeine   und   lebhaft 
empfundene    Freude    auszudrücken.     In    dem    Augenblicke,    in 
dem    ich    dies    schreibe,    begibt    sieh    Se.    künigt.    Hoheit   ins 
Theater,   worauf  ein  Souper  und  Ball  in   dem  Maison  du  Roi' 
stattfindet,    auf  Kosten  der  .Stäidt,    die  an  diesem  Abende  allge- 
mein  illuminirt  sein  wird.    Es   ist   eine   merkwürdige  Anekdote 
in  Umlauf,   auf  die  man  grosses  Gewicht  legt,  dass  Se.  königl. 
Hoheit  weiland  Prinz  Carl  von  Lothringen  ebenfalls  seinen  Einzug 
durch  das  Thor  von  Laeken,  denselben  Tag,  denselben  Monat 
und  zur  selben  Stunde  gehalten  babo.'* 

Namentlich  war  das  Theater  in  Brüssel  in  diesen  Tagen 
■  der  Schauplatz  rauschender  Ovationen,  in  denen  der  Wechsel 
der  politischen  Stinnuung  augenfälligen  Ausdruck  fand.  Wäh- 
rend der  französischen  Zwischenherrschaft  hatten  sich  die  Schau- 
spieler dieses  Theaters  den  Titel:  ,Les  comödiens  belgiqucs'  bei- 
gelegt. Seit  dem  M.  Januar  1793  hiessen  sie:  ,Oom(5diens  reunis 
de  la  r^publique  frau^aise  et  belgique',  zwei  Tage  darnach:  ,Les 
comediens  de  la  repubUque  fran^^aise  sous  la  direction  de  la 
citoyenne  Jlontassier,  reunis  aux  eomediens  de  la  r(fpublif[ue 
belgique',  nach  jener  berüchtigten  iMontassier  —  eigentlich  Jlar- 
gnrite  Brunet  —  die  nach  einem  abenteuerlichen  Leben  und 
anfänglichen  Misserfolgen  an  der  Comedie  fran^aise  die  Leitung 
des  Theaters  zu  Nantes  und  später  anderer  Buhnen  Übernahm, 
bis   sie   sich  zuletzt  trotz  der  Gunst,   die  ihr  Marie  Autoinette 


'  Eine  Abbilduug  des  Maisoii  du  Roy  oder  Bruodhuys  bei  Wauters  HI,  61. 

•  Mettomicli  an  Trauttitmiigdurflf.  BniiBlIes,  1e  28  arril  1793.  Vergl.  auch 
Gacbard,  .■Vnaleot*»  II.  t05 — 108;  doii  «ifficiollen  Ileriobt  den  Knhcry.oga 
an  den  Kaiitpr.  Krnxelle.«,  lo  1"  mai  179S;  Klinkowütrilni,  Le  conite  de 
Fernen  U,  71.  Denkmiluze:  V.  Carl.  Lud.  arcb.  Auetr.  Belg.  prael'.  Brust- 
bild im  KUrass  mit  guldeni>m  Vliüss.  R.  tSechHueili^:  FuRiü  fn^atis.  que  tiallis 
Belgraruui  cum  priuvi))e  8uo  rortiiiia  redux.  MDC('\(JIII.  Lorbeer  und  l'alme, 
bei  Ametk,  Katalog  Nr.  4(i9.  Die  Scbildening  bei  Dnller  *,  142  beruht  auf 
derScIirift:  .Leben  är.k(In.HuUeitKarlLudwigu.8.f.- Nürnberg  1801.  H.ibB. 


96 


VI.  Afchuilliing :  t    Z«i<f1iers. 


erwies,  der  Kevulution  mit  leidenschaftlicher  Gluth  in  die  Arme 
warf  und  an  der  Spitze  einer  Scliauspielortruppe  im  Gefolg», 
der  Armee  nach  Brüssel  kam,  wo  sie  die  damals  in  Paris  be- 
liebten Stücke  auflFllhren  liess.  Mit  dem  Einzüge  der  Oester- 
reicher  verschwand  natürlich  ihre  Gestalt  von  der  Blume.  Die 
Truppe  nannte  sich  jetzt:  ,Comediens  de  Son  Altesse  Royale.*'^ 
Aber  auch  das  Publicum  war  jetzt  ein  anderes  geworden.  Hatten 
zuvor  die  revolutionären  Stücke  so  elektrisirend  gewirkt,  dass 
ein  Theil  der  Zuschauer  auf  die  Bühne  sprang,  um  die  Carma- 
gnole  zu  tanzen  und  die  Älarsoillaise  zu  singen,  so  fand  jetzt, 
am  30.  April,  in  Gegenwart  des  Erzherzogs  eine  Vorstellung  des 
jHommage  de  Bruxelles,  scfene  lyrique  de  De  Beaunoir,  musique 
de  Diujuesnoy'  statt,  welche  der  leichtbeweglichen  Menge  zu 
neuen  Huldigungsbezeigungen  Anlass  gab. 

Vennutlilich  ist  es  diese  , lyrische  Scene',  von  der  Metter- 
nich  bemerkt,  dass  man  dieselbe  zu  Brüssel  dreimal  und  jedes- 
mal mit  grösstem  Erfolge  aufgeführt  habe.  ,Ich  bemerke,' 
schliesst  Mettemich,  ,dass  dergleichen  zu  anderen  Zeiten  gleich- 
giltig  wÄre,  es  aber  in  diesem  Augenbhcke  nicht  ist,  wo  alle 
Völker  sozusagen  unter  dem  Pliudnicke  des  wahnsinnigen  Rau- 
sches stehen,  der  Frankreich  bethört  und  der  grösstentheils  auf 
jene  Gesilnge  zurückzufüliren  ist,  wie  seine  grossen  Verbrechen 
auf  die  Marseillaise." 

Der  Erzherzog  nahm  derartige  Huldigungen  mit  einer  Be- 
scheidenheit entgegen,  die  ihm  zu  um  so  grösserer  Zierde  ge- 
reichte, je  leichter  sich  sonst  das  jugendhche  Herz,  besonders 
wenn  sich  damit  der  Glanz  fürstlicher  Stellung  verbindet, 
Schmeicheleien  zugänglich  zeigt.  , Gestern  Nachmittag,'  schreibt 
der  Erzherzog  am  Tage  nach  seiner  Ankunft  in  Brüssel,  wie 
gewöhnlich  das,  was  ihm  an  Ehren  zu  Theil  geworden  war, 
mit  Stillschweigen  übergehend,  ,habc  ich  meinen  Einzug  hier 
gehalten,  und  heute  habe  ich  das  Gouvernement  übernommen. 
Gott  gebe,  dass  Alles  gut  gehe  und  dass  Du  Ursache  habest, 
mit  mir  zufrieden  zu  sein;  wenigstens  wird  es  gewiss  nicht  an 
gutem  WiUen  von  meiner  Seite  fehlen,  und  ich  werde  keine 
Mühe  sparen,  um  Deine  Zufriedenheit  zu  erreichen.'* 


*  Mettemich  an  Trauttmansdorif.  Bnuelles,  le  Sl  >Tril  1793.  Cupie. 

'  Erclienog  Carl  an  Kaiser  Frans.  Brüaael,  den  28.  Aprii  1793.  Orig.  eig. 


B«l(iea  unter  4er  0«narml>tatt]nlleneb*{|  Erakcrwt  Ctrli  (1T9S,  ITM). 

Wean  man  sich  die  Uulcliguugen  Brüssels  gerne  gei'ullen 
Hess,  ja  unter  den  gegebenen  Verhältnissen  denselben  sogar 
einen  gewissen  Werth  beilegen  zu  müssen  glaubte,  so  sah  man 
dagegen  von  ähuUchen  Festen,  wie  sie  sonst  bei  derartigen  An- 
lässen auch  in  den  übrigen  Städten  abgehalten  zu  werden 
pflegten,  ab,  um  den  Bewohnern,  die  durch  die  feindliche  In- 
vasion harte  Einbussen  erlitten  hatten,  die  mit  solchen  Veran- 
staltungen verbundenen  Kosten  zu  ersparen.'  £s  fiel  daher 
Mettemich  nicht  schwer,  die  Stände  von  Brabant  in  diesem 
Falle  gegen  den  Vorwurf  knauserischer  Sparsamkeit,  die  ihrer 
Opferwilligkeit  ein  scldimmes  Prognostiken  stelle,  in  Schutz  zu 
nehmen,  da  ja  er  selbst  es  gewesen  war,  der  mit  Zustimmung 
des  Erzherzogs  die  Stände  zur  Ersparung  von  Ö0.(KX)  Gulden 
veranlasst  hatte.' 

ni.  Der  Hofhält  Erzherzog  Carls  In  Brflsscl. 

Durch  die  Ernennung  des  Erzherzogs  Carl  zum  Gencral- 
statthalter  der  österreichischen  Niederlande  wurde  die  Bddung 
eines  neuen  Hofstaates  für  denselben  bedingt.  Aus  früherer  Zeit 
gehörten  seiner  Umgebung  vor  Allem  Wamsdorff  und  Maldeghem 
an.  Auf  Warnsdorff's  Kath  und  mit  Zustimmung  des  Kaisers 
nahm,  da  Wratislaw  damals  eine  Reise  nach  Wien  unternom- 
men hatte,  der  Erzherzog  den  jungen  Hauptmann  Graf  Collo- 
redo  (von  Wenckheira-Iiifanterie),  Sohn  des  Conferenzministers, 
in  seinen  Dienst.^  Dem  Haushalte  des  Erzherzogs  gehörte  auch 
der  Hauptmann  Delmotte  an,  der  Vertrauensmann  der  Erzher- 
zogin Maria  Christine,  mit  welcher  er  in  eifrigem  Briefwech- 
sel stand. 

Der  Erzherzog  wünschte,  diesen  Kreis  alter  Bekannter 
auch  fernerhin  beibehalten  zu  dürfen,  ,da  es  gar  zu  traurig 
wäre,  wenn   ich  Niemand  um   mich    hätte   oder  Leute   zu   mir 


'  Mütteniicb  an  TroutUnuwdorff,  le  2S  Kvril  1793.  Copie. 

*  Triiuttmunsdorff  an  Mettemich.  Vienno,  le  3  mai  1793.  Ori^. 

*  Metteniicli  an  Tniuttmaiiiiiiorff.  Bruielles,  le  13  mai  1793.  Entw. 

*  Erzlierzoi;  Carl  an  den  Kaiser  Bierheck,  den  23.  Uirz  1793.  Orig.  eig. 
Derselbe  an  Albert  vun  Saclisen-TeRchen.  Louvain,  ce  24  man  17U3.  Orig. 
eig.  A.-A.  Frans  II.  an  Endieraog  CarL  Wien,  den  1.  April  1793.  A.-A. 
Orig.  eig. 


nehmen  und  mit  Leuten  leben  mttsstc,  so  ich  nicht  kenne  und 
deren  ich  nicht  sichpr  wäre.'' 

Soweit  es  sicli  um  den  Haushalt  des  Erzherzogs  handelte,  1 
fand  sich  auch  der  Kaiser  bereit,  dessen  Wünschen  Rechnung j 
zu  tragen.    Was  aber  flie  vier  belgischen  Hoftlmter*  betraf,   s©< 
musste   nach    altem  Herkommen    bei   deren  Besetzung   auf  dief 
eingeborenen  Niederhlnder  Rücksicht  genommen  werden.  Warns- 
dorff,  entschied  der  Kaiser,  könne  fortan  nicht  mehr  als  Oberst^] 
hoftneister  fungiren.  noch  eine  andere  Hofcharge  bekleiden,   da 
er   kein    Niederländer   und    im    Lande    nicht    beliebt    sei.    ,Üu 
wirst,'    fügte   der   Kaiser  scherzend    hinzu,    .den    Prinzen    von 
Gavre,'    der    es    schon    ist    (niiralich    Grand -maiti-e),    speisen 
müssen.'   Als   (Trand-marechal   fasste    der  Kaiser  den  Duc   de 
Beaufort-Spontin*  ins  Auge;  bezüglich  des  Amtes  eines  Oberst- 
stallmeisters   überliess   er  Carl    die  Wahl    zwischen   ÄFaldeghem 
und  dem  Grafen  d' Arberg:  »Ersterer  war  immer  bei  Dir;  letz- 
terer ist  nicht  ganz  im  Rufe  der  Heiligkeit.'    Auch  bezüglich 
der  Stelle  eines  Oberstjttgermeisters  stellte  er  die  Entscheidung 
Carl  anheim. ' 

Dieser  erklärte  sich  einverstanden  mit  der  eventuellen  Er- 
nennung Gavre's  und  Beaufort's.  Dagegen  berührte  es  ihn  nahe, 
dass  sein  bisheriger  Obersthofmeister  Wamsdorff  für  keines  jener 
Hofämter  in  Betracht  kommen  sollte.  Er  bat  den  Kaiser,  diesem 
die  Würde  eines  Oberststallnieisters,  die  Maldeghcm  zugedacht 
war,  die  aber  nicht  unbedingt  mit  einem  Niederländer  besetzt 


*  Erxheraog  Carl  an  den  Kaiser.  Qiii^vrecLain,  den  19.  April  1793.  Orig.  eig. 
'  Jenes  des  Oriuid-mattre,    des  Grand-niar^hal,  des  Orand-^cayer  und  de 

tirand-veiieur. 

*  FraDi;oi(  Joseph  Prince  de  Gavre,  Comte  du  8.  E.  B.,  Marquis  d'Aisc«u, 
Clievalier  de   l'onlre   de   la  Tuison   d'or,    Cliainliollan,    Coiutvillor   d'Euii^ 
intimu    actuel,   Gouvernenr  -  capitaiiie    gi-uvrnl,    .^iliiiinixtraUiur   geiiüra 
SouTeraiu-bailli  de  la  ville  et  cumtö  de  Naiuur,   General  -  major  an  »er^\ 
vice  de  8.  M.  l'Emperenr  et  Koi. 

*  Frddiric  Anguste  Alexandre  (Marquis  seit  1782)  Duc  de  Beaufort-Spontin, 
Comte  de  Beauraing  et  du  St.  Em]>ire  Komainis  Marquis  de  Ktoreiines, 
Vii'omte  d'EscIayc,  Chambullan  actnell  do  8.  M.  (Itingraphie  nationale 
snb  h.  V.,  wo  aber  seine  Ernennung  znm  Orosnnarschall  ßllsvhlicli  in 
das  Jahr  1794  verlegt  ist.) 

*  Frans  II.  an  Erxhersog  Carl.  Wien,  den  8.  MKr«  1793.  Orig.  eig. 
A.-A 


Btlflra  «ntcr  1«  (iiiKnIftalllutIcnektA  btktnot  Oub  (ITM,  1TD4). 


SO 


^ 


■werden  müsse,  zu  verleihen  und  dafür  Maldeghem,  der  ohne- 
dies Orand-veneur  von  Brabant  sei,  zum  Oberstjägenneister 
za  ernennen.  Sollte  dies  unmöglich  sein,  so  würde  er,  erklÄrte 
Carl,  immer  noch  Maldeghem  dem  Grafen  d'Arberg  vorziehen 
und  im  Einvernehmen  mit  Mettomich  eine  geeignete  Persönlich- 
keit für  die  Würde  eines  Oberstjttgermeisters  in  Vorschlag 
bnngen.  In  letzterem  Falle  bat  er  zugleich,  dass  WarnsdorflF 
zum  Qeneralmajor  nnd  Generaladjatanten  mit  der  Anstellung 
bei  ihm  ernannt  werden  möge. ' 

Der  Kaiser  verlieh  indess  zunächst,  und  zwar  ,um',  wie 
er  sich  ausdrückte,  ,die  Nation  noch  mehr  zu  obligiren',  blos 
Malde-ghem  die  Würde  eines  Oberststallmeisters,  während  Warns- 
dorff  nach  wie  vor  Adjutant  bei  dem  Erzherzog  verbleiben 
BoUte.'  Dieser  fühlte  sich  durch  die  getroffene  Entscheidung 
sehr  verletzt;  er  erklärte,  seine  Stelle  niederlegen  zu  wollen. 
Mit  Mühe  hielt  ihn  Erzherzog  Carl  davon  zurück;  neuerdings 
verwendete  sich  dieser  für  ihn  \m  dem  Kaiser,  den  er  bat, 
Maldeghem  zum  Oberstkämmerer  zu  beftirdem,  WamsdortT  zum 
OberstBtallmeister  zu  ernennen.  ,Solltest  Du,'  bemerkte  er,  .diesen 
Antrag  genehmigen,  so  würdest  Du  mir  eine  wahre  Gnade  er- 
weisen und  mir  dadurch  einen  alten  Freund  erhalten.  Diese 
sind  unschätzbar,  wie  Du  es  selbst  aus  Erfahnmg  weisst."  In 
einem  Postscript  hebt  er  die  Verdienste  Wamsdorfl's  in  der 
Schhicht  bei  Neerwinden  hervor.'  «Anfangs  war  seine  Idee, 
deswegen  das  Kreuz  °  zu  verlangen,  allein  hernach  verhinderte 
ihn  seine  Modestie  daran.' 

Dass  sich  die  Entscheidung  längere  Zeit  verzögerte,  gab 
zu  mancherlei  Gerüchten  und  Intriguen  den  Anla«s.  Die  Stände 
suchten  Mcrode  und  Beaufort  in  den  Hofstaat  des  Erzhei-zogs 
zu  bringen,  dagegen  standen  ilmcn  der  Prinz  von  Oavre  und 
Maldeghem  nicht  zu  Gesichte.  In  demselben  Sinne  arbeitete 
La  Valette  in  Wien.    Warnsdorff  wieder   suchte,   so  behauptet 


■  Enharsog  C«rl  an  den  K«Uer.  Hai,  den  36.  MArz  1793.  Orig.  eig. 
i  Der  Kaüer  an  Erthenog  C'nrl.  Wien,  den  ....  April   1793.  A.-A.  In  inn- 
*BO«i«cher  UeberaetxuD^  boi  Mortimer-Ternaux  VI,  538. 

*  Erzherzog  Carl  an  den  Kaiser.  Urilsfel,  den  S8.  April  1793.  Orig.  eig. 

*  Kielie   den  Aufsatz:    ,Aldunhnfon,   NiKtrwinden,   Lnwen'   (Sitzungsbenchte 
Bd.  CXXVll,  70). 

I  Da«  Maria  Tbereiien-Ordouskruuie. 


so 


Vt    AYitianAtunir:  V.  StoInfbTif. 


wenigstens  Delmotte,  durch  den  Minister  und  doAsen  FrEti^l 
sowie  durch  den  jungen  Colloredo,  den  er  ins  Haus  des  Erzher- j 
zogs  gebracht  hatte,  den  Wiener  Hof,  namentlich  den  Cabinet»-| 
minister  sich  günstig  zu  stimmen.  Als  er  vernahm,  dass  di6j 
Stünde  Duras,  d'Overchies  und  den  Bischof  von  Antwerpen] 
nach  Wien  senden  wollten,  machte  er  sich  an  diese,  ja  selbst] 
an  La  Valette  und  dessen  Geführten,  den  jungen  Lalaing  undj 
Van  Schorell  vor  ihrer  Reise  nach  Wien  heran.' 

Wenn  es  sich  wirklich  so  verhält,  so  hatte  sich  Wams- 
dorff  wenigstens  in  den  zuletzt  genannten  Personen  gi'Undlich 
getäuscht.  La  Valette  und  Lalaing  arbeiteten  ihm  in  Wien  ent- 
gegen.* Dagegen  war  es  nicht  richtig,  wenn  man  behauptet©,, 
Mettemich  begtSnstige  d'Arbcrg  und  d'Overchies;*  ziemlich  con- 
form  mit  dem  Erzherzog  brachte  er  vielmehr  Gavre,  Beaufort 
und  Warnsdorff  in  Vorschlag.  Besonders  eifrig  nahm  er  sich 
des  Letzteren  an.  Auf  eine  ausdrllckliche  Anfrage  des  Kaisers* 
erklärte  er,  dass  Wamsdorff's  Ernennung  im  Lande  keinen 
üblen  Eindruck  machen  und  auf  die  Geschäfte  keinen  nach- 
theiligen Einfluss  nehmen  werde,  wälhrend  er  von  Maldeghem 
behauptete,  dass  dei-sclbe  geringes  Ansehen  im  Lande  geniesse 
und  zurUckztitreten  gedenke.  Bei  dieser  Gelegenheit  brachte 
Mettemich  die  Einfliliining  von  Hofconferenzen  in  Vorschlag, 
in  denen  jeder  Chef  iiber  die  Angelegenheiten  seines  Departe- 
ments Berathungen  pflegen  und  deren  Protokolle  dem  Erzher- 
zoge zur  Entscheidung  vorgelegt  werden  sollten,  um  Ordnung 
und  Oekonomie  in  den  Hofhält  zu  bringen.'' 

Doch  der  Kaiser  wies  diesen  Vorschlag  zurück  tind  unter- 
sagte es  überhaupt  den  Departements,  sich  in  die  httnslichen 
Angelegenheiten  seines  Bruders  zu  mengen."  Andererseits  liess 
er  sich  aber  aucli  nicht  durch  die  Wünsche  der  ihm  an  sich 
wenig  sympathischen  Stände  von  Brabant  beirren,  indem  er 
(27.  Juni)  den  Prinzen  von  Gavre  zum  Grand -maitre,   der  zu- 


>  Delmotto  an  Marin  Christine.  Unixelleii,  le  1«,  2*,  3  juUlet  1793.  Orig. 

eig.  A.-A. 
"  Trniittmnnsdnrff  an  Mettemich.  Vienne,  le  21  jnin  1793.  Orig. 

•  Trnullnianixifirff  an  Metlornich.  Vienne,  le  22  m-ii  1793.  Orig.  (RdservÄ.) 

*  Trauttmansilorfr  an  Mettemich.  Vienne,  lo  11  mai   1793.  Orig. 

*  Mettemich  an  Tmiittmansdorff.  Bmxellea,  le  11  jnin  1793.  Copie. 

•  TranttmiingdorfT  an  Mettemich.  Vienne,  le  27  juln  1768. 


nnler  der  Omcnlitattkiiltcrmliiin  Krabmog  l'arl«  flT!l3,  ITDO- 


31 


gleich  die  Dienste  eines  Grand- cliambellan  leistete,  den  Herzog 
von  Benufort  zum  Grand-marechal  ernannte,'  einige  Zeit  dar- 
nach aber  die  Würde  eines  Grossstallmeisters  Wamsdorff,'  die 
eines  Oberstjftgermeisters  Maldeghem  verlieh. 

Damit  war  der  Hofhalt  des  Erzherzogs  im  Wesentlichen 
gebildet.  Den  bisherigen  Grand -maltre  de  cuisine,  den  Comte 
de  Lalaing,  Vicomte  d'Oudenarde.  behielt  der  Erzherzog  bei, 
ebenso  die  Capitäne  der  beiden  Leibgarden,  jenen  der  Archers 
den  Grafen  von  Woestenracdt  und  jene  der  Hallebardiers 
Gomignies  und  Baron  Colins  de  Ham.' 

Es  geschah  nun  aber,  was  Metternich  vorausgesagt  hatte. 
Hatte  fHlher  Warnadorff  den  Beleidigten  gespielt,  so  fHhlte  sich 
jetzt  Maldeghem  tief  verletzt,  und  dies  mit  viel  grösserem 
Rechte,  da  ihm  bereits  die  Wllrde  eines  Oberststallmeisters  zu- 
gedacht war  und  er  sich  jetzt  mit  dem  der  Reihe  nach  vierten 
Hofamte,  eines  Obers^ägermeisters,  begnügen  sollte.  Mochte  man 
auch  vielleicht  zu  Gunsten  dieser  Verfügung  geltend  machen, 
dass  er  bereits  die  ilhnliche  Würde  eines  Grand- veneur  von 
Brabant  bekleide,  so  lehnte  er  doch  die  ihm  zugedachte  Hof- 
wtirde  (19.  Juli)  ab  und  bat  auch  um  seine  Enthebung  von  der 
Stelle  eines  Grand -veneur  von  Brabant.  Er  verreiste  auf  einige 
Zeit  nach  Flandern  und  hielt  sich  fortan  vom  Hofe  ferne,  zum 
grossen  Leidwesen  Delmotte's,  der  hierin  nichts  als  eine  Intrigue 
des  ,Dicken*  (d.  i.  WamsdorflF)  erblickte.  ,Mich  und  den  Kleinen 
(d.  i.  Wratislaw)',  schreibt  er  an  die  Erzherzogin  Maria  Christine, 
,hat  dies  sehr  betrübt;  er  war  ein  anständiger  Mensch." 

Am  19.  August  wurden  der  Prinz  von  Gavre,  der  Herzog 
von  ßeaufort  und  Barun  Warnsdorflf  zum  Erzherzog  beschieden, 


'  Ebenda.  Delmott«  an  Maria  Christine.  Brnxelles,  le  10  jnillet  1793.  Orig. 
A.-A 

'  lui  Calendricr  de  la  cour  von  1794  wird  dieser  ani'ii  als  ^aide-de-camp 
gininX  au  nervioo  de  S.  M.  l'Enipereur  et  Kot'  beEcichiiet.  Uebrigeus 
ist  der  Calendrier  von  1794  (ver^l.  Metternich  an  Trauttmansdorff. 
Bruxelles,  lu  8  f£vrier  1794)  auch  sonst  im  Einzelnen  nuxaverlKsBi^.  So 
werden  S.  164  Erxborzüg'  Carl  und  Marie  Loui.se  al«  Kinder  Kaiser 
Franc  II.  aufj^efllhrt. 

*  Verpl.  Guillaiini«,  Hintoire  des  r^pijiient«  iintionaiix  des  Pays-Ba«  400 — 402. 

♦  Metternich  an  Trauttmansdorff.  liruxelles,  le  24  juiUet  1793.  Cojiie.  Uel- 
motte  an  Maria  Christine  und  Borzog  Albert.  Brnxelles,  le  19  juillet,  le 
16  aoAt,  le  27  d^combre  179».  A.A.  Orig.  eig. 


YI.  AlitaaDdlnnf ;   r.  Zclffberg. 


und  es  fand  deren  Proclamation  statt ;  am  nJlchaten  Mittwoch  er- 
folgte in  Beisein  des  Staats-  und  Kriepssecret&rs  die  Eides- 
leistung.* Bei  dieser  Gelegenheit  kam  auch  eine  Vereinbarung 
über  das  frühere  Hofpersonale  zustande,  das  einst  von  dem 
Prinzen  Carl  von  Lothringen  auf  die  Erzherzogin  Maria  Christine 
übergegangen  war.  Bisher  hatte  die  Letztere  die  Pensionen  dieser 
Hofleute  (20.000  Gulden)  bezahlt.  Jetzt  wurde  sie  natürlich  von 
dieser  Verpflichtung  entbunden  und  die  Bezahlung  von  den 
belgischen  F'inanzen  Übernommen.  Um  aber  auch  diese  wo- 
möglich zu  entlasten,  fand  sich  der  Erzliei-zog  bereit,  die  irgend- 
wie tauglichen  Personen  in  seinen  Hofstaat  aufzunehmen.  *  Doch 
ging  man  hierin  wie  in  allen  Dingen  mit  grosser  Sparsamkeit 
zu  Werke;  man  beschränkte  das  Hofpersonale  auf  das  Noth- 
wendigste;  auch  sollte  die  Compagnie  de  l'hAtel  allmälig  von 
300  Mann  auf  die  Hrtlfte  reducirt  werden. '  Denn  die  jährliche 
Revenue  des  Qeneralgouverneurs  beJief  sich  zwar  auf  385.000 
Gulden;  aber  es  vergjing  lungere  Zeit,  bis  diese  Summen,  die 
erst  von  den  Stünden  bewilligt  werden  mussten,  flüssig  gemacht 
werden  konnten.  Vorerst  half  der  Kaiser  mit  Vorschüssen  aus 
dem  Tresor  royal  aus. 

Kaiser  Josef  EL  hatte  einstens  gegen  Ucbemahme  jener 
Pensionen  dem  Statthaltcrpaar  die  bcüdcn  aus  der  Hintcrlassen- 
Bchaft  des  Prinzen  Carl  von  Lothringen  stammenden  Schlösser 
Marimont  (im  Hennegau)*  und  Tervueren  zum  Nutzgenussc 
überlassen.  Jetzt  hatten  dieselben  an  den  Tresor  royal  zurück- 
fallen  sollen.    Doch    beantragte  Mettcmich,   ausser   dem  Palais 


'  Delmotte  au  Maria  Christine  und  Herzog  Albert.  Bruxellei,  c«  19  aoftt 
1798.  Orig.  A.-A.  Erzherzog  Carl  an  den  Kaiser.  KrasscI.  den  21.  .\ag:ust 
1793.  Orig.  eig. 

'  Metternich  an  Trauttmansdorff.  Uruxollos,  le  11  juin  179.3.  Cuj>io.  Era- 
horzog  Carl  an  den  Kaiser.  BrUssel,  den  10.  Juni  1793.  Orig.  eig.  Trantt- 
mansdorff  an  Metternich.  Vienne,  le  33  juin  1793.  Orig.  Erzherzog  Carl 
an  den  Kaiser.  firUssel,  den  21.  Angust  nnd  3.  September  1793.  Orig. 
eig.  Franz  U.  an  Erzherzog  Carl.  Laxenbnrg.  den  34.  August  1793.  Orig. 
eig.    A.-A. 

*  Metteniich  an  Tranttmansdorff.  Bruxelles,  le  7  jnillel  1798.  Entw. 

*  Ueber  den  einstigen  Znstatid  von  Marimont  vergl.  Lejenne,  Le  parc  et 
le*  jardins  de  la  maison  de  plaisance  de  Marimont  sous  les  archidncs 
Albert  et  Isabolle.  1698 — I6M.  In  den  Annales  du  cerele  archiolo^qae 
de  Mon»,  t.  XVI,  534  ff. 


B<l|iM  «SM  4«r  awn*l>««Hh*lfmetiaft  EnVrMf  Carl«  DTN.  ttOtt. 


^H  royal  in  Brüssel  auch  jene  beiden  Schlösser,  deren  Besitz  dein- 
^^L  felbcn  besonders  wepcn  der  damit  verbundenen  herrlichen  Jjij;d- 
^r  feviere  manche  Annehmlichkeiten  bereiten  mochte,  dem  Erz- 
herzog unter  derselben  Bedingung  wie  seinen  Vorgängern, 
nämlich  gegen  die  Verpflichtung,  fllr  deren  Erhaltung  Sorge 
zu  tragen,  einziu-äumon. '  Der  Kaiser  genehmigte  diesen  Antrag; 
nur  sollte  Tervueren  vorläufig  in  seinem  Stande  verbleiben  und 
dessen  beabsichtigter  Umbau  in  ein  Jagdschloss  auf  günstigere 
Zeiten  verschoben  werden. '  Zur  Uebernahme  des  Palais  royal 
und  der  genannten  Schlösser  wurde  von  dem  Erzherzog  Wanis- 
dorff  ermächtigt.'  Am  3.  Januar  1794  fand  die  Uebergabe  des 
Palais  royal,  am  28.  Januar  jene  dos  Schlosses  Tervueren,  am 
27.  Januar  jene  des  Schlosses  Marimont  statt.* 

Der  Erzherzog  übernahm  diese  Besitzungen  im  traurigsten 
Zustande,  namentlich  galt  dies  von  Tervueren,  wo  das  Schloss 
während  der  Unruhen  von  1790  aller  Eisen-  und  Bleibestand- 
Üieile  beraubt  worden  war,  und  wo  es  im  Parke,  der  noch  die 
deutlichen  Spuren  der  Verwüstung  an  sich  trug,  kein  Wild 
mehr  gab,  da  man  die  Umzäunungen  gegen  den  Sonierwald 
hin  niedergerissen  hatte.*  Aber  auch  das  Palais  royal  hatten  die 
Franzosen  vollständig  ausgeplündert.  Die  Conventscommissäre 
hatten  Alles  verkauft.  Kein  Tisch,  kein  Sessel,  kein  Spiegel  war 
vorhanden.  Die  kostbaren  Bronzen,  der  Kamin,  der  Thron  im 
Audienzsaalc  waren  gestohlen  und  verschleppt  worden,  sogar 
die  Tapeten  hatte  man  von  den  Wänden  gerissen  und  die 
Fensterscheiben    zertrümmert.    Die    einst    von    den    dankbaren 


'  Metternivh  an  TreuttoiniindiiHT.  BnixellM,  le  11  juin  1793.  Copie.  Krz- 
ber>og  Carl  an  den  Kaiser,  d^n  10.  Jani  1793.  Ori^.  ei^.  Mvttomicb  an 
Trsnttmaniidorfr.  Urniell(w,  le  17  anöt  1798.  Entw. 

•  Trauttinanwlorff  an  Mettornich,  81  aofil,  18  «epUinilir«   1794.  Orip. 

•  Delinoffe  an  Mttllcr,  lo  28  iiovembre  1793.  Ori|f.  eip.  A.-A.  Die  Voll- 
tnartit  datirt  vum  'M>.  Iie«eniljer   1793. 

*  Hetogne  et  Proo<^«  verbal  de  l'extradition  du  Palai*  de  Braxellea,  ainai 
qoe  de«  chiteanz  Marimont  et  de  Tervueren  avec  leor«  ditpoiidancea, 
neubles  et  effets  4  S.  A.  R.  I'archidnc  Charte«  Loni»  d'Antriche,  gnuver- 
BMir-^L-neral  dea  Pa/a-Baa  Antricbieni.  A.-A.  üatirt  ixt  die«er  für  die 
damalige  innere  Einricbtnni:  des  Palais  royal,  sowie  der  beiden  ScblOaaer 
■ehr  Liistnictive  Nolariatsact  vom  28.  Februar  1794. 

*  Dclmolte  an  Maria  Christine.  Bmxelles,  le  6  septeoibre  1703.  Orig. 
ei«.   A.-A. 

.  4.  pkiL-kb«.  n  cxirm  im.  «.  am.  s 


34 


VI   Akhwi.Uiiii j ;  >.  ZttSnSTSr 


Belgiern  errichtete  8tatue  des  Prinzen  Carl  von  Lothringen  hatte 
man  umgestUrzt,  und  den  schönen  ,Parc'  hatten  die  iranzösischca 
Ofiiciere  als  Manage  ftir  ihre  Pferde  benutzt.'  Anfangs  felüte 
es  an  Allem:  an  Möbeln,  i^ilbergcschirr  and  Pferden.  Das 
Te  Deum  aiüKssHch  der  Geburt  des  Kronprinzen  (Ferdinand) 
konnte  nicht,  wie  es  sonst  üblich  war,  zu  St.  Gudula  abgehalten 
werden,  da  es  dem  Erzherzog  an  den  zu  einem  derartigen  Auf- 
zuge erforderlichen  Galawagen  und  Gulapferden  feldte;  die 
kirchliche  Feier  fand  daher  in  der  Hofkapelle  statt,  wo  der 
Nuntius  das  Te  Deum  anstimmte.  *  Aus  demselben  Grunde  nahm 
der  Erzherzog,  der  überdies  damals  unwohl  war,  auch  nicht  an 
der  sonst  so  prunkvollen  Frohnleichnamsprocession  llieil. '  ,Wir 
sind,'  schreibt  Dclmotte  an  die  Erzherzogin  am  12.  Juni,  ,so 
wie  wir  ins  Feld  gezogen  sind,  im  Gegentheil  noch  schlimmer 
als  damals  bestellt.  Se.  königl.  Hoheit  speist  noch  mit  eisernen 
Gabeln,  da  er  kein  Silbergeräth  hat.'*  Am  IH.  kam  der  Mar- 
stall  aus  Wien;  Wratislaw  war  es,  der  die  Pferde  ftlr  den  Erz- 
herzog zuritt.*  Noch  anfangs  Juli  heisst  es:  ,Wir  sind  nun  zwei 
Monate  hier  und  noch  konnte  Niemand  zu  Tisch  geladen  werden, 
denn  wir  haben  nicht  einen  SilberlCffel,  wir  sind,  so  Mrie  wir 
im  Feld  gewesen.'" 

Da  sonach  das  PaLiis  royal  erst  wieder  eingerichtet  worden 
musstc,  so  nahm  der  Erzherzog  hier  blos  tagsüber  sein  jAbsteig- 
quartier"  und  hielt  sich  vorlilufig  meist  in  Lacken  (Schoenen- 
bergh)  auf,  das  Privateigenthum  des  Herzogs  AJbert  war,  von 
diesem  jedoch  ihm  zur  Veriligung  gestellt  wurde.* 

'  Henne  nnd  Wanten,  I.  c.  HI,  389. 

•  Metteniicli  an  TrÄuttiiian.«ilorff.  Bruxelles,  le  7  oiai   1793. 

•  Delmotte  an  ^laria  Christine.  .ScbooneDbergb,  le  39  uiai  ä  ü  benre«  du 
goir  (1793).  Orig.  A.-A. 

'  Delmotte  an  Maria  Christine  nnd  Herzog  Albert.  Brnxelles,  ce  IS  juin 
1793.  Orig.  A.-A. 

'  Derselbe  an  dieselben.  Selioenonbergb,  le  '22  juin  I7Ü3.  Dur  hollftndische 
Geneml  Wartonsleben,  der  sich  mehri're  Jahre  in  BriLwel  aufgchniteu 
hatte,  sandte  dnmaU  dem  Err.herKOg  ein  kleinve  türkische«  Tfurd  xii,  liir 
das  ihm  120  Lnind'or  angeboten  geweevn  *f''t\  "ollren.  Delmotte  an  der 
■ab  6  citirten  Stelle. 

•  Delmotte  an  Albert  und  Maria  C'hrintine.  Schomt'iilifi-gh,  le  1*',  2',  3  juillel 
1793.  Orig. 

'  Erzherzog  Carl  an  Metternich.  s.  d.  A.-A. 

"  Her«og  Albert  an  Erzherzog  Carl.   Drende,  ce  2*   m«i  1793. 


B«lgi«D  aulpr  drr  (f«iicral<tittli>lt<>rseli>n  Enlimog  Tiirli  (171)8.  ITOt). 


3Ö 


In  die  Kosten  der  Wiederherstellung  des  Palais  royal 
theilten  sich  der  Kaiser  und  der  Erzherzog. '  Es  gelang,  eine 
Anzahl  von  Möbeln  des  Palastes  um  denselben  Preis  zurtiek- 
ziikaufcn,  um  den  sie  von  den  Franzosen  veräussert  worden 
waren.  Die  Kosten  dos  Ameublcraents  Überhaupt,  28.000  Gulden, 
trug  der  Kaiser  allein.''  Da  es  dem  Erzherzog  an  einer  silbernen 
Vaissellc  gebrach,  eine  solche  aber  unter  80.000  Gulden  nicht 
zu  beschaffen  war,  bat  er  den  Kaiser,  ihm  gelegentlich  einen 
Service  von  Wiener  Porzellan  zu  schicken.'  Wie  es  scheint, 
willfahrte  der  Kaiser  der  Bitte  und  vereorgte  den  Keller  des 
Erzherzogs  auch  mit  Tokayer,  der  in  Brüssel  nicht  zu  be- 
kommen war.* 

Die  Wiederherstellungsarbeiten  an  dem  Palais  gingen  je- 
doch anfangs  ilusserst  langsam  von  statten.*  Erst  die  vertrau- 
liche Mittheilung  des  Kaisers,  dass  er  im  November  nach  Bel- 
gien zu  kommen  gedenke,  gab  den  Arbeiten  einen  kräftigen 
Impuls,''  80  dass  der  Erzherzog  am  1.  November  seine  Appar- 
tements zum  ersten  Male  eröffnen  konnte.  ,Das  Palais,'  meldete 
Metternich,  ,ist  wieder  hergestellt,  in  anständiger,  wenn  auch  be- 
scheidener Weise.  Am  4.,  d.  i.  am  Namenstag  des  Prinzen, 
wird  Gala  sein,  Morgens  Cercle,  Abends  Appartement.  Man  wird 
in  Trauer  erscheinen.  Der  folgende  Tag  (5.)  ist  zur  Wieder- 
aufrichtung der  Statue  des  Prinzen  Carl  bestimmt.'' 

Der  Erzherzog  brachte  den  Winter  in  Brüssel  zu.  Nur 
fanden  wöchentlich  zwei-  oder  dreimal  Fuchsjagden  in  dem 
kleinen  Parke  von  Tervuercn  statt.  Der  Uberst  Brady,  ein 
passionirter   Jilger,    der    Marquis    de    Gavre,    Traizignies    und 


'  Erzherzog'  Carl  nn  den  Kaiser.  Brflssel,  den  31.  An^rt  nnd  den  3.  Sep- 
tember 1793.  Orig.  eig. 
■  Metternich  an  Trauttmansdorff.  Bnuelles,  le  S4  juillet  1793. 

*  Erthenog  Carl  an  den  Kaiser.  Brunei,  den  3.  September  1793.  Orig.  e'ig. 

*  Bishenog  Carl  an  den  Kaiser.  Brflssel,  dcu  26.  •September  1793.  Copie. 
▲.-A.  Fnuix  IL  an  Entherzng  Carl.  Wien,  den  II.  October  1798.  Orig. 
eig.  A.-A. 

*  Delmotte's  Briefe  an  Maria  Christine  vom  22.  Jali,  IB.  August,  8.  nnd 
10.  September  1793.  A.A. 

*  Oelmotte  an  dieselbe.  Bruxelles,  le  10  octobi«  1793.  Orig.  A.-A.  Frau*  IL 
an  Erzherzog  Carl.  Laxenbnrg,  den  22.  September  1793.  Orig.  A.-A. 

*  Metternich  an  TranttmansdnrfT.   Bruxelles,  le  1*'  novembre   1793.  Copie. 

3* 


86 


Tl.  AMuBAtniif :   t    Z*l*«l*rs. 


D'Oettinghcm  waren  die  gewöhnlichen  .Tagdgeftlhrten  des  Prinzen, 
der  sich  auf  diese  Ai-t,  sowie  durch  längere  Spazierritte  körper- 
lich zu  stählen  suchte.  * 

Auch  trat  jetzt  der  Erzherzog  im  gesellschaftlichen  Leben 
häufiger  hervor.  Zwischen  Mons,  dem  Winterquartiere  Cobui^'s, 
und  der  Hauptstadt  Brlissel  herrschte  ein  reger  Verkelir.  Gäste 
reisten  ab  und  zu,  denn  Coburg  pflegte  grosse  Tafel  zu  halten, 
und  die  Besuche,  die  er  gelegentlich  von  dem  Erzherzog  lEnde 
Docember),  dem  Herzog  von  York  und  dem  Erbprinzen  von 
Oranien  erhielt,  gaben  zu  Bällen  und  Festen  Anlass,*  die,  wenn 
hinwiederum  Coburg  und  seine  Gäste  nach  Brüssel  kamen,  von 
dem  Erzherzog  und  dem  Minister  erwiedert  wxirden.  Besonders 
im  Februar  1794  herrschte  in  Brüssel  ein  lebhaftes  Faschings- 
treiben. Coburg  und  York,  der  englische  Prinz  Adolf  und  der 
Erbprinz  von  Oranien  kamen  wiederholt  nach  Brüssel.  Am 
l.  ^lärz  trafen  die  Prinzessin-Mutter  von  Oranien.  der  Erb- 
prinz von  Oranien  sammt  Gemahlin,  sowie  der  Erbprinz  von 
Braunschweig,  ebenfalls  mit  seiner  Frau,  ein.*  Der  Erzherzog 
gab  zu  Ehren  seiner  Gäste  grosse  Cercles,  der  Minister  ver- 
anstaltete Bälle    und  der  sonst   so   ernste  Mercy  Maskoraden.* 

Besonderer  Glanz  wurde  Lei  diesen  Anlässen  freilich  nicht 
entfaltet,  wie  denn  unter  Anderem  die  von  Coburg  veranstalte- 
ten Gelage  neben  der  Unterhaltung  der  jugendlichen  Heer- 
führer den  Zweck  verfolgten,  die  Stimmung  der  Truppen  zu 
heben.  Sonst  floss  das  Leben  des  Erzherzogs  ziemlich  einfach 
und  gleichmässig  dahin.  Es  war  dies  umsomehr  der  Fall,  als 
auch  die  Physiognomie  der  Stadt  Brüssel  den  Wechsel  der 
Zeiten  nicht  verkennen  liess.  Selbst  der  einst  so  lärmende 
Haufe  der  Emigranten  war  stiller  geworden,  seitdem  Marquis 
Caraman  seine  Diners  nicht  mehr  bezahlen  konnte  und  die 
Prinzessin  von  Montmorency  dem  Prinzen  von  Lignc  gestehen 
musste,  dasB  sie  nur  12  Louis  in  ihrem  Vermögen  besitze  und 
sich   einem  Modehändler   der   Stadt   zu  Nachtarbeit   verdingen 


'  Delmotte  «n  Mnri«  Christine,  le  27  d^embre  (1793).  Orig.  eig.  A.-A. 

•  WiUlelieu   UI,  92. 

•  Metwmich  an  Trauttmnusdorff.    Bruxelles,  le  1"  man»,  le  4  man  1794._ 
Orig. 

•  Witsleben  Oiig.  A.-A. 


Belgien  unter  der  OenenlsUttbulterecluin  Enberug  Culi  {litt,  I7M). 


37 


wolle,  and  so  maauhes  von  den  Ahnen  ererbte  Kleinod  in  den 
Moot  de  piet^  von  Brüssel  wanderte. ' 

Nur  das  Ccremoniell  des  Hofes  und  das  diplomatische 
Corps  erinnertun  noch  an  die  glänzendere  Vergangenheit.  Seit- 
dem sich  Belgien  in  österreichischem  Besitze  befand,  war  es 
das  erste  Mal,  dass  ein  ?>zherzog  als  Generalstatthalter  an  die 
Spitze  der  Niederlande  tnit.  Es  ergaben  sich  daraus  verschie- 
dene Fragen  der  Etiquette,  in  Bezug  auf  die  sich  Metteniich 
Weisungen  erbat.'  Von  Wien  aus  wurde  auf  die  am  Hofe  des 
Erzherzogs  Ferdinand  zu  Mailand  üblichen  Formen  verwiesen;* 
doch  konnte  Mettcrnich  fUghch  geltend  maclien,  dass  die  Stellung 
des  üeneralstatthalters  der  Niederlande  jener  des  Statthalters 
der  Lombardei  nicht  vollständig  analog  sei,  dass  jener  gewisse 
Ehrenrechte  geniesse,  die  diesem  nicht  zukämen,  insbesondere 
dass  am  Brüsseler  Hofe  verschiedene  Gesandte,  ja  sogar  ein 
päpstlicher  Nuntius  accreditirt  sei.*  Den  papstlichen  Stuhl  ver- 
trat in  Brüssel  (seit  Februar  1793°)  der  Nuntius  Contc  Cesare 
de  Brancadoro,*  der  sich  indess  in  der  Folge,  wenn  auch 
nicht  bei  Mettemich,  so  doch  bei  der  Wiener  Regierung,'  wie 
zuvor  bei  Marin  Christine "  durch  seine  Hinneigung  zu  den 
Stunden  discreditirte.  Auch  die  übrigen  Gesandten,  die  mit  der 
österreichischen  Armee  das  Land  verlassen  hatten,  kehrten  jetzt 
nach  Brüssel  zurück;  so  Lord  Elgin,  der  schon  im  letzten  Jahre 
die  Functionen  eines  ,bevollmächtigten  Ministers  und  ausser- 
ordentlichen Gesandten'  des  Königs  von  England  bekleidet  hatte 
und  im  August  1793  dem  Erzherzoge  seine  neuen  Creditive 
überreichte,*  durch  sein  intrigantes  Wesen  aber  bald  Anstoss 
erregte.    Auch  der  Generallieutenant  Graf  Tauentzicn,   der  bis 


'  Briefwech«el  de«  Grafen  Montvallat.    Erinnerungen  an  die  franzOniiche 
Emigration   von  1792  —  1797.   Horau.xg.  von  W.  M.   Zürich   1868.    S.   146. 
'  Mettemich  ao  Trauttmansdurff.  Bruxelle«,  le  39  janvier  1794.  Orig. 

*  Trauttniansdorff  an  Mettemich.  Vienne,  le  11  fövrier  1794.  Orig. 

*  Mettemich  an  TranttinansdurfT.  Bruxelles,  le  38  ferner  1794.  Orig. 

*  Ph.  Cobenil  an  Mettemich.  Vionne,  le  13  fövrier  1793. 

*  Im  Caleudrier  de  la  cour  von  1794:  Brauerduro. 

'  Thugut   au  Colloredo,   le   22  juillet   1796;    Vivenot,   Vertrauliche  Briefe 
I.  S46. 

*  Maria   Chriatine   au  den   Kurfürsten   von   COln,    ce   32   aoCkt  1796.    Orig. 
cig.  A.-A. 

*  Mettemich  an  Trauttmanidorff.  Bnuelles,  le  6  aoftt  179». 


88 


VI    AMiandlttnit :  r    ZoisitbcrK. 


dahin  prouasisehor  Militilrbüvollujttclitigter  bei  der  Armee  Cobiu^'s' 
gowcson   and  dem   spllter  eine  so  gliinzende  militärische  Lauf- 
bahn   hoschiodcn    war,    wurde    als    prcussist-hcr    Tiesandter    zag 
HrOsBcl    iH'^'l.'uiliigt,    indcss    ht^reits   zu  Anfang   1794  wieder  ab-1 
btirufon  und  durch  den  Grafen  Dönhoff,  Kittmeister  und  Fhlgel« 
W^utantou  des  Königs,  ersetzt,  der  bisher  Gesandter  bei  der  Eid- 
genossenseliafl  gewesen  war  und   in  Brilssel  nun  gleich  seinem ' 
Vorgänger  zugleieli  als  Militilrbevolimäehtigter  fungirte.  Als  sol- 
cher   fand    er   bei    dem    damaligen   Chef  des   General-Quartier-» 
nieistei-stabes,   Mack,   freundliches  Entgegenkommen;    die  bitte- 
ri'H  Khigen  l\ber  die  Abgeschlossenheit,  zu  der  man  ihn  zwinge, 
stammen    ei-st    aus    spilterer    Zeit. '     BevollmSchtigtcr    Minister 
Hollands    war  Baron    de   Hop,    den    Kurftirsten   von    der  Pfalz 
vertrat  Graf  Vioregg,    den  Maltheserorden   der  Bailli  Chevalier 
Texien    d'Hautefeuille,    den    Fürstbischof  von    Lfittich    dessen] 
Qehbimrath  und  Geschfiftstrager  Dotrenge. 

In  der  Besetzung  der  grossen  Hofhmter  trat  unter  der 
kurson  Statthalterschaft  des  Erzherzogs  Carl  keine  Aenderung 
mehr  ein.  Die  Stelle  eines  Grand-veneur  blieb  auch  weiteriiin 
nnbi'setzt.  Als  sich  das  GerUcht  verbreitete,  der  Herzog  von 
Beaufort  wolle  sich  bewerben,  dass  ihm  ausser  «einer  Würde 
eines  Hofmarschalls  auch  die  Functionen  eines  OberstkXnuneren 
t>bertragen  würden,  die  seit  den  Tagen  des  Prinzen  Cari  to«_ 
1-othringen  der  l*rinE  von  Gavre  versehen  hatte,  sprach 
der  ErahentOfT  g^ü^Q  ^^  Berücksichtigung  eines  derartigen  An- 
Mciieas  entschieden  aus,  nicht  nur,  weil  Gavre,  der  ,a]te.  ehr- 
fielM,,  bniT»  Ifatnn*  e«  als  ein  Zeichen  unverdienter  Ungnade 
befcniokten  mOsse,  wenn  man  ihn  einer  Strihmg  entkleidai 
woQa,  die  er  seit  lamrer  Zeit  in  xufriedensteDender  Weis 
felllBl  Iwbe,  soodcm  auch,  weil  bereits  die  Eroennan^; 
fort's  sau  Orossmarschall  in  Anbetracht  seines  hOcbst 
gea  Bfrnflbnwwti  vik«nd  der  ReTohitioB  uangeaduDf« 
fiMxhl  habe  and  weO,  fidb  aan  ihoi  aack  £m 
tiam  Obris&laflMiars  fibeitrage,  aa  bmagta  stebe, 
Bwiscbea  ihm  and  den  KaiaBefberrea,  besonders  den 
Offieierea,  die  HitzkCpfe  and  Zeagea  seines  anwttr£gen  Yw^ 


W  n>vri(r  ITM. 


a.a.a  IL  9«. 


Bflicioii  nnt^r  drr  OcDf^nUatatlhaltiirwIinft  BnliertAf(  Cnrl»  (1799,  K94) 


39 


haltcns  gewesen  seien,  zu  peinlichen  Scenen  kommen  könnte.' 
Doch  erwies  sich  das  Ganze  als  leeres  Gerede.  ,Was  Deine 
Hofcliargen  anbelangt,'  sdirieb  der  Kaiser,  .so  halic  ich  nie  an 
eine  Aendcrung  gedacht,  ohne  darüber  eher  Dich  zu  ver- 
nehmen.'* 

Traten  die  nofSvtirdentriigcr  nur  bei  feierlichen  Anliissen 
hervor,  so  wurd«;  das  hUusliche  Leben  des  Erzherzogs  durch 
seine  nUchste  Umgebung  bestimmt.  Es  waren  noch  immer  die- 
selben Milnner,  die  schon  zuvor  in  seinen  Diensten  gesbinden 
hatten.  Leider  herrsehte  unter  denselben  nicht  jene  Eintracht, 
die  allein  geeignet  gewesen  wUre,  dem  jungen,  vereinsamten 
Erzherzoge  wenigstens  einigen  Ersatz  fllr  den  gftnzlichen  Mangel 
eines  Familienlebens  zu  bieten.  Namentlich  war  es  Wamsdorff, 
dessen  Ehrgeiz  und  Unvertrllglichkeit  bereits  Maldeghem  seine 
Stellung  verleidet  hatte  und  nun  auch  den  tibrigen  Herren  lUstig 
fiel.  Delmotte,  auf  dem  fast  ausschliesslich  die  Last  der  Geschilfte 
ruhte,^  sehnte  sich  aus  dieser  Stellung  heraus;  er  war  entschlos- 
sen, wenn  sich  die  Verhttltnisse  nicht  bald  Ändern  wllrden,  zu 
seinem  Regimente  zurückzukehren.*  Auch  Wratislaw  wollte  nicht 
iHnger  bleiben,  trotz  aller  Vorstellungen  des  Erzherzogs,  der 
ihn  umsomehr  schützte,  als  er  sich  bei  Aldenhofen  hervorge- 
than  hatte.  ^ 

Der  Erzherzog  zeigte  sich  stet«  gleich  gütig  gegen  seine 
Umgebung;  er  schien  nichts  zu  merken  von  dem,  was  um  ihn 
vorging.  Mit  Besorgniss  glaubte  Delmotte  wahrzunehmen,  dass 
er  sich  von  Warnsdortf  leiten  lasse;  er  befllrchtete,  dass  der 
Einüuss  des  harten,  jilhzomigen  Mannes  den  Erzherzog  selbst 
nm  die  Neigung  des  Landes  bringen  werde.*  Aber  wir  werden 
wohl  nicht  irregehen,  wenn  wir  den  Grund  seiner  Nachsicht 
ieaem  Falle  nicht  blos  auf  die  Macht  der  Gewohnheit  und 
if  allzugrosse   Nachgiebigkeit,    sondern    auf  die   Rücksichten 


'  Enlientojt  Cai'l  an  den  Kaiser.  Brlisnel,  ilen  21.  Deceiuber  1793.  Orig.  eig. 
'  Der  Kainer  ui  Erahoriop  Carl.  Wien,  den  11.  JXnner  1794.  Orig.  eig   A.-A. 
'  Delmotte  au   Maria  Christine   nnd   Herzog  Albert.    ».  d.  Orig.   eig.  A.-A. 
*  Doriwlbe  an  dicaelbun,  lo  1",  2',  3  juillet  1793.  Orig.  eig.  A.-A. 
^  Erxherzog  Carl   an   den  Kaiser.    Itolduc,    den   2.  Martii   1793.    Orig.  eig. 

Delmotte  an  Maria  Cbrintine   und   Herzog  Albert.    Bmxelles,    le  16  aoQt 

1798.  Orig.  eig.  A.A. 
■  Delmotte  an  dieselben,  le  1",  2*,  3  jnillet  1793.  Orig.  eig.  A.-A. 


40 


VT.    AbhnnAltiDg :    t.  ZaiBiibor((. 


zui'UckfUliieii,  welche  tleraelbe  einem  Mtiiine  tragen  zu  sollen 
glaubte,  dem  er  nicht  nur  als  einstigem  Erzieher  zu  Dank  ver- 
pflichtet war,  sondern  der  sich  erst  jüngst  im  Felde  in  einer 
Weise  hervorgethan  iiatte,  die  ihm  in  der  Folge  (17il4)  das 
Maria  Tlieresienkreuz  eintrug. 

Man  Aihlte.  sieh  übiigens  erst  etwas  behaglich,  als  Wams- 
dorff  sich  in  einem  anderen  Hanse  einlogirte.  Namentlich  galt 
dies  von  Delmotte,  der  nun  nicht  mehr  zu  flirchten  brauchte, 
spät  Abends  von  diesem  auf  seiner  vertraulichen  Correspondenz 
mit  der  Erzherzogin  ertappt  zu  werden.  ,Wir  sind  jetzt  liiluliger 
allein  mit  unserem  guten  Herrn  und  können  ungenirt  mit  ihm 
sprechen.  Warnsdoff  kommt  Morgens  vor  der  Messe,  dann  zur 
Zeit,  da  der  Erzherzog  ausreitet,  was  tilglich  der  Fall  und  sehr 
nothwendig  für  seine  Gesundheit  ist,  und  zwar  Montag,  Mittwoch 
und  Freitag  wegen  der  Audienzen  von  11 — 1'  ,  Uhr,  Dienstag, 
Donnerstag  und  Samstag  von  9 — 1 1  Uhr,  um  sodann  zur  Con- 
ferenz  zurück  zu  sein.  Nach  dieser  Promenade  kehrt  der  Baron 
nach  Hause  zurück  oder  begibt  sich  zu  Metternich,  sein  Lieb- 
lingshaus,  und  wir  sehen  ihn  erst  beim  Diner  wieder,  worauf 
er  bis  zur  Theaterstunde  bei  uns  bleibt.  Manchmal  geht  er  ins 
Theater.  Doch  geschieht  dies  nicht  regelraässig.  Nach  dem 
Theater  wünscht  er  uns  an  der  Treppe  ,Gute  Nacht'  und  ent- 
fernt sich.  Er  ist  jetzt  weniger  herrisch  und  filngt  an  zu  merken, 
dass  sein  Herr  Oberwasser  gewinnt.  Freilich  wohl  nicht  genug." 
Erfreulich  war  es,  dass  sich  auch  der  junge  (Jolloredo  im  All- 
gemeinen an  Wratislaw  und  Delmotte  anschloss.  Letzterer  konnte 
nicht  umhin,  ihn  als  einen,  wenn  auch  vielleicht  beschränkten, 
so  doch  gutmütbigen  und  höchst  anstundigen  jungen  Mann  zu 
bezeichnen.  * 

Hatten  sich  so  die  Verhältnisse  im  Hause  des  Erzherzogs 
für  den  Augenblick  etwas  leidlicher  gestaltet,  so  blickte  der 
treue  Delmotte  doch  nicht  ohne  neue  Sorge  in  die  nächste 
Zukunft.  Denn  der  ,Kleine',  wie  er  scherzhatt  Wratislaw  nannte, 
fühlte  sich  in  seiner  Stellung  dauernd  unbehaghch  und  dachte 
daher   ernstlich   daran,    im    nächsten  Frühling   wieder   bei   der 


'  Delmotte  an   Maria  Christine  uud  Henog  Albert.    Bruxellea,    le  S6  no- 

vembre  1793.  Orig-.  A.-A. 
*  Derselbe  an  dieaelbeo.   Bruxelles,  le  7  juin,  le  17  d^cenibre  1798.  Orig. 

A.-A. 


Btlcinn  Dnt«r  der  0«n«nlilanlial(«r>el»ft  Enbrnof  CtiU  (ITM,  17M). 


41 


Truppe  einzui-Uckea.  FUr  diesen  Fall  hatte  Warusdurff  die  er- 
ledigte Stelle  seinem  Bruder,  Major  im  Repimente  WUrzburp, 
einem  Manne,  wie  es  heisst,  oline  jede  höhere  Bildung,  zugedacht, 
der  übrigens  auch  selbst  durch  Beaufort,  Mcrode  und  den 
Minister,  dessen  Haus  er  eifrig  besuchte,  ans  Ziel  zu  kommen 
trachtete.  Ein  anderer  nicht  minder  geftlhrlicher  Bewerber  war 
der  Vicomte  de  Nieulant,  der  trotz  ilu*er  gegenseitigen  Ent- 
zweiung mit  Wamsdorff  und  Maldeghem  auf  gutem  Fusse  stand 
imd  sich  auf  jede  Weise  bei  dem  Erzlierzog  cinzuschmeichchi 
suchte.  Unter  diesen  Umstunden  legte  es  Deimotte  dem  Erz- 
herzog nahe,  Wratislaw  dauernd  an  sich  zu  fesseln,  seine  Stelle 
vorlUufig  unbesetzt  und  ihm,  während  er  im  Felde  stehe,  seine 
Zulage  zu  belassen.  Sollte  aber  der  Erzherzog  trotzdem  ent- 
schlossen sein,  den  dritten  Kämmererposten  in  seinem  Hause 
wieder  zu  besetzen,  so  wies  Deimotte  auf  D'Oettinghem  hin: 
,Er  stammt  aus  dem  Lande,  ist  ein  äusserst  anständiger  und 
sanfter  Mensch,  hat  eine  gute  Conduite  und  ist  ganz  und  gar 
ftlr  diesen  Platz  geeignet.  Ausserdem  hebt  ihn  der  Erzherzog 
bereits  in  hohem  Masse." 

Gutig  und  dankbar  wie  immer,  verwendete  sich  der  Erz- 
herzog flir  Wratislaw  bei  dem  Kaiser,  indem  er  ihn  bat,  den- 
selben bei  einem  Freicorps  oder  bei  irgend  einem  anderen  vor 
dem  Feinde  dienenden  Ilegimente  als  Major  anzustellen.  ,Sollten 
wir  dann  wieder  Frieden  bekommen,'  setzt  er  hinzu,  ,so  werde 
ich  suchen,  ihn  dahin  zu  bringen,  wieder  zu  mir  zu  kommen, 
da  es  mir  hart  fallen  niilsste,  einen  so  ehrlichen,  braven  Mann, 
der  nun  schon  zwei  Jahre  bei  mir  war,  entbelu-on  zu  müssen.'* 
Uebrigens  kam  es  nicht  dazu;  vermuthlich  war  es  der  sinkende 
Einfloss  WamsdorflPs,  der  Wratislaw  bewog,  von  seinem  Vor- 
haben abzustehen.  ,Die  zwei  Chinesen,'  wie  sie  der  Erzherzog 
im  Scherze  zu  nennen  pflegte,  CoUoredo  und  Wratislaw,  blieben 
im  Hause  und  schmiegten  sich  immer  enger  ihrem  geliebten 
Herrn  an. 

Leibarzt  Carls  war  ein  gewisser  Dr.  Wolf,  bis  derselbe 
jacobinischer  Gesinnung  verdächtigt  und  von  dem  Kaiser  eine 

'  Deimotte  an  Haria  Christino.  Bnizelle«,  la  16  aofit,  le  27  novembre,  le 
17  d^cembre  (1793).  Orig.  eig.  A.-A.  Erzherzog  Carl  an  den  Kaiser. 
Tirleainnt,  den  21.  MKrs   1793.  Orig.  eig. 

*  Erihenog  Carl  an  Oanx  II.    Brüsiel,  den  6.  December  1793.  Orig.  eig. 


42 


Tl.  AkhuiillDnir :  r    Zaiiskerf. 


UntersucLung  wider  ihn  augeordiiet  wurde.'  Natürlich  bUsste 
er  darüber  seine  Stelhmg  ein.  Im  Calendrier  de  la  conr  von 
1794  wird  er  nicht  mehr  genannt.  Die  Stelle  eines  Leibarztes 
war  jetzt  überhaupt  nicht  besetzt.  Als  .Leibchirui^'  des  Erz- 
herzogs erscheint  Hubertus,  ein  Zögling  dos  Josefinums  in  Wien, 
der  zuvor  als  Bataillonschirurg  bei  dem  Militiir  gedient  hatte, 
und  dem  auf  Wunsch  Carls  der  Charakter  und  die  Uniform 
eines  Stabschirurgen,  doch  ohne  Gehalt,  zugestanden  wurde.* 

Indess  erwies  sich  gleich  so  manchen  äihnhchen  Verdäch- 
tigungen jener  Zeit  auch  die  gegen  Wolf  ausgestreute  als  völlig 
unbegründet.  Denn  nur  unter  dieser  Voraussetzung  konnte  ea 
geschehen,  dass  sich  derselbe  zu  Anfang  des  Jahres  1795  um 
seine  Wiederansteilung  bei  dem  Erzherzog  bewarb.  Zwar  wollte 
ihn  der  Kaiser  \nelmehr  mit  Belassung  seiner  Bezüge  ins  Wiener 
allgemeine  Krankenhaus  versetzen.'  In  der  Folge  finden  wir 
ihn  aber  doch  auf  Empfehlung  des  berühmten  Arztes  Lagusius 
bei  dem  Erzherzog  wieder  angestellt,*  ja  bestimmt,  denselben 
zur  Armee  zu  begleiten,'  während  Hubei'tus  zur  Truppe  ein- 
rücken sollte,*  wovon  man  aber  bald  wieder  abkam. 

IT.  Aus  dem  Privatleben  des  Erzherzogs. 

Unter  den  geschilderten  Verhältnissen  mochte  das  hüus- 
licho  Leben  des  Erzherzogs  wohl  wenig  Erl'rouliches  bieten. 
Von  den  Personen  getrennt,  die  ihn  zärthch  liebten,  und  denen 
auch  er  in  der  Verehrung  und  Liebe  eines  Sohnes  ergeben 
war,  sah  er  sich  von  Männern  umgeben,  die  zwar,  woran  nicht 
zu  zweifeln  ist,  ihm  insgesammt  zugethan,  die  aber  imter  sieb 
uneinig  und  zum  TLi-ile  mit  ihren  Stellungen  unzufrieden  waren> 
und  unter  denen,  von  ihrem  meist  noch  jugendlichen  Alter  ab* 


'  TrauttiiiKiudorff  an  Metternich.  Vienne,  le  17  d^cembre  1793.  eig.  En- 
herzog  Carl  an  don  Kaiser.  BrQ9sel,  den  30.  Docember  17y3.  Orig.  eig. 
Der  Kaiser  an  Erzherzog  Carl.  Wien,  den  11.  Jänner  1794.  Orig.  eig. 

*  Vortrag  Lacy's  vom  U.  Februar  1794  und  kaiserl.  liesulation.  Kr.-A. 
'  EntborEog  Carl  an  Delmotte.  Vienne,  ce  3  fevrier  1795.  Orig.  A.-A. 

'  Maria  Christine  an  Deünotte.  Augsboarg,  ce  24  arril   179Ö.  Orig.  A.-A. 
'  Dieselbe  an  denselben,  ce  4  mai  1796.  Orig.  A.-A. 

*  Lacy  an  den  Kaiser.  Neuwaldegg,  den  81.  Jnli  1796.  Kr.-A. 


B«lfiu  iinl«r  der  Ocn«nt>Uttb*lt<rw1ikft  Gnlitnog  Culi  (17SS,  i;m). 


45 


Hauptquartier  begab,  um  der  Einladung  Coburg's  zufolge  dem 
Te  Deum  beizuwohnen,  das  am  5.  für  den  Sieg  vom  1.  Mai 
über  Dampierre  gesungen  wurde. ' 

Am  22.  Mai  wohnte  der  Erzherzog  der  Eröffnung  der 
Trancheen  vor  Condd  bei.*  Am  23,  kam  es  zur  Schlacht  bei 
Faraars,  deren  nächste  Folge  die  Einschliessung  von  Valen- 
ciennes  war.  Am  24.  kehrte  Carl  nach  Brüssel  zurück,'  wo  er 
unmittelbar  darnach  an  einem  Fieber  erkrankte.*  Doch  erholte 
er  sich  rasch  wieder  und  begab  sich  (12.  Juni)  nach  Valen- 
ciennes,  um  die  dort  eröffneten  Trancheen  zu  besichtigen.*  Es 
war  ein  buntes,  ungemein  fesselndes  Bild,  das  sich  dem  auf- 
merksamen Beobachter  vor  Valenciennes  darbot,  wo  bei  Etris 
rechts  von  der  Strasse  das  englische  Lager,  reinlicher  als  das 
Ankleidezimmer  einer  deutschen  Modedame,  stand,  wahrend 
links  das  kaiserliche  vielfach  an  die  Zustande  an  der  ttlrkischen 
und  croatischen  Grenze  erinnerte.  Aber  dem  Erzherzog  mochten 
auch  die  Unterschiede  der  Nationalcharaktere  nicht  entgehen, 
wenn  er  wahrnahm,  wie  der  Ungar  oder  Slovenier,  immer  genüg- 
sam und  thätig,  in  Mussestunden  die  Gelegenheit  wahrnahm, 
eine  Kegelbahn  anzulegen,  oder  sich  im  Laufen  und  Springen 
zu  üben,  während  der  Hesse  die  Ruhepausen  verschlief,  der 
Engländer  spazieren  ging  oder  sich  und  die  Zelte  putzte,  der 
Hannoveraner  kochte  und  ass.  Einen  eigenthümlichen  Anblick 
mochte  ihm  auch  eine  Wandening  durch  die  Trancheen  ge- 
währen: die  fast  unheimliche  Stille,  mit  der  hier  jeder,  was 
ihm  zukam,  ohne  dass  ein  Befehl  nüthig  war,  verrichtete,  und 
selbst  der  jüngste  österreichische  Bombardier  über  den  Hergang 


'  M«ttornich  an  TniuttiiiangdulT,  4  mai  17d3.  Erzheraog  Carl  an  den  Kaiser. 
Brunei,  den  6.  Mai   17'.)3. 

*  Mettemicli  an  Tranttiimn.odorfi'.  Ilnixolles,  le  32  mai  1793.  Vergl.  Erx- 
herzof^  Carl  an  den  Kaiser.  Brttssol,  den  18.  Mai  1793,  Orig.  eig.  Nach 
dem  Moniteor  Nr.  155,  p.  669  erfolgte  die  Abreise  Carls  ins  Haupt- 
qoartier  am  21.  Hai. 

*  Erxberzug  Carl  an  den  Kaiser.  Ur{ls.sel,  den  26.  Mai  1793.  Orig.  eig. 

*  Mctteniich  an  Trsuttmansdorff.  BruxBlle»,  le  26  Mai  1793.  Briefe  Del- 
motte's  au  Maria  Christine  vom  26.,  27.,  28.  und  30.  Mai  und  vom  2.  Juni. 
Orig.  A.-A.  Vergl.  anch  Trauttmansdorff  an  Colloredo.  Orig.  eig.  ohne 
Datam  (prea.  5  juin  1793). 

*  Delmotto  an  Maria  Cliristine.  BmxcUes,  le  12  juin,  le  16  juin.  Orig.  eig. 
A.-A.  Mettemicb  an  Trauttmaniidorff.  Bnuelle«,  le  13  jnin  1703. 


44 


TT.  AlihsnilliiDg :  t    Zoliibarf. 


Ist  nun  über  auch  iii  dieser  Fassung  die  Angabe  zu  ver- 
werfen, da  die  betreffende  Quelle  sich  selbst  und  den  nachfol- 
genden Thatsachen  widerspricht,  so  scheint  sie  doch  nicht  ganz 
gegenstandslos  gewesen  zu  sein,  wie  man  aus  dem  Schreiben 
ersieht,  das  Dumouriez  ebenfalls  am  14.  Mai  von  Mergentheim 
aus  an  den  Erzherzog  richtete  und  das  mit  den  Worten  beginnt: 
,Ich  habe  erfahren,  dass  Eure  königl.  Holieit  Gefahr  gelaufen 
sind,  gefangen  genommen  zu  werden.  Ich  war  entsetzt  darüber. 
In  was  für  Hände  wäre  ein  Fürst  gefallen,  der  für  das  Wohl 
des  Volkes  nötliig  ist.  Diese  Meinung,  weklie  ich  mir  über  Sie 
gebildet  habe,  ist  es,  die  mir  das  grösste  Interesse  an  Ihrer 
Erhaltung  und  Ilireni  Ruhme  einflösst.  Eiu"e  Hoheit  müssen  es 
über  sich  gewinnen,  jenen,  den  man  mit  den  Waffen  gewinnt, 
dem  zu  opfern,  der  die  Frucht  der  BUrgertugenden  ist.  Ge- 
statten Sie  diesen  Katli  einem  alten  Kriegsmanne,  der  den  mili- 
tärischen Ruhm  nicht  hülier  anschlägt,  als  er  es  weith  ist" 
Die  allerdings  sehi'  förmliche  Antwort  des  Erzherzogs*  auf 
diesen  Brief  geht  über  die  in  letzterem  enthaltene  Anspielung 
schweigend  hinweg,  und  auch  sonst  findet  sich  —  namentlich 
auch  in  der  sonst  in  solchen  Dingen  sehr  gesprächigen  Curre- 
spondenz  Delmotte's  —  keine  Audeutimg  dieser  Art.  Aber  gerade 
der  Umstand,  dass  der  Erzherzog  über  die  Sache  schweigt, 
seheint  sie  zuzugeben.  Undenkbar  wäre  es  gewiss  nicht,  dass 
schon  damals  französischerseita  vereueht  worden  wäre,  sich  des 
Erzherzogs  zu  bemächtigen,  wie  denn  im  späteren  Verlaufe  des 
Jahres  1793  noch  einmal  sich  das  Gerücht  von  einem  Complot 
der  Jacobiner  verbreitete,  das  dahin  zielen  sollte,  über  Charleroy 
ein  Cavalleriecorps  nach  Brüssel  zu  senden,  um  den  Erzherzog, 
Mercy  und  Mettemich  als  Geiseln  fllr  die  verhafteten  Convents- 
commissäre  aufzuheben,  ein  Gerücht,  das  damals  Coburg  sogar 
den  Anlass  zu  einigen  Gegenvorkehrungen  gab.'  Thatsache 
ist   übrigens   blos,    dass    sich   Erzherzog   Carl    am    4.    Mai   ins 


'  DumourioK  an  Ereliereog  Carl.  Mergfentheim,  le  14  mai  1793.  Ori(f.  eig. 

St.-A.   Abgedruckt   bei   Mortimer-Ternaux,   1.   c.    VI,  &89,    wo   aber  der 

Anfang  TeratUiiimeU  Ut. 
'  Eriherzog  Carl  an  Dumouriex.  BraxeUes,  le  Sl  mai  1792.  Entw.  Metter- 

nich'g. 
*  Delmotta  an  Maria  Christine  und  Henog  Albert  Bmzelles,  le  81  octobre 

1793.  Orig.  A.-A. 


B«l(iaD  anicr  ilcr  0«n«nUultlitlt<nohaft  Enkeriog  Curli  (1708,  1704). 


45 


Hauptquartier  begab,  um  der  Einladung  Coburg's  zufolge  dem 
Te  Deum  beizuwohnen,  das  am  5.  filr  den  Sieg  vom  1.  Mai 
über  Dampierre  gesungen  wurde. ' 

Am  22.  Mai  wohnte  der  Eiv.herzog  der  Eröffnung  der 
Trancheen  vor  Conde  bei.*  Am  23.  kam  es  zur  Schlacht  bei 
Famars,  deren  näcliste  Folge  die  Einschliessung  von  Valen- 
cionnes  war.  Am  24.  kehrte  Carl  nach  Brlissel  zurück,*  wo  er 
unmittelbar  darnach  an  einem  Fieber  erkrankte.*  Docli  erholte 
er  sich  i'asch  wieder  und  begal>  sich  (12.  Juni)  nach  Vaieu- 
ciennes,  um  die  dort  eröffneten  Trancheen  zu  besichtigen.^  Es 
war  ein  buntes,  ungemein  fesselndes  Bild,  das  sich  dem  auf- 
merksamen Beobachter  vor  Valonciennes  darbot,  wo  bei  Etris 
rechts  von  der  Strasse  das  englische  Lager,  reinlicher  als  das 
Anklcidezimmer  einer  deutschen  Modedame,  stand,  wiltirend 
links  das  kaiserliche  vielfach  an  die  Zustände  an  der  türkischen 
und  croatischen  Grenze  erinnerte.  Aber  dem  Erzherzog  mochten 
auch  die  Unterschiede  der  Nationalcharaktere  nicht  entgehen, 
wenn  er  wahrnahm,  wie  der  Ungar  oder  Slovenier,  immer  genüg- 
sam und  thiitig,  in  Mussestunden  die  Gelegenheit  wahrnahm, 
eine  Kegelbahn  anzulegen,  oder  sicli  im  Laufen  und  Springen 
zu  üben,  während  der  Hesse  die  Ruhepausen  verschlief,  der 
Engländer  spazieren  ging  oder  sich  und  die  Zelte  putzte,  der 
Hannoveraner  kochte  und  ass.  Einen  cigenthUmlichen  Anblick 
mochte  ihm  auch  eine  Wanderung  durch  die  Ti'ancheen  ge- 
währen: die  fast  unheimliche  Stille,  mit  der  hier  jeder,  was 
ihm  zukam,  ohne  dass  ein  Befehl  nüthig  war,  verrichtete,  und 
selbst  der  jüngste  österreichlsehe  Bombardier  über  den  Hergang 


'  Metternich  an  Ti-niittmansdotT,  4  mai  1799.  Eraherzog  Carl  an  den  Kaiser. 
BriUitel,  (Ion  6.  Mai   H'.lä. 

*  Metternich  an  Traiittinansdorff.  Briixßlles,  1q  22  niai  1793.  Vergl.  Erss- 
herzog  Carl  an  den  Kaiser.  UrUssel,  den  18.  Mai  1793.  Orig.  oig.  Nach 
dem  Monitonr  Nr.  Ibh,  jt.  669  erfolgte  die  Abreise  Carls  ins  Haupt- 
quartier am  21.  Mai. 

*  Erzherzog  Carl  an  den  Kaiser.  Brüssel,  den  26.  Mai  1793.  Orig.  eig. 

*  Mettemieli  an  TrauttmansdurfT.  Bruxelles,  le  26  Mai  1793.  Briefe  Del- 
motte's  an  Maria  Christine  vum  26.,  27.,  28.  nnd  SO.  Mai  und  vom  2.  Juni. 
Orig.  A.-A.  Vergl.  auch  Trauttinansdorff  au  Colloredo.  Orig.  eig.  ohne 
Datum  (pres.  6  juin   1793). 

*  Delmott«  an  Maria  Chriütino.  Bruxelles,  le  12  juin,  le  16  juin.  Orig.  eig. 
A.-A.  Metternich  an  Trauttinanadorff.  Bruxelles,  le  13  juin  1793. 


VI    ibhiodlaDn:   t.  Zei>>ber(. 


der  Bcilagening  Beseheid  zu  geben  wusste,  indcss  die  Englän<ler 
iii  den  LHiiffrriiVji'n  wie  in  einer  Waclitstiibe  bi-i  IliiratiHschc 
oder  Puuscbbüwlu  sich  gUtlich  thtiten,  der  Hesse  aber  sein 
Pfeifchen  schmauchte  und,  wenn  es  nicht  anders  ging,  im 
Stehen  schlief. ' 

Uebrigens  verband  mit  diesem  Ausfluge  nach  Valencieunes 
der  Erahcrzog  noch  eine  andere  Absicht.  Es  verlautete  niimhch, 
dass  sich  der  Prinz  von  Wales  bei  der  Armee  einfinden  werde. 
Carl  wollte  sich  die  Gelegenheit  nicht  entgehen  lassen,  um  sich 
mit  demselben  zu  befreunden.  Er  meinte,  dass  dies,  da  man 
sich  mit  England  enger  verbinden  wolle,  nicht  ganz  werthlos 
sei,  zumal  der  König  zu  altern  beginne.  Wohl  erwies  sich  jenes 
üeinicht  als  falsch,  hingegen  suchte  sich  jetzt  der  Erzherzog 
aus  demselben  Grunde  dem  Herzog  von  York  zu  nähern,*  der 
den  (Oberbefehl  Über  die  englischen  Truppen  führte  und  gleicli 
seinen  Brüdern,  den  Herzogen  von  Kent  und  Cumborland, 
durch  manche  küljne  Waffenthat  glänzte.  Es  hing  wol  mit  dem 
fortan  ziemlich  lebhaften  Verkehr  Carls  mit  diesem  Prinzen  zu- 
sammen, dass  sich  das  übrigens  völlig  unbegründete  Gerücht 
der  bevorstehenden  Vermählung  des  Erzherzogs  mit  einer  eng- 
lischen Prinzessin  verbreiten  konnte.' 

Am  16.  Juni  kehrte  der  Erzherzog  nach  Brüssel  zm-ück. 
Am  18.  treffen  wir  ihn  zu  Schoenenbergli,  wo  man  im  Parke, 
wenn  kein  widriger  Wind  blies,  jeden  Kanonenschuss  von 
Valencieunes  hören  konnte.*  Wie  Delmotte  versichert,  war  sein 
Herr  trostlos,  der  Belagerung  nicht  beiwohnen  zu  können,  son- 
dern an  Conferenzen  theilnchmen  zu  müssen,  in  denen  der 
Minister  keinen  Schritt  vorwärts  kam.*  Carl  selbst  schrieb  an 
seinen  Oheim;  , Sobald  alle  Batterien  errichtet  sein  werden, 
gehe  ich  zur  Armee,  um  sie  spielen  zu  sehen,  das  vrird  ein 
Heidenlärm  sein.** 

Zuvor  aber  ging  es  nach  Condd,  denn  am  11.  Juli  Mor- 
gens traf  der  Kürassierrittmeister  Graf  Rosenberg,   den   gegen 


I  Oirtanner,  Pülitiiiche  Aunftlen  III,   1793,  ».  480  ff. 

»  Erzhenog  Carl  an  den  Kaiser.  Urüasel,  den  8.  Juni   1793.  tirig.  eig. 

»  .Der  lieimliche  Botei^linfter"  160«  zum  16.  October  1793.  Moniteur  Nr.  88. 

*  Erzherzog  Carl  an  Herzog  Albert,  lo  IG  et  18  juin  1793. 

»  Delmotte  »n  Maria  Cliriatine,  le  1",  2«,  H  juillet  179.S.  th-ig.  A.-A. 

•  Entherr.og  Carl  nn  Herzog  Albert,  Ic  18  juin   179.1.  Orig.  eig.  A.-A. 


Bflint'n  niitrr  ilrr  (IcDöritli>U(t1Ukl(vrr>«%iII  Enlicru>g  Carl«  (17II3.  I7IM). 


47 


den  Wunsch  des  Erzherzogs'  Mcttemich  mit  zwölf  Postillons 
in  die  Stadt  einreitcn  Hess,  mit  der  Nachricht  in  Brüssel  ein, 
tlass  Condc  capituhrt  habe,  *  In  Folge  dessen  reiste  der  Erz- 
herzog am  folgenden  Tag  nach  dieser  Festung.' 

,Am  13./  erzählt  Delmotte,  ,kam  er  um  2  Ulir  Slorgens 
in  der  Eremitage  an,  wo  er  bei  dem  Prinzen  von  Würtemberg' 
(^dem  Eroberer  von  Conde)  ,sich  einlogirto.  Um  7  Uhr  begaben 
wir  uns  nach  Cocq,  um  die  4008  Mann  starke  Garnison*  ab- 
ziehen zu  sehen,  die  sehr  gut  aassali,  trotz  der  Hungcrsnoth, 
unter  der  sie  durch  einige  Zeit  gelitten  hatte.  Sie  zogen  mit 
allen  knegerischen  Ehren  ab,  mit  ihrer  Artülerio  und  ihren 
Pulverwagen  (caissons).  Als  sie  in  Cocq  anlangten,  streckten 
sie  die  Waffen  und  mnrschirteu  nach  Peruwels,  wo  sie  die 
Nacht  zubrachten.  Das  ganze  Corps  des  Prinzen  von  WUrtem- 
berg  bildete  längs  der  Strasse  Spalier,  vom  Stadtthore  an.  Auch 
Ihre  Division  Chevauxlegers  befand  sieh  dabei;  sie  ist  süperb, 
man  kann  nichts  Schöneres  sehen.  Sc.  königl.  Hoheit  sprach  in 
gütiger  Weise  mit  Chanccl,  dem  Commandanten  von  Condö. 
Als  sich  der  Erzherzog  entfernte,  rief  jener  aus:  „Ach  Gott! 
hätten  wir  doch  in  Frankreich  küiiigliche  Prinzen  wie  diesen 
gehabt,  es  wäre  nie  zu  einer  Revolution  in  unserem  armen 
Lande  gekommen,  wir  hätten  sie  angebetet;  wie  glücklich  sind 
Sie,  meine  HeiTcn!"  Um  11  Uhr  l>egaben  wir  uns  in  die  Stadt, 
besichtigten  die  Werke,  die  noch  unveiuehrt  sind,  und  fanden 
über  105  Feuerschlünde  vor.  Die  MunicipalitiU  der  Stadt  trug 
noch  die  tricolore  Schärpe;  Graf  Mercy  befahl  ihnen,  dieselbe 
sofort  abzulegen,  und  cassirte  zugleich  diese  Behörde.  General- 
major Czernozy  wurde  Platzcommandant,  der  Civilcommissär 
Maco  de  Toumy  Clief  der  Stadt,  um  Alles  zu  regeln.  Wir 
speisten  sodann  bei  dem  Prinzen  von  Würtembcrg  in  der 
Ileremitage;  der  Tafel  wohnten  bei:  der  Herzog  von  York,  die 
Prinzen  Ernst  und  Adolf  von  England,  der  Sohn  des  Herzogs 
von  Braunschweig,  Prinz  Coburg,  FZM.  Clerfayt  und  alle  ihre 
Adjutanten.  Man  brachte  nur  einen  Toast  aus,  und  zwar  auf  die 
Sieger  von  Cond^.   Es  ging  dabei  ebenso  heiter  als  anständig 

'  MoUeriiicIi  an  Er/.lierzdj;  Carl,  le   11  jnillet  17U3.  Orig.  eig.  A.-A. 

*  DoltuoU««  au  Maria  l'liriüüiie,  le  11  juillet,  au  momeut  du  d^part.  Oriff.  A.-A. 

*  Metternicli  an  Trauttmausdorfir.  Uruxßlle«,  lu  12  juillet  1793.  Copie. 

*  Nat'li  Wintk.beu  11,  220  waren  iw  277  Officiero  und  400'.1  Mann 


48 


Tl.  Ab^niidluiig:    v    Zoislbcrf^. 


ZU.  Nnch  Tisch  gingen  wir  nach  Auhry  (bei  Valcncienncs),  wo 
wir  in  einem  kleinen  Schlosse  mit  drei  Zininiern  einqiuirtiil  sind. 
Die  dritte  Piirallele  war  fertig,  und  wir  wurden  durch  den 
Donner  der  Kanonen  belustigt,  der  unaufhiirlich  wiederhallte. 
II(!Ul«'.  Morgens  war  das  Feuer  excesaiv.  Wir  gehen  um  7  Uhr 
nach  Hcrin'  (dorn  Hauptquartiere  Coburg's'),  ,um  dem  Tc  Deum 
beizuwohnen,  das  vor  dctu  Lager  der  Grenadiere  abgehalten 
tind  von  der  Observations-,  der  Belagerungsarraee,  allen  Corps  \ 
zu  t'^)ndi'  wiederholt  werden  soll.  Wir  speisen  bei  dem  Prin- 
Ecn  C'oburg.'* 

Auch  dorn  FZM.  Ferraris  stattete  bei  dieser  Gelegenheit 
Krzhcrzog  Carl  einen  Besuch  ab.*  In  der  Nacht  vom  18.  bis 
19.  Juli  kehrte  dieser  nach  Brüssel  zurück.* 

Interessant  ist,  was  Erzherzog  Carl  selbst  Über  diesen 
kurzen  AusHug  zu  erzählen  weiss.  ,Ich  habe  am  13.  d.,'  schreibt 
er  an  seinen  Oheim  Herzog  Albert,  ,um  lU  Uhr  Morgens  die 
Garnison  von  Condi«  abziehen  gesehen.  Sie  belief  sicli  auf 
4009  Mann.  Man  hatte  ein  Spalier  gebildet  von  der  Festung 
bis  Cocq  mit  den  Truppen  der  Blokade,  nämlich  2  Bataillone 
Josef  Collorcdo,  1  Bataillon  Wartensleben,  1  Bataillon  d'Alton, 
den  Cliovauxlegcrs  Ihres  Regiments,  die  sich  süperb  ausnahmen, 
und  den  Regimentern  Saxe,  Berchiny  und  Royal  Allemand. 
Die  Garnison,  Chancel  an  der  Spitze,  rückte  aus  unter  Trommel- 
schlag und  mit  fliegenden  Fahnen  in  bester  Ordnung.  Zu  Cocq 
streckten  sie  die  Waflvn;  sie  thaten  dies  schweigend,  aber  xnm 
sah  den  Schmerz  auf  ihren  Gesichtern;  sodann  führte  man  sie 
nach  Peruwels,  von  wo  sie  nach  CViln  durch  1  Bataillon  d'Alton 
und  2  Peletons  Blankenstein  escortirt  werden.  An  der  Spitze 
der  Garnison  marschirte  eine  Compagnie  Grenadiere,  Linien- 
truppe, die  sehr  schön  war,  die  übrigen  Linientruppen  vnrvn 
passable,  die  Nationalgarde  aber  sah  erbftrmlich  aas.  Es  war 
nichts  als  ('anatlle,  Kinder,  insgesammt  zerlumpt  und  zerfetxt, 
von  unglaublicher  Unsauberkeit  (^saloperie).  Darunter  befanden 
sich  auch  zwei  junge  Mxdchen,  die  bitterlich  weinten;  sie  trugen. 


'  D«lmotte  aa  Mmria  Oiristiiie  aad  Haneg  Albert.  Anbiy,  le  14  (juOet)  4 
t^h  htatm  de  matin   1793.  Orif.  A.-Ak 

*  E^ah«niv  Carl  an  den  Kaiaer.  BiaMaL,  *m  18.  JoK  1793.  Ong. 

*  D«lBett«  «a  Benag  AJbert  ood  Maria  ClirialiM.  BnoeUea,  1*  1»  j«iUc< 
1793.  Orig.  A--A. 


''fßlfita  nntor  in  0«D«nlatattb>ltCTsr.htft  Rnluinaf  Carl«  (17V3,  17941 


49 


die  Uniform  der  Nationalgarde,  aber  ohne  Gewehr.  Ohancol 
macht  einen  sehr  respectablen  Eindruck.  Man  fand  Condö  in 
ziemlich  gut<>m  Zustande:  95  Kanonen  und  Möreer,  zalJreiche 
Munition,  aber  keine  Lebensmittel.  Wir  wurden  mit  Schweigen 
und  ohne  ein  Zeichen  der  Freude  empfangen,  was  ganz  natür- 
lich ist." 

Am  28.  Juli  capitulirte  Valenciennes;  am  29.  Abends  eilte 
der  Erzherzog  wieder  dahin.*  Dem  Umstände,  dass  auch  Graf 
Fersen  sich  damals  nach  Valenciennes  begab  und  über  diesen 
Ausflug  Mancherlei  in  seinem  Tagebuch  vej-merkte,  verdanken 
wir  auch  einige  Details  üVier  die  Reise  des  Eraherzogs. 

So  erfahren  wir,  dass  sich  dieser  am  31.  Juli  zu  Raismes 
befand,  wo  sich  damals  der  Arraeeintendant  Bartenstein  auf- 
hielt, der  ein  Diner  zu  Ehren  des  Erzherzogs  und  des  Prinzen 
Coburg  gab,  dem  auch  Mercy  beigezogen  wurde.  Am  1.  August 
traf  Fersen  den  Erzherzog  frlili  Morgens  zu  Anbr^-  unil  be- 
gleitete denselben  in  Coburg's  IIaupt<iuartier  nach  Herin.  Im 
Q«folge  des  Erzherzogs  wird  bei  dieser  Gelegenheit  Wamsdorff 
genannt.  Die  ganze  Gesellschaft  brach  von  hier  um  7  Uhr  Mor- 
gens auf,  um  zuuHehst  auf  einem  der  drei  Dämme,  die  man 
errichtet  hatte,  das  Inundationsgebiet  zu  Fri  in  Augenschein 
zu  nehmen.  ,Um  8  Uhr,'  filhrt  Fersen  zu  orzHhlen  fort,  , kamen 
wir  nach  La  Briguette;  die  englischen,  österreichischen  und 
hannoverischen  Truppen  waren  bereits  angelangt  und  formirten 
sich  zu  einem  Spalier,  das  die  Franzosen  passiren  sollten.  Diese 
Versammlung  der  schönsten  Truppen  Europas  bot  ein  ebenso 
einziges  als  seltenes  Schaustück  dar.  Die  englischen  Truppen 
waren  zunächst  der  Stadt  postirt.  Die  Formation  währte  sehr 
lange,  und  es  schien  mir,  als  ob  sie  nicht  gerade  sehr  gut  ge- 
troffen sei.  Um  9  Uhr,  zur  Stunde,  in  der  die  Garnison  abziehen 
sollte,  benachrichtigte  man  den  Herzog  von  York,  dass  die 
(Convents-)Commissäre  *  den  Anspruch  erhöben,  an  der  Spitze 
der  Garnison  auszurücken.  Der  Herzog  von  York  Hess  ihnen 
sagen,  dass  er  Commissttre  nicht  kenne,  und  dass,  wenn  sie  ab- 
ziehen wollten,  sie  dies  entweder  in  Uniform  thun  oder  sich  unter 

'  Erabersog  Csrl  aii  Hertog  Albert.  8choenenberg{i,  ce  21  jaUlet  1793.  Orig. 

A.-A. 
*  Metternieh  an  Trauttmatudorff.  Bruxelles,  le  29  jnillet  1793.  Copie. 
'  Jeaii  lie  Brie  und  CdcIioii.  Wiener  Leitung  2438. 
.4||»u|>ker  J    iibil    hM   il    CXXVMI    B.1,  «.   Abb.  4 


60 


TI    Alihiktidlung :   f.  Ze)i>»kerp 


den  TroBS  mischen  mUssten.  Coburg  stimmte  ihm  bei,  Mercy 
dagegen  schien  anderer  Ansicht.  Doch  der  Herzog  von  York 
blieb  dabei  und  sandte  Saint-L^ger  ab,  um  ilmen  dies  zu  sagen. 
Man  hätte  gewtlnscht,  dass  sie  das  Volk  in  Valenciennes  ver 
haftete,  und  man  wlirde  dies  in  jeder  Weise  erleichtert  haben. 
Am  Abende  zuvor  Iiiess  es  auch,  dass  dies  geschehen  werde, 
aber  man  hatte  sich  getÄuscht." 

Statt  indess  der  Erzählung  Fersen's  weiter  zu  folgen,* 
ziehen  wir  es  vor,  den  anschaulichen  Bericht  mitzutheilen,  den 
Erzherzog  Carl  seinem  Oheim  Herzog  Albert  über  den  Auszug 
der  französischen  Garnison  aus  Valenciennes  erstattete  und  der 
die  Erzählung  des  schwedischen  Diplomaten  in  willkommener 
Weise  ergänzt. 

,Der  Auszug  der  Garnison,*  erzählt  Erzherzog  Carl,  ,fand 
am  2.  August'  Morgens  statt.  Den  Zug  eröffnete  Madame 
Cochon,  die  Gattin  des  (Convents-jCommissärs,  begleitet  von 
einer  Anzahl  hübscher  Mädchen  und  Frauen  von  Paris  und 
einigen  Bürgern  von  Valenciennes.  Die  Garnison  bestand  aus 
600()  Mann,  theils  Linientruppen,  theils  Natiunalgardisten,  und 
aus  1(XH)  Kanonieren.  General  Ferrand  befand  sich  an  der 
Spitze,  desgleichen  General  Boileau  und  Tholoze,  der  Chef  der 
Ingenieurs.  Sie  benahmen  sich  äusserst  artig.  Dagegen  zog 
General  Beaui-egard,  einst  Komödiant,  nicht  einmal  den  Säbel 
und  lüftete  nicht  den  Hut  vor  dem  Herzoge  von  York  und  dem 
Prinzen  von  Coburg.  Die  Commissärc  niarschirtcn  nach  ihrem 
Range;  sie  hatten  den  Gesichtsausdruck  grosser  Schurke  (sce- 
Idrats).  Da  man  nicht  wusstc,  was  man  mit  ihnen  anfangeaiJ 
sollte,  hatte  man  ihrer  in  der  Capitulation  nicht  ausdrückhch 
gedacht,  sondern  blos  gesagt,  dass  es  jedem  Bürger  nach  Be- 
lieben gestattet  sein  Sülle,  mit  der  französischen  Armee  Valen- 
ciennes zu  verlassen.  Die  französische  Besatzung  marschirte  in 
geringer  Ordnung,  defilirte  vor  der  englischen  und  hannoverischen 
und  einem  Theile  unserer  Armee  und  wurde  zu  den  Vorposten 
der  französischen  Armee  geführt,  nachdem  sie  die  Waffen  nieder- 


'  KUukowstrOin,  Le  i-onite  de  Fersen  II,  77  ff. 

*  Vergl.  auch  den  interessanten  Urinf  liei  Cirtimipr,  Pnlitische  Annalen  IV, 

1793,  S.  8  ff. 
"  l)n.<i  ist  oin  Irrthiirn;  rielmehr  iiiuxs  uk  li<.'iii«eii :   i.  Aufriint. 


Bcicien  unter  der  Oeneralitatthalterscbift  Enhenog  Carls  (1798,  1794).  51 

gelegt  hatte.  Sechs  Deserteurs,  die  man  unter  den  Franzosen 
entdeckte,  wurden  ohne  Gnade  und  Erbarmen  gehenkt.  Nach- 
dem die  Garnison  ausgerückt  war,  begaben  wir  uns  in  die  Stadt. 
Die  Municipalität  kam  uns  zum  Empfange  entgegen  und  über- 
reichte die  Schlüssel  dem  Prinzen  von  Coburg.  Wir  wurden  mit 
vielen  Zeichen  der  Freude  empfangen.*  Ich  eilte  durch  die  Stadt, 
begierig,  zu  sehen,  welche  Wirkung  unsere  Artillerie  daselbst 
hervorgerufen  habe,  und  ich  kann  Sie  versichern,  dass  ich  mir 
eine  solche  Wirkung  nicht  vorgestellt  hätte.  Der  ganze  an  der 
Frontseite  gelegene  Stadttheil  existirt  sozusagen  nicht  mehr. 
Alle  Häuser  sind  zusammengestürzt,  und  die  Strassen  sind  mit 
Trümmern  so  erfüllt,  dass  man  kaum  Einer  hinter  dem  Andern 
vorwärts  kommt.  Zwei  grosse  Kirchen,  der  grösste  Thurm  von 
Valenciennes  sind  fast  eingestürzt,  und  man  sieht  nur  noch  zwei 
Mauern  von  dem  grössten  Thurme  der  Stadt,  der  dem  Feinde 
als  Observatorium  diente.  Und  all'  dies  ohne  eine  Spur  von 
Feuer,  denn  wir  haben  nie  die  Stadt  mit  glühenden  Kugeln 
beschossen.  Man  wird  Jahre  bedürfen,  um  dem  abzuhelfen. 
Was  die  Werke  des  Platzes  betriflft,  so  sind  ihre  Mauern  so 
xa  Grunde  gerichtet  und  eingestürzt,  dass  man  die  Aussen- 
werke  erstürmen  konnte,  ohne  Breschenbatterien  angelegt  zu 
haben,  und  die  Innenwerke  so  schadhaft,  dass  sich  in  weniger  als 
zwölf  Stunden  eine  prakticable  Bresche  hätte  herstellen  lassen.'  * 
Am  2.  August  um  7  Uhr  Moigens  fand  sich  der  Erz- 
herzog zu  H^rin  im  Hauptquartiere  Cobui^'s  ein ;  von  da  begab 
man  sich  zur  Observationsarmee,  welche  in  zwei  Linien  auf  den 
Höhen  vor  Denain  lag.  Die  Truppen,  durchaus  Oesterreicher, 
gewährten  einen  prächtigen  Anblick;  namentlich  die  Hussaren, 
die  vor  acht  Tagen  aus  Kaschau  eingetroffen  waren  und  aus- 
sahen, als  wären  sie  eben  erst  aus  ihren  Quartieren  gekommen. 
Es  fand  ein  Te  Deum  statt,  welches  sowohl  der  Einnahme  von 
Valenciennes,  als  jener  der  Stadt  und  Festung  Mainz  galt.  Als 
man  sich  sodann  Mittags  zu  einem  Diner,   das  in  der  Kirche 


'  Im  Gegensätze  hiezn  heisst  es  in  dem  officiellen  Berichte  der  .Wiener 
Zeitung':  ,Bei  dem  EinrUcken  der  k.  k.  Truppen  herrschte  in  der  Stadt 
tiefe  Stille;  nur  einige  »uf  dem  Platze  versammelte  Personen  weiblichen 
Geschlechts  klatschten  in  die  Hände.'  Wiener  Zeitung  2487. 

*  Erzherzog  Carl  an  Herzog  Albert  zu  Sachsen-Teschen.  Bmxelles,  ce  7  ao&t 
1793.  Orig.  A.-A. 

4» 


6S 


VI.  IVkuidlu^:   T    S«iitk<r{ 


Stattfand,    versammelte,   traf  die   Nachricht  ein,  dass  Wv 
die  Franzosen  bei  Weissenburg  Eurück^cworfen  habe.' 

Am  4.  August  befand  sich  der  Erzherzog  wieder  in  BrB»'j 
sei,*   wo   aas  demselben  Anlasse   zu  St.  Gudule   ein  feierlich« 
Gottesdienst  stattfand  und  Abends  die  Stadt  beleuchtet  war.  Im 
September   besuchte   der    Erzherzog   die  Festung  Le  Qaesncy,. 
wozu  deren  Capitulation    den  Anlass  gab.*    Am  15.  Septembar 
kehrte  er  wieder  nach  Brüssel  zurück.*  am  sich  am  26.  nener- 
dings  zur  Armee    zu  begeben,    da  am  28.  und  29.   der  Ai 
auf  das  verschanzte  Lager  von  Maubeuge  stattfinden  soUte.' 

Es  wurde  bereits  bemerkt,  dass  der  Erzherzog  bis  in  den 
Spätherbst  meist  auf  dem  Lande  zu  Laeken  weilte.    Hier  fand] 
der   bekannte   Augeard    öfters  Gelegenheit,    den    Erzherzog 
sprechen.     Auf   dessen    Wunsch    fand    er    sich   jeden   Sonntag'^ 
^littags  bei  ihm  ein,   am   ihm  Vortrag  über  die  Ursachen   und 
Folgen  der  französischen  Kcrolution  zu  halten.    ,Ich  habe   nie,* 
bemerkt  Augeard,    ,ich  will  nicht  sagen   einen  jungen  Prinzen,] 
nein,  einen  jungen  Mann  gefunden,    der  mehr  Eifer  fbr  da 
Oate  and  mehr  Ruhmbegierde  gezeigt  hütte  als  Erzherzog  Carl. 
Ich  sagte  ihm  damals  voraus,  daas  er  sich  die  höchste  Achtung 
in  Europa  erwerben  werde.    Niemand   kennt  besser  als   er  dial 
Unfähigkeit   und    die  Thorheit   der  Minister  de«  ongUicklichen 
Ludwig  XVI.    Er  schien  stets  auf  das  Aeusserste  der  Königin 
zugethan   und  gerülirt   über  ihre    traurige  Lage    und    trug  mir 
auf,    dem  Grafen  Mercy  Alles  mitzntheilen,    was  ich  aas  Ver- 
sailles erfahren  könnte.'  *    Auch  auf  Malmesburv,  der  den  Etb- 
herzog  am  5.  December  sprach,  machte  derselbe  den  günstigsten 
Eindruck:  ,Well  mannered  and  speaking   to  the  porpose,*  ver- 
merkt er  Ober  ihn  in  sein  Tagebuch.^ 

Am  31 .  October  wurde  der  Sejour  in  Laeken  aufgehoben, ' 
and   der  Erzherzog    bezog   das   wiederhergestellte  Palais   royal 

'  Fenen  II,  81.  Wiener  Zeitang,  Beilage  Nr.  64. 
■  Wiener  Zeitung  2*37. 

*  Delmotte  mn   MArim  Christine.    Bmxelles,    le    13  »eptembre   1793.    Orig. 
«ig.  A.-A. 

*  Enberaog  Carl  an  Heraog  Albeit  le  IS  septembr«  179S.  Orig.  «ig.  A.-A. 

*  Enheno^  Carl   an   den  Kaiaer.    Brfisiel,  den   36.  September  1793   Orig. 
eig.  Delmotte  an  Maria  Cliriatine.  Broxellea,  le  3  oetobre  17M.  Orig.  JL-A. 

*  Aag«ard  908. 
'  Malttiesbory.  Diaries  aod  correap.  m,  15. 


Bolfiim  notar  ilor  OeaenlXstlhklUTMiktft  BnbMWf  CirU  (17M,  I7»4). 


in  BrUssel. '  Vielleicht  hing  es  mit  der  veränderten  Lebens- 
weise, vielleicht  aiicli  mit  dem  tiefen  Eindrucke,  den  auf  ihn  der 
tragische  Ausgang  der  Königin  von  Frankreich  machte,*  zu- 
sammen, dass  der  Erzherzog  bald  daniach  (Anfangs  November) 
fieberkrank  wurde,  so  dass  er  genötliigt  war,  einige  Tage  das 
Bett  zu  hüten.  In  dem  betreflFenden  Briefe  an  den  Kaiser  geht 
niimlich  zwar  der  Erzherzog,  der  es  überhaupt  nicht  liebte,  die 
Regungen  seiner  Seele  zu  erschliessen,  mit  wenigen  Worten 
über  die  erschütternde  Katastrophe  seiner  kilniglichen  Tante 
hinweg,  indem  er  blos  bemerkt,  dass  er  die  übliche  Hoftrauer 
angeordnet  habe;'  dass  aber  das  Ereigniss  ihn  heftig  bewegte, 
dafür  ist  wohl  Augcard  ein  zuverlässiger  Zeuge,  so  ungerecht 
auch  sein  Urtheil  über  Mercy  lautet,  mit  dem  er  sich  auf  Carls 
Wunsch  zur  Rettung  der  Königin  in  Verbindung  gesetzt  hatte, 
der  ihn  aber  ziemlich  trocken  abgefertigt  haben  soU.* 
^  Zwar  erholte  sich  auch  diesmal  Carl  Imid  wieder  —  schon 
m  5.  November  verhess  er  zum  ersten  Jlulc  das  Bett*  —  und 
Beine  Genesung  rief  in  Brüssel  die  grösste  Freude  hervor.* 
Man  beging  sein  Namensfesf  nachträglich,  am  12.  November, 
mit  einem  Hochamte,  einer  Illumination  und  einem  Festspiele 
im  Theater  du  Parc,  betitelt:  ,L'Hommage  de  Bruxelles',  dem 
ein  anderes  Stück:  ,Les  ycux  de  l'amour  et  du  hazard'  folgte.' 
Auch  wurde  aus  diesem  Anlasse  die  Statue  des  Prinzen  Carl 
wieder  aufgerichtet.  Aber  von  den  gewöhnlichen  Ausflügen  zur 
Armee  war  wohl  in  Anl>etracht  des  Gesundheitszustandes  Carls 
and  der  bereits  vorgerückten  Jahreszeit  nicht  mehr  die  Rede. 


>  D<iliDOtte  an  Mjiriii  Cliristine.  Rrnxellra,  le  31  oetobre  1793.   Orig.  A.-A. 

'  Mettemich  an  Traiittmansdorff,  le  4  nnvembre  1793.  CVipie. 

'  Entbenog  Carl  nn  den  KHiser.  lirilssel,  den  äü.  Ootobrc.  Orig.  eig. 

*  Aiigeard  208.  Vorgl.  aber  Vivenot-ZeU»berg  III,  276.  Nr.  177  und  330, 
Nr.  802.  Kacourt  II,  418  ff.  426  ff. 

*  Metteniicb  an  Trauttniansdorff.  Bnuelles,  le  II  uoTembrc  1793.  Orig. 
Dolmotte  an  Maria  Christine.  Bntxelle«,  le  6  novembre  1793.  Orig.  A.-A. 

*  Detmott«  an  Maria  Chriatine,  le  14  (novembre)  k  10  beuroa  du  «oir.  Orig. 
A.-A. 

'  Das  Festspiel  ist  gedruckt  (A.-A.)  und  betitelt:  ,La  nouvelle  Dibutade, 
Boui^uet  |>onr  le  jour  de  St.  Clisrle«,  fete  de  i^.  A.  R.  I'archiduc  Charles, 
gouvenieur  des  Pays-Bas.  Exicute  dans  la  salle  du  Parc,  dovaut  8.  A.  R., 
le  mardi  12  novembre  1792.  I'ar  Mr.  de  Beaiinuir,  k  Bruxellea.  Che« 
J.  L.  de  Bonbers,  imprimenr  libraire  1703,  8*.' 


64 


Tt.  AlibaolliUK:  t.  Zaiiibsrg. 


y.  Die  StelluniB:  des  Erzherzogs  als  General  Statthalter 

Im  Allgemeinen.   —    iSein   VerhHItnlss  zu   den   Stünden 

und  zu  Metternifh. 


Wir  kennen  bereits  die  Stimmung,  in  iler  Erzherzog  Carl 
die  Stattlialterscliart  der  Nicderhimle  iibenmlim;  wir  wissen, 
■wie  ungern  er  seinem  militärischen  Berofe  entsagte,  um  sich 
einer  Thittigkeit  zu  widmen,  der  er  sich  nicht  gewachsen  wjlhnte, 
und  die  ilim  durch  die  Voraussicht,  dass  es  zu  neuen  unfrucht- 
baren Kämpfen  mit  den  Ständen  von  Brabant  kommen  werde, 
von  vorneherein  verleidet  wurde.  Und  diese  Stimmung  beherrschte 
ihn  auch  in  der  Folge.  Beweis  dessen  sind  zahlreiche  Briefe 
desselben  an  vertraute  Freunde,  namentlich  aber  an  den  Kaiser, 
in  denen  er  sich  mit  einer  fdr  sein  Alter  bemerkcnswerthen 
Klarheit  und  Klugheit  über  die  Vorgänge  in  dem  ihm  anver- 
tiiiuten  Lande  aussprach,  aber  auch  deutlich  zu  erkennen  gab, 
dass  er  sich  ebensowenig  als  in  seinem  häuslichen  Leben  in 
dem  ihm  übertragenen  jwlitischen  Wirkungskreise  glücklich 
ftlhlte,  ja  dass  er  schon  durch  die  erste  Berührung  mit  jenen 
unerquicklichen  Verhältnissen  angewidert  und  entmuthigt  wurde, 
und  daher  den  Wunsch,  seiner  Aufgabe  so  bald  wie  möglich 
wieder  enthoben  zu  werden,  duichschimmera  liess. 

Tieferbliekendcn  entging  diese  Stimmung  nicht.  ,Ich  glaube 
wohl,'  schrieb  am  22.  Juni  Feltz,  der  frühere  Staats-  und  Kriegs- 
socretAr,  an  ihn,  ,dass  in  gewisser  Beziehung  zu  dem,  was  gegen- 
wärtig gescliic'lit,  das  General-Gouvernement  wenig  Aixzichungs- 
kraft  für  Eure  königl.  Hoheit  haben  dürfte.  Ihre  Seele  ist  zu 
gross,  Ihr  Genie  zu  erhaben,  Eir  Urtheil  zu  gesund,  um  nicht 
so  manche  der  Verfügungen  zu  beklagen,  die  in  Ihrem  Namen 
crflosscn  sind,  gegen  die  Würde  und  gegen  die  wahren  Inter- 
essen der  Krone'. ' 

Besonders  bcmerkcnswerth  aber  t^  die  anflinglicho  Stim- 
mung des  Erzherzogs  ist  ein  Brief,  den  er  ungefUhr  einen 
Monat  nach  seinem  Amtsantritte  an  den  Kaiser  richtete.  Der 
Brief  liegt  uns  nicht  blos  in  dem  an  den  Letzteren  abgesandten 
Originale  in  deutscher  Sprache  vor;  ausnahmsweise  hat  ihn  der 


'  Felis  an  Erzherxog  Carl.  Ma^triclit,  lu  '22  jiiin   1T93.  Ortg.  eig.  A.-A. 


B<l(ieD  nnl«  der  0«aenlttettlultenc1ikft  Enhcnog  CirU  (ITM,  I7M). 


55 


Erzherzog  zuerst  in  französischer  Sprache  concipirt  und  diesen 
Entwurf  dem  Grafen  Mercy  vorgelegt,  der  denselben  mit  eini- 
gen Bemerkungen  in  Bleifederschrift  versah,  die  eine  spätere 
Hand  vor  der  Gefahr  des  Verwischen»  dadurch  bewahrte,  dass 
sie  dieselbe  nachträglich  mit  Tinte  nachzog.' 

Das  Schreiben  ist,  wie  gesagt,  wenige  Wochen,  nachdem 
der  Erzherzog  die  Statthalterschaft  angetreten  hatte,  verfasst.  Es 
könnte  daher  auf  den  ersten  Blick  wohl  befremden,  dass  er, 
ohne  zuvor  Erfahrungen  auf  diesem  Gebiete  gesammelt  zu  haben, 
sich  bereits  anheischig  machte,  sein  Urtheil  über  die  innere 
Lage  Belgiens  abzugeben.  Allein  wir  dürfen  nicht  übersehen, 
dass  Carl  nun  schon  seit  längerer  Zeit  in  Belgien  weilte,  und 
da«s  er  sich  daselbst  keine  Gelegenheit,  seinen  politischen  Blick 
zu  schärfen,  entschlüpfen  Hess.  Wenn  er  nun  überdies  den  Ent- 
wurf jenes  Schreibons  einem  so  erfahrenen  und  kundigen  Manne 
wie  Älercy  zur  Pi-iUung  vorlegte,  so  zeigt  dies,  mit  welcher 
Vorsicht  und  Bescheidenheit  er  auch  in  diesem  Falle  zu 
Werke  ging. 

,Du  hast  von  mir  verlangt,*  so  lautet  der  merkwürdige 
Brief,  ,dass  ich  Dir  die  Wahrheit  und  meine  Art,  über  die 
Affaireii  dieses  Landes  [zu  denken],  schreiben  solle.  Erlaube 
mir  einige  Bemerkungen,  so  ich  in  dem  kurzen  Zeiträume  eines 
Monats,  so  ich  erst  hier  bin,  gemacht  habe.  Das  Land  war 
in  drei  Parteien  gethcilt:  die  der  Stände,  der  Royalisten  und 
[der]  Demokraten.  Die  erste  war  die  beträchtlichste,  und  man 
hat  sich  vorgcnommon,  selbe  zu  gewinnen.  Man  hat  den  Ständen 
in  den  strittigen  Punkten  nachgegeben,  und  ich  glaube,  dass 
dies  nöthig  war,  um  die  Ruhe  in  dem  Lande  wieder  herzu- 
stellen ;  alle  Verbrechen,  so  während  der  Revolution  begangen 
worden,  ha.st  Du  verziehen,  und  dies  macht  Deinem  Herzen 
und  Deiner  Grossmuth  ?]hre;  endlich  hat  man  alle  Diejenigen 
vom  Gouvernement  entfonit,  so  der  ganzen  Nation  verhasst 
waren.  Dies  Opfer  war  für  das  öffentliche  Wohl  nöthig,  und 
bisher,  glaube  ich,  wird  Niemand  Ursache  haben,  sich  zu  be- 
perationen    des   Gouvernements    zu    tadeln. 


klage 


Ope 


*  Erxbercog  Carl  an  Kram  II.  BrUiwel,  den  18.  Mai  1793.  Orig.  in  deutccher 
Sprai'hß  im  SL-A.  Der  ebenfoll»  eif[enliiiii<ii|;e  franzn»i8che  Entwtirf  im 
A.-A.  Die  Raniihcraerkiingen  Meri-y's  werden  nachstobond  in  den  Annior- 
kvngren  mit^elheilt. 


66 


VI    *k 


«>  E*iitt«rit 


Allein  hier  sollte  man  sich  aufhalten  und  nie  einer  Partei  er- 
lauben, sich  zu  rühren  oder  den  Kopf  zu  heben.  Die  vergan- 
.genen  Verbrechen  hilttc  ich  verziehen,  aber  nie  die  Dienste 
^vergessen,  welche  Diejenigen  geleistet,  so  dem  Souverän  zuge- 
than  waren,  für  den  sie  ihr  Glück,  ihr  Hab  und  Gut  aufge- 
opfert haben.  Dem  Publicum  muaste  man  Gleichgiltigkeit  flir 
alle  Partf'ien  zeigen;  allein  durch  die  Erfahrung  unterrichtet, 
wer  ehrliche  Leute  und  wer  Spitzbuben'  sind,  sich  deren  be- 
dienen, ohne  diese  zu  Verstössen.  Da  die  Departements  sozu- 
sagen directe  dem  Souveriln  ziigehören  und  in  seinen  Diensten 
stehen,  so  sollte  man  diese  mit  ehrlichen,  dem  Souverän  zuge- 
tlianen  Leuten  besetzen,  und  denen  wenigen  Intriguanten,  so 
nicht  den  Wunsch  der  Nation  ausdrücken,  und  welche  so  lange 
schreien  werden,  bis  nicht  der  Souverän  lauter  ihrige  Croaturen 
in  seine  Dienste  genommen  liaben  wird,  sollte  man  ewiges  Still- 
schweigen auferlegen.  Die  Magistrate*  sollten  aus  Personen 
von  allen  drei  Parteien  zusammengesetzt  werden,  um  siel»  gegen- 
seitig im  Gleichgewichte  zu  erhalten,  und  gewiss  hätten  sie  dann 
dem  Souveriln  und  dem  Lande  gut  gedient  [und  wftren  ihm] 
nützlich  gewesen.  Die  Pensionärs  der  Stände,  welche  diese 
leiten,  müssen  geschmeichelt,  ihnen  Gnaden  und  Belohnungen 
hoffen  gemacht  werden,  dann  und  wann  [rauss  manj  etwas  fiir 
sie  thuD,  sie  immer  anhören,  sich  aber  nie  in  ihre  Arme  werfen, 
nie  [sollten]  sie  um  Alles  zu  Rathe  gefragt  werden,  in  Allem 
gefolgt  werden.  Dies  war  nach  meiner  Meinung  der  Weg,  wel- 
chen man  einschlagen  sollte,  gewiss  wäre  er  von  Statten  ge- 
gangen, wenn  man  zu  gleicher  Zeit  durch  eine  noVjle  Stand- 
haftigkeit  den  Ständen  über  alle  übrigen  Forderungen,  so  sie 
hätten  machen  können,  den  Mund  gesperrt  hätte.  Zufrieden, 
die  Constitution  und  über  die  strittigen  Punkte  eine  ihren  Wün- 
schen gemässe  Ekitseheidung  erhalten  zu  haben,  steht  es  ihnen 
nicht  an,  dem  Souverän  vorzuschreiben,  wa.s  er  thun,  wen  er 
in  seine  Dienste  nehmen  oder  nicht  nehmen  solle  u.  s.  w.  Allein 
wer  wird  sich  jemals  trauen,  standhaft  femer  mit  den  Ständen 
zu  reden  und  zu  handeln,  wenn  man  nicht  sicher  ist,  von  Wien 


'  Im  fniuOsuchen  Entwürfe:  fripung. 

*  Dmu  Mercy  am  Rande  des  franzöBitchen  Entwurfes;    ,niesure  iufinimont 

juste  et  Ia  seule  qoe  les  Provincea  aient  demand^  a  la  rentr^  de  1 790.' 


Belgien  ooter  der  Oenenlttatthalterscbaft  Enheraog  C«rU  (1793,  1794).  57 

aus  unterstützt  zu  werden?  Anstatt  nach  denen  Grundsätzen  zu 
handeln,  so  ich  hier  angeführt  habe,  hat  man  gerade  das  Gegen- 
theil  gethan.  Nachdem  die  Constitution  hergestellt,'  denen  vorigen 
Klagen  der  Stände  war  genug  gethan  worden,  hat  man  weiteren 
unschicksamen  Forderungen  Gehör  gegeben,  so  man  gar  nicht 
aufkommen  lassen  sollte.  Denn  seit  wann  soll  es  Unterthanen 
erlaubt  sein,  dem  Souverän  den  Weg  vorzuschreiben,  den  er 
einschlagen  solle,  ihnen  Gesetze  zu  geben?  Man  hat  vielen 
Personen  ihre  Anstellung  weggenommen,  weil  die  Stände  ohne 
gegründeter  Ursache  sagten,  diese  missfielen  der  Nation,  und 
dies,  weil  sie  zwei  oder  drei  Personen  missfielen,  so  die  Stände 
leiteten.  Man  hat  Ungerechtigkeiten  begangen,  um  ihnen  zu  ge- 
fallen, und  erst  kürzlich  hat  das  Conseil  de  Brabant  einen  Ein- 
bruch in  die  Constitution  gemacht,*  indem  es  den  Procureur 
g^neral  seiner  Anstellung  entsetzt  hat,  so  vermöge  der  ersten 
Artikel  der  Joyeuse  entröe  nicht  ohne  einen  Process  und  einen 
darauf  erfolgten  Rechtsspruch  geschehen  kann.  Endlich  hat  man 
bei  den  Aenderungen  der  Magistrate,  so  eben  vor  sich  ge- 
gangen sind,  nur  die  Pensionärs,  die  wüthigsten  Anhänger  der 
Stände  zu  Käthe  gezogen,  und  die  Magistrate  sind,  anstatt  ge- 
mischt zu  sein,  blos  aus  Leuten  besetzt,  so  den  Ständen  er- 
geben sind,  und  so  sich  während  der  Revolution  der  schauer- 
lichsten Verbrechen  schuldig  gemacht  haben.  Da  man  sich 
dadurch  ganz  in  die  Arme  der  Stände  geworfen  hat,  hat  man 
seinen  Endzweck  verfehlt.  Man  wollte  sie  gewinnen,  man  hat 
sich  blos  ihre  Verachtung  zugezogen,  und  Royalisten  und  Demo- 
kraten sind  nun  noch  aufgebrachter  wider  den  Souverän  und 
das  Gouvernement,  als  es  je  die  Anhänger  der  Stände  waren, 
so  dass,  wenn  heute  eine  Revolution  vorgeht,  der  Souverän 
Niemand  mehr  finden  wird,  der  es  mit  ihm  wird  halten  wollen. 
Was  ich  Dir  hier  schreibe,  sind  nicht  pure  Worte  oder  Ideen, 
ich  habe  Beweise  davon  neulich  gehabt,  als  ich  zu  Gent  war, 
wo  ich  einige  wüthige  Anhänger  der  Stände  triumphirend,  alle 


'  Französischer  Text:  la  Constitution  comme  eile  £toit  sous  le  rigne  de 
Marie  Thärise. 

*  Hiezn  bemerkt  Mercy  am  Rande  des  französischen  Entwurfes;  ,obser- 
vation  d'antant  plus  importante  qu'elle  pronve  avec  quelle  impudence 
on  prüfend  astreindre  le  sonverain  k  une  Constitution  qne  Von  n'hisite 
pas  de  Tioler  manifestement,  qnand  cela  convient  anz  Etats.* 


68 


I«i*>k»rc 


Uebrigen  kber  traurig  und  abgeschlagen  gefunden  habe.  Lasse 
Dich  nicht  aber  die  Absichten  der  St&nde  in  Irrthum  föhreo. 
Sie  waren  einmal  Souveräns,  kOnnen  sich  an  den  Gedanken 
nicht  gewöhnen,  keine  Macht  mehr  zu  haben,  und  arbeiten  be- 
st&ndig  daran,  so  viel  als  möglich  an  sich  zu  sieben,  es  mag 
nun  directe  oder  indirecte  sein,  indem  sie  die  Operationen  des 
Gooremements  leiten  und  sich  unterwerfen  wollen.' 

,Dic8  ist  die  Lage,  in  welcher  ich  die  Affiüren  in  diesen 
Lande  gefunden  habe.  Wir  sind  nun  schon  zu  weit  gegangen, 
um  uns  zurückzuziehen,  wir  werden  dem  Systeme  folgen  mOssen, 
so  wir  angefangen  haben  zu  folgen,  lud  nur  nach  und  nach 
und  sehr  langsam  uns  zurScke  zu  ziehen  [vermSgenj.  Schon 
hat  man  sich  bei  einem  guten  Drittel  der  Nation  verhasst  ge- 
macht; schon  schreien  alle  Demokraten,  Royalisten,  alle  Die- 
jenigen, so  ihre  Emplois  Creaturen  der  Stände  haben  abtreten 
müssen,  über  die  Ungerechtigkeit;  man  wird  ihnen  müssen 
nach  und  nach  das  Maul  sperren,  sie  wieder  anstellen,  ihnen 
Entschädigungen  für  den  für  den  Dienst  erlittenen  Verlust  ver- 
schaffen u.  8.  w.  Allein  das  grosse  Uebel  ist  schon  geschehen. 
Vielleicht  wird  es  glücklich  gehen,  %-ielleicht  werden  die  Stande 
endlich  fühlen,  dass  ihr  Wohlsein  von  dem  des  Souveräns  nicht 
zu  trennen  ist.  Allein  das  üebel,  sich  bei  zwei  Parteien  ver- 
hasst gemacht  zu  haben,  ohne  eine  dritte  zu  gewinnen,  das 
Uebel,  währenddem  man  allen  Parteien  ein  Ende  machen  wollte, 
der  einen  so  viel  Consistenz  gegeben  zu  haben,  dass  sie  alle 
übrigen  unterdrl^ckt  und  dadurch  der  Parteigeist  immer  er- 
halten wird,  dies  Uebel,  sage  ich,  ist  schon  geschehen.' 

,Zum  Glücke  fUr  Deinen  Dienst  und  für  mich  schreibt 
man  mir  Alles,  was  geschehen  ist  und  was  so  viele  Leute 
schreien  macht,  nicht  zu.  Man  bedauert  mich  im  publico.  Dies 
ist  ein  junger  Mensch,  sagt  man,  der  weder  die  Menschen, 
noch  die  Affaircn  kennt,  der  den  Käthen,  so  man  ihm  gibt, 
folgen  niuss,  und  dem  man  übel  rathet.  Zum  Glücke  lieben 
mich  noch  alle  Parteien.  Allein  wenn  die  Sachen  fortdauern  so  zu 
gehen,  wie  sie  gehen,  so  wird  das  auch  aufhören,  und  was  soll 
ich  thun,  da  ich  weder  die  Affairen  noch  die  Menschen  kenne, 
als  den  Käthen  folgen,  so  man  mir  gibt^  und  wenn  man  sich  in 
der  Nothwendigkeit  befindet,  eine  Pjirtei  zu  ergreifen,  so  den 
Hass  eines   grossen  Theiles   der  Nation   nach   sich   zieht,    wäre 


B«lgi«tt  nntar  der  OcoankteHhaltoneluft  Enhenog  CuU  (119S,  1794).  59 

es  nicht  besser,  wenn  ich  davon  befreit  wäre;  ist  es  wohl  für 
Deine  Dienste  nützlich,  dass  der,  so  dieses  Land  zu  gouTemiren 
bestimmt  ist,  von  einem  Theile  der  Nation  verhasst  sei?  In 
dieser  Absicht,^  und  da  ich  voraussah,  wie  nützlich  es  wäre, 
dass  ich  nicht  das  Opfer  der  ersten  Einrichtungen  und  Ent- 
schlüsse, so  man  hier  nehmen  muss  und  zu  nehmen  müssen 
glaubt,  sei,  hatte  ich  Dich  gebeten,  mir  zu  erlauben,  so  lai^e 
bei  der  Armee  zu  bleiben,  bis  eine  Einrichtung  wäre  gemacht 
gewesen.  Wegen  dem  Namen  Carl,  den  ich  ftlhre,  beliebt, 
hätte  ich  dann  kommen  und  alle  Parteien  vereinigen  können. 
Niemand  wäre  wider  mich  aufgebracht  gewesen,  weil  ich  an 
Allem,  was  geschehen  wäre,  keinen  Theil  gehabt  hätte,  und 
vielleicht  hätte  ich  die  geschehenen  Fehler  verbessern  oder  ihnen 
abhelfen  können.  Nun  wird  es  aber  bald  oder  spät  heissen,  dass 
ich  daran  Theil  hatte,  da,  wie  ich  Dir  geschrieben  habe,  man 
nun  den  eingeschlagenen  Weg  nicht  ändern  kann.  Ein  Theil 
der  Nation  wird  mich  hassen,  und  ich  werde  nie  im  Stande 
sein,  das  Gute  zu  stiften,  was  ich  hätte  thun  können,  wenn  ich 
an  allem  Vei^angenen  keinen  Theil  gehabt  hätte.  Um  diesem 
abzuhelfen,  sehe  ich  nur  zwei  Mittel:  entweder  dass  Du  mir 
erlaubst,  zu  der  Arm^e  zurückzugehen  oder  eine  Reise  zu 
machen,  oder  wenigstens  mich  so  passiv  als  möglich  zu  halten. 
Alles,  was  man  mir  sagt,  anzuhören,  den  Wunsch  zu  zeigen, 
dass  Alles  gut  gehe,  sich  alle  Parteien  um  das  Wohl  des  Landes 
zu  machen  u.  s.  w.,  aber  nie  in  keine  Details  von  Affairen 
einzugehen.  Denjenigen,  so  etwas  Bestimmtes  wissen  wollen,  zu 
sagen,  dass  ich  von  den  Sachen  nicht  genug  unterrichtet  bin, 
hören  werde,  was  mir  die  Jointe,  so  übermorgen  ihre  Sitzungen 
anfangen  wird,  und  der  Minister  vorschlagen  werden  und  der- 
gleichen mehrere  nichtsbedeutende  Ausdrücke.  Dadurch  werde 
ich  immer  neutral  [bleiben],  und  in  einem  schw,eren  und  wichtigen 
Falle  wird  man  zu  mir  seine  Zuflucht  nehmen,  und  ich  werde 
im  Stande  sein,  einen  Entschluss  zu  fassen,  ohne  verdächtig  zu 
sein,  vom  Parteigeist  dazu  gebracht  zu  werden.  Ich  bitte  Dich, 
bester  Bruder,  alle  diese  Betrachtungen  wohl  zu  überlegen  und 


'  Zu  den  folgenden  Sätzen  bemerkt  Hercy  am  Rande  des  französischen 
Entwurfes  eigenbändig:  ,tout  ceci  est  d'une  justesse  de  raisonnement  saus 
repliqae.' 


ßO 


VI.  Abhftndlnni;;   t.  SEeistbarp. 


mir  dann  Deine  Befehle  zukommen  zu  lassen.  ...  Da  die  Erz- 
herzogin und  der  Herzog  am  Ende  des  Monats  nach  Bonn  zu 
kommen  gedenken,  so  hoffe  ich,  wirst  Du  mir  erlauben,  auf  j 
einige  Tage  zu  ihnen  en  visite  zu  gehen.' 

Von  derselben  Gesinnung  erftUlt  zeigt  sich  ein  Brief  des 
Erzherzogs  an  den  Kaiser  vom  1.  Juni,  in  dem  es  unter  Be- 
rufung auf  den  soeben  uiitgetheilten  Bericht  und  ein,  wie  es 
scheint,  nicht  mehr  erhaltenes  Schreiben  des  Kaisers  vom  22.  Mai 
heisst:  .Graf  Rosenberg  hat  mir  einen  Brief  von  Dir  vom  22.  Mai 
gestern  überreicht.  Aus  dessen  Inhalt  ereehe  icli,  dass  Du  selbst 
eingesehen  hast,  dass  bei  uns  der  Parteigeist  wieder  auflebet 
und  neue  Wurzeln  zu  fa.ssen  scheinet.  Allein,  wie  kann  dies 
wohl  anders  sein,  wenn  man  von  einer  Seite  in  Deiner  Kanzlei 
zu  Wien  Intriguanten,  so  von  einer  oder  der  andern  Partei 
dahin  geschickt  werden.  Gehör  gibt  und  sich  von  der  andern 
Seite  einer  Partei,  nämlich  der  st.lndischen,  ganz  in  die  Arme 
wirft  und  sich  durch  sie  leiten  läsat.  Man  muss  sich  über  die 
Absichten  der  Stände  nicht  betrügen;  sie  herrschten  einmal  in 
diesem  Lande  und  wollen  noch  immer  regieren,  sei  es  nun 
geradewegs  oder  indem  sie  die  Operationen  des  Gouvernements 
leiten.  Das  Opfer  von  einigen  Älillionen  selbst  wird  ihnen  nichts 
kosten,  wenn  sie  dadurch  ihre  Absicht  erreichen  und  uns  soj 
in  der  Schlinge  führen,  dass  wir  uns  ihrer  Leitung  unterwerfen 
mUssen.' ' 

Kaiser  Franz  beantwortete  den  Brief  seines  Bruders  in 
einem  Schreiben,  das  die  Auffassung,  als  sei  es  darauf  abge- 
sehen, die  Partei  der  Stände  principicil  zu  ergreifen,  widerlegen 
sollte  und  zugleich  in  eindringlich<^n  Woiten  den  jungen  Statt- 
halter ermahnte,  nicht  über  die  ersten  Schwierigkeiten,  die  sich 
seinem  Wirken  entgegensetzten,  den  Muth  zu  verlieren,  sondern 
standhaft  auf  dem  ihm  anvertrauten  Posten  auszuharren.  ,Die 
Bemerkungen,'  schreibt  der  Kaiser,  ,die  Du  mir  in  Deinem 
letzten  Briefe  gemacht,  sind  alle  wohl  gegründet,  und  ich  bin 
mit  Dir  der  Meinung,  auch  ganz  überzeugt,  dass  das  Land  in 
mehrere  Parteien  getheilet  war.  Da  die  Partei  der  Stände  die 
stärkste  war,  so  musste  selber,  um  die  Ruhe  herzustellen,  etwas 
mehr  nachgegeben  werden.  Da  aber,  wie  ich  wünsche  und  ver- 


•  Ereheixog  Carl  an  den  Kaiser.  Brüwel,  den   1.  Juni   1793.  Orig.  eig. 


B«lcien  anter  der  Genenlatattluaterachaft  Enbenog  Carli  (179B,  17M).  61 

lange,  selbe  bei  ihren  Fondamentalgesetzen,  bei  der  Joyeuse 
entr^e  zu  erhalten,  so  bin  ich  jedoch  nicht  gesinnt,  von  meinen 
Rechten  als  Souverän  zu  weichen,  und  ich  mtisste  sehr  verübeln, 
wenn  nicht  hierauf  aller  Bedacht  getragen  und  auf  mein  An- 
sehen und  Bestes  gesehen  würde.'  Der  Kaiser  berührt  auch 
die  ertheilte  Amnestie.  Es  sei  durchaus  nicht  seine  Meinung 
gewesen,  dass  die  Uebelgesinnten  in  Bezug  auf  Bedienstungen 
denen,  die  ihm  und  ihrem  Dienste  treu  geblieben,  voi^ezogen 
werden  sollten.  Er  habe  nur  jene  nicht  ganz  auf  die  Seite  ge- 
setzt wissen  und  dadurch  zu  erkennen  geben  wollen,  dass  er 
vergangene  Fehler  und  ihm  zugefügte  Beleidigungen  vergebe. 
Bei  allen  Gelegenheiten  aber  werde  er  es  sich  angelegen  sein 
lassen,  denen,  die  ihm  stets  treu  geblieben  seien.  Beweise  seiner 
ErkenntUchkeit  zu  geben  und  sie  vor  Anderen  nach  Verdienst 
zu  belohnen.  ,Du  meldest  mir,'  &hrt  er  fort,  ,das8  die  Unzu- 
friedenheit und  noch  wenig  hergestellte  Ordnung  weder  mir 
noch  Dir  zugemuthet,  dass  Du  geliebet,  aber  zugleich  bedauert 
Iriflt;  weiters,  dass  es  viel  fllrträglicher  gewesen  wäre,  erst  das 
Gouvernement  anzutreten,  wenn  die  Ordnung  ganz  hergestellet 
and  in  Gang  gebracht  worden.  Da  äusserst  den  Wunsch,  Dich 
zu  der  Armee  zu  verfügen  oder  eine  Reise  zu  machen.  Auf 
alles  dieses  werde  ich  Dir  frei  meine  Willensmeinung  sagen. 
Ich  finde  dermalen  Deine  Gegenwart  an  Deinem  Platze  unent- 
behrUch.  Ich  trage  Dir  auf,  bei  allen  Gelegenheiten  auf  mein 
Bestes  zu  sehen;  ich  setze  mein  ganzes  Vertrauen  auf  Dich, 
versehe  mich  auch,  Du  wirst  wissen,  durch  Deine  Klugheit, 
gute  Art  sowohl  mir  als  Dir  selbst  die  Liebe  und  das  erforder- 
liche Zutrauen  zu  gewinnen.  Alle  Deine  Aufmerksamkeit 
muss  dahin  gerichtet  sein,  die  Stimmung  der  GemUther 
wohl  auszunehmen,  die  etwaigen  Factionen  zu  ergrün- 
den;' trachte  eine  Wahl  einiger  treu  und  gut  Denkenden  zu 
machen,  Dich  mit  selben  zu  unterreden  und  zu  berathschlagen. 
Ertheile  mir  von  Allem,  so  meinen  Dienst  und  das  all- 
gemeine Beste  betrifft,  genaue  Auskunft,*  handle  mit 
mir  aufrichtig  und  in  dem  besten  Vertrauen,  versichere  Dich, 


'  Zuerst  mit  Bleifeder,  dann  mit  Tinte  unterstrichen.   Am  Rande  von  an- 
derer Hand:  k  obserrer. 
*  Ebenso.  Am  Rande  von  anderer  Hand:  k  avertir. 


62  VI.  Abliaiidliui(:  T.  Z*it«b*rg. 

dass  ich  Dir  bei  allen  Gelegenheiten  mit  Rath  und  That  an  die 
Hände  gehen  und  sicher  von  hier  aus  unterstützen  werde.  Lasse 
nicht  den  Muth  sinken  und  wende  alles  Mögliche  an  zu  dem 
Besten  meines  Dienstes,  ja  des  Landes  selbst.  Ich  muss  Dir 
noch  einmal  wiederholen,  dass  ich  nicht  zugeben  kann,  dass 
Du  Dich  weiters  von  dem  Gouvernement  entfernest,  und  ich 
ertheile  Dir  blos  die  Erlaubniss,  höchstens  auf  24  Stunden  zu 
der  Erzherzogin  Marie  Dich  zu  verfügen.** 

Auch  Erzherzog  Leopold  richtete  an  Carl  damals  ein  Schrei- 
ben, das  in  herzhchem  Tone  und  wahrhaft  brüderlicher  Weise  dem 
Zagenden  Muth  einzuflössen  suchte.  ,Ich  bedauere,'  heisst  es  in 
demselben,  ,Euere  Lage  der  Geschäfte ;  wenn  ich  Dir  aber  meine 
Meinung  als  Dein  bester  Freund  sagen  soll,  so  erheischt  eben 
diese  Lage  Deine  Gegenwart  und  Deine  sorgfältigste  Arbeit. 
Man  Hess  Dich  in  dem  Lande,  weil  man  weiss,  dass  Du  es  gut 
meinst,  und  dass  Du  die  Nation  wieder  liebest.  Alle  Parteien 
sind  mit  Dir  zufrieden,  weil  sie  wissen,  dass  Du  von  keiner 
bist.  Erhalte  Dich  darin,  sei  von  keiner  Partei  und  gehe  den 
geraden  Weg  fort.  Freilich  ist  dies  nicht  leicht,  aber  eben  diese 
Auffuhrung,  dieses  Bestreben,  das  Beste  des  Landes  zu  wollen, 
muss  Dir  die  Liebe  Deines  Souveräns  und  des  Landes  gewinnen 
und  befestigen.  Wenn  auch  gleich  nicht  Alles  beiderseits  gehet, 
wie  es  sollte,  so  musst  Du  Geduld  haben,  es  den  Umständen 
zuschreiben.  Wirbelköpfe,  unruhige  Leute  kann  man  nur  mit 
der  Zeit  curiren.  Fehler,  die  von  hier  gemacht  werden,  muss 
man  der  Entfernung,  etwa  auch  der  Unerfahrenheit  zuschreiben, 
überhaupt  aber  sich  trösten,  wenn  man  seine  Schiddigkeit  als 
ein  ehrlicher  Kerl  gemacht  und  für  alle  Parteien  gleich  den  ge- 
raden Weg  gewandert  [sie]  hat.  Darum  glaube  ich,  dass,  da  in 
einem  Lande,  wo  so  viele  Parteien  sind,  ein  Chef  nothwendig 
ist,  auf  welchen  sie  ihr  Vertrauen  haben,  da  sie  sicher  sind,  dass 
er  sich  nicht  von  einer  gegen  die  andere  gebrauchen  wird,  son- 
dern das  Land  nach  Gerechtigkeit  regieren  werde,  Se.  Majestät 
Dir  unmöglich  erlauben  könnte,  eine  Reise  zu  machen  und  jetzt 
die  Geschäfte  liegen  zu  lassen,  wo  es  meiner  Meinung  die  hei- 
ligste Pflicht  ist.  Dir  alle  Mühe  zu  geben,  die  Sachen  zu  re- 
dressiren.    Verzeihe  mir  meine  Offenherzigkeit,   wenn  ich  Dich 


'  Franz  II.  an  Erzherzog  Carl.  Laxenburg,  den  (1)2.  Juni  1793.  Orig.  A.-A. 


Belipen  nnCer  der  OenenliUtthiltenchaft  Enhanog  Carls  (179S,  17M).  63 

nicht  so  herzlich  liebte,  schriebe  ich  Dir  nichts  von  allem  diesem. 
Ich  kann  Dir  sagen,  dass  mein  Bruder  gar  nicht  dasjenige,  was 
Du  ihm  geschrieben,  übel  genommen  hat.  Er  liebt,  schätzt  und 
bedauert  Dich,  aber  sieht  auch  so  wie  ich  ein,  dass  er  Dich 
jetzt  unmöglich  von  Deinem  Amte  dispensiren  kann.'* 

Erzherzog  Carl  fügte  sich  zwar  fortan  in  das  Unvermeid- 
liche, aber  seine  Ansichten  blieben  dieselben,  und  ebenso  auch 
die  Stellung,  die  er  den  Vorgängen  im  Innern  Belgiens  gegen- 
über einnehmen  zu  müssen  glaubte.  ,In  meinem  Briefe  vom 
18.  Mai,*  heisst  es  in  einem  Berichte  vom  28.  Juni  1793,  ,habe 
ich  Dir  geschrieben,  dass  die  Factionen  anstatt  vermindert  oder 
ganz  verschwunden  zu  sein, .  noch  immer  dieses  Land  theilen. 
Dies  bestätigt  sich  von  Tag  zu  Tag.  .  .  .  Jede  Provinz  enthält 
zwei  oder  drei  Personen  voll  Geist  und  mit  einem  besonderen 
Geist  von  Intrigue  begabt  Diese  formiren  mitsamm  eine  geheime 
Gesellschaft,  correspondiren  miteinander  und  arbeiten  alle  zu 
dem  nämlichen  Zwecke,  alle  Autorität  an  sich  zu  ziehen.  Sie 
sind  es,  welche  das  Gouvernement  zu  Brüssel  überliefen,  sich 
anmassten,  zu  entscheiden,  welche  Personen  dem  Volke  ange- 
nehm oder  unangenehm  seien,  vorgaben,  unterrichtet  zu  sein, 
was  das  Volk  wünsche,  und  in  alledem  blos  dem  Triebe  ihrer 
Leidenschaften  folgten,  dasjenige  als  Wünsche  des  Volkes  dar- 
stellten, so  ihrem  Interesse  gemäss  war  und  in  ihr  System  ein- 
schlug, kurz,  welche  es  dahin  brachten,  dass  ihre  Creaturen  zu 
allen  Magistratsstellen  ernannt  wurden,  sich  dadurch  einen  thäti- 
gen  Einfluss  in  alle  Affairen  verschafften  und  das  Gouvernement 
zugleich  so  zu  locken  und  zu  gewinnen  gewusst  haben,  dass  man 
glaubt,  nichts  ohne  ihnen  thun  zu  können.  Dies  sind  die  näm- 
Uchen  Leute,  welche  sich  seit  der  Regierung  des  Kaisers  Josef 
allem  demjenigen  widersetzen,  so  das  Gouvernement  machen 
will,  so  unter  Kaiser  Leopold  so  viele  Anstände  gemacht  hatten, 
weil  man  ihrem  Systeme  und  ihrem  Plane  nicht  folgen  wollte,  so 
nun  eine  Menge  Anstände  gehoben  [sie]  haben  oder  wenigstens 
zu  heben  schienen,  und  deren  man  sich  bedienen  musste,  ohne 
sich  ganz  in  ihre  Arme  zu  werfen,  ohne  ihnen  blindlings  zu 
folgen.  Sie  haben  ihren  Endzweck  erreicht  und  werden  uns  für 

'  Erzherzog  Leopold  an  Erzherzog  Carl.    Laxenburg,  den  8.  Juni   1873. 
Orig.  eig. 


64 


Yl.  AbtaADdlaoir:   V-  2cissb«rg. 


den  Augenblick  keine  DifiiculWten  machen,  allein,  wenn  wir 
einmal  werden  etwas  Anderes  thun  wollen  oder  werden  ge- 
zwungen werden,  etwas  zu  thun,  was  nicht  in  ihren  Plan  ein- 
schlagen wird,  dann  werden  wir  entsetzliche  Difficultäten,  An- 
stände von  allen  Seiten  zu  überwinden  haben,  und  alle  Parteien 
werden  missvergnügt  sein,  sowohl  die,  welche  es  zuvor  waren, 
als  die,  welchen  man  bis  dahin  wird  gesciimeichelt  haben,  und 
denen  man  nun  auf  einmal  wird  vor  den  Kopf  stossen  müssen.' 
jDies  ist,'  so  schUesst  der  P>zherzog,  ,die  Art  zu  denken  und 
zu  handeln  von  der  Gesellschaft,  welche  sich  Alles  unterwerfen, 
Alles  leiten  will.  Ich  will  nicht  sagen,  dass  man  sie  gänzlich 
auf  die  Seite  setzen  soll;  man  sollte  sich  ihrer  bedienen.  Viel- 
leicht hätte  man  alle  diese  Leute  ganz  gewinnen  und  Dein 
Interesse  mit  dem  ihrigen  verbinden  können,  wenn  man  die 
vornehmsten  direrte  in  Deine  Dienste  genommeu  hätte.  Ich 
glaube  sogar,  dass  sie  gedacht  haben,  dass  dies  der  Plan  des 
Gouvernements  sei,  und  glaube,  dass  dies  die  Ursache  ist,  waioim 
Rapsaet,  welcher  einer  von  den  ersten  tmtcr  iluKii  ist,  die  Stelle 
von  Consciller  privi'^  nicht  angenommen  liat,  so  ilim  angetragen 
worden.  Ihre  Uauptiutrigue  gelit  jetzt  dahin,  dass  die  Vornehm- 
sten von  dieser  Gesellschaft  zu  Pensionären  der  Stände  in  denen 
verschiedenen  Provinzen  ei^wähiet  werden,  und  dass  sie  dadurch 
sich  von  allen  Schritten,  so  die  Stände  machen  werden,  ver- 
sichern und  selbe  so  leiten,  wie  sie  es  mit  dem  Gouvernement 
schon  machen.  Gelingt  ihnen,  ihren  Plan  auszuftlhren,  so  wir 
nicht  verhindern  können,  da  die  Wahl  der  Pensionärs  blos  von 
den  Ständen  abhängt,  so  haben  sie  dadurch  alle  Autorität  in 
Händen  und  werden  bald  unter  dem  Namen  des  Gouverne- 
ments, bald  unter  dem  der  Stände'  regieren.'  Erzherzog  Carl 
kommt  unter  diesen  Verhältnissen  zu  seinem  anlänghchen  Vor- 
satze zurück.  ,Was  mich  betrifft,  bester  Bruder,'  sagt  er,  ,glaube 
ich  bis  jetzt  ftlr  das  Wohl  Deines  Dienstes  nichts  Anderes  thun 
zu  können,  als  bei  Allem,  was  geschieht,  passiv  zu  bleiben,  um 
mir  den  Hass  weder  von  einer  noch  von  der  anderen  Partei 
zuzuziehen  und  nicht  zu  scheinen,  an  Sachen  und  Einrichtungen 
Theil  zu  haben,  so  vielleicht  bald  oder  spät  werden  geändert 
werden  müssen,  und  micli  immer,  wenn  zu  grosse  Inconveuicnta 


1  Im  Originmie:  ,dea  Gouvemements*. 


^iJWlieB  nnUr  d«r  OcntnlsUnlulKneluft  Enbcnog  Cirli  (l'ra,  17M). 


65 


daraus  entstehen  sollten,  als  ein  neutraler  Mensch  ins  Mittel 
legen  zu  können.  Man  hat  ein  System  genommen,  man  kann 
es  jetzt  nicht  ändern,  nur  mit  der  Zeit  und  nach  und  nach, 
oder  wenn  zu  ffrosse  Anstände  entstehen  sollten,  wird  man  viel- 
leicht über  verschiedene  Sachen  ziu*üekkommen  müssen.  Ich 
werde  indessen  suchen,  mir  die  Liebe  und  das  Vertrauen  des 
Landes  zu  gewinnen,  um  im  sich  ergebenden  Falle  Dir  wich- 
tige Dienste  leisten  zu  können,  auf  welches  ich  verzichten 
mUsste,  wenn  ich  jetzt  zu  viel  Anhänglichkeit  tVir  eine  oder  die 
andere  Partei  zeigen  und  zu  viel  Antheil  an  Operationen  nehmen 
würde,  so  durch  eine  Partei  allein  geleitet  werden." 

Anlässlich  der  Brabanter  Kanzlcrfragc  kommt  der  Erzherzog 
auf  seine  Voraussagungen  zurllck.  ,Nun  zeigt  sich,'  schreibt  er, 
was  ich  Dir  schon  einmal  die  Ehre  gi^habt  habe  zu  schreiben, 
dass  Alles  gut  gehen  wird,  so  lange  man  den  Ständen  in  Allem 
nachgeben  wird,  dass  aber  Alles  wird  rebellisch  werden,  wenn 
man  in  etwas  ihrem  Willen  nicht  folgen  wird.  Sic  haben  sich 
von  erstcrem  geschmeichelt.  Nun  verweigern  sie  oder  machen 
wenigstens  die  grüsstcn  Anstände  mit  den  Lieferungen  für  die 
Annec,  so  dass  es  neulich  bei  selber  bald  an  Stroh  gefehlt 
Vtte,  weil  sie  keines  hefern  wollten.  Nun  wollen  sie  nichts 
mehr  von  Inauguration  reden  hören;  kurz,  nun  sind  wir  wie- 
der wie  zuvor.  Alles  in  Unordnung.  Wenn  je  Standhaftigkeit 
nöthig  war,  so  ist  es  nun  mehr  als  jemals.  Sei  versichert,  dass 
ich  Alles  thun  werde,  was  von  mir  abhängen  wird,  Deinen 
Dienst  zu  betordern.  Sollte  ich  aber  jtMuuls  das  Unglück  haben, 
meinen  Zweck  nicht  zu  erreichen,  oder  sollte  es  Dir  scheinen, 
dass  ein  Anderer  besser  als  ich  und  besser  flli'  das  Wohl  des 
Staates  diese  Stelle  bekleiden  künne,  so  bitte  ich  Dich  durch 
die  Freundschart,  die  Du  immer  für  mich  gehabt  hast,  mir  es 
zu  schreiben.  Ich  werde  zu  glücklich  sein,  Dir  in  etwas  eine 
Probe  geben  zu  können,  dass  mir  nur  die  Beft)rderung  Deines 
Dienstes  und  das  Wohl  des  Staates  am  Herzen  liegt,  und  dass 
ich  bereit  bin,  demselben  alles  Privatinteresse  aufzuopfern.'* 

Nicht  minder  interessant  ist  ein  Brief,  den  damals  Erz- 
herzog Carl   an   seinen   einstigen  Lehrer,    den  Bischof  Hohen- 


'  Enhorxogr  Carl  an  den  Knisor.  Brllesel,  den  38.  Juni  1798.  Orig.  eig. 
*  Derselbe  an  dcnfielbou.  BrUiuiel,  den  27.  Juli  1703.  Orig.  eig. 
SiUiiu(>bi>r.  •!   |ihil.-bi9l.  Cl.  CXIVUI.  IM.  i>.  Abli.  3 


66 


VI.  Ahhuadlmig:  v    Zoiisborg. 


wart,  riclilete,  da  er  clie  Scliwicrigkeiten  seiner  Stellung  noch 
von  einer  anderen  Seite  als  den  bisher  berührten  beleuchtet 
,Sie  beurtlieilen,'  schreibt  er,  ,meinc  Lage  recht  (fut,  bester 
Freund,  sie  ist  sehr  besehwerÜch.  Ein  Land  leiten  zu  müssen, 
welches,  noch  voll  vom  Geiste  verschiedener  Revolutionen,  in 
Parteien  getlieilt  ist,  und  in  welchem  nocli  ein  stilles  Feuer 
unter  der  Asche  glimmt,  welches  besonders  durch  unsere  Nach- 
barn erhalten  wird,  ist  sehr  schwer.  Und  was  mir  auch  oft 
sehr  hart  filUt,  ist,  Befehle  aus  der  Entfernung  von  200  i^Ieilen 
aus  einem  Lande,  wo  man  weder  mit  der  hiesigen  Lage,  noch 
mit  der  Verfassung  dieser  Provinzen  bekannt  ist,  zu  erhalten 
tmd  mich  oft  gezwungen  zu  selten,  diese  Befehle  nicht  aus- 
üben zu  können,  aber  sie  doch  manchmal  ohnpeaclitct  wieder- 
holter Vorstellungen  ausüben  zu  müssen,  ohwolil  ich  von  dem 
Schaden  Überzeugt  bin,  der  daraus  entstehen  muss.  Nur  mit 
der  Zeit  und  mit  vieler  Geduld  darf  ich  mir  schmeicheln,  dass 
es  mir  von  Statten  gehen  wird,  die  Kuhc  vollkommen  herzu- 
stellen. Der  Ausschlag  des  französischen  Krieges  kann,  wenn 
er  glücklich  ist,  am  meisten  dazu  beitragen.' ' 

Mit  der  Brabantcr  Kauzlcrfragc,  meinte  BIrzherzog  Carl, 
werde  die  Ilaiiptsache  geschehen  sein.  ,Aber,'  fügt  er  voraus- 
blickend hinzu,  ,das  Detail  m'rd  noch  viele  Klugheit  und 
Festigkeit  erheischen,  allen  Partciungen  ein  Ziel  zu  setzen, 
den  Geist  derselljen  zu  ersticken,  zu  belohnen  oder  doch  Ge- 
rechtigkeit zu  üben  gcgon  so  Viele,  die  man  nicht,  wie  sie  es 
verdienten,  bchandc'lt,  die  souveräne  Autorititt  wieder  herzu- 
stellen, die  man  itiaiiciimal  nur  zu  sehr  criiicdiigt  hat;  mit 
einem  Worte,  wir  werden  noch  auf  lange  Zeit  hinaus  viel  zu 
thun  haben.  Nehmen  die  Dinge  in  F' rankreich  e"in  gutes  Ende,  ■ 
so  zweifle  ich  nicht,  dass  sich  hier  Alles  beruhigen  wird,  aber 
im  entgegengesetzten  Falle  wird  Alles  umgestürzt  werden,  hier 
und  in  allen  Monarchien  und  Staaten  Europas.'  - 

Es  wäre  indess  durchaus  verfehlt,  wenn  man  aus  der 
Stimmung  des  Erzherzogs  auf  den  Grad  des  Eifers  schliessen 
wollte,  mit  dorn  er  sich  den  Pflichten  seines  Amtes  widmete. 


'  Encherzog  Carl  ao  Huheuwart.  Brüssel,  deu  30.  Octvbur  1793.  A.-A. 

'  Erzliorzog   Carl   an    Ilorxop   Albert   von   Sacliscn-Tcseheii.    Braxelles,    Ip 

26  (novembre)   1793.  I.>rig.  ui|^'.  A.-A.  Uiut  Schreiben  erwähnt  die  soeben 

erfolfrta  Einnsbnie  von  Port  Lonis. 


Belgien  outer  der  GenenUUttluUerecluift  Enheraog  CarU  (I7t)3,  UM)!  67 

Wie  geschickt  er  vielmehr  sich  in  seiner  schwierigen  Stellung 
'£n  henehmen  wuaste,  geht  aus  der  unfreiwilligen  Anerkennung 
hervor,  die  ihm  selbst  der  Feind  zu  zollen  sich  gezwungen 
sah.  ,Der  junge  Erzherzog,'  heisst  es  im  ,Moniteur*,  ,spielt  die 
ihm  zugewiesene  Rolle  mit  Vollendung.  Er  behandelt  mit  Klug- 
heit alle  Parteien,  er  schmeichelt  dem  Aberglauben  des  Volkes 
and  sucht  den  Despotismus  liebenswürdig  zu  machen.  Mehrere 
Personen  haben  patriotische  Spenden  dargebracht;  der  Prinz 
hat  sie  in  einer  Weise  angenommen,  die  zur  Nachahmung  an- 
spornt. Als  eine  Commune  ihm  jüngst  ein  Don  gratuit  anbot, 
nahm  er  die  Abgesandten  derselben  so  freundlich  auf,  dass  sie 
mit  Thränen  in  den  Augen  fortgingen.  Schon  vei^leicht  man 
ihn  mit  dem  „edlen  Carl  von  Lothringen,  dem  Vater  des  Vol- 
kes", ein  Ausdruck,  der  ireilich  auf  das  Alter  des  Erzherzogs 
noch  nicht  passt.  ..." 

Man  wird  dies  um  so  williger  anerkennen,  als  dem  Erz- 
herzog in  Mettcmich  nicht  blos  nach  dem  Urtheile  des  immer- 
hin befangenen  Delmotte,  der  ihn  geradezu  als  einen  schwa- 
chen Mann,  der  nach  der  Pfeife  der  Stände  tanze,  bezeichnete,* 
sondern  auch  nach  der  übereinstimmenden  Ansicht  aller  ein- 
sichtsvollen und  wohlmeinenden  Augenzeugen  '  ein  Minister  zur 
Seite  stand,  der  neben  manchen  vortrefflichen  Eigenschaften 
gerade  diejenige,  deren  er  vor  Allem  bedurft  hätte,  ziel- 
bewusste  Festigkeit,  nicht  besass. 

,Ich  ftlrchte,  dass  der  bevollmächtigte  Minister,  begabt 
mit  den  schätzbarsten  moralischen  Eigenschaften,  einer  Auf- 
gabe, die  über  seine  Kräfte  geht,  imterUegen  wird.  Er  wird 
von  Trauttmansdorff  gequält,  der  ihn  sehr  hart  behandelt;  man 
setzt  ihn  unter  die  Vormundschaft  eines  sehr  kleinen  Areopags, 
der  aus  einigen  aus  Wien  gesandten  Personen  besteht,  welche 
den  Ständen  sehr  ergeben  sind.  Diese  gewinnen  an  Raum  auf 
Kosten  der  souveränen  Autorität,  die  sich  bald  auf  nichts  re- 
ducirt  sehen  wird.  Der  Erzherzog  sieht  entweder  selbst  ein 
oder  Andere   zeigen   ihm,   dass   man   ihm   die  Statthalterschaft 


>  Moniteur,  le  22  mai  1793,  Nr.  142,  pag.  611. 

»  Delmotte   an  Marie  Christine,    le   1",    2»,   3  juillet  1793.    Orig.   A.-A. 

Vergl.  auch  dessen  Brief  an  dieselbe  vom  7.  Juni  ebenda. 
'  Vergl.   das   äusserst   scharfe  Urtheil    Erzherzog  Johanns   Ober   ihn    bei 

Kronea,  Aus  Oesterreichs  stillen  and  bewegten  Jahren,  S.  141. 

6» 


68 


TL  AUtauilliuig :  r.  Z*ii«b«tg. 


verleidet;  er  sucht  sieb  also  fernzuhalten  von  Allem,  was  ge- 
schieht, und  das  wird  einen  Zustand  herbeiführen,  den  man 
sehr  schwer  zu  heilen  im  Stande  s»iin  wird/ ' 

Aber  auch  iu  Wien  war  man  über  die  Thfttig^keit  Metter- 
nich's  nichts  weniger  als  entzückt  Wenn  schon  ein  Fremder 
wie  Craufort,  zunächst  allerdings  nur  von  den  Stfinden  von 
Brabant,  bemerkte,  sie  seien  so  unempHinghch  für  die  Gefahr, 
als  wäre  Frankreich  100  Meilen  entfernt  von  ihnen,"  so  ist  es 
begreiflich,  dass  man  in  Wien  den  Mangel  an  Enthusiasmus 
flir  die  Sache  des  Kaisers  auf  das  Tiefste  beklagte.  Man  war 
geneigt,  einen  Theil  der  Schuld  daran  auf  den  Minister  zu 
w&lzen,  und  tadelte  vor  Allem  dessen  fortgesetzte  Nachgiebig- 
keit gegen  dii-  Stände,  die  doch  nicht  die  gehoflFten  Frlichte 
bringe.  Aber  auch  die  Rückstände,  die  sich  Mettemich  in 
seiner  Amtsgebahrung  zu  Schulden  kommen  liess,  sowie  die 
Eigcnmächügkoit,  mit  der  er  hftutig  in  directem  Widerspruch 
zu  den  Intentionen  des  Kaisers  zu  Werke  ging,  gaben  zu  den 
bittersten  VorwUri'en  Anlass. 

ümsomehr  verdient  es  betont  zu  werden,  dass  zwar  der 
Erzherzog  sich  die  UnabhUngigkeit  von  dem  Minister  zu  wah- 
ren wusste,  wie  es  denn  Überhaupt  aufmerksamen  Beobachtern 
nicht  entging,  dass  derselbe  sich  nicht  mehr  so  nachgiebig  wie 
firüher  zeigte,'  dass  er  aber  nicht  etwa  gleich  seiner  Tante  ein 
principiellcr  Gegner  Mettemich's  war.  Wenn  auch  mit  Vielem 
von  dem,  was  geschehen  war,  nicht  einverstanden,  suchte  er 
doch  auch  den  unverkennbaren  Verdiensten  seines  Berathers 
gerecht  zu  werden.  ,Er  besitzt,'  schreibt  Carl,  ,das  Vertrauen 
von  allen  denen  Leuten,  so  die  Stünde  dirigircu,  er  erhält  viel 
dadurch,  was  wir  sonst  nicht  erhalten  wUrden,  und  man  kann 
ihn  in  der  jetzigen  Lage  der  Sachen  nicht  genug  soutcuiren.' * 
»Gewiss  ist  er,'  heisst  es  ein  anderes  Mal,  ,cin  grundehrlicher, 
diensteifriger  und  unermüdeter  Mann,  arbeitet  Tag  und  Nacht 
und  opfert  sich  ganz  dem  Dienste  auf'""  .Gewiss  ist  er,'  hei« 


*  Meri'y  an  Tlmtnit    Bnixelle«,   le  i«  mai    1793,    bei  Vivenot-Zeissbergj 
m,  »3. 

'  Audcluid  III,  137. 

'  Delmott«  an  Marie  Christine.  Bnixelles,  le  26  uovembre  1793.  Orig.  A.-A. 

*  Enhertog  Carl  .in  Franz  II.  lirüsiel,  den   I.Juli   1793.  Orig.  oig. 
'  Enhenog  Carl  au  den  Kaiser.  Brüssel,  den  1.  Juui  1793.  Uriir.  aig. 


Belgien  ont«r  der  Oeneralstettlialterscbaft  Enbenog  Carls  (1793,  1794).  69 

es  bei  einer  dritten  Gelegenheit,  bei  der  ihn  der  Erzherzog 
geradezu  wider  Vorwürfe  des  Kaisers  in  Schatz  nimmt,  ,der 
ehrlichste  Mann  von  der  Welt,  und  ich  bitte  Dich  fUr  das 
Beste  des  Dienstes,  ihn  in  diesem  Augenblicke  zu  schonen. 
Er  besitzt  das  Vertrauen  des  grössten  Theiles  der  Nation  und 
besonders  der  Stände,  und  er  ist  dadurch  in  diesem  Augen- 
blicke der  Einzige,  welcher  uns  aus  der  Verwicklung  heraus- 
ziehen kann,  in  der  wir  uns  befinden,  weil  er  der  Einzige  ist, 
in  welchen  die  Stände  Vertrauen  haben.  Wenn  man  ihn  de- 
goutirt  und  verliert,  so  werde  ich  und  das  ganze  Gouverne- 
ment in  einem  erschrecküchen  Embarras  sein,  aus  welchem 
sich  weder  ich,  noch  was  immer  ftlr  ein  Nachfolger,  den  Du 
mir  geben  wirst,  wird  herausziehen  k()nnen.'^ 

Besonders  der  rauhe  Ton,  den  der  Hofkanzler  in  seinen 
Weisungen  an  den  Minister  anschlug,  war  dem  Erzherzog  in 
tiefster  Seele  zuwider.  Wiederholt  bat  er  den  Kaiser,  Trautt- 
mansdorflf  aufzutragen,  den  Grafen  Metternich  in  seinen  Briefen 
etwas  mehr  zu  schonen.  ,Man  hat  ihm  in  zwei  oder  drei 
Briefen  hintereinander  auf  das  Härteste  mit  so  unangenehmen 
Ausdrücken  begegnet  und  ihm  so  starke  Sachen  gesagt,  dass 
ich  an  seiner  Statt  den  nämlichen  Tag  meine  Stelle  (Dir)  zu 
Füssen  gelegt  hätte.  Dies  thut  Deinem  Dienste  den  grössten  Scha- 
den, verursacht  ein  Missverständniss  zwischen  denen  Departe- 
ments, einen  Federkrieg  zwischen  Deinem  hiesigen  und  dem 
Wiener  Ministerium,  gibt  einen  öflfentlichen  Scandal  und  trägt 
viel  bei,  den  Gang  der  AflFairen  zu  verzögern.  .  .  .  Graf  Met- 
ternich hat  gewiss  Fehler,  und  grosse  Fehler  begangen,  allein 
in  diesem  Augenblicke  wäre  es  der  grösste,  ihn  zu  entfernen, 
man  würde  glauben,  dass  man  dadurch  Alles,  was  bis  jetzt 
geschehen  ist,  desavouirt,  Aenderungen  machen  will:  Misstrauen, 
Murren  und  Unordnungen  würden  daraus  entstehen,  und  nie 
würden  wir  mit  den  Ständen  ein  Ende  machen,  so  in  ihn 
allein  ihr  Vertrauen  setzen.  Der  Brief,  den  Graf  Trauttmans- 
dorff  auf  Deinen  Befehl  an  Metternich  geschrieben,  ist  vortreff- 
lich, man  macht  darin  den  ewigen  Nachgiebigkeiten,  so  man 
bis  jetzt  für  die  Stände  gehabt  hat,  ein  Ende  und  bestimmt 
Grundsätze,   auf  welchen   man  festhalten  soll.    Man  wird  sich 

•  Erzherzog  Carl  an  den  KaiHer.  Brüssel,  den  20.  Juli  1793.  Orig.  elg. 


70 


Tl.  Abbuidlanf :  t.  Eciaikarg. 


gewiss  daran  halten,  nur  bitte  ich  Dich  inständigst,  immer  dar- 
auf Rücksicht  zu  nehmen,  dass  man  nur  nach  und  nach  und 
nicht  auf  einmal  von  dem  einmal  angenommenen  .System,  in 
dem  man  sclion  so  weit  vorgegangen  ist,  ziu-Uckkommen  kann.' ' 
Auch  in  dem  gereizten  Briefwechsel,  der  sich  zwischen  Metter- 
nich  imd  Trauttmansdorff  über  Dumouriez  entspann,  ergriff  der 
Erzherzog  für  jenen  das  Wort*  und  erreichte  auch,  dass  zwar 
der  Kaiser  über  Metternich's  Benclunen  in  diesem  Falle  noch- 
mals seine  Missbiliigung  aussprach,  aVier  zugleich  versprach, 
dass  Invectivcn  und  Beleidigungen  wider  Metternich  fortan  ver- 
mieden werden  wllrden,  sofern  auch  er  derselben  sich  enthalte. " 
Noch  spiitcr,  zur  Zeit  der  Anwesenheit  des  Kaisers  in  Belgien, 
ergab  sich  ein  ähnlicher  Zwischenfall,  in  dem  auf  die  Inter- 
vention des  Erzheraogs  der  Kaiser  neuerdings  und  diesmal  auf 
das  Strengste  den  Federkrieg  seiner  beiden  Minister  untersagte.* 
Diese  wicdcrli  ölten  Beweise  gütiger  Gesinnung  bUcben 
nicht  ohne  Eindruck  auf  Metternich.  Zu  Anfang  des  .Jahres  1794 
wollte  dieser  seine  Stelle  niederlegen,  wohl  aus  Verstimmung 
über  die  Angriffe,  denen  er  neuerdings  in  der  Brabanter 
Kanzlerfrage  ausgesetzt  gewesen  war;  nur  die  Vorsteiiungen 
des  Erzherzogs  bewogen  ihn  damals,  wie  er  selbst  bemerkt, 
von  diesem  Vorhaben  abzustehen.''  Er  mochte  wohl  all  dessen 
eingedenk  sein,  als  er  in  dem  Augenblicke,  da  er  Brüssel  ftlr 
immer  verliess,  an  den  Erzherzog  schrieb:  ,Seien  Sie  über- 
zeugt, dass  ich  als  den  schönsten  Augenblick  meines  Lebens 
jenen  Moment  erachte,  in  welchem  mich  glücklichere  Zeiten 
wieder  zu  teurer  kiinigl.  Hoheit  f^lhren  werden;  denn  ich  bin 
entschlossen,  in  der  schwierigen  Boamtenlaufbahn,  die  ich  seit 
23  .Jahren  verfolge,  nur  unter  der  Bedingimg  aiiazuharren,  dass 
dies  unter  Birer  Leitung  der  Fall   ist.' ''    Und  die  gleiche  Ver- 


'  Erzherzog  Carl  xn  den  Rainer.  Brfl»<al,  den  2(1.  Juli  1793.  Oiig.  eig. 

•  Derselbe  an  denselben.  Brüssel,  den  12.  Augnsl   lldH.  Orig.  eig. 

•  Frani  II.  an  Erzhentog  Carl.   Laxenliuri;,  den  H.  Anglist  1793.  Orig.  eig. 
A.A. 

•  Met;temi<-h  an  Err.berzng  Carl.  Bnixelles,  le  30  niai  1794.  Orig.  eig.  A.-A. 
und  Antwort  des  Erzhertogs. 

■  Metternich  an  Erzherzog  Carl.    Beurath  (Ba;rrenth?),  le  26  aoftt  1794. 

Orig.  eig.  A.-A. 
"  Mettomich   an  Erzherzog  Carl.    Bnixelles,   le   3  jaillet   1794.    Orig.    eig. 

A.-A. 


B«lgi«i  nnter  der  a«nenlststtbtlt«nchsn  Erdunog  CuU  (ITM,  1794).  71 

Sicherung  kehrt  auch  in  einem  Schreiben  wieder,  das  er,  bereits 
auf  der  Reise  nach  Wien  begriffen,  an  den  Erzherzog  richtete.  * 
Erzherzog  Carl  hatte,  obgleich  ihn  sein  Beruf  als  General- 
statthalter an  Brüssel  kettete  und  er  nur  ab  und  zu  sich  in  das 
Hauptquartier  begeben  durfte,  auch  die  Vorgänge  auf  dem 
Kriegsschau'^latze  nie  ans  dem  Auge  verloren,  und  seine  Briefe 
an  den  Kaiser  sowohl,  als  an  den  Herzog  Albert  beweisen,  dass 
er  ein  scharfer  Beobachter  und  Beurtheiler  derselben  schon  in 
jungen  Jahren  war.  In  Folge  dieses  Umstandes  und  der  meist 
zutreffenden  kritischen  Bemerkungen,  mit  denen  der  Erzherzog 
die  Vorgänge  im  Felde  begleitete,  erheben  sich  jene  Briefe  zu 
Geschichtsquellen  von  nicht  zu  unterschätzender  Bedeutung.  So 
^aubt  man  das  Urthcil  eines  modernen  Kri^sschriftstellers  ^  zu 
vernehmen,  wenn  sich  Carl  über  den  Angriff  auf  das  Cäsar- 
lager  folgendermassen  äussert:  ,Die  Operation  gegen  das  Cäsar- 
lager war  an  sich  gut,  doch  glaube  ich,  dass,  wenn  wir  ihn 
mit  grösserem  Nachdrucke  (rapidit^)  unternommen,  wenn  wir 
die  fi«nzösische  Armee  sofort  verfolgt  hätten,  als  sie  sich  aus 
ihrer  Position  zurückzog,  wir  sie  hätten  schlagen  xmd  für  das 
ganze  Jahr  ausser  Stand  setzen  können,  sich  im  Felde  zu  be- 
haupten, was  ja  der  Zweck  dieser  Operation  war.  Indem  wir 
dies  nicht  vermochten,  haben  wir  einen  Monat  mit  Märschen 
und  Gegenmärschen  verloren,  und  der  Feind  kann  heute,  wenn 
er  will,  seine  alte  Position  wieder  einnehmen.  Das  war  die  Ur- 
sache der  Zerwürfnisse,  zu  denen  es  zwischen  dem  Prinzen  von 
Hohenlohe  und  dem  Herzog  von  York  kam.  Ijctzterer  wollte 
den  Feind  verfolgen,  da  aber  Ersterer  es  nicht  wollte,  blieb 
dem  Herzog  von  York  nichts  übrig,  als  die  Verfolgung  mit 
einiger  englischer  und  hannöver'scher  Cavallerie  auszuführen. 
Unsere  Truppen  blieben  auf  ihrem  Platze,  ohne  jenen  zu  fol- 
gen und  ohne  sie  zu  unterstützen,  obgleich  der  Herzog  von 
York  dem  Namen  nach  die  ganze  Colonne  commandirte.  Dies 
und  ausserdem  das  rauhe  Wesen  des  Prinzen  von  Hohenlohe, 
der,  obschon  der  rechtschaffenste  Mann  der  Welt,  nicht  auch 
der  höflichste  ist,  verbunden  mit  dem  grossen  Unterschiede, 
den  man  in  Allem  zwischen  ihm  und  Mack  findet,  gab  Anlass 

■  Metternich  an  Erzherzog  Carl.    Beurath  (Bayreuth?),  le  26  aoüt  1794, 

Orig.  eig.  A.-A. 
•  Vergl.  Witzleben,  Prinz  Friedrich  Jo»ia«  von  Coburg  D,  268  ff. 


VI.  Akbiodlniif :  t.  Zfliibctg. 


ZU  Klagen  und  wird  ihm,  wio  ich  tXirchte,  Unannehmlichkeiten 
bereiten/  * 

Nicht  minder  interessant  ist,  was  Erzherzog  Carl  über  die 
bevorstehende  Belagerung  von  Maubeuge,  die  bekanntlieh  fehl- 
schlug, bemerkt.  Jlan  sieht  ei  seinen  Worten  deutlich  an,  dass 
er  zur  Ansicht  Clerfayt's,  *  Hohenlohe's  und  Tauentzlen's  neigte, 
welche  vielmehr  die  Belagerung  von  Landrecies  empfahlen. 
Letztere  thaten  dies,  weil  sie  die  Belagerung  von  ^laubeuge 
für  schwieriger  erachteten. '  Anders  der  Erzherzog.  ,I.Andrecies,' 
bemerkt  er,  ,ware  für  uns  und  die  gemeine  Sache  der  wich- 
tigste Punkt.  Es  ist  ein  Platz  der  zweiten  Linie,  wir  wären 
dadurch  im  Stande,  in  weitem  Umkreise  zu  fouragiren  und  das 
Land  in  Contribution  zu  setzen.  Landrecies  würde  als  Vor- 
posten fUr  JIaul>euge  und  Le  Quesnoy  dienen,  doch  fllrchte  ich, 
dass  die  Engländer,  denen  ihr  Interwsse  mehr  als  das  gemein- 
same am  Herzen  liegt,  von  der  Belagerung  von  Diinkirchen 
nicht  ablassen,  und  dass  wir  uns  dazu  werden  entsehliesscn  und 
dies  schwierige  Unternehmen  noch  vor  den  Winterquartieren 
ins  Werk  setzen  müssen.  Dann  werden  wir  einen  Corden  von 
Plätzen  haben,  um  unsere  l>elgischen  Provinzen  vor  feindlicher 
Invasion  zu  decken;  wenn  wir  aber  fortfahren,  auf  dieser  Seite 
zu  agiren,  so  werden  wir  noch  zwei  Linien  von  Festungen  vor 
uns  finden,  alle  Schwierigkeiten,  die  wir  bisher  hatten,  werden 
sich  von  Neuem  zeigen,  und  wir  werden  weniger  Glitte]  be- 
sitzen, sie  zu  besiegen,  als  wir  in  diesem  Jahre  hatten.  Diese 
Revolution  und  dieser  Krieg  sind  von  allem  Andern  ganz  ver- 
schieden; man  kann  nichts  vorhersagen  und  das  Ende  nicht 
voraussehen.  Kommt  der  Kaiser,  so  wird  er  Vieles  selbst  sehen, 
was  er  nicht  weiss  oder  was  man  ihm  unter  einem  falschen 
Glesichtspunkte  darstellt.*  ■* 

Um  80  tiefer  beklagte  er  den  Ausgang  der  Belagerung 
von  Maubeuge.    ,Gott  gebe!'  ruft  er  aus,  ,das8  wir  bald  durch 


'  &xhenof^  Carl  an  Herzog  Albert  Bnixellea,  oe  8  septembre  1 793.  Orig. 
eig.  &.-.K.  Vorgl.  Witzlebeii,  a.  a.  O.  II,  264,  dessen  Angaben  biedurcb 
eine  willkoiiiinene  Rrgänsung  o<lt?r  vielmehr  Widerlegung  erfaliren. 

*  Vergl.  Fersen  U,   97.    Nach  diestoiu    war  aber  auch  Rohenlolio  dagegen. 

*  Vergl.  Witxlebcn  a.  a.  O. 

*  Erzhoreog  Carl  an  Heniog  AlberL    Bmxelles,   ce  10  octobre  1793.   Orig,'| 
eig.  A.-A. 


BtlgicB  BDter  der  OcunUUtthaltenebsn  Enlwnog  Carli  (1788,  I7M).  73 

einen  Sieg  diesen  Schandflecken  auswetzen.  Ich  glaube  gewiss, 
wir  können  nichts  Besseres  thon,  als  den  Feind  aufzusuchen 
und  uns  alle  Mühe  zu  geben,  ihn  mit  Vortheil  anzugreifen,  wo 
wir  dann  ihn  ohne  Zweifel  schlagen  werden/  *  ,Man  weiss,* 
klagt  er  ein  anderes  Mal,  ,gewöhnlich  nicht,  wo  sich  die  feind- 
lichen Streitkräfte  befinden;  sie  werden  plötzlich  erscheinen  da, 
wo  wir  sie  am  wenigsten  erwarten,  und  das  kann  uns  recht 
übel  bekommen.'* 

Erzherzog  Carls  Bemerkungen  beschränkten  sich  übri- 
gens nicht  auf  den  belgischen  Kriegsschauplatz;  auch  die  Vor- 
gänge am  Oberrhein  zieht  er  in  Betracht.  Er  bezeichnet  es  als 
einen  grossen  Fehler,  dass  Wurmser  den  König  von  Prenssen 
an  dem  Angriffe  auf  Saarlouis  gehindert  habe.  ,Die  Einnahme 
dieses  Platzes  hätte  das  Trier'sche  und  Luxemburg'sche  ge- 
deckt, unsere  Verbindung  mit  Deutschland  abgekürzt  und  ge- 
sichert, und  die  preussische  Armee  würde  gute  Winterquartiere 
an  der  Saar  gewonnen  haben.  Statt  dessen  theilen  wir  unsere 
ErSAe,  wenn  wir  sie  hätten  vereinigen  können,  und  statt  der 
reeOen  nnd  sicheren  Vortheile,  die  wir  uns  hier  verschaffen 
konnten,  suchen  wir  sehr  wenig  sichere  an  den  Ufern  des 
Rheins.  Das  ist  meine  Ansicht,  wenn  ich  auch  hier  nur  wenig 
in  der  Lage  bin,  darüber  zu  urtheilen.'*  Ebenso  tadelte  er 
Wormser's  Absicht,  Strassbnrg  zu  belagern.  ,Ich  halte  das  für 
eine  schlechte  Speculation,  auch  ist  die  Jahreszeit  bereits  zu 
weit  vorgerückt  und  seine  Armee  nicht  stark  genug  zur  Be- 
lagerung dieses  Platzes.  Saarlouis  ist  für  uns  der  wichtigste 
Punkt,  und  man  vernachlässigt  diesen  über  eine  Chimäre.'* 

lieber  Frankreich  befindet  sich  in  den  Briefen  des  Erz- 
herzogs aus  jener  Zeit  folgende  bemerkenswerthe  Aeusserung: 
yin  Frankreich  wird  die  Confusion  immer  ärger,  und  Gaston 
scheint  das  Uebergewicht  zu  bekommen.  So  glücklich  das  für 
uns  ist,  nnd  so  sehr  es  wahr  ist,  dass  das  das  einzige  Mittel 
ist,  um  einen  König  wieder  auf  den  Thron  zu  bringen,  so 
wenig  muss  man  sich  doch  darüber  betrügen.    Was  immer  für 

*  Erzherzog  Carl  an  den  KaUer.  Brüssel,  den  20.  October  1793.  Orig.  eig. 
'  Erzherzog  Carl  an  Herzog  Albert.  Bruxelles,  ce  11  noTembie  1798.  Orig. 

eig.  A.-A. 

*  Derselbe  an  denselben.  Bmxelles,  ce  8  septembre  1793.  Orig.  eig.  A.-A. 

*  Derselbe  an  denselben,  le  ö  octobre  1793.  Orig.  eig.  A.-A. 


74 


TT.  AbliMnfltnnR ;  v.  Zetftib«rf. 


eine  Partei  die  Oberhand  erhalten  wird,  so  wird  sie  ans  gc* 
immer  feind  sein,  keine  wird  leiden  wollen,  dass  wir  Eroberun 
gen  über  Frankreich  machen,  und  sollten  sie  sich  anch  für  den 
Aufrenbliek  durch  eine  grosse  Uebermacht  gezwungen  sehen, 
nihig  zu  bleiben,  so  werden  sie  doch  immer  wieder  suchen, 
was  man  ihnen  wird  abgenommen  haben,  mit  Frankreich  wie- 
der zu  vereinigen.' ' 

Unermüdlich  war  der  Erzherzog,  soweit  sein  Einfluss 
reichte,  in  der  Theilnnhnie  ftlr  die  Armee.  .Es  würe  Überflüs- 
sig,' schreibt  gelegentlich  Mettcrnich,  ,dcm  durchlauchtigsten 
Generalgouvemeur  zu  empfehlen,  sieh  der  Witwen  und  Waisen 
der  braven  Soldaten  zu  erinneni,  die  in  diesem  Kriege  sterben, 
da  dieser  Prinz  auf  das  EifiTgst<.'  beflissen  ist.  dass  die  Gnaden- 
bezeigimgen  am  rechten  Platze  ertheilt  werden,  namentlich,  wie 
es  recht  und  billig  ist.  so  viel  als  möglich  an  Personen  dieser 
Kategorie.*  * 

Unter  Anderem  gab  die  mangclh.afte  Verpflegung  der 
Verwundeten  zu  mancherlei  Klagen  Anlass.  Nicht  selten  blieben 
sie  in  Brüssel  stundenlang  auf  den  Wagen  liegen,  allen  Unbilden 
der  Witterung  ausgesetzt.  In  den  Hospitälern  mussten  of^  «w« 
Verwundete  in  einem  Bette  untei^ebracht  oder  auf  den  Fo»- 
boden  oder  auf  Stroh  gelagert  werden,  und  Stimden  vergingen, 
bevor  sie  einen  Verband  erliielten.-'  Es  war  eine  Folge  davon, 
dass  im  Spital  zu  Brüssel  allein  von  3000  Mann  tüglich  2s  bis 
30  Mann  starben,  was  bei  der  allerdings  aidTallend  grossen 
Gesammtzalil  von  14.(H)0  -15.000  Blessirten  und  Kranken  im 
Lande  eine  proportioneiJe  tiigliche  VerlustzifFer  von  löT)  Mann 
ergab.*  Der  Zustand  der  Spitäler  hatte  daher  schon  seit  länge- 
rer Zeit  die  Aufmerksamkeit  des  Erzherzogs  auf  sich  gelenkt 
Gehörte  sie  auch  nicht  in  sein  Ressort,  sondern  in  jenes  des 
Generalcommandos,  so  wendete  er  ihr  doch  den  regsten  Eifer 
za.  Ein  Hauptübclstand  war  die  geringe  Anzahl  von  MilitSr- 
Chirurgen.  Er  bat  daher  den  Kaiser,  Chirurgen  aus  Wien  za 
senden,  und  richtete  an  das  Generalcommando  die  Anfrage,  ob 
es  zulässig  sei,  den  Militär-  Civilchirurgen  zuzugesellen,    sofern 


'  Erzherzog  C»rl  an  den  Kniiier.  Brüssel,  den  -21.  Juli   1798.  Orig'.  «if. 

*  Metternifh  an  Trautlmansdorff,  le  8  novembre  1793.  P.-H. 

*  TranttraanadorfT  an  Metternich.  Vienne,  le  S  novembre  1703.  OrifT- 

*  Enhenog  Carl  an  den  Rainer.  Brüsiiel,  den  Ib.  November  1T9S.  Orif   ei|:. 


Belgien  sn««r  der  Oeneralstattbaltenetaaft  Knherzog  Cirb  (1793,  1794).  75 

diese  aus  der  Civilcasse  bezahlt  werden  würden.  Freilich  hatte 
bei  der  Eifersucht  der  Militärchirurgen,  welche  trotz  der  notori- 
schen Uebelstände  und  trotz  ihrer  ebenso  notorisch  ungenügen- 
den Anzahl  behaupteten,  dass  die  Kranken  ganz  gut  versorgt 
und  sie  selbst  für  den  Bedarf  ausreichend  seien,  diese  Mass- 
regel nicht  den  gehofften  Erfolg. 

Ein  besseres  Verständniss  für  seine  Intentionen  fand  der 
Erzherzog  diesmal  bei  den  Ständen,  namentlich  jenen  von  Bra- 
bant,  die  unter  dem  Eindrucke  der  Depesche  vom  15.  November^ 
einen  Theil  des  Zuchthauses  von  Vilvorde  auf  eigene  Kosten 
zu  einem  Militärhospital  für  etwa  1200  Kranke  adaptirten  und 
überdies  für  dessen  Erweiterung  eine  freiwilKge  Subscription 
veranstalteten,  die  einen  günstigen  Fortgang  nahm,  nachdem 
sich  der  Erzherzog  für  zehn  Plätze  an  die  Spitze  gestellt  hatte. 
Ueberdies  that  sich  eine  Anzahl  von  Brüsseler  Bürgern  unter 
dem  Brauer  Van  den  Esse  zusammen,  um  den  bürgerlichen 
Concertsaal  als  iCrankendep6t  einzurichten,  während  auch  die 
Beggarde  (Bogards)  in  Brüssel,*  deren  Zahl  sehr  zusammen- 
geschmolzen war,  einen  Theil  ihres  Conventes  zu  einem  Hospital 
für  600  Personen  zur  Verfügung  stellten.* 

Das  Beispiel  von  Brüssel,  wo  bald  drei  angesehene  Btlr- 
ger  als  Opfer  ihrer  Nächstenliebe  am  Spitalfieber  starben,^  fand 
Nachahmung  an  anderen  Orten.*  Auch  zu  Namur  veranstal- 
tete man  Subscriptionen  für  die  Militärhospitäler  der  Stadt.* 
Antwerpen  erbot  sich,  1000  Kranke  zu  übernehmen.  Nur  in 
Löwen  sträubte  sich  die  Universität,  drei  ihrer  Collegien^  zu 
dem  gleichen  Zwecke  zu  überlassen,  indem  sie  die  Gefahr  vor- 
schützte, die  sich  daraus  fOr  die  Gesundheit  der  studirenden 
Jugend  ergeben  wüi'de,  ein  Argument,  dessen  Gewicht  selbst 
Mettemich  zugestand.  Anders  der  Erzherzog,  welcher  der  An- 


'  S.  nuten. 

*  Ueber  deren  Convent,  Wanters  III,  478. 

*  Delmotte  an  Maria  Christine.  Brnxelles,  le  26  novembre  1793.  Ori^.  eig. 
A.-A.  —  Metternich  an  Trauttmansdorff.  Brozelles,  le  25  novembre  1793. 

*  Metternich  an  Tranttmansdorff.  Bruxelles,  le  12  mars  1794. 

'  Schon  früher  (31.  März  1793)  hatte  man  den  Kapnzinerconvent  zu  Atb 
in  ein  Militärhospital  verwandelt.  Annales  du  cercle  archöol.  de  Mons 
XV,  628. 

'  Mettemich  an  Tranttmansdorff.  Bmxelles,  le  18  janvier  1794.  Otig. 

'  Die  Colleges  de  Bay,  de  Winckel  und  des  Veterans. 


TT.  AhbudlUbg:  t.  Ze!t«1>i!tg. 


sieht  war,  dass  in  diesem  Fallf  der  Humanität  jede  andere 
Rücksicht  weichen  müsse  und  dalier  unnachsichtig  auf  die 
Riluniun^  der  GebHude  drang. '  Er  handelte  hierin  unter  voller 
Billigung  der  Bürgei'schat't  und  der  Stünde.  Dass  die  Proviso- 
ren der  in  Betracht  kommenden  (JoUegien  der  ihnen  drohenden 
Gefahr  durch  die  rasche  Voi'nalirae  von  Bauten  zu  begegnen 
suchten,  die  deren  Werth  von  12.000  auf  40.000  fl.  erhöhte, 
deren  Fassungsraum  aber  beträchtlich  minderte,  hatte  zur  Folge, 
dass  das  Gouvernement  an  dem  Kntsclihisse,  die  f!ollegien  in 
Hospitäler  zu  verwandclu  nur  nocli  entschiedener  festhielt." 

Freilich  vermochte  bei  dem  besten  Willen  der  Erzherzog 
nicht  allen  Uebelstilnden  zu  begegnen,  denen  dtircli  die  Be- 
schaffung geeigneterer  Hilumlichkeiten  nur  zum  Tliede  abge- 
holfen wurde,  denn  es  traten  noch  manche  andere  und  noch 
viel  beti'übendere  Erscheinungen  zu  Tage.  So  fiel  der  Nach- 
lass  der  in  den  Militiirliosjjitillern  Verstorbenen  gcwölmlich  den 
KrankenwKrtern  zu,  woraus  sich  die  Härte  und  Nachlllssigkeit 
erklürte,  mit  welcher  die  Kranken  von  diesen  behandelt  wur- 
den. Es  gab  Chirurgen,  die  nicht  einmal  von  den  Elementen 
ihrer  Wissenschaft  Kenntniss  hatten.  Mit  Thriluen  in  den  Augen 
sprachen  die  Aerzte  davon;  einer  derselben,  Dr.  van  Leenpoel, 
überreichte  Metternich  eine  darauf  bezügliche  Denkschrift.  Es 
waren  das,  wie  Metternich  mit  Recht  bemerkt,  Uebelstilnde, 
denen  nicht  das  Gouvernement,  sondern  nur  die  Militärverwal- 
tung begegnen  konnte. 

Der  Erzherzog  unterliess  es  nie,  sich  verdienter  (.Vticiere 
anzimehmen.  Die  betreffenden  Briefe  an  den  Kaiser  sind  auch 
insofern  von  historischem  Interesse,  als  in  denselben  hie  und 
da  von  Waffenthaten  der  Empfohlenen  die  Rede  ist,  die  sich 
unter  seinen  Augen  zugetragen  hatten.  So  heisst  es  von  dem 
Grenadierhauptmann  Grafen  Gyulay:  ,Ich  war  Augenzeuge,  da 
er  von  meiner  Brigade  war.  Er  hat  sieh  so  brav  aufgeführt, 
dass  Keiner  braver  thun  kann.  Den  22.  (März),  als  sein  Batail- 
lon gesprengt  war,  hat  er  40  Mann,  iind  das  ohne  Befehl  von 
Niemand,  gesammelt,  den  Feind  freiwillig  attaquirt,  repoussirt, 
alle  gesprengte   Mannschaft    zusammengerafft,    auf  den    Feind 


'  Hettemicb  sn  Trauttmansdorff.  Bnucelloi,  la  U  (ivrier  nvi.  Orig. 
-  TrauttniÄnsilorff  iiii  Mctternicli.  Vinniie,  le  20  mant  1794.  Ori(t. 


Belgien  unter  der  OenetklsUUliElteneliaft  Enherwg  Cerle  (1T9S,  ITM).  77 

noch  einmal  losgegangen,  ihn  bis  in  Lfiwen  und  aas  Löwen 
herausgejagt.  Den  19.  vertrieb  er  auch  freiwillig,  ohne  Befehl 
von  Niemand  den  Feind  um  Tirlemont  und  nahm  ihm  eine 
Kanone  ab.  Kurz,  er  hat  sich  so  distinguirt,  dass  er,  wenn  er 
um  das  Conmiandeurkreuz  einkommt  —  denn  er  hat  schon  das 
kleine  Kreuz  —  es  ohne  Zweifel  erhalten  wird.*  .  .  .  Und  in- 
dem ihn  der  Erzherzog  zur  Beförderung  empfiehlt,  fUgt  er  bei: 
jGynlai  ist  selbst  so  modest,  dass  er  mich  gar  nicht  darum  an> 
gegangen  und  den  Schritt,  den  ich  gemacht  habe,  gar  nicht 
weiss."  Auch  fllr  den  Oberst  Mylius  und  den  Obristwacht- 
meister  Branowaczki,  die  Anspruch  auf  Auszeichnung  zu  haben 
glaubten,  legte  er  sein  mächtiges  Ftlrwort  ein.  4<^h  kann  Ihnen 
die  Gerechtigkeit  leisten,  dass  beide,  besonders  aber  der  Oberst 
Mylius,  so  lange  sie  unter  meinem  Commando  standen,  sich 
überall  hervorgcthan  und  dieser  beständig  ein  detachirtes  Corps 
sor  allgemeinen  Zufiriedenheit  commandirt  hat."  Ein  anderes 
Mal  gilt  seine  Empfehlung  dem  Obersten  De  Vay  von  Ester- 
hizy-Husaren.  ,Du  hast  an  ihm  sowohl  einen  kreuzbraven  Sol- 
daten, als  auch  einen  OfBcier,  welcher  sehr  geschickt  und  sehr 
in  allem  dem,  was  zum  kleinen  Krieg  und  zu  den  Vorposten 
gehört,  zu  brauchen  ist.  Die  Art,  mit  welcher  er  voriges  Jahr 
unseren  Rückzug  von  Lüttich  bis  Köln  deckte,  unsere  Vor- 
posten während  des  ganzen  Winters  commandirte,  den  Vortrab 
der  Avantgarde  durch  die  Campagno  fUhrte  und  sich  am  13., 
15.,  16.  und  18.  März  besonders  hervorthat,  wo  er  dann  auch 
leicht  blessirt  wurde,  haben  ihn  bei  der  ganzen  Armee  bekannt 
gemacht  und  den  Beifall  aller  Generals  und  des  Prinzen  Co- 
burg selbst  zugezogen,  und  ich  muss  ihm  die  Gerechtigkeit 
leisten,  dass  er,  so  lange  er  an  mich  angewiesen  war,  sich 
überall  distinguiret  und  oft  durch  einen  schnell  gefassten  Ent- 
schluss  und  durch  Thaten,  so  er  von  sich  selbst  gethan,  ohne 
Befehl  zu  erhalten,  zu  dem  glückUchen  Fortgang  vieler  Affairen 
beigetragen  hat'^ 

Als  die  Regimenter  Royal  Allemand,  Saxe  und  Berchiny 
in  den  kaiserlichen  Dienst   übernommen   wurden,    nahm  sich 


'  Erzherzog  Carl  an  deu  Kaiser.  Qui6vrechain,  19.  April  1793.   Orig.  eig. 

*  Derselbe  an  denselben,  Urilssel,  den  16.  Norember  1793.  Orig.  eig. 

*  Derselbe  an  denselben.  Brüssel,  den  8.  December  1793.  Orig.  eig. 


78 


VI.  ibhudlnng :  v    Zcisabotg. 


Ei"zhei-zog  Carl  der  vielen  dadurch  brotlos  gewordeneu  CMTfi- 
ciore  an  und  unterstützte  aufs  wärmste  die  Bitte  derselben, 
welche  dahin  ging,  dass  man  sie  wenigstens  als  supernumerär 
bei  den  Regimentern  flihre  und  ihnen  Fourage  und  Brot- 
portionen zuweise,  während  die  in  den  Kegimentem  beibehal- 
tenen <)fficiere  sich  anheischig  machten,  sich  in  die  Lühnung 
mit  ihren  einstigen  Kiimei-aden  zu  theilen.  , Diese  armen  Leute, 
80  sich  aus  Liebe  fUr  ihren  König  aufgeopfert  haben,  meist 
deutsche  imd  gewiss  brave  Leute  sind,  verdienen  gewiss  eine 
Rücksicht,  besonders  da  das  dem  Aerarium  gar  nicht  zur  Last 
fallen  wird.' ' 

Ebenso  unterstützte  Erzherzog  Carl  die  Bitte  der  einsti- 
gen Hauptleute  Lualdi  und  Dumont,  die  17iH)  anlilsslich  der 
Uebergabe  der  Citadeile  von  Antwerpen  an  die  Rebellen  cassirt 
worden  waren  und  denen  später  im  Gnadenwege  eine  Pension 
von  je  300  Gulden  zugestanden  worden  war,  um  Zuerkennung 
der  Hauptraannspension,  da  Erkundigungen,  welche  über  sie 
bei  ihren  einstigen  Kriegskameraden  eingezogen  worden  waren, 
in  Bezug  auf  ihre  Unschidd  ziendich  günstig  lauteten. - 

Um  so  strenger  ui-lheilte  Erzherzog  Carl  in  all  den  Fäl- 
len, wo  es  sich  um  die  Aufrechthaltung  militärischer  Disciplin 
und  Ehre  handelte.  Als  sich  die  Stände  von  Hennegau  und 
Flandern  ftir  zwei  OfKciere,''  weiche  die  kaiserliche  Armee 
verlassen  und  bei  den  Patrioten  Dienst  genommen  hatten  und 
in  Folge  dessen  kricgsräthlich  zum  Tode  verurtheilt  worden 
waren,  verwendeten,  sprach  sich  der  Erzherzog  entschieden 
dagegen  aus,  in  diesem  Punkte  nachzugeben,  ,da  es  bei  der 
Armee  den  übelsten  Eiudi'uck  machen  würde,  wenn  Ofliciere, 
so  ihren  Eid  gebrochen,  desertirt,  Gassen  bestohlcn,  wider  ihren 
Souverän  gedient  haben  und  in  cilKgic  aufgehangen  worden, 
sollten  begnadigt  werden.'  ,Blos  die  Ehre  macht,'  ftlgt  er  hin- 
zu, ,dass  unsere  Oflicicrc  gut  dienen,  nimmt  man  ihnen  diese 
Triebfeder  weg  oder  schwächt  man  sie,  so  wird  imscre  Armee 
oben   so   schlecht  als   alle   anderen.'*    Eben  deshalb  lehnte  er 


'  Eraliereog  Carl  an  ttoii  Kaiiter.    Köln,  den  13.  Uomuug  1798.  Orig.  tag. 
'  Metteruicb  an  Trauttuiansdurff   Uruzelles,  le  24  mai  1798.  Copie. 

*  S.  unten. 

*  Enhonog  Cnrl  au  den  Kaiser.    Brassal,  den  S7.  November  1798.    Orig. 
Big. 


Belgien  onter  der  OeoenlstuttluUerechaft  Enkeraog  CuU  (1793,  1794).  79 

die  Befürwortung  des  neuerlichen  Ansuchens,  das  La  Marck  um 
die  Verleihung  des  Generaltitcls  an  den  Kaiser  richtete,  ab. 
,Ich  habe  versprochen,  Dir  die  Sache  zu  schreiben,  aber  unter- 
statzen kann  ich  diese  Bitte  nicht.  Sollte  es  geschehen  und  ich 
hätte  es  empfohlen,  so  würde  ich  mir  einen  Vorwurf  zu  machen 
haben  und  die  ganze  Armee  würde  Über  mich  aufgebracht  sein.'  * 
Niemandem  unter  allen  OfHcieren  der  Armee  wendete  der 
£rzherzog  lebhaftere  Theilnahme  zu  als  dem  auch  sonst  von  den 
Zeitgenossen  vielbewunderten  Obersten  v.  Mack,  den  er  wieder- 
holt als  seinen  Lehrmeister  in  der  höheren  Kriegskunst  bezeich- 
nete. Desto  tiefer  verletzte  es  auch  ihn,  als  nach  den  grossen  Er- 
folgen, von  denen  der  Beginn  des  Feldzuges  von  1793  begleitet 
gewesen  war,  dem  Verdienste  die  Krone  versagt  zu  bleiben 
schien,  und  um  so  schmerzhcher  empfand  er  es,  als  Mack  in 
seiner  Verstimmung  die  Functionen  eines  Generalquartiermeisters 
niederlegte  und,  nachdem  er  von  einer  Wunde,  die  er  bei  dem 
Angriffe  auf  Famars  davongetragen  hatte,  geheilt  worden  war, 
den  Kriegsschauplatz  verlicss,  um  den  Kest  des  Jahres  auf  einem 
Gate  in  Böhmen  zur  Wiederherstellung  seiner  allerdings  schwer 
erschütterten  Gesundheit  zuzubringen.  So  nachhaltig  war  der 
Eiindruck,  den  damals  Mack  auf  den  jungen  Erzherzog  übte, 
dasB  dieser,  als  der  ELrieg  im  weiteren  Verlaufe  des  Jahres  1793 
eine  minder  gUnstige  Wendung  nahm,  auf  ihn  als  den  Retter 
in  der  Noth  hinwies. 

VI.  Reorganisation  der  Aemter  des  Cloarernements. 

Die  erste  Aufgabe,  welche  neben  der  nothwendigen  Ein- 
richtung des  erzherzoglichen  Hof  haltes  an  den  Generalstatthalter 
und  dessen  Minister  herantrat,  war  die  Neubesetzung  der  Aemter. 
Denn  in  missverständlicher  Deutung  seiner  Instruction  hatte 
Mettemich  das  frühere  Gouvernement,  nämlich  die  Conseils 
collatöraux  und  die  Chambre  des  comptes,  vollständig  aufgelöst 
und  dies  durch  die  Bemerkung  zu  motiviren  gesucht,  dass  über 
eine  Massrcgcl,  von  welcher  Alle  insgcsammt  betroffen  wür- 
den, sich  Niemand  beschweren  könne.* 

*  Erzherzog  Carl  an  den  Kaüer.  BrUssel,  den  21.  Juli  1793.  Orig.  eig. 
'  Mettemich  an  Trauttmanwlurff,  le  20  man)  1793.  Vergl.  Trauttnuuudorff's 
Waianngen  vom  86.  März  und  2.  April. 


VI.  AbhAadlaag :  r.  Zeiisbtrf. 


Withrend  aber  Mettemich  sich  mit  VorschJilgen  bezüglich 
der  Neubesetzung  nicht  beeilte,  hatte  der  Kaiser  bereits  auf  die 
ersten  Siegvsnachrichten  aus  Belgien  über  die  beiden  wichtigsten 
Posten  des  Gouvernements  verfügt.  Der  Chef  Präsident  Crumpipen 
(der  Jüngere*)  und  der  Staats-  und  Kriegssecretär  Feitz  waren 
vor  Allem  jene  Miluner,  bezüglich  deren  man  der  denselben  un- 
gtinstigen  ötfentiichen  Jleinung  Keclinung  tragen  zu  sollen  glaubte. 

Crumpipen,  der  durch  36  Jalne  in  verschiedenen  Stellungen 
dem  Staate  die  wichtigsten  Dienste  geleistet,  hatte  bereits  selbst 
im  Januar  Mettcrnich  zu  Wesel  mundlich  um  seine  Entlassung  ge- 
beten und  am  S.  März,  angesichts  der  bevorstehenden  Rückkehr 
des  Ciouvcmcmeuts,  von  Köln  aus  diese  Bitte  auf  schriftlichem 
Wege  wiederholt."  Kr  war  dadurch  dem  Auftrage  an  Mettcrnich* 
zuvorgekiimmen,  der  ihn  in  schuncnder  Form,  unter  Aussicht  auf 
gUnstige  Pensionsbedingungcu  und  auf  anderweitige  Verwendung 
zu  diesem  Entschlüsse  veranlassen  sollte.  Und  ganz  dasselbe  war 
bezüglich  Feltz'  der  Fall.*  Auch  dieser  hatte  sich  stets  durch 
Eifer  und  Anhänglichkeit  an  die  Regierung  hervorgethan,  aber 
auch  seine  Enthebung  wurde  von  der  (öffentlichen  Meinung'  ge- 
fordert, da  sie  ihn  als  das  Haupt  jeuer  sogcnaunteu  Chrisline- 
schon  Partei  bezeichnete,  deren  Streben  darauf  gerichtet  sein 
sollte,  dem  früheren  Statthaltcrpaarc  wieder  zu  seiner  Stellung 
zu  verhelteu,  ein  Vorwurf,  den  Feltz  in  einem  Schreiben  an  Erz- 
herzog Carl  mit  der  zutreffenden  Bemerkung  zu  entkräften  im 
Stande  war,  dass  es  ihm,  falls  er  wirklich  der  Intriguant,  als 
den  man  ihn  hinstellte,  gewesen  wäre,  wohl  willkommener  hätte 
sein  müssen,  unter  einem  jugendlichen  Slatllnilter  zu  dienen  als 
unter  einem  Generalgouvcmeur,  dem  vieljährige  Erfuhrung  zu 
Gebote  stand.*  Auch  er  halte  eine  elircuvolle  Dien.sl/,eit  von  27 
bis  28  Jahren  hinter  sich  und  demnach  ebenfalls  Anspruch  auf 
rücksichtsvolle  Behandlung. 

Diese  wurde  denn  auch  ihm  und  Crumpipen  imtheil.  Zum 
Chef  und  Präsidentcm  des  geheimen  Käthes  aber  wurde  Fier- 
lant,    bisher   Präsident   des   grosen    Käthes   zu  Mecheln,    zum 


'  Henri  Hennan  Werner  Franifoü  Aotoiue  Cr.  h.  Biogr.  uatiouale. 
'  Cnimpipen  an  Mettomich.  Cologfne,  le  8  mors  1793.  Copie. 

•  TrnuttinBiisdorff  »n  Mettemich.  Vienue,  le  6  mar«  1798.  Orig. 

♦  Ebenda. 

'  Feltz  an  Erahonog  Carl.  Mnstricht,  le  31  join   1793.  Orig.  eig.  A.-A. 


Belgien  unter  der  Oenenlstatthaltenohkft  Enheraog  Cirls  (1793,  1794).  81 

Staats-  und  Kriegssecretär  der  geheime  Rath  M Ulier  und  zu 
Fierlant's  Nachfolger  im  grossen  ßathe  zu  Mecheln  der  Staats- 
und geheime  Rath  Le  Clerc  ernannt. 

