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Druck Ton Adolf HoUhanMDf
k. und k. Uff' und UnlTerMtlU*BacbdnKkv is WI«.
INHALT.
I. Abhandlangr. Moyer: TUrkisuke Studien. I. Die griechischen und ro-
manischen Bestandtheile im Wortschätze des Osnmnisch -Türkischen.
II. Abhandlung^. Siegel: Das erzwungene Versprechen und seine Be-
handlung im deutschen Bechtsleben.
III. Abhandlang. Keinisch: Die Be4auye- Sprache iu Nordost -Afrika. L
IV. Abhandlung. Tomaschek: Die alten Thraker I. Eine ethnologische
Untersuchung.
T. Abhandlung. Zingerle: Zur vierten Decade des Livins.
VI. Abhandlung, t. Zeissberg: Belgien unter der Qeneralstatthaltergchaft
Erzherzog Carls (1793, 1794). I. Theil.
YII. Abhandlung. Reinisch: Die Be^anye- Sprache in Nordost-Afrika. IL
VIII. Abhandlung. Beer: Handschriftenschätze Spaniens. Bericht Über eine
im Auftrage der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in den
Jahren 1886 — 1888 durchgeführte Forschungsreise.
IX. Abhandlung. NOldeke: Die von Gnidi herausgegebene syrische
Chronik.
X. Abhandlung. Zingerle: Der Hilarius-Codex von Lyon.
XI. Abhandlung. BOdinger: Mittheilung^n ans spanischer Geschichte
des 16. und 17. Jahrhunderts. (Mit einer Tafel.)
XII. Abhandlung. Beer: Handschriftenschätze Spaniens. Bericht Ober eine
im Auftrage der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in den
Jahren 1886 — 1888 durchgeftlhrte Forschungsreise.
Ablundlanf : Hejrar. TOtkiKhe Stadien. I.
I.
Türkisehe Studien. I.
Von
Qiistav Heyer,
eorresp. Hittfltede d«r kaia. Akademie der Wiiaentehaften.
I.
Die griechischen und romanischen Bestandtheile im Wortschatze
des Osmanisch-Türkischen.
IJer Wortschatz des OsmaDisch- Türkischen erweist sich
der etymologischen Analyse als ein ziemlich bunt zusammen-
gesetzter. Zu den alten, einheimischen Elementen, welche den
Zusammenhang des Osmanischen mit den ost- und nordtUrkischen
Dialekten begründen, hat die Annahme des IslÄm durch die
(Jsraanen eine so grosse Anzahl arabischer und persischer ge-
filgt, dass sie, wenigstens in der Sprache der Literatur und
der (gebildeten, den alten echt türkischen Grundstock des Wörter-
buches völlig überwuchern. Die Kluft zwischen der Sprache
des Volkes und der des Gebildeten ist derartig, dass, wie Vämb^ry
(Das Türkenvolk 615) bezeugt, in der Gesellsuliaft von Efendis
eine geheime Conversatiou geführt werden kann, ohne dass
die anwesenden türkischen Diener die türkische Sprache ihrer
Herren verstilnden. Wenn aber auch das arabisch -persische
Element die erste und dominirende StcUe im türkischen Lexikon
einnimmt, so ist dieses doch auch von der Berührung mit anderen
Sprachen nicht ganz unbeeinäusst geblieben. Eine etymologische
1 )urchmusterung entdeckt Griechisches, Lateinisches und Roma-
nisches, Slavisches und Magyarisches, ja sogar Deutsches und
EngUsches im Wörtervorrath des Osmanisch-Türkischen.
Die slavischen und magyarischen und von den roma-
nischen die rumänischen Elemente im Türkischen hat Miklosich
in einer seiner letzten Abhandlungen zum Gegenstande einer
SiUuu(>ber. d. pliil.-hinl. Cl. CXXVHL Bd. 1. AU. 1
1. AbhEodlnDg : Hejer.
Untersuchung gemacht (Die slavischen, magyarischen und rumu-
nischen Elemente im türkischen Sprachschatze. Wien 1889). Ich
trage einige hieher gehörige Worte nach, welche Miklosleh ent-
gangen sind, tijit harda ,Böttcheraxt; Art Schleitstein' Barhior
de Meynard I 257 ist das rumänische harda ,Äxt', das aoa
magy. hdrd stammt und im letzten Grunde auf ahd. harta be-
ruht. Cihac n 479. Mi. Et. Würterb. 19. Eng damit ver-
wandt ist *^>\ji bradova ,Art Böttcheraxt' Jussuf 124, das aus
serb. bulg. hradca = aslov. bradwb ,Axt' entlehnt ist. lieber
»y\ji bravn ,Thllrschlos8' Biauchi I 342, bei Zenker «y^, perava,
habe ich bereits im Etym. Wörterbuche des Alb. 45 gesprochen:
sein Ursprung ist unbekannt, es stammt im Serbischen, wo es
seit dem 16. Jahrhundert belegt ist, vielleicht aus dem Roma-
nischen. Vergleiche auch Blau, Bosnisch - türkische Spradi-
dcnkniHlcr 7. y^ ijinez , Fürst' Zenker 7G4 b ist asl. khn^zb, sc.
kiiez. ij^Loi kasntvrn jsabre-ba'ionnette' Jussuf 546 scheint mit
aslov. kosa koiiorj, ,Sense' = se. kosa ,Sense', knsor ,Art Messer'
zusammenzuliängon (daraus magy. ka$za ,Sensc'); vielloicht ist
das alb. kostn, das aus kosnr entstanden ist (Etym. Wörtorb.
des Alb. 201), die vermittelnde Form, in der die drei zusummen-
stosscnden C'onsonanton s-t-r dnrch Vocale getrennt worden sind,
vgl. unten. *Jö)^ Indinga ,Art Patrontaschc' Jussuf 644 ist
offenbar das magy. Iddika , Kistchen, Schatulle', das deutschen
Ursprungs ist. Uober den eingeschobenen Nasal vergleiche
unten unter londia. ^_U major , Meierei' Zenker 804 a ist ein
durchs Mag. (major) und Dcntsohe gegangenes riinianisciies
Wort, i^^y mukan ,Scliariiirl oder Sciiafziichter aus Sieben-
bürgen' Zenker 893 b ist runi. mocan aus magy. vutkdnii ,bHUri.sch'.
«füyJU-« mitiiiidiifii ,1'olenla' Bnrb. 11 7H6 ist rum. männ'ilhiu, das
auch im M:igyarischen (mamaligaj, Serbisch- Ki-uatischen (muma-
Ijutjrt), Kleinrussischen (mnmalygn) vorkommt; der Ursjtrung der
Bezeichnung dieses aus Maismehl bereiteten N.'»liimatgcrichtes der
südöstlichen Donauliinder ist nicht klar, man hat an Zusammen-
hang mit venez. wJ«/»?;/a ,holcus sorghum, welsche Hirse' — it. m«-
lica, gedacht. jji^Jb paljoi ,potito öp«5e k dcux tranchaiits, poi-
gnard, coutelas' Barb. 1 386 ist magy. pallon, mm. pul«?, serb. palos.
Das auch sonst weit verbreitete Wort liHngt wühl mit tu. aJI^
pala ,Sllbel' zusammen, das echt türkisch zu sein scheint (Budagov
I 310), ist aber in dieser Form wahi-scheinlich magyarisch. «OL».^.
TflrUscbe Studien. I. 3
plnika jBeate' Jussaf 957 aus serb. pljaika, vgl. Etym. Wörterb.
des Alb. 344. j^^^^j vampir ,8orte de grande chauve-souris;
revenant, Tampire' Jussuf 1223 kommt auch im Serb. und Bulg.
vor und ist wohl daher ins Türkische eingedrungen; die Her-
kunft des Wortes ist noch nicht endgiltig festgestellt, vgl. Mi.
Nachtr. 11 61. *S)^y vladika, auch ladika ,m^tropolitain' Jussuf
1240 ist die slavischo Benennung vladyka, bulg. vladika fUr
den griech. Seanörtjg Metropolit, Erzbischof.
Die griechischen Elemente sind ins Osmanischc auf
verschiedenen Wegen gelangt.
Eine beträchtliche Anzahl griechischer Wörter hat schon
in früher Zeit ins Arabische und Persische Eingang gefunden,
fast alle durch Vermittlung des Aramäischen, und ist von dort
ans ins Türkische gelangt. Ich habe mich bei den unten
folgenden Zusammenstellungen bemüht, jedesmal auf diesen
Weg der Entlehnung hinzuweisen, bin aber weit davon entfernt,
zu glauben, dass dies in erschöpfender Weise geschehen ist,
oder dass ich nicht manchmal Irrthümer begangen habe. Man
möge dies damit entschuldigen, dass die orientalistischen Studien
meinen Arbeitsgebieten fem liegen, und dass die Vorarbeiten
auf diesem Felde sehr dürftig sind. Es scheint mir eine sehr
nothwendige und zu gleicher Zeit sehr lohnende Aufgabe zu
sein, den Einiluss, welchen das Griechische auf die Sprachen
des Ostens geübt hat, auf Grund des vollständig gesammelten
Materials im Zusammenhange darzustellen. Es handelt sich
dabei um eine Untersuchung der griechischen Lehnworte im
Aramäischen, Arabischen und Persischen; ferner um die grie-
chischen Elemente im Armenischen und Georgischen; auch eine
Zusammenstellung der ins Indische übergegangenen griechischen
Worte wird nicht ohne Interesse sein. Gelegentlich sind ja
diese Sachen schon gestreift worden, so die griechischen Ent-
lehnungen im Sanskrit von A. Weber in den Monatsberichten
der Berliner Akademie 1871, S. ()13flF. und von H. Kern im
I. Bande der 'Elhig, beidemal mit Rücksicht auf die Geschichte
der griechischen Aussprache. Aber eine zusammenhängende
Darstellung fehlt noch. Einiges enthält die Brcslaucr Disser-
tation von Sigmund FrUnkel De vocabulis in antiquis Arabum
carminibus et in Gorano peregrinis' (Leyden 1880), sowie das
vorzügliche Buch desselben Verfassei-s über die ,Aramäischen
I. AbbaDdlnng: Utjtr.
Fremdwörter im Arabischen' (Leyden 1886). Die griechischen
Elemente im Persischen hat jetzt Nöldekc in seinen ^Persischen
Studien' II 34 ff. untersucht (Sitzuntjsbcrichte CXXVI 12), die
mir durdi die (jUte des Verfassers in den Ausliängebogen zu-
gänglich gemacht worden sind.
Zu den durcli Vernntflung des Arabiselien ins Türkische
gelangten griechischen Leiinwörtern gehören unter anderen
eine Anzahl Pflunzennnmen, wie abanm, aßun, knnfarioit, ka-
rtiiifil , kniiinhit , piiiitifilion , tiirmvs und andere; Ausdrücke,
die das Christcnthum vermittelt hat, wie faraklit, Itidiil; zu
ihnen sind wohl auch zumiar, kanun, xantur zu rechnen;
Wörter des Handelsverkehrs, wie dirhem, kernt, Icile; solche,
die wohl zuTiiichst in die medicinischc Literatur Eingang fanden,
wie zernik, masnriku , hthjnvi , inclhem. Aus dem Persischen
stammt z. B. d.M« wichtige und interessante stm ,Silber', das
über pehlevi pa'DX auf griechisch äai]fiov zurückgeht; ferner
kilid , defier , und PHanzonnamen , wie asfirndi, hhirdlun,
ispanak, ncrdiüt.
Seitdem die Osmanen Herren über den grösstcn Theil des
ehemaligen byzantinischen Reiches geworden waren, lebten sie
in ausgedehnten Gebieten ihres Besitzthums in fortwährender
Berührung mit griechisch redender Bevölkerung. Die Aufnahme
türkischer Wörter in das Vulgärgriechische war infolge dessen
eine massenhafte; sie haben, allerdings in beschrUnkterem Masse,
selbst in die Dialekte solcher Gegenden Eingang gefunden, die
niemals unter türkischer Herrschaft standen, wie in die der
ionischen Inseln. Miklosich hat in seinen ,Türkischen Elementen
in den sUdostcuropAischen Sprachen' auch den türkischen Ein-
dringlingen im Griechischen seine Aufmerksamkeit zugewendet,
ohne den Gegenstand zu erschöpfen. Es war das um so noth-
wendiger, als die Griechen nicht selten von rein türkischen
Wörtern die spasshaftesten Etymologien aus griechischen Jlitteln
gegeben haben. Die Literatursprache und der Schulunterricht
haben begreiflicher Weise im Königreich Griechenland gegen die
türkischen Lehnwörter einen unbarmherzigen Vertilgungskrieg
eröffnet ; aber sie nehmen in den V'olksmundartcn und den
Erzeugnissen der Volksdichtung immer noch einen sehr breiten
Kaum ein. Besonders interessant ist es, dass sich der türkische
Einfluss auch auf die innere Sprachform eretrockt hat. So sagt
TarUuhe ShitliBn. I.
man nivi» xa/ivöv ,ich rauche', was die Uebersetzung des tür-
kischen oX.»acu\ ^2JyifJ tiitiiii icmtk , eig. ,Tabak trinken', ist;
man frÄpt nov rui&exttt ,wo wohnt er?', ganz gleich tUrkischem
.y»j^j\ ijJ neredi- oturior, eig. ,wo sitzt er?', was der Lebens-
weise der Osraanen trefFHcli entspricht, wie Faihnerayer, Ge-
sammelte Werke I 293 riciitig Ijcmerkt hat.
Aus naheliegenden Grlinden ist der Einfluss der Sprache
der griechischen Raja auf die ihrer Beherrscher nicht von der
srleiclien Stärke gewesen. Trotzdem ist, wie man aus meinen
Zusammenstellungen erHchcn kann, eine immerhin betriichtliche
Anzahl von Worten in den osmanisclien Sprachschatz einge-
drungen, die zum Thcil durch ihre jüngere, neugriechische
I..aatform sich von dem über das Arabische und Persische ein-
gewanderten griechischen Sprachgute abheben. Eine grössere
compacte Masse bilden hier die Benennungen der Seefische und
aaderer Secthiere, die fast ausnahmslos aus dem Griechischen
^■tunmeD. Die Vorfahren der Ösmancn waren ein Binnenvolk,
daa mit den Geschöpfen des Meeres erst bei seinem Vordringen
nach Kleinasien und Europa Bokanntsihafi machte. Dort trafen
sie an den Meeresküsten überall auf Griechen, die naturgemäss
ihre Lehrer in der Benennung der Erzeugnisse der See wurden.
Auch von anderen auf die See und das Seewesen bezüglichen
Ausdrucken sind einige griechisch, wie feum; kaderga, karavi,
Kürfüt, liman, navlun, prams, taUu and die Windnamon imbat,
lofio», pojraz; auf die wirkliche Ausbildung des Seewesens und
die marine Terminologie haben freilich, wie bei den Türken,
so auch bei den Griechen, erst die Italiener entscheidenden
and nuchhaltigen EinHuss ausgeübt. Aber auch auf anderen
Gebieten ist der griechische Cultureinfluss, so weit er sich in
der Sjirache erkennen lUsst, ersichtlich; so sind eine Anzahl
auf Ackerbau und Viehzucht bezügliche Ausdrücke griechisch,
ferner Namen von Geissen, Geräthen und Werkzeugen u. s. w.,
»elbstvcrständlieh Alles, was sich auf den christlichen Cultus
bezieht.
Gegenüber diesen beiden Hauptwegen, auf denen gric-
chbcbes Sprachgut ins Osmanischc eingedrungen ist, tritt alles
Ucbrigp fast ganz zurück. Bei dem einen oder dem anderen Lehn-
worte kann man ja vermuthcn, dass es durch slavischeu Mund
gangen ist, ehe es das Türkische aufnahm. Das wird z. B.
I. Abliftmlliui^ ; Ueyer.
für laijofet walii-sclieinlich gemacht durch das \Jt f fiir ^ an
Stelle des diesen Laut sonst vertretenden ^ oder U t , was der
russisclien Vertretung des 9 entsjirieht (auch rumilnisch lot/ofet).
Griechisch t^Efivov scheint auf deto Wege iislov. trin», —
ruin. turim — (magy. terttm) zu türk. t/irein geworden zu sein.
Aber solche mehr oder weniger entscheidende Kriterien lassen
sich sehr selten anftihrcn. Auch auf dem Umwege llber das
Italienische hat das Türkische hie und da ein griechisches Wort
recipirt; so, um von Neologismen abzusehen, die heute allen
ouropÄischen Sprachen gemeinsam sind, das Wort ilrinka,
Siringa ,Spritze', das gr. avQiy^ ist, aber direet erst aus ital.
sciriiup stammt.
In llhnlicher Weise wie hei den griechischen, sind bei
den aus romanischem Sprachgebiete stammenden Lelmwörtorn
verschiedene Schichten zu unterscheiden. Lateinisches im Os-
manischcn erklärt sich durch die Verniittiung der Byzantiner
und Araber. Es gibt im Arabischen lateinische Wörter, die
aus dem Gricchisdien des Ostens P^ingang in diese Sjirachc
gefunden haben, wie fiir einige ihre Lautform bezeugt: so sind
raiidila deuariun zuniichst zu griech. /.aydrjka <Ji;)'tfßiog und
weiter zu arab. knmlil dinar geworden; in dieser Form er-
scheinen sie auch im Türkischen. Auch Wörter wie camigin,
c«nteiiariuii, fällig, galjumi. sind so als knmig, knittar, fels, gafrn
ins Türkische gelangt. Den Namen des grossen Coeaar iialien die
Orientalen wohl direet aus dem Mundo der römischen Lcgions-
soldaten aufgenommen: nur .so erklärt sich die Bewahrung des
alten ai, das in griechischem Munde damals gewiss schon zu
H geworden war. Da das byzantinische Griechisch voll von
lateinischen Worten war, die zum Theil noch heute im Neu-
griechischen weiter existiron, so konnte es nicht fehlen, dass
auch noch nach der Eroberung des byzantinischen Reiches solche
Lehnwörter ins Türkische kamen; hiehcr scheinen z. B. rtsprs,
gümrüM, islcflf, iglcemle, Icilev, Uujln zu gehören.
Der bei Weitem grösste Bestand an roraauischen Elementen
gehört dem Italicnischen an und erklärt sich aus den bekannten
Beziehungen der itiilienischcn Stildtc, bcsondei-s der Venezianer
und Genuesen, zur Levante. Wie viel die Türken hier diroct
entlehnt haben, wie viel erst iltirch grierhische Vermittlung,
ist selten mit einem grossen Grade von Wahrscheinlichkeit zu
TtrUsche Stuliaii. I.
entscheiden. Sehr Vieles ist dem Tllrkisclicn jedenfallb mit
dem Ncuffriochischcn gemeinsam , und diese Gemeinsamkeit
würde sich vermutidich in noch frrösserem Umfange nacliweiseii
lassen, wenn wir den ins Neugriechische aufgenommenen ro-
manischen Wurtbestand irgendwo zuverlässig übersehen könnten.
Aber das ist noch nicht der Füll; denn die Zusammenstellungen
von Deffner in der Nia 'E'ihxg (IH74) Nr. llt. 20 und von Pappa-
dopulos in der Ilavdtbga XVII, 217—226. 265—272 erschöpfen
den Gegenstand nicht im Geringsten. Hiehcr gehört denn auch
die Frage nach dem Wesen der viel genannten, aber wissen-
schaftlich nicht greifbaren Lingua franca, die wohl nichts
Anderes war als Italienisch im Munde der Levantcbcwohucir,
Wenn wir Wörter wie ital. harhone, pisello im Turkisclien als
barhunia, pizelia , also mit griechischer Endung, finden, oder
wenn wir in tugla aus tuhidum einen specitisch griechischen
Lautwandel beobachten, so ist ohne Weiteres klar, dass sie
durch ein griechisches Medium gegangen sind. Aber in anderen
Fällen lassen uns solche Kriterien durchaus im Stiche.
Die venezianische Herkunft der italienischen Lehnwörter
wird in vielen Füllen durcli ihre Lautgcstalt in entschcidciulcr
Weise bezeugt. Man beachte z. B. die Media in ridela, viUa,
knAtrim, Umoiifida, hugaftn, f'/tj<i, sifjuiia, den dünneren Zischlaut
in pi^i, Uta, heknt»a, hrizulu, ibis r in galaiiioni, den Ausfall
«les -c- in maivela gegenüber italienischen vitellu, vite, caf.ena,
ÜTnonnta, hiicaio, fitoco, sicurtu, pestx, nciare, becaccia , bra-
riwiUt, unlnmoja, manuvella.
Eine grosso zusammenhängende Masse italienischer Wörter
bilden die im vorletzten Abschnitte zusammengestellten Aus-
drücke der marinen Terminologie, deren Verzeiclmiss hoffentlich
nicht allzu unvollständig ist. Leider ist es mir trotz aller auf-
gewendeten MUho nicht in allen Fällen gelungen, die türkischen
Wörter befri(^digend zu deuten ; meine eigenen praktischen
Kenntnisse von Dingen der Marine sind sehr gering, und d;vs
vortreffliche Glossaire nautiquc von Jal, das der Wortforschung
auf diesem Gebiete ein unentbehrlicher Wegweiser ist, versagte
docli in einigen Fällen.
Noch in neuester Zeit sind einige italienische Wörter ins
Dsmanli aufgenommen worden, die aber an Zahl nicht mit den
französischen Neologismen zu vergleichen sind. Das von Jahr
Xr^>.
mrt £rfinrtiinsE!r: a ö' "TirSK bc -^n-r jli ■■«»*' IffTig» fem-
iiiwfiwr Wir» TT u> -nrxsp^-^ I^^ät -n -»änümhr'. mfismiis
«liriKr. -üe Ji tea uMrr"a "o^nüs^nr-? :?niariten iänesc <iaa
DiinauiKi-iu imvs. Irtt 3*-Ter~i -nrs3.-ä»-i W iTn«^iäciier. wie
■imm TTta JixHHif wt^ ia» Trtn :?aBin-3r-*. T»>;jjuicimBL se «ehr
aiwthhrjgä- Een iiab^ V: -üs -atzpint-a A^wcnimtHi meiner
eüiine"9 tat ^^ SSessfosr wuTmui^^i auch am
^nne 'imne 3«»3i»^ «neäer N^-iosEsnien j^eben. habe
aber 2»ziaahT. -mn iem Aasr^nea -'^n«?^ V^QsTänfHgkpit bei
iimpn acweöea xa -«lilea. L*iewr Ti^ -ier mmsnisdien Elemente
wint 'Mnc ai haniierr wier zw^tnimiierr Jahren dem Spraeh-
fiwscher omi liem Ciimiräi;;:rO>c>ker -an tankbres F'jnchimgs-
objeet bieten.
Bne besondere ^Beflinur "mtpr •im romanisehen Elementen
it» Tiirkis4rhen aehm^s üe paar ramäniächen Fremdwörter
ein. die «rh aacaw*i?en la^^sen. rne änd Em Principe richtig'
von )(ikIoeich in der am Aunnee i^rwihnten Abfaandlnni; mit
den -«iaTischen and nukrTarin^chen Elementen zemeinsam be-
handelt worden. Ich habe -He. der Voflständiskeit halber, nicht
aomMrhliesaen woDen. Tfaatsichlich tnnien äch bei Miklosich
▼on mmänischen Wörtern nur drei nümlich ^l'ttt Jv abelgebShr.
kalarti .Eilbote* nnd nut*n .:>peisetisch". toh denen die beiden
ersten Provinzialismen der Walachei und dem türkischen Schrift-
thnm fremd sind, da.* erste zndem dentschen Urspmngs ist.
Ich habe frnrifiifJa, kai^, luruirn, tnhla hinzogefägt. Eis mag
an dieser .Stelle erwähnt werden, dass bei einigen türkischen
Wftrtem rifmanm-hcn Ursprungs die Thatsache rorüegt. dass
«rift dnrch «lavi^the Vermittlung den Türken zugeführt worden
sind, z. B. J»ei injnlatM, inpka und koputka.
Wenn wir <\hh gan/.f! Ciebiet der EIntlehnnngen , deren
Wege im VorHtebenHen in kurzen Umrissen zu zeichnen ver-
bucht wunle, UlMtrblickftn, mo benrmpruchen ein besonderes Inter-
ewM! diej«nig«n Wftrt«ir, wolrlie, urHprünglich orientalischen Ur-
NprungH, in «lie eiiropIliNchi^n M|im<'hen Flingang gefunden haben
luul ftUN einer (Icrwlbcn in (I»im TllrkiHclu; aufgenommen worden
»linH, »iIho eine Wiinilerung von Onten nach Westen und eine
Kllckwnnflcrung von WeMm nncli ()8tc.n durchgemacht haben,
rt« Htanitnt ilan |i<>rNim-li-tltrkiM*lio gl^Ä*tf\ aus griech. danäqayog.
TOrkisctio .<<tndi«ii. I. 9
dieses selbst ist aber ein Fremdwort und wahrscheinlich ira-
nischen Ursprungs. A-»-«a)b zeigt europäische Lautform, aber
das zu Grunde hegende ßdlaa^tov ist ursprüngUch semitisch.
Ebenso ist tUrk. ,;;<y>-«» gegenüber arabisch ^Ji^j die europäische
Form dieses fremden Namens. Griechisch dy/aQeia bezeichnet
eigentlich den Dienst der persischen ÜYyaQoi oder Eilpostboten,
ist aus dem Griechischen, allerdings in wesentHch erweiterter
und veränderter Bedeutung, in das Lateinische und die roma-
nischen Sprachen übergegangen und erscheint auch im Türkischen
als angarte.
vZ^jSiJ^ ,Scharlachtuch* ist orientaHsch, aber in dieser Form
europäisch; ebenso ist >;Iä.« die europäische Form des arabischen
^^)äi^. o>?j' ^** griechisches äggaßdiv, das seinerseits aus dem
Semitischen stammt. Der arabische Ursprung von Admiral
und Dragoman ist bekannt; beide finden sich in der occiden-
talischen Gestalt im Türkischen (amiral, dragman). Die beiden
Marinewörter gotnana und kalafat geben italienisches gomena und
calafatare wieder, aber beide stammen vielleicht aus dem Ara-
bischen ; das erste entspricht vermuthlich arab. ^^y, dessen Ur-
sprung allerdings auch nicht aufgeklärt ist (vgl. Fränkel 228
und vgl. xäuiXog rd rraxp axoivtov Suid., den Scholiasten zu den
Wespen des Aristophanes 1030 und Theophylaktos zu Matthäus
XIX 24: Tivig di xdfiVjXov oi xö t,i^6v cpaaiv, dila rd na^h a%oiviov,
']> XQ'^^oi Ol vttvtai itqög tö ^mxBiv xäg dyxvgag). Noch in neuerer
Zeit hat sich solche Rückwanderung vollzogen, z. B. in dem
Bimennamen bergamot. Auch griechische Wörter haben ähn-
liche Schicksale erlebt: agr. ^tjxiyrj ist über das Lateinische,
Arabische und Türkische als ^erairi. ins Neugriechische zurück-
gekehrt, Sttiov über das Arabische und Türkische zu ngr. dipiövi
geworden.
Weder die griechischen noch die romanischen Bestand-
theile des türkischen Lexikons sind bis jetzt Gegenstand einer
besonderen Untersuchung gewesen, so weit mir bekannt ist.
Allerdings haben die Lexikographen des Türkischen hie und
da auch dem Ursprünge der nicht arabischen und persischen
Wörter ihre Aufmerksamkeit zugewendet, und Manches ist von
ihnen richtig erklärt worden. Ich nenne hier, ausser dem be-
kannten Werke von Zenker, besonders Ahmed Vefyk Pascha,
den Verfasser des j_^U-ie Ää{J, und Barbier de Meynard, dessen
10
I, AKkaajIaDg: Utj»T.
grosses Werk (Dictionnaire turc - fran^'iiis , 2 Bändo. Paris
1K81— 1H8»)) zum Tlicil auf dem Material des eben ponannten
türkischen Buches beruht. Ein kleines Verzeichnise priccliischer
Wörter tindct sich in dem 'Bliljjro- d&oifiaviMf irpi6XnMv von
Alexaiidros Konstantinidis (Constantinopel lH7ö), S. 1 ff. Es
schien nützlich und wünschenswerth, die vereinzelten und zer-
streuten Bemerkungen zu sammeln, zu revidiren und zu or-
frftnzen und durch Vorlage des ganzen Materials, soweit dasselbe
mir erreichbar war, den Gegenstand aus dem Bereiche zu-
fölliger Observationen in das Licht wissenschaftlicher Forschung
zu rücken. Die unten folgenden Wörterlisten sind nach sach-
lichen Oesichtspunkten zusammengestellt, mit Rücksicht darauf,
dass auch die culturgescliichtliche Betrachtung an den aus ihnen
zu ziehenden Schlüssen ein Interesse haben mag; innerhalb
der einzelnen Abschnitte habe ich die Wörter, soweit niclit eine
Zusammenstellung einzelner zu kleineren Gruppen wünschens-
wertb schien, al|)habetisch angeordnet, und zwar nach der Buch-
stabenfolge unseres Alphabetes. Die Register am Schlüsse werden
das Aufdndcn des Einzelnen erleichtern. Eine Sonderung der
griechischen von den romanischen Elementen habe ich nicht
durchgeführt, weil, wie aus den voranstehenden Erörtemngen
hervorgehen dürfte, die Sprachentwicklung beide \'iolfach durch-
einander gewirrt hat. Eine Untersuchung der Eigennamen hal^
ich vorljlnfig ausgeschlossen.
Ich niaclu" hier noch einige auf die sprachliche Form der
Lehnwörter Itezügliche Bemerkungen.
Bei der Aufnahme der griechischen Wörter pflegt die
Endung abzufallen. So nyififod 6xta:i6dt, egreb YQiJiogy tukorpit
mio^.-iidt, huiarid a^aqida, krfal titpakog, IvPrek kaß^äru, lioar
ßißäqi(ov), mürsin aiugvru, paluviud nahtftvda, »inarit atya-
'/QtSa, sÜHijer aifovyyägi , tau ihi-rvog, gnjznr yatAaQ(h;, bühtr
niniqi, ftndtk noytty.6v, fisUk niatär/.tor, ßtlmt (piTÖvij, üierrlc
aii-^nt, karanfil ita(fvö<pviJ.or, kamubit XQafißidiov, Iciraz jugä-
aioy, mantnr (tavtiÜQi, mir»iu (u>Qairtj, nerdiin rägruaaog, pentajU
n erraff vlXov, ptrnar nqiväqi, porltücnl aoqtoituUu, aimßi cvft~
(pxiov, UrUr nigta^o^, tiriak ihiQiaxt'j, tirßl iQiqtvUu, nuervur
uüg^aqOi^, orfan 6Q(pav6i;, marjol pa^iöloi;, ;foiraf jrni^ferr^
malU ue9vaOf:, toniar rofiä^i, nftner aauÖQt. ipi>id inl'ida, daftmr
dttf9iqa, Ukiht aiuj.eiög, anafor dvatföfii, funiii gmi^rog, leartmul
TArUsche Stndicii. I. 11
xegafädi, Hiler usUAqi, Hilid ydeiöa, temel ^sfiihov, anaxtar
ävoiXTÖQij kandil yutvdi^la, karavit ri^tßßäti, difcel dimeXh, ergat
iq^öttfjq, kalem yuihxfios, inkal Tffovxdh, tegan xrffivi,, kamia
xa^datov, zunnar ^oivtiQi, üsUül axovXi, demet defidri, dögen rv-
TiAvrj, evlek adhShu, tsrpan ÖQBJtdyi, ^mrälc TMVfisquu, fsndek
naydonßTov, dinar drp'&qiov, iinilc %oivi-Ai, despot dsanÖTi]^, xristian
XQUTTittvög, indiil aiayyeXtov, faraklit naq&nXijtog, istifan ari-
q>ayoq, latin Xcccivog, manaster ^lovaarrjQi., metropolit ^TjTQOTtoUrris,
panajer navi/yvQi, patrelc jcatqUiog, taks t&^tg, telsem rileafia,
vaftis ßanziaia, mart ^üqru;, sidiill aiyHliov, kondak xowttxt,
mendJtenik fiayyavtxöv, dümen tiiiön, fener tpcevdqi, imbat ifi-
n&itjg, iskandil muotlh, liman Xifieva, palamar itaka^&qi, talaz
&ähxaatt, a. a.
Ebenso ist die Endnng italienischer Wörter abgefallen
z. B. in izhandit : sbandito, aookat : awocato, estudi : astuccio,
fotin : bottino , isKerlet : scarlatto , vardijan : guardiano , fesJiet:
ßschietto, para6ol : braccittolo, kapudan : capitano; küvalir :
cavaliere, berber : barbiere, bukal : boccale, varil : barile, kordun :
cordone, simsar : Sensale, pinial : pugnale, bastun : bastone,
ktUiun : galeone, puntal : pontale, vapor : vapore; üsküf : scuffia,
roUet : rocchetta.
In allen diesen italienischen und den allermeisten grie-
chischen Beispielen liegt die Tonsilbe unmittelbar vor der
Endung, und der Abfall dieser kam daher dem Bedürfniss des
Türkischen nach Betonung der Endsilbe aufs Trefflichste ent-
gegen. Von den Ausnahmen lassen sich vielleicht noch einige
beseitigen; man wird es vorziehen, pentafil und istifan auf
nevtaqiviXi, und areqxivi statt auf jtsviäq)vXXov und ariyavog zu
beziehen, fendsk : novrlTidv, nerdiis : vdqxiaaog sind als persisch,
karanfil : naqvöqwXXov, tiriak : dtjqicanifj, mermer : ftäqfiaqog, kalem :
TitAafiog, faraklit : jtaqömlr/Tog, telsem : rikea^ta, mendienik : fiay-
yaviruiv als arabisch von dieser Betrachtung eigentlich auszu-
scheiden. So bleiben blos gajzar : yatdaqog, simßt : avfupwov,
terter : rd^aqog, orfan : öqqxtvög, matis : fie&vffog, iskelet : (neXerög,
iiskül : tnovXi, fendek : TtavdoxsTov, talaz : d'dlaaaa übrig.
Daneben ist nicht selten die ganze Nominativform ins Tür-
kische übergegangen. So bei griechischen männlichen Wörtern
auf -og, das im Türkischen als jj oder ^^-^ erscheint: ispinoz
anivog, iiroz taiqog, bedenos neteivög, koljoz %ol.i6g, likorinoz
12
I. AMnB4taii|tt Iltr«r.
).vy.ovQQivo<i, orJHnoz S^uvrog, vatoz ßttio;;, »alwngoz aäXiayy.o^,
nl/aitoz eßevog, marniujoz ^taQayy.6g, hptizmoz nrtaauög. flinkoz
(ffäxog, istaeroz aiavgög, vinrtoloz äQitaxoj).6g, eskarmoz axaX^tög;
i»tako» avoKÖg, htlinos Yi.m-6g, iirym iqiydg, varjog ßagstög,
aguntu« äyovarog, meUiron ay.tQQOg, htilio» unäikog, fnito» (pavdg
u. a. Für merlauo» : it. marlano kiinn UBqi.ävog vorausgesetzt
werden; nforoz scheint verkürzt aus dcpoginfiög; hnigolus bat
sieh diesem Typus angeschlossen. Bei diesen Beispielen sind
die grieiliisohen Wörter zmu Theil auf der Endsilbe betont,
zum Theil auf der vorletzten oder drittletzten. Als -ilz erscheint
-og in Uijrfüz : yiögepog für »öi^trog.
MUnnliches -äg ist durch türk. -az wiedergegeben in jmjraz:
(ioQiäg, papaz oder jiapa» : :ranäg.
-ia = gr. -ijg oder -ig erscheint in tnaj» : (lä'ig ans j^ibs;
und anderen Monatsnamen, magnitin : fiayv^tjg u. a. ; ^= weib-
lichem -ig in hetarig : nregig.
Sachliches -ov ist -on otler -un z. B. in aßun : bniov,
nnnxvn : icri^aov , eleniuii : iXfviov, yarikun ; 6yaQin6v , iskolo-
fvudriou : a%oXonivdqiov, isknrdiun : (jy.ÖQäiov, kftntarion : -Kttfrav-
Qtov, petUafilinn : *7tBvra(f>\)Xkiov, ferfjun : eiifdgßioy, ilzfun : ttCv-
(fov, naclun : vaClov. Dazu ist zu fllgen fenligf.n : ßaniKtyiöy. Die
meisten dieser Wörter sind bereits arabisch oder persisch.
Das weibliehe -n ist sehr hiiutig als -a oder -e herüber
genommen, z. B. in hekaia : finEnAraa, laUeida : tMnigda, lapiiia :
laniva, moriiiei : twvqoi'va, pufota : Treiaovda, ripm-.aijrrtä, toyinn:
TOvylva, htirandin : (ijiOQ&vraa, eiiyelika : dyyihy.a, ynzja : Tnaaaia,
papadia : iraTtadiä, palavra : na'Kaßqa, loyutia : JUxoiaa, panukla :
TTnvor/la, und in vielen anderen. Ebenso das italienische -a
in balena : Ijiilena, ringa : aringa, mrdela : sardeila, »arpa : sarpa,
ernka : eruca, lavanda : Invauda, varanika : «erontca, familia :
J'amitjlia, faiitazia : fantasia, pjaaa z ptazsa, vizita : viaita und
vielen anderen. Weibliches -ij ist -i z. B. in pilaki : 7r).a%fj,
Xotulrilt : -/ovdqlhj; silchliches -i ebenso z.B. in i»pavi •.*anaqi,
vgl. itkite : aTUx&i, lakumru : axovpnqi. Italienisches -o z. ß. in
Jino, tifoj iliiko, cemento, tortio.
-la erscheint als -f z. B. in li^tane- : xaataviä, iure : ueöqtä,
Jiine : ßvaairiä, gübre : %onqiä, IHliase : ixx?.r^ala.
Das nominativische -» ist abgefallen in lipari : hnaqig,
pirthuhi : nqÖTtohg, tfendi : dfittr^g, kerata : xEqaräg.
Ttirkisclie Studien. I. 13
Die Herübernahme der männlichen Endung -og aus grie-
chischen Substantiven findet sich vereinzelt auch bei Bot-
lehnungen in andere Sprachen ; vgl. z. B. altslov. christosh
chimosh aus Xqiatdg, yivfiög, alb. kopos ristos meine Alb. Stud.
I 37; in ziemlich grossem Umfange ist die Endung -os im
Zigeunerischen auch Über den ihr ursprünglich zukommenden
Kreis hinaus verbreitet worden, nach föros : (pdqog, chöros : xogög
u. a. hat man grdhos, rizos, zböros u. s. w. gebildet, aber fast
nur in nichtindischen Substantiven. Vgl. Miklosich, Mundarten
und Wanderungen X 4, wo von der Erscheinung eine unrichtige
Erklärung gegeben ist, die der Verfasser selbst später, in der
Abhandlung ,Ueber die Einwirkung des Türkischen auf die
Grammatik der sUdosteuropäischen Sprachen* (Sitzungsberichte
Bd. CXX) S. 8 zurückgenommen hat.
In einer Reihe von Fällen ist der Nominativ Plural zum Aus-
gangspunkte der türkischen Nominalbildung genommen worden,
und zwar fast immer der sächliche auf -a. So verhalten sich
feluria : (pXütQt, kanaria : tfutvdqi, pupla : novnov'kov, barbunia :
firraQiijtovvi, istridia : axqldi, midia : pvdi, paguria : TtceyovQi,
kukulia : xotxovA<, fasulia : (paaovh-, izmaola : a^iovqov, lahana :
Xäxccvov, lastaria : jSXaaiÜQi, tnuimula : fiiamkov, pizelia : jci^iXi,
pi'asa : nq&aov, radiJcia : ^adt'x/, ispitalie : anu&Xi, xulja : xoXiov,
salja : aäXiov, tugla : xovßXov, piata : m&xov, kerata : xigarov,
kaderga : yurrsQyov. Aehnlich sind entstanden pineg und domates
von den Pluralen zu nivya und vro^tdcia, und kaSer aus dem
rumänischen Plural cofuri. Diese Erscheinung des Ausgeliens
vom Neutrum Plural erinnert durchaus an die romanische Er-
scheinung, dass die Neutra auf -a in die erste Declination
übertretend zu Femininen werden (Dicz, Grammatik II 23), eine
Eigenthümlichkeit, welche das Albanische mit den romanischen
Sprachen theilt (meine Alb. Studien I 99).
Eine andere aus den romanischen Sprachen wohl be-
kannte Erscheinung ist die Verschmelzung des Artikels mit
dem Substantivum, die in lostaria ,Gasthaus' aus it. l'osteria
beobachtet wird.
Von lautlichen Erscheinungen, die bei der Aufnahme der
fremden Wörter ins Türkische auf ihre Gestaltung Einfluss
gehabt haben, seien hier einige kurz besprochen.
14 I. AbtuodloDC: M«7er.
Ein tonloses i oder e wird im Türkischen zu o in der
Nachbarschaft von dunklen Vocalen; vgl. z. B. anaxtar : divoix%ixqi,
anasun : Uvtjaov, (i£arun : dcerone, kumandaria : -/.ovfieyiaqia,
malluta : nTjkoni^ , panajir : navrjyvQi , tamariva : cima arriva.
Auf diese Weise erklärt sich auch Jj-JU*ü\ istamhol ,Constan-
tinopel', das zweifellos aus eli^ t^v IIöXiv entstanden ist; man
hat thörichtcr Weise zur Erklärung des a an ein dorisches
räv nöXiv anknüpfen wollen. Durch Volksetymologie ist der
Name in J^^^Uo\ islamhol ,le foyer de l'islam' (Barbier de
Meynard I 48) umgedeutet worden. Analog ist ^^^\s^\ istatücöj
für ,Ko8' = 'g xijv KS), woraus das ital. htanchio entstanden ist*
am Schlüsse liegt wohl volksetymologische Anlehnung an türkisch
,35$ ,Dorf vor. Sonst ist das griechische xijv als tin zu er-
kennen, vgl. istindil == Tijvog. Auf das hier besprochene
Lautgesetz hat schon Korsch im Archiv für slavische PhUologie
Vm 649 hingewiesen.
Umgekehrt ist a o m neben hellen Vocalen zu i geworden;
vgl. z. B. isicite : axa&i, kalinis : ykägog, ivatine : äßq&covo)', misliet :
moschetto, pinial : pugnale. Gewiss steht diese so wie die vor-
hergehende Erscheinung im Zusammenhange mit der Vocal-
harmonie der Türksprachen, die hier gewissermassen noch in
ihren letzten Zuckungen wirkt, da von einer gesetzmilssig be-
gründeten Einwirkung der Vocalharmonie auf Fremdwörter der
osmanischen Schriftsprache und der von ihr beeinflussten Volks-
sprache kaum die Rede sein kann. Vgl. Radioff, Phonetik der
nördlichen Türksprachen 48.
Auch der Uebergang betonter a und o in e nach soge-
nannten palatalen Vocalen hängt wohl mit der Vocalharmonie
zusammen. Man vergleiche levreJc : Xaßqä-M , istere^ : aTVQdyu,
evleU : aihSnu, lüfer : Xovtpdqi, silnger : aqtovyyäqi, semer : aafiäqi,
fener : (pav&qi , Kiler : 7isi.käqi , demet : defiävi , dilmen : rifiövi,
aber niantar : (lavtTuqt, ispanak : ajcavdnu. Merkwürdig ist liman :
Xtftiva.
Von den in das Gebiet der Consonanten gehörenden Er-
scheinungen ist schon öfters auf die Behandlung anlautender
Doppelconsonanz in Fremdwörtern hingewiesen worden. Vgl.
z. B. Blau, Bosnisch-türkische Sprachdenkmäler 38 ff. Miklo-
sich, Die slavisehen u. s. w. Elemente im türkischen Sprach-
schatz 24f. In den aus dem Griechischen und Romanischen
THrUMsbe Studien. I. 15
Stammenden Wörtern wird anlautende Doppelconsonanz in
folgender Weise beseitigt :
1. durch Vorschlag eines Vocales, und zwar, allerdings
nicht ganz regelmässig, i vor e und i der nächsten Silbe, e
(= j) vor a 0 u, ü vor ü.
sk-: isliite : amia&t, eskorpit : oxoQrridi, sskumru oxovfiTtQi,
eskurSune : scorzonera, iskardiun : aycÖQdiov (persisch), iakelet :
«nceyUrdg, eskorbut : a%oqn7to^o, ilsküf: scufßa, isUerlet : scarlatto,
iUHül : onutvXi, eskaia : scassa, sskalera : scala reale, sskandie :
scangio, eskarie : scarico, eskarmoz : aruxkfiög, eakarso : scarBO,
eskopamar : scopamari, sskute : scotte, isliele : scala, iskandil :
tnutvdlXi, iskenUe : axafivi. Auch sskara ist auf ngr. ffyuiQa, nicht
auf iax&qa zu beziehen.
gtr: estakos : OTCtwig (nicht = äaratuig), istavrit : aravQhtjg,
istron^ilo : axqoyyvka, istridia : azQidi, isterek : aTVQÖru, üstüpti :
arovn'i, estofa : stoffa, sstufato : stufato, iatavroz : aravQÖg, istifan :
(Tcitpavog, estabel : stahulum, esturpa : stroppo, istalia : stallia,
intif : stivare, istinga : aTiyyöiQU) , istralie : straglio, istroviaca :
stramazzo.
sp-: ispinoz : anivoq, espari : analog, ispanak : OTtavdxi
(persisch), ispinciar : speziale, ispitalie : anixäki, eiporta : sporta,
igpirito : spirito, ispaoli : spaolo, isparöina : sparcina, ispati
(auch izbati) : ana!^l.
sb-: izbandit : sbandito, isbir : sbirro.
sm-: izmarid : a^iaqida, izmaola : ofiiovgov. Vgl. den Stadt-
namen j^^\ izmir ,Smyrna'.
gr-: sgrsb : yqlnog.
pt-: ipteri : mEqig.
Der Vorschlag eines Vocals vor mit s beginnenden Con-
sonantengruppen ist auch aus anderen Sprachgebieten bekannt,
z. B. aus dem Vulgärlateinischen, dem Romanischen und dem
Litauischen. In meiner Griechischen Grammatik* 116 habe
ich aus einer griechischen Inschrift Pisidiens 'Iayiv[xvog, ^larQa-
xiärtTjg angeführt; ebenfalls aus Pisidien stammen etaTQOTicjTTjg
American Journal of Archeology II 2GG, 07 und 'laiecpaviojv
Bulletin de correspondance hell^nique XI 194, 4. Aus den
Inscriptiones SiciUae et Italiae graecae von Kaihel notire ich
ianrjs 48 (aus Syrakus) ^^ am^g 42, lat. »pes, und siaiaß(K)ttqi(g)
16
L AklMudliiat: llej«r.
2253 (aas Pesaro) = stab (ujlnrivs , beides natürlich aal"
Recltuung vuigärlateinischer Lautgewoiiiilieit kommend.
Es map liior bcmt-rkt werden, dass auch in den türkischen
StUdtcnanK-n, die auf die griecliische Verbindung von eig mit
folgendem Accusativ zurückgehen, das anlautende i auf Rech-
nung dieser türkisclien Lautgewolmheit zu setzen ist. Jlan hat
aller Walirsoheinlichkeit nach nicht melir von der vollen Form
der Präposition eig, sondern von dem verstümmelten vulgären 'g
auszugehen: ijsinmbol ist nicht elg tipt lUhy, sondern 'g tij»
Udktv. V^ gehören hierher ausser den schon oben genannten
intiiuiU und isUiiil^ijj noch die ohne Artikel gebildeten Formen
jk^jt izmtd aas 'g ( Nixoj/Ä^deiav (auch ^ . ,<L>j\ izuiJcmid Bianchi
I 06), ,3-jj\ Uitik = 'ij Z\'/xai«>'. |^)..><Lo samstin = 'g jifuaov
konnte de.s Vorschlages entbehren, ebenso f\^y.e> nusam =-^ ^g
2äfior, wo u lautliche Entwicklung ist. Die beiden letzten
Formen beweisen direct, dass 'c» nicht eig ins Türkische über-
ging. Uebcr die Bedeutung dur Verbindung von «(V mit
SUidteuamen vgl. Miklosich, Nachträge U 130.
2. Durch Einschiebung eines Vocals in die Consonanten-
gmppe; dies geschieht meistens liei soli-hcn Consonantengruppen.
deren zweiter Bestandtheil eine Liquida ist.
kr-: kereb : crtpe, kerantte : clarinrti/t. Die Insel Kreta
heisst jo^ neben ja^.
kh: kaliito» : yj^avög, kilid : xKeTda, Uiliste. : ixy.lr^alcz.
p--: xirizma : y^q[a{ta.
tr-: Urnptza : rpcjre^c, ieragts : xqäyog, iiriiücet : frinrhrltn.
Vgl. den Stadtnamen Ai\i^jj Ur-j^ala : TqlxaXa.
jtr-: pirtbulu : ftqönoXig, paraSnl : braccitiolo.
pl-: pilnki : rrP.ax^, pelatine : platina, pelaujtt : nXävta,
ptlaniete : planchette.
fi-:filamur : q)XauovQt, fsluria : (fXdtQijftluri : (fhoqi,filnmn :
flanima. Hieher gehört auch das durch Vermittlung des bulg.
ßiut'i aus dem Deutschen stammende *JUXi ßl iiUa ^kleines Jagd-
gewehr'. Barb. II, 427.
ffr-: gtirui : groMU», gtram : gramnie.
br-: bitroi : brache, berage : braga, birandn : branda, bsratia :
bracein.
TfirUscbe Studien. I. 17
Ausserdem in betaris neben ipteri : irrsqig, silcerlet neben
isKerlet : scarlatto, suturlah neben tisturlah : äatQoXdßog.
3. Bei Consonantengruppen, deren zweiter Bestandtheil eine
Liquida ist, kann Umstellang der Liquida mit dem folgenden
Vocale eintreten. So in terpan : ögenävt, ferkata : fretjat-a (gr.
^(lyida), gurSata : crocetta, perUende : brigantino.
4. Die Consonantengruppe wird durch Verdrängung eines
Consonanten erleichtert. So in fanila •.ßanella; hier ist Dissi-
milation von dem zweiten l mit im Spiele, ȟnyer : a(povyy&qi. la-
starxa : ßJuaaxäqi. Vgl. das aus dem Slavischen stammende
ladika neben vladika.
Wie übrigens dem Osmanli selbst in echt türkischen
Wörtern doppelconsonantischer Anlaut nicht ganz fremd ist
(brakmak ,wegwerfen', trai etmeJc ,rasiren'), besonders in vulgärer
Aussprache (vgl. Blau a. a. O. 38), so kommt er auch in Lehn-
wörtern vor, z. B. trampa, trampeta, trapeza neben terapeza u. s. w.
Die Stadt Trapezunt heisst oj>?/^ o3^?7^> gesprochen trabzun
und tarabozan. Ueber das Verhalten der nördlichen TUrkdialekte
zu zweiconsonantischem Anlaut vgl. Radioff, Phonetik 170 ff. Er
ist hier in einheimischen Wörtern meist durch Ausfall eines
Vocals später entstanden und wird in Lehnwörtern durch die-
selben Mittel beseitigt wie im Osmanischen.
Vorschlag eines Vocals stellt sich auch bei r ein, ,welche8
als Anlaut im Westtürkischen nur mit Hilfe eines vorgesetzten
Vocals ausgesprochen werden kann* (Vämb^ry, Etymologisches
Wörterbuch, S. XVI). Dies gilt nur von der Volkssprache; die
Sprache der Gebildeten kann anlautendes r- sprechen, wie auch
die Schrift den Vorschlagvocal nicht consequcnt ausdrückt. In
arabischen und persischen Wörtern ist j häufiger Anlaut, und
auch ausserhalb dieses Kreises spricht man ^^ rum und urum
,Römer', ^^j rus und urus ,Russe', ruba und uruba aus it. roba,
rial und irial aus span. real.
Inlautende Consonantengruppen sind nichts Ungewöhn-
liches. Bei solchen mit einer Liquida hat sich manchmal, ganz
analog den Verhältnissen in den arischen Sprachen, ein Vocal
entwickelt, so dass z. B. aus Keargov Kestere, aus q)oZ'Qvog fwrun
geworden ist. Aehnlich tanida neben tanta =^ it. tsnda. -gr- zu -r-
in sinarit : awayqida; -vr- zu -»- in ivatine : dßo&rovot; zu -r- in
Sitnngslxr. d. phil.-hut. Cl. CXXVtll. Bd. 1. Abb. '2
18
*I. Atibaadloof : Vajer.
»uturi» neben tetevrie : aerefftjßgtg, axt^s : dxtwßQig, dagegen
aber pedavra : nirttvqov.
Umstellung der Liquida im Wortinnem zeigt sich neben _/
in x^j'""^^ neben ^orjad aus x««'P'<i*^j pojrax neben porjaz aus
ßoQiäg, baljo» neben bajlos aus bailo. Achnlich zeit'« aus tevka
^eiyka. Beim Nasal a-oU manja = Maina, die gr. JJWwy ge-
nannte Gegend des Peloponnes. Zu vergleichen ist bajrak barjak
, Fahne*, bajram barjam ,Fest", adcrbid?.anisch arcat statt avrat
,Frau', Kerpi statt liöprii .Brilcke'. Vgl. Vämbery, Etyniulogiscfaes
Wörterbuch XVII; Zenker, Gramniatik der tilrkisch- tatarischen
•Sprache XIV. Auch ijümrülc aus xoviMQxior, also für *^ümürX
ist in diesem Zusammenhange zu erwähnen.
Dissimilation zweier r Uegt in silittra aus avQtarQa vor,
die gleiclie Erscheinung bei zwei n in toriua aus rovrira. Wie
Nasal und Liquida bei Dissimilationen sich vertreten, zeigen
die romanischen im Et Wtb. d. Alb. S. 300 unter nderon zu-
sammengestellten Beispiele.
Was die Vertretung einzelner Laute anbetrifft, so ist etwa
noch Folgendes zu bemerken.
Griecli. 9 ist tlVrk. t (o und t); z. B. Ukite : tnadi, aterin«:
dSiglva, mati» : jue^iaog, Umtl : 9fui)uov, uAo« : d6h)g, knvat« :
xaßu&a , talaz : ^älaaaa. Das / in logofet : Xoyo^ettjg weist
deshalb auf russische V^ermittlnng, vgl. oben. In t»^*^* aja$hi<f
,Epliesus' aus 'i-iytog Stolöyos ist & durch das arabische ^,
das ist arabisch ^ ^, wiedergegeben; entsprechend i) durch
i in j\j-^ gajzar aas yotdorpog.
Griech. n ist türk. (j in fettdek aus nornit6v und aus
TTavio/jwv, ftitUk ans friaröjuoi", faraklit ans rraptbtijjToc:; vgl.
fiiljn aus it. I'injlin. Ebenso ist ß (= r) wiedergegflu-n in
fesliyen : ßmihmif, /«& : ßovral, fsrfjun : eCipö^ßior, y^.fntin :
boUini. v_j fiir /> deutet auf gelehrte Herkunft.
U wird g: ^a/>a : zappa , iukal : rcroi-xöili , fiafa» : zineo,
pwlifn : polizza, nuicnna : mazzonn. Die slavisclie Deminntiv-
endung -tfrt erscheint als -ita oder -ülin (Miklosicli, Slav. Ele-
mente 20) nnd ist an ein romanisches VS^ort angetreten in «■»-
peratorii-a .Kaiserin*.
Ar ist durch Assimilation za t geworden in tttre : ludfio;
•< zu «i in patiA-a : batisUt, hiptiakn : kaptuta.
TftrUiohe Studien. I. 19
l erscheint als v in piStov ^Pistole', was auf ein slavisches
Medium (l) deutet Für n ist 2 eingetreten in lodo» : rörog,
womit jji)^ fllr caj^ ^^ vergleichen ist.
In der Transscription der türkischen Laute bezeichne ich
den ^unbestimmten Vocal' mit e, die Zischlaute i^ u» ^J> mit
», 3 j J> b mit z, ^ mit §, ^ mit £, g mit 6, g mit di] ^ und
^ mit X} * mit Ä, im Auslaute gar nicht, ^ mit k, ^ mit g,
oJ" mit U, ^ mit g. Das Uebrige ist selbstverständlich.
Es folgen nun die Wortverzeichnisse in folgenden Ab-
schnitten: I. Vögel. II. Fische und andere Wasserthiere. III. An-
dere Thiere. IV. Pflanzenreich. V. Mineralreich. VI. Der
Mensch, seine Eigenschaften und Beschäftigungen. VII. Der
Körper und seine Krankheiten. VHI. Natur, Land, Stadt.
IX. Haus, Wohnung. X. Hausgeräth. XI. Handwerke, Gkräthe
u. ä. Xn. GefKsse. XIII. Kleidung und Schmuck. XIV. Stoffe.
XV. Nahrungsmittel. XVI. Ackerbau, Viehzucht. XVII. Spiele
und Künste. XVIII. Handel und Verkehr. XIX. Münzen,
Masse, Gewichte. XX. Christliche Kirche. XXI. Staatswesen.
XXII. Militärwesen. XXIU. Seewesen. XXIV. Verschiedene
Neologismen.
I. VSgeL
jUwLü hekasa Bilguer 28, bekatsa Locbel 188 ,Schnepfe':
it. becaccia, venez. becazza, ngr. finsKÖraa.
fjuyiiXj bedenos ,Art Vogel mit einer Haube' Bianclii I 337 :
ngr. itSTSivdq heisst nur ,Hahn', und dies bedeutet das Wort
auch im Osttürkischen nach Pavct de Courteille 157.
Ka3U fanta ,nom d'origine ötrangfere qui s'applique h. un
oiseau au plumage bleu, de l'ordre des passereaux' Barb. II 398:
gr. (parhtt ,Hänfling' Pandora VIII 422 aus it. fanetto ,canna-
bina linota' GiglioU I 82.
xj. JU fsluria, felorja, florja ,GoIdammer, emberiza citri-
nella* nach Jussuf, richtig oriolus galbula: gr. (phlyqi Bik. Vyz.
,loriot, verdier* neben xXmqidv ,loriot' Legrand, agr. yXioqmv
xiM(}i^. Ind. Arist. 851, wo aus Erhard, Fauna der Cykladen
44, 20 ngr. cptÖQt angeführt wird. Auf die Form mit q> ist
vielleicht schon Snidas U 1516 Bemh. zu beziehen: cphi(fog, rd
Sqyeov, diä tov o fuiti}o€.
2»
20
L ikkaaünc: II«r<r.
yjM*.syXS filordiin ,oiseaa de la fsiiiille du pinson' Barb.
II 427: wohl it. fringuello, wovon Giglioli 152 die dialektischen
Formen frungillo, frimgitlo, filingtiello u. a. anführt.
tjSLJ isicite, Uliete »kleiner Vogel, arab. Uyo' Barb. I öö;
nach Juss. 483 ,serin vert*: gr. aiui&i ,tarin' (^.Zeisig*) Vyz.
aus agr. drcav^lg.
\yj>jf^\ i*pinoz ,Fink': gr. amvog dass.
U^uUaJL» kallitls, nach Barb. FI 471 eine Art Möwe nir
essbareiu Fleisch, nach Jussuf 02.') .Wasserhuhn', .fulica': wohl
it galinazza (de mar) Giglioli I 580; oder einfach gallinn mit
griechiscliem Plural -eg.
u«Lüf kanarja ,Kanarieuvogel'': ngr. xa»'äp/; vom Plural
fj.^yjjyji kitktiujt »wunderbarer Vogel, Art Phönix'. Barb.
II 568 vernmthet, das Wort sei lediglich die Transscription des
gr. nmvoi;, und weist darauf hin, dass in den Sagen von diesem
Wandervogel sich Züge finden, die an den öesnng des sterlienden
Schwanes ebenso erinnern wie an den Tod und die Wiederkehr
des Phönix. Unrichtig ist auf jeden Fall die Ansicht Barbier
de Meynard's II 567, dass auch ^^- «»j» kugu .Schwan* aus
griech. xvxi-og stamme, denn das Wort findet sich auch sonst
in den türkischen Sprachen: osttiirkisch ^i^ ,cygne' Pavet de
CourteilJe 433; tat. y> kü ,Schwau', uigur. y*S ,Wildgans'
Budagov n 85.
ySyS kukii .Kukuk' ist ein lautnachahmendes Wort, das
nicht aus den occidentaJischen Sprachen entlehnt ist.
_g.jj lori ,rother ostindischer Papagei', .psittacus lori' Barb.
n 707 : frz. lort dass. Das Wort ist natürUch ein fremdes.
^•.Le marti ,EisvogeI, alcedo ispida': it. martin pesea-
tore dass.
^IfLü, ^oIjhs* P'^pngan ,Papagei*. Es ist fraglich, ob
dieses fremde Wort aus den europäischen Sprachen ins Tör-
kische gekommen ist.
iXiyj, pupla .Flaumfeder' Barb. I 412: gr. itowrovXor
.Flaumfeder, Milchhajtr', das wohl romanisch ist. Vgl. Et. Wtb.
d. Alb. 358, wo Meyer -Lübke pavesisch pupla .mazzochio'
nachgetragen hat. Unrichtig lli., Xachtr. II 15.
TAtUsch« Stadien. I. 31
•fcto fiikr ,Falke, Sperber' Bianchi II 114: arabisch, aus
lat. »acer. Hehn, Kulturpflanzen* 526.
^jlia tavtu ,Pfau' Barb. EI 271. Aus dem arab. oder
pers. ,j-'*y^- Dies ist das griech. ta&g, über dessen Ursprung
Benfey, Wurzellexikon II 236; Hehn, Culturpflanzen 304 ge-
handelt haben.
ijMuLeK zaganos ,oiseau de chasse, du genre faucon* Barb.
II 34, der an griechischen Ursprung denkt. Ich weiss kein
griechisches Wort zur Vergleichung ; raixytäg, an das man allen-
falls denken könnte, ist nach Bik. 14 ,Reiher', das ihm ent-
sprechende agr. Ttvxyiag wird mit ,weisser Adler' erklärt.
n. Fische and andere Wasserthiere.
O^Ll^I axtapod, extapot ,Art Polyp', auch ^Polyp' und
,Krebs' als Krankheit: äx^anödi ,Polyp' = dwanödi DC, öxta-
Ttödrfi bei Kikandros. Alb. aftapö^, eftapö^, bu. se. ahtapod.
L&jf ania ,Sardelle' Radioff I 243: frz. anchois ,Sardelle',
^Anchovis*.
jüUjj't aterine, nach Zenker 7 b atrsna ,atberina hepsetus,
Aehrenfisch': gr. d&eqlva ,halvet, ^pi', agr. i&sqlvtj.
xjJü balena , Walfisch': it. balena. Aus gr. tpdhccyog
stammt ^fiy^\i falionos ,baleine'; jC'est le nom scientifique que
les auteurs turcs donnent k ce cötac^' Barbier 11 398. Ueber
ipäkucvog, das gewiss von (pAhxiva stammt, sagt Vyzantios 497:
,x^og %d drtoTov (palverat ivlors elg rdv @Q<pu%dv Böanoqov;' er
ist geneigt, darin den Pottfisch oder den delphinus phocaena
(Meerschwein) zu sehen.
Ju3^«lj barhunia, barbonie ,Meerbarbe': it. barbone ,mullus
barbatus'. Die ttlrkische Form stammt zunächst aus dem Plural
von gr. (iTtaQfiftoiri.
^kJLeL» laganos ,Seekreb8'. Du Gange hat r^aycivög
jcancer* aus dem Schol. zu Oppian. Hai. I 280: ruxQxtvoi, Iduo-
Tix(i>g t^ayavoL Der Ursprung des Wortes ist unklar, das von
Da C. angefahrte span. zangano existirt, wie es scheint, in
dieser Bedeutung nicht. Budagov I 477 nimmt für das tür-
kische Wort griechischen Ursprung an. taayavög ,Krabbe' wird
22
I, AltliaodluDi! : Mejer.
Syll. VIII ti04. LX 353 aus Konstantinopel und Kt-san (in Kuiiie-
lien) angeführt, Taaytiva l'. ebenda XVUI 168 aus dem Pontus.
v.jj^ firoz .scombrc sichi au soleil'; übertrafen von einem
sehr mageren Menschen. Jussuf 1327. Ist der bei Theod.
Prodromos I 28 Legrand = I 96 Korais vorkommende tav^og,
von Leprand mit ,mafjucrenu' Übersetzt, von Kurais als anofi-
ßQWv e'ft niyjQÜv naatio^üvov erklärt; aus agr. aru^öi; ,hart'?
(jLJIi>, ijLJLb dalian, talian ,8orte do cahnte en bois
disposöe sur 1' eau pour prondrc le poisson'. Barbier I 727,
II 207: gr. rahän .vivier, piscino'. Ich vermag nicht zu ent-
scheiden, welche Sprache die entlehnende ist; das griechische
Wort ist im Griechischen fremd.
^juütJ delfin, dülßn ,Dclphin', Zenker 433 b: it. dtlfino,
ngr. delqiivi.
syOjibl eijreh , grosses Netz zum Fischfang': gr. y^Tnog
, Fischernetz'. Vgl. kroat. gnp, bu. sc. (jri/> .Netz'.
ouOvyüvl esicorpit ,Meerscorpion', ,8corpaena': gr. anoQnidi.
j^, ä—l sukumrti, ugkumni , Makrele': gr. axovfvrfi, agr.
awififi^og. Daraus auch lat. scoviber, it. scomhto.
üJU^^Mumyst. x"''"*/"""e , poisson large et plat, d'aspect dös-
agröablc et qui fretiilc bcaucnup' Barbier I (ü^O; nacii .Jussuf
427 , Meerschwein', ,dclphiims pliocaena'. Offenbar fremd; ver
dorbcn aus yovqovvdxpaQOv'i
,j-.vj-»»jj ipsoros Art Fisch, den die Lexicograplien nicht
näher bestimmen. Nach Barbier I 7 aus gr. ipii()o^. Ein solches
neugriechisches Wort cxistirt nicht; tpägi ist der allgemoine
Name für , Fisch', den man hier schwerlich erkennen darf.
^5vL*-«l ispari, etfpnri ,Mecrbrasse'; ,8parus Salvani': gr.
OTiaQoc:, wahrscheinlich zunächst aus einer Deminutivform aTtaqi.
vJbjUxwl Upindilc ,poisson ;i levres plates, de l'espico
du liJ^jjJ' Barbier I 47. Gewiss fremd.
^j«jjL**«I istakon, tttnkos , Hummer', auch ,Flusskrebs' :
gr. ataxöi;, aus äacuKÖg , Hummer'.
oos.L:.«! Utavrit, nach Jussuf 487 .sansonnet', nach
Barbier I 49 .poisson ((ui a sur le do.s uno cspiVo de crnix':
gr. acttvqirr^g, das ich aber als Fischname nicht nachweisen kann.
Tftrkuche Studien. I. * 23
yXjXiyyXMtS istroti^üo, iiach Jussuf 498 ,girelle', Art Lipp-
fisch: gr. OTQOYYvXa, für das bei Vyzantios 452 die Bedeutungen
,mendole*, ,girellc', ,cagarel', ,susole', angegeben werden.
uJujXuil istridia, sstridia ,Au8ter': gr. atqidi, , Auster'
aus davqidiov; vom Plural.
Ju ^Lo\l izmarid ,Meergrtindling' : gr. Ofiagida ,smaris vul-
garis', ^r. afuxQis.
\yo\jj), \yjo\j\j) jakamoz ,phosphorcscence quc laissent voir
certains poissons pendant la nuit'. Jussuf 1247 : gr. * ducyuxfiög
(von %aim)'i
^jkMtXfS kajtas ,baleine, cötacö'. Barb. II 59ü. Wohl gr.
rtrjTog; aber die Lautgestalt des türkischen Wortes ist sehr
befremdlich. Gelehrtes Wort?
»ULs kalamar ,Tintonfi8ch': gr. xahxfidQi; it. calamaro.
^•JuJU kalinos ,Wels, silurus glanis', ein Süsswasserfisch :
gr. yAÄyds Bik., ylävog, bei Vyzantios auch yotltavög; agr. yAdwg
oder yXaylg. Den Lauten entspricht besser yXijyog, ylXvog Vyz. 95
,baveu8e, boujaron'.
ioyjJS kanhot, kunbut, nach Barb. II 540 ,mugil ccphalus';
aber cabot oder chabot, das er sowohl als auch Jussuf 529 als
den französischen Namen des Fisches angeben, ist vielmehr
,cottus gobio', jKaulkopf. Der türkische Name ist aus einem
dem frz. cabot, chabot, port. chaboz entsprechenden italienischen
Worte entlehnt.
(jmJu.Ls karidia ,Meerkrebs': gr. xaglda, agr. yuxQii; ,kleiner
Seekrebs'. Vom Plural xaptJet;.
\yjJyS koljoz ,Art Makrele': gr. xokiög, agr. *oUag ,8comber
scombros'.
{j\jS fcefal ,mugil cephalus': gr. %iq)aXog dass. Eine Ab-
art heisst JUS ^3\.
Si>j5V lalcerda ,eingesalzener Thunfisch': gr. XaxiQSa aus
lat. lacerta, das auch einen der Makrele ähnlichen Seefisch,
den Stöcker, bezeichnete. Korais 'L^vaxra IV 277.
tOx)^ lapina ,roth und grün gesprenkelter Fisch mit
schlecht schmeckendem Fleisch': gr. hxitiva ,tanche' Legrand,
d. i. ,Meerschleie', labrus tinca. Bei Bikölas 26 Xtjnaiva ,creni-
labrus lapina'.
24 I. AblundUag: Me.Ter.
J. J lecreli ^eewolf, ,anarrhichas lupas': gr. hxßqäxi ,Ioup-
marin', agr. Xäßqa^.
\yJLj, JLJ Ukorinoz ,Art Meeräsche' Barb. II 710; nach
Jassof •j59 .geräucherte Meeräsche': gr. i.vntoqqivi ,iniilet blanv'
Legrand, Xvhovqq'ivi oder Xi-xoipßtvoi; Vyz., der hinzni^lgt ,%oiv6-
Ttqov dvouALOvttti rä cijQa ^ rtoTcviatä xsipaXönovla ( Meerttschen)'.
^Xxxi lipari , Fisch aus der Familie der scomhri': gr.
Xinagic, Bik. 27 nach Belon.
J«jJ Uvar jFischbehälter' : byz. ßißaqiov aus lat. mvarium.
Ngr. Xißäqt aus dein Türkischen.
jijj lufer, liiffr ,Art Thunfisch': gr. h)vq>äqi,, yowfäqi
,Iichia amia' Bik., .bonite, boniton' Legr. Vyz. Berühmt waren
schon im Alterthum die bei Byzanz gefangenen dftiat. Der
Name stammt von ydfiqiog.
ly, «j^y* tnerlanos , Weissling, gadus merlangas' : it. merlano.
.^vjf« mitrgin, mersin ,Stör, acipenser sturio'. Ngr. fUQaivi
stammt aus dem Türkischen. Zu Grunde liegt afugi'va, afivqiva,
Nebenform von uoigovra. ,esturgeon', s. u.
sjjü« midja ,Muschel*: gr. fivdi, Deminutiv von ftv^, wie
frz. mottle deutsch Muschel = tnvscuho) ist. Das türkische Wort
ist vom Plural gebildet.
jUjjjjc morinn ,Muräne', ,muraena helena und m. conger*,
auch jKabeljau', ,gadus morhua" : ngr. iiovQOvya (a/iegi-va, ttfivqiya)
aus agr. (xiqaira ist nach Bik. ,muraena helena', nach Vyz.
,esturgeon'.
\yi^s^\ ork-inuz ,Butzkopf, delphinus orca': ngr. S^vrog
jtonno' Somav. 454, agr. OQXvg. o^vrog »grosse Thunfischart*.
Vgl. alb. orgün, reyun Etym. Wörterb. 316. Die für das Grie-
chische angegebenen Bedeutungen sind ungenau; vgl. auch Bonitz,
Ind. Aristot. 525.
i^L) paiuz ,esp^ce de gros muge ou mulet' Jussuf 933,
also mugil cephalus oder muHus barbatus. Erinnert an gr. ncnvös
.stumpfnasig' Korais, At. V 280.
Kj.^L» paguria, pagurle ,Art kleiner Taschenkrebs': ngr.
rrayovQi .^crevisse de mer' von agr. vToyorpoc. Vom Plural
gebildet.
Ttrkiache 8tDdi«D. I. 25
t>>4^U palamud ,8comber pelamys (Bonito)' oder ,8Comber
thynnus (Thunfisch)': ngr. nakafivöa von agr. ftrjlafivg.
s^ysß^ peSota ,Fisch aus der Familie der scombri*: ngr.
:renjovda »grosser Thunfisch*. Der Name bedeutet ,ein grosses
Stück' und ist ein Augmentativum zu dem Deminntivum nsTOotSi
(vgl. Hatzidakis, Einleitung in die ngr. Grammatik 93. 364),
das von it. pezzo stammt. Auch nitaa und itetai gehören dazu.
jUjvÖ^ pelatrine, platrina ,poi8Son de la famille du muge
ou mulet' Barb. I 405. Ju8snf958: ngr. ist rrAar/raa der Name
einer Art mulet (Vyz. 388), doch das kann nicht die Quelle
des türkischen Wortes sein. Mau ist versucht, an ein gr. * nXa-
xiqqivog zu denken: derselbe Fisch heisst geräuchert Xvaoqqivi,
%. 0. unter jj^^yU).
^3IL> pilaJii ,Art Fischgericht mit pikanter Sauce': ngr.
:iiaxij. Vyz. 388.
^mXk» pines ,Art essbarc Seemuschel': gr. nirya ,Stech-
muschel'. Die türkische Form ist der Nom. Acc. Plural rclwsg.
V-« pisi ,turbot ou barbue' Barb. I 400, wold ,pleuro-
nectes maximus'. Ist nach Barb. it. pe$ce (venez. pesse): der
Fisch soll pesce di rnare heissen.
sAJü« ringa ,Häring': it. aringa; daraus auch ngr. dgeyya,
^j^^Lie salamon , Lachs, Salm' Zenker 572 c: it. salamone.
Ans dem Türkischen ngr. aoKaudv Legrand.
'i^XjM, LJjjLe sardela, sardelja ,SardeUe': it. sardella,
gr. aa{tdt')jLa. Die zweite Form ist Plural aaqdeXha von aaqdsXXi.
«j.Le sarpa ,Art Fisch' Jussuf 1025: it. sarpa ist sparus
«Ipa, Goldstrich.
vsij«LijLM> »inarit ,8orte de requin' Jussuf 1069: gr. awa-
'/(^ia jSparus dentex, Zahnbrassen' aus agr. avvayqig.
LuLw, KAjyM sipia, silbje ^Tintenfisch': ngr. aijrtiä, aovmi
ans agr. ar^fiia.
SiyM, siin§er ,Schwanun': ngr. atpovyyÜQt von agr. aqiöyyog.
«jljyfc Urpane ,Art Haifisch' ,dont la queue se termine
en fancille' Barb. II 283: also offenbar gr. dqsnävi, obwohl ich
"ies ab Fischname nicht nachzuweisen vermag.
I. Akku<l*a(: »*r»T.
^rr^T^
Hrxof jSardellc': gr. xgix'ig, TQixtög ,sardine',
TCtxiag, *e«x'e-
» . •%, j^ t U trax»nja, trnxvnja ,Art Fisch aus der Familie der
scoinbri": man kann an tradiinu-s clriuro denken, gr. dqäxatva
oder dqwr.atvig (vielleicht ein Dcminutivum * dqcuaiviov'i) oder
an den von den Alten zqaxovgo^ genannten Fisch.
jüj]j^ torina, turina ,Art Delphin': ist wohl gr. tovylva
aas it. tonnituj ^Thunfisch' ; die Bedeutung wäre dann ungenau.
Vgl. übrigens zw. dieser VcrscJiicbung der Bedeutung, sowie zu
der Dissimilation des ersten h galizisch-portugicsisch touliiio ,del-
phinos phocaena, Meerschwein'.
^ tun, (Uli ,Thunfi8ch': gr. 9vr*t><i. Das Wort ist au£
dem Griechischen bereits ins Aralnsche und von da ins Tttr-
kiscfae eingedrungen. Arabisch neben ^^ auch ^^jjI.
\*Jo?« vatoz, nach Barb. 11 837 eine Art Haifisch, nach
Jossuf 1227 eine Art rhombiis (turbot): ngr. ßccity^ ,8tachel-
roche*, ,raja pastinaca'; vgl. Ind. Aristot. 135.
AÄcJ\ zurtjaiut ^leeraal, muraena conger* Jussnf 1296:
ngr. aagyütrog, aa^/wrtj ist nach Bik. ,belone aens*.
Oecidentalischen Ursprungs verflüchtig, aber mir vorläufig
nicht klar sind noch folgende Fischnainen: ^t— j^b oder ^^^j^j
barsam oder earsan ,(K)is8on de. la famillu des scomberoides'
Barb. I 257; ^y.U hurlam .gros poisson de la fainille du scombre'
Barb. I 25H; ^^\x^ iitari ^du' Ju»sut' 172; sy^ megra
,poisson de la famille des mürbes; grosse anguille* Barb. 11 806;
iJ^y^ tiUna .pclit coquillage de mer* Barb. II 113; jij^W torik
,jH;tit jHJlamide' Jussuf 1 l'J5; ,j»jj vanus ,pt'tit d'une espfece
de scombre de petite taille' Barb. II 846.
III. Andere Thiere.
.Ij^AÄ gaizar ^Escl' Bianchi II 337: ngr. yatdaßoc;. Vgl.
ine Ausführungen in den Indogermanischen Forschungen
meine
I320f.
jhungCE
^.Ä.j hirtun, bürzun .Wallach; Lastpferd' Bianchi I 348:
arabisch, aus byz. ßovqdtay, lat hur^. Frftnkol 106. |
t/j^iftj. ^jjk^o pifin ,kleiner Affe', vieux mot nach Jussuf
9äö. Man denkt an it. piccino ,klcin'.
TArkische Stadien. I. 27
jj»>, vidda Jnoges Kalb'; auch ,Kalbleder' : it. viteüo
,Kalb, Kalbfell', venez. vedelo; ngr. ßtöelo.
jJüLJL« saliangoz ,Schnecke': ngr. aäkuty^og dass. Das
Wort kommt von aialov ,Speichel, Geifer', ngr. aähov.
Ich schliesse hier an:
iuJySmSj iu^mSyS kukulja , kukunja ,Cocon der Seiden-
raupe': ngr. iu)mut<>Xi , vom Plural. Vgl. Etym. Wörterb. des
Alb. 211.
JjjSjj pirebulu ,Vorwachs, Bienenharz': gr. TtQÖTtokig.
JuJ.jj« mürvarid ,Perle' Bianclii II 872: persisch, aus
gr. fiaoyaQitr/g. Nöldeke, Pers. Stud. II 44.
IV. Pflanzenreich.
^yjii\, Wlj' abanos, ahanoz ,Ebcnholz': agr. eßevog. Das
Wort stammt im Türkischen zunächst aus dem Arabischen.
Mi., Tu. El. 15. Man vorgleicht hebr. n'jan, das auch fremd
zu sein scheint. Vgl. Pott in Lassen's Zeitschrift V 74. Aus
dem Türkischen ngr. ä(inaviX,i Legrand.
i_r f, -T .'f c^sent jAbsinth' Jussuf 3: Neologismus aus frz.
absinthe für j;,,^. Aus ätfiiv&iov stammt, mit Umstellung von
-ps-, arab. U-oL-l.
^•xil aßun, aßon ,Opiam': agr. Sniov. Das türkische
Wort stammt zunächst aus dem Arabischen, aus dem Türkischen
ngr. äq)i(i}vt u. s. w. Mi., Tu. El. I 6. Nachtr. 1 2. Anders Korsch,
Archiv für slav. Philol. VIII ü47. ^^^\ ebiun Bianchi I 13
stammt direct aus bmov.
^jJu^äI agridoe ,espfece de daphnö, Kellerhals, Seidel-
bast' Radioff I 175; nach Barb. I 78 ,daphne gnidium'. Scheint
aus xylStov entstanden.
^jy*juS\ akantiun jDistelart' Bianchi I 160: gr. dxdv^iov;
auch arabisch.
LuwUi akana ,Akazie': frz. acacia.
ii»blj| ananag ,Ananas': frz. ananas.
^ymfi\ aniaun Zenker 1 10a, bei Radioff 1 230 ^^y>A^ anaton
,Ani8': mgr. ngr. Uviaov; bei Herodot IV 71 liest man ärvijaov,
I. Abbsndlnng : Xeyer.
als attische Form wird Srr^&or angeführt. Arabisch ist ^y... . M
oder o>-^k- ^^gl- ^»j TtL El. I 12. Nachtr. I 5. Korsch im
Archiv für slav. Philol. VIII 649. Arabisch sind dtnaovp und
iraaäv bei Du Canee.
■ t U... t ariftoloxici Bianchi I 54: äqiaxokoxia.
jüjö«! amika ,amica montana' Jussuf 44: it. amiea.
— .IJlu.1 atfiradi, isfiradz ,Spargel* ist persisch: das pers.
Wort nach Vullers I 98 griechisch. Gr. ianäqor/og ist selbst
iranisches Lehnwort (awestisch spareyd). Ngr. ist aaanäy/i oder
^jKjJlj balderan ,Schierling' Bianchi I 318. Budagov
I 237: nach Mi., Tu. El. I 19 lat. it. caUriana, unser Baldrian.
Die Bedeutungen weichen von einander ab.
&»iailj hahama Barb. I 277, bei Jussuf 74 »..■.»; baisam
.Balsamstranch': gr. ß^aauor, it. hal*amo u. s. w. Das lautliche
VerhSltniss von ßä.aauo* zu hebr. t^ ist nicht klar. vgl. Benfev,
Griech. Wurzellexikon II 65; Mays, Griechenland und der
Orient 25. Arab. ^t-~JL> stammt ebenfalls ans dem Griechischen,
und daher türk. .^CUJb. Vgl. Lagarde, Abhandlungen 17.
^jyiAjiMtXi baristarion .Eisenkraut, rerbena officinalis*
Zenker 160 c : gr. TrcQiare^tär.
^»Syj barkuk ,prune janne' Bianchi I 351 : arabisch, ans
byz. rr^tx&juor, von praecox, woher Apriko$« u. s. w. stammt.
Vgl. Kluge u. d. W.
,^JeLi bato* .Art Johannisbeerstrauch* Bianchi I 312: gr.
ßÖKK. Nach Ausweis von ^_j für ß gelehrtes Wort.
-'ji>'j« he^rgamot, benjamtit ,Art Birne': firz. b^rgami)tt.
Dieses selbst stammt ans türk. ^yy j^ btj (trmudt .Hemen-
bime-'. Pott in Lassen's Zeitschrift VII 107.
;j..LLj betaru oder ^^^1 ifturi J'amkraur: gr. vm^g.
ijmXkfi bufjnU. ^jialfyJ bH>}l>i*Hn .anchusa oflicinaKs-
Zenker 222 a: gr. ßovyhaaaor.
,j»j bSb^r. -JJ biber, zuweilen auch ^oL b^ib^i, PtVfftr
Barb.'l'3l7. 251: ngr. rrtriift oder rrirrtot. aar. .TriT«^«. Vg{.
Loew, Aiamiische Pflanzennamen 317.
TtrUscbe Stodien. I. 29
JLAifji^ burandia ,borrago officinalis, Borretsch'; ngr. jutto-
QÖyraa aus it. horage, borrace, vgl. Strekelj im Archiv für slav.
PhUologie XIV 517.
LJIjJU». Hnsralia ,Aschenpflanze, cineraria maritima': it.
eineraria, ceneraria.
Sxii> defne, tefne ,Lorbeerbaum, laurus nobilis': gr. ddtpvrj.
Bei Blau 271 lefne. Vgl. läipti]. 86t(f>vr) . IIsQyalot, bei Hesychios.
jjK«> durafci, derdHi ,Art Pfirsich': lat. persicutn dura-
cinum. Das türkische Wort stammt zunächst aus arab. j^S^^J.
and dies aus mgr. diDQÜyuvov; letzteres ist auch, mit volksety-
mologischer Anlehnung an ^dov, zu ^odäyuvov, ^Scnuvöv (So-
phoklis, Lex. 971; Korais, At. I 189) geworden. Vgl. Mi.,
Nachtr. n 106.
IjMjLeJfi domates, tomates ,Liebesapfel, lycopersicum escu-
lentum'r ngr. vronärta, roiiäTU = span. tomate. Vom Nom.
Acc. Plural.
^)) Jülj JkÄ^ dientiane-rumi Blau 156, 32, mit slav. itavje
erklärt, d. i. nach §ulek 398 rumex acutus : eig. römische Gen-
tiana, ngr. ysvriav^.
*Sl, yjSi egir, Blau 160, 68 ager ,Kalmus', eiiir Barb. I 96
,Galgant': gr. Hxoqov. Mi., Nachtr. I 34. II 111. Zunächst aus
persisch ^ (Vullers 1116) ,acorum'. Im Griechischen wohl fremd.
^^^jyJI eleniun ,Alant' Zenker 92 a : gr. iXiviov.
LäxiXjt engelika ,Engelwurz, angelica': gr. äyyiXixa, äyYs-
ÄixiJ. Barb. I 128. Nach Zenker 108 c AXJiiü\ angeline.
^ÜXäl enginar ,Arti8chocke'. Radioff I 736. Barb. I 128:
ngr. dytuvdQO.
^^yo[M^\ ergamuni ,Anemone, Windrose' Zenker 28 c :
arabisch, aus gr. dQyefimn].
«ij^l eruka ,Gartenkre8se' Barb. I 40. Radioff I 774: it.
eruca. Daneben »Jj% roka, aus ngr. ^dxa, ^ovxa, das auf eruca
zurückgeht.
Kj^^^Äwf eakurhine ,Schwarzwurzel' Barb. I 55: it.
tcorzonera.
^JyJ^\yi ferasiun ,maijolaine bätarde' Bianchi 11 359:
arabisch ,wiuler Lauch', aus gr. nq&aiov.
I. AlihAndliug ; Hey er.
KjJLuLi, Kfjyiaj fagitlia ,Bohne': ngrr. (paaovXi aus lat.
phcueulus und dies von agr. fpäarjkog. Vom Plural (paaovXia.
j^tXü fendek jHaselnuBs': gr. novrixäv (aAqvov) dass. Aus
dem Türkischen wieder ngr. (povjnoinu. Vgl. Mi., TlL El. 1 60.
Pers. ^j^> arab. jjj-o. Vullers 11 693. Fränkel 139. Der weiclie
Dental kommt auf Rechnung der griechischen Aussprache.
jjljjkiwS ferfjun , Euphorbium': gr. eöipögßioy. Es ist möglich,
dass das griechische Wort die volksetymologische Umgestaltung
eines Fremdwortes ist. Arab. Q>^y oder j>»^; daraus (foQtptövi
bei Du Cange. Pott in Lassen'e Zeitschrift VII 98.
,^^XJL»J fesUgen, feslijtn ,Basilicum': gr. ßaaiXixöv. Mi.,
T(i. EL. I 60. 'Mein Et. Wtb. d. Alb. 44. Pott in Kuhn's Bei-
trügen VI 321.
t3Ä.«yi fssUk ,Pi8tazie': arabisch, aus gr. m<rt&Mov. Et.
Wtb. d. Alb. 109. Persisch ^lx-^.
Ijljo fidnn Junge Pflanze, Scliössling' : spiitgr. qptfräwy.
Dasselbe bedeutet rfo^-j fiile, aus ngr. (fvxBiä.
tJjSiy fiine, viine ^Weichselkirsche' : gr. ßvaaiviä. Et. Wtb.
d. Alb. 473.
LJ^ fidja Name einer Pflanze, die um 1480 aus Apulien
nach der Türkei gebracht wurde, vulgilr soijan cifeji , Zwiebel-
blume' genannt. Barb. II 434: it. l'aijliu ,Apulicu'.
^yijXi. ijarUcuii , Blätterschwamm' Zenker 644 a: gr.
dyttgii^v.
aj\Le ijizja , Kassie, miraosa famesiana' Barb. II 379:
gr. xaaata.
^JbjtXii». ;(öiMZr»7» ,clionJrilla juncea': gr. xo*'ä(!i^1-
^yj>>jÄjM\ iakarditiii .wilder Lauch, allium silvestre' Blau
153, 17. Persisch ^jy>ij^iLA nach Vullers I 9ü: gr. axÖQdtoy
,eine Pflanze mit Knoblauchsgcruch' zu (n6Q(o)doy.
^j»j,jUs JLä*«I isknlnfendrion Binm-lii I !M : gr. ffxoAo
nM'dp/o»'.
^jLuu.! inpaunk ,Spinftt': ngr. anay&M aus ragr. «r.Tiwxioi-
= lat. spinaceum. Et. Wtb. d. Alb. 3W. Audi pers. ^\X^\ ,
arab. rUiL^t.
TArUachi Studien. I.
31
yJ^Cwl t«^«re£ jStoraxbaam, Storaxharz': gr. OTVQa^, vulgär
üungixi Langkavel 64.
^^ jLäaJUwl iftoxodos (öternelle* Bianchi I 89 : walirscbein-
Ucb gnapLalium stooclias, also atis gr. arot-xASt *oroix<iii-
fj>.yäjJo\yi3uM\ istrnUko» ,Päonie' Zenker 48 c: offenbar
griechiscb, docii kenne icb keine Bezeiclinung der Pflanze,
welche passte. Etwa arqm'ijyds'i die Päonie heisst auch ,Künigs-
biomc, KCnig^rose'.
tJ>io\j3\ ivnttne , Eberraute': gr. dßgörovov.
^jLejt xzmuola, ezmavla, ezmnvula Darb. I 44. Jussuf 281
, Himbeere', nach Barb. gewöhnlich eine ,Art gt^lbor Maulbeere' :
ngr. oftiovQov , Himbeere', ,rubu8 idaeus'. Die Herkunft dos
Namens ist mir unbekannt.
^yjXiaJJi kant-arion ,Centaurea': gr. xorai^ioy. Zunächst
•OS dem Arabischen.
Ju»j«i karanfil ,GewUrznelkenbaum, Nelke' Barb. II 511:
gr. %aqv6qivXXov; weit verbreitet. Mi., TU. El. HM. Naehtr. I h'ii.
Das griechische Wort ist nach A. Weber, Indische Streifen
m 121; Berliner Monatsberichte 1890, S. 912 volksetymo-
logische Umgestaltung von ai. kafukaphalam. Arab. JjtJy»;
kurdisch knraßl Justi-Jaba 307. Unrichtig Fränkel 144.
»Jue^jL» fcart/men« jKardamorae' Zenker 678 b: gr. xo^d«-
filrTj', die Bedeutung bei Zenker wird ungenau sein.
»i;«juLj~9 karnahit ,Blunienkü}ii': gr. xquiißiöiov von y^qä^ißf],
VHt d/is allerdings diese specictlo Bedeutung nicht nachzuweisen
ist. Arab. k^J>> ^^-^^' Vgl. ngr. xovvoimidi. Aus %q&^ßij
sbuntDt i_a3^ kurunb =^ lahatw Blau 1G4, 102. Vgl. Low,
AramiÜAche l'flanzcnnamcn 8. 214. Nüldekc, Pers. Stud. II 44.
^siXtS kemedrig ,Ganiundcr' Zenker 761 a: gr. jiaf/ci'd^v-
üLiüu^ keidane ,Ka8tanie': gr. naaravfa, xaatayiä ,Ka-
ttAnicnbnuni' xtitTrafor ,Ka.stanie'; lat. mgtnnea , Kastanie'. Ueber
d«n viiruiutliiiehen Ursprung des Kastaniennnmena s. Lagarde,
Armen. Studien Nr. II lO, S. 7ö und Naeiirichten <lcr (jött.
Ges. d. Wiss. 1889, S. 299 ff. = Mittheilungen HI 206 ff.
ijü^S, tyJiäJ kesf-ert, kotiere, köHere ,betonica officinalis'
gr. ntai(foy.
32 I- AbtuDdlang: M«yer.
\\'SUiraz ,Kirsche': gr. iK£qä(fiov. Zunächst aus arab. ^\/.
^jjs^ kolafun ,Geigenharz' : gr. xoXoqxovia, nämlich ^
Titn-jj von der Stadt Ko)joq>&v.
«U^^ UuUnar ,Art Fichte' Zenker 776 c: ngr. TUtvMvraqiä.
Et. Wtb. d. Alb. 211. Nach VuUers II 919 ist pers. ,Ui^
,capsula papaveris*, .semen papaveris'.
V,*** kuneh jHanf : gr. xm-raßig. Zunächst aus dem Ara-
bischen, wo das Wort griechisches Lehnwort ist. Low, Ara-
mäische Pflanzennamen 348. Das Wort ist im Griechischen
selbst fremd.
sJA. lahana ,Kohl': gr. hixavor, vom Plural. Aus dem
Türkischen kurd. lahatie Justi-Jaba 377.
U«Jbw^ lastaria ,Art grosse Runkelrübe oder Kohlrabi'
Barb. II C9ö: ngr. ßXaatÜQi, besonders ,Stengel des Kohls*;
vom Plural. Auch aslov. Instarb ,Knospe', se. lastar junges
Reblaub', nun. lästar ,Schoss, SprössUng*; alb. rastär ,Spross'
Et. Wtb. 470.
8j>jj^ lavnnda ,Lavendel': it. laranda, ngr. Xeßävttt
Langkavel 53.
^JJjiX.M,yäi logostikon ,Liebstöckel' Zenker 794 a: lat
Ugu«ticum durch ein griechisches Medium.
^^fjJLtf tnagdanos ,Petersilie' : ngr. umudovr^ai, von
Makedonien. Et. Wtb. d. Alb. 253.
LJyULe magnoUja ,Magnolie': aus einer der europäischen
Sprachen, wo das Wort auch Fremdwort ist.
^LkiLo mantar ,Pilz': ngr. fiamÖQi von agr. äytavvnjS'
Jj^Le marul ,Lattich' Barb. II 715: bvzant. uaqoihovy
Sophoklis Lex. 734, wo es mit lat. amärus in Zusammenhang
gebracht wird. -ovXiov wäre deminutives -ulliu. Die Neben-
formen fimovhov und (iaioinor sind volksetymologisch.
yj.*f-^ inirsin, mersin ,Myrte': gr. ingatn;. Daneben das
persische >,>« mnrd aus uvgro^. Aus dem Tllrk. ngr. fUftaln,
z. B. in Cj-pem, Sakellarios Kin^giaxä 1 (18tK)) 254.
LmxL« mditsa .Gartenmelisse': gr. fifkiaoa, als Kurzform
von iifhaaoßÖTaror oder uekiaaöxoQTOv.
TArküche Studien. I.
33
iJL».«ü.<<) muimula ,]Mispei': ^r. ftsonii.ov. Aus dem TUrk.
wieder ngr. (iovafiovKov. Eine Contaminationsbildung ist fiova-
novi.ov Korais, At. V 223; ^lovtr/.ov'/.ov Soinavera I 250 b ist
Volksetymologie, vianovqoy ebenda it. nespolo.
^Ju,ks^yj ij^r* nerdiis, ner(jig ,NarzisBe': persisches Wort
(VuUers II 1304) und dies aus gr. vÖQXiaaoi;. Kurdisch nar^i»,
nergiz Justi-Jaba 418.
,jj«^L=k.l oyilamur , iy}.amur ; \y/i^^%\ oglavutr; ;v>^^
fil^mur ,Unde' Barb. I 24. II 42r>. Radioff I WOb. 1U23: ngr.
flaftoi'Qt , Linde'. Das Wort ist den übrigen TUrksjjraclion
fremd, und sein wecliselnder Anluut sowie dessen Gestalt
scheinen auf Entlehnung hinzuweisen. Zudem ist die Linde
kein asiatischer Baum. Aber ich weiss q>XafiovQi nicht zu deuten.
Sollte das Wort tiirkiscb sein, so wUre von iyliimuv auszugehen,
(fXttfiovQi daraus entlehnt und dann als ßlamur ins Türkische
zurückgewandert.
ÜuLiLu«Jil oksiakanta ,Berberizen Strauch' Zenker 7H b:
gr. d^vdnun'&tt.
«Äjb\jl ortanca, JU**jbisjl oHansia .Hortensie' Barb.
I 148. .lu.ss. yiO. Radlotf I 1068: it. ortengia, frz. harteiusia.
iu-^jl öUse , Vogelleim' Barb. I 182: gr. i^ög.
\:i>yi)ilj, J^iJL palamuf, palaniud ,Eichel': ngr, ßahtvldi.
Üio Lautentsprechung emptiehlt die Zusammenstellung nicht,
die von Zenker herrührt.
JUtjUb papadia, papatia , Kamille': ngr. Tfatradiü, das
ich al)er als Pflanzennamen nicht nachzuweisen veniiag. Kum.
päpädüe, se. papatija. Vgl. Mi., Shiv. El. im Türk. lü.
(^uUäkLj pasiinaj .Pastinake' Zenker 103 b: it. pastinaca.
«jÜLj »jliiL) pafnte, hndntf. .Kartoffel': it. patata, ngr.
natära. Der Name ist missbräuchlich uul' die Kartoffel Über-
tragen worden. Vgl. CandoUe, L'origine des plantes cultiv^es 43.
^.:^**^'. Z'^y?"" »Haute' Bi.nnchi I 432: persisch (VuUers
I 400), daraus arab. ,;>k^. Aus gr. rrfjyavoy.
JjLiÜiij pentafil ,potentilla reptans, Fiinffingerkraut' Barb.
n 410, neben (arab.) j^^-JjU-o. peutafdion Bianchi I 301: gr.
n£viü(pvXh»; * 7TSi>Taq>i>U.iov.
Siltuiipilwr. il. pliil.-hist. Cl. CXXVni. Ba. I. Abb. 3
M
I. Abhandlung: Hoyer.
»lj»j pernar, JLj«j jjsrnal nacli Barb. I 396 »Stechpalme,
ilex aquifoliam' ; ,on la confond quelquefois avec Ic cheue-vein
ou yeuse [quercus ilex], !i cause de la ressemblance de leur
feuiUagc'. Letztere Bedeutung wird von Jussuf 950 angegeben:
ngr. nQiväQi, novQvügi von agr. .tqlvos bezeichnet verscliie
dcne Eichenartcii ( lleldreich , Nutzpflanzen Griechenlands 18^
Fiedler, Reise durch Griechenland I 520), schon nQivog wurde
flir quercus ilex und ilex aquifoUum gebraucht
LJ«o, tJ«o pizelia, bizdia ,grüne Erbse': ngr. jn^iXi aus
it. piselh. Vom Plural. Das b- ans venez. biso, bUeto, daher'
auch Qgr. furi^eki.
JLä3syi portnknl , poHokal .Orange' : ngr. «ToptozdAiU.
Hehn 300. Mi., TUrk. El. II 42. Nachtr. U 14.
iumI^, >-«tw prasa ,Lauch^: gr. Ttqäaov, vom Plural.
La^K radUiia ,cichorium divaricatum': ngr. ^adixi, vgL
Hcldrcich, Nutzpflanzen 28. Vom Plural. Zu Grunde liegt
tat. radix.
^Ks reznki .Art Traube mit grossen Beeren': ngr. ^^orxi,
^a^oxi' uVrt weisser, wohlschmeckender Traul>e'. Hatzidakis,
Einleitung 331 sieht darin das lat. ro»ac4fU*, wol^ei mir der
Accent nicht verstilndlich wird. Man könnte an die Trauben-
bezeichnung duradiium denken, wenn Keller, Lateinische Volks-
etymologio 234 richtig dafür Unges l erschlossen hat: es läge
dann Umstellung, wie in ^daxtröy (vgl. oben unter dHr<ilü\
and Anlehnung an ^a = it. rota (Legr&nd) vor. Indessen
ist das tUrkische Wort antb. ^^•^J raxakij, was ausser einer
Traabenart auch einen Stoff bcaeichnet and persisch zu sein
adieint (Frinkel 44).
I
I
SÄA».« relin«, reiina .Baaraham': ngr. ^fmim, it. retina.
Die Wandemng des Wortes ist wahrscheinlich folg«nde: a^.
^igrinf — lat rrsima — arab. ä^U^, — tttrk. a<U%.j — njrr.
fnWn. Seltener ist das dirtict auf das Griechische zorUck-
gdiende ,;^, r»if»M Barb. U 8. Vgl. arab. ^i»i\.. auch türkisch
bei BUa UÜ», 71. ~ '
^lube mx/ran .Safran' ist gCKWiObor arak oV**"3 ««'/•'«» I
dkr eoropftiscke Fama di«c$w frrmdeo Hawirwn
Ttrkbch« Sradieo. I. 35
ÜvLxaw, Jü^LLtf gapama, saparine ,smilax sarsaparilla' :
entstellt aus it. aaUapariglia.
\SK*a^Mi nmfit jOnobrychis sativa, Esparsette': gr. avfupvrov
ist ,Schwarzwurz', ^ymphytum officinale'.
\>J^UUw sanavlsz ,HandBzange' Zenker 520 a: gr. nvvö-
yhaaaoy, aus einer Mundart, die xv- wie rai,- spricht.
^Jyiy*J:, , ^J^J*J» iizfun, Siz^un ,Brustbeerbaum' Bianchi
n 76: gr. ^iCvq>oy.
^JJi^y}r> tar^un ,Dragan, artemisia dracunculus' : gr. ö^a-
ruivTioy. Vgl. Mi., Nachtr. 11 48.
^^üutyS, _X<U Jo tereminti ,Terpentinbaum, pistacia tere-
binthus*: gr. te^ßiv^og, riqfuv&og.
wJoJe terter ,Wein8tein' Juss. 11 74: it. tartaro, gr. x&qtaQOg.
iJbö tiriali ,Theriak', altes Universalbeilmittel aus
Pflanzenstoffen: gr. &i}qkx*'!^. Arab. jb^j.
JuiiJo tirß ,Klee': ngr. rgiqivXXt, agr. xq'upv'Hov.
8«JU titre ,Cedemharz' Juss. 1191: gr. xedqia, xeögid.
sJUiJo, sJoti*J' tv/rfanda ,Erstlingsfrucht' hat man auf
gr. ftQünotpavi^ ,frlinreif, von Erstlingsfrüchten, zurückgeführt;
doch vgl. pers. sjJJbjS ,res quaevis omata, recens ac vigens'
Vullers I 442; arab. Ai^ ,res primum visa, nova'. Aus dem
Türk. ngr. TQOipavzö in Cerigo, IlavdÜQa XIX 20.
tjujaJi türmili ,Lupine, Wolfsbohne' Barb. I 461: gr.
diquog. Aus dem Arabischen.
luujt«^ Veronika ,Ehrenpreis' Barb. II 839: it. veronica;
gr. ßsQOvba],
y3\\ zater ,Gartensaturei, conila sativa': aus arab.ycoj.yc».«».
Lat. satureja. Vgl. Low, Aramäische Pflanzennamen Kr. 270.
y. Mineralreich.
(3AJUw<i araenik ,Arsenik': gr. äQasviwiv.
fjuJejsfij ^jJaj^xyi büritis, büritiS ,Feuerstein' Zenker
217 c: gr. TrvQiTrjg.
yuU^ (emento Barb. I 597. 630, Neologismus für g^:
it. eimento.
a*
36
t. AlibandlnoK: Heyer.
yiÄAÄ. tinko ,Zink, Zinkoxyd': it. zinco.
(joWl tlmas , Diamant': gr. «{(Jcrjuag , durchs Arabische.
Vgl. Laparde, Bildung der Nomina 220. Das Wort ist in alle
Türkspraclien eingedrungen: Radluff I 438.
*Jv?l ihriz ,reine8 Gold' Bianchi I 8: arabisch, aus gr.
^^A^l, AjyJiM,^^ iHube/i£, üitiibef ,Bleiwei98* : entstellt
ans gr. \}ii^v!>Q^;, ifuiiv&toy, wie arab. ^.xy^. ^\j..Jlm\.
«y^L> jakut ,Rubiii': arabisch, aus gr. v6xiv&og. Frftnkcl Gl.
Persisii'li wX-lSb.
^Li^jJj Icnhniaii , nicht geschnittener Edelstein* Barb.
n 489: frz. cahochon.
jjMjJajuULe. ^JttJkie\J>Äx vinr/nith, mnknatis, vulg. me^ladis
, Magnet'; Barb. II 77(J. 780: gr. fiayyt'jTtjg.
yy* mermer ,Marmor*: gr. jucr^^ff^o^;. Arab. marmar.
^-Äjbl-j, ^xj^lo pirlanti, bsrlnntB , Brillant': it. hrillante.
&Ju^. pelatine, platitia ,Platina': aus dem Spanischen.
Gewöhnlich ^y:i\ J\.
s«j^ punza, ponza, vu\gär patnza ,Bimstein' Barb. I 421:
lat. pumej; it. pamice, frz. ponce. Die türkische Form dürfte
Eunilchst aus russ. pemza stammen, dies ist deutsch.
^yjoy» pumtlan ,Art Erde zu Mörtel' Barb. I 418:
it. pozzolana.
5\j» roza jDiamantrosette* Barb. II 28: it. roia.
ucyu,. sjCwo germa .Goldfaden': gr. avgfut. Vgl. ML, Ttlrk.
El. n 55.
I^xm. »im .Versilberung, Silbcrplattirnng*: pers. ^.^^^ .Silber*
und dies aus mgr. äatj^iov (.ungeprägtes) Silber'. Lagarde,
Bildung der Nomina 221. Ngr. ia^fu ,Silber'.
^Jj-«,, ,j-jL- niiliimen, mimen .Quecksilberpräparat,
Schminke': aus sublimäUtm.
yjJUL. giilüijfii ,Zinnober' Bianchi I KM.^: pers. o-^r***
,Mennig' aas gr. ffiptw»^. Nöldeke, Pers. Stud. II Ah.
tj*jcya gumpere, vnlg. mmpnra ,Schmirgel' Bianchi II 133:
gr. aftvQig. Pers. »^i.
j. kurd. »}^j-
Ttrkiscbe Studien. I. 37
^jtyLwl uakurun ,Schlacke' Zenker 49 a: gr. axatgia.
Vgl. Et. Wtb. d. Alb. 387.
j3*JiS zemik ,gelber Schweifelarsenik' Barb. II 39: arab.
^5^jy, pers. -öjj aus gr. diQaepiMv. Zur Metathesis vgl. ngr.
atQvtxög ,inännlich' Syllogos VIII 411. Jean Pio, Contes popu-
laires 1 (Epirus). Aus dem Türkischen ^tqvixj ,Arsenik' im
Pontus, Syllogos XVm 135.
iiy\ zümrüd, zümürrüd ,Smaragd' Barb. II 44: pers. j^j
(Vullers n 141), das, wie arab. J^ßj (Fränkel 61) wegen des
anlautenden Zischlautes auf gr. afidqaySog, nicht auf dessen
indisches Original zurückgeführt werden mnss.
VI. Der Mensch, seine Eigenschnften nnd
Beschäftigungen.
^Jüit efendi ,Herr': gr. äq>€VTijg aus agr. ai&syrij's] viel-
leicht vom Vocativ. Das lautliche Verhilltniss der beiden grie-
chischen Formen zu einander ist nicht ganz klar, vgl. Hatzidakis,
Einleitung 287.
wjyUi sinior ,mein Herr', Anrede an Fremde, Barb. 11 103:
it. signwe. Auch musju = frz. monsieur wird bei der Anrede
an Fremde gebraucht.
|.li>Lc, »«l4>Lo madam, madama von europäischen Frauen,
Joss. 666: frz. madame, it. madama.
x3>j>yi kokona ,vomehme griechische Dame': gr. lunubva;
für das Wort hat Cihac U 649 zum Theil zutreffende Ver-
gleichungen beigebracht, wo nur xowdor unrichtig beigemengt ist.
Jii^j\ orfan »Waise' Barb. I 153. Radioff I 1077. »iU^,!
wrfana, orfane ,Waise', nach Budagov I 125 in Constantinopel
,Hure', sonst ,Dienerin': gr. ÖQfavög.
— jV zeodi ,Ehegatte', x»j\ zevdie ,Gattin' Barb. II 49:
arab. ^^x ,Paar' aus gr. CfiCyog. Fränkel 106.
&Xj|jt karanta ,Mann im besten Alter' Zenker 696 b :
it. quaranta ,vierzig'.
^j^Xaa. iiiaron »geschwätzig' Barb. I 580: it. cicerone
»Fremdenführer'.
s^j^L palavra ,Prahlerei': ngr. itaX&ßqa ,Ge8chwatz'
aus span. palabra ,Wort'. Das Wort ist wahrscheinUch durch
3^ I. AI'kaad.iB;: X»r<r
die katalanischen Söldner ins Griechiäche and von da ins Tflr-
kische gekommen: das zn Grande liegende lat. parnbola ist
selbst wieder griechisch.
J^^L* marjol ,Scharke' Zenker 800 b : iL mariwAo ;
ngr. fioQ^iölbog.
«>l«j^. <s)ü«*Ä^ xoirat. jiorjat ,grober. nngeschlachter
Mensch* Barb. I 719: gr. xiagiÖTr^q ,Baaer' Ton jfoqior.
ooJöUy izbandit ,Räaber; gefährlich aussehender, starker
Mensch' Barb. I 43: it. shandito jlandesverwiesen*.
ijoi ht» ,Rilaber, Dieb' Zenker 793 a : arabisch, ans gr.
/.5<rr^. Fränkel Voc. peregr. 18.
&«^ loxnaa , Wöchnerin': gr. ls][oBaa, loxolva von
agr. Ux'^-
o^mIö fefle*uf »Philosoph', übertragen »schlechter, gott-
loser Mensch' Barb. 11 437: arabisch, aas gr. tpiXiawfOi.
^yo »ofi, Tolg. «o/m »mystischer Philosoph, Fanatiker'
Joss. 1U76: arabisch, aas gr. ao(f6g'i Aas dem Griechischen
stammt aach KtiM.ä«i, safsata ,Sophismas* Joss. 1005: arab.
,_,!». .Ji.>i »Sophist'.
s\.fjA.i^m0\ Upinnar, i*i>efiar. vnlgär speuier »Apotheker'
Barb. I 47. Joss. 4><5: it. tpmiale ,.\potheker, Dr<^aenhSadlcr'.
La«a) Kimia .chimie. alchimie* Joss. 606: arabisch» ans
Xvutia. Vgl. über das Wort Gildemeister, Zeitschr. der deutschen
montenl. Gesellschaft XXX 534 ff. Anders Pott, ebenda XXX 6 ff.
«sflijjl arokat .Advokat', übertragen »spitzfindiger Mensch'.
Joss. 1323: it. arrocato.
y^yS k^ralir »Ordensritter, besonders Malteser* Barb.
II 544: it. caraliere.
Jül^ kerata »Hahnrei* Barb. II 619: gr. xiftaräg. Vom
Vocativ.
ljj.2Ä« mantrina ,Mstresse. ausgehaltene Frau* Barb. U 788:
wohl von it. mantenntai vgl. mantenir Et. Wtb. d. Alb. 259.
sO^^, »^y}yje moliiffa, mohniti .vieille servante d'origine
etrangere; servante ägee et raaladroito' Barb. II 799: iL (am)-
malato ,krank**?
Ttrkiscbe Stadien. (.
39
LJLoU familia ,Fainilie, besondcrä Frauen und Töchter',
aber nur von nicht muselmännischen Häusern gesagt. Barb.
n 398: it. famiglia; ngr. (pafiiXia und (panehä.
UjUtji angarte ,Frohndien8t; Zwangsarbeit; Mühe, Schwie-
rigkeit' Barb. I 126: gr. &yyaqsitt. Vgl. Et. Wtb. d. Alb. 12.
auxLbjL» fantazia ,Prunk, Luxus; pomphafter Aufzug'
Barb. 11 398: it. fantasia. Im Arabischen bezeichnet das Wort
besonders eine Art Uebung bewaffnetel" Reiter; in Egypten hat
es die verschiedensten Bedeutungen, es wird von einer Prome-
nade, einem besuchten Kaffeehaus u. ft. gesagt.
jjiyjöLo matis ,betrunken' Barb. II 713: gr. ^lidvaog.
yÄxi ßno ,klein und zart; beste Qualität einer Sache'
Barb. II 437: it. fino-, ngr. <pivo.
XAilt>, iuJIio dalja, talja ,parfait, complot' Barb. I 727.
n 268: gr. riXsiog, vom Ntr. Plural.
x^Uyt^ Xorata ,Scherz, Spass' Barb. I 716. Wird allgemein
flir griechisch erklärt, z. B. von Budagov I 541, und Barbier
de Meynard nennt gr. xmqaxä als Quelle. Ngr. xujqttzäg oder
Xaqativ jeu, badinage, plaisanterie', samrat xwgaTorrt^g, xiaqavBvu},
Xiaqöeisvfm , stammt aus dem Türkischen. Falls das türkische
Wort griechisch ist, mnss ihm gr. xoe^wiyg, x^P**"^^? oder xoji-
tijs von xo?(^ ,Tanz' zu Grunde liegen. Korsch, Archiv für
slav. Phil. IX 503, denkt an X'^Q"' ^^^ vergleicht datsTos
von &<nv.
x»L> hate ,Kuss' Barb. I 254: it. (acto.
8^UaM.t estare, esture ,Erzählung in Prosa oder in Versen'
Barb. I 53: arabisch, aus gr. latoQia.
yX9i> defter, vnlg. tefter ,Heft, Register u. ä.' Barb. I 743:
gr. dicp^tQa ,Haut, Buch, Urkunde'. Auch persisch und arabisch;
aus einer dieser Sprachen ins Türkische aufgenommen.
xhj.rfc x*»****«» x«***« »Karte, Plan, Landkarte' Barb. I 700:
gr. x^^iJS- n^)^ karta, aus it. carta, ist ,Visitkarte' Juss. 545.
»Ifjiv, JUo*^ x*"^***» X**^*^^ ,Schreibtafel , Pergament zum
Schreiben' Zenker 406 a: gr. x«?^«P'0''-
\Lo^ tomar ,Rolle, besonders Papierrolle' Barb. II 328:
gr. TOfiäQioy, byzantinisch im Sinne von TÖfiog (xdtQTOv) ,Rolle'.
Heut bedeutet xoh&qi ,Haut, Fell', eigentlich ,ein Streifen Haut'.
40 r. Ahhaniilunff : V>*7ifr.
.*«. *i7n«r ,.Sanmsattt;l* Zenker 51'*: n^. aoftä^n von
aäyutt. V>1. Mi., Tq. El. II 5.5.
Juk^ojf ipnid, aach Upid järeaprochen. .Radfeljie" Barb. I 7;
bei Blan 23S inplt, np-it: gr. ^i,;: von &Widc.
u«^-» karnhn» .partit; proeminente de la seil«' Bianchi
II 4;>'^: arabi.-^ch, aiw jjr- *^,iii. Frünkel UM.
^ylfljLi fnjtun ,An viersitzi^er Wafjen", veraltetes Wort.
Barb. II 3r>^h t'rz. phrn-tim-, vielleicht zunächst aud mss. «ojtoh^
Mit Unrecht sieht Jo-sti, iJictionnaire kurde-fran^-aia Ä*ö, dieses
Wort auch in kurdisch »ÄÄi ßnto ,caleche'; dies ist vielmehr
türkisch y*-*^ hintoK, hinto ,Wagen' aas magy. hintti, das Mi.
tSlav. El. 'S iKispricht. Andere Bezeichnungen tur Wagen euro-
päischer Art führt Zenker 592 c an, wie a^j». ,^^.- ^^l»-
^^^yS kukla , Puppe': ngr. xoi-jc).a. das man aus lat. pupula
herleiten will, schwerlich mit Recht. Es hängt eher mit den
Wörtern zusammen, die auf lat. aieulliu ,Kapuze* zurückgehen.
tJLfjiyie tf/mbala, ^"^Luiyie tomhalak .Purzelbaum' Juss.
1193: it. tomholo oder tomhftlata ^Purzelbaum'.
täyie tokn ,Anst09scn mit den Gläsern; Trinksprach' Juss.
1192: it. toccare, vom Imperativ.
^^Li kannn ,Ocsctz, Regel': arabisch, aus gr. wamv.
^jy^K radiun ,Grund, Argument' Barb. II 8: it. ragione.
&Mölij vnkaniia , Ferien' Zenker 934 a: it. vacanze.
Ich schliesso hier den Zuruf 5«'»J hraco Barb. I 293, aus
dem Italienischen, an. Auch die Intcrjection »jJ bre ist fremd»
wtMin meine Hcrleitung Et. Wtb. d. Alb. 286 das Richtige
iritlt: gr. ß^ = ligi. Anders Mi. Nachtr. 11 89.
als kaka ,pfui !' Zenker 705 c ist gr. xa%&.
VII. Der KQrper nnd seine Krankheiten.
l»idjL htlgam ^Schleim' Barb. I 312: gr. cpXiyfta. Zunächst
.lus d«m Arabischen.
' .: '; ^ X"'j" ,GaUc' Barb. I 719: gr. x<i^, X0^, Deminutiv
LJjiLLt vuilijptlja »Melancholie' : uehr/xoXia ; arab.
TArkUehe Studien. I. 41
KxJLa salja, ^IjJL^ saljar ,Speichel' Barb. I 191: gr.
adkiov für aidhov von aialosi vom Plural, saljar zunächst
vom Adjectivum aahÜQtjg ,baveux'.
vsAiXwl isKelet ,Skelett' Juss. 482: gr. axelsrög.
käjXmX* masarika ,Gekröse' Juss. 685: gr. ^tsaaqaixöv,
von fuadQotoy ,GckrÖ8e'. Zunächst aus dem Arabischen.
s^(\x niedre, metre ,Gebärmutter' Zenker 831 b: gr. fii^TQU.
(^§JLlmL basilek ,Königsadcr an der inneren Seite des
Armes' Bianchi I 308: gr. ßaaikixög; aus dem Arabischen,
natürlich gelehrtes Wort, wie schon das i^ für /!/ zeigt.
U^>iLjt> diafragma ,Zwerchfell' Zenker 445 b: gr. diä-
(fqay{jut.
(jjJlr glin ,Gelenk' Blau, Bosn. türk. Spr. 233: nach ihm
gr. yXrpn^, das bei Medizinern in der Bedeutung ,Knochengclenk-
vertiefung* vorkommt.
^■jiy» kolera ,Cholera': it. colera aus dem Griechischen.
c^«jjl*ÄMil eskorbut, iskorpit ,Skorbut' Barb. I 55. Juss.
483: it. scörbutOj ngr. anoQfiTioüro. Der Ursprung des Wortes
ist wahrscheinlich deutsch, vgl. Weigand und Kluge unter
Scharbock.
^jJjj kuUnd£ ,Kohk' Barb. 11 576: gr. luahindg, von
nuüXov. Zunächst arab. ^y>; pers. ^^■
«Jj^Lj panukla ,Pest' Zenker 172: gr. navovmXa, aus lat.
panicula, panucula, panucla ,eine Art Geschwulst'.
^j>^yy^JLu «efc'iro» , Drüsen Verhärtung' Juss. 1040: gr. axlQQog.
\^\LlmiI ispazmoz ,Krampf Barb. I 46: gr. anaofidg.
yifJ tifo, o^yiu:» tifos ,Typhus' Barb. 1508. Juss. 1188:
it. tifo, gr. Tixpog.
*iXi\yi büvanda ,Arzneitrank, Krankenthee' Barb. I 316:
it. bevanda ,Trank'.
tJtyjtjA- yiirizma ,Paste zum Entfernen der Haare' Barb.
I 700: gr. XQiaiia ,Salbe'.
yi^S iUsir ,Elixir, Panacee, Stein der Weisen' Bianchi
I 166: arabisch, aus gr. ^qög. Vgl. Gildemeister, ZDMG.
XXX 534, Aus dem arabischen Worte stammt unser Elixir.
4S
I. AkbuidlnuK: Kejrer.
[»g^o intlhem, vulgär fUr iv*** nwrhem ,Pfla8ter, Salbe'
Barb. II 785. 754: arab. ^^^ neben ^Jtiu* aus gr. fidlcr/na ,er-
weicIicnflcR Pflaster'.
au.'bju»<l ispitalle , Krankenhaus' Barb. I 47: it. spedale,
ogpedale-, ospitale, ngr. anitd'U.
y->)^yf lazareto ,Lazarot' Joss. 650: it. lazznretUy.
yi^Ji^Xi parlatorio ,Unter8Uchung^zinmicr im Lazaret'
Barb. I 378: it parlatorio ,.Spreclizinimer'.
ÄÄÄ.» rtfete ,ärztlicbe8 Rezept' Barb. II 14: it. riretta.
KÄJOj fizita ,ärztlichcr Besuch; Honorar dafür' Barb.
II 848: it. vigita; ngr. ßltira, z. B. in Thera (Petalas, Glossar 7(5).
»Ufljo haitar ,Thierarzt ; Hufschmied' Bianchi I 431:
arabisch, aus gr. Xnfrlatqoq. Frilnkel 265.
VIII. Natnr, Land, Ktiidt.
jyi\ji\ anafor ,Was8er8trudel' Barb. I IJI. Radloff I 230.
Auch ,Gegenwind': ngr. dru^ogi ,contrecourant'.
^1 exir jAether, Liclitkreis, Hiininc!' Zf-nkfT 10 b: gr.
aid-ijQ. Bianchi I 14 hat ■Ji\ eter ,liqucur spirituousc et volatilo',
aus frz. ether.
jJÜo hnlv ,Hof um den Mond': •■irahisch, aus gr. SXbj<;,
wie frz. haloy it. alone.
J\üS kanal ,Kanal' Jussuf 528: frz. canal, Neologismus.
Jju* mil ,Meilc, Meilenstein' Bianchi II 1068: arabisch,
aus lat. mille. Fränkel 282.
jaoS kasr ,8chlo8s, Festung' Bianchi II 482: arabisch,
ans gr. xäaxqov -= lat. c/istrum. Nöldeke, Zeilschr. der deut-
schen morgenl. Gesellschaft XXIX, 423.
— .w burdi ,Thurm, Bastion, Fort' Barb. I 2i>4: arabisch,
aus vulgSrlat. burgu^. Nöldeke, Zcitschr. der deutschen morgenl.
Gesellschaft XXIX, 426. Das lateinische Wort ist gr. rrifQy'^'i- ^^^
diesem direct stammt tllrk. ij-f^y^ horgo» ,Schloss, Thurra'
Barb. I 295. Auch das alte Pyrgos in Thrakien heisst heute
CT->V
oder ;U
j^)9i-
Türkiscbc Stadien. I. 43
&u>Lw, x»Iaj pjaaa, pijaöa ,öffentlichcr Platz, Markt;
Marktpreis; Bezeichnung des Quais in BUjükderc' Darb. I 422.
Jossnf 957: it. piazza.
«yUu, jn^H^ sinor, sifior ,Grenze': byzant. avvoqov ,Grenze'.
xiü, »Ajtj bona, banjo ,B^d' Barb. I 282: it. bagno.
yLcIo bctffno ist ,Zuchtliaus' Zenker 168 b.
\Sji^ Höprii ,Brticke' hat man auf gr. yicpvQci zurück-
geführt; doch vgl. koibal-karagassisch köbergä ,Brücke' Vdm-
b^ry Et. Wtb. 66.
«üoli fabrika ,Fabrik, Manufactur' Barb. 11 394: it.
f(d>brica.
(joLtJi^ dejmas ,Gefängnis8' Bianchi I 895: arabisch, aus
gr. dtjfiöaiov. Fränkel 281.
Jow berid ,distance de quatre pai-asanges, ou quatre
heures de voyage k cheval; courrier' Bianchi I 358: arabisch,
aus lat. veredus, gr. ßi((ijdog. Fränkel 283.
I»aJL*I eklim ,climat, partie de la terre* Bianchi I 160:
arabisch, aus gr. xiU'jiia ,Klima, Qegcud'.
yjyxspJJ\ efendiiun ,Erdfeme eines Planeten*. ^^jy*jp>^yi\
efrendÜun, ^jy*jssj,ji\ efridHun ,Erdnäho eines Planeten,
Zenker 75 a. 73 a : gr. änöystev, iteqiyeiov.
\\^ Iura ,Stcrnbild der Lyra' Zenker 796 b: gr. Xvqa.
^IXI^ volHan , feuerspeiender Berg' Zenker 935 b: it.
voleano.
IX. Hans, Wohnung.
^Xy\f Jj^, yiy^ avls, havle ,Hof, Viehhttrde, Hausflur':
gr. aik^.
io^L» balat ,alte8 Bauwerk, Ruine' soU nach Barb. I 276
von gr. itaXaiÖTtjs stammen! Es ist offenbar arab. k^, das auf
ftaXänoy ^ lat. palatium zurückgeht: Fränkel, De yocab.
peregr. 6; Aramäische Fremdwörter 28.
^Jf^^ balkun ^offener Balkon': it. balcone.
ckAla^t aatabel, ütabl ,Stall': lat. gtabultim. Zunächst aus
dem Arabischen. iJ^Üe, xJbjUo tavla, tavile ,Pferde8talI' geht
wohl auf ngr. aravlog zurück.
44
I. Atihudliing : Me)r*r.
^J}y* furun , Backofen': lat. fnriiug, mgr. (poigt-os- Arabisch
^y fum: Fränkel 27.
^J'J^ji kaf>» ,VogolhaucT; Kflfip; Ffiistcrgitter' Barh. 11 526:
arab. ^>»ü, nach Nüldckc, Zcitsfhr. dor deutschen morgen!. Ge-
sellschaft XXXIil iA<ö aus lat. rMpsius .Beiiülter für wilde Thiere*.
ouk*j5^ fceremit ,Ziegel': ngr. xfpor/f/Ji. Arabisch <XAX«i>
Idnitid aus dem Aramäischen. Fränkel 5.
ytJ Klier , Keller, Vorrafhsgewfilbe': gr. xfAWpi aus lat.
rellririum. -/.fXXäQiov ist schon byzantinisch.
iX-JL^ Icilid ,,Schlo8s an der Thttre': gr. Tdeida (Accasativ)
(Schlllgsel'. Zunilchst aus dem Porsischen, wo .xJiS aber ,clavis*
bedeutet (Vullers II H7(>). Arabisch J».~Li»\. Beide stammen aus
aramUisch fjli<lfi, Iqlulä. FrJinkel lö.
kJji, a-uJ^' kuluba, kulibe , Hütte' Barb. II 574: gr.
^ttXi'ftr,'. Vgl. Mi., Tttrk. EI. I 88.
5y*i»jü k'iniiza ,Qcsims, Karniess*: ngr. xaigvlraa (Soma-
vcra) aus it. cumlcc
»y^ lata , flaches Stück Holz zu Vorschlagen' Barb.
II H{(f): it. l'ittn jflaches Ilobü'. Das Wort ist deutschen Ur-
sprungs.
o^J Ifidin ,Loge, Zelle; Handelsbiirse , Theiiterlogc'.
uiJ Inndia ,Börsc; Versammlungsort von Handwerkern': it.
lo(/ilin; ngr. lövi'Ca, se. londia. Vgl. Mi., Türk. El. II 17.
Nnchtr. I 78. Das « von londia gehört zu den von Schuchardt,
.Slawo-Deutschcs 16 f. besprochenen Erscheinungen.
JIjüLc mandal ,Riegel': ngr. ^lavr&Xi, agr. fiävdaXoii.
Jflikj palatsr ,Fen8ter' Zenker 206 b: gr. naqiklh'Qov,
jjttQCtiHiQi. Das gewöhnliche Wort ist »/a-^-
^yÄj pandzur ,Jalousic, Fenstergittcr' : frz. ahat-jour.
s.jijo jttdavra ,Holz8chindel zum Dachdecken ; kleine
Holzplatte fUr Drechslerarbciten' Barb. I 389: gr. niravQov
jStJinge, Latte'.
I»j^t>^ podrum, bodrum ,KcUcr, Erdgeschoss; GefUngniss'
Barb. I 320: gr. vnödqofiog. Vgl Mi., Nachtr. U 14. Das
griechische Wort kommt bei Phiton in der Bedeutung ,Schntz-
hafen' vor.
TfirUscba Studien. I. 45
i, »JuÄJ tanta, tanida ,Zeltdach' Barb. I 491 : it.
tenda. Vgl. Et" Wtb. d. Alb. 429.
A^lis tarem, tarum ,Kuppel, rundes Zelt': gr. tiqBnvov.,
vgl. rum. tärim ,Halle, Saal', magy. terem dass., asl. treim jturris'.
Der Weg wird vom Griechischen ins Slavische, von da ins
Magyarische, dann ins Rumänische gewesen sein ; aus letzterem
oder dem Magyarischen direct stammt das tttrkische Wort.
Jl^j temel ,Grundlage, Fundament': gr. ^sfiehov.
^jttyjyie tolos jWölbung, Kuppel': gr. d-öXog.
tJikyio ttigla ,Ziegel', auch tuvla Jussuf 1202. Mi., Türk.
El. II 77 meint, das Wort beruhe, wie magy. tegla, auf lat.
tSgula und sei durch germanische Vermittlung nach dem Osten
zu den ttlrkischen Völkern gekommen, bevor das Deutsche t
in 2 verwandelte. Diese Annahme hat unläugbare Schwierig-
keiten. Mir scheint tugla auf ngr. vovßovXov (Legrand) xovßhiv
zu beruhen und dies von vovßovXov ,tubulus, sipho' Du Gange
nicht zu trennen, wie ich Et. Wtb. d. Alb. 451 gethan habe.
Dies TOvß(ov)Xov bedeutete zunächst Röhre, dann einen röhren-
förmigen Dachziegel, wie sie noch jetzt in Anwendung kommen.
gl aus vi wie in den Et. Wtb. d. Alb. 283 unter mjergule zu-
sammengestellten Fällen.
Mit Unrecht hat man griechischen Ursprung angenommen
in >yäA axor, axsr ,Stall', das man mit dxvQÖg in Verbindung
gebracht und als ,Ort fUr Streu' erklärt hat: Mi., Nachtr. II 72.
Es ist persisch und aus iranischem Sprachgut zu erklären, vgl.
Darmesteter, Etudes iraniennes I 114: II 136. Auch —-y^lcirecUi
,KaIk' ist schwerlich gr. x&Xii^, vgl. osttilrk. g^ >gypse>
plätre' Pavet de Courteille 484. Das griechische Wort erscheint
im Arabischen als ^y^. Fränkel 8.
X. HansgerSth.
^UÄbt anaxtar ,Schltl88el': ngr. dtvoixräqt, z. B. in Cypern,
SakeUarios KvTtqtaxA IP, 453; schon bei Machaeras, Sathas,
Meaaiijin>ixii ßißXioSi^tj H 599. ävotxtaQiä ist von Somavera
mit der Bedeutung ,scaricatoja, trabocchetto' verzeichnet.
»«Ä*i«l, »^LL*I sskara ,Rost': ngr. (mdQa aus agr. iaxAqa.
48
I. Abkaodlang: UejtT.
x»«i ftrfa , Bürste': ngr. ßovgraa. Ich halte ßotgiaa ftir
romanischen Ursprungs, zu der Gruppe prov. bro»$a, frz. broate,
afrz. hrocf, span. hraza oder zu span. bruza gehörig (Körting
Nr. 1374. 1428). Aus dem Griechischen stammen rum. iiVfd,
alb. imrUs und das türkische Wort Das von Barb. II 40H an-
gefllhrte it. furcla existirt nicht.
J»^«i ßrdievl ,8triegel' Bianchi II 363: arabisch; man
fllhrt das arabische Wort auf byz. ^gayMiov aus \at. ßaytllum
zurück , dessen Bedeutung allerdings nicht übereinstimmt.
Fränkel 113.
iJ.»X«ul iulcemle, vulg. auch isHemni ,Stuhl': mgr. anäuvov,
axäfivog, axafivlov, ngr. (nctfifi, aus lat. scamnum. Das lautliche
Verhültniss macht Schwierigkeit. Korsch, Arch. fiir shiv. Phil.
IX 504 denkt an ein slav. *skaiuljd als Vermittlung. Man
kann lat. scamellum vergleichen, das ahd. »camnl ergeben hat.
Wahrscheinlicher ist mir aber, dass von'der Form mit -mii- aus-
zugehen ist, in der -mn- zu -ml- geworden ist. Vgl. lodoM : rörog.
JuJUS kandil .Lampe': mgr. xardijAa aus lat. candela.
Das türkische Wort ist aas dem Arabischen aufgenommen.
Fränkel 95.
«J^^Ls kariota ,europftisches Bett, (.'haiselongue' Barb.
II 4Ö«3: it. carriuola ,Rollbett', venez. eariola, ngr. rcoftolB z. B.
in Kreta Jann. 338.
\s*jyjä karacit, oOj»J' A'ereciV .niedriges RuhclH-ti, Sofa':
gr. x^ii^dn ,Bett* von sigr. noä^iiarog. Vgl Mi., Türk. ¥A. II 7.
JUye^ lampa , Lampe' Barb. II G97: it. lampa, ngr. Juifiia.
jukL« ma$a ,Tisch, Speisetisch' Barb. II 716: mm. moaa
Mis kt. «MMO. Mi., Slav. Fi. im Türk. 14.
(^JUwe nurndil, mindil , Serviette, Tischraeb* Bianchi
li 1022: arabUch, aas gr. fianUt, Ut. tmoHtüe. VgL Et. Wtb.
d. Alb. 25«.
Ü^Ao pei4>ta ,Serviette*: ngr. mraha aas it.
;Lippcben'.
^«^ pinto ,Gabel' Bm^ I 3»7: ngr. nttfän. Vgl Et.
Wtb. d. Alb. 338. -
tiiiXjm »tdjit ,8Bnfte. grosser Stakf: it. »»ütt. &;
JSc«ecl' Zenker 5(^)0 a: it. «vj/yNt.
TOrUHho StwU«. I.
47
juLjÜ. kJLJo tahla , Esstisch; AuslagstiscL von Bäckern und
FruchtliHndlern ; Holzplatte der ambulanten Verkäufer' Barb.
^428. U 278: n^rr- rüßla aus it. taml/i; vgl. rum. tablä, aal.
tthac II 3l»9.
tjj\yie, »W*j Urapeza, terabeza ,drei- oder vierftissiger
Tisch, Esstiseh': gr. xqäTxst^a.
XL Handwerke, Oeriitbe und Aehitliclies.
-jyj herber .Barbier': it. barbiere.
54>Lcjj bugada ,Lauge' Hindoglu 92: ngr. fuioyäda, (XTrov-
rjlääa , Lauge', unovcida ,Wäsche' in Thera (Petnlas 75), novycida
,das >Vaschen mit Lauge* in Leukas (Sj'llogos VIII 378), aus
TBnez. hugada ,imbiancatnra di pannilini' = it. hucato. Das
Wort ist deutschen Ursprungs. Körting Nr. 1405.
äjIä iai>a , Hacke, Haue': it. zappa, ngr. touTti. Vgl. Et.
Wtb. d. Alb. 382 unter sepate.
jLGt> diüel ,Haue': ngr. iiAtlXi ,zweizinkige Haue' aus
agr. iUeXla. Vgl. Mi., Türk. El. I 48. Nachtr. I 28. H 103.
b>cVä» dzendere ,Presse, Walze zum Filzen von Stoffen;
enger Durchgang' soll nach Barb. I 539 it. cilindro , Walze'
aus xvhvÖQog sein. Das Wort ist aber pereisch. Vullers I 532.
&kl^A^ diioata ,Art Nagel' Barb. I 649: vcnez. ffiaveta
= it. cAirtcctt«. Dagegen ist \£y*^ Ün , Nagel' tiirkisch: cagut.
jNagel', 6uv. iugn .peuis'. Vilmbery, Et. Wtb. 191.
\sA^^ ergat ,Arbeiter': gr. iQytirijg. Mi., Türk. El. I 58.
Aach in der Bedeutung ,cabestan, Schiffswinde' entspricht gr.
jüLli ^n/aÄa , Block, Strafstock': ist arabisch, das arabische
Wort aber wohl nichts anderes als gr. q)äXctYyag, von agr. cpäkay^.
iU»U faieta, aJwwli fateta , Facette beim Schneiden von
EdcLjteinen'r it. facc*tta, frz. facette. Barb. II 395. 396.
\jiyi foja ,kleine dlinne Gold- oder Silberblttttcheu ftJr
Juwelierarbeiten': it. foglia.
i^y^ glinja, ijüttje ,Winkehnas8': ngr. yrnvid aus yutvla.
48 I- Akkaodlng: McTer.
^^y^ Z""* »Trichter': ngr. /owt von agr. x^yog.
v_Jls ioZei iaZup ,Form, Modell'. Ans dem AralHschen;
(las arabische Wort flihrt man auf agr. xaXAttovq ,Schasterleisten'
zurück, aus dem Türkischen stammt wieder ngr. wxXovrti ,monle*.
|JL» kalem ,Schreibrohr; Pinsel, Meissel; Schrift; Boreaa':
arabisch, aas gr. luikaftog.
JuiLs kandia ,Haken' Barb. II 475. Budagov 11 27: it.
ganeio ,Haken' span. gancho. Der Ursprung der romanischen
\V(5rtcr ist freilich nicht aufgeklärt, und daher hat sich Miklosich,
Türk. EI. I 89 zu der umgekehrten Annahme entschlossen,
das italienische Wort aus dem Türkischen herzuleiten.
tJyS kola jStärke fiir die Wäsche' Jussuf (513: it. eolla
,Leim, Kleister'.
'^'>)y» kordela ,Sclmttrchen, Bändchen': it. cordella; ngr.
no^dSXka.
»jXmS Mstere ,Ianger Hobel; Schleifstein' Barb. 11 629.
Jussuf 642: gr. xiarQa ,Spitzhacke'. Zweifelhaft, da die Be-
deutungen nicht übereinstimmen.
}y*M.y} Itistro ,Schuhwichse' Barb. II 707 : it. luttro ,GlanB,
Politur'; ngr. htvavQog.
IjU5'L» maßina »Maschine' Barb. II 718: it. macchina.
xJbLo manela ,Hebel': ngr. fiayelhx aus venez. manoela
- it. manovella ,Hebel'.
\«AjKL« marangoz, seltener ^«AJULe marangon ,Tischlcr' :
ngr. naqayyuig ,Tischler'; it. marangone ,Zimmei^e8ell'.
ikiXx« mengene ,Oel- oder Weinpresse': gr.' (uiyyaroy, daher
auch it. mangano.
Juy« mil ,Nadel zum Färben der Wimpern und Augen-
brauen; chirurgische Sonde' Barb. 11 807: arab. J-^ ,Sonde',
daM man aus gr. fir^Xt] dass. herleitet (Fränkel 261). Aber woher
Ntunimt das griechische Wort?
iJyi mala ,Mtthlstein' Barb. II 799: it. mola dass.
juj^ pelanja, planja ,Art Hobel': ngr. .-rläria aus dem
Uwnanischen. Et. Wtb. d. Alb. 343.
iU*vj^. pelancete jMesstisch der Feldmesser' Barb. I 405:
l'l'ü. planchette.
Türkische Studien. I. 49
Kam.!« raspa ,Striegel': ital. raspa ,Raspel'.
^«5L«o gaktur ,Hammer zum Steineklopfen' Bianchi El 86:
arabisch, aus lat. aecuris. Fränkel 84. Dass das Wort im
Griechischen des Orients heimisch war, beweist noch ngr. ras-
■»ovqi, taixovQi (z. B. Syll. 8, 397. Kanellakis XiaY.ä 'Aväkexta
301, 668).
^yXMuull sistra ,Art Tischlermosser; Reibeisen der Bäcker;
Striegel' Jussuf 1073. Barb. U 82: ngr. ivarga ,räpe, ötrille'.
'T>y^ sulünez , Messerschmied' Zenker 517 a: wahr-
scheinlich it. Solinghese von Solinga, Solingen, von wo die be-
rflhmten Messer- und Schwertklingen weithin exportiert wurden.
sjü^ sonda ,Sonde' Jussuf 1079: it. sonda.
»üUj»i>m Sirinka, Siringa ,Spritze': it. aciringa von agr.
xjUo tapa ,Stöpsel' Jussuf 1115: it. tappo dass.
^JyAi\yie teraie^on jPfropfenzieher' Zenker 596 b: frz. tire-
bouchon.
>j^Jb tumo, tomo ,Drehbank': it. tomo.
v_*^*ia^t usturlab, saterlab, (o^vIomi auturlab ,Sternhöhen-
messer' Zenker 509 a. Barb. I 53: gr. äoTQoMßog.
^^Jm»I, ^g»yjiM^\ üatüpü, iatubi, iatupi ,Werg': ngr. atovjcl
von <nintj.
^j»yis\j varjoa ,8chwerer Hammer der Steinklopfer': ngr.
ßaQetd ,ma88e, massue' Legrand. Von einem gleichbedeutenden
männlichen ßagsiög. In Ophis ßaQettg, Syll. XVIII 127.
fjo^, tiXij ^^ »Schraube': venez. vida = it. vite. Et.
Wtb. d. Alb. 472, wo ngr. ßlda hinzuzufügen ist.
XII. Gefösse.
JU^ bukal jdickbanchige Flasche': it. boccale. Barb. I 338.
Jls^ Sukal jTopf : ngr. Toovxäh. Letzteres ist genauer
durch s^u>^ (ukali wiedergegeben. Barb. I 610. Das Wort
dürfte eine Ableitung von it. zucca ,Kttrbis, Kürbisgefttss' sein;
T(roi>xxa als Gefässname, ,Kalabasse', kommt bei Prodromos I 112
Legrand vor. Vgl. Korais "udraxTa 1 183. Verschieden davon ist
JViy^ ,cuira8se, barde d'acier ou de fer', bei Pavet de Cour-
SiUonfilMr. i. phU.-Ust. Ol. CXXTIII. Bd. 1. Abb. 4
m
I. Abhaodlaiig: Mejrtr
teille 295 ,armure qai couvre le eheval', \>ei Budagov 495 £agat.
und osm. JlSy*^ JlKa;. ,Paiizer, Pferdehamisch'. i
_yLu.l estudi ,Etiii, Futteral' Barb. I öl: it. tutuccio. ^H
jJsvj^^l eiparta »grosser Korb für Früchte, bes. fiir Wein^^
trauben' Barb. I Ul: it. spofta; auch ngr. anö^ta.
^ys, ^yÄjLi feft, ßüi Jussuf 287. Barb. II 436 ,Tonne,
Fass': ngr. ßovrai. Vgl. Et. Wtb. d. Alb. 43.
Ja»ji kematr ,Bücherschrank, Büchertasche' Bianchi II 50(5:
arabisch, man leitet es aus spätgriech. Ktifxrrrga im Sinne von
x(h//a her. Fränkel 252.
&j'Lo kanata ,irdene8 Geftlss für Flüssigkeiten': ngr. xavdra
aus dem Romanischen. Et. Wtb. d. Alb. 187. Das Wort ist
deutschen Ursprungs.
iliejS kartalle ,Korb, bes. fllr Früchte* Bianchi II 462:
arabisch, aus gr. ^ägralloi;. Fränkel 77.
ajoU kaea ,eiserne Geldtruhc, Kassenlocal' Barb. II 462:
it. catma.
ik^\yS kavata ,gr08sc Holzschüssel': ngr. yaftä^a, %aßä^a
aus lat. gacata. Et. Wtb. d. Alh. 127 f.
HjyS, üy» koca, koga , Eimer'. Ein weit verbreitetes Wort,
das ich Et. Wtb. d. Alb. 2U3 versucht war als Fremdwort im
Türkischen zu betrachten. Docli vergleiche man ^^ly», ^-,Uä
, Bienenkorb', jjj», i^jiy» ,Loch, llölilung' und was Vämböry,
Et. Wtb. 64 f. zusammengestellt hat. Danach scheint hier eine
turko-tatarische Wurzel kao koo kvh vorzuliegen, die an arisches
iSprachgut anklingt. Vgl. auch osttUrk. Ui^yi, <^y> ,seau k tirer
de l'eau' Pavet de Courtcille 421. Dagegen ist osm. Lj»j', lUji
kupa jTrinkbecher' trotz seines Vorkommens im OsttUrk ischon
(Pavet 420) gewiss romanisch, zunächst ngr. xovfta. Et. Wtb.
d. Alb. 215.
uoyjix^ kumkuma ,klcinc Mctallflasclie' Bianchi II 530:
zu arab. ^ju^i , Kochtopf^, aus lat. cacuma. Frilnkei 70.
fij^i ^y^i (s^y* ^"<", ^"<* ,Öchachtcl': gr. xoiti daea.,
zu agr. y.vTOi; , Höhlung, Urne', xrri's ,Kistchcn, Schachtel'.
(jX) lejen ,Becken, Schale': persisch und arabisch, aus
gr. IsTuhnj. Vgl. Et. Wtb. d. Alb. 234. Aus dem Türkischen
wieder ngr. keyivi, z. B. Pio, Contes populaires b.
Tfirkiwke Studien. I.
51
uLi^x maatela ,BvMj&, Kufe' Barb. II 767: it. numtella;
ngr. ^aatiiXov.
iJojB mafara ,Schlauch filr Getränke zum Reisen' Barb.
II 770: arab. i^, das man auf" gr. ^lETgr^zij^i zurückführt.
iUKsL» parsa , Holzschale zum Almosensammeln fUr Der-
wische tind Bettler': soll it. borsa sein. Barb. I 378. Nach
Zenker 160 c bedeutet das türkische Wort ,^'6r6e'.
J^'o, «uLljU jiatil, patile , Kessel, Pfanne' Zenker löba:
it. patina oder padella.
«JLo piale , Becher' Bianchi U 419: persisch (Vuiiers
I 381»), aus <fi&Xii. Nüldeke, Pens. Stud. II 38.
«JoLaj p'inta .Schüssel, Teller': it. platto, zunfichst vom
Plural des ugr. niönov.
^ICäj piiücan ,Schüs8el zum Aderlass' Jussuf 955; j^enlcen
jGetreidcsohwing'e" Bianchi I 3S>3; pingan ,Scliröpfeisen' Barb.
I 412: pers. ^U>o, ,^bUi , Schale, Wasseruhr', aus gr. nivayLU
(Aoc.). Justi, Kurd. Gramm. XIV. Die arabische Form des
Wortes ist als ^l-Äi findian , kleine Kaffeetasse' im Türkischen
gebräuchlich.
kio^ pota jSchmclzticgel, irdenes Qeftlss' Barb. I 418:
it. potta. Et. Wtb. d. Alb. 349.
mLJo tabaku jTabaksdose': von it. tabacco ,Tabak'. Das
türkische Wort dafür ist ^yiyi oder (arab.) oU.^.
^ÜÜe Ugan ,Küstpfaune' Barb. II 289: gr. Ti^yarov TiffAvi.
Vgl. arab. ,;j^U> ,poele', Fränkel 69. lieber Trjyavov im Roma-
nischen vgl. Et. Wtb. d. Alb. 69.
J^5«
:;'5
va
ril ,Fas8, Tonne' Barb. II 836: it. barile.
V'5
1. cazo .Vase' Barb. II 837: it. vcuo.
XIII. KU'Iduiii; und Schmuck.
njlsL bareta ,Mützc' Barb. I 256: it. berretta.
(^^*j horoi ,Broche (Frauonachmuck)' Barb. I 297: frz.
* Vgl. die Bedeutnng von poni. tJSJ^ ,8cheibe von Stroh, die beim Getreide-
worfeln ^braucht wird' aus nivcatägtov nach NSldeke, Pera. Stud. II S8.
I. AlihudluDg: llsyir.
')y^)y> hv/rmtz ^arabischer Mantel aus weisser Wolle' Barb.
I 326 ist arab. ^j-^ji, das man auf byz. ßiqqoq, lat. birrut ,WoU-
mantel mit Kapuze' zurückflilirt. Fninkel 50f.
oJ^Lk t'aiiet , kurzer Kock, der bis an die Kniee geht'
Barb. I 566: it. giacchetta, frz. jaquette.
|t^t> dihlm , persische Königskrone, Tiare' Bianchi I 899:
persisch, aus gr. diäörifta. NöUleke, Pers. Stad. II 35.
s^lvi ftrtdie, ftradia ,Oberklei<l mit lanjcen Armein;
Überwurf über die Kleidung der Frauen': ist arabisch iSja-jä,
Plural ^Ä.Ui. Dozy, Dictionnaire des noms de vetements 327 ff.
Man leitet es aus spiitgricch. fpogaala, (pogeaiä , Kleid, Rock' her.
^^yjJiyS fotin ,Damenstieiel' Harb. II 431: frz. hottine ,lialb-
stiefel', it. hottini; ngr. (tTTOitiveg , Frauenschuhe' in Chics, Pas-
patis Xicntdv yXwaaixQiov 245.
U^^l iijris jAjI Bauernrock' Bianchi I 165: ven. (pamio)
griiio ,grober Stoff zu Kleidern' Boerio.
,j.*^vJÜI halfen ,hohe Gamaschen, Jagdstiefel' Barb. II 467 :
it. calzo ,8chuh*, calzoiu» ,Hose'; von letzterem stammt das tür-
kische Wort.
iJ«aJLe kaloS, galoi , Holzpantoffel zum Ucbcrziehen über
die Schuhe': frz. galoche, it. yaloscia.
Sj^Li kalorn ,p;iiitouflc's raccommodecs et autres vieilicries'
Barb. II 471). Nach dein Lehdze soll (l;is Wort griechisch sein.
Barbier de Meynard fragt: ,serail-ce l'abbreviation de xalsvQu'f'
Dieses Wort steht bei Lcgraud und VyzaiUios mit der Bedeutung
,8ocque', ist aber selbst Fremdwort. Bulg. kalucra ist ,Schuh', aber
ecrb. knlaore ,eino Art kuj'zer Hosen', ebenso rum. calecrli. ,Art
.Schuhe' i^aineanu 22. Korsch, Arch. f. slav. Phil. IX 509, denkt
an gr. x«^>ß'''e«i "bcr dieses Wort scheint nirgends zu existiren.
U^-f-^ kainin ,llemd' Jussuf 528: arabisch und im Ara-
bischen romanisch, lat. camisia, byzant. Kaiitaiov. Vgl. Et. Wtb.
d. Alb. 1«7. Fränkel 44.
xäjLaj» kapaiiifa ,früherer Galamantel der Sultane' Zenker
690 a: it. (jahbdno (Körting Nr. 1448), zunächst serb. kabanica
oder rum. cahani{a.
äj^.L» knpnt ,Art Mantel mit Kragen und ohne Acnnel'
Barb. Il 442: it. cappotto ,Kegenmantel'.
TMttedh« StoiUsn. I.
53
iyyiaU kundura ,europäischer Schuh': soll it. coturtw aus
x6»oQvo<; sein. Barb. 11 541. Mi., Tttrk. El. I 9H nach Zenker.
Doch ist coturiw nur gelehrtes Wort, den Schuli der tragischen
Schauspieler bezeichnend. Vgl. auch Et. Wtb. d. Alb. 197, wo
ngr. yxovvtovQi »Pantoffel' aus Syra nachzutragen ist. Arab.
•^jij>$ leitet man aus x6{tOQvog her: Justi, Kurd. Gramm. 91.
j^j^vj kurdun , Uhrkette' Barb. II ÖÜH: it. cordmit, frz.
eordoH. Dasselbe ist ^j>>»ji kurdou jOrdensinsignien' Barb.
II 554.
aJjjj' kiikiilfi , Kapuze, Mantel'. icJySyä kukulettt , Mönchs-
kapuze; Mantel mit Kapuze' Barb. II 5üS. 56i): it. comlla, co-
colletta, ngr. y.ovxovkXa, aus lat. ruculla. Et. Wtb. d. Alb. 211.
v_»o ktrrb »durchsichtiger Schleier, Jaschmak' Barb. II ö(W:
frz. crepe.
itj\S kcrata ,Horn zum Schuhanziehen' Barb. II 619: gr.
Plural Mgara von yiigag oder ngr. y.iqazov.
tiryLa mtUlutn ,Art Oberkleid': arabisch. Dozy, Vetements
412. Ans gr. ftrihati] , Mantel der Schafhirten', byzantinisch
hSofig.
>ÄjLe niaiitit , Mantel' Jusäuf (>81: it, manto oder frz.
nMnteau.
^^jl (ttnreUi ,Sonnen8chirra' Jussuf 907: it. ombrella.
yialL) pnlto , weite Blouse der Bootsleute' ; jetzt ,Uberzieher*
Bvb. I 38.T: frz. pnlttot, span. palefoque.
^jy}yiai[j pnntolon ,europäi8che Hose': it. pantalone.
■Jjo jterukn , Perrücke' Bianchi I 35ß: it. parruccn per-
meca, ngr. neQQOVxa.
jw ptrrn jOhrgehlinge' Barb. I 397: it. pera »birnenförmiges
Ohrgchftnge*.
JJuUk sendet ,Sandale, Pantoffel' Bianchi I 1059: persisch,
•gr. aäyda?.ov, aavdüKtoy. Nüldcke, Pers. Stud. 11 40.
aJuLw inhka »europäischer Hut'; auch »Spitze des Mastes'
Barb II 128: lat. cappn. Das Wort stammt im Türkischen
zunächst aus einer slavischcn Sprache. ML, Nachtr. U 37.
JUU^ iinil »Art Mantel mit Pelzkragen' Barb. II 168:
frz. chenille ,weiter <Jberrock mit einem Kragen'.
m
L AHudlani;: lliyo
ie*jlwj tiranti ,HoBenträger' Barb. 1 453: it. tirante. Vom
Plural.
lo^^^l uruba, juj» ruba , Kleidung, Kleidungsstücke':
it. roba.
<^ jCwl, OkXw^l ilsUüf, iigk'uf ,Art Mütze', alte Kopf-
bedeckung der Janitscharenofficicre, seit lH2(i verschwunden.
Barb. I 50. 168: it. »cuffia , Haube, Mütze'; ngr. «rxot'qpia.
Deutseben Ursprungs.
^u\ r«nna?' ,Mönchsgtirtel' Barb. 11 45: arabisch, aus
gr. l[,u)v(iQiov.
XIV. Stoffe.
i^vU hnzin ,Doppelbarchcnt' Barb. I 26 1 : frz. hagin, dtw
man als Kürzung von bombnuin (von lat. hombyx) erklärt.
Lo4> dihn ,Art SeidftnstoflP' Jussuf 202: soll gr. dtßatpoc,
sein. Mi., Nacbtr. I 2K. Im Türkischen stammt das Wort aus
dem persischen (Vullers I 946) Uj>, a-j>>, arab. r}^>. Es ist
orientalischen Ursprungs, vgl. Schrader, Zur Handelsgoschichte
I 255.
i^o dimi ,Barehent': ngr. difUTOv ,basin' von Slfuroq ,k
double Hl'. Schrader a. a. O. 2.54.
yÄMXje\ö damnsko , Daraast' Barb. I 727: it. damasco.
ils^Xm^ tmtoffi. jBrocat' Barb. I 52: it. sioffn im Sinne von
stoffa brorcaia.
jJbli famla, fanela ,FIanell, Flancllhemd' Barb. II 399 :
it. jlanella.
aJ^U fasnne. ,geblUmter Seiden- oder Wollstoff': frz.
fagonne. Barb. II 396.
\y»jJLii fildekoz ,leicliter Flanell'; ,Art Strümpfe' Barb.
n 436: frz. fil d'^cosse.
^y^y* ' i^;r*r* fi''^^'^ ,piu-purfarbig'; KSySf. ^^yi firfiri
(oka jPurpurstoff" : arab. ^ji ,Purpur', ^Ji^j» »purpurfarbig*,
von gr. TTOQipvqct.
i^)y^ gerun , Stoffe de soie d'un grain ^pais et fort: sorte
de gros de Naples* Barb. II 31^4: der Stoff heisst tfro» rfmin;
daraus entstellt?
TttiUsclie Stadien. I. 55
vaJüCwt isfcerlet, ts^VJüul eskarlat, auch oJjCw, c^^»iuu
giüerlet, atkarlat ,Scharlachtuch; scharlachroth' : it. scarlatto.
Obwohl der Ursprung des Wortes im Orient zu suchen ist,
mnss seine türkische Form als die occidentalische angesehen
werden.
v£>«JuJls kalikot: frz. calicot aus dem EngUschen.
KA^^Lsi kanavifa ,Canevas, Stickgaze': it. canavaccio.
^M\lS kazmir ,Kasimirtuch' Jussuf 360: frz. Casimir.
Mma} lepoika ,imitirter Seidenstoflf* Barb. II 699: frz.
leipticms ,aus Leipzig'.
tUjyiJyi Umdrina ^nachgemachtes englisches Tuch' Bianchi
n 721: it. hndrino von Londra ,London' dass.
f^ftyiiut merinos , Merinowolle': frz. merinos aus dem
Spanischen. Jussuf 720.
k£«öL patiska, iUmJÜ batista ,Art feine Leinwand'
Barb. I 373: it. batista, frz. batiste, so genannt nach ihrem
ersten Verfertiger.
^JyJ^^XJ parangon ,scharlachroth, Purpur* Zenker 160a:
it scarlatto di paragone. Mi., Türk. El. II 38.
Lum^vj prusia ,Berliner Blau' Barb. I 398: it. Prussia
jPreussen*.
JL&I» rala ,Art grobes Tuch' Barb. U 10: it. rascia, von
der Stadt Arras.
xjL« saja ,grobe8 Tuch zu Regenmänteln' Jussuf 1028:
it. saja ,Wam8', sajo ,ein ZeugstoflP, vgl. Körting Nr. 7077;
Mi., Türk. El. 11 47 hat unrichtig it. sargia verglichen.
iJ\öJuc sandal ,Taffet': arabisch, aber im Arabischen
Fremdwort, das, über mlat cendalum, sindalvm, it. zendado
u. 8. w., auf agr. aivddtv zurückgeht. Cihac U 610. Dozy, Vet.
378. Da aivSdiv im Griechischen fremd ist (es gilt für ägyptisch),
hat das Wort eine merkwürdig weite Wanderung von Ost nach
West and zurück von West nach Ost erfahren.
JXwjl ilsMl ,gereinigte, feine Leinwand' Barb. I 168:
ngr. OTtovU ,lin card^' von agr. axöXXvg.
56
I. Abkuidliiiif: Uojtt.
XT. XAliriingMuIttel.
I;-
Lira .Bier*: it. hirra.
y^yjyi brizola ,Art Kebab von Hammelfleisch' Barb.
I 297: venez. brisiola = it. braciuola ,Rostbraten, Carbonade*.
»j'ifySy:^ öokolata ,Chocolade': it. cioccolaia.
•JoU»Ä*«l tstufato jgedämpftcs Fleisch, Schmorbraten': it.
gtufato.
^-«.^L» farsi jFtilUel, mit Füllsel bereitete Speise' Zenker
654 b: frz. farci.
jlI^I j frandifla, firnndiila .feines Weissbrot': eigentlich
jfrilnkischcs , d. i. europaisches Brot', von ^^. Vgl. Cihae
II 578. Mi., Türk. El. I 61. Das Wort scheint zunächst aus
dem Rumilnischen zu stammen.
UflJLc galeta, ^Äxli knlieta ,runder Kuchen, rundes Brot'.
Barb. II 379. 533: it. galetta ,Brotkuchen, Schiffszwieback'.
y}r,Ami\ ispirito ,Essenz, Likör' Barb. II 47: it. »pirito.
Kt\yjyS, liÄMyxS kopuzqn , kopnska ,Kohl in Gel oder
Butter': russ. kapugta aus mhd. kumpost, im letzten Grunde
lat. composUa. Mi., Slav. El. im Türk. 12. Osttiirkisch bei
Pavet de Courteille 422 dJLui^y» ,chou'.
wiL» knier ,Art Käse, der in Thrakien gemacht wird'
Jussm 515: nun. raf , Quarkkäse', vom Piunil ca^url.
Jl^üL» kaikaoal ,Art trockener Käse' Barb. II 460:
it. cacio cavallo; ngr. naffxaßriXi, ruin. r.a^caval, magy. kaskaedl.
luJiiXjLcyS kuTnniitfnria ,('yperwcin' Jnssuf 62.Ö: ,y.ov^y-
tagia, coinmiitulcric: oVro) ■/.a'Kovvrm tu ir Kvnqtf rinaa^a loiq'ia
nXcnaviard, tHivUi, MovayQoTh xo« Kolöai xh bnd roF O^ov^
A.' (1210) Su}Qt]^fyTtt elc: rd räyita xi'tv ' [lom'rn/iir, eb? vrrd ta-
^i6qxo^' (commandcur) diotr.ovutva ' iv. tottoiv de ■naqiffero vtai
6 jK^XP' *^*' jregnbyvpioi; Äi'wpiog olvog xoufiatiaQla'. Sathas
M£aatwvi/.fj ßtßhodi'jtLrj II 614. Vgl. auch Sakellarios Tä Kv-\
nqicnLtt I (Athen 1S90) 243.
*Xjbl langer ,Art minderwerthiger Wein' Bianchi 11 693,
nach Zenker 790 a auch langoros: agr.hr/ysQOi:, XäyysQag, das
nach Korais, "Ataxta IV 95 aus hJnu'QOi; bei Hesychios ent-
standen ist.
TttrUsch« Stadien. I.
57
BJob^«jJ limonada ,Limonade' JaBSuf 659: it. limonata,
venez. limonada.
«j.LiLc makama ,Art Nudeln' Jussuf 675: it. maccheroni.
&a^Lc mandia ,Nahrun<r, Essen, Portion' Bari). IT 721 :
it. mangiare.
^CmwLs mastUci, iüLyUvLe maMika ,Mastix, Mastixsclinaps'
Barb. II 716. Jiissuf G85: ngr. fiaailxt, (mariy^a.
»Ua-»ic mistar ,Mo8t' Bianchi 11 897: arabisch, aus gr.
*fiovaTäQiov von lat. vingüim.
»wÄjwc mizifra .frisclior ZiejrcnkUse' Barb. II 756: pnr.
fiiCtJi^pa, fit^i'j&Qa ,Bntterniilfli', aucli ^oitt'j^ga. Korais, ^L4ztt%Ta
IV 332 ff. Die Herleitung ist unsicher. In Mejrara sagt man C^'f*'?-
^qa, was vielleicht die illtere Form ist, zu ^r/idw , mache gähren*.
KJuu.L> paHe ,Art Sils.iigkcit , Mischung von Mehl mit
Datteln u. s. w.' Barb. I 3^1: lt. pn-sfa.
«x>y<n,i, sx^iXjeu pantunna ,eingesalzeneä and gerftuchertes
Fleisch' Bianchi I 360. Barb. I 403: gr. näatmua ,salage de
viandc, de poisson etc.' Legrand, von naaimvm ,salze ein'; agr.
-naardfi ,bestreut, eingesalzen'. Aus dem Türkischen wieder gr.
naatovq^g.
^cÄdao ps^U jGelatine, Gallert' Jussuf 944: aus dem
Persischen (,_y2«J ,gelatina' Vullcrs I 333); gr. m^%T^/. Mi.,
Nachtr. II 13.
sjuo ptrf« , dünner Brotkuchen' Jussuf 955: ngr. nha. Eine
Vermnthung über den Ursprung dos weit verbreiteten Wortes
habe ich Et. Wtb. d. Alb. 340 ausgesprochen.
n^^fi posa ,Ucfe, Bodensatz' Barb. I 418. Nach Zenker
221 it. ponatura. Es miisste etwa pogata im Sinne von posa-
tvra sein.
y^ljtjl, rafednn ,weich gekochtes Ei' Barb. II 10: gr.
eiyit ^ovftiTti ,wciche Eier', von ^ocpitn , schlürfe'.
s«^^Lx, s.^Vmc »alnmora, »alamurn ,.Salzlake, Fisch-
ragout' Barb. II 62: venez. »nlamora = it. salamoja.
aJe^Lo salata ,SaIat': it. (in) aalata, ngr. aaX&ta. i^'jtt^L.o
taUUnltk ist eine Bezeichnung für , Gurke* Jussuf 1013.
t. Aliliuidliing: Uajtt.
iuJLm., k^Lo falsa, saVSa ,Saace, Ragout' Barb. II 62.
189: it. »aUa-, die zweite Form zunächst aus ngr. aAXxaa oder
aus rura. salce.
cVa»«. simid, semid , rundes Weissbrot' Barb. IT 98.
Arabisch >}>--,->- .flcur de farine', das man aus pr. atfiiöalig
herleitet: Fritukol 82. Mi., Tiirk. El 11 Ö3. Das ^griechische
Wort scheint selbst ein Fremdwort zu sein. In späten Sanskrit-
texten findet sich das ebenfalls entlehnte gnmüä; auch lat. gimila,
similago ist fremd, ob ans dem Oriechischen (Keller, Volks-
etyniolope H3)y
(j*kAftlJfi tsra()Bti ,Art WeizengrUtze ' Barb. II 281: gr.
rQ(i)'og ,groats of HXvga or ^eid' Sophoklis; lat. tragi)S, tragum.
Als fremd ist noch zu nennen «?o. pundi , Punsch' aus
dem Englischen.
Schwierig zu bcurtheilen ist das Wort 4>L*«mXj be/csimadf
gewöhnlich geschrieben ioLtM^Jo peKsitiinf , harter Zwieback'
Barb. I 3()H wegen seiner Beziehung zu ngr. Tra^tfiddi. Das
griechische Wort ist nicht, wie Korsch, Arch. für slav. Phil.
IX 662 meint, altgrieehisch , sondern erst byzantinisch; es
kommt in den Formen rra^afiäi;, naS.a^tic, na^afiAitov, rta^ifiädiv,
Tra^ctfidriov, nct^afilrr/i; vor, vgl. Sophoklis 839. Das weist auf
fremden Ursprung, und so wird das persische Ql , ...<■» ,panis
butyro illitus' Vullers I 254 die Quelle des griechischen wie
des türkischen Wortes sein. Türk. t>U«"<J. ist durch volks-
etymologische Anlehnung an ^So pek ,hart' und ^L,^ »imnt ,Mahl'
entstanden.
XVI. Aekfrtan, Viehzucht.
ouei> deviet ,Heubiindel ; Bund, Paket im Allgemeinen* : gr.
depÖTi ,botte, fagot, paquet', von difia. Vgl. Mi., Nachtr. 11 101.
^JSb dögen ,Dreschflegel' Hind. 227: spätgr. Tt'xövij ,ein
Werkzeug zum Dreschen'.
'i)Jj\ evlelc jFurche' Barb. I 190: gr. ai'läxi von agr.
a^la^. Dagegen hat t^Jjl oluk ,Rinne, Dachrinne' nichts mit
aila^ zu thun (Mi., Tllrk. El. U 35).
^JLiUi feSke ,Mist, Dünger' Zenker 667. Budagov I 786:
erinnert an ngr. fioitaa, ßoinaiA ,Mist', das aus afrz. house
stammt. Ngr. (povaxi ist das tUrkische Wort.
Ttrkinbe Stadien. I.
59
^y^y^i iyjS ijilhre , Dünger' Zenker 735 c: ngi*. xoirQiä
.Dünger' von nörrgog.
5»JüLe mandra ,VichhUrtle' Barb. II 721: ngr. ^dn/rga,
it. mandra aus agr. f^iüvÖQa.
ijIjj^ Urpan ,Sichel' Barb. II 283: gr. SgerrAvi von
doifTOvov.
8 Jv zflvf, xJj\ zmle, zevile ..Tochring', Barl>. II 44. 51 :
bei Blaa 312 bosnisch auch tj^y. ngr. ^evla aus t^svyla. Vgl.
Et. Wtb. d. Alb. 4H4, wo kurdisch zevle ,cercle qn'on met an
cou des boeufs pour tenir le jong' Justi, Wörterbuch 22fi naeh-
■atragcn ist.
XYII. Spiele and Künste.
»jofo davia jDanienspiel' Barb. I 727: it. dama.
yXx/tyi> domino ,Dominospicl' Jussuf 217: it. domino, aus
dem Französischen, vgl. Sclielor u. d. W.
^Lo pianhi ,Lotterie' Barb. I 422. Jussuf 953: soll
(nach einer mlindlicbon Mittbcilung) von dem Inhaber der ersten
in der Türkei conccssionirtcn Lotterie, einein Italiener Bianchi,
den Namen haben.
«Jjb, jJjUe tavln .Dauicnbrctt , Schacbbrett , Trictrac'
Barb. I 436. II 274 : it. tnwla. Vgl. Mi., Tiirk. El. 11 69.
^L.4J^ i-umbnlfi ,Ball beim Ballspiel' Bianchi I%ö: \i. ronir
Ao/a, Schleuder'. Die Angabe der Bedeutung bei Barb. II 29 ,quille
pour jouer* (angeblich nach Bianchi) scheint ungenau zu sein.
U»sLe mars ,terTOe de jeu: pcrdre double, etre capot' Barb.
n 715; ,double gain au jeu de trictrac' Jussuf 683: ist mir
nicht klar.
ia«.*i fit Spielausdruck, fit ohnnk , seinen Gewinn mit einer
Spielmarke bezeichnen' Barb. II 436: it. fitfo'i
«y^li kaput Spielausdruck, k. nlmak ,etre capot au jeu'
Jussuf 536: frz. capot.
Ausdrücke des Kartenspiels,
Jju-eL(L*l, JkAAiLÄM(l eskamhil, igkanbü ,Spielkarten' Barb.
I 54, richtiger ,Art Kartenspiel' Jussuf 482: frz. hrugquembille
,Art Kartenspiel', dessen EtjTnologie zweifelhaft ist. Littrö I 434.
^'L*Ä-f, ^Ly«ul iihnti, ispati ,Treff im Kartenspiel' Barb.
I 4(3. Jussuf 484: ng^r. Oj-ra^l dass.; it. npade ,Schwerter' waren
eines clor vier Kartenembleme.
ik£^Le viafn ,Pique im Kartenspiel' Jussaf 666: ngr. ^lataa
dass., aus it. mazzn ,Stock, Keule', vgl. bastoni als Kartenemblem.
L»«l orin jCnrreau im Kartenspiel' Jussaf iK)!): span. oros
dass. Wohl ancli durcli griechische Vermittlung. Allerdings
lauten bei Somavera II 1)9 die vier griechischen Farbennamen
rä antt!>iä le spade, t6 (ijracTovvitt i bastoni, oi v.oinsg le coppe,
zä öevÜQia i denari. Doch gibt Legrand das oben erwähnte
fiütaa i\lr Pique; flir Coeur zoP.to, für Carreau reTqiyioyoy, tur
Treff a!Ttt9i.
LiL) pata ycartes ^ales au jeu* Jussuf 939: venez. pata
= paritii, it. patfn.
Nicht klar ist mir \yj koz ,Trumpf, Atout' Jussuf 636,
woraus ngr. xd^tov, rum. roz und die bei Mi., TUrk. El. I 99
verzeichneten slavischen Wörter stammen. Schwerlich ist es
dasselbe wie osttürkisch jyi ,noix' bei Pavet de Courteille 429.
Logrand hat für ,atout' zoTff«; ob richtig? dies bedeutet sonst
, Knochen' und ist slavischen Ursprungs. Nach Korsch, Areh. f.
slav. Phil. IX 512 wHre rum. rm aus russisch knztjrb ,TrumpP
verkürzt, und dies stamme, durch öech. kozir, aus deutsch
Kaiser.
Musik.
^_Sx*«^ inntiki , Musik': gr. /«otiaixi;. Aus dem AraVjischen.
Dagegen stammt sJij\yX vnuiikn, blos für ,Militilrmusik', zu-
nächst aus dem Italienischen. AjLkMiyo mimikar ist eine Art
Querpfeife.
^j«jL» knintn ,in8trunient de nuisir|ue a cordes triangu-
laire; psalterion' Jussuf ."i3I: ausgehend von gr. xer^oM' in seiner
Bedeutung im byzantinischen Kirchengesange, s. Sophoklis 627.
^yü! ist ins Türkische aus dem Arabischen übergegangen,
allgemein in der Bedeutung ,Gesotz, Kegel' ; im Arabischen
wird es als Musikinstrument mit , Hackbrett' erklärt.
t^yi, »icyi. iioyi.'^ lauta, lagutn ,Lautc' Barb. II 697.
698: it. liuto, afrz. leiU. Das europftische Wort stammt aus
trab. i^\.
TtiUscIie Studien. I.
61
jJ^Liuc nantur ,Masikinstruincnt mit Saiten, die mit StUb-
chen geschlagen werden' Barb. II 220: gr. xfjaXTr'jQiov, zunächst
ans arab. ^-J»-!— j, and dies aus aram. i-ibjdb. Justi-Jaba 245.
»jLi*« »itara ,espfeco Je litbare k trois cordes' Jussuf 1073:
frz. cithare, aus dem Griechischen.
f\f> buk jHürn* iJianchi I 407 : arabisch, aus lat. hucina.
Fränkel 284.
Jaj^ berbuf ,Laute' Bianchi I 343: arabiscli, aus gr. ßdg-
ßnov. Frilnkel 284.
«JUxlJj travipeta ,Trompete', jetzt ,Trommel' Barb. 1452:
it. tromhttta.
jJI *>~fc iembalo ,ScheIlentrommel' Barb. I 596: it. cembalo
AUS dem Griechischen.
«JojiLki ßlaota , Flöte' Barb. II 430: it. flauto.
«Jüs-j» keranete ,Obirinette' Barb. 11 514: it. darinetto
aus dem Französischen. Vgl. ngr. yhtqixo Kanellakis Xia^ä yivd-
Xexra 356.
illjLol iskala ,Tonlcitcr' Barb. I 67: it. scala.
Andere Neologismen sind Uo^j nota ,Nüte*, 'yJjJ opero
,()per', *jLaJ piiiii^i jClaviei-'. Jl^" kaoal ,Scbalinei' hat man
wohl mit Unrecht mit gr. xoruAdg in Verbindung gebracht (Mi.,
Nachtr. I 60). pnndura ,fiiiitarre, Laute' Mi., Nachtr. II 10 kann
ich im Türkischen nicht naciiweiseii ; das Grundwort nav-
doiga, TTavdovqiov war lydisch (Lagarde, Gesammelte Abhand-
lungen 274); zui- Verbreitung des Wprtes vgl. noch Möhl, Möm.
See. Ling. VU 402 t.
Tanz.
I«*Ä %ora ,Tanz', bei Bianchi I 759 u-jv»- xuro», I 788
')Uf^ Xoraz: gr. xop^^S- Vgl. osttürk. O^^jä- ,danse en se tenant
les mains' Pavet de Courlcillo 313.
•jjjufc BtrU) ,Art Tanz' Barb. II 121: gr. avprog, von aiipw.
Neologismen sind jJLs hule , Ballet', *a< JxjLj pantmnim
, Pantomime'; ebenso ^jjLxj telalro ,Theatcr, Schauspiel', IjtöS^Jo
t^raijtdia ,Tragödie', L>Jue»i' komedin , Schauspiel'. Hier seien
auch yiii balo ,Ball, Tanzunterhaltung', it. hidlu, bei Zenker
L Ihluadlng: ll«j*r.
II Ic u«p^ (hdiMt: ^^Xo, jJ.L-Lo bilardo, büiardo ,Billard',
it. bujliardo; UuajI antika ,Antikc, alter Kuustgcgcnstand' er-
wAhllL
XVIII. Handel und Verkehr.
dL«f ^tftartf ,Doaane' Barb. 11 676: mgr. %o^uiqy.tov
»OS lat. commwciwn. Das nenarab. .sf^ ,Zoll' ist
»Jkjlj^* lokanda, vulg. lokantn ,europäische8 Hotel, Re-
»fcntmiT^ Barb. II 708: it. locanda.
K^XiJmyi loataria «kleine, scblcchto Herberge' Barb. II 707:
tl. fwfton'd mit dem Artikel; ngr. XoataQia Vyz. ÖÖ9.
»\ljU magaza , Magazin': ist die europilisclie Form des
tutmh. ,j^. Vgl. Et. Wtb. d. Alb. 253. Mi., Türk. El. U 19.
»yX»» « mogtra ,Wjuiren probe*: it. moatra.
^, poliia, polisa ,lettrc de change' Barb.
l 420: it. poliaa. Ali., Türk. El. U 41. Aus dem Griechischen?
\^l Körting Nr. 0258.
AaxI»J, JujIJo travipa .«ichange, troc; commerce d'echange'
Uarb. r 453. U 282: it. «»awut«. Mi., Türk. El. U 74.
<ü. J>,>>.> »igurta .Versicherung' Barb. II 122: it. sicurtä,
wnc«. «cc^i/w/l. Vgl. Et. Wtb. d. Alb. 384.
>w«M< niiiis'ir .Milkier' Barli. II I'T: iirabiscb und persisch.
Mnii hüll IUI- die (Quelle des orientalischen Wortes it. «eiuiale,
da^ ttu» lat. criisualiii stammen soll. Aber das lateinische Wort
bodcutPt einen Einschützungsbcamtcn. Das Wort ist persisch
vmd aus dem Persischen in die semitischen und europäischen
Sprachen gewandert.
yjyi)^i vjy*)' urhun, armun ,Handgcld' Zenker 24: gr.
R^tüy, das semitischen Ursprungs ist: hcbr. fiST;?, arab. y^y>jA,
^0^. Vgl. Lagardc, Bildung der Nomina 203. Im Arabischen
Frcmdwurt und vielleicht auch aus dQ^a/ituf entlehnt: Fränkel,
Aiwnäischc Fremdwörter 190.
^jUi ftndsk ,Wirthshau8' Barb. II 431: gr. 7iav5oY.sTov.
Neuhcbr. p"i:B Fürst, Glossarium graeco-hebracum 172.
Ttrkiuba Stadien I.
63
ajUoj pitaka , Etikette auf Waaren' Barb. I 403: schwer-
lich, wie Barbier de Meynard meint, gr. mrrdnuov, das diese
Bedeutung nicht hat, sondern Entsteilung des frz. etiquette, ugr.
TiKtira, mit Dissimilation. lui Sinuc ,hillet, potite lettre' könnte
es TtiTtdxioy sein; doch sagt Barbier, diese Bedeutung sei dem
osmanisehen Türkisch unbekannt. Indessen finde ieh in den
Mittheilungen von Tsakyroglu über die Sprache der kieinasia-
tischen JUrliken (Ausland 1891, 341—344 36G— 372) bUikfi
jSchreiber', biti »kaulmäunisches Bueh^
^jL«Äl»t> draijman, vulgär (/r«»*«» , Dolmetsch' Barb. I 733:
iL dragovianno, europäische Form dos arabischen ^-J^y.
Fälschlich leitet Barb. I 121 ^LjjI anhar, ambar ,Scheune,
Speicher, Magazin* aus gr. ifiirögiov her; es ist arabisch, aus
persisch anbär (= ai. xaiUhhärd-J, wozu ein arabischer Singular
j^ später zuruckgebildet wurde: Ilofl'manii, Zeitschrift der
morgenlilndischen Gesellschaft XXXII 7tjl.
Hieher gehören eine grosse Menge moderner, meist itahe-
nischer Ausdrücke des Handelsverkehrs, wie aUorc ,\Vcchsel-
termin' (frz. ä lim-er), adiio ,Agio', akuiun ,Acticngesellschaft'
(frz. aclio»), banka, banknot, bilet, bono ,Bon', bovsa, bilanio,
balie .Waarenballcn', iek , Check', deponito, diiro, diirante,
eskonto (vulg. »inkoiita Barb. II 125), fatura, fireli ,Verlust an
einer Waare' (frz. frais), franyoborda , istimara ,da8 Aiehen'
(it. ttimarv), kambial, kainbln, kompauia, konuhnento, kontrafo,
manifatura, ordino, purtUti, proteatu, prooa, passaport (Biaucki
I 307 Li.«AÄLj pagporta), patenta, potta, sekuestro, sindik oder
»tndek ,Syndicus', Uratisit ,Ti*an8it'.
KIX. Münzen, Masse, tirewkht«.
Bwyol aspre ,Art Münze': gr. iiariQOv. Ueber dessen Her-
kunft aus lat. aspemiii vgl. Psichari, Mt5ni. Soc. Ling. VI 312 ff.
Ueber die Geltung des anpre siehe mein Et. Wtb, d. Alb. 18,
wo Paspatis Xiayidv yXwaaägtov Sitj nachzutragen ist.
^LuO diiKir jGoldmünzo': byzant. dr^väqiov aus lat. rfe-
narius. ZunJlchst aus dem Arabischen oder Persischen. Ueber
den Wandel in dem Werte der Münze vgl. Lagarde, Bildung
der Nomina 221 f. nach llultach.
u
T. Abhaadliing; Meyer.
l?jO dirhein ,alte Silbermlinze'; gewJilinlicL als Gewichts-
bezciLlinung der vierhundertste Theil der Oka. Barb. I 737 si
arabisch ^j> aus persisch fj> und dies aus gr. ÖQO'Xiirj. Vgl.
Nöldeke, Pers. Studien 11 35.
j^jJb^«> dublun ,Art spanische Goldmünze' Barb. I 755:
span. doblon, it. dobhlone.
(j(JL» fdn ,kleinc Münze' Jussuf 289: ist arabisch, und]
dies aus mgr. (pdkhg = lat. follln. üirei't aus q)dX).t£ oder]
tpöXJM stammt türk. J^. pul , kleine Kupfermünze; Fisch-
scliuppe" Barb. 1419. Vgl. Blau, Zeitschr. d. deutschen raorgenl.
Gesellschaft XXI 672; Lagarde, ebenda XXII 330. Mi., Türk.
El. II 42. Nachtr. II 15. Spanisch foluz aus dem arabischen
Plural. i
^v JL», ^\yXi felwi, ftlurln hiess früher der venezia-
nische Ducaten, jetzt der österreichische Gulden. Barb. U 427:
it. fiorino, alt ßorino; gr. gjÄwp/, (flovQt. DasselVje bedeutet
&S)ö.^ ßorenfn Mi., Türk. El. I til vom Namen der Stadt :
Florenz.
jJül*i, t3Jlyi franka, frank ,Frank' Barb. II 408. Jussuf
303: it. francOf frz. franc.
JL^I, JLj< irjal , rial ,spani8cher und österreichischer
Thaler' Barb. I 41. II 31: spm. real.
(jijvi ifuriti , Piaster' Barb. II 3H3: mlat. yrongiui, it. ffronso.
Vgl. Mi., Türk. El. I (>4. Kluge u. (rronchen.
VyJ lira ,Goldraünze, = 100 Piaster' Barb. II 710: it.
lira. Aus der Doublctto it. lihhrn stammt 5j-*J libra ,livTe,
monnaie' Barb. II llIW.
(^AJbje metalik ,monnaie de cuivre mcW d'argent' Jassof
727; ,le8 Turcs donncnt h, cc mot le sens de monnaie altörde,
rogn(5c; ccpcndant, cn langage de boursc et d'afFaire, ils l'em-
ploient avec scs variantcs »iSÜLiu et viCJiJi.« pour designer les
valeurs remboursablcs en numeraires' Barb. II 728: gr. furai.-
liTiSg von ^idrailov; engl, metallic citrrenc;/ ,klingende Münze'.
* In dieser Bedeutung vielleicht au grieck. ifoUi .Scliuppe', niiiukuQ|)fen,
aua dem nucli nrnb. -.^^r .Schuppe' (Früukel, ArninXiRche Premd-
wnrt«r 192) entlehnt ist
TtlrMsehe Stadien. I. 65
j_*j nütnme ^kleine, schlechte Münze*, Bianchi II 1138:
arabisch, aus gr. vovfifilov von nummus. Fränkel 196.
XAj\jt> dozine, duzina ,Datzend' Barb. I 759: it. dozzina.
Junge fkitlehnung.
(»IjX geram ,Gramm' Barb. IT 382: frz. fffamtne. Neo-
logismus.
AJaJS kantar ,Gewicht von vierundvierzig Oka'; auch
,Wage'. Barb. 11 541: arabisch, aus gr. nevrr/vdQiov ^ lat.
centenarium. Fränkel 203.
isIvS, Jet^ ksrat ,poids de qnatre grains, carat' Jussuf
576: arabisch, aus gr. xsQortoy, byzantinische Bezeichnung eines
kleinen Gewichtes. Mi., Türk. El. I 96. Fränkel 200 f.
vjM^» [J^ fceban, Mepan , öffentliche Wage' Bianchi
n 560: pere. j^U$, aus gr. 7Ut(iitav6g oder yux^navöv, von lat.
etnapäna. Vgl. Et. Wtb. d. Alb. 168. Aus dem Persischen
arab. JJS. Nöldeke, Pers. Stud. II 39.
\öJJS Uelender ,Mass für Flüssigkeiten, etwa zwei Oka'
Barb. U 642: gr. jcvhvdqog.
idxS Kile ,Hohlma8s fUr Getreide' Barb. 11 689: arab. J-^S
aus gr. ■motiüov.
5^ «t«m Jussuf 660, 5j.>y lodra Barb. U 707 ,Pfund':
gr. Jdtqa. Vgl. arab. Ji»j.
j-Ä« metro ,Meter' Jussuf 727: it. metro; aus dem Grie-
chischen.
iinik ,Getreidemass, der achte Theil des Kile'
Barb. 11 168: gr. xotvi^ (xoiyixi) ,Getreidema8s', das dialektisch,
z. B. auf den Ostlichen Sporaden, Sinilci gesprochen wird.
aä^l oka ,Oka' = 400 Drachmen: arab. ilSj, aus gr.
odpäa = lat. uncia. Justi, Kurdische Grammatik XIV.
^J^ySyiy\ obolos ,Gewicht von drei Karat' Bianchi I 232:
gr. dßolög.
\^y/t milzur ,Ma8s' Zenker 840 c: it. misura.
SiUWHsiMr. d. pliU.-kut. a. CXXVIII. Bd. 1. Abb. 6
66
ibkaailiDC! X<r*t.
XX. ChristlUlie Kirche.
^J^*jl . ij<.jj«i' aforoz, nforoa (efurus Radloff I 938)1
,Kirchenbann': von gr. d^ogitw, dtpogtaiiöc. Vgl. asl. a/urUatiA
mm. afurUi ,excommunieiren'.
ul ajrt jheilig': gr. iyia, in Aja Sofia, Aja Soluk (Ephe^l
sus)' u. a.
kAjUI ajazma ,waiiderthfttige Qaolle', bei den Christen
des Orients. Barb. I 212. Radloff I 217: gr. S^aafut aas iylaafuiy^
eig. jWeihwasser*, dann ,wunderthÄtiges Wasser*.
^^Äipl nrganun ,Orgel, Glocke* Bianchi I 55: gr. Siofor,
agr. auch äqyccyoy.
x^yj^^ deapat jc't&i le titre qne le gouTerncment otto-
man accorde aox m^tropolitains da svnodc grec, aox del^ga^^
da patriarche en province, etc.' Barb. I 739: gr. dwrrrönjg. Diel
balgarische Uebersctznng dieses dtvnörr^i ist aSS^^ rladikoA
auch ladika Jossaf 1244) ^Bischof.
\^LjJ diakoz, iJuJ diak .Diakon': ngr. Aöxog ans
diäittov für ötdacorog. diak ist aaeh .Lateiner, lateinisch' Zenker
445 b, vgl. magy. diäk .Studenf.
yAiai.ij filnktiT ,zaaberisches Schutzmittel' Zenker 670 b:
gr, (fvhrxfTfitw ^malet, Talisman'.
iaJLSpLi faraklit ,der heilige Geist' Bianchi 11 ^43: ara-
bisch, aas gr. na^thXtjrog.
^^IlelyB kerattke ^etser': at^ttTtög. Vgl. armb. iJSljX,
kord. ^y,^ artoki. Jasti-Jaba 4.
^i A ■'■■■.. 'fc xritiiaa ,Christ*: gr. xf**^"**^- Aach ^IaJU>jS
Jctrutian Zenker 697 b aas it. crütia»*.
,_,..AJbl iblU ,Teufel' Bianchi 111: anbisdi, aas gr. ihajiffriog,
Jkx^l indiil ^vangeHom': arabisch, aas gr. «^oTjiAior.
A*eh ^«aJLOI ingüimn Zenker 108 c.
\yjy\jJm\, a^y^^ i$tm%my MtorrM .Kreoa. Oortfix': gr.
oiav(i<äg.
E^iln— benM ^^XiXjt
Kirtht 4*» '.^yme >>Mj »t.
TArkiBObe Stsdt««. I. 67
^LiZwl iatifan ,Brautkronc', Überhaupt ,Diadem, Blumen-
kronc*: ngr. ar4(pavog, aze(p&vi. Pers. ^^UXtül Nöldeke, Pcrs.
Stnd. II 40.
i^)yi j'ytu ,chri8tliches Fest': gr. ioQTi^, ngr. yio^.
^^y^ kalo§srja ,Nonne' Bianchi II 503. Zenker 683 c:
ngr. xaXoyqiä von xaköysQog ,Mönch'.
Jl^«5 kamaval ,Cameval* Zenker 698 c: it. camevale.
^LJ^jU katoM ,Katholik' Barb. 11 444: gr. xa»oXix6g.
Bei Zenker 338 c: (^aJÜL^ (atlsk, (^aJÜL» diashh dass.
LwüJi' liiliaa, Uilise ,christliche Kirche': gr. ixxXijaia,
ixtdr/Otä. Arab. ^j«-Ji5 Fränkel 275.
^J^'if latin ,römischer Katholik': mgr. XarTvog aus lat.
laHnus. Vgl. Et. Wtb. d. Alb. 238.
b^yuJ liturja ,Mes8e': gr. XeiTOvgyia Xsirovgyiä.
>a**^*.t logofei ,Vicar des ökumenischen Patriarchen ;
Kirchenvorsteher'; früher ^Kanzler des Hospodars der Moldau
und Walachei' Barb. 11 702: gr. Xoyo^hrjs.
yX^XX/t managter ^christliches Kloster': gr. fiovaaffjqi, [lava-
arr^Qi. Vgl. asl. manaatyrt neben monastyn, se. manastir. Et.
Wtb. d. Alb. 286.
\s*Jyj^ySx metropolit ,griechischer oder armenischer Erz-
bischof: gr. fii]TQOfcoXirt]g.
oLü panatr, panajsr ,Markt': gr. nafi^Qig, itavrffiqi
,Kirchweihfest, Fest, Markt'. Vgl. Mi., Türk. El. II 37. Ueber
das a der zweiten Silbe vgl. S. 14. Die türkische Form hat
wieder ngr. nocyceöqi hervorgerufen, mit dessen o sich Thumb
Idg. Fe. II 80 umsonst abmüht.
Uü papa ,Papst': it. papa; ngr. itdmag. Dazu o>-»»jL>
papist, ouäuL) papiSt ^römischer Katholik* Zenker 157 b.
(jmLjU, ^^^ papas, papaz ,griechischer Geistlicher, Mönch ;
Heide' Barb. I 371. iUi>LL> papadia ,Frau eines griechischen
Geistlichen' Barb. I 370: gr. itanäg, nanadiA.
LlXämiO paskalia ,Ostem', gewöhnlich hüjük p. (,grosse
Ostern'), wtthrend kiHilk p. (,kleine Ostern') das christliche
Weihnachtsfest bezeichnet: gr. naaxahö. patkalia heiset auch
eine Art Flieder, die m Ostern blüht. Bianchi I 307.
Jb^'lj patrtli, «^JjJoIj, ^^üjJoj pntrtk, ^öj>^eL> hnfrek
jPatriarch', Titel der HUupter der christlichen Gemeinden in
der Türkei. Barb. I 303. 373. 383. 403: gr. frarp/wos ans lat.
patridus.
^^ »«.»1 pfukopoB , piskopos ,Bischof : gr. irrlaxcnroc.
Daneben das arab. ^_jLiL»)\ Bianchi I Ol, sowie 'dtM*i pifbeli
ans magy. püspSk. Zenker 23ö c.
4>^jU« finod ,i^ynode' Zenker 522 a : gr. avvodog.
&«'»>i(i.~ fertunije , Weihung des Geistlichen* Zenker
542 b : gr. x^^Q^orla.
^jMbäle taks .christlicher Ritus': gr. rß|ig. Aach arabisch.
Kord, taks Josti-Jaba 276.
I»».i iff ttlsem, vnlg. tilifim ,Tahsman, Amolet': gr. rtXeapa,
das im Mittelgriechischen diese Bedeutung hat. Arab. [» «■■ i In
{ileem. Kurdisch tilUim Josti-Jaba 27G.
^J„.xXi\y vaftU .Taufe': gr. ßamiaia n. pl. .Taufe*, auch
ßdtmiatg. Dazu ^^iijLif nnaraftU .Wiedertäufer' Zenker 99 b.
Hier schliesse ich die europäischen Monatsnamen, die
aus dem Neugriechischen stammen, an:
«Ll>. S>^ji lT^) - janar, janariz, jaitarot: yerä^tg.
^jmJyXi ßltmtritj ßecari*: tfktSä^i.
swxLt mart: ftä^ti.
Jb«jl abril: 6n(iXig.
^^La mai», majot: (täig, ftdioi.
(_;««AJ»J jtuti'M: iovrtos.
,j<>«^'»j julio«: iovliOi-
,j.»Jict agutto» : äyoiinoii.
f^^yJm nttvri*, futnrisi nxr^itßfi^
j«j-iä.t, i^yi^XÄ.\ axttri», mgttrimi äutifiifts,
j^-^jj nwrart«: troifiß^.
^j^^ti'j, ^jmj'.AiS<i dJMTUy idhmAriti 6niu/iftg.
TtrUioh« Stadiro. I.
r.9
Unrichtig ist bei Zenker 920 c fUr nuvarin die Bedeutung
^anaar* angegeben, mit der Erklärung, es sei aus *januvarls
verktlrzt. Die Lautverilnderungcn gehören fast alle schon der
griechischen Volkssprache an, so das Verklingen des Nasals in
gUevrU nuvarU deJcevria aus asTTteßgig vo^^Qig öexißqig, das
-jr*- aus -kt- in a/trrU. «iVfri» geht auf aertßQig zurück, das
mundartlich vorkommt, z. B. in Cvpem (Sakellarios KvTrqiaxa
n 779), und durch Einllnss des ital. »ett.embre jsu erklären ist.
^j»ljujlj knltitdns .erster dos Monats* Bianchi 11 425.
Zenker 684 ist ngr. xcAatieg Nom. Plural, von lat. calendae.
XXI. Staatswesen.
Ausser den neu aufgenommenen k»'>>^ bi/ddie .budgot',
i> dijiluinat, u^^LsvJÜ) katuelai-ia (ital.), «M^y»
• commission'
komUer ,conimis8aire', ^^x^^yS komiition
^Jmj^■J^jyS konferan» ,confdrence', SyäJyS kopgre .congres',
yJJue^iXjt parlameutAj (ital.), t/*^'jJ pnli» ,PoHzist' (frz. police),
»ÄtXJyj politika , Politik', übertragen , Schmeichelei' , {j^r^.
pren» ,prince', und anderen sind etwa zu nennen:
ij"^'lj lalios, u-^JjLj bailo», früherer Titel der diplo-
matischen Agenten Venedigs und Frankreichs bei der Pforte :
venez. bailo, gr. nnatlog.
x^jt>, )«>>V'> dodie (Venezianischer Doge': it. doge. »j'j»>
daka, it. dura, bezeichnet den GroBsherzog von Toscana, *Ji^)
^ß} das tyrrhenische Meer. Zenker 441 a.
jjü^ fondo ffonds publics, dette publique' Barb. II 434:
it. fondo.
\Jie^jjj*^ ifiperator .Kaiser', tt.Sio<>Joljjycl imperatorila
, Kaiserin': it. imptrntave.
j^ojS kaitar, rOmischer und byzantinischer Kaiser': arabisch,
aus lat. Caaar. Der Name des gewaltigen Mannes ist von den
Orientalen in seiner alten römischen Aussprache aufgenommen
und ab Eigenname mit derselben erhalten worden. Vgl. armen.
f<"./"<». So erklärt sich auch das ai von got. kaitar, ahd. keigar.
^L«L». f.atar , wie die TUrken ft"üher den dent.schen Kaiser
nanaten (Barb. I ö6l). ist zunttchst magy. aidsznr.
70 I- Abkudlnnc Meyer.
^j>.yXM.»yS konsolo» jConsol einer fremden Macht' Barb.
n 581 : it. cansole, ngr. itdvaoXaa. Arabisch ,_)^o<ü>.
UM«JuJe^L) Palatinos ,ungarischer Palatin' Bianchi I 317:
lat. palatinus.
^^ re ,König' Zenker 473 c: it. re.
^y^ sidiill ,registre8 des tribunaux, recueils de jogements
prononces en justice' Barb. II 70: arab. Ji** aus byzantinisch
aiyilXov, aiyiXkiov = lat. sigillum. Fränkel, De voc. peregr. 17.
Lagarde, Bildung der Nomina 101. Unrichtig Korsch, Archiv
für slav. Philol. IX 668.
XXII. Hilltfirwesen.
xSyX^ ahloka ,Blokade' Barb. I 5. Badloff I 634: venez.
abloco, bloca für it. hlocco.
^^nI arj. das Commando Marsch! Barb. I 36: vom frz.
marche, durch Vermittlung des deutschen Commandos. Radioff
I 331.
jjoajJU baliemez ,grosse Kanone': nach Barb. I 281 it
palla e mezzo (richtig mezza) ,boulet et demi'j das Volk fasst
es volksetymologisch als ««j JU hal jemez ,qai ne mange pas
de miel*.
tJöU banda ^bewaffnete Truppe; Militännusik': it. banda.
fS\Xi baraka ,Feldlager der Soldaten' Barb. I 256: it.
baracca.
^^aämo bastiun ^Bastion', Bianchi I 307: it baHione.
L^liaj batarja, auch LjJoU batria Bianchi 1311 ,Batterie':
it. batt€ria.
JL^«^ Surdial ,cordelette ou ficelle avec laquelle on fait
mouvoir l'^toupiUe qui met le feu au canon' Barb. I 607: ,mot
^tranger'.
JlyL». dieneral ,6eneral in einer fremden Armee' Barb.
I 540: it. generale.
t^yi foga Commandoruf ,Feuer!*' Barb. 11 433: it. /moco,
venez. fogo.
Ttrkbehe Studien. I. 71
JoLwi, ^LuJ fisat, fusaat, <ü\x,Mi fustat ,ZeIt' Bianchi
n 383: arab. l»Llj, kU»-«i, aus gr. (poaaärov ,Lager, Heer' =
lat. fossätum. Fränkel 237.
xjö^ funja ,Zündpulver' Barb. II 434 ist westlichen Ur-
sprungs verdächtig.
f^mjX»., —ySjs>. hartudi, xartudi ,Patrone' Barb. I 635.
692: it. cartuccia, frz. cartouche.
wAxu.1 isbir ,soldat charg^ de l'cntretien des chevaux'
Barb. I 46: it. sbirro, dessen Bedeutung aber nicht überein-
stimmt.
^«3 Li kanun: ,on nomme kanun une plaque de m^tal
sur laqnelle ce mot (la loi) est grav^; de Ik le surnom donn^ k
U gendarmerie militaire dont les soldats portent cette plaque sur
la poitrine' Barb. 11 477: gr. xavtüv, durchs Arabische. Vgl. S. 60.
J^duols kapsul , Lunte der Feuerwaffen' Barb. 11 440:
firz. capsule, it. Capsula.
xJUjl«i karabina ^Karabiner' Jussuf 537: it. carabina.
sJüLc^ komanda ,Commando', ^ttXjLe^' komandan ,Be-
fehlshaber' aus it. comando, comandante. Aelter ist ^JüLo^i
komandar jCheP, besonders ,chef de l'ordre des chev^iers de
Malte' Barb. H 57S.
^)ö>iyS kondak ,Schaft der Flinte' Jussuf 615: gr. xovroxt
von agr. xow<Jg ,Stange'. y^'>^^ in der Bedeutung ,Windeln'
kann gr. luoia&TUOv ^olle' sein (Sophoklis); ngr. xovrdnuj, xoLrröx
^n Windeln gewickeltes Kind' im Pontus, Syllogos XVIII 141.
Sj^ÜLio manevra, manovra ,Truppenübung': it. manowa,
firz. mancBuvre.
\yiy3\[j> martoloz ,ancien corsaire du Danube' Jussuf 683;
nach Zenker ,Art christlicher Soldat in der Ttlrkei': gr. ägfia-
xwlög von lat. arma. Mi., Tttrk. El. II 21. Nachtr. I 81.
^^jucCLÄj« mendienik ,Belagerungsmaschine' Barb. II 788:
auch im Persischen und Arabischen, aus gr. (layyanMiv bei den
Byzantinern.
sSfS^MjQ misJcet ,Muskete' Jussuf 743: it. moschetto.
{ji'yi)^ obtis ,Granate': frz. obus.'
*^M^ P^'^^ola ,mot d'ordre, mot de passe' Barb. I 379:
it. parola.
iZ !• Abbaodlaiig: Meyer.
JLyo pinial ,coutcau k lame longae et eftilöe, synonyme
de arnaut HSs, ^päe albanaise' Barb. I 412: U. pugnale, alb.
geg. pinäl Et. Wtb. d. Alb. 338.
^Üo piitov ,Pistole': it. pistola. Vgl. Et. Wtb. d. Alb. 339.
ie\yi\\, yia\yj\\ vapoH , raporto , militärische Meldung*
Jnssaf 971: frz. rapport und it. rapporto.
vi>\siy>c soltat jSoldat'. ,Ce n^ologisme d^signe princi-
palement les fusüiers des milices organis^es k l'europ^enne'
Barb. II 234: frz. mldat.
L>»<*J türs jSchild* Bianchi I 482: arabisch, aus gr. dvQSÖS'
Fränkel 241.
^jLjjOnIj, ^jLj^^Lc vardijan, gardijan ,Wächter, Wache,
Schildwache' Barb. II 835. Jussuf 1332: it. guardiano, vardiano.
Lj(>^Le gardija ,garde, faction, corps de garde' Barb. 11 378:
it. guardia.
XXIII. Seewesen.
8jöL!)lt alabanda ,das gleichzeitige Abfeuern aller Ka-
nonen auf der einen Seite des Schiflfes'; übertragen ,heftige
Vorwürfe'. Barb. I 99. RadloflF I 36ß: it. alla banda.
s^^^t alahura ,das Umstürzen von Schiffen' Radioff I 367:
gewiss italienisch, doch finde ich den Terminus nirgends.
juLoiM alamana ,kleines Schiff, grosses Fischerboot*, auch
,grosses Netz' Barb. I 101. Vgl alamena qatghy ,barque arm^
de quatre ou cinq paires de rames, qui fait, dans la Mer noire,
la pdche de la bonite' Jal 92 : ngr. Sgfisrov ,Segel, Schiff*.
x^N^i alarga ,offencs Meer'; als Zuruf, um eine An-
näherung ans Schiff zu verhindern, alarga etmeU ,das offene
Meer gewinnen' Barb. I 100. Radioff I 360: it. allarga! ,fem
gehalten', allargarsi ,auf die hohe See gehen', = mettersi al
largo, prender la larga. Ngr. äXänya, dthx^äqia. Vgl. Jal 93.
^^1 alhora, mit etmeli ,die Segel hissen' Barb. I 102:
it. alberare ,den Mast aufstecken' Jal 93. Vom Imperativ.
ÜÜ.JI alesta ,fertig, bereit', mit etmeU ,ein Schiff ausrüsten*
Barb. I lOü. Kadloff I 10(3: it. allestire una naee, ,ein Schiff
Türkisch« Htndieo. I. 73
ausrüsten'. Jal 104 fuhrt auch alestare und lestare als ita-
lienisch an.
I»yel amura, mit etmelc ,die Segel des Hauptmastes und
des Fockmastes losmachen' Barb. I 118: it. (ajmurare, frz.
amurer Jal 122. 123.
JI^A«t amiral ,AdmiraI' Barb. I 119: frz. amiral. Das
Wort ist arabischen Ursprungs.
kJLüI anile ,eisemer Sing am Ende des Ankers' Barb.
I 129. RadlofF I 233: it. anello, altit. anella Jal 136.
ÜJül antena Jussuf 38, «JUjI artena RadloflF I 312 ,Segel-
Btange, Raa': it. antenna.
yUjt apiko, mit etmelc ,am Anker so ziehen, dass die
Kette vertical ist'; als Adj. ,geschickt'. Barb. I 7: it. a picco
Jal 32.
Ljsf aria, mit etmeH ,ein Segel aufmachen, es gegen den
Wind stellen' Barb. I 41: it. dare delV aria alla nave ,augmenter
sa vitesse' Jal 644 unter erre.
jtio»! arma ,Takelwerk eines Fahrzeuges'; auch , Wappen'.
Barb. I 39. Radioff I 339: it. ai-me. N^t>Lo»l armadv/r , Aus-
rüster eines Schiffes' Barb. I 39. Radioff I 340: it. armatore,
s. Jal 169 unter armateur.
U <l^l avaria ,Seeschaden' Jussuf 53 : it. avaria. Jal 206.
I J(Jü bakalera ,plaque de fer qui gamit les mortaises,
alnmeUe' Barb. I 305: it. baccalaro Jal 213.
b^JJIj handera, handira ,Schiffsflagge' Barb. I 281 : it.
handiera.
tSX» harka ,Barke, grosses Boot' Barb. I 258: it. harca.
j(»«lj harie ^grosses Boot, chaloupe de guerre' Barb. I 257 ge-
hört zu afrz. bärge, prov. harja, it. bargio, russ. Capxa ,barque,
canot de parade' Jal 247 ff.
yj^ixuXi battun ,Stock', in der Marine Barb. I 261 : it.
baatone Jal 267.
74 I. AbhknlloiiK: Meyer.
8(>^UM»U, Bi>^XäIj baatarda, baitarda ,groase Galeere, be-
sonders die Luxusgaleere des Kapudan Pasa' Barb. I 261. 266:
it. bastarda Jal 263.
üüu)U batenta ,Gesandhcit5pass' Zenker 157 b: it. patente.
Kfilo berage ,Vorrichtung, um die Kanone an Bord un-
beweglich zu machen' Barb. I 293: it. braca, venez. braga
,Hose', braca del cannone, s. Boerio 96. Jal 330.
själ^ bsranda ,Lagerstätte der Soldaten an Bord eines
Kriegsschiffes' Barb. I 293: it. hranda ,Matrosenbett'.
Luut^, I-amIo beratia, perasia ^Brassen' Barb. I 292:
it. braccia.
xJsi^ bivata ,Jungfer, Jungfernblock, cap de monton'
Barb. I 31G: it. bigotta Jal 291.
SA^f» bodia ,Commandoruf an den Steuermann = fn.
arrive* Barb. I 319: it. poggiare ,laisser arriver' Jal 1191.
K«j bora ,heftiger Sturm' Barb. I 321 : it bora. Vgl.
Et Wtb! d. Alb 42.
xJu^K^ borandiine ,viroIe de m^tal ä Textr^mitä de la
poulie' , frz. ,cercles , frettes' Barb. I 321 : unklar.
I<>^^ borda ,Schiff8seite, Bord' Barb. 1323: it. bordo.
&Ju %>j borine ,Art Taue'. HJ^Jjiyyj borinete ebenso. Barb.
I 328: venez. borina, borineta = it. bolina. Jal 316.
iUMmj, LflvJ bose, bosa ,Art Tau' Barb. I 332. 334: it
bozza Jal 330.
^^ü .j bonaoila ,trou du chat, Soldatengat' Barb. I 347 :
unklar.
ajo^j bojuna ,godille, grosser Bootsriemen' Barb. I 353:
unklar.
tJä\ji, ''^'r^ branka, pranka ,Kette der Galeerensträf-
linge' Barb. I 293. 390 : altit. branco ,chaines qdi servaient k
attacher h un banc tous les rameurs de ce banc' Jal 334. Vgl.
Et Wtb. d. Alb. 350 unter prangt.
i^yi brik ,Art Fahrzeug' Barb. I 297, j3ir?' ibrsk
Bianchi 18 : frz. brick aus engl, brlgg, wahrscheinlicn Abkür-
zung von brigantine.
TArUiehe Studien. I. 75
Si>^J^JeyJ bumbarda ,Art Fahrzeug' Barb. 1347: it. bom-
barda ,gaIiote k bombes, petit navire latin' Jal 306.
»■Miyi bumbe ,Ilaa des Besanmastes' Barb. I 347 : scheint
it. boma, Jal 306 unter bome.
xleLcpo burgata ,planchc tr^s-plate qui sert k mesarer
r ^paisseor des c4bles' Barb. I 324 : unklar.
l^sLoLk. (amariva ,commandement pour hisser les gröe-
ments, les vergues, le paviUon etc.' Barb. I 57 1 : wohl it. cima
arriva.
Hma ,Tauende, kleines Tau, das man beim Landen
ans Land wirft' Barb. I 630: it. cima.
^jje^(> dümen ,Steuer' Barb. I 768: it. tinume; ngr. xifidvi.
}i^i>\y*A- diivadera ,civadifere' Barb. I 549: it. civadera
,nom d'une volle k peu prfes abandonn^e aujourd'hui, qui s'atta-
chait k nne vei^e suspendue sous le mät de beauprä' Jal 477.
lUhLLiul eskaXa ,carlingue de m&t, assemblage de char-
pente sur laquelle est fix^ le pied du mät' Barb. I 54: it. acassa
Jal 1326.
sJLäauI eskalera ,ächelle de commandement , au flaue
droit du navire' Barb. I 54: it. gcala reale.
Kii[.Su,\ sskandie, mit etmek ,die Wache ablösen' Barb.
I 54 : it. scangiare, scangio.
s^.LS«»! eskarSe ,charger en estive, Güter laden, die zu-
sammengepresst werden können' Barb. I 54: it. carica.
\^xliuut Eskarmoz ,Raderspiker, Rudernagel, cheville k
laqncUe on fixe la ramc' Barb. I 54: gr. anuxXfiög, woher it.
Bcalmo, acarmo stammt. Jal 1460 anter tolet.
yO\[£Mi\ eskarso , Gegenwind' Barb. I 54: it. »car$o
Jal 1326.
Xjt\^JLi*i\ sskapamar ,Leesegel, Beisegel' Barb. I 54 : it.
»copamari Jal 1331.
aIo^äauI eskute ,Segelleinen, Schoten' Barb. I 55 : it. scotte,
aus dem Deutschen.
lUsyXM^ e$turpa ,Besen aus Tauenden' Barb. I 52, bei
Bianchi I 75 UvümI iatropa ,perche, verge': it. »troppo.
1<
I. AMullgDf: Ilejrer.
ij-^U fanus,fano8 , Laterne, Leuchtthui-m* Bianchi II 34«>.
Auch arabisch und persisch : gr. ^avög.
»Li fener , Fanal, Laterne' Barb. II 429: gr. qtar&^i von]
qiarög. Auch im Arabischen, Frilnkel !)li.
KSyXi feluka, fuluka ,Art Schiff' Barb. II 428: it.feluca.
Auch arab. 'is^ stammt daher. Das italienische Wort selbst
aber ist arabischen Ursprungs, vgl. Körting 3372; das arab.,
folk will man von gr. iipökxiov herleiten.
KXSyi ferkata , Fregatte' Barb. II 4 II : it. fregatn, span. j
fragata, ngr. tpe^'döa. Das Wort ist unbekannten Ursprungs.
^yXsyi, j>AÄJ'«J ferkatiiH, ferkatin entspricht span. fragntin,
it. fregatina ,kleine Fregatte'; it. fregatoiie »grösseres Schiff'.
Vgl. Jal 718 ff.
ciX^ fesM ,Schiff8pfeife' Barb. II 417 : \i. fiacMetto.
Kje%i filnina ,Wimpel' Barb. II 425: it. ßamma, lat.
flamma Jal 69U. Das gewöhnlichere Wort ftlr , Wimpel' ist
»«Jü^ fihiudra, ßandera Jussuf 290. Barb. II 425, woher ngr.
qitlcivrqa; es scheint eine Contamination von flammn und iX.\
bandiera zu sein.
j-Lo ßlo , kleine Elscadre von Kriegsschiffen' Barb. II 437 :
it. ßlo.
•iijjj ßleiüc jbarrea de bois transversales sur Icsqnelles
glisse le roulcau , en usage dans les chantiers de construction
et les reraisages de bateau; poutrcs paralleles sur lesquellea,
repose la chaloupe, quand eile a etc hiss«5e a bord' Barb. II 427 :J
it. ßanco, in., ßanc?
s>i>^ f ödere »Fütterung des Schiffes'; auch überhaupt
, Futter' Barb II 432: it. fodero aus dem Deutschen.
I»*3 fora jCommandoruf zum Oeffnen der Segel' Barb.
II 432 : it. fuora, venez. forn.
iii^yi funda ,Commando zum Ankerwerfen' Barb. II 434:
it. fondo.
tüie^yi, i^syj fertena, furtuna ,Sturm' Barb. II 432:
it. fortuna, ngr. (povqTOvva.
lujLe gaila »Marssegel' Barb. II 377: it. gabbia. Jal 728.
TtrliiMbo St«il(»o. 1.
TT
^iX>\yt tfratidi ,Hauptinast' Barb. II 3S2: it. tjrnnde.
Uijtyk gomana, gumena »starkes Tau zum Ankern' Barb.
n 3IM: it. rjornonn, (jnnienn, rjumina , Ankertau', das man für
arabischen Ursprungs hillt. Vpl. S. I>.
atel^«^ gurfata ,Art Kreuzhölzer am Mast' Barb. II 390:
H, crocrttn Jal 546.
tüS'yi' gfigertn, gUverta ,Oberdeck' Barb. II 671: it. eo-
ptrUi, venez. covert-a.
»i>LL»jl imhat ,bon vent, vent du large ou d'amont; bonne
briae qui souffle tantot du levant et tantöt du ponant' Barb.
I 241. ^5->U irtfi .Westwind; Sonnenuntergang' Biancbi I 200:
gr. iftnönr/g ,oceident' Legrand ; i^uianjs ,vento foraneo' Soraa-
vera. Von iftßaiviu.
jJX»«! Uli^le , Landungsplatz* Barb. I 55: lat. scala; iiber
« vgl. Et. Wtb. d. Alb. 406 f.
JojUiuul iskandil .Senkblei' Barb. l 54: it. gcandaglio^
Jal 1324 gibt auch die Form »randiglio; ngr. a/avtäh, arutwili.
^|.La*i.I iapaoli, iitpavU ,Art dünne Taue* Barb. I 46: it.
»pago. VgL Jal 1375 unter gpaolo.
K«Ajfc<Lk«»l isparfina .nceuds de chanvre enroules autour
de« cordages' Barb. I 46: it. gparcina, sparzina Jal 1376 (ge-
ooeriBch und venezianisch).
«j^Luy«.! iitpilata , Fähre, Fahrzeug' Zenker 36b: ro-
manisch, vgl. mlat. platta, it. piaitn, frz. plaie , Wasserfahrzeug
mit plattem Boden', aber zunächst se. »plata ,Fähre, Floss'.
Mi., SUv. El. 9.
LaJLJl*»^ ütalia .Liegezeit eines Schiffes' Barb. I 48: it.
ttallia.
oLyü»! i^if, mit etmek ,BaUaat, Waaren einladen' Barb.
I 52: it. sHvare , Ballast einladen'; ngr. atißdqw.
aJLU^l iftingn ,die Segel aufgeicn' Barb. I 51: port.
ettingar ,die Segel einholen', ngr. ariy/ägü). Jal 425 unter
rarguer. Das Wort ist wohl rnit it. stringare ,zusammen-
scbnQren' identisch.
»JlwU»»l ittralie ,Art Taue, Stag, Stütze' Barb. I 50:
it. ttraglto.
78
I. AMitDlIaif.' lltjrar.
toLsj^i««.! igtromafa ,cordes on chaincs entortillöes, entre-
lacees' Jussuf 4dH: it. Ktrammzo ,|)aqaet de ^^eilles cordos ou
nattes pour soutcnir le recul des canons dans un vaisseau'
Jal 1394.
i^ij jali, jale ,Ufcr des Meeres oder eines Flusse«; Lost-
liaus am Mecresstrande' Barb. II xll: gr. ytalög ,Ufer' aus
alytahig.
Limaj jiaa Coraraandoruf zuui Hissen der Segel. Barb.
II 897: it. itsare, frz. hinHer. Jal 830. Aus dem Deutschen.
iüi>ü» kadena , Kette der Qaleercnsclaven' Barb. II 447:
it. cat.enn, venez. cadena.
ÄX;>k>üi, &£<cVJi kadtrga ,grosse Graleere'. Barb. II 447:
gr. xäregyov.
«yLflJji kalafat ,das Kalfatern' Barb. II 530: it. calafatare;
das türkische Wort gibt jedenfalls die europilische Form des
in seinem Ursprünge uöeh niclit ganz klaren Wortes wieder.
Vgl. Dozy-Engelmann 376. Fränkel 230.
»♦aJL» kalsma ,Haufen zusammengerollter eiserner Taue
zum Halten des Ankers' Barb. II 470: it. calumare, span.
calomar bedeutet ,ein Tau nachlassen*. Eher aus it. colirw oder
colmata ,Hii\i{eii, Anhäufung'.
aUjU kalieta ,SchiflFszwieback' Barb. H 533: it. galetta.
Küfls kalieta ,Art Schiff Barb. II 533: it. galeottn, frz.
galiote. Jal 7<}0.
jj^jJLi», ^yjJ\j knliiin ,Art Kriegsschiff Barb. H 535:
it. galeune. Jal 757.
8-xÜ» kamara jSchiffscabine' Barb. 11 472 : it. camera.
Davon «yjycL» kamerot ,Diener, Kellner an Bord', it. camerotto.
jifcv^AS kfipurfa ,Luke' Barb. II 498: it. hoccaporta, gr.
finovxanÖQTcc. Jal (514.
jjUüÜi kaptan ,Schiffseapitttn'. ^jlJjjji" knpiidan ,Ad-
miral'. Barb. U 440. 498: it. capitano. Das zweite ist das
altere Lehnwort.
rnitfinn.
LyUl«j karantiiwt ,QuarantÄne' Barb. II 505: it. qtia-
TfirUieha Studien. I. 79
«3l^l^ karavana ,gamelle' Jussuf 540: Jal 417 kennt it.
caravana im Sinne von ,convoi de navire, Flotte'. Das Wort
stammt aas dem Orient.
xJjly» karavela ,Art Schiff*; jetzt jgrosses Kai'k' Barb.
II 506: it. caravella Jal 418.
^^tJ» karavi ,gro88es Segelboot' Barb. II 815 unter t^}\J:
gr. xagäßt.
«.oU KÄxls karga ha»»o Barb. II 452, das it. Commando
carica abbasao; c-argabasso ist ,Niederholer der Stagsegel'.
Jal 424.
s^LaS huara ,Back' Barb. 11 520: it. cassero ist im Gkgen-
tbeil ,Schanze' (Hinterdeck). Entweder ist die Bedeutung des
türkischen Wortes unrichtig angegeben, oder es besteht eine
alte Verwechselung.
iböLoy) komania, kumanja ^Provision an Bord' Barb.
n 578: ngr. xovfirtdyia, it. compagna Jal 496 ff.
lytixioyS kompas ,Compass' Jussuf 615: it compasso.
v:i))yS korvet ,Corvette' Jussuf 619. Barb. 11 558: it.
eorvetta.
tJ\y3 kovala ,construction8 Wgfcres en planches recouvertes
d'un toit, sur le bord de la mer' Barb. II 544 : wohl it. cavallo
,Dachstuhl, Dachgestell'.
^yjkjyS konboj ,Panzerschiff, das eine Kauffahrteiäotte
escortirt; kleine Flottille' Barb. II 579: it. convoglio, convojo.
syAXyiyS kulumbur ,Theil des Mastes zwischen Mastkorb
und E^elshaupt' Barb. II 576: it. colombiere Jal 489.
ijhJÜ) kulus ,dicke Taue' Bianchi II 503: arab. Plural
von ,j»J* aus gr. xäXtog. Fränkel 228.
^Lo «yi kursan ,Seeräuber' Barb. II 555 : it. cortale, cor-
taro aus lat. eursaritu.
to^lüx J> kurtlaüa ,Beisegel' Barb. 11 553: it. coltellaccio.
Jal 490.
s3S leerte ,Viertel de'B Compasses' Jussuf 581: it. quarto.
80
T. Abbfendläog^: Veyer
•yä^^ mrfilz, Mürfex ,Golf' linrl.. II (550. Jussuf 590: ngr.
xögcpOi^ aus TtölTTog. -^ ,^ ist audi der türkische Name der Insel
Korfu, der von viOQxxprj lierst^uniiit, s. Hatzidakis, Einleitung 373.
y>^ Icila jKiel' Barb. II ()H9: it. chiglia, frz. quille, aus
dem Deutschen.
iÜmiJ laika ,halbge8panntcs Tau' Barh. II li95: venez.
la»cnre Boerio 361. Jal 913.
vCiJ lenzer ,Anker* Barb. II 705: persisch (Vullers
II 1099). Arabisch yt^\ geht auf gr. ityxvQU zurück. Das per-
sisehe Wort ist nicht klar (N«ldeke, Pers. Stud. II 39) , die
Erkläirung aus it. l'nncora mit festgewachsenem Artikel (Mi.,
Tu. El. II 16) ist unmöglich. Bianchi I 224 kennt auch ein
türkisches, dort für persisch ausgegebenes v^l enger , Anker'.
\yJ leva ,Commando beim Rudern, aux rames!' Jussuf ■
655: it levare, leva remo Jal 925.
(jL»jJ livmn ,Hafen' Barb. 11711: gr. hpi^iv, VL^r.Xipuiyi,
ist aus dem Türkischen zurück entlehnt.
ju«aJ limbe ,Transport8chifi' auf der Donau' Barb II 711:
gr. Uußog.
^^^yi lodoa jSudwind' Barb. II 707 : gr. vörog. l aus n
auch in oj.r^ latrun für natrun ,Natron'; vgl. neblehi für
UhlAi Et. Wtb. d. Alb. 302. 525.
^lx«•J lombar ,Stlickpfortc' , auch )y*^^ lomhur Jussuf j
661: mit ngr. h)V(i7rAq6a ,Bombc' (Et. Wtb. d. Alb. 251) zu-'
sammenhiingend ? vgl. it. cannomcra. Bretonisch lambourz
Jal 1302 klingt an; auch der Ursprung von frz. sahord ist
nicht aufgeklärt: steckt in allen diesen Wörtern porta (vgl. it.
portello u. Jl. für ,Stückpforte')?
s<Jü*J luiidra, lundura ,Art Boot' Barb. 11 709: rum.
luntre ,Art Kahn' aus lat. Unter, lunter. Alb. fihidre, ngr. köt>-
iga, it. londrtt Et. Wtb. d. Alb. 251. Maeedorum. Utidure'
(Xtfyytov^) nach Kavalliotis S. 17 unter ßägxa; dies ist nicht
unrichtig, wie Mi., Rum. Unters. I 2,22, Rum. Lautl. 11,55,
«nuiiuuU, sondern gibt das türk. lundura wieder. Auch serb.
btxlg. lontra nach Jal 941. Mir scheint das wahrscheinlichste,
d»B8 das türkische Wort aus dem Rnmiinischon stammt, und
diuni die Türken es weiter verbreitet haben.
TArUMihe Stadltn. I. 81
xJ^Le maSuna jWinde zum Aufrichten der Masten*
Barb. II 7 14 : venez. mazzona ,pesteIlo grande' Boerio 407.
mandiaTia ,gro88er Bottich für Trinkwasser an
Bord' Barb. H 788. Unklar.
KÄm^L» Tnaneaka ,grand paran [soll wohl heissen: palan]
muni d'une poulie k languettes' Barb. II 721: it. manegco?
«ÄAJLe manika ,Windsegel, Windbeutel' Barb. II 723 : it.
manica. Jal 962. 965. Dasselbe manica in der Bedeutung
,Trapp Soldaten' ist wohl sJüU manka ,r^union des niatelots
aatour de la gamelle' Barb. II 723.
jJ^L« manivela ,Kurbel des Steuers' Barb. II 723: it.
manovella.
SwmujU majistra »Hauptsegel am Hauptmast' Barb. 11 724:
it. maestra. Jal 952.
LoL« majna Commando zum Streichen der Segel. Barb.
n 725: it. mainare, ammainare.
_ÄäLe mantiy «I JüLo mandar, IaJLuüLb mantilia ,Hisstau'
Barb. II 720. 721: it. mante, amante, (ajmantiglio. Jal 968 f.
tüuXMiLe masteka, &ÄJu«L> pctsteka ^Kinnbacksblock' Barb.
n 716. i 381: it. pasteca. Jaf 1141.
kIoLo mata ,Block zum Aufgeien' Barb. II 717: altvenez.
matta, ngr. ftdra. Jal 989.
s^üüo metafor ,am SchifiF aufgehängtes Boot' Barb. II 728.
Unklar. Hat griechisches Aussehen; (leziwqog'i
yiXMjt mistiko ,Art Fahrzeug' Zenker 845 a: span. mistico,
das selbst aus arab. Jmm entstanden ist. Dozy-Engelmann 314.
tJy* mola Commando zum Nachlassen eines Taues; auch
,Rahe, Ausruhen, Nachlassen' im Allgemeinen. aJ^I amola ,vor-
wärts', Ruf der Kaikd2i : it. mollare ,nachla8sen'. «J^Ljß heja-
mola Ruf beim Aufziehen einer Last. Barb. H 799. 857.
Jossuf 745.
y^y mu6o, ^^Hy* miio, me6o ^Schiffsjunge' Barb. H 795.
804: it. mozzo. "Vgl. Körting Nr. 5515.
y5jb navi ,gro8ses Segelboot' Barb. H 815: it. nave.
Silmnpbcr. d. pUL-hüt. a. CXXVIII. Bd. 1. Abh. 6
II *15: gr. »ef2«r.
^•J n*rtij. »uHJ jotrin. pikte* Biaachi II 1 144: arabisch,
izs gr. «rtTr$. Friiiel 221.
j^{^yf okianm*, ^^öLasI einVi>*'>* .rv«an* Bünchi
I 333. 161: gr. dneang.
Lmj,^ vna .Backbord' Bart>. I 153. Radioff I 1076: iL
<yrza. Jal 10^.
«Lt^U polamnr .Ack^rtaa. Verbicdonfstaa* Bari». I 3S4:
it. palamara. polomh^fra. cat. polonurm. ner. .Tclriiffpi. Jal
1112 ff. Der Urspning d«3 Wort» ift nicht aafgeklSrt: viel-
leicht ist vom Griechischen aosz^igekec ocd das Tau, womit
man. das Land fasst. ak .Hand* Dem. von .-rcJintr'V bezeichnet.
a«j^ü parenu ist nach Barb. I 3T9 eine Entstelhuig von ^t*")}^
yu^U palanko .Hisse* Barb. I 385: it. pnlaiic*>. paraneo
Jal 1113. Den gleichen Ursprung hat aJü^ü palanka ^\rt
Talje* Barb. I 406. Zu Grande liegt wohl q^ue^i.
M3yM,'3\^ palanfrtt; .Raste* Barb. I 3'S4: it. partuarchie,
.:j^?naesisch poratatiin. Jal 1131-
lUyylUt.'ifLi polatturpn .^coavillon. Kanonenwischer* Barb.
I 384: Jal 1112 hat aas der arabtschen Marinesprache Xord-
otrikas pala stupa ,valet". Wohl palla a ttijppa ^ogel mit
Wer^*.
»«^^L palacrt ^^ahbracke* (leichtes Deck unterhalb der
untersten Etatterie'i Barb. I 385: schwerlich romanisch: es er-
innert an russ. najy6a, serb. palub .Verdeck' Jal 1120.
jujl^ /Min«« ,Taa, womit das Hintertheil des Kaik am
Liuide befestigt wird' Barb. I 3Ö7: anklar. Gr. rrawiä sind
.Segel*.
yUim< papafingo Bramsegel' Barb- I 371: it. pappaßco,
■ eue*. jMtp^ßgo.
^y^^)^ '^^'t* P<^rafoi, peraCvl .ooarbe, Knie in der
>it(dac*uu)truction' Barb. I 377. 390: it. b^mcciuolo.
^^^^tyi^paraäet ^Log, Geschwindigkeitsmesser eines Schiffes'
■:aro. i. -'• •= »**•*• *«*•«*«*««» daher auih njrr. /ictqxha, arabisch
, j\trgi»tta; vgl. span. banj^UUi, port. barqttUha,
TtrMMli* 8tndi*D. I.
fin. früher pettt natiV«; noch jetzt heisst das dazu gehörige
Brettchen bat^tau. Jal 039 unter lok.
«JjU parle , Block des Kabeltaus' Barb. I 378: unklar.
Span, paral espice de rouleau pour tirer les navires k see aur
le rivage. Jal 1129.
ju«j-jU paterisse, »».l^ib paUraie ,Pardunen, Art Taue'
Barb. I 372. 373: patarazzi, pat-ertuii.
»JjjjL» patrona ,Vicc-Adrairal in der alten türkischen
Flotte'; jFlagge am Fockmast des Admiralschiffes*. Barb. I 372:
it. patrona hiess das SchiflF des Vice-Admirals. Bocrio 483.
^jj*j|j pntrun ist nach Bianchi I 295 ,patron de barque'.
tiXiSy» perUende ,kleine Brigg, besonders Freibeuterschiff'
Sarb. I 394: it. brigantino.
yijj pemo ,H&l^d eines Blocks' Barb. 1 397: it. perno
^pfen, Paock'.
jXk^ piRel ,Signalflagge am Mäste' Barb. I 426: it. pen-
neUo ,Ffthnchcn'.
L»^. podia jStenerbord' Barb. I 414: it. poggia.
.Wjü ponat. ,Bei8egel' Barb. I 409: it. boneUa. Jal 308.
jlo^ pojraz, vulgäre Aussprache porjm ,Nordo8twind'
rb. I 421: ngr. ßoqtög ans ßoQ^ag.
bel»j pratna, prame ,zweirudrige Barke zum Uebersetzen
TOD einer Seite des goldenen Hernes auf die andere' BarVi.
I 390. Bei Jal 1101 pereme: gr. niqu^a passage, barque'.
Vgl. Mi., Skv. El. 17.
»jySfi pukrava ,partic8 de la membrure du navire qni
s'appuient sur la carlinguc contre les bordages appel^s vaigres'.
Barb. I 419: schwerlich romanisch. Man wird an russ. ncKpoBi
»Decke, Dach' erinnert.
JUj^ puntal ,Holü eines Schiffes' Barb. I 420: it. pon-
Ude. Jal 1200.
B^w pupa (Hintertheil des Schiffes' Barb. I 412: it poppa,
renca. ptpa.
ai„^yi pumtla ,Comp.">B8* Barb. I 418: it. hu4*ola.
6*
i^f-'- ■. a »ari». II 11: it. rampo, rampa
n 81.-):
>.^-. .. i^arö. II 1 1 : it. randa ,Girk8egel'.
ans ! .. ,t-.Jo/ .Contre-Admiral* in der alten
• u •. l 5i: eigentlich Commandant der
I
■•>.!i««-tkÄete bei der Rettung ScliiflFbrllchiger*
. ..ci« .Kakete'.
.«*; .»/»(*, iahara, ijä\ zafra, zefre, zafura
«fc'>. i-l -i'-^' "l^l" •*• so^^orra und zacorra; vgl.
.;». «iV; ü« Form mit ^>> kann aus arab. »jyy^
^ j1>«.* Mir' lat. taburra zurückgeht.
^^. ,^U» jMiftt marka ,Art Matrosenjacke' Barb. 11 62:
...»■•«'••' *■'■•
^-^^^^ <tt(Mrta .Geschützsalve von einer Seite des
■{»»-». 11 >'i: »t- *ahordo ist ,Stückpforte', bordata die
.,« '•»^ .Waiittau* Barb. 11 58: it. sarte. Jal 1319.
,^ ^ Ct-'Bimandoruf zum Rückwärtsrudem. Barb.
t '•<■ t. *ri>»n-' venez. siar; ngr. ai&ou). Jal 1330.
M.'w^Ai vPfeife' Barb. 11 92: gr. avQtarQa.
tinHna, stntina ,unterBtcr Schiffsraum, Kielraum'
l^-». U UV: «• f^ntina.
,^Ls j«iWjf. ^yUe talaz, talas ,Meereswoge' Barb. I 435.
.,J,1J? ittvluH ,rianken des Verdeckes' Barb. II 274:
yiyiiK^ iirytnuJa ,Art Winde' Barb. I 506: it. tiramolh.
*:'^»fc h'tilata ,Tonne, Schiffslast von 792 Oka' Barb.
II 3it.l: »I.. Äf*wJ»i«M.
y^V,«^ >«fe i^*r^^lido ,Torpedo' Jussuf 1195. Auch i^xf^Je
tvifti', -*** tV». f.>r^'«7/«r.
X^VsiO ^'•'*•^hI, <iiXijiJ> tirirJcet ,Fockmast' Barb. I 464.
}\tt*t%it,'^. \^V4 . iv f'^Hü'hetta. ,^^jyX*j«J> trinKetin ,kleiner Fock-
TllrUaclie 8tadi«n. I. 85
«olj vapor ,Dampfschiff' Barb. II 834: it. vapore; ngr.
ßaftÖQi.
idaumyS l«>«l^ varda kosta ,Art Schiff zur Bewachung der
Küsten' Barb. 11 835: it. guardacoste, venez. vardacoste.
KjL»\<>^\j vardamane ,Art Lederhandschuhe zum Schutz
der Hände beim Segelaufziehen'; auch die Seile, welche das
Geländer der Schiffstreppen bilden, heissen so. Barb. II 835:
it. guardamano.
icdy kx3j\ volta, olta ,das Lavieren' Jussuf 1240; nach
Barb. 11 845 ,rouli8; bordöe d'un navire': it. volta.
Anhangsweise sei erwähnt, dass auch die englischen Aus-
drucke jyÄ-»»' eskro, )yÄMij\ uakur ,8crew, Schraube' (Barb.
I 54. Jussuf 923), «3yu,l Bskune ,8chooner', vsj^>i feribot
jferry boat', JukA^uJ^ fulispid ,fnll speed', (^jy^^f istim. ,steamer',
ySyS, >y->j3 koter, kotra ,cutter' in die tttrkische Marinesprache
Eingang gefunden haben.
XXrV. Terschledene Neologismen.
Ich stelle hier ganz kurz eine Anzahl der neuen Ausdrucke
zosammen, welche mit dem Eindringen der abendländischen
Cnltnr in den osmanisch-tUrkischen Wortschatz Aufnahme ge-
funden haben, ohne irgend Vollständigkeit zu beabsichtigen.
ajyi\ abone ,abonnö'; <iiJ)kiyi\ aboneliH ,abonnement''.
*a3^I anonim ,anonyme'.
uu^y azot ,azote'.
^^>JL balun ,ballon'. Davon ^^yi\^ balundiu ,a^ronaute'.
^«Jüe^«ü barumetru ,barom&tre', it. barometro.
*«Uu», s^IAa». iegara, diigare ,Cigarette'. Auch >^U^uu
tigara. (^»«ÜU». öeyaralek ,Cigarettenspitze'.
Mjtyiufiii diploma ,diplöme, certiäcat'.
)yS^<> doktor ,Arzt'.
Ji^4> dui ,douche'.
84 L AUudlnn;:
Juucl^ rampa ,Enterh;iki ■
,Haken, ELralle'.
"^b *""'^« 'ß"?^'' ^i^^ lastik.
kiUt riala, aut-l'
türkischen Marinp.
reale genannten (■ ^- ^av'Ji"-
vsA^y^ ?•')/,■',' ^.^^v ui Türkischen ,Papier mit
Barb. 11 20:
P .^. >^.^.iia n der Druckerei; üruckbogen';
stai
.^ ,..^-«/ .iiiwwgraphe'.
- .^».a. •*•**«« JCtritung', it. gazzetta.
jiu«.*«* J^wsse'. it. stampa.
j^^^ j:.MU«i<!Vir. kondaktör ,conducteur*, in Eisenbahn
^ v^ i:>HiioiiJi! .titres de la dette consoHd^e'.
^ V ,>»r^ .>v«i^* »Q der Eisenbahn.
^> .jm.T< .Äaidsu', Art Wagen.
xo-..*^W .■i*«'«rV*» ,lithographie'.
>,^,^ ■vy*»'"***" ,logarithme'.
V^-V ^«'Ä»«-^ J»>«erie'.
»>,«A* ««S;"*^ .»iIK»rd*.
.•^iWi ww'-« oaUUon'.
y^iyt i**//«*«v jittiuero*.
'..
TArkUche 8todi«i>. I. 87
0^1 Omnibus ,Oiniiibus'.
parapet ,parapet'.
■'irlce ,parquet'.
. .-Jo jH-.trol ,pötrole'. In Makedonien gas. Bilgner 15.
^^ phin ,plan'.
^J^kjm^yi porslan ,PorzellangefäsB zum Isoliren der Drähte
im Telegraphenapparat'.
*s*Myj post ,poste, emploi public'.
xIoLcw p&mata ,Pommade', it. pomata.
,55% reit ,Tabakmonopol', frz. rigie.
^^■JL« salon ,salon'.
^JyixM^ sifon ,siphon'.
«JoJUm silindir yCjlindre', Dampfmaschine in der Litho-
graplae.
tOyie soda ,Soda'.
s^Äw Hfra ,chiffre', Geheimschrift.
^jyitJ3 telefon ,t^löphon'.
otJLÜ telegraf ,töygraphe', auch für ,tälögramme*.
jjlütyityS termometro ^Thermometer' it
j»«^l«j teraver» ^traverse', beim Schienenbau.
<:t\ytfmj\p teranaport ,tran8port% Ausdruck der Litho-
graphie.
^jj3 Urea ^Eisenbahnzug', frz. train, it. treno.
Syi tal ,tnlle'.
i^yS tünel ,Tunnel' engl.
^JyÄ\f vagon ,Waggon'.
luJjüf^ iandarma ,gendarme'.
Jb\<|J iwnufl Journal, rapport de police'.
88 I' Abhasdliiii(: MtjtT.
Nachtrage.
Kurze Zeit, bevor ich das Manoscript der vorstehenden
Abliandlnng der kais. Akademie der Wissenschaften einsandte,
schrieb mir Herr Jean Psichari in Paris, dass er mit der Aas-
arbeitung eines Lexikons der griechischen LehnwOrter im Os-
manli beschäftigt sei. In der Einleitung zu den von ihm soeben
herausgegebenen Etudes de philoIogie n^o-grecque S. LXXHI S.
berichtet er über den Sachverhalt und theilt einige Proben aus
seiner Arbeit mit, deren VeröflFentlichung er bis nach dem Er-
scheinen der meinigen verschoben hat. Psichari's Arbeit ist,
so weit ich daraus sehen kann, in den einzehien Artikeln breiter
angelegt als die meine und hat ein Hauptgewicht auf die Oe-
schichte der in Betracht kommenden griechischen Wörter inner-
halb des Griechischen gelegt, wovon ich mit Rückisicht auf
meinen nächsten Zweck glaubte abschen zu sollen. Ich hoffe
und wünsche, dass Psichari's Lexikon meine Studien in recht
vielen Punkten ergänzen und verbessern möge.
S. 3. Werthvolle Bemerkungen über griechische Lehn-
wörter im Aramäischen gibt Nöldeke in der Einleitung zu seiner
mandäischen Grammatik. In diesem Zusammenhange sei auch
des Glossarium graeco-hebraeum von Fürst (Strassburg 1891)
gedacht. Die unrichtige Ansicht Renan's (Histoire g^nörale
des langues s^mitiques I* 295), dass die griechischen Wörter
in den Formen des ,makedonischen' Dialektes in die orien-
talischen Sprachen Eingang gefunden hätten, erwähne ich blos
deshalb, weil sie noch in neueren Werken nachgesprochen
worden ist, so von Budinszky, Die Ausbreitung der lateinischen
Sprache (BerÜn 1881) S. 233, A. 12 und von Mitteis, Reichsrecht
und Volksrecht in den östlichen Provinzen des römischen Kaiser-
reiches (Leipzig 1891) S. 25. Es handelt sich selbstverständHch
nur um die Formen der iCoivij.
S. 7. Der Aufsatz von Mikrojannis über die lateinischen
Elemente des Neugriechischen und ihre Unterscheidung von den
italienischen in der 'Earla 1891, II 49 ff. 65 ff. (vgl. Thumb,
Die neugriccliisolie Sprache, Freiburg i. B. 1892, S. 33) ist mir
TftrUscbe Studien. I. 89
nicht zu Gesicht gekommen. Jetzt wird diese Frage auch von
Psichari, Etudes p. 159 flF. hehandelt. Recht gut ist die Arbeit
von Lafoscade, Influence du Latin sur le Grec, ebenda p. 83
bis 158.
S. 16. 2xri(i7t6Xi für ,Constantinopel' liegt geradezu vor
im Dialekt von Phertakttna in Kappadokien, JsXtiov I 504.
Ausserhalb des Gebietes der Städtenamen liegt eine solche
Verbindung vor in dem kleinasiatischen aTijyij ,Erde' aus V xip'
yfjy, in Phertakäna, JeXilov I 503, und daraus ot^, Lagarde,
Keogiiechisches aus Kleinasien 63, letzteres von Karolidis rXma-
adQiw iXhjvmuuTftadoyiiyUJiy liisiov S. 214 gründlich verkannt
und ab Bildung von Wz. ata- gefasst.
S. 19. Aus türkisch ^aj^ stammt ngr. Xcergön bei Foy,
Lautsystem 40.
S. 21. o*"»^} '8t gr. ^aydtyog, das bei Du Gange 456 mit
der Elrklärung ,avi8 venaticae genus' steht; dies selbst aber
stammt aus pers. i^^) zagan ,Weihe'. Rumänisch zagan ßaine-
anu 113.
Aus frz. anchois stammt auch ngr. &vxt,6ia Vyzantios 546.
xt^te^ocvög findet sich in der ^AKoXovd-ia tov anomov (Legrand,
Biblioth^ue grecque vulgaire II) Z. 497 und öfter. Aus dem
Griechischen des Pontos lazisch öagana Rosen, Ueber die
Sprache der Lazen 29.
S. 23. In jakamoz »Meeresleuchten' wird Tiafiög ,Brennen'
von Tucvyu (= xa/w) stecken, yiaxai^ös = *diaiiafi6g?
S. 24. Vyzantios 547 hat fUr Xiß&qi, auch ßißdqi und
S. 30 füge man hinzu
zd^yi funda ,Buschwerk, Gesträuch' Jussuf 303; ,sar-
ments' Bianchi 11 404: ngr. (povvra ,BUschel, Busch, Strauch,
Flocke, Franse', qxnntdtvut von Bäumen ,belaube mich', aus lat.
funda ,Schleuder, Wurf netz, Geldbeutel', unter Einmischung
der Bedeutung von frondem, it. span. fronda ,Laub', vgl. prov.
fronda, nfrz. fronde, it. fionda ,Schleuder', gegentlber afrz. f(mde,
span. fonda, port. funda. Also alte Confusion von funda und
*frunda aus frondem (mit geschlossenem o).
1. AUsadliu;: Meyer.
S. 32. Für liffusticum bietet Langkavel 131 hyvacixöy,
Xeßärra liest man Syllogos XXI, 342, 146; Vyzantios 558 gibt
laßdcyda.
S. 33. Bei oylamuT, filaviur, qii.a^tovQi Hegt es natürlich
sehr nahe, an lat. ßammula zu denken, das als qiXafifiovkov
q>hififiovQoy ins byzantinische Griechisch übergegangen ist. Auch
ich liabe daran gedacht, aber diese Cumbination sogleich von
mir gewiesen, da (pXäfiuovqov qtkdfi.iovQOv, me das lateinische]
Wort, im Mittelgriechischen und Neugriechischen (wo es auch]
als x^^t^^^ovQOv und !^M).i!tovQOv vorküinmt) ledigUch ,Fahne*1
bedeutet, wovon ich zu , Linde' nicht zu gelangen weiss. Psi-rj
chari, Etudes p. LXXIV führt nun, ausser (pXa^tfiovhov , Fahne' j
bei Kedrenos, einen PHauzennanien cpXuuuovXa aus Diosküridesj
rV 129 = Bd. I, S. 613 Sprengel an, der übrigens auch bei'
Sophoklis schon verzeichnet ist. Dieser Name ist dort Synonjnn
von XeoiTOTTÖdiov und bezeichnet (siehe Spreugel's ComnienUir
Bd. II 030) eine kleine Alpenpflanze, GnaphaUwii leoutopodium L.
Vgl. it. ßanimola ,Sumpf hahneni'uss'. Also auch von hier ist!
keine Brücke zur ,Linde^
S. 36. Zu siilümen vgl. arab. ^L»>JUi , Arsenik, .Sublimat'.
aovXifiäv kommt in den Jatrosophia des Staphides (Legrand,
Bibl. gr. vulg. II) Z. 375 vor (14. Jahrhundert). Ebenda j
Z. 350 steht schon acQvtxö ^Arsenik'.
S. 38. Die von mantüiia ,Mätres8e' gegehene Erklärung ist
unrichtig. Das Wort ist nichts Anderes als das italienische
mudouna, durch Veniüttlung von gr. fjavzöya, das man iu einem i
athenischen Märchen JsXriov I 146 liest.
Auf dieser Seite wäre nachzutragen das auch im Türkischen
gebräuchliche arabische »Äiö «e/er, »e/r ,Null', wenn Krumbacher
(Woher stammt das Wort Ziffer? in Psichari's Etudes p. 346 ff.)
mit seiner Ilerleitung aus einem griechischen xf)i]fo[<poJgia das
Richtige getroffen hätte. Doch gestehe ich, dass mir trotz der
gelehrten uud scharfsinnigen Austuhrungen Krumbacher's niciit
alle Zweifel behoben worden sind.
S. 39. Ueber %orata glaube ieh nach nochmaliger Ueber-
legung jetzt sagen zu können, dass es niclits Anderes ist als
griechisches loiQiaviä ,grüiMii>retä' Legraud, daä mau als f^^utqia-
TArkiKh« Stndiui. I.
91
«et in der Geschichte des Ptocholoon (ed. Legrand, Paris 1872)
V. 181 liest. Dies ist eine Ableitung von xmQi&ri^Ci ,Bauer*.
Das Wort war also auf S. 3H zu x""'«' zu stellen. Diese, wie
ich glaube, richtige Erklärung steht schon bei Barbier I 720,
an einer Stelle, die mir früher entgangen war und auf die
Psichari a. a. O. S. LXXXII hingewiesen hat. Ich freue mich,
niit diesen beiden Gelehrten üljcreinzustiinmen.
S. 43. Zu entabtl tavla : fj x&ßXa ,Stall' führt Hatzidakis,
Einleitung 8. 360 aus Amisos (Samsun) im Pontos an.
S. 44. Zu podrum : der heutige Name von Ilahkarnassos
ist (•^i'Nj hudrum, was ursprünglich wohl den , Hafen' be-
zeichnen soll.
S. 4'). Für j.Schlüsscl' hcisst es mit einer etwas anderen
Bildung in Trapezunt ävoiya^: Syllogos XVIII 140. In Kappa-
dokien sjigt man rf^a^r/]^/, Jslrioy I 7 IG, d. i. dyoinTrjQiov, mit
derselben Assimilation wie im Türkischen.
S. 4(5. Für meine Ableitung von ßovqcaa spricht die Form
ßgoCtaa, die sieh bei Pio, Contes populaires S. 185 in einem
Märchen aus Astypalaea findet.
S. 48 ist zuzufügen
^jÜüui , ^Uaxji, ^LkjLc kaitau, gaitan ,Band'. Bianelii
n 537. Barij. II Ö9ü: gr. yaietavöv bei Galonos 0«ß«/rcvrtx^
^i9odog (die Schrift ist zwischen 170 u. 200 n. Ch. geschrieben,
s. Dberg, Rhein. Museum XLIV 207 ff.), Bd. X 942 Kühn
yiyvia&waav d' o\ roiovroi tthv ßqöxoiv (zum Abbinden von
Blutgefässen) i^ {/Ajjt; ÖLvaijutov ' toiaviij 6' iativ iy 'Ptöfiij (lev fj
Ttüv yaierayüv dvoua^o^iivwv, ix {.dv ttjg xüiv KeXtüv xtißög xof<J^o-
fth>o)y, TrinQaavtofiiviüv 6i (iähara natä xijV 'u^äv hddv, ifm; ix toC
T^g Piour^g UQOv Karäyei nqdg xug äyoqäg. Lateiniscli bei Marccllus
Empiricus (Anfang des 5. Jahrhunderts) ijaitanum ,züua, cin-
gulum' nach Du Gange, Gloss. lat. III 460 b. Das Wort soll
von der Stadt Gaeta in Italien herstammen (Korais, 'v/toxt«
I 107. W. Wagner in seiner Ausgabe des Imberios S. 55).
Aber die Stadt heisst lat. Cajeta, griech. bei Strabon Kaiüra,
bei Appian und Dlodor K«(i^tjj, und ein y- ist in so früher
Zeit kaum glaubhaft. Das türkische Wort encheiat auch im
99
1. Abhuidlviif : ]f«jer.
Neuarabischen (^U*^* ,ächiiar, Besatz') and in den slidoat-
europäisfben Sprachen (Mi. I 86). Ngr. auch ßaxäyi auf Ni-
syros, Syllogos XIX 191; ydixävia schon bei Trinchera, «Syllabus
membranarum Nr. 356 (1211 n. Chr.). Ebenda Nr. 487 (1273
n. Chr.) steht ydira ,taeniola', was, wenn es richtig gelesen ist,
an arab. JulS ,Fu88fc«sel, Kette, Kiemen' erinnert. Ein per-
sisches oi>k-J", das Barbier de Meynard II 51'ü anfülirt, scheint
nicht zu existiren.
S. 67. atyöv {joqnjtdv (die türkische Form beruht diesmal
auf dem Singular) findet sich schon in Staphides' Jatrosophion
Z. 97.
S. 58. Ueber naitfiddi vgl. Korais './itaxTa I 259 f., der
zwischen der Annahme anatolisclicr Herkunft und der Ableitung
von dem Namen eines culinarischen Scliriftsteilei-s Uäi^a^ia;
schwankt; G. Wyndliam im Ptocholeon von Legrand S. 49, der
sich flir die Herleitung von tlä^a^io^ ausspricht. Fllr persisch
erklärt das Wort auch Sophoklis in seinem Lexikon.
S. 69. mar». Auch die ausfiihrhche Belehrung, die man
aus Krtinitz, Oekonomisch-technulogische Encyklupildie, Bd. 187 ,
(Berlin 1845), S. 707—722 Über das Trictrac-Spiel und ebenda
185, 357 — 370 über das verwandte Toccategli-Spiel schöpfen
kjinn, hat mir zur Deutung dieses Ausdruckes nicht verholfen.
Die Doubletten (Paschwürfe) heisscn darin, von den beiden As
angefangen, Ambösas oder Bezet, Double deux, Ternes oder I
Toumes, Games oder Cannes, Quines, Sonues oder Sannes.
8. 60. Wieder zum Theil andere griechische Ausdrücke <
für die vier Kartenfarben werden in einem Aufsatze im Flaq-
yaaaög VIII 57 angegeben, nttmlich xw/ra ,C*jeur', nXivd-oq
jCarreau', nqicpa ,Pique', üv&os (Trefif.
S. 66. diA^oq für dtcbcMx wie
XäQO<i für yeqwv, dgäyuor, Xägtov (
S. 129). yÜTog ,Nachbar' liest man
Z. 526. In Aenos (Syllogos VIII
IX 215) sagt man sogar 6 na^ös =
d^yö^; sollte man endlich aufhören
diäxwy aas Ötänovog, so hat man
die bekannten yegog, ögiixog,
Simon Portius ed. W. Meyer,
in der 'A-KoXov&ia xov anavov
533) und Epirus {JlavddiQa
nadihv. Aber das homerische
damit zu vergleichen. Wie
tyyuiv aus byyotog gebildet
THrkiMlia Studien. I. 93
(Sophoklis 412); diese Analogiebildung ist vom Plural ausge-
gangen, wo iyyövoi (nach iyyövojv u. s. w.) einem ysitövoi (von
yeizwy) gleich war. Nach dem Singularnominativ yeirovas sagte
man auch fyyovag (Hatzidakis IIsqI f&oyyoXoynn&v vöfuov S. 29).
S. 72. Zu dem Verzeichnisse der Marineausdrücke ver-
gleiche man als Pendant die Liste portugiesischer Marinewörter
im Hindnstani, die Schuchardt, Zeitschrift für romanische Philo-
logie Xin 5 13 ff. gibt. Das ^Ovo^axo'Kiywv vavrmöv, Athen 1858,
72 Seiten, habe ich nie gesehen ; nach der Anzeige in der Ilav-
SwQa IX 478 f. verfolgt es puristische Tendenzen und scheint
nicht sehr lobenswerth.
Die Abhandlung ist so umfangreich geworden, dass ich
aus Raomrücksichten auf die Hinzuftlgung der ursprüngUch
(S. 10) beabsichtigten, tlbrigens im Ganzen entbehrlichen Wort-
register verzichtet habe.
t, Mbullong: lt»jtt.
Terzeiehnlss hltnflgerer A.bkflrznng:cn.
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n. Abk.: 8i*f*l. Du tnwnngea« Venprackeii im dtatsehen Baehteloben.
n.
Das erzwungene Versprechen und seine Behandlung
im deutschen Rechtsleben.
Ton
Heinrich Siegel,
wirkl. Hitflitda der kiis. Akadami« der WineuclufteD.
sinn mehrfach aasgesprochener deutscher Rechtssatz be-
sagte, dass ein Versprechen, welches mit gutem, freien Willen
oder ungezwungen und ungedrungen gegeben wurde, gehalten
oder erfüllt werden mUsse.
Ab ein man ist komen zu den iaren der bescheidenheit,
hat er sich ichtes verbunden, den enmag nit gehelfen des keisers
recht; er muz tun, daz er gelobt hat, er sal aber sin vnbe-
twungen. Sint gescr. stet : wes sich der man vnbetwungen
selber virbindet, der zu den iaren ist komen der bescheidenheit,
dez enmag in der keiser nit beschirmen.* Vgl. Sacramenta
puberum sponte facta super contractibus . . inviolabiliter custo-
diantur.*
So wat een man deme anderen louet mit motwillcn vmbe-
dwungen, dat schal he eme to rechte lestcn, it sy an kope, it
sy an hure vnde in allen dingen.'
Antiquum ius civitatis, qnod quasi coromuniter ubique
servatur, habet, quod promissa, quae homo voluntarie facit,
adimplere debet.*
' Kleinei Kaiserrechtsbacli IV, c. 14.
* Friderici coiutitntio pacis 1158, Mon. Genn. \eg. II, 112. Den N«chMtz
Riebe anten 8. 6 zu Note 2.
> lUmburgfer Stsdtrocbt von 1270 VI, U; von 1292 O, 13; von 1497 L, 2.
' BrOnner ScbOffenbnch c. 696.
Sitxanpber. d. pUl.-Uit. a. CXXTIII. Bd. t. Abb. 1
2 II. AbhandUnf: Siegel.
Auf die Frage, welche Bewandtniss es dagegen mit einem
erzwungenen Versprechen gehabt hat, lässt sich eine sichere
und genaue Antwort nur unter Würdigung der darauf bezüg-
lichen Ausdrücke und Wendungen der ßechtssprache geben.
Da heisst es von einem Versprechen, das ohne die er-
forderliche Willensfreiheit gegeben wurde: nulla ratione firma
sit^ nullius esse momenti jubemus,' ne sal dur recht nicht stede
sin,' solche Gelübde: suUen kayn chraft nicht haben,* seyn
unbindig.*
Von dem, welchem ein Versprechen abgenöthigt worden,
wird gesagt: he ne darf it nicht lesten,* ipsum a fideiussionibus
. . duximus absolvendüm et ad observationem earum nuUatenus
amodo teneatur,' dez ist er alles mit recht ledig,* ad tale pro-
missura . . non obligatur nee compeilitur ipso iure,' oder es
wird in sein Belieben gestellt, ob er erfüllen will oder nicht:
so mag er leisten oder nvt. daz ist an siner wal, ferner: will
er leisten, daz mag er tvn. wil er sin vber werden, daz mac
er euch wol tvn mit rechte.** Hatte er das Versprechen mit
einem Eide oder durch den Einsatz seiner Treue bekräftigt
und wollte er es nicht erfUUen, so heisst es insbesondere: it ne
scadet ime to sime rehte nicht,** dar umme verliuset er sine
truwe nicht'* und dar umme ne hat er sine truwe nicht ge-
brochin.'''
' Lex BaiuTarioniin XV, 2, g. S. 6 hei Note 1.
' Friderici congtitutio 1168, s. S. C bei Note 2.
' Sachsenspiegel III, 41 § 1 und kais. Landrechtsbuch c. 307 a unten S. 17.
* Ofener Stadtrechtsbuch n. 245, s. S. 6 bei Note 4. Entsprechend heisst es
in Rudolfi congtitutio pacig in Äustria 1276 (Mon. Germ. leg. II, 411): ,Quid-
qaid terminatum est . . iuris ordine obserrato, hoc habebit firmitatem,
qnicquid vero per vim, metum et per impressionem . . ., vires nulla-
tenus obtinebit, sed ad gtatnm debitum reducetnr.
' Böhmische Stadtrechto von Weingarten s. S. 6 bei Note r>.
" Sachsenspiegel III, 41 § 3 unten S. 20 bei Note 2.
' Sententia a 1250 unten S. 10.
" Kais. Landrechtsbuch c. 307 a unten S. 21.
• Briinner SchOffenbuch c. 595 unten S. 17.
■° Kais. Landrechtsbuch c. 307 a.
" Sachsenspiegel III, 41 § 2.
" Görlitzer Landrechtsbnch XXXVI, la, unten S. 21.
'» I)a.sell)Kt XXXVI, 1 b, unten .S. 2(!.
Hai anwvtiffiM V«r«|trMhvii nnd ««iim Biihiindlnnf; im ileutschen lt<>n1i<4(leben. 3
Ergangene Urtlieile erklären öfter gleichzeitig, dass ein
solches Vorsprechen nicht stät, sondern aufgehoben sein solle,
und dass sein Geber es niclit zu orfiVlIen brauche: Uy globdu^
suJlen durch recht niclit btete syn umlo tier bedarff das gelt
nicht gebin,' pactiones . . reprobamus ac revocamus in irritum
pronunciantes . . duceni ad Observationen! earunj nuUatcnus
obügari,* quibuscunque pactis obligatoriis (coactus) se adstrin-
geret, factus sui compos nuUatonus toneretur et taJes pactiones
obligatorie qualescunque eensende forent irritc pcnitus et inancs,
und weiter: ad conipletioncm dictoruni pactorum, proinissionuni,
tidejussionum . . uullatenus sit atlstrictus, sed a predicti« omiübus
per sententiam debeat liberari et ubique penitus absolvi," endlich:
literam et oinnia contenta in eadcin . . reprobamus, revocamus
et ao si nunquam scripta, sigillata vel datii fuissent, penitus
annullamus . . ordinantee et sententialiter denuntiantes, ipsuni
comitem necnon et suos homines . . a (|uibuslib()t promissionibu«
et übiigatiouibus . . penitus al)solutos, ac si nunquam alicujus
proniissionis et obligationis se vinculo adstriiixisscnt*
Nach dieser Zusammenstellung erscheint e^ ÄWeifellos, dass
der deutschen Kechtsanschauung zufolge ein erzwungenes Ver-
sprechen immerhin ein VcM'sprecbeu gewesen,-' aber ein unver-
bindliches Versprechen, dessen Bestand Überdies angefochten
and aofgelioben werden konnte.''
' Bach der Ma(^ubarg«r Fragen III, Ü ilist. :< unten 8. 18.
* SontoutiH a 127ß uiilen S. 11.
* Seutentia a 1283 uiiteu S. 15 uud 1(1.
* Seutentia a 1'2'Jl unten S. 12.
* A. M. iHt freilick Fiatner, Hi.tt. Entwicklung dea Syatema nnd Chft-
rakten des deutschen Kecht<^.« II (1854), S. 98.
* Die heutige gemeinrec-htlivhe Lehre unterscheidet zwischen absoluter
und relativer »der bediug^r Nullität eines GescliHftos und sondert vi>n
letzterer die KtwciHibilitiit «der Anroi'liCbarki.*it eine« solchen. Dass nach
dentüclieni KtH'lite trutz der Kestimmung S. 1 bei Note 2 keine ab.wliite
Nullität des erzwungenen Ver8|irechenA beig^indet war, ceigon zumal
die Wendungen S. 2 bei Note 7. 10 nnd oben bei Note 3, dasü forner
(wischen einer Annullirung und Kescision, welche Au^idHlcke abwochsolnd
gebraucht werden, sjichlich kein Unterschied gemacht wurde, aeigt ins-
besondere der llinstainl, daiu die Aufhebung je nach Lage der Dinge
das eine Mal ex nunc (ü. 2 bei Note T), das andere Mal ex tunc
(oben bei N<ite 4) erfolgte. — Da die .\n8drucksweise der neueren
1»
TT. Abh»ndloDf; Siegel.
Die Anfechtung, welche za einem aufhebenden oder ver-
nichtenden und gleichzeitig freisprechenden Urtheile fiihrto, war
auf zweifache Weise mögheh.
Der Gezwungene konnte abwarten, bis er auf Erfüllung
geklagt wurde, und dann den Zwang in Form einer Einrede
mit Erfolg geltend machen. Metu adhibito — sagt der Stadtr
Schreiber Johann von Brunn in seinem Urtheilbuch c. 596 —
actio quidem nascitur, si subito stipulatio iit, per metus tarnen
exceptioneni submoveri debet.
Der Gezwungene konnte aber auch die Initiative ergreifen
and mittelst einer Klage die Aufhebung oder üngiltigkeita-
erklärung des Geschäftes, sowie seine Loszöhlung von jeglicher
Verbindliclikeit begehren. Den letzteren Weg einzuschlagen
empfahl der Verfasser des kaiserlichen Landrochtes. Wil er mit
rehte da von kvmen — beisst es daselbst c, 307 a — so sei er
varn fvr sinon rihter. vnd sol da mit \Tteil da von konien. da
sol man im erteiln. da/, er dirrc dinge aller lidig si. vnde mag
in dar nach dehein man dar vmbe ansprechen. ' '
Da übrigens ein Gezwungener trotz seiner rechtlichen
üngebundenheit möglicher Weise Gewissensbisse empfand
wegen des gegebenen Wortes, so meinte der Meister dea
Landrechtes, welcher wahrsclieiniich dem geistlichen SUinde
angehörte, an dem angeführten Orte weiter: er sol ouch varn
fvr sinen pharrer vnd sol dez rat han. der ratet im ouch alse
0«setzbacher der frllher Üblichen durchmns entspricht — Prenss. Land-
recht I, Tit 4, § 33. Auch fn-efährliche Bedrobiingren den Lebens . .
machen jede darauf orfolgendo WilleniierklämDp nnkrüftig; rg\. §56
Wer eine sonst rechtsbostündi^ Willenserklärung wegen Ziranges an-
fechten will; Code civil 1117. La Convention contractöe j>ar violence . .
n'est point nulle de plein droit, eile donne senlement lieu k une
action en nullit«!- ou rescision; Oesterr. Gesetzbuch §870. Wer
von dem annehmenden Thoile durch ungerechte und begründete Furcht
zn einem Vertrage icrozwungen worden ist, ist ihn sn halten nicht
verbunden; Sich». Gesetzbuch §831. Wer durch widerrechtlich er-
regt« gegrilndete Furcht zu Einübung eines Vertrages genOthigt wurden
ist, kann bei dem Vertrage stehen bleiben oder denselben
anfechten — , so wird da» cfldificirt« Recht von dessen vontrtheils-
freien Bearbeitern mit gntem Gninde im Sinne der oben bezeichneten
dentschen Rochtsanscliaaung verstanden.
' Kn.19 dieser Wog (Ifter betreten wurde, »eigen die Beisiiiele S. 9, 11,
12 ff., Uff.
Du •nwongUM Vtraprachen und aeioe Behandlnng im deuttcheo Bechtsleben. 5
an dem Mche etat, von den eiden. Hier, im Capitel 170 c,'
wo der Fall bebandelt ist, dass ein widerrecbtlich Gefangener
ans Angst um sein Leben ein Lösegeld zu zahlen oder sonst
etwas zu thun eidlich sich verpflichtet hat, stellt der Verfasser
zonäcbst das mit Bücksicht auf den Eid anwendbare geistliche
Recht dar und beantwortet die aufgeworfene Frage: sol er den
elt ze rechte leisten oder nvt, dahin: er sole sin ze rehte n^t
leisten, er ist sin vor got lidig, während etliche Meister allerdings
etwas Anderes ,ratent'. Nach ihrer Meinung soll er den Eid er-
ftülen und das Geld geben, dann aber bei dem geistlichen Richter
nach dem Gelde klagen, und dieser soll ihm seinen Schaden
heissen büssen. Hätte er aber das Geld bezahlt und geschworen,
dass er es nicht zurückfordern wolle, so soll er den Sachverhalt
dem geistlichen Gerichte mittheilen, worauf dieses ihm, wie
wenn er geklagt hätte, sein Geld gewinnen und wiedergeben
soll. So rihtet der rihter rehte oder, wie es c. 160a heisst:
daz ist des geistlichen rihtaers reht. er sol in — nämlich den
andern Theil, und zwar hier den Wucherer — rehtvertigen vmbe
sine svnde. das div sele niht verloren werde. Obgleich nun
nach des Verfassers Ansicht derjenige, welcher gezwungen
geschworen hat, ohneweiters vor Gott des Eides ledig ist,
so weist ihn, um ganz sicher zu gehen, das Buch doch noch
an seinen Seelsorger: wil er aber gar gevarliche varen. so sol
er z& sinem bischove varn. oder z& sinem Rtpriester gan. vnd
sol dez rat han. der losset im wol ane svnde da von.
Schwieriger als die Wirkung eines stattgehabten Zwanges
und seine gerichtliche Geltendmachung ist die Voraussetzung
zu bestimmen, unter welcher ein Versprechen als erzwungen galt.
Auch hier empfiehlt es sich, die darauf bezüglichen
Aeusserungen der Gesetze und Rechtsbücher vorab zusammen-
zustellen.
In denselben wird gesprochen von einer commutatio, si
faerit per vim et metum extorta,* von einer venditio si fuit
' Dieses Capitel ist eines Ton jenen, bei welchen nach Kockinger, Münchner
Abhandlun^n III. Cl., Bd. XIII, 3. Abth., S. 237 der Verfasser die Somma
de poenitentia des Raimand von Peniafort benutzt hat. Dass in der
Sache jedoch der Verfasser mit Baimnnd nicht übereinstimmt, zeigt die
daselbst S. 238. 289 mitgetheilte Stelle der Summa.
' Lex Visigothonun V, 4. 1.
violenter cxtorta id est aut metu mortis aut per custodiam,' von
per vim vel iustum metura Ptiam a majorilius (von Voll-
Jälirigcn), raaxime no quercmoniain inaleficiorum faciant, extorfa
saeramenta,* femer heisst es: si aliqni» aput nos et'ticitur noster
concivis et aliquis inpingit ei dominus, quod ipse sit ei ligatus vel
adstrictus, et coget eum violenter, quod sc ohiiget ei, per car-
ceres vel per alia quocunque tonnentik ita (juod fideiussore»*
Btatuat, ne recedat ab eo,* weiter werden genannt: alles ver-
pintnusz, das man thut in forclitc oder dar zu man offenlich,
mit Herren gewalt getwungen wirt,* sowie: Unordentlich durch
Zwang erpresste und zur Erhaltung des Lebens eingegangene
Verstrickungen/' Wo mit Rücksicht auf Schwüre und Tren-
gelöbnisse der Furcht insl>esonderc Erwähnung gescliieht in den
RechtsbUchcm, macht sich eine Verschiedenheit bemerkbar; im
Sachsenspiegel heisst es: svat die man sverct unde entruwen
lovet, sinen lief mede to verstene oder sin ghesunt,'' während
das kaiserliche Landrechtsbuch c. 307 a sagt: Swcz der man
sweret da er sinen lip oder sin gät mit lidcgot. vnd er anders
nH mag lidig werden.
Hiernach ist das Eine sofort klar, dass blosse Worte,
mochten sie auch den Bedrohten in Schrecken gesetzt und zu
einem Versprechen veranlasst haben, nicht geeignet waren, einen
rechtswirksamen Zwang zu begründen. Und dieses Ergebniss
wird auch bestAtigt durch die Entscheidung eines im 14. Jahr-
hundert vorgekommenen Rechtsfallcs. Der F'all, enthalten in
der Thomer Handschrift, einer Parallelsammlung der Magde-
burger Fragen," war folgender.
' Lex BHiuvariurum XV, 2.
* Kriileriri I conti, pacis 1168 H. G. leg. II, 113. Voraus gulit die Be-
»tiaimuiig oben 8. I bei Note i.
' Frankfurter Kc<'ht«inittheiliing an Weilbiirg vuin Jahre IS97, § 29 Ik'i
(ieu^ler, Dout«che Stadtrechte 8. 118.
* Ofencr Stadtrcchtabncb u. üb bei Mivhnay nnd Lichner S. 136.
" V. Weingarten'B Aufzug auf böhmischen Stadtrochlen 8. 167.
" III, 41 8 2 Ebenoo der dout,^che Spiegel <•. 276, übrigens mit einer Lücke,
und da» Kochtäbiicb der Disliiictiniien IV, 4i, di.«f. 3,
' Qedruckt bei Behrend, Du* Buch der Magdeburger Fragen 8.838. Au-
derii gewendet und für unaere Fng« bedeutungsloi ist der Fall in
n. 33, ebendas. 8. 28d.
Du erewnugeoe Venprecben nod seiDe BehaudlnDg im deutKCheo Bachtslcben. 7
Eän Gast, welcher in eine nicht genannte Stadt Magde-
bui^er Rechts gekommen war, hatte der Tochter seiner Wirthin,
einer Frau Anna, ein versiegeltes Geldpäckchen zur Aufbewahrung
übergeben. Das Geld wurde mit anderem Geräthe gestohlen.
Davon erfahr der Gast, als er sein Geld verlangte, ,und rette
dy frawe an hartlichen und emstUchen, do dirschrag dy frawe
gar sere und wart betrubit und yn dem betrupnysse und dir-
scbrecknysse und leyden mit ungedachtigkeit sprach dy frawe
czu tröste dem gaste: durch got habit guten mut, is sal mir
verloren werden und nicht euch.' Auf den Ersatz des Geldes
geklagt, gab der Fürsprecher der Frau den Thatbestand zu,
stellte aber an den Richter die Frage: sint dem mole das dy
frawe yn erem dirschrecknys und leyden das umbedacht getan
hat und nu ap das eyn recht sey. Dagegen erwiederte des
Gastes Vorsprecher: her rychter und getrawen scheppen, das
besecze ich mit euch, und lost mir eyn recht werden, synt dem
mole das dy frawe das globde bekennit vor gehegtem dinge,
ap sy das gelt nicht geben sulle adir was dorumme recht sey.
Und das von den Schöffen* gesprochene Recht lautete: Das
globde das sy bekennet, das sal sy halden. Der Vorsprecher
der Frau beruhigte sich bei diesem Urtheile nicht, er schalt
dasselbe und fand ein anderes folgenden Inhaltes: ,synt dem
mole das dy frawe yn erem betnipnisse und leyden und um-
bedocht dy rede geret hot, so sal sy dem gaste nicht halden
noch keyne not dorumme leyden ; das spreche ich vor eyn recht.
Die Urtheilschelte veranlasste, dass die Sache behufs der Unter-
weisung, welches von beiden Urtheilen das rechte sei und be-
stehen möge, nach Magdeburg gebracht wurde. Die Schöffen
von Magdeburg aber erkannten: Der scheppen orteil ist recht,
wenn dy frawe sal dem gaste halden, das sy em um globit hot
und vor gerichte bekant hot.
Eine Zwangslage von rechtlicher Bedeutung hatte zur
DOthwendigen Voraussetzung ein gewaltsames Vorgehen, das
dem Einen thatsächlidi die Macht über den Andern gegeben
hat. Nur durch Gewalt konnte, ohne dass es daneben drohender
Worte bedurft hätte, eine Furcht erzeugt werden, welche selbst
* In der Handschrift und dem Behrend'schen Drnck mit dem, wie das
Folgende ergibt, irrthümlichen Zusatz: cza Meydebnrg.
8
Atihkadlnug; Mir|(«l.
die Willenskraft eines beherzten Mannes' zu Itthmen vermochte
und ihn bewog, zur Abwendung des Schadens das zu thun
oder zu vei-sprcclien, was von ihm gefordert wurde. Eine solche
oder eine gerechte* Furcht war namentlich die Angst ums
Leben,' indoss gentigte auch die Angst um die Gesundheit* undj
spater selbst die Angst, Hab und Gut'' zu verlieren. Jenes gewalt-
same Vorgehen wider einen Andern aber konnte in Thätlich-
keiten verschiedener Art sich iiussern, am häutigsten dürfte es
in seiner Gefangennahme und Festhaltung bestanden haben.
n.
Von Fällen , wo Einer , ohne gefangen zu sein , durch
ThätJichkeiten in gerechte Furcht versetzt wurde und in solcher
Furcht zu einem Versprechen sich herbciliess, sind nachstehende
im Laufe des 13. Jahrhunderts vor das Königsgericlit zur Ent-
scheidung gebracht worden.
Am 16. August des Jahres 1249 war in der Kcichsstadt
Worms'' zwischen den Leuten des herzoglich l>nirischen Mar-
schalls Zorno und jenen des Philipp von Hohenfels ein Streit
' Der bonio conetaiitiHiiinue Aet römischen Rechts (fr. 6 D. ijuod metn» cauMt
4, '2) ist im cAnoriischen Recht ^vgl c. 4 und 6 de hi« qune vi et melti
8, 40) BOm honio constxns (reworden, und von diesem spricht «ach der
Kitiiig in dem UrtheiUbrief von 1291 unt«n S. 13.
* Der Anstlruck findet »ich allerdings nur in der Friedenscoiistitatiiiu
Friedrichs L, S. 6 bei Note 2.
* Hierin stimmen alle Reclitsbflcher Dbereiu. Vgl. nncli Scntentia a. 1250
(metns persone stie) S. 10; Brilnner Schnffenbiieh c. 5ft5 imetus mortis)
8. 17; Magdeburger Fragen 111, 9 dist. 3 S. 18; Urkunde von 1365 unten
5. 19 bei Note 1.
* 8. die Rechtsbaeher S. «, Note 6.
* So das k. Landrechtdbuch 8. 6. 8. auch die Urkunde von 1280 (Schott,
Jurist. Wochenblutt III, 4): Si vero jirnpter metnm coqioris «nt renim
ibidem manore non auderet, intrabit alias. Vgl. schon C«le«tin HI
(1191 — 11981 im c. 15 de iureinrando S. 34: a sacramenti vincnio ab-
Boliuntnr, qiii istnd inviti pro \'ita et rebus semiandis fecerunt; wXhrend
c. 6 de his quae vi i, 40 allerdings sagt: noD obstante violentia illata,
cum neqoe metnni mortis ueque cmciatam corporis contineret et ideu
non debnerat cadere in constantes.
* Ich erzUile nach den Annales Wormatienses bei Böhmer, FoniM reram
Germanicarum II, 8. 186 — lt)7.
I »rxwiuifvDit V»niprM.hc)i) und «fin« IWbaniUung im ilrat«ch«n lUicli1«I»b0n.
entstanden, an welchem zu Gunsten der letztoron aoi' den er-
hobenen Waffensdirci auch die Einwohner der Stadt theilge-
nommen haben. Das Volk schritt zu Thtttlichkeiton gegen den
Herzog Ludwig, welclicr damals in Worms weilte: man drang
in seine Herberge, nahm die Pferde aus dem Stalle und was
sonst zu bekommen war, verwundete mehrere Baiem und tödtete
einen derselben.
Am andern Morgen kamen die BUrger zusammen, und es
ie eine SUhne aufgerichtet ita videhcet — wir theilen den
teren Bericht der Annalen wörthch mit — quod dox plane
reconciljatus est civibus, remittens plane et precise omnes in-
iorias et gravamina sibi et familie suc illatas. Et insuper hoc
suas edidit literas . . quod has iniurias nunquam vindicabit
vel vindicare procurabit.*
Der erwähnte Sühnebrief sammt dem darin ausgestellten
eidlichen Versprechen der Urfehde ist, allerdings nicht frei von
LUcken, erhalten und lautet: Ludeuicus . . vniversis . . volumus
eaee notnm, (|Uod ciuibus wormatiensibus non coacti, sed de
IJbero ac sincero corde remisimus et ignouimus [omnes] iniurias
et offensas nobis in crastiono assumptionis b. Marie nuper pre-
terite per ipsos illatas, ad eorum vindictam nullatenns processuri
consUio nostro iurantes, quod ad . . . tidehter pro suis iuribus . . .
l'raeterea si Zumo marscalcus noster ad vindictam huiusmodi
noBtre offense eines memoratos forsan in ahquo molestare pre-
suinpserit, nos huiusmodi molestationem reraouebimus ab eisdem.'
In diesem Briefe hatte der Herzog mit ausdrücklichen
Worten erklärt, dass er williglich und ungezwungen alles Un-
recht verziehen habe und deshalb sich nicht rÄchen wolle.
Allein dies hinderte den Herzog keineswegs, dass er alsbald
an den Kaiser, seinen Richter, mit der Klage sich wendete:
quod, cum cives wonnntienses in ipsa ciuitate contra eum temere
insurgentes multas sibi et familie sue preter omne meritum
»uum iniuriaä inäigerent mctuquc persone sue cogerctur, ipsis
tideiossiones , cautiones ac securitates praestarc, quod suas in
eofl non uicisceretur iniurias, ipsum a tideiussionibus, cautionibus
' Die sonstigen 8iclier)ieil«n, welche der Henug and »ein ManM-ball gabeu,
kflnnon unerwilfaDt bleiben.
* tJrknude vom 17. Aug^iut 1849, gedmckt in (Quellen cur deaUchen und
bsyeriKbeu Ueacbichte V, a. 43, 8. 103.
fl. Afihaii^luuf: Hieget.
ac securitatibus, quas non sponte set cohacti pre.sHtit, prout
tusticia cxigeret, absolucre dijjnarcmiir.'
Und im Mai des folgenden Jahres erging auf diese Klage
zu Fogia, wo Kaiser Friedrich LI. damals sich aufhielt, nach-
stehender Spruch: Nos igitur supplicatioiiibus suis, que iustitiam
continebant, nequeuntes uliatenus rcfragari, ipsnm a fideiussioni-
bus , cautionibus et securitatibus, quae predietus ciuibns metu
persone sue prestitit, senteutialiter duximus absoluendum, ut ad
obseruationem earum nullatenns amodo teneatur. Ad liuius
igitur absulutionis nostrc memoriani , . presens scriptum fieri
et maiestatis nostre sigillo iussimus coramuniri."
Ein zweiter Fall, bei welchem aber die Art der getibten
Gewalt weder in der Klage noch in dem Urtheile nÄher be-
zeichnet wird, betraf den Herzog Philipp von Kärnten.
Dieser, der letzte Sprössling des sponheimischen Herzogs-
hanses, hatte nach dem Tode seines Bruders Ulrich das Hcrzog-
thuni in Anspruch und Besitz genommen, war aber von dem
Böhmenkönig Ottokar, welchen der Verstorbene zu seinem
Nachfolger ernannt hatte, im Herbst des Jahres 1270 mit
so gewaltiger Heeresmacht heimgesucht worden, dass er und
seine Anhänger den Kampf aufzugeben sich genöthigt sahen.
Philipp erschien vor dem Böhmenkönig und bat um Frieden.
Er mUBSte alle Burgen, wie berichtet wird, ausliefern und auf
alle Länder verzichten, während ihm in Krems von Ottokar
ein Leibgedinge angewiesen wurde.'
• Die Klage, wie aucli da» folpoiide Urthoil ist t-ntlialten in eiuer Urkunde
vom Mai tS&O, Quellen zur deutschen und bayeriscben Cieschidito V,
n. 44, 8. 104, welche beginnt: Friderirns . . Romanomin imporator . .
notum faciniiiB . . i)uod Ludovicua, primo^oitns duci« Bawnrie . . celn-
tudini nostro »uiiplirauit attcnte.
' In Italien konnte der Kaiser in der stautiM-hen Periode die au ihn ge-
brachten Sachen Anderen znr Entscheidung zuweisen oder anch selbst
entacheiden dnrch ein rescriptum oder scriptiim, wie gewiihnlich die
Urkunde genannt wurde. In dontaohen Rechtasachen, anch wenn sie in
Italien zur Vorhandlung kamen, entschied dagegen der Kaiser nicht
selbst, vielmehr war er an das vor ihm gefundene l'rtheil gebunden,
wenn wir von Versuchen Kaiser Kriedrich» II., anch in deutsche An-
gelegenheiten durch Machtsprüche einzugreifen, absehen. S. Ficker,
Forschungen zur Reichs- und Kochtsgeschichto Italiens I, u. 163, III,
D. 60i. Ein anagefnhrter Versuch dieser Art liegt hier vor.
' S. Lorenz, Deutsche Geschichte im 13. und 14. Jahrhundert I, ä. 396.
I W9m «rtir«lig«BP Vcireprvclii-u utiti Nitinn Rfibkrtdlnrtr itn (1nut»c)iMi lC*cbt»Ul>f<ti,
11
Vier Jahre spjlter wurde bekanntlich anf dem Reichstage
sa Nürnberg das Verfahren wider den Böhmenkßnig wegen
MtDes Besitzes von KeichsgUtern eingeleitet und Pliilipp bereits
ZQ Anfang dos Jahres 1275 mit Kumten und Krain von König
Rudolf l)elehnt.' Wegen gewisser von ihm gegenüber Ottokar
— WAhrscbeinlieh im Jahre 1 270 — eingegangener VerpÖichtungen
aber erhob der Herzog nun durcii den Bischof von WUrzburg,
ids seinen Vertreter bei König Rudolf, während dieser in Nürn-
berg zu Oericht sass, die Anfechtungsklage auf Grund dos
wider ihn geübten Zwanges, und dieser Klage wurde mit nach-
stehendem Urtbeil am 22. Januar 1276 stattgegeben.
Residentibus nobis pro tribnnali . . in civitate NUrnberch
ab illustri Philippo ducc Karinthie principe nostro karissimo
fuit propositum coram nubis, quod co aliquanuliu in curia . .
regis Boemiae existente per ipsam regem coactns est aliquas
graves pactiones sibique nocivas conditionos iniro, propter quod
aul eius instantiam jicr vcncrabilcm Herbipolenscm cpiscopum . .
diuns eiusdem vcrba snllempniter proponentem extitit in iudicio
reqaisitum : utrum pactiones et conditiones huiusmodi compul-
ftorie robur tinnitatis habere debent? Super quo fperj princiites
qai interfuere prcaentes, ijuorumhbet circiimstanciura applau-
dente conscnsu in nostra presencia fuit scntencialitcr iudicatum:
quod pactiones et condiciones casdem per im((res8ionem
hoiusmodi sie extortas in irritum revocaro ac penitus solvero
teneremor.
Hinc est quod univei-situtis vestrc noticie declaranius pre-
sencium scrie protest;tnteg, quod nos dictante sententia principum
eomodem, predictas pactiones et condiciones, quas dictus Boemio
rex ab ipso ducc sie cxtereisse dinoscitur, prout euperius est
expressum, auetoritate regia rcprobamus et revocamus in irritum
pronunciantea expresse prefatnm ducom ad observationem earum
uulhitenus obligari.'
Noch ein dritter Kall, in welchem (^owalttbiltigkeitcn vcr-
ftbt wonien waren, ohne da«s man »ich des Versprechenden
iclbKt bemächtigt hätte, kam im Jahre 12'J1 7,ur Entscheidung.
* V|^l' V- Zeiraberg, Vn» KecliUvoii'ahrou Uuilulfü vnn Habsburg getreu
(.Ntikar ron BShmeii , Art-liiv für i'isterreicliijclio »«oschichtc LXIX
0H»7), S. 46.
* 6«nl«Dtia bßi Kicker, Acta itn|mrii »electii ii. 4Utt, t$. 336. •
u
Tl. AtihMidlang: fli«g<*l.
Der Fall weist übrigens einige Eigenthiiraiicbkeiten auf,
welche in ilein öffentlicli-reclitlichen Inhalte des abgezwungenen
Briefes ihre Erklärung finden dürften.
Einmal ging die Klage, welche vor den König, als er in
Ilagcnau Gericht hielt, nicht von dem Gezwungenen selbst,
dem Grafen von Hennegau, aus, vielmehr traten mehrere recht-
schaffene und glaubwürdige Männer, denen der König laut
seiner Erklärung volles Vertrauen schenkte, als Kläger auf.
Sodann richtete sich die Klage auf die verschiedenen
Qewaltthätigkeiten, welche der Vorsteher, die Schöffen und die
ganze Gemeinde von Valenciennes in bewaffnetem Aufruhr
wider den Grafen sich zu Schulden hatten kommen lassen,
ohne dass die Ungiltigkcitserklärung des unter solchem Drucke
ausgefertigten, inhaltlich näher bezeichneten Briefes begehrt
worden wäre.
Die über das Urtheil ausgestellte königliche Urkunde*
lautet in der Wiedergabe der Klage also:
Cum apud Haghenoyam . . in judicio pro tribunali sede-
remus, ad nostram . . notitiani damosam insinuationem a probis
et tide dignis, quibns fidem plcnariam adhibemus, pervenisse
noverint universi, qualiter praepositus scabini jurati coramunita«-
que villae Valenchenensis ad nos et iinperinni directo dominio
spcctantis de feodo comitatus Haynoniae consistentis armati
furore, succensi rabie illicitis ausibus scelestam ineuntes factionem
contra . . comitem Haynoniae dominum suum . ., nulla coram
nobis seu quovis alio doniino niota riuaestione de codem, utpote
judices in propria causa vi public,'* ipsius villae Valenchenensis
robcUabant, in prefati domini sni praejudicium verecundiam et
gravamen portas dictae villae contra ipsura serando, villam
muniendo, machinas faciendo, propugnacula erigendo, castrum
domini sui terribiliter assaltando, cum impetu et turaultu bona
domini invadendo ac etiam occupando, acclamationes, prohibitas
convocationes in suis conventiculis in sui domini pernitiem exer-
ccntes et aggregantes, ignem ad feoda dorainica immittentes et
in augmenttun sui facinoris potcntioris brachium quaerentes per
metura evidentem, contincnteiii ncccni populi et excidiuin terrae
ipsius comitis, compulcrunt ipsum comitem quanidam litteram
' Bei Marlene, TiieMonia noviu I, sp. 1:241, 1242.
I Trr*pnM<)iou un4 M»io« BehHintlnng im dentMhfio Rvcfalalchfn.
13
ab eis vel eoram mandato eompositam et conscriptani sigillare,
continentem quod ipse comes suo sigillo omnes saas consue-
tadines et leges municipales, quas dictus comes tanc ipnorabat
et adhuc ignorat, approbaret, ratificaret ot per oninia confirmaret,
coQstitaendo dictos scabinos seu juratos declaratores in dabiis
et obscaris quae posscnt emergere de promissis.
Der Keiclisliof aber erklärte durch Urtlicil und Recht den
ferti^n Brief fftr unkräftig und den Grafen und seine
Leute für frei von jeder Verpfliclitang, wälirend der König
überdies den Aufstilndisehen, welche er wegen ihrer öewalt-
tliätigkeiten fUr höciist strafwürdig erkannte, alle durch Ge-
fwohnheit oder durch V'crleihungen seitens des Grafen oder seiner
Vorfaliren envorbene Rechte und Freiheiten entzog.
Ni)s enim — fährt die Urkunde fort — attendentes prae-
[positani, juratos et scabinos totamque coramunitateni Valen-
' chenensem ac eorum fautores et coinplices, qui tain detcstubile
facinus contra dominum suum proprium exercerc et usurpare
nullatenns formidarunt, esse dignos flagitio necnon ab omni
misericordia secludendos, ut eis perpetua egestate sordentibns
, tuori sit illis solatium et vita supplicium reputetur.
(^nsiderantes uihiloniinus litteram supradictam praetextu
luetas, qui in virum eonstantem cadere potest, a dicto comito
I eigiliatam et eis traditam, superioris auctoritate non interposita
habere efficAciaui non deVjere, ipsam litteram et omnia contenta
[•in eadera auctoritate regis de consilio baronnm et procerum
Mnj>erii apud Haghenoe praesentium et per sententiam eorundera
' ivpnjbamus, revocamus et ac si nunquam scripta, sigillata vel
; data faisset, penitus annullaraus. Ordinantes et sententiahter
I dcnontiantes ipsnm comitem necnon et suos homines et universos,
[qui ad instantiam dicti comiti» apposuerunt »igilla sua litterae
[supradictae adstringentes se suis promissionibus seu obligationibus
•d observandum et tenendum ea, quae litera continebat, aquibus-
libet promissionibus et obligationibus de potestate regiae ma-
jc4talis penitus absolutos, ac si uunquum alicujus promissionis
let obßgationis se vinculo astrinxissent.
Et ut praedicti praepositus, scabini jurati necnon totalis
aniversita« Valenchenensis et eorum successores suam enormem
deplangiint iu perpetuum factionem, rite universis suis consue-
Minibait, legibus muuicipalibus, collegüs, conventiculis, aeela-
14
11 At>bllDdlllU|t: Biagel.
mationibus, campanac strepitibus,' ad cuius sonitam convenientee
in uham statuta faciunt cdicta cdunt, dictoB praepoBituni, scabinos
joratos . . et eonun successores auctoritate regia exuimas
totaliter et privaraus, uiilla praescriptione temporis, assecuratione,
promissione vel oblipatione sibi a dicto coinite aut progenitoribus
modo vel «mditioiic quibuslibet factis cos defondente seil ob-
atimte, a quibus videlicet assecurationibus, promisgionibus scu
obligatiouibus ipsuin comitem, progenitorcs suos necnon suc-
cessores suois futuros comites de plenitudine rcgiae pote-statif
penitus absolvimus et dcinceps ipso» omnino libcramu», privi-
legiia tarnen eis salvis qaae a divis imperatoribos et regibus
Romanis dictis ciTibus seu eominanitati praedictae sunt indulta.
III.
Da-ss Gefangenschaft unter den Gesichtspunkt einer ver-
übten Gewalt fiel und daher als eine Zwangpl.oge betrachtet
wurde, zeigt, wenn es tU»erhaupt noch eines Beweises bedürfte,*
deutlieh der Vorgang, welcher im Jahre 1283 vor dem Reichshof
KU Froiburg im Uechtlande sich abgespielt hat.
Zur V'orgeschichte der damaligen Gerichtsverhandlung
muss Folgendes bemerkt werden. Nach dem am 26. August 1278
erfolgten Tode des Königs Ottokar von Böhmen war als Ver-
weser dieses Landes von König Rudolf der Markgraf Otto von
Brandenburg bestellt und demselben die Vonnumlschaft llber
den achtjährigen Thronerben Wenzel auf die Dauer von flinf
Jahren übertragen worden. Als sich darauf die Witwe Ottokars
nach Prag begab, wurde sie sammt ihren Kindern von dem
Brandenburger festgenommen und der junge Wenzel, wie ver-
sichert wird, aus Böhmen entfernt. Um die Mitte des Jahres
1283 trat der nun dreizehnjiihrige Wenzel die Verwaltung von
Böhmen an,'' und sofort nahm er die Milfe des Königs und
Reiches in Anspruch, um von den, wie es scheint, kurz zuvor
' Die niocke, der ülockeiiHc-hla^ oder GKickonklang, auch Glockensch.ill
geborte sonst nacli den Weistlidiiifirn der Herrschaft in. Vgl. Griiiiin,
RA.. S. 44 ff.
' Nach den Belegstellen oben S. 6. Xoto 1 und Ü.
* Ueber da« Bisherige ». Lorenii , Deiitache Ueachichte im 1.1, und 14.
Jahrhundert I. S. 243— i;>4.
0H «niniBfi^ne T«nprechen nnd Keine Behandlang im dentschen RecMsleben. 15
während seiner Gefangenschaft gegenüber dem Markgrafen
abemommenen Verpflichtungen durch ein Urtheil befreit zu
werden.' Er entsendete zu diesem Behufe nach dem oben
genannten Freiburg, wo zu jener Zeit König Rudolf Hof hielt,
seine Boten. Diese aber sctilugen in Erfüllung ihres Auftrages
folgendes Verfahren ein. Sie baten zunächst um ein soge-
nanntes gemeines Urtheil: utrum principes vel aliquis alius
cnioscnnque conditionis vi vel metu inductos expers proprie
libertatis fidejussionibus stipulationibus vel aUis obligationibus
se posset constringere vel artare, ita quod in posterum ipse
hajosmodi obUgationibos sie extortis posset impeti vel aliqua-
liter conveniri tamquam efficaciter obUgatus?
Der König als Richter frag auf diese Bitte die anwesenden
Fürsten, Grafen, Herren und andere des Reiches Getreue um
das Urtheil, welches den allgemeinen Satz aussprach:
Quod principes vel alius quiUbet ad ea, que vi metuve
coactos promitteret vel quibuscunque pactis obligatoriis se
adstringeret, factus sui compos nnUatenus teneretur et tales
pactiones obligatorie qoalescunque censende forent irrite penitns
et inanes.
Nachdem das gemeine Urtheil in ihrem Sinne ausgefallen
war, gingen nun die Boten Wenzels zu dem besondern Fall
ihres Herrn über," indem sie klagten und eine Entscheidung
darüber begehrten:
Si inclytus Wenceslaus heres regni Bohemie, quem
illustris marchio de Brandenburg aliquo tempore contra
propriam detinnit voluntatem, deindc fretus propria voluntate
ad compUcatioDem illorum pactorum taliter extortorum atque
l
' 8. die Sententia Tom 23. Äaguit 1283, Moo. Oerm. leg. II, U4, 445.
'Quam vero sententiam . . predicti nuncü ad speciem decidentes
DMtro cnlmini supplicaverunt lauten die Worte der königlichen Urkunde.
Ich führe dieselben an mit Rücksicht anf die Warnung, welche der
Brflnner Stadtachreiber Johann bezüglich eines solchen Verfahrens den
Schöffen ertheilt hat Debent iurati, sagte er, hanc cautelam servare,
quod nee extra judicia nee in judiciis aliqnam sententiam communem
contra quam pars adversa nondum audita nihil objicit vel allegat, pro-
feiant et pronuntient qnoque modo. Ex talibns eiüm sententiis in genere
piDlatis saepissime cum ad speciem descenditur vel maxima difii-
nltaa generatnr vel evidens contradictio multiplicatur. BrUuner SchOffen-
kmke.4M.
18
TT. Abfaondlunir: Siefel.
consumationcm obligatioTirun qnarumcunque, sub qoibas eidem
marcihioni pro viginti milibos raarcanim obligavit civitatem
Sitavie et castruin KonaTi . . castinini de HarflFenstein et civi-
tatem . . castruin Bedier . . castmm Detzenin . . civitatem Usk
et CÄStmm . . civitatem Braks et castrum . . necnon castrum
Gandowe . ., sub quibuscuTique etiam proraissionibus taliter
extortis ipsi marchiuni pro duobus miiibus marcarum fidejus-
uores per modum extorsionis coactus posuit et pro quinque
miiibus marcarum, quas se daturum promisit, aliqnaliter teneatur.
Das Urtbcil. welclics liierauf — unter namentlicher Be-
rücksichtigung des Umstandcs, dass zwischen dem König und
dem Markgrafen seinerzeit eine Vereinbarung getroffen worden
war, nacli welcher letzterer das Land seinem Erben ohne jede
Entschädigung zui-iickzusteilen hatte, während im Widerspruch
hiemit der Mai-kgraf von dem Erben Verpflichtungen, Ver-
pfiindungen und Bürgschaften erpresst hat — gefunden wurde,
erkannte:'
Quod sepe dictus heres Bohemie ad corapletionem dictorum
pactorum, promissionum , fidejussionum necnon quarumcunque
obligationum ab eo taliter extortitruni per dictum marchionem,
nullatenus sit adstrictus, sed a pre«lictis (>niiiil)us per senteutiam
debeat liberari et ubique penitus absolvi, obligationes etiam
dictorum bonorum etc. ipso jure debeant pro cassis et irritis
estimari. "
' MaxiiDe — fUirt die kOnigUchti Urkunde aus — cum iuter noa et dictam
marchioneni , cum eins iure (dies bezieht sich wohl auf da» sjtchsiaciie
Recht der Mündigkeit) ante<lictuni heredem regni Boliemie com »uo
regno ustjue nd certum tempus committeremuB, intercesserit certa con-
ventio digna in sno robore observari, ridelicet quod expirante certo
tempore, quod conrontioni ndjectiim fuerat, praenouiinatuni heredem
regni Bohemio nna cum luo rogno »ine quovis damu» vel diüpendio rel
qnantnmvig innria, »ine petitionc quarunilibet expeiisanim inxta legem
convenlionis restitnet pleno iure; cuius tAinen convonlioiiis legibus dictn«
marchio obTiniis, minus iuato pactiones, obligationes, fideinssiones eitor-
quen«, indebite. quod promisit penitus violavit aU\UP »ingiila superius
expressa: principe«, comite» et nobiles, qui in eodem aderant iudicio,
per noa reqaisiti sententionando protolerunt.
* In der Urkunde folgt noch die königliche BestStigung de» Urtheils, die
nochmalige ausilrilcklichp UngiltigkeitaerklSning dor Verschreibungen und
dor entsprecdiendo Befehl na Jedermann, sich daruacli xu achten.
r^Äv hrtwanfeofi Vdrnproclnn und >«iua B*ltaadltiog im dnut«clii<n Ba<\fat<i1itKen.
17
War in dem Falle des bühmiscben Königssohnes seine Ge-
fangenschaft als Zwangslage geltend gemacht worden, so erhebt
sich nun die weitere Frage, ob jedwede Gefangenschaft oder
nur die ungerechte den freien Willen ausgeschlossen habe. Nach
der Meinung Eike's von Kepgow scheint auch die rechtmässige
langenschalt ein ausreichender Grund gewesen zu sein, das
iu gegebene Versprechen anzuleehten. Er spricht — und
in gleicher Weise nach ihm der Spiegel aller deutschen Leute
c. 27ö, sowie das Kechtsbueh der Distinctionen FV, 41 dist. 1 —
vou Gefangenschaft scldechthin, indem er III, 41 ^ I lehrt:
lewdkcs gevangenen dat unde lof ne sal dar recht nicht stede
sin, det he binnen vengnisse lovct. Der entgegengesetzton An-
sicht war offenbar der Verfasser des kaiserlichen Landrechts-
baches, da in c. 307 a dem der Vorlage entnommenen äatze:
Jegelichc« gevangenen gclivl>ede oder eit sol n\'t stete sin. daz
er in vangn'f'sse tvt die Worte beigeftlgt sind: ob er ze vnrechto
gcvangen ist. Wer den Frevel iK'ging,' einen Andern wider-
rechtlich festzunehmen, von dem durfte der Gefangene weiterer
6«waltthaten sich versehen, itlr sein Leben selbst mit gutem
Grande fürchten.
Es wird daher mehrfach eine widerrechtUche Gefangen-
schaft und gh>ichzeitig Todesangst als Voraussetzung für die
ünverhindlichkeit eines gegebenen Versprechens genannt.
So im kaiserlichen Land rechtsbuch selbst, in c. 170 c, wo
ftlr den Fall: Vnde wirt ein man gevangen ze vnrechte, der
mag nivt lidig werden, er gebe hvndert march Silbers oder er
swerc etwaz anders ze tvnnc, das eidliche Gelöbnis« als un-
verbuidlich nach geistlichem oder göttlichem Redite bezeichnet
während später der erliiutcrnde Nachsatz folgt: Diz ist
gesprochen, do er disen eit swor. daz er daz tete von
•ines lihes vorchte.
Desgleichen bestimmt vom Stindpuukt des weltlichen
Rechtes aus das ßrlinncr Urtheilbuch c. 5U5: llumu si iniuste
capitar et motu mortis coactas (est), quidquid promiserit
»e facere vcUe juraverit, ad tale promissum seu juramentum,
joam carccrem cvaserit, non obligatur uec corapellitur ipso
* Vgl. WiliU, ätrafrecht der Gernuuien, 8. 7I}4; Oaenbrüg^eu, AUmanni-
[•ebw Stn/recht, & ä73. 274.
•I. a. |.iui.-fcw«. ci. ixxvni. im. ». x\>\,. i
TS
11. Abhwiillang: Riegel.
iure; proinisBum enim debet esse voluntarium, alioquin potius
dicitur coav-tio quam promissuin.
Beide Voraussetzungen trafen aueli in dein Falle zusammen,
welelier in das Buch der Magdeburger Fragen III, 9 dist. 3 Auf-
nahme gefunden hat.
Ein in einer Stadt erbgesessener Mann war trotzdem, dass
er auf die von seinem Erbherrn ,umb ecziiehe ungesehiclite' er-
hobene Beseliuldigung sich erboten hatte, vor dem Stadtgerichte
oder jedem andern Gerichte in des Herrn Lande zu ei-scheinen
und sich zu verantworten, auf seines Herrn Geheiss festge-
nommcn worden. In dem Geßlngnisse wurde ilim erklArt,
dass er gegen ein Lösegeld von zweihundert oder zweitausend
Mark' frei sein solle, gebe er das Geld nicht, so könnte es ihm
an den Hals gehen. Wenne nu, heisst es weiter, der man s_>iii8
herreu ungenade vnrchte unde vorterbuisz synis leibes, so sagte
er: besser ist's, dass ich das Geld verspreche, .wenne das mynis
hern zoni obir mich irgingc, das ich duth ny vorschuldiget habe',
und er gelobte das Geld den Anwälten seines Herrn vor dem
Rath in der Stadt zu zahlen .durch synes leibes frist oder not',
wie in amleren Handsclirificn stoht, ,unde hoffte sich domit ir-
uerende'. Aus des Herrn Gewalt infolge seines Gelübdes ent-
lassen, kehrte er dem Lande den Rücken. Der Herr aber
liess ihm sein Erbe und Gut in dem Stadtgerichte nehmen und
verkaufte es ohne seinen Willen, offenbar um sich bezahlt zu
machen. Ab nu — lautete die Frage, welche an den Schört'en-
shihl zu Magdeburg gestellt wurde — der man dy gelobde, dy
her in gefengniscze* globit hat, schuldig sey zcu haldene adir
nicht, ader was recht sey, und das Erkenntniss hierauf besagte:
Dy globde, dy der man in gefengnisz adir in gotwange" globit
hat, dy sullen durch recht nicht stete syn vnde her bedarrt'
das gelt nicht gebin.
In einer Uhnlichen Lage wie dieser städtisciie Erbniann
scheint sich ein gewisser Ulrich, genannt der Miirchfelder, be-
funden zu haben. Auch er war Gefangener seines Herrn, des
* Die HaudsubrifteD differirou; die im Bohreiid'Kc-ben Text» atehenden
zwei Mark find jedi-nfall» irrthOmlicb. Vgl. auch Kaiaerliclie« Landrocht
ITUc iiud uuton .S. 24 Not« 2.
* Eil»« IlaiidDchrift fllgt hinzu: oder in ^etwan)^.
" r>ip Worte a. i. p. fehhMi in pinijten HaTnlsi'hriftfn
I>u enwongen« Verepreclien und aoin« DchandloDg im dealschen Bechtslebcn. 19
Weikhard von Stahremberg, und hat als solcher bei seiner im
Jahre 1355 auf Widerruf erfolgten Entlassung eine Reihe von
Gelöbnissen und Erklärungen gegeben, über welche nachstehende
Urkunde ausgestellt wurde. Ich Vlreich der Marichuelder ver-
gich . . das ich meins herren Weicharten von Stohrenberg ge-
fangen bin vnd han auch (1) verhaizzen mit meinen trewn vnd
auch mit mein starchen ayd . . wen er mich mont vnd wohin
er mich vordert ze laisten, da sol ich im ze haut an allen wider-
redt vnd Vorwort in sein fängchnilzz hin laisten also auch be-
schaidenlich, daz ich mein leben vnd mein halzz gar sicher
soll sein.' Wer aber daz ich im nicht laistaecht, so bin ich ze
hant mit syben vbersaydt vnd hat den vollen gewalt, nach mir
ze greiffen, wo er mich anchymt vnd anchömen mag. (2) Ich
scholl auch in der zeit vnd ich sein gefangen pin sein frömen
werfen vnd sein schaden wenden* an aller stat vnd ich dez
inne wirt, von leib vnd von gut, wi ich sol vnd vermag. (3) Ich
vergich auch, ob daz waer, da chainerlay brif herflir chöm oder
zaigt würt, von wem daz waer, di ich vnder sein insigel an
sein willen vnd an sein wizzen vnd an sein wort geben hyct
vnd geben waem, dez ich in nicht geweisen noch geinnern
mocht, di selben brif, wi di sint vnd waz di sagent, di sollen
all tot vnd ab sein noch sullen chainerlay chraft haben in allen
iem gepunden vor alle den rechten vnd si fllrpracht vnd zaigt
wemt, daz sei vor gaistlichen vnd vor weltlichen rechten.
(4) Ich han auch meim vorgcnantcn herren Weicharten von
Stohrenberch daz gut, daz er mir von sein gnaden verüben
hett, auf sein gnad aufgeben vnd waz er damit tut, daz stet
allez an sein gnaden. (5) Is sol auch mein vorgenannter herr
vm di vanchnuzz vnd vm all handlung, di er an mir getan
hat, vor mir vnd vor allen meinen frevnten vnd helfer gar
sicher sein vnd an allen ansprach.^
Wie hieraus ersichtlich ist, hatte dieser Marchfelder, als
er im Dienste des Stahrembergers, von welchem er auch ein
Lehen besessen, stand, Alissbrauch mit seines Herrn Insiegel
l « Voi
l »Wi.
* 4m
' Von der Todesangst sollte er wenigstens in Zukunft befreit sein.
* Wie die Formel für die Pflicht des Lehnsmannes lautete. S. Homoyer,
Sachsenspiegels zweiter Theil II, S. 372.
Menreichisches L'rkundenbach VII, n. 385, S. 396. 397.
2*
II. AliInnAlniiK: 8l»re1.
petrii'ben und war vermutlilich deshalb von letzt^^rem fest-
genommen worden. Da jedoch liiczu der Herr trotz der Treu-
losigkeit seines Mannes nicht berechtigt gewesen ist, so dürften
schon aus diesem Grunde die von dem Gefangenen gegebenen
Erklilrungen mit Ausnahme des ersten Oehibdcs, fftr w^elches,
wie im Folgenden gezeigt werden wird, eine Ausnahme galt,
der Rechtskraft entbehrt haben.
Trotzdem, daas die Gefangenschaft, sei es jede oder
wenigstens die widerrechtliche, im Allgemeinen als Zwangslage
betrachtet wurde und daher das von einem Gefangenen gegebene
Versprechen der Kechtswirksamkeit entbehrte, so ist doch
bei gewissen Versprechungen eiae Ausnahme von der Regel
anerkannt worden.
So wurde von silmmtlichen Rechtsbüchem übereinstimmend
das Versprechen der Rückkehr, welches ein Gefangener bei
seiner zeitlichen Beurlaubung gab, unter der Voraussetzung,
dass er nicht etwa unehrlich gefangen war und der Urlaub
sammt dem Versprechen ihm aufgezwungen wurde, für verbind-
lich erklärt.
Der Sachsenspiegel III, 41 sagt' § 1: Let man aver ine
(den Gefangenen) ledich uppe sine trüwe riden to dage, he sal
durch recht weder komen unde sine truwe ledegen, womit dann
noch § 3 zu verbinden ist, welcher bestimmt:* Svar man den
man untrliweliken vcit, let man ine uppe sine trüwe riden, die
ine dar gevangen hevet oder let hc ine sveren oder in truwen
ime ander ding^ geloven hc ne darf is nicht lesten, mach he
it vulbringen up in, dat he ine unti'Uweliken* to' me lovede
' Ebenso der deutsche Spiegel c. 276, dii» »clile^isobo Landrevlit c. 296
und da» Reolit«bncb der Disthu-tionen IV, 41 di.«l. 1.
* Desgleiclien der deutJ>che Spiegel c. 277, daa Ri-hlesioche Landrei-bt c. 2!»6
und das Reobtebncb der Dislinctioneu IV, 41 dist. 4 mit dem Zusätze:
Unde ist lAtitrechte niid wic.bbilde.
* Die Mainzer Uandachrift vou 1421 bat für diug: werb, was klarer deu
8inn wie<lerpibt.
* Mebrore Handücbrirteu schieben die Worte ein: ving und in. Da jedoch
der deutsche Hpieprel und da» Kechtshucli der DiKtinctinnon mit dem
l>u enwQDgene Versprechen nnd seioe Beb&ndlang im deatscheo Rechtsleben. 21
gedangen hebbe, wahrend das kaiserliche Landrechtsbuch c.307a
die beiden Sätze folgendermassen verbunden hat: lat aber er
in (den widerrechtlich Gefangenen) lidig. vf sine triwe vnd lobet
sich hin wider ze antwvrtenne' daz sol er leisten ob er in n^^t
vngetri'lichen gevangen hat. hat aber er in vngetrv'lichen ge-
vangen oder ze unrehte dar z5 betwungen. vnde hat er geswom
oder svz gelvbede getan oder bvrgen gesetzet, dez ist er alles
hH (so statt mit) reht lidig.
Wird diesen Bestimmungen die erläuternde Ausführung
des Görhtzer Landrechtsbuches XXXVI § 1 a: Swelich man
den andim vehit, unde in hin vorit unde vor den vorchtin
der nach volgere den gevangin dwingit, daz er ime untruwin
gelove wider zo komine unde ne kiimit er nicht widere in sime
gevancnisse, darumne verliusit er sine truwe nicht, wand er
in der Sicherheit der vancnisse nicht gevangin ne wurt, hinza-
gefttgt, so gelangt man zu folgendem Ergebniss. Eine ungetreue,
anehrliche oder unverlässliche Gefangennahme war dann vor-
banden, wenn die Wiederbefreiung des Festgenommenen durch
nacheilende Freunde von diesem noch immer erhoflft werden
durfte, von dem Gewalthaber befiirchtet werden musste. Wurde
unter solchen Umständen der Gefangene entlassen, so hat er
gewiss nicht freiwillig, sondern unehrlich dazu gebracht* oder
gezwungen das Versprechen der Rückkehr gegeben, und darum
war dasselbe Versprechen, das verbindlich war, wenn es aus
den Banden einer sicheren Gefangenschaft befreite, im entgegen-
gesetzten Falle unverbindlich.
Die Rückkehr in die Gefangenschaft konnte übrigens auf
einen bestimmten Tag versprochen werden oder von einer
jederzeit zulässigen Mahnung des Gewalthabers abhängig
gemacht sein.'
Das berühmt gewordene Versprechen, auf einen genannten
Tag als Gefangener sich wieder zu stellen, ist das Versprechen,
welches Friedrich von Oestcrreich in seinem Geföngniss zu Traus-
Homeyer'schen Texte flbereinstimmen, eo ist an dessen Ursprüngliclikeit
nicht zn zweifeln.
' Die Worte v. 1. s. h. w. z. a. erklären genauer, was die Worte to dage
de« Sachsenspiegels ausdrucken.
* Der Sachsenspiegel sagt: gednngen.
* Wie in dem Falle Marchfelder S. 19.
n. A^handlang: R fuget.
nitz am 13. MÄrz des Jahres 1325 Ludwig dem Baicr gegeben hat.
Die beiden Fürsten waren bekanntlich im Jahre 1314 in spaltigor
Walil zu römischen Königen gewählt worden. Keiner rief den
ptlpstliciien 8luhl zur Entscheidung an; ein Jeder wollte durch
seine Macht sein Recht behaupten. Nahezu acht Jahre hatte
der Streit um die Herrschaft im Reiche bereits gedauert, als
Friedrich von der Ostmark und von Schwaben aus den Gegner
in seinem eigenen Lande anzugreifen beschloss. Bei Mülildorf kam
es Endo September 1322 zu einer Scldacht, in welcher Ludwig
siegte und Friedrich nach heldenmiitliigem Kampfe in die Ge-
walt des Siegers fiel. Trotz des Sieges über den Gegner, welcher
als (lofangener in die Burg Trausnitz gebracht wurde, bessert'
sich jedoch die Lage Ludwigs nicht; sie verschlimmerte sich
durch seinen Streit mit dem Papste und in Folge der Verbindmig,
die Friedrichs Bruder, der Herzog Leopold von üesterreich,
mit dem König von Frankreich einging. Unter diesen Umstünden
suchte Ludwig die Verständigung mit seinem Gegner Friedrich,
und es kam zu einer Sühne, nach welcher letzterer um den
Preis der Freiheit auf die Krone zu verzichten, Ludwig als
seinen König anzuerkennen und diese Anerkennung auch von
seinen Briidera und Getreuen in Oesterreich zu erwirken eidlich
sieli verpttictitete. Darauf erhielt Friedrich die Freiheit, zunUchst
jedoch gegen das Versprechen:' möcht er aber der Sünen nicht
zu bringen, so soll or sich wider antworten gen Trausnicht in
die vonchnuss, darinne er jetzt ist, auf Johannestag ze Sunn-
wendc, der schierst kumbt.^
Aus seiner Haft entlassen, ritt Friedrich nach der Heimat,
um die Zustimmung seiner Brüder zu der Sühne zu gewinnen,
was ihm indess nicht gelang. In Folge dessen kehrte er —
Die Sühne snnimt dipüoiii Gelnbnins öiidet »ich bei Knnt, Oestorroicli
iiiif«r Frierlricli «lern Sehnnen S. ASS.
Deroclbe Z<<it|iunkl spielt, wax biit jetzt nnbenclitet blieb, in einem be-
reit« Bin 3. Of.tober 1324 von dorn Bnider de« pefnugenen Friedrich, von
Herzog Leopold mit der Stadt HageiMu im Eluiga gotroflcnen Abkommen
eine Kollo. Würde bis lur Sonnenwende Herzog Ludwig nU König mit
lleercsmucht vor der Stadt emcheinen, »o nollten die Bürger ihn em-
pfangen lind ihm helfen dürfen, anderenfall« sollte die .Stadt den Heraog
Leopold tn ihrem Sehirmer nehmen. S. Bnhmer, Rogeiita Liidovici, S. 352,
n. 17*
J>m «nwniigra« Tenprecb«n and sein« Behaodlang im dantacben B«cht8leb«o. 23
nach der Sage der späteren Geschichtsschreiber* und gepriesen
von den Dichtem als ein Muster deutscher Treue, in sein Ge-
ftngniss zurück:
Aber was er in Banden gelobt, kann er frei nicht erfüllen,
Siebe, da stellt er aufs Neu willig den Banden sich dar.^
während nach den Ergebnissen der neuen Geschichtsforschung'
Friedrich von Ludwig seines Wortes bereits entbunden war,
als beide zu Anfang Juli in München zusammentrafen und einen
Bund inniger Freundschaft schlössen, welcher in dem merk-
würdigen Uebereinkommen vom 25. September desselben Jahres,
als zwei Könige gemeinsam die Regierung des Reiches zu führen,
gipfelte.
Dass übrigens Friedrich ohne die in seinem Verhältniss
zu Ludwig eingetretene Aenderung so gehandelt haben würde,
wie ihn die Sage und Dichtung dem Rechte entsprechend
handeln Hess,* dürfte das historisch beglaubigte Verhalten seines
' Bis auf Zimgibl, Ludwig des Baiem Geschichte, MDnchener akad. Äb-
handlnngen UI (1814), S. 216 nnd Kurz, Oesterreich unter Friedrich
dem Schonen 1818, 8. 317.
* Schiller's Gedicht ,Deut8che Treue'. Vgl. Uhland's Schauspiel: Ludwig
der Baier, 1818:
— Nun ich's recht betrachte, that ich nichts
Als das Geringste, was ein Mann kann thun:
Ich hielt, was ich versprochen — —
Ich seihst bin dein Gefangner, wie zuvor
Lass mich zur Trausnitz fllhren.
* Vgl. DObner, Die Auseinandersetzung zwischen Ludwig dem Baier und
Friedrich 'Ton Oesterreich im Jahre 1826. 1876. Friedensbui^, Ludwig
der Baier und Friedrich von Oesterreich von dem Vertrage zu Trausnitz
bis zur Zusammenkunft in Innsbruck 1877. S. auch Riezler, Geschichte
Baiems n (1880), S. 360, 361.
* Auch der Papst war Überzeugt, dass Friedrich, wie es das Recht ver-
langte, als Gefangener sich wiederstellen wUrde, und hat daher in seinem
Schreiben an den Herzog vom 4. Mai 1325, worin er alle Übernommenen
Verpflichtungen für aufgehoben erklärte, schliesslich die Rückkehr in
das Geflingniss bei Strafe der Excommunication verboten: Tibique nihilo-
minus in virtute sanctae obedientiae ac snb excommnnicationis poena,
quam te (si contrarium feceris) incurrere volnmus ipso facto, districtius
inhibentes, ne ad cjusdeni Lndovici robellls et excommunicati quocjuo-
n. JkkhinJUng: Sit{*l.
Bruders, des Herzogs Heinrieh, nahelegen, welcher gleichfalls
in der Mllhldorfer Schlacht in die Gefangenschaft, und zwar in
die Hände des Böhnienkonigs gefallen war. Auch dem Herzog
Heinrich wurde schon vorher ein Urlaub aus seinem Geftingniss
in der Feste Bürglitz gewährt, um seine Brüder für die Ver-
pflichtungen zu gewinnen, deren Erfüllung ihm die Freilieit
wiedergeben sollte; auch ihm hatten sich die Brüder nicht will-
fährig erwiesen, und so kelirte er, um sein Wort einzulösen,
wie es das Recht gebot, in sein Gefiiugniss zurück.
Der Bericht der Königsaaler Chronik' lautet: Anno do-
min i 1323 in die nativitMis Christi Heinricus dux Austriae
anno praeterito in proelio vinculatus ferreis compedibus per
ebdomadas octo in castro iacucrat Burgelino, intcrvenientibus
pactis et tractatil)U8 Pragam venit, altera die abinde processit
fratresque suos duos duccs in Austria visitavit, (|ui cum con-
ditionibus et pactis ab ipso duce capto factis noilent acquie-
scere. Heinricus dux stare volens quam promiserat tide, pri-
stinae sc captivitati in die l>eati Mathaei apostoÜ (24. Februar)
eoepit ultroneus niancipare.*
Die bindende Kraft eines in sicherer Gefangenschaft
gegebenen Versprechens der Wiederkehr fand ihre Recht-
fertigung aus Gründen der Nützlidikcit wie der Ethik. Eine
Beurlaubung erfolgte im Interesse Iwider Theile, insbc-sondcre
auch des Gefangenen, welcher überdies keine Verpflichtung auf
sich nahm, die seine künf^ge Lage schlimmer gestaltete, als
die jetzige war. Andererseits verdiente das Vertrauen, welches
der Gewalthaber in der Enthaftung seines Gefangenen bewährte,
durch dessen Treue erwiodort zu werden.
Ein zweites V^ersprechen , dem jedoch nur im Bereiche
des sächsischen Rechtes Wirksamkeit beigelegt wurtlc, war das
ürphede- oder Friedensgelöbniss, das ein Gefangener vor seiner
entgeltlichen oder unentgeltlichen Freilassung aus dem Ge-
fängnisse gab. Der Sachsenspiegel HI, -11 § 1 sagt und mit ihm
modo rodiro r«rcerem . . praesninas'. Uaroim, Uaynaldi et I^erchii .an-
nale« occiestastici ed. Tlioiuer., T. \X1V, 276.
' Theil U, c. 12. Fontes rerum Aiutriacamiu, Scriptores VIII, 421. 422.
' Dasn gegon andere, später — um 24. .\iigU9t — fest^stetlte Leistungen,
inabevondere ein LOaegeld von 900U Mark Silber Heraog Friedrich end-
lich die Fruiheit erhielt, »>ll nebenbei bemerkt werden.
Da« enwnnftne Tcrapneben nad Mine Bakandloog im dentKhen Beehtsleben 35
stimmen das schlesische Landrecht cap. 296 und das Rechts-
bach der Distinctionen IV, 41 dist. 2 Uberein: Gilt he oder
wert he ane gelt ledich, svelke orveide he gelovet oder sveret, •
die sal he durch recht lesten, unde anderes nen gelovede, dat he
binnen vengnisse lovet oder dut, während der Verfasser des
Spiegels aller deutschen Leute c. 276 seine Vorlage nicht ver-
standen hat, wenn er schreibt: Ist er oder wert er ane gelt ledig
swelch gelubde er lobet oder swert die sol er durch recht
leisten vnd anders von gelubde daz er in vanchnuzze lobet
oder tat, and das kaiserliche Landrechtsbuch c. 307 a wohl
nicht ohne Absicht und Grund schweigend darüber hinweg-
gegangen ist.*
Elike von Repgow aber dürfte zu seiner Behauptung von
der Rechtsverbindlichkeit des Urphedegelöbnisses eines Ge-
fangenen dorch die Rücksicht auf den Frieden und seine
Förderung bewogen worden sein, durch dieselbe Rücksicht,
welche ihn auch bestimmte, für das genannte Gelöbniss, wenn
es auBsergerichtlich gegeben worden war, eine Ausnahme von
der sonst geltenden sächsischen Beweisregel anzuerkennen.^
Ein drittes Versprechen, dem wieder allgemein wohl
rechtsverbindliche Kraft beigelegt wurde, dürfte das übrigens
nur in einem der Rechtsbücher berührte Gelöbniss von Kriegs-
gefangenen, an einem bestimmten, ihnen zugewiesenen Orte
Q^angenschaft zu halten, gewesen sein.
Diese Art von Haft, welche, wie es scheint, vornehmen,
rittermäsaigen Kriegsgefangenen gestattet wurde, nannte man
ein Feldgefkngniss, dessen Versprechen jedoch nur dann bindend
sein sollte, wenn den Gefangenen nichts ausser seinem Ehren-
worte festhielt, weder Wachen noch Fessein.
Swclich man gevangen ist unde bi sinen trawin gelobit
daz er nicht entrinne — sagt das Görlitzer Landrechtsbuch
' S. ein Bolchea GtolObnin ob«n S. 19, Nummer 6.
* Du« nach aomenicbsuchem Hechte dus UrphedengelObnim eines durch
Thlüichkeiten in Angst Versetzten als unTerbindlich behandelt wurde,
darflber a. oben 8. 9, 10.
* Während sonst der Oeber eines aussergerichtlichen Versprechens den
mit siner nnschnlt nntgeit, unde man's in nicht vertügene mach (Sachsen-
spiegel I, 18 § 2): rant (darf) he it g>etilgen selve aevede, dem mau
die Bune oder de orveide dede (das. I, 8 § 8 und Richtsteig Landrechts
41 § 8). S. auch Homeyer, Richtsteig S. 601.
II. A1)tito4laiig: Sie««).
XXXVI 4^ Ib — unfio wcrHin imo ovir dar- liutor gcsazt, unde
(wirt ur) uurli ^^ttspannin oder hismidit, ' undc untrinnit denne.
dar uinme nc hat er sine truwe nicht gebrochin. Denn Treue
wurden nur d« >(eHc.hnld(!t, wo Vertrauen voll geschenkt wurde
und koin Misstraucn sich gt-ltend machte.
Aus dorn Fcldfjeftlngniss rittermässiger Kriegsgefangener
■ ist, Wim /,ur besseren Beleuchtung desselben beitragen dürfte
und daher an dieser Stelle nachgewiesen werden soll, rlas Ein-
iager im Frieden entstanden, welches seit dem 12. Jahrhundert
viirnelinie Schuldner ihren Glliubigem zur Sicherung einer
Forderung freiwillig zu versprechen ptiegten. Dass die Er-
inni^rUMg an diesen Ursprung des Einlagers noch im Ifi. Jahr-
hundort nicht ausgestorben war, ergeben zwei Urkunden, in
welchen die Schuldner das Einlager unter der Bezeichnung eines
rechten FeldgelUngnisses, wie wenn sie von ihren Gläubigern
oder deren Erben im Felde gefangen worden wären, ziusagten.
Heinrich von Holle versprach im .lahre 15SÖ Mehreren,
dio sich y.u seinen (lunsten verbürgt hatten: Dartlio wyl ik
eine rechte VeltfengniÜc up ohr Ertbrdorn . ., gclik alüe wehre
ok van ohne edder oren Erven in Felde gefangen, wor sc mik
heneschcu worden, dat wore schrifthk edder mündlik in rajiier
ßohusungc ifto gegt>nwordig in welliker Stede and Platz, mit
seil Perd und vvtf Knechten mit mynes sOlves Lyv« holden
und lc«ten: Sao ik uth eyner edder mer Stede gewysctt, dar
80 myk ingeeschlt (^8ic!\ alsdenne an cynen andern Ortt, Stadt
Platx cddor Dorp, dar man myck hongefordert und de V«
tho holden lyden kan, und wyl dar ock nicht uth, l>ag«ß if
Nachteli, soudeni e>Tie rechte Veltfengnilic, wu einen er
frommen Manne tostehet, holdvn ind le«sten.'
Kulme von liardeleben, Drust m NuiiiüMit aoi
stellte im Jahn* 1544 dem Mathiu tom VnhkiiUi aaa Sek«
* BnuMvik intnükaai •! iad» ao« «x>b«al, mim fmr
lliiywutiiiM. lia» «iaealit laaMS •• fpiwi
4v lUi wrfadiMi tea Kabw Ott» aart «mb
bwf n%«rieklate Vertr^ hiaakfctlfafc im
LMtwM. teil* i^ aitf 4i* Aaklat* ••«■
MiMT UwcteM mtkt «aii^w wtt^t. & «• Fi
M»«A1— hMftMdhi CrkMiiMkMk I. & tMi
■ Di» üifcaaai ■» ■ nilliirH ^<« KMa*ii ia 8ai— V
Uaa ITTi. m. & S.
Dm «mninges» Venpnchan nod Mioe Behandling im deatecben Becbtilebsn. 27
verschreibung mit dem Beifügen aus: Im Fall ich aber an der
ZahluDg seamig befanden, so verpflichte ich mich bey meinen
hi^esten Ehren in Eydesstatt und bey einer VeltgefängnilUe,
inmaOen ich im Felde gegriffen und das zu thun angelovet,
dafi ich mich von Stande an ungeseumbt auch ungeftirdert
mit meinen selbst Leibe erheben will, und zu Oskersleve in
eine Herberge einreiten und will einstellen, leisten und halten
aldar so lange ein recht Einlager, als einen frommen und Ebr-
liebenden von Adel rühmlich zu thun und wohl anstet und
auch Qestalt eines Gefangenen, daraus in keine wege zu Tage
and Nacht nicht zu kohmen.^
Die Aeusserung in dem Rechtsbach der Distinctionen, '
dass nach der Ansicht Mancher das Versprechen, Gefangen-
schaft za halten, nur fUr Rittermässige und nicht für Kaufleute
verbindlich sei, indem jene vermöge ihrer höheren Geburt auch
mehr halten wollen, dürfte sich auf das Einlager beziehen,
wozu in der That Leute bürgerlichen Standes nur höchst selten
sich verpflichteten* und das einmal geradezu als ein ritter-
mJtesiges Gef^ngniss bezeichnet wurde.
Der Fall, in welchem dies geschah, unterscheidet sich
allerdings in manchem Punkte von einem gewöhnlichen Ein-
lager, namentlich darin, dass der Schuldner sich verpflichtet
hat, allein und insgeheim an den Ort, der ihm bezeichnet
werden würde, zu reiten und auch in der Folge seinen Auf-
enthalt zu verschweigen und Niemanden zu verrathen. Wegen
dieser EigenthUmlichkeiten mag das erhaltene Mahnschreiben
zum Einritt* hier mitgetheilt werden. Nachdem der Gläubiger
seinen Schuldner im Eingang der Urkunde an sein Versprechen
' An dem in der vorif^D Note angeführten Orte S. 9.
* IV, 41 dist. 6 : Auch sprechen sommeliche lute, daz dy kouflnte, dy
nicbt zn dem Schilde sin geborn, keyn gefencknisz halten snllen von
rechte, daz ist wor, is sal der geborne und nngebom keyn gefencknisz
dulden. Doch heben dy am herschilde eyne vorloysende willekor ores
adils, daz sy me wnllen halden in orer besseren gebort, won dy konf-
lute; hymete wert der koufman nicht rechteloz noch erenloz . . wen
god had den menschen selber noch om gebildet, unde had on mit siner
marter gelediget eynen also den andern, unde om ist der arme also
der riche, der gebur also der herre.
' Vgl Friedlinder, Das Einlager 8. 72 ff.
* Vom Jahre 1648, gedruckt bei Amthor, de obstagio. 1712, p. 139. 140.
28 U. Abh. : Siüfol. Du enwaogene VenpreckoD im deotaoheo S«oht*UlMii.
erinnert hat, fillirt er fort: Demnach und zufolge solcher be-
Bchehenen nothwendigen und hochveruhi-sachlichen Bestrickung
heische and mahne ich dich vennUge und kralft deiner ange-
lohten Zusage, (dass) du von Stund nach Uberkommung und
Vorlesung dieses meines Briefes dich erhebest und on mennig-
lichs Vorwissen gar alleine, stille und in gantzer geheim biss
zu Freyenwolde in Pommern in Borchert Lantkowcn Behausung'
verfllgst, darinnen ein Rittermttssiges ticfftngniss ferner
leistest und haltest, daraus noch zu Tage oder Nacht on mein
vorwissen keineswegs scheidest, sondern meines weitern Be-
scheits daselbst getreulich abwartest; wo auch dasselbe Haus
Feuershalben unterginge, dich nicht weiter dann so fem das
du des Feuershalben an deint- lebende keinen schaden nehmest,
daraus vei-fUgst, und nach verleschung des Feuers wiederumb
uf derselben 8tetden, wo das Haus gestanden, dein üefkngniss
bis m fernerem meines Bescheids auswartest, auch dieser Be-
strickung halber nichts hinter dich oder sonsten von dir
schreibest, noch jemands davon vermeldest, auch in deinem
anher reiten die eine Nacht nicht liegest do du die andere
gelegen hast, sondern still und in gantzer geheim, ohne aUe
Vermeldung und Nachsage dich eilens an vorberürten Ort
hebest und verftlgest, alles bei deinen adelichen, Ehren, Treuen
und Glauben, des du dich allenthalben deiner Kittermässigeu
Zusage nach wirst unverweigerUch zu verhalten wissen.
> Auch das Privathans im Qegensati su einer Herber)^ kommt nur aelten
vor; vgrl. Kriedlander, Das Einlagcr, S. 11!« ff.
m. Abb.: Beiniteb. Die Bedsnjc-Sptmohe in Nordost-Afril». I.
ni.
Die Bedauye-Sprache in Nordost-Afrika. I.
Ton
Leo Belnlsoh,
«iikl. MittUeda der bu. Alndemie der Wi»«DMSh>ften.
lis bedarf einiger worte der entschnldigung, wenn ich
nach dem erscheinen eines so ausgezeichneten werkes wie das
TOD Hennann Almkvist: »Die Bischari-Sprache Ta-Be(]Awie in
Nordost -Afrika. Upsala 1881 — 1885t 2 bde., mich noch an-
schicke, über denselben gegenständ meine eigenen aufzeich-
nnngen zu veröffentlichen.
Die zwei folgenden gründe haben mich aber veranlasst,
meine sammltmgen zur genannten spräche doch endlich auch
ans tageaUcht hervorzuziehen:
1) Um den geist einer spräche einigermassen richtig aufzu-
fassen und beurteilen zu können, sind unbedingt texte erforderlich
und unerlAsslich. Durch einzelne Sätze welche man in eine zu
eriemende spräche übertragen lässt, können zwar grammatische
fimctionen mit zimlicher Sicherheit ermittelt, kann auch ein
glossar festgestellt werden; aber der volkstümliche satzbau und
der geistige schätz einer nation in seiner eigentUmhchen fas-
song werden doch erst zugängUch und klar ersichtlich, wenn
mim eingebomen selbst das wort frei erteilt, ire erfarungen
und lebensanschauungen zwanglos aussprechen lässt und sie
nicht dahin drangsaUert, nach dem zuschnitt unserer denkungs-
art sich äussern zu müssen. Nun feien in dem werke Alm-
kvist's aber gerade die texte, so dass ich dasselbe mit den
von mir gelegentUch gesammelten erzälungen einigermassen
Cfgtozen kann.
IT. d. pbil.-birt. Cl. CXXVIII. Bd. i. Abb. 1
nt Alil»n4lnn( I Xclnlteh.
2) Wie schon der titel des schönen Almkvist'schen bnches
selbst CS ausdrücklich anzeipt, hat der Verfasser nur einen
dialect der Beijauye- spräche behandelt und es würde derselbe
seine vortreffliche arbeit villeicht richtiger bezeichnet haben,
wenn er ir den titcl: >Der Bischari - Dialect der Bedauyp-
Sprache« gegeben hotte. Denn wenn auch der dialect der Ha-
lenga im ganzen sich enge an den der Bischari anschliesst, so
weist wenigstens das idiom der Beni-Amer in Barka bemer-
kenswerte unterschidc und teilweise altertllmhchere formen
auf, daher es wol nicht gut angeht, die gesammtsprache des
weit verzweigten volkes der Bedscha nach dem dialect eines
Stammes derselben, nenUich der Bischari, mit dem ausdruck:
»die Bischari -spräche« zu benennen. Indem ich nun iilier ge-
rade dem genannten ursprünglicheren idiom der Bedauye-
sprache, ncnilich dem dialect der Beni-Amer, mich einige zeit
zu widmen in der läge war, so dürfte auch nach dieser seite
hin das werk von Almkvist eine weitere ergänzung finden.
Meine ersten Sammlungen zur spräche der Bedscha be-
gann ich vor beinahe zwanzig jaren , als die sogenannte nu-
bischc truppe Hagenbeck's sich in Wien aufhielt. In dieser
truppe befanden sich sechzehn Ualenga, mit denen ich mich
fast täglich beschäftigte und auf diese weise mir ein zimlich
vollstilndiges bild des Halenga-idioms verschaffte. Unglück-
seliger weise wurde mir die frucht dieser arbeit, die ich in
einem gebundenen heft zusammengetragen hatte, aus der tasche
gezogen, indem der cntAvender dasselbe woi für eine geflillte
brieftasche hielt. Da wenige tage darnach die Hagenbeck'sche
truppe bereits Wien verliess, so konnte ich den verlust nur
ser ungenügend durch die wenigen gcsprilche und sÄtze noch
ersetzen, welche in diesem gegenwärtigen hefte den titel füren:
,11. Gespräche und sfitze im idiom der Halenga.'
Auf meiner ersten reise in Abessinicn (1H75 — 187H) hatte
ich keine gelegenheit, mit den Bedscha in nShere berUrung zu
kommen, wol aber auf der zweiten dahin unternommenen tour
(1879 — 1880), indem ich wiirend des aufcnthaltes in Barka
häutig mit männem vom volk der Beni-Amer zu vcrkeren
hatte; überdies befanden sich damals in meinem gefolge zeit-
weilig auch leutc des Bischari-Stammes, dessgleichen auch
Hadendäwa, leider von wenig gewecktem geiste. Uebrigens
hatte ich mir nnr das Studium des Billn und des Kunama als
eigentlichen zweck dieser zweiten reise gesetzt und dasselbe
nam auch meine zeit und tÄtigkeit Tollauf in ansprach. Was
ich daneben noch gelegentlich und gewissermassen nur in
wissenschaftlicher genilschigkeit aufnemen konnte, das bedarf
desshalb wol etwas einer nachsichtigen beurteilung.
Obwol ich aber wie gesagt, dem Bejauye nur in ser be-
»ciiranktem masse meine zeit widmen konnte, S£i huttc ich
dennoch wärend derselben eine wertvollere sammhing von
texten anlegen können, wenn jene Bedaan, mit denen ich ar-
beiten konnte, ebenso geistig geweckt gewesen wären, wie
meine lerer der tibrigen kuschitischen sprachen. Mit jenen
hatte ich aber einen fortwjtrenden kämpf gegen ire geistige
faulhcit und nachlässige ausspräche zu bestehen, und es kostete
immer eine grosse mtxlie meinerseits, diese leute bei geistiger
arbeit in der stange zu halten. Bei dieser ircr be^chaifenheit
dArf es auch nicht wunder nemen, dass die wenigen zusammen-
hSngenden texte, die ich von denselben dennoch zu erlangen
im Stande war, an inhalt und form weit hinter denen zurück-
stehen, die ich von den Bilin, Saho, Afar und sogar den Nuba
»of leichte art erhielt. Die verhältraftssig brauchbarsten dienste
für das idiom der Beni-Amer leistete mir Ahmed-ibn-Mnhmud-
ibn-Idris von der Gabila Ad-Daga, und für das Hadendftwa:
Mohammed 'Ali aus Suakin.
Die dem Bedauye - text gegenüberstehende Saho - Über-
setzung stammt von meinem ausgezeichneten und treubewiirten
diener auf den beiden afrikanischen reisen, dem Saho 'Abdallah-
ibn-*Ali Dasamoyta, der mir meistenteils als Interpret zu dienen
hatte und seines amtes in der denkbar besten weise gewaltet hat.
Ausser meinen eigenen aufzeichnungen und den meiner
Vorgänger konnte ich bei meiner arbeit noch benutzen die
dem erscheinen von Ainikvist's buch veröffentlichte kleine
't von C. M. Watson, betitelt: »Comparative Vocabularies
of the Langoages spokcn at Suakin: Arabic, Hadendoa, Beni-
Amer. London 1888. 8".« l(i pgg., welciie obschon dem umfange
unb<:-deutend dennoch für die ortografie desshalb recht
endbar ist, weil der herausgeber alle Wörter von einem
gewissen Idris Efendi, wahrscheinlich einem gebornen Haden-
wa-Mann in arabische buchstaben umschreiben liess, wodurch
i
^B vorgäi
^HCifl
of ih
^^ Amei
4 nL Abhudlwig: Btinlsek.
die fUr die lingnistik so ärgerlichen nachteile der englischen
Umschrift besonders im vocalismns wider einigermassen behoben
sind. Watson's glossar enthält Wörter im idiom der BbuJ^pdAwa
welche in and um Snakin hausen. Auch Watson genendisirt
unrichtig, wenn er sagt: Hadendoa is spoken by the native
Suakinese, and the greater part of the tribes in the vicinity of
Snakin, the Hadendoas, Amarars, Bisharin, part of the Haleuga,
and as far north as the tribes of the Ababdeh. Femer sind
seine Amarars i. e. Amar'ar »Amar's Söne« , welche er irr-
tümlich zu den Had^^d&wa rechnet, nicht bloss dem namen
nach, sondern auch ethnografisch mit den Beni-Amer identisch,
von welchen letzteren derselbe ein glossar mit der Über-
schrift: Beni-Amer gibt, das aber Tigrö oder Chassa ist, da
die an den ktlsten des roten meeres nomadisirenden Beni-Amer
von iren Untertanen, sowie von den benachbarten Habab die
Tigr^prache angenommen haben. Trotz viler übelstände, die
dem mangelhaften Inhalt und der schlechten metode Watsons
(nach dem übel bewärten vorbild der meisten Unguistischen
Schriften englischer missionäre) anhaften, ist Watson's glossar
immerhin dankend aufzunemen. Fonetisch stimmen Watsons
Wörter mit den meinigen aus dem idiom der Hadendftwa fast
durchgehends überein.
Die BadkDje-Spracli« in Nordoat-Afriln. I.
ErzSlnngen Im Idiom der Benl-Amer in Barlia.
Ein reumütiger aünder.
1) Tdku edin, ün ü-tdk had-
d6* maldl ahkäbu, tiki ndka
xdir.
2) Ar'i rebäb rewiydyt, hed'dt
6 haddöyaöa hOy esd'at.
3) Aüib däbaläb ikta'et, do'ob
höy etinit, yam wä slyäm höy
esninit.
4) »Allayö-dhäy adgi, tühdn*
10 enit, etf4^ieay6s esd'.
Heyöü yind yan, diböl Mä
märdk yind yan, ummänim ag-
difi yind yan.
Amd-ged toili kömdl körd yan,
galabd-li ülä märd yan.
Will mäh encfd tfäy igdilä
yan, ay 4^y adddd rimme, lay,
ai6 dald dkä süktd yan.
»Hinniydllä gdkö,atöbä* ya,
ist melal sidiSitd yan.
1) Es war, so erzält man, einst ein mann, derselbe lebte
einsam in der wüste und tötete jedermann.
2) Er zog dann auf einen berg and wonte dort allein in
einer hole.
3) Einst zerschlug er einen kleinen stein und fand darin
einen wurm, auch wasser und frisches gras.
4) Da sprach der mann: >ich kere zu meinem gott zurück
und bereue,« und liess sich bei seinem volksstamm nider.
Der taube, der blinde, der lame und der kalköpfige.
1) Ddba edina: nuwiü, hama-
idy, garabdy, güäld' emorardm-
na. in.
2) ü-fiiwayakydyt: *SS^dy his
IS amäsu iß* edi.
3) Wü-hamaSdy : »SS'dy dd'a,
indafta han rehendy nefikik*
idi.
Heyd ydlehan: femüm, inti
mä-li, hankÜ, güäld' »iddad mä-
rdn yan.
Ay femüm: »sagd-t 'aValö
abik and* yalehd yan.
Ay inti mä-li: ^rvmmd, heyaü
amö, «ä' am6 abilik and* yalehd
yan dirdba.
6 m. AbbaodlnBg: BelnUeb.
A)Garahdy yakydy: *kirifti Ay fiankii: »afd akna-kam&-
kl-dabna!* idi. wä.U yt^ehd yan.
5) Ü-gMld' yakyäy: *te-hamö Ay gä'dz mä-li: >hinni gä'dz
kl-babertsna.U idi. falfdl ed m-iSa!* yalehd yan.
1) Leute erzälen: ein tauber, ein blinder, ein Ismer und
ein kalköpfiger waren beisammen.
2) Da sprach der taube: »ich höre da vihstimmen.«
3) Der blinde sagte dann: »ja wir sehen rinderhOmer
und männerköpfe.«
4) Der lame sprach: »wir wollen inen doch wol nicht
zuvorkommen!«
5) Der glatzköpfige aber sprach: »wir wollen ja nicht
unsere kopffrisur in Unordnung bringen (durch laufen).«
3.
Ein feigling.
6 1) Tdku edina, ün ü-tak ma- Heyaüü yind yan, sayd ha-
ät etf Sn. wayl-li yind yan.
2) Enda emallagnik maäta- Labaha angä'ik »ayölt küdd
geh efor, rlbäb rewiyäna. yan, kOmdl kördn yan.
3) En-näs baiin tdktak däris Heyaü stdda agdiß yubild-
10 erhiyanik yeicu, Sn. ged dBrd yan.
4) la-md' hOy efaidnek takdt Ay heyaüti sayö ll totola-gBd
edir, Sn. numd yigdifd yan.
5) Malyäb tä-md': »en lotl in Ay sayö: »täy ka täy ta* yani
tidiya* enik, barus emodekek, eil yinge'inilabakäl kä hirrigdn
15 mihdyt irhafnit, endo estöbSnek, yan, ay labahä kä yigdifdnik
idimek, batäs yiiSni sakyönek, sardl ay sayö kä habän, ak ya-
gn. ddyn yan.
1) Es war einst ein mann, der hatte den characterderweiber.
2) Als einst männer in streit gerieten, da öoh er mit den
frauen, und sie kletterten auf einen berg.
3) Wie er nun die männer sich gegenseitig bekämpfen
sah, da weinte er.
4) Als aber die frauen deshalb über in lachten, da tötete
er eine frau.
5) Hierauf sprachen die frauen zu im: »du hast doch zu
ir das und das gesagt,« er aber stritt mit inen. Da zerrten
Die Baduye-Spnche in MordMt-AMk». I. 7
sie in, iDdem drei fraaen denselben bewachten, zu den männem,
diese töteten in, die fraaen aber verliessen in und gingen
irer wege.
ünehlige kinder gedeihen nicht.
1) Dibaedina: kardy 'ör tA^,
hay däbya, maläl hay ihi; 4n-
da ye'awSfUt, esfadigna, wü-'dr
ey<r, en.
5 2) Orfyän, ö-niMS dehdy efrik-
nit, ebigna.
3) Eyänik, tü-nde waütanek,
rugüdi dehäy iharidna.
4) 0-dhdy iyän, tdmyän, mi-
]0 sta ebirima, wö-awüt dehäy efi-
girna.
ö) Medydb 'ör Syäyt, kahyäyt,
jind '&r ifri, ü-hdha Hdmmid
AbddUab eyddna.
15 6) Wü-^ör efraysk hädd"' *A«,
tafydy, maldl hay töä.
7) Itfariyeb-ka eydy, jlnd 'ar
adil H-baru.
8) »'Hi-takdt dartit höy, bl-
tO farriyik, tak ün fidiktit wit
ha-'idir* In.
9) Malydb ü-tak ün to-takatös
tfdig, takdt wSt id'ir.
Yangulä toili etidaüks, yibila,
diböl kä blSitä yan; heyaü kä
hadanän, aükä yase'dn yan, ay
aüki rdba tana sügd yan.
Bodo farä'ani, aüki ed öbi-
iani, yo'ogin yan.
Gähdnik sardl kä ind wa'td-
gBd, ddiiä ak yurhodin yan.
Heyaü yametin, betän yan,
fdröiul tdna HdiSan yan, ridö
tdna sirähdn yan.
Ayk sardl wili güld' yametd,
td-ll ^ind yan, mälitd yan, iSäi
bdla ialtd yan, kä dbbä Hdm-
mid Abddllä yalehdn yan.
Ay bali yobokdk sardl lubdk
kä hSitd, diböl kä yuqu'd yan.
Abokinänti räbä yan, hardm
haläli 4^yl6 ^dlak mt-yana.
»jPäylö todynin-kö tamd hey-
aüti iSi nümd hdbö, aki nümd
mar'eiiUi* yan.
Ayk sardl ay heyaüti iH nü-
md d^liyä, aki nümd ta mar'-
eSitd yan.
1) Die hyäne packte einen knaben and lief damit in die
wüste; leute jagten ir nach and entrissen ir den knaben, der-
selbe aber starb.
2) Sie begruben den knaben in der wüste indem sie dort
ein loch aufgruben and denselben darin bargen.
3) Sie kerten nun zariick und da die matter weinte,
ichlachteten sie ein totenopfer.
8
TTT. Abhandlung! ReiDJicb.
4) Leute kamen herbei und asscn; man breitete denselben
matten auf und spannte ein dach über sie.
5) Darnach kam ein Jüngling, er beschlief sie, ein kmibe
kam dann zur weit, sein vater hiess Mohammed Abdallah.
6) Als der knabe geboren war, raubte diesen ein löwe
und lief mit im in die wUste.
7) So oft dieser frau ein kind geboren ward, es kam
ums leben, hurerei bringt keine rechtschaffenen kinder zuwege.
8) Da sagten die leutc: >der mann soll wenn er keine
nachkommenschaft bekommt, seine frau Verstössen und ir die
Scheidung geben und dafür eine andere heiraten.«
9) Da gab nun der mann seiner frau die Scheidung und
heiratete eine andere.
Erlebniite eines scheoh.
1) Tdku, edin. gabnh , reü,
ktiäb gabdbu, viehdy gdwa da-
irdbu, firäy höij eiMÜ.
2) Maatüa kasads iingirdta.
6 *ant takät daiMt amirik, ti-
ßyi vihini-ka idde'ir* idi. barüs
ü-tak ün had'abu.
3) Tak dihäy eyäyt: *mar-
mhin takdt daürit magalamdt
10 tefi* yine.
4) *Nä-mhin tifl?* eidk, *wu-
ardüs sagibu* edi.
Ö) *Sangiy4k hau ebi* Mi,
irbi-t ebina, hidäb säkyän.
16 6) Batti« höy tihiyeb endäica
dShay eyänn.
7) Ymat yi'äyim, baiyds dehäy
eydyt, tnnl hardmi, eiiciu.
8) >Tand7i riydl hu6k* eni,
%Q ^kd-yht* tedi; ^tagüg riydl Ai-
tök* eni, *k6ra/* tiit«.
RoliöH km heyaiiti yinä yan,
düyi ka garüdd li yiuä yun,
adöhd nnvid ll yind yan, <}ayl6
xcay yan.
Uvibakd ka sdyö al' ümd ki
yinin yan; amdy-hö: *anü wili
rikel dl,ä mad bald gBnkö, iiii
mar'eSimtat yalehd yan ay he-
ydüti. ÜKSuk reddntö ki yinä yan.
Wili heynütl el rjanvetd: > he-
beltot rikel dl<% mangüm ma'd
bald mdrak tdnat yalehd yan.
>Aülä mdrak tdnaf^ yalehäk
aar dl: »fjidik ilH^^ yalehd yan.
*fJeld-dö ddiya* ya, yuqu'd,
yaddyn yan, inko ya\dn yan.
"liSi mdrak tind dikil yatne-
tin yan.
Mango lala' k&lä yan, Sl rt-
yäritd yan, ztnd falä, way yan.
*Tammand qdrse kö ahüii*
ya, *anü mfi-betiny6< ta; *lam-
md tdnnä kö ahdü*. ya, *ma'd!<
ak tuleliä yan.
Die BedftQje-Spncbe in Nordost-AfHka. I.
9
9) *Geb6k ki-mb'an, küAräm-
»i-hän.U eni, »kira!* (Mi.
10) O-rawyös dUhäy eydyt:
*nän titnriyaf* edi; >miräb
5 käke k&dramdn bakdyt idi.
11) *Te-takdt tä'a adan'irek
dihi kit-ngdd, kdnhib* edi.
12) Ü-rdü yakydyt: *Mtk8-
hdb, ibäbtinyik dbiyS agüanid*
10 idi.
13) Ed'ir haldli, ibäbyanik
gÜ'adib akö ö-rdö yi'iS gigya.
14) U-rdü, bar&g ibäbyanik,
abiyis hardmi ihe, te-takdt ü-
15 g&'dd fln esinduk, wü-hty6 ibd-
bab akö ifl.
15) T^ßri, wu-hiyö iya, wu-
rSwis höy enhdd.
16) »Wö-'öruk aneb itf eßf*
M eni, »barük har'ö tibiyaf* eni.
thar'ök kd-bSt ine.
17) Wü-'ör ünik: »am bohü
inu* eni, »barük bäbo kitta€
eni, O-bahdy dühdy enit, etutci.
tt 18) rö-nrfe; »iflMik 6nu* te-
fii, irhesla, »ü-tak bSn böbök
Vi-kl* tine.
19) Te-iari'ay ebina fdijiga:
*batük e-Utkük kgydbol€ edina.
»Kö-li md-difM, kü fugütö yö
hob kibä!* ya, *ma'd!* ak tale-
hä yan.
lii sdhebil yametd yan. »ay
gäytaf* ak esSrd yan ay adheb.
»gay-m mä-ld, fugätd kibä* ak
yalehd yan.
*Ta-bäld anü mar'eSitdnkö yö
mdrrd'ta,faytittdka* ak yalehd
yan.
K& sähebi ogütd: »faytit md-
taka, ata tadenkö an& hinni
daülö* ak yalehd yan.
Mareiitd, yaddy yan, yaddy-
gsd ay iH adheb ta daülö kä
habd yan.
IJaauk yaddy-k aar dl ay daü-
Idnä kln kä adheb yiflimd yan,
ba'eli aki ülal märd-gSd, ta nü-
md ta zonäwiid yan ay kä ad-
heb.
Pältd yan, ta bä'eli gähd
yan, kä mal bäkitd yan.
»Kü bali yi ginä laf* ak ya,
»atü yö tifiltmaf* ak ye^hd
yan. »anü mä-{alaminyö* ak ya-
lehd yan.
Ay bali yanebdk aar dl: »anü
y'dbbä tötiyä, atä y'dbbä md-
kitö* ak ytilehd yan ilä'ä yan
ay if ind bd'elä.
Kä ind: »kä dbbä ä-Hya* ta,
ak tuybuluwd yan, »tö-tiyä kü
dbbä md-ku ak talehd yan iSi
bdlak.
Arabdl yaddyn yan ay afärd-
mdti. »te, kü bä'eli aüla kinift
ak yalehdn yan.
10 UI. AbkudUnr;: Reiniseh.
20) »Ani kä-kaiij kassd» ey- *AnU md-li'a, umbakd yöyal
dn-heb , äwwel ün eye-hsb, gebö yametin, modl-lä ä-ti yameid,
hfiya, ibäbyanek vn eydyt, gebö yö-li 4^nä, yaddyk sardl tö-ti
bfiya* tene. yametä, yö-li ^ina« tdnak tale-
hd gan.
6 21) Wü-'6r: »bäbü 6nu* edit Ay bali: *y'dbbä tä-üya kini<
erhisiya ö-gtiadi fiShdy, öbäba ya, ay daüldna-l yuybuluwd
etuicdyt. yan, ii' ind hä'elä kä ilä'd yan.
22) »Barük sdkaf vm-öriik- Ay arabd: *küe adü! kü ba^
icä te-takatük-wä, malhds egiri- ka kii numä, ay lammd kü ila'-
10 hin-hoka* enit. int: ak yalehdn yan.
23) Sdkya, rSwäs köy enhdd, 'Ussuk iiSe ak yaday yan,
abyesöx mkya, kardmat na'elib mal wny-k sardl dä'imitänä ya-
iks. kd yan.
1) Es war einmal ein mann, derselbe war reich an ver-
mögen und Sklaven, er hatte drei fraucn geheiratet, hatte aber
keine nachkommenschaft.
2) Alle seine frauen waren hässUch. Da sprach der
mann: »wenn ich eine schöne frau finden sollte, wo immer sie
auch ist, ich heirate sie.« Der mann war ein schech.
3) Einst kommt zu im ein mann und sagt: >in einem
gewissen ort lebt eine unvergleichlich schöne frau.«
4) »Wo befindet sich die?« fragte jener; »ihr dorf ist
weit weg« erwiderte der mann.
5) »Wenn auch weit weg, ich gehe hin« sagte der schech,
er packte zusammen und beide reisten ab.
6) Sie kamen nun in das dorf, wo jenes mädchen lebte.
7) Der schech blib nun dort einige zeit, besuchte die
frauensperson, stellte sie auf die probe, erreichte aber nichts.
8) »Zehn taler gebe ich dir« sprach er; »ich neme sie
nicht« entgegnete sie. »Nun so geb' ich dir zwanzig taler«
sagte er; »gut denn!« erwiderte sie.
9) »Ich schlafe nicht mit dir, gestatte mir nur dich zu
küssen!« sagte er dann; »gut so!« erwiderte sie.
10) Er kam nun zu seinem gefkrten und dieser fragte
in: »was hast du also erzilt?« jener erwiderte: »nichts, ausser
dass ich sie gekUsst habe.«
Die B<dsnja-8pnu;lie In Nordoat-Aftiks. I. 11
11) Und er sprach: »wenn ich nun dieses frauenzimmer
heirate, so bleibt sie mir nicht trea, sie wird eine hure.«
12) Sein geftlrte aber für auf und sprach: »sie wird keine
hure, denn wenn du verreisest, so werde ich selbst sie bewachen.«
13) Der schech heiratete also in eren, und als er ver-
reiste, liess er seinen gefUrten als Wächter zurück.
14) Als aber jener abgereist war, ging sein gefkrte auf
verfUrang aus und er der Wächter schwängerte die frau, wärend
der gatte auf reisen war.
15) Sie gebar und darnach kam der gatte zurUck, er
hatte (auf der reise) sein vermögen eingebüsst.
16) Der gatte sprach nun (zu seinem gefärten): »sieht
dein son etwa mir änlich? du hast mich hintergangen.« »Nein,
ich habe dich nicht hintergangen« erwiderte dieser.
17) Als der knabe erwachsen war, sprach er zum (legi-
timen) vater: »mein vater ist jener, du bist nicht mein vater«
and missachtete in.
18) Die mutter hatte nemlich zu im gesagt; »dein vater
ist dieser da, jener mann aber (der gatte) ist dein vater nicht«
and hatte im seinen wirklichen vater gezeigt.
19) Die vier gingen nun zu gericht und dieses sprach
zur frau: »du frau, wo ist dein mann?«
20) Sie antwortete: »ich weiss es nicht, alle (beide) sind ja zu
mir gekommen, zuerst kam dieser da und schlief mit mir, und
nachdem er abgereist war, kam jener und schlief ebenfalls mit mir.«
21) Der son aber sprach: »der da ist mein vater« und
wies auf den Wächter hin, den vater aber lehnte er ab.
22) Da sprach das gericht: »geh* du nur, dein son und
deine frau, beide haben gegen dich entschiden.«
23) Er ging nun seine wege und da er sein vermögen
eingebUsst hatte, wurde er ein bettler.
6.
Der ton einet ichech.
1) 'ör edin, had'dy 'ör, had- Bapi yind yan, rldanti bäla
d6$ tami tü-nde: »ardü harwät kl yind yan; üssuk ülä bita
mSa:* tedi-hös. yind hUdä, ini: *heyaütö wä-
glttd amöU ak talehd yan.
nr. Ablumdlang ; ReiniffCti.
2) »Kira.U edit, yiharüt, i-
häy eydyt, amdgö icßr ihäyt
eyäyt.
3) Iniiäv-ayik: »amäiju* tedi
6 tü-iifte, yindlyn dör hdrtcu!*
tedi.
4) En^,äwa kassig timmisya,
etükünukt, »engal enjor hOy em-
hiyik, Jinros tcudt man /< tedi,
10 »enjor, dit-bok dit-ük,^ is-inita-
tiui kit-mag, eiij6r ttdebri'-dhny
ki-mag< tedi.
5) Wü-^ör: *anih barök* edit,
Kmgalndnit, viShandh vkituit, hi-
15 dilh ö-riü marnyyän, tike-vAlca
hidäb edtriia, nät wö-'ai eribna.
6) E-gajBsög hoy vin'amilyet
ed'lnit, gär-nis-ka ia'nh-tcd ka-
mif-wA gabyänit, eu.
20 7) Mehäy gdtca gärügka ed'ir-
nit, haddo kilniöb ekenit; efar-
nit, tuktfikib yi-'dr wA t'-'är eti-
d^a errät , dAtcäb t)mmimnb
ekenit, 6-tnna inehälyniiit, duwir
25 ekiiM.
*Ma'dk!iya, itägiyd, heyavtö
bähü yan, ald ahahöyfä klntiyä
bälid yaii.
E-ll betä-gld, ind: *umatiyn
kini, vwlammi irOgit!* nk to/«-
hä yan.
Unibnkä dik azürik nsA, ya'-
adirä yan , *i»ki heyaii halt
riVä-gl-d, kayä dcfimt-ä aniö.'-t
tu, »heynü halt yamä-dO, um-
viäiidö ma'd, anü kä inä, kä
Utfä via-tama, Jwytiü bali bäht-
tami, mi-yama* uk talehü yan.
Ay bali: »yO ka k6yä* ya, in-
kö yakini hagfi-g yäk'tn , inkö
yaklni lä bayidii yan, gaynäu-
mdrä yiigdifln, inkim hnböna
wdyn yaii.
Inkö 'avilld ahitMu yan, nm-
münti Id-kö gäln-lcfi haytdii yan.
üvtmJjnti adödöhä 'dre fdldn
yan, iuki dik ydkiii; dälani,
4äldnik sardl tan (fdylö »iddad
mnr'iSdn yan, mulfi' <lik yakin
yan, glnni migd' yaye'ani bä\6
yakin yan.
1) Es war ein son, eines schech's son, and da er allein
ass, sprach zu im die matter: >briDg' einen kanicraden!«
2) »Gut!« sagte er, er suchte und brachte einen kame-
raden, derselbe aber war nidriger herkunt't.
3) Wie nun der mit inen ass, so merkte die matter, dass
er ein roher geselle sei und sprach zum sone: »suche dir einen
zweiten!»
4) Er sachte im ganzen stamme, aber erreichte nichts.
»Sache dir nur einen edlen and bring' denselben her!« sagte
' Fflr endltik ÜL-inc iiintt«r.
DI« B«bii]r»>8pneho in Nordmt-Afriln. I.
13
die matter, >ein edler, das sagt dir deine matter, verkommt
nicht, wenn er auch verarmt, er wird nicht gemein« sagte sie.
5) Der son aber sprach za jenem: »ich und du (wir
stehen zusammen)! sie verbündeten sich, gingen zusammen
auf die lauer, raubten gemeinschaftlich vih, töteten jeden der
inen unterkam und liessen niemanden in ruhe.
6) Gemeinschaftlich machten sie beute indem sie jeder-
mans rinder und kamele sich aneigneten.
7) Drei familien gründete ein jeder von beiden und sie
bildeten zusammen ein dorf; sie zeugten und verheirateten
unter einander die kinder. So wurden sie ein voller stamm,
breiteten iren namen aus und wurden ein volksstamm.
7.
Litt einet mädchent.
1) Tdku edin, 'öt ibire, tun
tö-'ötas daürit tifi, Sn.
2) Biüfüs ibdbya, ibdbyanik:
»S-gddl dihdy niShdy iS yaf d-
6 bare, batük ö-gädi dShäy bayi-t:
ö-yaß kadse-heb di.'* tö-'Oti di-
hdy edi. »Kira!* tidi.
3) BarAs ün ü-tdk ibäbya,
har'i tO-'öt&s ö-gädi d6häy tebi,
10 itanik: »ö-yafö küdse-hebU tin-
nik, barös: »gebö bitSmbd'ek
kduksi-höki* edü ihahi; bat&»
»dkta.
4) Wäkili dihdy tebe, Hanik:
15 »ö-gädi dihäy mihäy isb dbare,
ö-yafö seküdse-hSb.U tinnik, mi-
hdy Smbf dShäy Uanik, barüs:
»gebö bitimbd'ek käuksi-hökit
edü ihabi, bat&a sdkta.
20 ö) Malyäb tun tö-'6r ö-aultäni
dihäy reütdyt: *ö-gädi dShäy
mühdy Seb dbare, ö-yafö küdse-
Heyaüti yind yan, bald ll
yind yem, ay ta bdlä dlä ma'd
kl tind yan.
"Ussuk yaaeferd yan, safarä
Qgütd-gSd: »qädld adöhd baül
liyö, ak efidU* ak yalekd yan
ay m baldk. »Ma'dk!» ak ta-
lehd yan.
"Ussuk yaseferdk sardl ay ta
bäß qddl Sl taddy, tametd yan:
»ya hdqqe yö efdH* ak talehd
yan. ay qädi, kö afddwö yöll
4in! d^nd-waytdnkö, mdfdiya*
ak yalehd yan; iSSt taddy yan.
Wäkllil taddy yan, wäkilik:
»qüdid adöhd baül llyök ak yö
eyfidiU ak talehd yan. *Ma'dk,
lakin yöll d^ndrwaytdnkö , kö
mdyfidiya-k* ak yalehd yan, iSH
taddy yan.
Ayk sardl ay bald sulfdnal
taddy yan, ay sulfdnak: *qädid
adöhd baül llyök ak yö eyfidi.U
ITT. Al>tmd1iiDr: B>iaiseh.
^6.'« t.intük, *kfira, Uhiyt
md't.'t idl.
6) 0-mhn mihyanek tö-'6r U-
'agdrt ö-suUani dehäy et-nnik :
5 *batük gebö imbi'tanik, ö-ynfok
küasitök, mahäy ieb küanfök, ge-
be bifimba'ik, kdijkfi-hokit cdi.
7) »Kira.U tedi, »an« söyök
lindi irakfi-dihay md'a!* terfi",
1" te'ii, »fiktfi.
8) 0-gaw6t ttnneJc sandük wiin
t^isda', mihdy bnb höy fegdd',
ingär-ka (abldt dihny teadä'.
9) Malyäb ö-gädl dihdy: »u"ö-
'S '«Mtri tcäkti md'a.'t »Ötny tedi,
wö-w&kili dehäy: »6-ngrebi wSkti
nufa!* $6tay Udi, ö-fultäni
dehäy: *icö-'ai6y( middädi dS-
häy md'a.'t sotay tidi, kattt-»
20 lötay gär-ka: »tcSktl-dhäy tnd'-
ana.'* tidi.
10) ü-gddl icö-d«iri eydyt, ö-
bäb kcufaäiydy, iümyay.
11) Barö» rm'dllb brisyäyt;
ndutnyänit, yam wä 'aü kA
güaguugyänit , ingerdb tcdkil
iya. ^
12) 0-iäb kaijnüiyanik: »6a-
byü ö-tcAkil e-bOkn.t tidi.
30 13) Yakyanek: »nätnhlni <U-
farif* enit, »nuTal* tenit; «wi-
balbal&yanek »andüki bäb ingär
rehestäy, höy bi'iyäyt, batits in-
ki {abbdltäyt.
14) O-wäkil eyanik iümyöyt,
tu'i^b bi'iyäyt; adumyänit, gah-
wAt wä yam leA aiit tcA gün-
(ik inlehd yan. »nut'dk! berä
gäh!< ak yafehä yan.
Afnlammi mäh el t4imet4 yan
mtllänal: »t/ö/i (iin^4nA;ö anükö
nyfadäicö, ay adöhä bnul ay-
fndäwö, ijltw,-tcaytdnkö kö mäy-
ßdiyd* ak yalehä yan.
»Ma'd, anü kök al«hd tcdgtid
yöl amö!* ak talehd, ak taddy
yan.
IH 'äred orobtdk »ardl nabd
»andüq girä^HUd, ndöhd bäh
el ab lad, nmman bäb qulfe ak
abiiid yan.
Ayk »ardl ay qiidik: tal-dsre
yöl amo!* ak tahhä^ ny icAki-
lik: nndgribil yöl ainöft ak
talehd yan, ay »ulfänak: *al-
'iSä yöl am6.'* ak tahhd yan,
ay adöhä-kö ummantiyak: >ay
kök alehd wäqtid am6!* tdnak
talehd yan.
Ay qadi al-<ii>re yametd, bäb
y alehd, orobd yan.
Arätal kä gidiiid yan. ÜMün
tcan»itdn-gSd, lay ka maUib yo-
'obdn-ged, nuigribil ay tcdkil
yametd yan.
Bäb yak »ardl: >y'dbbä wä-
kil yavuitdk äh' dbnö.'t ak ta-
lehd yan qädlk.
Ay qädi: *düla-kö dwe'öf*
ya, mayiitd ynn. *ak taict'd
erki mäUö, tä »andüqi adddd
zä.'t ak talehd yan, ki zayUs,
kä ali/td yan.
Wäkil yamttd, orobdk tardl
arätal »idiiitd y«n; «cian«»(«i»'
gid, bün, l«y, malib yo'oimm-gfd
Di« B«ln7*>Spno1i« In 1?«rdo>t.Afrite. I.
15
gü'utyonit , te9-'aSdy tultan
eydyt, ö-&d& kcufaüSyay.
15) Sultan ö-bäb kaiaüiya-
nik: *bahy& 0-wäkil e-höka, ön
6 ö^mhin manriyik-hök, edär-hök
ende* tedit ö-toäkili dihdy.
16) Sitrd yiherä ako yakya-
neky »mtCaU tenit, »saklnydykik
ani titriA rehe»atök< tenit, san-
10 d&ki bäb rehestäyt, höy bi'ya,
inki fabbälta.
17) Malydb ö-iefab tengilt,
ö-tuUän ö-gawöt iümsydyt, ne'-
äüh baröa bxigyäyt, ö-sultdni
15 $üri mit dästdyt, gahawät-wä
'aüt-icä inki dästäyt,
18) Mdlya drha tefrä't kiia-
tyos dihdy: »ö-bäb dehd ka4dü-
it/< tenit, te'iS, Sümta (^awos
30 ö-^idfdni dihiy.
19) Ädümyän efina, bün güd-
yän, aüt güd'yän. malydb kiid
ö-bdb ka4a^ta.
20) Ö-bäb ka^aüStanek: »bä-
26 byü O-tcaMl i-höka* tedi.
21) Yakyanik: »ndmhint talä-
gdmanif* ennik, *md'aU tenit,
i^$andüki bäb rehestäyt, höy
iümya, batüa inki {abbdlta.
SO 22) T0-'6r bari» te'ii, ö-gawös
iümtdyt, natdyt, mihAy baiin
(hsandüki fVib ndyyän.
23) Fajir ü-mhd mihyd-n-höb
tü^mdiriya: *Bultdn, ü-gädi-wA,
al-'i§d ay sultdn yametd, bab
yalehd yan.
Ay sulian bäb yalehdk sarnl:
ty dbba wäkil yametäk tä-rki
dkä garaytd-dö, kü ydgdifa* ak
talehd yan ay wäMlik.
Ay wäkil ak su'titö ogätdrged,
ay bald: »dyke üsauk ifärd-fan,
anü mä'aro kö aybaldwö* ta,
toili bdb-kö sandüqud kä zayUa,
ay sandiqvd kä aliftd yan.
Ayk Sarai ay sulfäna ak
faktd, iSi 'dred orbiSid, käyä
aratal sldiSSd, sadaqd sülfdn
dfal agägiiSd, bün ka maläb
sadaqd bukdl öbiSSd, dkä tohöy
yan.
Amdyk sardl iii mä'anddl
tawe'd: »sd'ak sardl bäb käl^
iS!t ak talehd, orobtä, iii sul-
(dnal, iSi arätal gäytd yan.
"Ussun wansitdn yan, bün
yo'obin yan, maläb yoobin yan.
ayk sardl ay mä'andd bäb to-
tokd yan.
Bäb totokdk sardl ay bald:
»y dbbä wäkil yametd* talehd
yan.
Ay sulfän ogütd: *aülä su'tl-
<d?€ yd-ged, ay bald: »amäwa!*
ta, sandüqi bäb ak tuybuluwa,
iissuk orobdk sardl iSil ka a-
liftä yan.
Amä-ged tan häbd , betbitö
adddd orobtd, tilfdird yan, ay
adöhd heyaüti sandüqi adddd
yah.dirin yan.
Bald maxtdk sardl umbakd
dikti redün: »8ul(än aülal ya-
19
m. Alihudlong: Bflolielr,
ö-teAkil näysö ebdni hak wA bak
wA* init, yiherüna.
24) Malytib tO-6r tan S-bäiu-
wdt, y-agnn-ni u-na'fayt, kanka-
b rab flihdy dadästdyt, gahatcnt
güa'»tdyt.
25) Malydbo-sandfiktiefayik,
ö-fib dästdyt: »mAunna! ani
ö-yafö ihabinü bak aiUr* Udit
10 sotäyt.
26) tSanduktjiüihina.'* tedit,
ö-fib ddsla.
27) Mala kö 'enijdr ettünit;
taftdUät tinnek, mihi-iö itigär
15 eaumt, »hi-nma!* tenit, höy
tihay.
28) »All dndn bdk-icä bak-
wA edin-heb, nni tcö-hardni an-
rlbet d6hdy bak aßer, ändakna
•M ön ö-mkin e/ina* tedit dihdy.
29) Mamhal-i-dhdy ö-mftdh
tihdy tiftdh-e-dhäy.
30) Bak tuwir tö-'or tun, ö-
yafoa teakwsi, in.
düy, qddi niilal yadäy, tcdkil
aitlal yaddyf* yani tan wägl-
yän yan.
Amd-ged ay bal^i dikti redün
tan dä'iiiltd, mambänil tan »i-
diiiä, bi'm tdna tos'ohd yfii.
Ayk sardl ay sandüq tuiu-
qn'ä, tan adddd öhHiid: 'obd.'*
ta, »iJ.i.i«?j ya hdqqe yö beniinik
nardl tnmdhs abd* tänak tale-
hd yan.
>7ä sandüq aji damlt^lt td-
nak talehd yan.
Wiliti: »lammd baül el ahdy*
ya, yyök da yd* td-güd »adöhd
baiil el ahdy-L ya heyauti (1a-
111 itd yan.
^Tnmd heyad tdhis tdhe yök
ydlehdn, anü hardni hend-geddd
täy dbd* tu, nln heyaii törki si-
nak sfignn kl* tdnak tnlehd yan.
lawa'öna meftdli bä%td, tan
faktd, tan 4^itd yan.
Bold täy abtd, iii mal tifdi-
yd yan.
1) Es war einmal ein mann, der hatte eine tochter, diese
Beine tochter war schön.
2) Tr vater verreiste. Als er seine reise antrat, sprach
er zu seiner tochter: »ich habe an den (jadi eine forderung
von dreihundert talem, geh' du zum qadi und sprich zu im:
zale mir meine schuld!« »Gut!« sagte das mftdchen.
3) Der mann nun verreiste, seine tochter ging aber zum
qadi und sprach zu im: »zale mir meine schuld!« Er aber
sagte: »wenn du nicht mit mir schläfst, so zale ich dir nichts«
und entliess sie, sie aber ging irer wege.
4) Sie ging nun zum wckil, und sprach zu im: »ich
habe an den qadi eine forderung von dreihundert talem, er-
Dt« Bedftoyr-Aprmche io Nordunt-AfrlltK, I.
IT
wirke mir die zalung!« Drei tage hindurch ging sie zu im,
aber sagte nur: »wenn da nicht mit mir schläfst, so zaie
Ich dir nichts,« entliess sie und sie ging ircr wege.
5) Darauf ging diese tochtor zum sultan hinauf und sprach
sa im: »ich habe an den qadi eine forderung von dreihundert
talem, zaIe mir diese schuld!« >Qat!< sagte der sultan, »komm'
Biorgen wieder!«
6) Den folgenden morgen kam das mädchen wieder und
räch zu ir der sultan: »wenn du mit mir schläfst, so zaio
dir die forderung aus, widrigenfalls aber nicht!«
7) »Gut!« sagte das mädchen, »ich werde eine zeit an-
bea, wenn du kommen kannst;« sie ging dann irer wege.
8) Sie ging heim und Hess hier eine grosse truhe mit
^_drei türen machen und an jede türe ein schloss.
^P 9) Damach zeigte sie dem qadi an, er solle um asser
zu ir kommen, dem wekil aber, er möge um magrib kommen
und dem sultan bestimmte sie die zeit um iscba, einem jeden
bestimmte sie eine gewisse zeit.
I[ 10) Der qadi kam also um asser, klopfte an und trat ein.
1 1 ) Das mädchen wies im einen platz auf dem sopha an,
ne schwatzten dann zusammen und reichten sich gegenseitig
Wasser und honig. Da kam gegen magrib der wekil.
^H 12) Als dieser an die tUre pochte, sprach das mädchen:
^^» meines vaters anwalt ist über dich gekommen.«
113) Als jener aufsclireckte und sagte: »wohin soll ich
entwischen?« erwiderte sie: »komm' nur!« und sie zeigte im
eine ttlre jener tmhe, da legte er sich hinein und sie schloss
die tlire al).
14) Nun kam der wekil herein und setzte sich auf das
^pha; sie schwatzten dann und reichten sich kafe, wasscr und
lionig. Da kam um ischa der sultan und pochte an die türe.
lö) Wie nun der sultan an die türe pochte, da sagte
znm wekil das mädchen: »meines vaters anwalt ist über dich
gekommen; wenn er dich hier findet, so tötet er dich.«
IG) Als nun der wekil aufsprang um ein versteck zu
ichen, sagte das mädchen: »ich werde dir ein versteck zeigen,
In» jener wider fortgeht,« zeigte im dann eine türe jener truhe,
legte sich der wekil und sie schloss dann die türe zu.
. d. phil.-liul. 1.1. t.^XXYlll. lld. .r AMi. i
TIT. Jl>i1un<1iing ! Rdniieb,
I
17) Hierauf öftnct* sie die türe des liausps, ftirte den
snlun ein, sotxtc in auf das sopha, stellte, vor in einen tisch
hin und setzte im kaf«^ und Honig vor.
18) Dann ging sie hinaus zu irer magd und befahl dor-
«trlbcn: »klopfe mir später an die türe!« hierauf ging sie wider
liinein zum sultan.
l'J) Sie schwatzten dann zusammen und tranken honig
uud kaf<?. Da klopfte die raagd an die türe.
20) Wie diese an die tttre pochte, da sagte das mädchen:
»meines vaters anwnlt ist über dich gekommen.«
21) Als der sultan aufsprang und fragte: »wo soll ich
mich verstecken?« »Komm' nur!« sagte sie, zeigte im eine
tttre der truhe, dahinein legte er sich und sie schloss die tlire ab.
22) Nun verliess sie das mUdchen, ging in sein gemach
und übernachtete, jene drei aber blieben die nacht über in
der truhe.
23) Am folgenden morgen vermisste sie die regirung und
man fragte: »wohin sind denn der sultan, der qadi und der
wekil gekommen?« man redete hin und her und suchte sie
überall.
24") Da berief das mftdchen die pascha und aga, wies
inen sitze an und bewirtete sie mit kaf<5.
25) Hierauf licss sie die truhe bringen und setzte sie in
iro mitte und sprach: »hört! weil man mir meine rechtliehe
forderung verweigert hat, so tat ich also« und erzälte den
licrgHUg.
26) Darnach sprach sie: »nun kauft mir die truhe da ab!«
27) Da bot einer zweihundert talor und als ir diese nicht
f;cnügtcn, so bot ein anderer dreihundert. »Gib her!« sagte sie
dann und nam das geld.
28) Und sprach: »diese männer sagten so und so zu
mir, <la ich aber die sünde verabscheue, so tat ich also; eure
mttnnor sind nun da drinnen in der truhe.«
21') Sie nam nun einen Schlüssel, damit jene befreit
wünlou und Öffnete inen.
'M)) Also handelte jenes mftdchen und machte sich irc
lunlerung bezalt.
Die BedHre-Spneh« in Notdoat-Afrlks. I.
19
8.
Der esel and das kalb.
1) Mik W& Idga hidäb egnin
8n maldtib.
2) Ü-mik uwin, ü-ldga uwin,
dima maldllb esnin, m.
5 3) ü-mik: *ü-sanüy!* edit
ö-räwi dhäy.
4) *Nan töharü Ohdya^* edit
wä-yö ö-tneki dhäy.
5) Ü-mik: >haiUt yi'dnit edit
10 wö-y6y-dhäy.
6) ü-mik: *hanit yi'dni*
inüc: *i6biay hdnal n-dhdy bi-
mäüwik-hök* edi icü-yö.
7) Ü-mik d-räwi dhäy: »ngäl
15 dör hanit dne* edi.
8) Wü-yö: *iÖbSay, S6bSay!
ü-dhdy emsiü-hOn, ö-maldli de-
hani temHü-hön* edit ö-miki
dhay.
20 9) Malyib ü-mik hdnya, bed-
dör maläli dihani Üfi; harH
bdyho timäsü.
10) Malydb tü-bdyho: »mikit
han amitu* tedi-hösna.
86 11) y Malydb bd-kani!*edina,
*bat&k hanriwi - ndka niyaü-
hiki, malydb bimmäsiwik, ngdl-
kä küaldy dehöki ddsnay edina.
12) Malyib ü-mik mdlya dör
30 hdnya, bards kaeada emOsüna;
tö-bayhöti dehdy döf ehina.
Danän ka rügä inkö märän
yan diböl.
Ay danän nabd yakd yan,
ay r4gä nabd yakd yan, um-
mdnged diböl märdn yan.
Ay dandn: *yi azd sa'dlö!*
ak yalehd yan ay adhebik.
*Ay fdl4af* ak yalehd yan
ay aür ay dandnak.
Ay dandn: »anü hü hü hü
aldhö* ak yalehd yan ay aüruk.
Ay dandn: »anü hü aldhö*
yak aardl ay aür: *eru}ati elih,
heyaü kü yabdninkö* ak yalehd
yan dandnak.
Ay dandn ay adhebik: *inki-
ged hü aldhö* ak yalehd yan.
Ay aür: *er}4,aii et}4(iti elil},!
heyo ka dlM alüld nö yabdnin-
köt ak yalehd yan ay dandnak.
Amdyk aardl ay dandn an-
dähd yan, ay wdqtid dlbi alüld
inkö rdkbe aadn yan; amd-gld
w(dcari ka tobbd yan.
Ayk aardl wakari: >danäni
anddhä öbba* tdnak talehd yan.
*Malammi gabdy anddhö, a-
md-gSd at& fal^dnkö- kö dbna,
malammt gabdy andähd-wdynkö
ilölu kü nagdrö* ak yajehdn
yan.
Ay dandn malammi andähd
yan, ay inkö aaadm tobbd yan;
aard ay wakari da'amtö dkä
yohöyn ydn.
2* •
m. Ä%k«ii4)iiiir; Kelttlaek,
13) Har'i wü-hd(jija: *saki
i Ihhit ! t tö-bnyhot i-dhäif.
14) Tibi hrhjho vu^ki-dShä;/,
itdyt: >düra wü-hd(j[4''^ ragadok
6 öngdr kit'dt hiyiha! edi-höka*
tedit.
15) 0-mAk: »kira!* ed{,raga-
ddn d&h/iy ikUi, ihiyik te-lagi-
tih tü-hdyho harö» bii-n-katim
10 avitdy ted'it.
16) Malydb dShdy etayt: wö-
aynk wo ragadok kü'a hiyBba!*
tedi meki dihdy.
17) U-mik: *bak dlyi S-ra-
js gdda, fa(}ig komf hOy tihi tU-
hdrri, dne nän ddan'if* edit
bayhöti d&häy, irib.
18) Har'i tü-bdyho ö-y6y-di-
hdy etdyt,: tdarü wü-hti<j4(i ii-
ao bot anldmi-hoka, ragdd diihd
hsUVn! edi-hdhi* tidi.
19) Malynb tpü-yö: *saki-di:
bartik tdktut, ani t-dku; te-ku-
litik »ihdldt, ani g-d'ayi Ss-
25 haltit yi'anl-hdka* edi iö-bay-
hoti dihdy.
20) Tü-bdyho hdddi dihdy
s6ta: *tcä-yÖ ön icd ön ene*
tidi.
21) Hart tnü-hddda hirgri
SO dihdy iya, itm'allagiiit, trü-yö
ö-rdfi dthiiiyn, edir, e.nUidah.
22) Malydb bdyhn: »dür/i te-
d(r-hib, ön \cö-hirbo dibsa't
tidi.
3& 23) Wüy6 v»Mrbo dibUi-
yanfk: 'On diyO-yök kök«, 9m
Anuiyk sardl lubdk: »tabdlo •
adil!* nk yajehä yan icakarik.
Ay wakari dandval faday
yan, Sl t.ametdk sardl: *ydbö
hibdk H-ili lak iigri'ä yö für
kök yalehd* ak talehä ysn.
Ay dandn: »ma'd!* ya, icili
iii lak yigri'd, nkä yohdy yan.
amd lak waknri ardhad iSe
bettd yan.
Malammi Sl g'ixtd yan dand-
nal ay icakari: »Avt hard tigri'A
yö ohö.'t ak talehä yan.
Ay dandn: »tdhs tdjJcO yi
Idkök, afnrd t<)kdt yokö bäktd-
ged ay dbo .'< ya, dkä hend yan.
Anuiyk »ardl ay wakari aii-
niX taddy yan: %ydbö lubdk
saldm kök yd, will lak figri'd
yö fdrf kök yd* ak talehd yan.
Ay adr: * taddy ayi lubdk:
iitü hdyld la kitö, anü hdylä
la kiyö, atu kü ikök teyliligdk,
anü yi gas eyliligdk »ardl koyal
dmtta* ak yalehd yan.
Ay tcakari gäjfid: laiir tähi
fdhe kök yd* ak wdrtiiä ^n
lubdkak.
Atiuiyk »nrdl ny lubdk yaddy,
el yametd yan ay ai?nd, j/t«H-
dnfulin yait, ay aür ny Inbdk
kn rädiid, kä yif'ird, kä yig-
dlfd yan.
Ayk »nrdl ay tcakari: »y'ffiöj
ti.jtlifOj ay mtdwAar kä rädiif*
ak tmltkd yuu.
Air oy mtämibmr
nil ay ttnkmri: *äkkt kök
Di« B«6ui]«-8pnclie in Natdo«t-AfHk». I.
21
6-rba dihia! an hoka* tenit
tlihäy.
24) Wü-y6 dihäy farriyanik
6-nga iku£ %yd\
5 2b) Ndähhasamin erhitanik:
*{ha, md'a! tön te-ia'td dShn
sdya! taräbes aniühöka* tedi
t&-bäyho.
26) >Kera! tardb tenlwek-hsb
10 an cusi* edi dehäy, eyanek tö-
'aH-tr6» ddsiyiytj tO-Sä' esayit.
27) Ü-tdk tö-id" esdy^ne-hob
türhäyho tO-'dü O-gato-öa Kay ti-
bdyt, amtdy ted'it, titküdukt,
15 ambäb t-haHdt tetib, tehakür-t,
dihdy ita.
28) Malyäb ü-tdk: »tarabi
hiyibH*. edi to-bayhöti dShäy.
29) *TareA diya-yök koke,
W ragdd adi-hok bakdy* iinek,
»käyhe* eni ü-tak.
30) *8e-t bakdy wend hiyät-
ok koke* tinik, ü-tdk tehaüatoa
ihayt ö-tüg ehe, in.
V, 31) Efdignit eibibnik ambäb
aki erhiydna.
32) Malyäb ün ü-tdk: *en4&-
Kayü, tak thSnek madna! adä-
mdddihokna ad" Hfl* edi-höana.
80 33). &-bdyho d&höma ebenit
iyäna: »ön to-fna fafardna!*
mit; fafariyannek kassä» etkü-
lahiniyO, ay kömd rädii kök
talehd* ak ta\ehd yan.
Aitr ay kömdl habbä tl iSä-
gSd, ddrre ak yigiddild, räbd
yan.
Wili heyaütö tilabisdti tubt-
Id-ged: *kü^, tä hadö yö hadiltö
amö! ta ablä kö ahdwö< ak ta-
lehd yan teakari.
»Ma'dk! ta hadö ablä yö
bäxtddö hadilöt ya, yametdk
sardl, iSi baskä bälöl öbiid, ay
hadd hadlld yan.
Ay heyaüti ay hadö hadlld-
gsd ay wakari kä baskä iii
'äred bäxtd, bsttd, bäktd yan,
sido hdgge-kö tamegi, tuluwd,
ay heyaütö ak gOhiiää yan.
Ayk sardl ay heyaüti: *ya
hdqqe, ablä hadötiyä yö ohof*
ak yalehd yan.
»Lak kihä akitn kök mälahi-
niyö* ak talehd yan wakari;
»mä-fala* ak yalehd yan.
Ay wakari: 'tiraü kibä akim
kö mAhay* talehdk sardl ay
heyaüti iÜ sidö yuqu'd, adagdl
yaddy yan.
Sidö fakdn, iloldn-gSd-dä
hdgge adddd kini-kd yubilin
yan.
Ayk sardl ay heyaüti: *yi
dik-mdrä, labahä takdnlnkö a-
mäwd! teker stnak dbö* tdnak
ya^elut yan.
WSkeral yaddyn , yametin
yan: »mahäl' af bukdl küdu-
mdntä!* tdnak yalehä yan : kü-
»
TIT. AMiudlnnK: Beialtot.
auknit, batü» iimhit; fatianek
t6-fna ihäyt edir.
dumdn-gtd umbakd bäkitdn
yan, iiSi filä rata yati; kudum- 1
tä-gld rUsuk mahälöli ia yigdifA
yan.
1) Ein esel und ein kalb lebten in der steppe beisammen.
2) Der esel wurde gross, ebenso das kalb und sie blieben
stets in der steppe.
3) Da sprach einst der esel zu seinem kameraden:
>o mein bruderU
4) >Was willst du?« erwiderte der stier dem esel.
5) Da sprach der esel zum stier: »ich möchte ija sagen.«
6) Der stier erwiderte im: >so mache es nur recht leise,
damit man dich nicht höre.«
7) Der esel sagte dann: »nur ein einziges mal will ich
ija sagen.«
8) Der stier erwiderte »nur recht leise, recht leise, damit
leute und vih uns ja nicht hören.«
9) Da ijate der esel; es waren aber damals die wüsten-
tiere bei einer sitzung und da hörte in der iiichs.
10) Da sprach zu inen der fuchs: »ich höre ein esels-
geschrei.«
11) Sie erwiderten im: »er möge noch mal schreien, und
wir wollen dir geben, was immer du willst; wenn wir in aber
nicht ein zweites mal hören so werden wir ein jeder den stock
auf dich legen (dich prügeln).«
12) Da ijate der esel nochmals und sie alle hörten es;
da gaben sie dem fuchs ein geschenk.
13) Hierauf sprach der löwe zum fuchs: »geh' hin und
schaue I«
14) Der fuchs ging und kam zum esel und sprach zu
im: »mein oheim, der löwe, sagt zu dir: schneide dir ein bein
ab und gib es mir!«
15) »Gut!« sagte der esel, er schnitt im ein bein ab und
gab es im; auf dem wege aber frass es der fuchs selbst one
es zum löwen zu bringen.
Ifi) Er kam dann abermals zum esel und sprach zu im:
»schneide deine band ab und gieb sie mir!«
Die B<l«a]re-Sprmchr in Tlardintl-Afrik&. I.
17) Der esel aber erwiderte im: »wenn du so redest, so
nimmst du mir die beinc und die vier fussspangjen, was sollte
ich d&nn machen < und wies in also ab.
18) Hierauf kam der fuchs zum stier and sprach zu im:
»mein obeini, der löwe, grüsst dich und lässt dir sagen: schneide
dir fllr mich ein bein ab!«
l'Jj Der stier erwiderte im: »geh nur hin und sag' im:
du bist ein mann, ich bin auch ein mann; wetze deine zahne
und ich werde meine hörner wetzen und zu dir kommen!*
20) Der fuchs ging nun zum löwen und berichtete im:
»so and so hat der stier gesagt.*
21) Da Üef der löwe hin zum stier and sie rangen, der
stier aber warf den gegner und tötete in.
22) Da sprach zum stier der fuchs: >ttu hast mir meinen
oheim getötet, nun wirf da diesen hügel um!*
23) Als der stier den hUgel umstürzte, sprach der fuchs:
»den da habe ich dir ja nicht angesagt; die.sen bcrg da wirf um!«
24) Da stllrztc siel) der stier auf den berg, brach sich
den rücken und starb.
25) Als nun der fuchs einen mann vorübergehen sah, so
rief er diesem zu: »heda, komm', und zerteile mir das fleisch,
die hälfte davon gebe ich dir!«
26) »Gut!« sagte dieser, »wenn du mir die halbscheid
giebst, so zerteile ich es,« und als er herbeigekommen war, so
legte er seinen honig( schlauch) nider and zerteilte das fleisch.
27) Wärend nun der mann das fleisch zerteilte, trug der
fuchs den honig in sein haus, frass in aus, fUlitc dann den
schlauch mit seinem dreck an, band in zu und kam nun hin
tarn mann.
28) Da sprach der mann zum fuchs: »nun gieb mir die
Ualbscheid!«
29) Dieser aber erwiderte: »die halbscheid hab' ich ja
nicht gesagt, nur ein bein versprach iih dir.' »Das neme ich
nicht« sagte der mann.
3U) »Nur die leber gebe ich dir, sonst nichts« sagte der
faclis; da nam der mann seinen schlauch und ging fort zu markt.
31) Als man dort den schlauch üflmete und hineinsah,
erblickte man nur dreck.
94
nr. A^hMidlniiK: Bciniieb.
32) Da sprach der uiana zn den leaten: »landsleute,
wenn ir railnncr seid, so kommt, einen schmaus will ich euch
zubereiten!*
33) Sie kamen nun zn den fUchsen und befahlen diesen:
»sprinpt über diese lanze!« Sie sprangen und brachten es
fertig, jener fuchs aber bliel) zurlick. Als er sprang, tötete
in der mann mit der lanze.
Der Schakal und das lamm.
1) Bdyho anö-t 'ör emora-
rdmna, ina.
2) An malhds atnlnTUX, mal-
yib imalldgna.
6 3) Bdyho dima hSy dibya.
vmlydb bdyho: ngdl höh dihn
diba!< enit 'an6-t'-öri-dehäy.
4) DShäy d^bya, eti. malyäb
il-bdyho ink( egd'-t, e-^nana
10 tdmya, ena.
Gaw6hf.ö ka aydo bdlä stddad
mär An yan.
Aylammd yanehin yan, nmäyk
Sarai yundufulin yan.
Ay gatcehti ummAndS rädd
yan. »inki-ged yö halit.U ak ya-
lehd yan ay aydö bd\ak.
Hälitä yan, nniäyk itardl ay
gawel}ti arnöd ak dafdy yan,
ulü' ak bstd yan.
1) Der Schakal und das lamm waren gespilen.
2) Beide erwuchsen und rangen dann miteinander.
3) Da tiel aber jedesmal der schakal. Da sprach er zum
lamm: »so fall' doch mir zu hebe auch einmal!«
4) Nun fiel das lamm. Da setzte sich der schakal darauf
und frass dem lamm die eingeweide.
10.
Der schakal und das zicklein.
1) Bdyho nä'it 'ör e-malälib
hiddb esnin, »n.
2) >Wu-hd Tibbiis Rakd-yt-
'Or, nän Jrhitayft ennik, »nät
16 rihdb koke, malälib ts-nä'it-'öi-
etiniik, kit-tamta edina.i
Gaw^tö ka bakdl dihöl std-
dad märän yan.
Gaicelfti: ^käeTibbü« ka Rakd
bald, ay tuhüuft yalehä yan.
*tnkvn viäbalinyO. diböl bakali
kok siigdnkö, kn mä-betta^ yan*
ak yalehd yan bakali.
DI* BtdMxe-Spnehe In Nord«st-AfHte. I.
3) »Ani amsi nihiL guäbä *Änü kämdl dawä o'obdnkö
akö kä-'ii-hök* idi bdyho. kü mä-höba* ak yalehd yan
gaweJftl.
1) Ein Schakal und ein zicklein waren in der wüste
beisammen.
2) Da sprach der schakal: »du son von Tibbns und der
Raka, was hast du gesehen (zum fressen für mich)?« Das
zicklein erwiderte: »ich habe nichts gesehen; man sagt aber,
wenn du in der wüste ein zicklein triffst, so fressest du es nicht.«
3) Da sprach der schakal: »da ich aber gestern arzenei
getrunken habe (daher fasten musste), so lasse ich dich nicht aus.»
11.
Die maus, der froseh und die eideehse.^
1) Tü-gibb wä t^amSt-hatdy
Jädäb emn Sh.
6 2) T-yamSt-hatäy: »ani d'drS
dihäy 8akdn eff, loö-harrö-yö
gSadi-gmirhA!* tedi tö-^t{-
dihäy.
3) *An{ cuSldn, ani dShok
10 kä-gü'ad* tedit tü-gibb.
4) Malydb: » hanin Saüdba
kinkef dehö gWädif* tedit tö-
gibti-dehäy.
5) »Kiraf* tedi tü-gibb. nigg-
16 niggo wö-harr&wi tü/ri esd' yt'-
äyim.
6) TTSn tü-gibb gäharti-dehäy
tibi in, wü-niggniggo erhiya tö-
gihb.
» 7) Tan ta-gibb: »ad'ed'ir h6-
ka, dihö bä-»öya!* tedi ö-nigg-
nigg6-i dühiy.
Andäwd ka a'dn gör ki yinin
yan.
Ay a'dn: *anü mara'd adi-
yik, ilaü yö daülU ak yalehd
yan andSwak.
»Anü 7nA-ld. anA mä-laüld*
ak talehd yan andäwä.
Amdyk sardl: »gör m/i-ktn6f
yö daül kiba.'* ak yalehd a'dn.
»Ma'df* talehd yan andäwä.
ay ildwak dfal aför Sl sügd
yan.
Ay andäwd gare'ittS taddy
yan, ay aför ta yubild yan.
Ay aföruk: *yi mar'eSittdk
ta ilaü biSitö klnik yök mä-
wäriHn.U ak talehd yan an-
däwä.
> Vgl. Sabosprache I, 230.
^^^^^H '96 ni. AbkandlüDi
^^^^^^^^^^H
^^^^H 8) *Kora!* edl iini-nlggniggo.
tMa'äk.'* yalehd yan afür.
^^^^H malyäb wi-hdrro togühdr tihe
ay ilaü gar'ittd, biiitfä yan
^^^^P Sn tu-gibb.
anddwd.
^^m 9) T-yamet-haiay eta en, e-
Ay a'dn tametä yan, ay iSi
^^1 6 gaUö» teSiibik wö-harröy6s te-
'dre yubilä-gtd Hau icaytd yan.
^^^^ 10) *W0 harröyo höyö togüS-
»y ildie yOk gar'itta* ak ya-
^^^^H hdrit tä-gibti-dhäy tedit t-yamet-
lehd yan a'dn anddwdk.
^^^^r hatAy.
^^r 10 W) »Anlgniharabkik^'^tedit
*Kök mci-gar'etiniyöt. ak te-
^^^^L tü-gibb t-yaviet-haMyiit dihdy.
lehä yan andAwd a'dnak.
^^^^^ 12) * Höyök gukhardb bakayi-
*K6-kö anü mä-gare'itiniyö-kä
^^^^H dhä ü-niggniggo badhibu* tedit
afür yamaskäröt ak talehd yan
^ tü-gibb t-yamit-hatäytit dihdy.
aiidätcd ay a'dnak.
^^M 16 13) "Kera.'t tedit te-yamet-
»Ma'dk!* yalehd yan a'dn,
^^^^ hatäy O-niggniggöy d&häy ebena,
ay afitrul yuddyn yan, yatnai-
^^^^H etbadhaixi-dhäy ebena.
karöna yaddyn yan.
^^^^^k 14) ^Kit-kdua tü-gibb wö-har-
> Yö mä-taliga avdäwd y' ildd
^^^^V röyö togühai-et tönäl* tedit te-
yOk bettdmt* ak yalehd yan
^^K 2ü yamet-hatdy , ö-niggniggoy-dhny.
a'dn ay afüruk.
^^^^^L 15) »Dihö tiktena rcö-hdrro
*¥ö taliga anü ay ilaü bs-
^^^^H an agühaiH töiidft tedit tä-
tdmft ak talehd yan ay andätcd
^^^^H gibb o-niggniggoy-dhäy.
ay afüruk.
^^f^ 16) »Tü-gibb wö-haiTöy6k to-
>Andäwd kü Hau betta anü
^H 25 guharit tönd irhäb kdkvt eni
md-baliyö€ ak yalehd yan afür
^^^ wü-niggniggo , bak enit dihdy
yimiskird yan.
^^K ibdah.
^^^^H 17) T-yamet-hataytigiräbena,
A'dn yunsulugd yan, andäwd
^^^^y tü-gibb tigirib eiia.
ttislugd yan.
^^f 30 18) Malyäb wü-niggniggo mba-
Amdyk sardl ay afür ay
^^^^^ ddb daiirib, findt daurib, glbib
andäwd ak ta-mi rumnid yakeld
^^^^H daurib, haldk daürib, heddm
ma'd aotdl, ma'd mahdlö, nta'd
^^^^P daürib eküdyt eya, tö-gibb ndig
gobö, ma'd q&ari iiel hay mar'e-
^^^^^ eküasit d'ari dhäy eya tö-gibbit-
iitö yametd yan ay anddxcdl.
^H 3ö döhäy.
^M 19) *ün dbuU tedi tü-gibb
»Täti atiyäi* ak talehd yan
^^^^^L ö-niggniggöy-dhny.
ay atidäwd ay afüruk.
^^^^H 2Ü) Wü-nlgyaiggo: »aiiüb, ö-
Ay afür: »ydyä afür kini*
^^^B niggniggot Mi.
ta ak yaleltd yan.
I^« BcdUTe-BprKh« tn Nortost-AMk». I. 37
21) »Nän Uhard tihdyaf* >Ay fdl4af< ak talehä yan
tedi t&-gihh. ay andäwä.
22) »Ad'ir efi hoki, i'dn. »Kö mar'eÜtO ametd* ta ak
haki* enit vcü-^iggniggo. yaiehä yan aför.
6 23) »Ö-glült, ö-glült "6r! anib *I>Madiidibäla! yöyämar'e-
tetir-ühdyai* tedi tü-gihh ö- Sittö tametaf* ak talehd yan
niggniggöy-dhäy. ay andäwä ay afüruk.
24) »Tü-gUiU, tö-glüliüt 'ör! »Dada, dadd bald, kü mare'd
batök bä-d'irBk han, nät kd-ke, rä'td-dö ed wäyndm mdnnO akik
10 wö-hdrrot-yamit-hatäy-tlbtegi!* a'dn ilaü gar'ittär^ä edebbd!*
edit um-niggniggo , Sn enit ö- ta ak yalehd yan afär, ay ya-
»aüöt yiaMk, in. -giddÄ iH ardhal ak yaddy yan.
1) Die maus and der frosch lebten beisammen.
2) Einst sagte der frosch zur maus: >da ich zu einer
hochzeit gehe, so bewache da mir mein kom!«
3) Die maos erwiderte: >ich beileibe nicht, ich bewache
es dir nicht.«
4) Hierauf sagte der frosch zur maus: »sind wir denn
nicht freunde? so bewache mir also das kom!«
5) »Nun gut!« erwiderte die maus. Nun sass vor dem
kom die eidechse.
6) Da ging die maus auf diebstal aus und die eidechse
sah sie dabei.
7) Nun sprach die maus zur eidechse: »ich werde dich
heiraten, daher verrate 'du mich nicht!«
8) »Gut!« erwiderte die eidechse und hierauf stal die
maos das kom.
9) Der frosch kam nun heim und wie er sein haus be-
nchtigte, vermisste er das kom.
10) Da sprach er zur maus: »du hast mir mein kom
gestolen.«
11) »Ich habe es nicht gestolen« erwiderte die maus dem
froadt.
12) »Dass ich dir nichts gestolen habe, daftlr ist die
adechse senge« sagte die maus.
18) »Gut!« erwiderte der firosch und sie gingen zur
lue vm ne m vememen.
»
TU. AbtiuUong: Bilolscli.
14) Da sprach der l'rosch zur eideclise: »weisst du nichts
davon, dass die maus mein kom gestolen hat?«
1») Auch die maus fragte also die eidechse: > weisst du
etwa von mir, dass ich das kom gestolen habe?«
16) Die eidechse legte nun zeugniss ab und sprach: »ich
habe nichts davon gesehen, dass die maus dein kom gestolen
haben sollte.«
17) So verlor der frosch den prozess und die maus
gewann in.
18) Da nun die eidechse dachte, die maus habe erliche
absiebten, so nani sie ein schönes schwert, eine feine lanze
und einen schönen schild und legte an ein feines gewand und
einen kostbaren gürtel und kam bin zur maus, sie zu heiraten.
19) »Wer da?« sprach die maus zur eidechse.
20) Diese erwiderte: >ich die eidechse, ich bin es.«
21) »Was willst du?« fragte die maus.
22) »Um dich zu heiraten bin ich da« erwiderte die eidechse.
23) »Dummkopf, son eines dummkopfs, mich wolltest du
heiraten!« sprach die maus.
24) Da erwiderte die eidechse: »dummkopf, tochter eines*
dummkopfs, wenn du mich auch nicht heiratest, so macht das
nichts, gieb aber dem frosch sein kom zurtick!« Also sprach
sie und ging irer wege.
12.
Die eidechie und der.ichecli.
10
1) Adangaläy ktihib faräbö,
mbdji wühl faräbö yi'ii g^igya.
2) Fagni ihayt talogya; mhl-
n6» ey/iyt adangaläy, iiibek
4näü.
3) Pa4abyäyt, nät enäwik
a»H rewyäyt 'äf efin mafali,
yafitOs nät geddm, tä-'ä-tel däs-
ydyf, igdähat.
4) Malyäb faglri i-ykhüi
mkiJKts ddnya, a-ukhüi tsiiinek
Afür lalim dälä yan, arqä
rigidid (Jäld yaii, häbd ak ya-
ddy yan.
Sek yuyqu'd nk sü'usd ytm;
i.ii rnakänal gähd yan afiir^
yubild-ged wdy yan.
Yamrereddy yan, icilim icayk
gardl ugdniial kOrd , agännä
yanH hcmad iSi df-kö wlli rimid
id hdy yan, öbd yan.
AniO-güd ay Sek lalimä aicicdl
tan inakdnal lau yadbhbd yan,
DU BcdMyt^pnclie id NvrtMI-itHtn. t,
29
'öyt, ö-geddm ö-girm6s höy
gi-'amU-t ö-gediim Tnehnlyäytf
i-kuhtyis ebAyt.
h) 0-faglri tö-kiiätidhdy:
»tö-'d harofifi!* etlit, esofvft.
mal4 ya» dihay iyän, Idkyan,
itfo»; malö küiküäy dihäy eya-
ttik, lakyanik iyan.
ay afitr, iii (jäylö ak sügdii-
güdd'i körd, kämik addiid aniö
hay, rimid ak yayye'ä, öbd, iii
ddylol yndüy yan.
Iii mä'andäk: »tumä hfin irö
häl-U ak yalehä yan ny Sek,
häUiäk sardl lamvid k-ari ya-
matd, qalabd Uän yan, ay karä
häddn yan; lammn gümäyti yu-
inatini yo'obin yan, bädän yan.
1) Eine eidechse legte unter einem bett ein ei, verliesa
dann und ging fort.
2) Ein scheeh nam das ci and versteckte es. Als die
eidechse wider dahin kam und naclisaii, fand sie das ci nicht.
3) Sie lief umher und als sie nichts fand, stieg sie aufs
eil, worauf die milch stand, legte aus ihrem mund irgend
eine wurzel in die milch und stig dann widor herab.
4) Hierauf legte der scheeh die cier wider auf ihren platz
und als sie wider sich vorfanden, so stig die eidechse wider
hinauf, steckte den köpf in die milch, nam die wurzel heraus,
ftig dann hinab und ging zu iren eiern.
5) Nun sprach der scheeh zur sklavin: »wirf die miluli
hinaus! < und Hess sie hinauswerfen. Zwei hundc kamen herbei,
tranken davon und starben; zwei geier kamen, tranken und
starben.
13.
Die schlänge und der zigenhirt
1) Küärküär k&äb wä rabdb
kida unihf ecfntn in.
2) Eyaiiya dShdy iya, wö-ha-
lakUos farddd dihdy iktÖ' iha-
»H-9Ü(irn da'i-tü€ en-it,
Outmi.
3) Ü-küSrküAr ictf-Atj/rf yi'iS,
»dkya-nik adauynldy dihdy «yd-
it, gib hi'yi-it, hardmi kdbtay.
"Äror saytyd labtiyä Mdn
asdn yan.
Alä-l(hctni biikd-l yamatd, iii
naräna-kö haldb ak igrid »itit-
trd-4 ma'a< ya, tan aariiä yan.
Ay lab arorti ta häbdk, ya-
däyk mrd-l afür td-li yamatä,
d'md yan, zini abtä yan ay dror
fdytyä.
80
tn. Akkmolliiiid : Reinlich.
4) Malydb eyatifia dihdy e-ya,
kfiärkilAr küäb edir-t, endo»
nayn-it, avuu wö-hawäd-ih te-
'eya-tis tnay.
h 5) Kiiärktiör fi-räha df.häy
eyä-it, yi-'aba-ye geb bi'yä-it:
»andirt en-it.
6) W-eyatiga yi-adini teer
araüös »6ya, küärküdr ü-rdba
10 emägutcik e-iiiadir yiÜ d6hny,
ye-arärib esd' dSkdy retcyanek:
»da'ib tutcira€ edit.
Malammi ay altüäwini tdnal
yamatd yan, ay arord ta yig-
difäy iai dik harrdy yau, iii
ald aligüik yinä yan.
Ay lab arorti iba-d ak ya-
matd yan^ bdköl-ik addd-d: >käy
agdüföt ya sü'utä ya».
Ay alil-lthcini aki iii döbdytö
ny w&ri icärlid yan, anid-ged
fiy lab arörti yobbd-ged kä yidef
häbd, gdle-l kOrä, ak dafäy-k
Sarai: tniu'dm dbta< ya.
1) Eine weibliche und eine männliche schlänge schliefen
beisammen.
2) Da kam ein zigenhirt dazu, schnitt einen zipfel seines
kleides ab und deckte sie damit zu, indem er dachte, ein vor^
hang ist hier schicklich.
3) Der schlangengatte entfernte sich dann und nachdem
er weggegangen war, kam eine eidechse herbei und beschlief
die schlänge und sie beging einen ehebruch.
4) Widerum kam der zigenliirt dazu und tötete die
weibliche schlänge, ging dann heim und molk abends seine
zigen.
5) Der schlangengatte kam im nach, legte sich zu seinen
Zicklein und sprach: >ich töte in.«
6) Der zigenhirt erzälte aber den Vorgang einem anderen
geftirten von im und wie dies der schlangengatte gehört hatte,
so untcrliess er die tütung, stig im auf den schoss und sprach
zu im: «recht hast du getan.«
14.
Sätze und redensarten.
Ani wünu neg. ani wün kdke. Ich bin gross, neg. ich bin
nicht gross.
Barük wünuba neg. barük Du bist gross, neg. du bist
15 tDun kitin. nicht gross.
Batük wüntutci neg. batük Du (fem.) bist gross, neg. du
lount kittay. bist nicht gross.
Dia B«l>aj»'8pnclM In ITordott-AfHln. I.
31
BarfU toünu neg. baräs tcun
läke.
Bat&$ wüntu neg. batüt wunt
kUte.
5 Hanin wetUba neg. henin
wemib kinke.
Barak (harikna) toenibona
neg. b. wafäb kittSna.
Batik (batikna) wenitäna
10 neg. b. wanit kiUSna.
Baräs (bardma) wentba (we-
nibuna) neg. tcanib kikifn.
BaiAs (batSuna) wenita (we-
nitana) neg. fcantt Mken.
15 .^t bartihOk umnu, neg. tcun
koke.
BariJc anit uränuba neg.
trun kittay.
Hanin barSthokna toaniba.
SO Barak hanit wenibäna.
Hanin barBthötna wanib kin-
ke.
Ani awin neg. ani mnäb
koke.
S Barik tuwina neg. barük
winäb kitta.
Bai&k Uuoini neg. batÜk
winät kittay.
Bartu uwin neg. bartu winäb
10 kike.
Bat&» tuwin neg. batüt winät
kitte.
Hanin nuwin neg. hanin
winib kinke.
K Barak tuwinna neg. ba/rdk
vinäb kittena.
Batäk tiocinna neg. batäk
wktät kütena.
Er ist gross, neg. er ist nicht
gross.
Sie ist gross, neg. sie ist nicht
gross.
Wir sind gross, neg. wir sind
nicht gross.
Ir seid gross, neg. ir seid
nicht gross.
Ir (fem.) seid gross, neg. ir
seid nicht gross.
Sie sind gross, neg. sie sind
nicht gross.
Sie (fem.) sind gross, neg. sie
sind nicht gross.
Ich bin so gross wie da; neg.
nicht so gross.
Da bist so gross als ich; neg.
nicht so gross.
Wir sind so gross wie ir.
Ir seid so gross wie wir.
Wir sind nicht so gross als
sie (plar.).
Ich wnrde gross, neg. wnrde
nicht gross.
Da wurdest gross, neg. wur-
dest nicht gross.
Da (fem.) wurdest gross, neg.
wurdest nicht gross.
Er wurde gross, neg. wurde
nicht gross.
Sie wurde gross, neg. wurde
nicht gross.
Wir wurden gross, neg. wui*-
den nicht gross.
Ir wurdet gross, neg. wurdet
nicht gross.
Ir (fem.) wurdet gross, neg.
wurdet nicht gross.
32
m. Abhandlung: ReinUek.
Bardana Uioinna neg. bards
winäb kiken.
Batds uwinna neg. batds
tcinät kiken.
6 Ani anwin neg. kd-umn ^-
win).
Barük tunwina neg. kit-wina.
Batük tuntdni neg. kit-wini.
Bariia unuAn neg. ki-tcin.
10 Batüa tuntßin neg. iii-tctn.
Hanin newun neg. kin-win.
Barak tetcünna neg. Ä;i<-
triniia.
Batäk tetcünna neg. kit-win-
16 na.
Bards eictinna neg. il-tr(nna.
Batds eiciinna neg. X;f-((nn»a.
i4ni irS '5r tcö anib asmcin.
20 Borat Abddllay «rö "ort 'ör
*e»v«rina.
Balilk Hdmmadi 'öti ^ör tes\f-
wini.
Batäk tö-'9t te batitök tes^-
25 irini.
Barüs ic9 '&r ö baryös ea^unn.
Batüs tö 'öt te batitos tes^ficin.
Hanin wo '(^ön för hinnib)
nes^tcin.
30 Barak tö 'öt te barftokna te-
fiftcinna.
Sie wurden gross, neg. wur-
den nicht gross.
Sie (fem.) wurden gross, neg.
wurden nicht gross.
Ich werde gross; neg. werde
nicht gross.
Du wirst gross; neg. wirst
nicht gross.
Du (fem.) wirst gross, neg.
wirst nicht gross.
Er wird gross, neg. wird
nicht gross.
Sie wird gross; neg. wird
nicht gross.
Wir werden gross; neg. wer-
den nicht gross.
Ir werdet gross; neg. werdet
nicht gross.
Ir (fem.) werdet gross; neg.
werdet nicht gross.
Sie werden gross; neg. wer-
den nicht gross.
Sie (fem.) werden gross; neg.
werden nicht gross.
Ich habe diesen knaben gross
gezogen.
Ich habe meinen son erzogen.
Du hast Abdalla's enkel er-
zogen.
Du (fem.) hast Mohammed's
tochter son erzogen.
Du (fem.) hast deine tochter
erzogen.
Er hat seinen son enogen.
Sie hat ire tochter erzogen.
Wir haben unsem son er-
zogen.
Ir habt eure tochter enogen.
Die BtdsDjs-SpiicIie in Nordost-Afiilis. I.
33
Batäk ye 'är g batStokna te-
Bards toO'Örö bareyösna emj,-
winna.
i Bati$ t3 'dr 6 batstösna esy.-
wtnna.
Amdr 'Ar enjör e»y,winna-hsb.
Ü-gaü tcü ani ö-gaü ö-baryök-
ndy-ka tcun-kä-bu.
10 0-gaü tDü Ibrahimib wünu,
teihani-riay-ka ttmn-kd-bu.
Wü-'ör ü-baryük wünu, barüs
tcö-'ör tDö-ant-nay-ka wun-kd-bu.
Tö 'öt tü-baryük wüntu, Atnt-
15 ddy U-'ar daüri-kd-te.
Barak Abdalldy-ka wun-kä-
bua.
Ü-mwin (ü-matcün) Abddllay
ö-mwini-ka hanyü.
SO Abddllay ö-»wini-ka Hdm-
madi ü-twin hanyis.
O-Sök Atniddy-ka vmn-kd-bu-
ira, daüri-kärbu^a.
Barak lUnne-ka vmn-kä-bäna.
J6 Hanin barise-ka wun-kä-ba.
Barak kurb -it toünuba-wä
akräbua-ioä.
Barük kurb-i-ka wun-kA-bua-
tcä akri-kd-bua-wä.
30 Baräkna kurbet (kurba4-t)
teenibäaa.
Barak kv/rbika wun-kd-bäna.
t/n e^uf anibu.
0-tum wO-anib tiktinai
S5 Ani ö-tmök kä-kan.
0-»wn wö-anib (oder ö-«mö)
Abdälla e'ddna.
Sitnufibor. i. pUL-Ust. a. CXXTUI. Bd.
Ir (fem.) habt eure söne er-
zogen.
Sie haben iren son erzogen.
Sie (fem.) haben ire töchter
erzogen.
Die Beni-Amer erzogen mich
zu einem edehnann.
Mein haus ist grösser als dein
haus.
Ibrahim's haus ist gross, es ist
grösser als das meine.
Dein son ist gross, er ist grös-
ser als der meinige.
Deine tochter ist gross, sie ist
auch das schönste mädchen von
Amideb.
Du bi^t grösser als Abdallah.
Deine grosse übertrifft die
von Abdallah.
Abdallah's erziehung ist fei-
ner ab die Mohammeds.
Suakin ist grösser und schö-
ner als Amideb.
Ir seid grösser als wir.
Wir sind grösser als sie.
Du bist gross and stark wie
ein elefant.
Du bist grösser und stärker
als ein elefant.
Ir seid gross wie elefanten.
Ir seid grösser als elefanten.
Wer ist der? Der bin ich.
Kennst du meinen namen?
Ich kenne deinen namen nicht.
Meinen namen ruft man Abd-
allah.
I. Abb. 3
^^^^^^^ 84 AbhudUng: ^^^^^^^^^^^H
^^^^H 0-nim ö-baryok ab e'ednai
Wie ruft man deinen namen V ■
^^^^H Ö-smi Hdmmad e'edna.
Ich heisse Mohammed. ■
^^H Barük tikt^-hlbf
Kennst da mich? ^^a
^^^^P An akUn-hök.
Ich kenne dich. ^^H
^^^^ 5 Barük kit-kdn-hibf
Kennst da mich nicht? ^^H
^^^^B Ane kä-kdn-hök.
Ich kenne dich nicht. ^^^|
^^^^H Ndmha t^nnyal
Wo wonst da? ^^^B
^^^^H 0-mhin ani hö efiyib Amidebu.
Der ort wo ich wone, ist ■
Amideb. M
^^^V Barük äbua?
Wer bist du? 1
^^K 10 An( katäbu, nugüs katäb q-
Ich bin Schreiber, der könig 1
^^^^^ küdstb.
machte mich znni Schreiber. ■
^^^^H Geb-ök (oder baryök geh) riü
Hast du geld? ^M
^V
^^1
^ Geb-6 (oder o»ii jöi) re<2 efi.
Ich habe geld. ^^H
^^M 16 Hdmmad anib ariyn-heb.
Mohammed hebt mich. ^^^
^^^L^^ Ani wo-' Uro tö-'ötU-ö-ka ariiie-
Ich liebe meinen son mer als 1
^^B kM»u.
meine tochter. 1
^^^^^1 Hdmmad ö-gaü wö-ani-nay
Ich behielt Mohammed in 1
^^^^F bi'isdn-hib.
meinem hause. 1
^^a 20 Barak anit akrdbiM.
Da bist 80 stark wie ich. 1
^^^^L Barük ani-ka (an(hi-ka) a-
Du bist stärker als ich. ^^^
^^^^H
^^1
^^^^H 0-gamuu um- ani eräbu, ü-
Mein hemd ist weiss, dein
^ gamis übaryf'ik hddalu.
hemd ist schwarz.
^^1 26 U-girm-ük ani-geb l'dmya.
Dein haapt wurde von mir
gesalbt.
^^^^K 0-käm-ü wu-ani däybu, n-kOm-
Mein kaniel ist gut, dein ka-
^^^^H äi ü-baryiik umägu.
mel aber ist schlecht.
^^^^H ^-l'a yä-anib edldbna.
Meine rinder wurden ver-
kauft.
^^^^^ Barüs anib tdnX
Er ist mir änlich. 4^^|
^^^^^ 30 j4n( tü-takdt lehdtu.
Meine frau ist krank. ^^H
^^^^B ^fl^ ^-lehandy güdatu.
Meine krankheit ist gross 1
(schwer). 1
^^^^M Anib ü-gaü daüribu, baryiüc
Mein haus ist schön, das M
^^^^H ii-gaü iingerdbu.
deine aber ist garstig. 1
^ ^n/ baAthök gab/ibu.
Ich bin so reich als da. ^^H
^^M 36 j4n/ baruok gababu.
Ich bin ri'icher als du. ^^|
Di* Balanjrc-Spnoh« in Nocdot-Aftik». I.
Ah{ gabäbu barUöka.
0-gaw-ik ü-baryäk urdnu.
Sttt&k dbtui, üsum ürbatyük
(u. bajük) dbuf
6 U-gaü ürbtUyäk (bajük) wünu.
Baiyök-geh (bajök-geb) riü
Ü-gaü ün batyöku (bajöku).
0-gaw-ük ü-baty&k (bajik)
10 ddb<du.
BaHu akräbvL barisök.
An{ baritög akräbu.
0-tum ö-baryös ah e'idnaf
Baryö» gd> riü iß.
15 0-gaü ün baryöau.
Bat&a küatdtu, takdtö kitte.
0-$um &iaty6s (baj6») ab e"-
^daaf
Ö-tmr^ ab e'idnaf
to Ani batitö$ tDÜnu.
Barik voAnuba bati»5».
Ü-gaü ürbatyü» (bajii) vsdmu.
Batydt (bajöt) dShiy iya.
Batyö$ geb riü iß.
16 Hanin barethökna akrdba.
Baräkna hannit akriAäna.
0-ga4 ün hennibu; MnnSb
Wce.
A-mak-An daüriba.
to Ö-tmrön (oder ö-awn toS-hen-
nii) Amor- Ar tidna.
Ü-gam-in wü-hinne daürüm.
Rinne (hdtme) geb riü iß.
Barak hennika tehayitena.
t6 Barak hanin arStin-hOn.
BarAkna (oder bardk) hanni-
hika akrdbOna.
0-gaü ü-baryükna wünu.
Ich bin reicher als da.
Dein haus ist gross.
Wer bist du (fem.) und wie
heissest du?
Dein (fem.) haus ist gross.
Bei dir befindet sich geld.
Dieses haus ist dein (fem.).
Dein haus ist klein.
Er ist st&rker als du.
Ich bin so stark als er.
Wie nennt man seinen namen ?
Bei im befindet sich geld.
Dieses haus ist sein.
Sie ist meine Schwester, nicht
meine &aa.
Wie heisst sie?
Wie heisst er (oder sie)?
Ich bin so gross ab sie.
Du bist so gross als sie.
Ir haus ist gross.
Er kam zu ir.
Sie hat geld.
Wir sind so stark als ir.
Ir seid so stark als wir.
Dieses haus ist unser; ist
nicht unser.
Unsere esel sind schön.
Unseren namen nennt man
Beni-Amer.
Unser haus ist schön.
Wir haben geld.
Ir seid besser als wir.
Ir liebt uns.
Ir seid stärker als wir.
Euer haus ist gross.
8»
^^^^V M tn. AMMdlmt
^^^1
^^^^H A-gaw-dk ä-barydk6na daü-
Eure häaser sind schön. ^^B
^^m
^H
^^^^H Baryökna geh rii(i ifi.
Bei euch gibt es geld. ^^^
^^^^F Hanin akniha harisohnn-ka .
Wir sind stärker als ir. ^1
^^M 6 Ügait ü-batyoknn (bajiikna)
Euer (fem.) haus ist gross.
^^1
^^1 Ä-gawäk ärhatiäkna daüriba.
Euere (fem.) häuser sind
schön.
^^M Bateyekna gib reü efi.
Bei euch (fem.) befindet sich
geld.
^H Bardsna (a. bnräs) barBsok-
Sie sind stärker als ir.
^H 10 rm-ka akrdba.
fH
^H U-gaü ü-baryn*un uünu.
Ir (eorum) haus ist gross. ^^B
^H 0-tum ö-baryogina ab e'idna 1
Wie nennt man ircn namen? 1
^H Bai-yö»ena gib riü efi.
Sie haben geld. 1
^H Hanin barSthosSna nkrnba.
Wir sind so stark als sie. 1
^H Ift Hanin barisOi^tna-ka akrdba.
Wir sind stUrker als sie. ^^M
^H Batdsna (a. batig) daüriba.
Sie (fem.) sind schön. ^^M
^H 0-gaü ü-batyüana (bajtisina)
Ir (fem. pl.) haus ist gross. ■
^H u^nu.
M
^H A-gdtca a-batydtna (oder ä-
Ire häuser sind gross. M
^H 20 gawdsna) icaniba.
^H
^H 0-guin ö-bafyösSna (oder ö-»m-
Wie heissen sie (fem.)? ^^M
^H 0«£naj äZ> eednaf
^H
^H Barük ndmhlni Maf
Woher kommst du? ^^M
^^M Ani Amidll y yi'dn.
Ich komme von Amideb. ^^B
^H 25 Bariik dbiMf
Wer bist du? 1
^H ^ni ibabk&ndht,, ibabdn efi.
Ich bin ein reisender, ich bin 1
auf der reise. ■
^H Barük ndyso Ubiyaf
Wohin gehst du? ^^J
^M O-Sdk-lb (ö-Sök-i dihd) dnde.
Ich gehe nach Suakin. ^^H
^M 6-S6klb teßyaf
Lebst du in Suakin?
^H 80 Ani Haiivmib, Sodänib esti\
Ich wone zu Chartum im Su-
^H 'örfl WH-ani ö-S6k}b ifi, rehog
dan, aber mein son befindet sich
^H hanriü.
in Suakin, ich will in besuchen.
^M Te-lagi Hdrtumi ö-S6ki dihä
Der weg von Chartum nach
^H gumdddu.
Suakin ist lang.
^H 36 C-tak ün ibdbyny M. ibd-
Dieser mann ist auf einer rei-
^1 iyai/ 4^.
se begriffen.
Di* Badujra-Spneb« ia Nordost-AMka. I.
37
Ün ü'idk dbut
Tun te-takdt dbtuf
An ända aha (iböina)i
Tän törma dbta (dbtänajt
* An(Snö-täkar6n-hö$(ar6n^8).
Ani tun tö-tdkdt areydn-köB.
En inda ariyan-höana.
Tin te-ma' kärin-hösna. ■
U-gaü ben ü-umn äy gdumf
10 Te-takdt iündaüritu, te-takdt
bet aferdytu.
Ani 6-gaü beb ddlih ani.
Ani tö-öt bSt akanhin-hüB
(und -0$).
15 Yi-'Ar an däyba, yi-dr haiin
amäga.
Te-^dr tän daürita, te-'dr baut
iingerdta.
Enda balih erhdn-höb, drküe,
SO Te-'är balit erhdn-höh, küAra-
mdn-hotna.
0-tak wü ams iya 'öroyu.
Te-takdt am» ita-t daüritu.
Ända yi ams iyan Amar-
25 'ara.
Abu wü eyaf
0-tak vDü dfa ani erhan-e
irun tdku.
Te-takdt tu dfa ani erhan-Bt
30 teintu.
Tl^-'Or tu dfa ani erhan-et
daüritu.
Tö-9r tu ani kMräman-it
k&ätötu.
Wer ist dieser mann?
Wer ist diese frau?
Wer sind diese männer?
Wer sind diese frauen?
Ich liebe diesen mann.
Ich liebe diese frau.
Ich liebe diese mftnner.
Ich liebe diese frauen nicht.
Wem gehört jenes grosse
haus?
Diese frau ist schön, jene
aber ist hässlich.
Ich habe jenes haus gekauft.
Ich liebe jenes mädchen.
Diese knaben sind gut, jene
aber schlecht.
Diese mädchen sind schön,
jene aber hässUch.
Als ich jene männer sah,
fUrchtete ich mich.
Als ich jene mädchen sah,
grUsste ich sie.
Der mann, der gestern an-
kam, Ist mein son.
Die frau, welche gestern an-
kam, ist schön.
Die männer, die gestern ka-
men, sind Beni-Amer.
Wer ist der, welcher ge-
kommen ist?
Der mann, den ich gestern
sah, ist gross.
Die frau, die ich gestern sah,
ist gross.
Das mädchen, das ich gestern
sah, ist schön.
Das mädchen, das ich kUss-
te, ist meine Schwester.
^^^^^^ 39 ni. Abkultimi
\: Balnliek. ^^^^|
^^^H IVtakät tu reil tehi-t-ük daü-
Die frau, die dir geld gab, 1
^^^^B
ist schön. 1
^^^H £rBe<jaüye-t bwr marä'tul
Ist das land der Bedaan aas-^^J
gedehnt. ^^|
^^^H Ail, marA'tu; marä't kitte.
Ja, es ist geräumig; ist nicht
geräumig.
^»^ 6 An( Bilalri akräbu oder Bi-
Ich bin stärker als Bilal.
^^^^m lal-i-ka akra-kd-bu.
^^^^H To-'öt-it hamSs hadalätu wo-
Das haar des mädchens ist
^^^^H hawdd-U.
schwarz wie die nacht.
^^^^H Barük hanSir-i-ka nigla-kä-
Du bist schmutziger als ein
^^^^^ 10 Jwa.
Schwein.
^^^^ Nat erhltal
Was hast du gesehen?
^^^H Nat erhdb kdke.
Ich habe nichts gesehen.
^^^^H Barns nät edi-hökl
Was sagte er zu dir?
^^^^^ En-wä en-w& edi-hib, nät wet
Das und das sagte er mir,
^^^^^ 15 diyab kike.
nichts anderes.
^^^^ft Barük nän tuwariyaf
Was tust du?
^^^^H Nät kä-wari.
Ich tue nichts.
^^^^B Td-nät tön aü uwiref tön
Wer hat das getan ? tatst du
^^^^M
es?
^^^^^ 20 Tö-ndt tön ani werab käke.
Ich habe das nicht getan.
^^^^^ Bak tuwerik dayb titwira.
Wenn du es so machtest, so
hast du gut getan.
^^^^^^— Sür tuweri tennyk uwira!
Tue was du früher tatst!
^^^^^^^ Bak cuuwir.
So liess ich's machen.
^^^^H Wü-hayü gudmya, a ü yu'dya f
Mein hier ist ausgetrunken;
wer hat es getrunken?
^^1 25 Ani gü'dn, w6-ha ü-guatiyii»
Ich trank es, das biertrinken
^^L^ ddybu.
(das bier sein trinken) ist an-
genem.
^^^^H W6-ha gii'dti ddybu.
Bier zu trinken ist angenem.
^^^^^M Wö-addr-ha ü-gaatiyüs kard-
Wein zu trinken ist verboten
^^^^H mu rwsilmiye-dhdy.
für die muslim.
^^^^ SO Lthdyt baryok geb häb gu'dn
Morgen trinke ich bei dir
^L
bier.
^^^B Na-dor barük hab güdsta-
Wann gabst denn du mir bier
^^^^1 hiba^ ani kä-guasdn-hok.
zu trinken? ich gebe dir auch
keines.
1
Dia IMuje-Spnch« in MorlMt-AMb. I.
39
Aßi fottHnu, nOA, ka-bare,
barik gabdbuaf wB-Anküdna
gdbti ehi-hok, not h(yä>a!
Not eyä-hok ketde, barük mes-
5 kin kühaya, bar^ amägua.
Aü anud Mogälo-y (Mogüä-
lö-i) iyai
Anff) bakdy iya ki-hay.
Un abuf bin äbul
10 An dygaf tan dygatf
An dyga yi-'drf
BtUin dyga yi-'drt
Btdit dygata te-'drf
Ndka dora ü-Solob tißyaf
15 Ngil dör, nuü6 döra, mXhdy
döra bintay ifi.
Bar6k niysö t^iyaf
Ani ö-Sok dha-he.
Ä3s4^ kiyOnat ndmhlni te-
so Mai
Ani ö-S6kib etH\
0-gaaik kiyat te-takat&k
kkaf
Hanin td'a kinat
K Baräkna td'a kitünaf
Ndna etänf
Hanitn hdrrOb nidl^ nSniina.
Tökar wBrhdrrü gäeddbu, ha-
nin fa4ig tamün m&da hdrröb
N nieUib.
Kan&s würhdrru tobokimya,
lekäyt ei(f4Ön mabdy niharu.
Ich bin ja arm und habe
nichts, du aber bist reich, G«tt
verlieh dir reichtom; gieb mir
also anch etwas!
Ich gebe dir nichts, denn du
bist ja kein armer, nur ein
taogenichts.
Wer kam heute von Mogolo?
Ausser mir kam niemand.
Wer ist dieser? wer ist
jener?
Wer sind diese (masc.)? wer
sind diese (fem.)?
Wer sind diese knaben?
Wer sind jene knaben?
Wer sind jene mädchen?
Wie oft warst du in Sua-
kin?
Ich war ein-, zwei-, dreimal
dort.
Wohin gehst du?
Ich gehe nach Snakin.
Wo ist dein volk? wo lebst
du?
Ich lebe in Suakin.
Wo befindet sich dein haus?
dein weih?
Wo befinden wir uns jetzt?
Wo befindet ir euch jetzt?
Warum seid ir gekommen?
Wir kamen am kom zu
kaufen.
In Tokar giebt es vil kom,
wir kauften vierzig scheffel
kom.
Alles kom wurde eingefüllt
und morgen wollen wir heim-
ziehen.
40
Xn. Ablumdlimg: Beiniseh.
Tü-bti/r hadaddebin tike, wü-
hawäd eya, hanin dowadeni,
ü-mha mekinyik en^on nebs.
Fajir ü^mha mehinyek hidäb
6 sakni ibäbni; ü-mb€ bigudiyik
masdl kl-masalegya.
Bistnillähi ditit endön nibs.
Sanäyek wälikd-t md'a!
Ani lehdyt ibdbani.
10 Ani dfa i'dn ibdbti.
Ani ibäbt harü efi.
Ani ibäbt harü kähay.
Ani ibdbani- hob (ibäbanik)
vtyü-Orti emhi.
16 IbdbkSna Bya.
Bäbü ibdbal-hib.
Wö-örök ibdbsa!
Ani ibäbanyihöb Hdmmad ö-
gaü tcö-ani-nay bVisdn-heb.
20 Ani ibäbanyehöb ö-gaw-yö
sani-hsba!
Barüs ibäbinyehöb Hdmmad
gebös ibdbini.
Ani tamanyihöb barik gebö
26 tdmtaya.
Barük tamtayehöb ani gebök
tdmani.
Barüs tdmyayshöb ani gebös
tdmuni.
Die erde ist dunkel geworden
und die nacht herangekommen;
wir wollen schlafen und wenn
der morgen kommt, gehen wir
heim.
Morgen wenn es licht wird
gehen und reisen wir zusammen ;
wenn auch der tag lang ist, die
Unterhaltung hat noch keine
langweile bewirkt.
Wir sagen: in Gottes namen!
und gehen heim.
Rufe deine brüder und
komm!
Ich verreise morgen.
Ich kam gestern von einer
reise.
Ich will verreisen.
Ich will nicht verreisen.
Als ich verreiste, blib mein
son zurück.
Ein reisender ist angekom-
men.
Mein vater schickte mich auf
reisen.
Schicke deinen son auf reisen !
Wenn ich verreise, so lasse
ich den Mohammed in meinem
hause schlafen.
Wenn ich verreise, so bleib
in meinem hause!
Wenn er verreist, so reist
Mohammed mit im.
Wenn ich esse, so issest du
mit mir.
Wenn du issest, so esse ich
mit dir.
Wenn er isst, esse ich mit im.
Die B«d*ii7e-Spncbe in Nordost-AfHIu. I.
41
Hanin tdnmayihöb bardk ge-
hen tdmtäna.
Barak tämtendyhöb hanin ge-
bokna tämnay.
6 ^nt taman-e-höb Hdmmadiya.
Gabany-B-dJiäy ibäban.
AdanHr-i-dhäy i'dn.
Bäbü talcät wU ed'ir.
O-gamlsö aSangiU^-B-dhäy «o-
10 60« ddlib.
Ani kilüyany-i-dhäy hdrro
ddlib.
Anda fartakamen-i-dhäy aoü-
dga dskera ö-eüg-i-dhäy isibe.
15 Ü-'ör-ay, ö-bdb nigila-hiba!
Ü-bäb ingdl, negälu.
Nana ö-bdb kü-negilaf
Wö-hawad-lb ö-bab ü-ngul a-
mägu, ü-mha mehinyek anangil,
20 td'a kd-ngil.
Amnäb iumSany-6-dhdy ö-bdb
dtnagil (asisnagil).
6-bah kadaüitanyehöb ba-et-
nagil-Ök.
25 Wü-änküdna tö-dinya akligya,
kaesiu tü-dinya wö-änk&dnay
akligimta, wö-Anküdnay kdlaga
däyta, ü-kaligimti ddybu.
Ndna ferhdbttaf
Wenn wir essen, esset ir mit
uns.
Wenn ir esset, essen wir mit
euch.
Als ich gegessen hatte, kam
Mohammed.
Um reich zu werden, machte
ich reisen.
Ich kam um zu heiraten.
Mein vater heiratete eine an-
dere frau.
Um mein hemd zu waschen,
kaufte ich seife.
Um griitze zu machen, kaufte
ich kom.
Damit die leute sich zerstreu-
ten, schickte der gouverneur
Soldaten auf den marktplatz.
Bursche, öflftie mir die
türe!
Die türe ist geöffnet worden ;
sie steht offen.
Warum tust du die türe nicht
auf?
Bei nacht ist das öffnen der
türe misslich, ich öffne wenn es
morgen wird; jetzt aber öffne
ich nicht.
Um einen gast einzufttren,
Hess ich die türe öffnen.
Wenn du anklopfest, wird dir
aufgetan.
Gk)tt hat die weit erschaffen,
die ganze weit ist von Gott er-
schaffen, die Schöpfung (das er-
schaffen) Gottes ist schön und
schön das werk der Schöpfung.
Warum bist da so lustig?
42
m. Abkaiidliiiif : Btiaitah.
Ani hob gti'dn, ani gffd'iny-
dyhöh amßrhdm.
Yt-'äm amfirhitydn-heb.
E-hitk-ek wA e-bitk-Bn ribd
6 ifiy abd-t tiß.
Mali erbdy e-bitik abdt teß.
Ar6k egti\ an ö-gavoi ar'i
esti'.
Mehdy-t yina-t arH Hdmmad
10 äyo.
Bar&8 ö-gaw-i sür-i esd".
Hirira süri!
Hanin toö-hind-i wuhd-y ne-
16 Ü-yäs ö-näl wuhdy bt'ine.
Barüs ö-n'äl-{ arowd-y esd",
O-n'al-i inki aa'äi kike.
O-hd'nö ö-gaw-i ^nki estV.
Kidmdt dbare BiWrl-b.
20 Baruk 5-gaw-ib senniyaf
Crüda hayük erdsyäni hSn tO-
bri-t-ib.
Barük Magir-ib tefiyaf
Ani 0-SÖk-ib esti", Maair-ib
26 kdhay.
Mesuwe" jasirdt-ib teß.
Mehdy-t ylnd-t-lh tamdb kdke.
Ay tirga yi-hämiik-eb ti»ni.
30
E-yäm-ib 4dbya.
An-ib ü-gaü daüribu.
Hinni-eb ü-gaü iingerdbu.
Ü-gaü wü-Ibrähimrib toünu.
Ich habe hier getrunken;
wenn ich trinke, so werde ich
fröhlich.
Meine kinder haben mir firea-
de bereitet.
Zwischen each nnd nns befin-
det sich ein berg and ein Anas.
Zwischen den zwei bei^n
befindet sich ein flnss.
Ich sitze hinter dir, ich aitse
hinter dem haose.
Nach drei tagen kam Mo-
hammed.
Er sass vor dem haoae.
Gehe voran!
Wir Sassen onter dem banm.
Der band schläft unter dem
bett.
Er sass neben, nicht aof dem
bette.
Der geier sitzt auf, über dem
haose.
Ich bin bedienstet bei BilaL
Bleibst du zu haose?
Vile Sterne leuchten am him-
mel.
Hältst do dich in Kairo aof?
Ich wone in Soakin, nicht in
Kairo.
Massaoa Ug^ aof einer inseL
Ich habe seit drei tagen
nichts gegessen.
Fünf monate blib sie am le-
ben.
Er fiel ins wasser
Mein haus ist schön.
Unser haos ist hässlich.
Ibrahim's haos ist gross.
Dto B«dHqr*-apneli« in Nordait-lftikk. I.
43
Ü-gaü wü Hdmmadrib (oder
Hdmmad-i ürgaü) toünu.
A&ddUa-y ü-gaü Hämnutd-ib
ö-gaw-i-ka hani/isu.
6 FerhM-lb tiyd".
Ani akantilhdykik ö-gcadh
a$iimi.
Bariik kanUb-dykik ö-gaudb
sStmya.
10 Hanin nekaiib-dykik ö-gawlh
Barak tekaUbn-dykik ö-gavdh
ie»6nna.
Barät ekattbn-dykik ö-gauib
15 esSnna.
Ani sdkany-dykik (und -dy-
hob, -e-höb) bariik gebt »dk-
taya.
Ani arüh dtfari-dykik (-dy-
XO huh, -ihöb) barit ö-gcuffib sinya!
Ani arüh dtfarl'-ik te-takatü
0-gau^ a^ni.
Barük y^^adim ümmät teSt
»ötany-tk andir-hök.
ti Ani nOt dndy-ik sidigu.
Bariik nät tindy-ek sidigu.
Hanin nät niyad-ek sidigu.
Tak indäb edir-ek harämibu.
Ani batok areyan-höki däyt
30 tikay4k.
Ani batök kä-areyan-hoki
amakt tikayik.
Barü» Bdkya^4k Mi iya.
Mohammed's haas ist gross.
Abdallah'B haus ist schöner
als das von Mohammed.
Sie starb vor frende.
Wenn (so oft) ich schreibe,
bleibe ich zu haose.
Wenn du schreibst, bleibst
du zu hause.
Wenn wir schreiben, bleiben
wir zu hause.
Wenn ir schreibt, bleibt ir zu
hause.
Wenn sie schreiben, so blei-
ben sie zu hause.
Wenn ich gehe, so gehst du
mit mir.
Wenn ich hinausgehe, so
bleib du im hause!
Wenn ich hinausgehe, so
bleibt mein weib zu hause.
Wenn du die sache anderen
leuten erzälst, so erschlage ich
dich.
Wenn ich etwas sage, so ist
es war.
Wenn du etwas sagst, so ist
es war.
Wenn wir etwas sagen, so
ist es war.
Wenn jemand leute tötet, ist
er ein Verbrecher.
Ich liebe dich (fem.), weil
du schön bist.
Ich liebe dich nicht, weil du
hässlich bist.
Als er fortgegangen war,
kam Ali.
^^^^^V 9* ni. Abbuidlnoij
■■ Roiniaeb. ^^^|
^^^^H 0-rba rewya-n-ik hiya.
Als er den barg erstigen hat-
te, ruhte er sich aus.
^^^^^^H Ani ie'igäb akäy-t dirman.
Ich wurde ein hirt und ging
hinter der herde.
^^^^^H Bariik ie'egäb tekdyt dirimta.
Du wurdest ein hirt und
gingst hinter der herde.
^^^^r Oüdab hadidini gär güsrib
Wer vil redet, ist entweder
^V 5 eketti, gär sidgib ekdti.
(wörtlich einer) ein Ittgner, oder
ein weiser (warliai'tiger).
^^^^^^^ Ngät minda dehö tduktn.
Ein regentropfen Hei auf mich.
^^^^^H E-gulüla ye-'adim-i-dhäy, ö-
Zum geschwÄz von dumm-
^ mek-i ö-mßik-i-dhäy bä-fd'tda,
köpfen und auf eselsfurz lache
^^^^H tim diya!
nicht, sondern schweige! \
1
w ■
^^^H Gespräche and sStxc 1
in idtüui der Halenga. ^^M
^^^^ 10 1) 0-kiiasanayün kassoh 0-
Gott ist der vater aller men-
^H dhdy babose.
schen.
^H 2) U-kiiasanayfm ndtka ektaii .
Qott weiss alles.
^^^^ft 3) Ane not käkan, lakin ü-
Ich weiss nichts, aber GKitt
^^^^" küasannyün 4ktnn.
ist allwissend.
^^^^ 15 4) Hinin kassAn sana«anäba.
Wir alle sind brttder.
^^^^H 5) Alläy ü-kaldm gdle.
Gottes wort ist eins (war).
^^^^^^H 6) Anibe ü-kaldm gdle.
Mein wort ist eins (aufrichtig), l
^^^^^^H 7) Kasmy Ilah'iign däy htda.
Alle Halenga sind gute leute.
^^^^H 8) Barak ekatdb likUnai
Kannst da schreiben?
^^^^^ 20 9) Ane ekatdb akto.n.
Ich kann schreiben.
^^^^ 10) Ane ekatdb kdkan.
Ich kann nicht schreiben.
^^H 11) Barük ekaUib kiHänaf
Kannst du nicht schreiben?
^^H 13) Batiik ekatdb tiktmit
Kannst da (frau) schreiben?
^^^^^^— 13) Batük ekatdb kittänef
Kannst du (frau) nicht schrei-
ben?
^ 25 14) Bat-uh ekatdb ek~itent
Kann er schreiben? '
^^^^m 15) Bariih ekatdb kikan.
Er kann nicht schreiben.
^^^M llj) Batah ekatdb tiktml
Kann sie schreiben?
^^^M 17) Batüh ekatdb kittan.
Sie kann nicht schreiben.
^^^M 18) Barak ekatdb tiktinnaf
Dm BadH7»^nehe in Mardiwt-lftite. I.
46
19) Hinin ekatdb nikten.
20) Hinin ekatdb kinkan.
21) Barak ekatdb kütdnnaf
22) Barak ekatdb iktmnaf
5 23) Bardh ekatdb kikdnna.
24) Ane Alib 0-gaü baydt.
25) Ane AUb i^ganoi yfani.
i&)AUb ü-gaü daüribe Mo-
hammedib ü-gaü iingeräbe.
10 27) AjKÜt ürgaü daüribe, bar-
yük ü-gaü Hngerdbe.
28) Baryöh ü-gaü daüribe,
baty&h ü-gaü Singerdbe.
29) Hinnyib ü-gaü daüribe,
15 baryikna ü-gaü daünb kikS.
30) Baräyüh ü-gaü daüribe,
batäyüh ü-gaü daürib MkS.
31) AneiattamanytkaS'arib
akdte.
20 32) Bariik iat tamtinyik aS'-
aräb tekdti.
33) Bat&k iat tamtinyik af-
arttt tekdti.
34) Barüh SiU taminyek aS'-
25 aräb ekdte.
35) Batüh Sät tamtinyik aS'-
ardt tekdte.
36) Hinin iät tamnayek aS"-
ardb nekdte.
so 37) Barik iat tamt9nek af-
ardb tekdtina.
38) Batäk Sät tanOSnik af-
arät tekdHrui.
d9) Bardh iät taminik af-
35 aräb ekdtln.
40) Batdh iät tamSnek aS'-
ardt ekdtln.
Wir können schreiben.
Wir können nicht schreiben.
Könnt ir nicht schreiben?
Können sie schreiben?
Sie können nicht schreiben.
Ich gehe nach dem hause
Ali's.
Ich komme vom hause Ali's.
AU's haus ist schön, aber
Mohammed's haus ist hässlich.
Mein haus ist schön, aber
deines ist hässlich.
Sein haus ist schön, aber ir
haus ist hässlich.
Unser haus ist schön, das
euere aber ist nicht schön.
Ir (eorum) haus ist schön,
aber deren (earum) haus ist
nicht schön.
Wenn ich fleisch esse, wer-
de ich stark.
Wenn du fleisch issest, wirst
du stark.
Wenn du (frau) fleisch issest,
wirst du stark.
Wenn er fleisch isst, wird er
stark.
Wenn sie fleisch isst, wird
sie stark.
Wenn wir fleisch essen, wer-
den wir stark.
Wenn ir fleisch esset, werdet
ir stark.
Wenn ir (frauen) fleisch es-
set, werdet ir stark.
Wenn sie fleisch essen, wer-
den sie stark.
Wenn sie (fem.) fleisch essen,
werden sie stark.
^^^^^^f 48 ni. AbhmailoiiK : ^^^^H
^^^H 41) Barak tinfeete, dne itd'-
Wenn du mich schlägst,
^^^H hök dnde.
schlag' auch ich dich.
^^^H 42) Barak bifteete , dne kä-
Wenn du mich nicht schlägst,
^^^ß fakök.
schlag' ich dich nicht.
^F 6 43) Barüh infe'ete, dne Ha
Wenn er mich schlägt, schlag'
^^^^H dnde.
ich auch.
^^^1 44) Batüh tinteke, dne itd'
Wenn sie mich schlägt,
^^^^1 dnde.
schlag' ich auch.
^^^^ 45) Baräkna tefdnetün, hinin
Wenn ir uns schlägt, schla-
^^^^^ 10 nefahokna.
gen auch wir euch.
^^^B 46) Batakna tefdnetün, hinin
Wenn ir (fem.) uns schlägt,
^^^^B netahokna.
schlagen auch wir euch.
^^^^H 47) Baräh (barahna) efane-
Wenn sie uns schlagen, schla-
^^^^P tim, hinin ne{a'hö8na.
gen wir sie auch.
^^^ 15 48) Barak biUe'äe, dne i(a-
Wenn du mich nicht schlägst,
^^^^. hök kdde.
werde ich dich nicht schlagen.
^^^M 49) Barüh bl(eke, dne itd'
Wenn er mich nicht schlägt,
^^H
werde ich in nicht schlagen.
^^^^^ 50) Bardkna bätenhän, hinin
Wenn ir nns nicht schlägt,
^^^^ 20 nifa'hökna kinde.
werden wir euch nicht schla-
gen.
^^^^H 51) Barak bi(anhün, hintn
Wenn sie uns nicht schlagen,
^^^^H nifd' kinde.
werden wir sie nicht schlagen.
^^^^H 52) Barök wa aneb wa nun
Ausser dir und mir sind alle
^^M ürdhdy ü-raü kattdh sdkyan.
leute fortgegangen.
^H 26 bSi) Hinin deyimey, hinin ta'd
Wir sind müde; da wir nun
^^^^ deyirnanik, barük deyirtaf
müde sind, bist du wol auch
mtlde.
^^^H 54) Ane gije, khdSyardn.
Ich doch nicht, ich bin nicht
müde.
^^^^P 55) Nahöb td'a giktenyaf
Wann gehst du niin?
^^^^ 56) BariJc dne gikte harriü
Willst du dass ich gehe? (
^H so hant
^H 57) Ane gikte kdharu, tö-
Ich wünsche zwar nicht dass
^^^^^ mhaseyt&k td'a ka-mha^tä-hanf
du gehest, aber nimmst du denn
dein mittagsmal nicht ein?
^^^P 58) Kira, ibe dndi.
Nun gut, ich will gehen.
^^V 59) 'Jri dne ö-mangäy abdy-
Als ich gestern in die steppe
^H 35 hö ha^ldb erhdn.
ging, sah ich einen löwen.
J
IH* B*dMj*-8pneli* in NotdMt-Aftib. I.
47
60) "Iri bar&k ö-mangäy te-
bdy-hO ha4ih erhita.
61) "Iri haUik ö-mangdy te-
hdy-hö htufdb erhüay.
5 62) "Iri barüh ö-mangäy e-
bdy-hö ha^äi irhiya.
63) "/rt batah ö-mangäy te-
bdy-hö ha^ib erhita.
64) "/r» hinin ö-mangäy ne-
10 bdy-hö ha4äb erhina.
65) "Iri harökna ö-mangäy
Ubiitrhß ha4äb mrhttäna.
66) "Iri btttdkna ö-mangäy
tebin-hö ha^äb erhitOna.
16 67) "/rt baräh ömangäy e-
bin-hO ha4äb irhiyin.
68) "/rt ba/tih ö-mangäy e-
bin-hß ha^fA irhiyan,
69) Ün ü-tdk äbet
ao 70) Ttin tOrtakdt äbtef
71) An ända äbaf
72) Z^n «d-ma' äbtaf
73) An 4tf4äio an äbäf
74) ün 94dk tm däybe, ürtdk
t6 bin aferäy.
75) Tu takdt tan däyte, tür
takät bit aferäytt.
76) Asida an däyba, ä-nda
baUn aferäya.
30 77) Ta-m'a tän däytama'äta,
tä-m'a bcdit aferäyta md'äta.
78) Ane däybe, bartk afe-
räywa.
79) Barik däybua, dne a-
ib feräy.
Als dn gestern in die steppe
gingst, sahst du einen löwen.
Als du (fem.) gestern in die
steppe gingst, sahst du einen
löwen.
Als er gestern in die steppe
ging, sah er einen löwen.
Als sie gestern in die steppe
ging, sah sie einen löwen.
Als wir gestern in die steppe
gingen, sahen wir einen lö-
wen.
Als ir gestern in die steppe
ginget, sähet ir einen löwen.
Als ir (fem.) gestern in die
steppe ginget, sähet ir einen
löwen.
Als sie gestern in die steppe
gingen, sahen sie einen löwen.
Als sie (fem.) gestern in die
steppe gingen, sahen sie einen
löwen.
Wer ist dieser mann?
Wer ist diese frau?
Wer sind diese mftnner?
Wer sind diese frauen?
Wer sind diese leute?
Dieser mann da ist gut,
jener aber schlecht.
Diese frau da ist gut, jene
aber ist schlecht.
Diese männer sind gut, jene
aber sind schlecht.
Diese frauen da sind gut, je-
ne aber sind schlechte frauen.
Ich bin gut, du aber bist
schlecht.
Du bist gut, ich aber bin
schlecht.
^^^^^^f 9b in. Abbudlong ! ^^^^^^^H
^^^^H 80) Batük ddyttci, barüh a-
Du (fem.) bist gut, er aber
^^^1
ist schlecht.
^^^^H 81) Bariüi ddybe, haHlk a-
Er ist gut, du (frau) aber
^^^^f ferdytun.
bist schlecht.
^ 5 82) Batüh ddyte, barah däyb
Sie ist gut, er aber nicht.
^^— ktks.
^^^^H 83) Hinin däyba, bardkna
Wir sind gut, ir aber seid
^^^^H aferdyäna.
schlecht.
^^^^^ 84) Bardkna ddybäna, hinfn
Ir seid gut, wir aber sind
^^ft 10 aferdya.
schlecht.
^^^ 85) Batdkna ddytäna, bardk-
Ir (fem.) seid gut, ir (masc.)
^^^^H na dnyb kittin.
seid nicht gut.
^^^^H 86) Barak ddyba, batükna
Sie sind gut, ir (fem.) seid
^^^^f däyt kitten, aferdytän.
nicht gut, sondern schleclit.
^ 16 87) Batdh (hatdhnn) ddytn,
Sie (fem.) sind gut, sie (masc.)
^^^^H bardh aferdya.
sind schlecht.
^^^^H 88) Batdh aferdyta , bardh
Sie (fem.) sind schlecht, sie
^^^^P (hardhna) ddyb kikm.
(masc.) sind auch nicht gut.
^^^ 89) Ndyaö känf
Woher kommt ir?
^^M 20 90) En4äu.iays6n 67ia.
Wir kommen aus unserer
heimat.
^^^ 91) Nhö tdbmf
Wohin geht ir? ^H
^^^H 92) Enddn nibe.
Wir gehen heim. ^^|
^^^^H 93) Hargüdbua hanf
Bist du etn-a hungrig? ^^H
^ 94) Hargüdb kdke.
Ich bin nicht hungrig. ^^|
^H 25 95) Gäbdbua haut
Du bist also satt? ^H
^^L^ 96) Äne gdbabe.
Ja, ich bin satt. ^^|
^^^^ 97) Naritibua hanf
Bist du wol schlKfrig? ^^|
^^^B 98) Naritib kdke.
Ich bin nicht schläfrig. ' ^
^^^P 99) Abrahim lehdyt bltkayt
Abraham kommt übermor-
^V 30 yf'tnt.
gen.
^^^ 100) Barüh ir! i'a.
Er ist gestern gekommen.
^^^^H 101) Barith tri bäkayt i'a.
Er ist vorgestern gekommen.
^^^^P 102) Ane mahalagdb hitök.
Ich gebe dir geld.
^^^^^ 103) Ane Abrahivi mahala-
Ich werde Abraham geld ge-
^^M 35 gab eyäü dnde.
ben.
^^^ 104) Ane Abrahim mahala-
Ich werde Abraham kein
^^^^H gdb eydü käde.
geld geben.
^^^^M 105j Mahalagdb hua!
üieb mir geld! ^k
DI« BadMje-Spntobe in Nordost-Aftikk. I.
49
106) Ane mahalagäb eyd-hök
käde.
107) Lehdyt barik mahala-
gab hitoya.
b 108) Lehäyt barüh mahala-
gäb ertiü-hib.
109) Lehdyt batäh mahala-
gäb teniü-heb.
110) Lehdyt batäh mahala-
10 jäJ Abrahim teniü.
111) Lehdyt hinin mahalagäb
Abrahim hidene.
112) Lehdyt hinin mahalagäb
hu6k-ine.
16 113) Lehdyt hinin mahalagäb
hitäk karine.
114) Lehdyt bardkna maha-
lagäb tewün-hön,
115) Lehdyt baidkna maha-
20 lagäb kithln-hön.
116) Lehdyt bardkna mahor
lagäb Abrahim tewüna.
117) Lehdyt baräh mahala-
gäb Ahrahim ewüna.
25 118) Lehdyt baräh mahala-
gäb H-hln-hib.
119) Iri dne Abrahim maha-
lagäb .ahdy.
120) Hararibtia, heyäb kitta.
30 121) Barük iri intöy kithaya,
dne mahalagäb hl-hdk käke.
122) Barük mahalagäb anib
tehiya.
123) Barük Abrahim maha-
3& lagäb heyäb kitta.
124) Batük Abrahim maha-
lagäb heyät kittay.
125) Batük Abrahim maha-
lagäb tihi.
8iUDD|sbw i. phil.-hUt. a. CXXVin Bd.
Ich werde dir kein geld
geben.
Morgen wirst du mir geld
geben.
Morgen wird er mir geld
geben.
Morgen wird sie mir geld
geben.
Morgen gibt sie dem Abra-
ham geld.
Morgen wollen wir dem
Abraham geld geben.
Morgen wollen wir dir geld
geben.
Morgen geben wir dir kein
geld.
Morgen werdet ir uns geld
geben.
Morgen werdet ir (fem.) uns
kein geld geben.
Morgen werdet ir dem Abra-
ham geld geben.
Morgen werden sie dem Abra-
ham geld geben.
Morgen werden sie mir kein
geld geben.
Ich gab gestern dem Abra-
ham geld.
Du lügst, denn du gabst nicht.
Du warst gestern nicht hier,
desshalb gab ich dir kein geld.
Du hast mir geld gegeben.
Du gabst dem Abraham kein
geld.
Du (fem.) gabst dem Abra-
ham kein geld.
Du (fem.) gabst dem Abra-
ham geld.
S. Abb. i
^ 0$ nr. AbhuUuBf
^^^^^^^^^^^H
^^^^H 126) Barüh Abrahim maha-
Er gab dem Abraham geld.
^^^^H lagöb yihi.
^^^H 127) Batüh Abrahim maha-
Sie gab dem Abraham geld.
^^^^P lagnb tihi.
^ 6 128) Uinin Abrahim maha-
Wir gaben dem Abraham
^^^^H lagdb nihi.
geld.
^^^^H 129) Bardkna Abrahim mn-
Ir gabt dem Abraham geld.
^^^^H halagdb tihina.
^^^^^ 130) Batdkna Abrahim ma-
Ir (fem.) gabt dem Abraham
^^^^^ 10 halagdb tShiiia.
geld.
^^^^H 131) Bardh Abrahim maha-
Sie gaben dem Abraham geld.
^^^^H lagdb ythin.
^^^^H 132) Batdh Abrahim mahn-
Sie (fem.) galieu dem Abra-
^^^^f lagdb yihin.
ham geld.
^^^^^ 16 133) A7}^ Abrahim mahalagdb
Ich gab dem Abraham kein
^^^^^ heydb kdke.
geld.
^^^^B 134) Barth Abrahim m<iha-
Er gab dem Abraham kein
^^^^H lagdb heydb kike.
geld.
^^^V 13Ö) Batüh Abrahivi maha-
Sie gab dem Abraham kein
^^^^ 20 lagdb heydt kitte.
geld.
^^^^K 136) Hinin Abrahim maha-
Wir gaben dem Abraham
^^^^H lagdb heydb kiukc
kein geld.
^^^^B 137) Bardkna Abrahim ma-
Ir(mase.) gabt dem Abraham
^^^^H halagdb heydb kittena.
kein geld.
^^^^^ 25 138) Batdkna Abrahim ma-
Ir (fem.) gabt dem Abraham
^^^^^ halagdb heydt kittena.
kein geld.
^^^B 139) Bardh Abrahim maha-
Sie (masc.) gaben dem Abra-
^^^^^1 lagdb heydb kiken.
ham kein geld.
^^^^F 140) Batdh Abrahim maJia-
Sie (fem.) gaben dem Abra-
^■^ 30 lagdb heydt kiken.
ham kein geld.
^^^^L 141) Ydma, 'dta hin-hön!
Geben Sie uns wasser und
^^^H
milch I
^^^1 142) Tdme (Jdmböta hay-
Bring' brod zum essen!
^^^M
^^1
^^^^ 143) Daühab hin hon f
Gebt uns saure milch! ^^^|
^^^^ 85 144) Bariik khdbuaf
Bist du krank? ^^H
^^H 145) IMdb kdke.
Ich bin nicht krank. ^^^M
^^^^H 146) Ane duw dnde.
Ich werde schlafen. ^^^B
^^^^H 147j Ane dütce kdde.
Ich werde nicht schlafen. ,^^J
Di« BalH7»-8piKhe in Nordort-Aftikt. I.
51
148) Ma'dy, toö '6r dütosi
(d&ti)!
149) Wö-'6r dutoUtayf
150) Duwüät koke, an abiye
5 dttwdn.
löl) ^ SilSmdn takdt hina,
daürit takdt hina, Singirdt takdt
ba-lUüna! sanönyu. Tegideni, yB-
adim hä-hadina! tebdinek, dne
10 ammodihök.
152) Ane bintöy yi'ani-ho,
daürit '9r hitoyaf
153) Barak td'a daürit *dr
bithhcite, tegiU daürit "ör ki-
l& hi-kök.
154) Silemän tenUcet tö-ör
Übiye erhita-he, barüh enddüre
Id-kan-Ay, harüh 'dr dabaUbuyt.
155) T&^mhdy 'nr, dne Sibd-
so bu-yt, tö-daürit höy aktin, tö-
iingirdt höy aktin, tö-bitkit hi-
tänf 6-tdrha gSadit hitänf
ö-mayug-güadit tingidit hitänf
156) Barük märt tingidit te-
ti nücik, ddyte, ö^tik tingidit te-
niuiik, Singirdte, ömayug-güadit
tingidit tenUoik, ddyte.
157) T\i4akdt UHcdragAt ti-
kitön: »Abrahim iib dördb aa-
30 Idmi-hök* diya, > hinin wülla
Komm und schläfere ein
(fem.) den knaben!
Hast da (fem.) den knaben
eingeschläfert?
Ich (fem.) schläferte in nicht
ein, ich schlief selbst.
• Geben Sie diesem Soliman ein
weib, ein schönes weib gebt im,
kein hässiiches! denn er ist un-
ser bruder. Wir werden das
vergelten, vergesst es nicht,
sonst werde ich böse aof Sie
(dich).
Wenn ich dorthin (nach Afn-
ka) komme, gibst da mir auch
ein schönes mädchen?
Wenn du mir jetzt kein schö-
nes mädchen gibst, so gebe ich
dir dafür auch keines.
Das mädchen, das du dem So-
liman gibst, zeig* nur mir! denn
er kennt etwas schönes noch
nicht, er ist noch wie ein kleiner
junge.
Von den drei mädchen, wie
ich sie sah, kenne ich das schö-
ne und das hässliche mädchen;
geben Sie das mittlere her oder
das mädchen, welches auf der
linken seite stand oder das zur
rechten?
Wenn du das mädchen, das
seitwärts stand, gibst, das ist
schön, das in der mitte ist häss-
lich, das mädchen, das rechts
stand, ist auch schön.
Zur frau, die uns das papier
gab, sprich: »Abraham grOsst
dich hundert mal! da wir bald
4»
^^^^B 52 Ahhaudlnog
^^^^B <^<7"c.'/7 .'/^^ ilör mady, e'rha-hok
fortgehen, bo sa^cn vnr ir,^^H
^^^^1 neyaddyt.
komm' doch noch einmal, damit^^H
^^^M
ich dich sehe!« ^^H
^^H 158) Tü-vUkk takdt Um hn-
Jene frau in der mitte, die 1
^^^^^ tüh han hä-ite; hi-aynik hin in
BoU ebenfalls kommen; wenn sie^^J
^H 5 bai/adenay, barük sitöh-hün! tü-
nicht koniiiien, so gehen wir ja^^H
^H^ mhäy han hä-ite!
fort, füre sie also ans za! aach^^f
^^^H
die dritte soll kommen! ^^^
^^^H 159) N'dlladabäyiuafndlla
Bist du gesund? es hat doch^^f
^^^^H nät-hök akdt kittet ändük n'dlla
kein unfall dich betroffen? ist
^^^^^ ddhaya 1 yä'aräk n'dlla ddhaya f
auch deine familie gesund? be-
^^B 10 tä-'ai-tdk n'älla dabdyta? taka-
finden sich deine söne wol und
^^^ tük n'dlla dabdytef bäbük n'dlla
auch deine töchter? geht es
^^^^K dabdy? detük n'dlla dabdyte?
audi deiner frau gut? und be-
^^^^^ sanaydk n'dlla ddhaya? täkila-
findet sich wol dein vater und
^^^^P tak n'dlla dahdytaf ä-iawäk
ebenso deine mutter? befinden
^ 16 n'dlla ddbayaf wü-rewük n'dlla
sich deine brlider wol und auch
^H dabdy l
deine Schwestern? geht es dei-
^M
nen freunden gut? ist auch
^M
dein vnh gesund?
^^^H 160) Alldy nehamid!
Ja, gottlob!
^^^^^V 161) Wö-ayfik ö-nuiykua er-
Zeige mir deine rechte band!
^^^^P hisa-h&b! wü-ayiik ü-tdlha ktyaf
wo ist deine linke band? und
^^^^ 20 ürnyndokü-mdykUafü-ragadük
wo ist dein rechtes bcin? und
^^^^^ ü-tdlha t ö-mayng gSadok, 0-tdi-
dein bnkes bein? und zeige mir
^^^^B ha gäaddk erhisa-heb.'
deine rechte seite und auch
^^^M
deine linke!
^^^^P 162) Lehäyt yl'adenuy.
Morgen wollen wir kommen.
^HH 163) Lehdyt biri fyni.
Morgen kommt regen.
^H^ 25 164) Lehdyt b(i-i kä-'eya.
Morgen kommt kein regen.
^H 165) Ämsi blri P,fe.
Heute regnet es wol. ^h
^H 166) Am«i biri ki-hay.
Heute re^et es nicht. ^^f
^M 167) Amsi tirbXrl baldte.
Der bimmel ist heute nm- ■
^H
wölkt. 1
^M 168) Anuitö-bretebäl ki-hay.
Heute ist keine wölke am J
^H
himmel. ■
^M 30 169) Ü-dhur ddttele.
Der mittag ist nahe. ^^1
^^1 170) \Vü-d«sir ddwele.
Der asser ist nahe. ^^H
^^1 171) 0-mdgrvb ddwele.
Der magrib ist nahe. ^^H
Dia IMaa^-Sprach« in Nordost-Afrika. I.
63
172) Wa-'Üa däwele.
173) Ü-z(bha ddwele.
174) Ani ta-takdt Uhdte.
175) Ani te-Uhandy güdäte.
5 176) Ane Ühdbe, neg. IShdb
hake.
177) Barik Ishäbua, neg. li-
hdb kitta.
178) Batuk lehätui, neg. li-
10 hat kütay.
179) Barih Uhabe, neg. Uhäh
Mke.
180) £a«(iA Ühdte, neg. teAä<
16 181) Hinin IShdba, neg. lehdb
kinke.
182) Bardkna ühäbäna, neg.
ä!Aä& kiuina.
183) Batdkna Ühitäna, neg.
SO ZiAät kiiUna.
184) BardA teAä&an, neg. Zd-
185) BaedA Wi&tan, neg. te-
S6 186) Ane iri UhAbe, neg. Ü-
hib käke.
187) Barak iri Uhäbua, neg.
bA^i kitta.
188) £a«äA; /rt teAatui, neg.
30 UMt kittay.
189) Ane müslimbe, barük
naaaribua.
190) Hinin musilimin, ba-
rdkna natarib&na.
36 191) Ane umn tdke.
192) Baruk icun tdkua.
193) Hinin wätmm da.
Die ischa ist nahe.
Der morgen ist nahe.
Meine fraa ist krank.
Meine krankheit ist schwer.
Ich bin krank; neg. bin nicht
krank.
Du bist krank; neg. bist nicht
krank.
Da (fem.) bist krank; neg.
bist nicht krank.
Er ist krank; neg. ist nicht
krank.
Sie ist krank; neg. ist nicht
krank.
Wir sind krank; neg. sind
nicht krank.
Ir seid krank; neg. seid nicht
krank.
Ir (fem.) seid krank; neg.
seid nicht krank.
Sie sind krank; neg. sind
nicht krank.
Sie (fem.) sind krank; neg.
sind nicht krank.
Ich war gestern krank; neg.
war nicht krank.
Da warst gestern krank; neg.
warst nicht krank.
Du (fem.) warst gestern
krank; neg. warst nicht krank.
Ich bin ein moslim, da bist
ein Christ.
Wir sind maslim, ir seid
Christen^
Ich bin ein grosser (mäch-
tiger) mann.
Du bist ein grosser (mäch-
tiger) mann.
Wir sind grosse männer.
^^^^v t>t ^^^1
^^^1 IM) Ane wun tdkaU.
leb bin eine mächtige frau.
^^^H 195) Baiük wun takdtwi.
Du bist eine mächtige frau.
^^^^H 196) Hinin wdwun madta.
Wir sind mächtige frauen.
^^^^V 197) Ane wun tdke aküä,^
Weil ich ein grosser mann
^^^^M b gada mahdlaga dbare.
bin, habe ich vil geld.
^^^^L 198) Barak wun tdkua a-
Weil du ein grosser mann
^^^^H kuä,* gada mahdlaga Ubdreya.
bist, hast du vil geld.
^^^P 199) Barüh wun tdke akuä,^
Weil er ein grosser mann
^^^^^ güda mahdlaga ebare.
ist, hat er vi] geld.
^^^^^ 10 200) Hinin ivdwun däya a-
Weil wir grosse männer sind,
^^^^M küä,' gnda mahdlaga nihare.
haben wir vil geld.
^^^^B 201) Bardkna wdwun ddyä-
Weil ir grosse männer seid,
^^^^H na akää* gada mahdlaga te-
habt ir vil geld.
^^^^^B
^^^F 15 202) Bardh wdwuu däya a-
Weil sie grosse männer sind.
^^^^B küä,^ gnda mahdlaga ebarina.
haben sie vil geld.
^^^^L 203) Ane wun tdkate aküä,'-'
Weil ich eine vorneme frau
^^^B V3ü-hdd:a ed'ir-hSb.
bin, so heiratete mich der
scheich.
^^^V 204) Batük wun t^kdtwn a-
Weil du eine vorneme frau
^V 20 küä,^ tvü-hdd'a ed'ir-hök.
bist, 80 heiratete dich der
scheich.
^^M 205) Batük wun tdkate a-
Weil sie eine vorneme frau ist,
^H iüS,' wü-hdd'a ed'ir-hös.
so heiratete sie der scheich.
^^M 206) Hinin wdwu7i madta a-
Weil wir vorneme frauen
^H küä,^ yä-hiid'a ed'irin-hön.
sind, so heirateten uns die
Scheiche.
^H 36 207) Batdkna wdwun md'd-
Weil ir vorneme frauen seid.
^H täna aküä,'' yä-hdd'a ed'irin-
so heirateten euch die scheiche.
^^1 hokna.
^^M 208) Batdh ivdwun ma'dta
Weil sie vorneme frauen sind,
^^m aküä," yä-hdd'a edirinhosna.
so heirateten sie die scheiche.
^H 30 209) Ani tü-takdt daürite td-
Meiue trau ist eine schöne
^H
frau.
^^B * Oder: imn iScu-U. ■ Oder:
irun likita-il. ^^^^k
^^B ' Oder: irdirnn dAya-k. * Oder:
tcäicun diyütta-it. ^^^H
^H > Oder: takitu-it. * Oder:
nux'äla-\t. ^^^H
^^H ' Oder: maätäna-k.
.^^^^H
Dia Btluys-Spimeb« In Nordott-AfiO». I. 55
m.
ErzSlnngen im Idiom der Had^ndawa.
1.
Omar.
1) ÜmAr, Nafir 'ör, ö-Gaii 'Umar Ndfir halt GaÜ akän
ydkya ly-Sök eya. bc^kö ogütd Sawäkin adüt ya-
metd yan.
2) E-gaü6h iümya, tdku etin- ISi 'ärSd orohi, yan, ki nu-
nc, yi'iS, yfagdr, gigya. mä-li heyaüH (find sügd yan,
yubild gähd yan.
6 3) Fa4ig hdüla isne, yiagdr GdSal afarä egidä dafdy yan,
iya, e-gaüöh iümya , tdku e- malammi gähd, iii 'arid orobd,
tinne. heyaüH Isl sügd yan numd-li.
4) Te-takatoh efidig, ö-tdk IH nümä yiftihd yan, ay hey-
mehcdlagdb ihe, haldk ihe, ge4- aütS mal yohöy, sardnä yohöy,
10 'dt ihe, t-hdmo ladsya. kdbel yohöy, külze kä amS yut-
kutd yan.
1) Omar, Nafir's son, brach anf vom Gasch und kam
nach Soakin.
2) Als er in sein haos eintrat, befindet sich da ein mann;
da zog er wider fort and kerte zortlck.
3) Vier jare blib er aus und kerte dann wider zurück;
er betrat sein haus und wider befindet sich hier ein mann.
4) Da gab er seiner fran die Scheidung, dem manne aber
gab er geld, gab im ein kleid, gab im sandalen und salbte
sein haar.
2.
Zwei helden.
1) Omdr, 'Ali, malhoyäh mal 'Umdr ka 'Ali lammd fardt
hatdy iblrin, Mdkkay yakyän, ll yinin yan, Makkd-kö ogütani
6-Mha ebena. Möhä akdn dikil yaddyn yan.
2) FirüYahüdetinini^Mhdy, Firitä ka Yahüdd märdn yan
U a^fa, wü-i$türe haküdre en- Mohä dikil, tan bob alifima
gddna. tügdn yan.
Ö6
in. AbbiwdlniiK: RftloiBeb.
3) C-ngäl wö-hatäy-wä'Onuir-
wä yakisya tcö-ay-iadh, ö-kalibi
kalawäy egid.
4) Omar ö-mba(J6h efera, ö-
6 FirU edir ö-mbadl, ü-böy wö-
hatäyi ginha yTabik.
5) Ali wö-hatdy ö-kaleb ftrya,
ü-dhdy kassüh enhdd aki hnl
(isini).
Wiliü iSi gabärkö ay farda
ka 'Umdr ohoffusd, daggi cuiddd
tan 'aydd yan.
'Umdr iSi tief glhd yan, ay
Firis yigdlfd yan, kä bilö fa-
rasi nahdr alülusd ydn.
'All iSi fards-li ay daggsl
k&düm iid yan, umbakd heyaü
bäkitün yan.
1) Omar und Ali liatten alle beide je ein pferd und
ritten von Makka nach Mocha.
2) Zu Mocha befanden sich Perser und Juden, die tore
irer Häuser waren verschlossen.
3) Da hob nun der eine, das pfercl und den Omar auf
mit seiner band und warf sie in den liofraum hinein.
4) Da zog Omar sein schwert und tötete damit den
Perser,, das blut spritzte dem pferde auf die brüst.
5) Ali sprang mit seinem pferde in den hof, alle leute
darin kamen um.
Martad pascha.
10 1) Martad ibäbya, Mdssir
ibe, malo tirg' itd' Soddn ibe,
Sodanib itd' tcü-'örüh elhiya.
2) Had'dt dilti Bta: *dne
mhelane* tine.
16 3) Te-hdd'a wö-'ör vifhelta,
wü-'ör eyd\
4) Wü-''örtih ü-räil elhiya,
had'dt wet wä'yäv, eta, *inhi-
lane* tine, mhilta, wü-'ör eyd',
ina.
SO 6) Ebtekena, mildk hö ed'ina,
v>ö-'6r ö-rdü ebtekSna, mildk
Martdd yaseferd Mdssiril
yamttd yan , Mdssiril lainmd
dlzä dafdy-gül Soddn bä\6l gald
yan, Soddn bälol dnik kä bali
lähötd yan.
Bard kln nüind el t^mefü
ydn: *anä aydewä* tal<;hd yan.
Ay bard kln näinä ay bdlä
tadetcd, bali räbd yan.
Will kä bali layl lähötd yan,
aki bärd dd'inuini, tamst-d >fä
ba^ä aydetcdi ta, ttidewd, ay
bali räbd yan.
Garbd ak atjdiiani mulehö
ed hdyn yan, layl malamnU bd-
Die B<du;e-8pnc1ie in Noriott-Afrilu. I.
57
ho eeTin, yS-'dr tnalhOyeh aan-
däiüb edin.
6) E^dba hamaSeya, Sodäni
yakyäyt, Mdanr BbS, Massireb
haleya.
l& garbä ak an<liSani, mulehö
Sd hdyn yan, sandüqud lammd
täna hdyn yan.
Abba intit way yan, Soddnkö
ogutä, Mdssir yadäy yan, Mäs-
siril ya^ebidd yan.
1) Martad verreiste und ging nach Kairo und nachdem
er dort zwei monate gebliben war, ging er nach dem Sudan
wo im dann sein son krank ward.
2) Da kam eine alte frau zu im und sprach: »ich werde
den son behandehi.«
3) Sie behandelte also denselben, der son aber starb.
4) Da erkrankte auch sein zweiter son, man rief eine
alte firan, sie kam und sagte: »ich werde in behandeln;« sie
behandelte in, aber der son starb.
5) Man obducirte die beiden knaben, balsamirte sie ein
und legte beide in einen sarg.
6) Der vater erblindete (vor weinen), er zog vom Sudan
nach Kairo; in Kairo wurde er venückt.
4.
Die toehter d«« mltana.
1) SuÜän ife, 'öt ibire; tö
'Otuh ibäbta, tndrkab tihäy,
ibdbta.
2) Tak ekhan gultdni tö-'öH,
10 Sn iitak mdrkab dem'ard-b iänya
hä'-eya, ibäbAyt ehe. malyäb e-
bMed madäfe gedya ferhätib.
3) Sultämtr'ör keiyäb tibire.
ün keiyayüh däbä-y »aki o-gaü
15 eruwya, ö-tdk edir.
Sulfdn yind yan, bald ll yind
yan; ay ta bald taseferä yan,
babürud gaytä tateferd yan.
Wili heyaüti gul{dn bald ta
yikhend yan, ay heyaüti ay
mdrkab dahdb-kö yamegd, ta
ay bay heyaüti tul^dn bald ta
dbbal yadebbd yan. amd-ged
dik madife yotokd yan.
Ay sulfdn bald garud ll tind
yan, ay ta garud yoqomd 'arid
yowe'd yan, ay heyaütö yigdifd
yan.
1) Es war einst ein sultan, der hatte eine toehter; diese
seine toehter verreiste, sie bestig ein schiff and reiste fort.
m. Abbudlnng: B«lsUek.
2) Ein mann nun liebte diese tochter des eoltan, er füllte
nun das schiff mit gold an und brachte es ir zu (und heiratete
sie hiedurch) und brachte nun dieselbe von der reise zurück.
Vor freude darliber löste die Stadt kanonen.
3) Die tochter des sultan hatte einen skJaven; dieser ir
sklave betrat nun zuerst das liaus und tötete jenen mann.
5.
Sie dummen eheleute.^
1) Ovlullt tod gultdi esnin
an, malhoyah umdad'drna, an
malhoyäh^ tak wii fakdt ekhia,
ina.
B 2) Tüll te-takdt te-gulüli tak-
yök-dfhoy:^ "babyö e-gawis dir-
batit hdyma-hsb.U tidi.
3) 'Kera!* edit, glgya, t-en-
deti-dhäy iya.
10 4) »Dirbatit* idi, »tö-'ötükna
dirbatit t-ehdi-u tehit edit söya.
Ö) Dutcdn tetib, tehi, bariih
ibS. malyäb ün ü-tdk sdlli terab
ekitmek bfit balamät iislni (te-
16 gni).
6) »BäbyO endäwäy tü-bür
baldmta* enit, la'dsya.
7) Takatyöh* dehdy dirbatit
ani ab'iyesöh Sümya.
80 8) Te-takatüh^' te-gulüli: »<e-
dirbati kita?* tidi-hö».
9) ■•Bäbyo en4dwdy tü-bür
bdlama teani-heb, Wasdn* edit
fin gulält.
Dada ka dudä yinin yan, ay
lammd »ineslne mar'eiitdn yan,
ay lammd nfimd ka bd'elä ya-
nin yan.
Ay düdd kin nümd iSi düdä
kln bd'elak: »y' dbbä 'drt-kü
mutiik yö bälf!* ak tafehd yan.
>Ma'd.'t ya, yadäy yan, ta
inäl yametd yan.
* Mutak ay-tanä gini bald* ak
yalehd yan ay ta Inak.
Gäybe t-amegd dkä tohoy yan,
üssuk yadäy yan. ardhak ab[d
güfd-ged ahbaröytä bälö dkä
süktd yan.
»y dbbä bälö abbaröyta* ya-
lehd, yuskutd yan.
Ay IH nilmdl mutük hinim
iSe föydk orobd yan.
Ay düdä kln kä nümä: »mu-
tik auläf< ak talehd yan.
»y dbbä bälö abbaröyta-yd
yö süktd, ami-ged uskutd* ak
yd yan.
> V^l. Sahogpraihe L 24S.
' mUho zweiheit, malhoyAh ire zweiheit, bei den Boui-Amer: malh-üi.
• Boni-Araor: lalci/Aa ('= tak-i-ön) dz-liäy xu iieiii g.itleii.
* Beiii-Anier: luJcat-y-6».
' Beni-Amer: lü-takat-ät seine gnttin.
Di« B«auT«-Spncha in Nordott-Afrika. I.
59
10) *Bak tuwerik ditü^ kit-
'ii-in, Ui-btt niHS* te-takdt tedit.
11) Bi'ib ihSnit, eßyaknit dS-
häyötna akö hay gigyän.
6 12) E-gdlli saki höd yam atäb
imi-hösna. e-ydm ekitmenik ü-
tdk: »ö-4hay6nenom,hinnetduk! *
in.
13) »Kkra!* tedi, »e-bVyÖn
10 tü-in gaiiitdy e-yam-ib nifif!*
tedi.
14) 0-b'ib e-yamib efifna, e-
h'iyöh fandiye-dhäy te-takdt kü-
iin tehäyt, etäyt, e-yamib i^mta.
IS malydb toü-höd üktä', tön te-ta-
kdt #ta\*
15) U-tdk: *te-takat& höysö
amtdy tedi* entt, höy SAmya.
malydb ün höd baröh ^kta' ön
20 ö-tdk.
16) CrulMlt wA gulüli bak
ikin, Sn.
*AhS abtdk sardl y' inä nö
mO-häbta-k, bälö hdbnö* ak ta-
leha yan.
Harid blHtani , yutuqu'ani
sirU sakdy yaddyn yan.
Ay ard^ adik egü läy-kö yem-
megä-yä dkä sügä yan. amärke
gäfdn-gSd: *mdw tärki abnö.'*
ak yalehä yan b&'elä.
»Ma'ä.U talehd yan, »yind
mäw ayrö alästd-dö, harid lay
adddd hän^ö!* ta.
Äy harid lay adddd hdlän
yan, amd-gBd ay nümä dibdnä
ba^td lay adddd orobd yan ay
harid takdytö. ay lay ta yun-
du'd yan.
Ay labahayti: »yi nümd yök
baktd* ya egilik adddd tolübb
yalehä yan. amd-ged ay egü kä
yundu'd yan.
Dada ka düdä tamäy gayn
yan.
1) Es war einst eine cretine und ein cretin, beide heirateten
sich und wurden mann and weib.
2) Da sprach einst die cretine zu irem gatten: »bring mir
butter von meines vaters hausl«
3) »Gut!« sagte er, er ging hin und kam zur mutter.
4) Dieser nun sagte er also: »eure tochter wünscht
butter.«
5) Sie füllte also ein gefäss voll an, gab es im und er
ging damit fort. Auf dem wege kam er aber zu trockener erde.
6) Da sprach er: »die erde meines Taterlandes ist ja ver-
trocknet« und er salbte sie.
7) Er kam nun zu seinem weibe one butter.
8) Da sprach diese zu im: »wo ist denn die butter?«
> FUr endeti. * FQr ekätd; von küata'; s. §. 46, e and §. 102.
«0
ni. Atihandlnng : Reinlmli.
9) Er erwiderte: »die erde meines Vaterlandes war ver-
trocknet, und da salbte ich sie.«
10) Da sprach sie: »wenn du es so peraacht hast, so wird
uns die mutter nicht dulden, wir verlassen also das land!<
11) Sie namen nun mel zu sich, am davon zu leben und
zogen von dannen.
12) Wie sie so iren weg gingen, da kamen sie zu einem
teich voll Wasser und es sprach dann der gatte: »dahier wollen
wir unser essen zubereiten!«
13) »Gut!« sagte sie, »da ja die sonne unser essen kocht,
80 schütten wir das mcl ins wasser.«
14) Sie schütteten also das mel ins wasser und die frau
nam einen rllrstock um das rael umzuriiren und stig hinein
ins wasser. Da aber verschlang sie der teich.
15) Da sprach der mann; »mein weib isst nun darin
abseits von mir alles essen weg« und er stig nun auch hinein.
Da verschlang auch diesen der teich.
16) So nun erging es jener cretine und dem oretin.
10
6.
Saraf B ton.
1
1) Saräf 'ör Ui-kämtöh yi'dm,
hay gi'gya, ibabya.
2) Takdt hihanahu, yiharid
ßya, 'ät endy
Mad'mdb istöb
dShdy.
3) Ti>-kämtöh yVdint, hay
ibdbya, Kassalab egidha.
4) 0-fina hädirya, fdgara:
»Saräf 'ör ti'itena kithay<, ina.
5) Barbar serAkünbu, wü-'ds-
ker kassdk iruktidna.
6) Ilatny Ankuanäb edir, ö-
rid hö ihe, rasäsi iyd'it, rasds
ihdyt, edir.
16 7) Hardmi '6ru tak har'oh
xhakib wö-Hdrtum hay ibe.
Sarräf baji iii rakübuk gdhä,
gald ytin.
Nümd ylkhend yan, yvrhodä-
ged, alä yiligilä ay hän Madind
dkä bähd yan.
IH rakübuk gähd, Kdssalal
yametä yan.
Dlbd-d yangelä, labahd-kö Sa-
räf bafi käyä egldam ma-ld yan.
Barbara akdn b/l\6 inkö ak
inäiittd yan, diker inkÖ ak mä-
iittd yan.
Fanis bd'lä yigdifd, mal ak
biiitd yan, arart-6 kä yigdifd
yan.
Haräini bali iii gäläytö-h yu-
i'torobutd Kdrtumil yaddy yan.
Dt« BtdMTC-Spneh« in Hordoct-AfirUu. I. 61
8) 0-Sök 'ar yVobik, i-kiSya Saüäkin heyaü-kü arnh-ad
Ad ihi, Madindb ittöh, ö-reü tdn garüdd tdna yibild, ak bl-
kastöh istöb. SitÄ yan, ay inkö bay mal Ma-
dinä dkä yohöy yan.
9) Säri amndb isSne, härH Awwdl zahdna Sarrdf Bali
6 Saräf ^Or tö-takdt ekhdn, O-riü galdntä ytücd orobd yan, ayk
dihdy elkik, ö-dhdy o-reü kassoh aar dl Madinä ta yikhend yan,
ihe, anhabydy Madindb ütöb umbakd balö-kö bayiäm al-'i§d
'aidb. vodqtil Madinä dkä bähd yan.
1) Sarafs son bestig seine kamelstute, zog fort und ver-
reiste.
2) Er war liebhaber einer frau, dieser brachte er was er
geschlachtet hatte, auch die milch die er molk.
3) Er bestig also sein kamel, reiste ab and kam nach
Kassala.
4) Hier kam er in ein gefecht, aber kein krieger war
im gewachsen.
5) Anch die Stadt Berber versetzte er in angst und alle
Soldaten flirchteten in.
6) Er tötete einen reiter mittelst eines Schusses und nam
im seine habe.
7) Mit einem mann der hinter im auf dem kamele sass,
zog er nach Chartum.
8) Leute von Suakin fiel er an, nam inen die Sklaven
und brachte diese und alle habe der Madina.
9) Ehemals war er ein bettler, als er aber Madina lieb
gewann, da brachte er nachts dieser alle habe zu, welche die
leute verloren oder die er erbeutet hatte.
7.
Xohammed.
1) Hdmmed Bimbay ila, aröb Mohammed Bombdy gdla, Sd
10 ihdy ibs, idnya, hay yVagdr yaddym jalabd kini, yamegd iSi
eya. jalabd gähA yan.
2) Bihir Sugutrdb 6ya, häi Sugutriyd akdn bddal yametd
ye'amadnÜ ehirtySn, ö-bhiri yan, gabdd bdrre-kö enddbahani
wO-hitsay efira'nit Un ehirsydn. ka yaybuluwin yan.
Abhandlung: ReintVol
3) HamaSdy: »ü-tinün, ü-bkir
ün beher >^igtUräy* ine.
4) Jeddöb eya, tcö-'ar6h ne-
jelya, ibdbya.
b 5) 0-Sök Srnhakuel mersdy
dänya, toö-'öroh ö-bhir egid, yV-
6) Ilaüläb wü-öi-üh ihnue-
dhay, dro yakisya, Je'ddäb eya,
10 aröb uwir, ibdbya.
7) 0-hdbay dihdy eya. ü-bdba
yakydyt: »wü-'ar ün äbf* hi«.
8) yWö-'örok* en. lihäb ijed-
yay, Umare ü-bdba.
Mohammad gänni: *Bl nand
bi'id ka endd Sugutrd Mni* ya-
lehä yan.
Je*1dä akdn bälö güfd, iii ja-
labd ttdddd ak yanä nuwd yi-
nUilii, ya»efvvd yan.
Saüdkin iro cntj:» bndal ya-
iimtd yan, iäi bafä bädad 'aydä,
iii ak yaddy yan.
Egida mdra-yinäiücö tcili ja-
labd kä gaytä , k<\ tuyqu'd,
Jeddal kä biiyf^ y«», törki ja-
labd airähäk sardl yndüy yan.
/,■}' dbbnl yanittd yan, dbbd
iigütd yan: *tay jalabd aji ja-
labdf* yalehd yan.
»Ä'rt bdjä kln* ak yalehdn
yan. lühd badad 'aydä yan ay
bali, dbbä bddkö yasketä yan.
1) Moharamed reiste nacli Bombay, er nam ein schiff und
reiste daiiin; dort bclud er wider das schiff und kerte zurllck.
2) Er kam ins raeer von Sokotra. Da zogen sie sand und
scKlanini aus dem meer und zeigten das im.
3) Uer halbblinde Mohammed sagte: »Dieser schlämm,
dieses meer das gehört zum meer von Sokotra.«
4) Er kam dann nach Dschedda, entlud das schiff und
reiste ab.
5) Im äusseren hafen von Suakin legte er dann wider an,
da warf er seinen son ins meer und für dann ab.
6) Nachdem sein son ein jar gcblibcn war, nam in ein
schiff auf, er kam nach Dschedda, erwarb sich da ein schiff
und für ab.
7) Er kam dann zu seinem vater; dieser erhob sich und
fragte: «wem gehört dieses schiff?«
8) »Dein son ist ja da« erwiderte man; da warf der son
die Stangen ins meer, der vater aber liess sie auflesen.
Dia Badu7«-Spr«o1ia in Nordoit-AIHka, I.
63
8.
Der löwentSter.
1) E-Väie tO-ri'dy edir, wu
dnküdna dShd eya, e-b'dSe edir,
ina.
2) Wu hdiia eya, e-fd gäl
6 edir, mihdy-t yina e-Sd" vm-än-
kädna ihdro, wö-hddd<^ imire,
derdt irtb, mderdyna wö-ha4,
u-raü edir ö-tdk.
3) Andik iharün, dya ime-
10 rün. wö-hdddcy ebina, iheri/n
ay-t yina, imer&n. mderardyna
toö-hdd4o,fadig tatnün dob eddr,
gäl tak iya; ün ü-tdk ngalälay
w6-ha44^ edir.
Wdkari läh yigdifd yan, ta
wanni el yametd yan, wakari
ta yigdifd yan.
Lubäk inki saga yigdifd yan,
adohd lala' ay sagd ta wanni
gäroniSd yan, lubdk dka gardy
yan, kä yagddfö tänd yan, ag-
ddfö yd-gSd aki lubdk yigdifd
yan ay heyaütö.
Kä dik kä g&rSniidn yan, kä
bddenä tdnak sügd yan. ay lu-
bäk kä ibad yaddyn yan kaünä
lald', amdyk sardl tdna gardy
yan. Nagdaföna ydn-gSd moro-
töm yingidifin yan, inki gähd
yan; ay inki heyaüti lubdk kä
yigdifd yan.
1) Der schakai tötete eine zige, der eigentiimcr kam dazu
und tötete den schakai.
2) Der löwe kam und tötete eine kuh, der eigentUmer
suchte sie drei tage, da traf er den löwen, konnte in aber
nicht töten; denn als er daran war, denselben zu töten, da
tötete in selbst ein anderer löwe.
3) Seine leute suchten in, fanden in aber tot. Sie folgten
nun der fassspur des löwen fUnf tage hindurch und fanden
dann den löwen. Wie sie aber daran waren den löwen zu er-
legen, wurden vierzig mann getötet, ein einziger entkam ; dieser
nun tötete den löwen.