Was  den  geheimen  Rath  (Conseil  priv^)  betraf,  so  wurde 
von  dessen  früheren  Mitgliedern  De  Aguilar  in  Ruhestand 
versetzt  und  sollte  De  Reuss  nicht  mehr  in  Betracht  kommen. 
Dagegen  wurden  der  Exconseiller  von  Brabant,  Robiano,  und 
der  Pensionär  der  Chätellenie  von  Oudenarde,  Rapsaet,  für  den 
geheimen  Rath  in  Aussicht  genommen.  Demnach  sollte  dieser 
Conseil  zunächst  aus  den  früheren  Mitgliedern:  dem  älteren 
Limpens,  Le  Vieilleuze,  De  Berg  und  Van  der  Fosse,  von  denen 
jedoch  Berg  stets  kränklich  war,  und  aus  den  neu  hinzutreten- 
den Mitgliedern  Robiano  und  Rapsaet  bestehen.  Robiano  sollte 
die  Ernennung  zur  Entschädigung  .  für  die  Verluste  dienen, 
welche  er  wegen  seiner  AnhängUchkeit  an  den  Hof  im  Jahre  1787 
erlitten  hatte,  dagegen  die  Ernennung  Rapsaet's,  der  sich  zur 
Ztäi  der  Revolution  nicht  tadellos  verhalten  hatte,  als  ein  Opfer 
gelten,  das  der  Kaiser  dem  Lande,  und  zwar  zunächst  der 
Provinz  Flandern  bringe.* 

Da  indess  weder  Robiano  noch  Rapsaet  in  den  geheimen 
Rath  eintreten  wollte,*  sah  sich  endlich  Mettemich  zu  Qegen- 
Torschlägen  veranlasst,  wobei  er  von  dem  Grundsatze  ausging, 
dass  man  auf  die  verschiedenen  Provinzen  Rücksicht  nehmen 
und  sich  bei  der  Wahl  an  Personen  halten  müsse,  die  ,das  Ver- 
trauen' des  betreffenden  Landes,  oder  sagen  wir  vielmehr  jenes 
der  Stände  besässen.  Eben  weil  sie  dies  Vertrauen  nicht  zu  ge- 
messen glaubten,  hatten  Rapsaet  und  der  von  dem  Minister  in 
Aussicht  genommene  Flandrcr  Mulliä,  Grefiier  zu  Courtray,  ab- 
gelehnt. Bei  Baron  Josef  Bartenstein,  dem  einstigen  Conseiller 
von  Brabant,  stiess  er  auf  denselben  Widerstand.  Doch  wusste 
ihn  Mettemich  zu  bewegen,  einer  etwaigen  Ernennung  durch 
den  Eäüser  Folge  zu  leisten,  und  der  Minister  hoffte,  dass  der 
Entschluss  Bartensteiu's,  der  sich  im  Volke  des  grössten  An- 
sehens erfreute,  auch  auf  Rapsaet  und  Andere  günstig  zurück- 
wirken werde.  Da  Mettemich  an  dem  bisherigen  Status  von 
sechs  Mitgliedern   festhalten  zu   sollen  glaubte,   da  jedoch  von 


'  Trauttmaunsdurff  an  Mutteruiuh.  Vienne,  le  11  man  1793.  eig. 
'  Mettemich  an  Traattmausdurff.  BruxelleB,  le  19  avril  1793.  Copiu. 
Sittaa(>ber.  d.  pbil-hut.  Cl.  CXXVlll.  IM.  (!.  Abb.  t> 


tn.  AMMrilui;-.  T.  Z«isik«r(. 

den  früheren  Mitgliedern  Le  Clerc,  nunmebr  Präsident  des 
Orand-Conseil,  der  StaatssccretÄr  Müller,  ferner  Van  der  Fosse, 
der  um  seine  Entlassung  gebeten  hatte,  Aguilar  und  Berg,  die 
im  Auftrage  des  Hofes  pensionirt  werden  sollten,  nicht  in  Be- 
tracht kommen  konnten,  demnaeli  der  Consoil  auf  zwei  seiner 
fi-llheren  Mitglieder,  den  illtci'cn  Limpens  und  Vieillcuze,  zu- 
sammensclmunpftc,  von  denen  aber  auch  der  Letztere  sich  um 
die  durch  den  Tod  Popin's  erledigte  Prilsidentschaft  von  Toumay 
bewarb,  so  waren  flli*  den  Kall  der  Gewährung  dieser  Bitte, 
und  falls,  wie  Metternich  es  wünschte,  Berg  vorläufig  noch  auf 
seioem  Posten  belassen  wurde,  vier  Stellen  zu  besetzen,  für 
welche  er  Bartcnstoin,  Kapsaet  oder  eventuell  einen  anderen 
Flandrer,  Du  Rieux  aus  Hennegau  und  den  ehemaligen  Pen- 
sionär der  Stände  von  Namur  Petit-Jean  de  Prez  in  Voi-schlag 
brachte. ' 

Nun  wünschte  mau  aber  in  Wien,  dass  in  Anbetracht  der 
Menge  rückstilndiger  Geschäile,  die  der  Conseil  privö  aufzu- 
arbeiten habe,  derselbe  aus  sieben  MitgUedern  bestehen  möge, 
von  denen  sechs  sofort  in  Activität  zu  treten  hiitti'n.  Und  wenn 
auch  der  Kaiser  die  Auswahl  der  Individuen  im  Allgemeinen 
dem  Minifiter  anheimstellte,  so  begleitete  Trauttmansdortf  doch 
die  PersonalvorschlUge  des  Letzteren  mit  verschiedeneu  Oegen- 
bemerkungeu.  Eben  wegen  der  zahlreichen  (Jeschätto,  -welche 
demuäclist  zu  erledigen  seien,  wünschte  er  nicht,  dass  Berg  dem 
Conseil  lemerhin  angehöre,  er  bedauerte  aber  aus  eben  diesem 
Grunde,  dass  V^an  der  Fussc  um  seine  Enthebung  nachgesucht 
habe,  und  wünschte,  dass  man  denselben  veranlassen  möge, 
wenigstens  vorläufig  noch  im  Amte  zu  verbleiben.  Gegen  Petit- 
Jean  machte  man  seine  prononcirten  Anschauungen*  geltend 
und  schlug  statt  dessen  für  Namur  deu  Pcnsiuntir  der  dortigen 
Stände  Fallou  vor.'  Auch  Bartenstcin's  Ernennung  tlösste  Be- 
denken ein,  <la  man  sieh  uieht  dem  Vorwurfe  der  Vereinigung 
der  wichtigsten  Aemter  ia  ileii  Händen  einer  Familie  aussetzen 
wollte,  der  insoferne  erhoben  worden  konnte,  als  die  beiden 
Bartenstein   mit   dem   neuen  Chef  et  President,  dem  Tresorier 


'  Metternich  lui  TreiittmausdurfT,  lo  23  iiiai  und  lo  3  juiii   17U3.  Copie. 

*  Dca  principee  uu  pou  outr^«. 

•  Traiittni.iniidorff  an  Mutteruicli.  Viennc,  le  H  juin   1798.  Orig. 


Belgien  unter  der  QoDerulstattbalterschaft  Enbereog  Carls  (1793,  1794).  83 

general  (De  Sandrouin)  und  dem  Staatssecrctär  verwandt  waren. 
Das  siebente  Mitglied  des  Conscil  privö  sollte  den  höheren  Justiz- 
tribunalen  entnommen  werden,  und  man  wies  auf  den  Rath  an 
dem  Conseil  von  Hennegau  Antoine  hin. 

Mettemich  bestand .  indess  auf  seinen  Vorschlägen  und  auf 
der  vorläufigen  Beschränkung  des  Conseils  auf  sechs  Mitglieder, 
da  es  schwerfalle,  auch  nur  diese  Zahl  ausfindig  zu  machen. 
Er  bat  daher  nochmals,  dass  man  Berg  vorläufig  belassen  möge, 
da  Van  der  Fosse  bei  seiner  erschütterten  Gesundheit  zu  länge- 
rem Verbleiben  im  Conseil  nicht  zu  bewegen  und  es,  um  nicht 
den  Zusammenhang  der  Geschäfte  zu  verlieren,  nöthig  sei,  dass 
wenigstens  vorderhand  einige  der  frttheren  Mitglieder  beibehalten 
wtirden.  Gegen  Fallen  machte  Mettemich  sein  jugendliches  Alter 
geltend.  Neuerdings  betonte  er  die  Nothwendigkeit,  die  Mitgheder 
des  Conseil  priv^  aus  den  verschiedenen  Provinzen  zu  wählen, 
namentlich  legte  er  Werth  auf  die  Vertretung  Luxemburgs,  da 
die  Eigenthilmlichkeiten  dieses  Landes  denen,  die  nicht  daselbst 
gewohnt,  wenig  bekannt  seien,  und  da  in  diesem  AugenbUcke 
der  Conseil  priv4  einen  sehr  befähigten  Beisitzer  an  dem  Staats- 
rathe  Le  Clerc  verliere.  Auch  hielt  der  Minister  den  Vorschlag 
Petit-Jeans  aufrecht,  den  er  gegen  Verleumdung  in  Schutz  nahm. 
Er  schlug  also  neuerdings  ausser  dem  Chef  et  President  und 
den  Käthen  Limpens  (l'aine),  Vieilleuzc  und  Berg  zu  Räthon: 
Du  Rieux,  Bartenstein  und  Petit -Jean  vor.  Die  früheren  drei 
Secretäre,  darunter  ein  supernumerftrer,  und  die  Subaltem- 
beamten  sollten  wieder  eingesetzt  werden.' 

In  Wien  trat  man  zwar  auch  jetzt  noch  fiir  eine  Ver- 
stärkung der  Mitgliederzahl  des  Conseil  privö  ein;  auch  tadelte 
man,  dass  Mettemich  bei  dieser  Frage  nicht  die  Conferenz  zu 
Rathe  gezogen  habe.*  Doch  ehe  noch  diese  Weisung  nach 
Brüssel  gelangen  konnte,  war  hier  der  Conseil  privö  bereits  in 
der  von  Mettemich  zuletzt  vorgeschlagenen  Zusammensetzung 
reactivirt.'  Am  28.  Juni  nahm  der  Erzherzog  die  Eidesleistung 


'  Mettemicli  an  Traiittmaii.sdorff.  Bruxelles,  le  lö  juin  1793.  Cupie. 

*  Tranttmansdorff  an  Mettemich.  Vienne,  le  27  jnio  1793. 

*  Dersolbo  bestand  aus:  Fierlant  alfi  Präsidenten,  dem  älteren  Limpens, 
Vieilleuze,  Do  Tlluvu,  Do  Berg,  Du  Rieux,  Bartenstein  und  Petit- 
Jean. 

Ö* 


84 


Tl.  MihAudlsug ;  *.  Z«isftboTK. 


des  neuen  Chef  et  President  entgegen.'  Am  1.  Juli  Morgens 
trat  der  Conscil  privö  selbst  zusammen  und  wurde  von  dem 
Minister  mit  einer  passenden  Ansprache  eröffnet.  Aguilar  schied 
aus  dem  Conseil  prive.  und  das  Gleiche  stand  bezüglich  De 
Vieilleuze's  zu  erwarten,  falls  ihm  die  Präsidentschaft  des  Con- 
seils  von  Tournay  zutheil  wurde. 

Die  neue  Besetzung  des  Conseil  prive  wurde  nachträglich 
von  dem  Kaiser  genehmigt,  dagegen  blieb  der  Antrag  Metter- 
nich's,  aus  diesem  Anlasse  Aguilar,  Limpens  und  Le  Vieilleuze 
den  Titel  von  Staatsriithen  zu  verleihen,  vorläufig  unerledigt. 

Die  weitere  Ergänzung  des  Conseil  privd,  wie  sie  der 
Kaiser  wünschte,  wurde  erst  im  folgenden  Jahre  (17SI4)  in  An- 
griff genommen,  wobei,  wie  bei  der  Ergänzung  der  Conseils 
collat^raux  überhaupt  vor  Allem  auf  jene  Personen  Rücksicht 
genommen  werden  sollte,  die  in  letzter  Zeit  auf  Verlangen  der 
Stünde  aus  ,unfruchtbarer  Gefälligkeit'  gegen  dieselben  pen- 
sionirt  worden  seien.  * 

Dem  Herkommen  gemäss  wurden  die  eingelaufenen  Ge- 
suche, darunter  jene  der  frülieren  Conseillers  am  Conseil  von 
Brabant  Merex  und  Bois  8t.-Jean  und  de.s  Advocaten  am  Con- 
seil von  Luxemburg,  Franck,  zunächst  (2.  April)  dem  Conseil 
priv«5  selbst  zur  Aeusseruug  zugesan<U,  sodann  letztere  der  Con- 
ference zu  weiterer  Berichterstjittung  mitgetiicilt. 

Das  Gutachten  des  Conseil  priv6  ging  von  der  wohl  ganz 
zutreffenden  Betrachtung  aus,  dass  es,  sowie  jederzeit,  nament- 
lich auch  unter  den  gegenwärtigen  Verbältnissen  von  der  grössten 
Bedeutung  sei,  dass  eine  Körpei-schaft,  in  deren  .Schoossc  An- 
gelegenheiten der  Legislative,  der  Justiz  und  der  höheren  Polizei 
des  ganzen  Landes  verhandelt  würden,  mit  Männern  besetzt 
werde,  welche  sich  bereits  in  anderen  Aemtern  bewährt  hätten 
und  die  zugleich  allseitig  Achtung  und  Verti'auen  genössen. 
Daher  habe  man  stets  mit  Vorliebe  verdiente  Mitglieder  der 
höheren  Gerichtshöfe,  begabte  Beamte  des  Gouvernements  oder 
geachtete  Pensiotiäre  der  Stände  oder  der  Städte  in  Vorscldag 


Munit«ur  Nr.   l'.)8.  Doch  fillirt  dur  Ubrigeiu  wenig  vorläasliclie  Ckleudrier 
de  la  conr  vuu  1794  uuuli  nuch  d'Aguilar  uud  Ruusg  nn. 

»  Mouiteur  Nr.  1U8. 

*  Tranttmansdorff  an  Metternich,  le  II,  le  15  rnnr«  1794.  Orig. 


B«lgi«n  unter  der  Oenenlstattbaltencbaft  Erabenog  Carla  (1793,  1794).  85 

gebracht.  Auch  darauf  habe  man  geachtet,  dass  nicht  zu  viele 
Mitglieder  einer  und  derselben  Provinz  entnommen,  vielmehr 
bei  der  Auswahl  die  vorzüglichsten  Provinzen  und  die  verschie- 
denen Justiztribunale  in  Betracht  gezogen  würden,  um  sich  so 
die  genaueste  Kenntniss  der  mannigfachen  Gesetze  der  ver- 
schiedenen Provinzen  zu  sichern.  Daher  glaubte  der  Conseil 
priv^  sich  nicht  lediglich  auf  eine  Begutachtung  der  einge- 
reichten Gesuche  beschränken,  sondern  auch  sonst  im  Kreise 
der  Tribunale  und  Magistrate  Umschau  halten  zu  sollen,  zumal 
es  bekannt  sei,  dass  die  ausgezeichnetsten  Mitglieder  der  letz- 
teren in  der  Regel  nicht  petitionirten,  wenn  sich  ihnen  nicht 
zuvor  Aussicht  auf  Erfolg  erschlösse. 

Auf  Grund  dieser  Erwägungen  schlug  der  Conseil  privi 
(Berichterstatter  de  le  Vieilleuze)  den  Conseiller  am  Conseil 
von  Brabant,  Charlier,  und  den  Conseiller  am  Grand  conseil  von 
Mecheln,  Pouppez,  vor,  von  denen  jener  ein  ebenso  genauer 
Kenner  der  Geschichte,  Gesetze  und  Gewohnheiten  von  Brabant, 
als  dieser  in  den  Gesetzen  und  dem  Herkommen  namentlich 
Flanderns  bewandert  und  beider  Landessprachen  kundig  sei, 
und  von  denen  der  Letztere  noch  in  der  BlUthe  der  Jahre 
stehe,  während  gegen  den  Ersteren  nichts  als  sein  Alter  geltend 
gemacht  werden  könnte,  wofern  man  nicht  wUsste,  dass  er  sich 
einer  festen  Gesundheit  erfreue.  Für  den  dritten  Platz  schlug 
der  Conseil  priv6  einen  Flamänder  vor;  zwar  wusste  er  selbst 
nicht  eine  geeignete  Persönlichkeit  ausfindig  zu  machen,  nament- 
lich nicht  unter  den  Mitgliedern  des  dortigen  Conseils;  doch 
schien  ihm  unter  den  dortigen  Magistratspe^-sonen  der  ConseiUer 
pensionnaire  des  Franc  de  Bruges  Sola  die  meiste  Eignung  zu 
besitzen.  Gegen  Mercx  und  Bois  St. -Jean  machte  man  geltend, 
dass  beide  Brabanter  seien.  Da  nämlich  ausser  dem  Chef  et 
President  bereits  zwei  Conseillers  geborene  Braban5ons  waren 
und  das  Gleiche  von  Charlier  galt,  dem  der  Berichterstatter 
jedenfalls  den  Vorzug  vor  jenen  Beiden  gab,  so  war  der 
Conseil  bereits  zur  Hälfte  aus  Brabantem  zusammengesetzt. 
Ausserdem  wendete  man  gegen  Mercx  und  Bois  St. -Jean  ein, 
dass  beide  nur  kurze  Zeit  im  Conseil  von  Brabant  gesessen, 
und  dass  die  Art  ihres  Eintrittes  in  den  Conseil  von  Brabant 
im  PubUcum  Misstrauen  erregt  habe,  das,  so  ungerecht  dies 
auch   sein  möge,    doch  auch  auf  den  Conseil  privö  sich  aus- 


Tl.  iblnDdlniig :  t.  Zoistbfirf. 


dehnen  würde,  ßills  sie  demselben  als  Mitglieder  angehörten. 
Franek  endlieh  zog  man  giir  nielit  ei*nstlich  in  Betracht,  da 
er  blos  kurze  Zeit  Richter  erster  Instanz  in  Luxemburg  ge- 
wesen sei. 

Der  Referent  der  Conferenz  Robiano  pflichtete  im  Ganzen 
dem  Vorschlage  des  Conscil  jmve  bei.  Namentlich  stellte  auch 
er  Charlier,  mit  dem  er  selbst  seit  1768  im  Conseil  von  Brabant 
gesessen  hatte,  das  günstigste  Zeugniss  aus;  wohl  habe  er,  fUgte 
Robiano  bei,  seither  manchen  Tadel  wider  denselben  vernommen, 
doch  wisse  er  nicht,  inwieweit  derselbe  begründet  sei.  Beson- 
deren Nachdruck  aber  legte  der  Berichterstatter  auf  die  Kennt- 
niss  der  vlUmischen  Sprache,  da  sonst  in  Folge  der  vielen  Ein- 
gaben in  diesem  Idiom  die  ganze  Arbeitslast  auf  ein  paar 
Mitglieder  falle.  Sonst  nannte  er  nur  noch  den  pensionirten 
Conseiller  Bara,  der  seine  beiden  Collegen  Mercx  und  Bois 
St. -Jean  entschieden  überrage,  aber  des  VlUmischen  nicht  mäch- 
tig und  zu  kurze  Zeit  im  Conseil  gewesen  sei,  um  jene  Kennt- 
nisse zu  besitzen,  die  der  blosse  Beruf  eines  Advocaten  nicht 
schaffe.  Ucberdies  gelte  von  ihm,  was  der  Conseil  privc  von 
der  grossen  Anzahl  von  Brabantern  in  seiner  Mitt'-  bcnu-rkt  habe. 

Lannoy  und  Mililer  gaben  in  der  Confercnz  besondere 
Voten  ab.  Lannoy  machte  vor  Allem  darauf  aufmerksam,  dass 
De  le  Vieilleuze  demnächst  den  Conseil  privc  verlassen  werde, 
dass  Do  Berg,  der  in  F^olgc  dessen  das  Ulteste  Mitghod  des 
Conseil  prive  werde,  diesem  erst  seit  17H7,  und  zwar  mit  Unter- 
brechung von  fast  zwei  Jahren  angehöre,  dass  endlich  die  zwei 
übrigen  Mitglieder  erst  seit  acht  oder  neun  Monaten  dieser 
Körperscluift  angehörten,  dass  auch  der  Chef  et  President  seit 
etwa  17  bis  18  Jahren  den  Geschilften  des  Gouvernements 
feraegestanden  habe,  dass  also  nach  Abgang  De  le  Vieilleuze 'a 
es  im  Conseil  privc'-  eigentlich  Niemand  gebe,  der  auf  dem  Lau- 
fenden der  <.}cschäfte  sei.  Was  die  Vorzuschlagenden  anbelangte, 
war  auch  Lannoy  der  Meinung,  dass  der  Eine  darunter  ein 
Flandrer  sein  müsse.  Ueber  Charlior's  Verdienste  gebe  es  nur 
eine  Stimme,  er  sei  wohl  alt,  aber  noch  thatkrilftig.  Dagegen 
beschuldige  man  ihn,  dass  er  während  der  Unruhen  Vonckist 
gewesen  sei  und  durch  vier  bis  fünf  Monate  die  Functionen  eines 
Fisrals  versehen,  dann  aber  sich  zurückgezogen  habe.  Doch  auch 
angenommen,    seine  Ansichten  seien  tadellos,   so  sei  es,   meinte 


Belgien  anter  der  OenenUtatthalterscluft  Enbenog  CuIb  (1793,  1794).  87 

Lannoy,  nicht  zu  empfehlen,  ihn  aus  dem  sowohl  was  Talent, 
als  was  die  Gesinnung  der  Mehrheit  seiner  Mitglieder  betreffe, 
ungünstig  zusammengesetzten  Conseil  von  Brabant  zu  entfernen. 
Gegen  Pouppez  hatte  Lannoy  nichts  einzuwenden.  Sola  sei  ihm 
durch  seine  trefflichen  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Mnnicipal- 
administration  wohl  bekannt;  er  habe  vor  Allem  dazu  beige- 
tragen, den  Franc  de  Bniges  in  gute  Stimmung  zu  versetzen, 
doch  sei  ihm  unbekannt,  ob  derselbe  mit  den  Principien  der 
Verwaltung  im  Grossen  vertraut  sei.  In  Bezug  auf  Mercx  und 
Bara  schloss  sich  Lannoy  dem  Votum  Robiano's  an. 

Staatssecretär  Müller  hinwiderum  fand,  dass  es  überhaupt 
keine  Auswahl  gebe.  Charlier  kenne  er  nicht;  ihm  genüge  aber, 
dass  das  Volk  über  dessen  Grundsätze  in  Zweifel,  und  dass  er 
ein  wenig  zu  alt  sei.  Gegen  Pouppez  hatte  er  nichts  vorzu- 
bringen. Für  Sola  spreche,  dass  er  ein  Flamänder  sei  und  die 
Empfehlung  Maroucx',  der  denselben  stets  als  einen  unterrich- 
teten, gemässigten,  klugen  Mann  gerühmt,  welcher  mit  allen 
Parteien  gut  stehe,  und  gegen  den  die  öffentliche  Stimme  nichts 
einzuwenden  habe.  Müller  sprach  sich  also  blos  fUr  Pouppez 
und  Sola  aus.  Bezüglich  der  drei  Couseillers  von  Brabant  theilte 
er  die  Ansicht  des  Conseil  privö  und  meinte,  dass  es  nicht  auf 
die  Ersparung  einer  Pension  ankomme,  wo  so  wichtige  Inter- 
essen im  Spiele  seien.  Unter  den  Competenten  befand  sich  auch 
der  Pensionär  der  Stände  von  Limburg,  Wildt.  Auch  gegen  ihn 
wurde,  ob  mit  Recht  oder  nicht,  geltend  gemacht,  dass  er 
Vonckist  sei.  Es  sei,  schloss  Müller,  sehr  zu  beklagen,  dass  sich 
eine  so  geringe  Auswahl  darbiete,  aber  man  müsse  bedenken, 
dass  das  Land  noch  immer  in  drei  Parteien  getheilt  sei,  und 
dass  man  keine  exaltirte  Persönlichkeit  selbst  aus  der  gutge- 
sinnten Partei  in  Vorschlag  bringen  dürfe.  Das  Alles  schränke 
gar  sehr  die  Wahl  ein,  wenn  man  die  Eigenschaften  im  Auge 
behalte,  die  ein  geheimer  Rath  besitzen  müsse.  Dazu  komme, 
dass  man  innerhalb  weniger  als  einem  Jahre  den  wichtigsten 
und  ersten  Conseil  des  Landes  vollständig  erneuern  müsse, 
während  man  sonst  nur  höchstens  alle  drei  oder  vier  Jahre  ein 
Mitglied  ftlr  den  geheimen  Rath  zu  wählen  habe.  Auch  Metter- 
nich  sprach  sich  im  Sinne  Müller's  gegen  Charlier  und  blos  ftlr 
Pouppez  und  Sola  aus  und  beantragte,  den  dritten  Platz  vor- 
läufig offen  zu  lassen  und  erst  später,  etwa  im  Zusammenhange 


88 


Tl.  Abhudlang:  y,  Z«ii>1itr|r. 


mit  der  schon   damals  geplanten  Umgestaltung  der  Conferenz, 
Robiano  auf  denselben  zu  berufen.' 

Im  Mai  1794  wurden  vom  Kaiser  ßara,  Pouppoz  und  Sola 
zti  geheimen  Käthen  ernannt.  Insbesondere  sollte,  wie  Trautt- 
mansdorff  bemerkt,  die  Ernennung  des  Ersteren  zum  Beweise 
dienen,  dass  man  nicht  auf  die  vergesse,  welche  ,der  Autorität' 
ergeben  seien.  *  Und  aus  demselben  Grunde  wurde  im  geheimen 
Rathe  dem  bisherigen  Conseiller  von  Brabant  Bara,  den  übriger 
auch  Metternich  als  einen  ,sehr  honneten  und  ftlr  die  Stelle  sehr 
geeigneten  Mann'  bezciclinet,^  der  Vorrang  vor  Pouppez  einge- 
räamt,  obgleich  sonst  die  Conseülers  am  Grand  Conseil,  aus 
deren  Reihen  der  Letztere  hervorging,  im  Range  den  Conseillers 
prives  so  ziemlich  gleich  zu  stehen  pflegten.* 

Es  ist  wohl  als  eine  Folge  der  Besetzung  des  Conseil  privi 
mit  diesen  neuen  Mit^liedem  zu  betrachten,  dass  endlich,  am 
H.  Juni  1794,  De  le  Vicilleuze  auf  den  seit  zehn  Monaten  ver- 
waisten Posten  eines  President  fJrand-Bailli  des  Conseil  von 
Tournay-Touniosis  mit  Bclassung  seiner  bisherigen  Bezüge  ver- 
setzt wurde.* 

Mindere  Schwierigkeiten  als  die  Wiederbesetzung  des  Con- 
seil privö  bereitete  jene  des  Conseil  des  finances.  Es  han- 
delte sich  blos  um  Ersatz  der  zwei  Rathe  Limpens  und  Lannoy, 
von  denen  Joner  nach  des  Kaisers  Wunsch  nicht  mehr  in  Be- 
tracht kommen  sollte,'  dieser  in  die  Conferenz  übergetreten  war. 


'  MeUernicIi  «n  Tranttm&nMlorflT,  30  »Tril  1794,  mmint  Beilagen.  Derselbe 

»n  Erzherzog  C'nrl,  le  3  mai   1794.  Orig.  eig.  A.-A. 
'  TrniiUmnnsdorfr  an  Metternich,  ßmxelles,   le  8  mai   1794.  Orig. 

*  Metternich  nn  Ertheraog  Carl,  lo  8  mai  1794.  Orig.  eig.  A.-A. 

*  Mettomich  nn  Traultmanmlorff.  Brilxoll«»,  le  S  mai  1794.  Tranttmana- 
dorflf  an  Metternich.   Brnxeljej!,  le  9  mai   1794.  Orig. 

*  TrauttmanwlorfT  nn  Metternich.    Bnixelle«,  le  8  jnin   1794.  Orig. 

*  Trauttniansilorfl'  an  Metternich.  Vieuuo,  lo  21  juin  1793:  ,S.  M.  veut  bien 
approuver  ansai  (jue  le  conseiller  des  finances  Limpens  reste  encore  em- 
ploy^  provisionncllement  k  la  jointe  des  terrcs  contost^es,  mais  d'aprAa 
des  renseignemens  qni  .sont  parvenus  mir  lea  princi]ies  de  ce  conaeiller, 
l'intentinn  de  S.  M.  n'est  ancunement  qa'il  fasse  partie  du  comiti  qa'il 
pourroit  etre  queatlon  d'6tnhlir  poar  l'administratioD  et  gouTemement 
Interieur  des  plaoes  frnn^aises  A  conqut^rir.'  Doch  schlug  die  Stiinniiing 
in  Wien  siUiter  isn  seinen  Gunsten  um;  denn  als  er  sich  sjinter  danim 
bewarb,  dass  seine  provisorische  Stellung  an  der  Jointo  des  terres  con- 
test^ns  in  eine  deönitive    umgewandelt  werde,    wunle  in  Anbetracht  ,du 


Belgien  xmter  der  OenenlatatthalteraehKtt  Enfc*no(  Cwli  (17M,  IIM).  89 

Mettemich  schlug  fUr  die  eine  der  erledigten  Stellen  den  Cheva- 
lier Van  der  Dilft  vor,  der  bereits  Finanzrath  war,  aber  bisher 
nicht  in  diesen  Conseil  eingetreten,  sondern  blos  in  der  Jointe 
d'administration  et  du  s^questre  verwendet  worden  war  und  im 
Rufe  eines  genauen  Kenners  des  Zollwesens  stand.  Für  den 
anderen  Posten  hatte  bereits  Trauttmansdorff  auf  den  Baron  de 
Charvet,  Conseiller  et  maitre  an  der  Chambre  des  comptes  hin- 
gewiesen, und  Mettemich  stimmte  diesem  Vorschlage  zu.  Zu- 
gleich sollten  die  früheren  Greffiers,  zwei  ordentliche  und  zwei 
supemumeräre,  und  ebenso  die  Subaltembeamten  wieder  ein- 
gesetzt werden.  Vorsitzender  des  Finanzrathes  war  der  Trösorier 
gön^ral  Vicomte  De  Sandrouin. 

In  der  Folge  gab  gerade  der  Finanzrath  häufig  Anlass 
zn  Klagen  Über  Mangel  an  Subordination,  die  sich  namentlich 
in  einer  abfälligen  Kritik  jener  Anordnungen  des  Gouverne- 
ments äusserte,  deren  Zweck  die  Versöhnung  der  Parteien  war. 
Die  Verhandlungen  in  diesem  Conseil  nahmen  oft  einen  recht 
stttrmischen  Verlauf,  und  der  Trösorier  gön^ral  war  nicht  immer 
im  Stande,  den  Ausbruch  der  Leidenschaften  zurückzuhalten. 
Ueber  manche  Gegenstände  fanden  überhaupt  keine  Berathun- 
gen  statt,  und  der  Ton,  in  dem  die  Berichte  dieser  Körperschaft 
al^efasst  waren,  gab  wiederholt  zu  ernster  Rüge  Anlass.' 

Die  Besetzung  der  Chambre  de  comptes  bereitete  in 
Folge  der  grossen  Zahl  von  Bewerbern  und  der  von  denselben 
geltend  gemachten  Ansprüche  vielerlei  Schwierigkeiten,*  so  dass 
dieselbe  überhaupt  erst  später,  während  der  Anwesenheit  des 
Kaisers  (20.  Mai  1794),  erfolgte.  Dieselbe  sollte  fortan  aus 
8  Conseillers  maitres,  12  Auditeurs  und  2  GrefSers  bestehen, 
wie  dies  der  Conseil  des  finances  bereits  1791  vorgeschlagen 
hatte.  Vorläufig  soUten  die  bisherigen  Beamten  an  derselben 
belassen  werden,  um  die  Rückstände  aufzuarbeiten.  Um  den 
Präsidenten  Kulberg  zu  entlasten,  wurde  demselben  der  Finanz- 


mitite  de  cet  ezcellent  onvrier  en  matiSre  des  finsncee'  nicht  nnr  das 
Ansuchen  gewährt,  sondern  ihm  aach  Titel  und  Rang  eines  ,Con8eiller 
des  finances'  auf  Ornnd  seines  früheren  Patentes  vom  Jahre  1770  be- 
lassen. Trauttmansdorff  an  Mettemich.  Vienne,  le  6  d6cembre  1793. 
Orig. 

'  Mettemich  an  Tranttmansdorff.  Brozelles,  le  7  d^cembre  1793.  Copie. 

*  Trauttmansdorff  an  Mettemich.  Bruzelle«,  le  9  mai  1794.  Orig. 


VT.  Alituiinanf^ :   t.  K^it^lier;. 


rath  Bartenstein  als  ViceprÄsident  zugesellt  und  Letzterem  Tit 
nnd  Rang:  eines  Staatsrathes  verliehen.  Im  Conseil  des  Hnanccs, 
wo  er  dem  Cassenwesen  vorgestanden  hatte,  wnirde  Bartensteiu 
durch  den  Conseiller  raaitre  Barbier  ersetzt.' 

Hingegen  ist  die  im  Jahre  1794  beabsiiohtigtc  Errichtung 
eines  .Burejiu  Ji  la  recette  generale',  in  dessen  Ressort  vorzllg- 
lich  Anlehenssachen,  die  Assignationen  k  ordre  und  die  regel- 
mässig einlaufenden  Dons  gratuits  fallen  soUten,  nicht  mehr  zu- 
stande gekommen.* 

Die  Zusammensetzung  des  Staatssecrctariates,  dem 
nunmehr  Müller  vorstand,  erfuhr  keine  wesentliche  Aenderung. 
Dagegen  wurde  die  frllhere  specielle  Kanzlei  des  Statthalter- 
paares nicht  wiederhergestellt  und  die  Secretüre  derselben 
Pistricht  nnd  Vieomte  de  Nieulant  pensionirt. '' 

Die  sogenannte  .Direction  des  ötudes'  hatte,  wie  alle 
Öffentlichen  Institute,  durch  die  Unruhen  der  letzten  .lahre  er- 
heblichen Schaden  erlitten.  Sie  war  in  Folge  der  Aufhebung 
des  Jesuitenordens  entstanden,  1791  wiederhergestellt  worden. 
Damals  hatte  man  in  dieselbe  nur  zwei  Assessoren  ftlr  das 
Schulwesen  aufgenommen:  den  ständigen  SecretJlr  der  Aka- 
demie Abbe  Mann  und  den  Pater  Janssens,  Mitglied  des  Brüs- 
seler Augustinerconvents.  Letzterer  war  aber  im  März  17f>2 
gestorben  und  seine  Stelle  bisher  unbesetzt  geblieben,  wUhrend 
seine  Functionen  mit  seinem  Gehalte  auf  den  Actuar  Podevin 
übergingen.  Natürlich  konnte  diese  Verftigung  nur  eine  provi- 
sorische sein;  ja  die  Erfahrung  der  drei  letzten  .Tahre  hatte  ge- 
lehrt, dass  zwei  Assessoren  zur  Bcw.^ltignng  der  Monge  literari- 
scher Arbeiten  und  eines  Thoiles  der  (ikononiischen  Geschäfte 
der  Commission  nicht  ausreichi>nd  seien.  Daher  stellte  die  Studien- 
commission  selbst  den  Antrag  auf  Ernennung  eines  dritten  Mit- 
gliedes. Die  Conferenz  beftlrwortete  den  Antrag,  zumal  über 
den  mangelhaften  Unterricht  in  den  königlichen  Collegien  und 
über  die  VernachlHssigung  dieses  Zweiges    der  Verwaltung  all- 


•  Tmiittnmn'itliirff  ,in  MptWmich.  Bnixelle."),  I«  aO  m«i   17»4.  Orip. 

'  TrnuttmBnsdfirff  an  Mpttoniich.  Bnixellai,  le  10  jnin  1794.  Orijf. 

'  Note  «ur  la  cfimposition  ile  U  «ecriI-tÄirerip  ilVUil.  Uruxelle«,  le  12  jiUn 
1794.  Metternich  an  Trauttniansdorff.  Bnutelle»,  lo  Ifi  juiu,  le  13  aoüt, 
le  SO  se])tembr8  1793.  Trauthnsnixlorfr  an  Mettomieti,  le  10  jnillel,  le 
35  anfit,  lo  21  soptombre  17!).). 


Belgien  anter  der  OenetsUtstthtlterschaft  Erxbanog  CarU  (179S,  1794).  91 

gemein  geklagt  wurde.  Auch  der  Erzherzog  unterstützte  den 
Antrag;  wohl,  meinte  er,  sei  die  Mehrbelastung  der  Finanzen 
im  gegenwärtigen  Augenblicke  misslich,  aber  man  dürfe  sich 
nicht  täuschen  darüber,  dass,  wenn  man  fähige  Männer  für 
dies  Departement  gewinnen  wolle,  dieselben  entsprechend  ge- 
stellt werden  mUssten.  Auch  sei  nicht  zu  übersehen,  dass  der 
öffentliche  Unterricht  ein  Erbe  sei,  das  man  von  den  Jesuiten 
übernommen,  und  dem  der  Staat  bisher  nur  geringe  Summen 
zugewendet  habe. 

Unter  den  Bewerbern  um  die  beiden  erledigten  Stellen 
gab  die  Studiencommission  dem  bisherigen  Actuar  Podevin  und 
Huart,  der  1788 — 1789  Directeur  des  ^coles  latines  gewesen 
war,  den  Vorzug.  Für  beide  sprach  ihre  umfassende  Bildung, 
ftbr  Podevin  überdies  seine  lange  Dienstzeit,  Rlr  Huart  seine 
frühere  Stellung.  Allerdings  wurde  gegen  den  Letzteren  ange- 
ftlhrt,  dass  er  sich  seinerzeit  den  Ständen  angeschlossen  habe. 
Allein  man  wusste  keinen  passenden  Ersatz  für  ihn,  wollte  sich 
aach  den  Ständen  von  Brabant,  die  sich  für  ihn  interessirten, 
ge^Uig  erweisen'  und  ging  zugleich  von  der  allerdings  sonder- 
baren Ansicht  aus,  dass  es  sich  ja  nur  um  das  Schulfach  handle, 
das  darüber  hinaus  keinen  Einfluss  übe.  So  wurde  also  Podevin 
zum  zweiten,  Huart  zum  dritten  Mitgliede  der  Commission  mit 
erhöhten  Bezügen  ernannt,  während  die  Stelle  eines  Actuars 
dem  Professor  der  Rhetorik  an  dem  königlichen  Colleg  in 
Brüssel  und  MitgUed  der  Akademie  Le  Broussart  zu  Theil 
wurde.' 

In  Bezug  auf  die  Besetzung  der  neugeschaffenen  Con- 
ferenz  zu  Brüssel  war  beschlossen  worden,  dass  das  eine 
der  Mitglieder  in  den  Finanzen,  das  andere  in  den  Qeschäften 
des  Conseils  bewandert  sein  müsse.  Eben  deshalb  konnte  auch 
nicht  ausschliessUch  auf  Ständemitglieder  Bedacht  genommen 
werden,  ganz  abgesehen  von  der  Eifersucht  unter  den  Pro- 
vinzen, zu  der  die  anscheinende  Begünstigung  der  einen  oder 
der  anderen  Anlass  gegeben  hätte.    Für  die  Finanzen  wurde 


'  Extrait  da  protocole  de  la  Conference  da  26  septembre  1 793.  Commimion 
royale  des  Etndes  dn  31  aoftt  1793.  Bericht  des  Erzherzogs  an  den 
Kaiser  vom  2.  Janaar  1794.  (Entwarf  mit  Correctaren  von  Hüller's 
Hand.) 


Tt    AManJlMf;  r.  Keif«b«rf. 

Lannoy,  der  früher  Mitglied  der  Wiener  Jointc  gewesen  war, 
zum  Conferenzmitglicdc  ersehen.  Um  aueh  dem  stiindischen 
Intei-esse  Kechnungr  zu  tragen,  sollte  die  zweite  Stelle  dem 
Grafen  von  Coloraa,  Mitglied  der  Stände  von  Brabant,  oder, 
wenn  dieser  alilehne,  dem  Vicekanzler  Van  Velde  angeboten 
werden,  oder  endlich,  falls  dieser  die  durch  die  mittlerweile 
erfolgte  Demission  Crurapipen's  lc>dig  gewordene  Kanzlei-würde 
vorziehen  würde,  Robiano  in  Betracht  kommen.' 

Da  Coloma  ablehnte.  Van  Velde  (s.  unten)  eine  andere 
Bestimmung  erhielt,  wurde  zuletzt,  ausser  Lannoy,  Robiano  in 
die  Conforenz  berufen  und  diese  am  22.  Mai  1793  eröffnet  Aus 
diesem  Anlasse  beantragte  Metternich,  Beiden,  sowie  auch  dem 
Staats-  und  KriegssccrcUir  Müller,  Charakter  und  Bezüge  von 
StaatsrHthen  zuzugestehen;  er  machte  dafür  geltend,  daas  diesen 
Titel  einzelne  Mitglieder  des  geheimen,  sowie  des  Finanzrathes 
führten,  deren  Berichte  doch  fortan  in  der  Conferenz  geprüft 
und  entschieden  werden  sollten.  Ffu-  Müller  sprach  überdies  der 
Umstand,  dass  denselben  Titel  sein  Amts%'orgänger  geführt  hatte.* 
Doch  der  Kaiser  gestand  ihnen  vorläufig  blos  das  Gehalt  zu,  den 
Titel  sollten  die  Mitglieder  der  Conferenz  sich  erst  verdienen.' 
Vergebens  wendete  J[ettcrnich  ein,  dass  Robiano  bisher  überhaupt 
keinem  Status  angeliöre  und  keinen  anderen  Titel  führe,  Lannoy 
als  Finanzrath  den  meisten  Mitgliedern  des  Ciouvemements  nach- 
stehe. Es  blieb  vielmehr  zunächst  bei  jener  Entscheidung. 

TU.  Die  AmneKtie. 

Neben  der  Zusammensetzung  der  obersten  Hof-  und  Staats- 
ämter bildete  eine  der  ersten  Aufgaben,  die  an  den  (ieneral- 
statthalter  und  dessen  Minister  herantrat,  die  Publieation  der 
durch  die  Prociamation  vom  2.  März  in  Aussicht  gesteUten 
Amnestie.  Metternich  erklärte,  dieselbe,  wenigstens  soweit  sie 
Brabant  betraf,  so  lange  verschieben  zu  wollen,  bis  der  Erz- 
herzog selbst  die  Zügel  des  Gouvernements  übernehmen  würde, 
um  ihm   die  Gelegenheit  zu  geben,    seine  Statthalterschaft  mit 


'  Tranttmaiudorff  an  Metternich.  Vienne,  lo  2*2  inani  17i)8.  Urif;. 

*  Metturnicli  an  Traiittjnansdorff,   23  mai   1793. 

•  Traiittmanfldorff  an  Motteriiich,  le  3  juin   1703.  Orig. 


einem  Uuadeuacte  zu  eröffnen.*  £r  licss  sich  in  dieser  Absicht 
aach  nicht  durcli  wiederholtes  Dränffcn  Trauttmansdorff's  beirren,* 
der  ihm  liies  umsoinehr  verargte,  als  der  Kaiser  den  Wünschen 
der  Nation  hatte  zuvorkommen  wollen,  und  nun  aus  ander- 
weitigen Berichten  entnahm,  dass  von  allen  Seiten  gerade  jene 
Wünsche  geäussert  wurden,  denen  die  von  Metternich  der 
Oeffentliclikeit  bisher  vorenthaltene  Proclamation  bereits  Hech- 
nung  getragen  hatte.  Man  besorgte  nicht  mit  Unrecht,  dass 
ober  solcher  Verzögerung  der  günstige  Zeitpunkt  verstreichen 
und  der  Gnadenact  die  beabsichtigte  Wirkung  verfehlen  werde.' 

Allein  es  zeigte  sich  bald,  dass  es  vielmeiir  gewisse  Bo- 
denken waren,  die  nicht  nur  Metternich,^  sondern  auch  den 
Erzherzog  zurückhielten,  die  Amnestie  in  ihrem  vollen  Umfange 
zu  publiciren.  Der  Erzherzog  liess  letztere  zunächst  bezüglich 
der  Unruhen  von  17811  und  179U,  da  i\lr  diese  in  den  Ubingen 
Provinzen  schon  früher  (1791)  ein  Ulinltcher  (Jnadenuct  ert'olgt 
war,  in  Brabant,^  insofcrne  sie  aber  die  Bctliuuisten,  die  Deser- 
teurs und  alle  jene  belgischen  Uutcrtlianen,  die  noch  franzü- 
aische  Waft'en  trugen,  beti-af,  auch  in  den  übrigen  Provinzen 
bekanntgeben,  stellte  es  jedoch  noch  einmal  dem  Kaiser  an- 
heim,  ob  die  iVmnestie  auch  bezüglich  alles  dessen,  was  sich  bei 
der  französischen  Occupatiou  zugetragen  habe  und  zu  Gunsten 
derer,  welche  den  Feind  herbeigerufen  und  unterstützt  hatten, 
ausnahmslos  gellen  solle. 

Wie  er  selbst  bemerkte,  waren  es  namentlich  drei  Gründe, 
die  ihm  dagegen  zu  sprechen  schienen:  1.  ilass  bereits  jetzt  die 
Uebelgesinnten  zurückkehrten,  neue  Gährung  zu  erregen  such- 
ten und  die  Fioffimug  hegten,  ihre  Befreier  bald  wiederkehren 


'  Trauttmansdurd'  au  Mottemidi,  lu  17  tuara,  le  2*  avril,  le   lü  .-ivril. 

*  iUpoiuio  dict^o  par  Mctternicli  niix  inatnu'tioiia. 

*  TraultiiiHiisdorfr  nu  Metleriiich.   Vieniio,  lo  '10  avril   1793.  Orig. 

*  Mcltornii-L  an   Kr/.ln'rx<ip  Carl,  18  mar»   t7y.{.  Ori(|r.  A.-A. 
'  Uii-r   wurdu   in   der  V'i>rlautlitiriing  die   Eiiili-itiuig   di«»   Aiinii.'«tiudocrt<tM 

untordrUvkl,  d»  die  iStvIle,  wi.<U-li«)  dii.>  Aiuuo8tie  sl«  8r:blu8(ist«iii  der  mit 
deit  Stauden  iilier  allu  uuuli  alritligun  Punkte  getrolfoueu  Vur«inbaruu- 
gen  bezeiclineto,  für  lirnliant  nicht  pasfit«.«,  no  diese  Veroinbaruu{;en  xnm 
Theile  erst  zu  truflTen  woron.  Metteruidi  an  Trauttinaundortr.  UruJiollc«, 
le  lö  mai  1793.  Da«  Ainnostioducret  datirt  vom  17.  'April  und  ist  unter 
Anderem  iiu  Munit4.<ur  Nr.  166  abgwlruckt;  jene»  für  die  Uetliuuiateu 
03.  Mai)  bai  Koucxrt  >.<t  Kin(>t,  La  dtfeiw«  uatiouaie  l,  4ö6. 


04 


VI.  Althmudlnnff !  v    Z«i9(tliorK. 


ZU  sehen;  2.  dass  die  öffentlielie  Meimiiig  sich  gegen  einen  der- 
artigen Generaljxirdon  aiisspiacli ,  und  dass  endlich  3.  die 
Stände,  sobald  siu  versammelt  sein  würden,  GcgenvorsteUiingen 
zu  machen  gedächten.  ,Ich  weiss,'  heisst  es  in  der  ofticiellen 
Vorstellung  des  Erzherzogs,  ,da88  ein  Hauptbeweggrund  ftkr 
Eure  Majcstilt  darin  bestand,  dass  die  reactivirttn  Tribunale  An- 
sichten hegten,  die  denen  der  tVanzösischcii  Hi»voliition  entgegen- 
gesetzt seien,  und  dass  man  sich  daher  darauf  verlassen  dttrf«, 
dass  diese  schon  selbst  für  die  Hiiitanlinltung  weiterer  Unter- 
nehmungen der  Uebclgesinnton  Sorge  tra^'en  würden.  Das  trifft 
aber  nicht  überall  zu,  da  es  Justiztribunale  und  Magistrate  gibt, 
die  von  den  französischen  Ideen  angesteckt  sind.  Das  hätte  weni- 
ger zu  bedeuten,  da  man  diese  Behörden  ändern  kann,  obgleich 
ihre  Pensionäre  und  andere  Beamte  iiifuiiovibcl  und  gerade  diese 
es  sind,  welche  jene  Körperschaften  zu  leiten  pflegen.  Schlimmer 
aber  steht  es  mit  den  oberen  Justiztribunalen.  Ein  frappantes 
Beispiel  liefert  die  Stadt  Tüurnay,  wo  drei  Mitglieder  des  Uon- 
seils  und  zwei  Pensionäre  als  die  eifrigsten  Anhänger  der  Fran- 
zosen und  ihres  Regimentes  öffentlich  bekannt  sind.' ' 

In  einem  beigefügten  Privatschreiben  schlug  daher  Erz- 
herzog Carl  vor,  die  Amnestie  zwar  zu  erlassen,  aber  von  der- 
selben die  ,IIaupträdeIt\lhrcr',  die  dem  Gouvernement  wohl- 
bekannt seien,  auszuschliessen,  denn  sonst  stehe  die  Ankunft 
Van  der  Noot's  und  Van  Eupcu's  zu  besorgen,  die  man  hier 
mit  vielem  Vergnügen  empfangen  werde.*  Doch  in  Wien  machte 
die  Besorgniss  vor  der  Hückkeiir  eines  Van  der  Noot  oder  Van 
Eupen  nicht  den  mindesten  Eindruck.  Hatte  doch  kurz  zuvor 
das  Gouvemement  selbst  Van  Eupen  durch  Aueklaud  zur  Rück- 
kehr nach  Belgien  zu  bewegen  gesucht.'  Wenn  sich  dieselben, 
meinte  man,  das  Geringste  erlauben  würden,  sei  man  ja  im 
Stande,  sie  sofort  ,beim  Schöpfe'  zu  fassen.  Man  erweise  den 
Beiden  zu  grosse  Elurc,  wenn  man  sie  von  der  Gcneralamnestio 
ausnehme.* 

Auch  liess  der  Kaiser  die  von  seinem  Bruder  entwickel- 
ten Gründe  nicht  gelten.    Hätte  man,  so  wie  es  in  seiner  Ab- 


•  Eralierzog  Carl  an  d«n  Kaiser.  UraxülU<i),  le  3  inai  1793.  Entw.  (Officiell). 

•  Deraclbe  an  deii»elben.  Urilmel,  den  6.  Mai  1793.  Orig.  eig. 

•  Atickland  UI,  17. 

•  MeUernicti  an  TraaUmanadorff.  Bruxelles,  lo  II  inni  1"»S. 


Belgien  nnter  der  OeneraUtatthaltenchaft  Enhenog  TarU  (179S,  1794).  95 

sieht  lag,  die  Proclamatiou  sofort  nach  dem  Abzüge  des  Feindes 
pubiicirt  oder  doch  schon  damals  Gegenvorstellungen  gemacht, 
so  würde  man  nicht  in  die  Lage  gekommen  sein,  jetzt  Vor- 
stellungen Über  Anordnungen  zu  machen,  die  lange  zuvor  ge- 
troffen worden  seien.  Der  Kaiser  biUigte,  was  der  Erzherzog 
bereits  verfügt,  ordnete  aber  zugleich  die  unbeschränkte  Voll- 
ziehung der  Amnestie  an.^  Das  einzige  Zugeständniss,  das  er 
machte,  war,  dass  die  Proclamation  vom  2.  März,  da  ihr  Wort- 
laut zum  Theil  nicht  mehr  auf  die  gegenwärtigen  Umstände 
passte,  umgearbeitet  und  erst  nach  Bchluss  der  Ständeversamm- 
lung pubiicirt  werden  sollte.* 

Indcss  auch  in  dieser  Umgestaltung  scheint  die  Amnestie 
nicht  mehr  pubiicirt  worden  zu  sein.  In  Wien  selbst  kam  man 
später  von  dem  früheren  Standpunkte  in  dieser  Frage  zurück. 
,Was,'  so  erklärte  jetzt  Trauttmansdorff,  ,im  Augenblicke  unse- 
res Einzuges  gut  gewesen  wäre,  wo  die  Amnestie  hätte  ver- 
öffentlicht werden  sollen,  kann  es  vielleicht  heute  nicht  mehr 
sein,  wo  es  mögücherweise  nöthig  ist,  die  Anhänger  des  fran- 
zösischen Systems  mehr  im  Zaume  zu  halten.'  Deshalb  wurde 
jetzt  die  Amnestie  für  die  während  der  französischen  Occupa- 
tion  des  Landes  bcgaugcuen  Excesse  auf  die  Zeit  bis  zum 
24.  März,  d.  i.  bis  zum  Einzug  der  kaiserlichen  Truppen  in 
Brüssel,  beschränkt,  uud  überdies  dem  Ermessen  Metternich's 
und  der  Conferenz  anheimgestellt,  welchen  Gebrauch  man  von 
dem  Amnestieacte  maclien  wolle.' 

Ja  am  30.  November  ordnete  Trauttmansdorff  selbst  die 
gerichtliche  Verfolgung  von  drei  Persönlichkeiten*  an,  die  sich 
während  der  französischen  üccupatiou  mancherlei  Vei^ehen 
hatten  zu  Schulden  kommen  lassen.  Das  Urthcil  sollte  gefällt, 
aber  dem  Gouvernement  vorgelegt  werden,  um  zu  beurtheilen, 
ob  einer  von  denselben  oder  alle  zu  begnadigen  seien.  ,Da 
übrigens,'  schliesst  die  betreffende  Weisung,  ,die  Amnestie  noch 
nicht  einmal  pubiicirt  ist  und  vcrmuthlich  auch  nicht  mehr 
pubiicirt  werden  wird,   darf  dieser  Gnadenact  keinen  Einfluss 


'  Der  Kaiser  an  Erzherzog  Carl  (officiell).  Vieuue,  le  18  mai  1793.  ConcepL 

*  Derselbe  an  denselben  (ofSciell).  Vienne,  le  2*  aoüt  1793.  Orig. 
'  Trauttmansdorff  an  Mettemicb.  Vienne,  le  9  octobre  1793.  Orig. 

*  Henry  Samels,  BUrger  von  Antweqien,  der  Arzt  Charles  Wolff  und  Phi- 
lippe Defuisseaux,  die  beiden  letzten  aus  Hennegau. 


VI    Ahbiadlunf:   v    Zuiftsborf. 

auf  jenen  Proeess  üben.  Auch  dürfte  der  Zeitpunkt,  in  dem 
das  Land  von  Uebelwollcndcn  bedroht  wird,  nicht  der  geeig- 
nete sein,  um  die  Thätigkeit  der  Justiz  aufzuheben  oder  zu 
lühmcn,  zumal  jene  Schuldigen,  wie  Se.  königl.  lloheit  richtig 
bemerkt  hat,  selbst  kein  Zeichen  von  Rene  ttussem  oder  ihr 
einstiges  Benehmen  in  Abrede  stellen,  sondern  es  dritte  Perso- 
nen sind,  die  sicii  für  sie,  vielleicht  ohne  ihr  Von^issen,  ver^ 
wenden.' ' 

Selbst  im  Mai  1794  war  die  vielbesprochene  Amnestie 
noch  nicht  verkündet,  wie  man  daraus  ersieht,  dass  Mettemich 
am  Iti.  d.  M.  bei  Trauttmansdorff  anfragte,  ob  dieselbe  nach 
Schluss  der  gegenwärtigen  StÄndeversammlung  von  Brabant  zu 
veröffentlichen  sei  oder  nicht.* 

Bei  alledem  darf  hervorgehoben  werden,  dass  selbst  in 
ihrer  Beschränkung  die  Amnestie  von  einem  Qeiste  der  Ver- 
söhnlichkeit und  Mässigung  Zougniss  gibt,  die  der  Beruhigung 
der  Gemüther  sehr  zu  Statten  kam.  Im  Gegensatze  zu  Lüttich, 
wo  die  Politik  unkluger  Revanche  Massenauswanderungen  nach 
Paris  zur  Folge  hatte,  dUifto  die  Zahl  der  Belgier,  welche  ein 
freiwilliges  Asyl  strafloser  Rückkehr  in  die  Heimat  voraogen, 
nur  gering  gewesen  sein.  Eine  Ausnahme  machton  blos  die 
demokratischen  Administratcurs  von  Mons,  die  einst  erklärt 
hatten,  dass  die  Bande,  welche  ihr  Land  —  den  Uenncgau  — 
an  das  Haus  Oesterreich  knüpften,  für  immer  zerrissen  seien,* 
und  die  sich  nach  Frankreich  flüchteten,  wo  sie  unter  dem  Titel 
,Administrateur8  du  d^partcmenl  de  .lemappcs'  ein  Schattendasein 
fristeten  und  sogar  das  Hecht  der  Vertretung  dieses  , Departe- 
ments' im  Nationalconvent,  freilich  vergeblich,  in  Anspruch  nah- 
men. Gclegentlicli  wird  auch  einer  ,Societe  de  Brabanyons'  in 
Paris  gedacht,  und  ebenso  deuten  vereinzelte  Nachrichten  auf 
den  Fortbcstand  eines  belgischen  Emigrantencor^is  hin.  Aber  all 
dies  hatte  wenig  zu  bcileuten;  gab  es  doch  derartige  Fremden- 
regimenter, die  im  Ganzen  blos  aus  i;S  Mann  bcstjuiden,  da- 
gegen 26  Oftieierc  zählten.* 


'  TraiittiiiHiisdortr  an  Mutteniicti.   Vieiiue,  le  äU  uuveinbre   17Uä. 
'  Mettoriiiuli  Uli  TrauUinanMlurfl'.  Bnixelle«,  le  10  mai  1793. 

*  S.  Zcissborg,  Z»ei  Jahre  belpischor  Uescliirht«  11,  6.  240. 

♦  Borgnct  11',  2r.9  -277. 


Bclglui  anUsr  der  OraenlsUtllialKrscliari  Enhenog  Carli  (ITiia,  1794). 


97 


VIII.  Reorganisation  des  Consells  ron  Brabant. 


Ebenfalls  eine  der  wichtigsten  Veränderungen,  die  in  die 
Anfänge  der  neuen  Stattlinltei-schaft  fiel,  und  die  vielleicht  mehr 
als  alles  Andere  den  völligen  Umschwung  der  inneren  VerhJllt- 
nisse  Belgiens  charaktcrisirt,  war  die  Reorganisation  des 
Conseils  von  Brabant.  Hatte  die  Zusammensetzung  dessel- 
ben in  den  beiden  letzten  Jahren  zu  unaufhörlichem  Hader 
zwischen  dem  Gouvernement  und  den  Ständen  den  Anlass  ge- 
geben, so  trugen  jetzt  die  letzteren  in  dieser  Frage  einen  voll- 
ständigen Sieg  davon.  Im  Grunde  war  es  freilich  seitens  der 
Kegierung  nur  die  Einlösung  einer  Zusage,  welche  bereits 
Maria  Christine  in  den  letzten  «IrangvoUen  Momenten  ihrer 
Statthalterschaft  den  Stunden  geleistet  hatte. 

Würde,  so  hcisst  es  in  einer  dem  Art.  2  der  Instruction 
flir  Metternieh  beigeftigten  Bemerkung,  die  Depesche  vom  8.  No- 
vember V.  J.'  nicht  existiren,  so  hätte  man  vielleicht  noch  immer 
mit  den  Ständen  ein  Abkommen  auf  Grundlage  jener  Prin- 
cipien  sehliessen  können,  denen  die  ministerielle  Depesche  vom 
28.  Oetober  v.  J.*  Ausdruck  gegeben  habe.  So  aber  bleibe,  da 
Brabant  seit  18  Monaten  dieser  Angelegenheit  mit  gespannter 
Aufmerksamkeit  folge  und  fast  die  ganze  Bevölkerung  die  An- 
sicht der  Stünde  tlieile,  um  nicht  wortbrüchig  zu  werden, 
nichts  übrig,  als  jene  Zusage  zu  erfüllen,  so  misslich  es  auch 
sei,  dies  zu  thun,  noch  bevor  man  die  Gewissheit  habe,  dass 
die  Stände  die  dem  Kaiser  und  den  Privatpersonen  schuldige 
Entschädigung  leisten  und  auch  ihren  sonstigen  Verpflichtun- 
gen nachkommen  würden.  Demgemäss  war  Metternieh  in  sei- 
ner Instruction  beauftragt  worden,  den  Conseil  aus  denjenigen 
Käthen  zusammenzusetzen,  die  vor  dem  25.  Februar  v.  J.  auf 
Grund  von  Patenten  des  Souveräns  una  auf  Präsentation  des 
legalen  Conseils  Mitglieder  desselben  geworden  seien,  dagegen 
jene  Conseillers  auszuscliliessen,  welche  1789  in  den  grossen 
Rath  übergetreten,  jene,  welche  von  den  Ständen  während  der 


'  Zwei  Jahre  belgischer  Oenchichte  II,  213, 
*  EbeaiU,  169  ff. 
SiUiiurilxit.  i.  i>kil.-Ual.  Gl.  CXIVIII.  IM.  ».  Abk. 


98 


TL  Abk»all<iti(i   r.  Z«l»b«rf. 


Insurrcction,  sowie  jene,  welche  seit  dem  25.  Fcbniar  1791   er- 
nannt worden  waren. 

In  diesem  Sinne  eriblgte  denn  auch  am  5.  April  1793  die 
Reinstallation  des  Conseils  von  Brabant.  Schon  am  4.  April  be- 
sciiied  zu  diesem  Bfhufc  Mcttcrnich  um  ['  Uhr  Morgens  die 
Consciliers  De  Villcgas  d'Estaimbourg,  Viron,  Charlier,  Van  den 
Cruyce,  Wirix,  Van  Dorselaer,  Baron  d'Overschies,  Strens,  Aerts, 
De  Jonghe  und  Baron  Bartenstein  zu  sich.  Er  theilte  den  Ver- 
sammelten mit,  dass  der  Kaiser  mit  ihrer  Haltung  wUhrend  der 
französischen  Invasion  sehr  zufrieden  gewesen  sei,  dass  er  daher 
die  Ereignisse  der  Jahre  178!) — 1790  in  Vergessenheit  begraben 
wolle,  und  dass  er  gesonnen  sei,  nur  nach  dem  , Rechte  tind 
der  Verfassung  Brabants' '  zu  regieren,  dass  er  daher  den  Con- 
8oU  so  wieder  einsetzen  wolle,  wie  derselbe  vor  den  Unruhen 
gewesen  sei.  Demnach  sollte  der  Rath  fortan  nur  aus  den  er- 
wähnten eilf  Mitgliedern  bestehen,  da  der  Kath  Van  Vclde,  der 
die  Stelle  eines  Vicekanzlers  des  Conseils  bekleidet  hatte,  um 
seine  Endassnng  gebeten  und  dieselbe  erhalten  habe.  Der  Rath 
sollte  so  bald  als  müglich  die  übrigen  Ernennungen  vorschlagen, 
die  erforderlich  seien,  um  die  beiden  Kammern  auf  dem  alten 
Fussc  zu  completircn.  Der  j^Itnister  sprach  zugleich  den  Wunsch 
aus,  dass  der  Zusammentritt  des  Conseils  am  folgenden  Tage 
geschehen  möge,  zu  welchem  Behufe  er  eine  Depesche  an  Vil- 
legas  werde  gelangen  lassen,  der  als  ältester  Rath  die  Functio- 
nen des  Kanzlers  bis  zur  Wiederbesetzung  des  durch  den  frei- 
willigen Rücktritt  des  (ttlteren)  Crumpipen'  vacanten  Postens 
zu  bekleiden  habe.  Auch  sei  es  wlliischenswerth,  fllgte  er  hin- 
zu, dass  die  Ceremonie  sich  müglichst  feierlich  gestalte  und 
daher  am  5.  April  um  9  Uhr  Morgens  ein  Hochamt  in  der 
Collegiatkirche  St.  Michael  und  St.  Gudula  abgehalten  werde, 
bei  der  sie  sich  in  Amtstracht  cinzutinden  hiitten,  um  sich  so- 
dann sofort  in  den  Rath  zu  begeben,  wo  er  selbst  die  Instal- 
lation vornehmen  werae.  Schliesslich  bemerkte  er  noch,  dass 
der  Rath  De  Jonghe  als  Pensiunilr  der  Stände  bis  auf  Weiteres 
an  den  Sitzungen  des  Conseils  nicht  theilnehmen  werde.  Bnrten- 
Btein  maclite  den  Minister  aufmerksam,    dass  er  lun  seine  £nt- 


*  ,Par  U  loi  et  la  Constitution  du  Brabant' 

'  Josef  Ambroise  Henri  Jean-Xiponiucino  Cr.  (Bio^.  nat.). 


B«l()»n  nnt«r  dar  0*o«nUut«ball«rMlnft  Knhenog  CwU  (ITM,  l'N). 


hpbung  oingokommen  sei  und  es  ihm  daher  sohwer  falle,  seine 
Functionen  wieder  zu  übernehmen,  was  jedoch  Metternich  mit 
dem  Hinweis  auf  das  Vertrauen  des  Kaisers  und  der  Suinde, 
das  er  gcnicssc,  nicht  gelten  lassen  wollte.  Indess  muss  Metter- 
nich von  der  Einberufung  Bartenstein's  schliesslich  doch  abge- 
sehen haben,  denn  in  der  Depesche,  datirt  vom  4.  April,  die  er 
Villegas  zusendete,  wird  unter  den  Käthen,  welche  dieser  ein- 
zuberufen habe,  Bartenstein  nicht  mehr  erwähnt.  Sonst  enthielt 
die  Depesche  jene  Zugeständnisse,  von  denen  bereit«  die  Rede 
war,  und  ausserdem  wurde  durch  dieselbe  der  Conseil  auch  auf- 
gefordert, die  Fiscaux,  d.  i.  den  Conseiller  avocat  fiscal,  den 
procureur  gen^ral  und  dessen  Substituten  zti  ernennen. 

Am  5.  April  um  9  Uhr  Morgens  versammelten  sich  die 
einberufenen  (10)  Häthe  zu  St.  Gudule  und  wohnten  einer  feier- 
lichen Messe  bei,  die  der  Doyen  sang,  im  Beisein  der  Aebte 
von  Grimberghe  und  von  Dilighem,  des  Grafen  Limminghe  und 
des  Baron  d'llove  als  Mitglieder  des  geistlichen,  beziehungsweise 
des  Adelsstandes  von  Brabant.  Nach  dem  Gottesdienste  ver- 
ftigten  sich  die  Rilthe  unter  Vortritt  des  Huissiers  De  Vos  nach 
dem  gewühnlichen  Sitzungssaale,  wo  sich  auch  Metternich  ein- 
fand und  an  die  Versammelten  eine  Ansprache  hielt,  in  der  es 
unter  Anderem  hiess:  ,Belgien  wird  seine  Constitution  und  seine 
Gesetze  behalten.  Sie  werden  die  glUckHche  Regierung  Maria 
Theresias  wiederkehren  sehen.  Dies  ist  der  Wunsch  Sr.  Ma- 
jestät, und  ich  bin  ermächtigt,  Ihnen,  meine  Herren,  daftlr 
feierlichst  Bürgschaft  zu  leisten.  Dir  Tribunal  ist  nach  den  con- 
stitutionellen  Gesetzen  des  Landes  organisirt,  und  ich  gebe  mich 
der  Hofinung  hin,  dass  wir  am  Ende  jener  Unruhen,  jener  Ent- 
zweiung und  jenes  Misstrauens  stehen,  das  hundertmal  mehr 
als  Sie  einen  Souverän  betrübt,  der  nur  durch  das  Gesetz  und 
filr  das  Glück  seiner  Unterthanen  regieren  will.' 

Die  Rede  des  Ministers  machte  den  besten  Eindruck;  man 
erbat  sich  eine  Abschrift  derselben,  um  sie  den  Acten  des  Con- 
scUs  beizulegen.  Nach  einer  entsprechenden  Erwiderung  von 
Seiten  des  Alterspräsidenten  Villegas  trat  Metternich  auf  den 
Balcon  des  Rathsgebäudes  hinaus,  begleitet  von  den  Jlitglie- 
deru  des  Conseils,  und  zeigte  sich  dem  Volke,  das  sich  rings- 
um angesammelt  hatte  und  seine  Freude  durch  laute  Zurufe 
kundgab.  Zuletzt  wurde  der  Minister  von  Freiwilligen  der  Ser- 


too 


TT.  Alhkodliinf ;  r,  Zvlitbtrf. 


ments  zu  Fuss  und  Pferd  unter  Musik  nach  seinem  HAtel  g«v 
leitet,  wobei  sich  die  enthusiastischen  Zurufe  ernenertcn. 

Wie  wir  der  höchst  interessanten  Denkschrift  des  ,Citoyen' 
Camus,  eines  der  gefangenen  Conventsdeputirten,  der  gerade  an 
diesem  Tage  mit  seinen  SchicksalsgefUhrten  nacli  Brüssel  ge- 
bracht wurde,  entnehmen,  wurden  Abends  in  der  Stadt  Feuer- 
werke gegeben  und  Schwärmer  geschossen.  ,Gegen  10  oder 
11  Uhr  Abends,'  erzÄhlt  er,  ,warf  man  dergleichen  unter  unsere 
Fenster  und  rief  dabei:  „Das  gilt  ftlr  den  Convent."  Alle  diese 
Vorfülle  häitten  einigen  Lärm  veranlassen  können;  aber  der  Graf 
D'Yullay'  wandte  Vorsichtsmassregeln  an,  befehligte  Streif- 
wachen und  kam  mit  dem  Befehlshaber  der  Stadt,  der  seiner- 
seits viele  Sorgfalt  verwandte,  allen  Unordnungen  zuvor.'  * 

Am  6.  April  um  11  Uhr  Morgens  macliten  die  Mitglieder 
des  Rathes  in  Amtstracht  ihre  Aufwartung  bei  Mettemich.  Vil- 
legas  hielt  die  Ansprache,  worauf  Metternicli  den  Rilthen,  vric  er 
versprochen  hatte,  eine  Abschrift  seiner  Ansprache  an  den  Con- 
seil  übergab,  die,  me  er  hinzufügte,  sein  Sohn,  der  spätere  Staats- 
kanzler,  angefertigt  hatte.  Am  8.  wurde  in  einer  Sitzung  des 
Käthes  die  Ansprache  Metternich's  verlesen  und  beschlossen,  so- 
wohl diese,  als  auch  die  Depesche,  welche  Metternich  am  4.  April 
an  Villegas  gerichtet  hatte,  zu  registrircn  und  den  Acten  bei- 
zuschliessen.  An  demselben  Tage  erstattete  der  Conseiller  Viron 
Bericht,  dass  er  am  13.  November  1792  durch  den  Secretär 
Delvaux  einen  verschlosseneu  Brief  der  St.Hnde  von  Brabant 
vom  11.  November  erhalten  habe,  mittelst  welchem  dieselben 
dem  Conseil  zu  seiner  Information  und  Direction  die  Abschrift 
zweier  Depeschen  Ihrer  königl.  Hoheiten  übersandten.  Beide 
Depeschen  waren  an  die  Stände  von  Brabant  gerichtet;  die 
eine  bezog  sich  auf  die  Revocation  der  Declaration  vom  25.  Fe- 
bruar 1791  und  auf  die  Zulassimg  der  fünf  zuvor  ausgeschlos- 
senen Räthe  von  Brabant,  die  zweite  auf  die  damals  erfolgte 
Abreise  des  Gouvernements.'  Da  während  der  französischen 
Oecupation  der  Conseil  keine  Sitzung  abgehalten  hatte,  wurden 


'  GynUy. 

'  Toulongeon,  Gewhichte  von  Frankreich  seit  der  Revolution  (Dcutsrli  von 
Pb.  A.  Petri)  in,  106,  wo  nbor  dns  Fent  fKIsclilich  auf  die  Ankunft  Metter- 
nich's (hier  Kattarinnok  genannt)  bezogen  wird. 

*  S.  Zwei  Jalire  belgischer  Geschichte  II,  213. 


Bslgico  uatar  der  OeDonibiUttlulMrKliKft  Bnbarui  Cvli  (I7M,  17»4). 


101 


erst  jetzt  jene  zwei  Depeschen  sammt  der  Zuschrift  der  Stälnde 
zur  Kenntniss  genommen,  registrirt  und  ad  acta  gelegt.' 

Ausser  der  Roorganisution  war  auch  eine  Ergilnzuug 
des  Conseils  von  Brabant  erforderlich,  da  an  demselben 
nunmehr  flinf  Stelleu  erledigt  waren.  Von  den  früheren  Käthen 
war  C'uylen  gestorben;  Mercx  und  Bois  St.  Jean  —  erstcrer 
seit  October  v.  J.  Conseiller  fiscal  *  und  Nachfolger  van  Cuylen's 
in  dieser  Stellung'  —  kamen,  da  sie  einst  ohne  Präsentation 
des  Conseils,  Willok*  und  Bara,  weil  sie  erst  nach  dem  Edict 
vom  2ö.  Februar  1791  eniannt  worden  waren  und  ihre  Prä- 
sentation nicht  dui'ch  den  gesetzlich  anerkannten  Conseil  erfolgt 
war,  nicht  mehr  in  Betracht.  Von  diesen  hatte  ausserdem  Wil- 
lok  durch  seine  Haltung  während  der  franzosischen  Occupation 
auch  das  Vertrauen  der  Regierung  eingeblisst.  LJm  so  höheren 
Werth  hätte  man  hingegen  in  Wien  auf  den  Wiedereintritt  der 
drei  anderen  noch  lebenden  Käthe  gelegt,  die,  um  den  Formen 
der  Verfassung  zu  genügen,  der  Conseil  selbst  in  seine  Vor- 
schläge einbeziehen  sollte.  AUein  zu  einem  solchen  Zugeständ- 
nisse waren  trotz  aller  Bemühungen  Metternich's  die  Stände 
nicht  zu  bewegen.^ 

Vielmehr  machte  der  Conseil  von  Brabant  von  dem  ihm 
nun  wieder  zugestandenen  Kechti-  der  Erstattung  eines  Terna- 
voi-schlages  Gebrauch,  aus  welchem  der  Erzherzog  die  Advo- 
catcn  Kockaert  und  Evenepool  in  den  Conseil  lierief,  von  denen 
jener  einst  (1790)  von  den  Ständen  in  den  Conseil  berufen  wor- 
den war  und  im  Kufe  eines  gemässigten  Mannes  stand,  dieser 
das  Amt  eines  Administrators  der  KeligionsgUter  bekleidete." 

Im  Laufe  des  Jahres  1793  wurden  sodann  noch  vier  weitere 
Plätze  am  Conseil  von  Brabant  auf  Vorschlag  desselben  besetzt. 


'  L.  Q>l«luot,  La  rdiiiatallntiitn  du  conseil  de  Brabant  eu  1793,  d'aprvB 
une  rälntiun  officielle.  (Coinptu  rendn  des  s^ance«  de  la  commuaioD 
royale  d'liUtuire.  Brnxelle«  1886.  S^rie  4,  tom.  XII,  \)tg.  64ff.) 

*  Vergl.  Maria  CbriRtioe  an  den  Kaiser,  le  10  octobre    1792.  Entw. 

*  Mettemich  an  Cobenzl.  Ijrnxelles.  le  23  aeptenibre   1792.  Copie. 

*  In  Metteniich's  Schreiben:  Wiltonck. 

*  R^puuse  dict^e  par  MeUemich  aux  , Instructions'. 

*  Ersberzog  Carl  au  den  Kaiser,  Ijruxelleo,  le  20  mai  1T93.  Entw.  Officiell. 
Mettemich  an  Trauttmanndorff.  Bruxelles,  le  7  juin,  le  10  juin  1798. 
Der  Kaiser  an  Erzherzog  Carl.  Vienne,  lo  SU  mai  1793.  UfSciell. 
Traiittuian»dorff  an  Metternicb.  Vienne,  le  St,  le  33  juin  1793.  Orig. 


102 


VI.  Abhoodlnng:  r.  Zeiatbar^. 


Es  waren  dies  die  Advocaten  Melin  luid  T'Kiut,  ferner  Van 
Elerwyck  und  Van  Hencxthovcn.  —  lu  Folge  des  Zugeständ- 
nisses, welches  der  Kaiser  den  Ständen  von  Brabant  bezligliuh 
jener  sieben  Räthe  gemacht  hatte,  die  einst  in  den  Grand  Con- 
seil  Ton  Mecheln  übergeti*eten  waren,  konnte  auch  von  dem 
längeren  Verbleiben  des  Procureur  göndral  von  Brabant  auf 
seinem  Posten  nicht  die  Rede  sein.  Traf  doch  in  den  Augen 
der  Stände  auch  ihn  der  Vorwurf,  dass  er  in  Folge  der  Ordo- 
nanz  vom  18.  Juni  1789  als  zweiter  Procureur  gencral  in  den 
Grand  Conscil  übergetreten  sei,  welche  Function  erst  in  Folge 
der  Wiederbesetzung  des  Conseils  durch  das  Edict  vom  25.  Fe- 
bruar 1791  erlosdi.  Auch  wiu'de  gegen  Van  Laeken  —  so  hiess 
der  Procureur  gt^neral  —  geltend  gemacht,  dass  er  nicht  nach 
altem  Herkommen  ernannt  worden  sei,  dem  zufolge  auch  für 
diese  Stelle  dem  Conseil  von  Brabant  das  Präsentationsrecht 
zustand,  ohne  dass  freilich  die  Regierung  an  den  Ternavorscldag 
gebunden  war. 

Es  fiel  nicht  leicht.  Van  Laeken  zum  Rücktritte  zu  be- 
wegen; er  erhob  exorbitante  Forderungen,  er  bezifterte  seine 
Einkünfte  aus  jenem  Amte  mit  20.0()0  Gulden.  Zuletzt  freilich 
gab  er  sich  mit  6000  Gulden  zufrieden,  und  der  Erzherzog 
konnte  zur  Wiederbesetzung  der  Stelle  schreiten.  Die  Wahl  fiel 
auf  den  Advocaten  De  Neck,  welcher  in  der  Tema  des  Con- 
seils den  ersten  Platz  einnahm.  Ausdrücklich  betonte  jedoch 
die  betreffende  Resolution,  dass  dadurch  dem  Rechte  des  Souve- 
räns, von  dem  Temavorschlage  abzugehen,  nicht  präjudicirt 
werden  solle.* 

Dieselben  Gründe,  welche  dem  Wiedereintritt  dos  Pro- 
cureur gc^neral  Van  Laeken  in  den  Oonseil  von  Brabant  im 
Wege  standen,  wurden  auch  wider  die  vier  Substituts  pro- 
cureurs  gön^raux  Cuylen,  Do  Leenher,  Schepmans  und  De  Sweert 
geltend  gemacht.  Abgesehen  von  dem  Hasse,  den  sich  die- 
selben durch  ihre  Theilnahme  an  den  in  den  Jahren  1788  bis 
1790  angestrengten  gerichtlichen  Verfolgungen  zugezogen  hatten, 
hielt  man  ihnen  den  Eid  vor,  den  sie  178y  nach  Oassation  des 
Conseils  von  Brabant  bei  ihrem  Uebertritte  in  den  Grand  Conseil 


'  Officieller  Bericht  des  Erahenog  Carl  kd  deu  Kaiser.  Braxelle«,  le  3  ju!a 
179S.  Coj>i». 


Belgien  unter  der  OenemUtatthalteraehaft  EnlienoK  Culs  (1793,  1794).  103 

geleistet  und  der  sie  ihrer  ,pl&ces  brabanfonnes'  veriustig  ge- 
macht habe,  wozu  noch  überdies  kam,  dass  die  Constitution 
und  das  Herkommen  nur  einen  Substitut  procuseur  gen^ral 
kannte,  daher  die  drei  anderen  (ür  illegal  galten.  Die  Stände 
waren  auch  in  diesem  Punkte  um  so  weniger  umzustimmen, 
als  mehrere  ihrer  Mitglieder  in  jene  Processe  verflochten  ge- 
wesen waren.  Es  mussten  also  auch  diese  vier  Beamten  zu 
freiwilligem  Rücktritte  bewogen  und  ihnen  eine  Entschädigung 
zutheil  werden. 

Endlich  sollten  auch  die  beiden  Qreffiersposten  am  Con- 
seil  neu  besetzt  werden  und  die  froheren  Secretäre,  die  in 
dieser  Eigenschaft  in  dem  Conseil  neuerdings  Aufnahme  fan- 
den, da  sie  bereits  dem  früheren  Conseil  den  üblichen  Eid  ge- 
leistet hatten,  nun  auch  noch  den  Eid  auf  die  Joyense  entr^e 
in  die  Hände  der  Stände  ablegen.^  Aber  auch  hier  ei^aben 
sich  aUerhand  Schwierigkeiten.  Wie  man  aus  dem  Calendrier 
de  la  cour  ersieht,  waren  noch  zu  Beginn  des  Jahres  1794  die 
beiden  Greffiersstellen  unbesetzt,  und  noch  im  December  1793 
beklagte  sich  Köckelberg  bei  dem  Erzherzog,  dass  die  Stände 
ihn  und  die  übrigen  Secretäre  nicht  zum  Eide  zulassen  woUten.  * 


IX.  Yerhandlangen  mit  den  StSnden  ron  Brabant. 
D^Orerschies,  La  Valette,  Limmlnghe. 

Von  der  grössten  Bedeutung,  namentlich  in  finanzieller 
Hinsicht,  mussten  sich  die  Verhandlungen  mit  den  Stän- 
den gestalten.  Die  schleunige  Einberufung  derselben  war  daher 
Mettemich  zur  Pflicht  gemacht  worden.  Wenn  sich  gleichwohl 
die  Eröffnung  der  Ständeversammlungen  verzögerte,  vielmehr 
allenthalben  zunächst  an  die  Neubesetzung  der  städtischen  Magi- 
strate geschritten  wurde,  so  geschah  dies  im  Hinblicke  auf  die 
Stellung,  welche  der  dritte  Stand  bei  allen  Berathnngen  ein- 
nahm. Der  gedeihliche  Verlauf  der  letzteren  war  durch  eine 
der  Regierung  günstige  Zusammensetzung  des  dritten  Standes 
bedingt.    Daher  musste  die  Neubesetzung  der  Magistrate  noch 


*  Metternich  an  Traottnumidorff.  Bnuelles,  le  81  janvier  1794.  Orig. 
■  Enherog  Carl  an  Maller,  le  9  d<c«mbre  1798. 


104 


TT.  Abhudlttnf:  r.  Zeiislicrf. 


vor  der  Eröffnung  der  Stftndeversaramlungen  erfolgen,  und  da 
die  Erneuerung  der  sUldtischen  Behörden  meist  an  bestimmte 
Termine  geknüpft  war,  über  die  man  sich  nicht  hinwegsetzen 
konnte,    wurde   bis   dahin   die  Einberufung   der  Stände  vertagt. 

Auch  in  Brabant  ging  der  letzteren  die  Neubesetzung 
der  städtischen  Magistrate  voran,  die  hier  —  wenigstens  zu 
Brüssel  und  Löwen  —  seit  1791  fungirten,  da  im  Jahre  1792 
die  Inauguration  des  Kaisers  noch  vor  dem  Üblichen  Tage  der 
Erneuerung,  dem  Johannistage,  erfolgt  war,  und  da  im  In- 
augurationsjalire  eine  Erneuerang  der  Magistrate  nicht  stattzu- 
finden pflegte.  Erst  nachdem  man  sich  durch  die  Neubesetzung 
der  städtischen  Behörden  des  dritten  Standes  versichert  zu 
haben  glaubte,  und  nachdem  sich  Mctternich  zuvor  im  Sinne 
seiner  Instructionen  von  den  Stünden  selbst  die  Versicherung 
hatte  ertheilen  lassen,  dass  sie  keine  neuen  Forderungen  stellen, 
ja  nicht  einmal  irgend  einen  Wunsch  laut  werden  lassen  wür- 
den,* erfolgte  für  den  7.  Mai  die  Einberufung  der  Stände  von 
Brabant.  Unter  diesen  fand  sich  auch  der  Herzog  von  Aren- 
berg ein,  wälirend  zum  Verdrusse  der  Regierung  der  Herzog 
von  Ursel  nicht  erschien.* 

Bekanntlich  war  die  Inauguration  Franz  11.  in  Brabant 
bis  dahin  nicht  erfolgt.  Daher  sandte  der  Kaiser  dem  Erzherzog 
die  Vollmachton  zu,  um  dieselbe  in  seiner  Vertretung  vorzu- 
nehmen, doch  erst,  wenn  die  Stände  zuvor  alle  ihnen  im  Namen 
des  Kaisers  gemachten  Propositionen  wtlrden  angenommen  haben, 
um  nicht  die  Meinung  aufkommen  zu  lassen,  dass,  wie  man 
bei  anderer  Gelegenheit  behauptet  hatte,  die  Stände  vor  der 
Inauguration  zur  Bewilligung  der  Subsides  nicht  verpflichtet 
seien.  Auch  sollte  strenge  darauf  geachtet  werden,  dass  die 
Stände  in  den  Zustimmungsact  keine  ungewöhnliche  Clausel 
aufnillimen  und  bei  der  Ceremonie  selbst  jeder  überflüssige 
Aufwand  unterbleibe. ' 

In  gewöhnlichen  Zeitlkuften  pflegten  sich  die  Stände  von 
Brabant  jährlich  zweimsil  zu  versammeln.  Im  November  nahmen 


'  Metternich  an  Triitittnianiidorff,  le  8  mai  1793. 

*  Traiittinansdorff  an  Metteniich.  Vienne,  le  30  mai  1793.  Orig;. 

*  Der  Kaiser  an  Erzliemog  Carl.    Viunne,   le  18  mai   1793.  Orig.  Officiell. 
Vergl.  Gachard,  Collectiüu  de  doruuiena  iu^ditä  I,  83,  Anm.  1. 


Bclgtcn  nnUir  in  OominlsUtltuIlvrechKlt  Knh«r»f  Carla  (t'aS,  I7M). 


105 


Bie  die  Forderungen  des  Regieiningscommissärs,  d.  i.  des  Kanzlers 

von    Brabant    und    in   Ermanglung    eines   solchen   des  Ultesten 

Conseillers  entgegen.   Die  Propositionen  desselben  lauteten  her- 

j        könimlich    auf    eine    Subside    von    1,200.000   Gulden    für    das 

^H  nächste,  mit  1.  Januar  beginnende  Jahr;  2.  auf  die  Bewilligung 

^M  der  Impots,    d.  i.    einer   Auflage   auf  Wein,    Bier,    Mehl   und 

^1  Fleisch,  welche  die  Stilnde  selbst,  doch  zu  Gunsten  des  Souve- 

rilns  erhoben,  auf  sechs  Monate;  3.  auf  das  Übliche  Contingent 

^K  an   dem   Unterhalte  des  Hofes  des  Generulstatthalters,  das  sich 

^B  für  alle  Provinzen  auf  54lt.000  Gulden  Brab.  belief  und  woran 

^P  der  Antheil   ßrabants    160.000  Gulden    betrug.    In   der  April- 

^^  Sitzung  jedes  Jahres  wurde  die  Forderung  auf  Bewilligung  der 

^_  Impöts  für  sechs  weitere  Monate  eingebracht. ' 

^P  Natüi-Hch   konnte  im  vorliegenden  Falle  das  Herkommen 

nicht  strenge  eingehalten  werden.    Es  wurden  daher  zunilchst 

als  Propositionen  der  Regierung  I.  die  laufenden  Subsidcs,  2.  der 

j        Unterhalt  des  Hofes,  3.  die  Inipöts,  4.  ein  ständisches  Don  gra- 

^■tuit,   wie  es  durch  die  ausserordentlichen  Verhältnisse  bedingt 

^^  war,   eingebracht.    Weitere  Forderungen  bezogen  sich  auf  die 

rückständigen  Subsides  und  Impots,   sowie  auf  die  in  Brabant 

bisher  nicht  erledigte  Entschädigimgsfrage. 

iDie  vier  ersten  Punkte  wurden  von  den  beiden  ersten  Stän- 
den verhältnissmässig  rascii  erledigt,  sie  bewilligten  ausser  der 
gewöhnlichen  Subside  (8.  Mai)  ein  Don  gratuit  von  1,240.1MX) 
Gulden  als  Beisteuer  zum  Kriege  wider  Frankreich.  *  Nachträg- 
lich wurde  auch  die  Zustimmung  der  drei  Chef-villes  erlangt.' 
I  Am  spätesten  auch  diesmal  wieder,  wie  gewöhnlich,  von  Ant- 
^k  werjjen,  wo  Graf  Baillet  Bürgermeister  war  und  wo  man  an- 
^"  fangs  die  Zustimmung  von  der  Anerkennung  der  Nationalschiüd 
durch  den  Souverän  hatte  abhängig  machen  wollen.* 

Ueberhaupt  war  dies  ein  Gegenstand,  der  den  Malconten- 
ten  als  willkommenes  Agitationsmittel  diente  und  daher,  um 
letzteren   das   Handwerk   zu  legen,    den  Erzherzog  auf  Metter- 


'  Oachard,  Mimoire  sur  U  compoiition  et  lea  ftttribntions  des  ancieiu  Kt»ts 
de  Brabant  (Academie  royale  de  Bruxelles,  Extrait  da  Tume  VI  dea 
ll^moires),  S.  16—17. 

*  Borgnet  11»,  247. 

*  Metternicb  an  Erzherzog  Carl,  le  l"  juillet  1793.  Orig.  eig.  A.-A. 

*  Meltemich  au  TraiittmaiiHilurff.  Bruxellea,  le  9  juin  1793.  C'opie. 


nich's    Anregung    veranlasste    (1.  Juli),    die    Uebcrnahme    der 
Revolutionsschuld  durch  den  Kaiser,  so  wie  dies  bereits  in  de: 
übrigen  Provinzen  der  Fall  war,  auch  für  Brabant  nach  gll: 
lieber  Beilegung    der    noch    strittigen    Punkte    in   Aussicht    zu 
stellen. '  < 

Uebrigcns  votirtcn   die  Stände  auch   ein  Don  gratuit  von 
120.000    Gulden    fllr    den    Erzherzog;    aus    eigenem    Antriebe 
ft\gte  die  Stadt  Brüssel  noch  30.000  Gulden  zu  dieser  Summe.^B 
Eine  Luxussteuer  auf  Bediente  und  Pferde  wurde  damals  ein*^^ 
geflihrt. ' 

Bei  alledem  vermisste  man  doch  auf  das  Schmerzlichste 
schon  bei  den  ersten  Vorhandlungen  mit  den  Ständen  von 
Brabant,  ja  mit  den  belgischen  Ständen  überhaupt,  jenes  herz- 
liche Vertrauen,  auf  das  der  Wiener  Hof  nach  so  vielen  Opfern, 
die  er  dem  Lande  gebracht,  nach  erfolgter  Verkündigung  der 
Amnestie  und  nach  der  bestimmten  Erklärung,  an  der  Ver- 
fassung des  Landes  festhallen  zu  wollen,  Anspruch  erheben  zu 
können  glaubte. 

So  wie  zuvor,  so  ging  auch  jetzt  wieder  das  Streben  der 
Stände  von  Brabant  dahin,  die  wichtigsten  Stellen  bei  der  Regie- 
rung an  ihre  Parteigänger  zu  bringen.  Die  alten  Klagen,  dass 
sich  im  Besitze  der  einflussreichsten  Aemter  Männer  josefinischer 
Richtung  befänden,  wurden  wieder  laut.  Anfangs  beschränkte 
man  sich  auf  leise  Andeutungen;  so,  als  der  Magistrat  von  Brüssel 
dem  Erzherzog  Carl  den  Ehrenwein  mit  den  Worten  credenzte: 
,Sio  werden  zu  Ihren  Rathgebern  Personen  zu  wählen  wissen,  die 
durch  Talent  und  Verdienst  sich  der  öffentlichen  Achtung  würdig 
gezeigt  haben.'  Aber  bald  ging  man  zu  directen  Besehwer- 
den über.  Man  machte  es  der  Regierung  zum  Vorwurfe,  dass 
sie  einerseits  die  Mitwirkung  der  Stände  in  Anspruch  nehme, 
andererseits  die  Personen  zu  halten  suche,  welche  dazu  bei- 
getragen hätten,  den  Credit  eben  dieser  Stände  zu  zerstören, 
dass  sie  den  Jakobinern  den  Krieg  erklärt  habe  und  an  ihrem 
Busen  Anbänger  ihrer  Grundsätze  nähre.' 


*  Erzhersog  Curl  sn  die  St&nde  von  Brabant.  Bruxelles,  le  l"  juillet  1793. 
Copie.  Ver^l.  Metternich  an  Trauttmanüdorff.  Bruxellea,  lo  9  juillet  1793. 
Entw.;  MctKjrnicIi  an  Erz)ierzog  Carl,  le  I"'  juillet  17U3.  Orig.  eig.  A.-A. 

*  Borgnet  II*,  249.  Monituur,  39  janvier  1794,  pa^.  621. 

*  Borguet  U',  Süi. 


Bel(ieo  unter  itr  0«n«mlstsHksIlcn«hkft  Eniwreoc  Ckrli  (1783,  1794) 


107 


Nan  hatte  die  Regierung  bekanntlich  den  Wünschen  der 

f  Stände  bereits  bis  zu  einem  gewissen  Grade  Rechnung  getragen. 

!  Der  Conseil  von  Brabant   war  im  Sinne  derselben  reorganisirt, 

kdie  verhasstesten  Mitglieder  der  Regierung,  die  man  als  Häupter 
der  ,CabaIe'  bezeichnete,  die  beiden  Brüder  Crumpipen,  der 
Chef-PrUsident  und  der  Kanzler  von  Brabant,  sowie  Baron  Feltz, 
der  Staats-  und  KriegssecretUr,  waren  füllen  gelassen  worden. 
Aber  weiter  konnte  imd  wollte  die  Regierung  nicht  gehen,  da  sie 

[  sonst  von  der  Leitung  der  Geschäfte  die  fithigsten  Köpfe  hätte 
entfernen  müssen,  während  die  ständische  Partei  überdies  noch 
auf  die  Entfernung  einiger  anderer  Mitglieder   der  Regierung, 

I  Bo  der  geheimen  Räthe  De  Limpens,  De  Reuss,  De  Berg,  De  le 
Vieilleuze,  der  Finanzräthe  Ransonnet,  D'Aguilar,  Duchesne  und 
des    trotz    aller    Gegenversicherungen    Mettemich's    verhassten 

1  Bartenstein  drang.  Die  Stände  betrachteten,  was  geschehen 
war,  nur  als  eine  Abschlagszahlung,  man  zweifelte  au  der  Auf- 
richtigkeit des  Wiener  llofcs  und  meinte,  er  habe  sicli  nur 
der  Noth  der  Umstände  gefolgt,  werde  aber  dereinst  das  ver- 
lorene Terrain  wieder  zu  gewinnen  trachten.  Man  glaubte  da- 
her, zu  keinem  Danke  verpflichtet  zu  sein.  Was  geschehen,  sei 

^Dur  Recht,  und  auch  dies  nicht  vollständig.  Man  beschwerte 
sich  selbst  über  die  Amnestie.  Patrioten,  die  sich  edelmüthig 
der  Vertheidigung  der  Verfassung  geopfert,  bedürften  keines 
Pardons.'  Den  Leuten  dieser  Richtung  genügte  es  nicht,  dass 
Belgien  wieder  in  den  Stand  versetzt  werde,  in  dem  es  einst 
Maria  Theresia  zurückgelassen  hatte;  für  sie  waren  ,die  schö- 
nen Tage'  der  so  gefeierten  Regierung  der  Tochter  Carls  VI. 
die  Zeit,  in  der  sie,  durch  den  Kampf  mit  halb  Europa  in  An- 
spruch genommen,  noch  nicht  Müsse  gefunden  hatten,  um  ihre 
Aufmerksamkeit  der  Verbesserung  in  der  Verwaltung  ihrer 
Länder  zuzuwenden.  Nach  ihrem  Sinne  hätten  alle  Convente 
ohne  Ausnahme  wiederhergestellt,  gegen  die  Mönche,  welche 
sich  weigerten,  in  ihre  Zellen  zurückzukehren.  Zwang  geübt 
and  das  Edict,  welches  die  Ablegung  religiöser  Gelübde  von 
dem  Alter  von  25  Jahren  abhängig  machte,  wieder  abgeschafft 
werden  müssen.' 


>  Borgnet  U'.  254—265. 
'  EbendA  U*.  867. 


108 


VI,  AbbsodUng;  t.  Zeisibarf. 


Anschauungen  dieser  Art  waren  es,  die  in  zwei  den  StAn- 
den  von  Brabant  dureli  die  Doyens  der  neun  .Nationen'  von 
Brüssel  überreieliteii  Äk-moiren'  und  zum  Theile  selbst  in  einer 
Denkschrift  der  Stände  an  den  Kaiser  zum  Ausdiiicke  ge- 
langten, in  der  sie  unter  Anderem  die  Absendung  einer  Depu- 
tation an  denselben  in  Aussicht  stellten.  An  sich  kam  letzteres 
dem  Wiener  Hofe  gerade  nicht  unerwllnscht.  Man  hatte  sich 
hier  vielmehr  eines  derartigen  Schrittes  vom  Anfang  an  ver- 
sehen, nicht  nur  von  den  Stunden  Brabants,  sondern  auch  sei- 
tens der  Stande  der  übrigen  Provinzen.  Man  hatte  erwartet, 
dass  eine  Deputation  derselben  ein  ansehnliches  Don  gratiiit 
anbieten  und  die  Geftlhle  des  Dankes  und  der  Ergebenheit  an 
den  Stufen  des  Thrones  niederlegen  werde.  Freilich  sollte  Metler- 
nicb  den  Ständen  bei  Zeiten  bedeuten,  dass  eine  derartige  Ge- 
sandtschaft dem  Hofe  keine  Verlegenheiten  bereiten  dürfe,  dass 
man  sich  daher  jedes  auf  eine  Aenderung  der  bestehenden 
Verfassung  abzielenden  Vorschlages  enthalten  und  das  wohl- 
wollende Herz  des  Kaisers  vor  jeder  Ueben'aschung  in  dieser 
Richtung  bewahren  müsse.*  Konnte  also  die  Ankündigung  einer 
Deputation  der  Stände  von  Brabant,  wie  gesagt,  dem  Wiener 
Uofe  nicht  unerwartet  kommen,  so  machte  doch  die  darauf  vor- 
bereitende Denkschrift  hier  einen  recht  ungünstigen  Eindruck. 
Trauttmansdorff  trug  anfangs  sogar  Bedenken,  dieselbe  dem 
Kaiser  vorzulegen,  und  dieser  fUhlte  sich  durch  dieselbe  auf 
das  Empfindlichste  verletzt."  Er  habe,  hess  er  dem  Minister 
melden,  nicht  erwartet,  dass  man  ihn  an  Dinge  erinnern  werde, 
von  denen  er  sehnlich  wünsche,  dass  dieselben  für  immer  der 
Vergessenheit  anheimfallen  möchten,  und  dass  man  Gegen- 
stände berühren  werde,  die  den  Glauben  erzeugen  müssten, 
als  hätten  all  seine  Sorgen  und  Mühen  um  das  Glück  und  die 
Ruhe  des  Landes  ihm  noch  immer  nicht  jenes  volle  Vertrauen 
und  jene  aufrichtige  Hingebung  verschafft,  die  er  von  dem 
oÖenen  und  loyalen  Charakter  seiner  belgischen  Staaten  er- 
warte.  Er  habe  nicht  geglaubt,  dass  man,  nachdem  er  auf  das 


'  Borget  II',  2d3.  Analyse  derselben  bei  Wauteri,  It,  434  If. 

*  Trauttmanwlorff  an  Metternich.    Vienne,   lo    14  avril  1793.    Derselbe  an 

denselben.  Vieuue,  le  27  avril   1793.  Orig. 
'  Trauttmansdorff  au  Metteruivli.  Vienne,  le  24  mai  1793.  Orig. 


Belgien  unter  iar  GencnlataltliiUerMluh  Enh«n»ff  Culii  (ITOT,  ITM). 


109 


deutlichste  bewiesen,    dass  es  nicht  seine  Gewohnheit  sei,    nur 
Jb  zu  verzeihen,   wofern  das  Wohl  der  Unterthanen  ihm  ge- 
B,  sich  ganz  den  Reijungon  der  Güte  hinzugeben,  nicht  sein 
jicl    nachahmen    und    alle    Empfindungen    des    Hasses    und 
''eindsehgkeit    untcrdrilcken    werde,    deren    Quelle  jener 
jeist  sei,  der  so  viel  Unglück  verschiüdet  habe, 
[etternich    wurde  beauftragt,  bei    erster  Gelegenheit   dies 
fntniss  der  Stände  zu  bringen:  er  möge  sie  darllber  be- 
als  ob  seine  Befehle   nicht  ausgefllhrt  werden  würden, 
ken    zugleich   zu    verstehen    geben,    dass    er   zwar    ent- 
sei,    die  constitutionellen  Gesetze  wieder  aufleben  zu 
zu  beobachten,  dass  er  aber  anderseits  umsoweniger 
ken  Eingrifl^  der  Stitnde   in  seine  durch   dieselbe  Con- 
^benfalls    garantirten    SouverÄnetUtsrechte  dulden    und 
[her  ihre  Deputation  nicht  eher  empfangen  wolle,   als 
In  über  diesen  Punkt  beruhigt  haben  werde.' 
Inveile    (3.  Juni)''  hatten    die    Stilnde    die  Deputirten 
lie    sich    nach    Wien    begeben    sollten:    den    Bischof 
Antwcrjjcn  und  die  Grafen  Duras  und  Baillct.  Jetzt 
bige  der  Eröffnung  des  Ministers,-"*  unterblieb  die  Go- 
l*  und  Bischof  Nelis  bcgnllgte  sich,   am  19.  Juli  ein 
Icr  Uberschwilngliclisten  Art  an. den  Kaiser  zu  rich- 
^Ichem   er   einerseits  der   Besorgniss,    dass    es   sowie 
lessen   beiden   Vorgängern    auch    bei    ihm    versucht 
1,    den  Brabanter  Episcopat  zu  verdächtigen,   ander- 
Inverbriichliehen  Treue  des  Cicnis  und  Volkes  wenig- 
lie  Zukuuft  Ausdruck   gab  und    sich    erbot,    auf  die 
handenen  Uebelstilnde  und  die  geeignete  Abhilfe  der- 
izuweisen.  ^ 


naiudorff  nii  Mettemicb.  Vienne,  le  31   nuti  1793.  Orig. 
|.  üackard,  Analectes  IV,  496. 

ernicli  an  Traiittniaiisdurff.  Bnixolles,  le  0  juin  1793.  Copie. 
lielgiKclien  Deputirten,    von   denen  der  Honiteur   Nr.  136,    16.   Mai, 
kühlt,    daw  sie,    ThrXnen  in  den  Au^en  Ober  den   haldvollen  Empfang 
Kaisers,    den   Audienzsnnl   verlaasen   hHtten,    waren   sicherlich   nicht, 
Uorgnet  II*,  247  anzunehmen  scheint,  Abgeunlnete  der  Stände,  son- 
dern werden  vielmehr  dem  Kreise  jener  Privatpenxmen  angehört  haben, 
die  ohne  dazu  von   irgend   einer  Seite  antorisirt   zu   sein,    ab  nnd   zu  in 
Wien  erschienen. 
*  Oachard,  Analectes,  S^rie  1 — 4,  pag.  496. 


110 


VI.  Alihudlang:   lfz»t!*t»T$r 


Indess  wurde  das  Missvergnttgen  des  Wiener  Hofes  ohne 
Zweifel  nicht  blos  durch  jene  Denkschrift  veranlasst.  Auch 
sonst  war  man  durch  die  Vorgiinge  in  den  Niederlanden,  zu- 
mal in  Brabant,  gänzlich  enttäuscht.  ,Was  haben  wir/  schreibt 
TrauttmansdorflF  an  Meftcmicli,  ,bisher  von  den  Ständen  dieses 
Landes,  das  Sr.  Majestät  so  viel  verdankt,  erreicht?  Welch' 
wenn  auch  nur  geringes  Entgegenkommen  haben  sie  bezllghch 
der  Dinge,  welche  geordnet  werden  sollten,  gezeigt?  Und  der 
Kaiser,  der  diesen  unglücklichen  Krieg  nur  zur  Verthcidiguug 
seiner  Niederlande  unternommen,  der  sie  von  einem  tyranni- 
schen Feinde  mit  ungeheuren  Kosten  befreit  hat,  der  all  ihren 
Wünschen  zuvorkam,  indem  er  ihnen  in  vollem  Umfange  ihre 
alte  Verfassung  zurückgibt  und  edelmüthig  alles  Geschehene 
verzeiht,  welche  neuen  Opfer  muthet  man  ihm  täglich  zu? 
Muss  er  nicht  treue  Menschen,  alte  Diener  im  Stiche  lassen 
und  sich  denen  in  die  Anne  werfen,  welche  diese  gegen  ihn 
erhoben?  Muss  er  nicht  blindlings  den  Launen,  nicht  der 
Nation,  sondern  derer  folgen,  die  sich  anmassen,  in  deren 
Namen,  in  Wahrheit  aber  ohne  ihr  Wissen  zu  sprechen?  Man 
will  den  Einen  nicht,  folglich  entlässt  man  ihn;  man  will  einen 
Anderen,  folglich  muss  man  ihn  dahin  stellen,  wohin  sie  es 
wünschen.  In  der  That  will  die  ganze  Welt,  nur  nicht  der 
Kaiser,  der  allein  das  Recht  hätte  zu  wollen.  Und  all  dies 
warum?  Um  einiger  Gulden  willen,  die  wir  trotzdem  vielleicht 
nicht  bekommen  werden.  Das  kann  unmöglich  so  fortgehen; 
es  wird  die  Zeit  kommen,  wo  wir  nicht  mehr  im  Stande  sein 
werden.  Alles  zu  thun,  was  man  will,  die  Unzufriedenheit  wird 
sodann  um  so  grösser  sein,  als  man  an  Weigerung  nicht  mehr 
gewöhnt  sein  wird;  es  werden  sich  Schwierigkeiten  ergeben, 
es  wird  dann  Niemand  ftlr  uns  sein,  Niemand  es  wagen,  für 
uns  zu  sein,  und  dann???  Ich  wünsche  von  ganzem  Herzen, 
mich  zu  täuschen,  aber  mein  Eifer  flir  den  Dienst  und  die 
Pflicht  gestatten  mir  nicht  zu  schweigen.'^ 

Das  Misstrauen  des  Hofes  wurde  noch  gesteigert  durch 
das  zweideutige  Benehmen  einzelner  Privatpersonen,  die  in 
Wien  ab  und  zu  auftauchten  und  dem  niederländischen  Hof- 
kanzler durch  eitle  Projectmacherei    lästig  fielen.    Da  war   ein- 


'  Traotimmiisdorfr  an  Metternich  (circa  3.  Jimi  1793). 


Belpra  nB(«r  der  OuunlitaUhkltenolikft  Erzberaog  Carla  (17M,  VtH). 


111 


mal  Baron  D'Overschies,  einer  der  fünf  durch  das  Deeret  vom 
25.  Februar  1701  von  dem  Conseil  von  Brabant  ausgeschlos- 
senen Käthe'  Er  war  schon  im  MUrz,  noch  vor  der  Schlacht 
bei  Neerwinden,  in  Wien  erschienen;  er  sprach  von  40.0tH)  bis 
ÖO.OÜO  Belgiern,  die  bereit  seien,  sieh  filr  den  Kaiser  zu  er- 
heben, und  von  einer  Summe  von  vier  Millionen,  die  man  Letz- 
terem darbringen  wolle,  freilich  nur  unter  der  Voraussetzung 
der  Begnadigung  Van  der  Noot's,  der  Bildung  einer  Miliz,  der 
gänzhchen  Cussirung  des  gegenwärtigen  Gouvernements.^  Er 
liess  es  nicht  an  darauf  bezüglichen  Noten  und  llemoiren  fehlen. 
Man  wusste  nicht,  was  man  von  dem  Manne  zu  halten  habe, 
ob  er  im  Auftrage  der  Siände  spreche  oder  nicht.  Man  begeg- 
nete ihm  mit  Misstrnuen,  zumal  man  bereits  durch  La  Valette 
gewarnt  war,  und  da  eben  um  diese  Zeit  die  ersten  Sieges- 
nacbrichten  aus  Belgien  einliefen,  legte  man  der  Sache  über- 
haupt keine  besondere  Bedeutung  bei."  ,Dieser  Brief,'  schreibt 
Trnuttmausdorff  an  Metteniich  (20.  März),  ,wird  Eurer  Ex- 
cellenz von  D'Overschies  übergeben  werden,  der  diesen  Abend 
abreist,  nachdem  er  sich  hier  acht  Tage  aufgehalten  hat.  Wenn 
Sie  nicht  besser  wissen  als  wir,  was  der  Zweck  seines  hiesigen 
Aufenthaltes  war,  und  wenn  Sie  nicht  mehr  von  ihm  selbst  er- 
fahren, als  ich  Ihnen  über  das  Resultat  seiner  Heise  mittheilen 
kann,  werden  Sie  sich  so  wie  wir  in  voller  Unwissenheit  in 
diesem  Punkte  betinden.  Se.  Majestät  hat  sich  in  kein  Detail 
mit  ihm  eingelassen,  und  mir  gegenüber  beschränkte  er  sich 
nach  dem  ersten  Gespräche  darauf,  drei  Denkschriften  zu  über- 
reichen, von  denen  die  eine  die  Einführung  von  Papiergeld  be- 
trifft, die  beiden  anderen,  wie  Eure  Excellenz  aus  der  Beilage 
einsehen  werden,  von  keinem  Nutzen  sein  können.  Uebrigens  ist 
ihm  der  Kaiser,  wie  ich  ihn  bat,  gütig  begegnet,  und  auch  ich 
war  bomUht,  ihm  Anlass  zu  geben,  mit  mir  zufrieden  zu  sein, 
da  ich  in  seiner  Reise  keinen  Grund,  um  ihn  zurückzustossen, 
erbhckte.  Er  selbst  wird  freilich  nicht  sehr  zufrieden  mit  der 
Gesellschart  gewesen  sein,  die  sich  ihm  gegenüber  absichtlich 
zurückhaltend  benahm,  und  ich  glaube,  dass,  wenn  ihn  peraön- 


'  Siehe:  Zwei  Jiilire  bolgiscber  Oeachiclite  I,  ^9. 

'  Trauttmansdorff  au  Metteruicli.  Vienuo,  le  13,  le  13  man  1793. 

*  Trauttmansdorff  an  Mettemich.  Vienne,  le  13.  le  17  mars  1793.  Oriir. 


112 


TT.  Aliluindlang:   r.  Zeiesborg. 


liehe  Absichten  hieher  geführt  haben,  er  eine  günstigere  Zeit 
dazu  hätte  ersehen  und  sich  zuvor  die  Wege  ebnen  müssen. 
Das  hindert  nicht,  dass  Se.  Majestät  geneigt  ist,  etwas  für  ihn 
zu  thun,  sobald  er  es  wohl  verdient  haben  wird  und  Eui*e  Ex- 
cellenz dies  ihm  bezeugen.  Er  weiss  dies  and  weiss  auch,  dass 
ich  ihn  an  Sic  gewiesen  habe,  da  es  mir  zweckmässig  schien, 
Sie  in  den  Stand  zu  setzen,  durch  Furcht  und  Hoffnung  einen 
Menschen  zu  leiten,  der  nicht  ganz  unbedeutend  und  nicht  ohne 
Ehrgeiz  ist.'* 

Anfangs  Juni,  das  ist  ungefilhr  zu  derselben  Zeit,  als  die 
Antwort  auf  die  Denkschrift  der  Brabantcr  Stände  erfolgte, 
kam  auch  La  Valette  wieder  nach  Wien,*  diesmal  in  Begleitung 
zweier  Brabanter,  Van  Scliorell  und  Lalaing.  Auch  sie  fanden 
einen  sehr  kühlen  P^nipfaiig.  ,Er  habe  sie,'  schreibt  der  Kaiser 
an  Erzherzog  Carl,  ,nicht  einmal  angcliürt.  Denn  habe  das 
Land  ihm  irgend  einen  Wunsch  vorzuti-agen,  so  kenne  er  keinen 
anderen  Mittler  als  seinen  Bruder  oder  den  Minister.'* 

La  Valette  hatte  zwar  eine  Audienz  bei  dem  Kaiser,  der 
ihn  aber  an  Trauttniansdorff  verwies.*  Diesem  überreichte  La 
Valette  eine  Denkschrift  über  all  die  Gegenstände,  über  die  er, 
wie  er  sagte,  zu  sprechen  beauftragt  sei,  ohne  übrigens  seine 
Auftraggeber  zu  nennen.  Die  Denkschrift  selbst  ging  von  dem 
ganz  vernünftigen  Grundsätze  aus,  dem  übrigens  schon  zuvor 
Trauttmansdorff  gelegentlich  Ausdruck  gegeben  hatte,  dass  in 
Belgien  erst  dann  geordnete  Zustünde  eintreten  würden,  wenn 
man  nach  einem  bestimmten  Plane  vorgehe  und  nicht  wie  in 
letzter  Zeit  von  der  Hand  in  den  Mund  lebe.  Als  Mittel,  um 
dies  Ziel  zu  erreichen,  empfiehlt  La  Valette  eine  völlige  Neu- 
besetzung aller  Stellen  am  Brüsseler  Hofe  und  am  Brüsseler 
Gouvernement  durch  eine  Joiute,  die  aus  den  unbefangensten 
und  gemäsäigtesten  Personen  des  Landes  zu  bilden  sei,  die 
Vereidung  aller  Beamten  auf  die  Verfassung,  die  Uniformirung 
der  letzteren  oder  wenigstens  die  schriftliehe  Aufzeichnung 
der  alten  Gewohnheiten  jeder  der  verschiedenen  Provinzen, 
die  Zuziehung  von  Deputirten  der  letzteren  zu  den  Beratliungen 

*  Traiittni.in»<loiHr  au  Metteniicli.  Vionne,  le  20  mar«   1793.  Orig. 

'  Am  30.  Mai  »ah  Tratittmaiixlorff  bereits  seiner  Anknnfi  ont^eg«n. 

*  Kranz  II.  an  Erzherzog  Carl.  Laxenburg.  den  18.  Juni  17'J3.  Orig.  eig. 

*  Trauttmansdorff  an  Metternich.  Yienne,  le  7  juiu   1793.  Orig. 


Belgiw  aot*r  der  OcocnltlaUlimltRiekiifl  Enbaraog  Carl»  (ITiiS,  ITM). 


113 


des  Staiitsrathes,  die  Reform  des  Cleinis  luittelst  einer  Natio- 
nalsynode u.  s.  f.  Dem  Memoire  waren  zwei  specielle  Denk- 
schriften beifrefUfft,  von  denen  sich  die  eine  anf  die  Bildung 
belgischer  Legionen,  die  andere  auf  die  Errichtung  einer 
Escomptebank  bezog. 

Es  leuchtet  von  vorneherein  ein,  dass  diese  Denkschriften 
grösstentheils  nur  der  Ausdruck  einer  ganz  bestimmten  Partei- 
richtung waren,    die  sich   zumal  gegen   die   so  verliassten  Mit- 
glieder der  sogenannten  Christine'schen  Partei  kehrte,  als  deren 
Anhänger   der  Lieutenant    des  Prevftt   gcneral  de    l'Hotel  Stoc- 
quart,   Graf  Maldeghem,    der  jünger  Limpens   und  Vicomte  de 
Nieulant   bezeichnet  werden.    Wenn    sich    daher    auch   Trautt- 
mansdorff  die  Mtlhe  nahm  (18.  Juni),  die  Denkschriften   einem 
ausführlichen  Gutachten  zu  unterziehen,  so  konnte  dies  nur  ab- 
lehnend lauten,  zumal  es  sich  ja  blos  am  die  Vorschlftge  eines 
Privatmannes    handelte,    von    denen    man    nicht    einmal    wissen 
konnte,  ob  sie  dem  Wunsche  der  Nation  entsprilchcn,    und  zu- 
mal dieselben  im  Gegensatze  zu  dem  einmal  adoptirten  Stabili- 
tätsprincipe  einen  gänzlichen  Umsturz  der  bestehenden  Einrich- 
tungen  ins  Auge   fassten.    Der  Kaiser   stimmte   seinerseits   den 
Anschauungen  IVauttmansdorlFs   vollkommen   bei.    Ja,    da   die 
I  gemachten  Vorschlüge   unzulässig  und    ihrem   grösseren  Theile 
Inac.b   für   seine   AutoritlU   verletzend   seien,    erklilrte   er  es  als 
I  einen    Ausfluss    seiner    besonderen    Güte,    dass    er    dies    nicht 
Zweiter  vermerken  wolle.  Daher  wurde  TrauttmansdorflF  ermäch- 
tigt, den  Ueberbringern  der  Denkschrift  für  ihren  guten  Willen 
au  danken,  doch  ihnen  zugleich  zu  erklären,  dass  man  von  ihren 
I  Vorschlägen  keinen  Gebrauch  machen  könne,  und  dass,  da  ihre 
I  Reise    bereits  Aufsehen    errege,    ihre   baldige  Rückkehr   in  die 
Heimat  umsomehr  gewünscht   werde,   als  ihr  längeres  Verblei- 
then  in  Wien   nur  die   eitlen  Hoffnungen  jener  beleben  würde, 
welche  die  Projecte  gemacht,  mit  deren  Ueberreichung  sie  be- 
auftragt gewesen  seien. ' 

Schon  früher  hatte  TrauttmansdorfF  den  Minister  von  den 
Umtrieben  jener  drei  Belgier  in  Wien  in  Kenntniss  gesetzt. 
jHört  man  De  la  Valette,  De  Schorell  und  De  Lalaing  reden, 
■o  kommt  man    zur  Ueberzeugung,    dass  man  eben   nicht  aller 


•  Corresponden«  Tniuttmanidorff-Mettemioh,  25  juin  1798. 
Sitnnpbcr.  <1.  pbil.-luit.  Cl.  CXXVUI.  Od.  6.  Abb. 


n.. 


T.  ItUtktrf. 


W<ife>  N  G«&Uen  sein  kann.  Würde  man  nacheinander  alle 
«k«  beürftg«n,  welche  glauben,  eine  Meinung  über  die  Verthei- 
iMIg  der  Aemter  aussprechen  zu  können,  so  würde  man  schliess- 
Uoh  dahin  gülaugeu,  alle  Welt  zu  entlassen  und  Überhaupt 
Niemand  zu  wählen.  Sind  doch  diese  Herren  unter  sich  selbst 
nur  eiuij;  ia  dem  Tadel  dessen,  was  geschah,  oder  dessen,  was 
nach  ihrer  Meinung  noch  geschehen  soll.  Sie  wollen  weder 
KiorUiut  noch  Müller,  sie  zettem  gegen  den  älteren  Limpcns 
uuil  Bcrjch,  gegen  den  Pensionär  De  Jonghe,  gegen  Warns- 
durÜ'  und  Maldeghem,  kurz,  wenn  man  ihnen  Glauben  schenkt, 
ito  und  es  nur  sie  selbst  und  ihre  Anhänger,  die  allein  noch 
Belgien  retten  können." 

Marquis  De  la  Valette  benützte  auch  diesmal  seinen  Auf- 
onthalt  in  Wien,  um  zugleich  eine  persönliche  Angelegenheit, 
lUe  ihm  offenbar  sehr  am  Herzen  lag,  zu  betreiben.  Es  war 
dies  der  angestrebte  Ankauf  einiger  in  Brabant  gelegener  Do- 
mänen, der  Scigneuricn  von  Ilannut,  Leau  und  Landen,  sammt 
dem  au  letzterem  gehörigen  Ingertrude  und  Hacourt,  sowie  die 
Krwerbung  des  Eigenthurasrechtes  der  verprundetcn  Seigneuriea 
Uakcndoven  uml  Wilmcrchem,  Lare  und  Waesmont,  Neer-  und 
Overhcspen,  Neer-  und  f)verwinden,  Gutsenhoven,  Hautgarden 
und  Misseni,  fast  lauter  Oertiichkeiten,  deren  Namen  uns  aus 
den  Schilderungen  der  Schlacht  von  Neerwinden  geläufig  sind. 
8ohun  unter  Kaiser  Leopold  U.  (25.  Januar  1792),  dann  wieder 
am  S8.  März  17'.t2  hatte  sich  La  Valette  um  diese  Besitzungen 
boworbon;  jetzt  schien  der  Kaiser  nicht  abgeneigt,  ihm  die- 
»ulbon  unter  für  ihn  günstigen  Bedingimgen  zu  überlassen.  Zu- 
vor wurde  jedoch  Mettemich  beauftragt,  sich  über  die  mit  dem 
beabsichtigten  Verkaufe  verbundenen  Vor-  und  Nachtheile  zu 
Mauern.* 

Nach  Belgien  zurückgekehrt,  spielte  La  Valette  die  alte 
Kollo  fort.  Aller  Welt  versicherte  er,  gleich  D'Overschies,"  dass 
er  bei  dem  Kaiser  gut  angeschrieben  sei,  dass  er  das  volle  Ver- 
trauen des  Ministeriums  geniesse.  Er  gab  vor,  mit  geheimen  In- 
Htructionen  TrauttmansdorfiTs  versehen  zu  sein,  und  sprach  von 


*  Traultmaiudorff  an  Metlernicli.  Vionno,  le  9  jiiin  1793.  Orig. 

*  TntutUuAii»dorif  an  Mettemicb.  Vieiine,  le  S4  juiii   1793.  Orig. 

*  TmtiUmADsdorif  Kn  Mettemich.  Vieniie,  le  31  juillet  1793.  Orig. 


B«l(iM  aaUr  der  G«iienUUttli»ll«r»h>n  Enbenog  Ou-l»  (179S,  ITM). 


115 


dem  Austausche  Belgiens  wie  von  einer  Sache,  die  noch  immer 
stattfinden  könne.  Dem  Grafen  Duras  sagte  er,  dass  die  Depu- 
tation der  Stünde  in  Wien  zurückgewiesen  werden  würde;  er 
habe  die  an  Mettemich  gerichteten  Depeschen  hiertlber  gelesen 
n.  dergl.  Es  war  eine  Folge  dieser  unbedachten  Aeusserungen, 
dass  sich  die  Stände  Aufklärung  bei  dem  Minister  erbaten,  der 
sich  jedoch  auf  seine  frühere  Erklärung  berufen  konnte,  die 
keineswegs  peremptorisch  gelautet  hatte.* 

In  Wien  war  man  über  La  Valctte's  Benehmen  anschei- 
nend sehr  ungehalten,  zumal  über  jene  Aensscrung,  welche  sich 
auf  das  belgische  Tauschproject  beaog,  das  in  einer  Weisung 
an  Mettemich  entschieden  in  Abrede  gestellt  wurde:  ,8ofem 
nicht  etwa  die  geringe  Dankbarkeit,  die  man  dem  Kaiser  be- 
zeige, und  die  fortwährende  Animosität  gegen  jene,  die  ihm  treu 
geblieben  seien,  oder  endUch  die  unziemUchen  Forderungen,  die 
man  sich  noch  immer  erlaube,  den  Kaiser  sozusagen  zwängen, 
sich  eines  Landes  zu  entledigen,  das  sich  so  wenig  erkenntlich 
erweise.  Das  sei,  hiess  es  in  jener  Weisung,  das  Einzige,  was 
La  Valette  vernommen  haben  könnte,  dem  er  aber  eine  miss- 
bräuchliche  Deutung  und  Ausdehnung  gegeben  habe.  Aber 
man  zürnte  noch  mehr  dem  Minister;  denn,  meinte  man,  die 
I  Stände  würden  sich  nicht  veranlasst  gefunden  haben,  bezüglich 
I  der  von  ihnen  beabsichtigten  Deputation  neuerdings  anzufragen, 
'wenn  Mettemich  ihnen  schon  früher  die  ihm  durch  die  Wei- 
sungen des  Kaisers  vorgezeichnete  Antwort  gegeben  hätte.  Wür- 
den daher  die  Staude  noch  einmal  darauf  zurückkommen,  so 
'  sei  ilmen  bestimmt  die  Frage  vorzulegen,  ,ob  sie  es  wohl  wagen 
wollten,  nach  Wien  zu  kommen,  so  lange  sie  fortführen,  in  dem, 
was  ihre  Pflicht  sei,  dem  Souverän  Schwierigkeiten  zu  bereiten, 
so  lange  sie  ihm  bei  jeder  Gelegenheit  ihr  Älisstrauen  zu  er- 
kennen gäben  und  sich  durch  ihr  Benehmen  von  allen  anderen 
Provinzen  unterschieden,  und  ob  sie  wohl  eines  guten  Empfan- 
ges von  Seiten  Sr.  Majestät  und  des  Volkes  sich  versehen 
durften,  so  lange  sie  in  ihrer  gegenwärtigen  Haltung  verharrten? 
Man  wisse  ihnen  keinen  Dank  für  ihr  Don  gratuit,  so  lange  sie 
sich  im  Vergleiche  mit  den  übrigen  Provinzen  bezüghch  ihrer 
Obliegenheiten  in  Rückstand   befUnden.    Denn  es  sei  geradezu 


*  Mattaniich  an  TranttniauBdorff.  Braxelles,  le  20  juillet  1798.  Copie. 

8' 


116 


VI.  Abbuillnng :  v.  Zcl>>kfr{. 


Hohn,  Jemandem  Geschenke  anzubieten,  dem  man  da«,  wa« 
man  ihm  schuldig  sei,  nicht  zahlen  wolle.' ' 

Mittlerweile  hatten  die  VerhaniUungen  mit  den  Stünden 
von  Brubant  ihren  Fortgang  genommen.  Im  Juni  stand  die 
Universität  LOwen  auf  der  Tagesordnung.  Ausser  den  De- 
putirten  der  Stunde  nahmen  die  Mitglieder  der  Conferenz  und 
der  Referent  des  Conaeil  priv6,  später  auch  Abgeordnete  der 
FacidtÄten  an  diesen  Borathungen  theil.  Die  Deputirten  der 
Stünde  fassten  ihre  Wünsche  in  drei  Punkte  zusammen.  Sie 
forderten  1.  eine  ofHcielle  Erkiilrung,  dass  die  Universität  ein 
jCorps  braban9on'  sei  und  verbleibe;  2.  dass  dieselbe  in  den 
Genuss  ihres  Nominationsrechtes  wieder  gelange,  welches  be- 
züglich der  Luxemburg'schen  Beneficien  durch  die  in  der 
Convention  vom  Haag  bestimmte  provisorische  Reserve  verletzt 
worden  sei;  3.  endlich  verlangten  sie  die  Aufhebung  der  De- 
claration  vom  19.  Mai  1791,  welche  auf  Grund  derselben  Con- 
vention die  erneute  Wirksamkeit  jener  älteren  Ordonnanzen 
einstweilen  vertagt  hatte,  welche  den  Belgiern  untersagten,  Li- 
eenzen  anderswo  als  in  Löwen  zu  nehmen.  Ausserdem  ver- 
langten die  Deputirten  den  WideiTuf  einiger  Decrete,  die  das 
Gouvernement  in  rein  reglementären  Dingen  erlassen  hatte. 

Von  den  erwähnten  Punkten  war  sachlich  der  dritte  der 
wichtigste.  Denn  gewiss  war  die  Klage  nicht  unbegründet,  dass 
das  Land  mit  Leuten  überschwemmt  sei,  die  sich  ihre  Grade 
an  verschiedenen  Universitäten  erkauft  hätten,  ohne  daselbst 
gewohnt  und  studirt  zu  haben  und  ohne  geprüft  worden  zu 
sein.  Gegen  die  Sache  selbst,  nämlich  den  Widerruf  der  Deela- 
ration  vom  19.  Mai  1791,  vermochte  denn  auch  das  Gouverne- 
ment keine  Einwendung  zu  erheben.  Aber  während  der  Con- 
seil  prive  verlangte,  dass  die  seit  jener  Declaration  anderswo 
erworbenen  Licenzen  auch  fernerhin  ebenso  gelten  sollten,  als 
wären  sie  an  der  Universität  Löwen  genommen  worden,  foi^ 
derten  die  Deputirten  der  Stände  die  Annullirung  der  letzteren, 
da  die  Art  ihrer  Erwerbung  gegen  den  Geist  jener  kaiserlichen 
Anordnung  Verstösse.  Wenigstens,  meinten  sie,  sollte  dies  von 
den  an  französischen  Universitäten  erworbenen  Graden  gelten. 
Doch  die  Regierung  gab  in  diesem  Punkte  umsoweniger  nach, 


'  Tntittmknadorff  an  Metternicli.  Vienne,  le  31  jnillet   1793.  Orig. 


Bclfien  nntfr  d«r  0«D«nbt«nlultenc1»ft  Bnk*n«(  CtrU  (17$$.  17M). 


117 


als  gerade  die  Depntirten  der  Universität  nicht  auf  dieser  For- 
derang  bestanden,  obgleich  sie  dabei  am  meisten  interessirt 
waren.  Sie  beschrilnkttn  ihre  Bitte  auf  den  Widerruf  der  er- 
wähnten Maideclaration,  während  die  Commissftre  der  Stände 
auch  die  Aufhebung  der  Wirkungen  derselben  nicht  nur  flir 
die  Zukunft,  sondern  auch  ftlr  die  Vergangenheit  verlangten. 
Formelle  Gründe  sprachen  daftir,  den  dritten  Punkt  von  den 
beiden  ersten  abgesondert  zu  behandeln,  da  diese  nur  Brabant 
betrafen,  daher  den  Gegenstand  einer  üeclaration  des  dortigen 
Conseils  bilden  konnten,  während  jener  sich  auf  alle  Provinzen 
bezog  und  demgeraäss  den  Gegenstand  einer  besonderen  Decla- 
ration  hätte  bilden  mtlssen. 

DemgemJlss  beschränkten  sich  die  Verhandlungen  zunächst 
'  nur  auf  die  beiden  ersten  Punkte,  und  (Iber  diese  wurde  auch 
eine  Vereinbarung  erzielt.  Der  Erzherzog  wollte  zwar  zuvor  die 
Entscheidung  in  Wien  einholen,  aber  allseitig  gedrängt,  ent- 
schloss  er  sich  am  24.  Juni  eine  Erklärung  zu  pubhciren,  durch 
welche  der  Universität  Luwen  der  ihr  von  Josef  11.  bestrittene 
Cliarakter  eines  ,Coq)s  brnbangon*  zuerkannt  wurde,  und  diese 
Entscheidung  wurde  von  dem  Kaiser  nachträglich  (18.  Juli), 
wenn  auch  nur  ungern,  genehmigt.  Desto  zufriedener  zeigte  sich 
natürlich  die  Universität;  abgesehen  von  einem  aus  diesem  An- 
lasse abgehaltenen  Te  üeum  gab  sie  ihrer  Stimmung  dadurch 
Ausdruck,  dass  sie  dem  Kaiser  auf  f\lnf  Jahre  als  unverzins- 
liches Anlehon  weiterhin  gegen  4',  Percent  lüO.OOO  Gulden 
und  überdies  zu  denselben  Bedingungen  eine  Summe  von 
57.000  Gulden  Überhess,  die  sie  bereits  im  Jahre  1789  in  ähn- 
licher Weise  vorgestreckt  hatte.' 

Auch  sonst  schienen  die  Mitglieder  der  Universität  ver- 
söhnlich gestimmt;  sie  versprachen,  die  Parteinngen,  die  sie 
in  den  letzten  Jahren  vielfach  entzweit  hatten,  fallen  lassen  zu 
wollen.  Auch  gelang  es  Metternich  in  einer  neuen  Jointe,  die 
aus  Mitgliedern  der  Universität  und  der  Stände  bestand,  den 
Streit  über  die  Verantwortung,    die  jene   hätte   treffen   können, 


'  Officieller  Berieht  de»  Erzherzogs  nn  den  Kniser,  le  2»  juin  1793.  Metfer- 
uich  an  Trinttm«iiiidorff.  Bnixellea,  le  15  juillet  179a.  Der  Kaiser  an 
Erzherzog  Car].  Vienne,  le  18  juillet  1793.  Offiziell  Erzherzog'  Carl  an 
den  Kaiser    Bnixelles,  le   IS  septerobre  1793.  Eni»'.  Mflller's.  Ofiiciell. 


118 


VI     Akkuidlting :    t.  Z«ilib«rg. 


die  Güter  und  Fonds  der  Universität  seit  ihrer  Uebertragung: 
nach  Brüssel  verwaltet  hatten,  in  einer  alle  Betheiligten  befrie- 
digenden Weise  beizulegen.' 

Im  Zusammenhauge  damit  ■wurde  auch  eine  Anzahl  von 
Universitätsmitgliedern  aus  ältei-er  Zeit  pensionirt,  andere,  die 
zur  Zeit  der  Reform  und  Uebertragung  der  drei  weltlichen 
Facultäteii  (1788)  angestellt  worden  waren,  entfernt  und  ent- 
schädigt. Nur  sehr  ungern  that  dies  der  Kaiser.  ,Ich  will  für 
diesmal,'  lautete  die  betreffende  Resolution,  ,noc'h  dem  Antrage 
der  Conferenz  Folge  geben,  doch  hotfc  ich,  das.s  dies  die  letzte 
derartige  Ausgabe  ist,  die  man  mir  vorschlägt.'  Bios  provisorisch 
sollte  übrigens  jene  Entschädigung  sein,  der  Staatschatz  sobald 
wie  möglich  durch  anderwttrtige  Verwendung  der  BetreflFenden 
entlastet  werden.* 

Ueber  den  dritten  Punkt  erfolgte  erst  am  27.  Septem- 
ber 1793  die  Entscheidung  des  Kaisers.  ,Entsprechend  allen 
Principien  des  Rechtes  und  der  Gerechtigkeit,'  hiess  es,  ,wo- 
nach  jeder  im  Besitze  der  Vortheile  und  Privilegien  zu  ver- 
bleiben hat,  die  er  auf  legale  Weise  unter  dem  Schutze  eines 
seinerzeit  zu  Kraft  bestehenden  Gesetzes  erworben  hat,  ist  es 
meine  Absicht,  dass  die  Licenzen,  die  in  dieser  Weise  an 
fremden  Universitäten  erworben  worden  sind,  ihre  volle  Wir- 
kung behalten,  als  wenn  sie  an  jener  zu  Löwen  erworben 
worden  wären  .'^  Dagegen  sollten  gemäss  einer  kaiserlichen 
Declaration  vom  14.  Oclober  1793  fortan  die  Belgier  ver- 
pflichtet sein,  ohne  Ausnahme  die  akademischen  Grade  sich  in 
Löwen  zu  holen;  ja  die  Declaration  ging  noch  über  die  Ver- 
sprechungen der  Haager  Convention  hinaus,  indem  sie  der 
Universität  alle  jene  Prärogative  zurückgab,  die  sie  zur  Zeit 
Maria  Theresias  besessen,  einer  Epoche,  die  man  auch  sonst 
bei  diesem  Werke  der  Wiederherstellung  zum  Ausgangspunkte 
ersah.* 

Mittlerweile  trug  sich  ein  Zwischenfall  zu,  der  den  Erz- 
herzog peinlich  berühren  musste,   wenn  derselbe   auch  fllr  den 


'  Mettemich  an  Trauttmuudorfi'.    Bmxellea,    le  6   septembre  1793.    Entw. 
Maller'». 

*  TrauttmansdoriT  an  Mettemich.  Vienne,  le  28  octobre  1798.  Orig. 
'  Wiener  Zeitung. 

*  Borget  II*,  248. 


Brigicn  unter  l«r  OeMraktottbaltencluft  Enbenof  CvU  (J7M,  1794). 


119 


I 


Gang  der  Hauptveriiandlung  nicht  gerade  von  wesentlichen 
Folgen  begleitet  war. 

Einen  Gegenstand  vielfacher  und  nicht  ungerechtfertigter 
Klagen  bildete  nUmhch  die  drückende  Last,  welche,  da  der 
französische  Krieg  grösstentheils  ein  Belagemngskrieg  war,  die 
Fuhrwerke,  das  Schanzen,  die  Strohheferungen  den  belgischen 
Bauern  auferlegten.  Man  schlug  die  Zald  der  tftglich  erforder- 
lichen Pionniere,  die  man  den  verschiedenen  Provinzen  entnahm, 
auf  nicht  weniger  als  15.000  Mann,  aus  Brabant  allein  auf  3000 
Mann,'  an.  Nicht  minder  beträchtlich  war  die  Zahl  der  Fuhr- 
werke. Diese  Lieferungen  wurden  noch  druckender,  als  die 
Zeit  der  Heumahd  und  der  Ernte  nahte,  die  in  dem  fruchtbaren 
und  reichcukivirten  Lande  fUr  mindestens  zwei  Monate  alle 
Ackerpferde  und  alle  Arbeitskräfte  absorbirte.  Anfangs  waren 
indess  diese  Forderungen  auf  geringen  Widerstand  gestossen; 
nur  hie  und  da,  wie  in  Flandern  und  in  Mecheln,  hatten  sich 
Fälle  des  Ungehorsams  gezeigt,  der  von  der  malcontenten 
Partei  geschürt  wurde,  aber  hier  wie  in  den  meisten  Provinzen 
waren  die  Leistungen  gesetzlich  geregelt,  so  dass  man  vorkom- 
menden Falles  mit  Strafen  vorgehen  konnte.  Nicht  so  in  Bra- 
bant, wo  es  an  derartigen  gesetzhchen  Bestimmungen  bisher 
fehlte,  und  wo  zwar  die  Stände  sich  anfangs  im  Allgemeinen 
in  dieser  Frage  sehr  entgegenkommend  zeigten,  aber  es  doch 
nicht  an  Vorstellungen  fehlen  Hessen,*  zumal  als  eben  die  Ernte- 
zeit nahte. ' 

Es  war  am  5.  August,  als  bei  dem  Erzherzog  eine  Be- 
rathung  stattfand,  bei  der  es  sich  um  die  BeischafiTung  von 
ÖOO  Wagen  für  die  Armee  handelte.  Auch  die  Deputirten  der 
Stände  wohnten  dieser  Besprechung  bei.  Doch  alle  Vorstellun- 
gen, die  man  den  letzteren  machte,  sowohl  dass  das  Verlangen 
in  der  Verfassung  begründet  sei,  als  dass  Coburg  der  Lieferung 
anumgänglich  bedürfe,  fruchteten  nichts.  Die  Deputirten  weiger- 
ten sich  rundweg,  die  Lieferung  auszuschreiben,  ausser  ,par 
entreprise'  und  gegen  eine  höhere  Vergtltung.  Als  man  dagegen 
einwarf,   der  Kaiser   sei    berechtigt,   die  Lieferung   zu   fordern, 


'  lietternich  an  TrituUmanndorff.  BriixellMi,  le  28  iniii   170S.  Copic. 

*  Mettamich  an  Trauttmansdortf.  Bnixellea,  le  15  join   1793.  Entw. 

*  Motternich  an  Trauttiiiansdurlf.    Braxullc»,  le  S3  juillet   1793.  Co)iit<. 


ISO 


TT.  Atliaaillnnir;  f.  Z»Uit«rf. 


und  nütliigeniiiUs  mit  Anwendung  von  Gewalt  drohte,  erwiderten 
die  Dcputirten  in  drohendem  Tone,  man  möge  es  nur  versuchen, 
der  Kaiser  werde  es  bereuen,  und  dann  werde  es  zu  spilt  sein. 
Ja,  Uraf  Limminghe  vergass  sich  so  weit,  dass  er  in  Gregen- 
wart  d<38  Erzherzogs  ausrief:  ,Wenn  wir  der  Armee  solche  Liefe- 
rungen lUHchcn  müssen,  sind  uns  die  Franzosen  viel  lieber,  die 
haben  uns  doch  viel  weniger  bedrückt.'  Der  Erzherzog  wusstc 
sich  zu  massigen;  er  gab  sich  den  Anschein,  als  habe  er  die 
Aeussserung  überhört.  Er  hob  bald  darnach  die  Sitzung  auf. 
Nachden»  sich  aber  die  Deputirten  entfemt  hatten,  bat  er  den 
Minister,  in  Zukunft  derartige  Berathungen  bei  sich  abhalten 
BU  wollen,  da  es  jlusserst  unschicksam  sei,  dass  man  ihm,  dem 
Ki-pritsont^intcn  des  Souveräns,  derartige  Impertinenzen  sagen 
dürfe.'  An  die  Stände  richtete  der  Erzherzog  eine  Depesche, 
in  der  «r  sich,  falls  sie  wieder  einmal  Deputirte  an  ihn  schicken 
wollten,  den  Grafen  Limminghe  ausdrücklich  verbat.* 

Dieser  selbst  wurde  von  Metteniich  zum  Widerrufe  seiner 
KrklUrung  aufgefordert,  doch  der  Brief,  den  er  als  Entschuldi- 
gung an  SIctternieh  richtete,  konnte  nicht  als  solche  gelten, 
noch  weniger  ein  unmittelbar  an  den  Erzherzog  gerichtetes 
Schreiben,  das  in  so  unziemlichem  Tone  abgefasst  war,  dass 
dasselbe  auf  Grund  eines  Beschlusses  der  Conferenz  an  den 
Grafen  ziu-ückgeschickt  wurde.  Dagegen  zeigten  sich  die 
Stände  über  die  Taktlosigkeit  Limminghe's  sehr  bestürzt.  Am 
IS.  August  fanden  sich  Deputirte  derselben  bei  dem  Erz- 
herzoge ein,  um  ihr  Bedauern  über  den  Zwischenfall  auszu- 
sprechen und  ihn  zu  versichern,  dass  die  Acusserung  Lim- 
minghe's nicht  ihren  Gesinnungen  entspreche.  Carl  erklärte,  er 
sei  von  ilirer  Ergebenheit  überzeugt  und  habe  auch  in  diesem 
Sinne  an  den  Kaiser  gesehrieben;  er  hoffe,  sie  würden  bald 
Beweise  ihres  Eifers  für  den  Dienst  liefern.  Ueber  den  wahren 
Sachverhalt  gab  sich  der  Erzherzog  freilich  keiner  Täuschung 
hin.  Limminghe,  meinte  er,  sei  blos  ,der  Abfaum  der  Stände 
von  Brabant,  werde  aber  von  Anderen  gehetzt,  dasjenige  zu 
sagen,    was  sie  sich  nicht  vorzubringen  trauten'.* 


'  Erzherzog  Carl  an  den  Kaiser.  Brüssel,  den  7.  August  1793.  Orig. 

*  Nach   Borf^net  U*.  283   ist   dieser  Brief  publicirt   tu   dem   mir   nicht  xn- 
(fJLnglichen  Meiwager  de«  scienccs  bistoriiines  de  Belg^que  I83tf. 

*  Grzborzng  Carl  an  den  Kaiser.    Brüssel,  den  7.  August  1793.   Orig.    eig. 


B«Ifiao  luitai  i 


tltriMkaft  Enknno(  l'u-la  079t.  1794). 


121 


Der  Kaiser  billigte  die  massvolle  Haltung  seines  Bruders, 
wenn  er  auch  den  Zwischenfall  insofeme  beklagte,  als  er  dem- 
selben, um  sieh  nicht  zu  compromittiren,  die  Gelegenheit  ent- 
ziehe, da  einzugreifen,  wo  er  durch  seine  Person  dem  Dienste 
sonst  wesentlich  nUtzen  könnte.'  Sonst  legte  man,  wie  ans 
einem  Schreiben  Trauttmansdorff 's  *  an  den  Bischof  von  Ant- 
werpen erhellt,  dem  Vorfalle  keine  allzu  grosse  Bedeutung  bei, 
Eumal  ja  die  Stfinde  sofort  Limminghe  desavouirt  hatten.  Ja 
man  gab  sogar  zu,  dass  das  Fuhrwesen,  namenthch  zur  Emte- 
jteit,  eine  drückende  Massregel  sei,  die  man  durch  das  Aus- 
schreiben eines  Offertes  hätte  vermeiden  können,  zumal  der 
Geldpunkt  erst  in  zweiter  Linie  stehe.  Worüber  aber  der 
Kaiser  geradezu  ,8candalisirt'  war,  das  war  die  Thatsache,  dass 
die  Stände  von  Brubant  bereits  über  vier  Monate  versammelt 
waren,  ohne  über  die  ihm  zu  leistende  Entschädigung  schlüssig 
zu  werden. 

So  sehr  man  aber  auch  mit  dem  Gange  der  Verhandlun- 
gen in  Brabant  unzufrieden  sein  mochte,  so  bitter  man  auch 
die  allzu  grosse  Nachgiebigkeit  des  Ministers  beklagte,  so  hatte 
sich  doch  bisher  gerade  kein  Streitfall  principieller  Art  ergeben. 

war  erst  der  Fall,  als  die  Stände  behaupteten,  zu  jener 
Entschädigung  gar  nicht  verpflichtet  zu  sein,  besonders  aber 
als  sie  den  von  dem  Kaiser  ernannten  Kanzler  ihres  Conseils 
nicht  zulassen  wollten. 

X.  Der  Brabaiiter  Eanzlerstrelt. 


Das  Recht  der  Ernennung  des  Kanzlers  von  Brabant  stand 
unzweifelhaft  dem  Kaiser  zu,  und  wenn  auch  der  Kanzler  einen 
Eüd  auf  die  Joyeuse  entree  in  die  Hände  der  Stände  ablegen 
muBste,  hatten  doch  dieselben  kein  Recht,  den  Ernannten  zuriick- 
EQweisen,  sofern  er  nur  die  durch  die  Joyeuse  entröe  vorge- 
schriebenen Eigenschatlcn  besass,  nämlich  (nach  Art  5)  eine 
^digne  personne',  ,weerdigc  pcrsoon'  war  und  (nach  Art  6)  zu 
den  ,gen8  de  bien',  ,goode  luydon'  gehörte. 

*  Der  Kaiser  «nErzhenLo^Cart.  LAxeuburg,  den  13.  August  179S.Orig.eig.  A.-A. 
'  Der   übrigen»  selbst  «uf  die  erste  Nachricht  der  Meinung  gewesen  war, 

da«s    der  Kaiser    die  Sache    .unmöglich'    mit    Stillschweigen    Obergehen 

kfiune.  Tranttmnnsdurif  an  (.'ulloredo,  s.  d.  Orig. 


128 


TT    Alilludinnf :  t.  Z«ifi1>«rg. 


Die  KanzlerstcUe  war  durch  den  Rücktritt  des  jüngeren 
Crumpipen  erledigt.  Auch  er  hatte  sich  gleich  seinem  ällteren 
Namensträ^er  in  den  Wunsch  des  Gouvernements  gefügt;  an- 
geblich um  nicht  ein  Hindemiss  für  die  Wiederkehr  friedlicher 
Zustünde  und  des  nothwendigen  Vertrauens  zu  sein,  hatte  er 
freiwillig  seine  Entlassung  genommen. 

Der  stricte  Befehl  des  Kaisers  ging  dahin,  diese  Stelle 
dem  früheren  Vicekanzler  Van  Velde  za  verleihen.  Nun  hatte 
aber  gerade  die  Gef\lgigkeit,  mit  welcher  einst  —  zur  Zeit 
Kaiser  Josefs  II.  —  Van  Velde  sich  bereit  gezeigt  hatte,  die 
in  der  Verfassung  des  Landes  nicht  begründete  Stelle  eines 
Vicekanzlcrs  zu  übernehmen,  demselben  in  der  öffenüichen 
Meinung  sehr  geschadet,  die  in  diesem  Falle  mit  jener  der 
Stände  identisch  war.  Vermuthlich  war  dies  auch  der  Grund, 
weshalb  Mettcrnich  nicht  einfach  den  Befehl  des  Kaisers  zur 
Ausflihrung  brachte,  sondern  vielmehr  in  einem,  wie  es  scheint, 
nicht  mehr  erhaltenen  Berichte  Bartenstein  und  d'Overschies, 
namentlich  den  letzteren,  vorschlug,  während  Van  Velde  in 
einem  beigefügten  Schreiben  auf  die  ihm  zugedachte  Stelle  ver- 
zichtete. Doch  der  Kaiser  hielt  an  seiner  ersten  EntSchliessung 
fest.  Habe  sich  auch,  meinte  man,  Van  Velde  durch  den  Eifer, 
mit  dem  er  sich  bereit  fand,  die  Stelle  eines  Vicekanzlers  zu 
übernehmen,  die  Gemüthor  ein  wenig  entfremdet,  so  habe  er 
doch  nicht  die  ,al]gemeine'  öflFentliche  Meinung  gegen  sich, 
wenigstens  nicht  so  sehr,  dass  man  davon  üble  Folgen  ftlr  den 
Dienst  zu  besorgen  habe.  Auch  scheine  es,  dass  er  nur,  um 
sich  den  Umstunden  zu  fügen,  verzichte,  da  er  in  seinem 
Schreiben  an  Mettemich  durchschimmern  lasse,  dass  er  sich 
auf  die  Ernennung  gefasst  gemacht  habe,  wozu  er  auch  be- 
rechtigt gewesen  sei.  Mettemich  wurde  also  nochmals  auf- 
gefordert, den  Befehl  des  Kaisers  zu  vollziehen,  es  sei  denn, 
dass  er  positiv  versichern  könne,  Van  Velde  sei  so  verhasst, 
dass  seine  Ernennung  unbedingt  schädlich  sei.* 

Mettemich  scJiob  auch  jetzt  noch  die  Ernennung  Van 
Velde's  hinaus;  er  glaubte,  wenigstens  die  damals  noch  nicht 
erfolgte  Bewilligung  der  Subsides  und  des  Don  grutuit  ab- 
warten zu  sollen.    Er  wurde  in  dieser  Ansicht  nicht  nur  durch 


'  TruuttniBDidorff  sii  Motteruich.  Vienne,   le  11  uiai  1793.  Orig. 


B«l(ieii  unter  dor  <}«o*nl«tAttli>lt<racbkft  Enhcnog  CuU  (ITM,  I7M). 


123 


Lannay  bestärkt,*  sondern  auch  durch  eine  gedruckte  Re- 
präsentation, die  der  dritte  Stand  von  BrUssel  durch  die  beiden 
ersten  Suinde  überreiclite,  und  in  der  derselVjc  seinen  ablehnen- 
den Standpunkt  in  der  Kanzlerfrage  unverholen  entwickelte. 
,Ich  meine  zwar  trotzdem,'  bemerkt  hiezu  Metternich,  ,da88 
Se.  Majestät  sich  nichts  vorschreiben  lassen  soll;  die  Wahl  der 
Person  des  Kanzlers  ist  lediglich  seine  Sache.  Was  mir  aber 
die  Klugheit  und  die  Erwägung  der  Umstände  allerdings  zu 
fordern  scheint,  ist,  dass  Se.  Majestät  Ihre  Allerhöchste  Ent- 
scheidung noch  einige  Zeit  verschieben  möge.'* 

Aber  in  Wien  war  man  ganz  anderer  Ansicht.  Die  stän- 
dische Repräsentation  machte,  wie  gewöhnlich,  auf  den  Kaiser 
den  ungünstigsten  Eindruck,  den  beigefügten  Ergebenheits- 
versicherungen legte  man  nicht  den  mindesten  Werth  bei.  Auch 
den  verstorbenen  Oheim  des  Kaisers  habe  man  mit  dergleichen 
Versicherungen  überhäuft,  als  man  bereits  das  Banner  des  Auf- 
ruhres gegen  ihn  aufpflanzte.  , Unser  Herr,'  heisst  es  in  einer 
Weisung  TrauttmansdortTs  (7.  Juli),  die  allerdings  nicht  an  ihre 
Adresse  abging,  sondern  (13.  August)  durch  eine  andere  er- 
setzt wui'de,  desto  mehr  aber  ftir  die  Ansichten  des  Wiener 
Hofes  bezeichnend  ist,  ,mU88te  auf  jeden  Befehl  verzichten, 
wenn,  um  denselben  nicht  auszuführen,  genügte,  dass  die, 
welche  gehorchen  sollen,  anderer  Ansicht  sind.'  Metternich,  hiess 
es,  möge  nicht  immer  von  dem  Willen  der  Nation  sprechen 
und  sich  nicht  vor  Allem  beugen,  was  diese  vorsciireibe,  denn 
er  adoptire  hiermit  das  Princip  der  Volkssouveränet&t.  Uebri- 
gens  schreibe  man  der  Nation  die  Intriguon  einiger  Übei*- 
spannter  Köpfe  zu,  die  um  jeden  Preis  ihren  Ehrgeiz  befriedi- 
gen wollen,  wie  jener  d'<  )ver8chie8,  ge^cn  den  sich  damals  die 
Stimmung  des  Hofes  zu  kehren  begann. 

Wenn  andererseits  Metternich  sich  unter  Anderem  auch 
darauf  berief,  dass  Van  Velde  selbst  erklärt  habe,  tinter  ge- 
wissen Bedingungen  zum  Rücktritte  bereit  zu  seiu,  so  wurde 
gerade  diese  Behauptung  durch  Van  Velde  selbst  widerlegt. 
Wir  wissen  aus  dessen  eigenem  Munde,  dass  sich  die  Sache 
doch   wesentlich   anders   verhielt    Darnach  hatte   er  vielmehr, 


'  Metternich  an  TrauttmuDsdorff.  Bruxelles,  le  26  jutn  1798.  Copie. 
*  Metternich  au  Trauttniansdorff.   Itnixelles,  le  2ö  jnin  1793,  Copie. 


tu 


Tl.  AbkudluuK :  v.  Z«i«<l>«rg. 


als  er  die  Stelle  eines  Vicekanzlers  niederlegte,  sich  um  die 
Stelle  eines  Lieutenants  des  Lchensliofes  von  Brabant  beworben, 
und  als  ihm  die  Absicht  des  Kaisers  bekanntgegeben  wurde, 
ihn  zum  Kanzler  zu  ernennen,  in  einem  Schreiben  an  Mett«r- 
nich  vom  22.  April  und  auch  in  einem  Schreiben  an  Trautt- 
mansdorff  aus  seiner  Abneigung  gegen  die  Uebemahme  dieses 
Postens  gar  kein  Hehl  gemacht,  wohl  aber  sich  auf  alle  Fälle 
dem  Kaiser  zur  Verfügung  gestellt.  Als  daher  der  Kaiser  auf 
seinem  Willen  beharrte  und  ihm  Metternich  dies  am  9.  Juni 
bekanntgab,  zugleich  aber  hinzufügte,  er  wisse  aus  guter  Quelle, 
dasB  seine  Ernennung  bei  einem  Theile  der  Stünde  Missfallen 
erregen  werde,  und  dass  er  daher  dem  Kaiser  von  Neuem  be- 
richtet und  seine  Ernennung  zum  Lieutenant  an  jenem  Lehens- 
hofe und  zum  Staatsrathe  beantragt  habe,  da  hatte  sich  Vau 
Velde  seinerseits  auf  seine  frühere  Erklärung  vom  22.  April 
bezogen,  auf  der  er  auch  jetzt  noch  beharre  und  der  zufolge 
er  sich  der  Entscheidung  des  Kaisere,  wie  sie  auch  ausfallen 
möge,  zu  unterwerfen  gedenke.  Und  als  sodann  Metternich  in 
der  That  noch  einmal  dem  Kaiser  Vorstellung  machte,  von 
diesem  aber  nun  den  stricten  Befehl  erhielt,  mit  der  Ernennung 
Van  Velde's  zum  Kanzler  nicht  länger  zu  zügern,  erfuhr  dieser 
hievon  nicht  durch  Metternich  selbst,  sondern  erst  durch  Zufall 
aus  dem  Munde  des  Staatssecretilrs.  Metternich,  an  den  er 
sich  in  Folge  dessen  wandte,  bestätigte  die  Richtigkeit  der 
Mittheihing,  entschuldigte  den  Verzug  damit,  dass  die  beti'effen- 
den  Pateute  aus  Wien  noch  nicht  eingetroffen  seien,  suchte 
aber  Van  Velde  nochmals  durch  die  eindriughchsten  Vorstellun- 
gen, namentlich  durch  den  Hinweis  auf  die  .Stimmung  der  Stände, 
zu  freiwilligem  Verzichte  zu  bewegen.  Doch  die  Antwort  Van 
Velde's  lautete  wie  zuvor.  Er  fügte  hinzu,  dass  die  Stünde 
durch  den  bevollmächtigten  Minister  längst  hätten  erfahren  kön- 
nen, dass  er  selbst  das  Amt  eines  Kanzlers  nicht  angestrebt, 
sondern  sich  um  des  Friedens  willen  um  ein  auderes  Amt  be- 
worben habe.* 

Gegenüber  dem  stricten  Befehle  des  Kaisers  schien  Metter- 
nich nichts  übrig  zu  bleiben,  als  an  dessen  Ausfuhrung  zu  schrei- 
ten. Gleichwohl  machte  er  nochmals  seine  Bedenken  geltend,  wo- 


Vui  Velde  aa  TrsuttmuiMlorff.  Bruxellea,  le  86  juillet  1793. 


I 


1$t»T  der  a«aoral9Ult)nII«nebtn  Enbereog  Cvli  (171IS,  >7M). 


bei  er  sich  auf  die  nach  älteren  Instructionen  dem  Grouvemement 
zustehende  Beftigniss  berief,  wider  beabsichtigte  Massregeln 
dreimal  vorstellig  zu  werden.'  Doch  umsonst.  In  gemessenen 
Ausdrucken  gab  der  Kaiser  durch  Trauttmansdorff  dem  Minister 
sa  erkennen,  dass  er  fest  entschlossen  sei,  an  der  getroffenen 
Wahl  festzuhalten,  was  auch  immer  geschehen  möge.  Gerade 
der  Umstand,  dass  Van  Vekle  einst  einen  Posten  übernommen 
habe,  der  fllr  verfassungswidrig  gelte,  sei  nicht  nur  kein  Aus- 
schliessungsgrund, sondern  vielmehr  ein  Moment,  das  ihn  dem 
Kaiser  empfehle,  da  es  nothwendig  sei,  dass  jene  Thatsache 
ebenso  von  den  Ständen  vergessen  werde,  wie  er  selbst  ihre 
einstigen  Ausschreitungen  vergessen  habe.  Mettemich  sollte 
daher  jede  Vorstellung  entschieden  zurückweisen  und  erhielt 
zugleich  den  für  ihn  persönlich  gewiss  nicht  erfreulichen  Auf- 
trag, Van  Velde .  die  Anerkennung  des  Kaisers  für  die  Bereit- 
willigkeit auszusprechen,  mit  der  er  seinen  Befohlen  gehorcht, 
trotz  der  Unannehmlichkeiten,  die  er  in  Folge  dessen  zu  ge- 
wärtigen habe.* 

So  wurde  denn  endlich  (20.  August)  Van  Velde  eröffnet, 
dass  er  sich  am  23.  August  zur  Eidesleistung  bei  dem  Erz- 
herzog einzufinden  habe.  Als  er  sich  aber  am  21.  zu  dem  Mi- 
nister begab,  um  das  Patent  entgegenzunehmen,  das  er  besitzen 
musste,  um  den  Eid  ablegen  zu  können,  wurde  ihm  dies  zwar 
ausgefolgt,  aber  von  Mettemich  bedeutet,  dass,  da  mit  den 
Ständen  am  23.  August  verachiedene  wichtige  Angelegenheiten 
zu  erledigen  seien,  die  Eidesleistung  erst  am  26.  stattfinden 
könne.  Aber  auch  an  diesem  Tage  fand  die  Vereidung  nicht 
statt,  nochmals  wurde  dieselbe  ,auf  kurze  Zeit'  vertagt,  in  Wirk- 
lichkeit auf  längere  Zeit  verschoben.' 

So  wie  in  Wien  sah  man  nämlich  auch  in  Brüssel  mit 
Ungodold  dem  Schlüsse  der  Brabanter  Ständeversammlung  ent- 
gegen. Denn  man  meinte,  dass,  solange  dieselbe  währe,  das 
Volk  nicht  zur  Ruhe  kommen  werde.  ,Die8e  Versammlung,* 
hiess  es,  ,wird  nicht  ewig  dauern  können.'^  Man  hatte  erwartet, 
dass  die  Inauguration,  die  den  Abschluss  des  Versöhnungswerkes 


'  Mettemich  «d  TraiittmauBdorfT.  Braxellos,  le  20  juillet  1793.  Copie, 

*  TrauttmauBdorff  an  Mettemich.  Vienne,  le  1"  aoflt  1793.  Orig. 

'  Van  Veldo  an  Erzherzog  Carl.  Bnuellea,  le  4  dicembre  1793.  Orig.  oig. 

*  Trauttmansdorff  an  Mettemich.  Vienne,  le  19  juillet  1793.  Or%. 


196 


Tl.  Abliiiixlliing :  t.  Zaittbarf. 


bilden  sollte,  zu  Anfang  Juli  werde  stattfinden  können,'  und 
nun  sah  man  bereits  dem  Eintritte  des  September  entgegen^ 
ohne  dass  man  zum  Abschlüsse  gekommen  war.  Da  geschah 
endlich,  was  seit  drei  Jahren  nicht  geschehen  war:  die  Stände 
Hessen  sich  (am  24.  August)  herbei,  ihre  Anerbictungen  in 
Bezug  auf  die  noch  strittigen  Punkte  in  Form  eines  Schrift- 
stttckcs  vorzulegen.  Da  dies  am  Vorabende  jenes  Tages  ge- 
schah, an  welchem  die  Eidesleistung  des  Kanzlers  hätte  statt- 
finden sollen,  beschloss  die  schleunigst  einberufene  Conferenz 
unter  Zuziehung  des  Chef  et  President  und  des  Trösorier 
g^neral,  diesen  Act  noch  einmal  zu  verschieben. 

Nur  der  Erzherzog  sprach  sich  entschieden  gegen  jeden 
weiteren  Aufschub  aus.  ,Ich  allein  war,'  sclireibt  er  an  den 
Kaiser,  ,von  einer  ganz  anderen  Meinung.  Entweder,  sagte  ich, 
wollen  die  Stande  im  Ernst  sich  zur  Ruhe  geben  und  mit  dem 
Souverän  wieder  aussöhnen  oder  nicht.  Wollen  sie  es,  so  wird 
sie  die  Einsetzung  des  Kanzlers  nicht  daran  verhindern  und  im 
Gegentheile  wird  es  ihnen  an  Verwänden  mangeln,  um  die 
Epoche  eines  Vergleiches  immer  mi;hr  zu  verschieben.  Du  hast 
(Dich)  enfscldossen,  unveränderlich  darauf  zu  bestehen.  Das 
wissen  sie,  die  Sache  ist  also  geschehen.  Wanim  soll  die  Ein- 
setzung desselben,  die  Antrotung  seiner  Würde,  welche  mehr 
eine  Ceremonie  als  etwas  Anderes  ist,  alle  guten  Dispositionen 
der  Stände  über  den  Haufen  werfen  i*  Ich  sehe  also  dies  blos 
als  einen  Vorwand  an,  um  Zeit  zu  gewinnen,  in  der  Absicht, 
80  viel  Intriguen  zu  spielen,  Alles  anzuwenden,  um  Dich  von 
Deinem  Entschlüsse  abzuwenden,  und  ich  fürchte,  dass  diese 
Verschiebung  gar  keinen  Nutzen  haben  wird,  da  sie  so  lange 
ttndcln  werden,  sich  über  die  übrigeu  Punkte  zu  vergleichen, 
bis  entweder  darüber  ein  Entschluss  wird  gefasst  werden  oder 
die  Zeit,  so  man  diese  Affaire  zu  verschieben  entschlossen, 
wird  verflossen  sein.  Man  wird  dann  den  Kanzler  in  seine 
Stelle  einsetzen  wollen,  und  dies  wird  ihnen  zum  Verwände 
dienen,  um  die  Subsides,  Zahlung  der  Arreragen,  kurz  Alles 
abzuscldagen.  Ihnen  ist  unser  Mangel  an  Geld  bekannt  und 
sie  werden  sich  schmeicheln,  uns  zu  zwingen,  zum  Kreuz  zu 
kriechen,   um  Geld   von    ihnen   zu  bekommen.    Aus   allen  Ur- 


'  Tranttmiinwlorff  an  Mettemicli.  Vieiine,  le  24  jiiin  1793.  Orig.  eig. 


Belficn  aoler  diT  OtntnbtktthaUerHhBft  Enberaog  Cwb  (>m,  17M). 


127 


Bachen,  welche  ich  also  hier  angefUhrt  liahc,  und  da  ich  glaubte, 
dass  es  in  diesem  Augenblicke  höchst  geftlhrlich  sei,  Schwäche 
zu  zeigen,  war  ich  der  Meinung,  man  soUe  den  Kanzler  gleich 
in  meiner  Gegenwart  den  Eid  schwüren  lassen,  ihn  dann  zu 
denen  Stünden  schicken,  um  ihn  dort  abzulegen,  and  dies  auf 
eine  Art  maclien,  als  ob  man  sich  gar  nicht  einfallen  lassen 
könnte,  dass  sie  sich  widersetzen  könnten.'  Ja  der  Erzherzog 
fasste  bei  fortgesetztem  Widerstände  der  Stände  bereits  jetzt 
die  Anwendung  bewaffneter  Gewalt  ins  Auge.  Ausdrücklich 
erbat  er  sich  von  dem  Kaiser  die  Erlaubniss,  sich  an  Coburg 
um  Ueberlassung  einiger  Truppen  wenden  zu  dürfen,  und  zwar 
deutscher  oder  ungarischer,  da  er  ihm  sonst  Wallonen-Regi- 
menter zusenden  werde,  deren  Anwesenheit  im  Lande  mehr 
Schaden  als  Nutzfen  stiften  könnte.' 

Man  wird  kaum  fehlgehen,  wenn  man  dieses  unerwartet 
scimcidige  Auftreten  des  sonst  so  mild  gesinnten  und  ruhigen 
Erzherzogs  auf  jene  Verstimmung  zurückfülirt,  die  das  jüngste 
Auftreten  der  Stände  und  namentlich  des  Grafen  Limraingho 
in  ihm  zurtlckgolassen  hatte.  Es  ehrt  indess  auch  in  diesem 
Falle  denselben,  dass  er  so  viel  Selbstbeherrschung  besass,  um 
sich  der  übereinstimmenden  Ansicht  erfahrener  Kathgeber  be- 
scheiden unterzuordnen.  ,Da,'  heisst  es  in  jenem  Briefe  an  den 
Kaiser,  ,alle  die  Herren,  welche  die  Jointe  ausmachten,  von 
einer  anderen  Meinung,  und  dies  zwar  einstimmig  waren,  und 
diese  die  traurigsten  Folgen  von  einem  solchen  Schritte  voraus- 
sahen, da  sie  andererseits  doch  glaubten,  man  könne  vielleicht 
zu  einem  gütlichen  Vergleiche  über  alle  die  übrigen  strittigen 
Punkte  mit  den  StJlnden  gelangen,  so  habe  ich  es  nicht  ge- 
glaubt, auf  mich  nehmen  zu  können,  wider  ihre  einstimmige 
Meinung  zu  handeln.  Ich  habe  mich  daher  entschlossen,  den 
Zeitpunkt  der  Leistung  des  Eides  des  Kanzlers,  welcher  schon 
bestimmt  war,  bis  auf  eine  weitere  Resolution  zu  verschieben, 
jedoch  habe  ich  befohlen,  in  dem  Berichte,  welchen  ich  Dir 
ex  officio  machen  werde,  meine  Meinung  anzuAlhren  und  bei- 
zusetzen, dass  dies  wider  dieselbe  geschehen  sei,'  Schliesslich 
bemerkt  der  Erzherzog  noch,  dass,  obschon  die  Conferenz  sich 
einstimmig  für  die  Verschiebung  der  Einsetzung  des  Kanzlers 


'  BnbWMg  Cu-1  au  <Ion  Rainer.    Urflii«el,  den  30.  Angiut  1793    Orig.  eig. 


128 


VI.  Abhaolliiog:  T.  Zcltfbcrg. 


ausgesprochen  habe,  man  doch  ebenso  einstimmig  der  Ansicht 
gewesen  sei,  dass  der  Kaiser  seinerzeit  auf  der  Ernennung  Van 
Velde's  bestehen  möge. 

Wie  vorauszusehen  war,  zeigte  sich  der  Kaiser  sehr  er- 
freut über  den  Brief  seines  Bruders,  namentlich  fand  es  seinen 
Beifall,  dass  derselbe  , durch  sich  selbst  und  nach  seiner  Ucber- 
zeugung  handle,  was  ihm  gewiss  die  Ächtung  aller  ehrlichen 
Leute  verschaffen  werde,  die,  wie  man  aus  mehreren  Briefen 
ersehe,  seiner  Meinung  seien'.  Da  er  die  Gerechtigkeit  für  sich 
habe,  erklärte  der  Kaiser,  bezüglich  Van  Velde's  nicht  nach- 
geben zu  wollen.  .Mir  ist  es  leid,'  fkhrt  er  fort,  ,wenn  es  zu 
gewaltigen  Schritten  kommen  sollte,  denn  dann  mUssten  wir 
coüte  ce  qui  coäte  durchsetzen.  Vielleicht  aber,  da  die  anderen 
Provinzen  schon  bereits  in  Ordnung  sind,  wird  auch  Brabant, 
wenn  es  Ernst  sieht,  nachgeben.  Die  Herren  sind  bis  jetzt  ge- 
wöhnt, dem  Gouvernement  Alles  abzuschrecken;  tHhrst  Du  aber 
in  Deiner  Conduite  fort,  so  werden  sie  bald  diesen  Wahn  ver- 
lieren/ ' 

Metternich  aber  erhielt  am  26.  September  neuerdings  die 
Weisung,  sofort  die  Kanzlerfrage  zu  Ende  zu  führen,  es  sei 
denn,  dass  er  versichern  könne,  nicht  nur  dass  aus  der  Aua- 
flihrung  der  Weisung  ein  Uebel  erwachsen  werde,  sondern  auch 
dass  er  bestimmte  Aussicht  habe,  die  Angelegenheit  mit  den 
drei  Stünden  in  einer  Art  zum  Austrage  zu  bringen,  dass  dabei 
die  Würde  des  Souveräns  nicht  compromittirt  werde,  d.  h.  in- 
dem man  dem  Auftrage  desselben  in  seinem  vollen  Umfange 
entspreche.*  Am  16.  October  wurde  Metternich  abermals  an 
seinen  Auftrag  erinnert.  Die  Inauguration  könne  erst  dann  statt- 
finden, wenn  alle  Streitpunkte  erledigt  seien,  namentlich  die 
Installation  des  Kanzlers,  die  Bewilligung  der  Impots  und  Sub- 
sides  für  das  nächste  Halbjahr.* 

Uebrigens  waren  auch  die  oberwähnten  Anerbietungen 
der  Stände  nicht  so  beschaffen,  dass  sie  die  Regierung  etwa 
en  bloc  hätte  annehmen  können.  Die  Stände  boten  unter  dem 
Titel   eines  Don  gratuit  die   runde  Summe    von   vier  Millionen 


'  Der  Kaiser  an  Erzherzog  Carl.  Laxonbat^g,  dcu  11.  äe|Heinber  1793.  Orig. 

eig. 
'  Trauttmansdorfl'  an  Metternich.  Vienne,  le  36  «eptembre   1793.  Orig. 
*  Traultmausdurff  au  Mettemiob.  Vienne,  le  16  octobre  1798.  Orig. 


Bclgisn  snltr  <l«r  0«iMnUUUkall«noh*n  Enhereog  OwU  (ITM,  ITM).  129 

an;  diese  sollte  als  Abschlagszalilung:  ftir  ihre  Quote  an  den 
beiden  rückständigen  Subsides  und  an  den  Entschitdigungen 
gehen,   wobei    jedoch  jene  der  Privaten  dem  Kaiser  zur  Last 

'  fielen.  Auch  wollte  man  mit  der  Auszaldung  dieser  Summe  erat 
dann  beginnen,   wenn   die   noch   bestehenden   jVerfaasungsver- 

.  letzungen'    gutgemacht    sein    und    der    Kaiser    es    fibernehmea, 
würde,   seinerseits  auch  Personen  zu  cntsehildigen,   die  in  den 
letzten  Jahren  durch  das  Gouvernement  Schaden  erlitten  hätten. 
Allerdings  slclhcn  die  beiden  ersten  Stände  zugleich  auch  diei 
Zustimmung  des  dritten  in  Aussicht.' 


^XI.  DIp  EutitoIiüdigiiiiKsfrage  in  Brabant.  —  Dfe  Depesche 
vom  15.  NoTcmbcr  1793. 

Von  Wien  aus  hatte  man  auf  die  erste  Verlautbarung  der 

Mändischen  Absichten  Mettei-nich  jede  Transaction  bezüglich  der 

rückständigen  Subsides  untersagt.  Auch  wurde  es  sehr  übel  ver- 

r  merkt,  dass  die  Stände  sich  auf  die  üflFentliche  Meinung  beriefen, 

Idie  dahin  gehe,  dass  man  jene  Subsides  zu  bezahlen  eigentlich 

»aicht  verpflichtet  sei.  Doch  hess  es  Mettemich  nicht  an  Gegen- 

[■vorstellungen  fehlen,  und  auch  die  Conferenz  war  der  Ansicht, 

dass  jener  Befehl  nicht  buchstäblich  werde  erfüllt  werden  können, 

dass  08  vielmehr  zweckmässiger  sei,  die  Stände  zu  bewegen,  eine 

linde,   alle   Ansprüche   der  Regierung   umfassende   Summe   zu 

'^  bewilligen.* 

So  wnirde  denn  die  Eingabe  der  Stände  vom  24.  August 
entgegengenommen,  und  nachdem  man  dieselbe  unter  Intervention 
der  ständischen  Deputirten,  der  Chefs  der  beiden  Conseüs  und 
der  Mitglieder  der  Conferenz  einigen  Modificationen  unterzogen, 
dorn  Conseil  des  linances  unter  Beiziehung  der  Staatsräthe,  wie 
L«B,  80  oft  CS  sich  um  das  Subside  handelte,  üblich  war,  ziir 
'Serathung  vorgeleg[t.^   Auch  hier  hatte  man  Mchreres  an  dem 


'  Erzherzog  Carl  an  den  Kaiser,  le   11  septembre  1798.    OfficieU.   Entw: 

Müller. 
•  MetUmicli  an  Traatfmaiisdorff.  Bnuelle«,  lo  80  juillel  17!»3.  Vergl.  auch 

Biscbof  Nelis  von  Antwerpen  an  Trauttmansdorff.   Bnixelle«,   le  23  aoüt 

1798.  Extrait 
»  Mcttemidi  an  Trauttmanwlorff.  Bnijtelle»,  le  27  aoöt  1793.  Entw. 
BiUuictbcr.  d.  phil.-hul.  Cl.  CXXVm.  lU.  <:.  Akli.  9 


180 


Tl.  Abhuudlung:   t.  Kaiitfcstg. 


Entwürfe,  der  SfÄnde  anszusctzen  und  fiiptc  nm  Rande  der 
Denkschrift  Gegenbemerkungen  bei,  über  die  sich  die  Stünde 
ihrerseits  ftiissem  sollten.' 

Und  auch  in  Wien  nahm  man  es  zwar  noch  immer  den 
Ständen  übel,  dass  sie  dem,  wozu  sie  verpflichtet  seien,  nicht 
mit  Acciaraation  zugestimmt  hätten;  noch  grösseren  Werth  aber 
legte  man  darauf,  dass  die  Ständeversammlung,  dieser  offene 
Quell  der  unbescheidensten  Ansprüche,  endlich  geschlossen 
werde.  Daher  wurde  jetzt  Mcttcrnich  ermächtigt,  nachzugeben, 
vorausgesetzt,  dass  er  vollkommen  sicher  sei,  die  leidige  An- 
gelegenheit zu  völligem  Abschluss  zu  bringen.  Man  gab  sich 
mit  einer  runden  Summe  zufrieden,  wofern  dieselbe  dem  gleich- 
komme, wozu  die  Stände  verpflichtet  seien;  doch  geschah  dies 
nur  unter  der  ausdrücklichen  Bedingung,  dass  von  den  Ständen 
der  Grundsatz  fallen  gelassen  werde,  demzufolge  sie  sich  zur 
Bezahlung  der  in  Frage  stehenden  Subsides  nicht  ftlr  ver- 
pflichtet erachteten.  Man  wolle  eich,  hicss  es,  mit  einer  runden 
Summe  begnügen,  aus  Rücksiclit  auf  die  Verluste,  welche  Bra- 
bant  in  den  letzten  Jahren  erlitten,  verlange  jedoch,  dass  die 
Summe  sofort  bewilligt  werde,  da  die  Verlängenzng  der  stän- 
dischen Verhandlungen  aus  den  bereits  angedeuteten  (iründcn 
hinlanzuiialten  hcI.  Daher  möge  Mettemieh  jenen  Ständemit- 
gliedern,  zu  denen  er  in  näheren  Beziehungen  stehe,  als  gehe 
dies  von  ihm  selbst  aus,  imd  in  der  Form  freundschaftlichen 
Vertrauens  eröifticn,  dass  er  bereits  eine  Depesche  des  Kaisers 
erhalten  habe,  der  zufolge  die  Stände  sich  binnen  vierzehn  Tagen 
entscheiden  milssten,  da  nach  Ablauf  dieser  Frist  die  Versamm- 
lung geschlossen  werden  müsste,  dass  er  aber  hofic,  sie  würden 
es  nicht  darauf  ankommen  lassen,  sondern  schon  früher  zu  einem 
Beschlüsse  kommen.^ 

Inzwischen  legten  die  Stände  ihre  Gegenvorschläge  dem 
Erzherzog  durch  den  kaiserhchen  Commissär  VUlc^as  vor.  Auch 
diese  wurden  gleich  den  früheren  einer  Begutachtung  durch  den 


'  Jletteriiicli  an  Tr«uttnian»dorff.  Bnixelle»,  le  30  aoüt  1793.  Entw. 

'  TrauttmaiiNdorff  lui  Mettemieh.  Vieniie,  le  2  septembro  1793.  Orig.  Vergl. 
Tbngut  an  Colluredo,  le  22  aoüt  1793,  bei  Vivenot  l,  38.  Hievon  wnrde 
Büchof  Nelig  vnn  Antwerpen  in  Erwidemog  eine«  Tertraulichen  Schrei- 
bona  in  Kenntnias  gesetzt. 


Bflglan  witor  dar  OfDenUlUtthiltFrKclisft  Enhcnu>g  CwU  (17M,  l'M). 


131 


des  ünances  unter  Intervention  der  Staatsräthc  »inter- 
zogen.  Die  Stünde  hatten  diesmal  den  Betrag  von  4  auf  4*  ,  Mil- 
lionen erhöht;  die  Zahlunf!f  sollte  statt,  wie  früher  angenommen 
worden  war,  in  vier,  vielmehr  in  zwei  Jahren,  und  zwar  in  drei 
Terminen  zu  je  acht  Monaten  erfolgen.  Die  Conferenz  hielt  diese 
Proposition  fUr  annehmbar,  vorausgesetzt,  dass  sich  die  Stände 
zu  einer  entsprechenden  Erhöhung  der  Summe  imi  einen  Be- 
trag herbeilassen  würden,  der  zur  Entschftdigung  der  Privat- 
personen verwendet  werden  sollte.  Man  hielt  es  zugleich  filr 
wünschenswerth,  die  Sache  mit  den  beiden  ersten  Ständen  so- 
bald wie  möglich  zum  Abschlüsse  zu  bringen,  da  sonst  zu  be- 
sorgen sttinde,  dass  es  der  Oegenpartci  gelinge,  den  dritten 
Stand,  dessen  Beitritt  in  Aussicht  gestellt  war,  neuerdings  um- 
zustimmen, und  man  bedauerte  es  daher  lebhaft,  dass  man 
nicht  ohne  vorausgehende  Autorisation  des  Kaisers  abschliessen 
durfte.  * 

Dass  übrigens  diese  Autorisation  fehlte,  daran  war  in 
erster  Linie  Metternich  Schuld,  der  zwar  tiber  den  Verlauf  der 
Verhandlungen  seinem  Hofe  regelmässig  berichtete,  aber  es 
unterliess,  die  betreffenden  Schriftstücke  beizufügen,  so  dass 
sogar  der  letzte  Vorschlag  der  beiden  ersten  Stände  seinem 
Wortlaute  nach  dem  Wiener  Hofe  unbekannt  blieb.  Bei  alle- 
dem legte  man  auch  in  Wien  auf  den  Abschluss  der  leidigen 
Sache  jetzt  einen  solchen  Werth,  dass  das  Gouvernement  zu 
demselben  unter  gewissen  Voraussetzungen  ermächtigt  wurde. 
Trauttmansdorff  ging  dabei  von  der  Berechnung  aus,  dass  sieh 
die  Quote  Brabants  an  der  Entschädigungssumme,  welche  der 
Tresor  royal  für  sich  in  Anspruch  nahm,  tmd  die  Subsides  der 
Jahre  1791  und  1792  auf  3,924.000  Gulden  beliefen,  und  dass 
demnach  von  jener  Summe  von  4'/,  Millionen,  deren  Bewilli- 
gung die  Stände  in  Aussicht  stellten,  nur  576.000  Gulden  zur 
Entschädigung  der  Privatpersonen  eriibrigen  würden,  ein  Be- 
trag, der  ftir  diesen  Zweck  nicht  ausreichend  sei.  Es  sollten 
daher  die  Stände  bewogen  werden,  die  Summe  von  4'/»  Millio- 
nen um  jenen  Betrag  7Ä\  erhöhen,  der  nach  der  Berechnung  des 
Gouvernements  erforderlich  sein  würde,  um  nach  Abzug  jener 
3,924.000  Gulden   den  Ansprüchen  der  Privatpersonen  gerecht 


'  Metternich  an  Tranttmanwlorff.  Bruxellea,  le  7  «eptembre  1793. 

9» 


ISS 


TT.  AbluuidUng!  t.  Zeittberg. 


ZW  werden,  oder  es  sollten  die  Sülnde  blos  3,924.000  Gulden  be- 
willigen, hingegen  die  Entschädigung  der  Privatpersonen  selbst 
Übernehmen.  Da  indess  im  letzteren  Falle  zu  erwarten  stand, 
dftss  die  Privatbetheiligten  ganz  exorbitante  Forderungen  stellen 
würden,  so  schlug  TrauttmansdorfF  vor,  dass  die  Stände  den 
Botrag  von  4,500.000  Gulden  um  eine  entsprechende  Summe  er- 
höhen sollten,  wogegen  der  Kaiser  die  Entschädigung  der  Privat- 
personen in  der  Art  auf  sieh  nehmen  wtlrde,  dass,  wenn  auch 
diese  Summe  zur  zu  leistenden  Entschädigung  nicht  ausreiche, 
der  Mehrbetrag  zu  drei  Viertel  oder  wenigstens  zur  Hälfte  von 
den  Ständen  zu  decken  sei.  Doch  bemerkte  Trauttmansdorff 
ausdrlickhch,  dass  dieser  letzt«  Vorschlag  nur  im  äussersten 
Falle  gemacht,  und  dass  ein  auf  demselben  beruhendes  Ueber- 
einkommen  nur  sub  spe  rati  geschlossen  werden  dürfe,  nament- 
lich wenn  sich  die  Stände  nur  zur  Uebemahme  der  Hillfte  jenes 
Mehrerfordeniisses  bereit  finden  würden.  Würde  nun  eine  V^er- 
einbaning  in  der  einen  oder  in  der  anderen  Weise  zustande 
kommen,  so  sollte  den  Ständen  zugleich  die  Wiedereinsetzung 
der  hohen  Gerichtshöfe  in  Limburg;  in  Aussicht  gestellt  werden. 
Ja  Metternich  wurde  für  diesen  Fall  sogar  ermächtigt,  den 
Ständen  ein  Arrangement  über  die  aiifgehobenen  Convente  auf 
dem  F"'nsse,  wie  ein  solches  in  Flandern  und  Namur  damals 
bereits  erfolgt  war,  anzubieten,  ihnen  auch  die  beanspruchten 
Abzüge  an  den  rückständigen  Subsides  zuzugestehen,  sie  im 
Besitze  der  1790  bcwilligtcu  Auflagen  zu  lassen,  die  Liquidation 
der  Kevolutionsschuld  in  Aussicht  zu  stellen,  die  Verlängerung 
der  bestehenden  Lasten,  namentlich  der  neuen  Kopfsteuer  auf 
die  Domestiken  und  die  Abschaffung  der  Excmptionen,  mit  ge- 
ringen Ausnahmen  zu  bewilligen,  ja  vielleicht  sogar  ihnen  zu  ge- 
statten, durch  eine  bestimmte  Ueihe  von  Jaliren  den  Ucberschuss 
der  Subsides  imd  Impola  für  sich  zu  verwenden.  Was  dagegen 
den  Verzicht  .auf  alle  weiteren  Forderungen'  betreffe,  wie  den- 
selben die  Stände  verlangten,  so  sollte  dei"selbe  in  dem  Ucber- 
einkommen  entweder  gar  nicht  erwähnt,  oder  es  sollten  diese 
Forderungen  ausdrücklich  bezeichnet  werden,  damit  nicht  in 
der  Folge  dieser  Verzicht  auf  Dinge  Anwendung  finde,  um  die 
es  sich  momentan  gar  nicht  gehandelt  habe. 

Der  neue  Vorschlag   der  Stände    bildete   den  Gegenstand 
neuer  Berathungcn,    an   denen    auch  Le  Clerc,    der  zu  diesem 


B«l(ieD  unter  drr  a«n«nliUttb»ltrre<:l»n  Erxhcnsg  Carl«  (17m,  1T94). 


133 


Ende  eigens  von  Valenciennes,  und  der  Finanzrath  und  Oencral- 
Civilcommissär  Hartenstein,  der  aus  dem  Hauptquartiere  berufen 
wurde,  tlieilnaliiuen. '  Man  raodifi<-irte  die  Vorechläge  abermals 
und  tlieilte  diese  Moditieationen  flen  zu  diesem  Zwecke  in  die 
verstärkte  Conferenz  bescliiedenen  Deputirten  der  Stttndo  mit. 
Allein  diese  erklärten  sofort,  dasa  der  dritte  Stand  den  Entwurf 
des  Gouvernements  nie  smnclimen  werde.  Dies  galt  namentlich 
von  zwei  Abäuderungsvorschliigen  des  Conseil  des  Hnances, 
welche  sieh  beide  auf  die  Enischiidifrung  der  Privatpersonen  be- 
zogen. Wahrend  niimlieh  nach  dem  Entwürfe  der  Stände  der 
Kaiser  gegen  die  Bewilligung  von  4'/j  Millionen  alle  Entachü- 
digungsansprliche  ohne  Unterschied  befriedigen  sollte,  hatte  der 
Conseil  des  finances  den  Vorschlag  gemacht,  dass  der  Kaiser 
diesem  Zwecke  blos  eine  fixe  Summe,  etwa  1  oder  1'/,  Millio- 
nen, zuwenden  raOge.  Ausserdem  sollten  nach  dem  Entwürfe 
des  Conseils  nur  diejenigen  entsehtldigt  werden,  die  durch  die 
Insurrection  Schaden  erlitten  hatten,  während  die  Stände  ausser- 
dem, und  zwar  in  wenig  passenden  Ausdrlicken  eine  Entschä- 
digung auch  für  jene  in  Anspruch  nahmen,  die  durch  Willklir- 
aete  des  Gouvernements  zu  Schaden  gekommen  seien.  Die 
Deputirten  erklärten,  dass  der  dritte  Stand  nie  eine  Summe 
bewilligen  werde,  die  ausdrllckUch  zur  Entschädigung  der  in 
den  letzten  Unruhen  Geschädigten  beansprucht  werde,  und 
dass  die  Zustimmung  nur  dann  zu  erreichen  sei,  wenn  man 
die  F^orderung  allgemein  fasse,  da  der  dritte  Stand  im  Ganzen 
wohl  gerne  bereit  sei,  dem  Souverän  eine  Geldsumme  zu  be- 
willigen, nicht  aber  jene  zu  entschädigen,  die  er  als  Landes- 
feinde erachte.  Uebrigens  sei  der  Gedanke  einer  Entschädigung 
nicht  von  den  Ständen,  sondern  von  dem  Gouveniement  aus- 
gegangen; da  aber  derselbe  nun  einmal  angeregt  sei,  so  be- 
stehe der  dritte  Stand  darauf,  diejenigen  nicht  im  Stiche  zu 
lassen,  die  von  der  anderen  Seite  misshandelt  worden  seien. 
Die  Deputii-ten  fügten  hinzu,  dass  es  den  letzteren  nach  der 
Verfassung  zustehe,  gegen  den  Kaiser  klagbar  zu  werden,  der 
sich  zwar  vertheidigen,  nicht  aber  der  richterlichen  Entschei- 
dung entziehen  kOnne. 


'  r>er>iell>en  wohnten   auch  der  Chef-Prümdent  NieiilKnt,  der  SchaUnieUtal- 
l>e  8audrou!ii  und  D'At^iiilar  bei. 


184 


Tl.  AbhiuidlaDg:   t.  Zetiib«rg. 


Vergebens  suchten  die  Mitglieder  der  Jointe  diese  An- 
sichten za  widerlegen.  Man  einigte  sich  endlich  zu  einer  un- 
bestimmten Fassung,  wonach  alle  jene  entschildigt  werden  soll- 
ten, welche  thatsächlich  Verluste  ,pour  et  k  l'occasion  des  troubles' 
erhtten  hatten.  Um  den  Kaiser  gegen  die  Gefahr  sicherzu- 
stellen, der  er  ausgesetzt  wiire,  falls  er  die  Entschädigungen 
sammt  und  sonders  auf  sich  nilhnie  und  sodann  die  Summe 
der  letzteren  etwa  den  ihm  bewilligten  Beb*ag  überschreiten 
würde,  schlugen  die  Deputirten  vor,  dass  die  Entschädigung 
nicht  eher  ausbezahlt  werden  möge,  als  bis  alle  Ansprüche 
schiedsrichterlich  festgestellt  seien.  Würde  sich  dabei  ergeben, 
dass  die  Gesauiuitheit  der  letzteren  das  absorbire,  was  dem 
Kaiser  zur  Schadlo.shultung  bestimmt  sei,  so  solle  letzterer  ge- 
richtlich darauf  bcstulieu  kiinnen,  dass  ihm  bei  der  Auftheihing 
der  4Vj  Jlillionen  der  proportionelle  AntheU  zugesichert  werde. 
Man  sprach  sodann  von  den  ,Verfassung8verletzungen'  (infrac- 
tions),  von  denen  in  dem  Entwürfe  des  Acte  d'accord  die  Rede 
war.  Die  Mitglieder  der  Regierung  fanden  an  diesen  Ausdrücken 
umsomehr  auszusetzen,  als  zwei  Punkte,  um  die  es  sich  dabei 
handelte,  entweder  gegenstandslos  geworden  seien  oder  es  dem- 
iiilchst  sein  würden:  da  nttmHch  die  Haute  cour  von  Limbui^ 
thatsächHch  wiederhergestellt,  wenn  auch  noch  nicht  completirt 
sei,  da  bezüglich  der  aufgehobenen  Convente  die  Intentionen 
des  Kaisers  bereits  in  mehreren  Provinzen  realisirt  und  auch 
ftlr  Brabant  kundgemacht  worden  seien,  und  da  die  Bildung 
der  Commission,  von  deren  Thatigkeit  jene  Operation  abhänge, 
bereits  im  Zuge  sei. 

Nach  Schluss  der  Jointe  forderte  Metternich  die  Mitgliedex 
des  Gouvernements  auf,  sich  über  die  Sache  schriftlich  zu 
ttiissem.  Auch  der  Conseil  des  linances  erhielt  den  Auftrag, 
unter  Beiziehung  der  Staatsrjithe  das  neue  Project  des  Acte 
d'accord  noch  einmal  auf  Grund  der  ErklÄnmgen  der  letzten 
Jointe  durchzuberathen.  Alle  diese  Gutachten  sendete  diesmal 
Metteniich  dem  Hofe  ein.  Er  selbst  aber  sprach  sich,  wie  er 
sagte,  auf  Grund  der  Wahrnehmungen  aller  derer,  die  der  Con- 
ferenz  mit  den  Deputirten  der  Stünde  beigewohnt  hatten,  dahin 
aiis,  dass  man  vergeblich  versuchen  werde,  die  zwei  ersten 
Stände  zu  weiteren  Zugeständnissen  zu  bewegen.  Eine  Sache, 
von  der  vielleicht    die  Kühe    des  Landes    während    der  ganzen 


Dclipeu  naior  der  OaiMnIatoMklütcncblift  Enkonng  CvU  (1793,  1784). 


136 


I  EegieruDg  Sr.  Majestät  abhänge,  dürfe  man  nicht  ledighch  vom 
finanziellen  Standpunkte  betrachten.  Auch  der  £rzherzog  sei 
dieser  Meinung.  Docii  habe  er  (Metternich)  nach  den  an  ihn 
ergangenen  Weisungen  es  nicht  auf  sich  nt-limen  können,  auf 
diesem  Fusse  abzuschliessen.    Er  bedauere  dies  umsomehr,   als 

■gerade  gegenwärtig  die  Stimmung  des  dritten  Standes  eine 
günstige  sei,  während  ein  Aufschub  von  drei  bis  vier  Wochen 
leicht  einen  Umschwung   hervorrufen   könne.    Eine   rasche  Er- 

Iledigung  wäre  um  so  wUnschenswerther  gewesen,  als  man  gegen- 
wärtig allgemein  wünsche,  dass  die  Inauguration  am  Tage  der 
heil.  Theresia  stattfinden  möge,  und  als  es  wichtig  sei,  dass 
diese  Feier,  die  ein  enges  Band  zwischen  Herrscher  und  Volk 
knüpfe,  keinen  Aufschub  erleide,  besondei-s  in  gegenwärtiger 
Zeit,  wo  sich  der  französische  Einfluss  im  Lande  geltend  zu 
machen  suche.  Schliesslich  beklagt  sich  Metternich  noch  über 
die  starre  Unnachgiebigkeit  des  Conseil  des  iinances  gegen  die 
Stände,  mit  denen  es  jener  auf  einen  Bruch  ankommen  lassen 
zu  wollen  scheine,  was  den  Intentionen  Sr.  Majestät  nicht 
entspreche,  eine  Unnachgiebigkeit,  die  dem  Conseil  vielleicht 
zur  Ehre  gereichen  wUrtle,  wenn  sie  nicht  bei  den  meisten 
feiner  Mitgheder,  wie  D'Aguilar,  Ransonnet  und  Duchesne, 
der  Ausfluss  alter  Vorurtheile  und  persönlicher  Empfindlich- 
keit wäre. 

Bei  der  Wichtigkeit  des  Qegenstandos  legte  denselben 
Trauttmansdorft"  der  Ministerconferenz  zur  Entscheidung  vor.' 
Doch  theilte  er  vorläufig  bereits  am  3.  Octobcr  dem  belgischen 
Minister  seine  eigenen  Ansichten  mit.  Unter  anderen  Umständen, 
meinte  er,  würde  man  wohl  die  Propositiou  der  Stände  mit  In- 
dignation von  sich  gewiesen  liaben,  doch  heute  müsse  man  sich 
vielleicht  der  Demüthigung  unterziehen,  sie  anzunehmen,  um 
ein  grösseres  Uebel  zu  vermeiden,  aber  zugleich  sich  auch  ver- 
sichern, dass  diese  neue  Schwäche  nicht  für  die  Zukunft  un- 
seUge  Folgen  habe.  Er  betrachte  die  Sache  nicht  lediglich  vom 
finanziellen  Standpunkte,  denn  su  wichtig  auch  für  den  Augen- 
blick dem  Staate  alle  seine  Geldmittel  «eien,  so  meine  er  doch, 
dass  mau  diese  erst  in  zweite  Linie  zu  stclicu  habe,  wo  es  sich 


'  K»  Megi  im  SutAUarcliiT  dss  uigenhiiidige  Votum  Rosenberg's  vom  13.  Oc- 
tober  vor;  ea  lautet  nftiriiikliv. 


tS6 


VT.  Abhandlnnf :  r.  Zeit«li«rg. 


um  die  Wilrde  tir.  Majostiit  und  darum  handle,  Principien 
zu  sanctioniren,  die  den  seinipen  offenbar  entgegeng'esetzt,  und 
die  dalier  nicht  nur  für  den  Augenblick,  sondern  auch  in  der 
Folge  dem  Dienste  nachtheilig  seien. 

Bekiagonswerth  sei  es,  dass  Alles  von  dem  Willen  der 
Stunde  iibiiUngig  gemacht  werde,  und  dass,  obgleich  es  sich 
um  ihre  Pfliciit  handle,  die  einfache  Behauptung,  dass  der 
dritte  Stand  zu  dem  oder  jenem  sicher  nicht  seine  Zustimmung 
geben  werde,  selbst  wenn  die  beiden  ereten  Stünde  dazu  bereit 
aeien,  genüge,  um  sich  vor  diesem  Ausspruche  wie  vor  einem 
Gesetze  zu  beugen,  und  alles  dies,  nachdem  der  Souverän  so 
viel  für  das  Land  gethan  und  nicht  nur  das  gute  Kecht  ftlr 
sich  habe,  sondern  im  iUissersten  Falle  sogar  Gewalt  anzu- 
wenden berechtigt  sei.  Doch  sei  er  überzeugt,  dass  selbst  wenn 
der  Kaiser  alle  iiim  gestellten  Bedingungen  annehme,  er  doch 
in  einem  Punkte  nicht  nachgeben,  sondern  die  auf  die  Entschä- 
digung bezüglichen  Punktationen  dahin  werde  altUndem  lassen, 
dass  er  nicht  verpflichtet  sei,  die  zu  entschildigen,  die  sich  über 
Verhaftungen  oder  andere  militilrische  Massregeln  beschwerten. 
Denn  es  leuchte  ein,  welchen  Missbrauch  man  damit  treiben, 
welch  weites  Feld  man  dadurch  allen  Arten  von  Keclaniationen 
erschliessen  werde  und  wie  ungdnstig  die  richterlichen  Entschei- 
dungen für  8e.  Majestät  ausfallen  iiiUssten,  nachdem  man  dar- 
auf gedrungen  habe,  dass  alle  Tribunale  mit  den  Stünden  er- 
gebenen Individuen  besetzt  würden.  Trauttraansdortf  schhesst 
mit  der  Bemerkung:  dass  der  Staatssocretilr  ganz  richtig  be- 
merkt habe,  er  spreche  so  zu  Ende  September  1793  und 
würde  anders  gesprochen  haben,  wenn  man  noch  zu  Ende 
März  oder  Anfangs  April  stünde.  ,Das  eben  ist  es,*  ruft  er 
aus,  ,darau8,  dass  man  ei"st  Ende  September  Dinge  zum  Ab- 
schluss  bringt,  die  schon  in  den  ersten  Tagen  des  April  er- 
ledigt werden  sollten,  resultirt  all  unser  Unglück!'  In  einem 
Postscript  fügt  er  die  Bemerkung  bei,  dass  dit>  Inauguration 
nicht  am  Theresientage  stattfinden  könne.  Das  Benehmen  der 
Stände  hisse  nicht  vermuthen,  dass  sie  wrklich  einen  Werth 
auf  diese  Ceremonie  legen;  wühlte  man  den  Namenstag  der 
Kaiserin,  um  ein  Zeichen  der  Anhttnglichkeit  zu  geben,  so 
habe  man  tausend  andere  Mittel,  um  dieselbe  weit  eindring- 
licher zu  bezeigen.  ,Sagen  Sie,'  schliesst  er,  jenen  Herren,  dass 


Belgien  gnt«r  der  Oeneralitatth&ltenobafl  Enihenof  Cvle  (I7M,  1794). 


137 


äe.  Majestät  keinen  Werth  aui'  die  Furmen,  sondern  auf  die 
Sache  legt,  um  die  es  sich  heute  handelt." 

Am  14.  October  erfolgte  die  Entscheidung  des  Kaisers. 
Se.  Majestät,  so  lautete  die  betreffende  Weisung,  nehme  die 
Vorschläge  der  Stände  von  Brabant  entgegen,  doch  unter  der  aus- 
drücklichen Bi^dingung  (sons  In  condition  bien  expresse),  dass  die 
Installation  des  Kanzlers  und  die  Bewilligung  der  Subsides  für 
die  nächsten  sechs  Monate  gleichzeitig  vor  sich  gebe,  da  er  von 
seinem  Entschlüsse  bezüglich  des  ersten  Punktes  unbedingt 
nicht  abstehen  wolle,  und  da  er  nicht  zugeben  könne,  dass  um 
der  Subsides  willen  in  nächster  Zeit  eine  neue  Versammlung 
stattfinde,  auf  der  vielleicht  neue  Schwierigkeiten  auftauchen 
würden.  Sobald  Alles  in  gebührender  Weise  (düment  et  com- 
pletement)  geschehen  sei,  doch  unter  keiner  anderen  Bedingung 
dürfe  die  Inauguration  vor  sich  gehen.* 

Gleichzeitig  erhielt  Mettemich  eine  ostensible  Depesche, 
die  den  Ständen  von  Brubaut  bei  erster  sich  darbietender  Ge- 
legenheit verlesen  werden  sollte.  Mettemich  werde  aus  derselben 
ersehen,  dass  der  Kaiser  zwar  die  Propositionen  der  Stände  an- 
nehme, dass  er  sich  aber  durch  dieselben  sehr  verletzt  fülde, 
und  daher  wünsche,  den  Ständen  den  Unterschied  deutlich  zu 
machen  zwischen  der  Art,  wie  er  sie,  sei  es  in  ihrer  Gesammt- 
heit,  sei  es  im  Einzelnen,  zu  behandeln  gedenke,  im  Gegensatze 
zu  jenen  Provinzen,  mit  denen  er  Ursache  habe,  zufrieden  zu 
■ein.  Der  Minister  möge  Alles  sorgfältig  vermeiden,  was  den 
Schein  erwecken  könnte,  als  ob  diese  Nachgiebigkeit  eine  Folge 
von  Schwäche  sei.  Er  möge  betonen,  dass  der  Kaiser  von  Pro- 
positionen über  Gegenstände  einfacher  Pflicht  überhaupt  nicht 
habe  reden  hören  wollen,  namentlich  nicht  von  den  vorliegen- 
den, dass  es  daher  sehr  schwer  gefallen  sei,  von  seinem  guten 
Herzen  und  seiner  äussersten  Güte  das  zu  erlangen,  was  zu 
verweigern  ihm  eigentlich  seine  Würde  und  sein  Gerechtig- 
keitsgefüld  gebiete.  Dem  Minister  selbst  verhehlte  Trauttmans- 
dorff  nicht,  dass  der  Kaiser  gegenüber  dem,  was  derselbe  stets 
in  Aussicht  gestellt  habe,  und  was  er  nach  so  vielen  dem  Lande 
gebrachten  Opfern  erwarten  durfte,  sehr  enttäuscht  sei.  Sei  doch 


'  Tmuttniiinsdorff  «ii  Mettemich.   Vienne,   le  S  octobre  1793.  Orig. 
•  TraattDiAiiiwIorff  an  den  Kaiser.  Vienne,  le  14  däcenibre  1793.  Orig-. 


138 


Tl.  A1>1i»iidliisK:  r.  Zaitibtrg. 


nicht  einmal  das  Princip  gerettet  worden,  dass  nftmlich  die 
Zahlung  rttckstiindiger  Subsides  eine  Pflicht  sei,  da  die  Acte  de 
consentement  blos  besage:  ,Que,  vu  les  depenses  de  la  guerre 
etc.,  on  accordait  un  don  extraordinaire  de  4'/,  millions.** 

An  den  Erzherzog  aber  richtete  der  Kaiser  aus  diesem 
Anlasse  ein  Schreiben,  worin  es  hiess:  ,Ich  habe  diesen  Schritt 
gewiss  als  schlecht,  jedoch  als  nothwendig  in  diesem  Augen- 
blicke betrachtet,  weil  er  der  einzige  war,  um  herauszukommen. 
Nun  steht  der  Erfolg  noch  zu  erwarten,  und  ich  soll  mir 
schmeicheln,  dass  er  gut  sein  wird.  Ich  bitte  Dich,  sobald  die 
Sache  entschieden  ist,  sogleich  die  Inauguration  zu  halten  and 
mir  sodann  auf  das  Eiligste  einen  Courier  mit  der  Nachricht 
davon  abzuschicken,  weil  ich  mich  dann  sogleich  auf  den  Weg 
setze,  um  zu  Dir  zu  kommen,  da  ich  es  nicht  eher  than  will, 
um  mich  nicht  vielleicht  im  Falle  zu  finden,  mich  gegen  die 
Stünde  compromittiren  zu  müssen.  Eine  Hauptklage  habe  ich 
gegen  Euer  (Touvemement,  wovon  Du  zu  Deiner  grössten  Ehre 
eine  Ausnahme  machest,  das  ist  die  abscheuliche  Nachgiebig- 
keit auch  in  Gelegenheiten,  wo  man  das  offenbare  Recht  Air 
sich  hat." 

Indcss  sollte  bald  auch  der  Erzherzog  keine  Ausnahme 
von  denen  machen,  die  unter  den  gegebenen  Umstünden  Vor- 
sicht und  Milssigimg  empfahlen.  Derselbe  legte  die  soeben  er- 
wähnten Weisungen  der  Conferenz*  zur  üerathung  vor,  wobei 
zuniichst  der  Ausdruck  ,sous  la  condition  bien  expresse'  zu 
längerer  Discussion  Anlass  bot.  Dereelbe  konnte  dahin  gedeutet 
werden,  dass  der  Annahme  des  die  4'/»  Milhonen  betreffenden 
Anerbietens  die  Bewilligung  der  Subsides  und  der  Impöta  des 
nächsten  Termines  und  die  Installation  des  Kanzlers  voran- 
gehen müsse,  er  konnte  aber  auch  ein  Befehl  ftli  das  Gouverne- 
ment sein,  auf  diesen  beiden  Punkten  nachdrücklich  zu  bestehen. 


'  Tranttmausdurff  an  Metternich.  Vienne,  le  14  octobre  1798.  Orig. 

*  Franx  II.  an  Ereheraog  Carl.  Wien,  den  16.  October  1793.  Orig.  etg. 
A.-A. 

'  Der  Confurens  wurden  auch  Mieulant,  De  Sandroniu  und  Du  Bieux  bei- 
geaogeu,  von  welchen  der  letztere  aufang«  Bedenken  trug,  zu  erscheinen, 
da  er  in  Brabant  ohne  eigentliche  Anstellung  »ei,  zuletzt  aber  dem  wieder- 
holten Dr&ngen  de«  Erzherzogs  sich  fUgte.  Erzherzog  Carl  an  den  Kaiser. 
Brfluel,  den  26.  October  1793.  Orig.  eig. 


•D  nutor  der  Q«i>cnl>Ulthalt«r>c)i»ft  Knti«ru(  CarU  (IT!«.  nu4) 


139 


Jenes  schien  der  Jointe  unausftiLi-bar  oder  doch  höchst  bedenk- 
lich, und  man  neigrte  daher  einstimmig  der  Deutung  zu,  dass  zur 
Inauguration  niclit  geschritten  werden  sollte,  bevor  nicht  die 
erwähnten  Gegenstünde  erledigt  seien. 

Und  nun  ging  man  zur  Berathung  der  einzelnen  Punkte 
ttber.  Man  glaubte  im  Sinne  der  Depeschen  zu  handeln,  wenn 
man  vor  Allem  den  Acte  d'acceptation  bezüglich  der  bewillig- 
ten 4'/j  Millionen,  und  zwar  ,pui"eraent  et  simplement*, '  den 
beiden  ersten  Standen  mittheile  und  zugleich  durch  den  könig- 
lichen CommissÄr  die  Proposition  beztiglich  der  Impflts  und  der 
Subsides  einbringe,  von  ikncn  jene  mit  1.  December  begannen 
und  sich  auf'  das  nUchste  Halbjahr  bezogen,  die  Subsides  und 
der  Unterhalt  des  Hofes  aber  vom  1.  Januar  1794  an  zu  be- 
rechnen waren.  Ganz  entschieden,  und  gewiss  mit  vollem  Rechte, 
sprach  sich  jedoch  die  Jointe  dagegen  aus,  dass  der  Minister, 
wie  es  die  betreflendc  Weisung  vorechrieb,  die  ostensible  De- 
pesche einer  Deputation  der  Stände  vorlese.  In  einem  Augen- 
blicke, wo  man  besorgen  müsse,  dass  die  Franzosen  ihre  Drohun- 
gen bezüglich  dieses  Landes  verwirklichen  könnten,  wo  die 
Verproviantirung  der  Armee  so  schwierig  sei,  wo  es  auch  im 
Innem  nicht  an  Wühlereien  seitens  der  Anhänger  des  französi- 
schen Systems  fehle,  schien  es  bedenklich,  durch  die  Verlosung 
eines  derartigen  Schriftstlickes  unnützer  Weise  die  GemUther 
dem  Kaiser  zu  entfremden.  Das  grösste  Opfer,  das  dieser  dem 
Lande  bringe,  sei,  meinte  die  Jointe,  dass  er  die  Propositionen 
der  Stände  angenommen  hnbe;  die  Motive,  die  ihn  dazu  be- 
stimmten, müssten  ihn  auch  bestimmen,  dies  in  gnUdiger  Weise 
zu  thun,  da  man  sonst  bei  den  Ständen,  ja  selbst  bei  dem 
Volke  den  günstigen  Kindnick,  den  die  Entschliessung  des 
Kaisers  hervorrufe,  zerstöre.  Dazu  komme,  dass  man  bezüglich 
der  Subsides,  Impöts,  Don  gratuits,  freiwilligen  Spenden,  An- 
lehen  a.  dergl.  auf  den  guten  Willen  der  Stände  und  der  diesen 
der  Mehrzahl  nach  ergebenen  Bewohner  des  Landes  angewiesen 
sei.  Angesichts  dieser  ,dem  Wiener  Hofe  unzweifelhaft  unbekann- 
ten VerhiÜtnisse'  einigte  man  sich  dahin,  dass  der  Minister  den 
Ständen  blos  gcsprilchsweise  und  als  lediglich  von  ihm  aus- 
gehend,   doch    als    eine    ihm    bekannte,    notorische    Thatsache 


'  Bnlieniog  Carl  au  dou  Kjiiiier.  BrOMsl,  den  S6.  Octuber  1798.  Orig.  ei^. 


140 


Tl.  Allbwdivog:    r.  Z«i««1ltr(. 


mittheUen  müge,  was  in  jener  ostensiblen  Depesche  enthal- 
ten sei. 

Von  denselben  Gesichtspunkten  g^ing  die  Jointe  bezflglich 
der  Installation  des  KaiiKJers  aus.  Das  Kecht  des  Kaisers  in 
der  Sache  sei  unanfei^htbar  und  bisher  auch  nicht  Ton  den 
Ständen  angefochten  worden,  ilache  man  nun  die  Installation 
zu  einer  Bedingung,  so  anerkenne  man  damit,  dass  die  Stände 
in  der  Sache  mitzureden  httttcn  und  gebe  einem  Ansprüche 
derselben  für  künftige  Fälle  Raum.  Es  sei  daher  vorzuziehen, 
in  dieser  Beziehung  keinen  Schritt  bei  den  Ständen  zu  thun, 
sondern  Van  Velde  einfach  zu  in»taUiren,  und  zwar  noch  vor 
der  Inauguration.  Würden  sich  die  Stände  deshalb  an  den  Erz- 
herzog oder  den  Minister  wenden,  so  sei  ihnen  zu  erklären, 
dasB  Sc.  Majestät  von  einem  ihm  unzweifelhaft  zustehenden 
Rechte  Gebrauch  gemacht  habe,  dass  der  Kanzler  sich  den 
Ständen  zur  Eidesleistung  vorstellen  und  dass,  wenn  sie  gegen 
dessen  Eignung  etwas  einzuwenden  hätten,  der  competento 
Richter  darüber  entscheiden  werde. 

Neuerdings  sprach  man  sich  f\ir  die  Vertagung  der  Kanzlei*- 
frage  aus,  bis  der  dritte  Stand  seine  Zus-timniuug  zu  den  Be- 
schlüssen der  beiden  ersten  Stände  ortheilt  haben  werde.  Auch 
die  Inauguration  sollte  erst  dann  erfolgen,  wenn  alles  Uebrige 
erledigt  sei.  • 

Der  Erzherzog  stimmte  diesen  Vorschlägen  zu.  Sehr  offen 
sprach  er  sich  hierüber  gegen  den  Kaiser  aus.  ,Propositionen 
von  ihnen  (den  Ständen)  annehmen,'  meinte  er,  ,und  ihnen  in 
dem  nämlichen  Augen bhcke  in  den  härtesten,  gröbsten  Aus- 
drücken über  eben  diese  Propositionen  schreiben,  heisst  Urnen 
sagen:  Ich  nehme  Eure  Propositionen  an,  weil  ich  es  nicht 
anders  thun  kann,  weil  ich  Geld  brauche,  allein  ich  hasse 
Euch,  ich  verabscheue  Euch,  und  nie  werde  ich  Euch  ver- 
zeihen, mich  dahin  gebracht  zu  haben,  Euren  V^orschlag  anzu- 
nehmen. Diese  Sprache  ist  weder  der  Politik,  noch  der  Würde 
gemäss,  welche  in  allem  demjenigen,  so  von  Dir  oder  Deinem 
Ministerium  kommt,  vorherrschen  muss.'* 


'  Joint«  tonne  chez  S.  A.  R.,  1e  S3  octobre  1793.    Enhersog  Carl  nn  den 

KaiMr.  BrOasel,  den  SC.  Ovtober  1793.  Orig.  eig. 
*  Knhenog  Carl  an  den  Kaiser.  nrOssel,  den  S6.  OcU>ber  1793.  Orig.  eig. 


I 


B«lgi«ii  nnl«r  du  aoiH)nlitatUiill«rHb»n  Enhcnog  Carla  (17UI1,  1704). 