9.
Irrfarten eines mannes.
16 1) El-mirkab wü-angelisi dS-
hdy ihdy, hay ibdhya; ü-dhdy
ay-iS wa dga-rdma tatn&n ddha,
in.
Wili ingillsd mdrkebil heyaü
körän, yaseferdn yan; heyaü-kö
kaünä bol ka malehin tömän
kl yinin yan.
^^^^^V M ni. AbhuJloni
: Belolieli. ^^^H
^^^H 2) Bäher dulumdt hay eben,
Magäribd bddal yadäyn yan,
^^^^M Ijiher dulumnti ydkijän hnii-d-
törke-kö ogäfani karn bälöl ya-
^^^^M keläh hay eben, dwnära hardüa.
däyn yan dahdb gdrOniSÖna.
^^^^P 3) Seäb emmlrkah iänäbe
Mdrkebil la aränik sardl ka-
^ 5 ban-d-kdäbi yi'dgar&n eyün, ia-
7-d bälikO gähän yan, lammä
^^^^—^ güg haiUäb ihenedhäy biher du-
tdnnri egklä märdnik sardl ma-
^^^^M eyän.
gäribd bddal yametin yan.
La bddal öbiidn yan, Id boij^^M
kitdk sardl heyait öbiidn yan, * ■
^^^^H 4) E-i'a gedyän, ä-S'a enhad-
^^^^" nidhay 0-dhdy Uikkä sa'ätib
^^^^ 10 igddna, ige'dna, igedna-höb tiyöt
ummdn sa inki heyaütO öbiidn
^^H
yan, nahd 'azdytö kä betd yan.
^^^^P 5) Bak ü-dhdy enhddna, asln-
Ahe heyaü bakitdn yan bnhdr
^^^^m hdy tamün bdka, ü-dhdy ü-
tOmän hinim, aki heyaü inkö
^^^^1 rdxl enhddna.
bakitdn yan.
^^^^ 15 6) Malydb n»!mhdy tamün
Ayk sardl bahdr tömän öbi-
^^^^ gtidyan, gäl tnk eiigad, ü-dhdy
.idn yan, inki htyatUi rd.'d
^^^^B ü-rdü enhddna.
yan.
^^^^H 7) O-tdk wü-dngad ä-ddgel
Ay rä'd heyauti dakdl gähd,
^^^^F r^cya, ö-tenndni-ki isd', hihbr
Wrmän bukdl dafdy yan, Su^jti-
^^^ so Sugutrdte eftr ine, 5-rebdb
trd akdn bdd-ko balSk a\dhö,
^^^^L amordm 6ne.
kömal adnwö yakhd yan.
^^^^B 8) O-tdk ün f.ya, tAkülya,
El yametdk sardl hafifd yan.
^^^^f ö-mirkab yi'U gigya.
mdrkeb häbä, iie ak yaddy yan.
^^r 9) Tägä ay hdtlla sdkya, ta-
iMmind tdnnä ka kaAn egidä
^H 25 gü asaranuiy Mdgsir fya, Mas-
yaseferd yan, lammd tdnnä ka
^^^^^ sireb isd', Miissir eydn-höb ben-
nwlehdn ya vgida Mdser yametd,
^^^^fe töy
dafdy ydn.
^^^H 10) Masaireb haüel ihaiddhäy
Torkel egida märdk sardl Sii-
^^^^V Sutoia eya.
wes akdn dikil yainetd yan.
^H 30 11) Stucesi arob yxdm, wö-
Törkil jalabd gähd yan, ay
^^^^m aroy 'örah ift, tcö-'öroh kikan;
jalabd ailddl kä bali sügd yan.
^^^^L eudäwayoh ynkyanedhdy takdt
ay iii bdlä söld yan; iäi dlk-kö
^^^^L^ d'erdbe, Jtdddb eya.
ogütd-ged inar'tiitd yan , ayk
sardl Jiddä akdn dikil yaddy
yan.
^^^V 12) Ö-Sök iya; ö-gaü6h iüm-
Saildkin akdn dikil yameta
^^T 35 ydn-höb wü-'Orfih han Sümya,
yan; iÜ 'dred sdy-ged ka bali
^^^^L malydb tö-takatöh , tcö-'OrÖh
say yan, amd-ged kä nümd, kä
^^^^^^^ imire.
bali dka sCtgdn yan.
Di{ Bedaiire-Spnche in Nordoit-Afriks. I. 65
13) Kassdh ferhdba; ü-tak ümbakä hadenan yan; ay Hey-
ün tö tagiydytib dum'äräb ibire, aüti iH qOßydtil dahdb bähdyan,
gdbya, hldäb esinin, Sn. rohösyakdyan,inkömäränyan.
1) Leute bestigen ein englisches schiflF und reisten ab,
fünfhundert und sibenzig mann befanden sich auf dem schiffe.
2) Sie füren ins abendländische meer und von da be-
gaben sie sieb nach dem land der hunde, um dort gold zu
suchen.
3) Sie namen kUhe an bord und füren ins hundeland
und nachdem sie da zwanzig jare gebliben waren, kamen sie
wider ins abendländische meer.
4) [In gefar vor einem grossen lisch] warfen sie vih
ins meer und als dieses ausging, so warfen sie leute hinein,
jede stunde warfen sie einen mann hinein und diesen frass
der fisch.
5) So kamen die leute ums leben bis auf achtzig mann,
alle übrigen waren umgekommen.
6) Darnach warf man auch die achtzig mann hinein,
nur ein einziger blib noch zurück.
7) Dieser eine mann stig auf den mastbaum, setzte sich
auf die querstange und sprach: »bei Sokotra steige ich aus
und gehe dort auf den berg.«
8) Er kam nun dort an, sprang ab, verliess das schiflF
und ging.
9) Fünf und zwanzig jare war er schon auf der reise,
im sibcn und zwanzigsten kam er nach Kairo und blib daselbst.
10) Als er sich in Kairo ein jar lang aufgehalten hatte,
kam er nach Suez.
11) In Suez bestig er ein schiff und auf diesem befand
sich sein son, er aber kannte denselben nicht. Als er nemhch
seine reise antrat, da hatte er eben geheiratet und ging dann
nach Dschedda.
12) Er kam also endlich wider nach Suakin und wie er
sein haus betrat, da traf er da sein weib und seinen son.
13) Alle freuten sich nun; der mann hatte in seiner
kappe etwas gold, er war also reich und so bliben sie denn bei-
sammen.
Sitaiilicsiwr. d. phU.-Ust. Ol. CXXVUI. Bd. 3. Abb. 5
66
m. Abbudlnng: Reinisck.
10.
Drei reisende.^
1) Wö-'d§o mhäy da d6hd
ehäyn e-garbi ydkyän e-iarik
eyön, mihdy tamün asoäyt aiö-
dyti dihay-ka mShay da efen,
5 e-gdrbi e-Sartk iyän.
2) MaWik emnlhäna vidrkah
'aSdy dör maSäS: -»nanf^y e'e-
tänt'i ena.
3) ^Wö-har'6n rätäna!' ina.
10 4) -»Näiitay ydktöna?<i ena.
5) ^E-gdrbi ydklna, e-iarik
nebe; ö-bher ün yakset irrib,
bShir duluviat nestöbe, e-dhny,
e-dhäy nirküe* ina.
15 6) E-merkab e'aSiS räjydy:
»insibua hau, jinnibtiaf* ine.
7) BaHih yakydy: »iji«i6««
ine, »wü-häber wö-hdri näy geb
efe* ine.
20 8) E-betkib dShdy eya: y>ndn-
tay e'taf* ine.
9) » Wü-hdber wö-har'indy geb
efSi ine.
10) Wü-hdr'i ydkya: »icö-
25 hdber ahdr ehl* ine.
Azäyti bukdk adöhd heyaüü
ak gähän, garib-kö idriqfän ya-
ddyn yan, sazzdm azatiyak um-
mdn azdytö adöh adöh ak gäha-
ni , gdrib-kö üdriq fän yadäyn
yan.
Maläykd tan dfad adi mär-
kab al-'iSä wdqtil dkä garayta
yan: tnülakö tametinift ak ya-
lehdn yan.
tEsira garatiya.'t ak yilehdn
yan.
^Anlakö ugüttanf* ak yale-
hän yan.
tOgünnä megdribdkö muidri-
qal adi nana; tä bäd ni tänd-
ged bdher dulumdt fän adi na-
na, heydwa tä azä tasiydnkö
maSinna* yalehdn yan.
Mdrkab dkägaraytd-ged: »in-
»i kltini, ginsi kitinift ta esertd
ydn.
Ay assd'k bukd yandti ogätdti:
r>ginni mdkiyö, insi kiyö, wäre
saratiyä esSrdntaf* yalehd yan.
Fantitiyä esSrdn: »aülakö ta-
rn^taf* yani yalehdn yan.
»Wäre saratiyä eseräl*
yalehdn yan.
Sarati: *wAri abaySimd<
yalehd yan.
ak
ak
' Trotz weitern aiufragens gelang es mir nicht, zum genauen Verständnis»
dieses stOckes zu gelangen; der erzäler hatte keine andere antwort als:
>so war die geschichte, nun genug.«
Dia B«dn7«-Spncbe in Notdott-Afrik». I. 67
1) Auf einen fisch setzten sich drei mann, brachen auf im
Westen und füren gegen osten. Von dreissig fischen setzten sich
stets auf einen fisch die drei mann und kamen von west nach ost.
2) Engel zogen vor diesen dahin und denen begegnete bei
einbruch der nacht ein schiff und fragte sie: »woher kommt ir?«
3) »Fragt nur die hinter uns!« erwiderten sie.
4) »Von wo seid ir aufgebrochen?« fragte man sie.
5) Diese antworteten: »wir brachen auf im westen und
ziehen nach osten; dieses meer da will uns nicht aufkommen
lassen, wir geleiten die männer vom westmeer her und wir
(Urchten die menschen.«
6) Das begegnende schiff fragte dann: »seid ir menschen
oder dämonen?«
7) Da erhob sich einer und sprach: »menschen sind wir,
weitere auskunft erhält man bei dem hintermann.«
8) Der mittere mann kam heran und man fragte den-
selben: »woher kommst du?«
9) Dieser erwiderte: »auskunft erhält man bei dem
hintermann.«
10) Der hintermann erhob sich und sprach: »auskunft
gibt ein rückwärtiger.«
11.
Der sohakal und der rabe.
1) Bedie wä käiküay (küiu- Wakari ka käköyti inkf'i md-
kay) hiddb etnin, Sn. rak yinin yan.
2) E-bedSe te-m'äre wö-'aüi Wakari zlbo rläy bukdl häldä
dehä efif: *hldedäb tdmi niydd* yan: tinkö Mnnö^ ak tal^hd
5 yine. yan käköytak.
3) 0-küiküay bt-gadrayik ü- Ay käköyti betö tänd-ged, ay
bedie te-m'dre ibiye tdmya. wakari tu zlbo üb bettd yan.
4) Malyäb o-küiküay dife ha'- Ämäyk sardl ay käköyti fd/isö
iya, tcö-häii dShd efif, tdmal bälöd häld yan: »tä bet!* ak
10 yine. yalehd yan.
5) E-be'dSe bl-gadrayik ö-kfd- Wakari ay bettö täntd-ged ay
küay te-dife ibiye tdmya. käköyti ay fd1)sö iie betd yan.
1) Ein Schakal und ein rabe hausten beisammen.
2) Der schakal goss suppe über einen stein aus und sprach
zum raben: »wir werden nun die zusammen essen.«
5»
68
ni. AbhaDdlnDf; : Beinisch.
3) Da der rabe (mit seinem schnabel suppe vom stein)
nicht essen konnte, so ass der schakal die suppe selbst.
4) Hierauf brachte der rabe nun bciila herbei, schüttete
dieselbe auf den sand aus und sprach: »da iss!<
5) Da der schakal dies nicht vermochte, so ass der rabe
selbst die belila.
12.
Die mause.
1) U-gubb maiidälät ' ibire,
takati dha iya.
2) Deläb efirik, eix4äwa wö-
hdrro oghdr, ö-delAy ede\
5 3) Gv,bb wSr ife, 4^wäb og-
hdr, harröb hö ihi, wü-hdrro
ö-raüi d6hdy iya, malhoyäh
Sarik iba.
4) Takdt tife, tü-tnkdt tun
10 data, amasinga tö-takati dha
iya, füfya, S-dambe betik Sumya,
tdniya, yViS gigya.
5) Tü-takdt ü-inha mShydn-
hob wö-'adöh teSbib, wö-'adöh
15 tdmama- rihita.
6) Wö-haünd 6-raii ü-gübb
Bya, tü-takdt ö-takyöh geb düta.
7) Ü-gtlbb ö-tdki mid fufyäyt
tdmya, ü-mha tnheydn-höb yVU
20 gigya.
8) Wö-haüad 6-raü pguddna,
tü-takdt ü-t-ak wä ogu'ädna, o-
güäyna.
Andäwä tind yan, tcili jaicis
lik tind yan, ay andäwä nümnl
tametä yan.
Ay andäwä dik gar'itd, ilaü
bodöd haytd yan.
Aki andäwä tind yan, lel dik
gar'itd yan, ay ilaü iSi kahan-
töll kin andäwäl bäxtd yan,
lammt iirqä bä'il kl yinin yan.
Wili nümä tind yan, ay nü-
md <}lntd yan. bärak ablä ay
nümäl tametd yan, fuf ta, lam^
mä Idki fänad zaytd, ta bus
fuf ta, bettd, taddy yan.
Ay nümä bälö mäyitd-ge.d ist
bus tubild yan, iSi bus betimtdm
iiek tubild yan.
Malammi bär ay andäwä ta-
metd yan, ay nümä iii bä'eli
agägal 4ina süktd yan.
Ay andäwä bä'eü dagümd fuf
ak ta bettd yan, dahine iSi ak
taddy yan.
Malammi bär tan bettdm ya-
lagma andagülta hinim (findn
yan, ilälani waynik sardl 4indn
yan.
* Wortlich: eine wache; der sinn ist nnr: eine Tomeme maus (der als
solcher ein kawass znr Verfügung stand).
Die Beduiye-äprache in Nordost- Afrikt. I. QQ
9) Kf.rümnb dShäy ü-gübh eya, Subki tcdqti lissün ^indnik
tv-takdt 'ad tdmya, yi'iS gigya, sardl ay andAwä tametä yan,
ö-rail ehe, wö-hdber ihe. ay iiütnd ta bettd, iie ak taddy,
iH dobäytöl taddy, abtdm ak
wäriSid yan.
10) Tö-fdtliga titäy dShäy Mäfäri bdr ay lammä andä-
5 iyän, ü-ngäl tö-tdkati ragdd wd nümä ka bä'elal yametin
fufydy tdmya, iirraü ö-tdki tnid yan, loilityä nümä Idkal fuf ta,
tdmya. nuTtid lak bettd ydn, willtyd
baeli dagümä bettd yan.
11) 0-mha mheydn-hob, er- Bälö mäxtd-ged, üssün yubi-
hiydn-höb an gtibba ddbyän linin »ardl ay dndäw küddn
10 ihina. yan.
1) Die maus hatte einen kawass und kam zu einer frau.
2) Diese maus grub auch eine grübe, stal dann getreide
von leuten und legte es in diese grübe.
3) Da war femer eine andere maus, auch sie bestal die
Ortschaft und nam von da getreide, dieses wanderte zu irem
freunde, denn sie beide waren verbündete.
4) Es war also eine frau, diese nun schlief. Bei nacht
kam nun die maus zur frau, blies sie an, schlüpfte dann zwischen
deren beine, frass da, verliess sie dann und ging von dannen.
5) Als es morgen geworden war, besichtigte die frau ire
blosse und fand sie angefressen.
6) In der zweiten nacht kam die maus abermals und du
schlief die frau neben irem gatten.
7) Die maus blies nun des mannes blosse an und frass;
am morgen verliess sie denselben und ging fort.
8) In der folgenden nacht wachten sie, die frau und der
gatte, wurden aber dann ermüdet.
9) Gegen morgen kam die maus, frass die blosse der frau
an, ging dann fort zu irem genossen und brachte im künde.
10) In der vierten nacht kamen sie abermals dahin, die
eine maus blies das bein der frau an und frass davon, die
andere aber frass an des gatten blosse.
11) Als es morgen geworden und die beiden leute das
geschehene erschaut hatten, waren die mause schon fort.
70
III. AbluuidloDg: Beioisoh.
13.
Sätze zum numerale.
1) Bdhe tdmna-mhdy 'ar ibi-
re; wö-äißweli Yagüb eedna, ö-
rdü Yusäf e'edna, O-nihdya Is-
mä'il eedna, ö-fd^Jga Sulfän
6 eddna, wö-dya 'Omar e'Mna,
wö-asägära Sükrib e'edna, wS-
dsardma Adam eedna, wö-asim-
ha Hissen e'edna, wö-aiSddiga
Hümmad eMna, ö-tdmna Ba-
ld müd e'ddna, ö-tamnd-gära 'Alib
e'edna, ö-tdmna-mdlya Eddin
e'Mna, ö-tdmna-mhdya Joha e'-
edna; an tdmna-mhdy kassäh
sandba, biibye 'dra.
Beni-Amer.
1) Bdbu tdmina-mehdy 'ar
ibire: ö-sürkena Yd'küh iyddna,
ö-mdlya Yusif iyddna, 0-mhdya
Ismd'il iyddna, ö-fd4iga Sultan
iyddna, wö-dya 'Omar iyddna,
wö-asdgära Säkri iyddna, wö-
dsa-rdma Addm iyddna, wö-a-
sümha Hissin iyddna, wQ-aiSd-
4igo- Hümmad iyddna, ö-tdmlna
Hamid iyddna, ö-tdmind-gura
'Alib iyddna, ö-tdmina-mdlya
Eddin iyddna, ö-tdmina-mJidya
Jaühdb iyddna; an tdnuna-mhäy
kassds sandba, bdbyo 'dra.
15 2) Tü-jim'a asaramät ylndt
ebdre: tü-ämoeli sdbte, tü-rdü
hddde, tü-mhdya litninte, tü-fd-
4iga talatdte, tü-dya erbd'te, tü-
asägüra hamiste, tü-dsa-rdma
20 gim'dte.
3) T6-yin-tön gäl dör i'an-
hök.
Tö-yln-tön malö döra i'an-
hök.
25 Tö-yln-tf>n mihdy döra i'an-
hök.
Tö-yinrton fa^ig döra i'an-
hök.
Tö-ytn-t4n ay döra i'an-hök.
2) Tu-jm'a cuaramät ylndt
ebdre: ü-mh€ wü-dtoweli sab, ü-
mbi ü-mdlya had, ü-mhdya et-
nin, ü-fd^iga taldta, wü-dya
erbd', toü-asdgura hamis, tcü-
asardma jim'nt.
3) Tö-intlb gär ragdd yi'an-
höka.
Ts-'intib malö rdgada yi'an-
höka.
'Dh'intib mihdy rdgada yi'an-
höka.
Tö-'intib fa<lig rdgada yl'an-
höka.
Tö-'inUb ay rdgada yi'an-
höka.
Die Badsije-Spnch« in N«rdo<i-Afrita>.
71
13.
Sätze cum nnmerale.
8aho.
y dbbä adähän ka tdtnmän
dnylo lik yina; eld\ hali kä mi-
gd' Yaqöb ydlehan, malammi kä
migä' Yosif ydlehan, mädahlti
kä mign' Ismd'il yalehan, mäfä-
ri ha^ ka migä' Sultan yan, ma-
kmcänUi kä migä' 'Omar yan,
lih yd bali Sükri kä migä' yan,
malehdn ya-H kä migä' Addm
yan, bahär ya-Ü Hissen kä mi-
gä' yan, sagäl ya-H kä migä'
Htimad yan, tammän ya-ü kä
migä' H. yan, inikän ka tammän
ya ba^ kä migä' 'A. yan, lam-
män ka tammän ya-ti kä migä'
E. yan, adähän ka tammän ya-
ti kä migä' J. yan; täy inkö sä'-
id Hnön.
Bahurö lala'-kö malehdn la:
eldl lald' e^d sdmbat, malammi
Itdd' nabd sdmbat kini, müdahi
lald' sani, mäfärlti zalüs kini,
makawani lala robü' kini, IV^
ya lald' hamüs, malehdn ya-ti
güma'dt Mni.
Käfä anü inki-gld köl a-
mAa.
Käfä anü lammä ged köl a-
meta.
Käfä anü adähä gSd köl a-
m4ta.
Käfä anü afärä gSd köl a-
meta.
Käfä anü kaünä ged köl a-
meta.
Deutsch.
Mein vater hatte dreizehn
söne: der älteste hiess Jakob,
der zweite hiess Josef, der drit-
te son hiess Ismael, den vierten
nannte man Sultan, den fUnften
hiess man Omar, den sechsten
son nannte man Schukri, den
siebenten nannte man Adam,
den achten nannte man Hissen,
den neunten nannte man Mo-
hammed, den zehnten nannte
man Mahmud, den eilften aber
Ali, den zwölften nannte man
Eddin und den dreizehnten
Dschauha; alle diese dreizehn
waren brlider und die söne
meines vaters.
Die woche hat siben tage:
der erste tag ist der samstag,
der zweite ist der sonntag, der
dritte ist der montag, der vier-
te dienstag, der fUnfte mitt-
woch, der sechste donnerstag,
und der sibente ist der freitag.
Ich kam heute einmal zu dir.
Ich kam heute zweimal zu
dir.
Ich kam heute dreimal zu
dir.
Ich kam heute viermal zu
dir.
Ich kam heute fünfmal zu
dir.
72
m. Abhuidlniig: Bciniacb.
T6-y'in-tön asägür döra Van-
hök.
Tö-yin-ton asardma döra i'an-
hök.
5 TÖ-yln-tön asSmhi wdkta i'an-
hök.
T6-ytn-tön äSSadig wdkta i'an-
hök.
T6-yln-t&n tamin wdkta i'an-
JO hök.
4) Bartik mdssi Mesuweb te-
ßyaf
5) Ane mdssi ben-tön-i kä-ha.
6) Ane malö-ti mdsse Jidddy
15 efi.
7) Barak mdlya dör intöni
tefeya.
8) Barüh mdssi Massireb Rfif
Beni-Ämer.
Tö-'inttb asagär rdgada yi'an-
höka.
Tö-intib asardma rdgada yf-
an-höka.
To-'intlb as'imhdy rdgada yf-
an-hdka.
Tö-Hntlb aSia^ig rdgada yf-
an-höka.
Tö-Hntib tamin rdgada yi'an-
höka.
Barük mdssi Meauwib tifiyaf
Ani jnassi ben-töy kä-ha.
Ani mal6-t mdsse Jidddy iß.
ya.
Barük mdlya dör intOy tifi-
1.
Bariis mdssi Massirib ifit
9) Banih mehdy haüläb, dy- Barüs mehdy-ti mdsse, ay ter-
20 ti tergät, tamint yindt bentön gut, tamdn-t ylndt bintöy iß.
10) Ane engdt (engdl-t und Ani engdl haüldb-wä, terdb-
engdl-ti) masset'icä terdb-wä ö- wä ö-Söki asd' (oder dseni).
Sökib asd\
•26 11) Bardhna (bardh) fadig-t Bardsna (bards) fa^ig haü-
mdsse, asägAr-ti terga, aSiadig-t Idb, asagiir-t tergät, asSad.ig-t
ylndt ö-S6ki esnin. yindt ö-Sökib isnin.
12) Ane engdl kam, malö ha- Ani gäl kam, mal6 hatäy,
täy, mehdy Sä'a, fa4ig-t dno, mehdy id'a, fadigt drgina, ay-t
30 ay anö-t 'ar dbare. rengenet dbare.
Di* B*J»»y»-8prmehe in Nordtwt-Afrik». I.
73
Saho.
Käfä anä lehd ged köl ameta.
Käfä antt malehand gid köl
Kafä anü bahärd ged köl
anaeta.
Kafä anü sagald ged köl a-
mela.
Kdfä anü tamtaänd ged köl
ameta.
Aiü, tciU tcdqte Manucdl ki-
tö-höf
Anü abadä törkel md-kiyö.
Anü lammd egida Jiddal
mära.
Atü tnalammi gSd tärkel M-
hUö.
Ussük wili ged Mdsseril kini-
höf
Uttük adohd egida, kaün dl-
zäy tammänd lald' törkel mdra.
Anü inki egidä ka egid cd>ld
ISatcakinil dafäy.
"Utsün afärä egidä, Uh' dlzä,
tagald lald' Saicäki7iil dafäyna.
Anü inki gäldytö, lammd fa-
rdt, adohd sagd, afärü aydö,
kaünd aydö bald liyö.
Deutocii.
Ich kam heute sechsmal zu
dir.
Ich kam heute sibenmal zu
dir.
Ich kam heute achtmal zu
dir.
Ich kam heute neunmal zu
dir.
Ich kam heute zehnmal zu
dir.
Warst du jemals in Mas-
saua?
Ich war niemals dort.
Ich war zwei jare in Dsched-
da.
Du warst das zweite mal
schon hier.
War er jemals in Kairo?
Er war dort drei jare, fünf
monate und zehn tage.
Ich hielt mich auf in Suakin
ein und ein halbes jar.
Sie bliben vier jare, sechs
monate und neun tage in Sua-
kin.
Ich besitze ein kamel, zwei
pferde, drei kühe, vier schafe
und fUnf lämmer.
74 III- AVb.: Beinitch. Die Bedanje-Spnehe iu Sorlost-AfrUta. I.
Inhaltsverzeiclmiss.
Seite
Vorrede 1
I. Erzälungen im Idiom der Benl-Amer in Barka 5
I) Ein reumütiger sttnder —
21 Der taube, der blinde, der Inme und der kalkOpfige —
3) Ein feigling 6
4) Unehlige kinder gedeihen nicht 7
5) Erlebnisse eines schech 8
6) Der son eines scbecb (Ursprung der Ha(jäo4&wa) 11
7) List eines mitdcbens 13
8) Der esel und das kalb 19
9) Der schakal und das lamm 24
10) Der Bchakal und das Zicklein —
11) Die maus, der froscb und die eidechse 25
12) Die eidechse und der schech 28
13) Die schlänge und der zigenhirt 29
14) Sätze und redensarteu 30
n. Oespräohe und sätse im Idiom der Halänga ........ 44
in. ErBälnngen im Idiom der Hadtod&'wa 55
1) Omar —
2) Zwei beiden —
3) Martad pascba 66
4) Die tochter des sultans 57
5) Die dummen ebeleute 58
6) Saraf 8 son 60
7) Mohammed 61
8) Der löwentöter 63
9) Irrfarten eines mannes —
10) Drei reisende 66
II) Der Schakal und der rabe 67
12) Die mause 68
13) Sätze zum numerale (der Uaij69(j&wa und der Beni-Amer) . . 70
IT. Abhudlnng: Tommschek. Die alten Thnker. I.
IV.
Die alten Thraker.
Eine ethnologische Untersuchung
Wilhelm Tomasohek,
comsp. MttgUede der kftis, Akidemie der Wissenscfaftfleo.
Uebersicht der Stämme.
Vom Pyrenäenwall bis zur Indusbeuge zieht sich ein
Berggürtel dahin, welchen die geologischen und tektonischen
Verhältnisse, sowie der mediterrane Charakter der Vegetation
zu einer Einheit gestalten; nordwärts breiten sich niedrige
Massengebirge, waldige und sumpfige Flächen, endlich Steppen
aas; gegen Süden lehnt sich an das Mittelmeer eine Reihe
regenarmer Wüstenstriche an, und nur das Nildelta, die syrische
Rüste und Mesopotamien bieten alle Vorbedingungen zur Ent-
wickelang einer höheren Cultur. Zwischen diesen weiten
Räumen, worin Gleichförmigkeit herrscht, erhebt sich jener
eurasische Berggürtel, welcher eigenartige Entwickelung,
Mannigfaltigkeit und Abgeschlossenheit befördert — dies gilt
auch in ethnischer Hinsicht. Im Gegensatz zum WiLstengürtel,
welchen die aus einem Urstock entsprungene hamitische und
semitische Völkerwelt innehatte, und zur Nordseite, entlang
welcher sich einerseits Indogermanen, anderseits gleichartige
Mongoloiden gelagert hatten, bildete der Berg- und Hochlands-
gUrtel das Erbe einer langen Reihe von Urvölkern, die zwar
in leibUcher Hinsicht durch die Eigenschaften der ,kaukasi3chen'
Rasse zu einem Ganzen verknüpft waren, in der Sprechweise
jedoch die erstaunlichste Mannigfaltigkeit aufwiesen und in
eine grosse Zahl von isolirten Gruppen zerfielen, denen Nichts
gemeinsam war als höchstens der Charakter flexivischer Com-
plicirtheit.
8iliiiii{>k«r. d. ph>l.-hul. a. CXXVHI. Bd. 4. Abb. 1
rv. Abkudlnng: ToBiscIiek.
Dieser langgestreckte Völkerglirtel ward zn verschiedeneal
Zeiten durch die Wanderungen der Nordvölker durchbrochen]
und bis auf spUrliche BruchtheUe zertrümmert: in der Gegenwart!
besitzen nur noch die Pyrenäen im äussersten Westen, der liehe '
Zug des Kaukasus in der Mitte, und das versteckte Hochthal
von Huiiza-Nagir an der Grenze der monosyllabischen Sprach-
welt, die letzten schwachen Ueberreste jener Völkerreilie; die
drei südlichen Halbinseln Europa's, femer Kleinasien sammtJ
dem armenischen Hochlande, der Alburz und Zagros, der Hin- j
dukusch und dsis Pamirplatcau, haben durchweg nordische.]
Volksthümer erhalten. Ja, bereits an der Schwelle der ge-1
schichtUchen Zeit, haben die Arier, das östlichste Glied der
voreinst eine zusanimenhilngcndc und geschlossene Masse dar-
stellenden Indogermanen, den curasischen Bergzug überschritten
und an der Seite der allophylen Südvölker eine neue Heimath
gefunden, welche viele Jahrhunderte spttter wiederum von,
mongoloidischen Nordvölkern stUndig bedroht werden sollte.
Ausser Hellas, dem Sitze lelegischer und vom Orient be-
einflusster pelasgischer Völker, finden wir namentlich Kleinasien i
von einer dichtgeschlossenen Ircindartigen Völkcrmasse besetzt.
Wie im Kaukasus, so gab es hier zahlreiche mehr oder minder
rohe oder durch die Cultur Mesopotamiens und Aegyptens be-
einflusste Bergstamme, welche sich untereinander bekämpfen und]
verschieben mochten, in die Geschicke der Nachliarl&nder jedoch
selten dauernd eingriffen; wenn sie sich ausnahmsweise zu grossen]
Unternehmungen einigten, so geschah dies gegen Syrien, < 'ypernj
und das reiche Nildelta, nicht gegen das curopilische Nordland,!
die Heimath physisch überlegener Völker, deren KoUe stets 1
eine active war. Die prilhistorische und linguistische Forschung j
hat die Bedeutung Europa's, als einer Heimstätte urkrslftiger
Völker, dargethan; mögen sich auch zur Bildung der Indo-
germanen oder, wie man sie jetzt nennen will, der Ario-Teuten,
verschiedene Rassentypen aus Süd und Ost zusammengefunden (
haben — die Sprachen selbst weisen mit Entschiedcnlieit auf 1
einen europäischen Ursprung. Hatte aber einmal ein nordische«
Volk den Weg in die allophyle kleinasiatische Region gefunden,
80 blieb es daselbst und ward allmälig der Kraft vorlustig,
Rttckstösse in die aJt« Heimath auszuüben. WanderzUge aua i
Europa über den Bosporus oder über den kaspischen Ufersaum
Die »Iten Tkraker. I.
nach Iran werden uns stets naturgeniässor erscheinen müssen,
als solche in umgekehrter Richtung. Die späteren Invasionen
der arahischen (•Haubeiisicäinpfer bihlen eine, aus dem Zu-
sammentreffen überaus günstiger Zustünde erklürliciic Aus-
nahme; nnd, was die TUrken betrifft, so gehüren diese zu den
nordischen Völkern, und ihre Wanderung wird durch fort-
laufende Sporaden türkisdier Stämme bis zum Altai bezeichnet,
wfthr«nd solche Spuren J"Qr die angebliche Auswanderung von
Indogermanen aus dem Süden gfinzlich fehlen. Ein im kili-
ki&chcn Antitaurus gesprochener neugriechischer Mischdialekt
soll angeblich uralte indogermanische Sprachrestc enthalten; die
betreffenden Wörter sind aber aus den Nachbarsprachen ent-
lehnt und der Rest gar nicht indogermanisch, wie beispielsweise
die Zahlwörter lingir G, tatli 7, matli 8, danjar oder tsankar 0
— offenbare Ueberbleibsel der uralten kappadokischen Sprech-
weise!
Aber die Armenier und Phrygen sollen aus dem Osten
gekommen sein und in Klcinasien zurückgebliebene Reste der
indogermanischen Wandcrvülker darstellen! Sehen wir jedoch
genauer zu, so ergibt sich uns gerade das Gegentheil. Wenn
die armenische Nation zu der indogermanischen Familie ge-
rechnet wird, so geschieht dies auf Grund ihrer Sprache,
reiche namentlich in der verbalen Flexion wichtige indo-
Bnnanisclie Erbgüter, wie das Augment und den Aorist, be-
wahrt hat; auch im Wortvorrath findet sich trotz starker
Ueberwucherung durch fremde Elemente ein stattlicher Procent-
Btz alten Gutes. Im Ganzen jedoch gehört das Armenische
den starker entarteten Schwestern der Familie; das Laut-
sj'stcm zeigt eine merkwürdige Mischung mitgebrachter ost-
enroprtischer Charaktere mit der Pronunciation, wie sie bei den
kleinasiatischen L'rvölkern vorausgesetzt wird und thatsächlich
noch bei den südkaukasisehen Aboriginem auftritt — jeder
armenische Text kann el>enso gut mit den Buchstaben des
georgischen Alphabets geschrieben werden! Offenbar haben
sich die Armenier auf ihrer schrittweisen Vorschiebung über
nCrdiicbcn .Striche Klcinasicns viel fremdes Sprachgut und
ehliesslich auf alarodisciiem Boden die orale Disposition der
sUdkankasischen Ursassen angeeignet. Diese sprachliche Wand-
Inng erfolgte gleichzeitig mit einer Umfonnung des leibUchen
IT. Akli«ii<llaii( : Tonitchtt.
Typus, der allgemach eine südlichere Färbung annahm. Wj
auch der Typus der indogermanischen Völker von Haus
ein gemischter — eine solche Uebereinstimmung und Oleichheif
des brünetten und durchweg brachykephalen Typus der Ar-
menier mit dem eingeborenen kleinasiatischen Typus tindet
seine Erklftning doch nur in einer lang andauernden intensiven
Mischung beider Elemente. Der Gang der armenischen^^
Wanderung lässt sich ungefähr in folgender Weise bestimmen^H
vom Ikisjiora.s aus bewegte sich der Zug langsam durch die
paplilagoiiisclicn Thalgcbiete ostwärts zum Halys (armen. Ali
,der salzige'), dann über das nachmalige ösjAa twv Wpjxiviaxwv
in das Lüngsthal des Lykos oder Gail-get, von da ül)er die
Klause von Satala zum obern FrAt und endlich in die Ebene
Airarat der Aiarodier. Uie Ik-.sitznalimo des alarodischen Landes
und der übrigen Hochcantone bis zum Van-see dürfte erst
dem 7. Jahrlmiidcrt v. Chr. erfolgt sein, da die Keili
Schriften bis zu dieser Zeit fast gar keine Spuren armenische^
Namengebung aufweisen. Ueberhaupt gibt von dieser Besit
nähme kein gesciiiciitliches Zeugniss Kunde, und es scheint,"
da^ die Stürme der kimmcrisehen und sakischen Wunderuu|^^
dieses wichtige Ereigniss verdunkelt haben — nicht mit Unrccl4^|
reiht jedoch die semitische Vülkertafel den .lafetiden Tliogarma
an Gomer und Askenaz an. Die liaikanisclien Eroberer haben
sich im Laufe der Zeiten das alarodisclic Volkselement voll-
ständig assiniilirt, nachdem sie von diesem selbst eine stark
Einwirkung in Typus unrl Sprache erfaliren hatten.
Auch in di«n Tln-ygen Jtaben wir ein indogermanische
Volk zu erblicken, das aus den Strichen südlich von Haemus
über den Ilellespunt gezojren war und im Rücken der Ar-
menier, diese walirscbeiniicli ostwärts schiebeijd, zutiJiehst das^^^
Flussgebiet des Sangarius einnahm, um sich von da fächen^H
förmig in alle Tliäler des Westens und Südens mitten unter
die Aborigincr einzuscliieben; vielleicht hat aueh die Insol,
Kreta einmal phrygisclie Ansiedler erhalten, und das Gleicht
darf sogar für einige Alluvialgebiete und Winkel an der Ost
ktlstc von Helhiü gelten. Diese Eroberer, welche bereits in^
ihrer iUtcren Heimal am Helirus und Strymon dureh Boden-
wirthsehttft und Metallurgie eine Art höherer Cnitur erreicht
hatten, blieben auf dem neuen Hoden fleissige Viehzüchter and
Die «Iten Tbrekor.
Ackeriwaer, sowie Pfleger orgiastischer Naturculte, und bildeten
iilierdics eine eigenartige Bauweise aus. Im Liiufe der Zeiten
verweiclilichten sie immer mehr, verloren ihre politiselie Führer-
rollü uml erlagen den tVeinden Eindüsseii; ihre Sprache, welche
schrittweise an die griecliisehe Hoden verlor, erhielt sieh in
entarteten Spuren bis naf die niniische Kaiserzeit. Aus Glossen
und Inschriften halben die Spraehtorseher deren Zugehörigkeit
zur osteuropäischen Gruppe erschlossen, was auch ftlr den Ur-
bestand des Armenischen gilt; sclion den Alten war die Achnlich-
keit des Phrygischen und Armenischen aufgefallen. — Haben
e'uist, wie wir vermuthen, die Phrygen alle Riiume sUdiich
vom Haenius bis zur Küste ausgofllllt, sn erklärt sich darau.'?
die Thatsaehe, dass die Griechen auf ihrer vorzeitlichen
Wanderung nach Stiden sich als Ziel nicht den Hellespont und
Kleinasien erkoren hatten, sondern, mehr dem adriatischen
Westen zugekehrt, auf die pelasgischen und lelegischen Lande
losgiengen. Aus einer Zeit, wo etwa (iriechen un<l Phrygen
nahe Nachbarn waren, stammt die griechische Form des Namens
•^(J>l'^c, stammt das Auftreten gemeinsamer Wörter wie vanakt-
,König'. Wir werden auf thrakischem und makedonischem
Boden mehrfache Spuren phrygischer Bevölkerung vorfinden,
offenbar zurückgebliebene oder bei Seite geschobene Reste der
Nation, deren Hauptmasse in sehr alter Zeit nach Kleinasien
abgezogen war. Die Griechen betrachteten die Phrygen als
ein seit Anbeginn in Kleinasien ansässiges Volk und hielten die
Sporaden auf europiiiscbem Itoden fllr Mefanasten aus der Troas,
wobei sie von alten EroberungfizUgen der Troer oder Teukrer
bis zum Axio8, ja bis zum Peneios und bis zur Adria fabelten;
doch gab es auch eine Ansicht, welche die phrygischen und
mysischen Wanderungen aus Europa nach Asien filr selbstver-
EtAndhche und ausgemachte Thatsachen ansah. Aus Kleinasien,
der Heimstätte durchaus fremdartiger Urvölker, kann das
phrygische V^olk nicht hervorgegangen sein.
Westlich von den Phrygen des Sangariustbales, entlang
der hellespontischen Küste, wo nur schwache phrygische Reste
zurUckblieben, bis zum (.^aicus herab sass das stammverwandte
Volk der Mysen, dessen Schichtung zur Genüge beweist, dass
es den spater nachgerückten Theil der phrygischen Nation
MUgemacht hat. Homer nennt sowohl die Phrygen wie die
rV. AbhüDdliiliic : Tooiirchall.
Myseii als Hundesgenossen der Troer; er weiss aber nach von
kampfherciton Myscn des thrakischcn Nordlandes in der Nach-
barschaft puntischcM' Nomaden, — dem zurückgebliebenen Thcilc
dieses Volkes. Die Ursitze des mysischen Stammes suchen
wir darum an der Nordseite des Haemus in unmittelbarem
Anschluss an die phrygisciicn Ursitzo. Wir finden hier noch
in römischer Zeit die Mocsao gentes arg zerplittcrt und vor-
wiegend nach Westen gedrängt: offenbar hat die Invasion
thrakischer Stilmmc, zuletzt der Tieten, die Mysen in Theile
aufgelöst oder bei .Seite gedrängt. — In naciiliomcriseher Zeit,
zuerst Vtei dem ionischen Diciiter Kallinos, tritt an Stelle der
hoTniTischen Troer der N.-une Tijy.ps; auf. Troer und Teukrer
Waren jedenralls kk-inasiatische Aboriginer, wie die Namen
selbst kleinasiatische Herkunft verrathen; auf curupttischem
Boden fehlt, wenn wir von den fabelliaften Sagencnmbiniilionen
Herodot's absehen, jede Spur von Teukrern. Die Namengebung
in der Troas erweist sich jedoch als eine vorwiegend mysische:
die homerischen Sänger haben die Zustände ihrer Zeit vor
Augen gehabt. 1)88 voreinsl mächtige und streitbare Volk der
Teukrer war, bis auf geringe Spuren, untergegangen; dauernd
erhielt sich dagegen das eingewanderte mysische Volkslhum
bis in die Zeit der Hellcnisirung.
Im Flachlande an der unteren Donau finden wir in
geschichtlicher Zeit nomadiselie Skythen und tlirakische Oeten.
Für eine sichr enilegent^ Kpoelie der eliinisehen und sjirach-
licben Entwicklung jedoch dürfen wir hier und im pontisclien
Steppenstriche die noch ungetheilten arischen Nomaden als Be-
wohner voraussetzen: auf tliesem Boden hatte die. Kossezucht
eine ihrer Hitesten Heimstätten gefunden, und hier erklang
zuerst die völlig ungemischte und grossartig klingende arische
Ursprache, aus welcher sieh die verwandten Nachbarsippen mit
Ausdrücken des familiären und nomadischen Lebens bereichert
haben; zumal die unmittelbar aiistossenden thrakischcn Nach-
baren haben, wie wir erweisen werden, Ausdrücke fiir die
Hausthicre der Steppe aus dem Arischen entlehnt. Die arischen
Nomaden sind aber schliesslich in weite Ferne abgezogen;
sie haben als die ersten Mctanasten unter den europäischen
Völkern, wie Jahrtausende später die Russen, asiatische Lande
erobert, und wir finden sie an der Schwelle der geschichtlichen
Di« allm Tlinker. I.
Zeit hIs Ansiedler um Indas und im iranischen Hochlande
mitten unter durchaus alio])hyicn drawidischen und kuschitischen
Völkern, nachdem sie vurher die von der Indusheugc bis zum
Alburz sich erstreckende ,kaukasische' Bergzone durchbrochen
hatten. Doch blieben entartete Reste dieser Metanasten allezeit
aber den ponfischen (iestaden sitzen. Während liei den arischen
R/*88ezüchtern weite Wanderunffcn naturgemäss zu Tage treten,
war den europäischen Brudervölkern ruliigercs Beisammensitzen
und Haften an der ererbten Scholle von Haus aus eigen; ihre
späteren Wanderungen lassen sich mit der grossen arischen
Wanderung kaum vergleichen.
Nun steigen wir eine Stufe weiter gegen Norden hinauf
und gerathen in die knrpatische Gebirgsumwallung, die Ur-
heimath des thrakischen Volksthuras. Diese corona montium
barg noch während des ganzen Alterthums den echtesten Theil
der thrakischen Barbarenwclt, sie war die vagina gentium
Thraciscarum , deren Sprache eine uniforme Einheit ftlr sich
bildete und zugleich genetisch mit der südwärts gelagerten
mysisch-phrygischen Grupjtc zu einer weiteren Spracheinheit
verbunden war, an die sich zuletzt das Armenische anschloss.
Weiter nordwärts jedoch, in dem Weiciisellandc, hatte das
iusserste grosso Glied der osteuropäischen Sprachgruppe, das
Slawische und Litauische, seine Ausbildung gefunden; in der
Gestaltung des Sprachschatzes musste sich dieses Glied vom
Thrakisciien schon weit stärker entfernen, da die Natur des
nordischen Sumpflandes voränderte Lebensbedingungen und
Begriffe hervorrief. Noch muss eines weitern Gliedes der ost-
europäischen Region gedacht werden, deren Placenta an der
mittleren Donau, in Pannonien, lag: auch fUr das Ilhrische,
dessen Stellung sich aus dem heutigen Albanischen ergeben
hat, muss eine ziendiche Abweichung von der Eigenart und
dem Stoffe der thrakischen Sprechweise angenommen werden,
was jedoch gelegentliche Berührungen nicht ausscbliesst.
Den Thraken der karpatischen Bergregion ward im Laufe
dor Zeit der Raum zu enge; sie stiegen herab, durchzogen das
Fhkcliland an der untern Donau und warfen sich mit aller
i;ht in melireren aufeinanderfolgenden Wellenschlägen auf
die verwandten niy.siscli-phrygischen Stämme, welche sie aller-
orten durchsetzten, nach links und rechts verschoben oder zcr-
Myspii !ils
kämpft IC I'
harscli.'it'i
dieses \'
wir fl.i ;
Anscli'
in i''
wii-i'
tlir.
iii','
/.'
■ .sicli üiicnlic!? (lif
_ •..i'iiet liMtton. l!iii(l<n
r AUuvialcl'i'ni'ii iiiiil
_ :iarlc Mülir crfordiTtc;
:\-n lio'^'ioiwn di-s Siid-
■ \'ii'li/,iu'lit <)l>liejr<'n und
'■''• "/ise die uiiterwurfciii'H
•■u-h Asien aiisjrew.'uidf-rt
.-'■»■Uten konnten. Wiinlc
~ •■.^linicn sie frelejrentliidi aueli
am Hebrus und Strvmon.
■ : -■ iremaelit zu iialten frlaubti'.
— ^n Tlirakiens sieli im J)i'»it/<-
j-.;.er StämnK! i)efund('n liätten,
-.>.;ion' Stämmen aussehlioslieli
- . wären, hetraelitct jtlierdinjrs
. ::■- lue Herfre /,urüek};fdrän;rt<'n
_•• ;:en als in späterer Z'-it aus
". -. tii' sieh naturjremäss der t'nieht-
...tiirsten TeberfTänp- bcmäclitijrt
":'.:hn'rrolle befand sieh seit Bejriiin
• ".! n ehr eeliten Tliraker und das
\ .»:•,■.•. hinab führt bezeiidinenderweise
- ?vh-j»hrv<risehen Volksresti- da,irc<;cn
:;A\X verurtheih und bildeten den
- v..lkerun;r, mochte aueh ihre (,'ultur-
> ".. Die sj>raehlielu' «»d'-r dialektisehe
•. i'hten Thraker und die ebenfalls
■ V'vvjren von einatider tn-nnte, ver-
.> den sehwaeiien Spuren der Kifjen-
.-•vinnbarer und sehri)tt'er tritt der
..— .' r in der Lebensweise und imCultur-
. "iv. Seite altansässi;re, aber in ihrer
•.Ulli auffreh'iste Sporaden, jtolitiseh
'. .>:^iibau und (lewerbtleiss in alther-
•, •■ . ireistiiT höh<'r veraidafrt und dem
. ;• Weise huldifrend, dem frrieehisehen
.;r.d sehliesslieh darin auf;rehend; dort
■.;..!; unil numerisch überlcfrcnc ßerjr-
Die alten Thraker. I. 9
cwaltthfttig und dem Kriegericben ergeben, faul und
-c der Untergebenen zehrend, dabei unter einander
iiiig, nur in Zeiten der Gefahr kräftig sich wehrend,
'■V Zeit ein gefiirchtetcs Soldaten- und JSöldnermaterial
1, den Charakter der Rohheit und des Naturzustandes
1- die Zeit der schliesslichcn Romanisirung bewahrend
iussert sich in allgemeinen Zügen dieser Gegensatz.
Ingen im Laufe der Zeit auf die thrakischen Eroberer
'astiachen Culte der Ackerbauer ilber; der Noth folgend,
lern eigenen Triebe, wandte sieh auch der Thraker
Arbeiten zu, namentUeh dem Bergbau, der vorher eine
■ Seite der phrygischen ÖtUmme gewesen war; die
■aten eigneten sich mitunter den hellenischen Cultur-
•f an.
Daaemde Ruhe war dem thrakischen Volke niemals bc-
•:den. Im Norden drohten und drängten die skolotischen
• aarmstischen Steppennomaden, zuletzt auch die Galater
4 Germanen; im Westen erforderten die Bewegungen der
.rischen Völker Beachtung; aus dem Berglande des Haimos
.ust traten immer neue RaubstÄmme hervor, welche dem
oge nach Süden folgten. Als ein unruhiges Volk lernen wir
.e Trailer kennen, sowie die trerischen Nomaden, welche in
vieinasien Alles drunter und drüber mengten; die von den
'aionen gedrängten Maido-Bithynen setzten gleichfalls über den
Uoaporus und erwarben sich im Lande der Mysen und Phrygen
danemde Wohnsitze. Die kimmcrische und thynische Wande-
rung war das letzte grosse Ereigniss der älteren Zeit, das vom
thrakischen Lande ausgieng; erst der Galatersturm kann sich
mit demselben messen. Der folgende Zeitraum erhält durch
die EroberungszUge der Perser, durch das Hervortreten der
Odryaen und Geten und durch die Ausbreitung der make-
doniachcn Grossmacht Abwechslung. Eine bedeutende culturello
Rückwirkung üben die hellenischen Colonien an den Küsten
and die makedonischen NeugrUndungen im Inland aus; ganz
Thrake wäre vieUeicht der hellenistischen Cultur zugefallen,
wenn nicht die Macht Rom's eine noch grössere Wandlung
herbeigetllhrt hätte.
Makedonien, Thrake und das moeso-gctische Ufergelände
worden römische Provinzen; nur das thrakischc Stammland im
IT. AtikutlluDK: Toai»ek»1l,
Norden, das die Dakeii innehatten, erhielt sich länger frei
und leistete dem Anstürme der römischen Legionen verzweifelten
Widerstand, bis endlich auch dieses letzte Bollwerk der thra-
kischen Barbarcnwelt fiel und mit Colonen ans den römischen
Provinzen neu bevölkert wurde. Unter dem Schutze der Le-
gionen hielt sich die traianische Dacia bis auf Gallienns und
Aurelianus; der Gebirgswall wurde von den germanischeu
Völkern durchbrochen, die römischen Provincialen fluchteten
in eine neu geschaffene Dacia südlich vom Strome, und ilinen
nach zogen selbst die letzten Reste dakischer Bcrgsülnimc, um
in der Römerwelt aufzugehen. Das karpathische Bergland
wurde schliesslich eine Beute der Slawen, der Hunno-Bulgarcn
und Ungaren. Das innere Thrakien Jedoch war unter der
Herrschaft Rom's vollständig mmanisirt worden; den Schluss-
stein dieser Wandlung bildete die Verbreitung des Cltristenthums
bei dem thrakischen Ccntralvolke der Bessen (400 u. Chr.);
das römische Wesen festigte sich innerhalb der folgenden zwei
Jahrhunderte; alsbald (600) drangen jedoch aus dem Nordlaiide
slowenische Stämme ein und iialiraon vom Haemusgllrtol Besitz,
geriethen dann unter die < tbmaelit di-r Bulgaren, weiche die
griechische Herrschaft auf Byzanz und den acgaeischen Küsten-
strich beschrUnkteii, und wandten sich schliesslich ebenfalls dem
Christentiium zu. Die römischen Provincialen wurden durch
die slowenische Einwanderung zu politischer und ökonomischer
(Hinmacht vcrurthcilt; sie fristeten ein gedrucktes Dasein ent-
weder als Handwerker in den Städten oder als Frohnbaucrn
auf dem Lande, oder sie rotteten sich zu Schaaren zusammen,
um auf den Berghalden und Triften nach angestammter thra-
kischer Sitte ein freieres Naturlebon zu Tilhren. Das romanische
Element bewahrte im grossen Ganzen den llberkonimencn
Grundstock seiner romanischen Sprechweise; dieser Grundstock,
reich an Ausdrucken t\\r das sociale und ökonomische. Leben
der älteren Culturepoclie, wurde jedoch naturgemtts.s über-
wuchert von dem sloweno-bulgarischcn Sprachschatze; die starke
Mischung mit dem Altsloweni.schen, welche dem < »stronifinischen
bis auf den heutigen Tag charakteristische Färbung verleiht, kam
in dem langen Zeitraum von 600 bis 1000 zustande. Dann
gelang es Byzanz, Bulgarien wieder unter seine BotmÄssigkeit
zu bringen, und von dieser Zeit an finden wir in den gleich-
Dia ilteo Tlinkxr. I
II
itigen Schriftwerken zahlreiche Erwähnungen des Über ganz
Sulgarien und tief nach Serbien hinein verbreiteten ,wIaohischen'
lieinentes, das auch im Pindoswall festen Boden gefunden
itte. Demselben bot sich ondlieli eine neue Heimut in dem
Flachlande über der Donau und in jenem Gebirgswall, den
wir ftlr die UrsUttte der thrakischen Nation ansehen: der un-
erträgliche Steuerdruck unter den Komnenen, die harten Mass-
nahmen der Regierung gegen die Bogorailen, sowie die Aussicht,
iter den Pecene^en und Kumancn, mit denen die unzufriedenen
Bulgaren und Wlaciicn gerne fraternisirten, einen leichteren
Modus vivendi zu linden — dies Alles bewog ohne Zweifel
Bit dem eilflen und zwölften Jahrhundert viele bulgarische
ojaren mit ihrer wlachischen (jefolgeschaft über die Donau
setzen und nicht bloss im Flachland, sondern auch auf den
schwach besiedelten Halden des karpatischen Berglandes ein
neues Leben zu beginnen; so entstand in Siebenbürgen allmälig
neben Magyaren und Sachsen eine dritte Nation, die wlachische.
Anfänglich überwog bei derselben noch das bulgarische Knezen-
thura; mit der Zeit drang jedoch das nuraerisch stürkere roma-
nische Bauern- und Handwcrkerclement durch.
Wer unbeirrt von landläufigen Ansichten und Vorur-
bcil^n sich streng an die geschichtlichen Urkunden hült und die
ri)lk»^rbewegungen aller Jahrhunderte erwägt, und wer dabei
ie sprachlichen und cullurollcn Thatsachen berücksichtigt,
rird in den heutigen ( >8tromanen das thrakit^chc Volkstlium
riedererkenncD, wie das illyrische in den heutigen Albanen.
wäre undenkbar, dass eine so grosse und wichtige Na-
on wie die thrakische völlig und spurlos hätte untergehen
ktonen.
Wir müssen noch einen Blick ins Alterlhum zurück-
werfen. Der Name der Thraker hat durch die Griechen Ver-
pitung- erlangt; ob er aus Eigenem gebildet wurde — , ob er
veränderte und angepasste Gestalt einer phrygischen und
»npt fremdsprachigen Bezeichnung darstellt, lässt sich
jcht entscheiden; die thrakischen Stämme selbst haben
thwerlich diesen Ocsammtnamen fllr sich besessen, bei ihnen
jTaren unstreitig nur Sonderbezeichnungen im Schwange. Für
ijfeu;. Bpälxs;. auch Bpeixj;, worin die Silbe -Ix der Derivation
jchört wie in vrötxsi;, böte sich die Wurzel 6pr, : Ope, indo-
12
TV. A1i1iftD4lttn|[; Tnmftscbfik.
germanisch dhrö: dlin», Nobcnfbrni von rlh«r, .halten, stützen;
schauen, beachten'; von der Wurzel dhcrs- ,muthip sein, wagen'
war vielleicht der thrakische Stamm der \ip-:z: benannt. In-
folge des politischen Uebergcwichtes der thrakis<"hen Eroberer
über die übrigen altansHsaigen Stilmme wurde der Name auch
ftir diese untersehiedlos angewendet. Die Daker, denen aus-
drücklich thrakische Sjjrache bdigelegt wird, hoisscn darum
niemals ausdrücklich Thraker, weil man sie von den Bewohnern
der römischen Provinz Thrncia zu scheiden hatte. — Es bleibt
noch die Möglichkeit oft'en, dass es voreinst an der Nordgrenze
von Hellaü einen Stamm gegeben habe, welcher sich so be-
nannte; Collectivnamcn von Völkern sind ja meist aus irgend
einer Sonderbenennung hervorgegangen. Nannten sieh so etwa
die ältesten Bewohner von Saraothrake? Das, was wir über
die Einwohner dieser Insel wissen, spricht nicht sehr dafür.
Bei attischen Schriftstellern und Dichtem ist mitunter von
Thrakern die Rede, welche in Daulis und andern (.)rten der
phokischen Landschaft gewohnt haben sollen; auch die Pieren
werden mitunter Thraker genannt. Neuere Forscher seit
C. O. Müller haben sogar doppelte Thraker angenommen, bar-
barische und hellenische. Es ist jedoch widersinnig, denselben
Namen auf zwei der Abkunft, Sprache und ( "ultur nach grund-
verschiedene Völker anzuwenden; überdies hat die Kritik jener
Nachricliten — wir erinnern an die bezüglichen Arbeiten von
AI. Kiese und Hiller v. Oaertringen - deren Unhaltb.irkeit
nachgewiesen. Wir halten die griechischen Thraker für ab-
gethan.
Wir haben schliesslich noch ein Volksthum der bunten
Völkcrwdt Thrakc's anzuschlie.ssen, das der Eiiiroihung in
eine bestiuimte ethnische (iruppo Schwierigkeiten entgegenstellt:
wir meinen die Paioncn, über welchen die Dardancr hausten.
Da diese beiden Völker, welche von den Alten in Verbindung
mit Troia gebracht wurden, der Westseite Thrakiens vorge-
lagert waren, so wollen wir bei der Aufzjlhlung der Einzel-
stÄmme mit ihnen den Anfang machen; denn es gilt eine
Cardinalfrage flir die alte Ethnologie der Haemushalbinsel der
Lösung naher zu bringen.
Di« »Iton Thnker. I.
13
L Die paionlsoh-dardanische Gruppe.
Ueber die Herkunft diT llaisve; waren «eliun ilie Alten
Zweifel. Verschicflcno Mythen knüpfen sie an das ,pela3-
|ische' Volk der 'AXixwst; an, das in makedonischer Zeit
zwischen den Makedoncn und Pel.a<ronen in der heutificn Hoeh-
• landschaft Moglena hauste und die (Jrte "Oppii oder '^^p^fo^i
und ".A'iaXo; besass il'tül. ). Denn llatiwv erscheint als
9I1D des Poseidon und der Helle (Hyfiin. aatr. H, 20) and
ftWnso heisst 'Aaiaw^ ein Solui des Poseidon und der Holle
t. Byz.); dazu stimmt die Angabo (sciie)!. Aji. Uh. I, 230),
Paion's Toi'hter «tavoTJp«, mit dem Aioliden Mi»üa^ vor-
B*hlt, Mutter des Athamas und Orchonienos wurde. Ausser
bertihmten Minycraitz (_)reliomenos am Kopai'ssce gab es
seh ein "Opjrojxsvö; auf der Westseite des Olympos nahe dem
laliaknion, vormals auch MivJa und 'AXiAdwia geheissen (vgl.
<). .Müller, Maked. 15). Wio dem auch sei, diese Ansicht
tlilrt die Faionen für ein uraltes pelasgisches Volk; eine
ilinliche Genealogie (Paus. V 1, ö) bringt die Paionen in
Terbindung mit den Aioliden und Aitolern, den Stammver-
randten der Makedonen. Für diese Jlytlien könnte die geo-
iiphische Nilhe der Paionen und der Nordgriechen die ürund-
Tage geboten haben.
(xetheilter Äleinung waren jene Schriftsteller, welche Strabo
m fr. 38 vgl. Eust. ad B 848) vor Augen hatte : 01 |xiv Ooiiova;
V?jr;Cri i!::{x.su;, et Vi ä;/r,7£Ta? ÖTrisitvouT.v, Die zweite Ansicht,
reiche die Paionen zu Archegeten macht, d. h. l"ür eine eigene
Sation erklärt (denn hier ist nicht etwa '^pufüv zu ergänzen),
pen^ von bedUchtigen Forschern ans, welche in den Paionen
bchts Phrvgiscbes und Kleinasiatisches gefunden hatten,
anderer Ansicht war Herodot, der die Paionen zwar nicht
}irekt für Phryger, so doch für Troer erklUrt.
In der Ilias steht Priamos an der Spitze eines Bundes,
LT alle Völker vom Halys und Sangarios bis zum paionischon
Lxios, darunter au<'h Phrygen, Maiouen, Mysen, Thraker,
Likonen und l'aioiien, umfasst; innige familiäre und hieratische
L'zichungen verbinden da.s Herrscherhaus mit all' diesen
Völkern. 80 ckarakterisirt das Epos die troianische Vülkcrwelt
Gegensatz zur gricchigchen. Die Griechen erblickten in
n
rV. Abkandlong: Tonaickel.
den dicliterischen Schöpfungen ihrer Rhapsoden reine Geschichte,
in den Kämpen auf griechischer und trojanisclier Seite leib-
haftige Wesen der Vergangenheit; sie wnssten sich jenen
Völkerbund nicht anders zu erklfiren als durch Annahme von
Erobemngszügen aus lÜos, die vor der Zeit der Zerstörung
stattgefunden haben sollen, — als nl) oroViemde Gewalt allein
jene Zustande, wie sie die Dichtun*: schildert, herbeigeführt
haben musste; als ob nicht die geographische Lage der Stadt
an der Grenzscheide Kleinasiens und des Haf^muslandes und der
Einflnss der gcmeinsanien Cultur, weJehe in Uios ihr Centrum
und ihren Höhepunkt gefunden hatte, Alles zur Genüge erklärte.
Durch die griechischen Colonisten hat der troianische Sagen-
kreis weite Verbreitung gewonnen; allerorten wollte man
Spuren der homerischen Helden erkennen und selbst barbarische
Völker wollten ihre Ursprünge auf homerische Namen zurück-
führen. Troianiseher Abkunft rühmten sich sogar die libyschen
Maxyer (Hdt. IV, 191; vgl. den Vers des Menander über die
AtßÜTpwe^ 0päx£q, sehol. Plat. Phaed. 72 c). Mit besserem
Grunde feierten <lie strymonischen Bithynen Khesos als ihren
Nationalheldeii, und die Paionen fanden sich in ihrem Astero-
paios gerilhiiit — sie durften ilire Ahnen für Bundesgenossen
der Troer halten, sich selbst für Stammverwandte dieses durch
die Poesie verherrlichten Volkes.
Jene zwei Brüder, welche 506 dem in Sardes weilenden
Dareios die Auskunft gegclien haben sollen, die Paionen vom
Strymon seien Teuv-pöiv tüv ex Tpsiy); äxs'.xs; (Hdt. V 13), w-aren
Leute, welche mit dem troianischen Sagenkreise vertraut waren.
.\urtallenderweise heisst einer derselben ^^fpr,i, ein Name, der
sonst nnr in Karlen und Lykien (auch in den Formen Häpr);,
Pikhrii) auftritt. Herodot hatte die Anekdote richtiger so
gestalten können, dass er das Brflderpaar tllr karisch und nur
die emsige .Jungfrau, die etwa deren Magd gewesen, für eine
Paionin ausgab. Die ganze Anekdote ist überhaupt erst ent-
standen, nachdem die Paionen bereits an der Grenze von
Karlen und Phrygion angesiedelt wai"en — eine Erfindung ex
facto. Aus karischera Munde erfloss auch die Bezeichnung
TeOxpot füv Tpü>i;; mit dem Namen der Teukrer war man in
Kleinasien vertraut, schwcrhch jedoch in Paionien. Homer
weiss bekanntlich Nichts von troianischen und mvsischen
Teukrem, er kennt nur den salaminischen Bogenschützen
TsCrupj;, den von einer TroJiriii geborenen Sohn des Telamon,
den Repräsentanten des troischcn oder tcukriseluMi Volks-
elenientes auf Kypros (vgl. H. l). Müller, Histijr.-riiythol. Unter-
sDchongen, Göttingen 1892, S. 112 — 122), von dem die kyp-
risehen Könige von .Salamis bis auf Eua^joras ihr Goschlocht
ableiteten, weil neben dem aehaiscli-liellenischen Elemente auch
aodi dag einheimische teukrisclie Geltung besass. Ebenso
gehörten die Priester des Zeus zu Ulba im kilikischen Berg-
land der Familie Teukros an, d. h. den kilikischen Ursassen,
welche die Uias auch in der Ebene von Thebe kennt. Wenn
bei Späteren Teukros als Sohn des 8kamandros and der
Xvniphe Idaia auftritt, so wird er damit als Autochthon des
troischen Landes gekennzeichnet; nach KaUinos (Strabo XIII,
p. 604) soll TeukroB aus Kreta gekommen sein, woher man
alle Völker räthselhaften Ursprungs, beispielsweise die Termilen
(Lykier), herleitete. Herodot weiss (V 1^2, vgl. VII 43), dass
die Bewohner von Gergithes Ueberreste der alten Teukrer
wan-n; dasselbe galt von den Tcp^iv;! auf Kypros (Klearch bei
Athen. VI p. 256, c). Wir werden kaum fehl gehen, wenn
wir die TeOxfit für ein uraltes Volk kilikischen Schlages an-
sehen und mit Brugsch den Tekri oder Tekkari der 19. Dynastie
Aepyptens gleichsetzen. Haben diene Autochthoneu weite
Wanderungen unternommen (Strabo p. 61), so gesdiah dies
nach .Süden zu, in das Land der Cheta am ürontes und weiter
hinab, schwerlich jedoch n.Hcli Thrake und h>is zur Adria, wo
jede Spur des teukrischen Namens fehlt; die Paionen für
Teakrcr zu halten, wUtp zu «henteuerlich.
Herodot (VII 20) weiss allerdings von einem ctiXs; Muswv
n Mi; Ttuxfüiv s zpi tüiv Tputixüv -fsviixevo; • o'i JwtßfltvTs; et; v^v
Eüp«Kn;y «axi ßirsopa-i tou; te ÖpiiVx»; -/ortesTpsitavts zivia; tmA ext
wv 'liviov «9VT5V xflrttßirjffav, jxe/pi 't nr,v£ioO zeT«|isu t'o spb;
^ttaaiigf'-IS ^i'*ff3"- Man höre und staune! Vor der Einnahme
Troia's i'cä. 1184) sollen Teukrer und Mysen alle thrakischen
Völker be»icgt haben and in alle Wesllande voi^edrungen
»ein. Leider wissen die homerischen Lieder davon Nichts; auf
der ganzen europäischen .'^irrcke findet sich sonst nicht eine
rinzigc Spur des teukrischen Namens; von den Mysiern wird
das Umgekehrte, nämlich Wanderung aus Europa nach Klein-
16
IV. AbkukUnng : Tomatekcli.
asien, berichtet. Wir finden auch hier die aus den homerischen
Sagengewebeii künstlich erschlossene Anschauunp von uralten
Eroberungsztigen der Troiancr auf die Spitze getrieben: denn
Dos — lassen wir lieber Lykophion's Kassandia (1H41 — IH4Ö)
declamiren: •sätwoi; Je Hpy.!;; oü|X9; airroi)!;!; rXitm.% \ xwpav t'
'EspJüv xai TiXaSpaiojv zeSov, | epoi»; s^rrj^tv äjAit nr,v£t5Ü roisTi;, | cTEppiv
Tp«yy,/,(ij ^äüvXav ijji^iOEi; 'seäa'.;, | äXx^ VEavspoc. sxzpsxscTati; "cevou;.
Leider hat uns die troianischc Jungfrau, welche den Herodot
gelesen hat, anzuführen vergessen, ob da nicht Ilos mit dem
niRclitigcn Pelasgos, König von Argos, zusaniinenstiess, der alle
Lande von der Brandung des ionischen Meeres bis zu den
Flutlien des Axios und Strjmon beherrscht haben soll (Aescli.
Ssu})])!. 2;1H ff.). Solehe Sagenklitterungen mögen den Griechen,
zumal iliren Dichtern, gestattet sein; wenn aber neuere Forscher
dieselben flir bare Münze nehmen und daraui' eine Fhith von
Vernmthungen hänfen, so werden wir ihnen Halt zurafcn. Am
weitesten hierin ist Giseke gegangen: Paionen sollen ans Asien
in das von griechischen Stllmmen besetzte Pelasgerland einge-
drungen sein, die ,j«'Iasgischen' Thraker, darunter Dii-r und
Pieren, in die Gebirge getrieben und zuletzt die fortlaufenden
Wanderungen der Minyer, Radmeioncn, Abanten, Dryoper,
Boioter und Derer hervorgerafen haben.
Noch einmal spricht Herodot (VII 75) von seinen ständig
verbundenen Teukrern und Myscn bei der Sage der Hithynen
von dem Auszug aus ihrem strynionischen .Stamndande: ts -spo-
«pcv «y.aÄKvTO, w? aÜTs't X^vsui'., ^Tpunsvtst, sixssvte^ ixi -Tpujxivt .
sJawaffT^vat Je säst i\ r,Oeu)v jzs T£u/.p(iv \t zai Musüv. Man niuss
bezweifeln, olj die Bithynen selbst, obzwar in Asien sesshaft
und mit A^-x Ausdrucksweise der Kleinasiaten vertraut, wirklieh
von Teukrern und Myscn gespruelK-n haben ; möglicherweise
hat Herodot, entj^prechcnd seiner paionischen Anekdote (V 12),
diese Namen ohucweiters für Flaiivi^ eingesetzt: nur Paionen
können es gewesen sein, welche, von Westen vordringend, die
tlirakischen Sti'ymonior dem Osten zugetrieben haben. Wenn
Mysen und Teukrer aus der Troas kamen und zwar lange vor
Troia's Zerstörung, so wälren ihnen die Strymonier geradezu
in die Arme gelaufen, und die Eroberer hiltten es geduldet,
dass ihr eigenes Stammland von den Verjagten besetzt worden
wiire! Ueberdie» filllt dt r Auszug der Bith^-nen in oder hinter
Vit alten Thnktr I.
17
die trerisch-kimmerisclie Wanderunfr (750 — 600), also lange
nach Troia's Einnahme. — Die trojanische oder phrygische
Abkunft der Paionon inlissen wir nach Allem dahingestellt sein
lassen; sehen wir zu, ob sich bei den Einzelstämmcn etwas
Gcnaaere.8 ergibt.
Homer nennt als Vater des vor Troia gefallenen paioni-
Bchen Heerftihrers Asteropaios, welcher gekommen war -njAöOsv tc
■A(«<?ü>vo; xt: 'A^(o'j süpu pssrto;, de« IIy,>,eYii)'v. l)a an der Axios-
mande voreinst plirygische Mygdonen sassen, so braucht 'AiauSmv
oder, wie die spitter von den Argeaden zerstörte Vestc ursprüng-
lich hiess, 'AßuJwv nicht gerade für eine paionische Gründung zu
gelten ; es vergleicht sich 'AßuSs;, die Stadt des Asios am Helle-
spont und die Glosse aßu?iv • ßaöü (Hesych.). Die von Pelcgon
abgeleiteten llr./crfivE« oder flEXo-fsvei; sind entweder Bewohner
der ,schlammigen Ebene' , vgl. die Glosse wr,XaYwv ■ ex mjXoü
"frifevvT;)*ivcr und alb. polg .Moorgrund, Dilnipel', oder Bewohner
eines .Flaclistriches* llberhaupt, von Wurzel pela : j>lä ,breit-
.lehlagen. ausbreiten' (vgl. irtX«Yo;?V ICine Mf'inze Ils/.oY'twv
«tammt ans dem illyrisch-epirotischcn Bergwerksorte Damastion;
in rticilien gab es. in der Kliene um Pnlikensee , einen Urt
ntKTfmia (St. B. ), da» lieutige l'uHügiinia. Die Ilauptsitze der
Pelftgonen waren spilter nicht dm unteren Axios, sondern in
der Ebene am mittleren Erigon nördlich von den Lynkesten,
sowie im Bergland am unteren Erigon bis Stobi, nördlich von
den Almopen; hier erwähnt Livias wiederholt ,angastiae quae
ad Pelagoniam sunt'. Seit der Römerzeit bis in die bulgarische
Zeit liiuein hiess 'llpixXsta AJ-j-wj oder AuYxiQOTt?, das heutige
ßitolia, und die benachbarte Ebene neÄ«YOv(a. AWl hillt die
Pelagonen schon ihres Namens wegen fUr Pelasger, die von
den Paionen unterworfen wurden; Giseke dagegen hält an der
von Strabo liingi^stellten Gleicliung mit den Paionen fest. Zwar
heisseo die Pelagones ,Paeoniao gens' (Plin.); aber es scheint,
dass sie ein illteres , wenn nicht illyrisches , so doch mit den
Almopen verwandtes Element darstellen, wol)ei wir an die
eingangs erwilhnte Anknüpfung der Paionen an die Minyer
von ( >rcliomen()s erinnern. Es ist kein Zufall, dass wir nahe
dem «weiten Orchomenos slidlicli von Haliakmnn eine lUV,arfovla
Tp«s>.h(? (inden mit den drei Ortschaften nJOiov, AoXi/t) und
'AIJwpoc, Nur die Iwiden ersten tragen griechische Namen;
NIUa»(>lwr. i. |,liil..|i»t. Cl. CXXVIII. Hd. 4. Al.li. 3
18 IV. Abhandlnug : Tomaiehek.
'A!^(i>po;, auch 'A!|(i>pEiov und tk 'A^utpa genannt, muss aas älterer
Zeit stammen, wie der Beiname der Landschaft selbst; für
paionischen Ursprung desselben spricht die Analogie von BuX-
al^wp am mittleren Axios; flir brigisch darf gelten 'AXwpos in
Bottiaia, für edonisch TdJIwpos am Pangaios.
Die Uaimsi; scheinen ursprünglich vom oberen Axios und
aus dem illyrischen Westen ausgegangen zu sein; das Nach-
drängen der nördlichen Stammesgenossen schob sie der Meeres-
küste zu, wo die phrygischen Stämme sassen. Wenn wir femer
eine solche Vermuthung wagen dürfen, so waren es bereits
in der entlegenen Vorzeit Paionen, welche die griechischen
und ,pela8gischen' Nordstämme einengten oder gegen Süden
drängten; doch finden wir zwischen beiden seit der geschicht-
lichen Zeit die Phrygen eingeschoben; schwer lässt sich ent-
scheiden, ob . damals Illyrier, oder ob Thraker stärkere Wir-
kungen erzielt haben. Jedenfalls waren die Paionen den
Q-riechen als ein fremdes Nachbarvolk seit alten Zeiten bekannt,
und als ein Erobei-ervolk treten sie in die Geschichte ein. Vor
der Ausbreitung der makedonischen Hausmacht sollen sie
Herren von Bottiaia und ganz Emathia bis zur Grenze von
PiSria gewesen sein (Strabo VH fr. 38; Polyb. 24,8: Hiiaöta
TO naXaibv üatovia). Homer weiss sie im Besitze der mygdoni-
schen Axios-münde; ganz Mu^Sovia sammt der Kpijcrtwvixii war
ihnen voreinst unterworfen; als Xerxes vom unteren Strymon
am Halse der Chalkidike nach Therme marschierte, zog er ä(ä
•rij? liatovix^i; (Hdt. VH 124). Die thrakische Bisaltia vermochton
sie jedoch nicht zu unterwerfen. Aber das ganze Axiosthal
bis zum pelagonischen Stobi (vetus urbs Paeoniae, Liv. XXXIX
53, 14) hinauf hatten sie inne; weiter zeigt BuXic^uip, das heutige
Weles oder slawische Welica, iasyioit) ouc« toXi? t^s üaiovdx^
(Polyb. V 97, 1), im Namen (mit ßuX- vgl. BuXXi*;, Ausgang wie
in "Aiiopo?) illyrisches Gepräge; noch weiter dürfen wir die
'Iwpo; mit ihrer Burg 'Iwpov (Ptol.) oder 'loup« (St. B.) für ein
Volk paionischen Schlages halten. Nach Strabo entspringt der
Axios £x "rij? Uatovi«5, und er nennt die im Oberlande an der
Grenze Dardania's streichenden Bergziige xä öpij llatovoui. Ost-
wärts vom Axios boten breite Flusstiiäler Zugilnge zu den
stryiuonischeu Geländen: das Blachfeld Owcepole mit der P6inja
und Kriwa, die Bregdlnica oder Aoxeßoi der Paionen mit der
IM* alten Tlimktr. I.
1»
LakAwica, die Boemia and endlicli die Striimica, im Alterthuin
HsvT&j geheissen, ftilirten vnn selbst in das seit Allers von
tbnikischen Stilimnen liesetzte Stryiimntliai. Die nllnllicluTen
Thäler finilen wir im Besitze der stammverwandten Agi'ianen,
die sadlichoD gehörten den eigens so benannten Paionen. Hier
lag 'AcTißi:, das heutige Istib oder i^tip, ASTIBO der Itinerarien,
eine alte Vestc dieses Volkes; mit dem Wasser des Flusses
salbten die Paionen ihre Konige. Weiter südwUrts finden wir
die Burg ^sßTipo;, DOBEHU.S der Künicr, in einem .sehaurigen
Tliaie', ^ptKaXeov vöxo; (Addacus in AI*. IX iJ(K)), gelegen, dessen
Bewohner As^ir;p&; hiessen, — ungewiss, ob das heutige Ooii-an
oder das im Quellgelnete der Stri'nnica gelegene Radowi&t^;
näher dem Axios zu, sei es an der Lukawiea oder an der
BoSmia, lag die Burg Aiorpaisv, .Sitz der \mpahi oder Aestrienses
(▼gl. den Pluss 'Ampot^o; bei Aelian). In den benachbarten
Bergxtriehen finden wir zurüekgedrilngte thrakisehe Stilnime,
Sinlen und Maiden; entlang dem Strymon sassen voreinst die
thtiÜBchen Thraker oder MatSoßiOuvot. Wenn diese Herodot
(VII 75^ ü-'o Tsimpwv ts xa; ISIucwv verjagt werden lUsst, so
wissen wir, dass darunter nur die Paionen verstanden wfjrden
dürfen und dass das Ereigniss lange nach Troia's Zerstörung
in die Zeit der kimmerisehen Zttge fSlUt Die paionischen Er-
iil^erer verbreiteten sich immer weiter in das edtiniscli-phrygisehe
Flachhind am unteren Strymun. und es gab seither eine llcttovta
öc: TÜ lTpu|x£vt ffC'aiMo ir£xoXt3(j.Evr, (Hdt. V 13).
Unter den Sondeni.inien begegnen hier llatizXai (Hdt. V lö,
VII 113). ferner -iptixaiovs; (V 15) und o't tv t^ XtpivT) IlpsataSi
>.3mK%r,\U'oi |[dtiove{ (V 16). Zu den llaiöxXai könnte man die
rptsxA« vergleichen, nach Hfcataeus ein .thrakisches' Volk
(.St. B.l. wenn nicht vielmehr .dreigethcilte' Paionen. Uie
isptenaiov«!;, auch -tppaioi genannt (Theop. ap. St. B., C. I. Gr.
11 d" 2«X)7). Bewohner von iipt; t^; llatev-r.; (Hdt. VIII llö),
giengeu spälter in den hier urnnsilssigen Odomanten auf (Liv.
XLV 4. 2); das zugrunde liegende Wort Tips; werden wir als
plirygiseh erweisen. Die Anwohner des jlnnehgrlinen' Sees
VOM Takhyno und Butkowo schildert Herodot als Pfahlbauer
und KLseher; so können wir uns auch die Bistonen am bisto-
uiMchen See, die Thynen am Derkos, und gemäss einem Relief
dvr Trajanssäule die Dak<» des Flachlandes vorstellen; falls
2*
so
TV. Alihudlna;: To»aieh«k.
Mscsuvo; fg. d. Glosse yuizaw) der echte Name jener PfahlbauJ
ansiedlung war, so weist derselbe auf phiygisclie Ursassen, die
von den Paiunen unterworfen waren. Man glaubt ein zweites
Ai3^r,pS5 am Fasse des Pangaios ansetzen zu dürfen, we^en der
im Pilgerliericht m. p. VII Ainpliipoii viA Pliilippi erwähnten
mutatio ÜOMEROS, worin ni aus b entstanden sein kann wie
in '.\(«,uiuiv aus 'AfJuJo'w. In der Tiiat wird dieser edonische Ort
eine QrQiidung der illyriscluMi Painnen gewesen sein: Asßnips^
liiiTips: ist abzulfitcn von der Wurzel dhub- .vertiefen'; vs^L^^H
yall. dubuo-, <lunino- ,tief , iit. dauburii slaw. dlbrr .Berpselducht^H
Tobel'. Aber die Aißtjpe«; bei Herodot (VII 1 13 in einer unbe-
stimmt «rebaitenen Fassung, V It» in einer eingescholKMien Stelle)
sind jedenfalls Hi-wobner des olx'n erwähnten Hochthaies.
Mehrere Burgen des txlonenlandes werden hie und da den
Paionen zugewiesen, deren Macht sich zeitweilig bis zum bi-
stonischen See erstreckt hatte, wie denn auch lljiwv als Bru«ler
des Ares-sohnes Btcriiiv auftritt (St. B.); darum bnuichen al»er
die Paionen noch nicht für ein tcukrisch-phrj-gisches Volk zu
gelten.
Ungeföhr vor dem Skythenzuge des Dareios hatten die
strjTnoniachen Paionen einen Fchizug gegen die Perinthier am
Ilelles^Kint unternommen ( Hdt. V 1); eine ähnliche Untei^
nchmung gegen Kardia wird den Bisalten zugeschrieben. Die
stryTOonischen Paionen sollte mit Weib und Kind 506 Meg»-
bazos nach Asien überführen; es gelang dies mit den oberen
Stämmen, nicht jed(K'h mit jenen vom Pangaios; die Colonen
erhielten einen Strich in Phrygicn zugewiesen, den meisten
glUcktc es über Chios Leslws und Doriskos ihre Heimat
wiederzugewinnen. Dein Zuge des Xerxes schlössen sich
Haufen von Paionen an. Ilirc Freiheit Irewahrtcn sie im Ober-
lande bis auf Philipp and Alexander; zunächst unter ihren
eigenen Fürsten stehend leisteten sie den Makedonen Hee
folge, seit Vertreibung des .Ariston durch Lysiraach ca. 2S'
wurden sie reine Untertliancn, ioöMt (^Hesych.); doch erholien
die l)ardancr Ansprüche auf Paionien. Wir hören dann l>c-
stÄndig von Einfüllen der Dardauer, Skordisker und der thra-
kischcn Bep^tJlinnie. die sich zuletzt immer weiter auf Kosten
der Paionen ausbreiteten, ao da«s dieses Volksthum im Inhmd
völlig verschwindet; w.h« den Thrakern nicht zugefallen war,
Di» ilt*D Thmk«r.
21
wTirilf hellcnisirt. Kinmal noch crsclieinen Paionen als Ansiedler
»nf tiirakischem Boden südlich vom Haemus, nftiniicli in Beroc,
»hin Traianus Tsspsaisva; gezooren hatte. Ap|»ian hat die
Jonen, hioss wegen ihrer Namensilliniiehkeit mit den l'an-
noniem, ab st vtaino Oatovs; ohneweiter» unter die Illyricr ein-
LJMrriht. Aher auch sonst wenlen sie gern den BüdHchen illy-
rVMrhcn Stämmen als iO'io- fiapßapHtiv (^Ucsych.) iK-igezHhlt; z. B.
Onun. An. Ox. IV p. 258: «ö? toi? 'KXXt)« 'IX/.Jpioi x«! UatovE; x«i Too-
KTtnai xii At'.vt»/:; i'iotfßapfijEiv Ssjwjst. Es seheint dies das Kiehtige
zu treffen; die alten (lenealogion von Ilaiwv mögen sieli hliws auf
die I'elagonen bcisiehon. UeVier Psyche, .Spraeho und Sitten
dieses Volkes wird nicht viel überliefert. Von den unterworfenen
phrypisehen Stilminen haben sie den Cult des Dionysos (AjiXi;)
und iler edonisehen Artemis (Hdt. IV H3) angemmimen; amdi
die Silenen (Atjüii) stammen daher. Die Polagonen vermittelten
»cn den Apollo: ausserdem verehrten sie den Helios in Form
pr Seheibe. Ihr Land war reich an (lold; selbst an der
Bo<lenflilche wurde auruni talutium gefunden. Am Flusse
Pontos gab es Braunkohle (ot:Tvi;V Im Kesselthal von Doberoß
und im waldreichen < )rbelos wurde der Wisent (^iviacs;) erlegt;
aus den Hörnern tranken die Könige. Man trank Oerstenbior
nnd verschiedene Ptlanzendecoete (ßpOts;, rapiflit), wvov). Von
den Thrakern stammt wohl die Sitte, dass, wer einen Feind
enehlug, den Schildel zum Könige trug und dattlr mit einem
goldenen Becher belohnt wunle; illyriseh dagegen war der
Brauch der Blutrache. (teriShmt wird der Fleiss der paionisc.hen
Weiber, wenn nicht vielmehr edonischo von Strymon zu ver-
stehen sind (Hdt. V 12): die Jungfrau in Sardes tränkte das
Ross und ttlhrte f\s am Zügel, trug den Wasserkrug am Kopfe
nnd 8|Minn den Leinfaden, Alles zu gleicher Zeit.
Zu den Paionen werden ausdrücklich die 'A^piÄve; (sing.
A*(^iiv, wie 'ATivriv etc., makedonische Form) oder '.\-j'p(«t (sing.
'Afpia?) gerechnet; mitunter werden beide wie zwei verschiedene
Volker neben einander gestellt, so bei Arrian (I 8, I. 14, 1.
II 7, f)) und Li%Hus, von Neopt^lemus (ap. St. B. : Ilaisva; ffi'
MfP'-»'»*;) und Strabo, welcher (VII fr. 41) berichtet, die Paionen
bjttten auch das Land der Agrianen unterworfen. Wahrscheinlich
i?n die Agrianen ein Brudervolk, aber zu Ijcdeutcnd, um
"I8r eine blosse üntcrabtheilnng zu gelten. Wir ünden sie zuerst
TT. Abliuidloni!: TooiiebiiV.
bei llerodot (V 10), aber in einer sichtlich eingeschobenen
Stelle. Sicheres bietet Thueydides (II !(t) fp.): ,Sitalkes rief J
bei seinem Zupe gegen Perdikkas (-12tt) die ihm unterwort'encn
eÜvT, lia(ovix.3i, nilmlich die 'AYpiäve; und die Aaiawi (vgL St. B. I
Aautot • c6vo; Ilaiovixiv,) zu den Waffen; der Strymon fliegst ix
toj -xs|jLßpou cp;ui; Jt' 'Afpiävwv (codd. Tpataiwv) xat Aatafuv ; von
Byzantion bis zu den AaaUi und an den Strymon braucht ein'
rtlstiger Fussgänger VA Tage'. Nach Strabo entspringt der
Strymon ex llaisvia^; nadi Stei)hanus sassen die "A-fpiai • sOv:?
llatovta; (xiTafj ATjAeu y.ai 'PoJi^a;;, also am olieren Skios und
Hobros. Der Skombros ist der heutige Ryla-stock; hier hausten
nach Sophokles (St. B. v. 'Aßpot, Ilcsych.) Sxijjißpo! ■ öpöxisv löv»;.
Die Ax'.ji;'. (vgl. die illyr. Eigemiamen LaviuB, f. Lavia) setzen
wir östlich vom Ryla, die Agrianen vom oberen Strymon west-
wärts bis zum OwiIe-p)ole am Axios, wo sie an die Dardancr
stiesscn; sUdwHrts umschlossen sie die thrakischen Maiden,
nordwärts die Dentheleten. Wahrscheinlich erklärt sich ihr
Name aus ö-fp:;, ager, als iyp^oi ,auf dem Felde wohnende';
vielleicht ist damit, trotz G. Meyer's Einsiiruch, all). 15^6
,agrestis, silvaticus' verwandt. Wie die Übrigen Paionen, wurden
BIO von Philipp und Alexander dem makedonischen Reiche
einverleibt, unter Belassung ihrer Stammeskönige; damals war
Xif^npoi (Arr. I, ö, 2 ff.) Fürst — ein echt-illyrischer Name
(vgl. Longarus rex Dardanorum, Liv.). Als Bewohner «ler
Blachfelder, die in ständiger Fehde mit den thrakischen Berg-
stämmen lagen, waren sie zu leichtem Felddienste vorzilghcb
geeignet; wir finden sie im makedonischen Heere als äxovTtcTaC,
cf£v?9vr,-t«i, ürjc-toTat, bewaffnet mit der /.s-.'/.r/ oder dem hä-mvi;
vgl. Hesych. 'Avpjävs: • tja;; v. tt,? xsj^r,; Tuv-i^iiaz, i% zf,; ".Afptivix^^
/hjpa; llai:vu)v. Kine eigene 'i;t:, aus Agrianen Iwstehend, hiess
'.Afptavixbv öxivTiov, Sie werden in allen Kämpfen der make-
donischen Zeit bis 160 v.Chr. erwähnt, und Appian (lUyr. 14)
rühmt von ihnen: 'Afpiäve?, oi ta ii.fy\a-a «l»i/.txi:«i> xai WAi^iväpci»
xxitrfOLsiiLeMoi, natove; et« tüv. xzwo Uaiivwv, 'lÄtopioi; Ixovko:. Sie
ftlhlten sich den Autari«ten weit überlegen: dieses gleichfalls
illyrische Volk, ursprünglich im Inlande zwis<-hen der Narenta
und dem Drin sesshaft und hier seit 37U dui-ch Kelten gtedrängt,
hatte zwar die Trili«ller im Mora wagebiet unterworfen, wi
jedoch zum Auszuge gezwungen; Langaros schlug sie 334 soracJc;
Dl* ftlt*n Tknltor. t,
23
Kassandros aber siedelte nachinal» (ea. 300) 20,000 (lun-h
^H Oalatpp vorjafrtc Autariatoiifamilirn in (Jrbplos an. Die
^" nb«:rau8 starke Heranziehung dieses Voikoe zum Felddiensl
und die UeViermaeht der BergtJiraker seheinon es erscliöpft
^^ und aufgerieben zu haben; seit UJO erseheiueii nur mehr ihra-
^^ kische Maiden und Dcntheleten an der ( )lK'rflilche. Nun müssen
Iwir uns einem Volke zuwenden, das einen hochberUhmten
Namen trägt und lange Zeit eine mttchtige Rollo gespielt hat.
Die Aipoavo;. aueh Aip^ovs*; und AapiavtiTZ! genannt, wohnten
vom Oberlaufe des Axios entlang und zwiselien den beiden
cdKTon FlusslUufen der Morawa bis zu deren Vereinigung im
«eJbv TS TsiJiaXXtxiv. Die üiteren firiechen kennen dieses Volk
noch nieht; zum erstenmale wird es ausdrllekiieli a. 284 genannt,
und mächtig tritt es seit den üalaterstUmien hervor. Agathar-
fhides von Knidos wusste zu beriehten (Athen. VI j). 272, d),
d*8S unter den Dardanern eine zahlreiche leilteigene Bevölke-
rung leljc, gleich den r.pooTitKonxi unter den Ardiaiern Illyriens;
«« scheinen hier zwei iUyrisehc Öchiehten, eine ältere und
jüngere, verköriicrt durch adelige Grundbesitzer und hörige
Bauern , zusammengeflossen zu sein. Als Lysimaehos den
I'aionen Ariston des Thrones beraubte (284), entfloh dieser zu
den, wie es scheint, stammverwandten Dardanern (Polyaen. FV
^^ 12, 3). Dardani repetebant Baooniam, quod et sua fuissct et
^Bcontinens esset tinibus suis (Liv. XLV 29, 12); sie Holen dess-
'' halb BtJindig in Makedonion ein, Dardani gens semjK.'r infe.stis-
sima Macedonibus (vgl. lustin. XXIX, 1, 10). Zur Zeit der
I Kelteneinftllle untei- Ptolemaeus (jeraunus (ca. 280) war Mevoüvtoi;,
MonuniuB (vgl. alb. mc'-nune ,minutUB"r') König der Dardaner
(Trog. Pomp. prol. XXIV); er bot damals, obwohl verfeindet,
I dem Makedonerkiinig 2U.(>U0 Bcwalfneto an, die dieser jedoch
'KUrUckwiea f.Fust. XXIV 4,9). HpKter finden wir Antigouus
im Kampfe mit dem Dardanerkßnig MitiXo;. Un> 239 fiel
I AÖYY'P*?' der samml seinem .Sohne BaTiov einen illyrischen Namen
in das Uebiet des Demetrius II. ein. Wie die Personen-
namen, so verrathen auch die Ortsnamen illyrischen Charakter,
z. B. OÜEviivf; (alb. wend pl. wcnd^na ,situs, positio, domicilium''),
Oi)eXXav<5, 'Apptßirttov (vgl. 'App'.ßaioe, Fttrst der Lynkesten, und
^süjißa;. Fürst der Molossen). Der von Strabo vermerkte
Hauptstamm der Dardaner im Gebiete von Sknpoi, nämlich
9i
IT. AkbuUms«: Taaisckfk.
die VaiJi^p'.v., darf trotz der anlautenden Media, die auch h
Albanischen nicht immer schart' von der ^ttoralen Teni
anterscbieden wird, mit den iapy^schen KaÄa^pa vergliehea^
werden ; der Name der Oojviijt, welche den tbrakischen Maiden
zanüchst Wnachbart waren (Stralwi VII, p. 316), liesse
zwar aus alb. (iüen?-t§ ^racti, rupti, convorsi* deoten, «•Tl
kann aber auch die ill^Tische Form eines dort sitzengeblicltenen
Restes der thynischcn Thraker oder MatisßiO^jvst darstellen.
Mit Mühe gelang es den Römern, dieses mit der make-*
donisc-hen Taktik wohlrertrauten Volkes, das gatgeordnetc and
schwerliewaffnete Heere aufstellte (Liv. XXXI 43) and seit
der Hinrichtung der makedonischen Provinz (147) onali
Einfalle machte. Herr zn werden. (Jegeu die Dardaner kSmi
mit wechselndem Glücke Vulso (U7), C. Sentius (92 — 81) und
Sulla (^5); Ap. Claudius (76) erbitterte sie durch harte
Erpressungen; C. ;>crilt>onias Curio (75 — 73) bew&higte sie mit
den grausamsten Mitteln: Dardanoram fcrociam, in modum
Lemaeae serpentis aliqnoticns rcnascentem, hoc genere poenarum
exstinxit, ut primuribus manus incideret residuosque supplicio
capitali multaret (Amm. Marc. XXIX 5, 22). Doch brachten
sie (62) den Consul C. Antonius so sehr ins Gedrüage, dass
ihr Land schleunigst räumen musstc, tun sich bei den Mo
ähnliche Schlappen za holen. Ihre EinfiÜle wies L. Calpomii
Piso (57) erfolgreich zurück; wir finden dann (48) Dar-
daner als Hilfstrappen im Heere des Pompeius; sp&ter (3!)^
trieb sie Antonius zu Paaren, und unter Augostas C21)
M. Crassos aber alle Grenzvölker, namentlich die Bastanier,
welche bis Dardanien eingefallen waren. Sie bUeWn seithe
rahige Provincialcn , welche der Viehzucht, dem Berg-
Ackerbau flejssig oblagen.
Von ihrer alpinen Wirthschaft legt der case«
Zeagniss ab, der neixm dem cascas Doclcas Ruf gvoosa.
Graben in den campi Dardanici (Lei Jaajewo and Kiatowxi)
sowie im Bergstock des Kopalnik standen schon '<«i»»«ta iQ
Betriebe; Plinios (XXXUI 39) rühmt das aomm Dardanium,
und wir besitzen noch jetzt ülönien aas der Zeit Trajan's mit
der Legende DARDANICI. Auf diesen encheint eine Frau
mit Aehren in der Rechten; ausser den Ocmüiea £iuid d«
Hanf besondere Ptlegc, and es werden grobe dardanische •
Di« klUm Thnkcr. I.
rftbnt. — Von (l/irdaiiischen Giittern wird uii.s, mit Aufnahme
des den» Andcs (Insihr. v. Kacanik; vgl. alb. Ande , Blume' und
indf ,Lu8t; F'rfudi'M, Nichts ülKTÜofert; von ihrer Sprat-hc sind
bl»s xwfri Pflanzenri.-imcn Wliannt. Das Volii war »Is st-iiniulzig
verrufen, von einem Schmutziink hiess es spriehwürtlidi xpt; loiJ
ßiiew '/.iAorzx. Stsr.ip Ajpoavej;. Sie sollen in Krdhöhk'ii gehaust
haben, die sie mit Dünger zudeckten — wie dies noeh heut-
saUge bie und da an der unteren Donau der Fall. Doch wird
ihr Sinn fiir Musik hervorgehoben: sie hatten Flöten und
Saiteninstrumente (Slrabo VII, p. 3UJ). Plinius nennt sie eine
fem gens. Aus den latrones Dardaniae machte M. Aurelius
Soldati-n und Hälscher (äwaYi*iT«i). Die illyrieiiinisehen Truppen,
darunter Seluiaren von Dardani, nahmen in der späteren Kaiser-
»■it, nainentlieh seit Diooletianus, eine entscheidende Stellung
ein; das Christenthuni hatte im Lande Wurzeln gcfasst und
Unifo vor 400 war die Roraanisirung vollendet. Der Landcs-
name erhielt sich bis in die slowenische Zeit lünein; ca. ü7Ü
doben die Provincialen der nördlichen P^mrchien, zumal ix
Xafüerr.ai, vor den Fremdlingen nach Thessalonich (Acta S. üe-
netrii § Kif'. UT'); a. (502 wird nahe den Donaii-xatoppoxTat ein
Wto« Tii; AapJsvia; erwUhnt (Theophyl. Sim. VIII 6, p. 322)-
gewiss waren auch Dardaner an der Bildung des ostromanischen
l«ir jWlachischen' Volksthums betheiligt; hatte sich doch das
unikische Klement mit dem illyrisehen an der Grenze von
)ardaiiien gemischt, wie man z. B. aus dem Ortsnamen Ixpia-
erkennt, worin thrak. -para mit dem dardischen Volksnamen
einigt. Ein altes illyrisches V^olk im iapygischcn Daunien
inte sich DARDI (Plin. III 104); die Dardaner selbst hat
Habn, vielleicht nicht ganz ohne Berechtigung, als ,Birnbanm-
leger, Landbauer' gedeutet (vgl. alb. dardhe .Birnbaum"',
dhiln ^iiTil^aurozüchter').
In der Ilias erscheint AspSovs? als Ureinwohner des Ida-
jcs und Gründer von Dardania, bevor es noch eine Ilios
tb; «8 scheinen demnach die troischen Dardaner, zu deren
ic«cblecht Aineias gehörte, den ältesten Thei] der Bevölkerung
Iwn den Tpiiis oder, wie man seit Kallinos sagte, den Tsäxpei;
rzufltcllcn. Lediglich wegen der Namunsgleichhcit haben
lion die Alten die illn-ischen Dardjiner filr Trojaner crklArt.
)er römische Kaiser Claudius (268 — 270), vir Illyriciana« gcntis,
TT. Abkanilluif : Tonatehck
in Dardiinia geboren, fUbrte seinen >Suintnliauin aaf Das and
Darflanus zurück (Trcb. PoUio 11, 3). Bei Solinus (TI 51)
hrisscn die Dardani homincs ex Troiana prosapia in mores
barbaros efferati''. Al>er, was die Namensgleicbheit betrifft, so
kann diese trägen: so kennt Hcrodot (I 189) am Gyndes ein
Volk Aa;3atvi€;. wahrscheinlich kurdischer Abkunft; im west-
lichen Kaukasus, nahe dem Kultan, pal» es \av?ipieu die wahr-
scheinlieb zu den Kipxrrit (Cerkessen) gehörten. Wie die
Tenkrer, so waren auch die Danlaner Troias kleinasiatisciie
Aboriginer; sollte wirklich ein Zusammenhang der trotsc^en
Dardaner mit dem illvrischen Volke stattgefunden haben, so
werden wir wenigstens annehmen müssen, dass sie ans Eoroft«,
der Heimstiltte der lUyrier wie aller Indogermanen. gekommen
waren, nicht umgekehrt.
Schon das Alterthum brachte bekanntlich die adriatischen
Venetcr mit den homerischen Enetem Paphlagoniens , den
Nachbaren der Kaukonen, in Verbindung. Auch Neuere haben
sich dieser Ansicht mit Eifer angenommen and gemeint, dass
zuerst die Veneter, hinter diesen die Dardaner. znletzt Mysen
and Teukrer (=^ Paionen) aus Kleinasien zogen and stufen-
weise zwischen der Adria and dem UeDespont sirfa lagerten.
Das Ttanze sieht bestechend aus; alicr auch Vi den Venetem
spielt die blosse NamensAhnlichkcit die UaaptroQe. Die paphla-
gooischen Encter. will man sie nicht noigekdirt ftir arahe Meta-
nMteo aus IlU-rien halten, müssen ftlr kleinasiatisrbe Aboriginer
gdten; nach Hecataeus, welchen Zenodot citirte, stammten die
Eneter t*. KsMscJfmn und soll 'EteHi der leakosTräch« Name
(ÜT das spätere (aas armen, amis ,Mond' gut dentbou«) 'Apnö«
gvwesen sein; ein iVroos bei dem kariscfaen Milet hiess 'K**i|ta(
(Le Bas III, Nr. 211* > und adbst Unno^ wird ak karaeher
Name bezeugt (auf lasos Nr. 287K Die adriatisch«» VENETI,
weJcbe sdum Herodot als Uljner hinstellt, dtefn wir keines-
GiDs aas Asien beileiteii, da das iU^-risrbe VoüattaB aas dea
mittlereo Dnnangehiet stammt; als IVrwiwiiiMimf tritt Yen
aBenthalben auf dafanatiai^em Bedeo aaf. Es ipab sofar an d^
Nofdgrotte Makedomens. n äritm der Dardaner «ad TritmOer,
'E-wta{, weh^ etwa die Met61ua voa Pek' iane hatten and ftr
eise oaeii Sadost Torgedrangene Abtbeilaa^ der IXibaalea
oalln »«»ffTt M-i im Jakre 85 Salla ia Veteia mü C. Sentiaa
Di* Klttn Thraker
fi
die Orenzvölker zu kttinpfen hatte, unterwarf er (App.
Mithr. ÖÖ) 'EveT3i>; xat AopSav^x«; x.at Stv-csli;, Tiploixa M«K£S5vb>v
T„ suvE/ü; i^ Ma*£?ov{av i\j.^i'K\ürca ; Eutropius nonnt an Stelle
ifr Eneler Delnmtjic. Plinius führt in der Rcil»c der illyrischen
Volker Enedi an. Nach einer alten Quelle gab auch der voll-
»ndijfere Text des Stephanus von diesem Volke Kunde ; vjjl.
iu&t. ad. B 852: •^v 2e xat sOvs; •Kapk TpißaXXoü; 'Evets!. ^lit Un-
echt berufen sich die AnhÄnger der »teukrischen' Abstammung
Jer Paionen und I )ardanor auf diese dalmatischen Veneter. Alle
Völker der Haemu»halbinscl pchüren von Haus Europa an;
lies gilt auch von der pnioniseh-dardanischen (iruppe; Klein-
Bicn war die Urheimat allophylcr Aboriginer — wenn es hier
fcrmanisehe Intrusionen gab, so sind dieselben aus Europa
nen, niclit umgekehrt.
n. Die phrygisch-mysischo Gruppe.
Als Eugammon seine Telegonie, die Fortsetzung der
liysBee, dichtete (ca. i^b v. ("hr.), war noch die Erinnerung
•■ine Zeit lebendig, in welcher Epirus von j)lirygisehon
ionlstilmmcu bedroht war; der Dichter Hess Odysscus aus
»kn ausziehen und die Königin der Thesproter zui" Frau
Behmnn ; srtiza iciX£;/.o; auwirzonsi toT; Öea^rpiirtsi; irpi«; Bpj-fou;. Wie
II Troia, so standr-n auch liier auf Seiten der Barbaren Ares
id Apollon, und das Heer der Thosproten wurde trotz der
^ihilfe Athene'» und Odysseus' Führung gönzlieh aufgerieben
(Proclus, ehrest, granim.). Auch die Argonautensage (Aji. Kh.
330, 47U) kennt dieses Volk auf zwei libumischen Inseln
[erkyra und Paxos? Apollonius dachte an die Absyrtiden,
f W<-Ich<' zu weit nilrdlieh liegen ), Bpxpr^tBs^ v^cot, mit einem Tempel
AfT Artemis, den die Biüvo» des Festlandes errichtet hatten. F/s
ibabcn »ich also diese Hrvgen zwischen die (Üiaonen und Thes-
proter in das Alluvialland am Thyamis oder Kammos gewaltsam
»iopcschobcn. Den kyklischcn Nsuro! zufolge soll "KXtvoc, Sohn
[des Priamos, Ubor Kikonia und Makedonia nac^h dem Lande
pK»pi;AJ"i»i» • jAsTpa Ht'jxporriir (benannt nach dem Flusse Kän|xo;,
ach Serv. ad Acn. V^ 'Mi\ nach dem Fürsten Käj*™;) gekommen
and mit Ksorpi«, der Tochter des Kampos, den Kestrinos
'tnmgt haben, nach welchem das Land den Namen Kisrpivy;
IT. AMi*ii41iuif : Tonatelitk.
orhifit; Hclonos galt zngleicli als Gründer von Bs'j^poiri^ wu
«lU'h rin V.9fs; stAnd, Tp;(a xaXsuixcvsv, la xors Tpiiüi oTpiTortio)
r/;pi^savTO (Dion. Hai. i nl; vgl. St. B. Tpiia • wäÄi; ev Kesrpta ■:^
X«viafc;; Varro ap. Scrv. Acn. III 349), und als Gründer von
•'IXwv am Flusse Thyamis (St. B. vgl. Liv. XXXI 27), etwa
in der Lapc <lcs heutigen Ortes Philitltes. Das können helle-
niseho Ncugrtlndangrn gewesen sein , nach dem Muster der
berUhmton homerischen Namen; Anlass dazu bot das vomuüige
Vorhandensein der Brvgen, die man sieh aus Troia gekommen
daehte; und dass man gerade Helenos zum I^ndcsb«ros machte,
wnnle durch die KtuuensHhnlichkcit mit den ''£>.»« ' lOra; Hee-
nfun-dy in der 'lukivts ^ /ups (Uhianus ap. St. B.) verwsaekt.
Verfolgen wir die brygisehen Spuren weiter binuif na
Inland. Uebcr den lUyrieru. zwisehen dem LvvhmtiaBee und
den Ktx^-'^ haosteo nach dem sogenaimteii Skymnos (r. 434,
431) B<»vst ftipfitpM, die also weder lUyricr waren nodi Hellenen.
Aber aacth Östlich vom LycKnitis. am Oberlauf des Erii^on and
am Pyfeapasse des Gebirges Bsfvs-^ xwifchen den Lvnkesten
vnd Devriopen, gab es nach Sbalw (VU. p. 3äfi) Bpürpc- Hier
««raKurkt der Pilpefhericlit eine moutio Bmcida;. m. p. XOI
Lyrhnido, XIX ca^ris Paremboie, fais Epiri et MmeeimmaM,
worin bereitB Wcsacfing BRUOIADA «tkaant hat. d. L Bar^
(St. B.>; StAphaans kenat aac^ eiafen Veroft Bfirpn i Ew. Bp/rssc,
Vpviici;) des Volkes Bpür^ - i»«; 1iwiilta»iB; xfou^jk, Ttl^ptii, und
flUul aas Heradiaa die Fonaea Bpä^ f. Bpir^. au. Aaf deuno-
pisrhem Grbtet kg nach Stnho & htrpaAe Ortaehaft Küp«
V«lti Käioap«, Oneoaort ■■btfcua LrdKa aad Hargim bd
HvrodotV. Aber noch weiter ostwirts. in die
EMthäs Ahm aas hafdimarhi Amf^Jbim. Ah
VttiKt» dank «e Mfkfm 6(4^16. wakte aoäi Htw bei Xaeht
■ttn (VI 45k «a Stae dMB ^hakiabi«' Vribv
Xcrxes
ir. I.
29
X»'. Bp-lyoi. diese letzteren also ganz nahe an Dyrrachion. Dazu
stimmt sehr gut die Nachricht bei Appian (B. civ. II 39): /pivt^
4T»;; te '/b>pa; xal if,^ Auppa/i'su xi/.Sü); /.oteit/ov Bplfä;, ex 'l>puYüv
vsXöJvTc;. xaii £1;' Ixiivstc TauXavTist 'IXX;>pix':v lOvs? — nur dass
hier statt Bpu-foi oder Bp->fO! die Form Bpi^s? auftritt.
Nur in scitonon FJllion (Meyer, Gr. Gr. 91) setzt der
Grieche s für u ein; al)tr, wie dem l'hrvgischen (vgl. Bpjav« und
BfMrv»), so muBS, wenn es erlaubt ist, ans den heutigen alba-
nischen l)ialeklen einen Schluss für das Altertliuni zu ziehen,
namentlich dem Illyrischen und wohl auch dem Makeduniächen
der Uebergang von u, ü zu 1 von Haus aus eigen gewesen
sein — gerade in solchen Kleinigkeiten erweist sich die orale
Disposition auf die lüngste Dauer hostHndig. Wir wissen, dass
dJUi Oriechische in Makedonien fremdartig au-sgesproclien wurde,
indotu theils die illyrische, tlieils die phrygische und thrakische
Sprachanlage der Untergebenen durchdrang; so erklilrt sich
»och das Auftreten der makedonischen Form Bpi^s?. Die
Phn'gen selbst haben sich in Kleinasien nicht anders als Bpö^ec
iwler Bpiv£c benannt. Die (iriechen jedoch haben seit Alters,
vielleicht schon zu jener entlegenen Zeit, als sie westlich vom
Axios hart neben phrygischen Stämmen sassen und als noch
die ursprüngliche Media -Aspirata hh deutlich gcftlhlt wurde,
zuerst Bhrug-, Bhrllg-, sodann geinÄss der Lautverschiebung
HhrUg-, '\>pjr^tc, ausgesprochen; nur die epirotischen Stumme
haben für die ihnen benachbarten Brygen dieselbe F'orra mit
6-Anlaut beibehalten , welche bei Phrygen und Makcdonen.
welche die Media-Aspirata regelmässig in die einfache Media
umsetzten, üblich war. Der Namo lässt sich mit aller Wahr-
scheinlichkeit als ,homines frugi' deuten, von Wurzel bhriij^ :
hlirng ,brauchcn'; in bp^n, Bpu^at tritt langer, in ^p^iysi, ßpöv«^
oder BpÜYot, sowie in BptY«!;, kurzer Stammvocal liervor. Auf
kl»-inasintisch-phrygischem Horlen sind folgende Formen iKvzcugt:
BpcYta ■ ifl Tpwtxii, tI) «Ppu^ia, «7:0 Bpifsu toO xatotxr,!;crvTi(; cv MaxEJovia
(St. B.). Für 'l>pj; wurde Bpt; gesagt; vgl. Hesych. KpifK; • ei
liiv «^pCrfe?, 0'. ik ^«p^lapoi, tl 2« csXotxiT;«!. 'Ijßa; Je uro AuSwv dbc6-
fiivet« fipl-^a Xiyts^ai t'ov iXeiOepcv. Dazu hatte man die Glossen:
fipfjTfOi ' ßeipßapc;, ßpixiv * ßcipßapev, Kuxptsi, ßpIxEXoi - ßipßap&t; en<llieh
die 80(^5; xat Bpifavw;, o\ ffTpa«u4|jLcvoi ei%t:oa, im Heere des
Bmtns (Plut. Brut. 45). Wenn ilie Brigen als ,unvcrst«ndHch
w
TV. A>)1iuidlnoK : Tam»>cliek.
sprechende' oder ,8emibarbari' bezeichnet werden, so gilt dies
iUr die hellenische Zeit, als alle Kleinasiatcn antingen sich doi
Griechischen in ihrer Weise zu bedienen. Wenn Jaba da
Wort aus dem Lydischcn d. h. Maionischen deuten will ala
,FVeie', so bezieht sich dies auf die matonisch-phrygiaclien Vroiii
Sassen und Grundbesitzer, im (icgensatz äu den dienenden
Lelegern, Jlinyirii und Karern; ^pi'fic ist dann Eijjrennauiü,
keine echte Glosse, und am allerwenigsten darf man dabei an
got. frei-s ,frei' und frik-s ,frech* denken. E» bleibt also bei
der Deutung ,huminos frugi'.
Die Gleichung npi-ys? • ol *piY*s wird von den Alten oft ver-
merkt; am gewichtigsten ist der Ausspruch Ilerodots (VII 7H):
oi 2e <I>piY-?> ''•? Maxiäivec Xsfoys!, sxiXsovto BfiY&; /ps'ov owv Küput-
Tui^isi livre? qjvoiäo! -^av Mscy.esdst, n.iTaßavie^ Si ic t»)v '\dr,w »i>.x ri)
/üpt] xai TS oüvojAa (isxißaXsv l; «PpiiYa;. Aehnlich Strabo p. 295:
xal cörtol 5' Ol "l'p'JYSi Bp^Y'? '■^^^ Bpöxtsv it sOvsc; VII fr. 27: ts
Bipiiiov Jpo; -piTepov •/.cnv.yo'' Bpcfi^ Hpaviüv s6vo;, u>v Tive; otaßav«?
ei? tr)v 'Aeiav '^p■lY£» |ASTu)vo|JiioOT)cav. Diese makedonischen Brigen
dürfen von jenen illyrischen Hrygen in keiner Weise getrennt
werden; gebraucht doch Herodot, wie wir oben sahen, für diese
Brigen die synonyme Form BpiJYot, wie umgekehrt Ajipiaii fllr
die Brvgen von Dyrradiion die Korin Bpi'YE;. Wir sehen also
einen langen (Jilrtel phrygiseiier Intrusioneu zwisciieii dem
thermHischen Gotle und der Adria, zwischen den griechischeTi
i^tänimen von Epirus und ThessJilien und den illyrischen Völkern
des Nordens. Von den Brigen des eniathischen l^andes aber
wusste die makedonische «Sage Manches zu erzilhlen; es be-
gegnen hiebei die iSilenen (2auiäat\ Diimune der iSpring(}uellen,
ebenso Midas, Sohn des liordios und der (löttermutter, der
Dilmon des Natursegens und des Ueberschwangs in VAd untl
Flur — Namen, welche, gleich jenen der metallurgischen Dak-
tylen, dem ältesten Volksglauben der Phrvgen angehört haben
und nicht mit Nothwentiigkeit ger.ide und einzig auf Asien iiiu-
zuweisen brauchen. Wenn diesen jedoch der Name des Orpheus
angeftigt wird, so wilre dies bei der Nähe Fierias an und für
sich nicht autlallig; wegen der späten Erwäiinung jedoch wird
der Verdacht rege, daas hier eine Zuthat der Geschichtscbreiber
Ephoros und Theopoui]>os vorliegt, hervorgerufen ilureh die
Sagenklitterung der orpliischen Mystiker. Das Auftreten des
Di« 1)1«« Tkiikcr. I.
3t
das auf makedonischem Boden masste jedoch bei Vielen die
Dsiclit erzeugen, dass die Brigen aus Asien stammen, dem
apbiitz der Phrypen und der Midassapc; foiperichtig Hessen
dann auch Lydier und Mysicr niitwandern. 80 dichtete
phorion (schol. Clem. Alex. IV, p. 9G Kl.): üxsTto 3i tb xaXatbv
'Eiesia vzb 4>puf<iv xai AuSiJiv xa't twv |i£Ti MtSsu itayLO\i.i<Atnu}t
Tti» Eü;tüwr,v. Hcllanikos nannte, wenn die Angabe (Const.
'orpliyr. de thera. II 2 nach dem voUsUlndigeren Text des
epli. Byz. V. MaxsJsvia) nicht etwa verkürzt lautet, ülwrhanpt
r die Mysier: MaxiSove; [isvoi lAeti Musüv töte oixsüvtE;. Von
r Wanderung des Midas aus Asien über die odonischen Lande
riebt auch Nikandros (Athen. XV, p. 683 b): spü«« [aev "Ü3o-
■fit MÜH]; 5z£p 'Asioft^ «px'iiv | AEfewv ev xXiipoisi övETpefEv 'H|jiaOio(?(v |
e; i^ncfna icEpig xc^xsuvTa irE-niXotj. Diese pi2a. wcleho die
cdoncn mit einem plirvgischen Worte äflo-fv« nannten
llrsyeh.), hiesscn auch Exarovxifu/./.oi, und sie gediehen prächtig
, cdonifichen Fangaics (Thouphr. H. phint. VI ß, 4); die
arten des Mid<i8 Ix'gegnen schon in der Stammsage der
Tf^den (Hdt. Vlll 13B): io%t,<:ti ;r£/,a; twv %r,mo'i tiöv \v(o-
eTvot MtSeu tcO rops{-u>, ev itlst fuExai aÜTÖjxaTa po2a, iv luartov
3t i^i^cna 96"/./.«, iJ|XTJ te ÜTEp^ipovra twv öXXojv. ev toi/tstat xai 6
r^vb; tsiot xrjKsut ^Xw, w? Xs-fEtat üxb Maxiiövwv. jrsp 2e twv xyJ'kwv
rMK TS BJpjj.iov Jps;. Konon JJlsst, in Uebereinstimniung mit
er inakedunisciien Sage (Hdt. \'1I. 73), Midas umgekelirt nach
|k»ieu auswandern: Mt3a; (hjsaupio 7:EpiTu;(üy aOpsov i; icXoCitsv i)p6«)
:!, 'Op^Eu; xaTa lliESEiatv Tb Jpo; äxpearr,; yevs|X6voi;, •soXXat? ts/vai?
»T'üiv ßaeiXEuEt, cü; üxtsE jg;b tu liEpiitto 5pet, T;sXvav6p(i>;;GTaT0-j; 'i-na^.
'Ki(t6^ TtEpt To Bipixtsv 5po; üfOr,. &re(Ta MtSai;, REisa; ts üzi',xosv
ffc:' fwptÖTn;; 3ia3f;vat Tiv 'EXXtjcäovtsv, yrsp Muotov uxtce, <\*pljrfai ävrl
iBpi'^v )lETSV0ti:is4ivTa{.
Flir uns liat die Frage, ob die Brigen aus Grossphrygien
[ktanimen oder ob umgekehrt die asiatischen Phrvgen aus Make-
Iduhieu ausgewandert waren, keinen Sinn, keine Bedeutung;
rir nehmen vielmeiir an, dass es einst eine Zeit gab, wo die
IJibrygisehe Nation geseldossen die Kilunie sUdhch vom Flaemus
Ifaine hatte; von hier aus zog, entweder durch Nordvölker ge-
Mrängt xiler di-ni Zuge nach dem wUrmeren Süden folgend, die
mauptuiasse als Kroberer\'ulk in das ailopbyle Kleinasien ein,
[wie naciiinals die Galater; die westlichen .Stftmme jedoch, welche
TT. AlihBnAlanf;: ToattelKk.
«urlU'kpcblielwn waren, wurden «iunli ilie Invasion der flira-
kinclicn Vülkcr, der Maidoliitliyneii, I.anjje vor der Ausbreitung
der l'ainnen über den Axios hinaus, dem emathisclien Küsten-
landc und der Hochregion des Bennios zugetrielien, von wo
aus, infolge des Naelidrängens der I'aionen und Tliraker, be-
deutende Theile weiter ins ülyriselie Inbind versehiagen wurden,
so das» wir lirygen endlieli an den Kllsten der Adria und im
thesprotiselien Lande vorfinden. Es wirtl nicht Zufall sein, dass
ausser den Paionen, woleli«' Felagonia und Kmatbia unterwarfen,
hart an den Fersen der Urygen, wie wir sehen werden, thra-
kische KriogersUlnime auftauchen, Trailer und Treren, Vor-
lilufer der kinnnerischen Wanderung (liii) — fiOO): diesen vor
Allen niUssen wir die spätere Zersplitterung der brvgisehen
Stiüuiuv zuschreiben. Die Brigen Kmathia's aber waren aus
den strynionischen Landen gekommen. Die Sage von Midas
uiul Silen haftete nicht bloss am Bermios, sie fand sich auch
viel weiter nordwärts, hart an der (.Jrenze der Paionen und
Thynen, an der (^ueUc 'Iwa, \Uar\ MaiSwv xal Hjtiovwv, <}v bUpaos
otvw b «tpü^ MiJa^, 5x6 iXsiv töv Sti/vijvbv uro \t.i^,z ■ffii'KT,et■^ { Bion ap.
Atlien. II 45 e\ So weit im Norden mögen vonnals Brigen gehaust
haben. Der Klussname -TpJixüv gehörte der phrygiaohen Sprache
an: nicht nur im Sagenkreise der Troas erscheint eine Fluss-
nyiHphe lTp-j;jud, am Bermios selbst hiess der bei dem brigisehen
Orte MUt^a (Steph. Byx. s. v.) vorbeitliessende Bach Zxpv^uiyt
und der C)rt darnach STpjjwvtov. In Bisaltia finden wir ein
phrygisches Castell BeJu. Nahe dem Bolbe-see lag ein anderes
t'asteU, Bprf ti^i; mit Namen ; der Sänger Thamyris soll s^ 'HSwvA*
x^? VI BpffO'.; siX£(j; nach Pieria gekommen sein. — Die Zeit,
wann die Brigen vom Bermios zuerst von den Paionen. dann
von den Makedonen, unterworfen wurden, liUst sich schwer
bestimmen. Schon waren die Thessaler aus Thesprotia in die
Alluvialcbene am Peneio« eingerückt (ca. 1000>, die Magnvtaa
hatten Pieria eingenommen, als auch das verwandte beBetrisebtt
Borpolk der Oresten sich zu regvn bepwn and einen Ausweg
nach dem Küstenlan<le Emathia zu gewinnen su- " '■ r
mythische Stammlxium der Argeaden rftckt jedoch d. - iz-
nähme von I*>lessa, sei e« durch Karmnoe (ca. SOOX sei es dorrh
Perdikkas (ca. TÜO — 6Ö0), wie ce scheint in eine viel xb ahe
Zeit; vielleicht gehfirt dieses BreigBiss in den Ansprani; der
Dls alMD Thnkvr. I.
33
kiramerischen Wanderung (ca. 600). Vielleicht waren die ,kreto-
H pflasgischen' Bsmats! ein Stamm hrigischen Sclilagcs, da sich
zunächst der Ort Bsrrtieisv im kloina.siatischon Phryjrien vcr-
gleiclit; der Borgniime 'O'/.ujji-o; war Plirygen und Ik-Uenen
gemeinsam; über den pierisohen 'Op«aj; werden wir im mytho-
logischen Anhang reden, wie iilier ÖäjAUf.;. Wenn ,Thraker*
in ',\X.aMO'< (8teph. Byz.), also im Tempethale, auttreten, so kann
dabei ebenso an Brigen, wie an eine vereinzelt vorgedrungene
Schaar echter Thraker gedacht werden; dasselbe gilt vnn jenen
jThrakcni", welche einst Orcliomcnos bedroht haben sollen
(Hellanicas fr. 71) — sind doch selbst in der römischen Kaiser-
Bcit einmal dakisclie Kostoboken bis nach Phokis gekommen!
Die angeblichen Thraker von Phokis, am Helikon und Paniass,
sind reine Krtindung; wir halten sie flir abgethan. Ein völliges
Unding sind aber die jhellcno-pelasgischen' Thraker neuerer
Forscher.
IAn die brygischen scbliessen sich ostwärts die edonischen
StÄnime an, welche urs[)rilnglich den ganzen Küstenstrich vom
unteren Axios bis zur Mündung des Hebros innehatten, durch
die Thraker und Paionen aber, sowie durch die Ansiedelungen
^ft der Chalkidier, derartig zurUckgedrilngt wurden, dass ihnen
^" zuletzt nur das Land an der Striiinonmilnde und der Pangaios
übrig blieb, dessen Goldreichthum auch noch die Athener und
Makedonen ins Land brachte. Das edonische Volksthura besitzt
^B keine geringe Bedeutung ob der in seinem Schoosse ins Leben
^^^tretenen orgiastischen Culte, welche es unbedingt der or-
^Hjj^Ktisch veranlagten phrygischen Nation zuweisen; es kommt
^biezu die geographische Stellung an der Seite der Brygen und
UL das Vorhandensein von edonischen Sporaden auf kleinasiatisch-
^M phrygischem Boden.
^1 Der erste edonische Stamm, den wir noch am Axios
^^^iden, waren die MuySsve;. Thucydides (U 99) nennt als
^HPbrohner des Landes zwischen Axios und Strymon nur die
Edonen: er setzt hier das (lanze ilir den Theil; auch Strabo
V^II, fr. 11 halt die Mygdonen t\lr eine Unterabtheilung der
Fronen. In den Gcnciilogien erscheint M'jvätov als Bruder des
I 'HSwvs^ and des Btnuiv. Mygdonicn umfasstc das Alluvialland
»m unteren Axios und den innersten Winkel des thermäischen
«ll>un(<Wr. il. phil.-hut. rl. CXXVni. M i. Al.li 3
IV. Ab1lADd1«Dg: ToiBAtcktk.
Busens bis rum Berpstock des Kiars; und bis zum Vorgebirge
der Ainier — es war also eine wahrliaftf Mj/öj/ü (.St. B.);
weiter gehörte dazu die Thallandschaft 'X'Azitsfjz und das
Gelünde am See BiX^r,. Dieses panze fJebict gieng in selir
alter Zeit an die Paionen verlorert, und "A^wSiiv erscheint bei
Homer bereits als paionische Veste: weil den Paionen unter-
worfen, galten die Mvgdonen Einigen für ein paionisehcs Volk.
Mygdonia nennt noch in spÄtbyzantinischer Zeit der gelehrte
Kaiser Joannes Cantacuzenus, und zwar am Pangaios und der
benaehliarten pierisehen Küste; richtiger setzt er die Vestc
ruvotxäxifftpc-» (zwischen dem Vardar und Galik6, jetzt Awrct-
hisäri in die J[ygdonia. Ins mygdonisehc (>l>erlan'l hatten die
Makedonen das Volk der EsfSii gezogen, deren Von>rt •I'jotis;
wurde (vgl. Z;ms; • ssraij^ Mgaeis'ix; bei HerodiAD. von Wz.
gbeu- ,gies8en' mit Derivat -0*3?).
Die Deutung des Namens Mj-;l-sv-i; vom Thema ja^vJ-
(gr. yor/ß-^ JAu/i; jlnnem-aum, Sehooss, lleerbusen, Winkel',
Wz. smn^h- »schmiegen') ergibt sieh aus dem Wohnsiu am
tlienoüischen Golfe und in den Binnentliillem: wir dürfen dieses
Thema auch fui' das Phrygische voraussetzen. Wir tinden
(Amm. Marc. XXVI 7, 14) einen ,Mygdus locus, qui 8angarin
alluitur flumine'. In den Mvgdonen. welche die vom üdrysc«
durchflossene Thallandschaft zwischen der Steilküste von Das-
kyleion und Myrle« und den westlichen Vorbergen des mysis(.-hen
OljTnp (— :re2!5v Mrfisrtlai) bewohnten, vermuthet Strabo [p. 564)
»Thraker* oder richtiger ( p. 29ö) ein .phrygisches Volk, welches
Europa verlassen habe*. Schon bei Homer erscheint Mygdon,
V^ater des Kuroilius. als |»hrvgischer Hen:<s; die Argonautensage
kennt einen Mygdon, Solui de* Akmon und Bruder de* Amykos,
als Fürsten der Bs^pvxi^ Nach Ephorus ^Di«d. V iW). welcher
die Pbrygen aus Asien herleitet«-, zog Myg«Um mit den kiäischen
Dartjlen aus der Trv>as über Sam<>lhrake nach Euru|M. Bi-
üiynien hiess (Amm- Marc. XXII -S 14) voKrinst Mygdonia,
Wir finden femer Mygdoaes in der iurisdictio Peipuntiaft
(Plin.), im Thale des Henn*«, j* sofsar im tit?biete von Milet
(Ael. Var. bist. VIll 5) an der Mae«iid«rmande. So erscheinen
denn Mygdonen an der Peripherie der (>hr>'gischen Nation, ab
deren VordennAnner oder Nachad^^lcr. \¥emi Txetzes ^ÜTül. III
813) ftlr Perintfaos als ftlteren Name*« ih^irrim aaAlhrt, so scheint
DI« klua Tknlwr I,
36
tr das ponrische Herakipia mit Herakloia-Pcrinthos vorwechselt
tn h*ben; in dichtcrisoher Ausilrucksweise hiess selbst die
Ihodopc mons Myfrdoniiis (Marl. Cap. (Jon), wie auch Cybele
Idcn rU'inamen Mygdonia t'lUirt (Vnl. Flaccus II, 46).
Die nur auf asiatischer Seite genannten Bsßpuxsi; verbindet
lie Argonantensape mit den Mypdnnen : sie sassen an der
[Westseite der jihrypisehen Marianflyiien bis zum Hypius und
ingarios. Eine «weite B$ßpuxia umfasste das Gebiet von Lamp-
»cos, and die (Irrinduncrssajje dieser Colonie meldet von
tKftinpl'en der Bebryken und ihres letzten FUrstcn Mivjpwv mit
jPelaepem'. Auch werden Bißpj«; Buivaisi erwähnt, mit ihrem
Türsteu BJcDr,;, welchen Hos {retßdtet haben soll (St. R., Conon 12).
■Endlich linden wir diesen Stamm an der Westküste: Bsßpuxej
lzni«tr,iiv X«'. ztpi Tr,v Ai»S!av iy tsT; ■s\T,a{o-j 'Ejsooy -i %it Ma^vTiula?
(Bchol. Ap. Rh. II 2) als Nachbaren der Mygdopen und
laionen. Dem reduplicierten Namen liegt vielleicht eine Wurzel
bhreaq: bhroq- lit. briikti .zwJlngen, driingeu, stopfen' zugrunde,
lie wir auch fllr die pannonischen Bpimoi sowie ftlr die Bpuxot
ler BpuxsT^ • iQvo; Bpi/r^i (St. B.) vermuthen.
Unter dem phrygischen Namen waren ferner einbegrifien
AoXfave? oder AsXtei? der kyzikenischen Landschaft AsXievi;,
reiche sich westlich von der ,mygdonischen Aue' zwisdien dem
iRbynd.icus und Aesepus erstreckte; auch sie hatten Fehden
lit den ^elasgern' zu bestehen (Apd. I 9, 18), wobei wir an
iie herodoteischen Pelasger von Skylake und Plakia erinnert
rerden: in der Dolionis lag der Ort -xupjxsi; (St. B.); auch
Lijixoi (von Wz. qeuj^: qug- ,iiolil sein, sich wölben*) war einst
Besitz, wie die Insel Bssß»:;. Ihr Heros AaXtwv, Sohn des
eilenos, soll am See Askania gehaust haben ( .\lex. Act. «p.
»b. XIV p. HHl). Die Wurael del: doi- begegnet auf phry-
bem, wie auf thrakischem Sprachboden. Wir kehren zum
Ixioe zurück.
Der edonische Heros Mu-j?uiv war Vater des Kisüso? und
Wptarii (St. B.). Von letzterem 8t;immen die rparrwve; ab
Jer, wie Hecataeus sie nannte, die Kpr,<r:öiv£^. Die fruchtbare
Und p'Vfgncte liiigellandscliaft l'paoTwvia (oder rpr^siaivi«, auch
rpousTkrtta, Theop. ap. Athen. 111, p. 77, d), bei den Griechen
»rja, Kjxr.sTtovia und KpricTwvixij genannt, erstreckte sich von
Im Quellen des Kcheidoros (j. <Talik(^, byz. l'aXuxÄ;) bis zum
IV A1>litadli)ii(r TomiKCbek.
mygdoniselien Bolbe-See, wo der Canton wuxtvr, la^ (Arist. Hist,
anim. II 17, l^Iiralj. ausc. 122); nordwärts lllier dem Kiimm des
lUcUiUruichcn Dysoros sasscn die tlirakiselu-n Bisiiltcu , dann
die Sinten und ]\Iaiden (sl xanurepöe Kpr,(jTü)vjiti>v Öpi^ixe^, lldt.
V 5). ^Vls Tochter des Grastos erscheint Tipaa (= Tüpca?), zu-
gleich Name einer krestonischen Ortschaft. Andereeits heisst
die Nymphe Kprjirtüv»), Tochter des Ares und der Kyrene; als
Beiname des krestonischen Ares erscheint KavBauv (Lyc. 937).
Dieser edonisch-myjidonischc Stamm pcrieth friilizeitig: unter
die Herrschaft der Paionen (Strab.); vor den Perserkriegen
beniflclitigten sich die thrakischen Bisalten ihres Gebietes (Hdt.
VII llö: ö Tüiv B'.saATSwv ßajiXeü? -j^; T£ tt^ KpTjoroavtxni; 0p^Vr),
bis endlich die Makedonen unter Phtliiip, nacli mchrfaclu'n
illtcrcn Versuchen , Alles unter sich brachten ; schon früher
waren Krestoncn mit Bisalten zur Akte gewandert, wo .tyrrlie-
nische Pelasger' sassen (vgl. ib KptjsTwvtxöv bei Thucyd. I 109),
Giseke und neuerdings Hesselmeyer haben in den Krestonen
Pehisger gesucht, welche aus Thessalien .stammten. Aber, wie
Niebubr und 11. Kiepert (AGeogr. II tj WS, c) erkannt haben,
der Wortlaut bei Herodot (1 57 : üikts^qi o; üwep TupoT,vü>v Kpr,-
9Twva icöXiv Qtxeovre;, wo offenbar Kpoxüva d. i. Cortona aus
Diünys. Ualic. verbessert werden muss) spricht dagegen. Unter-
halb Krcöton wolinten erstlich niclit Tyrsener, sundern llygdonen;
zweitens versteht Herodot unter Tyrsenern stets die italischen
Etrusker; endlich hatte auch Hcüanicus (Fr. 1) die Sage be-
richtet, dass Pelasger unter ihrem Fürsten Nanas aus Thessaüen
nach dem adriatischen Spina ausgezogen waren, worauf sie das
etruskische Kpotwv d. i. Cortona eroberten. — Den Namen Pp«-
oTwvia deuten wir als , Futterland', von Wurzel gras ,frcsscn*
abweiden', (vgl. gr. arfpwiri; , Futterkraut' , Ypartt; att. xpaTtii;,
,grllnes Futter, Gras' y?*'»«« " eoöieiv ypä • ^äfe, Küwptot xct-ypii;'
xaToipaYä;, -aXanfviot; alb. liä-ngra ,ich ass', n-gräne jgegessen,
abgeweidet*, gränes ,nianducans').
Der andere Sohn Kpoüuo; war Heros in der Landschaft
Kpsiwti; • [leipa Tr,c .Mu^osvia; oder der Kpocoai'r; yjlipr, (Ildt. VII 123),
welche sich an der Küste von \'v=ta über die Orte Ijauz, Katix^j*«,
ri-)fwvo;, Aioai, Kwußpei«, SxtöXo;, Atxa;o? und LracpxtoXo? bis 'OXuvOo?
erstreckt hatte, im Süden jedoch die von den Makedonen ver-
triebenen BottiaitT zu Ansiedlern erhielt. Nach Iletlanicns
DI« »lt«ii Thnkw. I.
37
waren die Kpoucaioi oder Kpoustei? ein »thrakiscLes' Volk und
94ip0apoi; die Aineiassage hat hier Platz gegrilfcn, weil man in
ihnen .Stammverwandte der Phrvfjen erkannte. Nach Conen (46)
liegt Aineia ev tt, Bpouatotät yfi, wofür KpouciiJi zu lesen; ebenso
tnass den x-Anlaut die ganze Kcihe bei Steph. Byz. Bpsua{<;,
Bp'Sucii?, BpsOffs; • -i =Ovs; izb BpoOiou 'HjiaOt's'j ratJä;, L-rhalten.
Die Kpo'jjaTst deuten wir als , Schreier', ähnlich wie die illyri-
schen Xe/.iiive;, von der Wurzel krenU : krnk-, lit. kraukti, skr.
km^^ krö^ati (vgl. die dakisclic Olosse xpsurtivr, • /eAtJövtov).
Die Halbinsel Fallene sUdlieh von Olyntho.s mit den
Kflatenorten Sivr, , MevSt; , -y.tci"«; , l?po(|jLß3'. 'Awuti; und Aiffs?,
und mit der Veste Stxr», bewohnten die l'.düvs^ oder SiOwve;,
ein Stamm edoniseher Abkunft. 5;{0«i)v, Sohn des Poseidon und
der Ossa, ö ö;; 6caxia; /sppsvYjscu ßaitXsu;, erzeugte mit der
Nymphe Mev?t;<; die na>.Xy,vi(;, und nöthigte deren Freier zum
Zw«-ikanipfe. Ein anderer H'irst über das ,thrakischc' Volk
der Sithonen, KXits;, soll den Phöniker Proteu.s aufgenommen
tujd in diesem einen tapferen MitkHmpfer gegen die Bisalten,
Jche ins Land eingefallen waren und dann vertrieljen wurden,
sonnen haben; der bisaltischen Einfälle hatten »ich noch
BpSter die Chalkidier zu erwehren. Späten Ursprungs ist die
attische Sage vom Begleiter des Theseus, Moüvito;, den eine
giftige Schlange im Sithonenlande oder ev 'OX'Jvöw t^; öpaxr,;
V)is». — Auch die mittlere Halbinsel gehörte zum Stammgebiet
der Sithonen und hiess darum 2tOü)v{a; an ihrer Ktlste lagen
die Drte Mr,v!.'jߣpva, lepiiuXi'a, r«>.y/1.4;, Tspwvr,, Sipr»;, ^fv-fsi; und
(irMiipo;, femer in unbekannter Lage MfAXdjps?, SxaßaX«, Tt'vJr,,
MeXcrvit«, weiterhin 'Ascr,pa und, schon am Halse der Akte ge-
legen , die zweite latvr,. Alle diese Orte wurden frühzeitig
hellenisch. — Bei Plinius hören wir von pontischen Sitonii et
Moriscni, Oq)hei vatis genitores: diese 2i6«J»vioi »al Mspt!jr,voi ge-
hJiren wohl in die Chalkidike.
Hauptsitz der HJwvci war und blieb das Allu\-ialland am
unteren StniTiion und der Bergzup des Paugaios bis zum Sym-
bolon bei Philipp!. Der Strom selbst hiess bei Dichtern 'HJwvi?,
ein Beiname, der auch dem Echeidoros zugewiesen wird (EM.
p. 404, 9); ebenso hiess der Pangaios "HJuv oder mons Edonus.
Unter den thrakischen Stämmen, welche das edonische Oebiet
Mit Alters eingeschränkt hatten, .itehcn die Bisalten olienan;
TV. AMiuiülnaf ; TAmmscItiilr.
dann sind die Bergstünimc vom Urbelos und aus der Khodofte
ru nennen, namentlich die Satren. Wir Laben femer gesehen,
wie sich die vom oberen Axios eingedrungenen Paionen in den
Besitz der strjanonischen Gelände gesetzt haben. Gleichwohl
behielten die Edonen auf" ihrem schmalen Räume, wie e« scheint
bis aul' PhiUpp herab, ihre eigenen Staramestursten; auf alten
Münzen erseheint ein FeTa; ßasi/.EJ; 'IBwväv oder Häuvewv. und
Thueydides (IV 107 a. 424) erwlihnt den nttTaxs; 6 -wv 'Häwvüv
ßaaiXrJ^. Hart trafen die PerserzOge das edonische und paioni-
sehe Lantl; dem Zuge des Xerxes schlössen sich auch Edonen
!uj (Hdt. VII 110). Diese he^^ten vor dem Wege, den der
Gi"os«könig gezogvn war, heilige Scheu — er durfte weder
liesäet noch verschüttet werden (VII 115), — Die Geschichte
der edonischen Bergwerke verliert sich in die ältesten Zeiten:
schon die Phoeniker, welche von Thasos herüber kamen, hatten
dieselben ausgebeutet; ans dem Pangaios bezogen femer die
Kolophonier viel Gold (vgl. Suid. n.die Paroemiogr. s. v. to^v:,
ä KsXs^jivto;), ebenso die parischen Colonen auf Thasos. Seit-
dem Kimon die Perser aus ßon vertrieben hatte ( 47t) >, sachten
die Athener im edonisohen Lande B<>den zu gewinnen, erhielten
aber mehrmals bedeutende Xieilerlagen (a. B. 4t)6 bei Dn-
beakos); zugleich erhol»en die Thasier iln \ 'le auf die
Goldgmben. Mit der Gründung von Ami'i , begauieo
jene Verwickinngen, welche mit der NiederUge Kleon's dnrch
Brasidas (422) und mit der Besitznahme der Stadt dnrrb Philipp
(S46) endeten. Seither ist von den Edonen nicht melu- die Kede;
sie sind im Helleiiisanns aufgegiu^ieB. — Aosser 'A>3Spaqia;
f=^ °E-r«ia ö3st, Amphipolis) ersclMuneo M>:xr«a;. T.:i-fJo; and
Afri^TK»; als edonische Vi>st«n tat Fbchlmdc und :tn der von
4mi Pieren (ca. 500) beseuten Küste O^rraiMc. *t*zTPK ood
r^ÜMpsc fenter die uralte Oi«a|t;^ dann Wncaä^ and Axra;. Die
Berj^werkc too Dato« hatten die «iaaiMbea X^Kt-^kxsnt, <rgL
*A-)iMXB bei Stigin) iane; ein aaderer Stum aat ätdifiHB de«
Pkagaios östlich voo Amplüpolia waren £e II«»«a- ü«; HWw^
(St. B.\ weJdw vieUeidrt deai kier vn kgn. Z«i oH iiwiiiW
Backe Uz>i=. aee: Dana«, des SlaaMB ^Wn. Fencr fcrinrt
l^MÄs; in ixt Clkalkidtke eine «*t;>irfi»iwttt-aSw IUmkw» j St. B.),
■üd uf der Halhiiwfl Akte
■od D61MJII Beben
Die »Um Thnkor. I
39
Tyrrhenen (Tliuc. IV lOii). Wichtig ist uoch die Notiz bei
Hesyehius: D2o)v(<;*t, Siooi to ■soi/.ai: die Verbreitung des edo-
nischen Stammes über diese Insel, deren Metallseliätze einstmals
von den Plidenikern waren ausgebeutet worden (Hdt. V^I 47;
Colt dos Mclqart II 44), wird dadurch erwiesen; auf den
th*eisehen Inschriften l)egeguen noch etwelche Kigennamen
•donisehen Ursprung». In Kleinasien Hnden wir nur schwache
Spiiron von Edonen, so in dem voreinst lelegischcn Antandros
KD der tnnseh-aiitlisehen Kllste, welcher <Jrt den Namen IBcüvf^
erhielt Sü -s Hpäxa; Hsuvsü; ivcx; sixr;iat xjxiO'. ( Aristot. ap. iSt. B.);
vielleicht waren sie, dem Vordringen der Paionen weichend,
dahin gekommen, jedenfalls aber nneh vor der kinimerischen
W'andorang, da derselbe Ort sodann hundert Jaiire hindurch
im Besitze der Kimmerier (= Treren) stand.
Xeln-n "Uiiuvsi finden sich die Formen 'IlOwva;, 'IHüvci;,
HiuvtsT^, 'HcwviotTa'., un<l mit Ablaut "Üosvc;, 'ÜSwvi;. Die Deutung
de« Namens könnte also von einer Wurzel e.d: Ad: od-, welche
»aeh in '05e-|Aavtoi vorliegt, ausgehen; ob aber von 6d- »essen'
(v§^. armen, utan *udan ,lurco, erapulae. deditus'), von od-
jricehen', von nd- ,grolien, hassen', oder von vedii : vodli- ,st08sen,
(cfalagen', läset sich nicht erkennen, lliutvs;. Sohn des Ares,
für einen Bruder des W'jyiwi und Burwv. In der 'HJuvt;
die nysjlische Aue , der Ausgangspunkt des dionysischen
CoKrs und des orgiastischen Naturleliens; der mythische Lykur-
pos galt filr einen 3iot>.c->; IHoiviiv; die Mainatlen hiessen USwviäe;,
und die Itunten wallenden GewUnder derselben oder die ßasoapat;
tiannte man lläoiva liAätia; daher die "lläove; ä"/>vi£«'s£x>.oi (Dionys.
4p. St. B.j. Ferner war Kaw? eine weibliche Naturgottheit der
Edonen, wie die 'ApieiAi? PaSJwp'a und BXsjpetT!; (s. d. niytholog.
Abschnitt). Der Sänger Thaniysis stammte i; 'HW/cöv t^; ev
Bpi^oK; xsMuui. Daa Allee erweist die hohe Stellung dieses
phrygischen Stammes in der Mythengeschiclite und iui geistigen
Leben der Vorzeit. Das thrakische Eroberervolk der liisalten
hM die edonische Cultur völlig in sich aiifgenummcn, so dass
W als das gesittetste unter allen thrakischfu Völkern erscheint.
Wir schhessen hier die "Osi^iavcsi an, nicht nur wegen
ibrea lauthchen Zusammenhanges mit den 'Oiuvei; (-{Aorvte- ist
ilcutlich nominales Suffix), sondern auch wegen der geogra-
(ibisciien Nähe und weil wir annehmen dürfen, dass auch diese
TV. AbhftndiDnf: Tomkicbek.
/riirakt'ii' zu der ilruppe der phrygisclicn Ötäimne geLürt haben,
welche durch die nordischen Invasionen südwärts waren ge-
schoben worden. Wir finden sie eingereiht zwischen den Edonen
und Paionen, zwischen den thrakischen Bisalten, Sinten und
Satren; ihre Hauptstätte war das Gebirge des hl. Menoikeus
(ileniki) und der Boz-dagh oberhalb Seres. Vielleicht waren
die -tp.ozaiovs; von Hans aus Odomanten, und die -wpab; hiessen
Paionon desshalb, weil sie den Paionen gehorchten. Megabazos
unterwai-f sie auf kurze Zeit. Dem Zuge des Odrysen 8italkas
schlössen sie sich freiwillig an, als Öpst«; aÜTsvsiist. Ibr Fürst
(IöXXt); stellte dem Kleon eine grosse Zahl Söldner bei (Thuc.
V 6); zu dieser Zeit (425) Hess Aristophanes (Acbam. 157)
eine Odoniantenschaar auf der Bühne auftreten und einen
Bürger fragen: t{? tüv 'OisixdvTuv tb xss? iiwreOpiaxr»; — was
der Scholiast auf die Beschneidung bezieht: säst fap wtov»?
"huSatoj; itva;. Dem Machwerk «p! xsTifUDv zufolge soll der
Strymon einst OaXitrriv;; geheissen haben! Phoeniker haben
einst au der Pangarosküste Handel getrieben; trotzdem werden
wir uns die semitische Abkunft der Odomanten nicht einreden
lassen. Sie können den Brauch der Beschneidung von den semiti-
schen Colonen angenommen haben; besser wird man aber jene
Stelle auf die bei den Südstämmen heimische Knabenliebe oder
auf irgend ein tribadisches Laster beziehen. — Zur Zeit des Aemi-
lios Paulus wurde die Stadt Sirae (Seres) zur terra Odomantica
gerechnet (Liv. XLV4. 2); in der Kaiserzeit bildete die OJojAav-
vxii eine eigene Strategie an der Ostseite der Bisaltia (Ptol.).
Wir finden einen Canton X)JsiiavT{; fem im kletnasiatischen
Osten, in Kleinarraenien (Strabo XI, p. 528) — eine lautliche
Uebereinstimmung, die schwerlich auf Zufall l>eniht ^"ielleicht
war vereinst an der Spitze der plirj'gischen Stämme, welche
den Bosporus überschritten hatten, den Armeniern nachrückend,
eine unternehmende Schaar von Odomanten g«iog«ii, die einem
Canton des Antitaunis den Xanien gab (liier fiadea wir Namen
mit dem Suffixe — *manto, mando — x. B- Öunaado an der
Quelle des Zamantia-su); oder es hatten ädk Odoauateo dem
Zage der Treren und Trailer aagtaeUataeu wid wtriea zur
Zeit dee Kimmerierstnnnes so weil naoa Orten TcrseUajnHi.
Unmittelbar an der OttBeit« ier Bdoaea iimim wir am
IgÜacben Küstenrand die ^nirM^ den« «n|MafMi von da*
Dia »Iteo Thrmker. I.
tl
BestosniUDile bis Xantbis reicbendes Gebiet an der Westseite
larch die Abdoriten geschmälert worden war. Abdera, wie der
Jame lehrt, eine phünikiscbe Colonie, welche den Herakles
lelqart) hochhielt, wurde später von den Klazoraenicrn be-
ogen. In der Grlitidoiigssage der Stadt spielt als König der
thrakischen' Bistonen A'.cfxiisi;;, Sohn des Arf-s und der Kyrene,
ine feindliche Rolle: er warf seineu wilden Stuten, welche am
Flasse Kossinites weideten und mit eisernen Ketten an eherne
Krippen gebunden wurden, die Fremden vor; der Knabe Ab-
deros, Sohn des Hermes und Liebling der Herakles Ikuvtei»;,
ward von ihnen zerrissen; aber Henakles zog wider den Thraker
za Felde und erschlug ihn, er soll auch dem Meere Zugang in
en niedrigen bistonischen See gebahnt haben. Noch spät
■igte man den Stall und die Zwingburg des Uiomedcs Tyrida;
die Nachzucht der rasenden Rosse soll sich bis auf Alexander
rhalten haben. Ein geschichtlicher Kern liegt dieser Sage zu
»runde; Rossezucht war die H.'iuptl>escliäftigung der echten
Thraker, und ein Fürst dieses nordischen Kroberervolkes, wahr-
cheinlich vom Stamme der LiVoi, mag sich voreinst im Lande
phrygischcn Bistonen, denen orgiastischer Nuturdienst eigen
und die von den Thraken den barbarischen Brauch der
itowierung annahmen, festgesetzt haben. Aber die Abdoriten
iten das Gebiet immer mehr ein, und selbst am Aus-
der tischreichen Xi|jivt) BictovC?, an der Vereinigung der
iäcbe Kossinites und Stravos, erhob sich eine griechische An-
äedlong At'xata. Der Heros Bsotüv erscheint in den Genealogien
Bruder des Kdonos und Odomas, oder auch (was auf ein
Bitweiliges Vordringen der Paionen gegen Osten hinweist) als
des Paion; aber auch als Sohn des Kikon, oder als Sohn
Ares und der Nymphe KaliiToe, einer Tochter des Nestos.
Gegen Osten folgt an der Kilste ZavOcta, ein Ort der
ikonen (Strabo \^I, fr. 44). In der byzantinischen Zeit tritt
zweite Ortschaft EavOia hervor, welclie im Quellgebiete des
ites lag, das heutige Xanthi (tllrk. Isköti); in gleicher
it PtolemUns eine Burg lUpfa\tm — ein Name, welcher
'"lÄrygischcn Namengebung angehört und bei den lonern
viel wie anpiro).!; liedcutet hat. Aber schon HecAtäus hatte
seiner Europa Säv6oi als eövs? Opctxiov vermerkt (St. B.), und
'tnch Strabo (XUI, p. 690) spricht, allerdings ohne nähere Be-
1
es-
I
Stimmung der Lag«, von einem ,thraki8ciien* Volke der £iv<>
oder ZavSioi, die wir als eine zurUckgcbliel)ene Abtheiluiig de
phrygibclien Nation betrachten diii'fen, deren Vorort jenes Pei
gamon gewesen. Darauf legen wir weniger Gewicht, dat
Homer den Skamander Xanthos nennt — Niese erblickt hierin
eine mit dichterischer Freiheit in die Troas verlegte Copie dä%|
lykischen Xanthos — und dasa die Troas bei Dichtern Zxv6^
hiess (St. B., Hesych.). Ob die Xandier aus VA'urzel skeii-
»verletzen, verwunden, vcniieliten' (skr. ksan-, gr. xr;wj|M|«
xTsc/u) oder aus sken- ,sclmbcn, al)kratzen, schinden; reinigeofl
(vgl. maked. SavJixi^ ,Hcinigungsmonat, April*, gr. ^aivw) oder
gar aus dfra etvmologiscli unklaren ?av9s;, ^ouöi; ,bloDd'
deuten wftrcn, bleibe unentschieden.
Die K(xovE5 erscheinen bei Homer nicht nur als Bundes-
genos.sen der Troer, sondern audi (Od. IX 37 — 61) als ei
streitbares und sieghaftes ^'olk, geübt von den Wagen (i?' ärxw*
oder zu B^uss mit dem Feinde zu kämptcn; wir Hnd<'n sie ia
Besitze von Hornvieh, Schafen und Ziegen, aber auch von
.Schätzen, welche die Beutesucht anlocken (Talente Goldes, Siiber-
pokale, HcnkelkrUge, 202 ff.) ; sie trieben emsig den Weinbau,
wie aus der Sage von Maron erhellt, dem Sohne des Euanthes
und Priester dfs in Ismaros waltenden ApoUon. Mäpwv bedeutet
,gliinzend, scliiinmernd'; erst liei Hesiud erscheint derselbe als
Sohn des Oiiiopion und Enkel des weiuspeudenden I )ionyso8 —
»o fremdartig erschien dem homerischen Khapf*(tdcn noch das
Wesen des edonischen Gottes, dass bei ihm Maron als Apollou^
priester auftritt. Oinopion findet sich in der Sagengeschicht^
der weinreichen Insel Chios; auch dir Insel Naxos steht mit
der thrakischen Küste in sagenhafter Verbindung. Hoch im
Ruf stand der BißXivoj oivo;, den man bald von einem Bache
Biß'As; oder BißXivr,; auf Naxos (vgl. die Quelle BtßXi; oder BußXif
bei Milet), bald von den BiJlAtva ipr, der Paugüusküste herleitete
der Name mag wohl pliönikisch sein (^vgl. BjßXs; und ausserdea
BußX{;; d. i. Melos). Bei Diodor (V 50) erscheinen sogar Bute
und Lykurgos als Führer thrakischer Piraten auf Naxos,
xpütei Hpqnti.; ä)>iT,cav(^!_); die Art der dionysischen Feier auf diesä|
Insel weist allerdings auf Herkunft von der thrakischen KUste
Wie dem auch sei, der Kixivw; oTve; winl noch von Archilochus
gerühmt. Da die Kikoneu, wie alle phrygischen Stämme, or-j.
bin «Itcu 'ninüior. I.
43
ische Naturdiener waren, konnte die Uest< des pierischen
'Orpheus, welche im Edonenlando mit dem orgiastischen Wesen
verquickt wurde, liis zn ihnen wandern; schon Hippouax nannte
'>rpheus einen Kiy.üjv. — Wir Hmlen an iler kikonischen Küste
hinter Xanthia die Orte Seppeisv, Zuvk; und -iXr, (Hdt. VII 59)
und die Colonien -TflJjxT; am Bache /Vi'cs? und MsiaiJiJlptr, CVII 108).
Dieser Landstrich hiess voreinst, wie Ilerodot berichtet, l'aX/.aVxiiS,
und raXaioc nennen hier noch die attischen Tnlmtlisten (vgl.
ta'f.rfSjii an der »ithonischen und edonischen KUste, r»/.>.ir,otov
[oder FaXi^stov spo? bei Ephesus). Auh den» lulande drang jedoch
lein zweiter (phrygischer) Stamm zur KUste vor, die Bpiifzai
[(etwa ,dic Wehrenden, Unischliesscndcn', von Wurzel vere-)
oder, wie Plinius schreibt PKIANTAE (d. i. , Freunde, Kame-
Iraden', von Wurzel pri- Jii-ben'), und gab dem bis über Maro-
[neia reichenden westliche.n Flachstrich den Namen Bpsavtixi*,
((Hdt.) oder PRIANTIOII.S campus (Liv. XLVIII 41, 8 a. 188).
I D«ar Kikoneun.'ime verschwand darum t'rülizeitig aus der Ge-
llte; Alles ging hier im Hellenismus aui°. Kixuv galt tUr
Vater des Biorwv und für einen Sohn des Apiillon und der
Rbodope; vor Zeiten mochte dieser hochgesittete und kräftige
[Stamm sich tiefer ins Gebirge hinein erstreckt haben. Der
iNanie könnte mit gr. y.ixu-; ,Starke, Kraft' (skr. fi-^u, gi-yvi
|ig«dcihend, wachsend; .lunges', von yu- ,schwellen') als ,die
|6tarken. Strotzenden* in N'^erbindung gebracht werden.
Zi\o: ■ sövsi;, et icps-tpsv Ki'xove;, o- xsXeiiisi, lautet eine Glosse
Hesychius. Ks scheinen im Lande der Kikonen thrakische
ier hich angesiedelt zu haben; sie werden in der Abderitis
at, wo auch ein Ort £at; stand. Als die Parier auf Thasos
tut der bonachbarteu ihrakischen KUste festeu Fuss fassten,
Iiatt4>n sie Kümpfe mit den Saiern zu bestehen; der Dichter
krckiloclius ergriff im Kampfe mit den Saiem die Flucht und
seinen Scliild zurück: äa-JM it.h Saiuv -tt^ iveO.eTo (^Strabo X,
>7; XII, p. r>4St). Man suchte Saier oder Savier auch auf
^niothrake: hier kömitc ein altansHsisiges phrygisches und ein
eingedrungenes tlirakisehes lilement, da^i der Insel 2a;jij;
semit. saniii ,hoe]i sein', cijMt ,Anhöhen') den Beiuamen
ipH«ir, verüeh, zwar angenommen werdeu — aber hinge konnten
beide schwerlich erhalten haben; die Insel woi'de, wie die
Dult« zeigen, von orieutahscheu, wie sjjäter von hellenischen.
EinäUssen übei-wuchert. Mit den mythischen lio; • 'Kpixi^i; haben
die Saier wohl Nichts zu thun; und gar die -anratoi, denen sie
Strabo gleichstellt, mtlssen, da - nienifils in F übergeht, gas
fernbleiben.
Die ethnischen Verhaltnisse auf den Inseln dos ,thrali
sehen' Meeres bieten überhaupt unlösbare RKthsel. Auf Lemnc
(gleichfalls ein semitischer NnnieV Boehart verglich iibhnah
,Glanz, weisse Farbe') werden in der homerischen HephaistoM
sage (A 5fl4) Si'/tis; ävSpe^ äffisjuvci erwilhnt, welche die Späteren
bald als oütiyOsve; Jvre; ev Ai^nvw, bald als Hpaxwv ti f evo; i% t^
mn-Kip»/ ■ff,; ^xov atdYassen, wobei sie an die thrakisclien Sintefl
oberhall) Bisaltia dachten. Metallurgii- war eine starke Seite
der alten Phrygen, und man wird vei-sucht in den Sintiern
eher einen Stamm phrygischer IltTkunft zu suchen, da Hellanicus
(schol. 0 294) Stammesgenossen der Troer, die man für Phryg«d
hielt, den ,thrakischpn' Sintiern beimengt; er deutet den Name?
aus gr. sivTi;; • c xoxoüpYo;, flAORrrtÄÖ;, da sie nicht blos das F\>uer,
sondern auch die mftnnermordenden Waffen erfunden huttefl
wps; xb ci'vEffO« TS'jc rXiQfftsv x«i ßXäirrstv. Könnte da nicht eher
ein phrygisches Wort omi-; ,Steciier, Schürfer, Sciimicd', von
Wurzel Kent- (gr. xevTetv), zugrunde liegen, da der Wandel vdH
e zu i nicht ohne Analogie dasteht (vgl. armen, sin neben
gr. xeveö; ,leer')? Aber Alles wird zweifelhaft, wenn wir mi^
Thucydid^s (FV 109) als Bewohner von Lemnos vielmehr tjM
senisehe Pelasger ansetzen müssen (vgl. schol. Ap. Rh. I GOS:
A^fxvsv Tyjv xa't livTYitäa zpüTsi (jixr,oirv TupijT)v6(). Diese sollen aller-
dings der Sage nach aus Attika eingewandert sein und einen
Bestandtheil der jpelasgischen' Urbevölkerung von Hellas ge-
bildet haben; selbst iu der makedonischen Elymia spielen T^t-
sener eine Rolle! Nun hat man auf der Insel eine ungetllhr
aus dem Jahre G50 stammende Inschrift aufgefunden, der«H
barbarischer Lnutcharaktcr einige Aehnliclikeiten mit deiu
Etruskischen verrUth (vgl. ('. Pauh, Eine vorgriechische In-
schrift von Lemnos, Leipzig 1886), so dass die alten SageM
gebilde von einem Zusammenhange der italischen Tyrsener mit
den Tyraeuem des griechischen Archipels wieder zu Ehrc^
gelangt sind — es können ja die Etrusker, die man auch a|
den TuruSa der 19. Dynastie Aegyptens erkennen will, voreinst
weite Kaubfahrten im Gebiete des Mittelmreres unternommen
Di« tliea Tbrakcr. I.
46
ud sich an verschiedenen Punkten des östlichen Beckens an-
psiedclt liabcn (vgl. Hcssclmeyer, Die Pclasgcrfrage und ihre
lösbarkfit, Tllbinpon 1800). Die Saclic ist iiorli nidit sprucli-
eif; gegenüber den von Pauli erkannten etruskisdien Analo-
gen der Inschrift könnte man einige Formen anführen, welche
l«'in Lautcharakter des Phrygischen und Armenischen nicht
Vollends widersprechen (/,. B. zivai, zeronaiO, ziazi , eptezio,
lorinail). — Auf Inibros und Tencdos spielen jedenfalls lele-
isch-karischc Erinnerungen die Hauptrolle. Wir kehren zur
Liistc zurUck.
Hier linden wir an der Ostseitc der Kikomii in der
Doriskosebene und am Ilebros die IlatToi (Hdt. VH 110),
reiche sich nachmals auf Kosten der Apsinthier ostwiirts ver-
altet haben; denn als Alexander nach Asien auszog, gelangte
vom unteren Hebros Swt ttJ; OatTix^i; szl xgv MeXova ::oTaixsv
Irr. I 11, 4). Ob diese Paiten phrygischen oder vielmehr
brakisehen Ursprungs gewesen seien, lilsst sich nicht mehr er-
Kennen. Der Armenier nennt sich bekanntlich Hai, pl. Hai-q,
Fr. Müller mit skr. pati zd. paiti ,Herr' deutet; im Armc-
rhen selbst findet sich ein Verbalstamm hai- (inf. hajU)
spicßre, respicere, observare', der zunächst auf ein Nomen
»ti- und sodann auf die Wurzel pft : pa ,zu sich nehmen, er-
irerben; essen (:rxi^opLat); weiden (pa-sco); schlitzen, hllten (skr.
i); beobachten, schauen (alb. pä, part. pan<?, pämune)' zuriiek-
pht. Vielleicht liegt den DaTTOt ein Verbalstamm von gleicher
edeutung zugrunde; sie wilren dann die , Ansehnlichen, Be-
llen*; Herodian accentuicrte flaiTs'., ü? 'Pattoi (St. B.).
1 Die nun folgenden 'Aij/ivfiwt, mit dem üblichen, darum noch
Pincswegs echt-thrakische Abkunft erweisenden Zusatz 0fjr,Vx£;
Hdt. X 119), reihen wir den alteren KüstenstJlmmen schon
inun an, weil l)ei ihnen der Dionysos-Cult heimisch war (s. im
aytholog. Abschnitt unter W/.ünMpoi). Sie treten als Feinde der
bynischen Dolongkcr auf, welche im Chei-sonnes sassen; wider
Einfalle schützte (um 550) Miltiades, Sohn des Kypselos,
|ie Halbinsel durch eine von Kardia bis Paktye gezogene
sr. Der Fluss "X^l^vOo; oder 'Aswvös;, welcher die Grenze
ien den Dolongken und Apsiuthieni bildete, ist wohl
ersclbe, der sonst MeXa; und jetjst Qavaq-Cai heisst; von da
lichten die Apsinthier bis zur Stadt ATvoc oder noXTuo-ßp(a. dem
48
IV. A>ihajidlan^; Tmnaiobek.
Situ des Heros Poltys, und bis zum Bergstock Mtjpt«? (j. Catal-
top^) beim sarpcdonischcn V^orgcbirge.
Auch die Sips; • I8vs; Opa/.r;; 'jrip xtjz Bul^avT^'j; (St. B.)
dürfen wir in dm Kreis der altans.tssipen iStitinme ziehen; das
phrypische Wort aipö; ,Getreidegrube' erkennen wir in dem
Orte SIRoCELLAE, welcher dem heutigen Malpara (bvz.
McvaXr, Kapja) entspricht. Jene Siren sassen wahrscheinUcli am
Flusse Erginias (Erkene-sü^; Stephanua hatte über sie in (Jom
nielit mehr vollstSndip erhaltenen Artikel Nt(}/a • rriXt; Bpw.r;;
fiohaiidelt; Niii«, der Vorort der Nitj/aTst, einer Unterabtiieilung
der -Ips;, lag wohl an Stolle dr« in V>yz. Zeit oft erwflhnten
(Quellenortes' BpJi;;; ilhnruln' Bildnng zeigt der zwischen Druzi-
para und Tziiridos gelegene < >rt T('|5;. Ueber den Nipsilern
hinaus, also gegen Norden, sassen die Tpa-vt({*jt (Xen. An. VII
2, 32) oder Tpi-w^si • lOvsi; ÖpJÄiöv (Hesycli.), deren auch Theo-
ponip in Verbindung mit dfu Ladepsen gedacht hatte: AaJs'iol
xai rpävi>]/5'. • £Övy; Öuviäv (St. R.) d. h. StÄmme, welche mitten
unter den thrakischen Thynen sassen, als Reste einer älteren
Bovölkerungsschicht. Mit den benachbarten MO^ayli-a: (Xen.
An. V^II 2, 32) vergleicht sich MeXavita, eine Gegend auf der
Halbinsel Sithonia ( — auch Mi}.Tmi: an der Mündung des
Athyras'?). An den nördlichen Zuflüssen des Erginias und den
Bflchen, welche sich in den (lolf von Burgas crgiessen bis
Apofiiinia und Mesambria hinauf sassen ausser den bereits
erwähnten Niiiato; auch noch die KjpjAiavat (Hdt. IV 93) oder
(nach cod. H ) die 2xjpixiä?ai, an die sich nordwärts die thrakischen
Geteii anschlössen; vgl. St. B.: Ixu^tviaiai • lOvsi; cuv PeTat?, Eviio^»;
TSTiprti) Ffj^ rEpi6?ou ,Xxu|xviaiat x,at Fet«!'. Die Lesung £)u>p|j.(iia(
eni])fiehlt sich wegen des Anklanges an die SiöpiAioi des dolionisch-
plirygischen Ortes Z/.(ip\t.si bei Kyzikos. Die Sonderstellung
dieser mitten unter den thrakischen Thynen, Asten, Odrysen
und fieteii sporadisch erhaltenen Reste einer älteren, wahr-
scheinlich phrygischcn, Bevölkerung hat auch (Jiseke erkannt,
nur dass er in ihnen ,paionische' Abtheilungen erblickt. Für
unumstösslich darf uns jedoch diese auf Grund von Namens-
ankl.'lngen (erfolgte Al)treiiiiung jener Sporaden von der tlira-
kischen Masse nicht gelten, da sich scharfe Unterschiede zwischen
der thrakischen und der phrygisch-mysischen Sprechweise nur
schwor ziehen lassen; man darf eben nur den Versuch wagen.
Dm alten Tbnlnr. I.
4?
pl ißt aber sicher, dass entlang dem ganzen ägftischen
KOstenrandc alUinsiissigc oder aus dem Inland dahin ver-
ilagenc Stftninip sasscn, welche eine höhere Culturstellung
inn.thmcn als die echten Thraker des Inlandes, und dass
dieselben grösstcnthcils zurückgebliebene Reste der phrygischen
Nation bildeten.
Das Volk der Mussi, das bereits die homerischen Lieder
in seinen narhiuahgcn festen Wohnsitzen entlang der Dstsoite
er Troas und als im Bunde mit Uios stehend kennen, leiteten
Alten namentlich seit der Zeit, als sie mit den Mocscn des
Ilaemusgebietes bekannt wurden, also seit Poseidonios, aus
>pn ab; hier seien sie als Motsst zurtickgcblicben, als Mucoi
:'r hätten sie ihr Stammland verlassen (Strabo VII, p. 2'.t5),
indem sie über den Bosporus setzten, der nach ihnen Mjsto;
ftl*i? genannt wurde; vgl. Plin. V 145: MOESI ex Europa
Asiam transierunt; VII 200: in HcUesponto ratcs excogitii-
Bt. Sie drängten hierauf die phrygischen Mygdonen und
ebrykcr auseinander, bemächtigten sich der Gelilnde am Ar-
lionios, des Landstriches am See und Fluss Askanios, und
irygischen Olympos; Mjsoji; toIi; Iv vf^ 'Acta 'ü).u^sr,voJ;
itsnrö; Xrfsi ivoiTUM^ iwv EüfXDSiiwv Musüv (Eust. ad Dion. per.
i'2). Sie nahmen zuletzt das Flussthal des Makestos, die ganze
a»6 bis zum Kaikos und Teuthrania ein. Sonderbarerweise
■M Xanthos die Phrygen erst hinter den Mysen in Asien ein-
Irken; ilie gegenseitige Schichtung beweist jedoch, dass die
jrrgen weitaus früher eingezogen waren. Die Namengebung
in der homerischen Troas erweist sich vornehmlich als mysisch;
ionisch-aiolischen Rhapsoden haben die Zustünde ihrer Zeit
Br Augen gehabt. Seit Kallinos (cji. 050} ünden wir au Stelle
er homerischen Tpüe^ die Tcjxsot genannt; fUr diese haben
wir kleinasiatische (kilikische) Herkunft vermuthet. Nach der
AtiM'hauung Herodot's waren Tcukrer und Mysen Waffon-
p-nofisen, welche einst weite Züge unternommen haben.
Während sich aber die Teukrer frühzeitig erschöpft hatteu und
ihrem Stammlande bis auf schwache Spuren (Hdt. V 120)
Jllig eingienge.n, haV>cn die Mysen ihr Volksthum wenigstens
Binnenbinde bis in die Zeit des Hellenismus und darüber
itos bewahrt. Die karische G«nealogie (Udt. I 1 7 F) verbindet
m
IT. Alihudloug : Tomaschek.
zwar den Mysos mit Lydos und Kar; aber diese Anschauung
erfloss nit'ht aus einer ethniselicn Grundlüpc. sondern aus der
gemeinsamen Theilnahme der drei Viiiiier an dem Heiligthum
des karisehen Zeus in Mylasa. Aueh die Notiz bei Hesychius
V. AuJiw vipui) wiegt nicht schwer: Muaot ewiv AoJöv dnroniot xal
HavTtxwTaToi: dns mysisebe Wesen stand dem maionischen in
Lydien und Plirygien nielit ganz iVrii, und die Mantik verbindet
sich gern mit der Orgiastik. Von der raysischen Sprache
urthcilte Xantbos also (8trabo XII, p. 573): i^ tüv Musüv StaXento;
Ixi^oXüäioj ■KÖ>i eimv xat (ii^s^pufw;. Der Grundstock war jedenfalls
osteuropäisch und dem Plirygisehen nächstverwandt; wenn
lydisehe Elemente hinzukamen, so war dies bei der Nähe dieses
Volkes, das zuletzt auch die Troas erobert hatte, ganz natürlich;
wir dürfen sogar lelegisch-karische und kilikitseh-teukrisehe Bei-
mengungen voraussetzen, wie bei den Armeniern alarodische.
80 erklärt sich beispielsweise das Vorkommen von Ortsnamen
ganz fremdartigen (tcukrischen?) Klanges auf einer Inschrift
aus Gergithcs (Le Bas III, add. n" 1745). Um die Deutung
des Namens Muas; war Xantbos nicht verlegen; er verglich das
Wort jAuou; • 1) i^JT), AuSci (Strab. 1. c, St. B.; 6 (xusi? und r; |xuoi^,
Eust. ad Dien. 322), mit dem Zusatz: iroXXin 8' i^ b^jti xori tov
"OXu|jLxov. Es geht nicht an, einen Bauranamcn ohne Hinzutritt
eines derivativen Elementes eiuem Volke gleichzusetzen, und
weiters, einen Namen, der schon in der eurojjäischen Heimat
vorkommt (denn Moesus und Musi; sind offenbar gleich; auf
thrakiscbem Sprachboden wechselt oi mit u, u, i), aus der
lydischen und üljerliaupt aus einer kleinasiatischen Aboriginer-
sprache (1yd. kar. ii-jao^ vielleicht auch in iMusovJ«, einem Orte
an der kilikisclien Küste) zu erklären; erfordert wird eine
Deutung aus indogermanischen Spraehmitteln. Das albanische
Wort fUr ,MauItliier muäk, f. muäk§ (vcnez. musso) will
G. Meyer mit Kticksicht darauf, dass, wie die Kneter, so auch
die Mysen Maulthierzucht betrieben, aus Mucpi«; ableiten. NebcJi
Mued;, Muotxö; tindet sieh auch MuaiSto;, Moesiacus, MESACUS
(C. I. VI n» 2818. 2736) und MIISIATICÜS (X n» 3640).
Homer (11. XHI 5) kennt nicht bloss Mysen als Bundes-
genossen <ler Troer, er weiss auch von ,nabankämpfendeu Mysen',
im Rücken der rossetummelnden Thraker, in der Nachbarschaft
der pontischen Stutenmelker und Abier. An diese Angabe
Dia kll«n Thnku. I.
48
Skj'tobracliion, der Bearlieiter oder Fälscher des
itlioB, nach Herodot's Master (V 13), die Anekdote, der
^dische Köni^r Alyattes habe sicli von Kotys, dem Fürsten der
späischen Mysou, ganze >Schaaren dieses Volkes kommen
(Const. Porph. de them. I 3). Aber erst in der Römer-
eit erhielt die Welt genauere Kunde von dieser iu der Heimat
rJickgebliebenen und wcstUch von den Geten sitzenden Nation.
(nerst stiess C. Sci-ibonius Curio, der Bezwinger der Dardaner
7ö V. Chr.), mit den Moesen zusammen; bald darauf (72)
rang M. Terentius Varro Lucullus, der Sieger über die Bessen
id Olrysen, aus den ponti-sclien Klistenstiidten ins moesische
Land ein; vgl. Serv. ad Verg. Aen. VII 604: Getae sunt
loesi, quos Sallu.stius a Lucullo dicit esse superatos. Dann
i2) gritt" C. Antonius die Jlysen an; diese riefen die Bastarnen
llilfc und schlugen den Proconsol bei Histros, die ei'beuteten
Esldzrichen legten sie in die Getenvostu Psvoua«. Unter Caesar
kugustus (2JI) schlug der Proconsiü M. Liciiiius Crassus die
iinfkllc der Bastarnen zurück, unternahm dann eine Kxpodition
die westliche Musi; und schlug die Moesen bei einer starken
die völlige Unterwerfung dos Landes gelang ihm (28)
einem Feldzng gegen die Artakier im centralen Ilaeraus.
ein Jahrzehend spater, so scheint es, wurde das eroberte
als rümische, Provinz eingerichtet und erhielt den Namen
weil die Moesen darin den bedeutendsten und cultur-
ügst«n Stamm ausmachten. Denn Geten s&asen nur entlang
em untersten Lauf der Donau; am unteren Margus gab es
schwache Kcste der gaiatischen Skordisker; zwi.scheu dem
sbras und Utus hatten die von den Skordiskern fast aof-
Sriebenen Tribidler Platz gefunden — alles Uebrige hatten die
[oesen inne (vgl. Cass. Dio LI 27). Plinius bemerkt: Mocsicae
Bntes et Tribalii Dardanis laevo praeteuduntur latere. Ovidius
Bx Ponto rV 9, 79) rühmt von dem Statthalter Flaccus: hie
joit Muesas gcntes in pace tideli |, hie arcu tisos terruit ensc
Unter Tiberius (C. l. V n" 1S38) worden noch ,civi-
Moesiae et Triballiae' unterschieden. Als Sonderstiimme
plicinen im Westen am Flusse Pincus PICENSP^S, \UrJ,-*aia\,
od am Timacus T1MACENSE8; angeblich in Moesia superior
Bten (C. L VI n« 3831) cives COTINI (vgL Kor^vswi im
chen . Ostlande) ; ostwärts schlössen sich an die Triballer
Utnnfthrr <l |>)iil -liul I I. lAXVIII. I'.il. I M.ll 4
60
rV. AblundlDDic: Tomiischok.
an OJT^yotoi oder UTENSES, lliapi^viiot oder PIARENSES (vgl.
Appiaria), Aiixiivstoi oder DDIENSES (vgl. Dimum) und OßoArjvoiot
— topische Ethnika, welche keinen Schluss auf die Abkunft
zulassen; wir werden jedoch sogar Donau abwärts mitten unter
Geten Spuren niysiseher Nomendatur nachweisen.
Im Bcrglande des Haenius, gegen Phiiippopolis zu, müssen
wir die '.^ptixtet suchen, .eine uralte Abthcilung der moesischen
Nation, mit deren Unterwerfung M. Crassus den Krieg be-
schloss; sie waren niemals von irgend einem Eroberervolke
unterworfen worden und vertheidigten darum ihre Freiheit mit
wahrem Löwenmuth und längere Zeit nicht ohne Erfolg' (Cass.
Dio LI 27). In diesem bellum Mysicum zeigen sich Spuren
des rohen Fanatismus; Florus erzählt, dio Mysen hätten ge-
schworen, bei ihrem Pferdeopfer die Eingeweide der gefangenen
römischen Führer zu opfern und zu verzehren. ApToxof finden
wir bei Steph. Byz. nach alten Quellen als IOvb; Spanuov ver-
merkt; in der Tab. Peut. wird in der regio Haemimontana
zwischen NicopoUs und Cabyle ein Landstrich ARIACTA ver-
zeichnet d. i. ARTACIA. 'Aptaxo; (s. d. Flussnamen unter
'ApTiQoxöi;) war der moesische Name des Flusses, welchen die
Odrj'sen Tiv^s; (j. Tundia, T(,'4a) nannten. Hera war die Haupt-
gottheit der moesischen Stjlmme ; wir finden darum einen Votiv-
stein aus Phiiippopolis (Uumont p. 16, n. 33) xupia "Hpa 'ApTaxr,vT,
gewidmet; selbstverstiindlich verehrten sie auch den Himmels-
gott; wir finden im Gebiet von Nicopolis einen Votivstein Ait
Ai|xepav(ö gesetzt. Formen des Thema art- (skr. (iä ,reclit, ge-
recht, fromm') fehlen dem kleinasiatischen Mysien nicht. Am
Rhyndacus sassen 'ApTaToi im 'ApTatuv tiiyo^ (8t. B.) nahe dem
,heiligen' See 'Aprjvta; oberhalb dem dolionischen Kyzikoa lag
der Berg- und Hafonort 'Apxixr^ (skr. Rtika) mit einer gleich-
namigen Quelle, woher 'ApTctxia • r, ^Aifpoiivr, (Hosych.). Da vor
den Bitliynen am Bosporus Mysen sassen, so schliesst sich der
Name des Baches 'Apra-zt); an, noch von den Byzantinern in der
Form 'ApTiva? vermerkt; bei dem Hafon ARTANE (TP. GR.)
stand ein lepbv 'X^polivr,!;. Ebenso finden wir im moesischen
Stammland neben den Flüssen Atlirys und Nocs, mitten unter
den Geten, einen Fluss 'Ap-ävr,; (Hdt. IV 49). Aber nocli mehr.
Wir finden K'jip^vtoi, mit dem herkömmlioben Epitheton
Hpdhts? (Strabo XIII, p. Ö9ü, Eußt. ad B 838). als binnenlrtndi-
Di« alt»o Thninr. I.
i Volk sesshaft «p'&; 'Aptcßov iroraiAsv eiffßäXXovra £;; tbv "Eßpov.
Beide Namen erweckten schon den Alten die Erinnerung an
die homerisclte Troaa; beide gehören der mysisclien Nomen-
»tur an. 'Apwßn) hiess eine uralte r)rtschart bei Perkote, die
ch bis in die christliche Zeit erhielt (Arislia, Acta SS. Febr. 11,
40), Sitz des homerischen 'Asto; Tpxaxiär,; (vgl. den mysischen
«pen TpT'.s; IJ. XIV 512). Keßsiiv hiess der Uauptflass der
dessen Quellen vom Ida kommen, mit einer gleich-
imigen Ortschaft an seinem gewundenen Mittellauf, die sonst
eh KsßpiivT, (Ew. Keßpr,vtot) sich nannte. Nun finden wir auf
siscbem Boden einen im Thema völlig entsprechenden und
des derivativen -^,v ermangehiden Flussnamen Keßpoq, eine
Idang wie 'Kßps;; es ist die heutige Cibra oder Cibrica.
Craasos schlug die in Moesien eingefallenen Bastamen rpo;
Ke^> z&t3|mI) (Cass. Dio LI 24) ; Ptoiemaeus schreibt Kiaßpo;
ler Kt'aiißpi; s5Ta|xi?; das Castell an der Einmündung in die
)oDau heisst Ksßpo^, in den Itinerarien Ccbro, Cambro, Ciambro,
and dazu halte man auch CAMBRE, eine Ortschaft im asiati-
chen Mysien (Plin.). Wir sind versucht, diesen Namen aus
^r Wurzel k6p : ka(m)p — ,sich krUmmen, winden* zu deuten;
jl. skr. kampra ,8ich windend, gewunden', unter Annahme
aes Uebergangs von p in b nach m, wie in kelt. kambos. —
Lusdiücklich finden wir die Kißpi^,v.si des mysischen Landes
»ch bei Polyaenus (VII 22), der mitunter aus recht guten
und alten Quellen schöpft, vermerkt, und zwar in Verbindung
üt den gleich zti besprechenden Skaicrn, allerdings wiederum
(♦pax;a ibrr,: für moesische Herkunft spricht indess der unter
iden allherrschende Cult der Hera. Den Priester dieser
nennt Polyaenus Kom'YY*;; dazu halte man Cosingis, die
Gemahlin des Nikomedes L, eine Frau von phrj'gischer
LbkonA — wie innig deckt sich da die phrygische und dio
sehe Namengebung!
Sxiiot oder Sxa'.oi finden wir — ungewiss ob als phrygi-
aehea oder als mysisches — sOvo; ixstaru xf,; Tpuacs; xat tffi
Moa;; in der Europa des Hecataeus (Steph. Byz.; lOvs; 6pä-
Hesych.), wahrscheinlich gelagert im Chersonnes, der
Bf in den Besitz <ler thynischeu Dolongker überging. Aus
Schichtung würde sich der homerische Ausdruck Sxjitai
f. nir das Westthor von llios {V 140) aufs beste erklttren:
52
IV. AbliuidUiig : TonMchek.
es war das Thor, welclies zum dardanischen Sand uiid zu den
SkAiem ftUirte; so gab es nachmals in Byzantion, in Abdera
und in Amphipolis Hpr;ixiat riiXat. So ergibt sich ein neuer
Beleg für die Wanderung mysischer Stämme nach Asien: die
Hauptmasse der Mysen war über den Bosporus vorangezogen,
die skaische Abtheilung verblieb im Chersonnes. Den homeri-
schen Rhapsoden lag in der Troas die mysische Namengebunp
fertig vor; von den alteinheimischen troYsch-teukrischen Namen
hatten sich weit geringere Reste erhalten. Haben etwa die
Skaier einmal den Sund überschritten ? Schwerlich ! Strabo
(p. 586) nennt als illtere Bewohner der Ciegend von Abydos
nur Dryopen, Bebryken, als spätere ,Thraken'; Abydos selbst
soll (p. 590 nach den troi'achen Zeiten von ,Thraken' bexvohnt
gewesen sein. Wir erinnern noch an die Edonen von Antan-
dros, an die kimmerischen Treren. Strabo (p. 590) führt unter
den Analogien zwischen der troYschen und ,thrakischen' Namen-
gebung ausser den Sxaioi , einem gewissen thrakischen Stamme,
auch noch den Flussnamen Ijutii; an : er meint ofl'enbar den
2xio;, O'cxto;, OESCUS des moeso-getischen Landes. Wenn
Polyaenus mit den Kebreniem Sxaißiat verbindet, .so erkennen
wir darin die echte, einheimische für die moesischen Skaier,
d. L 2x«if4ai, vom Thema cxatF*-;, lat. scacvos ,link*. Ob diese
gerade am Isker sassen , wissen wir nicht ; der Name dieses
Flusses spricht nicht sehr dafür. An der unteren Donau fehlen
nicht Spuren des alten Daseins der SkaYer mitten unter den
Gcten. Zwischen dem latrus (.lantra) und dorn Castcll Tri-
mammium (an der Mündung des Lom) stand ein getisches
CasteU SCAI-DAVA, Sxat^sßa, d. i. ,Skaier-Siedelung*. Weiter
stromab wilrts, zwischen Carsum und Bireum, finden wir einen
Ort Ktsc oder Oiura, den nicht erst Lysimachus oder die Römer
werden crl.»aut haben ; es vergleicht sich die mysische St&dt Kto;
an der Mündung des phrygischen 'Asy.iv.o;. — Nicht «larf jedoch,
wie dies von Giseke geschehen, die Tripolis SCAEA III m. p.
a Larisa super Pencum aninem (Liv. XLII 55, 6) ftlr die
Wanderungen der Vorzeit verwerthet werden, eine Localität,
deren Name weder mit den mysischen SkaYern, noch mit der
pelagonischen Tripolis von Azoros zusammenlülngt.
Die alt«a Thnkfr, t.
»
TU. Die thraklschen Völkerstäoune.
a) Die südliche Gruppe.
Die bisher dargelegte Schiclitung der phrypischen und
»ysischeu Stamme westlii-b und sUdlich um die centrale Ilaupt-
BHSsc der eigentlichen Thraker beweist, dass diese Stilmme
Ursassen zu betrachten sind, welche zunKchst und vor allem
jiurch die zu verseiiiedenen Zeiten erfolgte Invasion der nordi-
Thraken, für welche der Haemus nicht nur ein Durch-
ebiet, sondern auch eine wahre Heimstätte wurde, zur
geworfen oder in kleine Tlieile zersplittert oder gitnzlich
irttngt worden waren. Wohl war die Culturstufe der ein-
edrungenen thrakischen RossezUchter nicht zu vergleichen
it der höheren Stufe, welche die Ursassen sowohl durch die
lonst der Naturvcrhilltnisse wie infolge vorzeitlicher Berllh-
ren mit den Völkern des Südens eingenommen hatten; aber
Üfl Geschichte lehrt, dass es in der Vergangenheit wiederholt
iclien ist, dass rohere Völker über gesittete obsiegt und
iben Ubtrschichtet haben. Was sich im Haemusgebiet im
aasen abspielte, wiederholte sich nachmals in kleinerem Mass-
übe auf kleinasiatischem Boden, wo wir thrakische Thynon
bings umgeben von älteren phrygischen und mysischcn Stämmen
(rorfinden; zu welcher Zeit aber auf diesem allophylcn Boden
ie Phrygen selbst , hierauf die Jlyscn, sich festgesetzt hal)cn,
fehlt uns jede Berechnung. Die ältesten Vorstössc und
Tanderungen der Thrakcn, welche bewirkten, dass das ganze
{nrdland bis zum Strymon und Bosporus den Namen Thrako
[*rhielt und dass die Reste altansftssigcr Völker in diesem Namen
fgiengen, sind für uns in völliges Dunkel gehi'ült. Von den
ndeatungen der homerischen Lieder abgesehen, welche vor-
sweise den ägäischen Küstenstämraen phrygischer und paio-
jscher Abkunft gelten, bezeichnet erst die Periode des kim-
erischea Völkersturms und der thynischon Wanderung fllr
den Eintritt in die Geschichte; und selbst diese Zeit vor-
Bn wir nur in dunklen Zügen zu erkennen.
Arktinos, der Dichter der Aithiopis, stellte die Amazone
Penthe«ilea, die neue Bundesgenossin der Troer, als Tochter
de« Ares und der "Oxpiipr, und als bpäoca tb -fevsi; hin. In Otrera
IT. AMaolIiiBg: Tsnitcbfk.
erkennen wir eine Anspieiong auf das thrakische Volk der
Trercn, welches bei der sogenannten .kimmerischen* Wanderung
die Hauptrolle spielte. Wann diese Wanderung begann. Ifiast
sich nicht erkunden; dieselbe wurde vielleicht durch Elinf^e
pontischer .Skoloten veranlasst, welche im Flachlande an der
unteren Donau und darüber hinaus sich auszubreiten suchten:
vielleicht drängten auch die Sigynnen, sarmatische Metanasten
die wir im Gebiete der Theiss suchen dürfen. Die Haemos-
stftmme wurden unruhig, voran die Tpf^csc oder Tpi^tz. Reste
dieses thrakischen Nomadenvolkcs kannte noch Thncjdides
(n 96): ,die Grenze des Odrj-senreiches nacli der Seite der
Triballer zu 1)ilden «t Tp^p£; xat si TiXarrais'.: diese l>eiden Völker
wohnen nördlich vom Skombros (Ryla) und reichen gegen
Westen bis rum Flusse "Ostmo; (Isker)'. Theopomp erwähnte
Tpf,p;; oder Tpöpsc als ywpfov OpjxrjC (St. B.): Plinius nennt
TRERES an den Grenzen der Provinz Macedonia, sei es im
Norden oder im illyrischen Westen, etwa in der Nachl^arschaft
der Brygen und Trailer. Die Hauptmasse des Volkes hatte
sich jedoch am Schluss des 8. Jahrhunderts v. Chr. dem Heiles-
pont zugewandt; es muss geraume Zeit verflossen sein, bis sich
die Treren hier sammelten, um mit Kind und Kegel, Karren
und Vieh, auf Flössen über den Sund zu setzen ; Troas, Mysien
tmd das nachmalige BithjTiien wurden von Urnen heimgesucht.
Strabo berichtet, wahrscheinlich nach Xanthos (I, p. 59): ,Vom
bistonischen See sowie vom See Aphnitis (in Mysien) sollen
einige Ortschaften der Thraken oder nach Anderen der Tp^e^
welche Nachbaren der Thraken waren, hinweggeschwemmt
worden sein'. Femer (p. 586): ,die Käste südlich von Abydos
bis Adramjrthion besetzten die Tpfips;, ein Stamm der Thraken'.
Tpip'.o-« hiess eine Anhöhe in der Troas (Tz. ad Lyc. 1141. 1159),
ein Ort in Mydcn (Str. XUI, p. 607) und an der bithvnischen
Küste (Ptol. V 1, 2). Antandros, voreinst lelegist-h. dann
edoniscb, hiess ein Jahrhundert hindurch (700 — 600) Ks^i^iip-!^ —
so lange hausten hier die Thraken; Kt;j.;i.£p!si aber hiessen im
Munde der kleinasiatischen Aboriginer und der Scfmiten die
Nordvölker überhaupt. Arrian fand in seinen ,bitiiyDi9c)ien Ge-
schichten' Gelegenheit, der Treren oder Tpt^i zu gedenken:
sie gahen ihm für Nachkommen des Tpc^cK. Sohnes de« Riesen
*Oßpuifew; und der B:2xr„ wodurch ihre thrakische Abkunft »o
Di« ■Itan Thnkar. I.
SS
wie ihre Wildheit gekennzeichnet wird. Von Bithynien ,warfen
^Haie sich bald auf die Paphlagonen, bald aaf die Phrygen, deren
^HLönig Mida« sich den Tod mit Ochsenblut gab' (Str. p. 61),
^^Bm phiygisch-pisidischeD Grenzort Z'jaaaoi sollen die Kimmerier
^■reiche Getreidegruben getroffen und sich davon ernährt haben
(St. B.). Die Hauptmasse überschritt den Halys (St. p. 552)
und setzte sich im Gebiete von Sinope fest (Hdt. IV 12);
weiter gegen Osten wandernde Haufen stiessen auf die aus
lern Zweistromland nach Mada eingefallenen Oaka. Diese
rölkerstUrme scheinen die bisher am Iris und Lykos sesshaften
aenier o<ler Hai-o[ langsam dem oberen Frät und Araxes
igeführt zu haben. Viellcifht wurden auch Theile der Treren
Btwftrts verschlagen: im Grenzlande der Anuenier und Iberen
■ennt Plinius eine regio TRI ARE (vgl. Tpt^pe? des Arrian) d. i.
Üe heutige Landscliaft Thrialetiii am Flusse Ktsia, welcher
ildlich von Titlis in den Kur ftlllt; hier wird in armenischen
[Schrift werken ein Volk Namens Thrcl-q erwilhnt. Auf die
Ifachricht des Strabo, dass es im Grenzlande der Armenier
Jirakis^che' Kopfabschneider oder -apasipat gebe, legen wir
ibei weniger Gewicht; in Assur aber finden wir einen Ort
]ILMMIR (GR.). In den ass^i-ischen Keilinschriften aus der
Zeit des Assiirhaddon und Assurbänipal werden die EinfUlle
rder Gimirrä nach Assur, Chilaku und in das Land Ludu, wo
[Onig Gugu oder Gyges herrschte, erwilhnt; Gyges griff die
Ibennüthigen Gimirrai an, welche sein Land verwüsteten, und
chlug sie; Ijei einem zweiten Einfall jedoch verlor er sein
?ben. Unter Ardys U. (= Alyattes III.) setzten die Kimmerier
ihre Raubzüge und Plünderungen fort; im Verein mit einer
ikarischen Bande unter Lygdamis eroberten die Treren unter
Bm Fürsten Kfijs; die Unterstadt Sardes; dann zogen sie
Magnesia am Maiandros und tödtetcn viele Leute.
Lygdamis kam in KÜikien um, Kobos zog vor dem Sakenkönig
ndua, dem Sohne des Prätathiya, den Kürzeren. Die endliche
iVemichtung der Kimmerier, welche in Kleinasien Alles durch-
^einander gebracht hatten , wird dem vierten Alyattes zuge-
chrieben (ca. 600).
Den Griechen lagen nicht zusammenhängende Berichte
Iher diese Wanderung vor, sondern nur einzelne Andeutungen
er Dichter, zumal des Kaliinos. Dieser erwähnte den Angriff
TT. A1)hu4liiii|[: TonaMhak.
der Kimmerier auf die 'Hatovee? (Str. p. 627) oder Maionen,
das Anrücken derselben pegen Sardes und Magnesia (p. 648)
,vüv 3' izl Ki|ji'r«p(ii)v crpaTo; IpxEtat ößptnoef5Y<i'»S sowie den Kobos
,Tpi,piaz avJpaj drfwv' (St. B.). Was mag aber der Name Tpäpe^
bedeutet haben? Das Thema tr'är, trär- ist aus trAir entstanden,
und dieses, wie thrak. pair, anncn. hair ,Vater' aus patör-,
hinwiederum aus trät^r, d. i. , Hüter, Viohhalter, Hirt', von
der arischen Wurzel skr. trä, zd. thra ,hüton, nähren'; dazu
gehört auch armen, ere (gen. eröj. creoj) ,animal, pe<?U8', ge-
bildet wie zd. thräyu ,nilhrcnd, Nahrung'; sogar in der Sprache
der finnischen Mordwa findet sich die Wurzel tra- ^nähren,
pflegen, halten' mit Derivaten wie tr'amo , Unterhalt, Nahrung*
vgl. zd. thrinia. Es wilre niclit unmöglich, dass sich mit den
Thraken eingedrungene skolotische Haufen gemischt hatten,
echte Noraaden, welche von den Thraken ,Viehzüchtcr' genannt
wurden ; der im Haemus zurückgebliebene Theil war aber jeden-
falls rein thrakisch.
An diese Treren schlie.ssen sich die Trauen an, welche
gleichfalls ausgedehnte W.anderungen unternommen haben. Sie
waren gleichzeitig oder kurze Zeit nach den Treren ausgezogen
und wandten sich dem illyrischen Westen zu, wo sie die phry-
gischen StAmmo Emathia's auseinander warfen; denn wir finden
TpäX/.Et; oder TcaXXEli;, TpaXXss oder TpaXXisi hart im Rücken
der Brygen — die Trallen als den treibenden, die Brygen als
den geschobenen Theil. Es gab an der Grenze des make-
donischen Stammlandcs eine Landschaft TpaXXtxY5 oder TpaXX(a •
noip« T^s 'IXXupio? (St. B.). Theopomp war in der Lage, trailische
Ortschaften anzuführen : B>;yi; • jjioTpa xai woXt; twv iv T/.Xopfa
TpäXXewv, und BsXoupoi; • nsipa %a\ siXt; lüv ev 'IXXupta TpaXXsuiv
(St. B.). Wenn BsXoupc; zugleich eine riXt? Seszpwtta? war, so
schhessen wir daraus, dass die Trallen in der Verfolgung der
Brj'gen bis nach Epirus gelangt waren. Wie eng das Thrakische
mit dem Armenischen zusammenhieng, ersehen wir daraus, dass
sich der Name BsXojpo; (aus Biy/spo;;, gebildet wie ß6pßsps{) aufs
beste aus armen, bolor ,rund; Runde, Umkreis' und blur (gen.
blroj) , runde Anhöhe, tumulus' erklärt, von einer Wurzel bhel :
bhol ,sch wellen, sich ballen'; gr. ßoXßs«; ,Zwiebcl' (aus ßsXfö;,
vgl. Ht. bulwis ,Kjirtoffel, Bolle') mag aus einem nördlichen
Dialekt stammen. Nur iiirer geographischen Stellung wegen
Di* titm Tknkar. I.
sr
werden diese Trauen den Dlyriern zugewiesen (Liv. XXVII
ii2, 4; XXXI 35, 1 TRALLES Illyriorum genus); sie bildeten
in starkes Contingent im makedonischen Heere. Die thrakische
Ibetammung ergibt sich aus der Namensform, einem Derivat
der einer dialektisclien Aussprache des Tliema tr&r-; in echt
Ithrakischcn Personennamen werden wir dem Element -TpaXr,;,
l-traha .nillirend, züchtend' häufig begegnen. — Eine zweite Ab-
lieilung der Trallen Hnden wir im Berggebiet zu beiden Seiten
iea Nestos. Als Agesilaos aus Asien heimkehrte (394), stiess er
Gebiete der Pässe auf Tpa^Xst; (var. TpwiSET;), Plut. Ages. 16,
ipophthegm. Lac. 42. Am Südabl)ang der Rhodope finden vnr
loch in später Zeit eine Gegend und Veste BeXXoupo;, B^Xsps;. —
Trallen waren endlich, als NachzUgler der Treren oder als
V'affengenossen der Thynen, nach Asien gewandert. Eine
er Ansiedlungcn am astakenischen Golf hiess TpaXXtov, deren
rohner TpjfXX'.ot (St. B.). Auf lydischen Boden, zwischen
Mesaogis und dem Maiandros lag die uralte ,pela8gi8che',
OD Lelegem, Minyem und Karem bewohnte Veste Aipia«,
Fwelche, seitdem sich dort thrakische Trallier angesiedelt hatten
l(StralK) p. r>H>), den Namen Tpa/.Xsi; oder TpiXXt; fUhrte; mit
Wen Trallieni wandorte auch die thrakische Sage von den
kFäustlingon' (a. d. Glosse xi—su^ot) und Kranichen zu den
Karem. Das benachbarte iViia braucht nicht als eine thrakische
Uirtlndnng angesehen zu worden, da der Name wie der Diony-
[•oscnlt den Maioncn und Phrygen eigen war; der phrygischo
jOrt TpiXXr,; kann sowohl auf die Trallen wie auf die Amazone
TpaX).3 zurückgehen. Auvurl^s?. eine iuj(J.Yi Anita; (St. B.), gebildet
wie raXr,i!»55 oder Aa3eiJ«(, war wohl eine maionische Gründung;
«Ingegen dürfen wir auf die Trallen beziehen Jene 6paae; AoKsliioi
oder As«;TTa;, deren Vorort \i*5^s; in Phrygien von Gewässern
hinweggeschwemmt wurde (Xanthus ap. St. B.). Au« den alten
Berührungen der Maionen und Trallen erklärt sich die Glosse
'ATtpiXix'"t:v Bpiria, Auisi (Hcsych.): der vocaJisehe Anlaut dient
zur Stütze des Lautcoraplexes cip- wie in är:p«X6i;-6 <^ipii, BeuaXoi
(Hesych.) neben lat. stumos, ags. stearn ,Staar'; die Maionen
hatten gewiss ein ähnliches Wort für diesen geschwätzigen
Vogel und benannten damit die barbarisciien Trallen, deren
Dialekt ihnen nnvorständlich vorkam, in volksotyraologischer
Weise oder zum Spott. Zur Zeit der Epigonen finden wir die
58
IT. XlilwadlDiig: ToBS««b«k.
Trallcn an den Höfen als Söldner, Trabanten and Henkere-
kncchte ; Tpa) j^ti? • (i:56»*5pot Öpöxec, oi Ti; sovtxie; XP^'*? xXr,poüvKj
r.apx Toü; ßastXEÜJtv (Hesych.). In dieselbe späte Zeit fallen
die Ansiedelungen thrakischer Veteranen mit Weib und Kind
auf pisidischem und Ivkisehera Boden, z. B. in der Milyas.
Nun wollen wir die Gruppe der thynisehen Völker be-
trachten, deren älteste nachweisbare Sitze am Strymon lagen;
man kann demnach diese Gruppe auch die ,süymoni8che* be-
nennen. Doch haben wir bereits auseinandergesetzt, warum
wir uns Brigen oder Brygen, sowie deren Stammesbruder, die
phrygischen Edonen, als Ursassen an diesem Strome zu denken
haben: der Name Z-zZiulyi sellwt d. h. .Strom*, von der Wtirzel
srev : sru, welche sowohl im Germanischen, Lettischen und
Slavischen, als auch im Phrygischen in der Form stru auftritt,
muss zunächst für ])hr}-gi8ch gelten; vgl. STpopuii • 'Potii, Tochter
des Skamandros, die kikonisclie Z'püiir, an der Mtindung des
Aisc;, und -Tpj[i.5v.ev, Beiname der brigischen Stadt Miesa am
Ostabhang des Bermios. Selbst der .\t;Ao; trägt einen phrygischen
Namen. Die thrakischon St^^•monicr müssen also aus dem
höheren Norden eingewandert sein, in Zeiten, die sich der Be-
rechnung entziehen. Das erste thrakische Volk, das erobernd
in den Süden vordrang und den Strymon BOgnr überschritt,
waren die Bisalten.
BwaX-at, mit Ausgang wie in Hvpsaltae. einem odrysischen
Stamme am unteren Hebrus, vom Thema B-.c-, das im Thra-
ki.schen mehrfach auftritt, werden in den Genejdogien von einem
Heros B'.si/.-rr,? ■ s 'HXicj xat F^; (St. B.) abgeleitet, was atif ein
vorzeitliches Auftreten im Lande hinweist. Wenn hinzugefügt
wird: Isz: xa; zcTzjxb; BtsiXTi;;. so darf dieser Name für ein
poetisches Synonym ftlr den StrjTuon gelten, wie 'Hisvsi; und
'H!««vö;. Als thrakisches Eroberervolk erweisen sie sich darch
ihre tiefe Einlagerung in die Gruppe der edonischen Stumme,
durch ihre vormahgcn Einfälle in die sithonische Pallene (C^non
narr. 30), durch ihre Erwerbung der mygdonischen Krestonikc
(Hdt. Vin 116), durch ihren Widerstand gegen die paionische
Invasion. Sic setzten ihre Einige nach Süden und gegen die
cfaalkidischen Colonisten fort, jedoch ohne EIrfolg, ja sie ver-
loren zahlreiche Ortschaften, zuletzt auch die Veste Argiloe.
Ihr Zusammenhang mit der Akte wurde dadorrk unterbrociten;
Di« «Itan Tlinker. I.
hier erhoben sich fünf Colonien der Andrier; docli war, neben
Edonen, Krestonen und Tyrsenen, ein ©-/Xo; ßotpßopov SiYAiürtwv
Btoo/,Tiv«iv zurtickgfibliebon — neben ihrem thrakisch-bisaltischen
Dialekt war also bei ihnen auch sclion das Griechische durch-
gedrungen (Thuc. IV 109, Diod. XII 68). Dieser thrakische
Stamm, welcher einmal so<,'ar eine Expedition ge^jen Kardia
untomomnien hatte (Athen. XII, p. 520), zeigt sicli überhaupt
sehr bildungsfähig: bei ihm drang das altansässige edonische
Element sowie der griceliische Cultureinfluss erfolgreich durch;
doch zeigt sich einmal ein grausamer Zug im Herrscherbause
(Hdt. 1. c.) verbunden mit Frciheitsgefühl. Die wenigen bisal-
tischen Orte, die wir kennen, stammen aus der edonischen
Vorzeit, so namentlich BsSu?. Das Land war llberaus fruchtbar;
Oel- und Feigenbiiume gediehen vorzüglich (Tbeop. ap. Athen. III,
p. 77, d); den Hauptreichthum bildeten die Metalle im Gebirge
Aüawpo^, welche vielleicht schon die Edonen ausgebeutet hatten;
der makedoniscbe König Alexander 1. bemächtigte sieb der
Silbergruben bald nach der Schlacht bei Plataiai, und ihm gieng
daraus täglich ein Silbertalent ein (Hdt. V^ 17); prilchtige Exem-
plare von Silbermüiizcn mit der Legende Biaa/vTtx.iv und der
Darstellung des lanzenschwingenden tlirakischen Reiters sind
noch vorhanden. Seit Philipp bheb die makedonische Herr-
schaft unbestritten. Als die Römer das frei belassene Makedonien
in vier Districte theilten (167), wurden BwatXTta iräsa ixeti vf,^
cv Tt) ^ivTix^ 'llponXtiii; zu Macedonia prima geschlagen; Livius
(XLV 30, 3) fligt hinzu: ,BISALTAE fortissimi viri eis Nessum
incolunt et circa Strymonem', und einen Vorzug bildeten .multac
frugum proprietates et metalla et opportunitas Ampliipolis*.
Doch wird der Bis^iltenname seither nicht mehr erwähnt; üVjer-
all drang der Hellenismus durch.
Oberhalb der Bisaltcn, zwischen dem paionischcn Thal-
bezirk Doberos und den Odomanten, also in der Wele.^-planina
oder Belasica (byz. BaAMiT^a), am See Butkowo und bei der
Strumaklause Rupel (byz. "PouxeXiov) , sass das thrakische Volk
der -ivToL Auf diese Sinten, sowie die benachbarten Maiden,
muss der Ausdruck bei Herodot (V 5) ol xa-rirrEpÖs KptjiTwvaiuv
ÖpTJVxe? bezogen werden , denen der barbarische Brauch der
Vielweiberei und Witwenschlachtung zugeschrieben wird. Nam-
haft macht beide Völker zuerst Thucydides (II 98) bei Gelegen-
60
TT. Ahhandlong; TonsBChek.
heit des vom (Jdrvseaflireten Sitalkas gegen Makedonien unter-
nommenen Feldzuges (4ä9): Sitalkas war vom oberen Hebrus
in das Gebiet der ihm unterthänigen Laiaier und Agrianen am
oberen Strymon eingerückt und zog von da über das Gebirge
KepxivTj, die heutige llaleäowa-planina, hinab in das paionische
Doberos. Er liattc «rhon einmal einen Zug gegen die freien
Paionen unternomraen and sich durch Lielitung der Waldungen
durch das menschenleere Gebirge Bahn gebrochen. Willirend
er hinabstieg, lag ihm das Land der Paionen zur Rechten, zur
Linken dagegen das der Maiäsf, weiter südwärts jenes der
SivToi. Diese rallssen auch noch den Unterlauf der StrAmica
eingenommen haben, d. i. des IlivTo? xsraubi: itspi tyiv twv }iivT<üv
Kai Maiädiv /üpav tj;? Hpäxr,i: (Mirab. ausc. 115): in diesem breiten
Thalgebiete lagen wohl die Orte (lapOiKiisoXti; und TpiortdXo;,
welche Ptolemaeus der tnpomjvfa itvtixi^ zuweist; in der Para-
strymonia lag dagegen 'HpaxXeta. eine Gründung der make-
donischen Könige, zubenannt 2Tpii|ivoiJ (Hier.) oder, als Vorort
der Sinten, SivTtxtj. SENTICA (C. L VI, Nr. 2645, 27G7, was
auf eine Nebenform -svioi llir itvTs! hinweist), d. i. die am west-
lichen Ufer der Struma gelegene Ruine Wötrena, kaum aber,
wie Safatik vermuthet hatte, das heutige Demir-l.)i^Ar (byz.
StJrjpixactpov) oder das bulgarische Walowista (byz. BaXaßima);
diese Veste beherrschte die strymonische Klause, den Zugang
in die Parorbelia und in das Thal der Strumica. Die von
Philipp unterworfenen Sinten leisteten den Makedonen unter
eigenen Führern Heeresfolge, so noch unter Perseus bei Pydna
(175): ab Heraclea ex SINTIS tria milia Threcum liberoruni
suuin ducem habebant (Liv. XLI 51, 7). Acmilius Paulus liess
duri'h P. Nasica das Sinterland verheeren; es wurde zu Maco-
(Imiia I. gfsclilagen; doi'li sclirinen die Sinten öfttu- den Versuch
gewagt zu haben, ihre Freiheit zu gewinnen, bis sie von Sulla
(85) zu Paaren getrielx-n wurden; in der römischen Kaiserzeit
bezeugen Soidateninschriften das rulüge Dasein dieser Pro-
vinzialcn. Während diese Sinten als echte Thraken der ge-
schielitlichen Zeit dastehen, lässt sich dasselbe niclit mit gleicher
Sicherheit von den lemnischen i^fvTts; der hümcrischen Ilephaistos-
sage behaupten; doch könnte die von uns versuchte Deutung
des Namens von Wurzel Kent- »stechen' tllr die thrakischen
Sinten immerhin gelten, da von Mctallgruben auf sintischem
Di« slUn Tbrakur.
61
Boden gesprochen wird. In der Stelle bei Liv. XXVI 25, 3:
PhiKppus Dardanoruin urbcm Sintiam, in Macedouiara transitum
|X)ardani8 facturam. cepit — wird wohl finitiinaiu zu lesen sein.
1 Die Matost, ilAEDI, die nördlichen Nathbaren der Sinten
in der grossen orpotTTj-fü Matäar,, MAEDIOA, bewohnten die
lientigen Landschaften ^Iale5owo und Pijanec bis zum Bergstock
der (Isogow-planina hinauf und bis zur Grenze der Dardaner
tei Kumanowo. Ungenau sind die Nachrichten, welche ihre
Südgrenze bis zu den Bisalten, Odomanten und Edonen aus-
dehnen; so hatte z. B. Dionysios in den Bassarika die arfpia ?0>.o
MriSuv neben die "Üiovc; iXÄsatrJzXsi gesetzt (St. B. ); selbst
Plinius sagt: Maedi amnem Strymoneni aCcolunt dextro latere
ad Bisaltas nsque (richtiger wilrc Sintos); inti'orsus Denseletis
vicini Dardanis a fronte iunguntur. Dire Grenze gegen die
Padonen ron Üoberos bildete nach Thucydides die Kerkine
oder nach Aristoteles (Hist. an. IX 4ö) to Meoaaswv Spe^; der
Floss UsvTs? durchfloss die Gelände der Paionen, Maiden und
äinten; bei den Metallgruben von Btvat, wo Braunkohle gefunden
wurde (s. d. Glossen tkivo;, nap^cü;), hatte Philipp eine 'PCmt.-
twiBsXi; angelegt; seinem Beispiele folgte Alexander, welcher
17 Jahre alt (339) die l)arlMirischen Maiden zurlicktrieb und
eine 'AXs^avJpoiMXt; gründete (Plut. Alex. 9, St. B.). Livius
(XXVI 25, 6) bemerkt: incursare c& gons in Macodoniani solita
erat; jedenfalls haben die Maiden den paionischen Stamm der
Agrianen ausgerottet oder sich assimilirt. Im Jahre 212 er-
r.^>erte Philipp, Sohn des Demetrius, lamphoryna, caput arcem-
Maedicae (Liv.; «l'ipsjv«, Polyb. IX.); spkter (IHO) belagerte
er auf der Rückkehr vom Hacmus ihre Stadt Petra (Liv. XL
21. 22). Perseos entbot die Bastarnen von der unteren Donau
zu einem Einfalle £•.; Tir,v Mai2i)ir,v (Diod. XXX, fr. 29); Baster-
narnm exercitus conscdit in Maedica circa DESUDAVAM
(Liv. XLIV 26, 7); wichtig ist hier das Auftreten des thrakischen
dakischen Elementes — dava ,Siedelung'. Vjcht thrakisch
auch die maidischen Eigennamen: so wird den Maiden
SeuOt); und 'Puvixr,? die Erfindung der Hirtenflöte zugeschrieben
(Athen. IV, p. 184, *a). Nachdem Makedonien römisch geworden
war (147), wiederholten sieh die Raubzüge der noch frei ge-
bliebenen Maiden, im Verein mit den Denseleten, Dardanern
and Skordiskem. In der Inschrift von Lote (117) ist die Rede
es
IT. Abhindlnnf: Tomttelick.
von einem grossen Einfalle der Skordisker, suvrteXOdvTs? [u-fl
aÜTüv Ttsa toü tüv Matiuv Juviffrau |«x' 5jf^*" i^^ete*"? (Rev. arch.1
1875, p. 65flF.). In den folgenden Jahren werden meist nur!
Ökordisker als Feinde genannt, so unter C. Porcius Cato,'
C. Caecilius Metellus, M. Minucius Rufus; Vulso (97) soll jedoch
Maiden und Dardancr bewältigt haben. Wiederum stachelte
Mithradates die thrakischen ßergstämme zu Einfsillen nach
Makedonien an, deren sich der Statthalter C. Sentius nicht zu
erwehren vermoclite ; nur die Denseleten hielten damals zu
Korn. Die Maiden dagegen verwüsteten unter ihrem Fürsten
2ii»Ti(xo; und im Verein mit den Dardanern und Skordiskem
Makedonien, drangen in Hellas ein, plluulerten und verbrannten
die Tempel von Uodona und Delphi; L. Scipio rieb die Skoi^
disker auf, die Maiden und Dardaner bewog er unter Belassung
ihres Raubes zum Rückzug, auf welchem Sotimus eine Nieder-
lage durch Sentius erlitt (ßb vgl. Oros. V 18, App. UIjt. 5,
Plut. Num. 9, Cass. Dio etc.); gleichzeitig drang L. Cornelius
Sulla mit seinem Legaten Hortensius brandschatzend in das
sintische und niaidische Land ein, beruhigte die Denseleten und
Dardaner, schlug die Skordisker und die dalmatischen F^neter
(öranius 35, Eutr. V 7, Plut. Sulla 53, App. Mithr. 55 etc.) und
gieng dann (84) nach Asien über. Bald darauf (78) schlug
App. Claudius die Maiden und lugte sie, nebst einigen Stämmen
der Rhodope, definitiv in die makedonische Provinz ein. Spätere
Zeugnisse über dieses voreinst mächtige Volk fehlen , nicht
einmal Soldateniuschriften nennen den maidischen Namen. Als
gebändigte Provinzialen, welche im Bereich der wenigen Städte
griechisch, im ausgedehnten Berglande, wo sie Viehzucht und
Köhlerei trieben, romanisch sprachen, waren sie jedenfalls mit-
betheiligt an der Bildung des makedo-wlachischen Volksthuras,
das sich später im Pindus eine neue Heimat schuf^ oder sie
giengen in den Slowenen, welche das Thal der Struma und
BregdlnicÄ in Besitz nahmen, spurlos auf. Bevor wir uns ihren
Stammesbrüdern, den Bithynen, zuwenden, sei noch ihrer Nach-
baren, der Denseleten, gedacht.
Aav6aXT;-«i • sOvc; Bpoxixiv (St. B.) nannte zuerst Theoporap;
doch fallen wahrscheinlich mit ihnen die bereits von Hecatacus
erwähnten AeffiXot • eOvo; ttpaouniv (St. B.) zusammen; auch meint
sie Herodot mit den Worten (VUl 115): oi ävoj Hpn^ixe; ol itepl
Di« tltcn ThnkM. I.
Trpfä; Toü SlTpupiive; ct>Lr,|i.evs(, «la er die Agrianen kaum wird
lils Thraker hingestellt haben. Sie bewohnten das obere Struma-
tial von der Osogow-planiiia und vom Rujen aufwärts bis zum
iWitola und Znepoljc; ihren Mittelpunkt bildete das Becken
ron Köstendil oder Pautalia; Ptolemaeus verzeichnet die inpaTTpfia
katv6r(Xr,T'.xy; zwischen MatSixrj, Bsocixri, -epitxr, und Aap2av(«. Auf
[einer Inschrift (von Swrlyg, Arch. epigr. Mitth. X, p. 240, Nr. 4)
erscheint ein Strateg A£vO£>.t,t(ä>5; TreJiaefo;, wozu wir uns eine
tÄe«f/i^ als Gegensatz denken müssen, wie denn gleichzeitig eine
f2T,>.T,TtxTi Jpiioj vermerkt wird. — Philipp II. zog (183) ei; "OSpisa;,
5cy; XII A£v6r,Xi7:ou; zu Felde (Poiyb. XXIII >i, 4); zwei Jahre
iter besuchte er den Hochgipfel des Hacmus (AVitoäa) und
ias Land der DENTIÜ^LETI: socii erant, sed propter inopiam
[laud secus quam hostium tines Macedoniae populati sunt; ra-
piendo passim vilhis primum, deinde quosdam etiam vicos eva-
[»tanint; frumento inde sublato in Maedicam regressus urbem
[Petram oppugnare est adortus (Liv. XL 22). Granius 3ö: Sulla
krdanos et DENSELETAS ceterosque, qui Mac«doniam vexa-
mt, in deditionem recepit. Im Jahre 30 v. Chr. hatten die
istamen das Land der Moosen, Triballer und Dardaner ge-
Ipliiudert; xarispanov xat tt,v Bfif.r,f tyjv AeyfteXrjtwv, IvorrovSov 'Pu-
«at; ousov. Der römische Statthalter von Makedonien leistete
liowold damals ('29) dem blinden Dentheletenkönig -iTä; Hilfe,
auch im folgenden Jahre (28) bei einem neuen Einfalle der
fiastamen (Cass. Die LI 23, 25). Geraume Zeit später (id.
LIV 20) hören wir jedoch von einem Raubzuge der Dentheleten
^^und der Skordiskcr; seither blieben sie ruliige Provinzialen.
^kWir finden Denseleten unter den Legionssoldaten an der Rhein-
H|p-enze (vgl. Brambach Nr. 980: Sese Venulae f. DANSALA;
■Kr. 1290: C. Tutius Manii f. DANS. eq. ex coh. III. Thrac;
^als Personenname begegnet DENSOLA Drulentis f., Mitth. 1891,
p. 147, Nr. 13). War DANSALA die echte Singuladorm zu
P* -vöaX-^Tat, 80 deuten wir diesen Namen als ,Bois8er, Bissige'
er ,Re48Ber', von Wurzel däk : dak, skr. day., daöy (ahd. zangar
nseend, scharf). Ueber das denscletische Wort midne ,viou8'
srdcn wir bei den Glossen handeln.
M2l?i^^i6•Jvol erwähnt Stral)o VII 3, 2, p. 295 als thrakisches
Volk neben BiOu/si und Öjvo(; vgl. Stoph. Byz. v. MaiJoJ • ,4x
ixeraßsyre; xive; et« (tj \t.ipr, ti ärtts^sov xe(|jiEva •rij; 6p«x»;;
«4
TT. Ablundlang ; Tomoobek.
X«) MaxiSovia; Mat?oßi6jv;i iy.ATjOrjffav'. Die thynischen Stämme
waren also vormals Nachbaren der Maiden, ein strvmonisches
Volk, dessen urillteste Heimat über dem Haimos gele^^en hatte.
Die bytliinisfheu Thraken schildert uns zuerst Herodot (VII 75)
mit dem Beifügen: ouroi ik ävaßivTe; (Jiev e? rrtt 'Afftijv exXi^6r;cav
B'.S-jvct, TS Je -pixäf ov ixaXiovto, iS»; aJTsl />ev:usi, STSujjiivtot, otxwvTE?
Sri 2-py|i6v'.. ECivüiirfjvat e£ ^asi e| r,6£a)v üzs Teuxpüv -e z« Muswv.
Ueber diese Teukren und Mysen haben wir bereits gehandelt;
ftlr diese Namen müssen wir unbedingt die Paionen einsetzen,
jenes illyrische Volk , das vom Westen herandrllngend der
weiteren Ausbreitung der thrakischen Eroberer Grenzen gesetzt
hatte; erst als das Volksthum der Paionen im Schwinden be-
griffen war, konnten die Maiden wiederum hervortreten. Aus
Herodot zog Hesychius seine Glosse : Zxp\j\t.i-noi ■ ei BiOuvsi ts sp;-
Tspsv. Als ein strymonischcs Volk durften die Bithynon mit
einigem Recht den homerischen Helden 'Pr,cc; als ihren National-
heros feiern. Nach Plinius war iTpu(AC't; ein alter Name von
Bithynien; schwerer zu erklÄren sind die angeblich noch älteren
Beinamen Kpov(a und ßsicaXt; — ■ sollen sich etwa den Trallen
thessalische Dryopen angeschlossen haben, die wir bei Abydos
fanden? Ueber die von PUniuB vermerkte Benennung
MALIANDA, worin kaum Melandia stecken dürfte, wagen wir
eine Vermuthung: das Wort sieht aus wie eine dialektische
Nebenform von Marianda, mit der Bedeutung , Uferland' (vgl.
sur. raaryä-dä , Merkzeichen' ags. mtere engl, mere ,Landesgrenzc,
Mark', von Wurzel mer: mar); damit hUngt wohl der Name
der plirygischcn Mapuväuvot zusammen, welche die Küste vom
Sangarius und Uypius bis zum paphlagonischen Callichorus
bewohnten und am Lyons Leil)eigeno der Herakleoten waren
— der otgiastische Naturdienst, der sich in der Sage vom
Upi6>,a{ und im threnetischen ßöpijw? ausspricht, sowie die vor-
malige Nachbarschaft der Mygdoneii und Bebryken weist ihnen
phrygibche Abkunft zu, obwohl sie Einige mit den thrakischen
Thynen (scliol. Ap. Rh. U 140), Andere mit den Kimmoriem
(ibid. I 1186) verwechselten; allerdings wurden Kimmerier
einmal vor Hcrakleia ein Opfer des Genusses von äxsviTov
(EuBt. ad Dion. per. 7',U, nach Arrian). Da,s8 die thynischen
Völker hinter den Kimmeriem oder Trercn in Asien einzogen
und mit diesen nicht verwochstlt werden düi-fon, erpibt sich
ans der Nachricht des Bithynen Aman, welcher mit der
Geschiebte seines Landes wolil vertraut war (Eust. ad Dion.
j>er. 322): &pi*.s<; s; Eüponnj; ätcßr^jav ei; 'Asiav |i£Tä llaripsu tivs?
V;venivo?, ctt ol K'.ixjJLiptO! Trjv 'Aotav xaTi-psyov, ou; exßaXdv-sj ex
RtOuv'.«; Ol SpixE? i;)XT)(j«v sRrtoi. Dieser Pataros drang durch das
L.and der Mariandynen >iis nach Paphlagonien vor, wie Derao-
stlieaes in seinen bitliynischen Geschichten berichtet hatte (St.
B.): riftafoj JXüiv QasXiTfsvtaM Tisv iXTcasv >wtt ex toj Tt|jwtv tov Met
Ti;v ■!rf&5i)YJp£uj£v. Tis; wird jedoch eher eine Gründung der
Mariandynen gewesen sein, welclie den Heros TiTfj; verehrten
and bei denen ein Ort TtwiJa hiess. Weiter verbreiteten sich
die Bithynen tiefer im Inlande, namentlich in der Thalebenc
laXwv, wo ihr Hauptort BiOJviov (j. Roll) stand, und in der
Uorapiü des BcX/.ato?, wo sie Kpaireia oder Kprjooa und CE1*(>KA
gründeten. Tli>Tien und Bithynen geriethcn wie die Mysen
l'hrygen und Mariandynen unter die Herrschaft des Kroisos
(Hdt. I 28), sodann der Perser. Zur Zeit des Artaxerxcs H.
scheint sich der bithynische Hiluj)tnng AotJiXar,; von den Persera
freigemacht zu haben; nach iltm folgten Bsxsip«; und Hie, dann
Zi=siTT,;, welcher (298/7) den Titel ßaotXeJ; annahm, zuletzt
Nikoniedes I. — Viehzucht und Ackerbau waren die Haupt-
bewchäftigung der Bitliyut'ii; der Einfluss der phrygischen Nation
üussert sich namentlich im Göttercult; seit Nikomedes wirkte
das Gricchenthum ein, so dass endlich das tlirakisch phrygischo
Element im Hellenismus aufgieng.
Mit den Bithynen waren auch Thynen in Asien einge-
zogen. Wir linden ein Inselehen nahe den ,Scheeren' (Xr,Xat),
pnannt Öuviä^ oder Öjvtji? (St. B.), die spiltere Aafvsusü, Fenosia
1er italienischen Seekarten, die heutige Kirpe-adassi; das gegen-
Iberliegcnde Festland vom Flusse 'Pi^ßa; an bis zur Mundo
Sangarius (Scymn. 977) hiess 0uv{a, 0uvi^ oder 6uv(;; es
rar die BKvnxr, Hpjxr, der luthynischen Herrschaft, in welche
ir Zeit des Zipoites die HerakJeoten Einteile machten
Mcmnon 17. 18); in der byz. Zeit wurde sie MsaoOuvi'a genannt
(vgl. MesoTprft», MsTO/aXJia). Hier gab es nur kleine Ortschaften,
|1kt die Felder und Wttlder waren ausgedehnt und ergiebig-
Zurückgebliebene Reste der BtOuvsi xai Öuvsi Spi^ixe; finden
IHrir auch auf der europUischen Seite, Strabo XH, p. 541
Driehtet ausdrücklich, dass es noch zu seiner Zeit in Thrako
SiUunplHt. <>. |ihil.-Ual. CI. t'XXVni. IM. 4. Abh. 5
66
IV. AbliuidltiDg: Tonciohek.
einen gewissen Stamm Namens Biftuvoi gegel)en habe; eine Stadt
BtOuvk nennt Pomponius Mela im Flassgebiet des Erginos; vgl.
BITHENAS (TP., Bithena GR.) m. p. XUI Apris, XIII Moca-
8ura. Phylarclius berichtete (Athen. VI, p. 271, 6): Bu^ävrtoi
sÜTw BcOjvüv iÜTr.oGxi d)? AaxsSi'.jxävio! tüv EU.wTdiv. Die B'.Ouv(a i^
e-'i ff,i 6päy.i;? ~&p\ -aX(*u8T;35iv (schol. Ap. Kli. II 111) beruht
wohl auf einer Verwechslung mit der Tiiynias. Oberhalb
Perintlios und Selymbria kennt Xcnophon (An. VII 4, 2) t'o
6uvwv TiJiov. Die Gehöfte dieser Thynen und ihre Schafhürden
waren rings mit Pfahlwerk verschanzt; stäindig waren sie von
den Odrysen bedroht, welche hier als Herren schalteten; doch
wehrten sich die Thynen mit aller List. Xenophon nennt die
öuvoi ,dio alicrgcfährhchstcn Feinde, besonders zur Nachtzeit;
sie sollen einstmals den Tcres überfallen, viele Odrysen er-
schlagen und deren GepÄck erbeutet haben'; damals jedoch, als
sie die Griechen im Auftrage des Scuthes zu züchtigen hatten,
waren sie ins Gebirge entflolien; sie trugen, wie die Bithyncn,
«Xwxsxä; iz\ Tsti; tsfoikxiq. Die eigentliche 6'jviä; war jedoch
das Ufergebiet zwischen Saluiydessos und Apolloiiia, wo wir
allerdings auch ältere phrygische Reste gefunden haben, z. B.
die MEAavJiTai. Ein thyuischer Stamm, die ^\lk'.•)0^i•(ot, hatte
vom Anbau der Hirse seinen Namen. Der Strand bei Salmy-
dessos, für die Schiffer gefährlich wegen der Untiefen und
Sanddlinen (tä (yniOr; toü IIsvtou), war verrufen wegen der Raub-
sucht seiner tliynischcn Anwohner, welche die Gestrandeten
ausplünderten und erschlugen; einer Angabe zufolge sollen sie
nur die fremden Krilraer, welche dort der Geschftfte wegen
anlegten, bestraft, zufilUig Gestrandete jedoch gut behandelt
haben. An die Tiiynias criiniert noch jetzt der Ort Iniädha,
'; tiv OuvtaJa, Die Bürger von Byzantion, welche eine weite
Strecke Landes erworben und die th^niischen Bauern leibeigen
gemacht hatten, litten oft schwer infolge der Raubsucht der
Odrysen; etwa vier Dynasten übten an der Grenze ihre
Gerechtsame' aus: so oft die Feldfiniclit reif war, kamen die
Barbaren heran und rafften Alles mit sich. Aber noch weit
ärger trieben es spRter die Galater des tylenischen Haubstiiatcs
(Polyb. rV 46). BiOuvi; und öuvi? heissen mit Recht Brüder;
wenn diese jedoch Arrian als xaiJe; 'OSpussu hinstellt, so ist
daran nur die räumliche Nilhc Schuld. Mit den Bithyncn bringt
Dia tXiea Thnktr. I.
67
Appian (Mithr. 1) den Flussnnmon B.OJa; in Zusammonli.ing;
BtfrJat werden auch als I6vs; 9paxi); vcnnerkt (St. B.). Der
Ihrnkisehe Eigrcnnamcn B(6j; oder Bj'Oj; kann nur dann vcr-
flichen werden, wenn man B(8jv (wie II6Xtuv, Kixjv etc.) zu-
grunde legt; wegen der Öüvo! inuss Bi-Oävo( abgctbeilt werden;
pider Islsst sich die echte Ausspraelie von 0 nicht ermitteln.
|Ob «l>tv£Ü; der j\j'gonftutensage mit Wjvi; Kusnmmenhängt, etwa
ifolgo einer minjnsehon oder karischen Aussprache, lassen wir
[ dahingestellt; Hher die Herkunft der Sage hat Hiller von
Gaertringeu Nachweise geliefert. — Die thynische Wanderung
hat in Europa noch ein bcmerkonswerthcs Glied znrUckgebissen,
dort, wo vormals die Skaier sassen.
Es sind die AiXoyxoc oder AsAif^'O'' DOLONGAE, in dem
Landstriche AeXovxiic, d. i. im Innern des thrakischen Chorsonnes
bis zum Flusse Melas oder Apsinthos. Der Heros AöXoyxo;,
Sohn des Zeus oder des Kronos und der Nymphe Thrake, galt
fl\r einen Bruder des BiOjvi; (St. B.). Der Bithyne Arrian
l(Eust. ad Dion. per. ii'22) vermeldet die Sage, Dolongkos
^habo als Herrscher von Thrake viele Frauen gehabt und mit
diesen viele Kinder gezeugt, und seither bestehe unter den
Thraken die Sitte, 7:oXXi; £/s«v Tfuvaixa?, i>i äv iv. xsXXüv xsXXoü;
fXoi£v x»t?i:. Die Sitte der Vielweiberei herrschte bei allen
I strymonischen Stämmen. In der Geschichte werden die
Dolongken nur einmal erwähnt (Hdt. VI 34): um das Jahr
651 • hatten die AiXs-fxoi 6?^,Vy,E; w£s<)£vts; ■!taX^;x(i) -lizs 'AiltvOiury
durch i^bgesandte das delphische (b-akel befragt; als diese über
Athen heimkehrten, fanden sie im Hause des Aliltiades, Sohnes
[des KypseloB, gastliche Aufnahme; Miltiades schiffte mit ihnen
iZum Chei"8ünnes, unterstützte die Barljaren mit Knth und That,
verschanzte die Landenge von Kardia bis l'aktye und gewann
bei ihnen Macht und Grundbesitz. Auch den jüngeren Miltiades,
Sohn des Kimon, finden wir zur Zeit des Skytheneinfalls im
C'hcrsonnes; er hatte zur Frau Hegosipyle, die Tochter des
TbrakerkOniga Oloros; erst 493 kehrte er nach Athen zurück. —
I An jenen Abgesandten waren ausser der Barbarentracht die
laiyiJLir, welche sie trugen, aufiällig. Sollte das Wort AiXo-.o-.s;
mit '^^•c/J, zusammenhängen, d. i. loXiy/rt ,longa', von der Wurzel
diilongh: delegh, gr. JeXt/ic: (iv)j£Xe/i^(;'!' Es gibt auch eine Wurzel
drl: dol .spalten', woraus die A;X(ov£? erklärt werden können. —
TV. Afchuidliini : ToniBtcliek.
Dun gehen wir zu den BergstJlramen des Orbelos und der
Rhodope llber, welche ihrer centralen Lag:e nach und wejijen
ihrer Erstreckung bis hart an die iigUische Küste für den
ältesten Thei! der gegen Stiden vorperiicktcn thrakischen Völker-
welt gelten müssen.
Sattp«! • lövs; Bpöxt;; nannte zuerst Hecataeus (St. B.), ebenso
die zu ihnen gehörigen Sorrps-xivT«; (in Meineke's Ausgabe aus-
gefallen; fr. 129 bei C. Müller), ein VoUname, der sich gut
deuten Hesse als ,nach der Herrschaft Streliendc, der Herr-
schaft sich Erfreunde'; vgl. nriscli k*atra ,der herrschende Theil
des Volkes, Herrschaft' (wie kara ,der handelnde Theil, das
Heer'). Es können ja die Satren das wehrhafte und kriegerische
Element unter den duschen Thraken gebildet haben, wjlhrend
die Hessen oder ,üorfbewohner' die eigentliche Volksmasse
darstellten; man halte dazu die SäVoi östlich von der ^Itindung
des Nestos. Leider steht diese EtjTnologie nicht felsenfest da:
kiatra ist eine epecifisch-arische Bildung, auch würden wir im
Thrakischen eher fiar erwarten (vgl. §ar , König' im gorischen
Dialekt von Hare). Herodot (VIl 110) führt in der Keihe der
Völker, welche <lem Zuge de.s Xerxes folgten, neben Sapaiern
und Edonen die lirpai an, mit dem Beisatz, dass sie tiefer im
Binucnlande wohnten, obwohl sie zeitweilig, neben Pieren
und (kloniaiiten, im Besitze der Bergwerke am Pangaios
standen (112). Sie waren überhaujit ein grosses und sttirkcs
Volk (111), da« seit Menscliengedenken seine Freiheit bewahrt
hatte: ,denn sie bewohnen hohe Gebirge, mit allerlei Waldungen
und Schnee überdeckt, und sind gewaltig im Kriege; sie be-
sitzen auch das Orakel des Dionysos, welches auf den höch.sten
Bergen hegt*. Und doch verschwindet in der Folgezeit iler
Namo der Satrcn günzlieh, nur Dicr und Bessen werden genannt.
Sobald einmal das Bergland makedonisch und römisch geworden
war, konnte es auch keine .Herrschenden' mehr geben; man
erkennt, dass es kein echter Volksname war, sondern nur
Bezeichnung des kriegerischen Adels unter jenen Völkern. —
Die AipiiS! • lOvo? öpäy.tsv, 'KxsTaTo; KüpwTnr) (St. B.), dürfen wohl
mit den ^s.p-a[zi verglichen werden, welche Herodot (VII 11 ü)
und Thucydides (H 101) als freie Thraken neben Odomanten,
Satren und Edonen antVdiren; die Asppato: oder AEipaioi der
Abderitis (St. B.) dagegen scheinen Bewohner der Ortschaft
Di* *lt«ii Tbnktr. I.
69
Atifi^ gewesen zu sein. Neben den Dersaiem kennt Thucydides
sonst nirgend erwtthnte Apüsi. Im Akontisma-Passe fanden wir
TfaXXst; (c<id. TpfaxiiU). Tiefer in der Khodope, zwischen den
Kapuiern und Bossen, sass der Stamm der Apsost, welche der
H^cn^ia Xposixi, (Ptol.) den Namen gaben.
-axaio!, bei HeeatACUS lobai • «Ovo; 0päy.;ov (St. B., Hesyoh.),
hausten nach Plinius ,ad Mcstum amncm et ima Rhodopae',
von den Odomanten und Satren an bis zu den Korpüen. Wir
finden sie nnter den Völkern, welche dem Znge des Xerxes
folgten (Hdt. VII 110). Zur Zeit des Pcrseus tritt 'AßpeüxsXt;
s Xizxatbiv ßac'.Xeig als Freund der Römer und Gegner des Make-
donen, dessen Land er bis zum Strymon hin verwüstete, hervor;
vielleicht war auch Bapsa^ä; 4 xwv Bpaxtüv ßaoiAEJ;, zu welchem
Andriskos geflohen war (l)iod. fr. II. Gr. II, j>. XV), ein Sapaier.
Im Bürgerkrieg zwischen Bmtus-Cassius und Antonius -Octa-
vianas stand 'Paixa'JcroAi; ö twv Xomaüov ßaatXeü; auf Seiten der
Republikaner, sein Bruder l'aixs; auf Seiten der Gegner (App.
B. civ. IV 87), deren Feldherren den korpilischen Pass und
■n Saratwv trzvti besetzt hiflton ; das Heer der Republikaner
mngieng jedoch die südliche Rhodope (Qarlygh-dagh und t^yslaq-
d«gh) oder ts tüv Ssnraiwv £po; und erreichte, nachdem jene die
P&see aufgegeben hatten, die Ebene von Philippi. Die römische
5tp«m;-p« Sosatxii; verzeichnet Ptoleraaeus in den Vorbergen der
Ithod<)[ie vom Ne-stos an bis zum bistonischen See, an der West-
seite der Korpilon. Ovidius Fast. I 389 sagt: exta canum vidi
Trivia«! lil«re Säp.aeos; er meint das Hnndeopfer der Hekatc
Zr^povOia. In einem Epigramm aus der Tundza-Region heisst es
(Ephemeris, Athen 1884, p. 263 fg.): i^ RsXstwv sotrpüw? ötvi
'LrxtXv.r,-* iptfjwXsv; man könnte dafilr -inaVjM5v lesen. Auf den
lat Inschriften werden Sapaier nicht ei-wilhnt; die oben er-
wähnten Eigennamen sind echt-thrakisch. Der Volksname Soreai,
IxzaXoi Hesse sich etwa aus der Wurzel skr. 9ap ,8chwören,
flachen' deuten.
KefTfA,;!. KspitfXoi oder K9pitr/.Xot, CORl'ILLI, sassen an der
Bite der Sapaier in der 5TpaTf,Y(a KopiriXtx^, (Ptol.) KopwXX(XYJ,
Trdche vom bistonischen See bis zur Mündung des Hobrus und
in die 'Ai^ivOtc (.St. B.) hineinreichte und die isolierten östlichen
Vorberge der Rhodope (z. B. den Sabb-khäne-dagh) und die
Beimenge Tompyra (am Bodama-iai oberhalb L)cde-agha6) oder
7a
TT. AbliudlaDg : Tom*tek«k.
-.ä t<iv KeprtXwv crsva umfasste. Lilngst waren hier die Kikonen
uikI Paitcr verschwunden oder in der griechischen Ktlsten-
lievölkernng aufgegangen; die thrakisehen Korpilen aber waren
aus dem inneren Ik-rgiand der Hhodupe zur Küste vorgedrungen.
Im Jahre IHH v. Chr. grifie» in der Enge zwischen Kj-psela
und dem Hclirus lO.rwjO Thraker aus vier Stilinnien deu römi-
schen Feldherni Maiilius an (Liv. XXXVIll 40, 8): Astii et
Caeni et Maduateni et (.'OH PILI (cod. coreH). Die MADUATENI
werden sonst nirgend erwillint; MaJuTsiq oder MaSuiioi der Grie-
chenstadt MoiouTs^ (i. Ma'ito) im Chersonncs werden es nicht
gewesen sein, sondern irgend ein thrakischer Bergstamm aas
der Kliodope. Als Eignnnamc Hndet sicli Kspw/.s; auf einer
bischrift aus Imbros (Sjllogos XJII, Anliang S. 11, n" 19);
vielleicht waren die von Steplianus (v. 'A-pwpa) erwälmten Sxopirsi
oder Sxipwoi Thraken. Letztere deuten wir vom Thema skerjj ,
kerp- jScheeren, schneiden, schlachten, pflUcken', die Kopi:i>,oi
von AVurzel qerp- ,wenden, drehen, sich unidnlien'.
Auch die Tpaucot gehörten ohne Zweifel zu den centralen
StUminen der Rhodope. Livius erwähnt sie als einen zur Kllste
vorgedrungenen Stamm beim Zuge des ManHus (XXXVIII 41, (>):
aliae angustiao circa Tempyra excipiunt; liuc ad spcm praedae
THAUSl, gens et ipsa Thraecum, convencre. Nach deren Be-
witltigung schlugen die KOmer ihr Lager bei SiXr^ auf. Von
diesen Montagnards erzählte sich das Alterthum einen auf-
fallenden Hraueh (lldt. V ö. 4; Hesych. v. TpaOssi;, N. c. Damasc.
de moribiis v. Tpoueiavsi): ,den Neugeborencu bejammern die
Verwandten wegen aller jeuer Übel, die er von nun an zu er-
dulden hat, wobei sie alle menschlichen Leiden aurzälden; den
Hingeschiedenen aber begraben sie mit Juliel und Freude,
wobei sie anführen, wie er nun, von all den Übeln erlöst, in
voller Seligkeit lebe'. Ausser der Vorstellung von einem Jen-
seits finden wir hier den Ausdruck der vollen Energielosigkeit
und Faulheit, welche das Loswerden von angestrengter Arbeit
für das höchste Glück httlt (vgl. Lobeck Aglaoph. 801 ff.); gewiss
waren diese Trausen weder fleissige Landleute noch strebsame
Handwerker, sondern armselige xjAjßiT« Tive? xat Xiwpsßtoi, wie
Strabo von den Bessen bemerkt. Hesychius bezeichnet die
Trausen als cO/o; IxuOixjv, was nicht viel bedeuten will; wenn
wir jedoch bei Ste]ihauuij die Notiz tiiiden: Tpaussi • sOvo;, s'Ci; ci
Di« iU«n Tknk«r. I.
71
i
i
}
'EKkriyei 'A-fadus««; ivo|j.oiCsu7!, so erkennen wir darin den echten
HAtionalen Namen jenes nordischen Volkes, das die Skoloten
mit einem skoptischen Vorsdilag \K-{i-fyjf<:oi benannten ; wie alle
Thraken, so waren auch die Trausen aus dem Karjiatenwall
{•kommen. Mit dem Flussnaraen Stpjüo; (von Wurzel streu:
stra flü>) des l$istonenlandcs, dem heutigen Quru-cai, liulien
die Trausen nichts gemein; ihr Name erklärt sich vielmehr
Ton einem Thema tröu-5, trau-k (vgl. 'p^jo, tnicldo, TpaO-pta)
und aus der Wurzel teru : tru (tpü) ,aufreiben, durchbrechen,
entzweireis-sen, verwunden'.
Die Atti, d. h. die »rjöttliehen, die Gottesdiener', erscheinen
als eines der ursurHnglichsten und namhaftesten Volker der
Rhodupe. Als Sitalkas gegen die Makedonen auszog (420), cnt-
liot er ausser den Oeten viele von den unalihiingigen Thraken,
welche grösstentlieils die Khodopo bewohnen und Atst genannt
werden, zu den Waffen; die Einen gewann er durch (iold,
Andere schlössen sich ihm freiwillig in Hoffnung auf reiche
Beate an' (Thucyd. II 96). An anderer Stelle (VII 27) spricht
Thncvdides von Hpöxe; toO Aiay.sO ^£V5U?, woraus ('assius Dio
^LXVII 6) Toj AaxtxoO ^svou; und Vorv.lter der Dakcn gemacht
'liit: ,im 8ommcr des 19. Jahres (412) kamen von den mit
Schwertern bewaffneten [\j.x/at^siiipci) Thraken des duschen
Stammes VdOt) Peltasten nach Athen ; jeder erhielt täglich
eine Drachme als Sold. l)a sie zu spät anlangten, wurden
rie «aröckgeschickt; auf der Fahrt durch den Eurijws über-
rumpelten sie den boiotischen Mykalessos, plünderten nnd mor-
deten und schlachteten sogar di<- Kinder in der Schule, wie
denn die Thraken keinem Barbarenvolke an Blutgier nach-
stehen ; der fhebanischen Reiterei gegenüber vertheidigten sie
sich nicht übel, indem sie nach ihrem heimatlichen Brauche
MU Reih und Glied vorgiengen und sich wiederum in Ord-
nung sammelten.' Der Besitz von eisernen Schwertern er-
weist metallurgische Technik, wie sie die Bessen seit Alters
Qbten. Noch einmal erscheinen Dil neben Odrysen und Koila-
leten als Vertheidiger der nationalen Freiheit wider die Römer
unter Kaiser Tibcrius (Tac. Ann. IV 46 — 51) in den Jahren
21 — 36; der Aufstand wurde blutig unterdrückt, die Rebellen-
ftlhror Tarsaa, Turesis und Dinis stürzten sich todesmuthig in
ihre Schwerter.
7»
rv. Aliliuidlnng: Tomitebtll.
DIOBESSI iK'imt Plinius unter den hessischen Stämmen
am Mestus und in der Khodojte; dieses hezcichnende Comjw-
situni, gebildet wie die bessisclien Eigennamen Üio-scuthes, Diu-
zenuB (= AiovevT,;), Deo-spor (auch das Simplex Ats; und Ais;
findet sich öfter bezeugt), erweist die innige Verl)indung de»
hessischen Stammes mit den Dicrn, welche die Stelle der hero-
doteischen Satren einneliuien. Wir ftigen hier die übrigen
Stämme an, welche zur hessischen Nation oder zum düschen
Stamme zu gehören scheinen. Der Apö«'. haben wir bereits
gedacht. Aiespai vermerkte Hccataeus als eövs; Hcixtov (St. B.J:
sie geliürten kaum in das bisaltische Spo; Aüawpsv, sondern zu
den Hessin, bei denen wir Aewopo; als Eigennamen vorrinden
(In.sclir. V. Hatkun, Dunumt \>. 13, n" 23). Bpisai, BKISAE,
führt Plinius unter den hessischen Sonderstilmmcn an; vgl. den
hessischen Eigennamen üeiitu-brisa. Oberhalb der Sapaier
Sassen ferner die 'AXr,TO'!, HAI.1ETI (Plin.); an die Diobessen
schlössen sich ostwärts die CAKBILE8I an, und bis zum Hebrus
reichten die den Coelaletae minores benachbarten CARHILETAE
(Plin.); diese bewohnten vioUeielit ein tMitholztes Hi'igelgcbict,
da sich der Name auf die Wurzel (s)krebh : ki'bh .dürren, ver-
trocknen lassen* zurückl"ühren lässt. Plinius setzt ferner in die
nördliche Rhodope SL\LP>TAE an; als unter Kaiser Augustus
der Dionysospriester Vologaises den hessischen Aufstand an-
zettelte (13 — 11 V. Chr.), schlössen sich den nach Makedonien
eingefallenen Hessen auch sl -;3AETa'. an; Bessen und Sialeten
wurden sodann von dem Statthalter Moesiens L. Calpurnius
Piso unterworfen (Cass. Dio LW 34). Nun wollen wir die Ge-
schicke der Bessen selbst ausführlicher betrachten, weil gerade
dieses thrakische (Jentralvolk an der Bildung des ostromanischen
oder ,wlachi8chen' Volkstbums in hervorragendster Weise hc-
theiligt war.
BrjQooi waren nach Ilerodot (VII 111) ein Stamm oder
eine Volksabtheiluug der Satren, welche die heiligen Handlungen
im Dionysosorakel versah; eine Weissagepriesterin, wie in Delphi,
gab die bunten Sprüche. Dürfen wir die Bessen djiriun als
blosse Tempeldiener fassen? Ist's nicht vielmehr wahrschein-
licher, dass sie im Gegensatze zu dem rein-thrakischen Kriegs-
adel der Satren Angehörige der grossen V^olksmasse darstellen,
welche sieh mit den im Ürbelos und in der Khodope altansässigen
Di« all«s Thnkrr. I.
19
id alle (.lulturarbeiten verrichtenden phrygischen Stämmen
Bmischt hatte? Von diesen plirypiselicn oder edonisehcn Ueber-
Bten war auch der Dionysoscult auf die Tlirakcn überge-
en; eben darum verrichteten gerade hessische Priester den
empeldienst. Ncljen Briosoi (so nacli Herodian) oder, wie auch
Btont wird (zuletzt l)ei Eust. zu B Ö32), Br^ecoi finden sich
päter die Formen Bsocoi (vgl. Becm? 4 (laiwv Plut. Mor. p. 6t)9)
ad Becct (in byz. Zeit); auf" lat. Inschriften ausser dem üblichen
ssns auch BESUÖ (0. I. III n" 558. 61U9 VI n" 2Gii5l) und
ESÜS (XIV n» 234, wie Vitus neben Situs, BiSu;). Im Ein-
zu der oben vermutheten Deutung der Sxtpai könnten
ix, unter der Annahme, dass Btjws'. aus Bs'osoi, BeTi'.ot, d. i.
jwt entstanden, den Namen mit ,Orts- oder Dorfbewohner,
»ngenosscn, oixeToi' oder ,Gefi>lgemHnner, Dienstleute, Hörige'
?rsetzen, von der Wurzel veik, vei^: vij ,eintreten, sich
ederlassen*; vgl. skr. ve(.'jis , Nachbar, Clangenosse, Dienstmann',
B^i* ,Nachbarschaft, Hörigkeit', lit. weS-pats , Gauvorstand,
lasherr' etc. Dabei bemerken wir aber ausdrücklich, dass
nicht an jenen strengen Kastenunterscliicd denken, wie er
ch bei den indischen Ariern zwischen den Ksatriya und
M9ya herausgebildet hat (Zimmer, Altindisches Leben S. 187,
)3. 213). Auch an und für sich, ohne Hinzutritt einer altan-
sigen Volksschicht, konnten sich thrakische Stiimme ,(.'lan-
ftnossen' benennen, namentlich in der Nachbarschaft fremd-
[»rachiger Völker; wir finden darum Besseu oder, wie die ent-
sreehende Form im dakischen Dialekt lautet, Biisaoi schon in
der Urheimat der Thraken, im Karpatenwall, wo sie Ptole-
uieus zwischen den Quellen der Theiss und der Weichsel an-
Btzt, nachdem sie von den lazygen aus der Ebene ins Gebirge
m^n verdrilngt worden. Als Volk hatte sich <lie Bessen jeden-
Jls Hippokrates gedacht, wenn er von einer Heilpflanze ßtjsaiaxi^
[»räch; vgl. Galeni Lex. (XIX. p. 88): i, izo Brjccüv ttüv ev ÖpäxiJ.
ire Bedeutung als Volk tritt in der Geschichte immer stärker
ervor.
liessen waren Jene 'OpßiiXwt, welche Philipj) mit .\nwendung
pischer Mittel unterworion hat (Polyaen. IV 2, IG), ferner
ae Upixe; sl 3ÜTivo|xoi, welche sieh dem Alexander auf seinem
rriballerzuge am Eingange zur Haemuspassage innerhalb einer
R'agiiiburg verschanzt entgegenstellten (Arr. An. 1 1, lü).
74
tV. Xlihuidlaiig : Tontseliek.
Oft ist die Rede von ,Bo83en der vier Cantono*, TsTpsr/wpiTat o\
Bjjsffsi oder TeTpixwiJisi (St. B.); Straho (VIT, p. 318) schildert
die Bjotot, oi x'o rikis-/ toD Spsu; v£|xo'/tx'. toü At|xeu, die aber
ausserdem (fr. 48) im Bergland am Olierlauf des Hebrus sassen,
als das wildeste unter allen tlirakischen Völkern, als xiXußiTcrf
T'.ve; y.a't Xuzpoßwi, als Leute, die so|srar von den lien ach harten
llaubstjlmmen den Titel ,Riluber' erhielten. Philipp, Sohn des
Demetrius, zog (183) mitten durch die Rhotlope ei; 'OJp^Jiii;,
ߣ;ssu; y.ai A£vOr,XYiTC'j; und erreichte Phiiip[M)po!is (Polyb. XXIII
8, 4 Liv. XXXIX Ö3, 12); die dasclh.st zurückgelassene Be-
satzung wurde jedoch von den Thrakern verjagt. Sie beun-
ruhigten wiederholt die niakedunisclie Provinz; die römischen
Truppen künipften nicht iiiiuicr mit Krfolg. Erst M. Terentius
Varro Lucullus, der Bruder des L. Licinius Lucullas, dem
Jlaku.donien durchs Loos zugefallen war (73), drang erfolgreich
in das hessische Bergland ein, wahrscheiniieii unterstützt von
den Odrysen, defen Gebiet die Bessen besetzt hatten; er schlug
die Bessen in einer grossen Schlacht im Ilacmus und verjagte
sie aus Uscudamn (Iladrianopolis) und ('ahylc (Eutr. VI 10;
vgl. Amm. Marc. XXVII 4, 1 1 : Lucullus cum durissima gente
Bessorum eontlixit omuium primus); dann wandte er sich gegen
die Getcn und Moesen. Wir finden dann (60) den 0. Octavius,
Vater des Augustus, im Kampfe mit Bessen und Thraken
(Snet. Oct. 3); derselbe besuchte auch das dionysische Orakel
(id. i'>4). Der Statthalter L. Calpurnius Pis« (07. 5t>) begünstigte
die Odrysen auf jede Wei.se zum Nachtlieil der Bes.sen, deren
lliluptling UABUCENTUS von ihm ohne Verhör getüdtet wurde
(Cicero in Pis. 34, 84). Im Bürgerkriege (48) steikctj die Bessen
dem Pompeius Hilfstruppen, theils auf Befehl und Bitten, theils
gegen Sold (Caes., B. civ. III 4). Nach Caesars P>mordnng
schaltete Brutus (43) mit voller AutoritUt in Makedonien und
züchtigte die Br,scoi für ihre Räubereien (Cass. Dio XLVII 25).
Unter Augustus (28) unterwarf' M. Licinius Crassus die Grenz-
völker Makedoniens, untei-stützt von den Odrysen, denen er
zum Lohne den Tempelbezirk des Dionysos zuwies, i^iXdiJiEvs;
Br,osoy5 toI»; xarey^ovr«; trjv yjiiipa'*, ev ij xati tov Öebv ävaXXouiji (Cass.
Dio LI 25). Zur Zeit des pannonisch-delmatischen Aufstandea ,
erhob sich (13) üüsXoyä'st,; 6pä; Bif;50o;, lepsü; -coj zotp" «ütoT; Atov'jcou,
wider die Odrysen, tüdtete den Uhcskupoiis, Sohn dos Kotys IV.,
IH« alten Tlinkar. I.
75
ail vertrieb den Uegenten Rlioiiuctalkas; M. Lollius brachte
im zwar eine Srlilappe bei, doch der Aufstand verbreitete
ich immer weiter, und die Bessen wurden immer übermllthijcjer.
)a erhielt der Stattljalter von Moesien, L. <.'!tl|mrnius Piso,
ron Aujsmstus mit geheimen Mandaten betraut (Seneca ep. XII
1, 14 1, das Commando und setzte sicii, wie ein Dicliter sagt,
lie makedonisdic xauiia auf (Antipater, AP. VI 3;55); er schhig
Se von einem Raubzug hcirakebronden Bessen aufs Haupt and
rarf die Sialctcn nieder (Cnss. Dio LIV 34); nach vielen
L»impfen wurde (11) der Aufstand bewilltigt und dem Piso der
Triumph zuerkannt. Damals feierte der Dichter Antipatros
l»;v xaTJTrtWT'.v tüv Bsrcwv (AP. IX 428): i&ÜM 2' inrb ooi jESuTjjjiivov
kps» Besjöiv etc. Florus crzUidt: Tliraccs a L. Pisone perdomiti
ij>sa captivitate rabiem ostendcre, catenas morsibus ttnnpta-
bant! Bei Appian (Illyr. 16) sind die Besssi irrtliilmlich anter
Ldie dalmatisciien Völker gerathen.
Dio Bsssar, wurde als grosse Strategie eingerichtet, die
rahrBcheiniich mehrere Unter-Strategien umfesste; ringsum lagen
iie Matstxr,, AavO£/>T,Ttxr5, -spSij'.i',, 0"j73ixr,(;txii, — sXXrjTty.i^, K;iX5tXr,Tixi^,
vzvni,, Bcvv.xi^, LaTtat/.r; und Aposixi',. Hauptmurkt der Bessen
IHi der Ort BE8SA PAUA, Oüscoüxapov bei Prokop, am oberen
TTelirus, die heutige Eisenbalinstation Bcäikara südlich von
Bazardlik; von BESSA datieren Schreiben rüraisciier Kaiser
a. 330 (cod. lust. III 93, 3 VIII 4, 5) und a. 340 (X 32, 21
cod. Theod. Xll 1, 30). Schon bei Ovidius ersclieinon dio
I Bossen als thrakisches Hauptvolk neben den Geten (Trist. III
10, 5 IV 1, 67). Als römische Lcgionssoldatcn ei"schoincn Bessen
^bersos häuäg auf den Inschriftsteinen, sowohl mit nationalen
wie mit römischen Namen (vgl. Mommscn, Hermes XIX 33 ff.
und die Abhandlung von E. Keil, De Thracum auxiliis,
Berlin 18SÖ). Obwohl die Thraken dem Seewesen abhold waren,
rurden Bessen stjirk zum Fluttendionst herangezogen, wie die
uechrüten von Kavenna und Miseiium bezeugen. BESSICA
^ird in der Eintheilung der Erde in Klimate namentlich hervor-
L'hobcn (Piin.); selbst das Compendium des lul. Hunorius ver-
risst nicht auf die Bessi, ebenso wenig lul. Africanus, welcher
)pixe; AIuos( Beiisi und Aipiavsc ani\lhrt, und Isidorus (Etym. IX
1, 89), welcher Daci Bessi Sarmatae und Gipedes als Haupt-
'Volker nennt. Noch im 13. Jahrhundert hebt Niketas, Bischof
'
«
TV. Aliliudliing : TomascheV.
von Seres, naeli älterer Vorlage Ti-ai und Becsot hervor (Jahrb.
f. clnss. l'liilul. 133 lid. S. ßCO). Wir sehen, wie der hessische
Name das ganze einliciraisrhe Volkselcment Thrake's umfasst
hat. In der nationalen Sprache hiess Hadrianopolis USOUDAMA,
Philippopülis PULPUDEVA; lordanes erkundete, dass der
Stroniname IIISTER eigentlich der lingua Bessorura angehöre.
Ausser Viehzucht, Ackerhau und Weinbau war eine
Hauptbeschäftigung der Bossen die Ausbeute der metallischen
liodon-sohiitze (Gold, Silber, Kupfer und besonders Eisen); über
den llirakischcn Bergbau bat C'üust. Jirecck (Arch. epigr.
Mitth. X. Bd. S. 75 — 85) gründlich gehandelt. Die Geschick-
lichkeit der Bessen im Graben von Stollen wurde militärisch
vcrwerthet (Veget. II 11, IV 24); überaus häutig ist vom Gold
die Hede, das die fahlen Bessen aus den Adern der Erde her-
vorholen (Claudianus XVII 3!', Pacati Drepanii Panegj-ricus
Theodosio dictus a. 391 28; Paulinus Nol. a. 398); den Goten,
welche den Haemus überschritten hatten und (376) bei Hadria-
nopel lagerten, zeigten einheimische Grubenarbeiter, sequendaruni
auri venarum periti non pauci, die Wege durchs Gebirge (Amm.
Marc. XXXI 15, G), wie dii-s Jahrhunderte später die Wlachen
tbaten, als PeiJencgen und Kuuianen ins Land einfielen. Die
hessischen auri legnli und nietallani banden sich indcss nicht
an ihre heimatliche Scholle, soTulern wanderten unstet, wie noch
jetzt die Zinzaren und Zigeuner in der Türkei, Überallhin, wo
sie Waschgold und mctallisclie Adt-rn vcnnutheten; nm dieses
Vagantenthuni hintanzuhalten , erlicsscn die Kaiser niitxinter
strenge Bestimmungen, z. B. (370) Valentinianus (cod. Theod.
X 19, 15) ad universos per lilyrifiim et dioefcsim Macedonicam
provinciales, ,ut nemo quemijuani TUltAC'EM ultra in possessione
propria putet esse celandum scd ut singulos potius regredi ad
soium genitale eompellant'. Gerne wanderte der hessische
Vagant nach Dardania und in die erzreichen Striche von Prae-
valis, Dalmatia und Jloesia; diese Strömung des thrakischen
Elementes nach dem Westen ist beachtcnswerth.
Ein wichtiges Ereigniss war die Bekehrung der hessischen
Montagnards zur Lehre Christi; während alle grösseren Orte
der thrakisch-mocsischen Diöcese christlich waren , hiong die
Laii<lbevölkerung noch immer an ihren heidnischen Vorstel-
lungen. Da unterzog sich Niketas, Bischof von liemessiaua, der
DI* at(«n Tbnkcr. I.
77
schweren Aufgabe, in die Bergthäler einzudringen und den
Bessen in der ihnen bereits durch die Gerichte und den MilitÄr-
dienst geläufig gewordenen, wenn auch zur Hngua rustica ent-
arteten Sprache Roms die Lehre zu predigen; vgl. Hieronyinus
ep. 60 (a. 396) ad Heliodornm: BE«S011UM feritas et pelli-
torum turba populoram, qui mortuorum quondani inferiis hoinines
inmoliibaut, Stridoren! siuiiu in duJce crucis t'regerunt melos.
Belehrend filr die Colturstufe dieses Volkes ist namentlich das
scfaüne Gedicht, welches der heil. Paulinus von Nola dem Bischöfe
Niketas widmete (a. 398): die BF2S8I erhalten da folgende
Epitheta: semper a hello indomiti, simul terris animisquc duri
et 8ua nive duriores, raore ferarum viventes, latrones, rapaces,
in antris viventcs et in inviis montibus et cruentis, aurileguli.
Die Lehre wurde von dem rohen Bergvolke mit Feuereifer
ergriffen. Wir finden seither hessische Mönche in den Klöstern
des we«t- und oströmischen Reiches. Eine Inschrift aus Vercellae
(C. L V n" 6733) rtihrat dem daselbst (ca. 460) verstorbenen
presbyter Marcellinus nach: is rectis castum gessit sub moribus
aevum, religionc pius, BESSORUM in partibus ortus. In tlcr
von Theodorus aus Petra (ca. 536) verfassten Lebensbeschreibung
des ^[önches Theodosius (f 529) heisst es: »dieser erbaute am
f)stufer des Jordan nahe dem todtcn Meere ein Kloster tsG
KsuT'.Aä und darin vier Ca pellen, eine fllr die Griechen, «ipav
ik cvOa xorä tili otxeiatv -fküaevi fivs; Bsssüv T(ji !/Uav^ tji; ^ü/iSi;
k j||e?t3<07!v, die dritte fllr die Armenier, die vierte für Besessene'
1^ctA S8. lan. I p. 692, a; Symeon Mctapiir. od. Migne vol.
114, p. 51)5, e). In den Concilacten a. 536 (ed. Hard. II.
p. 1277, Mansi VII p. 987) findet sich ein 'Av?p£a? if^oüiAs-'o; ttI;
Tüiv Btjsojv untei-schricbcn. Nach Jo. Moschus (§ 157, Coteher
Ml. II 425) und der Vita S. Sabae (§ 86, ibid. III 367, Acta SS.
39. 8cpt. VIII, p. 146) gab es ein katholisches Jordankloster Ssüßißa
tJüv Besffuv. Als der l'ilger Antoninus von Placcntia den Sinai bo-
suchte, fand er am Kusse des Berges ein Kloster und darin
,trc8 abbatcs, scientcs linguas, hoc est Latinam (in der Zeile
ilaruuter steht richtiger BESSAM) et Graecam, Syriacara et
Aegyptiacam, vel multos interpretes singularura linguarura' (Itin.
cd Gildemeister cap. 37). Die thrakische Sprache war damals
vorschollen; die Bossen sprachen bereits die liniba Ru-
für ihre Pilger gab es selbst am Sinai Dolmetsche.
78
IV. AUianJUnf ; Tomxoliek.
Die seit TlicodoBius II. schrankenlos Uberbandnohmende
Sucht, sich dem bcsfh.*mlichcn Leben zu widmen, zog viele
kräftige Leute, welche dem allzeit bedrohten Lande als Krieger
hiltten dienen sollen, von dieser Pflicht ab. Als die Slowenen-
schaurcn fast ganz lliyricum und das Ilacmusgcbict plünderten,
erliess Kaiser Jlauricius ein strenges Verbot gegen den Eintritt
wehrpflichtiger Leute in die Klöster, was deu Unnmth des
römischen Bischofs Gregorius I. (ep. III 6G, VIII 5) erre^.
Das oströmische Reich in Europa war vorzugsweise auf die
thrakisclicu Milizen angewiesen; noch war die Kraft der Landes-
söhnc nicht völlig geschwunden. Kaiser Marcianus, der Zeit-
genosse des Attila, war ein Thrax von Geburt; sein Nachfolger
Leo I. (457 — 474) führte diti Heinamen 5 Bijoso; (Malala p. 'diW',
vgL lordnnes de success.: Leo, Bcssica ortus progenie). Der
Kaiser Anastasius, ein IJh'rier, schickte (402) wider die re-
bellischen Isaurer Generille aus |Xiti ^Aiiftou; 2y.u6tSv xi; 1'stOixy;; xai
Bs5otr.ij; x*'P*? (Malala p. 393) und spilter (502) gegen die Perser
(TtpaTiiv FsTÖuv TE %3.\ Bsffffüv xai STipwv Hpoxituv eOvwv. Unter dem
Dardancr lustinian I. begegnen unter den Milizsoldatcn wieder-
holt eingeborene Thraken und Dessen, und Prokop gibt uns
die letzten Belege ftir eeht-bessische Eigennanjen, z. B. KourO.a:,
Mapy.cvTto;, (a. 530) BsupxsvTts; "Ptoi/aüüv ti;, Becoo; ^evc;. Unter
Mauricius aber fuhren alle Fiiiirer römische Eigennamen, z. B.
Priscus, Castus, Martinus, Commcntiolus, 8al\nanus, obwohl der
Kaiser selbst ,primu8 ex Graecoruni genere' (Paul. Diac. III 15)
den Tlirou bes-tiegen hatte. Das gesammte ostrümische Staats-
wesen trug durchaus noch römischen Charakter in Recht and
Gerieht, im Heerwesen und in den kircblicheii Einrichtungen;
erst seit HeracUus tritt der griechische Charakter hervor.
Schrieb doch unter lustinian der Grammatiker Priscianus seine
Institutiones grammaticae, redigierte Trcbonianus die bertlhmten
Digesta (530 — 533), und erhielten neu angelegte Castelle römisdie
Namen! Zwar hatte der Kappadoke Joannes (ca. 540) den
Versuch gewagt, die ginechische Sprache ins Amt einzuführen,
aber ohne Erfolg, und zwar, wie der Lydier Joannes bemerkt
(de magistr. III 68 p. 262), 5ii -h -c'u? tt,; EüptijTn-,^ sixriTo;«? t^
T«5v 'iTaXiöv ^Orpfesöat fuv^ — ein schlagender Beweis wider alle
Jene, welche meinen, die thrakisdien Pi-dvinzinlen hiltten
griechisch gesprochen. In der Kliodope und iui liaemus erklang
Die alten Tbralccr. t.
7»
auf Heraclias noch überall die lingna rustica Roraanisca —
Musterbeispiel bicfllr bieten die bekannten Worte toma,
>ma, Iratrc! welche (587) ein Soldat auf der Flucht durch
sn Haemuspass seinem Cameraden zurief Die Milizen und
rossknechte bestanden aus Leuten bessischer Abkunft; vgl.
mrentitis Lyilus (de magistr. I 47 p. 109 a. 545): die Römer
Bnnen -ipm'iaq «i»; Tixitvs'j;, 6tsi;'j; sTvat auiAßatväi xa')' i^|xä; tsI»;
fS|A^vcu; BJssui;, oö; 'Appiavb? ev toi? sepi 'AXe^iväpou •zpotrifipfjot
p'.^aXXoJ;. Mit Stolz aber nannton sich diese Bessen Homani,
wie ihre Xachkommen von heute, die Wiaehen.
Kinige Forscher le^en auf die Thatsache grosses Gewicht,
die byz. Annalen filr die Zeit 6tK)— 1000 nicht ein einziges
Ke'^^isi< für das Dasein des ostrouianisciien Volkselenicntes
auf der Ilacmushalbinscl enthalten. Das kann aber Niemanden
efromden, der mit der Geschichte jener Zeit vertraut ist:
imals war die grieehtscbe Herrschaft in Europa auf den
filischen Küstenstrich beschrilnkt, im Inland treten nur die zu
»litischer Obmacbt gelaugten oder die feindlichen Völker hervor,
•o die Bulgai-en, Slowenen, Serlun, Ungarn und die pontischen
L'ppennomaden ; es war niemnls Anlass geboten, aul' die
Smanischcn Hörigen des Inlandes Bezug zu nehmen. Erst
Bit der Niederwerfung des sloweno-bulgarischen Reiches durch
isilins H. (lOl'J) stellt sich wiederum eine genauere Kenntniss
1, und sofort beginnen auch die Zeugnisse über das sporadische
forliandensein des zu politischer und ökonomischer (Jhnmacht
erurtheilten ostroinanischen oder jwlachischen' Volkselementes
Iiin I'indus, in Makedonien, in der Rhodope, im Hacmus, und
■ der serbischen l{asa. Aber weit mehr Gewicht als znttlUig
Iberiieferto C'hrjsobuUicn und Schriftwerke besitzen die wla-
■liscben Dialekte, welche die innige Dtu'chdringung der ro-
banischcn lingua rustica mit dorn slowenischen Sprachschatz
erweisen und aus deren romanischem GrundstDck wir die soci.alen
od ökonomischen Zustünde der vergangenen Culturepoche cr-
»Docn. Sogar Ausdrücke für das kirchliche Leben aus der
pit des Tlieodosius II. sind darin entlialten, Ausdrücke für
BuerabgalK-n, für Hantierungen aller Art und für ökonomische
»tUnde, wie sie nur südlich von der Donau, niemals aber in
Br trnjanisehen Dacia, möglich waren, so dass, wer die wla-
Uächc Frage von Grund aus lösen will, gerade den roma-
80
IV. AhbikDdlDng : Tömusclltli.
nischen Grundstock der Dialekte znra Anp^elpunkt der Unter-
sudiunij niaclicn muss. Im C'uiitrura der Halbinsel war die
Keim- und Bildungsstätte der wlachiselicn Nation; sie hat sich
von hier aus in strahlenförmigen Zügen nach drei Hanpt-
richtungen verbreitet.
Der byzantinische Strategeiuatiker Joannes aus der Familie
Kekaumt^nos, welcher um die Mitte des 11. Jalirliunderts seine
Erlebnisse und Erinnerungen aufzeichnete, handelt an mehreren
Stellen seines mit Anekdoten und soldatischen Kunstgriffen aus-
gefüllten Buclics von den Pindnswlachcn. Er schildert sie,
ähnlich wie der Reisende Benjamin von Tudela (f 1173), als
rituberisehe Wanderliirten, als verschlagene und treulose Leute,
denen der firieche niemals trauen solle. Dann gibt er seine
Ansicht über den Ursprung dieses Volkes kund (ed. Weselowski,
St. Petersb. 1881, S. lOtj fg.). Er erinnert an die Kriege
Trajan's gegen Dekebalos, von denen er offenbar aus Xiphilinos
Kunde erhielt, und fügt hinzu, dass die Aaxzi ihre Sitze in den
unzugiingliclien Bergstrichen an der Donau und Saw« hatten,
wo zu seiner Zeit die Serben süssen; von dort sollen sie sich
allmillig über Makedonien, Epeiros und Hellas ergossen haben.
Man sieht, der Stratege hat keine rechte Vorstellung von der
Lage der trajanischen Dacia, gerade so wie schon lange zuvor
der Chronist Malala, dem zufolge Trajan die Provinz Aaxiav Ty,v
itapoxoraiitsiv (Daciam ripensem) geschaffen haben soll. Völlig
richtig ist aber seine Bemerkung, so seien denn die Wlachen
von Abstammung die ehemaligen Aiy.ai xai üisoi, also die Ro-
manen der Dacia Aureliana und des Haemus- und Rhodope-
gebietes. Die Bessen waren zu seiner Zeit bereits versehollen;
der Stratege musa also aus einer lilteren, vertrauenswürdigen
Schrift, worin die Provinzialen der aarelianischen Dacia, sowie
das alte Central voUc der Bessen als Vorväter der Wlachen
bezeichnet waren, seine überaus wichtige und richtige Kunde
gescliöpft haben. Doch, kehren wir in das Alterthura zurück!
An der Ostseito der hessischen Stamme, an den Wasser-
läufen des Hehrus, Tonzus und Erginias, wohnten die '03p4a«'..
Diese hatten offenbar viel später als die Rhodopestämme ihre
nordische Heimat verlassen und waren über die leicht gangbaren
östlichen Haemuspassagen zunächst in das von moesischen Ar-
takiern besetzte Thal des 'ApTTjaxö? oder, wie der Fluss odrysisch
Oi» »1t*n Ttraktr. I.
81
I
des T6v!;o; (j. Tundia, T?2a) eingedrungen; nach Herodot
(IV 92) fliesst der Arteskos 8ia "OJpuc^wv. An der günstig
gelegenen Stelle, wo sich dieser Fluss mit dem Hebnis vereinigt,
gründeten sie eine Veste, deren bessisciicr Name Uscudama
laatcte and die zur Zeit der makedouiscben Oberherrschaft eine
Colonie von Oresten und Magneten erliielt; daher ihr Name
'0pis-:\3 oder 'Opeoriai;, mit der Vorstadt Föwoi (St. B.), das
spKtcrc Hadrianopolis. Das war die eigentliche 'OSpuodx oder
"08poa« • JtsV.i; 'OSp'Joöiv (St. B.). Als Nebenfurm für 'üSpioai
finden wir 'Üipuaioi und 'OJpiwTtai, und es gibt Münzen 'üJpilitTÜv.
Die mygdonisehe Aue sUdtiili von Daskyleion war durchflössen
von dem Flusse 'OJpiairr;;, der von Osten her in den Rhyndakos
einmündete (Strabo XII, p. 550); leider steht die Lesart nicht
fpst, indem dat\lr auch 4 'Piliio; überliefert steht — der nahe
liegende Schluss, dass Odrysen einst über den Hcllespont gesetzt,
wie die Treren und Bithynen, muss daher für unsicher gelten.
Im Slawischen begegnet der Flussname Odra, unsicheren Ety-
mons; auch "OJpoca lässt sich schwer deuten: im Inlande von
Dacia ripensis erwfthnt Prokop ein CastcU "Oäpioullo. Weiters
liaben sich die Odrysen den llebrus aufwärts, wo Philipp
<lHXiwse'JsBXii; gründete, wie entlang dem Erginias ausgebreitet,
bis nahe an Byzantion; in der Gründungssage dieser Stadt er-
scheint '0JpÜ3T,i als König der Skythen (Hesych. Mües.); auch
wird '02pä?>)5 von Arrian als Vater des Thynos und BithjTios
hingestellt, nicht nur wegen der geographischen Nuhe, sondern
auch weil die thynischen Stämme von den Odrysen unterjocht
wurden. Im Becken des Erginias war offenbar DRUZI-PARA
oder Drizipara ein alter Vorort der Odrysen; ferner müssen
wir die 'Abtji, deren Königsburg Bti^üt) hiess, für einen odrysischen
Hauptstamm halten. In der Tab. Peut. finden wir am Hebrus
Brasdorciani verzeichnet, d. i. (O)DRUS(AE) DORCIANI (vgl.
den See Aäpiw;, oder nach einem Orte Aipxiov, wie es noch jetzt
ein Dorkowo selo an der Ccpina gibt?); oder ist BORCIANI
zu lesen (vgl. die Göttin Bspxr,töta bei Kanitz, Donaubulgaricn
III, n" 36)? — Erst seit den Perserzügen tritt der Odrysen Stamm
•Ifutlicher hervor: bisher waren die tlirakischen Stämme unge-
H eint gewesen; durch den Skythenzug dos Darius wurden sie
aufgerüttelt, und im Hebrusbecken, das eine natürUche Einheit
(Ursteilt, erhielten die Odrysen die Obmacht über alle Stflmmo;
«>iUnDg>bcr. a. plul.-kiri. U. CXXVIU. B<1. i. Abb. 0
I
I
I
TT. kVhtaSivnf. Tomkiehek.
ihr FUret heisst fortan 6pT,<xwv ßasiXßl; (Hdt. VIII 137), innige
Familienbandc verknüpften ihn mit dem skythischen Herrecher-
hause (IV 80).
Das Qeftlgc dieses Staatswesens lernen wir aas dem Be-
richt des Thucvdides (IT 29, 97) kennen: ,Die Herrschaft der
Odrysen hat zuerst Tifrr,^ über einen grösseren Theii des übrigen
Thrakiens ausgedehnt. Sein Sohn 2it-iXxT)q (^431 — 424) ver-
grösserte die Macht nach allen Seiten. (Er unternahm Züge gegen
die Paionen und Triballer, sowie jene grosse Expedition gegen
Perdikkas von Makedonien, die wir bereits mehrfach berührt
haben.) Sein Sohn -eJOTj; beherrschte ein Gebiet, das sich von Ab-
dera bis zur Istrosmündung, von Byzantion bis zu den Quellen
des Strymon erstreckte. Die Einnahiueii in Gold und Silber
betragen gegen 400 attische Silbertalente; ausserdem giengen
viele freiwillige Gaben ein, Gold und Silber, gestickte und
einfache Zeuge, Hausgeräthe aller Art. Diese Gaben waren nicht
blos für den König bestimmt, auch die Edelinge wurden damit
bedacht. Denn am Hofe der Odrysen Iftsst sich nur mit Ge-
schenken etwas erreichen; hier gilt der Grundsatz: Nehmen ist
seliger als Geben, und wer mehr gibt, erhält mehr. So war
denn damals das Odryseni-cich das grösste an baren Einkünften
und an sonstigem Wohlstand; auch die Wehrkraft war be-
deutend: Sitalkes brachte ein Heer von 150.000 Mann auf, davon
ein Drittel Reiter; nur die Skythen standen in dieser Hinsicht
über.' Nach Seuthes Tode verfiel das Reich in mehrere Theil-
gebiete; wir finden drei, vier, einmal sogar fünf Horrechaften
neben einander. Wir haben nicht vor, die verwickelten Ver-
hältnisse dieser Fürstonthümer und die Beziehungen derselben
zu den Griechen und Makedonen, deren KOnig Philipp endlich
Alles unter sich brachte, genaa darzulegen; die Werke über
die deuwsthenische Zeit geben darüber Auskunft, und die
Reihenfolge der odrysischen Ftirsten hat Ad. Hock (Hermes
1891, Bd. 26, S. 76—117) genau festgestellt. Xenophon wirft
interessante Streiflichter auf das raubsüchtige Oebahren der
odrysischen Fürsten; so wenig waren diese noch vom Griechen-
thom bccintlusst, dass beispielsweise Seuthes in seinem Verkehr
mit Xenoplion stets eines Dolmetschen sich bediente. Wenn
die griechischen Schriftsteller von Thraken im Allgemeinen
reden, haben sie meist die Odrysen, das nächste und best be-
DU kIMd Ttintinr. I.
83
kannte Volk, vor Augen. Auf Alles, was ftlr dieses Volksthum
charakteristisch ist, werden wir in dem Artikel ,Thraken' zurück-
kommen.
Nach Alexander's Tode geriet!» die makedonische Herr-
schaft alK>r Thrako ins Schwanken; es bildete sieh ein neues
odrj'stschos Hoich heraus. Schon unter Lysiinachus sehen wir
den VasaUenfilrsten Seuthos eine zweideutige Rolle spielen,
indem er es versuchte (314/13), den gegen die Getön kämpfenden
Makodonen die Ilafinuspassage zu sperren. Wider die Udrysen
sog noch Philipp, des Demetrius »Sohn, zu Felde, ohne dauernde
Erfolge zu erzielen. Zu den Römern stellte sich das odrysische
Reich auf den besten Fuss: galt es doch flir beide Seiten, die
rohen Bergstärame in Zaum zu halten; ^viedcrholt suchten die
Odrysen ihren Todfeinden, den Bessen, den Vereinigungspunkt
der gesammten thrakischen Völkei-welt, das dionysische Orakel,
zu entreissen, und dies gelang ihnen auch mit Hilfe der ROraer,
welche hinwieder in dem odrysischen Fftrstenhause eine kräftige
Stutze fUr die Sicherung der makedonischen und mysischen
Provinz erhielten. Bei einigen Odrysenflirsten gewahren wir
den Einfluss hellenischer Bildung; tief ins Hebrnsgebiet drang
die griechische Sprache und Götterwelt ein. Doch reichte der
Einfluss der von Korn bevormundeten Dynasten nicht immer
»US, um die Freiheits- und Raubgelüste der BergstJlmme zu
lUmpfen. Von der Zeit an, als die mächtig gewordenen Daken
sdig EinfilUe über die Donau machten, tieng es unter diesen
gähren an; und als gar der Zwang zum Legionendienst
hiQzatrat, und als die Landessöhne in alle Welt verschleppt
wurden, brach der Aufstand im Bergland los und wurde erst
unter Strömen von Blut unterdrückt. Thracia wurde endlich
römische Provinz (46 n. Chr.), und die Odrj'sen als herrschendes
Volk verschwinden von der I^ildfläche. — Wir führen nun jene
ae an, welche nicht nur ritumlich, sondern auch vcrwandt-
Sch den Odrysen nahe standen.
Btwot oder Bsvsi, (Plin.) BENI, finden wir in der Nach-
Bchaft der Korj)ilen und Odr^ysen am Unterlauf des Hebrus
beiden Ufern und im Flacligcbict des untern Erginias sess-
luft; wenn sie etwa bis zur Meeresküste reichten, wo einst
Apsinthier sassen, so konnte 5 Bsvvixb; %iXi:o<; (St. B.) den Mclas-
bosen l>ezeichnet haben; es gab jedoch, wie man meint, eine
6»
TT. AMMidlnnic: TotnaacbvV.
von Thraken, die auch in Erythrai erscheinen, besiedelte, fuX»)
'EfEoCwv, Namens Brvv« oder Büva, (Ew. Betvaioi); vielleicht liegt
ein Thema ves-no, f. ves-na, zugrunde, von ves- ,wesen, weilen,
wohnen'^ an das gallische Wort henna , Wagensitz', woher con-
bcnnones, ist nicht zu denken. Ptnlemaeos kennt eine thrakische
(r(pivr,ylx Bevvtjcij. Herodian nannte B^wa oder Biva • xiX'.; Bpöxr,?
und deren Einwohner Bewactsi^ vermuthlich war es derselbe Ort,
der seit Hadrian Plotinopolis hiess, das byzantinische At2uixoT£Ty_si;,
— In ihrem Gebiet, nahe dem Hebrus, erscheint eine xaroui«
epotxr,;, Namens 'VW'^ta: (St. B.), HYPSALTAE (Plin.), ge-
bildet wie Bisaltae; wahrscheinlich zu sondern von Ku<)iiXflt, Opärra
7:6X11; (Polyaen. IV 16), dem heutigen Ipsala.
Kaf^oi • lO/oi; Öpoaisv (Apollodorus ap. St. B.), CAENIC'I
(Plin.), Sassen südöstlich von den Odrysen, an den südUclicn
Zuflüssen des Erginias bis zur Propontis. Unter den thrakischen
Stämmen, welche den Maniius (l<iö) zwischen Kypscla und dem
Hcbrns überfielen, nennt Livius (XXXVUI 40, 8) auch die
CAENI. Einen ccht-thrakischen Namen führt irf^Y""/*'? ^ Kaivüv
ßaoiXeCi; (Strabo Xlil, p. 624, b tüv 6pmiüv ßao'.Xiui; Diod. XXXIll,
fr. 17 App. Mithr. 6; üiogyris Val. Max. IX 2 ext. 4), ein
Zeitgenosse des Attalus IL (159—139) und bekannt ob seiner
Grausamkeit; er übertiel die Griechenstüdte an der Propontis
und zerstörte Lysimacheia durch Brand; von diesen ewäpiiA«
handelt eine Inschrift aus Sestos (Wiener Studien I '62 ff.,
Dittenberger's Syllogc n" 246), wobei der Thaten des Strategen
im Chersonnes Straton gedacht wird. Attalus Asiae rex subegit
CAENOS (Trog. Pomp. prol. XXXVI). Die Römer machten
die Katvixi»,, regio CAENICA, zu einer ir:paTY,Yiat tS); Spatx»;;;
Ptolemaeus verzeichnet sie östlich von der Bsvvoiij bis gegen
Perinthos. In ihrem Gubiete lag die colonia 'ATcpu?. Ihr Name
könnte die .Jungen, Frischen' (gr. yav/ol vgl. skr. kanyä ,virgo')
oder auch die ,am Anfang, an der Küste sesshaften' (vgl. slaw.
konfi ,Anfang'), von Wurzel ken- ,anfangfin, frisch sein', be-
deuten; sie ftVr tylenische Galater zu halten (vgl. Katvbi; liotaiii;,
Fluss in Gallia Narboncnsis) wäre verfehlt.
'Arzai, ASTAE oder ASTII, was vielleicht ,die Ansässigen'
bedeutet, gehörten zu den odrysischen Stämmen; ihr Vorort
war Bttlur; • Tb tüv 'Astüv ßaciXeiov, arx regum Thraciae, das heutige
Wizöh. Der Istrand2a-dagh, welcher den Byzantinern da-s Bau-
Di« tltau Tbrakür. I.
holz filr die Flotte lieferte, benannt nach der im Quellgebiet
les Erginias gelegenen Ortschaft SspY^vTl^iov (= 'Ep^iintr, des
Iterthums), hiees zur Römerzeit MONS ASTICUS (TP.).
«Tvxi^ wird neben der Thj'nias als y.ti>p« Bul^orrwov erwähnt
t. B.). Die römische Strategie ASTICA war wahrscheinlich
ingetheilt in eine ,obere', welclie den Bergzug umfasste, und
ne jUntere', 'Aorixi) i^ ittpi nspivOsv; letztere findet sich auf zwei
ichriften erwähnt. Neben den ASTII, welche Livius beim Zug
es Manlius vermerkt, gab es PEHASTII (TP.): es sind die
IlvicTa'. • löve; xpb; tw ridvTtp (St. B,), östlich vom Bergzug; denn
auch die Thynias wird zur 'Ahtixy; öpäxrj gerechnet (Scymn, 759);
ie thrakische Vorsilbe pi- vertritt die Praeposition iiti, skr. äpi, |
eapers. pi-, ti- ,zu, bei, an' (vgl. die Glosse xt-rjr,). Zum
tztenmale erscheint der Name A.stica, xl üXat t^; 'Aoxixij;, bei
heophylactus Simocatta a. 584 ff.
Sa|Aaiot, obwohl nicht ausdrücklich als Volk bezeugt, wareAJ
ie Insassen der von Ptolemaeus ans mittlere Tundza-Gebiet,
0 KaßüXT) Vorort war, angesetzten inp(x7r,yia ij -aixaV*^. Als
on den Sapaicm der Rhodope gehandelt wurde, fanden wir
eine Inschrift mit öv« 2ä-aiV.Tiv eptßwXsv, mit der Variante
ipi«txi^,v. Die Samaier Hessen sich gut deuten als ,die Ge-
cAhmt«n, Ruhigen, Friedfertigen'; vgl. skr. yäma ,gezlihmt', von
Wurzel Kem : kam (gr. iwiixvu)) ,sich mllhen, mttde werden,
I ausruhen' ; allein wer bürgt dafUr , ob das Wort im Thra-
^Bicischen nicht etwa mit ( angelautet hat? Von den alten
^BSkyrmiaden , Nipsaiem, Sircn etc. ist in späterer Zeit nicht
^Hmehr die Rede.
^H KotXaXrjtat, ein den Odrjsen nahe stehendes Volk, nicht
^^ tu verwechseln mit den KipaXXo! im getisehen Hacmus, waren
II zur Römerzeit in zwei Abthcilungcn geschieden: COELALETAE
MAIORES Uaemo subditi, MINORES Rliodopae (Phn.). Es
Lgab also zwei Strategien dieses Namens: Ptolemaeus führt nur
ie eine, im Arda-Thal der Rhodope, zwischen den Bessen,
ennen und Odrysen gelegene KotX(aX)ir)Tixt5 an; die Tab. Peat.
[dagegen setzt an den Südabhang des Haemus, neben die moe-
e ArUcia am Fluss Tonzus, PETE ■ CoLoLETICA d. i.
•Gebiet der ,gros8en' Coelaletae. Das Element pete wird
r&icbt auf die UcAni der Hebrusmünde bezogen werden dürfen;
die dem Haemus benachbarten Getae werden kaum darin
86
TT. AlilMiJliiDf: Tonikichcli.
Stecken; ich glaube, es ist das thrakische Wort flir den BegrifF
,gross, ausgedehnt' lat. patulas, von Wurzel peta- ,aasbreiten'
(irrrävvu|jitj. Zur Zeit des Tiberius (26) empörten sich wider
den Römerfreund Rhoemetalcas, welcher die Landc.ssöhne zum
Dienst in den römischen Legionen zwang, ausser den Dii und
Odrj-sae namentUch die COELALETAE (Tac. Ann. IV 46);
der Fürst selbst kam dabei in Lebensgefahr; vgl. die Inschrift
bei Dumont p. 31 n" 62, e: üxep t^; 'Pct|i.r,-:äXxou xit duOsSuptSj;
ex Toü xorri ibv KotXaXr,T;)tbv ziXsixov x-.vjjvsi» ou)Tr,p(a;. Allgemach
fanden sich die gebiindigteu Koilaleten in ihr Schicksal; ja sie
zeichneten sich im Kriegsdienst aus. So verlieh Kaiser Domi-
tianus (86) ein Militiirdiplum (C. I. III n" XIV p. «57)
SEUTIIAE TKAIBITIII CuLuLETICO equiti coh. U. Thracum.
Der Singular lautete CÜELALA, CüLüLA, gebildet wie
DANSALA; zum Theiiüi Ooela, ('ohi vergleicht sich der Ort
im Chersonnes Coela, Cuila, Cuola, Ciilla (so die Varianten auf
röm. Münzen); man denkt hiebei zunächst an xoi/.s; (x^ia&j)
,hohl'; möglich wftre auch eine Hcrleitiing von Wurzel qel: qol
jdrehen, bewegen; sich bewegen, bewohnen, weiden*.
;^e/vAT,T€;, die Insassen der weiter westwärts sich an-
schliessenden crpa-nrifia -eXatjt'.xi^i im mittleren Haemus, deren
Vorort Kap-cJ2aiix9v (Ptol.) gewesen zu sein scheint, werden
wahrscheinlich schon unter Augustus erwähnt, als M. Licinius
Crassus gegen die Grenzvölker Makedonien's zu kämpfen liatte
(28 V. Chr.); nachdem er die Bastarnen verjagt hatte, beschloss
er die moesischen Stämme im westlichen Haemus zu unter-
werfen; er fiel zuerst in SsYeTtxij ein, hierauf in die Mjsii (Cass.
Dio LI 23); Th. Mommsen denkt hiebei an die »epitxi^,
Müllenlioft' verbessert -eXsTixii. Bei barbarischen Wörtern stand
die Schreibung nicht immer fest. Auch die üsXXtjtixij war in
zwei Theile geschieden: iq ipstv^, welche den Bergzug und das
Einfallsthor in die Moesia, wo die Station Monte Emno lag, und
in später Zeit die Tpatavoü tpiße; vermerkt wird (an der Quelle
der Gjopsa), umfasste, und i^ seätewC« im Flachland (an den
Bächen IsptAio; und 'Aps«??); in einer Inschrift von Swrlyg
(Arch. epigr. Mitth. 1886 X p. 240 n" 4) erscheint ein Stratege
— ijXt,T!x^5 ipsivi;;. Ob die Seiloten thrakischer oder moesischer
Abkunft waren (vgl. SsXXf/Ei; zsTaiiSi bei Arisbe in der Troaa),
lässt sich nicht einnitteln.
Di* *U«ii Tbrmkor. I.
87
Wir reihen mehrere StÄmiue an, denen das Element -gero-
{"Pipo, gerro) anhaftet; dieses hängt wohl mit der Wurzel ger-
,8ich einander ntthern, sich schaaren, bewohnen' zusammen;
vgl. ävjtpu), iyopi, skr. grama ,Schaar, Doi*f, gael. ger ,nahe'
etc. — Zwischen Bergule und Hadrianopolis verzeichnet die
Tab. Peut. BETTE-GERKI. Weiters erwähnt am mittleren
Hebras neben den Odryscn DRU-GERI, d. i. ,Bcwohner der
Gehölze', wie die slawischen Drewljani, von dru, 8pii;, ,Holz'.
Nördlicher von den hessischen Carhiletae sassen nacli Plinius
PYKU-GERI, etwa im Gebiet von Phiüppopolis oder Trimon-
tium; die Tab. Peut. setzt die Pvrogeri an das Nordufer des
Hebms, zwischen den Bächen "ApC*? und -sfixio?, also in das
vortrefflich ange1>aate, getrcidereicho Gebiet von Cirpan. Schon
Theophrast (de causis plant. IV 11,5) erwähnt den thrakischen
Weizen oder Spelt, öpohtto; iwpo^; gewiss hat es in der thra-
kischen Sprache ein dem gr. itüpi;, slaw. pyro, lit. pura ent-
sprechendes Wort gegeben, so dass wir die Pyro-geri als , Be-
wohner der Getreidefelder^ fassen dürfen. Ein nördlich von
Philippopoli.s gelegener vicus (C. I. VI n" 2799 a. 227) hiess
L'untie-gerum; eine mutatio am oberen Hcbrus m. p. IX Bessa-
para, XII Philippopoli hiess Tugu-gcrum (IH.); bei Germane,
dem (4cburtsort des Bolisar, lag ein Castell 'Po/Xi-fipal; ebendort,
an der Ostaeite des oberen Strj-mon, zwischen den Bessen und
Dantheletcn, hauste nach Plinius das Volk der DI-GERRI, also
nordwärts vom Ryla; von den Siffipu ' ^6vs; Öpaxiiv hatte bereits
Polybius im 13. Buch berichtet (St. B.). Nördlicher, zwischen
Dardanem, Triballern und Moesen sassen nach Plinius CELE-
GEiil, vielleicht ,Höhlen- oder Hüttenbewohner' (vgl. lat. cella,
und thrak. Siro-cellae, im Gebiete der Siren), von Wurzel qel:
qol ,bergen, sich bergen, hausen'.
EndUch müssen wir der rptßa/.Xo( gedenken, deren ältere
Sitze Herodot (IV 49) angabt: itiJiov ts TpißaXXtyiiv, an der Ver-
einigung der Flüsse 'Affpoi; und Bpo-jfc;, d. i. der serbischen
Morawa (sammt Ibar und Sitnica) mit der Binöa-Morawa, also
die Ebene von Nis uml das Feld Dohrid; nicht das Kosuwo-
polje, wo illyrischc Dardaner sassen. Nordwärts, entlang der
Morawa, reichten sie wohl bis zum Istroa; ostwärts schlössen
sich die Tilataier und Troron an (Thuc. II 9tj). Während
diese dem Sit&lkas uuterthau waren, waren die Triballor unab-
«8
TV. AMuidlung: Tonaselick.
httDgig{ sie hatten die Angriffe der Odrysen glücklich zartick-
gewiesen (IV 101); der TejAeviT»)? Xi^o? ev rf, Bpotx») bildete die«
Grenzmarke wpb; ttj TptßaXXüv (St. B.). Dieses Volk, das vor-]
einst an der Auflüsung der moesischen Nation am stilrksten
betheiligt war, stand lange mächtig und wehrhaft da. Heraclide«]
Ponticus berichtet: die Triballcr ziehen in vier Schlachtreihen j
ins Feld; im ersten Treffen stellen sie die SchwUcheren auf,]
dann folgen die Stärksten und Tapfersten, hinter diesen bildet
die Reiterei die dritte Reihe, zu allerletzt lagern beim Trossj
die Weiber, welche (wie bei Kelten und (lermanen) die Männer,
falls diese den Rücken wenden, mit Zurufen zu erneuter Gegen-
wehr anstacheln. Ihre Sitten waren roh; die Redner, zumal'
Ißocrates (Pancgyr. 89), schildern die Triballer als wahre Wilde,
fXii ■KÖrtt^ ^as'rv dtroXXüvat oü |/.3Vov toü; i|x6pou; xai tou; xkrfiio^
o'.y.oüvTa;, äXXa xal twj äXXcu; ecuv äv i^'.nitj^xi Jjvwvrat. Aristophanes
(Av. 1565—1693) lässt einen ungeschlachten Tpifla^Ai^ auftreten,
in der Maske eines Barbarengottes und als Prototyp eines thra-
kischen Sclaven oder Häschers, welcher das Griechische io]
seiner Weise verhunzte; er sagt z. B. va3a(ffa Tpw flir ävaßiicw
ü(ui; tptii, oder vaü växa ßaxTäpi xpoCiaa filr ooi vaxo; ßaxrrjptu
xpoüob), and luiXavi xipauva xai j^rfäXa ßanXcvaü fUr xaXT;v xdpT;v xal
\u-fi\r,-i ßasiXefav — man glaubt einen Skythen oder Perser zu
hören. Aber den illyrischen Stummen war ilieses Barbarenvolk '
weder gewachsen noch ebenbürtig, ebenso wenig den Galatem.
Zuerst waren es die Autariaten, welche über ihre nächstca
Stammesgenossen, Eneter und Dardaner, sodann über die Tri-
baller, die sich von den Agrianen bis zum Istros fünfzehn
Tagereisen weit erstreckten , die Oberherrschaft errangeo
(Strabo VII p. 318); dieses Drängen der Illyrier steht mit der
Ausbreitung der Galater in den Ostalpen and an der Adria im
Zusammenhang (400 — 300). Schon im Jahre 376 erschien eine
flüchtige Raubschaar von mehr als 30.0(X) Triballen mit Weib
und Kind im Gebiet des Nostos und drang bis Abdera vor
(Diod. XV 36, Aen. Poliorc. 15); die Abderiten standen damals
im Kampfe mit den Bürgern von Maroneia, welche sich der.
Beihilfe der Triballer bedienten; vgl. sehol. Aristid. III p. 275:
'AßBijpitati; iliu-fflr^ist \a^plai iv Bpäxr, TraXcixo'jfxevGt; üxs Map<i)veiTwv
xat TpißaXXüiv, iv },pyj. XoiXr,;; C'babrias brachte einen günstigen
Vertrag zustande. Aber auch am Haomus und Istros ver-
Dw kitoo Tlinker. I.
89
breiteten sich die gedrÄngrten Triballer immer weiter; wir hören
sogar von Kämpfen zwischen dem Skythenkönig 'Atso? und
Schaat-en von Triballern (Fiontin. 11 4, 20 Polyaen. VII 44, 1).
Als Philipp von seiner Expedition gegen Ateas zurückkehrte
(339), verlegten ihm die Triballer die Haemuspassage und
forderten die sk^ythischc Beute für sich; im (tefecht wurde
Philipp schwer verwundet, und die Beute gieng an die Barbaren
verloren (last. IX 3). Da die Raubzuge der Triballer nicht
aufhörten, zog Alexander (334) zur Haemuspassage und schlug
die verbündeten Thraken; er verfolgte rlie Triballer, deren
König S'JppLo; war, bis zur Einmündung des Baches AGyivo;
(Cema-woda) in den Istros; Syrmos fand Schutz auf der Donau-
insel Peuke; nachdem jedoch Alexander die mit den Triballern
verbündeten Geten jenseits des Stromes heimgesucht hatte,
huldigte ihm Syrmos (Arr. An. I 3. 4, Aen. 15); es hiess
damals in Athen, Alexander sei im Kampfe mit den Triballern
g^efallen. Als Alexander nach Asien zog, standen in seinem
Heere Illyrier, OdrA'sen nnd Triballer, 5000 Mann (Diod.
XVII 17). Nach seinem Tode erhielten Krateros und Antipater
Makedonien, dazu 'AyP'»""? ''*' TptfJa/.XoJi; (Arr. ap. Phot. bibl.).
Die Macht der Aatariaten wurde von den Galatern ge-
brochen. Schon um das Jahr 3(K) k.'impfte Kassander im
ÜAemtis gegen die Uahiter (Seneca, Nat. (juacst. III 11); er
leite zugleich 20.(X)0 flüchtige Autariatenfamihen als Grenz-
wacht im Orbelos an (Diod. XX lU). Immer häufiger wurden
die Einfalle nach Makedonien; die Dardaner, welche damals
eine starke Macht bildeten, zählten leider ebenfalls zu den
Feinden. Eine grosso Galaterschaar unter Kerethrios wandte
sich (280) £::i ÖpotÄ«; t.x\ ts eOvo; t(5v TptßaXXwv (Paus. X
19,4) and zog, fugatis Getarum TribalJorumque copiis (lust.
XXV 1, 2) zum Nestos und Strymon, wo sie Antigonus Gonatas
(277) fast aufrieb; er nahm 90(X) (Jalater unter Biderios in
Sold (Polyaen. IV 17). Galater wurden im Bermios angesiedelt;
es waren VETTII, gens Gallica bellicosa (Liv. XLV 30, 5).
Ab der Morawa hatten sich neue galatische Schaaren unter
BoMvare^ festgesetzt; diese treten später anter dem Namen
(fflyr. maked.) ZwplbrzM, (thrak.) JixspSisxoi auf; der Weg, den
■ie aaf ihren Raubzügen nacli Süden nahmen, führte entlang
der Morawa (slaw. pat Morawskyj) und hiess noch lange
TT. Abhudlnng: Tomftsebtk.
BiGavarceta 68155 (Athen. VI p. 234, b). Sie bedrängten aufs
ttosserste die hier ansässigen Triballer; schaareuweise verliessen
diese ihr Land und flüchteten ins Donaugebiet, wo sie schon
lange heimisch waren; vgl. App. lUyr. 3: Z^opivnM xai Tp'.ßizXÄoi
£4 TocoÜTOv äXXr,X9ii; toXeixu ä-.e^Gsipav, ü; TpißxX/^v tt Tt üzsXs'.csv
^v £5 FeTa; üzep 'Isrpov ^\r(c\i v.x'i ^evo; "coi/ro äxjiiffav (tf/pt «l>iXt:rr5'j
TS xai 'A/.£;äv?p5u vOv £pr,nsv xit ävb>-/vi};icv toi; TtjaE Elvat. So wurden
auch die Skordisker geschwächt; doch waren sie noch im Stande,
geeint mit den Resten der Triballer, die römische Provinz
ilacedonia ständig zu beunruhigen (135 — 84), obwohl sie oft
tüchtig geschlagen wurden, z. B. im Jahre 110: a M. Minacio
Rufo in Maccdonia Scordisci et Triballi victi sunt ( Eutr. IV 27).
Als unter Augustus Moesia als Provinz eingerichtet wurde, gab
es hier noch Reste der Triballer, an der Seite der Dartlaner
und Moesen (Plinius; Cass. Dio LI 23. 27); bei Ptolcmaeus
rinden wir sie beschränkt auf den Strich zwischen den Flüssen
Kiabros und Utos, und als ihr Vorort erscheint Olsxsi; TpißzXXüv.
Unter Tiberins wird in der Moesia noch eine TREBALLIA
unterschieden. Der Kaiser Jlaximinus (235 — 237), ein Thra-
ciscus, war früher Hauptmann einer ala Triballorum ; Diocletianos
datierte ein Sclireiben (294, cod. lust. VUI 48, 5) TRIBALLIS.
Das sind die letzten Spuren ihres Namens; die Byzantiner, die
sich gerne verschollener Namen anstatt der gleichzeitigen be-
dienten, durften schon wegen der theilweisen Uebereinstimmung
der Wohnsitze wie des Namens die slawischen Srbljano oder
SfpßXoi Triballer benennen. In diesem unstreitig thrakischen
Volk wollte V. Hahn vielmehr Dlyrier erkennen; tri-bAlle konnte
nämlich im Illyrischen ,dreigiptelig' oder ein Volk bedeuten,
dessen Front nach drei Seiten gekehrt war. Doch sind auch
andere Deutungen möglich; z. B. aus tri-bala ,8ehr mächtig,
Uberschwenghch', von Wurzel bhel: bhal (vgl. fiXXs; gael. ball
,penis, membrum'). Wir wollen noch Einiges über die gala-
tischen Intrusionen anfügen.
An der Donau, an der Morawa und NiSawa finden wir
Spuren der keltischen Namengebung: erinnern wir uns an (.)rte
wie Singi-dunum, Taliata, Gerulata; an den Namen Navissus
iUr die NiSawa; femer an die civitas Remesiana und die mansio
Meldia , welche in das Gebiet der Scrder i'ührten. Denn
Remesiana, das heulige Aq-palanka, hatte seinen Namen von
Di« alten ThraVcr. I.
den gallischen 'I'tjiAS'., Roml, obgleich die Bewohner den Anklang
an Roma bevorzugten und ihren Vorort Romansiana oder Ro-
uiatiana benannten; eine Landschaft RIMESICA setzt die Tab.
Peut. an den östlichen Haemus, also in das Galaterreich von
Tylos. Meldi« hinwieder, etwa bei Sliwnica gelegen, erhielt
diesen Namen von den Nachbaren der Remer, den MeX?:-. oder
MeXSat; diese erscheiiiou thatsilcldich iiu Norden des Beckens
von Sofia zur Zeit der Heereszüge des M. Licinius Orassus:
r.*i oswv MeXssu; (cod. n5p8ou;) fiiv xai JlEpJoü; jMi/ai; xaToxpaiüv
exetpuoaTs (Cass. Dio LI 2ö, 4). Die SspJsi dagegen, welche
die thrakische Strategie SspJixTJ bewohnten and deren Vorort
lepäüv •söXt;, dann auch Zipl{%T, und lipSixifj (das heutige Sofia,
slaw. Sredec, byz. Tpta3t<a) hiess, werden wir den thrakischen
Stämmen zuweisen müssen, da gallische Namensanalogien fehlen ;
der Name könnte etwa ,die Trotzigen, Ragenden' bedeutet
haben, von der Wurzel ker + dh, skr. ^uirdh-. Die (ialater,
welche in starken Banden die llaemushalbinscl bis Delphi und
Dodona hinab durchzogen, haben sich auch südlich vom Haemus
eine Hcinistiltte bereitet; es waren die TjXiTa! oder TijXr,vsi, so
benannt nach ihrem Vororte TüXy; oder T'JXt? • KiXs; öpäxir;; toO
A^iAou i:\yy}ht (St. B., Suid.). Diesen Raubstaat hatte (278)
Kommontorios, ein Genosse des Brennos, gegründet, nachdem
Leonorios und Lutiirios niii ihren Schaaren über den Ilellespunt
gesetzt hatten, um Kleinasien zu beunruhigen; derselbe bestand
bis auf Kavaros, welcher (um 213), von den Thraken vertrieben,
gleichfalls nach Asien auswanderte, Die Tyliten hatten ihr
Gebiet bis vor die Mauern von Byzantion ausgedehnt, dessen
Bürger hiediirch weit ärgere Feinde erhielten, als es bisher die
thynischen und odrysischen Thraken waren; sie massten den
Galatern .lahrgelder entrichten, zuerst 3000, dann üOOÜ und
lU.lMX) Goldstücke, zuletzt sogar 80 Talente (Pulyb. IV 46).
lieber das ßaoO^etov TuXtj hat Jireöek eine ansprechende Ver-
muthung vorgebracht: er vorgleicht das Dorf Tulowo im Tu-
lowsko-pold (provincia de Tulia e Zagora, Urkunde a. 1095)
am Oberlauf der Tundra östlich von Qazanlyq; hier gibt es
zahlreiche Tumuli, in denen Watten aus Bronze und Eisen
gefunden werden; das gut angebaute Hochthal besitzt an der
Tundza-Beuge ein Ausfallstlior nach Süden. In dieser Gegend
hat Ptolemaeus einen Urt 'üpKeXX«i, d. i. Vercellae; das spUt
9S
IT. AMudlmnc: Tonttckfk.
erwähnte Castell Vokir, (Zon. Said, etc.) hat einen Namens-
genossen in dem /usisv roXön) |X(XfcU FaXa-no^ (C I. Gr. n* 97G4,
christl. Inschr. aus Rom).
Schliesslich seien noch einige Stämme erwähnt, deren
Lage und Herkunft unbekannt ist: 'Ertptßai • ?0vo; Spi*x,i,
Hecataeus (St. B.); Bavnot • lOvo; Bpäxr,;, Hecataeas (St. B.);
Bodavbat oder Bovioat, Herodianus (St. B.); Bußai • l6vo<; Bpanwuc»
(St. B.); IIo8ipY«i • «Ovo; epaixi)? (St. B.); TpfeXo-. • £6vo; epiu:»,
Hecataeus (St. B.). Femer Bäffsapot, ein Menschen opferndes und
verzehrendes Volk in Thrake; ebenso Süi; (Porphyr.) —
wahrscheinlich pure Erfindungen der Orphiker.
b) Die nördliche oder getische Qruppe.
Den letzten Theil der thrakischen Völkerwelt, der ans
dem Nordland auszog und ül)er dem Haemus sich lagerte, wo
sich noch Reste moesischer Völker erhalten hatten, bilden die
r«ai oder, wie sie Arrian gelegentlich nannte (St. B.), FeTrjWi
diese dürfen von der grösseren Masse der Karpatenstämme in
keiner Weise getrennt werden, wenn auch erst in römischer
Zeit die Gleichheit der Oeten und Daken hervortrat. — Cm
gleich mit dem Namen zu l>eginnen, so lässt sich derselbe,
gleichwie jener des edonischen Königs Fet«^ nur schwer deuten:
am besten als ,Gänger, Schreiter, Hirten', von der Wurzel g'^:
ge jgehen'; vgl. gi-iech. ^u-ß^tt? lit. getis, gatwis, gatwe .Vieh-
trift, Weide'. F'ijT'.-rrpäsu; hiess ein Castell in Hacmimontus; eine
reduplicierte Form finden wir im dakischen (Sarmi-) ze-gete,
zegetasa, vgl. skr. ^-gat, gr. ßt-fli?. — Die Geten fUhrt Herodot
in die Geschichte ein, mit dem ehrenden Beisatz: ol Fera: Bpi^xuv
iÖTK^ AväpTjtiTarrot *m JtxatiTaro'.. Die griechischen Colonisten,
welche an den pontischen Gestaden einen günstigen Boden fiir
ihre Handelsgeschäfte und sogar fUr dauernde Niederlassungen
gefunden hatten, erkannten in den ,Stutenmelkem und Milch-
essem' des Homer, den Nachbaren der Mysen, ,sehr gerechte
Leute'; ein Redner gieng nachmals so weit, zu behaupten
(lord. 5): Getae paene omnibus barbaris sapientiores 'somper
extiterunt Graecisqae paene consimiles. Das einfache Leben
der Barljaren, die ,nach nicht vom entnervenden Hauche der
Civilisatiuu augekränkelt' wareUj mochte morahsch angelegtem
Di* «Itan Tlinlier, I.
Naturen als etwas Hohes erscheinen — so pries im sittenver-
darbenen Rom, in einer Anwandlung moralischer Extasc, Horaz
den Gotennamen und die im dakisdicn Gemeinwesen wuehcrnde
Naturkralt. Tapfer waren die Getcii unstreitig; doch entsprai'h
der Erfolg nielit immer ihrem Heldenmuth: mitten durch ihr
Land hatten die Skythen Kauhzüpe his zur Propontis unter-
nommen; unschwer bezwang Darius die (xeten; dem Udrysen
Sitalkas leisteten diese und die übrigen zwischen Haemus und
HistcT gelagerten Stumme Ilccresfolge. Sie stellten Bogen-
schlltzen zu Koss, lmroTo;ötat (Thuc. II 96), von gleicher Tracht
und Bewaffnung wie bei den Skythen. Unter Seuthes I., dessen
Keicli sich l>is zur Donaumiindung erstreckte, stand der Geten-
häuptling ofl'eubar noch im Vasallenverhältniss zu dem Odrysen-
reiche. Gerne hätten wir erfahren, wie jener Getenherrscher
geheissen habe, der dem persischen Heere nach kurzem Kampfe
unterlegen war; vielleicht hilft da eine Verniutliung aus.
Sophokles hatte in seinem Triptolemos als Gegner des Demeter-
dienstes einen barbarischen Getenllü-sten vorgefllhrt (Hygin.
Astr. n 14), und aus diesem Stück citiert Herodiauus den Vers
,it«l XfltpvaßüvTo;, 3j Tstüv ipx,£i ti vOv'. Aus dem Beisatz li vüv,
sowie aus der echtthrakischen Nameneform Xapvixßwv (vgl. armen,
charn-a-ban .einer, der die Worte durcheinander mengt', z. B.
in unbesonnener oder prahlender Rede), könnten wir schliessen,
dass der Dichter einen Namen aus der unmittelbaren Ver-
gangenheit seinen Zuhörern in Erinnerung gebracht hat, eine
Freiheit, die sich die Tragiker manchmal gestatteten.
Das, was den Griechen seit Hccatacua bei den Geten-
stÄmmon am meisten auftiel, war der ihnen in Fleisch und Blut
übergegangene Unsterblichkeitsglaube und die Verehrung des
Naturgottes ü/.|ji.o;i;, den die pontischon Colonisten in euheme-
ristischer Weise zum Schüler des Pythagoras machten. Das
hat auch neuere Forscher bewogen, den Geten und ihrem Gotte
Beachtung zu widmen; hiezu kommt die Aehnhchkeit der
Namen r«3t und ToiOoi, welche bereits den Cassiodorius ver-
anlasst hatte, die Geschichte der Goten mit jener der Geten
zu verquicken; Jakob Grimm's Versuch, die^c Theorie ernstlich
zu begründen, musste sich jedoch alsbald als nichtig erweisen,
Ueber den Zalmoxisdienst werden wir bei den mythologischen
Namen handeln; hier sei nur erwähnt, dass die Geten stets
9t
TV. AbbudUng: Tomitclieli.
daa bezeielinende PrHdicat ol dOavati^ovte; (Hdt. V 4) behalu-n
haben; Pinto spricht von thmkischen Aerzten des Zalmoxis, si
X^fovtat xat öxaOavaTisStv; elienso Diodor (I 1*4), Arrian, Kaiser
Julian und Origenes, von Vizca ot ii::»6«vaT(CovTs?. Julian leitet
die Tapferkeit des Volkes von diesem (}laul>en ab: Vixai twv
riüicoTE |jifliy_i|j.(j>Tar:o! feYivaiiv, ouy_ üxb dväpei»; jjiövov ■«& cüfurs:,
Was die weiteren Geschicke der Geten betrifft, so hat
darüber MtUlcnlioff (vgl. DA. III 12r> ff.) ausführlich gehandelt;
wir boschranken uns auf die wichtigsten Thatsaithen. Als
Philipp das Odrysenreich bewältigt hatte, erhob er AnsprUcho
auf das Getcnland. KsO^iXa; i wv PeTüv ßKi/.si;, «fiov Mr,?« ttjv
OuYaTspa xai äiSpa soAAi (Theop. aj). Athen. XIII, p. 557, c;
Meda, Gudilae regis Gothorum lilia, lord. Get. 10), zog
ihm entgegen, und es kam ein Vergleich zustande: Kotheli^^B
gelobte Heeresfolge zu leisten, und Philipp nahm die rdtt; xvf'^
Frau. Theopomp benutzte dieses Ereigniss zu einem Excurse l
über die getischen Sitten; wir erfahren von ihm: VtcM xtöap«; ,
exovTS? xat xiOapi^evTs; ri? ixtxT,puy.ei3; xeioüvTat (Athen. XIV
p. i\21, c); femer vsusi; 8e Fetüv -b ewcsäljstv Ti;v fu^aixa to» aväot
(St. B.): so sehen wir einen aus der Urzeit vererbten grausamen
Brauch, dem auch die stryraonischen Thraken folgten, vereint mit
der herzgewinnenden Gabe der Musen. Als später (3.39) Philipp,
am seine Kriegsoasse zu ftlllen, Odessos angriff, welche Stadt '
zum Bereich der Gctia gehörte, erschienen wiederum getische
Priester ,cum citharis et vestibus candidis, patriis diis voce
supplici raodulantes* vor ihm: Odessos wurde geschont, der
getische Freundschaftabund erneuert; denn Philipp mochte in '
den Geten eine Schutzwehr gegen die Skj'then, Triballer und
andere BergstÄmme Thrake's erkennen. Das Vasallenverhältniss
bestand noch in den ersten Jahren Alexander's; als dieser
(335) die Geten heimsuchte, waren es nicht die Ilaemus-Cxeten,
sondern rtrn o'i xepav -oü 'lorpou <ixton^vsi (Arr. I 3, 5), welche
4000 Reiter und über 10.000 Fussgiinger aufgestellt hatten; 1
geschlagen, flolien sie zuerst in eine sehwach verschanzte Stadt
m der Donau, dann in die weite ipT,]i.lix (4, 4) nördlich vom
Delta oder die sogenannte Vexla i, fp»jiJLO?. Unter den Truppen I
Alexander's in Asien werden Geten nicht genannt; völlig miss- |
lang ein Feldeug des Zopyrion (327/2tl) ins Flachland über die
Donau gegen Geten und Skythen. Die Geten südlich vom
Strome scheinen sicli damals der pontischen llevxiitsXii; ange-
schlossen zu haben, welche Lysimachus (seit 313) zu unter-
werfen versuchte; gegen die Geten entl>ot er seinen Sohn
tetllokIes, welcher von ihnen gefangen und mit Geschenken
ickgeschickt wurde; ob hierauf Lysimaehas die pontischen
StSdtc und die benachbarten Geten wirklich bezwang, wird
nicht überliefert; es ist dies jedoch sehr wahrscheinlich, weil
Lysiuiachus seine Schutze in der getischen Veste T(pt^'.; barg.
Nachdem er mit Demetrius von Macedonion Frieden geschlossen,
erneuerte er den Krieg gegen die noch freien Geten jenseits
der Donau, «kriegskundige und an Zahl weit ilberlegenc Streiter'
(Paus. I 0, b), und deren König lpo\t.i-/ßiii]z (Strabo VII, p. 302);
ein Gete, Namens 'AsOr,?, spielte damals die liolle des Zopyrus
(Polyaen. VII, 25); Lysimachus gerieth mit seiner Armee,
100.000 Mann, in die wasserlose PeTÖiv ifr,\j.i%, die Noth stieg
aufs höchste, und er musstc capitulieren. Dromichaites kam,
nannte ihn Vater und führte ihn in die Veste 'HXn;, wo er
ein Mahl bereiten Hess, kOstlicb für die Makedoncn, ärmlich
für die t.ieten — mit dem Hinweis auf die Armutli und Har-
barei seines Volkes wollte der Fürst die Eroberungssucht des
Makedonen dumpfen. Es kam ein Vertrag zustande: Lysimachus
verzichtete ,auf den jenseits der Donau gelegenen Theil seiner
Herrschaft' (Paus.). Wir sehen hier, trotz der Siege der Geten,
die Herrschaft des Dromichaites auf die Striche über der Donau
beschrUnkt. Nach Lysimaclius' Tode (iJ8l) hüren wir wenig
von Geten; ihr Land wurde ein Durchgangsgebiet der Galater-
schaaren sowie der ßastamen; die Herrschaft des Dromichaites
musstc sich in der Folgezeit in mehrere schwache Tlieile auf-
geUist haben, und südlich vom Strome traten mehr die Moesen
her>"or, mit denen zuerst C. Curio von Westen her (74),
M. Lncullus (71) von der pontischen Küste aus Bekanntschaft
machte. Zur Zeit des Boeribista stand das rechte Ufer der
Donan bis zum Ostende des Haemus unter der dakischcn Bot-
mHssigkeit, und selbst nach seinem Tode hOrten die Einfalle
der Daken über den Strom nicht auf; zwischen Geten und
Dakcn lasst sich überhaupt kein Unterschied mehr ziehen. Für
Daken müssen wir auch jene Fürsten halten, welche zur Zeit
des Angustus unter M. Crassus (27) am Donaustrom sasscn:
IT. AMudlanf: Tonmcliclr.
den rOincrfrcuiidliclicn TtiX)); und seinen Gegner lohnt^, sowie
den Zupa^t;;, dessen Vtstc PEvsjxXa an der Donaubeuge vor dem
DeltA li\g (Ciiss. Dio LI 215); Crassus triumphierte ex Thraeeia
et OETEIS. Qeten hiessen im Munde der Griechen, wegen
der Oleieliheit der Spraelie und Sitten, auch die nördlich vom
Stroiue gelagerten Sfiimine, die Daken; diesem .Sprachgebrauclie
folgton mitunter auch die Römer (z. B. Antonius bei Sueton.
Oct. 1)3 ,Cütiso rex Getarum*), vor allem die Dichter. Für
die Haemus-Geten, welciie im Bereiche der pontischen Griechen-
sUidto standen, wurde liilutig, gemiiss der politischen Ein-
thcihiug, der Mame Moesi vei-wendet.
Die Griechen der pontischen Ktiste fanden sich mit den
Gcton stets gut ab; nicht selten fanden Weehselheiraten statt.
Die Krilracr lieferten den liinnenstAmmen Fabrikate aller Art,
Gel und Wein und das unentl>ehrliche Salz; dafür erhielten sie
Getreide, Hauholz und vor allem Sklaven. Bei den Dichtem
der neuattischon Komödie spielen Vi^K und As»; (Geta, Davos)
eine ständige Rolle. Ein charakteristischer Zug ftr die Geten,
wie ftlr alle Thraken, war die Ungebundenheit der Sitten, femer
die Viclwoil»oroi, wie der getische Sklave bei Menander (Strabo
VII, p. 297) sie schildert — schon dieser Zug hätte unseren
J. Grimm von seiner Theorie abhalten sollen. Bei Natursöhnen,
welche ihrer Sinnlichkeit keine Zügel aolegea, stehen hinwieder
Asketen, NUnner des Heilig«n8cheina, in hohem Aasehen; darum
gMUMuin bei lloeeen und Qeten nach dem Zengniss dea Po«-
dkaiw gwmde die weibeiiosen ux«oiß«» and die asketiscben
xtfam (s. d. GkKsen) Vorehrang und Einflnss. — Die Geten
bei Tomi» die mta ebenso gut Daken Deooea kfiimte, lernen
wir M» der Sebildemnfr Ovid's kenaen: sie tghaitBa bei ilun
die EfHthf^ Slarticobc, cmdi, rigidi. tracnknti, kimti, intonai^
peBti, bncoati; Menwibanaffw «area ibaea aicbt fremd; sie
mgMi atats das Meanr na Gwt «ad «araa bewebit mit Begea
■Ma». !■ TeaM^ wwde grieebiack «od geütch
Orid rfWatir dia felMtbt Sfpacbe aad aebn^ in
ei* Qedicte tber die |wii<wbi» HscAkl — W<«i
wir «an «bcvdäes 4«a Q«Ma tMavwit denk««, wie er wca^gisleaa
ia «h«rM- Zeit gairiäldiir» «üd. aa beben wir den «ihwn Tjpas
Dia allu TlitsW. I.
Komikern ßip:; (aev cyovie?, xai iXa^ove?, retott Ss Svte; (lies.).
Ungeachtet ihres Unsterblichkeitsglaubens und ihres Kriegs-
niathes waren die Geten Barbaren, wie die übrigen Thraken,
und wir dürfen uns ihre Zustände nicht ideal ausmalen.
^Von Sonderstämmen des getischen Inlandes erfahren wir
enig; Piinius führt an: AODES ('Ao)?£l?, otwa ,Zustösser,
Schläger', von vcdli: vodh wOsiv), CAUtjrDAE (etwa ,IIügel-
bcwohner' oder ,UoU!lndcr' von Wurzel kcug- ,w8lbcn', lit. kügis
, Haufe' etc.) und t'lariae (Var. Clancac, Dareae). Mitten in
^en Haemus setzt iStrabo (VII, p. 318) KöpaA.>.ot, während sie
pfti Orid (ex Ponte IV 2, 37- 8, 83) als ,fiavi' und ,peUiti'
Coralli am Histcr erscheinen (vgl. App. Mithr. Uli, wo sie neben
'likj^e; stehen): wahrscheinlich eine sarniatischc Horde, die
zum Thcil in den Haemus eingedrungen war, etwa als ,Tliiltige,
Krie.gerischc* zu deuten (altpers. kara ,Hoor', skyth. Ko>^-5«i;
,Hccrcfikönig'). Ebenso waren sarmatischc ARKAEI oder
AREATAE (Pün.) ins Gctonland eingewandert, und die heutige
Dobrudza flUirte zuletzt den Namen Scythia minor liu' KUsten-
^■Kmmc waren den (iriuchcn genauer })ckaunt.
^^ Die Tipi^oi nannte bereits Hccatacus, nach ilim Ilellauicus
^EM. p. 408, Phot. Lex., Suid. v. Tepiiiei, ZoiixoX^i?) : äÜavaTtXouct
fik xatt T^pi^ot x.at Kpißui^oi %x'i 7sü; a«&Oavsvta; w; ZiXiAo^iv faciv
jtut^oA, ejitv öe aiOn. Sie wohnten an dem Landvorsprung
Hl^piCt^ oder Ttpt^a (ebenso hicss ein Küätcnpunkt Paphlagoniens;
▼gl. Tttpirrast; zwischen Ganos und liisanthc an der Propontis,
von Wurzel ter- ,eindringcn'), der späteren Ri/t; ixpa ( j. Coligrd-
burün). — Ilcc^itaeus nannte ferner die Kp6ßuI[ot ■ eövs^ zpbi; v4tov
BpIMT ToO 'lorpou (St. B.). Nach Hcrodot (IV 49) flössen die
^iuu Istros gehörigen Bilche östlich vom Athrys (Jantra) Sije
bpTjöiw/ Twv KpoflJ;;u>v — so weit erstreckte sicii die Kp&ßvi|ixr; in»
Biand! Nach Seymnus (745. 750. 756) wohnten sie rings um
Bd«880s und am ()st(!ndc des Haimos, sowie bei lJionyso|)olis,
Hd sie an die Skythen stiesscn. Auch Ptoleuiacus setzt sie
^■FischoD Odessos und Kalhitis (j. Mangalia). Einer ihrer
rläuptiingo, Namens loävür;;, tdiv xa>.ou|A£V(i)v KpsßOscuv ßastXe'J;
^PhylarchuB ap. Atiien. XII p. b'M, a), zeichnete sich durch
^Khönheit, Ucichthum und Wohlleben aus. Piinius setzt Cro-
bigni nördlich über das Donaudclta, also in die ipT,\t.ia. Ob der
Name von Wurzel krcu- ,vcrlctzen', lat. crü-du-s ,roh, blutig* etc.,
;UUlui(>l>«r. •! |>bll -hKl. l'l. (:X.),VUI. U<1. I. Al>h. 7
9R
TV. ikluiidliiog: T«m»ohck.
hergeleitet werden könnte? zd. Krvighni ,gretdieh'? — TpwY/.:-
SÜTat oder Tptij-foiJTx: wohnten in Kleinscythicn nnlie dem II»1-
myris (Ptol. Plin.), oder auch -spi -su t»;v TptßaXXüv ^v (Eoät. ad
Dion. 180). Noch jetzt finden sich an der unteren Dunau, so-
wie in Armenien, Erdwohnungen, die mit Rohr und Dünger
zugedeckt sind; es können auch (irotten im Fels gemeint sein.
Öpijt^tv (xffiJei; ixiOa-. werden an der unteren Donau bei
Ap. Rh. rV 320 erwähnt; nach Hcrodot hatten die Skoloten
das ganze Flachland etwa bis zur Einmündung des Alt inne.
KalhstratOB >vusstc von Kämpfen zwischen Skythen und Thraken
zu erzählen, wobei letztere den Kürzeren zogen; die sk^'thischen
Weiber sollen die ihnen dienstbaren Thrakinnen, Ti; Spoxüv
■riüv üj^b; irrApn xal äixrxv zipiairMv -(u^eAr^:, als Zeichen der
Schmach tätowiert haben, woraus dann 8])äter ein rs^tiu^ wurde
(Athen. XII, p. 524). An der Westgrenze der Skythen finden
wir in der That unterworfene tlirakischc Stämme, z. B. die
ackerbautreibenden '.^Xa^^sve; und die später zu besprechenden
Kopxßai. Die über den Stromschnellen des Borysthenes hau-
senden 'ApLiäsxs; jedoch waren, ob},'leich sich "AitiJsxo; als Eigen-
name bei den Odrysen findet, keine Thraken, sondern Jäger-
st&mme finnischer Herkunft, ,Hohäeischesscr' (skr. ämädaka),
wie sie bei den Skythen liicsscn.
Nach dem Sturze der Skythenraacht — der letzte mächtige
skolotische Herrscher war jener 'At«;, gegen welchen Philipp
einen Zug UTitcrnahm — erhielt sich zwar noch ein Rest der
,königlichcn' Skythen oder Siiei (zd. khsaya) im Gebiet von
Olbia, die eigentlichen Hcri'en des ponlischen Steppengebietes
wurden jedoch die Sarmaten vom Tanais; ausser kleineren
Stämmen waren es zunächst die Inzygcn (zd. yazuka ,gros8,
mächtig'), welche zur unteren Donau vorrückten; sie scheinen
bereits nach Boerebistj«'s Tode (ca. 43 v. Chr.) den karpatischen
Qrenzwall und das dakische Reich bedroht zu haben; Strabo
setzt sie neben die Tyrigoten, Uvid spricht von ihren Eiofällen
über die Donau. Wann sie in das Land zwischen der Donau
und Thciss eingerückt waren, lässt sich nicht genau bestimmen;
jedenfalls sassen sie hier in den späteren Jahren des Tiberius
(27 — 37), und Vannius (ca. 50) fand in ihnen Bundesgenossen.
In die bisheri^'cn Sitze der lazygcn rückten die sarmatisckeo
Rhoxolani vor; für einen rhoxolanischen Häuptling dUi
IHe iltCD Thnkcr. I.
«d
jtiueu SuMigus hullGu, deu Plioias d. J. in einom Schreiben
den Kaiser erwähnt. Dasselbe gilt von jenem Sardonius,
en Aurelius Victor als Verbilndetpii des Dekebnlos und, wie
scheint, als rex Sacorum anliüirt (vgl. oset. Sürdon, Name
ines Narten oder nftä). Noch zur Zeit des Kaisers Valens
37) erscheinen auf den Vorhilgeln des sUdlichen Karpaten-
ralles sarmatische 8ERK1 (Amm. Marc. XXVII 5, 3), in
reichen einige Forscher liaben Serben erblicken wollen. Auch
sarmatischen Abtheiluugen sind endlich unter den Slawen
iwunden.
Im Norden des Karpatcnwallcs, wo sich ursprünglich an
tbrakische Vülkerwclt die slawische anscitloss, war eine
se Wandlung durch das Eindringei) volkischer Galater-
Imme (3Ü0 — 2U0), denen sich Schajiren von Ostgermanen
^kiren u. A.) anschlössen, zustande gekunimen; dieses ,Ba8tard-
olk', bei dem erst spHter das gcnnanisclie Element stärker hei--
rortrat, verbreitete sich (200 — 1(X)) cntluiig dem östlichen Berg-
ibang (Alpes Bastarnicae, TP.) und auf den Platten zu beiden
eitcn des Tyras bis Olbia und zu den Donauniiindungcn, auf
ler Nord- und Ostseite wie mit eisernen Armen das Stammland
1er Thraken umklammernd. Sie erbauten am Tyras die Burgen
iippiiamy, MatT(J)v.ov, UüißavTouapisv, "Hpaxxov und au der unteren
>onau, im Gebiete der BpiTOAi-fai, 'Wii^pi^ und NsoutiSsuvsv; von
liier ans unternahmen sie wiederholt weite Fahrten untl Kaub-
je in die südlichen Striche; so reichten sie den Skordiskem
jd den übrigen KeltenstUmmen der Ostalpeu dii' Hände.
Zu Beginn der geschichthcheii Zeit finden wir im karpa-
tiachen Bergwall als Ursassen die 'AYai-Bjpsoi, d. h. im skytliischen
lundc die .bösen, (juiilenden' (zd. agha) Thyrsen. Hjpoot aber,
tythjsch etwa Tlmrsö oder Thwarsö (vgl. IvSi-Ojpa:;), erscheint
rie eine dem Skytliischen angepasste Umfornmng eines thrar
üschen Völkeniamen.s, nämlich Tpauiot. Nun finden wir in der
Schriften des lierodianus zusammengesetzten Küstkammer
Stcphanus von Byzanz folgenden Artikel: Tpaucsi • xiXt;
[e>.TOü; (offenbar verderbt; A. v. Outschmid, Lit Cb. 1864
1200 schlägt vor z'/.rjciov KeXroT?; vielleicht blosse Uittograpliie :
_b6Xi4 xai e'Jvi;, olj^), J'Ovo;, oüc ci 'KX/.ijve; ivojxiijojoi 'AYaO-Jpsou^.
id ein kundiger Schriftsteller hatte die Agatliyrseu der
lUd der pontischen Colonisten ausdrücklich den Trausen
100
IT. Ahhudlmig: Tomticli eV.
gleichgesetzt; der Stumm also, der seit Alters das karpatische
Bergland innehatte, nannte sich selbst Tpauioi; die armseligen
Trausen, die wir in der Khodope fanden, waren nur ein kleiner
losgerissener Tlieil des in der Heimat verbliebenen grossen
Stammes. Wenn es beisst: 'AY«öupsot • sOvo; evJctip« Teü AI|xsu
(St. B.), 80 müssen wir uns erinnern, dass der Name Haimos
in älterer Zeit aucii den Karpates eingesclilossen hat; die drei
grossen Ströme 'AtXa; Aupa?, und Tißi«; (Hdt. IV 49), ,welche
von den Hüben des Haimos herablaufen' , gehören dem Nord-
lande an, wie der Hiiuptstrom MJpi;, welcher dem Istrus za-
strömt. Die Agathyrsen wohnen (Hdt. IV 100) iTco 'Iwtpou ti
x7TJ-ep6E et; Tr,v [Asssvatzv, und der Maris fliesst mitten durcli ihr
Land. Die vorgeschichtliche Cultur des agatliyrsischcn Landes
lässt sich aus zahlreichen Fundstückeu, welche der neolithiscben,
der Kupfer- und der Bronzezeit angehören, annähernd erkennen;
vgl. darüber Carl Gooss (Archiv d. V. f. siebenbürg. Landes-
kunde XUI. Bd. 1877 S. 409 ff. 4li6 ff. 521» ff.). Im Lande
selbst wurde jedenfalls Gold und Kui)fer gewonnen; beide
Metalle waren schon den liidogermaneu bekannt, und die erz-
und goldrcicheu (icliiete der ungarischen LUnder haben ohne
Zweifel einen Theil der indogcrmauischeu HeimstAtte gebildet.
— Sitten und Biiluche der Agathyrsen waren thrakisch; als
eigeutliümlich wird nur die Ucppigkeit und das Geschlechts-
leben dieses Volkes hervorgehoben (Hdt. I\' 104). Es iierrschte
bei ihnen Weibergemeinschaft (iw/.sivov -Gtt f""'*""«'^ f*i^ (**»"
zo-eüvtat), unter dem Vorwandu, sie würden dadurch ,ein einig
Volk von Brüdern' frei von Neid und Feindschaft. Der Bericht
lautet übertrieben, und die Motivierung legt Zeugniss ab von
der humoristischen Ader der Olbiopoliten; es werden im Gefolge
der Uejjpigkeit die ehelichen Bande sich etwas gelockert haben:
auch mochte es vorgekommen sein, dass ein Agathyrso eine
oder die aiidere, seiner Frauen dem Gastfrounde üborliess, um
ein andermal die gleiche Gunst von diesem zu bwuispruchen;
bei den Thraken war namentlich den Jungfrauen volle Freiheit
im Umgänge mit den Männern gestattet. Weiter heisst es:
sißpiTOTOi övSpüv eisi m: 7,pi»co(pspct -x lAiXicTa. Noch jetzt ist
Siebenbürgen an Gold ergiebig; es wird daselbst von Zigeunern
und Wlachen aus dem Sand der Bäche ausgewaschen. Als
begehrtes Tauschobject brachte das Gold den Agathyrsen die
Di« mlt»ii Tlinker. t.
101
Fabrikate des Südens sowie die Galten entfernter L.Inder,
Perlen, Bernstein und Zinn, ein; z.nletzt kamen MUnzen ins
Land, von Kerkvra, Ajmllonia und Dyrrhachion, von Thasos,
Erythrni und Lysimaclicia.
Einen Beitrag zur Charakteristik des Volkes lernen wir
durch Aristoteles kennen (Problem. Ifl, 2H): die Agathyrsen
hatten den Brauch (wie die gjallischen Druiden), die Summe
ihrer Gesetze in Gesangsfonn dem Gediichtnisso ihrer Nach-
kommen zu Überliefern. Der jüngere Pisander hatte der Aga-
thyrsen gedacht mit Ansjiielung auf den dionysischen Oip«?
(St. B.); Vnlerius Flaccus gebraucht die Form Thyrsagetae.
Etwas Weinbau war im Lande vorhanden, das Uborhaupt ver-
mr»ge seiner alpinen Natur für Mythcnbildnng wie geschaffen
ist; eine dem Zahnoxis cntspreclionde N.iturgotthcit wurde dort
seit Alters verehrt. Sonst wird den Agath)rr8en noch die Be-
malung des Leibes zugcsdiricbcn; auf das Vorhandensein
eines Geschicchtsadels wei.st der Heisatz: je dichter und grösser
die farbigen Zeichen der Haut eingeprägt waren, einen desto
hJlhcren Kang der Person z<'igto dies an. — Später hat man
das Volk nicht mehr vorgefun<len, es wurde immer weiter in
den Norden hinausgeschoben; denn als die RJimer in den Donan-
Iftndem auftraten, hOrten sie nicht mehr von Agathyrsen; ein
ganz anderer Name war im Karpat üblich geworden, der
dakische.
DAfI (sing. Dilcus, V. l. VI n" 32.36 Daqus), Aav.« oder
Aäx5t, auch M/.t: und Aixs^, in der Tab. Peut. DAGAE (wie
Sagae fi\r .'>acac), nannten sich die vormaligen Trausen, die
Brttder und Naehbaron der Gelen; völlig unbekannt ist uns
die Veranlassung znm Aufkommen dieses schwer deutbaren
Namens. Strabo (p. 3<)4, .St. B) erinnerte an die Aas:; Cassius
I>io an die AT51 und das Ator/ov ysvo?, was er ohneweiters in
A*x'xsv ttnderte. In neuerer Zeit hat Leo skr. dhavaka ,Lilufer,
Renner* verglichen; näher liegt das dakiscli-thrakische Wort
dava : deva ,Siedelung', von der Wurzel dhe : dhe , setzen', und
die Dakcn wttren dann ,Sa88en*. Sonst Hesse sich noch die Wurzel
da» , zeigen* heranziehen (vgl. ie-iaöi; ,kundig'; also Leute,
welche sich verstehen). Strabo, welcher die Daken nach
lirriechischem Brauche stets Goten nennt, bezeichnet sie au8-
Idrncklich {VII p. 30.3. 305) als iixivXwrfsv w1; epaSiv sOvs;. Dies
IT. Akhiadlnc: Tonkiebvk.
ergibt sieb aucli aas den geringen 8pracbre«ten, z. B. ans den
Personennamen auf -poms (tbrak. bilhyn. -■ropi?, von Wurzel
per : per ,durcliliobren, stechen, schlachten') and den Ortsnamen
auf -dava (vgl. Dcsu-dava im Lande der strymonischen Maiden);
doch müssen dialektische Abweichungen ftlr das Dakiscbe natur-
gemAw zugegeben werden.
Der erste dakische König, den die Geschichte za nennen
weiss (lust. XXXII 3, 10), war OROLES (vgl. den Thraken
'OXopo?, 'OpcXs;): lange kJlmpfte er unglücklich gegen die Ba-
starnen, welche um die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. auf
dem Gipfel ihrer Macht standen; endlich gelang es ihm, den
Math seiner Mannen dadurch anzustacheln, dass er sie nöthigte,
alle weiblichen Dienstleistungen zu verrichten, wie es Memmen
geziemt. Die Daken fasstcn ein Herz und schlugen die Ba-
stamen. Wir finden frühzeitig (110) Daken als Waffenbrüder
der Skordisker im Kampf mit den Römern (Frontin. II 4, 3):
Minucius Rufus iinpenitor a Scordiscis Uacisque premebatur,
quibus impar erat numcro. Als C. Curio die Dardaner be-
zwangen hatte (74), rückte er bis zu den Stromschnellen der
Donau (y.axappaATit Strab. p. 304} vor, willens, ins Dakcnland
einzudringen; doch schreckten ihn, wie Florus bemerkt, die un-
erforscliten Waldberge und Thäler ab. Vielleicht hatte schon
damals Hoirebista zu regieren begonnen.
Dieser dakische Herrscher fülirtc im Verein mit den
Priestern, an deren Spitze Aexjiveoj (Strabo nennt ihn einen
äv»]p '{ÖTic; ob er aus Aegypten gekommen war, darf bezweifelt
werden) stand, ein grosses Reformwerk durch, die sittliche
Hebung der Nation. Mitten im Lande, in einer unzugänglichen
Ilölilengegend, erhob sich bei einem Flusse der Berg KuYaiwvs;,
zubenannt der ,heilige', weil man ihn für den Sitz des Natur-
gottes (Zalmoxis) hielt; hier hatte auch der jeweilige Ober-
priester, ,der Naclifolger des Gottes', seinen Aufenthalt; selten
verkehrte er mit der Aussenwelt, nur der König und seine
Diener erholten sich bei ihm Rathes. Seine Rathschlage wurden
als jgöttliclie Befehle' verkündet, und das Volk gehorchte dem
Könige um so williger, weil es in seinen Befehlen den gött-
lichen Willen er.sali. Stets hatte der Pontifex Antheil an der
Regierung. Boirebista wusste mit Hilfe des Dekaineos sein
Volk zu bereden, den Weinstock auszurotten und oline Wein
Die allen Thraker. I.
Iü3
leben; die Heeresdisciplin wurde mit allen Mitteln straff
ehalten. Durch häufige und unglUcklicIic Kriege hatten sicli
Daken sehr gesdiwäcbt; durch Nüchternheit und Folgsam-
it, wie durch das tlicokratische Regimen erstarkt, erwehrten
sich in wenigen Jahren der Grenzfeinde und unterwarfen
sich sogar die meisten Nachharvölker. Gegen die Gennanen
bildete das hercynische Bergland die Grenze, wo die ANAIlTl<iS
, Sassen (Caes. B. Gall. VI 25, 2; ein Cüllectivname für keltische
^Btämme; vgl. ir. .inart ,sa^o indutus', von kolt. an = pan
^Hreben' gr. i^fitoi; etc.?). Die Bastarnen scheinen damals nicht
^^pehr Feinde, sondern Watfengenossen dos ßoirebista gewesen
zu sein; so konnte er denn auch nach dieser Seite Erfolge cr-
Qgen: sD.sv z-r,v 'OXfiiav n-tan v-xi -»; «ÄXa; ti; ev to;; «pimspsi;
IlövTS'j TriXei; [xe/f'. AroXXwviai; (Dio Chrys. or. 36 II, p. 75 R.);
TsXsuTatx xat ixsyCoti] äXuioi; von Olbia t)lllt etwa in das
fahr 50 v. Chr. — Boirtbii^ta überschritt mehrmals die Donau
^nnd verheerte alles Land bis Makedonien und lllyrien; mit den
^Htlatischen Skordiskcrn verbunden, deren Gebiet am Sans and
^^■argos er bereits frUlior verheert hatte, warf er sich (ca. 44.
^^tej auf die Teurisker (Noriker) und Boier, deren König
Kritasiros war, und vernichtete die letzteren gänzHch; schwache
^Hteste der Buier verblieben in den , EinOden' südüstHch vom
^Hkusiedlcrsee. Die Daken unter Buirebista vermochten ein
^^[eer von 200.000 Mann aufzustellen; so erschienen sie den
Römern furchtbar, ein aüsrtjp^bv xa! ftXosaXeixov xai fsixiv s6vs; (App.
B. cjv. II 110), gegen welches Caesar eine grosse Expedition
^»usenrüsten l»egann, bevor ihn der Tod ereilte (15. MUrz 44).
^^U>er auch sein Zeitgenosse Boircbista v^'urde zuletzt von einigen
^TErapörem entthront, welche das theokratisciie Regimen satt
ükoramen hatten: sein Reich schied sich in vier Theilo.
Nach Dio Chrysostomus (lord. 11 %.) soll nach Dicineus
rex et pontifex COMOSICUS höchst gerecht regiert und
ch diesem CGRYLLUS den Tliron durch 40 Jahre einge-
aen haben; die übrigen Berichte wissen davon Nicht«.
jenen vier Theilherrschern werden zur Zeit des zweiten
riumvirates ^40 — 31) zwei namhaft gemacht, Aas^r,; (Plut.
jVni. t!3) und Ksitswv (.Suet. < (ct. 6.'5); einen dritten, -xspJXuv
Coryllaa des lord.) lernen wir aus einer Anekdote bei
sntinus 1 10, 4 kennen. Als M. Crassus gegen dio ßastarnen
104
IT. Al>lua<nimf: Tonatttivfc.
kÄnipfte, sassen am rechten Donannfcr drei Filrston der (»eten
oder rk'htiper (vgl. Cass. Dio LI ÖÜ) Daken, 'PwXrj;, Ashrj^ und
Zupi^Y;;. Am linken Ufer muss alior noch die Maclit des Cotiso
hestanden halten, da wir wiederholt von dessen Einfiillen über
die Donau (nach Pannonien?i hören; auch sarmatische Horden
waren dabei betheiligt. Um endlich Ordnung' zu schaffen,
schickte Kaiser Augustns nach Beeniligiing des pannonisch.
delmatischen Krieges den Gnaeus Lentnius ans, um das scliwer
zupangliilic D;ikonvolk vom Dcmauhmes zu entfernen; dieser
setzte über die Donau nnd schlug naclidrllcklich die Daken,
deren Reich damals sogar in fVmf Thcile geschieden war (Strabo
p. 304); so wurden die ,gentes DACt^KUM' gezwungen, die
Befehle des riluiischen Volkes llber sich ergehen zu lassen
(Mon. AncjT. V 47 — 49). Damals wurden, wie Strabo bezeugt,
50.(KlO gefangene Daken von Aelius Catus am rechten Ufer
unter den Mocsen angesiedelt. — Unter Tibcrius herrschte Ruhe;
aber es scheinen d.Tnials in das Flachland zwischen der Donau
und TheisB die sarmatischen lazygen eingedrungen zu sein —
ein Ereignis, welches dio Macht der Daken an der Westseite
schwächte: 1>A(JI, pul-^i ab lazygibus montes et saltus tenent
nsqne ad Pathissum aitiiiem (Plin.). Gleichwohl hören wir von
einem Einfalle <ler Daken nnd Sarmaten in Moesien (ca. 35,
Suet. Till. 41). — Unter Nero linden wir den Einfluss der
römischen Macht sehr gefestigt, wie die Inschrift des Ti. Plautius
Aelianus lehrt (0. I. XIV n" HfiO« a. 5(5/57): 10O.(XH> trans-
danu\nanische Familien mit ihren .StarameshÄuptern wurden ans
rechte Ufer gebracht und zur .Steucrieistung gezwungen; durch
das Eingreifen der Legionen erhielten die Könige der Bastarnen
und Rhoxolanen ihre Söhne, die Könige der Daken ihre Brüder
aus Feindesland wieder /.uriick. Die Wirren nach Nero's Tode
wurden jedoch von den Rhoxolanen, lazygen und Daken m
neuen Einftillen ausgenützt. Die grossen Kriege der Daken
.unter Dekebalos, dem Nachfolger des Duras, und die Unter-
werfung des dakisehen Landes durch Traianus (107) dürfen
wir übergehen, da hierüber vortrcfTliche Arbeiten vorliegen,
ebenso die Zustände dieser ProN-inz bis auf Gallienus und Aure-
lianus; Alles, waa sich an Namen knüpft, wird in der 2. Ab-
handlung Äur Sprache kommen. Nur Folgendes sei hervor-
gehoben.
Di« ilt*n Thnkcr. 1.
10&
Traianus hatte den Beschluss gefasst und ausgeftlhrt, die
ikische Nation auszurotten ; das Loos der Vernichtung wider-
"fnhr nicht nur dem könicriichen Hause und allen EdeHngen,
die nicht rechtzeitig zu den freien Bergstämmen entkommen
waren; auch von den Wehrhaften, die der lange Krieg etwa
verschont hatte, wurde der grüsstc Theil nach römischem Brauch
die Sklaverei verkauft. Was sonst übrig Wich (erwiihnt
rerden dakische Reiter ausser Landes unter Hadrian, denen
riaubt war, ihre einheimischen Schlnclitrufc zu gebrauchen, Arr.
r»ct. 44), verHel in der zweiten Generation der Roman isierung.
Lus der röniiseiien Daeia ist uns nicht eine einzige dakische
lottheit, nicht ein einziger dakiseher Personenname bekannt
pworden! Die ins Tvand gezogenen (Aih)non kamen vorwiegend
IS Kleinasien, Thracien, Macedonien, Dalmntien und l'annonien
das dakische Element war ganz verdriingt, nnd Alles sprach
Bmisch. Die Namengehnng der Ortschaften, Berge und Flüsse
sst sieh aber nielit so leicht verdrängen. Der Pinax des
alemaens, der uns die Dacia Traiana darstellt, zeigt uns
leben neuen römischen Castellanlagen eine Reihe offener Orte
») aus der dnkisehen Zeit, sowie einige Reste der dakischcn
ae: wenn wir nämlich aus den drei Reihen von , Völker-
schaften', welche Ptolemacus verzeiclinot, auerst die nach Ort-
schaften benannten herausnehmen (Burridavcnsei», Potulatenses,
Albocenscs, Saldenses, liatacenses, Sienses, Cotenses, Caneoenses),
femer die fremden 'AvapToi und Tiupioxot. welche durch den Ein-
bruch der lazygen ins dakische Nordland waren verschlagen
worden, so bleiben nur noch drei Stiüume übrig: Birj^o'., KEtö-.'i'.sst
und n-.iseiYO«. Die erstgenannten sassen nördlich vom Temesch-
luss am Westrand der Bergumwallung; die beiden anderen am
Inken Donauufer östlich vom Altflnss; auf beiden Gebieten
ehlen römische Inschriften, die Namen selbst sind echt dakisch;
haben sich hier am längsten <lakische Volksreste erhalten.
Nach lönjJihrigem Bestände wurde die Provinz von den
lömcrn anfgegel)en — zu mächtig erwies sich der Ansturm
Rr gi-rmanischen Völker, der Vandalen und Tervingen. Doch
die Räumung in voller Ordnung vor sich, die Legionen
Provinzialen wurden südlieh von der Donau geborgen,
wo eine neue Dacia erstand. Doch darf eingeräumt werden,
daas niclit Alles über den Strom gezogen wurde, nnd dasB ein
106
IV. Alikudlsii(: ToDkickak.
Theil der minderen Bevölkerung im Lande zurückblieb —
Krfimer, Handwerker, Bauern und Hirten — ein Element, von
dem sich Reste der dakischcn und römischen Namengebong
(z. B. Anipelum, slaw. Oniplü, mag:y. Ompoly, Ompoy) auf die
spHteren Insassen vererben konnte. Die Besitznahme der Dacia
durch die Germanen trilgt mehr einen tnmultuarischen, vorüber-
gehenden Charakter; dauernder erwiesen sich die Spuren der
slawischen Besiedlung in allen Ortsnamen; dann folgt die
ungarische Einwanderung, die sächsische und zuletzt die wla-
chische. Jene inferioren römischen Ueberbleibsel haben sich
gegenüber der slawischen Einwanderung nicht halten können,
sowie im Laufe der Zeiten selbst das slawische Element ein-
gieng. Der römische Grundstock der wlachischcn Dialekte
weist mit Nothwcndigkeit anl' eine südlich von der Don&a ge-
legene Heimstilttc hin und auf den sermo rusticus, wie er sich
von 400 bis 600 in der illvrisch-thrakischen DiOcese ent-
wickelt hat.
Ausserhalb der römischen Provinz Dacia gab es im kar-
jiatischen Waldgebii^ neben den Bastarnen und Transiugitanen
(Amm. XVn 12; Transmontani , Ptol.) unabhängige Stämme
dakischcr Abkunft, iaxii s- xpicsps;, et ÜKtp •zr,t Aaxizv ßip^gfOi
SBizi^nLoi. Wir ))etrachten zuerst die westlichen Stämme, welche
von der oberen Theiss an bis zu den Quellen der Wetcfasd
s&ssen and in diese Sitze durch den Einbrach der Itkxygtm
waren verdrängt worden, gleich den "Avatp^s^ixTst, die wir
weit von den übrigen 'WvipTst an den Weichselqnellen finden;
an diese schliessen sich die .Kpctf;;xai an, mit dem Orte WpOMO«;
lag auch noch Lrrt-isva in ihrem Gebiete, so dürften wir die
Arsieten mit einigem Rechte für einen iiakisx:hen Stamm baltea.
Sieber gilt dies von den latßünut, deren dakische Herkauft durch
das Element -^üxa (vgl. ILomo jSnoi) erwiesen wird. Sie werden
als Theilnehmer am Markomannenkrieg erwähnt ( lol. Capitolinu,
M. Aar. 22, I : Bessi, Cobotes, d. L, nadi HBBenkaO, SABOCES).
Weiter ostwärts susen die DwniWt viefieicht AawohMr ii;geod
eines, Pieoga genannten, Fhaaea. Sodfich von beiden, mitten im
Karpates, Terxeichnet der Pinax K^oat, deren Name «■■• dem
dakisebcn Dialekt entsprechende Nelienharm von B|no( — J
gramen thrakischen Centrahrolke — darstelh; wie
werden se im Markomamienkriege neben de
Di« *lt«D Thnker. I.
107
und zwar in der classisehen Form BEÜÖI. iSafafik und LeloweJ
haben auf diese dakischen Bessen den Namen des Ortes Besko
und des Berpzuges der Beskydcn zuriu-kfliliren wollen, was
natürlich sehr unsicher ist; sie sasscu jedenfalls südlich vom
Dukla-Passe, dem Einfallsthore der vandalischen Stumme, und
L4)st]ich von den germanischen BoOpc, den Nachbaren der lazygen;
'diese Buren treten schon unter Dekebalos als Verbündete der
Daken auf.
Unmittelbar an der Nordgrenze der Provinz Dacia sassen,
I neben Anarten und Teuriskcrn, dakische K5rro|iüiy.st ; an diese
^schlössen sich die Bastamen vom Tyrns und weiter südlich die
Karpen an. Die von Ptolemacus vermerkten Orte Kapst-Jowa
.und KXr.iK-Saüa dürfen wohl llir kostobokische Ansiedelungen
gelten. Das Element y.oits- (mit den Varianten «irto, xt«o-)
wird uns auch in der thrakischen Nomenclatnr begegnen;
|-ßöi>W!, sonst nur in -a-ßöiy.o- erhalten, erinni'rt an gael. bocc(ot)
IfBuckcl' (z. H. am .Schilde) und au slaw. hokO ,Scito, Bergab-
Ibang'. Ein dakischer Provinziale (E|>hcm. cpigr. V n* 496)
; erhielt das Cognomen (JO.STOIiOCUS, ,(juod inter Costobocos
lautritus sit'. Es ;;iijt sogar Münzen dieses Volkes (Eckhel, DN.
Lvi 330). COSTOBOCI erscheinen in der Reihe der Völker,
^«elcho sich zur Zeit des markoraannischcn Krieges an den
Smischen Oronzcn drohend erhoben luitten (t'apitol., M. Aur. 22),
'neben den Bastarnen; iu der Thal liiulen wir die traianische
Provinz unter dem tapferen Stattlialter M. Claudius Fronto
L^ca. 170) von den Barbaren ernstlich bedroht; unter seinem
^ln'achfolgcr Cornelius Clemens fielen die vandalischen Aldingen
mit aller Macht über die Kostoboken her (Cass. Dio LXXI 12):
■&,t wiv K&<rcs'jßü))Ui)v /wpav is'i; ckm'^ xtt;55[a:vs'., v.xrSsane; i'e jxeivsuj,
xaü T»)v Äaxiav oüJsv r,TTov eXürsuv. Dieser dakische Stamm gerietb
also damals unter die Herrschaft der Vandalen; grosse Schaaren
Bogen es jedoch vor, Reissaus zu nehmen, den Durchzug durch
iacien und Moesien zu erkilmpfcn und in Raubbanden auf-
IjgclOst nach Macedonien vorzudringen. Eine stadtrömische In-
chrift (Arch.-epigr. Mitth. 1«90 XllI 189) nennt einen L. lulius
jtVehilius Oratus lulianus, der als pracp. vexilhitionis per Achaiam
^et Ma<^;edoniam ,adver8U8 CASTABOCA8' kilnipfte. Eine Raub-
Bchaar <lrang bis Phokis vor, wo sie Mnesibulos aufrieb (lÜö),
bWic Pausanias (X 34, 5 vgl. Suid. Xrjerraf) berichtet: ib 3i
10^ IV. Abbandling: Tomsschek.
Ksmßüxwv Ttjv Xr)aTt>t.(i)v th xaV e[i.k t»iv 'EXXä5a eKt8pa|jwv ä^ixrto
xa; iw ■rt)v 'EXohstoiv. In die Zeit des Kaisers Pias oder auch
des M. Anrelius Mit wohl jener PIEPORUS REX COISSTO-
BOCENSIS, dessen Enkel Natoporus und Drilgisa zu Rom ihrer
Qrossmntter Ziai's, Tochter des dakischen Magnaten Tiatus,
einen Inschriftstein setzten (C. I. VI n" 1801); diese Enkel
wartM» wohl als Geiseln nach Rom gekommen, und Pieporus
(v)jl. lh«-f£tYOt und die thrak. Eigennamen auf -poris) war ent-
wtHler ein Grenzfeind oder ein unzuverlässiger Bundesgenosse
der Römer gewesen. Noch spilter hat Antonius Caracalla den
freien Daken Geiseln abgenöthigt; sie wollten unter Macrinus
(208) in die Provinz einfallen, standen jedoch davon ab, als sie
die Geiseln zurückerhielten (Cass. Dio LXXVIII 27). Die
Kostoboken verschwinden seit dem Einbruch der Vandalen
völlig von der Bildflüchc.
DAC(i) • PETOPORIANl werden in der Tab. Peut. an
der Grenze von Dacien neben den Bastarnen vermerkt: es
waren wohl Kostoboken oder auch Karpen, welche zur Zeit der
Antoninen unter einem Fürsten, Namens PETO-PORUS (vgl.
Pie-porus) standen — ob als Grenzfeinde, ob als Verbündete
Roms, lässt sich nicht entscheiden. Die Tabula verzeichnet
ferner neben UAGAE oder den freien Daken über den Donau-
mündungen PITl-GETAE (GR. Geto-Githi): es sind vieUeicht
,picti Getae' d. h. Daken, welche ihren Leib bemalen (vgl.
Plin. XXII 2: apud Dacos mares quoque corpora inscribunt;
Vn 50).
Kapwo-Säxai erwällmt Zosimus IV 34 (a. 380) als Bundes-
genossen der Hunnen und germanischen Skiren; diese mit
Asixa: zusammengesetzte Form erweist den innigen Zusammen-
hang der KäpÄOt mit der dakischen und thrakischen Nation
(vgl. KapffO'j5at(*ov, (^rt im Haemus; und Kapit*«ji; Jpo?). Als
KaXXiireiSat — mit gemälchlich gedehnter skythischer Aussprache
— treten sie schon bei Herodot (IV 17) in der Nähe von Olbia
auf: sTtov xat sicsipsuai x«t cnlo-nxi, xsl xpö|xn'ja xat cx6po5a xai f axob{
xat xrf/pou; ; unter dem Einfluss der Städter hatten sie sich in
"EXXy;vsi; -xJO«! verwandelt. In der echteren Grundform Kapw'S«'.
verzeichnet sie Scymnus H41 als Barbaren zwischen den Donau-
mündungen und den SxJBat äpot»;psc. Westwärts mochten sie
sich an den Serct (Tiipa-no;, 'Hpasoi;, byz. Söpato?, Sepetoi;) an-
Die altOD Thraker. I. 109
^j&ge kennt Ptolemaeus das Volk der 'Apstc,
■ Nebenform von Kapiciot, mit dem Vororte
(d:ar(i\» und den peukinisch-keltischen
liaften auf -dava entlang dem Seret
•ift der Harpier, so wie der weiter
' Bericht eingesetzten Kapzirtsi.
'iielle des Prut den Kostoboken
lum Markomannenkriege traten
aide auf; sie verbreiteten bei ihren
Dacicus Schrecken und Flucht; gar
mochte, wenn er ihren Händen entgieng,
..ilvLii (vgl. C. I. III n" 1054 ,a Carpis liberatua,
~a:i et suorum'). Von den Donaumündungen her
imist in das benachbarte Moesien ein. Unter Maximus
li.ill)iuus (237/38) begann der gothische Krieg mit der Ein-
i..ilini<' von Histropolis durch die Barbaren; schon damals wurde
,a Carpis contra Moesos' gekämpft (Capitol., 16); Dexippus schil-
derte wcitläutig, ä Kapffot ihm töc sTspa ßipßapa eOvy; e^pa^ov (Euagr.
Hist. eccl. V 24). Unter Gordianus III. war in Moesien Statthalter
Tullius Munophilus (240 — 242, Priscus fr. 8); da der Kaiser
den Gothcn Jahrgclder bewilligt hatte, forderten solche auch
die Karpen : f,(«Ti; y«P xpettrove? xoäv TsiOuv eo|xev — ohne jedoch
etwas zu erreichen. Sie verbanden sich, 3000 Mann stark, mit
den Schaaren der Ostrogotha; lordancs (Gct. lü) schildert die
Carpi als ,gcnus hominum ad bclla nimis cxpcditum, qui saepc
faerc Romanis intesti'. Kaiser Philippus schlug jedoch (245)
ihre Angriffe zurück (Zosimus I 20: «üts«; eitl Kipitso? rfiri li icepl
vyt 'lorpsv Xr/ioa|Aevoui; iaxpdxtwi). Die nördlichsten Castcllc von
Dacia waren damals schon aufgegeben. Unter Dccius wurde
swar Dacien noch gut vcrtheidigt; aber Moesicn und das Haemus-
gebiet wurde von den Gothcnschaaren des Cniva, denen sich
wiederum Karpen angeschlossen hatten, verheert; im Kampfe
mit diesen ticl Decius bei Abryttus. Unter Gallus und GaUienus
wurden die {>ontischcn und ägäischen Gestade von germanischen
Piraten beunruhigt; die Haemusprovinzcn litten durch die Ein-
fiille der Gothen und Karpen; die Provinz Dacia gicng ver-
loren (257). Der tüchtige Kaiser Claudius regierte zu kurz,
als dass seine Ueeresroform Dacien hätte retten können. Da
selbst alle Hacmusländer von den Barbaren durchzogen und
^^^ IV. Akhudloag: Tonaseh«k.
vvrwüstvt wurden, gab Aarelian diese Provinz cndgiltig anf
V^«U; als er aus dem Orient zurttckkehrte (274), schlug er in
riirai'icu die Gothen, Karpen und Sarmaten; unter seinen
'IHtf lu begegnet daher auch üarpicus — er selbst pflegte gering-
si-hätzig Oarpisculus zu sagen. Unter Diodetianus und Galerios
\v3,. Äfe) wurden die Sarmatcn, die Karpcn und die Bastamen
Lu aahhvichon Schlachten geschlagen und bedeutende Reste
ditMer Völker in den Donauprovinzen, Pannonien und Moesien,
augeüedelt (vgl. Aur. V'ict. Caes. 34: Carporum natio translsta
vmuis in nostnun solum). Wir sehen also, dass selbst das nörd-
lichste Grenzvolk des trajanischcn Daciens, die Bastamen, aus
dem solum Barbaricum vertrieben, in der Romania Aufnahme fand;
und da soll eine die römische Cultur rahig weiter fortpflanzende
Masse römischer Provinzialcn im Karpatenland sich weit über
die Zeit der Völkerwanderung hinaus erhalten haben? Alle in
die Romania aufgenommenen Nationen verwandelten sich bald
in lateinisch sprechende Provinzialen; so auch die Karpen und
RMtarncn. Ein Römer karpischer Abkunft war der in Sopianae
««borenc Staatsmann Maximinas (Amm. Marc. XXVII 1, 5:
ortos a posteritote Carporum, quos antiquis cxeitos sedibus
piocletianus transtulerat in Pannoniam). Als Valens (376) an
Aar unteren Donau gegen die Gothen kämpfte, lagerte er ,prope
(>rpomm vicum' am mucsischen Ufer (id. XXVIII 5, 5). Jene
Kapw^**'" welche noch unter Theodosius I. als Genossen der
Huimobidgaren und Skiren auftreten, werden bald unter diesen
yj{|)-f,m verschwunden sein. Was die Bastarnen betrifft, so
lindwi *■>'■ i^'"® letzten Spuren im Haenius: hier führt noch
l^rokfip ^^ moesischcs, im Gebiet von Nikopolis gelegenes
OiitMtR Bwtepvat an; ein zweites Castell BaTc^pvai gab es noch in
.••i|M))V«*ntinischer Zeit zwischen Beroe und Lardea an der Beuge
^^r ITundia. Mit den Karpen ist der Kreis der thrakischen Kar-
,^t(ifi>\Mker geschlossen; Alles, was mit dem Namen der römi-
.irt«<ti Provinz Dacia zusammenhängt, die barbarischen Stämme
>>jWiiAil wie die römischen Provinzialen, hatte südlich von der
I taMiMU in der Dacia des Aurelianns und im Ilaemus, eine neue
1 lurtW******' gefunden ; hier hat sich auch die ostromanische oder
»»i)mlk«*be' Nation herausgebildet. An dieser Bildung haben die
» »-A^tiedeistcn Völker und Stämme thcilgcnomuicn ; der älteste
\iruttditfock jedoch gehört unstreitig der thrakischen Nation an.
Dm >ll«n Thnker. I.
111
Damit Nichts fehle, sei hier noch an tlon Ursprung des
Namens ,Wlache' erinnert. Die galatischen VOLCAE (vgl.
gael. folc ,celer, alacer'), welche entlang dem hercynische.n und
karpatischen Bergzuge' Naehbarcn der Germanen geworden
waren und Ton diesen Valhös genannt wurden, standen den
H gerraanischcn Stilmmcn als ein fremdes uiui andersspraciiiges
■ Volk entgegen; da sciiliesslieh alle valkischcn StKmrae der Ro-
manisierung anheimKelen, crliielt jene Bezeichnung den Begriff
, Romanen'. Name und Begriff fanden im Slawischen Eingang:
■ dieses bezeichnet mit Vlaliü (pl. Vlasi) jeden , Weischen', vor
allem jedoch den O.stromanen; der Nebenbegriff ,Wanderhirtc'
ergibt sich aus der Thatsache, dass der Ostromane im Mittel-
■ alter vorzugsweise als Viehzüchter und Wanderhirte auftrat.
Sowohl jene Hirten, welche von der unteren Itonau seit dem
11. and 12. Jahrhundert in das Karpatenland einwanderten,
als auch jene, wek-be im spUteren Mittelalter dein Zuge des
Karpat folgend bis nach Mähren kamen , wui-deu Wlachen
genannt.
rV. Allgemeines über die Thraken.
Das Volk der Thi-aken hatte seine Heimat in der kühlen
Hochregion des karpatischen Bergzuges, auf dessen Halden es
der Viehzucht oblag. In der thrakischen Namengebung .spielt,
wie sich zeigen wird, Hhnlich wie bei den Ariern und tJriechen
das Ro88 eine hervorragende Rolle; die Jagd zu Ross bildete
das Hauptvergnügen des NordiHnders. Als lange nach dem
Abzüge der arischen Nachbaren die Thraken als Eroberer über
den HaerausgUrtel hinabstiegen, fanden sie da in den moesischen
und phrygischen Süimmen leibiicli und s]H'aehlieh verwandte
Ursassen vor, die sie theils bewältigten, theils bei .Seite schoben
and zur Ugilischen Küste drängten; der Thrakenname — an-
, gewiss, wie zu deuten — wurde vom Bosporus bis zum Strvmon
kerrschend; selbst die ,hohe' Samos erhielt den Beinamen
ir,, und der nördliche Theil des ägUischen Beckens hiess
' B«iitclitnii(; verdient eine von U. Muuk (in Siever'« Boitjügeu t. Goaeh,
d. d. S|ir. XVII. Bd., 8. 12) vrirj^obrauhto Ausicht, woimoli die Wohn-
sitxe der Volken auf dos M.iri'liltind lii'KilirJiiikt und vulkUche USudlor
die Trügcr des Hnndelüverkelira »wigclieii 8ad und Nord wareu — daher
dio «ülgemoiue Bukanutacbnft ihre« Naiiienii bei den Deutucbeu.
112
IV. Al>liaiidluiif : Tomtiebd.
fortan 0ptjlius; tovts;, to ^reXorfs; ib Spr^txisv, Spans« öaXasci.
Sogar als Piraten mögen die Tbraken einst aufgetreten sein:
an 8cbiffsbauholz war ihr Bergland reich, und es wird von
einer jthrakischen Tlialassokratie' gesproelien, wie von Piratcn-
zttgen nacli Naxos. Aber den Seevölkern des Südens waren
bierin die tbrakischen Nomaden dot-b nicht gewachsen, und in
historischer Zeit blieb die TbUtigkcit derselben durchaus auf
das Festland beschränkt. Während die Elroberer als Vieh-
züchter, Jiiger und Krieger in der Cultur eine primitive Stufe
einnahmen — die Geschichte bietet Beispiele genug von No-
madenstämmen , welche höher stehende Völker Uberfluthet
haben — , standen die Untcrgcl>cnen tbcils infolge eigener
ThUtigkcit auf dem milderen und culturfreundlicberen Boden,
theils infolge inniger Berührungen mit der vom <.>rient stark
beeinflussten Iclegisch-pelasgischen Völkerwelt, bereits auf einer
relativ höher entwickelten Stufe; man kann sagen: Boden-
wirthschaft, Bergbau, Handwerk und Verkehr lagen in den
Händen der älteren Landesbewohner. Der Gegensatz zwischen
den beiden Bevölkeriingsschichten Thrakcs spricht sich am
deutlichsten in den mythologischen Gebilden aus: während die
ägäischen Kiistenstämme mit ihren orgiastischcn Culten sich
innig an die nach Kleinasien ausgewanderten Brudersippen an-
schüessen, zeigt die Sagenwelt der Tbraken grössere Verwandt-
schaft mit jener der nordischen Völker, namentlich der Ger-
manen; doch lässt sich eine endliche Ausgleichung auch auf
diesem Gebiete an der Geschichte des dionysischen Cultes ver-
folgen, wobei sich die Tbraken als der empfangende Thcil
zeigen.
Vielen Forechern, zumal W. Hclbig (Das bonicrisclic Epos
aus den DcnkmiUeru erläutert, l!^!S4, S. 4 tl".), war es aufgefallen,
dass das Epos die Tbraken in Hinsiebt auf ßcwafl'nung und
materielle Cultur als den Aclmieru ebenbürtig behandelt. Wie
die Achaier, so kämpfen die ,tbrakiscben' Bundesgenossen der
Troär auf Streitwagen, sie tragcu die glciciie eherne und reich-
verzierte Rüstung, die glei<ben Helme, sowie lange auf Hieb
und Stich berechnete Schwerter; selbst von einem herrlichen
thrakischen Becher ist die Rode; von der musischen Begabung
legt der Thrakc Thamyrus Zeugniss ab. Die l'boeniker hatten
einst die Metallschälze des Pangaios und von Thasos aus-
Di« kltaa Thnkar I.l
IIB
beutet; violleicht gicng ihre Metulltechuik auf die Thraken über,
and konnten phoenikische Fabrikate als thrakischc in Umlauf
onimen; zwisclien der ihrakischen Küste und den klein-
iatischen Griechcnstädtcn fand bereits im homerischen Zeit-
alter ein reger Verkehr statt. Unmöglich konnten daher die
;>änger die Zustände der woiilbckaunten Thraken dichterisch
idealisirt haben! Wie verschieden von diesem illteren Cultur-
stande zeigen sich später die ökonomischen Zustünde and die
esittung der rohen, der Truiiksuciit völlig ergebenen thrakischen
tümmul Offenbar war, meint Ilelbig (Ö. 9), die alte ,thraki8clie'
Cultur eine , kurzlebige Treibhausptianze' gewesen, welche die
orientalische Civilisation der Phoeniker, die bloss friedhchen
Tauschhandel getrieben hatten, ins Leben rief; dieses Gewiichs
wurde aber in seiner Entwicklung gciicuiuit, als die Phoeniker
iUsblieben, und erstickt von der aufscliieasenden Macht der
riechen, welche auf der thrakischen Küste Ackerbaucolonien
deten und unter KUnipfen stetig au Buden gewannen. 80
verfielen die Thraken wiederum in einen barbarischen Zustand,
ähnlich wie die Irländer, die einst (!ulturträger waren, später
aber zu Heloten herabsanken. Wir müssen von unserem Stand-
punkt aus Folgendes bemerken. iJio t^ultur der binncnländischon
Thraken war sich vom Anbeginn bis in die hellenistische Zeit
gleich geblielwn; sie trug stets den Charakter der Kohheil der
mitindogermanischen Zustände; nur der kriegcrisclie Sinn und
die kräftige Pliysis zeichneten den echten Thraken allezeit aus
and befähigten ihn zur Rollo eines Eroberers. Der höhere
itJ»nd der Civilisation der liumerisehen Thraken gilt einzig und
allein dir die höher gesitteten Küstenstämme phrygischor Ab-
"t; es war eben die höhere geistige Begabung und der
■.»serc Culturstiuul , was diese Stännne schliesslich dem
ellenismus zufUln'te, der hier nicht bloss eine auÜösende,
ndcrn auch eine befruchtende Thätigkcit entfaltet hat.
Der Thrake blieb allezeit angestrengter sehaUender Thätig-
eit abhold; seine Losung war der Krieg, seine Lust die Jagd,
lin© Sorge das Koss; Bodenanbau, Gewerbe und niedere Han-
ierungcn überliess er den Untergebenen; für edelgeborcn
'yrtfiMi, thrak. ijtßüWJe?) galten ihm nur die Söhne des Mars,
Handwerk verachtoto er (Hdt. 11 167); oder, wie Herodot
anderer Stelle (V 6) sich ausdrückt, ,8oin Liebstes ist, von
l4lt>lulC>h«r. il. pbil.-hix. Cl. l.'XXVlll. IM. 4. Abb. tl
114 rr. Abhandlui« : Tomtacbek.
Krieg und Raub leben; nichts zu arbeiten gilt ihm fUr hoch-
anständig, Feld bauen für ehrlos («fpv älvai xiXXtoxov, fru Je
spfäTTjv aTtjAsraTsv)' — hierin glich er also dem Bastarnen, auch
wohl dem kriegerischen Germanen. Auf Ausbeutung der Unter-
gebenen beruhte das Wesen der odrysisehen Fürsten ; offenherzig
gestand Seuthes : ,Ich lebe von dem, was ich mit meinem Kriegs-
volk auf dem mir vom Vater hinterlassenen Gebiete erbeute.'
Dass voreinst auf dem Boden Thrakes grosse innere Reibungen
stattgefunden haben, Verschiebungen von »Stämmen, ja völlige
Vernichtungskämpfe — das bezeugen die wiederholten Auszüge
von Stämmen und Völkern nach dem kleinasiatischen Süden.
Auf dem Tummelplatz des Ares gab es keine Einigkeit der
Völker; wo sich Staatswesen bildeten, wie bei den Odrysen und
Daken, wurden sie mit Gewalt zusammengehalten, und sie haben
niemals die ganze Nation umfasst. Und doch wurde die Grösse
tmd Ausdehnung dieser Nation gefühlt und erkannt: Manchem
erschien Thrake als eigener Erdtheil neben Europa, als ein
Viertel der Erde; Herodot (V 3) gibt seine Meinung folgender-
massen kund: ,Das Volk der Thraken ist nach den Indiern
unter allen Völkern das grösste; wenn es zusammenhielte oder
einen Herrn hätte, so wäre es unbekämpfbar und bei weitem
das mächtigste — aber, weil es ihnen dahin zu kommen un-
möglich ist, so sind sie dcmgemäss auch schwach. Ihre Bräuche
sind aber so ziemlich dieselben, obwohl sie in eine grosse
Anzahl von Stämmen zerfallen.' Aehnlich spricht sich Pau-
sanias aus (I 9,5): ,Die Thraken zusanmicngcnommen sind das
zahlreichste aller Völker, mit Ausnahme der Kelten, wenn man
sie als Nation den anderen Nationen gegenüberstellt; deshalb
hat wohl vor den Römern Niemand die gcsammten Thraken
unterworfen: den Römern aber ist jetzt ganz Thrake untcrthan.'
Die Odrysen hatten unter Sitidkas ein Heer von 150.000 Mann
aufgestellt, davon ein Drittel Reiter (Tliuc. II 98); die Daken
unter Boirebistas stellten eine Armee von 200.000 Mann auf.
Nach Strabo bestand das Thrakenland südlich von der Donau
aus 22 Völkerschaften und vermochte, wenngleich ausser-
ordentlich erschöpft, 200.000 Fussgänger und 15.000 Reiter zu
stellen. Auch Plinius rechnet die Thraken ,inter validissimas
Europac gentes' und spricht von 50 Strategien oder Volks-
bezirken.
Dia alton Tlinlier. I.
115
Unbestritten blieb allezeit der kriegerische Sinn der
Thraken.und ihre Verwendbarkeit zum Heeresdienst. Die Dier
der Rlioddive fochten in geschlossenen Reihen und wusston sich
bei Keiterangritfen regelrecht zu vertheidigen; von den Skythen
sollen die nördlichen Thraken (Geten) die keilförmige Sehlacht-
ordnung gelernt haben (Arr. Tact. 16, 6). Thrakische Söldner
kämpften in den Heeren der Epigonen : und wie stark die
Römer die Thrakenstitnnne, zumal die Bessen, zum Legionen-
dienst herangezogen haben, davon legen die Inschriftsteine in
allen Rcichsprovinzen Zeugniss ab. In einer Beschreibung des
rümiäuhen Reiches heisst es: Thracia provincia, dives in fructi-
bus et maximos habens vires et fortos in hello, propter quod
et frequeiitcs iiub? iiiüitcs diUuntur. Noch Kaiser Justinian er-
geht sicli darüber in rühinciidcn Worten (Nov. 26 a. 535):
Exetve Tüv äv(i>|M/.OYY]|x£vu)y En(v, srt xep s.' Tt; T>iv Bpanuöv ivspiaaeif
-/.üpav, eüOu; ouvetcep/ETJit v1> XifM xj( ttc ivBpeia; xat aTpatiwTixoü
zKifioJi y.ai TtoXeiJwov xa't [i-i'/ya Ivvotot. Wir fVigcn liier eine pane-
gyrische Sdiüdcruiig des thniki.sclien Lebens aus dem Gedichte
des Sidouius an den Thraken Anthemius uii: Rliodopnui quac
purtat et llacuium, | Thracum terra tua est, herouiu fertiJis orii.
I excipit liic natos glacies et niatrts ab alvo | artus infantum
mollos nix civicu dural; | pectoro vix alitur quisquam, scd ab
ubere tractus | plus potat per vulnus equuiu: hic lactc relicto |
virtuteni gcns tota tibit; crevere paruinpei", | uuix pugnam ludunt
iaculis; hos .suggorit Ulis | nutrix plaga ioeos; pueri vcnatibus
apti I lusti'a fcris vacuaiit; raptu ditata iuvcntus | iura colit
gladii; cüsmumatamquc senectam | non ferro tinire pudet: tali
ordine vitao | eivcs Martis agunt! — Wir wollen uns dieses
Leben etwas naher betrachten.
Die griecJiiscIicn Aerzte und l'hysiugiiouiiker reihen die
Thraken in Bezug auf Haut und Haar den nordischen Völkern,
Skythen und Kelten, an. Die Nordvölker gelten seit Aristoteles
für naXr/i-, £Ü6u-, Xsttts- und ^rupps-Tpr/.e;; bei Dichtern finden
wir auch die Praedicate EavOoi, flavi; so heissen z. B. die bi-
stonischen Frauen AP. VII 10 ^xiHai, die getischen Ooralli bei
(Jv. ex Poiito IV 2, 37 flavi. Was die Haartracht bctrifl"t, so
kilmmteu die Thraken ihr Liuges Haar nach rtkckwilrts und
banden es entweder am Scheitel zu einem Schöpfe zusammen
oder liesscn den Haarlmsch hi;rabwanen; ohne alle Ordnung
IIQ IT. Abhandluig: Tomtschek.
liosscn die Geten ihr struppiges Haar hängen. Auf der BOhne
erschienen die Thraken ab dfcxjwxcixat (Pollux II 28) und au)r|xi]ps-
%i\uii (Anaxandrides ap. Athen. IV p. 131); in dieser Tracht
erscheinen bereits die homerischen Abanten auf Euboia, was
die Alten seit Aristoteles veranlasst haben mag, in ihnen ein
thrakisches Volk zu erblicken, Jwt xb xeixäv xa 5wo6iV xü 6pax{u
vi|«j> (Eust. ad Dien. per. 520). — Was die Haut betriflft, so
schreibt Galenus (I p. 627) den Kelten und Germanen xai xovrü
6pax{(i> xe xal S^xuOtxü fivsi ^X!^'* xat ir^pov xb iipiux xat Sta xoüxo
(xaXoixiv xt x»t Xeuxbv xai tptXöv xpe^wv zu; ihre Haut neigt zum
Fettansatz, als TCtixeXuSet; erscheinen nicht bloss aUe Kelten und
die kleinasiatischen Galater, sondern auch 6päxe? xai BiOuvof
(XI p. 513). Als Gegensatz zu den dunkelhäutigen Aethiopen
stellte die lichtgei^rbten Thraken bereits Xcnophanes hin, als
er darauf hinwies, dass jedes Volk seine Götter nach seiner
eigenen Leibesbeschaffenheit sich bilde, AiOJsites xs [xsXavai; otiwü?
xe, Opöxe; xs TOppou; xal YXauxoü; (Clem. Alex. Strom. VTI p. 302
Sylb., Theodoret. IH p. 519) — wobei iwppö<; sowohl auf die
rothliche Hautfarbe wie auf das röthliche Haar bezogen werden
darf. Ebenso wirft lul. Firmicus I 1 die Frage auf: cur omnes
in Aethiopia nigri, in Thracia rubri procrcantur? Die Griechen
nahmen eine Mittelstellung ein, der nordländisehe Typus war
bei ihnen bereits stark verwischt. Auf die Schädelform haben
die Alten bekanntlich noch nicht Rücksicht genommen; den
heutigen Ostromanen ist im Durchschnitt die Mittclform, der
mesokephale Typus, eigen; die Armenier sind brachykephal,
wie alle Kleinasiaten, was als Folge einer langandauernden und
durchgreifenden Mischung mit dem Aborigincrelemente betrachtet
werden darf. Ueber die Schädelform der Thraken werden wir
erst urtheilen können, wenn sich einmal in einem Tumulus so-
matische Ueberreste vorfinden werden.
Der uralte barbarische Brauch, die Haut mit Farben zu
itsen, war den meisten thrakischen Stämmen eigen, etwa bis
in die römische Zeit hinein, wo die Nachrichten hierüber fast
aofhOren. Ihm huldigten im thrakischen Stammland die Aga-
ijbjnea. Mela berichtet: Agathyrsi ora artusque pingunt, ut
|ae maioribus praestat, ita magis aut minus, ceterum iisdem
I notis et sie, ut ablui nequeant; ebenso Amm. Marc.
8, 30: interstincti colore caeruleo corpora simul et crines,
Die alten Thraker. I.
117
et humiles quidein minutis atque raris, nobiles vero latis fucatis
et dcnsiorilius notis. Sic heissen darum bei Verg. Aen. FV 14ö
picti (vgl. TP. PITI ■ GETAE), was von den Erkläreni meist auf
das Haar bezogen wird: cjanea coma jilaeentes (Öerv.), caeru-
leo capillo Agathyrei (Plin.), caeruleo pieti colore, facatis in
caerulemn crinibus (Soliii.). Die angeborene Blondheit des
Haares scheint, weil im Voiiie allgemein verbreitet, für geraein
und unedel gegolten zu haben; die Edeünge ftlrbtcn sieb darum
ihr Haar st'ihiblau. Die LeibesbemaUing gieng auf die Daken
über: apud Daeos marcs quoque eorpora inscribunt (Phn. XXII 2):
quarto partu Dacoruin »»riginis nota in braeehio redditur (VH
50). Noch im vorigen Jalirliunderte wusste der Türke Hadäi-
Chalfa CSitzungsber. d. kais. Akad. XL S. 570), dass die Woj-
woden der Moldau ihren Söhnen eine eigene Marke einätzen
Hessen, um sie als ,Herren8öhno' (bej-zäde) für immer kenntlich
zu machen. — (Vdlistratus (a|>. Athen. XII p. 524) hat will-
kürlich pragmatisiert, wenn er die Tätowierung der Tlirakerinuen
als einen von den Skythen ausgehenden Brauch hinstellt, der
ftlr ein Zeichen der Knechtschaft gegohen liabe und erst später
zu einem xdaixc; geworden sei. Allerdings waren die aus den
pontisehen Coionien liezogenen getisehen Sklaven tätowiert, weil
auch Kinder von Edelingen in die Sklaverei verkauft wurden;
die Tätowierung aber galt als ein Vorrecht des Adels. So lassen
sich die Nachrichten vereinigen: ioTl^ovTs zapi toT; 6pa;tv oi eü^evei;
xatJe?, Tzzpk ik «T? VixM^ et JoüXst (Artemidorus Onirocr. I 9);
o't wapi TW "lurpüi oixoüvTS? or'ü^ovta'. (Hesych. v. 'IsTpiova (AeTw::«);
vor allem gilt aber Herodot's Zeugniss (V 6): tb (A£v ei;Tiy_8it
tüjTftii^ xcKftTai, tk Si ioTixTov ävgvvl?. Vornehmlich die Weiber
liebten das Bemaltsein, wie der Rhetor Dio Chrysostomus angibt:
iüpoxa; olv iv 0paxif) Tii; •(wxh.ai; t«; iXiuöJpa? t:iy!**t<i)v lAeorii; xat
Tosoirw «Xetev« J/ovca; iTrt-jTiaTa %a\ xstxtXÜTspa, ösu äv PeXtisu; xai
e* ßsXTiivwv Sixsüffi; Nach Phanokles soll die Zerreissung des
Orpheus durch thrakische Bakehantinnen die Thraken veran-
lasst haben, dass sie ä; i'K6xp'Ji lariSov, tv' it yjpoi oi5i*ar:'
lywzai I >wävea inu-^ipoü (avj XeXiOsivxo ^övou. Das ort^etv geschah,
wie Callistratus angil>t, mit Nadeln: iTofxiXXov ri 7o')|x«o, repivat?
-;fpst^r,v EViTffji; nach dem Epigiauim der AP. VII 10 haben die
bistonisclien Frauen den Tod des Orpheus beweint und aus
Leid sich die Arme tätowiert, indem sie durch die Haut Nadeln
116
IT. AbhiiDilluiii-
liessen die Getcn ihr 8tru|<| :
erschienen die Thrakoii .1!
xsjjMi (Anaxandrides :ij
erscheinen bereits <i'
die Alten seit Aris*
thrakisches Volk
vö|«j) (Eust. ad ' ■
schreibt (iah-v
6pacx{<>> Ti •/.•■
jjutXay.sv -.-
Fett:i
dir
■■v\ waren: z-.:/.-.i\,z ;
Tr;:!-r; HpT;fxicv -/.:y.jy.:v.
ili T Tunsrii.«-n die Haut
miil der Arme mit IiUS!«.
ii'l ans <rri)l)em IIanfz<'uj:
i '■ i- Ilant'iuibau wurde s^elir
"iniülicli ein tlirakiselies Wort
lleriidot lierif'litet (IV 74 vj:!.
.■' -Ai: -z'iiixzy zz'.i'j-'-y.'., t;;-; /.'.vier.
liiifzeiifr«', mit Hilfe eines prinii-
»•inlen mit I'Hanzcnfarben allerart
. :'iT Stiekerei ausir<Miälit: 1; Hjäxs;
■ •— ivoli. ) ; die laiijr heral»wailenden
- ■! Inint, ni<-lit selten aueh mit kleinen
, .'■}• (iewilmler Irajren in antiken I)ar-
■.■;i!vris und Dionysos seihst: es waren
^ ,.-■• .:'••. zumal der Kdonen, llcwvi \y.i-.:x.
^ ;•« vom bunten Wii'di'liojit', er liabc einen
, -i< III. In missduftende Seliatpelze waren
T-k ■:i, z. I). die IJessen und (Seten, «rehriUt;
. -%.!r:. Lan<riirmeliije Kittel trajren die Daken
••. .-'■•enso weite Hosen, laxa<' braeeae, jrleieb
'•" .'.imt p'hörto zur Traelit der dakiselien
• ^- s. d. (ilosse tarabostei, z'./.stiiiO- Hen
,;;!-s-indali'ii oder dieke Filzsoblen, £;A,ii?£; •
". .^js, Hcix'.iv cj t'; z'Jpr,[).Oi. tt,v l't llixi -/.sOipvi'.^
■ li'.ix 11 ^-''l- Kiitspreebend dem külileren Klinui
. . lV"«I'ei~tturs|»riin^en kleiilete man sieb warm.
^:.;^ (..'1. Xeuoi)liou sajrt: ,l)ie Tbrake)! bullen um
;,,-•• K'iv'hspelze ; ihre Leibröeke bedi'eken aueb die
.( t\..«!te wofren tragen sie zu l'tenle statt kurzer
i •• •••i.vutel uä'-?3i?)i welche bis auf <lie Füsse berab-
v'>'!i Hoivdot beschreibt uns die '['raebt der bitby-
^■•1 HxcM iiu HiHTc lies Xerxes (VII 7.")): izi \ivi
des Xerxes (VII
;, ::vr;jir':'. -::«Aa;,
-if. S£ Ti'j; r.zzj.; -; y.y.: -.xz ■/.VT;;ja;
,v -ij.»!' ..vs:l. die (ilrtssen iiiv-- «"d >-:-i). Weit leichter
i-c S<mmertr:ieht der dakiselien Kriepr: ein .ire;rürtetes
;h> mit einem über die .Schulter jieworfeiieii Mantel, den
Dio alten Thraker. I. 119
1 festhält. Erinnert sei noch an den ständigen Typus
lion Reiters und Jilgers in Wams, flatternder Chlamys,
• ;nil Lcdersehuhen, den Jagdspiess in der Rechten,
. IT- i-.i' ziiLirl in der Linken, und den Hund hinterher.
In der IJcwnti'nung waren, wie bereits erwähnt, schon zu
Iliiiacrs Zeiten die Thrakon den Achaiern ebenbürtig; schon
damals stand das thrakische Seliwert (;i>o; II. XXIII 808,
^i-\'Tic'' XIII 577) in gutem Rufe. Sollen die Phöniker den
Thraken alle WafFenstücke geliefert haben? Dürfen wir nicht
vielmehr an Erzeugnisse einheimischer Schmiede denken? In
der phrygischen Sage treten die metallurgischen Daktylen KsXiai;
oder ^y.£A(jiij; (,Scliürfer, Gräber'), Aa;Ava[Asve'j? (,Bläser') und
"Ax^v (,Ambos' aus Kiesel, dann aus Stahl) nebst AeXXa; (dem
,Spalter, Sclmielzer') bedeutungsvoll hervor, und die Anfänge
der Erzljcarbeitung wird die phrygische Nation schon in ihrer
erzreichen europäisciicn IKüniat sich eigen gemacht haben ; von
den thrakischen Stämmen haben namentlich die Dessen Erze
aller Art zutage gefördert und verarbeitet; so konnten denn noch
xa Thukydides' Zeit die Dier der Rhodope als jAO^aipo^öpct auf-
treten; als thrakisclier Ausdruck für die |Aäx»'P* wird <3%iX\t.r,
überliefert. Die Thraken kannten auch schon den ,Krummsäbel',
äpw) • ^st/.a'.pa xa|AwiAr„ Öpaxwv eüps«? (Clem. Alex. Strom. I p. 307)
oder aica • Öpaxwwv ^ifs? s;:t)wt;ace; (Gloss. Labb.), die falx supina
(luv.) der dakischen Sichelträger. Speer, Spiess und Lanze
gehörten gleichfalls zur thrakischen Bewaffnung (vgl. die Glossen
XÖT/T), oiptssa und besonders popiipaia); die dtxsvxia werden
namentlich den Bitliynen und den illyrischen Agrianen beigelegt,
den ersteren auch Dolche (sf/.s'ptSw |Ji.ixpä, SsXwvej). Dass daneben
Bogen (mit Pferdesehnen) und Pfeile ihre uralte Rolle nicht
verloren hatten, versteht sich von selbst; als Bogenschützen zu
Fnss (To^ÖTai) wie zu Pferde (iTOtoToSsrai) treten die Odrysen,
Geten und Daken auf; diesen war auch der Brauch eigen, die
Pfeilspitzen zu vergiften — sie sollen dazu den Saft von Alaut
(inula helenium, Galen. XIV p. 244) verwendet haben. Ausser
Bogenschützen, Sichelträgern und Speerwerfern zeigt uns die
Trajanssäule auch Steinschleuderer. Die odrysischen und ge-
tischcn Reiter im Heere des Sitalkas, die dakischen im Heere
des Dekebalos, waren gepanzert — es waren entweder Platten-
oder, wie bei den Sarmaten, Schuppenpanzer. Auch Helme
120
rv. Akhuidliing : Tonttehali.
und Schilde (galeae ac scuta, Plin. XYl 144) fehlten nicht;
namentlich werden die thrakischen ^eppa, xäpixai und rdl^ai er-
wfthnt, und die rS/.'za, galt für ein vjpT,\t.a Bpxuäi (s. d. Gl.);
wenn die Thraken flohen, warfen sie den Schild auf den Kücken
(Xen.). Die Daken brachten es sogar zu einem eigenen Feld-
zeichen, der Dniclicnfahnc, deren Aussehen uns sowohl aus der
Abbildung der TrajanssKule wie aus alten Schilderungen (Suid.
V. uTjixEta SxuOixi " ü^äoiAaia ßo^ i:£xotxiX|x^va; Arr. Tact. 35, 3:
ert xovTüv Jpf/svTe; a-aipoinsvot etc.; Amni. Marc. XVI 10: pur-
pureis subteniinibus lexti dracones, hastarum sumuiitatibus illi-
gati, hiatu vasto perflabiles et ideo vclut ira perciti sibilantes'
caudaruinquc volumiiia rclinqucntes in ventum) genugsam be-
kannt ist; Hadrian gostiittctc dieses nationale Abzeichen den
ausser Landes vei-wcndeten dakischcn Scliwadronen. Der
homerische Kriegswagen, auf dem noch der Thrake Rhesos fuhr
und dessen sich die Kikonen auf ihrem ebenen Hoden wohl
bedienen k*)nntcn , kam nachmals ausser (Jebrauch. Erwähnt
sei noch die geschätzte eiserne Axt der Thraken (5"j3o/.(;ji5i xsXexu;
0paxa4?, Pollux I 14i)), wiederum ein Beweis ftlr die Metall-
technik des Uhod«»pelandes, welche mit jener der L.ikonen vom
Taygetns rivalisieren durfte. Mit der Bewaffnung der thrakischen
Eroberer stand es demnach auch in hi.storiscIierZeit nicht schlecht.
Die Wohnorte der Thraken waren sehr verschieden; wir
tioden alle Formen, von der Höhlen wohnung des Troglodyten
bis Kur gut verschanzten Veste, vom Viehgehöfte des Senners
und vom Fischer pfahldorf bis zur offenen Stadt, dem Knoten-
punkt des Verkehrs. Die Sitze dt^r Troglodyten an der unteren
Donau haben wir bereits erwähnt, ebenso die paionischen Pfahl-
bauten am Prasias — vielleicht haben hier eigentlich edonische
Leute gehaust, da !*Ö50"jv (s. d. (jl.) plirygischen Ursprung ver-
rätli. Ilerodot's Zeugniss über jene Fischerwohnungen (V 16)
ist allen Forschern zu sehr bekannt, als dass wir es wörtlich
anführen und crlilutern sollten; erwähnt sei nur, dass man dort
sogar Rindern und Scliafen Fische zur Nahrung gab; die am
unteren Strymon gesiicte Gerste war ol> ihres schlechten Ge-
schmacks und Geruchs berüchtigt — Pferde und Rinder,
Schweine und Hunde vcrsclunlihten sie, nicht aber der Mensch
(Mirab. ausc. 110), der in Zeiten der Noth sogar mit einem
Brote aus den Nüssen des tpißsXoi; (trapa natans) verlieb nahm
Di« altan Tknk«r. L
121
— dieselbe Verwendung der Wassernuss finden wir bei den
Urinsassen des Laibacher Moors. Das dakische Pfahldorf
mitten im (See- oder Fluss-) Wasser li.it, wie die Trajanssjluli"
zeigt, runde Holzhütten mit spitzigem Dach. Xenophon schildert
uns die Weiler und Viehgehßfte der Thyncn (Anab. VII 4, 14):
an die Wohnhtltte (y.a/.üßr,) schlössen sich Stall und Schafpferch
aa, und das Ganze war mit Holzpfjlhlcn (jraupsT;) vei*schanzt.
& gab natllrlich auch offene Dörfer und Milrkte (para, dava
oder deva .Siedelung'), verschanzte und mit Dämmen umgebene
Orte (^tsXtjv), Umfrieiligungcn auf erhöhtem Boden (ßpi'a oder
fifi*) und regelrecht theils mit llolzpfalilwerk, theils mit thurm-
besetzten Steinmauern, die den Sturmböcken Widerstand ent-
gegensetzten, versehene Vesten (Jüja oder li^i) sowohl in der
südlichen Thrake wie im Dakenlande und bei den Goten —
leider kennen wir nicht das dakische Wort ftlr solche Vesten,
da diese alle von den Riimcrn fieschlcift worden waren, so dass
nur die offenen Dörfer (dava) übrig blieben. Leider wissen
wir auch Nichts von der inneren Einrichtung und den GerRth-
schaften des thrakiseheii Hauses; die wenigen Tumuli, welche
bisher aul' thrakischcm Hoden aufgedeckt wurden, enthielten
ausser Thon- und Glasscherben kuj)fenie und bronzene Lanzen-
spitzen; die weitere Durchforsclmng derselben wird wohl einmal
l»e8timmtere Resultate ergeben, lieber die von Skorpil be-
schriebenen .StcindcnkmRlcr getrauen wir uns kein Urtheil zu.
Nach Diodor (I 55 vgl. Hdt. II 103) soll es an vielen Stellen
Thrakes Standsüulen gegelien haben, welche Sesostris als End-
ziel seiner Eroberungen heim Skythenzuge aufgestellt hatte.
Die Küsten- und Seeanwohner nilhrten sich hauptsächlich
von Fischen, von denen die Alten mehrere besondere Arten
aufzählen (vgl. d. Gl. xsntpa;, tiXwv, i:r!:pa3iXo?, Xißpa;, JsXxavi?,
femer ßp^fX*? ^^^ xiOipa), Bei den phrygischen Kttstenbewohnem
wurden die Frllchte der Demeter, Weizen und Gerste, Roggen
und ßpC^«, fleissig angebaut; das Getreide wurde in Erdgrubon
(»tpof) aufbewahrt. In dem Namen der Pyro-geri am mittleren
Ilebrus haben wir , Siedler des Weizengebietes' erkannt; die
thynisehcn MeX(V9(f3r,''st bauten vornehmlich Ilii-se an, eine Gattung,
die auch den Sarmaten und l'aniioniern die Hauptnahrung
lieferte. Die KopriSat im heutigen Hessarabien bauten ausser
Weizen und Hirse auch noch Zwiebeln, Knoblauch und Linsen
IV. Atilmiidlnn;; Tnm»!tr1io1c.
an: allen Tlirakcn tliento Knoblauch als Würze zuiu Jlahl«'
(vgl. selioi. ad Aristojili. Aoliarn. lOö lixspsJtsjxsvo; ; Hesycli.:
w.ips^ssa-i'sOitv si 6fix-c"). iSalz JlmIocIi war rar. nur das dakiscbe
Land bcsass davon (vgl. Salinae, Ort bei dem heutigen Tborda);
die pontLschen Griechen gewannen Salz ans Lagunen, Ijei An-
chialos nnd Jlescnibria, Tyras und < Mbia. Dieses Salz wurde
vortlieilhalt an die binnenliindibclien Tiirakcn verhandelt, gegen
Sklaven: twv Hpaxwv sl jAscti^stoi ä/.wv ärttÄaTr,>,/,fliwvTo tsvi; sty-stz;
(Poll.; vgl. Hesycli. v. äAu>-/i()Tc; • ts'j; i/.ac Xaj/ißivsvTi^ ol rtpäxe:
irv?p«üs3a l5{?oiav). So geriethen selb.st Kinder von Edelingeu
in die Sklaverei, und siiöttiscli liiess es: 6psi; süfävr,; et; «pö;
äXa? tlivr,|ji£v:i;! — Die echten Tliraken, Vichailchter von Haus
aus, zogen allezeit die aninialisehe Nahrung vor. Schon die
Siluglinge erhielten mitunter frisch abgezapftes und mit Rahm
gemischtes Pferdeblut. Fleisch aller Art wurde thcils roh (vgl.
den Eigennamen 'A(xr,ioxo: jKoiiHei.scbesser*), thcils gebraten ge-
gessen, iu schmale Stucke zerschnitten (s. d. Gl. fsvxa). MUch-
nahrung war allgemein und Butter sehr beliebt — •(2/,xf.-:GT.i-:3'.
und ßiJTupsjivsi werden die Thraken öfter genannt; ein flacher
Brotkuchen, Bieneiilionig undticmüse bildeten die Zukost. Mit
der Käsebereitung waren Thraken und Illyrier gleich vertraut.
— Der thrakische Wein stand seit den homerischen Gesängen
im besten Kufe; wir werden di<! schrittweise Verbreitung des
Weinbaues in Thrako im Artikel Aiojvu-o; verfolgen. Die karte
Arbeit des Winzers (iberlicHs der faule Thnike seinen Unter-
gebenen, desto tapferer spmch er selbst der dionysischen Gabe
zu. Es war wohl eine harte Aufgabe für Boirebistjis und seinen
Pontifex, dem dakischen Volke <leii Weiiig(;nuss abzagewöhnen
nnd di(! Rebenstöcke auszurotten! Bei allen ihrakischen Stitmmen
finde.n wir UnmiLssigkeit itn Trinken; £-;£iy.<ö; 3' v.z; ■xim^ ol
öpo(y.s; KsXu-^ai (Theop. ap. Athen. X p. 242). Sie tranken den
Wein stets ungemischt (Athen. XI p. 1^\, d nach den Versen
des Oillmachus X p. 242, f); eine Ausnahme machte König
Kotys IV., welcher stets vi^wn); blieb (Suid.). Die Trercn biissten
ihre Trunksucht vor Hernkleia am Pontus, wo ihnen der Wein
mit i/.irti-vt vergiftet wurde; die Thraken pflegten angetrunken
zur Schlacht auszuziehen (Paus. IX 31,5). Wie die Paionen,
so tranken auch die Odrysen, Geten und Daken bei ihren Ge-
lagen aus Stiorhörucm (vgl. d. Gl. gd/aiss;), und wir flndon bei
Die alten Thtaker. I. 123
ihnen die Sitte des Zutrinkens und des Weingusses. Wie es
bei diesen Gelagen zugieng, ersehen wir aus den Versen des
Anaxandrides über die Hochzeit des Iphikrates zur Zeit des
Kotys und aus Xenophon's Schilderung vom Gastmahle des
Seuthcs, die wir hersetzen: ,Die Geladenen setzten sich im
Kreise herum nieder; darauf wurden ftir Alle dreifUssige Tische
hereingebracht, bedeckt mit Fleischsclinitten und gesäuerten
Broten. Seuthcs nahm die Brote, brach sie in Stücke und
vertheilte sie, ebenso die FleischstUcke; dasselbe thaten die
Anderen. Es wurden dann Hörner mit Wein herumgereicht,
und Alle sprachen zu. Seuthcs erhob sich, umarmte Xenophon
und dessen Begleiter, wobei sie einander nach thrakischer Sitte
zutranken. Während des Trinkgelages kam ein Thraker mit
einem weissen Pferde, ergriff ein volles Trinkhorn und sprach:
ich trinke dir zu, Seuthcs, und schenke dir dieses schnelle Ross.
Ein Anderer brachte einen Knaben und schenkte ihn, unter
Zutrinken, dem Fürsten; ein Dritter brachte für dessen Gemahlin
Kleider, u. s. w. Seuthcs trank zuletzt mit Xenophon das Hörn
aus und goss den Rest ü])er dessen Genossen hin.' Wir kennen
noch das thrakische Wort fUr ,Wein', nämlich iJsiXa oder ?tXa.
Zu Heilzwecken wurden auch Säfte von anderen Pflanzen z. B.
a-itvO;; abgezogen und zu weinähnlichen Getränken verarbeitet.
Endüch müssen wir noch des Gerstenbiercs Erwähnung thun,
das Phrygcn und Thraken , sowie Paionen und Dlyricr zu
brauen verstanden (vgl. d. Gl. ßpüToc oder ßpoikoe ,Gebräu'):
schon Archilochus hatte dies bezeugt (Athen. X p. 447, b):
wsTtsp xap' aü).<o ßpÜTOv 9i Qpfyz «''^p | ^ '^'p^A äßp'-'?«? xüßSa 3' ^
TOvsu(jiev»). Die Trunksucht der Thraken war ein Erbe aus der
indogermanischen Vorzeit und nicht, wie Heibig meint, eine
Folge ökonomischer und geistiger Decadenz, wie etwa bei den
Schnaps trinkenden Irländem. Wissen wir doch, dass auch
die Arier am oberen Indus, wenn nicht dem Weine, der dort
erst später bekannt wurde, so doch dem berauschenden Soma-
trankc bis zum Erbrechen huldigten, und dass alle Naturvölker
energischer Natur ihre Lebenskraft mit berauschenden Ge-
tränken aufzufrischen suchen; eine nähere und innigere Ver-
wandtschaft der Thraken mit den Germanen hieraus abzu-
leiten, erscheint unnöthig. — Von den Skythen stammt wohl
der thrakische Brauch, sich mit dem Dampfe der auf heisse
rV. Abbudlnog: Tamssobik.
Steinplatten geworfenen Hanfkörner in SchweiBS und schlaf-
lllinliclie Betttubung zu versetzen (Plut. de flum. 3, 3; Tocilescu's
iJacia p. 7ö8).
Wenn die Odrysen assen und tranken, durfte dabei der
a\jkii nicht fehlen; zuletzt sehmettcrten die Trompeten, und Alles
sprang auf zum Waffentanze. Xenophon schliesst seine Schilde-
rung des Mahles bei Seuthes mit den Worten: ,Hierauf traten
Leute ein, die aus Ilömem und Trompeten nach dem Takte
und gleiehsain in der Oktave bliesen; Seuthes stand auf, stie^ss
einen Kriegsruf aus und machte sehr behend einen Luft-
sprung.' Andernorts (An. VI 1, 5) scliildert er den tlirakischen
Wnffentanz (s. d. Gl. xaXaßpiciAÖ^) : ,Die Thraken führten zur
FkHü den Tanz auf, wobei sie mit Leichtigkeit hohe Sprünge
machton und ihre Schwerter schwangen und gegen einander
zllokfon; zuletzt hieb einer auf den anderen los, der Getroffene
fiel zum Seheine um, der Sieger zog ihm die Rttstung ab und
gieng den Sitalkas singend davon, wtthrcnd der Getroffene fort-
gi'tragen wurde.' Nicht immer verliefen solche Erlustigongcn
unblutig: so war bei einem Kampfspiele ein scharfgeschliffenes
Breitjsi'hwert aufgestellt, da.s denjenigen sofort tödtlich verletzte,
der beim Luftsprungr das Ziel verfehlte — und die Anderen
lachten ol) seines tödtlichen Falles (Seleacns ap. Athen. IV
p. 165, e)! Die 0<lr)*sen konnten ein Oelag« nicht schöner ab-
sckliessen, ab dass sie suletst über einander herfielen and sich
Sfllisl wie die Anden^n im Rausche aeHkiscliten (Amm. Marc
XXVII 4, U). Ueberhanpt hatte das Lebe« des Finaeinen in
Thrake g<>rin(PBn Werth; grausam waren däa Spiele, lebens-
geAkhriirh die Leibesabungen — man wird fönnlich an die Bhit-
ithaa|rfb»g«a der Indianer genakat, die bbs Catbn ia seinen
rtq—rrllw ao drastisch hinfeworfen hat, — gnueaun und
soamariaeli die Rechtsfolge; oluMwvttrrs nod
sliMB a. B. S«««kea die üIhr TOfgelUutea <
WHnpMM BMoer. HcaKefaQMCMe ww
TlH«kMi |rvv«Ul; noA m c4ristfcfcea
Maeaper «ttiriig süm Rele all
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Di« iltAD Thnker. I.
1%
Daneben fehlte es nicht an edleren Regungen; auch dem
Thraken war die sÄnftigende Wirkung der Musik nicht anbe-
kannt. Wenn die Geten um FViodcn baten, so zogen ihre
Priester in weissen Gewanden unter Cither- und Flötenspiel
heran. Wenn freilich schon bei Homer der Kitharödc Tliamyris
um die Palme des Sieges ringt, so ist zu beacliten, dass dieser
,Thrake' doch eher dem Volke der Edonen oder Brigen ange-
hört hat; auch die apoUinisclie Gestalt des Orpheus war ur-
IBprüngUch dem thrakiscJicn Boden fremd; erst seit der BlUthe-
■eil der orphischen Mystik treibt die Hfaxia [louffix^ der Hpöxio?
•c|xo;, die öp^csa y.i(lipa bei Dichtern iiir Wesen. Die AnfHnge
Her musischen Kunst sind von den phrygischen und griechischen
Btämmen ausgegangen, nidit von den rohen Thraken. Eine
Art 6pf,vs; wurde dem verstorbenen Tliraker unter Flötenbe-
gleitung und mit dem Refrain TopsXX^ nachgesungen, sowie selbst
*dem Nadowcssen ein solcher Nachruf zutheil ward — das will
nicht viel bedeuten. — Zu einem eigenen Öcliriftwesen haben
es die Thraken selbstvcrstUndlieh niemals gebracht; Inschriften
idcn sich nur in griecliischcr utnl lateinischer Sprache; Mtinzen
griochisciier Legende haben zuerst die Edonen und Bisalten
lagen. Wie verschieden die Culturstufcn der tlirakischen
Stämme gewesen sein mochte, erkennen wir beispielsweise aus
der Notiz des Aristoteles (Problem. XV 'S), wonach einer der
SlÄmme nicht weiter als bis vier gezählt haben soll — so be-
schränkt war dessen (Jesichtskreis, so stark von allem Welt-
K Verkehr abgelenkt! Denn schwerlich wird man annolimen dürfen,
dass es richtiger heisscn sollte ,bis vierimndert', entsprci'hend
dem Vigesimalsystem , dessen Endzahl 20mal 20 lautot; dem
Rdogermanischen Sprachgebiete war diese Zjlhhnethode fremd,
cmerkt sei noch, dass die Bp^aoat saviSe;, worauf ( h'phcus Heil-
mittel verzeichnet hatte (Eurip. Ale. 967), Erfindung der Or-
phikcr sind. Ihre Gesetzbücher haben Getcii und Dakcn in
Gesangsform milndlich überliefert, wie die guilisclien Druiden.
Bei den Tiirakcn war den Jungfrauen, denen offenbar
lolegenheit geboten war, sich mehr in der freien Natur herum-
ituinmcln, volle F'rcihcit im Umgange mit der männlichen
fugend gestattet; die Frauen dagegen, durch ihren Beruf ans
laus gefesselt, durften die Tpeue niemals verletzen (Hdt. V 6).
ie ein Junggescilo seine Wahl getroffen oder hatten sich
126
lY. AliluDdliingt Tauik>obek.
die Eltern gegenseitig verständigt, so wurde fUr die Brant der
Kaufpreis in Geld und Gut erlegt, und sie gieng dann in das
Eigentlium des Mannes über. So stellte auch 8euthes dem
Xenophon das Anbot: ,Wenn du eine Toclitcr hast, so will ich
sie dir nach thrakischer Sitte abkaufen und ihr Bisanthe zum
Wohnsitz veiTuachen.' Bei den meisten Stämmen herrschte
Vielweiberei: je reicher ein Mann war, desto mehr Frauen
konnte er sich kaufen und halten: honoris loco iudieatur multi-
plex niatrinioniuni (Solin.)- Heraclides Ponticus berichtet: ,Jeder
heiratet drei, vier und mehr Frauen; ja es gibt Ueiche, welche
bis dreissig Frauen besitzen; diese nehmen die Stellung von
Dienerinnen ein. Wenn der Herr der Reihe nach einer solchen
beiwohnt, so muss sie ihn waschen und auf jede Weise pflegen;
führt sie sich schlecht auf, so wird sie heimgeschickt und vom
Kaufpreis muss dann ein bestimmter Thcü zurückj;ezablt werden.
Stirbt der (lemahl, so gehen die Frauen, wie jedes andere Gut,
in den Besitz des Erl)en Über.' Humorvoll spriciit sich über
die Vielweiberei der gotische Sklave in einem Lustspiel des
Mennndcr aus (Strabo VII, p. 297): ,Stirbt einer, dessen Weiber-
zahl nur vier betrügt | oder fünf, so heisst er bei uns zu Land
ein armer Wicht, | der ohne Brautlast, ohne Hoclizeittanz ver-
schied;' er fügt hinzu: ,l)ie Thraken .'die, wir jedoch zu aller-
meist, I wir Geten sind in Sittlichkeit | nicht eben Muster.'
Das war auch bei den Agathyrsen der Fall, bei denen als Folge
der Ueppigkeit die Bande der Ehe locker waren , so dajjs die
böse Welt von Weibcrgemeiuschaft sprach. Die Sitte der Viel-
weiberei fanden wir namentlich Insi den Stämmen oberhalb
Krcstone, bei Maiden mid Sintcu (Hdt. V 5).
Die Stellung des Weiiies war überall eine untergeordnete.
Im Orient und in allen subtropischen .Stricluu, wo die Frauen
in Harems eingesperrt sind und wo Überdies das Klima sinn-
liche W'rirningen befordert, bildet sicii das Laster der KnalM?u-
liebe aus — wir meinen nicht jene ideale Form deraelben, wie
sie in Sparta gepflegt wurde, oder jenes poetische Verhältniss,
wie es etwa zwischen .\nakrcon und dem kikonischcu Jtingling
Smcrdics bestand — sondern die cutortete Form, wie sie in
der südlichen Tlirake und bei den Persern bezeugt erscheint;
darauf bezieht sich wohl auch jene Anspielung des Aristopluines
über die Odoniant4'ii, die man gewilhnlich mit der Besi-hnei
Die alten Thraker. I. 127
in Zusammenhang bringt. Die Thraken wurden mit dem Epi-
theton xa'KpÄvts; beehrt, d. i. st 5pjxrjTt>«i)C l/ovie? spö; ouvoujt'orv
(Hesych. vgl. xAcpo? • tö a'.Sowv tou i'tipii;). Um so grösserer
Scheu und Verehrung erfreuten sich bei den nördliclieren
Stämmen Asketen, welche Entsagung von allen sinnlichen Lüsten
predigten, wie die Zalmoxispriester und die moesischen xTimai
und xoesvoßiT«i. — Bei der grossen Zahl der Weiber und der
sinnlichen Naturanlage der Thraken, sowie bei der leichten
Beschaffung des Lebensunterhaltes infolge der Viehwirthschaft
finden wir es begreiflich, dass sich die thrakische Nation trotz
stärkster Heranziehung zum Kriegsdienst sehr lange forterhielt
und allezeit einen Ueberschuss an Population aufwies; so konnten
die pontischen Händler thrakische Burschen und Mädchen nach
Hellas auf den Markt bringen (Hdt. V 6); in Athen wurde die
Spöna mit Vorliebe als Dienstmagd und Amme verwendet; die
römische Arena bezog aus Thrake ihre tauglichsten Kräfte.
Eine solche populationskräftige Nation konnte niemals völlig ver-
schwinden, gerade so, wie sich ihre Tochter, die wlachische
Nation, seit Jahrhunderten einer steigenden Prosperität erfreut;
noch heutzutage steigt in Siebenbürgen die bedürfnisslose
Menschenzahl der Wlachen, wahrend Sachsen und Magyaren
im Status verbleiben.
Die Art und Weise, wie die alten Völker ihre Todten be-
statteten, bildet ein wichtiges Merkmal ihres Daseins; gerade
in dieser Hinsicht mangelt es sehr an zuverlässigen Nachrichten.
Die Lebensdauer des Thraken war — wenn wir von den römi-
schen Legionären absehen, für welche sich aus den Inschriften
eine mittlere Lebenszeit von nur 28 bis 30 Jahren ergibt —
eine verhältnissmässig lange: nicht nur am Athos finden wir
tMtxpißiot, auch die Landleute in der Rhodope und im Haemus
wurden gewöhnlich sehr alt, dank ihrer einfachen Lebensweise
(Amm. Marc. XXVH 4, 14). — Starb ein thrakischer Edeling,
80 blieb sein Leichnam, durch drei Tage aufgebahrt, während
die Angehörigen allerlei Opferthicre schlachteten; nachdem sie
den Verstorbenen genugsam beweint hatten, hielten sie den
Schmaus ab; darauf bestatteten sie ihn, indem sie den Leich-
nam entweder verbrannten oder auch bloss in der Erde ver-
Onben (>Mrtcow(6savTe? i) äXXw? -jt) xpi-^/avTc;) ; in jedem Falle warfen
Tnmtilus auf (yß'j» /eavts;), worin entweder die Aschen-
IV. AbWiillnag : Tomasoliek.
ume oder der Leichnam beigesetzt wurde, und zuletzt stellten
sie mannigfaltige Kauipfspiele an, wobei sie wertliVoUe Kampf-
preise fllr (lie Zweikilmpfer aussetzten. So lautet Uerodot's
Berielit (V8) über die xa^ai. Beide Arten, Verbrennung des
Leichnams oder dessen einfache Beerdigung, finden wir zu
freier Wahl in den Ultcsti'n Veden; auch die dreitägige Auf-
bahrung ist den meisten iudogcnuanischen Stämmen gemein-
sam. Den nach dem Qpfjvo; folgenden Leichenschmaus bezeugt
auch Xenophon (Hell. III 2, 5): man sprach hiebei dem Weine
nach Kräften zu, bis zur völligen Trunkenheit.
Aus der entlegensten Epoche der Menschheit hat sich in
die gcschielitliche Zeit des tlirakischen Volkes der Brauch ver-
erbt, am Grabe des Herrn dessen Lieblingsfrau zu schlachten.
Man könnte die Bewabrurig dieses barbarischen Brauches der
Nähe der pontisclien Skythen zuschreiben, bei denen die
Schlachtung der Weiber beim Tode eines Fürsten in Uebung
war; vom Naclibarvulke der Skythen, den Geten, berichtet
Theopomp: v4|io; Tsttüv tö izis^x^uv t»)v •fuvatxa tti iiipi. Herodot
(V 5) le^t jcdocji die Witwenschlachtuiig gerade den südlichsten
Stämmen am Slrymon bei, den Sinten und Maiden: ,Wenn einer
von ihnen stirbt, so kommen die Frauen und deren Anver-
wandte in ernstliclK-n Eiter und Streit darüber, welche von
ihnen am meisten von dem Manne geliebt worden sei. Jene,
welche schliesslich den Vorzug vor allen erhält, wird unter
Lobpreisungen der Männer und Frauen von ihren nächsten
Verwandten Über dem Grabe des Mannes geschlachtet und
alsdann mitbcgrabeu. Die anderen Frauen aber zeigen grossen
Kummer; denn ihnen ist grosser Schimpf widerfahren.' Mela
dehnt diesen Brauch auf tdle Thraken aus; er hat jedoch deutlich
Herodot vor Augen, nur dass er mehr Worte macht. Da sich
diese Sitte auch bei den Ariern atn (iangcs und selbst bei
einigen allen Völkern Eumpas vorfand, so werden wir der-
selben ein hohes Alter beimessen milssen. — Die Anschauung
der Trausen über Geburt und Tod haben wir bereits kennen
gelernt und zugleich bemerkt, dass dieselbe nur von der nie-
drigen geistigen und ökonomischen Stellung dieses Volkes Zeug-
niss gibt.
Der edelgeborene Thraker war bereit, wenn Alles fehl
schlug, muthig dem Tode ins Auge zu bhcken; selbst stürzten
Dia alteo Thrsl^«'. I.
129
sich in ihre Schwerter die HiUipter der Odrysen, Koilaleten
und Dier, die Vertheidiger der nationalen Selbständigkeit wider
die Römer; ebenso schloss Dckebalos sein thatenrciches Leben;
die dakischen Edclingc sehen wir auf der TrajanssUule um
den Kessel sitzen und einen nach dem andern den Giftbecher
leeren; bei Geten und Daken tnoclite der Glaube an die Un-
sterblichkeit des Individuums diesen letzten Schritt erleichtern.
Die Alten wollten überhaupt in der Psyche des Thraken Todes-
verachtung und den Hang zum Selbstmord erkennen: EToinoTspov
* Ov/jcxo'ja'. (Eust. ad Dion. per. 304j; Thracibus barbaris inest
contemptns vitae et ex quadam naturalis sapientiae disciplina
concordant omnes ad interitum voluntariura (Solin.); habent
appetitum niaximum mortis (Hart. Cap.). Dieser Hang wurde
jedenfalls durch die grausamen Spiele und die ständigen
Kaufereien gefördert; der Thrake war gewöhnt, bei jeder Ge-
legenheit Blut zu vergiessen. Schon Thucydides sagt von den
iDiern, einem sonst geachteten Stamme: sie stehen keinem
liarbarenvolke an Mordgier nach. Die Grausamkeit der da-
1 kischen Weiber hat die Trajanssilule verewigt. — Sonst wird
den Thraken der Hang zu Jfeineid und Treubruch zuge-
schrieben; die öpatxdai TraptypEci; war zum Sprichwort geworden,
'und seit Menander galt der Satz: 0päx,e; £pxta oh%. i'^lotavT«.
In gleichem Kufe standen im Mittelalter die l'induswlachen.
So finden wir im Wesen des thrakischen Volkes, wie bei allen
halbliarbarischen Völkern, Erhabenes und minder Gutes ver-
einigt; die Triebfedern zu Allem hat aber die Natur gegeben;
I nur die fortschreitende Civilisatiuu vermag die NaturwUchsigkeit
za mildem und auf gute Bahnen zu lenken.
Die Psyche eines Volkes lernen wir übrigens am besten
aus de.88en Sagcngebilden und au.s der Sprache kennen; über
[ diese Dinge wird der folgende Tiioil handeln.
. pkn..blil. Cl. CXXVtU. Dd. 4. Alib.
rv. AUuidlaDK : Toaksebek. Dia klten Tbraker. t.
Inhalt.
Einleitung' l — IS
I. Die paionisch-dardanische Qruppe . . ... 13— S7
Tenkrer und Mysen S. 13. Peln^^onen S. 17. Paionen 8. IH.
A^auen 8. 21. DaHaiior S. 23—26. Veneter 8. 26.
II. Die phrygrisch-mysische Qruppe 27 — 69
1. Plirygnn oder Briden 8. 27 — 33.
Edunische Stamme 8. 33—39. Mygdoneii 8. 33—95 (Be-
bryker nnü Dolioiicn 8. :iö), KreRtonen nnd Knisiüer
S. 3.'>. .Sithonen 8. 37. Eclnnon 8. 37—39.
Odomanten 8. 39. Bistouen S. 40. Xmitliior 8. •41. Ki-
koiieii 8. 42. SaVer 8. 43. .Sintiur 8. 44. Faiteu und
Apsintliier 8. 45.
2. Mywn und Moesen 8. 47. Artakier, Kobrenier und Skater
8. 50—52.
m. Die thrakischen Völkerstämme . ... 63— llf
a) Die nUdliche Gnipiie S. 53—92.
Treron S. ö3. Trallon S. 56.
Strymonier oder Mnidobithynen 8. 58 — 68. Bisalteu 8. 58.
Sintou 8. 59. Maiden 8. Gl. Deoieleten 8. 62. Bi-
thynen und Tliynen S. 62 — 67. Dulongkcn 8. 67.
.Satron 8. 68. Dier 8. 71. Diobesson 8. 72. Bo.<»eu
8. 72—80. 8apaier 8. 69. Korpilen 8. 69. Traumn
8. 70.
Odrysen 8. 80. Bennon, Kaiueii, Ästen 8. 83. Samaier,
KoiIalet«n, 8ialeten 8. 85. Namen auf -geri 8. 87.
Triballen 8. 87. (keltische Intnuionen, Reich von Tylis
8. 90).
b) Die nördliche oder getisch-dakische Gruppe 8. 92—111.
Geten, Teriiten, Krobyzen 8. 92—98.
Agathyrsen und Traugen 8. 99. Dakon 8. 101. Dnkischo
Bergstamme, 8abuken, Bessen, Kostnboken, Karpodaken
S. 106-111.
IV. Allgemeines über die Thraken 111 — 1S9
Cultnnintemchiede 8. 112. Leiblicher Typus 8.115. Täto-
wierung 8. 116. Kleidung und Bewaffnung 8. 118. Be-
hausung 8. 120. Nahrung und Getränke 8. 121. Waffen-
tänze und Spiele 8. 124. Mnaik 8. 125. Schriftwegen
8. 125. Sittlichkeit und Ehe 8. 125. Todtonbestattang
S. 137. Witwenschlachtnng 8. 128. Todeeverachtniig
8. 129.
T. Abluukdlang: Ziof erle. Zar viertea Decsde dea Linas.
V.
Zur vierten Decade des Livius.
Ton
Prof. Dr. Anton Zingerle,
comsp. Hitgliede der kais. Akademie der WissensclisfteD.
;£>ei der ansicheren and zum Theil lückenhaften Kennt-
niss, die wir von der handschriftlichen Ueberlieferang der
vierten Decade haben, ist die Texteskritik gerade hier mit
bedeatenden Schwierigkeiten verbunden,' sagt mit Recht H. J.
Müller im Jahresbericht des philologischen Vereines 1891, 166.
Die hier folgende Abhandlung möchte nun einige Partien und
Fragen beleachten, die mir bei der eingehenden kritischen Be-
handlung der Bücher XXXVI— XXXVIH für den 6. Theil
meiner Livius -Ausgabe noch immer in der einen oder anderen
Beziehung zu erneuten Versuchen oder Auseinandersetzungen
einzuladen schienen. Der Inhalt ist so trotz der angestrebten
Kürze ein ziemlich mannigfaltiger geworden, da bei der Be-
sprechung einzelner, bis zum heutigen Tage recht zweifel-
hafter Stellen natürlich auch die von bewährten Forschern
zwar fleissig gepflegten, aber dennoch nicht überall abge-
schlossenen Untersuchungen über Detailverhältnisse der zum
Theile verlorenen Handschriften hie und da wiederholten Er-
wägungen zu unterziehen waren und die durch die GrUte des
Herrn Director Dr. H. J. Müller in Berlin mir zur Verfügung
gestellte Collation des Bambergensis im Vereine mit genauer
Prüfung der alten Ausgaben und Durcharbeitung der Draken-
borch'schen Fundgruben bis zur Verfolgung paläographischer
Versehen herab manchmal, wie ich hoffen möchte, wohl noch
heachtenswerthe Ausbeute bot. Auch fUr Sprachgebrauch und
ftr Parallelstellen ergab sich in Punkten, wofür Fügner's ver-
■taafrtw. i. rUl.-küt. Ol. CXXVHI. Bd. 5. Abk. . 1
2 V. Abhandlnnft: Zinfcrl«.
dienstvolles Buch noch nicht vorliegt, gelegentlich im Rahmen
einer Begründung ans meinen Sammlungen einige Vermehrung
des Materials.
Bei der Eintheilung glaubte ich nun aber nach reiflicher
Ueberlegung am besten so vorgehen zu sollen , dass ich zu-
nächst die Erörterungen über einzelne Stellen, die mir in erster
Linie beiiubtcnswerth schienen und für die ich darum mehr-
fach im Apparat der Ausgabe nach Angabe des kritischen Ma-
terials auf diese Abhandlung verwiesen habe, mit allen mir zu
Gebote stehenden Erfahrungen vorführe, wobei ich jedoch stets
mir wahrscheinliche Verbesserungen von blossen Andeutungen
eines etwa einzuschlagenden neuen Weges schon durch den
Ausdruck schied, und dann erst, nachdem bei solchen Einzel-
untersuchmigen Manches auch Ulier die liandschriftcnverhält-
nifisc erneut zur .Sprache gekommen, ein paar zusammen-
fassende Nachträge Über Beobachtungen anreihe, die mir auf
diesem schwierigen Gebiete theUweise vielleicht noch zu der
einen oder anderen Ergänzung zu führen scheinen.
I.
XXXVI, 9, 12 rm'ncad rleinde rnsfigntionibut prin-
cipvm; so wird nun seit Aldus mit Berufung auf den ver-
lorenen M gelesen. Die ältesten Ausgaben bieten ragtigatione,
was durch die cod. rec, darunter Lov. 2, bestätigt wird; B hat
castignfione». Fehlerhafte Zusetzung oder Auslassung eines
» im Wortschlusse spielt, wie ich ci'probt, in den bekanntlich
so reichen Reihen zufftlligcr Versehen des cod. B eine besondere
Rollr und scheint im Ursprünge theilweise auf ähnliche alte
Veranlassungen hinzuweisen, ■wie ich sie für manche Hilarius-
handschriften in den Studien zu Hilar. Pict. S. 32 [898] ange-
deutet.' So hat z. B. B im § 11 desselben Capitels multu st&tt
multi; XXXVI, 11, ♦> Apollini* et. Apollini' 14, 4 maicMt-atia st.
viaiestati; 24, 6 AeUdis st. AetoU; 24, 11 inbellis st. inbelU:
28, 9 condicionis st. condicioni; 35, 11 nii««i> st. misai; 36, 2
aenatus st. tenatu (woraus sich das weitere Verderbniss erklärt);
Für die Fnrtdftuer vpl. jetit x. B. auch Paoli, Abknnmngpn in der
Inteinischcn .Schrift des M.-A. § 21 (ttbometzt von Loliiiit<yer 1893).
Zar Tir^a Docode dw tWitu. 0
17,4 Cererit st Cereri; umgekehrt 27, 8 Uli st. illU; 28, 8 juo st.
tt/i», ipiri st. {p»i»: 44, 1 Pnlyxenidn st. Pohjxenida». Diese zugleich
die Itetreffendc Cliarakteristik der Handschrift nur aus dem
Buche ohne Wahl herausgegriffenen Beispiele' dürften wohl
clion so zicmUch wahrscheinlich machen, dass das obige catti-
■ttiorifs in unserer Handschrift auch näherliegend auf ein
Turderbniss aus CMst'ujaüvn«, als auf ein sonst freilich auch
{bares aus caHigationihus weist; wenigstens würde man
■ber im letzteren Falle hier eher das Versehen cnaUgatiom»
erwarten, wie denn B umgekehrt XXXJ, 46, 11 wirkUch ein
ctutigationis in cnstigutionihas corrumpirt hat. Vgl. aUcb
Drakenborch zu XXU, H, 7. Die Stellen, welche ich ftir den
Gebrauch dieses Wortes bei Livius sonst notirt, scheinen,
wenn FUgner's Lexikon nicht etwa noch lihcrsehene Nach-
ige liefert, auch für den Singular zu sprechen ; z. B. XXVH,
lü, lÜ tacita camtigatio; 15, 2 cum verborum tanttim cuntiga-
<n«l XXX, 37, 1 reoocatis legatis »t cwn nmlta castigatiotie
liae monitU; XXVUI, 26, 3 ad mttltitudin«»i castiga-
satis MX«; XXXI, 46, 11 castigationis regis me-
ebenso fand ich den Singular vorwiegend bei anderen
chriftstoUern, und wenn man in der besprochenen Liviusstelle
ien Plural etwa wegen des da folgenden jyrincipunt. ftir noth-
rendig oder passender halten wollte, so könnte Curtius Ruf.
3, 13 als bezeichnend entgegengehalten wei-den: nee atit
lefectorum castigatione aut verecuiidia rtu/i» dtterriti*
it«ben die Sachen so, dann scheint mir der im Grunde wahr-
cheinlicLe Consens B 4> dem Berichte über M vorzuziehen.
XXXVI, 10, 1 : Inira decimum dicm, quam Pheraa vetierat,
kl« perfecti» Crnnnnnem profectu* cum foto exarcit/u primo
ivuntu cepit. — profectu* fehlt in B *1> und in den ältesten
Lusgabcn, es wurde von den Moguntini aus M beigefügt.
feissenlKjrn vermuthete in der praefatio der Teubner'schen
Lnsgabe p. XVII, dass das Wort ursprünglich hinter perfectU
' XXXVII, 37, 3 hat da« VerMben pro/eetü it. profeeti in B' dann xur
F«hler«ntwir.klnnf^ pro/retut in den meisten Handsrhriften geführt.
• Vgl. auch Justin. I, 6, 16 hat repruri ciuligatione in prodium rcdrurU,
wo die .eaitigstio' ebenfalls von einer Mehnuihl, den matre« et nxores,
auifing.
1»
V. AMiBndlnng: ZingsrI».
Stand, wodurch sich anch der Ausfall um so leichter erklHrcn
würde: wie ich aber sehe, liat Livius dasselbe meist der An-
gabe der Begleitung nachgestellt. Vgl. II, Iß, 6 infe^o
exercitu in aijrwn Sabinum profecti; 19, 3 magnU copiis pe-
ditum equiUimqun profecti; 62, I cum extrcAtu in Aequo» pro-
fectus; IV, 46, 12 novo exercitu profeciu»; VIU, 6, 8 duobn*
scripti« exercitibu^ per Maraos Panlignoiique profecti] 30, 4 exer-
citu ifuftructo paratoque prof actus; XXI, 48, 4 tacito agmiiu
profectu»; XXIII, 17, 3 cum exercitu omni profectus; 40, 3 cum
his equitum peditumque copiis profectu» in agrum honiium;
XXIV, 30, l cwwi omni exercitu profectus in Leontinos; 35, 1
cum tertia fere parte exercituü ad riicipimidas urhes profectut;
35, 8 cum decem milibus peditum, quingentis equitibxu noctt
p«r intermissa cu^todiie loca profecUm^ 41, 6 P. Scipio cum
expeditis dam j'rofectus; 41, 9 Cn. Scipio cum legione ex-
pedita profectus; XXV, 25, 12 cum triginta quinque uavibiu
ex portu Syracusano profectus; 27, 2 cum classe profectiu
Carthaginem; XXVIII, 7, 16 cuvi expedito agmine profectn«;
8, 8 inde qvivqueremihus Septem prnfecttis; doch genug der
Beispiele, welche nach meinen Sammlungen die abweichenden
weit übersteigen und schliesslich nur noch die Bemerkung,
dasB selbst an der in Kede stehenden Stelle im unmittelbar
Folgenden gleich derselbe Gebrauch wiederkehrt: XXXVI, 10,5
cum iribus milibus peditum Aetolorum et diuientis equitibtu in
Perrhaebiam profertns Mnlloenvi et Cyretias vi cepit. Vgl. anch
XXXV^l, 30, 3 inde tolo exercitu jtrofectus; 42, 1 cum quinqtKX-
ginta navibu» tectis profectus; 43, 8; 13 n. ö. Ich möchte mit
Rücksicht auf Derartiges und auf den Umstand, dass oben § 1
auch Anderes bei wiederholter Leetüre den Verdacht einer
Verstellung des Wortes profectus entweder in M oder in der
Angabe der Moguntini ei-weckt, vorschlagen: Crauuonem cuta
toto exercitu profectus primo adventu cspit. Zudem ist der
Ausfall des Wortes in B <h so bei dem folgenden primo immerhin
auch leichter erkliirlich als bei der Lesart der Moguntini.
XXVI, 21, ö liest man noch immer nd Hydruntum, und
diese LiviusstcUe erscheint bei Neue Formenlflire I, 320, Georges
Wortf. S. 327 , Georges Lex. ^ I, 2869 unter den wenigen
Belegen für die Nebenform. B stützt aber, wie ich aus der
Collation erache, vielmehr durch sein ad hidruntem die voo
Zar Tierton Pecade dm LiriuiL.
»Iten Ausgaben (Camp., Rom. 1472, Parm. 1480) überlieferte
und von Cicero ausnahmslos gcbrauclite Form ad Uydruntem.^
I XXXVI, 28, 4 wird in neuester Zeit einfach prope dicen-
tem interfatu» Romanum gelesen, und Weissenborn bemerkte
dazu: ,da8s Phaencas gemeint sei, zeigt der Zusammenhang'.
Ich muss gestehen, dass ich hier, je öfter ich die Stelle lese
und alle Umstünde überlege, vielmehr mit früheren Heraus-
gebern einschliessticli Bokker's den Ausfall jenes Namens in B
und dem grösstcn Tlioile der «t'-Classe für wahrscheinlich halte.
Dass die Ergiinzung des .Snbjectes consul im vorangehenden ^ 3,
worauf sich Weissenborn in der pracfatio der ed. Teulm. p. XVIII
und in der genannten Anmerkung der Weidmarin'schen Aus-
gabe berief, denn doch gewiss viel leichter ist als die hier
weiter geforderte des Subjectes Phaeneas, zeigt Jedem ein Ueber-
blick über diese Satzreihe sofort; bekannt ist ferner die häu-
ifi^ Versehenreihe eines Wortausfalles in B, Mrie uns gerade
ihcr ein sicheres Beispiel begegnet ist;* und wie dort das
[in B «1» ausgefallene Wort durch eine Notiz aus M angedeutet
rar, so findet sich an unserer Stelle eine Andeutung des Aus-
[falles in Ermangelung einer Bemerkung über M wenigstens in
|*wci Vertretern der 'I'-Clas^, deren mehrfach beachtenswerthc
Verhältnisse wir in dieser Abhandlung wiederholt zu berühren
haben. Der cod. Voss, bietet pmpe. dicsntem interfatut Phn-
(sie!) fiomaiiofum, Lov. 2 prope dicentem intarfaiu» legatus
lHomonorum. Die häufige Corruptel Romannrum statt Romanum,
[die sich in der ganzen *h-Classe findet, konnte vielleicht tlieil-
Fwcise auch zum Ausfalle von Phnetiea» beitragen, erklärt aber
(jedenfalls die Entstehung des weiteren Verderbnisses im Lov. 2
leicht; U^atu», das vielleicht doch auch schon vor jener Corrum-
pirung des Romanum in '^ hier und dort entweder zur Ergän-
Eung des ausgefallenen Phnenen» oder vielleicht einst zur
Erklärung desselben dem Rande l)eigeschricben war (vgl. § 1
\aenea» Ugntioni» princep»), wurde dann bei gedankenloser
' XXXVT, 10, 8 aliU nunc vir«» urhi* ntqua/piam Pkeri» eonferendat m«-
^mterofttiliHt. B liost hier phaereü, und da« weint zuiiHchst doch auf Phe-
eü, wio ich e» in (Uten Audgabeu («d. Parm 1480, Par. 1510) fand.
Ich »rhe dnrUlipr lüshcr nir^ondii elw.ij« nntirt, aber auch kaum einen
l^an» t«-in|^id«n Onind, diese Ilorstelluni; nach B zu verlaason.
■ VfL nbon 8. S.
V. AbbudloDit: Zingcrl«.
Abschreibung dem verdorbenen Romanorum im Texte beigefügt!
Ich möchte aber bei dem sichtlich frQhen Aasfalle von Phae-
neas' nach manchen Erfahrungen in diesen Partien auf die
Stellung im Voss, nicht zu grossen Werth legen, auch die bei
den früheren Herausgebern beliebte Stellung des Sigonius prope
dicentem iute.rfat.ug Romanum Phaentag nicht zu hoch halten,
sondern im Anschlüsse an die nilchst liegenden unverdorbenen
livianischen Stellen (XXXII, 34, 2 orsum eum dicere . . . violenter
Phaeneaa iuter/atus-^ XXXVI, 27, 3 (^uos dicere exorsos coiutul
interfatfig) schreiben: jtrope dicmittni Pfiaetuat interfatue Ro-
manum.
XXXVI, 41, 3 Hannibal nunji» mirari »e
aiehaty quud uoii iaiii in Asia niment Rotiiani, quam veuturoi
dubitare; propius egge ex Graecia in Agiain quam ex Italia in
Oraeciam traicere, et multo ruaiorem catuam Antiocftum quam
Aetolot esse; neque enim mari minug quam terra pollere Ro-
mana arma.
Das handschriftlich einstimmig überlieferte neque enim
(»nXJ hat bereits J. F. Gronovius mit Recht beanstandet, daitlr
aber ein hier rcofit zweifelhaftes ueqit^ ttinm vorgesciilagen.
Man hilft jetzt der Stelle nach dem Vorgange der cd. Camp,
meist durch einfache Streichung des enim auf, was ja auch
paläograjthisch noch begründet werden kann. Denkt man aber
an die bereits von den älteren Kritikern gut hervorgehobene
Dreitheilung der Gründe, so könnte an dieser letzten Stelle
der Gedanke an ein nee denique nicht zu ferne liegen.* Die
vielen Verwirrungen, welche die que respective q; gerade
auch in der Liviusübcriieferung anrichteten, sind bekannt;
sollte hier etwa bei aller son.stigen Leichtigkeit der pahio-
graphischen Erklärung der Ausfall des Buchstabens d Bedenken
erregen, so könnte bemerkt werden, dass derartiges nach ein-
mal angerichteter Verwirrung auch sonst nicht selten ist; entr
stand ja, um nur e i n örtlich recht naheliegendes Beispiel dieser
' Oder sollte Jemand im Itgaliu d»s Ursprüngliche sehen wollen, welche»
Wort allerdings in der Nähe eine» inlerfiUvJi besonder» leicht ausfallen
konnte?
' Ich hatte zuerst ner detti'/ue oder non (h/ dmiii/n« vermulliet; ich theilt«
letxteres, da idi das erstere fQr Liviua nicht so belogt halt«, H. J. MUlIcr
mit, der, obwohl selbst fQr ed. Camp., nee dmigut für mOgrIioh h&ll
Zur Tierten Decade d«a Lirins. 7
Partie za citiren, XXXVII, 37, 1 in B aas deinde Rhoeteum
ein de indro & euml
XXXVII, 4, 8 möchte ich fast ohne Bedenken necopinatam
statt inopinatam vorschlagen. Letzteres ist nur LesarJ mehrerer
jüngerer Handschriften und der alten Ausgaben, während B und
die ihm oft besonders nahe stehenden <I>- Vertreter Lov. 2 und
Voss, opinatam überliefern. Beachtet man nun einerseits die
Vorliebe des Livius flir necopiiuitus, die bereits Drakenborch
zu IV, 27, 8 durch Reihen von Beispielen beleuchtet hat, wie
dieselbe auch aus den bisherigen Indices, z. B. bei Emesti-
Kreyssig, sich ergibt, anderseits auch wieder die häufigen Ver-
wirrungen, welche diese beiden Formen in den Manuscripten
selbst bis zur Vereinigung necinopinatug veranlassten (so z. B.
cod. Voss. XXXVII, 11, 7 und dazu die weiteren Beispiele
Drakenborch's), so liegt es wohl auch an unserer Stelle näher,
das opinatam der besseren Ueberlieferung zu einem necopinatam
KU ergänzen.'
XXXVII, 13, 8: Postquam nemo adoersus ihat, classe divisa
pars in salo ad ostium portua in ancoris utetit, pars in terram
milites exposuit. in eos iam ingentem praedam late depopulato
agro agentis Andronicus Macedo, qui in praesidio Ephesi erat,
iam moenihus appropinquantis eruptionem fecit. Schon Crevier
dachte an Tilgung des crsteren iam, und ihm folgten in neuester
Zeit Madvig und M. Müller; Weissenborn berief sich für die
nahe Wiederholung dieses Wortes auf XXXVI, 34, 2, zu welcher
Stelle er aber selbst wieder bemerkte: ,doch ist vielleicht das
eine iam unächt'. Im obigen Passus des 37. Buches scheinen
mir die Ueberlieferungsvurhältnisse einer zusammenfassenden
Erwähnung ..werth, da Erscheinungen in B, M und <l> hier viel-
leicht auf eine ziemlich früh entstandene Verwirrung hindeuten
könnten. Bezüglich des in eos iam scheint Uebereinstimmung
der Ueberlieferung anzunehmen mit Ausnahme des Harl., wel-
cher inde eos iam bietet; das zweite iam (vor moenibus) fehlt
in B, dem grösseren Theilc der '!> Classe, sowie in den ältesten
Ausgaben, und es wurde erst von Aldus aus M aufgenommen;
* XXXVm, 30, 8 findet sich Allerdings inopiruUa re, aber dort i«t es ein-
<l*^""«*g Oberliefert; andererseitn aber vgl. für dieaelbe Verbindung II, 14,6
i; III, 3,2 neeopinata etiam ra, XXXVII, 11, 7 in re wxopiruUa.
8
V. A1)liuidli]iiK : Zin^srl«.
diBgttgen haben vieT <I>-Codices, daranter der Voss., filr dieses
zweite tarn ein in (^in moenibus). Derartiges könnte auf die
Vermuthung führen, dass eine Verwechslang zwischen tnde (in),
in (vgl. darüber für Livius z. B. die Sammlung bei Drakenborch
zu X, 20, 6) und dann tafn (iä) zu allen diesen Wirrnissen
und Erscheinungen Anlass gab. Ein in eos indn ingenUm
prawlavi u. s. w. am erstercn Platze würde zudem ähnlichem,
auch sonst bei Livius begegnendem Wortklange entsprechen;
vgl. z. B. V, 17, 1 ingi-us inde hnberi c/tpticus vates coeptus;
VT, 6, 8 ingeiis inde ait onus a populo Romano gihi tn-
iungi.
XXXVII, 16, 9: ^i, dum missiUbus primo tt adversut
paucos levibus excursionibus lacestebatur vwgi» quam eon-
serebatur pugna cet. Diese Fassung datirt seit der ed. Basil.
1535, M hatte leuibus et excursionibii*, B •!' überliefern nur
leuibus. Wcissenborn vermuthete in der praef. zur Teubner-
schen Ausgabe p. XIX levibug arntiK und fUgte in der Wcid-
mann'schen S. 184 dem beibehaltenen Basler Texte die An-
merkung bei: ,lt;mbti« Kccursionibu« ist nicht sicher, da excur-
aionibus nur die Mz. Hs. und davor et hat, und wohl parvae
excursioneg, tumuUuome u. Ä. sich findet, aber mehr lecia c«r-
tamina, proclia oder levia per excuraiones proelia'. Mir scheint
diese Bemerkung btochtenswerth, und ich denke an die Her-
stellung leci» arinalurne ejccursiouibux mit Verglcichung der
nahen Stelle XXXVII, 18, 4 excurgionlbus equitum Ireitqu«
aniifitunte niugis larMHcbnt quam mittinebat hogtein- vgl. zur
Hache auch XXXXITII, 4, 2 et haxt^ii ItviK nrmat.ura erat,
promptimimum genug od lacesgendum certamen; XXITl, 26, 7
praemissa Igitur levi nrmatarn, quiir eliceret ho/ftcg ad certamen.
In B «^ sind in der in Rede stehenden .Stelle des 37. Buches
gleich dann nach lacetstbatur auch die Worte magis quam con-
serebatur durch aberratio ausgefallen.
XXXVU, 18, 7: Plurimum terroris in Gallorum. mercede
conducti» quattnor milibu« erat, hos paucis admixtie ad
pervattandum pn«sim Pergamenum agrum [milites] emisit. Das
in allen erhaltenen Handschriften überlieferte, nun al>cr in
den Ausgaben mit Recht eingeklammerte militet hatte schon
Golenius als fehlerhaft erkannt; ob mit Hilfe einer seiner Hand-
schriften, muss bei seinem diesmaligen Ausdrucke {,redundat^
Zur riertcn Deod« d« Lirioa.
•9
freilicli zweifelliatt blcihon. Am einfachen paucia admixtig (B
mit den meisten Handschriften paucis ad7nixtog) liaben aber erst
Neuere Anstoss genommen. Weissenborn erwartete statt pauris
eine genauere Bezeichnung, vielleicht Dahis; M. Slüller bemerkt
praef. p. VI ,nümcn gentis aut excidit post paueii! aut latet in
paucii.' Fast müehte man in diesem Zusammenhange die er-
stere Annahme M. jrtlUcr's für wahrscheinlicher halten, namentlich
wenn man in einer bald folgenden Partie unsere« Buches cap.
38, 3 liest viaxima pars Gallograeci erant et Dahae quldavi . . . •
intermlxti. Nicht unpassend schiene etwa noch und im Aus-
fall paläographiseh nicht schwer zu erklären pancis ib'ym ad-
mixtis; vgl. cap. 40, 12 Syri plerique erant Phrtftjibus et Lydi»
immxxti.
XXX Vn, 24, 7: Consurrex<f.re omnea, contemplatique
trepidatiotiem fugamque hontium ac prope tina voce omiies,
ut sequerentur, exclanmverunt. So lautet die liier überein-
stimmende Ueberlieferung B M; in den Ausgaben wird jetzt
gewöhnlich mit den jüngeren Ilandschrifti-n da.s ac gestrichen,
doch machen sich mit Rücksicht auf jene auffallende Ueber-
einstiminung der Ilaiiptvertrctcr mit IJecht noch immer Zweifel
geltend. Weissenborn dachte in der Weidiiianii'sclien Ausgabe,
nachdem er die früher in der Teubner'schen angedeutete Er-
klärung des ac durch F^rgiinzung eines »mit zu coufi-mphiHque
aufgegeben, an einen Ausfall, und auf diesem Wege durfte nach
manchen Erfahrungen in solchen Fällen wohl am ehesten vor-
zugehen sein. Vielleicht ist (nltirri) ac prope una voce zu
schreiben; vgl. z. B. Liv. VI, 24, H et ndhortntin in mcem t-otam
iihirri clnmore perrnnit nriem; XXIV, Uli, 10 fid quam rocem
cum flanwr ingenii alncrifaie »jihlntnit estet; Curt. IX, 4, 23
non fiUas tnm alacrr clamor ah cTerrliii. est »viWjVh« iiifi^ntiiini,
duceret diu »eruiidtii crt. Dieser Ausfall würde sich auch paläo-
graphiseh ziemlich leicht erklären.
XXXVII, 34, ß:* cum turma Fretjellnna mi»snm erpto-
ratum ad regia eastra, effuno oheiam equttatu cuin reciperet
»e»e, in eo tumultn delapsum ex equo eet. Dies die ge-
wöhnliche Fassung seit Kreyssig, die bei den letzten Worten
* Ueber die Statte im Atlgremeiann und Über die wahrscheinliche Quelle
Tgl. MoiumReii, R'im. Forechung-an 11, 517.
to
V. AbbudlttUf: Ziogerl«.
die Wortstellung der Lesart der cod. rec. und ed. vet. (in
eo tumuito delapto equo) beibehielt. M, welcher hier die Her-
stellung erleichterte , bot in «o d^lapsum tumultu ex equo,
B überliefert nur dulapsuni eqti-o, zeigt also wie so oft einen
Ausfall. Beachten wir nun aber diese Erscheinungen in den
zwei riauptvertreteru, so uuss sich uns wohl die Wortstellung
dvliipgum in eo tumultu ejr cqiw als die ursprüngüche fast auf-
drängen. Nicht nur wird so der Ausfall in B palälographisch
plausibler, sondern auch die unh;iltl>ar gezwungene Wortstellung
in M durch frllhen Ausfall und dann Eindringen eines Kund-
nachtrages an die falsche Stelle des Textes erklärlich — ein
Fall, den icii in den Hilariusstudien so oft in besonders be-
zeichnender Weise nachweisen konnte. Ein Zweifel, den auch
Weissenborn in der Anmerkung andeutet, könnte etwa noch
wegen des esc bestehen, welches durch M allein überUefert ist.
Doch scheint, abgesehen von den oben dargestellten Verhält-
nissen, die auch diesen Ausfall in B 4' noch unschwer erklären
lassen, der vorwiegende livianische Sprachgebrauch ziemhch
deutlich dafür zu zeugen. Trotz sonstiger Schwankungen finde
ich in meinen Sammlungen labi und dessen Composita gerade
in Verbindung mit equus bei Livius mit ex construirt; vgl II,
ü, 9 e« equüi lap»i% X, 36, 4 delapgi ex equis; XXI, 46, 6 multis
labeiUibu« ex equis; XXV, 34, 11 Uibentem ex equo; XXVII,
27, 7 pi-ulabentem ex eijuo; XXXV, 11, 1) labi ex equis (IX,
22, 7 hat H. J. MiiUer in der 5. Aufl. 1890 nach Indicien man-
cher Handschriften nun auch (ex) equo prai:cipitaret vermuthct).
XXX VII, 38, 1 wird ad, Hyrcnnium cnmpum in den
Text zu setzen sein. Hertz bezeichnete Hyrcanium st. Hyr-
canum nur als Conjectur Drakenborch's; nach Aischefski's Col-
lation steht alter im cod. B selbst hi/rcaitiü; in einigen cod. rec
findet sich hyrcamum und hyrcaneum, was auf dasselbe weist,
und dazu vergleiche man Strab. XIII, 4, 13 ts 'Ti'pxiv.ov --Jisv.
— Nur nebenbei sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, dass cap.
36, 2 das in neuester Zeit von M. Müller wieder erkannte
und durch den livianischen Sprachgebrauch schön begründete
eH paUicilus^ bereits bei Aldus begegnet.
» Cf. Liv. ed. WeiMenborn — M. Müller, Pars IV, Fmc. 1, pnief. p. 111;
Fase. II, p. VIII, dazu H. J. Müller, Jabrosber. des Berl. phil. Vereiiu
2ar Tinten Decade de« LiTtan.
it
XXXVn, 41, 2: Nebula maUiiina, crescent-e die leiHtta in
rtube.9, caliginem dedit; umor inde ab austro velut perfudit
nnia. Der neueste Herausgeber, M. Müller, schliesst sich
der Bemerkung praef. p. VIII ,coniecturae propositae non
(Mdsfacianf im Texte nn Weisscnbom's LUckenzeichen nach
tlut an. Weissenbom neigte sich nttmlich in der Weidmann-
chen Ausgabe, in welcher er seine früher in der Teubner'schen
' praf^f. p. XXI angedeutete Conjectnr selbst nicht mehr erwtthnt,
zur Annahme, das« nach velut das Verglichene ausgefallen und
' Tielleicht imhfr zu ergänzen sei, wofUr er die Stellen aus Florus,
Prontin und Anrelius Victor (bei letzterem b'i aber pluvia) an-
Naehdem hier selbst Madvig auf seine frühere Conjectur
icht mehr Werth legte und weiter M. Müller auch die Be-
lebung des celut auf ptrfudlt gewiss mit Recht bestritt, dürfte
ieae Ansicht Weisscnbom's den richtigen Punkt in der
lauptsachc getroffen haben. Auch der sonst öfter in dieser
Jeschreibung wiederkehrende Gebrauch des velut mit Vcr-
;leichungen scheint mir daflir zu sprechen; vgl. z. B. 41, 10
|Aa«c velut proeella; repente velut effreuati; 43, 9 velut raeei.
'Ich habe mir auch bezügliche Stellen griechischer Schriftsteller
^^ rar Ergünzung der bisherigen Samudungen angesehen und fand
^■^ bei Appian und Zonaras auch die, wie es scheint, in allen
^^■Mehreibungen dieser Schlacht fast stereotype Hervorhebung
BHk Dunkelheit und Feuclitigkeit. Des spilten Zonaras Be-
merkung über den letzteren, uns hier interessirenden Punkt
ilhnf'lt in der allgemeinen Auffassung sichtlich der in nach-
lÜviaiiischen römischen Schriftstellern kurz sich vorfindenden;'
Ittwss interessanter für unseren Zweck könnte vielleicht die
[Fassang bei Appian Syr. 33 erscheinen: ä/XuaiJcu; 3e %j.\ ;;9<pEpä;
[ir,? r,[jLepi; fsvo\i.i^r,i ij -s ä'|it; 'iafizra t^^ cstSit;s(i>; xai ti To;E'J|jiaTa
|%r/T3 äij.ß/.JTEpa •^Vj ü; £v dspi üfpö) xat cxotstviT). Wenn nicht
l^es tttUBcht, so standen sich in diesen Beschreibungen, wie
such sonst, zwei Varianten gegenüber, einerseits der
1886 8. 101, 1891 S. 108 und meine Bern, in der Berl. phit. Wocben-
Kbrifi 1891 S, 1038.
'Zon. IX 20 (U. p. 308 Dind,): xif Ü to^cIsv xsl rif» a9<v2<ivi)inv ö|xß|»;
mX»< ba^iti^voi äoOtvi) inw^oti; vgl. Flur. II, 8: imbre, '/tu müiilo mper-
fUMU» miru J'elirUate Ptrnoon arciu oormficral, Aur. Vict. h'i: cum urcut
koHlum pluvia hebetaU fuinent.
19
V. Abh&odlnng; Zingerlc.
dunkle, regnerisch-feuchte Tag, anderseits der niederfallende
starke Platzregen.' In der ersteren Anschauung scheinen sich
aber Livius und Appian, wenn man die Ausdrucke prfift (vgl.
z. B. wiederholt umor bei Livius mit ev isp; J^pw bei Appian)
ziemlich nahe zu stehen. Sollte daraus bei Livius \nelleicht
noch auf eine Ergänzung umor inde ah aiiMro velut '.pluvialU)
perfvdit omnia zu scliliessen sein, zumal da, selbst Aur. Victor
bei seiner Dai"steUung wenigstens noch das Wort pluvia er-
halten hat?* Allerdings kann man phirinlin in den uns aus
dem gi'ossen Werke des Livius erhaltenen Partien nicht nach-
weisen; aber da wir das Wort in der augusteischen Dichter-
spraohe, der gegenüber sich bekanntlich Livius nicht immer
ablehnend verhielt, bereits geläufig und öfter in bezeichnenden
Verbindungen treflFen (z. B. Verg. Georg. III, 429 vere madent
udo Urrae ac pluvialibim auntris; Ov. Met. VlH, 335 pluciales
ftnuji [jdurch Regen erzeugt']), da es anderseits auch bald in
der Prosa, z.B. bei C'olum. 11, 13,9 und hier nicht uninteressant,
durch pluvialis dies belegbar ist, könnte die Annahme eines
umor ah avstro Vfdut pluviali», namentlich mit gleichzeitiger
Beachtung der Darstellung. Appians immerhin nicht gar zu ge-
wagt erscheinen.
XXXVII, 44, 4: Icgati ab Thyntira et Maifnenia nh Si-
pylo ad dadevdas urben venerunt. Obwohl nun diese auch
durch B bestätigte Ueberlieferung in den neuesten Ausgaben
durchweg in den Text gesetzt wurde, kann man sich doch
gewisser Zweifel nie enthalten. Ich brauche hier nicht auf die
bekannten Erklärungsversuche einzugehen und bemerke nur
kurz, dass die von Weissenbom, welcher sich gegenüber Jladvig
mehr zur Auffassung des ah Sipj/lo als einer attributiven Be-
stimmung von Magnesia hinneigt, beigebrachten Beispiele fiir
eine solche Verbindung bei Livius wenig beweisen, wie denn
der gewissenhafte Gelehrte am Schlüsse seiner Anmerkung
selbst den sonstigen diesbezüglichen Gebrauch des Li^nus durch
' Am sUlrksten hat dieseti Standpunkt wohl Frfmtin i^r Geltiinp pebrnoht
IV, 7, 30: cum die ui; itoctc imbre contintio cexatum exercUtim AttticK'hi
videret, nee hotninai tantum aut etpio* defieere, oerum arciu quoqiie maden-
titnu nfrei» inhahtlfJi /nein».
• Vgl. nur Wortbedeutung nun z. B. »uch Schmidt, Liitoin.-griach. Sjr-
nonymik 8. 2.13.
Zur TiertoD D*o*d« d«* Ltriu.
cispielc klariert; letzteren wilren noch Stellen beizufügen, wie
LXXVIl. 45, 19 Mfignesiam ad Maeaiidrum; 5C, 2 Magtiesirim
Sipyltim;^ XXXVII, 11, 3, wo nur Mag-nesia am Milander
fcmeint sein kann, zeigt die einstimmige Ueberlief'erung Magne-
üam ad Sipylum wenigstens auch noch, wie sehr der gewöhn-
liche Sprachgebrauch immer nachklang. Dennoch würde es
fast unnütz sein, diesen Punkt nochmals zu berühren, wenn
nicht die genauer geprüften paläographischen Verhältnisse des
tcod. B und zum Theile auch der «l'-Classe noch einen weiteren
jihaltspunkt zu bieten schienen. Da zeigte sich, dass Ver-
rochslung von ad and ab auch hier ziemlich ausgedehnt aof-
itt. Schon zufHUig herausgegriffene Beispiele können dies zur
renUge beweisen. XXXVI, 14, Ü ad cieria B statt ab Cierio;
19, \ ab ea castvlla B statt ad ea caalella; 44, 7 ad tribus
B statt ab tribus; XXXVIl, 14, 3 a<l helliisponlo B statt ab
^mJIelletpontiß ; 23, 3 ad aspendiis B und zum Theil «I» statt
^Hb2* Auptnd'ii»; 32, 10 ah regn B •!' statt ad regem; 34, (i ab
^Bre^üj castra B statt ad regia castra; 54, 17 ist das in B nach
^Hb& tervitü) regio folgende i'elilerliafte <id sichtlich auch nur
^Vdnrch dieses Versehen und durch Dittographie zu erklären;
XXX VIU, 14, 1 ab iabusion B statt ad Thabuaion; 38, 5 Utq;
ib iuga B statt ugque ad iugn ; 40, 5 ad h/niinarhiaTii B statt
tb Lgtiniachia; 41, 9 adderitarum B statt Ahd.eritarum; was
kber wohl das Interessanteste ist, es findet sich selbst in dem
Rede stehenden Passus XXXVIl, 44, 4 unmittelbar vor dem
rerdächtigen Magtimla nb Sipylo in B das Versehen ad tgatira
kstatt ab Thyatira! Unter solchen Verhältnissen, wo sprachliche
[und paläographische Beobachtungen so auffallend zusammen-
stimmen, kann man doch kaum mehr daran zweifeln, dass das
[at Sipylo sich nur successive in Folge jener Verwechslung
itwickelt hat, wie ich gerade auch solche Beispiele in den
pBilariusstudien ^ auflallend belegen konnte (hier: ad sipylu, ab
tipylü, ab sipylo).
' I>ie«e hier KPit der ed. Rasil. 1531 natUrlieli (tberall au%f>nnmniene Lei-
«rt int in dun HandsclirifkMi auch verdorben; magwrinm i(- wrypUuvt H,
und Ml oder vtagnenam luipylium die jüngeren Codices, Uagrunimn et
Sipjflitm die alten Ausgaben.
* V|>l. H. 24 [890], 38 |»n4] ; flir Livins auch die oben citirt« Stelle
.XXXVIl, 32, 10.
T. AbtuDdlniig: Ziaferlc.
XXXVII, 51, 9: desierant enim vietum in Aetolia met
Dft jllnpst M. Müller in seiner Ausgabe p. IX die Venuatbt
äusserte, es sei mit Umstellung der Madvig'sclien Ergänzt
(regem) zu lesen vietum in Aetolia mettmre regem, H. J. MulIer
aber im Jabresbcricht des philologischen Vereines 1891, S. 169
dieselbe schwer glaublich fand, darf bei den neuangeregten
Zweifeln hier wohl in aller Kürze darauf auimerksara gemacht
werden, dass die von Madvig Em. L. p. 534 an zweiter Stelle
angedeutete Ergänzung in der Form oictum in Aetolia An-
tiochum metuere palilographisch doch am meisten Wahrschein-
lichkeit für sich hat; ich kann daflir nun auch auf ein treffendes
Beispiel in meinem Bericht über die Innsbrucker Fragraent-
blätter der Ilistoria rem. des Paulus ^Phil. Abhandl. IV, S. 54)
verweisen, wo das dort sonst überlieferte Antiochu^n durch
Versehen in ähnlicher Weise ausgefallen ist, wie ferner auch im
cod. B des Livius an den Stellen XXXVI, 20, 3: XXXVllI.
38, 2.«
XXXVII, 54, 18: Non, ipiae in solo modo antiqtto sunt,
Graecae magit urbes sunt, quam coloni-ae enrum, illinc quon-
dam profectae in Asiam. Am m^jdo hat schon Crevicr Anstoss
genommen und es wird nun in den Ausgaben meist einfach
getilgt; palilographisch ist diese Streichung sicher nicht sehr
leicht, da an eine etwaige Entstehung durcii Dittographie hier
doch kaum gedacht werden kann. Es würde die Entzifferung
eines Wortes, aus dem jenes modo corrumpirt sein könnte,
jedenfalls ein einfacheres Mittel sein. Bedenken wir nun, wie
wenig weit die uns für diese Partie dos Livianischen Werkes
erhaltene Ueberlicferung hinaufreicht und dass uns das be-
trefleudc Wort da oft in der Abkürzung mö begegnet, wie ich
es auch in den älteren Ausgaben durchweg noch fand, so dürfte
die Entwicklung dieses mö aus einem undeutlich geschriebenen
ilhi (iiio) in einer Vorlage nicht unwahi-schcinlich sein: in solo
illo aatiqao schiene wohl auch fiü' den Siun gut zu passen, und
nicht ganz uninteressant ist bei den bekannten Fehlerverhält-
nissen des cod. B auch der Umstand, dass dort das folgende
' Da an diesen beiden Stellen regü Antioehi, resp. regi Äniioeho g«lesen
wird und Khnlich auch sonst Öfter (z. B. XXXVIU, 68, 8 e«»> Antioeho
regt), so läge auch an der nnsorigen Antiochuvi regrm nicht ferne.
Zar Ticrtoo Dtcad« dM LlTint.
15
illinc mit leer stehendem Räume ausgelassen ist, was nach
r manchen Erfahrunpen auf eine alte Verwirrung an dieser Stelle
«u weisen scheint.
XXXVn, 56, 2: Lycaoniam omnem et Phrygtam utramque
tt llyniam, regiaa nilvas, et Lydiue loniaequs cet. So die
Handschriften, nur mit der Aliweichung, dass Mysiam blos
durch M nach cd. Mogunt. belegt ist, während die anderen
Codices Mynag (mm'ajt B) oder Mysaia» bieten. Die mohr-
fachen Bedenken gegen diesen Wortlaut hfiben Madvig Em. L.
S». Ö30ff. und Weissenbom im achten Bande der Weidraann'schen
Ausgabe S. 258 auseinandergesetzt mit Benützung der bereits
von Drakenborch verglichenen Stelle XXXVDI, 39, 15: F'hiy-
ffütm ntramque et Mygiam, qicam J'nuia rex ndsinrrnt,
ei reMttueruut et Lyrnortinm et MUyatht et Lydinvi rat. An
dem auf dieser Vergleichung beruhenden Herstellungsversuche
Madvig's an unserer Stelle des 37. Buches: et Myniam regiam
, et Milyus et Lydiae cet. muss der richtige Blick bczüghch des
«I Milyat wohl so ziemHch einleuchten; Anstoss erregen kann
regiam, wie nach Harant Em. S. 190 auch M. MuUer in der
praefatio seiner Ausgabe S. X wieder betonte. Weissenborn
1. c. dachte zweifelnd an Mysiam regi ademptnm, M. MtiUer,
welcher an einer solchen Stelle die Nolhwendigkeit stilrkerer
Heilmittel her^'orhebt, schrieb dieselbe im möglichst engen An-
schlüsse an die genannte des 38. Buches so: et Mytinm, quam
Prusia rex ademerai, restituit regi et Milyas et Lydiam cet.
egen bemerkt H. J. Mililer, Jahresbericht des BerHner
lologischen Vereines 1891, S. 109: ,Ganz unsicher'. Wenn
an einer solchen Stelle auch weitere Versuche wenig lohnend
scheinen, wird die Mittheilung eines Gedankens, der vielleicht
wenigstens auf einen noch möglichen Weg hinweisen könnte,
mimerhin auf Nachsicht rechnen dürfen. Unter den geltend
gemachton Zweifeln ragt iumier besonders der hervor, dass zu
ilyniam auch hier eine nähere Bestimmung erwartet werde;
*chon Drakenborch berührte leise diesen Punkt mit den Worten:
(Don dubito, quin indicetur, quae vulgo Mysia minor vocatnr;
b»ec enim Straboni '^ll, 571 suveyi;; tt, BiOuvia dicitur.' Und
Bckker berief sich in der Anmerkung seiner Ausgabe auf diese
Aoosserung, welche, wenn man Alles beachtet, der Bestimmung
im 38. Buche quam Pruaia rex ademerat etwa doch am nächsten
T, AhhanillBin: Zingerl«,
liegen könnte' Und sollte dann an dieser sichtlicb scliwer
verderbten Stelle vielleicht noch an eine Entstellung eines geo-
graphischen Namens, etwa des in jener Gegend eine Rolle
spielenden Flussnamens Rhyndacus* zu denken sein? Jeder
Erfahrene weiss, wozu Corrumpirung von Namen und nament-
licli geographischen in Handschriften allmälig führte, and
Herausgeljeni kommen solche Beispiele bei Eintragung des
kritischen Apparates besonders oft vor Augen.' Darnach könnte
auch noch eine ähnliche Herstellung, wie et Mysiam ad Rhyn-
dacum sitam et MUyaa et Li/diae cet. nicht undenkbar scheinen.
War aus mysiaad einmal das gewöhnlich überlieferte viy»ia»
entstanden, so lag in solchen Dingen im Folgenden weitere
Corrumpirung nicht zu ferne, et Milyns, das Madvig in den
Schriftzeicben siliuui zu sehen glaubte, könnte ja ebenso vor
et Lydiae ausgefallen sein.
XXX VII, 58, 8 schreibt jetzt M. Müller ab ultiniü
Orientis finihxts, welche Lesart aber nicht auf codd. dett. und
Gronovius zurückzut\ihren, sondern als Conjectur Weissenborn's
zu bezeichnen war. Ich möchte an dieser vielbesprochenen
Stelle* bei Beachtung der Schriftzeichen B ab ultimi» onentin
in und der allerdings nach Gelenius nur unsicher vermutheten
Lesart M ab uhimig orientis lieber noch an die Herstellung ab
ultimls Orienti.8 terminit denken, wie wir in der vcrhältniss-
mässig nahen Partie XXXV, 48, 8 wirklich auf Grund ein-
> Vgl. aucb Madvig 1. c. S. 535. Bei Polybioa 21, 48 wird jeUt bekannt-
licli auch die eiust »choii vi>n Drokenborcli angedeutete Einsetzung de*
Nnmons Upo'jota; filr Conjecturen rerwerthet. Vgl. Hultsch IV, ji. 10d6.
* Vgl. z. B. Kiepert, Lelirbnch der alt Oeogr. 8. lOG oder Furbiger tu
Pauly's B. E. V, 307 (.Mysia minor, won» auch die von ijtrabo er-
wXhnten Laudscliaften Morena und Abrettona ani Fn.sse des Olympiu
und längs des Rlirndacus, alu» an der Grenze Bithyniens, zu rechnen
sind'). Zur nahen Ziisainmcustcllung de« Khyndacua und doa HjMr-
Inndes vgl, Apolkm, Khod. I, 1164; Plliüua, N. H. V, 32, 40 nennt ihn
.Aaiam Bithyniamque dinterminans*.
* Ein derartiges Beispiel haben wir schon oben S. 7 gelegentlich g«-
troffen fde indro & am st. deinde ShoeleumJ; vgl. auch XXXVIII, 13, 9,
wu das erat durch ud. Bas. hergestellte ad Hieran Comen in M ad phi-
leram comen lautete, in B comettfn, im Voss, ad comauet, im Lov. S
ad etmumem, im Lov. 6 ad eumenem u. dgl.
* Vgl. auch meine Bemerkungen in der Berl. philolog. Wochenschrift 1891,
8 lU3t>.
Zur Tiartcn Decade dw Urins. 17
Stimmiger Ueborlieferung lesen: quamquam ab ultimit Orientu
Urminia ad liberandam Crraeciam veniat.
XXXVUI, 7, 13 inde non solum magna vis fumi $ed
aerior etiam foedo qtiodam odore ex adtuta pluma cum toUtm
eimtcuZum complesset cet. Die Aufrechthaltang des odore gegen-
über dem bestechenden, von Hertz und Weissenbom bevorzugten
ttidore der ed. vet. scheint doch ein paar Worte der Begrfindong
m fordern. Die handschriftliche Ueberliefenmg weist deatlich
auf odore: in B ist qtiodam odore aas quodam modore corrigirt,
wobei die Entstehang des getilgten m ans fehlerhafter Wieder-
holung des Schlossbachstabens des vorhei^henden Wortes —
ein in B such häufiges Versehen — Jedem klar sein mosn: die
meisten Vertreter der <1>-Cla8se, darunter Lov. 2, geben quodam
odore, wenige (Voss.) quodam more, was neben dem Fehler
jener Dittographie eben auch noch den einer ebenso gelftofig^n
Silbenaoslassnng* involvirt und so gewiss eher ans odore als
aoB nidore verdorben ist. Aber auch die Verbindung mit foedu»
scheint mehr ftlr ersteres Wort zu sprechen. Vgl. z. B. Cic.
d. n. d. U, 50, 127 insedanii» odoris intolerabili foedilate;
Sali. Cat. 55, 4 sed incultu, tenebria, odore foeda . . eiv» fo/de»
eH; auch in ähnlichen Verbindungen findet man odor häufigf^r
als nidor, vgl. Caes. b. c. III, 49, 3 odore taetro* eaf muUi-
tudine cadaverum; Verg. Georg. FV, 49 odor eaeni gravü;
Petron. 117 BUch. et, »trepitu obsceno gimul atque odore viam
implebat u. dgl. Hält man alles Derartige zusammen, so kann
die bei Drakenborch fVa das nidore der alten Ausgaben haupt-
sächlich ins Feld geführte Stelle Verg. Aen. XII, 300 (oUi ing^ra
harba reluxit Nidoremque amburta dedit) mit der aus (.^Inm.
de r. r. VI, 18 gegenüber der Uebcrliefcmng an der nnserigen
doch nicht als ausschlaggebend betrachtet werden. Da« in
einigen Vertretern der «1>-Grnppe schliesslich ttberlleferte <ul-
impletaet {adimplesset Voss.) statt complet$et kOnnte möglicher-
weise den Gedanken an ein ursprangliches xmpU»$«t ftpUjnH
statt cpleaset)^ wecken, wie wir dies Wort auch in ähhlK\t»tr
' Vgl. I. B. auch meine Hilariumtadieii S. Sl (t>97j. In axi. H Am lAr
finden wir in der nächtten NSbe XXXVIII, 1«, C trakmdo at. Ir/v^ahey^/,
* Diese Verbindung ist bekanntlich auch ans Luermt «o w/h) \iti\Kfi
* Die Zugabe des ad in diesen Handschriften wOrd« sieb dnra;!« «i« »ui
dem vorhergehenden adutta entwickeltes Verseb«« «rkUUtw t»nw
SiUnofaber. d. (ihil.-liut. Ol. CXXTIII. Bd. 6. AU. f
T. Alibuidlon^; Zingerlo.
Vcrbindunj; bei Pctronius getroffen, doeh dürfte Derartiges erat
nach der ganz vollsUlndigen Sammlung Über den Gebraucli
beider Compusita l)ei Livius im Lexikon Fiigii. eveutaell in
Betracht gezogen worden.
XXXVIII, 13, Ü: parva düceptatio de Attali auxiliaribwi
orta tst, qiiud Romano tanlum militt pactum Antiochwn tU
daretur frumentum Seleiicits dicehat; dinciuasa ea quoque est
conatantia consulü , qui mtsso tribuno edixit cet. Das alte
Bedenl^en Crcvier's bezüglich des quoque an dieser Stelle (,ei
hie locus non est, cum de nulla aha disceptatione superius
mentio facta sit') fand auch Weissenborn in seinem Conunentar
der Erwähnung wcrth, obwohl er das Wort durch Uinweis auf
zwei Stellen, wo dasselbe sich auch nur auf etwas Gedachtes,
nicht bestimmt Ausgesprochenes beziehe, noclj zu retten suchte.
Bei näherem Naclisehen stehen aber jene Stellen mit der
unserigen doch wohl nicht auf ganz gleicher Linie, wie dies
gut auch durch die nunmehrige Fassung des Commentars
Weissenborn — 11. J. Müller' zu II, 22,4 beleuchtet wird.'
In unserem Falle haiKlelt es sich eben nicht blos um die
freiere Stellung des Wortes oder um Beziehung auf eine ent-
ferntere, resp. allgemeine Andeutung, sondern um die einmalige
Erwähnung einer dUceptutio, von der dann gleich gosjigt werden
soll dincueiia ea quoque est. Das Bedenken dürfte darum
immerhin hier und dort von Neuem auftauchen, aber statt der
etwas gewaltsamen Streichung von quoque könnte dann vielleicht
die nicht zu schwere Aendcrung in utique vorgeschlagen werdca
Letzteres Wort ist bei Livius ohnehin in mehrfachen NUauci-
rungen bekanntlich sehr beliebt Bezüglich der Partien, wo es
auch schon in die Bedeutung ,zumal', wie der Ausdruck bei
Fabri — Ileerwagen deutsch wiedergegeben ist, oder in die von
prat*ertim, wie Kreyssig mit lateinischen Commcntarcn pan-
phrasirte, hiuüberspielt , genügt es hier, auf die Sammlungen
bei Fabri — Heerwagcn zu XXI, 54, H und bei Kreyssig im
Index zu verweisen. Allerdings wird das Lexikon in einzelnen
' ^juatpie reiht au das MUma parare das legtUoi dimiUert, aU wenn L
ohne UyaUu gesagt hätte: miUmd (/uotpu, <[ui »oUicilent'. Weiasenborn
etiut: .^voijue kauD auf das durch die ueueu KUsttiiipeu gegebene Bei-
spiel bcaogen werden, oder e» gehOrt tu IaUIuhl, wie bei L. ifuogtit bi»-
weilen freier gestellt wird*.
Zur Tinten Decids im LiTias. 19
Ueber^ängen, die sich auch dem fleissigen Beobachter bisher
schon mehr tmd mehr nach den verschiedenen Satzformen auf-
drängen mnssten, genauer zu unterscheiden haben, aber die
Sache an sich steht fest und Stellen, wie z. B. XXII, 7, 1 1 oder
XXXXn, 19, 7 könnten jedes Falls auch fttr die unserige heran-
gezogen werden.*
XXXVin, 37, 11 dato tempore ad eam diem praetidio
decessum est. So wird nun stets nach der ed. Basil. 1535
gelesen. 6 4> bieten einmUthig deceasit praesidio et, bezüglich
M haben wir die Notiz der Mogunt. praesidio decessum, von
der wir nicht wissen, ob sie genau und vollständig ist. Ich
möchte nach meinen wiederholt auch in der Ausgabe der
B&cher 31 — 35, namentlich fttr solche Fälle, entwickelten Grund-
sätzen lieber im möglichsten Anschlüsse an die Schriftzeichen
B 4» deeessü praesidio est herstellen. Vgl. z. B. auch IV, 29, 5
deeesserit praesidio; XXXVI, 14, 4 decedenti praesidio.*
XXXVin, 58, 8 L. Sdpionem con-
ndem et ah senatu dignum visum, cui extra sortem Asia pro-
vineia et bellum cum Antiocho rege decerneretur, et a fratre, cui
eet. Der überlieferte Ausdnick visum wurde in solcher Ver-
bindung von Weisscnbom wiederholt und auch von Madvig
berweifelt; M. Müller stellte jüngst dafür habitum in den Text
mit der Bemerkung in der praefatio crit. p. XV: ,hahitum dedi
ex incerta coni. Weiss, et Madv. Codd. visum, qnod ferri
neqnit'. In Weissenbom's Commentar der Weidmann'schen
Ausgabe liest man : ,Man erwartet habitum, iudicatum oder ein
ähnliches Wort'. Vom paläographischen Standpunkte läge
wohl noch am nächsten ductum. In Folge Ausfalles des d nach
dem vorhergehenden dignum — ein in unserer UeberUeferung
öfter notirter Fehler — konnte aus dem übrig gebliebenen
uetum am leichtesten uisum sich entwickeln; sonst dürfte viel-
leicht auch die Verwechslung zwischen uictus und ducttis, uictor
* Vgl. «nch die ErklKrer eu Curtius Ruf. V, 6, 17.
> XXXVIII, 39, 17 mochte ich far das ergänzte rei diese Stellang em-
pfehlen: quia par» eitu eitra, pars vitra Taurtan e»t, re» integra ad *e-
nalmn reicüur. Vgl. XXVII, 25, 2 re» integra pottea referrelur; XXXIX,
38, 6 rtm integram referri itutenmt und meine Bemerkungen in der
Berl. pbilolog. W^ochenschrift 1891, S. 1038. (Aehnlich XXXIX, 4, 4
H»e»ptalio itUeffra; XXXX, 17, 6 eatuam integram a. dgl.)
2»
90
V. AblundliiBg: ZiDferl*.
und ductor nicht ganz uninteressant sein, vgl. z. B. Drakenborch
zu Liv. V, 2Ü, 8; VIT, 3, 9 und zu Sil IX, 199. Und ducere
findet sich gerade in Znsammenstellungen mit dignus, idone
u. dgl. nicht ungeme; z. B. Liv. XXIII, 42, 13 quos, ut socia
habereg, dignns duxistt.
Durch verschiedene Arten der aberratio, Dittographie oder
Haplographie hervorgerufene Versehen finden sich in B über-
haupt recht gerne auch in den hier nächsthegcnden Partien,
und es sei gestattet, Einiges von diesem Gesichtspunkte noch
in übersichtlich knapper Weise vorzuluhren, um dann im An-
schlüsse, wenn e.s sich da auch nicht um neue Conjecturen
handelt, wenigstens die bei ein paar noch immer mehr oder
weniger zweifelhaften Stellen bevorzugte Gestaltung kurz zu
rechtfertigen.
XXXVI, 28, 7 et qai adgint aeiflnrum sc.ire netolorum B,
während die übrigen Handschriften von der fehlerhaften Wieder-
holung frei sind; 34, !• ist lumdum tot B 4' ^st. uondum tlun*
M) durch Abirrung wegen des vorhergehenden und folgenden
tM entstanden, und die illtesten Ausgaben suchten dann dieses
Versehen in ihrer Weise zu corrigiren (vgl. darüber meinen
Apparat); XXX VII, 5, 1 in muron hujarereiU B (st. in murot
(fererent M'I'); 6, 7 perfecta virtiitis ind^thntur res B, wo virt,uti*
aus der vorhergehenden Zeile wiederholt ist; 11, G ea: utraqtu
classe B •!> (st. ex utraque pnrt-e M) wieder wegen elatse in
der früheren Zeile; 16, 11 navalium remigum turbnm B (st
remigurn turhnm M 't) durch das gerade voranstellende nnval«t
etiam hervorgerufen; 18, 11 agendi de paee esse B •!> (st. agendi
de paM Mogunt.) mit Abirrung auf das vorangehende etse und
etsent (auch hier ist auf die Hcrstellungsversuche einiger «^- Ver-
treter zu Beil>clialtung des esse nicht zu achten, und es steckt
nichts Weiteres dahinter, wie Weissenborn einst meinte);
20, 2 q; ui hiduü B (st. qui hiduum); 20, 2 stni ionihiiaque B 4»
(st. temporibusque M) in Folge des nahen stationes. ' Es mögen
solche in so kurzen Zwischenräumen sich drängende Beispiele,
wobei ich schon von Anderen besprochene wegliess, genügen.
' SS, 8 erklärt sich die Verstiliunieliing di's auf ab Ajrpendiu fol^iiden ac/
Sidam in iam B <t> tiemlich einfach, wenn nisn sich erinnert, dKss a/'
Atpendiit auvh bi<<r in ad afpnxdiin cnmimiiirt int; vif\. oben 8. 13,
Zur Ti«rt«D Deead« dM LiTias. 21
am zu zeigen, dass n. A. auch XXXVII, 5, 2 im et quidem
eibo et quiete B, 4> pleriqae (st. et tunc cibo et quiete M, et
dbo et quiete Lov. 2) nichts Weiteres zu suchen sein dürfte
als ein Heilungsversuch einer ursprünglichen Abirrung auf
quiete (Weissenbom hatte einst an eine Combination et tunc
quidem cibo et quiete gedacht), oder dass selbst XXX VTI, 10, 7
das an sich noch haltbare facturum esse B (st. faeturum M *)
doch auch nur aus dem unmittelbar vorhergehenden esset er-
wachsen sei. XXXVn, 6, 2 halte ich es nach ähnlichen Er-
fahrungen nicht für zu gewagt, Weissenbom's nur in der An-
merkong roitg;etheilte Conjectur iam enitn in sinu Maliaco erat^
in Form einer Parenthese in den Text zu setzen; das venerat
in B <t> ist wohl auch nur unter dem Einflüsse des gerade vor-
anstehenden veniebat entstanden, und im Uebrigen kann auf
diese Weise die Uebcrlieferung B (iam enim in sinumaliaco)
▼ollstAndig gehalten werden, während die hier immerhin
besonders auffallende Wiederholung verschwindet und Pa-
renthesen solcher Art gerade in diesen Partien so häufig sind
(i. B. gleich im nämhchen Capitel §3 iam enim magna ex
parte moenibus nvdata erat; § 7 nihil enim u. s. w.; 13, 5
ita «nim placuit; 7, 11 inde enim est dimissus; 14, 4 ia enim
ett primu» rogatus sententiam, oder gar die diesbezügliche
Hlafiing 21,7!).
Schliesslich mögen in diesem Znsammenhange noch einige
Lesarten des Lov. 2 beispielshalber übersichtlich vorgeführt
werden, die zur Beurtheilung dieser im Vorhergehenden schon
mehrfach berührten und auch im Folgenden noch heranzu
äehenden Handschrift Beiträge liefern könnten. Zu XXXVHI,
17, 13 bemerkte Madvig Em. L. p. 543: ,vix dubium est, quin
Livias tn sua quidque sede scripserit, non hoc uno loco quid-
quid pro quidque'; bereits Florebellus hatte sich für quidque
aasgesprochen, ihm stimmten dann Sigonius und J. F. Gronovius
bei, und Drakenborch fügte hinzu: ,ita in uno Lov. 2 inveni'.
Wir werden bei solcher Bestätigung durch einen bei genauerer
Beobachtung öfter sich bemerklich machenden Codex und bei
der ohnehin leichten Verwechslung der beiden Wörter, trotz
• Pttr die Wortverbindung vgl. z. B. 18, 10 audivil eonmjem cum Kufrcilu
iam in Maeedonia a»e.
T. AI>hftii<11aDg : Zing«rtfc
des quicqd des hier noch vorhandenen B, diese leichtere Her-
stellung der schon etwas gc wall sanieren, von M. Müller auf-
genommenen Wcsenberg's um so eher vorzieiien dürfen. Der-
artiges scheint dann nach Erfahrungen verschiedener Art
namentlich auch dort einiger Beachtung würdig, wo B aufliört
(nach XXXVIII, 4(5, 4) und iUxT M, S keine näherc^n Mit-
theilungen der Einzelheiten vorliegen. Wenn z. B. XXX\niI,
47, 6 Lov. 2 mit Lov. 1 und Harl. repi auf cfridi bietet
statt der Vulgaüi repi mit neridi und gleich 49, 11 ceci-
derunt ei ceperunt nach Lov. 2 und der Meiirzalil (mit Aus-
nahme von Lov. 1 und 4) von allen Herausgebern anerkannt
wird, so kann nun wohl auch bezüglich der ersteren Stelle
berechtigter Zweifel entstehen; vgl. auch IV, Gl, 7 infra arrem
caesi capiique multi mi»Hnhs; XXXVI, 36, 6 exercitumque
eivs cecidit {raeridit B) B mit den meisten codd., nur Voss,
und Lov. ß nrridii, wozu die Sammlung bei Drakenborch zu
vergleichen. XXX VIII, 52, Kl hat Lov. 2 mit Harl. und
Mead. die Wortstellung morhum raugae ewe,* m*n vergleiche
damit dieselbe Stellung oben ij 3 desselben Capitels, wo sie
durch Ctelenius bezeugt und von allen neueren Herausgebom
gebilligt ist. XXX VHI, TiB, G Lov. 2 mit allen 4», wie ee
scheint, morte. ofcuhuinne, was auch Drakenborch, sell>st Bckker
und Hertz noch hielten, während Weissenborn und M. MuUer
mit ed. Tarvis. und ein \m&r Folgenden mortem ocaUtuttise in
den Text setzten; man vergleiche Weis.senborn-H. .1. Müller zu
I, 7, 7, wo übrigens auch M. Müller niftrte oc.cnhnit aufnahm
und in der Anmerkung seiner erklärenden Au8gaV>e auf XXJX,
18, 6 sich berief. XXX\nH, 60, 9, wo die neuesten Aasgaben
einschhesslich der M. MflUer's noch immer n cognatis lesen, hat
nun Fügner im Lexikon Liv. 8. 12 richtig ah cognntit notirt;
es ist dies die Lesart des Lov. 2 und der Mehrzahl der «t-Ver-
treter. Erwähnt werden kann nach derlei Erfahrungen vielleicht
auch noch XXX VIU, 4S, 15 das at pro felii'itate mea des Lov. 2
(Düker hatte bemerkt, dass zu dem sonst überHeferten ein-
fachen pro felicit/ite m^n ein ««/ zu ergänzen sei , Crevier
und Ussing' setzten davor ein »t ein, Hertz dachte an immo,
M. Müller an die Doppeleinschiebung »• pro felir.itat* tantum
' Vgl. ducu Mudvig Em. L. p. &60.
Znr Tiertsn Decade de« Uviiu. 33
mea), und der Umstand, dass XXXVIII, 49, 9, Lov. 2, Harl.,
Mead. durch ihr in hoc quo casu infeliciter inddit ut allerdings
der Hertz'schen Vermnthung in hoc, quod casu infeliciter in-
ddit, ut günstig wären.*
n.
Vieles ist fUr Aufhellung and LOsung der besonderen
Schwierigkeiten, auf welche Handschriftenforschung und Kritik
bei der vierten Decade des Livius in Folge der bekannten
Verhältnisse und Verluste stossen, in neuerer Zeit geleistet
worden, namentlich durch übersichtliche Untersuchungen, wie
sie Weissenborn, Madvig and Luchs lieferten.
Im Grossen und Ganzen stellt sich trotz mancher Ab-
weichungen im Einzelnen, respective in der Werthschtttzung,
das Resultat der zwei Classen heraus, von denen die eine durch
den verlorenen, aber durch mehrseitige Mittheilungen und Ex-
cerpte charakterisirten Moguntinus, die andere darch den für
den grösseren Theil erhaltenen Bambergensis und die jüngeren
Codices, sowie durch den zwar auch verschollenen, aber von
Gelenius benützten Spirensis vertreten werde. Bezüglich des
letzteren hatte Weissenborn bereits in seiner Besprechung der
Kreyssig'schen Ausgabe des 33. Buches in den N. Jahrbüchern
f. Phil. 1840, S. 183 die in vieler Hinsicht wahrscheinliche Ver-
wandtschaft mit dem Bambergensis hervorgehoben; derselbe
Gelehrte betonte dann in den Commentationes Mommsen. 1877,
S. 311 wieder dessen nahe Berührung mit dem Bambergensis
und den jüngeren Handschriften; Madvig in den Emendationes
Liv.* S. 460 charakterisirte ihn als ,Bambergensi per omnia
simillimum'; Luchs im Progr. Univ. Erlang. 1890* stellt ihn
auch zu derselben Classe, hält ihn aber den jüngeren Hand-
schriften (<1>) näherstehend als dem Bambergensis (B) und ist
der Ansicht, dass Spirensis (S) und * nicht aus derselben
Vorlage stammen wie B, wohl aber auf denselben Archetypus
■ Far die Verbindung könnte ausser XXXXV, 8, 5 auch das öfter (1,46,5;
XXVI, 23, 2; XXVni, 17, LS) begegrnende /orte üa incidU, ut oder (lU,
40, 9) fato incidil, ut theilweise verglichen werden.