Metternich  beschied  eine  Deputation  der  Stände  nu  sich 
und  thcilte  derselben  in  der  von  der  Joint©  vereinbarten  Weise 
die  Entscbliesaunp  des  Kaisers  mit.  Wie  immer,  crg;ingcn  sich 
die  Dcjxitirteii  in  feierlichen  Versicherungen  ihrer  Loyalität, 
stellten  auch  die  prompte  Bewilligung  der  näclistfäUigen  Sub- 
sidcs  und  Impnts  in  Aussicht,  bcrtihrten  jedoch  die  Kanzler- 
frage nicht,  obgleich  sie,  wie  wenigstens  Metternich  meinte, 
eine  Stelle  seiner  Ansprache  auf  diese  Frage  bezogen.  Man 
kam  zuletzt  Uberein,  dass  die  Stände  am  29.  October  wieder 
zusammentreten  und  der  kaiserliche  CommissUr  denselben  den 
Acte  d'accord  betreffs  der  4'/»  Millionen  einhändigen,  gleichzeitig 
aber  die  Petition  bezüglich  der  Subsides  und  Impcits  stellen, 
sowie  auch  die  Verifieation  der  Vollmachten  des  Erzherzogs 
für  die  Inauguration  bereinigen  sollte. ' 

Am  31.  October  fand  sich  neuerdings  eine  Deputation  der 
Stände  bei  (lern  ^linister  ein.  Es  handelte  sich  diesmal  nicht 
immittelbar  um  die  schwebende  Frage,  sondern  um  eine  jener 
,Verfa8Sung8verletzungen'  (infractions),  von  denen  im  Verlaufe 
der  Verhandlungen  öfters  die  Rede  gewesen  war,  nSinltch  um 
die  Verhaftungen  des  Jahres  171*1.  Die  Deputirten  beklagten 
sich  darüber,  dass  man  sich  damals  über  Art.  1  der  Joyeuse 
entröe,  wonach  jeder  Braban^-on  nur  ,par  droit  et  sentence'  be- 
handelt werden  solle,  mittelst  des  Art.  55  derselben  Handvcste 
hinweggesetzt  habe.  Daher  verlangten  die  Stände,  dass  anläss- 
Uch  der  bevorstehenden  Inauguration  seitens  der  Kegfierung 
folgende  Declaration  abgegeben  werde:  ,que  le  prcmier  article 
sera  maintenu  et  observe  k  tous  egards,  sans  aucune  exception, 
et  sans  qu'il  sera  permis,  sous  pr^texte  de  l'articie  55  ou  sous 
tout  autre  pretexte,  de  traiter  qui  que  cc  soit  autremcnt  que 
par  droit  et  sentence,  conformdmcnt  k  ce  prcmier  article'.  Sic 
beriefen  sich  unter  Anderem  darauf,  dass  auch  bei  der  In- 
auguration Kaiser  Leopolds  II.  eine  ähnliche  Declaration  be- 
zUghch  der  Convention  vom  Haag  erfolgt  sei.  Als  Metternich 
erwiderte,  dass  der  Kaiser  die  Deutung  eines  Artikels  der 
Joyeuse  entr^e  nicht  zugeben  werde,  da  er  lediglich  an  dem 
Stande  der  Dinge  zu  Ende  der  Regierung  Maria  Tlieresias  fest- 
zuhalten gedenke,  erklärten  die  Deputirten  eich  mit  einer  blossen 


■  Metternich  an  TraattniAniidorff.  Bmxelle«,  le  89  octobre  1708. 


U2 


n. 


|t  «.  S«U*k*rc. 


, Depesche'  (<L  i.  eine  Eriilürun^  des  GoaTememente)  Ahnücbcn 
InluüteB  Kafriedenstellen  zu  wollen,  diese  sei  aber  am  so  notli- 
wendiger,  aU  man  das  Mifistrauen  der  Doyens  zerstreuen  mflaac^ 
von  denen  einige  bereit«  die  Bf-merkung  fallen  liessen,  dan^ 
wenn  man  hierüber  keinen  beruhigenden  Aufschluss  geben  woilej 
die«  lediglich  di-shalb  geschehe,  weil  man  vorkommenden  Falles 
wieder  ähnliche  Verhaftungen  wie  1791  vorzunehmen  gedenke. 
Die  Deputirten  gaben  nicht  nach,  bis  endlich  Mettemich  ver- 
sprach, den  Erzherzog  zur  Ausstellung  der  gewünschten  De- 
pesche bewegen   zu  wollen.' 

Wirklieh  liees  sich  der  Erzherzog  zur  Ausfertigung  einer 
derartigen  Depesche  herbei.  Doch  befriedigte  sie  die  Stände 
anfangs  nicht,  da  in  derselben  von  den  Fällen,  in  denen  trtitz- 
dcm  Militilrgewalt  würde  angewendet  werden  müssen,  die  Rede 
war.  Neuerdings  betheuerten  die  Deputirten,  dass  ihre  Sorge 
lediglich  auf  die  Beruhigung  des  durch  Agitatoren,  ja  selbst 
franzosi-sche  EmissJlre  aufgeregten  dritten  Standes  gerichtet 
seL  Man  müsse  das  Volk  über  den  wahren  Stand  der  Dinge 
belehren,  nicht  nur  das  Landvolk,  sondern  auch  die  Bourgeoisie, 
und  deshalb  in  jener  Depesche  ausser  den  Artikeln  l  und  55  auch 
die  bereits  getroffenen  Vereinbarungen  namhaft  machen,  mit  der 
ausdrücklichen  Bemerkung,  dass  deren  Inslebentreten  von  der 
Zustimmung  des  dritten  Standes  abhängig  sei.  In  der  That 
wurde  mit  Zustimmung  des  Erzherzogs  die  Depesche  in  diesem 
Sinne  umgeformt  und  am  15.  November  publicirt.  * 

Die  Depesche  begann  mit  der  Erkliirung,  dass  jene  bei- 
den Artikeln  .einzeln  oder  im  Ganzen  genommen'  zu  deutlich 
seien,  um  einer  Erläuterung  zu  bedürfen,  und  dass  folglich  er 
(der  Erzherzog)  blos  versichern  könne,  ,das8  diese  Artikel  pünkt- 
lich und  redlich  sowie  der  ganze  Inhalt  der  Joyeuse  entrde 
beobachtet  werden  sollen'.  Dafür  seien  die  Billigkeit  und  Ge- 
rechtigkeit Sr.  Majestät  sichere  Bürgen.  Se.  Majestät  habe  da- 
von die  tlberzeugendsten  Beweise  letzthin  gegeben,  da  auf  die 
Einwilligung  der  zwei  ersten  Stände  zur  Erhebung  einer  Summe 


'  Note  de  ce  qui  s'est  pawiä  daug   raudience  qne  S.  E.  a  dunnee  aux  dÖ- 

put^B  de»  Etat«  de  lirabant,  le  Sl  octobre  1793. 
•  Metternii-h  an  Tranttinftnudorff,  Bnixellos,  le  16  novembre  1798.  Orig.  Ers- 

beniog  Carl  an  den  Kaiser,  den   17.  November  1793.  Orig.  eig. 


Bi!l|n<"<  nntor  der  GcDcnlfUilttialtcrKliaft  Erahcrtog  CirU  (17M,  1794). 


14a 


von  4'/g  Millionen  Se.  Majestät  erklärten,  dass  die  erste  der 
drei  Raten  dieser  Summe  nicht  eher  bezahlt  werden  solle,  als 
bis  die  Verletzung;en  der  Constitution,  die  unter  den  vorigen 
Regierunpen  durch  die  Aufhebung  der  Klöster  und  der  geist- 
lichen Gemeinden,  sowie  durch  die  Erriehtung  des  Conseils  von 
Limburg  geschehen  seien,  gänzlich  gutgemacht  und  wenigstens 
in  diesem  Punkte  befriedigende  Ausgleichungen  mit  den  Stän- 
den getroffen  sein  würden.  Auch  habe  Se,  Majestät,  von  dem 
Wunsche  geleitet,  Alles,  was  an  die  Unruhen  der  Jahre  1789 
bis  1790  erinnere,  in  Vergessenheit  zu  bringen,  die  Erkläi-ung 
beigefügt,  dass  mittelst  jener  Summe  alle  seit  dem  1.  Januar 
1787  eröffneten  Forderungen  und  Ansprüche  als  ei-fiillt  ange- 
sehen sein  sollten  und  er  es  auf  sich  nehme,  aus  dieser  Summe 
nach  der  Entscheidung  einer  zu  diesem  Endo  mit  gemeinschaft- 
lichem Einverständnisse  zu  ernennenden  Commission  alle  die- 
jenigen, welche  fllr  und  wegen  besagter  Unruhen  ungerechter 
Weise  einen  wesentlichen  Verlust  erlitten,  auf  billige  Art  zu 
entschädigen.  Ueberdies  habe  Se.  Majestät  erklärt,  dass  ver- 
mittelst dieser  (Jeldbe willigung  der  Betrag  der  öffentlichen  Ab- 
gaben, welche  durch  die  Stände  im  Jahre  1790  zugestanden 
worden  seien,  zum  Besten  der  Provinz  verbleiben,  und  dass  die 
wegen  oder  bei  Gelegenheit  der  erwähnten  Unruhen  contrahirten 
Schulden  genehmigt  und  als  Lasten  der  Provinz  angesehen 
werden  sollten,  Verfügungen,  die  in  volle  Wirksamkeit  treten 
würden,  sobald  der  dritte  Stand  der  GeldbewilUgung  der  zwei 
ersten  Stände  beigetreten  sein  werde.  Auch  habe  der  Kaiser 
die  unter  den  verschiedenen  Provinzen  eröffnete  Liquidii'ung 
der  während  und  anlässlich  der  Unruhen  contrahirten  Schidden 
nicht  aus  dem  Auge  verloren  und  erklärt,  dass  diese  Liqui- 
dirung  unverzüglich  wieder  vorgenommen  und  beendigt  werden 
solle.  Endlich  folgte  die  Erklärung,  dass  die  Haagcr  Convention 
vom  10.  December  1790  und  deren  Ratification,  die  am  19.  März 
1791  in  Brabant  publicirt  worden  sei,  der  Joyeuse  entröe  nicht 
zum  Nachtheile  gereichen  solle,  dass  vielmehr  diese  in  ihrem 
vollen  Umfange  zu  gelten  habe,  ,wie  weiland  die  Kaiserin 
Maria  Theresia  und  ihre  durchlauchtigsten  Voi^änger  sie  be- 
schworen haben'.' 


'  Wiener  Zeittnig  S494  ff.  Dnller  166. 


Vt    4bluuillqBg:  T.  Keiasberg. 

Depesche  wurde  am  15.  den  versammelten  Ständen 

dl»  M  ttbornahmen,  das  Schriftstück  in  beiden  Lan- 

ta  ciaor  grossen  Anzahl   von  Exemplaren  zu  ver- 

l*M»  Depe»chc,  die  von  Manchen  als  eine  Erneuerung  dnr 
m»  «itrA»  gn'dfutct  wurde,  gab  in  Brüssel  zu  allerlei  Ova- 
ft  AabiM'  So  wurde  am  17.  November  dem  kilrzUeh  erst 
,  Enhcntog  ein  StÄndchcn  gebracht  und  ihm  zu  Ehren 
«ito»  K»«»*<y"P  von  Bonnoir  aufgcttUirt,  allerdings  eine  takdose 
y^H^Ml  —  wollte  man  doch  sogar  in  derselben  den  Erzherzog 
IjrtMM»  J^'f  *''-''"  ^^*^^  ausdrücklich  verbat  —  die,  wie  Delmotte 
v««AUt.  w»M  der  Frau  des  Ministers  und  den  Leuten  ihrer  Anti- 
^^Hihiv  voiTnilasst  und  von  Warnsdorff  approbirt  worden  war, 
Md  ttf  die  der  Erzherzog  nachtriiglieh  noch  40  Louis  den 
WlOOltrni  dos  Festes,  Van  Schorell  und  Genossen,  bezahlen 
UMMmI»,  Au  nUchsten  Sonntag  (24.  November)  gaben  die  Doyens 
(««•  AnU«  der  .wiedei-verlichenen  Verfassung'  den  sogenannten 
.I'äjh»«»  du  rivRge'  ein  Fest  gegenüber  dem  Ministerhotel,  bei 
"  'inkiMi,  Wein  und  Bier  unter  die  Menge  vertlieilt  wurde. 
i  ,..,,>  ...r  wur  OS,  duss  sich  eine  Gesellschaft  von  Bürgern  bil- 
»lele,  »n>  Unterschriften  für  tlie  Errichtung  von  MilitarhospitAlem 
tn  unmmcln* 

t5«b  sieh  in  Brüssel  die  Befriedigung  über  den  politischen 
Krtoljt  in  derartigen  Bezeigungen  kund,  so  machten  diese  Nach- 
ncht»'»\  in  Wien  gerade  den  entgegengesetzten  Eindruck.  Schon 
Hie  ViM'laulbarung,  dass  es  Mclternich  unterlassen  habe,  den 
^>tÄnd«My  durch  Verlesung  jener  oflficiellcn  Depesche  eine,  wie 
\H\M\  uunntv,  heilwime  Lection  zu  ertlieilen,  rief  nicht  nur  den 
l'nwillon  der  Minister,  in  deren  Conferenz  dieselbe  festgestellt 
woihIcii  war,  «oiidern  auch  des  Kaisers  hervor,  der  aus  diesem 
AniMMie  b^'jnerkte,  es  sei  überhaupt  unnütz,  Anordnungen  zu 
Uv#i*«,  wenn  n>an  «ich  herausnehme,  zu  gehorchen,  nur  wie  und 


*  UottMWloU   M»  TraulUnuMdorif.    Bnixellos,   lo    16  novombru   17S)3.    Orig. 
Kr*liKr«titr  ('«rl  tut  (Umi  Kaiser.  Briliotol,  den   17.  Miiveniber  17U3.  Orig. 

*  Itoluiotlii  »D  Mnrin  Chrintitie.  Bnixcllea,  lo  26  novcnibro  1793.  Orig.  aig. 
A     .V. 

*  Tr*illlinaii»ili<rlf  »11  Mt'ltonilcb.  Vienne,  lo  h  novembre  1793.  Orig. 


B<l(i*D  iintfr  der  OcBenliUtthilttncbkft  Cnthrnog  Cvb  (I7ÜS,  1794). 


145 


I 


I 


i 


Noch  ungilnstigcrc  Bpurthcilung  fand  jedoch  die  Dopcschc 
vom  15.  November.  Einstimmig  war  man  zunächst  der  Meinung, 
dass  dieselbe  desavonirt.  und  dass  fllr  die  Folge  der  Wieder- 
kehr einer  ähnliclien,  ohne  ausdrückliche  Genehmigung  des 
Kaisers  erfolgten  Entscheidung  vorgebeugt  werden  mlisse.  Na- 
mentlich hesetiwerte  sich  Thugut,  dass  in  der  Depesche  auf 
die  Convention  vom  Haag  Bezug  genommen  worden  sei.  Die 
Depesche  selbst  wurde  als  gleich  schädlich  bezeichnet,  ob  nun 
die  Stände  dieselbe  zu  ihren  fiunstcn  deuten,  worauf  die  Freude, 
mit  der  man  sie  begrtisst  habe,  hinzuweisen  scheine,  oder  oh 
sich  dieselben  in  ihren  Envartungen  getäuscht  finden  und  daher 
das  Gouvernement  nachträglich  der  Falschheit  beschuldigen 
würden,  schädlich  aucJi  im  Hinblick  auf  die  anderen  Provinzen, 
die  mit  Recht  sich  für  nicht  minder  befugt  erachten  würden, 
neue  Zugeständnisse,  im  Gegensatze  zu  den  feststehenden  Prin- 
cipien,  zu  erzwingen.  Der  Kaiser  liess  dem  Minister  seine  Miss- 
billigung zu  erkennen  geben,  dass  er  gethan,  was  bisher  kein 
Generalstatthalter  oder  Minister  über  sich  zu  nehmen  gewagt 
habe,  Entscheidungen  zu  treffen,  denen  so  oft  wiederholte  Be- 
fehle des  Souveräns  bestimmt  gegenUbei-ständen,  und  Funda- 
mentalgesetzen eine  Auslegung  zu  geben,  die  in  der  falschen 
Deutung,  die  man  ihr  gebe,  das  öffentliche  Recht  zu  erschüttern 
geeignet  sei.'  Der  Kaiser  sah  von  einem  formellen  Desaveu  der 
Depesche  in  Anbetracht  der  Folgen  ab,  die  daraus  erwachsen 
könnten;  dagegen  sollte  Mettemich  keine  Gelegenheit  versäu- 
men, um  den  Ständen  im  Namen  des  Kaisers  zu  erklären: 
,dass,  da  er  an  Buchstabe  und  Sinn  der  Joyeuse  entr^e,  so  wie 
dieselbe  zur  Zeit  Maria  Theresias  bestanden  habe,  nichts  ge- 
ändert wissen  wolle,  die  Depesche  vom  15.  November  ihm 
wenigstens  überflüssig  erschienen  sei,  dass  er  dieselbe  wohl  be- 
stehen lassen  wolle,  dass  er  aber  nicht  zugeben  werde,  dass 
dieselbe  etwa  bei  der  bevorstehenden  Inauguration  als  Inter- 
pretation oder  Zusatz  der  Joyeuse  entr^e  beigefügt  werde,  dass 
die  Artikel  1  und  55  der  letzteren  klar  seien,  dass  er  nichts 
gegen  die  legitime  Freiheit  der  Bürger  unternehmen,  dass  er 
aber  auch  weder  für  sich,  noch  für  seine  Nachfolger  auf  jene 
Mittel  verzichten  wolle,    welche  der  zweite  Passus  des  Art.  55 


•  Tirnnttmanwlorff  >n  Metternich.  Vienne,  le  36  novembre  1793.  Orig. 

SitoUflktr.  d.  |jtiil..hUt,  Cl.  CXXrUI.  IM.  6.  Xih.  10 


146 


Vt.  AMiudluDg:   T.  Zci<ib«rg. 


dem  Souverän  (nnräumc,  um  Exccsso  Uebelgcsinnter  zu  vpr- 
hütcn.'  AusdrUckiich  fVigt  Trauttmansdorff  bei,  dass  der  Kaiser 
in  diesem  Falle  die  Ausfilhrung  seines  positiven  Befehles  nieht 
dem  Ermessen  des  Ministers  anliciinstcUc,  sondern  dass  diese 
Befehle  auch  dann  auszuführen  seien,  wenn  etwa  Mettemich 
anderer  Ansicht  sein  sollte.  * 

Der  Erzherzog  aber  wurde  im  Namen  des  Kaisers  oflicieli 
aufgefordert,  in  Zukunft  sieh  derartigen  Suggestionen  von  Seiten 
der  Conferenz,  wie  des  Ministers  in  all  den  Füllen,  wo  ein  Ver- 
zug möglich  sei,  zu  versagen  und  von  den  ihm  zustehenden 
Vollmachten  nach  eigener  Ueberzeugung  Gebrauch  zu  machen;* 
,da,'  wie  der  Kaiser  in  einem  vertraiilichen  Schreiben  an  seinen 
Bruder  bemerkt,  ,ich  oft  gesehen,  dass  Deine  Meinung  viel 
besser  als  jene  aller  Uebrigen  gewesen  und  der  Dienst  dabei 
gewonnen,  wenn  man  sie  befolgt  hätte." 

Wenn  nun  auch  sowohl  der  Erzherzog  als  auch  Metter- 
nich  ihr  Vorgehen  nochmals  ins  richtige  Licht  zu  setzen  such- 
ten,* so  hielt  man  in  Wien  doch  an  dem  einmal  gewählten 
Standpunkte  fest;^  ja  auf  die  Erwiderung  Mettemich's  erfolgte 
sogar  eine  scharfe  Replik,'^  welcher  die  Thatsaclie  ein  gewisses 
Rehef  verlieh,  dass  in  einer  RepräseutjUion  der  neun  Nationen 
an  den  Briisseler  Magistrat,  die  zu  Anfang  December  in  Druck 
erschien,  die  Dej)esche  vom  15.  November  als  das  offene  Ein- 
geständniss  vorgefallener  Veifassungsverletzungen  gedeutet  und 
als  die  einzige  Garantie  der  Beobachtung  der  Verfassung  be- 
zeichnet wurde.'  Dem  gegenüber  durfte  sich  aber  andererseits 
das  Brüsseler  Gouvernement  eines  Erfolges  rühmen,  der  durch 
die  Depesche  vom  15.  November  veranlasst  zu  sein  schien. 

Allerdings  war  wieder  ein  voller  Jlonat  daliingegangen, 
che  man   die  Zustimmung  des  dritten  Standes   zu  den  mit  den 


'  Tr(inttman.idorflf  an  Metternicli.  Vienne,  le  27  novembro  1793.  Orig. 

*  Der  Kniner  »n  Erzherxog  Cnrl.  Vioniie.  le  29  novembre  1 793.  <  h-ig.  officiell. 

*  Der  Kaiaer  au  Erzhoriog  Carl.  Wien,  den  27.  Nuvember  1793.  Orig.  eig. 
A.-A. 

*  Erzherzog  Carl  an  den  Kaiser.  BrnxoUe«,  le  16  dicombre  1793.  Eutw. 
MOlIer's.  Derselbe  an  denaelben.  BrUssel,  den  17.  December  1793.  Orig. 
eig.  Mettemich  an  Trauttinatifdorff.  Bruxelles,  le  16  d<5combre  1793. 

*  Traattmnnsdorff  an  Metternicb.  Vienne,  le  S7  d^ccmbre  1793.  Orig. 
'  TratittmansdurfT  an  Motternich.  Vienne,  le  29  dct-onihre  1793.  Orig. 

'  Trauttmansdorff  an  Mettemich.  Vienne,  le  6  d^cembre   1793.  Rögerv^. 


Bi>lg<«n  anlor  der  OvaeraliUtthallentclun  En1i«no(  Ctrl«  (1T9S,  ITM). 


147 


beiden  ersten  Ständen  erzielten  Vereinbarungen  zn  erlangen 
vermochte.  Jfusste  doch  zuvor  die  Zustimmung  all  der  ein- 
zelnen Corps  und  Metiers  eingeholt  werden,  aus  denen  sich 
die  drei  Chefs -villes,  d.  i.  der  dritte  Stand,  zusammensetzte.' 
Endlich  aber,  zu  Anfang  Deccmber,  konnte  Metternich  melden, 
dass  diese  Zustimmung,  freilich  nur  theilweise,  erfolgt  sei.  Löwen 
und  Brüssel  zeigten  sich  dabei  von  seltenem  Eifer  erftült.  Zu 
Löwen  geschah  es  zum  ersten  Male,  dass  sich  keine  Stimme 
gegen  irgend  eine  der  Propositionen  vernehmen  Hess,  einstim- 
mig erklttrten  vielmehr  die  Bürger,  dass  entsprechend  der  edlen 
Handlungsweise  des  Kaisers  an  der  vollständigen  Zustimmung 
kein  Zweifel  bestehe.  Länger  zögerte  man  in  Antwerpen;  drei 
von  den  vier  Mitgliedern  dieser  Stadt  stimmten  zwar  sofort  den 
drei  Propositionen,  die  ihnen  gemacht  wurden,  bezüglich  der 
4'/x  Millionen,  beztiglich  der  Inauguration  und  bezüglich  der 
Impots  vom  1.  December  I.  J.  bei,  aber  auch  diesmal  waren 
es,  wie  so  oft  in  früherer  Zeit,  die  Doyens,  welche  erst  nach 
längerem  Bedenken  ihre  Zustimmung  gaben.  Diese  Stimmung 
war  auch  der  Grund,  weshalb  der  Bürgermeister  von  Ant- 
werpen, Oraf  Baillet,  zunächst  nur  diese  drei  Punkte  zur  Ab- 
stimmung brachte,  während  die  Zustimmung  zu  den  Subsides 
für  den  Kaiser  und  den  Erzherzog  erst  später  eingeholt  werden 
sollte,  zumal  es  auch  sonst  Sitte  war,  dass  der  dritte  Stjind  erst 
in  der  im  März  oder  April  des  folgenden  Jahres  stattfindenden 
Versammlung  seine  Zustimmung  zu  den  schon  zuvor  von  den 
beiden  ersten  Ständen  bewilligten  Subsides  ertheilte.  Nur  Brüssel 
hatte  diesmal  eine  Ausnahme  von  der  Regel  gemacht  und  schon 
jetzt  auch  zur  Subside  seine  Zustimmung  crtheilt.  Die  formelle 
Zustimmung  aller  drei  Stände  zu  der  Entschädigung  von 
4'  ,  MilUonen  ist  im  Januai'  1794  erfolgt.* 


XII.  Ende  des  Kanzlerstreites. 

Und  nun  war  noch  die  heikelste  Frage  zu  erledigen:  die 
Einftihrung  Van  Velde's  als  Kanzler  von  Brabant.  In  dieser 
Frage  hatte  mittlerweile  auch  Nelis,  der  Bischof  von  Antweqicn, 

'  Vergl.  Oacbard,    M£mo!r«  sur  U  composition   et  les  »ttributioiu  dea  an- 

den«  ^}tatB  de  Urnbant.  1.  c.  puff.   17. 
'  Metternich  an  TrauUmansdorff.  Bmxelles,  le  13  jaiivier  17> 


148 


T.  AMudling:  T.  Zeittbirg. 


seine  Stimme  vernebmen  lassen.  Er  bezeichnete  flinf  Personen 
als  Candidaten  um  den  zu  besetzenden  Posten:  den  fiiiheron 
Kanzler  Crumpipen,  V^an  Velde,  De  Villegas,  der  als  Doyen 
des  Conseils  thatsHchlieh  die  Functionen  des  Kauzlers  ausübte, 
D'Overscbies,  der  im  Volke  vor  Allem  beliebt  sei,  und  De 
Jonghe,  den  Pensionär  und  Oreffier  der  Stände.  ,Er  gibt  sich 
zwar  den  Anschein,  als  wilnsche  er  die  Stolle  nicht;  aber  es 
soll  sieh  damit  verhalten  wie  mit  dem  Fuchs  in  der  Fabel.' 
An  sich,  meint  Nelis,  sei  es  glciehgiitig,  ob  und  welchen  von 
ihnen  der  Kaiser  die  Siegel  von  Brabant  anvertraue.  Er  selbst 
weist  auf  den  einstigen  Conseiller  am  Conseil  von  Brabant, 
jetzt  Mitghed  des  geheimen  Rathes,  Bartenstein  oder  auf  Ro- 
biauo  hin,  der  selbst  fiiihcr  Mitglied  jenes  Conseils  gewesen, 
nunmehr  Conferenzrath  und  Sohn  eines  Kanzlers  sei.  ,Mau  hat 
ihn,'  sagt  er  von  Robiano,  ,vom  Lande  geholt,  wohin  er  sich, 
ein  anderer  Cincinnatus,  an  den  Pflug  zurückgezogen  hatte.  Er 
wäre  vielleicht  im  Stande  den  gordischen  Knoten  zu  lösen.  Man 
könnte  Van  Veide  durch  Ernennung  zum  Staatsrathc  entschä- 
digen.' ,Auf  jeden  Fall,'  schliosst  NeUs  sein  Schreiben  an  Trautt- 
mansdorff,  ,hoffc  ich,  dass  Eure  Excellenz  nicht  zugeben  wer- 
den, djws  man  diesen  unseligen  Zankapfel  auf  die  unglücklichen 
Gefilde  Belgiens  wirft,  ehe  nicht  die  anderen  Angeleg;enheitcn 
erledigt  sind,  oder  vor  Ihi-er  Ankunft,  mit  der  wir  uns  seit  eini- 
ger Zeit  schmeicheln.  .  .  .  Van  Velde  ist  ein  Manu  voll  Ver- 
dienst und  Rechtschaffenheit;  ich  kenne  ihn  seit  langer  Zeit, 
ihn  und  seine  Familie.  Ich  wünschte,  sein  Bruder  wilrde  Bi- 
schof von  Rureraonde;  aber  bei  alledem  ist  der  Vicekanzler 
keiner  der  Milnncr,  die  ein  Cardinal  Mazarin  angestellt  hätte, 
denn  er  ist  nicht  glückhch,  und  man  bedarf  glücklicher  Männer, 
um  mit  Erfolg  dem  Staat  und  dem  Fürsten  zu  dienen." 

Seit  dem  Zeitpunkte,  zu  welchem  Van  Velde  die  Zulassung 
zur  Eidesleistung  als  Kanzler  von  Brabant  in  ,nahe'  Aussicht 
gestellt  worden  war,  waren  drei  Monate  verstrichen,  ohne  dass 
in  dieser  Sache  auch  nur  das  Geringste  geschah.  Man  wartete 
eben  die  Zustimmung  der  St^lnde  zu  den  Subsides  und  Impots 
ab.    Als  am  2(3.  Oc.tober  Van  Velde  sich   bei  dem  Erzherzoge 


Bischof  Nelig  von  Antwerpen  sn  Tmuttmansdorff.  Bnixelles,  le  9  aeptem- 
bro  1793.  Oachard,  Analecte«  I— IV,  M3  ff. 


Bplpan  nDt«r  der  GQDermlatetthKltervehftfl  Enhenog  Carl»  (1799,  17M). 


149 


einfand,  vertröstete  ihn  dieser  auf  die  Zukunft. '  Jetzt  aber, 
nachdem  die  drei  Stände  von  Brabant  (am  26.  November)  ihre 
Zustimmung  bezüglich  der  Subsides  und  der  Inauguration  er- 
thcilt,  demnach  das  fiHher  geltend  gemachte  Bedenken  der 
Eidesleistung  nicht  mehr  im  Wege  zu  stehen  schien,  meldete 
sich  Van  Velde  neuerdings  (29.  November)  bei  dem  Erzher- 
zoge an.' 

,Er  kam,'  erzählt  Erzherzog  Carl  selbst,  ,um  sich  zu  er- 
kundigen, wann  seine  Beeidigung  stattfinden  werde.  Ich  er- 
widerte, dass  ich  ihm  darüber  noch  nichts  Sicheres  sagen 
könnte,  da  die  Unterhandhin^^ou  mit  den  Ständen  noch  fort- 
dauerten, dass  es  vielleicht  gelingen  werde,  alle  Schwierigkeiten 
zu  ebnen,  dass  jedoch,  wenn  die  Stände  sich  trotzdem  seiner 
Installation  widersetzten,  die  Sache  gerichtlich  würde  ausge- 
tragen werden  müssen.  Er  bedauerte  unendlich,  noch  nicht  den 
Vorsitz  in  seiner  Körperschaft  führen  und  keinen  Einfluss  auf 
die  neuen  Ernennungen  üben  zu  können.  Ich  sagte,  er  werde 
wohl  fühlen,  wie  ungelegen  uns  diese  Sache  sei  und  wie  miss- 
lich,  wenn  sie  die  Inauguration  verzögerte.  Er  betheuerte,  dass 
ihn  nur  Gehorsam  gegen  seinen  Souverän  leite,  und  dass,  wenn 
er  wtisste,  dass  sein  Benehmen  dem  Gouvernement  Verlegen- 
heiten bereite,  oder  dass  Se.  Majestät  der  Kaiser  oder  ich 
wünschte,  dass  er  auf  seinen  Posten  verzichte,  er  dies  mit  dem- 
selben Gehorsam  thun  würde,  mit  welchem  er  denselben  an- 
genommen habe.  Ich  antwortete,  dass  Se.  Majestät  von  seiner 
Ernennung  nie  abstehen  könne  und  wolle,  dass  er  übrigens 
selbst  die  betreffenden  Befehle  und  Intentionen  des  Kaisers 
kenne,  die  ich  ihm  vor  einem  Monate  mitgetheilt  hätte.  Wir 
schieden  von  einander,  er  mit  der  Bitte,  man  möge  also  die 
Sache  zu  Ende  führen,  ich  mit  der  Vereicherung,  dass  man 
sich  damit  gewiss  beschäftigen  werde."  Wenige  Tage  darnach 
kam  Vau  Velde  abenuals  zu  dem  Erzherzog  mit  einer  schrift- 
lichen Eingabe,  welche  sich  ebenfalls  auf  diesen  Gegenstand 
bezog. 


'  Erxherzog     C'nrl     an     den     Kaiser.     BrOrael,     den     26.    Üctobor     1793. 

Orig.  eig. 
*  Vau  Velde  an  Enlientug  Carl.  Braxelles,  lu  4  d^cumbre  1791.  Ol 
■  Eralierxog  Carl  an  Malier,  lo  39  norembro  1793.  A.A. 


150 


VI    Abbudlnug:  T    Z*i»b«tf. 


jObgleich  ich  ihm  zweimal  sagte,'  bemerkt  der  Eraher- 
zog,  ,er  müsse  wohl  begreifen,  wie  sehr  seine  Angelegenheit 
das  Gouvernement  in  Verlegenheit  setze,  wollte  er  mich  nicht 
verstehen  und  beharrte  dabei,  dass  die  SUinde  sich  seiner  Eides- 
leistung nicht  widersetzen  würden.' 

Auch  der  Erzherzog  wurde  jetzt,  wie  man  aus  diesem 
Schreiben  ersieht,  bedenklich;  er  besorgte,  dass  es  über  die 
Sache  zu  einem  Processe  am  Conseil  von  Brabant  kommen  und 
dieser  nach  den  Formen  des  belgischen  Rechtes  Jahre  lang 
dauern  werde.  Besonders  aber  ging  es  ihm  nahe,  dass  um 
dieser  Angelegenheit  willen  die  damals  bereits  angekündigte 
Reise  des  Kaisers  nach  Belgien  verschoben  werden  sollte,  auf 
die  er  hohen  Werth  legen  zu  müssen  glaubte. 

jWiire  Vau  Velde  nicht  schon  benennt,'  schrieb  er  an  den 
Kaiser,  ,uud  folglich  Deine  Würde  nicht  dabei  compromittirt, 
so  würde  ich  Dir  rathen,  einen  Anderen  zu  nennen;  allein  in 
dem  Falle,  in  dem  wir  uns  jetzt  befinden,  und  wenn  Van  Velde 
nicht  selbst  seine  Stelle  niederlegen  will,  was  er  nicht  zu  thim 
gesinnt  scheint,  so  bleibt  niciit  Anderes  übrig,  als  auf  dieser 
Benennung  zu  bestehen.  Allein  ich  unterlege  es  Deiner  Ein- 
sicht; denn  Du  siehst  gewiss  die  Sache  am  besten  ein  und  bist 
am  meisten  im  Stande,  ein  gegründetes  Urtheil  darüber  zu 
ftlllen,  ob,  da  Deine  Reise  so  wichtig  und  so  höchst  nöthig  ist, 
Du  Dich  über  diese  Sache  hinaussetzen  und  ohngeachtet  dem 
hieher  kommen  könntest.  Vielleicht  würde  Deine  Ankunft  hier 
die  Sache  entscheiden,  und  sollte  sie  es  auch  nicht,  so  könntest 
Du  Dich  ja,  wenn  Du  auch  den  Brabantcm  [Deine  Unzufrie- 
denheit] über  ihre  Aufführung  zeigen  wolltest,  in  einer  anderen 
Provinz,  in  einer  anderen  Stadt  so  lange  aui'halten,  bis  die  noch 
bestehenden  DifficultUten  würden  gehoben  sein." 

Erzherzog  Carl,  Mercy  und  Mettemich  wai'en  jetzt  im 
Grunde  derselben  Ansicht,  die  dahin  ging,  dass  die  Kanzler- 
frage von  der  Inauguration  getrennt,  jedesfalls  aber  die  Reise 
des  Kaisers  nicht  von  derselben  abhängig  gemacht  werden 
möge.  Mettemich  aber  fasste  alle  Bedenken,  die  sich  der  Ver- 
eidung Van  Velde's  entgegenstellten,  noch  einmal  (7.  December) 
in  einem   grossen  Berichte  zusammen.   Er  that  dies  umsomehr, 


'  Eralieno(f  Carl  an  Fr«nz  ü.  Brliiwel,  den  27.  November  1793.  Orig.  «ig. 


J 


I  oater  der  OeoeralitsttWtfrwIitri  En)i>nog  Ckrb  (17WI,  1794). 


IBI 


als  man  ihm  geradezu  den  Vorwurf  machte,  auf  die  Insinuatio- 
nen eines  Overschies  hin,  den  er  zu  begünstigen  scheine,  die 
Angelegenheit  Van  Velde's  hinausgcschohen  zu  haben.'  Dem 
gegenüber  wies  er  auf  den  Umstand  hin,  dass  letzterer  allge- 
mein verhasst  sei,  nirgends  freilich  in  höherem  Grade  als  in 
Antwerpen,  wo  sogar  eine  ihm  vortheilhafte  Heirat  sich  daran 
zerschlagen  habe,  weil  er  17?*7  einer  jener  CommissUre  gewesen 
sei,  welche  die  neuen  Tribunale  eingeftlhrt  hatten.  Eben  deshalb 
habe  es  die  Confcrenz  für  zweckdienlich  erachtet,  den  Abschluss 
der  übrigen  Verhandlungen  mit  den  Stünden  von  Brabant  abzu- 
warten, ehe  man  den  neuen  Kanzler  zum  Eide  zulasse,  worauf 
sich  dci-selbe  den  Stünden  vorzustellen  hätte.  Wiesen  ihn  diese 
zurück,  so  würde  er  gegen  dieselben  den  Rechtsweg  zu  betreten 
haben.  Es  würde  sich  bei  einem  Proccssc  dieser  Art  nicht  um 
das  Recht  des  Kaisers,  einen  Kanzler  zu  ernennen,  handeln, 
ein  Recht,  das  ihm  von  den  Ständen  nie  bestritten  worden  sei, 
sondern  um  die  private  Berechtigung  Van  Velde's,  von  dem  ihm 
als  Kanzler  ausgestellten  Patente  Gebrauch  zu  machen,  kurz  um 
eine  sogenannte  Contestatio  des  ,meum  et  tuum',  wobei  ent- 
weder die  Stände  den  Beweis  führen  müssten,  dass  Van  Velde 
die  durch  die  Joyeuse  entr^e  vorgeschriebenen  Eigenschaften 
I  nicht  besitze,  oder  er  selbst  das  Gegenthoil  zu  erhärten  hätte. 
Leider  habe  man  in  Wien  dieses  Mittel  verworfen,  welches 
Bwißchen  den  Rechten  des  Kaisers  und  denen  des  Kanzlers 
unterscheide  und  es  möghch  gemacht  haben  würde,  unabhängig 
von  dem  Ausgange  des  Processes  die  Inauguration  vorzuneh- 
men. Demnach  habe  das  Gouvernement  vor  der  Alteraalive 
gestanden,  falls  die  Mittel  der  Ueberredung  versagten  entweder 
eine  Sache,  für  die  man  sich  eingesetzt,  fallen  zu  lassen,  oder 
den  neuen  Kanzler  mit  Gewalt  zu  installiren.  Aber  auch  wenn 
man  die  Standeversammlung  mit  Soldaten  umgebe,  würde  man 
damit  nur  den  inneren  und  äusseren  Feinden  dos  Gouverne- 
ments Freude  bereiten.  Van  Velde  werde  trotzdem  nicht  als 
legitimer  Kanzler  gelten  und  in  dem  Conseil  von  Brabant  nicht 
Aufnahme  finden.  Nichts  in  der  Welt  werde  die  Räthc  zwingen 
können,  mit  ihm  zu  rathen  und  zu  tliaten,  nichts  das  Pubhcum, 
ihn  als  legal  eingeführt   zu  betrachten.    Ohne  Zweifel  sei  diese 


'  TnattmamMlorff  an  Mettoriiich.  Vieiine,  le  f»  ilefooibre  1793.  O 


152 


Tl.  IbtaDdlang :   t.  Zeii>b«rf. 


ablehnende  Haltung  zu  beklagen,  gewiss  gehe  solche  zum  Theile 
wenigstens  auf  persönliche  Gehlissigkeit  zurück.  Wie  dem  aber 
auch  immer  sei,  jedenfalls  sei  dies  ein  Factur,  den  man  in 
Rechnung  zu  ziehen  habe,  und  es  sei  wenigstens  Pflicht  des 
Gouvernements,  ehe  man  weiter  gehe  und  etwas  thue,  was  viel- 
leicht nicht  mehr  gutzumachen  sein  werde,  noch  einmal  die 
Entscheidung  des  Kaisers  einzuholen  und  demselben  dabei  nicht 
zu  verhehlen,  dass  man  nach  so  vielen  Jlühen  und  Opfern  Ge- 
fahr laufe,  die  Früchte  derselben  einzubüssen,  falls  man  diese 
Sache  bruskire.  Auch  der  Erzherzog  sei  von  der  Richtigkeit 
dieses  Standpunktes  so  Überzeugt,  dass  er  es  auf  sich  genom- 
men habe,  die  Anordnungen  des  Kaisers  nicht  zur  Ausfühning 
zu  bringen.  Desgleichen  habe  Mercy  über  die  Sache  oft  mit 
ihm  (Mettemich)  gesprochen  und  wiederholt  Vorstellungen  bei 
dem  Erzherzog  in  dieser  Hinsicht  gemacht.  Denn  Mercy  be- 
trachte als  den  wichtigsten  Schritt,  der  zum  Heile  Europas  und 
zum  Besten  der  politischen  und  militärischen  Verhältnisse  zu 
geschehen  habe,  die  schleunigste  Ankunft  des  Kaisers  in  Bel- 
gien, weshalb  es  ihn  tief  bekümmere,  wahrzunehmen,  dass  man 
dieselbe  von  einer  im  Grande  untergeordneten  Sache  abhängig 
machen  wolle.  Er  meine  nicht,  dass  der  Kaiser  die  Ernennung 
Van  Velde's  zurücknehmen,  nur  dass  er  diese  Angelegenheit 
als  eine  nebensächliche  behandeln  möge.  Freilich,  setzte  Metter- 
nich  hinzu,  würde  es  unendlich  vorzuziehen  sein,  wenn  Van 
Velde  angesichts  der  ihm  wenn  auch  mit  Unrecht  bezeugten 
feindlichen  Stimmung  um  die  Enthebung  von  seinem  Amte 
bitten  würde.* 

Ueber  diese  Depesche  fanden  in  Wien  neue  Berathungen 
statt.  Die  Miuisterconferenz  empfahl  dem  Kaiser,  um  keinen 
Preis  nachzugeben.  Der  Vorschlag,  es  dem  Kanzler  selbst  zu 
tiberlassen,  sich  auf  dem  Rechtswege  zum  Genüsse  seines  Pa- 
tentes zu  verhelfen,  würde,  meinte  die  Conferenz,  zu  billigen 
sein,  wenn  es  sich  wirklich  nur  um  persönliche  Anschuldigun- 
gen wider  denselben  handelte;  aber  voraussichtlich  werde  man 
gegen  Van  Velde,  dem  sonst  nicht  vorzuwerfen  sei,  die  An- 
schuldigung erheben,  dass  er  den  Befehlen  Kaiser  Josef  U.  ge- 
mäss 1787  die  Functionen  eines  Commissärs  bei  der  Errichtung 


'  Metternich  *d  Traattmauadorff'.  Bnuelles,  le  7  decembre  1793.  Copie. 


B«I(i«n  unUir  der  OtaenlitatthilteraaUn  Enhenof  CwU  (17(3.  1794). 


153 


der  ueueu  Tribunale  und  1789  den  neugeschaffenen  Posten 
eines  Vicekanzlers  von  Brabant  übernommen  habe.  Dadurch 
werde  die  Würde  des  Souverilns  blossgestelJt,  der  Alles  ver- 
ziehen habe  und  dem  man  allein  nichts  verzeihen  wolle.  Festig- 
keit werde  die  Kaiserreise  nicht  nur  nicht  verzögern,  sondern 
sei  nothwendig,  um  zu  verhüten,  dass  man  nicht  im  Falle  einer 
Nachgiebigkeit  in  diesem  Pimkte  die  Anwesenheit  des  Kaisers 
in  Belgien  zu  dem  Versuche  missbrauche,  demselben  weitere 
und  noch  verdirbliehere  Zugeständnisse  zu  entreissen.  Würden 
die  Stande  die  Zulassung  des  Kanzlers  verweigern,  so  sei  es 
noch  immer  Zeit,  jene  Massregeln  zu  erwägen,  die  zu  ergreifen 
seien,  um  die  Opposition,  sei  es  auf  gerichtlichem  Wege  oder 
in  anderer  Weise  zu  brechen,  ohne  dass  dadurch  die  Reise  des 
Kaisers  gehindert  werden  dürfe. 

Die  Inauguration  endlich  sei  nicht  nur  vor  der  Ankunft 
des  Kaisers  nicht  nothwendig,  sondern  dürfe  vielmehr  über- 
haupt nicht  stattHnden,  so  lange  man  sich  seinen  Intentionen 
so  hartnäckig  und  ohne  einen  Schatten  von  Recht  widersetze. 
Daher  wurde  Metternicli  mitgetheilt,  der  Kaiser  sei  entschlossen, 
an  seinen  Befehlen  festzuhalten,  es  koste,  was  es  wolle;  er  wolle 
sehen,  ob  kluge  Festigkeit,  gepaart  mit  Gerechtigkeit,  nicht 
mehr  ausrichte,  als  jene  Lässigkeit,  mit  der  man  bisher  zu 
Werke  gegangen  sei,  und  die  bisher  so  wenig  Erfolg  gehabt 
habe.  Der  Erzherzog  aber  erhielt  von  dem  Kaiser  den  Auftrag, 
Van  Velde  zum  Eide  zuzulassen  und  ihn  sodann  den  Ständen 
vorzustellen,  um  diesen  gegenüber,  was  die  Verfassung  vor- 
schreibe, zu  erfüllen.  Fügten  sich  die  Stände,  so  sollte  alsbald 
zur  Inauguration  geschritten  werden;  wo  nicht,  so  sollte  auch 
nicht  von  dieser  Ceremouie  die  Rede  sein.  Man  sollte  in  diesem 
F'alle  den  Ständen  noch  vier  Ims  fünf  Tage  Bedenkzeit  geben, 
sodann  aber  sie  auflösen  und  es  der  Zeit  und  den  Umständen 
überlassen,  sie  zur  Besinnung  zu  bringen.  ,Ich  wiederhole  es,' 
schUesst  Trauttmansdorff  die  hochwichtige  Weisung  vom  21.  De- 
cember,  ,legen  Sie,  Herr  Graf,  alle  Eisen  ans  Feuer,  damit  die 
Sache  gelinge.'  ,Wa8  Ovcrschios  betrifft,'  fügt  er  hinzu,  ,Over- 
Bchies,  diese  grosse  Triebfeder  des  Ganzen,  so  können  Eui'e 
Excellenz  ihm  bestimmt  die  Versicherung  geben,  dass,  was 
auch  immer  geschehen  mag,  sein  Benehmen  in  dieser  Sache, 
von  dem  man  sichere  Kunde  hat,  genügt,  auf  dass  er  niemals 


Ii>4  TT.  Abkudlsnc:  t.  Zciitlicrf. 

den  Posten  eines  Kanzlers  erbalte,  und  dass,  wenn  er  Ober- 
haupt noch  auf  etwas  von  Sr.  MajestÄt  hoffen  will,  sei  es  flir 
sich  selbst,  sei  es  ftlr  seine  Kinder,  er  diese  Gelegenheit  er 
greifen  muss,  um  das  Uebel  gutzumachen,  das  er  bereits  an- 
gestellt hat.  Der  Kaiser  ist  mit  gutem  Rechte  pers^inlich  gegen 
ihn  erbittert,  in  Folge  all  der  Lügen,  die  er  über  die  angeb- 
lichen Erfolge  seiner  letzten  Reise  verbreitet  hat,  während  er 
in  Wirklichkeit  ihn  so  schlecht  behandelt  hat,  als  es  das  gute 
Herz  dieses  trefflichen  Fürsten  zuJKsst.' ' 

Es  sei  schliesslich  bemerkt,  dass  auch  Thugut  sich  im 
Principe  der  Ansicht  Trauttmansdorff's  anschloss,  dass  weitere 
Nachgiebigkeit  nur  das  Ansehen  des  Kaisers  schädigen  wUrde. 
Zweifelhaft  schien  ihm  blos,  ob  die  Eidesleistung  des  Kanzlers 
sofort  erfolgen  solle  oder  nicht  vielmehr  bis  zur  Ankunft  des 
Kaisers  in  Belgien,  um  die  Sache  selbst  an  Ort  und  Stelle  zu 
prüfen,  zu  verschieben  sei.* 

Der  Schwerpunkt  der  getroffenen  Entscheidung  lag  jedes- 
falls  darin,  dass  man  die  Kaiserreise  von  der  Kanzlerfrage  und 
der  Inauguration  trennte.  Man  erachtete  es  fortan  Air  gleichgiltig 
oder  gab  sich  den  An.schcin,  als  erachte  man  es  für  belanglos, 
ob  die  Inauguration  überhaupt  stattfinde  oder  nicht.  Auch  Jtlaria 
Theresia,  hiess  es,  sei  erst  vier  Jahre  nach  ihrer  Thronbestei- 
gung inaugurirt  worden,  und  doch  habe  man  ihr  jederzeit  ge- 
horcht und  Niemand  ihre  Rechte  anzutasten  gewagt. 

,Da  mich  die  Reise  nach  Nicderland,'  schrieb  der  Kaiser 
an  seinen  Bruder,  ,obnelun  mehr  wegen  der  poütisehen  Lage 
der  Geschäfite  drängt,  und  Du  ebenfalls  wegen  dem  Innerlichen 
des  Landes  selbe  als  schleunigst  nothwendig  ansiehst,  so  wird 
mich  nichts  mehr  davon  abhalten,  Indessen  da  die  ordentlichen 
Befehle  an  Dich  durch  eine  Estafette  folgen,  so  wiU  ich  Dich 
benachrichtigen,  dass  meine  Intention  dahin  gehet,  dass  Du  den 
Kanzler  ohnverzüglich  bei  Dir  schwören  lassest  und  ihn  dann 
zu  den  Ständen  sclücken  mögest.    Nehmen  sie  ihn  [nicht]  an,  so 


'  TraiUtmansdorff  au  Metternich.  Vienne,  le  21  däcembre  1798.  Orig.  Dem 
entsprach  auch  die  officielle  Depesche  dei  Kaisers  au  den  Erzherzog 
vom  selbeu  Datum. 

*  Thugut  an  Colloredo,  ce  18  decembre  17U3.  Vivenot,  Vertrauliche 
Uriefe  I,   65. 


Btlfien  anter  der  <3ra«nUtsl11itll«r«eluft  Erthmog  C*r1*  (179S,  ITM). 


155 


kann  man  das  Ganze  auf  den  Rechtsweg  weisen,  und  ich 
mische  mich  gar  nicht  mehr  in  selbe.  Wegen  der  Inauguration, 
|Bo  kannst  Du,  wenn  Alles  gut  gehet,  sie  sogleich  halten,  widri- 
igenfalls  sie  auch  verschieben,  weil  auch  die  Nichtabhaltung 
ierselben  meine  Reise  [nicht]  ferner  verschieben  kann.  Nur 
[bitte  ich  Dich,  mir  sobald  als  möglich  durch  einen  Courier  das 
iResultat  llber  die  Affaire  des  Kanzlers  und  die  Stimmung  der 
iGemlither  zu  wissen  zu  machen.  Ich  gehe  dann  sogleich,  denn 
lieh  bin  marschfertig,  und  Alles  wird  in  Kuraem  hier  in  Ord- 
Ititmg  sein.' 

Aus  Anlass   der  bindenden  Befehle   des  Kaisers   fand  zu 
Jrilssel  am  29.  December  eine  ausserordentliche  Confcrenz  in 
iGegenwart  des  Erzherzogs   und    unter  Beizichung    des  Chef  et 
iFresident  statt,  wobei  man  sich  mit  der  Frage  beschäftigte,  wie 
jene  Befehle  am  besten  in  Vollzug  gesetzt  werden  könnten.  Die 
fStände    hatten   sich    gerade  vertagt,    und   namentlich   die  Aebte 
Itraren  wegen  des  bevorstehenden  Neujahrstages  in  ihre  Klöster 
wrUckgekehrt.  Da  die  Eidesleistung  des  Kanzlers  in  der  Voll- 
Ivcrsammlung    der  Stände    vor    sich    gehen    musste,    wurde    be- 
schlossen, diese  auf  den  nächstfolgenden  Donnerstag  (2.  Januar 
1794)  einzuberufen.    Da  man  indess  besorgte,  dass  die  Gegcn- 
ulei,    sobald    sich  Van  Veldc   in   die  Ständeversammlung  be- 
febe,   oder   sobald   er   dieselbe  verlasse,   wider  ihn  Demonstra- 
äonen   ins    Werk    setzen   werde,    so   beschloss    man   die  Sache 
eheim  zu  halten  und   daher  den  Pensionär  wohl  von  der  Ab- 
seht, die  Stände  an  jenem  Tage  einzuberufen,    nicht  aber  von 
lern  Zwecke   der   Einberufung   in    Kenntniss   zu   setzen.    Man 
kam    ferner    ttberein,    dass    der    Erzherzog   am    Morgen  jenes 

■Tages  Van  Velde  zur  Eidesleistung  zu  sich  bescheiden,  zu- 
gleich aber  der  Minister  eine  Deputation  der  Stände  zu  sich 
berufen   solle,    um    derselben   den    unwiderruflichen   Entschluss 

Pdes  Kaisers  bekannt  zu  geben  und  sie  durch  alle  Mittel  der 
Ueberredung  zu  Überzeugen,  dass  es  in  ihrem  eigenen  Inter- 
esse liege,  sich  dem  Wunsche  des  Kaisers  zu  fllgen.  Würden 
sie  sich  etwa  auf  die  Ojiposition  des  dritten  Standes  berufen, 
aber  auch  nur  in  diesem  Falle,  sollte  Mettemich  sie  zu  be- 
wegen suchen,  Van  Velde  wenigstens  ihrerseits  zuzulassen,  trotz 
des  Protestes  des  dritten  Standes  und  unbeschadet  dessen,  was 
«ic  etwa  auf  dem  Rechtswege   gegen  Van  Velde's  Eignung  zu 


156 


Tl    Aliliudliin(:  r.  Z«itib*r(. 


diesem  Amte  vorbringen  wollten.'  Die  Sache  Bollte  zugleich  so 
eingerichtet  werden,  dass,  sobald  die  Deputirten  der  Stände 
den  Minister  wtlrden  verlassen  haben,  um  in  ihre  Versammlung 
zurückzukehren,  sich  auch  Van  Velde  dahin  zur  Eidesleistung 
begebe,  um  den  Ständen  so  wenig  als  möglich  Zeit  zur  üebei^ 
legung  zu  lassen. 

Am  2.  Januar  Morgens  legte  Van  Velde  den  Kanzlereid 
in  die  Hände  des  Erzherzogs  ab.  Zugleich  fand  sich  eine  Depu- 
tation der  Stände  ein,  welcher  der  Erzherzog  den  Entschluss 
des  Kaisers  kundgab.  Die  Deputirten  erklärten  indess,  sich  ab- 
seits des  Plenums  nicht  aussprechen  zu  können;  sie  seien  jedoch 
überzeugt,  dass  Van  Velde's  Zulassung  formellem  Widerstand 
begegnen,  sowie  auch,  dass  selbst  wenn  die  beiden  ersten 
Stände  sich  bereit  finden  würden,  dies  seitens  des  dritten  nicht 
der  Fall  sein  werde.  Vergebens  suchte  sie  Mettemich  umzu- 
stimmen, indem  er  das  streng  verfassungsmässige  Vorgehen  de-s 
Kaisers  betonte,  zugleich  aber  in  Aussicht  stellte,  dass  im 
Falle  eines  Widerstandes  Van  Velde  die  ihm  zustehenden 
Rechtsmittel  ergreifen  werde.  Die  Deputirten  erwiderten  blos, 
dass  sie,  was  sie  vernommen,  ihren  Committenten  mittheilen 
wollten. 

Der  Erzherzog  hatte  gewünscht,  dass  Van  Velde  sofort 
von  den  Ständen  zur  Eidesleistung  zugelassen  werde,  während 
in  der  Regel  der  Kanzler  seine  Patente  dem  Pensionär  über- 
gab, der  sie  seinerseits  den  Ständen  zur  Prüfung  vorlegte,  auf 
Grund  deren  sodann  Tag  und  Stunde  der  Eidesleistung  be- 
stimmt zu  werden  pflegten.  Auch  diesmal  beharrten  die  Stände 
auf  der  Beobachtung  der  üblichen  Formen.  Van  Velde  blieb 
nichts  übrig,  als  sich  am  folgenden  Tage  (3.  Januar)  an  De 
Jonghe  zu  wenden,  der  ihm  raittheilte,  dass  die  Stände  am 
8.  Januar  in  die  Berathung  des  Gegenstandes  eintreten  würden. 
Uebrigens  konnte  Mettemich  bereits  am  4.  seinem  Hofe  die 
Mittheilung  machen,  dass  die  Aussichten  höchst  ungünstig  seien, 
da  sich  die  beiden  ersten  Stände  in  dieser  Frage  nicht  von  dem 
dritten  trennen  würden,  weil  sie  besorgten,  dass  die  Scission 
dos  letzteren  so  wie  in  Frankreich  geradezu   die  Demokratie 


'  Protocole  de  Is  confÄrence,    S9  dÄceinbre  1798.  Vergl.  Mettorniclt'«  Be- 
richt V0U1  SO.  December.  Copie. 


B«l(isu  not«r  der  Otiwralftatthallcnoliaft  Gnlienog  CvU  (ITM.  1794). 


157 


horbeiftlhren  mllsstc.  Und  llottcrnich  selbst  war  der  gleichen 
Ansicht.  Zugleich  verwahrte  er  sich  aber  entschieden  gegen 
den  Vorwurf,  als  ob  ihn  in  dieser  Angelegenheit  persönliche 
Abneigung  gegen  Van  Velde  geleitet  habe,  dem  er  sich 
ebenso  wie  seiner  Familie  vielmehr  stets  freundlich  erwiesen 
habe.' 

Die  Stünde  lehnten  (am  8.  Jantiar)  die  Eidesleistung  Van 
Velde's  ab.  Die  Ablehnung  drehte  sich  um  die  Frage:  ,si  Van 
Veldc  est  ou  n'cst  pas  convenablc,  utile  ou  profitable  au 
pays'.  Van  Velde  tlicilte  sofort  den  ihm  zugesandten  Bescheid 
der  Stände  dem  Erzherzog  mit  tind  sprach  zugleich  die  Er- 
warhmg  aus,  dass  nunmehr  das  Gouvernement  auf  Mittel  be- 
dacht sein  werde,  welche  die  Stände  zwingen  würden,  seine 
Eidesleistung  entgegenzunehmen.  Der  Erzherzog  erwiderte,  dass 
er,  wie  dies  auch  sonst  üblich  war,  die  Meinung  des  Conseil 
privö  einholen  wolle.  Da  indcss  Van  Velde  die  Ansicht  des 
Conseil  prive  nicht  unbekannt  war,  welche  dahin  ging,  dass  er 
zunächst  selbst  die  Action  vor  dem  Conseil  von  Brabant  ein- 
zuleiten habe,  was  im  Nothfalle  eine  Unterstützung  durch  die 
Fiscale  nicht  ausschliessen  werde,  so  überreichte  er  dem  Erz- 
herzog eine  Denkschrift,  worin  er  seine  abweichende  Meinung 
begründete,  mit  der  Bitte,  dieselbe  gleichfalls  dem  Conseil  privd 
vorzidegen.  Allein  bald  darnach  fand  er  sich  neuerdings  bei 
dem  Erzherzog  ein,  um  zu  dessen  nicht  geringer  Ueberraschung 
zu  erklären,  dass  er  seine  Würde  dem  Kaiser  zu  Füssen  legen 
wolle,  da  er  ftihle,  dass  seine  Ernennung  für  den  Dienst  und 
für  das  Wohl  des  Landes  nicht  zuträglich  sei.  Der  Erzherzog 
wollte  ihm  zwar  Bedenkzeit  gönnen,  da  aber  Van  Velde  auf 
seinem  Vorsatze  beharrte,  so  forderte  ihn  Carl  auf,  seine  De- 
mission schriftlich  zu  geben,  und  sandte  die  letztere  an  den 
Kaiser. 

,Wenn  man,'  schrieb  er  an  den  Letzteren,  ,die  Affaire  des 
Kanzlers  betrachtet,  so  ist  es  ausser  Zweifel,  dass  sich  die 
Stände  in  selber  niederträchtig  und  für  alle  Qnade,  so  Du  für 
öe  gehabt  hast,  undankbar  aufgeführt  haben.  Allein  der  Ein- 
drock,  den  sie  auf  das  Publicum  gemacht  hat,  ist  auch  ausser 
Zweifel     Seitdem   die   emeuete   Befohle   gekommen   sind,    auf 


'  Metieniich  an  Tranttmxnsdorff.  Bnixelles,  le  4  junvier  1794.  Orig. 


T(.  AbbiMiAloog:  r.  Kplttborg. 

der  8sche  zu  beslohen,  haben  alle  Don  gratuitum  von  JSeiten 
der  der  Partei  der  .Stilnde  zugctiianen  Personen  aufgehört,  die 
Beiträge  von  1000  fl.,  so  jeder  Brabanter  Pfarrer  machen  sollte, 
ein  £nd  genommen,  es  werden  fast  keine  Betten,  keine 
Leintüclier,  keine  Matratzen,  keine  Charpie  mehr  in  die  Spi- 
tiller  geschickt,  Büchsen,  welche  in  denen  Wirthshäusem  auf- 
gestellt waren,  in  die  jeder  etwas  Geld  hineinwarf,  welches 
dann  in  den  Tresor  royal  gebracht  wurde,  wui-den  den  näm- 
lichen Tag,  als  der  Kanzler  bei  mir  den  Eid  ablegte,  alle  weg- 
genommen, erbrochen  und  das  Geld,  welches  sich  darinnen 
befand,  von  denen  Wirlhsleuten  weggenommen.  .  .  .  Die  Bür- 
ger, welche  hier  in  Ermangelung  einer  genügsamen  Garnison 
die  Wachen  bestreiten  und  für  die  Polizei  und  Ordnung  sorgen, 
wollten  die  Waffen  niederlegen  und  auseinandergehen  u.  b.  f. 
Kurz,  es  mag  nun  eine  Fnicht  von  Iiitriguen  sein  oder  nicht, 
der  Eindruck,  den  diese  Affaij'e  auf  das  Volk  und  auf  die 
Partei  der  Stände  machet,  ist  sehr  schädlich,  besonders  da 
das  Volk  die  Ernennung  des  Van  Velde  zur  Kanzlerstelle  als 
einen  Eingriff  in  die  Constitution  ansiehet.  Auf  einer  anderen 
Seite  siebet  die  Partei  der  Royalisteu  —  einige  fanatische  Men- 
schen ausgenommen  —  mit  Schmeraen,  dass  nun  wegen  einem 
einzigen  Individuum  alles  wieder  in  Unordnung  und  in  Feuer 
und  Flammen  komme,  man  missbilliget  die  Auffühnmg  der 
Stünde,  allein  man  verwundert  sich  auch,  dass  wir  nach  so 
viel  gemachten  Concessionen  auf  diesen  Punkt  so  sehr  beharren 
und  einem  Zwiste,  der  so  leicht  auszuweichen  war,  nicht  zu- 
vorgekommen sind.' 

Carl  war  daher  der  Ansicht,  dass  der  Kaiser  die  De- 
mission, zumal  durch  dieselbe  sein  Ansehen  nicht  compromittirt 
werde,  annehmen  und  Van  Velde  in  Anbetracht  der  loyalen 
Weise,  in  der  er  sie  gegeben,  das  von  demselben  angestrebte 
Amt  eines  Lieutenant  des  fiefe  am  Brabanter  Lehenshofe  mit 
dem  Titel  eines  Conseiller  d'etat  de  rohe  und  den  entsprechen- 
den Bezügen  verleihen  möge.  Zugleich  aber  bezeichnete  er  es, 
um  allen  Intriguen  zuvorzukommen,  als  wUnschenswerth,  dass 
sofort  dessen  Nachfolger  ernannt  werden  möge,  und  dass  mit 
dessen  Ernennung  und  durch  den  nämlichen  Courier  der  Kaiser 
das  Patent  sende,  damit  die  Einsetzung  sofort  erfolge  und  der 
Sache   ein  Ende   gemacht  werde.     Die  Wahl   mUsse  auf  eine 


B«lgi«a  onlar  di-r  (ianeniliilattbHltonwhan  Cnhenog  CarU  (UM,  17!)  I). 


159 


Person  •allen,  die  keinen  Vorwand  böte,  nochmals  die  Ernen- 
nung zu  hintertreiben.  Er  selbst  sclilng  Villegns  d'Estaimbourg 
vor;  derselbe  sei  im  Range  das  sUteste  Mitglied  des  Coiiscil  von 
Bral)Jint,  verrielitc  seit  seinem  Wiedereintritte  in  denselben  die 
Functionen  des  Kanzlei-s,  habe  nie  einen  anderen  Eid  geleistet 
werde  daher  voraussichtlieh  keinem  Widerstand  begegnen. 
Kbrigcns  sei  er  alt  und  unbedeutend  und  stehe  dalier  nicht 
den  Hoffnungen  derer  im  Wege,  die  auf  diesen  Platz  ihrerseits 
rechneten,  wilbrend  später,  in  ruhigeren  Zeiten,  der  Kaiser 
noch  immer  eine  vortheilhaftere  Wahl  treffen  könne. 

,Sollte8t  Du,'  fUhrt  der  Erzherzog  fort,  , meinen  Vorschlag 
nicht  annehmen,  welches  mich  wegen  dem  Wohl  des  Dienstes 
sehr  schmerzen  würde,  so  bitte  ich  Dich,  wenigstens  den  Con- 
seiller  d'Overschies  nicht  zum  Kanzler  zu  machen,  da  er  es 
ist,  von  welchem  besonders  aller  Widerstand  der  »Stünde  gegen 
Van  Velde  lierrilhrct,  in  der  Hoffnung,  dass  man  ihn  zum 
Kanzler  vorschlagen  wtlrde,  und  da  sich  erst  kürzlich  die 
Geistlichkeit  und  der  Adel  in  denen  Ständen  haben  verlauten 
lassen,  dass  es  ihnen  Selbsten  unangenehm  wäre,  wenn  d'Over- 
schies  zum  Kanzler  ernennet  werden  sollte.  Ueberdies  ist  das 
ein  Mann,  den  alle  Parteien  als  einen  niedertrUclitigen  Intri- 
ganten und  einen  Ubeldenkenden  Menschen  verachten.  Man 
wird  Dir  vielleicht  den  Confcrenznith  Robiano  vorschlagen, 
welcher  in  der  That  alle  Eigenschaften  hiltte,  so  ftlr  einen 
Kanzler  nüthig  sind,  und  der  gewiss  keinem  aus  beiden  Par- 
teien ohnangenehm  sein  würde.  Allein  man  könnte  ihm  auch 
vorwerfen,  dass  er  unter  dem  Kaiser  Josef  eine  inconstitutionelle 
Anstellung  angenommen  hat,  und  obwohl  ich  glaube,  dass  man 
dies  nicht  thun  würde,  so  müssen  wir  doch  diesem  Vorwurf 
ausweichen.  Bartenstein  der  Jüngere,  Conseiller  au  conseil  prive, 
ist  in  dem  nämlichen  Fall  als  Robiano,  sowohl  wegen  seiner 
persönlichen  Eigenschaften  als  der  bei  der  von  Kaiser  Josef  H. 
gemachten  Aenderung  angenommenen  Stelle.  Allein  ich  muss 
Dir  bei  selbem  noch  die  Reflexion  unterlegen,  dass,  da  er 
Schwager  vom  Secr(5taire  d'etiit,  Bruder  vom  Conseiller  des 
finances  ist,  man  durch  seine  Ernennung  in  den  nilmlichen  In- 
convenient  fallen  wtlrde,  über  welchen  man  so  sehr  in  vorigen 
Zeiten  über  die  Crurapipen  geschrieen  hat,  dass  eine  Familie 
alle  vornehmsten  Stellen  bekleiden  würde.' 


160 


TT.  A1>bui41ang;   t.  Zvti»ber;. 


Der  Erzherzog  fhgte  noch  hinzu,  dass  er,  da  er  nicht 
wisse,  wie  sich  der  Kaiser  entscheiden  werde,  den  Verzicht  Van 
Velde's  auf  dessen  Wunsch  und  im  Einvernehmen  mit  Metter- 
nich  als  Geheininiss  hehancleh  und  der  Conferenz  bisher  nicht 
mitgetheilt  habe.' 

Dem  vertraulichen  Schreiben,  das  der  Erzherzog  aus  die- 
sem Anlasse  ausser  der  amtlichen  Kelation  an  den  Kaiser  rich- 
tete, folgt  ein  Postscript  nachstehenden  Inhalts:  ,Erlaube  mir, 
bester  Bruder,  noch  eine  Bemerkung  zu  meinem  schon  so 
langen  Brief  hinzuzuf\igen.  Personen  von  der  Partei  der  Stände 
haben  sich  in  Reden  geäussert,  dass  einer  fler  Ilauptbewegungs- 
grtlnde,  wegen  welchen  sie  den  Van  Velde  nicht  zum  Eid  an- 
genommen haben,  sei,  weil  sie  hofften,  durch  Intriguen  und 
fortdauernde  Weigerung,  dazu  ernannte  Personen  anzunehmen, 
von  Dir  das  Vorrecht  zu  erhalten,  Dir  eine  Person  zur  Kanzler- 
wtli'de  vorschlagen  zu  dUrfen,  dadurch  nur  ihnen  angenehme 
Personen  zu  propontren  und  die  Ernennung  zu  dieser  Wllrde 
nach  ihrem  Sinn  lenken  zu  können.  Desto  wichtiger  ist  es, 
gleich  und  besonders  den  Conseillcr  Villegas  zur  Kanzlerstelle 
zu  ernennen.  Sie  werden  nicht  frech  genug  sein,  um  diesen 
Mann,  der  es  einst  mit  ihnen  hielt,  nicht  anzunehmen,  und  wir 
werden  gUnzIich  den  Disputen  über  diesen  Punkt  und  einer  den 
Rechten  des  Souveräns  und  der  Constitution  so  widrigen  Pre- 
tension  ausweichen,  Dispute,  welche  uns  zu  einer  Menge  an- 
derer fuhren  und  ins  Unendliche  würden  vervielftlltiget  werden. 
Als  mir  gestern  Abends  Van  Velde  den  Act  seiner  Demission, 
der  meine  officielle  Relation  darüber  begleitet,  einreichte,  bat 
er  mich,  Dir  zu  bemerken,  dass  er  durch  die  Niederlegung 
der  Kanzlerstelle  aus  Eifer  filr  Deinen  Dienst  und  ftlr  das 
Wohl  des  Landes  auf  eine  Stelle  Verzicht  thue,  deren  Gehalt 
sich  auf  14.000  fl.  belaufe,  und  dass  ihm  hart  geschehen  würde, 
wenn  er  deswegen  verlieren,  im  Gehalte  herabgesetzt  und  so- 
zusagen gestrafet  werden  solle.' 

Ganz  in  demselben  Sinne  wie  der  Erzherzog  sprach  sich 
Mettemich   aus,   zumal  gerade   damals  die   endgiltige  Zustim- 


'  Zwei  Schreiben  de«  Erzherzogs  an  den   Kaiser,   beide   vom   13.  Jhduat 
1794,  das  eine  (franzOmsch)  offlcicll,  das  andere  (deutsch)  vertranlich. 


Belglan  nntcr  der  äouentUtattbaltoncliaft  Erehenog  Carls  (17i>S,  ITM). 


161 


mung  des  dritten  Standes  zur  Bezahlung  der  4Vg  Millionen 
EUBtande  gekommen  war.' 

Noch  war  man  in  Wien  nicht  in  den  Besitz  dieser  Be- 
richte gelangt,  als  von  dort  aus  am  17.  Januar  neuerdings  eine 
Weisung  an  Mettemioh  erging,  die  den  Entsfhluss  des  Kaisers 
in  der  Kauzlerfrage  als  einen  ,unwiderruflichen'  bezeichnete, 
indem  derselbe  die  Angelegenheit  als  ,Probirstein'  der  Treue  und 
Anhänglichkeit  der  Brabanter  betrachten  wolle.  Die  von  den 
Stunden  ausgesprochene  Besorgniss,  dass  dies  zu  einer  Scission 
mit  dem  dritten  Stande,  zur  Demokratie  führen  werde,  liess 
man  nicht  gelten;  gerade  der  Widerstand  gegen  des  Kaisers 
Wunsch  beweise  den  verhttnguissvoUen  Einfluss  der  Demo- 
kratie in  einer  Sache,  in  die  sich  zu  mengen  dem  dritten  Stande 
nicht  zustehe.^  Man  hätte  llbrigens  —  heisst  es  in  einer  gleich- 
zeitigen Weisung  au  den  Erzherzog  —  Ansichten  dieser  Art 
bekämpfen  und  nicht  ohne  sie  zu  widerlegen  einfach  zur 
Kenntuiss  nehmen  sollen.^ 

Schon  nach  zwei  Tagen  folgte  eine  zweite  Weisung,  welche 
sich  auf  die  Art  der  Ausftihrung  des  Befehles  bezog.  Darnach 
sollte  der  Erzherzog,  der  in  dieser  Frage  stets  ein  richtiges 
Verständniss  gezeigt  habe,  , persönlich  und  ausschliesslich'  diese 
^eidige'  Angelegenheit  zum  Abschlüsse  bringen,  Mcttcmich  aber 
sich  rein  passiv  verhalten,  dies  auch  denen,  die  ihn  darüber 
ausholen  würden,  zu  verstehen  geben,  im  Uebrigen  aber  den 
Erzherzog  nach  bestem  Vermögen  unterstützen.*  Mit  einer 
entsprechenden  Weisung  Ubersjindte  der  Kaiser  seinem  Bruder 
eine  für  die  Stände  bestimmte  Depesche,  doch  überliesa  er  es 
ihm,  ob  er  von  derselben  Gebrauch  machen  wolle  oder  nicht 
Jedenfalls  aber  sollte  er  denselben  eröffnen,  dass  der  Kaiser 
von  dem,  was  er  gethan,  nicht  abgehen  werde,  und  sie  auffor- 
dern, ihren  ganzen  Einfluss  aufzubieten,  um  die  Nation  Über 
ihre  Pflichten  und  seine  Rechte  aufzuklären  und  sich  nicht  in 
die  gewöhnUehen  Geschäfte  der  Verwaltung  zu  mengen.' 


*  Siehe  oben. 

*  Trauttmansdorff  an  Metternich.  Vienne,  le  17  jnnrier  1794.  Orig. 

'  Der  Kaiser  an  Erzherzog  Carl.  Vienne,  le  19  JMivi—  Orip.  ofBclolI. 

*  TrauttuiRii»dor£f  au  Metemich.  Vienne,  1» 

*  Der  Kaiser  an  Erzherzog  Carl.  Vienu«" 
Sitiuiipbor.  d.  phll.-biit.  Ol.  CXXVni.  Bd.  6.  J 


162 


VI.  Akk*a41sa(:  t.  Ztttikiri, 


Da  rief  nun  aber  das  EintrefTen  des  erzherzogiichen  Im- 
mediatberichtes  vom  8.  Januar  einen  vollständigen  Umschwung 
hervor.  Van  Velde  wurde  nun  endlich  fallen  gelassen,  ebenso 
auf  Trauttinansdorff's  Rath  der  Gedanke,  die  Ernennung  eines 
neuen  Kanzlers  bis  zur  Ankunft  des  Kaisers  in  Belgien  zu 
verschieben.'  Freilich  von  Overschies,  den  man  in  Wien  noch 
immer  als  einen  ernst  zu  nehmenden  Gegencandidaten  betrach- 
tete, konnte  auf  keinen  Fall  die  Rede  sein.  Vielmehr  sollte 
ihm  Mettemich  neuerdings  bedeuten,  dass  er  auf  diese  Stelle 
nie  und  nimmer  rechnen  dürfe,  ja  dass  er  überhaupt,  wenn  er 
sein  Benehmen  nicht  völlig  ändere,  nie  irgend  eine  Gnade  oder 
Gunstbezeigung  von  Seiten  des  Kaisers  erwarten  dürfe.  *  Aber 
zugleich  erhielt  Mettemich  den  Auftrag,  unter  der  Hand  und 
in  uDauffUUiger  Weise  dazu  beizutragen,  dass  sich  die  Nachricht 
von  der  Resignation  Van  Velde's  äusserst  rasch  und  in  mög- 
Uchst  weite  Kreise  verbreite,  andererseits  aber  über  die  An- 
kunft der  neuen  Estafette  vom  22.  Januar  oder,  falls  dies  nicht 
möglich  sei,  über  den  Grund  ihrer  Absendung  das  strengste 
Qeheimniss  zu  bewahren.' 

Die  Estafette  selbst  überbrachte  ein  Schreiben,  das  Trautt- 
mansdorff  im  Auftrage  des  Kaisers  an  den  Erzherzog  richtete, 
und  dem  ein  Schreiben  des  Kaisers  an  Letzteren  und  zwei 
künigUche  Depeschen  beigefUgt  waren. 

,Du  erhältst,'  hiess  es  in  einem  vertraulichen  Schreiben 
des  Kaisers,  ,mit  gegenwärtiger  Estafette  zwei  officielle  De- 
peschen von  mir,*  über  deren  Inhalt  Du  bis  zur  wirkhchen 
Gebrauchmachung  einer  oder  der  anderen  das  strengste  Ge- 
heimniss  selbst  gegen  den  Minister  beobachten  wirst.  Li  der 
ersten  ernenne  ich  Rubiano  zum  Kanzler,  in  der  zweiten  trage 
ich  Dir  auf,  ein  anderes  taugliches  Subject  vorzuschlagen.'  Der 
Erzherzog  sollte  darnach  zunächst  Robiano  ,im  strengsten  Ge- 
heim* zu  sich  bescheiden  und  ihn  fragen,  ob  er  die  Kanzler- 
wtlrde  anzunehmen  bereit  und  ob  im  bejahenden  Falle   irgend 


•  Trauttiimiiüflurff  an  Colloredo.  Orig.  undatirt. 

•  Trauttiiiaiisdorff  an  Mettemich.  Vieune,  lo  22  janvier  1794.  Otig. 
'  Trauttniansdorff  an  Mstternich.  Vienne,  Je  22  janvier  1794. 

•  Beide  datiren  vom  21.  Januar  1794  und  aind  noch  im  Orifriiial  vorhan- 
den. In  der  ernten  heisst  es  von  Kobiauo  ,qai  est  d'aillears  alliä  au 
FZM.  Comte  de  Clerfait,  dont  j'eitime  les  Services'. 


Belgien  BBtiir  der  OwenliilsHhKliiindimft  Enhenog  Carli  (I7BS,  1794).  163 

ein  billiger  Einwand  der  Stände  zu  gewärtigen  sei.  Sollte  die  Er- 
nennung Robiano's  möglich  sein,  so  sollte  der  Erzherzog  von  der 
ersten  der  ihm  übersendeten  Depeschen  Gebrauch  inachen,  im 
anderen  unter  Bewahrung  ,de8  grüssten  Stillschweigens  über  den 
gegen  Robiano  geschehenen  Schritt'  den  Inhalt  der  zweiten  De- 
pesche befolgen.  Denn  den  von  dein  Erzherzog  vorgeschlagenen 
Villegas  könne  er  unmöglich  ernennen,  und  zwar  aus  folgen- 
den Gründen:  1.  weil  er  nach  Aussage  des  Erzherzogs  selbst  un- 
fUhig  sei,  mithin  seine  Wahl  gegen  Pflicht  und  Ansehen  streite; 
2.  weil  der  angeführte  Grund,  dass  derselbe  bald  einem  Ande- 
ren Platz  machen  werde,  nur  jene  Intrigue  begünstigen  würde, 
um  derentwillen  mau  schon  vor  vielen  Monaten  dem  Minister 
gerathen  habe,  den  Platz  offen  zu  halten,  nämlich  um  d'Over- 
schies  Gelegenheit  zu  bieten,  sich  bei  ihm,  dem  Kaiser,  ein- 
zuschmeicheln, und  3.  weil  man  ihn  durch  fortwährende  Zurück- 
weisung derer,  die  er  ernennen  würde,  mürbe  machen  und  ihm 
Villegas  aufdrängen  wolle.' 

Wir  wissen,  dass  das  Demissionsgesuch  Van  Velde's  bis- 
her geheim  gehalten  worden  war.  Nun  aber  sollte  der  Erz- 
herzog in  unauffälliger  Weise  diese  Thatsache  zur  Kenntniss 
des  Publicums  bringen,  damit  der  neueste  Entschluss  des  Kai- 
sers als  eine  Folge  jenes  Schrittes  betrachtet  werde.  In  Privat- 
gesprächen sollte  er  zu  erkennen  geben,  dass  Van  Velde  den 
Kaiser  inständigst  gebeten  habe,  ihn  von  einem  Posten  zu 
dispensiren,  auf  dem  er  voraussichtlich  so  viel  Anstoss  erregen 
und  den  er  nicht  mit  Ruhe  gemessen  werde,  da  er  besorgen 
mUsste,  dass  darunter  der  Dienst  des  Souveräns  und  das  Wohl 
des  Landes  leide;  daher  habe  er,  der  Erzherzog,  einen  Courier 
nach  Wien  gesendet  uud  warte  weitere  Weisungen  ab.* 

Indess  war  die  Demission  Van  Velde's  ohnedies  kein  Ge- 
heimniss  geblieben;  wenige  Tage  darnach  schon  stand  davon 
in  der  , Kölnischen  Zeitung'  zu  lesen.  Unangenehmer  als  hie- 
durch  war  man  in  Wien  durch  die  Thatsache  berührt,  das» 
diese  Zeitung  den  Ständen  ein  Mitwirkungsrecht  bei  der 
nennung  des  Kanzlers  beimass,  ja  dass  in  derselben  beliat 


■  Kaiser  Franc  U.  «n  Erzbureog  Carl.   Wien,  den  :i8.  Jänner  1794.    « 

ei|;.  A.-A. 
*  Tr|ottiuansdorff  an  den  Enborzog.  Copie. 


164 


Tl.  AMudlna«:  t.  Zelitlxrr. 


wurde,  die  Stände  hätten  einen  Vorschlag  dieser  Art  bereit« 
dem  Gouvernement  erstattet.  Ausdrücklich  erhielt  Mettemich 
den  Auftrag,  diese  lügenhaften  Gerlichte  zu  dementiren. ' 

Der  am  26.  Januar  von  Wien  abgesandte  Courier  Strens 
sollte  als  Ueberbringer  jener  Depesche  gelten,  durch  welche 
der  Kaiser  die  Demission  Van  Velde's  annahm.' 

Metternich  frohlockte  über  diese  Wendung  der  Dinge. 
,Ich  beschränke  mich,'  schreibt  er  an  den  Erzherzog,  ,fllr  den 
Augenblick  darauf,  meinen  ergebensten  Glückwunsch  darzu- 
bringen, dass  die  leidige  Kanzlerfrage  endlich  gänzlich  beendet 
ist  Eure  kOnigl.  Hoheit  haben  durch  Ihre  kluge  Festigkeit 
bei  dieser  Gelegenheit  dem  Souverän  in  der  öffentlichen  Sache 
einen  wesentlichen  Dienst  erwiesen." 

Jetzt  erst  theilte  der  Erzherzog  Robiano  die  Absicht  des 
Kaisers  mit.  Doch  dieser  erwiderte  sofort,  dass  nichts  in  der 
Welt  ihn  bestimmen  könnte,  tlic  angebotene  Stelle  anzunehmen, 
und  bei  der  Festigkeit,  mit  der  Robiano  diesen  Ausspruch 
wiederholte,  überzeugte  sich  der  Erzherzog  alsbald,  dass  jeder 
weitere  Versuch,  ihn  umzustimmen,  tmmöglich  sei.*  Damit  trat 
aber  dem  ausgesprochenen  Wunsche  des  Kaisers  gemäss  an 
Erzherzog  Carl  die  Nothwendigkeit  heran,  seinerseits  Personal- 
vorschJilgc  zu  machen.  Schon  frUher  hatte  er  auf  Villega« 
d'Estaimbourg  hingewiesen.  Jetzt  that  er  dies  neuerdings:  der 
Minister,  die  Conferenz,  der  Chef  et  President  und  andere  Mit- 
glieder des  Gouvernements  seien  hierin  seiner  Ansicht.*  Barten- 
stein könne,  obgleich  es  ihm  nicht  an  den  erforderlichen  Eigen- 
schaften fehle,  nach  der  einstimmigen  Meinung  derer,  die  er 
hierüber  befragt  habe,  nicht  in  Betracht  kommen.  Bleibe  so- 
nach nur  De  Jonghe,  der  Pensionär  der  Stände;  sei  es  aber 
wohl  angezeigt,  auf  einen  solchen  Posten  den  Mann  zu  stellen, 
der  seit  einigen  Jahren   die  Stände   und  alle  ihre  Schritte  ge- 


'  TratittmansdoHf  iin  Metternich.  Vienno,  le  36  janvier  1794.  Orig. 

*  Ebenda. 

»  Metternich  an  Emheniog  Carl,  le  3  fövrier  1793  (gicl  recte  1794).  Ori^. 
A.-A.  In  der  Datirung  eine«  der  nicht  »eltenon  Beispiele  der  sorglosen 
Art  Mettemich'scher  Kanzleiflihning. 

•  Erzhenog  Carl  an  den  Kaiser.  Bruxellei,  le  6  ttvrier  1794. 

'  Erzlicrzog  Carl  an  den  Kaiser.  Bruxelle«,  le  1)  ferrior  1794.  MflUer's 
Entwurr. 


B«lgi<n  unter  der  a«o*ral<taUh&llvr>c)imfl  Knktnof  CkiU  (ITM,  17M). 


165 


leitet  habe?  Trauttmansdortt'  hatte  auf'  den  Fiscal  StrcDS  hin- 
gewiesen; dieser  habe  sich  aber  bisher  zu  wenig  hervorgethan, 
meinte  der  Erzherzog;  Überdies  wäre  es  seltsam,  den  Sohn 
eines  Archer,  der  mit  fast  allen  Lakeien  der  Stadt  verwandt 
sei,  auf  den  ersten  Platz  der  Provinz  zu  erhoben.' 

Aber  auch  jetzt  machte  der  Kaiser  aus  seiner  Abneigung 
gegen  Villegas  kein  Hehl.  Dass  er  der  erste  jener  fünf  Käthe 
sei,  zu  deren  Wiederaufnahme  in  den  Conseil  man  ihn,  den 
Kaiser,  veranlasst  habe,  spreche  nicht  zu  dessen  Gunsten,  son- 
dern sei  im  Gegentheil  ein  Ausschliessungsgrund,  zumal  wenn 
man  seine  Haltung  im  Conseil  während  der  Unruhen  in  Be- 
tracht ziehe,  woftlr  die  Beweise  im  Staatssecretariat  hinterlegt 
seien.  Dazu  komme,  dass,  wie  der  Erzherzog  selbst  zugestehe, 
der  Conseil  so  sclilecht  wie  möglich  zusammengesetzt  sei  und 
aber    nicht    eines    schwachen,    unbedeutenden,    sondern    eines 

'^Bufgeklürten,  festen  und  wenigstens  einigemiassen  zuverlässigen 
Präsidenten  bedürfe.*  V^illegas  sollte  nur  dann  in  Betracht 
kommen,  wenn  es  ganz  und  gar  unmöglich  sei,  jemand  Ande- 
ren ausfindig  zu  macheu,  gegen  den  die  Stände  nichts  einwen- 
den könnten.' 

i  Aber  schon  am  5.  stellte  Trauttmansdorflf  die  bevorstehende 

Entscheidung  des  Kaisers  in  unmittelbare  Aussicht.  Die  Wahl 
werde  auf  eine  Persüniichkeit  fallen,  gegen  die  sich  keine  Ein- 
wendung erheben  lasse;  der  Kaiser  sei  entschlossen,  auf  der- 
selben zu  verharren,  was  auch  immer  geschehe.  Die  Ernen- 
nung werde  früh  genug  erfolgen,  so  dass  die  Inauguration,  die 
damals  auf  den  24.  März  anberaumt  war,  an  diesem  Tage 
werde  stattfinden  können,  wofern  die  Kanzlerfrage  nicht  neue 
Schwierigkeiten  bereite,  in  welchem  Falle  diese  Ceremonie 
überhaupt  nicht  stattfinden  werde.* 

m  Zyfei  Tage  darnach  (7.  März)  ernannte  der  Kaiser  den 
geheimen  Rath  Limpens,  der  mit  Ehren  den  Posten  eines 
Qeneralprocurstors  bekleidet  und  sich  auch  sonst  mehrfach  ver- 
dient gemacht  hatte,  zum  Kanzler  von  Brabant.    Er  tbeilte  dies 


•  BIfsbersog  Carl  iin  Trniittmaii.td.irff.  Le  10  fevrier  1794.  A.-A.  Copie. 

•  Der  Kaiwtr  »n  Ensheniug  Csrl.   Vienae,  ce  4  man  1794.   Orig.  ofBcieU. 

•  TrauttinmuidoHr  au  Mettoniicli.  Vienncs  le  3  man  1794.  Orig. 

•  Trauttiiiaiiiulorn'  .-in  Mi-tleniicli.   Vieiiiie,  le  5  iiiars   17114.  Orig. 


tee 


Tl.  AbhftDdlaDf:   t.  Zeiieb«ry. 


dem  Erzherzog  mit,  dem  er  das  Patent  fUr  denselben  Über- 
sandte, damit  die  Installation  unverzüglich  erfolge.'  Limpens 
selbst  aber  wurde  eröflfnet:  der  Kaiser  hoffe,  dass  er  die  Wahl 
nicht  etwa  unter  irgend  einem  Vorwand  ablehnen  werde.  So- 
bald er  den  Posten  in  Besitz  genommen,  möge  er  dies  ein- 
berichten, da  in  diesem  Falle  auch  das  Decret  eines  Staats- 
rathes  ihm  zugestellt  werden  würde,  welche  Würde  ilim  der 
Kaiser  gleichzeitig  verleihe.*  Motternich  aber  erhielt  den  Auf- 
trag, für  den  Fall,  dass  Limpens  ablehne,  demselben  zu  eröffnen, 
dass  der  Kaiser  ihm  anzunehmen  befehle,  seine  Ablehnung  da- 
her als  Beweis  des  Ungehorsams  gelten  und  seine  Pensionirung 
unter  den  ungünstigsten  Verhältnissen  zur  Folge  haben  werde.' 
Allein  diese  Besorgniss  sollte  nicht  in  Erfüllung  gehen. 
Am  14.  März  Nachts  trafen  die  Depeschen  vom  7.  in  Brüssel 
ein.  Am  folgenden  Tage,  15.  Morgens,  legte  Limpens  den  Eid 
in  die  Hände  des  Erzherzogs  ab,*  am  17.  sein  Ernennunga- 
patent  den  Ständen  vor.  Diese  waren  nicht  in  pleno  versam- 
melt. Die  Deputirten  der  Stände  theilten  Metternich  mit,  dass 
die  Vollversammlung  erst  Samstag  ,ad  hoc'  stattfinden  und 
Limpens  vermuthtich  an  diesem  Tage  zum  Eide  zugelassen 
werde.  Da  indess  Metternich  nicht  mit  Unrecht  besoi'gte,  dass 
man  in  der  Zwischenzeit  den  dritten  Stand,  zumal  die  Bürger- 
schaft von  Brüssel  in  entgegengesetztem  Sinne  beeinflussen 
werde,  so  sachte  er  durch  die  Deputirten  die  Stände  zu  be- 
wegen, sich  bereits  am  folgenden  Tage  oder  doch  spätestens 
Mittwoch  (19.)  zu  versammeln.  Wirklich  wurden  die  Stünde 
ftlr  diesen  Tag  einberufen.  Doch  schon  am  19.  Morgens  mel- 
dete Metternich  dem  Ei-zherzog,  dass  zwar  die  Sache  gut  stehe, 
die  definitive  Entscheidung  aber  doch  erst  am  Samstag  erfol- 
gen werde.  Daher  beschied  der  Erzherzog  noch  an  demselben 
Tage  (19.)  die  Deputation  der  Stünde  zu  sich,  in  der  sich  trotz 


*  Der  Kaiser  au  Erzherzog  Carl.  Vienne,  le  7  mors  179(.  Orig.  ofBciell. 
Vgl.  auch  Traiittmansdorff  nn  Melteruich.  Vienne,  le  7  raars  1794.  Orig. 
Der  Kaiser  an  Metternich.  Vieune,  le  8  man  1794.  Orig. 

'  Traiittniansdorff  an  den  geheimen  Ratb  Limpeiis.  Vienne,  le  7  man  1794. 
Conoeiit 

*  Trauttmansdorff  an  Metternich.  Vienne,  le  ti  mar«  1794.  Eigenh. 

*  Metternich  an  TraultuiaiudurtT.  Bruxellea,  le  1&  mar»  1794.  Eraherxog 
Carl  an  Mililer,  I&  iiiani  1794.  A.-A. 


Btlgien  noier  Irr  OcncnliUtthaltrrwIukn  EnbeiMg  Cirli  (I7M,  17M). 


167 


des  früher  ergangenen  Verbotes  auch  Liraminghe  einfand.  Mct- 
tcmich  emjifahl  den  Donnerstag  als  Ultimatum.  Aber  der  Erz- 
herzog erreichte  blos  die  Zusage,  dass  die  Stünde  am  Freitag 
(21.)  schlüssig  werden  wollten.  Wirklich  fand  sich  an  diesem 
Tage,  um  1  Uhr  Mittags,  eine  Deputation  der  Stünde  bei  dem 
Erzherzog  ein,  um  ihm  mitzutheilen,  dass  man  beschlossen  habe, 
am  nächsten  Tage  (Samstag)  Limpens  in  Eid  zu  nehmen.  Da 
indess  der  Erzherzog  noch  an  demselben  Tage  abreisen  wollte, 
hielt  Mctternich  den  Deputirten  vor,  wie  angenehm  es  dem- 
selben sein  würde,  wenn  er  erführe,  dass  zuvor  der  Kanzler 
vereidet  worden  sei,  und  so  einigte  man  sich  dahin,  dass,  ob- 
ieich  das  sonst  nicht  üblich  war,  der  Kanzler  noch  an  demsel- 
ben Abend  vereidet  werde.  Er  wurde  denn  auch  am  Nachmit- 
tag von  den  Stunden  mit  mancherlei  Beifallsbezeigungen  em- 
j^tofangen,  und  diese  wiederholten  sich  in  erhöhtem  Masse,  als  er 
^Hie  Versammlung  verliess. ' 

^^  Die  Sache  war  übrigens  doch  bis  zuletzt  zweifelhaft  ge- 
^■ttten.  Namentlich  hatte  der  Advocat  Van  der  Hoop  eifrig 
gegen  die  Zulassung  Limpens'  infrignirf,  so  dass  sich  Mctter- 
jUich  veranlasst  sah,  den  Fiscalen  von  Brabant  aufzutragen, 
Icnselben  streng  im  Auge  zu  behalten.  *  Um  so  mehr  freute 
sich  Mettemich  des  Erfolges,  den  er  sich  beeilte,  zur  Kennt- 
iss  dos  Kaisers  und  TrauttmansdorfiF's  zu  bringen,  wobei  er 
edoch  nicht  untcrliess,  sich  nochmals  und  energisch  gegen 
len  Anwurt'  des  Letzteren  zu  verwahren,  als  ob  er  die  Emen- 
Van  Velde's,  da  ihm  derselbe  persönlich  nicht  genehm 
|[#flUBen  sei,  zu  hintertreiben  gesucht  habe.  Er  verlangte  ge- 
radezu, dass  die  betreffende  Weisung  aus  den  Acten  entfernt 
r erden  möge.' 
Van  Velde  wurde  durch  Trauttmansdorff  die  besondere 
Zufriedenheit  des  Kaisers  mit  seinem  Verhalten  zu  erkennen 
gegeben.*  Er  wurde  unmittelbar  darnach  zum  Lieutenant  am 
Lehenshofe  zu  Brabant  ernannt,   und  zugleich  wurde   ihm   der 


'  Mettcrnicb's   Beriebt    an   Trsattii)BnRdor6f  vom    17.   and   21.   HXrx    1794. 
Orig.  Mettemich  an  Erzlieraog  Carl,  le  17  mars  1794.  Orig.  A.-A.  (3  Briefe.) 
>  Metternich  an  Tranttinauiwlorff.  Bruxelle«,  le  17  man  1794.  Orig. 

*  Mettemich  au   den  Rainer.    Bruxelleit,  le  81  man  1794.  ,ReserTandum.' 
Copie.  Derselbe  an  Trauttmansdorff  von  dera  gleichen  Datum. 

*  Traattmanadorff  an  Van  Velde.  Vienne,  le  86  janvier  1794. 


168 


VI.  Abb.:  T.  Zolssberg.    Delgien  noicr  Gnbenog  Ckrl  (l'M,  17M). 


Titel  und  Charakter  eines  ConsoUlcr  d'^tat  de  robe  mit  einem 
Gehalt  von  5000  fl.  zutheil.*  Van  Velde  war  mit  dieser  Ent- 
schädigung auch  zufrieden;  nur  bat  er,  dass  ihm  statt  des  Titels 
eines  Conseillcr  dYtat  de  robe  jener  eines  Conseiller  d'ötat 
d'öpde  zutheil  und  gestattet  werden  möge,  den  Titel  Baron  zu 
fuhren,  den  sein  illterer,  aber  geisteskranker  und  unverbeira- 
teter  Bruder  ftüirte.*  In  der  That  wurde  auch  diese  Bitte  von 
dem  Kaiser  gewährt.*  Auch  in  der  Folge  wurde  ihm  noch 
manche  Begünstigung  zutheil. 

Seitdem  die  Stände  von  Brabant  Limpcns  zum  Eid  als 
Kanzler  zugelassen  hatten,  stand  der  Inauguration  nichts  mehr 
im  Wege.  Man  war  in  Wien  über  die  eingetretene  Wendimg 
hocherfreut;  sie  wirkte  nachhaltig  auf  die  Entschlllsse  des  Kai- 
sers zurück.  Bei  fortgesetztem  Widerstand  war  derselbe  ent- 
schlossen gewesen,  wahrend  seines  Aufenthaltes  in  Belgien 
Brüssel  blos  zu  passiren,  ohne  sich  daselbst  aufzuhalten  und 
ohne  eine  Deputation  zuzulassen.  Jetzt  konnte  dagegen  Trautt- 
mansdoi-ff  in  Aussicht  stellen,  dass  der  Kaiser  sich  persönlich 
werde  inauguriren  lassen,*  wahrend  er  sich  früher  diirch  seinen 
Bruder  liatte  vertreten  lassen  wollen. 


'  Trauttmiinadorff  an  Metternich,  le  6  fdvrier  IT'JI. 

'  Metteniich  an  Trauttrnjirmdorff.  BrtixüUe»  le  17  fevrier  175)4.  Orig. 

•  Trauttmansdorif  an  Mutternith.  Vienno,  le  11  mars  17!I4.  Orig. 

*  Tninttmaiudorff  an  Metternich.  VieDne,  le  S7  man  1794.  eig. 


VII.  Ahh.:   BflioUeh.    Die  BedKayA-SprmokA  Ib  Nordont-Afrtlui.  II. 


VII. 


Die  Bedauye-Sprache  iü  Nordost-Afrika.  IL 

Von 

Leo  BeiniBCb, 

wirlil.  HitgUede  der  kais.  Akadami«  der  WitaeoK)uft«n. 


Lautiere. 


I.  Sie  aprachlaate. 

1)  Die  Bedscha  sind  des  lesens  und  Schreibens  durchaus 
unkundig  und  waren  es  auch  gewiss  von  jeher,  indem  der 
alten  meroitischen  schrift,  welche  sich  aus  der  ägyptischen  ab- 
gezweigt hat,  nicht  wie  Lepsius  behauptet  hat,  das  Bedauye, 
sondern  die  altnubische  spräche  zu  gründe  lig:t.  Als  muslims 
bestreben  sich  nuu  allerdings  einige  fromgliiubige  Bedscha,  und 
zwar  hauptsUclilich  nur  die  sogenannten  lieiligcn  scheche, '  die 
arabische  schrift  zu  erlernen  um  den  Koran  lesen  zu  können. 
Allein  auf  die  tixirung  irer  niuttersprache  hat  diese  kenntniss 
der  arabischen  suhrift  nicht  den  allergeringsten  cinfluss,  da  ja 
dann  solche  schriftkundige  Bedscha  in  iren  correspondenzen 
sich  nicht  des  Berjauye,  sondern  nur  der  arabischen  spräche 
bedienen.  Wir  tixiren  demnach  die  apracblaute  der  Bedscha 
mittelst  unserer  lateinischen  schrift  und  suchen  diejenigen  laute, 
welche  unser  alfabet  nicht  kennt,  durch  besondere  diakritische 
zeichen  auszudrücken. 

2)  Mit  ausname  des  hamzeh  und  der  praecacaminalen 
werden  alle  übrigen  laute  des  Befjauye  wie  die  entsprechenden 
unseres  alfabetes  ausgesprochen.  Da  wo  eine  leichte  divergenz 
besteht,  wird  dieselbe  im  folgenden  kapitel  genau  verzeichnet 
und  beschriben,  ebenso  dort  auch  die  ausspräche  der  praeca- 
cuniinalen  angegeben  werden.  Das  palatale  j  lautet  wie  unser 
dsch,  oder  wie  das  englische  j  in  jaw,  joy  u.  s.  w. 


'  Vgfl.  hierüber  W.  Munzioger,  Oatafrikaniticlie  Studien,  1864,  p.  315. 

SiUuDgilwr.  i.  pbil.-hitt.  Cl.  CXXVUJ.  Bd.  7.  Abb.  1 


TIT.  Abbudlnn«!    Köln  lieh. 

3)  Der  vocalbcstand  entspricht  völlig  dem  unsrigen;  von 
den  consonanton  feit  dem  Bedauye  gleich  fast  allen  kuschitisclien 
sprachen  nur  das  p,  die  labiale  tenuis.  Alle  vorhandenen  con- 
Bonantischen  laute  des  Bedauyc  stelle  ich  in  nachfolgender 
Ordnung  zusammen : 


dentale: 

t 

d 

8 

—       l        r 

n 

prnecacura 

inale: 

i 

4 

s 

—     —      — 

V 

paiatale: 

— 

j 

— 

y    —  — 

— 

gutturale: 

k 

9 

— 

—  —  — 

fi 

larjTigale : 

— 

' 

— 

A     —    — 

— 

labiale: 

— 

b 

/ 

IC      —     — 

m 

Die  sogenannten  «t-haltigen  gutturale,  welche  unten  nftber 
beschriben  werden,  sind  als  zusammengesetzte  laute  hier  nicht 
mit  aufgefUrt  und  werden  in  §.  44  ff.  eingehender  besprochen. 
In  der  bezeichnung  der  obigen  lautgruppen  schliesse  ich  mich 
der  meines  Vorgängers  Almkvist  an.  Ueber  die  lautverbindungen 
des  Betjauye  vgl.  ebenfalls  Almkvist  s.  51,  §.  32.  Der  hoch- 
verdiente forscher  hat  sich  aber  in  seiner  grossen  genauigkeit 
etwas  zu  weit  ins  kleinste  detail  one  wesentlichen  nutzen  ein- 
gelassen. Alle  Unarten  maulfauler  leute  aufzuzeichnen,  ist  nicht 
aufgäbe  der  Sprachwissenschaft,  es  genügt  diejenigen  formen 
kennen  zu  lernen,  die  uns  einbhcke  in  den  bau  der  spräche 
gewttren. 

IL  Lautverändenuigen. 

1)  Die   consonanten. 

A)  Die  dentalen. 

4)  Der  verschlusslaut  t  hat  sich,  wo  nicht  einwirkungen 
der  Umgebung  eine  erweichung  verursachen,  ungeschwächt  er- 
halten und  entspricht  in  der  rcgel  einem  t  im  chamitischen, 
sowie  in  den  semitischen  lehnwörtern,  wie:  -t  —  Ku.  -te,  Bar.  -ta, 
A.  't'  und;  ta  =  Bil.  Cha.  Qu.  tak,  A.  •f'if  gleichen;  W/o' 
=  Bil.  etbd,  Tl.  Ji'V-n«  A.  M'at"*  (Sa.  'Af  hindub)  nabel; 
täkla  -  Sa.  'Af.  taklä,  G.  A.  Ti.  Ty.  i^A«  wolf;  tikdt  = 
Ku.  takdaä,  A.  +<Jh'H '  ferse;  tamfn,  tamün  =  Sa.  tdmman, 


*  Ueb«r  e  iu  ti/a  a.  §.  106. 


IM»  B«dMjc-8ptMh*  in  NardMt-Afrik».  IT. 


'Af.  täbanä,  So.  tabdn  zehn;  terir  spinnen  =  Sa.  talal  drehen, 
wickeln;  tdwtg  =  So.  tdkß,  Qa.  ddfqi  floh;  entdr  =  Kn.  ontdri, 
Ti.  h'}'t'C*  geflochtener  teuer;  btltu  =  Ku.  börtä  hirse;  kutan 
=   So.  kutan,  ^^\j!s   wanze;    ieinit   =    Bil.  Samat,    Ti.   ff<n»'|"i 

Ischmieren;  viat  neben  mcui  =  Qa.  mdta  köpf  n.  s.  w.  In  Ichn- 
wörtern  wird  auch  der  arabische  laut  J!j  welcher  dem  Bedauye 
feit,  durch  t  ersetzt,  wie:  tib  =  v_jlj  IV  füllen;  taldt-a  =  ÜbUJ\ 
dienstag ;  tetBl  =  ^^^  antilope  bubalis  (Ti.  •fc'f'A  •)  ^-  s-  '^■> 
vgl.  auch  täkla  wolf  und  ÜLÜ"  ("r^J^tf,  Ch.  ühsr)  schakal.  Ueber 
bed.  t  gegenüber  dem  semit.  fU  ^  ^i  H  0  ^  sj>  ^  vgl.  §.  19  ff. 
5)  Erweichung  des  t  zu  d  tritt  häufig  vor  d,  g  und  b  ein, 
ie:  ad-be'ir  neben  regelrechtem  at-beir  ich  erwache;  ki-d-bnden 
neben  regelrechtem  ki-t-bdden  sie  vergisst  nicht ;  ki-d-gü'ad  fUr 
und  neben  ki-t-gH'ad  sie  bewacht  nicht;  ki-d-dir  fUr  ki-t-dir  sie 
tötet  nicht;  ki-d-din  für  ki-t-din  sie  glaubt  nicht  u.  s.  w.,  vgl. 
auch  Almkvist  §.  33.  In  derselben  weise,  wie  sich  t  an  d,  assi- 
miUrt  sich  dasselbe  auch  an  (,  i^,  i  und  an  »,  wie:  ki-t-{a  fUr 
ki-t-fa  sie  schlägt  nicht;  kl-<}-dah  sie  ist  nicht  fett;  ki-i-Si'  sie 
altert  nicht;  ki-^-sn  sie  sitzt  nicht  u.  s.  w.  Erweichung  von  t 
zu  d  findet  auch  häutig  statt  zwischen  zwei  vocalen,  wie:  adn- 
mä-d  (ftir  adamä-t,^  Ti.  hü*«»«»^!)  ald'  iß  ich  halte  eine  malzeit 
in  bereitschaft;  auch  zwischen  einem  vocal  und  hamzeh,  wie: 

^Jei-d-'am  (und  ki-t-am)  sie  reitet  nicht. 

p  6)  Ebenso  entspricht  Be4.  d  dem  gleichen  laute  in  den 
übrigen  sprachen,  wie:  ddbi  =  Sa.  'Af.  dab  heft,  griff;  dib  = 
Bil.  dibb  y,  Sa.  'Af.  dabie,  Ti.  J^'flinA'  fallen;  dübha  =  Bil. 
</t'66(j,  Qu.  deha,  Ku.  rfiJä,  Ti.  Ä"flÄ'fl^ «  Ä"fl1* »  bUgel  (G. 
^flfli  eminere);  dd/  =  Sa.  dübo  fleischstück;  düU  =  Bil.  dirü, 
frucht  der  adansonia;  dir  =  Bar.  dir.  So.  dil  töten;  endera 
(aus  imdera,  mddera)  =  Sa.  madir  cordia  abessinica;  endirhu 
(«HB  «m-  fllr  me-dirhu)  =  Sa.  "Af.  djJrAö,  G.  f.CU'i  Ti.  Ty. 
JtClT*  hun;  güd  =  Ga.  ^d  vil,  gross  sein;  hida  =  Sa.  siddä, 
'Af.  t^dJä  gemeinschaft;  hawdd  =  Ku.  awddä  nacht;  mindd'ro 
—  Sa.  tnda'orö,  Ti.  Ty.  G.  fMtC*  ßciis  vasta;  ragdd  =  Sa.  rijW 
fdss,  ragad  (^P^)  treten  u.  s.  w.  Auf  früheres  i  ftlrt  d  m  d£ 
(für  de«?,  8.  §.66)  =  Bil.  <a/2-/iö,  Ti.  i'fl»«*7l'i  Schwitzbad; 
dagü  =^  Bil.  takaü  a.  taküam,  Ti.  »f-licnii    'l'^tfni  beobachten; 


>  Zu  S  rgl.  $.  96,  a. 


Vn.  Ab1niiidlnn(:    Bcinifok. 


dagüg  neben  gcwönlichem  tagfig  zwanzig;  dagay  neben  ael- 
tenerem  tngay  =  aäj  sich  umwenden;  dehd  nithe,  dihäy  neben 
seltenerem  iihny  =  Cha.  tile,  clk  bei,  fUr;  fedig  =  ^^ü  los- 
lassen u.  a. 

7)  Da  im  Bedauye  die  semitischen  laute  i  und  J  M  T  nicht 
vorlmndcn  sind,  so  werden  in  lelmwörtern  dieselben  ebenfalls 
durch  d  (bisweilen  auch  durch  «,  vgl.  §.  9,  b)  ersetzt,  wie:  däb 
=  0\j  laufen;  dib  =  v_^i  wolf;  dehib  =  «_-**> j  rosinen;  <W- 
bedi  moschuskatze  =  iUj  moschus;  debdk  -^  ^54^3  qnecksilber; 
dabdl  klein,  schmÄchtig  =  ^\>  zart;  dakdr  stier  =  ß>,  i^ 
männeben;  rfera'  =  ^^j  Ti.  IfCd  >  saraen;  dflr  =^  j\y  Ti.  Hd » 
Ty.  ntO^t  besuchen;  deraf  =  ii\jj  Ti.  If^*!^'  girafe;  ddaha 
=  Äjjle  wittwe;  arfum  =  J^  sich  unterhalten;  geddm  =  O'J»^*-' 
Jj.».  Wurzel ;  hedäm  -  ^Vy^  leibbinde ;  künßd  =  jJUü  igel; 
medid  =  yty»  G.  <w»l|iw>H'  abrasiren;  midän  =  ^^\}-^  wag«; 
na&ic{  =  j.>yJ  wein  u.  s.  w.  Auch  tfi  und  A  ^^  werden  bis- 
weilen im  Bedauye  durch  d  ersetzt,  wie:  addr  =  J-I^  honig; 
d^ro  rot  =  Bil.  Agm.  De.  Qu.  sar  rot  sein;  dinne  =  vulg.  A. 
*Juj  Ar.  ii^li  dorn;  'arid  =  .^^  tanzen;  baldnda  =  ^J.«li 
flicssigcs  pcch;  rfe'ir  =  Q.  ipCO  '  erbauen;  rfdi  =  OLi»  eilen; 
(/^6-U'  =^  G.  A'flO'fl  •  hochzeit;  ddmba  (flir  danba,  darba)  =  Sa. 
'Af.  »arb<t,  Ga.  zarbd,  Ti.  ACO'  wade,  schinbein;  ArtVra  (flir 
had'fndja,  hadh[ad]a)  greis,  schech  =  G.  ^'AA';  Bi'-  qoded, 
Sa.  A<i»  alt  werden;  hddgni  die  frisur,  das  flechten  =  G.  0A4*' 
0ip4*'  flechten,  cf.  «j^^,  J}ä.  verstricken;  ynwid  =  A.  VhA» 
G.  hiOA '  flechten  u.  s.  w.  Ueber  d  für  U  t  ^  ^,  fll  X  0  Ät 
vgl.  §.  20;  ebenso  über  d  als  ersatz  von  j-  vgl.  i;.  25. 

8)  Abfall  von  d,  nur  im  anlaut  bekannt  und  erklärbar 
durch  fonetischen  Übergang  von  d  zw.  s  und  h  welches  dann 
abfiel,  zeigt  sich  in:  aubür,  plur.  dubir  =  Ti.  ^"KIC  flügel; 
aAgül-äy  taub  ==  A.  R'}«fC?i  taub,  f.i^^i  taub  sein;  tlngeiea, 
üfiewa  taub  ^  G.  Ä^+O**  t*ub  sein;  vgl.  auch  (ike^  und  Sa. 
dikö  geier,  weihe.  Uebergang  von  </  zu  «  sind  nach  dem  vor- 
ligenden  sprachmateriale  im  Bedauye  nur  in  seltenen  fkUen  zu 
constotiren;  so  in:  sehaij  ^  ^i  G.  J^Ah '  A.  ^"fi»  Ti.  {ffh?' 
Bil.  iahag  rutschen,  abwischen;  »eny  Uj,  Uj  (Ti.  G.  XTfh') 
warten,  bleiben;  ««'  =  Ga.  Ui  sitzen,  bleiben;  mea  =^  ijJU  Ti. 


'  Zur  ISngo  von  e  in  «i«  ».  §.  105. 


Di«  Bedan7«-Spncha  ia  Nordut-Afril».  11. 


ö^-  •7?iÄ''    A.  "YÄ"«  ^^-  »»«<' tiscil.   Zum  Übergang  vou  «  zu  A 
und  dann  abfall  von  h  vgl.  §.  1 1   und  50. 

9)  Da  das  Bedauye  nur  einen  einzigen  dentalen  rcibungs- 
lant  besitzt,  nenilich  «  (gesprochen  wie  unser  scharfes  «  in  was, 
das,  bass)  und  daher  weder  das  sanfte  z  (in  unserem:  grasen, 
lesen)  noch  die  semitischen  laute  i  j  kennt,  so  werden  daher 
diese  genannten  Zischlaute  regelmässig  durch  das  einzig  vor- 
handene «  ausgedrückt.     Daher  entspriclit  dieses  s: 

a)  dem  s  und  e  des  chamitischen,  wie:  «ii  =  So.  sei  (Sa. 
'Af.  dlb-änä)  rüder;  mgi  Sa.  s'ig,  G.  ziga  sich  entfernen,  ver- 
reisen; sükena  ^  Qu.  »akAnä,  Bil.  ziigudnä,  Cha.  sä^Snn,  Ti.  A. 
G-  rth»'?'  fnssknüchel;  se'llam  =  Sa.  sardw,  Ty.  A^IV«'  aeacia 
etbaica;  san  =  Sa.  'Af.  aadl,  Bil.  da»  plur.  iäu,  De.  Qu.  f«/» 
bruder;  fcny,  seni  ^  Bil.  «n/i  (saug),  Cha.  sinek,  ^anaq,  Sa.  'Af. 
So.  «M^,  aus  »a»>3  (Ti.  Tj.  G.  X'^rh')  warten,  bleiben;  sünküa, 
s^nka  =  Sa.  'Af.  tunkä,  Bil.  ze«/,  z«*/,  Cha.  zig  (aus  zöyjf,  zang), 
A.  tö.*}^»  (cf  028?  id.)  Schulter;  sar  =  Sa.  'Af.  sar,  Bil.  «r/r, 
Ti.  G.  iiliC  und  ft^C  wasserschlaucb ;  «ära  =  Sa.  'Af.  mi-ä, 
Cha.  serd,  ü\^  rücken;  «eräm  =  So.  aaren,  Sa.  «nrtf,  Ty.  G. 
/"CT/i«  Ti.  Tfj^S-Ji»  Weizen;  »itoJ  =  Bil.  «iftd,  A.  AVfli*  * 
geleiten;  as  =  Sa.  'Af.  os,  Qu.  juaz,  ^dz  hinzufügen,  nier  geben; 
ktmii»   gesäss,   sitzteile,   binterbacken  =^  Sa.  kamcu   sitzen   (cf. 

AA  Ijenu,  £Mce  id.);  kOs  zan,  hom  =  Sa.  gäid  plur.  jöz,  'Af. 
gaysa,  So.  _(/e«  hom;  /ce*is  =  Bil.  käs  und  A««  (cf.  nos)  zusammen- 
wickeln, zudecken;  mdse  =  Sa.  iaao,  "AI",  biso  Vergangenheit; 
mAtu  =  Bil.  De.  Qu.  voä»,  Cha.  Bar.  wAa  hören  (Kaf.  ic<i//  id., 
Go.  icAj  or);  masdnko  -  Bil.  Qu.  mazauqfi,  Ti.  Ty.  A.  G.  0»^^<^i 
harfc  u.  s.  w. 

b)  Die  semitischen  laute  3  j  1  H  in  der  ausspräche  dem 
neugriechischen  d  gleichkommend,  werden  jenachdem  sie  durch 
das  or  aufgefasst  werden,  im  Bedauye  entweder  durch  d  (vgl. 
§.7)  oder  »  ausgedrückt;  so;  sihade  und  dilmti  moschuskatac 
=  >Uj  moBchns;  aafare  =  Ji;  l3^J  ^i.  Tf^CC  dreck,  miat" 
$ämbi  -  Sa.  zdmhe,  ^^XiS  Sünde;  sdmoil  ^  Sa.  znmbil,  'Af.  damhil 
Bil.  danbil,  Ti.  iP^tUA  >  J-r?*ij  korb;  simnim  =  ,^:  sesam;  »öy, 
»ö  =  Ti.  G.  HO'  erzUlen;  jenosa  und  gendda  =  ijUa.  leiehnam; 
jintir  =  rtr*^  kette;  hanisir  ^  ^>**-  schwein  u.  s.  w.  Nur  in 
ganz    vereinzelten    füllen    steht    für   diese   semitischen    Inuti-  im 


B 


Tn.  AbbawdtiDg:     Beioiich. 


Be^auye  ein  j,   wie :  jina  ehebruch,   vgl.  ^ij  n;?  huren ;  jnxihe. 
L_j>i3  =  Sünden,  u.  a. 


c)    Ebenso    werden    die   semitisclien    laute    R  0 


o»   ^ 


analog  dem  vorangehenden  fall  im  Bedauye  bald  durch  i 
(s.  §.  20),  bald  durch  »  ausgedrückt,  wie:  seba'  =  yjo  vyt  (cf. 
G-  Ä'fl'^'fllJ'^O'  intingere)  färben,  vgl.  So.  doh  färbe;  »huh 
(aus  »ei/iü,  vgl.  §.  45,  a  und  §.  46,  a)  =  JJo  morgen;  sabxin  — 
f^yy<>  seife ;  »\d  =  j>.;;»-ö  die  südliche  berglandschaft  von  Egypten, 
Nubien;  sidig  ^  (3>^  warheit;  sufän  =  ^;JV»>^  zunder;  *i^i  = 
^JJ:o  beten;  sän  =  ,;,«-i>  tellcr;  »aräf  =  ij\^  geldwechsler ;  ow 
=  G.  0X(D  I  Gur.  }\(^ I  ( Kaf.  Äy,  hin,  Go.  ic, Bar.  est)  verschliessen; 
'isi  und  Äf»a  =  Sa.  h6§e,  Bil.  gröM,  Ti.  G.  »fcJl«  tj-«»=*-  sand; 
haräs  ^  ^'^  aussatz;  büs  =  Sud. -Ar.  ^yS  ror;  gamis  =  G. 
+'TLK*«  und  +«T.ftj  ,>x^  hemd;  neha»  =^ '^  G.  JJfffi»  Ti. 
AX'rh  •  "*5  rein  sein ;  rnkis  neben  erahi»  =  o»c4",'  ^iU'g  u-  s-  w. 

10)  Selten  zeigt  sich  im  Bedauye  im  gleichen  wort  ein 
Wechsel  zwischen  »  und  S,  wie  stlsil,  sin^il  und  iiniel  =  G. 
ttfittfii  '•  J»,» >■',•'  ind  rnwnj>  kette;  «wfcir  und  äakir  =  G.  Ah<!' 
,^V^>  Ti.  ?f  h<I  I  i?W  sich  Vjerauschen.  Wo  ein  bed.  *  einem 
semitischen  i  gegenübersteht,  muss  die  entlehnung  eines  worte« 
einer  zeit  angehören,  in  welcher  auch  im  semitischen  noch  die 
form  mit  s  existirte,  vgl.  safari  und  Ti.  'ffi.C*  aber  ^:  mist, 
kot  (§.  9,  b);  haru  und  Ti.  thd'Ü '  ^.j^,  aber  G.  A^J/**» 
und  fh£il  I  nashorn;  hawag  und  Ti.  ffitDjf  i  HA  '  neben  JiA<DA  ' 
scherzen;  mesär  und  Ti.  jT'TfC»  aber  G.  A.  ^^C  *xt- 

11)  Abfall  von  s  infolge  Überganges  von  »  zu  h,  welches 
sich  dann  verflüchtigt,  lUsat  sich  ersehen  in:  bartis  er,  batü« 
sie  (BA),  das  im  Bischari  zu  baruh,  batüh  übergeht  und  im 
Halenga  fast  wie  bara,  batü  lautet,  ebenso  barä  (m.),  batd  (f. 
pl.)  =  bardh,  baUih  (Bisch.)  und  baras,  batds  (BA.)  In  der- 
selben weise  scheint  ümero  *  zeit,  ehemals,  aus  G.  rt"""}  >  oV; 
JW  (vgl.  So.  amdn,  Bil.  enuinä  id.,  Sa.  kämdnä  heuer,  d.  i.  kä- 
amdnä  dieses  jar)  entstanden  zu  sein;  vilieicht  gehört  auch 
hieher  nitoa  (vgl.  Ti.  G.  (fV*!!  >  «— oS)  schwänz. 

12)  Die  hquida  l,  r  und  der  dentale  nasal  n  haben  die 
gleiche  ausspräche  wie  im  deutschen.  Sie  wechseln  häufig  unter 
einander  ab,  wie:  babal  und  babar,  baber  flattern,  fliegen;  bile 


'  Fflr  emero,  b.  §.  88  nud  Ober  den  aceent  in  ümero  ».  §.  1Ü8. 


Ob] 


be  in  NoHont-Afrik».  IT. 


und  bire  regen;  deUf  und  derif  dunkel,  braun;  ddbalo,  dd- 
baro  und  ddbano  zart,  klein;  tdlha  und  tdrha  links;  lät  und  rät 
'blatt;  gäl  und  gär  eins;  küle  und  küre  zan;  nmbalöy  und  ani- 
baroy  lippe;  malö.  (aus  ma-iai')  zwei,  und  raü  zweiter,  asa- 
rdma  {•}■  2)  siben,  Septem;  haiig  und  hanig  biegen;  ailgil  und 
t(n»il  kette.  Demselben  weclisel  begt^gnet  man  bei  vergleichung 
dieser  laute  mit  den  entsprechenden  Wörtern  in  den  übrigen 
sprachen;  vgl. 

a)  für  l:  lagi  (aus  lag^,  lagay,  lagad,  vgl.  §.31  und  33) 
reise,  weg  =  Bil.  langar,  Agm.  laitgad,  G.  Ti.  A.  ilfl, «  reisen, 
o^llf: «  weg;  la'  =  ^Jl»  G.  h'i'Y-ö «  fett,  von  IIj  V^fl  i ;  Idga 

=  Ti.  tiß*  '^»-  Af.  riigüd,  Cha.  «ry«,  Agm.  naj2  kalb;  leh  = 
Sa.  'Af.  Idh   krank  sein,   G.  A'^A'^»    ^j^j  '"'v'?'  '^?'?  la^i^s  fi"t> 

n  ^^^^*  '"'^  abnemen,  schwach  werden;  lekd-y,  lehA-yt 
(ablativ)  am  morgen,  morgen  =  A.  >^i  G.  V*?!!'  der  morgen; 
ZoÄdJfc  =Ty.  +'>U'?'  ft'-»hng  neben  ;l*l)>'7«  ta-hnatj,  A.  i^VT  »  '*- 
«<!</  für  ta-nhag,  Ti.  IIV7«  viXX».  gaunien;  ZöÄ  (für  ieA'uj  =  'Af. 
ryo/i,  Cha.  rv^ftd  tbon,  lern;  laU  =  Bil.  ij'iö,  Ti.  Ty.  A.  G.  A.A"' 
'l  V  \)^  »Mirait,  noirpe  geier;  iüm  =  ^j  steiss,  podex;  ie«o 

=  Liö  >r\P5  wölke;  Zmw  (aus  lew,  vgl.  §.  88)  brennen,  lau  (aus 
lahw)  brand  =^  G.  Afifl  >  >-l-^  317''?  brennen;  hahal,  auch  habar, 
baber  =  S&.  fnlfal  flattern,  fliegen;  iejaZ  =  Ti.  flTJ  :  Sa.  6«y«n 
tripper;  biltu  =  Ku.  toVM  Hirse;  dttle  =  Bil.  dird  frucht  der 
adansonia;  halig  und  hanig  =  Bil. 'agal,  Ti.  O^V'  nnd  0*7  V 
bpV  (sy.  Dijy  für  ii5y^  Jji«  biegen,  krümmen,  wickeln;  hankul 
,3iAJ  kitzeln;  »j«ZaÄ  =  Bil.  marh,  Sa.  'Af.  »laraA,  Ti.  G.  tntCA\* 
füren,  den  weg  zeigen;  $dllem  =  Sa.  saraw,  Ty.  tiCOht  acacia 
etbaica;  ialit-ana  =  lyi  wCX*'  zeichen;  ieitöt  =  Bil.  Äi7(ä<, 
Ti.  TfAfll-T»  Ty.  ?f>nvT'  l'^>i  fetzen;  teJo  =  Ti.  Ty.  m* 
AA'  (t^f-  c»*^  I^P  'd)  tlurchboren,  -löchern. 

b)  für  r:  re  ^  Sa.  ram,  ratl,  rä  brunnen,  tümpel,  G.  £tDft 
irrigari,  ^^j  hausit  ahcui  aquam,  ^}y  aqua  abundnns  (fons); 
rdba  -=  Sa.  'Af.  So.  lab  männlich;  rib  =  Sa.  'Af.  na'ab,  cJ^  nicht 
vollen,  unleidlich  finden;  ragdd  fuss  =  Sa.  rigid  id.,  ragad, 
»>^j  J*'j  ^P^  treten,  tanzen;  regig  strecken,  verjagen  =  l)  con- 
tendjt,  Ij  movit;  rug(ini  =  T\.  l.ßü  t  Schlachtung  für  den  leichen- 
schmaus,  ^mi«  G.  ^Jflli  jugularc;  reküi  Ga.  nigiiama,  rägä- 
tna,  Kaf.  näg,  nagü,   li.j  sich  fürchten,  'yLj  furcht;   ram  --  ^j 


Vn.  AMudltuig :    Bciniiob. 


folgen ;  äsa-rdma  ([ö]  +  2)  siben  =  Ga.  to-rba  ([5]  -f-  2)  siben. 
So.  Idbti,  Sa.  lämmä  jrwei;  rdyyi  (aus  rcucy,  ratch)  gewinn 
f>  \  d'flih*  gewinnen;  addr  =  ^y.^  honig;  hnhira  (aus  emtni- 
ra,  nenrira)  =  ii^j  n^DJ  ameise;  frio  =  Sa.  dbö,  Ti.  XAH' 
mais;  'ariH  ^  J»i»  .^.Jl*  spilen,  tanzen;  drgin  (für  ragin)  =  JjLj 
^n^  schaf,  lamm;  ^en'ft  =  «.l-Ji  sigcn;  Atar«  ganz,  gesammtheit 
=  G.  hAA «  }Ü  congessit;  mara  =  Ga.  tai'  weit,  breit  sein;  terir 
=  Sa.  toiai  drehen,  spinnen  u..  s.  w. 

c)  flir  n;  na'  feuer  Sa.  'Af.  ia'  brennen,  heiss  sein,  Cha. 
Uyä  plur.  lik,  De.  Qu.  /a^d,  Agm.  lag,  Bil.  Za</ü  plur.  lak  feuer, 

vgl.  ^♦f  I    ,|li,  ^okaJi,  poR^  ardere;   nu'  =  Bil.  nÄ",  Ti. 

Vd^nA'  sieb  setzen,  legen,  ligen,  vgl.  j^ü  sich  neigen;  »a't  = 
Oa.  re,  So.  ri",  'Af.  ray,  Sa.  'Af.  läh  zige;  ne'a/,  näf=  Sa.  'Af. 
/{/T  nagel,  kralle,  vgl.  G.  V^C^* »  spalten;  naal  =  vulg.  Ar.  ^yiö, 
Ar.  ,£^  verfluchen;  n«6a'  =  Ti.  A9"ll'  heiss  sein,  brennen,  G. 
M^O «  leuchten  (vgl.  r-i  p.  )fl  "''-P  'suchten,  licht,  tag  und  vh 
<-^-^  G.  Ann '  brennen,  s.  oben  Imc  brennen  in  §.  12,  a);  nüg 
und  nSgüe  =  Sa.  'Af.  angii,  <ingit,  Bil.  ungfi,  Agm.  Qu.  tngüä 
mutterbrust,  So.  nug,  Ga.  lüga  saugen;  ngtli  eierschale,  vgl.  Sa. 
'Af.  engirö  hulse,  rinde;  nehad  =  G.  Afhj^'  schwach,  wankend 
werden,  sich  verringern;  neAa*  =  G.  VJCfh  >  ^^-  V**!»  ^-«^  "3*? 
Ti.  hfkth '  '^'l-  Ic^^b,  i«i'e"  rein  sein;  iiehaw  mager,  schwach 
sein  =  p-,  'Ks.  ^^  nehaxo,  G.  Ah0  •  viribus  deficere,  fi^iha*  * 
tenerum,  debilem  esse,  cf.  onn  ^j  *-Mv  *-**^  ''^i  «"^ü  dünn, 
fein,  zart  sein;  schwanger  sein  und  ^^'^  mollis  fuit,  ^^^  teni- 
pori  pariendi  appropinqnavit  (femina);  ön  (aus  hon)  =  A.  }f,A* 
G.  h««fiA*  J^  niit  spiessglanz  die  äugen  bestreichen;  dnba, 
dmba  -=  Ga.  alba-ti  stercus,  alba  cacare;  ba4iin  unbeachtet  lassen, 
Tergessen  =  Ti.  flTA  •  G.  flniA*  J^  vanus  fuit,  cessavit;  dmfu 
(fUr  «"h/u,  efnn,  o  aus  e  wegen  vi  vcrdumpft)  Cha.  oftr,  G. 
d'PiH' »  fett;  be'an ^  Jjü,  vgl.  Ti.  flCP  »,  G.  ^CÜ »  sich  fürchten ; 
kehan  =  Sa.  'Af.  kahau,  So.ja'al  lieben,  gaal  freund;  küän  plur. 
käan  =  Bil.  De.  Qu.  kfird  plur.  kür  fluss,  eher;  kiiän,  kän  = 
Cha.  fcfiar,  Sa.  käray,  Ty.  h*^f  >  betrübt  sein;  »an  =  Sa.  'Af. 
sä'dl  bruder;  iekiidn  kokett  ^  ,J^  kokcttiren,  u.  s.  w. 

13)  Aus  den  flauten  hervorgegangen  erweisen  sich  die 
liquiden  in:  lät,  rät  plur.  lat,  rat  baumblatt  =  Sa.  dat,  da<j, 
ilal  grün  sein      daia  grünes,  gras,  baumblatt;  kalif  =  G.  ffi^*?' 


Di«  Bcdujre-SprMk«  in  Moidurt-AMka.  D. 


(zu  k  and  ijt  vgl.  §.  66)  nacken;  küal  =  Bil.  küafküaf,  Sa.  qüaf- 
qüat,  Ti.  t*ptfll '  picken;  gftäl,  güär  (ftir  vcägel,  Wäger,  s. 
§.  45,  a)  =  yJ^^}  eins  (über  ^  zu  ^  s.  §.  37,  b);  mehal  =  kfu«, 
kÄ^  herausziehen;  ma-lu  (aus  ma-law,  -lau")  zwei,  ro«  zweiter, 
cua-rdma  (5  +  2)  =  So.  ta-doba  (5  +  2)  siben  (vgl.  §.  12,  b);  ira 
(Ku.  arn,  Bar.  ere)  =  Ga.  adi,  So.  od,  Sa.  'Af.  'ado  weiss,  G. 
«|>^IDi  weiss  sein;  dygiirn  =  Bil.  iaqütd,  Sa.  ?dgda,  Ty.  ft^*^' 
Jt^iji  und  XTS'  Ti-  ?fTJ«  Schöpfeimer;  «fiira  oheim,  tante 
=  -111  fem.  .Tin  id.;  dardk-  =^  G.  ^A)]  >  Sa.  daci<i*,  'Af.  dadd 
die  kalte  jareszeit;  /ir  =  A.  i^'t*  gesiebt;  girmn  köpf  =  ^l» 
Caput,  J.jil  praestitit;  wer  =  Ti.  (D^i  G.  iDJ^J^i  machen.  Im 
etymologischen  zusammenhange  stehen  auch  riya,  Ar.  li.j  mille, 
und  G.  jlWif '  malen,  zerreiben,  aofi^^t  miile,  malstein;  ebenso 
hängt  rugüai,  Ti.  <JPTJ «  Schlachtung  ftir  bereitung  des  toten- 
males,  zusammen  mit  Sa.  ddz£ä  (aus  dagiä),  'Af.  ddysa  (für 
dagna)  id.,'  vgl.  damit  ,_^i  confodit  hasta  (die  genannte  Schlach- 
tung wird  mittelst  der  lanze  ausgefürt).  Auch  dürfte  BeJ.  rab 
(Sa.  'Af.  So.  lab)  männhch  sein,  auf  Ti.  G.  +•1111 1  A.  +fl  s  vi- 
rilem esse,  zurückfllren,  vgl.  •[•({ö't'  •  ein  männliches,  mas,  mas- 
cttlus,  im  gegensatz  zu  ixitl't «  w^eibhch. 

14)  Unsicher  ist  es,  ob  l,  r  flir  frliheres  »  steht,  in:  leub 
ziehen,  herausziehen  (das  schwert  u.  dgl.)  und  G.  Arhfl'  vJ-*iuo 
any  id.;  damer  (fllr  dauvr)  schmutzig  werden  und  ^j^i  sorduit; 
nigär  und  ^^liü  kupfer  (zu  g  und  h  vgl.  §.  37,  b),  doch  dllrfte 
nigdr  eher  zu  Ti.  A.  VP<J'T"i  gehören,  der  (meist  aus  kupfer 
verfertigten)  trommel,  welche  den  fürsten  zu  eren  geschlagen 
und  vorangetragen  wird. 

15)  Abgefallen  sind  die  liquiden  in:  inga  (zunächst  aus 
engay,  engar)  rücken  =  De.  Qu.  engiyä  plur.  enge,  Agm.  angir, 
BU.  ingerd  id.,  cf.  'jä^\  posterior  pars;  ferner  in  kam  =  J^  G. 
Ti.  70*>A '  kamel.  Genau  dieselbe  form  zeigt  sich  in  Nub.  kam 
aber  noch  plur.  käml-i  (KD.),  kdmr-i  (FM.)  kamel. 

16)  A()fall  von  «  ligt  vor  in:  'o  milch  =  So.  'äno,  Ga. 
anän,  Sa.  'Af.  Aon  id.;  dwe  *  =  TL  G.  X<1">  •  \^>f.  stein,  v^.  auch 


'  Vgl.  i  ^*~  rjr»  neben  XIt«rem        I  ^^^^  tyt  die  kele  durchschneiden, 

»chlachten. 
*  In  §ticuanne6  qiiarzit  (Münz.)  iit  diese«  n  noch  vorhanden -,  das  wort  bedeutet 

wariicheinlicli :  weisser,  g'läiizender  stein,  cf.  }lff|fll  I  ](f||f  t  nitidt 


TIT.  Abkaollmig :    B»<iii>eh. 


I 


Kn.  ebärä  quarz  d.  i.  eba-drä  weisser  stein;  däha  kinn  and 
kinnbart,  gegenüber  ^'i  Ti.  Jffl\9^*  id.;  dthe  =  'Af.  Jikhenö, 
Sa.  dilhenö  glutkole  vgl.  jTi  und  ^^i  rauch;  däme  =  G.  Tv. 
d'^t'  <ier  nord;  kdda  neben  kaddn  =  Bil.  kaddn^  Ti.  hjl7' 
die  steppe.  Im  anlant  ist  n,  e»i  abgefallen  in  da  neben  enda 
mftnner,  lente  =  Sa.  endä,  Ty.  }i7^'  stamm,  tribus;  dny  neben 
seltenerem  enddy  gut,  schön  =  j^jJ  vortrefflich;  dehdy  neben 
endehäy^  mensch,  leute;  dann  ditii,  ditiik,  ditiu  u.  s.  w.  meine, 
deine,  seine  mutter,  für  endifü  u.  s.  "W.  enda  mutt«r;  femer  küna 
und  k(ua  *  neben  anküdna  (für  am-ktidna  aus  ma-küdna  =  Sa. 
makawdn)  herr.  Dieser  abfall  von  anlautendem  an,  «n  mag 
wol  auf  einer  irrigen  gi"aramatischen  auffassung  beruhen,  indem 
man  dieses  an,  en  für  das  gleichlautende  demonstrativ  der  plaral- 
form  betrachten  mochte;  vgl.  §.  76. 

Uebcr   den   lautlichen  Übergang  von  n  zu  m  vor  labialen 


71,  sowie  über  m  vor  t-  und  fc-lauten  zu 


n  8.  §. 


B)  Die  praecacuminalen  f  4  ^  V- 


17)  Das  { ist  ein  mit  der  Zungenspitze  zwischen  dem  obem 
teil  des  alveolare  und  dem  beginn  des  gaumens  erzeugter  ver- 
schlusslaut, genau  dem  Tigrd  tn  gleichlautend  gesprochen,  wSrend 
das  etymologisch  entsprechende  arabische  1>  im  Sudan  wie  in 
Egypten  etwas  näher  an  der  articulationsstelle  des  (  gebildet 
wird.  Daher  kommt  es  auch,  dass  die  Beni-Amer  welche  im 
ständigen  contact  mit  dem  Tigrevolke  stehen  und  selbst  alle 
das  Tigr^  wie  ire  muttersprache  bandhaben,  ir  f  genau  wie 
das  m  sprechen,  wärend  bei  den  Bischari  dieses  f  gleich  dem 
erwänten  U  lautet.  Dieser  kleine  unterschid  in  der  ausspräche 
des  (  hat  die  folge,  dass  bei  den  Beni-Amer  ein  radicales  f  auf  ein 
vorangehendes  (bisweilen  auch  nachfolgendes)  formationselement, 
wenn  dasselbe  (,  »  oder  n  lautet,  stets  palatalisirend  einwirkt 
und  diese  genannten  laute  zu  (,  i  und  h  umgestaltet;  vgl.  z.  b. 
fa'  schlagen,  pass.  {ö-(a  (nicht  tö-fa")  geschlagen  werden,  caus. 
Sö-td'  (nicht  sö-(a')  schlagen  lassen,  aufi'  ich  schlage  (dagegen 
z.  b.   afandig   ich   befreie,    von  fadig),    wärend   Almkvist   die 


m      I 


*  Au»  enda  lente  -)-  hat/  =  8n.  "Af.  hryafi,  hryn,  Q.  ff^fOh  '   vivens. 

*  FOr  kena  wegea  tlaa  acueute»,  •.  %.  106. 


Die  Bcdasye-Rpriiclie  in  Nahloit-Afrilu.  11. 


11 


formen  tö-(a'  und  sö-fa  anftirt  und  eine  reihe  gleich  gebildeter 
Wörter.  Ich  beeile  mich  aber  zu  constatiren,  dass  auch  die- 
jenigen leute  vom  stamm  der  Bischari  welche  mir  für  meine 
arbeiten  zur  Verfügung  standen,  ebenso  nö-fa  und  tö-{a  u,  9.  w. 
bildeten,  genau  so  wie  Almkvist  angibt,  dieser  ako  gewiss  ganz 
richtig  gehört  und  darnach  seine  formen  aufgezeichnet  hat. 

18)  Aus  zwei  umständen  aber  ist  zu  entnemen,  dass  der 
laut  i  im  Bedauyc  (genau  so  wie  im  Saho  und  'Afar)  stark  im 
Schwund  begriflfen  ist,  und  zwar  einerseits  aus  dem  verhältniss- 
mässig  gar  ser  seltenen  vorkommen  desselben  in  Munzinger's, 
Almkvist's  und  meinen  eigenen  sprachlichen  aufzcichuungen 
(doch  dieser  umstand  könnte  immerhin  noch  ein  zufUlhger  sein), 
anderseits  aber  und  worauf  gewiss  mer  gewicht  zu  legen  ist, 
aus  der  tatsache,  dass  dieses  {  so  ungemein  häufig  diu'ch  ( 
(auch  d)  und  wie  fast  allgemein  in  sämmtlichen  niderkuschi- 
tischen  sprachen  durch  '/  ersetzt  wird.  Die  erklärung  für  die 
erstere  ersch einung  ei-gibt  sich  aus  dem  in  §.  17  angegebenen 
lautfisiologischen  gründe.  Für  das  vorkommen  von  (  finde  ich 
in  meinen  aufzeichnungen  nur  folgende  belege:  ta'  und  da  (bei 
A.  (a\   bei   Mu.  da)   schlagen     -  oQoO  ta'ta'  und 

taq,   taktak,  2tOR2tCH,   Ti.  G.  m^O'   A.  m^'} 

So.  (ja  id.;  täb  und  tab  (neben  ^ab)  bei  A.  (äh  merere  schlagen, 
welche  bedcutung  unrichtig  ist,  indem  es  einfach  nur  schlagen 
bezeichnet,  vgl.  barOs  e(bi-heb  er  schlägt  mich,  ki-tdba-heb  er 
schlägt  mich  nicht.  Diesem  wort  entspricht  Bil.  (a'anb,  Qu. 
{anib,  Cha.  foi  schlagen.  Ferner  (ahbal  zu-,  verschliessen  die 
tUre  ^  Ti.  fn(\A*  zubinden,  verschliessen,  wol  im  Zusammen- 
hang mit  Ti.  O.  tn-HAA '  ein-,  zusammenwickeln.  Dann :  feldy 
regenbogen,  cf.  i^ji  albedo  aurorae.  Ausserdem  noch  die  zwei 
Interessanten  formen  ii(än  und  sltän  (Ti.  rtt"l^  '  G.  fl^^fl"}  • 
^jU»--i)  teufel,  vgl.  die  Verbindung  S  mit  (  und  n  mit  t  (s.  §.  17). 
Bei  A.  findet  man  noch :  tib  anfüllen,  wofür  ich  tib  besitze  (s.  §.  4), 
dann  tatu'  geknetet  werden  im  bade  =  Sud. -Ar.  ^3lȀi>;  ferner 
(In  (Ar.  ,^~^)  thon,  bei  mir  nur  tlni  endlich  fett  einschlagender 
blitz,  das  man  wol  zusammenstellen  darf  mit  G.  0/*^ «  fragor 
tonitrus  u.  a.  ^  i  }\fi  i  mit  voller  wucht  aufschlagen,  niderfallen. 

lehnwörtern  einem 


19) 


egelmässig 


dageger 


rtl  I>  im  Betjauye  dentales  (  gegenüber  (vgl.  §.  18),  wie:  tu  und 


VII.  Abhudlsn«:    Eginiieb. 

TL  O.  /n«^i  zwicken;  teb  and  Ti.  öfffü'  >— ^  baamwoUe;  tüb 
und  Ti.  nvfl'  <— j^  ziegel;  taga  und  Ti.  fl|«|»^' i  iJixL  feuster; 
tilba  und  AJJi  Steuer;  tarn  essen,  und  Ti.  n\iiaot  A.  Olämi 
G.  Tö«"*'  (^  verkosten;  tama  und  Ti.  ni9"0'  g<?izig  sein, 
^«I>  concupivit;  t^inuk  und  Ti.  rti5>"«fc :  einwickeln;  t&t«  und 
G.  fll-T«  ^»^  bäum  wolle;  taway  und  ^jL  von  sich  weisen;  '«U 
und  W  Sa.  'a/  und'«/  treten;  'amat  neben  'amad  und  L^  lüS 
anfassen;  idt  und  Sud.- Ar.  UlS  =  Ar.  1:^^  aehselbüle;  Itit  und 
kJlä.  mauer;  hatera  und  Ti.  »I»TC'  ^.^4.  mutig;  keti  und  La. 
setzen;  A-aT  und  ^L*  abschneiden;  malit  und  G.  onAni '  i>^ 
rupfen ;  »ekit  und  LsUj  erwürgen  u.  8.  w.  Aus  der  tatsache  nun, 
dass  im  Becjauyc  das  {  nur  in  specifisch  semitischen  lehn- 
wörtern  erscheint  und  auch  in  diesen  das  m  1>  nur  so  selten 
mittelst  t  ausgedrückt,  in  der  regel  vilmer  durch  dentales  t 
ersetzt  wird,  darf  wol  erschlossen  werden,  dass  wie  in  den 
übrigen  nider-  und  hoclikuschitischen  spraclien,  so  auch  im 
Be4auye  das  (  nicht  als  ein  ursprünglich  kuschitischer,  sondern 
als  ein  dem  semitischen  entlehnter  laut  zu  betrachten  ist. 

20)  Seltener  werden  die  laute  f^  0  fU>,  >>»  ^.  *  die  ja 
lauttisiologisch  als  reibungsgeräusche  auf  ein  m  l»  B  zurück- 
fllren,  durch  t  (flir  ()  ersetzt;  so  z.  b.  tim  und  G.  J^ao  i  (cf. 
^)  schweigen;  tdmuija  und  Ty.  G.  O/IJP"  i  links;  temuk  und 
Ty.  f^oo^  I  Ti.  tti"'*^ «  einwickeln ;  ieriij  und  A.  OXC^ ' 
mond;  tat  insect,  laus,  und  G.  JlX.^>  Qu.  fofä,  Agm.  finsä 
mücke,  Kaf.  Go.  fö^'ö,  Wftr.  W&l.  fiJrfl  laus;  tiw  und  Ti.  Ty. 
CEUD' >  HA'  (cf.  G.  X<D*0 !  ><^)  schreien;  antt  und  Ti.  <^^Ai 
Bil.  qaraiä  (Sa.  ard«)  acacia  etbaica;  vgl.  auch  Adta  aussen- 
seite,  hatay  draussen,  und  A.  fiahßBi,  •  P"S  draussen,  pn  aussen- 
seite.  In  der  regel  steht  diesen  semitischen  lauten  im  Bc(}auye 
ein  4  (s-  §•  22)  auch  wol  d  gegenüber,  wie  mdi  und  Ti.  G. 
"^KJi*  eisen;  dV  klein,  zart,  und  ,_,»^  zart  sein;  dtibha  und 
jLii>  hölzerner  rigel;  ddbdah  und  iJLi  C»*  eidechse;  d(fo  und 
Ti.  dC^'i  •PCI'«  belila;  diiluma  und  Ti.  G.  X*A«»1*«  Ä^ 
finsterniss;  demim  and  G.  Oaoaat  ^  pressen;  (ü»n  and  ^ 
meinen,  glauben;  den'm  und  ^^  herde;  fdrda  und  ^^  läppen, 
stück  eines  klcides;  ^lÄua  und  dfiicn  (Sa.  'Af.  dübä)  und  Ti. 
ttWiX'  Xn\.^'  Bil.  ct6>i  Volksstamm,  tribns  (G.  JCflX*  militia); 
ßirda  und  iJ»^  ankerplatz;  ^(w/i  und  Ty.  fX.*  Ti.  G.  i)f  i 
gesiebt;  g>idaba  traurig,  und  Ti.  4'Xn  >  trauern;  Aöt/  und  ^^ 


Di«  B»daiij<-!4pn<!be  in  Nor4o*t-Arri1a.  ü. 


18 


teich;  hinde  und  A.  TifCU'}'!  G.  fifi  t  f?  banm,  holz;   modah 
und  Ik«  streiten,  u.  8.  w. 

21)  Das  4>  in  sflmmtlichen  niderkuschitischen  sprachen 
in  gleicher  weise  ausgesprochen  und  nur  in  diesen,  in  den 
hochkuschitischen  sprachen  aber  nicht  vorkommend,  woftlr  hier 
{  erscheint,  ist  die  media  oder  tonans  praecacuminalis.  Es  wird 
dieses  d  gebildet,  indem  man  die  Zungenspitze  nach  rUckwilrts 
gegen  den  gaumen  biegt,  zugleich  die  lieiden  unteren  seiten- 
ränder  der  znnge  leise  an  das  alveolare  anlegt  und  nun  d  zu 
sprechen  sucht;  so  wird  ein  laut  erzeugt,  der  fast  wie  ein  rd 
gehört  wird  und  häufig  auch  von  reisenden  als  rd  aufgeschriben 
worden  ist;  vgl.  hierüber  auch  Almkvist  1.  c.  p.  44  und 
A.  W.  Schleicher,  Somalisprache  p.  70.  —  Hftufig  wird  dieses 
4  auch  so  gesprochen,  dass  die  untere  Zungenspitze  leise  daa 
gaumendach  berürt  und  so  der  hervorgebrachte  laut  fast  wie 
ein  unvollkommenes  dgch  (eigentlich  ein  4y)  klingt.  Im  8aho 
und  'Afar  wird  dieses  (J  genau  so  wie  im  Bedauye  ausgesprochen, 
aber  nur  im  anlaut,  im  in-  und  auslaut  aber  nur  dann,  wenn 
demselben  unmittelbar  ein  n  vorangeht,  mit  weldiem  es  dann 
wie  im  Bedauye  ein  lul  bildet,  sonst  geht  aber  4  im  in-  und 
auslaut  in  {  über,  das  an  der  articulationsstelle  von  4  erzeugt 
wird.  Etymologisch  füllt  dieses  l  mit  dem  Somali-f  zusammen, 
welches    Ilunter    dem    Sanskritlaut    35    gleichstellt    und    Bopp 

i  mit  Ira  umschreibt.  Böhtlingk  identificirt  diesen  letztern  laut 
mit  dem  polnischen  /,  welchem  dae  J  im  Saho  und  'Afar  aller- 
dings nach  seiner  articulationsstelle  gleich  kommt,  von  diesem 
sich  aber  darin  unterscheidet,    dass  es  wenigstens  nach  meiner 

I  erfarung  nicht  im  Sabo  und  'Afar  wie  l  mit  vertieftem  klang 
der  stimme  gesprochen  wird. 

22)  Hiernach  entspricht  Bed.  4  einem  4  oder  {  in  den 
niderkuschilischen    und   einem  f  in  den   hochkuschitischen  und 

,  semitischen  sprachen,  so  wie  den  aus  (  hervorgegangenen  Zisch- 
lauten ?,  *,  X  0  t^  ij>'i  z.  b.:  dibdh  der  floh,  und  A.  Hinnifl' 
springen,  laufen,  ULflf »  hüpfen;  4^^'^^  ^^id  A.  m^aot  aas- 
bessern  ein  kleid,  niihcn,  flicken;  ^eA'üa  und  Qa.  (/a^ße,  Qu. 
da^aa,  Ku.  dugtba  thon,  lern,  vgl.  nns  ^U';  ^ffmto  und  Ti.  A. 
fllfl,;''«»  '^*-  (dbä,  ijdhä  brod;  (7en  anfangen,  und  G.  T*}^' 
anfang,  Oimll*  anfangen;  ad  und  J»»  heu;  v4  und  Bil.  qüat- 
qüai,  Sa.  a\al  zittern;  'at?(/" rinde,  und  G.  t^X'  l^"?  IPC  «JuSi 


14 


Vn.  Abll*ll41all( :     Baisincti. 


abschälen ;  •  a<}am  and  G.  ^mi »  Ti.  ♦TV '  Fi?  klein  sein,  Sa. 
enda  (aus  e<fna)  klein;  'afid  und  ku  Sa.  hantjif  niesen;  dti^eh, 
diide'  (aus  ai»^«A  =  madeh)  und  Sa.  tcalahö  gegerbtes  leder- 
kleid,  zugleich  als  unterläge  beim  schlafen  verwendet,  vgl.  G. 
(Df^t  Mj  VT,  sternere,  im  Bil.  wäiai^a,  Cha.  U3d§eq  gegerbte 
kuhhaut  als  unterläge  zum  schlafen;  hei^ah  und  Ti.  G.  (\Kih* 
ankommen;^  und  Ty.  ^T'KA'  sich  schneuzen;  feing  um- 
rilren,  vgl.  Q.  iPfli^"  scpaiare;  hdmada  knecht,  und  G.  Of\m* 
jJi  •'3f  arbeiten;  ku4  und  Ti.  G.  "^TX'  'j^-*-  XBn  irre  gehen; 
kai,)aw  und  O.  '^d.m*  '»^  *?'?  schlagen,  pochen;  kawid  peitsche, 
und  G.  A<Dni'  Ti.  Ty.  TflDfn  »  ß'l-  Sa.  iawat  peitschen;  madä4 
lebhaft,  heiter,  vgl.  J»Lf-oi  agilis;  mbd4«  (aus  mibä-t)  und  G. 
Ti.  «•»'Pfl/h'il*  *  Schwert  (woher  auch  Nub.  mdtway  messer); 
matjdm  die  matte,  und  Ti.  (Diti '  Cf^'s  ÖGcbten  die  matte;  ie- 
4*4  und  G.  wtnoi*  ^^  ^  abschälen;  ya4d'  und  Bil.  qüet, 
qiietqüet,  Qu.  hüef,  wet,  Ga.  jid,  So.  ^dy  feucht,  nass  sein,  und  Ga. 
hdda,  So.  e4-i»,  Sa.  dWn  grün ;  vgl.  auch  baden  und  ^_ykj  (g.  1 2,  c). 

23)  Im  Bedauje  selbst  zeigt  sich  schon  zuweilen  lautlicher 
Übergang  von  d  zu  d,  wie :  deb  und  (/ei  begraben,  dihani  und  (?«- 
Aani  gesund,  heil,  mbdd  und  mJrfrf  die  matraze,  matte,  dndo  und 
di\4o''  mist  u.  dgl.;  daher  kann  es  nicht  befremden,  dass  auch 
bisweilen  ein  Bed-  4  Air  d  in  den  verwanten  sprachen  zum 
Vorschein  kommt;  vgl.  z.  b.  ^ei  neben  deb  =  Bil.  De.  Qu.  dah, 
Cha.  (/('i  begraben;  ^^Äani  neben  dehani  heil,  gesund  —  Ti. 
^/^V'^S^V»  G.  JCIV'  -A.  ^>i  salvum  evadere:  dn4o  neben 
dndätc  G-  Ti^lD«!  mist,  kot;  beddwye  =  (Jl^j^»  v3j>*^  ^ß' 
duinisch;  wiiarf  neben  mbdd  (zunächst  aus  nbad)  ^  j.2J  matte, 
teppich,  vgl.  Nub.  nebid,  nibld  und  i  o  X  nehti,  i  v  nei(£, 
nefe-x  id.,  j  n*6«/  flechten,  geflecht,  noirfiiT,  necjr,  nerq 
plectere,  cf.  Lij  ligavit. 

24)  Einem  >j  steht  (Z  gegenüber  in:  gi4o>'  =  'ijjfc'  sole, 
Sandale;  ha4ig  pressen,  kneten  »»^i*-  pressit;  vgl.  auch  ie4i4 
abschälen,  und  jLi»  neben  Li»,  G.  tfttXtti  *  scindere.    Wie  4  in 


*  Vgl.   die   stammverwanten   formen    aup  sjn  cjtop  eiBTI  3Sn  i.Jkki  G. 

+1(11(1  '   '^'-  fJrtl^  •   "•  ■•   "'«?■•  «breiwen. 

*  ({  wirkt  (wie  oben  da«  {  iu  §,  17)  auf  vorangekeudes  <  und  n  palataliairend 
ein  und  Terindert  diese  zu  i,  9. 

*  Zu  j;  för  ^  vgl.  §.  37,  b. 


Di«  Baduye-Spnch«  is  Nordosi-Afrik».  11. 


16 


cufif  rinde,  einem  i,  dann  «  aus  ?  (t)  gegenübersteht  in  *pr\ 
üi-Ü  G.  •f>^](t  abschälen,  so  vgl.  Be<J.  6?aÄ  fett  sein,  mit  Agm. 
»agü,  Hil.  mqu  (für  saqw  aus  »awq),  Ti.  {f-flfh '  G.  iffl/Ji «  (ff. 
i,»i  und  Nub.  idhfia  fett)  pinguescere,  (lehd  und  Bil.  »'««g 
speise.  Demnach  durfte  auch  Bcd-  «'t««  bine,  mit  So.  Hui  id., 
zusammengehören.  Bed.  t}  steht  selbst  im  eingeblVrgerten  (Jaf 
färbe,  ^i/"  ßlrben,  einem  «  im  neueren  lehnwort  »eba  färben  = 
^^  gegenüber;  vgl.  So.  dob  färben,  midab  färbe,  und  'Af.  <io6ii' 
=  So.  sibak  indigo  i.  e.  ^Xm  933C  färbe  (Sa.  musuwdn  d.  i.  rnu- 
ffMw'-dn  indigo). 

25)  Von  der  schon  oben  §.21  beschribenen  ausspräche 
des  4  f^^i  wie  ein  dsch  (eigentlich  <Jy)  kommt  es  auch,  daas 
die  beiden  laute  d  und  j  (das  ar.  jr)  häufig  mit  einander  ver- 
wechselt werden.  Nicht  selten  hört  man  auch  ganz  deutUch 
die  beiden  laute  in  ein  und  demselben  wort  bei  verschidenen 
Individuen,  so:  emhdd  und  embdj  die  matte;  bedntcye  und  be- 
jdwyti  das  beduiaische  ^yJ4)  daher  denn  auch  die  Araber 
das  gebiet,  in  welchem  die  Bedauyestämrae  wonen,  als  ij^äaa 
bezeichnen,  one  zu  wissen  dasa  sie  es  hier  mit  einem  arabischen 
wort  zu  tun  haben;  vgl.  auch  wdja  und  »jij  versprochenes, 
das  versprechen.  Umgekert  vernemen  wider  die  Bedscha  ein 
arabisches  j  bisweilen  als  d;  vgl.  z.  b.  ad  für  ürs  schreien  das 
kamel;  adin  (neben  richtigem  aßn)  ftir  ^;_r;;»e  teig;  (Jifa^  türe, 
von  Uä.  clausit  (portam);  dim  ausfüllen,  für  ^;  demi  stinken, 
für  Js)»-;  und  dann  auch  zuweilen  d  für  j,  wie:  dif  (So.  4af) 
für  JI4.  vorbeigehen  (über  /  zu  z  vgl.  §.  61);  dfUh  filr  J-JLä. 
handel  treiben;  dilh  für  iLi.  kräftig  sein;  dinne  himmel,  für 
äIä-  paradies;  dawel  nahe,  vgl.  jl*.  EU  vicinus  fuit;  duwdn  ge- 
fäss  für  ÄJ^  plur.  ^j^;  duwir  ftir  jl^  stamm,  tribus;*  vgl. 
auch  däb  und  Bil.  De.  (^m.  jäb  vorder-,  gesichtsseite;  difo  und 
Ti-  ^C^ "  gekochte  getreidekömer,  belihi  (s.  §.  20). 

26)  Wie  das  tönende  z,  so  feit  auch  das  z  im  Beijauye 
und  es  kommt  hier  nur  ein  i  (unser  »ch)  vor.  Ueber  den  Über- 
gang von  «  zu  Ä  in  folge  einwirkung  eines  f  oder  4  war  be- 


*  Zu  e  in  4ifa  s.  §.  105;  zu  Uä.  gehOrt  auch  Ga.  cufa  (lies  wol  jAfa) 
schlieaseu,  atfä  tttre. 

*  80  SQch  im  'Afar,  v^l.  häydä  und  jL^l^  sache;  tirAd  and  rt^  daa 
licht  in  der  lat«rue,  u.  a. ;  vgl.  hierüber  auch  im  Somali,  A.  W.  Schleicher, 
Somali-gpraebe,  s.  67,  §.  33. 


le 


Tn.  Abluadlnnf :     R«ioiioIi. 


reits  die  rede  (§.  17).  Eine  andere  entstehung  von  i  aas  n, 
sy  ligt  vor  in  rvgüäi  =  Ty.  ^Jtfl.'  totenopfcr,  und  vermut- 
lich in  angai  pflüg,  aus  via-gram,  Ty.  '^ihdü.'  (^g'-  §-  ''ä). 
In  den  verwanten  Bprachen  stehen  dem  Bed.  i  entweder  i,  #, 
c,  j,  auch  t,  selten  t,  d  gegcnüher;  vgl.  ia  kuli,  und  Sa.  'Af. 
sä'  vih,  So.  m,  Ga.  zä  kuh;  ii'  =  j^Lw  alt  werden;  iefi  milch 
trinken  =  Agm.  saf,  Bil.  De.  Qu.  i«i,  Cha.  iab,  (av,  Ty.  xQ* 
iniltli,  (j.  fnflO*  A.  nifl*  lactare;  iugü^  "waschen  kleider  =  G. 
KO(n  •  condire  unguenta, '  und  Köf* « Kthf* »  laevcm,  politum, 
nitidum  esse;  kük  =  Ku.  iiikä,  Sa.  Af.  sakako  atem,  lebens- 
hauch;  kelik  =  Sa.  ialag,  Bil.  iallag  wenig,  gering  sein;  Selhüt- 
ani  schlüpfrige  stelle  und  iahaf,  auch  iat  =  Bil.  jalhaf,  Qu. 
garxa{,  O&.jdda,  A.  fitü'  Ti.  i{'>0:  G.  Ä"10«  J»i.S  ausgleiten; 
§aUt-ana  =  kjili  G-  ifCA'>  ^^t  ts-\D  zeichen,  strich;  ium  = 
Sa.  'Af.  zau',  saw,  Bil.  Cha.  De.  Qu.  Agm.  tuw  eintreten;  Semit 
=  Bil.  Samat,  Ti.  Jf OB-f*  i  schmieren;  iäu  ^  Qu.  5ä",  Agm. 
(An,  Cha.  mn,  Bil.  ..afi»,  A.  «^J:  Ti.  J^A)  i  G.  ROV»  c?«^ 
t?X  IPtf  beladen;  Sana  =  Ku.  »«ind,  Äj^;^  arbeit;  dSa  =  G.  ^«^i 
fisch;  üSo  '--  ^l*  rebell;  ö*f  harnen,  uSa  =  Sa.  haiiü,  'Af. 
haysü  harn;*  Äd«  =  Bil.  qüiä,  Ti.  G.  "^J^ i  staub;  Äc5i  =  G. 
fhÄf  *  ^^f"?  abreissen;  kdrfai  =  Ku.  karbäSä,  Sa.  kdrfa«,  Bil. 
kü&rbar,  Ti.  hCrf./** '  schuh  der  pflugschar  aus  clefantenhaat; 
AüoÄ  =  G.  Jlrt«  »hrt»  fortbringen;  roSdn  =  Sa.  ro»dn,  ^Ü», 
bürg,  palast,  u.  s.  w.  Das  wort  kiS  geizig  sein,  scheint  aus 
kiky,  kic  entstanden  zu  sein,  vgl.  O.  t+f  i  geizig  sein^  #»"^P'h« 
geiz;    ebenso   mdfnli  gesteil,  tafel,  fach,   aus  masyalt,    maskali 

=  Ty.  <n>/)<(>A.*  id 

27)  Der  nasal  dieser  consonantenreihe,  nemlich  das  n  ist 
wie  im  Saho  und  'Afar  bloss  secundJir  und  steht  nur  ftr  n  vor 
l  und  ^;  s.  §.  17  und  Aimkvist  pg.  43,  §.  14. 


C)  Die  palatalen  _;  und  y. 

28)  Die  stärkeren  explosivlaute  c  und  f  (^i^)  kennt 
das  Bedauye  nicht,    sondern   nur    das    sanftere  j  =  ^  und  Ti. 

'  Da«  waschen  der  kleider  iti  Aetliiopieii  ist  ein  |iarfiirmiren  derselben;  sie 
werden  in  abgestandenem  kuhurin  eingeweicbL,  der  als  seife  dient. 

*  Vgl.  So.  Icadi  id.,  k<y  uriniren,  und  ^\i  urioatua  fuit,  ,_y^ta.  latrina, 
i^.^»>.<  podex. 


Di«  B«dwi7«-S|inche  in  NordoH-AfHkk  II. 


17 


3f ; '  aber  ancli  dieses  letztere  betracbten  Lepsius  und  Almkvist 
für  einen  nicht  ursprünglich  dem  Beijauye  angehörigen,  sondern 
aus  dem  Arabischen  entnonimciien  laut,  weil  er  sich  fast  aus- 
schliesslich nur  in  arabischen  lehnwörtern  voi*finde.  Dieser  an- 
sieht vermag  ich  deshalb  nicht  beizustimmen,  weil  es  sich  nach- 
weisen lässt,  dass  der  genannte  quetschlaut  wie  in  anderen 
sprachen  auch  im  Bcijauye  selbstJlndig  und  in  einheimischen 
Wörtern  aus  der  Verbindung  von  ty,  ti  und  dy,  di  dann  ky,  gy 
entstanden  ist.  So  findet  man  z,  b.  kye  und  je  seeschlange; 
von  rät  fragen,  die  beiden  formen  rdt't-ya  und  rdj-ya  er  fragte, 
n.  a.;  vgl.  ferner:  hajök  (neben  grammatisch  richtigem  batyök) 
geh  bei  dir;  ü-gaü  ü-bajük  (und  hatyfik)  tciinu  dein  haus  ist 
gross;  ü-mek-ü«  ü-hajus  (und  batyii«)  amägu  ir  escl  ist  schlecht; 
ü-gaw-ak  n-hajäkena  (und  hat-y-äkena)  daüribu  euer  haus  ist 
schön;  und  so  eine  reihe  anderer  grammatischer  formen.  Dieses 
genetivische  t  der  obigen  fiirwürter  zeigt  sich  auch  im  werte 
enjor  adeliger,  aus  eiid-i  ör  menschenson.'  Femer  gehören  hieher 
die  parallelformen  gddi  und  gaj  gesiebt,  und  güddi  neben  gHaj 
äuge  (auch  gesiebt)  und  quelle,  welche  zwei  doppelformen  auf 
gemeinschaftliches  Ty.  7JI. «  Ti.  G.  7Jf  i  (Cha.  gm,  Bil.  De.  Qu. 
gai,  Sa.  gddä  und  gdzci)  gesiebt,  zurückftiren.  Das  arabische 
lehn  wort  d'ik  {^>)  erscheint  im  Becjauye  neben  dik  auch  als 
jik  han;  auf  gleiche  weise  ist  jimnio  katze,  eine  selbständige 
bildung  im  Bedauye   aus   einem  vorauszusetzenden  dyimnw  = 

ITi.  ^oo-i  Ty.  A.  G.  ä'öB'T'j  iSii  id.,*  u.  s.  w.  In  arabischen 
lehnwörtern  wird  ^  an  den  kllsten  des  roten  meeres  wie  j,  gegen 
die  westliche,  egyptischc  seile  zu  aber  wie  g  ausgesprochen;  so: 
jib  und  geb  =  «—4».  tasche;  jeddad  und  geddäd  =  i\^  hun; 
jendsa  und  genäda  =  »jüa.  leiche  u.  s.  w. 
29)  Das  y  erscheint  auch  im  Bedauye  als  mouillirungs- 
laut  ans  j,   welcher  seinerseits   aus  dy  (im  Bed-  auch   aus  ty") 


'  Dalier  steht  auch  Be(}.  j  als  ersatz  für  e  und  c,  vgl.  t.  b.  jijo  ■=  Ti. 
•P''}«^/?.«  (Tv.  G.  K'iKf*)  niUckc;  joju  =  Bil.  cucd,  fufi  da« 
■chiialzen  mit  der  tuagu  als  zeichen  der  verueinung. 

*  Vgl.  auch  Hunzinger,  Ostafrikauiscbo  Studien  pg.  363:  to-budjon  nAe 
wir  sind  im  vatcriande,  d.  i.  bOt-i-in  land-Ton-ani;  dann  pg.  364:  en- 
didje  etuUa  mutteratainm,  d.  i.  rmte-tt  ^^4tra. 

•  Ueber  den  Wechsel  von  j  mit  d  «nd  d  vgl.  §.  2ö;  ebenso  Ober  j  für  J  j 
«.  t  9.  b. 

tUmüt/ün.  i.  pbiL-IUst.  Ol.  CXXrm.  Bd.  7.  AbK  2 


IH 


ra. 


II  ««ui«». 


nnrt  gy  (ky)  herTorgegangftn  irt.  Auf  diesem  wege  fort  y  auf 
k  und  ü-limte  KorQck.  Ein  y  ftlr  7  eracheint  in:  abalay  (zu- 
nHclmt  Bn*  nhaUirnj,  ihinw  ahalanj)  —  ^  ^  cercopithecus  griseo- 
viridii,  Tgl.  A\f  pftralKlfonnfin  für  dasseFbe  wort  im  Kubischen: 
nhnlAn  (i.  e.  ahilAny)  und  abalyy;  femer:  yi'  und  T  ^  «Iä.  (Bil. 
p«',  (Jft,  </«',  Sa.  'Af.  'jrnj)  anlangen,  kommen;  yad  =  G&.  jeda 
•»gen;  däya  -  A.  f,J^t  Ty.  lili  Har.  dnii,  Kaf.  Go.  d4;a 
erde,  Innd;  auch  durfte  Iham  waschen,  aus  yekam,  jeham^  = 
atCIlCM,  *  ^^  VA/"**  kr^em  lavare,  entstanden  sein. 

80)  In  dcTHi'Ujcn  weise  steht  y  einem  guttural-  oder  laryn- 
gnllnut  gegünllher  in:  yö  Kaf.  gaü,  gö,  Qu.  kuwä,  De.  iewa, 
Agin.  fci'M'fl  stier;  yn<Ja',  znnUclist  aus  qa(jq[a<jj  =  Bil.  qüet,  Qu. 
Afl»f,  u'«(,  Oa.  /h/,  80.  94y  feucht,  nass  sein,  grttn,  unreif  sein, 
Ho.  \i(^  in,  Sa.  'vl-in  feucht,  'alA  nUsse;  yawid  =  A.  \\A'  Gr. 
llflA»  vT^*  flt'i'l'tcn  (vgl.  Nub.  nwlj  KD.,  ajw  für  aiy  FM.  id.); 
maray  —  A.  •7<lll'  f^-  ''7ll<Ch«  anfallen,  Überfallen,  angreifen 
den  fi'ind;  itly  (aunltchat  aus  i(thay)  =  ,_>»-^  PÖ*  wölke;  «ay 
(sunll^'hst  aus  nahay)  ^^w  Q.  ||(h4* '  abhäuten  u.  s.  w.  Einem 
hauchlaut  ontspricht  y'in:  »«»y,  »en»  =  TL  G.  RIA*  i»J  ^> 
IUI.  »af>,  VAm.  ^nnaq,  Ho.jög,  »ilg,  8a.  'Af.  »üg  (aus  sattg)  warten, 


bleiben  j    r/ya 


mal-,  miU-,    reibstein;    rflyyt   (assimil.   aus 


r<M0y)  —  Ltj  Ti.  O.  ^•flfh'  ;geAvinnen;  vgl.  auch  ne-ydü  wir 
geb<Mi,  mt-ydü  die  gäbe,  und  hi,  Ti  011*  (Oi.  (DUfl)  ^^i) 
geben.  Kinem  han\7.eh  oder  auch  'ayu  steht  y  gegenüber  in: 
yaf  Ti.  Ty.  A.  G.  ^V«  (,^^  Af.  So.  af,  Oa.  fl/an,  De.  Qu. 
Af.,  Bil.  ah  plur.  oßf)  mund;  yehom,  iham  =  «^goMi,  «j6üxm, 
'a/Mm  (vgl.  ^Vli  id.)  adler;  kubdya  ■=  Aj>li  rif^  (Sa. 
Iy«l^  flasche,  beoher;  #«">y,  »d  -  Ti.  G.  HO*  <,Bil.  Cha.  Qa. 
jiü)  erxttlon.  Hei  ycim  (plurale  tantum)  wasser,  ist  es  fragtick, 
ob  das8«lbe  was  am  warsckeinlichsten  ist,  xo  st^i  phir.  tob 
•U  Wasser,*  oder  villeieht  su  a;  ^  meer,  gehOrt 

31)   Zor   beleuchtong   des   sonouMnliHiges   too  y  mh 
fHkhereo  dentalen  bMttaen  wir  ein  aeMnes  bei^il  im  «3^  «y 


*  TgL  IMc  «M«  «> 

BMi  Math  «.•.«. 


r.  «Ml  te  4mi  BirtHUThf  Sn«. 


I>i«  B(4aiiyo-3|<>'<xlic  in  Nordiwt-ifrikk.  II. 


19 


hand, '  zunächst  aus  aj,  ej  —  A.  ^jf »  {ej  aus  adi,  ady),  Ty. 
X^*  o>J  >\  T-  In  derselben  weise  steht  hayuk  =  So.  hadig^ 
Sa.  'Af.  hotük  Stern;  ebenso  erkliiren  sieb  auch  die  nominal- 
endungen  auf  -nay,  -ney,  -ne  und  die  abstracta  auf  -ai/,  -ey  und  -oy 
aus  den  alten  endungcn  auf -nflt,  -at  und  -öt,  wovon  im  betreffenden 
abschnitt  der  grammatik  die  rede  sein  wird. 

32)  Wie  dem  t,  d  steht  y  auch  einem  f,  §  gegenüber* 
in:  ge'  (aus  yay\  Kaf  rjay,  A.  I"/«)  =  Ti.  G.  7"/»'0 »  5-i^ 
Lää  Sa.  ganda'  rülpsen;  helay  (Hai.),  heldy  (B.  A.)  =  Ga.  kil- 
laia  (bei  Kr.,  Ce.),  hilizd  (T.)  hase;  iciyu,  üyu  bine,  vgl.  Kaf. 
iäyö,   WAl.  W&r.    tsa,   Go.  Ä«f»o   honig;    'e«/-a   zigen,   vgl.  ^  »? 

'ad  zige.     Hieher  gehört  auch  das  genetivsuffix  -y,  -i 


!^ 


j 


nemen: 


(Bil.  Sa.  'Af.  -i.  A.  f-)  =  G.  H-;  ferner   ihay  = 

I  yay  ^  jwä.  neu  sein. 

33)  Als  mouinirungslaut  aus  liquiden  stellt  sich  >/  heraus 
|in  yak  =  Ku.  laka  aufstehen;  yiqew,  ikew  =  G.  ü'Ott  Ti.  V^i 
I  rufen,  schreien;  kay  (Ku.  Ä;e,  Bar.  ke,  Sa.  'Af.  ä;/,  kin)  -^  ^\i 
'Ti.  G.  hV»  werden,  sein;«  'ay«*:  (G-  ihAl'  Ty.  ,hfh>)  =  .itU. 
■  «t^  >i^>  kauen;  nyoy  =  G.  OdV*  Qi-  "'<'  befreundet  sein;  bdye 
Ga.  6a/a  blatt,  folium;  boy  -=  Sa.  bilö,  'Af.  ftrfZä,  Bil.  Cha.  Qu. 
'  Agm.  hir  blut ,  hay  =  Ti.  ||A  1  A.  t\fi  i  G.  U/\OI  i  sein,  existiren; 
[jbo/äy   plur.  haUiy  =--  ^TO,   OTOp,    9  M-i  //etfr  pferd;  engdy, 

'  ga  =■  De.  Qu.  engiyä,  Bil.  ingerd,  Agm.  angir,  Cha.  eyrä  der 
[rtLcken,   zu  h'^<I  •  ^^  "^^  gehörig;    iagri  (aus  lagt,   lagay)  der 


1  VgL  Mob.  i  (KO.)  aus  «,  ay  hand;  MiU  (FM.)  id.,  fUr  e<i»,  doppel-d  wegen 
des  accentes. 

*  Wie  im  Kafa,  vgl.  Kafaüprache  §.11. 

*  80  ist  auch  der  günzliche  »bfnil  vcm  }  in  den  berbersprachen  an  erklüren, 
wie:  Masch.  aj(,  Kab.  £\   =  Ar.  Jki.\  nemen. 

*  Munillimng  des  n  im.  y  ligt  wol  auch  vor  in  kih/a,  verkUnct  k\la  sklave, 
»klarin.  Das  wort  gfchOrt  zu  Ti.  ffjA)  >  G.  ff|0V  '  ■><i^n<^<  daher  ^f  *}  I 
knabe,  diener;  mädchen,  dienerin;  kliya  stellt  sonach  für  ArCna,  kitan 
(aber  k  für  ^  ».  §.  37,  b  und  Über  i  (Vir  ß  ».  §.  36).  Von  demselben 
Stammwort  bildet  das  Saho :  mä'anda  sklavin ,  fQr  mä-'adne-l  ^  Q. 
"IthO'i't'  '  (juidquid  tutelae  alicnius  comuiittitnr.  Dieselbe  omsetzung 
ilea  i>  zeigt  sich  auch  in  den  Agranspracben,  Agrm.  atiad  (ss  A.  X'H'}' 
Jl^J  I  id.),  Qu.  Bil.  en/'ä,  em/<i  (f  =  tj  knabe,  diener.  Mit  diesen 
formen  verbindet  sich  Nub.  öii  sklavo.  öild.  sklavin,  aus  aiui,  hanri. 


IM 


Tu.  Abbulliing:    Reiniiok. 


weg  *  =  Bil.  lan^ar  (aus  lagar),  Agm.  langad,  A.  G.  ilß, :  reisen, 
afflf^ )  der  weg;  mdyküa,  mdyuka  ^  Gn.  mirga  (und  das  aus 
Sa.  mizgä,  midgä,  'Af.  midgä,  So.  midig)  die  rechte,  dexter  n.  a. 
Zum  lauttibergang  von  y  zu  »  vgl.  §.  79  und  90.  Abgefallen 
ißt  y  im  masculinen  artikel  des  plurals  ä,  accus.  8,  bei  den 
Beni  Araer  noch  bisweilen  als  yä  und  yB  (yij  vorkommend; 
ebenso  in  i'  neben  yi'  kommen,  anlangen;  Im  neben  yln  die 
sonne,  a.  a. 

D)  Die  gutturallaute. 

34)  Hieher  gehören  im  Bedauye  k,  g  und  secundäres  A, 
welches  letztere  nicht,  wie  in  anderen  cbaraitischcn  sprachen 
selbständig,  sondern  analog  dem  n  vor  t  und  <;/,  nur  vor  k  und 
g  eintritt,  obwol  auch  hier  nicht  selten  die  dentale  ausspräche 
des  n  vorkommt.  Die  ausspräche  von  k  und  g  entspricht  nicht 
völlig  der  unsrigen ,  sondern  ist  um  eine  leichte  schattirung 
hllrter,  indem  seine  articulationsstelle  zwischen  dem  harten  und 
weichen  gaumen  sich  befindet.  Dem  k  stehen  in  den  verwanten 
sprachen  meist  k,  bisweilen  auch  g  und  hauclilaute  gegenüber, 
wie:  -ka  negationspartikel  Bil.  -g,  Qu.  -g,  -k,  Clia.  -y,  Bar.  ka- 
nicht;  -ka  postpos.  von,  aus  =  Sa.  'Af.  -kö,  -kü,  So.  ka-,  Bar. 
-ge,  Kaf.  -je,  Ku.  -kln,  A.  h-;  ^'"^  =  Bil.  kab  beschlafen;  kahur 
=  Sa.  'Af.  kabaro,  Ku.  kübulä,  Bil.  kalambüra,  Ti.  A.  G.  hflCTi 
^  trommel;  kaddn  =  Bil.  kaddn,  Ti.  h^T'  steppe;  kehan  = 
Sa.  'Af.  kaha7i  lieben;  kük  =  Sa.  'Af.  käk,  Kaf.  kük,  A.  }|hi 
Ti.  Villi  (lA*  Ty.  V^VlinA-'  gackern,  krtthen;  kiiikuay  =  Sa. 
•Af.  kcikO,  G.  V\\l,i  rabe;  kaleb^-  -  Bil.  kaUb,  Ti.  hAfl »  hof- 
raum;  kelib  Bil.  giillaw  knöchel;  kan  wissen  =  Bil.  De.  Cba. 
kin,  Qu.  ktn,  G.  tl,7  '  erfarung,  gewonheit;  konbid  =  So.  gnmbur, 
JJ.^  berg,  hUgel;  kdnkani  =  Sa.  künkünit,  Ti.  h'Jh'}'!''  lieber; 
küire  =  Sa.  "Af.  gürya  (i.  e.  giiaryä),  So.  gAray,  Harari  gürayä 
straussvogel ;  kürib  Bar.  kürbe,  Ga.  drba  elefant;  krüm  = 
Bil.  ynrdb,  Cha.  girdbä,  Ga.  gandma  frühmorgen;  ketim  =  Sa. 


'  Almkvist  nimmt  Uleffi  al»  wortstamm  an  und  bemerkt  ansdrückÜL-h : 
,Muminger  bat  irrtilmlic-li  te  als  weibliclieu  nrtikcl  nufgefanst'.  Daai  aber 
Mnnxinger  hier  in  rollern  rechte  war,  wird  nun  klaren  beiEpilcn  in  meinem 
wOrterbuch  enrichtlicb  werdeu.     Zur  artikelform  U  vgl.  §.  113. 

*  /AI  i  in  kaUh  s.  g.  lüft. 


Di«  Bttdanye-Spncli«  in  Kordoct-Aftilt».  n. 


n 


kataw  anlaugen;  kutan,  kütdin  =  So.  kutan,  ^ÜS  wanze;'  kay 
—  Sa.  'Af.  ka,  Ku.  ke,  Kaf.  he  sein,  werden;  dardk  =  G.  R^Vl» 
Sa.  dadd',  'Af.  dadd  klile  jareszeit,  winter;  fakak  =  Bil. /aAaÄ, 
So.  'Af.  /oA;,  Ti.  ^h«  ^  J»  öffnen;  tikds  =  Ku.  tafcd«ä,  A. 
+<:h'H>  Ty.  1-<Hl||.i  ferse  u.  s.  w. 

35)  In  lehnwürtem  wird  auch  das  semitische  ^  ^  P  meist 
mit  k  ausgedruckt,  wie:  koba  —  t_^  schale;  kübdya  —  aä^ 
flasche;  küfü  =  ,ji»  schloss;  kehdba  =  iJJiai  hure;  Jkt'iö  =  G. 
tA0'  A.  f\'  'i»  rösten;  kedala  und  kdleda  =  jJs  schale; 
ktrkah  =  Ti.  4»C^'fl*  Sa.  qirqdb,  >_>L*4i  holzschuh;  tat'  = 
^Ls  abschneiden;  enkdlyu,  enkaliw  =  «^JL«^  topf;  dwÄar  =  Ti. 
A.  G.  fc^+C  (B'l-  Sa.  'Af.  dnqar)  rächen;  ankew  =  G.  V4'fD  « 
schreien;  bükla  ^  Jl»>*  krug  u.  s.  w. 

36)  Eine  auf  den  ersten  blick  befremdende  eigentümlich- 
keit  zeigen  sämnitliche  kuschitischen  sprachen,  dass  sie  fast 
regelmässig  die  semitischen  laute  "^  ^  X}  bisweilen  auch  j-  gh 
h  mittelst  k,  und  nur  das  gewünliche  »  ||  Ä  und  meist  auch 
das  1}  mittelst  h  widergeben.'  Schon  daraus  Hesse  sich  die 
Vermutung  ziehen,  dass  die  kuschitischen  Chamiten  ursprüng- 
lich nur  unser  gewönliches  h  (und  kein  /<  und  %)  gekannt 
haben.  Dies  bestätigt  sidi  durch  zwei  weitere  tatsachen, 
nemlich  1)  dass  in  wirkUeh  kuschitischen  Wörtern  kein  anderes 
als  unser  gewönliches  h  sieli  nachweisen  hisst,  und  2)  dass  im 
semitisirten    Amharisch    grafisch    zwar    die    drei    äthiopischen 

|Bchriftzcichen   ')  rh  Ü  Verwendung  finden,   alle   drei  aber  nur 
Lwie  h  ausgesprochen  werden.    Die  stärkeren  hauclilaute  h  und 
klingen  im  or  der  Kuschiten  wie  k,  was  ich  oftmals  zu  beob- 
chten   gelegenheit  hatte.     So   sprach  man  mir  z.  b.  sogar  die 
ieutschen  werte  fluchen,  wachen,  dach  wie  ßlukän,   bakin, 
idk  aus,  und  erst  nach  oft  widerholtem  exercitium  merkten  die 
BUte   dass  ich  in  den  genannten  Wörtern   kein   k   gesprochen, 
id   brachten   dann   ein  ßlugdn,  baijdn,   ddkhe   heraus.     Auch 
Smein  Amharer  WAlda-Seldsye  obwol  er  in  Europa  deutsch  er- 
lernt hatte,   teilte  mit  den  kuschitischen  Chamiten  die  gleiche 
rftnte  eigenttlmliclikeit,  er  sprach  unser  ch  wie  k  oder  wenn 


•  Danitu  ilnrch  Umstellung  Ti.  "tWi  '  ^    1*V\'} «  Ty-  +^\t »   S«.  'Af. 

tnhin,  Bil  Ui^Oan,  Ch».  tux>'"i"-  ^f!"*-  l'jl'^n  »anze. 
»  Vfl.  hiorllbor  D  H.  MUllur  in  ZdDMCJ.  XLVI  tl«62;,  »•  ■*07  f. 


Tn.  IMuOnc: 


tiaink. 


man  in  auf  den  feler  in  der  aassprache  aofmerksam  machte, 
wie  gcwönÜches  A  aus  and  immer  erst  nach  einiger  milhe  brachte 
er  ein  x  zn^eg^,  das  aber  auch  mer  einem  ^  ghcb.  EHeser  er- 
wänte  umstand  ist  anch  sicher  der  anlass  gewesen  zur  er- 
findung  des  schriftzeichens  "fi  im  Amharischen,  durch  welches 
man  die  semitischen  laute  •}  ^  und  ^  ^  grafisch  so  weit  dem 
verständniss  der  studierenden  zufttren  und  damit  sagen  wollte, 
es  Uge  in  "fi  ein  laut  vor,  der  nicht  ganz  so  wie  h  *  gesprochen 
werden  dürfe.  Der  dem  zeichen  "fi  zukommende  laut  ist  demnach 
eigentlich  mer  negativ  signalisirt,  als  positiv  genau  festgestellt 
und  in  der  Wirklichkeit  lasen  meine  Amharer  das  in  bibel- 
texten vorkommende  1i  bald  k  auch  9,  bald  A,  one  jenem  dia- 
kritischen zeichen  über  dem  k  irgend  eine  beachtung  zu  schenken. 

37)  Hiemach  begegnen  wir  auch  in  lehnwörtem  des  Be<}aaye 
einem  A;; 

a)  fllr  »^  £,  wie:  kadam  ftir  ^j^  (Ti.  tlf^aot  Sa.  "Af.  BiL 
u.  s.  w.  kndam)  dienen;  kaiiaw  ftir  Li».  G.  "^^m  »  B2r  schlagen; 
ksf  für  t_M.  singen,  klagen;  kulag  ftir  ,3lä.  schaffen;  kilmo  ftr 
(JLi.  ansidelung,  dorf;  käd  tthre,  und  ^^^  II  spicas  protulit 
(seges);  kira  (auch  Bil.  kir,  Ti.  ll,C')  Air  G.  «^C«  j^  gut; 
küati  eintauschen,  für  ^^  HI;  hdrka  flir  G.  >i^')  t  (Sa. 
harn,  Oa.  ir^)  band;  kan^ühe  nillinadcl,  zu  i_«.^-fc  gehörig;  köniih 
flir  ,_y..iiÄ.BBn  kftfer;  nefik  für  ^  furzen;  rakis  (neben  jüngerem 
lehnwort  erahU)  ftir  yj^^'j  wolfeil,  billig;  w&lik  (ans  käalik) 
für  Sa.  güäräh,  G.  hA^  •  ^  schreien  U.  s.  w. 

b)  für  gli  c  wie:  kad'iim  für  i»\j^  steiss;  käl  flir  Jli. 
lüstern  sein;  kalif  flir  G.  fh^9'  nacken;  keti  für  üiL  setzen, 
stellen;  kanjar  für  jii%.  laufen;  bluk,  mluk  ftir  lij  dattel;  hdrka 
für  G.  }^^.^<  >i^'V«  "^iJ'A'  band;  TniZdA:  ftir  ^y-.  salz;  sekit 
flir  Law  erwürgen  u.  s.  w.  Nur  in  ganz  vereinzelten  fallen 
steht  </  für  semitisches  %,  h;  wie:  gidä'  ftir  '^ja  sandale;  jei 
flir  G.  -^fli  Ti.  >i«|I  I  bei,  an;  gif  flir  üU.,  aber  vulgär  auch 
\_i.o».  ufer;  ergdne  schaf,  lamm,  und  ^)Ä.j  lamm,  Sn^  schaf;  deg 
und  G.  Kilxfl «  schwer  sein  (mittelglider:  Bil.  {aq,  De.  ^eg,  Agm. 
«ejfc«,  Cha.  »i(/a«t:  id.);  ent^ngüli  der  malstein,  zu  Ti.  A)^}  i 
^  gehörig. 

38)  In  einigen  flülcn  entspricht  BecJ-  k  einem  früheren 
t,  $,  wie:  kfdela  katarrh,  husten  JU-i  pbthisis,  JI^j  phthisi 
laboravit;  kinkeli  =  Ti.  o«>ff'}7A  •  hinterhaupt,  nacken;  kawi</ 


Di«  B«d»nr«-9]>ncba  in  JI«I<ail>AfK1[a.  IT. 


2S 


=  Ti.  ff  IDT  I  G .  rtfliT  I  U^  üia^  peitsche ;  *  ferner  küärdm 
gru88,  kus8,  neben  dem  lehnwort  aus  neuerer  zeit  saläm  id., 
fi-l>.  Als  veibindungsglid  zwischen  küärdin  und  saläm  können 
betrachtet  werden  Kaf.  iardmö  gruss,  und  Ga.  zdrama  grüssen. 
Zur  analogie  dieser  lautilbergänge  vgl.  Sa.  'Af.  küdromd  =  Ti. 
f)/\9°>  (i.  /|<ry"i  fü^  der  höcker.  Ebenso  durfte  wol  auch 
Bed-  kHa  kleiden,  mit  Bil.  »a,  ^^ 'Ks.  1 1  sa,  niB  id.,  im  zu- 
sammenhange stehen. 

39)  Das  </  wie  unser  <;  in  gut,  gattung,  genug,  steht  in 
den  verwanten  sprachen  auch  zumeist  einem  g  oder  k  gegen- 
über; wie:  gäha  und  Bil.  guhSi  ziziphus  spina  Christi;  gübe  und 
Sa.  'Af.  göh,  Bil.  De.  Qu.  gib,  v_)j4-  schild;  gädi,  gaj  und  Sa. 
gada,  gdzä,  Bil.  De.  Qu.  gas,  Cha.  ga?,  Ti.  G.  7Jf  i  gesicht;  gid 
und  Ga.  gad  werfen;  güd  und  Ga.  güd  vil,  gross  sein;  gif  und 
Ga.  güfa-4a,  Sa.  gonfö-yt  stolpern,  sich  anstossen;  glg  gehen, 
und  Bil.  güg  weg,  pfad;  gehi  und  Bil.  gehe-rä,  Cha.  gtüt-rä,  Ti. 
Ty.  G.  Iih,*  hyrax  abessinicus;  gühar  stelen,  und  Sa.  'Af.  Bil. 
güareh,  Ti.  T»Cfh«  ö-  T^AA '  betrügen;  jam  und  Sa. 'Af. 
agam,  agim  dnxnm  sein;  guviba  (ftir  j/ütifea')  und  Bil.  Cha.  Agm. 
girb,  Sa.  'Af.  gidüb,  So.  jilib,  Ga.jilba,  A.  T^Afll*'  knie;  gaiia 
flache  band,  und  'Af.  gend'  id.,  So.  ga'dn,  Kn.  könä*  band, 
j-Ui.,  1^1^  8  p  sanili,  S'nt-.O  manus;  geräbi  wüsten  weg, 
und  Qu.  gardwä  weg,  pfad,  Sa.  Bil.  garäb,  Ti.  Ty.  l^Hl  i  wüste; 
gürddi  krummsJlbel,  und  Bü.  galädä,  Sa.  'Af.  galödä,  Ti.  7A*'! « 
Ty.  ^liJ^ »  messer,  Qu.  gärddä,  Ga.  qärade,  Kaf.  ar(;'ö,  A.  7"<{.^i 
Bchwert;  girguma  und  Bil.  giirgümd,  Agm.  gdrguvi,  'Af  jür- 
dumi,  Sa.  dtirgümä,  Ti.  T^CT"*7  •  adamsapfel,  der  halsknorpel; 
gürgür  und  Bar.  gürgur,  Ku.  gArgärä,  Ti.  T^CT^C »  di^  Wasser- 
pfeife, nargile;  garar  und  Bil.  garar,  Qu.  ^ar«  sich  abmühen, 
müde  werden;  gdruua  das  mUnnchen  der  kuhantilope,  und  B'd. 


*  Vgl.  Beijl.  kadav,  L<L:L  B?n  0.  *)^^  I  neben  Hflni '  »cbUgeii,  und 
B31^  TtTlT  y  ""A  vy&(uT  baculii9;  vgl.  auch  unten  g.  43.  In  der- 
■elben  weUe:  Bil.  eJcrdt  —  G.  ')/*'^'|"  l  «ehent,  tribut:  tid  (De.  Qu. 
Agm.  ilx,  Kaf.  gV)  =  Ti.  J£rtl  »  Tj-  Af  Hl  '  'j  "^rtl  «  verkaufen;  *ro« 
=  Ti.  ti. /)^.0>«  f   kriegwheer,   truppe;   ^d^wni  =   ^\äi^  bolzkole,  u.a. 

*  Aus  kaUn-ä  für  kahünä,  vgl.  8a.  kaAn,  kön,  'Af.  Aroruld  fDr  kanAhü  oder 
Jcen^Ad  (die  trflbnng  des  a  oder  «  ist  durch  den  u-baltigen  ^ttural  er- 
folg) ffinf. 


TTI.  Abliudlang :    KalDlsek. 

giruwä,  Qu.  geruwä,  Cha.  giluwä  mann,  mlinnchen,  Ti.  7C*P' 
masculus,  mas;  gaü  haus,  und  Bil.  De.  katt,  Qu.  kn,  Cba.  kiü, 
Bar.  A;ü  familie,  gehöft,  ansidelung,  dorf, '  cf.  'K  afrJl  *<"'•? 
'1i  Volk;  iga  hirt,  und  So.  Ga.  eg  vih  bewachen,  weiden,*  vgl. 
Bil.  8.  V.  me^äqä;  dgaba  und  Sa.  agahn,  Ti.  XlH'  B''-  kabgä, 
Ku.  gdbgä  (ftlr  gabgabä  wie  agaböl  fUr  gagabä)  btiffel;  ^'«//a  und 
Agm.  (itigir,  Bil.  ivgerd,  De.  Qu.  etigiyä  plur.  enj^e  rücken;  e«(/i 
und  Bil.  anqdy  mitte;  etigili  und  Sa.  "Af.  engirö  rinde;  rfa^ii  und 
Bil.  (oArat!   ausspähen,  wachen;   c/aii^  und   Bil.  to^,   Agm.  dig, 

Cha.    fao,  ^rfcen    und   A   fe.k   nahen;    deriig   seile, 

wange;  ufer,  und  Ku.  rfar</'J  seite,  0.  ft^'iPIt  ufer;  ä«^  und 
Bar.  haki,  'csti  «e/c,  ciivi,  c(i\e  malen,  mel  machen;'  /<i^a  and 
Ti.  HP*  Sa.  'Af.  rngü6,  Cha.  n/yä,  Agm.  tuiö  (fiir  nahü)  kalb; 
niaj  und  Ga.  mSga  schlecht  sein;  tmigüa  und  Bil.  b\/kü-änä, 
Qu.  bekü-anä  welke;  nüg  und  Sa.  'Af.  angu,  Bil.  «"<;ö,  Agm. 
Qu.  engiiä  weibliche  brüst;  ragdd  und  Sa.  ngid  fusa;  ««^'  und 
Sa.  sig,  Ga.  rif/o  fortgehen  u.  s.  w. 

40)  In  semitischen  lehnwörtem  steht  dem  Be(ji.  g  in  der 
regel  ebenfalls  ein  ^  1  gegenüber,  wie:  ga,  ge  (aus  ^«y',  ^<k') 
und  G.  t'/*'0'  t--4-  ' '"'•>  gänen,  rülpsen;  ^aiai  und  Ti.  701 
stlndigen;  gibne  und  idl^  Ti.  ^•n'} «  käse;  ^rfiii,  ^o/  und  Ty. 
7X.«  Ti.  G.  7Ä"«  gesicht;  gedüdi  und  Ti.  7^^"!  unfruchtbar; 
gadal  und  G.  7^A'  Ti.  7Jt'A«  J»**"  flechten;  gaddm  und  ^jJ>ä. 
JJkÄ.  Wurzel;  gvg  —  G.  T-JJ»  A.  t^f^'t'*  eiüe;  «/«Aar  schmähen, 
die  Schandtaten  aufdecken,  und  ^fÄ.  (feler)  aixfdecken;  galdd 
und  Ti.  7AÄ'i  fride;  galel  und  Ti.  7AA>  A.  7A7A«  G.  7A7 « 
,Ja.  sammeln,  vih  zusammentreiben;  gilla  Ursache,  wegen,  und 
j_yiä.  propter;  goläl  und  JUi-  grosser,  fürst;  guli'd  und  Ti. 
1A*A '  dumm;  gulüt,  gilliis  verstopft,  taubstumm,  und  Ti. 
^A*/** '  belegt,  ritit  leder  überzogen,  ^i».  obvolvit;  egirivi  grau, 
weisshaarig,  undTi.  7^ödi  erwürdig  sein;  'llogäni  Sturmwind, 
und  ^j'jait  commotio,  cursus;  begäl  und  Ti.  (ITit  fljE'J«  tripper; 
legttmi   und   Ti.    AT'JT'«   stumm;    mdnga,    minga   wüste,    und 


'  Nub.  kä  hatu,  plnr.  kA-jt,  ka-nji  niuidelnn^,  fnmilie,  atamm. 
*  Nub.  eg  vih  treiben,  es  weiden. 

'  Huh.  jag  {für  jagi)  mel  reiben,  BMleit,  jSga  (F.),  j6i)e  (M.,  für  jaki«),  jü 
^KD.)  der  molrvibatein. 


I 


DI«  B«daaje-Spnche  In  KotdiMt-Aftüu.  n. 

«  locus  effugü,  Isai  evasit,  Über  fdit;  engad  und  Jkäü  bleiben; 
negil  und  ^^sS  aufdecken;  mgaf  türvorhang,  und  i_«-c>.V<  velum 
n.  8.  w.;  vgl.  auch  oben  §.  37,  b. 

41)  Dessgleichen  entspricht  in  lehnwörtem  dem  g  ein  j 
+  (vgl.  auch  §.  35),  wie:  gft'ad  und  j^ju  bewachen;  gab  und 
OV»  Ui  satt  sein  (Ga.  q''f(t)',  gvhh,  gihh,  güh  und  iJs  maus; 
gahila  und  id.yi  stamm,  tribus;  gdrha  und  ^\'ji  (Ti.  ^Cth't'') 
acker;  galdm  und  ^J»  Ti.  +A1'""  schreibfeder;  gdm'a  und  Jj 
Weizen;  j<fr'a  und  Ti-  ^öd't''  hofraum  mit  einem  zäun  um- 
geben; güdsir  und  'i^aJj  i|5tf  lüge;  giiiia  und  ^^  niderstrecken 
(mit  der  lanze);  kalng  und  ,3!».  schaflFen;  »0*7  und  jj^L  markt 
n.  8.  w.'  Vil  seltener  entspricht  hier  einem  g  ein  k,  wie:  gab 
und  Cis  ni  anlich  sein;  güd  (aus  jfaW)  vil  sein,  und  jJi  ac- 
cumulavit;  hadig  kneten,  und  ^}^  compressit;  hagilan  und  Ti. 
«Ii^h-h '  <T.  ^hh  •  Äi.  kratzen  u.  a. 

42)  Audi  drückt  das  Bedauye  den  laut  ^  regelmässig 
mittelst  3  aus;  wie:  gim  und  ^  (G-  %'^i  Ti.  %ao^t)  nebel; 
gdna  reichtum,  und  ,^^  reich  sein;  garib,  engerdb  und  »_i^ 
v_jy»^  west;  ^erift  und  ,_ü[*  sigen;  </um/ neben  knrnfa,  tnukrdf 
und  ii^  LJ\^ji-«  beeher;  gaiim  und  ^t-^^^^  dumm;  bagdl  und  jij 
Ti.  G.  n4'A '  maultier;  girS  und  ^jij;«  ^jiJS  piaster;  fegir  und 
y»»  (vgl.  ^  "its  id.)  be-,  zudecken;  rugfäna  und  i-i-ij  plur. 
^^liej  brod  u.  8.  w. 

43)  Wie  oben  in  §.  38  ein  k  auf  palatale  und  dentale 
zurUckfürt,  so  zeigen  sich  dieselben  erscheinungen  auch  bei  g, 
wie:  feringi  =  A.  Ti.  VCTfll.'ll'"'  (mittelglid  ist  ferinji)  der 
guineawurm;  gua'  =  Bil.  j«',  Dr.  Qu-Jax,  Agm.  suk,  Cha.  »egü, 
9Uq,  Ga.  ^li^a,  A.  nirt|:  (ftir  mmO*  i  e.  niOmO'  Wurzel  {a') 
trinken;  vgl.  damit  ^j  ^\>  trinken,  und  Be«J.  düij  saugen.  Femer 

g{ba  =  Ti  ^-fJOl-:  G  h^nü^ '  t^»  »?«  r^-]»}  ^  J~y" 
zeb',  <— "3  I  .,1^ — 0]  f/ei",  eii&,  TH&  tinger.  Dann:  güinkal,  gülhm 
=  Ty.  ^-J+A-l-»    (Ga.jigilö),   Ti.  -h-^hA*,   Bil.  «^»AaZ,    Qu. 


'  El  besteht  bekanntlich  ein  kleiner  nnterschid  in  der  ausspräche  von  ^ 
und  ^,  indem  jenes  seine  articulationsstelle  mer  rUckwSrts  nach  der 
kele  zu  hat,  w.Hrend  ^  unserm  </  näher  li^t.  Jene  Bedscha  die  mer  mit 
den  Ti^r6  ziiKsninienlcben,  «pruchen  also  das  ^  wie  k,  dagegen  die  nörd- 
lichen Bedsoha  das  :  wie  ff.  Daher  sagen  z.  b.  die  Beni  Amer  dkia  = 
Ti.  gfii^'i'*  '""^  '^'^  Bischari  biijya  r=  ÄJüL  labaksdose,  u.  a.  ni. 


Vn.  Abbudlanf:    Beiniieb. 


tängal  eilenbogen,  eile.  Dann  auch:  genüf  =  Bil.  qünba,  Qu. 
hämbä,  Agni,  kümbi,  Ga.  humhl  nase,  A.  Vh9"'fl^«  rüssel  de« 
elefanten,  Ty.  rtjT'^'T'  •  plur.  ftT^Cl"  t  nase  (hieher  die  fonetisch 
Jüngern  formen:  Ti.  G.  tii^i^*  *-«"^  I**  i^-)-  Vgl.  auch:  genuhe 
und  jenübe  sUnden  (Ti.  l^'fl  i  plur.  ^V••fl ')  =  cj^'>  plur.  i_iy3 
pcccatmn.  Aus  d  scheint  g  entstanden  zu  sein  in:  agar  zurück-, 
heimkeren,  vgl.  Sa.  'Af.  adar  id.,  A.  hf^d'  G-  '^Ä<S '  heim- 
keren,  das  nachtquartier  beziehen,  sich  nidcrlassen,  wonen. 

44)  Sämmtlichen  kuschitischen  sprachen  gemeinsame  und 
ureigentlimlicbe  laute  sind  die  «-lialligen  gutturale,  welche  auch 
die  äthiopischen  Semiten  von  den  Kuschiten  entlehnt  haben 
müssen ,  weil  dieselben  in  den  übrigen  semitischen  sprachen 
nicht  vorhanden  sind,  demnacli  die  Aethiopen  die  genannten  laute 
erst  nach  irer  einwanderung  nach  Abessinien  sich  angeeignet 
haben  können.  Die  articulationsstelle  des  k,  g  für  kü  und  gü  ist 
zwischen  dem  harten  und  weichen  gaumeu,  also  ein  /:*,  (/*  Brücke's. 

45)  Die  entsteliung  der  M-haltigen  gutturale  erklärt  sich 
tisiologisch  am  natürlichsten  aus  der  articulationsstelle  der  gut- 
turalen im  Kuscliitisclien,  indem  /c'  (vgl.  oben  §.  34)  am  meisten 
beftlhigt  ist,  sich  den  H-Iaut  zu  amalgamiren.  Und  tatsächlich 
bekunden  die  kuschitischen  gutturale  eine  gewisse  gefrässige 
gier  nach  labialen,  welche  denselben  in  eine  geftirliche  nähe 
geraten.  Dies  wird  am  besten  ersichtlich,  wenn  man  kuschitischc 
und  äthiopische  Wörter,  in  welchen  tt-baltige  gutturale  vor- 
kommen, mit  den  eutspreobendeii  ciserytbrilisehen  in  vergleich 
zielit.    So  reisst  der  kuschitischc  und  äthiopische  guttural  an  sich: 

a)  vorangehendes  u,  w  und  h  in  folgenden  formen: 
aküa  (Ti.  th^'t'*  A.  !l\H  i)  =  ÄÜ  büchse  für  kautabak,  taba- 
tifere;  (liküa  (Ga.  (Jaqne,  Qu.  da^uä)  thon,  gegenüber  nTO,  £u 
übertünchen  (vgl.  j^lL  med.  w);  mdgüel  gegenüber  ^}sf4^  pfütze; 
viikü'dl  =  G.  aot^ofi^  i  aber  illi  JUJIi  fett;  mjküäm  gegen- 
über ^2JSJa  Steuerruder;  suküdr  =  A.  ff^h-C»  gegenüber  jLli 
zucker;  täkla  (für  iakida)  =  Sa.  'Af.  täkla  (für  täkülä),  EU. 
tSglä,  Qu.  tdxida,  A.  Ti.  Ty.  G.  -Mf-^^»  wolf,  gegenüber  iS^Jj, 
•j^«*,  Gh.  *hvP>  Schakal  u.  s.  w.;  über  tSkla  fUr  taküla  a.  §.  4ü,  c. 
Ebenso:  dehür,  duhnr  und  ,^  mittag;  gebijh  (für  sebhü)  -=  IJo 
der  morgen;  u.  a.*    Wie  hier  der  kuschitischc  und  äthiopische 


^  Ueber  *ei«A  aus  lebhü  ».  §.  4li,  a  uud  §.  lu7. 


TMaJ 


be  in  Kordoit-Afriltii.  U. 


m 


guttural  vorangehendes  u  an  sich  gezogen  hat,  so  auch  ein  w 
in  folgenden  beispilen:  güa'  gegenüber  G.  Oi'^ji*  ^i  stossen; 
gnäl  für  wätjel  =  ■>^'^^  ^ins  (s.  149,  a);  yuay,  göy  müde,  er- 
sehcipft  werden,  gegenüber  G.  tOYlO  *  g»"j  (^-')j  ^"**^  i^^^  küa() 
=  Ti.  tT'fefll  •  picken,  hauen,  gegenüber  k*^  vehementer  per- 
cussit;  ktiatn  gegenüber  G.  ID'Vni '  Oh'Sc\*  verschlucken; 
kudhi,  kuhi  =  So.  iigdlj,  ögdiji  (Ga.  anqäqö,  Sa.  unqöqahö,  Ty. 
?i'}it4'll*'  G.  h'>+4*'^0  das  ei.  Sogar  b  wurde  in  gleicher 
weise  aiualgamirt  in:  ergüa  =  Bil.  eräkiiO  und  r&ki'iä,  Qu.  erdwil 
(für  erä/iijäj  ledersack  mit  den  besten  habseligkeiten;  habe,  be- 
sitz, A.  ^ID't' »  (für  rähwa-t)  grosser  wasserschlauch  für  wüsten- 
reisen.  Diese  formen  gehören  zu  G.  COrli '  c^;  gewinnst,  er- 
werb,  besitz;  über  k  zu  seniit.  h  s.  §.  '6ß.  Ilieher  gehört  ferner 
ki'iati  einer  dem  in  allen  unternemungeu  jegliche  sache  gut 
von  statten  geht,  gegenüber  Ti.  fllT,'")"«  ^^^--^  id.;  dann:  tuküi 
=  Bil.  Saqü,  iauq,  Cha.  ^aqu,  gegenüber  1^  kochen. 

b)  Ebenso  zieht  der  guttural  ein  naehtrcteudes  u,  w,  b 
an  sich;  wie:  dagü  gegenüber  Bil.  takaü  ausspähen,  beobachten; 
nakii,  näk  gegenüber  ^j  zart,  fein ;  hltik  (aus  blekü  s.  §.  46,  a) 

kwnt. 


ma- 


^  'JS  dattcl;  künte  ficus  sycomorus,  gegenüber  JTl  öll/)  A: 
HCHTe  iicus;  ankiidna  (für  atn-,  ma-küdna,  s.  §.  72)  =  Sa. 
kaicdn  herr;  viaaänko  (aus  masankwa)  —  A.  Ty.  Ti.  G.  oofy'^^i 
Bil.  maziiiiijüa-rä,  Cha.  niiziitqüä  die  liarfe,  gegenüber  der  radi- 
calform  ^'^Oit  klingen;  enküUb  (aus  ein-,  ma-klüb)  ----  Sudan- 
Ar.  i^,}!*-«  ror,  worin  der  zucker  versendet  wird.  •  In  gleicher 
weise  erscheint  ein  b  angezogen  in:  kiia  Weibchen,  weiblich, 
dann  auch  Schwester,  welches  mit  Bil.  qiU,  uqüi  weib,  weibchen 
(bei  tieren),  weiblich,  zusammen  gehurt.  Diese  letztere  form 
fürt  auf  A.  4'fl'l''  f'-  ö'P'tt'i'*  wörtücfi:  custodita,  die  bewachte, 
also  gattin ,  aber  nur  gebraucht  speziell  für  concubine,  aber 
Sa.  'Af.  agabo-ytd  die  gattin,  hausfrau;  Bil.  qä-i  steht  für  qbe-t,* 
über  den  ausfall  von  femin.  t  in  kua  aus  käa-t  s.  §.  75.  Bei  küa 
an  Ty.  'JflK^i  »juä-I  Schwester,  zu  denken,  verbietet  die  grund- 
bedeutuug  von  küa  weib,  obwol  vom  fonetischen  Standpunkte 
aus  diese  Zusammenstellung  ganz  gut  möglich  wäre  (s.  §.  36). 
|£beDso   ist  b  vom   guttural   zerriben   in:    küabil   (aus  kebabil) 


>  Vgrl.  hierüber  §.  7S,  note  3. 

*  Ebenso  itebt  Bil.  qua  =  A.  ^'O*  ^'  4**fl^'  «aUjoq. 


Tn.  Akhullmig:    R*lni>eb. 


verschleiern,  gegenüber  G.  7Anfl'  volare,  '^AO'fl'  v— ■'^l'"  ve- 
laraen,  opcrimentum  capitis.  Auch  habe  ich  das  wort  kfiad, 
güad  (So.  od  aus  hüad)  seite,  in  starkem  verdacht,  dass  es  das 
m  in  Ti.  G.  '7Ä'J'"'  seite,  verschluckt  hat.'  Möglich  ist  dieser 
Vorgang  auch  in  günküa  =  Sa.  'Af.  sunkit  gegenüber  osw  schulter, 
in  welchem  falle  dann  das  n  secundär  sein  würde. 

46)  Die  ausspräche  der  u-haltigen  gutturale  ist  im  Be<Jaaye 
dieselbe,  wie  in  den  übrigen  kuschitischen  sprachen,  und  zwar: 

a)  steht  der  u-haltigc  guttural  im  auslaut  mit  schewa 
qaiescens,  so  nimmt  das  u  des  gutturals  vor  diesem  seinen  platz 
ein  und  ich  deute  solches  vortretendes  ü  mit  u  an,  womit  voran- 
gehendes 6  verschmilzt,  vorangehendes  a  aber  ein  an  bUdet, 
das  wie  ä  gesprochen  wird,  daher  ich  dasselbe  mit  d  bezeichne; 
z.  b.  Ivk  (d.  i.  lekü,  vgl.  'Af.  rvgä,  Cha.  räqä  id.)  thon,  lern;  de- 
rik  (d.  i.  derkü)  aber  plur.  derküa  (s.  §.  46,  b)  wassertrog;  enSk 
(d.  i.  e-uakü)  er  wurde  schwach;  Munzinger  schreibt  ennok,  Alm- 
kvist  enakü,  welche  form  zwar  grafisch  aber  lautlich  nicht  correct 
ist  Dann:  sehuh  (aus  sebhü)  der  morgen,  Ar.  tJo,  vgl.  hierüber 
§.  4ö,  a.  So  bildet  z.  b.  'nyuJc  (d.  i.  'aykü)  kauen,  das  präsens: 
a-'anyiuk  ich  kaue,  ne-'ayük  wir  kauen,  aber  'anyiküa  du  kauest 
(bei  A.  d-'ayy'Jcü,  nd-'ayukü,  und  'dyyiküa),  perf.  ä-^ayiik  (A. 
d-'ayukii)  ich  kaute,  negat.  'aykuäb  koke  (also  stamm:  'aykü) 
ich  kaute  nicht. 

b)  Folgt  dem  tt-haltigen  guttural  im  auslaut  ein  vocal,  so 
behiüt  das  n  des  gutturals  seinen  eigentlichen  platz;  demnach: 
derküa  plur.  von  dei-jik  wassertrog;  ebenso  dngüa  dumpalme, 
lalinküe  äffe,  hadgäi  äecbten  n.  s.  w.,  obwol  auch  bisweilen 
eine  trübung  des  dem  tt-haltigen  guttural  vorangelienden  vocals 
eintritt;  z.  b.  äugän  neben  dngüa  dumpalme,  lalünkiie  (für  la- 
Unküe),  ja  es  kann  sogar  in  solchen  fUllen  das  ü  dem  guttural 
ganz  vortreten,  wie:  lalunke  neben  lalünkäe  äffe,  mdyijfca  neben 
mdyküa  die  rechte  (band,  seite). 

c)  Im  inkut  zeigen  sich  die  gleichen  erscheinungen,  wie: 
anküal  hinken,  angüil  und  ÜTigüil  or,  mäghel  tränke,  mdküara 
und  mäküara  kälte,  i-ngiläi  (für  regüdi)  Schlachtung,  süktna 
(für  »eknena  =  Ti.  |flf*V«  ^'-  rth»¥«)  fussknöchel,  metyiigüli, 
bei  Munzinger  met^ngolo  d.  i.  metängüäle  der  melreibstein  (Ar. 


•  Vgl.  Bil.  qüi  =  Sa.  'Af.  (in,  gam,  A.  ^0Oi  essen. 


Die  Bed*ii]r»-apr«cbe  io  Konloct-Aftiks.  11. 


I 


iJJ^),  Idküdy  und  Idkdy  (für  laküay)  das  was  kMldy  der 
stock,  täkla  i.  e.  taküla  wolf. 

d)  Im  anlaut  bleibt  natürlich  das  u  an  seiner  bestimmten 
stelle,  wie:  küa  Schwester,  kuardm  kuss,  gmd  seite,  k&ire  vogel 
strauss,  gaehär  Schnabeltier,  küre  zan  u.  s.  w.,  doch  erfilrt  o 
nach  K  häufig  eine  verdumpfung,  die  ich  mit  d  andeuten  will, 
wie:  küäriim  kuss,  küSrküär  neben  kildrkiiar  schlänge,  kfidldy 
und  küaldy  stock  u.  s.  w.,  woher  dann  zu  erklären  sind  die 
Schreibungen  bei  reisenden,  wie:  koram  kuss,  koktcor  schlänge, 
kolei,  kuole  stock  u.  s.  w.  Kurzes  e  nach  u  föUt  oft  mit  diesem 
zusammen,  wie:  güebär  xind  gühär  Schnabeltier,  küelel  uai  kälßl 
armband  u.  s.  w. 

e)  Tritt  ein  ftjrmbildendes  dement  dem  wortanlautenden 
M-haltigen  guttural  voran,  dann  kommt  widerum  die  obige  regel 
sub  c  zur  geltung;  so  lautet  z.  b.  von  käata  verschlingen,  das 
perfect:  a-ukta,  dann  auch  rikta"  gesprochen  (Ijei  Alnik.  d-küta') 
ich  verschlang,  t-üktaa  (A.  t^-knfaa)  du  verschlangst,  ijkta' 
(für  e-kütd')  er  verschlang,  n-ükta"  (für  ne-kütd')  wir  verschlangen 
u.  8.  w.  Ebenso  das  negat.  präsens:  käijkta  (ftlr  ka-akütd'']  ich 
verschlinge  nicht,  aber:  ki-t-kütd'a  du  verschlingst  nicht  u.  s,  w. 
Die  analoge  crscheinung  zeigt  sich  ja  auch  z.  b.  in  cUsi-f  (ftir 
5^1)  Schwester  (vgl.  fäA  ^\  bruder).  Ist  aber  das  vorantretende 

»formbildende  dement  selbst  ein  «,  dann  flüchtet  sich  das  ü  der 
ersten  Stammsilbe  bisweilen  in  die  nächstfolgende,  z.  b.  kürib 
defant,  aber:  it-krüb  der  elefant;  kMhi,  küehi  und  kühi  ei,  aber: 
ü-khüi    das  ei;   güebdr,   gubdr   Schnabeltier,   aber:    ü-gb/ir  (d.  i. 

Lgbuar  oder  gbaur)  das  Schnabeltier,  plur.  ä-ugbara  die  Schnabel- 
tiere ;  küfü  =  ^jl*  schloss,  ü-kful  das  schloss,  plur.  ä-küfela  und 
ä-ukfela  die  Schlösser  (über  den  accent  in  küfil  s.  §.  107);  vgl. 
auch  güb  maus,  plur.  gitba,  aber  ä-gbua  (für  ä-giibd)  die  mause, 
bei  Almkvist  §.  31. 
E)  Die  kdkopflaute  h  und  '  (bamzeh). 
C        47^  Wie  schon  erwänt,  existirt  im  Bedauye  nur  ein  einziges 
h,   unser   h   und   das    semitische  |/  <  n   wärend   die    starkem 
rcibungsgeräusclilaute  der  Semiten  "J  *fi  c  C  "^  ^''*'''  "'^^^  ^ 
banden    sind.     Dem   Bcd.    h   entspricht   auch   in   den    i 
kuscbitischen  idiomen  gewönlich  ein  h,  wie:  hd>ih  —  Sa.  . 
himbo,  So.  hiimbo  (0.  WiC4-0  Bchaum;  heldy  =  Ga.  hilfzd  b 


30 


Vn.  AlhMiainne:    Reiiii><<k. 


hau,  hö  =  Bil.  hau,  *Af.  hö  gebcU;  ham  und  hamham  —  Sa. 
'Af.  Bil.  hamham,  '*-*  '^  gÄ  hamham,  OMOM  ,i-f-tÄ  und  ^^-^ll^ 
Ti.  Ty.  U9"Uoo,  wiehern;  hiw,  hi  =  Sa.  'Af.  Aaic  (Ti.  flfli 
G-  ffllifl«  <-r**i)  gcl't'D;  hayük  =  Sa.  'Af.  hotuk,  So.  Aa(/i^ 
Stern;  (/eAa  =  Bil.  gthe-rä,  Cha.  gidi-ra  (Ti.  G.  "lA.!)  hyrax 
abessinicus;  A;«Aan  =  Sa.  'Af.  kahan  lieben;  leh  =  Sa.  'Af.  h'ih 
krank  sein;  mah  =  Sa.  'Af.  mäh  morgen;  mahdy  drei  =  Sa. 
'Af.  hahär  acht  d.  i.  [5  -f ]  3  u.  s.  w.  In  semitischen  lehnwörtem 
steht  dem  h  ebenfalls  s  {|  gegenüber,  wie:  hüd  =  jJt  donner; 
hadam  ^jwi  zerstören  u.  s.  w.,  vil  seltener  ein  ^  oder  ^  wofiir 
besonders  in  den  eingebürgerten  lehnwörtern  meistens  ein  k 
eintritt;  vgl.  oben  §.  37,  a. 

48)  Als  erweichungslaut  der  gutturalen  entspricht  Beiji.  h 
auch  häufig  einem  k,  g,  auch  5,  wie  ja  schon  im  Be(Jauye  selbst 
in  vereinzelten  fUllen  A  neben  k  vorkommt,  wie:  hdra  und  küdra 
räuber  (Bil.  gürgnr,  Ku.  giir,  Bar.  hiial,  hiM  rauben);  hüg  neben 
kösa  messer.  Den  verwanten  sprachen  gegenüber  steht  Bed-  h 
=^  k,  g,  q  in:  hdd'a  (für  hadha,  hadhada)  greis  -^  Bil.  qadad, 
G.  «CAA «  Sa.  has  alt,  grau  werden;  har  =  -Jj  die  monatliche 
nicnstruation ;  harih  =  iSyt  (im  Sudan  ÄjJä.)  wasserschlauch; 
hu  =  G.  ^ix't*  '^»  gespei;  drha  hinaus,  draussen  =  r^a.  ex- 
temus,  ^jL\  ^\  foras;  erh  =  Ga.  arg,  So.  arag,  araq  sehen; 
-diha  postpos.  zu,  bei  =  Bar.  -dik,  Cha.  -ük  id.;  gntnhaJ,  gidhin 
=  So.  söhul  (ftir  satihul),  Ga.  jigiU,  Ty.  ^'>4'A1*-'  Ti.  fYhA« 
Bil.  tdnkal,  Qu.  tdngal  eUe,  arm,  ellenbogcn;  hatikül  =-  ^^^ 
kitzeln;  lehd-y,  lehd-yt  (ablativ)  =  A.  ipt  G.  V*?!)'  morgen; 
mah  =  So.  bayo  erschrecken,  Bil.  baijäyä  sehreck;  mehi  =  Ti. 
tt¥h*  übrig  bleiben;  vnih  (ftir  mehü,  s.  §.  46, a)  genügen  = 
A.  fl^j  id.,  G.  (1^0'  zuträ^^lich  sein;  mj'Äin,  emhin  =  ^lÜ 
ort;  tah  =  Sa.  'Af.  Cha.  dag,  Ga.  tuja  berüren,  tasten;  tdlha, 
tdrha  =  Ku.  sergä  links,  linke  seite. 

49)  Ebenso  steht  Be<J-  h  bisweilen  einem  'ayn  oder  hamzeh 
gegenüber,  wie:  hadug  und  G.  0ip<f* '  Ort+ '  Hechten;  hakiiar 
und  G.  0^^i  Sa.  'Af.  'aqar  binden;  hullg  krümmen,  hnuag 
krumm  sein,  und  Ti.  OTi*  04*1'  Jj^  ^\?^  krümmen;  halän 
und  ,£,^\  jetzt;  htima(Ja  knecht,  und  G.  Oflni '  ^^  "'??  arbeiten; 
hamay   und  Ti.  G.  O-flf  >  gross  werden,  wachsen;'   hinde  und 

*  Vg>l.  C3u.  ;tfay  aua  j^aisy  =  G.  O'flpl  Cbamirsprache  §.  66. 


Di«  Rduifs-Spnclie  In  Nordoit-AIVfln.  II. 


I 


I 


G.  ^^1  A.  }\'}ea.'t''  (Sa.  'Af.  halä,  So.  ged)  bäum,  holz;  hdrka 
und  G.  ii^"^ »  (Sa.  hard,  Ga.  tri)  arm,  band. 

50)  Der  hauchlaut  h  ftlrt  aucb  auf  ein  früheres  »  zurllck, 
wie  aus  den  dialectformen  des  Bedauje  selbst  zu  ersehen  ist 
in:  baruh  (Had.  Elal.)  neben  harüs  (BA.)  er,  batith  neben  batdis 
sie,  bardh  neben  bards  sie  (pl.  m.),  hatnh  neben  batäs  sie  (pl.  f.), 
•üh  sein,  ir,  saus,  neben  -üs,  -hena  neben  -sei^a  ir,  eorum.  So 
steht  auch  BetJ.  h  für  früheres  s  in:  hob  zeit,  -hob  wann,  zur 
zeit,  und  G.  AIL»  /ifl '  eo  tempore,  tunc,  vgl.  ii^  tempus  (Nub. 
iobe  zeit);  hida  =  Sa.  gidda  ('Af.  fi'ddä)  gemcinschaft,  zusammen; 
hakab  ==  Ti.  Atld '  G.  Ahfl  >  3?'?  sifh  setzen,  sitzen;  hakik 
stutzen  (die  haare)  =  JCw  stutzen  (zu  lange  oren);  hdmu,  hämo 
haar,  wolle  =  Gur.  tif^*  f  J^'l'l*^  ^^'^^  (Kopt.  tmmi.  So. 
iin  plur.  tim-o)  id.;  hxtm  =  Ga.  zum  gehirn;  hervi  =  A.  Ty. 
n(D^*  G.  H<i'  herumgehen,  suchen;  hirerdni  =  Bil.  Barirö, 
Ga.  zarariti  (So.  'aro),  Ti.  G.  "i£,^*   A.  ff<J^1*«  spinne  u.  a. 

51)  Abfall  eines  frühern  h  zeigt  sich  in:  ibäb  =  ,J*i  auf 
der  reise  sein;  ad  schlummern  =  tjj*  njn  träumen;  enrfi  (für 
edin)  =  Ti.  G.  "JX,"}'  eisen,  ^--"■^  secnris;  fifcüa  =  Ti.  «|it1** 
'^-  A^ '  JLto.  büchse  für  kautabak ;  öj  pissen,  ä^a  harn  =  Sa. 
hasiu,  'Af.  haysü  urin;  a«  =  ^  honig;  dvci  —  Sa.  hatcä,  G. 
thV^'  dHmmerung;  tita  =  »j^**  ^'?  durstig;  6öA  (aus  bahauk) 
=  G-  flAVf*'  bock;  dl  =  Sa.  'Af.  So.  ^«A,  Ga.  (fa  sagen;  fam 
=  fsai  (genau  wie  A.  V'9"'  gegenüber  G.  •P/hiT'«  id.)  kole; 
lak  ^  viüJ  schllirfen,  trinken;  läm  malzeit,  vgl.  ^  essen,  onb 
speise;  man  glatten,  rasiren  =  ,^fxJt  mundavit  corium;  aän  = 
^yÄ«  teller;  *at  neben  iehat  =  G.  Ä"tO'  ausgleiten;  wan-atn 
neben  hwn«-am,  hawa«-am  =  Ti.  fhOff  •  HA'  scherzen;  so  auch 
Za'  (fUr  ÄZa')  =  Sa.  qalaö  (rn,-3)  kälte;  to/  (für  htaf)  =  vJiLL 
HBn  wegreissen,  abstreifen;  mos  salz  (lUr  hvios)  =  j",*"-^  Salz- 
pflanze, ^m-^  TP'7  sauer,  scharf  sein;  tiw  =  Bil.  caüy,  Ti.  ßdOh* 
flA»  A.  £»>||«  cU>  nix  schreien. 

52)  In  gleicher  weise  ist  ans  der  in  §.  48  berürten  Ursache 
im  Be(Jauye  oft  ein  ausfall  von  früherem  k,  g,  q  zu  beobachten, 
•wie:  abäb  =-  Bil.  qabub,  Ti.  +|"|  i  verachten;  a4  und  "a^  =  Bil. 
qif,  A.  4»'P"  Vulva,  vgl.  Li«  qat  und  fl  „  'at,  OOTTC  id.;  aa 
(Sa.  'Af.  0«)  =  Qu.  küaz,  kAa  (aus  tcakas,  Umstellung  von  ^ 
0Atl')  hinzuftigen,  mer  geben;  isse  (aus  er««,  herse)  =  G.  t|| 


SS 


rn.  AtiliudloDg:    Bciniiek. 


^JS  t^  inneres,  bauch;*  w^  =  Bil.  qüAtqüA^  (Sa.  a/af)  zittern; 
edid  =  Bil.  Cha.  Qu.  qatqa{,  Ti.  G.  4>T4>m »  ^ 02  teilen,  rer- 
Bchlagen;  a<?a»n  =  G.  4'niV'  I''!?  klein  sein;  dfra  =  S^Ü  dunkel- 
heit;  lila  =  Bil.  juia,  A.  tAl"»  hoden;  e>Ha  und  ima  (zunächst 
aus  hayma)  =  Ti.  «|»fl.y"«  winter;  embal-dy,  emhar-iy  =  Ti.  A. 
G.  hl^C*  Sä-  kdvifer  lippe;  rfwina  Wöchnerin  ^  Agin.  haman, 
Bil.  Qu.  Bar.  kaban  gebären;  ön  =  A.  ^\Aj  G.  tf*«fiA>  niit 
kohol  die  äugen  bestreichen;  Or  (für  aür,  awr,  Ga.  atcdla)  = 
Ti-  +'fl<! «  G.  4'fl^i  ^"  "^P,  begraben;*  arid  und  'art<Z  =  ,_y» 
,jii»  spilen,  tanzen;'  asül  =  G.  i^AA '  wunde;  awdy  =  Bü. 
De.  Qu.  Cha.  käb  helfen;  viarä  (und  marSy)  =  A.  •Vi^h »  Ti. 
G.  "VUiJh '  überfallen  Jen  feind,  u.  a. 

53)  Das  hamzch,  obwol  noch  in  zalreiehcn  fitllen  vorhanden, 
ist  im  Beijauye  im  aussterben  begriffen,  was  man  leicht  daraus 
ersehen  kann,  dass  in  semitischen  lehnwörtern,  worin  hamzeh, 
ja  sogar  noch  'ayn  vorkommt,  diese  laute  im  Be<Jauye  insbe- 
sondere im  anlaiit  häufig  nicht  mer  gesprochen  werden.  Bis- 
weilen kommen  im  Be(Jauye  noch  die  parallelformen  mit  und 
one  harazeh  vor,  wie :  W  und  5/'  kind,  'arid  und  arid  tanzen, 
'o»  und  o«  verschliessen  u.  s.  w. 

54)  Im  vergleich  mit  den  verwanten  sprachen  steht  dem 
hamzeh  meist  ebenfalls  hamzeh  oder  'ayn  gegenüber,  >vie:  'o^ 
und  Joe  heu,  vihfutter;  'afi4  und  Li«  niesen;  'aglr  mannbares 
mftdchen,  und^\  sponsalitium ;  'as  und  G.  0X<D*  verechliessen; 
'rtÄo  und  G.  0*^1  fisch;  'at  und  L«,  Sa.  'Af.  'nf  treten;  61"  be- 
schlafen, und  »U  id.,  'U  coitus;  beräy  und  Ti.  G.  •fiti'f''  Sa. 
'Af.  he'Brä,  (Bil.  De.  Qu.  Agm.  Uro)  stier;  dV,  de  klein,  zart, 
und  (^«^  tenuis  fuit;  de'ir  bauen  ein  haus,  heiraten  =  G.  wC0> 
struere,  conderc;  fila'  entjungfern,  und  ji»  fidit,  ÄjLl*  pudcndum 
muliebre;  yüa'  und  G,  (Dl}\t  ^.^^  stosscn;  grt'ad  bewachen, 
und  jdu  sedit,  servavit;  gi4ä'  und  '\j^  sandale;  ganä'  und  'Af. 


'  tue  für  er<e  genau  so  wie  in  kau  (Beni  Amer,  Had.  Hai.)  =  kar*  (Bisch.) 
gesammtbeit,  ^nzes.  Wie  in  iut  fQr  er»e  das  r  sich  an  folgendes  t 
assimiUrt  hat,  so  dürfte  in  Ga.  gärra  (Hk.  Kr.,  bei  T.  jira)  bauch,  herz, 
das  «  sich  an  vorangehendes  r  angeglichen  haben  und  görra  darnach  auf 
G.  tlC/**!  tu  bezichen  sein. 

•  Die  gleichen  lantverhällnisse  icigen  sich  in  Bil.  arb,  Qu.  arh  =  "Af. 
qirtbi,  »».  qiirf^  nud  qdhre,  G.  ^flC    ^i.  «|>flCl   das  grab. 

«  Ueber  rf  fUr  *  vgl.  §.  7. 


Die  Bcdmnje^praelie  In  Nordoit-Alhln.  II. 


33 


genn'.  So.  gadn  liand;  la  und  ^y  perle;  ttiu"  feucht  sein,  und 
'^y*  G.  9"llfl' I  flüssig  sein;  nu"  und  £b  sich  neigen;  ne'df  und 
Sa.  'Af.  Uff  nagel,  kralle  (vgl.  G.  VA+'  spalten);  neha  heiss 
sein,  und  Ti.  AjT'Oi  brennen,  G.  i\9"0'  giHnzen,  leuchten;  M' 
kuh,  und  8a.  »n'ä,  'Af.  »<!',  So.  «o'  vili,  haustiere  u.  s.  w. 

55)  Wie  dem  Be<}.  A,  so  entspricht  auch  dem  hamzeh  oft  ein 
X;-laut  oder  ein  aus  k  geschwächtes  h;  z.  b.  'o  (ftir  'an)  und 
Sa.  'Af.  han  (So.  'dna,  Ga.  andn)  milch;'  'ahik  und  .»X.!;^  fest- 
halten, greifen;  'agar  und  G.  •^ÄiJ«  (A.  hRd')  heim-,  umkeren; 
'»J/a  und  Bil.  qiilii,  qiUln,  A.  tA*!"'  hoden;  'amad  und  Lii  Li» 
fassen;  'är  und  Bil.  qürn,  (Jlia.  De.  X'""'*»  Q^-  Z«'"''?  '"'''^  kind, 
80n;  'oh'ni  und  ^JiL.  G.  'VI'«*»'  (A.  tx'i'"^')  befestigen,  ein- 
Bchliessen;  at/uk  und  Ty.  fh^Tl'  f^.  ,h.h«  .^Xii.  isö\  kauen; 
it"  und  Bil.  fa(j,  l«.»  beschlafen;  rfa'«  and  Bil.  saq,  G.  u*^^* 
flechten;  fira  und  Ti.  A*7<J«  hinausgehen;  güa  und  Bil.  /«', 
De.  iin.  jax,  Agm.  «efcü,  Cha.  ««^ü,  »uq  trinken;  güäla  und  Ti. 
T^ti^f-t  glatzkopf  [nh:  Jia.);  (/am'a  und  ^  wcizen;  j^anrt' 
('Af.  genä',  So.  gadn)  und  ^Üi.  hand;*  ^^»ra  neben  <^£nÄa  brüst, 
Lerz  =  ÄsilÄ.  interior  et  anterior  costa,  pectus  respiciens  (vgl. 
liä.  und  ^ii.  se  inclinavit,  Aram.  |n3  sich  beugen,  blicken,  Hcbr. 
finj  bauch  der  kriechenden  tiere);  Md'a  (aus  hadh-a  für  had- 
had-a)  greis,  schßch  ^  G.  +rtrt  i  vxi^  Wip;  Bil.  qadad,  Sa.  ha» 
oonscnuit.  ^'A.A'  «enex  (zu  <f  =  rt  s.  §.  7);  mdi'ali  und  Ty. 
«•••ff+A«'  ""A+A.»  gestell;  nd'i  und  Ga.  r«',  So.  rt",  rih,  Sa. 
'Af.  /(JA  zige;  ne'  neben  ne,  na  und  Cha.  li  plur.  KA:,  De.  Qu. 
Idyä,  Bil.  i<i</ä,  Agm.  lag  feuer,  Sa. 'Af.  lä'  heiss  sein;  ii'  und 
{iLi  alt  werden;  ta'i  und  Bil.  Cha.  Qu.  tak  gleichen;  tu  kneifen, 
und  G.  ni4"  pressen;  (d"  und  A.  tn^'  G.  m^O*  S^-  '^f- 
toÄ:,  fa^  schlagen;  tctila',  ula'  nmrtlrcn,  mischen,  und  viXJj  com- 
miscuit;  ya'  brennen,  leuchten,  yu  licht,  und  Bil.  yaq  leuchten; 
yai^a'  unvollkommen  reduplicirt,  zunächst  aus  qailaq[a(JJ  =  Bil. 
5««;,  Cha.  qü{,  Qu.  hfie(,  Ga.  ji<lt  feucht  sein,  genau  so  wie  Bed. 
had'  aas  hadhfadj  ^  Bil.  qadad,  G.  i'/i/i»  Vrp  alt,  ergraut 
sein  u.  a.  w. 


'  Du  wort  Aon  steht  wancheinlich  im  zuiwnimenbang  mit  Harari  hayi  = 
A.  fli^'fll  Ti.  G.  thtijilt  i„.s.U^  3^7  milch;  sonach  stUnde  n  io 
han  nir  l.  vgl.  oben  §.  12,  c. 

*  Vgl.  §.  89,  note  2. 
Sitiunnbat.  d.  phU.-liut.  Ct.  CXXVm.  Bd.  7.  Abb. 


M 


Ta  IkkwlUi«:    BilBiiek. 


F)  Die  lippenlaate. 

56)  Wie  fast  in  alleo  kuschitischen  sprachen  so  i 
im  Be^aa^'e  der  verschlassUut  p  und  die  labiale  gruppe  besteht 
hier  aas  den  lauten  b,  f,  w,  m.  Die  ausspräche  des  6  ist  stets 
tönend  und  weich,  wie  unser  inlautendes  6  in  leben,  geben. 
Den  verwanten  sprachen  gegenüber  erscheint  für  Bed-  b  meistens 
der  gleiche  laut,  wie:  ba'ar  und  Bil.  Sa.  bir  aufwachen^  bäba 
und  Ga.  boba,  A.  •f|<fl^t  armhöle;  b'ido  furche,  und  Bil.  6i</. 
Sa.  bod  öffnen,  aufgraben;  bola  und  'Af.  bäl  (Cha.  uär,  (^. 
«pojfar)  spilen;  belbel  wilde  taube,  und  Ga.  bululd  taube;  balol 
und  S«.  bolöl,  Qu.  bal,  Bil.  Cha.  bir,  A.  flAflA »  sich  entzünden, 
brtMiaen;  biltu  und  Ku.  börtä  hirse;  bile,  bire  regen,  und  Ku.  bal 
gMMeO)  ä-ülä  regen;  be»  begraben,  und  Sa.  bä«  verborgen  sein, 
^it  tcctos  et  occultus  fuit,  ^U-i  rcfugium;  bar  und  Sa.  *Af. 
ittf'\  Bil.  birti,  De.  Qu.  biya  erde;  berir  und  Bil.  harbur  aus-, 
««f breiten;  bdyo  und  G.h.  baUi  bhitt,  laub;  buy  und  Sa.  bUä, 
BiL  C'ha.  Qu.  Agui.  bir  blut;  ägabu  und  S&.  agäba,  Bil.  kdbgfi 
hlUEal;  <taA  und  Bil.  De.  (^u.jäh  front,  Vorderseite;  rf»i  und  Sa. 
'Af.  ilafr&,  Bil.  ('i^6  fallon;  ddmba  (aus  danba,  darba)  und  Sa. 
'Af.  Qa.  »irftd,  Bil.  Mrbe  wade  und  schinbein;  (/e6  und  Bil.  De. 
Qu.  dttb,  Cha.  dib  begraben;  tJSntbo  und  Sa.  ('ibä  brod;  ^«6« 
und  Sa.  'Af.  gOb,  Bil.  Do.  Qu.  gib,  ^^  schild ;  kab  beschlafen. 
und  Bil.  k<tb  Ot^cn  die  infibulirte  Jungfrau;  kfirib  und  Bar. 
kiirhii,  Oa.  drba  olcfunt;  rdia  und  Sa.  'Af.  So.  lab  m.'innlich; 
rik  und  Sa.  Af.  ua'ab  sich  weigern,  nicht  wollen:  (ab  und  Bil. 
f«'«iH&,  Qu.  (ämb,  Cha.  fiii  schlagen,  u.  b.  w. 

67)  Bisweilen  entspricht  es  einem  /  in  den  Übrigen  idio- 
IlMD«  wi«:  frort  haben,  besitzen  ==  ^^  auf-,  zusammenbringen; 
*lr  Mbea/kr  -  Bil.^r  (Cha.  bir,  Sa.  brav,  Ti.  n2 '  A.  Il<:'/:i) 
titeln;  h^ital  und  Sa.  fafal,  falfal  flattern;  b%  "und  Bil.  /oy" 
\tfjk  boacklafen,  0.  i.'^Qi  jucund.-uibus  frai;  bitt:  antiiz,  und 
J^.  ^«I»!  id.;  bat  und  Ti.  ^Ä«  hinülKii-schütten  aus  einem  ge- 
IXm  in»  andere;  güb,  gtibb,  gibb  und  iSi  maus;  gab  und  CaS  ftn- 
h\^  ««in;  j/«i<»  und  (Ja.  qufn  satt  sein;  Äf-ijV;  (aus  hebhib)  schäum, 
«wd  Ktt  M»^'«i  iaus  kAnfa,  k&rfä),  A.  h>^^  >  schäumen,  0. 
^('4,1  *eUaum  (Sa,  äüiW,  himbö,  So.  AiJ /»/><>  id.);  köniib  und 
^^yte^la.  tf^  kfti«r;  Är4iN«<(6c  ntthnadel,  zu  ._Ma.  nähen,  gehörig; 
<tHt  u««d  .^uJ  v..>«Vi  (Sa.  "Af.  ua'ab)  sich  weigern,   nicht   wollen, 


Di«  B«d»aye-8pnch«  in  Notioat-Afrfla.  tl. 


I 


eben 
,  GM 


I 


I 


verabscheuen;  iehih  und  v_ätL  schauen;  mnbardy,  atnbalöy  und 
Ti.  Gt.  hl^C  B'l-  Agni,  ktinfar,  Cha.  kißr  lippe;  tjdmba  und 
Bil.  frf»/f,  Ärt/fi,  Qu.  iänha  fussflilche,  -sole,  u.  s.  w. 

58)  Lautübergang  von  6  zu  m  zeigen  die  formen:  bluk 
neben  wiuf  =^  ^  dattel;  uibAi  und  mimäi  grab.'  Ebenso 
steht  Be<}.  b  einem  vi  gegenüber  in:  banün  plural  benin  gegen- 
über Sa.  'Af.  tntnin  augenbraue;  bdlo  gegenüber  So.  mär  kupfer; 
bduki  fasten,  gegenüber  ,si-^  sieh  enthahcn;  basänkua  neben 
magänko,  Ti.  G.  A.  a^A"}^  i  harfe;  bdda  gegenüber  Ga.  mo 
wange;  baiäkü,  baiätik  gar  werden,  reifen,  vgl.  ^jj,  jJLi 
turavit;  neba  heiss  sein,  gegenüber  Ti.  Ajr*0 «  brennen, 
Ajr*(J«  glänzen,  leuchten.  Das  wort  »V6ön  mais,  scheint  für 
lumitn  »griechenkorn«  zu  stehen.  Hieher  gehört  auch  embira, 
mit  dem  fem.  artikel  tii-mbira  die  termite,  weisse  am  eise,  welches 
wort  aus  ÄÜJ  n'paj  ameise,  entstanden  ist;  embira  steht  zunüchst 
für  nemira,  dann  enviira,  emmira  das  infolge  von  dissimilation 
zu  embira  geworden  ist. 

59)  Auch  dem  Be<.l.  /  entspricht  in  den  übrigen  idiomen 
meistens  der  gleiche  laut,  wie:  fi'l  und  Ha..  ß(  'Iah,  Ti.  ^f* 
HA'  sich  schneuzen;  füf  und  Sa.  'Af.  Bil.  füf  blasen;  fafar 
springen,  hüpfen,  und  Sa. /a/aZ,  falfal  flattern;  fegir  (aus  geßr) 
und  jxi.  'jis  1^3  bedecken,  bedachen;  fakak  entjungfern,  und 
Bil.  Sa.  'Af.fnk,  ^  ^  öflnen;  ^n  und  Bil. /ün,  (jt&.  fümf-a^tt^m 
riechen;  fär  und  Sa.  ^r«,  Ti.  G.  <|^<&>  blute;  fir  und  Bil.  .^ffll 
fliegen;  fir  und  Ga.  füla  gesiebt;  ßir  und  Bar.  für  fliehen, 
ji;  ferik  und  Sa.  fara',  ^^»  G.  i,06,  *  graben;  fiiti  und  Sa.  'I 
So.  fiitä,  A.  ^;l*i  brühe;  fi/o  und  Ti.  G,  }^¥^  >  vorhaos; 
und  G.  güf-ada,  Sa.  aonfö-yt  sich  anstossen,  straucheln;  kä 
klagen,  singen,  und  v_LL  heulen;  kalif  und  G-  rh'SV  •  nackon;' 
wdf  und  Sa.  'Af  lifi'  nagcl,  kralle;  tiffü  und  Bil.  (ijf,  0ha.  tif^ 
Sa.  'Af.  So.  tuf,  Ga.  liifa  spucken,  u.  s.  w. 

Hü)  Vil   seltener   steht   dem   Bcd-  /  ein  h  in    den   übrig 
idiomen  gegenüber,  z.  b.  dof  und  Sa.  dübö  fleischstUck;  geiu 


neu, 

•AJ^ 


'  Die  uurintion  bat  der  ^ttnral  an  sich  ^exogen;  vgl.  g.  46,  b  und  g.  4S,  < 

xn  k  und  ^  "  §  37,  b. 
*  In  Barka  vuneichneto  icb  nUxU  und  nimH,  in  Suakio  minuU;  Tgl.  < 

das  verb   bet    begraben.     Die  richtige   nouiinalform   wäre  daher: 

dann  mi-mei  und  wanieheiulich  iat  liierniLs  durch  dissimilar! 

ataaden;  rgl.  Am  in  %■  66. 


TU.  Abkudlaof:    Ralniieh. 


knien,  gunduf  nnd  gümha  (aus  günba)  knie,  und  Bil.  Chm.  Qn. 
Apm.  .7tV6,  De.  tfülhe,  Sa.  'Af.  giilüb.  So.  ^iKfe,  Ga.  jilba,  A.  7*A 
fll*»  knie:  gtfHuf  and  Bil.  qiinhn,  Qu.  humhii  nase;  i«^  milch 
trinken,  und  Bil.  De.  Qu.  »ai,  Cha.  mb,  A^m.  ia/,  Ty.  XH' 
milch,  A.  niO'  ^J-  ninfll  I  laotare;  tifa*  und  Bil.  ef«6(i,  Sa.  'Af. 
hindub,  A.  ii't'tt'i'  J  nabel,  u.  a. 

61)  Als  labiodentale  Spirans  entspricht  im  Be<Jaaye  das 
f  einem  früheren  s,  «  in:  fa4ig  vier,  pc^fenüber  di-ia<Jig  neun 
d.  i  [5]  +  4,  dikadig  ans  asa  mer  aosmacliend,  und  fa4ig  =  4 
(vgl.  L.  Reinisch,  Das  zalwort  vier  und  neun  etf.  Wien  1890, 
p.  7  ff.).  In  gleicher  weise  steht  /  =  z,  «  in  Be(J.  f%n  =  Sa. 
»Jn,  Ti.  JV.^  •  G.  ft,*t  *  geruch;  fu  —  ^U.  riechen;  fV  bauch, 
inneres  -=  jjU.  intestinum;  .A/=  Ti.  ^Ä'  «iiSr  vergiesscn;  /dr, 
fafar  Ti.  fl^i  springen,  hüpfen,  fliegen;  'afid  ftlr  'a<}if  ^ 
G.  OniA'  o<^  niesen  (vgL  Sahowörterb.  s.  v.  handifö);  daf  das 
rauchbad  nemeii  und  Bil.  d\f  =  G.  fn.A'  rauch,  in>A'  rauchen: 
hi'rj'a  -  ^>»-  dumm;  kfilinfe  andauernder  regen,  vgl.  j-Ü». 
continuA  pluviä  pluit  icoclura).  Ebenso  cntspriciu  dem  nejik, 
Ar.  lü  furzen,  eine  ältere  form  liaj  odorem  emisit;  rehaf  (für 
harafj  '-'^  bewachen.  Warscheinlich  gehört  auch  Bc(J.  biyt 
Seite,  rippe,  mit  Nub.  bf>ri  (KD.),  fili  (FM.)  id.  zusammen,  die 
gemeinschaftlich  herstammen  aus  «i.ö  costa.  Einem  h  entspricht 
Bed./in  den  parallelformen  faxf  und  Kay  sein,  existiren;  dann 
in:  sadif  neben  gdtha  1^  dach;  ebenso  fllrt  fenik  beissen, 
auf  vi^i^  id.,   und  fh^a,  Jina  lanzo,  *  auf  Ty.  TisVl* «  (Ti.  G. 

62)  Der  laut  w  ist  seiner  ausspräche  nach  ganz  gleich  der 
des  englischen  w,  daher  auch  häufig  folgendes,  bisweilen  auch 
vorangehendes  a  ku  ä  und  e,  auch  »  zu  u  verdumpft  werden, 
wie:  «vi  =  ,  fl)  und;  wärnga  ^  Äj,^  papier;  wAkil,  doch  auch 
toakil  =  J.jS3  anwalt;  wäkte  neben  wdkte  =  oUj  zeit;  wAl'  = 
jjj  anzünden;  lai  aga  -  Ti.  |D*^*7i  cercopithccus  griseo-viridis 
D.;  wvk  neben  wik  ^  Ü»  abtrennen;  wun  und  win  gross.  Ebenso 
bisweilen  vorangehendes  a,  e  besonders  wenn  der  vocal  mit 
folgendem  w  zu  einer  silbe  zusammengezogen  wird;  z.  b.  äwweli 

'  Vgrl.  t^LÜk  ma^o  Da80  praeditiu. 

'  Ueber  den  Abfall  von  anlantendem  e  ».  §.  Ttj  und  über  r  in  Ufa  s.  §.  106. 
*  Dm  k  {Kr  /,  a.  %.  36)  wt  noch  erhiüten  in  Be<j.  kendaii  Unzeuschaft  = 
km  lanae  -f-  <^'  (Ss.  'Af.  8o.  däb  Btil,  Bchaft,  heft). 


Die  Bedaure-Spnche  io  Nonlost-AftitB.  D. 


37 


F 


=  Jj\  erster;  «?ä«?a  =  Ti.  0*0^ »  stamm,  tribns;  jäwab  neben 
jawäh  =  i__>>>».  antwort;  duwßr  (für  deicir)  =  .\'^  gesinde,  die 
weitere  familie;  <jnruwa  (fllr  garewd)  =  Ti.  IC*?'  nias,  mas- 
culus;  luw  (aus  hhte)  =  »r^  brennen  u.  s.  w.  Zwischen  zwei 
vocalen  wird  das  tc  entweder  ganz  ausgestossen  (s.  §.  66)  oder 
aucli  nur  aer  schwach  gehört,  daher  man  z.  b.  den  stamnies- 
namen  IIa<l  en'läwa '  in  den  reisewerken  stets  üadendoa  ge- 
schriben  findet.  Silbenschliessendes  w  geht  zu  ü  über,  wie  gaü 
plur.  ifdwa  haus,  dawdn  ich  schlief,  dü-ta  (für  duw-,  dew-ta) 
du  schliefst. 

63)  In  den  übrigen  sprachen  findet  sich  ftlr  Bed-  «•  eben- 
falls meist  der  gleiche  laut  vor,  z.  b.  wä'  und  Sa.  'Af.  icä',  Bil. 
iffl',  Cha.  wag,  De.  Qu.  waij  rufen;  tcti'dga  und  8a.  Bil.  wA'agä 
cercopithecus  griseo-viridis;  wälwäl  =  Bil.  id.,  luft;  wun,  win 
und  So.  teein  gross;  'aw,  'att  und  ^  hoiiig;  dwi  und  Sa.  hdwä, 
G.  ihVf'*  dainmerung;  düley  (fUr  'dwley)  und  Cha.  nüla,  A. 
Odhlft  Sturmwind;  duwdn  und  Äj^L.  plur.  i^j^  die  burma, 
wasserkrug;  duwir  und  j\'^  genosseusehaft  (vgl.  §.  25);  gaü 
und  Bil.  De.  kml  haus,  familie;  hawad  und  Ku.  nuAdn  nacht; 
kawi<i  und  G.  AflHI*  i  peitsche;  fiw  und  Bil.  raii  y,  Ti.  ai.iI>«  i 
HA »  A.  ^•»•Ü »  nisr  schreien  *  u.  s.  w. 

64)  Häufig  entspricht  dem  w  auch  h,  wie:  wäre,  ure  und 
Sa.  'Af.  tire  gestern;  'aw,  'aü  (Ar.  ^)  und  9  jl|^/i  X**>  Kopt. 
efeiüJ  honig;  atc»;  und  Ku.  ebä,  Ti.  G.  Ti'fl^i  ja«  stein  (s.  §.  16); 
aüle  hungersnot,  und  Ti.  G.  0flC '  dürre,  hunger;  away,  awS 
und  Bil.  k(th  helfen;  <ISu-(i  und  Sa.  'Af.  däbä,  Bil.  (■iba,  jibd, 
Ti.  ß-flK '  stamm,  tribus;  duw  und  Bar.  dcb,  Ku.  tabe  sich 
schlafen  legen;  dö'  (ans  rf««'')  und  jJ»  A.  G.  mfl'^  *  ankleben; 
küabil  (für  kbabil)  und  G.  7Ann>  verschleiern;  kadaw,  kadaü 
und  klsL  Bjn  G.  "i^m  '  schlagen;  luiv  (^flir  /«äum  und  G.  Al/fl  < 
C~^  brennen;  reir,  re«  und  Uj  hinaufsteigen  (vgl.  reia  und 
^'  berg,  hügel);  riwu,  reit  geld,'  und  \jj  usura;  yawid  iCha. 
kawas,  A.  ^\rti)  und  G.  hflA'  flechten.     Umgekert  steht  ein 

'  Aug  hnd'-hul-4i'f<'  »nWmm  iler  herreiileiite« ,  gre^ciiMtz  kMif4äirn 
»aklaven-,  dienereUnim<  dio  Tigr^.  Die  paUtaÜKining  geht  vou  (jlHwa 
aus,  da«  zuerst  das  d  iu  ^fn  leute,  sich  ainnlgaiiiirtc,  dauu  vorangelieiideti 
n  zu  ti  ver&oden«,  das  wider  »einerseit«  auf  d  iu  had'a  eingewirkt  hat. 

'  Zu  <  fttr  e,  #  vgl.  §.  80. 

•  Ueber  ?  in  riba,  rticu  vgl.  §.  106, 


Tu.  Aliliandinng:     Reinisch. 


frUberes  Be<J.  ^  einem  Jüngern  «'  in  den  übrigen  idiomen  gegen- 
über in:  hsn  (aus  ba-in)  —  Ku.  tcä-inä,  Sa.  wA,  0  jener;  kelib 
und  BiJ.  gulluw  knöchel,  u.  a. 

65)  In  einigen  fällen  fllrt  w  auf  /  zurück,  wie:  wik  and 
G.  i,^}\ »  t*»  abtrennen ;  iv:a  und  ^-i»^  durstig,  ^"JP  .^— J  « 
<^^  />v.~v>  'ai,  €ifc€  sitire;  nehaw,  nehaü  und  ^Jucü  schmäclitig, 
mager  sein;  tawigay  plur.  /o«-/^  insect,  niUfke,  floh,'  und  Ga. 
daftji,  So.  täkfi  floh;  uuigckert  BecJ-  «/n  und  So.  (fifo  abend, 
gestern.  Ein  u;  ist  bisweilen  der  rest  eines  frühern  u-haltigen 
gutturals,  wie  in:  winhal  neben  guinhtl  eile;  \cila,  üla  Bil. 
qiielä,  qidfi,  fr.  «fcA'l" '  hudeu;  wiUlk  (^r  kiidlik\  -  Ha.,  guärah 
und  kalalj,  G.  hAWi '  i^  schreien,  rufen;  wasam  neben  hwanam, 
fiawaiam  scherzen.  Lerreich  sind  die  parallelformen  nxetünguli 
(Beni  Amer)  und  entewala,  entnuala  (Halengai  der  melreibstein. 
Hier  steht  die  letztere  form  für  metkfiala,  und  7m;tungiil{  (mit 
secundärem  nasal)  für  nietuyüali,  mefgliali,  entstanden  aus  Ti. 
""Tfh^'  'd-,  iÜtk«  mola.  Auf  y  fürt  w  zurück  in:  air,  a& 
,Bil.  Cha.  Qu.  Sa.  'Af.  aü)  ^  Ti.  G.  ^^ '  J'*  (]  ^  ^  «y  «"er? 
.npx  wer?     Dann    in   araii   freund,   zu  G. 


ay-  za 

OiX^  aequalem  esse,  gehörig;  ferner  in:  kaw,  kaü  und  Bil. 
k&yä,  Ti.  G.  4'^0 '  perlhun,  pcrdrix  Erkelii.  Hieher  gehört 
auch  das  nur  in  der  passiven  form  vorkommende  naä,  in  atö- 
näü  datus  fui,  lias  mit  dem  Agauwort  Bil.  naq,  Cha.  naq  vor 
consonantischen  suffixen  riay  geben,  im  zusammenhange  steht. 
66)  Abfall  von  w  zeigt  sich  in:  ü  neben  nfi  \artikel)  der; 
cid,  ad  =  Sa.  wät,  wäf  ^Bar.  med)  verfluchen;  dba,  iha  =  So. 
icebi,  tcäbbi  (Cha.  wirbd,  Bil.  tcärabä)  fluss;  iga  (fUr  leega)  hirt 
=  Sa.  uaqay,  G.  W4'V *  (j»«  bewachen  (So.  eg  wachsam  sein, 
Nub.  tcegi  das  vih  hüten);  deg  (filr  dcgw)  =  Bil.  (aq,  De.  gtg, 
aber  Agm.  sekfi,  suk,  Cha.  siqaw,  G.  K,1\IDt  schwer  sein;  de 
(für  deic,  vgl.  daf  ins  Schwitzbad  gehen,  §.  61)  =  Bil.  taä-nä, 
Ti.  +a»-9'l'«  Schwitzbad;  ki  =  Sa.  "Af.  haw,  Ti.  Ofl'  G.  fflUfl* 


'  Bei  Seotzen:  tou^A;  mOcke.  Irrthdmlicb  bSlt  AlmkvUt  ta  für  den  fem. 
artikel,  indem  er  in  seinem  Wörterbuch  8.68  also  ansntzt:  >icet  [?]  f.: 
Se«U.  tauik  mUcke«.  Aiu  Gu.  da/qi,  So.  Uikfi  lioh,  ist  villeicbt  xu  er- 
achliemeu  ein  Kusaninienhnng  mit  U.  ^"foj^  l  pungere,  foderc  (/■=», 
Tgl.  §.  61),  ,cf.  ^j>^>  impetum  fecit,  du^j  Animalcnli  nomen  (rgl.  So. 
cUqn  fliege). 


Di«  B«<My«-Spnushe  in  KtrdixUAftib.  n. 


39 


geben;  hOi  =  G.  '*PH  t  staub,  von  "^tOJ^  i;  hay  =  Sa.  'Af.  heyaii, 
G-  ihfOht  lebend;  re  brunnen  =  Sa.  rau-,  raü  Wasseransamm- 
lung, tUmpel,  G.  l,fD^  I  irrigari,  u.  a.  Dieser  abfall  von  w  tritt 
besonders  häufig  tnn  zwischen  zwei  vocalen;  wie:  da  neben  dwä 
=  Ti.  G.  Kfli*  fy-  ^'C'  ja;  ♦■***  und  rtirtt'  geld  (Ar.  Üj  usura); 
ay  wessen,  aus  aic-i,  von  aw,  aü  wer;  und  so  aueli:  malli,  maU 
für  mallaw-i,  genetiv  von  mallo,  malö  (aus  mallatc)  zwei;  re 
für  ratt'-t,  genetiv  von  räw,  raü  genösse,  kamerad  u.  a. 

67)  Für  m  zeigt  sich  in  den  verwantcn  sprachen  meist 
der  gleiche  laut,  so:  tnedid  und  G.  OB'^ftmilt  y^y»  alirasiren; 
mag  und  Ga.  mhga  schlecht  sein;  mah  und  Sa.  'Af.  mcth  morgen; 
mehas  und  Ti.  G.  oo^rfi'  die  liauptmalzcit  des  tagcs  einnemen; 
malh  und  Cha.  maxil,  A.  ''7UA '  mitte  izu  )^hh'  gehörig); 
melah  und  Bil.  viarh,  Sa.  'Af.  marah,  Ti.  G.  00(^^1 1  den  weg 
zeigen,  füren;  >«/■»  und  Bil.  »«Jd,  Ti.  G.  •7JiÄ''  i>.>jl-«  tiscJi; 
metüngüli  und  Sa.  malahän  der  inelreibstein,  ^ü^vk<)  mllle;  rridy- 
Ärta,  Ttidyiika  und  Ga.  rntryn,  So.  midiy,  'Af.  midy<i,  Sa.  mizgd, 
midgd  rechts,  rechte  (Hand,  seitc);  derim  und  ^J^o  herde;  /ajn 
und  ,.jni  kole;  Aj^m  und  Ga.  zamii  gehirn;  Uma  und  Sa.  ümäy 
Ti.  XA*7»  krokodil  (Nub.  dum,  ulura  id.);  ram  und  ^Vj  folgen; 
iemlt  and  Bil.  iamat,  Ti.  Tfoo'h  1  schmieren;  tarn  essen,  and 
Bil.  Do.  Qu.  iäin,  0ha.  tam,  Ti.  flj^on»  G.  T^öb  1  |jd>  ver- 
kosten; tini  und  Bil.  tini  y  (Sa.  'Af.  <jti  dah)  schweigen;  tdmuga 
und  G.  0P9"t  links;  tamm,  lamün  and  Sa.  ttimmän  ('Af.  <<i- 
/»an«i,  So.  tabftn)  zehn,  u.  a. 

G8)  Häufig  ist  m-  aus  einem  b  hervorgcgaiigon,  wie:  mag, 
Qa.  mäga  i.  e.  mdgüa  schlecht  sein,  werden  -=-  Sa.  bah  stinkend 
werden,  fnulen;  schlf^cht,  verrufen,  missachtet  sein,  und  Qu. 
bohü,  G.  fl'Vfl'Y"'  c^.  stinken,  faulen;  tiuiyila  und  Bil.  boku-nnä, 
Qu.  bekiiiiHä  wölke,  Ga.  boknä  regen;  vtäh  und  So.  bog  er- 
schrecken, Sa.  iai/a^d  schreck;  mhi,  mehi  und  Ti.  O^*/« '  <>brig 
bleiben;  muh  genug  sein,  und  A.  fl,*i  genügen,  genug  sein, 
G.  fl^O «  zuträglich  sein;  mehdy  drei,  und  Sa.  'Af.  bahdr  acht 
d.  i.  [5  -)-]  3;  mar  and  Ga.  bira,  So.  bdrbar  seite,  neben;  mara' 
und  Ga.  bnV  weit  sein;  md»e  Vergangenheit,  jar,  und  Sa.  ba»6, 
'Af.  biso  vergangene  zeit;  mi-mdi  grab,  von  bes  begraben  (vgl. 
§.  58,  note  2);  dmna  (für  abna)  und  Sa.  'Af.  Bil.  Cha.  Qu.  abin 


*  Langea  e  wegeu  des  accentes,  s.  §.  105. 


40 


Tn.   AbbaoAimg :    Btiniteli. 


gast;  dmna  kindbettcrin,  Wöchnerin,  nnd  Agm.  kaman,  aber 
Bil.  Qn.  Bar.  kaban  gebüren;  harnt  und  Ti.  G.  '^•fl^i  '-^ 
bedecken ;  hdmmja  knecht,  und  G.  Oflni '  j^*  ~»?  dienen ;  ha- 
mng  und  So.  ubaJf  frucht;  hamny  und  Ti.  G.  0«flf  >  waclisen, 
gross  werden;  hüineni  und  Ga.  qähena,  So.  haben  (Agm.  kemani) 
abend;  krüm  und  Bil.  gR(irnbf  Clia.  giräba,  De.  Qu.  güyeh,  güeb 
(Sa.  "Af.  givU),  Ga.  gandma]  der  frülic  morgen. 

69)  Seltener  erscheint  w^ecb.sel  zwischen  m  und  /,  ir;  vgl, 
z.  b.  maia  und  G.  ^X'/h'  ,i-»»  "^?  J'^?  spalten,  Bil.  baiaqn  ab- 
reissen;  hamaiäy  nnd  ^«*=».  Wind;  kaddm  und  *3\>ä.  podex; 
n»<l»M  tmd  Bil.  De.  Qu,  trä»,  Cha.  uxu,  wAj,  Bar.  «rd»,  Kaf.  wäy 
hören,  h<1/  or;  ^/cm»  und  ,354.  stinken  (s.  ij.  25);  ketim  und 
Sa.  kutaw  ankommen;  rate,  rau  zweiter  (malö  aus  ma-laü  zwei) 
und  OÄo-rdma  d.  i.  [ö]  4-  2,  siben,  Ga.  Idma,  Sa.  Idmmä  (So. 
Mt«)  zwei;  nf'llvm  und  Sa.  «tai-a»,  Ty.  A^^ID* '  acacia  etbaica; 
ium  und  Sa.  Af.  sair,  Bil.  Cba.  De.  Agm.  (uw,  Ty.  G.  K'f'AI' 
eintreten,  u.  a.  Abfall  von  m  zeigt  sich  in  balända  teer  = 
f^,l.ii'>  pix  liquida. 

70)  Aus  n  ist  ni  entstanden  in  der  medial-  und  passiv- 
bildung  der  verl>a  mittelst  in,  welche  wie  in  sämmtlichen  nidcr- 
kuschitischen  sprachen  dem  nifal  oder  sibenten  arabischen  ver- 
balforni  entspricht;  ebenso  in:  ma  kommen,  aus  Ti.  G.  J^: 
venu  a4am  -  G.  •l'niV'  i^P,  klein  sein,  Cha.  ettn  =  G.  «|»/ru'}' 
klein;  damer  sich  beschmutzen  =  _r»*i  sorduit;  geddm  =  ^;,J«a. 
J3ä.  Wurzel;  hnmisina  =  ^^ixXL.  die  koluquinte;  maddm  matte, 
und  Ti.  fD^V  cj^s  eine  matte  flechten;  »uküävi  =  j^li— >  Steuer- 
ruder; cemt/m  =  ,^^*-^  butter,  fett;  seräm  =  So.  saren,  Sa.  »iura, 
Ty.  Q.  /*'C*tf' »  Weizen.  Auch  scheint  mito  knochen,  mit  Bil. 
nöi  id.,  zusammen  zu  gehören,  vgl.  De.  Qu.  näS,  Agm.  Cha. 
Aaz^  aus  <Jnaz  ftlr  30?»»  =  A.  t\äJ^>  u.  i^T"}"!*'  Ti.  G.  OKf* 
(^  knochen.* 

71)  In  folge  einer  assimilation  geht  n  vor  lippenlauten 
regelmässig  in  m  über,  obwol  bisweilen  auch  in  dieser  Stellung 
daa  n  verbleibt,  z.  b.  dmba  neben  dnba  stercus;  ambür  neben 
nnfttir  flUgel;  embi',  mbt    tag,  und  neba   heiss  sein;  ambardy  = 

'  Vgl.  Nub.  nilu  (Kulf.),  nWi  (KDFM.)  knoilion. 

*  KliiMiMo  stellt  im  Aii.ilnnt  >i  Rir  m  in:  <f-alian  ^=   A.  fn^OOl  nusbessem 

ein  kloiil,  rtii-keii;  ividn  (kucU  Sa.  nw^n)  ^=  fL^,  barg,  {lalnat;  vgl.  auch 

Hi-Iil«ii<lu<r,  S<imiili8praohe  p«g.  76,  §.  61  ff. 


IMe  Bfidaojre-Spnobe  in  Kordoft-Aftikm.  11. 


*L 


Ti.  Ty.  A.  G.  h'JiC'  Hppe;  mhdt},  emhd4  fussmatte,  und  Nub. 
fwMci,  »MrWd,  Kopt.  KefcT,    J  '^ö  '***'*' J  "**'"'  '*^» 

js^  pannus,  Stratum;  «m/e'  =  jij  nützlich  sein;  om/it  (aus 
enfn,  efnu)  =  Cha.  a/fr  G.  dS^<j1*i  fett,  salbe;  <jldmba  =  Qu. 
idnbä,  Bil.  Ärf»»/t  fussfläche,  -sole;  ddmhn  (fUr  danha  und  diess 
flir  darhn)  =  Sa.  'Af.  sarhä,  Ga.  zarhä,  Bil.  Aarft,  Ti.  ACO' 
wade,  schinbein;  gümha  knie,  neben  genaf  knien;  fimfil  (aus 
finfil)  =  iJÄAi  pfeffer ;  si'cnifa  -  Ty.  |f l^« '  gartenkresse,  u.  s.  w. 
72)  Genau  in  folge  solcher  angleichung  kann  auch  ein 
ursprüngliches  m  zu  n  übergehen  in  der  unmittelbaren  Stellung 
vor  t-  und  A:-lauten;'  z.  b.  indem  (für  emdera  aus  medera)  -^ 
Sa.  madir  cordia  abessinica;  kaiujtbaldy  der  kleit\e  finger,  aus 
Äam  (anfang,  erster)  +  gihaldy  finger  (da  man  beim  zBlen  mit 
dem  kleinen  finger  beginnt,  dieser  also  der  erste  ist);  ke.rinte 
=  Ty.  \lC.9^'tl'  Ti.  A.  G.  Vl<J9"^i  die  periodische  regenzeit; 
küArdn-ta  sie  hat  gekUsst,  gegenüber  kiti^rmn-dn  ich  habe  ge- 
kUsst  u.  s.  w.  Auf  diese  weise  ist  das  semitische  präfix  ma- 
(in  folge  Verkürzung  und  dann  ausfall  des  vocals)  vor  folgenden 
t-  und  t-lauten  zu  n  übergegangen;  so:  ngerdb  und  mit  pro- 
stetischem  e  auch  engemb  (Bcni  Amer)  neben  dem  Jüngern 
lehnwort  mdgreb  (Bischari)  -^  O-ii  abend,  west;  ferner:  enkidCb, 

ans  em-,  me-,  ma-kelüb  =  Sud.-Arab.  . yJjJt  ror  worin  der  zucker 

versendet  wird;*  dann:  enkaliw  kleine  pfanne  oder  ein  thontopf 
»um  kochen  (zu  G.  4*AP  >  +Afl' «  ^_^  ^  gehörig)  f\lr  me-kaliio 
=  ,jli-.  sartago;  anküdnn  herr,  Gott  =  Sa.  'Af.  makawdn  grosser, 
häuptling,  herrschcr,  O.  o"»h"7^ '  judex,  princeps,  dominator. 
Dieselbe   nominalbildung   ist  sicher  auch  vorhanden  in:   dngai 


'  Doch  bleibt  m  vor  laryngalen  meiit  erhalten,  z.  b.  m'<ir<  namng,  yon 
'ar  nXron;  mah  morpon  worden,  fi-mha  der  morgen;  mäh  ersrli recken, 
ä-mha  ich  erschrak;  mfhiy  und  evthmy  drei;  emhiihre  =  Ti.  G.  *7'^flC* 
genieinderat ;  mfhir  nud  etnhir  =  ^^  jung-e«  |iferd  n.  a.;  ja  e«  gebt  sugar 
nnprfinglicbo«  n  vor  laryngaleu  bisweilen  zu  m  Ober,  wie:  dum'dra  (auc 
imn'ara,  dmgara)  »  Nnb.  d^igir,  dingi  (KD.),  iängir  (FM.)  gold. 

*  Bei  8eetsen  6ndet  «ich  die  form  »ViAru/iA  zuckerror«  und  emkoRb  id. 
(letztoreK  in  der  spräche  von  D»rfftr),  das  ist  aber  nicht  zuckerror  d.  i. 
Mcchanim  officinanini  L.,  sondern  ror  für  zucker,  wie  auch  der  boni^J 
in  Arabien  nnd  im  Sndan  in  rorbehHitem  versendet  wird.  Die  form 
änleuttb  bei  Seetien  besteht  aus  5  dem  maacnl.  artikel  im  objectscamu 
-f  nleuUb  (aus  enkeltU,,   vgl,  §.  46,  b),   über  t  (bei  Beeteen   i)   Tgl.  §.  106. 


pflüg  (flir  amgai  ans  ma-gai),  vgl.  Qu.  güat,  gAz,  Bil.  güad 
pflügen,  wenn  nicht  ^^lleicht  nngai  direct  ans  Ty.  •7/h<CA,  t  A. 
"^Ud »  pflüg,  entlehnt  ist,  bei  ausfall  von  r;  über  g  zu  somit,  h 
s.  §.  37,  b.  Femer  gehört  villeicht  hieher:  Snga  (aus  engar, 
Bil.  ciigerä,  De.  Qu.  engiyn  plur.  «ny«)  rücken,  flir  megar  -^ 
.^y<  posterior  pars;  dann:  endirho  oder  endhiro  henne,  für  »w- 
dirho,  Ti.  Ä'Cl/''  G.  ^.niT«  gallus,  gallina.  In  solcher  weiae 
ist  wol  auch  zu  erklilrcn  das  wort  dmleh,  dnt}«  gegerbte  baut 
als  klcid  verwendet,  vomcnilich  aber  benützt  zum  aufbreiten 
um  darauf  bei  nacht  zu  schlafen,  Sa.  icaJaho  (aus  traijaho),  Cha. 
tcagdq,  Bil.  wAiaqä  genannt,  im  Zusammenhang  mit  G.  OlT^lit 
(ii>j  VT)  auf-,  ausbreiten,  *pn\H\^*  tuch;  hiernach  steht  üuijrh 
für  amtjeh  aus  tiia-[w]<leh,  vgl.  5-0^  r^"?  lagerstatte.  Ebenso 
entstanden  ist  das  wort  angari  (auch  im  Nubischen  angarf)  das 
tragbare  bettgestell,  aus  amgnrP.  für  mngari  --^  i3r*-«  lectns,  ij 
hospitio  excepit.  Mit  der  Bcdauye-objectsendung  -h  als  angarih 
ist  dieses  wort  im  ganzen  Sudan  verbreitet  und  wird  im  Sadan- 
Arabiseheu  w-oyül  und  ^-oys^i  geschriben,  one  dass  man  natür- 
lich weiss,  dass  dies  ein  durch  das  Bedauyc  entstelltes,  gut 
arabisches  wort  ist.  Ferner:  undaure,  eriddtpire  Schönheit,  schön 
(vgl.  j\\  II  pulchrura  effecit),  mit  mctathesis  auch  uawädire,  in 
welcher  Stellung  dann  mn-xradire  zu  erwarten  wäre,  aber  die 
Umstellung  ist  wol  späteren  datums,  als  die  ursprüngliche  form. 
So  findet  seine  crklftrang  auch  der  ausdruck  bei  Seetzen:  tig- 
girda  lanxjuih  schuster.  Diese  compositioii  ist  zu  corrigircn  in: 
ti-gidd-t  dnkäi  »sandalen-ankleider,  -verfertiger»  und  es  steht 
dnkm  für  amkiii  ==  ma-küi  von  küi  oder  küe  ankleiden;  zum 
artike!  ti-  für  te-  s.  §.  113.  Nach  Ahnkvist  bei  IniKiuih  Seetzen's 
an  das  vcrb  Uikfik  ausbessern,  zu  denken  ligt  kein  grund  vor. 
Auch  gehört  hieher  das  zalwort  engäl  eins  (s.  §.  149,  a).    Hin- 

AlmVrifit,  dem  dm  wort  mir  au«  8ectzpn  lieknDnt  iitt,  ipbt  hivrBber  in 
seinem  wBrterbiicIi  p.  VJ  folgende»:  >nikuli\i]  m.  Seetx.  [6]niruRh  iraok«r- 
ror.«  Wenn  nnn  Alnikvist  da«  <i  richtig  «lg  Hrtikel  im  »hject  erkannt 
hat,  so  ist  08  unbeirroiflirli,  wie  er  dann  das  nusinntende  !>  als  objects- 
endong  ansehen  konnte,  da  wie  er  ja  selbst  in  §.  bti  anfribt,  daa  object 
nur  in  der  nnbestimmten  stell  unf;  (wenn  es  also  nicht  mit  dem  artikel 
versehen   ist)   im   acciisativ   mitiiiilor  ein  -h  als   ubjectazeichen  annimmt. 

Sud.-Ar.   , >jLa.«   erinnert   «war  an   Ar.  Äj^XS^   cilinderförmiges  pefüss, 

■worin  die  datteln  verfrachtet  werden,  dürfte  aber  eher  mit  Ar.  <_Jli  im 
xusammenbaug  stoben. 


Dir  B«<Ui)j»-8prae1i«  in  N«td«<t-Afrito.  n. 


I 


sichtlich  des  präfixes  an-,  eit-  aus  am-  wäre  es  zwar  ser  gut 
möglich,  dass  dasselhe  durch  einfache  umstfllung  aus  ma-  ent- 
standen wäre.  Dass  aber  vil  eher  dieses  anlautende  a,  e  erst 
später  wegen  leichterer  ausspräche  vorgesetzt  wurde,  dafllr 
zeugen  folgende  parallelfonnen,  die  ich  in  Barka  bei  den  Boni 
Amer  aufgezeichnet  habe:  metünifüli,  mtuutjftl!  und  fninntfüli 
(Munzinger  hat  metonyole,  wol  fllr  met'/itgfu)le)  der  nielreibstein, 
ans  welchen  formen  die  art  der  Umbildung  des  präfixes  ma-  wol 
klar  ersichtlich  ist.  Bei  den  Ilalenga  lautet  djisselbe  wort  ent^- 
wala  (bei  Seetzen  enteicälla  geschriben).  Mit  rllcksicht  auf  die 
Beni  Amer-form  ist  entewala  entstanden  aus  w«-,  ma-tehüala  und 
t-ehiial  =  tungfil  aus  tegfinl  (mit  secundärem  n)  das  was  Ti. 
"lA^'  crf^  I"??  (^ä-  <fahan,  'Af.  ilahal)  malen,'  daher  entehiiala 
=  JLijiü^  Ti.  o^fth"}  I  Bil.  mdtqnn,  Sa.  ma-fahdn  der  melrcib- 
stein.  Bei  Alrakvist  kommt  dafür  vor  die  form  entiwa  der 
kloine  malstein,  nach  obigem  demnach  entstanden  aus  en-Uhila,* 
womit  zu  vergleichen  wlirc  (i.  tfff^th,*  ''l-j  ^on  ^WiP'  (^^^ 
Ärh>«ÄAA»  =  Ti.  "IrM')  malen. 

73)  Dasselljc  «  aus  uui-  scheint  aller  warscheinlichkeit  nach 
sogar  in  den  wortstamm  eingedrungen  zu  sein  in:  kansiihe.  (bei 
Almkvist  konsnbe  worin  o  als  trtlbung  von  a  wegen  folgendem  ü 
anzusehen  sein  dürfte)  niihnadel,  zunächst  aus  knanithf.  für  an- 
kmhe,  mn-kgfihe  =  ,_juoi\^  subula,  ^JJaL.  consuit  subulä.  In 
gleicher  weise  scheint  auch  konbiil  berg,  hUgel,  nicht  direct  zu 
,J^,  sondern  zu  einer  form  J^^-p^  magnus,  JUä«  crassus  ut 
mons,  zu  gehören.  Das  gleiche  eindringen  dessellten  m  in  den 
inlaut  zeigt  sich  in  kilMinft,  kälinfe.  (bei  Munzinger:  kellinfe) 
anhaltender  regen,  zunUchst  aus  künlife  für  knulife  und  dieses 
aus  iniklife,  nniklifr  und  mu-kUse  (s.  ^.  61)  -  ^^»jLiv^  von  j-^Jli. 
continuä  pluviä  pluit  (coolum).  Ferner:  tihikiii  bUndd,  paket, 
aas  n-tvküi,  stamm  teA;ü,  welcher  per  mctathcsim  aus  G.  tl't'i, ' 
i_»iJ  c-%As  entstanden;  über  ü  zu/  vgl.  oben  §.  45,  b  und  65.  Auch 
dürfte  hiehcr  gehören  die  form  künda  der  madenhacker,  bu- 
phaga  erjrthrorrhynchus,  aus  knüda'  für  un-kda",  mu-kda\  auf 
gk»  G.  <^00t  secare,  za  beziehen. 

'  l  nir  n  miiser  in  'Af.  ifaheU  ist  aucb  noch  vorhanden  in  A.  TU/|*t  -- 
O.  fitit  '  ^*-  ^oA'in  fai"  g'enialtes  getr(>ide  mit  buttcr  gcflchmont,  als 
•pnoe. 

*  Za  ^  in  etUilPata,  enävoa  vgl.  §.  1U6. 


u 


TIT.  AbliAodliuif :    ReiDisch. 


G)  Abfall  von  consonanten. 

74)  Im  allpemeinen  ist  dieser  vorpang  bereits  oben  an 
betreffenden  orten  behandelt  worden.  Hier  möge  nur  noch 
aufmerksam  gemacht  werden  auf  ein  absichtliches  abwerfen 
von  gewissen  consonanten,  welche  von  den  Bedscha  irrtümlich 
fiir  formbildende  eleraonte  angesehen  werden.  Wenn  man  einen 
Bedawi  nach  irgend  einen  nennwort  fragt,  so  gibt  er  dasselbe 
stets  in  der  objectsform  an,  genau  so  wie  es  auch  die  Kubier 
machen.  Da  nun  mÄnniiche  (auf  einen  voc&l  auslautende^ 
nennwörter  im  object  ein  -b,  und  die  weiblichen  ein  -t  anncmen. 
so  wird  nicht  selten  ein  zum  wortstamm  gehörendes  b  und  t 
als  objcctszeichen  betrachtet  und  demnach  in  den  casus,  welche 
nicht  das  object  ausdrucken,  weggelassen.  Ein  solcher  irrtum 
ist  begreiflicher  weise  doch  nur  in  lehnwörtern  möglich;  so 
z.  b.  eldb  --=  Ti.  tff •fl i  (Sa.  aWm,  Bil.  dlmat)  heu;  allein  das 
Bed^uye  betrachtet  ela  als  nomiuativ  und  siebt  im  auslautenden 
b  das  objcctszeichen;  über  fl  in  ela  vgl.  §.  105.  Ebenso  verhält 
es  sich  mit  minda  (accus,  mendäb)  gegenüber  Ti.  G.  9^'}**t'ü* 
tropfen;  mtrkü,  mirukii  i'accus.  merkub  und  mervküb')  gegenüber 
Ti.  ö«>Ctf"fl'  V— 5^  schuh;  ebenso  in  -Aö  neben  der  noch  voll- 
stÄndigen  form  -hob,  zur  zeit,  da,  als,  gegenüber  G.  /Vfl,i  /kfl' 
eo  tempore,  quum.  Dagegen  scheint  arade,  accus,  aradib 
tamarinde,  in  dieser  objectsform  in  die  benachbarten  semitischen 
sprachen  übergegangen  zu  sein,  Sud.-Ar.  <_-o>^  und  .— o>)» 
l'i-  i\^9^'ti*  (auch  Nub.  aradib),  da  dieses  wort  gar  kein 
semitisches  aussehen  hat,  genau  so  wie  das  Sud.-Ar.  .„toyoi 
(b.  §.  72).  Welcher  spräche  in  dillt,  accus.  delUb,  Ti.  f,(^^t 
frucht  der  adansonia,  die  Originalität  zukommt,  ist  nach  der 
Uussercn  form  schwer  zu  entscheiden,  warscheinlich  gehört 
aber  Be(J.  dille  zu  Bil.  dirä  adansonia  und  frucht  derselben, 
wÄre  demnach  chamitischen  Ursprunges.  In  derselben  weise 
hat  das  Tigre  vom  Becjauye  auch  in  der  objectsform  das  wort 
?f l'lf'fl  I  =  Be4-  iikena  (accus.  Sekenab)  trinkschale  entlehnt,  das 
widoruni  dem  Ar.  ^;_,«-<>  entnommen  ist;  zu  k  für  ^  s.  §.  37,  b. 

75)  Der  gleiche  vorgang  zeigt  sich  bei  weiblichen  nenn- 
wörtcrn,  wie:  dka  Ti.  Ty.  hh^*'  B'J-  <^*<*<  frucht  der  dum- 
|ialnu>;   flküa  =  Ti.  Atl*«    Ä*^  büchse    mit   kautabak;    bdla 

'l'i   flA5^»  Bil-  ffalät  schamgürtel  der  mUdchen;  difo  =  Ti. 


Di«  Bsdujre-Sprube  in  Nordost-Afrilu.  II. 


*P'fc''!' '  gekochtes  getreide  (als  speise,  die  belila) ;  ddkya  = 
Ti.  Ähf'^'  Zeltstange;  kübre  ==  Oo^  sehwefel,  -hülzchen; 
mindara  =  »J-i»-U  spigel;  mirba  ^  Ti.  «»Cfl^* «  Bil.  murbdt 
Ijlutrache;  sdggi  =  Ti.  rt'I.'^ '  netz;  wära  —-  Bil.  wärät,  Ti. 
Oiir.'t'*  arbeit,  u.  a.  Noch  iiufl^älliger  ist  diese  erscheinung  in 
ftlUen,  wo  t  zum  wortstamm  gehört,  wie:  »ab  =  ,j.,^it  Ti.  G. 
Aldi*'  samstag;  vidlka  kaJu  feuerzange;  »die  =-  1»-X1>  sesam- 
ül.  Dasselbe  missverstÄudniss  obwaltet  in:  mn  fem.  gen.  das 
flusspfcrd  (object:  isin-t),  welches  dem  Nubischen:  estti-n-tt  id., 
wörtlich:  > wasscr-von-kuh,  wasserkuli«  entlehnt  ist.  Das  wort 
ti  kuh,  rind,  fasste  das  Beijauye  als  feminine  motion  auf  und 
das  genetivische  -n  des  Kuba  wurde  mit  dem  wortstamm  ver- 
schmolzen. Das  anlautende  »  in  t«m  ist  aus  e  in  folge  von 
vocalharmonie  mit  dem  nachstehenden  i  entstanden. 

7(5)  Im  anlaut  fürt  der  abfall  von  a,  e  (i),  o,  u  und  t  auf 
die  gleiche  Ursache  zurück,  indem  man  diese  laute  für  den 
masculincn  oder  femininen  artikel  ansah  (s.  §.  113);  vgl.  z.  b. 
bit/  glid,  mcmbrum,  pl.  hiy-a  mit  dem  plur.  artikel  dbiya  körper, 
als  reflexiv:  äbiy-e  ich  selbst  u.  s,  w.  (s.  §.  176),  entstanden 
aus  G.  ^flA>'  corpus,  dann:  ipse.  Ferner  had  aonntiig,  lUr 
j^a.\  ^■^>i\  fy>;  lema^  Ti.  /iA<^ i  Sa.  ibnä,  Nub.  elüm  kroküdil; 
tsb*  =  ,_Jj  Ti.  Anh>fl  ^  baumwolle;  tefa"  -  Bil.  etebd,  Ti. 
>i'1*«fli  A.  >^•^n•'^^  nabel;  blis  =  ._r~^l  teufel;  lif  =  ejjt 
tausend;  lil  Ti.  }^A '  Bil.  ilil  freudennif,  begrüssungs- 
gesang  der  frauen;  bd'elik  =  ^Ui  leichte  nebel wölken;  vgL 
auch  §.  1(). 

H)  Umstellung  von  consonanten. 

77)  Ausser  der  schon  oben  §.  73  berürten  kutumstellung 
von  n  (mj  kommen  im  Bedauj'e  die  mannigfaltigsten  arten  hier- 
von vor,  hauptsächlich  bei  fremd  Wörtern  um  dieselben  den 
eigenen  sprachorganen  besser  anzupassen.  Die  häufigste  art 
von  metathesis  findet  statt: 

a)  Bei  den  liquiden,  und  zwar  bei  l,  wie:  dlafe  und  A. 
ö.  h^C>    neben    hCO'  ^'''?  korb;    avibilhöy   (aus   ma-blih-öt) 

'  In  My  sieht  y  für  l  (».  §.  33)  =  bal,  bei,  vor  fulgendem  y  ging  dann  e 
XU  i  über,  wobei  auch  der  accent  aar  flrbung  de«  e  lu  t  beigetra^n 
hat  (s.  §.  105). 

*  Ueber  die  l&nge  tod  «  s.  §.  105. 


ni.  AbkudloDic;    B»liiiaeh. 


trompete  =  G.  «"«flUA'!''  vox;  dhal4y  und  Sa.  dilheni 
kole;  gülhe  neben  gülnhal  =  Ga.  jigili,  So.  86hul,  Ti.  ^'}«}»A1' ' 
Ti.  +7hA »  arm,  eilt-;  Aaii^  kriinimen,  hanng  kranun  sein. 
und  Ti.  o4»> «  ,ji*  ''l?^  Bil.  tiijnl  krümmen,  liiegen,  So.  härnjol 
der  hacken,  angar-an  gekrlimmt;  hänköd  und  Ti.  gh/i'}Pf'' 
oioAk  coucinnus  comae;  küabü  (aus  kbabil)  und  G.  7Aflfl' 
versclJeiern;  kMala  neben  kdhda  ^  jJii  becher;  lAküdy  neben 
küdldy  =  Ga.  ^oid,  Kaf.  qällö,  Bar.  fcärd  stock;  lehdk  und  TL 
Wil'  J>^-i»-  gaumen;  »oa/A  und  Cba.  w»ax'^,  A.  "YUA  '  mitte, 
zwischen  (zu  j^hA'  g*)bürig);  teld"  und  Bil.  iaqlal,  Ti.  ni^AA' 
durchlöchern. 

b)  Bei  r;  z.  b.  adger  neben  agder  können,  vermögen,  drt^ 
macht,  kraft  und  jji  potuit,  jM  potentia;  de'ir  bauen  ein  haus, 
heiraten,  und  G.  wCQ  i  eondere,  struere;  fegir  und  jli  jJiS  it^ 
bedachen,  bedecken;  gühar  Stelen,  und  Ti.  7"(Irh'  G.  f^Arh' 
betrügen,  hintergehen;  güair  und  ijiil)  "i|";i?  lüge;  haraga,  htinig 
(Nub.  org)  und  9  SA  ^ö*  l'vgar,  ^OHCp ,  piio  hungern; 
^«tre  (aus  kürye)  =  Sa.  "Af.  gärayä  i.  e.  güarayä,  So.  gärdy, 
Har.  gttrayd  straussvogel ;  <eri6  =»  ^  teilen.  Villeicht  gehört 
hieher  auch  hdfl<la,  hdtia  (aus  harda  für  hotira  und  dies  aus 
4ahra)  löwe  =  G.  T/lh<l '  niffi<l »  mugire, '  daher  Kaf.  dtiherö 
löwe,  cf.  Sn^  id.,  der  brüller. 

c)  Bei  nasalen;  z.  b.  eiidi  (aus  hendi  für  hedi»)  =  Ty. 
•J/n,"}!  Ti.  G.  '^JV.T*  eisen;  tmhaUk  (aus  bnalik)  und  Ti.  -flC 
^U*'  Ty.  •flC'Jlt»  '"^a-  bunnahe  amaranthus  graecizans;  'amtr 
für  7na'er  j\Ji,  hole;  Jm/u  (für  enfu,  efnu)  =  G.  ^*P^!^ ' 
Cha.  aflr  fett,  pomade;  ie'aji  (ftlr  6«na')  ^  Ti.  flCP '  G.  ^Cli' 
tji  kir*  ^''^^  ftüehtcn;  iandk  und  j^i  G.  if  ^JP* «  Ti.  l^/'hJT'» 
Bil.  iaktim,  rehttm  kinn,  bart;  ientaküdni  und  meSaküdni  schlafe, 
zu  Ti.  (n>/)t|0>  G.  )\a'>f*'\tOi  ruminare,  gehörig;  tdmuga  und 
G.  BP9"  >  links. 

d)  Selten  finden  sich  nach  dem  bisherigen  materiale  Um- 
stellungen anderer  consonantcn;  vgl.  z.  b.  ka<jaw  =  k^  Bsn 
f*-  "JArtl«  schlagen;  embnde  (aus  me-(bä-t,  s.  §.  22)  =  G.  oi»*p 
(l«Ji'^*'  Schwert;  «tt<;6  und  Bil.  «tit/,  A.  rtVfli'*  geleiten;  n«Äa* 
und  G.  V^Cdi'  -^  "5>)  rein  sein;  rnsha»  und  Ti.  G.  U^tlth*  das 
mittagscssen  eiuuemeu;  akir  (f\ir  hakir)  =^  G.  )|UA*   Ti.  hA' 


»  Vgl.  jedoch  auch  Ti.  Tjr.  ||^^  i  _,jjb  mugire. 


i^ 


Die  6«duyi^ruba  io  tiorlost-AfHIOL  n. 


» 


» 


(Agm.  kal,  Cha.  car,  Bil.  De.  Qu.  gar,  So.  kar)  stark  sein,  ver- 
mögen, können;  hakü«  ujid  Sa.  haiükink  <Jah,  Bil.  heiükiük  y 
zischeln,  in  die  oren  flüstern,  verlttuinden;  ki/niih  und  ^^-JLü. 
t?^  käfer;  ne'df  und  Sa.  'Af.  liß'  nagel,  kralle  (G.  V^<l*' 
spalten),  u.  a. 

üeber  assimilation  von  consonanten  hat  Almkvist  in  seinem 
buche  8.  52  f.  in  ersehöptender  weise  gehandelt,  weshalb  ich  es 
unterlasse,  auf  diesen  gegenständ  abermals  einzugehen.  Ich  will 
nur  noch  bemerken,  dass  bei  den  Beni  Amer  das  n  der  nasa- 
lirenden  prilsensbildung  in  der  regel  nicht  mit  folgendem  to,  y, 
l,  r  assimilirt  wird,  z.  b.  ahannü  ich  will  (bei  Almkvist  aherriu), 
anwik  (bei  A.  dwtoik)  ich  schneide,'  u.  s.  w. 

2)  Die  vocale. 

')  Ausser  den  drei  grundvocalen  a,  i,  ?t  besitzt  das  Be- 
«Jauye  noch  die  zwischentöne  e,  o,  alle  fünf  sowol  lang  als  aucli 
kurz  vorkommend.  Die  ausspräche  derselben  bietet  im  vergleich 
zu  der  unserer  vocale  nichts  bemerkenswertes  dar.  Bei  den 
Beni  Amer  in  Barka  werden  vor  labialen  die  vocale  i  und  u 
hÄulig  auch  wie  ü  vernommen,  z.  b.  jümmo  für  und  neben 
jimmu  katze,  tii-kliib  fUr  und  neben  tü-klib  der  knöchel,  düb 
and  dib  fallen,  jüvn^a  und  jüm'a  =    iJi^  freitag,  u.  s.  w. 

7!*)  Daneben  sind  noch  zwei  vocallaute  vorhanden,  nemlich 
a  (bei  Munzinger  ä)  und  {;;  ersterer  wird  wie  in  den  übrigen 
shitischen  und  äthiopischen  sprachen  wie  e  im  französischen 
ausgesprochen "  und  steht  etymologisch  für  ein  kurzes  a, 
wie :  •mänka  und  tndnka  — -  Ti.  G.  oo"}]}  t  löffcl,  karäy  und  karäy 
=  Ti.  \M^f.  I  hyänc,  u.  s.  w.  Das  ?  entspricht  genau  dem  schewa 
mobile  des  Semitischen.  Die  diftongc  al,  ei,  oi,  au  welche 
Munzinger  und  Almkvist  au£f\iren,  existiren  eigentlich  im 
«jauyc  gar  nicht,  weil  die  genannten  vocalvcrbindungon,  genau 
so  wie  in  den  Übrigen  kuschitischcn  i<liomen,  ja  nicht  wie  ein 


swa       j 


'  Doch  bemerkt  Aljnkviiit  I.  u.  p.  130,  uote  I:  in  betreff  der  assimiliniiig 
de*  n  vor  rr,  wie  z.  h.  in  itwwUc  (für  anipik  auM  tpiJt  schneiden)  finde  ich 
beaondeni  notirt,  dau  der  vorangehende  rocal  einen  schwachen  nasalen 
klang  erbalt. 

*  Vg\.  Kunanias|irache  §.  7,  Bilinspracbe  §.  18,  Chamirqiracl 
Sprache  §.  4. 


Vn.  AkhuUoof:    Koinincli. 


gwchlosaener  laut  gcsproclien  werden,  sondern  jeder  einzelne 
Tocal  flir  sich  deutlich  vernommen  wird. '  Aach  ligt  diesen 
sogenannten  diftongcn  au,  ai  u.  s.  w.  tatsächlich  nur  ein  aw, 
ay  zu  gründe,  und  sie  müssen  demnach  auch  so  geschriben 
werden,  allein  es  ist  richtig,  dass  wenn  vc  und  y  im  schewa 
quieacens  stehen,  sie  dann  wie  ein  m,  %  gehört  werden,  t.  b.  gaü 
für  gaw  haus,  aber  plur.  gäwa;  bidhati,  aber  plur.  bedhdtya 
zeugniss  a.  s.  w. 

A)  Der  vocal  a. 

80)  Der  vocal  a  erscheint  als  oflfener  laut  (wie  in  unserem  : 
aber,  bamjner,  kalt): 

a)  Im  anlaut  wie:  ahaläy  pavian,  «K?(f  rinde,  dviba  excre- 
mente,  dita  silber,  u.  s.  w. 

b)  In  der  Umgebung  der  kel-  und  gaumenlaute,  wie:  'a 
milch,  'at  Zicklein,  Aaii  verweigern,  haddl  schwarz,  ta/ singen, 
kalif  nacken,  kan  wissen;  —  ba'dio  fuchs,  da'i  flechten,  faid 
lachen,  bdha  antilope  saltiana,  ddha  kinnlade,  fagdr  bursche, 
lak  trinken,  tnk  mann,  u.  s.  w. 

c)  Im  auslaut  in  der  nominalendung  -a  (aus  kuschitischem 
-ä  oder  aus  dem  semitischen  nomen  unitatis  entstanden),  wie: 
dgaba  (bisweilen  nocii  agdba)  Sa.  agdbä.  Ti.  Tv-  ^l1^ '  büffel; 
ddiiiha  ----  Sa.  'Af.  »arhn,  Ti.  Ty.  ACO'  schinbein,  wade;  (Jdmba 
=  Qu.  ianbä  fussHäche,  -sole;  dtnya  =  Uoi  weit;  gdba  =  Bil. 
gübä  rhamnus  nabak;  girguma  —  Bil.  gärgilmn,  Sa.  dvrgümä 
halsknorpel,  adamsapfel;  hida  =  Sa.  siddä,  'Af.  tiddä  gemein- 
schaft;  Idga  ^  Ti.  /ip*  Sa.  'Af.  rugüa  kalb;  l-ßma  =  Sa.  ilmä, 
Ti.  ÄA"?«  krokodil;  $ukena  =  Bil.  zAgüdnä,  Qu.  sakinH,  Cha. 
sAX&nä,  Ti.  G.  AhoTi  fussknöchel;  sdra  =  Sa.  'Af.  »drä,  Clia. 
strä  rücken,  u.  s.  w. 

d)  In  der  participialendung  -a  (aus  früherem  -äu>,  -äü  *  her- 
vorgegangen), wie:  dkm  stark,  f4rha  freudig,  gddaba  traurig, 
hdtera  mutig,  u.  s.  w. 

e)  In  der  pluralendung  -a  (aus  ä,  ön'  entstanden),  wie: 
drgin-a  lümmer,  gdwa  häuser,   kürba  elcfanten,  u.  s.  w.,   sowie 

'   Vgl.  auch  A.  W.  Sctüeicbor,  Somalisprache  p.  68.     L.  Tutachek,  DictioD. 

of  the  Ualla  laug.  p.  XXIV. 
■  Vgl.  Kafaapnche  §.  36. 
*  Vgl.  L.  Beiaisch,  Das  zalwort  vier  und  neon,  p.  9,  §.  6. 


] 


I 


in  der  endung  des  genetivs  der  merzal  im  Bischari  auf  -ya, 
(Bil.  -ä  aus  ya  =  Amh.  f-),  wie:   ayA-ya  der  bände,  gawi-y 
der  Häuser,  henin-a  der  augenbrauen,  n. 

f)  In  vcrscliidenen  verbalendungcn,    wie:   tdm-a  iss!  tam^ 
rffi,  him-ta,    tdm-ya  ich  ass,    du  assest,    er  ass,  u.  8.  w.     In  der 
merzal  der  oben  angefllrten  fillle  ist  a  aus  einem  frühem  ä  hct 
vorgegangen. 

81)  In  allen   sonstigen  Stellungen  ist  das  a  weniger  offen^ 
und  neigt  mer  zur  ausspräche  %-on  «,    geht   sogar  häufig  auch 
zu  e  über,  z.  b.  barak,  auch  bar&k  und  berüJc  du,  kardy,  kardji 
und  keräy  =  Ti.  )l^^.  i  hyänc,  u.  s.  w.  Fällt  der  accent  auf  ein' 
solches  aus  a  hervorgegangenes  e,  so  erscheint  es  häufig  als  t,.^^ 
z.  b.  dingar  und  ddngar  ebene,  fläche;  kerinU  (aus  kerdmte,  k^jj^^ 

8)  -  G.  hiCJT*^»  regenzeit;  mänga  und  minga  ^  Lsai-i  wüste; 
a  und  ninithi,  minka  {&\y&  m4nka)  =  Ti.  6.  0i>7})i  löfi"el;, 
«n^r&a  =  Ti.  o«>Cfl'1"«  räche;  mfrÄai  =  i..-Jj-i  schiff;  rlya  =  Ü.jj 
mülstein;  terig  =  A.  SO,^^t  mond,  monat,  u.  s.  w. 

82)  In  unmittelbarer  Stellung  nach  w  wird  n  zufolge  der' 
irifesprache  des  v:  wie  englisches  «■  meist  zu  d  verdumpft,  wie: 
toä  (seltener  wo)  und,  tt'dfciZ  der  anwalt,  wSkte  zeit,  irdr  anzünden^ 
icära  arbeit  fs.  §.  62),  u.  s.  w.  Aus  demselben  gründe  wird 
auch  das  a  nach  einem  w-haltigen  guttural  häufig  wie  A  ge- 
sprochen, z.  b.  küAk  und  sogar  kAk  neben  ArtiaÄ  beherbergen, 
AnW/,  käl  und  A-wn^  hauen,  küAläy,  hMAy  und  knaldy  stock, 
küSrküAr,  kärkdr  und  kädrküar  schlänge,  fcöJr^m,  kdrdvi  und 
küarnm  kuss,  u.  s.  w.  Ebenso  wird  häufig  einem  M-haltigen 
guttural  vorangehendes  a  zu  ä  verdumpft,  wie:  tuAgiir  und^| 
aiiagür  sechs,  häku  und  bAk  neben  bdkii  so,  d&güa  und  ddgüa^^, 
Spion  (s.  §.  46).  Diese  Verdampfung  kann  auch  noch  stattfinden, 
wenn  zwischen  dem  a  und  dem  tt-haltigen  guttural  der  nasal  n 

»Bteht,  wie:  ängüa  und  dngüa  dumpalme,  änküa  und  dnki 
höcker,  Anküdna  und  anküdna  herr,  u.  s.  w.  NachfolgendcB 
«  wirkt  auch  sonst  bisweilen  auf  a  verdumpfend  ein,  wie:  a\ 
hAriy  neben  ambnroy  lippe,  bAlol,  bAlnl  und  balöl  flamme,  mi 

»eänko   und   matdnkö   harfe  u.  a.;   ebenso   nachfolgende   labial 
«.  b.  (£2&6a  =  iJJo  holzrigel;  däme  =  6.  Ty.  A"17»  nord;  ^Äi 
und  ildmbn  feines  brod;  hAmmAr,  hummür  =  Ti.  r|i*7C'  matte 
[^zelt  der  Beduinen,  u.  s.  w. 

SiunDpbor.  d.  |ibil.-klit.  Cl.  CUTni    Bd.  7.  Abb. 


50 


TD.  lMu<l«s(:    B«iaU«li. 


83)  Wie  schon  aus  §.  80  ersichtlich  wnrde,  ist  a  in  vUen 
fallen  aus  ä  verkllrzt  worden.  Grammatisch  kommt  ä  nur  mer 
vor  im  nominativ  des  pluralen  artikels  ä  die,  und  des  demon- 
strativs  an  diese,  ferner  in  den  persönlichen  fllrwörtem  hardk 
fem.  batak  ir,  barä*  fem.  batog  sie  (plur.)  und  den  entsprechenden 
possessivsuffixen;  im  verb  in  der  zweiten  und  dritten  persoo 
pluralis  des  perfects  bei  den  denominativen  verben,  wie:  täm-tOna 
ir  asset,  tdm-yäua  sie  assen,  dann  in  der  negation  auf  6a- ;  femer 
in  der  nominalbildung,  wie:  abnb  Verachtung,  ibäb  reise,  </{bnb 
floh  u.  a.  (wovon  spÄter  die  rede  sein  wird),  dann  nach  »rt  des 
Aethiopischen  und  der  Agausprachen  in  der  Stellung  vor  laryn- 
galen,  wie:  bA'no  asgeier,  faid  laclien,  flA'  entjungfern;  /ahme 
(Ar.  ^)  verstand,  gaddh  (Ar.  ^ji)  schlisse!,  mäh  erschrecken,' 
n.  s.  w. 

B)  Der  vocal  e. 

84)  Die  vocale  e  und  t  werden  im  Bedauye  meist  schärfer 
und  bestimmter,  als  in  den  übrigen  kuscliitischen  idiomen  in 
der  ausspräche  von  einander  unterschiden.  Im  anlaut  kommt  e 
Jiur  prosthetisch  vor,  wie:  ergäne  {für  ragaiie)  schaf,  entüngäli 
{ßir  melüngüli)  malstein,  u.  s.  w.  Der  quantität  nach  erweist 
aioh  «  leichter  als  t,  was  man  aas  der  tatsache  ersehen  kann, 
daw  4  häufig  als  abscliwächung  von  r  zu  erkennen  ist  (s.  §.  86), 
fwmt  daraus  dass  der  accent  auf  keinem  6  stehen  kann,  ausser 
Han  dasselbe  durch  position  verstärkt  ist,  sonst  ronss  dafür  S 
liMtrntrn  oder  es  gelit  e  zu  i  über,  z.  b.  ctenne  er  bleibt,  etni 
«idnr  l>*t«j  er  blib,  efi  er  ist,  iß  er  war,  u.  s.  w.  (s.  §.  105). 

8ft)  Wo  e  im  anlaut  nidit  prosthetisch  auftritt,  ist  es  stets 

iIh'  "«•  ••i«ter  silbe  mit  abgefallenem  anlautenden  consonanten, 

>«^  Bil.  qadad  teilen;  iga  hirt,  zu  G.  ID4>f  >  ^}  ge- 

hOi  •^-  fkßP*  rauch  (das  lange  «wegen  des  accentes, 

Ti.  G.  •^Ä.7'  eisen;  ciice  (fiir  er»e,  her$e)  =  G. 

.^^  ..>r*»,   bauch,  u.  a.,   sowie    im   pronominslpriifix   der 

tj^^^i^  ijMCMMi  in   verbum,   aus  früherem  ye-,  ya,   wie  e-bäden 

^«^^  <m|L,  kim-j/a  er  ass,  u.  s.  w.     Bei  dieser  gelogenheit 

^   \an  daran  erinnert  werden,   dass  sÄmmtliche  cha- 

;btKh  don  semitischen)  ursprUngUch  im  an» 


Swinntilr  der  ütbiopiscben  nprache,  a.  71,  §.  46. 


Die  Badaiire-Spraclie  in  Nordost- Afrik».  IL  51 

laut  von  Wörtern  keinen  vocal  kennen  und  wo  solche  in  jetziger 
spräche  auftreten,  dieselben  nur  die  reste  eines  früher  conso- 
nantisch  anlautenden  sillabars  sind;  vgl.  auch  §.  8.  11.  51  ff. 

86)  Das  e  erscheint  nicht  selten  als  schwftchung  von  i, 
z.  b.  ende  neben  ^ndi,  aber  im  object  noch  stets  endit  eisen; 
ergdne  neben  ergdni,  aber  im  object  erganib  schaf;  lue  und  Uli, 
im  object  Mit  äuge;  dhguel  neben  dfigüil  oren,  aber  im  Singular 
aiigäil  or;  b^rka  =-=  Üjj  teich;  debdk  =  ^^l  quecksilber;  der  im 
^  f^  herde;  heddm  =  f\ja^  leibbinde;  helal  =■  J^  haamadel; 
herdu  =  ^j^yi^  ring;  kerinte  =  Ty.  |l<jy""|;»  die  periodische 
regenzeit;  lejäm  =  ^liJ  zügel;  hmün  =  ^;,>i-J  limonie,  u.  s.  w. 

87)  Auch  erweist  sich  e  als  schwächungsvocal  von  a  (zu- 
nächst über  a),  z.  b.  ^nde  neben  regelmässigem  dnda  mutter; 
berük  fem.  bet&k  neben  baritk  und  barük  fem.  batük,  batük  du; 
berüg  fem.  betüs  neben  barüs,  batis,  bar&s.  batüs  er,  sie;  keräy 
und  karäy  hyäne  (s.  §.  81).  Sogar  ä  kann  zu  e  werden;  z.  b.  der 
und  dar  (aus  dar  =  A.  ^<Ji  G.  f,thi,*)  Verstössen  die  frau; 
dwcir  =  ^'^  nachbarschaft;  kalib  ^  Ti.  hA"!!'  ^^^  hA*!!' 
hofraum;  kiferi  (neben  kifiri)  =-=  ^\i  beide.  Das  lange  i  für  e 
ist  hier  nur  durch  den  accent  bedingt  (s.  §.  105),  was  man 
deutlich  aus  ü-kferi  (für  ü-k^re)  der  beide,  ersehen  kann,  da 
langes  S  nicht  ausgestossen  werden  könnte.  Derselbe  fall  ligt 
vor  in  amer  für  ma'er  =  ^lÜ  hole. 

88)  In  der  Umgebung  von  to  wird  e  za  u  verdumpft,  wie: 
wun  (neben  wen  und  häufiger  «nn)  gross;  um'äga  (für  we'äga) 
cercopithecus  griseo- viridis  D. ;  nuwiü  (neben  neweü)  taub,  n.  s.  w. 
Dieselbe  trUbung  tritt  auch  häufig  vor  labialen  überhaupt  ein, 
z.  b.  ümero  =  Bil.  emdnä  einst,  jemals;  dübba  =f  Ti.  Jtfll*» 
hügel;  duniära  neben  dem'ära  gold;  htmidr  =  Ti.  A^^l** 
adansonia  digitata,  u.  s.  w.;  auch  wird  durch  folgendes  ü  voran- 
gehendes e  zu  u  getrübt,  wie  gulM  neben  gelfil  dumm;  urbin 
neben  erbün,  irbün  mais,  u.  a.  (vgl.  §.  82).  Ueber  den  ginfj^^^ 
t*-haltiger  gutturale  auf  vorangehendes  e  vgl.  §.  46,  c. 

89)  Das  S  kommt  ausserdem  dass  es  als  denung  von  • 
auftritt  (s.  §.  87  und  105),  auch  noch  vor  als  contraction  fbr 
ay;  z.  b.  bSn  (aus  ba-in)  jener,*  bst  (ans  5o-tn-<)  jene;  hs  und 
fi  neben  hay  und  fay  sein,  esse;  arS  =  G.  "J^f «  wollen;  hima 


'  Vgl.  Eu.  mi  dieaer,  toA^nä  jener,  Nab.  Im  diaMT,  «in  (ßat.mmtld  j«nar. 


TTI.  AhhuAlnsg :    Boisiiok. 


=  G.  -iltflol-i  i^  uelt;  hit  =  kJli.  maner;  ker  =  ^  (G. 
•^C«  Ti.  h,C«)  g«t,  schön;  fite*  =  »jJU  G-  «^^Ä* »  tisch;  «e 
(aus  «ay,  satcy  =  G.  ft*?'>  i  vgl.  §.  30  und  69)  leber,  u.  a. 


C)  Der  vocal  i. 

90)  Das  i  wie  i  ist  vilfacb  aus  einem  y  hervorgegangen,' 
80  im  genetivischen  -t,  das  mit  A.  f-  im  zusammenhange  steht, 
femer  im  femininum  beim  verb,  z.  b.  tdm-t  iss  du  (fem.),  zu- 
nllchst  aus  y  und  dieses  aus  t  erweicht.  So  auch  hie  und  da 
in  der  Wortbildung,  z.  b.  ibdb  (aus  yhäb,  yibnh)  ^-  *-->^*  reise; 
{wa  (aus  yeiwa)  =  ci>I«  durstig;  afi  ^  Ti.  Od.V*  gesund  sein; 
H'  und  »r  "=  ^ti)  (med.  y)  alt  werden,  ii.  a.  Ueber  den  lant- 
übergang  von  o  zu  i  s.  §.  81  und  über  i  für  e  s.  §.  84. 

91)  Grammatisch  wechselt  i  auch  mit  ö,  ö  ab,  vgl.  z.  b. 
anb&r  plnr.  dnbir  und  dnber  flilgel,  a»ül  plur.  a»rt  wunde,  banün 
plur.  6enm  augenbrauen^  Aüwi  plur.  Am  gehim,  ngül  plur.  ngil 
faden,*  rid  =  Sa.  'Af.  rüd,  A.  ^.Ifi  reis,  tirmän  =  Ti.  •^C*?'}' 
querbalken.  Auch  erscheint  j  fUr  kurzes  i/;  z.  b.  dinya  = 
Uii  weit,  Ztiän  =  ^jjVJ  Weihrauch,  u.  a. 

92)  Das  lange  t  steht  häufig  Air  «  aus  ay\  so  in  der  vocativ- 
endnng  -»  neben  -e  und  -ay  ol  Ebenso  im  Wortschatz,  wie:  atn 
tmd  dwi  =  Ti.  G.  ghff»*  morgen-  oder  abendröte;  ima  und 
imo  (aus  aymn)  ^  Ti.  +f^J'"'  siifUhcrbst,  winter  (November 
bis  März);  hü  =  Jii.  Ti.  ü.  -^^A «  starke;  io^  (aus  Zaj«, 
lagay,  lagad  zu  Ti.  G.  ilfL*  reisen,  gehörig)  weg;  mehi  und 
viehdy  drei;*»irf  stid  -=  j^-JU»  adscensio,  Oberegypten  und  Nubien; 
ebenso^kurzes  i  in  engi  —  Bil.  anqny  mitte;  »itan  oder  ilfan 
=  ^^üJ--  Ti.  AiA)? »  G.  ^^f^l^'i  I  teufel.  Dessgleichen  steht  \ 
für  d  in:  küiküay  —  Sa.  Af.  kakö,  G.  l\%^«  rabe;  fcaZif  und  taii/ 
=  G.  di^V  •  nacken ;  mehin  =  ^jV^  ort,  u.  a. 


'  Vgl.  Hucb  A.  Dillmann,  Grammatik  der  Hthiopiachen  gpniclie,  s.  SO. 

*  In  dkwon  beispilen  steht  i  eigentlich  fUr  e  wegen  de«  accentea,  8.  §.  106 

und   117,6.     S«  steht  anili   Uh  IS  fUr  e  nach  §.  87  und  105)  =  Sa.  'Af. 

M,  Ti.  fi^th  •   ^-  tiOhih  I   ^p  balken,  hrett.     Auch  wird  der  artikel 

•,  0   fMD.  tu,  lö  hXiitig   7.n  e  f;okfirct.    e-ffoü   fllr   ü-  und   ö-gad  daa  hana, 

hhtMU  fttr  tu-  und  tö-takdt  die  frau;  B.  §,113. 


D)  Der  vocaI  o. 


93)  Kurzes  o  und  u  kommen  in  sämmtliehen  kuschitischen 
wie  äthiopischen  sprachen  nur  bei  den  u^haltigen  gutturalen 
oder  in  der  Umgebung  von  labialen  als  trübungslaute  von  o  und 
«  vor  (vgl.  §.  45  und  82).  Das  Be<}auye  hat  ausserdem  noch 
die  kuschitischen  nominalendungen  auf  -ö  und  -m  (zunächst  aus 
-a».  hervorgegangen)  fast  ausnamslos  zu  -o  und  -u  abgeschwächt, 
wie:  ddaro  rot,  ddbalo  klein,  ümero  früher,  endhiro  hun  u.  s.  w. 
DasB  hier  der  auslautende  vocal  in  der  tat  ein  kurzer  ist,  kann 
man  schon  aus  der  Stellung  des  accentes  bei  dreisilbigen  Wörtern 
ersehen. 

94)  Langes  ö  erweist  sich  ausser  im  artikel  der  objects- 
form  und  der  innerradicaligen  norainalbildung  fast  immer  als  con- 
traction  aus  aü,  atv;  wie:  ör,  ür  aus  nirr  Ga.  awäla,  Ti.  «f»»fl^  i 
G-  4*fl<!  •  j^  begraben;  bök  aus  ba\ha\uk  =  G.  dfhVf*'  bock; 
dö'  (aus  dato')  =  ^ii>  A.  G.  mfl'f' '  ankleben ;  dola  =  ÄJ^i  amt, 
regierung;  hö  =  Bil.  hau,  Ti.  ghOhf  gebeil;  jöhar  ^yi^  perle; 
höd  -^  ^>»-  teich,  see;  nora  =  »jy  kalk,  u.  a.  Ebenso  kommt 
ö  auch  als  contraction  aus  an,  al  vor;  vgl.  z.  b.  kös  liorn,  zan, 
und  Sa.  gdiä  plur.  göz,  'Af.  gdysä  (aus  garmä  oder  gaUä)  und  A. 
^'}f^*  id.;  kosa  messer,  und  J»^  »j*}^  ü-***  schneiden. 

E)  Der  vocal  u. 

95)  Das  M  ist  aus  ö  gekürzt;  vgl.  z.  b.  dür  =  Ti.  |I<J«  Ty. 
tflD^i  besuchen;  ^äi«  ==  Sa.  'Af.  </d6,  >_»y-w  schild;  hü»  neben 
k6»a  messer;  hubi  und  hübi  herbst,  zunächst  aus  höbi  =  halbi 
vgl.  t_Ju^  id.;  güd  (und  verkürzt  ^««i,  güed)  vil,  zunächst  aus 
^ck^,  gald,  vgl.  jJs  accumulavit;  2üZ  (aus  löl,  laül)  strick,  G. 
Aa>Ai  Ti.  tfti*  winden,  binden,  u.  a.  Aus  ü  ist  dann  bisweilen 
u  gekürzt,  wie:  endirhu,  auch  eudirhe  neben  dndhiro  (aus  nwi- 
dirhö),  Ti.  Ä'CII''  bun,  henne,  hdmu  haar  n.  a.  Die  gewön- 
liebste  kUrzung  von  ü  ist  e  (oder  i,  wenn  der  accent  auf  «  zn 
stehen  kommt),  s.  §.  91;  sonst  kommt  ü  nur  noch  bei  den  u- 
haltigen  gutturallauten  (s.  §.  45)  oder  als  trübungslaut  für  e  in 
der  Umgebung  von  labialen  vor  (s.  §.  88);  über  den  denungs- 
vocal  >7  aus  u  s.  §.  96,  c. 


u 


VU.  Abhudlnng:    Ralaiteb. 


F)  Denung  der  vocale. 

9ß)  Zum    schluss   der   betraclitung   über  die  vocaJc  mfl 
noch  erwilnt  werden,  dass  im  Bodaaye  in  bestimmten  fallen  de 
vocal  gedcnt  wird.     Dies  gescliieht: 

a)  Vor  allen  an  einen  kurzen  vocal  antretenden  soffixen, 
worauf  schon  Almkvist  p.  48,  §.  24  hingewisen  hat.  Hierin 
unterscheidet  sich  das  Bedauye  von  den  übrigen  kuschitischcn 
und  auch  äthiopischen  sprachen,  da  in  diesen  vor  sufEixen  in 
der  regel  der  lange  vocal  gekürzt  wird.' 

b)  Wenn  auf  ein  kurzes  e  der  accent  zu  stehen  kommt; 
vgl.  hierüber  §.  84  und  105. 

c)  Um  ein  folgendes  teschdid  zu  ersetzen;  vgl.  z.  b.  bädo 
furche,  und  G.  <£.HIf'  öffnen,  spalten;  blr  =  Ti.  fl^i  fliegen; 
be»a  und  bisiia  =  ,J-i  katze;  ^n»  =  ^  ausfüllen;  fär  und 
fafar  =  Ti.  rt<I '  springen,  hüpfen ;  för  —  ti  fliehen ;  ffiib  (Bi- 
schari)  neben  giibb,  gibb  (Beni  Araer)  ^  äIä  maus ;  häd  =  jJk 
donner;  hida  =  8a.  siddd,  'Af.  Uddd  gesellschaft;  häk  di  =  Ti. 
Uh'flA'  c'  ^^^^  räuspern;  käf  =  ,_ii.  singen;  Üb  =  Ti.  G. 
A-fli  magen;  müd  =  jJ»  mass,  scheffel;  rtd  (Sa.  'Af.  rüd,  A. 
{•Ifi)  =  3J  reis;  aem  =  ^  gift.  Das  umgekerte  Verhältnis« 
findet  statt  in  Bed.  dille  gegenüber  Bil.  dirä  adansonia  digitata. 
—  Ueber  den  vocalschwund  ist  den  von  Almkvist  gemacliten  au»- 
fürungen  (p.  4liff.)  nichts  wesentliches  beizufügen. 


5)  Der  accent. 

97)  Da  ich  in  diesem  abschnitt  vilfach  von  meinem  hoch- 
verdienten Vorgänger  Almkvist  abweiche,  so  muss  es  spätem 
forschem  überlassen  bleiben  zu  entscheiden,  wer  von  uns  beiden 
in  den  von  einander  divergireuden  fHUen  die  richtige  lieobachtung 
gemacht  hat.  Ich  anerkenne  gerne,  dass  bei  der  grossen  ge- 
wissenhaftigkeit,  mit  welcher  Almkvist  in  allen  seinen  Unter- 
suchungen vorgegangen  ist,  derselbe  gewiss  auch  in  der  accent- 
frage  des  Bedauye  ebenso  genau  wie  in  den  übrigen  partien 
beobachtet   haben   wird.     Dazu   kommt,   dass   Almkvist   durch 


'  Vjfl.  BiUnspr«che  §.  167,  Cluiininrprucho  §.  211,  Quanuprsche  §.  121 ;  Dill- 
mutn,  ätkiopUche  spräche  §.  36. 


Di«  ll«d»]r<-Spnolie  in  Kordut-lfrika.  II. 


u 


mer  monate,  als  ich  durch  wochen  hindurch  mit  dem  Bedauye 
sich  beschäftigen  konnte.  Ungeachtet  dieser  gewichtigen  tat- 
sachen  bleibt  mir,  wenn  ich  nicht  gegen  das  geftil  der  warhaftig- 
keit  Verstössen  sollte,  nichts  übrig,  als  aus  meinen  eigenen  auf- 
zeichnungen  diejenigen  resuitate   zusammen   zu  stellen,   welche 

,  »ich  eben  aus  denselben  ableiten  lassen.  Die  beiderseitige 
diflFerenz  in  unsem  accentbczeichnungen  mag  aber  wol  villeicht 
daraus  erklärt  werden,  dass  Almkvist  seine  aufzeichnungen  bei 

I  den  nördlichen  Bisehari  machte,  ich  aber  fast  ausschliesslich  mit 
den  südlichen  stammen  der  Ilalenga,  Hadendäwa  und  Beni-Amer 
arbeitete,  und  ich  habe  selbst  einige  male  beobachtet,  dass  meine 
Bisehari  besonders  arabische  lehnwörter  genau  so  accentuirten, 
wie  die  Araber  und  also  darin  von  den  südliehen  stammen  ab- 
weichen, die  ganz  nach  kuschitischer  weise  betonen. 

98)  In  meinen  Schriften  finde  ich  nun  vilfach  ein  und  das- 
selbe wort  in  der  gleichen  grammatischen  Stellung  verschiden 
betont,  was  daher  kommt,  dass  die  Bedscha  gleich  den  übrigen 
knschitischen  vülkem  im  allgemeinen  die  stimme  nur  wenig 
moduliren  und  vilnier  die  silben  eines  Wortes  eine  nach  der 
andern  in  faat  gleichmässigein  tempo  hervorbringen.  Es  er- 
fordert  hiernach   schon  eine  beträchthche  auftnerksamkeit  und 

■  Hbung,  die  eigentliche  tonsilbe  eines  Wortes  herauszufinden,  be- 
sonders dann,  wenn  man  gesprochene  Sätze  rasch  nachschreibea 
will,  und  nun  nicht  immer  zeit  genug  bleibt,  auf  die  »eeettt 
jedesmal  die  gebürende  rücksicht  zu  nemen.'  Im 
kann  man  nun  betreff  des  accentcs  im  Bedauye  folgende  I 
regeln  aufstellen: 

99)  Der  accent  steht  nur  auf  einer  der  drei  letatm  i 
eines  wortes,  z.  b.  asül  wunde,  embarny  lippe,  m^kti  a 
safare  mist,  ia<li4  rinde,  tiffo  gespei;  amA»u  ick  itetu  ^ 
er  vergass,  hamiti  traurig,  hübi  regenzeit,  IMH.  4 
schnupfen,  kiiya  sklavc,  reboba  nackt;  ibäUemmi 
lani  axt,  beil,  iiieiiälaga  geld,  tüketta  Vnltthid 
tdmuga  links,  u.  s.  w. 


>  Die  an  manchen  ■tollen  in  meinwn 
conaeqnenx   in  der  accentsctxnng  erUifl 
ge^^benen  gründe,   indem   ich  es  für  mm 
iu  Europa  une  beiiieiu  eines  nln|^n>w  i»    . 
können,  eigenmHchlig  Kudenutgea  ■  aa^H 


Vn.  Abkmnlliing:    Kainiseh. 


100)  Der  ton  ruht  auf  derjenigen  silbe,  deren  vocal  &n 
quantität  die  vocale  der  übrigen  silben  eines  Wortes  Uberwigt; 
also  z.  b.  abaldy  ccrcopilhecus  griseo- viridis,  adäma  mabieit, 
ibabkena  reisender,  u.  s.  w. 

101)  Der  vocal  einer  geschlossenen  silbe  uberwigt  hin- 
sichtlich des  accentes  den  vocal  einer  oflFenen  silbe,  wenn  diese 
vocale  von  gleicher  quantität  sind;  z.  b.  andb  eiter,  ardr  blei, 
t«n  flusspferd,  da/win.  riemen,  ÄaZi/nacken,  Arfi*/ri  rürstock,  U-».  w. 

102)  Der  vocal  einer  doppeltgeschlossenen  silbe  Uberwigt 
den  einer  einfach  geschlossenen;  z.  b.  dnkar  rächen,  ddngar 
ebene,  häinmut  kichererbsen,  hükül  beutel,  kdtikar  sessel,  ker- 
kab  holzschuh,  u.  s.  w. 

103)  Der  accent  geht  soweit  gegen  den  wortanfang  «u- 
rtlck,  als  es  die  letzte  silbe  gestattet;  daher  kann  auf  der  dritt- 
letzten silbe  der  aecent  nur  dann  zu  stehen  kommen,  wenn  der 
vocal  der  letzten  silbe  des  Wortes  kurz  und  auch  nicht  durch 
Position  verstÄrkt  ist;  z.  b.  abdbena  in  Verachtung  stehend,  <?«- 
dera  cordia  abossinica,  gddaba  traurig,  gdnane  zeltpäock,  hdnia4a 
knecht,  küdlani  axt,  kinkeli  nacken,  inetünyüli  malstein,  tdn'ah 
Skorpion,  tdnkaro  spinne,  u.  s.  w.  Wie  aus  diesen  beispilen  zu 
ersehen  ist,  lauten  alle  Wörter,  welche  proparoxjtona  sind,  auf 
einen  vocal  und  zwar  auf  einen  kurzen  vocal  aus,  denn  würde 
die  letzte  silbe  auf  einen  langen  vocal  endigen,  so  konnte  der 
accent  nicht  mer  auf  der  drittletzten  silbe  stehen  (vgl.  endhiro 
hun,  endhlröyii  mein  hun,  u.  s.  w.),  ebenso  wenig,  wenn  die 
endsilbe  durch  einen  consonanten  geschlossen  wUre  (s.  §.  IUI). 
Daher  werden  die  eben  angeftlrten  proparoxytona  in  der  objects- 
forni  zu  oxytona,  als:  abäbenab,  enderäb,  gadabab,  giuanib,  u.  s.  w. 
Doch  behult  in  diesem  falle  die  ursprünglich  mit  dem  hauptaceent 
versehene  stanmisilbe  einen  halben  oder  nebenaccent,  daher  man 
auch  wol  schreiben  könnte:  abäbenäb,  enJerab,  u.  s.  w.  Dagegea 
accentuirt  Almkvist:  abäbenüb,  Enderäb,  u.  s.  w.,  nach  meinen 
gehörserfarungen  feierhaft.  Ferner  steht  der  accent  auf  ante- 
penultima,  wenn  auch  der  vocal  der  vorletzten  silbe  lang,  dabei 
aber  der  der  letzten  sUbe  kurz  ist;  z.  b.  ndmhini  wo?  adüm- 
yäna  sie  redeten,  ibäbyäna  sie  reisten,  u.  s.  w. 

104)  Auf  der  vorletzten  silbe  ruht  der  accent,  wenn  der 
vocal  derselben  die  vocale  der  übrigen  silben  an  quantität  Uber- 
wigt, und  zwar: 


Die  B«d»a]r*-SP'Mli*  in  H«rd««(-AfHka.  n. 


67 


a^  entweder  durch  natur;  z.  b.  adütna  malzeit,  amdsu  ich 
hörte,  ebdden  er  vergass,  bernre  mäne,  dagena  herd,  deldla  zäun, 
gerdhi  wüstenweg,  güradi  krummsälml,  kantübe  ntthnadel,  kerdri 
Vorhang,  külila  sehnnpCeii,  rehöba  nackt,  u.  s.  w.  Ebenso  bei 
zweisilbigen  würtem,  wie:  bddo  furche,  din<^  bine,  hivia  zeit, 
hübi  regenzeit,  u.  s.  w.;  ebenso:  bdbü  mein  vater,  mikü  mein 
esel  (nach  §.  103). 

b)  oder  durch  position,  wie:  eiidirho  (oder  4ndhird)  hun, 
baliinda  teer,  kerinte  regenzeit,  lalünko  äffe,  u.  s.  w.  Ebenso  bei 
zweisilbigen  Wörtern,  z.  b.  e«»e  bauch,  bd«ki  fastenzeit,  dübba 
hilgel,  derkCia  Schildkröte,  fdria  matte,  gii-ma  köpf,  küya  sklave, 
n.  3.  w.,  ebenso  nach  §.  102:  ddngar  ebene,  hükul  beutel,  kdnkar 
sessel^  kerkab  holzschuh,  u.  s.  w. 

105)  Auf  einem  kurzen  e  kann  der  accent  nur  dann  stehen, 
wenn  dasselbe  durch  position  verstärkt  ist,  wie:  endhiro  hun, 
^uli  eisen,  etse  bauch,  ke.rkab  holzschuh,  u.  s.  w.;  vgl.  auch 
billed  gegenüber  jJLi  staUt,  it*»(»  gegenüber  LiJ  wölke.  Sonst 
aber  wird  «  in  folge  des  accentes  gedent,  wie:  bi$a  oder  6Ä»»a, 
bltta  (Ar.  J«J)  katze;  behel  (Ti.  G.  HUA  0  wort,  rede;  beher 
(Ti.  G.  fl/hC«  j^)  fluss;  akir  (Ti.  h'M'*  ^'O  «las  jenseits; 
jemid  regenwasser  (Ar.  j^ä.  nix,  glacies);  kalüb  (Ti.  hA*!!*) 
hofraum;  i-fi  ich  bin;  efo  (Ti.  G.  ^^^  i)  hausflur;  fga  liirt 
(Sa.  waqay,  G.  ID^f  f  bewachen,  hüten);  ega  rauch,  aber  6gd- 
9^a  er  machte  rauch;  ila  (Ti.  ö^^-n»  s-  §-  74)  heu;  difa 
türe  (Ar.  Üä.  clausit  portam);  ^eiöa  (Ga.  daqüe,  Qu.  da^üd) 
thon,  lern;  gedi  (Sa.  gada,  Bil.  gai,  Ti.  G.  ^f^^)  gesiebt;  Uma 
(Ti.  hfii'^»  8.  §.  7G)  krokodil;  retJ,  röio  (Ar.  Li^)  geld;  ««/a 
(Ti.  >i1-'fl«  A.>,'^n-1-i  8.  a.  §.  76)  nabel,  vgl.  tü-tfa  der  nabol 
u.  8.  w.  —  oder  es  wird  in  solchem  falle  das  e  zu  i  gefhrbt, 
wie:  giba  (Ti.  ^•"flO^*«)  finger;  kina  herr  {6gav>-i  klna  des 
bauses  herr),  aber  im  engem  anschluss  an  das  vorangehende 
nomen :  keiui ,  wie :  sür-kena  erstgeborner,  «i'-kena  volljärig, 
u.  a.  Dann:  kerint«  iTi.  h<19°1*«)  regenzeit;  kiiya  sklave, 
aber  im  objectscasus  keiyäb,  und  ktiyayü  mein  sklave;  ta- 
min  zehn,  aber  tdmiia,  t-dntena  zehnter;  dibedi  neben  tibade 
(Ar.  jUj)  moschus;  derim  (j|)-ö)  plur.  dfrma  herde;  kawl^ 
plor.  kdweda  peitsche;  iikena  und  iekena  (Ty.  JfhV)  trink- 
scliale,  accus,  iekendb,  u.  s.  w.  In  selteneren  fallen  steht  hier  a 
fUr  e  ^8.  §.  107,  note  3). 


n 


Vn   AkliMilliiaK:    Rclnlsek. 


106)  Aaf  ultima  rabt  dem  obigen  entsprechend  der  ton, 
wenn  der  vocal  der  letzten  silbe  die  vocale  der  übrigen  wort- 
silbcn  überwigt,  und  zwar: 

a)  durch  seine  natur,  wie:  an^are  bettgestell,  areuj«  tama- 
rindenbaam,  ihf,  zicklein,  gehe  klippsehiiefer,  lali  falke,  safari 
mist,  lagi  weg,  ano  schaf,  htyö  gatte,  lolA  flaschenkllrbis,  u.  s.  w 

b)  oder  durch  positiün,  wie:  andh  eiter,  gaddvi  wurzeJ, 
kalif  nacken,  kawi4  peitsche,  tt^Uk  geschrei,  u.  s.  w.  Um  so 
mer  natürlich  dann,  wenn  die  letzte  silbe  lang  und  noch  dazu 
geschlossen  ist,  z.  b.  abalay  cercopithecus  gr.-v.  D.,  ndangnläy 
eidechse,  amhilhöy  trompete,  asül  wunde,  banitn  augenbraue. 
hanoid  nacht,  küeUl  armband,  rugüäi  totenopfer,  iatU4  rinde, 
u.  s.  w.;  ebenso:  hähük  dein  vater,  mikük  dein  esel  (nach  §.  101). 

107)  Lehnwörter  von  der  form  ,_)ii.  welche  im  vulgär- 
arabischen one  nunation  gesprochen  werden,  mtlssen  im  Be- 
danye  der  ausspräche  wegen,  da  kein  wort  auf  einen  doppel- 
consonanten  auslauten  kann,  zwischen  die  beiden  endconsonanten 
einen  vocal  einschieben,  welcher  dann  nach  §.101  den  accent 
bekommt;  z.  b.  derd'^  =  ^jj  samen;  bagdl  =  J^  Ti.  fl^A' 
maultier;  hahdr  auch  behir  (§.  105)  —  j3b6  fluss;  nehdl  =  ,_^ä> 
palme,  *  u.  s.  w.  Wo  in  dieser  zweiten  silbe  kurzes  c  za  er- 
warten wäre,  steht  nach  §.  105  wegen  des  accentes  langes  e 
oder  auch  t,  wie:  diri'  =  ^y  Ti.  G.  Ä'Cd'  panzer;  sehir  = 
^iw  Zauber;*  atir  =  j^  nachmittag;  bikir  =  t^  Jungfrau; 
fejir  =  ßpjt  der  morgen;  harib  =  Ti.  rhC'fl'  *^>^  wasser- 
schlauch; küfil  =  ,J^  schloss,  rigel;  »idlg  =  i5j^  warheit, 
U.  8.  w.  Zum  vocal  m  in  dehiir,  dvhur  =  _JJ»  mittag,  etnhnr 
neben  mekir,  emhir  =  j^  junges  pferd,  8.  §.  45,  a.  Tritt  an 
diese  formen  die  pluralendung  -a  an,  so  ftlllt  jener  eingeschobene 
vocal  der  letzten  silbe  meist  aus  und  der  accent  rückt  nun  da 
das  wort  auf  einen  kurzen  vocal  auslautet,  gegen  den  anfang 
des  Wortes  zurück,  z.  b.  bagdl  (jiS)  plur.  hdgla  maultier;  bnhdr 
und  baher  plur.  bdhra,   bdhara   das   niccr;    luhdl  (.Jaaj)    plur. 


'  Seltener  ancb  dira,  weg>en  i  nach  abfall  des  hamzeh  s.  g.  106. 

*  Ueber  das  a  in  der  zweiten  silbe  vgl.  §.  80,  b. 

•  In   Barka  erscheint  hierfür  bisweilen   ein   «,   wie:   drrüh  ==  « ,,i   pfad, 

■weg;  engerü),  aus  ■_  v --  abend  (s.  §.  72);  eiuAerä*  and  emlteri»  der  iischer- 
baum,  u.  a. 


Die  Bedaaye-Spnche  in  Nonlort-Afirikk.  11.  59 

nahla,   ndhala   palme;*    derdb  («»_iji)  plur.  ddrba,  dirba  weg; 
derim  plnr.  dirma  herde;  harih  plur.  hdrba  wasserschlanch,  ti.  s.  w. 

108)  Ein  langer  vocal  überwigt  einen  kurzen,  wenn  auch 
durch  Position  verstärkten,  z.  b.  entär  (nicht  intär  nach  A.) 
teller,  irbün  mais,  ieltät  fetzen,  lumpen,  tirmdn  querbalken, 
minSär  säge,  aber  plur.  minSär  nach  §.  102;  ebenso:  anbür 
(nicht  dnbür  nach  A.)  äUgel,  aber  plur.  dnber. 

109)  Diese  hier  aufgefllrten  regeln  bezüglich  des  accentes 
gelten  für  alle  redeteile,  nomina  wie  verba  u.  s.  w.,  und  es 
bleibt  der  accent  auf  der  ursprunglichen  tonsilbe  bei  der  flexion 
so  lange  stehen,  als  es  die  oben  entwickelten  gesetze  gestatten. 
So  bildet  z.  b.  amdn  (verktlrzt  aus  ^2,U^  oder  vielmer  aus  j^jU^l) 
glaube,  ein  denom.  verb  aman  (nicht  dman,  A.),  imp.  dmana!  weil 
alle  drei  vocale  der  quantität  nach  gleich  sind  und  die  letzte 
silbe  eine  offene  ist  (§.  103);  perf.  aman^dn  (§.  106,  b)  ich  glaubte, 
amdn-ta  (§.  104,  b)  du  glaubtest,  amdn-ya  er  glaubte,  wü-amanäy 
(§.  106,  b)  der  gläubige. 


Formenlere. 

L  Das  nomen. 

1)  Das  geschlecht. 

110)  Das  Bedauye  unterscheidet  am  nennwort  ein  männ- 
liches und  ein  weibliches  geschlecht,  wenn  auch  (ausser  in 
einem  einzigen  bisher  bekannten  faUe:  tak-dt  frau,  gegenüber 
tak  mann)  äusserllch  in  der  form  des  nomens  selbst  das  ge- 
schlecht durch  kein  specielles  merkmal  gekennzeichnet  ist.  Die 
Unterscheidung  der  beiden  geschlechter  ist  ursprünglich  gewiss 
vom  sexus  ausgegangen;  da  aber  im  Bedauje  (wie  in  den  ge- 
sammten  chamitisch-semitischen  sprachen)  kein  nomen  generiB 
neutrius  ist,  sondern  alle  substantiva  entweder  masculini  oder 
feminin!  generis  sind,  so  drückt  im  gegenwärtigen  Stadium  der 


'  Vor  Uiyngalen  wiid  a  oft  gedent,  yg\.  %.  83;  aach  wird  iwiaohen  luyii- 
galen  nnd  einem  folgenden  eon«on«nten  UUifig  ein  a  eingvaehoben,  wie 
dies  aacb  im  Aethiopiachen  nnd  in  den  Agaoipnchen  gesehielit 


60 


TD.  Abbaadlmif :    Beintseh. 


spräche  das  masculinam  neben  dem  sexos  auch  grOese,  ansei 
and  energie,  das  femininum  aber  zumeist  kleinheit,  schwäche 
und  Passivität  aus.  So  ist  z.  b.  ia  die  kub,  mascvdini  generis, 
weil  sie  bekanntlich  in  diesen  ländern  die  hauptstütze  des  gre- 
sammten  hauswesens  ist,  dagegen  ia  das  äeiscJi,  ein  femininam, 
da  es  gegenüber  ia  der  kuh,  von  minderem  belange  ist  Er- 
kannt wird  das  geschleclit  der  nennwörter  1)  durch  den  vor- 
gesetzten bestimmten  artikel,  2)  durch  die  geschlechtlich  unter- 
schidenen  casussuftixe,  und  3 1  durch  die  form  des  prttdicates.  Das 
natUrhche  geschlecht  wird  ausserdem  namentlich  bei  gattungs- 
namen  von  tieren  nicht  selten  durch  den  beisatz  rdba  männlich, 
und  kita  weiblich,  näher  bestimmt;  z.  b.  kärkär  rdba  eine  männ- 
liche schlänge,  kärkilr  käa  eine  weibliche  schlänge. 


2)  Der  artikel. 


111)  Da  dieser  redeteil  eine  so  hervorragende  roUe  am 
nennwort  spilt,  so  lasse  ich  die  formen  desselben  zunächst  hier 
folgen.  Das  Bedauye  besitzt  nur  einen  bestimmten,  aber  keinen 
unbestimmten  artikel,  statt  dessen  (wie  im  vulgären  arabisch 
das  j^y)  bisweilen  die  zalbezeichnung  (üt  eins,  efigäl  gebraucht 
wird;  z.  b.  dne  mek  rehdn  oder  dne  eügäl  mek  rehdn  ich  sah 
einen  esel. 

112)  Die  formen  des  bestimmten,  seinem  nomen  stets  prä- 
figirten  artikels  sind  folgende: 


Singular 


plural 


fem. 


maac.  feoi. 

nominat.     wü,  n  der,      tu  die  yä,   ä  tä         die 

object         loö,   ö  den,      tO  die  ye  [yi\,  ö  [i]       ti  [te\  die. 

Vor  vocalen  und  laryngalen  werden  die  volleren  formen 
«>ft,  w5,  yä,  ye,  vor  consonanten  die  ktlrzeren  ü,  ö,  /?,  e  gebraucht, 
z.  b.  wü-'db  das  zicklein,  wü-'6r  der  knabe,  wü-hdbbas  der  ring, 
plar.  ySrdba  die  zicklein,  a.  b.  w.,  dagegen:  ü-tdk  der  mann, 
ö-mik  den  esel,  ä-mdk  die  esel,  accus,  e-mdk,  u.  s.  w. 

113)  Die  angegebenen  formen  des  artikels  findet  man  im 
gebrauch,  wenn  jemand  in  getragener  rede  spricht  und  jedes 
Wort  klar  und  deutlich  hervorheben  will.  In  lässiger  rede  und 
gewünhchen  erzälungeu  kommen   aber  verkllrzte  artikelformen 


<«-. 


zum  Vorschein,  die  wir  hier  kurz  verzeichnen  wollen.  Zunächst 
kann  man,  worauf  schon  Almkvist  (1.  c.  p.  64,  §.  55)  aufmerksam 
gemacht  hat,  zu  nnzUlig-en  malen  beobachten,  dass  das  Bedauye 
auch  schon  recht  häufig  im  nominativ  die  objectsformen  des 
artikels  anwendet,  also  teO,  ö  fem.  tö,  plur.  ye,  e  fem.  tg  flir  ipfl, 
«,  u.  s.  w.;  z.  b.  tf^-hdd'a  (für  tcü-hd^a)  iya  der  schieb  ist  ge- 
kommen. 0-bagdl  (für  ü-laydl)  anibu  das  mauitier  gehört  mir. 
yl-'dr  (für  yä-'dr)  ddbyän  die  knaben  liefen,  i-bdgala  (fllr  a-bd- 
gald)  aniha  die  maultiere  sind  mein,  tö-dingar  (fiir  fü-dingar) 
WKfitu  die  ebene  ist  gross,  te-'dr  (filr  tä-'ar)  daürita  die  mädchen 
sind  schön.  Eine  weitere  abschwächung  besteht  darin,  dass 
die  langen  vocäIc  des  artikels  gekflrzt  werden,  also  wo,  o  fem. 
to  plur.  ye,  e  (auch  yi,  i)  fem.  te  (auch  ti)  für  usö,  0  fem.  tö 
u.  s.  w.  Der  letzte  schritt  der  abschwächung,  der  in  der  Um- 
gangssprache vollzogen  ist,  besteht  darin,  dass  der  vocal  o  zu  « 
gekilrzt  wird,  so  dass  man  hiernach  fttr  die  gewönhche  con- 
versationssprachc  nur  folgende  zwei  artikelformen  verwendet, 
uemhch  fUr  nominativ  und  accusativ  sing.  u.  plur.  e  fem.  tc;  z.  b. 
e-d(rfin  uamni  der  Schafbock  blockt,  plur.  e-dlrfina  wawen 
te-dlrfin  waütini   dsis    schaf   blockt,  „      U-dirfina  wau:in 

u.  8.  w. 

Dieses  t«  wird  vor  vocnlen  und  laryngalcn  meist  sogar 
t  verkürzt,  wie:  t-dba  der  fluss,  t-ibra  die  nadel,  t-ambilhdy 
die  trompete,  Wtmma  das  volk,  i-hdmo  das  haar,  t-hdngant  die 
ameise,  t-hdwa  die  girbe,  der  schlauch,  u.  s.  w. 

Anmerkung.  Almkvist  (1.  c.  p.  64,  §.  54)  bemerkt  aus- 
drücklich, dass  der  bestimmte  artikel  den  wortaccent  erhalte. 
Diese  regel  wird  fllr  die  spräche  der  Bischari  und  Ababde  ire 
richtigkeit  haben,  aber  bei  den  südliclien  slilnmicn  kann  ich 
aus  meiner  erfarung  nur  constatiren,  dass  der  artikel,  welcher 
mit  dem  nennwort  häufig  zu  einem  lautkörper  zusammenwächst, 
bloss  dann  den  accent  erhält,  wenn  er  an  quantität  das  über- 
gewicht Ober  den  vocal  des  nennwortes  besitzt,  z.  b.  ü-mik  der 
esel,  aber  d-vulk  die  esel  (vgl.  §.  101  und  108).  Doch  bemerkte 
ich  bei  den  südlichen  stJinimen,  dass  auch  in  diesem  angegebenen 
falle  der  ton  gewönlich  auf  das  nennwort  gelegt  wird,  also  ü-tdk 
der  mann,  a-mdk  die  eseln,  u.  s.  w.  In  getragener  rede  werden 
aber  beide  teile  gleichmässig  betont,  z.  b.  ü-tdk  der  mann,  rüü-'db 
das  Zicklein,  u.  s.  w. 


^^^^^62^ 

VII.  Abhwaian« :     Brinitck. 

3)  Die  zal. 

^ 

^^H         114) 

Das  Bodanye  unterscheidet  gleich  allen  knschitischen 

^^^^P          sprachen 

einen    singular  und    einen    plural. 

Der    letztere  wird 

^^^V            stets   aas 

dem    singularstamm 

gebildet   und 

ist    entweder  ein    ■ 

^^^^k           nasserer,  wie  mehin  plar.  rnnhin-a  ort,  oder  ein 

innerer,  wie:  mik     ■ 

^^^^H           plur.  mak  esel  u.  s.  w. 

1 

^^B 

Der  nassere  plural  wi 

rd  bei  den  meisten  consonantisch     1 

^^^^H           anslautendcn   nennwOrtern   p^ebildot  durch  an 

ftigung  der  plural- 

^^^^H           endang  -a 

*  an  den  singularstamm ;  z.  b. 

^^^^B           adif  plar. 

dijef-a  rinde 

hatcil      plur 

.  hdüla  jar 

^^^^H           addl 

ddal-a  scliildgriff 

kuHn         „ 

kiiin-n   rilrstock 

^^H 

a4in-a  teig 

kawirf         „ 

kdwe4-a  peitsche 

^^^1 

isin-a  flusspferd 

lül 

lüla  faden 

^^H      ^fi«- 

bür-a  land 

lölii 

l6U-a  katze 

^^H 

btt-a  geier 

him 

Idm-a  makeit 

^^^H 

ddgl-a  mastbaum 

lüm             „ 

lüm-a  anus 

^^^H                „ 

ddngar-a  ebene 

mid            „ 

mid-a  penis 

^^^^H           derab 

därb-a  weg' 

mild            „ 

müd-a  mass     ^^H 

^^^^H           derlm 

dirm-a  herde* 

vifhil          „ 

mfhel-a  arzen^^^H 

^^^^M           gaddh 

gddh-a  sehüssel* 

wiSA            „ 

vi6k-a  hals              1 

^^H 

gtllh-a  antil.  agazen  * 

rn^'id         „ 

rdgnd-a  fuss           1 

^^^1 

gdlama  griffel 

.?a'            „ 

Sä'-a  kuh                 1 

^^^^H 

kdrb-a  schlauch' 

Sera-           ^ 

Hr-a  segel              1 

^^^^^H 

haris-a  nasliorn 

terig           ^ 

tlrg-a  raonat*         1 

^^H         116) 

Die  auf  den   halbvocal  tr  and  v  auslautenden  nenn-    1 

^^^^H           Wörter    bilden  ebenfalls   häufig 

den  plural  ir 

der  angegebenen 

^^^^1 

. 

^^^^H           aräw  (aräü)  plar.  draw-a  freand 

e/»6arö^  plur 

.embaröy-a  lippe 

^^^^H           buic  (bü) 

„    &iiM:-o  Sperber 

hdlbati      „ 

halbdty-a  schlauch 

^^^^H           gaw  (gaü) 

„   gd\c-a  haus 

küdlani     „ 

küahiny-a  axt 

^^^^M           kaw  (kaü) 

„    faiioaperlhun 

limi          „ 

lämy-a  finger 

^^^^^M            maldw('maldu)  „   vuilaw-a  axt 

sali           „ 

*äZy-ahaarschopf.* 

^^^^H                     Anmerkung    1.    Von   dieser   angegebenen    pluralbildung    | 

^^^^H                           a 

rabische   lehnwörter, 
er  diese«  sufBx  g.  80,  e. 

«...  ,.  ....  ...  ^ 

^^^H                         ub 

^^H         '        1 

07.        •  Vpl.  §.  107.  pg. 

59,  ntite  1. 

^^H 

^^^^^H                  *  Im  gchwa  qnieacens  Uuten  u<  und 

y  wie  «  und  i; 

^H 

Die  Bedaaje-Spnche  in  Motdott-Afrik».  D. 


63 


*-,  vulgär- Arab.  -a  bilden,  eine  scheinbare  ausname;  z.  b.  tüba 
ein  ziegektein  =  Ar.  iS^  plnr.  töft  Ziegelsteine  =  collect,  v..^ 
u.  s.  w.,  daher  gehört  diese  formation  nicht  in  die  Bedanye-, 
sondern  in  die  arabische  grammatik;  vgl.  hierüber  anch  Almkvist 
1.  c.  pg.  63,  §.  53. 

Anmerkung  2.  Für  das  wort  tak  mann,  wird  im  plnral 
enda  männer  (Ty.  K^^*  leute,  stamm,  tribus)  und  flir  takdt 
frau,  die  form  md'  frauen,  gebraucht. 

117)  Die  innere  pluralbildung  (pluralis  fractus),  ebenfalls 
nur  bei  consonantisch  und  halbvocalisch  auslautenden  nenn- 
wörtem  vorkommend,  besteht  in  der  Verkürzung  des  letzten 
stamm vocals,  und  zwar  wird  verkürzt: 

a)  a  zu  a,  auch  a;  x.  b. 


abaidy  plur.  abaldy  pavian 

ihäm  „  ihäm  panter 

angäi  „  dngaS  pfiug 

derdf  „  derdf  girafe 

deräg  „  derdg  ufer 

derdr  „  derdr  abendessen 

ßnjin  „  finjan  kafetasse^ 

gulim  „  guläm  schnurbart 

guntär  „  güntar  centner  ^ 

kam  _  kam  kamel 


kär  plnr.  kar  httgel 

libän  „  libdn  Weihrauch 

midän  „  middn  wage 

minSär  „  miniar  säge»    ^ 

ne'df  „  ne'df  kralle 

ne'dl  „  nedl  bett 

näy  „  nay  zige 

roSdn  „  roSdn  bürg 

rät  „  rat,  rat  blatt 
tat 


„      tat,  tat  laus. 

Wie  aus  den  angefürten  beispilen  zu  ersehen  ist,  steht 
im  plural  das  a  in  der  Umgebung  von  gutturalen  und  laryngalen, 
a  (gebrochenes  a)  aber  bei  den  übrigen  consonanten;  vgl.  auch 
§.  80,  b  und  §.  81;  zum  accent  s.  §.  99  ff. 

b)  S  wird  gekürzt  zu  a;  z.  b. 

emheris  plur.  emberds  uscherstrauch*    mek  plur.  mak  esel 
käelil         „      kiieldl  armband  mes     „      mos  tisch' 

gSf  „     gaf  ufer  Sey      „     iay  nashom. 

c)  t  wird  gekürzt  zu  t  auch  e;  z.  b. 
ebrik    plur.  ebrik,  dbrik  kafetöpfchen 
angäil     „      dngüil,  dngüel  und  dngüela  er. 


I  Zum  accent  a.  §.  102  nnd  108. 
*  auch  mita  nach  §.  116. 


*  auch  emberdia. 


u 


VU.  AtihudlnnK :    B«ini«ck. 


</<»/'  fleisobstöck 
mdk-a  hals.* 


d)  ö  wird  verkürz!  zu  a,  «r;  z.  b. 
'ör      plor.     'or,  ^ar  son  rfö/     p!ur. 
bök         „        6aJt  bock  möA:        „ 

e)  ü  wird   verkürzt   zu   e,    beziehungsweise   (nach  §.  lOö 
und  107)  auch  (;  z.  b. 

anbür  plur.  dnberj  dnhir  flügel 


gunditf  plur.  gindef  knie 


<j*f/?        „  a*<7  wunde 

ba'elük  „  bd'lek  wölke 

iandn     „  &an{n  augenbraue 

/eröÄ      „  ferik,ßrik  grabung 

fetür       „  fitir  frühstück» 

gaddüm  „  gdddum  bell* 


geniif  ^  g^"if  nase 

geniin  „  genin  kinnlade 

halläf  „  hdlUf  eher 

hni/nk  ^  hftgyk  stem* 

Seitnt  „  iiltet  fetzen 

tarb&i  _  tdrbei  tarbosch. 


118)  Bei  sämmtlichen  auf  einen  vocal  ansUutendon  nenn- 
wörtem  lautet  der  plural  gleich  dem  singular,  in  welchem  falle 
dann  der  numerus  nur  aus  der  sonstigen  satzconstruction  (dem 
vorgesetzten  artikel,  der  form  des  prädicats  u.  dgl.)  ersichtlich 
wird;  z.  b.  dba  plur.  dba  fluss;  beAdre  plur.  behäre  homrabe; 
dimo  plur.  dimo  rinde  u.  8.  w. 

119)  Von  der  pluralbildong  nach  art  der  übrigen  koschi- 
tischen  sprachen  mittelst  reduplicjition  sind  im  Be<Jauye  bis  jetzt 
nur  folgende  fälle  bekannt,  nemlich:  di'  plur.  dddi',  däde'  klein, 
dis  plur.  dädi«  klein,  und  um»,  tcln  plur.  wairun,  wäwin  gross, 
femer  tagü  neben  tagftg  zwanzig.  Eine  merkwürdige  intensiv- 
form  finde  ich  in  meinen  texten  vom  numerale  ngdl  eins,  nemlich 
ugaldl-ay  (63,  13)  ganz  allein,  einzig;  vom  suftix  atf  (Ti.  -atf, 
G.  -äict)  wird  später  die  rede  sein.  Eine  solche  intensivform 
im  pluralen  sinne  ligt  vor  im  satze:  hlniu  ka»»än  sanattanäfMx 
(44,  15)  wir  alle  sind  brüder  {»an  plur.  sdua)\  vgl.  Kafasprache 
pg.  46,  §.  36. 

A^  Die  ßille. 

120)  Das  Beijauye  unterscheidet:  subjcct  (nominativ\  object 
(^dativ  oder  accusativ)  tind  den  casus  der  abhilngigkeit  (genetiv 


'  auch  (Ufa.         *  auch  mika;  »,  §.  IIA. 

•  fiHk,  fitir  für  /erik,  J'elir  in  folge  tuu  vocalhannonie. 
'  giddum  fUr  giiUtm,  i.  §.  88;  snm  accent  ron  gaddüm  s.  $.  108  and  wa 

gäddum  ■.  §  lOS. 

*  kagik  fllr  hSyfJcü,  ».  g.  46,  a;  «rftre  hier  kein  w-haitifrer  guttural  vorhanden, 
so  mttate  der  plnral  hojfik  lauten. 


Die  BcdkDje-Spndc  io  Kordost-Atrika.  11. 


oder  ablativ).  Der  vocäüv  stimmt  formell  mit  dem  nominativ 
überein  und  wird  nur  bisweilen  durch  eine  nachgesetzte  inter 
jectionspartikel  besonders  hervorgehoben. 


A)  Der  nominativ. 


4 


121)  Das  Bubject  entbert  eines  bestimmten  Casuszeichens; 
erkannt  wird  dasselbe  teils  durch  seine  Stellung  im  satze,  worin 
es  meist  den  ersten  platz  einnimmt,  teils  durch  die  vorgesetzte 
artikelform;  z.  b.  karny  'ör  ihe  (7,  1)  eine  hyäne  packte  einen 
knaben.  *  Ttiek  wA  Idtja  hidnh  es-nin  en,  ü-mek  uwln,  ü-ldga  uwln 
(19,  1  ff.)  ein  eael  und  ein  kalb  lebten  beisammen,  erzält  man; 
der  esel  wurde  gross,  auch  das  kalb  wurde  gross.  Wü-anküdrui 
tO-dinya  akligya  (41,  25)  der  herr  hat  die  weit  erschaffen.  Amar- 
'Ar  enjdr  esi^winna-h6b  (33,  7)  die  Beni-Amer  erzogen  mich  zu 
einem  edelmann. 

B)  Der  objectscasus. 

122)  Dieser  casus  wird  äusserlich  entweder  durch  ein 
specielles  objectssuffix  oder  wo  in  bestimmten  ftlllen  dasselbe 
nicht  gesetzt  wird,  durch  die  sjTitaktische  Stellung  oder  auch 
durch  den  objectscasus  des  dem  nennworte  vorangestellten  ar- 
tikels  erkenntlich  gemacht.  Hier  treten  nun  folgende  specielle 
nnterschide  zu  tage,  und  zwar: 

a)  Bei  männlichen  nennwörtern,  welche  consonantisch 
auslauten  und  keinen  artikel  vor  sich  haben,  erscheint  kein 
äusseres  objectszeichen  und  es  wird  das  object  nur  aus  der 
bedeutung  des  verbunis  oder  syntaktisch  durch  seine  Stellung 
(meist  nach  dem  subject  vor  dem  verbum)  ermittelt;  z.  b.  kardy 
'ör  ihe  (7,  1)  eine  hyäne  packte  einen  knaben.  dne  tagüy  riydl 
hltök  (8,  20)  ich  will  dir  zwanzig  taler  geben,  ardü  harwä-t 
md'a  (11,  2)  suche  einen  geirrten  und  komml  hatdy  ibiAn 
(55,  12)  sie  hatten  ein  pferd.  dutodn  tet{b  (58,  12)  sie  füllte  ein 
gefUss  an. 

b)  Bei  mÄnnlichen  nennwörtern,  welche  vocalisch  oder 
consonantisch  auslauten  und  den  artikel  vor  sich  haben,  er- 
scheint ebenfalls  kein  äusseres  objectszeichen,  weil  das  obj« 
bereits  durch  die  entsprechende  form  des  artikels  gekennr. 


*  Die  beigescklomene  aiffer  becielit  sich  auf  «eite  und  zeile  < 
SiUiutpber.  i.  phiL-hut.  Cl.  CUVIIL  M.  1.  Abb. 


TU.  Ahbuidloog;    Reioisch. 


ist;  z.  b.  ö-nibit  dehny  efriknti  ebisna  (7,  5)  sie  graben  ftir  in 
das  grab  auf  und  begraben  in.  6-rba  retcyanek  bCya  (44,  11  als 
or  den  berg  erstigen  hatte,  ruhte  er  sich  aus.  fi-feua  hädlrya 
(60,  8)  er  eröffnete  den  krieg,  wö-'ör  duwistay  (50,  3)  hast  du 
den  knaben  eingeschläfert?  i-S'a  gidyan  (64,  8)  sie  warfen  die 
rinder  über  bord.  e-mana  tdmya  (24,  9)  er  frass  die  eingeweide. 
Ebenso  bleibt  das  object  one  casuszeichen  wenn  ein  adjectiv 
vorangeht,  wie:  dne  güda  hdrro  ddlib  ich  kaufte  vil  kom.  Geht 
ein  genitjv  dem  object  voran,  so  kann  das  objectszeichen  ebenfalls 
wegbleiben  oder  auch  gesetzt  werden;  z.  b.  ie'dy  da'a,  e'uda  fta 
hau  rehendy  (5,  16)  wir  sehen  rinderhörner  und  männemadeln. 

c)  Männliche  auf  einen  vocal  auslautende  nennwörter, 
welche  onc  artikel  stehen,  nemen  das  objectssuflix  -b  an,  vor 
welchem  der  vorangehende  vocal  gedent  wird  (s.  §.  92,  a);  z.  b. 
rewd-b  r^-yäna  (6, 7)  sie  Vjestigen  einen  berg.  hd-b  gfi'dn  efi  1 38, 30) 
ich  trinke  hier,  arö-b  yi'dm  (64,  28)  er  bestig  ein  schifiF.  hatdy 
änküand-b  edir  (60,  12)  er  tötete  einen  rciter.  /uinln  harro-h  ntdlib 
nen{  ina  (39,  27)  wir  kamen  um  körn  zu  kaufen.  bVi-b  ihenit 
hay  gigyän  (59,  3)  sie  namen  mel  und  zogen  fort,  tak  enda-h 
endirek  harämibu  (43,  28)  wenn  jemand  Icute  tötet,  ist  er  ein 
Verbrecher.  Se'ä-b  emmirkab  Mndbe  (64,  4)  das  schiff  nam  rinder 
an  bord.  Folgt  einem  solchen  vocalisch  auslautenden  Substantiv 
ein  adjectiv,  so  nemen  beide  das  objectszeichen  an;  z.  b.  atce-b 
dabaldb  ikta   (5,  6)  er  zerschlug  einen  kleinen  stein. 

Anmerkung.  Ich  finde  in  meinen  aufzcichnungen  bei- 
spilc  verzeiclinot,  in  welclien  auch  bei  vocalisch  auslautenden 
nonnwörtern,  wenn  sie  one  artikel  stehen,  das  objectszeichen 
nicht  gesetzt  erscheint;  z.  b.  mista  ebirima  (7,  9)  sie  breiteten 
matten  auf  sitra  yiheru  ako  yakyanik  *ani  sitrd-b  rehesat^k* 
(^11  ^15,  7)  als  er  sich  erhob  um  ein  versteck  zu  suchen,  sagte 
aio:  ich  will  dir  ein  versteck  zeigen,  ani  kilöyanyedhäy  hdrro 
ddlib  (41,  12)  um  prütze  zu  machen  kaufte  ich  getreide.  Ander- 
«oits  kommen  bcispile  vor,  in  denen  auch  im  falle  von  §.  122,  b 
das  objectjszeichon  gesetzt  erscheint,  wie:  ö-bti-b  e-yamib  efifna 
(M>,  12)  sie  schütteten  das  mcl  ins  wasser.  ö-defd-b  tdngil  (15,  12) 
sie  affnetu  die  türc. 

d)  Die  weiblichen  auf  einen  vocal  oder  consonanten  aus- 
Inutenden  nennwörter,  wenn  sie  onc  artikel  stehen,  zeigen  im 
ulijuet  oiii    l,  vor  welchem  ein  unmittelbar  vorangehender  vocal 


Die  B«daa]r«-8pnuli«  io  NoTdost-AIHIu.  IT. 


67 


gedent  wird;  z.  b.  dns  Sä-t  tainanyik  (45,  18)  wenn  icL  fleisch  esse. 
kidmä-t  dhare  Bilälih  (42, 19)  icli  habe  dienst  bei  Bilal.  hani-t  dni 
(19,  If))  ich  erhebe  ein  geschrei.  dne  re-t  aferik  icli  grub  einen 
brunnen.  dirhati-t  haymd'-hsb  (bS,  5)  bring  mir  butter!  ün  ü-täk 
hamö-t  ki-bare  dieser  mann  hat  kein  haar,  'öt  (flir  'ör-t)  tbire 
(57,  6)  er  hatte  eine  tochter.  Folgt  einem  solchen  nennwort  ein 
adjectiv,  so  nimmt  auch  dieses  das  feminine  objectssuffix  -t  an; 
z.  b.  had'ä-t  Wut  (für  wir-t)  wä'yäna  (5<i,  18)  sie  riefen  eine  andere 
alte  frau.  fenä-t  daüH-t  eküdyt  eya  (26,  30)  er  nam  eine  schöne 
lanze  und  kam. 

e)  Hat  das  weibliche  object  den  bestimmten  artikel  vor 
sich,  80  feit  in  der  regel  das  objectszeichen  am  nennwort; 
z.  b.  dne  tö-'6r  aßld'  ich  defiorirte  das  mUdchen.  leii-änküäna 
tö-dinya  akligya  (41,  25)  Oott  hat  die  weit  erschaflFen.  tö-fna 
ihdyt  edir  (22,  2)  er  nam  die  lanze  und  tötete  in.  te-hamo  kä- 
baberüna  (6,  5)  wir  lassen  die  haare  nicht  fliegen,  ten  te-ma' 
kärBn-hÖitna  (37,  8)  ich  Uobe  diese  frauen  nicht,  te-'ar  bali-t 
erhdn-höb  kfiäramdn-hösna  (37,  20)  als  ich  jene  mädchen  sah, 
begrüsste  ich  sie. 

Anmerkung.  Bisweilen  findet  man  das  objectszeichen 
auch  in  dieser  beschribeneu  Stellung;  z.  b.  ani  tö-'6t  (füi-  'ör-t) 
be-t  aknnhin-kös  (37,  13)  ich  Lebe  jenes  mädchen.  tö-büt  (flir 
bür-t)  niii  (59,  2)  wir  verlassen  das  land.  t^hawd-t  (für  ti-hawA-t) 
tetib  (21,  15j  sie  füllte  den  schlauch  an. 

f)  Geht  ein  adjectiv  dem  femininen  nennwort  voran,  so 
erhält  nur  dieses  das  objectssuffix  -t;  z.  b.  barük  td'a  daiiH-t  'ör 
bithltcke,  Ugite  daüA-t'ör  kd-hhhok  (ß],  13)  wenn  du  mir  jetzt 
ein  schönes  mädchen  nicht  gibst,  so  gebe  ich  dir  dann  auch 
keines.  Das  gleiche  gilt  auch  wenn  ein  relativ  dem  object  bei- 
gegeben ist;  z.  b.  Sikmdn  teniwi-t  tö-'6r  ehiye  erhisa-he  [Öl,  16) 
zeig  mir  das  mädchen,  das  du  dem  Soliman  gibst! 

123)  Die  männlichen  wie  weiblichen  eigennamen  folgen 
ganz  den  eben  entwickelten  regeln.  Eine  ausnnme  bilden  nur 
die  vocahsch  auslautenden  weiblichen  eigennamen,  die  im  objects- 
casus  statt  des  zu  erwartenden  -t  gleich  den  männlichen  nenn- 
wörtern  ein  -b  annemen,  wie:  Madlnd-b,  Hallmd-b  dkhan  ich 
liebte  Madina,  Ualima,  n.  s.  w. 

124)  Der  dativ  unterscheidet  sich  formell  in  nichts  von 
der  in   §.  122   und    123   beschribeuen   bildung   des  accusativs, 

6* 


VII.  Abhilodlang :    Raioiich. 


seine  syntaktische  Stellung  ist  in  der  regel  vor  dem  acx^nsatir, 
folpt  aber  bisweilen  diesem  auch  nach,  so  dass  nur  aus  dem 
allgemeinen  sinn  des  satzes  beide  casus  unterschiden  werden 
können;'  z.  b.  Madma-h  istöh  0-reü  ka«»öh  (61,  2)  er  brachte 
der  Madina  alle  habe  zu.  (fäica-b  ökhar  harrO-b  er  stal  einem 
dorf  getreide.  rine  Abrähim  mahalagn-b  ahdy  (49,  27)  ich  gab 
dem  Ibrahim  geld.  ö-tdk  vichalagd-b  ihe  (55,  8)  er  gab  dem 
manne  geld.  barük  ye-'adim  ummä-t  wet  (für  w6r-t)  aötanyek 
andirhök  (43,  2H)  wenn  du  die  goschichte  andern  leuten  erzälst, 
so  erschlage  ich  dich. 

Anmerkung.  Der  dativ  auf  -ida  bei  Almkvist  p.  73,  §.  81 
beruht  auf  einem  missverstÄndniss  und  wir  kommen  auf  diese 
frage  bei  besprechung  der  postposition  dihd  zurück;  s.  unten 
§.  135,  c. 

C)  Der  genetiv. 

125)  Der  genetiv  wird  gebildet,  indem  an  das  seinetn 
nomen  regens  vorangclieiide  iioinen  rectum,  wenn  dasselbe  ein 
inaaculinum  ist,  das  genetivsuffix  y  (nach  consonanten  -i),  wenn 
es  aber  ein  feniininuin  ist,  -ti  angefügt  wird.  Lautet  das  nomen 
rectum  auf  einen  vocal  aus,  so  wird  derselbe  vor  dem  an- 
tretenden Suffix  gedent;  z.  b, 

a)  bei  einem  masculinen  nomen  rectum:  'aSd-y  dör  ischa- 
zeit,  spätaV)end,  Allä-y  knm  ein  gotteskamel  (insekt  die  gottes- 
anbeterin),  mingn-y  hd<la  ein  wüstenlöwe,  had'a-y  'ör  eines  schech's 
8on,  lalünko-y  girma  köpf  eines  pavian,  "ör-i  '6r  sones  son,  enkel, 
Aarflm-i  (ir  hurcnson,  eW-t'ör  (zusammengezogen  eujor)  menscbcn- 
son,  kind  aus  gutem  hause,  gdm-i  kina  besitzer  eines  hauses, 
hatdy-i  kina  besitzer  eines  pferdes,  viik-i  nitoa  schwänz  eines 
esels,  u.  s.  w. 

b)  bei  einem  femininen  nomen  rectum,  wie:  abd-ti  derdg 
ufer  eines  flusses,  ano-t  'ör  son  eines  schafes,  ein  lamm,  lüi-ti  'ör 
(auch  lill-t  'ör)  pupille  eines  auges,  augenstern,  masdnkö-ti  biya 
saite  einer  harfe,  ne-t  häi  feuerstaub,  asche,  '6ti  (für  '6r-ti) 
hdmo  haare  eines  madchens,  aü-ti  yavi  honigwasser,  nay-t  'dds 
haut  einer  zige,  maloti  yaf  schneide  einer  axt,  u.  s.  w. 


'  Genau  so  wie  im  Nuba,  vgl.  meine  Nubasiiracbe  I,  27,  §.  110  ff. 


Dl«  B«d>nj«-3pracb«  in  Nordost- Afrika,  ü, 


126)  Ist  das  nomen  rectum  mit  dem  artikel  verseilen,  so 
steht  derselbe  im  objectscasus;  z.  b.  ö-gdiv-i  kina  herr  des  Hauses, 
S-mingd-y  hdijn  löwe  der  wüste,  ö-malal-i  mtk  esel  der  steppe, 
waldesel,  tö-manänkö-ti  biya  eine  saite  der  harfe,  tö-öti  (für  'ör- 
ti)  ^6r  Bon  der  tochter,  u.  s.  w. 

127)  Audi  das  nomen  regens  kann  mit  dem  artikel  ver- 
sehen werden,  welcher  dann  natürlich  im  casus  des  nomen  regens 
steht;  z.  b.  icö-hatoy-i  u-ü-anküdna  der  eigentümer  des  pferdes, 
ö-bhir-i  wü-hissa  der  meeressand,  ö-Gdi-i  wü-hdrro  das  getreide 
vom  Gasch,  lalünko-y  wn-hdge  adardbu  der  hintere  vom  pavian 
ist  rot.  Abdalla-y  wö-dy-i  ü-mirwad  kÄya  wo  ist  denn  das  arm- 
band  Abdalla's?  bariis  wö-'dd-i  0-girtna  ki-kta  er  hat  die  klitoris 
(vulvae  Caput)  nicht  ausgeschnitten,  tnd'  en  ä-ginna  hainö-t  ki- 
barUii  diese  niänner  sind  kalküplig  (wörtlich:  die  köpfe  dieser 
leute  haben  kein  haar),  tak  ekhan  sultän-i  tO-'6rt  (57,  9)  ein 
mann  liebte  die  köuigstochter.  bdbyö  mdäwd-y  tü-bür  baldmta 
(ü8,  14)  die  erde  meines  Vaterlandes  (des  Stammes  meines  vaters) 
ist  verdorrt,  bdbyö  en^äwd-y  tü-bür  bdlama  tesni-heb  (bS,  20)  die 
erde  meines  Vaterlandes  erwies  sich  mir  als  verdorrt,  barük 
0-bndd-y  tö-klny  Udir  du  hast  die  fledennaus  (den  vogel  der 
nacht)  getötet. 

128)  Diese  grammatisch  eigentlich  richtige  construction 
erscheint  aber  im  Sprachgebrauch  in  den  meisten  föUen  stark 
verkürzt,  da  der  geist  der  spräche  das  bestreben  zeigt,  das 
abhilngige  wort  mit  dem  nomen  regens  zu  einem  einheitlichen 
ausdruck  zusammenzufassen.  Dieses  bestreben  äussert  sich  darin, 
dass  beim  nomen  regens,  wenn  dasselbe  ein  mascuiiimui  ist,  der 
artikel  ganz  abgeworfen,  bei  einem  femininen  nomen  aber  der- 
selbe zu  t  verkürzt  (vgl.  §.  113)  und  dieses  mit  dem  nomen 
rectum  zu  einem  lautkörper  zusammengezogen  wird;  in  folge 
dieses  engen  anschlusses  wird  (vgl.  §.  96,  a)  das  genetivische  -t 
zu  -i  gedent;  z.  b.  ö-sanduk-i  bäb  die  türc  der  truhc,  6-mbad-i 
gaü  die  sttbelscheide,  ö-mid-i  girma  glans  penis,  u.  s.  w.  —  wO- 
ay-i-t  sdra  (flir  wö-dy-i  tü-gdra)  >der  rücken  der  band«  der  hand- 
rist,  ö-badd-y-t  kläy  (für  ö-badd-y  tü-kldy)  »der  naehtvogel«,  die 
fledermaus,  ö-maläl-i-t  kau  (für  5-maldl-i  tu-kaü)  »das  hun  der 
wüste<  das  perlhun,  auch:  ö-maläl-i-t  endirho  (für  ö-riialdl-i  tü- 
endirho)  id.,  ö-mik-i-t  hau  (für  ö-mik-i  tü-han)  das  eselsgeschrei, 
iDö-^ad-i-t  ambaröya   (für  wö-dd-i  tä-ambaröya)    »die  lippen  der 


10 


TU.  AbluLiidlaDg:    Beiaiiek. 


Vulva«  die  Schamlippen,  ö-sulifln-i-t  "ör  iftlr  ö-mltän-i  Uh^Ör")  die 
königstochter,  to-'öt-i-t  hamds  hadaldtii  i38,  7  fUr  tö-'&r-ti  tü-ha- 
m6»  I  das  haar  des  mädchens  ist  schwarz,  tit^-i-t  ör  i  filr  Uh'&r- 
ti  tü-'6r)  die  tochter  der  tochter,  enkelin,  u.  s.  w. 

129)  Diese  Verschmelzung  des  noraen  regens  mit  dem 
rectum  geht  dann  hilufig  so  weit,  dass  der  artikel  des  nomen 
regens  dem  ganzen  compositum  vorgesetzt  wird,  w^enn  auch 
das  nomen  rectum  entgegengesetzten  grammatischen  gesciilechtes 
ist;  z.  b.  tengitmita  (für  wö-<fng-i  tü-mita)  »der  knochen  des 
rUckens«  das  rlickgrat;  te-malnl-endirho  (ftlr  ö^maldl-i  tü-tm- 
dirho)  »das  hun  der  wüste«  das  perlhun;  tyamUhatäy  (ftlr  «- 
yäma-y  tü-hatdy)  »das  pferdchen  der  gewässer«  der  frosch; 
t-hfimtnde  (fllr  wö-hüm-i  tü-^ule  »die  mntter  des  gehimes«  = 
^\ji\  'f\)  der  scheite!,  u.  s.  w. 

130)  Das  letzte  entwickelungsstadiura  dieser  Verkürzung 
besteht  darin,  dass  auch  das  genetivische  -y,  -i  zwischen  dem 
nomen  rectum  und  regens  abgeworfen  und  beide  nomina  zu 
einem  wortkörper  zusammengezogen  werden;  z.  b.  ilmar  «r  (flir 
Amdr-i  yä-^är  »die  sf)ne  Araars«)  die  Bcni-Amer;  Hnd'endAtca 
(für  tcö-had'-y  S-ndA-y  n-dUwa  »der  volksstamm  der  abkönimlinge 
des  schöch«)  der  stamm  der  Hadendftwa; '  Kist'ufJUwa  ifür  kigyä-y 
B-ndä-y  ür^äwa  »stamm  der  Icute,  abkümmlinge  der  sklaven«') 
die  Untertanen,  die  Tigrif;  nddi-ha  (ftir  wö-ddar-i  wfi-ha  »das 
getrJlnke  von  honig«  1  hjJronicl,  hunigwein;  mdsha  (ftir  ö-mdi-i 
wü-ha  »das  gctränke  der  situerung«)  das  bier,  die  merisa;  amba- 
kdnii  (ftir  tcO-dmha-y  kt'/nsi)  der  mistkäfer;  indeb  (ftir  tö-in-ti  d^b) 
»der  Bonnenf'all«  Sonnenuntergang,  wost;  se'iga  ^ftlr  ä-ie'dy-  tcü- 
iga)  der  rinderhirt;  iadde  (ftir  Sa-y  ^dde  »haut  einer  kuh«) 
knhhaut;  kendahi  {kenn-y  ddhe)  lanzenstü;  hnngibala  (ftlr  irö- 
hdm-i  tü-gthala  »der  finger  des  anfangs«  womit  man  beim  zälcn 
beginnt)  der  kleine  tinger,  u.  s.  w. 

131)  Ist  das  nomen  rectum  ein  plurale,  so  wird  an  die 
pluralcndung  das  geneti\'i8che  -y,  nach  femininen  -^i'  angesetzt; 
ein  diesem  suftix  vorangehender  vocal  wird  (nach  §.  96,  a)  ge- 
dent,  auch  wird  ein  dem  -y  unmittelbar  vorangehendes  a  oder 


'  ^k'-  §■  63    nod    Aber    den    Ursprung    dor    Hadend&w«    s.  teit«    p.  II, 
kapitel  6. 


Dia  B«<lM7e-Spracbe  in  Nordort-Afrik*.  n. 


n 


e  mit  dem  -y  häufig  zu  e  zusammengezogen ;  z.  b.  ied-y  hist' 
amasu  ifi  (5,  14)  ich  höre  rinderstimmen  {ka  plur.  iä'a  rind); 
ebenso:  ien-y  dä'n  (5,  Ifil  hörner  von  rindern;  kürbä-y  dd'a 
>hömer  (zänc)  von  elefanten«  [ktirih  plur.  ki'irba);  S-dambe  bitik 
(68,  11)  >zwischenranm  der  schenke!»  zwischen  den  schenkein 
(ddmba  plur.  ddmha,  §.  118);  e  Betläiiye-t  bar  das  land  der 
Bedscha  [ü-BedMye  der  Bedseha,  plur.  ä-BetJdiiye  die  Bedscha, 
§.  118);  ye-aye-t  idra  die  handriste  (für  ayä-y  tä-sdra,  sing.  wO- 
ayi-t  sdra;  ay  handl;  f-eija-t  'ade.  zigenhäute,  u.  s.  w. 

Anmerkung  1.  Almkvist  gibt  in  seinem  werke  (p.  68, 
§.69)  als  genetivsuffixe  an:  sing. -i,  fem. -<i,  plur. -a,  fem. -<a. 
Nach  den  von  mir  gesammelten  bctspilen  lautet  aber  das  gene- 
tivsuffix  im  plural  ganz  gleich  dem  im  singiüar  (s.  oben  §.  131), 
doch  ist  nach  den  von  Almkvist  angffiirtf.n  beispilen  an  der 
richtigkeit  seiner  aussage  nicht  zu  zweifeln,  um  so  weniger, 
weil  auch  in  den  Agausprachen  ftir  den  phiral  ebenfalls  -fl  als 
genetivsuflix  erscheint.'  Es  bleibt  also  nur  iliii  eine  möglichkeit 
übrig,  diese  divergenz  zwischen  meinen  und  Almkvist's  beispilen 
zu  erklären,  nenilicli  die,  anzunenien,  dass  in  diesem  punkte  eben 
eine  verschidcnlieit  besteht  zwischen  den  nördlichen  stammen 
der  Bischari  und  den  südlichen  der  Halenga,  Hadcndawa  und 
der  Beni-Amer. 

Anmerkung.  2.  Dass  das  genetivsuffix  -ti,  nur  nach  fe- 
mininen nennwörtem  vorkommend,  in  f  -f-  *  zu  zerlegen  und 
letzteres  mit  -i/  (nach  consonanten  -i),  dem  genetivzeicben  der 
masculina,  identisch  ist,  kann  wol  keinem  zweifei  unterligen; 
mit  diesem  -y  vgl.  das  genetivsuflix  -i  im  Bilin,  Chamir,*  Saho 
und  'Afar  =^  A.  f-,  G.  |(-.  Almkvist  gibt  (p.  70,  §.  72)  an,  dass 
die  auf  einen  vocaI  auslautenden  nennwöi'ter  im  Bischari  vor 
der  pluralcnduug  a  ein  cufunisclies  y  einschieben;  z.  b.  «^  band, 
plur.  dy-a  bände,  genet.  plur.  ayd-ya.  Nach  obigem  ist  demnach 
dieses  y  kein  eufonisches,  sondern  ein  wurzelliaftes  und  es  stimmt 
sonach  das  genetivsul'tix  -ya  vollständig  mit  dem  aniharischen  f- 
überein. 


'  Vgl.  Blliu8))racli(\  §.  153,  Chamirspraclio  §.  208,  numerkinig. 

'  In  iler  Cliainirgraiiimatik  habe  ich  dieDes  guf6x  nicht  niifgefOrt,  aber  ich 

fand   dasiielbe  nachträglich  in  den  texten,  vg\.  Chamirspraclie  11,  9,  43; 

fi,  1.  3&;  13,  44. 


TTT.  AVbudlnng:    Ktiniteli. 


D)  Der  ablativ. 

132)  Dieser  casus  existirt  eigentlich  im  Be<}aa7e  gar  nicht, 
weil  derselbe  formell,  daher  auch  begrifflich  mit  dem  genctiv 
durchaus  zusaramenl^Ut.  Nachdem  aber  Almkvist  (l.  c.  p.  71, 
§.  75  ff.)  dem  ablativ  ein  besonderes  kapitel  gewidmet  hat,  so 
will  auch  ich  meinerseits  alle  jene  fillle,  welche  nach  unsem 
grammatischen  Vorstellungen  in  den  ablativ  gehören,  der  bessern 
Übersicht  wegen  hier  speciell  zusammentragen.  Das  Be<}auje 
drückt  mittelst  y  nicht  nur  die  abhängigkeit  eines  nomens  von 
einem  andern  (genetiv)  aus,  sondern  auch  die  richtung  von  einem 
objecte  her  oder  nach  einem  gegenständ  hin,  das  verweilen  an 
einem  orte,  ferner  die  Ursache,  das  mittel  wodurch  etwas  be- 
werkstelligt wird  u.  s.  w.,  alle  diese  beziehungen,  welche  in 
andern  sprachen  durch  den  ablativ,  instmmentalis,  locativ  n.  dgl. 
ausgedrückt  werden,  bezeichnet  das  Beijauye  ganz  so  wie  den 
genetiv  mittelst  des  suffixes    y;  z.  b. 

a)  Die  richtung  von  einem  gegenstände  her;  wie:  aü 
Mi^dl6-y  ^ya  (39,  6)  wer  ist  aus  Mogolo  gekommen?  äne  ö-geuc-i 
yi  ani  (4Ö,  7)  ich  komme  vom  hause.  6-Gai-i  ydkya  (55,  1)  er 
brach  auf  vom  Graschfluss.  Makka-y  ydkyän  (öd,  12)  sie  brachen 
auf  von  Makka.  Soddn-i  yakyäyl  Mduxir  ehe  (57,  3)  er  brach 
auf  vom  Sudan  und  ging  nach  Kairo,  nä-mhln-i  ita  i  (36,  23) 
woher  kommst  du?  dne  0-S6k-i  yidn  ich  komme  von  Suakin. 
ly^yel-i  atjtdha  ich  stig  vom  mastbaum  herab,  ay  (für  dw-i) 
UmiMDaf  von  wem  hast  da  es  gehört?  tdk-i  metwdb  kdke  ich 
hörte  es  von  niemand. 

b)  Die  richtung  nach  einem  object  hin,  wie:  dne  Amtda-y 
d^-hi  ich  bin  auf  dem  wege  nach  Amideb.  Mekall6-y  niba- 
mivdd  wir  werden  nach  MukuUu  gehen,  nä-mhln-i  atfari'  (14,  30) 
wohin  »oll  ich  fliehen?  In  der  regel  aber  wird  in  diesen  fällen  der 
vJü«\4Mva«UH  gebraucht,  wie :  Kaasala-b  nach  Kassala,  Jidd-i-b  nach 
W^hmUtH,  OsBg  dbe  ich  ging  auf  den  markt  u.  s.  w. 

V^  IVm»  verweilen  wo;  z.  b.  dne  ö-ma)igä-y  abdyho   hatjäb 

^4Jm  ^4<V  M)  als  ich  in  der  wüste  wanderte,   sah   icli  einen 

^i>{,y«^    Wy  vhi'  (5,  5)  daselbst  blib  er.    toö  aro-y  'örfih  ife  (64, 

s»»  «'litflo  befand  sich  sein  son.    Meknlloy  nife  wir 

^j^V«  >v    MvkWullu     Hiiiiihin-i   taldydmani  (15,  26)  wo  soll  ich 


Die  Bedinye-Spracbo  in  Nordost- Afril».  11. 


n 


mich  verstecken?    in-tin-i  oder  in-tö-y  (72, 16)  hier  an  diesem 
ort.    Je«  ton-i  oder  bSn-ti-y  (ib.)  dort. 

d)  Die  orsjiche,  das  mittel  u.  s.  w.,  z.  b.  Ahdnlla  Bildl-i  iya 
Abdallah  starb  durch  Bilal.  Bllol-i  eddr  er  wurde  von  Bilal  ge- 
tötet, (j'd«  Ahdnlld-y  atota  ich  wurde  von  Abdallali  geschlagen. 
icü-hci<Ja  S-yö-y  dihya  der  löwe  fiel  durch  den  stier,  rasäs-i  iya 
(60,  13)  er  starb  durcli  eine  kugel.  ö-  Firit  edir  ö-mbad-i  (56, 5) 
er  tötete  den  Perser  mit  dem  Schwerte. 

e)  Die  Zeitangabe,  wie:  wö-dsir-i  iya  (14,22)  er  kam  am 
nachmittag,  wö-dsir-i  wdkt-i  md'a  (14,  15)  komm'  zur  zeit  des 
nachmittags!  ö-ngrab-i  wdkt-i  maa  komm'  zur  zeit  des  abends! 
tö-fd<Ji(ja  titd-y  (69,  14)  in  der  vierten  nacht. 

f)  Die  vergleichung,  wie:  barük  katisir-i  nigiswa  du  bist 
schmutzig  wie  ein  schwein.  barfik  Bildl-i  akrdbua  du  bist  ebenso 
stark  wie  Bilal.  d-yam  (und  ä-ydma)  niös-i-ba  dieses  wasser  ist 
brackig  (ist  von  salz,  wie  salz),  barüs  mtslim-i  däybu  er  ist  edel 
wie  ein  muslim. 

133)  In  folge  dieser  so  verschidenartigen  gebrauchswcise 
von  -_(/,  bei  welcher  die  genaue  bedeutung  dieser  partikel  durch 
den  allgemeinen  sinn  des  satzes,  durch  das  verbum  u.  dgl.  oft 
nur  unvollständig  zum  ausdruek  gelangen  kann,  hat  der  sprach- 
geist  nach  mittein  gesucht,  die  jedesmalige  bedeutung  von  -y 
genauer  zu  präcisiren  und  hat  diesen  zweck  vollständig  erreicht 
durch  postpositionen,  welche  wir  demnach  an  diesem  orte  be- 
sprechen wollen.  Wir  müssen  im  Bcdauye  zwei  arten  von  post- 
positionen unterscheiden,  nemlich  eigentiiche  d.  i.  postpositionen 
welche  nur  als  solche  im  gebrauche  vorkommen  und  dann  aus 
ncnnwörtern  abgeleitete.  Beide  arten  von  postpositionen  ver- 
halten sich  zu  irem  nomen  gerade  so  wie  oben  beim  genetiv 
das  nomen  rectum  zum  regens,  rogiren  also  wie  die  arabischen 
Präpositionen  den  genetiv.  Da  nun  im  Bcdauye  wie  in  den 
übrigen  kuschitischen  sprachen  noch  tatsächlich  die  meisten 
postpositionen  als  wirkliche  nomina  im  gebrauche  stehen,  so 
darf  hieraus  wol  ein  schluss  auf  einen  ursprünglichen  nomi- 
nalen character  auch  der  eigentlichen  postpositionen  gezogen 
werden. 

134)  Zu  den  eigenthchen  postpositionen  gehören  nach- 
folgende: 


74 


VII.  Abkandlang:    Keinifck. 


a)  Die  postposition  -b,  darchaus  identisch  mit  Ti.  6.  fl' 
■j  -a  der  semitischen  sprachen ;  z.  b.  kidtndt  dbare  Biläl-i-b '  ich 
habe  dienst  bei  Bilal  (42,  Itt).  lehnyt  'id  wtin  muslitn-i-bu* 
morgen  ist  ein  grosses  fest  bei  den  muslim  (oder  ein  grosses 
fest  der  muslim).  So  erklären  sich  auch  Verbindungen,  welche 
man  als  gcnctive  betrachten  könnte,  wie:  ü-gaü  wü-Hammed-i-b 
tcünv,  das  haus,  das  bei  Mohammed  ist,  ist  gross,  —  woftir  auch 
gesagt  wird:  Hdmmed-i  ü-gaü  wünu  Mohammed's  haus  ist  gross. 
wü-'öriu  te-lagX-H-b^  iya  sein  son  starb  auf  dem  wege.  ferhn-ti-b 
ttya  (43,  5)  sie  starb  vor,  aus  freude.  iü-yin,  tii-i4;rig,  yä-hayük 
tö-birB-ti-b  hirirßn  die  sonne,  der  mond  und  die  steme  wandeln 
am  himmel.  dtie  mehdyt  ylnü-ti-b  tamdh  knke  (42,  27)  ich  habe 
seit,  in  drei  tagen  nichts  gegessen.  Mesmri'  jaji~trfi-ti-h  tßfi  (42,  26) 
Massauu  ligt  auf  einer  insel.  ani  Jlartvm-i-h,  StdAn-ib  estV,  'örii 
wü-ani  0-Sok-i-b  efe  (36,  30)  ich  wone  «u  Chartain  im  Sudan  und 
mein  son  befindet  sich  in  Suakin.  ö-SV.iti-A  4tt4t  iH«»,  2S)  ich  gehe 
nach  Suakin.  Abdalläy  ü-gawA-h  dtid<  ich  fjvix«  nach,  «um  hause 
Al'dallah's.  e-bVyön  i-yamf-b*  nißf  l^5^  10)  wir  schütten  unser 
mcl  ins  wasser.  e-yam-e-b  <iiihy^  [  42,  **>  er  fiel  ins  wasser.  ay  tirga 
yi-hamiik-*-b  t^aut  (42,  2M  l^lnt"  mouatc  blib  sie  am  leben. 

b)  Die  postposition  -4^  -ft,  gleichlautend  mit  Sa.-'Af.  -t,  -d^ 
Bil.  -d,  Cha.  -t,  -d,  Do.  Qu.  z,  Ku.  -ta,  -te,  A.  -|--  bei,  an,  in, 
nach  u.  B.  w.;  z.  h.  0-Mled  öH-nay-ka  ü-beledün  hanyu  wö-'id-i-d 
denn  als  jene  Stadt  ist  unsere  Stadt  vomemer  in  bezug  auf  fest- 
feicr.  tö-'uti-t  ham-os,  hadalotu  tcv-hawdd-i-d  (38,  7)  des  mädchens 
ir  haar  ist  schwarz  nach  art  der  (wie  die)  nacht,  dne  Büäl-i-t 
akrdbu  ich  bin  stark  nach  art,  wie  Bilal.  tö-takdt  darti-t^  hüy,  bit- 
fartyek,  tak  nn  fidiküt  wüt  bä-id'ir  (7,  19)  nach  der  entlafisnng 
der  frau,  wenn  sie  nicht  gebärt,  soll  dieser  mann  nach  der  Scheidung 
eine  andere  heiraten!  yam  guati-t  tnjdon  niba  (40,7)  nach  dem 
trinken  von  wasser  gehen  wir  heim,  binmilldhi  diti-t  en46n  niba 
wir  sagen:  in  Gottes  namen!  und  gehen  heim  (nach  dem  bis- 
raillahi- sagen  gehen  wir  heim),  ani  e-d'dye  e«halti-t  yfani-hoka 
(20,  25)  nach  dem  schärfen  meiner  hömer  komme  ich  zu  dir. 


>  lieber  i  «tett  •  s.  §.  96,  a.        *  Ueber  -u  s.  §.  139. 

'  FUr  td-lat/Ui/,,  s.  §.  113;  da  daa  wort  lagt  gener.  femin.  ist,   so  steht  du 

euffix  -ti,  ».  %  125. 
'  Ahn  j/oma-i-li  xiuiarainenfi^Eopen. 
'  där-li  dio  Scheidung,   dm-tU  für  d^r-ti-i-t;  vgL  a.  Almkrist  1.  c.  p,  247,  d. 


Di*  Bfdanye-Spneh«  in  Nordoft-Afrilpi.  n. 


76 


tiirfiui  tdki  ay-i-t  tifi  die  lanze  befand  sich  in  des  mannes  band. 
hedaddebin-di  sdkna  (Monz.  p.  353)  wir  gingen  in  der  finsterniss 
fort.  Dieselbe  postposition  ist  auch  vorhanden  in:  lehäyt  morgen 
=  lehä-y-t,  und  in  hitkäyi  zwischen,  bitka  mitte. 

Anmerkung.  Dieselbe  postposition  kann  auch  einem 
vcrb  im  bestimmten  tempus  nachgesetzt  werden  und  es  wird 
auch  hier  in  der  rege!  zwischen  dem  verb  und  der  postposition 
die  genetivpartikel  -y  eingeschoben;  z.  b.  Sodäni  yakyä-y-t^ 
Mdsiir  ehe  (57,  4)  er  brach  vom  Jrfudan  auf  und  ging  nach 
Kairo  (wörtlich:  nach  dem  von  er-brach-auf  ging  er),  hx-mda 
ien-i-t  höy  (ihdy  (lÜ,  15)  gib  her!  sagte  sie  und  nam  (das  geld) 
von  im  (wörtlich:  bei  dem:  gib  her!  sie-sagte  nam  sie),  ragadok 
ö-ng6r  kifät  hiyeba  (20,  5)  schneide  das  eine  bein  von  dir  ab 
und  gib  es  mir!  ani  ie'Bgnh  akd-y-t  dirman  (44,  2)  ich  wurde 
ein  hirt  und  weidete  vih  (wörtlich:  nach  dem  von  ich  wurde 
ein  hirt,  da  weidete  ich ). 

cl  Die  postposition  -s  (gleich  mit  dem  genetivsuffix  im 
BiL  ■»,  De.  Qu.  -z,  -zi,  G.  H  )  ao8,  von,  mit;  z.  b.  bäbyö  6- 
gaw-i-8  dirbafit  hiiyma-hib  (58,  5)  bring  mir  butter  aus  meines 
Vaters  haus!  Hdmmed.-i  wö-ny-i-s  iya  er  starb  von  der  band 
Mohammcd's.  abiye-s  (fUr  dbiya-i-s)  hardvi-i  ehe  ^9,  14)  er  ging 
von  sich  (für  seine  person)  auf  sünde  aus.  bäbyok  ent/(\tcä-y-9 
bdya  ziehe  aus  deinem  vaterlande  aus!  vgl.  a.  28,  8;  2'J,  12; 
134,  16;  35,  1.  11;  48,20;  56,2. 

d)  Die  postposition  ka  von,  aus  (Sa.  'Af.  -kö,  -kn.  So.  ka-, 
Ku.  -k'in,  Bar.  -f/e,  Kaf.  -jt,  A.  h)  wird  im  Bcdauye  fast  nur 
mer  "m  der  comparation  gebraucht;  z.  b.  0-iak-i-ka  tü-tnkdi  hanyU 
Tum  manne  aus  ist  die  frau  schöner  =  die  frau  ist  schöner  als 
der  mann.  Ui-dinyä-ti-ka  tcü-aker  hanyis  das  jenseits  ist  schöner 
als  die  weit;  vgl.  auch  §.  143.  Ausserdem  finde  ich  diese  post- 
position noch  im  gebrauch  bei  Zeitangaben  von,  her,  seit; 
z.  b.  '6iil  ny-t  y'ma-Üka  lehätu  meine  tochter  ist  seit  fllnf  ta" 
krank.  'Ali  had'abu  fa^iy  haüU-ka*  Ali  ist  schech  seit  vier 


*  yAkyn  er  brach  auf;  zu  yakyü-y  t.  %.  96,  a.    Zn  diesem  -t  vgl.  a.  Ali 
|i.  247.    Qenau   so   wie   hier  dai   Be^anye   «o  constniirt   auch  daa  r 
Tgl.  ay  nCgti-do  irjtn  iköri  ala   ich  furtging   (wörtlich:   bei  dem  iel 
fort)  war  ich  reich,  n.  s.  w.,  a.  Nubaaprac.he  I,  I-IC,  $.  438. 

*  luiöl  plur.  Itaüla,  davon  haOla-i-ka  =  haUikn.  Almlivist  p.  S 
aait,  bat  die  intereaiiante  form  lutOIa-yi-ka.  Da  nun  -^ 


»n. 


»«iBliek. 


e)  Die  postpoaition  -««  mit,  in  geMOaduift  (Ga.  -n,  Kaf. 
HM,  Kn.  -nd,  A.  -tj  I  G.  -%  i  -^  *);  %.  h.  HammtdÄ-na  hnifdi  ich 
wiO  mit  Mohammed  ^ehcn.  <fro  tcir-iut  ihabya  er  reiste  ab  aaf 
(mit)  einem  andern  schiffe. 

f)  Die  poetpontion  -ni  seit,  Ton  t&a^cfa  ob  ans  ao-«); 
ich  besitze  davon  nor  foigende  verbindongen  in  Zeitangaben: 
Afa-ni,  aeit  gestern,  kaUm-iti  tod  jetzt  an,  leknyt-U  (fttr  leJtäyt- 
ni)  Ton  morgen  an;  vgl.  anch  bei  Moncinger:  er<hne  seit  gestern. 

135  >  Ansser  diesen   einfachen,  eigentlichen  postpositionen 
ganz  Bo  wie  im  Nnbischen  eine  reihe  von  am  neonwOrtem 
feleiteter  postpositionen  im  gebraache,  wovon  die  am  hftofigsten 
vorkommenden  folgende  sind: 

ai  gnh  meist  verkürzt  geh  und  nur  geh  wenn  der  accent 
daranf  zn  stehen  kommt  is.  §.  105 >  eigentlich:  seite,*  daher: 
an,  bei,  mit  (in  geseüiKhaft <,  von  (seitens);  z.  b.  Hdmwud'i^ 
ijeb  tp.ü  Sß  bei  ^lohammed  gibt  es  geld  (M.  hat  geld\  AbdaUa-y 
tjeh  hiya  er  schlief  bei,  mit  Abdallah,  wm-i^a  «-y>y  S^i  emödär 
der  löwe  wurde  vom  stier  geUStet.  wi  hmrd  am-i  ^ti  yihäküdr ' 
der  wasserschlaucL  wurde  von  mir  zugebunden. 

Als  eigentliches  nenn  wort  kann  es  anch  mit  dem  gene- 
ti vischen  -y  versehen  werden;  z-  b.  tnk-kärro  Biial-i  gA-i  etögd- 
har  die  durra  ist  von  Bilal  gestolen  worden,  a-y  gfb-i  tü-fa" 
khok  von  wem  (von  wessen  seite  ber<  kam  dir  das  fleisch  zu? 
Ifnmmed-i  gib-i  tt-ib  von  Mohammed  kam  es  mir  zu.  ün  karih 
AMnllay  gib-i  etdb  dieser  wasscrschlanch  ist  von  Abdallah 
angefllllt  worden. 

Anmerkung.  Als  nenn  wort  kann  daher  auch  geb  nüt 
den  pronominalsoffixen    versehen  werden;   z.  b.  geb^  mit   mir. 


ya  «teilt  («.  f.  191  anmerkiui^  3),  luid  nidit  miiKiiiiemen  ist,  daas  dieaiMn 
ya  pleooastüch  Dochina.ls  ein  •  vor  der  postpoaition  folgen  «oll,  ao  kann 
e  in  j/e  nar  erklärt  werden,  wenn  man  statt  ya  die  aiuspracbe  ye  annimmt, 
wo  dann  e  vor  -ka  (nach  §.  96,  a)  ^dent  worden  i«t. 
'  Bil.  De.  Qn.  i/a/ji,  Cha.  geii,  ghä.  güä  (G.  7fll)  »eite;  neben,  bei,  an,  mit, 
«.  Bilinipniclie  §.  165,  Chamintpraclie  §.  äSü,  Quara«pr»che  §  150.  Mit 
Hia  <jrfid  flillt  i:ngammen  A.^»  vgl.  /./|1 1  lieini  köpf,  JiJ^I «  l**'  «ler 
liand,  iindTi.  7>i  meijit  ^  i  t.  b.  ^f  i  Ohi^f^l  hti'ü^ '  '**"'  «>"  «nd 
kiiiHer,  ich  habe  kiuder.  Im  G.  stellt  dem  ')>  i  zunMchst  gegenüber  on  i 
latus;  jiixla,  prope,  a  latere,  und  ger  warscbciulicb  ist  damit  im  zosammen- 
hanfr  die  prÄimsition  "Jfli  juxt«,  apnd,  Ty.  ||fl-  id.  (vgl.  BilinwCVrterb. 
».  V.  k<Ui). 


Die  Bedu]re-8i>nelie  la  Nordiwt-AftilB.  tl. 


gib-ök  mit  dir,  geb-os  (geb-6h)   mit  im,  ir,   geb-ön  mit  uns,  geh- 
ökna  mit  eucb,  gtb-6»na  (geb-6hna)  mit  inen. 

b)  hida'  gemeinschaft,  gesellschaft,  mit,  unacum,  auch 
mit  folgendem  genetivzeichen  hidn-y  in  gesellschaft,  zxisammen 
mit;  z.  b.  hariu  Abdalli-y  hida  (hiday)  ö-Sökib  ibdbya  er  reiste 
ipemeinschaftlich  mit  Ahdallab  nacli  Suakin.  hniiin  wö-hdd'a  Hdm- 
mad-i  hida  Amidib  hia  wir  kamen  mit  dem  sclioch  Mohammed 
nach  Ämideb.  am  adarhäb  gudn  Hdmmad-i  ö-san-i  hldäy  ich 
trank  honigwein  mit  Mohainmuds  bruder.  barük  ö-blu-i  hldäy 
temöranm  tihaya  du  bist  mit  dem  teufel  verbündet. 

c)  dihd,  dha  eigentlich  nühc,  als  postposition  nach,  zu, 
hin,  bei;*  z.  b.  tö-tdkatri  dihd  eya  (68,  10)  er  kam  zum  weihe. 
te-m'nre  wö-'dw-i  cUhd  efif  (67,  4)  er  schüttete  die  suppo  auf 
einem  stein  aus.  te-dife  loö-hni-i  d6hd  efif  (67,  9)  er  schüttete 
die  belila  auf  den  sand  aus.  te-lagi  IIdrty,m-i  ö-S6k-i  dehd  gu- 
mdddu  (.36,  33)  der  weg  von  Chartum  nach  Suakin  ist  lang. 
In  den  meisten  ftllen  erscheint  dehd  mit  der  genetivpartikel 
als  dihä-y,  dhäy  »in  der  nähe«;  z.  b.  t-ende-ti  dhdy  eya  (58,  7) 
er  kam  zur  matter,  ö-bäbd-y  dchdy  kyn  (62,  11)  er  kam  zum 
vatcr.  Da  in  diesem  falle  deha-y  nicht  mer  als  blosse  postjwsi- 
tion,  als  sufüx,  sondern  als  eigentliches  nennwort  gefült  wird, 
so  wird  in  der  regel  das  genetivische  i  des  vorangehenden 
nennwortcs  nicht  mer  betont;  z.  b.  tübdyho  wö-hd<J4-i  dehäy 
sota  (20,  27)  der  schakal  berichtete  es  an  den  lüwen  (erzälte 
ea  dem  löwen).  tü-bdyho  ö-yö-y  dehay  ita  (20,  18)  der  schakal 
kam  zum  stier,  e-gulitla  ye-adim-i  dhiiy,  ö-mfk-i  tö-mfük-i  dhdy 
bä-fdida,  tivi  (Jiya  (44,  7)  zu  den  reden  der  dummen  und  zu 
eselsfurz  lache  nicht,  sondern  schweige!' 

Anmerkung.  Als  nennwort  wird  dehd  auch  mit  pro- 
nominalsul'fixen  verbunden,  als:  deh-6,  -6k,  -6»  a.  8.  w.  zu  mir, 
dir,  im,  u.  s.  w. 


>  Sa.  Mdä,  'Af.  tiddä  ^emeinscbaA;  b.  §.  96  c. 

*  Chk.  -tik  und  -cik  nahe  bei,   au,   bei,  mit,   j/i-tik  (cik)  UUru  er   trat   i 

mir;  r.  Chamirepracbe  §.  248.   Ebenao  Bar.  -dik,  -digi  id.,  v^l.  O.  ffl^ 

oder  'P^  I  praepoB.  proxime,  secus,  jaxta. 
'*  Aas  dieser   Verbindung  von   deha,  dha   mit  vorangebendem  i  ist  der  •' 

genannte   dativ   bei  Almkviat  auf  -iia  entstanden;   s.  oben   {^ 

Almkvist  hat  diese  tatsache  selbst  schon  erkannt;  s.  L 


i 


14  TIL  AltaBÜDiV'    SrixisrL 

4  •  4/iih  <3ie  TordersdDe.   {reädbtssäte.  4akr:  vor.  ante, 

z.  }>.  ««^4/   käil'i  däbag   vor  cineiii  jsirK.    emytt  «■"«-!•   dts&öy 
Tor  <äzi«r  btond«.  «nmil^jht  ffim.9-*i  «id&ajir  vor  ackt  tteen. 

e '  «fir  Tomnf.*  al$  postftosnioo  £ut  niir  Bot  falgtnAemi 
g^tnetzTwcfaen  -y.  -1.  also:  0mr-i  vor.  roran  iSnficfaN:  k.  li.  «£91^ 
figgo  *>^kärrä»c~i  tiri  tma  yi  ayim  {^ö.  15  vor  d«in  kotn  saaB 
nin:  «idecli£«.  Hdmtm«d  o-gox-i  mkri  eiti  llc4iamin«<d  sitzt  tot 
ihm  hzase.  t-ia'-at/  tmri  kirfra  marsdäre  tot  den  rindern! 
bariu  «K/ij4MM-y  läri  kirirya  er  nursciiirte  dem  beere  voran. 

f )  har  und  ar  hinterteiL  röcksehe.*  als  postpostion  re^el- 
nUsBig  kir'-i,  dr'-i  hinter,  nach:*  z.  b.  Hdmmtfd  <-gair-i  kdri 
efe  Mohammed  befindet  sich  hinter  dem  hasse.  <uii-gml-t  jftnät 
h4r'i  O-Sok  ixM  nach  sechs  ta^n  kamen  wir  nach  Soakin.  6arä* 
i-ia^y  hir'i  kirirya  er  marschirte  hinter  den  rindern. 

Als  nennwort  nimmt  es  auch  pronominalsnflSxe  an,  ab: 
klär'-i,  -fjk,  -4f  n,  B.  w.  hinter  mir,  dir.  im. 

g)  drdnea  nihe,  seite,^  ardtcd-y  an  der  seite.  neben,  das 
was  gab;  z.  b.  harit  Hdmmted-i  ardtpdy  «mT  er  sass  neben 
Mohammed.  Hdmmed-i  ü-ga4  Abdaü^a-y  6-gmc-i  arAwäy  gfe 
Mohammed's  haos  befindet  sich  neben  dem  Abdallah's. 

h)  enlä,  inlä,  tnki  and  Jti,  bei  A.  enki,  iiüci.  bei  Kr.  emkij 
Ikti  Sa.  ink«,  bei  See.  inkik,  bei  W.  «.^t*  geschriben  und  kki 
ap,  transBcribirt,''  auf.  über,  oberhalb,  oben:  z.  b.  baria ö-n'äl-i 
aräwä-y  t»d ,  ö-n'al-i  inJä  Mob  käce  (^42,  \'o\  er  sass  neben,  nicht 


*  BU.  De.  <Ju.  jäh  rordeneite,  gesiclit,  jibi-l  ror,  beror;  s.  BUin^nche 
f.  165,  Qoarasptache  f.  15S. 

*  tia-kena  der  entgeborne,  ilteste  «on  der  nach  dem  rater  das  6uiiilien- 
haopt  ist  E«  ist  dieaea  «är  ^  *\y^  plur.  y^  gradiu  dignitatis,  hono- 
ris, «iX^  *jy^  *^  ""  gebfirt  der  Torrang  vor  dir.  In  Ga.  din  vor, 
Torans;  firfiber,  eher,  im  dira  der  erste,  steht  d  fSn  t  wie  oben  §.  7.  In 
80.  hör,  hört  ror,  roraos,  ist  «  sn  A  Sbeiiseg:angen  nnd  dieses  dann  an/ 
in  'Af.  fimr  an  der  spitxe  stehen,  merst  sein,  den  vorrang  einnemen, 
fäjfro  (für  fbciri)  an&ngf,  rorrang,  /ilyro  bilä  der  erste,  erstgebome  son. 
Postpositional :  lohn  nmM  fiyrÖA.  tä-ü-ki  (fw  ich  war  hier  Tor  sechs  jaren. 

*  Lantlich  stOnde  am  nichsten  im  ^^  warscheinlich  ist  aber  har'  eher 
auf  -m  yä>.\  zn  beziehen. 

*  Sa.  'Af.  tri  rfickseite,  irS-l  hinter. 

*  Herkonft  dunkel,  cf.  Äj^  propinqnitas. 

*  Heikiinft  danket 


Die  B«dsiije-Spraehe  in  Nordott-Afrib.  II.  79 

auf  dem  bette,  ü-hd'no  o-gavo-i  'nki  esti'  (42,  18)  der  geier  sitzt 
auf  dem  hause. 

i)  wüha  tiefe,  niderung,  wuhä-y  in  der  tiefe,  daher  unter, 
unterhalb,  unten;*  z.  b.  hanin  vo^hind-i  wuhäynegtV  (42,  13) 
wir  sitzen  unter  dem  bäum,  ü-yäa  ö-näl-i  wuhdy  bVine  (42,  15) 
der  hund  ligt  unter  dem  bett. 

Anmerkung.  Als  nennwort  nimmt  es  auch  pronominal- 
suffixe  an,  wie:  umh-6,  -ök,  -6s  (öh)  u.  s.  w.  unter  mir,  dir,  im. 

k)  betik,  hitik*  Zwischenraum,  daher  zwischen,  mitten; 
z.  b.  harus  'Omar  wä  Hdmmad-i  bitik  bVine  er  ligt  zwischen 
Omar  und  Mohammed.  S-dainbe  (für  dambd-y)  betik  iümya  (68,  II) 
er  drang  ein  zwischen  die  beine.  Es  kommt  in  dieser  Ver- 
bindung auch  mit  dem  artikel  versehen  vor,  wie:  maU  erbä-y 
e-bitik^  abät*^  tefi  (42,  6)  zwischen  den  zwei  bergen  befindet  sich 
ein  fluss. 

Anmerkung.  Als  nomen  nimmt  es  auch  pronominabuifixe 
an;  z.  b.  e-bitk-ek  wä  e-bitk-in  riba  iß,  abät*  tefi  (42,  4)  zwischen 
euch  und  uns  Ugt  ein  berg  und  ein  fluss. 

1)  kdlawa  inneres,  bauch,  kalawd-y^  innerhalb,  in;  z.  b.  6- 
gaw-i  kalawäy  innerhalb  des  hauses.  ö-kilmö-y  kalatody  inner- 
halb des  dorfes.  ü-gawüs  ö-belled-i  kalawäy  ifi  sein  haus  Ugt 
im  innem  der  Stadt.  ö-kaUb-i  kalawd-y  egid  (56, 3)  er  warf  in 
hinein  in  den  hofraum. 

m)  /»'*  bauch,  inneres,  ß,'-i  und  ß'-t-b  im  bauche,  inner- 
halb, in;  z.  b.  mehdy  baiin  ö-sandak-i  fCib  ndyyän  (15,  32)  jene 
drei  übernachteten  in  der  truhe. 


'  Bei  A.  todhi,  uhi,  yuik,  bei  Kr.  uhi,  bei  See.  umhih  anter,  vg^L  Sa.  'Af.  bihä 
tiefe,  nidemng. 

*  Das  nomen  ist  eigentlich  biUk,  wegen  des  accentes  btUk  (■.  1. 106  «od 
106,  b)  und  in  folge  ron  vocalharmonie  dann  bitüc;  von  betOe,  W^^ 

l^i-  n^tl '  ^-  fl'f'h  '  ^f^  auseinander  schneiden.  j_ 

"  Für  ö-biOk,  s.  §.  118. 

*  Grammatisch  w&re  nur  iha  sn  erwarten,  da  bei  nnbestiminter  ■! 
nur  im  objectscasns  bei  masculinen  -6,  bei  femininen  -4  endiaiat. 
aber  wenigstens  takit  firan,  gegenfiber  tak  mann,  auch  im 
genaszeichen  zeigt,  so  ist  die  form  abit  wol  nicht  gam 

'  Bil.  Hutoi  xuaAjümci,  (ia.jibiuii  kreii^  umfuig, jflwl  ■  Im  1f" 

*  Aus  fe",  fäjf  und  dieses  =  g^to  intMtiillUB{  •.%■"' 


80  TIT.  Alliudlimg:  Baiaiieli.    Die  Bedn7»-9pncb«  in  HorlMt- Afrika,  n. 

n)  gilla  Ursache,  gella-y  wegen;'  z.  b.  barüs  ö-riuy-i  geüäy 
iya  er  kam  wegen  des  geldes.  battu  toö-'ör-i  te-lhani-ti  gelldy 
ita  sie  kam  aus  anlass  der  krankheit  dos  knaben.  tö-'öti  gellny 
ärfägara  te-fna  hcuiiryän  wegen  des  mädchcns  Hessen  sich  die 
jUnglinge  in  den  streit  ein. 

o)  anii,  nun  (wol  fiir  anün),  bei  A.  dnu,  nun,  nu"  one, 
ausser;  z.  b.  endd-y  nun  iya  ki-hay  one  gefolge  ist  niemand 
gekommen,  barüs  riw-i  nun  iya  er  kam  ooe  geld.  dirbatit  auii 
kümya  (58,  17)  er  trat  ein  one  buttor. 

p)  bdka,  bakd-y  ausser;^  z.  b.  Hdmmed-i  bakay  iya  ki- 
hay  ausser  Mohammed  ist  niemand  gekommen,  asimhdy  tami'in 
bdka  ü-dhdy  ü-rdil  enhddnn  (04,  12)  ausser  achtzig  mann  war 
die  übrige  mannschaft  umgekommen,  gäl  iä'y  bakay  nät  kabari 
ausser  einer  einzigen  kuh  habe  ich  nichts  mer.  hatny  bakäy  ön 
beled-i-b  riü  ki-hay  ausser  pferden  gibt  es  in  jener  Stadt  kein  vih. 

E)  Der  vocativ. 

136)  Wie  der  nominativ  so  steht  audi  der  vocativ  one 
casuszeiclien,  jedoch  wird  diesem  in  der  regel  die  interjections- 
partikel  ay,*  auch  zusammengezogen  e  und  l nachgesetzt;  gattungs- 
namen  nemen  liberdiess  genau  wie  im  Aegjptischen  den  be- 
stimmten artikel  in  der  nominativform  zu  sicli ;  z.  b.  Hdmmed-dy 
0  Mohammed!  wü-'ör-ay  (oder  u?ü-'ör-ö,  wü-6r-i)  nuVa  komm  her 
0  knabe!  ö-yas-i  wü-'frr,  fiiu  diya  schweig  du  hundcson!  ü-gliil-i^ 
ö-glüli  'ör  (27, 5)  o  du  dnmmkopf,  son  eines  dummkopfesl  tü-glül-ij 
tö-gliditit  'ör  (27,  H)  o  du  närrin,  tochter  einer  närrin!  wü-'or-ajf, 
ö-bob  negtla-hiba  (41,  15)  bursche,  öffne  mir  die  tUre!  tvü-ha 
(oder   wü-häy)    nan   tuwariya   o  du    mensch,    was  machst  du? 


'  (^i^  c«u.<ui,  ^jXJÜLa.  ^^  propter  t«,  ta&  caubA;  wie  im  8«hn  'all  and  '(Se 

nrsache,  tä  'iäe  desswe^n,  u.  a.  w.  -=?  iSt  cauM. 
'  Die   ursprünglichste  form   dürfte  wol  atriin  sein;    Tgl.  Sa.  'Af.  Ain  and 

Ain-im  id. 

*  Bei  A.  bdkai  der  es  von  iJu  herleitet;  ich  stelle  es  mit  Sa.  hokä,  fryJbt 
hohe,  rosammen,  wovon  buka-l  Ober,  neben,  auiuer,  das  an  ^^  g«b9rt, 
J^  ^^  desnper. 

*  Ob  eine  ainstellnng  von  b?  Vgl.  aber  auch  (1  *^.  Q|\  in/  o!  and  be- 
sonders Qu.  -<tj/a,  X.  b.  mamir  öya  o  meister!  u.  s.  w.,  vgl.  Quarasprache 
§.   183. 


VIII.  Abb.:    Beer.  Bandscbr.  Spaniens.   Bibl.  Ueben. :  M8  (Hadtid).  l 

VIII. 

Handschriftenschätze  Spaniens. 

Berk'bt  über  eine  im  Auftrage  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften 
in  den  Jahren  1886 — 1888  durchgeführte  Forschungsreise. 

Von 

Dr.  Budolf  Beer, 

Amannensis  der  b.  k.  Hofbibliotbeb. 


Madrid. 

338.  *Biblioteea  Nacional. 