* De Gelenii codice Liviano Spirensi commentatio.
24
V. Ablmodluig: Ziagsrl«.
zurUckgelion (8. 12). Trotz dieses wenigstens in der Haupt-
uiutlicilung der zwei Classcn im Wesentlichen Übereinstimmenden
Resultates werden sich aber bei immer genauerer Durcharbeitong
des kritischen Apparates aller Bücher der genannten Decade
und namentlich derjenigen, in welchen Gelenius wohl beide
verlorenen Handschriften benützte, in Folge der Vergleichung
seiner, allerdings vielfach recht dunkeln, Angaben mit den
besser controlirbaren Apparaten aus B »1> und theilweise aus M
im Einzelnen unwillkürlich noch manche Zweifel aufdrangen.
Und überschaut man dieselben auf Grund der gemachten No-
tizen unbefangen, so scheint bei aller Achtung vor der von so
erprobten Liviusfoi-schern im (xanzcn richtig erkannten Haupt-
eintheilung doch der Gedanke nicht ferne zu liegen, dass man
beim hier allerdings doppelt iiothwendigen .Streben nach einer
endlichen genaueren wissenschaftlichen .Sonderung und bei den
oft so zweifelhaften Angaben über die verloi-enen Handschriften
bisweilen in da» selbst bei viel günstigeren Verhältnissen an-
derer Autoren wiederholt vorgekommene Verfahren geratben
kann, etwaige Verbindungslinien zwischen zwei Handscbriften-
classcn theilweise zu Ubcrseiieii. Ich gebe zunächst einige hier
und dort aus meinem Apparat herausgegriflFcne Beispiele för
doch auch zwischen M und •!• belegbare Berührungen, da hier
das Vcrglcichungsmatcrial mehrfach immerhin hinreichend ge-
sichert ist und daraus dann viclleiclit der eine oder andere
ächluss über Einzelheiten in .S und über Angaben des Gklenius
(G) sich ergeben könnte.
XXXVI, (), 4 ist das richtige, zuerst von Aldus aus M
aufgenommene per legato$ nach Draken horch auch Lesart des
Lov. 2 gegenüber dem ad letjntos von B, i* pl. ; ' 1 0, 1 1 findet
sich das dem M zugeschriebene, in B ■!' fehlende melatug längst
vor der Moguiilina und Aldina bereits in illtcsten Ausgaben;
35, 7 weisen alle '1> Vertreter selbst noch in orthographischen
Abirrungen auf die Lesart M Eleis, wälirend zum Aetoli» B
sich hier nur die alten Ausgaben vor der Mogunt. bekennen;
40, 7 stellte G mit Berufung auf seine ,exemplaria' apem pro
re ferentes her gegenüber dem durch B und <1' pl. überlieferten
spem pro r« farentibim; lait der obigen Verbesserung des Ge-
' Ich boceichne mit <P pl. kurz dio Mehnahl der Vortreter der <t>-Clase.
Zur «iorMkl
I
I
lenios, die man nun meist knrz auch auf M allein zurUckfUhrtj^
berührt sich aber doch ein Glied der <I'-Classc nahe, und zwi^H
wieder Lov. 2 mit seinem «/»e?/» pravferente», das offenbar nur
aus einem «peru ^ rae' ferentes weiter leicht verdorben wurde;
XXXVTI, l, 1, wo B richtig institerunt hat, stimmen mit dem
innstert des M auch 3 'I' übercin (darunter Voss., Gacrtn.);
I, 7 aouptum aiji tut B und <1> pl., coeptum est. aiii M und 3 ^^h
(Lov. 2, Harl., Mead. 1); 3, l halten die meisten (l> (darunt«i|
Lov. 2, Voss., Gaertn.) mit M in provincias , nur vier mit B
in prorinciam; 33, 3 trifft Lov. 2 in der Wortstellunjj ut impedi-
nmitlfi aeijrique congr-quereiiUir mit M zusammen; 49, ;""» perdoinnn-
du*<put richtig B und 'l> pl., perdoniando» M, 3 'l' (darnnte(^|
Lov. 2, Harl.); XXX VUI, 14, 14 u. 15, 11 vudimuum B und «?"
pl., nutdium M, 2 '\> (Harl. und Gaertn.); 10, 14 almsterent B
and <1> pl., ab»titierifnt M, 2 <l> ((birunter Lov. 3 nicht aninte^^f
«asant zwischen der Zeile!) und die ältesten Ausjraben; 20, 1
opputjnandlg richtig M und Luv. 2, e^puijuandin B, «I> pl.; 02, 7^
irihunum (st. trihunoa) M, Lov. 2, Harl. Durch solche Bel^|
spiele, die sich leicht mehren Hessen, durfte der oben berührte
Gedanke an manche Verbindungslinien, die denn doch auch
zwischen M und gewissen Vertretern der <I>-Cla88e hie und da
noch durchbUcken, bestätigt worden sein; reihen wir daran
•wei weitere Erfahrungen, erstens die, dass einerseits Gelcnios
t wenigstens XXXVI, 2'2, 8 auch einen Consens von M
und S ausdrücklich betont,* zweitens den Luchs'schen Nach-
weis, dass S zwar zur zweiten Classe (B <!>) gehörte, im Ganzen
aber den 4' uilher stand als dem B,^ so könnte sich aus Allem
zusammen vielleicht nicht allzoschwer ergeben, dass, wie an-
leugbar manche •!>- Vertreter, so wohl auch 8 öfter doch noch
Verbindunggfäden mit der ersten, d. h. mit der M-C'lasse,
aufweisen konnte, und dass demnach Gelenius selbst dort, wo
er allgemeine Ausdrücke wie ,exemplar)a nostra', ,arclietypa'.
' V^l. ttb«r Durartit^ex niuiii« llilariusotuilien S. 13 [879]. urhat 8t. iirlie
)ua auter B XXXVl, ü, 3.
* .Ma^untiuua ot Kpireiuiii codicea aliter hnbont^ hoc modo: u tiuu italiiteo,
ijuae"; vgl. Übrigen* über diese Stelle nuch Weiüsenburii , Coiuuivnt.
ifomiiM. )i. SI0| Lm-h» I. k. |>. 3.
VgL aiiib H. .1. Mnil.T, JnJiriwber. de» Bcrl. pliil. Vereiim 181»!, S. 18C.
V. AbUuidlnng: ZiQKorle.
,vetus lectio' o. dgl. gebrauchte, wirklich manchmal ' auch di^^l
selbe Lesart in M und 8 gefunden hatte.
Wenn er e. B. XXXVI, 7, 7 flir das richtige qui dah'Uart j
gegenüber dem quid \qd B) dubitare auf seine ,arclietypa' »ich •
bwnft and mit letzteren auch wieder Lov. 2 und die alten I
Ausgaben seit 1482 sici» decken, so können wir wohl glauben,
Aus hier auch M S dieselbe Ucbereinstimmung hatten , doss j
•Iso die Lesart in den Apparaten doch nicht einfach mit M zaj
bezeichnen sein dlirfte. Oder nehmen wir wieder ein zu
'Wichtigcrem aufsteigendes Beispiel. XXXVI, 35, 7 quia suae
4ftatSae retcrvari eain, Achaei, Elei per se ip»i quam per Ro-
mano« malurrunt Aciiaico contribui concilio^ so Oeienius mit
Berufung auf seine ,exeraplaria'; quia tuae tfratine rtjseruari ea
Ai'hfiri per ge ipsi quam per Ruvianos maluerunt AcJtaic-o coa-
iribvi conciliu <1>, ()a saae greuciae reteruari «ä achaei p maltie-
ruitt achaico coniribui coiwilio B. Beachten wir, wie nahe hier
auch «I' der ersten Lesart stellen, willirend B mit seinem be-
sondors starken Ausfalle sich allein liodet, so können wir
Matl>'ig nur beistimmen , wenn er Eni. L. p. .ö26 ausdrücklich
annimmt, dass die ,exemplaria' da wirklieh auf M S zu beziehen
stüeii; denn wenn selbst bei Betonung naher Verwandtschafl
«wischen S und <!' doch zugegeben werden muss, dass letztere
im Verlaufe mehrere Fehler entwickelten, so ist es sehr
glttublicli, dass im alten S das leichte Versehen ea, welches ja
auch B nicht hat, und der Ausfall des Elei nach Achati noch
nicht plat/.gcgriffen hatte. XXXVI, 38, 7 corrigirte Qelenins
ptkivdor mit Hinweis auf seine ,exemplaria' ubi ut; da hier die
I Fmlitelt wird liier iininer ^niiiitir gwondoi-t werden mOasen, und bi*-
noiloii wird nllerding« titicli die M-hnn öfter iiiif);i>«telltu Aniialinie gelten,
iInm rr nncli da« nur in einem seiner beiden Codices Ucfundene mit
»lufni iillii.finluiuen Aundrucke emiifahl. .So wird z. B. XXXVII, 11, 1.1
,wiiu locUo' runi diutlnu Coü wobl »oi ehexten auf 8 zurflckgeheti, der
dMt Kollier eopiü B <^ bei der sonst gleichen Wortatellaug- norb rer-
ttviVr" htttte, wHbrend M teat. Mugnnt. die rersrbiodene WortKtollung
«KM fWf tluahiu bntte; älinlicb wohl auch XXXVI, IT, 4 iUt et ,ei
v^liuli* codd.', was mit B <P »ich deckt, wShfend M test. Mng-unt. muäo et
biM; woun G XXXVIII. fift, 4 F«r4i Acttlmtii* rorripirt, so stflnimt dies
<kucti w«lir«olieiulirb an» S, da die meinten «1>. darunter Lov. ä, durch
'.. iacii Itonü nach Heilung der fabvben Wurttrennung auf daoselbe
,u> .... wtbr«nd M tet>t. Med. Furii CuUeoni» las
Zur Tiertea Dec*de dea Liriiu. 27
Moguntini diese Lesart ausdrücklich filr M bezeugen, könnte
es scheinen, es sei sicher an letzteren Codex allein zu denken;
sieht man aber, wie B 4> ubi UberÜefern, alle ältesten Ausgaben
vor Aldus aber ut, so ergibt sich, dass die auf ubi ut führenden
Verbindungslinien auch ausserhalb M nicht fehlen, S also das
Bichtige wohl auch noch haben konnte. XXXVII, 53,4, wo
ipsi aviem von Gelenius durch ,lege' empfohlen ist, haben wir
nach Drakenborch dieselbe Lesart wahrscheinlich auch in Lov. 2
und Lov. 1 anzunehmen, B und 4> pl. bieten sibi autem, Lot. 6
bezeichnend si autem; überblicken wir diese in ihrer Entstehung
gewiss sehr durchsichtige Mischreihe, so werden wir hier Madvig
weniger beipflichten, wenn er Em. L. p. 444 ipsi autem geradezu
nur auf M zurückführen zu müssen glaubt. Wir haben im Laufe
dieser Abhandlang wiederholt bei verschiedenen Gelegenheiten
den LoY. 2 durch gewisse Erscheinungen hervortreten gesehen,
welche diesem Codex anter den jüngeren eine besondere Auf-
merksamkeit zuwenden und theilweise vielleicht auch zur etwas
besseren Aufhellung mancher Fragen beitragen könnten. Es
ist übrigens nach den bisherigen Auseinandersetzungen kaum
nöthig, noch ausdrücklich hervorzuheben, dass derselbe, wie
wir ihn einerseits hie und da in gewisser auffallenderer Be-
rührung mit richtigen oder unrichtigen Lesarten M getroffen,
anderseits auch mit B das Richtige schützt.^ Nor noch ein
Beispiel. Wenn XXXVII, 51, 9 Madvig Em. L. p. 535 die von
Glelenius fälschlich durch ein ,legendum' bevorzugte Lesart
rictam AetoUam (statt victum in Aetolia) dem Cod. M zuweist,
was allerdings nicht unwahrscheinlich ist, so hat derselbe auch
hier 4>-Genossen im Lov. 3 und theilweise im Voss.; Lov. 2
aber stimmt hier im W^ahren mit B Uberein, was wohl auch
in S stand.
Fast möchte man, wenn man alle derartigen Beobachtungen,
die an dieser Stelle, wie gesagt, nur durch mehrere Beispiel-
reihen beleuchtet werden konnten, zusammen überblickt, zur
Meinung gelangen, dass etwa doch schon ziemlich frühe ge-
wisser gegenseitiger Einfluss der zwei Ciassen in theilweise
' Aaub UDiichtiges, bo z. B. (Iah von Hertz za ^wisseniiaft gehaltene in-
duxU St. induit XXXVI, II, H, wo üchtlich nnr da« vorhergehende tra-
diail einwirkte.
zS V. Abhandlung: Zingerlo. Zur vierten Decade des Livini.
durchcorrigirtcn Exemplaren stattfand, and dass aach S viel-
leicht mehrfach solche Sparen zeigte. Dorch eine solche kaom
zu gewagte Annahme könnten manche trotz der richtig nach-
gewiesenen Haupteintheilnng noch bestehende Schwierigkeiten
and Zweifel im Einzelnen am einfachsten sich lösen, vielleicht
zam Theile auch die über einige Stellen, wo S im 31. and 32.
Bache nicht mit B <1> übereinstimmt. Indem ich schliesslich
den Wansch nicht unterdrücken kann, es möchte A. Lachs,
der ja auch neue Collationen jüngerer Codices sich zu besoi^n
in der Lage ist, diesen Untersachungcn im ganzen Umfange
der Decade erneute Aufmerksamkeit in solcher Beziehung
zuwenden, glaube ich es vorderhand auch gerechtfertigt m
haben, warum ich nun im Apparate des 6. Theiles meiner
Liviusausgabe auch die Lesarten mancher jüngerer Hand-
schriften, namentlich des Lov. 2, nach nochmaliger woUüber^
legter Durchmusterung der Speicher Drakenborch's öfter na-
mentlich aufiFUhre, als dies in neuerer Zeit sonst geschehen ist
Tl. Abk.: T. Zaiiibarf. B«lgj«n unter Enlianog Cul (1701, tTM).
VI.
Belgien unter der Generalstatthalterschaft
Erzherzog Carls (1793, 1794).
Ton
H. B. T. Zeisaberg,
wirU. Mitglied« der luia. Akademie der Wiuenscluften.
I. Theü.
I. Tranttmansdorff nnd Mettemlch. — Die BrOsseler
Conferenz.
Der Kaiser hatte sich nach der Katastrophe des Jah-
res 1792 anfangs mit der Absicht getragen, das niederländische
Gouvernement gänzlich aufzulösen, stand jedoch von diesem
Vorhaben nachträglich, als man die Wiedergewinnung Belgiens
ernstlich ins Auge fasste, ab und ermächtigte Mettemich, wie
dies auch in den Jahren 1789 und 1790 der Fall gewesen war,
ein Comit^ beizubehalten, dessen Mitgliederzahl sich nach den
vorhandenen Bedürfnissen richten sollte. In dem Masse, in wel-
chem der Feind gezwungen sein würde, die Niederlande zu
räumen, soUte Mettemich der Armee mit jenem Comit^ folgen
und letzteres im Verhältnisse zu den sich mehrenden Qeschäf-
ten verstärken.
Zugleich wurde Mettemich der Entwurf einer Proclama-
tion zugesendet, die, von Coburg unterzeichnet und in einer
grossen Anzahl von Exemplaren gedruckt, allenthalben erst
nach erfolgtem Einmärsche der kaiserlichen Truppen in dem
von dem Feinde occupirten Gebiete veröffentlicht werden sollte.
Man stellte es dem Zufall anheim, inwiefern dies etwa bereits
zuvor geschehe, keineswegs aber sollte Letzteres officiell ver-
Sitznopber. d. phil.-hiat. Cl. CUVIU. Bd. 6. Abb. 1
VT. Al<hu)A1iiD|r ' T. Ee1«»1iar(.
anlasst werden, um nicht das Manifest muthwLlligcr Uehandlang
auszusetzen und dadurcli fom|'romittirt zn werden. '
Die Prociamation ^ erüffnete vor ALeiu die Aussicht aiif
die Wiederherstellung der von den Franzosen umgestürzten
constitutionellcn Rechte und jener Grundsätze, welche, von den
Franzosen angefochten, Jahrhunderte lang den Provinzen zum
Segen gereicht hätten. Dies sei der einzige Zweck aller An-
strengungen jener Armee, welche der Kaiser seinen treuen
Untcrthanen zu Hilfe gesendet habe. Er erwarte, dass sie sich
beeilen werden, ihrerseits zu diesem heilsamen Zwecke beizu-
tragen, während diejenigen, welche es wider alles Erwarten
wagen würden, sich diesen Absichten zu widersetzen, der
vollen Strenge des Gesetzes verfallen sollten.
Es war dies die letzte Weisung, welche Philipp Cobcnzl
an Metternich erliess. In eben diesen Tagen bereitete sich
sein Sturz vor. Am 27. Februar wurde er der Leitung dos
niederländischen Departements enthoben und dieses dem Grafen
Trauttmansdorff mit dem Titel eines belgischen Kanzlers über-
tragen,^ eine Massregel, die, abgesehen von dem Charakter
der bctrctfendeu Personen, insofemc nicht uuzweckmässig war,
als dadurch das belgische Departement aus den Agenden der
Hof- und Staatskanzlei ausschied und eine besondere Ver-
tretung erhielt, welche seiner in Folge der letzten Ereignisse
gesteigerten Bedeutung entsprach.
Cobenzl selbst* behauptet, durch diese Vei^fUgung über-
rascht worden zu sein, während sie nach der Behauptung
Anderer von seiner Seite eifrig bekämpft worden war.* Er
betrachtete sich als das Opfer einer Cabale, die von dem Ca-
^ Fh. Cobenzl an Mettoniiih. Vienne, le 20 fövrier 1793. Otig.
• Vergl. Wiener Zöitnng, 1158.
' Arnefli v.: (Jraf Philipp Cobenzi und »eine Memoiren (Archiv f. Osterr.
Gesch. LXVU, 43).
• Ph. Cobenzi an Metternich. Vieune, le 1" mar« 17H3. Orig. (abgedmckt
bei Gachard, Analectes II, 106), In einem eigenhSndigen ▼ertrauliohen
Schreibeu vnni Reiben Datum an Metternich fügt Ph. Cobenzi dieser
Mittheilung bei: ,V. E. n'aura paa iti peu »urpris d'apprendre do in«
lettre d'office de ce jour que c'est la denüire (jue j'ai l'liouneur de vons
adresser sur les affaires provinciales des Pays-Uas. II n'y a que vingt-
quatre heuros qtie j'ai eu la mdme surprise.'
» Ameth, a. a. O. 43.
Brigion nnUr dtr G«nenil9latlb»It«nchan Erthrno); Csrli (ITM, 1794).
bmetsminister CoUoredo und di-m OberstkJimracrer Koscnberg
I auj<gp|srangen und die auf die Erhebung TraiittmansdoHTs und
' Thugut's gericbtet gewesen sei, -welche beide damals unbe-
Ipchäftipt waren und eine Wiederanstellung im Staatsdienste an-
iBtrebten.' In der That vergingen seit jenem ersten Schlage
nur vier Wochen, und CobenzI wurde auch seiner Stellung als
l Staats- Vicekan 7,1er enthoben, mit der neu geschaffenen Wtlrde
I eines Kan/Jers der italienischen Provinzen bekleidet, dem Frei-
von Tliugut aber zunUchst als Director des auswärtigen
AHites die mit demselben verbundenen Geschllfte Ubertriijren.*
Trauttmansdorff war kein Neuling in den niederländischen
UJeschaften. Unter Maria Theresia 1770 in den Staatsdienst ein-
[gffishrt, blickte derselbe auf eine ebenso rasche als plänzeude
initen lauf bahn zurück. 1780 wurde er kurbohmischer Ge-
her beim Reichstag zu Regensburg, 1783 von Josef II.
leicbzeitig im frilnkischen Kreise accreditirt. Withrend des ,Für-
Btcnbundes' (17H,')) wurde er in wichtigen Gcschilften nach Mainz,
den oberrheinischen und in den frilnkischen Kreis entsendet,
F1787 in schwierigster Zeit trotz seiner Gegenvorstellungen zum
»evollmJlchtigten Minister der Niederlande ernannt, in welcher
Stellung er sich durch sein Eingehen auf dessen Ideen das Ver-
wen des Kaisers im höchsten Masse erwarb. Von demselben
*fttr den Posten eines Reichs- Vicekanzlers, ja zum Nachfolger
^Kaunitz' ausersehen, wurde er, da sich beides nicht bcwerk-
BpteUigen Hess, durch die Verleihung des goldenen Vlicsses aus-
^Knzeichnet. '
B Die Leitung der Niederlande wurde Metternich und Trautt-
f mansdorff zu einer Zeit anvertraut, in der die Lösung der bald
wieder hervortretenden Spannung der inneren Verhitltnisse weni-
j^jgfT von Persönlichkeiten als von der Entscheidung der äusseren
^Frage, von dem Ausgange des Krieges mit Frankreich abhing.
Immerhin war es filr Belgien kein Glilck, dass ea fortan von
zwei so verschieden veranlagten Staatsmännern geleitet werden
" jedenfalls war vorauszusehen, dass es der inneren Politik
* Ametb, m. >. O. 154—156.
•8b«ada. 43.
* Nach einer nnilatirten, diircb seine spKtere Entliebang ron dem Amte
eine« Kanalers der Niederlande veranlaanton Eingabe deneltMO an Kaiser
Fraui.
!•
VI. AbhondlttDg; t, Zoiitborff.
auch fernerhin an Festigkeit und Beständigkeit fehlen werd
da dem Ministor, diesem ausgesprochenen Anwalte der ständi-
schen Wtlnsche, in dem Kanzler eine Persönlichkeit gegenüber-
stand, die bei aller, selbst von Leuten wie Baillet anerkannten
MiUsigung ihre Vergangenheit nicht verleugnen konnte. Metter-
nicli wurde denn auch durch den Personenwechsel von Tome-
lierein auf das Unangenehmste berührt; auf Cobenzi's Mittheilung
erwiderte er: ,Euere Excellenz bemerken ganz richtig, dass der
Wille des Souveräns fUr mich stets ein Befehl ist und sein wird.
Doch ist es nicht minder gewiss, dass ich äusserst erstaunt war,
als ich von dieser neuen Ordnung der Dinge Tcmahm.'* Und
in der That gestaltete sich das VerhJiltniss Mettcrnich's zu Trautt-
mansdorff binnen kürzester Zeit so unerquickUch, dass es wieder-
holt des unmittelbaren Eingreifens des Kaisers bedurfte, um dem
Federkriege beider ein Ziel zu setzen. Letzterer blieb nicht lange
ein Gcheimniss' und wurde von den Ständen gar bald zu ihrem
Vortheile ausgebeutet.
Gleichzeitig mit Cobenzl's Entfernung von der Leitung de«
niederländischen Departements wurde die Jointe in Wien, die
man wohl als seine Schöpfung bezeichnen darf, und deren Un-
zweckmässigkeit sich während der kurzen Zeit ihres Bestandes
erwiesen haben mochte, aufgelöst.' Statt dessen wurden in Brüs-
sel selbst die sogenannten Conferenzen eingeführt. In Nachbil-
dung einer Einrichtung näuüich, die der verstorbene Kaiser für
die Lombardio gctroiTcn hatte, sollte der Gencralgonvemeur der
Niederlande sich fortan zur Erledigung der Geschäfte und der
Ik^richtc an den Kaiser nicht blos wie bisher der Beihilfe dos be-
vollmächtigten Ministers und des Staatssecretärs, sondern ausser-
dem noch der Mitwirkung zweier eigens liiezu ersehener Rltfae
(couscillers assesseors) bedienen. Während bisher die Angelcgen-
hoiten in Conferenzen, die nicht an einen bestimmten Tag und
an eine bestimmte Stunde gebunden waren, zwischen Statthalter
and Minister erörtert zu werden päc^gten, sollten in Zukunft
wfichontlich drei regelmissig« ^txongcn und im Falle des Be-
dttrfnisses auch mehrere unter Intervention jener swd Rithe
MeCtanuek an CobcosL CoU«ac(s I» W i
ins. Oi|M. .Ciiwifa«»i>lto
* Uenj am Tho^L Bnuelli», te SS jmm ITVX sif.
17».
B«lgiao unter dar GenumlstottbkltiTichkft Enhorug CvU (17»S, 1794).
statüinden. Den beiden Rtttlien und dem StaatssecretUr AiUt die
Berichterstattung, jenen in allen inneren, diesem in allen Äus-
seren Angelegenheiten, zu. Der (Jcueralgouvemeur, oder in sei-
ner Abwesenheit der Minister, fasst das Conclusum nach der
Stimmenmehrheit zusammen, ausser wenn gewichtige Gründe
dagegen sprechen, die in diesem Falle im Protokolle zu ver-
merken sind. Auf diese Weise hat die Verleihung aller Aemter
und Beneticien, über die das Generalgouvernement verfügt, sowie
die Anweisung der Gagen, Pensionen und Gratificationen, endlich
die Erstattung der Anträge bezüglich jener Stellen, deren Be-
aetzung sicii der Kaiser vorbehält, zu geschehen. Bei Meinungs-
verschiedenheit hat jeder Votant seine Ansicht zu Protokoll zu
bringen und in demselben zu motiviren, und ist es eine Sache,
deren Entsciieidung dem Souveriin unterbreitet wird, so steht
es überdies jedem Beisitzenden frei, seine Ansicht unmittelbar,
und zwar versiegelt, Sr. Majestät zu übersenden. Mit Ueber-
gvhung jener Anordnungen, welche sich auf die Anlegung und
die wöchentliche Einsendung der Protokolle nach Wien, die
Vertheilung der Referate, die Wahrung des Amtsgeheimnisses,
Beschleunigung der Erledigungen u. dergl., kurz auf die Ge-
sckäilsordnung, beziehen, sei hier noch hervorgehoben, dass
keine Weisung des Generalstatthalters, weder an die Conseiis
collateraux, noch an die Justiztribunalo, noch endlich an die
Stünde ergehen sollte, ohne dass sie zuvor den Gegenstand
eines Berichtes in jener Conferenz gebildet liabe. Alles, was
zur Kenntniss des Souveräns zu gelangen hatte, sollte ent-
wc-iK-r, imd zwar in wichtigen Fällen tlurcli einen Bericht des
Ooneralgouverneurs, oder, in minder wichtigen, durch einen
Auszug aus dem Protokolle, im ersten Falle unter der Signatur
de« Erzherzogs, im zweiten unter jeuer des Staatssecretäre, unter-
breitet werden. Umgekehrt sollten alle Anordnungen Sr. Ma-
jestät dem Gouvernement entweder durch vom Kaiser gezeich-
ncle, an den Generalstatthaltcr gerichtete Depeschen oder durch
Schreiben des Hofkanzlers an den Minister erfolgen, in beiden
Fällen aber die gleiche Geltung haben. Endlich sollte es dem
(Jencralstatthniter zustehen, wenn es sich um Gegenstände von
grosser Tragweite handle, ausser den gewöhnlichen Beisitzern
auch andere Staatsräthe oder königliche Beamte zu jenen Con-
ferenzen beizuziehen, wie die» auch bisher unter flem Namen
Tl. AlibuidltiOK: T. ZeinfticrK.
einer Juiiite geschehen sei. Douh sollte von dem Generalstutt-
halter der Landescommandirende in all den Fällen in die Con-
ferenz berufen werden, in denen es sich um einen wichtigen
Fall handle, bei wolchem die Civilregierung militJlriscIier Assi-
stenz bedlirfe oder das Umgekehrte der Fall sei. In all diesen
FiÜlen sei die Ansicht des Qeneralcommandanten dem Proto-
kolle beizuschliessen.*
Am 1. Mttrz setzte Trauttmansdorff den bevollmächtigten
Minister von seiner Enaennung in Keuntniss. Während er ihn
im Allgemeinen auf die Instruction verwies, welche binnen
Kurzem ftir den Fall des Einmarsches der österreichischen
Truppen in Belgien nachfolgen werde, forderte er ihn bereits
jetzt auf, fUr die Neubesetzung der verschiedenen Conseils col-
latdraux Sorge zu tragen. ,Euere Excellenz kennen,' bemerkte er,
,die Intention des Kaisers, die dahin geht, dass an der seit je-
her bestehenden Ordnung dieser Conseils nichts geändert werde,
da bisher jede Aenderung von üblen Folgen begleitet gewesen
ist. Se. Majestät beabsichtigt nicht, den Launen irgend einer
Partei der Nation in Bezug auf seine Beamten blindlings zu
folgen, aber sie ist zugleich entschlossen, der öffentlichen Mei-
nung nicht vor den Kopf zu stossen.' Die Mitglieder der auf-
gelösten Wiener Jointe Müller, Lannoy und Du Rieux sollte
Metternich in seine Vorscliläge einbeziehen, da denselben der
Kaiser eine entsprechende Verwendung in Belgien zugedacht
habe, obgleich Trauttmansdorff selbst wünschte, dass denselben
noch ein längeres Verweilen in Wien gestattet werde, weil er
sich ihrer Unterstützung bei den bevorstehenden Arbeiten be-
dienen wolle.* In einem vertraulichen Schreiben fügt er hinzu,
dass der Kaiser nur deshalb bisher Alles im Status quo belassen
und die bereits damals (s. unten ) überreichte Demission des Chef-
Präsidenten Crumpipen und des Staatssecreülrs Feltz nicht an-
genommen habe, weil die Absicht bestehe, das ganze Gouverne-
ment aufzulösen und man sich daher nicht auf eine vereinzelte,
Verfiigung beschränken wolle.'
* Ordre k suivre dana Im Conferences i|uc le säräoUsiine ^uvomeur gi-
iieral tiendra nvev le luiniatre [il^ni|iuteutiaire, le secreuüre d'Eut et
lex conHeillers juutettseuni. A.-A.
" TranttnianiHliirff «n Metternidi. Vienne, le l" nijun 17t>3. Orig.
• Tr.niittiiisimdorff au Metternioli. Vienne, le 1" iiL-irs 1793 Orig. »ig.
B«l(i«a xtattt der atDcraUuttbtltrncbitrt Rnhcreof l\th (li»S, 1794).
Am 2. März sandte TrauUmausdurtt' durch La Valette
dem Itlinistor eine neue Proclamation zu, die fUr alle Pro-
vinzen pelton und an Stelle des früheren Entwurfes treten
sollte. Die Puhlication derselben sollte weder zu früh, noch zu
spät erfolgen, denn im ersteren Falle würde man die Procla-
mation der Gefalir der Verspottung aussetzen, im zweiten die-
selbe ihren Hauptzweck verfehlen. Für die Verbreitung des Auf-
rufes könne theils durch die Generale Sorge getragen werden,
welche denselben jedoch erst in dem Augenblicke feierÜch zu
verkündigen hätten, in welchem sie siclier wUren, dass sie sofort
die betretfende Provinz besetzen wUrden, theils könne dies durch
vertraute Personen unter der Hand geschehen. Trauttmansdorff
billigte zugleich, dass Metternich zunilchst in Coblenz seinen
Sitz zu nehmen gedenke, nur sollten dahin auch die Mitghe-
der des geheimen Rathes beschieden werden, am die Geschäfte
an einem Orte zu concentriren. '
Die neue kaiserliclie Proclamation war im Wesentlichen
desselben Inhaltes wie die frühere; nur stellte sie auch eine all-
gemeine Amnestie, die sich selbst auf die Deserteurs der Armee
erstrecken sollte, in Aussicht.* Doch wurde, wie wir vorgrei-
fend bemerken wollen, in Wirklichkeit nicht diese zweite Procla-
mation (vom 2. Mftrz), sondern die erste, mit dem Datum 1. März
versehen, von Coburg zu Aldenhofen und später (25. März) auch
zu Brüssel pubUcirt.
Es ist falsch, wenn behauptet wird," Metternich habe im
Febniar von Wesel aus an seinen Hof die Aiifi"age gerichtet,
ob das vielverbreitete Gerücht von dem bairiäch - beigischen
Tauschprojecte der Wahrheit entspreche, und fUr diesen Fall
um die Enthebung von seinem Posten gebeten, da tinter dieser
Voraussetzung die Wiederherstellung der alten Verfassung nur
Verlogenheiten bereiten würde, und es vorzuziehen sei, das
Land nach dem Wiedereinmarsche der österreichischen Trup-
pen vorläufig unter militärische Verwaltung zu stellen, es sei
' TranUmansdorff nn MeUomicIi. Viemio, le 2* inara 179». Orig.
• D«ii Manifest dntirte vom 'i. Marx iiiid trug Siegel und Unteraelirift des
lOdaera. Beila^ xa TrauttiuansdorfTii Wei*ung an Metternich, ddu. Vienii«,
le 9 iiiani 17 »3.
■ M. Craufurd au Lurd Auckland. UruiweU, April Sü^ 1793, im Journal
Ul. 41.
Tl. AbhudliiDg: T. Z*iiib»r(.
ihm aber bedeutet worden, dass der Kaiser nicht daran denke,
sich Belgiens zu begeben, dass derselbe gesonnen sei, die alt-
hergebrachte Verfassung aufrecht zu erhalten, und dass man
in dieser Hinsicht den Bewohnern des Landes jeden Zweifel
benehmen möge. Eine derartige Anfrage Mettemich's liegt in
den Acten nicht vor, wie sich denn auch sonst nachweisen
lüsst, dass der Minister schon längst von den constitutionellen
Absichten des Kaisers wohl unterrichtet war. Nur so viel ist
riclitig, dass es am Hofe aUerding^s eine Partei gab, die hierin
anderer Ansicht war.
Trauttraansdorff wusste dies wohl, als er im Gegensatze
zu seinem Vorgänger Cobenzl, der die Geschäfte seiner De-
partements direct mit dem Kaiser zu behandeln pflegte,' den
Entwurf der Instruction f(ir Metternich der Begutachtung der
Conferenz- Mi nister unterzog. Er wusste, dass tinter den Rath-
gebcm des Kaisers Meinungsverschiedenheit darUbcr bestand,
ob man die gUnstige Stimmung der belgischen Nation und Eng-
lands benützen sollte, um bei dem Wiedereinmarsche ins Land,
auf Waffengewalt gestützt, den Streitigkeiten ein Ziel zu setzen,
die zu den inneren Unruhen den Anlass gegeben, oder ob es
sich vielmehr empfehle, auf dem verfassungsmässigen Stand-
punkte zu verharren. Trauttmansdorff war der letzteren An-
sicht. Er hoffte nicht nur, dass sich auch die Conferenz in
diesem Sinne äussern werde, sondern war seiner Sache bei
dem Kaiser so sicher, dass er, noch ehe jene sich geäussert
hatte, l)creits am 3. März, Metteniich in diesem Sinne infor-
mirte: ,Se. Majestät werde nie erlauben, dass die Fundamental-
gesetze des Landes, die stets zur Richtschnur dienen müssen^
verletzt, aber auch nicht gestatten, dass unter diesem Ver-
wände oder mittelst falscher Interpretationen Ihre Rechte ver-
kümmert werden.**
Die Instnjction f\ir Metternich ' datirte vom 27. Februair'
1793 und wurde demselben ebenfalls durch La Valette über-
sendet;* sie bezog sich theils auf gewisse Verfassung^confiicte^
» Archiv f. (Jrterr. Gesch. LXVU, 164.
• Trauttninniidorff an Metternich. Vienne, le 3 ninni 1793. Orig.
• Ge4niekt boi Unrliard, Aimlectoii V, 148 — 153. Doch nind die der In
Btructiou bei|^fil^ten ErlXiiterun^n in dienern Abdrucke nicht entluUtac
• Metternich an Ercherxog Carl, 13 man 1703. A.-A. Copie.
Belfion DSter der GtocnUtaUhalWmbkft Erelieraog Carl« (ITSB, 17M).
9
welche, wie die Besetzung des (Jonseils von lirabaiit ' und jeues
von Flandern,* oder der Streit über den Conseil von Liraburg,'
unter der letzten Statthalterschaft entbrannt, aber nicht zum
Austrage gebracht worden waren, theils fasste sie die Wieder-
herstellung der alten Ordnung der Dinge, die Beruhigung der
Gemüther, aber auch die Ueberwachung der Malcontenten ins
Auge. Daher sollten zunRchst alle höheren und niederen Ge-
richtstribunale mit Ausnahme der Conseils von Brabant und
Limburg, ftir welche besondere Verftlgungen in Aussicht stan-
den, alle Magistrate, Fiscal-, Justiz- und Polizeibeamten und
alle legalen Corporationen aufgefordert werden, ihre Functionen
wie vor der französischen Occupation wieder zu beginnen, und
nur da, wo dies nicht möglich sei, provisorischer Ersatz ge-
schaffen und soweit die Ernennung dem Gouvernement zustehe,
so bald wie möglich zu einer Neubesetzung der Magistrate in ver-
trauenerweckendem Sinne geschritten werden, da die getroffene
Verfügung nur dem Uebelstande begegnen wollte, dass nicht
etwa in der ersten Zeit Justiz und Polizei in völligen Stillstand
geriethen. Wurde einerseits dem Minister, sobald Brabant be-
setzt sei, die Vcrkllndignng einer allgemeinen Amnestie aufge-
tragen, 80 sollten dagegen Clubs und illegale Gesellsehaflen
nicht geduldet werden, imd wurde die Bestrafung der Bethu-
nisten und die geriehtlielie Verfolgung der Personen, welche
zur Zeit der Fremdherrschaft eine besondere Hinneigung zu
dem französischen System gezeigt hiltten, in Aussicht genom-
men. Auch die Ueberwachung, evontnell Ausweisung der fran-
zösischen Emigranten wurde dem Minister zur I'flieht gemacht.
Vor Allem aber sollten die Stunde der Provinzen baldigst ein-
berufen und zur Entrichtimg der bereits bewilligten, aber noch
nicht bezahlten Subsides, jene von Brabant überdies zur Be-
willigung der Entsehiidigung des königlichen Schatzes und der
durch den Aufstand von 1781t und 1790 gesehlldigten Personen
veranlasst werden. Auch die Beilegung der Differenzen bezüg-
lich der aufgehobenen Convente wurde als wünsebenswerth be-
zeichnet. Von vorneherein erklärte sich der Kaiser einverstan-
* Vergl. den AiifsAtz: Zwei Jahre belgischer Oeachicbte (Sitzungsberichte
Bd. CXXIII uud Ud. t'.XXIV).
» Ebenda, Kd. CXXIV, 102 ff.
• Ebenda, Bd. CXXni, ISl ff.
10
VI. AlihftDdlDDf : r. Zeismlierg.
den mit der Wiederherstellung aller Ijonveute, bei denen
möglich sei; nur sollte daraus keine Belastung fllr den köc
liehen Schatz erwachsen, auch sollte von den früheren Co
ventiialen Niemand zum Wiedereintritt gezwungen und die Pe
lionen Derer, die nicht wieder eintreten wollten, sichergestellt
werden. Endlich wurde Metternich eingeschärft, in allen Edicten
und Dedarationen, deren Verkündigung sich bei dem Einmärsche
der Truppen und der Rückkehr des Gouvernements als noth-
wendig herausstellen würde, eine einfache, bestimmte, der Würde
dos Kaisers angemessene Sprache zu führen und durch die That
zu beweisen, duss die Absicht des Kaisers auf die Aufrcehthalttmg
der Verfassung, wie dieselbe in den letzten Regierungsjahren
Maria Theresias bestanden habe, gerichtet sei, sich aber über
dieselbe in keine Discussion einzulassen.
Metternich wurde beauftragt, diese Instruction auch dem
Prinzen von Coburg mitzutheilen, so wie andererseits ihm ein
Exemplar der Instruction Coburg's mitgetheilt wurde. In dieser
— sie datirt gleichfalls vom 27. Februar — wurde dem Prin-
zen die grösste Milssigung ans Herz gelegt. Die Truppen soll-
ten strenge Jlannszucht halten und den Bewuhnern nicht über
Gebühr zur Last fallen. Coburg sollte die friedlichen Bürger seines
Schutzes %'«rsichcrn, zwar keine Clubs und politischen GeseU-
schaflen dulden, doch der Civilgerichtübarkeit volle Wirksam-
keit gewähren; gefangene Franzosen sollten als Kriegsgefangene
gelten, Belgier, sowie Bewohner von Lüttich und die Bethuui-
sten, die mit Waffen beti'eten würden, als Rebelleu standrecht-
lich behandelt werden.'
Die Instruction für Metternich wurde am 4. März durch
die Bemerkung ergänzt, dass er stets die Hauptsache im Auge
bebalten und diese nicht etwa accessorischeu Gesichtspimkten
unterordnen mOge. Vor Allem sollte er sich die Gunst des
Augenblickes und den Eindruck, den die Anwesenheit einer
' S. Witzleben ti. a. O., 85 — 86, der jedocb mit Unrecht vuu der Vonuis-
«etxung aiugeht, dus diese Instruction bereits vor Erüffnimi; des Feld-
■ugeni zur Keuutniiia de« Prinzen (^elan^ sei. IHe Ab^'lirift im Wiener
StSAtgarchir ist ausdrücklieb bezeichnet: ,Cupie du projet, fait k Vienne,
27 füvricr 17^3*. Auch eine Cupie derselben in A.-A. (boiUge zu einem
Briefe Motteruich's au Enherzug Carl, ddo. 13. Mftrz 1793) izt ebeuao
BcIkicq uater der Oooo>altta<tk>Urr>cluft Eraheraog CarU (1793, 17M).
n
siegreicLtsn Armee, sowie die Proclaiuation des Kaisers auf die
Gemllther auaUben werde, nicht entgehen lassen. Sollte sieh
der Zusammentritt der StitndevcTSJimmlungen vcTzJ5gcra, so
möge er sieh vorlilutig in jeder vom Feinde geräumten Provinz
drei Deputirte zugesellen und im EinvernehmcD mit diesen zu-
nüchst jene Anordnungen ti-effeu, die der Augenblick, nament-
lich die Sorge für die öffentliche Ruhe und Sicherheit gebiete.
In Anbetracht der Anhitnglichkeit der Belgier an die Religion
und des mUchtigeu Einflusses der Priester.scliaft auf das Volk
möge er an die Prälaten des Landes ein Ihindschreiben rich-
ten, das ohne Affeetation auch zu publiciren, und in dem ge-
schickt, zugleich aber in wUrdiger Weise die Interessengemein-
schaft des Clerus und Thrones hervorzuheben sei. Metternich
sollte die öffentlichen (jclder, die nicht dem Feinde ziu* Heute
geworden seien, in Sicherheit bringen, namentlich aber, da der"
gegenwärtige Krieg mit grossen Kosten verbunden sei, darauf
bedacht sein, die Hilfsquellen Belgiens dem Kaiser dienstbar
zu machen. Als die wichtigsten dieser Quellen werden bezeich-
net: die rückständigen Subsides, Abkürzung der für die Ent-
schädigung von 7,700.000 Gulden festgesetzten Zahlungstermine,
neue Dons gratuits, ein später fllr Rechnung des Kaisers,
nöthigenfalls unter der Garantie der Stände zu eröffnendes
Anlehen, specielle Heranziehung des Clerus zu Opfern fiir den
Staat unter gleichzeitiger Ermächtigung desselben zur Veräus-
serung seiner weniger werthvollen Besitzungen, theilweise Ver-
äusserung von Domänen, deren Verwaltung kostspiehg sei,
u. dergl. m. ,Weun man/ so scidiesst Trauttmansdorff, ,die
Gelegenheit ergreift, welche die Kundgebung der gerechten
und wohlwollenden Absichten Sr. Majestät gegen Bire belgi-
schen Provinzen gewährt, so wird man Hilfsquellen genug bei
einer Nation finden, die in der Liebe wie im Hasse ihre Ge-
fühle bis zum Extreme zu äussern pflegt.' '
,Sie werden,' heisst es in einem anderen Schreiben, , ge-
wiss einsehen, dass in diesem Augenblicke die Geldmittel uns
am meisten am Herzen liegen, und dass daher dies die Aufgabe
ist, mit der Sie sich vor Allem beschäftigen müssen, denn in
Wirklichkeit hängt Alles davon ab. Zeichnen sich die Nieder-
* Trauttmaiudorff an Metternich. Vii<iin«, le 17 mar« 1793. Orig.
12
Tl. AlihMdlDng : T. Zeiiiberg.
lande nicht durch besonderen Eifer aus und bieten sie in diesem
Augenblicke dfir Monarchie nicht wesentHche Vortheile dar, so
kann man fast nicht« mehr Denen erwidern, die — und sie
sind in der Mehrheit — melir als je und um jeden Preis sich,
von denselben losmachen wollen. VieUeicht finden Sie Gelegen-
heit, diese Bemerkung, als käme dieselbe von Ihnen, gegen-
über Personen fallen zu lassen, von denen zu erwarten steht,
dass sie einen guten Gebrauch davon machen werden.' *
,Ein anderer Gegenstand llirer Aufmerksamkeit,' fllhrl
Trauttmansdorff fort, ,wird die Entschiidigung sein, welche che
Stände den Mitgliedern des Gouvernements leisten müssen, deren
Entfernung sie wünschen , da dieselbe sonst den königlichen
Finanzen sehr zur Last fallen würde. Es wäre dies wenigstens
ein Mittel, um Jene zum Schweigen zu binngen, welche den
gewünschten Aenderungcn eine allzugrosse Ausdehnung geben
möchten. Sobald Eure Excelienz in Brüssel angelangt sein und
die volle Freiheit der Action erlangt haben werden, werden Sie
auch ohne Zweifel die Nothwcndigkcit des Festhaltens an einem
bestimmten System erkennen. Ebendies ist es, woran c« nncli
meiner Meinung stets sowohl hier wie in Brüssel gefehlt hat.
Man darf fortan nicht melu- zwischen zwei Wässern schwim-
men und es gleichzeitig Allen recht macheu wollen. Man muss
sich ftlr eine Partei entscheiden, die andere aber ausrotten
(^craacr). Man muss, im Vertrauen bemerkt, von der Lcction
profitiren, die uns das Benehmen der Stände ertheilt l»at, die
ihr wirkliches Unrecht vergessen und aus einer anfangs schlech-
ten eine gute Sache gemacht haben.'*
II. Erzherzog Carl wird zum (■encnilstattkalter criiannt.
Sein Einzug als solcher in Itrilssel.
Der Kaiser hatte das belgische Statthalterpaar — Erz-
herzogin Maria Christine und ihren Gemahl, den Herzog Albert
zu Sachson-Tesohen — unmittelbar nach ihrer Ankunft in Wien
(Mitte Februar 1793) von ihrem Posten enthoben. Schon seit
* Tniuttinaumlorf]' an Motteniich. Vieune, le 19 niara 1793. Orig.
* EbeadaMlbBt
Belgien nnter der Oenerelitettbnltmcluifl Enbersof Cirli (17St, 1794).
13
längerer Zeit hegte er die Absicht, diese Stelle seinem Bruder,
dem Erzherzog Carl, zu verleihen, doch behielt er sich vor, die
Ernennung desselben erst ,nach Erledigung des Kriegs und
liergeatellter Ruhe in Niederlaud' eintreten zu lassen; ,da', wie
er an ihn schrieb, ,ich bis dahin hoflfe, Dich mit ehrlichen und
wohldenkenden Leuten umgeben zu können, die Dir, wo es
Dir an Erfahrung feldet, gern an die Hand gehen werden: denn
von Deinem Herzen und Deinen Fühigkeiten bin ich über-
zeugt.' '
Dem Erzherzog kam dies äusserst erwünscht. An sich ent-
sprach der militärische Dienst unendlich mehr als die ihm zu-
gedachte Stellung seiner Neigung; ausserdem glaubte er aber
auch, dass es im Interesse der Sache liege, wenn er sich
nicht in die erste Einrichtung des Landes, bei der es vor-
aussichtlich nicht ohne ,Anstände und Difticultäten' abgehen
werde, menge. Er bezeichnete es daher geradezu als ,eine
recht grosse Gnade', wenn ihn der Kaiser während der Dauer
des Krieges bei der Armee belasse.*
Doch änderte der Kaiser bald seine Ansicht; vermuthlich
wurde er hiezu durch den unerwartet raschen Wechsel der
Dinge auf dem Kriegsschauplätze bestimmt. Die grossen Waö'en-
erfolge, an denen dorn Sieger von Ahlenliofen der rühmlichste
Antheil gebührte, und welche den baldigen Einmarsch der kai-
serlichen Truppen in Brüssel gewärtigen Hessen, iiauientlich aber
die Kunde von der freudigen Stimmung, mit der man allent-
hallien die Befreier von dem französischen Joche begrUsste,
mochten die frühereu Bedenken des Kaisei-s zerstreuen; ja, es
mochte sich jetzt an die Ernennung des Erzherzogs die Hoff-
nung knüpfen, dass es gerade ihm gelingen werde, die ersten
Schwierigkeiten zu besiegen und die üpferwiliigkeit der belgi-
schen Nation zu cntHammen. Den Ausschlag aber gab der
Wunsch des Landes selbst; denn dass dieser auf die sofortige
Ernennung des Erzherzogs zum Oencralstatthaltcr gerichtet war
und auf irgend eine Weise, vielleicht durch jene heimhche Ge-
sandtschaft, die zu Beginn des Jahres (Februar) sich in Wien
' Kaiser Franz an Ereheraug Carl. Wien, den 16. Homunp 1793.
' Erzliontujf Carl an doli Kaiser. Kitin, den 21. lluruuiig ITXi. Orig.j
GroBS-Elderu, den 11. Marx 17113. Orig. eig.
14
VI. Abbaoillnnir ! v. Zpititxrg.
eingefunden hatte,* zur Kenntniss des Kaisera gelangte, geht
aus der Erklärung des Letzteren ebenso bestimmt hervor, als
es anderseits keinem Zweifel nnterliegt. dass man in Belgien
dem jugendlichen Helden von Aldenhofen und Neerwinden die
lebhafteste Zuneigung entgegenbrachte.* So wurde denn Erz-
herzog Carl schon jetzt von dem Kaiser zum Gcncralgouver-
neur und GeneralcapitJln der Niederlande ernannt. Am 18. MHrz
setzte er selbst seinen Bruder von dieser Ernennung in Kennt-
niss. ,Das Land wUnscht es,' schreibt er an ihn, ,und Du hast
Dir um einen Titel mehr hiezu erworben, weil Du zur Räumung
und Eroberung desselben beigetragen. . . . Ich bekenne, dass
Du eine grosse BUrde auf Dir hast; allein der Dienst erfordert
es und Du kannst gleich viel Gutes wirken. Sobald Niederland
geräumt ist, koTume ich dann selbst, um mit eigenen Augen
das Land und jene Einrichtungen zu sehen, welche noch zu
machen wären.' Er weist den Bnider an Metternich; an ihm
habe er einen rechtschaffenen Mann zur Seite, der ihn gut
unterstutzen werde; auch den neuen Staatssecretflr Müller
empfiehlt er ihm als einen , ehrlichen Mann'. Er bittet den Erz-
herzog übrigens, ihm ausser den officiellen auch vertrauliche
Briefe zukommen zu lassen, denn es sei zu wtlnschen, dass
diesmal das r.,and ,iu Ordnung reoccupirt werde und man nicht
ans Mangel an Instructionen und Benehmungsart in eine Con-
fusion verfalle, wie es unter ihrem gottseligen Vater geschehen'.
Uebrigens sollte die Publication der Ernennung Carls zum Ge-
neraigouvemeur durch Metternich erst dann erfolgen, wenn so-
wohl Brüssel als auch der griisste TheU der Niederlande sich
im Besitze der Kaiserlichen befinden würde. Erzherzog Carl
sollte daher die Sache vorläufig ftlr sich behalten und auf sei-
nem Posten verbleiben.' Doch \\nirde bereits jetzt (17. März)
das kaiserliche Patent ausgefertigt, durch welches seine Er-
nennung den verschiedenen Provinzen der Niederlande bekannt-
' Vergl. den Anfsatz: Aldeitbofeii, Neerwinden und LOwen 8 (Sitzungs-
bericht Bd. cxxvnj.
* Starhemberg an Tbugiit, k la Haye, 1e 16 avril 1793: ,Je ne suia que
l'^bo de I'arm^e et de tonte la nation belgique, en parlant k V. E. de
l'enthonsiaamo qne S. A. R. inapire par ses vertu« tnilitaires et ciTiles k
tou8 cenx qui ont l'honnenr de Tapprocher.'
> Franc IT. an Crr.berzng Carl. Wien, den 18. Mira 1793. Orig. eig. A.-A.
Briflu niil«r ict (MuMMMIk»ll<Tfe)i*n SnkrrUf C4rU (|T«B. I*M>
15
gegeben werden sollte,' desgleichen (18. MRrz) eine Zuschrift,
'reiche sich auf die Einführung der Conferenz bezog.* Die Er-
nennung des Erzherzogs wurde übrigens so schleunig vollzogen,
^ÄSs man nicht Zeit fand, um an dem betreffenden Patente die
Blechhtlchse, in der sich das Siegel befand, in herkJimmlicher
W'eise vergolden zu lassen, und dass dies daher, falls rann
^Hran in Belgien Anstoss nähme, erst nachtrJlglich geschehen
sollte.*
H Es war bisher nicht Sitte gewesen, den Gcneralstatthaltcr
^ mit einer speciellen Instruction zu versehen. Auch diesmal sah
^tnan davon ab. Gleichwohl schlug Trauttmansdorff dem Kaiser
Tor, den Erzherzog durch eine besondere Depesche, die der
.filMlBBecretär Mtlller an seinen neuen Bestimmungsort bringen
'■feift*) von seinen Intentionen in Kcnntniss zu setzen. Und
rw«r unterschied Trauttmansdorff selbst zwischen allgemeinen
IDirectiven und solchen, die sich auf besondere Gegenstände
bezogen.
Im Allgemeinen bezeichnete es der Hofkanzler als von
besonderer Wichtigkeit, dass der Ocneralgouverneur sclbst-
thfttig eingreife oder, falls er dies entweder nicht wolle oder
nicht könne, sich wenigstens den Anschein gebe, da or sonst
TOO vornherein die Liebe und das Vertrauen der Nation oin-
bttssen und bald ganz und gar bei Seite geschoben werden
wtlrde. Der Minister habe ihn im Detail der Geschilftc und in
»der üeberwachung der verschiedenen Departements zu unter-
■Uttzen; seine wahren Rathgeber aber mtissten die Conseils col-
Jatävux sein, zumal wenn sie, wie man dies gegenwärtig an-
ibvbe, gut zusammengesetzt seien. Eben indem man sich von
dieteiu Principe entfernte, haben die Minister und nocli mehr
fie Staatssecretäre einen flir den Dienst so schädlichen Einfluss
gvwoimen. Der Minister kenne als Fremdling in der Regel die
Administration zu wenig und sei daher auf den Staatssecretiir
anfrewiesen, durch den er sich, so wie dieser, da er mit Ge-
■^Aften überbürdet sei, sich von seinen Creaturen leiten lasse.
t Qaehmrd, L«ttrM icritM par lea aoaverainM de« Payt-Bu 2S7. Muoiteur
Kr. 123, fMg. 63» ff.
■Gaehard 289. Monitour Nr. 74S, pag. 611 ff. Ein ähnliche! Schreiben er-
1 ftaf an den Kntberxoi;.
• TnsttinaiMd*Hr an Mettemich. Vienne, le 17 man 1798. Orig'.
16
Tl. AbbaodUng! T. Zeitaberr.
Dies habe zu Verfllgungen Anlass gegeben, die Missvergnllgen
erzeugten und den Principien der betreffenden Dfiparteraents
zuwiderliefen. Auch schleiche sich auf diesem Wege Nepotis-
mus in den Aemtern ein. Diesem Uebelstande solle eben die
Einrichtung jener Conferenz begegnen, die es sich jedoch, um
ihrem Zwecke zu entsprechen, zum Grundsatze machen müsse,
den Conseils collat^raux Credit im Pubhcum zu verschaffen, dies
lunsomehr, als die Eigenliebe und das Ansehen jener Körper-
schaften durch die neue Einrichtung einigermassen beeinträch-
tigt würden. Am besten werde man dies dadurch erzielen, dass
man die Chefs häufig zu jenen Conferenzen heranziehe und
ihnen die Principien Sr. MajesUlt einpräge. Vor Allem aber sei
es erforderlich, dass die MitgUeder der Conferenz selbst sich
jedes persönlichen Interesses entäussem und nur das öffentliche
im Auge haben.*
Zur Ausfertigung einer Directive füi* den Erzherzog be-
züglich speeielier Punkte scheint es indess nicht gekommen zu
sein; ohnedies war in dieser Hinsicht die Instruction für Mcttcr-
nich erschöpfend genug. Die Depesche aber, in welcher der
Kaiser die allgemeinen Gesichtspunkte, die ihm zur Richtschnur
zu dienen hätten, seinem Bruder mittheilen hess und die er
demselben durch La Valette übersandte,* war folgenden In-
halts: Art. 1. Als oberstes Pciiicip liat in allen Provinzen die
Wiederherstellung und Erhaltung der Verfassung auf dem Fusse
zu gelten, auf welchem sie zti Ende der Regierung der Kaiserin
Maria Tlieresia beobachtet worden ist. Daraus folgt {Art. 2),
dass in allen auf die Constitution bezüglichen, zur Zeit der
französischen Invasion strittigen und seither noch nicht durch
ein Ueberciukonimcn mit den Stünden ausgetrjigenen Fragen
der Stand der Dinge zu Ende der Regierung Maria Theresias
als Richtsciiimr zu dienen hat tmd Alles rundweg zurückzu-
weisen ist, was zu jener Zeit nicht vorhanden war. Aus diesem
Principe folgt: 1. (Art. 3) dass, was während der letzten Un-
ruhen geschah, ganz und gar vergessen werden muss. Daher
hat man, namentlich anfangs, den Willen zu offenbaren, nicht
mehr davon sprechen zu hören, denjenigen, die während der
» TrauttiiiJinsi1<'rff nn dou Kaiser, 18. MKr/. 1793. A.-A. Copie.
' Metteniiih an Krzbor7,og Carl, 1.3 mnm 1793, A.-A. Coiiio.
Bclflea unter 2er 0«MraliUn1ikIti>rMlikfl Erthoring Carl» (I7S9, I7M),
17
Unruhen Anhänger der Stände gewesen, öffentlich wie privat,
frcimdlic-h zu begegnen und das gleiche Benehmen den Chefs
uud Jlitgliedern der Conseils coUat^raux, der Justiztribunale,
kurz allen Beamten zur Pflicht zu machen, zugleich denen,
die dem Souverän treu geblieben sind, zu erklären, dass eines
der siclieretcn Mittel, um Gnade und Gunst, auf die sie An-
sprueli hätten, zu erlangen, darin bestehe, das Ihrige mit bei-
zutragen, um alle Gemtither zur alten Anhänglichkeit an den
legitimen Herrscher und zur Achtung gegen die Gesetze und
eonstitutionellen Autoritäten zurückzuführen; 2. (Art. 4) dass
das Militär nicht gegen die Bürger und Landbewohner ver-
wendet werden darf, ausser auf Requisition der Riehter und
Magistrate und in flagranti, und dass man nütbigenfalls alle
militäriseben Procianiattonen, die den Titel: ,Loi martiale' füh-
ren, widerrufen muss; 3. (Art. 5) dass das Gouvernement in
den Provinzen, wo der dritte Stand in seine Versammlungen
herkömmlicher Weise keine Militäq>ersonen zulässt, es vermei-
det, derartige Personen zu Mitgliedern des dritten Standes zu
ernennen; dass, wenn 4. (Art. (i) Scitwierigkeiten bezüglich des
Unterrichtes in den Scimleu und Collegien sich ergeben, man
sich darüber mit den Ständen einigt, um die Unruhen beizulegen,
welche durch die Depesche vom 21. Deccniber 1791 hervorge-
rufen wurden, indem man aber zugleich den Zweck derselben
zu erreichen sucht. 5. (Art. 7) Da gute Sitten so wichtig wie die
Gesetze sind, so hat man von denen, die sich um Civilämter,
Gerichtsstellen, Würden u. dergl. bewerben, als wesentliche Be-
dingung zu fordern, dass ihr Ruf unbescholten sei und sie sich
allgemeinen Ansehens erfi'euen. 0. (Art. 8) Da die Religion der
mächtigste Zügel für die Älenschen und der festeste Halt für
die Sitten ist, muss man derselben ihren alten (ilanz wiedergeben.
Sie muss als Barrifere gegen das jeder socialen Ordnung und
jedem politischen Baude verderbliche System dienen. Man muss
demnach den Clcriis begünstigen und ihm cuipfi^hlcn, die kirch-
liche Disciplin wieder in Kraft zu setzen in all den Punkten,
die nicht den (lesetzen und Privilegien des Landes zuwider-
laufen, und den Cidt in seinem Glänze zu erhalten. 7. (Art. 8)
Ein Haiiptgogenstand, auf den von Anfang an sich die Auf-
merksamkeit vor Allem zu richten liat, ist, dass jene Magistra-
turen, deren Verleihung dem Gouvernement zusteht, gut zu-
Siliungskcr <l. phil-hi«! (1 C.«Vin. IM. 0. Abh. 2
18
VI. Akkudlmii; : r ZeiXbarg.
sammengesctzt werden. Dieser Punkt ist sehr wichtig lUr da»
Volk, welches glauben wilrde, dass man nichts fiir dasselbe
gethan habe, dass die zugestandene Verzeihung nicht vollkom-
men, und dass die Absicht, die Verfassung zu beobachten, nicht
aufrichtig sei, wenn die Magistrate und Polizeibearaten, welche
über das Schicksal und das Leben der Einzelnen zu entschei-
den haben, nicht der Verfassung zugethan wären oder in die-
ser Hinsicht nicht das öffentliche Vertrauen genössen. Um dies
zu erreichen, wird man die Personen in ilu- Amt wieder ein-
setzen oder anderweitig befriedigen müssen, welche anl&sslich
der Unruhen derselben illegal beraubt worden sind, aber auch
keine Schwierigkeiten der Wiedereinsetzung solcher Personen zu
bereiten haben, welche in Folge ihrer Anhilnglichkeit an die Ver-
fassung das Vertrauen des Publicums genossen haben. 8. (Art. 10)
Der Lauf der Justiz und die Vollstreckung der Urtheile (juge-
ments), Sentenzen und Arrets dürfen in keiner Weise und unter
keinem Verwände unterbrochen, gehindert oder suspendirt wer-
den, vorbehaltlich des Begnadigungsrechtes. 9. (Art. 11) Vor-
schlüge, welche auf eine Neuerung in der Organisation der
Stände, der Art der Ernennung und Zusammensetzung der
Magistrate, sowie der Gerichtsordnung abzielen, sind ebenso zu
verwerfen wie jede Bitte, welche auf eine Minderung der Aus-
dehnung und Ausübung der Rechte der souveränen Autorität,
der administrativen Gewalt der Stände und der legalen Körper-
schaften, sowie der Autorität der Justiztribunale gerichtet ist,
da deren Existenz auf den constitutionellen Gesetzen, Gewohn-
heiten und Privilegien des Landes beruht, so wie diese zu Ende
der Regierurifj Jlaria Theresias in Kraft waren, und eine Aen-
derung überhaupt nicht stattfinden kann, ehe die Geister hin-
länghch beruhigt sind.'
Die Ernennung des Erzherzogs zum Generalgouvemeur
war, wie schon bemerkt, in aller Eile erfolgt, und auch Metter-
' Am 13. Angiiat 179.? wurde der Encliersog beauftrag, diese Depesche
auch den Mitgliedern der Conferene nnd der C<in«eils coUnt^raiix nia
RicIitNcliniir uiitzntheilen. Nocbnials wurde dem Gouvenienient ein^-
scbBrft, an dem Status quu zu Endo der Regierung Marin Tker
nichts zn 8ndeni, und wu sich dennoch eine Aenderung als im Inter
der Sache wilnscliennwertli darstellen sollt«, xnvor den Kaiser davon in
Keuntniiis zu setzen.
B<«l^oo tintrr der OdneniUtaUhallprMili&fl Enih(>rsnf Carla (17VS, t7M).
10
nich wurde nunmehr Eile zur Pflicht gemacht.' Aber gerade
in diesem Augenblicke trat die schliniuiste Eigenschaft Metter-
jBich's, die Langsamkeit seiner GeschäfUiftlhrung, zum grössten
achtheile der Sache zu Tage. Denn statt, wie ihm friiiier be-
deutet worden war, sich der siegreich vordringenden Armee
anzuschliessen, weilte er fast den ganzen Monat M.'lrz in Cob-
lenz, wohin er sich am 14. Februar von Wesel begeben hatte,
and brach erst am 25. Milrz nach Maestricht auf. In Tirlemont
freundhch empfangen, zu Lüwen von Mitgliedern der Stunde
begrüsst, hielt er am 29. seinen Einzug in Brüssel, der sich
I ebenfalls recht herzlich gestaltete.*
H Durch diese Verzögerung gerieth aber der Erzherzog in
^ eine ziemHch peinliche Lage. Das Gerücht seiner bevorstchen-
I «len Ernennung war ihm vorangeeilt, so dass man sich schon
bei seinem ersten Einzüge in Brüssel (25. März) an ihn mit
den verachiedensten Anfragen wendete, die er aber, ohne die
Intentionen des Kaisers zu kennen, nicht beantworten konnte.
Erst am folgenden Tage (26. Milrz) langte Graf Wratislaw mit
dem Ernennungssclireiben des Erzherzogs in Brüssel an. Da
Mcttt-mich noch immer nicht eingetroffen war und auch sonst
sich Niemand von den Beamten des Gouvernements in Brüssel
Wand, beschloss Carl, vorläufig bei der Armee zu verbleiben,
dies umsomehr, als die Franzosen den Palast in Brüssel voll-
«Wndig ausgeplündert hatten.
Auch der Kaiser war über das Zaudern Mettemich's un-
Febalten, zumal, wie er meinte, jetzt ,ActivitUt' mehr als je
"öthig sei, um von dem Eifer und guten Willen der Nation zu
Profitiren.* Daher bat er seinen Bruder, sofort nach erfolgter
"'"oclamation das Gouvernement zu übemelimen, um durch
■'^•»le ,Activitilt' die Langsamkeit Mettemichs zu ersetzen, den
"" in einem anderen SchreiVien* als einen ,Phlegmaticu8' be-
'^»chnet. Er ersucht den Erzherzog, bestimmte Auskünfte über
**le Vorfälle zu geben, und wenn etwas Wichtiges geschehe,
' Trauttmanfidorff «n Metteniich. Viennc, le 19 mar» 1793.
* M(<t<crnicb an TrauttmansdoHT. Coblence, ce So mar«, le 31 mai 1793.
ÜKiine et Wautera, Higtoire de la ville ile Bruxflle«, 1. c. II, 433.
' Fnuue IL an Knhenog Carl. Wien, den I. April 1798. Oig. eig. A.-A.
~ Uli II an Erzherzog' Carl. Wien, deu .... April 1793.
2»
20
VT. Atili«odlDiig: V. Ztlttberg.
weder Couriere noch Stafetten zu sparen, da Mettemich kein
Freund des Schreibens sei. ,Denke, dass Du in diesem Augen-
blicke der Monarchie Dienste leisten kannst, welche Du zu
leisten vielleicht nie mehr in die Lage kommen wirst'
Erzherzog Carl begab sich von Brüssel nach Mons, wo
man ihn, als er an der Spitze der Avantgarde (29. März) »ei-
nen Einzug hielt, so wie irUher in Brüssel mit aufrichtigem
Jubel empfing. Zu Boussu (8. April) wurden ihm die Insignien
des Maria Theresien-Ordens überbracht. V^on da begab er sich
in das Hauptquartier, welches Coburg mittlerweile von Mons
nach Qui^vrain verlegt hatte. ' Der Erzherzog weilte nun einige
Tage auf dem benachbarten Schlosse Qiu^vrechin, in dessen
Nilhe die Avantgarde lag, während die Hauptarmee zwischen
Conde und Valenciennes bei Quarouble stand. ' Man beschränkte
sich vorläufig bis zur Ankunft der zu Antwerpen in Aussicht
gestellten Verst^irkungen auf die Beobachtung von Valencien-
nes und die Einschliessung von Conde. Erzherzog Carl begab
sich einmal bis unter die Kanonen der letzteren Festung, so
dass er die Umfassungsmauern wahrnehmen und die Unifor-
men der französischen Soldaten, welche in den Forts vor der
Stadt lagen, unterscheiden konnte.' Sein Gesundheitszustand
war damals vortrefflich; , trotz aller Strapazen, trotzdem, dass
er nur wenig schläft, und trotz der ungeregelten Lebensweise,
die es mit sich bringt, dass er bald iira 10 Uhr Morgens, bald
um 8 Uhr Abends, bald kalt, baM warm speist, erfreut sich
mein Herr des besten Wohlbefindens,' konnte Delmotte an
Carls besorgte Tante schreiben.*
Stündlifli sah der Erzherzog der Ankunft Metternich's ent-
gegen. Auch Prinz Coburg erwartete den Minister ,wic die
Juden den Messias'. ,Man erwartet ihn,' schreibt Delmotte am
16. April, ,für morgen, und so geht es von einem Tage zum
andern. Mein Herr (Erzherzog Carl) hat ihn noch nicht ge-
» Witzlebeu II, 181.
* Delmotte an Maria Christine, a. d. Orig. eig. A.-A.
* Delmotte an Maria Christine und Horaog Alburt, ». tl. Orip. eig. A.-A.
Vergl. Aacklanil an tironvillu. llague, A|iril Ti, IT'.)3; in Auckb
Journal III, 31.
* Delmotte an dieaelbon. Mons, lo 6 avril 1793. Orig. eig. A.-A.
Belgian unter der Oener&Utettliilterscbaft Erilieriog Carl« (I79S. 1*94).
21
sehen, seit er im Lande ist; es sind miudestens vierzehn Tage,
dass er zu kommen verspricht.* '
Endlich langte Metternich im llauptquai-ticr an, und da-
mit trat zugleich der Zeitpunkt ein, in welchem der Erzherzog
das Generalgouvernement Uhcrnehmen sollte. Aber obgleich er
bisher diesen Angeublick kaum erwarten zu können schien, so
vei-setzte ihn doch jetzt die Nothwcndigkeit, die Armee zu ver-
lassen, in die misslichste Stimmung, da, wie er seinem Oheim,
Herzog Albert, gegenüber bemerkt, das Kriegshandwerk, ,der
Gegenstand aller seiner Wtlnsche, seine einzige Leidenschaft'
sei. ,Und nun werde ich,' fUgt er hinzu, ,zu einer Aufgabe er-
sehen, von der ich niclits oder nur wenig verstehe, und das in
einem der kritischesten Momente und mit einem Minister wie
Metteruich. Icli bin trostlos darlibcr und fühle mehr denn je
das Unglück, von Ihnen getrennt zu sein. Wenigstens hoffe
ich, dass, wenn es mir nicht gelingt, Sic midi bedauern und
nicht verurtheilen werden . . . Seien Sie vei"sichert, lieber
Onkel, dass es mich ungemein schmerzt, Ihnen auf einem
Posten folgen z» müssen, auf den Sie nicht verzichtet haben,
und dass ich Alles, was in meiner Macht steht, daftlr geben
würde, wenn es anders wäre.'*
Dieselben Klagen ergiessen sich in einem Briefe an den
Erzherzog Josef: ,Mit den grössten Schmerzen und mit Thrä-
nen in den Augen werde ich diese Armee verlas.siMi, und ohne
mir zu schmeicheln, werde ich bei selber bedauert werden.
Schon jetzt geben sie mir Beweise davon, und die Nachricht
meiner Abreise hat Alle verdrossen, Alle geschmerzt.*'' Und
auch dem Kaiser gegenüber machte Erzherzog Carl aus dieser
Stimmung kein Ilehl. ,Wie hart es mir geschuhe,' schreibt er,
,die AiTiiee eben in dem Augenblicke zu verlassen, wo sie so
glorreiche und wichtige Untemehmmigen vor sich hat, kannst
Du Dir einbilden. Nur der Wunsch, Deine Zufriedenheit zu
erwerben, und die Hoftnung, vielleicht dem Staate nützen zu
' Deliuutte an Maria Cliristine und Herzfig Albert. Qui^yrain, le 16 »vril
179.S. Orig. eig. A -A.
* Erzherzog: Carl an Herzog Albert von Sachsen - Teschen. Qaiivrecbin,
le 20 avril I7yn. Orig. cig. A.A.
' Erzherzug Carl nii Erzherzog Josef. Quidvrechin, deu 19. April 1798. Orig.
eig. A.-A.
TT. AManlUnf: r. Zeituberf.
künnen, liudert in etwas meinen ächmerz. Ich habe Ursache,
mich zu sdimeicheln, dass die Armee mich ungern von hier
weggehen sieht.' '
Wenn übrigens Erzherzog Carl von seiner völligen Un-
kenntniss der niederlündischen Geschäfte spricht, deren oberste
Leitung er nunmehr übeniehmen sollte, so ist dies der Aus-
druck einer zu weitgehenden Bescheidenheit, die den übrigens
nicht verhehlten Verdruss, dem seinen Neigimgen und seinen
Fähigkeiten so sehr entsprechenden militilrischen Berufe wenig-
stens ftlr einige Zeit entsagen zu mUssen, nur leicht zu ver-
schleiern vermag. Darum bittet er in jenem Briefe den Kaiser,
da er sich während dieses Krieges doch einige militärische
Kenntnisse gesammelt und die Hoffnung, seinem Bruder mit
der Zeit in diesem Fache Dienste leisten zu können, nicht auf-
gegeben habe, ihm zu gestatten, im Falle, dass es im Beeide
zu einer wichtigen Operation kommen sollte, sich auf einen
oder zwei Tage zur Armee begeben zu dürfen, zumal die Ent-
fernung des gegenwärtigen Kriegsscliauplatzes — Valenciennes
— von Brüssel nur neun Stunden betrüge und er daher jeder-
zeit sofort auf seinen Posten zurückkehren könne.*
Gleich ihrem Liebling wurde auch Maria Christine durch
die Nachricht, dass Carl die Armee verlassen müsse, peinlich
berührt. Sie erblickte in diesem Auftrage nichts als eine Intri-
gue der ,Minister', d. i. Metternich's und Thiigut's, welche, so
meinte sie, befürchteten, dass der Prinz bei längerem Verwei-
len in der Armee seine Gelehrigkeit einbüssen und die ihm so
nothwendige Energie finden könnte.' Richtiger, jedenfalls ruhi-
ger, urthcilte ihr Gemahl, der vielmehr den Erzherzog zu trö-
sten versuchte. Es handle sich, meinte er, wohl nur um eine
momentane Verfügung, um eine einfache Besitzergreifung, und
er werde voraussichtlich noch genug Gelegenheit finden, um
seinem gerechten Ehrgeize, der ihn zum Waffenhandwerke
* Erzherzog Cxrl mii den Kaiser. QniÖTrechin, den 19. April 1793. Orig.
eig. Auch DelmoUe schreibt am 26. April (Orig. eig. A.-A.): ,Dnser
gnädigster Herr ist trostlos, dass or die Armee verlassen musat«, wo er
angebetet and der er selbst sugethan war.'
* Ebenda.
* Maria Christine an den Kurfürsten von KOln, le 6 mal 1793. Orig.
A.-A.
Bdfiai mtcr der OcnenlitsMksltnKlisn Enbcrug Cvli (1798, 17M). 33
•Behe, Ctenfige zu leisten. Auch werde, da man ja den WOn-
ichen der Belgier bereits zaTOigekonunen sei, seine Aa%abe
eine angenehme and leichte sein. Der EIrzherzog, ftigte er nicht
obne Bitterkeit hinzu, werde nor Beifall za ernten und Blumen
n {backen haben, wo Andere Kanuner empfanden und Dor-
aea ernteten. *■
Hit um so grösserer Genugthnong empfand der Euüser
die Resignation, mit der sich sein Bruder schliesslich in seinen
Wnnsch fttgte. Er bezeichnete dessen Entschlass als einen
Dienst, den er dem Yaterlande erwiesen habe. ,Ich b^preife
gar wohl,' bemerkte er, ,dass Du ungern die Armee Terlassest,
WD Du Dir gewiss noch mehr Ehre gemacht hattest Indessen
Du musst Deine Privatwttnsche dem Dienste aufopfern, zumalen
da es Dich nicht hindert, bei wichtigen Unternehmungen, die
dmehin immer von kurzer Dauer sind, wie Da es wQnschest,
gegenwärtig za sein. . . . Ich kann Dich ftbrigens nur an Alles
lüer erinnern, was ich Dir in den vorhergehenden Briefen ge-
lehrieben, und recommandire Thxtigkeit und genaue Folge-
leistung meiner Befehle oder Vorstellangen dagegen, wenn rie
■ieht ausAhrbar sind. Endhch nehme von Allem Einsicht und
handle durch Dich selbst und nicht durch Impulsion der An-
deren, sonst würdest Du in Kurzem alle Liebe und Achtung
des Landes veriieren." Und wie wenig der Kaiser wOnschte,
dass sein Bruder sich etwa blos von Mettemich als Vorwand
seiner Massregeln gebrauchen lasse, geht aus einem anderen
Schreiben hervor, in welchem es heisst: ,Mache, dass Dir
nichts unbekannt bleibe von Allem, was geschieht, und handle
■oviel möglich durch Dich selbst, da mir viel an Deiner Repu-
'■AMm und an dem Besten des Dienstes heget.'*
Carls Pflichtgefühl war jetzt so rege, dass er, als Hetter-
ich die Veröffentlichung der Ernennung des Erzherzogs zum
^cneralgouvemeur und der oft erwähnten Proclamation, welche
dieser ^ichsam zum Präladinm dienen sollte, neuerdings hinaus-
' Heraog Albcrrt ao Erzhenogr CarL Dretde. ee S Bai 1793. Copi«.
A.-A.
* Fnun IL an Enhenag CarL Wien, dm 1«. oder M. Hai 1793. Otig.
tig. A.-Ä. lila* Datam ist OBdentlieh corrigirt).
*nans U. aa Crxheno; Cari. Wien, da 12. Mai 1793. Orif. ei;.
VI. A1i1»ndlnng: t Zrlnsbcrf.
schieben wollte, uutor Berufung auf den directen Wunsch d
Kaisers auf ein beschleuniptes Tempo drang.'
Am 21. April wurde im Hauptquartier Coburg's (Quievrain)
durch Armeebefehl bekanntgegeben, dasa Erzherzog Carl zum
Goneralgouverneur und CapitUn ernannt worden sei, deshalb
die Armee verlassen müsse und das Coramando der Avant-
garde, die er bis dahin befehligt hatte, an FML. Benjowsky
übergebe. Am '23. kam der Erzherzog nach Brüssel; da ab^f^^f
die Vorbereitungen des glilnzenden Empfanges, den man ihm^^*
daselbst bereiten wollte, einige Tage in Anspruch nahmen, be-
gab er sich zunftchst nach Laeken, das die Franzosen ireiheh
in einem klUglichen Zustande zurückgelassen hatten. Da nicht
einmal eine Equipage zur Verfugung stand, schlug Mettemich
dem Erzherzog vor, auf seinem Schlachtross in Brüssel einzu-
ziehen, was, wie er meinte, im Publicum Sensation machen
werde. Doch dass es eines solchen Theatereffectes nicht be-
durfte, daftir hatten die Bürger von Brüssel gesorgt. Als Tag
des Einzuges war anfangs der 25. April bestimmt, doch wurde
auf Bitten der .Stjidt die Ceremonie anf den 28. verschoben.
Der Empfang des jungen Generalgouvemeurs, dessen Brust
bereits die Insiguien des Maria Theresien-Ordens schmückten,
war ebenso glänzend als herzlich. Der Einzug fand um 4 Uhr
Nachmittags statt. Als Triumphwagen diente ein Plineton. der
ihn am Thore von Laeken erwartete and auf dessen Sitze ein
Amor angebracht war. StjUt der Pferde spannten sieh drei-
hundert Bürger selbst vor den Wagen und brachten den Ge-
. feierten unter dem Jubel der Bevülkenmg in sein Palais, nach-
dem er zuvor bei St. Gudule angehalten und dem Te Deum,
das der Nuntius anstimmte, beigewuhnt hatte. Es war eine
durchaus spontane, echt bürgerliche Huldigung; bjos die be-
waflFneten Serments bourgeois emiifingen ihn am Stadtthore, und
sie, nicht eine railittrische Bedeckung, geleiteten ihn in das
Palais Royal, wo ihn ausser den Comites des Gouvernements,
' Krzlierwjg Carl an ilen Kaiser. Qui^vrechain, 19. April 1793. Ori|f. e'tg.
Norh am 3. April war dio bevorstehende Procianiation de» Erslicrxcid^
Weitaren Kreiiten ein Geheimuiss; in England meinte man daiiiaU nurh,
dasa Cobarg für dii^en Posten auaerseben sei. Lonl Laughimrougli an
Atii'klaud in The juamal uid correspundence of William Lord Äuoldand
UI, 8.
n«lgi«n ODtrr der aeoenUUttktItersekift Eralifrtef CuU (179S, 1794).
[der Couäeil vuii Brabant, der Magistrat von brlissel, der Adel,
[die Stände und die Notabein der Blirfferschaft erwarteten.
,Es wäre unmii^lieh/ schreibt Metternicli, .die Freude zu
schildern, die das Volk während des Zuges des Erzherzogs
{durch die Stadt an den Tag legte. Alle Hituser waren decorirt
'und die Devisen Air Se. köiiigl. Hoheit äusserst sehiueichel-
haft. Bei Hof war grosser Cercle. Die ganze Welt drängte
! sich um den Prinzen, um ihm ihre allgemeine und lebhaft
empfundene Freude auszudrücken. In dem Augenblicke, in
dem ich dies schreibe, begibt sieh Se. künigt. Hoheit ins
Theater, worauf ein Souper und Ball in dem Maison du Roi'
stattfindet, auf Kosten der .Stäidt, die an diesem Abende allge-
mein illuminirt sein wird. Es ist eine merkwürdige Anekdote
in Umlauf, auf die man grosses Gewicht legt, dass Se. königl.
Hoheit weiland Prinz Carl von Lothringen ebenfalls seinen Einzug
durch das Thor von Laeken, denselben Tag, denselben Monat
und zur selben Stunde gehalten babo.'*
Namentlich war das Theater in Brüssel in diesen Tagen
■ der Schauplatz rauschender Ovationen, in denen der Wechsel
der politischen Stinnuung augenfälligen Ausdruck fand. Wäh-
rend der französischen Zwischenherrschaft hatten sich die Schau-
spieler dieses Theaters den Titel: ,Les comödiens belgiqucs' bei-
gelegt. Seit dem M. Januar 1793 hiessen sie: ,Oom(5diens reunis
de la r^publique frau^aise et belgique', zwei Tage darnach: ,Les
comediens de la repubUque fran^^aise sous la direction de la
citoyenne Jlontassier, reunis aux eomediens de la r(fpublif[ue
belgique', nach jener berüchtigten iMontassier — eigentlich Jlar-
gnrite Brunet — die nach einem abenteuerlichen Leben und
anfänglichen Misserfolgen an der Comedie fran^aise die Leitung
des Theaters zu Nantes und später anderer Buhnen Übernahm,
bis sie sich zuletzt trotz der Gunst, die ihr Marie Autoinette
' Eine Abbilduug des Maisoii du Roy oder Bruodhuys bei Wauters HI, 61.
• Mettomicli an Trauttitmiigdurflf. BniiBlIes, 1e 28 arril 1793. Vergl. auch
Gacbard, .■Vnaleot*» II. t05 — 108; doii «ifficiollen Ileriobt den Knhcry.oga
an den Kaiitpr. Krnxelle.«, lo 1" mai 179S; Klinkowütrilni, Le conite de
Fernen U, 71. Denkmiluze: V. Carl. Lud. arcb. Auetr. Belg. prael'. Brust-
bild im KUrass mit guldeni>m Vliüss. R. tSechHueili^: FuRiü fn^atis. que tiallis
Belgraruui cum priuvi))e 8uo rortiiiia redux. MDC('\(JIII. Lorbeer und l'alme,
bei Ametk, Katalog Nr. 4(i9. Die Scbildening bei Dnller *, 142 beruht auf
derScIirift: .Leben är.k(In.HuUeitKarlLudwigu.8.f.- Nürnberg 1801. H.ibB.
96
VI. Afchuilliing : t Z«i<f1iers.
erwies, der Kevulution mit leidenschaftlicher Gluth in die Arme
warf und an der Spitze einer Scliauspielortruppe im Gefolg»,
der Armee nach Brüssel kam, wo sie die damals in Paris be-
liebten Stücke auflFllhren liess. Mit dem Einzüge der Oester-
reicher verschwand natürlich ihre Gestalt von der Blume. Die
Truppe nannte sich jetzt: ,Comediens de Son Altesse Royale.*'^
Aber auch das Publicum war jetzt ein anderes geworden. Hatten
zuvor die revolutionären Stücke so elektrisirend gewirkt, dass
ein Theil der Zuschauer auf die Bühne sprang, um die Carma-
gnole zu tanzen und die Älarsoillaise zu singen, so fand jetzt,
am 30. April, in Gegenwart des Erzherzogs eine Vorstellung des
jHommage de Bruxelles, scfene lyrique de De Beaunoir, musique
de Diujuesnoy' statt, welche der leichtbeweglichen Menge zu
neuen Huldigungsbezeigungen Anlass gab.
Vennutlilich ist es diese , lyrische Scene', von der Metter-
nich bemerkt, dass man dieselbe zu Brüssel dreimal und jedes-
mal mit grösstem Erfolge aufgeführt habe. ,Ich bemerke,'
schliesst Mettemich, ,dass dergleichen zu anderen Zeiten gleich-
giltig wÄre, es aber in diesem Augenbhcke nicht ist, wo alle
Völker sozusagen unter dem Pliudnicke des wahnsinnigen Rau-
sches stehen, der Frankreich bethört und der grösstentheils auf
jene Gesilnge zurückzufüliren ist, wie seine grossen Verbrechen
auf die Marseillaise."
Der Erzherzog nahm derartige Huldigungen mit einer Be-
scheidenheit entgegen, die ihm zu um so grösserer Zierde ge-
reichte, je leichter sich sonst das jugendhche Herz, besonders
wenn sich damit der Glanz fürstlicher Stellung verbindet,
Schmeicheleien zugänglich zeigt. , Gestern Nachmittag,' schreibt
der Erzherzog am Tage nach seiner Ankunft in Brüssel, wie
gewöhnlich das, was ihm an Ehren zu Theil geworden war,
mit Stillschweigen übergehend, ,habc ich meinen Einzug hier
gehalten, und heute habe ich das Gouvernement übernommen.
Gott gebe, dass Alles gut gehe und dass Du Ursache habest,
mit mir zufrieden zu sein; wenigstens wird es gewiss nicht an
gutem WiUen von meiner Seite fehlen, und ich werde keine
Mühe sparen, um Deine Zufriedenheit zu erreichen.'*
* Mettemich an Trauttmansdorif. Bnuelles, le Sl >Tril 1793. Cupie.
' Erclienog Carl an Kaiser Frans. Brüaael, den 28. Aprii 1793. Orig. eig.
B«l(iea unter 4er 0«narml>tatt]nlleneb*{| Erakcrwt Ctrli (1T9S, ITM).
Wean man sich die Uulcliguugen Brüssels gerne gei'ullen
Hess, ja unter den gegebenen Verhältnissen denselben sogar
einen gewissen Werth beilegen zu müssen glaubte, so sah man
dagegen von ähuUchen Festen, wie sie sonst bei derartigen An-
lässen auch in den übrigen Städten abgehalten zu werden
pflegten, ab, um den Bewohnern, die durch die feindliche In-
vasion harte Einbussen erlitten hatten, die mit solchen Veran-
staltungen verbundenen Kosten zu ersparen.' £s fiel daher
Mettemich nicht schwer, die Stände von Brabant in diesem
Falle gegen den Vorwurf knauserischer Sparsamkeit, die ihrer
Opferwilligkeit ein scldimmes Prognostiken stelle, in Schutz zu
nehmen, da ja er selbst es gewesen war, der mit Zustimmung
des Erzherzogs die Stände zur Ersparung von Ö0.(KX) Gulden
veranlasst hatte.'
ni. Der Hofhält Erzherzog Carls In Brflsscl.
Durch die Ernennung des Erzherzogs Carl zum Gencral-
statthalter der österreichischen Niederlande wurde die Bddung
eines neuen Hofstaates für denselben bedingt. Aus früherer Zeit
gehörten seiner Umgebung vor Allem Wamsdorff und Maldeghem
an. Auf Warnsdorff's Kath und mit Zustimmung des Kaisers
nahm, da Wratislaw damals eine Reise nach Wien unternom-
men hatte, der Erzherzog den jungen Hauptmann Graf Collo-
redo (von Wenckheira-Iiifanterie), Sohn des Conferenzministers,
in seinen Dienst.^ Dem Haushalte des Erzherzogs gehörte auch
der Hauptmann Delmotte an, der Vertrauensmann der Erzher-
zogin Maria Christine, mit welcher er in eifrigem Briefwech-
sel stand.
Der Erzherzog wünschte, diesen Kreis alter Bekannter
auch fernerhin beibehalten zu dürfen, ,da es gar zu traurig
wäre, wenn ich Niemand um mich hätte oder Leute zu mir
' Mütteniicb an TroutUnuwdorff, le 2S Kvril 1793. Copie.
* Triiuttmunsdorff an Mettemich. Vienno, le 3 mai 1793. Ori^.
* Metteniicli an Tniuttmaiiiiiiorff. Bruielles, le 13 mai 1793. Entw.
* Erzlierzoi; Carl an den Kaiser Bierheck, den 23. Uirz 1793. Orig. eig.
Derselbe an Albert vun Saclisen-TeRchen. Louvain, ce 24 man 17U3. Orig.
eig. A.-A. Frans II. an Endieraog CarL Wien, den 1. April 1793. A.-A.
Orig. eig.
nehmen und mit Leuten leben mttsstc, so ich nicht kenne und
deren ich nicht sichpr wäre.''
Soweit es sicli um den Haushalt des Erzherzogs handelte, 1
fand sich auch der Kaiser bereit, dessen Wünschen Rechnung j
zu tragen. Was aber flie vier belgischen Hoftlmter* betraf, s©<
musste nach altem Herkommen bei deren Besetzung auf dief
eingeborenen Niederhlnder Rücksicht genommen werden. Warns-
dorff, entschied der Kaiser, könne fortan nicht mehr als Oberst^]
hoftneister fungiren. noch eine andere Hofcharge bekleiden, da
er kein Niederländer und im Lande nicht beliebt sei. ,Üu
wirst,' fügte der Kaiser scherzend hinzu, .den Prinzen von
Gavre,' der es schon ist (niiralich Grand -maiti-e), speisen
müssen.' Als (Trand-marechal fasste der Kaiser den Duc de
Beaufort-Spontin* ins Auge; bezüglich des Amtes eines Oberst-
stallmeisters überliess er Carl die Wahl zwischen ÄFaldeghem
und dem Grafen d' Arberg: »Ersterer war immer bei Dir; letz-
terer ist nicht ganz im Rufe der Heiligkeit.' Auch bezüglich
der Stelle eines Oberstjttgermeisters stellte er die Entscheidung
Carl anheim. '
Dieser erklärte sich einverstanden mit der eventuellen Er-
nennung Gavre's und Beaufort's. Dagegen berührte es ihn nahe,
dass sein bisheriger Obersthofmeister Wamsdorff für keines jener
Hofämter in Betracht kommen sollte. Er bat den Kaiser, diesem
die Würde eines Oberststallnieisters, die Maldeghcm zugedacht
war, die aber nicht unbedingt mit einem Niederländer besetzt
* Erxheraog Carl an den Kaiser. Qiii^vrecLain, den 19. April 1793. Orig. eig.
' Jenes des Oriuid-mattre, des Grand-niar^hal, des Orand-^cayer und de
tirand-veiieur.
* FraDi;oi( Joseph Prince de Gavre, Comte du 8. E. B., Marquis d'Aisc«u,
Clievalier de l'onlre de la Tuison d'or, Cliainliollan, Coiutvillor d'Euii^
intimu actuel, Gouvernenr - capitaiiie gi-uvrnl, .^iliiiinixtraUiur geiiüra
SouTeraiu-bailli de la ville et cumtö de Naiuur, General - major an »er^\
vice de 8. M. l'Emperenr et Koi.
* Frddiric Anguste Alexandre (Marquis seit 1782) Duc de Beaufort-Spontin,
Comte de Beauraing et du St. Em]>ire Komainis Marquis de Ktoreiines,
Vii'omte d'EscIayc, Chambullan actnell do 8. M. (Itingraphie nationale
snb h. V., wo aber seine Ernennung znm Orosnnarschall ßllsvhlicli in
das Jahr 1794 verlegt ist.)
* Frans II. an Erxhersog Carl. Wien, den 8. MKr« 1793. Orig. eig.
A.-A
Btlflra «ntcr 1« (iiiKnIftalllutIcnektA btktnot Oub (ITM, 1TD4).
SO
^
■werden müsse, zu verleihen und dafür Maldeghem, der ohne-
dies Orand-veneur von Brabant sei, zum Oberstjägenneister
za ernennen. Sollte dies unmöglich sein, so würde er, erklÄrte
Carl, immer noch Maldeghem dem Grafen d'Arberg vorziehen
und im Einvernehmen mit Mettomich eine geeignete Persönlich-
keit für die Würde eines Oberstjttgermeisters in Vorschlag
bnngen. In letzterem Falle bat er zugleich, dass WarnsdorflF
zum Qeneralmajor nnd Generaladjatanten mit der Anstellung
bei ihm ernannt werden möge. '
Der Kaiser verlieh indess zunächst, und zwar ,um', wie
er sich ausdrückte, ,die Nation noch mehr zu obligiren', blos
Malde-ghem die Würde eines Oberststallmeisters, während Warns-
dorff nach wie vor Adjutant bei dem Erzherzog verbleiben
BoUte.' Dieser fühlte sich durch die getroffene Entscheidung
sehr verletzt; er erklärte, seine Stelle niederlegen zu wollen.
Mit Mühe hielt ihn Erzherzog Carl davon zurück; neuerdings
verwendete sich dieser für ihn \m dem Kaiser, den er bat,
Maldeghem zum Oberstkämmerer zu beftirdem, WamsdortT zum
OberstBtallmeister zu ernennen. ,Solltest Du,' bemerkte er, .diesen
Antrag genehmigen, so würdest Du mir eine wahre Gnade er-
weisen und mir dadurch einen alten Freund erhalten. Diese
sind unschätzbar, wie Du es selbst aus Erfahnmg weisst." In
einem Postscript hebt er die Verdienste Wamsdorfl's in der
Schhicht bei Neerwinden hervor.' «Anfangs war seine Idee,
deswegen das Kreuz ° zu verlangen, allein hernach verhinderte
ihn seine Modestie daran.'
Dass sich die Entscheidung längere Zeit verzögerte, gab
zu mancherlei Gerüchten und Intriguen den Anla«s. Die Stände
suchten Mcrode und Beaufort in den Hofstaat des Erzhei-zogs
zu bringen, dagegen standen ilmcn der Prinz von Oavre und
Maldeghem nicht zu Gesichte. In demselben Sinne arbeitete
La Valette in Wien. Warnsdorff wieder suchte, so behauptet
■ Enharsog C«rl an den K«Uer. Hai, den 36. MArz 1793. Orig. eig.
i Der Kaüer an Erthenog C'nrl. Wien, den .... April 1793. A.-A. In inn-
*BO«i«cher UeberaetxuD^ boi Mortimer-Ternaux VI, 538.
* Erzherzog Carl an den Kaiser. Urilsfel, den S8. April 1793. Orig. eig.
* Kielie den Aufsatz: ,Aldunhnfon, NiKtrwinden, Lnwen' (Sitzungsbenchte
Bd. CXXVll, 70).
I Da« Maria Tbereiien-Ordouskruuie.
so
Vt AYitianAtunir: V. StoInfbTif.
wenigstens Delmotte, durch den Minister und doAsen FrEti^l
sowie durch den jungen Colloredo, den er ins Haus des Erzher- j
zogs gebracht hatte, den Wiener Hof, namentlich den Cabinet»-|
minister sich günstig zu stimmen. Als er vernahm, dass di6j
Stünde Duras, d'Overchies und den Bischof von Antwerpen]
nach Wien senden wollten, machte er sich an diese, ja selbst]
an La Valette und dessen Geführten, den jungen Lalaing undj
Van Schorell vor ihrer Reise nach Wien heran.'
Wenn es sich wirklich so verhält, so hatte sich Wams-
dorff wenigstens in den zuletzt genannten Personen gi'Undlich
getäuscht. La Valette und Lalaing arbeiteten ihm in Wien ent-
gegen.* Dagegen war es nicht richtig, wenn man behauptet©,,
Mettemich begtSnstige d'Arbcrg und d'Overchies;* ziemlich con-
form mit dem Erzherzog brachte er vielmehr Gavre, Beaufort
und Warnsdorff in Vorschlag. Besonders eifrig nahm er sich
des Letzteren an. Auf eine ausdrllckliche Anfrage des Kaisers*
erklärte er, dass Wamsdorff's Ernennung im Lande keinen
üblen Eindruck machen und auf die Geschäfte keinen nach-
theiligen Einfluss nehmen werde, wälhrend er von Maldeghem
behauptete, dass dei-sclbe geringes Ansehen im Lande geniesse
und zurUckztitreten gedenke. Bei dieser Gelegenheit brachte
Mettemich die Einfliliining von Hofconferenzen in Vorschlag,
in denen jeder Chef iiber die Angelegenheiten seines Departe-
ments Berathungen pflegen und deren Protokolle dem Erzher-
zoge zur Entscheidung vorgelegt werden sollten, um Ordnung
und Oekonomie in den Hofhält zu bringen.''
Doch der Kaiser wies diesen Vorschlag zurück tind unter-
sagte es überhaupt den Departements, sich in die httnslichen
Angelegenheiten seines Bruders zu mengen." Andererseits liess
er sich aber aucli nicht durch die Wünsche der ihm an sich
wenig sympathischen Stände von Brabant beirren, indem er
(27. Juni) den Prinzen von Gavre zum Grand -maitre, der zu-
> Delmotto an Marin Christine. Unixelleii, le 1«, 2*, 3 juUlet 1793. Orig.
eig. A.-A.
" Trniittmnnsdnrff an Mettemich. Vienne, le 21 jnin 1793. Orig.
• Trnullnianixifirff an Metlornich. Vienne, le 22 m-ii 1793. Orig. (RdservÄ.)
* Trauttmansilorfr an Mettemich. Vienne, lo 11 mai 1793. Orig.
* Mettemich an Tmiittmansdorff. Bmxellea, le 11 jnin 1793. Copie.
• TranttmiingdorfT an Mettemich. Vienne, le 27 juln 1768.
nnler der Omcnlitattkiiltcrmliiin Krabmog l'arl« flT!l3, ITDO-
31
gleich die Dienste eines Grand- cliambellan leistete, den Herzog
von Benufort zum Grand-marechal ernannte,' einige Zeit dar-
nach aber die Würde eines Grossstallmeisters Wamsdorff,' die
eines Oberstjftgermeisters Maldeghem verlieh.
Damit war der Hofhalt des Erzherzogs im Wesentlichen
gebildet. Den bisherigen Grand -maltre de cuisine, den Comte
de Lalaing, Vicomte d'Oudenarde. behielt der Erzherzog bei,
ebenso die Capitäne der beiden Leibgarden, jenen der Archers
den Grafen von Woestenracdt und jene der Hallebardiers
Gomignies und Baron Colins de Ham.'
Es geschah nun aber, was Metternich vorausgesagt hatte.
Hatte fHlher Warnadorff den Beleidigten gespielt, so fHhlte sich
jetzt Maldeghem tief verletzt, und dies mit viel grösserem
Rechte, da ihm bereits die Wllrde eines Oberststallmeisters zu-
gedacht war und er sich jetzt mit dem der Reihe nach vierten
Hofamte, eines Obers^ägermeisters, begnügen sollte. Mochte man
auch vielleicht zu Gunsten dieser Verfügung geltend machen,
dass er bereits die ilhnliche Würde eines Grand- veneur von
Brabant bekleide, so lehnte er doch die ihm zugedachte Hof-
wtirde (19. Juli) ab und bat auch um seine Enthebung von der
Stelle eines Grand -veneur von Brabant. Er verreiste auf einige
Zeit nach Flandern und hielt sich fortan vom Hofe ferne, zum
grossen Leidwesen Delmotte's, der hierin nichts als eine Intrigue
des ,Dicken* (d. i. WamsdorflF) erblickte. ,Mich und den Kleinen
(d. i. Wratislaw)', schreibt er an die Erzherzogin Maria Christine,
,hat dies sehr betrübt; er war ein anständiger Mensch."
Am 19. August wurden der Prinz von Gavre, der Herzog
von ßeaufort und Barun Warnsdorflf zum Erzherzog beschieden,
' Ebenda. Delmott« an Maria Christine. Brnxelles, le 10 jnillet 1793. Orig.
A.-A
' lui Calendricr de la cour von 1794 wird dieser ani'ii als ^aide-de-camp
gininX au nervioo de S. M. l'Enipereur et Kot' beEcichiiet. Uebrigeus
ist der Calendrier von 1794 (ver^l. Metternich an Trauttmansdorff.
Bruxelles, lu 8 f£vrier 1794) auch sonst im Einzelnen nuxaverlKsBi^. So
werden S. 164 Erxborzüg' Carl und Marie Loui.se al« Kinder Kaiser
Franc II. aufj^efllhrt.
* Verpl. Guillaiini«, Hintoire des r^pijiient« iintionaiix des Pays-Ba« 400 — 402.
♦ Metternich an Trauttmansdorff. liruxelles, le 24 juiUet 1793. Cojiie. Uel-
motte an Maria Christine und Borzog Albert. Brnxelles, le 19 juillet, le
16 aoAt, le 27 d^combre 179». A.A. Orig. eig.
YI. AlitaaDdlnnf ; r. Zclffberg.
und es fand deren Proclamation statt ; am nJlchaten Mittwoch er-
folgte in Beisein des Staats- und Kriepssecret&rs die Eides-
leistung.* Bei dieser Gelegenheit kam auch eine Vereinbarung
über das frühere Hofpersonale zustande, das einst von dem
Prinzen Carl von Lothringen auf die Erzherzogin Maria Christine
übergegangen war. Bisher hatte die Letztere die Pensionen dieser
Hofleute (20.000 Gulden) bezahlt. Jetzt wurde sie natürlich von
dieser Verpflichtung entbunden und die Bezahlung von den
belgischen F'inanzen Übernommen. Um aber auch diese wo-
möglich zu entlasten, fand sich der Erzliei-zog bereit, die irgend-
wie tauglichen Personen in seinen Hofstaat aufzunehmen. * Doch
ging man hierin wie in allen Dingen mit grosser Sparsamkeit
zu Werke; man beschränkte das Hofpersonale auf das Noth-
wendigste; auch sollte die Compagnie de l'hAtel allmälig von
300 Mann auf die Hrtlfte reducirt werden. ' Denn die jährliche
Revenue des Qeneralgouverneurs beJief sich zwar auf 385.000
Gulden; aber es vergjing lungere Zeit, bis diese Summen, die
erst von den Stünden bewilligt werden mussten, flüssig gemacht
werden konnten. Vorerst half der Kaiser mit Vorschüssen aus
dem Tresor royal aus.
Kaiser Josef EL hatte einstens gegen Ucbemahme jener
Pensionen dem Statthaltcrpaar die bcüdcn aus der Hintcrlassen-
Bchaft des Prinzen Carl von Lothringen stammenden Schlösser
Marimont (im Hennegau)* und Tervueren zum Nutzgenussc
überlassen. Jetzt hatten dieselben an den Tresor royal zurück-
fallen sollen. Doch beantragte Mettcmich, ausser dem Palais
' Delmotte au Maria Christine und Herzog Albert. Bruxellei, c« 19 aoftt
1798. Orig. A.-A. Erzherzog Carl an den Kaiser. KrasscI. den 21. .\ag:ust
1793. Orig. eig.
' Metternich an Trauttmansdorff. Uruxollos, le 11 juin 179.3. Cuj>io. Era-
horzog Carl an den Kaiser. BrUssel, den 10. Juni 1793. Orig. eig. Trantt-
mansdorff an Metternich. Vienne, le 33 juin 1793. Orig. Erzherzog Carl
an den Kaiser. firUssel, den 21. Angust nnd 3. September 1793. Orig.
eig. Franz U. an Erzherzog Carl. Laxenbnrg. den 34. August 1793. Orig.
eig. A.-A.
* Metteniich an Tranttmansdorff. Bruxelles, le 7 jnillel 1798. Entw.
* Ueber den einstigen Znstatid von Marimont vergl. Lejenne, Le parc et
le* jardins de la maison de plaisance de Marimont sous les archidncs
Albert et Isabolle. 1698 — I6M. In den Annales du cerele archiolo^qae
de Mon», t. XVI, 534 ff.
B<l|iM «SM 4«r awn*l>««Hh*lfmetiaft EnVrMf Carl« DTN. ttOtt.
^H royal in Brüssel auch jene beiden Schlösser, deren Besitz dein-
^^L felbcn besonders wepcn der damit verbundenen herrlichen Jjij;d-
^r feviere manche Annehmlichkeiten bereiten mochte, dem Erz-
herzog unter derselben Bedingung wie seinen Vorgängern,
nämlich gegen die Verpflichtung, fllr deren Erhaltung Sorge
zu tragen, einziu-äumon. ' Der Kaiser genehmigte diesen Antrag;
nur sollte Tervueren vorläufig in seinem Stande verbleiben und
dessen beabsichtigter Umbau in ein Jagdschloss auf günstigere
Zeiten verschoben werden. ' Zur Uebernahme des Palais royal
und der genannten Schlösser wurde von dem Erzherzog Wanis-
dorff ermächtigt.' Am 3. Januar 1794 fand die Uebergabe des
Palais royal, am 28. Januar jene dos Schlosses Tervueren, am
27. Januar jene des Schlosses Marimont statt.*
Der Erzherzog übernahm diese Besitzungen im traurigsten
Zustande, namentlich galt dies von Tervueren, wo das Schloss
während der Unruhen von 1790 aller Eisen- und Bleibestand-
Üieile beraubt worden war, und wo es im Parke, der noch die
deutlichen Spuren der Verwüstung an sich trug, kein Wild
mehr gab, da man die Umzäunungen gegen den Sonierwald
hin niedergerissen hatte.* Aber auch das Palais royal hatten die
Franzosen vollständig ausgeplündert. Die Conventscommissäre
hatten Alles verkauft. Kein Tisch, kein Sessel, kein Spiegel war
vorhanden. Die kostbaren Bronzen, der Kamin, der Thron im
Audienzsaalc waren gestohlen und verschleppt worden, sogar
die Tapeten hatte man von den Wänden gerissen und die
Fensterscheiben zertrümmert. Die einst von den dankbaren
' Metternivh an TreuttoiniindiiHT. BnixellM, le 11 juin 1793. Copie. Krz-
ber>og Carl an den Kaiser, d^n 10. Jani 1793. Ori^. ei^. Mvttomicb an
Trsnttmaniidorfr. Urniell(w, le 17 anöt 1798. Entw.
• Trauttinanwlorff an Mettornich, 81 aofil, 18 «epUinilir« 1794. Orip.
• Delinoffe an Mttllcr, lo 28 iiovembre 1793. Ori|f. eip. A.-A. Die Voll-
tnartit datirt vum 'M>. Iie«eniljer 1793.
* Hetogne et Proo<^« verbal de l'extradition du Palai* de Braxellea, ainai
qoe de« chiteanz Marimont et de Tervueren avec leor« ditpoiidancea,
neubles et effets 4 S. A. R. I'archidnc Charte« Loni» d'Antriche, gnuver-
BMir-^L-neral dea Pa/a-Baa Antricbieni. A.-A. üatirt ixt die«er für die
damalige innere Einricbtnni: des Palais royal, sowie der beiden ScblOaaer
■ehr Liistnictive Nolariatsact vom 28. Februar 1794.
* Dclmolte an Maria Christine. Bmxelles, le 6 septeoibre 1703. Orig.
ei«. A.-A.
. 4. pkiL-kb«. n cxirm im. «. am. s
34
VI Akhwi.Uiiii j ; >. ZttSnSTSr
Belgiern errichtete 8tatue des Prinzen Carl von Lothringen hatte
man umgestUrzt, und den schönen ,Parc' hatten die iranzösischca
Ofiiciere als Manage ftir ihre Pferde benutzt.' Anfangs felüte
es an Allem: an Möbeln, i^ilbergcschirr and Pferden. Das
Te Deum aiüKssHch der Geburt des Kronprinzen (Ferdinand)
konnte nicht, wie es sonst üblich war, zu St. Gudula abgehalten
werden, da es dem Erzherzog an den zu einem derartigen Auf-
zuge erforderlichen Galawagen und Gulapferden feldte; die
kirchliche Feier fand daher in der Hofkapelle statt, wo der
Nuntius das Te Deum anstimmte. * Aus demselben Grunde nahm
der Erzherzog, der überdies damals unwohl war, auch nicht an
der sonst so prunkvollen Frohnleichnamsprocession llieil. ' ,Wir
sind,' schreibt Dclmotte an die Erzherzogin am 12. Juni, ,so
wie wir ins Feld gezogen sind, im Gegentheil noch schlimmer
als damals bestellt. Se. königl. Hoheit speist noch mit eisernen
Gabeln, da er kein Silbergeräth hat.'* Am IH. kam der Mar-
stall aus Wien; Wratislaw war es, der die Pferde ftlr den Erz-
herzog zuritt.* Noch anfangs Juli heisst es: ,Wir sind nun zwei
Monate hier und noch konnte Niemand zu Tisch geladen werden,
denn wir haben nicht einen SilberlCffel, wir sind, so Mrie wir
im Feld gewesen.'"
Da sonach das PaLiis royal erst wieder eingerichtet worden
musstc, so nahm der Erzherzog hier blos tagsüber sein jAbsteig-
quartier" und hielt sich vorlilufig meist in Lacken (Schoenen-
bergh) auf, das Privateigenthum des Herzogs AJbert war, von
diesem jedoch ihm zur Veriligung gestellt wurde.*
' Henne nnd Wanten, I. c. HI, 389.
• Metteniicli an TrÄuttiiian.«ilorff. Bruxelles, le 7 oiai 1793.
• Delmotte an ^laria Christine. .ScbooneDbergb, le 39 uiai ä ü benre« du
goir (1793). Orig. A.-A.
' Delmotte an Maria Christine nnd Herzog Albert. Brnxelles, ce IS juin
1793. Orig. A.-A.
' Derselbe an dieselben. Selioenonbergb, le '22 juin I7Ü3. Dur hollftndische
Geneml Wartonsleben, der sich mehri're Jahre in BriLwel aufgchniteu
hatte, sandte dnmaU dem Err.herKOg ein kleinve türkische« Tfurd xii, liir
das ihm 120 Lnind'or angeboten geweevn *f''t\ "ollren. Delmotte an der
■ab 6 citirten Stelle.
• Delmotte an Albert und Maria C'hrintine. Schomt'iilifi-gh, le 1*', 2', 3 juillel
1793. Orig.
' Erzherzog Carl an Metternich. s. d. A.-A.
" Her«og Albert an Erzherzog Carl. Drende, ce 2* m«i 1793.
B«lgi«D aulpr drr (f«iicral<tittli>lt<>rseli>n Enlimog Tiirli (171)8. ITOt).
3Ö
In die Kosten der Wiederherstellung des Palais royal
theilten sich der Kaiser und der Erzherzog. ' Es gelang, eine
Anzahl von Möbeln des Palastes um denselben Preis zurtiek-
ziikaufcn, um den sie von den Franzosen veräussert worden
waren. Die Kosten dos Ameublcraents Überhaupt, 28.000 Gulden,
trug der Kaiser allein.'' Da es dem Erzherzog an einer silbernen
Vaissellc gebrach, eine solche aber unter 80.000 Gulden nicht
zu beschaffen war, bat er den Kaiser, ihm gelegentlich einen
Service von Wiener Porzellan zu schicken.' Wie es scheint,
willfahrte der Kaiser der Bitte und vereorgte den Keller des
Erzherzogs auch mit Tokayer, der in Brüssel nicht zu be-
kommen war.*
Die Wiederherstellungsarbeiten an dem Palais gingen je-
doch anfangs ilusserst langsam von statten.* Erst die vertrau-
liche Mittheilung des Kaisers, dass er im November nach Bel-
gien zu kommen gedenke, gab den Arbeiten einen kräftigen
Impuls,'' 80 dass der Erzherzog am 1. November seine Appar-
tements zum ersten Male eröffnen konnte. ,Das Palais,' meldete
Metternich, ,ist wieder hergestellt, in anständiger, wenn auch be-
scheidener Weise. Am 4., d. i. am Namenstag des Prinzen,
wird Gala sein, Morgens Cercle, Abends Appartement. Man wird
in Trauer erscheinen. Der folgende Tag (5.) ist zur Wieder-
aufrichtung der Statue des Prinzen Carl bestimmt.''
Der Erzherzog brachte den Winter in Brüssel zu. Nur
fanden wöchentlich zwei- oder dreimal Fuchsjagden in dem
kleinen Parke von Tervuercn statt. Der Uberst Brady, ein
passionirter Jilger, der Marquis de Gavre, Traizignies und
' Erzherzog' Carl nn den Kaiser. Brflssel, den 31. An^rt nnd den 3. Sep-
tember 1793. Orig. eig.
■ Metternich an Trauttmansdorff. Bnuelles, le S4 juillet 1793.
* Erthenog Carl an den Kaiser. Brunei, den 3. September 1793. Orig. e'ig.
* Bishenog Carl an den Kaiser. Brflssel, dcu 26. •September 1793. Copie.
▲.-A. Fnuix IL an Entherzng Carl. Wien, den II. October 1798. Orig.
eig. A.-A.
* Delmotte's Briefe an Maria Christine vom 22. Jali, IB. August, 8. nnd
10. September 1793. A.A.
* Oelmotte an dieselbe. Bruxelles, le 10 octobi« 1793. Orig. A.-A. Frau* IL
an Erzherzog Carl. Laxenbnrg, den 22. September 1793. Orig. A.-A.
* Metternich an TranttmansdnrfT. Bruxelles, le 1*' novembre 1793. Copie.
3*
86
Tl. AMuBAtniif : t Z*l*«l*rs.
D'Oettinghcm waren die gewöhnlichen .Tagdgeftlhrten des Prinzen,
der sich auf diese Ai-t, sowie durch längere Spazierritte körper-
lich zu stählen suchte. *
Auch trat jetzt der Erzherzog im gesellschaftlichen Leben
häufiger hervor. Zwischen Mons, dem Winterquartiere Cobui^'s,
und der Hauptstadt Brlissel herrschte ein reger Verkelir. Gäste
reisten ab und zu, denn Coburg pflegte grosse Tafel zu halten,
und die Besuche, die er gelegentlich von dem Erzherzog lEnde
Docember), dem Herzog von York und dem Erbprinzen von
Oranien erhielt, gaben zu Bällen und Festen Anlass,* die, wenn
hinwiederum Coburg und seine Gäste nach Brüssel kamen, von
dem Erzherzog und dem Minister erwiedert wxirden. Besonders
im Februar 1794 herrschte in Brüssel ein lebhaftes Faschings-
treiben. Coburg und York, der englische Prinz Adolf und der
Erbprinz von Oranien kamen wiederholt nach Brüssel. Am
l. ^lärz trafen die Prinzessin-Mutter von Oranien. der Erb-
prinz von Oranien sammt Gemahlin, sowie der Erbprinz von
Braunschweig, ebenfalls mit seiner Frau, ein.* Der Erzherzog
gab zu Ehren seiner Gäste grosse Cercles, der Minister ver-
anstaltete Bälle und der sonst so ernste Mercy Maskoraden.*
Besonderer Glanz wurde Lei diesen Anlässen freilich nicht
entfaltet, wie denn unter Anderem die von Coburg veranstalte-
ten Gelage neben der Unterhaltung der jugendlichen Heer-
führer den Zweck verfolgten, die Stimmung der Truppen zu
heben. Sonst floss das Leben des Erzherzogs ziemlich einfach
und gleichmässig dahin. Es war dies umsomehr der Fall, als
auch die Physiognomie der Stadt Brüssel den Wechsel der
Zeiten nicht verkennen liess. Selbst der einst so lärmende
Haufe der Emigranten war stiller geworden, seitdem Marquis
Caraman seine Diners nicht mehr bezahlen konnte und die
Prinzessin von Montmorency dem Prinzen von Lignc gestehen
musste, dasB sie nur 12 Louis in ihrem Vermögen besitze und
sich einem Modehändler der Stadt zu Nachtarbeit verdingen
' Delmotte «n Mnri« Christine, le 27 d^embre (1793). Orig. eig. A.-A.
• WiUlelieu UI, 92.
• Metwmich an Trauttmnusdorff. Bruxelles, le 1" man», le 4 man 1794._
Orig.
• Witsleben Oiig. A.-A.
Belgien unter der OenenlsUttbulterecluin Enberug Culi {litt, I7M).
37
wolle, and so maauhes von den Ahnen ererbte Kleinod in den
Moot de piet^ von Brüssel wanderte. '
Nur das Ccremoniell des Hofes und das diplomatische
Corps erinnertun noch an die glänzendere Vergangenheit. Seit-
dem sich Belgien in österreichischem Besitze befand, war es
das erste Mal, dass ein ?>zherzog als Generalstatthalter an die
Spitze der Niederlande tnit. Es ergaben sich daraus verschie-
dene Fragen der Etiquette, in Bezug auf die sich Metteniich
Weisungen erbat.' Von Wien aus wurde auf die am Hofe des
Erzherzogs Ferdinand zu Mailand üblichen Formen verwiesen;*
doch konnte Mettcrnich fUghch geltend maclien, dass die Stellung
des üeneralstatthalters der Niederlande jener des Statthalters
der Lombardei nicht vollständig analog sei, dass jener gewisse
Ehrenrechte geniesse, die diesem nicht zukämen, insbesondere
dass am Brüsseler Hofe verschiedene Gesandte, ja sogar ein
päpstlicher Nuntius accreditirt sei.* Den papstlichen Stuhl ver-
trat in Brüssel (seit Februar 1793°) der Nuntius Contc Cesare
de Brancadoro,* der sich indess in der Folge, wenn auch
nicht bei Mettemich, so doch bei der Wiener Regierung,' wie
zuvor bei Marin Christine " durch seine Hinneigung zu den
Stunden discreditirte. Auch die übrigen Gesandten, die mit der
österreichischen Armee das Land verlassen hatten, kehrten jetzt
nach Brüssel zurück; so Lord Elgin, der schon im letzten Jahre
die Functionen eines ,bevollmächtigten Ministers und ausser-
ordentlichen Gesandten' des Königs von England bekleidet hatte
und im August 1793 dem Erzherzoge seine neuen Creditive
überreichte,* durch sein intrigantes Wesen aber bald Anstoss
erregte. Auch der Generallieutenant Graf Tauentzicn, der bis
' Briefwech«el de« Grafen Montvallat. Erinnerungen an die franzOniiche
Emigration von 1792 — 1797. Horau.xg. von W. M. Zürich 1868. S. 146.
' Mettemich ao Trauttmansdurff. Bruxelle«, le 39 janvier 1794. Orig.
* Trauttniansdorff an Mettemich. Vienne, le 11 fövrier 1794. Orig.
* Mettemich an TranttinansdurfT. Bruxelles, le 38 ferner 1794. Orig.
* Ph. Cobenil an Mettemich. Vionne, le 13 fövrier 1793.
* Im Caleudrier de la cour von 1794: Brauerduro.
' Thugut au Colloredo, le 22 juillet 1796; Vivenot, Vertrauliche Briefe
I. S46.
* Maria Chriatine au den Kurfürsten von COln, ce 32 aoCkt 1796. Orig.
cig. A.-A.
* Mettemich an Trauttmanidorff. Bnuelles, le 6 aoftt 179».
88
VI AMiandlttnit : r ZoisitbcrK.
dahin prouasisehor Militilrbüvollujttclitigter bei der Armee Cobiu^'s'
gowcson and dem spllter eine so gliinzende militärische Lauf-
bahn hoschiodcn war, wurde als prcussist-hcr Tiesandter zag
HrOsBcl iH'^'l.'uiliigt, indcss ht^reits zu Anfang 1794 wieder ab-1
btirufon und durch den Grafen Dönhoff, Kittmeister und Fhlgel«
W^utantou des Königs, ersetzt, der bisher Gesandter bei der Eid-
genossenseliafl gewesen war und in Brilssel nun gleich seinem '
Vorgänger zugleieli als Militilrbevolimäehtigter fungirte. Als sol-
cher fand er bei dem damaligen Chef des General-Quartier-»
nieistei-stabes, Mack, freundliches Entgegenkommen; die bitte-
ri'H Khigen l\ber die Abgeschlossenheit, zu der man ihn zwinge,
stammen ei-st aus spilterer Zeit. ' BevollmSchtigtcr Minister
Hollands war Baron de Hop, den Kurftirsten von der Pfalz
vertrat Graf Vioregg, den Maltheserorden der Bailli Chevalier
Texien d'Hautefeuille, den Fürstbischof von Lfittich dessen]
Qehbimrath und Geschfiftstrager Dotrenge.
In der Besetzung der grossen Hofhmter trat unter der
kurson Statthalterschaft des Erzherzogs Carl keine Aenderung
mehr ein. Die Stelle eines Grand-veneur blieb auch weiteriiin
nnbi'setzt. Als sich das GerUcht verbreitete, der Herzog von
Beaufort wolle sich bewerben, dass ihm ausser «einer Würde
eines Hofmarschalls auch die Functionen eines OberstkXnuneren
t>bertragen würden, die seit den Tagen des Prinzen Cari to«_
1-othringen der l*rinE von Gavre versehen hatte, sprach
der ErahentOfT g^ü^Q ^^ Berücksichtigung eines derartigen An-
Mciieas entschieden aus, nicht nur, weil Gavre, der ,a]te. ehr-
fielM,, bniT» Ifatnn* e« als ein Zeichen unverdienter Ungnade
befcniokten mOsse, wenn man ihn einer Strihmg entkleidai
woQa, die er seit lamrer Zeit in xufriedensteDender Weis
felllBl Iwbe, soodcm auch, weil bereits die Eroennan^;
fort's sau Orossmarschall in Anbetracht seines hOcbst
gea Bfrnflbnwwti vik«nd der ReTohitioB uangeaduDf«
fiMxhl habe and weO, fidb aan ihoi aack £m
tiam Obris&laflMiars fibeitrage, aa bmagta stebe,
Bwiscbea ihm and den KaiaBefberrea, besonders den
Offieierea, die HitzkCpfe and Zeagea seines anwttr£gen Yw^
W n>vri(r ITM.
a.a.a IL 9«.
Bflicioii nnt^r drr OcDf^nUatatlhaltiirwIinft BnliertAf( Cnrl» (1799, K94)
39
haltcns gewesen seien, zu peinlichen Scenen kommen könnte.'
Doch erwies sich das Ganze als leeres Gerede. ,Was Deine
Hofcliargen anbelangt,' sdirieb der Kaiser, .so halic ich nie an
eine Aendcrung gedacht, ohne darüber eher Dich zu ver-
nehmen.'*
Traten die nofSvtirdentriigcr nur bei feierlichen Anliissen
hervor, so wurd«; das hUusliche Leben des Erzherzogs durch
seine nUchste Umgebung bestimmt. Es waren noch immer die-
selben Milnner, die schon zuvor in seinen Diensten gesbinden
hatten. Leider herrsehte unter denselben nicht jene Eintracht,
die allein geeignet gewesen wUre, dem jungen, vereinsamten
Erzherzoge wenigstens einigen Ersatz fllr den gftnzlichen Mangel
eines Familienlebens zu bieten. Namentlich war es Wamsdorff,
dessen Ehrgeiz und Unvertrllglichkeit bereits Maldeghem seine
Stellung verleidet hatte und nun auch den tibrigen Herren lUstig
fiel. Delmotte, auf dem fast ausschliesslich die Last der Geschilfte
ruhte,^ sehnte sich aus dieser Stellung heraus; er war entschlos-
sen, wenn sich die Verhttltnisse nicht bald Ändern wllrden, zu
seinem Regimente zurückzukehren.* Auch Wratislaw wollte nicht
iHnger bleiben, trotz aller Vorstellungen des Erzherzogs, der
ihn umsomehr schützte, als er sich bei Aldenhofen hervorge-
than hatte. ^
Der Erzherzog zeigte sich stet« gleich gütig gegen seine
Umgebung; er schien nichts zu merken von dem, was um ihn
vorging. Mit Besorgniss glaubte Delmotte wahrzunehmen, dass
er sich von Warnsdortf leiten lasse; er befllrchtete, dass der
Einüuss des harten, jilhzomigen Mannes den Erzherzog selbst
nm die Neigung des Landes bringen werde.* Aber wir werden
wohl nicht irregehen, wenn wir den Grund seiner Nachsicht
ieaem Falle nicht blos auf die Macht der Gewohnheit und
if allzugrosse Nachgiebigkeit, sondern auf die Rücksichten
' Enlientojt Cai'l an den Kaiser. Brlisnel, ilen 21. Deceiuber 1793. Orig. eig.
' Der Kainer ui Erahoriop Carl. Wien, den 11. JXnner 1794. Orig. eig A.-A.
' Delmotte au Maria Christine nnd Herzog Albert. ». d. Orig. eig. A.-A.
* Doriwlbe an dicaelbun, lo 1", 2', 3 juillet 1793. Orig. eig. A.-A.
^ Erxherzog Carl an den Kaiser. Itolduc, den 2. Martii 1793. Orig. eig.
Delmotte an Maria Cbrintine und Herzog Albert. Bmxelles, le 16 aoQt
1798. Orig. eig. A.A.
■ Delmotte an dieselben, le 1", 2*, 3 jnillet 1793. Orig. eig. A.-A.
40
VT. AbhnnAltiDg : t. ZaiBiibor((.
zui'UckfUliieii, welche tleraelbe einem Mtiiine tragen zu sollen
glaubte, dem er nicht nur als einstigem Erzieher zu Dank ver-
pflichtet war, sondern der sich erst jüngst im Felde in einer
Weise hervorgethan iiatte, die ihm in der Folge (17il4) das
Maria Tlieresienkreuz eintrug.
Man Aihlte. sieh übiigens erst etwas behaglich, als Wams-
dorff sich in einem anderen Hanse einlogirte. Namentlich galt
dies von Delmotte, der nun nicht mehr zu flirchten brauchte,
spät Abends von diesem auf seiner vertraulichen Correspondenz
mit der Erzherzogin ertappt zu werden. ,Wir sind jetzt liiluliger
allein mit unserem guten Herrn und können ungenirt mit ihm
sprechen. Warnsdoff kommt Morgens vor der Messe, dann zur
Zeit, da der Erzherzog ausreitet, was tilglich der Fall und sehr
nothwendig für seine Gesundheit ist, und zwar Montag, Mittwoch
und Freitag wegen der Audienzen von 11 — 1' , Uhr, Dienstag,
Donnerstag und Samstag von 9 — 1 1 Uhr, um sodann zur Con-
ferenz zurück zu sein. Nach dieser Promenade kehrt der Baron
nach Hause zurück oder begibt sich zu Metternich, sein Lieb-
lingshaus, und wir sehen ihn erst beim Diner wieder, worauf
er bis zur Theaterstunde bei uns bleibt. Manchmal geht er ins
Theater. Doch geschieht dies nicht regelraässig. Nach dem
Theater wünscht er uns an der Treppe ,Gute Nacht' und ent-
fernt sich. Er ist jetzt weniger herrisch und filngt an zu merken,
dass sein Herr Oberwasser gewinnt. Freilich wohl nicht genug."
Erfreulich war es, dass sich auch der junge (Jolloredo im All-
gemeinen an Wratislaw und Delmotte anschloss. Letzterer konnte
nicht umhin, ihn als einen, wenn auch vielleicht beschränkten,
so doch gutmütbigen und höchst anstundigen jungen Mann zu
bezeichnen. *
Hatten sich so die Verhältnisse im Hause des Erzherzogs
für den Augenblick etwas leidlicher gestaltet, so blickte der
treue Delmotte doch nicht ohne neue Sorge in die nächste
Zukunft. Denn der ,Kleine', wie er scherzhatt Wratislaw nannte,
fühlte sich in seiner Stellung dauernd unbehaghch und dachte
daher ernstlich daran, im nächsten Frühling wieder bei der
' Delmotte an Maria Christine uud Henog Albert. Bruxellea, le S6 no-
vembre 1793. Orig-. A.-A.
* Derselbe an dieaelbeo. Bruxelles, le 7 juin, le 17 d^cenibre 1798. Orig.
A.-A.
Btlcinn Dnt«r der 0«n«nlilanlial(«r>el»ft Enbrnof CtiU (ITM, 17M).
41
Truppe einzui-Uckea. FUr diesen Fall hatte Warusdurff die er-
ledigte Stelle seinem Bruder, Major im Repimente WUrzburp,
einem Manne, wie es heisst, oline jede höhere Bildung, zugedacht,
der übrigens auch selbst durch Beaufort, Mcrode und den
Minister, dessen Haus er eifrig besuchte, ans Ziel zu kommen
trachtete. Ein anderer nicht minder geftlhrlicher Bewerber war
der Vicomte de Nieulant, der trotz ilu*er gegenseitigen Ent-
zweiung mit Wamsdorff und Maldeghem auf gutem Fusse stand
imd sich auf jede Weise bei dem Erzlierzog cinzuschmeichchi
suchte. Unter diesen Umstunden legte es Deimotte dem Erz-
herzog nahe, Wratislaw dauernd an sich zu fesseln, seine Stelle
vorlUufig unbesetzt und ihm, während er im Felde stehe, seine
Zulage zu belassen. Sollte aber der Erzherzog trotzdem ent-
schlossen sein, den dritten Kämmererposten in seinem Hause
wieder zu besetzen, so wies Deimotte auf D'Oettinghem hin:
,Er stammt aus dem Lande, ist ein äusserst anständiger und
sanfter Mensch, hat eine gute Conduite und ist ganz und gar
ftlr diesen Platz geeignet. Ausserdem hebt ihn der Erzherzog
bereits in hohem Masse."
Gutig und dankbar wie immer, verwendete sich der Erz-
herzog flir Wratislaw bei dem Kaiser, indem er ihn bat, den-
selben bei einem Freicorps oder bei irgend einem anderen vor
dem Feinde dienenden Ilegimente als Major anzustellen. ,Sollten
wir dann wieder Frieden bekommen,' setzt er hinzu, ,so werde
ich suchen, ihn dahin zu bringen, wieder zu mir zu kommen,
da es mir hart fallen niilsste, einen so ehrlichen, braven Mann,
der nun schon zwei Jahre bei mir war, entbelu-on zu müssen.'*
Uebrigens kam es nicht dazu; vermuthlich war es der sinkende
Einfloss WamsdorflPs, der Wratislaw bewog, von seinem Vor-
haben abzustehen. ,Die zwei Chinesen,' wie sie der Erzherzog
im Scherze zu nennen pflegte, CoUoredo und Wratislaw, blieben
im Hause und schmiegten sich immer enger ihrem geliebten
Herrn an.
Leibarzt Carls war ein gewisser Dr. Wolf, bis derselbe
jacobinischer Gesinnung verdächtigt und von dem Kaiser eine
' Deimotte an Haria Christino. Bnizelle«, la 16 aofit, le 27 novembre, le
17 d^cembre (1793). Orig. eig. A.-A. Erzherzog Carl an den Kaiser.
Tirleainnt, den 21. MKrs 1793. Orig. eig.
* Erihenog Carl an Oanx II. Brüsiel, den 6. December 1793. Orig. eig.
42
Tl. AkhuiillDnir : r Zaiiskerf.
UntersucLung wider ihn augeordiiet wurde.' Natürlich bUsste
er darüber seine Stelhmg ein. Im Calendrier de la conr von
1794 wird er nicht mehr genannt. Die Stelle eines Leibarztes
war jetzt überhaupt nicht besetzt. Als .Leibchirui^' des Erz-
herzogs erscheint Hubertus, ein Zögling dos Josefinums in Wien,
der zuvor als Bataillonschirurg bei dem Militiir gedient hatte,
und dem auf Wunsch Carls der Charakter und die Uniform
eines Stabschirurgen, doch ohne Gehalt, zugestanden wurde.*
Indess erwies sich gleich so manchen äihnhchen Verdäch-
tigungen jener Zeit auch die gegen Wolf ausgestreute als völlig
unbegründet. Denn nur unter dieser Voraussetzung konnte ea
geschehen, dass sich derselbe zu Anfang des Jahres 1795 um
seine Wiederansteilung bei dem Erzherzog bewarb. Zwar wollte
ihn der Kaiser \nelmehr mit Belassung seiner Bezüge ins Wiener
allgemeine Krankenhaus versetzen.' In der Folge finden wir
ihn aber doch auf Empfehlung des berühmten Arztes Lagusius
bei dem Erzherzog wieder angestellt,* ja bestimmt, denselben
zur Armee zu begleiten,' während Hubei'tus zur Truppe ein-
rücken sollte,* wovon man aber bald wieder abkam.
IT. Aus dem Privatleben des Erzherzogs.
Unter den geschilderten Verhältnissen mochte das hüus-
licho Leben des Erzherzogs wohl wenig Erl'rouliches bieten.
Von den Personen getrennt, die ihn zärthch liebten, und denen
auch er in der Verehrung und Liebe eines Sohnes ergeben
war, sah er sich von Männern umgeben, die zwar, woran nicht
zu zweifeln ist, ihm insgesammt zugethan, die aber imter sieb
uneinig und zum TLi-ile mit ihren Stellungen unzufrieden waren>
und unter denen, von ihrem meist noch jugendlichen Alter ab*
' TrauttiiiKiudorff an Metternich. Vienne, le 17 d^cembre 1793. eig. En-
herzog Carl an don Kaiser. BrQ9sel, den 30. Docember 17y3. Orig. eig.
Der Kaiser an Erzherzog Carl. Wien, den 11. Jänner 1794. Orig. eig.
* Vortrag Lacy's vom U. Februar 1794 und kaiserl. liesulation. Kr.-A.
' EntborEog Carl an Delmotte. Vienne, ce 3 fevrier 1795. Orig. A.-A.
' Maria Christine an Deünotte. Augsboarg, ce 24 arril 179Ö. Orig. A.-A.
' Dieselbe an denselben, ce 4 mai 1796. Orig. A.-A.
* Lacy an den Kaiser. Neuwaldegg, den 81. Jnli 1796. Kr.-A.
B«lfiu iinl«r der Ocn«nt>Uttb*lt<rw1ikft Gnlitnog Culi (17SS, i;m).
45
Hauptquartier begab, um der Einladung Coburg's zufolge dem
Te Deum beizuwohnen, das am 5. für den Sieg vom 1. Mai
über Dampierre gesungen wurde. '
Am 22. Mai wohnte der Erzherzog der Eröffnung der
Trancheen vor Condd bei.* Am 23, kam es zur Schlacht bei
Faraars, deren nächste Folge die Einschliessung von Valen-
ciennes war. Am 24. kehrte Carl nach Brüssel zurück,' wo er
unmittelbar darnach an einem Fieber erkrankte.* Doch erholte
er sich rasch wieder und begab sich (12. Juni) nach Valen-
ciennes, um die dort eröffneten Trancheen zu besichtigen.* Es
war ein buntes, ungemein fesselndes Bild, das sich dem auf-
merksamen Beobachter vor Valenciennes darbot, wo bei Etris
rechts von der Strasse das englische Lager, reinlicher als das
Ankleidezimmer einer deutschen Modedame, stand, wahrend
links das kaiserliche vielfach an die Zustande an der ttlrkischen
und croatischen Grenze erinnerte. Aber dem Erzherzog mochten
auch die Unterschiede der Nationalcharaktere nicht entgehen,
wenn er wahrnahm, wie der Ungar oder Slovenier, immer genüg-
sam und thätig, in Mussestunden die Gelegenheit wahrnahm,
eine Kegelbahn anzulegen, oder sich im Laufen und Springen
zu üben, während der Hesse die Ruhepausen verschlief, der
Engländer spazieren ging oder sich und die Zelte putzte, der
Hannoveraner kochte und ass. Einen eigenthümlichen Anblick
mochte ihm auch eine Wandening durch die Trancheen ge-
währen: die fast unheimliche Stille, mit der hier jeder, was
ihm zukam, ohne dass ein Befehl nüthig war, verrichtete, und
selbst der jüngste österreichische Bombardier über den Hergang
' M«ttornich an TniuttiiiangdulT, 4 mai 17d3. Erzheraog Carl an den Kaiser.
Brunei, den 6. Mai 17'.)3.
* Mettemicli an Tranttiimn.odorfi'. Ilnixolles, le 32 mai 1793. Vergl. Erx-
herzof^ Carl an den Kaiser. Brttssol, den 18. Mai 1793, Orig. eig. Nach
dem Moniteor Nr. 155, p. 669 erfolgte die Abreise Carls ins Haupt-
qoartier am 21. Hai.
* Erxberzug Carl an den Kaiser. Ur{ls.sel, den 26. Mai 1793. Orig. eig.
* Mctteniich an Trsuttmansdorff. BruxBlle», le 26 Mai 1793. Briefe Del-
motte's au Maria Christine vom 26., 27., 28. und 30. Mai und vom 2. Juni.
Orig. A.-A. Vergl. anch Trauttmansdorff an Colloredo. Orig. eig. ohne
Datam (prea. 5 juin 1793).
* Delmotto an Maria Cliristine. BmxcUes, le 12 juin, le 16 juin. Orig. eig.
A.-A. Mettemicb an Trauttmaniidorff. Bnuelle«, le 13 jnin 1703.
44
TT. AlihsnilliiDg : t Zoliibarf.
Ist nun über auch iii dieser Fassung die Angabe zu ver-
werfen, da die betreffende Quelle sich selbst und den nachfol-
genden Thatsachen widerspricht, so scheint sie doch nicht ganz
gegenstandslos gewesen zu sein, wie man aus dem Schreiben
ersieht, das Dumouriez ebenfalls am 14. Mai von Mergentheim
aus an den Erzherzog richtete und das mit den Worten beginnt:
,Ich habe erfahren, dass Eure königl. Holieit Gefahr gelaufen
sind, gefangen genommen zu werden. Ich war entsetzt darüber.
In was für Hände wäre ein Fürst gefallen, der für das Wohl
des Volkes nötliig ist. Diese Meinung, weklie ich mir über Sie
gebildet habe, ist es, die mir das grösste Interesse an Ihrer
Erhaltung und Ilireni Ruhme einflösst. Eiu"e Hoheit müssen es
über sich gewinnen, jenen, den man mit den Waffen gewinnt,
dem zu opfern, der die Frucht der BUrgertugenden ist. Ge-
statten Sie diesen Katli einem alten Kriegsmanne, der den mili-
tärischen Ruhm nicht hülier anschlägt, als er es weith ist"
Die allerdings sehi' förmliche Antwort des Erzherzogs* auf
diesen Brief geht über die in letzterem enthaltene Anspielung
schweigend hinweg, und auch sonst findet sich — namentlich
auch in der sonst in solchen Dingen sehr gesprächigen Curre-
spondenz Delmotte's — keine Audeutimg dieser Art. Aber gerade
der Umstand, dass der Erzherzog über die Sache schweigt,
seheint sie zuzugeben. Undenkbar wäre es gewiss nicht, dass
schon damals französischerseita vereueht worden wäre, sich des
Erzherzogs zu bemächtigen, wie denn im späteren Verlaufe des
Jahres 1793 noch einmal sich das Gerücht von einem Complot
der Jacobiner verbreitete, das dahin zielen sollte, über Charleroy
ein Cavalleriecorps nach Brüssel zu senden, um den Erzherzog,
Mercy und Mettemich als Geiseln fllr die verhafteten Convents-
commissäre aufzuheben, ein Gerücht, das damals Coburg sogar
den Anlass zu einigen Gegenvorkehrungen gab.' Thatsache
ist übrigens blos, dass sich Erzherzog Carl am 4. Mai ins
' DumourioK an Ereliereog Carl. Mergfentheim, le 14 mai 1793. Ori(f. eig.
St.-A. Abgedruckt bei Mortimer-Ternaux, 1. c. VI, &89, wo aber der
Anfang TeratUiiimeU Ut.
' Eriherzog Carl an Dumouriex. BraxeUes, le Sl mai 1792. Entw. Metter-
nich'g.
* Delmotta an Maria Christine und Henog Albert Bmzelles, le 81 octobre
1793. Orig. A.-A.
B«l(iaD anicr ilcr 0«n«nUultlitlt<nohaft Enkeriog Curli (1708, 1704).
45
Hauptquartier begab, um der Einladung Coburg's zufolge dem
Te Deum beizuwohnen, das am 5. filr den Sieg vom 1. Mai
über Dampierre gesungen wurde. '
Am 22. Mai wohnte der Eiv.herzog der Eröffnung der
Trancheen vor Conde bei.* Am 23. kam es zur Schlacht bei
Famars, deren näcliste Folge die Einschliessung von Valen-
cionnes war. Am 24. kehrte Carl nach Brlissel zurück,* wo er
unmittelbar darnach an einem Fieber erkrankte.* Docli erholte
er sich i'asch wieder und begal> sich (12. Juni) nach Vaieu-
ciennes, um die dort eröffneten Trancheen zu besichtigen.^ Es
war ein buntes, ungemein fesselndes Bild, das sich dem auf-
merksamen Beobachter vor Valonciennes darbot, wo bei Etris
rechts von der Strasse das englische Lager, reinlicher als das
Anklcidezimmer einer deutschen Modedame, stand, wiltirend
links das kaiserliche vielfach an die Zustände an der türkischen
und croatischen Grenze erinnerte. Aber dem Erzherzog mochten
auch die Unterschiede der Nationalcharaktere nicht entgehen,
wenn er wahrnahm, wie der Ungar oder Slovenier, immer genüg-
sam und thiitig, in Mussestunden die Gelegenheit wahrnahm,
eine Kegelbahn anzulegen, oder sicli im Laufen und Springen
zu üben, während der Hesse die Ruhepausen verschlief, der
Engländer spazieren ging oder sich und die Zelte putzte, der
Hannoveraner kochte und ass. Einen cigenthUmlichen Anblick
mochte ihm auch eine Wanderung durch die Ti'ancheen ge-
währen: die fast unheimliche Stille, mit der hier jeder, was
ihm zukam, ohne dass ein Befehl nüthig war, verrichtete, und
selbst der jüngste österreichlsehe Bombardier über den Hergang
' Metternich an Ti-niittmansdotT, 4 mai 1799. Eraherzog Carl an den Kaiser.
BriUitel, (Ion 6. Mai H'.lä.
* Metternich an Traiittinansdorff. Briixßlles, 1q 22 niai 1793. Vergl. Erss-
herzog Carl an den Kaiser. UrUssel, den 18. Mai 1793. Orig. oig. Nach
dem Monitonr Nr. Ibh, jt. 669 erfolgte die Abreise Carls ins Haupt-
quartier am 21. Mai.
* Erzherzog Carl an den Kaiser. Brüssel, den 26. Mai 1793. Orig. eig.
* Mettemieli an TrauttmansdurfT. Bruxelles, le 26 Mai 1793. Briefe Del-
motte's an Maria Christine vum 26., 27., 28. nnd SO. Mai und vom 2. Juni.
Orig. A.-A. Vergl. auch Trauttinansdorff au Colloredo. Orig. eig. ohne
Datum (pres. 6 juin 1793).
* Delmott« an Maria Chriütino. Bruxelles, le 12 juin, le 16 juin. Orig. eig.
A.-A. Metternich an Trauttinanadorff. Bruxelles, le 13 juin 1793.
VI ibhiodlaDn: t. Zei>>ber(.
der Bcilagening Beseheid zu geben wusste, indcss die Englän<ler
iii den LHiiffrriiVji'n wie in einer Waclitstiibe bi-i IliiratiHschc
oder Puuscbbüwlu sich gUtlich thtiten, der Hesse aber sein
Pfeifchen schmauchte und, wenn es nicht anders ging, im
Stehen schlief. '
Uebrigens verband mit diesem Ausfluge nach Valencieunes
der Erahcrzog noch eine andere Absicht. Es verlautete niimhch,
dass sich der Prinz von Wales bei der Armee einfinden werde.
Carl wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, um sich
mit demselben zu befreunden. Er meinte, dass dies, da man
sich mit England enger verbinden wolle, nicht ganz werthlos
sei, zumal der König zu altern beginne. Wohl erwies sich jenes
üeinicht als falsch, hingegen suchte sich jetzt der Erzherzog
aus demselben Grunde dem Herzog von York zu nähern,* der
den (Oberbefehl Über die englischen Truppen führte und gleicli
seinen Brüdern, den Herzogen von Kent und Cumborland,
durch manche küljne Waffenthat glänzte. Es hing wol mit dem
fortan ziemlich lebhaften Verkehr Carls mit diesem Prinzen zu-
sammen, dass sich das übrigens völlig unbegründete Gerücht
der bevorstehenden Vermählung des Erzherzogs mit einer eng-
lischen Prinzessin verbreiten konnte.'
Am 16. Juni kehrte der Erzherzog nach Brüssel zm-ück.
Am 18. treffen wir ihn zu Schoenenbergli, wo man im Parke,
wenn kein widriger Wind blies, jeden Kanonenschuss von
Valencieunes hören konnte.* Wie Delmotte versichert, war sein
Herr trostlos, der Belagerung nicht beiwohnen zu können, son-
dern an Conferenzen theilnchmen zu müssen, in denen der
Minister keinen Schritt vorwärts kam.* Carl selbst schrieb an
seinen Oheim; , Sobald alle Batterien errichtet sein werden,
gehe ich zur Armee, um sie spielen zu sehen, das vrird ein
Heidenlärm sein.**
Zuvor aber ging es nach Condd, denn am 11. Juli Mor-
gens traf der Kürassierrittmeister Graf Rosenberg, den gegen
I Oirtanner, Pülitiiiche Aunftlen III, 1793, ». 480 ff.
» Erzhenog Carl an den Kaiser. Urüasel, den 8. Juni 1793. tirig. eig.
» .Der lieimliche Botei^linfter" 160« zum 16. October 1793. Moniteur Nr. 88.
* Erzherzog Carl an Herzog Albert, lo IG et 18 juin 1793.
» Delmotte »n Maria Cliriatine, le 1", 2«, H juillet 179.S. th-ig. A.-A.
• Entherr.og Carl nn Herzog Albert, Ic 18 juin 179.1. Orig. eig. A.-A.
Bflint'n niitrr ilrr (IcDöritli>U(t1Ukl(vrr>«%iII Enlicru>g Carl« (17II3. I7IM).
47
den Wunsch des Erzherzogs' Mcttemich mit zwölf Postillons
in die Stadt einreitcn Hess, mit der Nachricht in Brüssel ein,
tlass Condc capituhrt habe, * In Folge dessen reiste der Erz-
herzog am folgenden Tag nach dieser Festung.'
,Am 13./ erzählt Delmotte, ,kam er um 2 Ulir Slorgens
in der Eremitage an, wo er bei dem Prinzen von Würtemberg'
(^dem Eroberer von Conde) ,sich einlogirto. Um 7 Uhr begaben
wir uns nach Cocq, um die 4008 Mann starke Garnison* ab-
ziehen zu sehen, die sehr gut aassali, trotz der Hungcrsnoth,
unter der sie durch einige Zeit gelitten hatte. Sie zogen mit
allen knegerischen Ehren ab, mit ihrer Artülerio und ihren
Pulverwagen (caissons). Als sie in Cocq anlangten, streckten
sie die Waffen und mnrschirteu nach Peruwels, wo sie die
Nacht zubrachten. Das ganze Corps des Prinzen von WUrtem-
berg bildete längs der Strasse Spalier, vom Stadtthore an. Auch
Ihre Division Chevauxlegers befand sieh dabei; sie ist süperb,
man kann nichts Schöneres sehen. Sc. königl. Hoheit sprach in
gütiger Weise mit Chanccl, dem Commandanten von Condö.
Als sich der Erzherzog entfernte, rief jener aus: „Ach Gott!
hätten wir doch in Frankreich küiiigliche Prinzen wie diesen
gehabt, es wäre nie zu einer Revolution in unserem armen
Lande gekommen, wir hätten sie angebetet; wie glücklich sind
Sie, meine HeiTcn!" Um 11 Uhr l>egaben wir uns in die Stadt,
besichtigten die Werke, die noch unveiuehrt sind, und fanden
über 105 Feuerschlünde vor. Die MunicipalitiU der Stadt trug
noch die tricolore Schärpe; Graf Mercy befahl ihnen, dieselbe
sofort abzulegen, und cassirte zugleich diese Behörde. General-
major Czernozy wurde Platzcommandant, der Civilcommissär
Maco de Toumy Clief der Stadt, um Alles zu regeln. Wir
speisten sodann bei dem Prinzen von Würtembcrg in der
Ileremitage; der Tafel wohnten bei: der Herzog von York, die
Prinzen Ernst und Adolf von England, der Sohn des Herzogs
von Braunschweig, Prinz Coburg, FZM. Clerfayt und alle ihre
Adjutanten. Man brachte nur einen Toast aus, und zwar auf die
Sieger von Cond^. Es ging dabei ebenso heiter als anständig
' MoUeriiicIi an Er/.lierzdj; Carl, le 11 jnillet 17U3. Orig. eig. A.-A.
* DoltuoU«« au Maria l'liriüüiie, le 11 juillet, au momeut du d^part. Oriff. A.-A.
* Metternicli an Trauttmausdorfir. Uruxßlle«, lu 12 juillet 1793. Copie.
* Nat'li Wintk.beu 11, 220 waren iw 277 Officiero und 400'.1 Mann
48
Tl. Ab^niidluiig: v Zoislbcrf^.
ZU. Nnch Tisch gingen wir nach Auhry (bei Valcncienncs), wo
wir in einem kleinen Schlosse mit drei Zininiern einqiuirtiil sind.
Die dritte Piirallele war fertig, und wir wurden durch den
Donner der Kanonen belustigt, der unaufhiirlich wiederhallte.
II(!Ul«'. Morgens war das Feuer excesaiv. Wir gehen um 7 Uhr
nach Hcrin' (dorn Hauptquartiere Coburg's'), ,um dem Tc Deum
beizuwohnen, das vor dctu Lager der Grenadiere abgehalten
tind von der Observations-, der Belagerungsarraee, allen Corps \
zu t'^)ndi' wiederholt werden soll. Wir speisen bei dem Prin-
Ecn C'oburg.'*
Auch dorn FZM. Ferraris stattete bei dieser Gelegenheit
Krzhcrzog Carl einen Besuch ab.* In der Nacht vom 18. bis
19. Juli kehrte dieser nach Brüssel zurück.*
Interessant ist, was Erzherzog Carl selbst Über diesen
kurzen AusHug zu erzählen weiss. ,Ich habe am 13. d.,' schreibt
er an seinen Oheim Herzog Albert, ,um lU Uhr Morgens die
Garnison von Condi« abziehen gesehen. Sie belief sicli auf
4009 Mann. Man hatte ein Spalier gebildet von der Festung
bis Cocq mit den Truppen der Blokade, nämlich 2 Bataillone
Josef Collorcdo, 1 Bataillon Wartensleben, 1 Bataillon d'Alton,
den Cliovauxlegcrs Ihres Regiments, die sich süperb ausnahmen,
und den Regimentern Saxe, Berchiny und Royal Allemand.
Die Garnison, Chancel an der Spitze, rückte aus unter Trommel-
schlag und mit fliegenden Fahnen in bester Ordnung. Zu Cocq
streckten sie die Waflvn; sie thaten dies schweigend, aber xnm
sah den Schmerz auf ihren Gesichtern; sodann führte man sie
nach Peruwels, von wo sie nach CViln durch 1 Bataillon d'Alton
und 2 Peletons Blankenstein escortirt werden. An der Spitze
der Garnison marschirte eine Compagnie Grenadiere, Linien-
truppe, die sehr schön war, die übrigen Linientruppen vnrvn
passable, die Nationalgarde aber sah erbftrmlich aas. Es war
nichts als ('anatlle, Kinder, insgesammt zerlumpt und zerfetxt,
von unglaublicher Unsauberkeit (^saloperie). Darunter befanden
sich auch zwei junge Mxdchen, die bitterlich weinten; sie trugen.
' D«lmotte aa Mmria Oiristiiie aad Haneg Albert. Anbiy, le 14 (juOet) 4
t^h htatm de matin 1793. Orif. A.-Ak
* E^ah«niv Carl an den Kaiaer. BiaMaL, *m 18. JoK 1793. Ong.
* D«lBett« «a Benag AJbert ood Maria ClirialiM. BnoeUea, 1* 1» j«iUc<
1793. Orig. A--A.
''fßlfita nntor in 0«D«nlatattb>ltCTsr.htft Rnluinaf Carl« (17V3, 17941
49
die Uniform der Nationalgarde, aber ohne Gewehr. Ohancol
macht einen sehr respectablen Eindruck. Man fand Condö in
ziemlich gut<>m Zustande: 95 Kanonen und Möreer, zalJreiche
Munition, aber keine Lebensmittel. Wir wurden mit Schweigen
und ohne ein Zeichen der Freude empfangen, was ganz natür-
lich ist."
Am 28. Juli capitulirte Valenciennes; am 29. Abends eilte
der Erzherzog wieder dahin.* Dem Umstände, dass auch Graf
Fersen sich damals nach Valenciennes begab und über diesen
Ausflug Mancherlei in seinem Tagebuch vej-merkte, verdanken
wir auch einige Details üVier die Reise des Eraherzogs.
So erfahren wir, dass sich dieser am 31. Juli zu Raismes
befand, wo sich damals der Arraeeintendant Bartenstein auf-
hielt, der ein Diner zu Ehren des Erzherzogs und des Prinzen
Coburg gab, dem auch Mercy beigezogen wurde. Am 1. August
traf Fersen den Erzherzog frlili Morgens zu Anbr^- unil be-
gleitete denselben in Coburg's IIaupt<iuartier nach Herin. Im
Q«folge des Erzherzogs wird bei dieser Gelegenheit Wamsdorff
genannt. Die ganze Gesellschaft brach von hier um 7 Uhr Mor-
gens auf, um zuuHehst auf einem der drei Dämme, die man
errichtet hatte, das Inundationsgebiet zu Fri in Augenschein
zu nehmen. ,Um 8 Uhr,' filhrt Fersen zu orzHhlen fort, , kamen
wir nach La Briguette; die englischen, österreichischen und
hannoverischen Truppen waren bereits angelangt und formirten
sich zu einem Spalier, das die Franzosen passiren sollten. Diese
Versammlung der schönsten Truppen Europas bot ein ebenso
einziges als seltenes Schaustück dar. Die englischen Truppen
waren zunächst der Stadt postirt. Die Formation währte sehr
lange, und es schien mir, als ob sie nicht gerade sehr gut ge-
troffen sei. Um 9 Uhr, zur Stunde, in der die Garnison abziehen
sollte, benachrichtigte man den Herzog von York, dass die
(Convents-)Commissäre * den Anspruch erhöben, an der Spitze
der Garnison auszurücken. Der Herzog von York Hess ihnen
sagen, dass er Commissttre nicht kenne, und dass, wenn sie ab-
ziehen wollten, sie dies entweder in Uniform thun oder sich unter
' Erabersog Csrl aii Hertog Albert. 8choenenberg{i, ce 21 jaUlet 1793. Orig.
A.-A.
* Metternieh an Trauttmatudorff. Bruxelles, le 29 jnillet 1793. Copie.
' Jeaii lie Brie und CdcIioii. Wiener Leitung 2438.
.4||»u|>ker J iibil hM il CXXVMI B.1, «. Abb. 4
60
TI Alihiktidlung : f. Ze)i>»kerp
den TroBS mischen mUssten. Coburg stimmte ihm bei, Mercy
dagegen schien anderer Ansicht. Doch der Herzog von York
blieb dabei und sandte Saint-L^ger ab, um ilmen dies zu sagen.
Man hätte gewtlnscht, dass sie das Volk in Valenciennes ver
haftete, und man wlirde dies in jeder Weise erleichtert haben.
Am Abende zuvor Iiiess es auch, dass dies geschehen werde,
aber man hatte sich getÄuscht."
Statt indess der Erzählung Fersen's weiter zu folgen,*
ziehen wir es vor, den anschaulichen Bericht mitzutheilen, den
Erzherzog Carl seinem Oheim Herzog Albert über den Auszug
der französischen Garnison aus Valenciennes erstattete und der
die Erzählung des schwedischen Diplomaten in willkommener
Weise ergänzt.
,Der Auszug der Garnison,* erzählt Erzherzog Carl, ,fand
am 2. August' Morgens statt. Den Zug eröffnete Madame
Cochon, die Gattin des (Convents-jCommissärs, begleitet von
einer Anzahl hübscher Mädchen und Frauen von Paris und
einigen Bürgern von Valenciennes. Die Garnison bestand aus
600() Mann, theils Linientruppen, theils Natiunalgardisten, und
aus 1(XH) Kanonieren. General Ferrand befand sich an der
Spitze, desgleichen General Boileau und Tholoze, der Chef der
Ingenieurs. Sie benahmen sich äusserst artig. Dagegen zog
General Beaui-egard, einst Komödiant, nicht einmal den Säbel
und lüftete nicht den Hut vor dem Herzoge von York und dem
Prinzen von Coburg. Die Commissärc niarschirtcn nach ihrem
Range; sie hatten den Gesichtsausdruck grosser Schurke (sce-
Idrats). Da man nicht wusstc, was man mit ihnen anfangeaiJ
sollte, hatte man ihrer in der Capitulation nicht ausdrückhch
gedacht, sondern blos gesagt, dass es jedem Bürger nach Be-
lieben gestattet sein Sülle, mit der französischen Armee Valen-
ciennes zu verlassen. Die französische Besatzung marschirte in
geringer Ordnung, defilirte vor der englischen und hannoverischen
und einem Theile unserer Armee und wurde zu den Vorposten
der französischen Armee geführt, nachdem sie die Waffen nieder-
' KUukowstrOin, Le i-onite de Fersen II, 77 ff.
* Vergl. auch den interessanten Urinf liei Cirtimipr, Pnlitische Annalen IV,
1793, S. 8 ff.
" l)n.<i ist oin Irrthiirn; rielmehr iiiuxs uk li<.'iii«eii : i. Aufriint.
Bcicien unter der Oeneralitatthalterscbift Enhenog Carls (1798, 1794). 51
gelegt hatte. Sechs Deserteurs, die man unter den Franzosen
entdeckte, wurden ohne Gnade und Erbarmen gehenkt. Nach-
dem die Garnison ausgerückt war, begaben wir uns in die Stadt.
Die Municipalität kam uns zum Empfange entgegen und über-
reichte die Schlüssel dem Prinzen von Coburg. Wir wurden mit
vielen Zeichen der Freude empfangen.* Ich eilte durch die Stadt,
begierig, zu sehen, welche Wirkung unsere Artillerie daselbst
hervorgerufen habe, und ich kann Sie versichern, dass ich mir
eine solche Wirkung nicht vorgestellt hätte. Der ganze an der
Frontseite gelegene Stadttheil existirt sozusagen nicht mehr.
Alle Häuser sind zusammengestürzt, und die Strassen sind mit
Trümmern so erfüllt, dass man kaum Einer hinter dem Andern
vorwärts kommt. Zwei grosse Kirchen, der grösste Thurm von
Valenciennes sind fast eingestürzt, und man sieht nur noch zwei
Mauern von dem grössten Thurme der Stadt, der dem Feinde
als Observatorium diente. Und all' dies ohne eine Spur von
Feuer, denn wir haben nie die Stadt mit glühenden Kugeln
beschossen. Man wird Jahre bedürfen, um dem abzuhelfen.
Was die Werke des Platzes betriflft, so sind ihre Mauern so
xa Grunde gerichtet und eingestürzt, dass man die Aussen-
werke erstürmen konnte, ohne Breschenbatterien angelegt zu
haben, und die Innenwerke so schadhaft, dass sich in weniger als
zwölf Stunden eine prakticable Bresche hätte herstellen lassen.' *
Am 2. August um 7 Uhr Moigens fand sich der Erz-
herzog zu H^rin im Hauptquartiere Cobui^'s ein ; von da begab
man sich zur Observationsarmee, welche in zwei Linien auf den
Höhen vor Denain lag. Die Truppen, durchaus Oesterreicher,
gewährten einen prächtigen Anblick; namentlich die Hussaren,
die vor acht Tagen aus Kaschau eingetroffen waren und aus-
sahen, als wären sie eben erst aus ihren Quartieren gekommen.
Es fand ein Te Deum statt, welches sowohl der Einnahme von
Valenciennes, als jener der Stadt und Festung Mainz galt. Als
man sich sodann Mittags zu einem Diner, das in der Kirche
' Im Gegensätze hiezn heisst es in dem officiellen Berichte der .Wiener
Zeitung': ,Bei dem EinrUcken der k. k. Truppen herrschte in der Stadt
tiefe Stille; nur einige »uf dem Platze versammelte Personen weiblichen
Geschlechts klatschten in die Hände.' Wiener Zeitung 2487.
* Erzherzog Carl an Herzog Albert zu Sachsen-Teschen. Bmxelles, ce 7 ao&t
1793. Orig. A.-A.
4»
6S
VI. IVkuidlu^: T S«iitk<r{
Stattfand, versammelte, traf die Nachricht ein, dass Wv
die Franzosen bei Weissenburg Eurück^cworfen habe.'
Am 4. August befand sich der Erzherzog wieder in BrB»'j
sei,* wo aas demselben Anlasse zu St. Gudule ein feierlich«
Gottesdienst stattfand und Abends die Stadt beleuchtet war. Im
September besuchte der Erzherzog die Festung Le Qaesncy,.
wozu deren Capitulation den Anlass gab.* Am 15. Septembar
kehrte er wieder nach Brüssel zurück.* am sich am 26. nener-
dings zur Armee zu begeben, da am 28. und 29. der Ai
auf das verschanzte Lager von Maubeuge stattfinden soUte.'
Es wurde bereits bemerkt, dass der Erzherzog bis in den
Spätherbst meist auf dem Lande zu Laeken weilte. Hier fand]
der bekannte Augeard öfters Gelegenheit, den Erzherzog
sprechen. Auf dessen Wunsch fand er sich jeden Sonntag'^
^littags bei ihm ein, am ihm Vortrag über die Ursachen und
Folgen der französischen Kcrolution zu halten. ,Ich habe nie,*
bemerkt Augeard, ,ich will nicht sagen einen jungen Prinzen,]
nein, einen jungen Mann gefunden, der mehr Eifer fbr da
Oate and mehr Ruhmbegierde gezeigt hütte als Erzherzog Carl.
Ich sagte ihm damals voraus, daas er sich die höchste Achtung
in Europa erwerben werde. Niemand kennt besser als er dial
Unfähigkeit und die Thorheit der Minister de« ongUicklichen
Ludwig XVI. Er schien stets auf das Aeusserste der Königin
zugethan und gerülirt über ihre traurige Lage und trug mir
auf, dem Grafen Mercy Alles mitzntheilen, was ich aas Ver-
sailles erfahren könnte.' * Auch auf Malmesburv, der den Etb-
herzog am 5. December sprach, machte derselbe den günstigsten
Eindruck: ,Well mannered and speaking to the porpose,* ver-
merkt er Ober ihn in sein Tagebuch.^
Am 31 . October wurde der Sejour in Laeken aufgehoben, '
and der Erzherzog bezog das wiederhergestellte Palais royal
' Fenen II, 81. Wiener Zeitang, Beilage Nr. 64.
■ Wiener Zeitung 2*37.
* Delmotte mn MArim Christine. Bmxelles, le 13 »eptembre 1793. Orig.
«ig. A.-A.
* Enberaog Carl an Heraog Albeit le IS septembr« 179S. Orig. «ig. A.-A.
* Enheno^ Carl an den Kaiaer. Brfisiel, den 36. September 1793 Orig.
eig. Delmotte an Maria Cliriatine. Broxellea, le 3 oetobre 17M. Orig. JL-A.
* Aag«ard 908.
' Malttiesbory. Diaries aod correap. m, 15.
Bolfiim notar ilor OeaenlXstlhklUTMiktft BnbMWf CirU (17M, I7»4).
in BrUssel. ' Vielleicht hing es mit der veränderten Lebens-
weise, vielleicht aiicli mit dem tiefen Eindrucke, den auf ihn der
tragische Ausgang der Königin von Frankreich machte,* zu-
sammen, dass der Erzherzog bald daniach (Anfangs November)
fieberkrank wurde, so dass er genötliigt war, einige Tage das
Bett zu hüten. In dem betreflFenden Briefe an den Kaiser geht
niimlich zwar der Erzherzog, der es überhaupt nicht liebte, die
Regungen seiner Seele zu erschliessen, mit wenigen Worten
über die erschütternde Katastrophe seiner kilniglichen Tante
hinweg, indem er blos bemerkt, dass er die übliche Hoftrauer
angeordnet habe;' dass aber das Ereigniss ihn heftig bewegte,
dafür ist wohl Augcard ein zuverlässiger Zeuge, so ungerecht
auch sein Urtheil über Mercy lautet, mit dem er sich auf Carls
Wunsch zur Rettung der Königin in Verbindung gesetzt hatte,
der ihn aber ziemlich trocken abgefertigt haben soU.*
^ Zwar erholte sich auch diesmal Carl Imid wieder — schon
m 5. November verhess er zum ersten Jlulc das Bett* — und
Beine Genesung rief in Brüssel die grösste Freude hervor.*
Man beging sein Namensfesf nachträglich, am 12. November,
mit einem Hochamte, einer Illumination und einem Festspiele
im Theater du Parc, betitelt: ,L'Hommage de Bruxelles', dem
ein anderes Stück: ,Les ycux de l'amour et du hazard' folgte.'
Auch wurde aus diesem Anlasse die Statue des Prinzen Carl
wieder aufgerichtet. Aber von den gewöhnlichen Ausflügen zur
Armee war wohl in Anl>etracht des Gesundheitszustandes Carls
and der bereits vorgerückten Jahreszeit nicht mehr die Rede.
> D<iliDOtte an Mjiriii Cliristine. Rrnxellra, le 31 oetobre 1793. Orig. A.-A.
' Mettemich an Traiittmansdorff, le 4 nnvembre 1793. CVipie.
' Entbenog Carl nn den KHiser. lirilssel, den äü. Ootobrc. Orig. eig.
* Aiigeard 208. Vorgl. aber Vivenot-ZeU»berg III, 276. Nr. 177 und 330,
Nr. 802. Kacourt II, 418 ff. 426 ff.
* Metteniicb an Trauttniansdorff. Bnuelles, le II uoTembrc 1793. Orig.
Dolmotte an Maria Christine. Bntxelle«, le 6 novembre 1793. Orig. A.-A.
* Detmott« an Maria Chriatine, le 14 (novembre) k 10 beuroa du «oir. Orig.
A.-A.
' Das Festspiel ist gedruckt (A.-A.) und betitelt: ,La nouvelle Dibutade,
Boui^uet |>onr le jour de St. Clisrle«, fete de i^. A. R. I'archiduc Charles,
gouvenieur des Pays-Bas. Exicute dans la salle du Parc, dovaut 8. A. R.,
le mardi 12 novembre 1792. I'ar Mr. de Beaiinuir, k Bruxellea. Che«
J. L. de Bonbers, imprimenr libraire 1703, 8*.'
64
Tt. AlibaolliUK: t. Zaiiibsrg.
y. Die StelluniB: des Erzherzogs als General Statthalter
Im Allgemeinen. — iSein VerhHItnlss zu den Stünden
und zu Metternifh.
Wir kennen bereits die Stimmung, in iler Erzherzog Carl
die Stattlialterscliart der Nicderhimle iibenmlim; wir wissen,
■wie ungern er seinem militärischen Berofe entsagte, um sich
einer Thittigkeit zu widmen, der er sich nicht gewachsen wjlhnte,
und die ilim durch die Voraussicht, dass es zu neuen unfrucht-
baren Kämpfen mit den Ständen von Brabant kommen werde,
von vorneherein verleidet wurde. Und diese Stimmung beherrschte
ihn auch in der Folge. Beweis dessen sind zahlreiche Briefe
desselben an vertraute Freunde, namentlich aber an den Kaiser,
in denen er sich mit einer fdr sein Alter bemerkcnswerthen
Klarheit und Klugheit über die Vorgänge in dem ihm anver-
tiiiuten Lande aussprach, aber auch deutlich zu erkennen gab,
dass er sich ebensowenig als in seinem häuslichen Leben in
dem ihm übertragenen jwlitischen Wirkungskreise glücklich
ftlhlte, ja dass er schon durch die erste Berührung mit jenen
unerquicklichen Verhältnissen angewidert und entmuthigt wurde,
und daher den Wunsch, seiner Aufgabe so bald wie möglich
wieder enthoben zu werden, duichschimmera liess.
Tieferbliekendcn entging diese Stimmung nicht. ,Ich glaube
wohl,' schrieb am 22. Juni Feltz, der frühere Staats- und Kriegs-
socretAr, an ihn, ,dass in gewisser Beziehung zu dem, was gegen-
wärtig gescliic'lit, das General-Gouvernement wenig Aixzichungs-
kraft für Eure königl. Hoheit haben dürfte. Ihre Seele ist zu
gross, Ihr Genie zu erhaben, Eir Urtheil zu gesund, um nicht
so manche der Verfügungen zu beklagen, die in Ihrem Namen
crflosscn sind, gegen die Würde und gegen die wahren Inter-
essen der Krone'. '
Besonders bcmerkcnswerth aber t^ die anflinglicho Stim-
mung des Erzherzogs ist ein Brief, den er ungefUhr einen
Monat nach seinem Amtsantritte an den Kaiser richtete. Der
Brief liegt uns nicht blos in dem an den Letzteren abgesandten
Originale in deutscher Sprache vor; ausnahmsweise hat ihn der
' Felis an Erzherxog Carl. Ma^triclit, lu '22 jiiin 1T93. Ortg. eig. A.-A.
B<l(ieD nnl« der 0«aenlttettlultenc1ikft Enhcnog CirU (ITM, I7M).
55
Erzherzog zuerst in französischer Sprache concipirt und diesen
Entwurf dem Grafen Mercy vorgelegt, der denselben mit eini-
gen Bemerkungen in Bleifederschrift versah, die eine spätere
Hand vor der Gefahr des Verwischen» dadurch bewahrte, dass
sie dieselbe nachträglich mit Tinte nachzog.'
Das Schreiben ist, wie gesagt, wenige Wochen, nachdem
der Erzherzog die Statthalterschaft angetreten hatte, verfasst. Es
könnte daher auf den ersten Blick wohl befremden, dass er,
ohne zuvor Erfahrungen auf diesem Gebiete gesammelt zu haben,
sich bereits anheischig machte, sein Urtheil über die innere
Lage Belgiens abzugeben. Allein wir dürfen nicht übersehen,
dass Carl nun schon seit längerer Zeit in Belgien weilte, und
da«s er sich daselbst keine Gelegenheit, seinen politischen Blick
zu schärfen, entschlüpfen Hess. Wenn er nun überdies den Ent-
wurf jenes Schreibons einem so erfahrenen und kundigen Manne
wie Älercy zur Pi-iUung vorlegte, so zeigt dies, mit welcher
Vorsicht und Bescheidenheit er auch in diesem Falle zu
Werke ging.
,Du hast von mir verlangt,* so lautet der merkwürdige
Brief, ,dass ich Dir die Wahrheit und meine Art, über die
Affaireii dieses Landes [zu denken], schreiben solle. Erlaube
mir einige Bemerkungen, so ich in dem kurzen Zeiträume eines
Monats, so ich erst hier bin, gemacht habe. Das Land war
in drei Parteien gethcilt: die der Stände, der Royalisten und
[der] Demokraten. Die erste war die beträchtlichste, und man
hat sich vorgcnommon, selbe zu gewinnen. Man hat den Ständen
in den strittigen Punkten nachgegeben, und ich glaube, dass
dies nöthig war, um die Ruhe in dem Lande wieder herzu-
stellen ; alle Verbrechen, so während der Revolution begangen
worden, ha.st Du verziehen, und dies macht Deinem Herzen
und Deiner Grossmuth ?]hre; endlich hat man alle Diejenigen
vom Gouvernement entfonit, so der ganzen Nation verhasst
waren. Dies Opfer war für das öffentliche Wohl nöthig, und
bisher, glaube ich, wird Niemand Ursache haben, sich zu be-
perationen des Gouvernements zu tadeln.
klage
Ope
* Erxbercog Carl an Kram II. BrUiwel, den 18. Mai 1793. Orig. in deutccher
Sprai'hß im SL-A. Der ebenfoll» eif[enliiiii<ii|;e franzn»i8che Entwtirf im
A.-A. Die Raniihcraerkiingen Meri-y's werden nachstobond in den Annior-
kvngren mit^elheilt.
66
VI *k
«> E*iitt«rit
Allein hier sollte man sich aufhalten und nie einer Partei er-
lauben, sich zu rühren oder den Kopf zu heben. Die vergan-
.genen Verbrechen hilttc ich verziehen, aber nie die Dienste
^vergessen, welche Diejenigen geleistet, so dem Souverän zuge-
than waren, für den sie ihr Glück, ihr Hab und Gut aufge-
opfert haben. Dem Publicum muaste man Gleichgiltigkeit flir
alle Partf'ien zeigen; allein durch die Erfahrung unterrichtet,
wer ehrliche Leute und wer Spitzbuben' sind, sich deren be-
dienen, ohne diese zu Verstössen. Da die Departements sozu-
sagen directe dem Souveriln ziigehören und in seinen Diensten
stehen, so sollte man diese mit ehrlichen, dem Souverän zuge-
tlianen Leuten besetzen, und denen wenigen Intriguanten, so
nicht den Wunsch der Nation ausdrücken, und welche so lange
schreien werden, bis nicht der Souverän lauter ihrige Croaturen
in seine Dienste genommen liaben wird, sollte man ewiges Still-
schweigen auferlegen. Die Magistrate* sollten aus Personen
von allen drei Parteien zusammengesetzt werden, um siel» gegen-
seitig im Gleichgewichte zu erhalten, und gewiss hätten sie dann
dem Souveriln und dem Lande gut gedient [und wftren ihm]
nützlich gewesen. Die Pensionärs der Stände, welche diese
leiten, müssen geschmeichelt, ihnen Gnaden und Belohnungen
hoffen gemacht werden, dann und wann [rauss manj etwas fiir
sie thuD, sie immer anhören, sich aber nie in ihre Arme werfen,
nie [sollten] sie um Alles zu Rathe gefragt werden, in Allem
gefolgt werden. Dies war nach meiner Meinung der Weg, wel-
chen man einschlagen sollte, gewiss wäre er von Statten ge-
gangen, wenn man zu gleicher Zeit durch eine noVjle Stand-
haftigkeit den Ständen über alle übrigen Forderungen, so sie
hätten machen können, den Mund gesperrt hätte. Zufrieden,
die Constitution und über die strittigen Punkte eine ihren Wün-
schen gemässe Ekitseheidung erhalten zu haben, steht es ihnen
nicht an, dem Souverän vorzuschreiben, wa.s er thun, wen er
in seine Dienste nehmen oder nicht nehmen solle u. s. w. Allein
wer wird sich jemals trauen, standhaft femer mit den Ständen
zu reden und zu handeln, wenn man nicht sicher ist, von Wien
' Im fniuOsuchen Entwürfe: fripung.
* Dmu Mercy am Rande des franzöBitchen Entwurfes; ,niesure iufinimont
juste et Ia seule qoe les Provincea aient demand^ a la rentr^ de 1 790.'
Belgien ooter der Oenenlttatthalterscbaft Enheraog C«rU (1793, 1794). 57
aus unterstützt zu werden? Anstatt nach denen Grundsätzen zu
handeln, so ich hier angeführt habe, hat man gerade das Gegen-
theil gethan. Nachdem die Constitution hergestellt,' denen vorigen
Klagen der Stände war genug gethan worden, hat man weiteren
unschicksamen Forderungen Gehör gegeben, so man gar nicht
aufkommen lassen sollte. Denn seit wann soll es Unterthanen
erlaubt sein, dem Souverän den Weg vorzuschreiben, den er
einschlagen solle, ihnen Gesetze zu geben? Man hat vielen
Personen ihre Anstellung weggenommen, weil die Stände ohne
gegründeter Ursache sagten, diese missfielen der Nation, und
dies, weil sie zwei oder drei Personen missfielen, so die Stände
leiteten. Man hat Ungerechtigkeiten begangen, um ihnen zu ge-
fallen, und erst kürzlich hat das Conseil de Brabant einen Ein-
bruch in die Constitution gemacht,* indem es den Procureur
g^neral seiner Anstellung entsetzt hat, so vermöge der ersten
Artikel der Joyeuse entröe nicht ohne einen Process und einen
darauf erfolgten Rechtsspruch geschehen kann. Endlich hat man
bei den Aenderungen der Magistrate, so eben vor sich ge-
gangen sind, nur die Pensionärs, die wüthigsten Anhänger der
Stände zu Käthe gezogen, und die Magistrate sind, anstatt ge-
mischt zu sein, blos aus Leuten besetzt, so den Ständen er-
geben sind, und so sich während der Revolution der schauer-
lichsten Verbrechen schuldig gemacht haben. Da man sich
dadurch ganz in die Arme der Stände geworfen hat, hat man
seinen Endzweck verfehlt. Man wollte sie gewinnen, man hat
sich blos ihre Verachtung zugezogen, und Royalisten und Demo-
kraten sind nun noch aufgebrachter wider den Souverän und
das Gouvernement, als es je die Anhänger der Stände waren,
so dass, wenn heute eine Revolution vorgeht, der Souverän
Niemand mehr finden wird, der es mit ihm wird halten wollen.
Was ich Dir hier schreibe, sind nicht pure Worte oder Ideen,
ich habe Beweise davon neulich gehabt, als ich zu Gent war,
wo ich einige wüthige Anhänger der Stände triumphirend, alle
' Französischer Text: la Constitution comme eile £toit sous le rigne de
Marie Thärise.
* Hiezn bemerkt Mercy am Rande des französischen Entwurfes; ,obser-
vation d'antant plus importante qu'elle pronve avec quelle impudence
on prüfend astreindre le sonverain k une Constitution qne Von n'hisite
pas de Tioler manifestement, qnand cela convient anz Etats.*
68
I«i*>k»rc
Uebrigen kber traurig und abgeschlagen gefunden habe. Lasse
Dich nicht aber die Absichten der St&nde in Irrthum föhreo.
Sie waren einmal Souveräns, kOnnen sich an den Gedanken
nicht gewöhnen, keine Macht mehr zu haben, und arbeiten be-
st&ndig daran, so viel als möglich an sich zu sieben, es mag
nun directe oder indirecte sein, indem sie die Operationen des
Gooremements leiten und sich unterwerfen wollen.'
,Dic8 ist die Lage, in welcher ich die Affiüren in diesen
Lande gefunden habe. Wir sind nun schon zu weit gegangen,
um uns zurückzuziehen, wir werden dem Systeme folgen mOssen,
so wir angefangen haben zu folgen, lud nur nach und nach
und sehr langsam uns zurScke zu ziehen [vermSgenj. Schon
hat man sich bei einem guten Drittel der Nation verhasst ge-
macht; schon schreien alle Demokraten, Royalisten, alle Die-
jenigen, so ihre Emplois Creaturen der Stände haben abtreten
müssen, über die Ungerechtigkeit; man wird ihnen müssen
nach und nach das Maul sperren, sie wieder anstellen, ihnen
Entschädigungen für den für den Dienst erlittenen Verlust ver-
schaffen u. 8. w. Allein das grosse Uebel ist schon geschehen.
Vielleicht wird es glücklich gehen, %-ielleicht werden die Stande
endlich fühlen, dass ihr Wohlsein von dem des Souveräns nicht
zu trennen ist. Allein das üebel, sich bei zwei Parteien ver-
hasst gemacht zu haben, ohne eine dritte zu gewinnen, das
Uebel, währenddem man allen Parteien ein Ende machen wollte,
der einen so viel Consistenz gegeben zu haben, dass sie alle
übrigen unterdrl^ckt und dadurch der Parteigeist immer er-
halten wird, dies Uebel, sage ich, ist schon geschehen.'
,Zum Glücke fUr Deinen Dienst und für mich schreibt
man mir Alles, was geschehen ist und was so viele Leute
schreien macht, nicht zu. Man bedauert mich im publico. Dies
ist ein junger Mensch, sagt man, der weder die Menschen,
noch die Affaircn kennt, der den Käthen, so man ihm gibt,
folgen niuss, und dem man übel rathet. Zum Glücke lieben
mich noch alle Parteien. Allein wenn die Sachen fortdauern so zu
gehen, wie sie gehen, so wird das auch aufhören, und was soll
ich thun, da ich weder die Affairen noch die Menschen kenne,
als den Käthen folgen, so man mir gibt^ und wenn man sich in
der Nothwendigkeit befindet, eine Pjirtei zu ergreifen, so den
Hass eines grossen Theiles der Nation nach sich zieht, wäre
B«lgi«tt nntar der OcoankteHhaltoneluft Enhenog CuU (119S, 1794). 59
es nicht besser, wenn ich davon befreit wäre; ist es wohl für
Deine Dienste nützlich, dass der, so dieses Land zu gouTemiren
bestimmt ist, von einem Theile der Nation verhasst sei? In
dieser Absicht,^ und da ich voraussah, wie nützlich es wäre,
dass ich nicht das Opfer der ersten Einrichtungen und Ent-
schlüsse, so man hier nehmen muss und zu nehmen müssen
glaubt, sei, hatte ich Dich gebeten, mir zu erlauben, so lai^e
bei der Armee zu bleiben, bis eine Einrichtung wäre gemacht
gewesen. Wegen dem Namen Carl, den ich ftlhre, beliebt,
hätte ich dann kommen und alle Parteien vereinigen können.
Niemand wäre wider mich aufgebracht gewesen, weil ich an
Allem, was geschehen wäre, keinen Theil gehabt hätte, und
vielleicht hätte ich die geschehenen Fehler verbessern oder ihnen
abhelfen können. Nun wird es aber bald oder spät heissen, dass
ich daran Theil hatte, da, wie ich Dir geschrieben habe, man
nun den eingeschlagenen Weg nicht ändern kann. Ein Theil
der Nation wird mich hassen, und ich werde nie im Stande
sein, das Gute zu stiften, was ich hätte thun können, wenn ich
an allem Vei^angenen keinen Theil gehabt hätte. Um diesem
abzuhelfen, sehe ich nur zwei Mittel: entweder dass Du mir
erlaubst, zu der Arm^e zurückzugehen oder eine Reise zu
machen, oder wenigstens mich so passiv als möglich zu halten.
Alles, was man mir sagt, anzuhören, den Wunsch zu zeigen,
dass Alles gut gehe, sich alle Parteien um das Wohl des Landes
zu machen u. s. w., aber nie in keine Details von Affairen
einzugehen. Denjenigen, so etwas Bestimmtes wissen wollen, zu
sagen, dass ich von den Sachen nicht genug unterrichtet bin,
hören werde, was mir die Jointe, so übermorgen ihre Sitzungen
anfangen wird, und der Minister vorschlagen werden und der-
gleichen mehrere nichtsbedeutende Ausdrücke. Dadurch werde
ich immer neutral [bleiben], und in einem schw,eren und wichtigen
Falle wird man zu mir seine Zuflucht nehmen, und ich werde
im Stande sein, einen Entschluss zu fassen, ohne verdächtig zu
sein, vom Parteigeist dazu gebracht zu werden. Ich bitte Dich,
bester Bruder, alle diese Betrachtungen wohl zu überlegen und
' Zu den folgenden Sätzen bemerkt Hercy am Rande des französischen
Entwurfes eigenbändig: ,tout ceci est d'une justesse de raisonnement saus
repliqae.'
ßO
VI. Abhftndlnni;; t. SEeistbarp.
mir dann Deine Befehle zukommen zu lassen. ... Da die Erz-
herzogin und der Herzog am Ende des Monats nach Bonn zu
kommen gedenken, so hoffe ich, wirst Du mir erlauben, auf j
einige Tage zu ihnen en visite zu gehen.'
Von derselben Gesinnung erftUlt zeigt sich ein Brief des
Erzherzogs an den Kaiser vom 1. Juni, in dem es unter Be-
rufung auf den soeben uiitgetheilten Bericht und ein, wie es
scheint, nicht mehr erhaltenes Schreiben des Kaisers vom 22. Mai
heisst: .Graf Rosenberg hat mir einen Brief von Dir vom 22. Mai
gestern überreicht. Aus dessen Inhalt ereehe icli, dass Du selbst
eingesehen hast, dass bei uns der Parteigeist wieder auflebet
und neue Wurzeln zu fa.ssen scheinet. Allein, wie kann dies
wohl anders sein, wenn man von einer Seite in Deiner Kanzlei
zu Wien Intriguanten, so von einer oder der andern Partei
dahin geschickt werden. Gehör gibt und sich von der andern
Seite einer Partei, nämlich der st.lndischen, ganz in die Arme
wirft und sich durch sie leiten läsat. Man muss sich über die
Absichten der Stände nicht betrügen; sie herrschten einmal in
diesem Lande und wollen noch immer regieren, sei es nun
geradewegs oder indem sie die Operationen des Gouvernements
leiten. Das Opfer von einigen Älillionen selbst wird ihnen nichts
kosten, wenn sie dadurch ihre Absicht erreichen und uns soj
in der Schlinge führen, dass wir uns ihrer Leitung unterwerfen
mUssen.' '
Kaiser Franz beantwortete den Brief seines Bruders in
einem Schreiben, das die Auffassung, als sei es darauf abge-
sehen, die Partei der Stände principicil zu ergreifen, widerlegen
sollte und zugleich in eindringlich<^n Woiten den jungen Statt-
halter ermahnte, nicht über die ersten Schwierigkeiten, die sich
seinem Wirken entgegensetzten, den Muth zu verlieren, sondern
standhaft auf dem ihm anvertrauten Posten auszuharren. ,Die
Bemerkungen,' schreibt der Kaiser, ,die Du mir in Deinem
letzten Briefe gemacht, sind alle wohl gegründet, und ich bin
mit Dir der Meinung, auch ganz überzeugt, dass das Land in
mehrere Parteien getheilet war. Da die Partei der Stände die
stärkste war, so musste selber, um die Ruhe herzustellen, etwas
mehr nachgegeben werden. Da aber, wie ich wünsche und ver-
• Ereheixog Carl an den Kaiser. Brüwel, den 1. Juni 1793. Orig. eig.
B«lcien anter der Genenlatattluaterachaft Enbenog Carli (179B, 17M). 61
lange, selbe bei ihren Fondamentalgesetzen, bei der Joyeuse
entr^e zu erhalten, so bin ich jedoch nicht gesinnt, von meinen
Rechten als Souverän zu weichen, und ich mtisste sehr verübeln,
wenn nicht hierauf aller Bedacht getragen und auf mein An-
sehen und Bestes gesehen würde.' Der Kaiser berührt auch
die ertheilte Amnestie. Es sei durchaus nicht seine Meinung
gewesen, dass die Uebelgesinnten in Bezug auf Bedienstungen
denen, die ihm und ihrem Dienste treu geblieben, voi^ezogen
werden sollten. Er habe nur jene nicht ganz auf die Seite ge-
setzt wissen und dadurch zu erkennen geben wollen, dass er
vergangene Fehler und ihm zugefügte Beleidigungen vergebe.
Bei allen Gelegenheiten aber werde er es sich angelegen sein
lassen, denen, die ihm stets treu geblieben seien. Beweise seiner
ErkenntUchkeit zu geben und sie vor Anderen nach Verdienst
zu belohnen. ,Du meldest mir,' &hrt er fort, ,das8 die Unzu-
friedenheit und noch wenig hergestellte Ordnung weder mir
noch Dir zugemuthet, dass Du geliebet, aber zugleich bedauert
Iriflt; weiters, dass es viel fllrträglicher gewesen wäre, erst das
Gouvernement anzutreten, wenn die Ordnung ganz hergestellet
and in Gang gebracht worden. Da äusserst den Wunsch, Dich
zu der Armee zu verfügen oder eine Reise zu machen. Auf
alles dieses werde ich Dir frei meine Willensmeinung sagen.
Ich finde dermalen Deine Gegenwart an Deinem Platze unent-
behrUch. Ich trage Dir auf, bei allen Gelegenheiten auf mein
Bestes zu sehen; ich setze mein ganzes Vertrauen auf Dich,
versehe mich auch, Du wirst wissen, durch Deine Klugheit,
gute Art sowohl mir als Dir selbst die Liebe und das erforder-
liche Zutrauen zu gewinnen. Alle Deine Aufmerksamkeit
muss dahin gerichtet sein, die Stimmung der GemUther
wohl auszunehmen, die etwaigen Factionen zu ergrün-
den;' trachte eine Wahl einiger treu und gut Denkenden zu
machen, Dich mit selben zu unterreden und zu berathschlagen.
Ertheile mir von Allem, so meinen Dienst und das all-
gemeine Beste betrifft, genaue Auskunft,* handle mit
mir aufrichtig und in dem besten Vertrauen, versichere Dich,
' Zuerst mit Bleifeder, dann mit Tinte unterstrichen. Am Rande von an-
derer Hand: k obserrer.
* Ebenso. Am Rande von anderer Hand: k avertir.
62 VI. Abliaiidliui(: T. Z*it«b*rg.
dass ich Dir bei allen Gelegenheiten mit Rath und That an die
Hände gehen und sicher von hier aus unterstützen werde. Lasse
nicht den Muth sinken und wende alles Mögliche an zu dem
Besten meines Dienstes, ja des Landes selbst. Ich muss Dir
noch einmal wiederholen, dass ich nicht zugeben kann, dass
Du Dich weiters von dem Gouvernement entfernest, und ich
ertheile Dir blos die Erlaubniss, höchstens auf 24 Stunden zu
der Erzherzogin Marie Dich zu verfügen.**
Auch Erzherzog Leopold richtete an Carl damals ein Schrei-
ben, das in herzhchem Tone und wahrhaft brüderlicher Weise dem
Zagenden Muth einzuflössen suchte. ,Ich bedauere,' heisst es in
demselben, ,Euere Lage der Geschäfte ; wenn ich Dir aber meine
Meinung als Dein bester Freund sagen soll, so erheischt eben
diese Lage Deine Gegenwart und Deine sorgfältigste Arbeit.
Man Hess Dich in dem Lande, weil man weiss, dass Du es gut
meinst, und dass Du die Nation wieder liebest. Alle Parteien
sind mit Dir zufrieden, weil sie wissen, dass Du von keiner
bist. Erhalte Dich darin, sei von keiner Partei und gehe den
geraden Weg fort. Freilich ist dies nicht leicht, aber eben diese
Auffuhrung, dieses Bestreben, das Beste des Landes zu wollen,
muss Dir die Liebe Deines Souveräns und des Landes gewinnen
und befestigen. Wenn auch gleich nicht Alles beiderseits gehet,
wie es sollte, so musst Du Geduld haben, es den Umständen
zuschreiben. Wirbelköpfe, unruhige Leute kann man nur mit
der Zeit curiren. Fehler, die von hier gemacht werden, muss
man der Entfernung, etwa auch der Unerfahrenheit zuschreiben,
überhaupt aber sich trösten, wenn man seine Schiddigkeit als
ein ehrlicher Kerl gemacht und für alle Parteien gleich den ge-
raden Weg gewandert [sie] hat. Darum glaube ich, dass, da in
einem Lande, wo so viele Parteien sind, ein Chef nothwendig
ist, auf welchen sie ihr Vertrauen haben, da sie sicher sind, dass
er sich nicht von einer gegen die andere gebrauchen wird, son-
dern das Land nach Gerechtigkeit regieren werde, Se. Majestät
Dir unmöglich erlauben könnte, eine Reise zu machen und jetzt
die Geschäfte liegen zu lassen, wo es meiner Meinung die hei-
ligste Pflicht ist. Dir alle Mühe zu geben, die Sachen zu re-
dressiren. Verzeihe mir meine Offenherzigkeit, wenn ich Dich
' Franz II. an Erzherzog Carl. Laxenburg, den (1)2. Juni 1793. Orig. A.-A.
Belipen nnCer der OenenliUtthiltenchaft Enhanog Carls (179S, 17M). 63
nicht so herzlich liebte, schriebe ich Dir nichts von allem diesem.
Ich kann Dir sagen, dass mein Bruder gar nicht dasjenige, was
Du ihm geschrieben, übel genommen hat. Er liebt, schätzt und
bedauert Dich, aber sieht auch so wie ich ein, dass er Dich
jetzt unmöglich von Deinem Amte dispensiren kann.'*
Erzherzog Carl fügte sich zwar fortan in das Unvermeid-
liche, aber seine Ansichten blieben dieselben, und ebenso auch
die Stellung, die er den Vorgängen im Innern Belgiens gegen-
über einnehmen zu müssen glaubte. ,In meinem Briefe vom
18. Mai,* heisst es in einem Berichte vom 28. Juni 1793, ,habe
ich Dir geschrieben, dass die Factionen anstatt vermindert oder
ganz verschwunden zu sein, . noch immer dieses Land theilen.
Dies bestätigt sich von Tag zu Tag. . . . Jede Provinz enthält
zwei oder drei Personen voll Geist und mit einem besonderen
Geist von Intrigue begabt Diese formiren mitsamm eine geheime
Gesellschaft, correspondiren miteinander und arbeiten alle zu
dem nämlichen Zwecke, alle Autorität an sich zu ziehen. Sie
sind es, welche das Gouvernement zu Brüssel überliefen, sich
anmassten, zu entscheiden, welche Personen dem Volke ange-
nehm oder unangenehm seien, vorgaben, unterrichtet zu sein,
was das Volk wünsche, und in alledem blos dem Triebe ihrer
Leidenschaften folgten, dasjenige als Wünsche des Volkes dar-
stellten, so ihrem Interesse gemäss war und in ihr System ein-
schlug, kurz, welche es dahin brachten, dass ihre Creaturen zu
allen Magistratsstellen ernannt wurden, sich dadurch einen thäti-
gen Einfluss in alle Affairen verschafften und das Gouvernement
zugleich so zu locken und zu gewinnen gewusst haben, dass man
glaubt, nichts ohne ihnen thun zu können. Dies sind die näm-
Uchen Leute, welche sich seit der Regierung des Kaisers Josef
allem demjenigen widersetzen, so das Gouvernement machen
will, so unter Kaiser Leopold so viele Anstände gemacht hatten,
weil man ihrem Systeme und ihrem Plane nicht folgen wollte, so
nun eine Menge Anstände gehoben [sie] haben oder wenigstens
zu heben schienen, und deren man sich bedienen musste, ohne
sich ganz in ihre Arme zu werfen, ohne ihnen blindlings zu
folgen. Sie haben ihren Endzweck erreicht und werden uns für
' Erzherzog Leopold an Erzherzog Carl. Laxenburg, den 8. Juni 1873.
Orig. eig.
64
Yl. AbtaADdlaoir: V- 2cissb«rg.
den Augenblick keine DifiiculWten machen, allein, wenn wir
einmal werden etwas Anderes thun wollen oder werden ge-
zwungen werden, etwas zu thun, was nicht in ihren Plan ein-
schlagen wird, dann werden wir entsetzliche Difficultäten, An-
stände von allen Seiten zu überwinden haben, und alle Parteien
werden missvergnügt sein, sowohl die, welche es zuvor waren,
als die, welchen man bis dahin wird gesciimeichelt haben, und
denen man nun auf einmal wird vor den Kopf stossen müssen.'
jDies ist,' so schUesst der P>zherzog, ,die Art zu denken und
zu handeln von der Gesellschaft, welche sich Alles unterwerfen,
Alles leiten will. Ich will nicht sagen, dass man sie gänzlich
auf die Seite setzen soll; man sollte sich ihrer bedienen. Viel-
leicht hätte man alle diese Leute ganz gewinnen und Dein
Interesse mit dem ihrigen verbinden können, wenn man die
vornehmsten direrte in Deine Dienste genommeu hätte. Ich
glaube sogar, dass sie gedacht haben, dass dies der Plan des
Gouvernements sei, und glaube, dass dies die Ursache ist, waioim
Rapsaet, welcher einer von den ersten tmtcr iluKii ist, die Stelle
von Consciller privi'^ nicht angenommen liat, so ilim angetragen
worden. Ihre Uauptiutrigue gelit jetzt dahin, dass die Vornehm-
sten von dieser Gesellschaft zu Pensionären der Stände in denen
verschiedenen Provinzen ei^wähiet werden, und dass sie dadurch
sich von allen Schritten, so die Stände machen werden, ver-
sichern und selbe so leiten, wie sie es mit dem Gouvernement
schon machen. Gelingt ihnen, ihren Plan auszuftlhren, so wir
nicht verhindern können, da die Wahl der Pensionärs blos von
den Ständen abhängt, so haben sie dadurch alle Autorität in
Händen und werden bald unter dem Namen des Gouverne-
ments, bald unter dem der Stände' regieren.' Erzherzog Carl
kommt unter diesen Verhältnissen zu seinem anlänghchen Vor-
satze zurück. ,Was mich betrifft, bester Bruder,' sagt er, ,glaube
ich bis jetzt ftlr das Wohl Deines Dienstes nichts Anderes thun
zu können, als bei Allem, was geschieht, passiv zu bleiben, um
mir den Hass weder von einer noch von der anderen Partei
zuzuziehen und nicht zu scheinen, an Sachen und Einrichtungen
Theil zu haben, so vielleicht bald oder spät werden geändert
werden müssen, und micli immer, wenn zu grosse Inconveuicnta
1 Im Originmie: ,dea Gouvemements*.
^iJWlieB nnUr d«r OcntnlsUnlulKneluft Enbcnog Cirli (l'ra, 17M).
65
daraus entstehen sollten, als ein neutraler Mensch ins Mittel
legen zu können. Man hat ein System genommen, man kann
es jetzt nicht ändern, nur mit der Zeit und nach und nach,
oder wenn zu ffrosse Anstände entstehen sollten, wird man viel-
leicht über verschiedene Sachen ziu*üekkommen müssen. Ich
werde indessen suchen, mir die Liebe und das Vertrauen des
Landes zu gewinnen, um im sich ergebenden Falle Dir wich-
tige Dienste leisten zu können, auf welches ich verzichten
mUsste, wenn ich jetzt zu viel Anhänglichkeit tVir eine oder die
andere Partei zeigen und zu viel Antheil an Operationen nehmen
würde, so durch eine Partei allein geleitet werden."
Anlässlich der Brabanter Kanzlcrfragc kommt der Erzherzog
auf seine Voraussagungen zurllck. ,Nun zeigt sich,' schreibt er,
was ich Dir schon einmal die Ehre gi^habt habe zu schreiben,
dass Alles gut gehen wird, so lange man den Ständen in Allem
nachgeben wird, dass aber Alles wird rebellisch werden, wenn
man in etwas ihrem Willen nicht folgen wird. Sic haben sich
von erstcrem geschmeichelt. Nun verweigern sie oder machen
wenigstens die grüsstcn Anstände mit den Lieferungen für die
Annec, so dass es neulich bei selber bald an Stroh gefehlt
Vtte, weil sie keines hefern wollten. Nun wollen sie nichts
mehr von Inauguration reden hören; kurz, nun sind wir wie-
der wie zuvor. Alles in Unordnung. Wenn je Standhaftigkeit
nöthig war, so ist es nun mehr als jemals. Sei versichert, dass
ich Alles thun werde, was von mir abhängen wird, Deinen
Dienst zu betordern. Sollte ich aber jtMuuls das Unglück haben,
meinen Zweck nicht zu erreichen, oder sollte es Dir scheinen,
dass ein Anderer besser als ich und besser flli' das Wohl des
Staates diese Stelle bekleiden künne, so bitte ich Dich durch
die Freundschart, die Du immer für mich gehabt hast, mir es
zu schreiben. Ich werde zu glücklich sein, Dir in etwas eine
Probe geben zu können, dass mir nur die Beft)rderung Deines
Dienstes und das Wohl des Staates am Herzen liegt, und dass
ich bereit bin, demselben alles Privatinteresse aufzuopfern.'*
Nicht minder interessant ist ein Brief, den damals Erz-
herzog Carl an seinen einstigen Lehrer, den Bischof Hohen-
' Enhorxogr Carl an den Knisor. Brllesel, den 38. Juni 1798. Orig. eig.
* Derselbe an dcnfielbou. BrUiuiel, den 27. Juli 1703. Orig. eig.
SiUiiu(>bi>r. •! |ihil.-bi9l. Cl. CXIVUI. IM. i>. Abli. 3
66
VI. Ahhuadlmig: v Zoiisborg.
wart, riclilete, da er clie Scliwicrigkeiten seiner Stellung noch
von einer anderen Seite als den bisher berührten beleuchtet
,Sie beurtlieilen,' schreibt er, ,meinc Lage recht (fut, bester
Freund, sie ist sehr besehwerÜch. Ein Land leiten zu müssen,
welches, noch voll vom Geiste verschiedener Revolutionen, in
Parteien getlieilt ist, und in welchem nocli ein stilles Feuer
unter der Asche glimmt, welches besonders durch unsere Nach-
barn erhalten wird, ist sehr schwer. Und was mir auch oft
sehr hart filUt, ist, Befehle aus der Entfernung von 200 i^Ieilen
aus einem Lande, wo man weder mit der hiesigen Lage, noch
mit der Verfassung dieser Provinzen bekannt ist, zu erhalten
tmd mich oft gezwungen zu selten, diese Befehle nicht aus-
üben zu können, aber sie doch manchmal ohnpeaclitct wieder-
holter Vorstellungen ausüben zu müssen, ohwolil ich von dem
Schaden Überzeugt bin, der daraus entstehen muss. Nur mit
der Zeit und mit vieler Geduld darf ich mir schmeicheln, dass
es mir von Statten gehen wird, die Kuhc vollkommen herzu-
stellen. Der Ausschlag des französischen Krieges kann, wenn
er glücklich ist, am meisten dazu beitragen.' '
Mit der Brabantcr Kauzlcrfragc, meinte BIrzherzog Carl,
werde die Ilaiiptsache geschehen sein. ,Aber,' fügt er voraus-
blickend hinzu, ,das Detail m'rd noch viele Klugheit und
Festigkeit erheischen, allen Partciungen ein Ziel zu setzen,
den Geist derselljen zu ersticken, zu belohnen oder doch Ge-
rechtigkeit zu üben gcgon so Viele, die man nicht, wie sie es
verdienten, bchandc'lt, die souveräne Autorititt wieder herzu-
stellen, die man itiaiiciimal nur zu sehr criiicdiigt hat; mit
einem Worte, wir werden noch auf lange Zeit hinaus viel zu
thun haben. Nehmen die Dinge in F' rankreich e"in gutes Ende, ■
so zweifle ich nicht, dass sich hier Alles beruhigen wird, aber
im entgegengesetzten Falle wird Alles umgestürzt werden, hier
und in allen Monarchien und Staaten Europas.' -
Es wäre indess durchaus verfehlt, wenn man aus der
Stimmung des Erzherzogs auf den Grad des Eifers schliessen
wollte, mit dorn er sich den Pflichten seines Amtes widmete.
' Encherzog Carl ao Huheuwart. Brüssel, deu 30. Octvbur 1793. A.-A.
' Erzliorzog Carl an Ilorxop Albert von Sacliscn-Tcseheii. Braxelles, Ip
26 (novembre) 1793. I.>rig. ui|^'. A.-A. Uiut Schreiben erwähnt die soeben
erfolfrta Einnsbnie von Port Lonis.
Belgien outer der GenenUUttluUerecluift Enheraog CarU (I7t)3, UM)! 67
Wie geschickt er vielmehr sich in seiner schwierigen Stellung
'£n henehmen wuaste, geht aus der unfreiwilligen Anerkennung
hervor, die ihm selbst der Feind zu zollen sich gezwungen
sah. ,Der junge Erzherzog,' heisst es im ,Moniteur*, ,spielt die
ihm zugewiesene Rolle mit Vollendung. Er behandelt mit Klug-
heit alle Parteien, er schmeichelt dem Aberglauben des Volkes
and sucht den Despotismus liebenswürdig zu machen. Mehrere
Personen haben patriotische Spenden dargebracht; der Prinz
hat sie in einer Weise angenommen, die zur Nachahmung an-
spornt. Als eine Commune ihm jüngst ein Don gratuit anbot,
nahm er die Abgesandten derselben so freundlich auf, dass sie
mit Thränen in den Augen fortgingen. Schon vei^leicht man
ihn mit dem „edlen Carl von Lothringen, dem Vater des Vol-
kes", ein Ausdruck, der ireilich auf das Alter des Erzherzogs
noch nicht passt. ..."
Man wird dies um so williger anerkennen, als dem Erz-
herzog in Mettcmich nicht blos nach dem Urtheile des immer-
hin befangenen Delmotte, der ihn geradezu als einen schwa-
chen Mann, der nach der Pfeife der Stände tanze, bezeichnete,*
sondern auch nach der übereinstimmenden Ansicht aller ein-
sichtsvollen und wohlmeinenden Augenzeugen ' ein Minister zur
Seite stand, der neben manchen vortrefflichen Eigenschaften
gerade diejenige, deren er vor Allem bedurft hätte, ziel-
bewusste Festigkeit, nicht besass.
,Ich ftlrchte, dass der bevollmächtigte Minister, begabt
mit den schätzbarsten moralischen Eigenschaften, einer Auf-
gabe, die über seine Kräfte geht, imterUegen wird. Er wird
von Trauttmansdorff gequält, der ihn sehr hart behandelt; man
setzt ihn unter die Vormundschaft eines sehr kleinen Areopags,
der aus einigen aus Wien gesandten Personen besteht, welche
den Ständen sehr ergeben sind. Diese gewinnen an Raum auf
Kosten der souveränen Autorität, die sich bald auf nichts re-
ducirt sehen wird. Der Erzherzog sieht entweder selbst ein
oder Andere zeigen ihm, dass man ihm die Statthalterschaft
> Moniteur, le 22 mai 1793, Nr. 142, pag. 611.
» Delmotte an Marie Christine, le 1", 2», 3 juillet 1793. Orig. A.-A.
Vergl. auch dessen Brief an dieselbe vom 7. Juni ebenda.
' Vergl. das äusserst scharfe Urtheil Erzherzog Johanns Ober ihn bei
Kronea, Aus Oesterreichs stillen and bewegten Jahren, S. 141.
6»
68
TL AUtauilliuig : r. Z*ii«b«tg.
verleidet; er sucht sieb also fernzuhalten von Allem, was ge-
schieht, und das wird einen Zustand herbeiführen, den man
sehr schwer zu heilen im Stande s»iin wird/ '
Aber auch iu Wien war man über die Thfttig^keit Metter-
nich's nichts weniger als entzückt Wenn schon ein Fremder
wie Craufort, zunächst allerdings nur von den Stfinden von
Brabant, bemerkte, sie seien so unempHinghch für die Gefahr,
als wäre Frankreich 100 Meilen entfernt von ihnen," so ist es
begreiflich, dass man in Wien den Mangel an Enthusiasmus
flir die Sache des Kaisers auf das Tiefste beklagte. Man war
geneigt, einen Theil der Schuld daran auf den Minister zu
w&lzen, und tadelte vor Allem dessen fortgesetzte Nachgiebig-
keit gegen dii- Stände, die doch nicht die gehoflFten Frlichte
bringe. Aber auch die Rückstände, die sich Mettemich in
seiner Amtsgebahrung zu Schulden kommen liess, sowie die
Eigcnmächügkoit, mit der er hftutig in directem Widerspruch
zu den Intentionen des Kaisers zu Werke ging, gaben zu den
bittersten VorwUri'en Anlass.
ümsomehr verdient es betont zu werden, dass zwar der
Erzherzog sich die UnabhUngigkeit von dem Minister zu wah-
ren wusste, wie es denn Überhaupt aufmerksamen Beobachtern
nicht entging, dass derselbe sich nicht mehr so nachgiebig wie
firüher zeigte,' dass er aber nicht etwa gleich seiner Tante ein
principiellcr Gegner Mettemich's war. Wenn auch mit Vielem
von dem, was geschehen war, nicht einverstanden, suchte er
doch auch den unverkennbaren Verdiensten seines Berathers
gerecht zu werden. ,Er besitzt,' schreibt Carl, ,das Vertrauen
von allen denen Leuten, so die Stünde dirigircu, er erhält viel
dadurch, was wir sonst nicht erhalten wUrden, und man kann
ihn in der jetzigen Lage der Sachen nicht genug soutcuiren.' *
»Gewiss ist er,' heisst es ein anderes Mal, ,cin grundehrlicher,
diensteifriger und unermüdeter Mann, arbeitet Tag und Nacht
und opfert sich ganz dem Dienste auf'"" .Gewiss ist er,' hei«
* Meri'y an Tlmtnit Bnixelle«, le i« mai 1793, bei Vivenot-Zeissbergj
m, »3.
' Audcluid III, 137.
' Delmott« an Marie Christine. Bnixelles, le 26 uovembre 1793. Orig. A.-A.
* Enhertog Carl .in Franz II. lirüsiel, den I.Juli 1793. Orig. oig.
' Enhenog Carl au den Kaiser. Brüssel, den 1. Juui 1793. Uriir. aig.
Belgien ont«r der Oeneralstettlialterscbaft Enbenog Carls (1793, 1794). 69
es bei einer dritten Gelegenheit, bei der ihn der Erzherzog
geradezu wider Vorwürfe des Kaisers in Schatz nimmt, ,der
ehrlichste Mann von der Welt, und ich bitte Dich fUr das
Beste des Dienstes, ihn in diesem Augenblicke zu schonen.
Er besitzt das Vertrauen des grössten Theiles der Nation und
besonders der Stände, und er ist dadurch in diesem Augen-
blicke der Einzige, welcher uns aus der Verwicklung heraus-
ziehen kann, in der wir uns befinden, weil er der Einzige ist,
in welchen die Stände Vertrauen haben. Wenn man ihn de-
goutirt und verliert, so werde ich und das ganze Gouverne-
ment in einem erschrecküchen Embarras sein, aus welchem
sich weder ich, noch was immer ftlr ein Nachfolger, den Du
mir geben wirst, wird herausziehen k()nnen.'^
Besonders der rauhe Ton, den der Hofkanzler in seinen
Weisungen an den Minister anschlug, war dem Erzherzog in
tiefster Seele zuwider. Wiederholt bat er den Kaiser, Trautt-
mansdorflf aufzutragen, den Grafen Metternich in seinen Briefen
etwas mehr zu schonen. ,Man hat ihm in zwei oder drei
Briefen hintereinander auf das Härteste mit so unangenehmen
Ausdrücken begegnet und ihm so starke Sachen gesagt, dass
ich an seiner Statt den nämlichen Tag meine Stelle (Dir) zu
Füssen gelegt hätte. Dies thut Deinem Dienste den grössten Scha-
den, verursacht ein Missverständniss zwischen denen Departe-
ments, einen Federkrieg zwischen Deinem hiesigen und dem
Wiener Ministerium, gibt einen öflfentlichen Scandal und trägt
viel bei, den Gang der AflFairen zu verzögern. . . . Graf Met-
ternich hat gewiss Fehler, und grosse Fehler begangen, allein
in diesem Augenblicke wäre es der grösste, ihn zu entfernen,
man würde glauben, dass man dadurch Alles, was bis jetzt
geschehen ist, desavouirt, Aenderungen machen will: Misstrauen,
Murren und Unordnungen würden daraus entstehen, und nie
würden wir mit den Ständen ein Ende machen, so in ihn
allein ihr Vertrauen setzen. Der Brief, den Graf Trauttmans-
dorff auf Deinen Befehl an Metternich geschrieben, ist vortreff-
lich, man macht darin den ewigen Nachgiebigkeiten, so man
bis jetzt für die Stände gehabt hat, ein Ende und bestimmt
Grundsätze, auf welchen man festhalten soll. Man wird sich
• Erzherzog Carl an den KaiHer. Brüssel, den 20. Juli 1793. Orig. elg.
70
Tl. Abbuidlanf : t. Eciaikarg.
gewiss daran halten, nur bitte ich Dich inständigst, immer dar-
auf Rücksicht zu nehmen, dass man nur nach und nach und
nicht auf einmal von dem einmal angenommenen .System, in
dem man sclion so weit vorgegangen ist, ziu-Uckkommen kann.' '
Auch in dem gereizten Briefwechsel, der sich zwischen Metter-
nich imd Trauttmansdorff über Dumouriez entspann, ergriff der
Erzherzog für jenen das Wort* und erreichte auch, dass zwar
der Kaiser über Metternich's Benclunen in diesem Falle noch-
mals seine Missbiliigung aussprach, aVier zugleich versprach,
dass Invectivcn und Beleidigungen wider Metternich fortan ver-
mieden werden wllrden, sofern auch er derselben sich enthalte. "
Noch spiitcr, zur Zeit der Anwesenheit des Kaisers in Belgien,
ergab sich ein ähnlicher Zwischenfall, in dem auf die Inter-
vention des Erzheraogs der Kaiser neuerdings und diesmal auf
das Strengste den Federkrieg seiner beiden Minister untersagte.*
Diese wicdcrli ölten Beweise gütiger Gesinnung bUcben
nicht ohne Eindruck auf Metternich. Zu Anfang des .Jahres 1794
wollte dieser seine Stelle niederlegen, wohl aus Verstimmung
über die Angriffe, denen er neuerdings in der Brabanter
Kanzlerfrage ausgesetzt gewesen war; nur die Vorsteiiungen
des Erzherzogs bewogen ihn damals, wie er selbst bemerkt,
von diesem Vorhaben abzustehen.'' Er mochte wohl all dessen
eingedenk sein, als er in dem Augenblicke, da er Brüssel ftlr
immer verliess, an den Erzherzog schrieb: ,Seien Sie über-
zeugt, dass ich als den schönsten Augenblick meines Lebens
jenen Moment erachte, in welchem mich glücklichere Zeiten
wieder zu teurer kiinigl. Hoheit f^lhren werden; denn ich bin
entschlossen, in der schwierigen Boamtenlaufbahn, die ich seit
23 .Jahren verfolge, nur unter der Bedingimg aiiazuharren, dass
dies unter Birer Leitung der Fall ist.' '' Und die gleiche Ver-
' Erzherzog Carl xn den Rainer. Brfl»<al, den 2(1. Juli 1793. Oiig. eig.
• Derselbe an denselben. Brüssel, den 12. Augnsl lldH. Orig. eig.
• Frani II. an Erzhentog Carl. Laxenliuri;, den H. Anglist 1793. Orig. eig.
A.A.
• Met;temi<-h an Err.berzng Carl. Bnixelles, le 30 niai 1794. Orig. eig. A.-A.
und Antwort des Erzhertogs.
■ Metternich an Erzherzog Carl. Beurath (Ba;rrenth?), le 26 aoftt 1794.
Orig. eig. A.-A.
" Mettomich an Erzherzog Carl. Bnixelles, le 3 jaillet 1794. Orig. eig.
A.-A.
B«lgi«i nnter der a«nenlststtbtlt«nchsn Erdunog CuU (ITM, 1794). 71
Sicherung kehrt auch in einem Schreiben wieder, das er, bereits
auf der Reise nach Wien begriffen, an den Erzherzog richtete. *
Erzherzog Carl hatte, obgleich ihn sein Beruf als General-
statthalter an Brüssel kettete und er nur ab und zu sich in das
Hauptquartier begeben durfte, auch die Vorgänge auf dem
Kriegsschau'^latze nie ans dem Auge verloren, und seine Briefe
an den Kaiser sowohl, als an den Herzog Albert beweisen, dass
er ein scharfer Beobachter und Beurtheiler derselben schon in
jungen Jahren war. In Folge dieses Umstandes und der meist
zutreffenden kritischen Bemerkungen, mit denen der Erzherzog
die Vorgänge im Felde begleitete, erheben sich jene Briefe zu
Geschichtsquellen von nicht zu unterschätzender Bedeutung. So
^aubt man das Urthcil eines modernen Kri^sschriftstellers ^ zu
vernehmen, wenn sich Carl über den Angriff auf das Cäsar-
lager folgendermassen äussert: ,Die Operation gegen das Cäsar-
lager war an sich gut, doch glaube ich, dass, wenn wir ihn
mit grösserem Nachdrucke (rapidit^) unternommen, wenn wir
die fi«nzösische Armee sofort verfolgt hätten, als sie sich aus
ihrer Position zurückzog, wir sie hätten schlagen xmd für das
ganze Jahr ausser Stand setzen können, sich im Felde zu be-
haupten, was ja der Zweck dieser Operation war. Indem wir
dies nicht vermochten, haben wir einen Monat mit Märschen
und Gegenmärschen verloren, und der Feind kann heute, wenn
er will, seine alte Position wieder einnehmen. Das war die Ur-
sache der Zerwürfnisse, zu denen es zwischen dem Prinzen von
Hohenlohe und dem Herzog von York kam. Ijctzterer wollte
den Feind verfolgen, da aber Ersterer es nicht wollte, blieb
dem Herzog von York nichts übrig, als die Verfolgung mit
einiger englischer und hannöver'scher Cavallerie auszuführen.
Unsere Truppen blieben auf ihrem Platze, ohne jenen zu fol-
gen und ohne sie zu unterstützen, obgleich der Herzog von
York dem Namen nach die ganze Colonne commandirte. Dies
und ausserdem das rauhe Wesen des Prinzen von Hohenlohe,
der, obschon der rechtschaffenste Mann der Welt, nicht auch
der höflichste ist, verbunden mit dem grossen Unterschiede,
den man in Allem zwischen ihm und Mack findet, gab Anlass
■ Metternich an Erzherzog Carl. Beurath (Bayreuth?), le 26 aoüt 1794,
Orig. eig. A.-A.
• Vergl. Witzleben, Prinz Friedrich Jo»ia« von Coburg D, 268 ff.
VI. Akbiodlniif : t. Zfliibctg.
ZU Klagen und wird ihm, wio ich tXirchte, Unannehmlichkeiten
bereiten/ *
Nicht minder interessant ist, was Erzherzog Carl über die
bevorstehende Belagerung von Maubeuge, die bekanntlieh fehl-
schlug, bemerkt. Jlan sieht ei seinen Worten deutlich an, dass
er zur Ansicht Clerfayt's, * Hohenlohe's und Tauentzlen's neigte,
welche vielmehr die Belagerung von Landrecies empfahlen.
Letztere thaten dies, weil sie die Belagerung von ^laubeuge
für schwieriger erachteten. ' Anders der Erzherzog. ,I.Andrecies,'
bemerkt er, ,ware für uns und die gemeine Sache der wich-
tigste Punkt. Es ist ein Platz der zweiten Linie, wir wären
dadurch im Stande, in weitem Umkreise zu fouragiren und das
Land in Contribution zu setzen. Landrecies würde als Vor-
posten fUr JIaul>euge und Le Quesnoy dienen, doch fllrchte ich,
dass die Engländer, denen ihr Interwsse mehr als das gemein-
same am Herzen liegt, von der Belagerung von Diinkirchen
nicht ablassen, und dass wir uns dazu werden entsehliesscn und
dies schwierige Unternehmen noch vor den Winterquartieren
ins Werk setzen müssen. Dann werden wir einen Corden von
Plätzen haben, um unsere l>elgischen Provinzen vor feindlicher
Invasion zu decken; wenn wir aber fortfahren, auf dieser Seite
zu agiren, so werden wir noch zwei Linien von Festungen vor
uns finden, alle Schwierigkeiten, die wir bisher hatten, werden
sich von Neuem zeigen, und wir werden weniger Glitte] be-
sitzen, sie zu besiegen, als wir in diesem Jahre hatten. Diese
Revolution und dieser Krieg sind von allem Andern ganz ver-
schieden; man kann nichts vorhersagen und das Ende nicht
voraussehen. Kommt der Kaiser, so wird er Vieles selbst sehen,
was er nicht weiss oder was man ihm unter einem falschen
Glesichtspunkte darstellt.* ■*
Um 80 tiefer beklagte er den Ausgang der Belagerung
von Maubeuge. ,Gott gebe!' ruft er aus, ,das8 wir bald durch
' &xhenof^ Carl an Herzog Albert Bnixellea, oe 8 septembre 1 793. Orig.
eig. &.-.K. Vorgl. Witzlebeii, a. a. O. II, 264, dessen Angaben biedurcb
eine willkoiiiinene Rrgänsung o<lt?r vielmehr Widerlegung erfaliren.
* Vergl. Fersen U, 97. Nach diestoiu war aber auch Rohenlolio dagegen.
* Vergl. Witxlebcn a. a. O.
* Erzhoreog Carl an Heniog AlberL Bmxelles, ce 10 octobre 1793. Orig,'|
eig. A.-A.
BtlgicB BDter der OcunUUtthaltenebsn Enlwnog Carli (1788, I7M). 73
einen Sieg diesen Schandflecken auswetzen. Ich glaube gewiss,
wir können nichts Besseres thon, als den Feind aufzusuchen
und uns alle Mühe zu geben, ihn mit Vortheil anzugreifen, wo
wir dann ihn ohne Zweifel schlagen werden/ * ,Man weiss,*
klagt er ein anderes Mal, ,gewöhnlich nicht, wo sich die feind-
lichen Streitkräfte befinden; sie werden plötzlich erscheinen da,
wo wir sie am wenigsten erwarten, und das kann uns recht
übel bekommen.'*
Erzherzog Carls Bemerkungen beschränkten sich übri-
gens nicht auf den belgischen Kriegsschauplatz; auch die Vor-
gänge am Oberrhein zieht er in Betracht. Er bezeichnet es als
einen grossen Fehler, dass Wurmser den König von Prenssen
an dem Angriffe auf Saarlouis gehindert habe. ,Die Einnahme
dieses Platzes hätte das Trier'sche und Luxemburg'sche ge-
deckt, unsere Verbindung mit Deutschland abgekürzt und ge-
sichert, und die preussische Armee würde gute Winterquartiere
an der Saar gewonnen haben. Statt dessen theilen wir unsere
ErSAe, wenn wir sie hätten vereinigen können, und statt der
reeOen nnd sicheren Vortheile, die wir uns hier verschaffen
konnten, suchen wir sehr wenig sichere an den Ufern des
Rheins. Das ist meine Ansicht, wenn ich auch hier nur wenig
in der Lage bin, darüber zu urtheilen.'* Ebenso tadelte er
Wormser's Absicht, Strassbnrg zu belagern. ,Ich halte das für
eine schlechte Speculation, auch ist die Jahreszeit bereits zu
weit vorgerückt und seine Armee nicht stark genug zur Be-
lagerung dieses Platzes. Saarlouis ist für uns der wichtigste
Punkt, und man vernachlässigt diesen über eine Chimäre.'*
lieber Frankreich befindet sich in den Briefen des Erz-
herzogs aus jener Zeit folgende bemerkenswerthe Aeusserung:
yin Frankreich wird die Confusion immer ärger, und Gaston
scheint das Uebergewicht zu bekommen. So glücklich das für
uns ist, nnd so sehr es wahr ist, dass das das einzige Mittel
ist, um einen König wieder auf den Thron zu bringen, so
wenig muss man sich doch darüber betrügen. Was immer für
* Erzherzog Carl an den KaUer. Brüssel, den 20. October 1793. Orig. eig.
' Erzherzog Carl an Herzog Albert. Bruxelles, ce 11 noTembie 1798. Orig.
eig. A.-A.
* Derselbe an denselben. Bmxelles, ce 8 septembre 1793. Orig. eig. A.-A.
* Derselbe an denselben, le ö octobre 1793. Orig. eig. A.-A.
74
TT. AbliMnfltnnR ; v. Zetftib«rf.
eine Partei die Oberhand erhalten wird, so wird sie ans gc*
immer feind sein, keine wird leiden wollen, dass wir Eroberun
gen über Frankreich machen, und sollten sie sich anch für den
Aufrenbliek durch eine grosse Uebermacht gezwungen sehen,
nihig zu bleiben, so werden sie doch immer wieder suchen,
was man ihnen wird abgenommen haben, mit Frankreich wie-
der zu vereinigen.' '
Unermüdlich war der Erzherzog, soweit sein Einfluss
reichte, in der Theilnnhnie ftlr die Armee. .Es würe Überflüs-
sig,' schreibt gelegentlich Mettcrnich, ,dcm durchlauchtigsten
Generalgouvemeur zu empfehlen, sieh der Witwen und Waisen
der braven Soldaten zu erinneni, die in diesem Kriege sterben,
da dieser Prinz auf das EifiTgst<.' beflissen ist. dass die Gnaden-
bezeigimgen am rechten Platze ertheilt werden, namentlich, wie
es recht und billig ist. so viel als möglich an Personen dieser
Kategorie.* *
Unter Anderem gab die mangclh.afte Verpflegung der
Verwundeten zu mancherlei Klagen Anlass. Nicht selten blieben
sie in Brüssel stundenlang auf den Wagen liegen, allen Unbilden
der Witterung ausgesetzt. In den Hospitälern mussten of^ «w«
Verwundete in einem Bette untei^ebracht oder auf den Fo»-
boden oder auf Stroh gelagert werden, und Stimden vergingen,
bevor sie einen Verband erliielten.-' Es war eine Folge davon,
dass im Spital zu Brüssel allein von 3000 Mann tüglich 2s bis
30 Mann starben, was bei der allerdings aidTallend grossen
Gesammtzalil von 14.(H)0 -15.000 Blessirten und Kranken im
Lande eine proportioneiJe tiigliche VerlustzifFer von löT) Mann
ergab.* Der Zustand der Spitäler hatte daher schon seit länge-
rer Zeit die Aufmerksamkeit des Erzherzogs auf sich gelenkt
Gehörte sie auch nicht in sein Ressort, sondern in jenes des
Generalcommandos, so wendete er ihr doch den regsten Eifer
za. Ein Hauptübclstand war die geringe Anzahl von MilitSr-
Chirurgen. Er bat daher den Kaiser, Chirurgen aus Wien za
senden, und richtete an das Generalcommando die Anfrage, ob
es zulässig sei, den Militär- Civilchirurgen zuzugesellen, sofern
' Erzherzog C»rl an den Kniiier. Brüssel, den -21. Juli 1798. Orig'. «if.
* Metternifh an Trautlmansdorff, le 8 novembre 1793. P.-H.
* TranttraanadorfT an Metternich. Vienne, le S novembre 1703. OrifT-
* Enhenog Carl an den Rainer. Brüsiiel, den Ib. November 1T9S. Orif ei|:.
Belgien sn««r der Oeneralstattbaltenetaaft Knherzog Cirb (1793, 1794). 75
diese aus der Civilcasse bezahlt werden würden. Freilich hatte
bei der Eifersucht der Militärchirurgen, welche trotz der notori-
schen Uebelstände und trotz ihrer ebenso notorisch ungenügen-
den Anzahl behaupteten, dass die Kranken ganz gut versorgt
und sie selbst für den Bedarf ausreichend seien, diese Mass-
regel nicht den gehofften Erfolg.
Ein besseres Verständniss für seine Intentionen fand der
Erzherzog diesmal bei den Ständen, namentlich jenen von Bra-
bant, die unter dem Eindrucke der Depesche vom 15. November^
einen Theil des Zuchthauses von Vilvorde auf eigene Kosten
zu einem Militärhospital für etwa 1200 Kranke adaptirten und
überdies für dessen Erweiterung eine freiwilKge Subscription
veranstalteten, die einen günstigen Fortgang nahm, nachdem
sich der Erzherzog für zehn Plätze an die Spitze gestellt hatte.
Ueberdies that sich eine Anzahl von Brüsseler Bürgern unter
dem Brauer Van den Esse zusammen, um den bürgerlichen
Concertsaal als iCrankendep6t einzurichten, während auch die
Beggarde (Bogards) in Brüssel,* deren Zahl sehr zusammen-
geschmolzen war, einen Theil ihres Conventes zu einem Hospital
für 600 Personen zur Verfügung stellten.*
Das Beispiel von Brüssel, wo bald drei angesehene Btlr-
ger als Opfer ihrer Nächstenliebe am Spitalfieber starben,^ fand
Nachahmung an anderen Orten.* Auch zu Namur veranstal-
tete man Subscriptionen für die Militärhospitäler der Stadt.*
Antwerpen erbot sich, 1000 Kranke zu übernehmen. Nur in
Löwen sträubte sich die Universität, drei ihrer Collegien^ zu
dem gleichen Zwecke zu überlassen, indem sie die Gefahr vor-
schützte, die sich daraus fOr die Gesundheit der studirenden
Jugend ergeben wüi'de, ein Argument, dessen Gewicht selbst
Mettemich zugestand. Anders der Erzherzog, welcher der An-
' S. nuten.
* Ueber deren Convent, Wanters III, 478.
* Delmotte an Maria Christine. Brnxelles, le 26 novembre 1793. Ori^. eig.
A.-A. — Metternich an Trauttmansdorff. Brozelles, le 25 novembre 1793.
* Metternich an Tranttmansdorff. Bruxelles, le 12 mars 1794.
' Schon früher (31. März 1793) hatte man den Kapnzinerconvent zu Atb
in ein Militärhospital verwandelt. Annales du cercle archöol. de Mons
XV, 628.
' Mettemich an Tranttmansdorff. Bmxelles, le 18 janvier 1794. Otig.
' Die Colleges de Bay, de Winckel und des Veterans.
TT. AhbudlUbg: t. Ze!t«1>i!tg.
sieht war, dass in diesem Fallf der Humanität jede andere
Rücksicht weichen müsse und dalier unnachsichtig auf die
Riluniun^ der GebHude drang. ' Er handelte hierin unter voller
Billigung der Bürgei'schat't und der Stünde. Dass die Proviso-
ren der in Betracht kommenden (JoUegien der ihnen drohenden
Gefahr durch die rasche Voi'nalirae von Bauten zu begegnen
suchten, die deren Werth von 12.000 auf 40.000 fl. erhöhte,
deren Fassungsraum aber beträchtlich minderte, hatte zur Folge,
dass das Gouvernement an dem Kntsclihisse, die f!ollegien in
Hospitäler zu verwandclu nur nocli entschiedener festhielt."
Freilich vermochte bei dem besten Willen der Erzherzog
nicht allen Uebelstilnden zu begegnen, denen dtircli die Be-
schaffung geeigneterer Hilumlichkeiten nur zum Tliede abge-
holfen wurde, denn es traten noch manche andere und noch
viel beti'übendere Erscheinungen zu Tage. So fiel der Nach-
lass der in den Militiirliosjjitillern Verstorbenen gcwölmlich den
KrankenwKrtern zu, woraus sich die Härte und Nachlllssigkeit
erklürte, mit welcher die Kranken von diesen behandelt wur-
den. Es gab Chirurgen, die nicht einmal von den Elementen
ihrer Wissenschaft Kenntniss hatten. Mit Thriluen in den Augen
sprachen die Aerzte davon; einer derselben, Dr. van Leenpoel,
überreichte Metternich eine darauf bezügliche Denkschrift. Es
waren das, wie Metternich mit Recht bemerkt, Uebelstilnde,
denen nicht das Gouvernement, sondern nur die Militärverwal-
tung begegnen konnte.
Der Erzherzog unterliess es nie, sich verdienter (.Vticiere
anzimehmen. Die betreffenden Briefe an den Kaiser sind auch
insofern von historischem Interesse, als in denselben hie und
da von Waffenthaten der Empfohlenen die Rede ist, die sich
unter seinen Augen zugetragen hatten. So heisst es von dem
Grenadierhauptmann Grafen Gyulay: ,Ich war Augenzeuge, da
er von meiner Brigade war. Er hat sieh so brav aufgeführt,
dass Keiner braver thun kann. Den 22. (März), als sein Batail-
lon gesprengt war, hat er 40 Mann, iind das ohne Befehl von
Niemand, gesammelt, den Feind freiwillig attaquirt, repoussirt,
alle gesprengte Mannschaft zusammengerafft, auf den Feind
' Hettemicb sn Trauttmansdorff. Bnucelloi, la U (ivrier nvi. Orig.
- TrauttniÄnsilorff iiii Mctternicli. Vinniie, le 20 mant 1794. Ori(t.
Belgien unter der OenetklsUUliElteneliaft Enherwg Cerle (1T9S, ITM). 77
noch einmal losgegangen, ihn bis in Lfiwen und aas Löwen
herausgejagt. Den 19. vertrieb er auch freiwillig, ohne Befehl
von Niemand den Feind um Tirlemont und nahm ihm eine
Kanone ab. Kurz, er hat sich so distinguirt, dass er, wenn er
um das Conmiandeurkreuz einkommt — denn er hat schon das
kleine Kreuz — es ohne Zweifel erhalten wird.* . . . Und in-
dem ihn der Erzherzog zur Beförderung empfiehlt, fUgt er bei:
jGynlai ist selbst so modest, dass er mich gar nicht darum an>
gegangen und den Schritt, den ich gemacht habe, gar nicht
weiss." Auch fllr den Oberst Mylius und den Obristwacht-
meister Branowaczki, die Anspruch auf Auszeichnung zu haben
glaubten, legte er sein mächtiges Ftlrwort ein. 4<^h kann Ihnen
die Gerechtigkeit leisten, dass beide, besonders aber der Oberst
Mylius, so lange sie unter meinem Commando standen, sich
überall hervorgcthan und dieser beständig ein detachirtes Corps
sor allgemeinen Zufiriedenheit commandirt hat." Ein anderes
Mal gilt seine Empfehlung dem Obersten De Vay von Ester-
hizy-Husaren. ,Du hast an ihm sowohl einen kreuzbraven Sol-
daten, als auch einen OfBcier, welcher sehr geschickt und sehr
in allem dem, was zum kleinen Krieg und zu den Vorposten
gehört, zu brauchen ist. Die Art, mit welcher er voriges Jahr
unseren Rückzug von Lüttich bis Köln deckte, unsere Vor-
posten während des ganzen Winters commandirte, den Vortrab
der Avantgarde durch die Campagno fUhrte und sich am 13.,
15., 16. und 18. März besonders hervorthat, wo er dann auch
leicht blessirt wurde, haben ihn bei der ganzen Armee bekannt
gemacht und den Beifall aller Generals und des Prinzen Co-
burg selbst zugezogen, und ich muss ihm die Gerechtigkeit
leisten, dass er, so lange er an mich angewiesen war, sich
überall distinguiret und oft durch einen schnell gefassten Ent-
schluss und durch Thaten, so er von sich selbst gethan, ohne
Befehl zu erhalten, zu dem glückUchen Fortgang vieler Affairen
beigetragen hat'^
Als die Regimenter Royal Allemand, Saxe und Berchiny
in den kaiserlichen Dienst übernommen wurden, nahm sich
' Erzherzog Carl an deu Kaiser. Qui6vrechain, 19. April 1793. Orig. eig.
* Derselbe an denselben, Urilssel, den 16. Norember 1793. Orig. eig.
* Derselbe an denselben. Brüssel, den 8. December 1793. Orig. eig.
78
VI. ibhudlnng : v Zcisabotg.
Ei"zhei-zog Carl der vielen dadurch brotlos gewordeneu CMTfi-
ciore an und unterstützte aufs wärmste die Bitte derselben,
welche dahin ging, dass man sie wenigstens als supernumerär
bei den Regimentern flihre und ihnen Fourage und Brot-
portionen zuweise, während die in den Kegimentem beibehal-
tenen <)fficiere sich anheischig machten, sich in die Lühnung
mit ihren einstigen Kiimei-aden zu theilen. , Diese armen Leute,
80 sich aus Liebe fUr ihren König aufgeopfert haben, meist
deutsche imd gewiss brave Leute sind, verdienen gewiss eine
Rücksicht, besonders da das dem Aerarium gar nicht zur Last
fallen wird.' '
Ebenso unterstützte Erzherzog Carl die Bitte der einsti-
gen Hauptleute Lualdi und Dumont, die 17iH) anlilsslich der
Uebergabe der Citadeile von Antwerpen an die Rebellen cassirt
worden waren und denen später im Gnadenwege eine Pension
von je 300 Gulden zugestanden worden war, um Zuerkennung
der Hauptraannspension, da Erkundigungen, welche über sie
bei ihren einstigen Kriegskameraden eingezogen worden waren,
in Bezug auf ihre Unschidd ziendich günstig lauteten. -
Um so strenger ui-lheilte Erzherzog Carl in all den Fäl-
len, wo es sich um die Aufrechthaltung militärischer Disciplin
und Ehre handelte. Als sich die Stände von Hennegau und
Flandern ftir zwei OfKciere,'' weiche die kaiserliche Armee
verlassen und bei den Patrioten Dienst genommen hatten und
in Folge dessen kricgsräthlich zum Tode verurtheilt worden
waren, verwendeten, sprach sich der Erzherzog entschieden
dagegen aus, in diesem Punkte nachzugeben, ,da es bei der
Armee den übelsten Eiudi'uck machen würde, wenn Ofliciere,
so ihren Eid gebrochen, desertirt, Gassen bestohlcn, wider ihren
Souverän gedient haben und in cilKgic aufgehangen worden,
sollten begnadigt werden.' ,Blos die Ehre macht,' ftlgt er hin-
zu, ,dass unsere Oflicicrc gut dienen, nimmt man ihnen diese
Triebfeder weg oder schwächt man sie, so wird imscre Armee
oben so schlecht als alle anderen.'* Eben deshalb lehnte er
' Eraliereog Carl an ttoii Kaiiter. Köln, den 13. Uomuug 1798. Orig. tag.
' Metteruicb an Trauttuiansdurff Uruzelles, le 24 mai 1798. Copie.
* S. unten.
* Enhonog Cnrl au den Kaiser. Brassal, den S7. November 1798. Orig.
Big.
Belgien onter der OeoenlstuttluUerechaft Enkeraog CuU (1793, 1794). 79
die Befürwortung des neuerlichen Ansuchens, das La Marck um
die Verleihung des Generaltitcls an den Kaiser richtete, ab.
,Ich habe versprochen, Dir die Sache zu schreiben, aber unter-
statzen kann ich diese Bitte nicht. Sollte es geschehen und ich
hätte es empfohlen, so würde ich mir einen Vorwurf zu machen
haben und die ganze Armee würde Über mich aufgebracht sein.' *
Niemandem unter allen OfHcieren der Armee wendete der
£rzherzog lebhaftere Theilnahme zu als dem auch sonst von den
Zeitgenossen vielbewunderten Obersten v. Mack, den er wieder-
holt als seinen Lehrmeister in der höheren Kriegskunst bezeich-
nete. Desto tiefer verletzte es auch ihn, als nach den grossen Er-
folgen, von denen der Beginn des Feldzuges von 1793 begleitet
gewesen war, dem Verdienste die Krone versagt zu bleiben
schien, und um so schmerzhcher empfand er es, als Mack in
seiner Verstimmung die Functionen eines Generalquartiermeisters
niederlegte und, nachdem er von einer Wunde, die er bei dem
Angriffe auf Famars davongetragen hatte, geheilt worden war,
den Kriegsschauplatz verlicss, um den Kest des Jahres auf einem
Gate in Böhmen zur Wiederherstellung seiner allerdings schwer
erschütterten Gesundheit zuzubringen. So nachhaltig war der
Eiindruck, den damals Mack auf den jungen Erzherzog übte,
dasB dieser, als der ELrieg im weiteren Verlaufe des Jahres 1793
eine minder gUnstige Wendung nahm, auf ihn als den Retter
in der Noth hinwies.
VI. Reorganisation der Aemter des Cloarernements.
Die erste Aufgabe, welche neben der nothwendigen Ein-
richtung des erzherzoglichen Hof haltes an den Generalstatthalter
und dessen Minister herantrat, war die Neubesetzung der Aemter.
Denn in missverständlicher Deutung seiner Instruction hatte
Mettemich das frühere Gouvernement, nämlich die Conseils
collatöraux und die Chambre des comptes, vollständig aufgelöst
und dies durch die Bemerkung zu motiviren gesucht, dass über
eine Massrcgcl, von welcher Alle insgcsammt betroffen wür-
den, sich Niemand beschweren könne.*
* Erzherzog Carl an den Kaüer. BrUssel, den 21. Juli 1793. Orig. eig.
' Mettemich an Trauttmanwlurff, le 20 man) 1793. Vergl. Trauttnuuudorff's
Waianngen vom 86. März und 2. April.
VI. AbhAadlaag : r. Zeiisbtrf.
Withrend aber Mettemich sich mit VorschJilgen bezüglich
der Neubesetzung nicht beeilte, hatte der Kaiser bereits auf die
ersten Siegvsnachrichten aus Belgien über die beiden wichtigsten
Posten des Gouvernements verfügt. Der Chef Präsident Crumpipen
(der Jüngere*) und der Staats- und Kriegssecretär Feitz waren
vor Allem jene Miluner, bezüglich deren man der denselben un-
gtinstigen ötfentiichen Jleinung Keclinung tragen zu sollen glaubte.
Crumpipen, der durch 36 Jalne in verschiedenen Stellungen
dem Staate die wichtigsten Dienste geleistet, hatte bereits selbst
im Januar Mettcrnich zu Wesel mundlich um seine Entlassung ge-
beten und am S. März, angesichts der bevorstehenden Rückkehr
des Ciouvcmcmeuts, von Köln aus diese Bitte auf schriftlichem
Wege wiederholt." Kr war dadurch dem Auftrage an Mettcrnich*
zuvorgekiimmen, der ihn in schuncnder Form, unter Aussicht auf
gUnstige Pensionsbedingungcu und auf anderweitige Verwendung
zu diesem Entschlüsse veranlassen sollte. Und ganz dasselbe war
bezüglich Feltz' der Fall.* Auch dieser hatte sich stets durch
Eifer und Anhänglichkeit an die Regierung hervorgethan, aber
auch seine Enthebung wurde von der (öffentlichen Meinung' ge-
fordert, da sie ihn als das Haupt jeuer sogcnaunteu Chrisline-
schon Partei bezeichnete, deren Streben darauf gerichtet sein
sollte, dem früheren Statthaltcrpaarc wieder zu seiner Stellung
zu verhelteu, ein Vorwurf, den Feltz in einem Schreiben an Erz-
herzog Carl mit der zutreffenden Bemerkung zu entkräften im
Stande war, dass es ihm, falls er wirklich der Intriguant, als
den man ihn hinstellte, gewesen wäre, wohl willkommener hätte
sein müssen, unter einem jugendlichen Slatllnilter zu dienen als
unter einem Generalgouvcmeur, dem vieljährige Erfuhrung zu
Gebote stand.* Auch er halte eine elircuvolle Dien.sl/,eit von 27
bis 28 Jahren hinter sich und demnach ebenfalls Anspruch auf
rücksichtsvolle Behandlung.
Diese wurde denn auch ihm und Crumpipen imtheil. Zum
Chef und Präsidentcm des geheimen Käthes aber wurde Fier-
lant, bisher Präsident des grosen Käthes zu Mecheln, zum
' Henri Hennan Werner Franifoü Aotoiue Cr. h. Biogr. uatiouale.
' Cnimpipen an Mettomich. Cologfne, le 8 mors 1793. Copie.
• TrnuttinBiisdorff »n Mettemich. Vienue, le 6 mar« 1798. Orig.
♦ Ebenda.
' Feltz an Erahonog Carl. Mnstricht, le 31 join 1793. Orig. eig. A.-A.
Belgien unter der Oenenlstatthaltenohkft Enheraog Cirls (1793, 1794). 81
Staats- und Kriegssecretär der geheime Rath M Ulier und zu
Fierlant's Nachfolger im grossen ßathe zu Mecheln der Staats-
und geheime Rath Le Clerc ernannt.
Was den geheimen Rath (Conseil priv^) betraf, so wurde
von dessen früheren Mitgliedern De Aguilar in Ruhestand
versetzt und sollte De Reuss nicht mehr in Betracht kommen.
Dagegen wurden der Exconseiller von Brabant, Robiano, und
der Pensionär der Chätellenie von Oudenarde, Rapsaet, für den
geheimen Rath in Aussicht genommen. Demnach sollte dieser
Conseil zunächst aus den früheren Mitgliedern: dem älteren
Limpens, Le Vieilleuze, De Berg und Van der Fosse, von denen
jedoch Berg stets kränklich war, und aus den neu hinzutreten-
den Mitgliedern Robiano und Rapsaet bestehen. Robiano sollte
die Ernennung zur Entschädigung . für die Verluste dienen,
welche er wegen seiner AnhängUchkeit an den Hof im Jahre 1787
erlitten hatte, dagegen die Ernennung Rapsaet's, der sich zur
Ztäi der Revolution nicht tadellos verhalten hatte, als ein Opfer
gelten, das der Kaiser dem Lande, und zwar zunächst der
Provinz Flandern bringe.*
Da indess weder Robiano noch Rapsaet in den geheimen
Rath eintreten wollte,* sah sich endlich Mettemich zu Qegen-
Torschlägen veranlasst, wobei er von dem Grundsatze ausging,
dass man auf die verschiedenen Provinzen Rücksicht nehmen
und sich bei der Wahl an Personen halten müsse, die ,das Ver-
trauen' des betreffenden Landes, oder sagen wir vielmehr jenes
der Stände besässen. Eben weil sie dies Vertrauen nicht zu ge-
messen glaubten, hatten Rapsaet und der von dem Minister in
Aussicht genommene Flandrcr Mulliä, Grefiier zu Courtray, ab-
gelehnt. Bei Baron Josef Bartenstein, dem einstigen Conseiller
von Brabant, stiess er auf denselben Widerstand. Doch wusste
ihn Mettemich zu bewegen, einer etwaigen Ernennung durch
den Eäüser Folge zu leisten, und der Minister hoffte, dass der
Entschluss Bartensteiu's, der sich im Volke des grössten An-
sehens erfreute, auch auf Rapsaet und Andere günstig zurück-
wirken werde. Da Mettemich an dem bisherigen Status von
sechs Mitgliedern festhalten zu sollen glaubte, da jedoch von
' Trauttmaunsdurff an Mutteruiuh. Vienne, le 11 man 1793. eig.
' Mettemich an Traattmausdurff. BruxelleB, le 19 avril 1793. Copiu.