Ebenso  wie  bei  Sammlung  der  bibliographischen  Daten 
über  den  Escorial  musste  auch  bei  dem  hier  folgenden  Abschnitt 
darauf  verzichtet  werden,  sämmtliche  Publicationen  oder  Edi- 
tionen, welche  sich  nur  mit  einer  oder  einigen  wenigen  Hand- 
schriften beschäftigen,  zu  verzeichnen.  Vor  kurzer  Zeit  wurde 
der  Nationalbibliothck  die  Handschriftensammlung  des  Herzogs 
von  Osuna  einverleibt,  welche  im  Jahre  1886  vom  Staate  sammt 
den  grossen  Bücherschätzen  um  mehrere  Millionen  Realen  an- 
gekauft worden  war.  Diese  Privatsammlung,  welche  ihre  eigene 
Geschichte  hat,  musste  daher  unter  dieser  Rubrik  ihre  Be- 
handlung finden;  wir  unterscheiden  also:  I.  Aeltere  Fonds  und 
n.  Fonds  Osuna. 

I.  Aeltere  Fonds. 

A.  Handschriftliche  Kataloge. 

Ein  handschriftlicher  Bericht  tlber  die  Biblioteca  nacional 
an  den  König  von  Spanien,  verfasst  von  Juan  de  Santander, 
findet  sich  in  der  königlichen  Bibliothek  zu  Brüssel. 

Vgl.  BibHotheca  Hulthemiana  Tom.  VI,  p.  268,  Nr.  909. 

Biblioteca  Real  de  Madrid.  Estado  de  los  manuscritos, 
SU  procedencia  y  de  los  libros  impresos. 

Manuscript  (Vol.  LXXVH)  des  Instituto  de  Jove-Llanos 
zu  Gijon,  vgl.  Somoza  de  Montsoriu,  Catälogo  p.  151. 

Behufs  Feststellung  der  aus  Toledo  nach  der  National- 
bibliothek überführten  Handschriften  wurden  verschiedene  hand- 

Sitiongsber.  d.  phil.-but.  Cl.  CXXVUI.  Bd.  H.  Abb.  1 


Trn.  AMandlsof :    Pasr.  BandiebrifttiiMbttM  Spuln» 


Bchriftliche  Kataloge  angelegt,  darunter  eine  mir  vorgelejarte 
Lista  de  los  Codices  de  la  Librerla  del  Cabildo  de  la  C^tedral 
de  Toledo,  que  se  han  reeibido  en  esta  Biblioteca  NacionaJ. 

Vgl.  Hartel-Loewe  p.  538.  Leider  sind  diese  Listen  un- 
genau und  entsprechen  nicht  mehr  den  thatsÄchlichen  Verhält- 
nissen; dies  um  so  weniger,  als  einige  Handschriften  wieder 
nach  Toledo  zurückgestellt,  andere  in  späterer  Zeit  von  Seite 
der  Nationalbibliothek  aus  Toledo  reclaniirt  wurden. 

Der  handschriftUche,  für  das  PubUcum  bestimmte  Katalog 
besteht  aus  drei  Banden  in  Foho  (nach  Ewald  p.  285  von 
Antonio  Gonzalez  lH2ti  begonnen).  Leider  ist  derselbe  alpha- 
betisch nach  Autoren  und  Materien  angelegt,  daher  wenig 
dienhch. 

Ueber  einen  neu  angelegten  Zettelkatalog  der  Hand- 
schriften berichtet  das  Anuario  I  (1S81),  p.  142  El  indice 
moderno  de  Manuscritos  comenzado  en  1874  eomprende  hoy 
las  papeletas  correspondientes  i  3500  manuscritos.  Ferner 
heisst  es  daselbst:  Existen  7000  voli'imencs  de  obras  y  papeles 
varios,  catalogados  en  un  Indice  en  tres  volümene«  en  folio, 
hecho  en  el  siglo  pasado.  llay  ademiis  otro  volumen  de  Indice 
de  los  manuscritos  arabes  y  griegos,  y  linalmente,  otros  dos 
voKimcnes  en  folio  tarabien  dondc  constau  las  genealogias  de 
una  numcrosa  coleccion  de  apellidos  conservadas  en  un  niismo 
estante  y  formando  seccion  aparte. 

Endlich  wilre  hier  noch  zu  erwähnen:  Rclacion  de  todo  lö" 
succdido    cu   las    comunidades    de  (.'astilla  y  otros  Keyuos    rey- 
nando  el  Emperador  Carlo  quinto. 

Cod.  Vindoboii.  13529.  In  den  Tabulae  codicum  findet 
sich  (VU,  p.  229)  folgende  Bemerkung:  Haec  relalio  descripta 
est  e  codice  G.  96  saecuU  XVI  in  Bibliothcca  Matritensi  publica 
asservato  et  quidem  summa  eura  et  industria,  ut  testatur  Pa- 
schaUs  de  Gayangos  nota  hispanica  ab  ipso  exarata  jLondres 
26.  de  Agosto  de  1851'  et  ad  calcem  adligata. 

B.  Druckwerke. 

Florbz,  Espaiia  sagrada  tom.  XI  (1753),  p.  48  ff.  beschreibt 
zwei  Handschriften  von  Alvars  über  scintülarum  aus  der  ,Re«l 
Biblioteca',  eine,  A.  110,  dem  11.,  die  zweite,  A.  114,  dem 
14.  Jahrhundert   angehörig. 


Bibl.  Ü<b«nie1it:  t<(  (IbMd). 


Tom.  Xnr  (1756),  p.  330  ff.  erwilhnt  und  benutzt  er  bei 
der  Auspabo  von  Paulus  Diaconua  De  vita  et  rairaculis  Patrum 
Emcritensium  eine  Handschrift  gleicher  Provenienz.  Ebenso 
diente  ihm  bei  Herausgabe  von  Sebastiani  Chronieon  Nomine 
Alfonsi  tertii  recens  rulgatum  in  demselben  Bande  p.  475 ff.: 
otro  Ms.  de  que  usö  Ambrosio  de  MoraJes,  pues  tiene  algunas 
cosas  de  SU  uiano  en  las  margenes,  y  existe  hoy  en  la  Real 
BibUotheca  de  Madrid  sowie  die  ebendaselbst  betindliche  Copie 
des  D.  Juan  B.  Perez. 

Toui.  XIV  (,1758),  p.  117,  die  Actas  de  S.  Mancio  martyr 
besprechend,  sagt  er:  Yo  tengo  copia  de  uii  MS.  Gothico,  que 
sc  guarda  en  la  Real  Bibliotheca  de  Madrid,  algo  difercutc  de 
lo  publicado. 

Tom.  XVI  (1762),  p.  349  wird  ein  Codex  mit  Brueh- 
stüekcn  der  Opera  Ö.  Valerii  erwähnt  und  zur  Ausgabe  der 
Werke  in  diesem  Bande  herangezogen:  En  la  Real  Bibliotheca 
de  Matlrid  hay  tambien  un  Codiee  Gothico  con  In  priinera  reve- 
lacion  beeha  &  Maximo  y  el  Acrostico :  pero  falta  todo  lo  demils. 

Ikiahte,  Joannes.  Rcgiae  Bibliothecac  Matritensis  Codices 
Graeci  mss.  Volumen  prius  (un.)  Matriti,  1769,  fol. 

Ausfuhrliche  Beschreibung  von  125  Nummern,  die  bis 
heute  noch  nicht  überholt  ist.  Die  Vorrede  gibt  einige  Be- 
merkungen Über  die  Genesis  des  griechischen  Fonds. 

PlCer,  Carl  Christoph.  Reise  von  Madrid  nach  dem 
Escurial,  in  Anton  Friedrich  Büsching's  Magazin  für  die  neue 
Historie  und  Geographie,  Theil  FV.  Hamburg  1770,  p.  369 
schätzt  die  Bibliothek  bereits  damals  auf  GO.iKM)  Bände,  bemerkt 
jedoch:  ,An  alten  Handschriften  hat  sie  keinen  Vorrath'.  Sonst 
findet  sich  nur  eine  Notiz  Über  die  Erwerbung  der  Bibliothek 
des  Cardinais  Aquiuto. 

El  FüERO  vicjo  de  Castilla,  sacado  y  eomprobado  con  el 
cjeraplar  de  la  misma  obra,  que  existe  en  la  real  bibüoteca  de 
csta  Corte,  y  con  otros  mss.  Publicanlo  con  notas  historidas  y 
legales  los  doetores  D.  Ignacio  Jordan  de  Asso  y  D.  Miguel 
de  Manuel  y  Rodriguez  del  Rio.  Madrid  1771  fol.  Cf.  Valen- 
tinelli  p.  23. 

Mir  lag  nur  die  Ausgabe  von  1847  vor,  welche  p.  XLIIT 
ober  das  Manuscript  de  la  Bibliotcca  Real  de  una  letra  hast 
autigua  berichtet,  das  zur  Ausgabe  verwendet  wurde. 


4  Vm.  AbhuUoof :     Be*r.  HudtobriftfDMliilu  SpiDl«n>. 

PoNz,  Viage  de  Espafia,  Bd.  V  (1782),  p.  155—158. 

Abriss  der  Creschichte  der  Bibliothek  bis  1780,  Erwäbnünp 
der  Fonds  und  der  ■wissenschaftlichen  Arbeiten  über  dieselben; 
interessant  die  Notiz:  lioy  se  cstii  preparando  para  la  imprenta 
el  segundo  Tome  do  la  Biblioteca  Griega,  que  dexö  escrito  el 
expresado  D.  Juan  Yriarte.*  Ueber  die  Manuscriptc  keine 
epecicUe  Bemerkung. 

RonRiQüKZ  DB  Castro,  Bibliotec«  Espanola,  Madrid,  1786, 
Tom.  II  beschreibt  :  p.  301  :  eine  Bearbeitung  der  .Coleccion  de 
Concilios'  und  verschiedene  Werke  des  Isidor  von  Sevilla, 
Manuscript  Burriers,  mit  Collationen  von  alten  Tolodaner 
Handschriften  (vgl.  ibid.  p.  377);  p.  421:  cod.  B.  31.  Beatus 
in  Apocjilypsin  aus  S.  Isidro  von  Leon.  p.  456:  Mittbeilungon 
aus  der  liurriol-Coliection ,  und  zwar  ans  seinen  unodirten 
Memorias  de  las  Santas  Justa  y  Rutina.  p.  491 :  tlbcr  einen 
Codex  der  Tlistoria  Corapostelana.  p.  511:  (in  der  BurricI- 
Collevtion)  Copie  des  Werkes  ,Planeta'  von  Diego  de  Canipos. 
p.  536  ff. :  Arzobispo  Don  Rodrigo,  Historia  de  Espana  (Aus- 
fllhrliclie  Excerpte)  p.  539:  Historia  de  las  Nabas  de  Tolos» 
(alte  Signatur  CCIIII).  p.  529  und  581:  cod.  F  46  Eseritos 
del  Arzobispo  D.  Rotlrigo  y  Lucas  de  Tuy.  p.  592:  cod.  C.  16, 
Juan  de  Dins,  Liber  casuuni  deeretalium.  p.  627:  (in  der 
Burrifl-l'ollcction)  Pseudo  Altbnso,  Libro  dcl  Thesoro. 

Tychsen  O.  Gerh.,  Beschreibung  der  Handschriften  von 
Hoiiirr  in  dem  Escurial  und  der  königl.  Madrider  Bibliothek; 
cntlialten  in: 

Bibliothek  der  alten  Literatur  und  Kunst;  mit  unge- 
druckten Stücken  aus  der  Escurialbibliothek  und  anderen, 
herausgegeben  von  Thomas  Christoph  Tychsen,  Chr.  W.  Mitscher- 
lich  und  A.  H.  L.  Heeren.  Güttingcn  17H6— 1794.  StUck  VI, 
Nr.  2. 

Ferrkira  Gordo,  Joaquim  Jose,  Apontamentos  para  a 
Historia  Civil  e  Litteraria  de  Portugal  e  seu-s  Dominios,  coUegidos 
dos  Manuscritos  assim  nacionaes  como  estrangeiros,  quo  existem 
na  Bibiiütheca.  Real  de  Madrid,  na  do  Escurial,  e  nas  do  alguns 


•  Di«Mer  Banil  ist  niemali)  prschionpn;   dn»  Mnrnisorii>t  wir«!  jedoch  in  der 
Natiunalbibliotliuk  niifltewalirL  Vgl.  Grntix,  Ivnjipnrl,  p.  H'i. 


mbl.  C«beralckl :  IM  iHidrid). 


Senhorcs,  e  Letrndos  da  Corte  de  Madrid.  In  Memorias  de 
Litteratura  Portugucza  Lisboa  1792,  4»,  tom.  III,  p.  1—92. 

Die  fleissige,  bisher  wenig  beachtete  Schrift  berichtet  zu- 
nttchst  von  p.  14  ab  die  Geschichte  der  Natioiialbiljliiithek  und 
bringt  hierauf  Notizen  über  andere  BUchersainmlungen.  Den 
Hau|ittheil  der  Arbeiten  bildet  ein  ziemhcli  austllhriicher  Hand- 
selirit'tenkatalog  in  drei  Abtbeilungen:  Divisaö  I:  Das  Memorias, 
Documentos,  e  Escritos  em  Portuguez  (p.  29 — 61).  Div.  11.  Das 
Metnoriiis,  Documentos,  e  Escritos  em  Castelhano  (p.  62 — 88). 
Div.  LH.  Das  Memorias  Documentos,  e  Escritos  em  outras 
Lingnas  (p.  i^S — '.12).  Die  Manuscripte,  durchwegs  mit  Signatur- 
angabe verzeichnet,  entstammen  den  im  Titel  genannten  Biblio- 
theken, vorzlighch  der  Biblioteca  nacional,  atis  welcher  mehrere 
hundert  angeführt  erseheinen. 

Risco,  Espana  sagrada,  tom.  XXXVIII  (1793),  p.  HO 
spricht  vom  Liber  Chronicoruiu  ab  exordio  mundi  usque  Eram 
MCLXX  und  bemerkt:  Este  centon  se  halla  en  el  codice  Com- 
plutense,  que  ahora  existe  en  la  Real  Biblioteca  de  Madrid, 
de  que  da  noticia  Perez  Bayer  en  sus  notas  al  tomo  11  de  la 
Biblioteca  V'etus  p.   14.' 

(Kadfhold,  Aston),  Spanien,  wie  es  gegenwärtig  ist.  Gotha 
1797,  Th.  n,  S.  165—167. 

Allgemeiner  Bericht  eines  Reisenden  über  die  Bibliothek, 
ohne  Rücksichtnahme  auf  Handschriften. 

FiscHBR,  Christian  Adoust,  Reise  von  Amsterdam  Über 
Madrid  und  Cadix  nach  Genua  etc.  Berlin  1709.  8". 

Enthält  nach  Uaenel  auf  p.  225tr.  Notizen  über  die  National- 
bibhothek;  war  mir  nicht  zugängUch. 

La  Sbrka  Samtakdbb,  Carolub.  Pracfatio  histörico-critica 
in  veram  et  genuinara  collectionem  veterum  canonum  ecciesiae 
Uispunae  1800.  8"  (Wieder  abgedruckt  bei  Migne,  Cursus  Patro- 
logiac,  Ser.  latinae  tom.  LXXXIV,  coL  849  tf.). 

Behandelt  p.  5  Quiuque  (Codices  canonum)  in  bibliotheca 
regia  Matritensi,  diese  gehören  jedoch  dem  Escoriul  und  wurden 


'  Ufixiliflicli  der  Auünülzung  der  Noteu  Bayers  «u  Nie.  Antonioa  Biblio- 
Üiwn  HU|innK  xowie  der  Bericht«  diese«  seibat  Ober  die  verwertbeteii 
Hjindiichrirt<?u  tn't  '»i<^)>  fOr  die  KntinnMlIiibliothek  (damals  B.  real)  das 
bereits  iii  der  Rubrik  EacurinI  Humcrkte. 


VTII    AbbaadUBf :     Ba*r    HandschrifteoKUtu  Spaiünu 


nur  für  gewisse  Zeit  nach  Madrid  gebracht  Dann  heisst  es: 
alterum  codicom,  ccciesiae  Palentinac  a  sapientissimn  r^e 
Alphonso  (lono  dahini.  Burriel  iioster  primus  indicavit.  effcciti|ue, 
ut  in  laudatani  bibliothecam  regiam,  ubi  nunc  extat,  transferretur. 
p.  6  und  20  Ober  ein  anderes  Exemplar  gleichen  Inhalts,  nach 
dem  früheren  Besitzer  codex  Loayso-Carrajalpus  genannt. 

Fischer  Christ.  Aüu.,  Gemälde  von  Madrid.  Berlin  1S02. 

P.  186 — 190  einige  allgemeine  Bemerkungen  ohne  be- 
sonderes Interesse. 

GiL  Polo,  Gaspar,  La  Diana  onamorada,  cinco  libros,  qne 
prosiguen  los  siete  de  Jorge  de  Montemayor,  Nueva  irapresion 
con  notas  al  canto  de  Turia.  Madrid  1802.  8". 

Diese  Ausgabe,  in  welcher  nach  Hänel  multi  Bibliothecae 
Regiac  Codices  commeniorantur,  fülirt  nur  p.  502  eine  Tabla 
de  las  familias  y  linagcs  als  copia  M.  S.  de  la  Real  Biblioteca 
an.  Die  übrigen  mit  B.  M.  signirten  Handschriften,  auf  welche 
der  Herausgeber  Francisco  Cerda  y  Rico  sich  beruft,  stammen 
aus  der  Bibliothek  des  Grcgorio  Mayans,  vgl.  p.  289. 

Labordb,  Alexandre  de,  Itinöraire  descriptif  de  l'Espagne, 
Paris  1809.   Tom.  IH,  p.  115  f.    Kurze  geschichtliche  Notiz. 

Baii.i.y,  J.  Louis  Amand,  Notices  historique^  sur  les  bibUo- 
thfeques  anciennes  et  modernes,  suivies  d'un  tableau  comparatif 
des  prodults  de  la  presse  de  1812  A  1825.  Paris,  Roussellon  1827. 

Kennt  nur  arabische  Handschriften  der  Nationalbibliothek; 
zur  Charakterisirung  der  Mittiieilungen  Bailly's  vgl.  den  Artikel 
Escorial. 

Haenel,  Catalogi  col.  965 — 974.  Zur  Zeit,  da  Hänel  die 
Nationalbililiothek  besuchte  (1828),  waren  die  Bibhothekarc  eben 
mit  Neuanlage  eines  Katalogs  beschäftigt,  den  er  nicht  einsehen 
konnte.  Er  verzeichnet  aber  nahe  an  500  Handschriften  mit 
Signaturangabe,  gibt  also  zu  den  bestehenden  Katalogen  ein 
wünschenswerthes  Supplement. 

ToRRES  Ahat,  Feux,  Mcmorias  para  ayadur  A  formar  an 
deccionario  crltico  de  los  escritores  Catalanes.   Barcelona  1836. 

Unter  den  zahlreichen  Handschriften  der  Nationalbibhothek, 
deren  Torres  Amat  bei  seinen  Quellenangaben  gedenkt,  seien 
hervorgehoben:  p.  186:  cod.  G  160  Uustraciones  &  los  condados 
de  RoselloD,  Cerdaüa  y  Üündent.  p.  621:  cod.  6  215  Fr.  Juan 


BIbl  Uebfirricilt:   ISft  (K>4rid). 


Tolö,  Antiguedades  del  monasterio  de  Pöblet  y  extractos  de 
varias  crönicas  de  los  reyes  de  Castilla.  p.  688  ein  ausführliches 
Verzcichniss  der  Haridäcliriften,  welche  Über  Catalonien  handeln, 
p.  70t>;  cod.  X  14ö  Llibre  del  gentil  e  dels  tres  subis  mit  der 
Schiassnote:  Este  libro  mandö  trasladar  Alfonso  Ferandez  de 
Ferrera  A  Andres  Ferandez  &  28  de  jiinio  ano  de  MCCCCVI 
se  acabö  en  el  dieho  dia  e  aüo  en  la  carcel. 

KmjsT,  Hei.vrich  Fkieurich,  Reise  nach  Frankreich  und 
Spanien  in  den  Jahren  1839  bis  1841  aus  seinen  Briefen.  Ver- 
üft'entlicht  von  G.  H.  Pertz  im  Archiv  der  Gesellschaft  für  altere 
deutsche  Geschichtskunde,  Bd.  VIII,  p.  102—252.  Handschriften- 
Verzeichnisse  ibid.  p.  786 — 822. 

Di."  Nationalbibliothek  wird  auf  p.  152—154,  173—179, 
189  f.  liehandelt,  die  Handschriften  Verzeichnisse  sind  p.  768 — 
808  veröffentlicht.  Die  an  letzter  Stelle  gegebenen  Listen  sind 
besonders  sorgftlltig,  stets  mit  Signaturangabe  versehen  und 
daher  eine  weitere  Ergttnzuiig  der  bereits  genannten  Kataloge. 
VooEL,  Litteratur  etc.  p.  479.  Kurze  bibliographische 
Notizen,  die  über  Httnel  nicht  hinausgehen. 

Navakrete,  äLartin  Feknandez  de,  Discursu  leido  d  la 
Aeademia  de  la  historia,  en  Junta  de  24  de  noviembre  de  1837. 
Madrid  1838. 

Der  mir  nicht  zugängliche  Vortrag  verbreitet  sich  auch 
llber  die  Nationalbibliothek. 

Gachard,  Luis  Prosper,  Rapport  sur  ses  recherches  en 
Espagne.  Compte  rcndu  des  söances  de  la  Commission  Royale 
d'Histoire,  Bru.velles,  Vol.  IX  (1845),  p.  241— 299. 

Vorzüglich  über  Manuseripte  der  Nationalbibliothek, 
welche  spanische  Geschichte  betreffen  (mit  vielen  Auszügen). 
Zum  Theil  überholt  durch  das  weiter  unten  zu  nennende  grosse 
Werk. 

Castellanos  de  Losada,  Basiuo  Sebastian,  Apuntes  para 
un  catAlogo  de  los  objetos  que  comprende  la  coleccion  del  Museo 
de  Antigüedadcs  de  la  Bibhoteca  nacional  de  Madrid,  con  ex- 
clusiou  de  los  numismdticos:  acompanado  de  una  ligera  reseüa 
del  Museo  de  medallas  y  de  los  demas  departamentos  de  la 
misma  biblioteca.    Madrid  1847. 

Das  Werkchen  enthält  in  seinem  zweiten  Theile  mehrere 
den   Bücherbeständen   gewidmete  Abschnitte   p.  161 — 176  (Be- 


8 


Tin.  Ahlisiidliinit :    Ra<r.  Hrndooliriftcntckktui  Spaoido». 


Schreibung  der  Hililiotlick  nach  den  Sälen);- p.  177 — 191  (Ge- 
schichte); p.  189  (Über  die  Indices  Bayer's);  p.  192—212  (Ver- 
zeichniss  der  BibUothckare). 

KozifcHK,  EuGfcNK  DE,  Fomiules  wisigothiques  inödites,  pu- 
blikes d'apr^  un  nianuserit  de  la  BibHothfeqne  de  Madrid. 
Paris  1854. 

Die  section  prcmiere  bietet  eine  Notice  historiquc  sur  la 
bibliütheque  du  Madrid ,  in  dieser  auch  Daten  über  die  wich- 
tigsten Handschriften  und  die  in  der  Bibliotlick  ausgeHihrten 
grösseren  Arbeiten.  Die  Section  deuxiiüue  enthiilt  die  description 
du  manuscrit  F  58  de  la  bibliothcque  de  Madrid  (p.  XVII — 
XXV),  p.  1—32  den  Text. 

ITkikk,  Gorrnoi-rj,  Bibüntheca  anecdotorum  seu  veteruiu 
niotiunientoruni  ecclesiasticorum  eoUectio  uovissium.  Ex  codici- 
bus  bibliotlrocarum  liispanicarum.  Pars  I  (un.):  Monumenta 
rcgni  Oothorum  et  Arabum  in  Hispaniis.  Praefatus  est  J.  E. 
Volbeding.  Lipsiae  1848.  8". 

EnlhiUt  p.  123  ff.  ,Bulgarani  cpistolae'  herausgegeben  unter 
Benützung  von  cod.  Dd.  104. 

Ford,  Richard,  A  haudbook  for  travellers  in  Spain.  Third 
edition  London  1855. 

Part  II,  p.  721  gibt  kurze  Notizen  über  Geschichte  und 
Bestünde. 

MiiNoz,  Diccionario  etc.,  erwJlhnt  häufig  Manuscripte  der  Na- 
tionalbibliothek, Städte-  und  Klostergescbichten  etc.,  meist  sehr 
jungen  Datums,  daher  auf  eine  Speciticirung  verzichtet  wurde. 

Edwards,  Edward,  Memoirs  of  libraries.  London-Leipzig 
1859.  n,  p.  549. 

Notiz  nach  Ford. 

EouRBN  erwähnt  p.  L  eine  Bibel  s.  X  (wahrscheinlich  der 
Toletanus)  und  besehreibt  von  j>.  18  ab  zweiundzwanzig  Bibeln 
der  Nationalbibliotliek,  leider  durchwegs  ohne  Signaturangabe. 
Die  Beschreibung  des  Bcatuscodex  aus  Lo6n  p.  50,  die  des 
cödice  canönico  p.  77. 

Valentinelli  p.  20 — 26. 

Abriss  der  Geschichte  der  Nationalbibliotliek  und  sorg- 
same bibliogra]>hische  Zusammenstellungen ;  leider  sind  die 
Handschriften,  von  denen  nur  ganz  wenige  Erwilhnung  finden, 


Bibl.  Uebereicbt:   828  (Madrid).  9 

nicht  nach  Gebühr  berücksichtigt.  Die  Notizen  über  den  Status 

der  BibUothek  sind  nach  dem  Anuario  zu  berichtigen. 

Amador  DB  LOS  Bios,  Historia  critica  de  la  literatura  Espa- 

Dola,  7  Vol.  Madrid  1861—1865. 

Amador  hat  wie  die  Handschriften  des  Escorial  so  auch 

in  gleicher  Weise  die  der  Nationalbibliothek  zum  Gegenstand 

eingehenden   Studiums   gemacht  (vgl.   tom.  IV,   p.  60).     Seine 

mitunter  sehr  ausführlichen  Beschreibungen   können   hier  nur 

auszugsweise  mitgetheilt  werden. 

Tom.  n,  p.  157  Eingehende  Besprechung  des  Chronikencodex 
F  134. 

p.  161.  cod.  G  113.  Historia  antigua  de  Avila.  Acaböse  descrivir 
en  la  dicha  ciudad  de  Avila  .  .  .  ano  de  mill  y  sei.scientos 
anos,  para  ml,  Luis  Pacheco,  regidor  de  la  ciudad  de  Ävila. 

Tom.  III,  p.  49.  cod.  F  133.  Crönica  de  once  Reyes.  Cf.  p.  95 
und  398. 

p.  285.  cod.  F  152  saec.  XU  enthält:  1.  Epistola  Turpini  archi- 
episcopi  ad  Leoprandium.  2.  Historia  famosissimi  Earoli 
Magni.  3.  Gesta  Alexandri  magni.  4.  Relatio  cuiusdam  de 
Indiae  regione  et  de  bragmanis  eorumque  conversatione. 
5.  Historia  Apollonii  Tyrii.  6.  Epistola  presbiteri  Johannis 
ad  romanum  Imperatorem.  7.  Vita  Amici  et  Amelii.  8.  Gesta 
Salvatoris.  9.  Visio.  10.  Altera  visio.  11.  De  Infantia  Sal- 
vatoris.  12.  De  purgatorio  Sancti  Patricii.  13.  Vita  Bea- 
torum  Barlaam  et  Josaphat.  14.  Passio  beati  Amasii.  15.  Hi- 
storia Sanctorum  septem  dormientium.  16.  Gesta  et  passio 
Beati  Mathiae  apostoK.  17.  Gesta  francorum  et  aliorum 
jerosolimitanorum.  18.  Tratado  incompleto  de  plantas,  pie- 
dras  preciosas,  aves  etc.  (de  Letesma?).  Cf.  p.  289,  291, 
296,  297,  301,  581  (Auszüge).» 

p.  347.  cod.  F  68.  Crönica  de  Fernan  Gonzalez  con  un  prölogo 
de  Luis  Tribaldos  de  Toledo. 

p.  392.  cod.  Gg  101.  Poema  de  Jusuf  (am  Schluss  des  Bandes 
ein  Facsimile). 

p.  406.  cod.  D  56.  Anales  de  los  Reyes  Godos  de  Asturias, 
Leon  etc.  —  Fuero  de  Sobrarve. 


'  Offenbar   dieselbe  Handschrift   beschreiben   Ewald  p.  303   und   Hartel- 
Loewe  p.  400 — 404,  jedoch  unter  der  Signatar  Ee  103. 


to 


Till.  Abhudlnng:     Beer    HudMkriflinuwkttas  Spuin«, 


Tom.  HI,  p.  422  sq.  codd.  F  36  und  F  133.  Arzobispo  Don  Ro- 

drigo,  Historia  Gothica.  Cf.  p.  428  sqq.  Tom.  FV,  p.  26. 
p.  437.  codd.  Bb  52  und  CY".  88.  Libro  de  los  doce  Sabios. 


472.  cod.  M  1 10.    Libro   de 
giacas. 


jHortulus'  y   varias  poesias  ele- 


p.  502.  cod.  Dd  94.   Copie  des  Toletanus  der  Cäntigas  de  D. 

Alonso  el  8abio. 
p.  518.  cod.   L  85.    Alfonso  el  Sabio,    Libro  del  Tesoro.    Am 

Ende:  Fecho  fud  este  libro  en  el  anno  de  la  nacstra  salud 

MCCLXXn. 
p.  545.  cod.  Bb  59.  Libro  del  Bonium. 
p.  552.  cod.  S  34.  Libro  de  la  caza  de  Don  Juan,   hijo  del  in- 

fante  Don  Manuel.  Cf.  p.  553,  563. 
p.  568.  cod.  F  81.  Crönica  Abreviada  del  Infante  Don  Manuel. 

Cf.  p.  582  und  tom.  IV,  p.  291. 
p.  569.  cod.  F  1.   Grande  y  genei'al  Estoria  de  D.   Alfonso   el 

Sabio.  Cf.  p.  595. 
p.  588.  cod.  F  133.  Poema  del  mio  Cid. 
p.  631.  cod.  L  3.  Ralibi  Jeliuda  MoscA-lia-Qaton,  L.<i]>idario. 
p.  633sq.   cod.  L  97;  L.  184;  T.  273;  K.  196.  AÜonso  el  Sabio, 

Obras  Astronömicas. 
p.  637.  cod.  L  3.  Alfonso  el  Sabio,  Libro  de  la  Ochava  Spbera 

et  de  sus  XLVIII  liguras.  Vgl.  oben  und  p.  649. 
p.  647.  cod.   L  9,  7.    Alfonso  el  Sabio,   Libro   de   Cänones  de 

Albateni;  aus  dem  Besitz  des  Lucas  Cortes. 
p.  648.  cod.  Bb  119.  Astronomischer  Tractat,   verfasst  itn  Auf- 
trage Alpbons  X. 
Tom.  rV,  p.  7.  cod.  L  132.  Libro  de  los  Fechos  et  los  Castigos 

de  los  Philosopbos.  —  Libro  de  los  cien  Capitulos. 
p.  10.  cod.  P  23.  Don  Sancho  IV.  Libro  de  los  Castigos. 
p.  17.  cod.  L  127.    Libro   del  Tesoro,    1065  (?)   Alfons  VT.  ge 

widmet, 
p.  18.  cod.  F  108.  Diego  de  Valera,  Doctrinal  de  Principes. 
p.  24.  cod.  J  1 .  Grand  conquista  de  LTltramar  .magnifico  Ms . . .  cn 

fol.,  vitela  de   360  fojas  ■■  ■  y   preparado  todo  tM  ])ara  ser 

enriquecido    con  esmeradas  miniaturas,   saguu  niuestran  las 

primeras  fojas,    en  que  se  halla  reprcsentado  el  ,cerco   de 

Beiinas'  y  el  .socorro  de  Jerusalem', 
p.  31.  codd.  L  131    und  T  H.  Sancbo  IV,  Lucidario. 


Bikl.  nebaniebt:   IM  (Madrid) 


Tom.  rV,  p.  35.  codd.  P  23  und  S  23.  Sancho  TV,  Libro  de  los 
Castigos.  Auszüge  p.  570  ff.  Ueber  dii-  letztere  Handschrift 
berichtet  Amador  p.  40  .fsi-rito  on  papel  A  una  eolumna.  y 
enriquecido  de  vinetas  iluiuinadas,  donde  si  el  diseno  no 
es  correcto,  existe  sicmpre  ol  interes  de  los  trajos  que  son 
los  usados  al  escribirso  el  cödicc.  En  la  segunda  foja  se  halla 
represcntado  Don  8aneho,  sentado  en  el  trono  en  ademan 
de  aleccionar  a  su  hijo  que  aparece  arrodillado  ante  dl.  Sobre 
la  viiieta  se  lee  esta  equivocada  inscripcion:  Initio  et  sa- 
pieneie  timor  Doniini. 
p.  53.  cod.  X  137.  Libro  de  loa  cien  capitulos. 
p.  87.  cod.  Bb  133.   Alfonso  de  Valladolid,   Libro   de  las  Tres 

Gracias. 
p.  91.  cod.  Bb  82.    Pedro  Gomez   Barroso   Libro   de   los  Con- 
seios  et    Conseieiros;    ausserdem:    Consejos   y    documentos 
de  Rabbi  don  8em-Tob  und  jConsolacion  de  Espana',  diälogo 
escrito  a  principios  del  siglo  XV. 

127.  cod.  P  13.  Ramon  Mnntaner,  Sermö  <S  presichan^a,  ge- 
richtet an  Jaime  IT  de  Aragon.  M8  magnifico  y  coetaneo. 
Am  Schluss  die  Note:  Iste  über  fuit  scriptxis  et  splicitus 
die  Veneris  qui  fuit  tercio  Kalendas  septembris ,  anno  do- 
mini  millesimo  CCC  quadragesirao  secundo. 

134.  cod.  G  lüO.  IJeruard  Desclot,  Cr6nicas  6  Conquestes. 

149.  cod.  F  S^9.  Historia  de  don  Servando  (eine  Copie  Pel- 
lieer's). 

206  ff.  cod.  S  34.  Don  Juan  Manuel,  Obras.  Vgl.  auch  p.  224, 
235,  247,  258,  -135,  513. 

292.  cod.  F  60.  Cronica  complida  (ftllschlich  Don  Manuel 
zugeschrieben). 

304.  Juan  Manuel,  Libro  de  los  Exemplos  (cod.  8.  XV.  4*). 
331.  cod  Bb  134.  Jacobo  de  Bonavente,  Vergel  de  la  Con- 
solacion. 

362.  codd.  D  53;  D.  144;  D.  521;  K.  49;  V.  39.  Libro  dcl 
Becerro  (in  der  Art  eines  statistisch-genealogischen  Hand- 
buches) im  Auftrage  Alfons  XL  verfasst. 

368.  cod.  F  31.  Libro  de  las  tres  Crönicas;  Crönica  de  D. 
Alfonso  XI. 

387.  codd.  F  32  and  F  186.    Crönica  general.  Vgl. 
und  p.  402. 


rV,  p.  43®-  «J*!-  P  ^-    Gonialo  de  Arredondo,  Chronica, 
■w  fi9&,  eoid.  M  100  and  S  34.    Jaui  )Ianuel,  Conde  Lacauor. 

et  p.eo. 

■Pmh  V,  p-  76-  10^-  A»  103.  Libro  de  Lanzarote  (II.  n.  III.  Theil ). 
B.  15L  podd.  L   149;  L  176;   L  197.    Pedro  Lopez   de   Ayubi. 

Ubn»  de  1»  Cetreria. 
1».  236.  cod-  Bb  136.    Pedro  Gomez   de  Albornoz,   Libro  de  la 

Jnsticia  y  de  la  Vida  espiritaal. 
pu  884.  codd.  A  103.    Pedro    de  Luna ,    De   horis  canonieis  di- 

Q^lidis.  C  73  desselben   Constitationes  Arcliiepiscopi    Tarra- 

oonenns. 

p^^M.  cod.  F  113.  Garcia  de  Eui^rul,  CrAnicas. 

n.  S»U.  cod.  V  S9.  C'ironica  del  Rey  Don  Rodrigo. 

u.  J74.  cod.  J  70.  ,Libro  Ultramarino'  »aec.  XV. 

p.  SM.  codd.  G  151  und  M.— Y  4»(?).  Pablo  de  Santo  Maria, 
Etladcs  trovadas. 

p,  33*^.    cod.  L  119-     Cirurgia    riniiida    del   Maestre    Diego    de 
Cobos. 

Tom.  VI,   p.  21.    cod.    Bb    30.    Valerio   Maximo.    catalanische 
Uebersetzung. 

I».  30.  codd.  M   16   and  M   17.    Vergils    Aeneis,    übersetzt    von 
Knri<iae  de  Aragon. 

jK  3;>.  codd.  M  56;  Q  224;  T  130;  T  269.  ,Omero  romanzado'. 
AuHxttgc,  übersetzt  von  Juan  de  Mena.  Cf.  p.  51. 

li,  41.  codd.  Bb  97  und  P  36.  Petrarca,  De  vita  solitaria,  über- 
»otsl  unter  dem  Titel:  Florcs  e  sentcncias  de  la  Vida  de 
|\»KiUin»btv.  cod.  Ff  153.  Desselben  Invectivae  contra  me- 
diount  quemlam  unter  dem  Titel  Reprebensiones  e  denne- 
»tivi  conti*»  wn  nicdico  rudo  e  parlero.  cod.  X  190.  Desselben 
Ki>i»tolM  X*  variarum  (Letra  de  Reales  costumbres ).  cod. 
J*.  Sl»ö.  Dciwclben  De  remediis  utriusquc  Fortunae  (Reme- 
\\\k\»  do  |>rt\sjH'ra  c^  ad  versa  fortuna).  cod.  Dd  149.  Boccaccio, 
U»M»<*»l*'jna  de  los  dioses.  c^)d.  Ff  124.  DesseUicn  De  Claris 
utvdii^ribut»  (Tratado  de  muicres  ilustres). 
K  rt^.  *M«ld.  Y  215  und  M  28. '  Cancioiieros  de  Ixar  y  de 
»::«iurt>i:a.  Cf.  p.  426  und  533;  tom.  VII,  p.  460,  466. 

t  \Mi»  W(«*nir  ikt  nn  den  citirten  Stellen  achwanVend  angegvbca  (M.  S7& 


BAI.  tTtberdeh«:   SM  (Madrid). 


I 
I 

I 


Tom.  VI,  p.  252.    cod.  Y  1 15.    Doctrinal  de   Cfilmllcros;    codd. 

T  12!l  und  T  157    Auszüge  aus  demselben,  p.  258.  cod.  F 

101.   Enrique  de  Villena.  Ohras. 
p.  'IS^.  cod.  S  10.  Don  Knriijue  de  Aragon,  Tractado  de  casso 

et  fortuna;  desselben  Tratado  del  dormir  et  despertar  et  del 

soiiar;  desselben  Es]iceips  de  adivinanyas. 
p.  303.    cod.  P  156.    Fcrnan    Perez    de   Guzman,    Floresta   de 

Philösophos. 
p.  SO'.I.  codd.  Bb  S  und  X  214.  Juan  el  Viejo  Declaracion   del 

Sabuo  LXXVII. 
p.  312.  cod.  Bb  94.  Corona  de  monjes  (Aureola  6  Corona  Mo- 

nachorum). 
p.  320.    cod.  Bb  70.    Maestre    Pedro  Martin,    Scrmones  en    ro- 

niance  (unter  dem  Titel:  el  Conde). 
p.  326.  cod.  Bb  96.  Ensefianientos  de  Corayon  geschrieben  von 

l*edro  AI.  (Alvarez  oder  Alfonso?) 
p.  331.   cod.    IT  49.    Alonso   de   Cnrtagena,    Proposicion    soVire 

Portugal,   codd.  Bb  64;  Cc   IIH;    E   169;   M    100;    X  250. 

OraciDn  sobrc  la  |>referencia  de  In^itaterra. 
p.  343.   cod.  Q  224.    Uodrigucz   del   Padron,   8iervo  Librc    de 

Amor, 
p.  533.  cod.  Dd  61.  <'oj)ie  eines  Cancionero  general  der  Biblio- 

teca  Colombina  in  Sevilla. 
Tora.  VII,  p.  27.   cod.   D  190.    Cflrlos   de  Aragon,    Epistola  & 

todos  Io8  valientea  letrados  de  Espana.  Fernando  de  Bolea, 

cartas. 
p.  31.  codd.  T   115  und  (J   139.  Cor(iniea   de  los  reyes  de  Na- 

varra  por  el  principe  D.  Cirlos  de  Viana. 
p.  41.  cod.  (i   151.  Pcre  Toniich,  Snmn  de  la  Corönica  de  Ara- 
gon  y    principado   de    Catalufia    traducida    del    lemosin    por 

Juan  Pedro  Pellicer  saec.  XVII. 
p.  65.  cod.  Q  36.    1 .  Leonardo  de  Arezzo,  Caballeria,  traducida 

por  Peru  de  !a  Panda.    2.  Angel  de  Milan,  Las  quatro  vir- 

tudes  ö  doctrinas   que  compuso  S^neca.   3.  Desselben  Con- 

dicion  de  la  Nobleza,    beide    Übersetzt   vom  Prinzen  Viana. 
p.  83.  cod.  P  61.  Dem  Pedro  el  Condestablc,  ( »bras.  ,Ffou  aca- 

l)ad   lo  present   libre  tl   X  de   may    any   1468   de  nia   den 

Cristofol  Bosch  librater.  Deo  gracias.' 
p.  23(>.  cod.  Cc  77.  Uztarroz,  Biblioteca  Aragonesa. 


M 


Vni.  AMindlDDg:    B««r.  BudMhrifttotekitM  Sponitoi. 


Tom.  Vn,  p.  298  f.  cod.  F  108.  Diego  de  Valera,  Ohras.  1.  Trac- 
tado,  Unmado  Dcfensa  de  Virtuosas  mujeres.  2.  Tractada. 
Uamado  Espcjo  de  Verdadcra  noblcza.  3.  Ceremonial  de 
Principes.  4.  Traetado  de  las  armas.  5.  Exortacion  de  la 
paz  (cf.  p.  365).  G.  Tractado  de  las  epistoias  (cf.  p.  409). 

p.  320.  cod.  G  157.  Oonzalo  Gairia  de  Santa  Maria,  Presion  de 
Carlos,  principe  de  Viana,  oinision  6  guerra  de  los  catalanes. 
cod.  Dd  184  dasselbe  Werk,  lateinisch. 

p.  327.  cod.  F  ilG.  Andreas  Bernaldez,  Crönica  de  los  Reye» 
Catölicos. 

p.  365.  cod.  S  219.  Pensamientos  variables  (nicht  authentischer 
Titel  eines  annn\Tnen,  an  Isaliella  die  Katholische  gerich- 
teten Tractats,  cf.  p.  578). 

BoKAO,  p.  70f.:  historischer  Rückblick.  Die  Zahl  der  Hand- 
schriften wird  auf  8000  angegeben. 

^Iaasskn,  Friedrich,  Riliüritlieca  latina  iuris  canonici  inanu- 
scripta  a.  a.  O.  p.  163f.  behandelt  die  codd.  Ee  106;  P  21; 
Q  14  nach  IlUnel,  Gonzalez  und  Knust. 

Gallakdo,  Bartolome  Jose,  Ensayo  de  una  biblioteca  cspa- 
nola  de  liliros  raros  y  curiosos  .  .  .  aumenhulos  pur  Alanuel  Reinon 
Zarco  del  Valle  y  j.  Sancho  Rayon.  Madrid  lbi63— 1889.  4  Vol. 

Vol.  II  enthalt  mit  separater  Paginirung  (p.  1 — 179)  einen 
Indice  de  manuscritos  de  la  Biblioteca  Nacional,  einen  von 
Gallardo  gefertigten  Auszug  aus  dem  oben  erwähnten  hand- 
scliriftlichen  Kataloge.  Das  Urtlieil  Ewald's,  der  diese  Liste 
dürftig  und  nur  die  Geschichte  Spaniens  betreffend  nennt,  ist 
dahin  zu  modificiren ,  dass  sümmtliche  spanische  Manuscripte 
der  Bibliothek  in  etwa  8000  Artikeln,  also  auch  Uebersetzungen 
classiseher  Autoren  (Aristoteles,  Cicero,  Seneca  etc.)  und  der 
Kirchenväter  (Augustinus,  Gregorius  etc.)  angeführt  erscheinen, 
daher  die  Zusammenstellung  auch  für  Geschichte  der  classi- 
schen  Philologie,  des  Hunianisuius  etc.  von  Wichtigkeit  ist.  Die 
durchwegs  beigefllgte  Signatui'angabe  erhöht  den  Werth  des 
Verzeichnisses. 

Amador  de  los  Riob,  La  pintura  cn  pergamino,  en  Espaiia, 
hasta  fines  del  siglo  XIII.  Museo  Espafiol  de  Antiguedadcs 
tom.  III  (1874).  p.  1 — 41.  Vgl.  oben  den  Artikel  Escorial.  Ueber 
eine  Bibel  der  Kationalbibliothek  p.  13. 


BIM.  n*b«nleht:  ttS  (Madrid). 


ifi 


GuTiBRRiüz  DB  La  Vega,  Bibliotoca  Venatoria  tom.  I  (1871) 
behandelt  unter  den  Nummern  5,  6,  36,  37,  38,  41,  44,  51,  58, 
50,  (>1,  m,  68,  72,  77,  SO,  83,  80,  90,  03—06  und  100—102 
handschrif'tlicho  Trnctato.  aus  dem  Gebiete  der  Jagdsebrit'tstcllerei, 
welche  der  Natioualhibliothek  angehören;  fast  ausschliesslich 
jüngeren  Datums. 

Gachard,  Loüis  Prosper,  Les  biljliotheques  de  Madrid  et 
de  rEscurial.  Notices  et  extraits  des  mauuserits  qui  concement 
l'histoirc  de  Belgique.   Bruxeltes  1875.  4". 

Ueber  die  Nationalbibliothek  p.  XXXIIIf.  (wo  von  30.000 
ouvrages  ou  documents  mauuserits  gesproehcn  wird)  und  p.  l 
bis  424;  hier  sehr  genaue  Besehreibung  von  155  Handschriften, 
die  in  das  oben  bezeielineto  Gebiet  fallen,  mit  zahlreichen  Aus- 
zügen und  Doeumeutencüpien.  An  diese  schliessen  sich  noch 
p.  425 — 538  Äpendices. 

RuBiXE,  CnAHLES  Emile,  Rapports  sur  une  mission  littc'n-aire 
et  philologique  en  Espague,  Arehives  des  missions  scientiriques 
S6r.  III,  tom.  2,  p.  502  und  563 — 579  über  verschiedene  grie- 
chische Handschriften  der  Nationalbibliothek.  P.  504  glossarium 
graceo-latinum  saec.  XV. 

(Breton  y  Orozco,  CAndido)  Breve  noticia  de  la  Biblioteca 
Nacional.  lladrid,  Ariliau  &  eompania  1876. 

Lag  mir  nicht  vor.  Contiene  curiosisimos  datos  acerca 
de  8U  fundacion,  sus  directores,  sus  acreeentamientos,  su  te- 
soro  bibliografico,  sus  tipogratieas  preciosidades  ....  sus  manu- 
scritos  y  sus  Codices.  Revista  de  Archivos  tom.  VI  (1876), 
p.  20f.  Vgl.  ibid.  VII,  p.  99,  not. 

Gracx,  Rapport,  p.   122—124. 

Ueberblick  Über  die  Fonds  griechischer  Handschriften  und 
kurze  Beschreibung  einiger  der  wichtigsten. 

RcELi^E,  Charles  Emile,  Deux  textes  grecs  anonymes, 
conceruant  le  canon  musical  lieptsicorde,  puis  octacordc,  pnbüös 
d' apres  le  ms.  N.  72  de  la  Biblioteca  Nacional  de  Madrid  im 
Annuaire  de  1'  Association  pour  1'  encoui'agement  des  dtudes 
grecques  en  France.  XP  Annöe  (1877),  p.  147 — 169.  Voran 
geht  eine  Notiz: 

Ghalix,  Charles,  Sur  le  manuscrit  N.  72  et  sur  C.  Lascaris 
unter  Heranziehung  weiterer  grieehiseher  Handschriften  der 
Nationalbibliothek. 


u 


Vin.  AbliBndliinf :     B«pr  HiiodK'1irin«iue1iitae  ^|*Mileiif- 


MdlA  y  F0NTANAL8,  M(anuel),  Notes  sur  trois  manoßcrits. 
Revue  des  Lang^ues  Romancs  tom.  X  (1876). 

An  zweiter  Stelle  (p.  225)  wird  Un  ronmn  eatalan  s.  XV' 
(212  Blätter  fiilien<l)  und  an  dritter  Stelle  l^ne  traduccion  de 
la  Discipline  clericalc  perg.  s.  XIV,  beide  der  NatJonalbibÜothck 
angeliörig,  beschrieben.    Signatnrangabe  feldt. 

Revista  de  Archivos  VII  (^1877),  p.  55. 

Kurze  Notiz  Über  einen  kostbaren  Codex  der  Nationai- 
bibliotliek,  welcher  im  Boletin  de  la  Socicdad  GeogrAfica  de 
Madrid  publicirt  worden  soll.  En  este  cödiee,  que  perteneei(5 
al  Marques  de  Santillaiia,  se  refiere  el  viaje  de  exploracion  que 
en   1350  hizo  un  frailc  franciscano  ä  la  tierras  africanas. 

Paz  y  Melia,  Anto.nio,  Un  rödiee  notable  de  la  Biblioteca 
Nacional.  Hcvista  de  Archivos  VII  (1«77),  p.  124— 12S;  141  —  144. 

Behandelt  eine  Handschrift  mit  einer  alten  Uebcrsetzung  der 
Disciplina  elericalis  des  Pedro  AHbnso.    Analyse  und  AuazUge. 

(iaAiix,  C'iiARi.EH,  Ekigc  du  dnc  Aratios  et  du  Gonverueur 
Stöplianos,  publit^  pour  la  preinicrc  fois  d'apri«  le  ms.  de  la 
Biblioteca  Nacional  de  Madrid.  Paris  1877.  Vgl.  Buletin  de  U 
Real  Academia  de  la  ILstoria,  tora.  I,  p.  300. 

Revista  de  Archivos,  tom.  VIII,  p.  ITiüf. 

Zusnininenstellung  verschiedcnir  Ilaudschriften  der  Na- 
tionalbibiiothek,  welche  der  BuehViinder  Miguel  tiinesta  restaurirt 
und  eingebunden  hatte. 

FiKnvn,LE,  Henseigncments,  a.  a.(t.,  p.  103 ff.  erwähnt  nebst 
einer  Dissertation  über  eine  Quintilianstellc  (VIII  3,  22)  s.  X\^I 
noch  1.  Ovide  XV  s.  parch.  coi6  M.  23  Est.  Res.  19.  2.  Virgile 
XV"  siiicle  parch.  M.  30  Est.  Res.  47.  3.  Piaute,  parch.  s.  XV. 
Q.  38,  Est.  Res.  20.  4.  Roman  de  la  Rose  s.  XV.  Die  Tolc- 
daner  Signatur:  Cajon  104,  22,  Zelada.  5.  Plinius  secundus, 
Historia  naturalis  s.  XIV.  Toled.  Sign.  0  47,  14.  6.  Livre 
d'heures  de  Charles  Quint.  4".  7.  Livre  d'heures  de  Joanne 
la  Folie.  ,C'e8t  un  vrai  bijou;  les  miniaturcs  sont  diUicieuBes  et 
d'une  linesse  mieroscopique'.  8.  Livre  d'heures  de  Charles  VIII. 
roi  de  France,  ,vrainient  royal'. 

Francisqoe  Micirei.,  Rapport,  a.  a.  O.,  tom.  VI,  p.  179 ff. 
bespricht  eine  Handschrift  8.  XV  Pedro  Alfonso,  la  Clergia  do 
discii>line  e  las  Moralitatz  de   philosophia,    T.  283    (die    bereits 


BibL  rtbcnlolit :   m  Otuirii). 


I 
I 


von  Paz  y  Melia  beschriebene  Hs.),  ferner  das  Gebetbuch 
Carl  Vni.  (vgl.  oben)  and  mehrere  jüngere  Handschriften. 

Graux,  Charles,  E^sai  sur  les  origines  du  fonds  grec  de 
l'Escm-ial,  Paris  18S0. 

Gelegentliche  Bemerkungen  über  die  Handschriften  der 
Nationall.ibliothek.  So  p.  44  über:  V.  169.  p.  50:  G.  43,  44  un<l 
48,  vgl.  p.  179 f.  p.  83:  Q.  1«.  p.  138:  Dd.  27.  p.  165:  K.  100. 
p.  333:  V.  169  (Auszüge),  p.  431:  G.  75.  p.  60—79  Acquisition 
der  Bibliothek  des  Cardinais  von  Burgos  für  die  National- 
bibltolhck. 

Ewald  p.  284 — 321.  Beschreibung  zahlreicher  Hand- 
schriften, welche  bereits  entsprechende  Würdigung  gefunden  hat. 

RüBEKT,  Uli8se,  Etat  des  catalogucs  des  manuscrits  des 
Biblioth^cjuea  d'Espagno  et  de  Portugal.  Cabinct  historique 
XXVI,  p.  294—299. 

P.  297.  f.  Madrid. 

Carini,  Gli  Archivi  etc.  I.  p.  127  ff. 

Den  ersten  Tlieil  des  Berichtes  bildet  ein  historischer 
Rückblick  j).  127 — 130;  hierauf  fnlgt  ZusjuunienstoIJung  und 
Beschreibung  der  einzelnen  Alitlioilungcn  der  Bibliotlick  und 
Verzeichniss  der  wertli vollsten  Handschriften.  Dieses  scheint 
nicht  auf  Autopsie  gegründet  zu  sein;  Signaturangabo  fehlt 
durchwegs. 

Anuakio  del  cucrpo  facultativo  de  Archiveros  etc.  Madrid 
r  (1881),  p.  135—151;  H  (1882),  p.  91—101. 

Bietet  nur  Weniges,  was  sich  auf  Handschriftenbeschreibung 
bezieht.     Im  ersten  Aufsatz  sind  }).   150  einige  Cimelien  notirt. 

FrrA  y  Colomä,  Fidel  veröffentlicht  im  Boletin  de  la  Real 
Academia  de  la  Historia  tom.  V  (1884),  p.  308  ff.  VI  (1885), 
p.  60  ff,  p.  37'.) — 109  und  418—429.  VU  (1885),  p.  54—144 
Biogratias  und  Poesias  von  Gil  do  Zamora  aus  cod.  I  217  sammt 
genauer  Beschreibung. 

Hartel-Loewe  p.  261 — i62  und  538 — 542. 

Das  bezüglich  der  Beschreibung  der  Escorialenses  Gesagte 
gilt  auch  von  diesem  Katalog;  er  ist  der  gründlichste  und  für 
einen  Theil  der  Manuscripte  auch  erschöpfendste,  den  wir  bis 
jetzt  besitzen. 

Miller,  Emmanuel,  BiV>liothfeque  Royalc  (sie)  de  Madrid, 
Catalogue     des    manuscrits    grecs    (Supplöment    au    Catalogue 

»iUnuplor.  <1.  |>|]il.-h»l.  Cl.  CXXVUI.  IM.  N.  Abk. 


lEH 


t» 


▼tn.  Atihudlnofi    B<er,  BknlKhrlftoiwbitie  Sjiulmu. 


d'Iriarte).  Notices  et  extraitos  des  manuscrits  do  la  Bibliothoque 
nationale  et  autres  biljüothequcs.  Paris,  tora.  XXXI,  deuxiime 
partio,  p.  1  —  117.  Beschreibt  die  Nuiuinern  N  126  —  N  141  und 
Ol  —  O  103.  Eine  Ergänzung  zu  L'iartc  und  ein  Gegenstück 
zu  desselben  Verfassers  Katalog  der  Escurialenses. 

Rada  t  Deloado,  Juan,  Bibliografia  numismätica  Espanola, 
Madrid  1886.  4". 

Diese  Bibliographie  benützt  zahlreiche  Handschriften  der 
Nationalhiltliotbek,  welche  auch  fVir  antike  Münzkunde  inter- 
essante Daten  bieten;  der  grössere  Thcil  der  Ausbeute  entl)illt 
auf  die  mittelalterliche,  vgl.  p.  45  Ordenamiento  des  Jahres  V6SH 
aus  der  Handschrift  Dd  123,  p.  46  Pregones  s.  XV,  Dd  124; 
ferner  vgl.  p.  59,  p.  76,  121  u.  ö. 

RiANO,  Jüan  F.  Critical  and  ßiographical  notes  on  early 
spanish  music.  London  1887. 

Beschreibung  folgender  Handschriften:  C.  145  Missae 
Manuale  p.  49 f.;  C.  82  Canon  de  editicanda  ecclesia  p.  58;' 
C.  132  Liber  cantus  Chori  ibid.;'  C.  153  Liber  cantus  Chori 
p.  5?;'  C  63  Cacriraoniale  Romanum  ibid.;'  C.  145  Missae 
Manuale  p.  65;  C.  131  Ordinariutn  l'recuni  Ecclesiae  Cathedrnlis 
Toletanae  p.  66;  52,  6  Missale  p.  68;  52,  16—22  Missale  in 
sieben  Bänden*  p.  69;  Reservado  B.  31.  De  Apocahpsi  Johannis 
p.  108. 

Abzb,  Diboo  DB,  De  las  libreriaa,  de  su  antiguedad  y 
provecho ,  de  su  sitio  etc.  Biblioteca  Nacional  Ms.  Bb.  —  22 
(Madrid  1888.  8"). 

Blosser  Abdruck  der  Handschrift  ohne  Commentar. 

MiLLSs,  Emmaküel,  Le  mont  Athos,  Vatop«5di,  l'lle'de 
Thasos.  Avee  une  note  sur  la  vie  et  les  travaux  de  M.  Emrn. 
Miller   par   le  ruarquis  de  Queux  de  Saint-Hilaire.   Paris  1HS9. 

In  der  biographischen  Skizze  (von  p.  L  ab)  sehr  inter- 
essante, zum  Theil  Miller's  Correspondenz  entnommene  Daten 
über  die  Arbeiten  dieses  Gelehrten  in  der  Nationalbibliothek  zu 
Madrid  und  die  Geschichte  derselben  während  der  Revolution. 

Priscilliant  quae  supersunt  .  .  .  cdidit  Georgius  Schcpss. 
Vindobonae  1889.  (Corpus  script.  ecol.  lat.  Vol.  18.) 


•  Au«  Philipp  V.  PrivRthibliotliek. 

*  Aas  dem  Uesitze  tlen  CnrdiiuiU  Cisneros. 


Bibl.  V«b«reloht:   n»  (Xtdrid).  19 

Praefatio  p.  XXXm  handelt  über  den  Toletanus  2,  1. 

Martikez  Anibarro  t  Bives,  Intento  de  un  diccionario  .  .  . 
de  Burgos  etc.  p.  99  über  cod.  H,  49,  enthaltend  Cartagenas 
Allegationes;  p.  246,  cod.  ö  6  Cr6nica  del  Rey  D.  Juan  11. 
1420—1434;  p.  446  codd.  T.  183,  210  Francisco  de  Salinas 
De  Musica;  p.  485,  codd.  G  151,  Ee  154,  Pablo  de  Santa 
Maria,  Edades  Trovadas  (nebst  anderen  Handschriften  desselben 
Autors,  zum  Theil  nach  Amador). 

Leguina,  Enrique  de,  La  Exposiciön  Histörico-Europea.  VI. 
La  Biblioteca  Nacional.  Impresos  en  vitela.  Incunables.  Ejem- 
plares  unicos.  Encuademaciones  notables.  Libros  raros.  Autö- 
grafos.  Codices.  —  La  Epoca.  Madrid,  28  de  Noviembre  de  1892.* 

Verzeichnet  folgende  in  der  Columbus -Ausstellung  1892 
exponirte  Codices  der  Nationalbibliothek: 

Libro  de  Agricultura,  saec.  XV.  in.  Mit  arabischen  Ziffern. 

Petrus  Comestor,  Historia  Scolastica,  saec.  XV.  Mit  ganz- 
seitigen Miniaturen. 

Aethicus ,  Descriptio  terrae,  saec.  XV.  Mit  Miniaturen, 
besonders  Kriegsmaschinen  darstellend  (Ballista  fulminalis). 

Antonius  de  Nebrija,  Gramdtica,  s.  XV.  Mit  dem  Porträt 
des  Autors. 

Enrique  de  Aragon,  Tratado  de  Astrologia  (1428)  (vgl. 
den  Artikel  Madrid,  Biblioteca  part.  de  D.  Enrique  de  Aragon). 

Juan  Manuel,  Obras,  s.  XIV.  ,Codice  de  gran  valor,  por- 
que  habiendo  dejado  el  Infante  todos  sus  libros  al  convento  de 
Penafiel,  donde  se  perdieron,  solo  se  conserva  esta  copia'. 

Petrarca,  Sonetti,  Canzoni  e  Triumfi,  s.  XV. . .  Mit  herr- 
lichen Miniaturen. 

Petrarca,  Triumfi,  s.  XVI.  Ebenfalls  mit  prächtigen,  hier 
in  verkleinertem  Massstabe  ausgeführten  Miniaturen  ausgestattet. 

Fernando  de  Bolea,  Cartas  (1480).  Mit  dem  Bildnisse  des 
Prinzen  Viana. 

Ferran  Nunez,  Poema  y  declaracion  del  verdadero  nombre 
del  Amor,  intitulado  Tractado  de  Amicicia,  saec.  XV. 


'  Ich  verdanke  die  Mittheilnng  dieses  interessanten  Aufsatzes  der  Ofite 
8r.  Excellenz  des  spanischen  Botschafters  am  Wiener  Hofe  D.  Rafael 
Merry  del  Val. 

2* 


TUT.  Alttiiui JIoU| :    Bor.  BulichrifUudiltt«  Sjiuüciu. 


Poema  de  los  Reyes  Magos,  saec.  XIII.  —  Poesiaa  del 
Arcipreste  do  Hita,  saec.  XIV.  —  Poema  de  Alexandre, 
saec.  Xni.  Es  sind  die  bekannten  Cimclicn. 

Le  Roman  de  la  Rose  s.  XIV.  Mit  Miniattiren  und  Initialen. 

Conde  de  Tendilla,  Correspondencia  sobre  el  Gobierno  de 
las  Alpajairas. 

Livius,  Decades,  übersetzt  vom  Grafen  von  Benavente 
(1439).  Mit  Aquarellen. 

Fernfiu  Lopez,  La  cronica  portuguesa  de  D.  Juan  L 
Pergamentcüdüx  saec.  XV,  mit  Miniaturen  äusserst  reich  aus- 
gestattet. 

El  Fuero  de  Zamora  (1208). 

Juan  Fernandez  Herdia,  Cronica  de  Espaua  (1385).  Mit 
dem  Bildnisse  des  Autors  und  yielcn  Initialen. 

Seguro '  d  favor  de  D.  Alvaro  de  Luna  (1441).  Mit 
Wappenbildern. 

Allbnso  el  Sabio,  Las  Partidas.  Prachtexemplar  ans  dem 
Besitze  der  Reyes  Cat61icos. 

Cronica  troyana,  saec.  XV.  Aus  dem  Besitze  des  Marques 
de  Santillana. 

Alonso  de  Cartagena,  Genealogias  de  los  Reyes  de  Espana. 
saec.  XV. 

Las  grandcs  crönicus  6  crdnicas  de  Saint-Denis.  Mit  dem 
Bildniss  Carl  VII. 

üocumentos  sobre  la  primacia  de  la  Iglesia  Toledana 
(1253). 

Bibiia  ,de  Avila'  saec.  XIII  —XIV.  Mit  interessanten 
Miniaturen  iUtcren  Stils. 

Grcgorü  Moralia,  übersetzt  von  Pero  L<ipcz  do  Ayala. 
Mit  dem  Bildnisso  des  Uebersetzcrs. 

(Misal  rieo  de  Cisncros',  7  Bünde  (1503 — 1518).  ,Trabajo 
que  honra  A  los  miniaturistas  espanoles  que  lo   ornanientaron*. 

Ausserdem  noch  einige  anderweitig  bekannte  Ciuiolien. — 
Einen  ähnlichen,  jedoch  kürzeren  Bericht  über  die  von  der 
Nationalbibliothck  ausgestellten  Handschriften  lieferte: 

(FrrA  V  ColomS,  Fidel)  Bosquejo  de  la  Exposiciän  Hi- 
störico-Europea,  Madrid  1892,  p.  77ff. 


'  Ueleitbriof. 


Bibl.  ü»b«nieht!  *iB  (Vidrid).  21 

C.  Schriftproben. 

Amador  DB  LOS  Rios,  Historia  critica  bietet  in   den  bei- 
geschlossenen Tafeln  Proben  aus  folgenden  Handschriften  (leider 
durchwegs  ohne  Signaturangabe). 
Tom.  II.     Alvari  Liber  Scintillarum  cod.  A  110. 
Tom.  IV.     Conquista   de    Ultramar,   cod.   I    1.      Libro   de   los 
castigos  del  Rey  D.  Sancho.   cod.  P  23  (S  23  [?]).     Libro 
Lucidario  del  Rey  D.  Sancho.   L  131   (T  8  [?]).     Cod.  de 
los  obras  de  D.  Juan  Manuel  (S  34).  Libro  de  los  Exenplos 
(vgl.  p.  304  dieses  Bandes). 
Tom.  V.     Libro  de  Cetreria  (cf.  p.  151).    Tratado  de  la  Vida 
Espiritual  cod.  Bb   136.     Cronica   del   Rey    Don   Rodrigo 
cod.  F  89. 
Tom.  VI.     Omero  Roman9ado  por  Juan  de  Mena  (vgl.  p.  35 
d.  B.).  Obras  de  D.  Enrique  de  Villena  cod.  F  101.    Cancio- 
nero   de  EstuSiga  (p.  62)  Cancionero  de  Izar  (p.  62).    ,De 
amor  y  de  remor'  (Q.  224?).  ^Especies  de  ordenanzas'  (ad- 
ivinancas?  cf.  p.  286,  cod.  S  10). 
Tom.  Vn.    Vida  de  Cristo  de  Fray  Inigo  Lopez  de  Mendoza 
cf.  p.  240.  —  Libro  de  los  pensamentos. 
RosEix  T  ToRREz,  IsmoRo ,  El  Triunfo  de  Maximiliane  I. 
Libro  de  miniaturas  en  vitela  que  se  conserva  en  la  Biblioteca 
Nacional.      Museo  Espanol  de  antigUedades ,  Madrid,  tom.  I 
(1871),  p.  409—416. 

Ueber  den  Prachtcodex  des  ,Triumphs',  das  Supplement 
zu  der  bekannten  in  der  Wiener  k.  k.  Hofbibliothek  befind- 
lichen Bilderhandschrift.    Mit  zwei  colorirten  Tafeln. 

EscuDEBo  DB  LA  Pena,  Josä  Maria,  Encuademaciones  de 
la  edad  media  y  moderna,  Museo  Espanol  tom.  VH  (1876), 
p.  483—492. 

Bespricht  unter  Anderem  den  Einband  der  Siete  Partidas 
von  Alfonso  el  Sabio,  ferner  ein  Devocionario,  beide  in  der 
Nationalbibliothek.    Von  letzterer  Handschrift  ein  Facsimile. 

Graux,  Charles,  Sur  le  manuscrit  N.  72  et  sur  C.  Las- 
caris  (vgl.  oben)  gibt  zu-  p.  150  ein  Facsimile  einer  ganzen 
Seite  des  von  Lascaris  geschriebenen  Codex. 

Munoz  y  Rivbro,  Paleografia  Visigoda.  Mötodo  teörico- 
präctico  para  aprender  &  leer  los   Codices  y  documentos  Espa- 


mi.  AttwUn«:    B**r.  Ba 


noles  de  los  siglos  V  al  XII.  Madrid  1881.  Läm.  VI.  MoraJes 
de  San  Gregorio  945.  Läm.  VIII.  Biblis  Iklozärabc,  qne  per- 
teneciö  al  Cabildo  do  Tolc/io  y  ht>j  se  conserva  en  la  Bibliotcca 
Nacional  s.  X.  Ldm.  IX.  Sehlussworte  aus  derselben  Hand- 
schrift. Lim.  XIL  Commcntarios  de  Beato  sobre  el  Apocalipsit«, 
tiempo  de  Fernando  I.  y  Dona  Sancba.  Liim.  XHl.  Foeru 
Jnzgo,  procedente  de  Le^Sn,  1058. 

EwAui  ET  LoBWE,  Exempla  scriptorae  V^isicoticae.  Heidel- 
bergae  1883  fol. 

Handschriften  der  Nationalbibliothek:  Tab.  IX  Bibli;i, 
Toletanus  2.  1.  Tab.  X,  XI,  XII  S.  Isidori  Etymol,  Tolet.  15.  8. 
Tab.  X\TI  Forum  iudicum,  Tolet.  43.  5.  Tab.  XVIII  Ileterii 
et  Beati  ad  Elipandum  epistula,  Tolet.  14.  24.  Tab.  XIX 
8.  Joannis  Clirksostomi  de  reparatione  lapsi,  Tolet  10.  25. 
Tab.  XX  S.  Isidori  sententiae,  Tolet.  15.  12.  Tab.  XXVII 
Breviariura  Goticum,  Tolet.  35.  1.  Tab.  XXVIII  CoUectio  C» 
nonum  Hispana,  P.  21.  Tab.  XXX  Breviarium  Goticum,  Tolet. 
35.  2.  Tab.  XXXI  Collectionis  canonum  Hispanae  versio  arabicA, 
Gg.  132.  Tab.  XXXIII  AlWri  Über  scintiUarum,  A.  115.  Tab. 
XXXVIII  Burchardi  Wormat.  decreta,  K.  21(3.  (Cödice  de 
Cardona.) 

Tailhan  ,  Jxiles ,  Cbronique  rimee  des  demiers  rois  de 
Tolfede  et  de  la  conquetc  de  l'Espagiie  par  les  Araber  Paris 
1885  fol,  gibt  sum  Schlüsse  Proben  (zwei  Seiten)  aus  der  Hand- 
schrift 4,  7  (vgl.  Hartel-Loewc,  p.  460). 

RiaSo  (vgl.  oben)  gibt  Proben  aus  folgenden  Handschriften: 
C.  35,  1  Mnzarabic  Breviarj'  p.  25;  Reservado  6»  2  Liber  Evan- 
geliorum  p.  31;  44,  Q.  s.  Breviary  p-  32;  35,  2  Gothic  Breviary 
p.  36;  14,  1  St.  Augustin  Commentaries  on  the  first  tifty  Psalms 
p.  36f.;  31,  28  Greek  BrevHary  p.  41;  Reservado  B.  31  De 
Apocalipsi  Johannis  (Musikinstrumente)  p.  108. 

Graüx-Martix,  Fac-simil^  de  manuscrita  grecs  en  Espagne'' 
etc.  Paris  1891. 

Nr.  ö  und  6.  cod.  N  71.  Glossae  in  Diadem.  Nr.  7  und  8. 
cod.  N  16.  Codex  rescriptus,  Comuientar  zu  Job  und  Thcophanes 
Cerameus.  Nr.  10—14.  cod.  1,  12  (Tolot.).  Evangclia.  Nr.  15 
und  16.  cod.  O  78.  Stück  des  Neuen  Testamentes.  Nr.  21—23. 
cod.  O  74.  S'  Nil.  Nr.  55  und  56.  cod.  N  55.  Plutarchns.  Nr.  57. 
cod.  N  101.  Choricius,  Apologia  mimorum. 


Bibl.  üebenicbt:  HS  (Kidrid).  23 

II.  Fonds  Osuna. 
A.  Druckwerke. 

Clemencin  Diego,  Elogio  de  la  Reina  Isabel  a.  a.  O.  p.  444 
berichtet  von  einer  HandBchrift  en  la  biblioteca  del  Duque  de 
Osuna,  enthaltend  Tercero  tratado  del  libro  de  las  mujeres  de 
Fr.  Francisco  Jimenez.  Es  en  fol.  vit.  escrito  ä  dos  columnas, 
con  las  rubricas  6  iniciales  de  los  libros  encamados.  Die  sub- 
scriptio  lautet:  Finito  libro  etc.  Anno  domini  millessimo  qua- 
dringentessimo  septuagessimo  tercio  mense  aprili  incoante.  — 
Scripsit  scribat  et  semper  cum  Domino  vivat.  Andreas  Mudarra 
vocatur,  qui  a  Domino  benedicatur.  Scripsi  autem  hunc  librum 
ex  praecepto  reverendi  prioris  nostri  fratris  Joannis  de  Guada- 
luppe,  prioris  Sancte  Marie  de  Guadaluppe.  Ibid.  p.  457  über 
eine  Vegetiusübersetzung  von  Alonso  S.  Cristöbal  s.  XV,  gleich- 
falls aus  dieser  Bibliothek. 

Gachard,  Loüis  Prosper,  Rapport  sur  ses  recherches  en 
Espagne.  Compte  rendu  de  s^nces  de  la  Commission  Royale 
d'histoire  tom.  IX  (1845),  p.  312f. 

Kurze  Notizen  über  die  herzogliche  Bibliothek,  deren 
Bibliothekar  damals  Miguel  Salvä  war.  Als  das  ^chtigste 
Manuscript  erschien  Gachard  ein  Band  mit  der  Correspondenz 
Ferdinand  I.  und  Philipp  11. 

BzBuöGRAFO,  El  espanol  y  estrangero  (II.  Serie  des  Boletin 
bibliogrdfico)  I  (1857)  Suplemento  p.  40  enthält  interessante 
Notizen  über  Geschichte  und  Verwaltung  der  Bibliothek,  ins- 
besondere über  die  Manuscripte :  se  encuentran  magnificos  Codices 
en  vitela,  que  pertenecieron  al  cölebre  D.  Inigo  Lopez  de  Men- 
doza,  Marques  de  Santillana,  obras  de  historia,  de  genealogia, 
de  antigüedades,  etc.,  algunas  de  ellas  inöditas,  noviliarios  y 
otra  multitud  de  papeles  sümamente  curiosos,  y  mas  de  mil 
comedias  antiguas  manuscritas,  entre  ellas  algunas  que  apenas 
8on  conocidas,  y  otras  muchas  originales  y  autögrafas  de  Lope 
de  Vega,  Calderon,'   Mira  de  Mescua,  Tirso  de  Molina,  Rojas, 


*  Vgl.  Morel -Fatio,  Alfred,  El  Magico  prodigioso,  comedia  famosa  de 
D.  Pedro  Calderon  de  la  Barca,  publiie  d'aprög  le  mantucrit  original  de 
la  bibliothiqne  da  dac  d'Osona,  avec  denx  fac-simile,  nne  introdnction  etc. 
Heilbronn  1877. 


24  YHt.  Abkuidlnng;    Bear.  HandsohrifttnieUti«  SpanUns. 

etc.,  con  la  particalaridad,  de  que  algunas  de  estas  liltimas 
van  acompanadas  de  la  censura  de  la  pieza  y  correspondiente 
licencia  del  ordinario  para  su  representacion,  y  atm  &  veces 
con  designacion  de  los  autores  que  debieron  ejccutarlas  por 
primera  vez. 

EouREN  beschreibt  p.  37 — 43  vier  Bibeln  der  Sammlung, 
unter  Mitthcilnng  von  Auszügen. 

Valentinblu  p.  52f.  erwähnt  einige  der  wichtigsten  Hand- 
schriften. 

Ahaoor  DB  liOs  Rios,  Historia  critica  etc.  (vgl.  oben)  be- 
schreibt: 

Tom.  in,  p.  333.  Poemo  de  Alexandre,  cod.  en  4"  prolongado 
s.  Xin— XIV,  vitela  153  fojas. 

p.  587.  Cancion  elegiaca  in  einer  Handschrift  aus  der  ursprüng- 
lichen Bibliothek  des  Marques  de  Santillana. 

Tom.  IV,  p.  303.  cod.  H.  M.  8  Armenio  de  Bologna,  Istoria 
Fiorita,  Codex  gleicher  Provenienz.  (Vgl.  tom.  VT,  p.  40.) 

p.  345.  Guido  de  Colonna,  Historia  Troiana  gallegische  Ueber- 
setzung,  Codex  gleicher  Provenienz  mit  der  Schlussnote: 
Este  liuro  mandou  faser  6  muyto  alto  et  muy  noble  et 
eixelente  rey  don  Alfonso,  fillo  do  muy  noble  rey  don  Fer- 
rando  et  de  la  reyna  dona  Costanca.  Et  fu^  dado  descrebir 
et  destoriar  enno  tenpo  que  ö  muy  noble  rey  don  Pedro 
rreynou  .  .  .  Feyto  o  liuro  et  acabädo  6  postrero  dia  de 
dezenbro,  era  de  Mill  et  CCCLXXXVIH.  Nicolas  Goncales, 
escriuano  des  seus  linros,  escribeu  per  seu  mandado. 

p.  349.  Dasselbe  Werk  ,en  romance  catalan'  cod.  HI,  lit.  Ä[, 
Nr.  2;  cod.  II,  M  23  dasselbe  castihanisch;  cod.  H,  M  25 
dasselbe  in  anderer  castilianischer  Uebersctzung.  Sämmtlich 
aus  der  Bibliothek  Santillanas. 

Tom.  V,  p.  112.  cod.  V,  N  29  Libro  de  la  Consolacion  de 
Boecio  romano,  castihanisch;  gleicher  Provenienz;  cod.  II, 
N  4  und  5  Livius,  Decades  I.  II.  FV.,  castilianisch. 

p.  170.  Roman  de  la  Rose  (sammt  Fortsetzungen). 

p.  242.  Ferrandez  de  Heredia,  Grant  Chronica  de  Espana. 

p.  248.  cod.  I,  M  5  Desselben   Crönica  de  los  Conquistadores. 

Toni.  VI,  p.  21.  Lucan,  spanisch. 

p.  38.  cod.  VI,  5  Sallust,  spanisch. 


BIM.  üelwnidit:  tM  (Mtdrll).  25 

Tom.  VI,  p.  39.  cod.  V,  N  18  und  EL,  M  7  Orosius,   spanisch. 

p.  40.  cod.  in,  N  16  Epistole  di  Seneca  de  Ricardo  Petre, 
citadino  de  Firenza;  V,  N  50  Declamatione  di  Qaintiliano, 
tradocte  ä  peticione  di  Messere  Nunio  Gusmano,  Spagnuolo. 

p.  42.  cod.  ni,  N  17  Petrarca,  De  Viris  illostribas,  italienisch; 
III,  N  14  Boccaccio  Genealogia  de  los  dieses;  III,  N  15 
desselben  Ninfal  d'Admeto;  HI,  N  16  desselben  Libro  de 
montes,  rios  et  selvas. 

p.  300.  Pero  Diaz  de  Toledo,  Diälogo  6  Razonamiento. 

Tom.  VII,  p.  316.  Alonso  de  Ävila,  Compendio  Universal  de 
las  ystorias  romanas.  Soma  de  las  crönicas  de  Espana. 

BoRAo  resamirt  p.  80:  mnchos  manuscritos  interesantes 
para  la  literatora  y  la  Historia  de  Espana. 

GuTiESREZ  DE  LA  Veoa  ,  Bibliotcca  Venatoria  behandelt 
Bd.  I  und  n  unter  den  Nummern  14,  219,  220,  221  Hand- 
schriften der  ,Cetreria'  aus  diesem  Fonds. 

RüELLE,  Charles  Emile,  Rappors  sur  une  mission ....  en 
Espagne.  Archives  des  missions  scientifiques  III.  s4rie,  tom.  II, 
p.  503  berichtet  über  Extraits  musicaux  d'un  ouvrage  öcrit  en 
latin  Ji  la  fin  du  XIV«  sitele  par  le  professeur  Pierre  Paul 
Vergerio  de  Justinopolis  ou  Capo  d'Istria,  en  Illyrie,  et  intitulö : 
De  ingenuis  moribus  et  liberalibus  studiis  adolescentiae.  p.  505 
über  den  Julius  Caesar  s.  XII — XUI  mit  der  Titeldausel  Julius 
Constantinus  emendavit  nach  der  Ueberschrift  eines  jeden  Buches. 
Ausführlicheres  über  die  beiden  letztgenannten  Handschriften 
ibid.  p.  279  flF.  Der  Vergeriuscodex  enthalt  auch  Cicero  De 
senectute,  Laelius  und  Paradoxa. 

FiERViLLE,  Rapport  a.  a.  O.  p.  87  erwähnt  eineHandschrift 
(vgl.  oben)  s.  XV  (1456)  Incominciano  le  declamationi  di  Qain- 
tiliano Calagoritano  tradote  di  latino  in  vulgare  fiorentino  a 
petitione  di  messere  Nugnio  Gusmano  Spanuolo. 

Gradx,  Rapport  p.  126  verzeichnet  ein  griechisches  Mann- 
script, ohne  Angabe  des  Inhalts.* 

Rocahora  Joai  MarIa,  Catälogo  abreviado  de  los  manu- 
scritos de  la  biblioteca  del  Exciüo  Senor  Duque  de  Osuna'  6 
Infantado,  Madrid  1882. 


'  Diener  findet  sich  bei  Rocunora  p.  13ä  unter  Nr.  14S3. 


Vlll.  AbluodUng:    Boer.  HsnlMliriftoincliUie  Spaniens. 

Hauptwerk  flir  die  Sammlung.  Von  den  1422  aufgreführten 
Nummern  sind  jedoch  nur  1 — 212  und  1396 — 1422  eigentliche 
Codices;  213 — 1305  sind  Comedias,  Autos,  Lotis,  Entremeses, 
Mojiangas,  Baues  y  Fines  de  iiestiv  manuscritos.  Nr.  139Gff.  sind 
Codices  lirabes,  hebreos  y  griegos,  segün  los  descrihiii  D.  Miguel 
Casiri  el  aüo  de  1766. 

Reicht  trotz  aller  Mängel  in  den  Details  vollkotnmen  aas, 
um  über  den  Bestand  zu  informiren,  und  bleibt  filr  die  übrigen 
noch  nicht  aufgenommenen  Privatsammlungcn  ein  nacbabmensi- 
werthes  Kxempel.  Vgl.  Lo  Cal>in<t  historique  1883,  p.  179 — 182. 

Cakimi  hat  diese  Bibliothek  besonders  ausftlhrlich  behandelt. 
Parte  1,  p.  227 — 230  wird  die  Geschichte  derselben  skizzirt, 
p.  230 — 263  eine  .stattliche  Reihe  der  wichtigeren  Handschriften 
eingehend  beschrieben.  Leider  stiinmen  die  Nummern  Carini's 
nicht  mit  denen  Rucamora's,  was  um  so  bedauerlicher  ist,  als 
die  Angaben  des  Ersteren  ein  nothwendiges  Supplement  des 
Catdlogo  abreviado  bilden. 

BoLETQt  de  la  Kcal  Academia  de  la  Historia  X  (1887), 
p.  6  bringt  Genaueres  über  den  Cud.  118  (Rocamora)  Fucnt 
Sauco  De  verbo  contra  Judaeos  (geschrieben   1453  und  1458). 

B.  Schriftproben. 

Amadob,  Historia  critica  etc.  bietet  als  Proben  aas  den 
ilandschriften: 

Tom.  in.  Poema  de  Alexandre  (vgl.  p.  333  dieses  Bandes). 
Tom.  rV.  Cronica  Troyana   en   gallcgo   (vgl.   p.  345   desselben 
Bandes). 

Cronica  Troyana  en  castellano  (vgl.  p.  349). 

TuBDso,  Francisco  Maria,  El  cödice  de  la  Biblioteca  del 
ExciTio  Sr.  Duque  de  Osuna,  con  la  version  gal.-iica  del  romance 
de  Troie,  escrito  por  Benito  de  Santa  Mora.  Museo  Espafiol 
de  Antigüedades  tom.  VUl  (1877),  p.  33—64.  Mit  einer  Tafel. 

Die  Katalogverhultnisse  liegen  bei  der  Nationalbibliothek 
zu  Madrid  ähnlich  wie  bei  dem  Escorial.  Wuhrcnd  wir  über 
die  griechischen  Bestände  beider  Sammlungen  ziemlich  aus- 
reichend informirt  sind,  fehlt  es  trotz  mannigfacher  Vorarbeiten 
an  einem  libersichtlichen  Index  der  Handschriften,  welche  Werke 
der  lateinischen  und  modernen  Sprachen  enthalten.  Wollte  man 


BIbl.  Uelwnlcbt:  m  (Midril). 


I 


sich  der  Mühe  unterziehen,  die  von  Ferreira  Qordo,  Haenel, 
Knust,  Gachard,  Eguren,  Amador,  Qallardo,  Ewald,  Loewe- 
Hartel  und  Riaiio  publicirten  Listen  und  Daten  zu  sammeln 
oikI  zu  sirhtt'H  —  und  zwar  nach  der  laufenden  Signatur,  nicht 
nach  den  Autoren  —  so  eriiiclten  wir  einen  Katalog  von  rund 
zehntausend  Ilaiulsehriften,  der  für  sUmmtliehe  Filchcr  [»hilolo- 
giaclier  und  historischer  Forschung  liberaus  reiche  (Quellen  von 
jetzt  kaum  abzusehender  Bedeutung  böte.  Diese  Zusammen- 
stellung würde  auch  den  Anstoss  gehen,  die  Fonds  gerade  der 
älteren  Handschriften  cndgiltig  festzustellen.  Wir  haben  bereits 
oben  (sub  I.  A)  bemerkt,  dass  in  dem  Bestände  der  so  sehr 
werthvollen  Handschriften  aus  Toledo  wiihrend  der  letzten 
Decennien  eine  Fluctuation  phitzgriff,  Handschriften  zu-  und 
wieder  weggeführt  wurden,  so  dass  eine  i'ixirung  dessen,  was 
eigentlich  der  Nationalbibliothek  als  bleibendes  Gut  angehört, 
unmöglich  wird  (vgl.  auch  BPLH  I,  \>.  540  und  542). 

Da  die  Aufnahme  der  speciell  für  das  Corpus  scriptornm 
ecciesiasticorum  werthvollen  Handschriften  bereits  durch  Loewe 
erfolgt   war,   so   l)esclirihikte  sich  ineiuc  Thätigkeit  auf  die  Be- 
schaffung  geringer  >;achtriige  (vgl.  Bl'LH  1,    p.  454 f.,   538 tf,^^ 
and  die  Collationirung  einiger  wichtigen  Texte.    Diese  sind:  f^f 
1.  Aus  cod.  Tolet.  10,  25.    Rufinus,  bist.  tom.  XXI,  col.  391— 

405  und  541—568  Migne. 
1.  Aus  cod.  Tolet.  2,  1.     Canones  Priscilliani  ftkr  die  An 

von  Schepss. 

239.  *Biblioteca  de  la  Real  Academia  de  la  Historia. 

Die  nachfolgende  Zusammenstellung  kann  noch  weniger 
den  Anspruch  machen,  die  .silmmtlichen  oder  auch  nur  wichtigsten 
über  die  Handschriften  der  Akademieliihliothek  erschienenen 
Publicationen  zu  registriren,  als  die  oben  über  die  National- 
bibliothek gelieferten  Daten.  Eine  derartige  J^ammlung,  zweifel- 
los von  grossem  Nutzen,  bildete  allein  ein  selbständiges  Werk. 
Bezuglich  der  immer  häufiger  werdenden  Schenkungen  und 
sonstigen  Acquisitionen  sei  auf  die  Meraorias  der  Akademie, 
auf  Valcntinelli's  sorgfältigen  Bericht,  sowie  für  die  drei  folgenden 
Decennien  auf  das  Memorial  histörico  espanol  und  das  Boletin 
dci  la  Real  Academia  de  la  Historia  verwiesen.  Aus  diesen 
beiden    Annalen    wurden    nur   jene    Notizen    ausgehoben ,    di 


90  Tin.  Afckuidliint:    Beer.  HandMhrUlfiucUtw  9p«iil«in. 

K&taloge  oder  eingeliendere  Handsdiriftenljesclirejbungen  bieten, 
die  Docnmentos  ineditos  para  la  historia  de  Espana,  welche 
fast  ausscLliesslich  jUngere  Bestünde  der  Akadeniiebibljotlick 
srar  Veröffentlichung  bringen,  gar  nicht  berücksichtigt. 

A.  Druckwerke. 

Labordb,  Alkxandre  DB,  Itin^rairo  descriptif  de  l'Espagne. 
Paris  1809,  tome  HI,  p.  115  hebt  nur  die  Docuinentensainmlnng, 
als  damals  bereits  la  plus  importantc  et  la  plus  pröciense  hervor. 

Hae.vel  (Catalogi  cul.  964  f.)  scheint  die  Bibliothek  nicht 
besucht  zu  haben  und  beruft  sich  auf  Laborde. 

Gachard,  Loris  Prosper,  Rapport  sur  ses  rechei^ches  en 
Espagne.  Compte  rendu  de  stiances  de  la  Commission  Royale 
d'Histoire  Bruxelles  EX  (1845),  p.  300—312. 

Geschichtlicher  Rückblick  und  ziemlich  ausgedehnte  Ex- 
cerpte  aus  einigen  die  niederlilndische  Geschichte  betreffenden 
Documentcn. 

NoTiciA  de  los  Codices  pertenecientes  A  los  monasterios  de 
San  Millan  de  la  Cogolla  y  San  Pedro  de  Cardena  remitidos  ä 
la  Real  Academia  de  la  Historia  per  Li  Direccion  general  de 
Hncas  del  Estado.  Memorial  histörico  espafiol.  Madrid  1851, 
tom.  n,  p.  IX— XIX. 

Zwei  kurzgefasste  Listen,  die  eine  65,  die  andere  12 
Nummern  enthaltend. 

EouREs  beschreibt  p.  8 — IG  zwei  Bibeln  (mit  reichen 
Auszügen);  p.  48 f.  vier  Psalter;  p.  49  fünf  cödices  escrituarios; 
ibid.  Bejitus  in  Apocalypsin;  p.  54  Missale;  p.  56f.  adit  Codices 
litVirgicos;  p.  57  f.  drei  Devocionarius;  p.  77 f.  zwölf  cödices 
cantinicos;  p.  82  Gregorii  Mornlia  s.  XV  aus  San  Millan  de 
Cogolla  in  2  Bänden  fol.  San  Crisöstomo  s.  X,  Homilias  de  San 
Gregorio  sobre  Ecequiel  s.  IX,  Origines  de  San  Isidoro  s.  X, 
varios  dialogos  de  Sau  Gregorio,  traducidos  cn  castellano,  d  cuyo 
tratado,  tambien  cn  castellano,  van  unidos  unos  sermoncs  de 
S.  Agustin,  la  historia  de  la  traslacion  del  cuerpo  de  S.  Millan, 
y  la  De  la  traslacion  del  de  Sant  Felices,  s.  XIV;  cödice  anti- 
quisimo  con  los  tratados  de  reprimenda  av.aritia,  de  perfecta 
concordia,  y  de  abstinentia  occuitanda;  p.  99  f.  verschiedene 
Tumbos:  von  Sobradn,  Santiago,  Pöblet,  .San  Vitoriaiio,  Uela- 
nuva,  »Sahagun    ^Tumbo  uhieo  und  gründe). 


Bibl.  Ucbonlalit:  R9  (UUM). 


Äd 


Valentinelu  gibt  p.  30 — 36  einen  Abriss  der  Geschichte 
der  Bibliotliek  und  einen  sorgsamen  Nachweis  der  zahlreichen 
dieser  einverleibten  Privatsamniliingen,  auf  welchen  hier  ver- 
wiesen sei.  Ebenso  daiikenswerth  ist  die  Liste  der  Pubücationen 
der  Akademie,  welche  sich  zum  grossen  Theil  auf  die  ihr  ge- 
hörigen Handschriften  stützen.  Von  der  Reproduoirung  dieses 
Verzeichnisses  musste,  wie  oben  bemerkt,  Umgang  genommen 
werden. 

Amadür  DK  1,08  Rios,  Ilistoria  critica  etc.  l>esehreibt: 
Tom  II,  p.  (3ö  die  Beatusliandschriit  aus  8.  Millan  de  la  Cogidla 
de  Ictra  del  siglo  XI,  y  enriquccido  de  miniaturas  e  iniciales 
de  colores:    fuö    escrito   ,tempore   Benedieti   Abbatis   Villi 
Sancti  Emihani,    per  Albinum  monachum  eiusdein,    in  Acra 
MCCXVl'  (1178). 
p.  104.  cod.  Acmiliancnsis  von  Alvar's  Liber  Scintillarum. 
p.   174  f.    über  den  Cideodex.     Er  enthält  1.  Ilistoria  a  B.  Isi- 
doro  Juniore  Hispalensi  edila.    2.  Prologus  Isidori  ex  libris 
cronicis  brevitcr  adnotatis.     3.  Historiae  GaUiae  quae  .  .  .  a 
domino  Julisuio,  Toletanae  sedis  episcopo,  edita  est.   4.  Gesta 
Roderiei    Campidocti.      Eine    Abschrift    dieser    Handschrift 
s.  XV    wird  gleichfalls  in  dieser  Bibliothek  I"^t.  3,   gr.  4*^ 
G   1  aufbewahrt. 
p.  339.  Versus  ad  pueros  (a.   1082)   cdirt   aus  der  Handschrift 

Nr.  44  von  San  Millau. 
p.  350.  Himnario  de  Santa  Clara  de  Aliariz.     Proben  aus  den 

geretteten  Fragmenten  (vgl.  den  Artikel  Aliariz). 
p.  534.  cod.  Sahizar  M  142.  Adagios  vulgares. 
Tom.  III,  p.  242  Fragment  des  Gedichtes  Disputacion  entre  ol 
f'uer])o   y   el   Alma.     Aus   der   Bibliothek    von    Monserrate 
(Madrid). 
p.  262.   cod.    Est.  4,    Gr.   1',    H  18.     Berceo,  Vida   de   Santo 

Domingo.    Pergament  und  Papier  s.  XIV.  Jlonserrate. 
p.  413.  cod.  E  '.ly.  Lucas  Tudensis,  Coronica.  castiliantsch  (aus 

dem  Kloster  Santa  Maria  de  las  Cuevas  zu  Sevilla), 
p.  427.  cod.  Salazar  M  33.    Alte  Abschrift  des  Toledaner  Ori- 
ginals der  Chronica  de  los  Rcys  de  Espanna  del  Arzobispo 
Düu  Rodrigo. 
p.  563.  cod.  E  37,  gr.  5,  E  Nr.  138  Opuscnlum  Ildefonsi  Regis 
dei  gratia  Romanoram  ac  Castellae  de  äs,  quae  sunt  neccs- 


80 


Ttn.  Alilundlang:    Be«r.  RsnischriftenMihttu  Spulen*. 


saria  ad  stabilimentum  castri  tempore  obsidionis.  FÄlschlicli 
Alfons  dem  Weisen  zugeschrieben. 

Tom.  in,  p.  648.  cod.  E  26,  gr.  7",  D  181.  Astronomischer 
Tractat,  vcrfasst  im  Auftrage  Alfons  des  Weisen.  Copie 
(saec.  XVI)  des  Codex  der  National)  »ihliothck  Bb  119. 

Tom.  IV,  p.  134.  cod.  Salazar  G  32  Bernard  Desclot,  Crönicas 
6  Conquestes. 

p.  339.  cod.  D  75  Juan  Garcia,  copilacion  sobre  el  libro  de 
rcginiine  Prineipum.  saec.  XV.  Ms.  regalado  a  don  Inigo 
Lopez  de  Mendoza,  quinto  duque  del  Infantado. 

p.  506.  cod.  Est.  27,  gr.  3,  E  78.  Juan  Manuel,  El  Conde 
Lucanor.  Cf.  p.  598  ss. 

Tora.  V,  p.   151.  Lopez  de  Ayala,  libro  de  la  cetreria. 

Tom.  VI,  p.  314.  Codex  aus  S.  Miilan  de  la  CoguUa,  welcher 
enthält:  1.  Los  üialogos  de  San  Qregorio  traducidos  por 
fray  Gonzalo  de  Ocana.  2.  Los  Scrmones  de  San  Augustin, 
transferidos  al  romance.  3.  La  Istoria  de  San  Miilan.  4.  La 
Istoria  de  la  translacion  del  cuerpo  de  San  Felicea. 

p.  401.  Fernando  de  Valencia,  cartas. 

p.  534.  cod.  Est.  25,  gr.  G,  C  114.  Cancionero  de  Juan  AJvarez 
Gato.    Ueber  denselben  vgl.  tom.  VII,  p.  124. 

Tom.  VII,  p.  327.  Andreas  Bemaldez,  Crönica  de  los  Reyes 
Catölicos. 

p.  382  f.  cod.  Salazar  L  75.  Uistoria  del  cavallero  Marsindo 
saec.  XVI  init. 

BoRAo  gibt  p.  79  die  Zahl  der  zu  seiner  Zeit  in  der 
Akadeniiebibliothek  befindlichen  Codices  auf  1500  an. 

GuTtERREZ  DE  LA  Vega,  Bibjtotcca  Venatoria,  Madrid  1871, 
tom.  I  registrirt  unter  den  Nummern  4,  67  und  98  Handschriften 
der  Akademie,  welche  das  Jagdwesen  betreffen. 

ÖAcnAKD,  Louis  Prosper,  Les  bibliothtqncs  de  Madrid  et 
de  l'Escurial.  Notices  et  extraits  des  manuscrit«  qui  concernent 
riiistoire  de  Belgique.  BruxeJles  1875.  4". 

P.  XXXrV  der  Einleitung  nennt  Gachard  dieselbe  Zahl 
von  Handschriften  wie  Borao  und  gibt  einen  ausführlichen  Be- 
richt über  den  Fonds  Salazar  und  seine  Gründer.  P.  541 — 556 
wird  eine  detaillirte  Beschreibung  von  14  Handschriften  dieser 
Sammlung  mitgetheilt. 


Btlil.  Utbenloh« :  »19  (Vkdrid). 


dl 


Injjice  de  los  manuscritoB,  que  poseyÄ  la  bihliotec«  de 
San  Isidro  y  fueron  trasladados  &  la  de  las  Cortes.  Revista  de 
Ardlivos  VI  (1S76\  p.  14—16  (Nr.  1—40;  p.  29— 32  (Nr.  42 
-03);  p.  09— 72  (Nr.  114-167);  p.  111  —  112  (Nr.  168—196); 
p.  199—200  (Nr.  197—222);  p.  214—216  (Nr.  223—268); 
p.  230—232  (Nr.  269—370);  p.  245—248  (Nr.  371—439); 
p.  262—264  (Nr.  440—561);  p.  278—280  (Nr.  562—638); 
p.  294—296  (Nr.  639—698);  p.  310—311  (Nr.  699—1313).  Die 
übrigen  Nunimorn  bis  2213  sind  Druckwerke. 

Sehr  daiikcnswcrthcr  und  ziemlifh  ausiulirUchcr  Katalog. 
Die  Ilandscbriften  befinden  sich  jetzt  in  der  Real  Academia 
de  la  Historia. 

Graux,  Rapport  nennt  p.  113  acht  griechische  Hand- 
Bchriften  und  speciticirt  sie  p.  124  (deux  roulcaux,  plus  six 
Codices). 

Amador  de  los  Rios,  La  pintura  en  pergamino,  en  Espaüa, 
hasta  tines  del  siglo  XIII,  Museo  Espaüol  de  Autiguedades 
tom.  in  (1874)  p.  1 — 41,  behandelt  p.  11  das  Missale  aus  S.  Julian 
de  Cogolla,  welehes  er  der  ersten  Hillfte  des  8.  Jahrhunderts  (!) 
zuweist,  p.  13  den  Beatuscodex,  p.  16  ein  Lectionarium  s.  XII. 

Ewald  gibt  p.  330  ff.  zunächst  Beschreibungen  von  Hand- 
schriften aus  den  Fonds  Cogolla,  CardeSa  und  Isidro,  hierauf 
die  Geschiflite  des  berühmten  Rangeriuscodex,  endlich  (p.  338  ff.) 
eine  ausführliche  llittlieÜung  ,Varios  bibliograficos'  betitelt, 
speciell  über  einen  Sanimelband,  mit  Est.  27,  gr.  4"  E.  N.  122 
signirt,  der  fUr  Geschichte  des  literarischen  Lebens  in  Spanien 
während  der  letzten  Jahrhunderte  von  unschätzbarem  Werth 
ist  und  mit  drei  weiteren  Bänden  (Palomar's  Paläographie) 
durch  eine  Fülle  von  Katalogen  und  Facsiniiles  von  theilweise 
verlorenen  Handschriften  eine  Urkundentjuelle  ersten  Ranges 
bietet.  Diese  näher  einzusehen,  mangelte  mir  leider  die  Zeit; 
filr  einen  weiteren  Ausbau  unserer  Kenntnisse  über  spanisches 
Handschriftenvvescn  wird  sie  jedoch  in  erster  Linie  Gegenstand 
eingehenden  Studiums  bilden  müssen. 

Das  BüLKTiN  de  la  Real  Academia  de  la  Ilistoria  bringt 
alljUlirlich  in  einer  eigenen  Abtheilung  Nachricht  über  die 
Acquisitionen  der  Bibliothek.  Von  wichtigeren  Artikeln  heben 
wir  hervor:  Tom.  11,  p.  14  über  einen  der  Akademie  ge- 
schenkten Codex  , Santa  lu^s'  (lyrisches   Drama  en  vcrso  pro- 


88 


Tni.  Atihto JlnBf :    Bear.  IIudKHriftciucIsilte  Spwilww. 


vencal)  a.  XUI;  Tom.  V  (1884),  p.  134  ff.  aus  Cod.  A  189, 
Est.  23,  gr.  7«,  fol.  99—136  GU  de  Zamora;  Tom.  VIII  (1886), 
p.  499  Ankauf  von  un  cödice  cn  vitela  con  miniaturas,  de 
fines  del  siglo  XV,  on  que  se  eontienen  constituciones  de  la 
Hcrinandiid  de  la  Caridad  y  Miscricordia  de  Sevilla.  Vgl. 
noch  ibid.  III  353 — 300  (FitA,  über  einen  Becerro  götico  und 
galicano). 

Carini  I,  p.  101 — 105.  Geschichte  und  Publicationen  der 
Akademie;  p.  105 ff.  Bibliothek,  Bestünde,  Handschriften;  p.  113 
bis  121  Acten  und  Documcnte,  vorzüglich  mit  Rücksicht  auf 
italienische  Geschichte  ausgewählt. 

Rada  y  Deloaoo,  Juan  de  Dius  de  la,  Bibliografia  nu- 
mismätica  espantila.  Madrid  1886. 

Handschriften  der  Akademicbibhothek  benützt  p.  139, 
140,  142,  173  u.  ö. 

Hartel-Loewe,  p.  482 — ^523:  Handschriften  des  Fonds 
San  Millan  de  Cogolla;  p.  523 — 525:  San  Pedro  de  Cardena. 
Diese  Beschreibungen  bilden  die  Perle  der  ganzen  Arbeit. 

RiANO,  Critical  and  bibliographical  notes  on  early  spanish 
mosic.  London  1887. 

Beschrieben  sind:  cod.  F  228,  De  reprimenda  avaritia;  De 
perfecta  concordia;  de  abstinentia  occultanda  p.  26;  F  219, 
Cboir  book  p.  34. 

B.  Schriftproben. 

Amador,  Historia  critica  etc.  veröffentlicht  folgende  Proben 
Tom.  II.  Versus  ad  pueros  aus  cod.  Aemiliancnsis  Nr.  44,  a.  1082 

Gcsta  Roderici  Compidocti  (cf.  p.  174  desselben  Bandes). 
Tom.  III.  Disputacion  del  alma  y  cuerpo  (cf.  p.  242  d.  B.)  Vida 

de  Sto  Domingo,  cod.  FV,  1.  H  18. 
Tom.  VII.  Alvarez  Gato  (Cancionero,  cod.  C  114,  vgl.  tom.  VI, 
p.  534  und  VU,  124)  ,Vida  de  Talavera'. 
Razonamientos.  Historia  del  Caballero  Marsindo  (cod.  Sa- 
lazar  L.  75). 

GoDOY  AlcA.vtara,  Jose,  Iconografia  de  la  Cruz  y  del 
Crucifijo  en  Espaiia,  Musco  F^spafiol  de  Antiguedades  tom.  III 
(1874),  p.  65ff.  bietet  das  Facsimile  einer  Seite  aus  dem  alten 
Missale  de  CoguUa.     Boschreibung  desselben  p.  70ff. 


Blbl.  C*lm«ioht:  MB  (Midrid). 


Mdnoz  y  Rivero,  Paleogralia  Visigoda,  Madrid  1881,  gibt 
Lam.  X  mehrere  Proben  aus  dem  ,cödice  biblUico  s.  X'  der 
Real  Academia  de  la  Historia. 

Ewald  et  Loewe,  Exempla  scripturae  Visigoticae  Tab.  XXI, 
Cassiani  coUationes,  F  188;  Tab,  XXII,  Isidori  Etymologiae, 
F  194;  Tab.  XXIV,  Glossae  latinae,  F  212;  Tab.  XXV,  Biblia, 
F  186;  Tab.  XXXV,  Liber  comitia,  F  192;  Tab.  XXXVI,  S.  Alde- 
fonsi  vita,  F  211. 

Tailhan,  J(ule8),  Cbroniqae  rimde  des  derniers  rois  de 
Toli?.de  et  de  !a  conqucte  de  l'Espagne  par  les  Arabes,  editde 
et  annotee,  Paris  1885  foL 

Enthält  die  vollständige  Reproductioa  der  ,Epitoma  Impe- 
ratorum'  aus  der  ehemals  Zaragozaner,  jetzt  in  der  Akademie- 
bibliothek aufbewahrten  Handschrift  (vortreffliche  Lichtdrucke 
von  Dujardin).    Beschreibung  der  Handschrift  ibid.  p.  XVII. 

RiANO  (vgl.  oben)  bietet  folgende  Facsimilia;  p.  25  Muz- 
arabic  Breviary,  F  190;  p.  30  Muzarabic  manual,  F  224;  p.  39 f. 
Roman  Missal,  F  185. 

Referent  hat  die  Bibliothek  besucht,  in  derselben  keine 
eigentlichen  Arbeiten  ausgeführt,  da  die  für  das  Corpus  noth- 
wendigen  Handschriftenbeschreibungen  bereits  von  Loewe  er- 
ledigt worden  waren;  auch  wurden  zu  der  behufs  Untersuchung 
und  Vergleichung  einiger  Handscliriften  in  Aussicht  genommenen 
Zeit,  im  Frühjahre  1888,  gerade  umfassende  Installationen  und 
Reparaturen  in  der  Bibliothek  vorgenommen,  welche  die  Be- 
litstigung  der  vielbeschäftigten  Bibliotheksbeamten  von  meiner 
Seite  als  unzeitgemäss  erscheinen  Hessen.  Die  Bibüothek  wurde 
dem  Cuerpo  de  bibliotecas  püblioas  eingereiht,  in  gewissem  Sinne 
verstaatlicht. 

Aus  den  früher  erwähnten  Daten  über  die  Varios  biblio- 
grdficos  erhellt,  dass  mit  Exploitirung  der  Fonds  Cogulla,  Car- 
defia  und  Isidro  das  in  der  Akademiebibliothek  aufgespeicherte 
Material  durchaus  nicht  erschöpft  sei.  Eine  überwältigende 
Masse  von  Manuscripten  und  Sammlungen  verschiedener  Ge- 
lehrter des  vorigen  und  dieses  Jahrhunderts  erschliesst  die 
Kenntniss  einer  ganzen  Reihe  älterer  Bibliotheken  und  gibt 
reiche  Auszüge  aus  Tausenden  heute  zum  Theile  verlorenen 
fiten  und  Urkunden.    Die  bedeutendsten  dieser  Fonds, 

'.  |.hU.-lÜBt.  Ol.  CXXVIII.  Bd.  8.  Abh.  8 


st 


VTTt.  Abhudluag:    Dvrr.   (lundMliriflsoMUtu  Spuieiu. 


zumeist   mit  den  Namen    der  Sammler   oder  Eigenthttmer  be- 
zeichnet, sind  folgende:' 

1.  Luis  de  Salazar  y  Castro.  2.  Antonio  Mateos  Murillo. 
3.  Luis  Jos6  Velazquez,  marquös  de  Valdeflores.  4.  Gaspar 
Melchior  de  Jovellanos.*  5.  Joaquin  de  Traggia.  6.  Manuel 
Abella.  7.  Manuel  Abad  y  la  Sierra.  8.  Francisco  Martinez 
Marina.  9.  Juan  Sobreira.  10.  Jose  Vargas  Ponce.  11.  Jaime 
Villanneva.  12.  Coleccion  de  cscrituras  y  privilcgios  de  las 
iglcsias  de  Espafia,  auch  anter  dem  Namen  ,Gayoso'  bekannt. 
13.  Vicente  Salvä. 

330.  Biblioteca  de  la  Real  Academia  Etpatiola. 

Valentinelu  p.  38:  aicuni  codici  manoscritti,  che  servirono 
per  le  pubblicazioni  delF  Academia,  ed  i  lavori  degli  Accademici ; 
p.  118  heisst  es  von  dem  Fucro  juzgo  von  Marcia:  conscrvasi 
ora  con  altri  siniili  di  aJtre  biblioteche,  fra'  libri  dell'  Academia 
Reale  spagnuola. 

231.  Biblioteca  de  la  Academia  MatriUnte  de  Jurispru- 
dencia  y  Legislacion. 

Indice  de  las  obras  existentes  en  la  biblioteca  de  la  Aca- 
demia Matritense  de  Jurisprudencia  y  Legislacion.  Madrid  1850. 8*. 

In  der  eigentlichen  Liste  sind  Handschriften  nicht  ver- 
zeichnet, doch  heisst  es  in  den  Adventencias:  Ademiis  de  ta 
coleccion  de  libroa  ö  impresos  que  posee  la  Biblioteca  de  la 
Academia,  contribuycn  tambien  il  enriquecerla  considerabie 
numero  de  memorias  manuscritas,  redactadas  sobre  temas  de 
derecho. 

ToRRBs  Cakpos,  ALiNCEL,  Catälogo  sistcmätico  de  las  obras 
existentes  en  la  Biblioteca  de  k  Academia  de  Jurisprudencia. 

War  mir  nicht  zugftnglich.  Vgl  Revista  VI  (1876),  p.  393. 

233.  *  Biblioteca  dtl  Noviciado  de  la  Universidad  Central. 

Die  Universität,  welche  an  Stelle  der  alten  Complutensis 
in  Madrid  1836  errichtet  wurde,  ist  auch  Erbin  der  berühmten 

'  Verxeichniss  bei  Viilentinolli,  Carini  und  ftucb  in  der  Coleccion  de 
KneTos  y  CnrUapueblas.  Madrid  18&2.  p.  VII,  welch  letztere  nns  als 
Grundlage  diente. 

*  Bei  Valentinelli  irri^  Torellano«. 


Bibl.  Ucboraicht:  ISO— tS«  (HmdriA). 


Bibliothek  von  Alcalä.'  lieber  die  frühere  Geschichte  dieser 
Sammlang  ist  unter  dem  Artikel  Alcalä  nachzusehen.  Eine 
Reihe  neuerer  Forscher  haben  über  den  heutigen  Bestand  zu- 
verlässige Kunde  gegeben. 

A.  Handschriftliche  Kataloge. 

Ueber  eine  Ergänzung  zum  gedruckten  Katalog  Villa- 
Amirs  berichtet  das  Anuario  I,  p.  169:  Posteriormente  se  ha 
hecho  otro  Oatälogo  referente  a  papeles  ilel  tiempo  de  Cisneros, 
cuyo  original  se  lialla  en  el  Ministerio  de  Fomento  por  haberse 
acordado  su  impresion  por  caenta  del  Estado;  ä  pesar  de  todo, 
aun  restan  bastantes  manuscritos  para  completar   este   trabajo. 

B.  Druckwerke. 

Hbinb  (Serap.  VIII  (1H47],  p.  104)  fand  bei  seinem  Auf- 
enthalt in  Madrid  1841  ,nur  die  Handschriften  erst  ausgepackt 
und  in  einem  Zimmer  der  Madrider  Universitätsbibliothek  auf- 
gestellt'. Er  erwähnt  die  Cisnerosbriefe  und  notirt  kurz  weitere 
21  Handschriften. 

Knust,  Archiv  VUI,  p.  808—809.  Liste  einiger  Manu- 
scripte. 

BJoüHEN  beschreibt  p.  16 — 18  zehn  Bibeln  und  p.  79  den 
cödice  conciliar  aus  dieser  Sammlung. 

Amador  de  los  Rios,  Historia  critica  etc.,  tom.  HI,  p.  629 
über  die  Handschrift  der  Tablas  Alfonsinas  .  .  .  ,magnifico  Ms. 
formado  sin  duda  durante  el  reinado  del  misrao  don  Alfonso 
con  admirable  lujo  y  pulcritud'.  Tom.  V,  p.  334  über  einen 
Codex  der  Edades  Trovadas  de  Pablo  de  Santa  Maria,  von 
dem  auf  der  Schrifttafel  einige  Proben  gegeben  werden. 

Valentinelli,  p.  45  zählt  , quasi  quatro  cento  codici'. 

BoRAO  gibt  p.  71  f.  einige  statigtische  Notizen  und  bespricht 
einige  Cimelien.  Das  weitläufig  beschriebene  grueso  y  lujoBO 
Volumen  ist  offenbar  identisch  mit  den  sogenannten  Tablas  del 
Rey  Don  Alfonso  (Nr.   156  bei  Villa- Amil). 

In  der  Revista  de  la  Universidad  de  Madrid  tom.  V  (1875), 
Nr.  6  findet  sich  der  Katalog   eines  Theiles  der  Handschriften 


'  Die  Bibliothek  wurde  erst  1841  nach  Madrid  überfuhrt-,  ygl  Anuario  I, 
IV.  167. 

8» 


» 


TTTI.  A1>Iiullasg:    B««r.  BsaltebrifUiucUlt«  8|«iit*n>. 


der  Universität.  Die  Arbeit  Villa-Amirs  bedeutet  eine  nene 
Inangri£Fnahme  dieser  Aufgabe. 

Gkaüi,  Rapport  p.  125  berichtet  über  neun  griechische 
Handschriften. 

La  Füentb,  Vicente  de  la,  Cubiertas  de  plata  de  las  obras 
originales  de  Santo  Tonids  de  Villanneva.  Museo  Espanol  de 
Antiguedadea  IV  (1875),  159—166. 

Zunächst  einige  Bemerkungen  über  die  Schicksale  der 
Bibliothek,  ihre  Cimelien,  darunter  die  Einbanddecken  der  Werke 
Villanueva's  aus  Silber.  Die  Abbildung  ist  nach  einem  184Ö 
genommenen  Facsimile  angefertigt.  Die  Platten  selbst  wurden 
mit  anderen  Kostbarkeiten  am  26.  August  1856  entwendet  und 
nicht  wieder  zu  Stande  gebracht. 

Villa- Aun.  v  Castro,  JobA,  Catälogo  de  los  manuscritos 
existentes  en  la  Biblioteca  de!  Noviciado  de  la  Universidad 
Central.  Parte  I  (un.)  Codices.  Madrid  1878. 

Der  Katalog  beschreibt  160  cödices,  die  sich  folgfendei^ 
massen  vertheilen:  A  1 — 21  Hebreos;'  B  22 — 30  Grie^os; 
C  31—147  Latinos,  und  zwar:  31—79  Teologia;  80—101  De- 
rechoj  102 — 115  Ciencias  filosöticas,  morales  y  pohticas;  116 
bis  125  Ciencias  fisicas,  mödicas  y  matemdticas;  126 — 133 
Linguistica,  poesia  y  epistolarios;  134  —  147  Historia  y  biograflas; 
D  I  148-160  Castellanos. 

Der  Katalog,  welcher  sich  über  so  verschiedenartige 
Fächer  ausbreitet,  ist  mit  anerkennenswerther  Sorgfalt  verfasat, 
überhaupt  eine  der  besten  spanischen  Arbeiten  auf  diesem 
Gebiete.  Leider  steht  die  Publication  des  zweiten  Theilea, 
welcher  die  übrigen  Jlanuscripte  der  Sammlang  behandeln  soll, 
noch  aus.  Ein  summarisches  Verzeichniss  (p.  III  f.)  ftihrt  fol- 
gende noch  zu  bearbeitende  Fonds  an : 

Sesenta  y  ocho  volümenes  de  obras  teolögicas  juridicas  y 
tilo86ficas,  escritas  en  ktin  en  loa  siglos  XVI,  XVII  y  XVIII; 
en  4*  y  encuademados  en  pergaraino. 

Cuatro  id.  id.  en  fölio,  encuademados  en  pasta. 

Treinta  y  siete  de  obras,  en  castellano,  de  asuntos  muy 
diverses,  y  en  general  interesantes,  de  los  tres  Ultimos  siglos  j 
en  fölio  y  4°,  con  diferentes  encuademaciones. 


Zar  Heranagabe  der  Polyglotte  bentttct 


BibL  Uelxnielit:  »t  (Madrid).  37 

Un  vol&men  de  Sennones,  escritos  en  latin,  de  Sto  Tomds 
de  Villanaeva,  que  se  han  tenido  como  aatögrafos  sayos:  acerca 
de  lo  cnal  debe  verse  la  monografia  sobre  las  ricas  tapas,  qne 
äntes  cubrian  este  Ms.,  publicada  por  el  senor  D.  Vicente  de 
la  Fuente   en   el  Museo  Espanol   de  Antiguedades  (vgl.  oben). 

Otro  de  cartas  firmadas  por  el  cardenal  Cisnöros  (publi- 
cadas  &.  costa  del  Estado  por  los  Sres  D.  Pascual  Grayangos  y 
D.  Vicente  de  la  Fuente). 

Otro  de  cartas  de  los  secretarios  del-  mismo  Cardenal 
(pnblicados  como  los  anteriores). 

Otro  de   cartas   dirigidas   al   proprio  Cardenal. 

Un  legajo  de  otras  cartas  companeras  de  ^tas,  com- 
prensivo  de  137. 

Tres  tomos  con  papeles  referentes  a  la  conquista  de  Orin, 
i.  la  conversion  de  los  moriscos  j  al  alistamento  de  1Ö02. 

Uno  con  el  original  de  la  obra  biogräfica  de  Cisn^ros, 
Archetypo  de  virtudes,  por  Qointanilla. 

Otro  con  el  de  la  qne,  sobre  el  propio  asnnto,  escribiö 
Alvar  Gomez. 

Diez  y  ocho  con  papeles  referentes  d  la  genealogia,  historia 
y  beatificacion  de  Cisneros. 

Treinta  y  seis  con  docnmentos,  de  todas  äpocas,  de  los 
colegios  de  Alcalä. 

Ochenta  y  nn  tomos  de  varios,  en  qae  alternan  con  los 
MSS.  impresos  de  no  escasa  importancia. 

Unos  treinta  gruesos  legajos  en  los  qae  se  contienen  papeles 
de  gran  inter^s  histörico. 

Also  ergibt  sich  mit  den  von  Villa-Amil  tom.  I  ver- 
zeichneten  Ntimmem  ein  Gesammtbestand  von  444  Hand- 
schriften (Bänden). 

Zangbmbibtbb,  Otto,  Zar  Weltchronik  des  sogenannten 
Severas  Salpicias,  Rhein.  Moseum  XXXIH  (1878)  p.  322  ff. 
berichtet  eingehend  über  den  Chroniken -Codex  E.  26.  N.  75 
nach  Mittheilungen  des  Professor  Dr.  Otto  Waltz.  Vgl.  Ewald 
p.  327. 

Ewixjo  verzeichnet  (p.  321 — 329)  eine  Reihe  von  Hand- 
schriften. 


38  Till.  AbluiidlniiK:     Bror.  HsndK)irin«DwUl»  RpanwiBi. 

Ancario  del  cuerpo  facultativo  I  (1881),  p.  163  £F.  ver- 
lässliche Mittheilungen  über  Geschichte  und  Bestände  der  Biblio- 
thek und  p.  170  eine  Aufzählung  der  werthvollsten  Handschriften. 

Lokwe-IIartel,  p.  536  tiber  einen  jüngeren  Fulgentius- 
codex. 

C.  Schriftproben. 

Akadob's  Facsimile  vgl.  oben. 

Villa-Amil  y  Castro,  Area  de  Noe,  Duminacion  de!  C6dice 
de  la  Biblioteca  del  Noviciado  qua  contiene  el  Breviariuin 
hystorie  catholice  del  Arzobispo  Don  Rodrigo  Jimenez  de  Rada. 
Museo  Espafiol  de  Antiguedades  tom.  IX,  p.  587. 

In  der  Einleitung  allgemeine  Bemerkungen  über  die  Ge- 
schichte der  Handschriften,  welche  sich  theilweise  mit  der  Vor- 
rede zum  Kataloge  decken.  Hierauf  Besprechung  des  Manu- 
scriptes.  Dem  mir  vorliegenden  Exemplar  des  Museo  fehlt 
leider  die  Tafel  zu  dieser  Abhandlung. 

Der  Katalog  Villa- Amil's,  dessen  Werth  bereits  von  ver- 
schiedenen Seiten  (Ewald  p.  321,  Hartcl-Locwe  p.  536)  ge- 
würdigt wurde,  überhob  mich  einer  nochmaligen  Aufnahme 
aller  Handschriften,  zumal  verschiedene  Stichproben  ergaben, 
dass  die  Notizen  desselben  für  die  Zwecke  des  Corpus  aus- 
reichen, und  dass  die  nicht  in  den  (allein  gedruckten)  ersten 
Tbeil  des  Kataloges  aufgenommenen  Manuscripte  ausser  den 
Bereich  unserer  Untersuchung  fallen.  Ich  beschränkte  mich 
daher  auf  eine  im  Auftrage  der  Akademie  erfolgte  Collation 
verschiedener  Stellen  der  Canones  Priscillians  aus  dem  cod.  32 
(vgl.  p.  XXXVI  f.  der  Schepss'schen  Ausgabe). 

233.  Archivo  hislörico  Nacional. 

Eine  Schöpfung  aus  moderner  Zeit  und  dazu  bestimmt, 
zunächst  die  Documente  und  Acten  der  aufgehobenen  KlOster 
aufzunehmen,  vereinigt  das  Archiv  auch  verschiedene  Hand- 
schriftenfonds, insbesondere  eine  reiche  Zahl  von  Tumbos,  weiche 
auch  das  hier  behandelte  Gebiet  berühren. 


A.  Handschriftliche  Kataloge. 

Inventario  de  los  Codices  procedentes  de  la  Catedral  de 
Avila.  Vgl.  Ewald  p.  350. 


Bibl.  ITebcnichf.  3SS  I  Madrid). 


39 


B.  Dtuckwerke. 

Hauptqueüe  fUr  Daten  über  diese  Sammlung  ist  die: 

Rbvista  de  Archivos.  Tom.  I  (1S71),  p.  12—15  und  28—29. 

Auszüge  aus  einem  Codex:  Fondacion  6  inventarios  del 
monasterio  San  Miguel  de  los  Reyes. 

Ibid.  p.  39  Berieht  über  Einverleibung  von  92  Hand- 
schriften der  Kathedrale  zu  Avila:  adornados  la  mayor  parte 
con  profusion  de  orlas,  vinetas  y  letras  capitales  iluminadas,  6 
importantisimas,  no  solo  bajo  el  punto  de  vista  literario,  sino 
tambien  para  el  cstudio  de  las  artes,  indumentaria,  mobiliario, 
usos  y  costumbres  de  la  Edad  Media.  Figuran  entre  ellos 
machos  tratados  de  derecho  civil  y  canönico,  ofreciendo  especia- 
lisimo  interes  una  version  costellaoa  del  Cödigo  de  Justiniano, 
hecha  en  el  sigio  XIII,  y  no  pocas  otras  obras  coriosas  6  in- 
^ditas  de  diferentes  materias. 

Ibid.  p.  49  werden  Capitalbuchstaben  eines  Infortiatuseodex 
s.  XIV — XV  aus  Avila  reproducirt  und  eine  interessante  Ver- 
pfilndungsnotiz  dieses  Codex  mitgetheilt. 

Ibid.  II,  p.  145—151;  IUI— 166  J(o8d)  M(aria)  F^scuderos) 
de  la  P(ena)  über  El  Archivo  de  Ucl^s,  welches  aus  der  Casa 
conventua!  de  la  Orden  de  Santiago,  einem  ,zweiten  Escorial', 
nach  dem  Archivo  Iii8t<irico  überflilirt  wurde;  der  Autor  reaumirt 
p.  165,  die  Bereicherung  des  Archivo  Hist6rico  Nacional  durch 
den  Fonds  Uclös  besprechend:  se  ha  enriquecido  de  esta  manera 
con  31  Codices  griegos  en  papel,  .  .  .  y  quc  por  su  mayor  parte 
Uevan  nota  de  haber  sido  donados  A  la  Casa  de  Uclös  pur  el 
arzobispo  de  Valencia,  D.  Martin  de  Ayala.  A  estos  hay  que 
anadir  otros  23  cödices  latinos,  escritos  casi  todos  en  pergamino 
6  vitela  y  en  letra  de  los  siglos  XIII  al  XVI;  y  por  ultimo, 
ana  coleccion  de  22  tomos  de  opüsculos  y  papeles  varios  sobre 
diversas  materia«,  y  que  datan  de  las  XVII  y  XVIII  centurias. 

Ibid.  rV,  p.  3f.  Mittheilungen  über  einen  Codex  viLrios 
aus  Avila,  ferner  ein  umfangreicher  Abdruck  (p.  7 — 10;  21 — 26; 
38-^1;  54—56;  67—69;  83—86;  99—101;  114—117;  132— 
134i  des  interessanten  Verzeichnisses:  Libros  del  estudio  del 
Excmo  seüor  duque  de  Calabria  aus  dem  Kevista  I,  12  be- 
schriebenen Codex.  795  Nummern,  vom  Herzog  dem  Kloster 
San  Miguel  de  los  Reyes  geschenkt,  von  denen  ein   Theil  i" 


40 


Tin.  Akbudlnog:    Beer.  HudaekrifteDKiUtte  Bpuüuu. 


die  Univereitlltsbibliothek  Valencia  kam.  Diesen  sind  im  Ver- 
zeichnjss  Sternchen  beigedruckt. 

Villa  Aotl  y  Castro,  Los  c6dices  de  las  Iglesias  de 
Galicia  en  la  Edad  Media,  Madrid,  1874  benutzt  (vgl.  p.  9ff.,  73flV) 
folgende  Tumbos  des  Archivs:  von  dem  Monasterio  de  Meyra; 
Osera  (zwei  Exemplare);  Santa  Maria  de  Sobrado;  San  Salvador 
de  Celanova;  San  Salvador  de  Villanueva  de  Lorenzana;  San 
Martin  de  Jubia;  Mondonedo;  Lugo. 

Indicb  de  los  documentos  del  Monasterio  de  Sahagun  de 
la  Orden  de  San  Benito  y  Glosario  y  Diccionario  G«ogräfico 
de  voces  sacadas  de  los  mismos.  Publicados  por  el  Archivo 
Histörico  Nacional.  Madrid  1874.  4». 

Verzeichnet  auf  p.  580if.,  Nr.  2525  Libro  becerro  de  Saha- 
gun titulado  Liber  testamentorum  Sancti  Facundi  aus  dem  Jahre 
1110  (vgl.  Schriftproben),  Nr.  2526  Becerro  II  del  monasterio  de 
Sahagun  s.  XIV,  Nr.  2527  Protoeolo  de  las  escrituras  (um  1500), 
Nr.  2528  Registro  de  las  escrituras  s.  XVI,  Nr.  2529  Indice  de 
escrituras  b.  XVI,  Nr.  2530  Libro  de  los  Becerros  s.  XVI, 
Nr.  2531  Indice  de  los  documentos  por  örden  de  cajones  y 
legajos  .  .  .  sowie  noch  zwei  jüngere  Indices. 

Graux,  Rapport  p.  125  f.  über  29  griechische  Handschriften 
des  Archivs  aus  dem  Fonds  Uclös. 

Graüx,  Essai  p.  277  und  290  liber  den  Fonds  Ayala  (Ucl^s). 

Ewald  p.  350 — 358  beschreibt  zuerst  sechs  Handschriften 
aus  Avila  und  gibt  dann  Mittheilungen  über  den  Fonds  Sahagun. 

Andario  del  Cuerpo  facultativo  de  Archiveros  I,  Madrid 
1881,  gibt  p.  27 — 30  ofticielle  Daten  über  Gründung  des  Ar- 
chivs und  die  einverleibten  Handschriften-  und  Documenten- 
sanunlungen  aus  zahlreichen  Klüstern.  Tom.  H,  p.  21 — 23  macht 
Mittheilung  über  den  Fortschritt  der  Arbeiten  im  Archive;  ein 
darauf  folgender  Apöndice:  Codices  y  manuscritos  zählt  (p.  23 
— 33)  eine  Reihe  von  Handschriften  auf;  die  Liste  ist  nicht  voll- 
ständig (die  Codd.  aus  Avila  z.  B.  fehlen),  aber  dankenswerth,  da 
silmmtliche  Tumbos  (nach  den  Namen  der  Klöster  oder  Städte, 
denen  sie  gehörten,  alphabetisch  geordnet)  aufgeführt  erscheinen. 

Cabini  p.  99  f.  Errichtung  und  Bestände  des  Archivs ; 
Scritture  per  Sicilia. 

Loewk-Hartel  p.  525 — 533  Genaue  Beschreibung  der  ein- 
schlägigen Handschriften  aus  Avila  (meist  s.  XIV  und  XV). 


BCM.  0«k«niekl:  tSS— MS  (Madrid). 


41 


C.  Schriftproben. 

Einige  Proben  in  der  Revista  tom.  I,  p.  49  (vgl.  oben). 

MuNoz  Y  RivBRo,  Paleografia  visigoda,  Madrid  1881.  Läm. 
XIV.  Becerro  götico  de  Sahagun  escrito  1110,  fol.  122. 

Die  durch  Loewe  erfolgte  Erledigung  der  für  das  Corpus 
in  Frage  kommenden  Arbeiten  überhob  mich  weiterer  Nach- 
forschungen in  dem  Archiv. 

25J4.  Museo  arqueolögico  nacional. 

Ueber  die  Handschriften  des  Museums,    welche  leider  i^ 
den   ofliciellen  Berichten  des  Anuario   keine  Berücksichtigung 
fanden,  besitzen  wir  nur  die  Mittheilungen  von 

Ewald  p.  353  f.  über  die  Bibel  aus  Huesca  und 
Loewe-Hartkl  p.  534 — 536,  wo  drei  Handschriften  (dar- 
unter die  Bibel)  beschrieben  werden.' 

335.   Biblioteca   de    los   estudios    Reales    de   San    Isidro 

(Facultad  de  filosoßa  y  letras). 

Die  Bibliothek  ist  heute  fast  aller,  zum  Mindesten  der 
wichtigsten  Mannscripte,  die  sie  einst  geborgen,  beraubt.  Die 
Handschriftensammlung  hat  verschiedene  Auftheilung  erfahren; 
das  wissenschaftliche  Institut  selbst,  als  eines  der  ältesten  der 
Hauptstadt,  hat  seine  eigene  Geschichte;  diese  Umstünde  recht- 
fertigen es,  wenn  wir  die  Bibliothek  in  einem  selbststUndigen 
Artikel  behandeln. 

(Kaufhold,  Anton)  Spanien,  wie  es  gegenwärtig  ist.  Qotha 
1797,  Th.  n,   p.  165—167. 

Kurze  historische  Notiz  und  Beschreibung  der  inneren 
Einrichtungen. 

Haekel,  Catalogi  col.  975  theilt  eine  Reihe  von  Hand- 
schriften aus  dieser  Sammlung  in  gewohnter  knapper  Be- 
schreibung mit. 

Vogel,  p.  479. 

Kntst  erwähnt  die  Bibliothek  kurz  p.   189. 


*  (Fita  y  Colomi,  Fidul),  Busqaejo  de  la  Ezposiciön  Hictirico  -  Enropea, 
Madrid  1892,  p.  67  verzeichnet  unter  den  vom  Muieum  aiugesteUten 
Objecteu  auMer  der  Bibel  noch  ein  Miaa)  manuacrito  que  per««"" 
Monaiterio  del  Paular  und  Comentarios  de  la  Sagrad«  £*' 
intereiantea  miniaturai,  s.  XJV. 


tm  AMaaUug:    Bor.   iUnibebriflaiiMbltu  Bpaaiau. 


Valshtdekixi,  p.  43  ff.  gibt  Aufschlüsse  Über  die  nrechsel- 
Scbicksale  der  Bibliothek.  Seine  Angaben  Über  die 
MUMcripte  stützen  sich  auf  Hacnel. 

BoBAO  liefert  p.  71  gleich  Valentinelli  einen  geschichtlichen 
KttekbKek  and  sagt  mit  Bezug  auf  die  Handschriften:  Tiene 
ij^iaiw  mutosoritos,  y  la  copia  de  uno  de  ellos  ha  serrido  para 
MM  M  poblicsase  en  nuestros  dias,  por  primera  vez,  la  novela 
im  C^rraalcs,  qoe  Ueva  por  titulo  La  Tia  fingida.  lieber  Be- 
(«wlMcmng  der  Bibliothek  del  Noviciado  durch  Werke  atis  San 
hi^  ibid.  p.  li. 

GmAVX,  Kapport,  erwähnt  die  Bibliothek  nur  in  seiner 
Lii»lv  p.  113. 

Ikucs  de  los  manuscritos  que  poseyö  la  biblioteca  de  San 
Iniru  y  fucron  trusladados  ä  la  de  las  Cörtcs.^  Revista  de 
Afthivos  VI  1,IH7G),  p.  14  tf.  Vgl.  den  Artikel  über  die  Biblio- 
ihuk  der  Kcal  Aeademia  de  la  Ilistoria,  in  welcher  ^ch  dieser 
Theil  der  Bibliothek  San  Isidro  jetzt  befindet. 

AxuAxio  del  cuerpo  facultativo  de  Archiveros  I,  p.  152 
bi»  IÖ3  bietet  eine  auf  Grund  officieller  Quellen  ausgearbeitete 
IVratellung  der  Geschichte  der  Bibliothek,  die  beste,  die  wir 
ttber  diese  Saiuuilung  bis  jetzt  besitzen.  Rüeksichtlich  der 
b«Ulv  in  derselben  noch  vorhandenen  Manuscripte  wird  bemerkt: 
«»t»  Mc«ion  Consta  de  muy  pocos  articulos,  y  de  ellos  existen 
liMI  aiM  »parecen  en  44  papeletas,  de  antiguo  redactadas,  que 
t»  voAMifViui  caidadosumente. 

ikM.  BiUioitca   de  Medicina  de   la  üniveraidad  Central. 

VAUBmuiLU,  p.  46:  Pochi  sono  i  codici  manoscritti  e  di 
MMWk  tnHmmo;  i  piü  estimati  furono  trasfcriti  ä  S.  Lorenzo 
\tv4l'  b^^iuvü«. 

Ani'.vhu»    del    cuerpo   facultativo   de   Archiveros  I,   p.   170 

(....  i7<    .Vustlihrlioho  Darstellung  der  Geschichte  der  Bibliothek 

,>'ii  Knde  die  Bemerkung:  El  fndice  de  Manuscritos  esUl 

tvüav,'l«Uv  »u  la   uiisma  forma  (wie  die  Druckwerke).     Hay  d« 

'i       ISM    fulletos,    que    forman    una   bella   coloccion 

cu  las  Acadcmias  semanales  que  celebraba  el 


4 


I   llttui  Mwuiwfwl  haltci  iiu  Jiüire   I8.S4  abitt;   vgl.   Auiiari»  I,  j>.  lOd. 


Bibl.  Dalwnlcht :  Ur>— MO  (Vadrid). 

Colegio  de  San  Cdrlos;  otras  remitidas  por  profeaores  de  fuera 
de  Madrid.     £n  ambas  coleccioDes  haj  autögrafos  de  homb 
eminentes. 


237.  Bihliotecas  del  Museo   de  Ciencia»  Naturales  y 
Jardin  Botdiilco. 


d^ä 


Valestinelli,  p.  47  flihrt  als  Theil  22  des  Kataloges  auf: 
Chirog^afia  (codici  manoscritti  di  storia  naturale).  | 

Anuario  del  cuerpo  facultativo  de  los  Arcliiveros  I,  182  ff. 
gibt   eine    Geschichte   der  Bibliotheken    und  erwähnt   auch    dii 
Handschriften  (ausschbesslich  in  das  Fach  einschlagend). 


238.  Biblioteca  de  la  E»cuela  superior  de  Diplotndtica. 

P  Mbnoz  V  RivERO,    Josfi,    Paleografia    Visigoda,    Madrid, 

1881    berichtet   p.   118    nur   kurz   über    einen   in  dieser  Anstalt 
aufbewahrten  cödice  escrito  eii  los  anos  968 — 970  que  contiene 
comentarios   sobre  el  Apucalipsis   und   gibt  auf   Läm.  VII   e 
Facsimile. 

Ancakio  del  cuerpo  facultativo  de  Arehiveros  I  (1881), 
p.  20  erwähnt  ganz  allgemein  die  Bibliothek;  die  sonstigen 
Quellen  (vgl.  Reglamento  de  la  escuela  superior  de  diplomätica 
.  .  .  precedida  de  una  introduccion  histörica,  Madrid  1865  und 
Anuario  II,  p.  lö)  geben  keinen  Aufschluss  über  die  in  _der 
Bibliothek  aufbewahrten  Handschriften. 


I 


1 


\ 
I 


n 


239.  Biblioteca  del  Depöeito  direccion  de  Hidrografia 

Valenttnelm,  p.  49  spricht  von  GOO  preziosi  manoacritti 
e  8000  volumi  di  opere  o  stainpa  che  si  riferiscono  alla  navi- 
gazione  e  alla  raarina. 

BoBAo,  p.  79  berichtet  in  demselben  Sinne. 

240.  \  Biblioteca  de  las  Cdrtes. 

Bezüglich  dieser  Bibliothek  gilt  Aehnliches  wie  das  bei 
Artikel  San  Isidro  eingangs  Bemerkte.  Die  Bibliothek  besteht 
überhaupt  nicht  mehr  selbstständig;  desto  grösseres  Interesse 
besitzen  die  Berichte  aus  der  Mitte  dieses  Jahrhunderts. 

Käost,  Archiv  ^^II,  p.  189:   Ueber  Gallardo's  Thätigk 
in  der  Bibliothek,  welche  ^us  den  aufgehobenen  Klüstem  e 
standen  ist  und  auch   mehrere  Manusuripte  besitzt  (n&n 
ans  S.  Isidoro  und  Monserrate  hieselbst)'. 


44 


VIII.  AbhudloDg:    Beer.   lUndHliriftaiuoUtie  Spuiinu. 


Gacbard,  LoülS  Prosper,  Rapport  sor  ses  recberches  en 
Espagne.  Compte  rendu  des  seanc^s  de  la  Commission  Royale 
d'Histoire  IX  (IB45),  p.  312:  La  bibliotbfeque  des  cortiss  a  ^t^, 
U  y  a  quelques  annöes  divisde  entre  le  congris  des  d^put^s 
et  le  BÖnat;  les  livres  et  les  manuscrits  qui  en  faisaient  partie, 
n'ont  pas  et4  classös  depuis  lors  et  ils  se  trouvent  reldguös  dans 
des  locaox  oü  ils  sont  peu  abordables.  J'ai  fait  de  vaines  t6- 
marches  pour  pouvoir  les  visiter. 

BoRAo  p.  79  gibt  eine  kurze  Geschichte  der  Bibliothek 
und  berichtet  dann  wie  Gacbard  über  die  Vertheilung  der 
Sammlung  auf  die  Senats-  und  Congressbibhothek. 

241.  Bxhlioteca  del  Senado. 

Reolam£nto  y  catÄlogos  por  örden  alfab^tico  y  de  materias 
de  la  biblioteca  del  Senado.  Madrid  1851. 

Gibt  in  der  Einleitung  einige  geschichtliche  Daten;  im 
eigentlichen  Katalog  nur  Druckwerke. 

Valentdjblli  p.  41  f.:  alcuni  preziosi  docomenti,  parte  dei 
quaU  l'urono  in  seguito  dati  all  Academia  Reale  deUa  Storia. 

Von  BoRAo  p.  79  wird  die  Bibliothek  nur  genannt. 

Graus,  Rapport  p.  113,  in  der  Liste. 

Vgl.  den  Artikel  Biblioteca  de  las  Cörtes. 

243.  Biblioteca  del  Congreso. 

Valentimelu  p.  42:  Biblioteca  riunita  da' documenti  d'ogni 
genere,  da  libri  di  antichi  conveuti,  dalla  hbreria  che  gik  apar- 
teneva  all'  Infante  D.  Carlos,  da  una  parte  di  quella  di  S.  Isidro. 

Im  Uebrigen  vergleiche  den  Artikel  Biblioteca  de  las  Cörtes. 

243.  Biblioteca  del  Convento  de  loa  Esculapio». 

CARun,  Gli  Archivi  etc.  I,  p.  226  f.  berichtet  über  diese  in 
der  Galle  del  Meson  de  Paredes  gelegene  Sammlung:  posiede 
un  bei  codice  cartaceo  de'  Sermoni  di  S.  Giovanni  da  Capistrano, 
in  latino,  mancante  del  principio  e  che  finisce  cosl:  ExpUciunt 
Sermones  devotissinii  et  religiosissimi  patris  Johannis  de  Capi- 
«trano  Ordinis  sancti  francisci  Ab  codem  predicati  nee  non  di- 
vulgati  et  a  sanctissimo  in  christo  patro  domino  Nicholao  papa 
^V^  pemiissi  ad  seminandum  et  predicandum  etc.  Scripti  et  finiti. 
IViloiiii'  anno  MAA  oretis  pro  scriptore  et  orat  pro  vobis.  Quos 


Bfl>1.  TTiiMntolit.-  Ul— I4fi  OUäHi). 


quidem  sermones  fecit  scribi  honorabilis  et  discretua  vir  Johannes 
Koitkurben  scriptor  theolomi  alme  Civitatis  coloniensis.  Oretis 
pro  CO  cordialiter  etc.  —  Notai  altresi  una  Somma  contra  i  Gen- 
tili  di  S,  Tommaso,  preziosisimo  codice  membranaceo,  de'  prin- 
cipi  del  secolo  XIV,  che  finisce:  Explicit  quartus  über  et  etiam 
totalis  summa  ve!  tractatus  de  fidc  catholica  contra  gentilea 
fratrc  thoma  de  aquino  editus. 

Ausserdem  noch  einige  Gesandtschaftsberichte  des  18.  Jahr 
hunderts. 


I 
I 


I 


I 


344.  f  Biblioteca  del  Monasterio  de  San  Martin. 

Florbz,  Espafia  Sagrada  III  (1748),  p.  275  und  281  er- 
wähnt aus  diesem  Kloster  ein  libro  manuscrito  mit  dem  Officium 
Hispanae  Ecclesiae  Romae;  ferner  Eap.  Sagr.  X  (1753)  p.  92 ff. 
die  Copie  einer  Cordubenser  Handschrift  mit  den  Homilien  des 
Beatus  Smaragdus  und  zwei  Blilttern  Fulgentiustext  (vgl.  deo^ 
Artikel  Cördoba  Kathedralbibliothek).  ""H 

RoDRiocEz  DB  Castro,  Biblioteca  Espanola,  Madrid  1781 
bis  1786,  2  vol.  fol.,  tora.  I,  p.  260f.  über  eine  Handschrift  aus 
derselben  Sammlung  Florez  de  derecho,  copiladas  por  el  maestro 
Jacobe  de  las  Leyes.    Inhaltsübersicht  und  Auszüge. 

Habnel  coI.  964  nennt  nur  die  Zahl  der  impressa  (1 1 .000  vol.)l^ 

Ahadür  de  los  Riom,  Histuria  critica  de  La  literatura  espa- 
nola rV,  60  über  einen  codex  mit  der  Vida  de  Sauet  Ildefonso, 
der  sich  in  San  Martin  befand,  über  die  Bemühungen  zur  Auf- 
findung des  Originals  und  die  endhch  zustande  gebrachte  directe^ 
Copie.  ^H 

Ewald,  Reise  p.  311  verzeichnet  als  Bestandthcil  der  Hand- 
schrift der  Nationalbibliothek  Q  10:  Annales  Compostellani  aii^_ 
einer  in  diesem  Kloster  befindlichen  Copie.  ^| 

Die  Handschriften  kamen  wie  die  der  andern  (aufgelösten) 
Convente  der  Provinz  Madrid  in  die  Nationalbibliothek.     Vgl.     , 
Amador  a.  a.  O.  | 

ä45.  t  Archivo  de  la  Jglesia  de  S.  Isidro  y  Santa  Maria 
de  la  Cabeza. 

RoDRiouEz  DE  Cabtro,  Bibliotoca  Espaüola  tom.  II,  p.  730f. 
beschreibt  ausführlich  ein  Manuscript:  Vida  de  San  Isidro  La- 
brador, geschrieben  vom  Diaconns  Johannes  ( 1 232—  1 275),  w 


40  »UI.  Abluollong:    Berr.  HsadMkiüWnMliktu  Spinkos. 

in  der  Kirche  gleich  einer  Reliqaie  aufbewahrt  wurde;  oflFenliar 
identisch  mit  der  unten  (Bibl.  Nr.  249)  beschriebenen  Lc^enda. 

346.  t  Biblioteca  del  Convento  de  los  Carmelita$  Desc/ilzot. 

Merino,  Andres,  Escuela  paleogrdfica  etc.  Madrid  17S0 
bietet  Lam.  24  sieben  Proben  ,De  libros  manuscritos  de  la 
Biblioth.  de  Carmelitas  dcscalzos  de  Madrid'.  Die  drei  ersten 
nicht  datirten  gehören  dem  14.  Jalirlmndert  an  und  sind  nach 
der  ErJäuterung  p.  253  ff.  Bibeln  cntnomracn;  Nr.  4  gleichfalls 
undatirt  (saec.  XIV)  einer  Summa  Raimunds.  Nr.  5  bietet  die 
Probe  aus  einer  Handschrift:  Constitucioncs  de  los  Cartujos, 
escritas  en  Cataluna  el  afio  1368.  Nr.  6  Martirologio  de  Adon, 
mit  der  reproducirten  Subscriptio  Iste  liber  fuit  scriptus  in 
monasteriü  populeti'  anno  a  nativitate  domini  M'CCCC  et  fuit 
perfectus  auno  eodem  etc.  Nr.  7  Constitutiones  de  Cartujos, 
in  Catalonien  geschrieben,  a.  1348.  Derselben  Bibliothek  ge- 
hörte einer  anderen  Handschrift  an:  Exposicion  moral  de  toda 
la  escritura,  geschrieben  in  Avignon  1342  (vgl.  p.  260),  von 
der  eine  Probe  auf  Lam.  25,  Nr.  1  gegeben  ist. 

347.  t  Bil>lioteca  del  Colegio  de  las  Escuelas  Pias  de 
Lavapies. 

Merino  a.  a.  O.  Lam.  25,  Nr.  4  veröffentlicht  einige  Zeilen 
aus  einer  Handschrift  dieser  Bibliothek,  einem  Ritual,  geschrieben 
zwischen  1360  und  1390,  wie  Merino  annimmt.  Cf.  ibid.  p.  262. 

348.  t  Biblioteca  de  los  P.  P.  Dominicas  de  Santo  Tomas, 

Merino  a.  a.  0.  p.  262f  berichtet  von  zwei  Handschriften 
dieser  Sammlung:  I.Version  latina  de  la  Politica  de  Aristoteles 
saec.  XIV  med.  2.  Parte  de  la  Biblia,  desde  el  Profeta  Isaias 
hasta  los  Ultimos  capitulos  del  ApocaÜpsis,  Le  faltan  algonas 
iniciales  iluminadas.  Esta  escrito  en  letra  gothica  .  .  .  pertenece 
li  los  fines  del  siglo  X  ö  ä  los  principios  del  XI. 

349.  Archivo  parroquial  de  S.  Andres. 
A.  Handschriftliche  Verzeichnisse. 

Drei  autös  de  visita  (21  Junio  1504,  7  Mayo  1516,  25  No- 
viembre  1566)  enthalten  Inventare  ,de  todos  los  bicnes  que  tenia 

•  Pöblet 


BAI.  ffelwnic^t:  ««—tili  (Widrid). 


la  iglesia,  asi  calices,  omamentos  .  .  .  corao  de  papeles'  (darunter 
auch  die  Codices)  und  werden  besprochen  in  einer  von  Jayme  Bleda 
veranstalteten  Ausgabe  der  Legenda  de  S.  Isidro  por  el  diäcono 
Juan,  die  mir  nicht  zur  Vcrftlgung  steht.  Vgl.  Fita  a.  u.  a.  O. 

B.  Druckwerke. 

Ausser  Bleda  (in  der  eben  genannten  Edition)  bespricht 
FiTA,  y  CoLOKfi,  Fidel  einen  Codex  s.  XHI   mit  der  er- 

»wtthnten  Legende,  welche  im  Boletin  de  la  Real  Academia  de 
la  Historia  Tom.  IX  (18S6),  p.  102  —  154  durch  ihn  neu  zum 
lAbdruck  gelangte.  Die  Handschrift  war  bereits,  wie  aus  den 
oben  verzeichneten  Inventaren  constatirt  wird,  im  16.  Jabr- 
,  hundert  Eigenthum  der  Pfarrkirche  S.  Andres.  Zwei  Facsimilia 
P^von  je  einer  Seite,  in  verkleinertem  Massstabe)  sind  dem  Neu- 
druck beigegeben. 

|h         350.  '^  Archive  del  At/untamiento. 

Das  Archiv  wurde  von  mir  besucht,  doch  findet  sich  da- 
selbst, wie  es  scheint,  nur  ^ine  ältere  Handschrift,  bereits  in 
der  Coleccion  de  fueros  y  Cartas  pueblas  de  Espafia,  Madrid 
1852,  p.  135  als  ,leyes  antiguas  y  varios  acuerdos  del  concejo 
de  Madrid',  ,codice  antiguo  escrito  en  pcrgamino,  falto  de  ocho 


iojas 


*  beschrieben  und  im  VIII.  Bande  der  Memorias  der  Aka- 


Iae 
aemie  publicirt. 
I         251.  *  Biblioteca  particular  del  Dtique  de  Alba. 

LuARTE,  Regiae  bibliotbecae  Matritensis  Codices  graeci  mss., 
p.  276  erwähnt  den  Katalog  graecorum  codicum  clarissimi  atque 
eruditissimi  viri  Didaci  Hurtado  de  Mendoza  und  fügt  hinzu: 
Hunc  olim,  anno  scilicet  1739,  mense  octobri,  transscribere  licuit 
ex  codice  msto  410  locuplctissimae  bibliothocae  Exc°"  Domini 
Ferdinand!  de  Silva,  ducis  Albani.  Vgl.  Valentinelli  p.  69,  Graux, 
Essai  p.  199. 
^  ViLLANUEVA,  Viage  rV,  p.  97  f.  erwähnt  die  quema  recen- 
'^tisima  de  la  bibhoteca  de  MSS.  del  duqne  de  Alba  en  la  casa 

nuova  Junta  al  Prado. 
^^        NonciA  de  biblia,  del  siglo  XV.  ano  de  1430,   en  c6dice 
^BiB.  en  vileta,  que  hoy  existe  conio  propriedad  vinculada  en  la 
Keasa  del  duque  de  Alba,  Madrid  1847. 


48  Tm.  AbbaDdluig:    Bttr.  HuilMlitlftaoacliItu  Spuiiens. 

Emgebende  Besprechnng  der  Bibel  unter  Rücksichtnahme 
der  verschiedenen  fUr  die  Schicksale  der  Handschrift  inter- 
essanten Vermerke  in  derselben.  Notizen  über  die  Geschichte 
der  altspanischen  Bibelübersetzangen. 

Egürsn  p.  26 — 35  bespricht  die  Bibel  and  gibt  aas  ihr 
reichliche  Auszüge. 

Valbhtimelli  p.  19  erwähnt  nur  Villanueva. 

GhtAux  p.  113  in  der  Liste. 

Auf  huldvollst  erlassene  allerhöchste  Empfehlung  Ihrer 
Majestät  der  Königin -Regentin  Dona  Maria  Christina  war  es 
mir  vergönnt,  die  Schätze  des  Palais  Alba,  welche  heute  noch 
ein  Museum  ersten  Ranges  vorstellen,  eingehend  zu  besichtigen 
und  zu  studiren.  Darunter  auch  die  Bibliothek,  die  allerdings 
durch  den  von  Villanueva  erwähnten  Brand  sehr  gelitten  hat. 
Von  eigentlichen  Handschriften  haben  nur  drei,  darunter  die 
werthvolle  Bibel  gerettet  werden  können.  Ueberaus  reich  ist  aber 
das  Archiv,  an  dessen  Ordnung  und  Eatalogisirung  D.  Antonio 
Paz  y  Melia,  Vorstand  der  Handschriftendepartements  der  Na- 
tionalbibliothek, und  Palastbibliothekar  D.  Manuel  Remon  Zarco 
del  Valle  arbeiten. 

S53.  -fBiblioteca  paritcvlar  de  D.  Jos4  Amador  de  los  Rio». 

Amaoor  DK  LOS  Rios,  3ost,  Historia  critica  de  la  literatura 
Espafiola,  tom.  VI,  p.  33,  Not.  1  bespricht  die  Compendien  der 
mäximas  de  escritores  cristianos,  darunter  das  De  las  quatro 
virtudes,  de  que  poseemos  un  excelente  MS.,  el  cual  escribiö 
san  Martin  Bracarense  con  titulo  Formulae  vitae  humanae. 
Ibid.  tom.  Vn,  p.  180  einen  codex  Preparaciones  para  bien 
vivir  ö  santamente  morir  8**,  papel  y  perg.,  s.  XVfin.,  gleich- 
falls im  Besitze  des  Autors. 

353.  BiblioUca  particular  d«  D.  Jot4  de  Ayala. 

Vgl.  den  Artikel  B.  p.  del  Dmo  Sr.  D.  Enrique  de  Leguina. 

354.  *BihUoteca  particular  de  D.  Francesco  Asenjo 
Barbiert. 

Der  treffliche  Gelehrte  gestattete  mir  auf  Empfehlung  des 
Archivars  von  Barcelona  D.  Manuel  Bofarull  j  Sartorio  in 
liebenswürdigster    Weise    Einsicht    in    seine    Privatsammlung, 


Blbl.  C«Ii«nrielit:   tit—iSl  (Kadrid). 


I 


I 


specieU  seine  Codices.   Dieselben,  vier  an  clor  Zahl,  sind  jedoch 
mittlerweile  bereits  bekannt  gemacht  worden  durch  J 

RiANO,  Jüan  F.,  Critical  and  Biographical  notes  on  early 
spanish  music,  London  18.H7,  p.  50  (Cantixs  chori  s.  XUIj; 
p.  59  (Cantoral  monästico  s.  XIV  und  Cantoral  s.  XIV) ;  p.  64 
(Missale  mixtum  secundum  ordineni  Cartusiensem  s.  XV).  3 

Der  Vollständigkeit  wegen  sei  noch  ein  Aufsatz  Barbieri'? 
in  der  Revista  de  Archivos  VII  (1877),  p.  34 — 38  erwähnt 


355.  Biblioteca  pafticnlar  de  D.  Antonio  Benavidet. 


VALEurnfELLi,  p.  54  erwähnt  die  Bibliothek  als  reich  aB' 
historischen  Werken;  von  Borao  p.  80  wird  sie  nur  genannt; 
eine  ganz  bestimmte,  die  Handschriften  derselben  betreflFende 
Notiz  ist  mir  leider  verloren  gegangen.  j 

356.  t  Biblioteca  particular  de  D.  Gerardo  Jogi  de 
Betencourt.  , 

FERREmA  GoBDü,  JoAguiM  Josi^ ,  Apontamcntos  para  a* 
Historia  Civil  e  Litteraria  de  Portugal  e  seus  Dominios,  coUe- 
gidos  dos  Manuscritos  assim  nacionaes  como  estrangeiros,  que 
existcra  na  Bibliotheca  Real  de  Madrid,  na  do  Escurial,  e  nas 
de  alguns  Senhores,  e  Letrados  da  Corte  de  Madrid,  Memorias 
de  Litteratura  portugueza  tom.  III  (1792),  p.  33  erwähnt  eine 
junge  Handschrift  dieser  Sammlung:  Antonio  Pinto  Pereira, 
Historia  da  India  und  bemerkt  im  Allgemeinen  vom  Besitzer 
que  al^m  deste  tem  outros  manuscritos,  alguns  dos  quaes  saö 
preciosos  pela  sua  raridade. 


I 


857.  Biblioteca  particular  de  D.  Brieva  y  Salvalierra. 


I 


Qraux,   Rapport  p.  126  macht  Mittheilungen  über  sieben 
griechische  von  Sr.  Brieva   angekaufte  Handschriften   s.  XVI 
bis  XVin.     Er   nennt   (1)  Xenophons  Cyrupaedie,   (2,  3) 
autre  copie  (en  deux  tomes)  du  commentaire  de  S.  Jean  Chiys 
stome  sur  saint  Paul,  et  (4)  un  cnrieux  volume  de  mdlanges  (H^ 
rodien,  Ilistoires;  commentaire  sur  la  grammaire  de  Thöodor 
de  Qaz&,  par  G^rasime  de  Byzance  etc.)  femer  (5 — 7)  traductio 
en  grec  moderne,  remplissant  trois  volumes,    de    l'Arg^nis,  M 
John  Barclay. 

Sitisopilwr.  d.  |>bil.-hiiit.  Cl.  CUVm.  64.  ft.  Abb. 


50  VTTT.  AbbaDdlanp;     Beer.  niindubrlft«nsc1i&tse  Rpanlena. 

358.  Bihlioteca  particular  de  la  duquega  de  Cnmpo  Alange. 

Amador  de  1,08  Rios,  Historia  critica  etc.  tom.  V,  p.  116 
und  130  über  eine  Hantlschrift  dieser  PrivatBammlunpr,  ent- 
haltend Pero  Lopez  de  Ayala,  Kimado  del  Palacio.  Vgl.  ihtid, 
p.  151. 

Graus,  Rapport  p.  113  verzeichnet  blos  die  Bibliothek 
ohne  nähere  Angabe. 

359.  *  Bihlioteca  particular  del  Escnio  Sr.  D.  Antonio 
Cdnovas  del  Castillo. 

Der  bcrlllimte  Staatsmann  und  Gesell  ich  tsforscher'  ge- 
währte mir  wiederholt  Zutritt  in  seine  Bibliothek  und  die 
Erlaubniss,  deren  Schätze  in  Augenschein  zu  nehmen.  Die 
werthvollste  hat  bereits  eine  Beschreibung  im  Boletin  de  la 
Real  Acadcmia  de  la  Historia  IX  (188()),  p.  443  gefunden. 

Eine  andere  kostbare  Handschrift,  ein  Devocionario,  wurde 
Cänovas  von  Danvila  y  Collado  1888  zum  Geschenk  gemacht. 

360.  Bihlioteca  particular  de  Carderera. 

EouREN,  p.  60  f.  beschreibt  ziemlich  ausführlich  ein  Devo- 
cionario dieser  Sammlung,  spanisches  Erzeugniss  des  16.  Jahr- 
hunderts. 

2(il.  f  Bihlioteca  particular  del  Marques  del  Carpio. 

RoDRiGDEz  DE  Castro,  BibHotcca  Espanola  tom.  H,  p.  492 
berichtet  (nach  Nicolaus  Antonios  Vorgang)  über  eine  Hand- 
schrift, enthaltend  eine  Historia  de  la  Iglesia  de  Iria  (mit  der 
bekannten  Historia  Compostelana  nicht  zu  verwechseln)  aus 
dieser  Bibliothek.  Sie  war  in  dem  Handschriftenverzeichniss 
derselben,  das  Antonio  zur  Verfügung  stand,  irrig  als  ,Chronica 
de  Espafia  por  el  Arzobispo  D.  Gil  Ameiriz*  bezeichnet.  Am 
Rande  fand  sich  die  Note:  ,Estd  en  Salamanca  en  el  Colegio 
de  San  Salvador.  Estan  al  fin  las  guerras  de  D.  Fr.  Berenguel. 
Es  del  Archive  de  la  Iglesia  de  San-jago'. 

363.  t  Bihlioteca  particular  de  D.  Juan  Lucas  Cortia. 

Antosio,  Nicolaus,  Bibliotheca  vetus  bespricht  U,  p.  82 
ein  handschriftliches  Exemplar   des  Libro   de   los  Canones  de 


'  Bis  vor  knrxom  MinisterpriUideut. 


Btbl.  üsiMniolit:  1A8— MS  (lUM«). 


51 


Albateni,  que  mandd  escrivir  el  mny  noble  Rey  D.  Alonso  (es 
ist  AJphons  X.)  nu8  der  Bibliothek  des  J.  L.  Cort^s.' 

Risco,  Espana  sagrada  tom.  XXX  (1775),  p.  311  f.  be- 
spricht eine  sehr  alte,  vielleicht  noch  dem  7.  Jahrhundert  an- 
gehörende Handschrift  in  westgothischer  Schrift  aas  Cortes' 
Bibliotliek  mit  den  Acta  S.  BrauÜoni  episcopo  adiudicata  de 
Martyribus  Cesaraugnstanis.  Die  acta  selbst  werden  ibid. 
p.  305 — 311  abgedruckt. 

Amador  de  los  Rick,  Ilistoria  critica  de  la  hteratura  espafiola 
tom.  III,  p.  647  constatirt,  dass  sich  die  von  Nicolaus  Antonio 
erwähnte  Handschrift  gegenwärtig  in  der  Madrider  National- 
bibliothek befinde,  und  tlicilt  das  Incipit  mit. 

BoLETix  bibliogräfico  Öer.  Ill,  tom.  4  (1863),  p.  202  über 
eine  Handschrift  der  Cäntigas  de  Don  Alonso  el  Sabio  aus 
dieser  Bibliothek. 

Martinez  ASiBARno  y  Rives,  Intento  de  un  diccionario  de 
.  .  .  Burgos  p.  lU2f.  (nach  Nie.  Antonio)  über  eine  Handschrift, 
die  ehemals  dieser  Bibliotliek  angehörte  und  Cartagena's  Defen- 
soriuni  unitatis  Christianae  enthielt. 

3tt3.  Biblloteca  particular  de  D.  Joaquin  Gom-ez  de  la 
Cortina,  Marques  de  Morante. 

Cataloodb  librorum  doctoris  D.  Joachimi  Gomez  de  Is 
[Cortina,  Marchionis  de  Morante,  qui  in  aedibus  suis  exstant. 
Matriti   1864 — 1859,  6  voll,  und  Suppleraentum. 

Dem  mir  vorliegenden  Exemplar'  fehlt  leider  der  vierte 
Band.  Handschriften  werden  in  den  eigentlichen  Verzeichnissen 
nicht  angeftihrt;  wichtig  sind  die  einzelnen  Blinden  lieigegebenen 
'Biographien,  so  Bd.  2  Justo  Lipsio;  Bd.  3  Manuel  Marti,  Dean 
de  Alicante;  Bd.  5  Francisco  Sanchez  de  las  Brozas  (zahlreiche 
Gedichte  zum  ersten  Male  veröffenthcht);  Angelo  Poiiciano; 
Bd.  6  Marco  Gerönimo  Vida. 

Valentinelli  p.  54 f.  geht  auf  die  Handschriften  nicht  ein. 


'  Vgl.   Bibt.    Hispana  nova  I,    p.  721,   wo    Ober   diesen  Staatemann   tun 
Bibliopliilon   des    18.  Jahrhunderts   ^bandelt  wird ;    auch   «nnst    werdeu 
IlBiidschrifton  dieser  8ainmlung  von  Antonio  bentitzt  und  nach  ihm  von 
Anderen  (vgl.  Kodri^ez  de  Castro,  Bibl.  Esp.  H,  p.  623)  erwähnt. 

»  Mit  der  Widmnng:  AI  SeJIor  D°  Fernando  Wolf.  Bibliotecario  de  1« 
Imperial  de  Viena,  en  testimonio  de  respeto,  y  da  la  maa  distintruid« 
consideracion.  El  auctor. 


Vni.  AMudlnng:     B«er.  HknliehrlfttnMUti*  Spuimis. 


BoRAO  p.  80  berichtet  ausführlich  Über  den  an  erster  Stelle 
genniintcn  Katalog  und  ftihrt  dann  fort:  Annquc  no  muy  notable 
en  manuscritos  est«  selecta  libreria,  contiene,  entre  otras  curiosi- 
dades,  una  hermosa  Biblia  del  siglo  Xu,  en  8"  abaltsdo;  la 
Crönica  de  Aragon  por  Mai-filo  (la  mds  antigua  del  reino  segun 
Zurita);  nn  Devocionario  del  siglo  XFV  con  capitales  ilnminadas 
y  miniaturas  y  el  Gesta  nobilis  viri  Simonis  Comitis  de  Monte- 
forti,  descripta  per  fray  Petrnm  Monachum  vallium  Semay' 
cisterciensis  ordinis,  impresa  en  el  torao  XIX  de  la  coleccion 
de  historiadorcs  de  Francia,  pero  no  con  las  variantes  del  cxSdice, 
ni  con  la  carta  ö  salvo-coiiducto  de  Simon  de  Montfort,  en  favor 
de  las  iglesias  y  conventos  fundados  por  S.  Domingo  de  Guzmann. 

Die  Sammlung  wurde  nach  Ableben  des  Besitzers  in  Paris 
versteigert. 

264.  t  Biblioteca  particular  del  Sr.  Crespo. 

Revista  de  Archivos  V  (1876),  p.  Ol  und  107  werden 
folgende  Manuscripte  des  verstorbenen  Besitzers  dieser  Bibliothek 
zum  Verkauf  angeboten:  (1)  Manusorito  del  siglo  XVI,  que 
contiene  curiosas  noticias  para  los  navegantes,  y  algunos  datos 
histrtricos,  con  tablas  y  dibujos.  Consta  de  56  hojas  en  fölio, 
entre  las  cuales  hay  diez  donde  se  hallan  las  tablas  y  dibujos 
indicados.  Ferner:  (2)  Parum*  missale,  in  quo  continentur 
varia  officia  missaruni.  Ms.  en  vitela  4",  Consta  de  54  fojas,  en 
dos  colnmnas,  lon  iniciales  y  capitales  de  adorno,  y  la  encuader- 
nacion  de  ante  blanco  sobre  tela. 

365.  Biblioteca  particular  del  Marque»  de  Santa  Cruz. 

Ferreira  Gordo,  JoAquiM  Josä,  Apontamentos  para  a 
Historia  Civil  e  Literaria  de  Portugal  etc.  Memorias  de  Littc- 
ratura  Portugueza  Lisboa,  tom.  III  (1792),  p.  77  führt  vier 
Handschriften  dieser  Bibliotliek  an.  Es  sind  Relagoes,  See- 
schlachten und  die  Marine  unter  Philipp  11.  betreffend. 

266.  *Bihliotfca  particular  de  D.  Manuel  Danvila  y  Collado. 

Der  gelehrte  Historiker  zeigte  mir  drei  seiner  Privat- 
sammlung  angehörige  Handschriften  historisch -juridischen  In- 
halts 8.  XIV— XV. 


'  Piere  »ax  Vaux-de  Cerney,  Kecaeil  des  hiat,  de  France  XIX,  p.  XX. 
•  Soll  wohl  heisson  .parram'. 


Bikl.  UelMnicIit:  te4— 170  (Midrid). 

367.  t  Bihlioteca  particular  del  Duque  de  Frias. 

Ahador  DB  LOS  Rios,  Htstoria  critica,  tom.  VI,  p.  267  über 
eine  Handschrift  aus  dieser  Sammlung,  welche  enthält:  Augu- 
stinus, De  Vita  Christiana,  castilianisch;  Valera,  Tractat  De 
Providencia.  Enrique  de  Villena,  Übras.  Saec.  XV. 

GurrERREz  de  la  Veoa  ,  Jose  ,  Bihlioteca  Venatoria  I, 
p.  CLXXIV  erwähnt  eine  Handschrift  derselben  Bibhothek: 
Punonrostro,  Conde  de,  Discurso  del  Falcon,  das  später  in  die 
Nationalbibliothek  überging  (Ilandschriftenverzeichuiss  Nr.  86). 

268.  f  Bihlioteca  particular  de  D.  Bartolome  Josd  Gal- 
lardo. 

Amador  de  lob  Rios,  Historia  critica  etc.,  toin.  VI,  p.  62 
beschreibt  einen  Cancionero  dieser  BibUothek  (damals  bereits 
im  Besitze  des  Generals  Eduardo  Fernandez  San  Roman)  cödice 
qme  Consta  de  474  föls.,  fuö  escrito  en  varios  periodos  del  siglo  XV 
.  .  .  La  niayor  parte  de  las  obras  que  encierra  son  de  los  poetas 
del  reinado  de  don  Juan  II.  Cf".  ibid.  p.  533  und  Martinez  Ani- 
barro  y  Rives,  Intento  etc.  p.  34'5. 

269.  t  Bihlioteca  particular  del  Reo.  P.  D.  Enrique  Florez 
de  Setien  y  Uuidobro. 

Sainz  de  Baranda,  Pedro,  Espaiia  Sagrada,  tom.  XLVTI 
(1850),  p.  XVI  berichtet  über  die  Schicksale  von  Florez'  Bi- 
bliothek, welche  nach  den  eigenen  Angaben  des  berühmten 
Gelehrten  werthvolte  Originalhandschriften  und  noch  werth- 
voUere  Abschriften  in  sich  schloss.  Sie  wurde  1808  beim  Ein- 
dringen der  Franzosen  in  Madrid  arg  gefährdet,  in  den  Convent 
San  Felipe  übertragen  und  hat  jedenfalls  viel  eingebüsst.  Der 
Rest  kam  in  die  Bibliothek  der  Academia  de  la  Historia,  vgl. 
Martinez  Anibarro  y  Kives,  Intento  etc.,  p.  209  f. 

370.  Bihlioteca  particular  del  Earffio  Sr.  D.  Pascual 
Gayango»  y  Arce. 

EoDREN  liefert  p.  43  f.  eine  ausführliche  Beschreibung  eines 
.  B*lterio  und  p.  98  eine  Notiz  über  einen  Cödice  de  la  Vida  y 
'  Begia  de  San  Benito  aus  dieser  Sammlung. 

Valbntinelu  citirt  die  Bibliothek  blos  p.  54  als  aprczzabile 
di  lingue  Orientale  e  storiche. 


u 


Ytll.  Abhuidtoog:     B«cr.  HaadsohriflmMbitic  SpaaiaDs. 


AuAooR  DB  LOS  RtoB,  Historia  critica  de  la  literatara 
espaüola,  tom.  Ell  (1863),  p.  211  über  eine  Handschrift  des 
Poema  del  Cid,  die  spater  in  den  Besitz  des  D.  Pedro  Jos^ 
Pidal  überging. 

Knust,  Hermann,  Mittheilungon  aus  dem  Escorial.  Biblio- 
thek des  litlerarischen  Vereines  zu  Stuttgart,  Bd.  141  (1879), 
p.  533  f.  über  eine  Papierhandschrift  s.  XV  mit  dem  übro  de 
los  buenos  Proverbios;  p.  547  Bocados  de  oro  s.  XV;  eine  an- 
dere Handschrift  desselben  Werkes  wollte  Gayangos  aus  der 
Bibliothek  Gallardo  erstehen. 

Indicb  do  los  documentos  del  Monasterio  de  Sahagan. 
Madrid  1874.  4». 

P.  582  tiber  einen  Bezerro  aus  Sahagun  in  Gayangos' 
Besitze. 

GüTUiRRBz  DE  LA  Veoa,  Josb,  Biblioteca  Venatoria  I  (1877), 
beschreibt  p.  CXXH  — CXXV:  Alfonso  XI  Libro  de  la  Mon- 
tcria  3Is.  del  siglo  X\T[1I  (Cödice  LIaguno  y  Cerda)  aus  derselben 
Bibliothek  (vgl.  im  Handschriftenverzeichniss  Nr.  24). 

Ewald,  p.  3548'.  über  eine  Coronica  de  E^paüa  s.  XIV 
und  die  Fnero  y  Privilegios  de  Sahagun  s.  XIII — XIV. 

Der  Name  des  ausgezeichneten  Forschers  bleibt  mit  der 
Geschichte  spanischer  Handschriftenkunde  in  den  letzten  De- 
cennien  aufs  Innigste  verknüpft.  Gayangos  als  Sammler  von 
Manuscripteu,  als  Ordner  einer  grossen  Zahl  von  Bibliotheken, 
als  Herausgeber  einer  langen  Reihe  sprachhch  und  historisch 
wichtiger  Werke,  endlich  als  Förderer  fast  eines  jeden  Unter- 
nehmens, das  sich  auf  dem  V'czeichneten  Gebiete  bewegt,  bildete 
allein  schon  den  Vorwurf  fiir  eine  interessante  Monographie. 
Bekannt  ist  die  in  den  drei  mitchtigen  Bänden:  Catalogue  of 
the  manuscripts  in  the  Spanish  language  in  the  British  Museum, 
London  1875  ff.  niedergelegte  Gelehrsamkeit.  Desto  schmerz- 
hcher  war  es  mir,  diesen  Nestor  spanischer  Geschichtsforschung 
ebensowenig  wie  seine  Sammlung  kennen  zu  lernen ,  da  sich 
Gayangos  1886 — 1888  in  London  aufliielt.  Nach  mündhcher  In- 
formation zählt  seine  Hand6chriftenl)ibUothek  circa  ÖOO  Bünde. 

371.  t  Biblioteca  particular  de  D.  Ricardo  Heredia. 

Morel-Fatio,  Alfred,  Rapport  sur  une  Mission  phiiologique 
h  Valence,  Bil)lioth^que  de  Töcole  de  Charles,  tom.  XLV  (1884), 


Bibl.  D«k«niaht:  171— S7S  (Hkdrid). 


55 


p.  619  berichtet,  dass  dieser  Amateur  die  berülimte  Öauiniiung 
Salva  (ob  wohl  vollständig?)  augekauft.  Im  Uebrigen  vergleiche 
den  Artikel  Valencia,  Biblioteca  particular  de  D.  Vicente  y 
Pedro  Salva.' 

373.  *■]■  Biblioteca  particular  de  D.  Vicente  de  La  Fuente. 

Der  bekannte  Historiker  besass  in  seiner  reichhaltigen 
Büchersaramlung  zwei  Handschriften  theologisch-scholaslisclien 
Inhalts,  in  welche  er  mir  1888  in  liebenswllrdigster  Weise  Ein- 
blick gestattete.  Lafuente  ist  im  Frühjahr  1890  plötzlich  ver- 
storben, und  ich  bin  leider  ausser  Stande,  über  das  Schicksal 
seiner  Bibliothek  Bestimmtes  anzugeben, 

373.  Biblioteca  particular  del  Iliho  Sr.  D.  Enrique  de 
Leguina. 

GcTiERREz  DE  LA  Veoa,  Ltbro  de  la  monteria  del  Rey 
Alfonso  XI  (Biblioteca  venatoria  Vol.  I),  p.  CXLV  berichtet  über 
eine  Hs.  Libro  de  Oaza  de  Halconerla  Ms.  dol  siglo  XIV.  EstA 
en  lemosin.  Iniciales  de  adurno  en  colores.  Escrito  ä  dos 
columnas.  Folio.  15  hojas.  Las  hojas  8,  9,  10  y  11  en  verso. 
Empieza  ,Dancus  rey  estava  en  son  palau'  Este  Ms.  lo  posee 
et  Ilmo  Sr.  D.  Enrique  de  Leguina.  Ferner  werden  folgende 
Handschriften  Leguina's  a.  a.  0.  genannt:  p.  CXLVIIl.  (Nr.  15) 
Lecciones  tedricas  sobre  el  nuStodo  de  ensenar  d  los  Perros  de 
caza.  (Nr.  16)  Instrucciones  para  la  caza;  p.  CLII  Avil^s,  Angel 
de,  Recuerdos  de  caza.  Vol.  U,  p.  LXFV  Guzman  el  bueno. 
Arte  de  cazar. 

Werth,  Hebmann,  Altfranzösische  Jagdlehrbüeher  nebst 
Handschriftenbibliographie  der  abendländischen  Jagdlitteratur 
tiberhaupt,  Halle  a.  S.,  1889  bemerkt  p.  4,  das  an  erster  Stelle 
genannte  Manuscript  befinde  sich  jetzt  im  Besitze  von  D.  Jos^ 
de  Ayala  in  Madrid. 


*  Erst  nacliträgticb  gellt  mir  der  prächtig  aasgestattete  Katalog  zu:  Cata- 
logue  de  la  bililiotliiqua  de  M.  Ricardo  Herodia,  Comt«  de  Benahavis, 
Pari«  1891.  Vente  du  2-2  au  30  Mai  1891.  Man  darf  die  Wort«  der  von 
Zarco  del  Valle  and  Menendez  Pelayo  verfassten  Einleitung  unter- 
Bchreiben:  un  sentiment  de  profonde  triBtesae  en  Bongeaut  q'une  sem- 
blable  collection  va  aCTrunter  les  hasardn  de  la  vente  dnna  un  paya 
^trauger,  et  se  disperser  pour  jauiais,  eu  ue  nous  laissaut  quo  l'aiuertume 
du  regret. 


I 


56  Vm.  AbbrnndliDg:    Beer.  HandjckrifkeiueUtie  Spaniens. 

274.  t  Biblioteca  particular  del  Sr.  Garcia  Loaysa. 

Florjbz  erwähnt  in  der  Espana  sagrada  wiederholt  diese 
Privatbibliothek,*  ohne  jedoch  durchwegs  beizuftigen,  ob  die 
citirten  Werke  Handschriften  seien.  Ein  cödice  götico  mit 
Pauli  Diaconi  Vita  PP.  Emeritensium  aus  dieser  Sammlung 
wird  besprochen  Espana  sagrada  XIH,  p.  331. 

Ueber  den  codex  gothicus  pervetustus  a  sno  quondam 
possessore  Garsia  Loajsa  Loayso-Carvajaleus  nominatus  handelt 
La  Sema  Santander,  Praefatio  historico-critica  in  veram  et 
genuinam  collecttonem  veterum  canonom  ecciesiae  Hispanae 
Bruxellae  p.  20  f.  und  gibt  zum  Schluss  Tab.  V  ein  Facsinüle. 

275.  Biblioteca  particular  del  Duque  de  Medinaceli. 

A.  Druckwerke. 

PoNz,  Viage,  tom.  V  (1782),  p.  300  kurze  Bemerkung  über 
die  bereits  damals  dem  Publicum  geöffnete  Privatsammlung. 

EoüREN  beschreibt  p.  48  zwei  Psalterien  dieser  Bibhothek 
(s.  XII  und  s.  XIH),  p.  60  ein  Devocionario  s.  XV. 

Valentinelu,  p.  53:  alcuni  codici  manoscritti. 

BoRAo,  p.  81  gibt,  wie  Valentinelli,  die  Gesammtzahl  der 
Bücher  auf  15.000  an. 

Pagäs  Amädäe  spricht  in  seiner  ausführlichen  Kritik  von 
Masso  Torrents,  Manoscritos  catalanes  de  la  biblioteca  de  S.  M., 
Revue  critique  1888,  11,  p.  377 — 379:  über  le  ms.  des  oeuvres 
d'  Auzias  March,  qui  provient  de  la  bibliothfeque  de  Medinaceli. 

B.  Schriftproben. 

Ahador  de  los  Rios,  Historia  critica  etc.,  tom.  VI  bietet 
auf  der  beigegebenen  Tafel  Proben  aus  dem  Codex  des  Auzias 
March.  Vgl.  ibid.  p.  526. 

376.  Archivo  de  los  Duques  de  Medinasidonia. 

Fernandez  de  Navarrete,  Martin,  Disertacion  histörica 
sobre  la  parte  que  tuvieron  los  Espanoles  en  las  guerras  de 
Ultramar  6  de  las  Cruzadas  in  Memorias  de  la  Real  Academia 


*  Ueber  Pierre  Pantin,  den  Bibliothekar  Loaysa's,  vgl.  Omont,  Henri, 
Catalogue  dea  Manuacrits  greca  de  la  Bibliothiqae  Royale  de  Bruzelles, 
Gand  1886,  p.  6. 


Bibl.  üabanioht:  «:«— 21»  (Kadrid). 


6t 


de  la  Historia,  tom.  V,  App.  p.  199  benützt  ein  handschriftliches 
Werk  dieses  Archivs  ,Carta9  de  loa  Reyes  1607'  und  gibt  ver- 
schiedene Auszüge. 

377.  Bibltoteca  particular  del  Sr.  Mesonero- Romanos. 

Valentwelli ,  p,  54  sagt  von  der  Bibliothek:  eletta  di 
libri  a  stampa  e  a  penna,  rclativi  alla  storia,  descrizione  e 
ainministruzione  di  Madrid,  che  formano  la  piü  completa  Bi- 
bliotheca  Matritensis  conosciuta. 

378.  t  Bihlioteca  particular  de  D.  Jose  Igjiazio  Miro. 

Catalooub  de  la  Bibliotbfequc  espagnole  de  D.  Josö  Miro, 
Paris,  Bachelin-Deflorenne,  1878.  8". 

Dieser  Katalog  enthält  erlesenste  Raritäten,  aber  nur 
Druckwerke.  Ob  jedoch  die  Sammlung  Miro's  \virklich  nur 
solche  enthielt,  ist  mehr  als  zweifelhaft,  und  ich  bringe  seinen 
Namen  mit  einer  anderen  von  denselben  Auctionatoren  und  zu 
nämlicher  Zeit  versteigerton  Collection  sehr  werthvoller  Hand- 
schriften in  Zusammenhang.  Vgl.  Revista  de  Arehivos  VIII 
(1878),  p.  184  und  212  ff. 

279.  Biblioteca  particular  de  D.  Pedro  Nufiez  de  Guzman^ 
Marques  de  Muntealegre  y  Conde  de  VillaU7nbrosa. 

MusBo  6  bililioteca  selecta  de  el  Excffio  seüor  Don  Pedro 
Nufiez  de  Guzman,  marques  de  Montealegre,  Madrid,  lfj77  fol. 

Lag  mir  nicht  vor.  Vgl.  Graux,  Rapport  p.  130  not. 

Florbz,  Espafia  Sagrada,  tom.  XX  (1705)  spricht  von 
einer  Handschrift  der  Historia  Compostelana  ,que  hoy  con  otra 
gran  cantidad  de  Mss.  se  halla  en  Madrid',  und  zwar  in  der 
bezeichneten  Bibliothek.  Vgl.  auch  Ferreira  Gordo  in  seinen 
Äpontamentos,  Memorias  de  la  Litteratura  Portugueza  IH,  p.  71 
und  87. 

RoDRiauBz  DE  Castro,  Biblioteca  Espanola  erwähnt  nach 
Pelhcer's  und  Nieolaus  Antonio'»  Vorgang  tom.  II,  p.  484  und 
725  zwei  Handschriften:  Cronica  del  Obispo  Don  Pedro  (mit 
Auszügen),  ferner  Caatigos  6  documentos  qua  di6  el  Rey  Don 
Sancho  el  Bravo  A  su  hijo  el  Rey  D.  Fernando  IV  , Exemplar 
MS.  en  folio,  con  caracteres  muy  antiguos'.  Die  p.  491  erwähnte 
Handschrift  derselben  Bibliothek  mit  der  Historia  Compostelana 
,copia  del  Ms.    que  tenia  el  Dnio  S.  D.  Diego  de  Covarrubias, 


58 


Vlll.  Akkwidliiag ;     Be*r.  HudiehriftnucliUu  Spuiicu. 


Obispo  de  Segovia,  el  coal  estaba  asimismo  copiado  del  qae 
existia  en  cl  Arcbivo  de  la  Sta  Iglesia  de  Toledo'  ist  offenbar 
identiscb  mit  der  von  Florez  genannten. 

MüNOz  Y  KoMERO,  ToMAs,  Diccionario  p.  38  citirt  aas  dem 
,CatÄlogo  de  la  bibüoteca  del  conde  de  Montealegre'  ein  Mana- 
script,  Antiguedades  de  Antequera,  escritas  en  latin  häcia  el 
ano  1586. 

MahtIkez  A^ibarro  y  Rives,  Intento  de  un  diccionario  .  .  . 
de  Burgos  Madrid  1889,  p.  27  citirt  nach  Sandoval's  Vorgang 
ein  Manuscript  derselben  Bibliothek:  Monachi  Silensis  Chronicon. 

380.  BihlioUtca  particular  del  Conde  de  Olivarez  duqtie 
de  San  Lucar  (Huescar),  llainada  Uhreria  Olicarienae. 

A.  Handschriftliche  Kataloge. 

Ein  handschriftlicher  Katalog  existirt  in  der  Palastbiblio- 
thek zu  Madrid  unter  dem  Titel:  Bibliotheca  sclceta  de!  conde 
duque  de  San  Lucar,  gran  chanciller,  de  materias  hebreas, 
griegas,  aräbigas,  castellanas,  francesas,  tudescas,  itaUanas,  lemo- 
sinas,  portuguesas  etc.  und  trägt  vorne  noch  die  Bemerkung: 
Esta  copia  estd  fiel  y  puntualmente  sacada  del  original  que  se 
conserba  en  la  biblioteca  del  Exiüo  Sr.  Duque  de  Huescar. 
Also  ein  Duplicat  des  Originals,  welches  heute  vielleicht  in 
Sevilla  Hegt.    Vgl.  unten. 

Den  Katalog  benutzte  Munoz  in  seinem  Diccionario  und 
Graux  in  seinem  Rapport  p.  130,  besonders  im  Essai  p.  337  ff., 
wo  auch  Ausztige  aus  demselben. 

B.  Druckwerke. 

Auf  einer  gegenwärtig  im  Besitz  des  Herzogs  von  Alba 
(vgl.  diesen  Artikel)  befindlichen  Bibel  liest  man  den  Schenkungs- 
vermerk,  que  en  18  de  Enero  del  ario  de  lü24  el  Ilustrisirao 
obispo  D.  Andrös  Pacbeco,  entonces  Inquisidor  Jeneräl,  recogiö 
0  quit(5  esta  Biblia;  i  se  la  diö  al  Conde  Duque  de  Olivarez 
D.  Gaspar  de  Guaman,  para  que  la  pudiese  ten^r,  ledr,  poseör 
i  guardar  en  su  Libreria,  en  atenciön  d  los  favores  i  gracias, 
que  S.  E.  y  su  Padre  el  Conde  de  Olivarez,  siendo  embajador 
en  Roma  habian  hecho  al  Santo  Oticio:  i  en  consideraciön 
ademäs,  a  haber   pcrtenecido   dicha  Biblia  i  uno   de   los  de  la 


Bibl.  Catenicht:   tM  (Itwini). 


casa  de  Guzmän,  que  fud  el  que  la  maadd  trasiadar,  i  pagö  por 
ella  excesivos  gastoB  etc. 

Vgl.  Noticia  de  BibÜa  ...  del  Duque  de  Alba,  Madrid 
1847,  p.  2  f. 

Der  Escorialcodex  L.  I.  In  enthalt  f.  25'  S.  ein  .Glos- 
sarium latinum  ex  Codice  vetustissimo  literia  Langobardicis 
(seu  ut  vocant  Gothicis)  scripto  ante  annos  sexcentos.  Ex  Biblio- 
tlieca  S''  Joannis  de  la  Pena  in  Regno  Aragoniae  qui  iam  in 
Biblioteca  Comitia  de  Olivares  asservatur'. 

Vgl.  Hartel-Loewe  BPLH,  p.  187. 

Ramibez  del  Prado,  Lacrentius,  in  der  Ausgabe:  Julian! 
Petri  archiprcsbyteri  S.  Jiistae  chronicon  cum  eiusdem  adver- 
sariis  et  de  eremiteriis  bispanis  brevis  descriptio  atque  ab  eodem 
variorum  carminum  collectio  ex  bibliotbeca  Olivarcnsi,  Lutetiae 
Parisiorum  162H.  4"  sagt  p.  2  f.  seiner  excellentissimo  Domino 
Don  Gaspari  de  Guziuan  Comiti  de  Olivares,  duci  de  Sanlucar 
gewidmeten  Vorrede:  E  magna  illa  manuscriptorura  librorum 
Bibliotbeca,  quam  summa  cura  et  non  sine  ingenti  suraptu  com- 
parasti,  non  in  ornatum  nee  iu  spectaculum,  sed  in  doctrinam 
et  publicam  utilitatem  iam  in  lucem  prodit  Julianus  Petri  etc. 
Bezüglich  der  Quellen  heisst  es  p.  4  opus  .  .  .  a  Domino  An- 
tonio Augustino  pretio  habitom,  cui  exseriptum  exemplar  misit 
Abbas  Abis,  ex  ipsius  Juliani  autographo,  quod  ea  tempestate 
Ticini  asservabatur.  Weitere  Nachweise  oder  Notizen  über  die 
Bibhothek  fehlen. 

Aus  einem  Briefe  des  Andres  Uztarroz  an  Thomas  Tamayo 
de  Vargas,  Zaragoza  14.  März  1639.  .  .  .  Dixome  naestro  amigo 
Don  Francisco  Ximenes  de  Urrea  que  V.  M.  havia  cuidado  de 
la  libreria  Olivariense,  y  assi  he  querido  escribir  estas  Uneas  .  .  . 
£1  conde  duque,  quando  vino  con  S.  Magestad,  el  ano  1626, 
deseoso  de  enriquccer  su  bibliotec«  manuscrita,  desfrutö  algunos 
deste  reyno;  y  las  que  mas  Idstima  y  dolor  nos  causa,  es  la 
libreria  del  secretario  Gerdnimo  Qurita  .  .  .  Creiö  Gerönimo 
Qarita  que  sus  trabajos  estarian  seguros  .  .  •  y  dexölos  como 
en  depösito  en  el  convento  de  la  Cartoxa  de  Aula-Dei.  Desto 
logar  los  sacö  el  conde  duque  .  .  . 

BibUoteca  Nacional,  cod.  V  169,  fol.  170,  veröffentlicht 
von  Graox,  Essai  p.  333  A.  1. 


58 


VIII. 


Obispo  de  Segi 
existia  en  el  Ai 
identisch  mit  de 

MCNOZ  Y  L 

,Catälogo  de  la 
Script,  Antiguer 
aSo  1586. 

MaktLnez 
de  Burgos  lülad 
ein  Manoscript  i 

880.  BiU, 
de  San  Lucar  ( 

A 

Ein  handsi 
thek  zu  Madriil 
duque  de  San 
griegas,  arlibigu^ 
sinas,   portugue> 
Esta  copia  estd  ' 
conserba  en   la 
Also  ein   Dupli< 
Sevilla  liegt.    \'ii: 

Den  Katalu: 
Granx  in  seinem 
wo  auch  AaszU<(< 


T.  -  1.  ^^  erwähnt  einen 

^.>  .     -  .Vi.ina  Dona  Isabel,  Me- 

„^  üsKrta-   :om.  VII,  p.  452 

riKs   .tt  3<i5  Fernando  I. 

_  t    -tesBOi   historische  Details 

_.  .  «Ä  ■  =ji  TiesL  nach  Sevilla  kam. 

-. :r    »  uxs^  vollständigste  nnd 

„     -s-iöica»  i«ir  Bibliothek. 

.  a»  jreiEni  £e  nn  diccionario  . . . 
t  -„x  i^mtuaearrn:  Gandisalvi  ä  Fino- 
..-•mum  «nt .  »raer  p.  249,  Crdnica 
?rj'venienz. 


_...     a»    'l(ir<£«rtf4  de  Pidal 

j-  -— -^  -uaKQfLr&h  ein  Devocionario 
u- .  :«MUUir<  idiSne  Miniaturen  aus 
_-^-'""^  turwist. 

.  a»    3aainir  de  nn  diccionario  de 
I,  , — ^  ■  UM  Hiadschrift:  Poema  del 
_j-  —   jta  ?r.  Pidal :  un  vol.  en  4' 
.  .rxMoimiui'  Jtatet 
•9  .  ^  .'iwfr  »raiso :  amen. 
__^  M.  ■L  BM»  iJe  mayo 


Auf  einer  j; 
(vgl.  diesen  Artikt^i 
vermerk,  que  en  . 
obispo  D.  Andres  I 
0  quitö  esta  Biblü 
D.  Gaspar  de  Quzb 
i  guardar  en  su  Li 
que  S.  E.  y  su  Päd 
en    Roma   habian   b 
ademds,  a  haber   pe 


^ntbak  gibt  auf  der  Bd.  HI 
?bw^  ans  dem  Cidcodex. 

«ib  <J>mit  de  Puüonrostro. 

cntar«.  tom.  m,  p.  536,  das 

7  Assajamientos 

Kl  inico  Ms.,  que  cxiste 

4*  (voiuriedad  del  Excmo. 

«A»  aento  sesenta  y  tres 


Bibl.  üobeniehi :  tSl— S8S  (Ibdrid).  6 1 

fojas  en  4*;  y  con  el  titulo  de  Conde  Lncanor  encierra :  1". 
Este  celebrado  libro  (del  1"  al  fol.  62^);  2»  el  de  los  Assaya- 
mientos  et  Engannos  (del  62^  al  79^);  3*  una  explicacion  del 
Padre  Nuestro  y  el  Testamento  de  Alfonso  de  Cuerca,  fisico 
del  rey  (del  föl.  63  al  68)  4"  una  epistola  de  San  Bernardo  & 
Ramon  de  San  Ambrosio  (fol.  69  al  85);  y  5",  finalmente  un 
tratado  de  moral,  de  religion  y  de  ciencias,  compuesto  de  did- 
logos  entre  un  maestro  y  discipnlo  y  compartido  en  ochenta  y 
cuatro  capitulos,  que  ocnpan  el  resto  del  cödice,  en  setenta  y 
siete  fojas.  La  letra  de  todo  el  Ms.  es  del  siglo  XV.  Vgl. 
auch  Bd.  IV,  p.  31  und  besonders  p.  597. 

383.  Bihlioteca  particular  de  D.  Manuel  Rico  y  Sinohat. 

Ueber  die  Privatsammlung  dieses  Gelehrten,  Professors 
der  Madrider  Universität,  berichtet 

Rada  y  Deloado  Juan  de  Dios  de  la,  Bibliografia  numis- 
mitica  espanola,  Madrid  1886,  4",  p.  Xu  und  verzeichnet  aus 
derselben  verschiedene  numismatische  Handschriften:  p.  56, 
p.  79  (Ambrosio  de  Morales,  Averiguaciön  del  verdadero  mara- 
vedi  antiguo  de  Castilla),  p.  92,  p.  141  und  p.  163. 

384.  Bihlioteca  particular  del  Marque»  de  San  Roman. 

RiANO,  Critical  and  Bibliographical  notes  on  early  spanish 
music  London  1887,  p.  135  bespricht  ein  Manuscript  dieser 
Sammlung,  fol.  707  p.,  enthaltend:  Felipe  Femandez  Vallejo, 
Canonicus  der  Kathedrale  von  Toledo,  Memorias  y  disertaciones 
que  podran  servir  al  que  escriba  la  historia  de  la  Iglesia  de 
Toledo  desde  el  ano  1085  en  que  la  conquistö  el  Rey  Don 
Alonso  VI  de  Castilla.  1785.  Vgl.  den  Artikel  Toledo,  Bihlioteca 
del  Cabildo  de  la  Catedral  A. 

285.  fBiblioteca  particular  del  Excffio  Sr.  D.  Pedro  Coro 
y  Sureda,  Marques  de  la  Romana. 

MuMoz,    Diccionario   p.  130   erwähnt    eine   Handschrift  t 
^escripcion  histörica  de  los  Alcäzares  de  Grenada  por  N.  Sap  - 
ravia'  ans  dieser  Sammlung. 

Catai^oo  de  la  Biblioteca  del  Excmo  Sr.  D.  Pedro'CSaro 
y  Sureda,  Marques  de  la  Romana,  Capitaa  General  del  Ejer- 
cito  y  General   en  jefe,   que  fiie,  de  lu  tropM  Ffliwiiftlwi 


i*>..it7<«  S]ianion^ 


•-(*!ailada   a   csta    cortc    desdc 

-  .Ol"  p.  !>'*— --'-^   gegen    vierliunclert    Iland- 

-  -rik'lier  A-.::cir.:n:tierfolgc  (Lihros  cn  12"  y  8"; 
i.-'rhalb  dieser  Abtlieilungon  analpliabetischc 

-mzelnen  Xunimcrn    sind    von    ungleichem 

--.-  ^Tamätica  griega  erscheint   ein   Libro  en 

~    -.anral.   t'enier   Salustii    Catilina,    Jngurtha 

-—jizi  opera  s.  XIV:  Roderici  Toletani  Hist. 

-  :     Mä.  antiquisimo!)    D.   Isidori   C'ronica, 

~  '  . -,i  ourn  divi   Engenii    Tolet.     Praesulis 

--  ...h.Iis  originalibus  atqiic  aliis  opuseulis. 

-•..,;•[,•  iM  iSV.  (fe  ib'«/rt. 
-s'-ir-jibt  ein  Devocionario   mit    vielen 
^   -vressanter  herahlischer  (!)rnamcn- 
~      :..jyK:irl  V. 

.':'  't/  ■'*'■•  ^Iw'queii  de  tfulmiumca. 

-      ;-:.irda  en  sus  lujosas  cstantes  prc- 

-.z.ij  Je  gran  merito,  y  mä»  de  200 

-  :...'.i.)S  los  impresos  de  bibliotcca 

,    •■  i-e  ili^s  funo^  i\   sus  herederos. 

.  •■; '  Df.  Ramon  ^nnchi:z  Mirino. 

•  A't'iihrlich  zwei  durch  Sancliez 

«    s  XIV. 

•'.  ■  .>';•.  D.  Juan   Tro. 

■■■:  Bibel  s.  XIV  dieser  !Sainm- 

.  •#  de  la  escritura  del  siglo  X 

.  •    meneion   uii   fragmento  de 

^         -.  n  Wlio ,   a  tres  eolumnas. 

•  ;■  pudo  salvar   eon  diticul- 

»:r'.:yö  un   tirador   de   oro   el 


.;:  in  Valencia;  v^-I.  Villjinueva, 
■  i.  ^whriften  des  Klustcrs  La  Murta 

••  n'ioii  de  (dlos  para»  hi>y  dia  en 
f..«   .'!!  Valencia,  rcjintaila  jmr  iiiia 


Bibl.  üatwnleht:  MS— WO  (Ibdril).  63 

390.  t  Biblioteca  particular  de  D.  Enrique  de  Aragon 
(vulgo  Marques  de  Villena). 

Ueber  die  merkwürdige  Bibliothek  dieses  adeligen  Ver- 
treters alter  spanischer  Dichtkunst,  aber  auch  einer  phantasti- 
schen Weltanschauung  (f  1434)  besitzen  wir  ein  beinahe  gleich- 
zeitiges Zeugniss  bei 

GoMEz  DE  Cibda-Real,  Ceutou  epistolario  epist.  66:  No  le 
bastö  ä  D.  Henrique  de  Villena  su  saber  para  no  morirse,  ni 
tampoco  le  bastö  ser  tio  del  Rey,  para  no  ser  llamado  por 
encantador  .  .  .  Dos  carretas  son  cargadas  de  los  libros 
que  dex6  que  al  Rey  le  han  traido.  E  porqne  diz  que 
son  magicos  e  de  artes  no  cumplideras  de  leer,  el  Rey 
mandö  que  i.  la  posada  de  Fr.  Lope  de  Barrientos  fuessen 
llevados.  E  Fr.  Lope,  que  mas  se  cura  de  andar  del  principe 
que  de  ser  revisor  de  nigromancias  fizo  que  mar  mas  de  cien 
libros:  que  no  los  vi(S  el  mas  que  le  Rey  de  Marruecos  .  .  . 
que  son  muchos  los  que  en  este  tiempo  se  fan  dotos,  faciendo 
ä  otros  insipientes  e  magos;  e  peor  es,  que  se  fazan  beatos 
faciendo  &  otros  nigromantes.  Tan  solo  este  dennesto  no  habia 
gustado  del  hado  este  bueno  e  magnifico  senor.  Muchos  otros 
libros  de  valia  quedaron  i.  Fr.  Lope,  que  no  seran  quemados, 
ni  tomados  etc. 

Auf  diesen  Vorgang  bezieht  sich  wohl  auch  eine  Stelle 
bei  Juan  de  Mena  Cant.  127  f  ,*  während  Gomez'  Bericht  selbst 
verschiedene  Commentare  erfahren  hat;  vgl.  Nicolaus  Antonio, 
Bibliotheca  Hispana  vetus  U,  p.  220  ff.  Pellicer  y  Saforcada,  Juan- 
Antonio  Ensayo  de  una  bibliotheca  de  traductores  Espanoles, 
Madrid  1778,  11,  p.  58—76  (bes.  p.  66).  —  Clemencin,  Diego, 
Elogio  de  la  Reina  Catölica  Dona  Isabel,  Memorias  de  la  Real 
Academia  de  la  Historia  VI,  p.  466  nennt  bei  AnfUhrong  des 
Tratado  de  Adivinanza  i  sus  esp^cies  Lope  BarrientM  als 
Verfasser  eines  solchen  und  glaubt,  Lope  habe  aus  den  hwd- 

'  Porque  Castilla  perdio  tal  tesoro 

No  conocido  delante  la  ^nte 
Perdio  los  tus  libros  sin  ser  eonoeidas; 
T  como  en  exeqnias  te  fneron  ya  Inego 
Unos  metidos  sl  arido  Aiego 
Y  otros  sin  orden  no  bien 


64 


Vnr.  Alihuaisiif      B«er.  Hu4wlirin«iKU«»  SpuiM*. 


schriftlichen  Quellen  VUlena's  geschöpft.     Bezüglich  des  Au 
meint  er:  La  qaema  fue  en  el  monasterio  de  Santo  Domingo  el1 
real  de  Madrid  y  dicen  que  de  ella  pesö  despues  al  Rei  D.  Joan. 

—  Vgl.  auch  Torres-Amat ,  Memorias  p.  669  f.  —  Aniador  de 
los  Rios,  Historia  critica,  tom.  VI,  p.  254  ff.  Ibid.  256,  Anm.  2 
Näheres  über   die  Zusammensetzung  der  BibÜothek  Enriques, 

—  Wenig  bietet  der  umständhche  Aufsatz  von  Th.  de  Puy- ' 
maigre  Don  Enrique  de  Villena  et  sa  bibliothiquc  Revue  des 
Questions  Ilistoriques,  ö^'annee,  tome  11"",  Paris  1872,  p.  526 — 
534,  da  liier  blos  versucht  wird,  die  Unechtheit  von  Gomez' 
Bericht  zu  erweisen,  ohne  dass  ein  positives  Resultat  geboten 
wäre.  Ganz  auf  Seite  unserer  Ueberlieferung  steht  Edmund 
Dorer,  Heinrich  von  Villena,  ein  spanischer  Dichter  und  Zau- 
berer, Archiv  für  das  Studium  der  neueren  Sprachen  Bd.  77 
und  separat  Braunschweig  1887,  p.  135.  Ebenfalls  referirend 
V.  M.  Otto  Denk,  Einführung  in  die  Geschichte  der  altcata- 
lanischen  Litteratur,  München  1893,  p.  245.  Nach  Enrique  de 
Leguina,  La  Exposicion  Histörica-Europea  VL  La  Biblioteca 
Nacional  in  dem  Tagesjournal  La  Epoca  vom  28.  November 
1892  zeigt  das  in  der  Madrider  Columbusausstellung  exponirte 
Manuscript  Tratado  de  Astrologia  de  D.  Enrique  de  Aragon  i 
(1428),  auf  den  Einbanddecken  Spuren  von  Feuer  und  Wasser. 
,Comprueba,'  sagt  er,  ,1a  famosa  quema  de  Lope  de  Barrientos, 
pues,  sin  duda,  este  ejcmplar  fu^  sacado  de  la  hoguera*. 

391.  Biblioteca  particular  del  marquea  de  Villena. 

Ferreiko  Gordo,  Apontamentos  para  a  Historia  Civil  e 
Litteraria  de  Portugal  etc.  in  den  Memorias  de  Litteratura 
Portugucza,  tom.  UI  (1792),  p.  46  berichtet  von  einer  Hand- 
schrift D.  Joao  Uibeiro  Gaio,  Bispo  de  Malaca,  Rela^aö  de 
Luchen,  escrita  a  El  Rei  und  bemerkt:  Existe  na  Livraria  do 
Marquez  de  Vilhena,  Estribeiro  M6r  de  S.  Magestade  Catholica. 

—  Unzweifelhaft  ist  diese  BibUothek,  über  deren  Besitzer  mir 
nichts  Näheres  bekannt  wurde,  nicht  identisch  mit  der  vorher- 
gehenden. 

393.  *  Biblioteca  particular  del  Exmo  Sr.  Conde  de  Va- 
lencia de  Don  Juan. 

Die  reichhaltige  Sammlung  des  gelelirten  Directors  der 
Armeria    Real    zeichnet    sich    durch    eine    erlesene    Zahl    von 


BiM,  ü«bwsiebt:  »1— *!I6  (Madrid).  65 

Documenten,  insbesondere  durch  mehrere  Fascikel  mit  ver- 
schiedenen, die  Gescliichte  der  spanischen  Habsburger  be- 
treffenden Acten  aus ;  sie  sind  hochinteressant  und  zum  grossen 
Theil  unedirt,  darunter  eigenhändige  Briefe  des  Infanten 
D.  Carlos. 

393.  Bihlioteca  particular  de  D.  Fernando  Jo»i  de  Velasco. 

FuERO,  El,  viejo  de  Castilla,  sacado  y  comprobado  con  el 
ejemplar  de  la  misma  obra,  quo  existe  en  la  Real  Biblioteca 
de  esta  Corte,  y  con  otros  Mss.  Publicanlo  con  notas  histöricas 
y  legales  D.  Ignacio  Jordan  de  Asso  y  del  Rio  y  D.  Miguel 
de  Manuel  y  Rodriguez,  Madrid  1847. 

Ein  bei  der  Ausgabe  benutztes  Manuscript  stammt  aus 
dieser  Bibliothek,  vgl.  p.  VII,  Anm.  1 :  El  extracto  de  este  Ms. 
adorna  la  copiosa  y  exquisita  libreria  del  Seiior  D.  Fernando 
Jos^  de  Velasco,  que  ha  ido  formando  ....  Confesamos  agre- 
decidos  que  le  debemos  el  favor  de  habemos  franqueados  una 
copia  exacta  del  cap.  6  de  esta  obra,  la  cual  sabemos  que  con 
otros  muchos  MSS.  muy  apreciables  y  curiosos  vendiö  original 
el  Librcro  de  Madrid  Francisco  Lopez  al  ,Conde  de  la  Ericeyra 
de  Portugal  en  el  aKo  1737  por  el  precio  de  200  doblones. 

394.  Biblioteca  particular  del  8r.  D.  Domingo  Vila. 

RoTONDO,  Antonio,  Historia  descriptiva  .  .  .  del  Escorial, 
Madrid  1863,  fol.,  p.  269  f.  bemerkt,  von  dem  codex  aureus  des 
Escorials  sprechend,  Folgendes:  Nuestro  respetable  i  ilustrado 
amigo  el  Sr.  D.  Domingo  Vila  posee  en  su  biblioteca  nn  cödice 
catalän,  cuyas  letras  capitulares  estAn  confeccionadas  del  mismo 
modo  que  las  del  libro  aüreo  del  Escorial.  Sus  hojas  son  de 
suave  y  delicado  pergamino. 

395.  t  Biblioteca  particular  de  D.  Jaime  ViUaimeea. 

Die  Geschichte  und  endgiltige  Beschreibung  der  hand- 
schriftlichen Sammlungen  dieses  Gelehrten,  neben  Flores  viel« 
leicht  der  gelehrtesten  Theologen,  den  Spanien  besessen,  er> 
fordert  eine  spccielle  Studie.  Nur  ein  Theil  seiner  Papiei« 
kam  in  die  Akademie  der  Geschichte  nach  Madrid;  andere 
gewiss  sehr  kostbare  StUcke  wurden  zerstreut,  ohne  dass  wir 
mit  unseren  jetzigen  Mitteln  im  Stande  wären,  ihren  Aufenthalt 

SitiDDgsbcr.  d.  pbil.-hiat.  Ol.  CXXYIÜ.  Bd.  6.  Akk.  t 


68 


Vni.  Abbaadlnng:    Bver.   Haiid*chrifl«nHb&ti«  9paiil«iu. 


festzustellen.'  Wiederliolt  gibt  er  Proben  aus  den  Manuscripten 
seinpr  Privatbihliothek,  z.  B.  tom.  IV  des  Viape  literario  p.  272ff. 
Petri  Ransani,  panomiitani  theoiogi,  ordinis  praedicatorum ,  ac 
dein  opiscopi  Lucerini,  opiisculn  duo  de  vita  et  gestis  8.  Vin- 
centii  Ferrorii  Conf.,  nunc  priraum  in  lucem  edita  ex  cod.  ms. 
init  saee.  XVI,  quem  penes  nos  liabemus.  Vgl.  auch  den  Ar- 
tikel La  Murta. 

Mahon  (Menorca). 

296.  Bihlioteca  del  Ayuntatniento. 

ViLLANUEVA  (Viage,  tom.  XXI,  p.  4)  sah  daselbst  ein  libro 
Colorado  (llibre  vermoll),  enthaltend  la  legislacion  quo  estableciö 
ei  Key  Don  Jaime  II  cn   1301. 

Milaga. 
397.  Bihlioteca  Epiacopal. 

Haknbl  catalogi  col.  1006:  Codd.  mss.  nulli,  eine  unrich- 
tige Angabe. 

Hkinb  (Serapeura  Jahrg.  VTI  [1846]  p.  204)  sah  daselbst 
einige  Handschriften,  jedoch  nur  einen  membranaceus,  ein 
Missale  s.  XTV. 

MuiJoz,  Diccionario  p.  18  f.  s.  v.  Anteqnera  citirt  aus 
dieser  Bibliothek  ein  Manuscript:  Dcseripcion  de  la  fundacion 
y  antiguedad  .  .  .  de  Antequera  von  Francisco  do  Cabrera. 

Valbntdjblu  p.  114  f.  nach  Heine. 

BoRAo  p.  81  gibt  kurze  historische  Daten,  keine  Notizen 
über  Handschriften.  Nach  ihm  ist  die  bischöfliche  Bibliothek 
die  einzige  öffentliche  Jlalagas. 

Hanreaa. 

298.  Iglesia  del  Hospital  de  Santa  Lucla. 

ViLLANüEVA,  Viage,  tom.  VU,  p.  190  ff.  beschreibt  eingehend 
ein  librito  en  16*  con  cubiertas  de  plata,  adomadas  de  primorosa 
filigrana,  welches  für  das  Original  der  Egercicios  des  Ignaz 
von  Loyola  angesehen  wurde.  Es  ist  aber  ein  Gebetbuch,  auf 
feinstem  Pergament  mit  vorzüglichen  Miniaturen,   geschrieben 


•  Vgl.  Kntut   Reise,  Archiv  f.  S.  d.  G.  Vni,  120  u.  0. 


Bibl.  ü«li«nieht:  196— «08  (Hidrid  — Medina  del  C>mpo).  67 

vom  Canönigo  de  Lieja,  Uamado  Roberto  Chesnaa  für  D.  Gaspar 
Espinola  1583.  Incipit  und  Expl.  a.  a.  O. 

399.  Archivo  del  convento  de  loa  PP.  Carmelitas. 

ViLLANDBVA,  Viagc,  tom.  Vn,  p.  186  ff.  beschreibt  und  ex- 
cerpirt  einen  Codex  dieses  Archivs  (caj.  4)  s.  XIV,  enthaltend 
miracola  B.  Mariae  virginis  geschrieben  in  urbe  Valentina  anno 
ab  incamatione  Domini  MCCCXXVII  in  mense  Aprilis  qui  fuit 
inchoatus  in  mense  Martii. 

300.  Sacfittia  de  la  Iglesia  de  Santa  Maria. 

ViLLANüETA,  Viagc,  tom.  vn,  p.  174  und  182  berichtet 
von  einem  ccSdice  de  los  evangelios,  Textus  argenti  genannt, 
der  noch  zu  seiner  Zeit  um  Weihnachten  benützt  wurde.  Aus 
den  in  diesen  Codex  von  zeitgenossischer  Hand  eingetra- 
genen Urkundentexten  theilt  Villanueva  die  Introductio  vitae 
canonicae  S.  Augustini  in  ecclesia  Manresensi,  anno  MXCVIII 
mit  (vgl.  a.  a.  O.  p.  272  ff.).  Der  Codex  war  also  spätestens  s.  XI. 

801.  Biblioteca  del  Monasterio  de  la  Orden  de  Cister. 

MoKALEs,  Viage,  p.  195:  No  tienen  mas  libros  antiguos  de 
un  Breviario  grande,  y  con  grandes  iluminaciones ,  mas  deli- 
cadas  y  de  buen  dibujo,  que  parece  se  podrian  hacer  en  tiempo 
del  Rey  D.  Fernando  el  Emplazado,  para  quien  se  hizo,  segun 
los  Monges  afirman:  ya  yo  di  relacion  en  particular  de  este 
libro  y  se  hizo  alguna  diligencia  sobre  ^1. 

KEedina  del  Pumar. 

302.  Biblioteca  del  Monasterio  de  los  Cartuchos. 
Ueber  einen  Bezerro  dieser  Bibliothek  berichtet  Morbl- 

Fatio,  Catalogue  etc.,  bei  der  Beschreibung  von  Paris.   Fonds 
Esp.  Nr.  57. 

Uedina  del  Campo. 

303.  -f  Biblioteca  del  Colegio  de  Jesuitas. 

Indice  de  los  libros  y  manuscritos  que  se  hallaron  en  la 
Biblioteca  de  los  Jesuitas  de  Medina  del  Campo.  Handschriften 

6» 


6S  Vin    AbhudluDg      Beer.   HanlMtiriftoiKMtia  B|wnl*n*. 

aus  San  Isidro  (Nr.  476,  477,  478  und  479)  jetzt  in  der  Real 
Acadeniia  de  la  Historia  zu  Madrid.  Vgl.  Revista  de  Archivos  VJ 
(1876),  p.  263. 

La  Mejorada, 

304.  Bihlioteca  del  Mona«terio  de  San  Geronimo. 
MoRALKB,  Viage,  p.  198:  Tienen  algunos  libros  de  mano: 

(1)  Santo  ndelbnso  de  Vir^initatc  Beatae  Mariac.  Sancti  Isidori 
Sinonima:  en  un  volumcn.  (2)  Etymologiae  Divi  Isidori:  lotra 
y  pergamino  como  de  doscientos  »Res  al  parecer.  (3)  Un  Vir- 
gilo  escrito  de  mano  de  Antonio  de  Lebrija,  cbmo  al  cabo  se 
dicc.  (4)  Augustinus  de  civitatc  Dei,  pergamino  y  letra  harto 
antigua.  (ö)  S.  Isidoro  sobre  el  Pentatcuco  y  sobre  otros  Libros 
Sacros.  (6)  Liber  eiusdem  Differentiarura  ad  Regem  Sisebutuni. 
(7)  Valerio  Maximo  trasladado  en  romance  por  el  Cardinal  de 
Santa  Sabina,  y  bijo  del  Infante  1).  Pedro  de  Arago,  de  manoj. 
en  papel. 

Sau  Miguel  de  loa  Beyes. 

305.  t  Bihlioteca  rhl  MoiiaKterio  del ördeu  de  San  Gernitimo. 
Nur  ein  Thoil  der  Handscliriiten ,    welche  Don  Fernando 

de  Aragon,  Duque  de  Calabria,  1550  dem  Kloster  schenkte,  ist 
Leute  noch  in  der  Universitiitsbibiiothfk  Valencia  aufbewahrt. 
Die  Klostersamnilang,  speciell  ihr  früherer  Bestand ,  hat  eine 
eigene  Geschichte  und  muss  hier  gesondert  behandelt  werden. 

A.  Handschriftliche  Kataloge. 

1.  Libros  del  estudio  del  Exiiio  senor  daqne  de  Calabria. 
(1550).  795  Nummern  mit  der  Sehlnssbemcrkung :  Todes  estos 
libros  que  aqui  estan,  y  otros  niuchos  que  se  hallan  en  el  mo- 
nasterio  y  no  en  el  ynventario  y  fneron  de  su  Kxcelencia,  se 
cree  qne  vinieron  al  monasterio  y  creo  yo  para  mi  qne  solo 
los  libros  del  estudio  de  su  F^xcelencia  segun  hall^  dello  yndicio 
scrian  mill  voluniincs  o  cuerpos  de  libros  entre  grandes  y  pe- 
quenos  y  pequeüitos  etc.  Aus  dem  heute  im  Archivo  histörico 
nacional  zu  Madrid  auf hewahrtcn  Originalcodex :  Fundacion 
inventarios  de  San  Miguel  de  los  Reyes  veröffentlicht  in  der 
Revista  de  Archivos  IV  (1874),  p.  7—10;  21—25;  38—41; 
54—56;  67—69;  83—86;  98—101;  114—117;  132—135. 

2.  Cf.  unten  die  Mittheilung  von  Andres.  il 


Bibl.  üebenieht:  SM— SOS  (Medio»  del  Campo  — San  Miguel  i»  lo«  Bcjes).  69 

B.  Druckwerke. 

PoNz,  Viage,  tom.  IV,  carta  IX,  p.  241 — 2ö0  ausführliche 
Beschreibung  des  Klosters,  Erörterung  der  Beziehungen  des 
Herzogs  zu  demselben  und  p.  2ö0  die  Notiz :  ,Se  conservan  en 
la  Libreria  porcion  de  libros  que  fueron  de  dicho  Senor'. 

ViLLANUBVA,  der  die  Sammlung  noch  in  San  Miguel  sab, 
charakterisirt  sie,  Viage,  tom.  II,  p.  125 ff.  richtig:  La  mayor  parte 
de  ellos  son  de  humanidades,  escritos  en  Italia  en  los  siglos 
XIV  y  XV  con  mucha  proHxidad  en  finisimas  vitelas,  ador- 
nadas  de  buenas  miniaturas.  Verzeichnet  werden  ein  Martiro- 
logio  escrito  en  el  ano  1254;  Romance  de  la  Rose;  Carta  de 
adventu  Messiae  s.  XIV — XV  (cf.  Ap.  Nr.  XI;  carta  que  escri- 
bi6  rabi  Izach  &  rabi  Samuel,  cuya  Version  lemosina  existe  en 
San  Miguel  de  los  Reyes,  en  un  MS  del  siglo  XIV);  Guillermo 
de  Peralta,  De  eruditione  principnm  s.  XVI;  Expositio  ordinnm 
missae. 

Andres,  Joannes,  Anecdota  gracca,  Napoli  1816,  p.  VII: 
Pretiosorum  librorum  suppellectilem  secum  in  Hispaniam  detulit 
Ferdinandus  Friderici  filius,  Calabriae  Dux,  cuius  magnam 
partem  adhuc  in  monasterio  Valentine  S.  Hieronymi,  quod 
S.  Michaelis  nomine  nuncupatur,  asservari  manifesto  testattir 
manuscriptus  index  illius  bibliothecae  quem  ad  me  olim  inde 
missum  penes  me  retineo. 

Tokkbs-Amat,  Memorias  etc.,  p.  238  erwähnt  bei  Be- 
sprechung der  Dante-Uebersetzung  Febrer's  (vgl.  den  Artikel  Es- 
corial)  ein  ,preciosisimo  ejemplar  de  este  raro  Ms.  con  muchi- 
simos  dibujos  y  figuras  alusivas  &  la  materia  de  que  se  trata' 
aus  dieser  Bibliothek. 

Haenel,  Catalogi  col.  999  berichtet  bereits  von  dem  Ent- 
schluss  der  Regierung,  die  Bibliothek  von  S.  Miguel  nach  Va- 
lencia zu  transportiren,  und  verzeichnet  211  Handschriften. 

Vogel,  p.  482  nach  Haenel. 

Valentimslli,  p.  128. 

Repvlles,  Manuel,  Catälogo  de  los  cödices  procedentes 
del  monasterio  de  San  Miguel  de  los  Reyes.  Revista  de  Ar- 
chivos  V  (1875),  p.  9—15;  p.  52— 55;  p.  68— 72;  p.  87— 91; 
p.  103—105. 


•» 


Ttn.  Abbandlniif :     Beer.  HudMlirineiucliHx«  Spuiisoi. 


Morbl-Fatio,  Alfred,  Kapport  sur  une  mission  philologique 
k  Valence,  Biblioth{>,que  de  l'ecole  de  chartes,  tom.  XLV  (1884), 
p.  618  über  die  Bibliothek;  dazu  noch  die  Note:  Le  marquis 
de  Crailles  dans  sa  Guia  urbana  de  Valencia,  Valence  1876, 
tom.  1,  p.  285  parle  d'une  description  des  mss.  de  S.  Migael 
par  Zacarös  (Rccuerdos  de  Valencia)  que  je  ne  connais  pas. 
]VIir  war  weder  das  eine  noch  das  andere  der  genannten  Werke 
zugänglich. 

Die  übrigen  Daten  über  die  Sammlung  sind  unter  der 
Rubrik  Valencia,  Biblioteca  de  la  Universidad,  vereinigt. 


Mondonedo. 
306.  Biblioteca  de  la  Caledral. 

In  einem  Auto  capitular  vom  16.  August  1506  heisst  es, 
dass  ausgezahlt  werden  diez  mil  maravedis  al  librero  que  hizo 
los  libros  und  weitere  diez  mil  ,para  comprar  las  cosas  nece- 
sarias  para  un  psalterio  que  hace  Bastida  para  la  dicha  iglesia'. 
Dieser  Bastida  cscriptor  de  libros  erbietet  sich  acht  Tage 
später  ,que  enmendarä  cualquier  falta  que  esta  f'eeha  en  los 
libros  divinal  y  cantoral  ...  los  cuales  hbros  yzo  En^iso, 
escriptor  de  libros'. 

Villa-Amil,  Los  Codices  p.  26. 

MoRALES,  welcher  nicht  selbst  in  Mondoücdo  war,  be- 
richtet auf  Gnind  einer  vom  Bischof  Lujan  eingesendeten  In- 
formation ganz  allgemein  (Viage,  p.  115):  Libros  tienen  hartos 
de  mano,  nias  ninguno  notable,  si  no  es  el  Libro  Scintillaruui 
Alvari  Cordubensis.  Doch  hat  sich  das  ihm  eingesendete  Ver- 
zeichniss  in  einer  Copie  erhalten.  Vgl  weiter  unten. 

Florez,  Espana  Sagrada,  tom.  XVnill7t)4),  p.  273  über 
eine  Handschrift,  die  llistoria  de  la  Santa  Iglesia  y  sus  prelados, 
verfasst  vom  Bischof  Manuel  Navarrete  auf  Grund  der  in  Mon- 
donedo vorhandenen  Archivalien  (reconociö  los  monumentos  de 
ambos  Arcbivos),  welche  zu  Florez'  Zeit  noch  in  der  Biltliothek 
aufbewahrt  wurde.   Vgl.  auch  Villa -Arail,  Los  cödices  a.  u.  a.  0. 

Villa- Ajnt  r  Castro,  Los  cödices  theilt  p.  27  ff.  aus  dem 
Manuscript  der  Nationalbibhothck  V,  197,  fol.  323  ff.  folgenden 
Bericht  der  Liccntiaten    Molina    (aus   Malaga)   und  Maldonado 


BibL  Vtbendcht:  90«  (ftan  Higotl  de  Im  Bcjet  — MoDdoftedo). 


vom  Jahre  1Ö12  mit:   Vuscamos   todos  los  libros   de  la  dicba 
iglesia  de  Mondonedo,  qua  estaban  en  casa  .  •  .  y  fallamos: 

1.  Una  exposicion  del  psalterio  entera,  que  no  se  hall()  en 
ella  el  nomljre  del  autor  ni  concorda  cx)n  ninguna  de  las  que 
acä  tenemos  impresas,  y  el  prdlogo  no  se  pudo  bien  leer  y 
comienza  el  libro:  Iste  Über  apud  hebreos  propter  divereas 
causas  tribus  modis  intitulatur,  y  fenece:  Omnes  psalnii  centum 
quinquagiiita  numerantur,  in  quo  numero  concordia  duorum 
testamentoruni  signitiiatur;  quindynariu^i  enim  numerus  deoies 
ductus  suum  numerum  redit.  Quindeuarius  vero  conlicitur  ex 
Septem  et  octo,  sed  septenarius  in  quindenario  vetus  testa- 
mentum  signiticat  propter  sabatum,  quae  est  dies  septima.  Octo- 
narius  vero  de  eodem  quindenario  novuni  testamentum  designat, 
propter  doniini  resurret-tionera  octava  die  factara  Ebdomade. 
Y  ä  lo  que  parece  es  antiguo  Catholjco :  tiene  adjunta  tambien 
una  gloas  sobre  los  cänticos,  que  se  eantan  por  la  somana  con 
el  psalterio. 

2.  Otro  libro  de  mano,  que  se  intitula  Liber  sclntbilarum, 
per  ochenta  capitulos,  el  priniero  de  Cliaritate  y  el  postrero  de 
lectionibus:  no  tiene  numbre  de  autor,  mas  pensamos  que  es 
de  Beda.' 

3.  Algunas  partes  de  la  Biblia,  qae  se  conoce  ser  la  glosa 
ordinaria  con  la  interlineal  antigua. 

4.  Una  glosa  sobre  los  cinticos  de  Fray  Egidio  de  Roma, 
y  con  dl  juntamente  una  glosa  literai  sobre  Job,  sin  nombre 
de  autor.  Comienza  el  prilogo:  Sicut  autem  in  rebus  que 
naturalitcr  generantur.  Y  el  libro:  Omnia  sicut  dictum  est  in- 
tencio  huius  libri,  y  acaba :  reposita  est  spes  mea  in  sinu  meo. 

Creemos  que  es  la  glosa  de  Santo  Tomas,  y  si  lo  es,  anda 
impreso. 

6.  Item,  otro  libro  que  parece  una  breve  exposicion  de 
la  sagrada  escritura,  sin  nombre  de  autor:  comienza  el  prölogo: 
Venite  ascendamus  ad  montcm  Domini  et  ad  domum  dei  Jacob, 
et  docebit  nos  vias  siias;  y  sobre  estas  mismas  palabras  comienza 
el  libro:  Magnus  illc  Pauli  Diseipulus  Apostoloruni  contempora- 
neus  divinorunique  concius  (sie)  arcanornm  Dionisius  Areo- 
pogita,  y  acaba :  Et  accedit  quod  scriptum  est  Cantorum  3"  (sie) 


'  Alrar,  nach  Moralea  (■.  obea). 


73  Till.  AbbuidluDg:     Beer.  HaodxchrifteiucUtM  S|>uii<-iui. 

ascendit  sicut  virgola  fumi  ex  aromatibus  mirre  et  toris  et 
aniversi  pulveris  pi^entarii.  Pensamos  ser  de  Pedro  Aureole, 
qae  le  intitulo  Biblia  Aorea;  creemos  qne  anda  impreso,  si  es  ^1. 

6.  Item,  otro  libro  de  sermones,  que  empieza:  El  primer 
sermon  de  adventu  Domini  sicut  adventus  graciae  divine  non 
semper  est  ad  eosdem  ita  nee  efectns  idem.  Y  el  postrero 
sermon:  Est  in  dedicatione  ecclesiae;  comienza:  Sic  est  locus 
fratres  charissimi  ubi  modo  convenistis,  y  acaba:  Unde  Apo- 
stolus  servate  onitatem  spiritus  in  vinculo  pacis. 

Hay  otro  librillo  en  este  voldmen  que  contiene  mucfaas 
distincciones  que  parecen  de  la  sagrada  escriptura,  ni  tiene 
titulo  ni  autor;  comienza:  Respectus  Dei  in  sacra  scriptura  tribus 
modis  accipi  solet,  y  acaba:  Ideo  et  ipse  est  figura  fidei  et  nos 
filii  eins  in  fide. 

7.  Item  nna  Coronica,  que  comienza:  Ego  frater  Martinas 
Domni  Pape  penitentiarius  et  capellanus  ex  diversis  cronicis  ac 
gestis  sumorum  Pontificum  et  Imperatorum  etc. 

Guillennus  de  Podio  libellus  disputationis  contra  incrudeli- 
tatem  aeditus  Judeorum. 

Y  en  el  mismo  volümen  estd  otro  tratado  sobre  el  psalterio, 
cuyo  titulo  es:  Incipit  prologus  super  tractatu  explanacionum 
psaltcrii  contra  Judeos  edito  disputando,  in  quo  declarantur 
articuli  et  probantur  quos  credendos  fides  tradit  Catholica  et 
tenendos.  Comienza  el  primer  psalmo :  Ecce  ergo  Judei  in 
capite  huius  libri.  Acaba  en  este  vcrso:  Exaltaciones  dei  in 
guture  eorum  et  prosequuntur  officium  predicandi  et  laudes;  y 
falta  lo  demas,  y  no  tiene  nombre  de  autor. 

Y  estä  tambien  en  este  volümen  una  glosa  super  Cantica 
canticorum.  Comienza  el  prölogo:  Cum  non  nuUos  mores 
Judeorum  in  libro  quem  hebrei  sirasirin  vocant.  Y  el  primer 
capitulo  comienza :  Dicat  ergo  Salomon  in  suo  cantico  etc.  Fäl- 
tale el  fin  y  no  tiene  nombre  de  autor. 

8.  Otro  libro  de  sermones  de!  tiempo,  sin  nombre  de  autor, 
que  comienza  el  prölogo :  Philosophia  est  divinarum  humanarum- 
que  rerum  spcculatio.  Parece  ser  de  algun  fraire  de  San  Fran- 
cisco. Comienza  el  primer  sermon:  Visitavo  vos,  y  el  postrero: 
Homines  peribunt,  tu  autem  permanebis  etc. 

Los  demas  son  de  gramdtica  y  otros  estän  impresos. 


KU.  üebenich«:  SOT— SlO  (MoDio&edo— Houemte).  73 

Vgl.  noch  ibid.  p.  75  f.  über  die  Tumbos  von  Mondonedo 
(weit  zurückreichende  historische  Daten  und  Ewald  p.  312). 

Der  gegenwärtige  Bischof  von  Mondonedo  hatte  die  Güte, 
anlässlich  seiner  Durchreise  durch  Leon  mir  persönlich  die 
Mittheilung  zu  machen,  dass  auch  heute  noch  einige  liturgisch- 
historische Handschriften  in  der  Bibliothek  der  Kathedrale  auf- 
bewahrt werden. 

307.  fBiblioteca  particular  del  Licenciado  Gonzalo  de 
Molina. 

Zum  Schluss  der  von  uns  oben  mitgetheilten  Relation  an 
Ambrosio  de  Morales  (v.  J.  1572)  heisst  es:  Y  yo  el  dicho 
licenciado  Molina  tengo  entre  mis  libros  (1)  una  glosa  sobre  el 
Job,  sin  titulo  de  autor,  y  otra  sobre  el  G^nesi,  que  tampoco 
tiene  nombre  de  autor,  y  son  de  mano  antigua,  &  lo  que  parecen; 
y  tengo  (2)  otro  libro  de  mano,  que  se  intitula  Liber  distinc- 
tionum,  sin  nombre  de  autor,  y  trata  todo  öl  del  frasis  de  la 
Escriptura  Sagrada :  öste  creo  que  no  estä.  impreso  y  que  es 
cathölico. 

Villa  Amil,  Los  cödices,  p.  31  f.   Vgl.  Ewald,  p.  312. 

Monforte  de  Lernua. 

808.  -fBiblioteca  del  Colegio  de  la  Compaüia  de  Jesus. 

La  GAjjdara,  Feupb  db,  Annas  i  triunfos,  hechos  heroicos 
de  los  hijos  de  Galicia,  Madrid  1662,  p.  669  f.  (der  Ausgabe  in  4") 
berichtet,  dass  in  diesem  Convent  ein  Manuscript  mui  antiguo 
sich  befand,  das  früher  Eigenthum  des  Erzbischofs  von  Sevilla 
Rodrigo  de  Castro  war,  enthaltend  diverses  autores  (i  es  co- 
mento  de  los  que  escribieron  los  Perlados  Obispos). 

Vgl.  auch  Villa-Amil,  Los  cödices,  p.  25. 

Monsanto. 

309.  Biblioteca  del  Monasterio. 

Florez,  Espana  sagrada,  tom.  V  (1750),  p.  438  f.  bespricht 
eine  Handschrift  dieser  Sammlung,  Isidorus,  De  viris  illustribus. 

Uonserrate. 

310.  Biblioteca  del  Real  Monasterio  de  Santa  Maria. 
Serra  y  PosTius,  Pedro,  Epitome  historico  del  portentoso 

santuario  y  Real  monasterio  de  nuestra  Senora  de  Montserrate, 


AtfcuillniiK:    B««r.  Huidjchrinemdikli«  Spanieu. 


Barcelona  1747,  citirt  in  dem  Indice  der  benützten  Hand- 
schriften zwei  Manuscripte  der  Bibliutliek,  ntiadich  Francisco 
de  Ortega,  Historia  del  Santuaiiü  de  Moutserrate  und  Fr.  Lesmea 
Raventos,  Historia  de  nuestra  Senora  de  Montaerrate. 

ViLLANUEVA,  der  die  Bibliothek  kurze  Zeit  vor  dem  Brande 
(1811)  in  Augenschein  nahm,  beschreibt  Viage,  tom.  VH, 
p.  145 fF.  folgende  Handschriften  derselben:  (1)  Un  misal  propio 
de  la  iglesia  de  Tortosa  Ms.  en  el  siglo  XIU.  (2)  Libre  de 
les  nativitats  conipilat  de  la  medulla  dels  actors  de  la  veridat 
per  maus  de  Bertonieu  Tresbens,  al  Key  en  Pere  Darago  Tery. 
Astrologischen  Inhalts  s.  XDI  ex.  (3)  Tratado  Ilamado  Invin- 
cionario,  dirigido  al  niuj  reverendo  e  magnifito  8eüor  D.  Alfonso 
Carillo,  arzübiapo  de  Toledo,  priniado  de  la.s  Espanas,  por  un 
BU  devoto  siervo  Alfonso  de  Toledo,  bachiller  en  decretos,  vo- 
zino  de  la  cibdat  de  Cuenca,  patria  de  rlicho  Senor.  E  ol  tra- 
tado es  asi  Uaniado,  conviene  a  saber,  luvincionario,  porque  en 
^1  se  fallaran  los  primeros  inventoi'es  de  las  cosaa,  asi  tempo- 
rales conio  espirituales.  Villanueva  bemerkt:  El  cödice  Uegi^J 
hasta  el  ultimo  capitulo  tjue  es  dcl  Maestro  de  las  scntencias, ' 
pero  no  estä  completo. 

(4)  Pedro  Juan  Nunez:  varios  fragmentos  de  exposiciones.J 
de  Ciceron.    (5)  Dei-selbe  Versiones  al  lemosin  de  algunas  cartas 
(de  Ciceron)  hechas  en  Barcelona  afio  1585. 

(6)  Fr.  Antonio  Alfaig,  Libro  Ilamado  Camino  de  per- 
fec«ion,  s.  XVI. 

(7)  Fr.  Bernardo  de  Hontiveros,  traduccion  del  libro  ami- 
citia  de  Ciceron.  (8)  Pedro  Gonzalez  de  Mendoza,  obispo  de 
Salamanca,  Historia  dcl  concilio  de  Trento  en  su  tercera  con- 
vocacion  por  el  Papa  Pio  IV.  Copirt  vom  Licentiaten  Diego 
de  Colmenarea.  (9)  Missal  dels  hermitans  de  Muntserrat  (tun 
1408).     Mit  einer  Probe:  Prosa  de  defunctis. 

TouRjäs  Amat,  Memorias  etc.,  p.  20G:  En  la  biblioteca  de 
Monserrate  existian  antes  del  ineeudio  los  dos  voliimenes  si- 
gulentes:  1"  Incipit  über  qui  vocatur  janua  artis  magistri  Ray--J 
uiundi  Lulii  editus  a  domino  Petro  Degui  villae  Montis  albi 
prcsbitero.  2"  Incipit  opus  .  .  .  videlicet  mctapliisicam,  phisicam 
logicam  et  .  .  .  distinctionem ,  editum  per  magistrura  Petrum 
Degui  presbiterum  et  cathalanum  villae  Montis  albi  sequentem 
veritatem  artis  magistri  Itaymuiidi  Lulii   1489. 


Bihl.  Utlioraiclit:  SU  (MooMmM). 


16 


Ua£kbl,  der  bereits  nach  der  Katastrophe  Cataionien  be- 
reiste, berichtet  Catalogi,  col.  1(K)6  von  einem  Sallustii  exemplar 
vetustuin,  litteris  unuialibua  in  luembranis  exaratum,  das  sich  im 
Kloster  befunden  habe.  Woher  er  diese  Nachricht  geschöpft, 
ist  mir  unbekannt. 

CoRMiNAs,  Supleraento  a  las  memorias  (de)  Torres  Amat, 
p.  324  über  einen  c6dice  cnrioso  pura  los  peregrinos,  que  querian 
cantar  ...  de  cdnticos  honestoö,  siendo  unos  latiuos  y  otros 
lemosinos  (es  ist  Nr.  9  bei  Villanueva). 

Valentinelu,  p.  1(51  f.  nach  Villanueva,  nur  ist  die  Notiz 
über  die  Handschrift  des  Sallust  aus  anderer  Quelle  —  wohl 
aus  tiaenel  herübergenomuien. 

Von  den  ehemaligen  HandschriftenschÄtzen  des  Klosters 
—  man  spricht  von  50Ü  Bänden  —  ist  nach  dem  Brande  im 
Jahre  1811  so  gut  wie  nichts  übrig  geblieben.  Eine  einzige 
Handschrift  von  Mouscrrate  befindet  sich  heute  im  Archivo  de 
la  Corona  de  Aragon  zu  Barcelona;  eine  zweite  wurde,  wie 
mir  der  Bischof  von  Barcelona  Sc.  Em.  D.  Jaime  CatalA  mit- 
theilte, um  hohen  Preis  von  einem  Privaten  zurückgekauft  und 
dem  modernen  Bibliotheksbestand  des  Klosters  einverleibt. 
Ueber  das  Kloster  in  seiner  gegenwärtigen  Gestalt  handelt  das 
mir  nicht  vorliegende  Werk 

CoRNET  Y  MAs,  Cayetano,  Tres  dias  cn  Monserrat  Guia 
histörico-tlescriptiva  de  todo  cuanto  contiene  y  encierra  esta 
montaüa.  Barcelona  1H63,  507  pag.,  con  un  piano  topogrilfico. 
Vgl.  Boletin  de  la  Real  Academia  de  la  Historia  VI  (1885), 
p.  362. 

311.  t  ArchiiX)  del  Real  Monasterio  de  Santa  Maria. 

Villanueva,  Viage,  tom.  VH,  p.  151  berichtet  ganz  all- 
gemein über  einen  codice  que  contiene  varios  tratados  curiosos 
8.  XIV  und  nennt  p.  154  algunos  martirologios,  entre  ellos  uno 
Kipollense  del  sigio  XI,  donde  lo  mas  importante  es  el  necro- 
logio.  Interessant  sind  die  capitulos  de  concordia  que  hizo  este 
monasterio  con  el  impresor  Juan  Luxaver  d  7  de  Enero  de  1499, 
obligandose  ^1  d  imprimir  varios  breviarios  y  rituales  y  otros 
übros  eclesiästicos,  como  efectivamente  se  imprimieron. 


Till.  Abhandlnng:     Reftr.  Harid]«clirift«nsc1iitxe  SpuiiaiiB. 

813.  t  Bibliotsca  del  Monasterio  de  Santa  Vecilia. 

ViLLANUBVA,  Viage,  tom.  VU,  p.  163  erwähnt  ein  necrologio 

nianuscritü  en  el  siglo  KIV  projjio  »le  aquelbi  casa.  Es  befand 
sich  zu  Villaiiueva's  Zeit  im  Kloster  Santa  Maria  und  dürfte 
gleielifalls  verbrannt  sein. 

Montealegre. 
313.  Bibliot-eca  del  Monagtefio   de   los  Padret  CaHuchos^ 

ViLLANUEVA,  Viage,  tom.  XIX,  p.  6:  En  la  biblioteca  com- 
raun,  que  estjl  en  la  eelda  prioral  segun  eostumbre,  hay  uua 
Biblia  ms.  b.  XJII  en  vitela. 

Valentinelli,  p.  161,  ohne  Quellenangabe,  aber  zweifellos 
nach  Villanueva. 

Montearagon. 

814.  \  Archivo  del  MonaMerio  de  los  PP.  Augiutinos. 

CoLECcioN  de  fueros  y  Cartas-Pueblas  de  Espana.  CatAlogo 
Madrid  1852,  p.  151  berichtet  von  einem  ,inventario  incompleto 
de  lu9  papeles  del  Monasterio  de  Montearagon'  (wahrscheinlich 
das  , Lumen  domus,  6  indice  de  documentos',  welches  auch  Canal, 
Espaiia  sagrada,  tom.  XLVI  (1836),  p.  V  der  Vorrede  erwllhnt); 
in  diesem  finden  sicli  auch  Auszüge  aus  Handschriften.  Das 
Kloster,  welches  im  13.  Jahrhundert  in  voller  Blüthe  stand, 
existirt  heute  nicht  mehr.  Vgl.  auch  die  Notizen  über  ehemalige 
Handschriften  dieses  Archivs  bei  Ewald  p.  249  und  280,  sowie 
Hartel-Loewe  p.  139. 

Montea. 
315.  t  Biblioteca  del  Monasterio  de  San  Pedro. 

In  der  Schenkungsurkunde,  ausgestellt  von  König  Or- 
doDo  U.  und  seiner  Gemahlin  Elvira  IIHI  Kai.  Mai  sub  Era 
DCCCCXXXVI  (898),  heisst  es :  .  .  conferimus  :  libros  Eccle- 
siasticos:  (1)  psalterium  (2)  comicum  (3)  Antiphonarium  (4)  ma- 
nualium  (5)  orationum  (6)  passionum  (7)  sermonum  (8)  hordinum 
(9)  precum  et  (10)  orarum. 

Sandoval,  Fundaciones,  Abth.  S.  Pedro  de  Montes  f.  21', 
Eguren  p.  LXXXVIII  (mit  falscher  Datirung),  Tailhan  p.  3 14  f. 


I 
I 


I 


1 


Au»  dem  Testament   dos  Gennadius   Era  953   (916).'    Td 
thosauro    denique    memoratae     Ec^lesiae     sancti    Petri    offero 

(11)  Evangcliarium  . .  libros  Ecclesiasticos,  id  est  (12)  Psalterium 
(13)  Comicam  (14)  Antiphonarium  (15)  manualc  (16)  orationura 

(17)  ordinum  (18)  passionuin  (19)  et  horarum. 

Ein  bisher  noch  nicht  berücksichtigter  Passas  der  Scheal 
kung.    Sandoval  a.  a.  O.,  fol.  27'  sq. 

In  Gemeinschaft  mit  Santjago  von  Pofiallia  und  8an  Andretr* 
(im  Vicrzo)  crhiih  das  Kloster  von  Seite  des  Bischofs  Gennadius: 
libros  tarn  divinos,  id  est  (1)  bibliothccani  totam  (2)  Moraha 
Job  (3)  Pcntateuchnm  cum  historia  Kuth  über  unus  sive  etiam 
et  spccialitcr  doctorum  id  est  (4)  vitas  patruin,  (5)  item  Jlo- 
raliam,  (6)  Ezechielura,  (7)  item  Ezechielum*  (8)  Prosperum, 
(9)  genera  officiorum  (10)  etymologiarum  (11)  catha  .Tuanis  (sie)' 

(12)  libros  Trinitatis  (13)  über  Apringi  (14)  cpistolae  Ilicronymi. 
Item   (15)  etymologiarum   (16)  glosseraatum   (17)  Über  Comitis 

(18)  liber  regularum  (19)  viroriim  Ülustrium.  J 
Sandoval,  a.  a.  0.  Morales,  Viage,  j).  173.  Eguren  p.  XLV." 

Tailltan    p.   315   mit   instructivcn    Erläuterungen,    insbesondere 
über  die  Bestimmung  des  gemeinsamen  Bücherbesitzes  der  dr 
genannten  Klöster. 

ÄIoRALES,  Viage,  p.  173ft'.  sah  noch  von  den  durcli  Gen'| 
nadias   legirten  Büchern:   Ethimologias   de  S.  Isidoro  sin  prii 
cipio,  ni  fin,   maltratado.     Vitae  Patrum,   deshojado :  tienen 
vidas   de   S.   Paulino,   Santo   Augustin,    S.  Gerdnimo,   y   pocas' 
mas  :  fue  gran  volumen.    Un  pedazo  de  los  Morales  de  S.  Gre- 
gorio.     Beati  Basilii  institutio  monachortun,  pequeüo.*  ^fl 

Ausserdem  fand  noch  Morales  ,dos  o  tres  libros  pequeiios 
. .  del  Coro  de  letra  Gothica,  que  se  puede  pensar  los  dejö  tambie 
ei   Santo   porque   los   nombra   en   sa  Testamento  .  .  .'.     Feme 
,Concilio8  antiquisimos,  tienen  el  qnarto  Bracarense,   y  todo 


1 


'  Morales  nennt  906  nach  Chr.,    die«  wEre  Era   943;    nach  Florex  Citat 


ICEspaila  gagrrada,  tom.  XVI.  p.  Ulf.)  era  9ä7  (919).  ^M 

*  Taithan  a.  a.  O.  liest  Evangoliiini ;   dan   iat  aber  wogen  lies  Torangeheq^H 
den  »pecialiter  doctorum  nicht  inOglicb.  ^H 

*  Tailhan  a.  a.  O.  richtig:  de«  cotnmentaire«  sur  I'Kvangilo  de  «mint  Jean. 

*  Hiozu   die   Bemerkung    de»   Herauagobers    (Floroi):    Ti>do8    faltan:    pero 
hay  la  Ilixt'jria  de  Eusobiu  Cesarionse,  no  ezpretada  aqui. 


78 


Ttn.  Ablwodlnng:     Beer.   BiuidMbrift«OHliUx>i  Bpcnlca«. 


bucno  qne  en  el  de  Carrion  y  los  otros  se  halla.     Mas  estä  el 
libro  sin  principio,  ni  fin*  u.  s.  w. 

Florez,  EspaSa  sagrada,  tom.  XVI  (1762),  p.  135  ff.  Ober 
die  Restaaration  der  Kirche  San  Pedro  durch  Gennadins,  über 
des  Bischofs  Büchcrsammlung  und  seine  verschiedenen  Legate 
(XrV,  133  bei  Tailhan  p.  315  A.  Druckfehler). 

EouKEN  p.  68  über  den  Conciliencodex :  ,de  los  informes 
y  averiguaciones  que  heinos  adquirido  ....  resulta  que  este 
antigno  hbro  ha  pasadu  ä  manos  de  un  particular  en  el  pre- 
sente  siglo'. 

Monte-Sacro. 
316.  ^  Bihliot^ca  del  Monasterio  de  San  Sebcutian. 

Schenkung  des  Erzbischofs  Sisnandos  Era  952  (91^ 
p.  Chr.):  Escritiira,  en  que  se  muestra  como  el  Ar\;obispo  Sis- 
nando  edificö  el  Monasterio  de  San  Sebastian  en  el  monte  Di- 
cino  ....  Ego  Sisnandos  .  .  .  conferimus  libros  (1)  unum  ordi- 
narium  (2)  et  anum  sacerdotalem  et  (3)  nnum  geronticum 
(4)  tertiam  cum  officio  passionis  et  Missae  ipsius  martyris. 

Femer :  Escritura  en  que  el  obispo  de  Ina  .Sisnando  (des- 
pues  que  ha  edificado  al  Monasterio  de  San  Sebastian)  le  cn- 
riquecio  con  diferentes  dones;  darunter  libros  ordinnm  sacer- 
dotalium,  Primo  Jeroncion  I.  tertium  cum  suo  officio  idem 
Martiris  Sancti  .Sebastiani  Passio  et  Missa  —  diese  Angabe 
scheint  aber  nur  eine  zusammenfassende  und,  wie  man  sieht, 
auch  corrumpirtc  Wiederaufnahme  der  Stelle  aus  dem  vorigen 
Document. 

Yepes,  Coronica  general  de  la  örden  de  San  Benito, 
tom.  IV,  Escritura  XIII  und  XIV.  Villa -Amil  y  Castro,  Los 
Codices,  p.  8  f.,  welcher  noch  folgende  interessante  Notiz,  leider 
ohne  Quellenangabe,  beifügt :  Als  Sisnandus  I.  dem  Nantemirus 
Gutus  und  dem  Presbyter  Leodulfus  die  Errichtung  des  Klo- 
sters anvertraute,  ofrecio  dste  (Leodulfus),  en  914,  psalterium 
orationum,  passionum,  commicum  et  manualium,  libros  que  es 
de  presomir  huhiese  escrito  el  mismo  Leodulfo;  darauf  bezieben 
sich  die  Worte  des  Schenkungsactes :  quod  ibidem  proprüs 
manibus,  auxiliante  Domino,  laboravi  vel  ganavi  seu  qaod  es 
populo  ibidem  obtulerunt. 


Bibl.  Uebmiobt:  316—810  (MontM— Heiosolo).  79 

Monson. 

317.  Archivo  de  la  Villa. 

CoLECcioN  de  Fueros  y  Carta  -  Pueblas  de  Espafia,  CatA- 
logo  1852,  p.  152  über  einen  libro  llamado  Lucero  dieser  Stadt, 
ein  Cartular.  Einige  Auszüge  aas  demselben  befinden  sich  hand- 
schriftlich in  der  Akademie  der  Geschichte  zu  Madrid. 

M07&. 

318.  ^Biblioteca  de  la  Iglesia  de  Santa  Maria. 

In  den  Acta  dedicationis  ecclesiae  S.  Mariae  de  M07& 
anno  DCCCCXXXIX  heisst  es:  Et  ego  Sanciolus  dono  ibidem 
ad  diem  dedicationis  (1)  missalem  I,  (2)  lectionarinm  I,  (3)  anti- 
fonarium  I,  (4)  actus  apostolorum  I,  (5)  quadragenario  I. 

Nach  einer  im  Arciprestazgo  der  Stadt  Moyä  aufbewahrten 
Copie  veröffentlicht  von  Villanueva,  Viage,  tom.  "VT,  ap.  XIV 
(p.  272).  Vgl.  auch  ibid.  p.  133.  Ueber  die  Handschriften  des 
Priors  von  M07Ä,  Abad  j  Lasiera,  vgl.  unter  Anderen  Ewald 
p.  341  und  342.  Ibid.  p.  347  wird  eine  Handschrift  des  Esco- 
rials  (2.  J.  8)  analysirt..  die  unter  anderem  enthält:  Indice  de 
lo  que  contiene  un  cödigo  antigno  de  letra  götica  escrito  en 
vitela;  y  se  halla  entre  los  manuscritos  del  Prior  |de  Meyä 
(recte  Moyä).  Es  ist  eine  Liste  von  47  Schriftstücken.  Vgl. 
übrigens  auch  den  Artikel  Alaon. 

319.  Archivo  de  la  villa. 

In  einem  handschriftlichen  Verzeichniss  dieses  Archivs 
findet  sich  der  Passus:  Dos  Ubros,  escritos  en  pergamino,  de 
las  leyes  del  fuero  de  Moya,  uno  en  Utin  y  otro  en  romance. 

Original  des  Verzeichnisses  im  Bd.  XXIX  der  Coleccion 
de  AbeUa,  der  Real  Academia  de  la  Historia  zu  Madrid.  Vgl. 
Coleccion  de  Fueros  y  cartas-pueblas  de  EspaSa.  Catilogo, 
Madrid  1852,  p.  154. 

KoBonolo. 
330.  f  Biblioteca  del  Monasterio  de  Santa  Maria. 

In  einem  Tauschacte  aus  dem  Jahre  925  nennt  man 
unter  den  Juwelen  und  Kostbarkeiten  dieses  Klosters  ,libros 
nimis  abudanter'. 


80    vni.  A)>)i.:  Beer.  Hao4<e1ir.  Spuitas.  Bilil.  üebera. :  StI— St4  (Motan-in— VnreU). 

Nach  dem  Tumbo  des  Kloäters  von  Sobrado  (jetzt  im 
Archive  Histörico  Nacional  zu  Madrid)  mitgetheilt  von  E^- 
rcn  p.  LVII  und  Villa-Ainil,  Los  cödices,  p.  9 f. 

Munebrega. 

331.  Biblioteca  de  In  Igltsia. 

La  Fuente,  Vicente  de,  Espaiia  sagrada,  tom.  L  (1866), 
beschreibt  p.  84  f.  ausführlich  zwei  Breviarien  dieser  Kirche, 
eines  derselben  s.  XIV  in. 


Murcia. 
822.  Biblioteca  publica  Episcopal. 
La  Borde,  Voyage,  tom.  IT,  p.  188. 
Haenel,  Catalog.  col.  1006:  Codd.  chartacci  30,  qni  histo- 
riam  et  iura  civitatis  Murgensis  exponunt. 
Vogel,  p.  480. 
Valentinelli,  p.  118,  nach  Haenel. 

323.  Biblioteca  del  Palaeio  Episcopal. 

Diese  Sammlung  wird  von  den  spanischen  Forschem  von 
der  Biblioteca  publica  getrennt;  Haenel  berichtet,  dass  der 
jCelebratus  Fori  Judicnm  codex  nunc  asservatur  Matriti  intcr 
libros  Academiae  Regalis  Hispanicae'  und  verweist  auf  das 
von  der  Akademie  hcrausgegeltene  Fuero  Juzgo  Matriti  Fol. 
Prilogo  p.  IV  u.  VI.  Nach  ihm  notirt  die  Bibliothek  Valen- 
TTOELLi   p.   118.     Den  jüngsten  Bericht  Hefert  das 

Anüario  del  cuerpo  facultativo,  das  I,  p.  334  neben  einem 
seltenen  Wiegendruck  einen  prächtig  ausgeftlhrten  Bibelcodex 
beschreibt. 

334.  Biblioteca  proinncial  (o  dtl  Iiutituto). 

BoRAo,  p.  81  kurze  geschichtliche  Daten  ohne  Erwähnung 
von  Handschriften. 

Anuario  del  Cuerpo  facultativo  I,  p.  445  (Tabelle)  ver- 
zeichnet 49  Handschriften. 


IX.  Abb. :  N'>tdeke.    Dltt  Ton  Ooidi  h(trmusg«irebeD«  sjrruehe  Chronik. 


IX. 

Die  von  Guidi  herausgegebeoe  syrische  Chronik. 

Ucbersetzt  und  commcntiert 


Prof.  Dr.  Th,  Nöldeke, 

carrsip.  Uitgliade  d«r  kaii.  Aksdcmie  der  Wisseiucluftcn. 


Vorwort. 

In  den  Schriften  des  Stockholmer  Orten talislencongresses 
(1889)  hat  Guidi  eine  kleine  syrische  Chronik  herausgegeben.* 
Er  hat  sie  einer  Handschrift  des  Museo  Borgiano  di  Propaganda 
Fide  entnommen,  deren  Hauptinhalt  eine  Sammlung  nestoria- 
nischer  Canones  bildet.  Es  ist  eine  von  dem  auch  sonst  um 
die  Wissenschaft  verdienten  Chorepiscopus  David,  späterem 
Erzbischof  von  Damascus,  besorgte  Abschrift  eines  alten  nesto- 
rianischcn  Codex  in  Mosul.*  Die  Chronik  verdient  es,  weiter 
bekannt  zu  werden,  und  da  Guidi  durch  andere  Arbeiten  völlig 
in  Anspruch  genommen  ist,  habe  ich  mich  daran  gemacht,  sie 
zu  übersetzen  und  zu  erläutern.  Das  lag  grade  mir  nahe,  da 
das  syrische  Büchlein  manche  Bestätigung,  Ergänzung  und 
Berichtigung  zu  den  Nachrichten  über  die  letzte  Periode  des 
Säsanidenreiches  giebt,  die  sich  im  Text  und  Comnientar  meiner 
Tabari-Uebersetzung "  tindeu.  Katüriich  habeich  aber  auch  die 
Stücke  unserer  Chronik  mit  den  nöthigen  Erklärungen  versehen, 
die  nicht  die  persische  Geschichte  betreffen. 

Dass  die  Schrift  nestorianisch  ist,  bedarf  keines  besondem 
Beweises.     Aber  die  Frage   ist,   wie  weit  sie   einheithchen  Ur- 


'  Un  naoTo  testo  airiaco  sulU  atoria  de^li  Ultimi  Saaanidi.  Separatabdrack 

Leyden  1891  (Brill). 
■  8.  Guidi  in  ZDMG.  43,  389. 
'  Geschichte   der  Perser  and  Araber   cor  Zeit   der  Saaaniden.    Aus   der 

arab.  Chronik  des  Tabari  .  .  .  Leyden  1879. 
Sitiiinpber.  d.  phil.-hUt.  Cl.  CXXVUI.  Bd.  ».  Abb.  1 


IX.  AkliaDdlTiDg:    V6M6k«. 


sprang  hat.  Sie  filhrt  die  Weltgeschichte*  von  Honnizd  TV. 
oder  vielmehr  von  dessen  Sturz  (590),  in  freilich  nicht  sehr 
gleichmttssiger  Weise  und  mit  Einfügung  mancher  kirchenge- 
schichtlicher Nachrichten,  bis  zum  Zusammenbruch  des  Reichs. 
Von  da  an  tritt  die  Profangeschichte  fast  ganz  z\irUck.  Die 
Zeitfolge  wird  in  den  letzten  Abschnitten  viel  weniger  beachtet, 
ja  das  Ganze  ist  da  mehr  ein  Gemenge  verschiedenartiger 
Notizen.  Grade  im  Anfang  der  Schrift  erhalten  wir  aber  so 
viel  gutes  Detail,  dass  wir  sicher  sein  können,  diese  Berichte 
seien  nicht  durch  mehrere  Generationen  hindurch  mündlich  über- 
hefert,  sondern,  wenn  auch  nicht  gleichzeitig,  doch  nicht  lange 
nachher,  geraume  Zeit  vor  dem  Abschluss  des  Buches  nieder- 
geschrieben worden.  Freilich  werden  manche  wichtige  Ereig- 
nisse dürftig,  ungenau  oder  auch  gar  nicht  behandelt,  aber  das 
sind  solche,  die  fem  im  Westen  oder  doch  in  solchen  Kreisen 
gespielt  haben,  aus  denen  die  Nestorianer  Überhaupt  keine 
sichere  Kunde  erhielten. 

Der  letzte  Verfasser  hat  also  wohl  Aufzeichnungen  benutzt, 
welche  bis  zu  der  genannten  Zeit  gingen.  Vielleicht  bildeten 
diese  den  Schluss  eines  grösseren  historischen  \^^e^kes;  so  würde 
sich  der  etwas  abrupte  Anfang  erklären.  Gewiss  enthielt  auch 
diese  ältere  Schrift  schon  einiges,  das  sich  auf  die  Kirche  bezog; 
ob  aber  alles  derartige  in  den  betreifenden  Theilen  des  jetzigen 
Baches  aus  ihr  genommen  ist,  steht  dahin.  Zu  beachten  ist, 
dass  sich  viele  kirchengeschichtUche  Nachrichten  hier  und  auch 
noch  in  den  späteren  Theilen  auf  Nisibis  und  dessen  Gebiet 
beziehen.  Vielleicht  hat  der  Compilator  diese  aus  einer  be- 
sonderen Quelle  bezogen.  Von  den  Ereignissen,  die  nach  den 
ersten  Biroberungen  der  Araber  fallen,  schweigt  er  aber  fast 
ganz;  so  sagt  er  kein  Wort  von  den  Bürgerkriegen,  die  er 
doch  vielleicht  noch  seihet  erlebt  hat. 

Die  Zeit  dieses  letzten  Verfassers  bestimmt  sich  nach 
folgenden  Erwägungen.  Im  Buch  wird  nicht  bloss  der  Tod 
des  Heraklios  (641)  und  der  des  Patriarchen  Märemmch  (646/7), 
sondern   auch  die  Eroberung  von  Afrika  (etwa  670)*  erwähnt. 

'  Eigentlich  Rollte  lUHn  weltliche  oder  Profan -Geschichte  atgexu  denn 
der  Augdruck  steht  im  GegeDMti  cur  Kirehengesohichte  und  beioicbnet 
nicht  etwa  die  CniTersalgeschichte. 

•  S.  unten  8.  45. 


Dio  TOD  Ovidi  h<nii>ge(«b«B«  f]>Ti»ebe  ChnmllL 


BMonders  ist  aber  von  Wichtigkeit,  dass  es'  heisat,  Con- 
Btantinopel  hätten  die  Araber  noch  nicht  genommen.  Da 
Kleinasien  keine  arabische  Provinz  war,  so  kam  den  Christon  der 
Gedanke  gewiss  nicht  so  leicht,  dass  jene  sich  Constantinopels 
bemÄchtigen  könnten;  er  drängte  sich  ihnen  aber  auf,  als  wirklich 
Versuche  dazu  gemacht  wurden.  Diese  fielen  bekanntlich  un- 
glücklich aus,  aber  nun  konnte  man  doch  leicht  meinen,  das 
sei  nur  ein  Aufschub.  Nachdem  jedoch  längere  Zeit  vergangen 
war,  ohne  dass  neue  Angriffe  gegen  die  Kaiserstadt  erfolgten, 
musste  diese  Meinung  zurücktreten.  Das  ,noch  nicht'  weist 
also  auf  eine  Zeit  hin  l>ald  nach  den  Kämpfen  bei  Constantinopel 
unter  Mu'äwija.  Zwar  stehn  die  Jahre  dieses  Ringens  nicht 
ganz  fest,*  aber  sie  fallen  sicher  gegen  oder  um  670.  Diese 
Worte  werden  also  etwa  in  den  Jahren  670 — G80  geschrieben 
sein.  Mit  ihnen  hört  die  eigentliche  Erzählung  auf.  Daran 
reiht  sieh  aber  eng  noch  ein  Abschnitt  über  die  Araber  oder 
vielmehr  ihr  Land.  Man  sieht  deutlich,  dass  die  Welteroberer 
damals  noch  ein  neues  Volk  waren ;  das  passt  ganz  zu  der  eben 
gegebenen  Zeitbestimmung.  Dieser  Abschnitt  bildet  nun  un- 
zweifelhaft den  wirklichen  SchlusB  des  Buches.  Ueberhaupt 
sehe  ich  keinen  genügenden  Anlass,  zu  bezweifeln,  dass  wir 
dieses  im  Wesentlichen  so  haben,  wie  es  aus  der  Hand  des 
letzten  Verfassers  hervorgegangen  ist.  Aus  der  Ueber-  und 
Unterschrift  darf  man  nicht  etwa  schliessen,  dass  es  ein  Bruch- 
stück oder  ein  Auszug  sei.  Da  steht  ja  nicht  ,au8  dem  Buche 
üljer  Kirchen-  oder  Weltgeschichte';  die  Worte  bedeuten  nur, 
wir  biitten  hier  allerlei  aus  dem,  was  geschehen  sei.  Möglich 
ist  freilich,  dass  der  Compilator  auch  irUhere  Zeiten  behandelt 
hat;  dann  besässen  wir  nur  den  Schluss  seines  Werkes. 

Wegen  der  hervorragenden  Stolle,  welche  Nisibis  in  der 
Chronik  einnimmt,  meint  Ouidi,  dieselbe  sei  in  dessen  Nähe, 
in  einem  der  Klöster  des  Izalä-Gebirges,  geschrieben.  Ich  kann 
das  aber  nur  für  eine  ihrer  Quellen  wahrscheinbch  finden,  Das 
Hauptinteresse  nehmen  im  ganzen  Buche  die  Länder  am  untern 
Tigris  mit  Einschluss  von  Susiana  in  Anspruch.  Der,  welcher 
iber  die  Geschicke  des  Perserreiches  berichtet,  kennt  recht  gut, 


4  1)1'  Abhundlong:    NAldok». 

WB8  dort,  namentlich  was  in  der  Hauptstadt  gesclielien  ist  and 
was  sich  da  leicht  erkunden  Hess.  Und  auch  der  letzte  Ver- 
fasser weiss  dort  Bescheid.  Gegen  Nisibis  spricht  auch  wohl, 
dass  das  Buch  nichts  von  dem  letzten  König  Hormizd  (V.)  sagt, 
der  sich  in  der  Gegend  jener  Stadt  längere  Zeit  gehalten  hat, 
von  Griechen,  Armeniern  und  auch  dem  Nestoriancr  Elias  von 
Nisibis  erwähnt  wird,  aber  den  Persem  und  Arabern,  deren 
Nachrichten  auf  die  Hauptstadt  Ktesiphon  zurückgehn,  gleich- 
falls unbekannt  ist.' 

Wir  dlirfcn  also  annehmen,  dass  sowohl  die  wichtigste 
Quellenschrift  wie  die  ganze  Conipilation  im  'Iräq  oder  etwa  in 
ChAzistän  verfasst  ist;  gewiss  sind  Ijeidc  klösterlichen  Ursprungs, 
aber  ob  sie  in  einem  und  demselben  Kloster  geschrieben  sind, 
wird  sich  schwerlich  ermitteln  lassen. 

Der  Verfasser  der  Hauptquelle  verdient  alle  Anerkennung; 
die  Nachrichten  Ulier  die  Ereignisse  in  Nisibis  und  seiner  Um- 
gegend sind  gleiclifalls  werthvoU.  Aber  auch  der  letzte  Ver- 
fasser, ein  in  seiner  Weise  ziemlich  gelehrter  Mann,  hat  sich 
nicht  nur  durch  die  Aufnahme  der  altern  Berichte,  sondern 
auch  durch  das  von  ihm  selbst  Gegebene  verdient  gemacht. 
Ueberhaupt  sind  wir  diesen  Ostsyrern  für  mancherlei  Belehrung, 
namenthch  über  die  Geschichte  und  die  Zustände  des  persischen 
Reichs  sehr  zu  Dank  verpflichtet. 

Für  meinen  Conimentar  waren  mir  die  kurzen  Anmer- 
kungen Guidi's  zu  seiner  Ausgabe  von  grossem  Nutzen.  Ferner 
habe  ich  starken  Gebrauch  von  seinem  Artikel  in  der  ZDMG. 
43,  388  ff.  gemacht.  Viel  Utllfe  gewährten  mir  natürlich  Hoff- 
mann's  (Persische  Märtyrer'.*  Dazu  hat  mich  Hoffmann  auch 
bei  dieser  Arbeit  wieder  durch  schriftliche  Mittheilungen  sehr 
untcrsttitzt.  Ich  verdanke  ihm  einige  glänzende  Textverbesse- 
rungen. Ueber  den  Sinn  einiger  schwierigen  Stellen  haben  wir 
beide  in  längerer  Correspondenz  verhandelt. 

Die  Transscription  der  orientalischen  Namen  ist  vielleicht 
nicht  in  jedem  kleinen  Zuge  consequent  durchgeführt.  Biblische 
und  römisch-griechische  Namen  habe  ich  in  der  uns  gewohnten 
Form  gelassen. 


'  S.  meine  Tabari-Uebersetzung  398. 

*  AiisaOge  aua  »yr.  Acten  persiiicher  Mirtyrer.  Leipaig-  1880. 


Einiges  ans  der  Ekklesiastike,  d.  h.  Kirchi'ii beschichte, 

nnd   ans  der  Kosiuostike,  d.  b.   Weltgeschichte,   Toin 

Tode  des  Mormizd,  Sohnes  des  Chosrau,   bis  znm  Ende 

des  persischen  Reichs.^ 

Hormizd  regierte  12  Jahre.  Er  legte  seinen  Grossen  und 
dem  ganzen  Volk'  ein  schweres  Joch  auf.  Da  empörte  sich 
gegen  ihn  einer  von  seinen  Heerführern,  der  von  ihm  an  die 
Grenze  der  Türken  gesandt  worden  war;  der  hiess  Warahrän 
aus  Rai.'  Er  sammelte  viele  Trappen  und  machte  sich  zom 
Kampf  mit  dem  König  fertig.  Als  aber  die  Grossen  in  der 
Residenz,*  die.  gleichfalls  den  Hormizd  hassten,  von  Warahrän's 
Empörung  hörten,  verschwuren  sie  sich,  stiessen*  jenen  vom 
Thron,  blendeten  ihn  und  setzten  seinen  Sohn  Chosrau  an  seiner 
Statt  ein.  Beim  Empfang  der  Nachricht  darüber  ergrimmte  aber 
Warahrän  gar  sehr,  nicht  weU  er  den  Hormizd  geliebt  hätte, 
sondern  weil  er  nicht  die  Sache  ausgeführt  hatte."  Er  machte 
also  seine  Truppen  fertig  und  rüstete  sich  zum  ICrieg  mit 
Chosraa,  brach  auf  und  kam  über  ihn.  Da  Chosrau  sah,  dass 
Warahrän's  Macht  stürker  sei  als  seine,  floh  er  vor  ihm,  schlug 


'  ,VerBinthlich  ward  dieser  Titel  ron  dem  alten  Compilator  hinzugefiii^ 
der  das  Stück  in  das  SyDodikon  einKetzta*  (Guidi).  Der  Titel  ist  nicht 
genan,  da  die  Oeschicbt«  weiter  geht  als  bis  zum  Untergang  des  SisA- 
nidenreii-faes.  Ancli  ist  er  inconcinn,  da  dem  metl  <jU*<uliki  das  dqoi- 
mottikf.  gegenübersteht.  Koj|ioattvJ  nach  Art  von  23U(Xii)<r(t)«mxii  ist  schon 
gebildet! 

*  loh  mochte  7,  6  'ammd  fUr  '6imA  lesen.  —  Ueber  Hormiad  s.  meine 
Tabarl-Uebersetzuug  S.  264  ff. 

*  Durch  de  Boor's  Ausgabe  wimen  wir,  dass  auch  Theophylakt,  wie  die 
morgenlSudischen  Quellen,  den  Bahrim  Cöbln  ans  Rai  kommen  Itsst 
(i.icl>  •ri){  'Pajoxjjv^s  3,  17,  6;  genauer  wilre  T^uoivTjt  vom  Oentilii-ium 
RAjj'tk,  Räxtk).  RbI  (Rhagae)  war  ein  oder  der  Hauptsitz  seines  Ge- 
schlechts, der  Mibr&n,  s.  Tabari-Uebersettung  139;  auch  der  Mihrin 
Ptr&nguinasp  war  ans  Rai,  Hoffmann,  MSrtyrer  78. 

*  .Pforte  des  KOnigthnms'.  Dass  damit  nicht  der  Hof,  sondern  die  ganze 
Stadt  gemeint  ist,  zeigt  besonders  die  Stelle  unten  S.  9,  wo  einer  durch 
die  .Pforte'  znr  Schau  umher  geführt  wird. 

»  Wohl  alOL.J|  lu  lesen  (7,  11). 

*  Der  Bericht  giebt  in  aller  Kilree  genau  die  Stellung  der  Drei  aii;  vgl. 
Tabari-Uebersetzung  ^73. 


n.  AbhudlsBir:    Rtldtk». 


eilig  den  südlichen  (?)'  Weg  ein,  d.  h.  er  ging  über  P6r6js- 
ääbür,  'Anät,  Hit  iind  Kirkesion  und  nahm  seine  Zuflucht  zam 
römischeu  Kaiser  Maurikios.*  Weil  nun  seine  Reise  eine  Flucht 
war,  so  unterliess  es  der  Katholikos  Mär'  läö'jabh,  mit  ihm  fort- 
zugehn.  Maurikios  tadelte  seinerseits  den  Chosrau  sehr,  dass 
8  er  nicht  vom  Patriarclien  seines  Reiches  begleitet  sei,  zumal 
Mar  Isö'jabh  aus  Arzon*  ein  weiser  und  tüchtiger  Mann  war. 
So  ward  der  Katholikos  dem  Chosrau  sehr  verhasst,  weil  er 
nicht  mit  ihm  gegangen  war,  und  ferner  weil  er,  nachdem  er 
gehört  hatte,  dass  ihm  Maurikios  Truppen  gegeben  habe  und 
er  ausgezogen   sei,    um   wieder   zu   kommen,   ihm    nicht   zum 


«  ]&.kUO^Z  .südlich'  kann  IcAum  richtig  sein,  denn  die  Richtnng  de» 
Weges  ist  im  Ganzen  nordwestlich,  und  eine  I^inie,  die  etw«  im  Anfang 
noch  mehr  nach  Norden  ginge,  kommt  nirht  wohl  in  Frage.  Der  Gegen- 
satz des  Weges  am  Tigris  her  zu  dorn  von  Chosrau  eingeschlagenen 
wKre  durch  .nnrdlicb'  und  .südlich'  sehr  schlecht  ausgedrückt.  Hnffniann 
denkt  daran,  ]^  «1VI»Z  bedeute  hier  ,den  Weg  über  Taim&',  einen 
unbedeutenden  Ort  nahe  bei  PSrdzUbdr,  allerdings  xwischen  dieser 
Stadt  und  der  Residenz  MAt>6zö  (s.  Hoffmann,  Märtyrer  89.  90);  mau 
hiitte  dann  TainidnAitä  zu  sprechen.  Aber  abgesehen  davon,  dass  dieser 
Ausdruck  ziemlich  ungeschickt  gewählt  w&re,  da  jeder  nicht  ganz  orts- 
kundige Leser  ihn  als  ,»iidlich'  (laimnäitä)  verstehn  mnsste,  so  hHtte  er 
doch  nur  die  allererste  Strecke,  einen  besonderen  Weg  nach  der  grossen 
Stadt  Pcröz-ibür,  bezeichnen  kOnnen,  wXlirend  der  Zusammenhang  daliin 
geht,  dass  damit  der  gauze  Weg  ins  römische  Keich  gemeint  ist.  —  Die 
Stelle  Hoffmann  n.  754  bringt  ntjs  nirht  weiter,  denn  nach  einer  von 
Budge  ond  Bezuld  auf  meine  Bitte  gütigst  Torgenomnienen  L'ntenrochung 
ist  die  Lücke  in  der  Handschrift  grosser  als  für  ein  Wort  und  ist  der 
letzte  Buchstabe  kein  Älaf  gewesen,  sonst  aber  durchaus  nichts  mehr 
zu  erkennen.  —  Die  Stüdte  PerüzAftbür  —  Anli&r  (s.  Huffmann  a.  a.  O.) 
u.  s.  w,  liegen  am  Enphrat  und  werden  alle  oft  erwähnt;  Kirkeäon  lag 
schon  auf  römischem  Gebiet. 

*  Die  an  sich  auffallenden  Formen  V**'olo  und  P^-o^ot  für  Mauptxiof  und 
'HpsxXeio;  kommen  mehr  vor;  da  sie  mit  .»rmo^,  «Nrngi  wechseln,  so 
hat  rann  Maurv/f,  Heraqti  zu  sprechen. 

*  Mär  ,mein  Herr'  wird  den  Namen  heiliger  und  sehr  ohrwürdiger  MiLnner 
vorgesetzt. 

*  S.  Ober  ihn  Barb.  hisU  ecci  2,  103  ff.;  Assom.  3,  1,  lUSff.  Er  war  bei 
Hormizd  beliebt  gewesen  eb.  106* ,  Diesen  Tadel  hat  der  Kaiser  schwer- 
lich ausgesprochen.  In  der  Angabe  spiegelt  sich  die,  allerdings  nicht 
unbegründete,  Ansicht  der  Nestoriauer  von  der  hohen  Würde  ihres  Ober- 
hauptes, des  Katholikos  oder  Patriarchen.  —  Arson  lag  im  südlichen 
Theile  des  römischen  Armeniens. 


Die  TOD  Oniji  ktmupfttaw  «TriMlw  Cbrtoik. 


Empfang  entgegengezogen  war.  Aber  das  hatte  er  ver- 
mieden, weil  er  ftlrchtete,  Chosrau  möge  in  seiner  Bosheit  die 
Kirche  vernichten  und  eine  V^erfolgung  wider  die  Christen  er- 
regen.' Maurikios  gab  dem  Chosrau  viele  Truppen,  und  sie 
brachen  nach  dem  Osten  auf.  Als  Warahrän  das  hörte,  ver- 
liess  er  MAhozfi*  mit  seinen  Truppen  und  floh  nach  Adhorbäigän.' 
Chosrau  rllckte  ihm  mit  den  persischen  und  römischen  Truppen 
entgegen,  die  Römer  erlangten  den  Sieg,  und  Warahrftn's  Heer 
ward  geschlagen.  Darauf  kehrte  Ciiosrau  mit  grosser  Freude 
heim.  Wie  man  nilmlicli  sagt,  war  dem  Chosrau,  da  er  eben  den 
Zaum  seines  Pferdes  in  der  Hand  hatte,  am  in  den  Kampf  zu 
gehn,  die  Gestalt  eines  alten  Mannes  erschienen;  als  er  nach 
seiner  Rückkunft  aus  dem  Kriege  davon  seiner  Frau  Sirin*  er- 
zählte, sagte  sie  ihm:  ,da8  ist  SabhrtÄ<V,  Bischof  von  Lfiäum.** 
Er  nahm  sich's  zu  Herzen,  schwieg  aber.* 


*  Dieae  anklare  Motivierung  macht  den  Eindruck,  da«  Richtige  verhallen 
ca  «ollen.  Der  Katholikos  fUrclitete  wohl  nicht  iio  sehr  fOr  deine  Kirche 
als  für  seine  Person,  da  er  den  nan  einmal  legitimen  KOnig,  ao  weit  es 
nn  ihm  lag,  im  Stich  gelassen  hatte,  und  hielt  sich  deshalb  nach  seiner 
Rllckkunft  von  ihm  zurQck.     8.  unten  6.  9. 

*  UähÖTi,  d.  h.  ,die  .Stjldte',  nämlich  die  KOnigMtSdte  Soleukia,  Rtesiphou  und 
ein  paar  benachbarte  Orte.  Man  iKhlt  im  Ganzen  7.  Die  arabische  Ueber- 
setinng  von  Mühntt  ist  al-Maddin\  doch  bezeichnet  man  damit  meist 
nur  Ktesiphon,  die  schon  zur  Sisinidenzeit  bei  weitem  wichtigste  dieser 
StAdte. 

*  Hierdurch  wird  Hoffmann's  Ansicht  (MSrtyrer  248),  dass  das  Schlachtfeld 
in  Atropatene  unweit  des  Urmiasees  gelegen  halie,  gesichert  nnd  meine 
Mhore  Meinung  (Tab.-Uebers.  285),  der  Kampfplatz  sei  in  Assyrien  ge- 
wesen, entscheidend  widerlegt.  Allerdings  gibt  unser  Chronist  nur  den 
Anfang  nnd  das  Ende  des  Krieges  an  nnd  Ohergeht  alle  dazwischen- 
liegenden Zflge. 

*  Diese  seine  Lieblingsfrau  war  eine  Christinn.  Mahr  Ober  sie  unten.  Vgl. 
Tab.-Uebers.  283  n.  s.  w. 

*  Ueber  die  Lage  von  Lftium  (unweit  Ttüq  =s  Diqdqft,  etwa  20  deutsohe_ 
Meilen  nOrdlich  von  Baghdld)  s.  Hoffmann  374. 

*  Ans  einem  späten  Nestorianer  hatte  ich  das  schon  Tab.-Uel^ers.  483.  Abe 
dieser  hatte  den  Aufstand  des  Bistim  mit  dem  de«  Wkrahrän  verwechselt, 
und  so  fallen  die  Folgerungen  fort,  die  ich  aus  der  Geschichte  für  die 
Chronologie  jenes  gezogen  hatte.  —  Merkwürdig  ist,  dass  sowohl  die 
persischen  Christen  wie  die  Zoruastrier  dum  sehr  unheiligen  KOuig  durch 
eine  himmlische  Erscheinung  Trost  oder  Hülfe  bringen  lassen. 


O  [^  Abhoodlojif:    Nöld»1co. 

Zu  jener  Zeit  entkamen  die  Gebrüder  Bindoi  und  Bistäm' 
aus  dem  Geftiiigniss,  die  Hormizd  gefangen  gesetzt  hatte,*  und 
halfen  dem  Chosrau  gar  sehr,  da  sie  vom  Geschlecht  seiner 
Mutter  waren.'  Darauf  sandte  er  den  BistAm  mit  einem  grossen 
Heere  an  die  Grenze  der  Türken,  Bindöi  aber  behielt  er  in  der 
Residenz.  Weil  nun  Bindöi  dem  Chosrau  wegen  allerlei  Reichs- 
angelegenheiten wiederholt  Vorwürfe  machte,  gedachte  dieser 
ihn  zu  tödten;  da  entfloh  er,  um  sich  zu  seinem  Bruder  Bistai 
9  zu  begeben.  Als  er  jedoch  durch  das  Land  Adhorbäigän  kam,' 
hörte  der  dortige  Marzabän  davon,  richtete  ilim  ein  Mab]  an, 
fing  ihn  so  und  schickte  ihn  zu  Chosrau.*  Auf  die  Kunde 
davon  sammelte  aber  sein  Bruder  türkische  und  d^lomische 
Truppen*  und  kam  bis  nach  Mäböze.*  Allein  ein  Türke  über- 
listete und  tödtete  ihn  und  sandte  seinen  Kopf  an  Chosrau.^ 
Dem  Bindöi  wurden  auf  Befehl  des  Königs  alle  Glieder  der 
rechten  Seite  abgehackt;  dann  liess  er  ihn  nach  Be  Läpät*  schaffen 


'  Bei  Warahrän  hat  der  Chronist  oine  sIte  NxincnBfomi  fentgehalteii  (statt 
des  modomen  Bahrdm],  bei  diesen  beiden  gibt  er  die  jungen  Formen; 
die  alten  sind    Windöi  und   Witlahm. 

*  Auc-h  nach  Theophylakt  4,  3,  6  hatte  llnrniixd  den  Bindöi  eingekerkert 
(aber  nicht  seinen  Bruder).  Beim  Aufstand  befreit,  wurde  er  von  Balir&m 
mit  seinem  Bruder  wieder  eingc8]>errt. 

'  Sonst  werden  sie  gradezu  als  brilder  seiner  Mutter  bexeichnet;  ver- 
muthlich  ist  das  aber  nicht  genau. 

*  Ich  raOchte  diese  Angabe  der  de«  historischen  Romans  (Tab.-Uobers.  479) 
Toreiehen.  Natürlich  hat  sich  der  Statthalter  (Maraab&n)  des  Bindöi  treu- 
brüchig und  mit  V^ertetzung  des  Oastrecbta  bemSchtigt;  vielleiciit  aller- 
dings Kf>i>i  Kp^Ta  xp);T<7cüv. 

*  Mach  Delom  (Qil&n)  6flchtet  sich  Bist&m  zuerst  (Tab.-Uebers.  480),  und 
Leute  aus  diesem  Lande  bildeten  einen  Theil  seiner  Truppen  (eb.  481). 
Bahr&m  Ööbin  hatte  Tdrken    in    seinem  Heere    (eb.  276   Anm.),    dessen  1 
Reste  sich  dem  BistAm  anschlössen.  Dasu  kamen  noch  andere  nordisciial 
Barbaren,   die  als  .TOrken'   bezeichnet  werden  konnten.     So  die  KOmgaJ 
Sog  und  Pariök  (eb.  483). 

*  Daa  iat  gewiss  übertrieben. 
'  Also  stimmt  unser  ErzÄhler,  wie  schon  Guidi  bemerkt,  mit  dem  Armenier 

Sebios  übereiu.   der  hier   den   eben   erwähnten   l'ariök   neimt     Das   hat . 
natürlich  mehr  Gewicht  als  die  Errühlung  des  Romans  (eb.  483). 

*  So  hier  wie  auch  sonst  gelegentlich  (z.  B.  Hoffmann  n.  851,  iiirl  83,  wo 
noch  die  jüngste  Form  Bi  LSMdh  daneben),  nach  der  AuBS|>racho.  fl]r 
BHh  LäpäU  wie  er  sonst  schreibt.  Dieser  Ort,  persisch  WnuiUäbir  oder 
Gundfiair&r,   war  eine  der   bedeutendsten  Stidto  Susiana'*  und   zeilweis« 


Oaidi  honorgtgobenis  fTtiielii!  Chniolk. 


und  da  kreuzigen.*  Den  Kopf  BUtäm's  bängten  sie  dem  8äpür, 
dem  Sohne  Warahrän's,  der  sich  wider  ihn  empört  hatte,  an 
den  Hals,  setzten  ihn  aaf  ein  Kameel  und  führten  ihn  in  der 
Hauptstadt  umher.^ 

Da  aber  Uöjabh,  das  r)Vierhaupt  der  Christen,  dem  Chosrau 
sehr  verhasst  geworden,  weil  er  nicht  mit  ihm  nach  dem  Römer- 
lande gegangen  war,  und  ferner  wegen  der  Verleumdungen  des 
Arehiaters  Tiraotbeos  von  Nisibis,  so  nahm  er  sich  vor  dem 
Könige  sehr  in  Acht.  \\'äbreiid  er  nun  bald  darauf  nach  dem 
arabischen  öira  reiste,  um  den  Araberkönig  Nu'män,  der  sieb 
hatte  taufen  lassen  und  Christ  geworden  war,  zu  besuchen,  er- 
krankte er,  eben  in  die  Nilhe  von  IJira  gekommen,  und  starb 
in  einem  Dorfe  Namens  B6tb  Quäi  (?).^  Als  das  Uind,  Nu'man's 
Schwester,  hörte,  zog  sie  mit  den  Priestern  und  Gläubigen  von 
yira  aus;  sie  brachten  den  Leichnam  des  Heiligen  mit  grosser 
Feierlichkeit  berein,  und  Hind  setzte  ihn  in  dem  von  ihr  er- 
bauten   neuen   Kloster   bei.*     Nachdem   die   Kirche    eine   Zeit 


Rendenx  der  Knnl|;re;  ii.  Tab.-Ueben.  41;  Huffmann  a  a.  O.   Termuthlich 
war  diese  Stadt  der  eigentliche  Sitz  Bintlm'R  geweiien. 
'  Die  Art  der  Tödtiing  etimint  mehr  «um  Roman  als  lu  Theophylakt  5,  15, 
der  ihn    in   den  Tigris   werfen   Hast.     Unser  Autor    ist    hier    gewiss    am 
besten  berichtet. 

*  Also  schon  gans  das  Verfahren,  das  unter  den  'Abbtsiden  bei  grossen 
StaatsverrSthem  Öfter  vi>rkani  (vgl.  s.  B.  meine  ,OrientaI.  Skizzen'  S.  214). 
Dieser  SibQr  hatte  »ich  vielleicht  mit  den  Kesten  von  seines  Vater» 
Heer  dem  Bistflm  angeschloosen.  Die  Namen  Sfibfir  und  BahrAm 
finden  wir  in  dieser  Zeit  in  der  Familie  Mihrlkn  auch  sonst;  s.  Tab.- 
Uebers.  139.  Ein  anderer  Sohn  des  EmpOr«rs  spielt  wieder  eine  Rolle 
im  Kampfe  mit  den  Muslimen  Tab.  1,  2062,  10,  und  so  auch  dessen  Sohn, 
Sijtwachs  ,KOnig  von  Rai'  tbn  Athir  3,  18.  Ebenso  haben  im  Jahre  634 
«rieder  zwei  Sohne  Uistftni's,  Biudöi  und  Ttröi,  ein  Commando  Tab.  1, 
8169.  Also  galt  noch  bei  den  >Sfistniden  wenigiitens  theilweise,  was 
Herodot  3,  15  von  den  Aohämeniden  orsXhlt.  Das  orklürt  sich  bei  ihnen 
aber  wohl  haupts&chlich  aus  der  Macht  der  grossen  Adelshiuser, 

*  Bei  Barh.  bist.  evcl.  8,  106  geht  liü'jabh  dahin,  um  den  Na'mln  vom 
Monophyaitismns  zum  Nestorianisinas  <u  bekehren,  aber  das  gelingt  ihm 
nicht  Dies  ist  eine  tendeniiOse  Erfindung,  wie  ich  schon  Tab.-Uebers. 
347  vermuthcte.  Die  Ehre,  welche  Hiud  der  Leiche  enveist,  zeigt,  das« 
da«  Königshaus  sich  mit  ihm  im  Glauben  eins  {lililte. 

*  Dies  KJoster  war  noch  lange  nachher  berQbmt.  Es  ist,  wie  Ouidi  be- 
merkt, .das  KloMtur  der  JUngereu  Hind'  ^,  p  tj>>  ,>Jjk  fi>,  ■■  JAqüt  g.  v. 
Die  arabischen  Nachrichtcii  i^lbn  al  -  Kaltii)  und  Barh.  1.  c.   nennen  diese 


*0 


IX.  AUisdlgniT!    R«ld*t«. 


lang  ohne  Leiter  geblieben  war,  versammelte  sich  auf  Befehl 
des  Königs  die  Hynode,  um  sich  ein  Oberhaupt  zu  wfthlen.  Der 
König  Hess  ihnen  sagen:  ,holt  den  Sabhriftö'  von  Lääum  und 
setzt  euch  den'  zum  Haupt  ein.'  So  holten  sie  ihn  rasch  und 
machten  ihn  zu  ihrem  Haapt.*  Und  er  ward  sein  Leben  lang 
vom  König  und  seinen  beiden  christlichen  Weibern,  der  Ara- 
mtterinn  Slrtn  und  der  Römerinn  Maria,*  hoch  geehrt. 

In  Nisibis  war  aber  der  Jletropolit  Gregor  von  KaSkar.* 
Den  vielen  Zank  und  Streit,  den  der  Satan  zwischen  diesen 
beiden  seligen  Männern  (Gregor  und  Sabhriäö')  erregte,    kann 


Hiod  Mu'min's  Tochter;    mit  unserer  Schrift  Btimmt  der  sptte  Neato- 
rianer  'Amr  Uberein  (Ass.  3,  1,  109).    Wir  dUrfen  ihnen  wohl  mehr  Ge- 
wicht beimessen. 
'  Lies  -tginVlini. 

*  Sabhrtiö  war  ihm  ja  erschienen  (oben  S.  7).  Wir  sehen  aus  dieser  und 
anderen  ErKÜhlungen,  wie  abhSn^g  die  Kirche  vom  KOni(^,  aber  auch 
welch  wichtiger  Factor  sie  ftlr  den  persischen  Staat  war.  —  Nach  Elias 
Ton  Nisibis  (respective  dessen  Quelle;  s.  die  Anm.  zu  Barh.  1.  c.)  starb 
iid'jabh  694/6  und  ward  sein  Nachfolg^er  eingesetzt  den  19.  April  596, 
dun  stimmt  genau  die  Angabe  Donnerstag  vor  Ostern  (im  6.  Jahre  des 
Chosrau)  Aas.  3,  1,  446,  wahrend  der  Bericht  eb.  444  den  Ostertag  selbst 
(82.  April)  nennt.  Unmittelbar  darauf  (im  Mai)  ward  eine  Synode  ab- 
gelialteu  ZDMG  43,  390.  —  Die  Sedisvacanz  mag  also  ein  Jahr  gewährt 
haben.  Der  Eifer  Ohosrau's  fUr  die  Wahl  SabhrUö's  war  somit  doch 
nicht  allzu  beiss.  —  Der  Mann,  den  man  schon  so  früh  in  einer  wunder- 
baren Erscheinung  auftreten  Hess,  ward  später  zum  grossen  Wuuder- 
tbäter;  s.  Ass.  3,  1,  443  7.  und  die  Mittheilung  Guidi's  ZDMG.  40,  669 C 

*  ,Hier  sind  die  beiden  christlichen  Frauen  Sirin  und  Maria  deutlich  anter- 
•chieden  und  benannt'  (Guidi).  Insofern  war  also  Gutachmid's  Bedenken 
gerechtfertigt,  dass  Maria  nicht,  wie  die  Araber  angeben,  eine  Tochter 
des  Kaisera  war  (ZDMG.  34,  283),  denn  das  liHtte  dieser  alte  Bericht 
gewiss  nicht  verschwiegen.  Sirin's  Nationalität  als  einer  ,Aram&erinn' 
wird  unten  noch  genauer  bestimmt:  ein  Mann  aus  Porttb  (in  der  Gegend 
des  spfiteren  Bafra)  galt  als  ihr  besonderer  Landsmann.  Merkwtlrdig 
immerhin,  da  das  Land  Bilh  Arämdji,  dessen  GontUicinm  wir  hier 
haben,  sonst  nicht  einmal  das  Land  Kaikar  mit  nmfasst,  das  weiter 
nnnllich  liegt  (M&ri  78.  bO).  sondern  der  Provinz  Kiifa,  der  nördlichen 
Hälfte  des  'Iriq,  ent8i>richt.  Nach  dem  Armenier  Sebäos  war  Sirin  ans 
dem  benachbarten  Chüaist&n  (Susiana),  s.  Tab.-Uebers.  283;  unsere  Schrift 
weiss  hierüber  gewiss  genauer  Bescheid. 

*  Katkar  ist  das  Gebiet  der  spHteren  Stadt  Wtait  iwischen  Baghd&d  und 
Bafra. 


Die  TOD  Onidi  hnwisgegtben«  iTiuck«  Cbronik. 


tl 


die  Zunge  nicht  erzählen.  Clregor's  Vorgänger'  in  Nisibis  war 
aber  kurze  Zeit  Gabriel,  Sohn  Ilufin's  gewesen.'  Da  sich  dieser 
stark  mit  dem  Lauf  der  Gestirne  und  der  Zodiacalzeichen  ab- 
gab,' hatte  man  ihn  verjagt  und  den  Gregor,  Bischof  von  KaSkar, 
mit  Gewalt  hergeholt.  In  Nisibis  aber,  d.  i.  Antiochia  Myg- 
doniae,*  das  wegen  der  Gärten  und  Parks  darin  so  zubenannt 
wird,^  sammelten  sich,  weil  es  an  der  persisch-römischen  Grenze 
lag,  thörichte,  unruhige  und  streitsüchtige  Menschen  von  tiberall 
her,  besonders  wegen  der  dortigen  berühmten  Schule.  Schrift- 
ausleger  war  aber  Pnänä  von  }.idhaijabli. ''  Als  derselbe  in  seinen 
Lehrvortragen  allerlei  gegen  den  ökumenischen  Schriftausleger^ 
einwandte,  ertrug  das  dieser  Eiferer  Gregor  nicht.  Auch  wollte 
er  die  Cleriker,  deren  Wandel  verderbt  war  wie  auch  der  der  ii 
andern  Gläubigen,  bessern;  sie  fügten  sich  ihm  jedoch  nicht. 
Und  einen  Diakon  mit  dem  Beinamen  , Fuchssohn'  fand  man 
gar,  wie  er  im  Walde  ausserhalb  der  Stadt  einen  weissen  Hahn 
opferte;  diesen  rief  er  zu  sich  und  .  .  .*  Auch  Überführte  er 
einige  Mönche,  die  mit  Werken  .  .  .^  und  rings  um  das  Öigät^ 
Gebirge'"   wohnten  und  Messallianer "  waren,  und  vertrieb  sie 

*  NacU  T7^  (10,  10)  ergänze  JOfO  oder  ?  ^oioio,^.  Der  vorhergebende 
Satz  ist  ein  Anakrilcitb. 

'     '  Also  nicht  AhSdhahhiih,  wie  Hoffmann  n.  1048  verrouthet. 

*  D.  h.  nacli   heidnischer  Weise  Astrologie  trieb. 

*  Polyb.  5,  Bl;  Strabo  747;  Steph.  Bjz.  s.  v.  'Aytiöxeia. 

*  Die  Erklärung  geht  auf  Mygdonia,  das  zu  Ir^  ^ruchf  (PI.  \r^- 
und  Pönc''.  wie  Pi^l  n.  a.  m.)  gestellt  wird.  8.  BB  s.  t.  ^1  (Duval's 
Au.<igabe'  163). 

*  Vgl.  Ober  diesen  Mann,  seine  Ketzereien  und  die  Streitigkeiten  mit  ihm  Ass. 
8,  1,  81  ff.;  Hoffmann  102.  104.  110  f  Die  Aussprache  Hn&na  (arab.  UU».) 
scheint  mir  »iemlich  sicher.  '  ^«|««  ^  Adiaf,em  wird  von  BB  aus- 
drücklich vorgeschrieben.  Es  ist  bekanntlich  eine  Landschaft  Assyriens, 
zwischen  den  beiden  Z&b. 

*  Den  für  die  Nestorianer  kanonischen  Theodoros  von  Mopsnhestia. 

'  Offene  Lücke  von  zwei  oder  drei  Worten.  Dass  wir  so  nicht  direct  ei^ 
fahren,  wie  Gregor  den  SHuder  unschädlich  gemacht  hat,  ist  kein  grosser 
Verlust;  gern  wflgsten  wir  aber  mehr  über  den  heidnischen  Glauben  nnd 
Branch,  der  hier  noch  so  spät  in  einer  altchristlichen  Gegend  auftritt. 

*  Wieder  eine  solche  Lücke. 

"  Die  Berge  von  Singär,  das  Jeziden-Gebirge,  nahe  bei  Nisibis. 

"  iBeter*.  Eine  oft  genannte  Secte.  In  jener  Zeit  und  Gegend  hat  sie  auch 
Aaa.  3,  1,  91'  Mitte;  Hoffmann  104.  Die  oben  erwähnte  Synode  vom 
Jahre  696  fasste  scharfe  Beschlüsse  gegen  sie  (ZDMG.  48,  890  ff.), 


n.  Akk«a«liiii(:    NAldak*. 

nach  allen  Richtungen.  Von  da  an  führten  die  Nisibener  and 
die  Urawohiior  ültt;i'  ilm  starke  Klage.  Der  König  lies»  ihn 
deshalb  holen  und  befahl  ihm,  sich  im  Kloster  des  8ähdÖ6t ' 
niederzulassen.  [Da  sprach  er  gegen  die  Bewohner  einen  Fluch 
aus,]*  indem  er  sich  an  den  Thoren  Zoba's*  den  Staub  von 
den  Ftissen  schüttelte;*  dann  ging  er  fort.  Mär  Sabhrito' 
wollte  den  Gregor  absetzen,  doch  gingen  die  Bischöfe  nicht 
darauf  ein.  Da  Ijefahl  ihm  der  König,  in  seine  Heimat  zu 
gehn.^  Er  that  das  und  errichtete  sich  ein  Kloster  im  Lande 
Ka&kar  an  einer  Stelle,  die  Bazzä  dnahr&wäthä*'  heisst,  und 
führte  Viele  zur  öottesfurubt.  Man  sagt  aber,'  dass  dem  Mär 
Sabhrlso'  nach  der  Abdankung  Gregors  die  iiim  vorher  ver- 
liehene Kraft,  Wunder  zu  thun,  nicht  mehr  geblieben  sei.* 

Darauf  empörte  sich  Nisibis  wider  Chosrau.  Als  der 
König  das  hörte,  schickte  er  Nachwergän,'  einen  Grosswürden- 
träger des  Reichs,  mit  grossem  Heere  und  Elephanten '"  und  auch 
den  Mär  Sabhriäo'  mit  ihm.  Die  Bewohner  der  Stadt  schlössen 
vor  ihm  die  Thore,  doch  auf  die  Zureden  des  Kathoiikos  und 
12  weil  Nachwergän  schwur,  ihnen  nicht«  böses  zur  Vergeltung 
zuzufügen,  öffiieten  sie  sie  ihm;  aber  als  er  eingezogen  war, 
brach  er  seine  Verheissung,  ergriflF  die  Angesehensten  von 
ihnen,  folterte  sie,  plünderte  ihre  Httuser,  vernichtete  all  ihre 
Habe   und   brachte   sie    zuletzt    auf  alle   mögüche    Weise    um. 


^  Lag«  allbekannt.  Wahnicbeinlich  nach  dem  342  hingerichteten  Mlrtyrer, 
Biachof  von  Seleakia  und  Ktesipbon,  benannt. 

*  Etwas  derartigfe!«  rnnss  hier  gestanden  haben;  s.  nntcn  8.   13. 

*  Die   Syrer  identificiereu   gemeiulivb    Nisibis    mit    dem   Zoba   des  A.  T.; 
freilich  ganz   verkehrt. 

«  Luc.  9,  5  (Marc.  6,  11). 

'  Der   Patriarch   macht   seinen   EinfluM    anf   den   Herrscher  in   wenig   er- 
freulicher Weise  geltend. 

*  Baszd  (betxat)  ist    wahrscheinlich    eine    richtige    Dialektform   fUr  bat'ä; 
8.  BB  377;  talm.  Kra.     Also  ,8palte  der  FlOsse'. 

*  Qir  steht   hier  und  an   anderen  Stellen  dieser  Schrift  als  blosse  Ueber- 
gangspartikel,  schon  ganz  wie  bei  weit  späteren  Nestorianem. 

*  Dieser  Bericht  und  die  bei  Ass.  3.  1,  441;    Unffmano  115  ergänzen  nnd 
erlSutem  einander. 

'  Ueber  diesen  Namen  s.   Tab.-L'ebers.  153;   Uoffmann    cn    Qardagh   (ed. 

Feige)  S.  10.     Vielleicht  ist  hier,  Tab.-Uebera.  353  Anm.  S,  eb.  347  nnd 

483  immur  derselbe  Mann  gemeint 
"  Duck  wühl  ILlso  fttr  "«?  zu  lesen  (II,  3  v.  u.). 


Dio  von  Onidi  beraiugegeh«oc  sjnüelit  Ohronik. 


SS 


So  erfllllte  sich  an  ihnen  Gregor's  Fluch,  und  aucli  Mär  Sabhrifi^' 
sah  das  ein.' 

In  jener  Zeit  lebte  der  Drusthadh  Gabriel  aus  Sigar,*  der 
Archiater,  der  beim  König  deshalb  beliebt  war,  weil  .Sirin, 
nachdem  er  sie  am  Arm  zur  Ader  gelassen,  einen  Sohn  bekommen 
hatte,  den  sie  Merdan^äh  nannte,  wahrend  sie  früher  keine 
Sühne  geboren  hatte.'  Obgleich  Gabriel  frUher  ein  Häretiker 
gewesen  war,  wollte  er  sich  doch  zur  Partei  der  Kechtglilubigen 
zählen  lassen.*  Allein  weil  er  seine  rechtmässige  Frau,  die  eine 
Bekennerinn*  aus  hohem  Geschlecht  war,  foi'tgeschiekt  und  zwei 
heidnisehp-  Weiber  genommen  hatte,  mit  denen  er  in  heidnischer 
Weise  verkehrte,^  und  dann  den  Zureden  des  Katholikos,  die 
Heidinnen  fortzuschicken  und  eine  rechtmässige  Frau  zu  nehmen, 
nicht  folgte,  so  trat  er  wieder  auf  die  Seite  der  ilftretiker  und 
fügte  unsrer  Partei  viel  böses  zu. 

Wie  man  erzählt,  war  der  Araberkönig  Nu'män  von 
Chosrau,  als  er  vor  Warahrän  nach  dem  Lande  der  Römer 
floh,  aufgefordert  worden,  ihn  zu  begleiten,  war  aber  nicht 
darauf  eingegangen.    Auch  hatte  er  des  Königs  Bitte,  ihm  ein 


'  Von  dieser  EmpHning  der  Niiibener  scheint  keine  andere  Quelle  zu 
sprechen.  Zu  beachten  ixt,  dass  der  Katholikos  nachher  bei  den  Nisi- 
benern  in  gutem  Augedouken  stand,  s.  unten  8.  18. 

*  ,Go»undherr'  (vgl.  holläud.  t/tnefiheer  ,Aret');  s.  HoflTmann  n.  971. 
Der  Titel  wird  j^iiJMI  geschrieben  in  der  Vita  des  Märüthä  (cod.  UriL 
Mos.  Ädd.  14645,  fol.  198  ff.),  die  ich  frtther  einmal  in  der  Abschrift  von 
Professor  Kleyn  habe  benutzen  knnnen.  Eigentlich  ist  dieser  Titel  wohl 
eine  Uebenietznng  von  c!f]((aTpo(,  das  hier  als  den  Syrern  bekannter  Aus- 
druck noch  daneben  steht.  —  Ueber  diesen  Gabriel,  den  Patron  der 
Monophysiteu,  s.  Tab.-Uebers.  368,  Ouffuiann  116  ff.  Die  Vita  des  M&- 
rüthft  gibt  noch  einiges  weitere  Über  ihn. 

*  Mach  der  Urkunde  Theophylakt  5,  14  =  Euagrios  6,  21,  7ff.  schrieb  Chosrau 
die  Empfiingniss  des  ernten  Sohnes  der  filrtu  den  Segnungen  des  heil. 
Sergios  zu.  Vielleicht  lassen  sich  beide  Auffassungen  vereinigen.  Natürlich 
hat  aber  das  Schreiben  des  KQnigs  höhere  Autorität,  als  was  man  sich 
im  Volke  über  diese  Dinge  erzXlilte,  die  hinter  den  unzugSnglichen  Pforten 
der  KflnigsschlOsser  geschahen. 

*  HSretiker  sind  hier  die  Monophysiten,  Rechtgläubige  die  Nestorianer. 

'  D.  h.,  wie  Hoffnianu  erkannt  hat  (n.  882.  807),  eine  Convertitinn.  Ver- 
muthlich  wurden  diu  Neubekehrten  als  ,Confeasoren'  bezeichnet,  weil  sie 
wegen  des  Uebertrittee  immer  viel  zu  leiden  hatten,  namentlich  wenn 
sie  aus  vornehmer  Familie  waren. 

*  Das  kann  wahr  sein,  braucht  es  aber  nicht. 


14 


n    AhhulliBg:    NSIdtk«. 


sehr  werthvolles  Ross  zu  schenken,  abgeschlagen.  Ferner  hatte 
er  dem  Chosrau  seine  sehr  schöne  Tochter,  die  er  von  ihm 
verlangte,  verweigert,  ihm  vielmehr  sagen  lassen,  einem  Manne, 
der  sich  in  viehischer  Weise  verniKhle,  gebe  er  seine  Tochter 
nicht.  Das  alles  nahm  Chosrau  zusammen  und  bewahrte  ea  in 
13  seinem  Sinne.  Als  er  aber  von  den  Kriegen '  etwas  Ruhe 
hatte,  wollte  er  sich  wie  an  seinen  anderen  Feinden,  so  auch 
an  Nu'män  rftehen.  Er  lud  diesen  also  eines  Tagos  zum  Mahle 
ein,  setzte  ihm  aber  statt  des  Brotes  Bissen  aus  Gras*  vor. 
Hierüber  ward  Nu' man  sehr  äi-gerlich  und  schickte  zu  seinen 
Stammesgenossen,  den  Ma'additen;'  darauf  durchzogen  diese 
dem  Chosrau  viele  LHnder,  Mensclien  raubend  und  verwüstend, 
und  kamen  bis  nach  'Arabh.*  Als  Chosrau  das  hörte,  wurde 
er  aufgeregt  und  suchte  auf  verschiedene  Weise  den  Nu'män 
zu  sich  zu  locken,  aber  er  ging  nicht  darauf  ein.  Jedoch 
einer  von  Nu'män's  Dolmetschern  Namens  Mane  von  der 
Insel  Dertn  ^  verabredete  mit  Cliosrau  heimlich  einen  Anschlag. 
Er  sprach  zu  Nu'män,  der  König  hebe  ihn  sehr,  und  schwur 
ihm  auf  das  Evangelium,  dieser  werde  ihm  kein  Leid  anthun. 
Auch  redete   ihm  seine  Frau  Mäwijah''  also  zu:   ,es  ziemt  dir 


'  Gegen  BahrSm  und  BiEt&m. 

*  Eine  glänzende  Verbesserung  von  Hoffinann:  lU^  ^^  (13,  4).  Weil  er 
dem  KOnig  viehisches  Wesen  vorgeworfen,  bekommt  er  selbst  Viehfutter. 

'  Hier  =  Beduinen.  Die  Ba.nQ  Saib&n,  die  an  dieser  Stelle  in  Betracht 
kommen,  sind  allerdings  Ma'additeu  im  eigentlichen  Sinne,  aber  Nn'mLn 
selbst  gehört,  wenigstens  nach  der  üblichen  Ansieht,  nicht  tu  den  Kindern 
Ma'add's. 

*  Dos  von  Arabern  bewohnte  mesopotamiaohe  Wflstengcbiet,  namentlich  so 
weit  es  zum  römischen  Reich  gehSrt.  So  schon  in  dorn  sehr  alten  Dialog 
de  fato;  s.  Cnreton's  Spicdl.  syr.  19,  6,  wo  die  Eroberungen  des  Septimius 
Sevems  im  Jahre  196  gemeint  sind.  Uebor  dos  Land  'f)^^  knnnt«  ich 
noch  allerlei  geben.  Der  pemische  Thcil  des  mosopotamischen  Araber- 
landes heiast  meistens  Bilh  'ArAI>häiji. 

*  Arabisch  Dfcrtn,  eine  der  Bahrain-Inseln,  wahrscheinlich,  wie  schon  Jftqttij 
i,  b'Al  annimmt,  die  grOsste  derselben,  'Owil.   Im  6.  und  7.  Jahrhuude 
Öfter  als  Aufenthalt  von  Christen   und  als  Bischofsits  genannt  Ass.  3,  1, 
136.   l&l*;  ZDMO.  43,  406f.  (409r). 

*  Ich  erinnere  mich  nicht,   unter   den  Frauen  Nu'mün's  eine  Mftwtjah  g»-J 
fanden  au  haben.     Der  Name  ist  Obrigens   nicht  selten.     Beachte, 
der  Syrer  das  auslautende  t  (ü)  als  wirklichen  Hauch  hOrte,  dann  aon 
bitte  er  nicht  <»  geschrieben;   von  einer  blossen  Tranascripüon  der  am- 


DIfl  TOD  Goidt  h«nio>pegeb«D«  qrriifihe  CbroDlIt. 


15 


mehr,  mit  dem  Königsnamen  zu  sterben,  als  vertrieben  und 
des  Königsnamens  entblösst  zu  sein.'  Als  er  nun  in  die  Residenz 
kam,  tödtete  ihn  der  König  zwar  niclit,  sondern  gebot  ihm 
nur,  dort  zu  bleiben;  allein,  wie  man  sagt,  brachte  er  später 
diesen  trefflichen  Bekenner'  durch  Gut  um.* 

Darauf  empörte  sich  gegen  den  römischen  Kaiser  Mau- 
rikios  ein  Mann  Namens  Phokas  und  tödtete  ihn,  seine  Söhne 
und  seine  Frau;  nur  einer  von  seinen  Sühnen  Namens  Theodosios 


bischen  Schreibung  wie  bei  SpSteren  kann  hier  nicht  die  Bede  »ein. 
Ebenso  im  Anfang  des  G.  Jnbrhundorts  « *^Vn  =^  isX]  Otiidi,  La  lettera 
di  Simeone  .  .  .  di  Bi-th-Arii&m  (R.  Acad.  dei  Lini-ei  anno  278,  Roma 
1881.  S.  8  des  Textes).     In  Hlterer  Zeit  erscheint  p  6  fDr  i. 

'  =  Conrertiten;  s.  oben  8.  IS,  Anm.  6. 

*  So  sehr  dieser  Bericht  im  Einzelnen  von  dem  arabischen  (Tab.-Uebers, 
3tl  ff.)  abweicht,  so  haben  sie  doch  wichtige  Züge  gemein.  So,  das« 
Nn'män  sich  weigert,  einen  weiblichen  Angehörigen  für  das  königliche 
Serail  herzugeben.  Femer,  dass  er  durch  die  Li.«t  eines  Beamten  ara- 
bischer Herkunft,  der  den  Verkehr  zwischen  dem  Hof  und  dem  Araber- 
fOrsten  zu  vermitteln  hat,  ins  Unglück  gerSth.  Die  arabische  Darstellung 
ist  poetisch  abgerundeter,  indem  sie  Nu'mftn  durch  den  Sohn  des  'Ad! 
mit  List  ins  Unglück  stürzen  lässt,  der  durch  seine  Schuld  umgebracht 
worden  war.  Unser  Syrer  ist  hier  aber  gewiss  zuverlSssiger,  auch  darin, 
dass  er  nach  ihm  erst  znletzt  durch  jenen  Mann  in  die  Gefangenschaft 
gelockt  wird.  Dajfs  Nu'm&n  sich  freiwillig  t>tellt,  haben  beide  ErzShlungen, 
und  wie  man  das  im  Volk  auffassta,  zeigt  die  Aehnlichkeit  der  Worte, 
die  hier  seiner  Fran,  mit  denen,  welche  dort  dem  H&ni'  b.  Qabifa  in 
den  Mund  gelegt  werden:  ,alles  kann  der  Mann  mit  Anstand  ertragen, 
nur  nicht,  nachdem  er  KOnig  gewesen,  Unterthau  zu  werden.  Der  Tod 
trifft  doch  jedermann;  in  Ehren  zn  sterben  ist  dir  besser,  als  Demilthigung 
herunterzuschlucken  oder  Unterthau  zu  sein,  nachdem  du  KOnig  ge- 
wesen bist  u.  s.  w.'  (Agb.  2,  31).  Ob  Chosrau  von  Nn'män  wirklich  ver- 
langt hat,  ihn  auf  der  Flacht  zu  den  EOmem  zu  begleiten,  ist  zweifel- 
haft; er  war  damals  wohl  nicht  in  seiner  NiUie.  Die  Verwüstungen  durch 
die  Bedotnen  können  kaum  stattgefunden  haben,  bevor  er  sein  KOnig- 
tham  aufgegeben  hatte.  Dass  er  l&nger  gefangen  gehalten  nnd  nicht 
hingerichtet  ist,  wie  die  natürliche  Auffassung  der  Worte  des  zeitge- 
nOasiscben  Dichters  A'H  (Tab.-Uebers.  331)  ergibt,  bestätigt  unser  Bericht 
Nach  dem  Vers  Sih&h  s.  v.  ^>_u>;  Ibn  Qotaiba,  Ma'&rif  319  (wo  er, 
gewiss  mit  Unrecht,  dem  A'i&  zugeschrieben  wird),  ward  er  allerding* 
von  Elephanten  zerstampft  —  Nach  der  Anordnung  der  Chronik  darf 
man  wohl  annehmen,  daas  der  Sturz  Na'mtns  zwischen  die  Bezwingung 
Bistim'*  nnd  den  Beginn  des  KOmerkriegs  (Sllt;  das  stimmt  su  Elia« 
von  Niaibis,  der  das  Ereigniss  auf  601  ansetzt  (Tab.-Ueben.  8 


1« 


IX.  AbbudloDd:  K«ld«k«. 


entfloh  and  kam  zu  Chosrau.'  Der  König  nahm  ihn  mit  grossen 
Ehren  auf  und  gebot  dem  Kathohkos,  dass  er  ihn  in  die  Kirche 
ftihre,  und  dass  nach  römischer  Sitte  die  Kaiserkrone  auf  den 
Altar  gelegt  und  ihm  sodann  aufs  Haupt  gesetzt  werde. 
Chosrau  gab  ihm  darauf  ein  Heer,  und  er  zog  gegen  die 
Römer.  Phokas  schickte  ebenfalls  viele  Truppen,  und  sie 
14  lagerten  sich  vor  Beth  Wafii' jenseits  der  Stadt  Därä,'  kämpften 
mit  Theodosios  und  schlugen  seine  Truppen.  Als  dieser  daher 
dem  Chosrau  meldete,  er  könne  den  I^öraem  nicht  wider- 
stehn,  brach  der  König  selbst  im  Winter  von  Mäböze  mit 
vielen  Truppen  auf  und  überzog  das  römische  Gebiet;  der 
Katholikos  war  bei  ilim.  Die  Truppen  des  Phokas  zogen 
ihnen  entgegen,  und  die  Hcerschaaren  wurden  handgemein. 
Zahlreiche  Leute  fielen  auf  beiden  Seiten.  Dem  Chosrau  selbst 
warf  man  einen  Strick  über,  aber  einer  seiner  Helden*  Namens 
Mu§kän  schnitt  diesen  durch.  Am  folgenden  Tage  war  eine 
fiirmliche  Schlacht,  in  der  die  Römer  von  den  Persern  ge- 
sehlagen wurden.  Der  König  griff  darauf  Därä  an  und  erbaute 
Belagerungswälle,  llan  führte  Minengänge  unter  die  Mauer, 
steckte  Feuer  an  und  verursachte  durch  verschiedene  Mittel 
Risse  in  ihr.  (Durch  diese  drang  man  ein.)  Dann  vergoss 
man  dort  Blut  wie  Wasser.    Aber  der  Bischof  von  Därä  öffnete 


'  Dius  der  Prinz  echt  war,  (teht  trotz  der  verschiedenen,  namentlich  orien- 
talisclien,  Zeugnisse  (Tab.-Uebers.  290)  dtirrhans  nicht  fest  g'eg«nUber 
der  bestimmten  Äossa^  des  sachkundigen  Tlieophylakt  8,  13,  4 — 6. 

*  Die  Vermntlinng  Onidi's,  dass  BiftkJ  Waü  —  Bebaue  Ammian  18,  7,  9. 
18,  10,  1  sei,  ist  sehr  wahrscheinlich.  Nach  den  Angaben  Ammian's  hat 
man  Bebaso  etwas  westlich  von  Dft.rä  zu  suchen,  und  da  liegt,  woraof 
mich  Iloffmanu  hinweist,  noch  jetzt  Tel  Bei,  un^renUir  40  Kilometer  von 
Dirft,  gegen  30  Kilometer  sUdlich  von  MardSn;  s.  Kiepert's  Karte  des 
westlichen  T6r  zu  Dachau'«  Abhandlung  ,Uebor  die  Lage  von  Ti^nno- 
kerta'  (Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  dc<r  Wissenschafleu  8.  No- 
vember 1880)  und  die  zu  Sacban's  Reise;  vgl.  ob.  8.  437.  —  Nach- 
trR^lich  erinnert  mich  Hoffmann  noch  daran,  dass  der  Ort,  genau  wie 
hier  geschrieben,  bei  Joh.  Eph.  404  ult.  und  als  x6  Btßa;  Tbeophylakt 
1,  15,  15  vorkommt.  —  Wie  die  Kämpfe  hier  ganz  nn  der  Ostgrcuie 
mit  der  EmpHning  des  Narses  in  Edessa  in  Einklang  zu  bringen  sind, 
ist  mir  unklar.     Violleicht  liegen  sie  doch  hintor  dieser. 

*  ,Jensoits'  vom  Standpnnct  im  Innern  des  persischen  Reiches. 

*  Jedenfalls  Bezeichnung  einer  Oardeabtheilung;  s.  unten  8.  32.  Die  Aua- 
■prache  Miiikdn  ist  nicht  sicher. 


Die  TOD  Oaidi  harmuBjegehene  «jriiohfl  Cbrontk. 


17 


sich  mit  einem  eisernen  Werkzeug  die  Ader,  so  ,die  allgemeine' ' 
des  Körpers  heisst,  warf  sich  auf  sein  Lager  und  starb  durch 
den  Blutverlust;  denn  er  ftlrchtete  sich  vor  dem  König,  der 
geschworen  hatte,  er  wolle  ihn  auf  vierzig  Arten  umbringen. 
Von  der  Zeit  an  hatte  Chosrau  die  Oberhand  im  römischen 
Gebiet.  Därä  ward  aber  im  14.  Jahr  Chosrau's  eingenommen." 
Während  nun  der  König  Därä  belagerte,  begab  sich  ein 
Radh"  zu  den  Kirchen  von  öiärzür''  und  riss  sie  nieder.  Als 
die  Gläubigen  mit  ihrem  Bischof  Nathanael  das  sahen,  ertrugen 
sie  es  nicht,  sondern  erhoben  sich  gegen  den  Kadh  und  trieben  15 
ihn  fort.  Er  kam  darauf  nach  Nisibis  zu  Chosrau  und  regte 
ihn  mit  den  Worten  auf:  ,da  kämpfst  fUr  die  Christen^,  und 
ich  bin  von  den  Christen  vertrieben!'  Da  Hess  der  König 
den  Nathanael,  Bischof  von  Siärzür,  ohne  weitere  Untersuchung 


'  KaSoXix;^.  Weder  habe  ich  noch  mein  College,  der  Auatom  Schwalbe, 
sonst  irgendwo  diese  Bezeichnung  für  eine  Ader  finden  kOnnen.  Gemeint 
ist  mber  wohl  die  Pulsader. 

*  Nach  Land,  Auecd.  sjt.  1,  Ifi,  war  die  Einnalirae  von  D&r&  916  Sei.  Ind. 
Vn  =  608/4.  Das  U.  Jahr  Chosrau'»  ISuft  vom  '24.  Juni  603  bis 
22.  Juni  604.  Da  er  nach  unserm  Syrer  im  Winter  aufgebrochen  ist, 
ao  hat  man  die  Einnalime  der  Stadt  in  den  Frühling  604  zu  setzen. 
Thomas  von  Margi  (Ass.  3,  1,  441)  und  Salomou  von  Ba^ra  (Liber  Apis 
139),  die  dies  Greigniss  in  das  15.  Jahr  Chosrau's  verlegen  (s.  8.  18  Anm.  1), 
kOnuea  gegenüber  diesen  alten  Zeugen  nicht  in  Butracht  kommen.  In 
der  Quelle  des  Tbeophanes  war  das  Jahr  6098  =  606/6  gewiss  eigentlich 
nur  fttr  den  Abschluss  der  Eroberung  Mesopotamiens  gemeint,  die  mit 
der  Einnahme  D&r&'s  begann. 

*  Der  Radh  stobt  an  der  Spitze  eines  Bezirks;  s.  Tab.-Uebers.  447 f.  Ich 
konnte  jetzt,  uamontlich  aus  dem  2.  Bande  von  Bedjan's  Märtyreracten, 
noch  viele  Belege  geben.  An  der  Stelle  Moesinger  2,  68,  16  hat  die 
Uaudschrift,  wie  ich  von  Guidi  erfahre,  wirklich  rcuUi;  so  auch  die  ent- 
sprechende Stelle  bei  Bedjau  3,  619,  10. 

*  Su  schreiben  alle  alten  syrischen  Texte,  s.  ZDMG.  43,  403  ff;  Huffmnnn  43; 
Ass.  3,  1,  143.  467  (Thomas  von  Marg&  in  einer  Vita  dos  7.  Jahrhunderts). 
Entsprechend  tö  luipaoüpuv  Chrou.  Pasch,  (Bonn)  730.  732;  töv  luisoupov 
Thcopbanes  (Bnun)  4119  (de  Boor  326);  in  den  Quellen  stand  sicher  an 
beiden  Stellen  tb  Sutpfoiptuv.  Die  Araber  aber  schreiben  j«;  Jf-«»  ""^ 
so  die  späteren  Syrer  wl?«-*'  oder  ^ol^oiA  (jenes  schon  bui  Thomas 
von  Margft  Am.  3,  1,477  a;  dieses  Öfter  bei  Barh.).  Die  sachliche  Identitilt 
steht  fest,  aber  lautlich  kann  tidr  (oder War  7)  nicht  ^=  ioAr  sein.  Wahrschein- 
lich ist  fiahrxOr  eigentlich  Name  des  Bezirks,  Siärwür  des  Ortes;  die  Bo- 
dentnng  von  Si/ir  irt  mir  aber  unbekannt. 

*  Gemeint  ist  Prinz  Thoodosios. 
8itiiiiif>b«r.  d.  |ihil.-but.  Cl.  ClXVin.  Bd.  B.  Abb. 


18 


n.  AMudlin«:    !«»M«k«. 


holen,  hielt  ihn  eechs  Jahre  eingesperrt  und  kreuzigte  ihn 
durauf.'  Denn  wenn  Chosran  gleich  um  de«  Maurikios  wiUen 
Eum  Schein  Liebe  zn  den  Christen  zeigte,  so  war  er  doch  in 
Wirklichkeit  ein  Feind  unsres  Volks. 

Mir  Sabhriäö'  aber  war  in  Nisibis  von  einer  schweren 
Krankheit  befallen.  Da  liess  der  König  an  ihn  die  Forderong 
stellen,  er  solle  den  Gabriel  vom  Banne  lOsen,  den  er  ausge- 
sprochen hatte,  aber  er  ging  nicht  darauf  ein.  Dann  machte 
der  Katholikos  sein  Testament  und  versiegelte  es;  darin  be- 
stimmte er,  ihn'  nach  seinem  Kloster  «n  bringen.  Die  Niei- 
bener  wünschten  zwar,  dass  man  die  Leiche  de^  Heiligen  in 
ihrer  Kirche  beisetze,  aber  der  König  gewährte  das  nicht,  da 
er  die  Bestimmung  des  Katholikos  erfahren  hatte.  So  setzten 
seiiie  Schaler  seinen  Leichnam  auf  ein  Kameel'  and  brachten 
ihn  in  sein  Kloster. 

Darauf  ward   durch   den    Finflns«    der    §!rin    ihr   Land 
mann  Gregor  von  Ponth*  als  KatboGkos  eingesetzt,  obgleic 


«OB  Jakr»  &W  (ZDUG.  «iL  M».  I)  ui  mm* 

4m  Jiikrtt  16  naic»  H«n«  (Staana,  KMp  4a 

Dmmb  flMltt.  vi»  airOiia  «Invibit,  ••  ia  4ar 
tt,  40C>.   Br  WH>  alM  «m  «tiw  it*Mr  g^hiq 


«.i.  April  COS 
(TgL  ZDUG. 


■te  «««  t1>MWi  (Aa.  t.  1.  4SS»t   IBI  Bm* 
«w  Maif«  {Am.  S.  1.  441)  «e  Wakl  Ongt^u 


L  S.  t«)  iw  Jakr  IC. 
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«»I  will  III 


B^   (Airiaa}; 
SO*;  «ft  bei  «ea 


I 


alle  Söhne  der  Kirche  mit  dem   König  selbst  den  Gregor  vot 
Kaikar  haben  wollten,  der  ans  Nisibis  vertrieben  worden  war.' 
Jener  zeigte  als  Oberhaupt  kein  schönes  Benehmen.     Er  lebte 
aber  nur   noch   wenige  Jahre    und    starb    dann.*    Wegen   der 
Ränke   Gabriels   und    seines   Hasses    gegen   die   Kirche'  blieb 
diese   eine  Zeit   lang  ohne  Leiter,  und  in  Folge  der  Anklagen 
n  Gregor  wurde  ihr  auch  das  Wort  abgeschnitten.'*     Man 
nun    in    der   Kirche   als   (stellvertretenden)   Leiter   Mär 
Abhä  ein,   den  Archidiaconus'  ans  Ktesiphon,   einen  sittsamen   16 
und  weisen  Mann.    So  blieb  die  Kirche  lange  ohne  OberhanpU^H 
Unterdessen    bedrohte    Gabriel    aus    Sigär   die    KechtglHuhigeii^H 
sehr  und  vertrieb  die  Unsern  aus  dem  Kloster  des  Mar  Pethion,^ 
dem  der  SSrin'*  und   noch  andern  und   setzte  darin  Anhänger 
der  häretischen  Partei  ein. 


wenigstoiu  die  danach  benannten  Dincesen,  s.  Elias  von  Nisibis  in  di 
Chronographie  (cod.  Rieh  7197  fol.  16«)  und  im  Wörterbuch  (Novaria  302 
=:  Lagarde,  Praetermissa  63,  6)  und  vergleiche  Mai,  Nova  Coli.  10,  318 
mit  Aas.  3,  1,  79*. 
'  Also  ganz  Übereinstimmend  mit  den  spStem  Angaben  bei  Ass.  3,  1,  441'*. 
450.  Borh.  h.  eccl.  S,  107  identificiert  die  beiden  Gregore;  dadurch 
moaste  sich  Hoffmann  119  f.  irre  fuhren  lassen. 

*  Dass  er  geldgierig  war,  sagt  'Ajnr  bei  Ass.  3,  1,  460**,  wie  Barh.  h.  ec^ 
2,  109.  Er  führte  das  Amt  nach  Elias  von  Nisibis  (s.  die  Anm.  zu  Bari 
h.  eccl.)  nngefXhr  drei,  nach  'Amr  L  c.  vier  Jahre. 

*  Der  Gegensatz  verschärft«  sich  noch,  als  das  monophysitische  KirchoU' 
haupt,  der  Eiferer  M&rCith&,  nach  der  Hauptstadt  kam  und  den  schreck- 
lichen Missbrauch  ab.'ichaffte,  dass  die  nestorianischen  Laien  mit  ,den 
Rechtglflnbigcn'    zugleich    das  Sacrameut    nahmen    (Vita   des   M&rOthft). 

^Gabriel   scheint  anfangs  auf  eine  Einigung  der  beiden   Parteien  bedacht 
^wesen  zu  sein  (dahin  zielen  auch  wohl  die  Worte  oben  8.  13  Z,  8). 

*  Wohl:  weil  der  angesehenste  Manu  der  Kirche,  Gregor  von  Kaikar,  bei 
KOnig  verklagt  wonlen  war  und  das  Wort  nicht  erheben  dürft«. 

*  So  'Amr  Ass.  3,  1,  93'.  460*.  Die  nördlichen  Gegenden  QberwMhl 
Bibhai  eb.  91'.  93'.  4ö0'.  472  f. 

*  Von  den  verschiedenen  Klöstern,  die  nach  dem  heil.  PethiiJn  benannt 
sind  (s.  JAqüt  2,  683.  693  [702,  2];  Ass.  3,  2,  678;  Ass.  3,  1,  512'»  u.  s.  w.), 
kann  liier  wohl  nur  das  an  der  letztgenannten  Stelle  erwähnte  in  einem 
der  Nebenorte  von  Ktesiphon  (ÄJL^JüOl  Ä<oj^\)   oder  aber  das  an  det 

I  BtStte  seines  Martyriums  (bei  Holwftn)  in  Frage  kommen. 

*  Bei  Holwftn  Ass.  3,  1,  471.    Auch  in  der  Vita  des  MärätliA  erw&hnt 

2» 


1 


rch  ^1 
rh.H 


90 


a.  Atiliiuiainiig:    Xeldak». 


In  jener  Zeit  ragte  in  der  Kirche  hervor*  Jonadab  von 
^dhaijabh,*  der  wegen  seines  vertrauten  Umgangs  mit  Gott 
und  seiner  Beliebtheit  beim  König  von  diesem  einen  Brief 
erhielt,  dass  er  über  das  ganze  Gebirge,  darin  die  von  St. 
Matthaeus,  die  Irrlehrer  von  Mosul,'  wohnen,  Gewalt  haben 
solle.  Als  ihm  jedoch  der  König  sein  Begehren  erfüllt  hatte, 
dass  er  sie  vertreiben  und  in  alle  Winde  verjagen  dürfe,  Hess 
die  Verschlagenheit  Gabriel's  das  nicht  zu.*  Als  Schriftsteller 
war  BarhadhbäabbÄ  von  IJolwän-''  berühmt.  Durch  vorzüglichen 
Lebenswandel  zeichneten  sich  aus  .Subhl.iälm&ran  von  KarchA 
dbh^th  Sioch,"  AfrahÄt  (?)  von  den  Zäbh^  und  Gabriel  von 
Nhar  G&l,*  ein  grosser  und  wundcrthätigcr  Mann. 

Darauf  veranlasste*  Gabriel  den  König  (zu  dem  Befehl), 
dass  wir  (Ncstorianer)  zu  einer  Disputation  mit  seinen  Partei- 


'  Der  Plural  oo«"  ^r***^  kommt  wahrsvheinlicli  dalior,  (Uss  dem  Verfasser 
schon  die  andern  Namen  (Sublitfülm&rau  u.  ■.  w.)  im  Sinne  lagen. 

•  Seine  Unterschrift  bei  der  Synode  von  605  ZDMQ.  43,  iOfi.  Vgl.  Aa. 
3,  1,  90«.  472«. 

'  Schade,  das«  man  nicht  weis«,  ob  der  Name  Maufä  »chon  in  der  Utertün 
Quelle  stand  oder  oh  ihn  erxt  der  wenigstens  zwei  Generationen  spSter 
schreibende  Kcdactor  eingeaotxt  bat.  Anf  alle  Fülle  ist  es  eine  der 
Utesten  Erwfihnnngon  dieser  Stadt.  —  Das  Matthaeuskloster  war  von 
Alten  her  bis  in  die  neuere  Zeit  die  feste  Burg  der  Monophysiten  inner- 
halb eines  ilberwiegeud  andersgUnbigen  Landes. 

•  Christliche  Bruderliebe! 

'  Anf  jener  Syn.>de  ZDMG.  43,  406. 

•  Der  Ort  wird  riel  erwähnt;  ninuchmal  bloss  KnrthA  oder  ,Karch&  in 
Oaramaea'.  Heute  KerlMc,  ziemlich  genau  nOrdlich  von  Bagbdid,  etwas 
nördlich  von  Tifiq  (s.  oben  S.  7,  Anni.  b).  —  Der  Mann  Ass.  3,  1,  189; 
Hoffmann  107  f.  116.  131. 

'  Ich  glaube,  man  darf  -^«"r^l  für  aJmjSj  horsteilen.  Der  Name  findet 
sich  ausser  bei  dem  bekannton  Schriftsteller  noch  bei  anderen  Bischöfen 
ZDMG.  43,  396,  15.  398,  14  =  401,  6.  Gemeint  sind  die  «Odlicben 
Z&bhHüsse  oder  CaniÜe  im  ontem  Babylouien.  Oft  als  DiOcese  genannt 
(b.  I.  B.  ZDMG.  43,  410).  Die  Araber  sprechen  nur  von  zwei  ZAb,  aber 
die  Pluralform  ^\*ji\  weist  auf  mehr,  und  bei  Mir!  69,  2  wird  ,der 
mittlere  Z&bhä'  erwähnt,  also  gab  es  wohl  drei. 

•  Die  Formen  Nhar  OAr  nnd  Xhar  OfU  wechseln  wie  in  unserer  Chronik 
so  in  den  Unterschriften  der  Synoden  ZDMG.  43,  419.  Jiqüt  meint, 
,^&.  _fj  liege  zwischen  MaisAn  nnd  .\hw&z,  also  im  Gebiete  des  untersten 
Tigris.  —  Der  Mann  auf  der  genannten  Synode  ZDMG.  43,  406. 

•  Ich  abersotze  nach  Hoffmann's  Verbessemng  ^^H  (16,  14).  Das  ?  vor 
>a^  (I.  15)  ist  wohl  au  tilgen. 


Die  TOD  Onidi  herma>g«p>boa>  qrruaha  Chronik. 


21 


genossen  kommen  sollten.  Da  nun  kein  Kathuükos  in  der 
Kirche  vorhanden  war,'  so  kamen  freiwillig  zur  Disputation 
Jonadalj,  Metropolit  von  fidhaijabli,  Subhi.iillnmrau  von  Karchä 
dhbetb  Sloeb,  Georgios  vom  Berg  Izalä,^  sowie  der  Bischof 
von  Nhar  Gul  and  Sergios  aus  Kaäkar  von  Tel  Pabfjäro,''  und 
disijutierten  am  Hofe  des  Königs.  Gabriel  und  seine  Partei- 
genossen wurden  überwunden ,  und  unsre  Keeiitgläubigen  17 
siegten.*  Der  König  machte  deshalb  dem  Gabriel  Vorwürfe 
und  hiess  ihn  diese  Belästigung  aufgeben,  aber  er  folgte  nicht 
und  stiess  bittre  Schniiiiiungen  gegen  die  Rechtgltiubigen  aus. 
Auch  klagte  er  den  Georgios  von  Izalä  beim  König  an,  dass 
er  «las  Den^  des  Magierthums  verlassen  habe,  ein  Christ  ge- 
worden sei  und  Hormizd  und  Kewän"  schmähe.  Da  Hess  der 
König  diesen  fiir  ein  Jabr'  einspeiTen,  und  dann  kreuzigte 
er    ihn    in    Bcliardaäir    mitten    auf   dem    llilckselmarkt.*     Die 


*  Der  hätte  befehlen  kOnnen,  wer  erscheinen  solle. 

'  Ueber  ihn  (gleich  mehr.  Ucber  das  Izal&-6ebirge  im  Östlichen  Mesopo- 
tamien 8.  besonders  HoS'niaDn   167  ff. 

'  Der  Ort  liegt  nahe  beim  H|iSteren  Wftgij;  arabisch  JW  FadiehAr  Jftij.  1,  604. 
2,  456,  8.   S.  de  Gueje  ZUMG.  3'.),  3. 

*  Gabriel  mag  wirklich  in  so  fem  eine  Niederlage  erlitten  haben,  als  es  ihm 
nicht  gelang,  die  Wahl  eines  zvir  Vermittlcing  geeigneten  Mannes  zum 
Eathulikos  zu  veranlHssen.  Denn  er  hatte  vom  König  Vollmacht  .sich 
eine  ihm  bciiueme  Person  auszusuchen  und  zum  Katholikos  zu  machen' 
(Hoffiiiann  104  unten;  so  ist  da  zu  übersetzen). 

*  Persisch,  =  Religion,  Glaube.  So  nicht  ganz  selten  in  den  Märtyrer- 
acten,  bald  ^?,  bald  »^1?  geacUrieben.  Letztere  Schreibweise  fUhrt 
darauf,  dass  damals  noch  eUn  gesprochen  ward,  während  schon  das  älteste 
Neupersiscb  din  hat. 

'  Hormizd,  der  hüchste  persische  Gott,  wird  hier,  gewiss  nicht  im  Sinne 
der  wirklichen  Ankläger,  in  neiner  Bedeutung  als  Herr  des  Planeten 
Jupiter  genuramen  und  so  mit  KewSn  d.  i.  Saturn  verbunden. 

'  Also  ist  bei  lloffiiinnn  n.  999  fUr  da»  von  moderner  Hand  gesetzte  t^«'*- 
, Jahre'  zu  lesen  ^***ir*  .Monate',  worauf  auch  das  männliche  l^Üo^ 
hinweist.  FUr  das  eine  Jahr  bat  die  Biographie  demnach  genauer  16 
(7  -f  18)  Monate. 

■  Behardafir  Ut  Seleukia  (Tab.-Uebers.  16  nnd  sonst).  —  Kür  1^«^?  \aa^ 
steht  Hoffmann  n.  1000  \*JO£)J.-)  >ecxx.  Hoffmauu  spricht  jetzt  l^eioi 
und  jenes  14^*7,  also  .Häckselverkäufer'.  Vielleicht  ist  so  ^_äjLjiJ\  jji 
Agh&ni  12,  176,  8  v.  u.  zu  veretehu  .nnter  den  HHckselverkJiiifcru'  d.  h. 
,auf  dem  Markt  der  Häcksolverkäufer*  (natürlich  stände  in  Prosa  der 
plur.  sanua  ^y^iCL*)!). 


SB 


IX.  Abhaadlnng:    N»ldek«. 


Gläubigen  raubten  aber  seine  Leiche  and  setzten  sie  in  der 
Kirche  des  heil.  Sergios  in  Mabhrachth4  bei.* 

Damals  war  Jezdin  von  Karchä  in  Garamaea*  in  der 
Residenz  angesehn.  Dieser  war  ein  Fürsprecher  der  Kirche 
wie  Constantin  und  Theodosios  und  erbaute  in  der  ganzen  Welt 
Kirchen  und  Klöster  als  Abbild  des  himmUschon  Jerusalem's. 
Und  wie  Joseph  in  Pharao's  Augen,  ja  noch  mehr,  so  war  er 
bei  Chosran  beliebt.  Deshalb  war  er  in  beiden  Reichen,  dem 
persischen  und  dem  römischen,  berühmt.  Man  sagt  aber,  dass 
Jezdin  dem  König  jeden  Morgen  lUOO  Goldstücke  gesandt  habe.' 

In  jener  Zeit  ragte  durch  tugendhaften  Lebenswandel 
Mär  Bäbhai  von  Izalä*  hervor,  der  als  Nachfolger  des  Rab- 
bani Mär  Abraham  von  Ka^kar"  jenes  Kloster'  in  guten 
Stand  setzte.  Viele  arbeitsame  Brüder  sind  aus  jenem  Kloster 
hervorgegangen;  ich  meine  Mär  Jakob,  der  das  Kloster 
18  B6th  'Abhe,*  Mär  EUias,  der  ein  Kloster  am  Tigris  bei 
^esnä  'Ebhnijä  erbaut  hat,"  und  Mär  Bäbhai,  den  Sohn  der  Nisi- 


'  Dm  hier  Qe^bne  «timrat  durchweg  mit  der  genauen  Lebengbeschreibnng 
Oeorg's  von  seinem  Schreiber  B&bhai  (Hoffmann  91  ff.)  Uberein.  Die 
Hinrichtung  fand  statt  am  14.  Jaunar  616.  —  Mabbrachthi,  wo  er  be- 
graben ist,  lag  dicht  bei  Mähözd,  s.  Neubauer,  Geogr.  des  Talm.  367  £. 
(Enibhin  47''.  ei*). 

*  D.  i.  das  oben  S.  20  besprochene  Karchä  dbhiüi  Söeh. 

*  S.  was  ich  Tab.-Uebeis.  383  f.  über  den  GoneralpSchter  Jezdiu  und  seine 
Familie  gesagt  Iiabe.  Das  Geld,  welches  er  dem  KOnig  abliefert,  sind 
eben  die  Steuereinnahmen. 

*  jünser  Meister*,  ein  namentlich  Aebten  gegebener  Titel. 

°  Der  schon  oben  S.  19,  Anm.  6  und  als  Biograph  Georg's  Anm.  1  Genaumte. 
S.  Ober  ihn  Ass.  3,  1,  88  ff.;  Hoffmann  173. 

*  Ueber  ihn  s.  Ass.  3,  1,  93  f.;  Hoffmann  101.  173.  Beachte,  dass  er  auch 
hier  als  Mann  aus  Kaskar  beieichnet  wird.  Vgl.  noch  Wright,  Catal.  187*. 

'  Ueber  das  von  diesem  Abraham  gegründete  Kloster  auf  dem  tzalt  a.  be- 
sonders Hoffmann  167  ff.  und  vgl.  Socin's  Karte  ZDMG.  36,  237  (etwas 
ONO  von  Nisibis). 

'  Ueber  diesen  Jakob  und  das  berühmte  Kloster  Beth  A'bhd  s.  Ass.  3,  1,  90. 
468  etc.  Die  Lage  (im  eigentlichen  Assyrien,  nicht  weit  vom  grossen 
Zib)  bestimmt  von  Hoffmann  226.     Vgl.  auch  Wrigbt,  CaUl.  187''. 

*  So  Ur^  (18,  1)  nach  Ass.  3,  1,  207o  (Thomas  von  Mai;gi)  au  leaen, 
auf  welche  Stelle  Ouidi  hinweist.  Er  giebt  auch  die  Lage  des  noch 
heute  Mär  Elija  genannten  Klosters  unmittelbar  bei  Mosul  an.  FUr  das 
(hebriische  Schloss'  erinnert  Uuffmann  an  >y^^\  AJi^*  innerhalb  der 
Stelle  der  späteren  Urossstadt  Musul  Beüdhuri  332. 


Die  Ton  Onidi  benii>gep>bene  ajrrlKli«  Chronik. 


23 


bener.'  Dieser  Selige*  also  verliess  alles,  was  er  besass,  und  be- 
gab sich  hinauf,  um  im  Kloster  des  Mär  Abraham  als  Einsiedler 
zu  leben.  Zuletzt  ging  er  von  da  fort  und  erbaute  gleichfalls  ein 
Kloster,  und  zwar  in  der  Nachbarschaft  eben  jenes  Klosters;  da 
begab  sich  die  Mehrzahl  der  BrUder  zu  ihm.  Und  obschon  er  zu 
den  Angesehnen  der  Welt  gehörte,  so  zog  er  es  doch  vor,  die 
harten  Werke  der  Askese  zu  üben.  Sein  Wandel  aber  geht 
über  alle  Worte.  Als  Jezdin  von  ihm  hörte,  kam  er,  ihn  zu 
sehn.  Nachdem  er  ihn  nun  in  aU  seiner  Entsagung  und  bei 
todtem  Leibe  erblickt  hatte,  indem  er  aufrecht  stehn  blieb, 
entUess  ihn  der  HeiUge."  Nach  einiger  Zeit  brachte  ihm 
Jezdin  dann  ein  goldnes  Kreuz,  worein  viele  Rubinen  und 
Smaragden  von  hohem  Werth  eingelassen  waren  und  in  dessen 
Mitte  sich  ein  StUck  vom  Holz  des  Kreuzes  unsers  Herrn, 
des  Erlösers,  befand  ,^  sowie  noch  andre  Sachen  zur ':  Atis- 
schmUckung  seines  Klosters.  Aber  der  Zank  liebende  Satan 
erregte  viel  Zwist  und  grossen  Streit  zwischen  diesen  beiden 
festen  Thilrmen  der  Gottesfurcht*  und  ruhte  und  rastete  nicht 
bis  zur  Vollendung  ihres  Lebenskampfes.  Die  Anhänger  des 
grossen  Mär  Bäbhai  üessen  keinen  in  ihr  BLloster  ein,  bevor 
er  den  trefflichen  Mär  Bäbhai  von  Nisibis  verdammte,  indem 
sie  ihn  ,den  kleinen'  Mär  Bäbhai  nannten.  Dies  berühren  wir  19 
nur   kurz,    weil  (sonst)  ihr  Wandel   heller  und   strahlender  als 


>  Ein  BAbhai  .Sohn  der  Nisibener*  (d.  b.  dessen  Eltern  aiu  NisibU  waren), 
blühte  im  Anfang  den  8.  Jahrhunderts  (Asa.  3,  I,  177  ff.).  Wäre  er  ge- 
meint, Sü  mUaste  die  Stelle  ein  späteres  Einschiebsel  sein.  Gewiss  haben 
aber  Guidi  und  Hoffmanu  Becbt,  wenn  sie  ihn  für  einen  Andern  halten. 
Hoffmann  erkeunt  in  ihm  den  gleich  unten  erwähnten  .kleinen  Bäbhai', 
der  ja  da  zweimal  1»'^*^  ,der  Nisibener"  heisst.  Ob  uuii  hier  einem 
Abschreiber  statt  des  einfachen  ,der  Nisibener'  durch  falsche  Reniiniscenz 
an  den  Andern,  der  den  Spätem  besser  bokauut  war,  .Suhu  der  Nisi- 
bener* ins  Kobr  gekommen  ist  oder  ob  der  Andre  sich  nach  dem 
Ersteren  benannt  hat,  steht  dahin. 

*  B&bhai  von   izalä. 

»  Für  das  «weite  ?  <-<»  (1.  9)  mBchte  ich  einfach  (i*)°,  fUr  das  dritte  (1.  11) 
()^A)   ^f*oi  lesen. 

*  Wie  Guidi  (S.  20)  bemerkt,  von  dem  Kreus,  das  die  Pener  in  Jerusalem 
erbeutet  hatten,  s.  unten  S.  21  f. 

*  Den  beiden  Blhhai. 


H 


tX.  AI>luiuUsii( :    SiI4»k« 


die  Sonne  ist  and  viele  Schrii'ten  von  ihnen  bezengen,  dass  sie 
den  rechten,  reinen  Glauben  hatten.  Der  grosae  Mär  Bäbhai 
hat  viele  .Schriften,  Disputationen  nnd  Auslegungen  verfasst,  und 
auch  der  heilige  Mär  Bäbhai  von  Nisibis  hat  mehrere  Bücher 
über  das  Leben  der  Einsiedler  geschrieben,  die  beim  Hörer 
grosse  Bewunderung  erwecken,  nebst  metrischen  Reden  über  die 
Busse.' 

Darauf*  zog  Chosrau  Truppen  zusammen  und  drang  ins 
römische  Oebiet  ein.  Er  stellte  zwei  Feldherrn  an  und  aandto 
sie  nacli  dem  Westen.  Sie  nahmen  Marde,  Amid,  Maifarqet 
und  Edessa,  schlugen  BrUckcn  über  den  Euphrat  und  passierten 
ihn  gegcnUl)er  Mabbog.*  Aber  einer  von  diesen  Feldherm  mit 
Namen  Salirbaräz*  rückte  rasch  gegen  Jerusalem.  Als  sie 
seiner  dringenden  Aufforderung,  ihm  die  Thore  zu  öffnen,  nicht 
nachkamen,  griff  er  die  Stadt  an,  baute  Belagerungswälle  gegen 
sie,  legte  Breschen  in  die  Mauer  und  drang  ein.  Den  Bischof" 
und  die  Häupter  der  Stadt  nahm  er  fest  und  folterte  sie  wegen 
des  Kreuzholzes  und  der  Geräthe  im  Scliatzliause.  Und  da 
20  die  göttliche  Kraft  die  Römer  vor  den  Persern  niederwarf,  weil 
sie  das  unschuldige  Blut  des  Kaisers  Maurikios  und  seiner 
Kinder  vergossen  hatten,  so  Uess  Gott  keine  verborgene  Stelle 
übrig,  die  man  ihnen  nicht  gezeigt  hätte.  So  wies  man  ihm 
auch  das  Kreuzholz,  das  in  einem  Krautgarten  verborgen  lag." 
Sie  machten  nun  viele  Kisten  und  sandten  es  nebst  zahlreichen 


*  Vom  ^Odilen  Mir  B&bhai  werden  im  Gottesdienst  einige  Hymnen  g«- 
braticht;  ebenso  von  ,M&r  B&bbai  dem  Sobn  der  Nigibener*;  das  i«t  aber 
wohl  der  jdngere;  »,  die  CaUiloge  ron  Eosen-Forshall  14;  Wright  131. 
136;  Zotenberg  9. 

>  Mit  diesem  Worte  kottpft  die  Erzählung  wieder  an  das  oben  S.  17  Ge- 
sagte an. 

*  Die  hier  genannten  Städte  sind  allgemein  bokunnt.  Maifarqtl,  arab.i 
ttaijdfäriqm  =  Marij/rojiolu;  ilalihog,  arab.  Manhiij  ^  Hierapciü. 

*  Eine  von  Gnidi  hierxu  angeführte  Stelle  au»  dem  Urtext  de«  Michael 
Syrus  stellt  fest,  dass  Sahrbaräz  ein  Ehrenname  des  früher  Bimiaan  (oder 
ähnlich)  genannton  Feldherm  ist  (s.  Tab.-Uebers  390,  Anra.  3).  Dass 
die  Sache  grade  so  zugegangen,  wie  sie  Michael  erzählt,  braucht  man 
uatiirlich  noch  nicht  zu  glauben. 

*  D.  i.  den  Patriarchen  Zachaxias. 

*  Ganz   wie  Tab.-Uebers.  291. 


Di«  TuD  GoJdi  bonmigegalwii«  lyrisoln  Chronik. 


25 


Gcrätheu  und  kostbaren  Sachen  an  Chosrau.  Als  sie  so  zu 
Jezdin  kamen,  veranstaltete  er  ein  grosses  Fest,  nahmj  sich  mit 
Erlaubniss  des  Königs  einen  Theil  von  dem  Kreuz  und  sandte 
es  dann  an  den  König.  Dieser  legte  es  in  Ehren  mit  den 
heiligen  Geräthen  in  das  neue  Schatzhaus,  das  er  in  Ktesiphou 
erbaut  hatte.' 

Darauf  griffen  die  persischen  Truppen  das  von  Mauern 
nmragte,  vom  Wasser  des  Nils  umgebene  und  mit  starken 
Thoren  versehne  Alexandria  an,  das  Alexander  nach  den  Ilath- 
schlägen  seines  Lehrers  Aristoteles  erbaut  hatte.  Nachdem  sie 
es  schon  einige  Zeit  belagert  hatten,  ohne  es  einnehmen  zu 
können,  kam  ein  Mann  Namens  Petrus  zu  ihnen,  der  in  seiner 
Jugend  aus  dem  Lande  Qatar*  nach  Alexandria  gekommen 
war,  um  Philosophie  zu  studieren,  und  sagte  dem  persischen 
Feldherrn,  er  wolle  ihm  die  Stadt  überliefern.  Dieser  Petrus 
hatte  niimlich  eines  Tages  im  Archiv  der  Stadt  am  Schluss 
eines  Buches  folgendes  gefunden:  ,wcnn  sich  über  Alexandria 
vom  Westthor  her,  das  nach  der  See  zu  liegt,  Drangsal  erhebt, 
wird  die  Stadt  eingenommen.'  Die  Perser  machten  sieh  also  fertig, 
nahmen  kleine  Fischerboote,  stiegen  hinein,  mischten  sich  in 
aller  Frühe,  während  es  noch  finster  war,  mit  Fiscberhüten* 
angethan,  unter  die  Fischer,  drangen  so  in  die  Stadt,  tödteten  21 
die  Thorwächter,  öfineten  ihren  Genossen  die  Thore  und  riefen 
auf  der  Mauer  Chosrau's  Sieg  aus.  Alle  Leute  ergriff  da 
Furcht.  Dazu  fasste  der  Wind  viele  Schiffe,  in  die  man  die 
Schätze   der  Kirche   und  der  Grossen   geborgen  hatte,   um  sie 


'  iDainit  scheint  gemeint  zu  sein  der  otxo(  tou  axifrouf  ov  aÜTif  <ö;(6pb>9EV  ix 
Wo«  x-rfdot  ei{  cötöOEaiv  )(pr,|iic<oy  Theophanes  271  D'  (Gitldi)  =  502  Bonn, 
und,  rüge  ich  Uinzn,  zi>  v£ov  »ivT&Xioy  tö  xnaOiv  >cap'  aütoü  iici  lupaOiix^ 
xCJi  laif    aÜToü  ouvujfÖivTtiw  yjnniixin^  Chron.  Pasch.  728. 

*  Die  Halbinsel  lia)jrain.  Qatar  umfasst  aber  bei  diesen  Syrern  alle  LSnder 
des  nordSstlicbeu  Arabiens,  wo  damals  viele  nestorianiscbe  Ctiristen 
wohnten.    8.  unten  8.  47  Anm.  2. 

'  Nur  sehr  zweifelnd  flbersetze  ich  so,  indem  ich  \3ua  dem  talmudischen 
«"o.  «jc'o  gleichstelle  (das  übrigens  wohl  kaum  mit  Sigm.  Fraenkel  in 
Kohn's  Literaturblatt  1,  416  aus  pers.  ^LuUd  zu  erklüren  ist).  Be- 
denklich ist  mir  dabei  die  Präp.  /A^.  Aber  der  dreimalige  Gebrauch 
dieses  WOrtcheug  in  dem  kurzen  Satz  erregt  Uburhaupt  Verdacht  gegen 
die  Unversehrtheit  des  Texte«. 


a.  AhUadlvaf.    K»Id*k«. 

zur  See  zu  flächten,  und  trieb  sie  ans  persische  Lager.  ^  Dioee 
Schätze  sandte  man  mit  den  Schlüsseln  der  Stadt  an  Choena 
ab.  Als  aber  der  Bote  mit  den  Schlüsseln  zu  Jezdln  kam, 
machte  er  noch  in  derselben  Nacht  goldene  SchlQssei  statt  ihrer 
und  schickte  diese  dem  König,  um  sich  bei  ihm  noch  beliebter 
zu  machen.  Nachdem  nun  Jerusalem  eingenommen  war,  legten 
unsre  Feinde,  die  Juden,  an  alle  dortigen  Kirchen  Feuer.  Bei 
dieser  Feuersbrunst  ging  auch  die  Auferstehungskirche*  xa 
Grunde,  die  von  Constantin  und  Helena  erbaut  und  mit  un- 
schätzbarem Marmor-  und  Mosaikwerk*  geziert  worden  war.* 
Die  Söhne  der  Kreuziger  begaben  sich  auch  zum  persischen 
Feldherm  und  sprachen:  ,alles,  was  Jerusalem  an  Gold,  Silber 
und  sonstigen  Schätzen  enthält,  liegt  unter  dem  Grabe  Jesu.' 
Das  thaten  sie  arglistig,  um  die  Stelle  des  Grabes  zu  verderben. 
Als  er  ihnen  dann  Erlaubniss  gegeben  und  sie  ungefähr  drei 
Ellen  tief  rings  herum  gegraben  hatten,  fanden  sie  einen  Sarko- 
phag mit  der  Aufschrift:  ,dies  ist  der  Sarkophag  des  Raths- 
herrn  Joseph,  der  dem  Leichnam  Jesu  ein  Grab  gegeben  hat.* 
Da  der  Feldherr  aber  die  arglistige  Absicht  der  Juden  erftihr, 
jagte  er  sie  schmählich  fort.  Und  als  Jezdin  die  Sache  ver- 
nahm, und  sie  dem  König  anzeigte,  befahl  dieser,  die  Habe  der 
Juden  cinzuziehn  und  sie  zu  kreuzigen.  Joseph  hatte  vor 
seinem  Tode  bestimmt,  dass  seine  Leiche  neben  dem  Grabe  des 


Da  haben   wir   endlich   die  wahre  Erklärung  des  ,Tom  Wind   herbei 
führten  Schaties'   in   den   arabiscfa-persisrhen   Quellen   Tab.-Uebera.  S78.  ' 
Mit  Recht  nennt  also  Ibn  Qotaiba  hier  Alexandria. 
Hoffmann's  VorbeMening  Jla*«  fflr  Pa*oi  igt  erident 
Ob  ich  )''n''in  ,WUrfel'  hier  richtig  als  .Mosaik'  gefasst  habe,  Ist  mir  niclit 
gans  sicher. 

Dass  die  palSstinischen  Juden  die  Gelegenheit  der  persischen  Eroberung 
benutzt  haben  werden,  jalirhundertlangeMisshaudlungenipfindlich  zu  riehen, 
ist  recht  wahrscheinlich.  Heraklios  vergalt  ihnen  das  nachher  siebeniacli. 
Wie  weit  aber  das  Einzelne  hier  und  bei  Eut;rch.  2,  213.  2äl  f.;  Tbeophanes 
251  C  richtig  ist,  kOnnen  wir  nicht  beurtheilen.  Orientalische  EnüUilungen, 
bei  denen  der  Beligionshass  mitspricht,  mUssen  wir  noch  viel  vorsichtiger 
aufnehmen,  als  es  bei  solchen  occidentalischen  nOthig  ist.  Entgeh.  8,  21S 
schreibt  die  Zerstörung  der  Constantinischen  und  anderer  Kirchen  schlecht- 
hin dem  persischen  Feldherrn  zn.  Vielleicht  haben  auch  hier  Feuet«- 
brUnst«,  die  ohne  bestimmten  Plan  entstjinden  «ind,  das  Meist«  getl 
Vgl.  CUron.  Pasch.  704. 


Dia  Too  Onidi  hanuBgBfabena  «yrlacka  Chronik. 


27 


Herrn  beigesetzt  werde.    Alsdann  verlangte  Jezdin  vom  Könige  22 
Erlaubniss,   die  Kirchen  in  Jerusalem  wieder  aufzabauen.     Da 
schickte  er  viel  Geld  und  erneuerte  sie  in  allem  Glanz.    Auch 
erbaute  er  aller  Orten  Kirchen  und  Klöster.' 

Der  persische  Feldherr  hörte  aber  auch,  dass  die  Kirche 
des  heil.  Georg  in  Lydda*  viele  ßeichtbilnier  enthalte;  daher 
schickte  er  eine  Menge  seiner  Soldaten  hin,  allein  sie  vor- 
mochten nicht  einzudringen,  da  sie  von  einer  göttlichen  Kraft 
zurückgehalten  wurden.  Zuletzt  ging  er  selbst  in  grossem 
Zorne  hin.  An  die  Pforte  der  Kirche  gelangt,  spornte  er  sein 
Ross  an,  um  frevelhafterweise  einzutreten,  aber  da  klebten  des 
Bosses  Füssc  am  Boden  fest,  so  dass  es  weder  vor-  noch  i-tick- 
wärts  gehn  konnte.^  So  zeigte  ihm  Gott,  dass,  wenn  er  ilm 
auch  in  Jerusalem  hatte  eindringen  lassen,  seine  Kraft  doch 
nicht  schwach  geworden  sei,  sondern  dass  er  nur  die  Körner 
hatte  züchtigen  wollen,  die  da  behaupteten,  Chosrau  könne  sich 
Jerusalem's  nicht  bomüchtigen.  Da  gelobte  er,  wenn  er  frei 
werde,  ein  silbernes  Geräth  in  Gestalt  der  Kirche  des  beil. 
Qeorg's  zu  machen,  und  das  fllhrte  er  auch  aus.  Das  wunder- 
volle Gerätlj  hängt  noch  jetzt  in  jener  Kirche.* 


*  Weit  Jezdin  hier  genannt  ist,  darf  man  wohl  annehmen,  daas  an  der 
Sache  etwas  ist.  Der  KOnig  mag  auf  Jezdin'8  Zureden  wirklich  einige 
Juden,  welche  christliche  Heiligthllmer  verletzt  hatten,  haben  hinrichten 
lassen   und  wird  ihm  erlaubt  haben,   einige  Kirchen  wiederherzustellen. 

*  Ueber  den  Cultus  des  heil.  Georg  in  Lydda  (Diospolis)  vgl.  unter  anderem 
Gutschmid,  Kleine  Schriften  3,  184.  Mit  der  Legende  des  Heiligen  hängt 
Wohl  irgend  der  Glaube  zusammen,  dass  Jesus  au  der  Pforte  der  grossen 
Kirche  dort  (eben  der  Georgskirche)  den  Antichrist  tödten  werde  Maq- 
diat  176  etc.  Da«  Fest  St.  Georg's  in  Lydda  erwKhnt  ein  Dichter  aus 
der  Mitte  des  8.  Jahrhunderts  Ibn  Chord.  (de  Goeje)  79,  6;  Agh.  6,  46  ult; 
Jaq.  4,  361  (der  Dichter  hat  ohne  Zweifel  ^ — i- .-^  ^_5,\-a  gesagt,  aV)er 
vielleicht  hat  schon  der  Verfasser  der  Agli&n!  .---fc ,  r-  gelesen).  —  Vgl. 
novh  Ibn  Faqth   117;  Sociu-Baedeker,  Palästina  und  Syrien',  16. 

*  Ein  ganz  ähnliches  Wunder  begab  sich  etwa  sieben  Jahre  spXter  mit 
dem  Verfolger  Muhammed's  Bur&qa  Ibn  Uii&m  331  f.  nnd  Bachär!  (die 
Stelle  Krehl  S,  39  im  Cap-  ManAqUi  ai-atifdr,  mir  von  Goldiiher  nach- 
gewiesen). Ibn  Hagar,  I^ba  2,  135  hat  gar  zwei  Verse,  worin  Suriqa 
dies  Wunder  selbst  bezeugt! 

^*  Der  persische  Feldherr  mag    wirklich  der  Qeorgskircbe  eine  Dedicatiou 
gemacht   haben,   vielleicht   um   den   Zorn   des   mächtigen   Heiligen   über 


28 


IX.  Ablijui4laiic :    N6U*ke. 


Später  Bammelte  aber  Kaiser  Heraklios  viele  Truppen  und 
zog  wider  Cbosrau  hinab,  als  er  in  Königs- Dasqarta'  sass;  da 
gerieth  dieser  vor  ihm  in  Angst  und  empfand  grosse  Furcht, 
Heraklios  war  in  die  Nordländer  gezogen  und  hatte  da  üborail'i 
grosse  Verwüstung  und  Menschenraub  verbreitet  Als  er  Das- 
qart4  nahe  kam,  floh  Cbosrau  vor  ihm  und  ging  nach  SlnhcizS. 
Wie  man  erzählt,  hörte  er,  als  er  aus  Dasqartä  entfliehn  wollte, 
2:<  den  Scliall  einer  Kirchenklapper;*  da  gerieth  er  in  AngBt,  acMog 
sich  auf  den  Kücken  und  bekam  Durchfall.*  Auf  Sirin's 
Worte:  , fürchte  dich  nicht,  o  Gott'*  erwiderte  er:  ,wic  bin 
ich  wohl  oin  Gott,  da  ich  ja  von  einem  einzigen  Priester  ver- 
folgt werde?'  Das  sagte  er  aber,  weil  er  g<;hl)rt  hatte, 
Heraklios  die  Priesterweihe  erlangt  habe,  während  er  ge-" 
schworen  hatte,  wenn  er  siege,  in  seinem  ganzen  Gebiete  keine 
Kirche  und  keine  Kirchenklappcr  zu  lassen.*  Furcht  und 
Schrecken  erfasste  ilm  aber  deshalb  über  den  Schall  der 
Klapper,  weil  er  meinte,  die  Römer  seien's,  die  eine  Klapper  mit 
sich  führten  und  schon  Dasqartji  erreicht  hätten.''  Da  nahm  Hera- 
klios den  ganzen  Schatz  des  Reichs,  durchzog  mit  Menschen- 
raub und  Flliuderuug  viele  Länder  und  kehrte  darauf  zurück. 


irgend  eine  Unbill  za  besüufti^n.  H«tto  doch  auch  sein  KOnig  einst 
den  heil.  Sergios  reich  hcsrlienkt.  So  oonseqncnt  waren  die  Leute  nicht 
in  ihrer  Religion,  um  nicht  nueh  christürhi^eii  Volküglaubeu  Eiigänglich 
zu  sein. 

'  Lieblingfiaufenthalt  dieses  Königs,  heutzutage  Eski-Baghdid  ,Alt-Bagbdftd*j ' 
8.  Tab.-Uebers.  295  f. 

*  Das  GerKth,  welches  die  Christen  im  Orient  zur  Kirche  ruft,  wie  bei 
uns  die  Glocke. 

'  Die  Sutcvnpta  ebenso  bei  Theojihaues  (Bonn)  499  aus  dem  Bericht  de* 
Heraklios.  —  Auch  hier  wird  die  Schmach  der  feigen  Flucht  betont. 

*  Ueber  die  Bezeichnung  des  S&s&nidenk'Juigs  als  ,Gott'  s.  Tab.-Uobers,  4öi, 
Anm.  4;  vgl.  noch  Aphraates  339.  Dass  grade  der  Sirin  dieser  heid- 
nische Ausdruck  in  den  Mund  gelegt  wird,  geschiebt  wohl  mit  Rticksicht 
darauf,  dass  sie  ihre  Uand  von  den  Nestorianem  abgezogen  hatte. 

'  Dieser  Schwur  ist  natllrlich  eben  so  wenig  historisch  wie  das  Priectertham 
dos  Kaisers.  Hätte  Cbosrau  das  Christenthuui  systematisch  unterdrücken 
wollen,   so  hitte  er  ja  Gelegenheit  genug  gehabt,   Kirchen  zu  zerstören. 

*  Hier  sind  wohl  zwei  verschiedene  Motive  vermengt.  Der  Ton  der 
Klapper  erschreckt  ihn  als  christliches  Zeichen,  als  Hinweis  auf  den 
Sieg  des  Priesterkaisers.  Dass  er  flieht,  weil  er  die  KOmer  in  unmittel- 
barer NShe  wähnt,  ist  ein  anderer  Zug. 


Die  Ton  Ouldi  beraDif«gebone  STrUcbe  Cbronilc.  29 

Alsdann  empörten  sich  die  meisten  Truppen  wider  Chosrau, 
und  SamtÄ,'  Sohn  Jezdin's,  und  Nehormizd*  erhoben  sich, 
machten  Chosrau's  Sohn  Seroi  zum  König  und  sammelten  bei 
üira  viele  Truppen.  Als  Chosrau  das  hörte,  erl'assten  ihn 
Krämpfe  und  kamen  Todeswehen  über  ihn,  er  gab  bei  Nacht 
sein  Künigthum  auf  und  floh  mit  zwei  kleinen  Knaben  von 
seinem  Gesinde,  die  sich  zu  ihm  hielten.  Sic  flohen  und  ver- 
bargen sich  in  dem  königlichen  Garten.  Da  er  nun  aber  sah, 
dass  die  Truppen  ihn  eingeholt  hatten,  weinten  er  und  die 
Knaben  einander  ins  Gesicht.  Er  legte  die  Hand  auf  einen 
Zaun,  um  auf  die  andere  Seite  zu  gelangen  und  zu  entfliehen, 
aber  aus  Furcht  vermochte  er  nicht  darüberzusetzen.  Man  er- 
griff ihn  also  und  brachte  iim  gefangen  ins  Raus  eines  Mannes 
Namens  Mihraspcnd."  Mau  gab  ihm  nur  so  viel  Brot,  um  eben 
sein  Leben  zu  fristen.*  Darauf  forderten  Samta  und  Nehormizd 
vom  Köuig  bercii,  dem  Sohne  Chosrau's,  die  Erkubniss,  diesen 
zu  tödten,  und  nachdem  er  eingewilligt  hatte,  traten  sie  zu  ihm  21 
an  den  Ort  ein,  wo  er  gefangen  sass.  Samtä  hob  das  Schwert 
auf,  ihn  damit  zu  treffen;  da  ihm  jedoch  Chosrau  entgegen 
weinte  und  sprach:  ,wa8  habe  ich  an  dir  gesündigt,  dass  du 
mich  tödten  willst?'  schlug  er  nicht  zu.  Aber  Nehormizd  gab 
ihm  mit  dem  Beil  einen  Schlag  auf  die  eine  und  dann  auf  die 
andre  Schulter.*     Sein  Sohn  Söröi  trug  Leid  um  ihn,  und  man 


'  üeber  diesen  Manu  und  die  Stellung  der  Christen  oder  vielmehr  der 
Nestorianer  zu  diesen  Ereigniraeu  s  Tab.-Uebers.  358,  wo  ich  aber 
leider  die  Stelle  des  Elia»  von  Niaibis  (sii  Barh.  h.  ecci.  2,  121)  nicht  be- 
rflcksichtigt  hatte,  lieber  diese  ganzen  Ereignisse  eb.  366  ff  Merk- 
würdig, wie  gleichmässig  die  von  einander  ganz  unabhängigen  Erzählungen 
gewisse  Einzelheiten  haben;  so  den  Garten,  wo  der  König  gefangen 
wird,  und  den  Namen  Mimspend.  Unser  Bericht  giebt  aber  noch  neues 
Detail. 

•  Aus  NSKhormisd;  s.  Hoffmann  n.  530.  Das»  Ntiäpür  wirklich  aus  Nhp 
Sahpuhr  entstanden  ist  (Tab.-Uebors.  .lO,  Anm.  3),  kann  ich  jetzt  aus 
der  Scliroibung  ^1lB,■l^l*3  in  dem  Pehlewt-Trartat  über  die  HtädtegrUuduugen 
beweisen,  von  ,dem  mir  West  gütigst  eine  Abschrift  und  Transscription 
geschenkt  hat. 

"  Die  Araber  und  Armenier,  gewiss  richtiger,  Mdrtupmd  (Tab.-Uebers.  362), 
Der  Name  kommt  auch  unter  den  MnndSeni  vor  mtoTHO  Qolasta  60,  20. 

•  So  Theoph.  602:  oprov  jCEvi)(pov  toütio  8i8ovtn  xai  USwp  iXi(jjxY)(^d¥OUv. 

'  Zu  orgSnzen:  ,und  t^dtote  ihn  so*.  —  Dieser  Nehormizd  ist  derselbe,  der 
in  der  persisch-arabischen  Ueherlieferung  Mihrhormlzd  beisst.     Die  Oe- 


so 


n. 


X»U«k«. 


begnib  ihn  in  der  GrabstÄttc  der  Könige.*  SamtÄ  handelte  so, 
weil  Chosran  nacli  dem  Tode  sebes  Vaters  Jezdin  dessen  Haas 
MBgeranbt,  Jezdin's  Fran  aher  arg  gefoltert  hatte,*  nnd 
Nßhormizd,  weil  CÜiosraa  seinen  Vater  getödtet  hatte.  Chosran, 
Sohn  des  Hormizd,  hatte  38  Jahre  re^ert. 

In  den  Tagen  seines  Sohnes  beroi  war  Friede  und  Rahe 
ftar  alle  Cliristen.  Die  Grossen  des  Königs  machten  aber  mit 
Samtft  einen  Anschlag  und  tödteten  alle  andern  Söhne  Chosraa's: 
•  darunter  auch  Merdänääh,  den  Sohn  der  Sinn.*  Danach 
ward  $amtä  beim  Künig  angeklagt,  dass  er  nach  der  König 
würde  trachte.  Er  liess  ihn  deshalb  holen  nnd  gefangen  setzen^^ 
und  da  er  entfloh,  ging  man  ihm  nach  and  fand  ihn  inti 
arabischen  ^ira.  Da  liess  ihm  der  König  die  rechte  Hand 
abhaaen*  und  warf  ihn  ins  Geftngniss. 

In  der  Kirche  aber  wurde  I&d'jabh  von  OdhAlä  als  Haapt 
eingeeetxt,'  der,   obgleich   er  in   seiner  Jagend   ein  Weib  ge- 


schieht« i(t  da  roimntinrh  MügMckaiOckt  und  poetiach  abgerundet,  alMr] 
anter  aniterem  stimmt  sa  naarem  Svrer,  da»  er  den  Tod  seine«  Tsteia| 
rieht  and  der  Sohn  eines  sehr  Tomehmen  Mannes  ist ;  hier  steht  er  jsi 
mit  an  der  Spitze  der  Empörer.  Auch  der  kleine  Umstand,  dass  der  Tod 
durch  das  Beil  erfolgt,  findet  sich  an  beiden  Stellen.  Wenn  bei  Thoma 
Ton  Margt  (Ass.  S,  I,  91^)  Samti  selbst  den  KOnig  tSdtet,  so  ist  das  eins] 
Abkürzung  der  Erslhlnng. 

*  Vgl.  Tab.-Üebere.  382. 

*  Damit  sie  die  verborgenen  Schitxe  anzeige.   Ganz  entsprechend  der  Hab-  ] 
gier  dieses  Königs,    aber  auch    schon    ganz   die  Pnuds  der  'Abblsidenl 
Dass  diese  Fran  ^mtA'a  rechte  Mutter  war,  ist  kaum  anzunehmen,  denn 
das  wSre  wohl  gradezn  gesagt.    Aber  durch  diese  Angabe  wird  sMn  AuA 
tietcM  allerdings  besser  begrflndet  als  durch  das.   was  Thomas  aagiebt.] 

*  Bei  Thomas  todtet  SamfA  mit  seinen  Leuten  die  Brfider  $er6i's  sehoaj 
Torber.  —  Dass  der  Sturz  des  eben  noch  bochmüchtigen  Königs  weit^ 
und  breit  tiefen  Eindruck  gemacht  hat,  sehen  wir  auch  aus  mehreren 
arabischen  Venen  s.  B.  ,als  den  Kiaift  seine  SOhne  (sie)  mit  Schwertern 
zertheilten  wie  man  Fleisch  sertheilt'  (Si\^^  s.  t.  Ja*^).  Vgl.  Agh.  4, 
176,  4  T.  o.  188,  S3;  Tab.  3.  907,  4  (nnd  Öfter  eitiert);  Agh.  3,  29,  7 
(Knahix  1,  878  ist  eine  Filschnng). 

*  Die  er  gegen  seinen  KOnig  erhoben  hatte.  Der,  welcher  diesen  getOdtekJ 
hatte,  wird  wirklich  hingerichtet  worden  sein,  wie  die  persisch-arabische' 
UeberUefemng  angiebt. 

*  Frühling  oder  Sommer  6S8.  Vgl.  Elias  Nis.  (an  Barh.  b.  eod.  3,  113). 
UnricbSg  hat  Barh.  1.  c.  seine  Einsetzung  6S5/6.  Ueber  diesen  Katholikoe 
s.  Ass.  9,  1,  lOA  ff.  Odh&li  lag  nicht  sehr  weit  Ton  MosuL 


Die  Toa  Onidi  li«rftiMg«g«b«oe  sjrücbe  Chraoilt. 


31 


nommen  hatte,  durch  sie  sieh  nicht  hatte  abhalten  lassen,' 
sondern  als  Bischof  der  Stadt  Balad*  eingesetzt  worden  war; 
zuletzt  ward  er  also  zum  Amt  des  KathoHkos  erhöht.  Er  war 
mit  allen  Vorzügen  geschmückt. 

Als  Seroi  aber  beim  Eintritt  des  Sommers  nach  Sitt6  der 
Könige  gen  Medien  aufbrach,*  überkam  ihn  Leibweh,  und  or 
starb  unterwegs  nach  einer  Regierung  von  acht  Monaten. 

Darauf  machte  man  an  seiner  Statt  den  ArdaSir  zum 
König,  den  Sohn  Seroi's  und  der  Römerinn  Anzoi  (?),  obgleich  26 
er  noch  ein  kleiner  Knabe  war.  Doch  als  einer  von  den 
persischen  Feldherrn,  der  sich  dem  Caesar  Heraküos  ange- 
schlossen hatte,  mit  Namen  Feruhän*,  hörte,  dass  der  Kimbo 
Ardaäir  König  geworden  sei,  setzte  er  römische  und  persische 
Truppen  in  Bereitschaft,  kam  nach  Mäliozo,  besiegte  das 
persische  Heer,  drang  ein  und  tödtete  den  Ardaiir.  Den  bamtÄ 
aber,  Jezdin's  Sohn,  holte  er  aus  dem  Geftlngniss  und  kreuzigte 
ihn  an  der  Pforte  der  Kjrche  von  Both  Narqos,''  weil  er  eines 
Tages  die  Tochter  dieses  Feldherrn  geschmäht  hatte.*  Dann 
entliess  er  die  Römer,  die  mit  ihm  gekommen  waren,  und  sie 
gingen   zu  Heraklios.^     Mit   ihnen   sandte  er  diesem  das  Holz 

'  Zu  gewissen  Zeiten  waren  mehrere  nestoriauiscbe  Bischöfe  verbeirstliet 
'  Bekannter  Ort  am  Tigris  einige  Meilen  oberhalb  Mosiil,  jetzt  Eski  Mau$il 
(,Alt  Mosul').  —  Nach  'Amr  war  er  dort  zwei  Jahre  hing  Bischof  (Ass.  2,  4 1 6). 
'  Ueber  diese  Sitte  s.  Tab.-Uebers.  353,  Anm.  1  (Abu  Dulaf  sagt:  ,ich  bin 
ein  Mann,  der  es  wie  die  Chosroen  macht;  den  Sommer  bringe  ich  in 
Oibäl  [Medien],  den  Winter  in  'Ir&q  zu'  Ibn  Boste  154).  —  äeröe  starb 
in  Daetagerd,  eben  auf  der  grossen  Strasse  nach  Medien.  Von  seiner 
Krankheit  sprechen  anch  die  arabischen  Berichte. 

*  Ein  anderer  Name  116.1  Sahrbar&z  =:  Feruchdn  (A  nnd  ch  wechseln  im 
Persischen  stark  in  der  Nähe  eine»  u).  8.  Tab.-üebers.  292,  Anm.  2. 
Vermuthlich  ist  vt^r^  für  vO'lf^  zu  lesen. 

*  So  beisst  ein  Ort  in  Margft  (Ass.  3,  2,  178'',  10  T.  n.),  einer  nestorianischen 
DiOcese  nördlich  vom  obem  Z4b.  In  derselben  DiOcese  liegt  ein  Ort 
Jezdiu&b&dh  (Ass,  3,  1,  6UI');  die  Familie  Jezdin's  war  wohl  in  der 
Gegend  begütert. 

*  Nahe  liegt  allerdings  der  Gedanke,  Sahrbar&z  habe  den  RIcher  Cbosrau's 
gespielt  Tab.-Uebers.  3S7,  Anm.  1.  Dagegen  würde  aber  sprechen,  dass 
seine  beiden  äohnu  mit  an  der  Spitze  der  EmpOruug  gegen  diesen  standen 
Theophanes  601. 

'  Wenn  er  wirklich  rOmische  Truppen  bei  sich  gehabt  hat,  so  waren  sie 
gewiss  wenig  zahlreich.  Aber  sicher  ist,  dass  lierakliua  seine  Bebelliou 
begünstigt  hat 


BS 


IX.  Abliuidliiqg :    K61d«k*. 


des  Kreuzes  Christi,  das  sie  von  Jerusalem  gebracht  hatten  and 
das  im  persischen  Schatzhause  niedergelegt  war;  dazu  viele 
Geschenke  ohne  Zahl.'  ArdaSir  hatte  aber  ein  Jahr  und  sechs 
Monate  regiert.*  Dieser  Feldherr  Fcruhän,  der  den  Ardasir  getödtet 
hatte,  regierte  40  Tage.  Als  er  eines  Tages  Mähoze  vcrliess, 
Btiess  ihn  einer  seiner  Helden'  von  hinten  mit  einer  Lanze 
todt,  und  er  wurde  von  allem  Volk  zertreten. 

Die  Perser  machten  darauf  Börän,*  das  Woib  Seröi's* 
zum  König.  Als  diese  zur  Herrschaft  gelangt  war,  schickte  sie 
weislich  zu  Heraklios  den  Katholikos  Mar  ISöjabh,  um  ftir  sie 
mit  ihm  Frieden  zu  schliessen;  ilm  begleiteten  Kyriakos  von 
Nisibis,  Gabriel  von  Karchä  in  Garamaea^  und  Märüthä  von 
26  Gusträ.'    Der  Kaiser  Heraklios  empfing  sie  mit  grosser  Freude 


'  Also  wie  SebcoR  nnd  Nicephonu  Cstpl.  115  weist  ancb  diese  «Ite  Quella 
die  Biickgabe  des  Erennes  erst  dem  SxhrbitHla!  eu.  Ardaiir  lieferte  es  an« 
nach  'Amr,  der  gewiss  auch  auf  eine  alte  Quelle  curückgtibt  (Ass.  3,  I,  96). 
Und  ich  glaube,  man  muss  daran  festhalten,  dass  dies  scbou  639  gesobab; 
s.  Tab.-Uebers.  392.  Die  verscbiedoneu  Unt«rbandlungen  und  Oesandi- 
schaften  der  rasch  wechselnden  Fürsten  konnten  schon  von  den  Zeit- 
grenosson  leicht  verwechselt  werden. 

*  Da  sein  Tudestag  der  27.  April  630  (Tab.-Uebers.  388),  Chosran's  der 
29.  Februar  628  ist  (eb.  382),  so  füllen  die  von  Tabari  und  unserm 
Syrer  gegebenen  Zahlen  die  Zwischenzeit  genau  aus:  acht  Monate  fOr 
Sdröi,  ein  Jahr  sechs  Monate  filr  Ardaikir  ^=  xwei  Jahren  xwei  Monaten. 
Diese  Zahlen  sind  also  znverlässig. 

*  Dies  alles  stimmt  gut  zu  Tab.-Uebers.  389  f.,  wo  auch  dieselbe  Dauer 
der  Regierung:  40  Tage.  Zu  beachten,  dass  sXmmtlicbe  Angaben  aber 
die  Begierungszeiteu  in  unsrer  Chronik  richtig  sind.  —  Die  Neme 
hat  sich  an  allen  grossen  Frevlern  der  letzten  Periode  des  SAaftnid 
reiches  furchtbar  gezeigt:  Chusrau  selbst  (der  am  Tode  seiuoa  Vaters 
mitschnidig  war),  Uabräm,  Bindöi,  Bistftm,  Ser6i,  Samtä,  Nibormiid, 
ßahrbarftz.     Aber  wie  viele  Unschuldig«  sind  da  mitgefallen! 

*  Für  v'^r^  lies  ^l'aö. 

'  Dass  sie  Seröi's  Schwester  war,  steht  fest.  Aber  vielleicht  war  sie  ra- 
gleich  seine  Frau  gewesen.  Doch  liegt  die  Annahme  nKher,  dass  ein 
Abschreiber  einmal  aus  Versehen  oiZiJ)  fiir  oiin«  ,soine  Schwester*  ge- 
setzt habe  und  danach  auch  die  andere  Stelle  corrigiert  sei. 

<■  S.  oben  S.   16,  Anui.  l. 

''  Der  Ort  mnss  im  nordlstlicheu  Mesopotamien  gelegen  haben.  Hai,  Nova 
Coli.  10,  199  wird  der  Bischof  von  GustT&  nach  denen  von  Nisibis  nnd 
Maiferqet  und  vor  denen  von  Amid  und  Aghel  genannt  (als  Theilnehmer 
am  Concil  von  Nicaea). 


Die  TOD  Onidi  bennft^efebciifl  «jriMb«  Chronik. 


33 


und  that  ihnen  nllcs,  was  sie  wünschten.'  Borän,  die  Frau 
Scroi's,  die  Köni^nn  der  Perser  geworden  war,  kam  zuletzt 
durch  Erdrosselung  um.* 

Da  machte  man  in  der  Stadt  Istaclir'  den  Jezdegerd 
aus  königlichem  Samen  zum  König,  mit  dem  das  Perserreich 
aufgehört  hat.  Der  brach  auf  und  kam  nach  Mäl^ozd  und 
ernannte  sich  einen  Heerführer  Namens  Rustam.*  Darauf 
führte  Gott  gegen  sie  die  Kinder  Ismael'a  herauf,  zahlreich 
wie  der  Sand  am  Meeresstrande,  deren  Führer  Muhanimed 
war,  Tor  denen  nicht  Mauer  noch  Thor  bcstehn  blieben,  nicht 
Waffen  noch  Schilde,  und  sie  wurden  Herren  des  ganzen 
Landes  der  Perser.  Jezdegerd  schickte  ihnen  zwar  zahllose 
Truppen  entgegen,  allein  die  Araber  vernichteten  alle  und 
tödteten  auch  den  Rustam.  Da  schloss  sich  Jezdegerd  in  die 
Mauer  von  Mäl^ozS  ein,  flüchtete  sich'  aber  zuletzt  und  begab 
sich  in  die  Länder  der  Hüzier  und  der  Merwer;  dort  endete 
er  sein  Leben."  Und  die  Araber  wurden  Herren  von  Mähtizö 
und  allen  Ländern.  Aber  sie  zogen  auch  ins  römische  Gebiet 
und    plünderten    und    verwüsteten    alle   Theile    Syriens.    Der 


'  Die  beiden  Ersten  werden  aucli  Ash.  3,  1,  91*.  472''  ziisainmeD  genaniiL 
FOr  diese  Mission  bat  Thomas  von  Margft  (Ass.  3,  1,  106')  neben  dem 
KatboUkos,  K^Tiakos  und  Gabriel  noch  den  Panlns  von  Ildbaijabh.  Er 
ISsst  die  OesandUchaft  aber  fSIschlich  schon  unter  äer6i  ab^hn.  Vgl. 
Tab.-Uebers.  391  f.;  Ass.  3,  1,  105. 

*  Das  habe  ich  sonst  nirgends  gefunden.  —  Leider  fibergeht  der  Syrer 
verschiedene  kurze  und  partielle  Regierungen,  die  auf  die  Börin'a  folgten. 

*  So  auch  Tab.-Uebers.  397. 

*  Auch  hier  schon  wird  also  nicht  etwa  Rtutahm  oder  Ritattahm  ge- 
achrieben  (s.  ZDMO.  46,  141).  Auch  ein  MOnrh  in  der  Mitte  des  7.  Jahr- 
honderts  heisst  >0^oi  Ass.  3,  1,  4M. 

»  Lies  -^^=^4  (26,  12). 

*  Nach  den  arabischen  Nachrichten  6oh  er  nicht  ins  Land  der  B&xier 
(Chftziat&n,  Susiana),  sondern  ranSchst  nach  Holwio  und  dann  nach 
Medien,  s.  Bel&dbori  316;.  Tab.  1,  2439.  —  Daa  traurige  Leben  des 
Königs,  das  endlich  bei  Merw  endete,  wird  hier  ganx  kurz  zusammeu- 
gMogen.  —  Für  M^r*  ('  13)  »rt  vielleicht  VlOfio  (Jsjj}-^)  «"  ▼«'- 
bessern,  daa  gebräuchliche  Gentilicium  von  Menc  Allerdings  konnte 
ZDMO.  43,  407,  2  jene  Form  sor  Noth  ,die  ans  Merw'  bedeuten,  aber 
wahncheinlicb  ist  da,  wie  Uoffmann  meint,  VJo]1o  za  lesen;  sicher  so 
Aaa.  3,  1,  127".  139*.  136*,  wie  ZDMG.  43,  402,  1.  404,  10  nach  396,  16 
^epo  flir  ^o^  (über  J/osfln  s.  unten  8.  47  Anm.  4). 

Sitnapktr.  i.  pbil.-bist.  O.  CIIVIII.  Bd.  ».  Akh,  3 


u 


IX.  Ahhandlnof:    N»ldik«. 


römische  Kaiser  Heraklios  sandte  Truppen  gegen  sie,  doch 
die  Araber  tUdteten  von  ihnen  mehr  als  100,000  Mann.'  Als 
aber  der  Katholikos  läo'jalih  sah,  dass  Mähozc  von  den  Arabern 
verwüstet  und  seine  Thore  nach  'Aqölä*  gebracht  worden  waren, 
indessen  die,  so  dort  blieben,  vor  Hunger  dahinschwanden, 
Hess  er  sich  in  Garamaea  im  Orte  Karchä  nieder. 

Naclidem  Kyriakos  von  Nisibis  entschlafen  war,  verklagten 
die  Nisibener  aus  Hass  gegen  ihn  seine  Schtiler  beim  Emir* 
der  Stadt.  Dieser  Hess  sie  einsperren,  und  niiin  plünderte 
auch  die  Celle*  des  Kyriakos  und  zugleich  den  8chatz  im 
Metropolitangebftude  von  Nisibis.  Da  fand  man  in  seiner  Celle 
viele  Kleider''  und  Leibröcke,  seidene  Vorhänge  und  goldene 
Lämpchen,''  Sachen,  welche  Cliristi  Schülern  nicht  anstehn.' 
Darauf  hess  der  Katholikos  5Iar  lÄo'jabh  den  Schriftauslegcr 
von  öira  Bar^aumä  kommen  und  machte  ihn  zum  Metropoliten 
im  Kloster  des  heil.  Sergios  ausserhalb  der  Stadt  (Nisibis), 
auf  dass  sie  sich  mit  ihm  verständigten  und  ihn  aufnähmen, 
aber  sie  gingen  nicht  darauf  ein. 

Mär  liö'jabh  führte  aber  das  Patriarchat  18  Jahr  lang.* 
Seine  Leiche  ward  im  Martyrium  der  Kirche  von  Karchä  in 
Qaramaea    begraben.     Zum    Patriarchen   in   der   Kirche   ward 


>  S.  unten  S.  46. 

•  =   Kttf«,  s.  nnten  S.  43. 
'  Wolil  die  älteste  Stolle,  wo  oos  diu  «rabische  -^\  im  SjrriMiIiMi  b«|giaga«t 

*  So  wird  in  den  mor^nlkndisclien  Kirchen  du  Wohnhaos  der  hohen 
Geistlichen  );^nxnnt. 

'  Oder  .GerSthe'. 

•  Nach  Hoffraaiin's  Vorschlag  lese  ich  (27,  3)  "•^?  Pöo.  KUr  ^^a  ,Sättel', 
diu  nicht  wohl  Kulässig  ist,  setze  ich  V^r^.  ohne  meiner  Sache  recht 
sicher  zn  sein.  Bodonklirh  ist  dos  Mnsc.  IV*»^,  da  )l'««'nn  doch  wnhl, 
wie  sein  Sing.,  fem.  sein  wird;  man  knnnte  das  m&nnlicbe  Attribut  aller- 
dings durch  die  Beziehung  auf  W^  erkUron.  Fflr  iaa  folgende  ^?  «'«n 
wHre  wohl  >^«S(n  die  nächstliegende  Vft-bessening.  Jedenfalls  kommen 
hier  nielirero  Entstellungen  zusammen. 

^  Ueber  diesen  Kyriakus  s.  .ausser  den  8.  33,  Anm.  1  genannten  Stellen 
noch  As»    3,   I,  91«.  141*.   142«.  213. 

*  Nach  Elias  von  Nisibis  (Baetfageu  19)  starb  er  S3.  d.  II.  (beginnt  19.  Nov. 
643),  nach  'Amr  (Ass.  .H,  1,  loS"}  968  Sei.  =  G46/7.  Letstere  Angabe 
stimmt  zn  unserer  Chronik.  Mftrt  ('Amr)  giebt  ihm  19  Kegiernngsjahre 
(Ass.  2.    llß). 


Di«  Ton  Oiildi  Kennug^obMie  ■jrrltoht  CliroDik. 


35 


Mär  Emmch  eingesetzt.  Dieser  war  aus  dem  Gebiet  von 
Arzon  aus  dem  Dorfe  Qozimar  (?)•  und  war  zum  Metropoliten 
von  B6th  Läpat  eingesetzt.  Er  hatte  die  Mönchstracht  im 
Kloster  des  Map  Abraham  vom  Izalä  angelegt  und  wurde  als 
Mönch  wie  als  Metropolit  sehr  gepriesen.  Seit  er  nun  auf 
den  Leuchter  des  Katholikosarats  gesetzt  worden  war,  ehrten 
ihn  alle  ismaelitischen  Machthaber. 

Man  erzählt  folgendes:  zwischen  Mä.tfize  und  ^ira  hegt 
ein  von  lauter  Juden  bewohntes  Dorf  Namens  Mäthä  Mhasjä.* 
Als  nun  eines  Tages  ein  Student  da  durchkam,  packte  ihn 
einer  von  den  Söhnen  der  Kreuziger,  nahm  ihn  in  sein  Haus 
und  hielt  ihn  eine  ziemliche  Zeit  gefangen,  indem  er  ihn  die 
Mühle  drehen  Hess.  Da  ward  nun  auf  Befehl  des  Königs  ein  28 
Christ  in  irgend  einer  Angelegenheit  in  das  Dorf  geschickt 
und  kehrte  durch  Gottes  Veranstaltung  grade  in  jenem  Hause 
ein.  Als  der  Student  ihn  erblickte,  jammerte  er  (und  erzählte 
ihm  die  Sache).  Da  packte  der  Christ  den  Hausherrn,  und 
dieser  bekannte  ihm  die  ganze  Wahrheit  mit  den  Worten: 
,wenn  du  mir  diese  Missethat  vergibst,  weise  ich  dir  einen 
herrlichen  Schatz  nach'.  Und  er  zeigte  ihm  eine  Stelle  in 
seinem  Hause,  wo  die  Leichname  Hananja's  und  seiner  jugend- 
lichen Genossen  lagen.*  Gott  hatte  die  Sache  mit  dem  Studenten 
veranlasst,  damit  der  Schatz  der  Leichname  der  Seligen  auf- 
gefunden werde.  Wie  man  erzfthlt,  musste  Mär  Emmßh,  als 
er  einst  von  Mäj^oze  nach  ^ira  ging,   grade  in  jenem  Dorfe 


*  Hoffmann  denkt  an  jU^OA  oder  dgl.  ■=  iVi«Sn  Job.  Eph.  415  TÖ  XXu>- 
(uipuiv  Menander  Prot,  fragin.  67;  ri  XXotiipoiv  Theophyl.  2,  7  und  8  (im 
Gebiet  von  Arzon).  8.  Oelzer'a  Georg.  Cypr.  S.  167  f.  Diese  Identification 
bleibt  natilrlieb  unüicbor. 

*  Für  diesen  im  babyl.  Talmud  öfter  erwähnten  Ort  verweist  Gnidi  auf 
Neubauer,  Göogr.  du  Talm.  344;  Berliner,  Beitrage  lur  Geogr.  Babyl.  46; 
de  Goeje  ZDMG.  39,  12.  Ob  Malyyd  oder  iHyatjä  zu  sprechen  sei,  iJUst 
■ich    nicht   bestimmen.     Der  Ausfall    des  ^   im    syrischen  Text  kann  auf 

i  einem  Versehen  beruhen,  kann  aber  auch  eine  locale  Aussprache  wieder- 
g«ben. 

*  Dan  diese  Gebeine  in  dortiger  Gegend  gefunden  wurden,  ist  gans  be- 
greiflich. Babel  war  in  der  Nähe  und  ebenso  die  Gegend,  wo  die  Legende 
Ton  Nimrod  spielt,  dessen  Feuer  dem  Abraham  eben  so  wenig  hatte  anthuu 
können  wie  das  Nebacadnezar's  den  Gefihrten  Daniel's  (Dan.  8). 


I 


dft 


n.  Alhudliing:    NMdek*. 


übernachten.  Aus  Furcht  vor  ihm  nahmen  sie  ihn  mit  grossen 
Ehren  auf.' 

Mär  Emmch  baute  die  abgebrannte  Kirche  des  Klosters 
des  heil.  Sergius  von  Mabhrachthä*  wieder  auf  tind  schmückte 
sie  mit  aller  Herrlichkeit.  Denn  dieser  Regent  war  in  seiner 
erhabnen  Herrlichkeit  sehr  ausgezeichnet.  Zum  Hirten  von 
Beth  Läpät  salbte  er  aber  den  Sergios,  Bischof  von  Nhar 
Gür,  einen  tugendhaften  und  gerechten  Mann,  und  sandte  ihn 
dahin.  Auch  begab  sich  Mär  Emmdh  hinauf  nach  Nisibis,  um 
die  Bewohner  zur  Verständigung  mit  ihrem  Metropoliten  zu  be- 
wegen, aber  sie  unterwarfen  sich  nicht.  Da  Hess  er  den  Isaac, 
Bischof  von  Arzon,  kommen  und  machte  ihn  zu  ihrem  Oberhaupt; 
das  war  ein  sittsamer  und  tugendhafter  Mann.  So  lange  er  lebte, 
ass  er  kein  Brot  von  der  Kirche  von  Nisibis  und  machte  sich 
nichts  mit  deren  Besitzungen  zu  schaffen,  sondern  liess  das  für 
ihn  und  seine  Schüler  Nothwendige  aus  seinem  Lande  kommen.' 

In  eben  der  Zeit  trat  ein  Jude  aus  Beth  Aramäje  auf, 
29  aus  einem  Dorfe  Namens  PaUilghtä,  wo  sich  das  Wasser  des 
Euphrat  zur  Bewässerung  der  Ländereien  zertheilt,^  und  sprach, 
der  Messias  sei  gekommen.  Er  sammelte  Weber,  Teppich- 
wirker* und  Wäscher  um  sich,  etwa  400  Mann;  die  verbrannten 
drei  Kirchen  und  brachten  den  Oberbeamten  des  Landes  um. 
Da  rückte  aber  ein  Heer  von  'Aqolä  gegen  sie  aus,  tödtetc 
sie  nebst  ihren  Weibern  und  Kindern  und  kreuzigte  ihr  Ober- 
haupt in  seinem  Dorfe. 

Ferner  wurden  im  Lande  Behkawädh"  in  einem  Dorfe 
Namens  Satrü  (?)  einige  Manichäer  gefangen  genommen.    Wie 


'  Die  Auffindung  der  Gebeine  selbst  ist,  wie  die  Erwähnung  de»  (persischen) 
Königs  Keigt,  früher  geschehen.  Die  Geschichte  wird  nur  enjihlt,  weil 
der  Patriarch  einmal  an  dieser  Stelle  Obemachtet  bat 

»  8.  oben  8.  22  Anm.  1. 

*  Er  erkannte  also  seine  eigne  Metropolitenstellung  nicht  als  legitim  an. 
Er  wird  erwähnt  Ass.  2,  420. 

*  Qnfat  FeUdgf  am  Enphrat,  nngeflihr  in  gleicher  Breite  mit  BaghdAd, 
liegt  allerdings  ziemlich  am  Anfang  dos  Canalsystems.  Der  Relatirsats 
(mit  mMpalg'xn)  giebt  die  Etymologie  des  Namens. 

'  Uoffmann  Terbessert  )^r^  in  V^?r\  (89,  3).  3<u'hiere'  konnte  es  tinter 
einer  jüdischen  BevOlkening  nicht  in  grosseren  Mengen  geben. 

'  Ein  in  drei  Abtiieilungen  zerfallender  Bezirk  am  Euphrat,  woiu  Babel, 
KOfa  und  Hira  gehörten. 


Die  TOD  Ooidi  bsraosgegebaDa  ijrrUche  ChroDili. 

man  nämlich  sa^,  sperrten  diese  einen  Mann  zu  Anfang  des 
Jahres  in  einem  Hause  unter  der  Erde  ein,  gaben  ihm  das 
ganze  Jahr  hindurch  alles  zu  essen,  wonach  seine  Seele  ver- 
langte, tödteten  ihn  dann  als  Opfer  für  tlie  Dämonen  und 
trieben  das  ganze  Jahr  mit  seinem  Kopf  Zauber  und  Walir- 
sagerei.  So  schlachteten  sie  alljillirlieh  einen.*  Ferner  brachten 
sie  eine  Jungfrau,  die  noch  kein  Mann  erkannt  hatte,  und 
schliefen  alle  bei  ihr;  das  von  ihr  geborne  Kind  kochten  sie 
auf  der  Stelle,  bis  sein  Fleisch  und  seine  Knochen  wie  Oel 
waren,  zerstiessen  es  dann  in  einem  Mörser,  bereiteten  es  mit 
Weizenmehl  zu,  machten  kleine  Kuchen*  daraus  und  gaben 
jedem,  der  sich  ihnen  anschloss,  einen  dieser  Kuchen'  zu 
essen;  dann  verleugnete  er  Mam  nie  wieder.*     Durch  göttliche 


'  Von  den  Hoiden  in  Harrftii  berichtet  ein  Cbrist  (Fihriiit  831),  dasB  sie 
einen  Menseben  von  einer  gewissen  (.mercurialen*)  Bescbaffenbeit  ge- 
fkogon  nähmen  und  lange  in  Oel  und  Borax  setiten,  bis  seine  Glieder 
lose  würden,  so  daiis  sich  der  Kopf  leicht  abziehen  lasse,  und  dass  sie 
mit  diesem  Kopf  dann  Zauberei  trieben,  da  er  nach  ilirer  Meinung  vom 
Planeten  Mercur  beseelt  werde. 

»  Lies  l'V^  (29,  17). 

»  Lies  Ui-i  (29,  18). 

*  So  ersählt  Epiphanius,  haer.  26  (87  *■)  von  gewissen  Gnostikem,  sie  trieben 
einem  von  ihnen  ges<'hwSngerten  Weibe  den  Embryo  aus,  stiessen  ihn 
in  einem  MOrser,  mischten  diu  Masse  mit  Ilonig,  Pfeffer  und  anderen 
GewOrzen,  um  die  Ekelhaftigkeit  zu  vordocken,  und  verzehrten  sie  dann. 
Das  nennten  sie  ,das  vollkommene  Passah'.  Ferner  hat  das  mandüische 
Sidrft  RabbH  1,  226  von  den  Christen:  ,Eiu  Judenkind  tddten  sie, 
nehmen  von  seinem  Blut,  backen  es  in  Brot  und  geben  es  zu  essen,  und 
Menstruation  von  einem  Hurenmädchen  mischen  sie  mit  Wein  und  geben's 
ihnen  im  Kelch  [t]  zu  trinken'.  Und  (S.  327)  .Sieben  Selige  (UÄ&4) 
kommen  zusammen,  schlafen  bei  einer  Frau  und  werfen  Samen  in  sie 
hinein.  Sie  empfängt  von  ihnen,  nnd  dann  schlagen  sie  sie  nach  sieben 
Monaten,  bringen  ihn  [den  Embryo  durch  die  Schläge]  heraus,  nehmen 
ihn  mit  einer  Nachgeburt  mit  Blut,  Excrementen  und  Menstruation  nnd 
bereiten  aus  seinem  Mark  SegensOl.  Dies  Mysterinm  kochen  sie  in 
Wasser.  Und  von  seinen  Knochen  bereiten  sie  heilige  ....  (?),  Das 
braten  sie  in  feinem  Weizenmehl  und  reinem  Honig  (?)  und  werfen 
Zauberei  und  Wollust  hinein.  Das  wird  das  Heiligthnm  der  ,Koble'  ge- 
nannt, das  in  den  Herzen  und  Sinnen  brennt'  (.Kohle'  nennen  die  Syrer 
das  Brut  der  Eucharistie!).  —  Aehnlichos  S.  228  von  den  Manichäeru. 
Und  so  erzählt  ein  Christ  von  den  Harrinischeu  Heiden  (Fihrist  323), 
doas  sie  einen  nengebomen  Knaben  dem  Götzen  schlacbteteu,  ihn  kochten. 


98 


IX.  Abbrnodlong:    IftUoko. 


Eiuwirkung  wurden  aber  alle  gefasst,  Dämlich  da  sie  eiaen 
Studenten'  ergreifen  wollten,  dieser  ihnen  jedoch  entkAm.  Sie 
wurden  nebst  den  Huren,  die  sie  gefangen  hielten  und  mit 
denen  sie  Unfug  trieben,  gekreuzigt.*  Es  waren  angefkhr 
70  Leute. 
30  Als  Mär  Emnieh   das   höchste   Amt  3*/,  Jahre  lang  ve>^ 

sehen  hatte,'  starb  er,   und  seine  Leiche  ward  im  Kloster  des 
h.  Sergios  von  Mabhrachthä  beigesetzt. 

In  jener  Zeit  ragten  aber  als  Metropoliten  und  Bischöfe 
hervor  Mär  Sabhrtfio'  von  Karchä,*  der  sein  ganzes  Leben 
nur  Kräuter  aas,  Isaac  von  Nisibis,*  SabhrtSo'  von  yira,  Jazd- 
panäh  von  Kaäkar,®  Aristos  von  Nhar  Gül,  Moses  von  Ninive,' 
Johannes  von  den  Zäb,  Sabhriäo'  von  Trihän*  und  Sergios 
von  Beth  Läpät." 


bis  er  ganz  weich  wurde,  dann  mit  feinem  Weizenmehl,  Safran,  Narde,  O«- 
wUrznelken  und  Oel  kneteten,  kleine,  feigengrosae  Knehen  daraus  backt 
und  da«  als  Opferspeise  verzehrten.  —  Ueberall  derselbe  grause  Unaii 
dieselbe   Roheit  der  Gesinnung,   die    dem  Audersgliubigcn   jode  8ch( 
livhkeit  zutraut.     Dass  grade  M&ui's  Lehre  dem  Genuss  lebender  W< 
widerstrebte,  kam  natürlich  so  wenig  in  Betracht  wie  trotz  dos  Abschi 
der  Juden   vor  dem  Blutgenuss  das  schändliche  Mhrchen  vom  jili 
Blutritns  zum  Schweigen  kommen  kann,  das  in   daitselbe  Capitel  gehOrt 
wie  jene  Dinge. 
'  Juden  (s.  oben  S.  36)  und  ManichSer  sollen  also  den  jungen  christlichen 
Theologen  besonders  nacbguHtällt  haben! 

*  Diese  Kreuzigung  ist  leider  gewiss  so  historisch  wie  das  Abschlachten 
und  Verbrennen  zahlreicher  Juden  wegen  des  ihnen  angedichteten  Blut- 
gcbrauches. 

*  Barh.  hist.  eocl.  2,  127  giebt  ihm  drei  Jahre.  So  Mtrl  (Ass.  i,  420), 
nach  dem  er  968  =  646/7  wiUirend  'OthmJin's  Regierung  starb. 

*  S.  Ass.  3,  1,  124*  unten.  Dies  und  fast  alle  Citate  in  den  nScbstfolgenden 
Anmerkungen  schon  bei  Guidi. 

'  As».  8,  420. 

*  Eb.  und  3,  1,  188.     Er  war  nach  'AbhdSsö'  ans  Qatar. 

'  Ass.  2,  420.  Der  verschollue  Name  Ninive  ward  zur  Bezeichnung  der 
DiOceae  beibehalten. 

*  Ueber  die  Landschaft,  respective  die  DiOcese  TSrIitin  oder  Trthin  (die 
Gegend  von  SAmarri  und  Tagrit  an  der  Ostseite  des  mittleren  Tigris) 
s.  Hoffmann  188  ff. 

'  Ass.  8,  420.  Die  hier  genannten  Bischöfe  von  KarchA,  Niaibi*,  Kaikar, 
Ninive,  TrShan  nnd  Beth  LApi{  Oberlebten  nach  dieser  Stelle  noch  den 
Katbolikos,  der  um  660  gestorben  ist. 


Pio  ruD  Guidi  heinofgvfeWn«  syritcha  Obronik. 


39 


Aber  Elias,  Metropolit  von  Merw,*  bekehrte  viel  Volks 
von  den  Türken  und  anderen  Nationen.  Merw  ist  nämlich 
ein  Fluss;  nach  ihm  ist  die  Stadt  und  das  Land  benannt. 
Man  sagt,  dass  deren  Innres  12  Parasangen  gross  ist  und 
dasB  innerhalb  der  äussern  Mauer  viele  Städte  und  Burgen, 
auch  Weizen-  und  Gerstenfclder,  Gärten  und  Parks  Hegen.* 
Es  ist  aber  von  Alexander,  Philipp's  Sohn,  erbaut  und  von  ihm 
Alexandria  genannt  worden.  Nachdem  er  viele  Völker  im 
Osten  besiegt  und  unterworfen  hatte,  brach  er  auf,  um  nach 
seiner  Heimath  zu  ziehn,  wurde  aber  von  seinen  Knechten 
am  Euphratstrom  an  einem  Orte  im  Lande  Babel,  der  BS 
Niqjä  (?)  heisst,  durch  Gil't  umgebracht.  Er  hatte  12  Jahr 
und  6  Monate  regiert.^  —  Von  diesem  Elias,  Metropoliten  von 
Merw,  erzählt  man  folgendes:  während  er  einst  in  den  Gegenden  31 
an  den   äussern  Gränzen   umherging,  begegnete  ihm  innerhalb 


'  Ata.  8,  480  nnd  3,  1,  148.  An  der  letzteren  Stelle  werden  «eine  Werke 
aufg«zSlilt 

'  Der  Flu88  bedingt  allerdings  die  Fruchtbarkeit  und  Bewohnbarkeit  der 
Merw-Oaae,  aber  den  Namen  (Maryhu)  hat  doch  wolil  nicht  zunächst 
der  Floas  getragen.  Die  nach  deui  Wortlaut  nahe  liegende  Annahme, 
hier  »ei  daa  sOdiiche  ,F1u.<i8-Merw'  (Marwi  rüdh  arab.  Murw  ai-rüdh)  ge- 
meint, ist  nicht  haltt)ar;  alles  folgende  weist  auf  das  bei  weitem  be- 
rühmtere und  gröüsere  .königliche  Merw'  (Marwi  iähagän;  arab.  Manc 
aiiähagänj.  —  Vielleicht  ist  übrigen»  diese  Beschreibung  im  Wesentlichau 
richtig.  Die  ganze  Oase  war  wohl  mit  einem  Befestigungswall  gegen 
die  räuberischen  Wüstenbewohner  umgeben.  Die  12  Parasangen  (un- 
gefXbr  9  d.  Meilen)  konnte  man  als  Läiigenansdebnung  rechnen,  so  dass 
die  ganze  Fläche  bis  zum  Quadrat  ilavon  eingenommen  hätte ;  doch  ge- 
nügt es  wohl,  sie  als  Umfang  zu  nehmen.  Natürlich  haben  wir  hier  nur 
eine  ungefähre  Schätzung. 

'  Merw  wird  in  den  griechischen  Texten  des  Alezanderromans  nicht  unter 
den  Gründungen  des  KOnigs  genannt,  wohl  aber  im  syriscbeu  und  in 
andern  urieutalischen  (s.  meine  Abhandlung  ,Boitr8ge  zur  Geschichte 
des  Alexanderromans*  84  n.  a.  w.).  Ancb  die  hier  gegebene  Zahl  13  Jahr 
6  Monate  stimmt  nicht  zu  den  griechischen  Texton,  wohl  aber  ziemlich 
zum  syrischen,  der  13  Jahr  7  Monate  nennt  Ich  mOchte  also  doch  an- 
neliiuoii,  dass  der  Chronist  den  syrischen  Text  gekannt  hat.  Die  besondere 
Btwtiuimung  de^  Todesorts,  für  den  alle  Andern  schlechthin  Babylon 
nennen,  beruht  vielleicht  auf  einer  LocalUberliefernng.  Ich  halte  für 
walirscheinlich,  dass  V»äa1^  ein  Fehler  fllr  1*"«'!  i^-Ä  „der  ]int\tri  = 
L^SJU  (iSchaaf hausen')  ist;  daa  ist  ein  Ort  nahe  bei  Htra,  also  auf  dum 
Qebiet  von  Babel  (s.  u.  a.  Jaq.  s.  t.}. 


n.  Abbaudlang :    N61d«k«. 

dieser  (Ctegenden)'  ein  Fürst,  der  mit  einem  andern  Künig 
Krieg  ftihren  ging.  Als  Elias  ihn  nun  mit  vielen  Worten  bat, 
vom  Kriege  abzustehn,  erwiderte  er  ihm:  ,wenn  du  mir  ein 
Zeichen  zu  sehen  giebst,  wie  es  die  Priester  meiner  Götter 
machen,  so  glaube  ich  an  deinen  Gott.'  Da  riefen  auf  Befeld 
des  Fürsten  die  ihn  begleitenden  DUraonenpriester  die  Dämonen, 
denen  sie  dienten,  an:  sofort  trübte  sich  die  Luft  durch  Gewölk 
und  Sturm,  und  Donner  und  Blitz  folgten  sich  unaufhörlich." 
Allein  da  ward  Elias  von  götthcher  Kraft  bewegt;  er  machte 
das  Zeichen  des  himmlischen  Kreuzes,  verscheuchte  dadurch 
die  von  den  abtrünnigen  Dämonen  bereitete  Erscheinung,  und 
sie  verschwand  plötzlich  ganz  und  gar.  Da  so  der  Fürst  sah, 
was  der  sehge  Elias  gethan  hatte,  fiel  er  in  Verehrung  vor 
ihm  nieder  und  nahm  mit  seinem  ganzen  Lager  den  Glauben 
an.  Der  Metropolit  führte  sie  zu  einem  Fluss  hinab,  taufte 
alle,  stellte  Priester  und  Diakonen  für  sie  an  und  kehrte  heim.' 
Seleukos  hat  aber  32  Jahre  regiert*  und  Antiochia,  Lao- 
dikea,   Seleukia,  Apamea,  Edessa  d.  i.  Orliäi  und  Bcroea  d.  i. 


'  In  der  UeberBelxang;  nelinio  ich  das  ?  vor  *-^?  (Sl,  1)  als  Wiederholung 
des  Ton  r"!  (30  iilL).  Abor  ich  bin  meiner  Sache  nicht  sicher.  Vielleicht 
Bind  einig«  Worte  ansg^efnlleu,  etwa  OjiOi  )2lL>^  ]£il^  (,  OsuUa  a.^?) 
(innerhalb  derer  die  Stadt  Merw  liegt'.  Dasa  der  BarbarenfUrst  mit  einem 
Heere  innerhalb  der  UmwaUnug  de«  Stadtgebietes  gegen  seinen  Feind 
ziehen  durfte,  konnte  sich  doch  selbst  ein  syrischer  MOnch  kanm  einbilden. 
Sonst  liegt  allerdings  die  Ueborsetznng  am  nSchBtcn:  ,iu  den  Uegouden 
au  den  fiuKsern  Oränxen,  aber  innerhalb  dieser  (OrSucen  d.  h.  d<^s 
ttnssern  Walles)'. 

*  Dass  die  Zanberer  der  TQrken  Unwetter  (auch  8chneegeat0b«r)  machen, 
kommt  auch  in  der  penischen  Ueberlicferung  vor. 

'  Wir  dürfen  nicht  bezweifeln,  dass  Merw,  der  bedeutendste  Ort  Cbor&sftns, 
der  Ausgangspunct  für  die  liekobning  vieler  Ilocbasiaten  geworden  ist. 
Urade  der  Zusammenbruch  des  S&sftnidenreiclui  mag  xu  neuen  Be- 
rührungen wilder  Stämme  mit  den  Nestorianem  geführt  haben.  Dai 
Christeutbum,  das  noch  im  13.  Jahrhundert  in  gewissen  Gegenden  Hoch- 
asiens  geblüht  hat,  scheint  da  im  Lauf  des  14.  Jahrhunderts  unter- 
gegangen zu  sein.  Man  hKtte  gern  NBherea  über  den  ,Exegeten  der^ 
Türken',  der  einen  .hortus  deliciarum'  geschrieben  bat  und  dessen  Na 
AbhdiAö'  schon  nicht  mehr  wusste,  da  er  ihn  sonst  genannt  hätte  (Am. 
1,  188;  Asseniani  identificiert  ihn  falsch  mit  dem  vor  ihm  Genannten). 

*  Die  Zahl  ist  richtig,  von  seiner  Rückkehr  nach  Babylon  313  bis  xu 
seinem  Tode  280  gerechnet. 


Die  TOD  Goidi  lMruug«(»b«a«  tjriccke  Chronik. 


u 


Ijialeb  erbaut.'  Babel,  das  jetzt  so  heisst,  hat  Öemiramis  er- 
baut, aber  das  alte  Babel  ist  da,  wo  der  Tburm  gebaut  worden 
ist.*  Ninos,  Sohn  des  Belos,  bat  Erecb  d.  i.  Edessa,  Acad  d.  i. 
Nisibis,  Cbalnc  d.  i.  Ktesipbon,  Calab  d.  i.  Hatre  Sanatn'ig's 
erbaut;*  ebenfalls  ist  er  der  Erbauer  von  Ninive  und  Rc- 
hoboth. 

In    dieser   Zeit,    von    der  wir    obeu    gesproclien   haben,*  32 
drangen    die   Araber,    indem   sie   alle  Länder   der  Perser   und 
Römer*  unterwarfen,  auch  ins  Land  der  Hüzier  ein  und  llber- 
schwcmmten  es."     Sie  nahmen  alle  festen  Städte,  nilmlicii  Beth 


)k. 


*  Ans  irg'end  einem  Chronog;raphen.  8.  Syncell  274  A  (Honn  520) ;  Bionys 
Te!m.  (Tuliberg)  61.  Uieselbe  Nachricht  hat  Jäijüt  au»  einem  chri«t- 
licheii  Schriftsteller,  8.  1,  ITl.  3-2H.  2,  876.  Eine  ähnliche  Angabe  über 
fünf  von  Seloukos  erbaute  Städte  (Antioehia,  Seleukia  in  Syrien,  Seleukia 
iu  Pigidion,  Seleukia  am  Tigris  und  Karch&  dbhetli  Sloch)  im  ausführ- 
lichen Text  der  Märtyrer  von  Karchft  bei  Bedjan,  Martyr.  2,  610.  In 
den  ersten  Partien  dieses  Martyriums  ist  Uberhaujit  allerlei,  was  auf 
griechische  Quellen  iiirüekgeht,  in  wirrer  Verbindung  mit  biblisclier  und 
einheimischer  Ueherüeferung.  Edessa  ist  auch  nach  Malalas  '2,  142  (Ox.) 
Ton  SelenkoR  erbaut  worden. 

*  Wahrscheinlich  dachte  der  Verfasser  bei  der  ersten  Angahe  an  das  Oert- 
chen.  Ans  den  Namen  IWiil  immer  behalten  hat,  der  andere  an  Bornppa 
(arab.  Burt,  beutzutagfe  Bir»  Nimrüd). 

*  Diese,  durchweg  falschen,  Idenlificationen  der  Gen.  10,  10  f.  genannten 
StSdte  sind  hei  den  Syrern  fast  kauanisch  geworden;  s.  Efr.  1,  68  U  u.  a.  m. 
Sie  röhren  vielleicht  noch  aus  der  parthischen  Zeit  her,  sind  jeden- 
falls viel  älter  als  die  Angabe,  dass  Merw  von  Alexander  gegründet  sei. 
Werthvull  ist,  worauf  Guidi  hinweist,  die  Hininfilguug  von  >,^ej^  1w 
zu  der  Stadt  HatrS  ("Atfxi  in  der  mesopotamisrhen  WUste);  hier  haben 
wir  den  parthischen  Namen  SanaiHlk  noch  voüetämlig,  und  Tuch's  und 
Hoffmann's  Annahme,  dass  ^«J>U«i,  den  die  Araber  als  KMnig  von 
Hatr@  nennen,  =  o^JJjs  dos  BB  sei,  wird  so  gesichert  (s.  Hotfmann  186; 
Tab.-Uebers.  60Ü).  Auch  die  falschen  Formen  i^]  fUr  r^\,  V'^:^  für  P'^»b 
sind  bei  den  Syrern  von  jeher  recipiert. 

*  8.  33  f. 

»  Liea  V'ioo«!  flir  V»io'l  (32,  2). 

*  Trotx  Efr.  2,  108  B  ,^o<jiAi^  liMjs  und  Job.  Eph.  402,  14  ]^'>\£>  Oj^ 
,sie  (die  Babylonier,  resp.  Avareu)  überschwemmten  das  (ihr)  Land'  bin 
ich  unsicher,  ob  0"^  hier  richtig  ist,  denn  eben  ein  Wort  wie  ^'^ 
fehlt  hier.    Ich  habe  au  Q^*^  gedacht. 