Sittaa(>ber. d. pbil-hut. Cl. CXXVlll. IM. (!. Abb. t>
tn. AMMrilui;-. T. Z«isik«r(.
den früheren Mitgliedern Le Clerc, nunmebr Präsident des
Orand-Conseil, der StaatssccretÄr Müller, ferner Van der Fosse,
der um seine Entlassung gebeten hatte, Aguilar und Berg, die
im Auftrage des Hofes pensionirt werden sollten, nicht in Be-
tracht kommen konnten, demnaeli der Consoil auf zwei seiner
fi-llheren Mitglieder, den illtci'cn Limpens und Vieillcuze, zu-
sammensclmunpftc, von denen aber auch der Letztere sich um
die durch den Tod Popin's erledigte Prilsidentschaft von Toumay
bewarb, so waren flli* den Kall der Gewährung dieser Bitte,
und falls, wie Metternich es wünschte, Berg vorläufig noch auf
seioem Posten belassen wurde, vier Stellen zu besetzen, für
welche er Bartcnstoin, Kapsaet oder eventuell einen anderen
Flandrer, Du Rieux aus Hennegau und den ehemaligen Pen-
sionär der Stände von Namur Petit-Jean de Prez in Voi-schlag
brachte. '
Nun wünschte mau aber in Wien, dass in Anbetracht der
Menge rückstilndiger Geschäile, die der Conseil privö aufzu-
arbeiten habe, derselbe aus sieben MitgUedern bestehen möge,
von denen sechs sofort in Activität zu treten hiitti'n. Und wenn
auch der Kaiser die Auswahl der Individuen im Allgemeinen
dem Minifiter anheimstellte, so begleitete Trauttmansdortf doch
die PersonalvorschlUge des Letzteren mit verschiedeneu Oegen-
bemerkungeu. Eben wegen der zahlreichen (Jeschätto, -welche
demuäclist zu erledigen seien, wünschte er nicht, dass Berg dem
Conseil lemerhin angehöre, er bedauerte aber aus eben diesem
Grunde, dass V^an der Fussc um seine Enthebung nachgesucht
habe, und wünschte, dass man denselben veranlassen möge,
wenigstens vorläufig noch im Amte zu verbleiben. Gegen Petit-
Jean machte man seine prononcirten Anschauungen* geltend
und schlug statt dessen für Namur deu Pcnsiuntir der dortigen
Stände Fallou vor.' Auch Bartenstcin's Ernennung tlösste Be-
denken ein, <la man sieh uieht dem Vorwurfe der Vereinigung
der wichtigsten Aemter ia ileii Händen einer Familie aussetzen
wollte, der insoferne erhoben worden konnte, als die beiden
Bartenstein mit dem neuen Chef et President, dem Tresorier
' Metternich lui TreiittmausdurfT, lo 23 iiiai und lo 3 juiii 17U3. Copie.
* Dca principee uu pou outr^«.
• Traiittni.iniidorff an Mutteruicli. Viennc, le H juin 1798. Orig.
Belgien unter der QoDerulstattbalterschaft Enbereog Carls (1793, 1794). 83
general (De Sandrouin) und dem Staatssecrctär verwandt waren.
Das siebente Mitglied des Conscil privö sollte den höheren Justiz-
tribunalen entnommen werden, und man wies auf den Rath an
dem Conseil von Hennegau Antoine hin.
Mettemich bestand . indess auf seinen Vorschlägen und auf
der vorläufigen Beschränkung des Conseils auf sechs Mitglieder,
da es schwerfalle, auch nur diese Zahl ausfindig zu machen.
Er bat daher nochmals, dass man Berg vorläufig belassen möge,
da Van der Fosse bei seiner erschütterten Gesundheit zu länge-
rem Verbleiben im Conseil nicht zu bewegen und es, um nicht
den Zusammenhang der Geschäfte zu verlieren, nöthig sei, dass
wenigstens vorderhand einige der frttheren Mitglieder beibehalten
wtirden. Gegen Fallen machte Mettemich sein jugendliches Alter
geltend. Neuerdings betonte er die Nothwendigkeit, die Mitgheder
des Conseil priv^ aus den verschiedenen Provinzen zu wählen,
namentlich legte er Werth auf die Vertretung Luxemburgs, da
die Eigenthilmlichkeiten dieses Landes denen, die nicht daselbst
gewohnt, wenig bekannt seien, und da in diesem AugenbUcke
der Conseil priv4 einen sehr befähigten Beisitzer an dem Staats-
rathe Le Clerc verliere. Auch hielt der Minister den Vorschlag
Petit-Jeans aufrecht, den er gegen Verleumdung in Schutz nahm.
Er schlug also neuerdings ausser dem Chef et President und
den Käthen Limpens (l'aine), Vieilleuzc und Berg zu Räthon:
Du Rieux, Bartenstein und Petit -Jean vor. Die früheren drei
Secretäre, darunter ein supernumerftrer, und die Subaltem-
beamten sollten wieder eingesetzt werden.'
In Wien trat man zwar auch jetzt noch fiir eine Ver-
stärkung der Mitgliederzahl des Conseil privö ein; auch tadelte
man, dass Mettemich bei dieser Frage nicht die Conferenz zu
Rathe gezogen habe.* Doch ehe noch diese Weisung nach
Brüssel gelangen konnte, war hier der Conseil privö bereits in
der von Mettemich zuletzt vorgeschlagenen Zusammensetzung
reactivirt.' Am 28. Juni nahm der Erzherzog die Eidesleistung
' Mettemicli an Traiittmaii.sdorff. Bruxelles, le lö juin 1793. Cupie.
* Tranttmansdorff an Mettemich. Vienne, le 27 jnio 1793.
* Dersolbo bestand aus: Fierlant alfi Präsidenten, dem älteren Limpens,
Vieilleuze, Do Tlluvu, Do Berg, Du Rieux, Bartenstein und Petit-
Jean.
Ö*
84
Tl. MihAudlsug ; *. Z«isftboTK.
des neuen Chef et President entgegen.' Am 1. Juli Morgens
trat der Conscil privö selbst zusammen und wurde von dem
Minister mit einer passenden Ansprache eröffnet. Aguilar schied
aus dem Conseil prive. und das Gleiche stand bezüglich De
Vieilleuze's zu erwarten, falls ihm die Präsidentschaft des Con-
seils von Tournay zutheil wurde.
Die neue Besetzung des Conseil prive wurde nachträglich
von dem Kaiser genehmigt, dagegen blieb der Antrag Metter-
nich's, aus diesem Anlasse Aguilar, Limpens und Le Vieilleuze
den Titel von Staatsriithen zu verleihen, vorläufig unerledigt.
Die weitere Ergänzung des Conseil privd, wie sie der
Kaiser wünschte, wurde erst im folgenden Jahre (17SI4) in An-
griff genommen, wobei, wie bei der Ergänzung der Conseils
collat^raux überhaupt vor Allem auf jene Personen Rücksicht
genommen werden sollte, die in letzter Zeit auf Verlangen der
Stünde aus ,unfruchtbarer Gefälligkeit' gegen dieselben pen-
sionirt worden seien. *
Dem Herkommen gemäss wurden die eingelaufenen Ge-
suche, darunter jene der frülieren Conseillers am Conseil von
Brabant Merex und Bois 8t.-Jean und de.s Advocaten am Con-
seil von Luxemburg, Franck, zunächst (2. April) dem Conseil
priv«5 selbst zur Aeusseruug zugesan<U, sodann letztere der Con-
ference zu weiterer Berichterstjittung mitgetiicilt.
Das Gutachten des Conseil priv6 ging von der wohl ganz
zutreffenden Betrachtung aus, dass es, sowie jederzeit, nament-
lich auch unter den gegenwärtigen Verbältnissen von der grössten
Bedeutung sei, dass eine Körpei-schaft, in deren .Schoossc An-
gelegenheiten der Legislative, der Justiz und der höheren Polizei
des ganzen Landes verhandelt würden, mit Männern besetzt
werde, welche sich bereits in anderen Aemtern bewährt hätten
und die zugleich allseitig Achtung und Verti'auen genössen.
Daher habe man stets mit Vorliebe verdiente Mitglieder der
höheren Gerichtshöfe, begabte Beamte des Gouvernements oder
geachtete Pensiotiäre der Stände oder der Städte in Vorscldag
Munit«ur Nr. l'.)8. Doch fillirt dur Ubrigeiu wenig vorläasliclie Ckleudrier
de la conr vuu 1794 uuuli nuch d'Aguilar uud Ruusg nn.
» Mouiteur Nr. 1U8.
* Tranttmansdorff an Metternich, le II, le 15 rnnr« 1794. Orig.
B«lgi«n unter der Oenenlstattbaltencbaft Erabenog Carla (1793, 1794). 85
gebracht. Auch darauf habe man geachtet, dass nicht zu viele
Mitglieder einer und derselben Provinz entnommen, vielmehr
bei der Auswahl die vorzüglichsten Provinzen und die verschie-
denen Justiztribunale in Betracht gezogen würden, um sich so
die genaueste Kenntniss der mannigfachen Gesetze der ver-
schiedenen Provinzen zu sichern. Daher glaubte der Conseil
priv^ sich nicht lediglich auf eine Begutachtung der einge-
reichten Gesuche beschränken, sondern auch sonst im Kreise
der Tribunale und Magistrate Umschau halten zu sollen, zumal
es bekannt sei, dass die ausgezeichnetsten Mitglieder der letz-
teren in der Regel nicht petitionirten, wenn sich ihnen nicht
zuvor Aussicht auf Erfolg erschlösse.
Auf Grund dieser Erwägungen schlug der Conseil privi
(Berichterstatter de le Vieilleuze) den Conseiller am Conseil
von Brabant, Charlier, und den Conseiller am Grand conseil von
Mecheln, Pouppez, vor, von denen jener ein ebenso genauer
Kenner der Geschichte, Gesetze und Gewohnheiten von Brabant,
als dieser in den Gesetzen und dem Herkommen namentlich
Flanderns bewandert und beider Landessprachen kundig sei,
und von denen der Letztere noch in der BlUthe der Jahre
stehe, während gegen den Ersteren nichts als sein Alter geltend
gemacht werden könnte, wofern man nicht wUsste, dass er sich
einer festen Gesundheit erfreue. Für den dritten Platz schlug
der Conseil priv6 einen Flamänder vor; zwar wusste er selbst
nicht eine geeignete Persönlichkeit ausfindig zu machen, nament-
lich nicht unter den Mitgliedern des dortigen Conseils; doch
schien ihm unter den dortigen Magistratspe^-sonen der ConseiUer
pensionnaire des Franc de Bruges Sola die meiste Eignung zu
besitzen. Gegen Mercx und Bois St. -Jean machte man geltend,
dass beide Brabanter seien. Da nämlich ausser dem Chef et
President bereits zwei Conseillers geborene Braban5ons waren
und das Gleiche von Charlier galt, dem der Berichterstatter
jedenfalls den Vorzug vor jenen Beiden gab, so war der
Conseil bereits zur Hälfte aus Brabantem zusammengesetzt.
Ausserdem wendete man gegen Mercx und Bois St. -Jean ein,
dass beide nur kurze Zeit im Conseil von Brabant gesessen,
und dass die Art ihres Eintrittes in den Conseil von Brabant
im PubUcum Misstrauen erregt habe, das, so ungerecht dies
auch sein möge, doch auch auf den Conseil privö sich aus-
Tl. iblnDdlniig : t. Zoistbfirf.
dehnen würde, ßills sie demselben als Mitglieder angehörten.
Franek endlieh zog man giir nielit ei*nstlich in Betracht, da
er blos kurze Zeit Richter erster Instanz in Luxemburg ge-
wesen sei.
Der Referent der Conferenz Robiano pflichtete im Ganzen
dem Vorschlage des Conscil jmve bei. Namentlich stellte auch
er Charlier, mit dem er selbst seit 1768 im Conseil von Brabant
gesessen hatte, das günstigste Zeugniss aus; wohl habe er, fUgte
Robiano bei, seither manchen Tadel wider denselben vernommen,
doch wisse er nicht, inwieweit derselbe begründet sei. Beson-
deren Nachdruck aber legte der Berichterstatter auf die Kennt-
niss der vlUmischen Sprache, da sonst in Folge der vielen Ein-
gaben in diesem Idiom die ganze Arbeitslast auf ein paar
Mitglieder falle. Sonst nannte er nur noch den pensionirten
Conseiller Bara, der seine beiden Collegen Mercx und Bois
St. -Jean entschieden überrage, aber des VlUmischen nicht mäch-
tig und zu kurze Zeit im Conseil gewesen sei, um jene Kennt-
nisse zu besitzen, die der blosse Beruf eines Advocaten nicht
schaffe. Ucberdies gelte von ihm, was der Conseil privc von
der grossen Anzahl von Brabantern in seiner Mitt'- bcnu-rkt habe.
Lannoy und Mililer gaben in der Confercnz besondere
Voten ab. Lannoy machte vor Allem darauf aufmerksam, dass
De le Vieilleuze demnächst den Conseil privc verlassen werde,
dass Do Berg, der in F^olgc dessen das Ulteste Mitghod des
Conseil prive werde, diesem erst seit 17H7, und zwar mit Unter-
brechung von fast zwei Jahren angehöre, dass endlich die zwei
übrigen Mitglieder erst seit acht oder neun Monaten dieser
Körperscluift angehörten, dass auch der Chef et President seit
etwa 17 bis 18 Jahren den Geschilften des Gouvernements
feraegestanden habe, dass also nach Abgang De le Vieilleuze 'a
es im Conseil privc'- eigentlich Niemand gebe, der auf dem Lau-
fenden der <.}cschäfte sei. Was die Vorzuschlagenden anbelangte,
war auch Lannoy der Meinung, dass der Eine darunter ein
Flandrer sein müsse. Ueber Charlior's Verdienste gebe es nur
eine Stimme, er sei wohl alt, aber noch thatkrilftig. Dagegen
beschuldige man ihn, dass er während der Unruhen Vonckist
gewesen sei und durch vier bis fünf Monate die Functionen eines
Fisrals versehen, dann aber sich zurückgezogen habe. Doch auch
angenommen, seine Ansichten seien tadellos, so sei es, meinte
Belgien anter der OenenUtatthalterscluft Enbenog CuIb (1793, 1794). 87
Lannoy, nicht zu empfehlen, ihn aus dem sowohl was Talent,
als was die Gesinnung der Mehrheit seiner Mitglieder betreffe,
ungünstig zusammengesetzten Conseil von Brabant zu entfernen.
Gegen Pouppez hatte Lannoy nichts einzuwenden. Sola sei ihm
durch seine trefflichen Arbeiten auf dem Gebiete der Mnnicipal-
administration wohl bekannt; er habe vor Allem dazu beige-
tragen, den Franc de Bniges in gute Stimmung zu versetzen,
doch sei ihm unbekannt, ob derselbe mit den Principien der
Verwaltung im Grossen vertraut sei. In Bezug auf Mercx und
Bara schloss sich Lannoy dem Votum Robiano's an.
Staatssecretär Müller hinwiderum fand, dass es überhaupt
keine Auswahl gebe. Charlier kenne er nicht; ihm genüge aber,
dass das Volk über dessen Grundsätze in Zweifel, und dass er
ein wenig zu alt sei. Gegen Pouppez hatte er nichts vorzu-
bringen. Für Sola spreche, dass er ein Flamänder sei und die
Empfehlung Maroucx', der denselben stets als einen unterrich-
teten, gemässigten, klugen Mann gerühmt, welcher mit allen
Parteien gut stehe, und gegen den die öffentliche Stimme nichts
einzuwenden habe. Müller sprach sich also blos fUr Pouppez
und Sola aus. Bezüglich der drei Couseillers von Brabant theilte
er die Ansicht des Conseil privö und meinte, dass es nicht auf
die Ersparung einer Pension ankomme, wo so wichtige Inter-
essen im Spiele seien. Unter den Competenten befand sich auch
der Pensionär der Stände von Limburg, Wildt. Auch gegen ihn
wurde, ob mit Recht oder nicht, geltend gemacht, dass er
Vonckist sei. Es sei, schloss Müller, sehr zu beklagen, dass sich
eine so geringe Auswahl darbiete, aber man müsse bedenken,
dass das Land noch immer in drei Parteien getheilt sei, und
dass man keine exaltirte Persönlichkeit selbst aus der gutge-
sinnten Partei in Vorschlag bringen dürfe. Das Alles schränke
gar sehr die Wahl ein, wenn man die Eigenschaften im Auge
behalte, die ein geheimer Rath besitzen müsse. Dazu komme,
dass man innerhalb weniger als einem Jahre den wichtigsten
und ersten Conseil des Landes vollständig erneuern müsse,
während man sonst nur höchstens alle drei oder vier Jahre ein
Mitglied ftlr den geheimen Rath zu wählen habe. Auch Metter-
nich sprach sich im Sinne Müller's gegen Charlier und blos ftlr
Pouppez und Sola aus und beantragte, den dritten Platz vor-
läufig offen zu lassen und erst später, etwa im Zusammenhange
88
Tl. Abhudlang: y, Z«ii>1itr|r.
mit der schon damals geplanten Umgestaltung der Conferenz,
Robiano auf denselben zu berufen.'
Im Mai 1794 wurden vom Kaiser ßara, Pouppoz und Sola
zti geheimen Käthen ernannt. Insbesondere sollte, wie Trautt-
mansdorff bemerkt, die Ernennung des Ersteren zum Beweise
dienen, dass man nicht auf die vergesse, welche ,der Autorität'
ergeben seien. * Und aus demselben Grunde wurde im geheimen
Rathe dem bisherigen Conseiller von Brabant Bara, den übriger
auch Metternich als einen ,sehr honneten und ftlr die Stelle sehr
geeigneten Mann' bezciclinet,^ der Vorrang vor Pouppez einge-
räamt, obgleich sonst die Conseülers am Grand Conseil, aus
deren Reihen der Letztere hervorging, im Range den Conseillers
prives so ziemlich gleich zu stehen pflegten.*
Es ist wohl als eine Folge der Besetzung des Conseil privi
mit diesen neuen Mit^liedem zu betrachten, dass endlich, am
H. Juni 1794, De le Vicilleuze auf den seit zehn Monaten ver-
waisten Posten eines President fJrand-Bailli des Conseil von
Tournay-Touniosis mit Bclassung seiner bisherigen Bezüge ver-
setzt wurde.*
Mindere Schwierigkeiten als die Wiederbesetzung des Con-
seil privö bereitete jene des Conseil des finances. Es han-
delte sich blos um Ersatz der zwei Rathe Limpens und Lannoy,
von denen Joner nach des Kaisers Wunsch nicht mehr in Be-
tracht kommen sollte,' dieser in die Conferenz übergetreten war.
' MeUernicIi «n Tranttm&nMlorflT, 30 »Tril 1794, mmint Beilagen. Derselbe
»n Erzherzog C'nrl, le 3 mai 1794. Orig. eig. A.-A.
' TrniiUmnnsdorfr an Metternich, ßmxelles, le 8 mai 1794. Orig.
* Metternich nn Ertheraog Carl, lo 8 mai 1794. Orig. eig. A.-A.
* Mettomich nn Traultmanmlorff. Brilxoll«», le S mai 1794. Tranttmana-
dorflf an Metternich. Brnxeljej!, le 9 mai 1794. Orig.
* TrauttmanwlorfT nn Metternich. Bnixelle«, le 8 jnin 1794. Orig.
* Trauttniansilorfl' an Metternich. Vieuuo, lo 21 juin 1793: ,S. M. veut bien
approuver ansai (jue le conseiller des finances Limpens reste encore em-
ploy^ provisionncllement k la jointe des terrcs contost^es, mais d'aprAa
des renseignemens qni .sont parvenus mir lea princi]ies de ce conaeiller,
l'intentinn de S. M. n'est ancunement qa'il fasse partie du comiti qa'il
pourroit etre queatlon d'6tnhlir poar l'administratioD et gouTemement
Interieur des plaoes frnn^aises A conqut^rir.' Doch schlug die Stiinniiing
in Wien siUiter isn seinen Gunsten um; denn als er sich sjinter danim
bewarb, dass seine provisorische Stellung an der Jointo des terres con-
test^ns in eine deönitive umgewandelt werde, wunle in Anbetracht ,du
Belgien xmter der OenenlatatthalteraehKtt Enfc*no( Cwli (17M, IIM). 89
Mettemich schlug fUr die eine der erledigten Stellen den Cheva-
lier Van der Dilft vor, der bereits Finanzrath war, aber bisher
nicht in diesen Conseil eingetreten, sondern blos in der Jointe
d'administration et du s^questre verwendet worden war und im
Rufe eines genauen Kenners des Zollwesens stand. Für den
anderen Posten hatte bereits Trauttmansdorff auf den Baron de
Charvet, Conseiller et maitre an der Chambre des comptes hin-
gewiesen, und Mettemich stimmte diesem Vorschlage zu. Zu-
gleich sollten die früheren Greffiers, zwei ordentliche und zwei
supemumeräre, und ebenso die Subaltembeamten wieder ein-
gesetzt werden. Vorsitzender des Finanzrathes war der Trösorier
gön^ral Vicomte De Sandrouin.
In der Folge gab gerade der Finanzrath häufig Anlass
zn Klagen Über Mangel an Subordination, die sich namentlich
in einer abfälligen Kritik jener Anordnungen des Gouverne-
ments äusserte, deren Zweck die Versöhnung der Parteien war.
Die Verhandlungen in diesem Conseil nahmen oft einen recht
stttrmischen Verlauf, und der Trösorier gön^ral war nicht immer
im Stande, den Ausbruch der Leidenschaften zurückzuhalten.
Ueber manche Gegenstände fanden überhaupt keine Berathun-
gen statt, und der Ton, in dem die Berichte dieser Körperschaft
al^efasst waren, gab wiederholt zu ernster Rüge Anlass.'
Die Besetzung der Chambre de comptes bereitete in
Folge der grossen Zahl von Bewerbern und der von denselben
geltend gemachten Ansprüche vielerlei Schwierigkeiten,* so dass
dieselbe überhaupt erst später, während der Anwesenheit des
Kaisers (20. Mai 1794), erfolgte. Dieselbe sollte fortan aus
8 Conseillers maitres, 12 Auditeurs und 2 GrefSers bestehen,
wie dies der Conseil des finances bereits 1791 vorgeschlagen
hatte. Vorläufig soUten die bisherigen Beamten an derselben
belassen werden, um die Rückstände aufzuarbeiten. Um den
Präsidenten Kulberg zu entlasten, wurde demselben der Finanz-
mitite de cet ezcellent onvrier en matiSre des finsncee' nicht nnr das
Ansuchen gewährt, sondern ihm aach Titel und Rang eines ,Con8eiller
des finances' auf Ornnd seines früheren Patentes vom Jahre 1770 be-
lassen. Trauttmansdorff an Mettemich. Vienne, le 6 d6cembre 1793.
Orig.
' Mettemich an Tranttmansdorff. Brozelles, le 7 d^cembre 1793. Copie.
* Trauttmansdorff an Mettemich. Bruzelle«, le 9 mai 1794. Orig.
VT. Alituiinanf^ : t. K^it^lier;.
rath Bartenstein als ViceprÄsident zugesellt und Letzterem Tit
nnd Rang: eines Staatsrathes verliehen. Im Conseil des Hnanccs,
wo er dem Cassenwesen vorgestanden hatte, wnirde Bartensteiu
durch den Conseiller raaitre Barbier ersetzt.'
Hingegen ist die im Jahre 1794 beabsiiohtigtc Errichtung
eines .Burejiu Ji la recette generale', in dessen Ressort vorzllg-
lich Anlehenssachen, die Assignationen k ordre und die regel-
mässig einlaufenden Dons gratuits fallen soUten, nicht mehr zu-
stande gekommen.*
Die Zusammensetzung des Staatssecrctariates, dem
nunmehr Müller vorstand, erfuhr keine wesentliche Aenderung.
Dagegen wurde die frllhere specielle Kanzlei des Statthalter-
paares nicht wiederhergestellt und die Secretüre derselben
Pistricht nnd Vieomte de Nieulant pensionirt. ''
Die sogenannte .Direction des ötudes' hatte, wie alle
Öffentlichen Institute, durch die Unruhen der letzten .lahre er-
heblichen Schaden erlitten. Sie war in Folge der Aufhebung
des Jesuitenordens entstanden, 1791 wiederhergestellt worden.
Damals hatte man in dieselbe nur zwei Assessoren ftlr das
Schulwesen aufgenommen: den ständigen SecretJlr der Aka-
demie Abbe Mann und den Pater Janssens, Mitglied des Brüs-
seler Augustinerconvents. Letzterer war aber im März 17f>2
gestorben und seine Stelle bisher unbesetzt geblieben, wUhrend
seine Functionen mit seinem Gehalte auf den Actuar Podevin
übergingen. Natürlich konnte diese Verftigung nur eine provi-
sorische sein; ja die Erfahrung der drei letzten .Tahre hatte ge-
lehrt, dass zwei Assessoren zur Bcw.^ltignng der Monge literari-
scher Arbeiten und eines Thoiles der (ikononiischen Geschäfte
der Commission nicht ausreichi>nd seien. Daher stellte die Studien-
commission selbst den Antrag auf Ernennung eines dritten Mit-
gliedes. Die Conferenz beftlrwortete den Antrag, zumal über
den mangelhaften Unterricht in den königlichen Collegien und
über die VernachlHssigung dieses Zweiges der Verwaltung all-
• Tmiittnmn'itliirff ,in MptWmich. Bnixelle."), I« aO m«i 17»4. Orip.
' TrnuttmBnsdfirff an Mpttoniich. Bnixellai, le 10 jnin 1794. Orijf.
' Note «ur la cfimposition ile U «ecriI-tÄirerip ilVUil. Uruxelle«, le 12 jiUn
1794. Metternich an Trauttniansdorff. Bnutelle», lo Ifi juiu, le 13 aoüt,
le SO se])tembr8 1793. Trauthnsnixlorfr an Mettomieti, le 10 jnillel, le
35 anfit, lo 21 soptombre 17!).).
Belgien anter der OenetsUtstthtlterschaft Erxbanog CarU (179S, 1794). 91
gemein geklagt wurde. Auch der Erzherzog unterstützte den
Antrag; wohl, meinte er, sei die Mehrbelastung der Finanzen
im gegenwärtigen Augenblicke misslich, aber man dürfe sich
nicht täuschen darüber, dass, wenn man fähige Männer für
dies Departement gewinnen wolle, dieselben entsprechend ge-
stellt werden mUssten. Auch sei nicht zu übersehen, dass der
öffentliche Unterricht ein Erbe sei, das man von den Jesuiten
übernommen, und dem der Staat bisher nur geringe Summen
zugewendet habe.
Unter den Bewerbern um die beiden erledigten Stellen
gab die Studiencommission dem bisherigen Actuar Podevin und
Huart, der 1788 — 1789 Directeur des ^coles latines gewesen
war, den Vorzug. Für beide sprach ihre umfassende Bildung,
ftbr Podevin überdies seine lange Dienstzeit, Rlr Huart seine
frühere Stellung. Allerdings wurde gegen den Letzteren ange-
ftlhrt, dass er sich seinerzeit den Ständen angeschlossen habe.
Allein man wusste keinen passenden Ersatz für ihn, wollte sich
aach den Ständen von Brabant, die sich für ihn interessirten,
ge^Uig erweisen' und ging zugleich von der allerdings sonder-
baren Ansicht aus, dass es sich ja nur um das Schulfach handle,
das darüber hinaus keinen Einfluss übe. So wurde also Podevin
zum zweiten, Huart zum dritten Mitgliede der Commission mit
erhöhten Bezügen ernannt, während die Stelle eines Actuars
dem Professor der Rhetorik an dem königlichen Colleg in
Brüssel und MitgUed der Akademie Le Broussart zu Theil
wurde.'
In Bezug auf die Besetzung der neugeschaffenen Con-
ferenz zu Brüssel war beschlossen worden, dass das eine
der Mitglieder in den Finanzen, das andere in den Qeschäften
des Conseils bewandert sein müsse. Eben deshalb konnte auch
nicht ausschliessUch auf Ständemitglieder Bedacht genommen
werden, ganz abgesehen von der Eifersucht unter den Pro-
vinzen, zu der die anscheinende Begünstigung der einen oder
der anderen Anlass gegeben hätte. Für die Finanzen wurde
' Extrait da protocole de la Conference da 26 septembre 1 793. Commimion
royale des Etndes dn 31 aoftt 1793. Bericht des Erzherzogs an den
Kaiser vom 2. Janaar 1794. (Entwarf mit Correctaren von Hüller's
Hand.)
Tt AManJlMf; r. Keif«b«rf.
Lannoy, der früher Mitglied der Wiener Jointc gewesen war,
zum Conferenzmitglicdc ersehen. Um aueh dem stiindischen
Intei-esse Kechnungr zu tragen, sollte die zweite Stelle dem
Grafen von Coloraa, Mitglied der Stände von Brabant, oder,
wenn dieser alilehne, dem Vicekanzler Van Velde angeboten
werden, oder endlich, falls dieser die durch die mittlerweile
erfolgte Demission Crurapipen's lc>dig gewordene Kanzlei-würde
vorziehen würde, Robiano in Betracht kommen.'
Da Coloma ablehnte. Van Velde (s. unten) eine andere
Bestimmung erhielt, wurde zuletzt, ausser Lannoy, Robiano in
die Conforenz berufen und diese am 22. Mai 1793 eröffnet Aus
diesem Anlasse beantragte Metternich, Beiden, sowie auch dem
Staats- und KriegssccrcUir Müller, Charakter und Bezüge von
StaatsrHthen zuzugestehen; er machte dafür geltend, daas diesen
Titel einzelne Mitglieder des geheimen, sowie des Finanzrathes
führten, deren Berichte doch fortan in der Conferenz geprüft
und entschieden werden sollten. Ffu- Müller sprach überdies der
Umstand, dass denselben Titel sein Amts%'orgänger geführt hatte.*
Doch der Kaiser gestand ihnen vorläufig blos das Gehalt zu, den
Titel sollten die Mitglieder der Conferenz sich erst verdienen.'
Vergebens wendete J[ettcrnich ein, dass Robiano bisher überhaupt
keinem Status angeliöre und keinen anderen Titel führe, Lannoy
als Finanzrath den meisten Mitgliedern des Ciouvemements nach-
stehe. Es blieb vielmehr zunächst bei jener Entscheidung.
TU. Die AmneKtie.
Neben der Zusammensetzung der obersten Hof- und Staats-
ämter bildete eine der ersten Aufgaben, die an den (ieneral-
statthalter und dessen Minister herantrat, die Publieation der
durch die Prociamation vom 2. März in Aussicht gesteUten
Amnestie. Metternich erklärte, dieselbe, wenigstens soweit sie
Brabant betraf, so lange verschieben zu wollen, bis der Erz-
herzog selbst die Zügel des Gouvernements übernehmen würde,
um ihm die Gelegenheit zu geben, seine Statthalterschaft mit
' Tranttmaiudorff an Metternich. Vienne, lo 2*2 inani 17i)8. Urif;.
* Metturnicli an Traiittjnansdorff, 23 mai 1793.
• Traiittmanfldorff an Motteriiich, le 3 juin 1703. Orig.
einem Uuadeuacte zu eröffnen.* £r licss sich in dieser Absicht
aach nicht durcli wiederholtes Dränffcn Trauttmansdorff's beirren,*
der ihm liies umsoinehr verargte, als der Kaiser den Wünschen
der Nation hatte zuvorkommen wollen, und nun aus ander-
weitigen Berichten entnahm, dass von allen Seiten gerade jene
Wünsche geäussert wurden, denen die von Metternich der
Oeffentliclikeit bisher vorenthaltene Proclamation bereits Hech-
nung getragen hatte. Man besorgte nicht mit Unrecht, dass
ober solcher Verzögerung der günstige Zeitpunkt verstreichen
und der Gnadenact die beabsichtigte Wirkung verfehlen werde.'
Allein es zeigte sich bald, dass es vielmeiir gewisse Bo-
denken waren, die nicht nur Metternich,^ sondern auch den
Erzherzog zurückhielten, die Amnestie in ihrem vollen Umfange
zu publiciren. Der Erzherzog liess letztere zunächst bezüglich
der Unruhen von 17811 und 179U, da i\lr diese in den Ubingen
Provinzen schon früher (1791) ein Ulinltcher (Jnadenuct ert'olgt
war, in Brabant,^ insofcrne sie aber die Bctliuuisten, die Deser-
teurs und alle jene belgischen Uutcrtlianen, die noch franzü-
aische Waft'en trugen, beti-af, auch in den übrigen Provinzen
bekanntgeben, stellte es jedoch noch einmal dem Kaiser an-
heim, ob die iVmnestie auch bezüglich alles dessen, was sich bei
der französischen Occupatiou zugetragen habe und zu Gunsten
derer, welche den Feind herbeigerufen und unterstützt hatten,
ausnahmslos gellen solle.
Wie er selbst bemerkte, waren es namentlich drei Gründe,
die ihm dagegen zu sprechen schienen: 1. ilass bereits jetzt die
Uebelgesinnten zurückkehrten, neue Gährung zu erregen such-
ten und die Fioffimug hegten, ihre Befreier bald wiederkehren
' Trauttmansdurd' au Mottemidi, lu 17 tuara, le 2* avril, le lü .-ivril.
* iUpoiuio dict^o par Mctternicli niix inatnu'tioiia.
* TraultiiiHiisdorfr nu Metleriiich. Vieniio, lo '10 avril 1793. Orig.
* Mcltornii-L an Kr/.ln'rx<ip Carl, 18 mar» t7y.{. Ori(|r. A.-A.
' Uii-r wurdu in der V'i>rlautlitiriing die Eiiili-itiuig di«» Aiinii.'«tiudocrt<tM
untordrUvkl, d» die iStvIle, wi.<U-li«) dii.> Aiuuo8tie sl« 8r:blu8(ist«iii der mit
deit Stauden iilier allu uuuli alritligun Punkte getrolfoueu Vur«inbaruu-
gen bezeiclineto, für lirnliant nicht pasfit«.«, no diese Veroinbaruu{;en xnm
Theile erst zu truflTen woron. Metteruidi an Trauttinaundortr. UruJiollc«,
le lö mai 1793. Da« Ainnostioducret datirt vom 17. 'April und ist unter
Anderem iiu Munit4.<ur Nr. 166 abgwlruckt; jene» für die Uetliuuiateu
03. Mai) bai Koucxrt >.<t Kin(>t, La dtfeiw« uatiouaie l, 4ö6.
04
VI. Althmudlnnff ! v Z«i9(tliorK.
ZU sehen; 2. dass die öffentlielie Meimiiig sich gegen einen der-
artigen Generaljxirdon aiisspiacli , und dass endlich 3. die
Stände, sobald siu versammelt sein würden, GcgenvorsteUiingen
zu machen gedächten. ,Ich weiss,' heisst es in der ofticiellen
Vorstellung des Erzherzogs, ,da88 ein Hauptbeweggrund ftkr
Eure Majcstilt darin bestand, dass die reactivirttn Tribunale An-
sichten hegten, die denen der tVanzösischcii Hi»voliition entgegen-
gesetzt seien, und dass man sich daher darauf verlassen dttrf«,
dass diese schon selbst für die Hiiitanlinltung weiterer Unter-
nehmungen der Uebclgesinnton Sorge tra^'en würden. Das trifft
aber nicht überall zu, da es Justiztribunale und Magistrate gibt,
die von den französischen Ideen angesteckt sind. Das hätte weni-
ger zu bedeuten, da man diese Behörden ändern kann, obgleich
ihre Pensionäre und andere Beamte iiifuiiovibcl und gerade diese
es sind, welche jene Körperschaften zu leiten pflegen. Schlimmer
aber steht es mit den oberen Justiztribunalen. Ein frappantes
Beispiel liefert die Stadt Tüurnay, wo drei Mitglieder des Uon-
seils und zwei Pensionäre als die eifrigsten Anhänger der Fran-
zosen und ihres Regimentes öffentlich bekannt sind.' '
In einem beigefügten Privatschreiben schlug daher Erz-
herzog Carl vor, die Amnestie zwar zu erlassen, aber von der-
selben die ,IIaupträdeIt\lhrcr', die dem Gouvernement wohl-
bekannt seien, auszuschliessen, denn sonst stehe die Ankunft
Van der Noot's und Van Eupcu's zu besorgen, die man hier
mit vielem Vergnügen empfangen werde.* Doch in Wien machte
die Besorgniss vor der Hückkeiir eines Van der Noot oder Van
Eupen nicht den mindesten Eindruck. Hatte doch kurz zuvor
das Gouvemement selbst Van Eupen durch Aueklaud zur Rück-
kehr nach Belgien zu bewegen gesucht.' Wenn sich dieselben,
meinte man, das Geringste erlauben würden, sei man ja im
Stande, sie sofort ,beim Schöpfe' zu fassen. Man erweise den
Beiden zu grosse Elurc, wenn man sie von der Gcneralamnestio
ausnehme.*
Auch liess der Kaiser die von seinem Bruder entwickel-
ten Gründe nicht gelten. Hätte man, so wie es in seiner Ab-
• Eralierzog Carl an d«n Kaiser. UraxülU<i), le 3 inai 1793. Entw. (Officiell).
• Deraclbe an deii»elben. Urilmel, den 6. Mai 1793. Orig. eig.
• Atickland UI, 17.
• MeUernicti an TraaUmanadorff. Bruxelles, lo II inni 1"»S.
Belgien nnter der OeneraUtatthaltenchaft Enhenog TarU (179S, 1794). 95
sieht lag, die Proclamatiou sofort nach dem Abzüge des Feindes
pubiicirt oder doch schon damals Gegenvorstellungen gemacht,
so würde man nicht in die Lage gekommen sein, jetzt Vor-
stellungen Über Anordnungen zu machen, die lange zuvor ge-
troffen worden seien. Der Kaiser biUigte, was der Erzherzog
bereits verfügt, ordnete aber zugleich die unbeschränkte Voll-
ziehung der Amnestie an.^ Das einzige Zugeständniss, das er
machte, war, dass die Proclamation vom 2. März, da ihr Wort-
laut zum Theil nicht mehr auf die gegenwärtigen Umstände
passte, umgearbeitet und erst nach Bchluss der Ständeversamm-
lung pubiicirt werden sollte.*
Indcss auch in dieser Umgestaltung scheint die Amnestie
nicht mehr pubiicirt worden zu sein. In Wien selbst kam man
später von dem früheren Standpunkte in dieser Frage zurück.
,Was,' so erklärte jetzt Trauttmansdorff, ,im Augenblicke unse-
res Einzuges gut gewesen wäre, wo die Amnestie hätte ver-
öffentlicht werden sollen, kann es vielleicht heute nicht mehr
sein, wo es mögücherweise nöthig ist, die Anhänger des fran-
zösischen Systems mehr im Zaume zu halten.' Deshalb wurde
jetzt die Amnestie für die während der französischen Occupa-
tion des Landes bcgaugcuen Excesse auf die Zeit bis zum
24. März, d. i. bis zum Einzug der kaiserlichen Truppen in
Brüssel, beschränkt, uud überdies dem Ermessen Metternich's
und der Conferenz anheimgestellt, welchen Gebrauch man von
dem Amnestieacte maclien wolle.'
Ja am 30. November ordnete Trauttmansdorff selbst die
gerichtliche Verfolgung von drei Persönlichkeiten* an, die sich
während der französischen üccupatiou mancherlei Vei^ehen
hatten zu Schulden kommen lassen. Das Urthcil sollte gefällt,
aber dem Gouvernement vorgelegt werden, um zu beurtheilen,
ob einer von denselben oder alle zu begnadigen seien. ,Da
übrigens,' schliesst die betreffende Weisung, ,die Amnestie noch
nicht einmal pubiicirt ist und vcrmuthlich auch nicht mehr
pubiicirt werden wird, darf dieser Gnadenact keinen Einfluss
' Der Kaiser an Erzherzog Carl (officiell). Vieuue, le 18 mai 1793. ConcepL
* Derselbe an denselben (ofSciell). Vienne, le 2* aoüt 1793. Orig.
' Trauttmansdorff an Mettemicb. Vienne, le 9 octobre 1793. Orig.
* Henry Samels, BUrger von Antweqien, der Arzt Charles Wolff und Phi-
lippe Defuisseaux, die beiden letzten aus Hennegau.
VI Ahbiadlunf: v Zuiftsborf.
auf jenen Proeess üben. Auch dürfte der Zeitpunkt, in dem
das Land von Uebelwollcndcn bedroht wird, nicht der geeig-
nete sein, um die Thätigkeit der Justiz aufzuheben oder zu
lühmcn, zumal jene Schuldigen, wie Se. königl. lloheit richtig
bemerkt hat, selbst kein Zeichen von Rene ttussem oder ihr
einstiges Benehmen in Abrede stellen, sondern es dritte Perso-
nen sind, die sicii für sie, vielleicht ohne ihr Von^issen, ver^
wenden.' '
Selbst im Mai 1794 war die vielbesprochene Amnestie
noch nicht verkündet, wie man daraus ersieht, dass Mettemich
am Iti. d. M. bei Trauttmansdorff anfragte, ob dieselbe nach
Schluss der gegenwärtigen StÄndeversammlung von Brabant zu
veröffentlichen sei oder nicht.*
Bei alledem darf hervorgehoben werden, dass selbst in
ihrer Beschränkung die Amnestie von einem Qeiste der Ver-
söhnlichkeit und Mässigung Zougniss gibt, die der Beruhigung
der Gemüther sehr zu Statten kam. Im Gegensatze zu Lüttich,
wo die Politik unkluger Revanche Massenauswanderungen nach
Paris zur Folge hatte, dUifto die Zahl der Belgier, welche ein
freiwilliges Asyl strafloser Rückkehr in die Heimat voraogen,
nur gering gewesen sein. Eine Ausnahme machton blos die
demokratischen Administratcurs von Mons, die einst erklärt
hatten, dass die Bande, welche ihr Land — den Uenncgau —
an das Haus Oesterreich knüpften, für immer zerrissen seien,*
und die sich nach Frankreich flüchteten, wo sie unter dem Titel
,Administrateur8 du d^partcmenl de .lemappcs' ein Schattendasein
fristeten und sogar das Hecht der Vertretung dieses , Departe-
ments' im Nationalconvent, freilich vergeblich, in Anspruch nah-
men. Gclegentlicli wird auch einer ,Societe de Brabanyons' in
Paris gedacht, und ebenso deuten vereinzelte Nachrichten auf
den Fortbcstand eines belgischen Emigrantencor^is hin. Aber all
dies hatte wenig zu bcileuten; gab es doch derartige Fremden-
regimenter, die im Ganzen blos aus i;S Mann bcstjuiden, da-
gegen 26 Oftieierc zählten.*
' TraiittiiiHiisdortr an Mutteniicti. Vieiiue, le äU uuveinbre 17Uä.
' Mettoriiiuli Uli TrauUinanMlurfl'. Bnixelle«, le 10 mai 1793.
* S. Zcissborg, Z»ei Jahre belpischor Uescliirht« 11, 6. 240.
♦ Borgnct 11', 2r.9 -277.
Bclglui anUsr der OraenlsUtllialKrscliari Enhenog Carli (ITiia, 1794).
97
VIII. Reorganisation des Consells ron Brabant.
Ebenfalls eine der wichtigsten Veränderungen, die in die
Anfänge der neuen Stattlinltei-schaft fiel, und die vielleicht mehr
als alles Andere den völligen Umschwung der inneren VerhJllt-
nisse Belgiens charaktcrisirt, war die Reorganisation des
Conseils von Brabant. Hatte die Zusammensetzung dessel-
ben in den beiden letzten Jahren zu unaufhörlichem Hader
zwischen dem Gouvernement und den Ständen den Anlass ge-
geben, so trugen jetzt die letzteren in dieser Frage einen voll-
ständigen Sieg davon. Im Grunde war es freilich seitens der
Kegierung nur die Einlösung einer Zusage, welche bereits
Maria Christine in den letzten «IrangvoUen Momenten ihrer
Statthalterschaft den Stunden geleistet hatte.
Würde, so hcisst es in einer dem Art. 2 der Instruction
flir Metternieh beigeftigten Bemerkung, die Depesche vom 8. No-
vember V. J.' nicht existiren, so hätte man vielleicht noch immer
mit den Ständen ein Abkommen auf Grundlage jener Prin-
cipien sehliessen können, denen die ministerielle Depesche vom
28. Oetober v. J.* Ausdruck gegeben habe. So aber bleibe, da
Brabant seit 18 Monaten dieser Angelegenheit mit gespannter
Aufmerksamkeit folge und fast die ganze Bevölkerung die An-
sicht der Stünde tlieile, um nicht wortbrüchig zu werden,
nichts übrig, als jene Zusage zu erfüllen, so misslich es auch
sei, dies zu thun, noch bevor man die Gewissheit habe, dass
die Stände die dem Kaiser und den Privatpersonen schuldige
Entschädigung leisten und auch ihren sonstigen Verpflichtun-
gen nachkommen würden. Demgemäss war Metternieh in sei-
ner Instruction beauftragt worden, den Conseil aus denjenigen
Käthen zusammenzusetzen, die vor dem 25. Februar v. J. auf
Grund von Patenten des Souveräns una auf Präsentation des
legalen Conseils Mitglieder desselben geworden seien, dagegen
jene Conseillers auszuscliliessen, welche 1789 in den grossen
Rath übergetreten, jene, welche von den Ständen während der
' Zwei Jahre belgischer Oenchichte II, 213,
* EbeaiU, 169 ff.
SiUiiurilxit. i. i>kil.-Ual. Gl. CXIVIII. IM. ». Abk.
98
TL Abk»all<iti(i r. Z«l»b«rf.
Insurrcction, sowie jene, welche seit dem 25. Fcbniar 1791 er-
nannt worden waren.
In diesem Sinne eriblgte denn auch am 5. April 1793 die
Reinstallation des Conseils von Brabant. Schon am 4. April be-
sciiied zu diesem Bfhufc Mcttcrnich um [' Uhr Morgens die
Consciliers De Villcgas d'Estaimbourg, Viron, Charlier, Van den
Cruyce, Wirix, Van Dorselaer, Baron d'Overschies, Strens, Aerts,
De Jonghe und Baron Bartenstein zu sich. Er theilte den Ver-
sammelten mit, dass der Kaiser mit ihrer Haltung wUhrend der
französischen Invasion sehr zufrieden gewesen sei, dass er daher
die Ereignisse der Jahre 178!) — 1790 in Vergessenheit begraben
wolle, und dass er gesonnen sei, nur nach dem , Rechte tind
der Verfassung Brabants' ' zu regieren, dass er daher den Con-
8oU so wieder einsetzen wolle, wie derselbe vor den Unruhen
gewesen sei. Demnach sollte der Rath fortan nur aus den er-
wähnten eilf Mitgliedern bestehen, da der Kath Van Vclde, der
die Stelle eines Vicekanzlers des Conseils bekleidet hatte, um
seine Endassnng gebeten und dieselbe erhalten habe. Der Rath
sollte so bald als müglich die übrigen Ernennungen vorschlagen,
die erforderlich seien, um die beiden Kammern auf dem alten
Fussc zu completircn. Der j^Itnister sprach zugleich den Wunsch
aus, dass der Zusammentritt des Conseils am folgenden Tage
geschehen möge, zu welchem Behufe er eine Depesche an Vil-
legas werde gelangen lassen, der als ältester Rath die Functio-
nen des Kanzlers bis zur Wiederbesetzung des durch den frei-
willigen Rücktritt des (ttlteren) Crumpipen' vacanten Postens
zu bekleiden habe. Auch sei es wlliischenswerth, fllgte er hin-
zu, dass die Ceremonie sich müglichst feierlich gestalte und
daher am 5. April um 9 Uhr Morgens ein Hochamt in der
Collegiatkirche St. Michael und St. Gudula abgehalten werde,
bei der sie sich in Amtstracht cinzutinden hiitten, um sich so-
dann sofort in den Rath zu begeben, wo er selbst die Instal-
lation vornehmen werae. Schliesslich bemerkte er noch, dass
der Rath De Jonghe als Pensiunilr der Stände bis auf Weiteres
an den Sitzungen des Conseils nicht theilnehmen werde. Bnrten-
Btein maclite den Minister aufmerksam, dass er lun seine £nt-
* ,Par U loi et la Constitution du Brabant'
' Josef Ambroise Henri Jean-Xiponiucino Cr. (Bio^. nat.).
B«l()»n nnt«r dar 0*o«nUut«ball«rMlnft Knhenog CwU (ITM, l'N).
hpbung oingokommen sei und es ihm daher sohwer falle, seine
Functionen wieder zu übernehmen, was jedoch Metternich mit
dem Hinweis auf das Vertrauen des Kaisers und der Suinde,
das er gcnicssc, nicht gelten lassen wollte. Indess muss Metter-
nich von der Einberufung Bartenstein's schliesslich doch abge-
sehen haben, denn in der Depesche, datirt vom 4. April, die er
Villegas zusendete, wird unter den Käthen, welche dieser ein-
zuberufen habe, Bartenstein nicht mehr erwähnt. Sonst enthielt
die Depesche jene Zugeständnisse, von denen bereit« die Rede
war, und ausserdem wurde durch dieselbe der Conseil auch auf-
gefordert, die Fiscaux, d. i. den Conseiller avocat fiscal, den
procureur gen^ral und dessen Substituten zti ernennen.
Am 5. April um 9 Uhr Morgens versammelten sich die
einberufenen (10) Häthe zu St. Gudule und wohnten einer feier-
lichen Messe bei, die der Doyen sang, im Beisein der Aebte
von Grimberghe und von Dilighem, des Grafen Limminghe und
des Baron d'llove als Mitglieder des geistlichen, beziehungsweise
des Adelsstandes von Brabant. Nach dem Gottesdienste ver-
ftigten sich die Rilthe unter Vortritt des Huissiers De Vos nach
dem gewühnlichen Sitzungssaale, wo sich auch Metternich ein-
fand und an die Versammelten eine Ansprache hielt, in der es
unter Anderem hiess: ,Belgien wird seine Constitution und seine
Gesetze behalten. Sie werden die glUckHche Regierung Maria
Theresias wiederkehren sehen. Dies ist der Wunsch Sr. Ma-
jestät, und ich bin ermächtigt, Ihnen, meine Herren, daftlr
feierlichst Bürgschaft zu leisten. Dir Tribunal ist nach den con-
stitutionellen Gesetzen des Landes organisirt, und ich gebe mich
der Hofinung hin, dass wir am Ende jener Unruhen, jener Ent-
zweiung und jenes Misstrauens stehen, das hundertmal mehr
als Sie einen Souverän betrübt, der nur durch das Gesetz und
filr das Glück seiner Unterthanen regieren will.'
Die Rede des Ministers machte den besten Eindruck; man
erbat sich eine Abschrift derselben, um sie den Acten des Con-
scUs beizulegen. Nach einer entsprechenden Erwiderung von
Seiten des Alterspräsidenten Villegas trat Metternich auf den
Balcon des Rathsgebäudes hinaus, begleitet von den Jlitglie-
deru des Conseils, und zeigte sich dem Volke, das sich rings-
um angesammelt hatte und seine Freude durch laute Zurufe
kundgab. Zuletzt wurde der Minister von Freiwilligen der Ser-
too
TT. Alhkodliinf ; r, Zvlitbtrf.
ments zu Fuss und Pferd unter Musik nach seinem HAtel g«v
leitet, wobei sich die enthusiastischen Zurufe ernenertcn.
Wie wir der höchst interessanten Denkschrift des ,Citoyen'
Camus, eines der gefangenen Conventsdeputirten, der gerade an
diesem Tage mit seinen SchicksalsgefUhrten nacli Brüssel ge-
bracht wurde, entnehmen, wurden Abends in der Stadt Feuer-
werke gegeben und Schwärmer geschossen. ,Gegen 10 oder
11 Uhr Abends,' erzÄhlt er, ,warf man dergleichen unter unsere
Fenster und rief dabei: „Das gilt ftlr den Convent." Alle diese
Vorfülle häitten einigen Lärm veranlassen können; aber der Graf
D'Yullay' wandte Vorsichtsmassregeln an, befehligte Streif-
wachen und kam mit dem Befehlshaber der Stadt, der seiner-
seits viele Sorgfalt verwandte, allen Unordnungen zuvor.' *
Am 6. April um 11 Uhr Morgens macliten die Mitglieder
des Rathes in Amtstracht ihre Aufwartung bei Mettemich. Vil-
legas hielt die Ansprache, worauf Metternicli den Rilthen, vric er
versprochen hatte, eine Abschrift seiner Ansprache an den Con-
seil übergab, die, me er hinzufügte, sein Sohn, der spätere Staats-
kanzler, angefertigt hatte. Am 8. wurde in einer Sitzung des
Käthes die Ansprache Metternich's verlesen und beschlossen, so-
wohl diese, als auch die Depesche, welche Metternich am 4. April
an Villegas gerichtet hatte, zu registrircn und den Acten bei-
zuschliessen. An demselben Tage erstattete der Conseiller Viron
Bericht, dass er am 13. November 1792 durch den Secretär
Delvaux einen verschlosseneu Brief der St.Hnde von Brabant
vom 11. November erhalten habe, mittelst welchem dieselben
dem Conseil zu seiner Information und Direction die Abschrift
zweier Depeschen Ihrer königl. Hoheiten übersandten. Beide
Depeschen waren an die Stände von Brabant gerichtet; die
eine bezog sich auf die Revocation der Declaration vom 25. Fe-
bruar 1791 und auf die Zulassimg der fünf zuvor ausgeschlos-
senen Räthe von Brabant, die zweite auf die damals erfolgte
Abreise des Gouvernements.' Da während der französischen
Oecupation der Conseil keine Sitzung abgehalten hatte, wurden
' GynUy.
' Toulongeon, Gewhichte von Frankreich seit der Revolution (Dcutsrli von
Pb. A. Petri) in, 106, wo nbor dns Fent fKIsclilich auf die Ankunft Metter-
nich's (hier Kattarinnok genannt) bezogen wird.
* S. Zwei Jalire belgischer Geschichte II, 213.
Bslgico uatar der OeDonibiUttlulMrKliKft Bnbarui Cvli (I7M, 17»4).
101
erst jetzt jene zwei Depeschen sammt der Zuschrift der Stälnde
zur Kenntniss genommen, registrirt und ad acta gelegt.'
Ausser der Roorganisution war auch eine Ergilnzuug
des Conseils von Brabant erforderlich, da an demselben
nunmehr flinf Stelleu erledigt waren. Von den früheren Käthen
war C'uylen gestorben; Mercx und Bois St. Jean — erstcrer
seit October v. J. Conseiller fiscal * und Nachfolger van Cuylen's
in dieser Stellung' — kamen, da sie einst ohne Präsentation
des Conseils, Willok* und Bara, weil sie erst nach dem Edict
vom 2ö. Februar 1791 eniannt worden waren und ihre Prä-
sentation nicht dui'ch den gesetzlich anerkannten Conseil erfolgt
war, nicht mehr in Betracht. Von diesen hatte ausserdem Wil-
lok durch seine Haltung während der franzosischen Occupation
auch das Vertrauen der Regierung eingeblisst. LJm so höheren
Werth hätte man hingegen in Wien auf den Wiedereintritt der
drei anderen noch lebenden Käthe gelegt, die, um den Formen
der Verfassung zu genügen, der Conseil selbst in seine Vor-
schläge einbeziehen sollte. AUein zu einem solchen Zugeständ-
nisse waren trotz aller Bemühungen Metternich's die Stände
nicht zu bewegen.^
Vielmehr machte der Conseil von Brabant von dem ihm
nun wieder zugestandenen Kechti- der Erstattung eines Terna-
voi-schlages Gebrauch, aus welchem der Erzherzog die Advo-
catcn Kockaert und Evenepool in den Conseil lierief, von denen
jener einst (1790) von den Ständen in den Conseil berufen wor-
den war und im Kufe eines gemässigten Mannes stand, dieser
das Amt eines Administrators der KeligionsgUter bekleidete."
Im Laufe des Jahres 1793 wurden sodann noch vier weitere
Plätze am Conseil von Brabant auf Vorschlag desselben besetzt.
' L. Q>l«luot, La rdiiiatallntiitn du conseil de Brabant eu 1793, d'aprvB
une rälntiun officielle. (Coinptu rendn des s^ance« de la commuaioD
royale d'liUtuire. Brnxelle« 1886. S^rie 4, tom. XII, \)tg. 64ff.)
* Vergl. Maria CbriRtioe an den Kaiser, le 10 octobre 1792. Entw.
* Mettemich an Cobenzl. Ijrnxelles. le 23 aeptenibre 1792. Copie.
* In Metteniich's Schreiben: Wiltonck.
* R^puuse dict^e par MeUemich aux , Instructions'.
* Ersberzog Carl au den Kaiser, Ijruxelleo, le 20 mai 1T93. Entw. Officiell.
Mettemich an Trauttmanndorff. Bruxelles, le 7 juin, le 10 juin 1798.
Der Kaiser an Erzherzog Carl. Vienne, lo SU mai 1793. UfSciell.
Traiittuian»dorff an Metternicb. Vienne, le St, le 33 juin 1793. Orig.
102
VI. Abhoodlnng: r. Zeiatbar^.
Es waren dies die Advocaten Melin luid T'Kiut, ferner Van
Elerwyck und Van Hencxthovcn. — lu Folge des Zugeständ-
nisses, welches der Kaiser den Ständen von Brabant bezligliuh
jener sieben Räthe gemacht hatte, die einst in den Grand Con-
seil Ton Mecheln übergeti*eten waren, konnte auch von dem
längeren Verbleiben des Procureur göndral von Brabant auf
seinem Posten nicht die Rede sein. Traf doch in den Augen
der Stände auch ihn der Vorwurf, dass er in Folge der Ordo-
nanz vom 18. Juni 1789 als zweiter Procureur gencral in den
Grand Conscil übergetreten sei, welche Function erst in Folge
der Wiederbesetzung des Conseils durch das Edict vom 25. Fe-
bruar 1791 erlosdi. Auch wiu'de gegen Van Laeken — so hiess
der Procureur gt^neral — geltend gemacht, dass er nicht nach
altem Herkommen ernannt worden sei, dem zufolge auch für
diese Stelle dem Conseil von Brabant das Präsentationsrecht
zustand, ohne dass freilich die Regierung an den Ternavorscldag
gebunden war.
Es fiel nicht leicht. Van Laeken zum Rücktritte zu be-
wegen; er erhob exorbitante Forderungen, er bezifterte seine
Einkünfte aus jenem Amte mit 20.0()0 Gulden. Zuletzt freilich
gab er sich mit 6000 Gulden zufrieden, und der Erzherzog
konnte zur Wiederbesetzung der Stelle schreiten. Die Wahl fiel
auf den Advocaten De Neck, welcher in der Tema des Con-
seils den ersten Platz einnahm. Ausdrücklich betonte jedoch
die betreffende Resolution, dass dadurch dem Rechte des Souve-
räns, von dem Temavorschlage abzugehen, nicht präjudicirt
werden solle.*
Dieselben Gründe, welche dem Wiedereintritt dos Pro-
cureur gc^neral Van Laeken in den Oonseil von Brabant im
Wege standen, wurden auch wider die vier Substituts pro-
cureurs gön^raux Cuylen, Do Leenher, Schepmans und De Sweert
geltend gemacht. Abgesehen von dem Hasse, den sich die-
selben durch ihre Theilnahme an den in den Jahren 1788 bis
1790 angestrengten gerichtlichen Verfolgungen zugezogen hatten,
hielt man ihnen den Eid vor, den sie 178y nach Oassation des
Conseils von Brabant bei ihrem Uebertritte in den Grand Conseil
' Officieller Bericht des Erahenog Carl kd deu Kaiser. Braxelle«, le 3 ju!a
179S. Coj>i».
Belgien unter der OenemUtatthalteraehaft EnlienoK Culs (1793, 1794). 103
geleistet und der sie ihrer ,pl&ces brabanfonnes' veriustig ge-
macht habe, wozu noch überdies kam, dass die Constitution
und das Herkommen nur einen Substitut procuseur gen^ral
kannte, daher die drei anderen (ür illegal galten. Die Stände
waren auch in diesem Punkte um so weniger umzustimmen,
als mehrere ihrer Mitglieder in jene Processe verflochten ge-
wesen waren. Es mussten also auch diese vier Beamten zu
freiwilligem Rücktritte bewogen und ihnen eine Entschädigung
zutheil werden.
Endlich sollten auch die beiden Qreffiersposten am Con-
seil neu besetzt werden und die froheren Secretäre, die in
dieser Eigenschaft in dem Conseil neuerdings Aufnahme fan-
den, da sie bereits dem früheren Conseil den üblichen Eid ge-
leistet hatten, nun auch noch den Eid auf die Joyense entr^e
in die Hände der Stände ablegen.^ Aber auch hier ei^aben
sich aUerhand Schwierigkeiten. Wie man aus dem Calendrier
de la cour ersieht, waren noch zu Beginn des Jahres 1794 die
beiden Greffiersstellen unbesetzt, und noch im December 1793
beklagte sich Köckelberg bei dem Erzherzog, dass die Stände
ihn und die übrigen Secretäre nicht zum Eide zulassen woUten. *
IX. Yerhandlangen mit den StSnden ron Brabant.
D^Orerschies, La Valette, Limmlnghe.
Von der grössten Bedeutung, namentlich in finanzieller
Hinsicht, mussten sich die Verhandlungen mit den Stän-
den gestalten. Die schleunige Einberufung derselben war daher
Mettemich zur Pflicht gemacht worden. Wenn sich gleichwohl
die Eröffnung der Ständeversammlungen verzögerte, vielmehr
allenthalben zunächst an die Neubesetzung der städtischen Magi-
strate geschritten wurde, so geschah dies im Hinblicke auf die
Stellung, welche der dritte Stand bei allen Berathnngen ein-
nahm. Der gedeihliche Verlauf der letzteren war durch eine
der Regierung günstige Zusammensetzung des dritten Standes
bedingt. Daher musste die Neubesetzung der Magistrate noch
* Metternich an Traottnumidorff. Bnuelles, le 81 janvier 1794. Orig.
■ Enherog Carl an Maller, le 9 d<c«mbre 1798.
104
TT. Abhudlttnf: r. Zeiislicrf.
vor der Eröffnung der Stftndeversaramlungen erfolgen, und da
die Erneuerung der sUldtischen Behörden meist an bestimmte
Termine geknüpft war, über die man sich nicht hinwegsetzen
konnte, wurde bis dahin die Einberufung der Stände vertagt.
Auch in Brabant ging der letzteren die Neubesetzung
der städtischen Magistrate voran, die hier — wenigstens zu
Brüssel und Löwen — seit 1791 fungirten, da im Jahre 1792
die Inauguration des Kaisers noch vor dem Üblichen Tage der
Erneuerung, dem Johannistage, erfolgt war, und da im In-
augurationsjalire eine Erneuerang der Magistrate nicht stattzu-
finden pflegte. Erst nachdem man sich durch die Neubesetzung
der städtischen Behörden des dritten Standes versichert zu
haben glaubte, und nachdem sich Mctternich zuvor im Sinne
seiner Instructionen von den Stünden selbst die Versicherung
hatte ertheilen lassen, dass sie keine neuen Forderungen stellen,
ja nicht einmal irgend einen Wunsch laut werden lassen wür-
den,* erfolgte für den 7. Mai die Einberufung der Stände von
Brabant. Unter diesen fand sich auch der Herzog von Aren-
berg ein, wälirend zum Verdrusse der Regierung der Herzog
von Ursel nicht erschien.*
Bekanntlich war die Inauguration Franz 11. in Brabant
bis dahin nicht erfolgt. Daher sandte der Kaiser dem Erzherzog
die Vollmachton zu, um dieselbe in seiner Vertretung vorzu-
nehmen, doch erst, wenn die Stände zuvor alle ihnen im Namen
des Kaisers gemachten Propositionen wtlrden angenommen haben,
um nicht die Meinung aufkommen zu lassen, dass, wie man
bei anderer Gelegenheit behauptet hatte, die Stände vor der
Inauguration zur Bewilligung der Subsides nicht verpflichtet
seien. Auch sollte strenge darauf geachtet werden, dass die
Stände in den Zustimmungsact keine ungewöhnliche Clausel
aufnillimen und bei der Ceremonie selbst jeder überflüssige
Aufwand unterbleibe. '
In gewöhnlichen Zeitlkuften pflegten sich die Stände von
Brabant jährlich zweimsil zu versammeln. Im November nahmen
' Metternich an Triitittnianiidorff, le 8 mai 1793.
* Traiittinansdorff an Metteniich. Vienne, le 30 mai 1793. Orig;.
* Der Kaiser an Erzliemog Carl. Viunne, le 18 mai 1793. Orig. Officiell.
Vergl. Gachard, Collectiüu de doruuiena iu^ditä I, 83, Anm. 1.
Bclgtcn nnUir in OominlsUtltuIlvrechKlt Knh«r»f Carla (t'aS, I7M).
105
Bie die Forderungen des Regieiningscommissärs, d. i. des Kanzlers
von Brabant und in Ermanglung eines solchen des Ultesten
Conseillers entgegen. Die Propositionen desselben lauteten her-
j könimlich auf eine Subside von 1,200.000 Gulden für das
^H nächste, mit 1. Januar beginnende Jahr; 2. auf die Bewilligung
^M der Impots, d. i. einer Auflage auf Wein, Bier, Mehl und
^1 Fleisch, welche die Stilnde selbst, doch zu Gunsten des Souve-
rilns erhoben, auf sechs Monate; 3. auf das Übliche Contingent
^K an dem Unterhalte des Hofes des Generulstatthalters, das sich
^B für alle Provinzen auf 54lt.000 Gulden Brab. belief und woran
^P der Antheil ßrabants 160.000 Gulden betrug. In der April-
^^ Sitzung jedes Jahres wurde die Forderung auf Bewilligung der
^_ Impöts für sechs weitere Monate eingebracht. '
^P Natüi-Hch konnte im vorliegenden Falle das Herkommen
nicht strenge eingehalten werden. Es wurden daher zunilchst
als Propositionen der Regierung I. die laufenden Subsidcs, 2. der
j Unterhalt des Hofes, 3. die Inipöts, 4. ein ständisches Don gra-
^■tuit, wie es durch die ausserordentlichen Verhältnisse bedingt
^^ war, eingebracht. Weitere Forderungen bezogen sich auf die
rückständigen Subsides und Impots, sowie auf die in Brabant
bisher nicht erledigte Entschädigimgsfrage.
iDie vier ersten Punkte wurden von den beiden ersten Stän-
den verhältnissmässig rascii erledigt, sie bewilligten ausser der
gewöhnlichen Subside (8. Mai) ein Don gratuit von 1,240.1MX)
Gulden als Beisteuer zum Kriege wider Frankreich. * Nachträg-
lich wurde auch die Zustimmung der drei Chef-villes erlangt.'
I Am spätesten auch diesmal wieder, wie gewöhnlich, von Ant-
^k werjjen, wo Graf Baillet Bürgermeister war und wo man an-
^" fangs die Zustimmung von der Anerkennung der Nationalschiüd
durch den Souverän hatte abhängig machen wollen.*
Ueberhaupt war dies ein Gegenstand, der den Malconten-
ten als willkommenes Agitationsmittel diente und daher, um
letzteren das Handwerk zu legen, den Erzherzog auf Metter-
' Oachard, Mimoire sur U compoiition et lea ftttribntions des ancieiu Kt»ts
de Brabant (Academie royale de Bruxelles, Extrait da Tume VI dea
ll^moires), S. 16—17.
* Borgnet 11», 247.
* Metternicb an Erzherzog Carl, le l" juillet 1793. Orig. eig. A.-A.
* Meltemich au TraiittmaiiHilurff. Bruxellea, le 9 juin 1793. C'opie.
nich's Anregung veranlasste (1. Juli), die Uebcrnahme der
Revolutionsschuld durch den Kaiser, so wie dies bereits in de:
übrigen Provinzen der Fall war, auch für Brabant nach gll:
lieber Beilegung der noch strittigen Punkte in Aussicht zu
stellen. ' <
Uebrigcns votirtcn die Stände auch ein Don gratuit von
120.000 Gulden fllr den Erzherzog; aus eigenem Antriebe
ft\gte die Stadt Brüssel noch 30.000 Gulden zu dieser Summe.^B
Eine Luxussteuer auf Bediente und Pferde wurde damals ein*^^
geflihrt. '
Bei alledem vermisste man doch auf das Schmerzlichste
schon bei den ersten Vorhandlungen mit den Ständen von
Brabant, ja mit den belgischen Ständen überhaupt, jenes herz-
liche Vertrauen, auf das der Wiener Hof nach so vielen Opfern,
die er dem Lande gebracht, nach erfolgter Verkündigung der
Amnestie und nach der bestimmten Erklärung, an der Ver-
fassung des Landes festhallen zu wollen, Anspruch erheben zu
können glaubte.
So wie zuvor, so ging auch jetzt wieder das Streben der
Stände von Brabant dahin, die wichtigsten Stellen bei der Regie-
rung an ihre Parteigänger zu bringen. Die alten Klagen, dass
sich im Besitze der einflussreichsten Aemter Männer josefinischer
Richtung befänden, wurden wieder laut. Anfangs beschränkte
man sich auf leise Andeutungen; so, als der Magistrat von Brüssel
dem Erzherzog Carl den Ehrenwein mit den Worten credenzte:
,Sio werden zu Ihren Rathgebern Personen zu wählen wissen, die
durch Talent und Verdienst sich der öffentlichen Achtung würdig
gezeigt haben.' Aber bald ging man zu directen Besehwer-
den über. Man machte es der Regierung zum Vorwurfe, dass
sie einerseits die Mitwirkung der Stände in Anspruch nehme,
andererseits die Personen zu halten suche, welche dazu bei-
getragen hätten, den Credit eben dieser Stände zu zerstören,
dass sie den Jakobinern den Krieg erklärt habe und an ihrem
Busen Anbänger ihrer Grundsätze nähre.'
* Erzhersog Curl sn die St&nde von Brabant. Bruxelles, le l" juillet 1793.
Copie. Ver^l. Metternich an Trauttmanüdorff. Bruxellea, lo 9 juillet 1793.
Entw.; MctKjrnicIi an Erz)ierzog Carl, le I"' juillet 17U3. Orig. eig. A.-A.
* Borgnet II*, 249. Monituur, 39 janvier 1794, pa^. 621.
* Borguet U', Süi.
Bel(ieo unter itr 0«n«mlstsHksIlcn«hkft Eniwreoc Ckrli (1783, 1794)
107
Nan hatte die Regierung bekanntlich den Wünschen der
f Stände bereits bis zu einem gewissen Grade Rechnung getragen.
! Der Conseil von Brabant war im Sinne derselben reorganisirt,
kdie verhasstesten Mitglieder der Regierung, die man als Häupter
der ,CabaIe' bezeichnete, die beiden Brüder Crumpipen, der
Chef-PrUsident und der Kanzler von Brabant, sowie Baron Feltz,
der Staats- und KriegssecretUr, waren füllen gelassen worden.
Aber weiter konnte imd wollte die Regierung nicht gehen, da sie
[ sonst von der Leitung der Geschäfte die fithigsten Köpfe hätte
entfernen müssen, während die ständische Partei überdies noch
auf die Entfernung einiger anderer Mitglieder der Regierung,
I Bo der geheimen Räthe De Limpens, De Reuss, De Berg, De le
Vieilleuze, der Finanzräthe Ransonnet, D'Aguilar, Duchesne und
des trotz aller Gegenversicherungen Mettemich's verhassten
1 Bartenstein drang. Die Stände betrachteten, was geschehen
war, nur als eine Abschlagszahlung, man zweifelte au der Auf-
richtigkeit des Wiener llofcs und meinte, er habe sicli nur
der Noth der Umstände gefolgt, werde aber dereinst das ver-
lorene Terrain wieder zu gewinnen trachten. Man glaubte da-
her, zu keinem Danke verpflichtet zu sein. Was geschehen, sei
^Dur Recht, und auch dies nicht vollständig. Man beschwerte
sich selbst über die Amnestie. Patrioten, die sich edelmüthig
der Vertheidigung der Verfassung geopfert, bedürften keines
Pardons.' Den Leuten dieser Richtung genügte es nicht, dass
Belgien wieder in den Stand versetzt werde, in dem es einst
Maria Theresia zurückgelassen hatte; für sie waren ,die schö-
nen Tage' der so gefeierten Regierung der Tochter Carls VI.
die Zeit, in der sie, durch den Kampf mit halb Europa in An-
spruch genommen, noch nicht Müsse gefunden hatten, um ihre
Aufmerksamkeit der Verbesserung in der Verwaltung ihrer
Länder zuzuwenden. Nach ihrem Sinne hätten alle Convente
ohne Ausnahme wiederhergestellt, gegen die Mönche, welche
sich weigerten, in ihre Zellen zurückzukehren. Zwang geübt
and das Edict, welches die Ablegung religiöser Gelübde von
dem Alter von 25 Jahren abhängig machte, wieder abgeschafft
werden müssen.'
> Borgnet U'. 254—265.
' EbendA U*. 867.
108
VI, AbbsodUng; t. Zeisibarf.
Anschauungen dieser Art waren es, die in zwei den StAn-
den von Brabant dureli die Doyens der neun .Nationen' von
Brüssel überreieliteii Äk-moiren' und zum Theile selbst in einer
Denkschrift der Stände an den Kaiser zum Ausdiiicke ge-
langten, in der sie unter Anderem die Absendung einer Depu-
tation an denselben in Aussicht stellten. An sich kam letzteres
dem Wiener Hofe gerade nicht unerwllnscht. Man hatte sich
hier vielmehr eines derartigen Schrittes vom Anfang an ver-
sehen, nicht nur von den Stunden Brabants, sondern auch sei-
tens der Stande der übrigen Provinzen. Man hatte erwartet,
dass eine Deputation derselben ein ansehnliches Don gratiiit
anbieten und die Geftlhle des Dankes und der Ergebenheit an
den Stufen des Thrones niederlegen werde. Freilich sollte Metler-
nicb den Ständen bei Zeiten bedeuten, dass eine derartige Ge-
sandtschaft dem Hofe keine Verlegenheiten bereiten dürfe, dass
man sich daher jedes auf eine Aenderung der bestehenden
Verfassung abzielenden Vorschlages enthalten und das wohl-
wollende Herz des Kaisers vor jeder Ueben'aschung in dieser
Richtung bewahren müsse.* Konnte also die Ankündigung einer
Deputation der Stände von Brabant, wie gesagt, dem Wiener
Uofe nicht unerwartet kommen, so machte doch die darauf vor-
bereitende Denkschrift hier einen recht ungünstigen Eindruck.
Trauttmansdorff trug anfangs sogar Bedenken, dieselbe dem
Kaiser vorzulegen, und dieser fUhlte sich durch dieselbe auf
das Empfindlichste verletzt." Er habe, hess er dem Minister
melden, nicht erwartet, dass man ihn an Dinge erinnern werde,
von denen er sehnlich wünsche, dass dieselben für immer der
Vergessenheit anheimfallen möchten, und dass man Gegen-
stände berühren werde, die den Glauben erzeugen müssten,
als hätten all seine Sorgen und Mühen um das Glück und die
Ruhe des Landes ihm noch immer nicht jenes volle Vertrauen
und jene aufrichtige Hingebung verschafft, die er von dem
oÖenen und loyalen Charakter seiner belgischen Staaten er-
warte. Er habe nicht geglaubt, dass man, nachdem er auf das
' Borget II', 2d3. Analyse derselben bei Wauteri, It, 434 If.
* Trauttmanwlorff an Metternich. Vienne, lo 14 avril 1793. Derselbe an
denselben. Vieuue, le 27 avril 1793. Orig.
' Trauttmansdorff au Metteruivli. Vienne, le 24 mai 1793. Orig.
Belgien unter iar GencnlataltliiUerMluh Enh«n»ff Culii (ITOT, ITM).
109
deutlichste bewiesen, dass es nicht seine Gewohnheit sei, nur
Jb zu verzeihen, wofern das Wohl der Unterthanen ihm ge-
B, sich ganz den Reijungon der Güte hinzugeben, nicht sein
jicl nachahmen und alle Empfindungen des Hasses und
''eindsehgkeit untcrdrilcken werde, deren Quelle jener
jeist sei, der so viel Unglück verschiüdet habe,
[etternich wurde beauftragt, bei erster Gelegenheit dies
fntniss der Stände zu bringen: er möge sie darllber be-
als ob seine Befehle nicht ausgefllhrt werden würden,
ken zugleich zu verstehen geben, dass er zwar ent-
sei, die constitutionellen Gesetze wieder aufleben zu
zu beobachten, dass er aber anderseits umsoweniger
ken Eingrifl^ der Stitnde in seine durch dieselbe Con-
^benfalls garantirten SouverÄnetUtsrechte dulden und
[her ihre Deputation nicht eher empfangen wolle, als
In über diesen Punkt beruhigt haben werde.'
Inveile (3. Juni)'' hatten die Stilnde die Deputirten
lie sich nach Wien begeben sollten: den Bischof
Antwcrjjcn und die Grafen Duras und Baillct. Jetzt
bige der Eröffnung des Ministers,-"* unterblieb die Go-
l* und Bischof Nelis bcgnllgte sich, am 19. Juli ein
Icr Uberschwilngliclisten Art an. den Kaiser zu rich-
^Ichem er einerseits der Besorgniss, dass es sowie
lessen beiden Vorgängern auch bei ihm versucht
1, den Brabanter Episcopat zu verdächtigen, ander-
Inverbriichliehen Treue des Cicnis und Volkes wenig-
lie Zukuuft Ausdruck gab und sich erbot, auf die
handenen Uebelstilnde und die geeignete Abhilfe der-
izuweisen. ^
naiudorff nii Mettemicb. Vienne, le 31 nuti 1793. Orig.
|. üackard, Analectes IV, 496.
ernicli an Traiittniaiisdurff. Bnixolles, le 0 juin 1793. Copie.
lielgiKclien Deputirten, von denen der Honiteur Nr. 136, 16. Mai,
kühlt, daw sie, ThrXnen in den Au^en Ober den haldvollen Empfang
Kaisers, den Audienzsnnl verlaasen hHtten, waren sicherlich nicht,
Uorgnet II*, 247 anzunehmen scheint, Abgeunlnete der Stände, son-
dern werden vielmehr dem Kreise jener Privatpenxmen angehört haben,
die ohne dazu von irgend einer Seite antorisirt zu sein, ab nnd zu in
Wien erschienen.
* Oachard, Analectes, S^rie 1 — 4, pag. 496.
110
VI. Alihudlang: lfz»t!*t»T$r
Indess wurde das Missvergnttgen des Wiener Hofes ohne
Zweifel nicht blos durch jene Denkschrift veranlasst. Auch
sonst war man durch die Vorgiinge in den Niederlanden, zu-
mal in Brabant, gänzlich enttäuscht. ,Was haben wir/ schreibt
TrauttmansdorflF an Meftcmicli, ,bisher von den Ständen dieses
Landes, das Sr. Majestät so viel verdankt, erreicht? Welch'
wenn auch nur geringes Entgegenkommen haben sie bezllghch
der Dinge, welche geordnet werden sollten, gezeigt? Und der
Kaiser, der diesen unglücklichen Krieg nur zur Verthcidiguug
seiner Niederlande unternommen, der sie von einem tyranni-
schen Feinde mit ungeheuren Kosten befreit hat, der all ihren
Wünschen zuvorkam, indem er ihnen in vollem Umfange ihre
alte Verfassung zurückgibt und edelmüthig alles Geschehene
verzeiht, welche neuen Opfer muthet man ihm täglich zu?
Muss er nicht treue Menschen, alte Diener im Stiche lassen
und sich denen in die Anne werfen, welche diese gegen ihn
erhoben? Muss er nicht blindlings den Launen, nicht der
Nation, sondern derer folgen, die sich anmassen, in deren
Namen, in Wahrheit aber ohne ihr Wissen zu sprechen? Man
will den Einen nicht, folglich entlässt man ihn; man will einen
Anderen, folglich muss man ihn dahin stellen, wohin sie es
wünschen. In der That will die ganze Welt, nur nicht der
Kaiser, der allein das Recht hätte zu wollen. Und all dies
warum? Um einiger Gulden willen, die wir trotzdem vielleicht
nicht bekommen werden. Das kann unmöglich so fortgehen;
es wird die Zeit kommen, wo wir nicht mehr im Stande sein
werden. Alles zu thun, was man will, die Unzufriedenheit wird
sodann um so grösser sein, als man an Weigerung nicht mehr
gewöhnt sein wird; es werden sich Schwierigkeiten ergeben,
es wird dann Niemand ftlr uns sein, Niemand es wagen, für
uns zu sein, und dann??? Ich wünsche von ganzem Herzen,
mich zu täuschen, aber mein Eifer flir den Dienst und die
Pflicht gestatten mir nicht zu schweigen.'^
Das Misstrauen des Hofes wurde noch gesteigert durch
das zweideutige Benehmen einzelner Privatpersonen, die in
Wien ab und zu auftauchten und dem niederländischen Hof-
kanzler durch eitle Projectmacherei lästig fielen. Da war ein-
' Traotimmiisdorfr an Metternich (circa 3. Jimi 1793).
Belpra nB(«r der OuunlitaUhkltenolikft Erzberaog Carla (17M, VtH).
111
mal Baron D'Overschies, einer der fünf durch das Deeret vom
25. Februar 1701 von dem Conseil von Brabant ausgeschlos-
senen Käthe' Er war schon im MUrz, noch vor der Schlacht
bei Neerwinden, in Wien erschienen; er sprach von 40.0tH) bis
ÖO.OÜO Belgiern, die bereit seien, sieh filr den Kaiser zu er-
heben, und von einer Summe von vier Millionen, die man Letz-
terem darbringen wolle, freilich nur unter der Voraussetzung
der Begnadigung Van der Noot's, der Bildung einer Miliz, der
gänzhchen Cussirung des gegenwärtigen Gouvernements.^ Er
liess es nicht an darauf bezüglichen Noten und llemoiren fehlen.
Man wusste nicht, was man von dem Manne zu halten habe,
ob er im Auftrage der Siände spreche oder nicht. Man begeg-
nete ihm mit Misstrnuen, zumal man bereits durch La Valette
gewarnt war, und da eben um diese Zeit die ersten Sieges-
nacbrichten aus Belgien einliefen, legte man der Sache über-
haupt keine besondere Bedeutung bei." ,Dieser Brief,' schreibt
Trnuttmausdorff an Metteniich (20. März), ,wird Eurer Ex-
cellenz von D'Overschies übergeben werden, der diesen Abend
abreist, nachdem er sich hier acht Tage aufgehalten hat. Wenn
Sie nicht besser wissen als wir, was der Zweck seines hiesigen
Aufenthaltes war, und wenn Sie nicht mehr von ihm selbst er-
fahren, als ich Ihnen über das Resultat seiner Heise mittheilen
kann, werden Sie sich so wie wir in voller Unwissenheit in
diesem Punkte betinden. Se. Majestät hat sich in kein Detail
mit ihm eingelassen, und mir gegenüber beschränkte er sich
nach dem ersten Gespräche darauf, drei Denkschriften zu über-
reichen, von denen die eine die Einführung von Papiergeld be-
trifft, die beiden anderen, wie Eure Excellenz aus der Beilage
einsehen werden, von keinem Nutzen sein können. Uebrigens ist
ihm der Kaiser, wie ich ihn bat, gütig begegnet, und auch ich
war bomUht, ihm Anlass zu geben, mit mir zufrieden zu sein,
da ich in seiner Reise keinen Grund, um ihn zurückzustossen,
erbhckte. Er selbst wird freilich nicht sehr zufrieden mit der
Gesellschart gewesen sein, die sich ihm gegenüber absichtlich
zurückhaltend benahm, und ich glaube, dass, wenn ihn peraön-
' Siehe: Zwei Jiilire bolgiscber Oeachiclite I, ^9.
' Trauttmansdorff au Metteruicli. Vienuo, le 13, le 13 man 1793.
* Trauttmansdorff an Mettemich. Vienne, le 13. le 17 mars 1793. Oriir.
112
TT. Aliluindlang: r. Zeiesborg.
liehe Absichten hieher geführt haben, er eine günstigere Zeit
dazu hätte ersehen und sich zuvor die Wege ebnen müssen.
Das hindert nicht, dass Se. Majestät geneigt ist, etwas für ihn
zu thun, sobald er es wohl verdient haben wird und Eui*e Ex-
cellenz dies ihm bezeugen. Er weiss dies and weiss auch, dass
ich ihn an Sic gewiesen habe, da es mir zweckmässig schien,
Sie in den Stand zu setzen, durch Furcht und Hoffnung einen
Menschen zu leiten, der nicht ganz unbedeutend und nicht ohne
Ehrgeiz ist.'*
Anfangs Juni, das ist ungefilhr zu derselben Zeit, als die
Antwort auf die Denkschrift der Brabantcr Stände erfolgte,
kam auch La Valette wieder nach Wien,* diesmal in Begleitung
zweier Brabanter, Van Scliorell und Lalaing. Auch sie fanden
einen sehr kühlen P^nipfaiig. ,Er habe sie,' schreibt der Kaiser
an Erzherzog Carl, ,nicht einmal angcliürt. Denn habe das
Land ihm irgend einen Wunsch vorzuti-agen, so kenne er keinen
anderen Mittler als seinen Bruder oder den Minister.'*
La Valette hatte zwar eine Audienz bei dem Kaiser, der
ihn aber an Trauttniansdorff verwies.* Diesem überreichte La
Valette eine Denkschrift über all die Gegenstände, über die er,
wie er sagte, zu sprechen beauftragt sei, ohne übrigens seine
Auftraggeber zu nennen. Die Denkschrift selbst ging von dem
ganz vernünftigen Grundsätze aus, dem übrigens schon zuvor
Trauttmansdorff gelegentlich Ausdruck gegeben hatte, dass in
Belgien erst dann geordnete Zustünde eintreten würden, wenn
man nach einem bestimmten Plane vorgehe und nicht wie in
letzter Zeit von der Hand in den Mund lebe. Als Mittel, um
dies Ziel zu erreichen, empfiehlt La Valette eine völlige Neu-
besetzung aller Stellen am Brüsseler Hofe und am Brüsseler
Gouvernement durch eine Joiute, die aus den unbefangensten
und gemäsäigtesten Personen des Landes zu bilden sei, die
Vereidung aller Beamten auf die Verfassung, die Uniformirung
der letzteren oder wenigstens die schriftliehe Aufzeichnung
der alten Gewohnheiten jeder der verschiedenen Provinzen,
die Zuziehung von Deputirten der letzteren zu den Beratliungen
* Traiittni.in»<loiHr au Metteniicli. Vionne, le 20 mar« 1793. Orig.
' Am 30. Mai »ah Tratittmaiixlorff bereits seiner Anknnfi ont^eg«n.
* Kranz II. an Erzherzog Carl. Laxenburg. den 18. Juni 17'J3. Orig. eig.
* Trauttmansdorff an Metternich. Yienne, le 7 juiu 1793. Orig.
Belgiw aot*r der OcocnltlaUlimltRiekiifl Enbaraog Carl» (ITiiS, ITM).
113
des Staiitsrathes, die Reform des Cleinis luittelst einer Natio-
nalsynode u. s. f. Dem Memoire waren zwei specielle Denk-
schriften beifrefUfft, von denen sich die eine anf die Bildung
belgischer Legionen, die andere auf die Errichtung einer
Escomptebank bezog.
Es leuchtet von vorneherein ein, dass diese Denkschriften
grösstentheils nur der Ausdruck einer ganz bestimmten Partei-
richtung waren, die sich zumal gegen die so verliassten Mit-
glieder der sogenannten Christine'schen Partei kehrte, als deren
Anhänger der Lieutenant des Prevftt gcneral de l'Hotel Stoc-
quart, Graf Maldeghem, der jünger Limpens und Vicomte de
Nieulant bezeichnet werden. Wenn sich daher auch Trautt-
mansdorff die Mtlhe nahm (18. Juni), die Denkschriften einem
ausführlichen Gutachten zu unterziehen, so konnte dies nur ab-
lehnend lauten, zumal es sich ja blos am die Vorschlftge eines
Privatmannes handelte, von denen man nicht einmal wissen
konnte, ob sie dem Wunsche der Nation entsprilchcn, und zu-
mal dieselben im Gegensatze zu dem einmal adoptirten Stabili-
tätsprincipe einen gänzlichen Umsturz der bestehenden Einrich-
tungen ins Auge fassten. Der Kaiser stimmte seinerseits den
Anschauungen IVauttmansdorlFs vollkommen bei. Ja, da die
I gemachten Vorschlüge unzulässig und ihrem grösseren Theile
Inac.b für seine AutoritlU verletzend seien, erklilrte er es als
I einen Ausfluss seiner besonderen Güte, dass er dies nicht
Zweiter vermerken wolle. Daher wurde TrauttmansdorflF ermäch-
tigt, den Ueberbringern der Denkschrift für ihren guten Willen
au danken, doch ihnen zugleich zu erklären, dass man von ihren
I Vorschlägen keinen Gebrauch machen könne, und dass, da ihre
I Reise bereits Aufsehen errege, ihre baldige Rückkehr in die
Heimat umsomehr gewünscht werde, als ihr längeres Verblei-
then in Wien nur die eitlen Hoffnungen jener beleben würde,
welche die Projecte gemacht, mit deren Ueberreichung sie be-
auftragt gewesen seien. '
Schon früher hatte TrauttmansdorfF den Minister von den
Umtrieben jener drei Belgier in Wien in Kenntniss gesetzt.
jHört man De la Valette, De Schorell und De Lalaing reden,
■o kommt man zur Ueberzeugung, dass man eben nicht aller
• Corresponden« Tniuttmanidorff-Mettemioh, 25 juin 1798.
Sitnnpbcr. <1. pbil.-luit. Cl. CXXVUI. Od. 6. Abb.
n..
T. ItUtktrf.
W<ife> N G«&Uen sein kann. Würde man nacheinander alle
«k« beürftg«n, welche glauben, eine Meinung über die Verthei-
iMIg der Aemter aussprechen zu können, so würde man schliess-
Uoh dahin gülaugeu, alle Welt zu entlassen und Überhaupt
Niemand zu wählen. Sind doch diese Herren unter sich selbst
nur eiuij; ia dem Tadel dessen, was geschah, oder dessen, was
nach ihrer Meinung noch geschehen soll. Sie wollen weder
KiorUiut noch Müller, sie zettem gegen den älteren Limpcns
uuil Bcrjch, gegen den Pensionär De Jonghe, gegen Warns-
durÜ' und Maldeghem, kurz, wenn man ihnen Glauben schenkt,
ito und es nur sie selbst und ihre Anhänger, die allein noch
Belgien retten können."
Marquis De la Valette benützte auch diesmal seinen Auf-
onthalt in Wien, um zugleich eine persönliche Angelegenheit,
lUe ihm offenbar sehr am Herzen lag, zu betreiben. Es war
dies der angestrebte Ankauf einiger in Brabant gelegener Do-
mänen, der Scigneuricn von Ilannut, Leau und Landen, sammt
dem au letzterem gehörigen Ingertrude und Hacourt, sowie die
Krwerbung des Eigenthurasrechtes der verprundetcn Seigneuriea
Uakcndoven uml Wilmcrchem, Lare und Waesmont, Neer- und
Overhcspen, Neer- und f)verwinden, Gutsenhoven, Hautgarden
und Misseni, fast lauter Oertiichkeiten, deren Namen uns aus
den Schilderungen der Schlacht von Neerwinden geläufig sind.
8ohun unter Kaiser Leopold U. (25. Januar 1792), dann wieder
am S8. März 17'.t2 hatte sich La Valette um diese Besitzungen
boworbon; jetzt schien der Kaiser nicht abgeneigt, ihm die-
»ulbon unter für ihn günstigen Bedingimgen zu überlassen. Zu-
vor wurde jedoch Mettemich beauftragt, sich über die mit dem
beabsichtigten Verkaufe verbundenen Vor- und Nachtheile zu
Mauern.*
Nach Belgien zurückgekehrt, spielte La Valette die alte
Kollo fort. Aller Welt versicherte er, gleich D'Overschies," dass
er bei dem Kaiser gut angeschrieben sei, dass er das volle Ver-
trauen des Ministeriums geniesse. Er gab vor, mit geheimen In-
Htructionen TrauttmansdorfiTs versehen zu sein, und sprach von
* Traultmaiudorff an Metlernicli. Vionno, le 9 jiiin 1793. Orig.
* TntutUuAii»dorif an Mettemicb. Vieiine, le S4 juiii 1793. Orig.
* TmtiUmADsdorif Kn Mettemich. Vieniie, le 31 juillet 1793. Orig.
B«l(iM aaUr der G«iienUUttli»ll«r»h>n Enbenog Ou-l» (179S, ITM).
115
dem Austausche Belgiens wie von einer Sache, die noch immer
stattfinden könne. Dem Grafen Duras sagte er, dass die Depu-
tation der Stünde in Wien zurückgewiesen werden würde; er
habe die an Mettemich gerichteten Depeschen hiertlber gelesen
n. dergl. Es war eine Folge dieser unbedachten Aeusserungen,
dass sich die Stände Aufklärung bei dem Minister erbaten, der
sich jedoch auf seine frühere Erklärung berufen konnte, die
keineswegs peremptorisch gelautet hatte.*
In Wien war man über La Valctte's Benehmen anschei-
nend sehr ungehalten, zumal über jene Aensscrung, welche sich
auf das belgische Tauschproject beaog, das in einer Weisung
an Mettemich entschieden in Abrede gestellt wurde: ,8ofem
nicht etwa die geringe Dankbarkeit, die man dem Kaiser be-
zeige, und die fortwährende Animosität gegen jene, die ihm treu
geblieben seien, oder endUch die unziemUchen Forderungen, die
man sich noch immer erlaube, den Kaiser sozusagen zwängen,
sich eines Landes zu entledigen, das sich so wenig erkenntlich
erweise. Das sei, hiess es in jener Weisung, das Einzige, was
La Valette vernommen haben könnte, dem er aber eine miss-
bräuchliche Deutung und Ausdehnung gegeben habe. Aber
man zürnte noch mehr dem Minister; denn, meinte man, die
I Stände würden sich nicht veranlasst gefunden haben, bezüglich
I der von ihnen beabsichtigten Deputation neuerdings anzufragen,
'wenn Mettemich ihnen schon früher die ihm durch die Wei-
sungen des Kaisers vorgezeichnete Antwort gegeben hätte. Wür-
den daher die Staude noch einmal darauf zurückkommen, so
' sei ilmen bestimmt die Frage vorzulegen, ,ob sie es wohl wagen
wollten, nach Wien zu kommen, so lange sie fortführen, in dem,
was ihre Pflicht sei, dem Souverän Schwierigkeiten zu bereiten,
so lange sie ihm bei jeder Gelegenheit ihr Älisstrauen zu er-
kennen gäben und sich durch ihr Benehmen von allen anderen
Provinzen unterschieden, und ob sie wohl eines guten Empfan-
ges von Seiten Sr. Majestät und des Volkes sich versehen
durften, so lange sie in ihrer gegenwärtigen Haltung verharrten?
Man wisse ihnen keinen Dank für ihr Don gratuit, so lange sie
sich im Vergleiche mit den übrigen Provinzen bezüghch ihrer
Obliegenheiten in Rückstand befUnden. Denn es sei geradezu
* Mattaniich an TranttniauBdorff. Braxelles, le 20 juillet 1798. Copie.
8'
116
VI. Abbuillnng : v. Zcl>>kfr{.
Hohn, Jemandem Geschenke anzubieten, dem man da«, wa«
man ihm schuldig sei, nicht zahlen wolle.' '
Mittlerweile hatten die VerhaniUungen mit den Stünden
von Brubant ihren Fortgang genommen. Im Juni stand die
Universität LOwen auf der Tagesordnung. Ausser den De-
putirten der Stunde nahmen die Mitglieder der Conferenz und
der Referent des Conaeil priv6, später auch Abgeordnete der
FacidtÄten an diesen Borathungen theil. Die Deputirten der
Stünde fassten ihre Wünsche in drei Punkte zusammen. Sie
forderten 1. eine ofHcielle Erkiilrung, dass die Universität ein
jCorps braban9on' sei und verbleibe; 2. dass dieselbe in den
Genuss ihres Nominationsrechtes wieder gelange, welches be-
züglich der Luxemburg'schen Beneficien durch die in der
Convention vom Haag bestimmte provisorische Reserve verletzt
worden sei; 3. endlich verlangten sie die Aufhebung der De-
claration vom 19. Mai 1791, welche auf Grund derselben Con-
vention die erneute Wirksamkeit jener älteren Ordonnanzen
einstweilen vertagt hatte, welche den Belgiern untersagten, Li-
eenzen anderswo als in Löwen zu nehmen. Ausserdem ver-
langten die Deputirten den WideiTuf einiger Decrete, die das
Gouvernement in rein reglementären Dingen erlassen hatte.
Von den erwähnten Punkten war sachlich der dritte der
wichtigste. Denn gewiss war die Klage nicht unbegründet, dass
das Land mit Leuten überschwemmt sei, die sich ihre Grade
an verschiedenen Universitäten erkauft hätten, ohne daselbst
gewohnt und studirt zu haben und ohne geprüft worden zu
sein. Gegen die Sache selbst, nämlich den Widerruf der Deela-
ration vom 19. Mai 1791, vermochte denn auch das Gouverne-
ment keine Einwendung zu erheben. Aber während der Con-
seil prive verlangte, dass die seit jener Declaration anderswo
erworbenen Licenzen auch fernerhin ebenso gelten sollten, als
wären sie an der Universität Löwen genommen worden, foi^
derten die Deputirten der Stände die Annullirung der letzteren,
da die Art ihrer Erwerbung gegen den Geist jener kaiserlichen
Anordnung Verstösse. Wenigstens, meinten sie, sollte dies von
den an französischen Universitäten erworbenen Graden gelten.
Doch die Regierung gab in diesem Punkte umsoweniger nach,
' Tntittmknadorff an Metternicli. Vienne, le 31 jnillet 1793. Orig.
Bclfien nntfr d«r 0«D«nbt«nlultenc1»ft Bnk*n«( CtrU (17$$. 17M).
117
als gerade die Depntirten der Universität nicht auf dieser For-
derang bestanden, obgleich sie dabei am meisten interessirt
waren. Sie beschrilnkttn ihre Bitte auf den Widerruf der er-
wähnten Maideclaration, während die Commissftre der Stände
auch die Aufhebung der Wirkungen derselben nicht nur flir
die Zukunft, sondern auch ftlr die Vergangenheit verlangten.
Formelle Gründe sprachen daftir, den dritten Punkt von den
beiden ersten abgesondert zu behandeln, da diese nur Brabant
betrafen, daher den Gegenstand einer üeclaration des dortigen
Conseils bilden konnten, während jener sich auf alle Provinzen
bezog und demgeraäss den Gegenstand einer besonderen Decla-
ration hätte bilden mtlssen.
DemgemJlss beschränkten sich die Verhandlungen zunächst
' nur auf die beiden ersten Punkte, und (Iber diese wurde auch
eine Vereinbarung erzielt. Der Erzherzog wollte zwar zuvor die
Entscheidung in Wien einholen, aber allseitig gedrängt, ent-
schloss er sich am 24. Juni eine Erklärung zu pubhciren, durch
welche der Universität Luwen der ihr von Josef 11. bestrittene
Cliarakter eines ,Coq)s brnbangon* zuerkannt wurde, und diese
Entscheidung wurde von dem Kaiser nachträglich (18. Juli),
wenn auch nur ungern, genehmigt. Desto zufriedener zeigte sich
natürlich die Universität; abgesehen von einem aus diesem An-
lasse abgehaltenen Te üeum gab sie ihrer Stimmung dadurch
Ausdruck, dass sie dem Kaiser auf f\lnf Jahre als unverzins-
liches Anlehon weiterhin gegen 4', Percent lüO.OOO Gulden
und überdies zu denselben Bedingungen eine Summe von
57.000 Gulden Überhess, die sie bereits im Jahre 1789 in ähn-
licher Weise vorgestreckt hatte.'
Auch sonst schienen die Mitglieder der Universität ver-
söhnlich gestimmt; sie versprachen, die Parteinngen, die sie
in den letzten Jahren vielfach entzweit hatten, fallen lassen zu
wollen. Auch gelang es Metternich in einer neuen Jointe, die
aus Mitgliedern der Universität und der Stände bestand, den
Streit über die Verantwortung, die jene hätte treffen können,
' Officieller Berieht de» Erzherzogs nn den Kniser, le 2» juin 1793. Metfer-
uich an Trinttm«iiiidorff. Bnixellea, le 15 juillet 179a. Der Kaiser an
Erzherzog Car]. Vienne, le 18 juillet 1793. Offiziell Erzherzog' Carl an
den Kaiser Bnixelles, le IS septerobre 1793. Eni»'. Mflller's. Ofiiciell.
118
VI Akkuidlting : t. Z«ilib«rg.
die Güter und Fonds der Universität seit ihrer Uebertragung:
nach Brüssel verwaltet hatten, in einer alle Betheiligten befrie-
digenden Weise beizulegen.'
Im Zusammenhauge damit ■wurde auch eine Anzahl von
Universitätsmitgliedern aus ältei-er Zeit pensionirt, andere, die
zur Zeit der Reform und Uebertragung der drei weltlichen
Facultäteii (1788) angestellt worden waren, entfernt und ent-
schädigt. Nur sehr ungern that dies der Kaiser. ,Ich will für
diesmal,' lautete die betreffende Resolution, ,noc'h dem Antrage
der Conferenz Folge geben, doch hotfc ich, das.s dies die letzte
derartige Ausgabe ist, die man mir vorschlägt.' Bios provisorisch
sollte übrigens jene Entschädigung sein, der Staatschatz sobald
wie möglich durch anderwttrtige Verwendung der BetreflFenden
entlastet werden.*
Ueber den dritten Punkt erfolgte erst am 27. Septem-
ber 1793 die Entscheidung des Kaisers. ,Entsprechend allen
Principien des Rechtes und der Gerechtigkeit,' hiess es, ,wo-
nach jeder im Besitze der Vortheile und Privilegien zu ver-
bleiben hat, die er auf legale Weise unter dem Schutze eines
seinerzeit zu Kraft bestehenden Gesetzes erworben hat, ist es
meine Absicht, dass die Licenzen, die in dieser Weise an
fremden Universitäten erworben worden sind, ihre volle Wir-
kung behalten, als wenn sie an jener zu Löwen erworben
worden wären .'^ Dagegen sollten gemäss einer kaiserlichen
Declaration vom 14. Oclober 1793 fortan die Belgier ver-
pflichtet sein, ohne Ausnahme die akademischen Grade sich in
Löwen zu holen; ja die Declaration ging noch über die Ver-
sprechungen der Haager Convention hinaus, indem sie der
Universität alle jene Prärogative zurückgab, die sie zur Zeit
Maria Theresias besessen, einer Epoche, die man auch sonst
bei diesem Werke der Wiederherstellung zum Ausgangspunkte
ersah.*
Mittlerweile trug sich ein Zwischenfall zu, der den Erz-
herzog peinlich berühren musste, wenn derselbe auch fllr den
' Mettemich an Trauttmuudorfi'. Bmxellea, le 6 septembre 1793. Entw.
Maller'».
* TrauttmansdoriT an Mettemich. Vienne, le 28 octobre 1798. Orig.
' Wiener Zeitung.
* Borget II*, 248.
Brigicn unter l«r OeMraktottbaltencluft Enbenof CvU (J7M, 1794).
119
I
Gang der Hauptveriiandlung nicht gerade von wesentlichen
Folgen begleitet war.
Einen Gegenstand vielfacher und nicht ungerechtfertigter
Klagen bildete nUmhch die drückende Last, welche, da der
französische Krieg grösstentheils ein Belagemngskrieg war, die
Fuhrwerke, das Schanzen, die Strohheferungen den belgischen
Bauern auferlegten. Man schlug die Zald der tftglich erforder-
lichen Pionniere, die man den verschiedenen Provinzen entnahm,
auf nicht weniger als 15.000 Mann, aus Brabant allein auf 3000
Mann,' an. Nicht minder beträchtlich war die Zahl der Fuhr-
werke. Diese Lieferungen wurden noch druckender, als die
Zeit der Heumahd und der Ernte nahte, die in dem fruchtbaren
und reichcukivirten Lande fUr mindestens zwei Monate alle
Ackerpferde und alle Arbeitskräfte absorbirte. Anfangs waren
indess diese Forderungen auf geringen Widerstand gestossen;
nur hie und da, wie in Flandern und in Mecheln, hatten sich
Fälle des Ungehorsams gezeigt, der von der malcontenten
Partei geschürt wurde, aber hier wie in den meisten Provinzen
waren die Leistungen gesetzlich geregelt, so dass man vorkom-
menden Falles mit Strafen vorgehen konnte. Nicht so in Bra-
bant, wo es an derartigen gesetzhchen Bestimmungen bisher
fehlte, und wo zwar die Stände sich anfangs im Allgemeinen
in dieser Frage sehr entgegenkommend zeigten, aber es doch
nicht an Vorstellungen fehlen Hessen,* zumal als eben die Ernte-
zeit nahte. '
Es war am 5. August, als bei dem Erzherzog eine Be-
rathung stattfand, bei der es sich um die BeischafiTung von
ÖOO Wagen für die Armee handelte. Auch die Deputirten der
Stände wohnten dieser Besprechung bei. Doch alle Vorstellun-
gen, die man den letzteren machte, sowohl dass das Verlangen
in der Verfassung begründet sei, als dass Coburg der Lieferung
anumgänglich bedürfe, fruchteten nichts. Die Deputirten weiger-
ten sich rundweg, die Lieferung auszuschreiben, ausser ,par
entreprise' und gegen eine höhere Vergtltung. Als man dagegen
einwarf, der Kaiser sei berechtigt, die Lieferung zu fordern,
' lietternich an TrituUmanndorff. BriixellMi, le 28 iniii 170S. Copic.
* Mettamich an Trauttmansdortf. Bnixellea, le 15 join 1793. Entw.
* Motternich an Trauttiiiansdurlf. Braxullc», le S3 juillet 1793. Co)iit<.
ISO
TT. Atliaaillnnir; f. Z»Uit«rf.
und nütliigeniiiUs mit Anwendung von Gewalt drohte, erwiderten
die Dcputirten in drohendem Tone, man möge es nur versuchen,
der Kaiser werde es bereuen, und dann werde es zu spilt sein.
Ja, Uraf Limminghe vergass sich so weit, dass er in Gregen-
wart d<38 Erzherzogs ausrief: ,Wenn wir der Armee solche Liefe-
rungen lUHchcn müssen, sind uns die Franzosen viel lieber, die
haben uns doch viel weniger bedrückt.' Der Erzherzog wusstc
sich zu massigen; er gab sich den Anschein, als habe er die
Aeussserung überhört. Er hob bald darnach die Sitzung auf.
Nachden» sich aber die Deputirten entfemt hatten, bat er den
Minister, in Zukunft derartige Berathungen bei sich abhalten
BU wollen, da es jlusserst unschicksam sei, dass man ihm, dem
Ki-pritsont^intcn des Souveräns, derartige Impertinenzen sagen
dürfe.' An die Stände richtete der Erzherzog eine Depesche,
in der «r sich, falls sie wieder einmal Deputirte an ihn schicken
wollten, den Grafen Limminghe ausdrücklich verbat.*
Dieser selbst wurde von Metteniich zum Widerrufe seiner
KrklUrung aufgefordert, doch der Brief, den er als Entschuldi-
gung an SIctternieh richtete, konnte nicht als solche gelten,
noch weniger ein unmittelbar an den Erzherzog gerichtetes
Schreiben, das in so unziemlichem Tone abgefasst war, dass
dasselbe auf Grund eines Beschlusses der Conferenz an den
Grafen ziu-ückgeschickt wurde. Dagegen zeigten sich die
Stände über die Taktlosigkeit Limminghe's sehr bestürzt. Am
IS. August fanden sich Deputirte derselben bei dem Erz-
herzoge ein, um ihr Bedauern über den Zwischenfall auszu-
sprechen und ihn zu versichern, dass die Acusserung Lim-
minghe's nicht ihren Gesinnungen entspreche. Carl erklärte, er
sei von ilirer Ergebenheit überzeugt und habe auch in diesem
Sinne an den Kaiser gesehrieben; er hoffe, sie würden bald
Beweise ihres Eifers für den Dienst liefern. Ueber den wahren
Sachverhalt gab sich der Erzherzog freilich keiner Täuschung
hin. Limminghe, meinte er, sei blos ,der Abfaum der Stände
von Brabant, werde aber von Anderen gehetzt, dasjenige zu
sagen, was sie sich nicht vorzubringen trauten'.*
' Erzherzog Carl an den Kaiser. Brüssel, den 7. August 1793. Orig.
* Nach Borf^net U*. 283 ist dieser Brief publicirt tu dem mir nicht xn-
(fJLnglichen Meiwager de« scienccs bistoriiines de Belg^que I83tf.
* Grzborzng Carl an den Kaiser. Brüssel, den 7. August 1793. Orig. eig.
B«Ifiao luitai i
tltriMkaft Enknno( l'u-la 079t. 1794).
121
Der Kaiser billigte die massvolle Haltung seines Bruders,
wenn er auch den Zwischenfall insofeme beklagte, als er dem-
selben, um sieh nicht zu compromittiren, die Gelegenheit ent-
ziehe, da einzugreifen, wo er durch seine Person dem Dienste
sonst wesentlich nUtzen könnte.' Sonst legte man, wie ans
einem Schreiben Trauttmansdorff 's * an den Bischof von Ant-
werpen erhellt, dem Vorfalle keine allzu grosse Bedeutung bei,
Eumal ja die Stfinde sofort Limminghe desavouirt hatten. Ja
man gab sogar zu, dass das Fuhrwesen, namenthch zur Emte-
jteit, eine drückende Massregel sei, die man durch das Aus-
schreiben eines Offertes hätte vermeiden können, zumal der
Geldpunkt erst in zweiter Linie stehe. Worüber aber der
Kaiser geradezu ,8candalisirt' war, das war die Thatsache, dass
die Stände von Brubant bereits über vier Monate versammelt
waren, ohne über die ihm zu leistende Entschädigung schlüssig
zu werden.
So sehr man aber auch mit dem Gange der Verhandlun-
gen in Brabant unzufrieden sein mochte, so bitter man auch
die allzu grosse Nachgiebigkeit des Ministers beklagte, so hatte
sich doch bisher gerade kein Streitfall principieller Art ergeben.
war erst der Fall, als die Stände behaupteten, zu jener
Entschädigung gar nicht verpflichtet zu sein, besonders aber
als sie den von dem Kaiser ernannten Kanzler ihres Conseils
nicht zulassen wollten.
X. Der Brabaiiter Eanzlerstrelt.
Das Recht der Ernennung des Kanzlers von Brabant stand
unzweifelhaft dem Kaiser zu, und wenn auch der Kanzler einen
Eüd auf die Joyeuse entree in die Hände der Stände ablegen
muBste, hatten doch dieselben kein Recht, den Ernannten zuriick-
EQweisen, sofern er nur die durch die Joyeuse entröe vorge-
schriebenen Eigenschatlcn besass, nämlich (nach Art 5) eine
^digne personne', ,weerdigc pcrsoon' war und (nach Art 6) zu
den ,gen8 de bien', ,goode luydon' gehörte.
* Der Kaiser «nErzhenLo^Cart. LAxeuburg, den 13. August 179S.Orig.eig. A.-A.
' Der übrigen» selbst «uf die erste Nachricht der Meinung gewesen war,
da«s der Kaiser die Sache .unmöglich' mit Stillschweigen Obergehen
kfiune. Tranttmnnsdurif an (.'ulloredo, s. d. Orig.
128
TT Alilludinnf : t. Z«ifi1>«rg.
Die KanzlerstcUe war durch den Rücktritt des jüngeren
Crumpipen erledigt. Auch er hatte sich gleich seinem ällteren
Namensträ^er in den Wunsch des Gouvernements gefügt; an-
geblich um nicht ein Hindemiss für die Wiederkehr friedlicher
Zustünde und des nothwendigen Vertrauens zu sein, hatte er
freiwillig seine Entlassung genommen.
Der stricte Befehl des Kaisers ging dahin, diese Stelle
dem früheren Vicekanzler Van Velde za verleihen. Nun hatte
aber gerade die Gef\lgigkeit, mit welcher einst — zur Zeit
Kaiser Josefs II. — Van Velde sich bereit gezeigt hatte, die
in der Verfassung des Landes nicht begründete Stelle eines
Vicekanzlcrs zu übernehmen, demselben in der öffenüichen
Meinung sehr geschadet, die in diesem Falle mit jener der
Stände identisch war. Vermuthlich war dies auch der Grund,
weshalb Mettcrnich nicht einfach den Befehl des Kaisers zur
Ausflihrung brachte, sondern vielmehr in einem, wie es scheint,
nicht mehr erhaltenen Berichte Bartenstein und d'Overschies,
namentlich den letzteren, vorschlug, während Van Velde in
einem beigefügten Schreiben auf die ihm zugedachte Stelle ver-
zichtete. Doch der Kaiser hielt an seiner ersten EntSchliessung
fest. Habe sich auch, meinte man, Van Velde durch den Eifer,
mit dem er sich bereit fand, die Stelle eines Vicekanzlers zu
übernehmen, die Gemüthor ein wenig entfremdet, so habe er
doch nicht die ,al]gemeine' öflFentliche Meinung gegen sich,
wenigstens nicht so sehr, dass man davon üble Folgen ftlr den
Dienst zu besorgen habe. Auch scheine es, dass er nur, um
sich den Umstunden zu fügen, verzichte, da er in seinem
Schreiben an Mettemich durchschimmern lasse, dass er sich
auf die Ernennung gefasst gemacht habe, wozu er auch be-
rechtigt gewesen sei. Mettemich wurde also nochmals auf-
gefordert, den Befehl des Kaisers zu vollziehen, es sei denn,
dass er positiv versichern könne, Van Velde sei so verhasst,
dass seine Ernennung unbedingt schädlich sei.*
Mettemich scJiob auch jetzt noch die Ernennung Van
Velde's hinaus; er glaubte, wenigstens die damals noch nicht
erfolgte Bewilligung der Subsides und des Don grutuit ab-
warten zu sollen. Er wurde in dieser Ansicht nicht nur durch
' TruuttniBDidorff sii Motteruich. Vienne, le 11 uiai 1793. Orig.
B«l(ieii unter dor <}«o*nl«tAttli>lt<racbkft Enhcnog CuU (ITM, I7M).
123
Lannay bestärkt,* sondern auch durch eine gedruckte Re-
präsentation, die der dritte Stand von BrUssel durch die beiden
ersten Suinde überreiclite, und in der derselVjc seinen ablehnen-
den Standpunkt in der Kanzlerfrage unverholen entwickelte.
,Ich meine zwar trotzdem,' bemerkt hiezu Metternich, ,da88
Se. Majestät sich nichts vorschreiben lassen soll; die Wahl der
Person des Kanzlers ist lediglich seine Sache. Was mir aber
die Klugheit und die Erwägung der Umstände allerdings zu
fordern scheint, ist, dass Se. Majestät Ihre Allerhöchste Ent-
scheidung noch einige Zeit verschieben möge.'*
Aber in Wien war man ganz anderer Ansicht. Die stän-
dische Repräsentation machte, wie gewöhnlich, auf den Kaiser
den ungünstigsten Eindruck, den beigefügten Ergebenheits-
versicherungen legte man nicht den mindesten Werth bei. Auch
den verstorbenen Oheim des Kaisers habe man mit dergleichen
Versicherungen überhäuft, als man bereits das Banner des Auf-
ruhres gegen ihn aufpflanzte. , Unser Herr,' heisst es in einer
Weisung TrauttmansdortTs (7. Juli), die allerdings nicht an ihre
Adresse abging, sondern (13. August) durch eine andere er-
setzt wui'de, desto mehr aber ftir die Ansichten des Wiener
Hofes bezeichnend ist, ,mU88te auf jeden Befehl verzichten,
wenn, um denselben nicht auszuführen, genügte, dass die,
welche gehorchen sollen, anderer Ansicht sind.' Metternich, hiess
es, möge nicht immer von dem Willen der Nation sprechen
und sich nicht vor Allem beugen, was diese vorsciireibe, denn
er adoptire hiermit das Princip der Volkssouveränet&t. Uebri-
gens schreibe man der Nation die Intriguon einiger Übei*-
spannter Köpfe zu, die um jeden Preis ihren Ehrgeiz befriedi-
gen wollen, wie jener d'< )ver8chie8, ge^cn den sich damals die
Stimmung des Hofes zu kehren begann.
Wenn andererseits Metternich sich unter Anderem auch
darauf berief, dass Van Velde selbst erklärt habe, tinter ge-
wissen Bedingungen zum Rücktritte bereit zu seiu, so wurde
gerade diese Behauptung durch Van Velde selbst widerlegt.
Wir wissen aus dessen eigenem Munde, dass sich die Sache
doch wesentlich anders verhielt Darnach hatte er vielmehr,
' Metternich an TrauttmuDsdorff. Bruxelles, le 26 jutn 1798. Copie.
* Metternich au Trauttniansdorff. Itnixelles, le 2ö jnin 1793, Copie.
tu
Tl. AbkudluuK : v. Z«i«<l>«rg.
als er die Stelle eines Vicekanzlers niederlegte, sich um die
Stelle eines Lieutenants des Lchensliofes von Brabant beworben,
und als ihm die Absicht des Kaisers bekanntgegeben wurde,
ihn zum Kanzler zu ernennen, in einem Schreiben an Mett«r-
nich vom 22. April und auch in einem Schreiben an Trautt-
mansdorff aus seiner Abneigung gegen die Uebemahme dieses
Postens gar kein Hehl gemacht, wohl aber sich auf alle Fälle
dem Kaiser zur Verfügung gestellt. Als daher der Kaiser auf
seinem Willen beharrte und ihm Metternich dies am 9. Juni
bekanntgab, zugleich aber hinzufügte, er wisse aus guter Quelle,
dasB seine Ernennung bei einem Theile der Stünde Missfallen
erregen werde, und dass er daher dem Kaiser von Neuem be-
richtet und seine Ernennung zum Lieutenant an jenem Lehens-
hofe und zum Staatsrathe beantragt habe, da hatte sich Vau
Velde seinerseits auf seine frühere Erklärung vom 22. April
bezogen, auf der er auch jetzt noch beharre und der zufolge
er sich der Entscheidung des Kaisere, wie sie auch ausfallen
möge, zu unterwerfen gedenke. Und als sodann Metternich in
der That noch einmal dem Kaiser Vorstellung machte, von
diesem aber nun den stricten Befehl erhielt, mit der Ernennung
Van Velde's zum Kanzler nicht länger zu zügern, erfuhr dieser
hievon nicht durch Metternich selbst, sondern erst durch Zufall
aus dem Munde des Staatssecretilrs. Metternich, an den er
sich in Folge dessen wandte, bestätigte die Richtigkeit der
Mittheihing, entschuldigte den Verzug damit, dass die beti'effen-
den Pateute aus Wien noch nicht eingetroffen seien, suchte
aber Van Velde nochmals durch die eindriughchsten Vorstellun-
gen, namentlich durch den Hinweis auf die .Stimmung der Stände,
zu freiwilligem Verzichte zu bewegen. Doch die Antwort Van
Velde's lautete wie zuvor. Er fügte hinzu, dass die Stünde
durch den bevollmächtigten Minister längst hätten erfahren kön-
nen, dass er selbst das Amt eines Kanzlers nicht angestrebt,
sondern sich um des Friedens willen um ein auderes Amt be-
worben habe.*
Gegenüber dem stricten Befehle des Kaisers schien Metter-
nich nichts übrig zu bleiben, als an dessen Ausfuhrung zu schrei-
ten. Gleichwohl machte er nochmals seine Bedenken geltend, wo-
Vui Velde aa TrsuttmuiMlorff. Bruxellea, le 86 juillet 1793.
I
1$t»T der a«aoral9Ult)nII«nebtn Enbereog Cvli (171IS, >7M).
bei er sich auf die nach älteren Instructionen dem Grouvemement
zustehende Beftigniss berief, wider beabsichtigte Massregeln
dreimal vorstellig zu werden.' Doch umsonst. In gemessenen
Ausdrucken gab der Kaiser durch Trauttmansdorff dem Minister
sa erkennen, dass er fest entschlossen sei, an der getroffenen
Wahl festzuhalten, was auch immer geschehen möge. Gerade
der Umstand, dass Van Vekle einst einen Posten übernommen
habe, der fllr verfassungswidrig gelte, sei nicht nur kein Aus-
schliessungsgrund, sondern vielmehr ein Moment, das ihn dem
Kaiser empfehle, da es nothwendig sei, dass jene Thatsache
ebenso von den Ständen vergessen werde, wie er selbst ihre
einstigen Ausschreitungen vergessen habe. Mettemich sollte
daher jede Vorstellung entschieden zurückweisen und erhielt
zugleich den für ihn persönlich gewiss nicht erfreulichen Auf-
trag, Van Velde . die Anerkennung des Kaisers für die Bereit-
willigkeit auszusprechen, mit der er seinen Befohlen gehorcht,
trotz der Unannehmlichkeiten, die er in Folge dessen zu ge-
wärtigen habe.*
So wurde denn endlich (20. August) Van Velde eröffnet,
dass er sich am 23. August zur Eidesleistung bei dem Erz-
herzog einzufinden habe. Als er sich aber am 21. zu dem Mi-
nister begab, um das Patent entgegenzunehmen, das er besitzen
musste, um den Eid ablegen zu können, wurde ihm dies zwar
ausgefolgt, aber von Mettemich bedeutet, dass, da mit den
Ständen am 23. August verachiedene wichtige Angelegenheiten
zu erledigen seien, die Eidesleistung erst am 26. stattfinden
könne. Aber auch an diesem Tage fand die Vereidung nicht
statt, nochmals wurde dieselbe ,auf kurze Zeit' vertagt, in Wirk-
lichkeit auf längere Zeit verschoben.'
So wie in Wien sah man nämlich auch in Brüssel mit
Ungodold dem Schlüsse der Brabanter Ständeversammlung ent-
gegen. Denn man meinte, dass, solange dieselbe währe, das
Volk nicht zur Ruhe kommen werde. ,Die8e Versammlung,*
hiess es, ,wird nicht ewig dauern können.'^ Man hatte erwartet,
dass die Inauguration, die den Abschluss des Versöhnungswerkes
' Mettemich «d TraiittmauBdorfT. Braxellos, le 20 juillet 1793. Copie,
* TrauttmauBdorff an Mettemich. Vienne, le 1" aoflt 1793. Orig.
' Van Veldo an Erzherzog Carl. Bnuellea, le 4 dicembre 1793. Orig. oig.
* Trauttmansdorff an Mettemich. Vienne, le 19 juillet 1793. Or%.
196
Tl. Abliiiixlliing : t. Zaittbarf.
bilden sollte, zu Anfang Juli werde stattfinden können,' und
nun sah man bereits dem Eintritte des September entgegen^
ohne dass man zum Abschlüsse gekommen war. Da geschah
endlich, was seit drei Jahren nicht geschehen war: die Stände
Hessen sich (am 24. August) herbei, ihre Anerbictungen in
Bezug auf die noch strittigen Punkte in Form eines Schrift-
stttckcs vorzulegen. Da dies am Vorabende jenes Tages ge-
schah, an welchem die Eidesleistung des Kanzlers hätte statt-
finden sollen, beschloss die schleunigst einberufene Conferenz
unter Zuziehung des Chef et President und des Trösorier
g^neral, diesen Act noch einmal zu verschieben.
Nur der Erzherzog sprach sich entschieden gegen jeden
weiteren Aufschub aus. ,Ich allein war,' sclireibt er an den
Kaiser, ,von einer ganz anderen Meinung. Entweder, sagte ich,
wollen die Stande im Ernst sich zur Ruhe geben und mit dem
Souverän wieder aussöhnen oder nicht. Wollen sie es, so wird
sie die Einsetzung des Kanzlers nicht daran verhindern und im
Gegentheile wird es ihnen an Verwänden mangeln, um die
Epoche eines Vergleiches immer mi;hr zu verschieben. Du hast
(Dich) enfscldossen, unveränderlich darauf zu bestehen. Das
wissen sie, die Sache ist also geschehen. Wanim soll die Ein-
setzung desselben, die Antrotung seiner Würde, welche mehr
eine Ceremonie als etwas Anderes ist, alle guten Dispositionen
der Stände über den Haufen werfen i* Ich sehe also dies blos
als einen Vorwand an, um Zeit zu gewinnen, in der Absicht,
80 viel Intriguen zu spielen, Alles anzuwenden, um Dich von
Deinem Entschlüsse abzuwenden, und ich fürchte, dass diese
Verschiebung gar keinen Nutzen haben wird, da sie so lange
ttndcln werden, sich über die übrigeu Punkte zu vergleichen,
bis entweder darüber ein Entschluss wird gefasst werden oder
die Zeit, so man diese Affaire zu verschieben entschlossen,
wird verflossen sein. Man wird dann den Kanzler in seine
Stelle einsetzen wollen, und dies wird ihnen zum Verwände
dienen, um die Subsides, Zahlung der Arreragen, kurz Alles
abzuscldagen. Ihnen ist unser Mangel an Geld bekannt und
sie werden sich schmeicheln, uns zu zwingen, zum Kreuz zu
kriechen, um Geld von ihnen zu bekommen. Aus allen Ur-
' Tranttmiinwlorff an Mettemicli. Vieiine, le 24 jiiin 1793. Orig. eig.
Belficn aoler diT OtntnbtktthaUerHhBft Enberaog Cwb (>m, 17M).
127
Bachen, welche ich also hier angefUhrt liahc, und da ich glaubte,
dass es in diesem Augenblicke höchst geftlhrlich sei, Schwäche
zu zeigen, war ich der Meinung, man soUe den Kanzler gleich
in meiner Gegenwart den Eid schwüren lassen, ihn dann zu
denen Stünden schicken, um ihn dort abzulegen, and dies auf
eine Art maclien, als ob man sich gar nicht einfallen lassen
könnte, dass sie sich widersetzen könnten.' Ja der Erzherzog
fasste bei fortgesetztem Widerstände der Stände bereits jetzt
die Anwendung bewaffneter Gewalt ins Auge. Ausdrücklich
erbat er sich von dem Kaiser die Erlaubniss, sich an Coburg
um Ueberlassung einiger Truppen wenden zu dürfen, und zwar
deutscher oder ungarischer, da er ihm sonst Wallonen-Regi-
menter zusenden werde, deren Anwesenheit im Lande mehr
Schaden als Nutzfen stiften könnte.'
Man wird kaum fehlgehen, wenn man dieses unerwartet
scimcidige Auftreten des sonst so mild gesinnten und ruhigen
Erzherzogs auf jene Verstimmung zurückfülirt, die das jüngste
Auftreten der Stände und namentlich des Grafen Limraingho
in ihm zurtlckgolassen hatte. Es ehrt indess auch in diesem
Falle denselben, dass er so viel Selbstbeherrschung besass, um
sich der übereinstimmenden Ansicht erfahrener Kathgeber be-
scheiden unterzuordnen. ,Da,' heisst es in jenem Briefe an den
Kaiser, ,alle die Herren, welche die Jointe ausmachten, von
einer anderen Meinung, und dies zwar einstimmig waren, und
diese die traurigsten Folgen von einem solchen Schritte voraus-
sahen, da sie andererseits doch glaubten, man könne vielleicht
zu einem gütlichen Vergleiche über alle die übrigen strittigen
Punkte mit den StJlnden gelangen, so habe ich es nicht ge-
glaubt, auf mich nehmen zu können, wider ihre einstimmige
Meinung zu handeln. Ich habe mich daher entschlossen, den
Zeitpunkt der Leistung des Eides des Kanzlers, welcher schon
bestimmt war, bis auf eine weitere Resolution zu verschieben,
jedoch habe ich befohlen, in dem Berichte, welchen ich Dir
ex officio machen werde, meine Meinung anzuAlhren und bei-
zusetzen, dass dies wider dieselbe geschehen sei,' Schliesslich
bemerkt der Erzherzog noch, dass, obschon die Conferenz sich
einstimmig für die Verschiebung der Einsetzung des Kanzlers
' BnbWMg Cu-1 au <Ion Rainer. Urflii«el, den 30. Angiut 1793 Orig. eig.
128
VI. Abhaolliiog: T. Zcltfbcrg.
ausgesprochen habe, man doch ebenso einstimmig der Ansicht
gewesen sei, dass der Kaiser seinerzeit auf der Ernennung Van
Velde's bestehen möge.
Wie vorauszusehen war, zeigte sich der Kaiser sehr er-
freut über den Brief seines Bruders, namentlich fand es seinen
Beifall, dass derselbe , durch sich selbst und nach seiner Ucber-
zeugung handle, was ihm gewiss die Ächtung aller ehrlichen
Leute verschaffen werde, die, wie man aus mehreren Briefen
ersehe, seiner Meinung seien'. Da er die Gerechtigkeit für sich
habe, erklärte der Kaiser, bezüglich Van Velde's nicht nach-
geben zu wollen. .Mir ist es leid,' fkhrt er fort, ,wenn es zu
gewaltigen Schritten kommen sollte, denn dann mUssten wir
coüte ce qui coäte durchsetzen. Vielleicht aber, da die anderen
Provinzen schon bereits in Ordnung sind, wird auch Brabant,
wenn es Ernst sieht, nachgeben. Die Herren sind bis jetzt ge-
wöhnt, dem Gouvernement Alles abzuschrecken; tHhrst Du aber
in Deiner Conduite fort, so werden sie bald diesen Wahn ver-
lieren/ '
Metternich aber erhielt am 26. September neuerdings die
Weisung, sofort die Kanzlerfrage zu Ende zu führen, es sei
denn, dass er versichern könne, nicht nur dass aus der Aua-
flihrung der Weisung ein Uebel erwachsen werde, sondern auch
dass er bestimmte Aussicht habe, die Angelegenheit mit den
drei Stünden in einer Art zum Austrage zu bringen, dass dabei
die Würde des Souveräns nicht compromittirt werde, d. h. in-
dem man dem Auftrage desselben in seinem vollen Umfange
entspreche.* Am 16. October wurde Metternich abermals an
seinen Auftrag erinnert. Die Inauguration könne erst dann statt-
finden, wenn alle Streitpunkte erledigt seien, namentlich die
Installation des Kanzlers, die Bewilligung der Impots und Sub-
sides für das nächste Halbjahr.*
Uebrigens waren auch die oberwähnten Anerbietungen
der Stände nicht so beschaffen, dass sie die Regierung etwa
en bloc hätte annehmen können. Die Stände boten unter dem
Titel eines Don gratuit die runde Summe von vier Millionen
' Der Kaiser an Erzherzog Carl. Laxonbat^g, dcu 11. äe|Heinber 1793. Orig.
eig.
' Trauttmansdorfl' an Metternich. Vienne, le 36 «eptembre 1793. Orig.
* Traultmausdurff au Mettemiob. Vienne, le 16 octobre 1798. Orig.
Bclgisn snltr <l«r 0«iMnUUUkall«noh*n Enhereog OwU (ITM, ITM). 129
an; diese sollte als Abschlagszalilung: ftir ihre Quote an den
beiden rückständigen Subsides und an den Entschitdigungen
gehen, wobei jedoch jene der Privaten dem Kaiser zur Last
' fielen. Auch wollte man mit der Auszaldung dieser Summe erat
dann beginnen, wenn die noch bestehenden jVerfaasungsver-
. letzungen' gutgemacht sein und der Kaiser es fibernehmea,
würde, seinerseits auch Personen zu cntsehildigen, die in den
letzten Jahren durch das Gouvernement Schaden erlitten hätten.
Allerdings slclhcn die beiden ersten Stände zugleich auch diei
Zustimmung des dritten in Aussicht.'
^XI. DIp EutitoIiüdigiiiiKsfrage in Brabant. — Dfe Depesche
vom 15. NoTcmbcr 1793.
Von Wien aus hatte man auf die erste Verlautbarung der
Mändischen Absichten Mettei-nich jede Transaction bezüglich der
rückständigen Subsides untersagt. Auch wurde es sehr übel ver-
r merkt, dass die Stände sich auf die üflFentliche Meinung beriefen,
Idie dahin gehe, dass man jene Subsides zu bezahlen eigentlich
»aicht verpflichtet sei. Doch hess es Mettemich nicht an Gegen-
[■vorstellungen fehlen, und auch die Conferenz war der Ansicht,
dass jener Befehl nicht buchstäblich werde erfüllt werden können,
dass 08 vielmehr zweckmässiger sei, die Stände zu bewegen, eine
linde, alle Ansprüche der Regierung umfassende Summe zu
'^ bewilligen.*
So wnirde denn die Eingabe der Stände vom 24. August
entgegengenommen, und nachdem man dieselbe unter Intervention
der ständischen Deputirten, der Chefs der beiden Conseüs und
der Mitglieder der Conferenz einigen Modificationen unterzogen,
dorn Conseil des linances unter Beiziehung der Staatsräthe, wie
L«B, 80 oft CS sich um das Subside handelte, üblich war, ziir
'Serathung vorgeleg[t.^ Auch hier hatte man Mchreres an dem
' Erzherzog Carl an den Kaiser, le 11 septembre 1798. OfficieU. Entw:
Müller.
• MetUmicli an Traatfmaiisdorff. Bnuelle«, lo 80 juillel 17!»3. Vergl. auch
Biscbof Nelis von Antwerpen an Trauttmansdorff. Bnixelle«, le 23 aoüt
1798. Extrait
» Mcttemidi an Trauttmanwlorff. Bnijtelle», le 27 aoöt 1793. Entw.
BiUuictbcr. d. phil.-hul. Cl. CXXVm. lU. <:. Akli. 9
180
Tl. Abhuudlung: t. Kaiitfcstg.
Entwürfe, der SfÄnde anszusctzen und fiiptc nm Rande der
Denkschrift Gegenbemerkungen bei, über die sich die Stünde
ihrerseits ftiissem sollten.'
Und auch in Wien nahm man es zwar noch immer den
Ständen übel, dass sie dem, wozu sie verpflichtet seien, nicht
mit Acciaraation zugestimmt hätten; noch grösseren Werth aber
legte man darauf, dass die Ständeversammlung, dieser offene
Quell der unbescheidensten Ansprüche, endlich geschlossen
werde. Daher wurde jetzt Mcttcrnich ermächtigt, nachzugeben,
vorausgesetzt, dass er vollkommen sicher sei, die leidige An-
gelegenheit zu völligem Abschluss zu bringen. Man gab sich
mit einer runden Summe zufrieden, wofern dieselbe dem gleich-
komme, wozu die Stände verpflichtet seien; doch geschah dies
nur unter der ausdrücklichen Bedingung, dass von den Ständen
der Grundsatz fallen gelassen werde, demzufolge sie sich zur
Bezahlung der in Frage stehenden Subsides nicht ftlr ver-
pflichtet erachteten. Man wolle eich, hicss es, mit einer runden
Summe begnügen, aus Rücksiclit auf die Verluste, welche Bra-
bant in den letzten Jahren erlitten, verlange jedoch, dass die
Summe sofort bewilligt werde, da die Verlängenzng der stän-
dischen Verhandlungen aus den bereits angedeuteten (iründcn
hinlanzuiialten hcI. Daher möge Mettemieh jenen Ständemit-
gliedern, zu denen er in näheren Beziehungen stehe, als gehe
dies von ihm selbst aus, imd in der Form freundschaftlichen
Vertrauens eröifticn, dass er bereits eine Depesche des Kaisers
erhalten habe, der zufolge die Stände sich binnen vierzehn Tagen
entscheiden milssten, da nach Ablauf dieser Frist die Versamm-
lung geschlossen werden müsste, dass er aber hofic, sie würden
es nicht darauf ankommen lassen, sondern schon früher zu einem
Beschlüsse kommen.^
Inzwischen legten die Stände ihre Gegenvorschläge dem
Erzherzog durch den kaiserhchen Commissär VUlc^as vor. Auch
diese wurden gleich den früheren einer Begutachtung durch den
' Jletteriiicli an Tr«uttnian»dorff. Bnixelle», le 30 aoüt 1793. Entw.
' TrauttmaiiNdorff lui Mettemieh. Vieniie, le 2 septembro 1793. Orig. Vergl.
Tbngut an Colluredo, le 22 aoüt 1793, bei Vivenot l, 38. Hievon wnrde
Büchof Nelig vnn Antwerpen in Erwidemog eine« Tertraulichen Schrei-
bona in Kenntnias gesetzt.
Bflglan witor dar OfDenUlUtthiltFrKclisft Enhcnu>g CwU (17M, l'M).
131
des ünances unter Intervention der Staatsräthc »inter-
zogen. Die Stünde hatten diesmal den Betrag von 4 auf 4* , Mil-
lionen erhöht; die Zahlunf!f sollte statt, wie früher angenommen
worden war, in vier, vielmehr in zwei Jahren, und zwar in drei
Terminen zu je acht Monaten erfolgen. Die Conferenz hielt diese
Proposition fUr annehmbar, vorausgesetzt, dass sich die Stände
zu einer entsprechenden Erhöhung der Summe imi einen Be-
trag herbeilassen würden, der zur Entschftdigung der Privat-
personen verwendet werden sollte. Man hielt es zugleich filr
wünschenswerth, die Sache mit den beiden ersten Ständen so-
bald wie möglich zum Abschlüsse zu bringen, da sonst zu be-
sorgen sttinde, dass es der Oegenpartci gelinge, den dritten
Stand, dessen Beitritt in Aussicht gestellt war, neuerdings um-
zustimmen, und man bedauerte es daher lebhaft, dass man
nicht ohne vorausgehende Autorisation des Kaisers abschliessen
durfte. *
Dass übrigens diese Autorisation fehlte, daran war in
erster Linie Metternich Schuld, der zwar tiber den Verlauf der
Verhandlungen seinem Hofe regelmässig berichtete, aber es
unterliess, die betreffenden Schriftstücke beizufügen, so dass
sogar der letzte Vorschlag der beiden ersten Stände seinem
Wortlaute nach dem Wiener Hofe unbekannt blieb. Bei alle-
dem legte man auch in Wien auf den Abschluss der leidigen
Sache jetzt einen solchen Werth, dass das Gouvernement zu
demselben unter gewissen Voraussetzungen ermächtigt wurde.
Trauttmansdorff ging dabei von der Berechnung aus, dass sieh
die Quote Brabants an der Entschädigungssumme, welche der
Tresor royal für sich in Anspruch nahm, tmd die Subsides der
Jahre 1791 und 1792 auf 3,924.000 Gulden beliefen, und dass
demnach von jener Summe von 4'/, Millionen, deren Bewilli-
gung die Stände in Aussicht stellten, nur 576.000 Gulden zur
Entschädigung der Privatpersonen eriibrigen würden, ein Be-
trag, der ftir diesen Zweck nicht ausreichend sei. Es sollten
daher die Stände bewogen werden, die Summe von 4'/» Millio-
nen um jenen Betrag 7Ä\ erhöhen, der nach der Berechnung des
Gouvernements erforderlich sein würde, um nach Abzug jener
3,924.000 Gulden den Ansprüchen der Privatpersonen gerecht
' Metternich an Tranttmanwlorff. Bruxellea, le 7 «eptembre 1793.
9»
ISS
TT. AbluuidUng! t. Zeittberg.
ZW werden, oder es sollten die Sülnde blos 3,924.000 Gulden be-
willigen, hingegen die Entschädigung der Privatpersonen selbst
Übernehmen. Da indess im letzteren Falle zu erwarten stand,
dftss die Privatbetheiligten ganz exorbitante Forderungen stellen
würden, so schlug TrauttmansdorfF vor, dass die Stände den
Botrag von 4,500.000 Gulden um eine entsprechende Summe er-
höhen sollten, wogegen der Kaiser die Entschädigung der Privat-
personen in der Art auf sieh nehmen wtlrde, dass, wenn auch
diese Summe zur zu leistenden Entschädigung nicht ausreiche,
der Mehrbetrag zu drei Viertel oder wenigstens zur Hälfte von
den Ständen zu decken sei. Doch bemerkte Trauttmansdorff
ausdrlickhch, dass dieser letzt« Vorschlag nur im äussersten
Falle gemacht, und dass ein auf demselben beruhendes Ueber-
einkommen nur sub spe rati geschlossen werden dürfe, nament-
lich wenn sich die Stände nur zur Uebemahme der Hillfte jenes
Mehrerfordeniisses bereit finden würden. Würde nun eine V^er-
einbaning in der einen oder in der anderen Weise zustande
kommen, so sollte den Ständen zugleich die Wiedereinsetzung
der hohen Gerichtshöfe in Limburg; in Aussicht gestellt werden.
Ja Metternich wurde für diesen Fall sogar ermächtigt, den
Ständen ein Arrangement über die aiifgehobenen Convente auf
dem F"'nsse, wie ein solches in Flandern und Namur damals
bereits erfolgt war, anzubieten, ihnen auch die beanspruchten
Abzüge an den rückständigen Subsides zuzugestehen, sie im
Besitze der 1790 bcwilligtcu Auflagen zu lassen, die Liquidation
der Kevolutionsschuld in Aussicht zu stellen, die Verlängerung
der bestehenden Lasten, namentlich der neuen Kopfsteuer auf
die Domestiken und die Abschaffung der Excmptionen, mit ge-
ringen Ausnahmen zu bewilligen, ja vielleicht sogar ihnen zu ge-
statten, durch eine bestimmte Ueihe von Jaliren den Ucberschuss
der Subsides imd Impola für sich zu verwenden. Was dagegen
den Verzicht .auf alle weiteren Forderungen' betreffe, wie den-
selben die Stände verlangten, so sollte dei"selbe in dem Ucber-
einkommen entweder gar nicht erwähnt, oder es sollten diese
Forderungen ausdrücklich bezeichnet werden, damit nicht in
der Folge dieser Verzicht auf Dinge Anwendung finde, um die
es sich momentan gar nicht gehandelt habe.
Der neue Vorschlag der Stände bildete den Gegenstand
neuer Berathungcn, an denen auch Le Clerc, der zu diesem
B«l(ieD unter drr a«n«nliUttb»ltrre<:l»n Erxhcnsg Carl« (17m, 1T94).
133
Ende eigens von Valenciennes, und der Finanzrath und Oencral-
Civilcommissär Hartenstein, der aus dem Hauptquartiere berufen
wurde, tlieilnaliiuen. ' Man raodifi<-irte die Vorechläge abermals
und tlieilte diese Moditieationen flen zu diesem Zwecke in die
verstärkte Conferenz bescliiedenen Deputirten der Stttndo mit.
Allein diese erklärten sofort, dasa der dritte Stand den Entwurf
des Gouvernements nie smnclimen werde. Dies galt namentlich
von zwei Abäuderungsvorschliigen des Conseil des Hnances,
welche sieh beide auf die Enischiidifrung der Privatpersonen be-
zogen. Wahrend niimlieh nach dem Entwürfe der Stände der
Kaiser gegen die Bewilligung von 4'/j Millionen alle Entachü-
digungsansprliche ohne Unterschied befriedigen sollte, hatte der
Conseil des finances den Vorschlag gemacht, dass der Kaiser
diesem Zwecke blos eine fixe Summe, etwa 1 oder 1'/, Millio-
nen, zuwenden raOge. Ausserdem sollten nach dem Entwürfe
des Conseils nur diejenigen entsehtldigt werden, die durch die
Insurrection Schaden erlitten hatten, während die Stände ausser-
dem, und zwar in wenig passenden Ausdrlicken eine Entschä-
digung auch für jene in Anspruch nahmen, die durch Willklir-
aete des Gouvernements zu Schaden gekommen seien. Die
Deputirten erklärten, dass der dritte Stand nie eine Summe
bewilligen werde, die ausdrllckUch zur Entschädigung der in
den letzten Unruhen Geschädigten beansprucht werde, und
dass die Zustimmung nur dann zu erreichen sei, wenn man
die F^orderung allgemein fasse, da der dritte Stand im Ganzen
wohl gerne bereit sei, dem Souverän eine Geldsumme zu be-
willigen, nicht aber jene zu entschädigen, die er als Landes-
feinde erachte. Uebrigens sei der Gedanke einer Entschädigung
nicht von den Ständen, sondern von dem Gouveniement aus-
gegangen; da aber derselbe nun einmal angeregt sei, so be-
stehe der dritte Stand darauf, diejenigen nicht im Stiche zu
lassen, die von der anderen Seite misshandelt worden seien.
Die Deputii-ten fügten hinzu, dass es den letzteren nach der
Verfassung zustehe, gegen den Kaiser klagbar zu werden, der
sich zwar vertheidigen, nicht aber der richterlichen Entschei-
dung entziehen kOnne.
' r>er>iell>en wohnten auch der Chef-Prümdent NieiilKnt, der SchaUnieUtal-
l>e 8audrou!ii und D'At^iiilar bei.
184
Tl. AbhiuidlaDg: t. Zetiib«rg.
Vergebens suchten die Mitglieder der Jointe diese An-
sichten za widerlegen. Man einigte sich endlich zu einer un-
bestimmten Fassung, wonach alle jene entschildigt werden soll-
ten, welche thatsächlich Verluste ,pour et k l'occasion des troubles'
erhtten hatten. Um den Kaiser gegen die Gefahr sicherzu-
stellen, der er ausgesetzt wiire, falls er die Entschädigungen
sammt und sonders auf sich nilhnie und sodann die Summe
der letzteren etwa den ihm bewilligten Beb*ag überschreiten
würde, schlugen die Deputirten vor, dass die Entschädigung
nicht eher ausbezahlt werden möge, als bis alle Ansprüche
schiedsrichterlich festgestellt seien. Würde sich dabei ergeben,
dass die Gesauiuitheit der letzteren das absorbire, was dem
Kaiser zur Schadlo.shultung bestimmt sei, so solle letzterer ge-
richtlich darauf bcstulieu kiinnen, dass ihm bei der Auftheihing
der 4Vj Jlillionen der proportionelle AntheU zugesichert werde.
Man sprach sodann von den ,Verfassung8verletzungen' (infrac-
tions), von denen in dem Entwürfe des Acte d'accord die Rede
war. Die Mitglieder der Regierung fanden an diesen Ausdrücken
umsomehr auszusetzen, als zwei Punkte, um die es sich dabei
handelte, entweder gegenstandslos geworden seien oder es dem-
iiilchst sein würden: da nttmHch die Haute cour von Limbui^
thatsächHch wiederhergestellt, wenn auch noch nicht completirt
sei, da bezüglich der aufgehobenen Convente die Intentionen
des Kaisers bereits in mehreren Provinzen realisirt und auch
ftlr Brabant kundgemacht worden seien, und da die Bildung
der Commission, von deren Thatigkeit jene Operation abhänge,
bereits im Zuge sei.
Nach Schluss der Jointe forderte Metternich die Mitgliedex
des Gouvernements auf, sich über die Sache schriftlich zu
ttiissem. Auch der Conseil des linances erhielt den Auftrag,
unter Beiziehung der Staatsrjithe das neue Project des Acte
d'accord noch einmal auf Grund der ErklÄnmgen der letzten
Jointe durchzuberathen. Alle diese Gutachten sendete diesmal
Metteniich dem Hofe ein. Er selbst aber sprach sich, wie er
sagte, auf Grund der Wahrnehmungen aller derer, die der Con-
ferenz mit den Deputirten der Stünde beigewohnt hatten, dahin
aiis, dass man vergeblich versuchen werde, die zwei ersten
Stände zu weiteren Zugeständnissen zu bewegen. Eine Sache,
von der vielleicht die Kühe des Landes während der ganzen
Dclipeu naior der OaiMnIatoMklütcncblift Enkonng CvU (1793, 1784).
136
I EegieruDg Sr. Majestät abhänge, dürfe man nicht ledighch vom
finanziellen Standpunkte betrachten. Auch der £rzherzog sei
dieser Meinung. Docii habe er (Metternich) nach den an ihn
ergangenen Weisungen es nicht auf sich nt-limen können, auf
diesem Fusse abzuschliessen. Er bedauere dies umsomehr, als
■gerade gegenwärtig die Stimmung des dritten Standes eine
günstige sei, während ein Aufschub von drei bis vier Wochen
leicht einen Umschwung hervorrufen könne. Eine rasche Er-
Iledigung wäre um so wUnschenswerther gewesen, als man gegen-
wärtig allgemein wünsche, dass die Inauguration am Tage der
heil. Theresia stattfinden möge, und als es wichtig sei, dass
diese Feier, die ein enges Band zwischen Herrscher und Volk
knüpfe, keinen Aufschub erleide, besondei-s in gegenwärtiger
Zeit, wo sich der französische Einfluss im Lande geltend zu
machen suche. Schliesslich beklagt sich Metternich noch über
die starre Unnachgiebigkeit des Conseil des iinances gegen die
Stände, mit denen es jener auf einen Bruch ankommen lassen
zu wollen scheine, was den Intentionen Sr. Majestät nicht
entspreche, eine Unnachgiebigkeit, die dem Conseil vielleicht
zur Ehre gereichen wUrtle, wenn sie nicht bei den meisten
feiner Mitgheder, wie D'Aguilar, Ransonnet und Duchesne,
der Ausfluss alter Vorurtheile und persönlicher Empfindlich-
keit wäre.
Bei der Wichtigkeit des Qegenstandos legte denselben
Trauttmansdorft" der Ministerconferenz zur Entscheidung vor.'
Doch theilte er vorläufig bereits am 3. Octobcr dem belgischen
Minister seine eigenen Ansichten mit. Unter anderen Umständen,
meinte er, würde man wohl die Propositiou der Stände mit In-
dignation von sich gewiesen liaben, doch heute müsse man sich
vielleicht der Demüthigung unterziehen, sie anzunehmen, um
ein grösseres Uebel zu vermeiden, aber zugleich sich auch ver-
sichern, dass diese neue Schwäche nicht für die Zukunft un-
seUge Folgen habe. Er betrachte die Sache nicht lediglich vom
finanziellen Standpunkte, denn su wichtig auch für den Augen-
blick dem Staate alle seine Geldmittel «eien, so meine er doch,
dass mau diese erst in zweite Linie zu stclicu habe, wo es sich
' K» Megi im SutAUarcliiT dss uigenhiiidige Votum Rosenberg's vom 13. Oc-
tober vor; ea lautet nftiriiikliv.
tS6
VT. Abhandlnnf : r. Zeit«li«rg.
um die Wilrde tir. Majostiit und darum handle, Principien
zu sanctioniren, die den seinipen offenbar entgegeng'esetzt, und
die dalier nicht nur für den Augenblick, sondern auch in der
Folge dem Dienste nachtheilig seien.
Bekiagonswerth sei es, dass Alles von dem Willen der
Stunde iibiiUngig gemacht werde, und dass, obgleich es sich
um ihre Pfliciit handle, die einfache Behauptung, dass der
dritte Stand zu dem oder jenem sicher nicht seine Zustimmung
geben werde, selbst wenn die beiden ereten Stünde dazu bereit
aeien, genüge, um sich vor diesem Ausspruche wie vor einem
Gesetze zu beugen, und alles dies, nachdem der Souverän so
viel für das Land gethan und nicht nur das gute Kecht ftlr
sich habe, sondern im iUissersten Falle sogar Gewalt anzu-
wenden berechtigt sei. Doch sei er überzeugt, dass selbst wenn
der Kaiser alle iiim gestellten Bedingungen annehme, er doch
in einem Punkte nicht nachgeben, sondern die auf die Entschä-
digung bezüglichen Punktationen dahin werde altUndem lassen,
dass er nicht verpflichtet sei, die zu entschildigen, die sich über
Verhaftungen oder andere militilrische Massregeln beschwerten.
Denn es leuchte ein, welchen Missbrauch man damit treiben,
welch weites Feld man dadurch allen Arten von Keclaniationen
erschliessen werde und wie ungdnstig die richterlichen Entschei-
dungen für 8e. Majestät ausfallen iiiUssten, nachdem man dar-
auf gedrungen habe, dass alle Tribunale mit den Stünden er-
gebenen Individuen besetzt würden. Trauttraansdortf schhesst
mit der Bemerkung: dass der Staatssocretilr ganz richtig be-
merkt habe, er spreche so zu Ende September 1793 und
würde anders gesprochen haben, wenn man noch zu Ende
März oder Anfangs April stünde. ,Das eben ist es,* ruft er
aus, ,darau8, dass man ei"st Ende September Dinge zum Ab-
schluss bringt, die schon in den ersten Tagen des April er-
ledigt werden sollten, resultirt all unser Unglück!' In einem
Postscript fügt er die Bemerkung bei, dass dit> Inauguration
nicht am Theresientage stattfinden könne. Das Benehmen der
Stände hisse nicht vermuthen, dass sie wrklich einen Werth
auf diese Ceremonie legen; wühlte man den Namenstag der
Kaiserin, um ein Zeichen der Anhttnglichkeit zu geben, so
habe man tausend andere Mittel, um dieselbe weit eindring-
licher zu bezeigen. ,Sagen Sie,' schliesst er, jenen Herren, dass
Belgien gnt«r der Oeneralitatth<enobafl Enihenof Cvle (I7M, 1794).
137
äe. Majestät keinen Werth aui' die Furmen, sondern auf die
Sache legt, um die es sich heute handelt."
Am 14. October erfolgte die Entscheidung des Kaisers.
Se. Majestät, so lautete die betreffende Weisung, nehme die
Vorschläge der Stände von Brabant entgegen, doch unter der aus-
drücklichen Bi^dingung (sons In condition bien expresse), dass die
Installation des Kanzlers und die Bewilligung der Subsides für
die nächsten sechs Monate gleichzeitig vor sich gebe, da er von
seinem Entschlüsse bezüglich des ersten Punktes unbedingt
nicht abstehen wolle, und da er nicht zugeben könne, dass um
der Subsides willen in nächster Zeit eine neue Versammlung
stattfinde, auf der vielleicht neue Schwierigkeiten auftauchen
würden. Sobald Alles in gebührender Weise (düment et com-
pletement) geschehen sei, doch unter keiner anderen Bedingung
dürfe die Inauguration vor sich gehen.*
Gleichzeitig erhielt Mettemich eine ostensible Depesche,
die den Ständen von Brubaut bei erster sich darbietender Ge-
legenheit verlesen werden sollte. Mettemich werde aus derselben
ersehen, dass der Kaiser zwar die Propositionen der Stände an-
nehme, dass er sich aber durch dieselben sehr verletzt fülde,
und daher wünsche, den Ständen den Unterschied deutlich zu
machen zwischen der Art, wie er sie, sei es in ihrer Gesammt-
heit, sei es im Einzelnen, zu behandeln gedenke, im Gegensatze
zu jenen Provinzen, mit denen er Ursache habe, zufrieden zu
■ein. Der Minister möge Alles sorgfältig vermeiden, was den
Schein erwecken könnte, als ob diese Nachgiebigkeit eine Folge
von Schwäche sei. Er möge betonen, dass der Kaiser von Pro-
positionen über Gegenstände einfacher Pflicht überhaupt nicht
habe reden hören wollen, namentlich nicht von den vorliegen-
den, dass es daher sehr schwer gefallen sei, von seinem guten
Herzen und seiner äussersten Güte das zu erlangen, was zu
verweigern ihm eigentlich seine Würde und sein Gerechtig-
keitsgefüld gebiete. Dem Minister selbst verhehlte Trauttmans-
dorff nicht, dass der Kaiser gegenüber dem, was derselbe stets
in Aussicht gestellt habe, und was er nach so vielen dem Lande
gebrachten Opfern erwarten durfte, sehr enttäuscht sei. Sei doch
' Tmuttniiinsdorff «ii Mettemich. Vienne, le S octobre 1793. Orig.
• TraattDiAiiiwIorff an den Kaiser. Vienne, le 14 däcenibre 1793. Orig-.
138
Tl. A1>1i»iidliisK: r. Zaitibtrg.
nicht einmal das Princip gerettet worden, dass nftmlich die
Zahlung rttckstiindiger Subsides eine Pflicht sei, da die Acte de
consentement blos besage: ,Que, vu les depenses de la guerre
etc., on accordait un don extraordinaire de 4'/, millions.**
An den Erzherzog aber richtete der Kaiser aus diesem
Anlasse ein Schreiben, worin es hiess: ,Ich habe diesen Schritt
gewiss als schlecht, jedoch als nothwendig in diesem Augen-
blicke betrachtet, weil er der einzige war, um herauszukommen.
Nun steht der Erfolg noch zu erwarten, und ich soll mir
schmeicheln, dass er gut sein wird. Ich bitte Dich, sobald die
Sache entschieden ist, sogleich die Inauguration zu halten and
mir sodann auf das Eiligste einen Courier mit der Nachricht
davon abzuschicken, weil ich mich dann sogleich auf den Weg
setze, um zu Dir zu kommen, da ich es nicht eher than will,
um mich nicht vielleicht im Falle zu finden, mich gegen die
Stünde compromittiren zu müssen. Eine Hauptklage habe ich
gegen Euer (Touvemement, wovon Du zu Deiner grössten Ehre
eine Ausnahme machest, das ist die abscheuliche Nachgiebig-
keit auch in Gelegenheiten, wo man das offenbare Recht Air
sich hat."
Indcss sollte bald auch der Erzherzog keine Ausnahme
von denen machen, die unter den gegebenen Umstünden Vor-
sicht und Milssigimg empfahlen. Derselbe legte die soeben er-
wähnten Weisungen der Conferenz* zur üerathung vor, wobei
zuniichst der Ausdruck ,sous la condition bien expresse' zu
längerer Discussion Anlass bot. Dereelbe konnte dahin gedeutet
werden, dass der Annahme des die 4'/» Milhonen betreffenden
Anerbietens die Bewilligung der Subsides und der Impöta des
nächsten Termines und die Installation des Kanzlers voran-
gehen müsse, er konnte aber auch ein Befehl ftli das Gouverne-
ment sein, auf diesen beiden Punkten nachdrücklich zu bestehen.
' Tranttmausdurff an Metternich. Vienne, le 14 octobre 1798. Orig.
* Franx II. an Ereheraog Carl. Wien, den 16. October 1793. Orig. etg.
A.-A.
' Der Confurens wurden auch Mieulant, De Sandroniu und Du Bieux bei-
geaogeu, von welchen der letztere aufang« Bedenken trug, zu erscheinen,
da er in Brabant ohne eigentliche Anstellung »ei, zuletzt aber dem wieder-
holten Dr&ngen de« Erzherzogs sich fUgte. Erzherzog Carl an den Kaiser.
Brfluel, den 26. October 1793. Orig. eig.
•D nutor der Q«i>cnl>Ulthalt«r>c)i»ft Knti«ru( CarU (IT!«. nu4)
139
Jenes schien der Jointe unausftiLi-bar oder doch höchst bedenk-
lich, und man neigrte daher einstimmig der Deutung zu, dass zur
Inauguration niclit geschritten werden sollte, bevor nicht die
erwähnten Gegenstünde erledigt seien.
Und nun ging man zur Berathung der einzelnen Punkte
ttber. Man glaubte im Sinne der Depeschen zu handeln, wenn
man vor Allem den Acte d'acceptation bezüglich der bewillig-
ten 4'/j Millionen, und zwar ,pui"eraent et simplement*, ' den
beiden ersten Standen mittheile und zugleich durch den könig-
lichen CommissÄr die Proposition beztiglich der Impflts und der
Subsides einbringe, von ikncn jene mit 1. December begannen
und sich auf' das nUchste Halbjahr bezogen, die Subsides und
der Unterhalt des Hofes aber vom 1. Januar 1794 an zu be-
rechnen waren. Ganz entschieden, und gewiss mit vollem Rechte,
sprach sich jedoch die Jointe dagegen aus, dass der Minister,
wie es die betreflendc Weisung vorechrieb, die ostensible De-
pesche einer Deputation der Stände vorlese. In einem Augen-
blicke, wo man besorgen müsse, dass die Franzosen ihre Drohun-
gen bezüglich dieses Landes verwirklichen könnten, wo die
Verproviantirung der Armee so schwierig sei, wo es auch im
Innem nicht an Wühlereien seitens der Anhänger des französi-
schen Systems fehle, schien es bedenklich, durch die Verlosung
eines derartigen Schriftstlickes unnützer Weise die GemUther
dem Kaiser zu entfremden. Das grösste Opfer, das dieser dem
Lande bringe, sei, meinte die Jointe, dass er die Propositionen
der Stände angenommen hnbe; die Motive, die ihn dazu be-
stimmten, müssten ihn auch bestimmen, dies in gnUdiger Weise
zu thun, da man sonst bei den Ständen, ja selbst bei dem
Volke den günstigen Kindnick, den die Entschliessung des
Kaisers hervorrufe, zerstöre. Dazu komme, dass man bezüglich
der Subsides, Impöts, Don gratuits, freiwilligen Spenden, An-
lehen a. dergl. auf den guten Willen der Stände und der diesen
der Mehrzahl nach ergebenen Bewohner des Landes angewiesen
sei. Angesichts dieser ,dem Wiener Hofe unzweifelhaft unbekann-
ten VerhiÜtnisse' einigte man sich dahin, dass der Minister den
Ständen blos gcsprilchsweise und als lediglich von ihm aus-
gehend, doch als eine ihm bekannte, notorische Thatsache
' Bnlieniog Carl au dou Kjiiiier. BrOMsl, den S6. Octuber 1798. Orig. ei^.
140
Tl. Allbwdivog: r. Z«i««1ltr(.
mittheUen müge, was in jener ostensiblen Depesche enthal-
ten sei.
Von denselben Gesichtspunkten g^ing die Jointe bezflglich
der Installation des KaiiKJers aus. Das Kecht des Kaisers in
der Sache sei unanfei^htbar und bisher auch nicht Ton den
Ständen angefochten worden, ilache man nun die Installation
zu einer Bedingung, so anerkenne man damit, dass die Stände
in der Sache mitzureden httttcn und gebe einem Ansprüche
derselben für künftige Fälle Raum. Es sei daher vorzuziehen,
in dieser Beziehung keinen Schritt bei den Ständen zu thun,
sondern Van Velde einfach zu in»taUiren, und zwar noch vor
der Inauguration. Würden sich die Stände deshalb an den Erz-
herzog oder den Minister wenden, so sei ihnen zu erklären,
dasB Sc. Majestät von einem ihm unzweifelhaft zustehenden
Rechte Gebrauch gemacht habe, dass der Kanzler sich den
Ständen zur Eidesleistung vorstellen und dass, wenn sie gegen
dessen Eignung etwas einzuwenden hätten, der competento
Richter darüber entscheiden werde.
Neuerdings sprach man sich f\ir die Vertagung der Kanzlei*-
frage aus, bis der dritte Stand seine Zus-timniuug zu den Be-
schlüssen der beiden ersten Stände ortheilt haben werde. Auch
die Inauguration sollte erst dann erfolgen, wenn alles Uebrige
erledigt sei. •
Der Erzherzog stimmte diesen Vorschlägen zu. Sehr offen
sprach er sich hierüber gegen den Kaiser aus. ,Propositionen
von ihnen (den Ständen) annehmen,' meinte er, ,und ihnen in
dem nämlichen Augen bhcke in den härtesten, gröbsten Aus-
drücken über eben diese Propositionen schreiben, heisst Urnen
sagen: Ich nehme Eure Propositionen an, weil ich es nicht
anders thun kann, weil ich Geld brauche, allein ich hasse
Euch, ich verabscheue Euch, und nie werde ich Euch ver-
zeihen, mich dahin gebracht zu haben, Euren V^orschlag anzu-
nehmen. Diese Sprache ist weder der Politik, noch der Würde
gemäss, welche in allem demjenigen, so von Dir oder Deinem
Ministerium kommt, vorherrschen muss.'*
' Joint« tonne chez S. A. R., 1e S3 octobre 1793. Enhersog Carl nn den
KaiMr. BrOasel, den SC. Ovtober 1793. Orig. eig.
* Knhenog Carl an den Kaiser. nrOssel, den S6. OcU>ber 1793. Orig. eig.
I
B«lgi«ii nnl«r du aoiH)nlitatUiill«rHb»n Enhcnog Carla (17UI1, 1704).
Metternich beschied eine Deputation der Stände nu sich
und thcilte derselben in der von der Joint© vereinbarten Weise
die Entscbliesaunp des Kaisers mit. Wie immer, crg;ingcn sich
die Dcjxitirteii in feierlichen Versicherungen ihrer Loyalität,
stellten auch die prompte Bewilligung der näclistfäUigen Sub-
sidcs und Impnts in Aussicht, bcrtihrten jedoch die Kanzler-
frage nicht, obgleich sie, wie wenigstens Metternich meinte,
eine Stelle seiner Ansprache auf diese Frage bezogen. Man
kam zuletzt Uberein, dass die Stände am 29. October wieder
zusammentreten und der kaiserliche CommissUr denselben den
Acte d'accord betreffs der 4'/» Millionen einhändigen, gleichzeitig
aber die Petition bezüglich der Subsides und Impcits stellen,
sowie auch die Verifieation der Vollmachten des Erzherzogs
für die Inauguration bereinigen sollte. '
Am 31. October fand sich neuerdings eine Deputation der
Stände bei (lern ^linister ein. Es handelte sich diesmal nicht
immittelbar um die schwebende Frage, sondern um eine jener
,Verfa8Sung8verletzungen' (infractions), von denen im Verlaufe
der Verhandlungen öfters die Rede gewesen war, nSinltch um
die Verhaftungen des Jahres 171*1. Die Deputirten beklagten
sich darüber, dass man sich damals über Art. 1 der Joyeuse
entröe, wonach jeder Braban^-on nur ,par droit et sentence' be-
handelt werden solle, mittelst des Art. 55 derselben Handvcste
hinweggesetzt habe. Daher verlangten die Stände, dass anläss-
Uch der bevorstehenden Inauguration seitens der Kegfierung
folgende Declaration abgegeben werde: ,que le prcmier article
sera maintenu et observe k tous egards, sans aucune exception,
et sans qu'il sera permis, sous pr^texte de l'articie 55 ou sous
tout autre pretexte, de traiter qui que cc soit autremcnt que
par droit et sentence, conformdmcnt k ce prcmier article'. Sic
beriefen sich unter Anderem darauf, dass auch bei der In-
auguration Kaiser Leopolds II. eine ähnliche Declaration be-
zUghch der Convention vom Haag erfolgt sei. Als Metternich
erwiderte, dass der Kaiser die Deutung eines Artikels der
Joyeuse entr^e nicht zugeben werde, da er lediglich an dem
Stande der Dinge zu Ende der Regierung Maria Tlieresias fest-
zuhalten gedenke, erklärten die Deputirten eich mit einer blossen
■ Metternich an TraattniAniidorff. Bmxelle«, le 89 octobre 1708.
U2
n.
|t «. S«U*k*rc.
, Depesche' (<L i. eine Eriilürun^ des GoaTememente) Ahnücbcn
InluüteB Kafriedenstellen zu wollen, diese sei aber am so notli-
wendiger, aU man das Mifistrauen der Doyens zerstreuen mflaac^
von denen einige bereit« die Bf-merkung fallen liessen, dan^
wenn man hierüber keinen beruhigenden Aufschluss geben woilej
die« lediglich di-shalb geschehe, weil man vorkommenden Falles
wieder ähnliche Verhaftungen wie 1791 vorzunehmen gedenke.
Die Deputirten gaben nicht nach, bis endlich Mettemich ver-
sprach, den Erzherzog zur Ausstellung der gewünschten De-
pesche bewegen zu wollen.'
Wirklieh liees sich der Erzherzog zur Ausfertigung einer
derartigen Depesche herbei. Doch befriedigte sie die Stände
anfangs nicht, da in derselben von den Fällen, in denen trtitz-
dcm Militilrgewalt würde angewendet werden müssen, die Rede
war. Neuerdings betheuerten die Deputirten, dass ihre Sorge
lediglich auf die Beruhigung des durch Agitatoren, ja selbst
franzosi-sche EmissJlre aufgeregten dritten Standes gerichtet
seL Man müsse das Volk über den wahren Stand der Dinge
belehren, nicht nur das Landvolk, sondern auch die Bourgeoisie,
und deshalb in jener Depesche ausser den Artikeln l und 55 auch
die bereits getroffenen Vereinbarungen namhaft machen, mit der
ausdrücklichen Bemerkung, dass deren Inslebentreten von der
Zustimmung des dritten Standes abhängig sei. In der That
wurde mit Zustimmung des Erzherzogs die Depesche in diesem
Sinne umgeformt und am 15. November publicirt. *
Die Depesche begann mit der Erkliirung, dass jene bei-
den Artikeln .einzeln oder im Ganzen genommen' zu deutlich
seien, um einer Erläuterung zu bedürfen, und dass folglich er
(der Erzherzog) blos versichern könne, ,das8 diese Artikel pünkt-
lich und redlich sowie der ganze Inhalt der Joyeuse entrde
beobachtet werden sollen'. Dafür seien die Billigkeit und Ge-
rechtigkeit Sr. Majestät sichere Bürgen. Se. Majestät habe da-
von die tlberzeugendsten Beweise letzthin gegeben, da auf die
Einwilligung der zwei ersten Stände zur Erhebung einer Summe
' Note de ce qui s'est pawiä daug raudience qne S. E. a dunnee aux dÖ-
put^B de» Etat« de lirabant, le Sl octobre 1793.
• Metternii-h an Tranttinftnudorff, Bnixellos, le 16 novembre 1798. Orig. Ers-
beniog Carl an den Kaiser, den 17. November 1793. Orig. eig.
Bi!l|n<"< nntor der GcDcnlfUilttialtcrKliaft Erahcrtog CirU (17M, 1794).
14a
von 4'/g Millionen Se. Majestät erklärten, dass die erste der
drei Raten dieser Summe nicht eher bezahlt werden solle, als
bis die Verletzung;en der Constitution, die unter den vorigen
Regierunpen durch die Aufhebung der Klöster und der geist-
lichen Gemeinden, sowie durch die Erriehtung des Conseils von
Limburg geschehen seien, gänzlich gutgemacht und wenigstens
in diesem Punkte befriedigende Ausgleichungen mit den Stän-
den getroffen sein würden. Auch habe Se, Majestät, von dem
Wunsche geleitet, Alles, was an die Unruhen der Jahre 1789
bis 1790 erinnere, in Vergessenheit zu bringen, die Erkläi-ung
beigefügt, dass mittelst jener Summe alle seit dem 1. Januar
1787 eröffneten Forderungen und Ansprüche als ei-fiillt ange-
sehen sein sollten und er es auf sich nehme, aus dieser Summe
nach der Entscheidung einer zu diesem Endo mit gemeinschaft-
lichem Einverständnisse zu ernennenden Commission alle die-
jenigen, welche fllr und wegen besagter Unruhen ungerechter
Weise einen wesentlichen Verlust erlitten, auf billige Art zu
entschädigen. Ueberdies habe Se. Majestät erklärt, dass ver-
mittelst dieser (Jeldbe willigung der Betrag der öffentlichen Ab-
gaben, welche durch die Stände im Jahre 1790 zugestanden
worden seien, zum Besten der Provinz verbleiben, und dass die
wegen oder bei Gelegenheit der erwähnten Unruhen contrahirten
Schulden genehmigt und als Lasten der Provinz angesehen
werden sollten, Verfügungen, die in volle Wirksamkeit treten
würden, sobald der dritte Stand der GeldbewilUgung der zwei
ersten Stände beigetreten sein werde. Auch habe der Kaiser
die unter den verschiedenen Provinzen eröffnete Liquidii'ung
der während und anlässlich der Unruhen contrahirten Schidden
nicht aus dem Auge verloren und erklärt, dass diese Liqui-
dirung unverzüglich wieder vorgenommen und beendigt werden
solle. Endlich folgte die Erklärung, dass die Haagcr Convention
vom 10. December 1790 und deren Ratification, die am 19. März
1791 in Brabant publicirt worden sei, der Joyeuse entröe nicht
zum Nachtheile gereichen solle, dass vielmehr diese in ihrem
vollen Umfange zu gelten habe, ,wie weiland die Kaiserin
Maria Theresia und ihre durchlauchtigsten Voi^änger sie be-
schworen haben'.'
' Wiener Zeittnig S494 ff. Dnller 166.
Vt 4bluuillqBg: T. Keiasberg.
Depesche wurde am 15. den versammelten Ständen
dl» M ttbornahmen, das Schriftstück in beiden Lan-
ta ciaor grossen Anzahl von Exemplaren zu ver-
l*M» Depe»chc, die von Manchen als eine Erneuerung dnr
m» «itrA» gn'dfutct wurde, gab in Brüssel zu allerlei Ova-
ft AabiM' So wurde am 17. November dem kilrzUeh erst
, Enhcntog ein StÄndchcn gebracht und ihm zu Ehren
«ito» K»«»*<y"P von Bonnoir aufgcttUirt, allerdings eine takdose
y^H^Ml — wollte man doch sogar in derselben den Erzherzog
IjrtMM» J^'f *''-''" ^^*^^ ausdrücklich verbat — die, wie Delmotte
v««AUt. w»M der Frau des Ministers und den Leuten ihrer Anti-
^^Hihiv voiTnilasst und von Warnsdorff approbirt worden war,
Md ttf die der Erzherzog nachtriiglieh noch 40 Louis den
WlOOltrni dos Festes, Van Schorell und Genossen, bezahlen
UMMmI», Au nUchsten Sonntag (24. November) gaben die Doyens
(««• AnU« der .wiedei-verlichenen Verfassung' den sogenannten
.I'äjh»«» du rivRge' ein Fest gegenüber dem Ministerhotel, bei
" 'inkiMi, Wein und Bier unter die Menge vertlieilt wurde.
i ,..,,> ...r wur OS, duss sich eine Gesellschaft von Bürgern bil-
»lele, »n> Unterschriften für tlie Errichtung von MilitarhospitAlem
tn unmmcln*
t5«b sieh in Brüssel die Befriedigung über den politischen
Krtoljt in derartigen Bezeigungen kund, so machten diese Nach-
ncht»'»\ in Wien gerade den entgegengesetzten Eindruck. Schon
Hie ViM'laulbarung, dass es Mclternich unterlassen habe, den
^>tÄnd«My durch Verlesung jener oflficiellcn Depesche eine, wie
\H\M\ uunntv, heilwime Lection zu ertlieilen, rief nicht nur den
l'nwillon der Minister, in deren Conferenz dieselbe festgestellt
woihIcii war, «oiidern auch des Kaisers hervor, der aus diesem
AniMMie b^'jnerkte, es sei überhaupt unnütz, Anordnungen zu
Uv#i*«, wenn n>an «ich herausnehme, zu gehorchen, nur wie und
* UottMWloU M» TraulUnuMdorif. Bnixellos, lo 16 novombru 17S)3. Orig.
Kr*liKr«titr ('«rl tut (Umi Kaiser. Briliotol, den 17. Miiveniber 17U3. Orig.
* Itoluiotlii »D Mnrin Chrintitie. Bnixcllea, lo 26 novcnibro 1793. Orig. aig.
A .V.
* Tr*illlinaii»ili<rlf »11 Mt'ltonilcb. Vienne, lo h novembre 1793. Orig.
B<l(i*D iintfr der OcBenliUtthilttncbkft Cnthrnog Cvb (I7ÜS, 1794).
145
I
I
i
Noch ungilnstigcrc Bpurthcilung fand jedoch die Dopcschc
vom 15. November. Einstimmig war man zunächst der Meinung,
dass dieselbe desavonirt. und dass fllr die Folge der Wieder-
kehr einer ähnliclien, ohne ausdrückliche Genehmigung des
Kaisers erfolgten Entscheidung vorgebeugt werden mlisse. Na-
mentlich hesetiwerte sich Thugut, dass in der Depesche auf
die Convention vom Haag Bezug genommen worden sei. Die
Depesche selbst wurde als gleich schädlich bezeichnet, ob nun
die Stände dieselbe zu ihren fiunstcn deuten, worauf die Freude,
mit der man sie begrtisst habe, hinzuweisen scheine, oder oh
sich dieselben in ihren Envartungen getäuscht finden und daher
das Gouvernement nachträglich der Falschheit beschuldigen
würden, schädlich aucJi im Hinblick auf die anderen Provinzen,
die mit Recht sich für nicht minder befugt erachten würden,
neue Zugeständnisse, im Gegensatze zu den feststehenden Prin-
cipien, zu erzwingen. Der Kaiser liess dem Minister seine Miss-
billigung zu erkennen geben, dass er gethan, was bisher kein
Generalstatthalter oder Minister über sich zu nehmen gewagt
habe, Entscheidungen zu treffen, denen so oft wiederholte Be-
fehle des Souveräns bestimmt gegenUbei-ständen, und Funda-
mentalgesetzen eine Auslegung zu geben, die in der falschen
Deutung, die man ihr gebe, das öffentliche Recht zu erschüttern
geeignet sei.' Der Kaiser sah von einem formellen Desaveu der
Depesche in Anbetracht der Folgen ab, die daraus erwachsen
könnten; dagegen sollte Mettemich keine Gelegenheit versäu-
men, um den Ständen im Namen des Kaisers zu erklären:
,dass, da er an Buchstabe und Sinn der Joyeuse entr^e, so wie
dieselbe zur Zeit Maria Theresias bestanden habe, nichts ge-
ändert wissen wolle, die Depesche vom 15. November ihm
wenigstens überflüssig erschienen sei, dass er dieselbe wohl be-
stehen lassen wolle, dass er aber nicht zugeben werde, dass
dieselbe etwa bei der bevorstehenden Inauguration als Inter-
pretation oder Zusatz der Joyeuse entr^e beigefügt werde, dass
die Artikel 1 und 55 der letzteren klar seien, dass er nichts
gegen die legitime Freiheit der Bürger unternehmen, dass er
aber auch weder für sich, noch für seine Nachfolger auf jene
Mittel verzichten wolle, welche der zweite Passus des Art. 55
• Tirnnttmanwlorff >n Metternich. Vienne, le 36 novembre 1793. Orig.
SitoUflktr. d. |jtiil..hUt, Cl. CXXrUI. IM. 6. Xih. 10
146
Vt. AMiudluDg: T. Zci<ib«rg.
dem Souverän (nnräumc, um Exccsso Uebelgcsinnter zu vpr-
hütcn.' AusdrUckiich fVigt Trauttmansdorff bei, dass der Kaiser
in diesem Falle die Ausfilhrung seines positiven Befehles nieht
dem Ermessen des Ministers anliciinstcUc, sondern dass diese
Befehle auch dann auszuführen seien, wenn etwa Mettemich
anderer Ansicht sein sollte. *
Der Erzherzog aber wurde im Namen des Kaisers oflicieli
aufgefordert, in Zukunft sieh derartigen Suggestionen von Seiten
der Conferenz, wie des Ministers in all den Füllen, wo ein Ver-
zug möglich sei, zu versagen und von den ihm zustehenden
Vollmachten nach eigener Ueberzeugung Gebrauch zu machen;*
,da,' wie der Kaiser in einem vertraiilichen Schreiben an seinen
Bruder bemerkt, ,ich oft gesehen, dass Deine Meinung viel
besser als jene aller Uebrigen gewesen und der Dienst dabei
gewonnen, wenn man sie befolgt hätte."
Wenn nun auch sowohl der Erzherzog als auch Metter-
nich ihr Vorgehen nochmals ins richtige Licht zu setzen such-
ten,* so hielt man in Wien doch an dem einmal gewählten
Standpunkte fest;^ ja auf die Erwiderung Mettemich's erfolgte
sogar eine scharfe Replik,'^ welcher die Thatsaclie ein gewisses
Rehef verlieh, dass in einer RepräseutjUion der neun Nationen
an den Briisseler Magistrat, die zu Anfang December in Druck
erschien, die Dej)esche vom 15. November als das offene Ein-
geständniss vorgefallener Veifassungsverletzungen gedeutet und
als die einzige Garantie der Beobachtung der Verfassung be-
zeichnet wurde.' Dem gegenüber durfte sich aber andererseits
das Brüsseler Gouvernement eines Erfolges rühmen, der durch
die Depesche vom 15. November veranlasst zu sein schien.
Allerdings war wieder ein voller Jlonat daliingegangen,
che man die Zustimmung des dritten Standes zu den mit den
' Tr(inttman.idorflf an Metternicli. Vienne, le 27 novembro 1793. Orig.
* Der Kniner »n Erzherxog Cnrl. Vioniie. le 29 novembre 1 793. < h-ig. officiell.
* Der Kaiaer au Erzhoriog Carl. Wien, den 27. Nuvember 1793. Orig. eig.
A.-A.
* Erzherzog Carl an den Kaiser. BrnxoUe«, le 16 dicombre 1793. Eutw.
MOlIer's. Derselbe an denaelben. BrUssel, den 17. December 1793. Orig.
eig. Mettemich an Trauttinatifdorff. Bruxelles, le 16 d<5combre 1793.
* Traattmnnsdorff an Metternicb. Vienne, le S7 d^ccmbre 1793. Orig.
' TratittmansdurfT an Motternich. Vienne, le 29 dct-onihre 1793. Orig.
' Trauttmansdorff an Mettemich. Vienne, le 6 d^cembre 1793. Rögerv^.
Bi>lg<«n anlor der OvaeraliUtthallentclun En1i«no( Ctrl« (1T9S, ITM).
147
beiden ersten Ständen erzielten Vereinbarungen zn erlangen
vermochte. Jfusste doch zuvor die Zustimmung all der ein-
zelnen Corps und Metiers eingeholt werden, aus denen sich
die drei Chefs -villes, d. i. der dritte Stand, zusammensetzte.'
Endlich aber, zu Anfang Deccmber, konnte Metternich melden,
dass diese Zustimmung, freilich nur theilweise, erfolgt sei. Löwen
und Brüssel zeigten sich dabei von seltenem Eifer erftült. Zu
Löwen geschah es zum ersten Male, dass sich keine Stimme
gegen irgend eine der Propositionen vernehmen Hess, einstim-
mig erklttrten vielmehr die Bürger, dass entsprechend der edlen
Handlungsweise des Kaisers an der vollständigen Zustimmung
kein Zweifel bestehe. Länger zögerte man in Antwerpen; drei
von den vier Mitgliedern dieser Stadt stimmten zwar sofort den
drei Propositionen, die ihnen gemacht wurden, bezüglich der
4'/x Millionen, beztiglich der Inauguration und bezüglich der
Impots vom 1. December I. J. bei, aber auch diesmal waren
es, wie so oft in früherer Zeit, die Doyens, welche erst nach
längerem Bedenken ihre Zustimmung gaben. Diese Stimmung
war auch der Grund, weshalb der Bürgermeister von Ant-
werpen, Oraf Baillet, zunächst nur diese drei Punkte zur Ab-
stimmung brachte, während die Zustimmung zu den Subsides
für den Kaiser und den Erzherzog erst später eingeholt werden
sollte, zumal es auch sonst Sitte war, dass der dritte Stjind erst
in der im März oder April des folgenden Jahres stattfindenden
Versammlung seine Zustimmung zu den schon zuvor von den
beiden ersten Ständen bewilligten Subsides ertheilte. Nur Brüssel
hatte diesmal eine Ausnahme von der Regel gemacht und schon
jetzt auch zur Subside seine Zustimmung crtheilt. Die formelle
Zustimmung aller drei Stände zu der Entschädigung von
4' , MilUonen ist im Januai' 1794 erfolgt.*
XII. Ende des Kanzlerstreites.
Und nun war noch die heikelste Frage zu erledigen: die
Einftihrung Van Velde's als Kanzler von Brabant. In dieser
Frage hatte mittlerweile auch Nelis, der Bischof von Antweqicn,
' Vergl. Oacbard, M£mo!r« sur U composition et les »ttributioiu dea an-
den« ^}tatB de Urnbant. 1. c. puff. 17.
' Metternich an TrauUmansdorff. Bmxelles, le 13 jaiivier 17>
148
T. AMudling: T. Zeittbirg.
seine Stimme vernebmen lassen. Er bezeichnete flinf Personen
als Candidaten um den zu besetzenden Posten: den fiiiheron
Kanzler Crumpipen, V^an Velde, De Villegas, der als Doyen
des Conseils thatsHchlieh die Functionen des Kauzlers ausübte,
D'Overscbies, der im Volke vor Allem beliebt sei, und De
Jonghe, den Pensionär und Oreffier der Stände. ,Er gibt sich
zwar den Anschein, als wilnsche er die Stolle nicht; aber es
soll sieh damit verhalten wie mit dem Fuchs in der Fabel.'
An sich, meint Nelis, sei es glciehgiitig, ob und welchen von
ihnen der Kaiser die Siegel von Brabant anvertraue. Er selbst
weist auf den einstigen Conseiller am Conseil von Brabant,
jetzt Mitghed des geheimen Rathes, Bartenstein oder auf Ro-
biauo hin, der selbst fiiihcr Mitglied jenes Conseils gewesen,
nunmehr Conferenzrath und Sohn eines Kanzlers sei. ,Mau hat
ihn,' sagt er von Robiano, ,vom Lande geholt, wohin er sich,
ein anderer Cincinnatus, an den Pflug zurückgezogen hatte. Er
wäre vielleicht im Stande den gordischen Knoten zu lösen. Man
könnte Van Veide durch Ernennung zum Staatsrathc entschä-
digen.' ,Auf jeden Fall,' schliosst NeUs sein Schreiben an Trautt-
mansdorff, ,hoffc ich, dass Eure Excellenz nicht zugeben wer-
den, djws man diesen unseligen Zankapfel auf die unglücklichen
Gefilde Belgiens wirft, ehe nicht die anderen Angeleg;enheitcn
erledigt sind, oder vor Ihi-er Ankunft, mit der wir uns seit eini-
ger Zeit schmeicheln. . . . Van Velde ist ein Manu voll Ver-
dienst und Rechtschaffenheit; ich kenne ihn seit langer Zeit,
ihn und seine Familie. Ich wünschte, sein Bruder wilrde Bi-
schof von Rureraonde; aber bei alledem ist der Vicekanzler
keiner der Milnncr, die ein Cardinal Mazarin angestellt hätte,
denn er ist nicht glückhch, und man bedarf glücklicher Männer,
um mit Erfolg dem Staat und dem Fürsten zu dienen."
Seit dem Zeitpunkte, zu welchem Van Velde die Zulassung
zur Eidesleistung als Kanzler von Brabant in ,nahe' Aussicht
gestellt worden war, waren drei Monate verstrichen, ohne dass
in dieser Sache auch nur das Geringste geschah. Man wartete
eben die Zustimmung der St^lnde zu den Subsides und Impots
ab. Als am 2(3. Oc.tober Van Velde sich bei dem Erzherzoge
Bischof Nelig von Antwerpen sn Tmuttmansdorff. Bnixelles, le 9 aeptem-
bro 1793. Oachard, Analecte« I— IV, M3 ff.
Bplpan nDt«r der GQDermlatetthKltervehftfl Enhenog Carl» (1799, 17M).
149
einfand, vertröstete ihn dieser auf die Zukunft. ' Jetzt aber,
nachdem die drei Stände von Brabant (am 26. November) ihre
Zustimmung bezüglich der Subsides und der Inauguration er-
thcilt, demnach das fiHher geltend gemachte Bedenken der
Eidesleistung nicht mehr im Wege zu stehen schien, meldete
sich Van Velde neuerdings (29. November) bei dem Erzher-
zoge an.'
,Er kam,' erzählt Erzherzog Carl selbst, ,um sich zu er-
kundigen, wann seine Beeidigung stattfinden werde. Ich er-
widerte, dass ich ihm darüber noch nichts Sicheres sagen
könnte, da die Unterhandhin^^ou mit den Ständen noch fort-
dauerten, dass es vielleicht gelingen werde, alle Schwierigkeiten
zu ebnen, dass jedoch, wenn die Stände sich trotzdem seiner
Installation widersetzten, die Sache gerichtlich würde ausge-
tragen werden müssen. Er bedauerte unendlich, noch nicht den
Vorsitz in seiner Körperschaft führen und keinen Einfluss auf
die neuen Ernennungen üben zu können. Ich sagte, er werde
wohl fühlen, wie ungelegen uns diese Sache sei und wie miss-
lich, wenn sie die Inauguration verzögerte. Er betheuerte, dass
ihn nur Gehorsam gegen seinen Souverän leite, und dass, wenn
er wtisste, dass sein Benehmen dem Gouvernement Verlegen-
heiten bereite, oder dass Se. Majestät der Kaiser oder ich
wünschte, dass er auf seinen Posten verzichte, er dies mit dem-
selben Gehorsam thun würde, mit welchem er denselben an-
genommen habe. Ich antwortete, dass Se. Majestät von seiner
Ernennung nie abstehen könne und wolle, dass er übrigens
selbst die betreffenden Befehle und Intentionen des Kaisers
kenne, die ich ihm vor einem Monate mitgetheilt hätte. Wir
schieden von einander, er mit der Bitte, man möge also die
Sache zu Ende führen, ich mit der Vereicherung, dass man
sich damit gewiss beschäftigen werde." Wenige Tage darnach
kam Vau Velde abenuals zu dem Erzherzog mit einer schrift-
lichen Eingabe, welche sich ebenfalls auf diesen Gegenstand
bezog.
' Erxherzog C'nrl an den Kaiser. BrOrael, den 26. Üctobor 1793.
Orig. eig.
* Vau Velde an Enlientug Carl. Braxelles, lu 4 d^cumbre 1791. Ol
■ Eralierxog Carl an Malier, lo 39 norembro 1793. A.A.
150
VI Abbudlnug: T Z*i»b«tf.
jObgleich ich ihm zweimal sagte,' bemerkt der Eraher-
zog, ,er müsse wohl begreifen, wie sehr seine Angelegenheit
das Gouvernement in Verlegenheit setze, wollte er mich nicht
verstehen und beharrte dabei, dass die SUinde sich seiner Eides-
leistung nicht widersetzen würden.'
Auch der Erzherzog wurde jetzt, wie man aus diesem
Schreiben ersieht, bedenklich; er besorgte, dass es über die
Sache zu einem Processe am Conseil von Brabant kommen und
dieser nach den Formen des belgischen Rechtes Jahre lang
dauern werde. Besonders aber ging es ihm nahe, dass um
dieser Angelegenheit willen die damals bereits angekündigte
Reise des Kaisers nach Belgien verschoben werden sollte, auf
die er hohen Werth legen zu müssen glaubte.
jWiire Vau Velde nicht schon benennt,' schrieb er an den
Kaiser, ,uud folglich Deine Würde nicht dabei compromittirt,
so würde ich Dir rathen, einen Anderen zu nennen; allein in
dem Falle, in dem wir uns jetzt befinden, und wenn Van Velde
nicht selbst seine Stelle niederlegen will, was er nicht zu thim
gesinnt scheint, so bleibt niciit Anderes übrig, als auf dieser
Benennung zu bestehen. Allein ich unterlege es Deiner Ein-
sicht; denn Du siehst gewiss die Sache am besten ein und bist
am meisten im Stande, ein gegründetes Urtheil darüber zu
ftlllen, ob, da Deine Reise so wichtig und so höchst nöthig ist,
Du Dich über diese Sache hinaussetzen und ohngeachtet dem
hieher kommen könntest. Vielleicht würde Deine Ankunft hier
die Sache entscheiden, und sollte sie es auch nicht, so könntest
Du Dich ja, wenn Du auch den Brabantcm [Deine Unzufrie-
denheit] über ihre Aufführung zeigen wolltest, in einer anderen
Provinz, in einer anderen Stadt so lange aui'halten, bis die noch
bestehenden DifficultUten würden gehoben sein."
Erzherzog Carl, Mercy und Mettemich wai'en jetzt im
Grunde derselben Ansicht, die dahin ging, dass die Kanzler-
frage von der Inauguration getrennt, jedesfalls aber die Reise
des Kaisers nicht von derselben abhängig gemacht werden
möge. Mettemich aber fasste alle Bedenken, die sich der Ver-
eidung Van Velde's entgegenstellten, noch einmal (7. December)
in einem grossen Berichte zusammen. Er that dies umsomehr,
' Eralieno(f Carl an Fr«nz ü. Brliiwel, den 27. November 1793. Orig. «ig.
J
I oater der OeoeralitsttWtfrwIitri En)i>nog Ckrb (17WI, 1794).
IBI
als man ihm geradezu den Vorwurf machte, auf die Insinuatio-
nen eines Overschies hin, den er zu begünstigen scheine, die
Angelegenheit Van Velde's hinausgcschohen zu haben.' Dem
gegenüber wies er auf den Umstand hin, dass letzterer allge-
mein verhasst sei, nirgends freilich in höherem Grade als in
Antwerpen, wo sogar eine ihm vortheilhafte Heirat sich daran
zerschlagen habe, weil er 17?*7 einer jener CommissUre gewesen
sei, welche die neuen Tribunale eingeftlhrt hatten. Eben deshalb
habe es die Confcrenz für zweckdienlich erachtet, den Abschluss
der übrigen Verhandlungen mit den Stünden von Brabant abzu-
warten, ehe man den neuen Kanzler zum Eide zulasse, worauf
sich dci-selbe den Stünden vorzustellen hätte. Wiesen ihn diese
zurück, so würde er gegen dieselben den Rechtsweg zu betreten
haben. Es würde sich bei einem Proccssc dieser Art nicht um
das Recht des Kaisers, einen Kanzler zu ernennen, handeln,
ein Recht, das ihm von den Ständen nie bestritten worden sei,
sondern um die private Berechtigung Van Velde's, von dem ihm
als Kanzler ausgestellten Patente Gebrauch zu machen, kurz um
eine sogenannte Contestatio des ,meum et tuum', wobei ent-
weder die Stände den Beweis führen müssten, dass Van Velde
die durch die Joyeuse entr^e vorgeschriebenen Eigenschaften
I nicht besitze, oder er selbst das Gegenthoil zu erhärten hätte.
Leider habe man in Wien dieses Mittel verworfen, welches
Bwißchen den Rechten des Kaisers und denen des Kanzlers
unterscheide und es möghch gemacht haben würde, unabhängig
von dem Ausgange des Processes die Inauguration vorzuneh-
men. Demnach habe das Gouvernement vor der Alteraalive
gestanden, falls die Mittel der Ueberredung versagten entweder
eine Sache, für die man sich eingesetzt, fallen zu lassen, oder
den neuen Kanzler mit Gewalt zu installiren. Aber auch wenn
man die Standeversammlung mit Soldaten umgebe, würde man
damit nur den inneren und äusseren Feinden dos Gouverne-
ments Freude bereiten. Van Velde werde trotzdem nicht als
legitimer Kanzler gelten und in dem Conseil von Brabant nicht
Aufnahme finden. Nichts in der Welt werde die Räthc zwingen
können, mit ihm zu rathen und zu tliaten, nichts das Pubhcum,
ihn als legal eingeführt zu betrachten. Ohne Zweifel sei diese
' TnattmamMlorff an Mettoriiich. Vieiine, le f» ilefooibre 1793. O
152
Tl. IbtaDdlang : t. Zeii>b«rf.
ablehnende Haltung zu beklagen, gewiss gehe solche zum Theile
wenigstens auf persönliche Gehlissigkeit zurück. Wie dem aber
auch immer sei, jedenfalls sei dies ein Factur, den man in
Rechnung zu ziehen habe, und es sei wenigstens Pflicht des
Gouvernements, ehe man weiter gehe und etwas thue, was viel-
leicht nicht mehr gutzumachen sein werde, noch einmal die
Entscheidung des Kaisers einzuholen und demselben dabei nicht
zu verhehlen, dass man nach so vielen Jlühen und Opfern Ge-
fahr laufe, die Früchte derselben einzubüssen, falls man diese
Sache bruskire. Auch der Erzherzog sei von der Richtigkeit
dieses Standpunktes so Überzeugt, dass er es auf sich genom-
men habe, die Anordnungen des Kaisers nicht zur Ausfühning
zu bringen. Desgleichen habe Mercy über die Sache oft mit
ihm (Mettemich) gesprochen und wiederholt Vorstellungen bei
dem Erzherzog in dieser Hinsicht gemacht. Denn Mercy be-
trachte als den wichtigsten Schritt, der zum Heile Europas und
zum Besten der politischen und militärischen Verhältnisse zu
geschehen habe, die schleunigste Ankunft des Kaisers in Bel-
gien, weshalb es ihn tief bekümmere, wahrzunehmen, dass man
dieselbe von einer im Grande untergeordneten Sache abhängig
machen wolle. Er meine nicht, dass der Kaiser die Ernennung
Van Velde's zurücknehmen, nur dass er diese Angelegenheit
als eine nebensächliche behandeln möge. Freilich, setzte Metter-
nich hinzu, würde es unendlich vorzuziehen sein, wenn Van
Velde angesichts der ihm wenn auch mit Unrecht bezeugten
feindlichen Stimmung um die Enthebung von seinem Amte
bitten würde.*
Ueber diese Depesche fanden in Wien neue Berathungen
statt. Die Miuisterconferenz empfahl dem Kaiser, um keinen
Preis nachzugeben. Der Vorschlag, es dem Kanzler selbst zu
tiberlassen, sich auf dem Rechtswege zum Genüsse seines Pa-
tentes zu verhelfen, würde, meinte die Conferenz, zu billigen
sein, wenn es sich wirklich nur um persönliche Anschuldigun-
gen wider denselben handelte; aber voraussichtlich werde man
gegen Van Velde, dem sonst nicht vorzuwerfen sei, die An-
schuldigung erheben, dass er den Befehlen Kaiser Josef U. ge-
mäss 1787 die Functionen eines Commissärs bei der Errichtung
' Metternich *d Traattmauadorff'. Bnuelles, le 7 decembre 1793. Copie.
B«I(i«n unUir der OtaenlitatthilteraaUn Enhenof CwU (17(3. 1794).
153
der ueueu Tribunale und 1789 den neugeschaffenen Posten
eines Vicekanzlers von Brabant übernommen habe. Dadurch
werde die Würde des Souverilns blossgestelJt, der Alles ver-
ziehen habe und dem man allein nichts verzeihen wolle. Festig-
keit werde die Kaiserreise nicht nur nicht verzögern, sondern
sei nothwendig, um zu verhüten, dass man nicht im Falle einer
Nachgiebigkeit in diesem Pimkte die Anwesenheit des Kaisers
in Belgien zu dem Versuche missbrauche, demselben weitere
und noch verdirbliehere Zugeständnisse zu entreissen. Würden
die Stande die Zulassung des Kanzlers verweigern, so sei es
noch immer Zeit, jene Massregeln zu erwägen, die zu ergreifen
seien, um die Opposition, sei es auf gerichtlichem Wege oder
in anderer Weise zu brechen, ohne dass dadurch die Reise des
Kaisers gehindert werden dürfe.
Die Inauguration endlich sei nicht nur vor der Ankunft
des Kaisers nicht nothwendig, sondern dürfe vielmehr über-
haupt nicht stattHnden, so lange man sich seinen Intentionen
so hartnäckig und ohne einen Schatten von Recht widersetze.
Daher wurde Metternicli mitgetheilt, der Kaiser sei entschlossen,
an seinen Befehlen festzuhalten, es koste, was es wolle; er wolle
sehen, ob kluge Festigkeit, gepaart mit Gerechtigkeit, nicht
mehr ausrichte, als jene Lässigkeit, mit der man bisher zu
Werke gegangen sei, und die bisher so wenig Erfolg gehabt
habe. Der Erzherzog aber erhielt von dem Kaiser den Auftrag,
Van Velde zum Eide zuzulassen und ihn sodann den Ständen
vorzustellen, um diesen gegenüber, was die Verfassung vor-
schreibe, zu erfüllen. Fügten sich die Stände, so sollte alsbald
zur Inauguration geschritten werden; wo nicht, so sollte auch
nicht von dieser Ceremouie die Rede sein. Man sollte in diesem
F'alle den Ständen noch vier Ims fünf Tage Bedenkzeit geben,
sodann aber sie auflösen und es der Zeit und den Umständen
überlassen, sie zur Besinnung zu bringen. ,Ich wiederhole es,'
schUesst Trauttmansdorff die hochwichtige Weisung vom 21. De-
cember, ,legen Sie, Herr Graf, alle Eisen ans Feuer, damit die
Sache gelinge.' ,Wa8 Ovcrschios betrifft,' fügt er hinzu, ,Over-
Bchies, diese grosse Triebfeder des Ganzen, so können Eui'e
Excellenz ihm bestimmt die Versicherung geben, dass, was
auch immer geschehen mag, sein Benehmen in dieser Sache,
von dem man sichere Kunde hat, genügt, auf dass er niemals
Ii>4 TT. Abkudlsnc: t. Zciitlicrf.
den Posten eines Kanzlers erbalte, und dass, wenn er Ober-
haupt noch auf etwas von Sr. MajestÄt hoffen will, sei es flir
sich selbst, sei es ftlr seine Kinder, er diese Gelegenheit er
greifen muss, um das Uebel gutzumachen, das er bereits an-
gestellt hat. Der Kaiser ist mit gutem Rechte pers^inlich gegen
ihn erbittert, in Folge all der Lügen, die er über die angeb-
lichen Erfolge seiner letzten Reise verbreitet hat, während er
in Wirklichkeit ihn so schlecht behandelt hat, als es das gute
Herz dieses trefflichen Fürsten zuJKsst.' '
Es sei schliesslich bemerkt, dass auch Thugut sich im
Principe der Ansicht Trauttmansdorff's anschloss, dass weitere
Nachgiebigkeit nur das Ansehen des Kaisers schädigen wUrde.
Zweifelhaft schien ihm blos, ob die Eidesleistung des Kanzlers
sofort erfolgen solle oder nicht vielmehr bis zur Ankunft des
Kaisers in Belgien, um die Sache selbst an Ort und Stelle zu
prüfen, zu verschieben sei.*
Der Schwerpunkt der getroffenen Entscheidung lag jedes-
falls darin, dass man die Kaiserreise von der Kanzlerfrage und
der Inauguration trennte. Man erachtete es fortan Air gleichgiltig
oder gab sich den An.schcin, als erachte man es für belanglos,
ob die Inauguration überhaupt stattfinde oder nicht. Auch Jtlaria
Theresia, hiess es, sei erst vier Jahre nach ihrer Thronbestei-
gung inaugurirt worden, und doch habe man ihr jederzeit ge-
horcht und Niemand ihre Rechte anzutasten gewagt.
,Da mich die Reise nach Nicderland,' schrieb der Kaiser
an seinen Bruder, ,obnelun mehr wegen der poütisehen Lage
der Geschäfite drängt, und Du ebenfalls wegen dem Innerlichen
des Landes selbe als schleunigst nothwendig ansiehst, so wird
mich nichts mehr davon abhalten, Indessen da die ordentlichen
Befehle an Dich durch eine Estafette folgen, so wiU ich Dich
benachrichtigen, dass meine Intention dahin gehet, dass Du den
Kanzler ohnverzüglich bei Dir schwören lassest und ihn dann
zu den Ständen sclücken mögest. Nehmen sie ihn [nicht] an, so
' TraiUtmansdorff au Metternich. Vienne, le 21 däcembre 1798. Orig. Dem
entsprach auch die officielle Depesche dei Kaisers au den Erzherzog
vom selbeu Datum.
* Thugut an Colloredo, ce 18 decembre 17U3. Vivenot, Vertrauliche
Uriefe I, 65.
Btlfien anter der <3ra«nUtsl11itll«r«eluft Erthmog C*r1* (179S, ITM).
155
kann man das Ganze auf den Rechtsweg weisen, und ich
mische mich gar nicht mehr in selbe. Wegen der Inauguration,
|Bo kannst Du, wenn Alles gut gehet, sie sogleich halten, widri-
igenfalls sie auch verschieben, weil auch die Nichtabhaltung
ierselben meine Reise [nicht] ferner verschieben kann. Nur
[bitte ich Dich, mir sobald als möglich durch einen Courier das
iResultat llber die Affaire des Kanzlers und die Stimmung der
iGemlither zu wissen zu machen. Ich gehe dann sogleich, denn
lieh bin marschfertig, und Alles wird in Kuraem hier in Ord-
Ititmg sein.'
Aus Anlass der bindenden Befehle des Kaisers fand zu
Jrilssel am 29. December eine ausserordentliche Confcrenz in
iGegenwart des Erzherzogs und unter Beizichung des Chef et
iFresident statt, wobei man sich mit der Frage beschäftigte, wie
jene Befehle am besten in Vollzug gesetzt werden könnten. Die
fStände hatten sich gerade vertagt, und namentlich die Aebte
Itraren wegen des bevorstehenden Neujahrstages in ihre Klöster
wrUckgekehrt. Da die Eidesleistung des Kanzlers in der Voll-
Ivcrsammlung der Stände vor sich gehen musste, wurde be-
schlossen, diese auf den nächstfolgenden Donnerstag (2. Januar
1794) einzuberufen. Da man indess besorgte, dass die Gegcn-
ulei, sobald sich Van Veldc in die Ständeversammlung be-
febe, oder sobald er dieselbe verlasse, wider ihn Demonstra-
äonen ins Werk setzen werde, so beschloss man die Sache
eheim zu halten und daher den Pensionär wohl von der Ab-
seht, die Stände an jenem Tage einzuberufen, nicht aber von
lern Zwecke der Einberufung in Kenntniss zu setzen. Man
kam ferner ttberein, dass der Erzherzog am Morgen jenes
■Tages Van Velde zur Eidesleistung zu sich bescheiden, zu-
gleich aber der Minister eine Deputation der Stände zu sich
berufen solle, um derselben den unwiderruflichen Entschluss
Pdes Kaisers bekannt zu geben und sie durch alle Mittel der
Ueberredung zu Überzeugen, dass es in ihrem eigenen Inter-
esse liege, sich dem Wunsche des Kaisers zu fllgen. Würden
sie sich etwa auf die Ojiposition des dritten Standes berufen,
aber auch nur in diesem Falle, sollte Mettemich sie zu be-
wegen suchen, Van Velde wenigstens ihrerseits zuzulassen, trotz
des Protestes des dritten Standes und unbeschadet dessen, was
«ic etwa auf dem Rechtswege gegen Van Velde's Eignung zu
156
Tl Aliliudliin(: r. Z«itib*r(.
diesem Amte vorbringen wollten.' Die Sache Bollte zugleich so
eingerichtet werden, dass, sobald die Deputirten der Stände
den Minister wtlrden verlassen haben, um in ihre Versammlung
zurückzukehren, sich auch Van Velde dahin zur Eidesleistung
begebe, um den Ständen so wenig als möglich Zeit zur üebei^
legung zu lassen.
Am 2. Januar Morgens legte Van Velde den Kanzlereid
in die Hände des Erzherzogs ab. Zugleich fand sich eine Depu-
tation der Stände ein, welcher der Erzherzog den Entschluss
des Kaisers kundgab. Die Deputirten erklärten indess, sich ab-
seits des Plenums nicht aussprechen zu können; sie seien jedoch
überzeugt, dass Van Velde's Zulassung formellem Widerstand
begegnen, sowie auch, dass selbst wenn die beiden ersten
Stände sich bereit finden würden, dies seitens des dritten nicht
der Fall sein werde. Vergebens suchte sie Mettemich umzu-
stimmen, indem er das streng verfassungsmässige Vorgehen de-s
Kaisers betonte, zugleich aber in Aussicht stellte, dass im
Falle eines Widerstandes Van Velde die ihm zustehenden
Rechtsmittel ergreifen werde. Die Deputirten erwiderten blos,
dass sie, was sie vernommen, ihren Committenten mittheilen
wollten.
Der Erzherzog hatte gewünscht, dass Van Velde sofort
von den Ständen zur Eidesleistung zugelassen werde, während
in der Regel der Kanzler seine Patente dem Pensionär über-
gab, der sie seinerseits den Ständen zur Prüfung vorlegte, auf
Grund deren sodann Tag und Stunde der Eidesleistung be-
stimmt zu werden pflegten. Auch diesmal beharrten die Stände
auf der Beobachtung der üblichen Formen. Van Velde blieb
nichts übrig, als sich am folgenden Tage (3. Januar) an De
Jonghe zu wenden, der ihm raittheilte, dass die Stände am
8. Januar in die Berathung des Gegenstandes eintreten würden.
Uebrigens konnte Mettemich bereits am 4. seinem Hofe die
Mittheilung machen, dass die Aussichten höchst ungünstig seien,
da sich die beiden ersten Stände in dieser Frage nicht von dem
dritten trennen würden, weil sie besorgten, dass die Scission
dos letzteren so wie in Frankreich geradezu die Demokratie
' Protocole de Is confÄrence, S9 dÄceinbre 1798. Vergl. Mettorniclt'« Be-
richt V0U1 SO. December. Copie.
B«l(isu not«r der Otiwralftatthallcnoliaft Gnlienog CvU (ITM. 1794).
157
horbeiftlhren mllsstc. Und llottcrnich selbst war der gleichen
Ansicht. Zugleich verwahrte er sich aber entschieden gegen
den Vorwurf, als ob ihn in dieser Angelegenheit persönliche
Abneigung gegen Van Velde geleitet habe, dem er sich
ebenso wie seiner Familie vielmehr stets freundlich erwiesen
habe.'
Die Stünde lehnten (am 8. Jantiar) die Eidesleistung Van
Velde's ab. Die Ablehnung drehte sich um die Frage: ,si Van
Veldc est ou n'cst pas convenablc, utile ou profitable au
pays'. Van Velde tlicilte sofort den ihm zugesandten Bescheid
der Stände dem Erzherzog mit tind sprach zugleich die Er-
warhmg aus, dass nunmehr das Gouvernement auf Mittel be-
dacht sein werde, welche die Stände zwingen würden, seine
Eidesleistung entgegenzunehmen. Der Erzherzog erwiderte, dass
er, wie dies auch sonst üblich war, die Meinung des Conseil
privö einholen wolle. Da indcss Van Velde die Ansicht des
Conseil prive nicht unbekannt war, welche dahin ging, dass er
zunächst selbst die Action vor dem Conseil von Brabant ein-
zuleiten habe, was im Nothfalle eine Unterstützung durch die
Fiscale nicht ausschliessen werde, so überreichte er dem Erz-
herzog eine Denkschrift, worin er seine abweichende Meinung
begründete, mit der Bitte, dieselbe gleichfalls dem Conseil privd
vorzidegen. Allein bald darnach fand er sich neuerdings bei
dem Erzherzog ein, um zu dessen nicht geringer Ueberraschung
zu erklären, dass er seine Würde dem Kaiser zu Füssen legen
wolle, da er ftihle, dass seine Ernennung für den Dienst und
für das Wohl des Landes nicht zuträglich sei. Der Erzherzog
wollte ihm zwar Bedenkzeit gönnen, da aber Van Velde auf
seinem Vorsatze beharrte, so forderte ihn Carl auf, seine De-
mission schriftlich zu geben, und sandte die letztere an den
Kaiser.
,Wenn man,' schrieb er an den Letzteren, ,die Affaire des
Kanzlers betrachtet, so ist es ausser Zweifel, dass sich die
Stände in selber niederträchtig und für alle Qnade, so Du für
öe gehabt hast, undankbar aufgeführt haben. Allein der Ein-
drock, den sie auf das Publicum gemacht hat, ist auch ausser
Zweifel Seitdem die emeuete Befohle gekommen sind, auf
' Metieniich an Tranttmxnsdorff. Bnixelles, le 4 junvier 1794. Orig.
T(. AbbiMiAloog: r. Kplttborg.
der 8sche zu beslohen, haben alle Don gratuitum von JSeiten
der der Partei der .Stilnde zugctiianen Personen aufgehört, die
Beiträge von 1000 fl., so jeder Brabanter Pfarrer machen sollte,
ein £nd genommen, es werden fast keine Betten, keine
Leintüclier, keine Matratzen, keine Charpie mehr in die Spi-
tiller geschickt, Büchsen, welche in denen Wirthshäusem auf-
gestellt waren, in die jeder etwas Geld hineinwarf, welches
dann in den Tresor royal gebracht wurde, wui-den den näm-
lichen Tag, als der Kanzler bei mir den Eid ablegte, alle weg-
genommen, erbrochen und das Geld, welches sich darinnen
befand, von denen Wirlhsleuten weggenommen. . . . Die Bür-
ger, welche hier in Ermangelung einer genügsamen Garnison
die Wachen bestreiten und für die Polizei und Ordnung sorgen,
wollten die Waffen niederlegen und auseinandergehen u. b. f.
Kurz, es mag nun eine Fnicht von Iiitriguen sein oder nicht,
der Eindruck, den diese Affaij'e auf das Volk und auf die
Partei der Stände machet, ist sehr schädlich, besonders da
das Volk die Ernennung des Van Velde zur Kanzlerstelle als
einen Eingriff in die Constitution ansiehet. Auf einer anderen
Seite siebet die Partei der Royalisteu — einige fanatische Men-
schen ausgenommen — mit Schmeraen, dass nun wegen einem
einzigen Individuum alles wieder in Unordnung und in Feuer
und Flammen komme, man missbilliget die Auffühnmg der
Stünde, allein man verwundert sich auch, dass wir nach so
viel gemachten Concessionen auf diesen Punkt so sehr beharren
und einem Zwiste, der so leicht auszuweichen war, nicht zu-
vorgekommen sind.'
Carl war daher der Ansicht, dass der Kaiser die De-
mission, zumal durch dieselbe sein Ansehen nicht compromittirt
werde, annehmen und Van Velde in Anbetracht der loyalen
Weise, in der er sie gegeben, das von demselben angestrebte
Amt eines Lieutenant des fiefe am Brabanter Lehenshofe mit
dem Titel eines Conseiller d'etat de rohe und den entsprechen-
den Bezügen verleihen möge. Zugleich aber bezeichnete er es,
um allen Intriguen zuvorzukommen, als wUnschenswerth, dass
sofort dessen Nachfolger ernannt werden möge, und dass mit
dessen Ernennung und durch den nämlichen Courier der Kaiser
das Patent sende, damit die Einsetzung sofort erfolge und der
Sache ein Ende gemacht werde. Die Wahl mUsse auf eine
B«lgi«a onlar di-r (ianeniliilattbHltonwhan Cnhenog CarU (UM, 17!) I).
159
Person •allen, die keinen Vorwand böte, nochmals die Ernen-
nung zu hintertreiben. Er selbst sclilng Villegns d'Estaimbourg
vor; derselbe sei im Range das sUteste Mitglied des Coiiscil von
Bral)Jint, verrielitc seit seinem Wiedereintritte in denselben die
Functionen des Kanzlei-s, habe nie einen anderen Eid geleistet
werde daher voraussichtlieh keinem Widerstand begegnen.
Kbrigcns sei er alt und unbedeutend und stehe dalier nicht
den Hoffnungen derer im Wege, die auf diesen Platz ihrerseits
rechneten, wilbrend später, in ruhigeren Zeiten, der Kaiser
noch immer eine vortheilhaftere Wahl treffen könne.
,Sollte8t Du,' fUhrt der Erzherzog fort, , meinen Vorschlag
nicht annehmen, welches mich wegen dem Wohl des Dienstes
sehr schmerzen würde, so bitte ich Dich, wenigstens den Con-
seiller d'Overschies nicht zum Kanzler zu machen, da er es
ist, von welchem besonders aller Widerstand der »Stünde gegen
Van Velde lierrilhrct, in der Hoffnung, dass man ihn zum
Kanzler vorschlagen wtlrde, und da sich erst kürzlich die
Geistlichkeit und der Adel in denen Ständen haben verlauten
lassen, dass es ihnen Selbsten unangenehm wäre, wenn d'Over-
schies zum Kanzler ernennet werden sollte. Ueberdies ist das
ein Mann, den alle Parteien als einen niedertrUclitigen Intri-
ganten und einen Ubeldenkenden Menschen verachten. Man
wird Dir vielleicht den Confcrenznith Robiano vorschlagen,
welcher in der That alle Eigenschaften hiltte, so ftlr einen
Kanzler nüthig sind, und der gewiss keinem aus beiden Par-
teien ohnangenehm sein würde. Allein man könnte ihm auch
vorwerfen, dass er unter dem Kaiser Josef eine inconstitutionelle
Anstellung angenommen hat, und obwohl ich glaube, dass man
dies nicht thun würde, so müssen wir doch diesem Vorwurf
ausweichen. Bartenstein der Jüngere, Conseiller au conseil prive,
ist in dem nämlichen Fall als Robiano, sowohl wegen seiner
persönlichen Eigenschaften als der bei der von Kaiser Josef H.
gemachten Aenderung angenommenen Stelle. Allein ich muss
Dir bei selbem noch die Reflexion unterlegen, dass, da er
Schwager vom Secr(5taire d'etiit, Bruder vom Conseiller des
finances ist, man durch seine Ernennung in den nilmlichen In-
convenient fallen wtlrde, über welchen man so sehr in vorigen
Zeiten über die Crurapipen geschrieen hat, dass eine Familie
alle vornehmsten Stellen bekleiden würde.'
160
TT. A1>bui41ang; t. Zvti»ber;.
Der Erzherzog fhgte noch hinzu, dass er, da er nicht
wisse, wie sich der Kaiser entscheiden werde, den Verzicht Van
Velde's auf dessen Wunsch und im Einvernehmen mit Metter-
nich als Geheininiss hehancleh und der Conferenz bisher nicht
mitgetheilt habe.'
Dem vertraulichen Schreiben, das der Erzherzog aus die-
sem Anlasse ausser der amtlichen Kelation an den Kaiser rich-
tete, folgt ein Postscript nachstehenden Inhalts: ,Erlaube mir,
bester Bruder, noch eine Bemerkung zu meinem schon so
langen Brief hinzuzuf\igen. Personen von der Partei der Stände
haben sich in Reden geäussert, dass einer fler Ilauptbewegungs-
grtlnde, wegen welchen sie den Van Velde nicht zum Eid an-
genommen haben, sei, weil sie hofften, durch Intriguen und
fortdauernde Weigerung, dazu ernannte Personen anzunehmen,
von Dir das Vorrecht zu erhalten, Dir eine Person zur Kanzler-
wtli'de vorschlagen zu dUrfen, dadurch nur ihnen angenehme
Personen zu propontren und die Ernennung zu dieser Wllrde
nach ihrem Sinn lenken zu können. Desto wichtiger ist es,
gleich und besonders den Conseillcr Villegas zur Kanzlerstelle
zu ernennen. Sie werden nicht frech genug sein, um diesen
Mann, der es einst mit ihnen hielt, nicht anzunehmen, und wir
werden gUnzIich den Disputen über diesen Punkt und einer den
Rechten des Souveräns und der Constitution so widrigen Pre-
tension ausweichen, Dispute, welche uns zu einer Menge an-
derer fuhren und ins Unendliche würden vervielftlltiget werden.
Als mir gestern Abends Van Velde den Act seiner Demission,
der meine officielle Relation darüber begleitet, einreichte, bat
er mich, Dir zu bemerken, dass er durch die Niederlegung
der Kanzlerstelle aus Eifer filr Deinen Dienst und ftlr das
Wohl des Landes auf eine Stelle Verzicht thue, deren Gehalt
sich auf 14.000 fl. belaufe, und dass ihm hart geschehen würde,
wenn er deswegen verlieren, im Gehalte herabgesetzt und so-
zusagen gestrafet werden solle.'
Ganz in demselben Sinne wie der Erzherzog sprach sich
Mettemich aus, zumal gerade damals die endgiltige Zustim-
' Zwei Schreiben de« Erzherzogs an den Kaiser, beide vom 13. Jhduat
1794, das eine (franzOmsch) offlcicll, das andere (deutsch) vertranlich.
Belglan nntcr der äouentUtattbaltoncliaft Erehenog Carls (17i>S, ITM).
161
mung des dritten Standes zur Bezahlung der 4Vg Millionen
EUBtande gekommen war.'
Noch war man in Wien nicht in den Besitz dieser Be-
richte gelangt, als von dort aus am 17. Januar neuerdings eine
Weisung an Mettemioh erging, die den Entsfhluss des Kaisers
in der Kauzlerfrage als einen ,unwiderruflichen' bezeichnete,
indem derselbe die Angelegenheit als ,Probirstein' der Treue und
Anhänglichkeit der Brabanter betrachten wolle. Die von den
Stunden ausgesprochene Besorgniss, dass dies zu einer Scission
mit dem dritten Stande, zur Demokratie führen werde, liess
man nicht gelten; gerade der Widerstand gegen des Kaisers
Wunsch beweise den verhttnguissvoUen Einfluss der Demo-
kratie in einer Sache, in die sich zu mengen dem dritten Stande
nicht zustehe.^ Man hätte llbrigens — heisst es in einer gleich-
zeitigen Weisung au den Erzherzog — Ansichten dieser Art
bekämpfen und nicht ohne sie zu widerlegen einfach zur
Kenntuiss nehmen sollen.^
Schon nach zwei Tagen folgte eine zweite Weisung, welche
sich auf die Art der Ausftihrung des Befehles bezog. Darnach
sollte der Erzherzog, der in dieser Frage stets ein richtiges
Verständniss gezeigt habe, , persönlich und ausschliesslich' diese
^eidige' Angelegenheit zum Abschlüsse bringen, Mcttcmich aber
sich rein passiv verhalten, dies auch denen, die ihn darüber
ausholen würden, zu verstehen geben, im Uebrigen aber den
Erzherzog nach bestem Vermögen unterstützen.* Mit einer
entsprechenden Weisung Ubersjindte der Kaiser seinem Bruder
eine für die Stände bestimmte Depesche, doch überliesa er es
ihm, ob er von derselben Gebrauch machen wolle oder nicht
Jedenfalls aber sollte er denselben eröffnen, dass der Kaiser
von dem, was er gethan, nicht abgehen werde, und sie auffor-
dern, ihren ganzen Einfluss aufzubieten, um die Nation Über
ihre Pflichten und seine Rechte aufzuklären und sich nicht in
die gewöhnUehen Geschäfte der Verwaltung zu mengen.'
* Siehe oben.
* Trauttmansdorff an Metternich. Vienne, le 17 jnnrier 1794. Orig.
' Der Kaiser an Erzherzog Carl. Vienne, le 19 JMivi— Orip. ofBclolI.
* TrauttuiRii»dor£f au Metemich. Vienne, 1»
* Der Kaiser an Erzherzog Carl. Vienu«"
Sitiuiipbor. d. phll.-biit. Ol. CXXVni. Bd. 6. J
162
VI. Akk*a41sa(: t. Ztttikiri,
Da rief nun aber das EintrefTen des erzherzogiichen Im-
mediatberichtes vom 8. Januar einen vollständigen Umschwung
hervor. Van Velde wurde nun endlich fallen gelassen, ebenso
auf Trauttinansdorff's Rath der Gedanke, die Ernennung eines
neuen Kanzlers bis zur Ankunft des Kaisers in Belgien zu
verschieben.' Freilich von Overschies, den man in Wien noch
immer als einen ernst zu nehmenden Gegencandidaten betrach-
tete, konnte auf keinen Fall die Rede sein. Vielmehr sollte
ihm Mettemich neuerdings bedeuten, dass er auf diese Stelle
nie und nimmer rechnen dürfe, ja dass er überhaupt, wenn er
sein Benehmen nicht völlig ändere, nie irgend eine Gnade oder
Gunstbezeigung von Seiten des Kaisers erwarten dürfe. * Aber
zugleich erhielt Mettemich den Auftrag, unter der Hand und
in uDauffUUiger Weise dazu beizutragen, dass sich die Nachricht
von der Resignation Van Velde's äusserst rasch und in mög-
Uchst weite Kreise verbreite, andererseits aber über die An-
kunft der neuen Estafette vom 22. Januar oder, falls dies nicht
möglich sei, über den Grund ihrer Absendung das strengste
Qeheimniss zu bewahren.'
Die Estafette selbst überbrachte ein Schreiben, das Trautt-
mansdorff im Auftrage des Kaisers an den Erzherzog richtete,
und dem ein Schreiben des Kaisers an Letzteren und zwei
künigUche Depeschen beigefUgt waren.
,Du erhältst,' hiess es in einem vertraulichen Schreiben
des Kaisers, ,mit gegenwärtiger Estafette zwei officielle De-
peschen von mir,* über deren Inhalt Du bis zur wirkhchen
Gebrauchmachung einer oder der anderen das strengste Ge-
heimniss selbst gegen den Minister beobachten wirst. Li der
ersten ernenne ich Rubiano zum Kanzler, in der zweiten trage
ich Dir auf, ein anderes taugliches Subject vorzuschlagen.' Der
Erzherzog sollte darnach zunächst Robiano ,im strengsten Ge-
heim* zu sich bescheiden und ihn fragen, ob er die Kanzler-
wtlrde anzunehmen bereit und ob im bejahenden Falle irgend
• Trauttiimiiüflurff an Colloredo. Orig. undatirt.
• Trauttiiiaiisdorff an Mettemich. Vieune, lo 22 janvier 1794. Otig.
' Trauttniansdorff an Mstternich. Vienne, Je 22 janvier 1794.
• Beide datiren vom 21. Januar 1794 und aind noch im Orifriiial vorhan-
den. In der ernten heisst es von Kobiauo ,qai est d'aillears alliä au
FZM. Comte de Clerfait, dont j'eitime les Services'.
Belgien BBtiir der OwenliilsHhKliiindimft Enhenog Carli (I7BS, 1794). 163
ein billiger Einwand der Stände zu gewärtigen sei. Sollte die Er-
nennung Robiano's möglich sein, so sollte der Erzherzog von der
ersten der ihm übersendeten Depeschen Gebrauch inachen, im
anderen unter Bewahrung ,de8 grüssten Stillschweigens über den
gegen Robiano geschehenen Schritt' den Inhalt der zweiten De-
pesche befolgen. Denn den von dein Erzherzog vorgeschlagenen
Villegas könne er unmöglich ernennen, und zwar aus folgen-
den Gründen: 1. weil er nach Aussage des Erzherzogs selbst un-
fUhig sei, mithin seine Wahl gegen Pflicht und Ansehen streite;
2. weil der angeführte Grund, dass derselbe bald einem Ande-
ren Platz machen werde, nur jene Intrigue begünstigen würde,
um derentwillen mau schon vor vielen Monaten dem Minister
gerathen habe, den Platz offen zu halten, nämlich um d'Over-
schies Gelegenheit zu bieten, sich bei ihm, dem Kaiser, ein-
zuschmeicheln, und 3. weil man ihn durch fortwährende Zurück-
weisung derer, die er ernennen würde, mürbe machen und ihm
Villegas aufdrängen wolle.'
Wir wissen, dass das Demissionsgesuch Van Velde's bis-
her geheim gehalten worden war. Nun aber sollte der Erz-
herzog in unauffälliger Weise diese Thatsache zur Kenntniss
des Publicums bringen, damit der neueste Entschluss des Kai-
sers als eine Folge jenes Schrittes betrachtet werde. In Privat-
gesprächen sollte er zu erkennen geben, dass Van Velde den
Kaiser inständigst gebeten habe, ihn von einem Posten zu
dispensiren, auf dem er voraussichtlich so viel Anstoss erregen
und den er nicht mit Ruhe gemessen werde, da er besorgen
mUsste, dass darunter der Dienst des Souveräns und das Wohl
des Landes leide; daher habe er, der Erzherzog, einen Courier
nach Wien gesendet uud warte weitere Weisungen ab.*
Indess war die Demission Van Velde's ohnedies kein Ge-
heimniss geblieben; wenige Tage darnach schon stand davon
in der , Kölnischen Zeitung' zu lesen. Unangenehmer als hie-
durch war man in Wien durch die Thatsache berührt, das»
diese Zeitung den Ständen ein Mitwirkungsrecht bei der
nennung des Kanzlers beimass, ja dass in derselben beliat
■ Kaiser Franc U. «n Erzbureog Carl. Wien, den :i8. Jänner 1794. «
ei|;. A.-A.
* Tr|ottiuansdorff an den Enborzog. Copie.
164
Tl. AMudlna«: t. Zelitlxrr.
wurde, die Stände hätten einen Vorschlag dieser Art bereit«
dem Gouvernement erstattet. Ausdrücklich erhielt Mettemich
den Auftrag, diese lügenhaften Gerlichte zu dementiren. '
Der am 26. Januar von Wien abgesandte Courier Strens
sollte als Ueberbringer jener Depesche gelten, durch welche
der Kaiser die Demission Van Velde's annahm.'
Metternich frohlockte über diese Wendung der Dinge.
,Ich beschränke mich,' schreibt er an den Erzherzog, ,fllr den
Augenblick darauf, meinen ergebensten Glückwunsch darzu-
bringen, dass die leidige Kanzlerfrage endlich gänzlich beendet
ist Eure kOnigl. Hoheit haben durch Ihre kluge Festigkeit
bei dieser Gelegenheit dem Souverän in der öffentlichen Sache
einen wesentlichen Dienst erwiesen."
Jetzt erst theilte der Erzherzog Robiano die Absicht des
Kaisers mit. Doch dieser erwiderte sofort, dass nichts in der
Welt ihn bestimmen könnte, tlic angebotene Stelle anzunehmen,
und bei der Festigkeit, mit der Robiano diesen Ausspruch
wiederholte, überzeugte sich der Erzherzog alsbald, dass jeder
weitere Versuch, ihn umzustimmen, tmmöglich sei.* Damit trat
aber dem ausgesprochenen Wunsche des Kaisers gemäss an
Erzherzog Carl die Nothwendigkeit heran, seinerseits Personal-
vorschJilgc zu machen. Schon frUher hatte er auf Villega«
d'Estaimbourg hingewiesen. Jetzt that er dies neuerdings: der
Minister, die Conferenz, der Chef et President und andere Mit-
glieder des Gouvernements seien hierin seiner Ansicht.* Barten-
stein könne, obgleich es ihm nicht an den erforderlichen Eigen-
schaften fehle, nach der einstimmigen Meinung derer, die er
hierüber befragt habe, nicht in Betracht kommen. Bleibe so-
nach nur De Jonghe, der Pensionär der Stände; sei es aber
wohl angezeigt, auf einen solchen Posten den Mann zu stellen,
der seit einigen Jahren die Stände und alle ihre Schritte ge-
' TratittmansdoHf iin Metternich. Vienno, le 36 janvier 1794. Orig.
* Ebenda.
» Metternich an Emheniog Carl, le 3 fövrier 1793 (gicl recte 1794). Ori^.
A.-A. In der Datirung eine« der nicht »eltenon Beispiele der sorglosen
Art Mettemich'scher Kanzleiflihning.
• Erzhenog Carl an den Kaiser. Bruxellei, le 6 ttvrier 1794.
' Erzlicrzog Carl an den Kaiser. Bruxelle«, le 1) ferrior 1794. MflUer's
Entwurr.
B«lgi<n unter der a«o*ral<taUh&llvr>c)imfl Knktnof CkiU (ITM, 17M).
165
leitet habe? Trauttmansdortt' hatte auf' den Fiscal StrcDS hin-
gewiesen; dieser habe sich aber bisher zu wenig hervorgethan,
meinte der Erzherzog; Überdies wäre es seltsam, den Sohn
eines Archer, der mit fast allen Lakeien der Stadt verwandt
sei, auf den ersten Platz der Provinz zu erhoben.'
Aber auch jetzt machte der Kaiser aus seiner Abneigung
gegen Villegas kein Hehl. Dass er der erste jener fünf Käthe
sei, zu deren Wiederaufnahme in den Conseil man ihn, den
Kaiser, veranlasst habe, spreche nicht zu dessen Gunsten, son-
dern sei im Gegentheil ein Ausschliessungsgrund, zumal wenn
man seine Haltung im Conseil während der Unruhen in Be-
tracht ziehe, woftlr die Beweise im Staatssecretariat hinterlegt
seien. Dazu komme, dass, wie der Erzherzog selbst zugestehe,
der Conseil so sclilecht wie möglich zusammengesetzt sei und
aber nicht eines schwachen, unbedeutenden, sondern eines
'^Bufgeklürten, festen und wenigstens einigemiassen zuverlässigen
Präsidenten bedürfe.* V^illegas sollte nur dann in Betracht
kommen, wenn es ganz und gar unmöglich sei, jemand Ande-
ren ausfindig zu macheu, gegen den die Stände nichts einwen-
den könnten.'
i Aber schon am 5. stellte Trauttmansdorflf die bevorstehende
Entscheidung des Kaisers in unmittelbare Aussicht. Die Wahl
werde auf eine Persüniichkeit fallen, gegen die sich keine Ein-
wendung erheben lasse; der Kaiser sei entschlossen, auf der-
selben zu verharren, was auch immer geschehe. Die Ernen-
nung werde früh genug erfolgen, so dass die Inauguration, die
damals auf den 24. März anberaumt war, an diesem Tage
werde stattfinden können, wofern die Kanzlerfrage nicht neue
Schwierigkeiten bereite, in welchem Falle diese Ceremonie
überhaupt nicht stattfinden werde.*
m Zyfei Tage darnach (7. März) ernannte der Kaiser den
geheimen Rath Limpens, der mit Ehren den Posten eines
Qeneralprocurstors bekleidet und sich auch sonst mehrfach ver-
dient gemacht hatte, zum Kanzler von Brabant. Er tbeilte dies
• BIfsbersog Carl iin Trniittmaii.td.irff. Le 10 fevrier 1794. A.-A. Copie.
• Der Kaiwtr »n Ensheniug Csrl. Vienae, ce 4 man 1794. Orig. ofBcieU.
• TrauttinmuidoHr au Mettoniicli. Vienncs le 3 man 1794. Orig.
• Trauttiiiaiiiulorn' .-in Mi-tleniicli. Vieiiiie, le 5 iiiars 17114. Orig.
tee
Tl. AbhftDdlaDf: t. Zeiieb«ry.
dem Erzherzog mit, dem er das Patent fUr denselben Über-
sandte, damit die Installation unverzüglich erfolge.' Limpens
selbst aber wurde eröflfnet: der Kaiser hoffe, dass er die Wahl
nicht etwa unter irgend einem Vorwand ablehnen werde. So-
bald er den Posten in Besitz genommen, möge er dies ein-
berichten, da in diesem Falle auch das Decret eines Staats-
rathes ihm zugestellt werden würde, welche Würde ilim der
Kaiser gleichzeitig verleihe.* Motternich aber erhielt den Auf-
trag, für den Fall, dass Limpens ablehne, demselben zu eröffnen,
dass der Kaiser ihm anzunehmen befehle, seine Ablehnung da-
her als Beweis des Ungehorsams gelten und seine Pensionirung
unter den ungünstigsten Verhältnissen zur Folge haben werde.'
Allein diese Besorgniss sollte nicht in Erfüllung gehen.
Am 14. März Nachts trafen die Depeschen vom 7. in Brüssel
ein. Am folgenden Tage, 15. Morgens, legte Limpens den Eid
in die Hände des Erzherzogs ab,* am 17. sein Ernennunga-
patent den Ständen vor. Diese waren nicht in pleno versam-
melt. Die Deputirten der Stände theilten Metternich mit, dass
die Vollversammlung erst Samstag ,ad hoc' stattfinden und
Limpens vermuthtich an diesem Tage zum Eide zugelassen
werde. Da indess Metternich nicht mit Unrecht besoi'gte, dass
man in der Zwischenzeit den dritten Stand, zumal die Bürger-
schaft von Brüssel in entgegengesetztem Sinne beeinflussen
werde, so sachte er durch die Deputirten die Stände zu be-
wegen, sich bereits am folgenden Tage oder doch spätestens
Mittwoch (19.) zu versammeln. Wirklich wurden die Stünde
ftlr diesen Tag einberufen. Doch schon am 19. Morgens mel-
dete Metternich dem Ei-zherzog, dass zwar die Sache gut stehe,
die definitive Entscheidung aber doch erst am Samstag erfol-
gen werde. Daher beschied der Erzherzog noch an demselben
Tage (19.) die Deputation der Stünde zu sich, in der sich trotz
* Der Kaiser au Erzherzog Carl. Vienne, le 7 mors 179(. Orig. ofBciell.
Vgl. auch Traiittmansdorff nn Melteruich. Vienne, le 7 raars 1794. Orig.
Der Kaiser an Metternich. Vieune, le 8 man 1794. Orig.
' Traiittniansdorff an den geheimen Ratb Limpeiis. Vienne, le 7 man 1794.
Conoeiit
* Trauttmansdorff an Metternich. Vienne, le ti mar« 1794. Eigenh.
* Metternich an TraultuiaiudurtT. Bruxellea, le 1& mar» 1794. Eraherxog
Carl an Mililer, I& iiiani 1794. A.-A.
Btlgien noier Irr OcncnliUtthaltrrwIukn EnbeiMg Cirli (I7M, 17M).
167
des früher ergangenen Verbotes auch Liraminghe einfand. Mct-
tcmich emjifahl den Donnerstag als Ultimatum. Aber der Erz-
herzog erreichte blos die Zusage, dass die Stünde am Freitag
(21.) schlüssig werden wollten. Wirklich fand sich an diesem
Tage, um 1 Uhr Mittags, eine Deputation der Stünde bei dem
Erzherzog ein, um ihm mitzutheilen, dass man beschlossen habe,
am nächsten Tage (Samstag) Limpens in Eid zu nehmen. Da
indess der Erzherzog noch an demselben Tage abreisen wollte,
hielt Mctternich den Deputirten vor, wie angenehm es dem-
selben sein würde, wenn er erführe, dass zuvor der Kanzler
vereidet worden sei, und so einigte man sich dahin, dass, ob-
ieich das sonst nicht üblich war, der Kanzler noch an demsel-
ben Abend vereidet werde. Er wurde denn auch am Nachmit-
tag von den Stunden mit mancherlei Beifallsbezeigungen em-
j^tofangen, und diese wiederholten sich in erhöhtem Masse, als er
^Hie Versammlung verliess. '
^^ Die Sache war übrigens doch bis zuletzt zweifelhaft ge-
^■ttten. Namentlich hatte der Advocat Van der Hoop eifrig
gegen die Zulassung Limpens' infrignirf, so dass sich Mctter-
jUich veranlasst sah, den Fiscalen von Brabant aufzutragen,
Icnselben streng im Auge zu behalten. * Um so mehr freute
sich Mettemich des Erfolges, den er sich beeilte, zur Kennt-
iss dos Kaisers und TrauttmansdorfiF's zu bringen, wobei er
edoch nicht untcrliess, sich nochmals und energisch gegen
len Anwurt' des Letzteren zu verwahren, als ob er die Emen-
Van Velde's, da ihm derselbe persönlich nicht genehm
|[#flUBen sei, zu hintertreiben gesucht habe. Er verlangte ge-
radezu, dass die betreffende Weisung aus den Acten entfernt
r erden möge.'
Van Velde wurde durch Trauttmansdorff die besondere
Zufriedenheit des Kaisers mit seinem Verhalten zu erkennen
gegeben.* Er wurde unmittelbar darnach zum Lieutenant am
Lehenshofe zu Brabant ernannt, und zugleich wurde ihm der
' Mettcrnicb's Beriebt an Trsattii)BnRdor6f vom 17. and 21. HXrx 1794.
Orig. Mettemich an Erzlieraog Carl, le 17 mars 1794. Orig. A.-A. (3 Briefe.)
> Metternich an Tranttinauiwlorff. Bruxelle«, le 17 man 1794. Orig.
* Mettemich au den Rainer. Bruxelleit, le 81 man 1794. ,ReserTandum.'
Copie. Derselbe an Trauttmansdorff von dera gleichen Datum.
* Traattmanadorff an Van Velde. Vienne, le 86 janvier 1794.
168
VI. Abb.: T. Zolssberg. Delgien noicr Gnbenog Ckrl (l'M, 17M).
Titel und Charakter eines ConsoUlcr d'^tat de robe mit einem
Gehalt von 5000 fl. zutheil.* Van Velde war mit dieser Ent-
schädigung auch zufrieden; nur bat er, dass ihm statt des Titels
eines Conseillcr dYtat de robe jener eines Conseiller d'ötat
d'öpde zutheil und gestattet werden möge, den Titel Baron zu
fuhren, den sein illterer, aber geisteskranker und unverbeira-
teter Bruder ftüirte.* In der That wurde auch diese Bitte von
dem Kaiser gewährt.* Auch in der Folge wurde ihm noch
manche Begünstigung zutheil.
Seitdem die Stände von Brabant Limpcns zum Eid als
Kanzler zugelassen hatten, stand der Inauguration nichts mehr
im Wege. Man war in Wien über die eingetretene Wendimg
hocherfreut; sie wirkte nachhaltig auf die Entschlllsse des Kai-
sers zurück. Bei fortgesetztem Widerstand war derselbe ent-
schlossen gewesen, wahrend seines Aufenthaltes in Belgien
Brüssel blos zu passiren, ohne sich daselbst aufzuhalten und
ohne eine Deputation zuzulassen. Jetzt konnte dagegen Trautt-
mansdoi-ff in Aussicht stellen, dass der Kaiser sich persönlich
werde inauguriren lassen,* wahrend er sich früher diirch seinen
Bruder liatte vertreten lassen wollen.
' Trauttmiinadorff an Metternich, le 6 fdvrier IT'JI.
' Metteniich an Trauttrnjirmdorff. BrtixüUe» le 17 fevrier 175)4. Orig.
• Trauttmansdorif an Mutternith. Vienno, le 11 mars 17!I4. Orig.
* Tninttmaiudorff an Metternich. VieDne, le S7 man 1794. eig.
VII. Ahh.: BflioUeh. Die BedKayA-SprmokA Ib Nordont-Afrtlui. II.
VII.
Die Bedauye-Sprache iü Nordost-Afrika. IL
Von
Leo BeiniBCb,
wirlil. HitgUede der kais. Akadami« der WitaeoK)uft«n.
Lautiere.
I. Sie aprachlaate.
1) Die Bedscha sind des lesens und Schreibens durchaus
unkundig und waren es auch gewiss von jeher, indem der
alten meroitischen schrift, welche sich aus der ägyptischen ab-
gezweigt hat, nicht wie Lepsius behauptet hat, das Bedauye,
sondern die altnubische spräche zu gründe lig:t. Als muslims
bestreben sich nuu allerdings einige fromgliiubige Bedscha, und
zwar hauptsUclilich nur die sogenannten lieiligcn scheche, ' die
arabische schrift zu erlernen um den Koran lesen zu können.
Allein auf die tixirung irer niuttersprache hat diese kenntniss
der arabischen suhrift nicht den allergeringsten cinfluss, da ja
dann solche schriftkundige Bedscha in iren correspondenzen
sich nicht des Berjauye, sondern nur der arabischen spräche
bedienen. Wir tixiren demnach die apracblaute der Bedscha
mittelst unserer lateinischen schrift und suchen diejenigen laute,
welche unser alfabet nicht kennt, durch besondere diakritische
zeichen auszudrücken.
2) Mit ausname des hamzeh und der praecacaminalen
werden alle übrigen laute des Befjauye wie die entsprechenden
unseres alfabetes ausgesprochen. Da wo eine leichte divergenz
besteht, wird dieselbe im folgenden kapitel genau verzeichnet
und beschriben, ebenso dort auch die ausspräche der praeca-
cuniinalen angegeben werden. Das palatale j lautet wie unser
dsch, oder wie das englische j in jaw, joy u. s. w.
' Vgfl. hierüber W. Munzioger, Oatafrikaniticlie Studien, 1864, p. 315.
SiUuDgilwr. i. pbil.-hitt. Cl. CXXVUJ. Bd. 7. Abb. 1
TIT. Abbudlnn«! Köln lieh.
3) Der vocalbcstand entspricht völlig dem unsrigen; von
den consonanton feit dem Bedauye gleich fast allen kuschitisclien
sprachen nur das p, die labiale tenuis. Alle vorhandenen con-
Bonantischen laute des Bedauyc stelle ich in nachfolgender
Ordnung zusammen :
dentale:
t
d
8
— l r
n
prnecacura
inale:
i
4
s
— — —
V
paiatale:
—
j
—
y — —
—
gutturale:
k
9
—
— — —
fi
larjTigale :
—
'
—
A — —
—
labiale:
—
b
/
IC — —
m
Die sogenannten «t-haltigen gutturale, welche unten nftber
beschriben werden, sind als zusammengesetzte laute hier nicht
mit aufgefUrt und werden in §. 44 ff. eingehender besprochen.
In der bezeichnung der obigen lautgruppen schliesse ich mich
der meines Vorgängers Almkvist an. Ueber die lautverbindungen
des Betjauye vgl. ebenfalls Almkvist s. 51, §. 32. Der hoch-
verdiente forscher hat sich aber in seiner grossen genauigkeit
etwas zu weit ins kleinste detail one wesentlichen nutzen ein-
gelassen. Alle Unarten maulfauler leute aufzuzeichnen, ist nicht
aufgäbe der Sprachwissenschaft, es genügt diejenigen formen
kennen zu lernen, die uns einbhcke in den bau der spräche
gewttren.
IL Lautverändenuigen.
1) Die consonanten.
A) Die dentalen.
4) Der verschlusslaut t hat sich, wo nicht einwirkungen
der Umgebung eine erweichung verursachen, ungeschwächt er-
halten und entspricht in der rcgel einem t im chamitischen,
sowie in den semitischen lehnwörtern, wie: -t — Ku. -te, Bar. -ta,
A. 't' und; ta = Bil. Cha. Qu. tak, A. •f'if gleichen; W/o'
= Bil. etbd, Tl. Ji'V-n« A. M'at"* (Sa. 'Af hindub) nabel;
täkla - Sa. 'Af. taklä, G. A. Ti. Ty. i^A« wolf; tikdt =
Ku. takdaä, A. +<Jh'H ' ferse; tamfn, tamün = Sa. tdmman,
* Ueb«r e iu ti/a a. §. 106.
IM» B«dMjc-8ptMh* in NardMt-Afrik». IT.
'Af. täbanä, So. tabdn zehn; terir spinnen = Sa. talal drehen,
wickeln; tdwtg = So. tdkß, Qa. ddfqi floh; entdr = Kn. ontdri,
Ti. h'}'t'C* geflochtener teuer; btltu = Ku. börtä hirse; kutan
= So. kutan, ^^\j!s wanze; ieinit = Bil. Samat, Ti. ff<n»'|"i
Ischmieren; viat neben mcui = Qa. mdta köpf n. s. w. In Ichn-
wörtern wird auch der arabische laut J!j welcher dem Bedauye
feit, durch t ersetzt, wie: tib = v_jlj IV füllen; taldt-a = ÜbUJ\
dienstag ; tetBl = ^^^ antilope bubalis (Ti. •fc'f'A •) ^- s- '^■>
vgl. auch täkla wolf und ÜLÜ" ("r^J^tf, Ch. ühsr) schakal. Ueber
bed. t gegenüber dem semit. fU ^ ^i H 0 ^ sj> ^ vgl. §. 19 ff.