4ä 


IX.  AbhmnlltiDK:    N«14«1;». 


Läpä(,  Karcliä  dLedhän'  und  die  Borg  SAfian,*  ein,  and  bloss 
die  sehr  festen  Städte  Süa  und  boätrß'  blieben  übrig,  wahrend 
von  allen  Persem  keiner  mehr  den  Arabern  Widerstand  leistete 
als  König  Jezdegerd  selbst  und  einer  von  seinen  Heerflihrem 
Namens  Honnizdän,  ein  Meder,*  der  Truppen  zusammenzog 
und  Sü8  und  Soätrc  besetzte.  Diese  Stadt  Sostre  nimmt  einen 
sehr  grossen  Raum  ein  und  ist  durch  mächtige  FlUsse  und 
Wasseradern,  die  sie  von  allen  Seiten  wie  Stadtgräben  um- 
ringen, sehr  fest.  Einer  von  diesen  Gräben  heisst  Ardachäiragan 
nach  Ardachäir,  der  ihn  angelegt  hat,  ein  andrer,  der  durch 
die  Stadt  liindurchgeht,  Samiräm  nach  einer  Königinn  (die  so 
hiess);  ein  andrer  Där&jagän  nach  Darios.  Der  grösste  von 
allen  ist  ein  mächtiger  Qiessbach,  der  von  den  nördhchen  Bergen 
herkommt.*    Wider  den  Meder  Honnizdän  zog  da  ein  arabischer 


•  Der  Ort  Kardia  dlJdhän  {\r^,  v?P,  v.r*^)>  oft  '»  syriacheu,  beaonden 
nMtoriiinischen  Schriften  genannt,  hiess  nach  den  Acten  des  Mtri  8S 
nrsprttnglich  Karchd  dlitdh&n.  Bei  den  Mnslimen  KareM,  das  Ma^q- 
dist  408  als  eine  kleine  blähende  Stadt  nennt.  Die  Ruinen  etwas  «ber- 
halb  derer  von  Susa  am  Flusse  Kerchä,  der,  wie  de  Ooeje  an  der  Stelle 
MaqdiHi's  bemerkt,  eben  von  der  Stadt  den  Namen  hat.  VgL  Tab.-UebetB.  68. 

'  ,Die  Burg  Sü.^an'  ist  der  biblische  Name  von  Susa  (Keh.  1,  1 ;  oft  in 
Esther;  Dan.  8,  2).  Dies  ist  aber  auch  die  Stadt  Daniel's,  die  gleich 
darauf  richtig  mit  dem  spStem  S6I  {Sfu  der  Araber)  gleirbgeaetzt,  hier 
aber  dueh  von  jener  Burg  fiOian  unterschieden  wird.  Ob  die  Verwirrung 
vom  Verfasser  oder  einem  Abschreiber  herrührt,  mag  ich  nicht  entscheiden. 

»  Soilra  Plin.  12,  §  78.  Bei  den  Syrern  1?i-».aA,,  ^ii-»,a^  (ZDMG.  43,  393), 
j^.^a^  auch  M^*Q^  (Slartin.  L'Hexamiron  de  Jacque  d'fedesse  98,  8); 
Talm.  nncnv  (Kenbauer  382),  arab.  T'iutar,  heutzutage  Süiter.  Oewiai 
liegt  auch  dem  SanrcUe  Plin.  6,  §  136  ein  lU^TPATE  d.  i.  XiSiTCfi  te 
tu  Grunde. 

'  Der  bekannte  Mann,  den  die  Araber  alHormuxän  nennen.  &  war  aas 
Mihrgänkadhak  im  südwestlichen  Medien  (Bel&dhort  38U). 

'  An»  dem  reichen  Material  und  der  Darlegung,  die  ich  beide  von  Hoff- 
mann erhalten  habe,  konnte  ich  hier  eine  kleine  Abhandlung  Ober  die 
Topographie  von  SdSter  g^ben.  Ich  will  aber  nur  bemerken,  daas  da 
DAräjagän  als  Dant/an  noch  bei  neueren  Reisenden  vorkommt,  wie  denn  ' 
diese  Schilderung  im  Wesentlichen  noch  jetKt  zutrifft.  ArdadiKragiK 
geht  auf  Ardachiir,  eine  etwas  ältere  Form  von  Ardaür  aarflck.  Bei 
diesem  denkt  man  allerdings  zuerst  an  den  Gründer  des  S&s&nidenradis ; 
doch  kann  es  auch  ein  anderer  Gross-  oder  KleinkOnig  gewtjsen  »ein. 
wie  der  Däräjagän  (wohl  aus  DärajäwnkAn)  nicht  notliwcndig  nach  eiueia 
der  Achaemeniden  die.ies  Namens  genannt  zu  sein  braucht.  Samiräm 
natürlich  SemiramU.     Der  Hauptfluas   ist  der  UngaU,   heutzut«^ 


Die  TOD  Ouidi  hemi(igeg«beo6  sjrbcfa«  Chronik. 


41 


Feldherr  mit  dem  Beinamen  Abu  Müsä,  der  dort,  wo  der  Tigris 
ins  grosse  Meer  fliesat,  Basra  als  Ansiedlung  der  Araber  er- 
baut hatte,'  eine  Stadt  zwisclien  dem  Culturlande  und  der 
Wllste,  so  wie  Sa'd  Sohn  des  [Abu]  Waqqäs  eine  andre  An- 
siedlung für  die  Araber  angelegt  hatte,  nämlich  die  Stadt  'Aqölä, 
die  wegen  der  Krümmung  (kßfüiha)  des  Euphrats  Käfa 
genannt  wurde.*  Als  nun  aber  Abu  Müsa  gegen  Hormizdän 
heraufzog,  stellte  dieser  eine  List  an,  um  die  Araber  so  lange 
vom  Kampf  gegen  ihn  abzuhalten,  bis  er  ein  Heer  zusammen- 
gebracht hätte.  Er  Hess  dem  Abu  Müsä  also  sagen,  er  möge 
mit  Menschenraub  und  Mord  aufhören,  er  wolle  ihm  so  viel 
Tribut  senden,  wie  sie  ihm  auflegten.  So  blieben  sie  zwei 
Jahre  lang.  Dann  brach  aber  Hormizdän  im  Vertrauen  auf 
die  Mauern  den  Friedensvertrag,  tödtete  die  Milnner,  welche 
die  Gesandtschaften  zwischen  ihnen  besorgt  hatten,'  von  denen 
einer  Georg,  Bischof  von  Ulai,*  war,  und  sperrte  den  Abraham, 
Bischof  von  Puräth,  ein.  Er  schickte  viele  Truppen  gegen  die 
Araber,  aber  diese  vernichteten  sie  aUe,  eilten  herbei,  belagerten 
Süä,  nahmen  es  in  wenig  Tagen  ein  und  todteten  sämmtliche  ange- 
sehenen Leute  darin.  Sie  besetzten  das  Haus  dort,  so  das  des 
hell.  Daniel's  hiess,  bemächtigten   sich  des  da  eingeschiossnen 


33 


'  Abfi  M&K&  alAi'ari  bat  zwar  niclit  die  Anlage  Ba^ra  begonnen,  aber  die 
erste  Moschee  aus  Ziegeln  und  das  Haus  des  Statthalters  erbaut  Belft- 
dhori  347. 

*  Da  das  syrische  AqUä  wirklieb  ,die  krumme*  (st.  aba.  f.  oder  it.  emph. 
m.?)  heisst,  so  ist  sehr  wohl  mSglicb,  dass  Kdfa  wirklich  zu  us^  in 
der  Bedeutung  ^gerundet,  gekrUmmt'  gehCrt  (vgl.  i_p<.V,vj^  u.  a.  m.}; 
dazn  stimmt  die  bessere  Etymologie  der  Araber  (Ibn  Faqth  162  u.  a. 
5,\jJC.M»^)\  j^VijSJUi  Jaij.  -t,  322).  Der  Name  mnss  dann  aber  bei  den 
Arabern  schon  älter  gewesen  sein  als  die  GrUndiiog  der  grossen  Stadt, 
denn  damals  war  das  Wort  gewiss  schon  nicht  mehr  allgemein  verständ- 
lich, und  hätte  man  die  Stelle  gans  ne\i  benannt,  so  hätte  man  ihr  einen 
deutlichen  Namen  gegeben.     Gans  so  ist  es  mit  Ba;ra. 

'  Ich  lese  ^.4^:010^.  —  Wir  mOssten  das  Einzelne  besser  kennen,  um  zu 
beurtheilon,  ob  dies  Verfahren  gegen  die  Leute,  die  er  froher  zu  den 
Arabern  gesandt  hatte,  wirklich  so  abscheulich  ist,  wie  es  beim  ersten 
Anblick  zu  sein  acheint.  Dem  Manne,  der  nachher  den  Arabern  gute 
Rathscbläge  zur  Eroberung  seine«  Vaterlandes  gab,  ist  allerdings  manches 
zuzutrauen. 

*  Ich  fasse  dies  mit  Ouidi  als  den  biblischen  Namen  des  Flusses  von  Susa, 
also  ihn  als  Bischof  dieser  Stadt 


IX.  AbhindlDOg:     Ntldek*. 

Schatzes,  der  auf'  Befelil  der  Könige  seit  der  Zeit  des  Darios 
und  Cyrus  bewahrt  worden,  und  den  silbernen  Sarkophag,  worin 
die  einbalsamierte  Leiche  lag,  die  von  vielen  für  die  Daniel's, 
von  andern  fUr  die  des  Darius  erklärt  wurde,  zerbrachen  und 
nahmen  sie.  Dann  belagerten  sie  boätre  und  mühten  sich  zwei 
Jahr  lang  ab,  es  einzunehmen.*  Da  verabredete  sich  ein  dort 
angesiedelter  Mann  aus  Qatar*  mit  einem,  dessen  Haus  auf  der 
34  Mauer  stand,  und  sie  machten  einen  geheimen  Anschlag,  gingen 
zu  den  Arabern  hinaus  und  sagten  ihnen:  ,wenn  ihr  uns  ein 
Drittel  der  Beute  aus  der  Stadt  gebt,  so  bringen  wir  euch  hinein.' 
So  schlössen  sie  einen  Vertrag,  führten  dann  Minengänge  unter 
der  Mauer  durch  und  braditen  die  Araber  hinein.  Diese 
nahmen  also  Söätre,  vergossen  da  Blut  wie  ^Vasser  und  tödtetcn 
den  Schriftausleger  der  Stadt  und  den  Bischof  von  Horraizdar- 
daöir'  nebst  den  Studenten,  Priestern  und  Diakonen;  ihr  Blut 
vergossen  sie  im  Heiligthum  selbst.  Den  Uormizdän  nalimen 
sie  lebend  gefangen. 


'  Darauf,  daxs  die  Eroberung  CbÜKtst&n's,  die  dnrt-h  die  Besetcnng  Süjter's 
KiemlicU  abgeschlossen  wurde,  geraume  Zeit  in  Anspruch  genommen  hat, 
deutet' wohl  auch  die  Verschiedenheit  der  Angaben  Über  den  Kampf  um 
diese  Stadt,  s.  Ilin  Athtr  2,  421,  wo  die  Jahre  17,  19,  20  d.  U.  genannt 
werden.  Die  Uclngerung  selbst  hat  allerdings  schwerlich  swei  Jahre 
gedauert;  Ibn  Athir  3,  427  hat  dafilr  einige  Monate.  Belädbnrl  ersähll 
gleichfalls,  das»  erst  Süs  und  danach  ä&itor  genommen  sei;  so  eine  Nacii- 
richt  bei  Ibn  Athtr  2,  431,  wShrcud  der  Ilaujitbericht  bei  ihm  das  Um- 
gekehrte hat. 

*  Anch  nach  BeUdhor!  380;  Ibn  Athir  2,  427  f.  fiel  äüSter  durch  einen 
Verräther,  der  den  Belagerern  zeigte,  dass  sie  sich  an  der  Stelle,  wo 
der  Flugs  in  die  Stadt  tritt,  einschleichen  konnten.  Das  ist  wahrschein- 
licher, als  was  der  Syrer  erz&hlt.  —  Dass  Suiter  sich  erst  friedlich  unter- 
worfen habe  (=  dem  ersten  Vertrage  Honnizdftn's)  und  dann  abgefallen 
■et,  auch  BoUdhori  381  ult.  —  Wunderlich,  dass  sowohl  der  Verrätber 
Alexandrift's  (oben  S.  25)  wie  der  SfUter's  aus  Qa^ar  gewesen  sein  soll! 
Hat  am  Ende  bloss  die  auch  hier  gebrauchte  Redensart  q(ar  HM  ,ge- 
heime  Anschlüge  machen'  dazu  geführt? 

*  Die  unterhalb  d&iter  am  Q&rün  liegende  Stadt,  die  spftter  meist  naeb 
dem  Namen  der  Provinz  Alitväx  hiess  und  unter  dieser  Benennung  noch 
auf  den  Karten  zu  finden  iBt.  Vgl.  Tali.-l'eber».  19.  Sie  kommt  noch 
manchmal  in  syrischen  Werken  vor.  Die  Ebene  von  ChüzistAu  war  da- 
muls  zum  grusseii  Thuil  christlich. 


Die  TOD  Onidi  hannigegctxoe  (xriwli«  Chronik. 


45 


Darauf  ging  von  den  Arabern  ein  Mann  Namens  Chälid 
aus,  zog  nach  dem  Westen  und  eroberte  Lander  und  Städte  bis 
nach  'Arab.'  Als  der  römische  Kaiser  Heraklios  das  hörte, 
sandte  er  ein  grosses  Heer  gegen  sie,  dessen  Führer  Sakellarios 
hiess,  aber  die  Araber  schlugen  sie,  vemicliteten  mehr  als 
100,000  Römer  und  tödteten  ihre  Führer.*  Auch  den  Bischof  von 
ySra  fäo  dädh,  der  dort  bei  'Abd  JlaJlh  war  und  die  Gesandt-  35 
Schäften  zwischen  Arabern  und  Römern  besorgte,  tödteten  sie.* 
So  wurden  die  Araber  Herren  aller  Länder  von  Syrien  und 
Palästina.  Sie  wollten  auch  nach  Aegypten  eindringen,  konnten 
CS  jedoch  (zuerst  noch)  nicht,  da  die  Grenze  durch  den  Patriarchen 
von  Alexandria  mit  einem  Heer  und  grosser  Macht  behütet 
wurde,  er  die  Ein-  und  Ausgänge  des  Landes  verschlossen  und 
liberall  am  Rand  des  Nils  Mauern*  erbaut  hatte.  Wegen  deren 
Höhe  vermochten  die  Araber  nur  mit  Mühe  einzudringen  und 
Aegypten,  die  ThebaYs  und  Afriea^  einzunehmen.  Von  Kummer 
über     die    Niederlage    der    Römer     überwältigt,    ging    Kaiser 


>  8.  oben  S.  U,  Anm.  4. 

*  Dasselbe,  was  oben  8.  34  stellt,  nur  ein  bischen  genaner.  Gemeint  ist 
natürlich  die  Entscheidungsschlacht  am  Jarmük.  Als  das  rOmiscbe  Heer 
heranrückte,  mussten  die  Araber  fast  ganz  Syrien  räumen.  —  Vgl.  u.  a. 
ZUMG.  29,  79. 

'  Chälid  hatte  mit  den  Leuten  von  HIra  und  besonders  mit  'Abdalmasih 
b.  'Amr,  den  Quidi  mit  Kecht  in  diesem  'Abd  Ma^t?  wiederfindet,  unter- 
handelt, ehe  er  uoch  seineu  berahmten  Zug  durch  die  Wüste  (,nach  dem 
Westeu')  antrat,  um  in  Syrien  da«  Commaudo  zu  Übernehmen.  —  'Abd 
Maiih  war  aus  dem  hochangesehnen  Geschlecht  Buqaila;  seine  hervor- 
ragende Stellung  bestätigt  auch  nusre  Erzählung.  Die  arabische  Ueber- 
liefentug  macht  einen  Witscbold  aus  ihm,  indem  sie  ihm  Antworten  in 
den  Mund  legt,  die  sich  icum  Theil  in  der  Vita  Aesopi  c.  4,  S.  16  (Wester- 
mann) wiederfinden,  s.  Belidhorl  243;  Tab.  1,  2019.  2043;  Agh.  16,  11  f. 
Auch  uoch  andere  Fabeleien  hat  man  ihm  augehängt,  s.  Tab.-Uebers.  254; 
Mas'üdi  1,  217  ff. 

*  Indem  Heffmann  |^a,*>  (35,  6)  mit  den  PIiiralpunct«n  versiebt,  die  aach 
durch  das  ,an  allen  Orten'  erfordert  werden,  bringt  er  die  richtige  Be- 
zeichnung des  Suffiies  in  t^oaiZaia^  m  Wege.  Die  Praeposition  >ä 
ist  da  allerdings  auffallend. 

'  Wir  brauchen  hierbei  wohl  nur  au  die  Einrichtung  der  Östlichen  Provinz 
(Gründung  von  Qairuwin  670),  nicht  au  die  Unterwerfung  des  ganzen 
Küstenlandes  (Gründung  von  Tanger  707/8)  zu  denken. 


46 


rx.  Abhudlang:    Ntiaek». 


Heraklios  nach  seiner  Hauptstadt,  ward  krank  und  starb.  Er 
hat  zusammen  mit  seinem  Sohne  28  Jahre  regiert.' 

Der  Sieg  der  Kinder  Ismael's,  welche  diese  beiden  mächtigen 
Reiche  überwunden  und  unterworfen  haben,  ist  von  Gott  ge- 
kommen. Aber  über  Constantinopel  hat  ihnen  Gott  noch  keine 
Gewalt  gegeben.*     Also  ist  sein  der  Sieg! 

Darüber,  was  die  Kuppel  Abraham's*  eigentlich  sei,  haben 
wir  nur  folgendes  gefunden:  weil  der  selige  Abraham  reich  an 
Vieh  war  und  sich  auch  von  dem  Neide  der  Kanaaniter  fem 
halten  wollte,  beschloss  er,  sich  in  entlegenen  und  ausgedehnten 
Wüstengegenden  aufzuhalten,  und  da  er  in  Zelten  wohnte,  so 
erbaute  er  sich  zur  Verehrung  Gottes  und  zur  Darbringung  der 
Opfer  jenen  Ort,  und  von  diesem  früheren  Bau  hat  auch  der 
heutige  seine  Benennung  empfangen,  da  die  Erinnerung  an  die 
Stelle  durch  Ueberlieferung  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  be- 
36  wahrt  worden  ist.  Und  für  die  Araber  ist  es  nichts  neues, 
dort  anzubeten,  sondern  diese  Sitte  herrscht  schon  längst  seit 
alten  Tagen,  indem  sie  dem  Stammvater  ihres  Volks  die  ge- 
bülirende  Ehre  darbringen.*  Auch  Hazor,  das  die  Schrift  die 
Hauptstadt  der  Reiche  nennt,*  gehört  den  Arabern,*  und  Medina 
ist  so  nach  Midian  dem  vierten  Sohn  der  Ketura,'  geheissen; 
es  wird  auch  Jathrib  genannt.  (Zu  Arabien  gehören  ferner)' 
Ddmat  gandal'  und  das  Land  der  HagarÄer,  reich  an  Wasser, 


*  Richtip.  Hcmklios,  der  am  7.  Oct.  610  den  Throi»  bestiegen  hatte,  er- 
hob nm  23.  Jan.  613  seinen  Sohn  Heraklios  (Neos  Konstantinus)  zum 
Mitrogenten,  und  das  blieb  er  bis  xu  des  Vaters  Tode,  un  11.  Märi  641. 

*  S.  die  Einleitung  oben  8.  3. 
'  Die  Ka'ba. 

*  Der  Verfasser  nimmt  die  muslimiscbo  Legende  ohne  Bedenken  an.  Darin 
hat  er  allerdings  Recht,  dass  die  Ka'ba  nicht  etwa  erst  durch  Mnhammed 
mm  Heiligthum  geworden  ist. 

'  Jos.  11,  10. 

'  Worauf  sicli   diese  Behauptung  grtlndct,   ist   mir  vOllig  rSthsclhaft. 

eine  Verwechslung   von   '°j["   mit    ''""^^j**  ^^°-   '"'  *^  "^^^  *° 

\r^  (•■  oben  S.  41)  ist  nicht  wohl  zu  denken. 
'  Gen.  26,  1  f. 

*  Etwas  derartiges  ist  ca  ergftnzen. 

*  Die  bekannte  Oase  DAmat  algandal  im  nfirdlichen  Arabien,  heute  ol- 
Qif  genannt.  Zu  Mnhammed's  Zeit  war  der  dortige  Fürst  ein  Chriat 
(Ibn  HiSftm  903,  3). 


An 


Di«  TOS  Gnidi  bani»(tKeb«o0  «jrifche  Chroofli. 


47 


Dattelpalmen  und  festen  Gebäuden.'  In  dieser  Weise  ist  auch 
das  Land  IJattä  gut  ausgestattet,  das  am  Meer  in  der  Nachbar- 
schaft der  Qatar-Inaeln  liegt;  es  ist  ebenfalls  mit  mannigfachem 
Pflanzenwuchs  reich  versehen.*  Ihm  glciclit  das  Land  Maznn, 
auch  am  Meere  liegend,  das  mehr  als  100  Parasangen  Raum 
einnimmt,'  und  das  Land  JamAma,  mitten  in  der  Wüste,*  und 
das  Land  Täif*  und  die  Stadt  I.Iira,  von  dem  König  Mundhir 
erbaut,  so  ,der  Ileld'  geheissen  ward  und  der  sechste  in  der 
Reihe  der  ismaelitischen  Könige  war.^ 


'  ffagar  im  Innern  von  Balirain.  Es  kommt  im  6.  nnd  7.  Jahrbnmiert 
Öfter  aU  Wohnsitz  ne«torianiBclier  Christen  und  als  DiScose  vor  ZDMQ. 
43,  404.  407;  Ass.  3,  1,  136.  Der  DattolrRichthum  dieser  Oa»e  igt  bei  den 
Arabern  bochberflhmt,  vgl.  x.  B.  Kämil  202.  441.  Uebor  die  persischen 
Bchlflsser  dort  s.  Tab. -lieber».  260.  —  Vgl.  Wttstenfeld,  Bahrein  und  Jem&ma 
(Abb.  der  k.  Ges.  d.  Wiss.  lu  Oottingen  Bd.  19)  tj.  6  af.  (178  6f.);  Sprenger, 
Das  alte  Arabien  §  169. 

*  AlChttU,  die  KDste  des  jetzt  LafftA  genannten  Landes,  seit  Pulybins  oft 
genmnnt,  s.  Sprenger,  Das  alte  Arabien  §  170;  Wttstenfeld  a.  a.  O.  9  (181). 
Im  7.  Jahrhundert  nestorianiscbe  DiOcese  Ass.  3,  1,  136.  US*".  ZDMG. 
43,  407.  —  Ueber  Qatar  s.  oben  8.  26,  Anm.  2.  Mit  dem  Ausdruck  Qa^räje 
werden  die  Leute  aus  allen  diesen  Gegenden  zusammongefasst  (s.  B.  Ass. 
3, 1,  183«,  11 ;  die  Briefüberachrift  A.s8.  3,  1,  134'').  Beachte,  dass  im  CaUlog 
des  AbhdUö'  mehrere  Schriftsteller  aus  Qatar  vorkommen.  —  Der  officielle 
Name  von  Chatt  r*-*"?'l  -^-»a  ZDMG.  43,  407  ist  gewiss  identisch  mit 
dem  Tab.  1,  820  in  verschiedenen  Entstellangen  erscheinenden ,  aber 
Form  und  Bedeutung  vermag  icli  wenigstens  doch  nicht  festzustellen.  — 
Hinter  W-»?  (1.  9)  verbessert  HofTmanu  ?  om  wie  1.  12  und  13. 

*  —  'Omftn,  s.  Jaq.  4,  62t  f.  AU  DiOcese  ZDMG.  34,  396  und  Qfler  (vgl.  oben 
S.  33,  Anm.  7).  Die  Christen  von  'Om&n  gingen  schon  früh  zum  lal&m  Ober, 
s.  die  dort  citierten  Stellen  aus  Ass.  3,  I.  —  Der  Verfasser  hKtte  hier  u.  a. 
noch  die  zwischen  Bahrain  und  'Oman  gelegene  Insel  MäimäMg  nennen 
können,  die  gleichfalls  als  DiOcese  vorkommt  ZDMG.  43,  395.  404;  Ass. 
3,  I,  136*;  (>.^»<ii'fl>V;  talm.  moro  Rosch  hasch.  23»;  arabisch  ^wil^;- 
Jaq.  3,  132).  ^" 

*  Ein  oft  genanntes  grosses  Gebiet  im  lonem  Arabiens.  Auch  da  gab  es 
Christen;  Haudha,  der  dort  wohnende  hochangesehne  HSnptling  der 
BanA  Hanita,  feierte  Ostern;  vgl.  Tab.-Uebers.  268  mit  263.  —  8.  noch 
WUstenfeld's,  eben  genannte  Abhandlung  Bahrein  und  Jem&mA. 

'  Ich  halte  wenigstens  Guidi's  Vermutbung,  dass  «aQ^  diesen  nach  Mekka 
und  Mediua  wichtigsten  Ort  des  Hig&z  (im  weiteren  Sinne)  bezeichnen 
soll,  fUr  sehr  wahrscheinlich. 

'  .Damit  scheint  Mundhir  I,  der  sechste  la^mitische  Fflrst  (p* 
'Amt,  beiden  Immlqais  nnd  Nn'mAn),  gemeint;    ich  weis 


48  IX-  Alh.:    I)6Uek«.    Dia  Ton  Onidi  lieruiagegebeiia  ajibcha  Chronik. 

Zu  Ende   sind   die    wenigen   Notizen   aas    der    Kirchen- 
geschichte. 


]r^^  [,Held']  dem  MehiH  [»GrOssten']  NOideke,  6<wch.  87  mtspntklf 
(Goidi).  Wichtig  ist  auf  alle  FKUe,  da»,  wie  wir  hier  sehen,  aclion  di* 
Syrer  die  Reihe  der  Forsten  von  Htra  festzustellen  sachten.  Die  KelW* 
fanden  also  anf  diesem  Gtebiet  schon  einigermaassen  festen  Boden. 


X.  AbliuidiBDg :    Zingerle.   Der  Hüuins-Codai  von  Ljron. 


Der  Flilarius-Codex  von  Lyon. 


Voo 


Prof.   Dr.  Anton  Zingerle, 

correip.  Hitglivde  der  kau.  Aktwldmio  der  Wissonscliafien. 


JN  ur  in  ein  paar  der  zahlreichen  und  meine  Bemühungen 
freandlich  anerkennenden  Besprechungen  der  Ausgabe  des 
hilarianischen  Psalmencommentars  wurde  auf  einen  erst  in 
den  letzten  Jahren  bekannt  gewordenen  Lyoner  Hilarius-Codex,* 
und  zwar  von  competenter  Seite  mit  der  Bemerkung  aufmerksam 
gemacht,  dass  nach  Benutzung  so  vieler  alter  Handschriften, 
worunter  zwei  aus  derselben  Zeit,  dieser  Codex  wohl  nicht 
viele  wesentliche  Aenderungen  veranlasst  haben  würde.*  Dennoch 
war  ich,  als  ich  schon  vorher,  eben  nach  Abschluss  der  Aus- 
gabe, von  dieser  Handschrift  als  hilarianischer  Kenntniss  erhalten 
hatte,  in  einer  gewissen  Aufregung;  denn  wenn  auch  die  Nicht- 
benutzung derselben  durch  die  angcdeuteton  zeitlichen,  sowie 
durch  die  Verhaltnisse  unserer  Bibliothek,  die  von  den  fran- 
zösischen Katatogwerken  damals  noch  nichts  besass  und  auf 
diesem  Gebiete  mich  nur  auf  Exccrpte  von  freundlichen  Ge- 
lehrten anwies,  gewiss  entschuldigt  gewesen  wäre,  so  wUrdo 
mir  doch  eine  dadui'ch  veranlasste  wesentliche  Schädigung  der 

'  Vgl.  Delisle,  Noücoh  et  Extraito  XXIX,  2,  p.  364  und  Albam  pnUo- 
^raphique  pl.  V.  Er  ist  allerdings  identisch  mit  Nr.  381  bei  Delndine, 
Bibl.  de  Lyon,  dort  war  er  aber  noch  nicht  mit  IlilariaR,  sundern  blos 
allgemein  als  Commentarius  in  psaimns,  wie  mehrere  andere,  bezeichnet 
und  dem  8.  Jahrhundert  zngowiesen.  Mit  demclben  aubestimmten  Be- 
zeichnung batto  ich  ihu  auch  bei  HaencI  S.  194  gefunden  und  darum 
Ton  der  Bitte  um  Zunendung  abgesehen ,  lomal  da  ich  mit  Hlinlichen 
Handüchriften  nntzlose  Versuche  gemacht  hatte.  Vgl.  Stndieu  8.  942 
und  Ausgabe  p.  878.  —    Ich  citire  im  Folgenden  nach  meiner  Ansg. 

»  Vgl.  z.  B.  Archiv  für  lat.  Lexikogr.  VII  (1898),  8.  616. 
äitraopbtr.  d.  pfaU.-hiil.  Cl.  CXIVUI.  bd.  lu.  Abb.  1 


Jl  X.  Abhudlanf:    Ztn|«rla. 

Ausgabe,  für  welche  so  viele  Muhe  verwendet  und  die  Ueber- 
lieferungsgeschichte  sonst  so  vollständig  verfolgt  war,  natürlich 
sehr  zu  Herzen  gegangen  sein.  Selbstverständlich  daher,  dass 
ich  mir  mijglichst  bald  durch  Proben  aus  verschiedenen  und 
zugleich  besonders  bezeichnenden  Partien,  die  sich  aus  den 
nach  Paris  gekommenen  Quaternionen,*  aus  dem  ITaupttheile 
in  Lyon  und  aus  dem  Facsimile  im  Album  pal^ographique 
zunächst  erreichen  Hessen,  über  die  Stellung  und  den  Werth 
dieses  Codex  ein  Bild  zu  vei-schaflen  suchte.  Ich  halte  e«  ftir 
nützlich,  dasselbe  in  den  Hauptumrissen  mit  hoffentlich  bereits 
ziemlich  überzeugenden  und  tröstHchcn  Beispielen  schon  vor- 
läufig vorzuführen,  indem  ich  mir  übrigens  für  die  praefatio 
des  zweiten  Bandes  Mittheilung  etwaiger  ftir  Einzelstellen 
irgendwie  beachtcnswerther  Ergebnisse  der  vollständigen  Col- 
lation  vorbehalte.  Den  Herren  Professoren  Hofrath  v.  Kartei, 
Traube,  Vrba,  Wölfflin  muss  ich  ftir  die  gütige  Unter- 
stützung meiner  Bestrebungen  zur  Erreichung  dieses  Bildes 
den  herzlichsten  Dank  aussprechen.  Ich  bezeichne  im  Fol- 
genden den  Lyoner  Codex  mit  dem  Buchstaben  L. 


In  Bezug  auf  Buchstabenverhältnisse  und  Orthographisches 
aseigt  L  dieselben  Erscheinungen,  die  wir  melir  oder  weniger 
in  allen  älteren  Codices  sichtlich  aus  dem  Archetypus  erhalten 
trafen;'  in  der  fast  regelmässigen  Wiederkehr  mancher  der- 
selben berülirt  er  sich  besonders  mit  V  und  G;  so  schreibt  er 
mit  VÜ  adque,  eclesia,  eseiaii,  profetn,  adprathendo,  optiueo 
u.  dgl.,  mit  G  die  Abkürzung  ü.  für  nonter  und  seine  Casus 
(z.  B.  p.  3H7,  8  ftir  nostrum),  mit  V  gerne  nlluf,  intut,  illut, 
paruoli,  p.  4>i)>,  21  mit  demselben  et  uellit  st.  ut  imlit,"  p.  366,  7 
mit  V*RC  repperiatur.  Viele  der  Textverderbnisse,  in  denen 
er  sich  ebenfalls  mit  V  am  häufigsten  und  oft  sehr  auffallend 
verwandt  zeigt,  erklären  sich  im  Grunde  auch  durch  derartige 

'  Ueber  dieselben,  die  dort  unter  Nouv.  ac(i.  Ut  1693  (=  Fonds  Libri  3) 
stehen,  und  über  die  Art,  wie  sie  nach  Pnria  gekommen,  r^l.  Delisle, 
Los  uiauuscr.  des  fouds  Libri  et  Uarrois  (t806),  p.  13,  Nr.  XIL 

*  Vgl.  meine  Studien  su  Hilariiia,  Sitzuugsbericlite  der  kaia.  Akademie  in 
Wien  CVIU  (1884),  S.  878  ff. 

■  ut  sUtt  et  steht  in  VL  p.  4H6,   30;   et  gUtt  ea;   in  V  L   p.  359,  3  u.  dgl. 


Der  HiUrim-Cod«x  tou  hjm. 


uns  bekannte  VerhÄltnisae.  p.  355,  8  z.  B.,  wo  V  statt  estet 
edenda  (RCp)  den  Fehler  esset  tenenda  bot,  wird  derselbe 
durch  das  esset  enSda  des  L  weiter  dahin  beleuchtet,  dass 
auch  hier  die  in  unserer  Ueberlieferung  oft  begegnende  Ver- 
wechslung der  Buchstaben  d  und  w*  zum  Verderbnisse  mit- 
wirkte. Hat  da  aber  L  die  zweite  Weiterbildung  des  Ver- 
sehens* vennieden,  so  ist  er  umgekehrt  p.  370,  18  bei  auch 
wieder  enger  Verwandtschaft  mit  V  seinerseits  weiter  gegangen: 
honum,  inquit,  est  wieder  richtig  RCp,  honum  quid  est  V, 
bonum  quidem  est  L;  die  Corruptel,  entstanden  aus  der  ge- 
läufigen Schreibweise  inquid  und  dem  leicliten  Ausfalle  des 
in  nach  der  vorangehenden  Schlusssilbe, "  blieb  in  V  naiv  stehen, 
in  L  wurde  sie  scheinbar  durch  das  quidem  verbessert;  Ähnlich 
p.  359,  20  se  eS  ingressos  existimant  R,  sese  ingressos  existimant 
VCp,  se  ingressos  existimant  L;  363,  14  sciret  se  nisi  sub  teste 
peccare  RCp,  sciret  se  nsim  suh  festem  peccare  V,  sciret  sese 
sub  teste  peccare  L.  Gerade  auch  in  der  Auslassung  oder  Zu- 
gabe einzelner  Buchstaben,  Silben  oder  kurzer,  respective  abge- 
ktlrzter  Wörter  tritt  die  Uebereitistimmung  zwischen  L  und  V  oft 
recht  stark  hervor  oder  hat  L  auffallende,  selbst  von  V  vermiedene 
Fehler,  z.  B.  p.  355,  10  in  singulis  RCp,  singulis  VL;  356,  14 
lex  enivi  domini  (dfii)  inmaculata  RCp,  lex  enivx  inmaculatn 
VL;  359,  18  non  in  uia  fortuita  et  in  inc-erta  et  in  erratica 
RCp,  non  in  uia  fortuita  et  incerta  et  in  erratica  VL;  360, 
21  ff.,  wo  die  ganz  concinne  Aufzählung  in  primo  uersu  est: 
qni  ambulant  in  lege  domini,  in  secundo  ...  in  quarto  ...  in 
quinto  u.  8.  w.  entschieden  auch  an  der  zweiten  Stelle  das  von 
Cp  überlieferte  und  von  R  durch  blossen  Ausfall  des  t>i  (x) 
nach  dfii  nur  leichter  verderbte  in  secundo  verlangt,  haben  V  L 
secundiim  offenbar  mit  gleicbiceitiger,  in  unserer  Ucbcrheferung 
so  häufiger  Verwechslung  von  o  und  w  und  dann  fehlerhafter 
Zugabe  des  M-Striches;*    3ßl,  15  proprium   in  se  habet   legis 


'  V^l.  meine  Ausg&be  praef.  p.  XVn  und  Stndien  S.  868. 

*  Eine  Spur  der  letzteren,  der  Dittograpliie,  respective  Einscbiebnng  des  ( 
zei^  aber  p  durch  die  Basur  Beiner  richtig  hergestellten  Lesart:  Msel 
g  edenda. 

*  Vgl.  Studien  S.  882. 

*  Diese  fehlerhafte  Zugabe  oder  Weglaasung  (vgl.  Stadien  8.  906)  macht 
sich   gerade   auch    im    Consens  VL  öfter    bemerklich;    k.  B.  p.  860,  3 

1» 


Xiagart» 


BCp,  profriam  im  kaitt  ItgU 
YL;  371,  7  Imcwm  mMmrmtima  coataa  itnlimqmma  BCp» 
latatu  uJafinartiiM  tBUhu  derdimqtumt  Y,  lanvs  mimUteemtiae 
eottmt  rtlimqmtma  L;  969,  14  dtnltmquot  RC,  relirnfmat  YLp; 
371,  21  ex  ptrfBda  emdtatit  doeiriitat  ratiome  RCp,  tx  ptr- 
ftimt  tadttHU  doetrima»  raliame  VL;  372,  3  »td  aitolmti*  dif- 
ßtmltatttm  m  ki»  iftit  i'nj|«ii  imdiM  est,  «  quilnu  midetmr  tanaUn 
BCp,  $td  ab$olmtiu»  dij^temUatmm  %h  his  iptU  rmpiir^mdum 
eX>  eet.  VL;  372,  13  qmia  RCp,  fM  VL;  37S,  20  rtrtUit 
BCp,  ptllU  VL;  374,  12  a  immmtmte  miamdtia  dei  autodkuUm' 
BCp,  a  iuuentuU  ma»daia  dm  ciutodiunt  VL;  363,  4  cmrato 
tüam  Upnmt  BCp,  car  tüam  Uprvt»  VL;  363,  11  qftae  »i 
quU  tenUari . . .  ueütty  ta  btatitudime  pti  mamtrat  (pttrmta'tertt 
RCp,  permmut  VL);  36ö,  7  i»  qna  quitqtt«  RCp,  in  qua 
quiq.  VL;  486,  19  »«d  ineipia»di  a  mtbi»  orif»  «•<  RCp, 
led  (»ei  V)  iHcipienda  nobi*  origo  «•<  VL;  487,  5  eertut  •cilictt 
eaßdei  meritit  reteruari  RCp,  certiu  teilicet  $e  a  ßdei  MMrtfM 
reteruari  L,  ctrtva  »cilicet  $e  ad  ßdei  meritum  reternari  V.  — 
354,  2Ö  sanrtiu  apostolu*  Paulu*  VCp,  •onriiM  Panht*  apo- 
ttolut  R,  sandiu  apoftoltu  L;  der  hier  io  L  allein  sich  tiniiende 
Aasfall  des  Wortes  Pavltu  ist  in  Verbindong  mit  ap<j*U}lu« 
tmd  dessen  bekannter  Abkürzung  leicht  erklärlich;*  filr  die 
Entscbeidong  der  zweifelliaften  Wortstellang  bietet  er  freilich 
keinen  Anhaltsponkt;  ich  bin  aas  den  in  den  Stadien  dar- 
gelegten Gründen  auch  in  solchen  Dingen  möglichst  conseqaent 
der  durch  GR,  G  oder  R  vertretenen  Gruppe  gefolgt,  gebe 
aber  Petschenig  Recht,  dass  hier  wohl  die  erstere  Stellung 
vorzuziehen  war,  da  sie  sonst  die  gewöhnlichere  ist  and  R  da 
isoUrt    steht.     3G0,  4    in  futurorum    tpem    exienditur    VRCp, 


emn  vbUvUman;  S6A,  20  euin  rruatntiam;  S70,  6  quia  tera  licet  emeni^io 
utUU  fit  ofMuionrm  uitiontm;  375,  23  machte  V*  imper  graHnm  am  «apar 
gralia,  L  «tünmt  mit  V*  flberein;  684,  17  amoenitatem  «tatt  nwpenrtatt  I«. 

'  ZunXchst  war  bei  der  hSofigen  Verweclulaog  von  o  and  «  (rgl.  Stodiea 
8.  890)  alfolmtiu  entstaudea  und  daraus  weiter  aUiclutiu'  (Stadien  &  098, 
Aebnlichea  auch  bei  Livias  Öfter,  vgl.  meine  Beitrag  zur  4.  Decad«  &  S); 
rt^uirenrlii  entwickelte  »ich  dnrch  die  ebenso  hSnfige  Verwechslang  «wi- 
gcfaeu  a  und  u  (vgl.  Stadien  8.  880);  L  hat  z.  B.  auch  für  sich  eigvo- 
tbamliih  p.  &96,  16  cadeMi  statt  aulettia,  697,  6  eum  statt  ton. 

'  Vgl.  c.  B.  die  ada.  crit  zu  p.  303,  lU  meiner  Aasgabe. 


Der  BilHriiis-C«dez  Ton  Lyon. 


fulurorum  »pem  exUmditur  L;  487,  13  ut  inimieoe  diligamiu 
VRCp,  ut  in  inimicos  dill^amue  L;  364,  10  quos  et  nobitcum 
vianere  (^manere  VRCp,  matte  L) . . .  fcimus;  372,  21  kane 
enim  propheta  (jprofeta  V)  praetulit  causam  VRCp,  harte  entm 
protviit  causam  L;  373,  20  primus  uersua  de  cuttodiendia  ab 
adulescente  inandatU  dti  constitit  RCp,  V  hat  an  letzter  Stelle 
constituit,  L  liess  das  Wort  bezeichnend  weg;  368,  15  cum  in 
omnia  dei  mandata  retpiceret  {respiceret  VRC*p,  respiret  C, 
regipitceret  L);  225,  21  cauendum  autem  est,  iie  . . . .  detrahatur 
{detrahatur  RPT,  in  der  gekürzten  Ueberarbeitung  V  fehlt 
diese  Stelle,  detrahehafur  L);  596,  24  quod  esse  homo  intelle- 
getur  {{ntellegetur  R,  intelligUur  P,  in  G  sind  die  betreffenden 
Silben  dieser  und  der  folgenden  Stelle  nicht  mehr  leserlich,  in 
der  Kürzung  V  ist  dieses  ganze  erste  Capitel  weggelassen, 
T  fehlt  hier,  intellegeretür  L);  597,  22  excidium  antea  ita 
nuntiante:  terra  uestra  cet.  RP,  enecidium  ante  adnuntiant«: 
terra  uestra  cet.  L;'  684,  10  in  eo  enim,  quod  ita  eoepit 
propheta:  ecce  cet.,  docemur,  quid  bonum  atqua  iucundum  sit 
{in  eo  enim,  quod  ita  eoepit  propheta  PT,  G  beginnt  erst  mit 
pit  profeta,  V  hat  in  seiner  Kürzung  wieder  dieses  ganze 
Capitel  unterdrückt,  in  R  fehlt  dieser  Psalm  voUstiindig,  in  eo 
enim  quod  ita  est  eoepit  profeta  L).  Einigermassen  boachtens- 
werth  könnte  von  Derartigem  aus  den  bisherigen  Proben  viel- 
leicht p.  302,  ly  erscheinen,  wo  L  allein  sicut  et  cetera  bietet 
gegenüber  sicut  cttera  VRCp,  wo  aber  in  V  diese  Worte  mit 
mehreren  anderen  erst  von  zweiter  Hand  am  unteren  Rande 
nachgetragen  sind.'  Bisweilen  hat  L  sichtiicli  nicht  nur  kleinere, 
sondern  auch  auffallendere  Auslassungen,  von  denen  trotz  dieses 
häufigen  und  in  mancherlei  Gruppirungen  auftretenden  Fehlers 
unserer  Ueberheferung  (vgl.  Studien  S.  898  ff.)  die  anderen 
Handschriften  insgesammt  sich  frei  hielten.  Z.  B.  p.  487,  3  sed 


'  Aelinlich  362,  13  L  in  ITrliereinatimmanp  mit  V  üirtreo  adiedum  e*t: 
praeceptum  ceL  filr  idcitro  ita  dictum  e»t ;  praeeeptum  RCp. 
I*  p.  3U3,  15  entdeckte  ich  diircli  L  noch  einen  trotz  alles  Fleitwes  Uber- 
sebeoen,  aber  wohl  zu  entschuldigenden  Druckfehler  meiner  Auapibe. 
E»  mum  hoinen  et  omne  hoc,  tiacuum  quod  putatur,  repletum  ett  angM 
dei  nihilqiu!  rM,  qvod  cH,;  eH  navli  replftian  steht  nicht  nur  iu  L,  »inden 
Mull  iu  VKCp  und  in  meinem  Maumiuript«,  ««  fiel  nur  durvb  Vergehet 
dos  Setzten  am  >jchlu9«e  der  Zeile  au». 


0 


X.  Abluudlnng:     Zingtrle. 


volimteu  et  religio  cor  eins  ex  eo,  in  qito  manehat,  origini» 
uitio  cid  iustißcationum  opera  dedituit.  et  declinnt  in  omni 
uitae  suae  tempore  {opera  declinat  et  declinnt  VRCp,  opera 
declinnt  L);  371,  8  aduleecentiae  coetug  derelinqtiens  et  ah  ip$o 
lenum  nv/per  credentium  consetsgu  remotus  (senum  VRCp, 
om.  L). 

Sonst  aber  bricht  auch  in  Anderem,  wie  im  Bisherigen 
80  oft,  die  Verwandtschaft  mit  V  immer  stark  genug  durch. 
Zum  Beweise  noch  einige  Beispiele  verschiedener  Art.  p.  355, 
20  namque  qui  nmpliciter  ea,  qiiae  int-er  maniui  gihi  inciderint, 
legunt  (inciderint  RCp,  inciderunt  VL);  368,  25  faueat  RCp, 
foueat  VL;  370,  18  iuueni  uiro  RCp,  iutieni  uero  VL;  370, 
24  prouectioris  aetatis  RCp,  profectioris  aetatit  VL;  371,  2, 
wo  ich  istud  crudi  nach  cod.  r  herstellte  (vgl.  Studien  S.  925), 
hat  V  ittute  rvdi,  L  istvt  crudi  ("R  istud  rudi,  CpA  istud 
rüdes")]  373,  4  meminimus  et  Paulnm  ad  Corinthio»  adhuc  in 
fide  paruulos  quaedani  dei  eloquia  occidtasse  (qutiedam  dei 
eloquia  [aeloquia  R]  occultasse  \occuluisse  Cp]  RCp,  quendam 
dei  eloquia  occuluisse  VL);*  373,  11  dare  RCp,  donnri  VL; 
376,  11  periculosa  est  humanariim  mentium  et  molesta  desidia 
(men^ium  RCp,  gentiü  VL);  375,  9  conscientia  (constientia  R) 
Bpeciantium  RCp,  constantia  spectantium  VL;  375,  14  delec- 
tatur  enim  sicut  in  diuitiis  omnibus;  non  tantum  in  diuitiis, 
»ed  in  diuitiis  omnibus.  sunt  opes  in  auro,  sunt  in  argento  cet. 
RCp,  delectatur  enim  sicut  opes  in  auro  sunt  in  argento  cet. 
V,  delectatur  enim  sicut  in  omnibus  diuitii»;  non  tantum  in 
diuitiis,  sed  in  diuitii«  omnibus.  sicut  opes  in  auro,  sunt  in 
argento  eet.  V*  L.*  Die  Entwicklung  des  Versehens  liegt  so 
klar  zu  Tage,  interessant  aber  ist  dabei  die  schon  früher  ge- 
legentlich bemerkte  Uebereinstimninng  von  Ij  niii  V;  371,  10 
silebit  etiam  congruam  ßdei  et  iuuentuti  existimans  tacitumi- 
tatem  {etiam  congruam  ßdei  R,  etiam  cr»jrunin  igtitur  fide  V  *, 
etiam  congruam  igitur  ßdei  V'LCp).  Die  EinfUgung  des  igitur 
wurde  hier  wohl  durch  die  nachgewiesene  öftere  Verwechslung 


*  Petscbeniff  wOiucbt  oeaUui»m  im  Texte  ^balteu;  es  i«t  dies  allerdiu^ 
ein  jilmlicher  Fall  wie  der  oben  berdbrte  354,  35,  and  ich  bin  d«  in 
der  Conseqaenc  ^genüber  R  wobl  xii  streng  gowe«en. 

*  Von  V '  sind  die  Worte  hw  ommitu*  diuUiit  bis  in  dwitiü  <mmi/nu  Mcut 
ani  unteren  Rande  nachgetragen. 


Du  RiUriu-Codaz  Ton  Ljoo. 


dor  Wörtehen  euim,  eryo,  etium,  iyitur  (vgl.  praef.  meiner  Aus- 
gabe p.  XVI)  in  dor  Weise  veranlasst,  dass  frühe  bei  einem 
Zweifel  ijfitur  zu  eflam  als  Variante  an  den  Rand  geschrieben 
und  dann  ftllschlich  auch  noch  an  jene  Stelle  des  Textes  ge- 
setzt wurde. 

p.  363,  22  scheint  ein  eigenartigem,  in  mehrfacher  Be- 
ziehung mittheilenswerthes  Beispiel,  quin  ad  »celus  nisi  »ecretum 
elegitf  {cletjit  LR,  eXigit  VC,  eliget  p)  qxtis  ad  adult-erium  non 
aut  golit.udinem  aut  noctem  (nocUsm  VKCp,  nocte  L)  optauiti 
(optauit  RC,  optnhit  VLp)  et  si  quando  inccdetctntibuB  {in- 
calesc-entihus  VLR,  incalescentihus  uitiis  Cp)  tan»  ad  crimen 
aniviis  promptum  est  (animis  promptum  e$t  VR,  animiu 
promptus  est  LCp),  tarnen  furor  insanientis  uoluptatit  occurm 
te«ti8  co&rcetur  {coercetur  V*,  cohercetur  RCp,  coerceretur  V, 
coercet  t<  L).  Man  ersieht  hieraas  nicht  nur  wieder  das  in 
den  Studien  geschilderte  mehrfache  Ineinandergreifen  kleinerer 
Bachstabenverwechslungen,  wobei  der  G  nächst  verwandte  R 
öfter  im  Richtigen  consequenter  ist  als  andere,  sondern  wir 
hal>en  da  auch  einen  Fall,  wo  L  in  einer  etwas  bedeutenderen 
Variante,  die  dann  in  Cp  und  in  allen  früheren  Ausgaben  eine 
sichtliche  Interpolation  veranlasste,  von  V  abweicht.  Ich  ver- 
hehle nun  nicht,  dass  die  von  der  eigentlichen  Interpolation 
noch  freie  Lesart  L  bei  persönlicher  und  substantivirtcr  Auf- 
fassung des  incalescentibuH  noch  haltbar  wäre,  glaube  aber 
kaum,  dass  gegenüber  dem  auch  hier  theilweise  sonst  recht 
fehlerhaften  L  (vgl.  am  Schlüsse  auch  das  coercet  is\)  der  in 
Ermanglung  des  G  meist  so  erprobte  Consens  VR  zu  opfern 
ist,  da  er  sich  im  engen  Anschlüsse  an  das  Vorhergehende 
leicht  erklärt  (et  si  quando  [adult^rium]  inrnlescentibug  iam 
ad  crimen  animis  promptum  est).^  Vielleicht  fühlte  dies  auch 
der  zweite  Corrector  des  cod.  V,  der  sonst  bei  Einzelver- 
besserungen,  respective  Ergänzungen  der  nicht  eigentlich  über- 


'  Die  enge  Beziebong  dieses  Sutzes  auf  das  vorher  erwihnte  adtdierium 
wird  atii-li  durch  da«  von  allen  Handschriften  überlieferte  utUupCati* 
(nicht  uolunlalU)  im  Folgenden  bestätig:!.  Da  nun  aber  der  ammut  doch 
gevriH  schon  bei  der  Wahl  dos  geheimen  Ortes  promptiu  war,  erwartet 
man  hier  wohl  auch  eher  die  hervorhebende  Steigerung,  dass  selbst, 
wenn  das  adultcrlum  promptum  ett,  die  wilde  Leidenschaft  (vgl.  furor 
ituntiiciUU  iwlupUUitJ  durch  StOruug  der  Einsamkeit  gehemmt  wird. 


8 


X.  Abkudlnf:    ZiDgcrl*. 


arbeiteten  Partien  nach  mancben  Anzeichen  einen  ähnlichen 
Codex  wie  L  vor  Anpen  hatte,  hier  aber  an  V '  nichts  Bnderte. 
p.  596,  21  bestätigt  L  meine  leichte  Herstellung  mwmtrtimu* 
[morutrante«  G,  momtremug  RP).  p.  225,  1  jedoch,  wo  V  wieder 
in  Folge  der  starken  Kürzung  fehlt  und  auch  G  nicht  an  Ge- 
bote steht,  wird  nun  L,  die  verderbten  Spuren  der  sonst  uft 
verdiichtigen  Genossen  PT  aufhellend  und  gegenillxjr  R  die 
Gruppe  LPT  in  gewisser  Weise  herstellend,'  die  Einschiebang 
des  »e  nach  gutem  Sprachgebrauche  veranlassen:  reg  tum  »vi 
»e  temporis  (suisetemjtoris  L,  *wi  ^  /eras.  87  tt  temporis  P',  sui 
ued  temporiti  T,  *w«  teinporit  R),  qv^  »cripttu  ett,  continere 
tett-atur.  Sonst  könnte  unter  den  bisherigen  Proben  auch  noch 
p.  357,  4  Nachdenken  erregen,  wo  L  iniiocentiae  serundum 
iudieium  laeculi  Studium  bietet  (gegentiber  iniioc4mtia  secuudum 
iudicium  aaeculi),  dabei  wenigstens  im  innocentiae  auch  mit 
V  übereinstimmt  und  an  Verbindungen  erinnert  wie  359,  3; 
370,  5.  In  der  Fassung  der  Bibelcitate  weicht  L  von  V,  dem 
gerade  auf  diesem  Gebiete  wichtigen  Zeugen,*  manchmal  etwas 
auffallender  ab,  als  man  dies  nach  der  im  eigentlichen  Hilarius- 
texte  meist  so  stark  hervortretenden  Verwandtschaft  erwarten 
könnte.  Z.  B.  p.  224,  17  dum  depraecor  ad  te  V,  cum  preeor 
ad  te  L,  cum  deprecor  R  (=  Vulg.);  355,  4  sciens  a  quihug 
didiceris  V,  »cient  a  quibus  didicinti  LRC,  »ciena  n  quo  düii- 
eiiti  p;  6  in  salutem  VRCp,  ad  »alutem  L;  359,  7  serit-e  in 
iustitiam  VRC  (TOetpatrs  et;  8«a'.offJvi)v  LXX),  serit«  in  iwtlitia 
Lp  (doch  im  Folgenden  hat  auch  L  mit  VRC  in  fructum); 
361,  23  bouis  triturantis  VRCp,  boui  trituranti  L;  302,  I 
unum  ex  libera  VRCp,  unum  d-e  libera  L;  364,  18  neacit 
fuid  nt  V,  neacit  quid  (quia  C)  eM  LRCp;  369,  2  tton 
derelinquas  (tion  d^relinquas  VRCp,  ne  derdinqua«  L)  nos  in 
Usmptatione,  quam  nifferre  (»ufferre  V,  ferre  LRCp)  non  po»- 
sumti«  {pos»umut  VR,  pog»imus  LCp);  370,  3  in  quo  corrigit 
(^corriyit  VL'p,  corriget  RL*C)  aduleaceiis  {adultsacetu  VRCp, 


'  Im  118.  Psalm  finden  sich  auch  vereinzelte  Bertthrnugen  mitder  Gmpp« 
Cp;  z.  lt.  p.  368,  3  tuU  netiltgentiae  VU,  aut  neglegentiae  LCp;  p.  367,  16 
in  u»u  Vp,  in  luü  li,  i«  lunw  LC. 

*  Vgl.  meine  diesb«zflgUcbe  Unterrachnng  in  den  Philolog.  Abhnndlongen 
IV,  76  ff. 


Der  HiUiriui-Ciidu  Ton  hjoo. 


"9 


iunlor  L)'  niant  suam;  487,  23  et  mntrem  sunm  V,  f.t.  watrirm 
LCp,  om.  R;  rt{)G,  10  qui  hahitat  in  Hierugalem  VR,  7«» 
hahitat  Hiertisnlem.  L;  597,  25  et  deaolata  et  »uhuerga  QRP 
(V  ist  hier  gekürzt),  et  de«olat/i  itnbner»a  L;  224,  18  eru^e  V, 
eripe  LR  (vgl.  die  Addenda  meiner  Ausgabe  p.  XXI). 

Im  Uebrigen  offenbarte  eich  ein  bemerkenswertherer  Untor- 
8ehie<I  banptsiichlicli  nur  darin,  dass  in  L  die  in  V  und  r  hie  und 
da  gekürzten  oder  übcrarlwiteteii  Partien  unverkürzt  und  voll- 
ständig, wie  in  den  übrigen  Handschriften,  geboten  sind.  Im 
Ganzen  aber  kann  Derartiges  fllr  den  Kenner  an  den  sonst 
so  bestimmt  hervortretenden  Verwandtsehaftsvcrhältnissen  wenig 
ändern,  da  einzelne  Hibclritate  in  allen  Codices,  auch  in  den 
verwandtesten,  aus  anderswo  dargelegten  Gründen  schwanken* 
und  jene  thoilweisen  Kürzungen,  rospective  Uebcrarbeitungen  in 
V,  sowie  im  jüngeren  r,  welchen  letzteren  ich  nun  nach  allen 
Erfahrungen  nur  mehr  fllr  eine  aus  V  geflossene  Abschrift 
ersten  oder  zweiten  Grades  halten  kann,*  lediglich  auf  Ent- 
stehung in  einem  zum  praktischen  Gebrauche  in  der  Veroneser 
Kirche  angelegten  Exemplare  hindeuten.*  Der  Grundstock 
dieses  ,Handexemplare8*  der  italienischen  Gemeinde,  um  den 
Ausdruck  zu  gebrauchen,  war  aber,  wie  die  obigen  Beispiele 
intacter  Partien  aus  verschiedenen  Gruppen  des  Werkes  gewiss 
schon  auifallend  genug  gezeigt  haben,  aus  einer  ganz  ähnlichen 
Vorlage  geflossen  wie  der  im  Heimatlande  des  heil.  Hilarius 
wieder  entdeckte  Lyoner  Codex.  Einen  Gedanken,  der  sich 
mir  unter  solchen  Verhältnissen  fast  aol'drängt,   kann  ich  hier 


*  VB  baben  innior  nur  in  der  Uebergchrift  p.  369,  Iß;  die  Vulg.  bietet 
addtttcentior. 

»  Vgl.  Pbitulog.  Abhauill.  IV,  82  ff.  Frühe  Correctureu  mit  Benützung  von 
Varianten  las-ien  sieb  du  in  unserer  Ueberliefemng  mehrfach  nachweisen; 
manche  Sparen,  namentlich  im  alten  G,  weisen  auch  darauf,  dass  ein- 
xelne  Dibelverse  am  Anfange  der  Tractate  nicht  immer  sofort  zugleich 
mit  dem  hilarianischen  Texte  vollständig  abgeschrieben,  sondern  nach- 
träglicher Ergänzung  überlassen  wurden.    Vgl.  Studien  8.  878. 

*  Dies  nun  lur  näheren  Fonnulirung  des  in  den  Studien  S.  960  An- 
gedeuteten. 

*  Vgl.  Studien  S.  917,  wo  Ruch  darauf  hingewiesen  ist,  wie  dieses  hila- 
rianische  Werk  gerade  in  der  Veruueser  Kirche  frUlie  populär  wurde  und 
auf  ähnlich  gekürzte  Arbeiten  Zeuo's  einwirkte. 


10 


X.  AVkaaaiuc:    ZiBfetI«. 


nicht  anterdrUcken.  Beachten  wir,  wie  Correctorcn  und  Er- 
gänzungen, welche  die  zweite  Hand  im  erhaltenen  ,Hand- 
exeraplare  der  Veroncser  Kirche'  sicher  nach  einer  anderen 
aber  verwandten  Vorlage  vornahm,  schon  in  den  bisherigei 
Beispielen  mehrfach  mit  L  sich  deckten,  so  liegt  die  Vermutht 
nahe,  dass  der  Corrector  (V*)  zur  Verbesserung  der  blos  au 
Ifachlässigkeit  entsprungenen  Fehler  und  zufälligen  AusL 
in  sonst  nicht  überarbeiteten  Partien  des  Handexemplaren  eiz 
damals  noch  in  Verona  befindlichen  vollstündigen  Codex,  der 
mit  L  aufs  Engste  verwandt  war,  benut2t  habe.  Dass  erj 
dabei  nicht  auch  die  stark  gekürzten  und  eigentlich  über 
arbeiteten  Theile  des  Uandexemplares  darnach  verbesserte  oder 
ergänzte,  könnte  nicht  gegen  diese  Ansicht  geltend  gemi 
werden;  hätte  er  in  diesem  Falle  ja  die  betreffenden  Partie 
ganz  umschreiben  müssen,  wie  es  bei  unseren  Collationen  auch 
geschehen  mosste,  und  den  Charakter  und  Zweck  des  von 
ihm  corrigirten  Exemplare«  verändert,  was  offenbar  nicht  in 
seiner  Absicht  liegen  konnte.' 

Die   Sache   ist,    hoffe   ich,   nun   schon   ziemlich   klar   ge»i 
worden.    Wesentlich  Neues  von  Bedeutung  werden  wir  wirklich 
auch  von  einer  vollständigen  Vergleichung  des  L  kaum  mehr 
zu  erwarten   haben.     Der  Gewinn    dürfte   sich   etwa  auf  Auf- 
hellung mancher  Punkte  in  den  Verhältnissen  V  und  V*  be- 


'  Eini^rmanseii  flbemisvfat  war  ich,   in  einer  sonst  auch  sehr  danken 
wertben  Reoennion  die  Ausstellung  zu  lesen,  dus  ich  bei  den  TerkUrtten 
Partien  im  kritiscbon  Apparate  nur  stellenweise  angegeben  habe,  was  i 
V  fehle,  nachdem  ich  darüber  mich  doch  praef.  p.  XV  deatlich  geSn 
hatte.     Wo  eben    nicht    mehr    nur    einzelne    SStse   atugeUsoen    wareo^ 
sondern  die  Verkürzung  zu  einer  eigentlichen  Ueberarbeitung  geworden 
war  und  nur  mehr  hie  und  da  eine  hilarianischo  Phrase  enthielt,  könnt« 
ich  die  einzelnen  AnsflUle  und   Aenderungen  nnmOglich  mehr  noüren, 
ebensowenig   wie    der   Corrector    des   cod.  V,   aondem    muaste   mich   fiir 
meinen   Z^eck   mit   der  gewissenhaften   Angabe   der    noch   ans   Hilarius 
erhaltenen    und    für    die   Textgeschiclite  bei  Vergleichung   mit    den   Va- 
rianten der  übrigen  Handschriften   noch    irgendwie   verwendbaren  Worte 
boguQgen.     Zur   volktändigen    KISruug    >vurden   zudem   Proben    solcher 
Ueberarbeitungen   auch  ans  V  im   Anhang  roUstindig  abgedruckt,  und. 
wer  dieselben  nSher  eingesehen,  wird  die  Nothwendigkeit  des  befolgtea' 
Planes    mehr  und    mehr  wflrdigen.     Es   handelte    sich  da  ja   um   eine 
kritische  Ausgabe  des  echten  Hilarius;    ein   Corpus   der   Psendohilariana 
mOsste  einen  Band  ftlr  sich  bilden. 


Der  HiUriM-Oodex  von  Ljon.  11 

ziehen,  hie  und  da,  namentlich  wo  V  überarbeitet  ist,  auch 
zur  noch  besseren  Belettchtnng  der  Entwicklnngsgeschichte  einei 
Fehlerreihe  beitragen,  wie  wir  ein  solches  Beispiel  auch  schon 
gelegentlich  getroffen,  nnd  ein  paar  andere  hier  schliesslich 
noch  anfügen  wollen,  p.  225,  13,  wo  G  und  V  uns  fehlen, 
bieten  RPT  unigeniti  dei  filii,  in  L  ist  dei  (dn)  durch  leichtes 
Versehen,  wie  auch  sonst  öfter  in  ähnlichen  Handschriften,* 
ausgefallen;  dieses  Versehen  erklärt  nun  aber,  wie  alte  Aus- 
gaben bei  nachträglicher  Einschiebung  zur  Wortstellung  unigeniti 
filii  dei  gelangen  konnten.  226,  2  hat  R,  der,  wie  nachgewiesen, 
verhältnissmässig  am  nächsten  an  G  heranreicht  und  deshalb 
da,  wo  GV  im  Stiche  lassen,  in  erster  Linie  auch  mit  kleinen 
Eigenthttmlichkeiten  zu  notiren  war,  quid  %  de  diuinitatis  svae 
natiuitate;  der  richtig  gelöschte  Buchstabe  zeigte  ein  früheres, 
leicht  erklärliches  Versehen  an.  L  mit  seinem  quidediuinitatis 
cet.  hellt  dasselbe  als  ein  altes  vollständig  auf;  der  Schreiber 
des  cod.  R  hatte  zuerst  sichtlich  auch  nach  einer  Vorlage  quide 
geschrieben,  war  dann  aber  bald  auf  das  richtige  quid  de  auf- 
merksam geworden  tmd  tilgte  jenes  zu  früh  gesetzte  e.  596,  16, 
wo  V  gekürzt  ist,  lesen  wir  in  G  relinquent,  richtig  schon 
wegen  des  folgenden  durch  GRP*  und  nun  auch  L  bestätigten 
constituent;  relinquunt  LP*,  relinqunt  R,  vgl.  über  Verwechs- 
lungen von  e  und  u  in  unserer  Ueberlieferung  Studien  S.  891. 
596,  27  intellegimua  G,  intellegamua  L  mit  RP;  da  nun  in 
dieser  kleinen,  ebenso  leicht  erklärlichen  Variante  (vgl.  über 
a  und  i  praefatio  m.  Ausg.  p.  XVII)  L  zu  RP  tritt,  dieselbe 
auch  in  den  Zusammenhang  gut  passen  würde,  kann  Zweifel 
entstehen.  597,  17  sacrilega  caedes  prophetarum  richtig  P,  wie 
schon  die  Sache  selbst  und  die  folgenden  Verbindungen  zeigen; 
sacrilegia  caedes  profetarum  GLR  und  selbst  der  gekürzte  V 
im  hier  beibehaltenen  Wortlaute;  L  bestätigt  also  da  nur  den 
leichten  Zusatzfehler  der  übrigen  ältesten  Handschriften,  während 
er  umgekehrt  226,  22  allein  durch  Auslassung  ein  inprobabili 
statt  inprobahilia  verschuldet  hat.  684,  14,  wo  V  überarbeitet 
ist  und  R  den  ganzen  Psalm  ausliess,  treffen  wir  folgende  Reihe: 
ea  ratio  profetae  est  G,  ea  ratio  a  propheta  est  PT,  o  profeta 
ea  ratio  est  L  —  dieselbe  ist  in  ihrer  Entstehung  gewiss  auch 


Vgl.  auch  oben  8.  3  die  Auslassung  von  dUi  in  VL. 


12  X'  Abhudlnng:   Zingarle.    Dar  BiUriu-Codex  tod  Ljoa. 

darchsichtig  genug.*  Wer  endlich  zugleich  die  auch  in  L  oft  her* 
vortretenden  starken  Nachl&ssigkeiten  beachtet,  die  also  d^ 
Gruppe  VL  in  allen  Phasen  bedeutend  anhafteten,  wird  um 
so  mehr  die  hervorgehobene  verhältnissmJlssige  Sauberkeit  des 
fast  gleich  alten  O  und  namentlich  auch  die  Bedeutung  des 
Consenses  GR  anerkennen  müssen. 


*  Die  Stelle  697,  20  (urht  eadem  fimdiltu  dirtäa  eH),  wo  G*  denUa  aas 
enita  oorrigiite,  L  nnn  deruta  bietet,  kOnnte  den  Gedanken  wecken,  daai 
ervta  statt  dbnUa  zu  schreiben  sei,  da  ja  seit  Vet|>U  in  der  Diohtoi^ 
und  dann  in  der  q>Kteren  Prosa  eruo  in  solcher  Bedeutni^  sich  findet; 
da  aber  der  Hilarian.  Gebrauch  sonst  nicht  daflir  spricht,  femer  anssor 
KP  auch  V  hier,  trotz  der  Ueberarbeitnng,  wenigstens  das  Wort  dinUa 
schOtzt,  ist  die  Sache  sichtlich  nur  auf  die  so  hSufige  Verwechslung  von 
{  und  e  zurilckznfShren  (ygl.  Stndien  S.  883).  Dass  (Ibrigens  ein  so 
leichter  Einzelfall  etwa  nicht  gegen  die  sonst  so  schlagend  hervortretende 
nXher«  Verwandtschaft  des  L  mit  V  geltend  genuusht  werden  kann,  liegt 
auf  der  Hand. 


XI.  Abh.:  Btlingtr.  XitthrilaDgrn  raa  fpsnitchar  0«Mhichtf  im  IG.  nnd  17.  Jahrli.      1 


Mittheilungen  aus  spanischer  Geschiclite  des 
16.  und  17.  Jahrliunderts 


Max  Büdinger, 

wirkl.  Milglir-dc  der  kai«.  Akadoroi«. 
(Mit  einer  Tafel.) 


I 


I. 

Sehlosshauten  In  Madrid. 

Uie  älteste  mir  bekannte  Abbildung  des  Schlosses  von 
Madrid  findet  sifh  in  dem  Foliobande,'  welcher  in  dem  Directions- 
locjile  der  Wiener  Hofbibiiotlick  aufbewahrt  wird  und  auf  dem 
neuen  Einbände  den  Titel  führt:  ,Wiugarde,  villes  d'Espagne 
1563  —  1570.'  Es  ist  eine  Sammlung  anschaulich  gezeichneter 
und  einigermassen  colorierter  Ansichten  spanisclier  Städte,  wohl 
der  sämmtlichen  nach  Ansicht  Philipp's  U.  für  solchen  Zweck 
geeigneten.  Wiederholt,  z.  B.  auf  Blatt  3  (Barcelona),  Blatt  4 
(Molvedro  =  Murviedro)  liest  man  unten  den  Namen  des 
Künstlers:  ,Ant[onijo  van  den  Wyngaerde',  auf  diesen  beiden 
Blättern  auch  die  Zahl  1563.  Auf  anderen  Blattern  soll  sich,* 
was  mir  entgangen  wäre,  der  Name  öeorgius  Hoefnagol  mit 
den  Jahreszahlen  1564  bis  1567  linden;  das  wäre  dann  die 
Zeit  von  dessen  Mitarbeit  in  Spanien.  Nach  dem  Bilde  eines 
engUschen  Palastes  in  ,Urbium  praecipuarum  mundi  theatrum 
autore  Georgio  Braunio  Agrippinate',  im  ftinften  Theile  dieses 
Werkes  auf  Blatt  1  mit  der  Unterschrift:  ,cffigiavit  Georgius  Huf- 
naglius  anno  1582*,  war  dieser  ftlr  Palastabbildungen  sehr  genau.' 


'  Mit  8i^.  Min.  41  bezeichnet 

*  Dss   betreffende  Bncli   belindrt  tich  seit  dem  Sommer  1898  als  entlehnt 

aiifder  Culumbnimuiwtellung  in  Madrid. 
■  Nagler,  Künstlerlexikon  VI  (1838),   214,  brini^rt  in  den  Nachrichten  über 

Uufnag«!  nichts  unsere  Untersnchnng'  Berührendes. 
8itnD(«b«r.  i.  phil.-liiat.  C\.  CXXVni.  Bd.  11.  Abli.  1 


S  H-  AkhaDdlsDft    Bt4iBf*r. 

Aber  andere  Blätter  jener  spanischen  StÄcIteansichten 
haben  weder  Künstlernamen  noch  Jahreszahl,  and  za  diesen 
gehört  leider  auch  Blatt  73  ,Palacia  (sie!)  reail  de  Madrids 
Es  ist  eine  fluchtige  und  doch  trotz  ihrer  Ungenauigkeit  bei 
dem  Mangel  sonstiger  Nachrichten  überaus  erwünschte  farbige 
Skizze  der  Schlossfront  von  Süden,  also  von  der  Stadtseitc. 
Im  Folgenden  benenne  ich  sie  doch  kurz  nach  Wyngaerde. 

Vergleicht  man  diese  Abbildung  mit  der  ebenfalls  von 
der  Stadtseite  sich  darstellenden  auf  dem  später  zu  besprechenden 
Plane  Peter  Texeira's  ans  der  Mitte  des  siebzehnten  Jahr- 
hunderts, so  kommt  man  zu  einem  den  bisherigen  Annahmen 
keineswegs  entsprechenden  Ergebnisse. 

Wyngaerde  ist  im  Dienste  des  Königs  Philipp  im  Jahre 
1561  aus  Belgien  nach  Spanien  übergesiedelt,'  wo  er  früher 
nicht  gewesen  zu  sein  scheint.  Wenn  das  Bild  des  Palastes 
von  ihm  gemalt  ist,  so  dürfte  er,  wie  sich  zeigen  wird, 
(s.  u.  Seite  4),  bald  nach  seiner  Ankunt\  und  gleich  nach 
der  vorläufigen  Vollendung,  genauer:  der  Unterbrechung,  des 
Schlossbaues  das  Bild  angefertigt  haben,  also  ehe  der  Palast 
von  dem  königlichen  Hofe  bezogen  wurde.  Denn  ea  ist  schon 
von  Carl  Justi*  bemerkt  worden,  dass  die  Thürsturzinschriften 
des  sechzehnten  Jahrhiuiderts  nar  die  Namen  Karl's  V.  und 
Philipp's  II.  mit  den  Jahreszahlen  1539  und  1561  trugen.' 
Auch  hebt  Justi  hervor,  dass  die  südliche  Fa\*ade  erst  später 
vollendet  wurde:  .Diese  moderne  Front  war  aus  weissen 
Hausteinen  aufgeftlhrt  und  von  zwei  mächtigen,  viereckigen 
und  vierstiJckigen  Pavillons  aus  Ziegelsteinen  flankirt,  deren 
westlicher  von  dem  genannten  König  (Phihpp  dem  Zweiten), 
der  östliche  (la  torre  de  la  Reina)  erst  zur  Zeit  der  Minder- 
jährigkeit Karl  U.  aufgeführt  wurde',  also  zwischen  Herbst 
1665  und  1677. 


'  .  .  .  en  Belgisch  kinutonnar  in  diennt  van  koning  Phili)»!,  vertrok  in  1561 
mit  Ryn  gezin  luuir  Spitnje.  Van  d.  An,  Biographiorh  Woordenbo«k  der 
Nederlanden  XX  (Flarlem   1877),  48U. 

*  Diego  Velaaqnes  und  sein  Jahrhundert  (Bonn  1888)  I.   180—185. 

*  Gil  Gonzales  Darila  im  (Philipp's  IV.)  coronista.  taatro  de  laa  graodeia« 
de  Madrid  (1633)  bringt  S.  312  die  beiden  InachrifteD.  Der  Wortlaut 
der  iweiteo  ist  des  Datums  wegen  «richtig  fUr  uns:  Pbilippus  II.  Hi- 
apaniarum  rez  A.  MDLXI. 


MlMkellgngca  u>  spaBiBchw  GMcbicbt*  Am  lt.  nnd  IT.  Jahrkondstto.  S 

Es  fragt  sich  nun,  wie  weit  diese  , vornehme,  ganz 
regelmässige  Fayjuie  eines  Cinquecento -Palastes'  überliaupt 
von  Philipp  11.  aufgefllhrt  wurde.  Hierül)cr  äussert  sich  schon 
Justi  zweifelnd:  , lieber  d>nn  Erdgeschoss  mit  kahlen  Mauern 
und  stark  vergitterten  Fenstern  erhohen  sich  zwei  Stockwerke, 
das  obere  das  höhere,  beide  reich  geschmückt  mit  Pilastern, 
Fensterverkleidungen  und  Verdachungen  von  weissem  Marmor 
mit  vergoldeten  Balc^ns,  das  Werk  Philipp's  III.  V  Dass 
aber  wirklich  der  dritte,  nicht  der  zweite  Philipp  die  Ver- 
Kchönerung  der  Ötldfagade  zu  Ende  führte,  dürfte  auch  im 
Jahre  1738  durch  Tradition  oder  Urkunde  noch  bekannt 
gewesen  sein,  da  man  danuils  (Justi  I,  181)  auf  den  Grund- 
stein des  heutigen  Palastes  die  Inschrift  setzte:  ,aedes  Mau- 
rorum,  quas  Heiiricus  TV.  composuit,  Carolus  V.  ampliticavit, 
I'hilippus  LH.  ornavit,  ignis  consumpsit'  etc. 

Nun  liegt  ein  Schreiben  Philipp's  U.  vom  7.  Mai  1561 
vor,'  welches  an  den  damaligen  leitenden  Architekten  des 
Palastbaues,  Ludwig  de  la  Vega,  gerichtet  und  für  die  Bau- 
geschichte des  merkwürdigen  Schlosses  erheblich  ist.  Der 
König  lässt  hier  erötfoeu,  dass  er  beschlossen  habe,  mit  seinem 
Hause  und  Hofe  nach  Madrid  zu  gehen,  welche  Stadt  damals 
wegen  der  Gesundheit  und  Ergiebigkeit  ihres  Klimas  aufgesucht 
ward;*  er  verlange,  dass  innerhalb  Monatsfrist  die  Arbeiten 
beendet  werden;'  auch  befiehlt  er,  dass  ohne  seine  ausdi-ückhche 
Weisung  (mandato)  Niemand  die  Palastgemächer,  irgend  einen 
Durchgang  (atajo),  eine  Werkstütte  oder  sonst  etwas  sehen 
solle.  Mit  eigener  Hand  fügte  er  hinzu:  , Ludwig  von  Vega! 
Schickt  mir  eine  andere,  vollständige*  Darstellung,  wie  Ihr 
mir  eine  gesendet  habt,  von  den  Zimmern  nach  Süden,  welches 
die    vornehmsten    Gemächer    sind,    in    welchem    Zustande    sie 


'  D.  Ramou  de  Mesonero  Romauoa:  el  antiguu  Madrid,  uueva  edicion,  1881, 
I,  U9. 

*  .  .  .  promete  a  uns  vezinos  ana  salud   muy  constaute.  Davila  6. 

*  .  .  .  deseaba  qiie  estuviesen  concluidas  para  de  alli  A  nn  mes  kann  doch 
nicht  der  richtige  Wortlaut  sein;  ich  denke,  dass  nach  conduida«  die 
Worte  ,las  obras'  ausgefallen  sind. 

*  .  .  .  ,conio  1»  baja  y  alta  que  ine  enviaste'.  Der  Architekt  hatte  hienach 
schon  bei  der  ersten  Sendung,  wenn  nicht  ein  anderer  technischer  Aus- 
dracli  vorliegt,  die  nOtbigen  Messungen  von  oben  bis  unten  angestellt, 
bei  denen  aber  die  SUdfai^de  noch  fehlte. 

!• 


4  XI.  AblunltnDg:    BAdlnfcr. 

sich  jetzt  befinden,  nnd  es  geschehe  sogleich!'  Der  Architekt 
stellte  vor,  ,dass  ans  Mangel  an  Handwerkern  nicht  Alles  mit 
solcher  Schnelligkeit  beendet  werden  könne.  Und  der  König 
befahl  dem  Corregidor  Don  Georg  von  Beteta,  er  solle  Für- 
sorge treffen,  dass  alle  Handwerker  der  Stadt,  ohne  irgend 
einer  anderen  Arbeit  obzuliegen,  hiermit  beschäftigt  werden. 
Kurz  darauf  und  schon  in  den  letzten  Monaten  desselben 
Jahres  tö61  befand  sich  notorisch  (consta  qne)  der  Hof  in 
Madrid  und  hatte  Philipp  seine  Absicht  venvirklicht,  ihn  dort 
stilndig  zu  halten'.  Es  sollte  doch  Localforschem  in  Madrid 
oder  Simancas  möglich  sein,  die  Zeit  der  bleibenden  Residenz 
des  Hofes  in  der  neuen   Hauptstadt  genauer  zu  bestimmen. 

Sieht  man  nun  die  Abbildung  in  der  Wyngaerde'schen 
Sammlung,'  so  empliingt  man  den  dem  Willen  Philipp's  über 
die  plötzliche  Einstellung  des  Schlossbaues  entsprechenden  Ein- 
dj-uck.  Man  hat  den  südlichen  Neubau  vor  sich,  der  in  zwei 
Abthoilungcn  begonnen  ist.  Links  von  dem  Beschauer,  also 
vor  der  Südwestecke  des  innern  Hauptbauea  ist  der  oben 
(8.  2")  erwähnte  Pavillon  oder  vierstöckige  eckige  Thurm 
gdnzlich  bis  zur  Spitze  vollendet.  Er  war  nach  dem  Bilde  zu 
schliesscn  mit  Verjüngung  der  Stockwerke  polychrom  gehalten, 
doch  vorwiegend  lilau  geftlrbt.  In  dem  Palastgrundriss  aus 
den  letjf.ten  Jahrzehnten  vor  dem  Brande  wird  dieser  Pavillon 
goldener  Thurm  (torre  dorada)  genannt.*  Rechts  von  dem 
Beschauer,  also  an  der  Südostecke  des  Schlosses  ist  der  zweite 
Pavillon.  Dieser  ist,  obwohl  ohne  die  Verjüngung  der  Stock- 
werke, doch  wohl  dem  andern  Ähnlich  beabsichtigt,  dermalen 
aber  noch  im  Bau,  etwa  bis  zu  einer  Höhe  geführt,  welche 
da»  dritte  Stoekwerk  des  Südwest thurmes  erreicht.  Auf  dem- 
selben scheint  der  Krahn  erkennbar,  durch  welchen  weitere  Werk- 
stücke hinaufgefiJrdert  werden  sollten.  Möglicher  Weise  liegt 
»l>cr  auch  nur  der  Umbau  eines  alteren  Befestigungsthnnnes  vor. 

An  diesen  Thurmbau  schliesst  sich  nach  links  oder  Westen 
der  von  dcra  Beschauer  rechte  Theil  und  der  Mittelbau  der 
neuen  F«9«dc,  und  zwar  mit  nur  ^iner  Reihe  von  zwei  grossen 


*  Wt»  »mlJwir"""'''    Foderieichnuiig    Ut    eine    verkleinerte   Wiedergabe    der 

ltri|;iniklitkine  nnil  soll  nur  die  weiientlichen  ZUge  wiederf^bon. 
>  |l>M  .lii>ii   t,   IH4. 


Mittheitungeu  a<ifi  spaoUcher  6«Kbioht«  Am  Iti.  iitid  17.  jAlirhnnderte.  6 

Feusteru  im  Mittelbau  und  sieben  in  der  Fa<^de  über  dem 
hohen  FIrdgesehosse.  Der  obere,  unter  dem  Dache  gelegene 
Fa<,'.adentheil  ist  verziert;  an  demselben  sind  neunzehn  ganz 
kleine  FensteroÖ'nungen  in  dem  Theile  zur  Rechten  und  neun 
in  dem  Mittelbau  erkennbar.  An  diesen  neuen  Fa9adentheil 
stossen  jedoch  gegen  Westen,  bis  zu  dem  vollendeten  Pavillon 
von  80  eigenthllmlicher  Schünheit,  vier  ganz  anders  geartete 
tektonisehe  Stücke. 

Drei  von  diesen  kleineren  Bauten  mögen  auf  das  vorige 
fünfzehnte  Jahrhundert,  die  Regierung  Heinrich'«  IV.,  wenn 
nicht  gar  auf  die  ursprungliche  arabische  Anlage  zui-ückgehen 
oder  auf  deren  Umwandlung  durch  Peter  den  Grausamen.' 
Zweifellos  aber  zeigen  sie,  daas  die  Slldfa^ade  keineswegs,  wie 
man  allgemein  angenommen  hat,*  vor  den  altern  Bau  gelegt 
worden  ist.  Die  vierte  Baulichkeit  erscheint  als  schmales, 
zweifcnsteriges  Haus  zwischen  zwei  schweren  alten  Befestigungs- 
stUcken.  Dieses  Haus  ist  in  der  Weise  der  neuen  Fa^'ade  ge- 
halten und  lässt  neben  dem  Portale  einen  kleinen  Vorbau  mit 
mindestens  zwei  Saiden  erkennen.  Es  erseheint  fast  wie  ein 
erster  Versuch  der  neuen,  zur  Anwendung  bestimmten  Archi- 
tektur des  uns  beschäftigenden  SchlossflUgels. 

Qanz  anders  ist  nun  freilich  das  Bild,  welches  der  Grund- 
riss  des  Palastes  bietet.  Dieser  stammt,  wie  schon  bemerkt, 
aus  dem  achtzehnten  Jahrhundert,  vor  dem  Brande  des  Schlosses 


'  Davila  s.  a.  O.  312  hat  freilich  eine  andere,  ganz  abweichende  Reihe 
Ton  KODigsnamen  fUr  die  Uaugesclüclite:  ,en  los  tleiiipoa  muy  anti^os 
diu  prineipio  a  este  palacio  el  rey  Enricjne  II.,  augnieiitaronle  los  reyea 
Euriquo  111  y  IV  y  el  emperador  Duu  Carlos.'  Eiuer  tiraliischeu  An- 
lüge wird  hier  nicht  gedacht,  der  Bau  sei  von  dem  ersten  Trastotuara 
begonneu  und  von  Karl  V.  fortgesetet. 

'  ,Uer  Neubau  bextaud  hauptsächlich  iu  der  Erweiterung  des  südlichen 
und  ErngaiigsflUgels  durch  einen  parallelen,  dessen  Tiefe  verdoppelnden 
Anbau.  Dies  lehrt  ein  Blick  auf  den  Qrundriss.  Die  überaiis  starke 
Zwiaclienwaud ,  welche  die  Folge  von  Ucmächem  im  südlichen  Flügel 
trennte,  war  dio  nlte  Aus-wum-iuer.  An  der  Kante  des  .  .  .  sildneatlichen 
Pavillons  sieht  uiau  »ach  den  altcu  runden  Eckthurm  hervorragen,  jetxt 
üurückgeschobeo  in  die  Flucht  der  Westseite.'  Justi,  Velasquez  I,  181, 
mit  Rücksicht  auf  die  Wiedergabe  der  Schloasausicht  im  Beginne  des 
Capitels  nach  den  nnten  (8.  6)  au  besprechenden  Stieben  des  siebzehnten 
Jahrhunderts. 


6 


XI.  Abhuidliior:   BtdlBgar. 


ZU  Weibnachten  1734  uaeli  dem  am  1.  November  1700  erfolgten 
Tode  Karl's  IL;  das  Appartement  von  drei  Räumen,  in  welchen 
dieser  starb,  ist  bezeichnet:  ,el  alcoba  y  dos  piezas  donde  mariö 
el  S'  Carlos  Seg»  (undo).  Die  Bezeichnung  eines  andern  Ge- 
maches als  ,dormitorio  de  sus  Magestados'  lässt  die  Abfassung 
nach  dem  Einzüge  Philipp's  V.  und  seiner  ersten  Gemahlin  im 
Jahre  1701,  aber  sonst  nicht  nJlher  bestimmen;  denn  trotz  aller 
Wechselftille  des  Erbfolgckriegcs  konnte  das  Gemach  seinen 
Namen  behalten;  nur  etwa  nach  dem  Tode  jener  ersten  Ge- 
mahlin am  14.  Kt'bruar  1714  war  die  Bezeichnung  bis  zu  der 
noch  in  demselben  Jahre  geschlossenen  zweiten  Ehe  des  bour- 
bonischen  Königs  unpassend  und  wohl  ausser  Gebrauch.  Die 
Bezeichnung  eines  Leibwachenraumes  als  ,guardia  de  corps' 
deutet  oinigemiassen  auf  die  eingewöhnte  bourbonische  Herr- 
schaft. 

Der  rechte  Flügel  der  Südfa^ade  tritt  hier  in  seiner  öst- 
lichen grössern,  als  Spiegelsaal  bezeichneten  Hälfte,  wenn  auch 
nicht  erheblich,  hervor.  Im  Uebrigen  verläuft  dieser  südliche 
Flügel,  von  den  beiden  Eckthünnen  abgesehen,  sonst  in  zu- 
sammenhängend gerader  Linif.  Der  südöstliche  Theil  des 
Palastes  scheint  nach  dem  Grundrisse  als  das  einzig  genannte 
Toilettezimmer  (tocador)  der  Königin  einschliessend  nach  diesem 
bezeichnet  werden  zu  sollen. 

In  ganz  gerader  Linie  erscheint  nun  auch  die  Südfa^ade 
in  den  vier  von  mir  eingesehenen  Abbildungen  des  siebzehnten 
Jahrhunderts. 

Als  die  mit  grösster  Sachkunde  und  Genauigkeit  ausge- 
führte ist  die  jüngste  der  Abbildungen  zu  bezeichnen.  Sie 
findet  sich  in  einem  handschriftlichen  Werke  in  Grossfolio, 
welches  der  jetzige  Director  der  k.  k.  Wiener  Hofbibliothek, 
Herr  Hofrath  Ritter  von  Hartel,  auf  einem  Schranke  des  Hand- 
schriftensaales wieder  zu  finden  so  glücklich  und  mir  zur  Ein- 
sichtnahme vorzulegen  so  gütig  war.  Das  Werk  ist  als  ,Archi- 
tekturischer  Schauplatz*  bezeichnet,  von  Wolfgang  Wilhelm 
Praeiucr,  Ritter  zu  San  Marco,  verfertigt  und  dem  Kaiser 
Leopold  I.  zu  seiner  Instruction  über  Architektur  mit  ausführ- 
lichen technischen  Erklärungen  gewidmet,  übrigens  nicht  paginirt. 

Ein  Blatt  ist  als  ,Frontispicium  der  königl.  Burgg  zu 
Madrid  in  Hyspanien'  bezeichnet  und  enthält  eben  die  gänzlich 


Vittbeilnngen  ans  ipMiiMhar  Oeachicbt«  dm  16.  nod  17.  Jahrbimlwt«. 


beendete  Sudfa9adu  mit  dem,  genau  nach  dem  Muster  des  süd- 
westlichen, jgoldenen',  bis  zur  Spitze  aufgelührten  südöstlichen 
Pavillon  oder  Thurme.  Das  ist  der  Thurm  der  Königin,  der 
Erzherzogin  Anna  oder  Mariana,  welche  denselben,  wie  schon 
bemerkt,  als  Regentin  (166Ö  bis  1677)  vollendet  hat. 

Die  drei  anderen  Abbildungen,  sUmmtlicb  Stiche,  zeigen 
beide  Thllrmc  ohne  ci-siclitlicbc  Verjüngung  der  Stockwerke, 
wie  sie  doch  bei  Wyngaerdc  am  Südwestthurme  dargestellt  ist. 
Aber  auf  allen  drei  Stichen  ist  der  südöstliche  Thurm  nur  bis 
zum  vollendeten  dritten  Stockwerke  geführt,  das  Erdgeschoss 
nicht  mitgerechnet.  Dieser  Pavillon  ist  auch  nur  mit  einem 
gewöhnlichen  Mausdache  versehen.  Hieraus  ergibt  sich,  dass 
die  Königin  Anna  nichts  als  die  Erhöhung  dieses  Stockwerkes 
und  den  eigentlichen  Thurmaui'satz  hat  bauen  lassen. 

Der  älteste  dieser  drei  Stiche  scheint  jedoch  der  zu  sein, 
von  welchem  ich  ein  Exemplar  der  gütigen  Zusendung  des 
Herrn  Professor  Karl  Justi  in  Bonn  verdanke:  ,Veue  et  per- 
spective du  palais  de  Madrid,  demeure  ordinaire  des  Rois 
d'  Espagne  fait  par  Aueline  avec  jiriviltsge  du  Roy.'  Der  allein 
dargestellte  Südäügel  des  Schlosses  zeigt,  abgesehen  von  dem 
Tburmaufsatze  des  südöstlichen  Pavillons,'  die  vollendete  Fa^de 
eines  nach  italienischem  Muster  gebauten  Palastes.  Das  Erd- 
geschoss ist,  auf  der  von  dem  Beschauer  rechten,  an  den  süd- 
östlichen Pa\nllon  stossenden  Seite  mit  wenigen,  im  Ganzen 
sechs  Fenstern  versehen,  wie  mit  vier  bei  Wyngaerde,  wo  doch 
eines  oder  zwei  durch  ein  niedriges  vorgebautes  Häuschen  ver- 
deckt sein  mögen.  Wenn  das  eine  Bauhütte  ist,  wie  es  scheint, 
80  wird  das  Bild  vermuthlich  noch  vor  Ankunft  des  Hofes,  also 
15ßl,  entstanden  sein  (s.  oben  S.  3).  Statt  der  Bogenfenster 
dieses  Erdgeschosses,  wie  sie  bei  Wyngaerdc  gesehen  werden, 
erscheinen  jetzt,  mit  anderer  Vertheilung  iu  der  Mauer  and 
neben  zwei  Thoren  statt  eines,  rechteckige  mittelgrosse  Fenster. 


'  Mesonero  Uomanos,  El  aiiti^no  Madrid  (1881),  der  in  der  Abbildung  der 
SUdfa^ade  zu  8.  137  einen  dum  Aveline'scbeu  ühiilicheu,  aber  nach 
der  liUbern  Fensterverkleidung;  des  rechtsseitigen  Erdgeschosses  doch 
jungem  Stich  wiedergibt,  hebt  S.  168  mit  Kecht  hervor,  dass  dieses 
Fa^adenbild  noch  der  Zeit  Philipp's  IV.  angebUren  müsse,  da  erst 
dessen  Witwe  ,DüAa  Mariona  de  Austria'  den  , Thurm  der  Königin*  auf- 
geführt habe. 


8 


XI.  Abluodlnng :     Btdlogar. 


Statt   des   einen  frtlber  (S.  4)   bescliriebenen  Stückwerkes   sind 
jetzt  zwei  mit  je  zwölf  Fenstern,  die  oberen  etwas  grösser  und 
reicher  verziert  als  die  unteren;  die  früher  ebenfalls  erwälinte 
kleine  Fensterflucht   und    darüber  der    breite  Fries   unter  dem 
Dache  sind  bei  diesem  Umbau  verschwunden;  dies  Alles  wieder- 
holt  sich   auf  der  linken,  an  den    goldenen  Thunn    stossenden 
Seite,   nur  dass  hier  das  Erdgeschoss  blos  ein  Thor  und  neun 
Fenster  links  von  dem  Thore  in  ununterbrochener  Folge  zeigt. 
Der  Mittelbau   ist   entspreehend   verändert.     Man   sieht  hier  je 
sechs  Säulen,   zwischen   denen    sich  je   drei  Fenster  in   beiden 
oberen  Stockwerken,   im  Erdgeschosse   zwei  auf  beiden  Seiten 
der  Doppclthür  finden.    Auf  der  Höhe  des  Mittelbaues,  das  Dach 
der   beiden   Scitentheile   überragend,    in  grossem,   mit  je   zwei 
Säulen  verziertem  Vierecke  erscheint  das  königliche  Wappen. 
Die  Räumlichkeiten,  welche  durch  die  obere  kleine  Fenster- 
flucht  der  Wyngaerde'schen  Skizze   angedeutet   waren,   haben 
einen    cigcnthUmlichen    Ersatz   gefunden.     Uebcr   den  Galerien 
vor  dem  Dachl)eginne  beider  Seitentheile  der  Fa5ade  erscheinen 
iifliiilicli,   auf  der   linken   Seite    vollständig,   den  Fensterreihen 
der  Stockwerke   entsprechend,    zwölf  Mansardenfenster   in   das 
Dach  gebaut  oder  in   demselben  ausgespart;   auf  der  rechten 
Seite  —  immer  vom  Beschauer  gemeint  —  sind  doch  ntir  sieben 
ebensolche;    denn   der    übrige   Vorraum    des   Daches   bis   zum 
Mitteltracte    ist    durch    einen    einfachen,    keineswegs    schönen 
Aufbau  unterbrochen,  der  in  einer  Art   niedrigen  oberen,   das 
Dach    überragenden   Stockwerkes   die   fehlenden    ftlnf  Fenster, 
in  dem  unteren  Stocke  eine  thürähnliche  Oeffnung  zeigt,  welche 
vielleicht  auf  eine  schmale  Dachfläche  führt,   am   höhere  Luft 
und  Aussicht  zu  geniessen. 

Aber  auch  dieser  Fa9adenbau  ist  nicht  unverändert  ge- 
blieben, und  zwar  noch  vor  dem  Bau  des  Thunnaufsatzes  auf 
dem  südöstlichen  Pavillon.  Dies  ergiebt  sich  ans  einem  der 
drei  Palastbilder,  welche  sich  von  dem  Holländer  Pieter  van 
den  Berge  und  aus  dessen  Theatrum  Hispaniae '  in  der  Wiener 


I 


'  Die  Znhl  1700,  welche  Bicli  mit  einem  Fragezoirlien  6ndet  in  ,The  6ret 
proofs  of  the  unireraal  CAtelogve  of  boolu  on  art'  (London  1870,  1)  s.  v. 
Beriffi,  ixt,  dn  der  Stich  der  Sadfa^nd«  den  Zuntand  vor  1606  bia  I6T7 
leig-t,  «l.s  Zeit  der  Public«tiou  des  Bnches  recht  unwahrscheinlich. 


Kitthailoofen  ans  spaniMber  G»oUeht«  d«0  16.  anil  17.  Jahrhunderts. 

Huf'bibliolbek  (Vues,  Mappe  16,  Madritum)  gefunden  hüben. 
Dieser  Stich  stellt  zwar  wie  der  Aveline'sche  die  Slidfayade 
dar  —  mit  eineitt  durch  zahlreiche  Prachtcarossen,  Pferde  und 
Menschen  belebten  Vordergrunde  —  und  stimmt  auch  im 
Wesentlichen  mit  demselben  iiberein;  aber  an  dem  ftlittelstiicke 
der  Fenster  des  reciitsseitigen  Erdgescliosses  sind  jetzt  gitter- 
artige Schutzvorrichtungen,'  ferner  sind  unter  dem  mittleren 
Fenster  des  zweiten  Stockes  am  Mittelbau  steinerne  Festons 
angebracht  und  das  Fenster  selbst  verkürzt  worden. 

Von  den  beiden  anderen  Stichen  Berge's  bietet  der  eine 
etwa  drei  Viertheile  der  Südseite  des  Schlosses  und  die  ganze, 
freilich  klein  gehaltene  Westseite,  welche  auch  die  Abbildung 
in  Justi's  Velasquez  ähnlich  veranschaulicht.  Der  dritte  Stich 
Berge's  schildert  den  zweiten  Hof  des  (irundrisses  oder,  wie 
die  Unterschrift  besagt:  den  »conspectus  regiae  Madritensis  ex 
area  interior*;  diese  Erklärung  wird  auch  spanisch,  bollilndisch 
und  französisch  übersetzt  gegeben.  Es  ist  ein  anschauliches 
Bild  des  Drängens  und  Treibens  vor  den  Localitiüen  der  in 
diesem  Theile  des  Schlosses  untergebrachten  zahlreichen  Be- 
hörden und  vor  der  künighchen  Prachttrejipe. 

Nun  erst  bin  ich  in  der  Lage,  über  Bedeutung  und  Werth 
des  Werkes  Peter  Texeira's  für  die  Kenntnis  des  Madrider 
Schlosses  zu  sprechen.  Den  grossen  Plan  Texeira's,  welcher 
Madrid  in  Militärperspective  und  mit  dem  Ansprüche  auf 
gröBste  Genauigkeit  darstellt,  berichtet  Herr  Mesonero  Romanos 
wieder  entdeckt  zu  haben;*  doch  erwähnt  er  auch  ein  zweites 
Exemplar  in  dem  Madrider  Ratlihause;  beide  Exemplare  seien 
B  von  zwanzig  Blättern  grossen  Formates.  Ein  drittes  und,  wie 
sich  sogleich  zeigen  wird,  ursprünglicheres  bewahrt  die  Wiener 

•      Hofbibliothek. 
Die  von  Hen-n  Mesonero  Romanos  (I,  60)  wiedergegebene 
Dedication  an  König  Philipp  IV.,  die  Anzeige  des  Verfertigers 

LUber  seine  Leistung  und  die  Ankündig^ung  des  Herausgebora 
wie  der  Vervielliiltiger  stimmen  bis  auf  Einzelheiten  auf  den 
Madrider  ExeinjJaren  mit  dem  Wiener.  In  einem  wesentlichen 
Punkte  differieren  sie  aber.  Das  Jahr  der  Abfassung  oder 
«  V(fl.  8.  7,  Änni.  1. 
^  *  .  .  .  i{ne  hemos  teoido  U  »uerte  de  exhamar  del  olvido.  1,  69, 


10 


XI.  Akhudlimf :    Btdiorer 


mindestens  des  Stiches  ist  nicht  16Ö6,  wie  bei  Romanos  in  der 
betreflFenden  Inschrift  und  sonst  zu  lesen,  auch  nicht  1654,  wie 
von  Anderen  gemeint  wird.  Das  Wiener  Exemplar  zeigt  viel- 
mehr deutlich  auf  dem  unteren  Mittelblatte:  ,Topographia  de  la 
villa  de  Madrid  descrita  por  Don  Pedro  Texeira  ano  (sie!)  1653*. 
Die  Ziffer  3  ist  kleiner  und  mit  dem  Ötichel  schwach  hinzu- 
gefügt, wie  unter  der  Loupe  zweifellos  sichtbar  wird,  um  bei 
späteren  Abdrücken  geändert  werden  zu  können. 

Auf  demselben  Blatte  steht  unten  rechts:  ,Philippo  IV. 
regi  catholico,  forti  et  pio  urbem  hanc  suam  et  in  ea  orbis  sibi 
snbiecti  compendium  exhibet  MDCIiii.'  Diese  Zalilzeichen  sollen 
1653  bedeuten.  Denn  es  ist  keineswegs,  wie  Mesonero  Romanos 
berichtet,  MDCIV  geschrieben;  die  erste,  fast  wie  ein  Zeichen 
für  eins  aussehende  Ziffer  nach  MDC  ist,  trotz  Verlängerung 
unten  mit  dem  Stichel,  eben  nur  nicht  gerathen  und  soll  L  vor- 
stellen. Endlich  findet  sich  nicht  in  dem  Wiener,  man  darf 
sagen:  dem  ersten,  Abdrucke  der  an  sich  gewiss  richtige  Ur- 
sprungsort Antuerpiae  genannt,  den  Mesonero  Romanos  in  den 
Madrider  Exemplaren  las,  und  zwar  nach  den  Worten  (unten 
hnks  auf  dem  erwähnten  Blatte):  ,Salamon  Saury  fecit  cura  et 
solesitudine  (sie!)  Joannis  et  Jacobi  van  Veerle.' 

Der  Palast  ist  auf  zwei  Blättern  abgebildet:  auf  dem  einen 
rechts  oben  der  grössere  mittlere  und  südliche  Theil  mit  dem 
Manzanares  im  Westen,  auf  dem  andern  Blatte  links  unten 
der  nördliche  Theil  mit  vier  oder  fünf  Thlirmen,  in  der  ol>em 
nordwestlichen  Ecke  auch  ein  viereckiger  Thunn  mit  Dach. 
Dieser  mag  der  auf  dem  Grundrisse  als  der  des  Hermaphroditen 
bezeichnete  Thurm,  der  Verwahrungsplatz  Franz  I.  and  der 
Haft-  wie  Sterberaum  sein,  von  welchem  in  Don  Carlos'  Ge- 
schichte so  oft  zu  reden  ist.  Man  gewinnt  aber  gerade  von 
dem  für  die  in  dessen  Leben  zu  behandelnden  Ereignisse  so 
wichtigen  nördlichen  und  westlichen  Theilc  des  Palastes 
schlechterdings  keine  Vorstellung  aus  diesem  kleinen  Perspectiv- 
bilde,  eher  noch  von  der  Vertheilung  der  beiden  Haupthöfe. 
Die  flüchtige  Arbeit  erkennt  man  recht  an  der  Südfa9ade,  von 
der  unrichtig  rechts  zehn,  links  neun  Fenster  bei  beiden  Stock- 
werken zu  sehen  sind,  nur  in  der  Mitte  richtig  drei.  Weit 
besser  sind  die  Umgebungen  des  Schlosses,  namentlich  die 
Gärten  ausgef\Üirt. 


k 


Mittbul<in(cn  tu  iiMBiMlitr  OMeUelil«  4«  16.  und  IT.  J>hrliiiod«rti 


Nur  die  tulgende  Ergänzung  der  Stiche  ist  durch  DaviU'a 
(s.  0.  8.  3)  Beschreibung  des  Palastes  ermöglicht.  Auf  der 
Nordseite  waren  nach  dessen  Angaben  die  Gemächer  des  Thron- 
erben, zu  welclien  ein  Zimmer  im  Thurme  Franz  I.  oder  des 
Hermaphroditen  gehörte;  eben  dort  befand  sich  auch  der  fllr 
die  Cortesbcrathungen  bestimmte  Saal,  so  dass  in  denselben 
einzutreten  dem  Kronprinzen  in  einem  dringenden  Falle,  wie 
Don  Carlos  einmal  einen  solchen  zu  haben  meinte,  eine  nahe- 
liegende Versuchung  war.' 

Nur  zu  sehr  wird  man  bei  dieser  Unzulänglichkeit  der 
Information  an  Justi's  Klage  (a.  a.  O.  I,  180)  bei  dem  Ver- 
suche der  Beschreibung  des  Palastes  erinnert,  dass  ,Niemand 
Ton  den  Hunderten  von  Gelehrten  und  Künstlern,  die  in  ihm 
gelebt  und  verkehrt  haben,  sich  bemUsBigt  gesehen  hat,  der 
Nachwelt  ein  Bild  desselben  zu  erhalten.*  Unter  Philipp  IV. 
hat  mindestens  der  SUdflügel  hello  Räume  und  eine  anmuthige 
Front  gehabt,  die  wohl  schon  unter  Philipp  III.  im  Wesentlichen 
ihre  spätere  Gestalt  erhielt.  Demnach  wird  fUr  dessen  Zeit 
und  vollends  für  die  seines  Vaters,  für  welche  wir  in  Bezug 
auf  die  Südfayade  auf  Wyngaerde's  Abbildung  angewiesen  sind, 
der  Vorwurf  der  vornehmen  Italiener  in  seinem  Rechte  bleiben, 
den  Justi  (I  185)  dahin  formuliert:  ,man  merkte  den  Räumen 
die  Anpassung  an  den  mittelalterlichen  Bau  und  die  spanische 
Neigung  zum  Dunkel  an.' 

Trotz  dieser  Mängel,  vielleicht  auch  mit  Rücksicht  auf  die 
unter  PhilippIII.  vorgenommenen  Verschönerungen  konnte  ein  viel- 
gelesenur  Schriftsteller  im  Jahre  1623  den  Anblick  des  Scldosses 
von  der  West-  und  Südseite  als  entzückend  bezeichnen.  Wir 
aber  werden  eher  zwei  neueren  Gelehrten  beipflichten  müssen, 
welche  freilich  das  uns  heute  vorHegende  Material  einzusehen 
nicht  in  der  Lage  waren.  Im  Jahre  1848  erklärte  Madoz  in 
seinem  gi'ossen  Real-Würterbuche  den  Bau  für  hUsslich  und  ohne 
künstlerischen  Werth;  der  im  December  188Ö  hingeschiedene 
zuverlässige  Gachard  aber  klagte,  dass  man  keine  recht  genaue 


'  C«rc«  dealA  ^leria  (del  cierzo)  esti  la  Bala,  donde  los  Beynoa  de  Caatills 
y  Leon  m  jantan  a  conferir  on  Corte«  lo  que  conviene  i  loa  Rejmos. 
Ha»  adelante  el  qnnrto  ilcl  principe.  Davila,  grandeiuu  de  Madrid  3t  1 
und  daxn  meine  Darstellung  in  ,Dou  Carlos'  Haft  und  Tud'  81  f. 


ia 


XI.  Abhuidlnng :    BAdlogar. 


Abbildung  oder  Ueauhreibuug  von  deinselbeu  besitze.'  Das  gilt 
nan  freilich  noch  viel  mehr  von  dem  Zustande  des  Schlosses 
in  dem  sechzehnten  als  im  siebzehnten  Jahrhunderte. 


n. 

Zum  Ahleben  dos  Kiiniss  Philipp  dos  Zweiten. 

Neuerlich  luit  Herr  Pfarrer  Josef  Femandez  Montana*  ein 
ganzes  Capitcl  seines  zum  Lobe  des  Königs  geschriebenen 
Buches  dem  Hinscheiden  desselben  gewidmet.  Neben  einer 
Anzahl  aus  der  umfangreiclien  Literatur  über  den  Gegenstand* 
ohnehin  bekannten  Nachrichten  hat  er  hiebei  einige  neue  ur- 
kundhche  Belege  gebracht.  Der  Tod  erfolgte  Sonntag  den 
13.  September  um  5  Uhr  Morgens  im  Escorial  (S.  124).  Unter 
den  eidlich  abgegebenen  Aussagen  der  ^authentischen  Bezeu- 
gung' sind  (S.  114)  mehrere,  welche  die  vollkommen  un- 
getrübte GemUthsruhe  und  das  sichere  Vorgefühl  des  Sterbenden 
von  dem  Eintreten  des  Todesmomentes  ausser  Zweifel  stellen. 
Minder  gut  bezeugt  sind  Ansprachen  des  Königs,  darunter  gar 
eine  (S.  HO),  wonach  er  vor  dem  Thronerben  Philipp  III.  seine 
wunde  Brust  entblösst  habe,  um  ihm  die  Vergänglichkeit  und 
Nichtigkeit  menschhcher  Grösse  einzuscbJlrfen.  Vgl.  unten  S.  23. 

Ehe  ich  nun  meinerseits  zur  Mittheilung  und  Besprechung 
einiger  unbenutzten  Nachrichten  schreite,  mögen  Erörterungen 
gestattet  sein,  durch  welche  der  sanfte  Ausgang  dieses  Lebens 
bei  und  nach  qualvoller  Krankheit  noch  von  anderen  als  den 
bisher  latenten  Seiten  seine  ethische  Erklärung  findet. 

Ich  habe  in  meinem  Buche  über  ,Don  Carlos'  Haft  und 
Tod'  darzulegen  gehabt,  von  einer  wie  tief  begründeten  rehgiöseu 
Ueberzeugung    einerseits    und    anliänghchen    Liebe    zu    allen 


*  Die  Citat«  in  meinem  ,Don  Carlon*  8  f. 

*  Mas  lux  tKibre  Felipe  n  el  pnideute  y  «u  reiuAdo  con  documenioa  ineditns 
y  descripsiün  novlgima  del  Escorial.  Madrid   189S,  p.  109 — 140. 

*  Don  Modest«  Lafuent«,  Historia  general  de  Espatla  XIV  (1854),  470  bii 
480  bringt  als  bedonderoa  XXVI.  Capit«l:  .Krankheit  und  Tod  Philipp'»  II.', 
indem  er  die  erheblichen  Er^buiase  de«  bis  xum  Erscheinen  diosea 
Bandes  gedruckten,  Seite  474  vorisoichneten,  and  auch  einigfes  nngedrncktcn 
Materiales  mittheilt. 


Mitlheilangcn  iiiii  ipaniKber  Goaobicht«  4m  IS.  and  17.  Jkhrhanderti. 


13 


Gliedern  seiner  Familie  anderficits  dieser  König  erfüllt  war. 
Auch  das  hat  sich  zur  Evidenz  nachweisen  lassen,  eine  wie 
Bchmerzliche  Verkettung  von  Umständen  ihn  nüthigte,  die  schein- 
bare Entzweiung  mit  seinem  schwachsinnigen  ältesten  Sohne  in 
das  tiefste  Geheimniss  zu  hlillen.  Das  Hinscheiden  desselben 
hictet  nun,  wie  der  Leser  sehen  wird,  manche  Vergleichungs- 
momente mit  dem  Ableben  Philipp's  II.  seihst  und  andere  mit 
den  letzten  Momenten  von  dessen  Vater  Karl  V.,  dessen  Sterben 
ja  Don  Carlos  förmlich  nachzuahmen  suchte. 

Wie  man  zur  Erkenntnis  von  des  Königs  Empfindungen 
über  Leiden,  hoffnungslose  Erkrankung  und  Tod  dieses  Sohnes 
zu  gelangen  hatte,  ist  in  der  Geschichte  von  dessen  Ende  auch 
in  Einzelheiten  auseinandergesetzt  worden.  Inzwischen  hat 
sich  noch  ein  /eugniss  in  einem  Briefe  desselben  vom  18.  Juli 
1568,'  dem  fünften  Tage  vor  Don  Carlos'  Tode,  wUhrend  dessen 
letzter  Krankheit  gefunden.  Dieser  Brief  ist  an  den  zweiten 
der  beiden  spanischen  Gesandten  in  Wien,  Ludwig  Vanegas," 
gerichtet  und  zur  Mittheilung  an  des  König  gelicht<!  Schwester, 
die  Kaiserin  Maria  und  deren  Gemahl  Kaiser  Maximilian  II. 
bestimmt.  Da  dankt  Philipp  II.  innig,  dass  das  Kaiserpaar  zwei 
Söhnen,  seinen  Neffen,  noch  bei  ihm  zu  bleiben  gestatte:  ,da 
ich  sie  so  sehr  liebe,  ist  mir  ihre  Gesellschaft  sehr  angenehm. 
Und  so  möget  Ihr  ihnen  (dem  Kaiserpaare)  sagen,  dass  ich 
liierliber  eine  ganz  besondere  Befriedigung  hege,  und  dass  ich 
ihnen  die  Hände  küsse.' 

Nach  dieses  Sohnes  Tode  hat  er  aher  ein  unvergängliches 
Zeugniss  seiner  väterlichen  Liebe  über  üirem  gemeinsamen 
Grabe  im  Escurial  aufrichten  lassen.  In  dem  dortigen  Mau- 
soleum sieht  man  nach  Philipp's  II.  sorgftiltig  bis  auf  die  Nische 


*  Coleccion  de  documentos  ineditoti  parii  1a  histori«  de  Espafia,  tomo  101 
(1801),  449.  Ebeoditiielbst  Seite  453— 4G1  Berichte,  welulie  die  Wiener 
Briefe  vom  37.  Juli  16C8  iin  '27.  Bande,  S.  25  f.  ergänzen,  von  den  beiden 
Gesandten,  dem  giclitkranken  Chantonny  und  Vaneg-a«.  Sie  referiren, 
wie  dem  Kaiser  des  Prinzen  Krankheit  Kummer  bereite,  er  aber  noth 
immer  Hurstellnng-  und  VerrnHIiIurig  mit  der  ErzherzDgin  Anna  hoffe. 
Tbat^ächlich  war  Don  C'arlus  iu  der  ersten  Stunde  des  24.  Juli  gestorben. 

*  Die  Bchreibsrt  Vanegaa  (immer  in  dem  in  voriger  Anmerknng  citirton 
Bande  p.  101)  hat  sieb  als  die  bessere  neben  der  von  Venegas,  deren  auch 
ieh  mich  frUher  bediente,  erwiesen.  In  den  ,VenetianiK<-hen  Depeschen 
vom  Kaiserbofe'  Band  II  (1892)  findet  sie  sich  sweimal  schon  im  Jahre  1550. 


r4 


Xt.  AhhaDdUag:    Badlsger. 


flir  seinen  Sarg  verfilgten  Anordnung^en  deflson  eigene  Statue 
zwar  in  vorgerückten  Jahren,  doch  in  voller  Lebenskraft  aus- 
gefllhrt.  Von  seinen  drei  hier  ebenfalls  bestatteten  Gemahlinnen 
—  die  zweite,  Maria  Tudor,  ist  in  England  beigesetzt  — 
sieht  man  die  lebenswahren  statuarischen  Abbildungen  aber 
Philipp  zugewandt  ist  das  Abbild  seiner  ersten  Gemahlin  Maria 
von  Portugal  und  zwischen  diesen  seinen  Eltern  Don  Carlo's 
Statue.  Kein  anderes  Kind  Philipp's  II.,  welches  vor  ihm 
gestorben  ist,  wurde  hier  dargestellt,  auch  nicht  die  drei  im 
Kindesalter  gestorbenen  Thronerben  Ferdinand,  Karl  Lorenz 
und  Diego,  von  denen  der  Letztere  zu  grossen  HoflFnungen  be- 
rechtigt hatte;  aller  drei  Mutter,  die  von  ihrem  Gemahle  so 
besonders  geliebte  Königin  Anna,  ist  ohne  eines  ihrer  Kinder 
abgebildet.  Alle  Figuren  sind  ohne  Kopfbedeckung,  knieen  mit 
flachgeschlossencn  Utfnden  in  vollem  königlichen  Schmucke,  doch 
ohne  Kronenzier,  Don  Carlos  mit  der  Kleidung  des  feierlich 
anerkannten  Kronprinzen.  Eine  lateinische  Erklärung  bezeichnet 
ihn  ausdrücklich  als  den  Erstgeborenen.'  König  und  Kronprinz 
sind  wohl  mit  Absicht  gleich  gross  gehalten  und  goldblonden 
Haares. 


'  Die  Insclirifl  besagt  znerst,  dam  Phili]>|i  11.  diu  GrAbmal  fQr  «ich  er- 
richtet linhe,  und  bnmerkt  daun:  Vfbi)  ^(al^it1ce)  quiesvout  nmni  Anna, 
EllMbetba  pt  Marin  uxore«  cum  C'arolo  Princ(ipe)  primogen(ito).  Ab- 
bildiiD)!;  und  Inschrift  bei  D.  Valentin  C'arderera«  y  Solano,  Icouographia 
Espailoln.  Madrid  1855  y  1864.  t.  II,  fnl.  LXXIV.  Man  bat  es  in  einem 
gewissen  literarischen  Kreise  Frankreich«  als  Kränkung  empfunden,  da» 
ich  in  meinem  Buche  Ober  diesen  ,Erstgeburenen'  Philipp's  II.  gar  nicht 
der  Schrift  des  Verfasaera  von  ,Raymoud'  und  ,grand8  seignenrs  et  grande« 
dames  du  tomps  paasä',  des  Herrn  Charles  da  MoUy  ,Dün  Carlos  et 
Philipp  II.  Nuiivelle  ödition  Paris  1864',  doch  nach  einer  8chlussnoti( 
8.316:  ,1869—1663'  verfasst,  Erwähnung  gethau  habe.  Es  ist  freilich 
seltsamer  Weise  nach  dem  Titelblatt  ein  .ouvrage  couronnä  par  l'Aca- 
d^mie  Fran^aise',  obwohl  ohne  alle  Kunde  von  dem  amfangreichen 
deutschen  und  dem  wichtigen  englischen  Materiale  mit  einer  nur  mechani- 
schen Beuutaung  der  iniwisclien  gedruckten  fransOsischen,  spauisoheu  und 
italienischen  Acten  und  mit  günclichem  Mangel  an  kritischer  Disvipitn 
abgefasst.  Statt  der  nichtigen  Verse  des  Fray  Luis  de  Leon  Über  de« 
Priuren  Tod  lifitte  MoOy  (S.  308  f.)  eine  genaue  Beschreibung  von  dem 
Grabmale  oder  doch  von  Cardereras'  Abbildungen,  auf  welche  ich  selbst 
durch  Prof.  Justi's  Gflte  hingewiesen  worden  bin,  für  seinen  boUetristisohen 
Zweck  liefern  sollen. 


VlMhdIsnK*!!  m  iiwalMilier  OtMhiobt«  Im  IS.  aad  IT.  JitrbsadfrU. 


16 


Vergessen  war  selbstverstÄndlich,  was  dem  Vater  und  Könige 
von  Don  Carlos'  wilden  und  gefahrvollen  AbRichten  und  Plänen 
Anstoss  gegeben  hatte.  Ob  er  freilich  jemals  Kunde  erhalten  hat 
von  den  abscheulichen  Aeusserungen  tödtlichen  Hasses  des 
kranken  Thronerben,  welche  nach  dessen  Tode  durch  einen  eid- 
brüchigen Edelmann  aus  Don  Carlos'  Bewachung,  vielleicht  auch 
durch  einen  Aufwärtcr  desselben,  zur  Kunde  eines  Corrcspon- 
denten  des  Herzogs  von  Alba  gelangt  sind,'  mag  zweifelhaft  sein. 

Auf  alle  Fälle  wird  der  Beichtvater,  der  Dominikaner 
Diego  von  Chaves,'  Alles  gethan  haben,  um  derartige  schmerz- 


'  Er  liabe  seines  Obeims  (Juhaiin  von  Oesterreicb)  und  seiner  Tante  Jo- 
hanna BUit  trinken  und  die  .'vtücke  der  Leiche  seine«  Vaters  verunehren 
la  wollen  erklXrt.  14.  Aupust  1568  (Dnqiiena  de  Berwick  y  Alba,  Do- 
cumcntos  escopdos  1891,  p.  410),  Brief  das  Doctor  Milio.  Ueber  die 
Stellnug  des  Letzteren  bemerke  ich,  das.n  bei  Diego  Josef  Uorner  (pro- 
gressos  de  la  Listoria  eu  el  regno  de  Aragon  ,Y  elogios  de  Geronimo 
Znrita,  SU  |irimer  coronist«.  Zarago^  1S80),  p.  497  «ich  ein  Brief  von 
Alba's  Sohne  Friedrich,  dd.  Mon»,  15.  December  1568,  findet,  nach  welchem 
derselbe  die  Nachricht  von  der  Emenming  Znrita's  inr  GeschÄftsleitung 
der  Inquisition  zuerst  von  Doctor  Milio  erhalten  habe.  Anrh  die  Be- 
merkung mOgo  hier  ihre  Stelle  finden,  das«  man  nicht  wohl  gethan  hat, 
die  in  den  Alba-Doounicotos  p.  414 — 121  gedruckte  Relation,  einen  ge- 
wühnlichen  Zeitungsbericht  (Don  Carlos'  Haft  und  Tod,  8.  302—308) 
weg«n  einer  in  der  Einleitung  jenes  Werkes  S.  XVII  bemerkten  an- 
geblichen Gleichheit  mit  Zurita's  Handschrift  (escrita  de  mano  de  Znrita) 
solche  Tageserxilhlangen  diesem  Geschichtsc.hreiber  Aragoniens  mit  seinem 
sehr  ansgeprjigten,  sachlichen,  gar  nicht  subjectiven  l:>tile  zuinschreiben. 
Nicht  unerwähnt  soll  bleiben,  dnss  man  für  eine  angemessene  Schil- 
derung Uiego  HiirtAdo  de  Mendoxa's,  der  auch  in  dieser  Madrider  Zeitung 
S.  418  bei  einem  kurz  vor  des  Kronprinzen  Hinscheiden  auf  dem  Corridor 
der  königlichen  Wohnung  8tatt.gcliabten  Degenkampfe  orwHhnt  wird, 
noch  immer  die  Ittngst  gedruckt«,  geiiihmte,  aber  nicht  in  den  Bnch- 
bandel  gekommene  Arbeit  von  ächultheiss  entbehrt.  Zu  meiner  eigenen 
Correctur  (Don  Carlos  3Ü3)  muss  ich  über  den  Namen  des  hochverdienten, 
klf  Staatsmann  wie  als  Dichter  gefeierten  Herrn  bemerken,  dass  Hurtado 
nur  ein  sweiter  Name  ist,  welcher  auch  von  einem  Caidinal  seiner  Ver- 
wandtschaft geführt  wird;  vgl.  J.  Feseninair,  D.  Diego  H.  de  Mendoaa 
(Programme  des  MUncbener  Wilhelms-Gymuasiums  I,  1888;  II,  1884)  1,  6. 

'  Vgl.  über  ihn,  wo  im  Folgenden  kein  anderer  Beleg  gegeben  wird,  die 
im  Register  xu  ,Dod  Carlos'  Haft  und  Tod'  ä.  311  venceichneten  Nach- 
richten. In  welch  hohem  Ansehen  er  schon  1568  stand,  beweisen  zwei 
Briefe,  welche  am  8.  Man  nnd  9.  Juni  der  spanische  Botschafter  in  Born, 
Johann  von  Zufliga,  an  ihn  richtete:  Documentos  .  .  .  p.  1.  hist  da  Espafla 
t  97  (1890),  p.  403  und  492. 


i8 


XL  AbbuidlaDf :    B  n  d  i  u  g  e  r. 


liehe  Erinnerungen  zu  verwischen;  auch  davon  wird  in  der 
nach  PhiHpp's  11.  Tode  gemäss  Testamentverftigung  verbrannten 
Correspondenz  mit  demsen>en  die  Rede  gewesen  sein.  Ohnehin 
sollen  alle  Dominikaner  das  Hinscheiden  des  sonst  von  Wenigen 
beweinten  Thronerben  beklagt,  Chaves  aber  die  Ueberzeugung 
ausgesprochen  haben,  Don  Carlos  sei  nur  fiir  kurze  Zeit  im 
Fegefeuer;  auch  soU  er  lebhaft  die  Meinung  von  dessen  Irrsinn 
bestritten  haben;  der  Prinz  sei  vom  Barte  aufwärt«  gesund, 
seine  Litention  auch  nicht  so  verdammlich  wie  seine  Worte 
gewesen. ' 

Solch  ein  pathologischer  und  psychologischer  Befund  des 
guten  Menschen  ist  ftlr  unsere  Beurthcilung  freilich  gleichgiltig. 
Da  alxT  der  ehrenhafte  Mönch  dieser  tseincr  Anschauung  ent- 
sprechend seine  Entlassung  aus  dem  Ilofdicnste  erbat, '  so  muss 
das  auf  den  in  gänzlicher  UnzugUngUchkeit  trauernden  Vater 
um  so  mehr  einen  tiefen  Eindruck  gemacht  haben,  als  er  sieh 
auch  erinnern  mochte,  dass  eben  dieser  Geistliehe  Mitglied  der 
discreten  Commission  war,  welche  sich  mit  einer  neuen  Prüfung 
des  ohnehin  mit  aller  Rücksichtsnahrae  geführten  Processes 
gegen  den  der  Häresie  verdächtigen  Erzbischof  Carranza  von 
Toledo  zu  beschäftigen  hatte.*  Da  lehnte  König  Philipp  II.  die 
Entlassung  ab  und  bestellte  Chaves  zu  seinem  eigenen  Beicht- 
vater; Chaves  scheint  bis  zu  seinem  Tode  in  dieser  Stellung 
verbheben  zu  sein. 

Seine  Rathsehläge  dllrfcn  aber  bei  der  oben  beschriebenen 
Anordnung  der  Figuren  in  dem  königlichen  Grabmale  des  Es- 
curial  nicht  unterschätzt  werden:  Don  Carlos'  Erscheinung  im 
Mausoleum,  obwohl  ungemein  ma^er,  macht  doch  ,vom  Barte 
aufwärts'  einen  durchaus  , gesunden'  Eindruck:  er  betet,  mit 
seinen  Eltern  in  Liebe  vereint. 

Von  den  Angehörigen  seiner  Familie  befanden  sich  zu- 
verlässig nur  sein  ihn  aliein  überlebender  Sohn  Pliilipp  (IIT.^ 
und  die  älteste,  von  der  dritten  Gemahlin,  der  franzüsisclicn 
Elisabeth,  geborene  Tochter  Isabella  Clara  Eugenia  an  des 
Königs  Sterbelager  und  auch  diese  anderthalb  Tage  vor  dem 
Ende.     Von  beiden  wird  noch  näher  die  Rede  sein. 


'  Beriebt  de»  Ooctor  Milio  an  den  Herr,o(|:  ron  Alb«  ddo.  16.  Aagnst  1668t 

Alba,  docniiiontos  eiic«^dos  ili. 
'  Femnndeit  MontAfln.  M««  In/.  4?7. 


Mlttktilnngtn  tot  ipMlscktr  Otiehloht«  dt«  10.  md  IT.  Jtkrhnnderls, 


17 


Es  fehlte  die  Grossmutter  des  Thronerben,  der  im  Oftoher 
1580  verstorbenen  Königin  Erzherzogin  Anna  Mutter,  Philipp's 
geliebte  Schwester/  die  Kaiserin  Maria,  welche  nach  ihres 
Gemahles  Tode  (1576)  bis  zu  ilirem  eigenen  (1603)  meist  nicht 
fern  von  dem  königlichen  Bruder  in  Spanien  lebte,  woliin  sie 
im  Spiltherbste  1582  wieder  gelangt  war.  Wie  sich  ihr  Fehleu 
bei  dem  seit  Wochen  mit  Sicherheit  vorauszusehenden  Aus- 
gange erklärt,  vermag  ich  nicht  zu  sagen.  In  dem  Wiener 
k.  und  k.  geheimen  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchive  finden  sich 
aus  diesem  und  den  nächsten  Jahren  tlberhaxipt  keine  Briefe 
der  Kaiserin  Maria.  Ein  undatiertes  Schreiben  mit  ihren 
kräftigen,  grossen  und  vielverschlungenen  SchriftzUgen,  deren 
volle  Entzifferung  ich  in  diesem  Falle  doch  Anderen  über- 
lasse," wird  freilich  im  k.  k.  Statthaltereiarchive  zu  Inns- 
bruck aufbewahrt.  Das  Schreiben  ist  an  ihren  dort  resi- 
dierenden Sohn,  den  Titularkönig  von  Polen  und  Hochmeister 
des  deutschen  Ordens,  Maximilian  gerichtet.  Dieser  führte 
damab  die  Verweserschaft  über  die  seit  des  Erzherzogs  Fer- 
dinand Tode  (1595)  streitigen  Länder  deutsch-habsburgischen 
Besitzes,  Im  Eingange  wird  ein  ,gestern'  angelangter  Brief 
desselben  vom  20.  December  des  Vorjahres  erwähnt.  Die 
vorliegende  Antwort  mit  ihrem  echün  geschnittenen  kleinen  MI 
unter  der  Kaiserkrone  in  dem  rothen,  Trauer  ausschliessenden 
Siegel  könnte  sonach  den  ersten  Monaten  des  Jahres  1598 
angehören.  Besorgt,  wie  sie  um  dieses  Sohnes  Gesundheit  ist, 
über  welche  sie  am  Schlüsse  neue  Nachricht  verlangt,  erwähnt 
sie  im  Eingange,  dass  auch  der  Botschafter  Khevenliüller  ihr 
mtlndlich  bestätigt  habe,  dass  Erzherzog  Maximilian  sich 
wirklich,  wie  er  schreibe,  wohl  befinde;  auch  der  Hoflnung 
aul'  Erhaltung  ihres  königlichen  Bruders  scheint  sie  Austlruck 


'  Ich  erlaube  mir,  nochmals  auf  meineu  ,Duii  Carlo«'  (8.  39  und  111)  Ober 
das  VerhSltniss  der  Gescbwlster  zu   einander  zu  verweisen. 

'  Die  Adresse  latitet:  A  itii  liijo  el  Archiduque  Mnximiliauo.  Der  Anfang: 
Ayer  recibi  vuestra  carta  de  XX  de  Dizieniliru  .  .  .  hulgu^  uiuchu  de 
vor  por  ella  y  lo  qne  mo  tia  dicbu  el  etubajadur  Quebeuhiler  que  estais 
bueno.  Auf  den  kranken  Philipp  II.  geben  auf  der  zweiten  Seite  Zeile  9 
die  Worte:  que  somos  buenus  a  conservar  mi  ber(nia)no,  wenn  dio  Lesung 
richtig  ist.  Der  Schlut»:  plazer  que  mi  podi-iü  hazer  decirnie  comu  eistais 
como  ya  (?)  deseo.     Viiestra  ni.tdre  Maria. 

Sittuopbcr.  i.  phil.-liut.  Cl.  c:iXVlU.  tii.  II.  Abb.  2 


u 


XI.  AtiliucIliiBg:     B«<1iBK>r. 


ZU  geben.  Dass  sie  selbst,  wie  sie  Aach  dem  Sohne  versichert, 
sich  wohl  befand,  wird  in  einer  im  Wiener  Staatsarchive  als 
Hofcorrespondonz  aufliewahrten  Reihe  von  meist  lateinischen, 
formell  ktihlon  Briefen  ihres  ältesten  Sohnes,  des  Kaisers 
Rudolf  II.  aus  den  Jahren  1598  und  1599  allem  Anscheine 
nach  vorausgesetzt;  genauere  Prüfung  dieser  Schreiben,  als 
sie  in  meinen  Zwecken  lag,  könnte  hier  noch  eine  der  Pietät 
entsprechcndero  und  llber  die  Gesiindheitsverhältnisse  der  ehr- 
wllrdigen  Fürstin  begründetere  Mittheilung  liringnn.  Immer- 
hin liegen  filr  die  Monate  der  schwersten  Erkrankung  und  de« 
Todes  des  Königs  im  Wiener  Staatsarchive  keine  Nachrichten 
vor.  In  der  Hofcorrespondenz  mit  Spanien  aus  dem  Jahre 
1598  fehlen  alle  auf  den  dortigen  Thronwechsel  bezüglichen 
Acten,  und  auch  in  den  Beriditvn  des  kaiserlichen  Botschafters 
an  Rudolf  II.  ist  eine  bedauerliche  Lücke  vom  30.  Juli  bis 
zum  22.  Oetober  dieses  Jahres. 

Aber  man  dankt  doch  diesem  zuvcrlftssigen  Gesandten 
einige  erwünschte  Nachrichten  über  nnsem  Gegenstand.  Es 
ist  Johann  von  Khevenhiiller,  seit  dem  Juli  1593  Graf  von 
Frankcuberg,  der  im  Mai  1000  neunundsechzigjiihrig  in  Madrid 
starb.*  Die  ganz  ungewühnliehen  hohen  Eigenschaften,  welche 
die  Relationen  des  langjährigen  frühern  kaiserlichen  Vertreters 
Ailam  von  Dietrichstein  so  überaus  anziehend  machen,  darf  man 
in  den  Depeschen  dieses  letzten  Botschafters  der  üsterreichisclien 
Linien  des  habsburgischen  Hauses  am  Hofe  Philipps  II.  nicht 
erwarten.  Doch  ist  es  eine  ausführliche  und  geschsftlich  genaue 
Berichterstattung.  Besonders  zutrcft'end  wird  man  sein  Urthei! 
über  Personen  nicht  linden.  Noch  am  30.  Mai  1598,  nur  drei 
und  einen  halben  Monat  vor  Philipp's  Tode  birichtet  er  von 
dessen  Thronerben  nicht  nur,  dass  er  täghch  kraftiger  werde, 
höchst  fromm  und  seinem  Vater  durchaus  gehorsam,  sondern 
auch,  dass  er  höchst  verständig  sei.*    Der  geistesstarke  könig- 


»  WnntbJicJi  XI,  230. 

'  .Der  Prinz  wird  von  Tag  zu  Tag  gtnrcklier  nnil  int  ein  foindtlich  go<tt- 
fnrchtiger  iiti<i  vorstündiger  Herr,  der  ay  ihn  Allen  Reine«  Herrn  Vatteni 
WiUen  (geiniUii)  verhalt.'  Innsbnicker  ^tatthaltereiarchiv,  wo  vich  auch 
die  nSchsternXhnte  Depesche  vom  10.  April  lü95  befindet  mit  dem  rharnk- 
teriatischon  Satze:  ,Der  KhOnig  khrncht  on  Unti'rla!<8  und  ist  vom  Leib 
fcindtlich  abkbumen.' 


XiHheilmigiia  aus  spauiaelier  0«Mhiekt«  dM  16  aiiil  17.  .liilirhanilorU 


Ift 


liehe  Vater  gab  sicli  duch  in  dieser  Beziehimg  keiner  Täuschung 
hin,  sagte  gelegentlieh:  ,Gott,  der  mir  so  viele  Reiche  gewährt 
hat,  weigert  mir  einen  zu  ihrer  Regierung  fähigen  .Sohn'  und 
klagte  noch  wenige  Tage  vor  seinem  Ableben  dem  Markgrafen 
von  Castel  Rodrigo:  ,Ach,  Herr  Christoph!  Wie  es  mich  besorgt 
macht,  dass  sie  ilin  zum  Herrsehen  haben!" 

In  eben  jener  Depesche,  in  welclier  er  das  irrige  Urtheil 
über  den  künftigen  Pliilipp  III.  abgibt,  berichtet  Khevenhüller 
doch  dem  Erzherzoge  Maximilian  in  Innsbruck  mit  denselben 
Worten,  wie  schon  im  April  1Ö9Ö:  ,Die  Kaiserin,  meine  alkr- 
gnädigste  Herrin  (Frouv),  ist  wohl  auf.'  So  gleiehmässig  guter 
Gesundheit  erfreute  sieh  die  greise  Fürstin.  Um  so  seltsamer 
ist,  aus  der  Nähe  des  in  so  nualvoller  Weise  hinsterbenden 
künigUchen  Bruders  nichts  von   ihrer  Gegenwart  zu  erfahren. 

Noch  in  dem  erwähnten  Berichte  nach  Innsbruck  vom 
30.  Mai  1598  hatte  der  Gesandte  aus  eigener  An.schauung  ge- 
schildert,' wie  die  Kaiserin  nach  der  l'eierbcheu,  durch  Eide 
aach  des  Thronerben  bestätigten  Abtretung  der  Niederlande 
an  die  Infantin  Isiibella  eine  Vollmacht  ihres  Sohnes,  dos  mit 
päpstlicher  Bewilligung  aus  dem  geistlichen  Stande  getretenen 


'  ,Diog  i|ne  me  ha  concedido  biatoB  esUtdos  me  miega  un  bijo  CAp&z  de 
gii venutrIoB !'  —  ,Ay  Dem  Christoval,  que  me  Ujniu  iiuo  le  hau  de  ^u- 
veruar!'     Lafiionte  XV,  271. 

*  Euer  kuu(i^licheu)  W((lrde)  solle  ich  uacb  Erinduning  meine  gehor- 
Baniioten  {[  uud  ganx  willigen  Dienst  unterthenigist  su  erindeni  nit 
nnderlassen,  wasmassen  Terwifhnor  Tagen  der  Kunig  die  Donation  ||  der 
Kiderlaudt  der  Infanta  seiner  Tochter  gethan.  BOllicho  babbo  Ihr 
F(ü)r(«tliche)  D(urchlauc)ht  acceptierdt  unnd  der  Priu«  ihr  Prueder  und 
sy  paiderseita  mit  starkchom  Jtirnuieudt  ratilicieredt  uud  confirroiredt. 
Paldt  darauif  babbe  die  Kaijserln,  mein  allei;geuedigiste  Frouv  ainen 
Oewaldt  vom  Erzheraog  Albrechteu  augehendigit,  und  nachdem  derselb 
ihn  Peyseiu  Ihrer  M(nye8tfi)t  des  Khunigg,  des  Prinzen,  der  lufanta,  des 
Manines  de  Velada,  des  Don  Christoval  de  Mora,  des  Don  Juan  de  Idia- 
qucx  und  mein,    verlOsseu  worden,   hat  man  zun  Heiratsoapitulationibus 

griffen.  — Wenige    Tag    ehe    vermolle   Tractation    abgeloffen    ist 

der  Kunig  gar  (?)  Obl  auss  gewest,  Jederman  pesurgt,  wurde  von  Landt 
rnkchen,  aber  widerumben  pOsser  worden;  gleichwoll  des  Fiebers  noch 
nit  qnit;  pesorgen,  «ye  eticus  (=  hetico).  Wie  dem  Alem,  (wollen) 
Ibr  M(ajestJi)t,  dass  alle  negotia  durch  ihr  Ueudt  lauffon:  dardurcb  nit 
wenig  prejudiciredt  wird.'     (Inusbruckor  Archiv). 


so 


X]    AbfauinoDg:     BfldlDi^^r. 


Erzherzogs  Aibrecht,  überreichte,  nach  deren  Verlesung  die 
Ehepacten  mit  der  Infantin  aufgesetzt  wurden. 

Es  fand  aber  schon  dieser  feierliche  Doppelact  .wenige 
Tage'  nach  einem  schweren,  unmittelbaren  Tod  drohenden 
Krankheitsanfallo  des  Königs  statt,  bei  welchem  die  Acrzte 
zum  ersten  Male  alle  drei  Uehcl  erkannt  zu  haben  scheinen, 
deren  vereinigte  Wirkungen  ihm  Leiden  nicht  von  dem  Historiker 
zu  beschreibender  Art'  verursachen  sollten.  Schon  seit  1579 
hatte  sich  die  Gicht,  an  welcher  ja  auch  sein  kaiserlicher 
Vater  schwer  gekrankt  hatte,  bei  ihm  eingestellt;  dieses  Uebcl 
hatte  ihn  im  Laufe  der  Jahre  in  zunehmendem  Masse  heim- 
gesucht und  hat  ihn  bald  mit  all  seinen  schmerzhaften  Folgen 
nicht  verlassen.  Ein  hektisches  Leiden  scheint  schon  in  seiner 
Jugend  vorhanden  gewesen  zu  sein,  da  ihm  damals  oft  jede 
stärkere  Bewegung  unmöglich  erschien*  und  die  grösste  Sorg- 
falt fVir  seine  Gesundheit  zur  Pflicht  gemacht  worden  war;  wie 
es  häutig  geschieht,  trat  dies  in  der  Vollkraft  des  Lebens 
zurtickgetretene  oder  vernarbte  Uebel  jetzt  im  Greisenalter  bei 
dem  fast  Einundsiebzigjährigen,  schon  seit  mehr  als  Jahresfrist 
vermuthet,  unzweideutig  hervor.  Zu  diesen  beiden  Krank- 
heiten gesellte  sich  jenes  Wechseltiebcr,  an  welchem  auch 
Karl  V.  zuweilen  gelitten  hatte  und  dessen  dreijährige  Dauer 
ftlr  Don  Carlos  so  verhängnissvoll  geworden  war. 

Noch  war  dies  Fieber  nicht  ganz  geschwunden,  als  in 
des  Königs  Gegenwart  dessen  Lieblingstochtcr  die  Ueber- 
tragung  der  niederländischen  Hcrrscliaft  und  jene  von  der 
Kaiserin  vorgelegte  Vennäldungserklärung  empticng.  Zwei 
Tage  früher,  bei  der  Frohnleichnamsprocession  am  28.  Mai, 
Hess  er  sich  durch  den  Kronprinzen  vertreten,  zu  dessen 
Gunsten  man  schon  im  April  von  der  Abdankung  des  Er- 
krankten gesprochen  hatte;  doch  sah  er  der  Procession  hinter 
geschlossenem  Fenster  zu.  KhevenhUller'  fand  ihn  an  diesem 
Tage  wie  todt  aussehend. 


'  Lnfuente  XIV,  471  —  476,  wo  derselbe  neb  ent«chn1digt:  sensible  nos  e« 
t^iier  qiie  trazar  ente  repngnante  cuadro. 

•  ,I>on  Carlos'  180. 

*  An  den  Kaiser  am  13.  April  lA'JS:  ....  ,weil  aber  der  Chonig  nochmallen 
Leibs  Schwacbbeit  halber,  mit  der  noch  p,Tbaff(tet)'.  Uie  Depeacbe  vom 
Sl.  Juni,    einem   Souutag,    IrUgl    Jiuse   Zahl   am   Svhlu&so   nnd   auf  der 


Hitthoilungen  nat  «]>«oUeh«r  0«Khlolit«  4m  16.  and  17.  Jslirlianluti,  Sl 

Und  doch  trat  sein  Verlangen  der  Ueborsiedelong  nach 
dem  Escurial  Beitdeni  immer  stärker  her\'or,  aller  Einsprachen 
der  Aerzte  ungeaelitet,  welche  den  Transport  für  gefilhrlich 
erklärten.  Dennoch  wurde  derselbe'  unter  hefti^^en  Schmerzen 
vom  30.  Juni  bis  5.  Juli,  also  in  sechs  Tagten,  derart  voll- 
zogen, dass  der  Kranke  von  llenschenhand  in  seinem  Lager 
diesen  etwa  fünfzig  Kilometer  langen  Weg  getragen  wurde. 
In  dem  Escurial  angelangt,  wohnte  König  Philipp  in  seinem 
Krankensessel  nicht  nur  der  kirchhchcn  Feier  der  Ueber- 
tragung  aus  Deutschland  gekommener  Reliquien  hei,  sondern 
besah  sich  noch  einmal  alle  Räume  dieser  seiner  wundersamen 
Bauschüpfung,  traf  auch  einzelne  neue  Anordnungen.  Man  begann 
wieder  Hofinung  zu  hegen;  am  13.  Juli  meldete  Khevenhüller 
dem  Kaiser,  dass  ,de8  Königs  Indisposition  sich  täglich  bessere'. 
Am  22.  Juli  begann  jedoch  der  Zustand  des  Kranken  lioftnungs- 
los  zu  werden;  noch  vor  Ablauf  des  Monates  wurde  eine 
Operation  am  Knie  vorgenommen,'  deren  Schmerzen  der  König 
zum  Erstaunen  der  Aerzte  ruhig  ertrug.  Dreiundflinfzig  Tage 
fUr  die  damalige  Heilkunst  nicht  zu  lindernden,  unaufhörlichen 
Leidens  zählte  man  so  bis  zum  Tode  am  Morgen  des 
13.  September. 

Da  sind  nun  zwei  im  Innsbracker  Archive  erhaltene  Be- 
richte aus  den  beiden  diesem  Abschlüsse  vorangehenden  Tagen 
erwünscht.    Sie  hegen  einer  für  den  Zweck  dieser  Abhandlung 


Adresse;  doch  scheint  der  Oesandte  nach  dem  Inhalt«  sich  beide  Male 
Terschriehou  zu  haben;  es  dürfte  ,13.  Juni'  gemeint  sein.  Am  Ende  des 
Berichtes  Über  die  FrohnleichDamaprocession  iiber  den  KOnig:  ,hat  vill 
ehe  ainem  todton  COrper,  alls  ftineni  lebendigen  gleich  gesehen.  Ihr 
M(ajest£)t  pegem  sUrckch  nach  dem  Escurial,  das  aber  die  Medici  nit 
approbiren  wollen.  Wie  dem  Allem,  so  vermainen  sy,  ehr  werde  sy  nit 
halten  lassen,  das  nun  uit  au  Gefahr  ihrem  Vermueten  nach  steet.' 
(Wiener  Staatsarchiv.) 

Anf  der  dritten  Seite  von  KherenhUller's  Depesche  an  den  Kaiser  vom 
30.  Juli  1598  findet  sich  der  modirinisuhe  Bericht,  beginnend:  La  salud 
del  Rey,  vielleicht  filr  die  Oeschichtscbreibung  der  Medicin  von  Werth. 
(Wiener  Staatsarchiv.)  Dies  ist  vor  des  KOuigs  Ableben,  wie  oben  (S.  18) 
bemerkt,  die  letzte  Depesche  an  den  Kaiser,  welche  erhalten  ist.  Da 
aber  auch  aus  Don  Carlos'  letzter  Zeit  und  über  seine  Bestattung  die 
Dietrichstein'schen  Depeschen  fehlen,  so  darf  man  die  Hoffnung  nicht 
aufgeben,  dass  beide  Fascikel  noch  irgendwo  erhalten  sind. 


93 


XI.  Altbaad)iii)K:    BSdinger. 


irrelevanten  Depesche  KheveuhiiUer's  an  den  Erzherzog  Maxi- 
milian vom  14.  September  1598  zur  Information  bei.  Wie 
sie  beide  sich  als  Abschriften  einer,  freilich  zuweilen  das  Ver- 
ständniss  durch  Abkürzungen  und  durch  eine  widersinnig 
Interpunction  erschwerenden,  Kanzleihand  darstellen,  so  haben 
sich  vielleicht  auch  anderwärts,  namentlich  in  Spanien  selbs 
solche  Abschriften  erhalten.  Auch  ist  es  ganz  möglich,  dasflJ 
sie  schon  einmal  in  einer  mir  unljekannt  gebliebenen  spanischen 
Monographie  gedruckt  worden  sind.  Auf  alle  Fälle  verdienen 
sie,  auch  weiteren  Kreisen  bekannt  zu  werden. 

Das  erste  Schreiben  ist  ein  Billet  des  leitenden  Ministers 
und  hochgeachteten  Vertrauten  des  Königs,  der  ihn  auch  aa^ 
erster  Stelle  mit  dem  Vollzuge  seines  Testamentes  betraute.^ 
Christoph  von  Moura,  wie  dieser  portugiesische  Edelmann 
eigentlich  hiess,  oder  Mora,  wie  ihn  die  Spanier  nannten.  Ge-i 
richtet  ist  der  Brief  an  Johann  von  Borja,  nach  dem  Namen 
ein  Abkömmling  jenes  gleichnamigen  zweiten  Sohnes  des 
spätem  Papstes  Alexander  VI.,  welcher  zu  dem  Herzogthume 
Gandia  und  der  Ehe  mit  einem  Sprossen  des  aragonesischen 
Königsliauses  gelangte."  Vom  11.  September  um  12  Uhr 
Nachts  ist  das  Billet  datiert,  welches  vorzeitig  das  Eintreten 
der  Todesstunde  meldet.  ,Wir  siud  zur  letzten  Stunde  gelangt, 
welche  für  Seine  Majestät  mit  so  viel  Grund  ersehnt  worden 
ist,  damit  (der  König)  von  den  Leiden  und  Nöthen  entledigt 
werde,  in  denen  er  sich  befindet,  und  zum  Genüsse  der  Rulie 
komme,  welche  Gott  nach  seiner  Bannherzigkeit  und  um 
dessen  willen  ihm  gewähren  wird,  womit  er  ihm  in  diesem 
Leben  gedient  hat.  Jetzt  können  wir  Eurer  Hen'lichkeit  keine 
anderen  Nachrichten  senden.'  In  den  Schlussworten  scheint 
der  Fall  einer  ganz  unwahrscheinlichen  Besserung  des  Befindens 
noch  vorbehalten.' 


'  Nftheres  Ober  ihn:  .Don  CarliM'  Haft  und  Tud'  168  bis  174. 

*  C.  von  Hofier.  Die  KaUHtrnphe   des  heritoglichen  HmiseR  der  Boija  von 
Gandix  (Denkscbrifteii  der  Uni».  Akad.  XLI.  189S).  8.  10.  53  f. 

'  Diiii  Cliristovnl   d«  Mnra  n  ])<jn  Juan   de  Korja  do  San  Lorenao  el  Real ' 
a  11   de  Koti(6nibr)L<  h   las  dnxe  de  la  nocbe  1608.    Sonios  lle^ados  i  la 
ultiuia  liora  tan  des«»adn  por  sn  Mag:(esta)d  c<>n  tanta  raxon,  paes  saldri 
de  las  miserios  y   trabajo«   en  que  esta  y  ira  A  gozar  del   descanso  ijue 
Dioa  Ic  ilnik  por  su  niisoricordia  y  pur  qne  el  en  esta  vida  le  ha  teruido. 


IliHkailnBgaD  «tu  spuiMber  0«aohicbte  de«  16.  «od  17.  Jabrirandcrta.  23 

Die  andere  Einlage  ist  als  Theil  eines  Briefes  aus  dem 
f^nrial  bezeichnet,  also  etwa  als  Zeitung  für  die  vertrautesten 
oder  vornehmsten  Kreise  Spaniens  abgefasst  und  vom  folgenden 
Tage,  12.  September  1598,  datiert.'  ,Seine  Majestät  ist  gestern 
Tim  2  Uhr  Nachmittags  von  einer  Ohnmacht  befallen  worden. 
Man  dachte,  sie  werde  ihn  hinraffen,  also  gab  man  ihm  die 
Kerze  in  die  Hand.*  Um  6  Uhr  Abends  kam  darauf  Herr 
Christoph  von  Mora  sehr  niedergeschlagen  zu  der  Frau  In- 
fantin und  sagte  zu  ihrer  Hoheit:  „Herrin!  Seine  Majestät 
wiD,  ehe  sie  stirbt.  Eurer  Hoheit  den  Segen  ertheilen."  Ihre 
Hoheit  war  gar  beunruhigt,  erschien  sehr  geröthet  und  erhob 
sich  zu  gehen.  Herr  Christoph  sagte  zu  ihr:  „Eure  Hoheit  möge 
sich  nicht  so  beeilen!  Denn  ich  gehe  zu  dem  Prinzen,  damit 
Sie  Beide  mit  einander  gehen."  Und  so  giengen  sie,  und 
Seine  Majestät  konnte  nicht  zu  ihnen  sprechen,  sondern  ihnen 
nur  seinen  Segen  ertheilen.  Und  sogleich  kehrten  sie  Beide 
in  tiefster  Rührung  zurück,  dass  es  die  Herzen  brach.'  Der 
Prinz  begab  sich  in  seine  Wohnung  und  schloss  sich  zum 
Qebete  ein,  und  die  Prinzessin  gieng  in  die  Ehnporkirche, 
am  dasselbe  zu  thon,  wo  wir  die  Mönche  ein-  und  ausgehen 
sahen.  Und  um  7  Uhr  Morgens  (12.  September)  hatte  seine 
Majestät  einen  weiteren  Anfall,  kam  aber  sogleich  wieder  zu 
sich.  Man  gab  ihm  einen  Trank,  und  als  diesen  der  Arzt 
Mercado  darreichte,  fragte  er  ihn,  aus  was  er  sei;   der  ant- 


Ya  no  podemos  embiar  i  V.  S.  otras  nnevas,  si  no  fneren  las  (los?)  .  .  . 

tras  (contras?   portugiesisch)   esto   se   paeden  esperar.     Grossoctavbiatt. 

'  Cap(itn)lo  de  carta  del  Escurial  i  12  de  Seti(embr)e  1698.     Folioblatt. 

*  Gleich  dieser  Anfang,  von  dem  Schreiber  unmöglich  interpungiert,  soll 
lauten:  A  su  Mag(esta)d  le  diö  ayer  k  las  dos  despnes  de  medio  dia  un 
desmayo.  Pensando  que  le  llevaria,  assi  le  pusieron  la  candela  en  la 
mano. 

*  T  assi  fneron,  y  no  les  pudu  hablar  su  Mag(esta)d,  sino  hechar  les  su 
bendiciou,  j  Inego  se  bolvieron  tiemissimos  entrambos,  que  quebrana  los 
cora^nes.  Die  auch  von  Lafuente  XIV,  478  aufgenommene  Erzäh- 
lung von  der  zärtlichen  Ansprache  des  Königs  an  seine  beiden  Kinder 
sammt  Ermahnung  zu  Frömmigkeit  und  kluger  Kegiemng  ist  also  grund- 
los. Was  von  der  hiemit  zusammenhängenden  Weisung  an  seinen  Beicht- 
vater zu  halten  ist,  Beiden  die  Ermahnung  vorzulesen,  welche  Ludwig 
der  Heilige  an  seinen  Thronerben  gerichtet  hatte,  erscheint  jetzt  mindestens 
zweifelhaft  Die  Nichtigkeit  einer  andern  Nachricht  (s.  o.  S.  12)  ist  zweifellos. 


24    XT'  Abb.:  BOJIof  ir.  MittballaBpn  »u  >r><>iHl>*i'  OaMbicb«  Im  t«.  g.  17.  Jsbrk. 


wertete  ihm:  „Aus  Hyacinthen."  Hierauf  sprach  der  König: 
„bei  einem  anderen  Tranke  wie  diesem  starb  die  Kaiserin, 
meine  Herrin,  bei  Einbruch  der  Nacht;  aber  ich  werde  in 
dieser  Nacht  nicht  sterben,"  [den  Anbruch  des  Tages  hatte  er 
also  nicht  bemerkt]  „noch  am  Morgen;  denn  ein  Mönch  hat 
mir  gesagt,  er  wisse  die  Stunde,  hatte  grosse  Wissenschaft." 
Und  die  ganze  Nacht  waren  die  Mönche  damit  beschäftigt, 
den  Psalter  aufzusagen  und  Gott  ftir  die  Seele  Seiner  Majestät 
zu  bitten.' 

Schon  vorher  war  auf  seinen  Befelü  seines  kaiserUchon 
Vaters  Sarg  geöffnet  und  waren  aus  demselben  zwei  Kerzen 
und  das  Crucifix  genommen  worden,  welches  Karl  V.  bei 
seinem  Tode  in  Kunden  gehabt  hatte;  man  musste  dasselbe, 
damit  er  es  stets  sehe,  an  des  Königs  Bettvorhang  befestigen; 
in  seine  Httnde  sollte  dies  Kreuz  ebenfalls  beim  Sterben  gelegt 
werden.  Hatte  doch  auch  Don  Carlos,  als  ihm  die  Nilhe  des 
Todes  angekündigt  wurde,  die  Umstehenden  ihn  zu  unterstützen 
gebeten,  das  von  seines  kaiserlichen  Grossvaters  Lippen  in 
der  Sterbestunde  gehörte  Gebet  zu  sprechen.  Unter  kleinen 
Zuckungen  wie  dieser  seiu  ältester  Sohn  ist  auch  Philipp  II. 
verschieden. 


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XII.  Abb.:  Beer.  Hudschr.  Spaoieiu.  Bibl.  Ueben.:  SSS— SM  (Mord»— La  Murte).         1 

XII. 

Handsehrifteuschätze  Spaniens. 

Bericht  Über  eine  im  Auftrage  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften 
in  den  Jahren  1886 — 1888  durchgeführte  Forschungsreise. 

Ton 

Dr.  Rudolf  Beer, 

Anunoenais  der  k.  k.  Hofbibliotbek. 


Muroia. 

325.  Biblioteca  de  San  Felipe. 

Hajbnel,  Cat.  col.  1006  nonnolli  libri  mss.  parvi  momenti. 
Vaijbmtinelli,  p.  118  nach  Haenel. 

326.  Archivo  de  la  civdad. 

CoLECCiON  de  fueros  y  cartas-pneblas  de  Espana,  Madrid 
1852,  p.  156  ff.  Mittheilungen  über  einen  ,c<5dice  del  Fuero 
Jazgo  qae  se  guarda  en  el  mismo  archivo'  mit  reichlichen 
Auszügen. 

327.  \Bihlioteca  de  los  Frailes  menores  de  San  Francisco. 
Diese  Bibliothek  erhielt  die  Privatsammlong  des  Bischofs 

Diego  de  Arze  y  Reynoso,  nach  Vogel  verzeichnet  im 

CatAi/OOo  general  de  la  Ubreria  del  senor  D.  Diego  de 
Arze  y  Reynoso,  Obispo,  Inqoisidor  general  en  todos  los  Reynos. 

Vgl.  auch  Wadding,  Scriptores  Ordinis  Minorum,  Romae 
1650,  p.  lOOf. 

Antonio,  Nicolaus,  Biblioth.  Nov.  I,  p.  268  über  Diego 
de  Arze  and  seine  Bücherschenkong. 

VOGHL,  p.  479. 

Valentinelu,  p.  117  f.  nach  Vogel. 

La  Morta  (Prov.  de  Valencia). 

328.  Biblioteca  del  Monasterio  de  Nuestra  Sefiora. 
VuxANUEVA,  Viage,   tom.   IV,   p.  83  f.,   beschreibt  (1)  ein 

Horario  6  Devocionario,  prächtig  auf  Pergament  geschrieben, 
mit  vielen  Miniaturen,  welches  nach  einer  Note  ,di(5  D.  Diego 
Vieh  entre  otras  pinturas  i,  este  convento  de  la  Murta  A  26  de 

Htauftba.  i.  phiL-bift.  Cl.  CXXTUI.  Bd.  U.  Abh.  1 


A  XII.  Abhandlung:    Beer.  Handscbriftenaeh&tie  Spuiien«. 

Julio  de  1641'.  Interessant  wird  das  Kalendar  durch  zwei 
auf  den  eigentlichen  Text  folgende  Abbildungen;  die  eine 
stellt  das  kaiserliche  Wappen  dar,  und  um  dasselbe  finden 
sich  die  Worte:  ,Maximilianus  imperator  romanorum  semper 
augustus'  und  unter  denselben  wie  folgt:  HALI-MAS.  Die 
zweite  Abbildung  bietet  gleichfalls  ein  Wappen  und  darum  die 
Legende:  Franciscus  de  Taxis,  magister  postarum  serenissimi 
principis  Ka.  archiducis  Austriae.'  Ad  calcem  die  Note:  Vidit 
Fr.  Joannes  Vidal  23  Maji  1585.  (2)  Lactantius,  sieben  Bücher 
der  Divinae  institutiones,  s.  XII  mit  zahlreichen  Varianten  von 
Belang.  Diese  Handschrift  ging  in  den  Privatbesitz  Villa- 
nueva's  tlber. 

Valentinblu,  p.  126  f.  nach  Villanueva. 

La  Murta  (Prov.  de  Barcelona). 

339.  BiblioUca  del  Monasterio  de  los  P.  P.  Gerönimos. 

Villanueva,  Viage,  tom.  XIX,  p.  2  berichtet  über  die 
einst  reiche,  vom  presbitero  Jaime  Ramon  Vila  gestiftete  Hand- 
schriftensammlung des  Klosters,'  die  theilweise  in  den  Besitz 
des  Marques  de  la  Romana  zu  Valencia  gelangte.  Villanueva 
sah  noch  an  Ort  und  Stelle:  (1)  Eine  prächtig  geschriebene 
Bibel  mit  der  Schlussnote:  P>xplicit  über  Machabeorum  secundus. 
Scripsit  Nicolaus  Berti  de  Gentiluciis  de  Sancto  Geminiano, 
civis  Florentinus,  patcr  Amantii  et  Francisci,  complevitque  die 
sabbati  decima  nona  mai  MCCCLIII  u.  s.  w.  (2)  Devocionario 
en  vitela,  Ueno  de  primorosas  ininiaturas.  (3)  Sermo  quem 
coram  Domino  Papa  et  CardinaHbus  Avinione  in  Capeila 
Domini  Papac  cxplicavit  vcnerabilis  F.  Bernardus  Oliverii  .  .  . 
sub  anno  Domini  MCCCXXX  quarto.  (4)  Santoral  lemosin. 
(5  —  8)  Colcccion  herdldica  in  vier  grossen  Foliobftnden. 

ToRREs  Amat,  Mcinorias  etc.,  bespricht  p.  481 :  Pertusa, 
Francisco,  Memorial  (de  la  fi  cristiana),  un  tomo  en  fol.  menor 
MS.  de  204  foleos.  Fuit  scriptus  über  iste  in  monasterio  isto 
dicto  S.  Hieronymi  de  Bethelem,  alias  de  la  Murta  et  fuit . . . 
Die  novembris  sabato  primo  de  adventu,  anno  domini  MDV. 
Deo  gratias;  p.  632  Trias,  Juan,  Bibliotheca  seu  collectio 
ahquarum   sententiarum  Sacrae   Scripturac,    sanctorum   Patrum 

•  Ueber  ilieHe  auch  Torre»  Amat,  Memorias,  p.  614. 


Bikl.  üebenieht:  SM— MO  (U  Marta— Ii<jet»).  ö 

et   aliomm   auctorum   etc.     Cuatro  volümenes  en  folio.     Beide 
Werke  aus  dieser  Bibliothek. 

Valentinblli,  p.  IGl  nach  Villanueva. 

If&jera. 

830.  t  Bihlioteca  del  Convento  de  Santa  Maria. 

Empfangsbestätigung  König  Alphons  X.:  Sepan  quantos 
esta  carta  vieren,  como  yo  Don  Alfonso,  por  la  gracia  de  Dies 
Rey  de  Castiella ....  otorgo  que  tengo  de  yos  el  prior  6  con- 
vento de  Santa  Maria  de  Näjera  quince  libros  de  letura  antigua 
que  me  emprestastes,  6  los  libros  son  aquestos.  (1)  Las  edi- 
tiones*  de  Donato.  (2)  Statio  de  Tobas.*  (3)  El  Catalogo  de 
los  Reyes  Godos.  (4)  El  libro  jozgo  de  ellos.  (5)  Boecio  de  con- 
solacion.*  (6)  Un  libro  de  justicia.  (7)  Prudencio.  (8)  Geor- 
gicas  de  Vergilio.*  (9)  Ovidio  cpistolas.  (10)  La  historia  de  los 
Reyes  de  Isidro  el  menor."^  (11)  Donato  el  Barbarisio.*  (12)  Vo- 
colicas'  de  Vergilio.  (13)  Liber  illustrium  virorum.  (14)  Pre- 
ciano  maior.  (15)  Boecio  sobre  los  diez  predicamentos.  (16)  EU 
comento  de  Ciceron  sobre  el  suefio  de  Scipion. 

Dada  en  Santo  Domingo  de  la  Calzada,  veinte  6  cinco 
dias  de  Febrero,  era  de  mill  6  trecientos  6  ocho  aSos  (25.  Fe- 
bruar 1270). 

Zuerst  veröffentlicht  von  Gaspar  Ibanez  de  Segovia,  Peralta 
y  Mendoza,  Marques  de  Mondejar,  Memorias  historicas  del  Rei 
Don  Alonso  el  Sabio,  Madrid,  1777  p.  452,  dann  von  Fray 
Liciano  Säez,  Demostracion  del  verdadero  valor  de  todas  las 
monedas  que  corrian  en  Castilla  durante  el  reynado  del  Senor 
Don  Enrique  III.  Madrid  1796,  p.  371;  am  besten  im  Memorial 
histörico  espaSol.  Coleccion  de  documentos  opüsculos  y  antigue- 
dades  I,  1851,  p.  258,  Doc.  Nr.  CXVIII,  nach  der  Documente  in 
der  Coleccion  del  Conde  de  Mora,  tom.  XXIII,  O.  23.  (Jetzt  in 
der  Bibliothek  der  Akademie  der  Geschichte  zu  Madrid.)  Vgl. 


'  Der  Ton  Ibnilez  veranstaltete  Abdruck  gibt:  Addiciones. 

*  Eatacio  de  Thebas,  Abdmck  Ibaflez. 

*  Conaolatione,  A.  I. 

*  Virgilio,  A.  L 

*  Beyes,  Isidro  el  menor,  A.  I.    . 
'  Barbarismo  A.  I,  corrigirt. 

*  Vocolicaa  —  predicamentos  weggelassen  im  A.  L 


4  XII.  Abhandlong:    Beer.  H«aJ«ehriB«iinf>i>tiB  Spanien» 

femer  E>guren  p.  LXXIX,  Taillian  p.  3(>9,  Amador  de  los  Rios, 
Hiatoria  crjtica  de  la  Literatura  Espanola,  toin.  HI,  p.  592,  end- 
lich MarceÜDO  Menendez  Pelayo,  Horacio  en  Espana,  p.  9,  Anui. 

Kavalcamero. 

331.  t  Bihlioteca  del  Colegio  de  Jesuitas. 

Ein  handschriftlicher  Indice  de  los  libros  del  Colegio  de 
Jesuitas  de  Navalcarnero  wird  verzeichnet  unter  Nr.  467  und 
468  der  jetzt  in  der  Real  Acadeniia  de  la  Ilistoria  aufbewahrten 
Codices  aus  San  Isidro  (Madrid);  er  besteht  aus  12  Heften  in 
Folio.  Vgl.  Revista  de  Archivob'  VI  (1876),  p.  263.  Navalcar- 
nero ist  ein  kleines  Städtchen  zwischen  Madrid  und  Talavera 

de  la  Reina. 

Obona. 

JJ33.  t  Biblioteca  del  Moiianterio. 

Adelgastar  schenkt  Era  ÜCCCXVUI  (780)  diesem  Kloster 
verschiedene  Kirchengeriithe  und  Güter  et  (1)  unum  misale  . . . 
et  (2)  lectionarium  et  (3)  responsorium  et  (4,  5)  duos  psalterioa 
et  (6)  uno  dialogorum  et  (7)  passionarium  et  (8)  una  re 
de  ordine  Sancti  Benedicti. 

Vgl.  Risco,  Espana  Sagrada,  tom.  XXXVTI  (1789),  Ap. 
Nr.  5,  p.  30H  Mitte.  Eguren  p.  LXXXVIH,  Taliban  p.  314.  — 
Coleccion  de  fueros  y  cart^is-pucblas  de  Espafia  p.  163  f.  hcisst 
es  mit  Bezug  auf  diese  Urkunde:  Esta  escritura  ha  sido  cali- 
ficada  por  algunos  de  apöcrifa. 

Olveyroa. 

333.  t  Iglesia  de  Santiago. 
Dona  Leonor  Gonzalez,    Gemahlin    Ruy  Soga's,    bestimmt 

in    ihrem  Testament  vom  Jahre    1334:    lt.    mando   a  Santiago 

dolveyroa  CC  soldos  para  hun  salteyro. 

Aus  dem  Tuinbo  von  Tojosutos  (gcgenwUrtig  im  Arehivo 

Histörico  Nacional  zu  Madrid)  edirt  von  Villa-Amil,  Los  cödiccs 

p.  20. 

Oliva  (Navarra). 

334.  Arehivo  del  Monasterio. 
Muüoz   r   RoMERO,    Diecionario   p.  204   erwähnt   ein   Ms. 

Chronologia  regii  OUvae  monasterii,  quo  existia  original  en  sa 
arehivo;  lateinische  Annalen,    die  bis  zum  Jahre  1647  reichen. 


Bibl.  n«b«nioht:  SSI— SS7  (Nijtn— OBa). 


Olmedo. 


335.  Bihlioteca  de  la  Iglesia  parroquial  del  Arcangel  San 
Miguel. 

MuNOz  Y  RoHERo,  Diccionarfo  p.  204  f.  citirt  Libro  del 
novenario  sagrado  il  la  milagrosa  imägen  de  Naestra  Senora  de 
la  Soterrafia,  patrona  de  la  villa  de  Olmedo  .  .  por  el  Licenciado 
Antonio  de  Prado  y  Sancho.  Ms.  »Eista  obra  se  guarda  en  la 
citada  iglesia.'  Berichtet  unter  Anderem  über  die  Grilndong  der 
Stadt  und  ihrer  Convente. 

IiOB  OlmoB. 

336.  t  Ärchivo  del  Convento  de  los  P.  P.  Franciscanos. 

MartInez  Amibarro  y  Rivss,  Inteuto  de  an  diccionario 
de  .  .  .  Burgos  etc.  p.  54  berichtet  über  eine  Handschrift  ,Mannal 
de  fondaciones  de  conventos'  (ohne  nähere  Beschreibung),  sowie 
Originalmanuscripte  der  Werke  von  Francisco  de  Salinas  (des 
Gründers  des  Klosters),  welche  in  diesem,  heute  zerstörten  Con- 
vente aufbewahrt  wurden. 

Ona. 

337.  f  Bihlioteca  y  Archivo  del  Real  Moruuterio  de  San 
Salvador. 

Der  codex  Escorialensis  R.  ü.  7,  Saec.  Xu  enthält  auf 
fol.  HS'*  und  147'  folgendes  Handschriftenverzeichniss:* 

(1.2)  Dos  bibliotecas.  (3)  Vna  omelia.  (4)  decada  psal- 
morum.  (5)  Los  canones  nueuos.  (6)  Los  canones  uieios 
(7)  Moralia  Job.  *  (8)  Las  dirivationes  nueuas.  (9)  Las  jstorias. 
(10)  Liber  orationum.  (11)  Thimologia.  (12. 13)  Dos  libros  super 
Johannem.  (14)  Paulus  orosius.  (15)  Liber  omeliarum  gregorii. 
(16 — 19)  Quatuor  libros  passionarios.  (20)  Liber  augustinus  de 
civitate  dei.  (21)  Liber  augustinus  de  doctrina  christiana.  (22) 
Liber  ambrosius  de  questionibus  evangeliorum.  (23)  Liber  de- 
creta  romanorum.  (24)  Virginitas  sancte  marie.  (25)  Psalterium 
cantoris  parisiensis.  Quod  iussit  fieri  dompnus  abbas.    (26)  Vita 


'  lieber  die  VarUnten  vgl.  Hartel  a.  a.  O. 

*  In  beiden  Abschriften  6ndet  sich  Job  zweimal,  wohl  Dittogntphie,  da  kaoin 
anzunehmen,  dass  dem  Werk  Oregon  die  Schrift  seihet  beigegeben  war. 


6 


Xn.  AblundloDf :     B*er.   HaodschhftcaickUM  Spaninu. 


sancd  enneconis.  (27)  Qnadraginta  omeliarum.*  (28)  Ezechiel.' 
(2rt)  Liber  cintillarii.  (30)  Vita  sancti  Martini.  (31—34)  Quatuor 
libri  dinlogorura.  (35)  Ystoria  ecciesiastica.  (36)  Jcrenticon. 
(37)  Vita  sancti  ildefonsi.  (SH.  39)  Apocalipsin.'  (40)  Institu- 
tiones  patrum.  (41)  Collationes  patnun.  (42.  43)  Prognosticon 
dos  libros.  (44.  4f))  Ad  dominum  cum  tribularcr.  dos  libros. 
(4(3)  Vita  sancti  gregorii.  (47.  48j  Vitas  patrum  dos  libro.s. 
(49)  Zmaragdu.  (50)  Prosper.  (51.52.53)  Sumum  bonam  tres 
libros.  (54)  Super  ysayam.  (55)  Quam  bonus.  (56)  Liber  duo- 
deeim  proplietarum.  (57)  Flores  psalmorum.  (58 )  Liber  pa.<$toralis. 
(59)  Liber  iohannis  belet.  (60)  Liber  allegorias  de  ezechiel. 
(61.  62)  Dos  reglas.  (63.  64)  Dos  missales.  (65.  66)  Dos  domin- 
gales  .  unu  nuevu  y  otru  vieiu.  (67.  68.  69)  Dos  santorales 
nuevos  en  dos  cuerpos  .  y  unu  viciu.  (70.  71)  Dos  collectarios 
de  coru  .  unu  nuevu  y  otm  vieiu.  (72 — 74)  Tres  ofiiccros.  (75. 
76)  11""  proseros.  (77  —83)  VII  libros  pora  dezi«  missas.  (84 — 
H7)  IUI  antiplioiiarios.     (88 — 1Ü2)  XV  psalterios. 

Estos  son  libros  de  gramatiga  (103.  104)  libros  de  decretos. 
(105)  Pricianus.  (K^)  Arator.  (107)  Papia.  (lO^)  Sinonimua. 
(109)  Terentius.  (HO)  Juvenalis.  (11 1)  Virgilius.  (112)  (h-i- 
dius  maior.  (113)  Lucanus.  (114)  Salustius.  (115)  Sedulios. 
(116)  Aurea  ge.mma.  (117)  Duo  paria  partium.  (118)  Suma 
de  Priscian.  (119.  12(J)  Liber  lex  II.  (121— 1:$2)  Ln  biblia  glo- 
sada  in  XII  liljins  divisa  singulatim  per  ordincm  per  corporum 
distinciones. 

Zuerst  vollstJlndig  mitgctbeilt  von  Hartel-Loewe  BPLH, 
Bd.  I,  p.  125f.  Schon  t'rillicr  hat  Pcrcz  Bayer  in  seiner  ausführ- 
lichen Beschreibung  des  Escorialensis  (veröffentlicht  von  Rodriguez 
de  (Jastro,  Bibiioteca  Espafioia  II,  p.  328ff.)  auf  den  Katalog  auf- 
merksam gemaclit  (vgl.  a.  a.  U.  p.  331)  und  zunächst  erwiesen, 
dass  die  Orthographie  in  den  Sentenzen  Lsidors  (dem  Hauptinhalt 
dos  Codex)  auf  eine  alte  heimische  Vorlage  hindeute;  aus  den 


'  Waiiiscbeinlich  Grefrorü  Mafirni  Hnniiliie  XL  in  Evangelia  und  Hxmiliao 
Xll  in  Ezechicli>ni. 

'  Nach  Apoi'Alipsin  folgt  in  beiden  Abschriften  dos  libros.  Ich  ziehe  dies 
als  Vermerk  tu  31  (vgl.  Nr.  41  ff.)  und  glaube,  da»  hier  des  Beadis 
Coniniciitnr  zu  vcrstohen  »ei,  jedoch  nicht  in  zwei  BSnden  —  wenigsten« 
ist  mir  unter  den  zahlreichen  Copien  keine  zwcibämlige  lickannl  —  snudvrn 
Kwei  Exemplare. 


Bibl.  üetondit:  SS7  (Ofia).  7 

spanischen  Bemerkungen  des  Katalogs  (unu  nnean,  y  otro  vieiu) 
ergebe  sich,  dass  der  codex  ,certe  ad  veteris  Castelle  Asta- 
rumve  aut  Galleciae  partes  pertinuisse.'  Ausschlag  gebend  für 
die  Ortsbestimmung  scheine  aber  die  Note  (Federprobe)  am 
Schlosse:  Clemens  Episcopus  servus  servorum  Dei  dilectis  filiis 
Abbati  et  Conventui  Oniensi  in  Ecclesia  Sancti  Salvatoris,  d.  h. 
Salvador  de  Ofia.  Das  Kloster  wurde  1011  vom  Grafen  D. 
Sancho  gegründet,  vom  König  D.  Sancho  dem  Grossen  (f  1035) 
reformiert  und  hiebei  Benedictinern,  die  er  aus  Cluny  berief, 
übergeben  (vgl.  Pascual  Madoz,  Diccionario  geografico-estadistico- 
historico,  tom.  XU,  s.  v.). 

Aus  diesem  Umstände  erklärt  sich  vielleicht  die  Eintragung 
der  später  beigeschriebenen  vitae,  die  meist  französischen  Ur- 
sprang aufweisen.  Ueber  die  in  demselben  Codex  befindliche 
Note  des  Petrus  Femandi  de  Granon  vgl.  den  Artikel  Cogolla, 
Anm.  Bemerkenswerth  ist,  dass  Anibarro  y  Rives,  der  von 
dem  vorliegenden  Katalog  anscheinend  keine  Kenntniss  hatte; 
auf  Grund  seiner  archivalischen  Studien  (vgl.  unten)  die  wieder- 
holte Scheidung  der  Onienser  Ritualbücher  in  antiguos  und 
nuevos  nachweist,  wie  sie  unser  Verzeichniss  deutlich  darbietet. 
Die  ausfUhrUchste  Schilderung  der  Schicksale  Ofia's  gibt  Argaiz, 
Soledad  Laureada,  tom.  VI,  p.  443  ff.  (vgl.  unten). 

Dona  Sancha  Jimenez  schenkt  zu  Beginn  des  13.  Jahr- 
hunderts dieser  Kirche  Kirchengerätlie  et  (1)  un  breviario  do- 
minical  et  (2)  alio  sanctoral  (3)  et  un  evangelisterio  et  (4)  oti- 
ciero  et  (5)  un  psalterio. 

Ans  einer  ,carta  partida  por  A.  B.  C  der  Bibliothek  der 
Real  Academia  de  la  Historia  veröffentlicht  von  Eguren  p.  XC. 

AaaAiz,  Greoorio  de,  La  Soledad  Laureada  por  S.  Benito, 
tom.  VI,  Madrid  1675,  p.  453  in  dem  Abschnitt  Exercicios  de 
letras  en  Oüa,  en  tiempo  del  Abad  Don  Juan  de  Alcucero,  re- 
sumirt:  Ay  de  el  tiempo  deste  Abad  un  testimonio  de  la  vida 
de  sus  monges,  y  sn  observancia  en  los  Libros  que  oy  perse- 
veran  escritos  de  mano,  al  fin  de  quinientos  y  cincuenta  y  mas 
anos  de  diferentes  assumptos,  y  todos  en  orden  k  mayor  virtud 
y  perfeccion.  Pondrfe  uno  por  exemplo  en  que  estk  la  Regia 
de  San  Agustin^  compuesta  de  diferentes  capitulos,  sacados  df 
las  obras  de  aquel  Santo  Doctor.  Luego  se  sigue  la  Regia  r 
San   Rufo  que   compuso  para  los  Canonigos  de  la  Iglesia 


« 


m.  A>i)i*adliiog:    Beer.  HudsrhriftfusobitM  SpMtiea*. 


Tolosa  de  Francis,  y  estk  con  este  titnlo:  Incipit  Liber  Ec- 
clesiastici  et  Canonici  Ordinis  in  Claustro  Sancti  Raffi  tempore 
Liberati  Abbatis  institutus.  Contiene  358  capitnlos  sacados  de 
diferentes  Concilios  de  Pontitices,  de  Decretales  y  de  los  Sa- 
grados  Doctores  S.  Agustin,  San  Leon  Papa,  .San  Gregorio,  San 
Ambrosio,  San  Isidoro,  Amalario,  Fortunato,  y  otros,  que  es 
cosa   may   curiosa,   y  en  ia   primera  hoja  tiene  estas   palabras. 

Centies  nndena  ter  qaina  ter  daodcna  Atque  duodena  Liber 
hie  factus  fuit  Aera  (111)3  =  11 2ö  p.  Chr.).' 

Bergai«za,  FnANtiBCO  DB,  Antignedades  de  Eepaüa,  Madrid 
1719,  tom.  I,  p.  307  erwähnt  und  excerpirt  die  wiederholt  von 
verschiedenen  Autoren  benutzten  Memorias  antiguas  del  Ar- 
chive de  Oiia  (eine  Art  Hauschronik). 

Florbz,  Espana  sagrada,  tom.  X  (1753),  p.  92  berichtet 
von  Sandoval,  dass  dieser  in  Ona  ,hallö  lo  que  escribiö  (Ful- 
gencio,  obispo  de  Ecija)  sobre  el  Psalterio  con  letras  Gothicas, 
que  es  un  libro  grandc,  precioso  y  raro.' 

Am  ausflihriichsten  sind  die  älteren  Nachrichten  über  die 
Bücherbestände  Oiias  zusaninu*ngestellt  bei 

MaktInez  Anibarro  y  RivEs,  Manukl,  Intcnto  de  nn  diccio- 
nario  biogräfico  y  bibliogräfico  de  autores  de  la  provincia  de 
Burgos.     Madrid  1889. 

p.  lU  in  der  Biographie  des  Abtes  von  Ona  Juan  de  A1- 
cucero  (f  1115):  dispuso  la  apertura  de  libros  en  que  se  hicieran 
constar  los  het-hos  de  sus  nionjes  y  sc  formasen  colccciones  eccle- 
siästicas  comprensivas  de  varias  disposiciones  de  pontitices,  c^nones 
de  concilios,  sentencias  de  los  padres  y  doctores  de  la  Iglesia  y 
otros  asuntos  andlogos.  Bezüglich  der  von  Argaiz  erwähnten 
Büchersamnilung  bemerkt  Vf.:  hoy  ignoramos  el  paradero  de 
tan  valiösos  voli'imenes. 

p.  55  wird  der  Bestand  des  Archives  auf  Grund  der  alten 
Notizen  reconstrnirt  wie  folgt: 

Grau  numero  de  documentos  referentes  ä  donaciones, 
privilegios,  bulas,  escrituras  do  cesiön  y  compra,  y  papeles  refe- 
rentes d  lo  espiritual  y  temporal;  Injosos  libros  de  catästro  y 
propriedad;  gran  niiraero  de  voUimenes  de  litigiös,  ejecutorias 
y  memoriales;  libros  administratives  do  gasto  y  eosas  semejantes; 


'  Also  nicht  11Ö3  (1115),  wie  Argkis  irrig  beruclinet 


Bibl.  üeinnidit:  SS7— SS»  (Ona— OrihsaU).  9 

cuademos  de  escrituras  (copias);  libros  de  gradas  de  monjes 
y  prelados,  uno  Ilamado  antigno  y  otro  moderno;  libro  de 
öbitos;  libro  de  pesquisas;  la  tabla  ö  memoria  de  monjes  ilnstres; 
dos  becerros,  uno  en  folio  y  otro  en  8",  Ilamado  el  pequefio; 
nn  libro  de  Kalenda  6  Martirologio;  nn  Menologio,  qne  sapongo 
seria  el  mismo  de  öbitos  nnevo;  tres  libros  de  donaciones, 
Tino  Ilamado  el  viejo;  otro  titnlado  el  Norte  de  las  escrituras; 
la  Regia  del  Abad  D.  Domingo;  el  libro  de  la  Regia  del  Archivo, 
adicionado  como  el  anterior.* 

Ebenda  noch  über  Werke  von  Anonymi  Onieneses  1.  Me- 
morias  antiguas  de  Oiia  (s.  oben).  2.  Monachi  Oniensis  car- 
mina.     3.  Libro  del  Concilio  de  PerpiSan. 

p.  310  f.  Ueber  das  Fuero,  gegeben  von  Pedro  Ivänez  de 
Calzada  (1190):  ,MS  que  se  conservaba  en  el  Monasterio  y  cuyo 
paradero  ignoramos.'* 

Vgl.  noch  ibid  p.  261  und  327. 

Der  von  Ewald  p.  361  beschriebene  Toletanns  15, 10  gehörte 
nach  seiner  Angabe  eine  Zeit  lang  gleichfalls  dieser  Bibliothek. 

Orense. 
888.  Biblioteca  provineial. 

Das  Anuabio  del  Cuerpo  facultativo  I,  p.  311  berichtet  von 
dieser  Sammlung:  entre  sus  Codices  tal  vez  s61o  merece  citarse 
un  Pasionarium  en  pergamino,  folio,  de  mäs  de  400  päginas  letra 
de  fines  del  siglo  XIII  ö  principios  del  XIV.  Sus  manuscritos 
son  onos  14.  Die  Qesammtzahl  wird  p.  445  auf  24  angegeben.' 

Orihuela. 
339.  Biblioteca  publica. 

Diese  Bibliothek  besitzt  nach  dem  Anvario  del  Cuerpo 
facultativo  de  Archiveros  I,  p.  445  (Tabelle)  52  Handschriften. 
Einige  werden  p.  303  speciiicirt,  darunter  eine  Historia  antigua. 


'  Nach  Ansiebt  des  Vf.  muss  sich  ein  grosser  Theil  dieser  Archivalien  jetzt 
im  Arcbivo  Histörico  Nacional  rorfinden;  nur  Weniges  verblieb  in  Biirgos. 

*  Ueber  dieses  Fuero  auch  Argaiz,  Soledad  Latireada  VI,  p.  466  und  Asso 
del  Rio,  El  Fnero  viejo  de  Castilla,  p.  HI. 

*  Vgl.  auch  Ewald's  Beschreibung  des  Codex  der  Madrider  Nationalbibliothek 
F.  99  (Beise,  p.  808). 


10  Xn.  Abhudlnng :    B««r.  HuidvhriftaiuoUtM  Spcsiaiu. 

letra  del  siglo  XV,  und  ein  Tratado  de  Aßtrologia,  letr*  de  los 

sigioB  xvn  y  xvm. 

340.  BibUoteca  Episcopal. 

BoFASDLL  Y  Saij8,  FRANCISCO,  ApuntOB  bibliogrÄficos  y 
noticia  de  los  manuscritos  etc.  de  la  exposiciön  universal  de 
Barcelona  en  1888,  enthalten  in  Conferencias  dadas  en  el  Atenco 
Barcelonas  relativas  ä  la  exposiciön  universal  de  Barcelona. 
Barcelona  1H1»0.  8» 

P.  531  wird  über  ein  ausgestelltes  ,Pontiiical  del  siglo  XJV' 
berichtet,  ,e8crito  A  dos  columnas,  en  pergainino,  letra  götica 
encuademado  en  terciopelo  y  con  cierras'.  Ueber  die  in  der 
Handschrift  eiitbaltenen  schOnen  Miniaturen  a.  a.  O. 

841.  Ärchivo  dd  Ayuntamiento. 

MüNoz  y  RoMERO,  Diccionario  p.  207  nennt:  Grandezas  y 
antiguedades  de  la  ciudad  de  Orihuela  y  su  fundacion,  por  el 
Licenciado  D.  .Josef  de  Alenda.  Ms.  en  fol.  de  unas  230  hojas 
en  el  archivo  del  Ayuntamiento,  segun  crcemos. 

342.  t  BibUoteca  imrticular  dt  D.  Jvan   Roca  de  Togort». 

MuNoz  Y  RoMKRO,  Diccionario  p.  2C)7  berichtet  über  eine 
Historia  de  Orihuela,  escrita  por  Don  Jos^  Muntesinos.  Ms. 
en  diez  y  ocho  tornos  en  fol.,  nach  Fuster,  Biblioteca  valencian«, 
tom.  n,  p.  465. 

Osma. 

343.  Biblioteca  del  Cahildo  tle  In  Igleaia  Cat-edral. 

Vn-LANUBVA,  Viage,  tom.  HI,  p.  30lj  ff.  veröffentlicht  ein  Frag- 
mento  y  adicion  ä  la  historia  de  S.  Isidoro  de  los  Reyes  Van- 
dalos,  conformc  ä  un  cödice  de  Osnui,  que  copi6  el  Senor  Perez. 
Vgl.  auch  ibid.  p.  203. 

FiTA  Y  CoLOME,  FiDBL,  Bosqucjo  de  la  Exposiciön  historico. 
Enropea,  Madrid,  1H92,  p.  40  erwilbnt  als  aus  dieser  Bibliotliek 
exponirt:  un  precioso  c6dice  <mi  vitela  ilustrado  con  miniatura» 
con  la  exposiciön  del  Apocalipsis  de  .San  Beato  y  otros  docu- 
mentos. 

Der  Codex  Escorialensis  c  IV.  13  gehörte  einst  derselben 
Kirche.     Vgl.  Ilartel-Loewe  p.  47  und  Ewald  p.  247. 


Bikl.  C«b«nieht:  840— SM  (OiamU— Oriado).  11 


Ovledo. 


344.  *  Biblioteca  de  la  Santa  Iglesia  Catedral-Basiliea. 

Von  dem  einst  so  bedeutenden,  bis  ins  hohe  Mittelalter  zu- 
rückreichenden Sch&tz  westgothischer  Handschriften  der  Kirche 
von  Oviedo,  welchen  Morales  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahr- 
hunderts noch  als  grösser  schildern  konnte  denn  ,alle  andern 
Sammlungen  in  Leon,  Galicien  und  Asturias  zusammengenommen', 
ist  auch  nicht  ein  Stück  mehr  an  Ort  und  Stelle  erhalten.  Ja 
selbst  bezüglich  der  jüngeren  Bestände  musste  bereits  Bisco 
(Espana  Sagrada  XXX VHI,  p.  11 5 f.)  klagen:  ,De  tantos  libros, 
como  han  existido  en  la  Iglesia  de  Oviedo,  no  hay  sino  solo 
uno  de  qne  diö  noticia  Ambrosio  de  Morales  .  .  .  que  .  .  .  no  es 
en  realidad  sino  un  tumbo  de  testamentos  antiguos.'  Es  muss 
daher  der  Versuch  gemacht  werden,  durch  genaue  Ermittelung 
der  Geschichte  der  Sammlung  den  Spuren  der  ehemaligen  Ove- 
tenses  in  den  heutigen  grösseren  Sammlungen  Spaniens  nach- 
zugehen. Ich  habe  mich  darum  im  Folgienden  mit  der  ein- 
fachen Wiedergabe  der  bezüglichen  Zeugnisse  niclit  begnügt, 
sondern  auch  nachzuweisen  getrachtet,  inwieweit  die  vor- 
handenen Kataloge,  Berichte,  Schenkungs-,  Besitzer-  und  Co- 
pistennotizen  praktisch  zu  verwerthen  seien.  So  konnten,  wenn 
auch  ein  grosser  Theil  des  ursprünglichen  Handschriftengutes 
als  unwiederbringlich  verloren  gelten  muss,  die  Filiationen  der 
Originale  erkannt  und  auf  Grund  der  urkundlichen  Angaben 
die  Reconstruction  sämmtlicher  mittelbar  oder  unmittelbar  er- 
haltenen Bibliotheksbestände  angebahnt  werden.  Wenn  es  hiebei 
gelang,  weiter  zu  gehen,  als  es  früheren  Forschern,  speciell 
Tailhan,  möglich  war,  so  wird  dies  den  von  Ewald  und  Loewe 
mitgetheilten  Provenienznotizen  aus  den  Handschriften  im  Es- 
corial  und  in  Madrid  verdankt,  die  ich  zu  diesem  Zwecke  neu 
verglichen  habe.* 


'  Du  von  Vi^l,  Asturias  Monnmental,  Tom.  I,  p.  4S  erwJlhute  Werk: 
Fuertes  Acevedo,  ,Bosqaejo  de  escritores  asturisnos',  welches  fol.  138 — 140 
eine  .resefla  de  los  libros  y  cddices  antiguos  que  fueron  extraidos  del 
archivo  de  la  Santa  Ij^lesia,  en  epocas  diversaa'  enthSlt,  scheint  nur 
handschriftlich  su  ezistiren  und  war  mir  nicht  sugänglich. 


HL 


Bt<r.  RaalMkrittoDKUtw  Sjiuiiut. 


A.  Handschriftliche  Verzeichnisse. 

1.  Raxon  de  los  libroe  uitigaos  que  han  salido  de  la  Iglesia 
(]•  Oväedoy  se^irru  resnlta  de  acuerdos  capitulares.  Vgl.  Risco, 
Ih|iifi  Satrnda  XXX Vm,  p.  115. 

i  Copta  de  cUusalas  y  alfabctos  de  todas  las  diferente« 
IrtiBfi  aotiirQas  qae  se  liallan  cn  lus  instramentos  y  libros  de  la 
%jwü>  d«  Ovied«,  copiados  iiclmente  de  sas  respectivos  originales 
|M»  «M^iiiMnento  de  la  Puligraiia  Eüpanoln. 

Vgl  Id.  ibid.  Beide  Verzeichnisse  wurden  bereits  von  Risco 
mfMkli  gesacht. 

&,  Indice  de  los  docomeutos  de  la  historia  Eclesiistica  de 
EefMkäa,  sacados  en  virtud  de  Real  Comision  del  Archivo  y  Li- 
W«ria  antigua  de  la  Santa  Iglesia  de  Oviedo  y  del  de  la  dignidad 
E{iascopal  por  el  Doctor  Don  Pedro  Anastasio  de  Torres  y  Ubeda, 
Oanönigo  de  la  misma  Iglesia. 

4.  Carballti,  Luis  Alfonso  de,  Antiguedades  de  la  Iglesia 
de  Oviedo. 

Reiche  Fundgrube  ftlr  historische  Daten,  die  fast  katalog- 
artig aus  den  Handschriften  Oviedos  excerpirt  sind. 

Vgl.  Mnfioz,  Diccionario  p.  209  und  V^igil,  Asturias  monu- 
nental,  welcher  das  Werk  in  ausgedehnter  Weise  benutzt. 

B.  Druckwerke. 

Adephonsus  U  Castus  cognominatus  . .  .  Regis  Froilae  te- 
llMucntuui  continnat  pluraqne  dona  offert  ad  ornatuui  ot  servi- 
ibuu  Kccl«<s«af  Dvctensis. 

l^arin:  In  i>matu  Ecclesiae  vela . . .  et  librorum  bibUotheca 
^fi>i)p.Hi  ninigt^  leere  Zeilen). 

.Vtt»  dem  heute  noch  in  der  Kathedrale  aufbewahrten  Ori- 
H^  VAiröffwillicht  von  Risco,  Espana  Sagrada  XXXVII  (1789), 
\p(MMK).  Vll,  p.  313.  Vgl.  Vigil,  Asturias  monumental  1,  p.  56, 
v«v>aMvk  i\w  »j^tcren  Herausgeber  des  Documentes  genannt  sind. 

lu  uominf  Doniini,  Hoc  est  inventarium  hbrorum  ad- 
>tk«*«tHiM  IW  anunente  sab  era  DCCCOXX. 

':  '•tiv'theva  vcteris  ac  novi  testamenti.'    (2)  Expositum 
»>.,  AjH.v*lip»in  et  canticum  canticorum.      in    uno  cor- 

•^vlvti»  Muratee  oocb  Mkb,  ging,  wie  Egtiren,  Memoria  p.  XXV 

K   MU»   ,d<viitiia   inralificable'   in   der  Mitt«   des  17.  Jahr- 

^aaMN%   iiiulllMI      Ki*   1^'**''  Ovetenaer  BibeltAxt  bat  sich   im  Escoiia- 


Bibl.  UetMincht:  SM  (Oriedo).  13 

pöre.  (3)  Exposittun  Ezecielis.  (4)  Libros  Orosii.  *  (5)  Lib. 
psalterium.'*  (6)  Libros  storie  §glesiastic§.  *  (7)  Libros  beati 
Agastini  de  civitate  Dei.*  (8)  Libros  Apringi  §pi8Copi  et  lanilli. 
in  uno  corpore.  (9)  Lib.  omeliarom  beati  Gregorii.*  (10)  Lib. 
conlationma.  (11)  Libros  virorum  ülastriam.  (12)  Lib.  progno- 
sticon.  apud  Vigilanem  diaconam.  (13)  Lib.  cronicorum  beati 
Isidori.  (14)  Lib.  domni  Agastini  ad  Probum  (Probam?).  (15) 
Lib.  antiphonariam  maiore.  (16)  Lib.  pastoraliom.  ^  (17)  Lib. 
ordinnm.  (18)  Lib.  antiphonariam  ex  coditianis.  (19)  Lib. 
sanctf  §glesiastic9.  apad  An  . . .  (20)  Lib.  martirologinm  Ro- 
mense.  apad  .  .  .  (21)  Lib.  cenam  nabtiaram  beati  Cipriani. 
(22)  Lib.  Elipandi.  (23)  Lib.  de  predestinatione  et  libertate 
arbitrii  domni  Iheronimi.  (24)  Lib.  glossomatom.  (25)  Lib. 
agemetric§  artis.  (26)  Lib.  canonnm.'  (27)  Lib.  natare  reram 
qoi  et  in  manos  est.^     (28)  Lib.   ex  diversis  opascolis  beati 


1 


lensU  R.  II  18  erhalten,  vgl.  Hartel-Loewe  p.  131  u.  136.  Ebenso  berichtet 
Monlee  bei  der  Beschreibung  eines  Ovetensis  (Isidor,  Sententiae,  in  der 
folgenden  Liste  Nr.  26)  von  einigen  DeckbUttem  mit  Bibeltext  ,de  letra 
nutyscula  nmj  delicsda';  er  nahm  von  denselben  eine  Probe  mit«  die  sich 
vielleicht  noch  unter  seinen  Papieren  findet.  Codex  Escorialensis  b  I  9, 
saec.  XV  enthält  eine  Compilation,  betitelt  .Incipinnt  genealogiae  totins 
bibliothecae  ex  omnibus  libris  veteris  novique  testamenti  coUectae' 
mit  der  Bemerkung:  Hie  Über  genealogiae  fuit  desomptns  ex  libro  vetu- 
stissimo  ecclesiae  Ovetensis  in  membranis  literis  goticis  scripto.  Vgl. 
Ewald  p.  232,  Bevista  de  Archivos  II,  p.  234. 

*  Vgl.  Morales  in  der  folgenden  Löste  Nr.  6. 
Von  Taliban  p.  301  mit  dem  von  Horales  beschriebenen  Psalterinm  (in 
der  Liste  Nr.  17)  identificirt. 

'  Morales  Nr.  23. 

*  Eguren  berichtet  p.  82,  dass  die  in  dem  Katalog  erwähnte  Handschrift 
von  Augustinus  de  civitate  Dei  sich  heute  im  Escorial  befinde,  ohne 
(wie  gewöhnlich)  eine  Signatar  in  nennen,  und  Tailhan  ist  ihm  iu  dieser 
Mittheilung  gefolgt.  Ich  kenne  nur  eine  Utere  Handschrift  von  De 
civitate  Dei  im  Escorial,  nämlich  S.  IL  16,  welche  von  Loewe-Hartel 
S.  160  dem  11.  Jahrhundert  sugewiesen  wurde.  Vgl.  auch  Exempla 
tab.  XXX VII.  Eguren  behauptet  bestimmt:  El  caricter  de  la  letra  corre- 
sponde  i  la  primera  mitad  dei  noveno  siglo. 

*  Vgl.  Morales  Nr.  9  und  21. 
■  Morales  Nr.  20. 

*  Der  Canonencodex  theilte  dasselbe  Schicksal  wie  die  Bibelhandschrift 
(Nr.  1).     Vgl.  Morales  1. 

*  Es  ist  die  Handschrift,  in  welcher  der  Katalog  steht.    Morales  Nr.  3. 


14 


Ktl.  Abhuidliuig '     B«sr.   HandichriftonieUUM  Bpuüciu. 


Eugcnii.  apud  lohannem  asserutit  habcri.  (2ti)  Libros  beati 
Prospori  ad  Iiilianuni.  fol.  95'.  Item  ex  opusculis  pootarura.  (30) 
luvenci  prosbiteri  libros  Uli.  corpore  uno.  (31)  Alchiini  epi- 
scopi  libros  VI.  corpore  uno.  (32)  Aclclliolmi  episcopi  Hb.  I.  (33) 
Sodulii  presiteri  lib.  V.  (34)  Catonis  Hb.  IUI.  (35)  In  laude 
lustini  minoris  Hb.  In  laude.  Anastasii  lib.  (36)  Dracontii  Hb.' 
(37)  Vita  VergiHi,  <Jvidii  Nasonis  in  libris  Eneidarum  et  qu^dam 
sententie  Hlosoforum.  corpore  uno.*  (38)  VirgiHi  poete  libros 
XII   Enedas.    corporn   unn.     (39)   luvenaHs    Hbros   V.   corpore 


*  Da«  der  Codex  der  Nationalbibliotliek  zu  Madrid  14,  2,  welcher  an 
dem  Paiiegyrifus  des  Corippu»  luith  Gedicht*  von  Cato,  Dracontins, 
diiliiM,  Eugenins  Toletanus,  JuveiiciiA  und  die  carmiiia  ,Iii  laudem  JunUni 
minoriii,  iu  laudem  Athnua.<ü'  enthSlt,  einst  der  Kirche  Oviedo  (^9rt 
habe,  wird  zuerst  vou  Juan  Bautista  Perez  behauptet  und  danii  von  Jot. 
Partsch,  Curip])i  .  .  .  libri  qui  supereuut,  Mouunionta  Gernianiae.  Auctures 
antiiiuiiisimi,  Tom.  III,  2,  Berolini  1878,  p.  L,  hierauf  p.  LVII  unter  Hiu- 
weis  auf  die  sehr  en|^e  Verwandtschaft  zwischen  dem  lieuti^eii  MatriluDsis 
und  dem  von  Rui«  beniltxten  Fragmentnra  Oretense  (Vanegj-r.  111,  271  — 
407)  näher  zu  heg-rtinden  versucht.  Wenn  Ewald,  Reise  p.  SI6,  grepsn 
die  Identiticiruug  des  Matritensis  mit  den  in  unserem  Katalog  ent- 
haltenen Stflcken  erwogen  wissen  will,  .daas  dort  im  Inventar  weder  dit- 
gleiche  Reihenfolge  des  Inhalts  beobachtet  wird,  wie  in  unserem  Codex, 
noch  auch  die  Aufzühlung  auf  ein  Volumen  deutet',  so  füllt  der  Einwand 
leicht  bei  der  Annahme,  Haas  die  einzelnen  Stücke  später  in  ein  Volumen, 
natilrlich  ohne  Rücksicht  auf  die  im  Katalog  beobachtete  Aufzählung, 
vereinigt  wurden.  Ein  Beispiel  bietet  der  Katalog-Codex  selbst  (Esc  R. 
11.  18),  sowie  Esc.  a.  I,  13  (,de  la  >-glesia  de  Oviedo'),  in  dem  fol.  188 — 
804  Tbeile  einer  sweilen  Handschrift  bilden.  Schwerer  wiegt  ein  anderes 
von  Ewald  nicht  erwähntes  Moment,  nämlich  das  Alter  dea  Codex,  da* 
er  selbst  mit  saec.  X  angibt.,  während  der  Katalog  883  abgefiuMt  wurde; 
Hartel-Loewe  bestimmen  saec.  IX — \,  und  das  dürfte  auch,  wie  das  von 
Partsch  gegebene  Facaimile  des  Codex  der  Nationalbibliothek  zu  Madrid 
lehrt,  zutreffen.  Vielleicht  ist  aber  doch  der  jetzige  Matritensis  nur  eine 
frUhe  Copie,  wenn  man  will,  ein  Flnrilogium  ,ex  opusculis  poetarum', 
welche  die  aiigefUhrtcu  Ovetenses  enthielten.  Auch  das  Fragmentum 
Ovelenae,  welches  Partsch  nur  ana  den  Noten  dea  Michael  Ruiz  Asagra 
kannte,  hat  sich  in  einer  —  freilich  viel  jüngeren  —  Copie  erhalten; 
über  diese  ,ex  vettistissimo  foliorum  membranaceomm  c«dice  literis 
gothicis  conscriptorum  qui  in  bibliotheca  ecciesiae  Ovetensis  asservatur* 
vgl.  Ewald  p.  234,  Hartel-Loowe  p.  37  f. 

*  Vgl.  über  diese  Angabe  Th.  Gottlieh,  Handschriftliches  au  lateinischen 
Autoreu,  Wiener  Studien  XII  (1890),  p.  14!) f.  Desgleichen  Egnren,  Me- 
moria, ]i.  89. 


Bihl.  üelxraicht:  SU  (Oriedo).  15 

uno.*  (40)  Prudentii  libros  II.  corpore  udo.  (41)  Lib.  con- 
lationom  artis  grammatice. 

Aus  dem  Cod.  Escor.  R.  II.  18  fol.  95  und  95'  edirt  von  Mu- 
rales, Viage  p.  94  f. ;  ausführlich  besprochen  von  Taliban  p.  300 
bis  304,  nach  revidirter  Copie  veröflfentlicht  von  Ewald  p.  278  f., 
Becker,  Catalogi  p.  59  f.,  Loewe-Hartel  p.  135  f.  Eine  facsimilirte 
Wiedergabe  bietet  MuSoz  y  Rivero,  Paleografia  Visigoda,  Madrid 
1881,  lam.  IV. 

Alfons  m.  der  Grosse  und  seine  Gemahlin  Jimena  schenken 
die  Xni  Kalendas  februarias  discurrente  era  DCCC'XTII  (905) 
der  Kirche  Pallia  et  siriga  plurima:  Libros  etiam  divinae  paginae 
plorimos. 

Aus  dem  Libro  götico  der  Kathedrale  fol.  18'  herausgegeben 
von  Risco,  Espana  Sagrada  XXXVII  (1789),  App.  XI,  p.  330. 
Vgl.  Eguren,  p.  LXXXVHI  und  Vigil,  Asturias  monumental 
I,  p.  60  (mit  Angabe  der  weiteren  Literatur). 

Mumadonna  (Muma  Domna),  Witwe  des  Grafen  Gunde- 
maro  Pinioliz,  schenkt  15  Kalendas  Aug.  Era  1050  (1012)  der 
Kirche:  Ubros.  Diese  sind  in  einem  fast  gleichlautenden  In- 
strument vom  Jahre  1045  specificirt  als  Libros:  antiphonario 
P.  Salterio  I*.  Ordino  uno.  Preco  uno.  Libro  iudico  P.  Regula 
I*  et  passio  sancte  marinne  virginis.     Et  librum  sapientiae. 

Aus  den  Originalen  des  Kathedralarchives  zum  ersten  Mal 
veröflfentlicht  von  Vigil,  Asturias  monumental  I,  p.  66  und  72. 

Testamentum*  Comitis  Froylani  Velaz  de  Cartavis  quod 
fecit  Ovetensi  ecclesiae.     Darin:  libros  Ecclesiasticos. 

Risco,  Espana  Sagrada  XXXVm  (1793),  App.  XXIH,  p.  327. 

Ueber  die  Bibliotheksverhältnisse  um  das  Jahr  1500  be- 
sitzen wir  nur  folgende  von  Risco  aus  den  Capitnlaracten  ge- 
schöpfte Notizen,  die  wir  mit  seinen  Worten  wiederholen  müssen 
(EspaSa  Sagrada  XXXVIII,  p.  113  f.).  En  25  de  Julio  del  afio 
de  1498  tom6  posesion  del  Obispado  de  Oviedo  Don  Juan  Daza, 
Presidente  de  la  Chancilleria  de  Granada.  HalUndose  este  Pre- 
lado  en  Sevilla  en  el  ano  de  1500  cn  compaiiia  de  los  Reyes 
Catölicos,  escribiö  &  su  Cabildo  en  23  de  Febrero  pidiendo  que 
ie  remitiesen  algunos  Codices  antiguos,  y  en  especial  los  que 

'  Vgl.  Einleitung  p.  36  t 

*  Ein   (Ol  alle  Mal   sei  hier  bemerkt,   Aus  Testsmentnm  wiederholt  für 
Schenkonganrkande  gebraucht  wird. 


]8  XII.  Abliwdliiiig:     lieer.   nuidMhrin«ii*ehltu  Synkn«. 

trataban  de  los  Obispados  de  Espaün  y  sns  limites,  pars  satis- 
facer  al  deseo  de  los  Reyes  que  querian  rerlos.  El  Cabildo 
respondiö  en  24  de  Abril  de!  mismo  afio  remitiendo  dos  escelentes 
Codices,  que  contenian  la  Division  de  Obispados,  los  qaales  Uevö 
d  Sevilla  el  Doctor  Heirera,  Maestre  Escnela  de  Oviedo,  como 
Consta  de  los  acuerdos  capitularea  de  este  aiio.  En  fines  dcl 
ano  1512  tomö  posesion  del  mismo  Obispado  Don  Diego  de 
Moros,  fnndador  del  insigne  Colegio  mayor  de  San  Salvador  de 
Oviedo  en  la  Universidad  de  Salaiuanca,  al  quäl  dcx6  su  Ubrcria 
con  la  que  fueron  algunos  Codices  Göticos  de  su  Iglesia. 

Für  den  Bestand  der  Ovetenser  Bibliothek  in  der  zweiten 
Hälfte  des  sechzehnten  Jahrhunderts  ist  bekanntlich  unser  Kron- 
zeuge. 

MoKALBS,  der  in  seiner  ,Viage'  unter  der  eigenen  Rubrik 
Libros  antiguos  de  Oviedo  p.  93  und  95  ff.  folgenden  austUlirlichen 
Bericht  bringt.' 

En  la  Libreria  de  la  Iglesia  de  Oviedo  hay  mas  libros 
Gothicos  que  en  todo  junto  lo  demas  del  Reyno  de  Leon,  Galicia, 
y  Asturias,  y  puedoio  decir  con  la  seguridad  de  haberlo  visto 
todo,  y  todüs  los  que  yo  aqui  pusiere,  son  de  letra  Gothica, 
hasta  que  al  cabo  seiiale  nnos  pocos  que  estan  en  letra  comon. 


'  Wie  Rchon  fiiiher  bemerkt  ^ibt  der  von  Klorex  edirte  Bericlit  des  Morjüet 
nur  von  einem  relativ  kleinen  Tlieil  der  Arbeiten  dos  rtllirigen  Forsclien 
Kunde.  Norh  heute  g'iH  d&s  Urtheil  Sigtieni^'s  (Torcera  parte  de  la 
bistoria  de  la  Orden  de  -San  Gerdnimo  p.  771}  von  seinen  ,particularea 
memorias,  ansi  de  libros  y  tratados  qua  no  se  han  impresso*.  Zu 
diesen  geboren,  vun  mehreren  differireuden  Copien  der  eigentlichen  Viag« 
(vgl.  den  Artikel  Escorial  A  III.  6  und  Amador  de  los  Rio»,  Historia 
critica  IV,  p.  65,  sowie  Graux,  Essai  p.  135,  not.  4  Aber  Esc.  &  lU.  9 
KoUcionos  del  viaje  etc.)  abgesehen;  Cod.  E^c.  &  II  lö  mit  den  Be- 
richten des  Keisenden  über  die  Bibliotheken  su  Btirgos  Valencia,  Oinedo, 
Granada  (vgl.  Ewald,  p.  2öOf.,  Granx,  Essai  p.  88,  131  ff.  u.  0.)  Cod.  Bibl. 
Nat  Matritensis  F.  68,  Co|iio  des  Polaj'o-Codex  nach  Morales  (Ewald 
p.  303).  Cod.  Bibl.  Nat  Matritensis  Q.  317  Papeles  varios,  copia  de  nn 
c6dice  del  Escorial  que  fii^  de  Ambrosio  Morales,  ähnlichen  Inhalts,  nebtt 
der  Correspondens  Ptiilippx  II.  mit  dem  Gelehrten  n.  Ae.  m.  (Ewald 
p.  31ä).  Cod.  E.<<c.  b  I  9  mit  den  Noten  xu  den  genealogiae  aus  dem 
vetustissimus  Ovetensis  (Ewald  p.  232).  Vgl.  auch  Morales  in  der  Fort- 
setzung von  Ocanipo,  Coronica  general  de  Es)iaüa,  Libro  XIII,  cap.  XXVIi 
über  die  Beatnshandschrifl..  Nach  ihm  Kodrignez  de  Castro,  Biblioloca 
EspaSola,  tom.  II,  p.  41S. 


KM.  ücberaiebt:  844  (Orledo). 


17 


(1)  Un  Volumen  grande  de  Concilioa  antiquisimo  todo  de 
letra  Gothica  mayuscula,  asi  que  es  muy  diferente  de  la  quo 
coraunmente  llamamos  Gotliica,  <N  Mozarave.  Es  muv  cnmplido 
original,  paea  tiene  las  Epistolas  del  Arzobispo  Montano. 

La  Homelia  de  S.  Leandro. 

Los  diez  y  siete  de  Toledo  bien  enteros. 

El  Emeretense  y  el  quarto  Bracarense. 

Puedese  muy  bien  creer  que  este  lihro  se  trujo  de  Toledo, 
quando  huyeron  los  Christianos  de  alli  en  la  destruicion  de  Espana, 
y  se  llevaron  k  Asturias  con  las  Reliquias  loa  libros  de  las  Igle- 
sias,  como  nuestras  Chronicus  lo  refieren.' 

(2)  De  la  misma  letra  mayuscula,  y  antiguedad,  es  otro  libro 
!  que  tiene  al  principio  una  exposicion  sobre  los  Canticos,  y  no 

se  entiende  cuya  es,  por  no  leerse  el  Titulo  de  muy  gastado: 
parece  muy  buena.  Siguen  luego  algunas  vidas  de  Santos:  y 
tambien  tiene  lo  de  S.  Juan  Chrisostomo  de  reparatione  lapsi, 
que  es  mucho  estar  trasladado  de  tan  antiguo.  Tambien  como 
el  pasado  parece  de  los  que  se  llevaron  de  Toledo:  estä  mal- 
tratado  de  la  bumedad.* 

(3)  Tambien  se  puede  tcner  por  de  los  mismos  libros  de  To- 
ledo, por  la  semejanza  de  la  letra  y  lo  demas,  un  libro  donde 
estÄ  lo  de  8.  Isidoro;  De  natura  rerum  ad  Sisebutum.  Item 
hay  en  el  mismo  libro:  Breviarium  Ruffi  Festi  Victoris.  Anto- 
nini Imp.  itinerarium,  y  otras  cosülas  pocas:  y  por  que  al  prin- 
cipio  J  ai  fin  le  faltan   algunas  pocas  hojas,   se  las   aiiadieron 

*  Die  Beliaiiptdn^,  das»  die  hier  ^nannte  wie  die  sptter  aiig«fQbrt«D  Uacial- 
cudices,  ,de  letra  Gothica  mayuscula',  wie  Morales  aie  nennt,  aus  Toledo 
atammen,  scheint  richtig.  Wenigstens  ist  es  nicht  bekannt,  dass  in  Oviedo 
in  so  früher  Zeit  ein  Scriptnrium  bestand.  Die  Entwicklung  dasselben 
flUlt  in  die  Regieningszeit  Alfons  II  el  Casto  (796 — 843),  worüber  noch 
weiter  unten.  Die  Concilienhandschrift  selbst  ging  ein  Jahrhundert  nach 
Morales'  Besnrb  verloren  (vgl.  die  Anm.  zu  Nr.  26  de«  Katalogs).  Näheres 
hierflber  bei  Eguren  p.  67.  Abschriften  aus  diesem  Codex  glaube  ich 
in  dem  cod.  Esc.  b  HI  14,  saec.  XVI  in  erkennen;  bei  den  Copien  von 
Hieronymi  opusculum  de  fide  catholica  und  Martini  Episcopi  ad  Boni- 
farium  Episopum  de  trina  mersiune  in  Bapti.'imo  steht  nSmlich  der  Ver- 
merk: Ex  Ec^lesiae  Oveteusis  Codice  antiquissinio  litteris  Gothicis  exarato, 
qui  Decreta  Canonum  Praesulura  Romanorum  inscribitur  de- 
snmptnm.  Vgl.  Knust  p.  811,  Ewald  p.  S83.  Rerista  de  Archivos  II,  p.  S34f. 

*  Zur  Schrift  de  reparatione  lapsi  cf.  Toletanns  nunc  Hatritensis  6,  36. 
Hartel-Loewe  p.  263. 

SiUsDpbei.  d.  |>lul.-hUt.  Cl.  CXXVIU.  Bd.  li.  Abk.  ' 


18 


Xll.  Abbudlnnf:    Bear.  HandHkril'l«ii>eUtu  8|nuii«iu. 


do   otra   letra   Gothica.    mas   muy    difercnto   de  la    majTisciila 
del  libro.' 

(4)  Esposicion  del  Apocolapsi.  Es  la  niisma  qne  ya  he  sei 
lado  en  lo  de  S.  Isidoro  de  Leon:  y  por  muy  buena  conjetT 
entiendo  que  la  rec«pU6  muy  pocos  aiios  despacs  de  la  destmicion 
de  Espaiia  iin  Clerigo  Lien  docto  liamado  Beato,  qne  tambicn 
escribiö  otra  obra  contra  el  Arzobispo  de  Toledo  Elipando,  en 
compaiiia  de  Etberio  Obispo,  k  lo  que  parece,  de  Osma.  E^ete 
Ijbro  estä  en  la  Iglesia  mayor  de  Toledo  de  letra  Gothica.* 

(ö)  liomiHie  Origenis  in  Leviticum,  Numeros  &  alios  sacros 
libros,  Ruffino  interprete. 

(6)  Paulus  Orosius. 

(7)  Un  Testaniento  nuevo,  que  en  letra  y  pergamino  parece 
notablemente  mas  antiguo,  que  otros  Gothicos.  En  la  cifra 
ordinaria  al  principio  dice:  Justi  Liber.  Y  al  fin  dice:  Obiit 
Justus  Notarius  die  XII.  Kai.  Januarij  Era  DCCCL.  Ha  mas 
de  setecientos  y  cinquenta  afios  quo  se  escribiö. 

(8)  Un  libro  grande  mas  que  los  Ordinarios,  y  de  lo  muy 
antiguo.  Contiene  vidas  de  Santos  con  aus  Autores  graves.  Ea 
insigne  libro,  y  muy  de  preciar,  y  scüaladamcnte  por  tcner  una 
grande  Obra  en  prosa  y  en  verso  del  Abad  S.  Valerio  en  tiempo 
de  los  Godos,  de  quien  se  dirä  adelante.  Asi  tiene  tarabien 
algunas  otraa  cosas  de  8.  Fructuoso,  y  otros  Santos.* 

(9)  Otro  Libro  tiene  al  principio  el  retrato  de  la  Cruz  de 
los  Angeles,  y  en  la  cifra  ordinaria  dice:  Adcfonsi  Principis  sum. 
Contiene  cxposieion  breve  de  S.  Gregorio  sobre  todo  el  Testa- 
mento  Nuevo.  Es  insigne  libro  y  de  mucha  estima,  por  no 
andar  aon  impreso.* 


'  Hier  folgt  in  dorn  Bericht  der  Abdmck  des  Alten  Katalog  aus  dieser 
Handschrift,  jetstt  Esc.  K.  IL  18.  (Vgl.  «bon  Nr.  27). 

*  Es  ist  Üiatsftchlicli  Beatns  Coinni.  in  Apocalypsin,  von  dem  zahlreiche 
Exemplare  vorbanden.  Auffallend  ist,  dass  Murales  keinen  Bilderschmuck 
erwKbnt,  dessen  sonst  die  Handschriften  nicht  entbehren. 

'  Aehnlicher  Text  bei  Tolet.  10,  'Jö  (IInrtel-Lt>ewe  p.  266ff.). 

'  Diese  Handschrift,  wie  auch  Nr.  23  gobCrteu  also  zu  der  Büchersamuilang, 
welche  Alfous  H.  El  Casto  der  Kirche  im  Jahre  812  schenkte  (vgl.  oben). 
Bibliotheca  erklärt  hier  Taliban  p.  3iiU  richtig  als  biblii>tbe(|iio  pruprenicnt 
dite,  et  non  un  exemplaire  de  la  sainte  Ecritiire,  conime  le  pruuvont  les 
quelques  lignes  laiss^ea  en  blanc^  qui,  dans  la  copie  dout  Riaco  ae  servait, 
Buivent  immidiatement,  et  devaient  recevoir  les  titres  dea  divers  ouvrages 


Bn>I.  ir«1i«nicbl:  344  (Oritds). 


19 


(10)  Un  Libro  qne  recopiW  el  Obispo  Pelag:io  de  Oviedo  en 
iempo  del  Key  D.  Alonso  el  Sexto,  que  ganö  k  Toledo,  k  quien 

conteniis  on  cett«  collection.  Wenn  aber  Tailhiin  foiifHhrt:  Noas  serioiu 
dont  r^daito  k  de  vaines  conjectures  »ur  lo  tiombre  et  U  vuleur  dos 
livre»  l^ginäs  k  Saiat^Sauveiir  d'Oriedo  par  Alplionse  II,  »i,  en  882,  aai 
des  notaires  de  cette  basilique  na'vait  eu  l'tiourcuse  pons^o  d'on  drosser 
l'inrentaire,  so  ist  dies  nicht  Kutreffend,  schon  deshalb  nicht,  weil  in 
dem  Inventar,  wie  oben  bemerkt,  mehrfache  Handschriften  viel  früheren 
und  fremden  Ursprung»  erwähnt  worden;  andererseits  fehlen  in  dem 
Verzeicliniss  Codices,  die  Alfons  II.  sicherlich  damals  der  Ovetenser 
Kirche  schenkte:  so  die  Escurialonses  P.  I.  7  and  Q.  II.  25,  Isidors  ,Ety- 
mologiao'  und  ,8ententiae',  mit  dem  Vermerk:  ,Del  Colegio  de  Oviedo 
de  Salamanca'  ,Del  colegio  de  sau  Salvador  de  la  yglesia  de  oviedo  de 
salam"'.  Ewald  (p.  220  Note)  erkannte  richtig  in  ihnen  Ovetenses,  ohne 
nXhere  Grtlnde  fQr  die  Idetitificirung  anxugeben;  durch  Risco  erfahren 
wir,  dass  sie  zu  Beginn  des  16.  .lahrhunderts  von  dem  Ovetenser  Bischof 
Diego  de  Muros,  dem  Gründer  des  erwähnten  Cotlegs,  der  Kathedral- 
bibliuthek  entnommen  und  nach  SalamancA  gebracht  wurden  (vgl.  oben). 
Da  fiir  Salainnnca  ein  altes  Scriptfirium  nicht  nachweisbar  ist,  und  die 
aus  Oviedo  dahin  gebrachten  Handschriften  ausdrücklich  als  ,gotico8', 
also  in  westgothischen  Charakteren  geschrieben,  charaktcrisirt  werden; 
da  femer  ein  Import  älterer  Mauuscripto  nach  Salamanca  von  anderer 
Seite  nicht  bezeugt  ist,  so  kOnneu  wir  annehmen,  dass  bei  älteren  Sal- 
manticenos  zunächst  an  Ovetenser  Provenienz  in  denken  ist,  so  bei  dem 
heute  im  Escorial  befindlichen  Codex  Q.  II.  24,  saec.  Vin — IX  mit  dem 
späten  Vermerk  (saec.  XVI)  ,I>e  la  yglesia  de  salamanca'  (Hartel-Loewe 
p.  112,  Ewald  p.  272).  Mit  dieser  Annahme  stimmt  die  übrigens  ohne 
bestimmte  Beweise  von  Eguren  p.  82  vorgetragene  Behauptung  .Pertenecii 
k  la  Santa  iglesia  de  Oviedo'.  Das  gleiche  gilt  von  den  ,alt«u  west- 
gothischeu  Handschriften  aus  Salamanca',  aus  denen  Escor,  b.  I.  14  zum 
Schiusa  Copien  enthält  (Ewald  p.  234).  Es  sind  Isidors  Soliloquien,  der 
Dialogus  intor  rationein  et  appetitum  u.  a.  Zu  den  Ergebnissen  der  von 
Alfons  II.  angeregten  Harnisch riftenfabrication  gehOrt  auch  Esc.  a.  I.  13, 
geschrieben  regnante  alfonso  prinei|ie  in  era  DCCCL,  später  der  Kirchen- 
bibliothek Oviedo  einverleibt  (vgl.  unten  unter  Nr.  14).  Fflr  eine  Ab- 
schrift aus  einem  Manuscript  dieser  Sammlung  halte  ich  auch  den  west- 
gotbischen  mit  der  crux  Ovetensis  versehenen  E^or.  P.  I.  8,  saec.  IX — X 
(Hartel-Loewe  p.  102).  lieber  die  oben  genannte  crux  vgl.  ausser  den 
von  Taillian  p.  301  genannten  Quellen:  Chronica  monachi  Silensis  Nr.  30, 
Eiaco,  Espai^a  Sagrada  XXXVU,  p.  117,  143  und  146,  HObner  luscr. 
Hisp.  Christ.  Nr.  Uri  noch  Morale»,  Coronica  de  Espafia  XIII,  36;  Ernst 
Onstav  Vogel,  das  Kreuz  der  Engel,  ein  Kriterium  in  Spanien  [man 
kann  hinzusetzen :  im  nördlichen  Spanien]  geschriebener  Handschriften 
de«  10.  und  11.  Jahrhunderts,  Serapeum  VII  [I886J,  p.  94-96;  Amador 
de  los  Rios,  Monumentos  arquitectönicos,  CAmara  Santa  de  Oviedo,  p.  84  ff. 
und  Vigil,  Asturias,  U  (Liminas)  Um.  A  VII,  A  VIH,  K  I,  K  IV  n.  8. 


so 


Xn.  Abluadlnni;:    Beer.  n>nd«chrift«MoUti*  Spuiieu, 


el  di6  este  libro  y  en  el  hay  escritas  cosas  de  mano  del  mismo 
Obispo.  Contiene  las  Historias  mas  antiguas  de  Espana:  de 
Sebastiane  Obispo  de  Salaraanca:  de  Sampiro  Obispo  de  Astorga: 
y  dcl  mismo  Pelagio,  y  otra.  Estan  alli  tambien  obras  quo  escri- 
biö  el  Key  Sisebuto  de  los  Godos,  y  otra«  cosas  de  aqael  ti«npo. 
Libro  raro.' 

(11)  Otro  Libro  que  recopilö  el  mismo  Pelagio,  y  es  Historia 
de  la  Iglesia,  y  de  la  Ciudad  de  Oviedo,  con  poner  en  el  todos 
los  Privilegios  y  Bulas  que  los  Sumos  Pontifices  otorgaron  k 
la  Iglesia  y  ii  la  Ciudad.  Con  esto  es  verdaderamente  Tombo, 
que  Tumbos  llaman  en  Astnrias,  Galicia,  y  Portugal,  k  sus  Libros 
semejantes,  que  on  Caatilla  Ilamamos  Becerros.* 

(12.  13)  En  dos  cuerpos  muy  grandes  estan  cosas  de  Santo 
Augustin,  y  de  S.  Ambrosio,  de  las  que  andan  impresas.  Creo 
no  hay  cosa  nueva. 

(14)  Un  Libro  <jue  tiene  al  priiioipio  la  Regia  de  S.  Benito, 
y  mas  adelante  alguiias  cosas  de  S.  Geruuimo.  AI  cabo  tiene 
un  Prologo  de  S.  Isidoro,  sobre  los  Canticos:  y  otro  del  Abad 
Valerio  sobre  los  Psalmos,  que  parece  escribiö  sobre  ellos.* 


*  Abs(^hriften  aus  diesem  Codex  sind  erlialten  im  Escor,  b.  L  14  (Knust  p.  811, 
Ewald  p.  2:{Hf.  uud  besonders  ReviHta  de  Archivos  II,  p  2340.).  Matrit. 
bibl.  Nat.  üd.  104  (Ewald  p.  298  f.),  F.  8(5  (Ewald  p.  307),  F.  192  (Ewald 
p.  309)  and  Q.  317  (Ewald  p.  312).  Eine  vollsüindi^  Copie  scheint  die 
Handgclirifl  der  Madrider  NatioDalbibliotliek  F.  68  zu  bieten  (Ewald 
p.  303).  Einzelne  StUcke  im  ToleUmis  27,  26  (Ewald  p.  365).  Ueber 
die  genaue,  von  Morales  angrefertigto  und  von  Riscu  publicirte  Beecbreibutig 
der  Handschrift  vgl.   weiter  unten. 

*  Unter  allen  in  diesem  Berichte  beschriebenen  Handschriften  die  einzige, 
welche  noch  in  der  Kirche  aufbewalirt  wird.  (Jetzt  allgemein  .libro 
götico'  genannt,  vgl.  unten).  Ausser  den  zahllosen  von  Vigil,  Astnrias 
Monumental  I  verzeichneten  Abschriften  erwähne  ich  noch  H>cor.  b.  I.  14 
(Ewald  p.  233).  Matrit.  Bibl.  Nat.  F.  l'.)2  (Ewald  p  309).  Eine  Copie: 
Donauioues  reales  i  la  Iglesia  de  Oviedo.  Libro  de  los  Testamentos  y 
Douaciones  reales  y  otras  etc.  bildet  Vol.  IX  der  linndschrlfteucollection 
im  lostitutu  de  Jove-LUnot  au  Gijon.  Vgl.  Somoza  j  Montaoria,  Cati- 
logo  p.  2U. 

'  Es  ist  zweifellos  der  heutige  Escorialensia  a.  1. 18  ,de  la  yglosia  de  Oriedo*; 
vgl.  HarteI-I>oewe  p.  1(1  ff.,  deren  Beschreibung  in  allen  wesentlichen 
Stacken  mit  der  vorliegenden  (Ibereinstimmt.  Dnrcli  diese  Identification 
wird  auch  die  Datirung  (des  ersten  Theiles  des  Codex)  818  (Jahx  der 
Alfonainischen  Schenkung,  nicht  912)  gestützt. 


Bibl.  tr«)i«niclit :  344  (Oriedo).  21 

(15)  Un  Santoral  grande.  Codice  insigne,  y  de  mucha 
estima,  pues  se  escribiö  mas  ha  de  ochocientos  aSos,  porque  en 
ana  letra  grande  al  principio  de  la  vida  de  S.  Alejandro  Obispo 
y  Martir  dice:  Froylani  Principis  über.  Y  lo  mismo  dice  otras 
dos  veces  en  la  letra  grande  de  la  Vida  de  S.  Bartholomö,  y 
en  la  de  S.  Afra,  y  sus  Companeros,  y  el  Rey  D.  Fruela,  Fun- 
dador  de  la  Ciadad  de  Oviedo,  y  su  Iglesia,  comenzö  k  reynar 
ano  DCCLIU.  y  reynö  once  afios,  y  para  el  primero  de  este 
nombre  se  hizo,  y  no  para  Fmela  el  Segundo,  como  se  deja  bien 
entender.    Ha  mas  de  DCCC.  afios  que  se  escribiö. 

(16)  Homelias  de  S.  Gregorio  sobre  los  Evaugelios:  y  no 
paedo  cotejar,  mas  creo  cierto  que  hay  mas  que  las  impresas, 
ö  hay  otras,  y  tienen  ona  Prefacion  k  Secundino  Obispo.  AI 
cabo  dice  como  se  acab6  de  trasladar  k  los  diez  y  ocho  de  Jolio 
ano  de  nuestro  Redemptor  DCCCCI. 

(17)  Un  Psalterio  falto  de  principio,  tiene  algonas  breves 
anotaciones  y  Argnmentos  por  la  margen. 

(18)  En  an  Libro  pequeno  de  qUarto,  hay  Homelias,  y  por 
no  tener  titolo  no  pude  entender  cuyas  son.  Mas  parecieronme 
mny  baenas.  Y  hay  sin  esto  otras  obras  pequenas,  como  al 
cabo  parece. 

(19)  La  Vida  de  S.  Martin  por  Solpicio  Severo,  y  la  de 
S.  Millan  por  S.  Bratdio,  y  otras  cosas  pocas  de  S.  Geronimo.  de  4. 

(20)  El  Pastoral  de  S.  Gregorio.  AI  cabo  estd  un  titulo  para 
sola  lastima:  pues  dice:  Epistola  Beati  Liciniani  de  libro  Regu- 
larnm  ad  Sanctum  Gregorinm  Papam.  Esto  era  muy  bueno, 
y  de  Autor  Espafiol,  y  nunca  impreso,  mas  no  hay  mas  de  una 
hoja:  todo  lo  demas  falta. 

(21)  Algonos  qttademos  de  Homelias  de  S.  Gregorio,  de 
letra  Gothica  muy  grande. 

(22)  Un  Libro  de  4.  tiene  algunas  Vidas  de  Santos,  y  al 
principio  confiisamente  parece  haberlo  escrito,  6  poseido  Yalerio, 
que  parece  el  Santo,  de  quien  atras  se  ha  dicho. 

(23)  Historia  Eclesiastica  Eusebij,  &  Ruffini.  Tiene  al  prin- 
cipio la  Cruz  de  los  Angeles,  y  en  la  cifra  dice:  Adefonsi  Prin- 
cipis sum.  Alli  escribiö  uno  al  principio  que  habia  setecientos 
anos  que  se  escribiö.  Mas  no  tubo  por  donde  lo  pudiese  aiirmar. 

(24)  Sermones  de  Santo  Augustin,  de  letra  grande  y  harte 
linda,  y  antigua:  no  tiene  fin. 


22  XII.  Abhudling:    Bear.  HudsofcriflenMUtae  Spuwiu. 

(25)  Un  Libro  de  machas  Historias  juntas,  donde  estd  todo 
lo  que  en  el  otro  libro  de  Pelagio:  Codice  insigne  y  rare. 

(26)  Liber  Sententiaram  Beati  Isidori.  Tiene  por  goardas 
k  los  cabos  algunas  bojas  de  Biblia  de  letra  mayuscnla  muj  deli- 
cada.  Yo  trüge  ona  hoja  por  la  estraneza.  Puedese  tener  esta 
Biblia  por  de  los  libros  que  se  trageron  de  Toledo. 

(29)  Hay  otro  libro:  Sententiarum  Divi  Isidori,  de  4.  pe- 
qaeno,  letra  menuda,  y  muy  antigoa. 

No  hay  mas  libros  de  letra  Gothica. 

(30)  Etymologias  de  Santo  Isidoro:  letra  y  pergamino  como 
de  doscientos  anos. 

(31)  Unos  Comentarios  sobre  el  Psalterio,  que  al  principio 
se  dice  es  tomado  de  Casiodoro,  Ambrosio,  Geronimo,  Augustino, 
y  Remigio.  Parece  de  mas  de  trescientos  anos,  y  es  baen  Co- 
dice, y  raro  por  lo  menos. 

(32)  Doctoris  fratris  Joannis  iEgidij  Zamorensis  de  Pr»- 
coniis  Hispanffi.  El  libro  parece  tan  antigao  como  sn  Autor, 
que  fue  Maestro  del  Rey  D.  Sancho  el  IV.^ 

(32 — 35)  Hay  sin  estos  una  Biblia  grande,  y  algunas  cosas 
de  S.  Gregorio,  y  S.  Thomas,  y  quatro,  ö  cinco  Tomos  de  la 
Glosa  Ordinaria. 

Albuacen  AUi,  liber  de  Judiciis  Astrorum:  impreso  antiguo, 
que  ya  no  se  halla. 

Florez,  Espana  Sagrada  IV  (1749),  p.  195  spricht  von  dem 
Libro . . .  con  el  titulo  de  Itaeio  escrito  en  letras  gothicas,  que 
se  llama  Ovetense  por  haverse  conservado  en  la  Santa  Iglesia 
de  Oviedo,  und  fährt  dann  fort:  yo  no  he  passado  &  Oviedo, 
pero  tengo  la  fortuna  de  hallarme  con  un  manuscrito  de  Morales 
en  que  da  puntual  noticia  de  todo,  y  del  cotejo  que  hizo  con 
otros  tres. 

Dies  manuscrito  de  Morales  ist  identisch  mit  dem  von 
Bisco,  Espana  Sagrada  XXXVm  (1793),  p.  111  ff.  behandelten. 
Vgl.  überdies  die  sehr  ausf^ihrliche  Beschreibung  der  Handschrift: 
Noticias  que  escribiö  Ambrosio  de  Morales  de  lo  contenido  del 
famoso  Cödice  Ovetense  de  Don  Pelago,  Obispo  de  esta  Sede, 
ibid.  p.  366  —  376.     Ueber  die  von  Morales  benutzte,  zur  Zeit 


•  Es  ist  cod.  Escor.  Q.  II.  17,  wie  Ewald  (p.  271)  und  Fidel  Fita  (Boletin 
de  la  Eeal  Academia  de  la  Uistoria,  V,  p.  131  ff.)  erkannten. 


Bibl.  ü«b«niebt:  M6  (Oriado). 


florez'  verlorene  Eulogiusliandschrift  aus  Oviedo  vgl.  Espana 
Sagrada  X  (1753),  p.  450f. 

Ford,  A  handhook  for  travcilers  in  Spain  II,  p.  638  kurze 
historische  Bemerkungen  und  Hinweis  auf  den  libro  götico. 

Valentixelli,  p.  55  zum  grüssten  Tlieil  nach  Murales. 

AuAooB  DB  LOS  RioB,  JosA,  Historica  critica  II,  162  Über 
den  libro  götico. 

Derselbe:  Miniatura  del  Testamento  del  Rey  Casto  en  el 
libro  Uamado  Götico  de  la  Catedral  de  Oviedo.  Monumentos 
Arquitectönicos  de  Espana,  Abtheilung  Oviedo,  Catedral,  Ci- 
mara  Santa. 

Derselbe:  La  pintura  en  pergamino,  en  Espana  etc.  Museo 
EspaBol  de  Antiguedades  III  (1874),  p.  15  über  die  nämliche 
Handschrift. 

Tailhan,  p.  300 — 304  treffliche  Darstellung  der  Geschichte 
der  Bibhothck  auf  Gnind  documcntariseher  Daten  unter  Berück- 
sichtigung der  nachweisbar  der  Kirche  angehörigen,  jetzt  ver- 
lorenen oder  verstreuten  Handschriften. 

Vioiii,  Creuco  MioüEL,  Asturias  monumental,  epigriitica  y 
diplomilticn.  Datos  para  la  historia  de  la  provincia,  Tumo  I: 
Texte,  Tomo  II:  L.iminas. 

p.  47  f.  gibt  Vf.  ein  Verzeichniss  der  Handschriften,  die 
ihm  als  Quellen  dienten;  dasselbe  wird  später  Berücksichtigung 
finden.  Ueber  die  Bedeutung  des  Werkes,  speciell  für  Hand- 
schriftenkunde vgl.  die  Anzeige  in  der  BerUner  phil.  Wochen- 
schrift IX  (IS8f»),  Nr.  25,  Sp.  781— 7H!t. 

Ueber  meine  Arbeiten  an  Ort  und  Stelle  enthält  einige 
Notizen  der  ,Carbayon'  von  Oviedo  vom  2.  December  1887.  Es 
wurden  im  Ganzen  7  Handschriften  beschrieben,  im  Allgemeinen 
von  geringer  Bedeutung;  von  der  alten  reichen  Bibliothek  ist, 
wie  eingangs  erwtlhnt,  auch  nicht  ein  StUck  mehr  vorhanden. 

845.  *  Bihlioteca  de  la  Universidad. 

BoRAo,  p.  81  f.  Historischer  Kückblick  und  die  irrige  Notiz 
über  die  Bücherbestände:  tudos  impresos. 

RoDRiouEz  Arahuu,  liesefia  histöriea  de  la  BibUoteca  Uni- 
versitaria de  Oviedo.  Kevista  de  Archivos  VIII  (1878),  225  ff. 
in    verschiedenen    Absätzen    behandelt,     p.  242    wird    die    Zahl 


u 


XII.  Abhudlong:    Beer.  BaodaebrifleiiMUtn  Spcainu. 


der  Handscliriften  auf  12U  aagegeben,   p.  259  findet  sich  ein 
dankenswerthes  Verzeichniss  der  wichtigsten  derselben. 

Dieser   Aufsatz    erschien   zu    gleicher  Zeit    in    dem 
fassenden  Werke: 

DisTRrro  Universitario  de  Oviedo.  Rcsena  hist6rica.  Oviedo 
1878.  4°,  p.  88 — 103,  sowie,  was  den  Katalog  der  Handschriften 
anlangt,  auch  im  Anuario  del  Cuerpo  facultativo  de  .^Vrchiveros  I 
(1881),  p.  274—276. 

Die  Bibliothek  besuchte  ich  zu  Beginn  des  December  1877, 
wobei  zwei  der  wichtigsten  Handscliriften  beschrieben  wurden. 
Vgl.  hierüber  eine  vorläufige  Notiz  im  jCarbayon'  von  Oviedo 
vom  2.  December  1887. 

846.  ArcAivo  del  Äyuntamientf». 

ViGiL,  CmiAco  "iAjQVEL,  Colcccion  histörico-diplomätica  de! 
Ayuntamiento  de  Oviedo.    Oviedo  18851. 

Der  Herausgeber  des  Werkes,  welches  eine  Ergänzung  zu 
den  beiden  Bänden  Asturias  monumental  bildet,  nennt  seine 
Quellen  wie  folgt:  p.  3  (1 — 5)  Cinco  tomos,  gran  foUo  en  pasta 
mit  Documentensammlungen  s.  XUI — XV^I;  p.  285  (6)  Libro 
titulado  jFueros  y  privilegios  de  la  ciudad  de  Oviedo',  ordenado 
por  el  Escribano  San  Juan  Ortiz  en  16  de  Junio  de  1536.  (7) 
Libro  en  pasta  blanca,  comprensivo  de  201  hojas,  bajo  el  Epi- 
grafe  de  ,Pragm{ltica8  de  D.  Fernando  y  Dona  Isabel,  D.  Felipe  I. 
y  Da.  Juana  y  del  Empcrador  D.  Carlos*.  Son  copias  literales 
de  fines  del  siglo  XVI,  y  comprenden  los  aiios  desde  1493  hast» 
154!^.  (8)  Libro  maestro  de  Pragmdticas,  Provisiones  y  Reales 
ördenes  modernas,  cncuadernado  cn  pergamino  y  sin  foliatnra. 
In  sechs  Theilcn.  (9)  Libro  maestro  de  fucros,  ordenanzas 
honores  etc. 

Aus  diesen  Quellen  werden  die  einzelnen  Stücke  chrono- 
logisch, entweder  vollständig  oder  im  Auszug  mitgetheilt. 

847.  Archivo  del  Convento  del  Rotario. 

MuNoz,  Diccionario,  p.  209  erwähnt  nach  einem  mir  nicht 
vorliegenden  Werke:  Gonzalez  Posadas,  Memorias  histöricas 
p.  3U6  einen  Becerro  dieses  Archivs,  welcher  auch  die  Noticia 
de  la  fundacion  del  convento  del  Rosario  de  la  ciudad  de  Oviedo 
von  Alvaro  de  Uojas  enthält. 


Bibl.  Debetneht:  SM— SSO  (OTiedo— Pklms).  25 

348.  Biblioteca  del  Circulo  Asturiano  ,La  Quintana'. 
SoMOZA  DB  MONTSOR10,  JuLio,  Catdlogo  de  manoscritos  6  im- 

presos  notables  del  Institute  de  Jove-Llanos  en  Gijon  seguido 
de  an  indice  de  otros  docomentos  in^ditos  de  su  ilostre  fundador. 
Oviedo  1883.  8» 

Das  unter  dem  Artikel  Gijon  bereits  ausftlhrlicher  be- 
sprochene Buch  bringt  von  p.  231  ab  einen  Indice  de  los  docu- 
mentos  varios  relativos  ä  Don  Qaspar  Melchior  de  Jove-Llanos 
que  posee  el  circulo  Asturiano.  Unter  diesen  ,docamento8'  finden 
sich  vollständige  Werke,  so  unter  anderen  die  historisch  und 
bibliographisch  wichtigen  Tagebücher  und  eine  Descripcion  de 
la  Catedral  de  Palma  de  Mallorca  aus  der  Feder  des  berühmten 
Forschers  und  Sammlers. 

Falenoia. 

349.  Biblioteca  de  la  IgUsia  mayor. 

MoRALBS,  Viage,  p.  23  berichtet  von  einem  libro  deshojado 
de  letra  gothica,  harto  antiguo,  en  pergamino  . . .  contenia  vidas 
de  Santos  escritas  por  buenos  Autores:  Vita  Sancti  Paulini  per 
Oranium  Presbjterum  ad  Pecatum.  Vita  Sancti  Germani.  Diese 
ohne  Autorangabe.  Spätere  Nachrichten  fehlen  fast  vollständig; 
vgl.  flbrigens  Rodriguez  de  Castro,  Biblioteca  Espanola  II,  p.  327 
und  Bibliotheca  Patrum  latinorum  Hisp.  I,  p.  108  (Notiz  auf 
f.  1»  des  cod.  Esc.  P.  TU.  17).    Endlich  verzeichnet 

FiTA  T  CoLOid:,  Fidel,  Bosquejo  de  la  Exposiciön  historico- 
Eoropea,  Madrid  1892,  p.  40  unter  anderen  von  dieser  Bibliothek 
ausgestellten  Manuscripten  (zumeist  Archivalien):  libro  escrito 
en  pergamino  que  contiene  los  Estatutos  de  esta  Iglesia.  —  Con- 
Btitutiones  del  Obispado  de  Palencia. 

Palma. 

850.  *  Biblioteca  provincial  y  del  Inttituto  balear  (Biblio- 
teca de  Monteeion). 

Eröflfhet  am  1.  October  1847.  Hbinb,  Serapeum  VIU  (1847), 
p.  95  berichtet  nur  über  die  Arbeiten  zur  Aufstellung  und 
Ordnung  der  Bibliothek. 

Valemtinelli,  p.  175:  i  pochi  manoscritti  si  riferiscono 
tutti  a  Raimundo  Lullo  e  alla  sua  dottrina. 


S6 


\U.  AbhuidlDDg:    Bter.  BsndKkrinuueklts«  Sinniani. 


BoRAO,  p.  82:  sobre  530  manuscritos. 

FtriXAMA  y  GoNZABRBz,  FRANCISCO  (RescBa  de  la  Biblioteca 
de  Palma),  Revista  de  Archivos  VI  (1H86),  p.  77  ff. 

Historische  und  descriptive  Bemerkungen.  Die  Zahl  der 
Handschriften  wird  auf  893  angegeben. 

Anuario  del  cuerpo  facultativo  de  Archiveros  I  (1881), 
p.  242 — 253.  Detaillirtere  Ausführung  des  vorstehend  ver- 
zeichneten Aufsatzes.  P.  252  f.  Beschreibung  einiger  Hand- 
schriften. Zahl  derselben  nach  neuester  Aufnahme  (vgl.  p.  4-4Ö): 
940.     Der   Bericht  im  H.  Bande   enthält   nichts   Einschlägiges. 

Morel- Fatio,  Alfred,  Rapport  sur  une  mission  philologique 
k  Majorque.  Bibliothijque  de  l'^colo  des  chartes  XLIU  (1882), 
p.  474—497. 

Dieser  genau  und  gründlich  abgefasste  Bericht*  gibt  über  die 
Bibliotheken  Palmas,  insbesondere  über  die  Biblioteca  pro>nncial 
p.  487  ff.  wünschenswerthe  Aufschlüsse  und  Notizen  über  einige 
Handschriften. 

Erzherzog  Ludwig  Salvatoh,  Die  Balearen  in  Wort  und 
Bild  (vgl.  den  nächsten  Artikel),  Bd.  IV,  p.  236:  ,394  Hand- 
schriften'. jErwähnenswerth  sind  auch  ein  Palimpsest  aus  dem 
13.  Jahrhundert,  der  das  Buch  von  Boetius  de  Consolatione 
Philosophiae  enthält,  ein  Codex  in  Kalbspergainent  und  Papier 
mit  eigener  Hand  von  Juan  Valero,  dem  Secretär  Alfonso  V. 
de  Aragon,  geschrieben,  welcher  das  Compendium  der  philippkJ 
sehen  Geschichten  von  Trogus  Pompeius  von  Justinus  enthält,' 
ein  unveröffentlichtes  Werk  von  Bartolomö  Ximenes  Paton : 
Primera  y  segunda  Parte  del  Virtuoso  discreto'  u.  a.  — 

Auf  freundliche  Empfehlung  des  Archivars  von  Barcelona 
D.  Manuel  Bofarull  y  Sartorio  hatte  der  derzeitige  Archivar  des 
Archiv©  liistörico  in  Palma  Don  Josd  Maria  Quadrado  die  Güte, 
mir  eine  Liste  des  älteren  Handschriftenbestandes  der  Provincial- 
bibliothek  zu  übermitteln.  Sie  umfasst  zwölf  Nummern  und 
wird  mit  den  durch  das  Anuario,  sowie  Morel- Fatio'a  Bericht 
gebotenen  Ergänzungen  zusammen  veröffentlicht  werden. 

851.  Archivo  general  hisiörico  de  las  Baltarea  (Arehivo 
del  antiguo  reino  de  Mallorca). 


>  V^l.  die  Anxeige  in  Le  Cabinet  hiatorique  XXVUI  (18S2),  p.  6»9. 


Bibl.  Uübcnieht:  S61  (Piliu). 


27 


A.  Handschriftlicher  Katalog. 

Ueber  die  Abfassung  eines  solchen  vgl.  Anuario  del  cuerpo 
factdtativo  de  Archiveros  I  (1881),  p.  llö  (Abschn.  HI).  Vgl. 
auch  Morel-Fatio,  Biblioth^ue  de  l'^colc  des  chartes  XLIII 
(1882),  p.  483. 

B.  Druckwerke. 

ViLLA-vrEVA,  Viage,  tom.  XXI,  p.  25  von  dem  Codex  der 
Historia  de  la  contjnista  de  Mallorca  des  Pedro  Marsilio  sprechend, 
sagt:  Otro  ojeuiplar  igual  de  esta  obra  nie  han  asegurado  que 
existe  en  el  archivo  de  la  ciudad;  pero  yo  no  lo  he  visto,  porque 
tampoco  be  visto  el  archivo. 

Anuario  del  cuerpo  facultativo  de  Archiveros  I,  p.  113 — 118. 
Ausflihrüche  historische  Darstellung  und  Verzeichniss  des  Fonds. 
p.  114:  34  Codices  6  libros  de  cadena,  en  vitela  los  m^.  Der 
zweite  Band  des  Anuario  bringt  p.  77 — 82  eine  ausi"lihrliche 
Noticia  sobre  los  cödices  del  Archivo  General  Historie«  de 
Mallorca  mit  Inhaltsangabe  der  geschicbthch  hochwichtigen 
Handschriften,  darunter  die  Chronik  des  Fray  Pedro  Marsilio 
sobre  la  conquista  de  Mallorca  in  gotbischen  Charakteren  s.  XIV. 
Vgl.  oben. 

Morel-Fatio  (vgl.  oben)  p.  481 — 485  gibt  einige  historische 
Daten  und  Notizen  über  verschiedene  Manuscripte,  auf  die  wir 
noch  zurlickkominen. 

Die  ausfllhrlichate  Beschreibung  sämmtlicher  im  Archiv 
aufbewahrten  Codices  ist  mitgetheilt  von 

Erzherzog  Ludwig  Salvator,  Die  Balearen  in  Wort  und 
BUd,  Leipzig  1869—1884.  fol.  (5  Bande),  Bd.  IV,  p.  43—49;  ich 
lasse  hier  einen  Auszug  folgen: 

(1)  ,Der  älteste  und  schönste  Codex,  in  ganz  Spanien 
ohne  gleichen'.  Reales  cedulas  in  zwei  Thoilen;  zwischen  den- 
selben die  Usatjes  de  la  Gort  de  Barcelona,  im  11.  Jahrhundert 
vom  Conde  Berenguer  el  viejo  corapilirt.  Geschrieben  von 
Romeo  des  Poal  aus  Manresa  (von  1334  angefangen).  Dessen 
BUd  am  Fusse  einer  der  pritchtigen  Miniaturen,  welche  den 
Codex  schmücken.  Lateinisch  und  leniosinisch.  (2 — 5)  ,Nahe- 
zu  eine  Reproduction'  von  Nr.  1.  Lemosinisch.  (6)  Jaimc  11, 
Jurisdicciones  y  Estilos.  134  Bliitter.  Enthält  Capitulos  de  Cortes, 
Ordenes,    Bandos,    Edictos  y    Decretos.     (7)   Codex   de  Corts 


98 


Xn.  Abbandlnnt:    Bsor.  HiuidMlirifl«iiseUtia  BpuiMai. 


generals.  Mit  schönen  Miniaturen.  Theil  2  enthält  Alfonso  V., 
Regimen  de  Sort  e  de  Sach,  mit  filigranartigen  Initialen.  (8) 
Codex  Sant  Pere  (vgl.  untenV  (9.  10)  Rossellö  viejo  y  nuevo, 
,zweifelsoline  Name  des  Compilators'.  saec.  XIV  und  1506 — 1512. 
Copien  aus  den  vorher  genannten  Codices.  (11)  Codex  Abellö; 
zum  Theil  Copien  aus  Nr.  8,  9,  10,  femer  Pragmatiken  des 
Vicekönigs  Anglesola  (1398)  über  das  Regimen  universal,  Privi- 
legien von  Juan  I,  Alfonso  V.,  Königin  Maria  (1436)  von  Carl  V. 
(1519)  und  die  Reglements  der  Tabla  numularia.  (12)  Sindicato 
forense  fol.  s.  XV.  160  Verordnungen  (ördenes).  (13)  Des- 
selben Inhalts  wie  Nr.  12.  (14)  Codex  del  Sindicato,  Privilegien 
Alfonso  V.  und  Juan  II.  Lateinisch  und  mallorqninisch.  (15) 
Usatjes  de  Barcelona.  Constitucions  de  Catalunya.  Paz  y  Trenga. 
Flors  de  las  Lleys.  sacc.  XIV,  med.  (16)  ,Repartimiento*  der 
Insel  zwischen  dem  Conquistador  und  seinen  Dienern.  1267  nach 
dem  Original  des  Temple-Archivs  geschrieben.  (17)  Desselben 
Inhalts  wie  Nr.  16.  (18)  Cabreo  de  Agua  (Wasservertheilungs- 
register).  1381  auf  Befehl  des  Gouverneurs  Ca-Garriga  ange- 
fertigt. (19)  Ltbro  vcrt.  Kalender,  Evangelien  und  hierauf  Ur- 
kunden, ähniieh  wie  bei  den  Corts  generals.  (20)  Wie  Nr.  7, 
Theil  2.  Von  dem  Schreiber  Rafael  Perera  1467  geschrieben. 
(21)  Estamento  de  Caballeros.  Freiheiten  dos  Ritterstandes. 
8.  XV.  (22 — 25)  Ordenacioncs  del  Reino.  Urtheile  der  Jurados. 
Nr.  22  etwa  1475  vom  Notar  Jorge  Pastor  geschrieben.  (26) 
Privilegien  des  Almotacen  (Inspector  von  Gewichten  und  Massen) 
und  des  Ejecutor  mit  Kalender  und  EvangeUen,  über  welchen 
der  Eid  geleistet  wurde.  (27)  Polizeianordnungen  bis  zum 
Jahre  1449,  in  welchem  das  Buch  von  dem  Schreibermeister 
Juan  Palles  um  den  Preis  von  12  Libras  geschrieben  wurde. 
(28)  Privilegien  und  Anordnungen  der  Almotaceria.  saec.  XVII 
bis  XVIII.  (29.  30)  Lnposicions,  Ajudas  y  Drets  universals 
(Steuervorschriften).  Nr.  29,  a.  1390,  Nr.  30,  saec.  XV  ex.  ge 
schrieben.  (31.  32)  Register  zu  den  Cedulas  reales  und  anderen" 
Documenten  (ca.  1000  an  Zahl).  (33)  Recopilacion  de  Fran- 
quezas  y  Derechos  von  den  Advocaten  Canct  und  Mesquida 
1622  verfasst.  (34)  Aehnlichen  Inhalts,  verfasst  1649  von  dem 
Geschworenen  Nicolas  Armengol  und  dem  Advocaten  Mora  y 
Miiict.  (35)  Denunciaciones  de  Notas  de  Notarios  1479.  saec. 
XVI  iin.     (36)  ,Valentina.'    Generalindex    der    Freiheiten    und 


BiM.  üelwnieht:   S51— S54  (Ptlmt).  29 

Privilegien,  1495  von  Micer  Teseo  Valentl  begonnen.  (37.  38) 
Copien  von  Nr.  36.  (39)  Actos  extraordinarios  de  los  Jurados. 
(40)  Fray  Pedro  Marsilio,  Cronica  (vgl.  oben). 

QuADRAOo,  Josi  Maria,  £1  cödice  de  los  Reyes  ö  sea  le 
Rey  de  los  Codices  en  el  Archivo  de  Mallorca.  8".  Aus  dem 
Museo  Balear  de  historia  y  literatura,  ciencias  y  artes. 

leb  kenne  den  Aufsatz  nur  aus  dem  Boletin  de  la  Real 
Academia  de  la  Historia  zu  Madrid,  tom.  X  (1887),  p.  172.  Es 
handelt  sieb  wobi  um  den  Sant  Pere  betitelten,  im  Anuaro  de 
Arcbiveros  11,  p.  78  bescbriebenen  Codex.' 

353.  Archivo  del  Patrimonio. 

G(üBia!8),  J(os4)  DB,  El  Arcbivo  del  Patrimonio  que  fu^ 
de  la  Corona,  en  las  Baleares.  Revista  de  Arcbivos  III  (1873), 
p.  209—213. 

Enthält  ein  Verzeicbniss  der  einzelnen  Bestände. 

Morjel-Fatio,  Bibliotb&que  de  l'^cole  des  chartes  XLIII 
(1882),  p.  485  f.  gibt  nebst  historischen  Daten  Beschreibungen 
verschiedener  Manuscripte,  so  der  Libres  de  dades  e  rebudes, 
femer  der  ,Literae  regii  ofGcii  regiae  procurationis'  genannten 
Register.  ,Pour  l'histoire,'  sagt  er,  ,ces  livres  de  compte  ont  un 
immense  intärSt.' 

353.  Biblioteca  Munieipal. 

Fischer,  Gemälde  von  Valencia,  tom.  III,  p.  22. 
Valentinblli,  p.  175:  ,Alcuni  bnoni  manoscritti.' 

354.  Biblioteca  publica  episcopal. 

VnjiANUBVA  (vgl.  Viage,  tom.  XXII,  p.  206 — 208)  sah  da- 
selbst: (1)  Summa  fratris  Monetae,  ordinis  fratrum  Praedicatorum 
contra  haereticos.  Ms.  fol.  parte  de  pergamino,  parte  de  papel, 
escrito  i  dos  columnas,  de  fines  del  siglo  Xm.  (2)  Franciscus 
fbdmenex,  pastoralis  liber  Ms.  papel  s.  XV.  (3)  Sallustio  entero 
con  todas  sus  invectivas;  hierauf  Bartolomei  Faccü  ad  Karolum 
Vintimilium  de  origine  inter  Gallos  ac  Britanos  belli  s.  XV. 

Heinb,  Serapeum,  VIII  (1847),  p.  95:  ,enthält  keine  Manu- 
scripte'. 

Valentinbuj,  p.  174  f.  nach  Villanueva. 


*  Copirt  Ton  Maestro  Bartolomi  de  Bios  (Biria)  ea.  1460. 


Xn.  AUandlon«:    B««r.  H«ii4MhrinwMlrU|M  I 


355.  t  Bihlioteca  de  la  Catedral. 

Aus  den  Capitularacten  sammelte  Villanueva  folgende  Daten 
Hher  diese  Bibliothek,  welche  zu  seiner  Zeit  bereits  nicht  mehr 
bestand  (vgl.  Viage,  tora.  XXI,  p.  92  f.).  La  bibliotoca  debia  ser 
ya  bastante  copiosa  en  el  ano  1399,  cuando  por  baber  mnchas 
llaves  de  ella  se  omitiö  hacer  inventario  de  sus  libros,  eomo  se 
hizo  de  todas  las  demas  alhajas  de  la  iglesia.  En  1411,  cl  ca- 
nönigo  Francisco  Valariola  regaI6  &  la  misma  el  Comentario  de 
Alejandro  de  Ales  in  IV.  Sent.  El  Obispo  Don  Diego  de  Amedo 
en  1562.  . .  subiö  d  la  libreria  ,et  vidit  illam  bene  stare'.  Es- 
täbalo  tambien  en  1591,  cuando  d  9  de  Jnlio  concediö  el  Cabildo 
llaves  de  ella  &  algunos  p&ra  estudiar.  Tres  anos  despues  hallo 
que  se  hicieron  algunas  ordinaciones  para  su  bucn  servicio  y 
se  nombrö  bibliotecario. 

Die  Reste  der  Bibliothek  wurden  im  Jahre  1798  der 
schöflichen  Sammlung  einverleibt. 

356.  Archiüo  de  la  Catedral. 

Villanueva,  Viage,  tom.  XXI,  p.  19  ff.  besehreibt:  (l'l  Car- 
toral,  im  Auftrage  des  Bischofs  Pedro  de  Morella  (j  1282)  vom 
Notar  P.  Arnaldo  verfasst.  (2)  Ein  zweites  s.  XIII  —  XIV, 
Libro  amarillo  genannt.  (3)  Ein  drittes,  ,La  cadena'.  (4)  Acta« 
capitulares,  das  älteste  Manuscript  im  Jahre  1372  begonnen. 
(5)  Libros  de  cargo  y  data  de  la  fäbrica  de  esta  iglesia,  das 
älteste  aus  dem  Jahre  1327.  (6)  Libro  antiguo  de  aniversarios, 
in  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  begonnen.  (7)  Cabreo  general 
de  los  beneficios  antiguos  de  la  iglesia.  (8)  Cronicon  ,de  Salcet', 
von  Villanueva  aus  verschiedenen  Aufzeichnungen  des  Notars 
Mateo  Salcet  zusammengestellt.  (Proben  derselben  im  Ap.  HL) 
(9)  Cabreo  general  de  todas  las  posesiones  que  tocaron  al  Rey, 
verfasst  im  Jahre  1253;  Villanueva  benützte  eine  Copie  aus  dem 
Jahre  1307,  von  welcher  Auszüge  geboten  werden.  (10)  Pedro 
MarsiUo,  Conquista  de  Matlorca,  liV)ro  II  con  su  tniduccion  le- 
mosina. 

357.  ArcMvo  epücopal. 

ViLLANüBVA,  der  sich  über  den  wenig  entsprechenden 
Zustand  des  Archivs  beklagt,  verzeichnet  Viage,  tora.  XXI, 
p.  18  f.  mehrere  registros  antiguos   (Copialbücher),   das  älteste 


BiM.  Vebenielit:  355—961  (Palm*).  31 

mit  1364  beginnend.  Die  registros  de  ördenes  beginnen  mit 
dem  Jahre  1377. 

358.  t  Bihlioteca   del   Convento   de   lot  P.  P.  Capuchinoa. 

ViLLANUBVA  (vgl.  Viage,  tom.  XXII,  p.  178  n.  231)  benützte 
daselbst:  Tres  6  cuatro  Codices  (rituales)  .  .  .  singolarmente  un 
Breviario  que  se  escribiö  antes  del  ano  1303;  Diario  de  los  sn- 
cesos  de  la  armada  de  la  liga,  mandada  por  el  Serenisimo  Senor 
Don  Juan  de  Austria  en  los  anoB  1571,  72,  73  y  74,  escrito  per 
Fr.  Migael  Cerviä,  religiöse  Franciscano,  natural  de  Mallorca, 
Vicario  general  de  la  armada  y  confesor  de  dicho  Don  Juan, 
como  61  mismo  lo  dice,  al  fin  del  ano  1572;  mannscrito  en  4**, 
das  Villanueva  abzuschreiben  gedachte. 

Valentmeiju,  p.  177  f.  nach  Villanueva. 

859.  Biblioteca  del  Convento  de  los  P.  P.  Dominicanos. 

VnxANUBVÄ,  Viage,  tom.  XXII,  p.  212 — 219  berichtet  nur 
von  alten  Drucken  und  nicht  (wie  Valentinelli,  p.  176  fälschlich 
angibt)  von  Handschriften  dieser  Bibliothek.  Doch  müssen  solche 
früher  im  Convent  vorhanden  gewesen  sein;  so  die  Geschichte 
des  Königs  Jaime  I.  von  Aragon,  geschrieben  von  Marsilio,^ 
vgl.  Villanueva,  tom.  XVUI,  p.  248  und  ibid.  p.  259,  Anm. 

360.  t  Archivo  de  lo»  Templarioa. 

Im  Jahre  1267  wurde  in  diesem  Archiv  eine  Copie  des 
,Cabreo  general  de  todas  las  posesiones  que  tocaron  al  Rey  (de 
Mallorca)'  niedergelegt.  Die  Handschrift  wurde  aber  bereits 
von  Villanueva  nicht  mehr  vorgefunden.  Vgl.  Viage,  tom.  XXI, 
p.  23  u.  166  ff. 

361.  Biblioteca  particular  del  Conde  de  Ayamans. 
Morhl-Fatio,  Bibliothfeque  de  l'^cole  des  chartes,  tom.  XLHI 

(1882),  p.  490  f.  beschreibt  eine  Handschrift  der  Chronik  des 
Königs  Jaime  I.  von  Aragon:  Ce  volume  en  parchemin  de  172 
feuillets,  k  deux  colonnes,  a  6t6  copi4  en  1380  par  Joan  de  Bar- 
bastro,  scribe  de  la  chancellerie  de  Pierre  IV.  de  Aragon.  Com- 
parä  au  manuscrit  de  la  biblioth^que  universitaire  de  Barce- 
lona, qui  vient  d'6tre  publik   par  D.  Mariano  Aguilö   dans  sa 


'  Vielleicht  identisch  mit  dem  jetzt  im  Archivo  geii«»l  (■.  dieMi)  aofbe- 
wahrten  Exemplar. 


ia 


Xn.  AfihandlsDg:    Bor.  H«)dachrift«Dsr,)ittio  Bpaucu. 


Bibliotlieca  catalana,  le  ms.  du  comte  d'  Ajamans  pröseote  un 
certain  nombre  de  variantes  dont  il  y  a  Heu  tenir  compte.  Aus- 
züge aus  dieser  Handschrift  ibid.  p.  495 — 497. 

363.  t  Bihliotecn  particular  de  D.  Joaquin  Maria  Bowr. 

Zuerst  erwähnt  Heine,  Serapenm,  tom.  VTH  (1847),  p.  95 
diese  Privatbibliothek,  ,eine  ganz  artige  Sammlung  von  Büchern 
und  jüngeren  Handschriften'. 

Mdnoz,  Diccionario,  p.  212  notirt:  ,Cr6nica  de  los  sucesos 
ocurridoB  en  el  colegio  de  Jesuitas  de  Montesion  en  Palma  de 
Mallorca  Ms.  original  en  tres  gruesos  volüraenes  en  fol';  ,precio8a 
obra',  in  Bovcr's  Besitz. 

Valentinelu,  p.  176  nach  Heine.  In  dem  Werk:  Biblio- 
teca  de  Escritores  Baleares  Palma,  1868,  2  tom.  8**,  gibt  Bover 
Daten  über  verschiedene  jüngere  Handschriften  seiner  Sammlung. 
Bover  starb  am  1.  April    1865. 

363.  Biblioteca  particular  del  Conde  de  Montenegro. 
Bover,  I.  M.,  Noticia  historico-artistica  de  los  museos  del 

Excmo  Sr.  Cardenal  Dcspuig  existentes  en  Mallorca.  Palma  1845. 

Die  Bibliothek  ist  p.  216—223  behandelt.  Das  Werk  lag 
mir  nicht  vor. 

Heike,  Serapcum,  tom.  VIH  (1847),  p.  95  über  die  Welt- 
karte des  Gabriel  Valseca. 

Valentwelli,  p.  1 75  f.,  behauptet  irrig,  dass  die  Sammlungen 
der  Despuig,  Grafen  von  Montenegro  zu  Beginn  dieses  Jahr- 
hunderts an  D.  Antonio  Ignacio  de  Pucyo  gelangt  wären.  Die 
Sammler  besass  eine  von  ihm  selbstUndig  creirte  Bibhothck,  vgl/ 
unseren  Artikel. 

Mobell-Fatio,  Bibliothfeqne  de  l'öcole  de  chartes,  tom.  XLHI 
(1882),  behandelt  die  BibHothek  p.  478  u.  49U  und  nennt  aus 
ihr  ,le  portulan  de  Gabriel  Valseca  de  l'an  1439  et  nn  manu- 
Bcrit  du  Tratado  de  Armas  et. du  Ceremonial  de  principes  de 
Diego  Valera'. 

364.  Biblioteca  particular  de  D.  Antonio  Ignacio  de  Pueyo, 
marquet  de  Campo-franco. 

ViLLANUBVA,  Viagc,  tom.  XXH,  p.  232  f.  beschreibt:  (1)  Un 
c(Sdice  fol.  man,  en  vit.  ms.  en  1291,  contiene  todos  los  privi- 
legios  y  franquezas  concedidas  hasta  aquella  ^poca  A  los  habita- 


Blt>l.  üeli«niclit:  S«2— W7  fPilma  — rinplom). 


33 


dores  de  Mallorca,  asi  por  el  Key  Don  Jaime  I.  de  Aragon, 
como  por  su  hijo  Don  Jaime.  Copie  ibid.  p.  285 — 327  (Ap.  Xu). 
Beigebunden  Privilegien  der  Juden  in  Mallorca  saec.  XIII — XIV. 
(2)  Stacio  Papinio  Surtnlo  XII.  libros  del  Thebaidos  (sie)  los 
V  del  Achileidos  j  los  IV  de  Silvas,  saec.  Xu.  (3)  Fragraento 
del  Concilio  IV.  Toledano  saec.  XI. 

Heine,  Serapeum,  tom.  Vm  (1847),  p.  96  nennt  die 
Bibliothek  blos. 

Valentinblu,  p.  176  nach  Villanueva. 

Morell-Fatio,  Biblioth&qae  de  l'^colede  Chartes,  tom.XLIII 
(1882),  p.  478:  D.  A.  I.  de  Pueyo  dtait  fiis  du  second  marquis 
de  Campo-franco  et  possddait  une  bibliothfeque,  qui  a  ^te.  trans- 
mise  par  h^ritage  aux  representants  de  ce  titre:  aujourd'hui 
D.  Adolfe  de  Rotten  y  Guzman,  marquis  de  Campo-franco  par 
sa  fcmme  en  est  le  proprietaire. 

365.  Biblioteca  particular  de  D.  Gerönimo  Rotellö. 

Morel  Fatio  a.  a.  0.  p.  491  citirt  aus  dieser  Privat- 
sammlung: Kaimundas  Lollus  Arbrc  de  sciencia  (copiö  en  1418 
par  un  scribe  de  Perpignan),  und  Francesch  de  Oleza,  La  nova 
art  de  trobar.    Folgen  noch  Details  über  diese  interessante  ars. 


Famplona. 

366.  Biblioteca  de  la  Ljlesia  CaUdral. 

MiciiEL,  Francisqub,  Rapport  sur  une  Mission  en  Espagne 
Archives  etc.,  IIP  S^rie,  tom.  6,  p.  284  beschreibt  aus  dieser 
Bibhothek  ,un  manuscrit  des  satires  de  Juvönal  in-folio,  du 
XI"  ou  XIP  sifede,  avec  scholies  interHn^aires  et  marginales, 
et  un  recueil  de  lettres  de  Pierre  de  Blois,  au  nombre  de  lü9, 
volume  sur  vilin  d'une  ^ritnre  du  XIV*  si&cle. 

367.  t  Biblioteca  partictdar  del  Rey  D.  Carlos  III.  dt 
Navarra. 

,E1  Rey  Don  Carlos  III  de  Navarra  no  fiiö  m^nos  amante 
de  libroB  que  Don  Alonso  el  Sabio,  y  para  satisfacer  su  dcseo, 
coniprö  diferentcs  librerias,  y  entre  ellns  1a  de  los  Padrea  Do- 
minicos  de  Estella,  y  la  de  su  Cambarlen  Moscn  Pierres  de 
Laxaga.  El  nümero  de  Codices  de  que  se  componian  algunas 
de   est&s  librerias  no  Consta.     De  la  de  su  Cambarlen  sc  sabo 

SittBopb«.  d.  vtiU.-Utt.  Ol.  CXXVm.  Bd.  lt.  Abh.  a 


84 


XII.  AbluindlDn(:    Bter.  HudMlirinctinkUi«  8p(iil«Bi. 


86  reducia  &  (1)  un  Romans  de  Lancelot.  (2)  Item  un  Romans 
de  Ratabon  6  de  Sancta  Isabet.  (3)  Item  nn  Romanz  Pampelano 
vieio  de  Lanzelot  et  Bor  su  Corapa^Tinero.  (4)  Item  un  Romanz 
Isopet.  (5)  Item  un  Romanz  peludo  de  Alixandre  et  dcl  Pacho.' 
Cf.  SAez,  Liciniano,  Demostracion  histörica  del  verdadero 
valor  de  todaa  las  moncdas  que  corrian  en  Castilla  durante  el 
reynado  del  SeSor  Don  Enrique  HI.  etc.    Madrid  1796,  p.  373. 

868.  Archivo  de  Comptos  de  Navarra. 

Da  diea  Archiv  vornehmlich  flir  die  Geschichte  Navarras, 
in  weit  geringerem  Masse  ftr  die  eigentlichen  Zeugrnisse  der 
uns  beschäftigenden  Literatur  von  Wichtigkeit  ist,  registriren 
wir  nur  einige  Werke: 

A.  Handschriftliche  Kataloge. 
Compendio  del  Arcliivo  de  la  Cämara  de  Comptos  Reales 
29  voll.,  verfaast  von  Liciniano  Säez.     Vgl.  Martinez  Anibarro 
y  Rives,  Intento  de  an  diccionario,  p.  438. 

B.  Druckwerke. 

Yanouas  y  Miranda,  Josä,  Diccionario  de  AntigUedades 
del  Reino  de  Navarra.  Pamplona  1840 — 1843.  3  tom.  und 
1  tom.  Adiciones. 

Unter  dem  Artikel  ,Archivo8'  ist  das  Archiv  de  Comptos 
behandelt.  (Vgl.  auch  Cämara  de  Comptos.)  Der  grösste 
Theil  der  im  Diccionario  gegebenen  Daten  basiert  auf  g^ründ- 
licben  Studien  in  diesem  Archiv. 

Cadisr,  LäoN,  Les  Archives  d' Aragon  et  de  Navarre. 
Bibliothfeque  de  l'^cole    des  chartes   XLIX  (1888),  p.  47— 90. 

Von  p.  62  ab  wird  über  die  Archives  de  Navarre  gehandelt; 
p.  66  heisst  es:  Dana  Tarmoire  du  Catalogue  il  y  a  un  certain 
nombre  de  manuscrits  ne  rentrant  dans  aucune  des  s^ries  des 
Archives  de  la  Chambre  des  Comptes,  17  Nummern.  Es  sind 
Cuentas,  Fueros,  Cartulare  u.  dgl.  Am  interessantesten:  Cere- 
monial  de  la  Coronacion,  Uncion  y  Elxequias  del  rey  y  reyna 
de  Ynglaterra.  Lateinisch,  saec.  XV,  mit  Miniaturen  und  Rand- 
leisten. 

MicREL,  Francisqdk,  Rapport  etc.,  Archives  de  missions 
scientifiques,  IIP  Sdrie,  tom.  6,  p.  286  bespricht  ein  Cartulaire 
de  D.  Teobaldo  1",  compilä  en  1237,  en  3  volumes. 


Bibl.  üfbmiebt;  SM— Sil  (PaiD|>Ionk— F*jua*l). 


86 


Brctaü^s,  Jean  Aüouste,  Documents  des  Archives  de  la 
Cliambre  des  Comptes  de  Navarre  (1196 — 1384)  pubilös  et  anno- 
t&.     Paris  1800. 

ürkundcnpublicationcn,  wie  aus  dem  Titel  ersichtlich. 

El  Psular. 
869.  Bihlioteca  de  la  Cartuja. 

ViixANUEVA,  Viage,  tom.  VII,  p.  148  von  einer  Handschrift: 
iHistoria  de!  concilio  de  Trento  en  su  tercera  convocacion  por 
el  Papa  Pio  FV.,  escrita  por  D.  Pedro  Gonzalez  de  Mendoza 
sprechend  (vgl.  den  Artikel  Monserrate,  Biblioteca  del  Real 
Monasterio  de  Santa  Maria)  erwähnt  einer  Note  in  diesem  Manu- 
scripte,  welche  besagt,  dasselbe  sei  Abschrift  des  Originals,  ,que 
se  goarda  en  la  Cartuja  de  Paular'. 

Pena. 

370.  t  Bihlioteca  del  Monasterio  de  San  Juan. 

Egurbn,  p.  96  erwähnt  eine  Handschrift  saec.  XTV:  Hi- 
storia  del  Reino  de  Aragon  y  condado  de  Barcelona,  die  sich 
in  diesem  Kloster  befand  und  von  einem  Mönch  desselben,  Pedro 
Marfilo  geschrieben  war.  Von  dem  heute  verlorenen  Original 
existirt  eine  Copie  in  der  Bibliothek  der  Real  Academia  de 
la  Historia. 

Amador  DB  LOS  Rios,  JosE,  Historia  critica  de  la  litcratura 
espaöola,  tom.  V  (1864),  p.  334  (und  nach  ihm  Martlnez  Aiii- 
barro  y  Rives,  Intento  etc.,  p.  485)  erwähnt  eine  Copia  von  dem 
Werk:  Pablo  de  Santa  Maria  ,Edades  trovadas'  sacada  del  co- 
dice  de  San  Juan  de  la  Pcfia  por  el  Acad^mico  don  Joaquin 
Traggia.  Wahrscheinlich  heute  gleichfalls  in  der  Akademie. 
Ueber  den  westgothischen  Glossencodex,  ehemals  in  Pena,  dann 
in  der  Bibliothek  der  Grafen  von  Olivarez  zu  Madrid,  von  dem 
eine  Abschrift  im  cod.  Escor.  L.  I.  15  vorhanden  ist,  vgl.  oben 
Bibl.  Nr.  280. 

FenafleL 

871.  t  Biblioteca  del  Monasterio  de  loa  frailes  Dominicos. 

Prinz  Juan  Manuel  schenkte  diesem  Kloster  —  die  genaue 
Zeitangabe  fehlt  —  ein  Exemplar  seiner  vollständigen  Werke, 
welches  bis  heute  nicht  zoin   Vorschein  gekommen  ist.     Vgl. 


36 


XU    AbtauidliinK:    Beer.  RuidHbriflaiwcliiti«  Spanien«. 


Amador  de  loB  Rios,  Historia  critica,  tom.  IV,  p.  206  (Polemik 
gegen  Bayer),  und  p.  233  sowie  Gutierrez  de  la  Vega,  Biblio- 
teca  Venatoria,  Madrid  1877,  tom.  I,  p.  CLX. 

Penalba. 

372.  Biblioteca  del  Monasterio  de  Santiago. 

Bischof  Gennadius  schenkt  in  seinem  Testamente  Era  953 
(915)'  diesem  Kloster  libroa  (1)  psalterium..  (2)  couiicum,  (3)  anti- 
phonariom,  (4)  orationum,  (5)  manuale,  (6)  ordinum,  (7)  pas- 
sionum. 

Sandoval,  Fiindaciones,  Abth.  S.  Pedro  de  Montes  f.  28*. 

Penamayor. 

373.  t  Archivo  del  Monasterio. 
Villa-Amil,   Los   Codices   etc.,   p.  76   berichtet  von  einem 

Documente   dieses  Klosters   aus   dem  Jahre  1348,   in   welchem 

von  dem  Libro   y   cuaderno  de  la   iglesia  die  Rede,   und  zieht 

hiebei  den  Schluss,  dass  mit  diesem  libro  der  Tumbo  des  Klosters 

gemeint  sei. 

Peralada. 

374.  f  Biblioteca  del  Convento. 
In    einem    alten    Necrologium    des    Convents    findet    sich 

folgende  Notiz:  Anniversarium  R.  Magistri  Michaelis  Massoti  in 
Sacra  pagina  doctoris  peritissimi  et  in  decretis  Baccalaue  (sie) 
famosissimi;  huius  conventus  filii,  qui  obiit  in  conventu  praesonti 
anno  Domini  1462  et  17  raensis  octobris,  qui  dimisit  librariae 
miütos  libros  sermonum  quos  ipse  compilaverat  et  quosdam  aUos 
libros  iuris  et  pro  servitio  Ecclesiae  ordinale  et  unum  psal- 
terium etc.  Vgl.  Torres-Amat,  Mcmorias  etc.,  p.  411  in  dem 
Artikel  Massot,  Fr.  Miguel. 

Piasca. 

375.  t  Biblioteca  del  Monasterio  San  Julian  y  Santa 
Basilisa. 

Toda  und  Argonti  schenken  dem  Monasterio  8an  Julian 
y    Santa  Basilisa  ,quorum    basilica   in   locum    Piasca   territorio 


d 


'  Ueber  diM  Dstnm  vgl.  den  Artikel  Montes. 


BiU.  Vcbeniekt:  S7S— 37*  (Penmlel  — Plueneu). 


37 


Levanensi  fondata  sive  restaurata  est' . . .  ,die  VIII'  Kai.  augastas 
Era  DCCCCLXVin'  (25.  Jdi  930)  .  .  .  ,Libro8  tarnen  etiam 
ecclesiasticos  (1)  pasionum  I,  (2.  3)  antifonarioe  II,  (4)  ora- 
tionum  I,  (5)  ordinum  I,  (6)  commicum  I,  (7)  racionale  I, 
(8)  precum  I,  (9)  libellum  de  virgrinitate  Sancte  Marie  I, 
(10)  Bibliotecain  ibidem  pater  meus  domnaa  Aldroitus  dedit, 
ego  tarnen  confirmo. 

Perez-Escalona  Historia  de  Sahagun,  p.  387  (ApiSnd.  III, 
Escritura  XrV),  Eguren  p.  LXXXVIII.  Indice  de  los  docu- 
mentos  del  monasterio  de  Sahagaii  de  !a  orden  de  San  Benito. 

t Madrid  1874,  p.  114. 
Fiedrahita. 


376.  Arckivo  municipal. 

Dieses  wohlgeordnete  Archiv  enthält  nach  der  Rfaista  do 
[Archivos,  tom.  11  (1872),  p.  53  unter  Anderem  zehn  Bünde  in 
[fol.  historisch  wichtige  jiuercedes,  privilegios  y  ordenanzas,  con- 
cedidos  por  el  Duque  de  Alba*  vom  Jahre  1435  an. 


Flasenoia. 

377.  t  Bihlioteca  del  Colegio  de  los  Jesuitas. 
Indice  de  los  libros  que  se  hallaron  en  la  libreria  y  apo- 

Bentos  del  Colegio  de  Jesuitas  de  Plascncia  en  el  ano  17G7. 
Handschrift  aus  S.  Isidro  (Nr.  469)  jetzt  in  der  Bibliothek  der 
Real  Academia  de  la  Historia  zu  Madrid.  Vgl.  Revista  de 
Archivos,  tom.  VI  (187G),  p.  263.  Wie  aus  den  anderen  a.  a.  O. 
verzeichneten  Indices  hervorgeht,  befanden  sich  unter  den  ,hbroa' 
gewiss  auch  Handschriften. 

378.  t  Biblioteea  dtl  Monasterio  de  los  Frailes  Dominicos. 
EouREN,  p.  XLIX  über  einen  cMice  conciliar,  saec.  X,  der 

ehemals  in  diesem  Kloster  existirte.  Einige  Handschriften  kamen 
in  die  Madrider  Nationalbibliothek:  so  entbult  cod.  X,  161  die 
Provenienznotiz:  Fue  de  los  Dominicos  de  Plasencia;  V,  264 
und  P,  95  den  blossen  Namen :  Plasencia.  Vgl.  Hartel-Loewe  s.  n. 

379.  t  Bihlioteca  particular  de  los  Duques  de  Bejar. 
Von   dieser  Bibliothek  sind  zwei   ältere  Verzeichnisse  be- 

fkannt:  En  un  inventario  de  los  bienes  que  tenia  en  el  aüo  de 
1452  Don  Alvaro  de  Zuüiga,  Duque  de  Bejar,  se  lee  et  titulo 


38 


XII.  AbhmQdlnnf :    B«er.  HiuidiKlirinMuwIi&lse  Spaai«na. 


sigoiente;  los  libroa  que  el  dicho  Senor  tiene  en  la  Cämara  Bon 
estos;  un  libro  de  rezar,  cubierto  de  tapete  negro  con  una  guar- 
nicion  de  plata;  un  libro  de  Texto  primero  del  Ilegimiento  de 
los  Principos:  la  Crönica  del  Rey  Don  Fernando  el  Magno; 
otro  libro  del  Regimiento  de  los  Principes  en  romance,  e  el 
trato  del  Key  Don  Ferrando;  otro  libro  que  fiso  el  Obispo  de 
Cuenca  del  tratado  de  Caso  fortuiio;  otro  libro  del  Marmotreto; 
una  Brivia  escrita  en  latin;  unos  quademos  de  pergamino  que 
coniienzan  en  la  Cr6nic4»  del  Rey  Don  Enrique  III.;  un  libro 
escrito  en  laiin,  cuuierto  tle  cuero  coIorado;  un  libro  de  con- 
sideratione:  otra  Crönica. 

Cf.  SAcz,  Lieiniano,  Demostracion  histörica  del  verdadero 
valor  de  todas  las  monedas  .  .  .  durante  el  reynado  del  Senor 
Don  Enrique  IIL  etc.     Madrid  1796,  p.  374. 

Cargo  contra  el  Caraarero  del  duque  de  Böxar  Sancho  de 
Perero  (1494).     In  demselben  Libros. 

(1)  Un  libro  grande,  eiiforrado  en  terciopelo  negro,  con 
SU  guamicion  de  plata  dorada,  y  tejillos,  y  esnialtado  con  laa 
armas  de  la  duquesa,  cstoriado  de  letras  de  oro  y  figuras,  que 
se  llama  el  libro  de  las  fiestas,  el  quäl  esta  envuelto  en  un 
pedazo  de  sarga  amarilla.  (2)  Otro  libro,  enforrado  en  damasco 
inorado,  con  su  guamicion  de  plata  dorada,  que  era  horas  de 
rezar,  las  hojas  negras,  escrito  de  letras  de  plata  blancas.  (3)  Un 
libro  de  coberturas  de  cuero  morado,  escrito  en  pergamino,  que 
hizo  el  maestro  fray  Juan  Lopes,  de  clnrisimo  sol  de  justicia, 
estoriado  e  iluminado  con  letras  de  oro,  i  tiguras,  con  las  arinas 
del  duque  y  duquesa.  (4)  Otro  libro  de  coberturas  de  cuero 
morado,  que  biso  el  dicho  maestro  frey  Juan  Lopes,  estoriado 
con  las  armas  del  duque  y  duquesa,  y  su  guamicion  de  plata, 
que  es  el  libro  de  la  casta  niöa.  (5)  Otro  libro,  con  coberturas 
de  cuero  morado,  y  encima  un  lienzo  que  biso,  como  la  duquesa 
aparta  de  si  todos  los  instrumentos  y  placeres.  (6)  Otro  libro, 
flos  santorum,  con  sus  coberturas  blancas,  viejas.  (7)  Otro  libro, 
que  hici^ron  los  dos  sabios  Calila  i  Dimna.  (8)  Otro  libro,  de 
coberturas  de  cuero  morado,  de  don  Izaguidiü,  alfaqui  de  los 
moros  de  Segovia,  que  biso  contra  la  fö,  al  qua!  responde  frey 
Juan  Lopes.  (9)  Otro  libro  de  coberturas  moradas,  que  habla 
de  los  temores  y  miedos.  (10)  Otro  libro  de  coberturas  dati- 
ladas    que    habla    de    la    mesquiiiidad   de   la    codicia  bumanal. 


Bibl.  Uabeniekt:  SSO  (PUaencU).  39 

(11)  Otro  libro  de  cobertoras  moradas,  de  la  historia  del  apostol 
sant  Andr^.  (12)  Otro  libro,  de  cobertnras  moradas,  que  biso 
el  maestro  frey  Juan  Lopes,  el  qaal  es  segondo  libro  de  clari- 
simo  8ol  de  justicia.  (13)  Otro  libro,  con  cobertnras  moradas 
en  qae  comienzan  los  evangelios  moralizados,  que  biso  el  dicho 
maestro,  de  los  domingos  de  todo  el  ano.  (14)  Un  libro  de  la 
pasion,  estoriado,  con  letras  de  oro,  6  cobertnras  moradas  que 
tiene  dos  tacbones  de  plata.  (15)  Un  libro  de  horas,  de  cober- 
tnras moradas,  con  sn  guamicion  de  plata,  que  comienza :  Gare 
tristis  es  anima  mea  et  care  conturbas  me.  (16)  Un  libro  de 
pergamino  sin  cobertoras,  qne  es  confisionario  de  la  duqnesa 
que  haya  gloria.  (17)  Otro  tratado,  fecho  por  Diego  de  Valera, 
contra  otro  qne  fiso  frey  Jnan  Serrano,  que  es  en  favor  de  los 
jndiw.  (18)  Nueve  quadernos  que  es  an  libro  de  la  disension 
de  los  pecados,  como  un  pecado  es  mayor  que  otro.  (19)  Otro 
libro  de  cobertoras  moradas,  escrito  de  mano,  que  es  el  que 
biso  don  Caqui  Dilimost  de  los  moros  de  Segovia.  (20)  Un 
libro  peqneno,  de  cobertnras  moradas,  con  dies  bolloncitos,  en 
qne  eati,  un  sermon  en  qne  declara  qne  significa  la  pasion,  y 
adelant  la  resurreccion.  (21)  Veinte  y  tres  cuademos  escritos 
de  mano  que  es  nn  libro  de  los  sermones  de  todo  el  Adviento 
sobre  los  evangelios. 

Yeröffentlicbt  von  Liciniano  Siez,  Demostracion  bistärica 
del  verdadero  valor  de  todas  las  monedas  qne  corrian  en  Castilla 
dnrante  el  reynado  del  Seuor  Don  Enrique  IV.  Madrid  1805, 
p.  543f.  Vgl.  auch  Clemencin,  Elogio  de  la  Reina  Dona  Isabel, 
1.  c,  p.  438  und  463. 

880.  f  Biblioteca  particular  del  Obispo  D.  Pedro  Ponce 
de  Leon. 

A.  Handschriftlicher  Katalog. 

Der  Codex  Escorialensis  &,  II,  15,  von  Graux  schlechtweg 
,do8sier  Ponce  de  Leon'  genannt,  bildet  eine  Sammlung  von 
Actenstttcken,  welche  den  Büchernachlass  dieses  berühmten  (und 
auch  gefttrchteten!)  Sammlers  enthält;  der  werth vollste  Theil 
der  Bibliothek  —  Bücher  und  Handschriften  —  war  testa- 
mentarisch an  Philipp  H.  vermacht,  Ambrosio  Morales  zur  Ein- 
ziehung dieser  und  behufs  Ankaufs  weiterer  Werke  aus  dem 
Nachlass   nach  Plasencia  gesendet  worden.     Nebst  zahlreichen 


40  ni.  AbkudloDg :    B»or.  HandtebriACDMliUn  Spaoin*. 

diese  Mission  betreffenden  Acten  euthült  der  genannte  codex 
fol.  236  ff.:  Memoria  de  los  libros  que  parece  se  deven  tomar 
para  el  real  monasterio  de  San  Lorenzo  de  los  que  tcnia  el 
obispo  de  Plasencia  Don  Pero  Ponce  de  Leon,  y  estos  son 
ffuera  de  los  que  en  su  testamento  hordenö  se  diesen  i.  Su  Mag*. 
(Vgl.  unten.) 

B.   Druckwerke. 

Hantlsclirifteii  Ponce's  werden  wiederholt  von  verschiedenen 
Autoren  erwähnt  und  benützt,  eine  interessante  Notiz  erwähnt: 

RooRiouEZ  DB  Castro,  Bibtiotecn  II,  p.  363:  en  nn  libro 
Ms.  uiuy  antiguo  que  se  liallö  en  la  Libreria  de  D.  Pedro  Ponce 
de  Leon  .  .  .  se  lee  ,que  en  cl  ano  988,  ä  principio  del  mcs  de 
Enero,  reynando  en  Leon,  Asturias  y  Galicia  D.  Ramiro  III. 
pasij  Oottiscalco,  Obispo  en  ia  Guiana  de  Francia,  a  visitar  las 
reliquias  del  Apostol  Santiago,  y  llevö  consigo  una  copia  del 
Tratado  de  S.  Ildefonso  De  la  perpetua  virginidad  de  la  Virgen 
Santa  Maria  por  Gomesano,  Presbytero  de  Pamplona. 

Am  ausf'llhrlichstcn  handelt  über  diese  reiche  Privatbibliothek 

Graüx,  Essai,  p.  130 — 137,  welchem  Abschnitt  auch  unsere 
Daten  tlber  den  handschriftlichen  Katalog  entnommen  sind, 

881.  Bihlioteca  particular  del  Arzobispo  Garcia  de  Loaytc 

Dieser  Privatbibliothek,  einer  der  bedeutendsten  des  XVL 
Jahrhunderts,  muss  eine  gesonderte  Darstellung  gewidmet  werden, 
da  sie  gewiss  nicht  vollständig  der  Mationalbibliothek  einverleibt 
wurde.  Actenmässig  steht  fest,  dass  der  berdhmte  Pater  Burriel 
sttmmtliclie  Handschriften  Loaysa's  sur  Verfügung  erhielt:  in 
einem  Brief,  Toledo  24.  März  1756,  berichtet  er  (von  sich  in 
der  dritten  Person  sprechend)  tiber  die  Thätigkeit  des  Staats- 
ministers D.  Joseph  Carvajal  y  Lancaster:'  hizo  vcnir  varios 
cödigos  de  Tarragona,  du  Ripoll,  de  Murcia,  y  de  Paris . . . 
mandö  comprar  en  Plascencia  la  libreria  manuscrita 
que  fuö  del  arzobispo  de  Toledo,  D.  Garcia  de  Loaisa, 
y  pas6  &,  su  poder  (nämlich  Bun-iers)  todos  los  mss.  de 
que  se  componia.  (Correspondencia  que  tuvo  el  jesuita  Andrea 


*  Vf;l.  Ewald,   p.  301.     Briefe  ron  ihm  za  Beginn  der  hier  benfltxten  Cor- 
res]iuudeaz. 


Blbl.  Oabcnieht:  «81— Sei  (PümidcU  — PoMit). 


41 


Marcos  Burriel.  Culecciön  de  documentos  inöditos  para  la.  lii- 
storia  de  Espana,  tom.  XIU  [1848],  p.  297). 

Die  übrigen  Daten  über  diese  Bibliothek  sind  vortrefflich 
zusammengestellt  von 

Graüx,  Essai,  p.  Ü4  ff. 

Pöblet. 

383.  f  Biblioteca  del  Monoiterio  de  Santa  Maria. 

Ueber  den  Älteren  Bestand  der  Klosterbibliotbek  besitzen 
wir  ein  werth volles,  zuerst  durch  Hartel-Loewe  zugiliiglich  ge- 
machtes Zeugniss  saec.  XII: 

In  nomine  domini  incijnt  commenioracio  de  libros  populeti 
inprimis  (1)  historia.  (2)  Moralia.  (3.  4)  Duos  briviarios.  (5)  Pro- 
phetarum.  (6)  CoUaciones  cassiani.  (7)  Rabanus.  (8)  Scrnionarii. 
(9.  lÜj.Duos  antiphonarios.  (11)  Regula.  (12)  Psalterium  glosad. 
(13.  14)  Epistolas  duas  Epistolarii.  (15.  1(3)  Duos  textos.  (17)0fti- 
ciarii.  (18.  l'J)  II'"  coilcctaneos.  (20)  Expositio  caulica  canticorum. 
(21)  Dialogorum.  (22)  Consuetas.  (23)  Apochalipsin.' (24.  25)  II" 
Uimnarios.  (26.  27)  IV"  Pastorales.  (28)  Liber  de  sacrainentis. 
(29.  30)  Missales  11"".  (31)  Epistolas  chanonicas.  (32)  Ser- 
monari.  (33 — 37)  Psalterios  V.  (38.  39)  Flores  Sentiarum 
(sie)  II°».  (40)  Florcs  psalmorum.  (41)  Liber  salamonis.  (42)  Liber 
plurimorum  sanctorum.  (43)  Epistolas  diumi  I.  (44)  Epistolas 
Pauli  I. 

Aus  dem  ehemals  Salmantiner  (Colegio  mayor  de  Cuenca), 
jetzt  in  der  Privatbibiiothek  Sr.  Majestät  des  Königs  aufbe- 
wahrten Codex  2.  B.  3  (VII.  E.  3)  veröffentlicht  von  Hartel- 
Loewe  p.  4<i4. 

Auf  die  Schreibscbule  zu  Pöblet  um  die  Wende  des  XIV. 
und  XV.  Jalirhuiidi:rts  bezieht  sich  die  von  Munoz  y  Rivero, 
Manual  de  paleogratia,  Madrid  1880,  Lam.  1,  Nr.  14  (ohne 
Quellenangabe,  jedoch  nach  Merino)  reproducierte  Notiz:  Iste 
liber  i'uit  scriptus  in  Monasterio  Populeti  anno  a  nativitate  do- 
mini MCCCC. 

Hauptzeuge  ftlr  die  Bestünde  der  Bibliothek  zu  Beginn 
dieses  Jahrhunderts   ist   wieder  Viixandeva,   Viage,   tom.  XX, 


'  Die«  ut  wohl  die  (Beatu«-)  Handüchrifl,  in  wulcber  dju  Veneicbnias  «tebt; 
sio  kiini  Kjjäter  iu  daa  Colugiu   rnnyor  de  Cuenca. 


4S 


Xll.  Abbaodlilli(:     Beer.  HftndsGhnfteiuokitxe  Hpttdieut. 


p.  149 — 163.    Er  beschreibt:  (1)  Las  obras  de  Pindaro  en  griego, 
con  comentarios  en  el  mismo  idioma.'    (2)  La  Litargia  de  Safl 
Juan    Crisöstomo,    toda  en   griego.     (3)    Un   vol.    fol.    ms.    d^l 
siglo    XIV    que    contiene:    S.   Basilii    Exameron,     S.    Angustini 
Retractationes  et  librom  de  Natura  et  gratia,   S.  Uilarii  Picta- 
viensis    de  Synodis,    Origenis  Periarchon    interprete    Ruf&no,   yJ 
Pamphüi  martiris  Apologia  pro  Origine.    (4)  Saec.  'KTV:  S.  Am-' 
brosii  de  Officiis  libr.  III  y  de  Morte  Satiri  fratris  sui.  (5)  Clau- 
diani  de  Raptu  Proserpinae  et  S.  Basilii  libellus  ad  Nepotes, 
LeoDai*du  Aretino  translatus.     (6)  Senecae  Epistolae,  con  toda 
sus  obras  en  italiano.    (7)  Las  mismas  traducidas  en  e^panol 
Pedro   Diaz   de   Toledo,   de   6rden    del    Key   Don  Juan  11.   del 
CastiUa  y  Leon.     (8)  Virgilii  et  Catulli  opera.    (9)  Las  Coplasi 
de  Juan  de  Mona,  excelente  manuscrito  del  siglo  XV.  (10)  Poesiaf^ 
de  Don  Diego   de  Meudoza  y   Pedro  de  Villalva,   saec.  XVU. 
(11)  Julii  Frontini  opera.    (12)  Las  obras  de  Tito  Lirio,  Floro,i 
Sexto  Rulb.    (13)  Compendio  dell'  liistorie  Romane  ricavato 
diversi  antori,  anönimo  ms.  fol.  vit.  1420.    (14)  Facta  et  dicta 
memorabilia   Regis   Alphonsi   ab   Antonio   Panhorraita    collect»., 
(lö)  Vidas  de  los  Maestres  de  la  religion  de  San  Juan  de  Malta, 
anönimo.    (16)  La  Crönica  en  lemosin  de  Montaner  y  Dcsclot; 
al   fin  se   dice:  Aquest   libra  (sie)  sa   acaba  an   layn  que  hom 
conta   de   la  Nativitat  de   nostre  Senyor  ver  Dens   del  ayn  da 
MCCCLIII   disapte  A  XX  del  mes  de  juyol.     (17)  Crönica  d«J 
los  Reyes  Catölicos  por  Nebrija,  traducida  al  espanol.    (18)  Sexti 
Julii  Frontini  Strategemata,  y  el  Valerio  De  rebus  mcmorabüibus. 
(19)  Crönica   del  Rey  Don  Enrique  IV.  de  CastiUa   por  Diego' 
Henriquez  de  Castillo.    (20)  Antiguedad  y  grandezas  de  la  villa 
de  AlcaU  de  Guadayra  por  Cristöbal  de  Monroy  y  Silva;  Qenea« 
logia  de  los  Condes  de  Cardona,  escrito  en  16(34  por  Bemardo 
Llobet.  (21)  Diego  Lopez  de  Ayala,  libro  de  linages.*  (22)  Com- 
mentarius  Scipionis  in  bello  Venetorum  et  Mediolanensium  Duois, 
libri  IX,  per  Porcelium,  poetam  laureatum,  historicum  clarissimum 
et  divi  Alphonsi  Regis  secretarium,  compuesto  en  1452.  (23)  Pedro 
Trosillo,  Libellus  regiae  successionis   regnorum   Siciliae,  Hieru- 


*  Zweifel  to8  idoDti»c)i  mit  doni  Pindarcodex  der  Bibliothek  de«  D.  Buidilio 
Carreras  iu  Barcelona. 

*  Schien  Villanueva  verachieden  von  dem  bekannten  Libro  de  UnagM  de 
Pedro  Lopes  de  Ayala. 


salem  et  aliorum.  (24)  Aristoteles  De  mando,  traducido  por 
Alonso  Guriel.  (25)  Georg  Baibel,  Instmceion  de  ordenanzas 
de  la  guardia  alemana.  (2ü)  Genitura  del  ExiTio.  sig.  D.  Joachimo 
d'Aragon,  figlio  priiuogenilo  del  Exrao.  sign.  Duca  di  Segorbe 
e  di  Cardona:  calcolata  dal  P.  Fr.  Blasio  Maöo.  Cälculo  astro- 
nömico  de  aquel  momento.  (27)  Tractatua  septiformis  de  mo- 
ralitatibus  reruin,  anönimo.  (28)  Francisco  de  Exiineniz,  Doctrinal, 
en  lemosin.  (20)  Hilario  de  Rossi,  Opas  salis  arifici.  (30)  Au- 
gustini  Niphi  de  Mi-dicis,  de  Rege  et  tyranno.  (31)  Giudizio 
del  Cardinal  Colona  iiitorno  a  quel  che  scrisse  il  Card.  Ces. 
Baronio  della  monarehia  di  Sicilia:  colla  riposta  del  Baronio. 
(32)  Missale  Romanura.  Scripsit  D.  Lucas  de  Carovineo:  vivat 
in  caelis  cum  Angelo  Michaelis  anno  1469.  (33)  Martyrologion 
Usuardi  fol.  max.  vit.  adornado  con  buenas  miniaturas;  ,Mar- 
tirologium  hoc  scriptum  anno  MCCLIIII'  ac  postea  temporis 
iniuria  laesam  iussu  Illnii.  et  Rmi.  Principis  D.  D.  Francisci 
Cardinalis  a  Dietriehstain,  Eptscopi  olira  integritati  restituit 
Adamus  Paulino  Wsky  epiacopalis  latinae  cancellariae  amanuensis. 
Anno  salutis  CIOIOCXIII. 

Ausserdem  fand  Villanueva  eine  Reihe  von  Diarios  aus 
den  Zeiten  von  D.  Pedro  de  Toledo,  D.  Fadrique  de  Toledo 
und  des  Uerzo^rs  von  Monteleon,  ferner  Geschichtswerke  über 
verschiedene  Conclave,  sowie  Biographien  von  Cardinälen:  end- 
lich Gesandtschaftsberichte,  durchwegs  Handschriften,  saec.  XVI 
bis  XVU. 

Canal,  Espaiia  Sagrada,  tom.  XLUI  (löl9),  p.  XIX  der 
Vorrede  berichtet  über  seine  im  Jahre  1817  unternommene 
Forschungsreise:  pas6  al  Monasterio  de  Pöblet  por  verle  y 
examinar  su  hcrmosa  Riblioteca,  conservada  en  la  Invasion 
francesa  como  milagro.  Mas  de  quatrocientos  Codices  se  halla- 
ban  en  data.  Lo  mas  son  obras  de  Santos  Padres  y  Cddices 
can6nicos  de  mal  gusto  (?).  No  hallö  la  vida  de  Jaime  el  I. 
escrita  por  dl  mismo,  pcro  si  los  manuscritos  del  Dean  de  Vique 
Moncada,  que  son  Anales  eclesidsticos  de  Cataluüa  y  el  Epi- 
scopologio  de  Vique. 

CoRMiNAs  (Suplemento  p.  298)  sah  1821  in  der  sogenannten 
Biblioteca  nueva  ein  ausgezeichnet  schön  geschriebenes  Martyro- 


'  Es  i«t  aber  niieli   Villaiiueva  eine  Copie,  saec.  XV. 


XII.  Abbullnng:     B«er.  HsodschrifteiueUt»  Spsnieu. 

logiom:^  ,era  de  vitela  finisima  y  tenia  una  grande  Uniina  ilami- 
nada  para  cada  dia.  Creemos  que  se  estraviese.'  Vgl.  auch  p.  351. 

T0KRE8  Amat,  Meraorias,  p.  318  über  eine  Handschrift:! 
Jaime  de  Aragon,  Comentarios  de  aus  bazanas.  Am  Schlussi 
Aquest  llibre  feu  escriurer  honrat  en  Pons  de  Copona  . . .  abad] 
del  bonrat  inonaatir  de  Sta.  Maria  de  Pöblet  .  .  .  E  fou  escrit] 
en  dit  Moncsti  de  Pöblet  de  la  ma  de  Celesti  Destorros,  fe  foal 
acabat  en  to  dia  de  S.  Lambert  d  18.  dias  del  mes  de  sep-i 
tembre  en  1'  any  1343;  p.  378  s.  v.  Marquina,  Martin  wird! 
dessen  Historia  del  monasterio  de  Pöblet  in  zwei  Bftnden,  ala 
Frucht  einer  im  Jahre  1552  von  ihm  vorgenommenen  Neuordnung] 
des  Archives  Pöblet  envähnt. 

Eguren,  p.  XLIX  u.  XCT. 

Valbutinelli,  p.  137 — 139  gibt  unter  vorzüglicher  Berück- 
sichtigung Villanueva's  einen  guten  Uebcrblick  über  Geschichte 
und  Bestand  der  Sammlung  Poblet's. 

Das  schöne  Kloster,  der  Escorial  Aragoniens,  in  welchem 
die  Künige  des  Landes  ihre  Ruhestätte  fanden,  wurde  von 
Suchet  und  spilter  während  der  Bürgerkriege  vollkommen  ver- 
wüstet,' in  diesen  auch  die  herrliche  Bibliothek  zerstreut.  Einige  I 
Handschriften  kamen  auf  merkwürdigen  Umwegen  nach  Bai^  I 
celona  in  Privatbesitz  (D.  Bandilio  Carrcras,  Antonia  Sostres* 
und  Jaime  Cortada),  andere  nach  Tarragona;  doch  wurden  schon 
früher  Handschriften  Poblet's  an  andere  Bibliotheken  abgegeben, 
wie  der  jetzige  Matritensis  Rcgius  mit  dem  oben  mitgetheilten 
Katalog,  der  dem  Colegio  mayor  zu  Salamanca  gehörte. 

383.  f  Biblioteca  interior  del  Monasterio  de  Santa  Maria, ' 

ViLLANüBVA,  der  diese  Biblioteca  interior  von  der  vorher- 
gehenden streng  scheidet,  berichtet,  tom.  XX,  p.  154  ff.  über 
,obras  de  Santos  Padrcs,  que  aunque  son  prcciosos,  no  lo  parecen, 


'  Wohl  du  TOD  VillAiiueva  (33)  erwähnt«. 

'  Vgl.  Ford,  Handbook,  p.  406. 

*  VgL  hierflber  BofuniU  y  änns,  Apuntea  bibliogräBcos  in  den  Cooferencia* 
dudas  en  el  Ateneo  Barcelonas,  Barcelona  1890,  p.  534.  Bofarull  nimmt 
jedoch  an,  dngg  nur  der  Einband  von  einem  Publeler  Buche  stamme. 
Ein  triAiger  Urund  für  dtetie  Behauptung  liegt  aber  nicht  vor. 


BiU.  n«lwnieht:  SSS— S86  (FoU«t  -  Porteceli).  45 

comparados  con  ana  Biblia  del  Biglo  XI,  y  acaso  anterior,  fol.  max. 
vit.  de  218  hojas'.  Folgen  ansfilhrliche  Beschreibung  und  Auszüge. 
EocBEN,  p.  XLIX  u.  48  über  diese  Bibel,  wie  gewöhnlich 
ohne  Quellenangabe. 

Pontevedra. 

384.  Bihlioteca  del  Instituto. 

BoRAO,  p.  83  nennt  als  Gründungsjahr  1849  und  die  Höhe 
der  Bestände  im  Jahre  1859  wie  folgt:  2306  impresos,  6  manu- 
Bcritos  7  83  folietos,  ohne  weitere  Details.   Das  Anuario  schweigt. 

885.  t  Biblioteca  particular  del  notario  Gomalo  Perez. 

Dieser  Rechtsgelehrte  binterlässt  in  seinem  Testament  vom 
Jahre  1381:  Mandas  (1)  de  ,Degredo',  (2)  de  la  setima  Partida, 
(3)  del  Ordenamiento  de  AlcaU,  (4)  del  foro  de  Leon,  (5)  del 
jspecalom'  de  ,beloyacense',  (6)  del  ,specnlum'  de  Durando, 
(7)  del  Inocencio  el  HI.,  (8)  y  del  archidiäcono  (?). 

Citirt  nach  Villa-Amil,  Los  cödices,  p.  20  f ,  der  als  Quelle 
Sarmiento's  Copie  des  im  Benedictinerkloster  Lerez  aufbewahrten 
Originals  nennt. 

Portaoeli. ' 

386.  Bihlioteca  de  la  Real  Cartuja. 

A.  Handschriftlicher  Katalog. 

CivxRA,  Jüan  Bautista,  Anales  de  la  cartuja  de  Portaceli 
y  fondacion  de  todas  las  cartujas  de  la  santa  provincia  de  Cata- 
lona  (Manuscript  in  zwei  Bänden)  berichtet  nach  Villanueva 
über  einen  solchen  Katalog,  von  Pedro  Ferrer  im  Jahre  1424 
angelegt:  ,catälogo  de  todos  los  Ubros  Mss.  que  habia  en  el  mona- 
sterio,  y  que  este  indice  existia  alli  en  1664,  y  que  el  nömero 
de  c<Jdices  Uegaba  &  699'.  Dieser  Katalog  fehlte  bereits  zur  Zeit 
Villanueva's. 

Vgl.  Villanueva,  Viage,  tom.  IV,  p.  50.  Jimeno  Escritores 
de  Valencia  H,  p.  7  (lag  mir  nicht  vor)  und  Munoz,  Diccionario, 
p.  218. 

Dagegen  bietet  der  noch  heute  erhaltene  Gratianopohtanus 
Nr.  1132  (297)  olim  conventus  Maioris  Carthusiensis  eine  von 
demselben  Verfasser  (J.  Baptista  Civera,  17  margo  1619)  her- 
rtlhrende  ,Breve  relacion  y  historia  de  la  fundacion  de  la  car- 
tnxa  de  nuestra  Senora  de  Portaceli  y  de  algunos  religiöses  in- 


46 


XII.  Abhudlanf:    BvCr.  RandscIirineiucUlxc  Spuii«». 


signe  sen  sanctidad,  quo  cn  clla  florescieron'  (vgl.  Catalogue  g^ 
nöral  des  manuscrits  etc.  Departements,  tom.  VII,  p.  331). 

Dieses  Manuscript,  welches  ich  während  der  Sommerferien 
1892  in  Grenoble  einzusehen  Gelegenheit  hatte,  Uefert  auch  in- 
teressante Daten  über  die  in  Portaceli  aufbewahrten  Hand- 
schriften, insbesondere  über  ein  Diurnale  des  heil.  Bonifacias 
Ferrer.  Vgl.  den  folgenden  Artikel  (Sacristia). 

B.  Druckwerke. 

ViLLANUEVA  a.  a.  0.  sagt  mit  Bezug  auf  den  erwähnten 
Bücherreichthum  des  Klosters  im  Mittelalter:  ,en  el  dia  apenas 
quedariin  unos  doce  de  ellos',  leider  ohne  Angaben  über  diese 
spUrJichen  Uebcrreste.  Sie  wurden  in  die  Universitätsbibliothek 
Valencia  gebracht;  vgl.  diese. 

387.  Sacristia  de  la  Real  Carfuja. 

Die  wenigen  Handschriften,  welche  Viixancbva  als  in  dem 
Kloster  befindlich  beschreibt,  waren  als  Reliquien  in  der  Sacristei  \ 
aufbewahrt  (vgl.  Viage,  tom.  IV,  p.  45ss.):  (1)  Tomito  de  20 
hojas  en  4",  serraoncs  escritos  de  mano  de  Santo  Toraas  de  Villa- 
nueva.  (2)  Fragraento  de  una  carta  original  de  Santa  Teresa 
de  Jesus.  (3)  Otro  de  S.  Vincente  Ferrer  li  su  hermano  D. 
Bonifacio.  (4)  Santo  Tomas  in  librum  IV.  sentent.  Auf  den 
Deckeln  folgende  Notizen:  ,Iste  liber  est  Petri  Johannis,  qui 
emit  cum  a  Von.  Raymundo  de  RupiiU,  rectore  ccclesiae  de 
Oliva,  practio  viginti  florinorum  de  Aragonia'  und  von  der  Hand 
des  heil.  Vicente  Ferrer:  , Liber  iste  est  domini  Petri  Johannis, 
civis  Valentiae  et  est  eommcndatas  per  eundem  mihi  fratri  Vin- 
centio  Ferrarii'.  Darauf  die  weitere  Note:  ,ltcm  post  hace  dictus 
venerandus  dominus  Petrus  Johannes  dedit  istum  libmm  libc- 
raliter  domui  de  Portacoeli,  ordinis  eartusiae;  ...  Et  fuit  facta 
donatio  anno  Domini  1396,  circa  festum  S.  Joannis  Baptistae. - 
Et  hoc  fuit  scriptum  hie  per  fratrem  Bonifacium  Ferrarii,  mo- 
nachum  dictae  domua  de  Portacoeli,  gcrmanum  dicti  fratris  Vin- 
centii  Ferarrii,  ordinis  praedicatorum  u.  s.  w. 

388.  Archivo  de  la  Real  Cartuja. 
Die    handschriftlichen    Anales    Civeras   (vgl.  den    Artikel 

Portaceli  Biblioteca)  befindet  sich  nach  Jimeno  a.  a.  O.  im  Archiv 
der  Cartuja. 


BiU.  Uebwneht:  S87— 301  (PorUceli— BipoUi.  47 

FoEuelo. 

389.  Bihlioteca  del  Monasterio  San  Salvador. 

Ansnr  und  seine  Gattin  Elduara  schenken  im  Jahre  973 
diesem  Kloster  (1)  antifonario,  (2)  comnigo  (sie)  et  (3)  regula, 
(4)  manaal. 

Vgl.  Indice  de  los  documentos  del  monasterio  de  Sahagun. 
Madrid  1874,  p.  159. 

Pui«. 

390.  Bihlioteca  del  Monasterio. 

Chabret,  Antonio,  Sagnnto,  sa  historia  j  sns  monumentos, 
Barcelona  1888  erwähnt  tom.  II,  p.  268  ein  Manoscript:  E^  Archivo 
en  la  mano  und  bemerkt:  Se  gnarda  en  el  moasterio  de  Poig. 

BipoU. 

391.  \  Bihlioteca  del  Monasterio  de  Santa  Maria. 

Unter  den  zahlreichen  älteren  Zeugnissen  fUr  die  Bücher- 
bestände des  Klosters  vom  10.  Jahrhundert  ab  ist  leider  nur 
eines  vollständig  auf  uns  gekommen,  wenigstens  bis  jetzt  zu- 
gänglich geworden.  Doch  beweisen  auch  die  fragmentarischen 
Notizen,  welche  wir  hier  folgen  lassen,  den  ungewöhnlichen 
Reichthmn  Ripoll's  an  sehr  alten  Handschriften  der  verschie- 
densten Disciplinen  im  Mittelalter. 

A.  Handschriftliche  Kataloge. 

1.  Cattiogo  de  los  cödices  manoscritos  que  07  dia  existen 
en  la  biblioteca  del  real  monasterio  de  Ripoll  en  el  principado 
de  Catalufia  saec.  XVHI. 

Ueber  diesen  im  Codex  der  Real  Academia  de  la  Historia 
Est.  27,  gr.  4'  E.  N.  122  enthaltenen  Katalog  vgl.  Ewald,  p.  389, 
(p.  338,  341).  2.  Katalog  vom  Jahre  1823.  Vgl.  Ewald,  p.  389. 
3.  Katalog  vom  Jahre  1835.  Vgl.  Ewald  ibid. 

B.  Druckwerke. 

Das  Inventar  der  KirchengUter,  welches  am  30.  Juli  979 
nach  dem  Tode  des  Abtes  Vuindisclus  (Gindisclus,  Windisclus) 
für  Don  Miro,  Bischof  von  Gerona  und  Grafen  von  Besalü, 
gefertigt  wurde,  führt  nebst  Anderem  libri  numero  65  et  eo 
amplius  an. 


Xn.  AVkui4lDii(:    Bter.  Baalicliriftpiiiielitti«  Siimniani. 

Vgl  Ewald,  p.  389,  Gottlieb,  Mittelalterliche  Biblio- 
Aekea  p.  270. 

Das  nach  dem  Tode  des  Abtes  Oliva  (f  1046)  zusammen- 
jcaetellte  Inventar  der  ,alaja8  j  hbros'  des  Klosters  enthält  die 
Bemerkung  ,et  sunt  libri  192'. 

Villanneva,  Viage,  tom  VIII,  p.  35.  Ewald,  p.  389.  Gott- 
Kfeb,  Lc. 

Hie  est  brevis  librorum  Sanctae  Mariae. 

(1—3)  Bibliotecas  m  (4.  5)  Moralis  U  (6.  7)  Gart.  H  (8.  9) 
Estival.  n  1 10—13)  Passionar.  IIII  ( 14.  15.)  Collationes  FI  ( 16.  17) 
Vitas  Patrum  U  ( 1 8— 20)  Textus  Evangel.  UI  ( 2 1  — 3 1 )  Missal.  XI 
^32— 35)  Lection.  IHI  (36—48)  Ant.  XIII  (49.  50)  Prosarios  D 
(51 — 53)  Prophetarum  III  (54.  55 1  Epistolas  Pauli  II  (56)  Ger- 
archia  (57 1  Josepbura  (58)  Bede  De  temporibus  (59)  Confessiones 
(60.  61)  Pastora!.  II  (62—64)  Suramum  bonum  EI  (65.66)  Dia- 
logor.  II  (67.  68)  Exameron  II  (69)  Ethimologiarum  (70)  Libor 
de  Trioitate  (71)  Omeliarum  super  lezechielem  (72.  73)  XL  Ho- 
BeHae  II  (74)  super  Matbeum,  super  Lueam,   super  Jobannemj 
(75)  Claudium  (76.  77)  Liber  Bede  cum  Evangel.  II  (78)  Alraonis  1 
(T9.  80)  Historia  Ecclesiastica  11  (81)  Tripartita  (82)  Canticum' 
gTMlaam  (83)  Prosperum  I  (84)  Prophetarum  grecum  collect.  I 
(S5)  Liber  Sancti   Benedict!   (86)  Liber  de  natura  boni  (87) 
IXK-trina  Xpiana  (88)  Gesta  Julii  (89.  90)  Amclarii  U  (91)  Ex- 
utMitum  regulae  (92)  Sententiariun  Gregorii  (93)  Registram  Au- 
ytt»tiiii  (,94)  Evipium  (95.  96)  Eptatirum  II  (97)  Regum  (98)  G«-^ 
««»»  ofliciorum  (99.  100)  Augustinus  II  (101—103)  Martirolog.  III 
^104)  Ortographia  (105)  Capitularem  K.'  (106—110)  Cannones  V 
(lU— 116)  tJlosas  VI  (117—119)  Liber  Judiccs  III,  duo  vetu- 
gteima  (läO.  121)  Decadall  (122)  Metodium  (123)  Topica  (124) 
UimUMnr  parvura  (152—128)  Medicine*  im  (129)  Plutargut 
(^l9(^-k40>  Alios  XXI  (141.  142j  et  unum  Toletanum  et  alterum' 
iV»i4is"um  (14»— 152)  Ims  X  (153—159)  Orationarios  VII  (160. 
14^)  ttwVMOit  Ivctionum  II   (162)   Legem  romanam   (163)  qua- 
^MNÜlMMik  *!«  Bo«cii,  de  Juvenal,  de  Atanasio  (164 — 168)  MissaL^ 
"K^^MMk  V  (X*a^)  Liber  de  Horis   (170)  quatern.  de  computo  II 


v-4u*t  Kwald  p.  S89  und  Termuthet  richtig,  dun  der  hantigM 


Bibl.  üebenieht:   S91  (BipoU).  49 

(171)alius  Über  de  computo.  Libri  artium(172 — 175)  Donatos  Uli 
(176.  177)  Priscianos  H  (178.  179)  PriscianeUos  n  (180.  181) 
VirgU  II  (182—184)  Sedul.  IE  (185. 186)  Constructs.  H,  una  cum 
Aratore  (187.  188)  Isagoges  H  (189)  Categorias  (190)  Peri- 
hiennenias  (191)  Macrobius  (192)  Boecius. 

Aus  einem  ehemals  mit  der  Nummer  40  bezeichneten, 
heute  wahrscheinlich  verlorenen  Codex  Rivipullensis  zum  ersten 
Male  unter  dem  Titel  Catalogus  librorum  qui  sec.  XII  exstabant 
in  monasterio  Rivipollensi '  herausgegeben  von  Villanueva,  Viage, 
tom.  Vni,  p.  216  f.;  aus  einer  Copie  des  Benedictus  Rivas  im 
Cod.  Est.  27  gr.  4*  E.  N.  122  der  Real  Academia  de  la  Historia 
zu  Madrid  auszugsweise  mitgetheilt  von  Ewald  p.  388.  Vgl. 
GottUeb,  p.  270. 

Im  Jahre  1147  schrieb  ein  Mönch  von  Ripoll  die  Geschichte 
seines  E^losters.  Vgl.  Baluze,  Marca  hisp.  Ap.  ndm.  404.  Esp. 
sagr.,  tom.  XLIII,  p.  130,  tom.  XL  VI,  p.  346. 

Im  Jahre  1173  schreibt  der  frater  A.  de  Monte  an  Abt 
und  Capitel  zu  Ripoll: 

Reverendis  patribus  et  dominis  sms  R",*  Dei  gratia  Rivi- 
pullensi  electo,  B.,  maximo'  priori,  et  universo  eiusdem  ecclesie 
venerando  conventui,  frater  A.  de  Monte,  humilis  filius  atque 
vestre  societatis  devotissimus  servus,  salutem  et  plenitudinem 
debiti  famulatus.  Consistens  in  ecclesia  beati  Jacobi  apud  Com- 
postellam,  quem  propter  indulgentiam  peccatorum  meorum  visitare 
studueram,  et  nihilominus  ob  desiderium  visendi  loci  cunctis 
gentibus  venerandi,  vestre  beatitudinis  non  minus*  licentia  fultus, 
reperi  volnmen  ibidem,  quinque  libros  continens,  de  miraculis 
apostoli  prelibati,  quibus  in  diversis  mnndi  partibus,  tanquam 
mercatoribus  Stella,  divinitus  splendescit,'  et  de  scriptis  sancto- 
rum  patrum,  Augustini  videlicet,  Ambrosii,  Hieronymi,  Gregorii* 
Leonis,  Maximi,  Bede.''  Continebantur  in  eodem  volumine  scripta 
alionim  qnorumdam  sanctomm,  in  festivitatibus  predicti  apostoU 


>  Xn  hatte  ich  fltr  einen  Druckfehler  and  Ewald's  Angabe  (p.  389)  saec.  XI 
fQr  richtig;  ja  man  dürfte  nicht  fehlgehen,  wenn  man  diesen  Katalog  mit 
dem  1047  (vgl.  oben)  angelegten  identificirt,  da  die  Zahlenangabe:  et  snnt 
libri  192  Übereinstimmt. 

*  K.  Bai.        *  et  B.,  maiori  Bai.        *  mimm  Bai. 

"  splendeicente,  Bai.  als  Variante.        *  Qregorii  om.  Bai. 

'  Maximi  et  Bede  Bai. 
Sitninpbn.  d.  pUl.-luit.  Cl.  CXITUI.  Bd.  U.  Abb.  *■ 


Xn.  4Maailu(:    B««r.  Uaa<whrill«aicli&t»  Sfaaiau- 

B  illios  p^r  totum  annniu  legendum,'  cum  rcsponsoriis, 

profacionibus   et  orationibus  ad  idem   pertinentibus 

IJBfüuis.     Considerans  igitur  paternitatem  vestram  circa 

■  apoetolum   devotissiuiani,   memoriterque   retinons  quod, 

conäimilcni  devocionis  formam,   felicis  memorie   pre- 

vestri,    di\nni    anioris    intuitu,    simulque    apostolice 

speculatione ,    sub    scpe    nominaudi   apostoli   titulo 

iMLsUicam  Rivipullcnsem  altarc  sacro  sanctuni  erexera[n]t,* 
vohunen  predictuin  transcribere,  desiderans  ampliuri 
MJKwnÜoram  beati  Jacobi,  quibus  tamdiu  caruerat,  uWrtate 
Mckeiuii  nostrani  ditari.  Verumtamcn,  cum  copiam  sola^  vo- 
iMlfeHS  niinistraret,*  sumptuum''  vero  penuria^  et  tcmporis  me 
«OMtaret  angustia,  de  quiaque  libris  tres  transcriptos  atub°,' 
MH  Wimhllii  scilicet  et  tcrtium  et  quartum,  iu  quibus  integre 
MHnMTttla  continentnr,  atque  translatiu  apostoli  ab  Uierosolimis 
«J  Y$|MUiias,  et  qualiter  Karolus  Magnus  domuerit  et  subiuga- 
»vril  iu|fO  Christi  Yspanias.  De  priiiio  quidem  aliqua,  licet"  pauca 
4q  «Uoljs  Calixti  secundi  collegi  in  presenti  volumine  conscripta. 
^jaklttt»  Über  supradicti  voiuiiiinis  scribitur  de  diversis  ritibus 
•t  vam  consuetudinc  gentium;  de  itineribus  quibus  ad  Sanctum 
\iM>«>bum  venitur  et  qualiter  omnia  fere  ad  Fontem  Regine  ter- 
MIAantur:  de  civitntibus,  casteilis,  liurgis,  uioiitibus,  et  de  pravi- 
IM»  simul  et  bonitatc  aquaruiii,  piscium,  terrarum,  horainum 
vi  ciborum,  ot  de  sanctis  qui  sub  prccipua  vcneratione  coluntur 
Mvr  viain  lacobitanam,  scilicet  de  sancto  Egidio,  sancto  MarianoN 
«4  iHMi'tis.  Continentur  et  in  eodem  liUro  quinto  situs  civitatis 
i\MUjK»stcll«nc,  et  nomina  circumfluentium  aquarum  et  numerus, 
M^tt«>  prvtorit  fontem  qui  dicitur  de  Paradiso.  Comprehcndit 
«IlMi  •alticienter '"  formam  ecclesie  sancti  Jacobi,  et  institutionem 
^MMtfMVoruui ,  qutmtum  spectat  ad  distributionem  nblnciunum, 
MUH)  uumoro  eorundem,  et  qualiter  sedis  metropolitane  dignitas 
««KC^MitAt«  Rtimanürura  pontitieuni  ab  Emerita  translata  sit  ad 
>V<W>yTttfHri'i,  propter  predicti  apostoli  favorem.  Ex  bis  omni- 
Wk  «Miv^rfkai  que  in  presenti  volumine  üdelibus  oculis  beatitudo 
n  jrtinfi  \<outUPri    potest,   si   dignatnr   presentibus.     Quid   autem 


^  ^giawifei  Hat.        *  erexenit  cod.        '  ti<^>laui  eud.         *  mitustnret  cod. 

^  .x)u|fnnlll  ««il.        '  pecnnin  Bai.        '  attnli  Biil. 

*  M<WP>  f>lrt*t  pMUca  Bai.        *  Martinn  Bai.         '°  (niffidentem  Bai. 


BibL  üebenicht:   391  (BipoU).  51 

legendum  sit  in  ecclesia,  sive  in  refectorio,  de  suprascriptis 
Omnibus  ex  epistola  domini  Calixti  dive  memorie,  Romani 
pontificis,  nuUi  fidelium  contemnenda  prebetor  aactoritas,  qui 
et  predictum  volumen  inter  auctenticos  Codices  in  ecclesia  legen- 
dum apostolici  culminis  sententia  sanccire  curavit,  venerando 
Innocentio,  ecclesie  Romane  summe '  pontifice,  supradictam  scrip- 
turam  postea  roborante.  Ceterum  qnando  presentis  voluminis 
transcriptio  facta  fuit,  MCLXXIII  ab  incarnatione  Domini  nu- 
merabatur  annus. 

Dieser  für  das  Handschriftenwesen  des  Mittelalters  wichtige 
Brief  existirt  heute  noch  im  Original,  und  zwar  als  Schluss  des 
Cod.  Ripoll  Nr.  99  im  Archive  de  la  Corona  de  Aragon,  und 
wurde  von  mir  copirt;  erst  später  gelangte  mir  der  Abdruck 
Delisle's  in  Le  Cabinet  historique  XXIV  (1878),  p.  1  ff.,  Note  sur 
le  Recueil  intitul^  De  miraculis  sancti  Jacobi  nach  einer  Copie 
Baluze's  (Bai.)  zur  Renntniss. 

Villanueva,  der  zu  Beginn  dieses  Jahrhunderts  Ripoll  be- 
suchte, fand  dreihundert  Handschriften  vor  (cf.  Viage,  tom.  VI, 
p.  191  und  Vin,  p.  35 — 60),  von  denen  heute  noch  240  im  Ar- 
chive de  la  Corona  de  Aragon  zu  Barcelona  aufbewahrt  werden. 
Wir  verweisen  bezüglich  der  weiteren  Schicksale  der  Sammlung 
auf  diese  Rubrik.  Ueber  die  ältere  Geschichte  und  die  Bestände 
der  Bibliothek  handeln  ausser  Villanueva  (vgl.  auch  Viage,  tom. 
XVin,  p.  246  f.,  Chronicon  Rivipullense)  noch 

ToRSEs  Amat,  Memorias,  der  p.  337  s.  v.  Juan,  Monje  de 
Ripoll  erwähnt:  Coleccion  de  cänones  decretales  por  örden  del 
Conde  Borrell  en  958  mit  dem  Beisatz:  Existe  este  codice  en  la 
iglesia-de  Anicien.  A  la  fin  haj  estas  palabras:  Anno  Incam. 
Dominicae  958  indict.  prima  2  cal.  Octobris  .  .  .  Ego  Joannes 
monachus  atque  Diaconus  transscripsi . . .  Vgl.  auch  p.  715. 

CoRMMAs,  Suplemento  p.  297  (siehe  auch  den  Artikel  01- 
zinellas),  p.  318  (ms.  del  siglo  XI,  ,qualiter  corpus  beati  Stephani 
Iherosolimis  Constantinopolim  sit  translatum  XVIH  ianuarii', 
obra  de  Amallo  scolastico). 

EoüREN,  p.  XXXIV  und  LI  f.,  endlich 

Valentineli,  p.  164  f.     Cakini,  p.  49. 

RiANo,  Early  spanish  music,  p.  7  (Latin  poem  by  Oliva). 


'  snmo  cod. 

4* 


68 


IM.  Abbudlnnn:     Bo«r.  lUadMhrifhmneUtia  Spuiem. 


Boda  (Arngoo). 
893.  Bibliotera  de  la  Igle*ia  de  San  Vic4mte. 

A.  Druckwerke. 
In  der  Consecratio  ecclesiae  Kotensis  vom  Jahre  957  findet 

sich  folgender  Passus :  Donauius  in  omanientis  Ecclesiae  . . .  trea 
libros  (1)  Missale  (2)  Lectiorario  (sie)  atque  (3)  Autipbonario. 
Canal,    Espafia  Sagrada,    toui.  XLVI,    Apend.  III,    p.  230. 
(Aus  dem  Archiv  der  Kirche.). 

VnxANCBVA,  Viage,  tom.  X,  p.  13  berichtet  als  der  Erste 
von  dem  cödice  santoral  6  leccionario  fol.  ^nt.  ms.  en  caracter 
götico  cursivo  lo  mas  tarde  ä  principios  del  siglo  XJ,  que  solo 
contiene  serniones  en  las  fiestas  de  nuestra  Scnora.  Nach  dieser 
und  zwei  anderen  Handschriften  ist  der  Sermo  sancti  Justi, 
Urgellensis  episcopi,  in  natale  sancti  Vincentii  martyris  ibid. 
p.  216—221   abgedruckt. 

Sainz  y  Baranoa,  Espana  iSagrada,  tom.  XLVII  (1850), 
p.  223  ff.  Ubrr  die  Geschichte  der  Kirche  p.  225  die  Bemerkung 
jSabemos  que  csta  Iglesia  poseia  ms.s.  muy  preciosos;  pero  igno- 
ramoB  si  todavia  se  conservan.'  Im  Apend.  LV  dieses  Bandes 
gibt  Sainz  den  Aufsatz  von 

Abad  V  Lasikkka,  Manlki-,  ücscripcion  del  Sacramontariol 
de  Roda,  eine  sehr  schwache  Arbeit. 

B.  Schriftprobe. 

Eine  solche,  in  Farben  ausgeitihrt,  bietet  der  oben  ge- 
nannte Band  der  Espafia  Sagrada  (p.  228)  von  dem  Sacramentar. 


Roda  (Prov.  de  Barcelona). 
393.  Archivo  del  Monasterio  San  Pedro. 

A.  Handschriftliche  Kataloge. 
Nachweise  über  solche  bei  Ewald,  Reise,  p.  338  und  441 
(Varios  bibliogrificos  der  Nationalbibliothek). 

B.  Druckwerke. 

ViLLANUBVA  erwähnt  Viage,  tom.  XV,  p.  124  (1)  ein  Cartoral 

mayor  saec.  XU  und  (3.  4)  zwei  andere  Exemplare  saec.  XII  und 

Xni;  p.  156  ein  Coloctario  (5)  saec.  XIII.  P.  167—178  werden 


Bibl.  üelxnioht:   39S— 393  (Sod*).  53 

folgende  Handschriften  beschrieben;  (6)  Summa  dictaminis  ma- 
gistri  Guidonrä.  Eiusdem  De  privilegiis  Sedis  Apostolicae.  —  De 
Distinctionibus  seu  descriptionibus  omnium  vitiorum  et  virtutum, 
Alles  in  einem  Bande  saec.  XIV  fin.  (7)  S.  Isidori  Hispalensis 
Expositio  in  Pentateuchum  u.  s.  w.  vgl.  weiter  unten  Heine's  Be- 
schreibung. (8)  Arator,  Historia  Apostölica.  (9)  Fragmentes 
abundantes  de  las  epistolas  de  Horacio  saec.  XII.  (10)  Otros 
Fragmentos  de  Homero.  (11)  Breve  comentario  incögnito  de 
algunas  comedias  de  Terencio  ms.  saec.  XIU.  (12)  Antonii  Pan- 
hormitae  in  Alphonsi  Regis  Aragonum  dicta  ac  facta  memoratu 
digna.  AI  fin  la  oracion  del  Rey  Alfonso  in  expeditionem  contra 
Theucros  ms.  saec.  XV.  (13)  Augustinus  in  Evangelium  secun- 
dum  Johannem.  Eiusdem  Explanatio  Beati  Augustini  Episcopi 
in  epistolam  Johannis  Apostoli  de  caritate  Dei  et  proximi.  Eius- 
dem Cur  Dens  homo.  Eiusdem  de  casu  diaboli  et  de  veritate 
et  de  libero  arbitrio.  (14)  Donatus  (?)  De  Grammatica  saec.  XI. 
(15)  Laurentius  de  Aquilegia,  Practica  sive  usus  dictaminis 
saec.  XIV.  (16)  Cassianus,  collationes  saec.  XI.  (17)  Isidorus 
de  summo  bono,  Augustini  soliloquia;  femer:  Liber  alit  garit  de 
viciis  et  virtutibus.  (18)  Leccionario  saec.  XI.  (19)  Santoral 
saec.  XIV.  (20)  Leccionario  de  tempore  saec.  XII.  (21)  Cere- 
monial  de  Obispos  saec.  XI.  (22.  23)  Dos  breviarios  Herdenses 
saec.  XIV.  (24)  Epistolario  de  todo  ei  ano  saec.  XIV.  (25)  Collec- 
tario  saec.  XV.  (26)  Breviario  vom  Jahre  1138.  (27)  Consueta 
Ilerdense  saec.  XIV.  (28)  Gerönimo  de  Santa  F^,  Disputa  con 
los  ludios  de  Tortosa.  1412.  Copien  und  Auszüge  aus  diesen 
Handschriften  in  den  Apendices  LV — LXI. 

HüiNE  fand  noch  (vgl.  Serapeum  VIII  [1874],  p.  94  f.)  ausser 
»verschiedenen  werthvollen  Breviarien'  1.  Isidori  Expositio  in 
Pentateuchum,  Jos.  Judic.  Regg.  Esd.  Maccab.;  Eiusdem  versus 
titnlorum  bibliothecae.  Eiusdem  in  parab.  Salam.  Danach  Ex- 
cerpta  S.  Gregorii,  Commentarii  in  Ecclesiast.,  Sapient.  und  Cant. 
cant.  Danach  ein  neuer  Commentar  über  das  Hohelied  (Frag- 
ment) als  Werk  des  Gregorius  Magnus  gegeben,  aber  verschieden 
von  dem  diesem  gewöhnhch  zugeschriebenen,  und  derselbe,  der 
sich  in  einem  Codex  der  Kathedrale  in  Barcelona  befindet. 
Danach  zwei  Briefe  des  Justns  Urgelitanus  mit  seinem  Com- 
mentar in  das  Hohelied;  und  verschiedene  kleinere  Tractate 
von  Augustinus  u.  a.,  cod.  membr.  saec.  X,  und  fand  noch  2.  Hi- 


u 


XII,  AkbuDdlnog:     Beer.  üuidiehriftaiiKkita«  Spmieii«. 


storia  apostolica  anctore  Aratore  Romano  Subdiacono  Hbr.  2  mbr. 
saec.  XI  (,=  Villanaeva  Nr.  8).  3.  Angnstinas  in  Evangeliam  et 
litteras  Joannis  Apostoli.  Additur  Tractatus  de  casu  diaboli 
et  de  veritate  et  de  libcro  arbitrio  (=  Villanueva  Nr.  13) 

Vgl.  noch  EouKEN,  p.  LXXVII  und  96  (Cödice  de  Cronicone 
saeo.  IX)  und  Valentixelli,  p.  172  (nach  Villanueva). 


Bosas  (Prov.  de  Huesca). 

894.  +  Bihlioteca  del  Monaiterio  cU  S.  Pedro. 

VnjjunjEVA,  Viage,  tom.  XV,  p.  38  sagt:  De  la  bibliotecaj 
tan  celebrada  nada  ha  quedado.    Ray  aqui  una  tradicion  va 
de  que  un  general  Frances,  Uamado  NoailJes,  trasportö  . . .  varios 
Codices  ä  Paris,  entre  cllos  nna  preciosa  Biblia. 

Valentinelli,  p.  173  nach  Villanueva. 

395.  Archivo  dd  Monagttrio  de  San  Pedro. 

VnxANüEVA,  Viage,  tom.  XV,  p.  38  erwähnt  zwei  Cartorale 
ssec.  XII  und  XIII,  die  Documente  von  der  Mitte  des  10.  Jahr- 
hunderts ab  enthalten.  Aussenlem  ein  ,cart«l'  saec.  XV,  welche 
ein  Verzeichniss  der  in  dem  Kloster  aufbewahrten  KeUquieo 
enthält.    Vgl.  Ap.  VUI  (p.  229,  19). 

FoRo,  Handbook,  p.  439  f.  nur  über  die  Lage  and  Oe- 
schichte  des  Klosters. 

Sagonto  (Morviedo). 

396.  j  BibUoteca  particular  del  Jndio  Jafftida  Cof». 

In  der:  Indemnisaciön  qae  pidio  el  jndio  Jaffada  Cofe  de 
los  objetos  robados  por  los  de  la  Union  en  la  villa  de  Murviedo 
vom  30.  Januar  134^  fordert  der  Geschädigte  Ersatz  fit  Librea j 
qae   valien  CCC   sous   (gehört   za  den    höchsten  Ansktzen   des' 
Verzeichnisses)  and  aus  dem  Besitz  de  mon  genna  (hermano) 
Mainio  Cofe  Libr«s  LX  soos. 

Aas  dem  LUbre  de  certificacions  im  Archivo  monicipal  za 
Valencia  herausgegeben  von  Antonio  Chabcvt,  Saganto,  sa  hi- 
storia  j  sos  monumentos.  Barcelona  1888,  VoL  II,  p.  422  flP. 
Die  aaagehobenen  Stellen  p.  427  and  428. 


BiU.  Uebtnielit:  S94— S97  (Rodt— Sdufnii).  55 

Sahag^un. 

397.  Biblioteca  del  Monasterio. 

,Hennenegildu8  confesor  cum  omnibus  fratribus'  schenkt 
dem  Kloster  Sahagun  922  Jjibros  Ecclesiasticos,  id  sunt  (1)  anti- 
fonarium  (2)  comicum  (3.  4)  mannale  in  duobus  corporibus  di- 
visom  (5)  salterio  cum  canticis  et  imnis  (6)  ordinum  (7)  libellua 
alins '  de  cotidiano  officio  com  lectionibos  vel  missas,  (8)  orarom 
(9)  sententiarum  (10)  precum. 

Facta  hac  scriptura  a  nobis  et  roborata  simul  et  testibus  ad 
roborandum  tradimos.  Sub  die  DI  ides  ma^as,  Era  DCCCCLX*. 

Nach  dem  Original  des  EJosterarchivs  veröffentlicht  von 
J.  Perez-Escalona,  Historia  . .  de  Sahagun  p.  383  f.  (Apend.  IQ, 
Escr.  11),  Yepes,  Coronica,  tom.  V,  escr.  9,  fol.  435  und  Indice 
de  los  Documentos  del  Monasterio  de  Sahagun,  Madrid  1874, 
p.  111;  cf.  Tailhan,  p.  319. 

Salud,  presbitero  ,cognomento  Meliki'  schenkt  959  dem 
Kloster  Sahagun  die  Kirche  San  Salvador  ,quod  modo  nuncupant 
Sanctorum  Justi  et  Pastoris  secus  rivulo  Forma  territorio  legio- 
nense'  und  femer  de  misteria  ecclesiastica  libros  (1.  2)  comattos* 
duos  (3. 4)  duos  manuales  (5.  6.  7)  antiphonales  tres'  (8.  9)  Ora- 
tiones  festivos  11  et  (10)  tertium  Psalmorum*  (11)  orarum  et 
precum  in  una  forma  et  (12)  alium  orarum  in  una  forma 
(13)  Passionum  I  (14)  Psalterium  I  (15)  Canticomm  &  imnorum 
in  una  forma. 

Perez-Escalona,  Ap.  11,  p.  405,  welcher  das  Document  in 
das  Jahr  960  setzt.  Indice  p.  141;  der  Schluss  des  Inventars 
in  diesem  Abdruck  gekürzt. 

Im  Jahre  1347  schenkt  König  Alfons  dem  Kloster  ein 
Exemplar  des  von  ihm  promulgirten  Cödigo,  welches  sich  noch 
zu  Escalonas  Zeit  wohl  erhalten  im  Archiv  vorfand  (vgl.  Perez- 
Escalona  p.  172). 

MoRALBS,  Viage,  p.  38,  sah  und  beschrieb:  (1)  Concilios 
de  letra  Gothica,  enqaademados  en  envesado,  j  no  tiene  fin. 
Dice  en  la  cifra  ordinaria  Superi  Abbatis  liber . . .  parece  ser 

'  libellig  aliis  der  Abdruck  des  Indice. 

*  Perez-Escalona  comnnes. 

*  II  bei  Perez-Escalona. 

*  Psalmo  granfl  (sie)  Perez-Escalona. 


6d 


XII,  Abhudliuig:    Bg«r.  HudiohriflaMeUtie  Spaninu. 


mas  antigno  aün  que  el  de  Carrion.  (2)  Augustini  De  civitate 
Dei,  letra  Gothica  y  pergamino  muy  grande.  (3)  Liber  Senten- 
tiarum  Beati  Isidori,  en  pergamino,  letra  comun,  mas  muy  an- 
tigua  en  tablas  coloradas,  y  pliego  pequeiio.  (4)  Petrus  Lom- 
bardns  in  Psalterium,  pergamino  grande,  tablas  envesado:  al 
cabo  se  dice  como  se  escribiö  el  afio  ICLXXVII  para  el  Abad 
Guterio.  (5)  Las  obras  de  Santo  Augustin  en  siete  Tomos  de 
pergamino  grande:  tambien  se  dice  alli  como  se  escribieron  para 
el  Abad  Guterio,  y  asi  son  del  mismo  tiempo  que  el  pasado. 
(6)  Biblia  en  Hebreo.  (7)  Santorale  en  j)ergamino,  letra  antigoa. 
(8)  Liber  Scintillarum  Alvari  Cordubensis,  coUectus  de  Sententiis 
Sanctorum  Patrura.  V.  Kalendas  Octobris.  Era  MCCXIÜ.*  Aus- 
geliehen waren  zur  Zeit  Morales'  verschiedene  Handschriften, 
darunter  eine  ConcilienlianJsihrift  (2.  Exemplar^  und  algunos 
libros  de  S.  Isidoro  de  letra  Gothica. 

Die  späteren  Naclunchten  über  Sahagun's  Bibliothek  lauten 
spärlich.  Die  Nekrologien  (Kaiendarien)  und  Bezerros  wurden 
von  Joseph  Perez  und  Escalona  benutzt  (vgl.  deren  Historia, 
p.  rV — VI  und  über  Perez,  Muiioz,  Diccionario,  s.  v.  Sahagnni. 
Florez,  Espaüa  Sagrada,  VI  (17ril),  p.  48  bespricht  ein  von 
Carranza  herangezogenes  Manuscrito  Göthico  mal  consen'ado 
mit  den  Toletaner  Concilien.  Die  Notizen  über  die  alteren 
Bestände  sind  theilweise  behandelt  von  Eguren,  p.  LXXXIX 
und  82,  von  Tailhan,  p.  319  und  322.  Aus  dem  Becerro  II  von 
Saliagun  saec.  XIII  wurde  die  Renta  del  Portazgo  de  Sahagun 
abgedruckt,  Revista  de  Archivos  I,  268 — 270.  Ein  Missale 
saec.  XI  aus  Sahagun  ist  heute  unter  den  Toledaner  Hand- 
schriften mit  der  Signatur  35,  14  der  Biblioteca  Nacional  zu 
Madrid  einverleibt  (vgl.  Ilartel-Loewe,  p.  298).  Die  Uebeireste 
des  Archivs  kamen  bekanntlich  in  das  Archive  histörico  nacional 
zu  Madrid  (vgL  diesen  Artikel). 

Salamanca. 
39S.  Biblioteca  öhiversitaria. 

Von  Alfonso  el  Sabio  1254  gegrtindet,  gilt  die  Bücher- 
sammlong  der  Salmantiner  Hochschule  als  die  älteste  Universitäts- 


Ueber   diese  Hanibchrift  auch   io  der  Corouica  Lib.  XIY,  c^.  HI    und 
RodrigOM  de  Cartro,  BibL  Esp.  O,  p.  44ä. 


BiU.  ü«benieht:   398  (S»higui— SaUiune*).  57 

bibliothek  Spaniens.'  Die  bedeutendste  Bereicherung  vor  1500 
erhielt  die  Sammlung  durch  das  Legat  des  berühmten  Doctors 
dieser  Universität,  des  Canonicus  von  Toledo  D.  Alonso  Ortiz, 
welcher  1497  gegen  600  Bände  mit  Werken  griechischer  und 
lateinischer  Schriftsteller  schenkte.  Leider  sind  wir  über  das 
numerische  Verhältniss  der  Druckwerke  und  Handschriften  in 
dieser  Schenkung  nicht  genügend  unterrichtet.*  Ueber  die 
späteren  Bereicherungen  und  die  Geschichte  der  Sammlungen 
vgl.  die  unten  angeführten  Quellen. 

A.  Handschriftlicher  Katalog. 

Memoria  de  los  libros  que  en  su  biblioteca  tiene  la  Uni- 
versidad  de  Salamanca.     Gegen  1750  verfasst. 

Handschrift  4 — 6 — 2  der  Bibliothek;  vgl.  Graux,  Rapport 
p.  127. 

B.  Druckwerke. 

Obtiz  de  LA  Pena,  Bibliotheca  Salmantina  seu  Index  libro- 
rum  omninm,  qui  in  publica  Salmaticensis  academiae  bibliotheca 
asservantur.  Ex  decreto  Universitatis  editum  Salmanticae  1777, 
3  vol.,  4«. 

Das  Werk  stand  mir  nicht  zur  Verfügung.  Ueber  den 
Werth  desselben  vgl.  Valentinelli  p.  60  und  Graux,  Rapport 
p.  128. 

PoNz,  Viage,  tom.  XH,  p.  185. 

Alfonso  EL  Sabio,  Las  siete  partidas  .  .  .  por  la  Real  Aca- 
demia  de  la  Historia.    Madrid  1807,  4",  pröl.  p.  IX. 

La  Bohdb,  Voyage  H,  p.  264;  V,  p.  149. 

PuBKO  Jüzoo  en  Latin  y  Castellano  .  .  .  por  la  Real  Aca- 
demia  Espanola.    Madrid  1815,  fol.,  pröl.  HI. 

Haenel,  Catalogi  col.  976.  Kurzer  Abriss  der  Geschichte 
der  Universitäts-Bibliothek  und  der  Colegios  mayores. 

Vogel,  p.  480  (Artix  Druckfehler  für  Ortiz). 


■  Vgl.  Borao  p.  83.  —  Anuario  del  cuerpo  facultativo  I,  p.  208. 

'  Vgl.  La  Fuente,  Vicente  y  Urbina,  Juan  Catilogo  p.  6.  Vidal,  Memoria 
p.  66,  insbesondere  Graux,  Rapport  p.  127.  Die  Schenkungsurkunde  Ortiz' 
durfte  sieb  vielleicht  noch  in  Salamanca  finden,  da  auch  seine  Aufzeich- 
nungen und  Papiere  in  den  Besitz  der  Universitätsbibliothek  Übergingen. 
Vgl.  Anuario  II,  p.  150. 


58 


XII.  Ablumdliing :    Be«r.  HsndachrifteiuchMw  Sp«iil«iu. 


(La  Füente,  Vicbntb  y  Ukbina,  Josä),  CaüUogo  de  los 
libros  manuscritos  qne  se  conserran  en  la  biblioteca  de  U  üni- 
versidad  de  Salamanca,  formado  y  pnblicado  de  Orden  dcl 
Senor  rector  de  la  misma.     Salamanca  1855.  75  p.  8". 

Ein  Exemplar  dieses  seltenen,  seit  Jahren  vergriffenen 
Werkchens  wurde  von  mir  1890  in  Paris  benützt.  Zunächst 
berlüirt  die  Vorrede  (p.  5)  die  eingangs  erwähnte  Schenkung; 
viele  Bliclier  waren  von  Ortiz  im  Ausland  gekauft  und  mit 
seinen  Bemerkungen  versehen  worden.  Ausser  diesen  Manu- 
scripten  finden  sich  a.  a.  O.  noch  die  c6dices  autögrafos  del 
concilio  de  liasllea  erwähnt  (vgl.  weiter  unten).  Dann  folgen 
weitere  Notizen  über  die  Geschichte  der  Bibliothek,  die  auch 
in  anderen  Quellen  zu  finden.  Unter  den  Handschriften  nimmt 
nach  Ansicht  der  Verfasser  den  ersten  Hang  ein  la  preciosa 
traduccion  de  las  obras  de  Seneca;  p.  8  heisst  es:  El  nmnero 
de  vohimenes  que  hoy  en  dia  existen  es  de  1406.  —  Der  eigent- 
liche Katalog  beginnt  p.  9.  Wir  finden  tinter  Anderem:  / 1; 
Aristophanes  (Plutus,  Nubes,  Ranae).  (2)  Cicero  de  amicitia, 
Paradoxa,  De  finibns  bonorum,  Rhetorica.  (3)  Demosthenes 
orationes.  (i)  Aesopus,  obras  en  griego.  (5)  Euripides,  Ira- 
goediae.  (Oj  Floro  de  letra  antigua.  (7j  Martialis  saec.  XV. 
(8)  Oppianus  Halieuticon  et  Cynegeticon.  (9)  Ovid,  Metamor- 
phoseon hbri.  (10)  Persius,  Juvenalis  und  Publius  Victor  in 
einem  Bande;  aus  dem  Besitz  des  Ortiz.  (11)  Plutarchi  moralia: 
algunas  de  las  hojas  parecen  palinipsestos.'  (12)  Pollux,  Ono- 
masticon.  (13)  Julii  Pomponii  Grammatica.  (14)  Prisciani  Ars. 
(15)  Procopius  Sophista,  Comuieutaria  in  Genesim,  Exodum  et 
Jeremiam  graece.  (IG)  Propertius,  Elegiae.  (17)  Prosper  Aqoi- 
tanus,  Carmina.  (18)  Quintilianus,  De  institutione  oratoria.  (19) 
Theocritus,  Scholia  in  idylla.  (2Ui  Terentius,  Comoediae  Andria 
et  Eunuchus  fol.,  vitela  fina,  con  notas  de  Alfonso  de  Palencia, 
(juicn  dice  en  una  de  las  cubiertas  qne  lo  comprö  en  Valencia 
por  19  florines  de  Aragon.  (21)  Thncydides,  Ilistoria  belli 
Pelopoimesiaci,  3  Exemplare.  (22)  Isocrates,  Orationes  (unter 
Y,  p.72). 

EacREN,  p.  45  beschreibt  eine  Bibel  dieser  Sammlung, 
vitela,  foüo. 


»  Vgl.  Qrauz,  Ri^)port  p.  128. 


Bibl.  neb«rei<slit:  S9g  (SiUguoe»).  59 

Vatbntinblij,  p.  59 — 61  gibt  einen  kurzen  Abriss  der  Ge- 
schichte der  Bibliothek  and  Zusammenstellang  sonstiger  dankens- 
werther  Notizen.  Die  copia  coeva,  docomentata  del  Concilio 
de  Basilea,  trascritta  in  dno  volami  membranacei  dal  notayo 
del  Concilio  (1431 — 1446)  ad  instanza  e  spese  dell'  Universitä 
ist  offenbar  eine  beglaubigte  Abschrift  des  Originalwerkes  von 
Juan  de  S^ovia.* 

BoRAo  fügt  p.  83  f.  einem  kurzen  historischen  üeberblick 
den  Index  der  werthvollsten  Handschriften  bei,  auf  den  wir 
noch  zurückkommen. 

Amaoor  de  los  Bios,  Historia  de  la  literatura  Espanola, 
tom.  IV,  p.  169  über  einen  Salmantinus  mit  dem  ,Libro'  des 
Juan  Buiz,  Archipreste  de  Hita.  Tom.  VI,  p.  266  über  den 
cödice  de  la  Biblioteca  de  la  Universidad  de  Salamanca,  MS. 
de  gran  lujo,  en  vitela,  de  mediados  del  siglo  XV,  mit  dem 
Libro  de  las  virtuosas  6  ciaras  mugeres  des  D.  Alvaro  de  Luna. 

ViDAL  Y  DiAz,  Alejandro.  Memoria  histörica  de  la  Uni- 
versidad de  Salamanca.    Salamanca  1869,  4^ 

Graux,  Rapport  p.  126 — 129  gibt  eine  vortreffliche  Ueber- 
sicht  über  die  Quellen  für  Geschichte  und  Fonds  der  Samm- 
lung, welche  nach  seinen  Constatirungen  43  griechische  Hand- 
schriften zählt.  Nur  eine  derselben,  Nr.  1 — 2 — 25  Plutarchus 
moralia,  wird  genauer  beschrieben. 

VisTTA  regia  ä  la  Biblioteca  y  al  Archive  de  la  Universidad 
de  Salamanca,  Revista  de  Archivos  VII,  277  ff. 

Verzeichniss  der  Cimelien  (nahezu  ausschUesslich  Hand- 
schriften), welche  Don  Alfonso  XH  bei  einem  Besuche  gezeigt 
wurden. 

Ewald,  p.  372  f.  beschreibt  nach  kurzer  orientirender  Ein- 
leitung sieben  Handschriften. 

Akdario  del  cuerpo  facultativo  de  Archiveros  I,  p.  206 — 
212;  n,  p.  134—155. 

Bis  jetzt  die  beste  Quelle  über  Genesis,  Bestände,  An- 
ordnung und  Verwaltung  der  Bibliothek.     Für  uns  besonders 

'  Vgl.  Montunenta  concilioroin  generaliam  seculi  decimi  quinti  tom.  II. 
Vindobonae  1873,  enthaltend  Joannia  de  Segoria  presbyteri  cardinalis 
Tit.  Sancti  Calizti  Hiatoria  gestomm  generalis  synodi  Basiliensis  ed. 
E^eatus  Birk. 


eo 


XII.  AbhuKlInog:    Beer.  HudeeliiiftaiMoUti«  Bpsaieoi. 


interessant  ist  die  Zusammenstellung  der  Dotationen  (I,  p.  208ff.), 
sowie  der  Ap^ndices :  Manuscritos  (11,  p.  149).  Die  Zahl  dieser 
wird  I,  p.  445  auf  8(5*3  angefreben.  Doch  sind  hier  wnhl  nur 
die  Werke  gemeint  und  La  Fuente's  Angabe  der  Bände  gewi 
nuthentisuh. 

MartI.s'ez  Anibarro  y  RivEs,  Intento  de  nn  diccionario  .  .  . 
de  Burgos,  p.  1 14  über  eine  Handschrift  der  Universitätsbiblio- 
thek, enthaltend  Cartagenas  Uebersetzung  von  Seneca's  Werken: 
,tiene  150  piiginas,  es  en  fol.,  escrito  en  el  siglo  XV  cod  bellas 
miniaturas  y  capitales  y  orlas  policromas.' 

In  Loewe'e  Nachlass  fand  sich  noch  ein  kurzgehaltenes 
Inventar  liber  eine  Reihe  von  Handschriften,  die  er  in  Salamanca 
eingesehen.  Trotz  der  Bündigkeit  der  Aufnahme  schien  mir 
das  von  Loewe  Gebotene  f\lr  spätere  Publication  bei  Berück- 
sichtigung der  anderen  Quellen  genügend  und  ein  neuerlicher 
Ausflug  nach  Salamanc«  nicht  notliwendig. 

399.  Archivo  Universitario. 

Ausser  dem  schon  im  Artikel  Bibliotcca  de  la  Universidad 
erwähnten  Bericht  der  Kevista  enthält  diese  Zeitschrift  noch  U 
(1872),  p.  54— 57;  71—72;  100—103;  117— 120  einen  Aufsatz: 

Urbina  Juan,  Extracto  de  los  documentos  mils  princij)ales 
que  encierran  los  Archivos  de  la  Universidad  de  Salamanca, 
mit  höchst  interessanten  Aufschlüssen  Über  die  Studien  an  den 
Colegios  mayores  und  zahlreichen  kleineren  Lehrinstituten. 

Die  officiellen  Daten  über  die  Bestände  des  Archivs 
bringt  das 

AxuARio  dol  Cuerpo  facultativo  de  Arcliiveros  I  (1881), 
p.  121 — 124.  Die  Gosanimtzahl  der  Libros  manuscritos  belauft 
sich  auf  14(K3,  darunter  tinden  wir  die  Libros  de  matricula 
desde  1546,  Libros  de  grados  dcsde  1526  u.  s.  w. 

400.  Dihliot-eca  especial  de  la  facuUnd  de  Filosoßa  y  letra*. 
Qradx,  p.  113  in  der  Liste  der  Handschriftenbibliotheken, 

ohne   weitere  Bemerkung.     Auch  das  Anuario   enthält   keinen 
AufsclJuss  über  dieses  Zweiginstitut. 

401.  Bihlioteca  del  Seminario  Conciliar  Central. 
Vai.emtu<£lli,  p.  62  sagt  zwar  ausdrücklich:  volumi  tutti 

a  stampa,    Qraux    aber   flilirt   in   seinem    Itapport   p.   1 13   die 


BiM.  Uebeniclit :  399— 404  (Salamsnca).  61 

Bibliothek  anter  den  Sammlungen,  die  Handschriften  enthalten, 
an,  leider  ohne  weiteren  Commentar.  Das  Anvasio  del  cuerpo 
facultativo  de  Archiveroa  I  (1881),  p.  209  erwähnt  einen  nümero 
determinado  de  volumenes  ans  der  alten  Jesuitenbibliothek, 
que  quedö  en  el  magnifico  Colegio  que  poseian  aquellos  regu- 
läres en  esta  capital,  para  formar  la  libreria  del  llamado  Colegio 
Caroline,  y  que  hoy  sin  duda  constituyen  la  Biblioteca  del 
Seminario  Conciliar  Central. 

403.  Biblioteca  del  Cabildo  de  la  Santa  Iglesia  Catedral. 
Gkaüx   nennt  diese  Bibliothek  p.  113  in   der  Liste  der 
Handschriftensammlungen.     Nähere  Daten  fehlen.^ 

403.  Biblioteca  del  Convento  de  los  Dominicanos  de  San 
Esteban. 

BuLLABTOK  Ordinis  Praedicatorum  V,  p.  565 — 567  enthält 
eine  diese  Bibliothek  betreflFende  Urkunde  (nach  Vogel  p.  481). 

(La  FuiöJTK,  VicENTE  Y  Urbina,  Jüan),  CatÄlogo  de  los 
libros  manuscritos,  que  se  conservan  en  la  Biblioteca  de  la 
Universidad  de  Salamanca.     Salamanca  1855. 

P.  8  finden  wir  die  Notiz:  La  comision  (der  Bibliothek) 
espera  poderlo  aumentar  en  breve  con  otros  60  volumenes 
(manuscritos)  procedentes  de  la  Biblioteca  del  celebre  Convento 
de  S.  Esteban  en  esta  ciudad,  los  cuales  han  sido  reclamados 
judicialmente  de  la  testamentaria  de  an  exclaustrado  por  el 
Sr.  Rector. 

Valentinelli,  p.  62  f. 

404.  f  Biblioteca  del  Colegio  mayor  de  Santiago  el  Zebedeo 
(vulgo  de  Cuenca). 

Diese  Sammlung  war  einst  ausserordentlich  reich  an  Hand- 
schriften, die  auf  Befehl  Carl  UI.  zum  Theil  nach  Madrid  in 
die  Palastbibliothek  gebracht  wurden.  Ihre  Provenienz  ist  in 
der  Regel  durch  drei  senkrechte  geringelte  Striche  \  \  \  mit  bei- 
gefügter Nummer  auf  einem  der  ersten  Blätter  kenntlich.  Hie 
und  da  findet  sich  aber  auch  der  deutliche  Vermerk:  De  la 
Bibliotheca  del  Col»  m"  de  Cuenca,*  z.  B.  Matr.  reg.  2.  B.  5 

*  Die  Handschriften  des  Escorial  Q.  II,  24  und  Q.  III,  20  tragen  die  Aaf- 
Bchrifl:  De  la  yglesia  de  Salamanca.  Vgl.  Hartel-Loewe  p.  112  und  p.  120. 

*  Vgl.  anch  die  Bescbreibungen  bei  Loewe-Hartel  p.  473  ff. 


6S 


XII.  Abhaadlnog :     Beer.  BwdicIiriftoucUti»  Spuicu 


(Divereas  Historias  als  Rtickentitel),  2.  C.  4  (Ruderici  Chronicon); 
Cod.  2.  C.  4  trägt  die  Signatur  Nr.  413  '  l  *,  2.  D.  2  die  Nummer 
470,  man  kann  daher  annehmen,  dass  die  HandscLriftenbibliothek 
etwa  ein  halb  Tausend  Bände  umfasste. 

405.  t  BiblioUca  del  Colegio  de  San  Jeronimo  (el  Trilingüt). 
Aktonio,  Nicolaus,  Bibliotei-a  Hispana  vctos,  tom.  II,  p.  2dti. 
Amjabio  del  Cuerpo   facultativo   de  Arcliiveros   I   (1881), 

p.  210  über  die  Incorporation  der  Sammlung  in  die  UniversiUU- 
bibliothek. 

406.  f  BihlioUca  del  Colegio  Mayor  de  S,  Salvador  (vulgo 
Oviedo). 

Ueber  diese  Sammlung  vgl.  auch  den  Artikel  Oviedo, 
Biblioteca  de  la  Catedral.  Die  Einverleibung  der  BUchersamm- 
lung  des  Diego  de  Covarrubias  in  die  Bibliothek  dieses  Collegs 
besprechen  Rodriguez  de  Castro,  Biblioteca  Espanola  II,  p.  491 
und  Graux,  Essai,  p.  276. 

Antonio,  mcolaus,  Bibliotheca  üispana  vetus  II,  p.  20. 

407.  t  Biblioteca  del  Colegio  Mayor  de  San  Bariolomr' 
(el  Viejoj. 

Für  diese  Handschriftensaminlung  gilt  als  Quelle: 
RoxAs  V  CoNTERAB,  HistoHa  del  CoUegio  viejo  de  San  Bar- 
tolomö,  Madrid  1770. 

Im  in.  Bande,  p.  308 — 343  ist  der  Bestand  der  Manuscripte 
in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  gegeben.  Ausser- 
dem vgl. 

Antonio,  Nicolaus,  welcher  Biblioteca  Hispana  vetus  II, 
p.  249  folgende  Handschriften  bespricht:  D.  Alvaro  de  Luna, 
Claras  raujeres;  p.  282  Carlos  de  V'iana,  Clironica  de  los  Reyes 
de  Navarra;  p.  293  Joannes  de  Turrecremata  De  unitate  fidei; 
p.  312  Gomez  de  Zurara,  Chronica  del  Rcy  D.  Juan  I.  de  Portugal. 

Ajlador  de  los  Rios,  Historia  critica  de  la  literatura  espa- 
nola, tom.  VU,  p.  45  erwähnt  die  Bücherschenkung  (jEl  mis 
precioso  legato')  Alfonso's  de  la  Torre  an  das  Colleg  ^saec.  XV). 

SoMOEA  DB  MoNTSoanr,  Catilogo  de  Manuscritos  .  .  .  en 
Gijon,  p.  86  beschreibt  vol.  XXXIX  der  Sammlung  als:  Crönic« 
de  Enrique  IV  de  C-astiUa,  trasJadada  de  nna  original  qae  esti 


Bibl.  üebenicht:  405—411  (Salamsnca— San  SalTBdor  de  Sah«Uew).  63 

en  la  libreria  del  Colegio  Mayor  de  San  Bartolomö  de  Salamanca, 
cuy»  autor  con  certeza  no  se  sabe,  pero  dice  al  principio  ser 
de  Alfonso  de  Palencia,  Cronista  de  los  Reyes  Catölicos,  otros 
dicen  ser  de  D.  Juan  Anas,  Obispo  de  Avila.  EUa  concuerda 
con  SU  original,  que  estä  en  dicha  libreria  en  el  Cajon  59. 

Die  Handschriften  kamen,  wie  die  des  Colegio  Cuenca, 
in  die  Madrider  Palastbibliothek,  vgl.  Hartel-Loewe  p.  479. 

408.  t  Biblioteca  del  Manasterio  de  los  Eremitas. 
AsTONio,  NicoLAüs,  BibUoteca  vetus  I,  p.  304  erwähnt  eine 

handschriftliche  epistola  ad  Isidorum  Hispalensem  directam, 
Artuagi  nomine  inscriptam  aus  diesem  Kloster. 

409.  Biblioteca  del  Colegio  de  los  Irlandeses. 

Von  dieser  Bibliothek  gilt  dasselbe  wie  von  der  Kathedral- 
bibliothek. 

Salinuas. 

410.  •[  Biblioteca  del  Monasterio  de  San  Cristöforo. 

In  der  Restauratio  et  dotatio  ecclesiae  S.  Christophori 
prope  castrnm  Salinuas  anno  949  wird  geschenkt:  ministerio 
ecclesiastico  (1)  antiphonario  (2)  missale  (3)  lectionario  (4)  psal- 
terio  (5)  ymnorum  (6)  homeliario  (7)  et  alium  libnun  qui  dicitur 
Flores  evangelii  cum  lectionibus  omnium  sanctorum,  sive  et  de 
dedicatione  ecclesiae  et  (8)  de  libris  moralie  Job  in  uno  codice 
libros  n. 

Villanueva,  Viage,  tom.  X,  p.  257  f. 

San  Salvador  de  Sahelioes. 

411.  ■\  Biblioteca  del  Monasterio. 

Donino  presbitero  schenkt  922  diesem  Kloster  —  ob  sich 
dasselbe  in  oder  bei  der  sonst  nicht  nachweisbaren  Stadt  Sahe- 
lices'  befunden,  ist  unklar  —  inprimis  ecclesiasticos  libros,  id 
sunt  (1)  antifonarinm  (2)  comicum  (3)  manuale  in  duas  formas 
divisum  (4)  psalterium  (5)  ordinum  libellus  (6)  alius  de  cotidiano 
officio  cum  lectionibus  et  missis  (7)  orarum  (8)  sententiarum 
(9)  precum.  Facta  atque  data  scriptura  testamenti  m  idus. 
Maü  Era  DCCCC»LX. 


'  Bahechorea  in  der  NUie  von  äabagun  erwähnt  Madus. 


64 


XIJ.  AbbudluDff:    Beer.  Ruidechriftoiuir.h&Ue  Sptoieos. 


Aus  dem  Becorro  von  Sahagun  I,  fol.  135  veröffentlicht 
im  Indice  de  los  Docanientos  dcl  Monasterio  de  Sahagun.  Madrid 
1874,  p.  111. 

SamoB. 

413.  f  Bihlioteca  del  Monasitrio. 

Eine  dankenswerthe  Uebersiclit  üher  die  Entstehung  der 
alten  Büosterbibliothek  bringt  Villa -Amil,  Los  Codices  etc.  p.  6  ff. 
Iliin  folgend  verzeichnen  wir: 

Schenkung  Ordoüos  I.  vom  Jalire  853  an  den  Bischof 
Fatal,  bestehend  in  dem  Kloster  Samos  mit  seinen  ,UbroB'  (vgl. 
Esp.  Sagr.  XL,  p.  234). 

Bereicherung  der  Bibliothek  im  Jahre  872  mit  den  Büchern 
que  trajeron  de  Cördoba  Otilon,  su  hermano  Maria  y  el  pres- 
bitero  Vicente. 

Ueber  die  Copie  des  Mönches  Trasamond  und  der  ,religiosa 
Lcodegundia'  vgl.  den  Artikel  Bobadilla. 

In  dem  Privilegium  Ordonii  II.  Regis  Legionensis  in  gra- 
tiam  monasterii  de  Samos  Era  DCCCCLX  (anno  922)  bietet 
der  König  dem  Kloster:  Libros  Eglesiastes,  id  sunt  ( 1  Anti- 
phonarium  (2)  Orationum  (3)  Comicum  (4.  5)  Manuales  duos 
(6j  Psalterium  (7.  8)  Passionum  duos  (9)  Orationum  (10.  11 1 
Ordinoa  duos  (12)  Precum.  Libros  .«ipirituales ,  id  est:  (13) 
Honicliarum  (14)  Dialogorum  1 15)  Ilomelia  Prophetarum  (16) 
Dispositio  Jesaie  Propliete  (17)  Parte  de  Morario'  (J8)  Degada 
Psalmorura  (19)  Testum  Evangeliorum  (20)  Librum  Regularum 
(21)  Qcnerae  Ofticiorum  {'22)  Scinonimarum  (sie)  (23 1  Aepi- 
Btolariom  (24)  Ethimologiarum  (25)  Abtitigum  (26,i  Laterculuni. 

Florez,  Espaiia  Sagrada  XIV,  escr.  3  (p.  367 — 373. >,  Tail- 
han  p.  316,  Villa-Amil,  Los  cddices  p.  8,  La  Fuente,  Ilistoria 
de  las  UniversiJades  I,  p.  57. 


Sandoval. 

413.  t  Bihlioteca   del   Monast-erio   de    la   orden  de  Ci»ter. 

MORALBs,  (Viage,  p.  40)  sah  in  diesem  ehemals  Sotonoval 
genannten  Kloster  (bei  Mansilla):  ein  (1)  Santoral  de  los  muj 


'  Moralia  Gregore. 


Bibl.  Uelwraetiang:  iU — 115  (San  Sslndur  de  Sahelicaa— Scala  Dei).  65 

bnenos,  letra  y  pergamino  de  mas  de  trecientos  anos;  (2)  En 
un  libro  viejo  de  Vidas  de  Santos  todo  lo  que  escribiö  el  Papa 
Calixto  del  Apostol  Santiago,  letra  y  pergamino  del  pasado. 
Comunmente  atribuyen  aqnei  libro  al  Papa  Calixto,  hermano  de 
los  dos  Yernos  del  Rey  D.  Alonso  el  VI.,  mas  yo  tengo  por 
cierto  que  no  lo  escribiö  el.  (3)  Libro  de  la  misma  letra  y  per- 
gamino, todo  deshojado:  era  exposicion  de  Berengario  sobre  el 
Apocalipsi.  Femer:  Obras  de  los  Santos  (4)  Augustino,  (5)  Am- 
brosio  (6)  Bemardo  (7)  Gregorio  .  .  .  en  algunas  se  dice  como 
ha  mas  de  trescientos  anos  que  se  escribieron.  (8)  Libro  antiguo 
sin  nombre  de  Autor,  que  en  particular  trata  quantas  cosas  se 
entienden  en  la  Sagrada  Escritura  por  cada  cosa,  como  virga, 
brachium  etc.    , 

Santillana. 

414.  Ärehivo  de  la  Iglesia  Colegiata. 

BEROANZA  FRANCISCO  DB,  Autiguedades  de  Espana,  Madrid 
1719,  Vol.  I,  p.  123  beschreibt  ein  Libro  de  Regia  o  Bezerro 
dieser  Barche. 

Soala  Dei. 

416.  Archivo  del  monasterio  de  los  Padres  Cartujos. 

Nach  ViLLANUBVA,  Viage,  tom.  XX,  p.  161  schenkte  der 
Patriarch  von  Alexandrien  Don  Juan  de  Aragon,  Sohn  des  Königs 
Jaime  IL,  Bischof  von  Toledo,  im  Jahre  1333  dem  Kloster  su 
Bibha  glosada,  que  fuö  de  su  tio  San  Luis,  Obispo  de  Tolosa. 
Son  once  volumenes  fol.  vit.  escritos  de  aquel  tiempo,  y  estan 
bien  conservados  en  la  celda  prioral.  Ferner  sah  Villanueva: 
(1 2)  Spert,  Gerönimo,  Comentario  e  interpretacion  de  los  libros 
de  San  Dionisio  Areopagita.  (13)  Valero,  Juan,  ,Virtuoso,  donde 
se  enseSa  la  prdtica  de  las  principales  virtudes,  asi  teologales 
como  morales'.  (14)  Desselben  Vida  de  Santa  Tecla.  (15)  Libro 
de  ingresos  e  profesiones,  mit  interessanten  Notizen,  die  1420 
beginnen.  In  der  botica  (Apotheke)  des  Klosters  befand  sich 
handschrifUich  ein  Liber  agregationum  de  virtute  simplicium 
medicinamm  von  Johannes  Ben  Serapion,  lateinisch,  über  die 
Heilkraft  der  Pflanzen,  deren  Abbildungen  in  den  Text  ein- 
gefügt waren  (a.  a.  O.  p.  165  f.). 

Sitinogsber.  d.  pUL-hut.  OL  CXXTIU.  Bd.  IS.  Abb.  6 


66 


XU.  AbhBodtaDf :     Bevr.  HandtchriftenKM ta»  ^wiim» 


Scalas. 

416.  t  Biblioteca  de  Monasterio  de  San  Pedro. 

In  der  Urkunde:  Erectio  Ecclesiae  Canonicomm  S.  Petri 
de  Sealas  in  comitatu  UrgelJensi  in  abbatinm  et  monasterimn 
ordinis  S.  Benedicti  anno  960  kommt  die  Schenkung  des  France- 
mirus  Presbiter  vor:  (1)  Eptatico  I.  1.2)  Apocalipsim  et  actus 
apostolorum  et  Regum.  Sapientia  Salomonis,  disposito  (sie)  I. 
(3)  passionario  I.  (4)  chanano'  I.  (5)  missale,  lectionario,  anti- 
phonario  in  uno  volumine  (6)  psalterio  I  (7)  prosario  I  (8)  et 
Profetarum  I. 

Villanueva,  Viage,  tom.  Xu,  p.  229. 

Segorbe. 

417.  Archivn  de  la  Iglesia  Catedral. 

Juan  Bautista  Pere^s  (f  1597 1  bestimmt  in  seinem  Testament : 
Item  dexo  y  lego  al  Cabildo  6  Iglesia  Catedral  de  Segorbe  todos 
mis  libros  de  varias  y  diversas  facultades,  ansi  teologales,  faisto- 
riales,  griegos,  latinos,  como  de  otras  qualquier  lenguas,  j  de 
qualquier  g^nero  que  sean,  contenidos  y  especificados  en  el  dicho 
inventario  per  mi  hecho  de  mis  bienes  patrimoniales  y  hazi«nda 
que  tenia  äntes  de  ser  Obispo  de  Segorre  .  .  .  como  de  los  demas 
libros,  que  jo  he  comprado  despues  de  ser  Obispo  de  Segorve. 

Vgl.  Villanueva,  Viage,  tom.  III,  p.  174. 

Dieses  ,Inventario'  bildet  den  vorletzten  Theil  des  Testa- 
mentes und  wird  unter  dem  Titel  ,Memoria  de  lo  que  manda 
SU  seöoria  que  se  haga  de  los  papeles  de  mano  que  tiene  en 
SU  libreria'  von  Villanueva  1.  c.  p.  294  ff.  mitgetheilt,  wie  folgt: 

(1)  Primo,  un  libro  de  vida  de  sanctos  de  Espana  manda 
qae  se  da  i  la  libreria  de  la  See  de  Segorve. 

(2.  3)  Item  dos  tomos  de  bullas  y  privilegios  tocantes  ä  la 
igle«a  de  Toledo,  y  i  otras  de  Espana,  manda  que  se  d^  A  la 
libreria  de  la  Seo  de  Segorve. 

(4 — 6)  Item  tres  libros,  en  el  uno  juntaba  sa  scnoria  pa- 
peles tocantee  A  la  dignidad  episcopal  de  Segorve,  quo  tiene 
titnlo  qae  dice  Episscopus:   otro  donde  juntaba  fundaciones  de 


FBr  ehanone,  caoooea. 


Bibl.  CebcrMlxong:  tlt — 117  (fl 


beneficios  de  la  Seo  de  Segorve,  que  tiene  tltulo  Bcneticia  scdis 
Segobricen.;  y  otro  tercero  donde  junfaha  las  ftindaciones  de 
loa  beneficios  de  la  diöcesi,  que  tiene  por  titulo  Bcnefioia  Diö- 
cesis;  estos  tres  manda  y  quiere  su  seiioria  que  queden  para 
el  archivo  episcopal,  y  ruega  se  cosan  los  quadernos  porquc  no 
se  pierdan. 

(7.  8)  Item  otros  dos  libros  que  ay  de  macha  sustancia, 
cn  el  uno  cstä  la  relacion  de  todos  los  beneficios  de  la  Seo, 
con  las  rentas  dellos,  y  los  patronatos  y  succesion  de  bene- 
äciadoB  de  la  Seo  de  Segorve;  y  otro  libro  de  los  beneficios 
de  la  diöcesi;  manda  su  senoria  que  diclios  libros  queden  cn 
el  archivo  episcopal  de  Segorve;  aunque  si  Dios  diere  vida  A 
SU  seuoria,  tiene  intencion  de  acaballos,  y  dar  copia  al  cabildo 
de  dicha  Seo. 

(9)  Item  un  otro  libro  que  ay  de  tres  dedos  de  gordo  de 
la  vida  de  los  arzobispos  de  Toledo  en  borrador,  este  ruega  su 
senoria  que  se  ymbie  ä  Toledo,  y  se  de  al  P.  Hierönimo  de 
la  Higuera,  de  la  Compaäia  de  Jesus,  porque  scribe  desta  ma- 
teria,  y  le  aprovecbard .  mucho. 

(10.  11)  Item  otros  libros  hay,  y  tiene  su  senoria  de  mano 
en  dicha  libreria,  de  historias  espanolas,  que  comienzan  por 
Victor  tunensis,  y  otros  libros  de  sanctos  de  E^pana,  que  co- 
mienzan por  sant  Leandro;  estos  manda  su  senoria  queden 
para  la  libreria  de  la  Seo  de  Segorve,   porque  son  un  tesoro. 

(12)  Item  otro  libro  de  concilios  göttbicos,  manda  su  se- 
noria quede  para  la  libreria  de  la  Seo  de  Segorve;  en  el  quäl 
libro  hay  correctiones  de  cüucilios. 

(13  —  15)  Item  una  historia  de  Rasis  drabe.  —  Item  una 
historia  de  Don  Alonso  VIII  de  mano.  —  Item  una  historia  de 
Lucas  Tudense  de  mano,  manda  au  senoria  queden  para  la 
libreria  de  dicha  Seo. 

(16.  17)  Item  dos  libros  de  declaraciones  de  ciirdenales 
manda  su  senoria  que  queden  para  la  libreria  de  la  Seo  de 
Segorve. 

Item  por  quanto  su  senoria  ha  hecho  muchos  borradorcillos 
en  materias  beneficiales  y  can6nicas,  manda  que  diclios  papeles 
y  borradores  se  den  y  entregucn  al  doctor  Melchior  Ocanya, 
arcidiano  de  Alpuente,  para  que  rasgue  los  que  le  parcsciere; 
y  los  demas  los  comunique,   si  le  paresciere,  al  doctor  y  canö- 

b* 


Xn.  Akluodlsag:     Beer.  HmitchrifttimMtn  By— i« 


nigo  Migncl  llartinez,  porqne   no  son  libroB  de  comanicaree  i 
otros  qne  no  sean  de  tania  familiaridad. 

Villanueva's  äusserst  genaue  Beschreibung  von  den  Hand- 
schriften, die  sich  aus  Perez'  Nachlass  noch  in  Segorbe  finden^ 
möge  hier  im  Aaszuge  folgen : 

1.  Primeramente  un  tomito  en  8",  200  fojas,  apuntaciones 
Bobre  la  lengua  hebrea:  Dictata  a  Petro  Lodoico  Ruviale,  die 
25  Octubris  1555.  Escrito  de  mano  del  Sefior  Perez.  Zorn 
Schlüsse  das  Datum  28  Februarii  1550;  Rudimenta  linpiaa  | 
hebraeae  dictata  a  Johanne  Baptista  Perez,  Valentiae  disj 
6  Oetobris  1559,  n.  ä.  m.  Aus  diesen  Vorleseheflen  hat  ma 
auf  die  Existenz  eines  hebräischen  Colle^  an  der  Univer»tit 
Valencia  zu  jener  Zeit  geschlossen. 

2.  Dictionarium  arabicum. 

3.  Otro   Yolümen   en   folio,    qne   contiene   la   historia    del 
moro  Rasis,  ,Ia  quäl  tiene  Ambrosio  de  Morales  en  an  original 
harte  antiguo,  escrito  en  pergamino.     Agora  tiene  este  original ' 
Gronzalo  Argote   de  Moiina,   vecino   de  Sevilla.     Otro  original 
haj  en  Santa  Catalina  de  Toledo'.     In.  demselben  Bande  Ans- 
EÜge  aus  Eterius  imd  Beatns  gegen  Elipandus,  mit  verschiedenea  ' 
Anmerkungen;  femer:  Chronologia  bibhorom,  mit  einem  Certi- 
ficat,  welches  besagt,  Perez  habe  erhalten  por  mano  de  D.  Joaa  i 
Lopez  de  Velasco  un  cödice  götico  de  concilios  de  la  libreria  '• 
de  S.  Lorenzo  el  Real  ,el  quäl  es  ono  de  los  dos  qne  enTi4 
de  Soria  D.  Jorge  de  Veteta'  *    (3.  Juni  1577).     Zum  Sobloai 
onzähhge,  zum  Theil  ftlr  eine  Isidorausgabe  berechnete  KotiEen^^ 
unter  diesen  ilustraciones  al  hbro  de  S.  Isidoro  de  viris  illostribos.  j 

4.  Otro  tomo  en  folio:  Comentario  de  cosas  memorablesj 
qne  en  la  Europa  han  acaecido  en  tiempo  del  Rev  Catälico  y ' 
del  Elmperador  Cdrlos  V  y  del  Rey  D.  FeHpe  II.  Tradacido 
del  latin  en  romance  por  Miguel  Boa  de  Villanova,  escribano 
de  registro  de  so  Mageetad,  y  en  aigo  aöadido.  Umfaast  die^ 
Jahre  1452 — 1581.  Beigeschlossen  sind  zahlreiche,  zum  Theil^ 
nnedirte  Documente,  pertenecientes  i  los  Santos  de  Espana. 


'  Ein  intereasuiter  Beitrag  mr  0«acIiicbte  der  Eacoriilmma»  a  Q  9 
e  I  13,  welche  beide  den  Venneric  tragen:  Diule  .  .  .  Don  Joig«  4«  Delalaj 
(TgL  Hartel-Loewe  p.  19  and  46).  Noch  eingehendere  NachrieblHl  Bbwi 
die  Betataeodieei  finden  sieh  in  den  Commentaren  ViUanneva'a  an 
Chronikaaeodez.    VgL  weiter  unten. 


Kh\.  Ugbcrattnng:  417  (Mogorbe). 


69 


5.  Vol.  fol.,  igualmente  actas  y  documentos  de  los  Santos 
de  Espana. 

6.  Vol.  fol.  Colcccion  de  concilios '  mit  aasfl'ilirlichen  Noten, 
welche  Villanueva  mit  dem  Wunsche  analysirt,  dass  dieses 
Manuscript  vollständig  veröflFentlieht  werden  möge. 

7.  Vol.  fol.,  mas  de  trescientas  fojas.  Copias  de  docu- 
mentos pertenecientes  d  la  Iglesia  de  Toledo  y  otras  de  Espana. 
Die  wichtigsten  derselben  werden  verzeichnet. 

8.  Vol.  fol.,  tambien  coUeccion  de  documentos.  Gleichfalls 
Auszüge. 

9.  Vol.  fol.  Catalogus  beneficiorum  omnium  Elcclesiamm 
fundatarum  in  Ecclesia  Segobricensi  et  ceteris  Ecclesiis  totius 
dioecesis. 

10.  Episcopologio  de  esta  Iglesia. 

11.  Libros  de  las  visitas  que  hizo  en  su  catedral  en  los 
aüos  1592  y  1596. 

Villanueva  a.  a.  O.  p.  177—196. 

Aus  der  sehr  detaiUirten  Noticia  del  cödice  de  cronicones 
que  copiö  el  Senor  Perez  de  varios  originales  antiguos,  el  quäl 
se  conserva  en  el  archivo  de  la  Santa  Iglesia  de  Segorvc  a.  a.  O., 
p.  196 — 220  heben  wir  folgende  Hauptrubra  hervor,  bezügüch 
der  Details  der  Beschreibung  und  der  abgedruckten  Excerpte 
auf  den  Bericht  selbst  verweisend: 

1.  Victoris  Tunnensis  in  Africa  Episcopi  chronicon  ec- 
clesiastieum  per  Iraperatores  et  Consules  continuans  chronicon 
Prosperi  Aquitanici  ab  anno  Christi  444  ad  567  cum  anno- 
tationibus  marginalibus,  ut  puto  Joannis  Biclarensis. 

2.  Joannis  Abbatis  Biclarensis,  et  postea  Episcopi  Gerun- 
densis  chronici  continuatio  post  Victorem  Tunnensem  ab  anno 
Christi  566  usque  ad  590. 

3.  Sancti  Isidori  Archiepiscopi  Hispalensis  Über  de  gotthis, 
suevis  et  wandalis  usque  ad  annum  625,  scilicet  quintum 
Suinthilae. 

4.  Idacii  Lamicensis  in  Galictia  Episcopi  chronicon  ab 
anno  Christi  403  usque  ad  568. 

5.  De  regibus  wandalorum  frag:mentum  incerti  auctoris 
ad  finem  chronici  D.  Isidori. 


'  \'g\.  oben  Nr.  lä  der  Memoria  de»  TesUmente*. 


70 


Xn.  Ablundlaog;    Beer.  HiidMihriftepectttie  Speaiaoe. 


6.  S.  Isidori  Archiecopiscopi  liispalens.  de  viris  iUastribus 
ab  anno  250  ad  610  additis  tredecim  viris,  qui  in  aliis  deerant, 
cum  additione  S.  Braulionis  Episcopi  Ciesaraug.  de  vit«  S.  Isidori. 

S.  Ddephonsi  Archiep.  Toletani  de  viris  illastribus;  cum 
additionibus  S.  Juliani,  et  Felicis,  Archiepiscopomm  Toletanonun 
de  vita  S.  Ddephonsi  et  S.  Juliani. 

7.  S.  Isidori  Hispalens.  obitus  scriptus  a  Rederapto. 

8.  Vita  Septem  primonim  Hispaniae  Episcoporum  Torquati 
etc.  qui  ab  Apostolis  sunt  missi,  ex  vetustissimo  complutcnsis 
bibliothecae  codice  litteris  gotthicis  scripto. 

9.  De  Osio  Cordubensi,  et  Gregorio  Eliberritano  Episcopis 
historia  incerto  auctore,  ut  puto,  Marcellino  praesbytero;  ex 
codice  biblioth.  complut.  gottliico. 

10.  S.  Aemiliani  Abb.  ^^ta  scripta  a  S.  Braulione  Caesaraug. 
Episcopo  missa  ad  Fronimianum  praesbyterum ,  cum  hymno 
Eugenii  tertü  ToletAni  Archiepiscopi  in  laudem  S.  Aemiliani.  = 
Ex  codice  soriensi. 

11.  Pauli  Diaconi  emeritensis  liber  de  vita,  et  miraculis 
patrum  emeritcnsium. 

12.  S.  Ddefonsi  Archiepiscopi  Toletani  vita  scripta  a  Cixila 
Archiepiscopo  Toletano. 

13.  De  visione  habita  Taioni  Episcopo  in  Romana  ecclesia^J 
et  de  libro  morali  in  Spania  ducto. 

14.  Incerti  auctoris  additio  ad  chronicon  Joannis  Biclarensis 
ab  anno  üUl  ad  742. 

15.  Adefonsi  regis  tertü  Legionensis  cognomento  Magni, 
chronicon  ad  Sebastianum,  de  Re^bus  gotthorum  a  Wamba, 
et  ovetensium  usque  ad  Ordonium  primum;  scilicet  ab  anno 
672  usque  ad  866. 

16.  Sancti  Isidori  Hispalensis  chronicon  hebraeorum  et 
romanorum  ab  ortu  mundi  usque  ad  ann.  Christi  627,  scilicet 
4  Sisebuti. 

17.  Sancti  Juliani  Arch.  Tolet.  historia  de  coniuratione 
Pauli  Ducis  Galliae  Narbonensis  adversus  Wambam  Regem 
gotthorum. 

18.  Chronicon  Re^m  wisigotthorum  Hispaniae  breve,  sed ' 
diligentissimum  per  annos  et  menses,  quod  puto  esse  S.  Juliani 
Tolet.  Arch.,  licet  aliqui  tribuant  cuidam  V'olsae  Episcopo. 


Bilil.  C*k<n«Uiui(:  418  (8a(«rk«— 8«|0Tia). 


71 


19.  Isidori  Pacensis  Episcopi  epitoine  Lmperaturum  et 
arabum,  una  cum  Hispaniae  chronico  ab  anno  Christi  611  nsqne 
ad  754. 

20.  Sampyri  Aaturicensis  Episcopi  chronicon  Regom  Legio- 
niensiam,  eontinuatum  post  chronicon  Adefonsi  Regie  ab  Ade- 
fonso  III  ad  Ranimirum  III,  id  est,  ab  anno  86(5  usqne  ad  982. 

21.  CronicoD  del  Obispo  Pelayo. 

22.  Chronicon  albaildense  editum  ab  incerto  aactore  anno 
Christi  883  auctum  a  Vigila  monacho  albaildensi  anno  Christi  ^76. 

23.  Ruderici  Ximenez  Arcli.  Tolet.  de  historia  arabum 
Hispaniae  Regum  a  tempore  Machomet  pseudo-prophetae  ab 
anno  Christi  618  usque  ad  ann.  1140,  nempe  annum  arabum  539. 

24.  S.  IMcphonsi  hiiätoria  de  Regihus  gotthorum  sui  teniporis. 

Vale.\tiselli,  p.  129  f.  ganz  nach  Villanueva.  Die  Hand- 
schriften Perez'  befinden  sich,  wie  ich  durch  eine  auf  Anregung 
Theodor  Mommsen's  erfolj^en  Inftprmation  seitens  des  Ciironisten 
von  Deuia,    D.  Roque  Chabas,  erfalire,    heute  noch    unversehrt 

in  Segorbe. 

Segovia. 

418.  Bihlioteca  de  la  Iglesia. 

In  dem  Testamentum  Fortuni  Episcopi  Segoviensis  a.  14(30 
findet  sich  folgende  Bestimmung:  dabitis  .  .  .  ecclesiae  Segoviensi 
illos  hbros,  quos  dimisi  segregatos  pro  ipsa;  et  quia  iam  dedi 
ei  unura  Missale  et  unura  Breviarium  Magnum,  licet  sit  secundum 
usum  et  consuetudinem  Segoviensis,  detur  ecclesiae  Legionensi. 

Risco,  EspaSa  Sagrada,  tom.  XXXVI  (1787),  p.  CLXXXVI. 
Vgl.  auch  p.  66.* 

Florez,  Espana  Sagrada,  tom.  III  (1748),  ap.  XXXVII 
und  XXXVIII  (vgl.  auch  tom.  II  [1747],  p.  204),  von  dem  so- 
genannten hbro  del  Cerratense  sprechend,  bemerkt:  Tengo  noticia 
que  en  la  Santa  Iglesia  de  Segovia  se  halla  otro  egemplar  de 
este  libro;  pero  tambien  estoy  cierto  de  que  es  de  menor  anti- 
guedad;  pues  aill  parece  que  se  incluye  la  Festividad  del  Corpus, 
que  en  el  udo  no  estd,  por  quanto  entonces  no  se  havia  insti- 
toido.    DemtLs  de  esto  he  leido  uua  vida  extractada  de  alli,  la 


'  AU  TedtameutsvolUtrerker  fangirte  Jnan  de  Sef^ovi«.  Vgl.  ibid.  p.  69  und 
CLXXXI. 


72  3kU.  AbluDdUog:    Boer.  HandsduiflfBicIiit»  Spuiieni. 

qual  estd  mucho  mas  aumentada,  que  en  cl  oiio,  con  interpolacionea 
nids  inodernas  anadidas  por  otro  Keligioso. 

FiTA,    Fidel,    anknüpfend    an    diese  Notiz,   beschreibt   diej 
Handschrift  ausiiihrlich  im  Boletin  de  la  Real  Academia    de  la' 
Historia,   tom.  XIII  (1888),   p.  227  f.     Sie  hat  die  Unterschrift: 
Et  ego    huniilis   cerratensis   gratias  ago  Deo  qui  michi  licet  in- 
digno  dedit  incipere  et  perficere  hbrum  istum  quem  viias  sanc- 
torum  intitulavi.    Qoi  ineipit  et  explicit  vitas  sanctomm.    Fol^oj 
die  von  Fita  gegebenen  Auszüge,  von  p.  237  ab  Bulas  ineditaa] 
de  Alcjandro  III.  y  Honorio  III,    im  Original   aufbewahrt   und 
von  Fita  copirt  im  Archive  de  la  Catedral  de  Segovia. 

419.  t  Bxblioteca  particular  dt  la  Reina  DoFia  Isabel 
el  Alcazar. 

Inventario  de  los  libros  präprios  de  la  reina  dona  Isab^j 
i  cargo  de  Rodrigo  de  Tordesillas,  vecino  j  regidor  de  dichAJ 
ciudad  en  aiio  de  1503.     (201  Nummern.* 

Veröffentlicht  von  Diego  Clemencin,  Elogio  de  la  Retnftl 
Dona  Isabel,  Memorias  de  la  Real  Academia  de  la  Historia,  i 
Madrid,  tom.  VI  (1821*,  p.  435—471. 

Cargos  de  libros  proprios  de  la  Reina  Dona  Isabel  que 
hiüeron  A  su  camarero  Sancho  de  Paredes.     (52  Nommem.^ 

Ibid.,  p.  471—181. 

Segora  de  la  Sierra. 

4^  f  Bibliottea  d*i  CoUfio  d«  Jesuita». 

Inventario  de  los  libros  del  Colegio  de  Jesoitas  de 
de  la  Sierra. 

UandscliriA  aas  San  Isidro  «Nr.  472  und  473>  jetzt  in  d^ 
Bibliotltek  der  Real  Academia  de  la  Historia.    VgL  Revista 
ArdÜTos  \1  (1876,  {>.  S6S.     Unter  den  Jibros' 
gewiss  aadi  Manascripte,  wie  die  aadaren  a.  a.  O. 
Indiccs  Miren. 

4^.  t  BMitMtea  dri  M^martfr-io  dt  Saa  Arüelo. 
Sisebdtas  IL,  E^iscoptts  Uryllfitäi,  hwairoit  ia 
k839:  Do  «t 


Bibl.  DsteiMtmng:  ilti— U3  (8«ci>Ti>— 8«T<11>). 

Villanueva,  Viage,  tom.  X,  p.  235,  aus  dem  I.  Cartoral 
Urgel,  n.  802,  fol.  237. 

Serrateix. 

433.  Bihlioteca  del  Monwiterio. 

Villanueva  beschreibt  Viage,  tom.  VIII,  p.  132  ,un  buen 
leccionario',  saec.  XII,  sowie  ein  ,martirologio',  saec.  XI,  dieses 
Klosters  ,donde  estan  alargadas  las  actas  de  los  miirtires'.  Aus 
ztige  im  Ap.  XXV. 

CoiiMiNAs,  Saplemento,  p.  298  nach  Villanueva. 


ises 
US-    I 


Sevilla. 

423.  Biblioteca  del  Cahildo  de  la  Santa  Iglettia  Catedral. 

Die  Notizen  über  die  illtcre  Geschichte  der  Bibliothek  (vor 
der  grossen  Schenkung  des  Sohnes  Colon 's)  lauten  spärHch.' 
Bekannt  ist,  dass  der  berlthmte  Bibelcodex  (Toletanus  2.  1,  jetzt 
in  Madrid,  Biblioteca  nacionul)  im  Jahre  988  vom  Bischof  Jo- 
hannes von  Ctirdoba  der  Kirche  von  Se\Hlla  geschenkt  wurde. 
Die  Literatur  hierüber  am  besten  zusammengestellt  von  Ewald - 
Loewe,  Exempla,  zu  Tafel  IX. 

A.  Handschriftliche  Kataloge. 

1.  Inventario  de  los  libros  que  tenia  la  Santa  Iglcsia  de 
Sevilla,  antes  de  la  donucion  de  la  Biblioteca  de  D.  Fernando 
Colon:  hizose  en  19  de  diciembre  de  1Ö22.* 

Leider  nur  Excerpte  aus  diesem  vom  Archidiaconus  Luis 
de  Puerta  angefertigten  Katalog  mitgetheilt  bei  (Henri  Harrisse) 
D.  Fernando  Colon,  Historiador  de  au  padre,  Ensayo  critico. 
Sevilla  1871  (Publication  der  Sociedad  de  Bibliöfilos  Andaluces). 
P.  Itj9 — 172.  Vgl.  desselben  Autors  Excerpta  Colombiniana  p.  36, 
n.  3,  wo  auf  die  Worte  Loaisas  in  der  Vorrede  (zum  Katalog  3) 
verwiesen  wird:  ci  afio  de  1454  d  9  de  Juho  consiguiö  Bulla 
de  Nicoiao  V.  de  cxcomunion  mayor  reservada  al  Sumo  Pontifice, 
mönoB  in  articulo  mortis,  contra  los  que  tuvieran  ö  sacaran  libros 

*  Unmittelbar  vur  die  Einverleibaug  der  Privatbibliotbok  Femans  fltUt 
die  Abfjuauog  des  an  erster  Stelle  genannten  baudschriülichen  Verzeich- 
nisiieB.  Die  übrigen  wtcbtigeron  Handschriften  aus  den  älteren  Fonds 
sind  von  Valentiuolli  a.  a.  O.,  p.  96  f.  sorgsam  zutuinimengest«llt. 

*  Kein  Originaltitel,  wie  aas  der  Fassung  ersichtlicb. 


74 


Xn.  AbbuidlDOf :    Baer.  HuidKhiiftenMhktt«  SpkOMB«. 


de   ella  (vgl.  übrigens   Haenel,    Cat&lugi   cul.  978  and  V'alenti- 
nelli  p.  96). 

2.  Die  Indices  Feman  Colons.  Diese  bestehen  ans  sieben 
Tlieilen:  sogenannte  Registra  (A,  B,  C)  und  Abecedaria  (Ä,  B, 
B  bis,  C).  Ausführlich  handelt  hierüber  Harrisse,  Feman  Colon 
p.  22  flF.  und  Exccrpta  p.  259 — 26G,  ohne  jedoch  auf  die  ver- 
zeichneten Handschriften  speciell  Rücksicht  zu  nehmen.  (VgL 
weiter  unten.) 

3.  Inventario  hecho  por  Don  Juan  de  Loaisa  (Este  abece- 
dario  se  acabö  de  hazer  en   11  de  abril  de  1684). 

Die  {JüT  die  Geschichte  der  Bibliothek  wichtige)  Einleitung 
pnblicirt  von  Harrisse,  Feman  Colon,  p.  172 — 182. 

4.  Indice  de  todos  los  cödices  manuscriptos  que  se  con- 
servan  cn  la  biblioteca  de  la  santa  patrian-hal  vglesia  de  Sevilla. 
D.  D.  Didacus  de  Galvez  direxit.  Ado  de  1780.  Rafael  Tabares.] 
scripsit. 

Valentinelli  p.  99f.  Oraux,  Rapport,  p.  129.  Ewald  p.  373f. 
Harrise,  Feman  Colon,  p.  31.  ,Catalogue  officiel'  nach  dem- 
selben, Elxcerpta  Colombiniana  p.  47 ;  ibid.  p.  42  not.  der  lateinische 
Titel  Index  librorum  omnium  u.  s.  w.,  jedoch  mit  der  JahrefizaU 
MDCCLXXXni. 

B.  Druckwerke. 

Antonio,  Kicolaüs,  Bibliotheca  nova  I,  p.  146  erwihnt 
ganz  kurz  im  Artikel  Antonio  Montero  einen  ,codex  eius  car- 
minum  vemaculac  Unguae  antiquioris  in  folio'  aus  der  Colombina 
^nach  ihm  Amador  de  los  Rios,  Historia  critica  VI,  p.  152). 

Ortu  d£  ZuüioA,  Dmoo,  Analee  ecIeBÜatkoB  j  accolares . . . 
de  Sevilla,  Madrid    1795,   tom.  I,  Vorrede  erwähnt  unter  den 
benutzten  Quellen  den   libro  blanco  de  las  dotaciones  antignaa 
de  la  Cuntaduria  und   andere    libro«  antigoos  de  la  Contadoria 
aus  dem  Archiv  der  Kathedrale.  Im  Texte  tom.  I,  p.  97:  Ueb«JP-< 
das  Schicksal  der  Codices  der  Caotigas  Altooso  X.,  welche  in 
.\rchiv  der  Kathedrale  aufbewahrt  wares,  bis  aie  auf  Befehl 
Philipp  II.  nach  dem  Escorial  gebncht  wurden.   Koch  aaafthr-i 
Hoher  nhec  die  betreffende  Stelle  des  Testaments  AHoos  X.  ■■dll 
die  Haads^nften  sdfast  ibid.  p.  342f.  —  Tom.  H,  p.  331  werde« ' 
die  Registecbicker  der  Contadoria  del  Cabildo  besprochen.  — 
Tom.  III,  p.  37S  die  Scbenkaag  C«k»s.  SchiMi  hier  die  Klage: 


Bibl.  Dobcmtnug:  US  (SotOU). 


75 


Permanece  (la  biblioteca)  despoju  del  tiempo,  rnas  ulviduda  y 
menos  freqaentada  qne  la  quiso  sa  daeno,  dificil  de  gozar  7 
fdcil  de  consumirse. 

RoDRiocEZ  DE  Castro,  Joseph,  Bibliotcca  Espanola  II, 
p.  622  verzeichnet  die  Handschriften  der  Werke  des  Petrus 
Hispaniis:  Textus  omnium  traetatuuni  (mit  handschriftlicher  Ein- 
zeicbnung  Fernan  Colons);  Glossulae;  Sumniulae  cum  commento 
Bartholomaei. 

Haenel,  Catalogi  gibt  col.  978  ff.  einen  kurzen  geschicht- 
lichen Abriss  und  die  bis  heute  noch  vollständigste  Liste  der 
Handschriften. 

ToRRES  Amat,  Felix,  Memorias  para  .  . .  un  diccionario 
de  los  escritores  Catalanes,  Barcelona  183(],  p.  59,  gibt  Auszüge 
ans  einem  ,tomo  en  cuarto,  uiiscellaneo,  cubiertas  de  pergamino, 
que  se  halla  en  la  biblioteca  de  la  santa  iglesia  de  Sevilla  bajo 
la  E.  Y.  Tab.  n"  7"  (1316)  Scrventa  Guitard  ,Cartas  latinas'. 

Boletis  bibhogräfico  espafiol,  Ser.  11,  tom.  1  (1858),  p.  184 
kurze  Bemerkungen  über  die  Bibliothek. 

EouKES,  Memoria,  bespricht  p.  94  eine  handschriftliche 
Version  eatalana  de  los  afbrismos  de  Hipöcrates. 

ÄMADOR  DE  LOS  Rios,  J08E,  Hlstoria  critica  de  la  literatura 
Espariula,  tom.  VI,  p.  533  über  einen  Cancionero  general;  tom.  VII, 
p.  107  über  eine  Handschrift  von  Gomez  Manrique,  Prosecucion 
del  tratado  de  los  Siete  Pecados  mortales;  ibid.  p.  198  Epistola 
exortatoria  ä  las  letraa  de  Juan  de  Lucena.  Cons^rvase  en  la 
Biblioteca  Colorabina  en  un  tomo  MS.  que  lleva  tltulo  Tractatua 
Diversorum.  Von  allen  hier  erwähnten  Handschriften  finden 
sich  Copien  im  Codex  der  National- Bibliothek  Dd.  61. 

Valentinelli,  p.  96  ff.  gil»t  einen  Ueberblick  über  die  Ge- 
schichte und  von  p.  llX)  au  ein  Verzeichniss  der  werthvoUsten 
zur  Zeit  seines  Besuches  in  der  Kathedrale  aufbewahrten  Hand- 
schriften. 

Gallardo,  Bartolomb  Jose,  Ensayo  de  una  biblioteca  Fs- 
panoladelibrosrarosycuriosos,  tom.  II,  Madrid  1866,  veröffentlicht 
col.  514 — 557  aus  dem  Registrum  librorum  don  Femandi  Colon 
primi  Almirantis  Indiarum  filii  (vgl.  oben)  umfangreiche  Aus- 
züge. Die  überwiegende  Mi-hrzalil  der  Bücherbeschreibungen 
betrifft  Druckwerke.  Interessant  sind  die  genauen  Angaben 
über  Erwerb  und  Preis,  Von  Handschriften  seien  hervorgehoben: 


BIbl.  DebenftiuDg:  4M  (!<«rilte). 


77 


Graux,  Rapport,  p.  129  Notiz  über  den  Codex  AA-144-19. 
Wace,  Rhythmae  de  gestis  Bretonum,  et  baronum  geneatogiis. 

(Harribrb,  Henri)  D.  Fernando  Colon,  Historiador  de  su 
padre.  Sevilla  1871.  Wertbvüll  durcb  die  oben  bereits  erwjihnte 
Beschreibung  der  Kataloge  und  die  im  Anbange  veröffentlichten 
ActenstUcke  zur  Geschichte  der  Bibliothek. 

BoüTELOiT,  Claudio,  Codices  ilustrados  de  la  Biblioteca 
Colonabina.  Museo  EspaSol  de  Antiguedades,  tom.  I  (1872), 
p.  149— 1Ü2. 

Bespricht  ausführhch:  1.  Ein  Pontificale,  aaec.  XIV,  auf 
Befehl  des  D.  Juan,  Bischof  von  Calahorra,  am  10.  Mai  1390 
begonnen.  2.  Ein  Missalc  des  Cardlnals  Mendoza.  3.  Missale 
Hispalense,  saec.  XV — XVI  (Hie  incipit  sanctorale  secnndum 
consuetudinem  ecclesie  yspalense  etc.).  4.  Officium  B.  Mariac, 
saec.  XV,  französischen  Ursprungs. 

GuTiBRREz  DB  LA  Vega,  Bibliotcca  Venatoria,  Madrid  1877 
seqq.  verzeichnet  tom.  I,  p.  CLXXXJ  f  ein  handschriftliches 
Werk  der  Jagdliteratur  aus  der  Colombina:  Messen  Juan  Vallea, 
Libro  de  Cetreria  y  Monteria. 

Francisque- Michel,  Rapport  sur  une  mission  en  Espagne. 
Arcbives  des  missiones  scientifiques,  IH.  s^rie,  tome  6  (1880), 
p.  269  ff.  berichtet  über  cod.  5  ...  177,  mit  dem  schon  von  Graux 
erwähnten  Werk,  welches  sich  als  der  ,Roman  de  Brut'  erwies.' 
Cod.  91,  Nr.  13  enthult:  1.  Le  Savi  (guide  de  la  vie  humaine, 
veröffentlicht  unter  dem  Titel  Libre  de  Senequa  von  Bartsch, 
Denkmäler  der  provenjaliscben  Literatur,  Stuttgart  1856,  p.  192 
bis  215)  2.  Lo  Gardacors  de  nostra  Dona  Santa  Maria,  verges 
e  pieuzela  3.  Espozalizi  de  nostra  Dona  Sancta  Maria  Verges  e 
de  Josep.  —  Cod.  204  (J)  Opnscula  varia:  unter  vielem  Anderen 
ein  proven^aliscbes  Gedicht  über  die  Passion  Jesu  Christi.  Cod. 
7.  72.  Pierre  de  Lucembourg  (Dyete  de  Salut). 

Ewald,  p.  373 — 381  besehreibt,  zum  Theil  unter  Benutzung 
des  von  Tabares  angelegten  Katalogs  circa  70  Handschriften; 
die  wichtigste  Ergänzung  zu  Hänel. 

Harrissb,  Hensi,  Revue  critique  d'Histoire  et  de  Litt^ 
ratur  Paris  1885,  Nr.  20,  pp.  388—401;  Nr.  23,  p.459;  Nr.  30, 


'  Heute  in  Puii,  Bibl.  Nationsie,  nouv.  acq.,  fonds  fnn^is  Nr.  1416  vgl. 
Harriase,  Orandenr  et  d6cadence  de  la  Colombine,  Paris  1886,  p.  41. 


78 


XII.  ibliudltDK:    Beer.  lUiidjchrifteniiiMt»»  flfwnlao«. 


pp,  78 — 81,  240 — 243.  Derselbe:  Grandeur  et  döcadence  de  la 
Colombine,  seconde  Edition,  revne  etc.  Paris  1885.  Derselbe:  La 
Colombine  et  Clement  Marot,  Paris  1886. 

In  diesen  Aufsätzen  lenkte  der  ausgezeichnete  Gelehrte 
die  Aufmerksamkeit  der  gebildeten  Welt  auf  die  Spoliirung, 
deren  Opfer  die  berllhmte  Sammlung  erst  in  den  letzten  Jahren 
geworden.  Umfangreiche  Pakete  von  kostbaren  Büchern  und 
Handschriften,  deren  Provenienz  aus  der  Colombina  sich  un- 
zweifelhaft erweisen  lässt,  wurden  Ende  1884  direct  von  Sevilla 
nach  Paris  gesendet  und  an  den  dortigen  Quais  zu  Schleuder- 
preisen verkauft.  Die  von  Harrisse  gebotene  Identification 
der  entwendeten  Stücke  mit  den  von  früheren  Forschem  be- 
schriebenen unzweifelhaften  Columbianis  ist  meisterhafl.  Hand-J 
Schriften  wurden  in  gleicher  Weise  in  Mitleidenschaft  gezogen' 
wie  die  Impressa.  Vgl.  Grandeur  et  d^cadence  p.  38 — 44  und 
insbesondere  p.  48  ff. 

RiANO  Jüan-Faccndo,  Critical  &  Bibliographical  notes  on 
early  spanish  Music,  London  1887  beschreibt  p.  66  cod.  Colomb. 
Z.  135.  33,  saec.  XV ex.:  Canto  de  Organo;  p.  67,  cod.  Colomb., 
Z.  135,  32  Variorum  de  musica. 

Engel,  Arthur,   Notes  sur   quelques    manuscrits  arch^o-' 
logiques  conservös  k  Seville.  Revue  arch^ologique  XVII  (1891), 
p.  ICH)  bis  103.     Verzeichnet  1.  Handschrift  des  JesuitenpatertJ 
Hierro  1765.  2.  Explic^ciones  numismäticas  von  GuiUcrmo  Thyrry' 
1748.  3.  Pergamenthandschrift  mit  verschiedenen  archäologischen 
Abhandlungen.   4.  Varias  antiguedades  von  Jos^  Maldonado. 

C.  Schriftproben. 

Harribbe  bietet  zu  p.  26  seines  Buches  D.  Fernando  Colon 
(vgl.  oben)  eine  Seite  des  ,Registrum  B'  (Antograph  Femansi. 

BocTELOü  gibt  zu  dem  oben  erwähnten  Aufsatz  einige 
farbige  Miniaturproben. 

Bei  den  angedeuteten  schwierigen  Bibliotheksverhältnisscn 
—  faat  alle  Berichte  der  Forscher  klagen  über  die  in  den  Weg 
gelegten  Hemmnisse  —  einer-,  sowie  bei  dem  Umstände  anderer- 
seits, dass  Loewe  die  Colombina  bereita  besucht  und  die  werth- 
vollsten  patristischen  Handschriften  ausführlich  beschrieben, 
konnte  ich  von   einer   erneuten  Durchforschung   derselben   ab-. 


Bibl.  UebcrMtzDDg:  4Z1-4M  (amrilU).  79 

sehen.  Das  Verzeichniss  Loewe's,  das  in  den  Besitz  der  Aka- 
demie überging,  wird  im  zweiten  Bande  der  BPLH.  zur  Ver- 
öffentlichung gelangen. 

421.  Bihlioteca  del  Coro  de  la  Santa  Jglesia  Cafethal. 

Bermudez  Juas-Agostiko,  Descripcion  artistioa  de  la  Cate- 
dral  de  Sevilla,  Se\-illa  1804,  8»,  p.50f.  bespricht  die  Chorbibliothek 
mit  Nennung  der  Meister,  welche  die  Bünde  mit  l^Iiniaturcn 
schmückten. 

QuEsxADA,  AxTosio  DE,  Indice  general  y  particular  de  la 
librcria  del  coro  de  la  Santa  Iglesia  Metropolitana  y  Patriarcal 
de  Sevilk.  Madrid  1816.  8».  24  p. 

Valestkelli,  p.  102  f.  gibt  einen  guten  resnmirenden 
Ueberbhck. 

RiAKO,  Jüan -F.,  Critical  and  Bibliographical  Notes  on  early 
Spanish  music,  London  1887,  p.  136  gibt  gleichfalls  eine  aus- 
führliche Beschreibung  dieser  stattlichen  Sammlung,  die  (nach 
ihm)  gegen  200  Bände  zählt. 

(FiTA  Y  CoLOSfä,  Fidel)  Bosqnejo  de  la  Exposicion  histörico- 
Europea  Madrid  1892,  p.  31f.  erwähnt  als  von  Seite  des  Capitcis 
und  Palacio  Arzobispal  ausgestellt:  (1)  Un  libro  coral,  que  con- 
ticne  la  misa  de  la  Ascensiön  hasta  el  martes  despuös  de  Pente- 
costes,  con  preciosas  orlas;  (2)  otro  libro  coral  cuyas  margenes 
estan  adomadas  con  hojas  y  variadas  flores  (3)  otro  libro, 
tambi^n  coral,  de  la  Asuncidn  y  la  Coronaciön  de  la  Virgen 
con  el  Padre  Etemo  y  cuatro  dngeles  (4)  otro,  tambien  coral 
estilo  mudejar,  siglo  XVI,  con  finisimas  labores  azul  y  rojo. 

425.  Biblioteca  del  Arz&pispo. 

Haenel,  Catalogi,  col.  978:  nnllos  Codices. 

Valentimelli,  p.  103  f.,  der  über  die  Geschichte  der  Biblio- 
thek eingehender  handelt,  bemerkt  aber:  Conta  appena  trenta 
codici  manoscritti . . .  fra'  quali  k  una  copia  dello  Statuto  di  Si- 
viglia,  eseguita  nel  secolo  decimosettimo  in  un  codice  membra- 
naceo  in  foglio. 

426.  Bihlioteca  ühirersiiaria. 

Die  Bibliothek  wurde  1838  durch  königliches  Decret  ge- 
gründet,  welches  ihr  als  Hauptfonds   die  Bestände  der  anfge- 


^'        Sn.  M4.Ui»K;  iMt«Mil«lmM^.  i> [■»>«■     NM   C«Mr»     Itr.  (»ml! 

Itobcnen  Ki(}at<^r  böathnmt^:  fv^t  im  .Inltn-  !K4S  tranlp  mit  ilur 
InAtallirung  bwgntuieu. 

A.  ]Iandscbriftlicbc  Kntalog«. 

1.  McmoriÄ»  »obre  »;1  cstado  «U>  la  hibliolecn  provincial 
nnivcrsiUri«  di*.  Sevilla  cn  el   *Bo  de  1*301  ,  .  .  csorita   por 
l)r,  I.).  Vriitur«  CaniHcho  y  Cnrliajo.    Scvill«  18<i2. 

Amflii'hcr  BtTiclit,  in  den  LftiidwUriftlifhcn  AofüfioLnunj 
I<t)i'wr.'«   repstrirt.     Die  Ulaimscripto   werden   nur  gul«|^fntlicl 
litihaiidcit. 

2.  Zrlttrlkatalog,  den  Ewald  und  Locwc  bi^iiütztcn. 

B.  DruckwiTkn. 

Valkstusklu,  p,  104 — 106  frcscbicktlicbcr  Bückblick,  p.  106! 
AnfKüblving  i-iniger  Ilandscbriftcn. 

ÜRAUü,  Kjipjiort,  p.  120  f.  apricht  von  einem  ,e«biiict  doa] 
maiiUiierits  hhsp/.  riebe'.  Diese  BeÄeiebming  wft.re,  waa  dcal 
Wcrtb  ihn-  Handsobrifteii  anbinfjt,  zu  liniitireii.  Unter  den  codd. , 
ilrttU't  »icb  ein  griecbisebcs  l^Iauuacript,  Demosthenes  *acc.  XVI,  ] 
tiaeh  Graux  ,!i  peu  pri'S  sans  Taletir'. 

Ewald  beschreibt  p.  381  f.  drei  Handschriften, 

Anuabio  del  Cuerpo  facaltativo  de  Archiveros  I.  (!8H1)^ 
p.  SL'Of.  über  Gründung  und  Bestlinde  der  Bibliothek;  IT.  {IHS2), 
p.  KJl  ff.  bringt  nebst  Fortsetzung  der  Berichte  aus  dem  I.  Riindo 
nuf  p.  163  einen  ap^ndice  :  manuserito«. 

Maktin-Villa,  Antokio,  Kesena  histörica  de  la  Dniversidad 
Äe  Sevilla  y  tleseripeidn  de  &\i  iglesia.   Sevilla  1886. 

P.  8G  übel*  die  Einverleibung  der  Bibliütbek  des  Äyun- 
tamieuto  aus  S.  Aeacio  (vgL  diesen  Artikel),  leider  ohne  Nennung 
der  einzelnen  Bestände. 

( FiTA  y  CoLOjji,  Fidel)  Bosqoejo  de  la  Exposieidn  bistorico-  1 
Enropca,  Madrid  1«HÖ2,  erwähnt  p.  44  als  von  dieser  Bibliothek 
»uagcstellt:  una  Sa^ada  Biblia,  con  glosaa  de  Nicolis  de  Lyra, 
do  la  priinera  mitad  del  ssiglo  XV,  eecrita  en  cinco  volümcnes, 
ttk  vitela,  con  lujoea  omamentaciön  por  mandato  de  Per  Afan 
in  River». 

Locwe  liat  atia  der  Saromlung  einige  wenige  llandsebriftcn 
alt.  bcachtcuawerth  verzeiclinet,  die  zusanujiGD  mit  dor  Liste  . 
dem  Anuario  verüflentlieht  werden  sollen. 


Aa«g«|teb«n  am  17.  Ibü  18