5) Erweichung des t zu d tritt häufig vor d, g und b ein,
ie: ad-be'ir neben regelrechtem at-beir ich erwache; ki-d-bnden
neben regelrechtem ki-t-bdden sie vergisst nicht ; ki-d-gü'ad fUr
und neben ki-t-gH'ad sie bewacht nicht; ki-d-dir fUr ki-t-dir sie
tötet nicht; ki-d-din für ki-t-din sie glaubt nicht u. s. w., vgl.
auch Almkvist §. 33. In derselben weise, wie sich t an d, assi-
miUrt sich dasselbe auch an (, i^, i und an », wie: ki-t-{a fUr
ki-t-fa sie schlägt nicht; kl-<}-dah sie ist nicht fett; ki-i-Si' sie
altert nicht; ki-^-sn sie sitzt nicht u. s. w. Erweichung von t
zu d findet auch häutig statt zwischen zwei vocalen, wie: adn-
mä-d (ftir adamä-t,^ Ti. hü*«»«»^!) ald' iß ich halte eine malzeit
in bereitschaft; auch zwischen einem vocal und hamzeh, wie:
^Jei-d-'am (und ki-t-am) sie reitet nicht.
p 6) Ebenso entspricht Be4. d dem gleichen laute in den
übrigen sprachen, wie: ddbi = Sa. 'Af. dab heft, griff; dib =
Bil. dibb y, Sa. 'Af. dabie, Ti. J^'flinA' fallen; dübha = Bil.
</t'66(j, Qu. deha, Ku. rfiJä, Ti. Ä"flÄ'fl^ « Ä"fl1* » bUgel (G.
^flfli eminere); dd/ = Sa. dübo fleischstück; düU = Bil. dirü,
frucht der adansonia; dir = Bar. dir. So. dil töten; endera
(aus imdera, mddera) = Sa. madir cordia abessinica; endirhu
(«HB «m- fllr me-dirhu) = Sa. "Af. djJrAö, G. f.CU'i Ti. Ty.
JtClT* hun; güd = Ga. ^d vil, gross sein; hida = Sa. siddä,
'Af. t^dJä gemeinschaft; hawdd = Ku. awddä nacht; mindd'ro
— Sa. tnda'orö, Ti. Ty. G. fMtC* ßciis vasta; ragdd = Sa. rijW
fdss, ragad (^P^) treten u. s. w. Auf früheres i ftlrt d m d£
(für de«?, 8. §.66) = Bil. <a/2-/iö, Ti. i'fl»«*7l'i Schwitzbad;
dagü =^ Bil. takaü a. taküam, Ti. »f-licnii 'l'^tfni beobachten;
> Zu S rgl. $. 96, a.
Vn. Ab1niiidlnn(: Bcinifok.
dagüg neben gcwönlichem tagfig zwanzig; dagay neben ael-
tenerem tngay = aäj sich umwenden; dehd nithe, dihäy neben
seltenerem iihny = Cha. tile, clk bei, fUr; fedig = ^^ü los-
lassen u. a.
7) Da im Bedauye die semitischen laute i und J M T nicht
vorlmndcn sind, so werden in lelmwörtern dieselben ebenfalls
durch d (bisweilen auch durch «, vgl. §. 9, b) ersetzt, wie: däb
= 0\j laufen; dib = v_^i wolf; dehib = «_-**> j rosinen; <W-
bedi moschuskatze = iUj moschus; debdk -^ ^54^3 qnecksilber;
dabdl klein, schmÄchtig = ^\> zart; dakdr stier = ß>, i^
männeben; rfera' = ^^j Ti. IfCd > saraen; dflr =^ j\y Ti. Hd »
Ty. ntO^t besuchen; deraf = ii\jj Ti. If^*!^' girafe; ddaha
= Äjjle wittwe; arfum = J^ sich unterhalten; geddm = O'J»^*-'
Jj.». Wurzel ; hedäm - ^Vy^ leibbinde ; künßd = jJUü igel;
medid = yty» G. <w»l|iw>H' abrasiren; midän = ^^\}-^ wag«;
na&ic{ = j.>yJ wein u. s. w. Auch tfi und A ^^ werden bis-
weilen im Bedauye durch d ersetzt, wie: addr = J-I^ honig;
d^ro rot = Bil. Agm. De. Qu. sar rot sein; dinne = vulg. A.
*Juj Ar. ii^li dorn; 'arid = .^^ tanzen; baldnda = ^J.«li
flicssigcs pcch; rfe'ir = Q. ipCO ' erbauen; rfdi = OLi» eilen;
(/^6-U' =^ G. A'flO'fl • hochzeit; ddmba (flir danba, darba) = Sa.
'Af. »arb<t, Ga. zarbd, Ti. ACO' wade, schinbein; ArtVra (flir
had'fndja, hadh[ad]a) greis, schech = G. ^'AA'; Bi'- qoded,
Sa. A<i» alt werden; hddgni die frisur, das flechten = G. 0A4*'
0ip4*' flechten, cf. «j^^, J}ä. verstricken; ynwid = A. VhA»
G. hiOA ' flechten u. s. w. Ueber d für U t ^ ^, fll X 0 Ät
vgl. §. 20; ebenso über d als ersatz von j- vgl. i;. 25.
8) Abfall von d, nur im anlaut bekannt und erklärbar
durch fonetischen Übergang von d zw. s und h welches dann
abfiel, zeigt sich in: aubür, plur. dubir = Ti. ^"KIC flügel;
aAgül-äy taub == A. R'}«fC?i taub, f.i^^i taub sein; tlngeiea,
üfiewa taub ^ G. Ä^+O** t*ub sein; vgl. auch (ike^ und Sa.
dikö geier, weihe. Uebergang von </ zu « sind nach dem vor-
ligenden sprachmateriale im Bedauye nur in seltenen fkUen zu
constotiren; so in: sehaij ^ ^i G. J^Ah ' A. ^"fi» Ti. {ffh?'
Bil. iahag rutschen, abwischen; »eny Uj, Uj (Ti. G. XTfh')
warten, bleiben; ««' = Ga. Ui sitzen, bleiben; mea =^ ijJU Ti.
' Zur ISngo von e in «i« ». §. 105.
Di« Bedan7«-Spncha ia Nordut-Afril». 11.
ö^- •7?iÄ'' A. "YÄ"« ^^- »»«<' tiscil. Zum Übergang vou « zu A
und dann abfall von h vgl. §. 1 1 und 50.
9) Da das Bedauye nur einen einzigen dentalen rcibungs-
lant besitzt, nenilich « (gesprochen wie unser scharfes « in was,
das, bass) und daher weder das sanfte z (in unserem: grasen,
lesen) noch die semitischen laute i j kennt, so werden daher
diese genannten Zischlaute regelmässig durch das einzig vor-
handene « ausgedrückt. Daher entspriclit dieses s:
a) dem s und e des chamitischen, wie: «ii = So. sei (Sa.
'Af. dlb-änä) rüder; mgi Sa. s'ig, G. ziga sich entfernen, ver-
reisen; sükena ^ Qu. »akAnä, Bil. ziigudnä, Cha. sä^Snn, Ti. A.
G- rth»'?' fnssknüchel; se'llam = Sa. sardw, Ty. A^IV«' aeacia
etbaica; san = Sa. 'Af. aadl, Bil. da» plur. iäu, De. Qu. f«/»
bruder; fcny, seni ^ Bil. «n/i (saug), Cha. sinek, ^anaq, Sa. 'Af.
So. «M^, aus »a»>3 (Ti. Tj. G. X'^rh') warten, bleiben; sünküa,
s^nka = Sa. 'Af. tunkä, Bil. ze«/, z«*/, Cha. zig (aus zöyjf, zang),
A. tö.*}^» (cf 028? id.) Schulter; sar = Sa. 'Af. sar, Bil. «r/r,
Ti. G. iiliC und ft^C wasserschlaucb ; «ära = Sa. 'Af. mi-ä,
Cha. serd, ü\^ rücken; «eräm = So. aaren, Sa. «nrtf, Ty. G.
/"CT/i« Ti. Tfj^S-Ji» Weizen; »itoJ = Bil. «iftd, A. AVfli* *
geleiten; as = Sa. 'Af. os, Qu. juaz, ^dz hinzufügen, nier geben;
ktmii» gesäss, sitzteile, binterbacken =^ Sa. kamcu sitzen (cf.
AA Ijenu, £Mce id.); kOs zan, hom = Sa. gäid plur. jöz, 'Af.
gaysa, So. _(/e« hom; /ce*is = Bil. käs und A«« (cf. nos) zusammen-
wickeln, zudecken; mdse = Sa. iaao, "AI", biso Vergangenheit;
mAtu = Bil. De. Qu. voä», Cha. Bar. wAa hören (Kaf. ic<i// id.,
Go. icAj or); masdnko - Bil. Qu. mazauqfi, Ti. Ty. A. G. 0»^^<^i
harfc u. s. w.
b) Die semitischen laute 3 j 1 H in der ausspräche dem
neugriechischen d gleichkommend, werden jenachdem sie durch
das or aufgefasst werden, im Bedauye entweder durch d (vgl.
§.7) oder » ausgedrückt; so; sihade und dilmti moschuskatac
= >Uj moBchns; aafare = Ji; l3^J ^i. Tf^CC dreck, miat"
$ämbi - Sa. zdmhe, ^^XiS Sünde; sdmoil ^ Sa. znmbil, 'Af. damhil
Bil. danbil, Ti. iP^tUA > J-r?*ij korb; simnim = ,^: sesam; »öy,
»ö = Ti. G. HO' erzUlen; jenosa und gendda = ijUa. leiehnam;
jintir = rtr*^ kette; hanisir ^ ^>**- schwein u. s. w. Nur in
ganz vereinzelten füllen steht für diese semitischen Inuti- im
B
Tn. AbbawdtiDg: Beioiich.
Be^auye ein j, wie : jina ehebruch, vgl. ^ij n;? huren ; jnxihe.
L_j>i3 = Sünden, u. a.
c) Ebenso werden die semitisclien laute R 0
o» ^
analog dem vorangehenden fall im Bedauye bald durch i
(s. §. 20), bald durch » ausgedrückt, wie: seba' = yjo vyt (cf.
G- Ä'fl'^'fllJ'^O' intingere) färben, vgl. So. doh färbe; »huh
(aus »ei/iü, vgl. §. 45, a und §. 46, a) = JJo morgen; sabxin —
f^yy<> seife ; »\d = j>.;;»-ö die südliche berglandschaft von Egypten,
Nubien; sidig ^ (3>^ warheit; sufän = ^;JV»>^ zunder; *i^i =
^JJ:o beten; sän = ,;,«-i> tellcr; »aräf = ij\^ geldwechsler ; ow
= G. 0X(D I Gur. }\(^ I ( Kaf. Äy, hin, Go. ic, Bar. est) verschliessen;
'isi und Äf»a = Sa. h6§e, Bil. gröM, Ti. G. »fcJl« tj-«»=*- sand;
haräs ^ ^'^ aussatz; büs = Sud. -Ar. ^yS ror; gamis = G.
+'TLK*« und +«T.ftj ,>x^ hemd; neha» =^ '^ G. JJfffi» Ti.
AX'rh • "*5 rein sein ; rnkis neben erahi» = o»c4",' ^iU'g u- s- w.
10) Selten zeigt sich im Bedauye im gleichen wort ein
Wechsel zwischen » und S, wie stlsil, sin^il und iiniel = G.
ttfittfii '• J»,» >■',•' ind rnwnj> kette; «wfcir und äakir = G. Ah<!'
,^V^> Ti. ?f h<I I i?W sich Vjerauschen. Wo ein bed. * einem
semitischen i gegenübersteht, muss die entlehnung eines worte«
einer zeit angehören, in welcher auch im semitischen noch die
form mit s existirte, vgl. safari und Ti. 'ffi.C* aber ^: mist,
kot (§. 9, b); haru und Ti. thd'Ü ' ^.j^, aber G. A^J/**»
und fh£il I nashorn; hawag und Ti. ffitDjf i HA ' neben JiA<DA '
scherzen; mesär und Ti. jT'TfC» aber G. A. ^^C *xt-
11) Abfall von s infolge Überganges von » zu h, welches
sich dann verflüchtigt, lUsat sich ersehen in: bartis er, batü«
sie (BA), das im Bischari zu baruh, batüh übergeht und im
Halenga fast wie bara, batü lautet, ebenso barä (m.), batd (f.
pl.) = bardh, baUih (Bisch.) und baras, batds (BA.) In der-
selben weise scheint ümero * zeit, ehemals, aus G. rt"""} > oV;
JW (vgl. So. amdn, Bil. enuinä id., Sa. kämdnä heuer, d. i. kä-
amdnä dieses jar) entstanden zu sein; vilieicht gehört auch
hieher nitoa (vgl. Ti. G. (fV*!! > «— oS) schwänz.
12) Die hquida l, r und der dentale nasal n haben die
gleiche ausspräche wie im deutschen. Sie wechseln häufig unter
einander ab, wie: babal und babar, baber flattern, fliegen; bile
' Fflr emero, b. §. 88 nud Ober den aceent in ümero ». §. 1Ü8.
Ob]
be in NoHont-Afrik». IT.
und bire regen; deUf und derif dunkel, braun; ddbalo, dd-
baro und ddbano zart, klein; tdlha und tdrha links; lät und rät
'blatt; gäl und gär eins; küle und küre zan; nmbalöy und ani-
baroy lippe; malö. (aus ma-iai') zwei, und raü zweiter, asa-
rdma {•}■ 2) siben, Septem; haiig und hanig biegen; ailgil und
t(n»il kette. Demselben weclisel begt^gnet man bei vergleichung
dieser laute mit den entsprechenden Wörtern in den übrigen
sprachen; vgl.
a) für l: lagi (aus lag^, lagay, lagad, vgl. §.31 und 33)
reise, weg = Bil. langar, Agm. laitgad, G. Ti. A. ilfl, « reisen,
o^llf: « weg; la' = ^Jl» G. h'i'Y-ö « fett, von IIj V^fl i ; Idga
= Ti. tiß* '^»- Af. riigüd, Cha. «ry«, Agm. naj2 kalb; leh =
Sa. 'Af. Idh krank sein, G. A'^A'^» ^j^j '"'v'?' '^?'? la^i^s fi"t>
n ^^^^* '"'^ abnemen, schwach werden; lekd-y, lehA-yt
(ablativ) am morgen, morgen = A. >^i G. V*?!!' der morgen;
ZoÄdJfc =Ty. +'>U'?' ft'-»hng neben ;l*l)>'7« ta-hnatj, A. i^VT » '*-
«<!</ für ta-nhag, Ti. IIV7« viXX». gaunien; ZöÄ (für ieA'uj = 'Af.
ryo/i, Cha. rv^ftd tbon, lern; laU = Bil. ij'iö, Ti. Ty. A. G. A.A"'
'l V \)^ »Mirait, noirpe geier; iüm = ^j steiss, podex; ie«o
= Liö >r\P5 wölke; Zmw (aus lew, vgl. §. 88) brennen, lau (aus
lahw) brand =^ G. Afifl > >-l-^ 317''? brennen; hahal, auch habar,
baber = S&. fnlfal flattern, fliegen; iejaZ = Ti. flTJ : Sa. 6«y«n
tripper; biltu = Ku. toVM Hirse; dttle = Bil. dird frucht der
adansonia; halig und hanig = Bil. 'agal, Ti. O^V' nnd 0*7 V
bpV (sy. Dijy für ii5y^ Jji« biegen, krümmen, wickeln; hankul
,3iAJ kitzeln; »j«ZaÄ = Bil. marh, Sa. 'Af. »laraA, Ti. G. tntCA\*
füren, den weg zeigen; $dllem = Sa. saraw, Ty. tiCOht acacia
etbaica; ialit-ana = lyi wCX*' zeichen; ieitöt = Bil. Äi7(ä<,
Ti. TfAfll-T» Ty. ?f>nvT' l'^>i fetzen; teJo = Ti. Ty. m*
AA' (t^f- c»*^ I^P 'd) tlurchboren, -löchern.
b) für r: re ^ Sa. ram, ratl, rä brunnen, tümpel, G. £tDft
irrigari, ^^j hausit ahcui aquam, ^}y aqua abundnns (fons);
rdba -= Sa. 'Af. So. lab männlich; rib = Sa. 'Af. na'ab, cJ^ nicht
vollen, unleidlich finden; ragdd fuss = Sa. rigid id., ragad,
»>^j J*'j ^P^ treten, tanzen; regig strecken, verjagen = l) con-
tendjt, Ij movit; rug(ini = T\. l.ßü t Schlachtung für den leichen-
schmaus, ^mi« G. ^Jflli jugularc; reküi Ga. nigiiama, rägä-
tna, Kaf. näg, nagü, li.j sich fürchten, 'yLj furcht; ram -- ^j
Vn. AMudltuig : Bciniiob.
folgen ; äsa-rdma ([ö] + 2) siben = Ga. to-rba ([5] -f- 2) siben.
So. Idbti, Sa. lämmä jrwei; rdyyi (aus rcucy, ratch) gewinn
f> \ d'flih* gewinnen; addr = ^y.^ honig; hnhira (aus emtni-
ra, nenrira) = ii^j n^DJ ameise; frio = Sa. dbö, Ti. XAH'
mais; 'ariH ^ J»i» .^.Jl* spilen, tanzen; drgin (für ragin) = JjLj
^n^ schaf, lamm; ^en'ft = «.l-Ji sigcn; Atar« ganz, gesammtheit
= G. hAA « }Ü congessit; mara = Ga. tai' weit, breit sein; terir
= Sa. toiai drehen, spinnen u.. s. w.
c) flir n; na' feuer Sa. 'Af. ia' brennen, heiss sein, Cha.
Uyä plur. lik, De. Qu. /a^d, Agm. lag, Bil. Za</ü plur. lak feuer,
vgl. ^♦f I ,|li, ^okaJi, poR^ ardere; nu' = Bil. nÄ", Ti.
Vd^nA' sieb setzen, legen, ligen, vgl. j^ü sich neigen; »a't =
Oa. re, So. ri", 'Af. ray, Sa. 'Af. läh zige; ne'a/, näf= Sa. 'Af.
/{/T nagel, kralle, vgl. G. V^C^* » spalten; naal = vulg. Ar. ^yiö,
Ar. ,£^ verfluchen; n«6a' = Ti. A9"ll' heiss sein, brennen, G.
M^O « leuchten (vgl. r-i p. )fl "''-P 'suchten, licht, tag und vh
<-^-^ G. Ann ' brennen, s. oben Imc brennen in §. 12, a); nüg
und nSgüe = Sa. 'Af. angii, <ingit, Bil. ungfi, Agm. Qu. tngüä
mutterbrust, So. nug, Ga. lüga saugen; ngtli eierschale, vgl. Sa.
'Af. engirö hulse, rinde; nehad = G. Afhj^' schwach, wankend
werden, sich verringern; neAa* = G. VJCfh > ^^- V**!» ^-«^ "3*?
Ti. hfkth ' '^'l- Ic^^b, i«i'e" rein sein; iiehaw mager, schwach
sein = p-, 'Ks. ^^ nehaxo, G. Ah0 • viribus deficere, fi^iha* *
tenerum, debilem esse, cf. onn ^j *-Mv *-**^ ''^i «"^ü dünn,
fein, zart sein; schwanger sein und ^^'^ mollis fuit, ^^^ teni-
pori pariendi appropinqnavit (femina); ön (aus hon) = A. }f,A*
G. h««fiA* J^ niit spiessglanz die äugen bestreichen; dnba,
dmba -= Ga. alba-ti stercus, alba cacare; ba4iin unbeachtet lassen,
Tergessen = Ti. flTA • G. flniA* J^ vanus fuit, cessavit; dmfu
(fUr «"h/u, efnn, o aus e wegen vi vcrdumpft) Cha. oftr, G.
d'PiH' » fett; be'an ^ Jjü, vgl. Ti. flCP », G. ^CÜ » sich fürchten ;
kehan = Sa. 'Af. kahau, So.ja'al lieben, gaal freund; küän plur.
käan = Bil. De. Qu. kfird plur. kür fluss, eher; kiiän, kän =
Cha. fcfiar, Sa. käray, Ty. h*^f > betrübt sein; »an = Sa. 'Af.
sä'dl bruder; iekiidn kokett ^ ,J^ kokcttiren, u. s. w.
13) Aus den flauten hervorgegangen erweisen sich die
liquiden in: lät, rät plur. lat, rat baumblatt = Sa. dat, da<j,
ilal grün sein daia grünes, gras, baumblatt; kalif = G. ffi^*?'
Di« Bcdujre-SprMk« in Moidurt-AMka. D.
(zu k and ijt vgl. §. 66) nacken; küal = Bil. küafküaf, Sa. qüaf-
qüat, Ti. t*ptfll ' picken; gftäl, güär (ftir vcägel, Wäger, s.
§. 45, a) = yJ^^} eins (über ^ zu ^ s. §. 37, b); mehal = kfu«,
kÄ^ herausziehen; ma-lu (aus ma-law, -lau") zwei, ro« zweiter,
cua-rdma (5 + 2) = So. ta-doba (5 + 2) siben (vgl. §. 12, b); ira
(Ku. arn, Bar. ere) = Ga. adi, So. od, Sa. 'Af. 'ado weiss, G.
«|>^IDi weiss sein; dygiirn = Bil. iaqütd, Sa. ?dgda, Ty. ft^*^'
Jt^iji und XTS' Ti- ?fTJ« Schöpfeimer; «fiira oheim, tante
= -111 fem. .Tin id.; dardk- =^ G. ^A)] > Sa. daci<i*, 'Af. dadd
die kalte jareszeit; /ir = A. i^'t* gesiebt; girmn köpf = ^l»
Caput, J.jil praestitit; wer = Ti. (D^i G. iDJ^J^i machen. Im
etymologischen zusammenhange stehen auch riya, Ar. li.j mille,
und G. jlWif ' malen, zerreiben, aofi^^t miile, malstein; ebenso
hängt rugüai, Ti. <JPTJ « Schlachtung ftir bereitung des toten-
males, zusammen mit Sa. ddz£ä (aus dagiä), 'Af. ddysa (für
dagna) id.,' vgl. damit ,_^i confodit hasta (die genannte Schlach-
tung wird mittelst der lanze ausgefürt). Auch dürfte BeJ. rab
(Sa. 'Af. So. lab) männhch sein, auf Ti. G. +•1111 1 A. +fl s vi-
rilem esse, zurückfllren, vgl. •[•({ö't' • ein männliches, mas, mas-
cttlus, im gegensatz zu ixitl't « w^eibhch.
14) Unsicher ist es, ob l, r flir frliheres » steht, in: leub
ziehen, herausziehen (das schwert u. dgl.) und G. Arhfl' vJ-*iuo
any id.; damer (fllr dauvr) schmutzig werden und ^j^i sorduit;
nigär und ^^liü kupfer (zu g und h vgl. §. 37, b), doch dllrfte
nigdr eher zu Ti. A. VP<J'T"i gehören, der (meist aus kupfer
verfertigten) trommel, welche den fürsten zu eren geschlagen
und vorangetragen wird.
15) Abgefallen sind die liquiden in: inga (zunächst aus
engay, engar) rücken = De. Qu. engiyä plur. enge, Agm. angir,
BU. ingerd id., cf. 'jä^\ posterior pars; ferner in kam = J^ G.
Ti. 70*>A ' kamel. Genau dieselbe form zeigt sich in Nub. kam
aber noch plur. käml-i (KD.), kdmr-i (FM.) kamel.
16) A()fall von « ligt vor in: 'o milch = So. 'äno, Ga.
anän, Sa. 'Af. Aon id.; dwe * = TL G. X<1"> • \^>f. stein, v^. auch
' Vgl. i ^*~ rjr» neben XIt«rem I ^^^^ tyt die kele durchschneiden,
»chlachten.
* In §ticuanne6 qiiarzit (Münz.) iit diese« n noch vorhanden -, das wort bedeutet
wariicheinlicli : weisser, g'läiizender stein, cf. }lff|fll I ](f||f t nitidt
TIT. Abkaollmig : B»<iii>eh.
I
Kn. ebärä quarz d. i. eba-drä weisser stein; däha kinn and
kinnbart, gegenüber ^'i Ti. Jffl\9^* id.; dthe = 'Af. Jikhenö,
Sa. dilhenö glutkole vgl. jTi und ^^i rauch; däme = G. Tv.
d'^t' <ier nord; kdda neben kaddn = Bil. kaddn^ Ti. hjl7'
die steppe. Im anlant ist n, e»i abgefallen in da neben enda
mftnner, lente = Sa. endä, Ty. }i7^' stamm, tribus; dny neben
seltenerem enddy gut, schön = j^jJ vortrefflich; dehdy neben
endehäy^ mensch, leute; dann ditii, ditiik, ditiu u. s. w. meine,
deine, seine mutter, für endifü u. s. "W. enda mutt«r; femer küna
und k(ua * neben anküdna (für am-ktidna aus ma-küdna = Sa.
makawdn) herr. Dieser abfall von anlautendem an, «n mag
wol auf einer irrigen gi"aramatischen auffassung beruhen, indem
man dieses an, en für das gleichlautende demonstrativ der plaral-
form betrachten mochte; vgl. §. 76.
Uebcr den lautlichen Übergang von n zu m vor labialen
71, sowie über m vor t- und fc-lauten zu
n 8. §.
B) Die praecacuminalen f 4 ^ V-
17) Das { ist ein mit der Zungenspitze zwischen dem obem
teil des alveolare und dem beginn des gaumens erzeugter ver-
schlusslaut, genau dem Tigrd tn gleichlautend gesprochen, wSrend
das etymologisch entsprechende arabische 1> im Sudan wie in
Egypten etwas näher an der articulationsstelle des ( gebildet
wird. Daher kommt es auch, dass die Beni-Amer welche im
ständigen contact mit dem Tigrevolke stehen und selbst alle
das Tigr^ wie ire muttersprache bandhaben, ir f genau wie
das m sprechen, wärend bei den Bischari dieses f gleich dem
erwänten U lautet. Dieser kleine unterschid in der ausspräche
des ( hat die folge, dass bei den Beni-Amer ein radicales f auf ein
vorangehendes (bisweilen auch nachfolgendes) formationselement,
wenn dasselbe (, » oder n lautet, stets palatalisirend einwirkt
und diese genannten laute zu (, i und h umgestaltet; vgl. z. b.
fa' schlagen, pass. {ö-(a (nicht tö-fa") geschlagen werden, caus.
Sö-td' (nicht sö-(a') schlagen lassen, aufi' ich schlage (dagegen
z. b. afandig ich befreie, von fadig), wärend Almkvist die
m I
* Au» enda lente -)- hat/ = 8n. "Af. hryafi, hryn, Q. ff^fOh ' vivens.
* FOr kena wegea tlaa acueute», •. %. 106.
Die Bcdasye-Rpriiclie in Nahloit-Afrilu. 11.
11
formen tö-(a' und sö-fa anftirt und eine reihe gleich gebildeter
Wörter. Ich beeile mich aber zu constatiren, dass auch die-
jenigen leute vom stamm der Bischari welche mir für meine
arbeiten zur Verfügung standen, ebenso nö-fa und tö-{a u, 9. w.
bildeten, genau so wie Almkvist angibt, dieser ako gewiss ganz
richtig gehört und darnach seine formen aufgezeichnet hat.
18) Aus zwei umständen aber ist zu entnemen, dass der
laut i im Bedauyc (genau so wie im Saho und 'Afar) stark im
Schwund begriflfen ist, und zwar einerseits aus dem verhältniss-
mässig gar ser seltenen vorkommen desselben in Munzinger's,
Almkvist's und meinen eigenen sprachlichen aufzcichuungen
(doch dieser umstand könnte immerhin noch ein zufUlhger sein),
anderseits aber und worauf gewiss mer gewicht zu legen ist,
aus der tatsache, dass dieses { so ungemein häufig diu'ch (
(auch d) und wie fast allgemein in sämmtlichen niderkuschi-
tischen sprachen durch '/ ersetzt wird. Die erklärung für die
erstere ersch einung ei-gibt sich aus dem in §. 17 angegebenen
lautfisiologischen gründe. Für das vorkommen von ( finde ich
in meinen aufzeichnungen nur folgende belege: ta' und da (bei
A. (a\ bei Mu. da) schlagen - oQoO ta'ta' und
taq, taktak, 2tOR2tCH, Ti. G. m^O' A. m^'}
So. (ja id.; täb und tab (neben ^ab) bei A. (äh merere schlagen,
welche bedcutung unrichtig ist, indem es einfach nur schlagen
bezeichnet, vgl. barOs e(bi-heb er schlägt mich, ki-tdba-heb er
schlägt mich nicht. Diesem wort entspricht Bil. (a'anb, Qu.
{anib, Cha. foi schlagen. Ferner (ahbal zu-, verschliessen die
tUre ^ Ti. fn(\A* zubinden, verschliessen, wol im Zusammen-
hang mit Ti. O. tn-HAA ' ein-, zusammenwickeln. Dann : feldy
regenbogen, cf. i^ji albedo aurorae. Ausserdem noch die zwei
Interessanten formen ii(än und sltän (Ti. rtt"l^ ' G. fl^^fl"} •
^jU»--i) teufel, vgl. die Verbindung S mit ( und n mit t (s. §. 17).
Bei A. findet man noch : tib anfüllen, wofür ich tib besitze (s. §. 4),
dann tatu' geknetet werden im bade = Sud. -Ar. ^3lȀi>; ferner
(In (Ar. ,^~^) thon, bei mir nur tlni endlich fett einschlagender
blitz, das man wol zusammenstellen darf mit G. 0/*^ « fragor
tonitrus u. a. ^ i }\fi i mit voller wucht aufschlagen, niderfallen.
lehnwörtern einem
19)
egelmässig
dageger
rtl I> im Betjauye dentales ( gegenüber (vgl. §. 18), wie: tu und
VII. Abhudlsn«: Eginiieb.
TL O. /n«^i zwicken; teb and Ti. öfffü' >— ^ baamwoUe; tüb
und Ti. nvfl' <— j^ ziegel; taga und Ti. fl|«|»^' i iJixL feuster;
tilba und AJJi Steuer; tarn essen, und Ti. n\iiaot A. Olämi
G. Tö«"*' (^ verkosten; tama und Ti. ni9"0' g<?izig sein,
^«I> concupivit; t^inuk und Ti. rti5>"«fc : einwickeln; t&t« und
G. fll-T« ^»^ bäum wolle; taway und ^jL von sich weisen; '«U
und W Sa. 'a/ und'«/ treten; 'amat neben 'amad und L^ lüS
anfassen; idt und Sud.- Ar. UlS = Ar. 1:^^ aehselbüle; Itit und
kJlä. mauer; hatera und Ti. »I»TC' ^.^4. mutig; keti und La.
setzen; A-aT und ^L* abschneiden; malit und G. onAni ' i>^
rupfen ; »ekit und LsUj erwürgen u. 8. w. Aus der tatsache nun,
dass im Becjauyc das { nur in specifisch semitischen lehn-
wörtern erscheint und auch in diesen das m 1> nur so selten
mittelst t ausgedrückt, in der regel vilmer durch dentales t
ersetzt wird, darf wol erschlossen werden, dass wie in den
übrigen nider- und hoclikuschitischen spraclien, so auch im
Be4auye das ( nicht als ein ursprünglich kuschitischer, sondern
als ein dem semitischen entlehnter laut zu betrachten ist.
20) Seltener werden die laute f^ 0 fU>, >>» ^. * die ja
lauttisiologisch als reibungsgeräusche auf ein m l» B zurück-
fllren, durch t (flir () ersetzt; so z. b. tim und G. J^ao i (cf.
^) schweigen; tdmuija und Ty. G. O/IJP" i links; temuk und
Ty. f^oo^ I Ti. tti"'*^ « einwickeln ; ieriij und A. OXC^ '
mond; tat insect, laus, und G. JlX.^> Qu. fofä, Agm. finsä
mücke, Kaf. Go. fö^'ö, Wftr. W&l. fiJrfl laus; tiw und Ti. Ty.
CEUD' > HA' (cf. G. X<D*0 ! ><^) schreien; antt und Ti. <^^Ai
Bil. qaraiä (Sa. ard«) acacia etbaica; vgl. auch Adta aussen-
seite, hatay draussen, und A. fiahßBi, • P"S draussen, pn aussen-
seite. In der regel steht diesen semitischen lauten im Bc(}auye
ein 4 (s- §• 22) auch wol d gegenüber, wie mdi und Ti. G.
"^KJi* eisen; dV klein, zart, und ,_,»^ zart sein; dtibha und
jLii> hölzerner rigel; ddbdah und iJLi C»* eidechse; d(fo und
Ti. dC^'i •PCI'« belila; diiluma und Ti. G. X*A«»1*« Ä^
finsterniss; demim and G. Oaoaat ^ pressen; (ü»n and ^
meinen, glauben; den'm und ^^ herde; fdrda und ^^ läppen,
stück eines klcides; ^lÄua und dfiicn (Sa. 'Af. dübä) und Ti.
ttWiX' Xn\.^' Bil. ct6>i Volksstamm, tribns (G. JCflX* militia);
ßirda und iJ»^ ankerplatz; ^(w/i und Ty. fX.* Ti. G. i)f i
gesiebt; g>idaba traurig, und Ti. 4'Xn > trauern; Aöt/ und ^^
Di« B»daiij<-!4pn<!be in Nor4o*t-Arri1a. ü.
18
teich; hinde und A. TifCU'}'! G. fifi t f? banm, holz; modah
und Ik« streiten, u. 8. w.
21) Das 4> in sflmmtlichen niderkuschitischen sprachen
in gleicher weise ausgesprochen und nur in diesen, in den
hochkuschitischen sprachen aber nicht vorkommend, woftlr hier
{ erscheint, ist die media oder tonans praecacuminalis. Es wird
dieses d gebildet, indem man die Zungenspitze nach rUckwilrts
gegen den gaumen biegt, zugleich die lieiden unteren seiten-
ränder der znnge leise an das alveolare anlegt und nun d zu
sprechen sucht; so wird ein laut erzeugt, der fast wie ein rd
gehört wird und häufig auch von reisenden als rd aufgeschriben
worden ist; vgl. hierüber auch Almkvist 1. c. p. 44 und
A. W. Schleicher, Somalisprache p. 70. — Hftufig wird dieses
4 auch so gesprochen, dass die untere Zungenspitze leise daa
gaumendach berürt und so der hervorgebrachte laut fast wie
ein unvollkommenes dgch (eigentlich ein 4y) klingt. Im 8aho
und 'Afar wird dieses (J genau so wie im Bedauye ausgesprochen,
aber nur im anlaut, im in- und auslaut aber nur dann, wenn
demselben unmittelbar ein n vorangeht, mit weldiem es dann
wie im Bedauye ein lul bildet, sonst geht aber 4 im in- und
auslaut in { über, das an der articulationsstelle von 4 erzeugt
wird. Etymologisch füllt dieses l mit dem Somali-f zusammen,
welches Ilunter dem Sanskritlaut 35 gleichstellt und Bopp
i mit Ira umschreibt. Böhtlingk identificirt diesen letztern laut
mit dem polnischen /, welchem dae J im Saho und 'Afar aller-
dings nach seiner articulationsstelle gleich kommt, von diesem
sich aber darin unterscheidet, dass es wenigstens nach meiner
I erfarung nicht im Sabo und 'Afar wie l mit vertieftem klang
der stimme gesprochen wird.
22) Hiernach entspricht Bed. 4 einem 4 oder { in den
niderkuschilischen und einem f in den hochkuschitischen und
, semitischen sprachen, so wie den aus ( hervorgegangenen Zisch-
lauten ?, *, X 0 t^ ij>'i z. b.: dibdh der floh, und A. Hinnifl'
springen, laufen, ULflf » hüpfen; 4^^'^^ ^^id A. m^aot aas-
bessern ein kleid, niihcn, flicken; ^eA'üa und Qa. (/a^ße, Qu.
da^aa, Ku. dugtba thon, lern, vgl. nns ^U'; ^ffmto und Ti. A.
fllfl,;''«» '^*- (dbä, ijdhä brod; (7en anfangen, und G. T*}^'
anfang, Oimll* anfangen; ad und J»» heu; v4 und Bil. qüat-
qüai, Sa. a\al zittern; 'at?(/" rinde, und G. t^X' l^"? IPC «JuSi
14
Vn. Abll*ll41all( : Baisincti.
abschälen ; • a<}am and G. ^mi » Ti. ♦TV ' Fi? klein sein, Sa.
enda (aus e<fna) klein; 'afid und ku Sa. hantjif niesen; dti^eh,
diide' (aus ai»^«A = madeh) und Sa. tcalahö gegerbtes leder-
kleid, zugleich als unterläge beim schlafen verwendet, vgl. G.
(Df^t Mj VT, sternere, im Bil. wäiai^a, Cha. U3d§eq gegerbte
kuhhaut als unterläge zum schlafen; hei^ah und Ti. G. (\Kih*
ankommen;^ und Ty. ^T'KA' sich schneuzen; feing um-
rilren, vgl. Q. iPfli^" scpaiare; hdmada knecht, und G. Of\m*
jJi •'3f arbeiten; ku4 und Ti. G. "^TX' 'j^-*- XBn irre gehen;
kai,)aw und O. '^d.m* '»^ *?'? schlagen, pochen; kawid peitsche,
und G. A<Dni' Ti. Ty. TflDfn » ß'l- Sa. iawat peitschen; madä4
lebhaft, heiter, vgl. J»Lf-oi agilis; mbd4« (aus mibä-t) und G.
Ti. «•»'Pfl/h'il* * Schwert (woher auch Nub. mdtway messer);
matjdm die matte, und Ti. (Diti ' Cf^'s ÖGcbten die matte; ie-
4*4 und G. wtnoi* ^^ ^ abschälen; ya4d' und Bil. qüet,
qiietqüet, Qu. hüef, wet, Ga. jid, So. ^dy feucht, nass sein, und Ga.
hdda, So. e4-i», Sa. dWn grün ; vgl. auch baden und ^_ykj (g. 1 2, c).
23) Im Bedauje selbst zeigt sich schon zuweilen lautlicher
Übergang von d zu d, wie : deb und (/ei begraben, dihani und (?«-
Aani gesund, heil, mbdd und mJrfrf die matraze, matte, dndo und
di\4o'' mist u. dgl.; daher kann es nicht befremden, dass auch
bisweilen ein Bed- 4 Air d in den verwanten sprachen zum
Vorschein kommt; vgl. z. b. ^ei neben deb = Bil. De. Qu. dah,
Cha. (/('i begraben; ^^Äani neben dehani heil, gesund — Ti.
^/^V'^S^V» G. JCIV' -A. ^>i salvum evadere: dn4o neben
dndätc G- Ti^lD«! mist, kot; beddwye = (Jl^j^» v3j>*^ ^ß'
duinisch; wiiarf neben mbdd (zunächst aus nbad) ^ j.2J matte,
teppich, vgl. Nub. nebid, nibld und i o X nehti, i v nei(£,
nefe-x id., j n*6«/ flechten, geflecht, noirfiiT, necjr, nerq
plectere, cf. Lij ligavit.
24) Einem >j steht (Z gegenüber in: gi4o>' = 'ijjfc' sole,
Sandale; ha4ig pressen, kneten »»^i*- pressit; vgl. auch ie4i4
abschälen, und jLi» neben Li», G. tfttXtti * scindere. Wie 4 in
* Vgl. die stammverwanten formen aup sjn cjtop eiBTI 3Sn i.Jkki G.
+1(11(1 ' '^'- fJrtl^ • "• ■• "'«?■• «breiwen.
* ({ wirkt (wie oben da« { iu §, 17) auf vorangekeudes < und n palataliairend
ein und Terindert diese zu i, 9.
* Zu j; för ^ vgl. §. 37, b.
Di« Baduye-Spnch« is Nordosi-Afrik». 11.
16
cufif rinde, einem i, dann « aus ? (t) gegenübersteht in *pr\
üi-Ü G. •f>^](t abschälen, so vgl. Be<J. 6?aÄ fett sein, mit Agm.
»agü, Hil. mqu (für saqw aus »awq), Ti. {f-flfh ' G. iffl/Ji « (ff.
i,»i und Nub. idhfia fett) pinguescere, (lehd und Bil. »'««g
speise. Demnach durfte auch Bcd- «'t«« bine, mit So. Hui id.,
zusammengehören. Bed. t} steht selbst im eingeblVrgerten (Jaf
färbe, ^i/" ßlrben, einem « im neueren lehnwort »eba färben =
^^ gegenüber; vgl. So. dob färben, midab färbe, und 'Af. <io6ii'
= So. sibak indigo i. e. ^Xm 933C färbe (Sa. musuwdn d. i. rnu-
ffMw'-dn indigo).
25) Von der schon oben §.21 beschribenen ausspräche
des 4 f^^i wie ein dsch (eigentlich <Jy) kommt es auch, daas
die beiden laute d und j (das ar. jr) häufig mit einander ver-
wechselt werden. Nicht selten hört man auch ganz deutUch
die beiden laute in ein und demselben wort bei verschidenen
Individuen, so: emhdd und embdj die matte; bedntcye und be-
jdwyti das beduiaische ^yJ4) daher denn auch die Araber
das gebiet, in welchem die Bedauyestämrae wonen, als ij^äaa
bezeichnen, one zu wissen dasa sie es hier mit einem arabischen
wort zu tun haben; vgl. auch wdja und »jij versprochenes,
das versprechen. Umgekert vernemen wider die Bedscha ein
arabisches j bisweilen als d; vgl. z. b. ad für ürs schreien das
kamel; adin (neben richtigem aßn) ftir ^;_r;;»e teig; (Jifa^ türe,
von Uä. clausit (portam); dim ausfüllen, für ^; demi stinken,
für Js)»-; und dann auch zuweilen d für j, wie: dif (So. 4af)
für JI4. vorbeigehen (über / zu z vgl. §. 61); dfUh filr J-JLä.
handel treiben; dilh für iLi. kräftig sein; dinne himmel, für
äIä- paradies; dawel nahe, vgl. jl*. EU vicinus fuit; duwdn ge-
fäss für ÄJ^ plur. ^j^; duwir ftir jl^ stamm, tribus;* vgl.
auch däb und Bil. De. (^m. jäb vorder-, gesichtsseite; difo und
Ti- ^C^ " gekochte getreidekömer, belihi (s. §. 20).
26) Wie das tönende z, so feit auch das z im Beijauye
und es kommt hier nur ein i (unser »ch) vor. Ueber den Über-
gang von « zu Ä in folge einwirkung eines f oder 4 war be-
* Zu e in 4ifa s. §. 105; zu Uä. gehOrt auch Ga. cufa (lies wol jAfa)
schlieaseu, atfä tttre.
* 80 SQch im 'Afar, v^l. häydä und jL^l^ sache; tirAd and rt^ daa
licht in der lat«rue, u. a. ; vgl. hierüber auch im Somali, A. W. Schleicher,
Somali-gpraebe, s. 67, §. 33.
le
Tn. Abluadlnnf : R«ioiioIi.
reits die rede (§. 17). Eine andere entstehung von i aas n,
sy ligt vor in rvgüäi = Ty. ^Jtfl.' totenopfcr, und vermut-
lich in angai pflüg, aus via-gram, Ty. '^ihdü.' (^g'- §- ''ä).
In den verwanten Bprachen stehen dem Bed. i entweder i, #,
c, j, auch t, selten t, d gegcnüher; vgl. ia kuli, und Sa. 'Af.
sä' vih, So. m, Ga. zä kuh; ii' = j^Lw alt werden; iefi milch
trinken = Agm. saf, Bil. De. Qu. i«i, Cha. iab, (av, Ty. xQ*
iniltli, (j. fnflO* A. nifl* lactare; iugü^ "waschen kleider = G.
KO(n • condire unguenta, ' und Köf* « Kthf* » laevcm, politum,
nitidum esse; kük = Ku. iiikä, Sa. Af. sakako atem, lebens-
hauch; kelik = Sa. ialag, Bil. iallag wenig, gering sein; Selhüt-
ani schlüpfrige stelle und iahaf, auch iat = Bil. jalhaf, Qu.
garxa{, O&.jdda, A. fitü' Ti. i{'>0: G. Ä"10« J»i.S ausgleiten;
§aUt-ana = kjili G- ifCA'> ^^t ts-\D zeichen, strich; ium =
Sa. 'Af. zau', saw, Bil. Cha. De. Qu. Agm. tuw eintreten; Semit
= Bil. Samat, Ti. Jf OB-f* i schmieren; iäu ^ Qu. 5ä", Agm.
(An, Cha. mn, Bil. ..afi», A. «^J: Ti. J^A) i G. ROV» c?«^
t?X IPtf beladen; Sana = Ku. »«ind, Äj^;^ arbeit; dSa = G. ^«^i
fisch; üSo '-- ^l* rebell; ö*f harnen, uSa = Sa. haiiü, 'Af.
haysü harn;* Äd« = Bil. qüiä, Ti. G. "^J^ i staub; Äc5i = G.
fhÄf * ^^f"? abreissen; kdrfai = Ku. karbäSä, Sa. kdrfa«, Bil.
kü&rbar, Ti. hCrf./** ' schuh der pflugschar aus clefantenhaat;
AüoÄ = G. Jlrt« »hrt» fortbringen; roSdn = Sa. ro»dn, ^Ü»,
bürg, palast, u. s. w. Das wort kiS geizig sein, scheint aus
kiky, kic entstanden zu sein, vgl. O. t+f i geizig sein^ #»"^P'h«
geiz; ebenso mdfnli gesteil, tafel, fach, aus masyalt, maskali
= Ty. <n>/)<(>A.* id
27) Der nasal dieser consonantenreihe, nemlich das n ist
wie im Saho und 'Afar bloss secundJir und steht nur ftr n vor
l und ^; s. §. 17 und Aimkvist pg. 43, §. 14.
C) Die palatalen _; und y.
28) Die stärkeren explosivlaute c und f (^i^) kennt
das Bedauye nicht, sondern nur das sanftere j = ^ und Ti.
' Da« waschen der kleider iti Aetliiopieii ist ein |iarfiirmiren derselben; sie
werden in abgestandenem kuhurin eingeweicbL, der als seife dient.
* Vgl. So. Icadi id., k<y uriniren, und ^\i urioatua fuit, ,_y^ta. latrina,
i^.^»>.< podex.
Di« B«dwi7«-S|inche in NordoH-AfHkk II.
17
3f ; ' aber ancli dieses letztere betracbten Lepsius und Almkvist
für einen nicht ursprünglich dem Beijauye angehörigen, sondern
aus dem Arabischen entnonimciien laut, weil er sich fast aus-
schliesslich nur in arabischen lehnwörtern voi*finde. Dieser an-
sieht vermag ich deshalb nicht beizustimmen, weil es sich nach-
weisen lässt, dass der genannte quetschlaut wie in anderen
sprachen auch im Bcijauye selbstJlndig und in einheimischen
Wörtern aus der Verbindung von ty, ti und dy, di dann ky, gy
entstanden ist. So findet man z, b. kye und je seeschlange;
von rät fragen, die beiden formen rdt't-ya und rdj-ya er fragte,
n. a.; vgl. ferner: hajök (neben grammatisch richtigem batyök)
geh bei dir; ü-gaü ü-bajük (und hatyfik) tciinu dein haus ist
gross; ü-mek-ü« ü-hajus (und batyii«) amägu ir escl ist schlecht;
ü-gaw-ak n-hajäkena (und hat-y-äkena) daüribu euer haus ist
schön; und so eine reihe anderer grammatischer formen. Dieses
genetivische t der obigen fiirwürter zeigt sich auch im werte
enjor adeliger, aus eiid-i ör menschenson.' Femer gehören hieher
die parallelformen gddi und gaj gesiebt, und güddi neben gHaj
äuge (auch gesiebt) und quelle, welche zwei doppelformen auf
gemeinschaftliches Ty. 7JI. « Ti. G. 7Jf i (Cha. gm, Bil. De. Qu.
gai, Sa. gddä und gdzci) gesiebt, zurückftiren. Das arabische
lehn wort d'ik {^>) erscheint im Becjauye neben dik auch als
jik han; auf gleiche weise ist jimnio katze, eine selbständige
bildung im Bedauye aus einem vorauszusetzenden dyimnw =
ITi. ^oo-i Ty. A. G. ä'öB'T'j iSii id.,* u. s. w. In arabischen
lehnwörtern wird ^ an den kllsten des roten meeres wie j, gegen
die westliche, egyptischc seile zu aber wie g ausgesprochen; so:
jib und geb = «—4». tasche; jeddad und geddäd = i\^ hun;
jendsa und genäda = »jüa. leiche u. s. w.
29) Das y erscheint auch im Bedauye als mouillirungs-
laut ans j, welcher seinerseits aus dy (im Bed- auch aus ty")
' Dalier steht auch Be(}. j als ersatz für e und c, vgl. t. b. jijo ■= Ti.
•P''}«^/?.« (Tv. G. K'iKf*) niUckc; joju = Bil. cucd, fufi da«
■chiialzen mit der tuagu als zeichen der verueinung.
* Vgl. auch Hunzinger, Ostafrikauiscbo Studien pg. 363: to-budjon nAe
wir sind im vatcriande, d. i. bOt-i-in land-Ton-ani; dann pg. 364: en-
didje etuUa mutteratainm, d. i. rmte-tt ^^4tra.
• Ueber den Wechsel von j mit d «nd d vgl. §. 2ö; ebenso Ober j für J j
«. t 9. b.
tUmüt/ün. i. pbiL-IUst. Ol. CXXrm. Bd. 7. AbK 2
IH
ra.
II ««ui«».
nnrt gy (ky) herTorgegangftn irt. Auf diesem wege fort y auf
k und ü-limte KorQck. Ein y ftlr 7 eracheint in: abalay (zu-
nHclmt Bn* nhaUirnj, ihinw ahalanj) — ^ ^ cercopithecus griseo-
viridii, Tgl. A\f pftralKlfonnfin für dasseFbe wort im Kubischen:
nhnlAn (i. e. ahilAny) und abalyy; femer: yi' und T ^ «Iä. (Bil.
p«', (Jft, </«', Sa. 'Af. 'jrnj) anlangen, kommen; yad = G&. jeda
•»gen; däya - A. f,J^t Ty. lili Har. dnii, Kaf. Go. d4;a
erde, Innd; auch durfte Iham waschen, aus yekam, jeham^ =
atCIlCM, * ^^ VA/"** kr^em lavare, entstanden sein.
80) In dcTHi'Ujcn weise steht y einem guttural- oder laryn-
gnllnut gegünllher in: yö Kaf. gaü, gö, Qu. kuwä, De. iewa,
Agin. fci'M'fl stier; yn<Ja', znnUclist aus qa(jq[a<jj = Bil. qüet, Qu.
Afl»f, u'«(, Oa. /h/, 80. 94y feucht, nass sein, grttn, unreif sein,
Ho. \i(^ in, Sa. 'vl-in feucht, 'alA nUsse; yawid = A. \\A' Gr.
llflA» vT^* flt'i'l'tcn (vgl. Nub. nwlj KD., ajw für aiy FM. id.);
maray — A. •7<lll' f^- ''7ll<Ch« anfallen, Überfallen, angreifen
den fi'ind; itly (aunltchat aus i(thay) = ,_>»-^ PÖ* wölke; «ay
(sunll^'hst aus nahay) ^^w Q. ||(h4* ' abhäuten u. s. w. Einem
hauchlaut ontspricht y'in: »«»y, »en» = TL G. RIA* i»J ^>
IUI. »af>, VAm. ^nnaq, Ho.jög, »ilg, 8a. 'Af. »üg (aus sattg) warten,
bleiben j r/ya
mal-, miU-, reibstein; rflyyt (assimil. aus
r<M0y) — Ltj Ti. O. ^•flfh' ;geAvinnen; vgl. auch ne-ydü wir
geb<Mi, mt-ydü die gäbe, und hi, Ti 011* (Oi. (DUfl) ^^i)
geben. Kinem han\7.eh oder auch 'ayu steht y gegenüber in:
yaf Ti. Ty. A. G. ^V« (,^^ Af. So. af, Oa. fl/an, De. Qu.
Af., Bil. ah plur. oßf) mund; yehom, iham = «^goMi, «j6üxm,
'a/Mm (vgl. ^Vli id.) adler; kubdya ■= Aj>li rif^ (Sa.
Iy«l^ flasche, beoher; #«">y, »d - Ti. G. HO* <,Bil. Cha. Qa.
jiü) erxttlon. Hei ycim (plurale tantum) wasser, ist es fragtick,
ob das8«lbe was am warsckeinlichsten ist, xo st^i phir. tob
•U Wasser,* oder villeieht su a; ^ meer, gehOrt
31) Zor beleuchtong des sonouMnliHiges too y mh
fHkhereo dentalen bMttaen wir ein aeMnes bei^il im «3^ «y
* TgL IMc «M« «>
BMi Math «.•.«.
r. «Ml te 4mi BirtHUThf Sn«.
I>i« B(4aiiyo-3|<>'<xlic in Nordiwt-ifrikk. II.
19
hand, ' zunächst aus aj, ej — A. ^jf » {ej aus adi, ady), Ty.
X^* o>J >\ T- In derselben weise steht hayuk = So. hadig^
Sa. 'Af. hotük Stern; ebenso erkliiren sieb auch die nominal-
endungen auf -nay, -ney, -ne und die abstracta auf -ai/, -ey und -oy
aus den alten endungcn auf -nflt, -at und -öt, wovon im betreffenden
abschnitt der grammatik die rede sein wird.
32) Wie dem t, d steht y auch einem f, § gegenüber*
in: ge' (aus yay\ Kaf rjay, A. I"/«) = Ti. G. 7"/»'0 » 5-i^
Lää Sa. ganda' rülpsen; helay (Hai.), heldy (B. A.) = Ga. kil-
laia (bei Kr., Ce.), hilizd (T.) hase; iciyu, üyu bine, vgl. Kaf.
iäyö, WAl. W&r. tsa, Go. Ä«f»o honig; 'e«/-a zigen, vgl. ^ »?
'ad zige. Hieher gehört auch das genetivsuffix -y, -i
!^
j
nemen:
(Bil. Sa. 'Af. -i. A. f-) = G. H-; ferner ihay =
I yay ^ jwä. neu sein.
33) Als mouinirungslaut aus liquiden stellt sich >/ heraus
|in yak = Ku. laka aufstehen; yiqew, ikew = G. ü'Ott Ti. V^i
I rufen, schreien; kay (Ku. Ä;e, Bar. ke, Sa. 'Af. ä;/, kin) -^ ^\i
'Ti. G. hV» werden, sein;« 'ay«*: (G- ihAl' Ty. ,hfh>) = .itU.
■ «t^ >i^> kauen; nyoy = G. OdV* Qi- "'<' befreundet sein; bdye
Ga. 6a/a blatt, folium; boy -= Sa. bilö, 'Af. ftrfZä, Bil. Cha. Qu.
' Agm. hir blut , hay = Ti. ||A 1 A. t\fi i G. U/\OI i sein, existiren;
[jbo/äy plur. haUiy =-- ^TO, OTOp, 9 M-i //etfr pferd; engdy,
' ga =■ De. Qu. engiyä, Bil. ingerd, Agm. angir, Cha. eyrä der
[rtLcken, zu h'^<I • ^^ "^^ gehörig; iagri (aus lagt, lagay) der
1 VgL Mob. i (KO.) aus «, ay hand; MiU (FM.) id., fUr e<i», doppel-d wegen
des accentes.
* Wie im Kafa, vgl. Kafaüprache §.11.
* 80 ist auch der günzliche »bfnil vcm } in den berbersprachen an erklüren,
wie: Masch. aj(, Kab. £\ = Ar. Jki.\ nemen.
* Munillimng des n im. y ligt wol auch vor in kih/a, verkUnct k\la sklave,
»klarin. Das wort gfchOrt zu Ti. ffjA) > G. ff|0V ' ■><i^n<^< daher ^f *} I
knabe, diener; mädchen, dienerin; kliya stellt sonach für ArCna, kitan
(aber k für ^ ». §. 37, b und Über i (Vir ß ». §. 36). Von demselben
Stammwort bildet das Saho : mä'anda sklavin , fQr mä-'adne-l ^ Q.
"IthO'i't' ' (juidquid tutelae alicnius comuiittitnr. Dieselbe omsetzung
ilea i> zeigt sich auch in den Agranspracben, Agrm. atiad (ss A. X'H'}'
Jl^J I id.), Qu. Bil. en/'ä, em/<i (f = tj knabe, diener. Mit diesen
formen verbindet sich Nub. öii sklavo. öild. sklavin, aus aiui, hanri.
IM
Tu. Abbulliing: Reiniiok.
weg * = Bil. lan^ar (aus lagar), Agm. langad, A. G. ilß, : reisen,
afflf^ ) der weg; mdyküa, mdyuka ^ Gn. mirga (und das aus
Sa. mizgä, midgä, 'Af. midgä, So. midig) die rechte, dexter n. a.
Zum lauttibergang von y zu » vgl. §. 79 und 90. Abgefallen
ißt y im masculinen artikel des plurals ä, accus. 8, bei den
Beni Araer noch bisweilen als yä und yB (yij vorkommend;
ebenso in i' neben yi' kommen, anlangen; Im neben yln die
sonne, a. a.
D) Die gutturallaute.
34) Hieher gehören im Bedauye k, g und secundäres A,
welches letztere nicht, wie in anderen cbaraitischcn sprachen
selbständig, sondern analog dem n vor t und <;/, nur vor k und
g eintritt, obwol auch hier nicht selten die dentale ausspräche
des n vorkommt. Die ausspräche von k und g entspricht nicht
völlig der unsrigen , sondern ist um eine leichte schattirung
hllrter, indem seine articulationsstelle zwischen dem harten und
weichen gaumen sich befindet. Dem k stehen in den verwanten
sprachen meist k, bisweilen auch g und hauclilaute gegenüber,
wie: -ka negationspartikel Bil. -g, Qu. -g, -k, Clia. -y, Bar. ka-
nicht; -ka postpos. von, aus = Sa. 'Af. -kö, -kü, So. ka-, Bar.
-ge, Kaf. -je, Ku. -kln, A. h-; ^'"^ = Bil. kab beschlafen; kahur
= Sa. 'Af. kabaro, Ku. kübulä, Bil. kalambüra, Ti. A. G. hflCTi
^ trommel; kaddn = Bil. kaddn, Ti. h^T' steppe; kehan =
Sa. 'Af. kaha7i lieben; kük = Sa. 'Af. käk, Kaf. kük, A. }|hi
Ti. Villi (lA* Ty. V^VlinA-' gackern, krtthen; kiiikuay = Sa.
•Af. kcikO, G. V\\l,i rabe; kaleb^- - Bil. kaUb, Ti. hAfl » hof-
raum; kelib Bil. giillaw knöchel; kan wissen = Bil. De. Cba.
kin, Qu. ktn, G. tl,7 ' erfarung, gewonheit; konbid = So. gnmbur,
JJ.^ berg, hUgel; kdnkani = Sa. künkünit, Ti. h'Jh'}'!'' lieber;
küire = Sa. "Af. gürya (i. e. giiaryä), So. gAray, Harari gürayä
straussvogel ; kürib Bar. kürbe, Ga. drba elefant; krüm =
Bil. ynrdb, Cha. girdbä, Ga. gandma frühmorgen; ketim = Sa.
' Almkvist nimmt Uleffi al» wortstamm an und bemerkt ansdrückÜL-h :
,Muminger bat irrtilmlic-li te als weibliclieu nrtikcl nufgefanst'. Daai aber
Mnnxinger hier in rollern rechte war, wird nun klaren beiEpilcn in meinem
wOrterbuch enrichtlicb werdeu. Zur artikelform U vgl. §. 113.
* /AI i in kaUh s. g. lüft.
Di« Bttdanye-Spncli« in Kordoct-Aftilt». n.
n
kataw anlaugen; kutan, kütdin = So. kutan, ^ÜS wanze;' kay
— Sa. 'Af. ka, Ku. ke, Kaf. he sein, werden; dardk = G. R^Vl»
Sa. dadd', 'Af. dadd klile jareszeit, winter; fakak = Bil. /aAaÄ,
So. 'Af. /oA;, Ti. ^h« ^ J» öffnen; tikds = Ku. tafcd«ä, A.
+<:h'H> Ty. 1-<Hl||.i ferse u. s. w.
35) In lehnwürtem wird auch das semitische ^ ^ P meist
mit k ausgedruckt, wie: koba — t_^ schale; kübdya — aä^
flasche; küfü = ,ji» schloss; kehdba = iJJiai hure; Jkt'iö = G.
tA0' A. f\' 'i» rösten; kedala und kdleda = jJs schale;
ktrkah = Ti. 4»C^'fl* Sa. qirqdb, >_>L*4i holzschuh; tat' =
^Ls abschneiden; enkdlyu, enkaliw = «^JL«^ topf; dwÄar = Ti.
A. G. fc^+C (B'l- Sa. 'Af. dnqar) rächen; ankew = G. V4'fD «
schreien; bükla ^ Jl»>* krug u. s. w.
36) Eine auf den ersten blick befremdende eigentümlich-
keit zeigen sämnitliche kuschitischen sprachen, dass sie fast
regelmässig die semitischen laute "^ ^ X} bisweilen auch j- gh
h mittelst k, und nur das gewünliche » || Ä und meist auch
das 1} mittelst h widergeben.' Schon daraus Hesse sich die
Vermutung ziehen, dass die kuschitischen Chamiten ursprüng-
lich nur unser gewönliches h (und kein /< und %) gekannt
haben. Dies bestätigt sidi durch zwei weitere tatsachen,
nemlich 1) dass in wirkUeh kuschitischen Wörtern kein anderes
als unser gewönliches h sieli nachweisen hisst, und 2) dass im
semitisirten Amharisch grafisch zwar die drei äthiopischen
|Bchriftzcichen ') rh Ü Verwendung finden, alle drei aber nur
Lwie h ausgesprochen werden. Die stärkeren hauclilaute h und
klingen im or der Kuschiten wie k, was ich oftmals zu beob-
chten gelegenheit hatte. So sprach man mir z. b. sogar die
ieutschen werte fluchen, wachen, dach wie ßlukän, bakin,
idk aus, und erst nach oft widerholtem exercitium merkten die
BUte dass ich in den genannten Wörtern kein k gesprochen,
id brachten dann ein ßlugdn, baijdn, ddkhe heraus. Auch
Smein Amharer WAlda-Seldsye obwol er in Europa deutsch er-
lernt hatte, teilte mit den kuschitischen Chamiten die gleiche
rftnte eigenttlmliclikeit, er sprach unser ch wie k oder wenn
• Danitu ilnrch Umstellung Ti. "tWi ' ^ 1*V\'} « Ty- +^\t » S«. 'Af.
tnhin, Bil Ui^Oan, Ch». tux>'"i"- ^f!"*- l'jl'^n »anze.
» Vfl. hiorllbor D H. MUllur in ZdDMCJ. XLVI tl«62;, »• ■*07 f.
Tn. IMuOnc:
tiaink.
man in auf den feler in der aassprache aofmerksam machte,
wie gcwönÜches A aus and immer erst nach einiger milhe brachte
er ein x zn^eg^, das aber auch mer einem ^ ghcb. EHeser er-
wänte umstand ist anch sicher der anlass gewesen zur er-
findung des schriftzeichens "fi im Amharischen, durch welches
man die semitischen laute •} ^ und ^ ^ grafisch so weit dem
verständniss der studierenden zufttren und damit sagen wollte,
es Uge in "fi ein laut vor, der nicht ganz so wie h * gesprochen
werden dürfe. Der dem zeichen "fi zukommende laut ist demnach
eigentlich mer negativ signalisirt, als positiv genau festgestellt
und in der Wirklichkeit lasen meine Amharer das in bibel-
texten vorkommende 1i bald k auch 9, bald A, one jenem dia-
kritischen zeichen über dem k irgend eine beachtung zu schenken.
37) Hiemach begegnen wir auch in lehnwörtem des Be<}aaye
einem A;;
a) fllr »^ £, wie: kadam ftir ^j^ (Ti. tlf^aot Sa. "Af. BiL
u. s. w. kndam) dienen; kaiiaw ftir Li». G. "^^m » B2r schlagen;
ksf für t_M. singen, klagen; kulag ftir ,3lä. schaffen; kilmo ftr
(JLi. ansidelung, dorf; käd tthre, und ^^^ II spicas protulit
(seges); kira (auch Bil. kir, Ti. ll,C') Air G. «^C« j^ gut;
küati eintauschen, für ^^ HI; hdrka flir G. >i^') t (Sa.
harn, Oa. ir^) band; kan^ühe nillinadcl, zu i_«.^-fc gehörig; köniih
flir ,_y..iiÄ.BBn kftfer; nefik für ^ furzen; rakis (neben jüngerem
lehnwort erahU) ftir yj^^'j wolfeil, billig; w&lik (ans käalik)
für Sa. güäräh, G. hA^ • ^ schreien U. s. w.
b) für gli c wie: kad'iim für i»\j^ steiss; käl flir Jli.
lüstern sein; kalif flir G. fh^9' nacken; keti für üiL setzen,
stellen; kanjar für jii%. laufen; bluk, mluk ftir lij dattel; hdrka
für G. }^^.^< >i^'V« "^iJ'A' band; TniZdA: ftir ^y-. salz; sekit
flir Law erwürgen u. s. w. Nur in ganz vereinzelten fallen
steht </ für semitisches %, h; wie: gidä' ftir '^ja sandale; jei
flir G. -^fli Ti. >i«|I I bei, an; gif flir üU., aber vulgär auch
\_i.o». ufer; ergdne schaf, lamm, und ^)Ä.j lamm, Sn^ schaf; deg
und G. Kilxfl « schwer sein (mittelglider: Bil. {aq, De. ^eg, Agm.
«ejfc«, Cha. »i(/a«t: id.); ent^ngüli der malstein, zu Ti. A)^} i
^ gehörig.
38) In einigen flülcn entspricht BecJ- k einem früheren
t, $, wie: kfdela katarrh, husten JU-i pbthisis, JI^j phthisi
laboravit; kinkeli = Ti. o«>ff'}7A • hinterhaupt, nacken; kawi</
Di« B«d»nr«-9]>ncba in JI«I<ail>AfK1[a. IT.
2S
= Ti. ff IDT I G . rtfliT I U^ üia^ peitsche ; * ferner küärdm
gru88, kus8, neben dem lehnwort aus neuerer zeit saläm id.,
fi-l>. Als veibindungsglid zwischen küärdin und saläm können
betrachtet werden Kaf. iardmö gruss, und Ga. zdrama grüssen.
Zur analogie dieser lautilbergänge vgl. Sa. 'Af. küdromd = Ti.
f)/\9°> (i. /|<ry"i fü^ der höcker. Ebenso durfte wol auch
Bed- kHa kleiden, mit Bil. »a, ^^ 'Ks. 1 1 sa, niB id., im zu-
sammenhange stehen.
39) Das </ wie unser <; in gut, gattung, genug, steht in
den verwanten sprachen auch zumeist einem g oder k gegen-
über; wie: gäha und Bil. guhSi ziziphus spina Christi; gübe und
Sa. 'Af. göh, Bil. De. Qu. gib, v_)j4- schild; gädi, gaj und Sa.
gada, gdzä, Bil. De. Qu. gas, Cha. ga?, Ti. G. 7Jf i gesicht; gid
und Ga. gad werfen; güd und Ga. güd vil, gross sein; gif und
Ga. güfa-4a, Sa. gonfö-yt stolpern, sich anstossen; glg gehen,
und Bil. güg weg, pfad; gehi und Bil. gehe-rä, Cha. gtüt-rä, Ti.
Ty. G. Iih,* hyrax abessinicus; gühar stelen, und Sa. 'Af. Bil.
güareh, Ti. T»Cfh« ö- T^AA ' betrügen; jam und Sa. 'Af.
agam, agim dnxnm sein; guviba (ftir j/ütifea') und Bil. Cha. Agm.
girb, Sa. 'Af. gidüb, So. jilib, Ga.jilba, A. T^Afll*' knie; gaiia
flache band, und 'Af. gend' id., So. ga'dn, Kn. könä* band,
j-Ui., 1^1^ 8 p sanili, S'nt-.O manus; geräbi wüsten weg,
und Qu. gardwä weg, pfad, Sa. Bil. garäb, Ti. Ty. l^Hl i wüste;
gürddi krummsJlbel, und Bü. galädä, Sa. 'Af. galödä, Ti. 7A*'! «
Ty. ^liJ^ » messer, Qu. gärddä, Ga. qärade, Kaf. ar(;'ö, A. 7"<{.^i
Bchwert; girguma und Bil. giirgümd, Agm. gdrguvi, 'Af jür-
dumi, Sa. dtirgümä, Ti. T^CT"*7 • adamsapfel, der halsknorpel;
gürgür und Bar. gürgur, Ku. gArgärä, Ti. T^CT^C » di^ Wasser-
pfeife, nargile; garar und Bil. garar, Qu. ^ar« sich abmühen,
müde werden; gdruua das mUnnchen der kuhantilope, und B'd.
* Vgl. Beijl. kadav, L<L:L B?n 0. *)^^ I neben Hflni ' »cbUgeii, und
B31^ TtTlT y ""A vy&(uT baculii9; vgl. auch unten g. 43. In der-
■elben weUe: Bil. eJcrdt — G. ')/*'^'|" l «ehent, tribut: tid (De. Qu.
Agm. ilx, Kaf. gV) = Ti. J£rtl » Tj- Af Hl ' 'j "^rtl « verkaufen; *ro«
= Ti. ti. /)^.0>« f kriegwheer, truppe; ^d^wni = ^\äi^ bolzkole, u.a.
* Aus kaUn-ä für kahünä, vgl. 8a. kaAn, kön, 'Af. Aroruld fDr kanAhü oder
Jcen^Ad (die trflbnng des a oder « ist durch den u-baltigen ^ttural er-
folg) ffinf.
TTI. Abliudlang : KalDlsek.
giruwä, Qu. geruwä, Cha. giluwä mann, mlinnchen, Ti. 7C*P'
masculus, mas; gaü haus, und Bil. De. katt, Qu. kn, Cba. kiü,
Bar. A;ü familie, gehöft, ansidelung, dorf, ' cf. 'K afrJl *<"'•?
'1i Volk; iga hirt, und So. Ga. eg vih bewachen, weiden,* vgl.
Bil. 8. V. me^äqä; dgaba und Sa. agahn, Ti. XlH' B''- kabgä,
Ku. gdbgä (ftlr gabgabä wie agaböl fUr gagabä) btiffel; ^'«//a und
Agm. (itigir, Bil. ivgerd, De. Qu. etigiyä plur. enj^e rücken; e«(/i
und Bil. anqdy mitte; etigili und Sa. "Af. engirö rinde; rfa^ii und
Bil. (oArat! ausspähen, wachen; c/aii^ und Bil. to^, Agm. dig,
Cha. fao, ^rfcen und A fe.k nahen; deriig seile,
wange; ufer, und Ku. rfar</'J seite, 0. ft^'iPIt ufer; ä«^ und
Bar. haki, 'csti «e/c, ciivi, c(i\e malen, mel machen;' /<i^a and
Ti. HP* Sa. 'Af. rngü6, Cha. n/yä, Agm. tuiö (fiir nahü) kalb;
niaj und Ga. mSga schlecht sein; tmigüa und Bil. b\/kü-änä,
Qu. bekü-anä welke; nüg und Sa. 'Af. angu, Bil. «"<;ö, Agm.
Qu. engiiä weibliche brüst; ragdd und Sa. ngid fusa; ««^' und
Sa. sig, Ga. rif/o fortgehen u. s. w.
40) In semitischen lehnwörtem steht dem Be(ji. g in der
regel ebenfalls ein ^ 1 gegenüber, wie: ga, ge (aus ^«y', ^<k')
und G. t'/*'0' t--4- ' '"'•> gänen, rülpsen; ^aiai und Ti. 701
stlndigen; gibne und idl^ Ti. ^•n'} « käse; ^rfiii, ^o/ und Ty.
7X.« Ti. G. 7Ä"« gesicht; gedüdi und Ti. 7^^"! unfruchtbar;
gadal und G. 7^A' Ti. 7Jt'A« J»**" flechten; gaddm und ^jJ>ä.
JJkÄ. Wurzel; gvg — G. T-JJ» A. t^f^'t'* eiüe; «/«Aar schmähen,
die Schandtaten aufdecken, und ^fÄ. (feler) aixfdecken; galdd
und Ti. 7AÄ'i fride; galel und Ti. 7AA> A. 7A7A« G. 7A7 «
,Ja. sammeln, vih zusammentreiben; gilla Ursache, wegen, und
j_yiä. propter; goläl und JUi- grosser, fürst; guli'd und Ti.
1A*A ' dumm; gulüt, gilliis verstopft, taubstumm, und Ti.
^A*/** ' belegt, ritit leder überzogen, ^i». obvolvit; egirivi grau,
weisshaarig, undTi. 7^ödi erwürdig sein; 'llogäni Sturmwind,
und ^j'jait commotio, cursus; begäl und Ti. (ITit fljE'J« tripper;
legttmi und Ti. AT'JT'« stumm; mdnga, minga wüste, und
' Nub. kä hatu, plnr. kA-jt, ka-nji niuidelnn^, fnmilie, atamm.
* Nub. eg vih treiben, es weiden.
' Huh. jag {für jagi) mel reiben, BMleit, jSga (F.), j6i)e (M., für jaki«), jü
^KD.) der molrvibatein.
I
DI« B«daaje-Spnche In KotdiMt-Aftüu. n.
« locus effugü, Isai evasit, Über fdit; engad und Jkäü bleiben;
negil und ^^sS aufdecken; mgaf türvorhang, und i_«-c>.V< velum
n. 8. w.; vgl. auch oben §. 37, b.
41) Dessgleichen entspricht in lehnwörtem dem g ein j
+ (vgl. auch §. 35), wie: gft'ad und j^ju bewachen; gab und
OV» Ui satt sein (Ga. q''f(t)', gvhh, gihh, güh und iJs maus;
gahila und id.yi stamm, tribus; gdrha und ^\'ji (Ti. ^Cth't'')
acker; galdm und ^J» Ti. +A1'"" schreibfeder; gdm'a und Jj
Weizen; j<fr'a und Ti- ^öd't'' hofraum mit einem zäun um-
geben; güdsir und 'i^aJj i|5tf lüge; giiiia und ^^ niderstrecken
(mit der lanze); kalng und ,3!». schaflFen; »0*7 und jj^L markt
n. 8. w.' Vil seltener entspricht hier einem g ein k, wie: gab
und Cis ni anlich sein; güd (aus jfaW) vil sein, und jJi ac-
cumulavit; hadig kneten, und ^}^ compressit; hagilan und Ti.
«Ii^h-h ' <T. ^hh • Äi. kratzen u. a.
42) Audi drückt das Bedauye den laut ^ regelmässig
mittelst 3 aus; wie: gim und ^ (G- %'^i Ti. %ao^t) nebel;
gdna reichtum, und ,^^ reich sein; garib, engerdb und »_i^
v_jy»^ west; ^erift und ,_ü[* sigen; </um/ neben knrnfa, tnukrdf
und ii^ LJ\^ji-« beeher; gaiim und ^t-^^^^ dumm; bagdl und jij
Ti. G. n4'A ' maultier; girS und ^jij;« ^jiJS piaster; fegir und
y»» (vgl. ^ "its id.) be-, zudecken; rugfäna und i-i-ij plur.
^^liej brod u. 8. w.
43) Wie oben in §. 38 ein k auf palatale und dentale
zurUckfürt, so zeigen sich dieselben erscheinungen auch bei g,
wie: feringi = A. Ti. VCTfll.'ll'"' (mittelglid ist ferinji) der
guineawurm; gua' = Bil. j«', Dr. Qu-Jax, Agm. suk, Cha. »egü,
9Uq, Ga. ^li^a, A. nirt|: (ftir mmO* i e. niOmO' Wurzel {a')
trinken; vgl. damit ^j ^\> trinken, und Be«J. düij saugen. Femer
g{ba = Ti ^-fJOl-: G h^nü^ ' t^» »?« r^-]»} ^ J~y"
zeb', <— "3 I .,1^ — 0] f/ei", eii&, TH& tinger. Dann: güinkal, gülhm
= Ty. ^-J+A-l-» (Ga.jigilö), Ti. -h-^hA*, Bil. «^»AaZ, Qu.
' El besteht bekanntlich ein kleiner nnterschid in der ausspräche von ^
und ^, indem jenes seine articulationsstelle mer rUckwSrts nach der
kele zu hat, w.Hrend ^ unserm </ näher li^t. Jene Bedscha die mer mit
den Ti^r6 ziiKsninienlcben, «pruchen also das ^ wie k, dagegen die nörd-
lichen Bedsoha das : wie ff. Daher sagen z. b. die Beni Amer dkia =
Ti. gfii^'i'* '""^ '^'^ Bischari biijya r= ÄJüL labaksdose, u. a. ni.
Vn. Abbudlanf: Beiniieb.
tängal eilenbogen, eile. Dann auch: genüf = Bil. qünba, Qu.
hämbä, Agni, kümbi, Ga. humhl nase, A. Vh9"'fl^« rüssel de«
elefanten, Ty. rtjT'^'T' • plur. ftT^Cl" t nase (hieher die fonetisch
Jüngern formen: Ti. G. tii^i^* *-«"^ I** i^-)- Vgl. auch: genuhe
und jenübe sUnden (Ti. l^'fl i plur. ^V••fl ') = cj^'> plur. i_iy3
pcccatmn. Aus d scheint g entstanden zu sein in: agar zurück-,
heimkeren, vgl. Sa. 'Af. adar id., A. hf^d' G- '^Ä<S ' heim-
keren, das nachtquartier beziehen, sich nidcrlassen, wonen.
44) Sämmtlichen kuschitischen sprachen gemeinsame und
ureigentlimlicbe laute sind die «-lialligen gutturale, welche auch
die äthiopischen Semiten von den Kuschiten entlehnt haben
müssen , weil dieselben in den übrigen semitischen sprachen
nicht vorhanden sind, demnacli die Aethiopen die genannten laute
erst nach irer einwanderung nach Abessinien sich angeeignet
haben können. Die articulationsstelle des k, g für kü und gü ist
zwischen dem harten und weichen gaumeu, also ein /:*, (/* Brücke's.
45) Die entsteliung der M-haltigen gutturale erklärt sich
tisiologisch am natürlichsten aus der articulationsstelle der gut-
turalen im Kuscliitisclien, indem /c' (vgl. oben §. 34) am meisten
beftlhigt ist, sich den H-Iaut zu amalgamiren. Und tatsächlich
bekunden die kuschitischen gutturale eine gewisse gefrässige
gier nach labialen, welche denselben in eine geftirliche nähe
geraten. Dies wird am besten ersichtlich, wenn man kuschitischc
und äthiopische Wörter, in welchen tt-baltige gutturale vor-
kommen, mit den eutspreobendeii ciserytbrilisehen in vergleich
zielit. So reisst der kuschitischc und äthiopische guttural an sich:
a) vorangehendes u, w und h in folgenden formen:
aküa (Ti. th^'t'* A. !l\H i) = ÄÜ büchse für kautabak, taba-
tifere; (liküa (Ga. (Jaqne, Qu. da^uä) thon, gegenüber nTO, £u
übertünchen (vgl. j^lL med. w); mdgüel gegenüber ^}sf4^ pfütze;
viikü'dl = G. aot^ofi^ i aber illi JUJIi fett; mjküäm gegen-
über ^2JSJa Steuerruder; suküdr = A. ff^h-C» gegenüber jLli
zucker; täkla (für iakida) = Sa. 'Af. täkla (für täkülä), EU.
tSglä, Qu. tdxida, A. Ti. Ty. G. -Mf-^^» wolf, gegenüber iS^Jj,
•j^«*, Gh. *hvP> Schakal u. s. w.; über tSkla fUr taküla a. §. 4ü, c.
Ebenso: dehür, duhnr und ,^ mittag; gebijh (für sebhü) -= IJo
der morgen; u. a.* Wie hier der kuschitischc und äthiopische
^ Ueber *ei«A aus lebhü ». §. 4li, a uud §. lu7.
TMaJ
be in Kordoit-Afriltii. U.
m
guttural vorangehendes u an sich gezogen hat, so auch ein w
in folgenden beispilen: güa' gegenüber G. Oi'^ji* ^i stossen;
gnäl für wätjel = ■>^'^^ ^ins (s. 149, a); yuay, göy müde, er-
sehcipft werden, gegenüber G. tOYlO * g»"j (^-')j ^"**^ i^^^ küa()
= Ti. tT'fefll • picken, hauen, gegenüber k*^ vehementer per-
cussit; ktiatn gegenüber G. ID'Vni ' Oh'Sc\* verschlucken;
kudhi, kuhi = So. iigdlj, ögdiji (Ga. anqäqö, Sa. unqöqahö, Ty.
?i'}it4'll*' G. h'>+4*'^0 das ei. Sogar b wurde in gleicher
weise aiualgamirt in: ergüa = Bil. eräkiiO und r&ki'iä, Qu. erdwil
(für erä/iijäj ledersack mit den besten habseligkeiten; habe, be-
sitz, A. ^ID't' » (für rähwa-t) grosser wasserschlauch für wüsten-
reisen. Diese formen gehören zu G. COrli ' c^; gewinnst, er-
werb, besitz; über k zu seniit. h s. §. '6ß. Ilieher gehört ferner
ki'iati einer dem in allen unternemungeu jegliche sache gut
von statten geht, gegenüber Ti. fllT,'")"« ^^^--^ id.; dann: tuküi
= Bil. Saqü, iauq, Cha. ^aqu, gegenüber 1^ kochen.
b) Ebenso zieht der guttural ein naehtrcteudes u, w, b
an sich; wie: dagü gegenüber Bil. takaü ausspähen, beobachten;
nakii, näk gegenüber ^j zart, fein ; hltik (aus blekü s. §. 46, a)
kwnt.
ma-
^ 'JS dattcl; künte ficus sycomorus, gegenüber JTl öll/) A:
HCHTe iicus; ankiidna (für atn-, ma-küdna, s. §. 72) = Sa.
kaicdn herr; viaaänko (aus masankwa) — A. Ty. Ti. G. oofy'^^i
Bil. maziiiiijüa-rä, Cha. niiziitqüä die liarfe, gegenüber der radi-
calform ^'^Oit klingen; enküUb (aus ein-, ma-klüb) ---- Sudan-
Ar. i^,}!*-« ror, worin der zucker versendet wird. • In gleicher
weise erscheint ein b angezogen in: kiia Weibchen, weiblich,
dann auch Schwester, welches mit Bil. qiU, uqüi weib, weibchen
(bei tieren), weiblich, zusammen gehurt. Diese letztere form
fürt auf A. 4'fl'l'' f'- ö'P'tt'i'* wörtücfi: custodita, die bewachte,
also gattin , aber nur gebraucht speziell für concubine, aber
Sa. 'Af. agabo-ytd die gattin, hausfrau; Bil. qä-i steht für qbe-t,*
über den ausfall von femin. t in kua aus käa-t s. §. 75. Bei küa
an Ty. 'JflK^i »juä-I Schwester, zu denken, verbietet die grund-
bedeutuug von küa weib, obwol vom fonetischen Standpunkte
aus diese Zusammenstellung ganz gut möglich wäre (s. §. 36).
|£beDso ist b vom guttural zerriben in: küabil (aus kebabil)
> Vgrl. hierüber §. 7S, note 3.
* Ebenso itebt Bil. qua = A. ^'O* ^' 4**fl^' «aUjoq.
Tn. Akhullmig: R*lni>eb.
verschleiern, gegenüber G. 7Anfl' volare, '^AO'fl' v— ■'^l'" ve-
laraen, opcrimentum capitis. Auch habe ich das wort kfiad,
güad (So. od aus hüad) seite, in starkem verdacht, dass es das
m in Ti. G. '7Ä'J'"' seite, verschluckt hat.' Möglich ist dieser
Vorgang auch in günküa = Sa. 'Af. sunkit gegenüber osw schulter,
in welchem falle dann das n secundär sein würde.
46) Die ausspräche der u-haltigen gutturale ist im Be<Jaaye
dieselbe, wie in den übrigen kuschitischen sprachen, und zwar:
a) steht der u-haltigc guttural im auslaut mit schewa
qaiescens, so nimmt das u des gutturals vor diesem seinen platz
ein und ich deute solches vortretendes ü mit u an, womit voran-
gehendes 6 verschmilzt, vorangehendes a aber ein an bUdet,
das wie ä gesprochen wird, daher ich dasselbe mit d bezeichne;
z. b. Ivk (d. i. lekü, vgl. 'Af. rvgä, Cha. räqä id.) thon, lern; de-
rik (d. i. derkü) aber plur. derküa (s. §. 46, b) wassertrog; enSk
(d. i. e-uakü) er wurde schwach; Munzinger schreibt ennok, Alm-
kvist enakü, welche form zwar grafisch aber lautlich nicht correct
ist Dann: sehuh (aus sebhü) der morgen, Ar. tJo, vgl. hierüber
§. 4ö, a. So bildet z. b. 'nyuJc (d. i. 'aykü) kauen, das präsens:
a-'anyiuk ich kaue, ne-'ayük wir kauen, aber 'anyiküa du kauest
(bei A. d-'ayy'Jcü, nd-'ayukü, und 'dyyiküa), perf. ä-^ayiik (A.
d-'ayukii) ich kaute, negat. 'aykuäb koke (also stamm: 'aykü)
ich kaute nicht.
b) Folgt dem tt-haltigen guttural im auslaut ein vocal, so
behiüt das n des gutturals seinen eigentlichen platz; demnach:
derküa plur. von dei-jik wassertrog; ebenso dngüa dumpalme,
lalinküe äffe, hadgäi äecbten n. s. w., obwol auch bisweilen
eine trübung des dem tt-haltigen guttural vorangelienden vocals
eintritt; z. b. äugän neben dngüa dumpalme, lalünkiie (für la-
Unküe), ja es kann sogar in solchen fUllen das ü dem guttural
ganz vortreten, wie: lalunke neben lalünkäe äffe, mdyijfca neben
mdyküa die rechte (band, seite).
c) Im inkut zeigen sich die gleichen erscheinungen, wie:
anküal hinken, angüil und ÜTigüil or, mäghel tränke, mdküara
und mäküara kälte, i-ngiläi (für regüdi) Schlachtung, süktna
(für »eknena = Ti. |flf*V« ^'- rth»¥«) fussknöchel, metyiigüli,
bei Munzinger met^ngolo d. i. metängüäle der melreibstein (Ar.
• Vgl. Bil. qüi = Sa. 'Af. (in, gam, A. ^0Oi essen.
Die Bed*ii]r»-apr«cbe io Konloct-Aftiks. 11.
I
iJJ^), Idküdy und Idkdy (für laküay) das was kMldy der
stock, täkla i. e. taküla wolf.
d) Im anlaut bleibt natürlich das u an seiner bestimmten
stelle, wie: küa Schwester, kuardm kuss, gmd seite, k&ire vogel
strauss, gaehär Schnabeltier, küre zan u. s. w., doch erfilrt o
nach K häufig eine verdumpfung, die ich mit d andeuten will,
wie: küäriim kuss, küSrküär neben kildrkiiar schlänge, kfidldy
und küaldy stock u. s. w., woher dann zu erklären sind die
Schreibungen bei reisenden, wie: koram kuss, koktcor schlänge,
kolei, kuole stock u. s. w. Kurzes e nach u föUt oft mit diesem
zusammen, wie: güebär xind gühär Schnabeltier, küelel uai kälßl
armband u. s. w.
e) Tritt ein ftjrmbildendes dement dem wortanlautenden
M-haltigen guttural voran, dann kommt widerum die obige regel
sub c zur geltung; so lautet z. b. von käata verschlingen, das
perfect: a-ukta, dann auch rikta" gesprochen (Ijei Alnik. d-küta')
ich verschlang, t-üktaa (A. t^-knfaa) du verschlangst, ijkta'
(für e-kütd') er verschlang, n-ükta" (für ne-kütd') wir verschlangen
u. 8. w. Ebenso das negat. präsens: käijkta (ftlr ka-akütd''] ich
verschlinge nicht, aber: ki-t-kütd'a du verschlingst nicht u. s, w.
Die analoge crscheinung zeigt sich ja auch z. b. in cUsi-f (ftir
5^1) Schwester (vgl. fäA ^\ bruder). Ist aber das vorantretende
»formbildende dement selbst ein «, dann flüchtet sich das ü der
ersten Stammsilbe bisweilen in die nächstfolgende, z. b. kürib
defant, aber: it-krüb der elefant; kMhi, küehi und kühi ei, aber:
ü-khüi das ei; güebdr, gubdr Schnabeltier, aber: ü-gb/ir (d. i.
Lgbuar oder gbaur) das Schnabeltier, plur. ä-ugbara die Schnabel-
tiere ; küfü = ^jl* schloss, ü-kful das schloss, plur. ä-küfela und
ä-ukfela die Schlösser (über den accent in küfil s. §. 107); vgl.
auch güb maus, plur. gitba, aber ä-gbua (für ä-giibd) die mause,
bei Almkvist §. 31.
E) Die kdkopflaute h und ' (bamzeh).
C 47^ Wie schon erwänt, existirt im Bedauye nur ein einziges
h, unser h und das semitische |/ < n wärend die starkem
rcibungsgeräusclilaute der Semiten "J *fi c C "^ ^''*''' "'^^^ ^
banden sind. Dem Bcd. h entspricht auch in den i
kuscbitischen idiomen gewönlich ein h, wie: hd>ih — Sa. .
himbo, So. hiimbo (0. WiC4-0 Bchaum; heldy = Ga. hilfzd b
30
Vn. AlhMiainne: Reiiii><<k.
hau, hö = Bil. hau, *Af. hö gebcU; ham und hamham — Sa.
'Af. Bil. hamham, '*-* '^ gÄ hamham, OMOM ,i-f-tÄ und ^^-^ll^
Ti. Ty. U9"Uoo, wiehern; hiw, hi = Sa. 'Af. Aaic (Ti. flfli
G- ffllifl« <-r**i) gcl't'D; hayük = Sa. 'Af. hotuk, So. Aa(/i^
Stern; (/eAa = Bil. gthe-rä, Cha. gidi-ra (Ti. G. "lA.!) hyrax
abessinicus; A;«Aan = Sa. 'Af. kahan lieben; leh = Sa. 'Af. h'ih
krank sein; mah = Sa. 'Af. mäh morgen; mahdy drei = Sa.
'Af. hahär acht d. i. [5 -f ] 3 u. s. w. In semitischen lehnwörtem
steht dem h ebenfalls s {| gegenüber, wie: hüd = jJt donner;
hadam ^jwi zerstören u. s. w., vil seltener ein ^ oder ^ wofiir
besonders in den eingebürgerten lehnwörtern meistens ein k
eintritt; vgl. oben §. 37, a.
48) Als erweichungslaut der gutturalen entspricht Beiji. h
auch häufig einem k, g, auch 5, wie ja schon im Be(Jauye selbst
in vereinzelten fUllen A neben k vorkommt, wie: hdra und küdra
räuber (Bil. gürgnr, Ku. giir, Bar. hiial, hiM rauben); hüg neben
kösa messer. Den verwanten sprachen gegenüber steht Bed- h
=^ k, g, q in: hdd'a (für hadha, hadhada) greis -^ Bil. qadad,
G. «CAA « Sa. has alt, grau werden; har = -Jj die monatliche
nicnstruation ; harih = iSyt (im Sudan ÄjJä.) wasserschlauch;
hu = G. ^ix't* '^» gespei; drha hinaus, draussen = r^a. ex-
temus, ^jL\ ^\ foras; erh = Ga. arg, So. arag, araq sehen;
-diha postpos. zu, bei = Bar. -dik, Cha. -ük id.; gntnhaJ, gidhin
= So. söhul (ftir satihul), Ga. jigiU, Ty. ^'>4'A1*-' Ti. fYhA«
Bil. tdnkal, Qu. tdngal eUe, arm, ellenbogcn; hatikül =- ^^^
kitzeln; lehd-y, lehd-yt (ablativ) = A. ipt G. V*?!)' morgen;
mah = So. bayo erschrecken, Bil. baijäyä sehreck; mehi = Ti.
tt¥h* übrig bleiben; vnih (ftir mehü, s. §. 46, a) genügen =
A. fl^j id., G. (1^0' zuträ^^lich sein; mj'Äin, emhin = ^lÜ
ort; tah = Sa. 'Af. Cha. dag, Ga. tuja berüren, tasten; tdlha,
tdrha = Ku. sergä links, linke seite.
49) Ebenso steht Be<J- h bisweilen einem 'ayn oder hamzeh
gegenüber, wie: hadug und G. 0ip<f* ' Ort+ ' Hechten; hakiiar
und G. 0^^i Sa. 'Af. 'aqar binden; hullg krümmen, hnuag
krumm sein, und Ti. OTi* 04*1' Jj^ ^\?^ krümmen; halän
und ,£,^\ jetzt; htima(Ja knecht, und G. Oflni ' ^^ "'?? arbeiten;
hamay und Ti. G. O-flf > gross werden, wachsen;' hinde und
* Vg>l. C3u. ;tfay aua j^aisy = G. O'flpl Cbamirsprache §. 66.
Di« Rduifs-Spnclie In Nordoit-AIVfln. II.
I
I
G. ^^1 A. }\'}ea.'t'' (Sa. 'Af. halä, So. ged) bäum, holz; hdrka
und G. ii^"^ » (Sa. hard, Ga. tri) arm, band.
50) Der hauchlaut h ftlrt aucb auf ein früheres » zurllck,
wie aus den dialectformen des Bedauje selbst zu ersehen ist
in: baruh (Had. Elal.) neben harüs (BA.) er, batith neben batdis
sie, bardh neben bards sie (pl. m.), hatnh neben batäs sie (pl. f.),
•üh sein, ir, saus, neben -üs, -hena neben -sei^a ir, eorum. So
steht auch BetJ. h für früheres s in: hob zeit, -hob wann, zur
zeit, und G. AIL» /ifl ' eo tempore, tunc, vgl. ii^ tempus (Nub.
iobe zeit); hida = Sa. gidda ('Af. fi'ddä) gemcinschaft, zusammen;
hakab == Ti. Atld ' G. Ahfl > 3?'? sifh setzen, sitzen; hakik
stutzen (die haare) = JCw stutzen (zu lange oren); hdmu, hämo
haar, wolle = Gur. tif^* f J^'l'l*^ ^^'^^ (Kopt. tmmi. So.
iin plur. tim-o) id.; hxtm = Ga. zum gehirn; hervi = A. Ty.
n(D^* G. H<i' herumgehen, suchen; hirerdni = Bil. Barirö,
Ga. zarariti (So. 'aro), Ti. G. "i£,^* A. ff<J^1*« spinne u. a.
51) Abfall eines frühern h zeigt sich in: ibäb = ,J*i auf
der reise sein; ad schlummern = tjj* njn träumen; enrfi (für
edin) = Ti. G. "JX,"}' eisen, ^--"■^ secnris; fifcüa = Ti. «|it1**
'^- A^ ' JLto. büchse für kautabak ; öj pissen, ä^a harn = Sa.
hasiu, 'Af. haysü urin; a« = ^ honig; dvci — Sa. hatcä, G.
thV^' dHmmerung; tita = »j^** ^'? durstig; 6öA (aus bahauk)
= G- flAVf*' bock; dl = Sa. 'Af. So. ^«A, Ga. (fa sagen; fam
= fsai (genau wie A. V'9"' gegenüber G. •P/hiT'« id.) kole;
lak ^ viüJ schllirfen, trinken; läm malzeit, vgl. ^ essen, onb
speise; man glatten, rasiren = ,^fxJt mundavit corium; aän =
^yÄ« teller; *at neben iehat = G. Ä"tO' ausgleiten; wan-atn
neben hwn«-am, hawa«-am = Ti. fhOff • HA' scherzen; so auch
Za' (fUr ÄZa') = Sa. qalaö (rn,-3) kälte; to/ (für htaf) = vJiLL
HBn wegreissen, abstreifen; mos salz (lUr hvios) = j",*"-^ Salz-
pflanze, ^m-^ TP'7 sauer, scharf sein; tiw = Bil. caüy, Ti. ßdOh*
flA» A. £»>||« cU> nix schreien.
52) In gleicher weise ist ans der in §. 48 berürten Ursache
im Be(Jauye oft ein ausfall von früherem k, g, q zu beobachten,
•wie: abäb =- Bil. qabub, Ti. +|"| i verachten; a4 und "a^ = Bil.
qif, A. 4»'P" Vulva, vgl. Li« qat und fl „ 'at, OOTTC id.; aa
(Sa. 'Af. 0«) = Qu. küaz, kAa (aus tcakas, Umstellung von ^
0Atl') hinzuftigen, mer geben; isse (aus er««, herse) = G. t||
SS
rn. AtiliudloDg: Bciniiek.
^JS t^ inneres, bauch;* w^ = Bil. qüAtqüA^ (Sa. a/af) zittern;
edid = Bil. Cha. Qu. qatqa{, Ti. G. 4>T4>m » ^ 02 teilen, rer-
Bchlagen; a<?a»n = G. 4'niV' I''!? klein sein; dfra = S^Ü dunkel-
heit; lila = Bil. juia, A. tAl"» hoden; e>Ha und ima (zunächst
aus hayma) = Ti. «|»fl.y"« winter; embal-dy, emhar-iy = Ti. A.
G. hl^C* Sä- kdvifer lippe; rfwina Wöchnerin ^ Agin. haman,
Bil. Qu. Bar. kaban gebären; ön = A. ^\Aj G. tf*«fiA> niit
kohol die äugen bestreichen; Or (für aür, awr, Ga. atcdla) =
Ti- +'fl<! « G. 4'fl^i ^" "^P, begraben;* arid und 'art<Z = ,_y»
,jii» spilen, tanzen;' asül = G. i^AA ' wunde; awdy = Bü.
De. Qu. Cha. käb helfen; viarä (und marSy) = A. •Vi^h » Ti.
G. "VUiJh ' überfallen Jen feind, u. a.
53) Das hamzch, obwol noch in zalreiehcn fitllen vorhanden,
ist im Beijauye im aussterben begriffen, was man leicht daraus
ersehen kann, dass in semitischen lehnwörtern, worin hamzeh,
ja sogar noch 'ayn vorkommt, diese laute im Be<Jauye insbe-
sondere im anlaiit häufig nicht mer gesprochen werden. Bis-
weilen kommen im Be(Jauye noch die parallelformen mit und
one harazeh vor, wie : W und 5/' kind, 'arid und arid tanzen,
'o» und o« verschliessen u. s. w.
54) Im vergleich mit den verwanten sprachen steht dem
hamzeh meist ebenfalls hamzeh oder 'ayn gegenüber, >vie: 'o^
und Joe heu, vihfutter; 'afi4 und Li« niesen; 'aglr mannbares
mftdchen, und^\ sponsalitium ; 'as und G. 0X<D* verechliessen;
'rtÄo und G. 0*^1 fisch; 'at und L«, Sa. 'Af. 'nf treten; 61" be-
schlafen, und »U id., 'U coitus; beräy und Ti. G. •fiti'f'' Sa.
'Af. he'Brä, (Bil. De. Qu. Agm. Uro) stier; dV, de klein, zart,
und (^«^ tenuis fuit; de'ir bauen ein haus, heiraten = G. wC0>
struere, conderc; fila' entjungfern, und ji» fidit, ÄjLl* pudcndum
muliebre; yüa' und G, (Dl}\t ^.^^ stosscn; grt'ad bewachen,
und jdu sedit, servavit; gi4ä' und '\j^ sandale; ganä' und 'Af.
' tue für er<e genau so wie in kau (Beni Amer, Had. Hai.) = kar* (Bisch.)
gesammtbeit, ^nzes. Wie in iut fQr er»e das r sich an folgendes t
assimiUrt hat, so dürfte in Ga. gärra (Hk. Kr., bei T. jira) bauch, herz,
das « sich an vorangehendes r angeglichen haben und görra darnach auf
G. tlC/**! tu bezichen sein.
• Die gleichen lantverhällnisse icigen sich in Bil. arb, Qu. arh = "Af.
qirtbi, »». qiirf^ nud qdhre, G. ^flC ^i. «|>flCl das grab.
« Ueber rf fUr * vgl. §. 7.
Die Bcdmnje^praelie In Nordoit-Alhln. II.
33
genn'. So. gadn liand; la und ^y perle; ttiu" feucht sein, und
'^y* G. 9"llfl' I flüssig sein; nu" und £b sich neigen; ne'df und
Sa. 'Af. Uff nagel, kralle (vgl. G. VA+' spalten); neha heiss
sein, und Ti. AjT'Oi brennen, G. i\9"0' giHnzen, leuchten; M'
kuh, und 8a. »n'ä, 'Af. »<!', So. «o' vili, haustiere u. s. w.
55) Wie dem Be<}. A, so entspricht auch dem hamzeh oft ein
X;-laut oder ein aus k geschwächtes h; z. b. 'o (ftir 'an) und
Sa. 'Af. han (So. 'dna, Ga. andn) milch;' 'ahik und .»X.!;^ fest-
halten, greifen; 'agar und G. •^ÄiJ« (A. hRd') heim-, umkeren;
'»J/a und Bil. qiilii, qiUln, A. tA*!"' hoden; 'amad und Lii Li»
fassen; 'är und Bil. qürn, (Jlia. De. X'""'*» Q^- Z«'"''? '"'''^ kind,
80n; 'oh'ni und ^JiL. G. 'VI'«*»' (A. tx'i'"^') befestigen, ein-
Bchliessen; at/uk und Ty. fh^Tl' f^. ,h.h« .^Xii. isö\ kauen;
it" und Bil. fa(j, l«.» beschlafen; rfa'« and Bil. saq, G. u*^^*
flechten; fira und Ti. A*7<J« hinausgehen; güa und Bil. /«',
De. iin. jax, Agm. «efcü, Cha. ««^ü, »uq trinken; güäla und Ti.
T^ti^f-t glatzkopf [nh: Jia.); (/am'a und ^ wcizen; j^anrt'
('Af. genä', So. gadn) und ^Üi. hand;* ^^»ra neben <^£nÄa brüst,
Lerz = ÄsilÄ. interior et anterior costa, pectus respiciens (vgl.
liä. und ^ii. se inclinavit, Aram. |n3 sich beugen, blicken, Hcbr.
finj bauch der kriechenden tiere); Md'a (aus hadh-a für had-
had-a) greis, schßch ^ G. +rtrt i vxi^ Wip; Bil. qadad, Sa. ha»
oonscnuit. ^'A.A' «enex (zu <f = rt s. §. 7); mdi'ali und Ty.
«•••ff+A«' ""A+A.» gestell; nd'i und Ga. r«', So. rt", rih, Sa.
'Af. /(JA zige; ne' neben ne, na und Cha. li plur. KA:, De. Qu.
Idyä, Bil. i<i</ä, Agm. lag feuer, Sa. 'Af. lä' heiss sein; ii' und
{iLi alt werden; ta'i und Bil. Cha. Qu. tak gleichen; tu kneifen,
und G. ni4" pressen; (d" und A. tn^' G. m^O* S^- '^f-
toÄ:, fa^ schlagen; tctila', ula' nmrtlrcn, mischen, und viXJj com-
miscuit; ya' brennen, leuchten, yu licht, und Bil. yaq leuchten;
yai^a' unvollkommen reduplicirt, zunächst aus qailaq[a(JJ = Bil.
5««;, Cha. qü{, Qu. hfie(, Ga. ji<lt feucht sein, genau so wie Bed.
had' aas hadhfadj ^ Bil. qadad, G. i'/i/i» Vrp alt, ergraut
sein u. a. w.
' Du wort Aon steht wancheinlich im zuiwnimenbang mit Harari hayi =
A. fli^'fll Ti. G. thtijilt i„.s.U^ 3^7 milch; sonach stUnde n io
han nir l. vgl. oben §. 12, c.
* Vgl. §. 89, note 2.
Sitiunnbat. d. phU.-liut. Ct. CXXVm. Bd. 7. Abb.
M
Ta IkkwlUi«: BilBiiek.
F) Die lippenlaate.
56) Wie fast in alleo kuschitischen sprachen so i
im Be^aa^'e der verschlassUut p und die labiale gruppe besteht
hier aas den lauten b, f, w, m. Die ausspräche des 6 ist stets
tönend und weich, wie unser inlautendes 6 in leben, geben.
Den verwanten sprachen gegenüber erscheint für Bed- b meistens
der gleiche laut, wie: ba'ar und Bil. Sa. bir aufwachen^ bäba
und Ga. boba, A. •f|<fl^t armhöle; b'ido furche, und Bil. 6i</.
Sa. bod öffnen, aufgraben; bola und 'Af. bäl (Cha. uär, (^.
«pojfar) spilen; belbel wilde taube, und Ga. bululd taube; balol
und S«. bolöl, Qu. bal, Bil. Cha. bir, A. flAflA » sich entzünden,
brtMiaen; biltu und Ku. börtä hirse; bile, bire regen, und Ku. bal
gMMeO) ä-ülä regen; be» begraben, und Sa. bä« verborgen sein,
^it tcctos et occultus fuit, ^U-i rcfugium; bar und Sa. *Af.
ittf'\ Bil. birti, De. Qu. biya erde; berir und Bil. harbur aus-,
««f breiten; bdyo und G.h. baUi bhitt, laub; buy und Sa. bUä,
BiL C'ha. Qu. Agui. bir blut; ägabu und S&. agäba, Bil. kdbgfi
hlUEal; <taA und Bil. De. (^u.jäh front, Vorderseite; rf»i und Sa.
'Af. ilafr&, Bil. ('i^6 fallon; ddmba (aus danba, darba) und Sa.
'Af. Qa. »irftd, Bil. Mrbe wade und schinbein; (/e6 und Bil. De.
Qu. dttb, Cha. dib begraben; tJSntbo und Sa. ('ibä brod; ^«6«
und Sa. 'Af. gOb, Bil. Do. Qu. gib, ^^ schild ; kab beschlafen.
und Bil. k<tb Ot^cn die infibulirte Jungfrau; kfirib und Bar.
kiirhii, Oa. drba olcfunt; rdia und Sa. 'Af. So. lab m.'innlich;
rik und Sa. Af. ua'ab sich weigern, nicht wollen: (ab und Bil.
f«'«iH&, Qu. (ämb, Cha. fiii schlagen, u. b. w.
67) Bisweilen entspricht es einem / in den Übrigen idio-
IlMD« wi«: frort haben, besitzen == ^^ auf-, zusammenbringen;
*lr Mbea/kr - Bil.^r (Cha. bir, Sa. brav, Ti. n2 ' A. Il<:'/:i)
titeln; h^ital und Sa. fafal, falfal flattern; b% "und Bil. /oy"
\tfjk boacklafen, 0. i.'^Qi jucund.-uibus frai; bitt: antiiz, und
J^. ^«I»! id.; bat und Ti. ^Ä« hinülKii-schütten aus einem ge-
IXm in» andere; güb, gtibb, gibb und iSi maus; gab und CaS ftn-
h\^ ««in; j/«i<» und (Ja. qufn satt sein; Äf-ijV; (aus hebhib) schäum,
«wd Ktt M»^'«i iaus kAnfa, k&rfä), A. h>^^ > schäumen, 0.
^('4,1 *eUaum (Sa, äüiW, himbö, So. AiJ /»/><> id.); köniib und
^^yte^la. tf^ kfti«r; Är4iN«<(6c ntthnadel, zu ._Ma. nähen, gehörig;
<tHt u««d .^uJ v..>«Vi (Sa. "Af. ua'ab) sich weigern, nicht wollen,
Di« B«d»aye-8pnch« in Notioat-Afrfla. tl.
I
eben
, GM
I
I
verabscheuen; iehih und v_ätL schauen; mnbardy, atnbalöy und
Ti. Gt. hl^C B'l- Agni, ktinfar, Cha. kißr lippe; tjdmba und
Bil. frf»/f, Ärt/fi, Qu. iänha fussflilche, -sole, u. s. w.
58) Lautübergang von 6 zu m zeigen die formen: bluk
neben wiuf =^ ^ dattel; uibAi und mimäi grab.' Ebenso
steht Be<}. b einem vi gegenüber in: banün plural benin gegen-
über Sa. 'Af. tntnin augenbraue; bdlo gegenüber So. mär kupfer;
bduki fasten, gegenüber ,si-^ sieh enthahcn; basänkua neben
magänko, Ti. G. A. a^A"}^ i harfe; bdda gegenüber Ga. mo
wange; baiäkü, baiätik gar werden, reifen, vgl. ^jj, jJLi
turavit; neba heiss sein, gegenüber Ti. Ajr*0 « brennen,
Ajr*(J« glänzen, leuchten. Das wort »V6ön mais, scheint für
lumitn »griechenkorn« zu stehen. Hieher gehört auch embira,
mit dem fem. artikel tii-mbira die termite, weisse am eise, welches
wort aus ÄÜJ n'paj ameise, entstanden ist; embira steht zunüchst
für nemira, dann enviira, emmira das infolge von dissimilation
zu embira geworden ist.
59) Auch dem Be<.l. / entspricht in den übrigen idiomen
meistens der gleiche laut, wie: fi'l und Ha.. ß( 'Iah, Ti. ^f*
HA' sich schneuzen; füf und Sa. 'Af. Bil. füf blasen; fafar
springen, hüpfen, und Sa. /a/aZ, falfal flattern; fegir (aus geßr)
und jxi. 'jis 1^3 bedecken, bedachen; fakak entjungfern, und
Bil. Sa. 'Af.fnk, ^ ^ öflnen; ^n und Bil. /ün, (jt&. fümf-a^tt^m
riechen; fär und Sa. ^r«, Ti. G. <|^<&> blute; fir und Bil. .^ffll
fliegen; fir und Ga. füla gesiebt; ßir und Bar. für fliehen,
ji; ferik und Sa. fara', ^^» G. i,06, * graben; fiiti und Sa. 'I
So. fiitä, A. ^;l*i brühe; fi/o und Ti. G, }^¥^ > vorhaos;
und G. güf-ada, Sa. aonfö-yt sich anstossen, straucheln; kä
klagen, singen, und v_LL heulen; kalif und G- rh'SV • nackon;'
wdf und Sa. 'Af lifi' nagcl, kralle; tiffü und Bil. (ijf, 0ha. tif^
Sa. 'Af. So. tuf, Ga. liifa spucken, u. s. w.
Hü) Vil seltener steht dem Bcd- / ein h in den übrig
idiomen gegenüber, z. b. dof und Sa. dübö fleischstUck; geiu
neu,
•AJ^
' Die uurintion bat der ^ttnral an sich ^exogen; vgl. g. 46, b und g. 4S, <
xn k und ^ " § 37, b.
* In Barka vuneichneto icb nUxU und nimH, in Suakio minuU; Tgl. <
das verb bet begraben. Die richtige nouiinalform wäre daher:
dann mi-mei und wanieheiulich iat liierniLs durch dissimilar!
ataaden; rgl. Am in %■ 66.
TU. Abkudlaof: Ralniieh.
knien, gunduf nnd gümha (aus günba) knie, und Bil. Chm. Qn.
Apm. .7tV6, De. tfülhe, Sa. 'Af. giilüb. So. ^iKfe, Ga. jilba, A. 7*A
fll*» knie: gtfHuf and Bil. qiinhn, Qu. humhii nase; i«^ milch
trinken, und Bil. De. Qu. »ai, Cha. mb, A^m. ia/, Ty. XH'
milch, A. niO' ^J- ninfll I laotare; tifa* und Bil. ef«6(i, Sa. 'Af.
hindub, A. ii't'tt'i' J nabel, u. a.
61) Als labiodentale Spirans entspricht im Be<Jaaye das
f einem früheren s, « in: fa4ig vier, pc^fenüber di-ia<Jig neun
d. i [5] + 4, dikadig ans asa mer aosmacliend, und fa4ig = 4
(vgl. L. Reinisch, Das zalwort vier und neun etf. Wien 1890,
p. 7 ff.). In gleicher weise steht / = z, « in Be(J. f%n = Sa.
»Jn, Ti. JV.^ • G. ft,*t * geruch; fu — ^U. riechen; fV bauch,
inneres -= jjU. intestinum; .A/= Ti. ^Ä' «iiSr vergiesscn; /dr,
fafar Ti. fl^i springen, hüpfen, fliegen; 'afid ftlr 'a<}if ^
G. OniA' o<^ niesen (vgL Sahowörterb. s. v. handifö); daf das
rauchbad nemeii und Bil. d\f = G. fn.A' rauch, in>A' rauchen:
hi'rj'a - ^>»- dumm; kfilinfe andauernder regen, vgl. j-Ü».
continuA pluviä pluit icoclura). Ebenso cntspriciu dem nejik,
Ar. lü furzen, eine ältere form liaj odorem emisit; rehaf (für
harafj '-'^ bewachen. Warscheinlich gehört auch Bc(J. biyt
Seite, rippe, mit Nub. bf>ri (KD.), fili (FM.) id. zusammen, die
gemeinschaftlich herstammen aus «i.ö costa. Einem h entspricht
Bed./in den parallelformen faxf und Kay sein, existiren; dann
in: sadif neben gdtha 1^ dach; ebenso fllrt fenik beissen,
auf vi^i^ id., und fh^a, Jina lanzo, * auf Ty. TisVl* « (Ti. G.
62) Der laut w ist seiner ausspräche nach ganz gleich der
des englischen w, daher auch häufig folgendes, bisweilen auch
vorangehendes a ku ä und e, auch » zu u verdumpft werden,
wie: «vi = , fl) und; wärnga ^ Äj,^ papier; wAkil, doch auch
toakil = J.jS3 anwalt; wäkte neben wdkte = oUj zeit; wAl' =
jjj anzünden; lai aga - Ti. |D*^*7i cercopithccus griseo-viridis
D.; wvk neben wik ^ Ü» abtrennen; wun und win gross. Ebenso
bisweilen vorangehendes a, e besonders wenn der vocal mit
folgendem w zu einer silbe zusammengezogen wird; z. b. äwweli
' Vgrl. t^LÜk ma^o Da80 praeditiu.
' Ueber den Abfall von anlantendem e ». §. Ttj und über r in Ufa s. §. 106.
* Dm k {Kr /, a. %. 36) wt noch erhiüten in Be<j. kendaii Unzeuschaft =
km lanae -f- <^' (Ss. 'Af. 8o. däb Btil, Bchaft, heft).
Die Bedaure-Spnche io Nonlost-AftitB. D.
37
F
= Jj\ erster; «?ä«?a = Ti. 0*0^ » stamm, tribns; jäwab neben
jawäh = i__>>>». antwort; duwßr (für deicir) = .\'^ gesinde, die
weitere familie; <jnruwa (fllr garewd) = Ti. IC*?' nias, mas-
culus; luw (aus hhte) = »r^ brennen u. s. w. Zwischen zwei
vocalen wird das tc entweder ganz ausgestossen (s. §. 66) oder
aucli nur aer schwach gehört, daher man z. b. den stamnies-
namen IIa<l en'läwa ' in den reisewerken stets üadendoa ge-
schriben findet. Silbenschliessendes w geht zu ü über, wie gaü
plur. ifdwa haus, dawdn ich schlief, dü-ta (für duw-, dew-ta)
du schliefst.
63) In den übrigen sprachen findet sich ftlr Bed- «• eben-
falls meist der gleiche laut vor, z. b. wä' und Sa. 'Af. icä', Bil.
iffl', Cha. wag, De. Qu. waij rufen; tcti'dga und 8a. Bil. wA'agä
cercopithecus griseo-viridis; wälwäl = Bil. id., luft; wun, win
und So. teein gross; 'aw, 'att und ^ hoiiig; dwi und Sa. hdwä,
G. ihVf'* dainmerung; düley (fUr 'dwley) und Cha. nüla, A.
Odhlft Sturmwind; duwdn und Äj^L. plur. i^j^ die burma,
wasserkrug; duwir und j\'^ genosseusehaft (vgl. §. 25); gaü
und Bil. De. kml haus, familie; hawad und Ku. nuAdn nacht;
kawi<i und G. AflHI* i peitsche; fiw und Bil. raii y, Ti. ai.iI>« i
HA » A. ^•»•Ü » nisr schreien * u. s. w.
64) Häufig entspricht dem w auch h, wie: wäre, ure und
Sa. 'Af. tire gestern; 'aw, 'aü (Ar. ^) und 9 jl|^/i X**> Kopt.
efeiüJ honig; atc»; und Ku. ebä, Ti. G. Ti'fl^i ja« stein (s. §. 16);
aüle hungersnot, und Ti. G. 0flC ' dürre, hunger; away, awS
und Bil. k(th helfen; <ISu-(i und Sa. 'Af. däbä, Bil. (■iba, jibd,
Ti. ß-flK ' stamm, tribus; duw und Bar. dcb, Ku. tabe sich
schlafen legen; dö' (ans rf««'') und jJ» A. G. mfl'^ * ankleben;
küabil (für kbabil) und G. 7Ann> verschleiern; kadaw, kadaü
und klsL Bjn G. "i^m ' schlagen; luiv (^flir /«äum und G. Al/fl <
C~^ brennen; reir, re« und Uj hinaufsteigen (vgl. reia und
^' berg, hügel); riwu, reit geld,' und \jj usura; yawid iCha.
kawas, A. ^\rti) und G. hflA' flechten. Umgekert steht ein
' Aug hnd'-hul-4i'f<' »nWmm iler herreiileiite« , gre^ciiMtz kMif4äirn
»aklaven-, dienereUnim< dio Tigr^. Die paUtaÜKining geht vou (jlHwa
aus, da« zuerst das d iu ^fn leute, sich ainnlgaiiiirtc, dauu vorangelieiideti
n zu ti ver&oden«, das wider »einerseit« auf d iu had'a eingewirkt hat.
' Zu < fttr e, # vgl. §. 80.
• Ueber ? in riba, rticu vgl. §. 106,
Tu. Aliliandinng: Reinisch.
frUberes Be<J. ^ einem Jüngern «' in den übrigen idiomen gegen-
über in: hsn (aus ba-in) — Ku. tcä-inä, Sa. wA, 0 jener; kelib
und BiJ. gulluw knöchel, u. a.
65) In einigen fällen fllrt w auf / zurück, wie: wik and
G. i,^}\ » t*» abtrennen ; iv:a und ^-i»^ durstig, ^"JP .^— J «
<^^ />v.~v> 'ai, €ifc€ sitire; nehaw, nehaü und ^Jucü schmäclitig,
mager sein; tawigay plur. /o«-/^ insect, niUfke, floh,' und Ga.
daftji, So. täkfi floh; uuigckert BecJ- «/n und So. (fifo abend,
gestern. Ein u; ist bisweilen der rest eines frühern u-haltigen
gutturals, wie in: winhal neben guinhtl eile; \cila, üla Bil.
qiielä, qidfi, fr. «fcA'l" ' hudeu; wiUlk (^r kiidlik\ - Ha., guärah
und kalalj, G. hAWi ' i^ schreien, rufen; wasam neben hwanam,
fiawaiam scherzen. Lerreich sind die parallelformen nxetünguli
(Beni Amer) und entewala, entnuala (Halengai der melreibstein.
Hier steht die letztere form für metkfiala, und 7m;tungiil{ (mit
secundärem nasal) für nietuyüali, mefgliali, entstanden aus Ti.
""Tfh^' 'd-, iÜtk« mola. Auf y fürt w zurück in: air, a&
,Bil. Cha. Qu. Sa. 'Af. aü) ^ Ti. G. ^^ ' J'* (] ^ ^ «y «"er?
.npx wer? Dann in araii freund, zu G.
ay- za
OiX^ aequalem esse, gehörig; ferner in: kaw, kaü und Bil.
k&yä, Ti. G. 4'^0 ' perlhun, pcrdrix Erkelii. Hieher gehört
auch das nur in der passiven form vorkommende naä, in atö-
näü datus fui, lias mit dem Agauwort Bil. naq, Cha. naq vor
consonantischen suffixen riay geben, im zusammenhange steht.
66) Abfall von w zeigt sich in: ü neben nfi \artikel) der;
cid, ad = Sa. wät, wäf ^Bar. med) verfluchen; dba, iha = So.
icebi, tcäbbi (Cha. wirbd, Bil. tcärabä) fluss; iga (fUr leega) hirt
= Sa. uaqay, G. W4'V * (j»« bewachen (So. eg wachsam sein,
Nub. tcegi das vih hüten); deg (filr dcgw) = Bil. (aq, De. gtg,
aber Agm. sekfi, suk, Cha. siqaw, G. K,1\IDt schwer sein; de
(für deic, vgl. daf ins Schwitzbad gehen, §. 61) = Bil. taä-nä,
Ti. +a»-9'l'« Schwitzbad; ki = Sa. "Af. haw, Ti. Ofl' G. fflUfl*
' Bei Seotzen: tou^A; mOcke. Irrthdmlicb bSlt AlmkvUt ta für den fem.
artikel, indem er in seinem Wörterbuch 8.68 also ansntzt: >icet [?] f.:
Se«U. tauik mUcke«. Aiu Gu. da/qi, So. Uikfi lioh, ist villeicbt xu er-
achliemeu ein Kusaninienhnng mit U. ^"foj^ l pungere, foderc (/■=»,
Tgl. §. 61), ,cf. ^j>^> impetum fecit, du^j Animalcnli nomen (rgl. So.
cUqn fliege).
Di« B«<My«-Spnushe in KtrdixUAftib. n.
39
geben; hOi = G. '*PH t staub, von "^tOJ^ i; hay = Sa. 'Af. heyaii,
G- ihfOht lebend; re brunnen = Sa. rau-, raü Wasseransamm-
lung, tUmpel, G. l,fD^ I irrigari, u. a. Dieser abfall von w tritt
besonders häufig tnn zwischen zwei vocalen; wie: da neben dwä
= Ti. G. Kfli* fy- ^'C' ja; ♦■*** und rtirtt' geld (Ar. Üj usura);
ay wessen, aus aic-i, von aw, aü wer; und so aueli: malli, maU
für mallaw-i, genetiv von mallo, malö (aus mallatc) zwei; re
für ratt'-t, genetiv von räw, raü genösse, kamerad u. a.
67) Für m zeigt sich in den verwantcn sprachen meist
der gleiche laut, so: tnedid und G. OB'^ftmilt y^y» alirasiren;
mag und Ga. mhga schlecht sein; mah und Sa. 'Af. mcth morgen;
mehas und Ti. G. oo^rfi' die liauptmalzcit des tagcs einnemen;
malh und Cha. maxil, A. ''7UA ' mitte izu )^hh' gehörig);
melah und Bil. viarh, Sa. 'Af. marah, Ti. G. 00(^^1 1 den weg
zeigen, füren; >«/■» und Bil. »«Jd, Ti. G. •7JiÄ'' i>.>jl-« tiscJi;
metüngüli und Sa. malahän der inelreibstein, ^ü^vk<) mllle; rridy-
Ärta, Ttidyiika und Ga. rntryn, So. midiy, 'Af. midy<i, Sa. mizgd,
midgd rechts, rechte (Hand, seitc); derim und ^J^o herde; /ajn
und ,.jni kole; Aj^m und Ga. zamii gehirn; Uma und Sa. ümäy
Ti. XA*7» krokodil (Nub. dum, ulura id.); ram und ^Vj folgen;
iemlt and Bil. iamat, Ti. Tfoo'h 1 schmieren; tarn essen, and
Bil. Do. Qu. iäin, 0ha. tam, Ti. flj^on» G. T^öb 1 |jd> ver-
kosten; tini und Bil. tini y (Sa. 'Af. <jti dah) schweigen; tdmuga
und G. 0P9"t links; tamm, lamün and Sa. ttimmän ('Af. <<i-
/»an«i, So. tabftn) zehn, u. a.
G8) Häufig ist m- aus einem b hervorgcgaiigon, wie: mag,
Qa. mäga i. e. mdgüa schlecht sein, werden -=- Sa. bah stinkend
werden, fnulen; schlf^cht, verrufen, missachtet sein, und Qu.
bohü, G. fl'Vfl'Y"' c^. stinken, faulen; tiuiyila und Bil. boku-nnä,
Qu. bekiiiiHä wölke, Ga. boknä regen; vtäh und So. bog er-
schrecken, Sa. iai/a^d schreck; mhi, mehi und Ti. O^*/« ' <>brig
bleiben; muh genug sein, und A. fl,*i genügen, genug sein,
G. fl^O « zuträglich sein; mehdy drei, und Sa. 'Af. bahdr acht
d. i. [5 -)-] 3; mar and Ga. bira, So. bdrbar seite, neben; mara'
und Ga. bnV weit sein; md»e Vergangenheit, jar, und Sa. ba»6,
'Af. biso vergangene zeit; mi-mdi grab, von bes begraben (vgl.
§. 58, note 2); dmna (für abna) und Sa. 'Af. Bil. Cha. Qu. abin
* Langea e wegeu des accentes, s. §. 105.
40
Tn. AbbaoAimg : Btiniteli.
gast; dmna kindbettcrin, Wöchnerin, nnd Agm. kaman, aber
Bil. Qn. Bar. kaban gebüren; harnt und Ti. G. '^•fl^i '-^
bedecken ; hdmmja knecht, und G. Oflni ' j^* ~»? dienen ; ha-
mng und So. ubaJf frucht; hamny und Ti. G. 0«flf > waclisen,
gross werden; hüineni und Ga. qähena, So. haben (Agm. kemani)
abend; krüm und Bil. gR(irnbf Clia. giräba, De. Qu. güyeh, güeb
(Sa. "Af. givU), Ga. gandma] der frülic morgen.
69) Seltener erscheint w^ecb.sel zwischen m und /, ir; vgl,
z. b. maia und G. ^X'/h' ,i-»» "^? J'^? spalten, Bil. baiaqn ab-
reissen; hamaiäy nnd ^«*=». Wind; kaddm und *3\>ä. podex;
n»<l»M tmd Bil. De. Qu, trä», Cha. uxu, wAj, Bar. «rd», Kaf. wäy
hören, h<1/ or; ^/cm» und ,354. stinken (s. ij. 25); ketim und
Sa. kutaw ankommen; rate, rau zweiter (malö aus ma-laü zwei)
und OÄo-rdma d. i. [ö] 4- 2, siben, Ga. Idma, Sa. Idmmä (So.
Mt«) zwei; nf'llvm und Sa. «tai-a», Ty. A^^ID* ' acacia etbaica;
ium und Sa. Af. sair, Bil. Cba. De. Agm. (uw, Ty. G. K'f'AI'
eintreten, u. a. Abfall von m zeigt sich in balända teer =
f^,l.ii'> pix liquida.
70) Aus n ist ni entstanden in der medial- und passiv-
bildung der verl>a mittelst in, welche wie in sämmtlichen nidcr-
kuschitischen sprachen dem nifal oder sibenten arabischen ver-
balforni entspricht; ebenso in: ma kommen, aus Ti. G. J^:
venu a4am - G. •l'niV' i^P, klein sein, Cha. ettn = G. «|»/ru'}'
klein; damer sich beschmutzen = _r»*i sorduit; geddm = ^;,J«a.
J3ä. Wurzel; hnmisina = ^^ixXL. die koluquinte; maddm matte,
und Ti. fD^V cj^s eine matte flechten; »uküävi = j^li— > Steuer-
ruder; cemt/m = ,^^*-^ butter, fett; seräm = So. saren, Sa. »iura,
Ty. Q. /*'C*tf' » Weizen. Auch scheint mito knochen, mit Bil.
nöi id., zusammen zu gehören, vgl. De. Qu. näS, Agm. Cha.
Aaz^ aus <Jnaz ftlr 30?»» = A. t\äJ^> u. i^T"}"!*' Ti. G. OKf*
(^ knochen.*
71) In folge einer assimilation geht n vor lippenlauten
regelmässig in m über, obwol bisweilen auch in dieser Stellung
daa n verbleibt, z. b. dmba neben dnba stercus; ambür neben
nnfttir flUgel; embi', mbt tag, und neba heiss sein; ambardy =
' Vgl. Nub. nilu (Kulf.), nWi (KDFM.) knoilion.
* KliiMiMo stellt im Aii.ilnnt >i Rir m in: <f-alian ^= A. fn^OOl nusbessem
ein kloiil, rtii-keii; ividn (kucU Sa. nw^n) ^= fL^, barg, {lalnat; vgl. auch
Hi-Iil«ii<lu<r, S<imiili8praohe p«g. 76, §. 61 ff.
IMe Bfidaojre-Spnobe in Kordoft-Aftikm. 11.
*L
Ti. Ty. A. G. h'JiC' Hppe; mhdt}, emhd4 fussmatte, und Nub.
fwMci, »MrWd, Kopt. KefcT, J '^ö '***'*' J "**'"' '*^»
js^ pannus, Stratum; «m/e' = jij nützlich sein; om/it (aus
enfn, efnu) = Cha. a/fr G. dS^<j1*i fett, salbe; <jldmba = Qu.
idnbä, Bil. Ärf»»/t fussfläche, -sole; ddmhn (fUr danha und diess
flir darhn) = Sa. 'Af. sarhä, Ga. zarhä, Bil. Aarft, Ti. ACO'
wade, schinbein; gümha knie, neben genaf knien; fimfil (aus
finfil) = iJÄAi pfeffer ; si'cnifa - Ty. |f l^« ' gartenkresse, u. s. w.
72) Genau in folge solcher angleichung kann auch ein
ursprüngliches m zu n übergehen in der unmittelbaren Stellung
vor t- und A:-lauten;' z. b. indem (für emdera aus medera) -^
Sa. madir cordia abessinica; kaiujtbaldy der kleit\e finger, aus
Äam (anfang, erster) + gihaldy finger (da man beim zBlen mit
dem kleinen finger beginnt, dieser also der erste ist); ke.rinte
= Ty. \lC.9^'tl' Ti. A. G. Vl<J9"^i die periodische regenzeit;
küArdn-ta sie hat gekUsst, gegenüber kiti^rmn-dn ich habe ge-
kUsst u. s. w. Auf diese weise ist das semitische präfix ma-
(in folge Verkürzung und dann ausfall des vocals) vor folgenden
t- und t-lauten zu n übergegangen; so: ngerdb und mit pro-
stetischem e auch engemb (Bcni Amer) neben dem Jüngern
lehnwort mdgreb (Bischari) -^ O-ii abend, west; ferner: enkidCb,
ans em-, me-, ma-kelüb = Sud.-Arab. . yJjJt ror worin der zucker
versendet wird;* dann: enkaliw kleine pfanne oder ein thontopf
»um kochen (zu G. 4*AP > +Afl' « ^_^ ^ gehörig) f\lr me-kaliio
= ,jli-. sartago; anküdnn herr, Gott = Sa. 'Af. makawdn grosser,
häuptling, herrschcr, O. o"»h"7^ ' judex, princeps, dominator.
Dieselbe nominalbildung ist sicher auch vorhanden in: dngai
' Doch bleibt m vor laryngalen meiit erhalten, z. b. m'<ir< namng, yon
'ar nXron; mah morpon worden, fi-mha der morgen; mäh ersrli recken,
ä-mha ich erschrak; mfhiy und evthmy drei; emhiihre = Ti. G. *7'^flC*
genieinderat ; mfhir nud etnhir = ^^ jung-e« |iferd n. a.; ja e« gebt sugar
nnprfinglicbo« n vor laryngaleu bisweilen zu m Ober, wie: dum'dra (auc
imn'ara, dmgara) » Nnb. d^igir, dingi (KD.), iängir (FM.) gold.
* Bei 8eetsen 6ndet «ich die form »ViAru/iA zuckerror« und emkoRb id.
(letztoreK in der spräche von D»rfftr), das ist aber nicht zuckerror d. i.
Mcchanim officinanini L., sondern ror für zucker, wie auch der boni^J
in Arabien nnd im Sndan in rorbehHitem versendet wird. Die form
änleuttb bei Seetien besteht aus 5 dem maacnl. artikel im objectscamu
-f nleuUb (aus enkeltU,, vgl, §. 46, b), über t (bei Beeteen i) Tgl. §. 106.
pflüg (flir amgai ans ma-gai), vgl. Qu. güat, gAz, Bil. güad
pflügen, wenn nicht ^^lleicht nngai direct ans Ty. •7/h<CA, t A.
"^Ud » pflüg, entlehnt ist, bei ausfall von r; über g zu somit, h
s. §. 37, b. Femer gehört villeicht hieher: Snga (aus engar,
Bil. ciigerä, De. Qu. engiyn plur. «ny«) rücken, flir megar -^
.^y< posterior pars; dann: endirho oder endhiro henne, für »w-
dirho, Ti. Ä'Cl/'' G. ^.niT« gallus, gallina. In solcher weiae
ist wol auch zu erklilrcn das wort dmleh, dnt}« gegerbte baut
als klcid verwendet, vomcnilich aber benützt zum aufbreiten
um darauf bei nacht zu schlafen, Sa. icaJaho (aus traijaho), Cha.
tcagdq, Bil. wAiaqä genannt, im Zusammenhang mit G. OlT^lit
(ii>j VT) auf-, ausbreiten, *pn\H\^* tuch; hiernach steht üuijrh
für amtjeh aus tiia-[w]<leh, vgl. 5-0^ r^"? lagerstatte. Ebenso
entstanden ist das wort angari (auch im Nubischen angarf) das
tragbare bettgestell, aus amgnrP. für mngari --^ i3r*-« lectns, ij
hospitio excepit. Mit der Bcdauye-objectsendung -h als angarih
ist dieses wort im ganzen Sudan verbreitet und wird im Sadan-
Arabiseheu w-oyül und ^-oys^i geschriben, one dass man natür-
lich weiss, dass dies ein durch das Bedauyc entstelltes, gut
arabisches wort ist. Ferner: undaure, eriddtpire Schönheit, schön
(vgl. j\\ II pulchrura effecit), mit mctathesis auch uawädire, in
welcher Stellung dann mn-xradire zu erwarten wäre, aber die
Umstellung ist wol späteren datums, als die ursprüngliche form.
So findet seine crklftrang auch der ausdruck bei Seetzen: tig-
girda lanxjuih schuster. Diese compositioii ist zu corrigircn in:
ti-gidd-t dnkäi »sandalen-ankleider, -verfertiger» und es steht
dnkm für amkiii == ma-küi von küi oder küe ankleiden; zum
artike! ti- für te- s. §. 113. Nach Ahnkvist bei IniKiuih Seetzen's
an das vcrb Uikfik ausbessern, zu denken ligt kein grund vor.
Auch gehört hieher das zalwort engäl eins (s. §. 149, a). Hin-
AlmVrifit, dem dm wort mir au« 8ectzpn lieknDnt iitt, ipbt hivrBber in
seinem wBrterbiicIi p. VJ folgende»: >nikuli\i] m. Seetx. [6]niruRh iraok«r-
ror.« Wenn nnn Alnikvist da« <i richtig «lg Hrtikel im »hject erkannt
hat, so ist 08 unbeirroiflirli, wie er dann das nusinntende !> als objects-
endong ansehen konnte, da wie er ja selbst in §. bti anfribt, daa object
nur in der nnbestimmten stell unf; (wenn es also nicht mit dem artikel
versehen ist) im acciisativ mitiiiilor ein -h als ubjectazeichen annimmt.
Sud.-Ar. , >jLa.« erinnert «war an Ar. Äj^XS^ cilinderförmiges pefüss,
■worin die datteln verfrachtet werden, dürfte aber eher mit Ar. <_Jli im
xusammenbaug stoben.
Dir B«<Ui)j»-8prae1i« in N«td«<t-Afrito. n.
I
sichtlich des präfixes an-, eit- aus am- wäre es zwar ser gut
möglich, dass dasselhe durch einfache umstfllung aus ma- ent-
standen wäre. Dass aber vil eher dieses anlautende a, e erst
später wegen leichterer ausspräche vorgesetzt wurde, dafllr
zeugen folgende parallelfonnen, die ich in Barka bei den Boni
Amer aufgezeichnet habe: metünifüli, mtuutjftl! und fninntfüli
(Munzinger hat metonyole, wol fllr met'/itgfu)le) der nielreibstein,
ans welchen formen die art der Umbildung des präfixes ma- wol
klar ersichtlich ist. Bei den Ilalenga lautet djisselbe wort ent^-
wala (bei Seetzen enteicälla geschriben). Mit rllcksicht auf die
Beni Amer-form ist entewala entstanden aus w«-, ma-tehüala und
t-ehiial = tungfil aus tegfinl (mit secundärem n) das was Ti.
"lA^' crf^ I"?? (^ä- <fahan, 'Af. ilahal) malen,' daher entehiiala
= JLijiü^ Ti. o^fth"} I Bil. mdtqnn, Sa. ma-fahdn der melrcib-
stein. Bei Alrakvist kommt dafür vor die form entiwa der
kloine malstein, nach obigem demnach entstanden aus en-Uhila,*
womit zu vergleichen wlirc (i. tfff^th,* ''l-j ^on ^WiP' (^^^
Ärh>«ÄAA» = Ti. "IrM') malen.
73) Dasselljc « aus uui- scheint aller warscheinlichkeit nach
sogar in den wortstamm eingedrungen zu sein in: kansiihe. (bei
Almkvist konsnbe worin o als trtlbung von a wegen folgendem ü
anzusehen sein dürfte) niihnadel, zunächst aus knanithf. für an-
kmhe, mn-kgfihe = ,_juoi\^ subula, ^JJaL. consuit subulä. In
gleicher weise scheint auch konbiil berg, hUgel, nicht direct zu
,J^, sondern zu einer form J^^-p^ magnus, JUä« crassus ut
mons, zu gehören. Das gleiche eindringen dessellten m in den
inlaut zeigt sich in kilMinft, kälinfe. (bei Munzinger: kellinfe)
anhaltender regen, zunUchst aus künlife für knulife und dieses
aus iniklife, nniklifr und mu-kUse (s. ^. 61) - ^^»jLiv^ von j-^Jli.
continuä pluviä pluit (coolum). Ferner: tihikiii bUndd, paket,
aas n-tvküi, stamm teA;ü, welcher per mctathcsim aus G. tl't'i, '
i_»iJ c-%As entstanden; über ü zu/ vgl. oben §. 45, b und 65. Auch
dürfte hiehcr gehören die form künda der madenhacker, bu-
phaga erjrthrorrhynchus, aus knüda' für un-kda", mu-kda\ auf
gk» G. <^00t secare, za beziehen.
' l nir n miiser in 'Af. ifaheU ist aucb noch vorhanden in A. TU/|*t --
O. fitit ' ^*- ^oA'in fai" g'enialtes getr(>ide mit buttcr gcflchmont, als
•pnoe.
* Za ^ in etUilPata, enävoa vgl. §. 1U6.
u
TIT. AbliAodliuif : ReiDisch.
G) Abfall von consonanten.
74) Im allpemeinen ist dieser vorpang bereits oben an
betreffenden orten behandelt worden. Hier möge nur noch
aufmerksam gemacht werden auf ein absichtliches abwerfen
von gewissen consonanten, welche von den Bedscha irrtümlich
fiir formbildende eleraonte angesehen werden. Wenn man einen
Bedawi nach irgend einen nennwort fragt, so gibt er dasselbe
stets in der objectsform an, genau so wie es auch die Kubier
machen. Da nun mÄnniiche (auf einen voc&l auslautende^
nennwörter im object ein -b, und die weiblichen ein -t anncmen.
so wird nicht selten ein zum wortstamm gehörendes b und t
als objcctszeichen betrachtet und demnach in den casus, welche
nicht das object ausdrucken, weggelassen. Ein solcher irrtum
ist begreiflicher weise doch nur in lehnwörtern möglich; so
z. b. eldb --= Ti. tff •fl i (Sa. aWm, Bil. dlmat) heu; allein das
Bed^uye betrachtet ela als nomiuativ und siebt im auslautenden
b das objcctszeichen; über fl in ela vgl. §. 105. Ebenso verhält
es sich mit minda (accus, mendäb) gegenüber Ti. G. 9^'}**t'ü*
tropfen; mtrkü, mirukii i'accus. merkub und mervküb') gegenüber
Ti. ö«>Ctf"fl' V— 5^ schuh; ebenso in -Aö neben der noch voll-
stÄndigen form -hob, zur zeit, da, als, gegenüber G. /Vfl,i /kfl'
eo tempore, quum. Dagegen scheint arade, accus, aradib
tamarinde, in dieser objectsform in die benachbarten semitischen
sprachen übergegangen zu sein, Sud.-Ar. <_-o>^ und .— o>)»
l'i- i\^9^'ti* (auch Nub. aradib), da dieses wort gar kein
semitisches aussehen hat, genau so wie das Sud.-Ar. .„toyoi
(b. §. 72). Welcher spräche in dillt, accus. delUb, Ti. f,(^^t
frucht der adansonia, die Originalität zukommt, ist nach der
Uussercn form schwer zu entscheiden, warscheinlich gehört
aber Be(J. dille zu Bil. dirä adansonia und frucht derselben,
wÄre demnach chamitischen Ursprunges. In derselben weise
hat das Tigre vom Becjauye auch in der objectsform das wort
?f l'lf'fl I = Be4- iikena (accus. Sekenab) trinkschale entlehnt, das
widoruni dem Ar. ^;_,«-<> entnommen ist; zu k für ^ s. §. 37, b.
75) Der gleiche vorgang zeigt sich bei weiblichen nenn-
wörtcrn, wie: dka Ti. Ty. hh^*' B'J- <^*<*< frucht der dum-
|ialnu>; flküa = Ti. Atl*« Ä*^ büchse mit kautabak; bdla
'l'i flA5^» Bil- ffalät schamgürtel der mUdchen; difo = Ti.
Di« Bsdujre-Sprube in Nordost-Afrilu. II.
*P'fc''!' ' gekochtes getreide (als speise, die belila) ; ddkya =
Ti. Ähf'^' Zeltstange; kübre == Oo^ sehwefel, -hülzchen;
mindara = »J-i»-U spigel; mirba ^ Ti. «»Cfl^* « Bil. murbdt
Ijlutrache; sdggi = Ti. rt'I.'^ ' netz; wära —- Bil. wärät, Ti.
Oiir.'t'* arbeit, u. a. Noch iiufl^älliger ist diese erscheinung in
ftlUen, wo t zum wortstamm gehört, wie: »ab = ,j.,^it Ti. G.
Aldi*' samstag; vidlka kaJu feuerzange; »die =- 1»-X1> sesam-
ül. Dasselbe missverstÄudniss obwaltet in: mn fem. gen. das
flusspfcrd (object: isin-t), welches dem Nubischen: estti-n-tt id.,
wörtlich: > wasscr-von-kuh, wasserkuli« entlehnt ist. Das wort
ti kuh, rind, fasste das Beijauye als feminine motion auf und
das genetivische -n des Kuba wurde mit dem wortstamm ver-
schmolzen. Das anlautende » in t«m ist aus e in folge von
vocalharmonie mit dem nachstehenden i entstanden.
7(5) Im anlaut fürt der abfall von a, e (i), o, u und t auf
die gleiche Ursache zurück, indem man diese laute für den
masculincn oder femininen artikel ansah (s. §. 113); vgl. z. b.
bit/ glid, mcmbrum, pl. hiy-a mit dem plur. artikel dbiya körper,
als reflexiv: äbiy-e ich selbst u. s, w. (s. §. 176), entstanden
aus G. ^flA>' corpus, dann: ipse. Ferner had aonntiig, lUr
j^a.\ ^■^>i\ fy>; lema^ Ti. /iA<^ i Sa. ibnä, Nub. elüm kroküdil;
tsb* = ,_Jj Ti. Anh>fl ^ baumwolle; tefa" - Bil. etebd, Ti.
>i'1*«fli A. >^•^n•'^^ nabel; blis = ._r~^l teufel; lif = ejjt
tausend; lil Ti. }^A ' Bil. ilil freudennif, begrüssungs-
gesang der frauen; bd'elik = ^Ui leichte nebel wölken; vgL
auch §. 1().
H) Umstellung von consonanten.
77) Ausser der schon oben §. 73 berürten kutumstellung
von n (mj kommen im Bedauj'e die mannigfaltigsten arten hier-
von vor, hauptsächlich bei fremd Wörtern um dieselben den
eigenen sprachorganen besser anzupassen. Die häufigste art
von metathesis findet statt:
a) Bei den liquiden, und zwar bei l, wie: dlafe und A.
ö. h^C> neben hCO' ^'''? korb; avibilhöy (aus ma-blih-öt)
' In My sieht y für l (». §. 33) = bal, bei, vor fulgendem y ging dann e
XU i über, wobei auch der accent aar flrbung de« e lu t beigetra^n
hat (s. §. 105).
* Ueber die l&nge tod « s. §. 105.
ni. AbkudloDic; B»liiiaeh.
trompete = G. «"«flUA'!'' vox; dhal4y und Sa. dilheni
kole; gülhe neben gülnhal = Ga. jigili, So. 86hul, Ti. ^'}«}»A1' '
Ti. +7hA » arm, eilt-; Aaii^ kriinimen, hanng kranun sein.
und Ti. o4»> « ,ji* ''l?^ Bil. tiijnl krümmen, liiegen, So. härnjol
der hacken, angar-an gekrlimmt; hänköd und Ti. gh/i'}Pf''
oioAk coucinnus comae; küabü (aus kbabil) und G. 7Aflfl'
versclJeiern; kMala neben kdhda ^ jJii becher; lAküdy neben
küdldy = Ga. ^oid, Kaf. qällö, Bar. fcärd stock; lehdk und TL
Wil' J>^-i»- gaumen; »oa/A und Cba. w»ax'^, A. "YUA ' mitte,
zwischen (zu j^hA' g*)bürig); teld" und Bil. iaqlal, Ti. ni^AA'
durchlöchern.
b) Bei r; z. b. adger neben agder können, vermögen, drt^
macht, kraft und jji potuit, jM potentia; de'ir bauen ein haus,
heiraten, und G. wCQ i eondere, struere; fegir und jli jJiS it^
bedachen, bedecken; gühar Stelen, und Ti. 7"(Irh' G. f^Arh'
betrügen, hintergehen; güair und ijiil) "i|";i? lüge; haraga, htinig
(Nub. org) und 9 SA ^ö* l'vgar, ^OHCp , piio hungern;
^«tre (aus kürye) = Sa. "Af. gärayä i. e. güarayä, So. gärdy,
Har. gttrayd straussvogel ; <eri6 =» ^ teilen. Villeicht gehört
hieher auch hdfl<la, hdtia (aus harda für hotira und dies aus
4ahra) löwe = G. T/lh<l ' niffi<l » mugire, ' daher Kaf. dtiherö
löwe, cf. Sn^ id., der brüller.
c) Bei nasalen; z. b. eiidi (aus hendi für hedi») = Ty.
•J/n,"}! Ti. G. '^JV.T* eisen; tmhaUk (aus bnalik) und Ti. -flC
^U*' Ty. •flC'Jlt» '"^a- bunnahe amaranthus graecizans; 'amtr
für 7na'er j\Ji, hole; Jm/u (für enfu, efnu) = G. ^*P^!^ '
Cha. aflr fett, pomade; ie'aji (ftlr 6«na') ^ Ti. flCP ' G. ^Cli'
tji kir* ^''^^ ftüehtcn; iandk und j^i G. if ^JP* « Ti. l^/'hJT'»
Bil. iaktim, rehttm kinn, bart; ientaküdni und meSaküdni schlafe,
zu Ti. (n>/)t|0> G. )\a'>f*'\tOi ruminare, gehörig; tdmuga und
G. BP9" > links.
d) Selten finden sich nach dem bisherigen materiale Um-
stellungen anderer consonantcn; vgl. z. b. ka<jaw = k^ Bsn
f*- "JArtl« schlagen; embnde (aus me-(bä-t, s. §. 22) = G. oi»*p
(l«Ji'^*' Schwert; «tt<;6 und Bil. «tit/, A. rtVfli'* geleiten; n«Äa*
und G. V^Cdi' -^ "5>) rein sein; rnsha» und Ti. G. U^tlth* das
mittagscssen eiuuemeu; akir (f\ir hakir) =^ G. )|UA* Ti. hA'
» Vgl. jedoch auch Ti. Tjr. ||^^ i _,jjb mugire.
i^
Die 6«duyi^ruba io tiorlost-AfHIOL n.
»
»
(Agm. kal, Cha. car, Bil. De. Qu. gar, So. kar) stark sein, ver-
mögen, können; hakü« ujid Sa. haiükink <Jah, Bil. heiükiük y
zischeln, in die oren flüstern, verlttuinden; ki/niih und ^^-JLü.
t?^ käfer; ne'df und Sa. 'Af. liß' nagel, kralle (G. V^<l*'
spalten), u. a.
üeber assimilation von consonanten hat Almkvist in seinem
buche 8. 52 f. in ersehöptender weise gehandelt, weshalb ich es
unterlasse, auf diesen gegenständ abermals einzugehen. Ich will
nur noch bemerken, dass bei den Beni Amer das n der nasa-
lirenden prilsensbildung in der regel nicht mit folgendem to, y,
l, r assimilirt wird, z. b. ahannü ich will (bei Almkvist aherriu),
anwik (bei A. dwtoik) ich schneide,' u. s. w.
2) Die vocale.
') Ausser den drei grundvocalen a, i, ?t besitzt das Be-
«Jauye noch die zwischentöne e, o, alle fünf sowol lang als aucli
kurz vorkommend. Die ausspräche derselben bietet im vergleich
zu der unserer vocale nichts bemerkenswertes dar. Bei den
Beni Amer in Barka werden vor labialen die vocale i und u
hÄulig auch wie ü vernommen, z. b. jümmo für und neben
jimmu katze, tii-kliib fUr und neben tü-klib der knöchel, düb
and dib fallen, jüvn^a und jüm'a = iJi^ freitag, u. s. w.
7!*) Daneben sind noch zwei vocallaute vorhanden, nemlich
a (bei Munzinger ä) und {;; ersterer wird wie in den übrigen
shitischen und äthiopischen sprachen wie e im französischen
ausgesprochen " und steht etymologisch für ein kurzes a,
wie : •mänka und tndnka — - Ti. G. oo"}]} t löffcl, karäy und karäy
= Ti. \M^f. I hyänc, u. s. w. Das ? entspricht genau dem schewa
mobile des Semitischen. Die diftongc al, ei, oi, au welche
Munzinger und Almkvist au£f\iren, existiren eigentlich im
«jauyc gar nicht, weil die genannten vocalvcrbindungon, genau
so wie in den Übrigen kuschitischcn i<liomen, ja nicht wie ein
swa j
' Doch bemerkt Aljnkviiit I. u. p. 130, uote I: in betreff der assimiliniiig
de* n vor rr, wie z. h. in itwwUc (für anipik auM tpiJt schneiden) finde ich
beaondeni notirt, dau der vorangehende rocal einen schwachen nasalen
klang erbalt.
* Vg\. Kunanias|irache §. 7, Bilinspracbe §. 18, Chamirqiracl
Sprache §. 4.
Vn. AkhuUoof: Koinincli.
gwchlosaener laut gcsproclien werden, sondern jeder einzelne
Tocal flir sich deutlich vernommen wird. ' Aach ligt diesen
sogenannten diftongcn au, ai u. s. w. tatsächlich nur ein aw,
ay zu gründe, und sie müssen demnach auch so geschriben
werden, allein es ist richtig, dass wenn vc und y im schewa
quieacens stehen, sie dann wie ein m, % gehört werden, t. b. gaü
für gaw haus, aber plur. gäwa; bidhati, aber plur. bedhdtya
zeugniss a. s. w.
A) Der vocal a.
80) Der vocal a erscheint als oflfener laut (wie in unserem :
aber, bamjner, kalt):
a) Im anlaut wie: ahaläy pavian, «K?(f rinde, dviba excre-
mente, dita silber, u. s. w.
b) In der Umgebung der kel- und gaumenlaute, wie: 'a
milch, 'at Zicklein, Aaii verweigern, haddl schwarz, ta/ singen,
kalif nacken, kan wissen; — ba'dio fuchs, da'i flechten, faid
lachen, bdha antilope saltiana, ddha kinnlade, fagdr bursche,
lak trinken, tnk mann, u. s. w.
c) Im auslaut in der nominalendung -a (aus kuschitischem
-ä oder aus dem semitischen nomen unitatis entstanden), wie:
dgaba (bisweilen nocii agdba) Sa. agdbä. Ti. Tv- ^l1^ ' büffel;
ddiiiha ---- Sa. 'Af. »arhn, Ti. Ty. ACO' schinbein, wade; (Jdmba
= Qu. ianbä fussHäche, -sole; dtnya = Uoi weit; gdba = Bil.
gübä rhamnus nabak; girguma — Bil. gärgilmn, Sa. dvrgümä
halsknorpel, adamsapfel; hida = Sa. siddä, 'Af. tiddä gemein-
schaft; Idga ^ Ti. /ip* Sa. 'Af. rugüa kalb; l-ßma = Sa. ilmä,
Ti. ÄA"?« krokodil; $ukena = Bil. zAgüdnä, Qu. sakinH, Cha.
sAX&nä, Ti. G. AhoTi fussknöchel; sdra = Sa. 'Af. »drä, Clia.
strä rücken, u. s. w.
d) In der participialendung -a (aus früherem -äu>, -äü * her-
vorgegangen), wie: dkm stark, f4rha freudig, gddaba traurig,
hdtera mutig, u. s. w.
e) In der pluralendung -a (aus ä, ön' entstanden), wie:
drgin-a lümmer, gdwa häuser, kürba elcfanten, u. s. w., sowie
' Vgl. auch A. W. Sctüeicbor, Somalisprache p. 68. L. Tutachek, DictioD.
of the Ualla laug. p. XXIV.
■ Vgl. Kafaapnche §. 36.
* Vgl. L. Beiaisch, Das zalwort vier und neon, p. 9, §. 6.
]
I
in der endung des genetivs der merzal im Bischari auf -ya,
(Bil. -ä aus ya = Amh. f-), wie: ayA-ya der bände, gawi-y
der Häuser, henin-a der augenbrauen, n.
f) In vcrscliidenen verbalendungcn, wie: tdm-a iss! tam^
rffi, him-ta, tdm-ya ich ass, du assest, er ass, u. 8. w. In der
merzal der oben angefllrten fillle ist a aus einem frühem ä hct
vorgegangen.
81) In allen sonstigen Stellungen ist das a weniger offen^
und neigt mer zur ausspräche %-on «, geht sogar häufig auch
zu e über, z. b. barak, auch bar&k und berüJc du, kardy, kardji
und keräy = Ti. )l^^. i hyänc, u. s. w. Fällt der accent auf ein'
solches aus a hervorgegangenes e, so erscheint es häufig als t,.^^
z. b. dingar und ddngar ebene, fläche; kerinU (aus kerdmte, k^jj^^
8) - G. hiCJT*^» regenzeit; mänga und minga ^ Lsai-i wüste;
a und ninithi, minka {&\y& m4nka) = Ti. 6. 0i>7})i löfi"el;,
«n^r&a = Ti. o«>Cfl'1"« räche; mfrÄai = i..-Jj-i schiff; rlya = Ü.jj
mülstein; terig = A. SO,^^t mond, monat, u. s. w.
82) In unmittelbarer Stellung nach w wird n zufolge der'
irifesprache des v: wie englisches «■ meist zu d verdumpft, wie:
toä (seltener wo) und, tt'dfciZ der anwalt, wSkte zeit, irdr anzünden^
icära arbeit fs. §. 62), u. s. w. Aus demselben gründe wird
auch das a nach einem w-haltigen guttural häufig wie A ge-
sprochen, z. b. küAk und sogar kAk neben ArtiaÄ beherbergen,
AnW/, käl und A-wn^ hauen, küAläy, hMAy und knaldy stock,
küSrküAr, kärkdr und kädrküar schlänge, fcöJr^m, kdrdvi und
küarnm kuss, u. s. w. Ebenso wird häufig einem M-haltigen
guttural vorangehendes a zu ä verdumpft, wie: tuAgiir und^|
aiiagür sechs, häku und bAk neben bdkii so, d&güa und ddgüa^^,
Spion (s. §. 46). Diese Verdampfung kann auch noch stattfinden,
wenn zwischen dem a und dem tt-haltigen guttural der nasal n
»Bteht, wie: ängüa und dngüa dumpalme, änküa und dnki
höcker, Anküdna und anküdna herr, u. s. w. NachfolgendcB
« wirkt auch sonst bisweilen auf a verdumpfend ein, wie: a\
hAriy neben ambnroy lippe, bAlol, bAlnl und balöl flamme, mi
»eänko und matdnkö harfe u. a.; ebenso nachfolgende labial
«. b. (£2&6a = iJJo holzrigel; däme = 6. Ty. A"17» nord; ^Äi
und ildmbn feines brod; hAmmAr, hummür = Ti. r|i*7C' matte
[^zelt der Beduinen, u. s. w.
SiunDpbor. d. |ibil.-klit. Cl. CUTni Bd. 7. Abb.
50
TD. lMu<l«s(: B«iaU«li.
83) Wie schon aus §. 80 ersichtlich wnrde, ist a in vUen
fallen aus ä verkllrzt worden. Grammatisch kommt ä nur mer
vor im nominativ des pluralen artikels ä die, und des demon-
strativs an diese, ferner in den persönlichen fllrwörtem hardk
fem. batak ir, barä* fem. batog sie (plur.) und den entsprechenden
possessivsuffixen; im verb in der zweiten und dritten persoo
pluralis des perfects bei den denominativen verben, wie: täm-tOna
ir asset, tdm-yäua sie assen, dann in der negation auf 6a- ; femer
in der nominalbildung, wie: abnb Verachtung, ibäb reise, </{bnb
floh u. a. (wovon spÄter die rede sein wird), dann nach »rt des
Aethiopischen und der Agausprachen in der Stellung vor laryn-
galen, wie: bA'no asgeier, faid laclien, flA' entjungfern; /ahme
(Ar. ^) verstand, gaddh (Ar. ^ji) schlisse!, mäh erschrecken,'
n. s. w.
B) Der vocal e.
84) Die vocale e und t werden im Bedauye meist schärfer
und bestimmter, als in den übrigen kuscliitischen idiomen in
der ausspräche von einander unterschiden. Im anlaut kommt e
Jiur prosthetisch vor, wie: ergäne {für ragaiie) schaf, entüngäli
{ßir melüngüli) malstein, u. s. w. Der quantität nach erweist
aioh « leichter als t, was man aas der tatsache ersehen kann,
daw 4 häufig als abscliwächung von r zu erkennen ist (s. §. 86),
fwmt daraus dass der accent auf keinem 6 stehen kann, ausser
Han dasselbe durch position verstärkt ist, sonst ronss dafür S
liMtrntrn oder es gelit e zu i über, z. b. ctenne er bleibt, etni
«idnr l>*t«j er blib, efi er ist, iß er war, u. s. w. (s. §. 105).
8ft) Wo e im anlaut nidit prosthetisch auftritt, ist es stets
iIh' "«• ••i«ter silbe mit abgefallenem anlautenden consonanten,
>«^ Bil. qadad teilen; iga hirt, zu G. ID4>f > ^} ge-
hOi •^- fkßP* rauch (das lange «wegen des accentes,
Ti. G. •^Ä.7' eisen; ciice (fiir er»e, her$e) = G.
.^^ ..>r*», bauch, u. a., sowie im pronominslpriifix der
tj^^^i^ ijMCMMi in verbum, aus früherem ye-, ya, wie e-bäden
^«^^ <m|L, kim-j/a er ass, u. s. w. Bei dieser gelogenheit
^ \an daran erinnert werden, dass sÄmmtliche cha-
;btKh don semitischen) ursprUngUch im an»
Swinntilr der ütbiopiscben nprache, a. 71, §. 46.
Die Badaiire-Spraclie in Nordost- Afrik». IL 51
laut von Wörtern keinen vocal kennen und wo solche in jetziger
spräche auftreten, dieselben nur die reste eines früher conso-
nantisch anlautenden sillabars sind; vgl. auch §. 8. 11. 51 ff.
86) Das e erscheint nicht selten als schwftchung von i,
z. b. ende neben ^ndi, aber im object noch stets endit eisen;
ergdne neben ergdni, aber im object erganib schaf; lue und Uli,
im object Mit äuge; dhguel neben dfigüil oren, aber im Singular
aiigäil or; b^rka =-= Üjj teich; debdk = ^^l quecksilber; der im
^ f^ herde; heddm = f\ja^ leibbinde; helal =■ J^ haamadel;
herdu = ^j^yi^ ring; kerinte = Ty. |l<jy""|;» die periodische
regenzeit; lejäm = ^liJ zügel; hmün = ^;,>i-J limonie, u. s. w.
87) Auch erweist sich e als schwächungsvocal von a (zu-
nächst über a), z. b. ^nde neben regelmässigem dnda mutter;
berük fem. bet&k neben baritk und barük fem. batük, batük du;
berüg fem. betüs neben barüs, batis, bar&s. batüs er, sie; keräy
und karäy hyäne (s. §. 81). Sogar ä kann zu e werden; z. b. der
und dar (aus dar = A. ^<Ji G. f,thi,*) Verstössen die frau;
dwcir = ^'^ nachbarschaft; kalib ^ Ti. hA"!!' ^^^ hA*!!'
hofraum; kiferi (neben kifiri) =-= ^\i beide. Das lange i für e
ist hier nur durch den accent bedingt (s. §. 105), was man
deutlich aus ü-kferi (für ü-k^re) der beide, ersehen kann, da
langes S nicht ausgestossen werden könnte. Derselbe fall ligt
vor in amer für ma'er = ^lÜ hole.
88) In der Umgebung von to wird e za u verdumpft, wie:
wun (neben wen und häufiger «nn) gross; um'äga (für we'äga)
cercopithecus griseo- viridis D. ; nuwiü (neben neweü) taub, n. s. w.
Dieselbe trUbung tritt auch häufig vor labialen überhaupt ein,
z. b. ümero = Bil. emdnä einst, jemals; dübba =f Ti. Jtfll*»
hügel; duniära neben dem'ära gold; htmidr = Ti. A^^l**
adansonia digitata, u. s. w.; auch wird durch folgendes ü voran-
gehendes e zu u getrübt, wie gulM neben gelfil dumm; urbin
neben erbün, irbün mais, u. a. (vgl. §. 82). Ueber den ginfj^^^
t*-haltiger gutturale auf vorangehendes e vgl. §. 46, c.
89) Das S kommt ausserdem dass es als denung von •
auftritt (s. §. 87 und 105), auch noch vor als contraction fbr
ay; z. b. bSn (aus ba-in) jener,* bst (ans 5o-tn-<) jene; hs und
fi neben hay und fay sein, esse; arS = G. "J^f « wollen; hima
' Vgl. Eu. mi dieaer, toA^nä jener, Nab. Im diaMT, «in (ßat.mmtld j«nar.
TTI. AhhuAlnsg : Boisiiok.
= G. -iltflol-i i^ uelt; hit = kJli. maner; ker = ^ (G.
•^C« Ti. h,C«) g«t, schön; fite* = »jJU G- «^^Ä* » tisch; «e
(aus «ay, satcy = G. ft*?'> i vgl. §. 30 und 69) leber, u. a.
C) Der vocal i.
90) Das i wie i ist vilfacb aus einem y hervorgegangen,'
80 im genetivischen -t, das mit A. f- im zusammenhange steht,
femer im femininum beim verb, z. b. tdm-t iss du (fem.), zu-
nllchst aus y und dieses aus t erweicht. So auch hie und da
in der Wortbildung, z. b. ibdb (aus yhäb, yibnh) ^- *-->^* reise;
{wa (aus yeiwa) = ci>I« durstig; afi ^ Ti. Od.V* gesund sein;
H' und »r "= ^ti) (med. y) alt werden, ii. a. Ueber den lant-
übergang von o zu i s. §. 81 und über i für e s. §. 84.
91) Grammatisch wechselt i auch mit ö, ö ab, vgl. z. b.
anb&r plnr. dnbir und dnber flilgel, a»ül plur. a»rt wunde, banün
plur. 6enm augenbrauen^ Aüwi plur. Am gehim, ngül plur. ngil
faden,* rid = Sa. 'Af. rüd, A. ^.Ifi reis, tirmän = Ti. •^C*?'}'
querbalken. Auch erscheint j fUr kurzes i/; z. b. dinya =
Uii weit, Ztiän = ^jjVJ Weihrauch, u. a.
92) Das lange t steht häufig Air « aus ay\ so in der vocativ-
endnng -» neben -e und -ay ol Ebenso im Wortschatz, wie: atn
tmd dwi = Ti. G. ghff»* morgen- oder abendröte; ima und
imo (aus aymn) ^ Ti. +f^J'"' siifUhcrbst, winter (November
bis März); hü = Jii. Ti. ü. -^^A « starke; io^ (aus Zaj«,
lagay, lagad zu Ti. G. ilfL* reisen, gehörig) weg; mehi und
viehdy drei;*»irf stid -= j^-JU» adscensio, Oberegypten und Nubien;
ebenso^kurzes i in engi — Bil. anqny mitte; »itan oder ilfan
= ^^üJ-- Ti. AiA)? » G. ^^f^l^'i I teufel. Dessgleichen steht \
für d in: küiküay — Sa. Af. kakö, G. l\%^« rabe; fcaZif und taii/
= G. di^V • nacken ; mehin = ^jV^ ort, u. a.
' Vgl. Hucb A. Dillmann, Grammatik der Hthiopiachen gpniclie, s. SO.
* In dkwon beispilen steht i eigentlich fUr e wegen de« accentea, 8. §. 106
und 117,6. S« steht anili Uh IS fUr e nach §. 87 und 105) = Sa. 'Af.
M, Ti. fi^th • ^- tiOhih I ^p balken, hrett. Auch wird der artikel
•, 0 fMD. tu, lö hXiitig 7.n e f;okfirct. e-ffoü fllr ü- und ö-gad daa hana,
hhtMU fttr tu- und tö-takdt die frau; B. §,113.
D) Der vocaI o.
93) Kurzes o und u kommen in sämmtliehen kuschitischen
wie äthiopischen sprachen nur bei den u^haltigen gutturalen
oder in der Umgebung von labialen als trübungslaute von o und
« vor (vgl. §. 45 und 82). Das Be<}auye hat ausserdem noch
die kuschitischen nominalendungen auf -ö und -m (zunächst aus
-a». hervorgegangen) fast ausnamslos zu -o und -u abgeschwächt,
wie: ddaro rot, ddbalo klein, ümero früher, endhiro hun u. s. w.
DasB hier der auslautende vocal in der tat ein kurzer ist, kann
man schon aus der Stellung des accentes bei dreisilbigen Wörtern
ersehen.
94) Langes ö erweist sich ausser im artikel der objects-
form und der innerradicaligen norainalbildung fast immer als con-
traction aus aü, atv; wie: ör, ür aus nirr Ga. awäla, Ti. «f»»fl^ i
G- 4*fl<! • j^ begraben; bök aus ba\ha\uk = G. dfhVf*' bock;
dö' (aus dato') = ^ii> A. G. mfl'f' ' ankleben ; dola = ÄJ^i amt,
regierung; hö = Bil. hau, Ti. ghOhf gebeil; jöhar ^yi^ perle;
höd -^ ^>»- teich, see; nora = »jy kalk, u. a. Ebenso kommt
ö auch als contraction aus an, al vor; vgl. z. b. kös liorn, zan,
und Sa. gdiä plur. göz, 'Af. gdysä (aus garmä oder gaUä) und A.
^'}f^* id.; kosa messer, und J»^ »j*}^ ü-*** schneiden.
E) Der vocal u.
95) Das M ist aus ö gekürzt; vgl. z. b. dür = Ti. |I<J« Ty.
tflD^i besuchen; ^äi« == Sa. 'Af. </d6, >_»y-w schild; hü» neben
k6»a messer; hubi und hübi herbst, zunächst aus höbi = halbi
vgl. t_Ju^ id.; güd (und verkürzt ^««i, güed) vil, zunächst aus
^ck^, gald, vgl. jJs accumulavit; 2üZ (aus löl, laül) strick, G.
Aa>Ai Ti. tfti* winden, binden, u. a. Aus ü ist dann bisweilen
u gekürzt, wie: endirhu, auch eudirhe neben dndhiro (aus nwi-
dirhö), Ti. Ä'CII'' bun, henne, hdmu haar n. a. Die gewön-
liebste kUrzung von ü ist e (oder i, wenn der accent auf « zn
stehen kommt), s. §. 91; sonst kommt ü nur noch bei den u-
haltigen gutturallauten (s. §. 45) oder als trübungslaut für e in
der Umgebung von labialen vor (s. §. 88); über den denungs-
vocal >7 aus u s. §. 96, c.
u
VU. Abhudlnng: Ralaiteb.
F) Denung der vocale.
9ß) Zum schluss der betraclitung über die vocaJc mfl
noch erwilnt werden, dass im Bodaaye in bestimmten fallen de
vocal gedcnt wird. Dies gescliieht:
a) Vor allen an einen kurzen vocal antretenden soffixen,
worauf schon Almkvist p. 48, §. 24 hingewisen hat. Hierin
unterscheidet sich das Bedauye von den übrigen kuschitischcn
und auch äthiopischen sprachen, da in diesen vor sufEixen in
der regel der lange vocal gekürzt wird.'
b) Wenn auf ein kurzes e der accent zu stehen kommt;
vgl. hierüber §. 84 und 105.
c) Um ein folgendes teschdid zu ersetzen; vgl. z. b. bädo
furche, und G. <£.HIf' öffnen, spalten; blr = Ti. fl^i fliegen;
be»a und bisiia = ,J-i katze; ^n» = ^ ausfüllen; fär und
fafar = Ti. rt<I ' springen, hüpfen ; för — ti fliehen ; ffiib (Bi-
schari) neben giibb, gibb (Beni Araer) ^ äIä maus ; häd = jJk
donner; hida = 8a. siddd, 'Af. Uddd gesellschaft; häk di = Ti.
Uh'flA' c' ^^^^ räuspern; käf = ,_ii. singen; Üb = Ti. G.
A-fli magen; müd = jJ» mass, scheffel; rtd (Sa. 'Af. rüd, A.
{•Ifi) = 3J reis; aem = ^ gift. Das umgekerte Verhältnis«
findet statt in Bed. dille gegenüber Bil. dirä adansonia digitata.
— Ueber den vocalschwund ist den von Almkvist gemacliten au»-
fürungen (p. 4liff.) nichts wesentliches beizufügen.
5) Der accent.
97) Da ich in diesem abschnitt vilfach von meinem hoch-
verdienten Vorgänger Almkvist abweiche, so muss es spätem
forschem überlassen bleiben zu entscheiden, wer von uns beiden
in den von einander divergireuden fHUen die richtige lieobachtung
gemacht hat. Ich anerkenne gerne, dass bei der grossen ge-
wissenhaftigkeit, mit welcher Almkvist in allen seinen Unter-
suchungen vorgegangen ist, derselbe gewiss auch in der accent-
frage des Bedauye ebenso genau wie in den übrigen partien
beobachtet haben wird. Dazu kommt, dass Almkvist durch
' Vjfl. BiUnspr«che §. 167, Cluiininrprucho §. 211, Quanuprsche §. 121 ; Dill-
mutn, ätkiopUche spräche §. 36.
Di« ll«d»]r<-Spnolie in Kordut-lfrika. II.
u
mer monate, als ich durch wochen hindurch mit dem Bedauye
sich beschäftigen konnte. Ungeachtet dieser gewichtigen tat-
sachen bleibt mir, wenn ich nicht gegen das geftil der warhaftig-
keit Verstössen sollte, nichts übrig, als aus meinen eigenen auf-
zeichnungen diejenigen resuitate zusammen zu stellen, welche
, »ich eben aus denselben ableiten lassen. Die beiderseitige
diflFerenz in unsem accentbczeichnungen mag aber wol villeicht
daraus erklärt werden, dass Almkvist seine aufzeichnungen bei
I den nördlichen Bisehari machte, ich aber fast ausschliesslich mit
den südlichen stammen der Ilalenga, Hadendäwa und Beni-Amer
arbeitete, und ich habe selbst einige male beobachtet, dass meine
Bisehari besonders arabische lehnwörter genau so accentuirten,
wie die Araber und also darin von den südliehen stammen ab-
weichen, die ganz nach kuschitischer weise betonen.
98) In meinen Schriften finde ich nun vilfach ein und das-
selbe wort in der gleichen grammatischen Stellung verschiden
betont, was daher kommt, dass die Bedscha gleich den übrigen
knschitischen vülkem im allgemeinen die stimme nur wenig
moduliren und vilnier die silben eines Wortes eine nach der
andern in faat gleichmässigein tempo hervorbringen. Es er-
fordert hiernach schon eine beträchthche auftnerksamkeit und
■ Hbung, die eigentliche tonsilbe eines Wortes herauszufinden, be-
sonders dann, wenn man gesprochene Sätze rasch nachschreibea
will, und nun nicht immer zeit genug bleibt, auf die »eeettt
jedesmal die gebürende rücksicht zu nemen.' Im
kann man nun betreff des accentcs im Bedauye folgende I
regeln aufstellen:
99) Der accent steht nur auf einer der drei letatm i
eines wortes, z. b. asül wunde, embarny lippe, m^kti a
safare mist, ia<li4 rinde, tiffo gespei; amA»u ick itetu ^
er vergass, hamiti traurig, hübi regenzeit, IMH. 4
schnupfen, kiiya sklavc, reboba nackt; ibäUemmi
lani axt, beil, iiieiiälaga geld, tüketta Vnltthid
tdmuga links, u. s. w.
> Die an manchen ■tollen in meinwn
conaeqnenx in der accentsctxnng erUifl
ge^^benen gründe, indem ich es für mm
iu Europa une beiiieiu eines nln|^n>w i» .
können, eigenmHchlig Kudenutgea ■ aa^H
Vn. Abkmnlliing: Kainiseh.
100) Der ton ruht auf derjenigen silbe, deren vocal &n
quantität die vocale der übrigen silben eines Wortes Uberwigt;
also z. b. abaldy ccrcopilhecus griseo- viridis, adäma mabieit,
ibabkena reisender, u. s. w.
101) Der vocal einer geschlossenen silbe uberwigt hin-
sichtlich des accentes den vocal einer oflFenen silbe, wenn diese
vocale von gleicher quantität sind; z. b. andb eiter, ardr blei,
t«n flusspferd, da/win. riemen, ÄaZi/nacken, Arfi*/ri rürstock, U-». w.
102) Der vocal einer doppeltgeschlossenen silbe Uberwigt
den einer einfach geschlossenen; z. b. dnkar rächen, ddngar
ebene, häinmut kichererbsen, hükül beutel, kdtikar sessel, ker-
kab holzschuh, u. s. w.
103) Der accent geht soweit gegen den wortanfang «u-
rtlck, als es die letzte silbe gestattet; daher kann auf der dritt-
letzten silbe der aecent nur dann zu stehen kommen, wenn der
vocal der letzten silbe des Wortes kurz und auch nicht durch
Position verstÄrkt ist; z. b. abdbena in Verachtung stehend, <?«-
dera cordia abossinica, gddaba traurig, gdnane zeltpäock, hdnia4a
knecht, küdlani axt, kinkeli nacken, inetünyüli malstein, tdn'ah
Skorpion, tdnkaro spinne, u. s. w. Wie aus diesen beispilen zu
ersehen ist, lauten alle Wörter, welche proparoxjtona sind, auf
einen vocal und zwar auf einen kurzen vocal aus, denn würde
die letzte silbe auf einen langen vocal endigen, so konnte der
accent nicht mer auf der drittletzten silbe stehen (vgl. endhiro
hun, endhlröyii mein hun, u. s. w.), ebenso wenig, wenn die
endsilbe durch einen consonanten geschlossen wUre (s. §. IUI).
Daher werden die eben angeftlrten proparoxytona in der objects-
forni zu oxytona, als: abäbenab, enderäb, gadabab, giuanib, u. s. w.
Doch behult in diesem falle die ursprünglich mit dem hauptaceent
versehene stanmisilbe einen halben oder nebenaccent, daher man
auch wol schreiben könnte: abäbenäb, enJerab, u. s. w. Dagegea
accentuirt Almkvist: abäbenüb, Enderäb, u. s. w., nach meinen
gehörserfarungen feierhaft. Ferner steht der accent auf ante-
penultima, wenn auch der vocal der vorletzten silbe lang, dabei
aber der der letzten sUbe kurz ist; z. b. ndmhini wo? adüm-
yäna sie redeten, ibäbyäna sie reisten, u. s. w.
104) Auf der vorletzten silbe ruht der accent, wenn der
vocal derselben die vocale der übrigen silben an quantität Uber-
wigt, und zwar:
Die B«d»a]r*-SP'Mli* in H«rd««(-AfHka. n.
67
a^ entweder durch natur; z. b. adütna malzeit, amdsu ich
hörte, ebdden er vergass, bernre mäne, dagena herd, deldla zäun,
gerdhi wüstenweg, güradi krummsälml, kantübe ntthnadel, kerdri
Vorhang, külila sehnnpCeii, rehöba nackt, u. s. w. Ebenso bei
zweisilbigen würtem, wie: bddo furche, din<^ bine, hivia zeit,
hübi regenzeit, u. s. w.; ebenso: bdbü mein vater, mikü mein
esel (nach §. 103).
b) oder durch position, wie: eiidirho (oder 4ndhird) hun,
baliinda teer, kerinte regenzeit, lalünko äffe, u. s. w. Ebenso bei
zweisilbigen Wörtern, z. b. e«»e bauch, bd«ki fastenzeit, dübba
hilgel, derkCia Schildkröte, fdria matte, gii-ma köpf, küya sklave,
n. 3. w., ebenso nach §. 102: ddngar ebene, hükul beutel, kdnkar
sessel^ kerkab holzschuh, u. s. w.
105) Auf einem kurzen e kann der accent nur dann stehen,
wenn dasselbe durch position verstärkt ist, wie: endhiro hun,
^uli eisen, etse bauch, ke.rkab holzschuh, u. s. w.; vgl. auch
billed gegenüber jJLi staUt, it*»(» gegenüber LiJ wölke. Sonst
aber wird « in folge des accentes gedent, wie: bi$a oder 6Ä»»a,
bltta (Ar. J«J) katze; behel (Ti. G. HUA 0 wort, rede; beher
(Ti. G. fl/hC« j^) fluss; akir (Ti. h'M'* ^'O «las jenseits;
jemid regenwasser (Ar. j^ä. nix, glacies); kalüb (Ti. hA*!!*)
hofraum; i-fi ich bin; efo (Ti. G. ^^^ i) hausflur; fga liirt
(Sa. waqay, G. ID^f f bewachen, hüten); ega rauch, aber 6gd-
9^a er machte rauch; ila (Ti. ö^^-n» s- §- 74) heu; difa
türe (Ar. Üä. clausit portam); ^eiöa (Ga. daqüe, Qu. da^üd)
thon, lern; gedi (Sa. gada, Bil. gai, Ti. G. ^f^^) gesiebt; Uma
(Ti. hfii'^» 8. §. 7G) krokodil; retJ, röio (Ar. Li^) geld; ««/a
(Ti. >i1-'fl« A.>,'^n-1-i 8. a. §. 76) nabel, vgl. tü-tfa der nabol
u. 8. w. — oder es wird in solchem falle das e zu i gefhrbt,
wie: giba (Ti. ^•"flO^*«) finger; kina herr {6gav>-i klna des
bauses herr), aber im engem anschluss an das vorangehende
nomen : keiui , wie : sür-kena erstgeborner, «i'-kena volljärig,
u. a. Dann: kerint« iTi. h<19°1*«) regenzeit; kiiya sklave,
aber im objectscasus keiyäb, und ktiyayü mein sklave; ta-
min zehn, aber tdmiia, t-dntena zehnter; dibedi neben tibade
(Ar. jUj) moschus; derim (j|)-ö) plur. dfrma herde; kawl^
plor. kdweda peitsche; iikena und iekena (Ty. JfhV) trink-
scliale, accus, iekendb, u. s. w. In selteneren fallen steht hier a
fUr e ^8. §. 107, note 3).
n
Vn AkliMilliiaK: Rclnlsek.
106) Aaf ultima rabt dem obigen entsprechend der ton,
wenn der vocal der letzten silbe die vocale der übrigen wort-
silbcn überwigt, und zwar:
a) durch seine natur, wie: an^are bettgestell, areuj« tama-
rindenbaam, ihf, zicklein, gehe klippsehiiefer, lali falke, safari
mist, lagi weg, ano schaf, htyö gatte, lolA flaschenkllrbis, u. s. w
b) oder durch positiün, wie: andh eiter, gaddvi wurzeJ,
kalif nacken, kawi4 peitsche, tt^Uk geschrei, u. s. w. Um so
mer natürlich dann, wenn die letzte silbe lang und noch dazu
geschlossen ist, z. b. abalay cercopithecus gr.-v. D., ndangnläy
eidechse, amhilhöy trompete, asül wunde, banitn augenbraue.
hanoid nacht, küeUl armband, rugüäi totenopfer, iatU4 rinde,
u. s. w.; ebenso: hähük dein vater, mikük dein esel (nach §. 101).
107) Lehnwörter von der form ,_)ii. welche im vulgär-
arabischen one nunation gesprochen werden, mtlssen im Be-
danye der ausspräche wegen, da kein wort auf einen doppel-
consonanten auslauten kann, zwischen die beiden endconsonanten
einen vocal einschieben, welcher dann nach §.101 den accent
bekommt; z. b. derd'^ = ^jj samen; bagdl = J^ Ti. fl^A'
maultier; hahdr auch behir (§. 105) — j3b6 fluss; nehdl = ,_^ä>
palme, * u. s. w. Wo in dieser zweiten silbe kurzes c za er-
warten wäre, steht nach §. 105 wegen des accentes langes e
oder auch t, wie: diri' = ^y Ti. G. Ä'Cd' panzer; sehir =
^iw Zauber;* atir = j^ nachmittag; bikir = t^ Jungfrau;
fejir = ßpjt der morgen; harib = Ti. rhC'fl' *^>^ wasser-
schlauch; küfil = ,J^ schloss, rigel; »idlg = i5j^ warheit,
U. 8. w. Zum vocal m in dehiir, dvhur = _JJ» mittag, etnhnr
neben mekir, emhir = j^ junges pferd, 8. §. 45, a. Tritt an
diese formen die pluralendung -a an, so ftlllt jener eingeschobene
vocal der letzten silbe meist aus und der accent rückt nun da
das wort auf einen kurzen vocal auslautet, gegen den anfang
des Wortes zurück, z. b. bagdl (jiS) plur. hdgla maultier; bnhdr
und baher plur. bdhra, bdhara das niccr; luhdl (.Jaaj) plur.
' Seltener ancb dira, weg>en i nach abfall des hamzeh s. g. 106.
* Ueber das a in der zweiten silbe vgl. §. 80, b.
• In Barka erscheint hierfür bisweilen ein «, wie: drrüh == « ,,i pfad,
■weg; engerü), aus ■_ v -- abend (s. §. 72); eiuAerä* and emlteri» der iischer-
baum, u. a.
Die Bedaaye-Spnche in Nonlort-Afirikk. 11. 59
nahla, ndhala palme;* derdb («»_iji) plur. ddrba, dirba weg;
derim plnr. dirma herde; harih plur. hdrba wasserschlanch, ti. s. w.
108) Ein langer vocal überwigt einen kurzen, wenn auch
durch Position verstärkten, z. b. entär (nicht intär nach A.)
teller, irbün mais, ieltät fetzen, lumpen, tirmdn querbalken,
minSär säge, aber plur. minSär nach §. 102; ebenso: anbür
(nicht dnbür nach A.) äUgel, aber plur. dnber.
109) Diese hier aufgefllrten regeln bezüglich des accentes
gelten für alle redeteile, nomina wie verba u. s. w., und es
bleibt der accent auf der ursprunglichen tonsilbe bei der flexion
so lange stehen, als es die oben entwickelten gesetze gestatten.
So bildet z. b. amdn (verktlrzt aus ^2,U^ oder vielmer aus j^jU^l)
glaube, ein denom. verb aman (nicht dman, A.), imp. dmana! weil
alle drei vocale der quantität nach gleich sind und die letzte
silbe eine offene ist (§. 103); perf. aman^dn (§. 106, b) ich glaubte,
amdn-ta (§. 104, b) du glaubtest, amdn-ya er glaubte, wü-amanäy
(§. 106, b) der gläubige.
Formenlere.
L Das nomen.
1) Das geschlecht.
110) Das Bedauye unterscheidet am nennwort ein männ-
liches und ein weibliches geschlecht, wenn auch (ausser in
einem einzigen bisher bekannten faUe: tak-dt frau, gegenüber
tak mann) äusserllch in der form des nomens selbst das ge-
schlecht durch kein specielles merkmal gekennzeichnet ist. Die
Unterscheidung der beiden geschlechter ist ursprünglich gewiss
vom sexus ausgegangen; da aber im Bedauje (wie in den ge-
sammten chamitisch-semitischen sprachen) kein nomen generiB
neutrius ist, sondern alle substantiva entweder masculini oder
feminin! generis sind, so drückt im gegenwärtigen Stadium der
' Vor Uiyngalen wiid a oft gedent, yg\. %. 83; aach wird iwiaohen luyii-
galen nnd einem folgenden eon«on«nten UUifig ein a eingvaehoben, wie
dies aacb im Aethiopiachen nnd in den Agaoipnchen gesehielit
60
TD. Abbaadlmif : Beintseh.
spräche das masculinam neben dem sexos auch grOese, ansei
and energie, das femininum aber zumeist kleinheit, schwäche
und Passivität aus. So ist z. b. ia die kub, mascvdini generis,
weil sie bekanntlich in diesen ländern die hauptstütze des gre-
sammten hauswesens ist, dagegen ia das äeiscJi, ein femininam,
da es gegenüber ia der kuh, von minderem belange ist Er-
kannt wird das geschleclit der nennwörter 1) durch den vor-
gesetzten bestimmten artikel, 2) durch die geschlechtlich unter-
schidenen casussuftixe, und 3 1 durch die form des prttdicates. Das
natUrhche geschlecht wird ausserdem namentlich bei gattungs-
namen von tieren nicht selten durch den beisatz rdba männlich,
und kita weiblich, näher bestimmt; z. b. kärkär rdba eine männ-
liche schlänge, kärkilr käa eine weibliche schlänge.
2) Der artikel.
111) Da dieser redeteil eine so hervorragende roUe am
nennwort spilt, so lasse ich die formen desselben zunächst hier
folgen. Das Bedauye besitzt nur einen bestimmten, aber keinen
unbestimmten artikel, statt dessen (wie im vulgären arabisch
das j^y) bisweilen die zalbezeichnung (üt eins, efigäl gebraucht
wird; z. b. dne mek rehdn oder dne eügäl mek rehdn ich sah
einen esel.
112) Die formen des bestimmten, seinem nomen stets prä-
figirten artikels sind folgende:
Singular
plural
fem.
maac. feoi.
nominat. wü, n der, tu die yä, ä tä die
object loö, ö den, tO die ye [yi\, ö [i] ti [te\ die.
Vor vocalen und laryngalen werden die volleren formen
«>ft, w5, yä, ye, vor consonanten die ktlrzeren ü, ö, /?, e gebraucht,
z. b. wü-'db das zicklein, wü-'6r der knabe, wü-hdbbas der ring,
plar. ySrdba die zicklein, a. b. w., dagegen: ü-tdk der mann,
ö-mik den esel, ä-mdk die esel, accus, e-mdk, u. s. w.
113) Die angegebenen formen des artikels findet man im
gebrauch, wenn jemand in getragener rede spricht und jedes
Wort klar und deutlich hervorheben will. In lässiger rede und
gewünhchen erzälungeu kommen aber verkllrzte artikelformen
<«-.
zum Vorschein, die wir hier kurz verzeichnen wollen. Zunächst
kann man, worauf schon Almkvist (1. c. p. 64, §. 55) aufmerksam
gemacht hat, zu nnzUlig-en malen beobachten, dass das Bedauye
auch schon recht häufig im nominativ die objectsformen des
artikels anwendet, also teO, ö fem. tö, plur. ye, e fem. tg flir ipfl,
«, u. s. w.; z. b. tf^-hdd'a (für tcü-hd^a) iya der schieb ist ge-
kommen. 0-bagdl (für ü-laydl) anibu das mauitier gehört mir.
yl-'dr (für yä-'dr) ddbyän die knaben liefen, i-bdgala (fllr a-bd-
gald) aniha die maultiere sind mein, tö-dingar (fiir fü-dingar)
WKfitu die ebene ist gross, te-'dr (filr tä-'ar) daürita die mädchen
sind schön. Eine weitere abschwächung besteht darin, dass
die langen vocäIc des artikels gekflrzt werden, also wo, o fem.
to plur. ye, e (auch yi, i) fem. te (auch ti) für usö, 0 fem. tö
u. s. w. Der letzte schritt der abschwächung, der in der Um-
gangssprache vollzogen ist, besteht darin, dass der vocal o zu «
gekilrzt wird, so dass man hiernach fttr die gewönhche con-
versationssprachc nur folgende zwei artikelformen verwendet,
uemhch fUr nominativ und accusativ sing. u. plur. e fem. tc; z. b.
e-d(rfin uamni der Schafbock blockt, plur. e-dlrfina wawen
te-dlrfin waütini dsis schaf blockt, „ U-dirfina wau:in
u. 8. w.
Dieses t« wird vor vocnlen und laryngalcn meist sogar
t verkürzt, wie: t-dba der fluss, t-ibra die nadel, t-ambilhdy
die trompete, Wtmma das volk, i-hdmo das haar, t-hdngant die
ameise, t-hdwa die girbe, der schlauch, u. s. w.
Anmerkung. Almkvist (1. c. p. 64, §. 54) bemerkt aus-
drücklich, dass der bestimmte artikel den wortaccent erhalte.
Diese regel wird fllr die spräche der Bischari und Ababde ire
richtigkeit haben, aber bei den südliclien slilnmicn kann ich
aus meiner erfarung nur constatiren, dass der artikel, welcher
mit dem nennwort häufig zu einem lautkörper zusammenwächst,
bloss dann den accent erhält, wenn er an quantität das über-
gewicht Ober den vocal des nennwortes besitzt, z. b. ü-mik der
esel, aber d-vulk die esel (vgl. §. 101 und 108). Doch bemerkte
ich bei den südlichen stJinimen, dass auch in diesem angegebenen
falle der ton gewönlich auf das nennwort gelegt wird, also ü-tdk
der mann, a-mdk die eseln, u. s. w. In getragener rede werden
aber beide teile gleichmässig betont, z. b. ü-tdk der mann, rüü-'db
das Zicklein, u. s. w.
^^^^^62^
VII. Abhwaian« : Brinitck.
3) Die zal.
^
^^H 114)
Das Bodanye unterscheidet gleich allen knschitischen
^^^^P sprachen
einen singular und einen plural.
Der letztere wird
^^^V stets aas
dem singularstamm
gebildet und
ist entweder ein ■
^^^^k nasserer, wie mehin plar. rnnhin-a ort, oder ein
innerer, wie: mik ■
^^^^H plur. mak esel u. s. w.
1
^^B
Der nassere plural wi
rd bei den meisten consonantisch 1
^^^^H anslautendcn nennwOrtern p^ebildot durch an
ftigung der plural-
^^^^H endang -a
* an den singularstamm ; z. b.
^^^^B adif plar.
dijef-a rinde
hatcil plur
. hdüla jar
^^^^H addl
ddal-a scliildgriff
kuHn „
kiiin-n rilrstock
^^H
a4in-a teig
kawirf „
kdwe4-a peitsche
^^^1
isin-a flusspferd
lül
lüla faden
^^H ^fi«-
bür-a land
lölii
l6U-a katze
^^H
btt-a geier
him
Idm-a makeit
^^^H
ddgl-a mastbaum
lüm „
lüm-a anus
^^^H „
ddngar-a ebene
mid „
mid-a penis
^^^^H derab
därb-a weg'
mild „
müd-a mass ^^H
^^^^H derlm
dirm-a herde*
vifhil „
mfhel-a arzen^^^H
^^^^M gaddh
gddh-a sehüssel*
wiSA „
vi6k-a hals 1
^^H
gtllh-a antil. agazen *
rn^'id „
rdgnd-a fuss 1
^^^1
gdlama griffel
.?a' „
Sä'-a kuh 1
^^^^H
kdrb-a schlauch'
Sera- ^
Hr-a segel 1
^^^^^H
haris-a nasliorn
terig ^
tlrg-a raonat* 1
^^H 116)
Die auf den halbvocal tr and v auslautenden nenn- 1
^^^^H Wörter bilden ebenfalls häufig
den plural ir
der angegebenen
^^^^1
.
^^^^H aräw (aräü) plar. draw-a freand
e/»6arö^ plur
.embaröy-a lippe
^^^^H buic (bü)
„ &iiM:-o Sperber
hdlbati „
halbdty-a schlauch
^^^^H gaw (gaü)
„ gd\c-a haus
küdlani „
küahiny-a axt
^^^^M kaw (kaü)
„ faiioaperlhun
limi „
lämy-a finger
^^^^^M maldw('maldu) „ vuilaw-a axt
sali „
*äZy-ahaarschopf.*
^^^^H Anmerkung 1. Von dieser angegebenen pluralbildung |
^^^^H a
rabische lehnwörter,
er diese« sufBx g. 80, e.
«... ,. .... ... ^
^^^H ub
^^H ' 1
07. • Vpl. §. 107. pg.
59, ntite 1.
^^H
^^^^^H * Im gchwa qnieacens Uuten u< und
y wie « und i;
^H
Die Bedaaje-Spnche in Motdott-Afrik». D.
63
*-, vulgär- Arab. -a bilden, eine scheinbare ausname; z. b. tüba
ein ziegektein = Ar. iS^ plnr. töft Ziegelsteine = collect, v..^
u. s. w., daher gehört diese formation nicht in die Bedanye-,
sondern in die arabische grammatik; vgl. hierüber anch Almkvist
1. c. pg. 63, §. 53.
Anmerkung 2. Für das wort tak mann, wird im plnral
enda männer (Ty. K^^* leute, stamm, tribus) und flir takdt
frau, die form md' frauen, gebraucht.
117) Die innere pluralbildung (pluralis fractus), ebenfalls
nur bei consonantisch und halbvocalisch auslautenden nenn-
wörtem vorkommend, besteht in der Verkürzung des letzten
stamm vocals, und zwar wird verkürzt:
a) a zu a, auch a; x. b.
abaidy plur. abaldy pavian
ihäm „ ihäm panter
angäi „ dngaS pfiug
derdf „ derdf girafe
deräg „ derdg ufer
derdr „ derdr abendessen
ßnjin „ finjan kafetasse^
gulim „ guläm schnurbart
guntär „ güntar centner ^
kam _ kam kamel
kär plnr. kar httgel
libän „ libdn Weihrauch
midän „ middn wage
minSär „ miniar säge» ^
ne'df „ ne'df kralle
ne'dl „ nedl bett
näy „ nay zige
roSdn „ roSdn bürg
rät „ rat, rat blatt
tat
„ tat, tat laus.
Wie aus den angefürten beispilen zu ersehen ist, steht
im plural das a in der Umgebung von gutturalen und laryngalen,
a (gebrochenes a) aber bei den übrigen consonanten; vgl. auch
§. 80, b und §. 81; zum accent s. §. 99 ff.
b) S wird gekürzt zu a; z. b.
emheris plur. emberds uscherstrauch* mek plur. mak esel
käelil „ kiieldl armband mes „ mos tisch'
gSf „ gaf ufer Sey „ iay nashom.
c) t wird gekürzt zu t auch e; z. b.
ebrik plur. ebrik, dbrik kafetöpfchen
angäil „ dngüil, dngüel und dngüela er.
I Zum accent a. §. 102 nnd 108.
* auch mita nach §. 116.
* auch emberdia.
u
VU. AtihudlnnK : B«ini«ck.
</<»/' fleisobstöck
mdk-a hals.*
d) ö wird verkürz! zu a, «r; z. b.
'ör plor. 'or, ^ar son rfö/ p!ur.
bök „ 6aJt bock möA: „
e) ü wird verkürzt zu e, beziehungsweise (nach §. lOö
und 107) auch (; z. b.
anbür plur. dnberj dnhir flügel
gunditf plur. gindef knie
<j*f/? „ a*<7 wunde
ba'elük „ bd'lek wölke
iandn „ &an{n augenbraue
/eröÄ „ ferik,ßrik grabung
fetür „ fitir frühstück»
gaddüm „ gdddum bell*
geniif ^ g^"if nase
geniin „ genin kinnlade
halläf „ hdlUf eher
hni/nk ^ hftgyk stem*
Seitnt „ iiltet fetzen
tarb&i _ tdrbei tarbosch.
118) Bei sämmtlichen auf einen vocal ansUutendon nenn-
wörtem lautet der plural gleich dem singular, in welchem falle
dann der numerus nur aus der sonstigen satzconstruction (dem
vorgesetzten artikel, der form des prädicats u. dgl.) ersichtlich
wird; z. b. dba plur. dba fluss; beAdre plur. behäre homrabe;
dimo plur. dimo rinde u. 8. w.
119) Von der pluralbildong nach art der übrigen koschi-
tischen sprachen mittelst reduplicjition sind im Be<Jauye bis jetzt
nur folgende fälle bekannt, nemlich: di' plur. dddi', däde' klein,
dis plur. dädi« klein, und um», tcln plur. wairun, wäwin gross,
femer tagü neben tagftg zwanzig. Eine merkwürdige intensiv-
form finde ich in meinen texten vom numerale ngdl eins, nemlich
ugaldl-ay (63, 13) ganz allein, einzig; vom suftix atf (Ti. -atf,
G. -äict) wird später die rede sein. Eine solche intensivform
im pluralen sinne ligt vor im satze: hlniu ka»»än sanattanäfMx
(44, 15) wir alle sind brüder {»an plur. sdua)\ vgl. Kafasprache
pg. 46, §. 36.
A^ Die ßille.
120) Das Beijauye unterscheidet: subjcct (nominativ\ object
(^dativ oder accusativ) tind den casus der abhilngigkeit (genetiv
' auch (Ufa. * auch mika; », §. IIA.
• fiHk, fitir für /erik, J'elir in folge tuu vocalhannonie.
' giddum fUr giiUtm, i. §. 88; snm accent ron gaddüm s. $. 108 and wa
gäddum ■. § lOS.
* kagik fllr hSyfJcü, ». g. 46, a; «rftre hier kein w-haitifrer guttural vorhanden,
so mttate der plnral hojfik lauten.
Die BcdkDje-Spndc io Kordost-Atrika. 11.
oder ablativ). Der vocäüv stimmt formell mit dem nominativ
überein und wird nur bisweilen durch eine nachgesetzte inter
jectionspartikel besonders hervorgehoben.
A) Der nominativ.
4
121) Das Bubject entbert eines bestimmten Casuszeichens;
erkannt wird dasselbe teils durch seine Stellung im satze, worin
es meist den ersten platz einnimmt, teils durch die vorgesetzte
artikelform; z. b. karny 'ör ihe (7, 1) eine hyäne packte einen
knaben. * Ttiek wA Idtja hidnh es-nin en, ü-mek uwln, ü-ldga uwln
(19, 1 ff.) ein eael und ein kalb lebten beisammen, erzält man;
der esel wurde gross, auch das kalb wurde gross. Wü-anküdrui
tO-dinya akligya (41, 25) der herr hat die weit erschaffen. Amar-
'Ar enjdr esi^winna-h6b (33, 7) die Beni-Amer erzogen mich zu
einem edelmann.
B) Der objectscasus.
122) Dieser casus wird äusserlich entweder durch ein
specielles objectssuffix oder wo in bestimmten ftlllen dasselbe
nicht gesetzt wird, durch die sjTitaktische Stellung oder auch
durch den objectscasus des dem nennworte vorangestellten ar-
tikels erkenntlich gemacht. Hier treten nun folgende specielle
nnterschide zu tage, und zwar:
a) Bei männlichen nennwörtern, welche consonantisch
auslauten und keinen artikel vor sich haben, erscheint kein
äusseres objectszeichen und es wird das object nur aus der
bedeutung des verbunis oder syntaktisch durch seine Stellung
(meist nach dem subject vor dem verbum) ermittelt; z. b. kardy
'ör ihe (7, 1) eine hyäne packte einen knaben. dne tagüy riydl
hltök (8, 20) ich will dir zwanzig taler geben, ardü harwä-t
md'a (11, 2) suche einen geirrten und komml hatdy ibiAn
(55, 12) sie hatten ein pferd. dutodn tet{b (58, 12) sie füllte ein
gefUss an.
b) Bei mÄnnlichen nennwörtern, welche vocalisch oder
consonantisch auslauten und den artikel vor sich haben, er-
scheint ebenfalls kein äusseres objectszeichen, weil das obj«
bereits durch die entsprechende form des artikels gekennr.
* Die beigescklomene aiffer becielit sich auf «eite und zeile <
SiUiutpber. i. phiL-hut. Cl. CUVIIL M. 1. Abb.
TU. Ahbuidloog; Reioisch.
ist; z. b. ö-nibit dehny efriknti ebisna (7, 5) sie graben ftir in
das grab auf und begraben in. 6-rba retcyanek bCya (44, 11 als
or den berg erstigen hatte, ruhte er sich aus. fi-feua hädlrya
(60, 8) er eröffnete den krieg, wö-'ör duwistay (50, 3) hast du
den knaben eingeschläfert? i-S'a gidyan (64, 8) sie warfen die
rinder über bord. e-mana tdmya (24, 9) er frass die eingeweide.
Ebenso bleibt das object one casuszeichen wenn ein adjectiv
vorangeht, wie: dne güda hdrro ddlib ich kaufte vil kom. Geht
ein genitjv dem object voran, so kann das objectszeichen ebenfalls
wegbleiben oder auch gesetzt werden; z. b. ie'dy da'a, e'uda fta
hau rehendy (5, 16) wir sehen rinderhörner und männemadeln.
c) Männliche auf einen vocal auslautende nennwörter,
welche onc artikel stehen, nemen das objectssuflix -b an, vor
welchem der vorangehende vocal gedent wird (s. §. 92, a); z. b.
rewd-b r^-yäna (6, 7) sie Vjestigen einen berg. hd-b gfi'dn efi 1 38, 30)
ich trinke hier, arö-b yi'dm (64, 28) er bestig ein schifiF. hatdy
änküand-b edir (60, 12) er tötete einen rciter. /uinln harro-h ntdlib
nen{ ina (39, 27) wir kamen um körn zu kaufen. bVi-b ihenit
hay gigyän (59, 3) sie namen mel und zogen fort, tak enda-h
endirek harämibu (43, 28) wenn jemand Icute tötet, ist er ein
Verbrecher. Se'ä-b emmirkab Mndbe (64, 4) das schiff nam rinder
an bord. Folgt einem solchen vocalisch auslautenden Substantiv
ein adjectiv, so nemen beide das objectszeichen an; z. b. atce-b
dabaldb ikta (5, 6) er zerschlug einen kleinen stein.
Anmerkung. Ich finde in meinen aufzcichnungen bei-
spilc verzeiclinot, in welclien auch bei vocalisch auslautenden
nonnwörtern, wenn sie one artikel stehen, das objectszeichen
nicht gesetzt erscheint; z. b. mista ebirima (7, 9) sie breiteten
matten auf sitra yiheru ako yakyanik *ani sitrd-b rehesat^k*
(^11 ^15, 7) als er sich erhob um ein versteck zu suchen, sagte
aio: ich will dir ein versteck zeigen, ani kilöyanyedhäy hdrro
ddlib (41, 12) um prütze zu machen kaufte ich getreide. Ander-
«oits kommen bcispile vor, in denen auch im falle von §. 122, b
das objectjszeichon gesetzt erscheint, wie: ö-bti-b e-yamib efifna
(M>, 12) sie schütteten das mcl ins wasser. ö-defd-b tdngil (15, 12)
sie affnetu die türc.
d) Die weiblichen auf einen vocal oder consonanten aus-
Inutenden nennwörter, wenn sie onc artikel stehen, zeigen im
ulijuet oiii l, vor welchem ein unmittelbar vorangehender vocal
Die B«daa]r«-8pnuli« io NoTdost-AIHIu. IT.
67
gedent wird; z. b. dns Sä-t tainanyik (45, 18) wenn icL fleisch esse.
kidmä-t dhare Bilälih (42, 19) icli habe dienst bei Bilal. hani-t dni
(19, If)) ich erhebe ein geschrei. dne re-t aferik icli grub einen
brunnen. dirhati-t haymd'-hsb (bS, 5) bring mir butter! ün ü-täk
hamö-t ki-bare dieser mann hat kein haar, 'öt (flir 'ör-t) tbire
(57, 6) er hatte eine tochter. Folgt einem solchen nennwort ein
adjectiv, so nimmt auch dieses das feminine objectssuffix -t an;
z. b. had'ä-t Wut (für wir-t) wä'yäna (5<i, 18) sie riefen eine andere
alte frau. fenä-t daüH-t eküdyt eya (26, 30) er nam eine schöne
lanze und kam.
e) Hat das weibliche object den bestimmten artikel vor
sich, 80 feit in der regel das objectszeichen am nennwort;
z. b. dne tö-'6r aßld' ich defiorirte das mUdchen. leii-änküäna
tö-dinya akligya (41, 25) Oott hat die weit erschaflFen. tö-fna
ihdyt edir (22, 2) er nam die lanze und tötete in. te-hamo kä-
baberüna (6, 5) wir lassen die haare nicht fliegen, ten te-ma'
kärBn-hÖitna (37, 8) ich Uobe diese frauen nicht, te-'ar bali-t
erhdn-höb kfiäramdn-hösna (37, 20) als ich jene mädchen sah,
begrüsste ich sie.
Anmerkung. Bisweilen findet man das objectszeichen
auch in dieser beschribeneu Stellung; z. b. ani tö-'6t (füi- 'ör-t)
be-t aknnhin-kös (37, 13) ich Lebe jenes mädchen. tö-büt (flir
bür-t) niii (59, 2) wir verlassen das land. t^hawd-t (für ti-hawA-t)
tetib (21, 15j sie füllte den schlauch an.
f) Geht ein adjectiv dem femininen nennwort voran, so
erhält nur dieses das objectssuffix -t; z. b. barük td'a daiiH-t 'ör
bithltcke, Ugite daüA-t'ör kd-hhhok (ß], 13) wenn du mir jetzt
ein schönes mädchen nicht gibst, so gebe ich dir dann auch
keines. Das gleiche gilt auch wenn ein relativ dem object bei-
gegeben ist; z. b. Sikmdn teniwi-t tö-'6r ehiye erhisa-he [Öl, 16)
zeig mir das mädchen, das du dem Soliman gibst!
123) Die männlichen wie weiblichen eigennamen folgen
ganz den eben entwickelten regeln. Eine ausnnme bilden nur
die vocahsch auslautenden weiblichen eigennamen, die im objects-
casus statt des zu erwartenden -t gleich den männlichen nenn-
wörtern ein -b annemen, wie: Madlnd-b, Hallmd-b dkhan ich
liebte Madina, Ualima, n. s. w.
124) Der dativ unterscheidet sich formell in nichts von
der in §. 122 und 123 beschribeuen bildung des accusativs,
6*
VII. Abhilodlang : Raioiich.
seine syntaktische Stellung ist in der regel vor dem acx^nsatir,
folpt aber bisweilen diesem auch nach, so dass nur aus dem
allgemeinen sinn des satzes beide casus unterschiden werden
können;' z. b. Madma-h istöh 0-reü ka«»öh (61, 2) er brachte
der Madina alle habe zu. (fäica-b ökhar harrO-b er stal einem
dorf getreide. rine Abrähim mahalagn-b ahdy (49, 27) ich gab
dem Ibrahim geld. ö-tdk vichalagd-b ihe (55, 8) er gab dem
manne geld. barük ye-'adim ummä-t wet (für w6r-t) aötanyek
andirhök (43, 2H) wenn du die goschichte andern leuten erzälst,
so erschlage ich dich.
Anmerkung. Der dativ auf -ida bei Almkvist p. 73, §. 81
beruht auf einem missverstÄndniss und wir kommen auf diese
frage bei besprechung der postposition dihd zurück; s. unten
§. 135, c.
C) Der genetiv.
125) Der genetiv wird gebildet, indem an das seinetn
nomen regens vorangclieiide iioinen rectum, wenn dasselbe ein
inaaculinum ist, das genetivsuffix y (nach consonanten -i), wenn
es aber ein feniininuin ist, -ti angefügt wird. Lautet das nomen
rectum auf einen vocal aus, so wird derselbe vor dem an-
tretenden Suffix gedent; z. b,
a) bei einem masculinen nomen rectum: 'aSd-y dör ischa-
zeit, spätaV)end, Allä-y knm ein gotteskamel (insekt die gottes-
anbeterin), mingn-y hd<la ein wüstenlöwe, had'a-y 'ör eines schech's
8on, lalünko-y girma köpf eines pavian, "ör-i '6r sones son, enkel,
Aarflm-i (ir hurcnson, eW-t'ör (zusammengezogen eujor) menscbcn-
son, kind aus gutem hause, gdm-i kina besitzer eines hauses,
hatdy-i kina besitzer eines pferdes, viik-i nitoa schwänz eines
esels, u. s. w.
b) bei einem femininen nomen rectum, wie: abd-ti derdg
ufer eines flusses, ano-t 'ör son eines schafes, ein lamm, lüi-ti 'ör
(auch lill-t 'ör) pupille eines auges, augenstern, masdnkö-ti biya
saite einer harfe, ne-t häi feuerstaub, asche, '6ti (für '6r-ti)
hdmo haare eines madchens, aü-ti yavi honigwasser, nay-t 'dds
haut einer zige, maloti yaf schneide einer axt, u. s. w.
' Genau so wie im Nuba, vgl. meine Nubasiiracbe I, 27, §. 110 ff.
Dl« B«d>nj«-3pracb« in Nordost- Afrika, ü,
126) Ist das nomen rectum mit dem artikel verseilen, so
steht derselbe im objectscasus; z. b. ö-gdiv-i kina herr des Hauses,
S-mingd-y hdijn löwe der wüste, ö-malal-i mtk esel der steppe,
waldesel, tö-manänkö-ti biya eine saite der harfe, tö-öti (für 'ör-
ti) ^6r Bon der tochter, u. s. w.
127) Audi das nomen regens kann mit dem artikel ver-
sehen werden, welcher dann natürlich im casus des nomen regens
steht; z. b. icö-hatoy-i u-ü-anküdna der eigentümer des pferdes,
ö-bhir-i wü-hissa der meeressand, ö-Gdi-i wü-hdrro das getreide
vom Gasch, lalünko-y wn-hdge adardbu der hintere vom pavian
ist rot. Abdalla-y wö-dy-i ü-mirwad kÄya wo ist denn das arm-
band Abdalla's? bariis wö-'dd-i 0-girtna ki-kta er hat die klitoris
(vulvae Caput) nicht ausgeschnitten, tnd' en ä-ginna hainö-t ki-
barUii diese niänner sind kalküplig (wörtlich: die köpfe dieser
leute haben kein haar), tak ekhan sultän-i tO-'6rt (57, 9) ein
mann liebte die köuigstochter. bdbyö mdäwd-y tü-bür baldmta
(ü8, 14) die erde meines Vaterlandes (des Stammes meines vaters)
ist verdorrt, bdbyö en^äwd-y tü-bür bdlama tesni-heb (bS, 20) die
erde meines Vaterlandes erwies sich mir als verdorrt, barük
0-bndd-y tö-klny Udir du hast die fledennaus (den vogel der
nacht) getötet.
128) Diese grammatisch eigentlich richtige construction
erscheint aber im Sprachgebrauch in den meisten föUen stark
verkürzt, da der geist der spräche das bestreben zeigt, das
abhilngige wort mit dem nomen regens zu einem einheitlichen
ausdruck zusammenzufassen. Dieses bestreben äussert sich darin,
dass beim nomen regens, wenn dasselbe ein mascuiiimui ist, der
artikel ganz abgeworfen, bei einem femininen nomen aber der-
selbe zu t verkürzt (vgl. §. 113) und dieses mit dem nomen
rectum zu einem lautkörper zusammengezogen wird; in folge
dieses engen anschlusses wird (vgl. §. 96, a) das genetivische -t
zu -i gedent; z. b. ö-sanduk-i bäb die türc der truhc, 6-mbad-i
gaü die sttbelscheide, ö-mid-i girma glans penis, u. s. w. — wO-
ay-i-t sdra (flir wö-dy-i tü-gdra) >der rücken der band« der hand-
rist, ö-badd-y-t kläy (für ö-badd-y tü-kldy) »der naehtvogel«, die
fledermaus, ö-maläl-i-t kau (für 5-maldl-i tu-kaü) »das hun der
wüste< das perlhun, auch: ö-maläl-i-t endirho (für ö-riialdl-i tü-
endirho) id., ö-mik-i-t hau (für ö-mik-i tü-han) das eselsgeschrei,
iDö-^ad-i-t ambaröya (für wö-dd-i tä-ambaröya) »die lippen der
10
TU. AbluLiidlaDg: Beiaiiek.
Vulva« die Schamlippen, ö-sulifln-i-t "ör iftlr ö-mltän-i Uh^Ör") die
königstochter, to-'öt-i-t hamds hadaldtii i38, 7 fUr tö-'&r-ti tü-ha-
m6» I das haar des mädchens ist schwarz, tit^-i-t ör i filr Uh'&r-
ti tü-'6r) die tochter der tochter, enkelin, u. s. w.
129) Diese Verschmelzung des noraen regens mit dem
rectum geht dann hilufig so weit, dass der artikel des nomen
regens dem ganzen compositum vorgesetzt wird, w^enn auch
das nomen rectum entgegengesetzten grammatischen gesciilechtes
ist; z. b. tengitmita (für wö-<fng-i tü-mita) »der knochen des
rUckens« das rlickgrat; te-malnl-endirho (ftlr ö^maldl-i tü-tm-
dirho) »das hun der wüste« das perlhun; tyamUhatäy (ftlr «-
yäma-y tü-hatdy) »das pferdchen der gewässer« der frosch;
t-hfimtnde (fllr wö-hüm-i tü-^ule »die mntter des gehimes« =
^\ji\ 'f\) der scheite!, u. s. w.
130) Das letzte entwickelungsstadiura dieser Verkürzung
besteht darin, dass auch das genetivische -y, -i zwischen dem
nomen rectum und regens abgeworfen und beide nomina zu
einem wortkörper zusammengezogen werden; z. b. ilmar «r (flir
Amdr-i yä-^är »die sf)ne Araars«) die Bcni-Amer; Hnd'endAtca
(für tcö-had'-y S-ndA-y n-dUwa »der volksstamm der abkönimlinge
des schöch«) der stamm der Hadendftwa; ' Kist'ufJUwa ifür kigyä-y
B-ndä-y ür^äwa »stamm der Icute, abkümmlinge der sklaven«')
die Untertanen, die Tigrif; nddi-ha (ftir wö-ddar-i wfi-ha »das
getrJlnke von honig« 1 hjJronicl, hunigwein; mdsha (ftir ö-mdi-i
wü-ha »das gctränke der situerung«) das bier, die merisa; amba-
kdnii (ftir tcO-dmha-y kt'/nsi) der mistkäfer; indeb (ftir tö-in-ti d^b)
»der Bonnenf'all« Sonnenuntergang, wost; se'iga ^ftlr ä-ie'dy- tcü-
iga) der rinderhirt; iadde (ftir Sa-y ^dde »haut einer kuh«)
knhhaut; kendahi {kenn-y ddhe) lanzenstü; hnngibala (ftlr irö-
hdm-i tü-gthala »der finger des anfangs« womit man beim zälcn
beginnt) der kleine tinger, u. s. w.
131) Ist das nomen rectum ein plurale, so wird an die
pluralcndung das geneti\'i8che -y, nach femininen -^i' angesetzt;
ein diesem suftix vorangehender vocal wird (nach §. 96, a) ge-
dent, auch wird ein dem -y unmittelbar vorangehendes a oder
' ^k'- §■ 63 nod Aber den Ursprung dor Hadend&w« s. teit« p. II,
kapitel 6.
Dia B«<lM7e-Spracbe in Nordort-Afrik*. n.
n
e mit dem -y häufig zu e zusammengezogen ; z. b. ied-y hist'
amasu ifi (5, 14) ich höre rinderstimmen {ka plur. iä'a rind);
ebenso: ien-y dä'n (5, Ifil hörner von rindern; kürbä-y dd'a
>hömer (zänc) von elefanten« [ktirih plur. ki'irba); S-dambe bitik
(68, 11) >zwischenranm der schenke!» zwischen den schenkein
(ddmba plur. ddmha, §. 118); e Betläiiye-t bar das land der
Bedscha [ü-BedMye der Bedseha, plur. ä-BetJdiiye die Bedscha,
§. 118); ye-aye-t idra die handriste (für ayä-y tä-sdra, sing. wO-
ayi-t sdra; ay handl; f-eija-t 'ade. zigenhäute, u. s. w.
Anmerkung 1. Almkvist gibt in seinem werke (p. 68,
§.69) als genetivsuffixe an: sing. -i, fem. -<i, plur. -a, fem. -<a.
Nach den von mir gesammelten bctspilen lautet aber das gene-
tivsuffix im plural ganz gleich dem im singiüar (s. oben §. 131),
doch ist nach den von Almkvist angffiirtf.n beispilen an der
richtigkeit seiner aussage nicht zu zweifeln, um so weniger,
weil auch in den Agausprachen ftir den phiral ebenfalls -fl als
genetivsuflix erscheint.' Es bleibt also nur iliii eine möglichkeit
übrig, diese divergenz zwischen meinen und Almkvist's beispilen
zu erklären, nenilicli die, anzunenien, dass in diesem punkte eben
eine verschidcnlieit besteht zwischen den nördlichen stammen
der Bischari und den südlichen der Halenga, Hadcndawa und
der Beni-Amer.
Anmerkung. 2. Dass das genetivsuffix -ti, nur nach fe-
mininen nennwörtem vorkommend, in f -f- * zu zerlegen und
letzteres mit -i/ (nach consonanten -i), dem genetivzeicben der
masculina, identisch ist, kann wol keinem zweifei unterligen;
mit diesem -y vgl. das genetivsuflix -i im Bilin, Chamir,* Saho
und 'Afar =^ A. f-, G. |(-. Almkvist gibt (p. 70, §. 72) an, dass
die auf einen vocaI auslautenden nennwöi'ter im Bischari vor
der pluralcnduug a ein cufunisclies y einschieben; z. b. «^ band,
plur. dy-a bände, genet. plur. ayd-ya. Nach obigem ist demnach
dieses y kein eufonisches, sondern ein wurzelliaftes und es stimmt
sonach das genetivsul'tix -ya vollständig mit dem aniharischen f-
überein.
' Vgl. Blliu8))racli(\ §. 153, Chamirspraclio §. 208, numerkinig.
' In iler Cliainirgraiiimatik habe ich dieDes guf6x nicht niifgefOrt, aber ich
fand dasiielbe nachträglich in den texten, vg\. Chamirspraclie 11, 9, 43;
fi, 1. 3&; 13, 44.
TTT. AVbudlnng: Ktiniteli.
D) Der ablativ.
132) Dieser casus existirt eigentlich im Be<}aa7e gar nicht,
weil derselbe formell, daher auch begrifflich mit dem genctiv
durchaus zusaramenl^Ut. Nachdem aber Almkvist (l. c. p. 71,
§. 75 ff.) dem ablativ ein besonderes kapitel gewidmet hat, so
will auch ich meinerseits alle jene fillle, welche nach unsem
grammatischen Vorstellungen in den ablativ gehören, der bessern
Übersicht wegen hier speciell zusammentragen. Das Be<}auje
drückt mittelst y nicht nur die abhängigkeit eines nomens von
einem andern (genetiv) aus, sondern auch die richtung von einem
objecte her oder nach einem gegenständ hin, das verweilen an
einem orte, ferner die Ursache, das mittel wodurch etwas be-
werkstelligt wird u. s. w., alle diese beziehungen, welche in
andern sprachen durch den ablativ, instmmentalis, locativ n. dgl.
ausgedrückt werden, bezeichnet das Beijauye ganz so wie den
genetiv mittelst des suffixes y; z. b.
a) Die richtung von einem gegenstände her; wie: aü
Mi^dl6-y ^ya (39, 6) wer ist aus Mogolo gekommen? äne ö-geuc-i
yi ani (4Ö, 7) ich komme vom hause. 6-Gai-i ydkya (55, 1) er
brach auf vom Graschfluss. Makka-y ydkyän (öd, 12) sie brachen
auf von Makka. Soddn-i yakyäyl Mduxir ehe (57, 3) er brach
auf vom Sudan und ging nach Kairo, nä-mhln-i ita i (36, 23)
woher kommst du? dne 0-S6k-i yidn ich komme von Suakin.
ly^yel-i atjtdha ich stig vom mastbaum herab, ay (für dw-i)
UmiMDaf von wem hast da es gehört? tdk-i metwdb kdke ich
hörte es von niemand.
b) Die richtung nach einem object hin, wie: dne Amtda-y
d^-hi ich bin auf dem wege nach Amideb. Mekall6-y niba-
mivdd wir werden nach MukuUu gehen, nä-mhln-i atfari' (14, 30)
wohin »oll ich fliehen? In der regel aber wird in diesen fällen der
vJü«\4Mva«UH gebraucht, wie : Kaasala-b nach Kassala, Jidd-i-b nach
W^hmUtH, OsBg dbe ich ging auf den markt u. s. w.
V^ IVm» verweilen wo; z. b. dne ö-ma)igä-y abdyho hatjäb
^4Jm ^4<V M) als ich in der wüste wanderte, sah icli einen
^i>{,y«^ Wy vhi' (5, 5) daselbst blib er. toö aro-y 'örfih ife (64,
s»» «'litflo befand sich sein son. Meknlloy nife wir
^j^V« >v MvkWullu Hiiiiihin-i taldydmani (15, 26) wo soll ich
Die Bedinye-Spracbo in Nordost- Afril». 11.
n
mich verstecken? in-tin-i oder in-tö-y (72, 16) hier an diesem
ort. Je« ton-i oder bSn-ti-y (ib.) dort.
d) Die orsjiche, das mittel u. s. w., z. b. Ahdnlla Bildl-i iya
Abdallah starb durch Bilal. Bllol-i eddr er wurde von Bilal ge-
tötet, (j'd« Ahdnlld-y atota ich wurde von Abdallali geschlagen.
icü-hci<Ja S-yö-y dihya der löwe fiel durch den stier, rasäs-i iya
(60, 13) er starb durcli eine kugel. ö- Firit edir ö-mbad-i (56, 5)
er tötete den Perser mit dem Schwerte.
e) Die Zeitangabe, wie: wö-dsir-i iya (14,22) er kam am
nachmittag, wö-dsir-i wdkt-i md'a (14, 15) komm' zur zeit des
nachmittags! ö-ngrab-i wdkt-i maa komm' zur zeit des abends!
tö-fd<Ji(ja titd-y (69, 14) in der vierten nacht.
f) Die vergleichung, wie: barük katisir-i nigiswa du bist
schmutzig wie ein schwein. barfik Bildl-i akrdbua du bist ebenso
stark wie Bilal. d-yam (und ä-ydma) niös-i-ba dieses wasser ist
brackig (ist von salz, wie salz), barüs mtslim-i däybu er ist edel
wie ein muslim.
133) In folge dieser so verschidenartigen gebrauchswcise
von -_(/, bei welcher die genaue bedeutung dieser partikel durch
den allgemeinen sinn des satzes, durch das verbum u. dgl. oft
nur unvollständig zum ausdruek gelangen kann, hat der sprach-
geist nach mittein gesucht, die jedesmalige bedeutung von -y
genauer zu präcisiren und hat diesen zweck vollständig erreicht
durch postpositionen, welche wir demnach an diesem orte be-
sprechen wollen. Wir müssen im Bcdauye zwei arten von post-
positionen unterscheiden, nemlich eigentiiche d. i. postpositionen
welche nur als solche im gebrauche vorkommen und dann aus
ncnnwörtern abgeleitete. Beide arten von postpositionen ver-
halten sich zu irem nomen gerade so wie oben beim genetiv
das nomen rectum zum regens, rogiren also wie die arabischen
Präpositionen den genetiv. Da nun im Bcdauye wie in den
übrigen kuschitischen sprachen noch tatsächlich die meisten
postpositionen als wirkliche nomina im gebrauche stehen, so
darf hieraus wol ein schluss auf einen ursprünglichen nomi-
nalen character auch der eigentlichen postpositionen gezogen
werden.
134) Zu den eigenthchen postpositionen gehören nach-
folgende:
74
VII. Abkandlang: Keinifck.
a) Die postposition -b, darchaus identisch mit Ti. 6. fl'
■j -a der semitischen sprachen ; z. b. kidtndt dbare Biläl-i-b ' ich
habe dienst bei Bilal (42, Itt). lehnyt 'id wtin muslitn-i-bu*
morgen ist ein grosses fest bei den muslim (oder ein grosses
fest der muslim). So erklären sich auch Verbindungen, welche
man als gcnctive betrachten könnte, wie: ü-gaü wü-Hammed-i-b
tcünv, das haus, das bei Mohammed ist, ist gross, — woftir auch
gesagt wird: Hdmmed-i ü-gaü wünu Mohammed's haus ist gross.
wü-'öriu te-lagX-H-b^ iya sein son starb auf dem wege. ferhn-ti-b
ttya (43, 5) sie starb vor, aus freude. iü-yin, tii-i4;rig, yä-hayük
tö-birB-ti-b hirirßn die sonne, der mond und die steme wandeln
am himmel. dtie mehdyt ylnü-ti-b tamdh knke (42, 27) ich habe
seit, in drei tagen nichts gegessen. Mesmri' jaji~trfi-ti-h tßfi (42, 26)
Massauu ligt auf einer insel. ani Jlartvm-i-h, StdAn-ib estV, 'örii
wü-ani 0-Sok-i-b efe (36, 30) ich wone «u Chartain im Sudan und
mein son befindet sich in Suakin. ö-SV.iti-A 4tt4t iH«», 2S) ich gehe
nach Suakin. Abdalläy ü-gawA-h dtid< ich fjvix« nach, «um hause
Al'dallah's. e-bVyön i-yamf-b* nißf l^5^ 10) wir schütten unser
mcl ins wasser. e-yam-e-b <iiihy^ [ 42, **> er fiel ins wasser. ay tirga
yi-hamiik-*-b t^aut (42, 2M l^lnt" mouatc blib sie am leben.
b) Die postposition -4^ -ft, gleichlautend mit Sa.-'Af. -t, -d^
Bil. -d, Cha. -t, -d, Do. Qu. z, Ku. -ta, -te, A. -|-- bei, an, in,
nach u. B. w.; z. h. 0-Mled öH-nay-ka ü-beledün hanyu wö-'id-i-d
denn als jene Stadt ist unsere Stadt vomemer in bezug auf fest-
feicr. tö-'uti-t ham-os, hadalotu tcv-hawdd-i-d (38, 7) des mädchens
ir haar ist schwarz nach art der (wie die) nacht, dne Büäl-i-t
akrdbu ich bin stark nach art, wie Bilal. tö-takdt darti-t^ hüy, bit-
fartyek, tak nn fidiküt wüt bä-id'ir (7, 19) nach der entlafisnng
der frau, wenn sie nicht gebärt, soll dieser mann nach der Scheidung
eine andere heiraten! yam guati-t tnjdon niba (40,7) nach dem
trinken von wasser gehen wir heim, binmilldhi diti-t en46n niba
wir sagen: in Gottes namen! und gehen heim (nach dem bis-
raillahi- sagen gehen wir heim), ani e-d'dye e«halti-t yfani-hoka
(20, 25) nach dem schärfen meiner hömer komme ich zu dir.
> lieber i «tett • s. §. 96, a. * Ueber -u s. §. 139.
' FUr td-lat/Ui/,, s. §. 113; da daa wort lagt gener. femin. ist, so steht du
euffix -ti, ». % 125.
' Ahn j/oma-i-li xiuiarainenfi^Eopen.
' där-li dio Scheidung, dm-tU für d^r-ti-i-t; vgL a. Almkrist 1. c. p, 247, d.
Di* Bfdanye-Spneh« in Nordoft-Afrilpi. n.
76
tiirfiui tdki ay-i-t tifi die lanze befand sich in des mannes band.
hedaddebin-di sdkna (Monz. p. 353) wir gingen in der finsterniss
fort. Dieselbe postposition ist auch vorhanden in: lehäyt morgen
= lehä-y-t, und in hitkäyi zwischen, bitka mitte.
Anmerkung. Dieselbe postposition kann auch einem
vcrb im bestimmten tempus nachgesetzt werden und es wird
auch hier in der rege! zwischen dem verb und der postposition
die genetivpartikel -y eingeschoben; z. b. Sodäni yakyä-y-t^
Mdsiir ehe (57, 4) er brach vom Jrfudan auf und ging nach
Kairo (wörtlich: nach dem von er-brach-auf ging er), hx-mda
ien-i-t höy (ihdy (lÜ, 15) gib her! sagte sie und nam (das geld)
von im (wörtlich: bei dem: gib her! sie-sagte nam sie), ragadok
ö-ng6r kifät hiyeba (20, 5) schneide das eine bein von dir ab
und gib es mir! ani ie'Bgnh akd-y-t dirman (44, 2) ich wurde
ein hirt und weidete vih (wörtlich: nach dem von ich wurde
ein hirt, da weidete ich ).
cl Die postposition -s (gleich mit dem genetivsuffix im
BiL ■», De. Qu. -z, -zi, G. H ) ao8, von, mit; z. b. bäbyö 6-
gaw-i-8 dirbafit hiiyma-hib (58, 5) bring mir butter aus meines
Vaters haus! Hdmmed.-i wö-ny-i-s iya er starb von der band
Mohammcd's. abiye-s (fUr dbiya-i-s) hardvi-i ehe ^9, 14) er ging
von sich (für seine person) auf sünde aus. bäbyok ent/(\tcä-y-9
bdya ziehe aus deinem vaterlande aus! vgl. a. 28, 8; 2'J, 12;
134, 16; 35, 1. 11; 48,20; 56,2.
d) Die postposition ka von, aus (Sa. 'Af. -kö, -kn. So. ka-,
Ku. -k'in, Bar. -f/e, Kaf. -jt, A. h) wird im Bcdauye fast nur
mer "m der comparation gebraucht; z. b. 0-iak-i-ka tü-tnkdi hanyU
Tum manne aus ist die frau schöner = die frau ist schöner als
der mann. Ui-dinyä-ti-ka tcü-aker hanyis das jenseits ist schöner
als die weit; vgl. auch §. 143. Ausserdem finde ich diese post-
position noch im gebrauch bei Zeitangaben von, her, seit;
z. b. '6iil ny-t y'ma-Üka lehätu meine tochter ist seit fllnf ta"
krank. 'Ali had'abu fa^iy haüU-ka* Ali ist schech seit vier
* yAkyn er brach auf; zu yakyü-y t. %. 96, a. Zn diesem -t vgl. a. Ali
|i. 247. Qenau so wie hier dai Be^anye «o constniirt auch daa r
Tgl. ay nCgti-do irjtn iköri ala ich furtging (wörtlich: bei dem iel
fort) war ich reich, n. s. w., a. Nubaaprac.he I, I-IC, $. 438.
* luiöl plur. Itaüla, davon haOla-i-ka = haUikn. Almlivist p. S
aait, bat die intereaiiante form lutOIa-yi-ka. Da nun -^
»n.
»«iBliek.
e) Die postpoaition -«« mit, in geMOaduift (Ga. -n, Kaf.
HM, Kn. -nd, A. -tj I G. -% i -^ *); %. h. HammtdÄ-na hnifdi ich
wiO mit Mohammed ^ehcn. <fro tcir-iut ihabya er reiste ab aaf
(mit) einem andern schiffe.
f) Die poetpontion -ni seit, Ton t&a^cfa ob ans ao-«);
ich besitze davon nor foigende verbindongen in Zeitangaben:
Afa-ni, aeit gestern, kaUm-iti tod jetzt an, leknyt-U (fttr leJtäyt-
ni) Ton morgen an; vgl. anch bei Moncinger: er<hne seit gestern.
135 > Ansser diesen einfachen, eigentlichen postpositionen
ganz Bo wie im Nnbischen eine reihe von am neonwOrtem
feleiteter postpositionen im gebraache, wovon die am hftofigsten
vorkommenden folgende sind:
ai gnh meist verkürzt geh und nur geh wenn der accent
daranf zn stehen kommt is. §. 105 > eigentlich: seite,* daher:
an, bei, mit (in geseüiKhaft <, von (seitens); z. b. Hdmwud'i^
ijeb tp.ü Sß bei ^lohammed gibt es geld (M. hat geld\ AbdaUa-y
tjeh hiya er schlief bei, mit Abdallah, wm-i^a «-y>y S^i emödär
der löwe wurde vom stier geUStet. wi hmrd am-i ^ti yihäküdr '
der wasserschlaucL wurde von mir zugebunden.
Als eigentliches nenn wort kann es anch mit dem gene-
ti vischen -y versehen werden; z- b. tnk-kärro Biial-i gA-i etögd-
har die durra ist von Bilal gestolen worden, a-y gfb-i tü-fa"
khok von wem (von wessen seite ber< kam dir das fleisch zu?
Ifnmmed-i gib-i tt-ib von Mohammed kam es mir zu. ün karih
AMnllay gib-i etdb dieser wasscrschlanch ist von Abdallah
angefllllt worden.
Anmerkung. Als nenn wort kann daher auch geb nüt
den pronominalsoffixen versehen werden; z. b. geb^ mit mir.
ya «teilt («. f. 191 anmerkiui^ 3), luid nidit miiKiiiiemen ist, daas dieaiMn
ya pleooastüch Dochina.ls ein • vor der postpoaition folgen «oll, ao kann
e in j/e nar erklärt werden, wenn man statt ya die aiuspracbe ye annimmt,
wo dann e vor -ka (nach §. 96, a) ^dent worden i«t.
' Bil. De. Qn. i/a/ji, Cha. geii, ghä. güä (G. 7fll) »eite; neben, bei, an, mit,
«. Bilinipniclie §. 165, Chamintpraclie §. äSü, Quara«pr»che § 150. Mit
Hia <jrfid flillt i:ngammen A.^» vgl. /./|1 1 lieini köpf, JiJ^I « l**' «ler
liand, iindTi. 7>i meijit ^ i t. b. ^f i Ohi^f^l hti'ü^ ' '**"' «>" «nd
kiiiHer, ich habe kiuder. Im G. stellt dem ')> i zunMchst gegenüber on i
latus; jiixla, prope, a latere, und ger warscbciulicb ist damit im zosammen-
hanfr die prÄimsition "Jfli juxt«, apnd, Ty. ||fl- id. (vgl. BilinwCVrterb.
». V. k<Ui).
Die Bedu]re-8i>nelie la Nordiwt-AftilB. tl.
gib-ök mit dir, geb-os (geb-6h) mit im, ir, geb-ön mit uns, geh-
ökna mit eucb, gtb-6»na (geb-6hna) mit inen.
b) hida' gemeinschaft, gesellschaft, mit, unacum, auch
mit folgendem genetivzeichen hidn-y in gesellschaft, zxisammen
mit; z. b. hariu Abdalli-y hida (hiday) ö-Sökib ibdbya er reiste
ipemeinschaftlich mit Ahdallab nacli Suakin. hniiin wö-hdd'a Hdm-
mad-i hida Amidib hia wir kamen mit dem sclioch Mohammed
nach Ämideb. am adarhäb gudn Hdmmad-i ö-san-i hldäy ich
trank honigwein mit Mohainmuds bruder. barük ö-blu-i hldäy
temöranm tihaya du bist mit dem teufel verbündet.
c) dihd, dha eigentlich nühc, als postposition nach, zu,
hin, bei;* z. b. tö-tdkatri dihd eya (68, 10) er kam zum weihe.
te-m'nre wö-'dw-i cUhd efif (67, 4) er schüttete die suppo auf
einem stein aus. te-dife loö-hni-i d6hd efif (67, 9) er schüttete
die belila auf den sand aus. te-lagi IIdrty,m-i ö-S6k-i dehd gu-
mdddu (.36, 33) der weg von Chartum nach Suakin ist lang.
In den meisten ftllen erscheint dehd mit der genetivpartikel
als dihä-y, dhäy »in der nähe«; z. b. t-ende-ti dhdy eya (58, 7)
er kam zur matter, ö-bäbd-y dchdy kyn (62, 11) er kam zum
vatcr. Da in diesem falle deha-y nicht mer als blosse postjwsi-
tion, als sufüx, sondern als eigentliches nennwort gefült wird,
so wird in der regel das genetivische i des vorangehenden
nennwortcs nicht mer betont; z. b. tübdyho wö-hd<J4-i dehäy
sota (20, 27) der schakal berichtete es an den lüwen (erzälte
ea dem löwen). tü-bdyho ö-yö-y dehay ita (20, 18) der schakal
kam zum stier, e-gulitla ye-adim-i dhiiy, ö-mfk-i tö-mfük-i dhdy
bä-fdida, tivi (Jiya (44, 7) zu den reden der dummen und zu
eselsfurz lache nicht, sondern schweige!'
Anmerkung. Als nennwort wird dehd auch mit pro-
nominalsul'fixen verbunden, als: deh-6, -6k, -6» a. 8. w. zu mir,
dir, im, u. s. w.
> Sa. Mdä, 'Af. tiddä ^emeinscbaA; b. §. 96 c.
* Chk. -tik und -cik nahe bei, au, bei, mit, j/i-tik (cik) UUru er trat i
mir; r. Chamirepracbe §. 248. Ebenao Bar. -dik, -digi id., v^l. O. ffl^
oder 'P^ I praepoB. proxime, secus, jaxta.
'* Aas dieser Verbindung von deha, dha mit vorangebendem i ist der •'
genannte dativ bei Almkviat auf -iia entstanden; s. oben {^
Almkvist hat diese tatsache selbst schon erkannt; s. L
i
14 TIL AltaBÜDiV' SrixisrL
4 • 4/iih <3ie TordersdDe. {reädbtssäte. 4akr: vor. ante,
z. }>. ««^4/ käil'i däbag vor cineiii jsirK. emytt «■"«-!• dts&öy
Tor <äzi«r btond«. «nmil^jht ffim.9-*i «id&ajir vor ackt tteen.
e ' «fir Tomnf.* al$ postftosnioo £ut niir Bot falgtnAemi
g^tnetzTwcfaen -y. -1. also: 0mr-i vor. roran iSnficfaN: k. li. «£91^
figgo *>^kärrä»c~i tiri tma yi ayim {^ö. 15 vor d«in kotn saaB
nin: «idecli£«. Hdmtm«d o-gox-i mkri eiti llc4iamin«<d sitzt tot
ihm hzase. t-ia'-at/ tmri kirfra marsdäre tot den rindern!
bariu «K/ij4MM-y läri kirirya er nursciiirte dem beere voran.
f ) har und ar hinterteiL röcksehe.* als postpostion re^el-
nUsBig kir'-i, dr'-i hinter, nach:* z. b. Hdmmtfd <-gair-i kdri
efe Mohammed befindet sich hinter dem hasse. <uii-gml-t jftnät
h4r'i O-Sok ixM nach sechs ta^n kamen wir nach Soakin. 6arä*
i-ia^y hir'i kirirya er marschirte hinter den rindern.
Als nennwort nimmt es auch pronominalsnflSxe an, ab:
klär'-i, -fjk, -4f n, B. w. hinter mir, dir. im.
g) drdnea nihe, seite,^ ardtcd-y an der seite. neben, das
was gab; z. b. harit Hdmmted-i ardtpdy «mT er sass neben
Mohammed. Hdmmed-i ü-ga4 Abdaü^a-y 6-gmc-i arAwäy gfe
Mohammed's haos befindet sich neben dem Abdallah's.
h) enlä, inlä, tnki and Jti, bei A. enki, iiüci. bei Kr. emkij
Ikti Sa. ink«, bei See. inkik, bei W. «.^t* geschriben und kki
ap, transBcribirt,'' auf. über, oberhalb, oben: z. b. baria ö-n'äl-i
aräwä-y t»d , ö-n'al-i inJä Mob käce (^42, \'o\ er sass neben, nicht
* BU. De. <Ju. jäh rordeneite, gesiclit, jibi-l ror, beror; s. BUin^nche
f. 165, Qoarasptache f. 15S.
* tia-kena der entgeborne, ilteste «on der nach dem rater das 6uiiilien-
haopt ist E« ist dieaea «är ^ *\y^ plur. y^ gradiu dignitatis, hono-
ris, «iX^ *jy^ *^ "" gebfirt der Torrang vor dir. In Ga. din vor,
Torans; firfiber, eher, im dira der erste, steht d fSn t wie oben §. 7. In
80. hör, hört ror, roraos, ist « sn A Sbeiiseg:angen nnd dieses dann an/
in 'Af. fimr an der spitxe stehen, merst sein, den vorrang einnemen,
fäjfro (für fbciri) an&ngf, rorrang, /ilyro bilä der erste, erstgebome son.
Postpositional : lohn nmM fiyrÖA. tä-ü-ki (fw ich war hier Tor sechs jaren.
* Lantlich stOnde am nichsten im ^^ warscheinlich ist aber har' eher
auf -m yä>.\ zn beziehen.
* Sa. 'Af. tri rfickseite, irS-l hinter.
* Herkonft dunkel, cf. Äj^ propinqnitas.
* Heikiinft danket
Die B«dsiije-Spraehe in Nordott-Afrib. II. 79
auf dem bette, ü-hd'no o-gavo-i 'nki esti' (42, 18) der geier sitzt
auf dem hause.
i) wüha tiefe, niderung, wuhä-y in der tiefe, daher unter,
unterhalb, unten;* z. b. hanin vo^hind-i wuhäynegtV (42, 13)
wir sitzen unter dem bäum, ü-yäa ö-näl-i wuhdy bVine (42, 15)
der hund ligt unter dem bett.
Anmerkung. Als nennwort nimmt es auch pronominal-
suffixe an, wie: umh-6, -ök, -6s (öh) u. s. w. unter mir, dir, im.
k) betik, hitik* Zwischenraum, daher zwischen, mitten;
z. b. harus 'Omar wä Hdmmad-i bitik bVine er ligt zwischen
Omar und Mohammed. S-dainbe (für dambd-y) betik iümya (68, II)
er drang ein zwischen die beine. Es kommt in dieser Ver-
bindung auch mit dem artikel versehen vor, wie: maU erbä-y
e-bitik^ abät*^ tefi (42, 6) zwischen den zwei bergen befindet sich
ein fluss.
Anmerkung. Als nomen nimmt es auch pronominabuifixe
an; z. b. e-bitk-ek wä e-bitk-in riba iß, abät* tefi (42, 4) zwischen
euch und uns Ugt ein berg und ein fluss.
1) kdlawa inneres, bauch, kalawd-y^ innerhalb, in; z. b. 6-
gaw-i kalawäy innerhalb des hauses. ö-kilmö-y kalatody inner-
halb des dorfes. ü-gawüs ö-belled-i kalawäy ifi sein haus Ugt
im innem der Stadt. ö-kaUb-i kalawd-y egid (56, 3) er warf in
hinein in den hofraum.
m) /»'* bauch, inneres, ß,'-i und ß'-t-b im bauche, inner-
halb, in; z. b. mehdy baiin ö-sandak-i fCib ndyyän (15, 32) jene
drei übernachteten in der truhe.
' Bei A. todhi, uhi, yuik, bei Kr. uhi, bei See. umhih anter, vg^L Sa. 'Af. bihä
tiefe, nidemng.
* Das nomen ist eigentlich biUk, wegen des accentes btUk (■. 1. 106 «od
106, b) und in folge ron vocalharmonie dann bitüc; von betOe, W^^
l^i- n^tl ' ^- fl'f'h ' ^f^ auseinander schneiden. j_
" Für ö-biOk, s. §. 118.
* Grammatisch w&re nur iha sn erwarten, da bei nnbestiminter ■!
nur im objectscasns bei masculinen -6, bei femininen -4 endiaiat.
aber wenigstens takit firan, gegenfiber tak mann, auch im
genaszeichen zeigt, so ist die form abit wol nicht gam
' Bil. Hutoi xuaAjümci, (ia.jibiuii kreii^ umfuig, jflwl ■ Im 1f"
* Aus fe", fäjf und dieses = g^to intMtiillUB{ •.%■"'
80 TIT. Alliudlimg: Baiaiieli. Die Bedn7»-9pncb« in HorlMt- Afrika, n.
n) gilla Ursache, gella-y wegen;' z. b. barüs ö-riuy-i geüäy
iya er kam wegen des geldes. battu toö-'ör-i te-lhani-ti gelldy
ita sie kam aus anlass der krankheit dos knaben. tö-'öti gellny
ärfägara te-fna hcuiiryän wegen des mädchcns Hessen sich die
jUnglinge in den streit ein.
o) anii, nun (wol fiir anün), bei A. dnu, nun, nu" one,
ausser; z. b. endd-y nun iya ki-hay one gefolge ist niemand
gekommen, barüs riw-i nun iya er kam ooe geld. dirbatit auii
kümya (58, 17) er trat ein one buttor.
p) bdka, bakd-y ausser;^ z. b. Hdmmed-i bakay iya ki-
hay ausser Mohammed ist niemand gekommen, asimhdy tami'in
bdka ü-dhdy ü-rdil enhddnn (04, 12) ausser achtzig mann war
die übrige mannschaft umgekommen, gäl iä'y bakay nät kabari
ausser einer einzigen kuh habe ich nichts mer. hatny bakäy ön
beled-i-b riü ki-hay ausser pferden gibt es in jener Stadt kein vih.
E) Der vocativ.
136) Wie der nominativ so steht audi der vocativ one
casuszeiclien, jedoch wird diesem in der regel die interjections-
partikel ay,* auch zusammengezogen e und l nachgesetzt; gattungs-
namen nemen liberdiess genau wie im Aegjptischen den be-
stimmten artikel in der nominativform zu sicli ; z. b. Hdmmed-dy
0 Mohammed! wü-'ör-ay (oder u?ü-'ör-ö, wü-6r-i) nuVa komm her
0 knabe! ö-yas-i wü-'frr, fiiu diya schweig du hundcson! ü-gliil-i^
ö-glüli 'ör (27, 5) o du dnmmkopf, son eines dummkopfesl tü-glül-ij
tö-gliditit 'ör (27, H) o du närrin, tochter einer närrin! wü-'or-ajf,
ö-bob negtla-hiba (41, 15) bursche, öffne mir die tUre! tvü-ha
(oder wü-häy) nan tuwariya o du mensch, was machst du?
' (^i^ c«u.<ui, ^jXJÜLa. ^^ propter t«, ta& caubA; wie im 8«hn 'all and '(Se
nrsache, tä 'iäe desswe^n, u. a. w. -=? iSt cauM.
' Die ursprünglichste form dürfte wol atriin sein; Tgl. Sa. 'Af. Ain and
Ain-im id.
* Bei A. bdkai der es von iJu herleitet; ich stelle es mit Sa. hokä, fryJbt
hohe, rosammen, wovon buka-l Ober, neben, auiuer, das an ^^ g«b9rt,
J^ ^^ desnper.
* Ob eine ainstellnng von b? Vgl. aber auch (1 *^. Q|\ in/ o! and be-
sonders Qu. -<tj/a, X. b. mamir öya o meister! u. s. w., vgl. Quarasprache
§. 183.
VIII. Abb.: Beer. Bandscbr. Spaniens. Bibl. Ueben. : M8 (Hadtid). l
VIII.
Handschriftenschätze Spaniens.
Berk'bt über eine im Auftrage der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
in den Jahren 1886 — 1888 durchgeführte Forschungsreise.
Von
Dr. Budolf Beer,
Amannensis der b. k. Hofbibliotbeb.
Madrid.
338. *Biblioteea Nacional.
Ebenso wie bei Sammlung der bibliographischen Daten
über den Escorial musste auch bei dem hier folgenden Abschnitt
darauf verzichtet werden, sämmtliche Publicationen oder Edi-
tionen, welche sich nur mit einer oder einigen wenigen Hand-
schriften beschäftigen, zu verzeichnen. Vor kurzer Zeit wurde
der Nationalbibliothck die Handschriftensammlung des Herzogs
von Osuna einverleibt, welche im Jahre 1886 vom Staate sammt
den grossen Bücherschätzen um mehrere Millionen Realen an-
gekauft worden war. Diese Privatsammlung, welche ihre eigene
Geschichte hat, musste daher unter dieser Rubrik ihre Be-
handlung finden; wir unterscheiden also: I. Aeltere Fonds und
n. Fonds Osuna.
I. Aeltere Fonds.
A. Handschriftliche Kataloge.
Ein handschriftlicher Bericht tlber die Biblioteca nacional
an den König von Spanien, verfasst von Juan de Santander,
findet sich in der königlichen Bibliothek zu Brüssel.
Vgl. BibHotheca Hulthemiana Tom. VI, p. 268, Nr. 909.
Biblioteca Real de Madrid. Estado de los manuscritos,
SU procedencia y de los libros impresos.
Manuscript (Vol. LXXVH) des Instituto de Jove-Llanos
zu Gijon, vgl. Somoza de Montsoriu, Catälogo p. 151.
Behufs Feststellung der aus Toledo nach der National-
bibliothek überführten Handschriften wurden verschiedene hand-
Sitiongsber. d. phil.-but. Cl. CXXVUI. Bd. H. Abb. 1
Trn. AMandlsof : Pasr. BandiebrifttiiMbttM Spuln»
Bchriftliche Kataloge angelegt, darunter eine mir vorgelejarte
Lista de los Codices de la Librerla del Cabildo de la C^tedral
de Toledo, que se han reeibido en esta Biblioteca NacionaJ.
Vgl. Hartel-Loewe p. 538. Leider sind diese Listen un-
genau und entsprechen nicht mehr den thatsÄchlichen Verhält-
nissen; dies um so weniger, als einige Handschriften wieder
nach Toledo zurückgestellt, andere in späterer Zeit von Seite
der Nationalbibliothek aus Toledo reclaniirt wurden.
Der handschriftUche, für das PubUcum bestimmte Katalog
besteht aus drei Banden in Foho (nach Ewald p. 285 von
Antonio Gonzalez lH2ti begonnen). Leider ist derselbe alpha-
betisch nach Autoren und Materien angelegt, daher wenig
dienhch.
Ueber einen neu angelegten Zettelkatalog der Hand-
schriften berichtet das Anuario I (1S81), p. 142 El indice
moderno de Manuscritos comenzado en 1874 eomprende hoy
las papeletas correspondientes i 3500 manuscritos. Ferner
heisst es daselbst: Existen 7000 voli'imencs de obras y papeles
varios, catalogados en un Indice en tres volümene« en folio,
hecho en el siglo pasado. llay ademiis otro volumen de Indice
de los manuscritos arabes y griegos, y linalmente, otros dos
voKimcnes en folio tarabien dondc constau las genealogias de
una numcrosa coleccion de apellidos conservadas en un niismo
estante y formando seccion aparte.
Endlich wilre hier noch zu erwähnen: Rclacion de todo lö"
succdido cu las comunidades de (.'astilla y otros Keyuos rey-
nando el Emperador Carlo quinto.
Cod. Vindoboii. 13529. In den Tabulae codicum findet
sich (VU, p. 229) folgende Bemerkung: Haec relalio descripta
est e codice G. 96 saecuU XVI in Bibliothcca Matritensi publica
asservato et quidem summa eura et industria, ut testatur Pa-
schaUs de Gayangos nota hispanica ab ipso exarata jLondres
26. de Agosto de 1851' et ad calcem adligata.
B. Druckwerke.
Florbz, Espaiia sagrada tom. XI (1753), p. 48 ff. beschreibt
zwei Handschriften von Alvars über scintülarum aus der ,Re«l
Biblioteca', eine, A. 110, dem 11., die zweite, A. 114, dem
14. Jahrhundert angehörig.
Bibl. Ü<b«nie1it: t<( (IbMd).
Tom. Xnr (1756), p. 330 ff. erwilhnt und benutzt er bei
der Auspabo von Paulus Diaconua De vita et rairaculis Patrum
Emcritensium eine Handschrift gleicher Provenienz. Ebenso
diente ihm bei Herausgabe von Sebastiani Chronieon Nomine
Alfonsi tertii recens rulgatum in demselben Bande p. 475 ff.:
otro Ms. de que usö Ambrosio de MoraJes, pues tiene algunas
cosas de SU uiano en las margenes, y existe hoy en la Real
BibUotheca de Madrid sowie die ebendaselbst betindliche Copie
des D. Juan B. Perez.
Toui. XIV (,1758), p. 117, die Actas de S. Mancio martyr
besprechend, sagt er: Yo tengo copia de uii MS. Gothico, que
sc guarda en la Real Bibliotheca de Madrid, algo difercutc de
lo publicado.
Tom. XVI (1762), p. 349 wird ein Codex mit Brueh-
stüekcn der Opera Ö. Valerii erwähnt und zur Ausgabe der
Werke in diesem Bande herangezogen: En la Real Bibliotheca
de Matlrid hay tambien un Codiee Gothico con In priinera reve-
lacion beeha & Maximo y el Acrostico : pero falta todo lo demils.
Ikiahte, Joannes. Rcgiae Bibliothecac Matritensis Codices
Graeci mss. Volumen prius (un.) Matriti, 1769, fol.
Ausfuhrliche Beschreibung von 125 Nummern, die bis
heute noch nicht überholt ist. Die Vorrede gibt einige Be-
merkungen Über die Genesis des griechischen Fonds.
PlCer, Carl Christoph. Reise von Madrid nach dem
Escurial, in Anton Friedrich Büsching's Magazin für die neue
Historie und Geographie, Theil FV. Hamburg 1770, p. 369
schätzt die Bibliothek bereits damals auf GO.iKM) Bände, bemerkt
jedoch: ,An alten Handschriften hat sie keinen Vorrath'. Sonst
findet sich nur eine Notiz Über die Erwerbung der Bibliothek
des Cardinais Aquiuto.
El FüERO vicjo de Castilla, sacado y eomprobado con el
cjeraplar de la misma obra, que existe en la real bibüoteca de
csta Corte, y con otros mss. Publicanlo con notas historidas y
legales los doetores D. Ignacio Jordan de Asso y D. Miguel
de Manuel y Rodriguez del Rio. Madrid 1771 fol. Cf. Valen-
tinelli p. 23.
Mir lag nur die Ausgabe von 1847 vor, welche p. XLIIT
ober das Manuscript de la Bibliotcca Real de una letra hast
autigua berichtet, das zur Ausgabe verwendet wurde.
4 Vm. AbhuUoof : Be*r. HudtobriftfDMliilu SpiDl«n>.
PoNz, Viage de Espafia, Bd. V (1782), p. 155—158.
Abriss der Creschichte der Bibliothek bis 1780, Erwäbnünp
der Fonds und der ■wissenschaftlichen Arbeiten über dieselben;
interessant die Notiz: lioy se cstii preparando para la imprenta
el segundo Tome do la Biblioteca Griega, que dexö escrito el
expresado D. Juan Yriarte.* Ueber die Manuscriptc keine
epecicUe Bemerkung.
RonRiQüKZ DB Castro, Bibliotec« Espanola, Madrid, 1786,
Tom. II beschreibt : p. 301 : eine Bearbeitung der .Coleccion de
Concilios' und verschiedene Werke des Isidor von Sevilla,
Manuscript Burriers, mit Collationen von alten Tolodaner
Handschriften (vgl. ibid. p. 377); p. 421: cod. B. 31. Beatus
in Apocjilypsin aus S. Isidro von Leon. p. 456: Mittbeilungon
aus der liurriol-Coliection , und zwar ans seinen unodirten
Memorias de las Santas Justa y Rutina. p. 491 : tlbcr einen
Codex der Tlistoria Corapostelana. p. 511: (in der BurricI-
Collevtion) Copie des Werkes ,Planeta' von Diego de Canipos.
p. 536 ff. : Arzobispo Don Rodrigo, Historia de Espana (Aus-
fllhrliclie Excerpte) p. 539: Historia de las Nabas de Tolos»
(alte Signatur CCIIII). p. 529 und 581: cod. F 46 Eseritos
del Arzobispo D. Rotlrigo y Lucas de Tuy. p. 592: cod. C. 16,
Juan de Dins, Liber casuuni deeretalium. p. 627: (in der
Burrifl-l'ollcction) Pseudo Altbnso, Libro dcl Thesoro.
Tychsen O. Gerh., Beschreibung der Handschriften von
Hoiiirr in dem Escurial und der königl. Madrider Bibliothek;
cntlialten in:
Bibliothek der alten Literatur und Kunst; mit unge-
druckten Stücken aus der Escurialbibliothek und anderen,
herausgegeben von Thomas Christoph Tychsen, Chr. W. Mitscher-
lich und A. H. L. Heeren. Güttingcn 17H6— 1794. StUck VI,
Nr. 2.
Ferrkira Gordo, Joaquim Jose, Apontamentos para a
Historia Civil e Litteraria de Portugal e seu-s Dominios, coUegidos
dos Manuscritos assim nacionaes como estrangeiros, quo existem
na Bibiiütheca. Real de Madrid, na do Escurial, e nas do alguns
• Di«Mer Banil ist niemali) prschionpn; dn» Mnrnisorii>t wir«! jedoch in der
Natiunalbibliotliuk niifltewalirL Vgl. Grntix, Ivnjipnrl, p. H'i.
mbl. C«beralckl : IM iHidrid).
Senhorcs, e Letrndos da Corte de Madrid. In Memorias de
Litteratura Portugucza Lisboa 1792, 4», tom. III, p. 1—92.
Die fleissige, bisher wenig beachtete Schrift berichtet zu-
nttchst von p. 14 ab die Geschichte der Natioiialbiljliiithek und
bringt hierauf Notizen über andere BUchersainmlungen. Den
Hau|ittheil der Arbeiten bildet ein ziemhcli austllhriicher Hand-
selirit'tenkatalog in drei Abtbeilungen: Divisaö I: Das Memorias,
Documentos, e Escritos em Portuguez (p. 29 — 61). Div. 11. Das
Metnoriiis, Documentos, e Escritos em Castelhano (p. 62 — 88).
Div. LH. Das Memorias Documentos, e Escritos em outras
Lingnas (p. i^S — '.12). Die Manuscripte, durchwegs mit Signatur-
angabe verzeichnet, entstammen den im Titel genannten Biblio-
theken, vorzlighch der Biblioteca nacional, atis welcher mehrere
hundert angeführt erseheinen.
Risco, Espana sagrada, tom. XXXVIII (1793), p. HO
spricht vom Liber Chronicoruiu ab exordio mundi usque Eram
MCLXX und bemerkt: Este centon se halla en el codice Com-
plutense, que ahora existe en la Real Biblioteca de Madrid,
de que da noticia Perez Bayer en sus notas al tomo 11 de la
Biblioteca V'etus p. 14.'
(Kadfhold, Aston), Spanien, wie es gegenwärtig ist. Gotha
1797, Th. n, S. 165—167.
Allgemeiner Bericht eines Reisenden über die Bibliothek,
ohne Rücksichtnahme auf Handschriften.
FiscHBR, Christian Adoust, Reise von Amsterdam Über
Madrid und Cadix nach Genua etc. Berlin 1709. 8".
Enthält nach Uaenel auf p. 225tr. Notizen über die National-
bibhothek; war mir nicht zugängUch.
La Sbrka Samtakdbb, Carolub. Pracfatio histörico-critica
in veram et genuinara collectionem veterum canonum ecciesiae
Uispunae 1800. 8" (Wieder abgedruckt bei Migne, Cursus Patro-
logiac, Ser. latinae tom. LXXXIV, coL 849 tf.).
Behandelt p. 5 Quiuque (Codices canonum) in bibliotheca
regia Matritensi, diese gehören jedoch dem Escoriul und wurden
' Ufixiliflicli der Auünülzung der Noteu Bayers «u Nie. Antonioa Biblio-
Üiwn HU|innK xowie der Bericht« diese« seibat Ober die verwertbeteii
Hjindiichrirt<?u tn't '»i<^)> fOr die KntinnMlIiibliothek (damals B. real) das
bereits iii der Rubrik EacurinI Humcrkte.
VTII AbbaadUBf : Ba*r HandschrifteoKUtu Spaiünu
nur für gewisse Zeit nach Madrid gebracht Dann heisst es:
alterum codicom, ccciesiae Palentinac a sapientissimn r^e
Alphonso (lono dahini. Burriel iioster primus indicavit. effcciti|ue,
ut in laudatani bibliothecam regiam, ubi nunc extat, transferretur.
p. 6 und 20 Ober ein anderes Exemplar gleichen Inhalts, nach
dem früheren Besitzer codex Loayso-Carrajalpus genannt.
Fischer Christ. Aüu., Gemälde von Madrid. Berlin 1S02.
P. 186 — 190 einige allgemeine Bemerkungen ohne be-
sonderes Interesse.
GiL Polo, Gaspar, La Diana onamorada, cinco libros, qne
prosiguen los siete de Jorge de Montemayor, Nueva irapresion
con notas al canto de Turia. Madrid 1802. 8".
Diese Ausgabe, in welcher nach Hänel multi Bibliothecae
Regiac Codices commeniorantur, fülirt nur p. 502 eine Tabla
de las familias y linagcs als copia M. S. de la Real Biblioteca
an. Die übrigen mit B. M. signirten Handschriften, auf welche
der Herausgeber Francisco Cerda y Rico sich beruft, stammen
aus der Bibliothek des Grcgorio Mayans, vgl. p. 289.
Labordb, Alexandre de, Itinöraire descriptif de l'Espagne,
Paris 1809. Tom. IH, p. 115 f. Kurze geschichtliche Notiz.
Baii.i.y, J. Louis Amand, Notices historique^ sur les bibUo-
thfeques anciennes et modernes, suivies d'un tableau comparatif
des prodults de la presse de 1812 A 1825. Paris, Roussellon 1827.
Kennt nur arabische Handschriften der Nationalbibliothek;
zur Charakterisirung der Mittiieilungen Bailly's vgl. den Artikel
Escorial.
Haenel, Catalogi col. 965 — 974. Zur Zeit, da Hänel die
Nationalbililiothek besuchte (1828), waren die Bibhothekarc eben
mit Neuanlage eines Katalogs beschäftigt, den er nicht einsehen
konnte. Er verzeichnet aber nahe an 500 Handschriften mit
Signaturangabe, gibt also zu den bestehenden Katalogen ein
wünschenswerthes Supplement.
ToRRES Ahat, Feux, Mcmorias para ayadur A formar an
deccionario crltico de los escritores Catalanes. Barcelona 1836.
Unter den zahlreichen Handschriften der Nationalbibhothek,
deren Torres Amat bei seinen Quellenangaben gedenkt, seien
hervorgehoben: p. 186: cod. G 160 Uustraciones & los condados
de RoselloD, Cerdaüa y Üündent. p. 621: cod. 6 215 Fr. Juan
BIbl Uebfirricilt: ISft (K>4rid).
Tolö, Antiguedades del monasterio de Pöblet y extractos de
varias crönicas de los reyes de Castilla. p. 688 ein ausführliches
Verzcichniss der Haridäcliriften, welche Über Catalonien handeln,
p. 70t>; cod. X 14ö Llibre del gentil e dels tres subis mit der
Schiassnote: Este libro mandö trasladar Alfonso Ferandez de
Ferrera A Andres Ferandez & 28 de jiinio ano de MCCCCVI
se acabö en el dieho dia e aüo en la carcel.
KmjsT, Hei.vrich Fkieurich, Reise nach Frankreich und
Spanien in den Jahren 1839 bis 1841 aus seinen Briefen. Ver-
üft'entlicht von G. H. Pertz im Archiv der Gesellschaft für altere
deutsche Geschichtskunde, Bd. VIII, p. 102—252. Handschriften-
Verzeichnisse ibid. p. 786 — 822.
Di." Nationalbibliothek wird auf p. 152—154, 173—179,
189 f. liehandelt, die Handschriften Verzeichnisse sind p. 768 —
808 veröffentlicht. Die an letzter Stelle gegebenen Listen sind
besonders sorgftlltig, stets mit Signaturangabe versehen und
daher eine weitere Ergttnzuiig der bereits genannten Kataloge.
VooEL, Litteratur etc. p. 479. Kurze bibliographische
Notizen, die über Httnel nicht hinausgehen.
Navakrete, äLartin Feknandez de, Discursu leido d la
Aeademia de la historia, en Junta de 24 de noviembre de 1837.
Madrid 1838.
Der mir nicht zugängliche Vortrag verbreitet sich auch
llber die Nationalbibliothek.
Gachard, Luis Prosper, Rapport sur ses recherches en
Espagne. Compte rcndu des söances de la Commission Royale
d'Histoire, Bru.velles, Vol. IX (1845), p. 241— 299.
Vorzüglich über Manuseripte der Nationalbibliothek,
welche spanische Geschichte betreffen (mit vielen Auszügen).
Zum Theil überholt durch das weiter unten zu nennende grosse
Werk.
Castellanos de Losada, Basiuo Sebastian, Apuntes para
un catAlogo de los objetos que comprende la coleccion del Museo
de Antigüedadcs de la Bibhoteca nacional de Madrid, con ex-
clusiou de los numismdticos: acompanado de una ligera reseüa
del Museo de medallas y de los demas departamentos de la
misma biblioteca. Madrid 1847.
Das Werkchen enthält in seinem zweiten Theile mehrere
den Bücherbeständen gewidmete Abschnitte p. 161 — 176 (Be-
8
Tin. Ahlisiidliinit : Ra<r. Hrndooliriftcntckktui Spaoido».
Schreibung der Hililiotlick nach den Sälen);- p. 177 — 191 (Ge-
schichte); p. 189 (Über die Indices Bayer's); p. 192—212 (Ver-
zeichniss der BibUothckare).
KozifcHK, EuGfcNK DE, Fomiules wisigothiques inödites, pu-
blikes d'apr^ un nianuserit de la BibHothfeqne de Madrid.
Paris 1854.
Die section prcmiere bietet eine Notice historiquc sur la
bibliütheque du Madrid , in dieser auch Daten über die wich-
tigsten Handschriften und die in der Bibliotlick ausgeHihrten
grösseren Arbeiten. Die Section deuxiiüue enthiilt die description
du manuscrit F 58 de la bibliothcque de Madrid (p. XVII —
XXV), p. 1—32 den Text.
ITkikk, Gorrnoi-rj, Bibüntheca anecdotorum seu veteruiu
niotiunientoruni ecclesiasticorum eoUectio uovissium. Ex codici-
bus bibliotlrocarum liispanicarum. Pars I (un.): Monumenta
rcgni Oothorum et Arabum in Hispaniis. Praefatus est J. E.
Volbeding. Lipsiae 1848. 8".
EnlhiUt p. 123 ff. ,Bulgarani cpistolae' herausgegeben unter
Benützung von cod. Dd. 104.
Ford, Richard, A haudbook for travellers in Spain. Third
edition London 1855.
Part II, p. 721 gibt kurze Notizen über Geschichte und
Bestünde.
MiiNoz, Diccionario etc., erwJlhnt häufig Manuscripte der Na-
tionalbibliothek, Städte- und Klostergescbichten etc., meist sehr
jungen Datums, daher auf eine Speciticirung verzichtet wurde.
Edwards, Edward, Memoirs of libraries. London-Leipzig
1859. n, p. 549.
Notiz nach Ford.
EouRBN erwähnt p. L eine Bibel s. X (wahrscheinlich der
Toletanus) und besehreibt von j>. 18 ab zweiundzwanzig Bibeln
der Nationalbibliotliek, leider durchwegs ohne Signaturangabe.
Die Beschreibung des Bcatuscodex aus Lo6n p. 50, die des
cödice canönico p. 77.
Valentinelli p. 20 — 26.
Abriss der Geschichte der Nationalbibliotliek und sorg-
same bibliogra]>hische Zusammenstellungen ; leider sind die
Handschriften, von denen nur ganz wenige Erwilhnung finden,
Bibl. Uebereicbt: 828 (Madrid). 9
nicht nach Gebühr berücksichtigt. Die Notizen über den Status
der BibUothek sind nach dem Anuario zu berichtigen.
Amador DB LOS Bios, Historia critica de la literatura Espa-
Dola, 7 Vol. Madrid 1861—1865.
Amador hat wie die Handschriften des Escorial so auch
in gleicher Weise die der Nationalbibliothek zum Gegenstand
eingehenden Studiums gemacht (vgl. tom. IV, p. 60). Seine
mitunter sehr ausführlichen Beschreibungen können hier nur
auszugsweise mitgetheilt werden.
Tom. n, p. 157 Eingehende Besprechung des Chronikencodex
F 134.
p. 161. cod. G 113. Historia antigua de Avila. Acaböse descrivir
en la dicha ciudad de Avila . . . ano de mill y sei.scientos
anos, para ml, Luis Pacheco, regidor de la ciudad de Ävila.
Tom. III, p. 49. cod. F 133. Crönica de once Reyes. Cf. p. 95
und 398.
p. 285. cod. F 152 saec. XU enthält: 1. Epistola Turpini archi-
episcopi ad Leoprandium. 2. Historia famosissimi Earoli
Magni. 3. Gesta Alexandri magni. 4. Relatio cuiusdam de
Indiae regione et de bragmanis eorumque conversatione.
5. Historia Apollonii Tyrii. 6. Epistola presbiteri Johannis
ad romanum Imperatorem. 7. Vita Amici et Amelii. 8. Gesta
Salvatoris. 9. Visio. 10. Altera visio. 11. De Infantia Sal-
vatoris. 12. De purgatorio Sancti Patricii. 13. Vita Bea-
torum Barlaam et Josaphat. 14. Passio beati Amasii. 15. Hi-
storia Sanctorum septem dormientium. 16. Gesta et passio
Beati Mathiae apostoK. 17. Gesta francorum et aliorum
jerosolimitanorum. 18. Tratado incompleto de plantas, pie-
dras preciosas, aves etc. (de Letesma?). Cf. p. 289, 291,
296, 297, 301, 581 (Auszüge).»
p. 347. cod. F 68. Crönica de Fernan Gonzalez con un prölogo
de Luis Tribaldos de Toledo.
p. 392. cod. Gg 101. Poema de Jusuf (am Schluss des Bandes
ein Facsimile).
p. 406. cod. D 56. Anales de los Reyes Godos de Asturias,
Leon etc. — Fuero de Sobrarve.
' Offenbar dieselbe Handschrift beschreiben Ewald p. 303 und Hartel-
Loewe p. 400 — 404, jedoch unter der Signatar Ee 103.
to
Till. Abhudlnng: Beer HudMkriflinuwkttas Spuin«,
Tom. HI, p. 422 sq. codd. F 36 und F 133. Arzobispo Don Ro-
drigo, Historia Gothica. Cf. p. 428 sqq. Tom. FV, p. 26.
p. 437. codd. Bb 52 und CY". 88. Libro de los doce Sabios.
472. cod. M 1 10. Libro de
giacas.
jHortulus' y varias poesias ele-
p. 502. cod. Dd 94. Copie des Toletanus der Cäntigas de D.
Alonso el 8abio.
p. 518. cod. L 85. Alfonso el Sabio, Libro del Tesoro. Am
Ende: Fecho fud este libro en el anno de la nacstra salud
MCCLXXn.
p. 545. cod. Bb 59. Libro del Bonium.
p. 552. cod. S 34. Libro de la caza de Don Juan, hijo del in-
fante Don Manuel. Cf. p. 553, 563.
p. 568. cod. F 81. Crönica Abreviada del Infante Don Manuel.
Cf. p. 582 und tom. IV, p. 291.
p. 569. cod. F 1. Grande y genei'al Estoria de D. Alfonso el
Sabio. Cf. p. 595.
p. 588. cod. F 133. Poema del mio Cid.
p. 631. cod. L 3. Ralibi Jeliuda MoscA-lia-Qaton, L.<i]>idario.
p. 633sq. cod. L 97; L. 184; T. 273; K. 196. AÜonso el Sabio,
Obras Astronömicas.
p. 637. cod. L 3. Alfonso el Sabio, Libro de la Ochava Spbera
et de sus XLVIII liguras. Vgl. oben und p. 649.
p. 647. cod. L 9, 7. Alfonso el Sabio, Libro de Cänones de
Albateni; aus dem Besitz des Lucas Cortes.
p. 648. cod. Bb 119. Astronomischer Tractat, verfasst itn Auf-
trage Alpbons X.
Tom. rV, p. 7. cod. L 132. Libro de los Fechos et los Castigos
de los Philosopbos. — Libro de los cien Capitulos.
p. 10. cod. P 23. Don Sancho IV. Libro de los Castigos.
p. 17. cod. L 127. Libro del Tesoro, 1065 (?) Alfons VT. ge
widmet,
p. 18. cod. F 108. Diego de Valera, Doctrinal de Principes.
p. 24. cod. J 1 . Grand conquista de LTltramar .magnifico Ms . . . cn
fol., vitela de 360 fojas ■■ ■ y preparado todo tM ])ara ser
enriquecido con esmeradas miniaturas, saguu niuestran las
primeras fojas, en que se halla reprcsentado el ,cerco de
Beiinas' y el .socorro de Jerusalem',
p. 31. codd. L 131 und T H. Sancbo IV, Lucidario.
Bikl. nebaniebt: IM (Madrid)
Tom. rV, p. 35. codd. P 23 und S 23. Sancho TV, Libro de los
Castigos. Auszüge p. 570 ff. Ueber dii- letztere Handschrift
berichtet Amador p. 40 .fsi-rito on papel A una eolumna. y
enriquecido de vinetas iluiuinadas, donde si el diseno no
es correcto, existe sicmpre ol interes de los trajos que son
los usados al escribirso el cödicc. En la segunda foja se halla
represcntado Don 8aneho, sentado en el trono en ademan
de aleccionar a su hijo que aparece arrodillado ante dl. Sobre
la viiieta se lee esta equivocada inscripcion: Initio et sa-
pieneie timor Doniini.
p. 53. cod. X 137. Libro de loa cien capitulos.
p. 87. cod. Bb 133. Alfonso de Valladolid, Libro de las Tres
Gracias.
p. 91. cod. Bb 82. Pedro Gomez Barroso Libro de los Con-
seios et Conseieiros; ausserdem: Consejos y documentos
de Rabbi don 8em-Tob und jConsolacion de Espana', diälogo
escrito a principios del siglo XV.
127. cod. P 13. Ramon Mnntaner, Sermö <S presichan^a, ge-
richtet an Jaime IT de Aragon. M8 magnifico y coetaneo.
Am Schluss die Note: Iste über fuit scriptxis et splicitus
die Veneris qui fuit tercio Kalendas septembris , anno do-
mini millesimo CCC quadragesirao secundo.
134. cod. G lüO. IJeruard Desclot, Cr6nicas 6 Conquestes.
149. cod. F S^9. Historia de don Servando (eine Copie Pel-
lieer's).
206 ff. cod. S 34. Don Juan Manuel, Obras. Vgl. auch p. 224,
235, 247, 258, -135, 513.
292. cod. F 60. Cronica complida (ftllschlich Don Manuel
zugeschrieben).
304. Juan Manuel, Libro de los Exemplos (cod. 8. XV. 4*).
331. cod Bb 134. Jacobo de Bonavente, Vergel de la Con-
solacion.
362. codd. D 53; D. 144; D. 521; K. 49; V. 39. Libro dcl
Becerro (in der Art eines statistisch-genealogischen Hand-
buches) im Auftrage Alfons XL verfasst.
368. cod. F 31. Libro de las tres Crönicas; Crönica de D.
Alfonso XI.
387. codd. F 32 and F 186. Crönica general. Vgl.
und p. 402.
rV, p. 43®- «J*!- P ^- Gonialo de Arredondo, Chronica,
■w fi9&, eoid. M 100 and S 34. Jaui )Ianuel, Conde Lacauor.
et p.eo.
■Pmh V, p- 76- 10^- A» 103. Libro de Lanzarote (II. n. III. Theil ).
B. 15L podd. L 149; L 176; L 197. Pedro Lopez de Ayubi.
Ubn» de 1» Cetreria.
1». 236. cod- Bb 136. Pedro Gomez de Albornoz, Libro de la
Jnsticia y de la Vida espiritaal.
pu 884. codd. A 103. Pedro de Luna , De horis canonieis di-
Q^lidis. C 73 desselben Constitationes Arcliiepiscopi Tarra-
oonenns.
p^^M. cod. F 113. Garcia de Eui^rul, CrAnicas.
n. S»U. cod. V S9. C'ironica del Rey Don Rodrigo.
u. J74. cod. J 70. ,Libro Ultramarino' »aec. XV.
p. SM. codd. G 151 und M.— Y 4»(?). Pablo de Santo Maria,
Etladcs trovadas.
p, 33*^. cod. L 119- Cirurgia riniiida del Maestre Diego de
Cobos.
Tom. VI, p. 21. cod. Bb 30. Valerio Maximo. catalanische
Uebersetzung.
I». 30. codd. M 16 and M 17. Vergils Aeneis, übersetzt von
Knri<iae de Aragon.
jK 3;>. codd. M 56; Q 224; T 130; T 269. ,Omero romanzado'.
AuHxttgc, übersetzt von Juan de Mena. Cf. p. 51.
li, 41. codd. Bb 97 und P 36. Petrarca, De vita solitaria, über-
»otsl unter dem Titel: Florcs e sentcncias de la Vida de
|\»KiUin»btv. cod. Ff 153. Desselben Invectivae contra me-
diount quemlam unter dem Titel Reprebensiones e denne-
»tivi conti*» wn nicdico rudo e parlero. cod. X 190. Desselben
Ki>i»tolM X* variarum (Letra de Reales costumbres ). cod.
J*. Sl»ö. Dciwclben De remediis utriusquc Fortunae (Reme-
\\\k\» do |>rt\sjH'ra c^ ad versa fortuna). cod. Dd 149. Boccaccio,
U»M»<*»l*'jna de los dioses. c^)d. Ff 124. DesseUicn De Claris
utvdii^ribut» (Tratado de muicres ilustres).
K rt^. *M«ld. Y 215 und M 28. ' Cancioiieros de Ixar y de
»::«iurt>i:a. Cf. p. 426 und 533; tom. VII, p. 460, 466.
t \Mi» W(«*nir ikt nn den citirten Stellen achwanVend angegvbca (M. S7&
BAI. tTtberdeh«: SM (Madrid).
I
I
I
Tom. VI, p. 252. cod. Y 1 15. Doctrinal de Cfilmllcros; codd.
T 12!l und T 157 Auszüge aus demselben, p. 258. cod. F
101. Enrique de Villena. Ohras.
p. 'IS^. cod. S 10. Don Knriijue de Aragon, Tractado de casso
et fortuna; desselben Tratado del dormir et despertar et del
soiiar; desselben Es]iceips de adivinanyas.
p. 303. cod. P 156. Fcrnan Perez de Guzman, Floresta de
Philösophos.
p. SO'.I. codd. Bb S und X 214. Juan el Viejo Declaracion del
Sabuo LXXVII.
p. 312. cod. Bb 94. Corona de monjes (Aureola 6 Corona Mo-
nachorum).
p. 320. cod. Bb 70. Maestre Pedro Martin, Scrmones en ro-
niance (unter dem Titel: el Conde).
p. 326. cod. Bb 96. Ensefianientos de Corayon geschrieben von
l*edro AI. (Alvarez oder Alfonso?)
p. 331. cod. IT 49. Alonso de Cnrtagena, Proposicion soVire
Portugal, codd. Bb 64; Cc IIH; E 169; M 100; X 250.
OraciDn sobrc la |>referencia de In^itaterra.
p. 343. cod. Q 224. Uodrigucz del Padron, 8iervo Librc de
Amor,
p. 533. cod. Dd 61. <'oj)ie eines Cancionero general der Biblio-
teca Colombina in Sevilla.
Tora. VII, p. 27. cod. D 190. Cflrlos de Aragon, Epistola &
todos Io8 valientea letrados de Espana. Fernando de Bolea,
cartas.
p. 31. codd. T 115 und (J 139. Cor(iniea de los reyes de Na-
varra por el principe D. Cirlos de Viana.
p. 41. cod. (i 151. Pcre Toniich, Snmn de la Corönica de Ara-
gon y principado de Catalufia traducida del lemosin por
Juan Pedro Pellicer saec. XVII.
p. 65. cod. Q 36. 1 . Leonardo de Arezzo, Caballeria, traducida
por Peru de !a Panda. 2. Angel de Milan, Las quatro vir-
tudes ö doctrinas que compuso S^neca. 3. Desselben Con-
dicion de la Nobleza, beide Übersetzt vom Prinzen Viana.
p. 83. cod. P 61. Dem Pedro el Condestablc, ( »bras. ,Ffou aca-
l)ad lo present libre tl X de may any 1468 de nia den
Cristofol Bosch librater. Deo gracias.'
p. 23(>. cod. Cc 77. Uztarroz, Biblioteca Aragonesa.
M
Vni. AMindlDDg: B««r. BudMhrifttotekitM Sponitoi.
Tom. Vn, p. 298 f. cod. F 108. Diego de Valera, Ohras. 1. Trac-
tado, Unmado Dcfensa de Virtuosas mujeres. 2. Tractada.
Uamado Espcjo de Verdadcra noblcza. 3. Ceremonial de
Principes. 4. Traetado de las armas. 5. Exortacion de la
paz (cf. p. 365). G. Tractado de las epistoias (cf. p. 409).
p. 320. cod. G 157. Oonzalo Gairia de Santa Maria, Presion de
Carlos, principe de Viana, oinision 6 guerra de los catalanes.
cod. Dd 184 dasselbe Werk, lateinisch.
p. 327. cod. F ilG. Andreas Bernaldez, Crönica de los Reye»
Catölicos.
p. 365. cod. S 219. Pensamientos variables (nicht authentischer
Titel eines annn\Tnen, an Isaliella die Katholische gerich-
teten Tractats, cf. p. 578).
BoKAO, p. 70f.: historischer Rückblick. Die Zahl der Hand-
schriften wird auf 8000 angegeben.
^Iaasskn, Friedrich, Riliüritlieca latina iuris canonici inanu-
scripta a. a. O. p. 163f. behandelt die codd. Ee 106; P 21;
Q 14 nach IlUnel, Gonzalez und Knust.
Gallakdo, Bartolome Jose, Ensayo de una biblioteca cspa-
nola de liliros raros y curiosos . . . aumenhulos pur Alanuel Reinon
Zarco del Valle y j. Sancho Rayon. Madrid lbi63— 1889. 4 Vol.
Vol. II enthalt mit separater Paginirung (p. 1 — 179) einen
Indice de manuscritos de la Biblioteca Nacional, einen von
Gallardo gefertigten Auszug aus dem oben erwähnten hand-
scliriftlichen Kataloge. Das Urtlieil Ewald's, der diese Liste
dürftig und nur die Geschichte Spaniens betreffend nennt, ist
dahin zu modificiren , dass sümmtliche spanische Manuscripte
der Bibliothek in etwa 8000 Artikeln, also auch Uebersetzungen
classiseher Autoren (Aristoteles, Cicero, Seneca etc.) und der
Kirchenväter (Augustinus, Gregorius etc.) angeführt erscheinen,
daher die Zusammenstellung auch für Geschichte der classi-
schen Philologie, des Hunianisuius etc. von Wichtigkeit ist. Die
durchwegs beigefllgte Signatui'angabe erhöht den Werth des
Verzeichnisses.
Amador de los Riob, La pintura cn pergamino, en Espaiia,
hasta fines del siglo XIII. Museo Espafiol de Antiguedadcs
tom. III (1874). p. 1 — 41. Vgl. oben den Artikel Escorial. Ueber
eine Bibel der Kationalbibliothek p. 13.
BIM. n*b«nleht: ttS (Madrid).
ifi
GuTiBRRiüz DB La Vega, Bibliotoca Venatoria tom. I (1871)
behandelt unter den Nummern 5, 6, 36, 37, 38, 41, 44, 51, 58,
50, (>1, m, 68, 72, 77, SO, 83, 80, 90, 03—06 und 100—102
handschrif'tlicho Trnctato. aus dem Gebiete der Jagdsebrit'tstcllerei,
welche der Natioualhibliothek angehören; fast ausschliesslich
jüngeren Datums.
Gachard, Loüis Prosper, Les biljliotheques de Madrid et
de rEscurial. Notices et extraits des mauuserits qui concement
l'histoirc de Belgique. Bruxeltes 1875. 4".
Ueber die Nationalbibliothek p. XXXIIIf. (wo von 30.000
ouvrages ou documents mauuserits gesproehcn wird) und p. l
bis 424; hier sehr genaue Besehreibung von 155 Handschriften,
die in das oben bezeielineto Gebiet fallen, mit zahlreichen Aus-
zügen und Doeumeutencüpien. An diese schliessen sich noch
p. 425 — 538 Äpendices.
RuBiXE, CnAHLES Emile, Rapports sur une mission littc'n-aire
et philologique en Espague, Arehives des missions scientiriques
S6r. III, tom. 2, p. 502 und 563 — 579 über verschiedene grie-
chische Handschriften der Nationalbibliothek. P. 504 glossarium
graceo-latinum saec. XV.
(Breton y Orozco, CAndido) Breve noticia de la Biblioteca
Nacional. lladrid, Ariliau & eompania 1876.
Lag mir nicht vor. Contiene curiosisimos datos acerca
de 8U fundacion, sus directores, sus acreeentamientos, su te-
soro bibliografico, sus tipogratieas preciosidades .... sus manu-
scritos y sus Codices. Revista de Archivos tom. VI (1876),
p. 20f. Vgl. ibid. VII, p. 99, not.
Gracx, Rapport, p. 122—124.
Ueberblick Über die Fonds griechischer Handschriften und
kurze Beschreibung einiger der wichtigsten.
RcELi^E, Charles Emile, Deux textes grecs anonymes,
conceruant le canon musical lieptsicorde, puis octacordc, pnbüös
d' apres le ms. N. 72 de la Biblioteca Nacional de Madrid im
Annuaire de 1' Association pour 1' encoui'agement des dtudes
grecques en France. XP Annöe (1877), p. 147 — 169. Voran
geht eine Notiz:
Ghalix, Charles, Sur le manuscrit N. 72 et sur C. Lascaris
unter Heranziehung weiterer grieehiseher Handschriften der
Nationalbibliothek.
u
Vin. AbliBndliinf : B«pr HiiodK'1irin«iue1iitae ^|*Mileiif-
MdlA y F0NTANAL8, M(anuel), Notes sur trois manoßcrits.
Revue des Lang^ues Romancs tom. X (1876).
An zweiter Stelle (p. 225) wird Un ronmn eatalan s. XV'
(212 Blätter fiilien<l) und an dritter Stelle l^ne traduccion de
la Discipline clericalc perg. s. XIV, beide der NatJonalbibÜothck
angeliörig, beschrieben. Signatnrangabe feldt.
Revista de Archivos VII (^1877), p. 55.
Kurze Notiz Über einen kostbaren Codex der Nationai-
bibliotliek, welcher im Boletin de la Socicdad GeogrAfica de
Madrid publicirt worden soll. En este cödiee, que perteneei(5
al Marques de Santillaiia, se refiere el viaje de exploracion que
en 1350 hizo un frailc franciscano ä la tierras africanas.
Paz y Melia, Anto.nio, Un rödiee notable de la Biblioteca
Nacional. Hcvista de Archivos VII (1«77), p. 124— 12S; 141 — 144.
Behandelt eine Handschrift mit einer alten Uebcrsetzung der
Disciplina elericalis des Pedro AHbnso. Analyse und AuazUge.
(iaAiix, C'iiARi.EH, Ekigc du dnc Aratios et du Gonverueur
Stöplianos, publit^ pour la preinicrc fois d'apri« le ms. de la
Biblioteca Nacional de Madrid. Paris 1877. Vgl. Buletin de U
Real Academia de la ILstoria, tora. I, p. 300.
Revista de Archivos, tom. VIII, p. ITiüf.
Zusnininenstellung verschiedcnir Ilaudschriften der Na-
tionalbibiiothek, welche der BuehViinder Miguel tiinesta restaurirt
und eingebunden hatte.
FiKnvn,LE, Henseigncments, a. a.(t., p. 103 ff. erwähnt nebst
einer Dissertation über eine Quintilianstellc (VIII 3, 22) s. X\^I
noch 1. Ovide XV s. parch. coi6 M. 23 Est. Res. 19. 2. Virgile
XV" siiicle parch. M. 30 Est. Res. 47. 3. Piaute, parch. s. XV.
Q. 38, Est. Res. 20. 4. Roman de la Rose s. XV. Die Tolc-
daner Signatur: Cajon 104, 22, Zelada. 5. Plinius secundus,
Historia naturalis s. XIV. Toled. Sign. 0 47, 14. 6. Livre
d'heures de Charles Quint. 4". 7. Livre d'heures de Joanne
la Folie. ,C'e8t un vrai bijou; les miniaturcs sont diUicieuBes et
d'une linesse mieroscopique'. 8. Livre d'heures de Charles VIII.
roi de France, ,vrainient royal'.
Francisqoe Micirei., Rapport, a. a. O., tom. VI, p. 179 ff.
bespricht eine Handschrift 8. XV Pedro Alfonso, la Clergia do
discii>line e las Moralitatz de philosophia, T. 283 (die bereits
BibL rtbcnlolit : m Otuirii).
I
I
von Paz y Melia beschriebene Hs.), ferner das Gebetbuch
Carl Vni. (vgl. oben) and mehrere jüngere Handschriften.
Graux, Charles, E^sai sur les origines du fonds grec de
l'Escm-ial, Paris 18S0.
Gelegentliche Bemerkungen über die Handschriften der
Nationall.ibliothek. So p. 44 über: V. 169. p. 50: G. 43, 44 un<l
48, vgl. p. 179 f. p. 83: Q. 1«. p. 138: Dd. 27. p. 165: K. 100.
p. 333: V. 169 (Auszüge), p. 431: G. 75. p. 60—79 Acquisition
der Bibliothek des Cardinais von Burgos für die National-
bibltolhck.
Ewald p. 284 — 321. Beschreibung zahlreicher Hand-
schriften, welche bereits entsprechende Würdigung gefunden hat.
RüBEKT, Uli8se, Etat des catalogucs des manuscrits des
Biblioth^cjuea d'Espagno et de Portugal. Cabinct historique
XXVI, p. 294—299.
P. 297. f. Madrid.
Carini, Gli Archivi etc. I. p. 127 ff.
Den ersten Tlieil des Berichtes bildet ein historischer
Rückblick j). 127 — 130; hierauf fnlgt ZusjuunienstoIJung und
Beschreibung der einzelnen Alitlioilungcn der Bibliotlick und
Verzeichniss der wertli vollsten Handschriften. Dieses scheint
nicht auf Autopsie gegründet zu sein; Signaturangabo fehlt
durchwegs.
Anuakio del cucrpo facultativo de Archiveros etc. Madrid
r (1881), p. 135—151; H (1882), p. 91—101.
Bietet nur Weniges, was sich auf Handschriftenbeschreibung
bezieht. Im ersten Aufsatz sind }). 150 einige Cimelien notirt.
FrrA y Colomä, Fidel veröffentlicht im Boletin de la Real
Academia de la Historia tom. V (1884), p. 308 ff. VI (1885),
p. 60 ff, p. 37'.) — 109 und 418—429. VU (1885), p. 54—144
Biogratias und Poesias von Gil do Zamora aus cod. I 217 sammt
genauer Beschreibung.
Hartel-Loewe p. 261 — i62 und 538 — 542.
Das bezüglich der Beschreibung der Escorialenses Gesagte
gilt auch von diesem Katalog; er ist der gründlichste und für
einen Theil der Manuscripte auch erschöpfendste, den wir bis
jetzt besitzen.
Miller, Emmanuel, BiV>liothfeque Royalc (sie) de Madrid,
Catalogue des manuscrits grecs (Supplöment au Catalogue
»iUnuplor. <1. |>|]il.-h»l. Cl. CXXVUI. IM. N. Abk.
lEH
t»
▼tn. Atihudlnofi B<er, BknlKhrlftoiwbitie Sjiulmu.
d'Iriarte). Notices et extraitos des manuscrits do la Bibliothoque
nationale et autres biljüothequcs. Paris, tora. XXXI, deuxiime
partio, p. 1 — 117. Beschreibt die Nuiuinern N 126 — N 141 und
Ol — O 103. Eine Ergänzung zu L'iartc und ein Gegenstück
zu desselben Verfassers Katalog der Escurialenses.
Rada t Deloado, Juan, Bibliografia numismätica Espanola,
Madrid 1886. 4".
Diese Bibliographie benützt zahlreiche Handschriften der
Nationalhiltliotbek, welche auch fVir antike Münzkunde inter-
essante Daten bieten; der grössere Thcil der Ausbeute entl)illt
auf die mittelalterliche, vgl. p. 45 Ordenamiento des Jahres V6SH
aus der Handschrift Dd 123, p. 46 Pregones s. XV, Dd 124;
ferner vgl. p. 59, p. 76, 121 u. ö.
RiANO, Jüan F. Critical and ßiographical notes on early
spanish music. London 1887.
Beschreibung folgender Handschriften: C. 145 Missae
Manuale p. 49 f.; C. 82 Canon de editicanda ecclesia p. 58;'
C. 132 Liber cantus Chori ibid.;' C. 153 Liber cantus Chori
p. 5?;' C 63 Cacriraoniale Romanum ibid.;' C. 145 Missae
Manuale p. 65; C. 131 Ordinariutn l'recuni Ecclesiae Cathedrnlis
Toletanae p. 66; 52, 6 Missale p. 68; 52, 16—22 Missale in
sieben Bänden* p. 69; Reservado B. 31. De Apocahpsi Johannis
p. 108.
Abzb, Diboo DB, De las libreriaa, de su antiguedad y
provecho , de su sitio etc. Biblioteca Nacional Ms. Bb. — 22
(Madrid 1888. 8").
Blosser Abdruck der Handschrift ohne Commentar.
MiLLSs, Emmaküel, Le mont Athos, Vatop«5di, l'lle'de
Thasos. Avee une note sur la vie et les travaux de M. Emrn.
Miller par le ruarquis de Queux de Saint-Hilaire. Paris 1HS9.
In der biographischen Skizze (von p. L ab) sehr inter-
essante, zum Theil Miller's Correspondenz entnommene Daten
über die Arbeiten dieses Gelehrten in der Nationalbibliothek zu
Madrid und die Geschichte derselben während der Revolution.
Priscilliant quae supersunt . . . cdidit Georgius Schcpss.
Vindobonae 1889. (Corpus script. ecol. lat. Vol. 18.)
• Au« Philipp V. PrivRthibliotliek.
* Aas dem Uesitze tlen CnrdiiuiU Cisneros.
Bibl. V«b«reloht: n» (Xtdrid). 19
Praefatio p. XXXm handelt über den Toletanus 2, 1.
Martikez Anibarro t Bives, Intento de un diccionario . . .
de Burgos etc. p. 99 über cod. H, 49, enthaltend Cartagenas
Allegationes; p. 246, cod. ö 6 Cr6nica del Rey D. Juan 11.
1420—1434; p. 446 codd. T. 183, 210 Francisco de Salinas
De Musica; p. 485, codd. G 151, Ee 154, Pablo de Santa
Maria, Edades Trovadas (nebst anderen Handschriften desselben
Autors, zum Theil nach Amador).
Leguina, Enrique de, La Exposiciön Histörico-Europea. VI.
La Biblioteca Nacional. Impresos en vitela. Incunables. Ejem-
plares unicos. Encuademaciones notables. Libros raros. Autö-
grafos. Codices. — La Epoca. Madrid, 28 de Noviembre de 1892.*
Verzeichnet folgende in der Columbus -Ausstellung 1892
exponirte Codices der Nationalbibliothek:
Libro de Agricultura, saec. XV. in. Mit arabischen Ziffern.
Petrus Comestor, Historia Scolastica, saec. XV. Mit ganz-
seitigen Miniaturen.
Aethicus , Descriptio terrae, saec. XV. Mit Miniaturen,
besonders Kriegsmaschinen darstellend (Ballista fulminalis).
Antonius de Nebrija, Gramdtica, s. XV. Mit dem Porträt
des Autors.
Enrique de Aragon, Tratado de Astrologia (1428) (vgl.
den Artikel Madrid, Biblioteca part. de D. Enrique de Aragon).
Juan Manuel, Obras, s. XIV. ,Codice de gran valor, por-
que habiendo dejado el Infante todos sus libros al convento de
Penafiel, donde se perdieron, solo se conserva esta copia'.
Petrarca, Sonetti, Canzoni e Triumfi, s. XV. . . Mit herr-
lichen Miniaturen.
Petrarca, Triumfi, s. XVI. Ebenfalls mit prächtigen, hier
in verkleinertem Massstabe ausgeführten Miniaturen ausgestattet.
Fernando de Bolea, Cartas (1480). Mit dem Bildnisse des
Prinzen Viana.
Ferran Nunez, Poema y declaracion del verdadero nombre
del Amor, intitulado Tractado de Amicicia, saec. XV.
' Ich verdanke die Mittheilnng dieses interessanten Aufsatzes der Ofite
8r. Excellenz des spanischen Botschafters am Wiener Hofe D. Rafael
Merry del Val.
2*
TUT. Alttiiui JIoU| : Bor. BulichrifUudiltt« Sjiuüciu.
Poema de los Reyes Magos, saec. XIII. — Poesiaa del
Arcipreste do Hita, saec. XIV. — Poema de Alexandre,
saec. Xni. Es sind die bekannten Cimclicn.
Le Roman de la Rose s. XIV. Mit Miniattiren und Initialen.
Conde de Tendilla, Correspondencia sobre el Gobierno de
las Alpajairas.
Livius, Decades, übersetzt vom Grafen von Benavente
(1439). Mit Aquarellen.
Fernfiu Lopez, La cronica portuguesa de D. Juan L
Pergamentcüdüx saec. XV, mit Miniaturen äusserst reich aus-
gestattet.
El Fuero de Zamora (1208).
Juan Fernandez Herdia, Cronica de Espaua (1385). Mit
dem Bildnisse des Autors und yielcn Initialen.
Seguro ' d favor de D. Alvaro de Luna (1441). Mit
Wappenbildern.
Allbnso el Sabio, Las Partidas. Prachtexemplar ans dem
Besitze der Reyes Cat61icos.
Cronica troyana, saec. XV. Aus dem Besitze des Marques
de Santillana.
Alonso de Cartagena, Genealogias de los Reyes de Espana.
saec. XV.
Las grandcs crönicus 6 crdnicas de Saint-Denis. Mit dem
Bildniss Carl VII.
üocumentos sobre la primacia de la Iglesia Toledana
(1253).
Bibiia ,de Avila' saec. XIII —XIV. Mit interessanten
Miniaturen iUtcren Stils.
Grcgorü Moralia, übersetzt von Pero L<ipcz do Ayala.
Mit dem Bildnisso des Uebersetzcrs.
(Misal rieo de Cisncros', 7 Bünde (1503 — 1518). ,Trabajo
que honra A los miniaturistas espanoles que lo ornanientaron*.
Ausserdem noch einige anderweitig bekannte Ciuiolien. —
Einen ähnlichen, jedoch kürzeren Bericht über die von der
Nationalbibliothck ausgestellten Handschriften lieferte:
(FrrA V ColomS, Fidel) Bosquejo de la Exposiciän Hi-
störico-Europea, Madrid 1892, p. 77ff.
' Ueleitbriof.
Bibl. ü»b«nieht! *iB (Vidrid). 21
C. Schriftproben.
Amador DB LOS Rios, Historia critica bietet in den bei-
geschlossenen Tafeln Proben aus folgenden Handschriften (leider
durchwegs ohne Signaturangabe).
Tom. II. Alvari Liber Scintillarum cod. A 110.
Tom. IV. Conquista de Ultramar, cod. I 1. Libro de los
castigos del Rey D. Sancho. cod. P 23 (S 23 [?]). Libro
Lucidario del Rey D. Sancho. L 131 (T 8 [?]). Cod. de
los obras de D. Juan Manuel (S 34). Libro de los Exenplos
(vgl. p. 304 dieses Bandes).
Tom. V. Libro de Cetreria (cf. p. 151). Tratado de la Vida
Espiritual cod. Bb 136. Cronica del Rey Don Rodrigo
cod. F 89.
Tom. VI. Omero Roman9ado por Juan de Mena (vgl. p. 35
d. B.). Obras de D. Enrique de Villena cod. F 101. Cancio-
nero de EstuSiga (p. 62) Cancionero de Izar (p. 62). ,De
amor y de remor' (Q. 224?). ^Especies de ordenanzas' (ad-
ivinancas? cf. p. 286, cod. S 10).
Tom. Vn. Vida de Cristo de Fray Inigo Lopez de Mendoza
cf. p. 240. — Libro de los pensamentos.
RosEix T ToRREz, IsmoRo , El Triunfo de Maximiliane I.
Libro de miniaturas en vitela que se conserva en la Biblioteca
Nacional. Museo Espanol de antigUedades , Madrid, tom. I
(1871), p. 409—416.
Ueber den Prachtcodex des ,Triumphs', das Supplement
zu der bekannten in der Wiener k. k. Hofbibliothek befind-
lichen Bilderhandschrift. Mit zwei colorirten Tafeln.
EscuDEBo DB LA Pena, Josä Maria, Encuademaciones de
la edad media y moderna, Museo Espanol tom. VH (1876),
p. 483—492.
Bespricht unter Anderem den Einband der Siete Partidas
von Alfonso el Sabio, ferner ein Devocionario, beide in der
Nationalbibliothek. Von letzterer Handschrift ein Facsimile.
Graux, Charles, Sur le manuscrit N. 72 et sur C. Las-
caris (vgl. oben) gibt zu- p. 150 ein Facsimile einer ganzen
Seite des von Lascaris geschriebenen Codex.
Munoz y Rivbro, Paleografia Visigoda. Mötodo teörico-
präctico para aprender & leer los Codices y documentos Espa-
mi. AttwUn«: B**r. Ba
noles de los siglos V al XII. Madrid 1881. Läm. VI. MoraJes
de San Gregorio 945. Läm. VIII. Biblis Iklozärabc, qne per-
teneciö al Cabildo do Tolc/io y ht>j se conserva en la Bibliotcca
Nacional s. X. Ldm. IX. Sehlussworte aus derselben Hand-
schrift. Lim. XIL Commcntarios de Beato sobre el Apocalipsit«,
tiempo de Fernando I. y Dona Sancba. Liim. XHl. Foeru
Jnzgo, procedente de Le^Sn, 1058.
EwAui ET LoBWE, Exempla scriptorae V^isicoticae. Heidel-
bergae 1883 fol.
Handschriften der Nationalbibliothek: Tab. IX Bibli;i,
Toletanus 2. 1. Tab. X, XI, XII S. Isidori Etymol, Tolet. 15. 8.
Tab. X\TI Forum iudicum, Tolet. 43. 5. Tab. XVIII Ileterii
et Beati ad Elipandum epistula, Tolet. 14. 24. Tab. XIX
8. Joannis Clirksostomi de reparatione lapsi, Tolet 10. 25.
Tab. XX S. Isidori sententiae, Tolet. 15. 12. Tab. XXVII
Breviariura Goticum, Tolet. 35. 1. Tab. XXVIII CoUectio C»
nonum Hispana, P. 21. Tab. XXX Breviarium Goticum, Tolet.
35. 2. Tab. XXXI Collectionis canonum Hispanae versio arabicA,
Gg. 132. Tab. XXXIII AlWri Über scintiUarum, A. 115. Tab.
XXXVIII Burchardi Wormat. decreta, K. 21(3. (Cödice de
Cardona.)
Tailhan , Jxiles , Cbronique rimee des demiers rois de
Tolfede et de la conquetc de l'Espagiie par les Araber Paris
1885 fol, gibt sum Schlüsse Proben (zwei Seiten) aus der Hand-
schrift 4, 7 (vgl. Hartel-Loewc, p. 460).
RiaSo (vgl. oben) gibt Proben aus folgenden Handschriften:
C. 35, 1 Mnzarabic Breviarj' p. 25; Reservado 6» 2 Liber Evan-
geliorum p. 31; 44, Q. s. Breviary p- 32; 35, 2 Gothic Breviary
p. 36; 14, 1 St. Augustin Commentaries on the first tifty Psalms
p. 36f.; 31, 28 Greek BrevHary p. 41; Reservado B. 31 De
Apocalipsi Johannis (Musikinstrumente) p. 108.
Graüx-Martix, Fac-simil^ de manuscrita grecs en Espagne''
etc. Paris 1891.
Nr. ö und 6. cod. N 71. Glossae in Diadem. Nr. 7 und 8.
cod. N 16. Codex rescriptus, Comuientar zu Job und Thcophanes
Cerameus. Nr. 10—14. cod. 1, 12 (Tolot.). Evangclia. Nr. 15
und 16. cod. O 78. Stück des Neuen Testamentes. Nr. 21—23.
cod. O 74. S' Nil. Nr. 55 und 56. cod. N 55. Plutarchns. Nr. 57.
cod. N 101. Choricius, Apologia mimorum.
Bibl. üebenicbt: HS (Kidrid). 23
II. Fonds Osuna.
A. Druckwerke.
Clemencin Diego, Elogio de la Reina Isabel a. a. O. p. 444
berichtet von einer HandBchrift en la biblioteca del Duque de
Osuna, enthaltend Tercero tratado del libro de las mujeres de
Fr. Francisco Jimenez. Es en fol. vit. escrito ä dos columnas,
con las rubricas 6 iniciales de los libros encamados. Die sub-
scriptio lautet: Finito libro etc. Anno domini millessimo qua-
dringentessimo septuagessimo tercio mense aprili incoante. —
Scripsit scribat et semper cum Domino vivat. Andreas Mudarra
vocatur, qui a Domino benedicatur. Scripsi autem hunc librum
ex praecepto reverendi prioris nostri fratris Joannis de Guada-
luppe, prioris Sancte Marie de Guadaluppe. Ibid. p. 457 über
eine Vegetiusübersetzung von Alonso S. Cristöbal s. XV, gleich-
falls aus dieser Bibliothek.
Gachard, Loüis Prosper, Rapport sur ses recherches en
Espagne. Compte rendu de s^nces de la Commission Royale
d'histoire tom. IX (1845), p. 312f.
Kurze Notizen über die herzogliche Bibliothek, deren
Bibliothekar damals Miguel Salvä war. Als das ^chtigste
Manuscript erschien Gachard ein Band mit der Correspondenz
Ferdinand I. und Philipp 11.
BzBuöGRAFO, El espanol y estrangero (II. Serie des Boletin
bibliogrdfico) I (1857) Suplemento p. 40 enthält interessante
Notizen über Geschichte und Verwaltung der Bibliothek, ins-
besondere über die Manuscripte : se encuentran magnificos Codices
en vitela, que pertenecieron al cölebre D. Inigo Lopez de Men-
doza, Marques de Santillana, obras de historia, de genealogia,
de antigüedades, etc., algunas de ellas inöditas, noviliarios y
otra multitud de papeles sümamente curiosos, y mas de mil
comedias antiguas manuscritas, entre ellas algunas que apenas
8on conocidas, y otras muchas originales y autögrafas de Lope
de Vega, Calderon,' Mira de Mescua, Tirso de Molina, Rojas,
* Vgl. Morel -Fatio, Alfred, El Magico prodigioso, comedia famosa de
D. Pedro Calderon de la Barca, publiie d'aprög le mantucrit original de
la bibliothiqne da dac d'Osona, avec denx fac-simile, nne introdnction etc.
Heilbronn 1877.
24 YHt. Abkuidlnng; Bear. HandsohrifttnieUti« SpanUns.
etc., con la particalaridad, de que algunas de estas liltimas
van acompanadas de la censura de la pieza y correspondiente
licencia del ordinario para su representacion, y atm & veces
con designacion de los autores que debieron ejccutarlas por
primera vez.
EouREN beschreibt p. 37 — 43 vier Bibeln der Sammlung,
unter Mitthcilnng von Auszügen.
Valentinblu p. 52f. erwähnt einige der wichtigsten Hand-
schriften.
Ahaoor DB liOs Rios, Historia critica etc. (vgl. oben) be-
schreibt:
Tom. in, p. 333. Poemo de Alexandre, cod. en 4" prolongado
s. Xin— XIV, vitela 153 fojas.
p. 587. Cancion elegiaca in einer Handschrift aus der ursprüng-
lichen Bibliothek des Marques de Santillana.
Tom. IV, p. 303. cod. H. M. 8 Armenio de Bologna, Istoria
Fiorita, Codex gleicher Provenienz. (Vgl. tom. VT, p. 40.)
p. 345. Guido de Colonna, Historia Troiana gallegische Ueber-
setzung, Codex gleicher Provenienz mit der Schlussnote:
Este liuro mandou faser 6 muyto alto et muy noble et
eixelente rey don Alfonso, fillo do muy noble rey don Fer-
rando et de la reyna dona Costanca. Et fu^ dado descrebir
et destoriar enno tenpo que ö muy noble rey don Pedro
rreynou . . . Feyto o liuro et acabädo 6 postrero dia de
dezenbro, era de Mill et CCCLXXXVIH. Nicolas Goncales,
escriuano des seus linros, escribeu per seu mandado.
p. 349. Dasselbe Werk ,en romance catalan' cod. HI, lit. Ä[,
Nr. 2; cod. II, M 23 dasselbe castihanisch; cod. H, M 25
dasselbe in anderer castilianischer Uebersctzung. Sämmtlich
aus der Bibliothek Santillanas.
Tom. V, p. 112. cod. V, N 29 Libro de la Consolacion de
Boecio romano, castihanisch; gleicher Provenienz; cod. II,
N 4 und 5 Livius, Decades I. II. FV., castilianisch.
p. 170. Roman de la Rose (sammt Fortsetzungen).
p. 242. Ferrandez de Heredia, Grant Chronica de Espana.
p. 248. cod. I, M 5 Desselben Crönica de los Conquistadores.
Toni. VI, p. 21. Lucan, spanisch.
p. 38. cod. VI, 5 Sallust, spanisch.
BIM. üelwnidit: tM (Mtdrll). 25
Tom. VI, p. 39. cod. V, N 18 und EL, M 7 Orosius, spanisch.
p. 40. cod. in, N 16 Epistole di Seneca de Ricardo Petre,
citadino de Firenza; V, N 50 Declamatione di Qaintiliano,
tradocte ä peticione di Messere Nunio Gusmano, Spagnuolo.
p. 42. cod. ni, N 17 Petrarca, De Viris illostribas, italienisch;
III, N 14 Boccaccio Genealogia de los dieses; III, N 15
desselben Ninfal d'Admeto; HI, N 16 desselben Libro de
montes, rios et selvas.
p. 300. Pero Diaz de Toledo, Diälogo 6 Razonamiento.
Tom. VII, p. 316. Alonso de Ävila, Compendio Universal de
las ystorias romanas. Soma de las crönicas de Espana.
BoRAo resamirt p. 80: mnchos manuscritos interesantes
para la literatora y la Historia de Espana.
GuTiESREZ DE LA Veoa , Bibliotcca Venatoria behandelt
Bd. I und n unter den Nummern 14, 219, 220, 221 Hand-
schriften der ,Cetreria' aus diesem Fonds.
RüELLE, Charles Emile, Rappors sur une mission .... en
Espagne. Archives des missions scientifiques III. s4rie, tom. II,
p. 503 berichtet über Extraits musicaux d'un ouvrage öcrit en
latin Ji la fin du XIV« sitele par le professeur Pierre Paul
Vergerio de Justinopolis ou Capo d'Istria, en Illyrie, et intitulö :
De ingenuis moribus et liberalibus studiis adolescentiae. p. 505
über den Julius Caesar s. XII — XUI mit der Titeldausel Julius
Constantinus emendavit nach der Ueberschrift eines jeden Buches.
Ausführlicheres über die beiden letztgenannten Handschriften
ibid. p. 279 flF. Der Vergeriuscodex enthalt auch Cicero De
senectute, Laelius und Paradoxa.
FiERViLLE, Rapport a. a. O. p. 87 erwähnt eineHandschrift
(vgl. oben) s. XV (1456) Incominciano le declamationi di Qain-
tiliano Calagoritano tradote di latino in vulgare fiorentino a
petitione di messere Nugnio Gusmano Spanuolo.
Gradx, Rapport p. 126 verzeichnet ein griechisches Mann-
script, ohne Angabe des Inhalts.*
Rocahora Joai MarIa, Catälogo abreviado de los manu-
scritos de la biblioteca del Exciüo Senor Duque de Osuna' 6
Infantado, Madrid 1882.
' Diener findet sich bei Rocunora p. 13ä unter Nr. 14S3.
Vlll. AbluodUng: Boer. HsnlMliriftoincliUie Spaniens.
Hauptwerk flir die Sammlung. Von den 1422 aufgreführten
Nummern sind jedoch nur 1 — 212 und 1396 — 1422 eigentliche
Codices; 213 — 1305 sind Comedias, Autos, Lotis, Entremeses,
Mojiangas, Baues y Fines de iiestiv manuscritos. Nr. 139Gff. sind
Codices lirabes, hebreos y griegos, segün los descrihiii D. Miguel
Casiri el aüo de 1766.
Reicht trotz aller Mängel in den Details vollkotnmen aas,
um über den Bestand zu informiren, und bleibt filr die übrigen
noch nicht aufgenommenen Privatsammlungcn ein nacbabmensi-
werthes Kxempel. Vgl. Lo Cal>in<t historique 1883, p. 179 — 182.
Cakimi hat diese Bibliothek besonders ausftlhrlich behandelt.
Parte 1, p. 227 — 230 wird die Geschichte derselben skizzirt,
p. 230 — 263 eine .stattliche Reihe der wichtigeren Handschriften
eingehend beschrieben. Leider stiinmen die Nummern Carini's
nicht mit denen Rucamora's, was um so bedauerlicher ist, als
die Angaben des Ersteren ein nothwendiges Supplement des
Catdlogo abreviado bilden.
BoLETQt de la Kcal Academia de la Historia X (1887),
p. 6 bringt Genaueres über den Cud. 118 (Rocamora) Fucnt
Sauco De verbo contra Judaeos (geschrieben 1453 und 1458).
B. Schriftproben.
Amadob, Historia critica etc. bietet als Proben aas den
ilandschriften:
Tom. in. Poema de Alexandre (vgl. p. 333 dieses Bandes).
Tom. rV. Cronica Troyana en gallcgo (vgl. p. 345 desselben
Bandes).
Cronica Troyana en castellano (vgl. p. 349).
TuBDso, Francisco Maria, El cödice de la Biblioteca del
ExciTio Sr. Duque de Osuna, con la version gal.-iica del romance
de Troie, escrito por Benito de Santa Mora. Museo Espafiol
de Antigüedades tom. VUl (1877), p. 33—64. Mit einer Tafel.
Die Katalogverhultnisse liegen bei der Nationalbibliothek
zu Madrid ähnlich wie bei dem Escorial. Wuhrcnd wir über
die griechischen Bestände beider Sammlungen ziemlich aus-
reichend informirt sind, fehlt es trotz mannigfacher Vorarbeiten
an einem libersichtlichen Index der Handschriften, welche Werke
der lateinischen und modernen Sprachen enthalten. Wollte man
BIbl. Uelwnlcbt: m (Midril).
I
sich der Mühe unterziehen, die von Ferreira Qordo, Haenel,
Knust, Gachard, Eguren, Amador, Qallardo, Ewald, Loewe-
Hartel und Riaiio publicirten Listen und Daten zu sammeln
oikI zu sirhtt'H — und zwar nach der laufenden Signatur, nicht
nach den Autoren — so eriiiclten wir einen Katalog von rund
zehntausend Ilaiulsehriften, der für sUmmtliehe Filchcr [»hilolo-
giaclier und historischer Forschung liberaus reiche (Quellen von
jetzt kaum abzusehender Bedeutung böte. Diese Zusammen-
stellung würde auch den Anstoss gehen, die Fonds gerade der
älteren Handschriften cndgiltig festzustellen. Wir haben bereits
oben (sub I. A) bemerkt, dass in dem Bestände der so sehr
werthvollen Handschriften aus Toledo wiihrend der letzten
Decennien eine Fluctuation phitzgriff, Handschriften zu- und
wieder weggeführt wurden, so dass eine i'ixirung dessen, was
eigentlich der Nationalbibliothek als bleibendes Gut angehört,
unmöglich wird (vgl. auch BPLH I, \>. 540 und 542).
Da die Aufnahme der speciell für das Corpus scriptornm
ecciesiasticorum werthvollen Handschriften bereits durch Loewe
erfolgt war, so l)esclirihikte sich ineiuc Thätigkeit auf die Be-
schaffung geringer >;achtriige (vgl. Bl'LH 1, p. 454 f., 538 tf,^^
and die Collationirung einiger wichtigen Texte. Diese sind: f^f
1. Aus cod. Tolet. 10, 25. Rufinus, bist. tom. XXI, col. 391—
405 und 541—568 Migne.
1. Aus cod. Tolet. 2, 1. Canones Priscilliani ftkr die An
von Schepss.
239. *Biblioteca de la Real Academia de la Historia.
Die nachfolgende Zusammenstellung kann noch weniger
den Anspruch machen, die .silmmtlichen oder auch nur wichtigsten
über die Handschriften der Akademieliihliothek erschienenen
Publicationen zu registriren, als die oben über die National-
bibliothek gelieferten Daten. Eine derartige J^ammlung, zweifel-
los von grossem Nutzen, bildete allein ein selbständiges Werk.
Bezuglich der immer häufiger werdenden Schenkungen und
sonstigen Acquisitionen sei auf die Meraorias der Akademie,
auf Valcntinelli's sorgfältigen Bericht, sowie für die drei folgenden
Decennien auf das Memorial histörico espanol und das Boletin
dci la Real Academia de la Historia verwiesen. Aus diesen
beiden Annalen wurden nur jene Notizen ausgehoben , di
90 Tin. Afckuidliint: Beer. HandMhrUlfiucUtw 9p«iil«in.
K&taloge oder eingeliendere Handsdiriftenljesclirejbungen bieten,
die Docnmentos ineditos para la historia de Espana, welche
fast ausscLliesslich jUngere Bestünde der Akadeniiebibljotlick
srar Veröffentlichung bringen, gar nicht berücksichtigt.
A. Druckwerke.
Labordb, Alkxandre DB, Itin^rairo descriptif de l'Espagne.
Paris 1809, tome HI, p. 115 hebt nur die Docuinentensainmlnng,
als damals bereits la plus importantc et la plus pröciense hervor.
Hae.vel (Catalogi cul. 964 f.) scheint die Bibliothek nicht
besucht zu haben und beruft sich auf Laborde.
Gachard, Loris Prosper, Rapport sur ses rechei^ches en
Espagne. Compte rendu de stiances de la Commission Royale
d'Histoire Bruxelles EX (1845), p. 300—312.
Geschichtlicher Rückblick und ziemlich ausgedehnte Ex-
cerpte aus einigen die niederlilndische Geschichte betreffenden
Documentcn.
NoTiciA de los Codices pertenecientes A los monasterios de
San Millan de la Cogolla y San Pedro de Cardena remitidos ä
la Real Academia de la Historia per Li Direccion general de
Hncas del Estado. Memorial histörico espafiol. Madrid 1851,
tom. n, p. IX— XIX.
Zwei kurzgefasste Listen, die eine 65, die andere 12
Nummern enthaltend.
EouREs beschreibt p. 8 — IG zwei Bibeln (mit reichen
Auszügen); p. 48 f. vier Psalter; p. 49 fünf cödices escrituarios;
ibid. Bejitus in Apocalypsin; p. 54 Missale; p. 56f. adit Codices
litVirgicos; p. 57 f. drei Devocionarius; p. 77 f. zwölf cödices
cantinicos; p. 82 Gregorii Mornlia s. XV aus San Millan de
Cogolla in 2 Bänden fol. San Crisöstomo s. X, Homilias de San
Gregorio sobre Ecequiel s. IX, Origines de San Isidoro s. X,
varios dialogos de Sau Gregorio, traducidos cn castellano, d cuyo
tratado, tambien cn castellano, van unidos unos sermoncs de
S. Agustin, la historia de la traslacion del cuerpo de S. Millan,
y la De la traslacion del de Sant Felices, s. XIV; cödice anti-
quisimo con los tratados de reprimenda av.aritia, de perfecta
concordia, y de abstinentia occuitanda; p. 99 f. verschiedene
Tumbos: von Sobradn, Santiago, Pöblet, .San Vitoriaiio, Uela-
nuva, »Sahagun ^Tumbo uhieo und gründe).
Bibl. Ucbonlalit: R9 (UUM).
Äd
Valentinelu gibt p. 30 — 36 einen Abriss der Geschichte
der Bibliotliek und einen sorgsamen Nachweis der zahlreichen
dieser einverleibten Privatsamniliingen, auf welchen hier ver-
wiesen sei. Ebenso daiikenswerth ist die Liste der Pubücationen
der Akademie, welche sich zum grossen Theil auf die ihr ge-
hörigen Handschriften stützen. Von der Reproduoirung dieses
Verzeichnisses musste, wie oben bemerkt, Umgang genommen
werden.
Amadür DK 1,08 Rios, Ilistoria critica etc. l>esehreibt:
Tom II, p. (3ö die Beatusliandschriit aus 8. Millan de la Cogidla
de Ictra del siglo XI, y enriquccido de miniaturas e iniciales
de colores: fuö escrito ,tempore Benedieti Abbatis Villi
Sancti Emihani, per Albinum monachum eiusdein, in Acra
MCCXVl' (1178).
p. 104. cod. Acmiliancnsis von Alvar's Liber Scintillarum.
p. 174 f. über den Cideodex. Er enthält 1. Ilistoria a B. Isi-
doro Juniore Hispalensi edila. 2. Prologus Isidori ex libris
cronicis brevitcr adnotatis. 3. Historiae GaUiae quae . . . a
domino Julisuio, Toletanae sedis episcopo, edita est. 4. Gesta
Roderiei Campidocti. Eine Abschrift dieser Handschrift
s. XV wird gleichfalls in dieser Bibliothek I"^t. 3, gr. 4*^
G 1 aufbewahrt.
p. 339. Versus ad pueros (a. 1082) cdirt aus der Handschrift
Nr. 44 von San Millau.
p. 350. Himnario de Santa Clara de Aliariz. Proben aus den
geretteten Fragmenten (vgl. den Artikel Aliariz).
p. 534. cod. Sahizar M 142. Adagios vulgares.
Tom. III, p. 242 Fragment des Gedichtes Disputacion entre ol
f'uer])o y el Alma. Aus der Bibliothek von Monserrate
(Madrid).
p. 262. cod. Est. 4, Gr. 1', H 18. Berceo, Vida de Santo
Domingo. Pergament und Papier s. XIV. Jlonserrate.
p. 413. cod. E '.ly. Lucas Tudensis, Coronica. castiliantsch (aus
dem Kloster Santa Maria de las Cuevas zu Sevilla),
p. 427. cod. Salazar M 33. Alte Abschrift des Toledaner Ori-
ginals der Chronica de los Rcys de Espanna del Arzobispo
Düu Rodrigo.
p. 563. cod. E 37, gr. 5, E Nr. 138 Opuscnlum Ildefonsi Regis
dei gratia Romanoram ac Castellae de äs, quae sunt neccs-
80
Ttn. Alilundlang: Be«r. RsnischriftenMihttu Spulen*.
saria ad stabilimentum castri tempore obsidionis. FÄlschlicli
Alfons dem Weisen zugeschrieben.
Tom. in, p. 648. cod. E 26, gr. 7", D 181. Astronomischer
Tractat, vcrfasst im Auftrage Alfons des Weisen. Copie
(saec. XVI) des Codex der National) »ihliothck Bb 119.
Tom. IV, p. 134. cod. Salazar G 32 Bernard Desclot, Crönicas
6 Conquestes.
p. 339. cod. D 75 Juan Garcia, copilacion sobre el libro de
rcginiine Prineipum. saec. XV. Ms. regalado a don Inigo
Lopez de Mendoza, quinto duque del Infantado.
p. 506. cod. Est. 27, gr. 3, E 78. Juan Manuel, El Conde
Lucanor. Cf. p. 598 ss.
Tora. V, p. 151. Lopez de Ayala, libro de la cetreria.
Tom. VI, p. 314. Codex aus S. Miilan de la CoguUa, welcher
enthält: 1. Los üialogos de San Qregorio traducidos por
fray Gonzalo de Ocana. 2. Los Scrmones de San Augustin,
transferidos al romance. 3. La Istoria de San Miilan. 4. La
Istoria de la translacion del cuerpo de San Felicea.
p. 401. Fernando de Valencia, cartas.
p. 534. cod. Est. 25, gr. G, C 114. Cancionero de Juan AJvarez
Gato. Ueber denselben vgl. tom. VII, p. 124.
Tom. VII, p. 327. Andreas Bemaldez, Crönica de los Reyes
Catölicos.
p. 382 f. cod. Salazar L 75. Uistoria del cavallero Marsindo
saec. XVI init.
BoRAo gibt p. 79 die Zahl der zu seiner Zeit in der
Akadeniiebibliothek befindlichen Codices auf 1500 an.
GuTtERREZ DE LA Vega, Bibjtotcca Venatoria, Madrid 1871,
tom. I registrirt unter den Nummern 4, 67 und 98 Handschriften
der Akademie, welche das Jagdwesen betreffen.
ÖAcnAKD, Louis Prosper, Les bibliothtqncs de Madrid et
de l'Escurial. Notices et extraits des manuscrit« qui concernent
riiistoire de Belgique. BruxeJles 1875. 4".
P. XXXrV der Einleitung nennt Gachard dieselbe Zahl
von Handschriften wie Borao und gibt einen ausführlichen Be-
richt über den Fonds Salazar und seine Gründer. P. 541 — 556
wird eine detaillirte Beschreibung von 14 Handschriften dieser
Sammlung mitgetheilt.
Btlil. Utbenloh« : »19 (Vkdrid).
dl
Injjice de los manuscritoB, que poseyÄ la bihliotec« de
San Isidro y fueron trasladados & la de las Cortes. Revista de
Ardlivos VI (1S76\ p. 14—16 (Nr. 1—40; p. 29— 32 (Nr. 42
-03); p. 09— 72 (Nr. 114-167); p. 111 — 112 (Nr. 168—196);
p. 199—200 (Nr. 197—222); p. 214—216 (Nr. 223—268);
p. 230—232 (Nr. 269—370); p. 245—248 (Nr. 371—439);
p. 262—264 (Nr. 440—561); p. 278—280 (Nr. 562—638);
p. 294—296 (Nr. 639—698); p. 310—311 (Nr. 699—1313). Die
übrigen Nunimorn bis 2213 sind Druckwerke.
Sehr daiikcnswcrthcr und ziemlifh ausiulirUchcr Katalog.
Die Ilandscbriften befinden sich jetzt in der Real Academia
de la Historia.
Graux, Rapport nennt p. 113 acht griechische Hand-
Bchriften und speciticirt sie p. 124 (deux roulcaux, plus six
Codices).
Amador de los Rios, La pintura en pergamino, en Espaüa,
hasta tines del siglo XIII, Museo Espaüol de Autiguedades
tom. in (1874) p. 1 — 41, behandelt p. 11 das Missale aus S. Julian
de Cogolla, welehes er der ersten Hillfte des 8. Jahrhunderts (!)
zuweist, p. 13 den Beatuscodex, p. 16 ein Lectionarium s. XII.
Ewald gibt p. 330 ff. zunächst Beschreibungen von Hand-
schriften aus den Fonds Cogolla, CardeSa und Isidro, hierauf
die Geschiflite des berühmten Rangeriuscodex, endlich (p. 338 ff.)
eine ausführliche llittlieÜung ,Varios bibliograficos' betitelt,
speciell über einen Sanimelband, mit Est. 27, gr. 4" E. N. 122
signirt, der fUr Geschichte des literarischen Lebens in Spanien
während der letzten Jahrhunderte von unschätzbarem Werth
ist und mit drei weiteren Bänden (Palomar's Paläographie)
durch eine Fülle von Katalogen und Facsiniiles von theilweise
verlorenen Handschriften eine Urkundentjuelle ersten Ranges
bietet. Diese näher einzusehen, mangelte mir leider die Zeit;
filr einen weiteren Ausbau unserer Kenntnisse über spanisches
Handschriftenvvescn wird sie jedoch in erster Linie Gegenstand
eingehenden Studiums bilden müssen.
Das BüLKTiN de la Real Academia de la Ilistoria bringt
alljUlirlich in einer eigenen Abtheilung Nachricht über die
Acquisitionen der Bibliothek. Von wichtigeren Artikeln heben
wir hervor: Tom. 11, p. 14 über einen der Akademie ge-
schenkten Codex , Santa lu^s' (lyrisches Drama en vcrso pro-
88
Tni. Atihto JlnBf : Bear. IIudKHriftciucIsilte Spwilww.
vencal) a. XUI; Tom. V (1884), p. 134 ff. aus Cod. A 189,
Est. 23, gr. 7«, fol. 99—136 GU de Zamora; Tom. VIII (1886),
p. 499 Ankauf von un cödice cn vitela con miniaturas, de
fines del siglo XV, on que se eontienen constituciones de la
Hcrinandiid de la Caridad y Miscricordia de Sevilla. Vgl.
noch ibid. III 353 — 300 (FitA, über einen Becerro götico und
galicano).
Carini I, p. 101 — 105. Geschichte und Publicationen der
Akademie; p. 105 ff. Bibliothek, Bestünde, Handschriften; p. 113
bis 121 Acten und Documcnte, vorzüglich mit Rücksicht auf
italienische Geschichte ausgewählt.
Rada y Deloaoo, Juan de Dius de la, Bibliografia nu-
mismätica espantila. Madrid 1886.
Handschriften der Akademicbibhothek benützt p. 139,
140, 142, 173 u. ö.
Hartel-Loewe, p. 482 — ^523: Handschriften des Fonds
San Millan de Cogolla; p. 523 — 525: San Pedro de Cardena.
Diese Beschreibungen bilden die Perle der ganzen Arbeit.
RiANO, Critical and bibliographical notes on early spanish
mosic. London 1887.
Beschrieben sind: cod. F 228, De reprimenda avaritia; De
perfecta concordia; de abstinentia occultanda p. 26; F 219,
Cboir book p. 34.
B. Schriftproben.
Amador, Historia critica etc. veröffentlicht folgende Proben
Tom. II. Versus ad pueros aus cod. Aemiliancnsis Nr. 44, a. 1082
Gcsta Roderici Compidocti (cf. p. 174 desselben Bandes).
Tom. III. Disputacion del alma y cuerpo (cf. p. 242 d. B.) Vida
de Sto Domingo, cod. FV, 1. H 18.
Tom. VII. Alvarez Gato (Cancionero, cod. C 114, vgl. tom. VI,
p. 534 und VU, 124) ,Vida de Talavera'.
Razonamientos. Historia del Caballero Marsindo (cod. Sa-
lazar L. 75).
GoDOY AlcA.vtara, Jose, Iconografia de la Cruz y del
Crucifijo en Espaiia, Musco F^spafiol de Antiguedades tom. III
(1874), p. 65ff. bietet das Facsimile einer Seite aus dem alten
Missale de CoguUa. Boschreibung desselben p. 70ff.
Blbl. C*lm«ioht: MB (Midrid).
Mdnoz y Rivero, Paleogralia Visigoda, Madrid 1881, gibt
Lam. X mehrere Proben aus dem ,cödice biblUico s. X' der
Real Academia de la Historia.
Ewald et Loewe, Exempla scripturae Visigoticae Tab. XXI,
Cassiani coUationes, F 188; Tab, XXII, Isidori Etymologiae,
F 194; Tab. XXIV, Glossae latinae, F 212; Tab. XXV, Biblia,
F 186; Tab. XXXV, Liber comitia, F 192; Tab. XXXVI, S. Alde-
fonsi vita, F 211.
Tailhan, J(ule8), Cbroniqae rimde des derniers rois de
Toli?.de et de !a conqucte de l'Espagne par les Arabes, editde
et annotee, Paris 1885 foL
Enthält die vollständige Reproductioa der ,Epitoma Impe-
ratorum' aus der ehemals Zaragozaner, jetzt in der Akademie-
bibliothek aufbewahrten Handschrift (vortreffliche Lichtdrucke
von Dujardin). Beschreibung der Handschrift ibid. p. XVII.
RiANO (vgl. oben) bietet folgende Facsimilia; p. 25 Muz-
arabic Breviary, F 190; p. 30 Muzarabic manual, F 224; p. 39 f.
Roman Missal, F 185.
Referent hat die Bibliothek besucht, in derselben keine
eigentlichen Arbeiten ausgeführt, da die für das Corpus noth-
wendigen Handschriftenbeschreibungen bereits von Loewe er-
ledigt worden waren; auch wurden zu der behufs Untersuchung
und Vergleichung einiger Handscliriften in Aussicht genommenen
Zeit, im Frühjahre 1888, gerade umfassende Installationen und
Reparaturen in der Bibliothek vorgenommen, welche die Be-
litstigung der vielbeschäftigten Bibliotheksbeamten von meiner
Seite als unzeitgemäss erscheinen Hessen. Die Bibüothek wurde
dem Cuerpo de bibliotecas püblioas eingereiht, in gewissem Sinne
verstaatlicht.
Aus den früher erwähnten Daten über die Varios biblio-
grdficos erhellt, dass mit Exploitirung der Fonds Cogulla, Car-
defia und Isidro das in der Akademiebibliothek aufgespeicherte
Material durchaus nicht erschöpft sei. Eine überwältigende
Masse von Manuscripten und Sammlungen verschiedener Ge-
lehrter des vorigen und dieses Jahrhunderts erschliesst die
Kenntniss einer ganzen Reihe älterer Bibliotheken und gibt
reiche Auszüge aus Tausenden heute zum Theile verlorenen
fiten und Urkunden. Die bedeutendsten dieser Fonds,
'. |.hU.-lÜBt. Ol. CXXVIII. Bd. 8. Abh. 8
st
VTTt. Abhudluag: Dvrr. (lundMliriflsoMUtu Spuieiu.
zumeist mit den Namen der Sammler oder Eigenthttmer be-
zeichnet, sind folgende:'
1. Luis de Salazar y Castro. 2. Antonio Mateos Murillo.
3. Luis Jos6 Velazquez, marquös de Valdeflores. 4. Gaspar
Melchior de Jovellanos.* 5. Joaquin de Traggia. 6. Manuel
Abella. 7. Manuel Abad y la Sierra. 8. Francisco Martinez
Marina. 9. Juan Sobreira. 10. Jose Vargas Ponce. 11. Jaime
Villanneva. 12. Coleccion de cscrituras y privilcgios de las
iglcsias de Espafia, auch anter dem Namen ,Gayoso' bekannt.
13. Vicente Salvä.
330. Biblioteca de la Real Academia Etpatiola.
Valentinelu p. 38: aicuni codici manoscritti, che servirono
per le pubblicazioni delF Academia, ed i lavori degli Accademici ;
p. 118 heisst es von dem Fucro juzgo von Marcia: conscrvasi
ora con altri siniili di aJtre biblioteche, fra' libri dell' Academia
Reale spagnuola.
231. Biblioteca de la Academia MatriUnte de Jurispru-
dencia y Legislacion.
Indice de las obras existentes en la biblioteca de la Aca-
demia Matritense de Jurisprudencia y Legislacion. Madrid 1850. 8*.
In der eigentlichen Liste sind Handschriften nicht ver-
zeichnet, doch heisst es in den Adventencias: Ademiis de ta
coleccion de libroa ö impresos que posee la Biblioteca de la
Academia, contribuycn tambien il enriquecerla considerabie
numero de memorias manuscritas, redactadas sobre temas de
derecho.
ToRRBs Cakpos, ALiNCEL, Catälogo sistcmätico de las obras
existentes en la Biblioteca de k Academia de Jurisprudencia.
War mir nicht zugftnglich. Vgl Revista VI (1876), p. 393.
233. * Biblioteca dtl Noviciado de la Universidad Central.
Die Universität, welche an Stelle der alten Complutensis
in Madrid 1836 errichtet wurde, ist auch Erbin der berühmten
' Verxeichniss bei Viilentinolli, Carini und ftucb in der Coleccion de
KneTos y CnrUapueblas. Madrid 18&2. p. VII, welch letztere nns als
Grundlage diente.
* Bei Valentinelli irri^ Torellano«.
Bibl. Ucboraicht: ISO— tS« (HmdriA).
Bibliothek von Alcalä.' lieber die frühere Geschichte dieser
Sammlang ist unter dem Artikel Alcalä nachzusehen. Eine
Reihe neuerer Forscher haben über den heutigen Bestand zu-
verlässige Kunde gegeben.
A. Handschriftliche Kataloge.
Ueber eine Ergänzung zum gedruckten Katalog Villa-
Amirs berichtet das Anuario I, p. 169: Posteriormente se ha
hecho otro Oatälogo referente a papeles ilel tiempo de Cisneros,
cuyo original se lialla en el Ministerio de Fomento por haberse
acordado su impresion por caenta del Estado; ä pesar de todo,
aun restan bastantes manuscritos para completar este trabajo.
B. Druckwerke.
Hbinb (Serap. VIII (1H47], p. 104) fand bei seinem Auf-
enthalt in Madrid 1841 ,nur die Handschriften erst ausgepackt
und in einem Zimmer der Madrider Universitätsbibliothek auf-
gestellt'. Er erwähnt die Cisnerosbriefe und notirt kurz weitere
21 Handschriften.
Knust, Archiv VUI, p. 808—809. Liste einiger Manu-
scripte.
BJoüHEN beschreibt p. 16 — 18 zehn Bibeln und p. 79 den
cödice conciliar aus dieser Sammlung.
Amador de los Rios, Historia critica etc., tom. HI, p. 629
über die Handschrift der Tablas Alfonsinas . . . ,magnifico Ms.
formado sin duda durante el reinado del misrao don Alfonso
con admirable lujo y pulcritud'. Tom. V, p. 334 über einen
Codex der Edades Trovadas de Pablo de Santa Maria, von
dem auf der Schrifttafel einige Proben gegeben werden.
Valentinelli, p. 45 zählt , quasi quatro cento codici'.
BoRAO gibt p. 71 f. einige statigtische Notizen und bespricht
einige Cimelien. Das weitläufig beschriebene grueso y lujoBO
Volumen ist offenbar identisch mit den sogenannten Tablas del
Rey Don Alfonso (Nr. 156 bei Villa- Amil).
In der Revista de la Universidad de Madrid tom. V (1875),
Nr. 6 findet sich der Katalog eines Theiles der Handschriften
' Die Bibliothek wurde erst 1841 nach Madrid überfuhrt-, ygl Anuario I,
IV. 167.
8»
»
TTTI. A1>Iiullasg: B««r. BsaltebrifUiucUlt« 8|«iit*n>.
der Universität. Die Arbeit Villa-Amirs bedeutet eine nene
Inangri£Fnahme dieser Aufgabe.
Gkaüi, Rapport p. 125 berichtet über neun griechische
Handschriften.
La Füentb, Vicente de la, Cubiertas de plata de las obras
originales de Santo Tonids de Villanneva. Museo Espanol de
Antiguedadea IV (1875), 159—166.
Zunächst einige Bemerkungen über die Schicksale der
Bibliothek, ihre Cimelien, darunter die Einbanddecken der Werke
Villanueva's aus Silber. Die Abbildung ist nach einem 184Ö
genommenen Facsimile angefertigt. Die Platten selbst wurden
mit anderen Kostbarkeiten am 26. August 1856 entwendet und
nicht wieder zu Stande gebracht.
Villa- Aun. v Castro, JobA, Catälogo de los manuscritos
existentes en la Biblioteca de! Noviciado de la Universidad
Central. Parte I (un.) Codices. Madrid 1878.
Der Katalog beschreibt 160 cödices, die sich folgfendei^
massen vertheilen: A 1 — 21 Hebreos;' B 22 — 30 Grie^os;
C 31—147 Latinos, und zwar: 31—79 Teologia; 80—101 De-
rechoj 102 — 115 Ciencias filosöticas, morales y pohticas; 116
bis 125 Ciencias fisicas, mödicas y matemdticas; 126 — 133
Linguistica, poesia y epistolarios; 134 — 147 Historia y biograflas;
D I 148-160 Castellanos.
Der Katalog, welcher sich über so verschiedenartige
Fächer ausbreitet, ist mit anerkennenswerther Sorgfalt verfasat,
überhaupt eine der besten spanischen Arbeiten auf diesem
Gebiete. Leider steht die Publication des zweiten Theilea,
welcher die übrigen Jlanuscripte der Sammlang behandeln soll,
noch aus. Ein summarisches Verzeichniss (p. III f.) ftihrt fol-
gende noch zu bearbeitende Fonds an :
Sesenta y ocho volümenes de obras teolögicas juridicas y
tilo86ficas, escritas en ktin en loa siglos XVI, XVII y XVIII;
en 4* y encuademados en pergaraino.
Cuatro id. id. en fölio, encuademados en pasta.
Treinta y siete de obras, en castellano, de asuntos muy
diverses, y en general interesantes, de los tres Ultimos siglos j
en fölio y 4°, con diferentes encuademaciones.
Zar Heranagabe der Polyglotte bentttct
BibL Uelxnielit: »t (Madrid). 37
Un vol&men de Sennones, escritos en latin, de Sto Tomds
de Villanaeva, que se han tenido como aatögrafos sayos: acerca
de lo cnal debe verse la monografia sobre las ricas tapas, qne
äntes cubrian este Ms., publicada por el senor D. Vicente de
la Fuente en el Museo Espanol de Antiguedades (vgl. oben).
Otro de cartas firmadas por el cardenal Cisnöros (publi-
cadas &. costa del Estado por los Sres D. Pascual Grayangos y
D. Vicente de la Fuente).
Otro de cartas de los secretarios del- mismo Cardenal
(pnblicados como los anteriores).
Otro de cartas dirigidas al proprio Cardenal.
Un legajo de otras cartas companeras de ^tas, com-
prensivo de 137.
Tres tomos con papeles referentes a la conquista de Orin,
i. la conversion de los moriscos j al alistamento de 1Ö02.
Uno con el original de la obra biogräfica de Cisn^ros,
Archetypo de virtudes, por Qointanilla.
Otro con el de la qne, sobre el propio asnnto, escribiö
Alvar Gomez.
Diez y ocho con papeles referentes d la genealogia, historia
y beatificacion de Cisneros.
Treinta y seis con docnmentos, de todas äpocas, de los
colegios de Alcalä.
Ochenta y nn tomos de varios, en qae alternan con los
MSS. impresos de no escasa importancia.
Unos treinta gruesos legajos en los qae se contienen papeles
de gran inter^s histörico.
Also ergibt sich mit den von Villa-Amil tom. I ver-
zeichneten Ntimmem ein Gesammtbestand von 444 Hand-
schriften (Bänden).
Zangbmbibtbb, Otto, Zar Weltchronik des sogenannten
Severas Salpicias, Rhein. Moseum XXXIH (1878) p. 322 ff.
berichtet eingehend über den Chroniken -Codex E. 26. N. 75
nach Mittheilungen des Professor Dr. Otto Waltz. Vgl. Ewald
p. 327.
Ewixjo verzeichnet (p. 321 — 329) eine Reihe von Hand-
schriften.
38 Till. AbluiidlniiK: Bror. HsndK)irin«DwUl» RpanwiBi.
Ancario del cuerpo facultativo I (1881), p. 163 £F. ver-
lässliche Mittheilungen über Geschichte und Bestände der Biblio-
thek und p. 170 eine Aufzählung der werthvollsten Handschriften.
Lokwe-IIartel, p. 536 tiber einen jüngeren Fulgentius-
codex.
C. Schriftproben.
Akadob's Facsimile vgl. oben.
Villa-Amil y Castro, Area de Noe, Duminacion de! C6dice
de la Biblioteca del Noviciado qua contiene el Breviariuin
hystorie catholice del Arzobispo Don Rodrigo Jimenez de Rada.
Museo Espafiol de Antiguedades tom. IX, p. 587.
In der Einleitung allgemeine Bemerkungen über die Ge-
schichte der Handschriften, welche sich theilweise mit der Vor-
rede zum Kataloge decken. Hierauf Besprechung des Manu-
scriptes. Dem mir vorliegenden Exemplar des Museo fehlt
leider die Tafel zu dieser Abhandlung.
Der Katalog Villa- Amil's, dessen Werth bereits von ver-
schiedenen Seiten (Ewald p. 321, Hartcl-Locwe p. 536) ge-
würdigt wurde, überhob mich einer nochmaligen Aufnahme
aller Handschriften, zumal verschiedene Stichproben ergaben,
dass die Notizen desselben für die Zwecke des Corpus aus-
reichen, und dass die nicht in den (allein gedruckten) ersten
Tbeil des Kataloges aufgenommenen Manuscripte ausser den
Bereich unserer Untersuchung fallen. Ich beschränkte mich
daher auf eine im Auftrage der Akademie erfolgte Collation
verschiedener Stellen der Canones Priscillians aus dem cod. 32
(vgl. p. XXXVI f. der Schepss'schen Ausgabe).
233. Archivo hislörico Nacional.
Eine Schöpfung aus moderner Zeit und dazu bestimmt,
zunächst die Documente und Acten der aufgehobenen KlOster
aufzunehmen, vereinigt das Archiv auch verschiedene Hand-
schriftenfonds, insbesondere eine reiche Zahl von Tumbos, weiche
auch das hier behandelte Gebiet berühren.
A. Handschriftliche Kataloge.
Inventario de los Codices procedentes de la Catedral de
Avila. Vgl. Ewald p. 350.
Bibl. ITebcnichf. 3SS I Madrid).
39
B. Dtuckwerke.
Hauptqueüe fUr Daten über diese Sammlung ist die:
Rbvista de Archivos. Tom. I (1S71), p. 12—15 und 28—29.
Auszüge aus einem Codex: Fondacion 6 inventarios del
monasterio San Miguel de los Reyes.
Ibid. p. 39 Berieht über Einverleibung von 92 Hand-
schriften der Kathedrale zu Avila: adornados la mayor parte
con profusion de orlas, vinetas y letras capitales iluminadas, 6
importantisimas, no solo bajo el punto de vista literario, sino
tambien para el cstudio de las artes, indumentaria, mobiliario,
usos y costumbres de la Edad Media. Figuran entre ellos
machos tratados de derecho civil y canönico, ofreciendo especia-
lisimo interes una version costellaoa del Cödigo de Justiniano,
hecha en el sigio XIII, y no pocas otras obras coriosas 6 in-
^ditas de diferentes materias.
Ibid. p. 49 werden Capitalbuchstaben eines Infortiatuseodex
s. XIV — XV aus Avila reproducirt und eine interessante Ver-
pfilndungsnotiz dieses Codex mitgetheilt.
Ibid. II, p. 145—151; IUI— 166 J(o8d) M(aria) F^scuderos)
de la P(ena) über El Archivo de Ucl^s, welches aus der Casa
conventua! de la Orden de Santiago, einem ,zweiten Escorial',
nach dem Archivo Iii8t<irico überflilirt wurde; der Autor reaumirt
p. 165, die Bereicherung des Archivo Hist6rico Nacional durch
den Fonds Uclös besprechend: se ha enriquecido de esta manera
con 31 Codices griegos en papel, . . . y quc por su mayor parte
Uevan nota de haber sido donados A la Casa de Uclös pur el
arzobispo de Valencia, D. Martin de Ayala. A estos hay que
anadir otros 23 cödices latinos, escritos casi todos en pergamino
6 vitela y en letra de los siglos XIII al XVI; y por ultimo,
ana coleccion de 22 tomos de opüsculos y papeles varios sobre
diversas materia«, y que datan de las XVII y XVIII centurias.
Ibid. rV, p. 3f. Mittheilungen über einen Codex viLrios
aus Avila, ferner ein umfangreicher Abdruck (p. 7 — 10; 21 — 26;
38-^1; 54—56; 67—69; 83—86; 99—101; 114—117; 132—
134i des interessanten Verzeichnisses: Libros del estudio del
Excmo seüor duque de Calabria aus dem Kevista I, 12 be-
schriebenen Codex. 795 Nummern, vom Herzog dem Kloster
San Miguel de los Reyes geschenkt, von denen ein Theil i"
40
Tin. Akbudlnog: Beer. HudaekrifteDKiUtte Bpuüuu.
die Univereitlltsbibliothek Valencia kam. Diesen sind im Ver-
zeichnjss Sternchen beigedruckt.
Villa Aotl y Castro, Los c6dices de las Iglesias de
Galicia en la Edad Media, Madrid, 1874 benutzt (vgl. p. 9ff., 73flV)
folgende Tumbos des Archivs: von dem Monasterio de Meyra;
Osera (zwei Exemplare); Santa Maria de Sobrado; San Salvador
de Celanova; San Salvador de Villanueva de Lorenzana; San
Martin de Jubia; Mondonedo; Lugo.
Indicb de los documentos del Monasterio de Sahagun de
la Orden de San Benito y Glosario y Diccionario G«ogräfico
de voces sacadas de los mismos. Publicados por el Archivo
Histörico Nacional. Madrid 1874. 4».
Verzeichnet auf p. 580if., Nr. 2525 Libro becerro de Saha-
gun titulado Liber testamentorum Sancti Facundi aus dem Jahre
1110 (vgl. Schriftproben), Nr. 2526 Becerro II del monasterio de
Sahagun s. XIV, Nr. 2527 Protoeolo de las escrituras (um 1500),
Nr. 2528 Registro de las escrituras s. XVI, Nr. 2529 Indice de
escrituras b. XVI, Nr. 2530 Libro de los Becerros s. XVI,
Nr. 2531 Indice de los documentos por örden de cajones y
legajos . . . sowie noch zwei jüngere Indices.
Graux, Rapport p. 125 f. über 29 griechische Handschriften
des Archivs aus dem Fonds Uclös.
Graüx, Essai p. 277 und 290 liber den Fonds Ayala (Ucl^s).
Ewald p. 350 — 358 beschreibt zuerst sechs Handschriften
aus Avila und gibt dann Mittheilungen über den Fonds Sahagun.
Andario del Cuerpo facultativo de Archiveros I, Madrid
1881, gibt p. 27 — 30 ofticielle Daten über Gründung des Ar-
chivs und die einverleibten Handschriften- und Documenten-
sanunlungen aus zahlreichen Klüstern. Tom. H, p. 21 — 23 macht
Mittheilung über den Fortschritt der Arbeiten im Archive; ein
darauf folgender Apöndice: Codices y manuscritos zählt (p. 23
— 33) eine Reihe von Handschriften auf; die Liste ist nicht voll-
ständig (die Codd. aus Avila z. B. fehlen), aber dankenswerth, da
silmmtliche Tumbos (nach den Namen der Klöster oder Städte,
denen sie gehörten, alphabetisch geordnet) aufgeführt erscheinen.
Cabini p. 99 f. Errichtung und Bestände des Archivs ;
Scritture per Sicilia.
Loewk-Hartel p. 525 — 533 Genaue Beschreibung der ein-
schlägigen Handschriften aus Avila (meist s. XIV und XV).
BCM. 0«k«niekl: tSS— MS (Madrid).
41
C. Schriftproben.
Einige Proben in der Revista tom. I, p. 49 (vgl. oben).
MuNoz Y RivBRo, Paleografia visigoda, Madrid 1881. Läm.
XIV. Becerro götico de Sahagun escrito 1110, fol. 122.
Die durch Loewe erfolgte Erledigung der für das Corpus
in Frage kommenden Arbeiten überhob mich weiterer Nach-
forschungen in dem Archiv.
25J4. Museo arqueolögico nacional.
Ueber die Handschriften des Museums, welche leider i^
den ofliciellen Berichten des Anuario keine Berücksichtigung
fanden, besitzen wir nur die Mittheilungen von
Ewald p. 353 f. über die Bibel aus Huesca und
Loewe-Hartkl p. 534 — 536, wo drei Handschriften (dar-
unter die Bibel) beschrieben werden.'
335. Biblioteca de los estudios Reales de San Isidro
(Facultad de filosoßa y letras).
Die Bibliothek ist heute fast aller, zum Mindesten der
wichtigsten Mannscripte, die sie einst geborgen, beraubt. Die
Handschriftensammlung hat verschiedene Auftheilung erfahren;
das wissenschaftliche Institut selbst, als eines der ältesten der
Hauptstadt, hat seine eigene Geschichte; diese Umstünde recht-
fertigen es, wenn wir die Bibliothek in einem selbststUndigen
Artikel behandeln.
(Kaufhold, Anton) Spanien, wie es gegenwärtig ist. Qotha
1797, Th. n, p. 165—167.
Kurze historische Notiz und Beschreibung der inneren
Einrichtungen.
Haekel, Catalogi col. 975 theilt eine Reihe von Hand-
schriften aus dieser Sammlung in gewohnter knapper Be-
schreibung mit.
Vogel, p. 479.
Kntst erwähnt die Bibliothek kurz p. 189.
* (Fita y Colomi, Fidul), Busqaejo de la Ezposiciön Hictirico - Enropea,
Madrid 1892, p. 67 verzeichnet unter den vom Muieum aiugesteUten
Objecteu auMer der Bibel noch ein Miaa) manuacrito que per««""
Monaiterio del Paular und Comentarios de la Sagrad« £*'
intereiantea miniaturai, s. XJV.
tm AMaaUug: Bor. iUnibebriflaiiMbltu Bpaaiau.
Valshtdekixi, p. 43 ff. gibt Aufschlüsse Über die nrechsel-
Scbicksale der Bibliothek. Seine Angaben Über die
MUMcripte stützen sich auf Hacnel.
BoBAO liefert p. 71 gleich Valentinelli einen geschichtlichen
KttekbKek and sagt mit Bezug auf die Handschriften: Tiene
ij^iaiw mutosoritos, y la copia de uno de ellos ha serrido para
MM M poblicsase en nuestros dias, por primera vez, la novela
im C^rraalcs, qoe Ueva por titulo La Tia fingida. lieber Be-
(«wlMcmng der Bibliothek del Noviciado durch Werke atis San
hi^ ibid. p. li.
GmAVX, Kapport, erwähnt die Bibliothek nur in seiner
Lii»lv p. 113.
Ikucs de los manuscritos que poseyö la biblioteca de San
Iniru y fucron trusladados ä la de las Cörtcs.^ Revista de
Afthivos VI 1,IH7G), p. 14 tf. Vgl. den Artikel über die Biblio-
ihuk der Kcal Aeademia de la Ilistoria, in welcher ^ch dieser
Theil der Bibliothek San Isidro jetzt befindet.
AxuAxio del cuerpo facultativo de Archiveros I, p. 152
bi» IÖ3 bietet eine auf Grund officieller Quellen ausgearbeitete
IVratellung der Geschichte der Bibliothek, die beste, die wir
ttber diese Saiuuilung bis jetzt besitzen. Rüeksichtlich der
b«Ulv in derselben noch vorhandenen Manuscripte wird bemerkt:
«»t» Mc«ion Consta de muy pocos articulos, y de ellos existen
liMI aiM »parecen en 44 papeletas, de antiguo redactadas, que
t» voAMifViui caidadosumente.
ikM. BiUioitca de Medicina de la üniveraidad Central.
VAUBmuiLU, p. 46: Pochi sono i codici manoscritti e di
MMWk tnHmmo; i piü estimati furono trasfcriti ä S. Lorenzo
\tv4l' b^^iuvü«.
Ani'.vhu» del cuerpo facultativo de Archiveros I, p. 170
(.... i7< .Vustlihrlioho Darstellung der Geschichte der Bibliothek
,>'ii Knde die Bemerkung: El fndice de Manuscritos esUl
tvüav,'l«Uv »u la uiisma forma (wie die Druckwerke). Hay d«
'i ISM fulletos, que forman una bella coloccion
cu las Acadcmias semanales que celebraba el
4
I llttui Mwuiwfwl haltci iiu Jiüire I8.S4 abitt; vgl. Auiiari» I, j>. lOd.
Bibl. Dalwnlcht : Ur>— MO (Vadrid).
Colegio de San Cdrlos; otras remitidas por profeaores de fuera
de Madrid. £n ambas coleccioDes haj autögrafos de homb
eminentes.
237. Bihliotecas del Museo de Ciencia» Naturales y
Jardin Botdiilco.
d^ä
Valestinelli, p. 47 flihrt als Theil 22 des Kataloges auf:
Chirog^afia (codici manoscritti di storia naturale). |
Anuario del cuerpo facultativo de los Arcliiveros I, 182 ff.
gibt eine Geschichte der Bibliotheken und erwähnt auch dii
Handschriften (ausschbesslich in das Fach einschlagend).
238. Biblioteca de la E»cuela superior de Diplotndtica.
P Mbnoz V RivERO, Josfi, Paleografia Visigoda, Madrid,
1881 berichtet p. 118 nur kurz über einen in dieser Anstalt
aufbewahrten cödice escrito eii los anos 968 — 970 que contiene
comentarios sobre el Apucalipsis und gibt auf Läm. VII e
Facsimile.
Ancakio del cuerpo facultativo de Arehiveros I (1881),
p. 20 erwähnt ganz allgemein die Bibliothek; die sonstigen
Quellen (vgl. Reglamento de la escuela superior de diplomätica
. . . precedida de una introduccion histörica, Madrid 1865 und
Anuario II, p. lö) geben keinen Aufschluss über die in _der
Bibliothek aufbewahrten Handschriften.
I
1
\
I
n
239. Biblioteca del Depöeito direccion de Hidrografia
Valenttnelm, p. 49 spricht von GOO preziosi manoacritti
e 8000 volumi di opere o stainpa che si riferiscono alla navi-
gazione e alla raarina.
BoBAo, p. 79 berichtet in demselben Sinne.
240. \ Biblioteca de las Cdrtes.
Bezüglich dieser Bibliothek gilt Aehnliches wie das bei
Artikel San Isidro eingangs Bemerkte. Die Bibliothek besteht
überhaupt nicht mehr selbstständig; desto grösseres Interesse
besitzen die Berichte aus der Mitte dieses Jahrhunderts.
Käost, Archiv ^^II, p. 189: Ueber Gallardo's Thätigk
in der Bibliothek, welche ^us den aufgehobenen Klüstem e
standen ist und auch mehrere Manusuripte besitzt (n&n
ans S. Isidoro und Monserrate hieselbst)'.
44
VIII. AbhudloDg: Beer. lUndHliriftaiuoUtie Spuiinu.
Gacbard, LoülS Prosper, Rapport sor ses recberches en
Espagne. Compte rendu des seanc^s de la Commission Royale
d'Histoire IX (IB45), p. 312: La bibliotbfeque des cortiss a ^t^,
U y a quelques annöes divisde entre le congris des d^put^s
et le BÖnat; les livres et les manuscrits qui en faisaient partie,
n'ont pas et4 classös depuis lors et ils se trouvent reldguös dans
des locaox oü ils sont peu abordables. J'ai fait de vaines t6-
marches pour pouvoir les visiter.
BoRAo p. 79 gibt eine kurze Geschichte der Bibliothek
und berichtet dann wie Gacbard über die Vertheilung der
Sammlung auf die Senats- und Congressbibhothek.
241. Bxhlioteca del Senado.
Reolam£nto y catÄlogos por örden alfab^tico y de materias
de la biblioteca del Senado. Madrid 1851.
Gibt in der Einleitung einige geschichtliche Daten; im
eigentlichen Katalog nur Druckwerke.
Valentdjblli p. 41 f.: alcuni preziosi docomenti, parte dei
quaU l'urono in seguito dati all Academia Reale deUa Storia.
Von BoRAo p. 79 wird die Bibliothek nur genannt.
Graus, Rapport p. 113, in der Liste.
Vgl. den Artikel Biblioteca de las Cörtes.
243. Biblioteca del Congreso.
Valentimelu p. 42: Biblioteca riunita da' documenti d'ogni
genere, da libri di antichi conveuti, dalla hbreria che gik apar-
teneva all' Infante D. Carlos, da una parte di quella di S. Isidro.
Im Uebrigen vergleiche den Artikel Biblioteca de las Cörtes.
243. Biblioteca del Convento de loa Esculapio».
CARun, Gli Archivi etc. I, p. 226 f. berichtet über diese in
der Galle del Meson de Paredes gelegene Sammlung: posiede
un bei codice cartaceo de' Sermoni di S. Giovanni da Capistrano,
in latino, mancante del principio e che finisce cosl: ExpUciunt
Sermones devotissinii et religiosissimi patris Johannis de Capi-
«trano Ordinis sancti francisci Ab codem predicati nee non di-
vulgati et a sanctissimo in christo patro domino Nicholao papa
^V^ pemiissi ad seminandum et predicandum etc. Scripti et finiti.
IViloiiii' anno MAA oretis pro scriptore et orat pro vobis. Quos
Bfl>1. TTiiMntolit.- Ul— I4fi OUäHi).
quidem sermones fecit scribi honorabilis et discretua vir Johannes
Koitkurben scriptor theolomi alme Civitatis coloniensis. Oretis
pro CO cordialiter etc. — Notai altresi una Somma contra i Gen-
tili di S, Tommaso, preziosisimo codice membranaceo, de' prin-
cipi del secolo XIV, che finisce: Explicit quartus über et etiam
totalis summa ve! tractatus de fidc catholica contra gentilea
fratrc thoma de aquino editus.
Ausserdem noch einige Gesandtschaftsberichte des 18. Jahr
hunderts.
I
I
I
I
344. f Biblioteca del Monasterio de San Martin.
Florbz, Espafia Sagrada III (1748), p. 275 und 281 er-
wähnt aus diesem Kloster ein libro manuscrito mit dem Officium
Hispanae Ecclesiae Romae; ferner Eap. Sagr. X (1753) p. 92 ff.
die Copie einer Cordubenser Handschrift mit den Homilien des
Beatus Smaragdus und zwei Blilttern Fulgentiustext (vgl. deo^
Artikel Cördoba Kathedralbibliothek). ""H
RoDRiocEz DB Castro, Biblioteca Espanola, Madrid 1781
bis 1786, 2 vol. fol., tora. I, p. 260f. über eine Handschrift aus
derselben Sammlung Florez de derecho, copiladas por el maestro
Jacobe de las Leyes. Inhaltsübersicht und Auszüge.
Habnel coI. 964 nennt nur die Zahl der impressa (1 1 .000 vol.)l^
Ahadür de los Riom, Histuria critica de La literatura espa-
nola rV, 60 über einen codex mit der Vida de Sauet Ildefonso,
der sich in San Martin befand, über die Bemühungen zur Auf-
findung des Originals und die endhch zustande gebrachte directe^
Copie. ^H
Ewald, Reise p. 311 verzeichnet als Bestandthcil der Hand-
schrift der Nationalbibliothek Q 10: Annales Compostellani aii^_
einer in diesem Kloster befindlichen Copie. ^|
Die Handschriften kamen wie die der andern (aufgelösten)
Convente der Provinz Madrid in die Nationalbibliothek. Vgl. ,
Amador a. a. O. |
ä45. t Archivo de la Jglesia de S. Isidro y Santa Maria
de la Cabeza.
RoDRiouEz DE Cabtro, Bibliotoca Espaüola tom. II, p. 730f.
beschreibt ausführlich ein Manuscript: Vida de San Isidro La-
brador, geschrieben vom Diaconns Johannes ( 1 232— 1 275), w
40 »UI. Abluollong: Berr. HsadMkiüWnMliktu Spinkos.
in der Kirche gleich einer Reliqaie aufbewahrt wurde; oflFenliar
identisch mit der unten (Bibl. Nr. 249) beschriebenen Lc^enda.
346. t Biblioteca del Convento de los Carmelita$ Desc/ilzot.
Merino, Andres, Escuela paleogrdfica etc. Madrid 17S0
bietet Lam. 24 sieben Proben ,De libros manuscritos de la
Biblioth. de Carmelitas dcscalzos de Madrid'. Die drei ersten
nicht datirten gehören dem 14. Jalirlmndert an und sind nach
der ErJäuterung p. 253 ff. Bibeln cntnomracn; Nr. 4 gleichfalls
undatirt (saec. XIV) einer Summa Raimunds. Nr. 5 bietet die
Probe aus einer Handschrift: Constitucioncs de los Cartujos,
escritas en Cataluna el afio 1368. Nr. 6 Martirologio de Adon,
mit der reproducirten Subscriptio Iste liber fuit scriptus in
monasteriü populeti' anno a nativitate domini M'CCCC et fuit
perfectus auno eodem etc. Nr. 7 Constitutiones de Cartujos,
in Catalonien geschrieben, a. 1348. Derselben Bibliothek ge-
hörte einer anderen Handschrift an: Exposicion moral de toda
la escritura, geschrieben in Avignon 1342 (vgl. p. 260), von
der eine Probe auf Lam. 25, Nr. 1 gegeben ist.
347. t Bil>lioteca del Colegio de las Escuelas Pias de
Lavapies.
Merino a. a. O. Lam. 25, Nr. 4 veröffentlicht einige Zeilen
aus einer Handschrift dieser Bibliothek, einem Ritual, geschrieben
zwischen 1360 und 1390, wie Merino annimmt. Cf. ibid. p. 262.
348. t Biblioteca de los P. P. Dominicas de Santo Tomas,
Merino a. a. 0. p. 262f berichtet von zwei Handschriften
dieser Sammlung: I.Version latina de la Politica de Aristoteles
saec. XIV med. 2. Parte de la Biblia, desde el Profeta Isaias
hasta los Ultimos capitulos del ApocaÜpsis, Le faltan algonas
iniciales iluminadas. Esta escrito en letra gothica . . . pertenece
li los fines del siglo X ö ä los principios del XI.
349. Archivo parroquial de S. Andres.
A. Handschriftliche Verzeichnisse.
Drei autös de visita (21 Junio 1504, 7 Mayo 1516, 25 No-
viembre 1566) enthalten Inventare ,de todos los bicnes que tenia
• Pöblet
BAI. ffelwnic^t: ««—tili (Widrid).
la iglesia, asi calices, omamentos . . . corao de papeles' (darunter
auch die Codices) und werden besprochen in einer von Jayme Bleda
veranstalteten Ausgabe der Legenda de S. Isidro por el diäcono
Juan, die mir nicht zur Vcrftlgung steht. Vgl. Fita a. u. a. O.
B. Druckwerke.
Ausser Bleda (in der eben genannten Edition) bespricht
FiTA, y CoLOKfi, Fidel einen Codex s. XHI mit der er-
»wtthnten Legende, welche im Boletin de la Real Academia de
la Historia Tom. IX (18S6), p. 102 — 154 durch ihn neu zum
lAbdruck gelangte. Die Handschrift war bereits, wie aus den
oben verzeichneten Inventaren constatirt wird, im 16. Jabr-
, hundert Eigenthum der Pfarrkirche S. Andres. Zwei Facsimilia
P^von je einer Seite, in verkleinertem Massstabe) sind dem Neu-
druck beigegeben.
|h 350. '^ Archive del At/untamiento.
Das Archiv wurde von mir besucht, doch findet sich da-
selbst, wie es scheint, nur ^ine ältere Handschrift, bereits in
der Coleccion de fueros y Cartas pueblas de Espafia, Madrid
1852, p. 135 als ,leyes antiguas y varios acuerdos del concejo
de Madrid', ,codice antiguo escrito en pcrgamino, falto de ocho
iojas
* beschrieben und im VIII. Bande der Memorias der Aka-
Iae
aemie publicirt.
I 251. * Biblioteca particular del Dtique de Alba.
LuARTE, Regiae bibliotbecae Matritensis Codices graeci mss.,
p. 276 erwähnt den Katalog graecorum codicum clarissimi atque
eruditissimi viri Didaci Hurtado de Mendoza und fügt hinzu:
Hunc olim, anno scilicet 1739, mense octobri, transscribere licuit
ex codice msto 410 locuplctissimae bibliothocae Exc°" Domini
Ferdinand! de Silva, ducis Albani. Vgl. Valentinelli p. 69, Graux,
Essai p. 199.
^ ViLLANUEVA, Viage rV, p. 97 f. erwähnt die quema recen-
'^tisima de la bibhoteca de MSS. del duqne de Alba en la casa
nuova Junta al Prado.
^^ NonciA de biblia, del siglo XV. ano de 1430, en c6dice
^BiB. en vileta, que hoy existe conio propriedad vinculada en la
Keasa del duque de Alba, Madrid 1847.
48 Tm. AbbaDdluig: Bttr. HuilMlitlftaoacliItu Spuiiens.
Emgebende Besprechnng der Bibel unter Rücksichtnahme
der verschiedenen fUr die Schicksale der Handschrift inter-
essanten Vermerke in derselben. Notizen über die Geschichte
der altspanischen Bibelübersetzangen.
Egürsn p. 26 — 35 bespricht die Bibel and gibt aas ihr
reichliche Auszüge.
Valbhtimelli p. 19 erwähnt nur Villanueva.
GhtAux p. 113 in der Liste.
Auf huldvollst erlassene allerhöchste Empfehlung Ihrer
Majestät der Königin -Regentin Dona Maria Christina war es
mir vergönnt, die Schätze des Palais Alba, welche heute noch
ein Museum ersten Ranges vorstellen, eingehend zu besichtigen
und zu studiren. Darunter auch die Bibliothek, die allerdings
durch den von Villanueva erwähnten Brand sehr gelitten hat.
Von eigentlichen Handschriften haben nur drei, darunter die
werthvolle Bibel gerettet werden können. Ueberaus reich ist aber
das Archiv, an dessen Ordnung und Eatalogisirung D. Antonio
Paz y Melia, Vorstand der Handschriftendepartements der Na-
tionalbibliothek, und Palastbibliothekar D. Manuel Remon Zarco
del Valle arbeiten.
S53. -fBiblioteca paritcvlar de D. Jos4 Amador de los Rio».
Amaoor DK LOS Rios, 3ost, Historia critica de la literatura
Espafiola, tom. VI, p. 33, Not. 1 bespricht die Compendien der
mäximas de escritores cristianos, darunter das De las quatro
virtudes, de que poseemos un excelente MS., el cual escribiö
san Martin Bracarense con titulo Formulae vitae humanae.
Ibid. tom. Vn, p. 180 einen codex Preparaciones para bien
vivir ö santamente morir 8**, papel y perg., s. XVfin., gleich-
falls im Besitze des Autors.
353. BiblioUca particular d« D. Jot4 de Ayala.
Vgl. den Artikel B. p. del Dmo Sr. D. Enrique de Leguina.
354. *BihUoteca particular de D. Francesco Asenjo
Barbiert.
Der treffliche Gelehrte gestattete mir auf Empfehlung des
Archivars von Barcelona D. Manuel Bofarull j Sartorio in
liebenswürdigster Weise Einsicht in seine Privatsammlung,
Blbl. C«Ii«nrielit: tit—iSl (Kadrid).
I
I
specieU seine Codices. Dieselben, vier an clor Zahl, sind jedoch
mittlerweile bereits bekannt gemacht worden durch J
RiANO, Jüan F., Critical and Biographical notes on early
spanish music, London 18.H7, p. 50 (Cantixs chori s. XUIj;
p. 59 (Cantoral monästico s. XIV und Cantoral s. XIV) ; p. 64
(Missale mixtum secundum ordineni Cartusiensem s. XV). 3
Der Vollständigkeit wegen sei noch ein Aufsatz Barbieri'?
in der Revista de Archivos VII (1877), p. 34 — 38 erwähnt
355. Biblioteca pafticnlar de D. Antonio Benavidet.
VALEurnfELLi, p. 54 erwähnt die Bibliothek als reich aB'
historischen Werken; von Borao p. 80 wird sie nur genannt;
eine ganz bestimmte, die Handschriften derselben betreflFende
Notiz ist mir leider verloren gegangen. j
356. t Biblioteca particular de D. Gerardo Jogi de
Betencourt. ,
FERREmA GoBDü, JoAguiM Josi^ , Apontamcntos para a*
Historia Civil e Litteraria de Portugal e seus Dominios, coUe-
gidos dos Manuscritos assim nacionaes como estrangeiros, que
existcra na Bibliotheca Real de Madrid, na do Escurial, e nas
de alguns Senhores, e Letrados da Corte de Madrid, Memorias
de Litteratura portugueza tom. III (1792), p. 33 erwähnt eine
junge Handschrift dieser Sammlung: Antonio Pinto Pereira,
Historia da India und bemerkt im Allgemeinen vom Besitzer
que al^m deste tem outros manuscritos, alguns dos quaes saö
preciosos pela sua raridade.
I
857. Biblioteca particular de D. Brieva y Salvalierra.
I
Qraux, Rapport p. 126 macht Mittheilungen über sieben
griechische von Sr. Brieva angekaufte Handschriften s. XVI
bis XVin. Er nennt (1) Xenophons Cyrupaedie, (2, 3)
autre copie (en deux tomes) du commentaire de S. Jean Chiys
stome sur saint Paul, et (4) un cnrieux volume de mdlanges (H^
rodien, Ilistoires; commentaire sur la grammaire de Thöodor
de Qaz&, par G^rasime de Byzance etc.) femer (5 — 7) traductio
en grec moderne, remplissant trois volumes, de l'Arg^nis, M
John Barclay.
Sitisopilwr. d. |>bil.-hiiit. Cl. CUVm. 64. ft. Abb.
50 VTTT. AbbaDdlanp; Beer. niindubrlft«nsc1i&tse Rpanlena.
358. Bihlioteca particular de la duquega de Cnmpo Alange.
Amador de 1,08 Rios, Historia critica etc. tom. V, p. 116
und 130 über eine Hantlschrift dieser PrivatBammlunpr, ent-
haltend Pero Lopez de Ayala, Kimado del Palacio. Vgl. ihtid,
p. 151.
Graus, Rapport p. 113 verzeichnet blos die Bibliothek
ohne nähere Angabe.
359. * Bihlioteca particular del Escnio Sr. D. Antonio
Cdnovas del Castillo.
Der bcrlllimte Staatsmann und Gesell ich tsforscher' ge-
währte mir wiederholt Zutritt in seine Bibliothek und die
Erlaubniss, deren Schätze in Augenschein zu nehmen. Die
werthvollste hat bereits eine Beschreibung im Boletin de la
Real Acadcmia de la Historia IX (188()), p. 443 gefunden.
Eine andere kostbare Handschrift, ein Devocionario, wurde
Cänovas von Danvila y Collado 1888 zum Geschenk gemacht.
360. Bihlioteca particular de Carderera.
EouREN, p. 60 f. beschreibt ziemlich ausführlich ein Devo-
cionario dieser Sammlung, spanisches Erzeugniss des 16. Jahr-
hunderts.
2(il. f Bihlioteca particular del Marques del Carpio.
RoDRiGDEz DE Castro, BibHotcca Espanola tom. H, p. 492
berichtet (nach Nicolaus Antonios Vorgang) über eine Hand-
schrift, enthaltend eine Historia de la Iglesia de Iria (mit der
bekannten Historia Compostelana nicht zu verwechseln) aus
dieser Bibliothek. Sie war in dem Handschriftenverzeichniss
derselben, das Antonio zur Verfügung stand, irrig als ,Chronica
de Espafia por el Arzobispo D. Gil Ameiriz* bezeichnet. Am
Rande fand sich die Note: ,Estd en Salamanca en el Colegio
de San Salvador. Estan al fin las guerras de D. Fr. Berenguel.
Es del Archive de la Iglesia de San-jago'.
363. t Bihlioteca particular de D. Juan Lucas Cortia.
Antosio, Nicolaus, Bibliotheca vetus bespricht U, p. 82
ein handschriftliches Exemplar des Libro de los Canones de
' Bis vor knrxom MinisterpriUideut.
Btbl. üsiMniolit: 1A8— MS (lUM«).
51
Albateni, que mandd escrivir el mny noble Rey D. Alonso (es
ist AJphons X.) nu8 der Bibliothek des J. L. Cort^s.'
Risco, Espana sagrada tom. XXX (1775), p. 311 f. be-
spricht eine sehr alte, vielleicht noch dem 7. Jahrhundert an-
gehörende Handschrift in westgothischer Schrift aas Cortes'
Bibliotliek mit den Acta S. BrauÜoni episcopo adiudicata de
Martyribus Cesaraugnstanis. Die acta selbst werden ibid.
p. 305 — 311 abgedruckt.
Amador de los Rick, Ilistoria critica de la hteratura espafiola
tom. III, p. 647 constatirt, dass sich die von Nicolaus Antonio
erwähnte Handschrift gegenwärtig in der Madrider National-
bibliothek befinde, und tlicilt das Incipit mit.
BoLETix bibliogräfico Öer. Ill, tom. 4 (1863), p. 202 über
eine Handschrift der Cäntigas de Don Alonso el Sabio aus
dieser Bibliothek.
Martinez ASiBARno y Rives, Intento de un diccionario de
. . . Burgos p. lU2f. (nach Nie. Antonio) über eine Handschrift,
die ehemals dieser Bibliotliek angehörte und Cartagena's Defen-
soriuni unitatis Christianae enthielt.
3tt3. Biblloteca particular de D. Joaquin Gom-ez de la
Cortina, Marques de Morante.
Cataloodb librorum doctoris D. Joachimi Gomez de Is
[Cortina, Marchionis de Morante, qui in aedibus suis exstant.
Matriti 1864 — 1859, 6 voll, und Suppleraentum.
Dem mir vorliegenden Exemplar' fehlt leider der vierte
Band. Handschriften werden in den eigentlichen Verzeichnissen
nicht angeftihrt; wichtig sind die einzelnen Blinden lieigegebenen
'Biographien, so Bd. 2 Justo Lipsio; Bd. 3 Manuel Marti, Dean
de Alicante; Bd. 5 Francisco Sanchez de las Brozas (zahlreiche
Gedichte zum ersten Male veröffenthcht); Angelo Poiiciano;
Bd. 6 Marco Gerönimo Vida.
Valentinelli p. 54 f. geht auf die Handschriften nicht ein.
' Vgl. Bibt. Hispana nova I, p. 721, wo Ober diesen Staatemann tun
Bibliopliilon des 18. Jahrhunderts ^bandelt wird ; auch «nnst werdeu
IlBiidschrifton dieser 8ainmlung von Antonio bentitzt und nach ihm von
Anderen (vgl. Kodri^ez de Castro, Bibl. Esp. H, p. 623) erwähnt.
» Mit der Widmnng: AI SeJIor D° Fernando Wolf. Bibliotecario de 1«
Imperial de Viena, en testimonio de respeto, y da la maa distintruid«
consideracion. El auctor.
Vni. AMudlnng: B«er. HknliehrlfttnMUti* Spuimis.
BoRAO p. 80 berichtet ausführlich Über den an erster Stelle
genniintcn Katalog und ftihrt dann fort: Annquc no muy notable
en manuscritos est« selecta libreria, contiene, entre otras curiosi-
dades, una hermosa Biblia del siglo Xu, en 8" abaltsdo; la
Crönica de Aragon por Mai-filo (la mds antigua del reino segun
Zurita); nn Devocionario del siglo XFV con capitales ilnminadas
y miniaturas y el Gesta nobilis viri Simonis Comitis de Monte-
forti, descripta per fray Petrnm Monachum vallium Semay'
cisterciensis ordinis, impresa en el torao XIX de la coleccion
de historiadorcs de Francia, pero no con las variantes del cxSdice,
ni con la carta ö salvo-coiiducto de Simon de Montfort, en favor
de las iglesias y conventos fundados por S. Domingo de Guzmann.
Die Sammlung wurde nach Ableben des Besitzers in Paris
versteigert.
264. t Biblioteca particular del Sr. Crespo.
Revista de Archivos V (1876), p. Ol und 107 werden
folgende Manuscripte des verstorbenen Besitzers dieser Bibliothek
zum Verkauf angeboten: (1) Manusorito del siglo XVI, que
contiene curiosas noticias para los navegantes, y algunos datos
histrtricos, con tablas y dibujos. Consta de 56 hojas en fölio,
entre las cuales hay diez donde se hallan las tablas y dibujos
indicados. Ferner: (2) Parum* missale, in quo continentur
varia officia missaruni. Ms. en vitela 4", Consta de 54 fojas, en
dos colnmnas, lon iniciales y capitales de adorno, y la encuader-
nacion de ante blanco sobre tela.
365. Biblioteca particular del Marque» de Santa Cruz.
Ferreira Gordo, JoAquiM Josä, Apontamentos para a
Historia Civil e Literaria de Portugal etc. Memorias de Littc-
ratura Portugueza Lisboa, tom. III (1792), p. 77 führt vier
Handschriften dieser Bibliotliek an. Es sind Relagoes, See-
schlachten und die Marine unter Philipp 11. betreffend.
266. *Bihliotfca particular de D. Manuel Danvila y Collado.
Der gelehrte Historiker zeigte mir drei seiner Privat-
sammlung angehörige Handschriften historisch -juridischen In-
halts 8. XIV— XV.
' Piere »ax Vaux-de Cerney, Kecaeil des hiat, de France XIX, p. XX.
• Soll wohl heisson .parram'.
Bikl. UelMnicIit: te4— 170 (Midrid).
367. t Bihlioteca particular del Duque de Frias.
Ahador DB LOS Rios, Htstoria critica, tom. VI, p. 267 über
eine Handschrift aus dieser Sammlung, welche enthält: Augu-
stinus, De Vita Christiana, castilianisch; Valera, Tractat De
Providencia. Enrique de Villena, Übras. Saec. XV.
GurrERREz de la Veoa , Jose , Bihlioteca Venatoria I,
p. CLXXIV erwähnt eine Handschrift derselben Bibhothek:
Punonrostro, Conde de, Discurso del Falcon, das später in die
Nationalbibliothek überging (Ilandschriftenverzeichuiss Nr. 86).
268. f Bihlioteca particular de D. Bartolome Josd Gal-
lardo.
Amador de lob Rios, Historia critica etc., toin. VI, p. 62
beschreibt einen Cancionero dieser BibUothek (damals bereits
im Besitze des Generals Eduardo Fernandez San Roman) cödice
qme Consta de 474 föls., fuö escrito en varios periodos del siglo XV
. . . La niayor parte de las obras que encierra son de los poetas
del reinado de don Juan II. Cf". ibid. p. 533 und Martinez Ani-
barro y Rives, Intento etc. p. 34'5.
269. t Bihlioteca particular del Reo. P. D. Enrique Florez
de Setien y Uuidobro.
Sainz de Baranda, Pedro, Espaiia Sagrada, tom. XLVTI
(1850), p. XVI berichtet über die Schicksale von Florez' Bi-
bliothek, welche nach den eigenen Angaben des berühmten
Gelehrten werthvolte Originalhandschriften und noch werth-
voUere Abschriften in sich schloss. Sie wurde 1808 beim Ein-
dringen der Franzosen in Madrid arg gefährdet, in den Convent
San Felipe übertragen und hat jedenfalls viel eingebüsst. Der
Rest kam in die Bibliothek der Academia de la Historia, vgl.
Martinez Anibarro y Kives, Intento etc., p. 209 f.
370. Bihlioteca particular del Earffio Sr. D. Pascual
Gayango» y Arce.
EoDREN liefert p. 43 f. eine ausführliche Beschreibung eines
. B*lterio und p. 98 eine Notiz über einen Cödice de la Vida y
' Begia de San Benito aus dieser Sammlung.
Valbntinelu citirt die Bibliothek blos p. 54 als aprczzabile
di lingue Orientale e storiche.
u
Ytll. Abhuidtoog: B«cr. HaadsohriflmMbitic SpaaiaDs.
AuAooR DB LOS RtoB, Historia critica de la literatara
espaüola, tom. Ell (1863), p. 211 über eine Handschrift des
Poema del Cid, die spater in den Besitz des D. Pedro Jos^
Pidal überging.
Knust, Hermann, Mittheilungon aus dem Escorial. Biblio-
thek des litlerarischen Vereines zu Stuttgart, Bd. 141 (1879),
p. 533 f. über eine Papierhandschrift s. XV mit dem übro de
los buenos Proverbios; p. 547 Bocados de oro s. XV; eine an-
dere Handschrift desselben Werkes wollte Gayangos aus der
Bibliothek Gallardo erstehen.
Indicb do los documentos del Monasterio de Sahagan.
Madrid 1874. 4».
P. 582 tiber einen Bezerro aus Sahagun in Gayangos'
Besitze.
GüTUiRRBz DE LA Veoa, Josb, Biblioteca Venatoria I (1877),
beschreibt p. CXXH — CXXV: Alfonso XI Libro de la Mon-
tcria 3Is. del siglo X\T[1I (Cödice LIaguno y Cerda) aus derselben
Bibliothek (vgl. im Handschriftenverzeichniss Nr. 24).
Ewald, p. 3548'. über eine Coronica de E^paüa s. XIV
und die Fnero y Privilegios de Sahagun s. XIII — XIV.
Der Name des ausgezeichneten Forschers bleibt mit der
Geschichte spanischer Handschriftenkunde in den letzten De-
cennien aufs Innigste verknüpft. Gayangos als Sammler von
Manuscripteu, als Ordner einer grossen Zahl von Bibliotheken,
als Herausgeber einer langen Reihe sprachhch und historisch
wichtiger Werke, endlich als Förderer fast eines jeden Unter-
nehmens, das sich auf dem V'czeichneten Gebiete bewegt, bildete
allein schon den Vorwurf fiir eine interessante Monographie.
Bekannt ist die in den drei mitchtigen Bänden: Catalogue of
the manuscripts in the Spanish language in the British Museum,
London 1875 ff. niedergelegte Gelehrsamkeit. Desto schmerz-
hcher war es mir, diesen Nestor spanischer Geschichtsforschung
ebensowenig wie seine Sammlung kennen zu lernen , da sich
Gayangos 1886 — 1888 in London aufliielt. Nach mündhcher In-
formation zählt seine Hand6chriftenl)ibUothek circa ÖOO Bünde.
371. t Biblioteca particular de D. Ricardo Heredia.
Morel-Fatio, Alfred, Rapport sur une Mission phiiologique
h Valence, Bil)lioth^que de Töcole de Charles, tom. XLV (1884),
Bibl. D«k«niaht: 171— S7S (Hkdrid).
55
p. 619 berichtet, dass dieser Amateur die berülimte Öauiniiung
Salva (ob wohl vollständig?) augekauft. Im Uebrigen vergleiche
den Artikel Valencia, Biblioteca particular de D. Vicente y
Pedro Salva.'
373. *■]■ Biblioteca particular de D. Vicente de La Fuente.
Der bekannte Historiker besass in seiner reichhaltigen
Büchersaramlung zwei Handschriften theologisch-scholaslisclien
Inhalts, in welche er mir 1888 in liebenswllrdigster Weise Ein-
blick gestattete. Lafuente ist im Frühjahr 1890 plötzlich ver-
storben, und ich bin leider ausser Stande, über das Schicksal
seiner Bibliothek Bestimmtes anzugeben,
373. Biblioteca particular del Iliho Sr. D. Enrique de
Leguina.
GcTiERREz DE LA Veoa, Ltbro de la monteria del Rey
Alfonso XI (Biblioteca venatoria Vol. I), p. CXLV berichtet über
eine Hs. Libro de Oaza de Halconerla Ms. dol siglo XIV. EstA
en lemosin. Iniciales de adurno en colores. Escrito ä dos
columnas. Folio. 15 hojas. Las hojas 8, 9, 10 y 11 en verso.
Empieza ,Dancus rey estava en son palau' Este Ms. lo posee
et Ilmo Sr. D. Enrique de Leguina. Ferner werden folgende
Handschriften Leguina's a. a. 0. genannt: p. CXLVIIl. (Nr. 15)
Lecciones tedricas sobre el nuStodo de ensenar d los Perros de
caza. (Nr. 16) Instrucciones para la caza; p. CLII Avil^s, Angel
de, Recuerdos de caza. Vol. U, p. LXFV Guzman el bueno.
Arte de cazar.
Werth, Hebmann, Altfranzösische Jagdlehrbüeher nebst
Handschriftenbibliographie der abendländischen Jagdlitteratur
tiberhaupt, Halle a. S., 1889 bemerkt p. 4, das an erster Stelle
genannte Manuscript befinde sich jetzt im Besitze von D. Jos^
de Ayala in Madrid.
* Erst nacliträgticb gellt mir der prächtig aasgestattete Katalog zu: Cata-
logue de la bililiotliiqua de M. Ricardo Herodia, Comt« de Benahavis,
Pari« 1891. Vente du 2-2 au 30 Mai 1891. Man darf die Wort« der von
Zarco del Valle and Menendez Pelayo verfassten Einleitung unter-
Bchreiben: un sentiment de profonde triBtesae en Bongeaut q'une sem-
blable collection va aCTrunter les hasardn de la vente dnna un paya
^trauger, et se disperser pour jauiais, eu ue nous laissaut quo l'aiuertume
du regret.
I
56 Vm. AbbrnndliDg: Beer. HandjckrifkeiueUtie Spaniens.
274. t Biblioteca particular del Sr. Garcia Loaysa.
Florjbz erwähnt in der Espana sagrada wiederholt diese
Privatbibliothek,* ohne jedoch durchwegs beizuftigen, ob die
citirten Werke Handschriften seien. Ein cödice götico mit
Pauli Diaconi Vita PP. Emeritensium aus dieser Sammlung
wird besprochen Espana sagrada XIH, p. 331.
Ueber den codex gothicus pervetustus a sno quondam
possessore Garsia Loajsa Loayso-Carvajaleus nominatus handelt
La Sema Santander, Praefatio historico-critica in veram et
genuinam collecttonem veterum canonom ecciesiae Hispanae
Bruxellae p. 20 f. und gibt zum Schluss Tab. V ein Facsinüle.
275. Biblioteca particular del Duque de Medinaceli.
A. Druckwerke.
PoNz, Viage, tom. V (1782), p. 300 kurze Bemerkung über
die bereits damals dem Publicum geöffnete Privatsammlung.
EoüREN beschreibt p. 48 zwei Psalterien dieser Bibhothek
(s. XII und s. XIH), p. 60 ein Devocionario s. XV.
Valentinelu, p. 53: alcuni codici manoscritti.
BoRAo, p. 81 gibt, wie Valentinelli, die Gesammtzahl der
Bücher auf 15.000 an.
Pagäs Amädäe spricht in seiner ausführlichen Kritik von
Masso Torrents, Manoscritos catalanes de la biblioteca de S. M.,
Revue critique 1888, 11, p. 377 — 379: über le ms. des oeuvres
d' Auzias March, qui provient de la bibliothfeque de Medinaceli.
B. Schriftproben.
Ahador de los Rios, Historia critica etc., tom. VI bietet
auf der beigegebenen Tafel Proben aus dem Codex des Auzias
March. Vgl. ibid. p. 526.
376. Archivo de los Duques de Medinasidonia.
Fernandez de Navarrete, Martin, Disertacion histörica
sobre la parte que tuvieron los Espanoles en las guerras de
Ultramar 6 de las Cruzadas in Memorias de la Real Academia
* Ueber Pierre Pantin, den Bibliothekar Loaysa's, vgl. Omont, Henri,
Catalogue dea Manuacrits greca de la Bibliothiqae Royale de Bruzelles,
Gand 1886, p. 6.
Bibl. üabanioht: «:«— 21» (Kadrid).
6t
de la Historia, tom. V, App. p. 199 benützt ein handschriftliches
Werk dieses Archivs ,Carta9 de loa Reyes 1607' und gibt ver-
schiedene Auszüge.
377. Bibltoteca particular del Sr. Mesonero- Romanos.
Valentwelli , p, 54 sagt von der Bibliothek: eletta di
libri a stampa e a penna, rclativi alla storia, descrizione e
ainministruzione di Madrid, che formano la piü completa Bi-
bliotheca Matritensis conosciuta.
378. t Bihlioteca particular de D. Jose Igjiazio Miro.
Catalooub de la Bibliotbfequc espagnole de D. Josö Miro,
Paris, Bachelin-Deflorenne, 1878. 8".
Dieser Katalog enthält erlesenste Raritäten, aber nur
Druckwerke. Ob jedoch die Sammlung Miro's \virklich nur
solche enthielt, ist mehr als zweifelhaft, und ich bringe seinen
Namen mit einer anderen von denselben Auctionatoren und zu
nämlicher Zeit versteigerton Collection sehr werthvoller Hand-
schriften in Zusammenhang. Vgl. Revista de Arehivos VIII
(1878), p. 184 und 212 ff.
279. Biblioteca particular de D. Pedro Nufiez de Guzman^
Marques de Muntealegre y Conde de VillaU7nbrosa.
MusBo 6 bililioteca selecta de el Excffio seüor Don Pedro
Nufiez de Guzman, marques de Montealegre, Madrid, lfj77 fol.
Lag mir nicht vor. Vgl. Graux, Rapport p. 130 not.
Florbz, Espafia Sagrada, tom. XX (1705) spricht von
einer Handschrift der Historia Compostelana ,que hoy con otra
gran cantidad de Mss. se halla en Madrid', und zwar in der
bezeichneten Bibliothek. Vgl. auch Ferreira Gordo in seinen
Äpontamentos, Memorias de la Litteratura Portugueza IH, p. 71
und 87.
RoDRiauBz DE Castro, Biblioteca Espanola erwähnt nach
Pelhcer's und Nieolaus Antonio'» Vorgang tom. II, p. 484 und
725 zwei Handschriften: Cronica del Obispo Don Pedro (mit
Auszügen), ferner Caatigos 6 documentos qua di6 el Rey Don
Sancho el Bravo A su hijo el Rey D. Fernando IV , Exemplar
MS. en folio, con caracteres muy antiguos'. Die p. 491 erwähnte
Handschrift derselben Bibliothek mit der Historia Compostelana
,copia del Ms. que tenia el Dnio S. D. Diego de Covarrubias,
58
Vlll. Akkwidliiag ; Be*r. HudiehriftnucliUu Spuiicu.
Obispo de Segovia, el coal estaba asimismo copiado del qae
existia en cl Arcbivo de la Sta Iglesia de Toledo' ist offenbar
identiscb mit der von Florez genannten.
MüNOz Y KoMERO, ToMAs, Diccionario p. 38 citirt aas dem
,CatÄlogo de la bibüoteca del conde de Montealegre' ein Mana-
script, Antiguedades de Antequera, escritas en latin häcia el
ano 1586.
MahtIkez A^ibarro y Rives, Intento de un diccionario . . .
de Burgos Madrid 1889, p. 27 citirt nach Sandoval's Vorgang
ein Manuscript derselben Bibliothek: Monachi Silensis Chronicon.
380. BihlioUtca particular del Conde de Olivarez duqtie
de San Lucar (Huescar), llainada Uhreria Olicarienae.
A. Handschriftliche Kataloge.
Ein handschriftlicher Katalog existirt in der Palastbiblio-
thek zu Madrid unter dem Titel: Bibliotheca sclceta de! conde
duque de San Lucar, gran chanciller, de materias hebreas,
griegas, aräbigas, castellanas, francesas, tudescas, itaUanas, lemo-
sinas, portuguesas etc. und trägt vorne noch die Bemerkung:
Esta copia estd fiel y puntualmente sacada del original que se
conserba en la biblioteca del Exiüo Sr. Duque de Huescar.
Also ein Duplicat des Originals, welches heute vielleicht in
Sevilla Hegt. Vgl. unten.
Den Katalog benutzte Munoz in seinem Diccionario und
Graux in seinem Rapport p. 130, besonders im Essai p. 337 ff.,
wo auch Ausztige aus demselben.
B. Druckwerke.
Auf einer gegenwärtig im Besitz des Herzogs von Alba
(vgl. diesen Artikel) befindlichen Bibel liest man den Schenkungs-
vermerk, que en 18 de Enero del ario de lü24 el Ilustrisirao
obispo D. Andrös Pacbeco, entonces Inquisidor Jeneräl, recogiö
0 quit(5 esta Biblia; i se la diö al Conde Duque de Olivarez
D. Gaspar de Guaman, para que la pudiese ten^r, ledr, poseör
i guardar en su Libreria, en atenciön d los favores i gracias,
que S. E. y su Padre el Conde de Olivarez, siendo embajador
en Roma habian hecho al Santo Oticio: i en consideraciön
ademäs, a haber pcrtenecido dicha Biblia i uno de los de la
Bibl. Catenicht: tM (Itwini).
casa de Guzmän, que fud el que la maadd trasiadar, i pagö por
ella excesivos gastoB etc.
Vgl. Noticia de BibÜa ... del Duque de Alba, Madrid
1847, p. 2 f.
Der Escorialcodex L. I. In enthalt f. 25' S. ein .Glos-
sarium latinum ex Codice vetustissimo literia Langobardicis
(seu ut vocant Gothicis) scripto ante annos sexcentos. Ex Biblio-
tlieca S'' Joannis de la Pena in Regno Aragoniae qui iam in
Biblioteca Comitia de Olivares asservatur'.
Vgl. Hartel-Loewe BPLH, p. 187.
Ramibez del Prado, Lacrentius, in der Ausgabe: Julian!
Petri archiprcsbyteri S. Jiistae chronicon cum eiusdem adver-
sariis et de eremiteriis bispanis brevis descriptio atque ab eodem
variorum carminum collectio ex bibliotbeca Olivarcnsi, Lutetiae
Parisiorum 162H. 4" sagt p. 2 f. seiner excellentissimo Domino
Don Gaspari de Guziuan Comiti de Olivares, duci de Sanlucar
gewidmeten Vorrede: E magna illa manuscriptorura librorum
Bibliotbeca, quam summa cura et non sine ingenti suraptu com-
parasti, non in ornatum nee iu spectaculum, sed in doctrinam
et publicam utilitatem iam in lucem prodit Julianus Petri etc.
Bezüglich der Quellen heisst es p. 4 opus . . . a Domino An-
tonio Augustino pretio habitom, cui exseriptum exemplar misit
Abbas Abis, ex ipsius Juliani autographo, quod ea tempestate
Ticini asservabatur. Weitere Nachweise oder Notizen über die
Bibhothek fehlen.
Aus einem Briefe des Andres Uztarroz an Thomas Tamayo
de Vargas, Zaragoza 14. März 1639. . . . Dixome naestro amigo
Don Francisco Ximenes de Urrea que V. M. havia cuidado de
la libreria Olivariense, y assi he querido escribir estas Uneas . . .
£1 conde duque, quando vino con S. Magestad, el ano 1626,
deseoso de enriquccer su bibliotec« manuscrita, desfrutö algunos
deste reyno; y las que mas Idstima y dolor nos causa, es la
libreria del secretario Gerdnimo Qurita . . . Creiö Gerönimo
Qarita que sus trabajos estarian seguros . . • y dexölos como
en depösito en el convento de la Cartoxa de Aula-Dei. Desto
logar los sacö el conde duque . . .
BibUoteca Nacional, cod. V 169, fol. 170, veröffentlicht
von Graox, Essai p. 333 A. 1.
58
VIII.
Obispo de Segi
existia en el Ai
identisch mit de
MCNOZ Y L
,Catälogo de la
Script, Antiguer
aSo 1586.
MaktLnez
de Burgos lülad
ein Manoscript i
880. BiU,
de San Lucar (
A
Ein handsi
thek zu Madriil
duque de San
griegas, arlibigu^
sinas, portugue>
Esta copia estd '
conserba en la
Also ein Dupli<
Sevilla liegt. \'ii:
Den Katalu:
Granx in seinem
wo auch AaszU<(<
T. - 1. ^^ erwähnt einen
^.> . - .Vi.ina Dona Isabel, Me-
„^ üsKrta- :om. VII, p. 452
riKs .tt 3<i5 Fernando I.
_ t -tesBOi historische Details
_. . «Ä ■ =ji TiesL nach Sevilla kam.
-. :r » uxs^ vollständigste nnd
„ -s-iöica» i«ir Bibliothek.
. a» jreiEni £e nn diccionario . . .
t -„x i^mtuaearrn: Gandisalvi ä Fino-
..-•mum «nt . »raer p. 249, Crdnica
?rj'venienz.
_... a» 'l(ir<£«rtf4 de Pidal
j- -— -^ -uaKQfLr&h ein Devocionario
u- . :«MUUir< idiSne Miniaturen aus
_-^-'""^ turwist.
. a» 3aainir de nn diccionario de
I, , — ^ ■ UM Hiadschrift: Poema del
_j- — jta ?r. Pidal : un vol. en 4'
. .rxMoimiui' Jtatet
•9 . ^ .'iwfr »raiso : amen.
__^ M. ■L BM» iJe mayo
Auf einer j;
(vgl. diesen Artikt^i
vermerk, que en .
obispo D. Andres I
0 quitö esta Biblü
D. Gaspar de Quzb
i guardar en su Li
que S. E. y su Päd
en Roma habian b
ademds, a haber pe
^ntbak gibt auf der Bd. HI
?bw^ ans dem Cidcodex.
«ib <J>mit de Puüonrostro.
cntar«. tom. m, p. 536, das
7 Assajamientos
Kl inico Ms., que cxiste
4* (voiuriedad del Excmo.
«A» aento sesenta y tres
Bibl. üobeniehi : tSl— S8S (Ibdrid). 6 1
fojas en 4*; y con el titulo de Conde Lncanor encierra : 1".
Este celebrado libro (del 1" al fol. 62^); 2» el de los Assaya-
mientos et Engannos (del 62^ al 79^); 3* una explicacion del
Padre Nuestro y el Testamento de Alfonso de Cuerca, fisico
del rey (del föl. 63 al 68) 4" una epistola de San Bernardo &
Ramon de San Ambrosio (fol. 69 al 85); y 5", finalmente un
tratado de moral, de religion y de ciencias, compuesto de did-
logos entre un maestro y discipnlo y compartido en ochenta y
cuatro capitulos, que ocnpan el resto del cödice, en setenta y
siete fojas. La letra de todo el Ms. es del siglo XV. Vgl.
auch Bd. IV, p. 31 und besonders p. 597.
383. Bihlioteca particular de D. Manuel Rico y Sinohat.
Ueber die Privatsammlung dieses Gelehrten, Professors
der Madrider Universität, berichtet
Rada y Deloado Juan de Dios de la, Bibliografia numis-
mitica espanola, Madrid 1886, 4", p. Xu und verzeichnet aus
derselben verschiedene numismatische Handschriften: p. 56,
p. 79 (Ambrosio de Morales, Averiguaciön del verdadero mara-
vedi antiguo de Castilla), p. 92, p. 141 und p. 163.
384. Bihlioteca particular del Marque» de San Roman.
RiANO, Critical and Bibliographical notes on early spanish
music London 1887, p. 135 bespricht ein Manuscript dieser
Sammlung, fol. 707 p., enthaltend: Felipe Femandez Vallejo,
Canonicus der Kathedrale von Toledo, Memorias y disertaciones
que podran servir al que escriba la historia de la Iglesia de
Toledo desde el ano 1085 en que la conquistö el Rey Don
Alonso VI de Castilla. 1785. Vgl. den Artikel Toledo, Bihlioteca
del Cabildo de la Catedral A.
285. fBiblioteca particular del Excffio Sr. D. Pedro Coro
y Sureda, Marques de la Romana.
MuMoz, Diccionario p. 130 erwähnt eine Handschrift t
^escripcion histörica de los Alcäzares de Grenada por N. Sap -
ravia' ans dieser Sammlung.
Catai^oo de la Biblioteca del Excmo Sr. D. Pedro'CSaro
y Sureda, Marques de la Romana, Capitaa General del Ejer-
cito y General en jefe, que fiie, de lu tropM Ffliwiiftlwi
i*>..it7<« S]ianion^
•-(*!ailada a csta cortc desdc
- .Ol" p. !>'*— --'-^ gegen vierliunclert Iland-
- -rik'lier A-.::cir.:n:tierfolgc (Lihros cn 12" y 8";
i.-'rhalb dieser Abtlieilungon analpliabetischc
-mzelnen Xunimcrn sind von ungleichem
--.- ^Tamätica griega erscheint ein Libro en
~ -.anral. t'enier Salustii Catilina, Jngurtha
-—jizi opera s. XIV: Roderici Toletani Hist.
- : Mä. antiquisimo!) D. Isidori C'ronica,
~ ' . -,i ourn divi Engenii Tolet. Praesulis
-- ...h.Iis originalibus atqiic aliis opuseulis.
-•..,;•[,• iM iSV. (fe ib'«/rt.
-s'-ir-jibt ein Devocionario mit vielen
^ -vressanter herahlischer (!)rnamcn-
~ :..jyK:irl V.
.':' 't/ ■'*'■• ^Iw'queii de tfulmiumca.
- ;-:.irda en sus lujosas cstantes prc-
-.z.ij Je gran merito, y mä» de 200
- :...'.i.)S los impresos de bibliotcca
, •■ i-e ili^s funo^ i\ sus herederos.
. •■; ' Df. Ramon ^nnchi:z Mirino.
• A't'iihrlich zwei durch Sancliez
« s XIV.
•'. ■ .>';•. D. Juan Tro.
■■■: Bibel s. XIV dieser !Sainm-
. •# de la escritura del siglo X
. • meneion uii fragmento de
^ -. n Wlio , a tres eolumnas.
• ;■ pudo salvar eon diticul-
»:r'.:yö un tirador de oro el
.;: in Valencia; v^-I. Villjinueva,
■ i. ^whriften des Klustcrs La Murta
•• n'ioii de (dlos para» hi>y dia en
f..« .'!! Valencia, rcjintaila jmr iiiia
Bibl. üatwnleht: MS— WO (Ibdril). 63
390. t Biblioteca particular de D. Enrique de Aragon
(vulgo Marques de Villena).
Ueber die merkwürdige Bibliothek dieses adeligen Ver-
treters alter spanischer Dichtkunst, aber auch einer phantasti-
schen Weltanschauung (f 1434) besitzen wir ein beinahe gleich-
zeitiges Zeugniss bei
GoMEz DE Cibda-Real, Ceutou epistolario epist. 66: No le
bastö ä D. Henrique de Villena su saber para no morirse, ni
tampoco le bastö ser tio del Rey, para no ser llamado por
encantador . . . Dos carretas son cargadas de los libros
que dex6 que al Rey le han traido. E porqne diz que
son magicos e de artes no cumplideras de leer, el Rey
mandö que i. la posada de Fr. Lope de Barrientos fuessen
llevados. E Fr. Lope, que mas se cura de andar del principe
que de ser revisor de nigromancias fizo que mar mas de cien
libros: que no los vi(S el mas que le Rey de Marruecos . . .
que son muchos los que en este tiempo se fan dotos, faciendo
ä otros insipientes e magos; e peor es, que se fazan beatos
faciendo & otros nigromantes. Tan solo este dennesto no habia
gustado del hado este bueno e magnifico senor. Muchos otros
libros de valia quedaron i. Fr. Lope, que no seran quemados,
ni tomados etc.
Auf diesen Vorgang bezieht sich wohl auch eine Stelle
bei Juan de Mena Cant. 127 f ,* während Gomez' Bericht selbst
verschiedene Commentare erfahren hat; vgl. Nicolaus Antonio,
Bibliotheca Hispana vetus U, p. 220 ff. Pellicer y Saforcada, Juan-
Antonio Ensayo de una bibliotheca de traductores Espanoles,
Madrid 1778, 11, p. 58—76 (bes. p. 66). — Clemencin, Diego,
Elogio de la Reina Catölica Dona Isabel, Memorias de la Real
Academia de la Historia VI, p. 466 nennt bei AnfUhrong des
Tratado de Adivinanza i sus esp^cies Lope BarrientM als
Verfasser eines solchen und glaubt, Lope habe aus den hwd-
' Porque Castilla perdio tal tesoro
No conocido delante la ^nte
Perdio los tus libros sin ser eonoeidas;
T como en exeqnias te fneron ya Inego
Unos metidos sl arido Aiego
Y otros sin orden no bien
64
Vnr. Alihuaisiif B«er. Hu4wlirin«iKU«» SpuiM*.
schriftlichen Quellen VUlena's geschöpft. Bezüglich des Au
meint er: La qaema fue en el monasterio de Santo Domingo el1
real de Madrid y dicen que de ella pesö despues al Rei D. Joan.
— Vgl. auch Torres-Amat , Memorias p. 669 f. — Aniador de
los Rios, Historia critica, tom. VI, p. 254 ff. Ibid. 256, Anm. 2
Näheres über die Zusammensetzung der BibÜothek Enriques,
— Wenig bietet der umständhche Aufsatz von Th. de Puy- '
maigre Don Enrique de Villena et sa bibliothiquc Revue des
Questions Ilistoriques, ö^'annee, tome 11"", Paris 1872, p. 526 —
534, da liier blos versucht wird, die Unechtheit von Gomez'
Bericht zu erweisen, ohne dass ein positives Resultat geboten
wäre. Ganz auf Seite unserer Ueberlieferung steht Edmund
Dorer, Heinrich von Villena, ein spanischer Dichter und Zau-
berer, Archiv für das Studium der neueren Sprachen Bd. 77
und separat Braunschweig 1887, p. 135. Ebenfalls referirend
V. M. Otto Denk, Einführung in die Geschichte der altcata-
lanischen Litteratur, München 1893, p. 245. Nach Enrique de
Leguina, La Exposicion Histörica-Europea VL La Biblioteca
Nacional in dem Tagesjournal La Epoca vom 28. November
1892 zeigt das in der Madrider Columbusausstellung exponirte
Manuscript Tratado de Astrologia de D. Enrique de Aragon i
(1428), auf den Einbanddecken Spuren von Feuer und Wasser.
,Comprueba,' sagt er, ,1a famosa quema de Lope de Barrientos,
pues, sin duda, este ejcmplar fu^ sacado de la hoguera*.
391. Biblioteca particular del marquea de Villena.
Ferreiko Gordo, Apontamentos para a Historia Civil e
Litteraria de Portugal etc. in den Memorias de Litteratura
Portugucza, tom. UI (1792), p. 46 berichtet von einer Hand-
schrift D. Joao Uibeiro Gaio, Bispo de Malaca, Rela^aö de
Luchen, escrita a El Rei und bemerkt: Existe na Livraria do
Marquez de Vilhena, Estribeiro M6r de S. Magestade Catholica.
— Unzweifelhaft ist diese BibUothek, über deren Besitzer mir
nichts Näheres bekannt wurde, nicht identisch mit der vorher-
gehenden.
393. * Biblioteca particular del Exmo Sr. Conde de Va-
lencia de Don Juan.
Die reichhaltige Sammlung des gelelirten Directors der
Armeria Real zeichnet sich durch eine erlesene Zahl von
BiM, ü«bwsiebt: »1— *!I6 (Madrid). 65
Documenten, insbesondere durch mehrere Fascikel mit ver-
schiedenen, die Gescliichte der spanischen Habsburger be-
treffenden Acten aus ; sie sind hochinteressant und zum grossen
Theil unedirt, darunter eigenhändige Briefe des Infanten
D. Carlos.
393. Bihlioteca particular de D. Fernando Jo»i de Velasco.
FuERO, El, viejo de Castilla, sacado y comprobado con el
ejemplar de la misma obra, quo existe en la Real Biblioteca
de esta Corte, y con otros Mss. Publicanlo con notas histöricas
y legales D. Ignacio Jordan de Asso y del Rio y D. Miguel
de Manuel y Rodriguez, Madrid 1847.
Ein bei der Ausgabe benutztes Manuscript stammt aus
dieser Bibliothek, vgl. p. VII, Anm. 1 : El extracto de este Ms.
adorna la copiosa y exquisita libreria del Seiior D. Fernando
Jos^ de Velasco, que ha ido formando .... Confesamos agre-
decidos que le debemos el favor de habemos franqueados una
copia exacta del cap. 6 de esta obra, la cual sabemos que con
otros muchos MSS. muy apreciables y curiosos vendiö original
el Librcro de Madrid Francisco Lopez al ,Conde de la Ericeyra
de Portugal en el aKo 1737 por el precio de 200 doblones.
394. Biblioteca particular del 8r. D. Domingo Vila.
RoTONDO, Antonio, Historia descriptiva . . . del Escorial,
Madrid 1863, fol., p. 269 f. bemerkt, von dem codex aureus des
Escorials sprechend, Folgendes: Nuestro respetable i ilustrado
amigo el Sr. D. Domingo Vila posee en su biblioteca nn cödice
catalän, cuyas letras capitulares estAn confeccionadas del mismo
modo que las del libro aüreo del Escorial. Sus hojas son de
suave y delicado pergamino.
395. t Biblioteca particular de D. Jaime ViUaimeea.
Die Geschichte und endgiltige Beschreibung der hand-
schriftlichen Sammlungen dieses Gelehrten, neben Flores viel«
leicht der gelehrtesten Theologen, den Spanien besessen, er>
fordert eine spccielle Studie. Nur ein Theil seiner Papiei«
kam in die Akademie der Geschichte nach Madrid; andere
gewiss sehr kostbare StUcke wurden zerstreut, ohne dass wir
mit unseren jetzigen Mitteln im Stande wären, ihren Aufenthalt
SitiDDgsbcr. d. pbil.-hiat. Ol. CXXYIÜ. Bd. 6. Akk. t
68
Vni. Abbaadlnng: Bver. Haiid*chrifl«nHb&ti« 9paiil«iu.
festzustellen.' Wiederliolt gibt er Proben aus den Manuscripten
seinpr Privatbihliothek, z. B. tom. IV des Viape literario p. 272ff.
Petri Ransani, panomiitani theoiogi, ordinis praedicatorum , ac
dein opiscopi Lucerini, opiisculn duo de vita et gestis 8. Vin-
centii Ferrorii Conf., nunc priraum in lucem edita ex cod. ms.
init saee. XVI, quem penes nos liabemus. Vgl. auch den Ar-
tikel La Murta.
Mahon (Menorca).
296. Bihlioteca del Ayuntatniento.
ViLLANUEVA (Viage, tom. XXI, p. 4) sah daselbst ein libro
Colorado (llibre vermoll), enthaltend la legislacion quo estableciö
ei Key Don Jaime II cn 1301.
Milaga.
397. Bihlioteca Epiacopal.
Haknbl catalogi col. 1006: Codd. mss. nulli, eine unrich-
tige Angabe.
Hkinb (Serapeura Jahrg. VTI [1846] p. 204) sah daselbst
einige Handschriften, jedoch nur einen membranaceus, ein
Missale s. XTV.
MuiJoz, Diccionario p. 18 f. s. v. Anteqnera citirt aus
dieser Bibliothek ein Manuscript: Dcseripcion de la fundacion
y antiguedad . . . de Antequera von Francisco do Cabrera.
Valbntdjblu p. 114 f. nach Heine.
BoRAo p. 81 gibt kurze historische Daten, keine Notizen
über Handschriften. Nach ihm ist die bischöfliche Bibliothek
die einzige öffentliche Jlalagas.
Hanreaa.
298. Iglesia del Hospital de Santa Lucla.
ViLLANüEVA, Viage, tom. VU, p. 190 ff. beschreibt eingehend
ein librito en 16* con cubiertas de plata, adomadas de primorosa
filigrana, welches für das Original der Egercicios des Ignaz
von Loyola angesehen wurde. Es ist aber ein Gebetbuch, auf
feinstem Pergament mit vorzüglichen Miniaturen, geschrieben
• Vgl. Kntut Reise, Archiv f. S. d. G. Vni, 120 u. 0.
Bibl. ü«li«nieht: 196— «08 (Hidrid — Medina del C>mpo). 67
vom Canönigo de Lieja, Uamado Roberto Chesnaa für D. Gaspar
Espinola 1583. Incipit und Expl. a. a. O.
399. Archivo del convento de loa PP. Carmelitas.
ViLLANDBVA, Viagc, tom. Vn, p. 186 ff. beschreibt und ex-
cerpirt einen Codex dieses Archivs (caj. 4) s. XIV, enthaltend
miracola B. Mariae virginis geschrieben in urbe Valentina anno
ab incamatione Domini MCCCXXVII in mense Aprilis qui fuit
inchoatus in mense Martii.
300. Sacfittia de la Iglesia de Santa Maria.
ViLLANüETA, Viagc, tom. vn, p. 174 und 182 berichtet
von einem ccSdice de los evangelios, Textus argenti genannt,
der noch zu seiner Zeit um Weihnachten benützt wurde. Aus
den in diesen Codex von zeitgenossischer Hand eingetra-
genen Urkundentexten theilt Villanueva die Introductio vitae
canonicae S. Augustini in ecclesia Manresensi, anno MXCVIII
mit (vgl. a. a. O. p. 272 ff.). Der Codex war also spätestens s. XI.
801. Biblioteca del Monasterio de la Orden de Cister.
MoKALEs, Viage, p. 195: No tienen mas libros antiguos de
un Breviario grande, y con grandes iluminaciones , mas deli-
cadas y de buen dibujo, que parece se podrian hacer en tiempo
del Rey D. Fernando el Emplazado, para quien se hizo, segun
los Monges afirman: ya yo di relacion en particular de este
libro y se hizo alguna diligencia sobre ^1.
KEedina del Pumar.
302. Biblioteca del Monasterio de los Cartuchos.
Ueber einen Bezerro dieser Bibliothek berichtet Morbl-
Fatio, Catalogue etc., bei der Beschreibung von Paris. Fonds
Esp. Nr. 57.
Uedina del Campo.
303. -f Biblioteca del Colegio de Jesuitas.
Indice de los libros y manuscritos que se hallaron en la
Biblioteca de los Jesuitas de Medina del Campo. Handschriften
6»
6S Vin AbhudluDg Beer. HanlMtiriftoiKMtia B|wnl*n*.
aus San Isidro (Nr. 476, 477, 478 und 479) jetzt in der Real
Acadeniia de la Historia zu Madrid. Vgl. Revista de Archivos VJ
(1876), p. 263.
La Mejorada,
304. Bihlioteca del Mona«terio de San Geronimo.
MoRALKB, Viage, p. 198: Tienen algunos libros de mano:
(1) Santo ndelbnso de Vir^initatc Beatae Mariac. Sancti Isidori
Sinonima: en un volumcn. (2) Etymologiae Divi Isidori: lotra
y pergamino como de doscientos »Res al parecer. (3) Un Vir-
gilo escrito de mano de Antonio de Lebrija, cbmo al cabo se
dicc. (4) Augustinus de civitatc Dei, pergamino y letra harto
antigua. (ö) S. Isidoro sobre el Pentatcuco y sobre otros Libros
Sacros. (6) Liber eiusdem Differentiarura ad Regem Sisebutuni.
(7) Valerio Maximo trasladado en romance por el Cardinal de
Santa Sabina, y bijo del Infante 1). Pedro de Arago, de manoj.
en papel.
Sau Miguel de loa Beyes.
305. t Bihlioteca rhl MoiiaKterio del ördeu de San Gernitimo.
Nur ein Thoil der Handscliriiten , welche Don Fernando
de Aragon, Duque de Calabria, 1550 dem Kloster schenkte, ist
Leute noch in der Universitiitsbibiiothfk Valencia aufbewahrt.
Die Klostersamnilang, speciell ihr früherer Bestand , hat eine
eigene Geschichte und muss hier gesondert behandelt werden.
A. Handschriftliche Kataloge.
1. Libros del estudio del Exiiio senor daqne de Calabria.
(1550). 795 Nummern mit der Sehlnssbemcrkung : Todes estos
libros que aqui estan, y otros niuchos que se hallan en el mo-
nasterio y no en el ynventario y fneron de su Kxcelencia, se
cree qne vinieron al monasterio y creo yo para mi qne solo
los libros del estudio de su F^xcelencia segun hall^ dello yndicio
scrian mill voluniincs o cuerpos de libros entre grandes y pe-
quenos y pequeüitos etc. Aus dem heute im Archivo histörico
nacional zu Madrid auf hewahrtcn Originalcodex : Fundacion
inventarios de San Miguel de los Reyes veröffentlicht in der
Revista de Archivos IV (1874), p. 7—10; 21—25; 38—41;
54—56; 67—69; 83—86; 98—101; 114—117; 132—135.
2. Cf. unten die Mittheilung von Andres. il
Bibl. üebenieht: SM— SOS (Medio» del Campo — San Miguel i» lo« Bcjes). 69
B. Druckwerke.
PoNz, Viage, tom. IV, carta IX, p. 241 — 2ö0 ausführliche
Beschreibung des Klosters, Erörterung der Beziehungen des
Herzogs zu demselben und p. 2ö0 die Notiz : ,Se conservan en
la Libreria porcion de libros que fueron de dicho Senor'.
ViLLANUBVA, der die Sammlung noch in San Miguel sab,
charakterisirt sie, Viage, tom. II, p. 125 ff. richtig: La mayor parte
de ellos son de humanidades, escritos en Italia en los siglos
XIV y XV con mucha proHxidad en finisimas vitelas, ador-
nadas de buenas miniaturas. Verzeichnet werden ein Martiro-
logio escrito en el ano 1254; Romance de la Rose; Carta de
adventu Messiae s. XIV — XV (cf. Ap. Nr. XI; carta que escri-
bi6 rabi Izach & rabi Samuel, cuya Version lemosina existe en
San Miguel de los Reyes, en un MS del siglo XIV); Guillermo
de Peralta, De eruditione principnm s. XVI; Expositio ordinnm
missae.
Andres, Joannes, Anecdota gracca, Napoli 1816, p. VII:
Pretiosorum librorum suppellectilem secum in Hispaniam detulit
Ferdinandus Friderici filius, Calabriae Dux, cuius magnam
partem adhuc in monasterio Valentine S. Hieronymi, quod
S. Michaelis nomine nuncupatur, asservari manifesto testattir
manuscriptus index illius bibliothecae quem ad me olim inde
missum penes me retineo.
Tokkbs-Amat, Memorias etc., p. 238 erwähnt bei Be-
sprechung der Dante-Uebersetzung Febrer's (vgl. den Artikel Es-
corial) ein ,preciosisimo ejemplar de este raro Ms. con muchi-
simos dibujos y figuras alusivas & la materia de que se trata'
aus dieser Bibliothek.
Haenel, Catalogi col. 999 berichtet bereits von dem Ent-
schluss der Regierung, die Bibliothek von S. Miguel nach Va-
lencia zu transportiren, und verzeichnet 211 Handschriften.
Vogel, p. 482 nach Haenel.
Valentimslli, p. 128.
Repvlles, Manuel, Catälogo de los cödices procedentes
del monasterio de San Miguel de los Reyes. Revista de Ar-
chivos V (1875), p. 9—15; p. 52— 55; p. 68— 72; p. 87— 91;
p. 103—105.
•»
Ttn. Abbandlniif : Beer. HudMlirineiucliHx« Spuiisoi.
Morbl-Fatio, Alfred, Kapport sur une mission philologique
k Valence, Biblioth{>,que de l'ecole de chartes, tom. XLV (1884),
p. 618 über die Bibliothek; dazu noch die Note: Le marquis
de Crailles dans sa Guia urbana de Valencia, Valence 1876,
tom. 1, p. 285 parle d'une description des mss. de S. Migael
par Zacarös (Rccuerdos de Valencia) que je ne connais pas.
]VIir war weder das eine noch das andere der genannten Werke
zugänglich.
Die übrigen Daten über die Sammlung sind unter der
Rubrik Valencia, Biblioteca de la Universidad, vereinigt.
Mondonedo.
306. Biblioteca de la Caledral.
In einem Auto capitular vom 16. August 1506 heisst es,
dass ausgezahlt werden diez mil maravedis al librero que hizo
los libros und weitere diez mil ,para comprar las cosas nece-
sarias para un psalterio que hace Bastida para la dicha iglesia'.
Dieser Bastida cscriptor de libros erbietet sich acht Tage
später ,que enmendarä cualquier falta que esta f'eeha en los
libros divinal y cantoral ... los cuales hbros yzo En^iso,
escriptor de libros'.
Villa-Amil, Los Codices p. 26.
MoRALES, welcher nicht selbst in Mondoücdo war, be-
richtet auf Gnind einer vom Bischof Lujan eingesendeten In-
formation ganz allgemein (Viage, p. 115): Libros tienen hartos
de mano, nias ninguno notable, si no es el Libro Scintillaruui
Alvari Cordubensis. Doch hat sich das ihm eingesendete Ver-
zeichniss in einer Copie erhalten. Vgl weiter unten.
Florez, Espana Sagrada, tom. XVnill7t)4), p. 273 über
eine Handschrift, die llistoria de la Santa Iglesia y sus prelados,
verfasst vom Bischof Manuel Navarrete auf Grund der in Mon-
donedo vorhandenen Archivalien (reconociö los monumentos de
ambos Arcbivos), welche zu Florez' Zeit noch in der Biltliothek
aufbewahrt wurde. Vgl. auch Villa -Arail, Los cödices a. u. a. 0.
Villa- Ajnt r Castro, Los cödices theilt p. 27 ff. aus dem
Manuscript der Nationalbibhothck V, 197, fol. 323 ff. folgenden
Bericht der Liccntiaten Molina (aus Malaga) und Maldonado
BibL Vtbendcht: 90« (ftan Higotl de Im Bcjet — MoDdoftedo).
vom Jahre 1Ö12 mit: Vuscamos todos los libros de la dicba
iglesia de Mondonedo, qua estaban en casa . • . y fallamos:
1. Una exposicion del psalterio entera, que no se hall() en
ella el nomljre del autor ni concorda cx)n ninguna de las que
acä tenemos impresas, y el prdlogo no se pudo bien leer y
comienza el libro: Iste Über apud hebreos propter divereas
causas tribus modis intitulatur, y fenece: Omnes psalnii centum
quinquagiiita numerantur, in quo numero concordia duorum
testamentoruni signitiiatur; quindynariu^i enim numerus deoies
ductus suum numerum redit. Quindeuarius vero conlicitur ex
Septem et octo, sed septenarius in quindenario vetus testa-
mentum signiticat propter sabatum, quae est dies septima. Octo-
narius vero de eodem quindenario novuni testamentum designat,
propter doniini resurret-tionera octava die factara Ebdomade.
Y ä lo que parece es antiguo Catholjco : tiene adjunta tambien
una gloas sobre los cänticos, que se eantan por la somana con
el psalterio.
2. Otro libro de mano, que se intitula Liber sclntbilarum,
per ochenta capitulos, el priniero de Cliaritate y el postrero de
lectionibus: no tiene numbre de autor, mas pensamos que es
de Beda.'
3. Algunas partes de la Biblia, qae se conoce ser la glosa
ordinaria con la interlineal antigua.
4. Una glosa sobre los cinticos de Fray Egidio de Roma,
y con dl juntamente una glosa literai sobre Job, sin nombre
de autor. Comienza el prilogo: Sicut autem in rebus que
naturalitcr generantur. Y el libro: Omnia sicut dictum est in-
tencio huius libri, y acaba : reposita est spes mea in sinu meo.
Creemos que es la glosa de Santo Tomas, y si lo es, anda
impreso.
6. Item, otro libro que parece una breve exposicion de
la sagrada escritura, sin nombre de autor: comienza el prölogo:
Venite ascendamus ad montcm Domini et ad domum dei Jacob,
et docebit nos vias siias; y sobre estas mismas palabras comienza
el libro: Magnus illc Pauli Diseipulus Apostoloruni contempora-
neus divinorunique concius (sie) arcanornm Dionisius Areo-
pogita, y acaba : Et accedit quod scriptum est Cantorum 3" (sie)
' Alrar, nach Moralea (■. obea).
73 Till. AbbuidluDg: Beer. HaodxchrifteiucUtM S|>uii<-iui.
ascendit sicut virgola fumi ex aromatibus mirre et toris et
aniversi pulveris pi^entarii. Pensamos ser de Pedro Aureole,
qae le intitulo Biblia Aorea; creemos qne anda impreso, si es ^1.
6. Item, otro libro de sermones, que empieza: El primer
sermon de adventu Domini sicut adventus graciae divine non
semper est ad eosdem ita nee efectns idem. Y el postrero
sermon: Est in dedicatione ecclesiae; comienza: Sic est locus
fratres charissimi ubi modo convenistis, y acaba: Unde Apo-
stolus servate onitatem spiritus in vinculo pacis.
Hay otro librillo en este voldmen que contiene mucfaas
distincciones que parecen de la sagrada escriptura, ni tiene
titulo ni autor; comienza: Respectus Dei in sacra scriptura tribus
modis accipi solet, y acaba: Ideo et ipse est figura fidei et nos
filii eins in fide.
7. Item nna Coronica, que comienza: Ego frater Martinas
Domni Pape penitentiarius et capellanus ex diversis cronicis ac
gestis sumorum Pontificum et Imperatorum etc.
Guillennus de Podio libellus disputationis contra incrudeli-
tatem aeditus Judeorum.
Y en el mismo volümen estd otro tratado sobre el psalterio,
cuyo titulo es: Incipit prologus super tractatu explanacionum
psaltcrii contra Judeos edito disputando, in quo declarantur
articuli et probantur quos credendos fides tradit Catholica et
tenendos. Comienza el primer psalmo : Ecce ergo Judei in
capite huius libri. Acaba en este vcrso: Exaltaciones dei in
guture eorum et prosequuntur officium predicandi et laudes; y
falta lo demas, y no tiene nombre de autor.
Y estä tambien en este volümen una glosa super Cantica
canticorum. Comienza el prölogo: Cum non nuUos mores
Judeorum in libro quem hebrei sirasirin vocant. Y el primer
capitulo comienza : Dicat ergo Salomon in suo cantico etc. Fäl-
tale el fin y no tiene nombre de autor.
8. Otro libro de sermones de! tiempo, sin nombre de autor,
que comienza el prölogo : Philosophia est divinarum humanarum-
que rerum spcculatio. Parece ser de algun fraire de San Fran-
cisco. Comienza el primer sermon: Visitavo vos, y el postrero:
Homines peribunt, tu autem permanebis etc.
Los demas son de gramdtica y otros estän impresos.
KU. üebenich«: SOT— SlO (MoDio&edo— Houemte). 73
Vgl. noch ibid. p. 75 f. über die Tumbos von Mondonedo
(weit zurückreichende historische Daten und Ewald p. 312).
Der gegenwärtige Bischof von Mondonedo hatte die Güte,
anlässlich seiner Durchreise durch Leon mir persönlich die
Mittheilung zu machen, dass auch heute noch einige liturgisch-
historische Handschriften in der Bibliothek der Kathedrale auf-
bewahrt werden.
307. fBiblioteca particular del Licenciado Gonzalo de
Molina.
Zum Schluss der von uns oben mitgetheilten Relation an
Ambrosio de Morales (v. J. 1572) heisst es: Y yo el dicho
licenciado Molina tengo entre mis libros (1) una glosa sobre el
Job, sin titulo de autor, y otra sobre el G^nesi, que tampoco
tiene nombre de autor, y son de mano antigua, & lo que parecen;
y tengo (2) otro libro de mano, que se intitula Liber distinc-
tionum, sin nombre de autor, y trata todo öl del frasis de la
Escriptura Sagrada : öste creo que no estä. impreso y que es
cathölico.
Villa Amil, Los cödices, p. 31 f. Vgl. Ewald, p. 312.
Monforte de Lernua.
808. -fBiblioteca del Colegio de la Compaüia de Jesus.
La GAjjdara, Feupb db, Annas i triunfos, hechos heroicos
de los hijos de Galicia, Madrid 1662, p. 669 f. (der Ausgabe in 4")
berichtet, dass in diesem Convent ein Manuscript mui antiguo
sich befand, das früher Eigenthum des Erzbischofs von Sevilla
Rodrigo de Castro war, enthaltend diverses autores (i es co-
mento de los que escribieron los Perlados Obispos).
Vgl. auch Villa-Amil, Los cödices, p. 25.
Monsanto.
309. Biblioteca del Monasterio.
Florez, Espana sagrada, tom. V (1750), p. 438 f. bespricht
eine Handschrift dieser Sammlung, Isidorus, De viris illustribus.
Uonserrate.
310. Biblioteca del Real Monasterio de Santa Maria.
Serra y PosTius, Pedro, Epitome historico del portentoso
santuario y Real monasterio de nuestra Senora de Montserrate,
AtfcuillniiK: B««r. Huidjchrinemdikli« Spanieu.
Barcelona 1747, citirt in dem Indice der benützten Hand-
schriften zwei Manuscripte der Bibliutliek, ntiadich Francisco
de Ortega, Historia del Santuaiiü de Moutserrate und Fr. Lesmea
Raventos, Historia de nuestra Senora de Montaerrate.
ViLLANUEVA, der die Bibliothek kurze Zeit vor dem Brande
(1811) in Augenschein nahm, beschreibt Viage, tom. VH,
p. 145 fF. folgende Handschriften derselben: (1) Un misal propio
de la iglesia de Tortosa Ms. en el siglo XIU. (2) Libre de
les nativitats conipilat de la medulla dels actors de la veridat
per maus de Bertonieu Tresbens, al Key en Pere Darago Tery.
Astrologischen Inhalts s. XDI ex. (3) Tratado Ilamado Invin-
cionario, dirigido al niuj reverendo e magnifito 8eüor D. Alfonso
Carillo, arzübiapo de Toledo, priniado de la.s Espanas, por un
BU devoto siervo Alfonso de Toledo, bachiller en decretos, vo-
zino de la cibdat de Cuenca, patria de rlicho Senor. E ol tra-
tado es asi Uaniado, conviene a saber, luvincionario, porque en
^1 se fallaran los primeros inventoi'es de las cosaa, asi tempo-
rales conio espirituales. Villanueva bemerkt: El cödice Uegi^J
hasta el ultimo capitulo tjue es dcl Maestro de las scntencias, '
pero no estä completo.
(4) Pedro Juan Nunez: varios fragmentos de exposiciones.J
de Ciceron. (5) Dei-selbe Versiones al lemosin de algunas cartas
(de Ciceron) hechas en Barcelona afio 1585.
(6) Fr. Antonio Alfaig, Libro Ilamado Camino de per-
fec«ion, s. XVI.
(7) Fr. Bernardo de Hontiveros, traduccion del libro ami-
citia de Ciceron. (8) Pedro Gonzalez de Mendoza, obispo de
Salamanca, Historia dcl concilio de Trento en su tercera con-
vocacion por el Papa Pio IV. Copirt vom Licentiaten Diego
de Colmenarea. (9) Missal dels hermitans de Muntserrat (tun
1408). Mit einer Probe: Prosa de defunctis.
TouRjäs Amat, Memorias etc., p. 20G: En la biblioteca de
Monserrate existian antes del ineeudio los dos voliimenes si-
gulentes: 1" Incipit über qui vocatur janua artis magistri Ray--J
uiundi Lulii editus a domino Petro Degui villae Montis albi
prcsbitero. 2" Incipit opus . . . videlicet mctapliisicam, phisicam
logicam et . . . distinctionem , editum per magistrura Petrum
Degui presbiterum et cathalanum villae Montis albi sequentem
veritatem artis magistri Itaymuiidi Lulii 1489.
Bihl. Utlioraiclit: SU (MooMmM).
16
Ua£kbl, der bereits nach der Katastrophe Cataionien be-
reiste, berichtet Catalogi, col. 1(K)6 von einem Sallustii exemplar
vetustuin, litteris unuialibua in luembranis exaratum, das sich im
Kloster befunden habe. Woher er diese Nachricht geschöpft,
ist mir unbekannt.
CoRMiNAs, Supleraento a las memorias (de) Torres Amat,
p. 324 über einen c6dice cnrioso pura los peregrinos, que querian
cantar ... de cdnticos honestoö, siendo unos latiuos y otros
lemosinos (es ist Nr. 9 bei Villanueva).
Valentinelu, p. 1(51 f. nach Villanueva, nur ist die Notiz
über die Handschrift des Sallust aus anderer Quelle — wohl
aus tiaenel herübergenomuien.
Von den ehemaligen HandschriftenschÄtzen des Klosters
— man spricht von 50Ü Bänden — ist nach dem Brande im
Jahre 1811 so gut wie nichts übrig geblieben. Eine einzige
Handschrift von Mouscrrate befindet sich heute im Archivo de
la Corona de Aragon zu Barcelona; eine zweite wurde, wie
mir der Bischof von Barcelona Sc. Em. D. Jaime CatalA mit-
theilte, um hohen Preis von einem Privaten zurückgekauft und
dem modernen Bibliotheksbestand des Klosters einverleibt.
Ueber das Kloster in seiner gegenwärtigen Gestalt handelt das
mir nicht vorliegende Werk
CoRNET Y MAs, Cayetano, Tres dias cn Monserrat Guia
histörico-tlescriptiva de todo cuanto contiene y encierra esta
montaüa. Barcelona 1H63, 507 pag., con un piano topogrilfico.
Vgl. Boletin de la Real Academia de la Historia VI (1885),
p. 362.
311. t ArchiiX) del Real Monasterio de Santa Maria.
Villanueva, Viage, tom. VH, p. 151 berichtet ganz all-
gemein über einen codice que contiene varios tratados curiosos
8. XIV und nennt p. 154 algunos martirologios, entre ellos uno
Kipollense del sigio XI, donde lo mas importante es el necro-
logio. Interessant sind die capitulos de concordia que hizo este
monasterio con el impresor Juan Luxaver d 7 de Enero de 1499,
obligandose ^1 d imprimir varios breviarios y rituales y otros
übros eclesiästicos, como efectivamente se imprimieron.
Till. Abhandlnng: Reftr. Harid]«clirift«nsc1iitxe SpuiiaiiB.
813. t Bibliotsca del Monasterio de Santa Vecilia.
ViLLANUBVA, Viage, tom. VU, p. 163 erwähnt ein necrologio
nianuscritü en el siglo KIV projjio »le aquelbi casa. Es befand
sich zu Villaiiueva's Zeit im Kloster Santa Maria und dürfte
gleielifalls verbrannt sein.
Montealegre.
313. Bibliot-eca del Monagtefio de los Padret CaHuchos^
ViLLANUEVA, Viage, tom. XIX, p. 6: En la biblioteca com-
raun, que estjl en la eelda prioral segun eostumbre, hay uua
Biblia ms. b. XJII en vitela.
Valentinelli, p. 161, ohne Quellenangabe, aber zweifellos
nach Villanueva.
Montearagon.
814. \ Archivo del MonaMerio de los PP. Augiutinos.
CoLECcioN de fueros y Cartas-Pueblas de Espana. CatAlogo
Madrid 1852, p. 151 berichtet von einem ,inventario incompleto
de lu9 papeles del Monasterio de Montearagon' (wahrscheinlich
das , Lumen domus, 6 indice de documentos', welches auch Canal,
Espaiia sagrada, tom. XLVI (1836), p. V der Vorrede erwllhnt);
in diesem finden sicli auch Auszüge aus Handschriften. Das
Kloster, welches im 13. Jahrhundert in voller Blüthe stand,
existirt heute nicht mehr. Vgl. auch die Notizen über ehemalige
Handschriften dieses Archivs bei Ewald p. 249 und 280, sowie
Hartel-Loewe p. 139.
Montea.
315. t Biblioteca del Monasterio de San Pedro.
In der Schenkungsurkunde, ausgestellt von König Or-
doDo U. und seiner Gemahlin Elvira IIHI Kai. Mai sub Era
DCCCCXXXVI (898), heisst es : . . conferimus : libros Eccle-
siasticos: (1) psalterium (2) comicum (3) Antiphonarium (4) ma-
nualium (5) orationum (6) passionum (7) sermonum (8) hordinum
(9) precum et (10) orarum.
Sandoval, Fundaciones, Abth. S. Pedro de Montes f. 21',
Eguren p. LXXXVIII (mit falscher Datirung), Tailhan p. 3 14 f.
I
I
I
1
Au» dem Testament dos Gennadius Era 953 (916).' Td
thosauro denique memoratae Ec^lesiae sancti Petri offero
(11) Evangcliarium . . libros Ecclesiasticos, id est (12) Psalterium
(13) Comicam (14) Antiphonarium (15) manualc (16) orationura
(17) ordinum (18) passionuin (19) et horarum.
Ein bisher noch nicht berücksichtigter Passas der Scheal
kung. Sandoval a. a. O., fol. 27' sq.
In Gemeinschaft mit Santjago von Pofiallia und 8an Andretr*
(im Vicrzo) crhiih das Kloster von Seite des Bischofs Gennadius:
libros tarn divinos, id est (1) bibliothccani totam (2) Moraha
Job (3) Pcntateuchnm cum historia Kuth über unus sive etiam
et spccialitcr doctorum id est (4) vitas patruin, (5) item Jlo-
raliam, (6) Ezechielura, (7) item Ezechielum* (8) Prosperum,
(9) genera officiorum (10) etymologiarum (11) catha .Tuanis (sie)'
(12) libros Trinitatis (13) über Apringi (14) cpistolae Ilicronymi.
Item (15) etymologiarum (16) glosseraatum (17) Über Comitis
(18) liber regularum (19) viroriim Ülustrium. J
Sandoval, a. a. 0. Morales, Viage, j). 173. Eguren p. XLV."
Tailltan p. 315 mit instructivcn Erläuterungen, insbesondere
über die Bestimmung des gemeinsamen Bücherbesitzes der dr
genannten Klöster.
ÄIoRALES, Viage, p. 173ft'. sah noch von den durcli Gen'|
nadias legirten Büchern: Ethimologias de S. Isidoro sin prii
cipio, ni fin, maltratado. Vitae Patrum, deshojado : tienen
vidas de S. Paulino, Santo Augustin, S. Gerdnimo, y pocas'
mas : fue gran volumen. Un pedazo de los Morales de S. Gre-
gorio. Beati Basilii institutio monachortun, pequeüo.* ^fl
Ausserdem fand noch Morales ,dos o tres libros pequeiios
. . del Coro de letra Gothica, que se puede pensar los dejö tambie
ei Santo porque los nombra en sa Testamento . . .'. Feme
,Concilio8 antiquisimos, tienen el qnarto Bracarense, y todo
1
' Morales nennt 906 nach Chr., die« wEre Era 943; nach Florex Citat
ICEspaila gagrrada, tom. XVI. p. Ulf.) era 9ä7 (919). ^M
* Taithan a. a. O. liest Evangoliiini ; dan iat aber wogen lies Torangeheq^H
den »pecialiter doctorum nicht inOglicb. ^H
* Tailhan a. a. O. richtig: de« cotnmentaire« sur I'Kvangilo de «mint Jean.
* Hiozu die Bemerkung de» Herauagobers (Floroi): Ti>do8 faltan: pero
hay la Ilixt'jria de Eusobiu Cesarionse, no ezpretada aqui.
78
Ttn. Ablwodlnng: Beer. BiuidMbrift«OHliUx>i Bpcnlca«.
bucno qne en el de Carrion y los otros se halla. Mas estä el
libro sin principio, ni fin* u. s. w.
Florez, EspaSa sagrada, tom. XVI (1762), p. 135 ff. Ober
die Restaaration der Kirche San Pedro durch Gennadins, über
des Bischofs Büchcrsammlung und seine verschiedenen Legate
(XrV, 133 bei Tailhan p. 315 A. Druckfehler).
EouKEN p. 68 über den Conciliencodex : ,de los informes
y averiguaciones que heinos adquirido .... resulta que este
antigno hbro ha pasadu ä manos de un particular en el pre-
sente siglo'.
Monte-Sacro.
316. ^ Bihliot^ca del Monasterio de San Sebcutian.
Schenkung des Erzbischofs Sisnandos Era 952 (91^
p. Chr.): Escritiira, en que se muestra como el Ar\;obispo Sis-
nando edificö el Monasterio de San Sebastian en el monte Di-
cino .... Ego Sisnandos . . . conferimus libros (1) unum ordi-
narium (2) et anum sacerdotalem et (3) nnum geronticum
(4) tertiam cum officio passionis et Missae ipsius martyris.
Femer : Escritura en que el obispo de Ina .Sisnando (des-
pues que ha edificado al Monasterio de San Sebastian) le cn-
riquecio con diferentes dones; darunter libros ordinnm sacer-
dotalium, Primo Jeroncion I. tertium cum suo officio idem
Martiris Sancti .Sebastiani Passio et Missa — diese Angabe
scheint aber nur eine zusammenfassende und, wie man sieht,
auch corrumpirtc Wiederaufnahme der Stelle aus dem vorigen
Document.
Yepes, Coronica general de la örden de San Benito,
tom. IV, Escritura XIII und XIV. Villa -Amil y Castro, Los
Codices, p. 8 f., welcher noch folgende interessante Notiz, leider
ohne Quellenangabe, beifügt : Als Sisnandus I. dem Nantemirus
Gutus und dem Presbyter Leodulfus die Errichtung des Klo-
sters anvertraute, ofrecio dste (Leodulfus), en 914, psalterium
orationum, passionum, commicum et manualium, libros que es
de presomir huhiese escrito el mismo Leodulfo; darauf bezieben
sich die Worte des Schenkungsactes : quod ibidem proprüs
manibus, auxiliante Domino, laboravi vel ganavi seu qaod es
populo ibidem obtulerunt.
Bibl. Uebmiobt: 316—810 (MontM— Heiosolo). 79
Monson.
317. Archivo de la Villa.
CoLECcioN de Fueros y Carta - Pueblas de Espafia, CatA-
logo 1852, p. 152 über einen libro llamado Lucero dieser Stadt,
ein Cartular. Einige Auszüge aas demselben befinden sich hand-
schriftlich in der Akademie der Geschichte zu Madrid.
M07&.
318. ^Biblioteca de la Iglesia de Santa Maria.
In den Acta dedicationis ecclesiae S. Mariae de M07&
anno DCCCCXXXIX heisst es: Et ego Sanciolus dono ibidem
ad diem dedicationis (1) missalem I, (2) lectionarinm I, (3) anti-
fonarium I, (4) actus apostolorum I, (5) quadragenario I.
Nach einer im Arciprestazgo der Stadt Moyä aufbewahrten
Copie veröffentlicht von Villanueva, Viage, tom. "VT, ap. XIV
(p. 272). Vgl. auch ibid. p. 133. Ueber die Handschriften des
Priors von M07Ä, Abad j Lasiera, vgl. unter Anderen Ewald
p. 341 und 342. Ibid. p. 347 wird eine Handschrift des Esco-
rials (2. J. 8) analysirt.. die unter anderem enthält: Indice de
lo que contiene un cödigo antigno de letra götica escrito en
vitela; y se halla entre los manuscritos del Prior |de Meyä
(recte Moyä). Es ist eine Liste von 47 Schriftstücken. Vgl.
übrigens auch den Artikel Alaon.
319. Archivo de la villa.
In einem handschriftlichen Verzeichniss dieses Archivs
findet sich der Passus: Dos Ubros, escritos en pergamino, de
las leyes del fuero de Moya, uno en Utin y otro en romance.
Original des Verzeichnisses im Bd. XXIX der Coleccion
de AbeUa, der Real Academia de la Historia zu Madrid. Vgl.
Coleccion de Fueros y cartas-pueblas de EspaSa. Catilogo,
Madrid 1852, p. 154.
KoBonolo.
330. f Biblioteca del Monasterio de Santa Maria.
In einem Tauschacte aus dem Jahre 925 nennt man
unter den Juwelen und Kostbarkeiten dieses Klosters ,libros
nimis abudanter'.
80 vni. A)>)i.: Beer. Hao4<e1ir. Spuitas. Bilil. üebera. : StI— St4 (Motan-in— VnreU).
Nach dem Tumbo des Kloäters von Sobrado (jetzt im
Archive Histörico Nacional zu Madrid) mitgetheilt von E^-
rcn p. LVII und Villa-Ainil, Los cödices, p. 9 f.
Munebrega.
331. Biblioteca de In Igltsia.
La Fuente, Vicente de, Espaiia sagrada, tom. L (1866),
beschreibt p. 84 f. ausführlich zwei Breviarien dieser Kirche,
eines derselben s. XIV in.
Murcia.
822. Biblioteca publica Episcopal.
La Borde, Voyage, tom. IT, p. 188.
Haenel, Catalog. col. 1006: Codd. chartacci 30, qni histo-
riam et iura civitatis Murgensis exponunt.
Vogel, p. 480.
Valentinelli, p. 118, nach Haenel.
323. Biblioteca del Palaeio Episcopal.
Diese Sammlung wird von den spanischen Forschem von
der Biblioteca publica getrennt; Haenel berichtet, dass der
jCelebratus Fori Judicnm codex nunc asservatur Matriti intcr
libros Academiae Regalis Hispanicae' und verweist auf das
von der Akademie hcrausgegeltene Fuero Juzgo Matriti Fol.
Prilogo p. IV u. VI. Nach ihm notirt die Bibliothek Valen-
TTOELLi p. 118. Den jüngsten Bericht Hefert das
Anüario del cuerpo facultativo, das I, p. 334 neben einem
seltenen Wiegendruck einen prächtig ausgeftlhrten Bibelcodex
beschreibt.
334. Biblioteca proinncial (o dtl Iiutituto).
BoRAo, p. 81 kurze geschichtliche Daten ohne Erwähnung
von Handschriften.
Anuario del Cuerpo facultativo I, p. 445 (Tabelle) ver-
zeichnet 49 Handschriften.
IX. Abb. : N'>tdeke. Dltt Ton Ooidi h(trmusg«irebeD« sjrruehe Chronik.
IX.
Die von Guidi herausgegebeoe syrische Chronik.
Ucbersetzt und commcntiert
Prof. Dr. Th, Nöldeke,
carrsip. Uitgliade d«r kaii. Aksdcmie der Wisseiucluftcn.
Vorwort.
In den Schriften des Stockholmer Orten talislencongresses
(1889) hat Guidi eine kleine syrische Chronik herausgegeben.*
Er hat sie einer Handschrift des Museo Borgiano di Propaganda
Fide entnommen, deren Hauptinhalt eine Sammlung nestoria-
nischer Canones bildet. Es ist eine von dem auch sonst um
die Wissenschaft verdienten Chorepiscopus David, späterem
Erzbischof von Damascus, besorgte Abschrift eines alten nesto-
rianischcn Codex in Mosul.* Die Chronik verdient es, weiter
bekannt zu werden, und da Guidi durch andere Arbeiten völlig
in Anspruch genommen ist, habe ich mich daran gemacht, sie
zu übersetzen und zu erläutern. Das lag grade mir nahe, da
das syrische Büchlein manche Bestätigung, Ergänzung und
Berichtigung zu den Nachrichten über die letzte Periode des
Säsanidenreiches giebt, die sich im Text und Comnientar meiner
Tabari-Uebersetzung " tindeu. Katüriich habeich aber auch die
Stücke unserer Chronik mit den nöthigen Erklärungen versehen,
die nicht die persische Geschichte betreffen.
Dass die Schrift nestorianisch ist, bedarf keines besondem
Beweises. Aber die Frage ist, wie weit sie einheithchen Ur-
' Un naoTo testo airiaco sulU atoria de^li Ultimi Saaanidi. Separatabdrack
Leyden 1891 (Brill).
■ 8. Guidi in ZDMG. 43, 389.
' Geschichte der Perser and Araber cor Zeit der Saaaniden. Aus der
arab. Chronik des Tabari . . . Leyden 1879.
Sitiiinpber. d. phil.-hUt. Cl. CXXVUI. Bd. ». Abb. 1
IX. AkliaDdlTiDg: V6M6k«.
sprang hat. Sie filhrt die Weltgeschichte* von Honnizd TV.
oder vielmehr von dessen Sturz (590), in freilich nicht sehr
gleichmttssiger Weise und mit Einfügung mancher kirchenge-
schichtlicher Nachrichten, bis zum Zusammenbruch des Reichs.
Von da an tritt die Profangeschichte fast ganz z\irUck. Die
Zeitfolge wird in den letzten Abschnitten viel weniger beachtet,
ja das Ganze ist da mehr ein Gemenge verschiedenartiger
Notizen. Grade im Anfang der Schrift erhalten wir aber so
viel gutes Detail, dass wir sicher sein können, diese Berichte
seien nicht durch mehrere Generationen hindurch mündlich über-
hefert, sondern, wenn auch nicht gleichzeitig, doch nicht lange
nachher, geraume Zeit vor dem Abschluss des Buches nieder-
geschrieben worden. Freilich werden manche wichtige Ereig-
nisse dürftig, ungenau oder auch gar nicht behandelt, aber das
sind solche, die fem im Westen oder doch in solchen Kreisen
gespielt haben, aus denen die Nestorianer Überhaupt keine
sichere Kunde erhielten.
Der letzte Verfasser hat also wohl Aufzeichnungen benutzt,
welche bis zu der genannten Zeit gingen. Vielleicht bildeten
diese den Schluss eines grösseren historischen \^^e^kes; so würde
sich der etwas abrupte Anfang erklären. Gewiss enthielt auch
diese ältere Schrift schon einiges, das sich auf die Kirche bezog;
ob aber alles derartige in den betreifenden Theilen des jetzigen
Baches aus ihr genommen ist, steht dahin. Zu beachten ist,
dass sich viele kirchengeschichtUche Nachrichten hier und auch
noch in den späteren Theilen auf Nisibis und dessen Gebiet
beziehen. Vielleicht hat der Compilator diese aus einer be-
sonderen Quelle bezogen. Von den Ereignissen, die nach den
ersten Biroberungen der Araber fallen, schweigt er aber fast
ganz; so sagt er kein Wort von den Bürgerkriegen, die er
doch vielleicht noch seihet erlebt hat.
Die Zeit dieses letzten Verfassers bestimmt sich nach
folgenden Erwägungen. Im Buch wird nicht bloss der Tod
des Heraklios (641) und der des Patriarchen Märemmch (646/7),
sondern auch die Eroberung von Afrika (etwa 670)* erwähnt.
' Eigentlich Rollte lUHn weltliche oder Profan -Geschichte atgexu denn
der Augdruck steht im GegeDMti cur Kirehengesohichte und beioicbnet
nicht etwa die CniTersalgeschichte.
• S. unten 8. 45.
Dio TOD Ovidi h<nii>ge(«b«B« f]>Ti»ebe ChnmllL
BMonders ist aber von Wichtigkeit, dass es' heisat, Con-
Btantinopel hätten die Araber noch nicht genommen. Da
Kleinasien keine arabische Provinz war, so kam den Christon der
Gedanke gewiss nicht so leicht, dass jene sich Constantinopels
bemÄchtigen könnten; er drängte sich ihnen aber auf, als wirklich
Versuche dazu gemacht wurden. Diese fielen bekanntlich un-
glücklich aus, aber nun konnte man doch leicht meinen, das
sei nur ein Aufschub. Nachdem jedoch längere Zeit vergangen
war, ohne dass neue Angriffe gegen die Kaiserstadt erfolgten,
musste diese Meinung zurücktreten. Das ,noch nicht' weist
also auf eine Zeit hin l>ald nach den Kämpfen bei Constantinopel
unter Mu'äwija. Zwar stehn die Jahre dieses Ringens nicht
ganz fest,* aber sie fallen sicher gegen oder um 670. Diese
Worte werden also etwa in den Jahren 670 — G80 geschrieben
sein. Mit ihnen hört die eigentliche Erzählung auf. Daran
reiht sieh aber eng noch ein Abschnitt über die Araber oder
vielmehr ihr Land. Man sieht deutlich, dass die Welteroberer
damals noch ein neues Volk waren ; das passt ganz zu der eben
gegebenen Zeitbestimmung. Dieser Abschnitt bildet nun un-
zweifelhaft den wirklichen SchlusB des Buches. Ueberhaupt
sehe ich keinen genügenden Anlass, zu bezweifeln, dass wir
dieses im Wesentlichen so haben, wie es aus der Hand des
letzten Verfassers hervorgegangen ist. Aus der Ueber- und
Unterschrift darf man nicht etwa schliessen, dass es ein Bruch-
stück oder ein Auszug sei. Da steht ja nicht ,au8 dem Buche
üljer Kirchen- oder Weltgeschichte'; die Worte bedeuten nur,
wir biitten hier allerlei aus dem, was geschehen sei. Möglich
ist freilich, dass der Compilator auch irUhere Zeiten behandelt
hat; dann besässen wir nur den Schluss seines Werkes.
Wegen der hervorragenden Stolle, welche Nisibis in der
Chronik einnimmt, meint Ouidi, dieselbe sei in dessen Nähe,
in einem der Klöster des Izalä-Gebirges, geschrieben. Ich kann
das aber nur für eine ihrer Quellen wahrscheinbch finden, Das
Hauptinteresse nehmen im ganzen Buche die Länder am untern
Tigris mit Einschluss von Susiana in Anspruch. Der, welcher
iber die Geschicke des Perserreiches berichtet, kennt recht gut,
4 1)1' Abhundlong: NAldok».
WB8 dort, namentlich was in der Hauptstadt gesclielien ist and
was sich da leicht erkunden Hess. Und auch der letzte Ver-
fasser weiss dort Bescheid. Gegen Nisibis spricht auch wohl,
dass das Buch nichts von dem letzten König Hormizd (V.) sagt,
der sich in der Gegend jener Stadt längere Zeit gehalten hat,
von Griechen, Armeniern und auch dem Nestoriancr Elias von
Nisibis erwähnt wird, aber den Persem und Arabern, deren
Nachrichten auf die Hauptstadt Ktesiphon zurückgehn, gleich-
falls unbekannt ist.'
Wir dlirfcn also annehmen, dass sowohl die wichtigste
Quellenschrift wie die ganze Conipilation im 'Iräq oder etwa in
ChAzistän verfasst ist; gewiss sind Ijeidc klösterlichen Ursprungs,
aber ob sie in einem und demselben Kloster geschrieben sind,
wird sich schwerlich ermitteln lassen.
Der Verfasser der Hauptquelle verdient alle Anerkennung;
die Nachrichten Ulier die Ereignisse in Nisibis und seiner Um-
gegend sind gleiclifalls werthvoU. Aber auch der letzte Ver-
fasser, ein in seiner Weise ziemlich gelehrter Mann, hat sich
nicht nur durch die Aufnahme der altern Berichte, sondern
auch durch das von ihm selbst Gegebene verdient gemacht.
Ueberhaupt sind wir diesen Ostsyrern für mancherlei Belehrung,
namenthch über die Geschichte und die Zustände des persischen
Reichs sehr zu Dank verpflichtet.
Für meinen Conimentar waren mir die kurzen Anmer-
kungen Guidi's zu seiner Ausgabe von grossem Nutzen. Ferner
habe ich starken Gebrauch von seinem Artikel in der ZDMG.
43, 388 ff. gemacht. Viel Utllfe gewährten mir natürlich Hoff-
mann's (Persische Märtyrer'.* Dazu hat mich Hoffmann auch
bei dieser Arbeit wieder durch schriftliche Mittheilungen sehr
untcrsttitzt. Ich verdanke ihm einige glänzende Textverbesse-
rungen. Ueber den Sinn einiger schwierigen Stellen haben wir
beide in längerer Correspondenz verhandelt.
Die Transscription der orientalischen Namen ist vielleicht
nicht in jedem kleinen Zuge consequent durchgeführt. Biblische
und römisch-griechische Namen habe ich in der uns gewohnten
Form gelassen.
' S. meine Tabari-Uebersetzung 398.
* AiisaOge aua »yr. Acten persiiicher Mirtyrer. Leipaig- 1880.
Einiges ans der Ekklesiastike, d. h. Kirchi'ii beschichte,
nnd ans der Kosiuostike, d. b. Weltgeschichte, Toin
Tode des Mormizd, Sohnes des Chosrau, bis znm Ende
des persischen Reichs.^
Hormizd regierte 12 Jahre. Er legte seinen Grossen und
dem ganzen Volk' ein schweres Joch auf. Da empörte sich
gegen ihn einer von seinen Heerführern, der von ihm an die
Grenze der Türken gesandt worden war; der hiess Warahrän
aus Rai.' Er sammelte viele Trappen und machte sich zom
Kampf mit dem König fertig. Als aber die Grossen in der
Residenz,* die. gleichfalls den Hormizd hassten, von Warahrän's
Empörung hörten, verschwuren sie sich, stiessen* jenen vom
Thron, blendeten ihn und setzten seinen Sohn Chosrau an seiner
Statt ein. Beim Empfang der Nachricht darüber ergrimmte aber
Warahrän gar sehr, nicht weU er den Hormizd geliebt hätte,
sondern weil er nicht die Sache ausgeführt hatte." Er machte
also seine Truppen fertig und rüstete sich zum ICrieg mit
Chosraa, brach auf und kam über ihn. Da Chosrau sah, dass
Warahrän's Macht stürker sei als seine, floh er vor ihm, schlug
' ,VerBinthlich ward dieser Titel ron dem alten Compilator hinzugefiii^
der das Stück in das SyDodikon einKetzta* (Guidi). Der Titel ist nicht
genan, da die Oeschicbt« weiter geht als bis zum Untergang des SisA-
nidenreii-faes. Ancli ist er inconcinn, da dem metl <jU*<uliki das dqoi-
mottikf. gegenübersteht. Koj|ioattvJ nach Art von 23U(Xii)<r(t)«mxii ist schon
gebildet!
* loh mochte 7, 6 'ammd fUr '6imA lesen. — Ueber Hormiad s. meine
Tabarl-Uebersetzuug S. 264 ff.
* Durch de Boor's Ausgabe wimen wir, dass auch Theophylakt, wie die
morgenlSudischen Quellen, den Bahrim Cöbln ans Rai kommen Itsst
(i.icl> •ri){ 'Pajoxjjv^s 3, 17, 6; genauer wilre T^uoivTjt vom Oentilii-ium
RAjj'tk, Räxtk). RbI (Rhagae) war ein oder der Hauptsitz seines Ge-
schlechts, der Mibr&n, s. Tabari-Uebersettung 139; auch der Mihrin
Ptr&nguinasp war ans Rai, Hoffmann, MSrtyrer 78.
* .Pforte des KOnigthnms'. Dass damit nicht der Hof, sondern die ganze
Stadt gemeint ist, zeigt besonders die Stelle unten S. 9, wo einer durch
die .Pforte' znr Schau umher geführt wird.
» Wohl alOL.J| lu lesen (7, 11).
* Der Bericht giebt in aller Kilree genau die Stellung der Drei aii; vgl.
Tabari-Uebersetzung ^73.
n. AbhudlsBir: Rtldtk».
eilig den südlichen (?)' Weg ein, d. h. er ging über P6r6js-
ääbür, 'Anät, Hit iind Kirkesion und nahm seine Zuflucht zam
römischeu Kaiser Maurikios.* Weil nun seine Reise eine Flucht
war, so unterliess es der Katholikos Mär' läö'jabh, mit ihm fort-
zugehn. Maurikios tadelte seinerseits den Chosrau sehr, dass
8 er nicht vom Patriarclien seines Reiches begleitet sei, zumal
Mar Isö'jabh aus Arzon* ein weiser und tüchtiger Mann war.
So ward der Katholikos dem Chosrau sehr verhasst, weil er
nicht mit ihm gegangen war, und ferner weil er, nachdem er
gehört hatte, dass ihm Maurikios Truppen gegeben habe und
er ausgezogen sei, um wieder zu kommen, ihm nicht zum
« ]&.kUO^Z .südlich' kann IcAum richtig sein, denn die Richtnng de»
Weges ist im Ganzen nordwestlich, und eine I^inie, die etw« im Anfang
noch mehr nach Norden ginge, kommt nirht wohl in Frage. Der Gegen-
satz des Weges am Tigris her zu dorn von Chosrau eingeschlagenen
wKre durch .nnrdlicb' und .südlich' sehr schlecht ausgedrückt. Hnffniann
denkt daran, ]^ «1VI»Z bedeute hier ,den Weg über Taim&', einen
unbedeutenden Ort nahe bei PSrdzUbdr, allerdings xwischen dieser
Stadt und der Residenz MAt>6zö (s. Hoffmann, Märtyrer 89. 90); mau
hiitte dann TainidnAitä zu sprechen. Aber abgesehen davon, dass dieser
Ausdruck ziemlich ungeschickt gewählt w&re, da jeder nicht ganz orts-
kundige Leser ihn als ,»iidlich' (laimnäitä) verstehn mnsste, so hHtte er
doch nur die allererste Strecke, einen besonderen Weg nach der grossen
Stadt Pcröz-ibür, bezeichnen kOnnen, wXlirend der Zusammenhang daliin
geht, dass damit der gauze Weg ins römische Keich gemeint ist. — Die
Stelle Hoffmann n. 754 bringt ntjs nirht weiter, denn nach einer von
Budge ond Bezuld auf meine Bitte gütigst Torgenomnienen L'ntenrochung
ist die Lücke in der Handschrift grosser als für ein Wort und ist der
letzte Buchstabe kein Älaf gewesen, sonst aber durchaus nichts mehr
zu erkennen. — Die Stüdte PerüzAftbür — Anli&r (s. Huffmann a. a. O.)
u. s. w, liegen am Enphrat und werden alle oft erwähnt; Kirkeäon lag
schon auf römischem Gebiet.
* Die an sich auffallenden Formen V**'olo und P^-o^ot für Mauptxiof und
'HpsxXeio; kommen mehr vor; da sie mit .»rmo^, «Nrngi wechseln, so
hat rann Maurv/f, Heraqti zu sprechen.
* Mär ,mein Herr' wird den Namen heiliger und sehr ohrwürdiger MiLnner
vorgesetzt.
* S. Ober ihn Barb. hisU ecci 2, 103 ff.; Assom. 3, 1, lUSff. Er war bei
Hormizd beliebt gewesen eb. 106* , Diesen Tadel hat der Kaiser schwer-
lich ausgesprochen. In der Angabe spiegelt sich die, allerdings nicht
unbegründete, Ansicht der Nestoriauer von der hohen Würde ihres Ober-
hauptes, des Katholikos oder Patriarchen. — Arson lag im südlichen
Theile des römischen Armeniens.
Die TOD Oniji ktmupfttaw «TriMlw Cbrtoik.
Empfang entgegengezogen war. Aber das hatte er ver-
mieden, weil er ftlrchtete, Chosrau möge in seiner Bosheit die
Kirche vernichten und eine V^erfolgung wider die Christen er-
regen.' Maurikios gab dem Chosrau viele Truppen, und sie
brachen nach dem Osten auf. Als Warahrän das hörte, ver-
liess er MAhozfi* mit seinen Truppen und floh nach Adhorbäigän.'
Chosrau rllckte ihm mit den persischen und römischen Truppen
entgegen, die Römer erlangten den Sieg, und Warahrftn's Heer
ward geschlagen. Darauf kehrte Ciiosrau mit grosser Freude
heim. Wie man nilmlicli sagt, war dem Chosrau, da er eben den
Zaum seines Pferdes in der Hand hatte, am in den Kampf zu
gehn, die Gestalt eines alten Mannes erschienen; als er nach
seiner Rückkunft aus dem Kriege davon seiner Frau Sirin* er-
zählte, sagte sie ihm: ,da8 ist SabhrtÄ<V, Bischof von Lfiäum.**
Er nahm sich's zu Herzen, schwieg aber.*
* Dieae anklare Motivierung macht den Eindruck, da« Richtige verhallen
ca «ollen. Der Katholikos fUrclitete wohl nicht iio sehr fOr deine Kirche
als für seine Person, da er den nan einmal legitimen KOnig, ao weit es
nn ihm lag, im Stich gelassen hatte, und hielt sich deshalb nach seiner
Rllckkunft von ihm zurQck. 8. unten 6. 9.
* UähÖTi, d. h. ,die .Stjldte', nämlich die KOnigMtSdte Soleukia, Rtesiphou und
ein paar benachbarte Orte. Man iKhlt im Ganzen 7. Die arabische Ueber-
setinng von Mühntt ist al-Maddin\ doch bezeichnet man damit meist
nur Ktesiphon, die schon zur Sisinidenzeit bei weitem wichtigste dieser
StAdte.
* Hierdurch wird Hoffmann's Ansicht (MSrtyrer 248), dass das Schlachtfeld
in Atropatene unweit des Urmiasees gelegen halie, gesichert nnd meine
Mhore Meinung (Tab.-Uebers. 285), der Kampfplatz sei in Assyrien ge-
wesen, entscheidend widerlegt. Allerdings gibt unser Chronist nur den
Anfang nnd das Ende des Krieges an nnd Ohergeht alle dazwischen-
liegenden Zflge.
* Diese seine Lieblingsfrau war eine Christinn. Mahr Ober sie unten. Vgl.
Tab.-Uebers. 283 n. s. w.
* Ueber die Lage von Lftium (unweit Ttüq =s Diqdqft, etwa 20 deutsohe_
Meilen nOrdlich von Baghdld) s. Hoffmann 374.
* Ans einem späten Nestorianer hatte ich das schon Tab.-Uel^ers. 483. Abe
dieser hatte den Aufstand des Bistim mit dem de« Wkrahrän verwechselt,
und so fallen die Folgerungen fort, die ich aus der Geschichte für die
Chronologie jenes gezogen hatte. — Merkwürdig ist, dass sowohl die
persischen Christen wie die Zoruastrier dum sehr unheiligen KOuig durch
eine himmlische Erscheinung Trost oder Hülfe bringen lassen.
O [^ Abhoodlojif: Nöld»1co.
Zu jener Zeit entkamen die Gebrüder Bindoi und Bistäm'
aus dem Geftiiigniss, die Hormizd gefangen gesetzt hatte,* und
halfen dem Chosrau gar sehr, da sie vom Geschlecht seiner
Mutter waren.' Darauf sandte er den BistAm mit einem grossen
Heere an die Grenze der Türken, Bindöi aber behielt er in der
Residenz. Weil nun Bindöi dem Chosrau wegen allerlei Reichs-
angelegenheiten wiederholt Vorwürfe machte, gedachte dieser
ihn zu tödten; da entfloh er, um sich zu seinem Bruder Bistai
9 zu begeben. Als er jedoch durch das Land Adhorbäigän kam,'
hörte der dortige Marzabän davon, richtete ilim ein Mab] an,
fing ihn so und schickte ihn zu Chosrau.* Auf die Kunde
davon sammelte aber sein Bruder türkische und d^lomische
Truppen* und kam bis nach Mäböze.* Allein ein Türke über-
listete und tödtete ihn und sandte seinen Kopf an Chosrau.^
Dem Bindöi wurden auf Befehl des Königs alle Glieder der
rechten Seite abgehackt; dann liess er ihn nach Be Läpät* schaffen
' Bei Warahrän hat der Chronist oine sIte NxincnBfomi fentgehalteii (statt
des modomen Bahrdm], bei diesen beiden gibt er die jungen Formen;
die alten sind Windöi und Witlahm.
* Auc-h nach Theophylakt 4, 3, 6 hatte llnrniixd den Bindöi eingekerkert
(aber nicht seinen Bruder). Beim Aufstand befreit, wurde er von Balir&m
mit seinem Bruder wieder eingc8]>errt.
' Sonst werden sie gradezu als brilder seiner Mutter bexeichnet; ver-
muthlich ist das aber nicht genau.
* Ich raOchte diese Angabe der de« historischen Romans (Tab.-Uobers. 479)
Toreiehen. Natürlich hat sich der Statthalter (Maraab&n) des Bindöi treu-
brüchig und mit V^ertetzung des Oastrecbta bemSchtigt; vielleiciit aller-
dings Kf>i>i Kp^Ta xp);T<7cüv.
* Mach Delom (Qil&n) 6flchtet sich Bist&m zuerst (Tab.-Uebers. 480), und
Leute aus diesem Lande bildeten einen Theil seiner Truppen (eb. 481).
Bahr&m Ööbin hatte Tdrken in seinem Heere (eb. 276 Anm.), dessen 1
Reste sich dem BistAm anschlössen. Dasu kamen noch andere nordisciial
Barbaren, die als .TOrken' bezeichnet werden konnten. So die KOmgaJ
Sog und Pariök (eb. 483).
* Daa iat gewiss übertrieben.
' Also stimmt unser ErzÄhler, wie schon Guidi bemerkt, mit dem Armenier
Sebios übereiu. der hier den eben erwähnten l'ariök neimt Das hat .
natürlich mehr Gewicht als die Errühlung des Romans (eb. 483).
* So hier wie auch sonst gelegentlich (z. B. Hoffmann n. 851, iiirl 83, wo
noch die jüngste Form Bi LSMdh daneben), nach der AuBS|>racho. fl]r
BHh LäpäU wie er sonst schreibt. Dieser Ort, persisch WnuiUäbir oder
Gundfiair&r, war eine der bedeutendsten Stidto Susiana'* und zeilweis«
Oaidi honorgtgobenis fTtiielii! Chniolk.
und da kreuzigen.* Den Kopf BUtäm's bängten sie dem 8äpür,
dem Sohne Warahrän's, der sich wider ihn empört hatte, an
den Hals, setzten ihn aaf ein Kameel und führten ihn in der
Hauptstadt umher.^
Da aber Uöjabh, das r)Vierhaupt der Christen, dem Chosrau
sehr verhasst geworden, weil er nicht mit ihm nach dem Römer-
lande gegangen war, und ferner wegen der Verleumdungen des
Arehiaters Tiraotbeos von Nisibis, so nahm er sich vor dem
Könige sehr in Acht. \\'äbreiid er nun bald darauf nach dem
arabischen öira reiste, um den Araberkönig Nu'män, der sieb
hatte taufen lassen und Christ geworden war, zu besuchen, er-
krankte er, eben in die Nilhe von IJira gekommen, und starb
in einem Dorfe Namens B6tb Quäi (?).^ Als das Uind, Nu'man's
Schwester, hörte, zog sie mit den Priestern und Gläubigen von
yira aus; sie brachten den Leichnam des Heiligen mit grosser
Feierlichkeit berein, und Hind setzte ihn in dem von ihr er-
bauten neuen Kloster bei.* Nachdem die Kirche eine Zeit
Rendenx der Knnl|;re; ii. Tab.-Ueben. 41; Huffmann a a. O. Termuthlich
war diese Stadt der eigentliche Sitz Bintlm'R geweiien.
' Die Art der Tödtiing etimint mehr «um Roman als lu Theophylakt 5, 15,
der ihn in den Tigris werfen Hast. Unser Autor ist hier gewiss am
besten berichtet.
* Also schon gans das Verfahren, das unter den 'Abbtsiden bei grossen
StaatsverrSthem Öfter vi>rkani (vgl. s. B. meine ,OrientaI. Skizzen' S. 214).
Dieser SibQr hatte »ich vielleicht mit den Kesten von seines Vater»
Heer dem Bistflm angeschloosen. Die Namen Sfibfir und BahrAm
finden wir in dieser Zeit in der Familie Mihrlkn auch sonst; s. Tab.-
Uebers. 139. Ein anderer Sohn des EmpOr«rs spielt wieder eine Rolle
im Kampfe mit den Muslimen Tab. 1, 2062, 10, und so auch dessen Sohn,
Sijtwachs ,KOnig von Rai' tbn Athir 3, 18. Ebenso haben im Jahre 634
«rieder zwei Sohne Uistftni's, Biudöi und Ttröi, ein Commando Tab. 1,
8169. Also galt noch bei den >Sfistniden wenigiitens theilweise, was
Herodot 3, 15 von den Aohämeniden orsXhlt. Das orklürt sich bei ihnen
aber wohl haupts&chlich aus der Macht der grossen Adelshiuser,
* Bei Barh. bist. evcl. 8, 106 geht liü'jabh dahin, um den Na'mln vom
Monophyaitismns zum Nestorianisinas <u bekehren, aber das gelingt ihm
nicht Dies ist eine tendeniiOse Erfindung, wie ich schon Tab.-Uebers.
347 vermuthcte. Die Ehre, welche Hiud der Leiche enveist, zeigt, das«
da« Königshaus sich mit ihm im Glauben eins {lililte.
* Dies KJoster war noch lange nachher berQbmt. Es ist, wie Ouidi be-
merkt, .das KloMtur der JUngereu Hind' ^, p tj>> ,>Jjk fi>, ■■ JAqüt g. v.
Die arabischen Nachrichtcii i^lbn al - Kaltii) und Barh. 1. c. nennen diese
*0
IX. AUisdlgniT! R«ld*t«.
lang ohne Leiter geblieben war, versammelte sich auf Befehl
des Königs die Hynode, um sich ein Oberhaupt zu wfthlen. Der
König Hess ihnen sagen: ,holt den Sabhriftö' von Lääum und
setzt euch den' zum Haupt ein.' So holten sie ihn rasch und
machten ihn zu ihrem Haapt.* Und er ward sein Leben lang
vom König und seinen beiden christlichen Weibern, der Ara-
mtterinn Slrtn und der Römerinn Maria,* hoch geehrt.
In Nisibis war aber der Jletropolit Gregor von KaSkar.*
Den vielen Zank und Streit, den der Satan zwischen diesen
beiden seligen Männern (Gregor und Sabhriäö') erregte, kann
Hiod Mu'min's Tochter; mit unserer Schrift Btimmt der sptte Neato-
rianer 'Amr Uberein (Ass. 3, 1, 109). Wir dUrfen ihnen wohl mehr Ge-
wicht beimessen.
' Lies -tginVlini.
* Sabhrtiö war ihm ja erschienen (oben S. 7). Wir sehen aus dieser und
anderen ErKÜhlungen, wie abhSn^g die Kirche vom KOni(^, aber auch
welch wichtiger Factor sie ftlr den persischen Staat war. — Nach Elias
Ton Nisibis (respective dessen Quelle; s. die Anm. zu Barh. 1. c.) starb
iid'jabh 694/6 und ward sein Nachfolg^er eingesetzt den 19. April 596,
dun stimmt genau die Angabe Donnerstag vor Ostern (im 6. Jahre des
Chosrau) Aas. 3, 1, 446, wahrend der Bericht eb. 444 den Ostertag selbst
(82. April) nennt. Unmittelbar darauf (im Mai) ward eine Synode ab-
gelialteu ZDMG 43, 390. — Die Sedisvacanz mag also ein Jahr gewährt
haben. Der Eifer Ohosrau's fUr die Wahl SabhrUö's war somit doch
nicht allzu beiss. — Der Mann, den man schon so früh in einer wunder-
baren Erscheinung auftreten Hess, ward später zum grossen Wuuder-
tbäter; s. Ass. 3, 1, 443 7. und die Mittheilung Guidi's ZDMG. 40, 669 C
* ,Hier sind die beiden christlichen Frauen Sirin und Maria deutlich anter-
•chieden und benannt' (Guidi). Insofern war also Gutachmid's Bedenken
gerechtfertigt, dass Maria nicht, wie die Araber angeben, eine Tochter
des Kaisera war (ZDMG. 34, 283), denn das liHtte dieser alte Bericht
gewiss nicht verschwiegen. Sirin's Nationalität als einer ,Aram&erinn'
wird unten noch genauer bestimmt: ein Mann aus Porttb (in der Gegend
des spfiteren Bafra) galt als ihr besonderer Landsmann. Merkwtlrdig
immerhin, da das Land Bilh Arämdji, dessen GontUicinm wir hier
haben, sonst nicht einmal das Land Kaikar mit nmfasst, das weiter
nnnllich liegt (M&ri 78. bO). sondern der Provinz Kiifa, der nördlichen
Hälfte des 'Iriq, ent8i>richt. Nach dem Armenier Sebäos war Sirin ans
dem benachbarten Chüaist&n (Susiana), s. Tab.-Uebers. 283; unsere Schrift
weiss hierüber gewiss genauer Bescheid.
* Katkar ist das Gebiet der spHteren Stadt Wtait iwischen Baghd&d und
Bafra.
Die TOD Onidi hnwisgegtben« iTiuck« Cbronik.
tl
die Zunge nicht erzählen. Clregor's Vorgänger' in Nisibis war
aber kurze Zeit Gabriel, Sohn Ilufin's gewesen.' Da sich dieser
stark mit dem Lauf der Gestirne und der Zodiacalzeichen ab-
gab,' hatte man ihn verjagt und den Gregor, Bischof von KaSkar,
mit Gewalt hergeholt. In Nisibis aber, d. i. Antiochia Myg-
doniae,* das wegen der Gärten und Parks darin so zubenannt
wird,^ sammelten sich, weil es an der persisch-römischen Grenze
lag, thörichte, unruhige und streitsüchtige Menschen von tiberall
her, besonders wegen der dortigen berühmten Schule. Schrift-
ausleger war aber Pnänä von }.idhaijabli. '' Als derselbe in seinen
Lehrvortragen allerlei gegen den ökumenischen Schriftausleger^
einwandte, ertrug das dieser Eiferer Gregor nicht. Auch wollte
er die Cleriker, deren Wandel verderbt war wie auch der der ii
andern Gläubigen, bessern; sie fügten sich ihm jedoch nicht.
Und einen Diakon mit dem Beinamen , Fuchssohn' fand man
gar, wie er im Walde ausserhalb der Stadt einen weissen Hahn
opferte; diesen rief er zu sich und . . .* Auch Überführte er
einige Mönche, die mit Werken . . .^ und rings um das Öigät^
Gebirge'" wohnten und Messallianer " waren, und vertrieb sie
* NacU T7^ (10, 10) ergänze JOfO oder ? ^oioio,^. Der vorhergebende
Satz ist ein Anakrilcitb.
' ' Also nicht AhSdhahhiih, wie Hoffmann n. 1048 verrouthet.
* D. h. nacli heidnischer Weise Astrologie trieb.
* Polyb. 5, Bl; Strabo 747; Steph. Bjz. s. v. 'Aytiöxeia.
* Die Erklärung geht auf Mygdonia, das zu Ir^ ^ruchf (PI. \r^-
und Pönc''. wie Pi^l n. a. m.) gestellt wird. 8. BB s. t. ^1 (Duval's
Au.<igabe' 163).
* Vgl. Ober diesen Mann, seine Ketzereien und die Streitigkeiten mit ihm Ass.
8, 1, 81 ff.; Hoffmann 102. 104. 110 f Die Aussprache Hn&na (arab. UU».)
scheint mir »iemlich sicher. ' ^«|«« ^ Adiaf,em wird von BB aus-
drücklich vorgeschrieben. Es ist bekanntlich eine Landschaft Assyriens,
zwischen den beiden Z&b.
* Den für die Nestorianer kanonischen Theodoros von Mopsnhestia.
' Offene Lücke von zwei oder drei Worten. Dass wir so nicht direct ei^
fahren, wie Gregor den SHuder unschädlich gemacht hat, ist kein grosser
Verlust; gern wflgsten wir aber mehr über den heidnischen Glauben nnd
Branch, der hier noch so spät in einer altchristlichen Gegend auftritt.
* Wieder eine solche Lücke.
" Die Berge von Singär, das Jeziden-Gebirge, nahe bei Nisibis.
" iBeter*. Eine oft genannte Secte. In jener Zeit und Gegend hat sie auch
Aaa. 3, 1, 91' Mitte; Hoffmann 104. Die oben erwähnte Synode vom
Jahre 696 fasste scharfe Beschlüsse gegen sie (ZDMG. 48, 890 ff.),
n. Akk«a«liiii(: NAldak*.
nach allen Richtungen. Von da an führten die Nisibener and
die Urawohiior ültt;i' ilm starke Klage. Der König lies» ihn
deshalb holen und befahl ihm, sich im Kloster des 8ähdÖ6t '
niederzulassen. [Da sprach er gegen die Bewohner einen Fluch
aus,]* indem er sich an den Thoren Zoba's* den Staub von
den Ftissen schüttelte;* dann ging er fort. Mär Sabhrito'
wollte den Gregor absetzen, doch gingen die Bischöfe nicht
darauf ein. Da Ijefahl ihm der König, in seine Heimat zu
gehn.^ Er that das und errichtete sich ein Kloster im Lande
Ka&kar an einer Stelle, die Bazzä dnahr&wäthä*' heisst, und
führte Viele zur öottesfurubt. Man sagt aber,' dass dem Mär
Sabhrlso' nach der Abdankung Gregors die iiim vorher ver-
liehene Kraft, Wunder zu thun, nicht mehr geblieben sei.*
Darauf empörte sich Nisibis wider Chosrau. Als der
König das hörte, schickte er Nachwergän,' einen Grosswürden-
träger des Reichs, mit grossem Heere und Elephanten '" und auch
den Mär Sabhriäo' mit ihm. Die Bewohner der Stadt schlössen
vor ihm die Thore, doch auf die Zureden des Kathoiikos und
12 weil Nachwergän schwur, ihnen nicht« böses zur Vergeltung
zuzufügen, öffiieten sie sie ihm; aber als er eingezogen war,
brach er seine Verheissung, ergriflF die Angesehensten von
ihnen, folterte sie, plünderte ihre Httuser, vernichtete all ihre
Habe und brachte sie zuletzt auf alle mögüche Weise um.
^ Lag« allbekannt. Wahnicbeinlich nach dem 342 hingerichteten Mlrtyrer,
Biachof von Seleakia und Ktesipbon, benannt.
* Etwas derartigfe!« rnnss hier gestanden haben; s. nntcn 8. 13.
* Die Syrer identificiereu gemeiulivb Nisibis mit dem Zoba des A. T.;
freilich ganz verkehrt.
« Luc. 9, 5 (Marc. 6, 11).
' Der Patriarch macht seinen EinfluM anf den Herrscher in wenig er-
freulicher Weise geltend.
* Baszd (betxat) ist wahrscheinlich eine richtige Dialektform fUr bat'ä;
8. BB 377; talm. Kra. Also ,8palte der FlOsse'.
* Qir steht hier und an anderen Stellen dieser Schrift als blosse Ueber-
gangspartikel, schon ganz wie bei weit späteren Nestorianem.
* Dieser Bericht und die bei Ass. 3. 1, 441; Unffmano 115 ergänzen nnd
erlSutem einander.
' Ueber diesen Namen s. Tab.-L'ebers. 153; Uoffmann cn Qardagh (ed.
Feige) S. 10. Vielleicht ist hier, Tab.-Uebera. 353 Anm. S, eb. 347 nnd
483 immur derselbe Mann gemeint
" Duck wühl ILlso fttr "«? zu lesen (II, 3 v. u.).
Dio von Onidi beraiugegeh«oc sjnüelit Ohronik.
SS
So erfllllte sich an ihnen Gregor's Fluch, und aucli Mär Sabhrifi^'
sah das ein.'
In jener Zeit lebte der Drusthadh Gabriel aus Sigar,* der
Archiater, der beim König deshalb beliebt war, weil .Sirin,
nachdem er sie am Arm zur Ader gelassen, einen Sohn bekommen
hatte, den sie Merdan^äh nannte, wahrend sie früher keine
Sühne geboren hatte.' Obgleich Gabriel frUher ein Häretiker
gewesen war, wollte er sich doch zur Partei der Kechtglilubigen
zählen lassen.* Allein weil er seine rechtmässige Frau, die eine
Bekennerinn* aus hohem Geschlecht war, foi'tgeschiekt und zwei
heidnisehp- Weiber genommen hatte, mit denen er in heidnischer
Weise verkehrte,^ und dann den Zureden des Katholikos, die
Heidinnen fortzuschicken und eine rechtmässige Frau zu nehmen,
nicht folgte, so trat er wieder auf die Seite der ilftretiker und
fügte unsrer Partei viel böses zu.
Wie man erzählt, war der Araberkönig Nu'män von
Chosrau, als er vor Warahrän nach dem Lande der Römer
floh, aufgefordert worden, ihn zu begleiten, war aber nicht
darauf eingegangen. Auch hatte er des Königs Bitte, ihm ein
' Von dieser EmpHning der Niiibener scheint keine andere Quelle zu
sprechen. Zu beachten ixt, dass der Katholikos nachher bei den Nisi-
benern in gutem Augedouken stand, s. unten 8. 18.
* ,Go»undherr' (vgl. holläud. t/tnefiheer ,Aret'); s. HoflTmann n. 971.
Der Titel wird j^iiJMI geschrieben in der Vita des Märüthä (cod. UriL
Mos. Ädd. 14645, fol. 198 ff.), die ich frtther einmal in der Abschrift von
Professor Kleyn habe benutzen knnnen. Eigentlich ist dieser Titel wohl
eine Uebenietznng von c!f]((aTpo(, das hier als den Syrern bekannter Aus-
druck noch daneben steht. — Ueber diesen Gabriel, den Patron der
Monophysiteu, s. Tab.-Uebers. 368, Ouffuiann 116 ff. Die Vita des M&-
rüthft gibt noch einiges weitere Über ihn.
* Mach der Urkunde Theophylakt 5, 14 = Euagrios 6, 21, 7ff. schrieb Chosrau
die Empfiingniss des ernten Sohnes der filrtu den Segnungen des heil.
Sergios zu. Vielleicht lassen sich beide Auffassungen vereinigen. Natürlich
hat aber das Schreiben des KQnigs höhere Autorität, als was man sich
im Volke über diese Dinge erzXlilte, die hinter den unzugSnglichen Pforten
der KflnigsschlOsser geschahen.
* HSretiker sind hier die Monophysiten, Rechtgläubige die Nestorianer.
' D. h., wie Hoffnianu erkannt hat (n. 882. 807), eine Convertitinn. Ver-
muthlich wurden diu Neubekehrten als ,Confeasoren' bezeichnet, weil sie
wegen des Uebertrittee immer viel zu leiden hatten, namentlich wenn
sie aus vornehmer Familie waren.
* Das kann wahr sein, braucht es aber nicht.
14
n AhhulliBg: NSIdtk«.
sehr werthvolles Ross zu schenken, abgeschlagen. Ferner hatte
er dem Chosrau seine sehr schöne Tochter, die er von ihm
verlangte, verweigert, ihm vielmehr sagen lassen, einem Manne,
der sich in viehischer Weise verniKhle, gebe er seine Tochter
nicht. Das alles nahm Chosrau zusammen und bewahrte ea in
13 seinem Sinne. Als er aber von den Kriegen ' etwas Ruhe
hatte, wollte er sich wie an seinen anderen Feinden, so auch
an Nu'män rftehen. Er lud diesen also eines Tagos zum Mahle
ein, setzte ihm aber statt des Brotes Bissen aus Gras* vor.
Hierüber ward Nu' man sehr äi-gerlich und schickte zu seinen
Stammesgenossen, den Ma'additen;' darauf durchzogen diese
dem Chosrau viele LHnder, Mensclien raubend und verwüstend,
und kamen bis nach 'Arabh.* Als Chosrau das hörte, wurde
er aufgeregt und suchte auf verschiedene Weise den Nu'män
zu sich zu locken, aber er ging nicht darauf ein. Jedoch
einer von Nu'män's Dolmetschern Namens Mane von der
Insel Dertn ^ verabredete mit Cliosrau heimlich einen Anschlag.
Er sprach zu Nu'män, der König hebe ihn sehr, und schwur
ihm auf das Evangelium, dieser werde ihm kein Leid anthun.
Auch redete ihm seine Frau Mäwijah'' also zu: ,es ziemt dir
' Gegen BahrSm und BiEt&m.
* Eine glänzende Verbesserung von Hoffinann: lU^ ^^ (13, 4). Weil er
dem KOnig viehisches Wesen vorgeworfen, bekommt er selbst Viehfutter.
' Hier = Beduinen. Die Ba.nQ Saib&n, die an dieser Stelle in Betracht
kommen, sind allerdings Ma'additeu im eigentlichen Sinne, aber Nn'mLn
selbst gehört, wenigstens nach der üblichen Ansieht, nicht tu den Kindern
Ma'add's.
* Dos von Arabern bewohnte mesopotamiaohe Wflstengcbiet, namentlich so
weit es zum römischen Reich gehSrt. So schon in dorn sehr alten Dialog
de fato; s. Cnreton's Spicdl. syr. 19, 6, wo die Eroberungen des Septimius
Sevems im Jahre 196 gemeint sind. Uebor dos Land 'f)^^ knnnt« ich
noch allerlei geben. Der pemische Thcil des mosopotamischen Araber-
landes heiast meistens Bilh 'ArAI>häiji.
* Arabisch Dfcrtn, eine der Bahrain-Inseln, wahrscheinlich, wie schon Jftqttij
i, b'Al annimmt, die grOsste derselben, 'Owil. Im 6. und 7. Jahrhuude
Öfter als Aufenthalt von Christen und als Bischofsits genannt Ass. 3, 1,
136. l&l*; ZDMO. 43, 406f. (409r).
* Ich erinnere mich nicht, unter den Frauen Nu'mün's eine Mftwtjah g»-J
fanden au haben. Der Name ist Obrigens nicht selten. Beachte,
der Syrer das auslautende t (ü) als wirklichen Hauch hOrte, dann aon
bitte er nicht <» geschrieben; von einer blossen Tranascripüon der am-
DIfl TOD Goidt h«nio>pegeb«D« qrriifihe CbroDlIt.
15
mehr, mit dem Königsnamen zu sterben, als vertrieben und
des Königsnamens entblösst zu sein.' Als er nun in die Residenz
kam, tödtete ihn der König zwar niclit, sondern gebot ihm
nur, dort zu bleiben; allein, wie man sagt, brachte er später
diesen trefflichen Bekenner' durch Gut um.*
Darauf empörte sich gegen den römischen Kaiser Mau-
rikios ein Mann Namens Phokas und tödtete ihn, seine Söhne
und seine Frau; nur einer von seinen Sühnen Namens Theodosios
bischen Schreibung wie bei SpSteren kann hier nicht die Bede »ein.
Ebenso im Anfang des G. Jnbrhundorts « *^Vn =^ isX] Otiidi, La lettera
di Simeone . . . di Bi-th-Arii&m (R. Acad. dei Lini-ei anno 278, Roma
1881. S. 8 des Textes). In Hlterer Zeit erscheint p 6 fDr i.
' = Conrertiten; s. oben 8. IS, Anm. 6.
* So sehr dieser Bericht im Einzelnen von dem arabischen (Tab.-Uebers,
3tl ff.) abweicht, so haben sie doch wichtige Züge gemein. So, das«
Nn'män sich weigert, einen weiblichen Angehörigen für das königliche
Serail herzugeben. Femer, dass er durch die Li.«t eines Beamten ara-
bischer Herkunft, der den Verkehr zwischen dem Hof und dem Araber-
fOrsten zu vermitteln hat, ins Unglück gerSth. Die arabische Darstellung
ist poetisch abgerundeter, indem sie Nu'mftn durch den Sohn des 'Ad!
mit List ins Unglück stürzen lässt, der durch seine Schuld umgebracht
worden war. Unser Syrer ist hier aber gewiss zuverlSssiger, auch darin,
dass er nach ihm erst znletzt durch jenen Mann in die Gefangenschaft
gelockt wird. Dajfs Nu'm&n sich freiwillig t>tellt, haben beide ErzShlungen,
und wie man das im Volk auffassta, zeigt die Aehnlichkeit der Worte,
die hier seiner Fran, mit denen, welche dort dem H&ni' b. Qabifa in
den Mund gelegt werden: ,alles kann der Mann mit Anstand ertragen,
nur nicht, nachdem er KOnig gewesen, Unterthau zu werden. Der Tod
trifft doch jedermann; in Ehren zn sterben ist dir besser, als Demilthigung
herunterzuschlucken oder Unterthau zu sein, nachdem du KOnig ge-
wesen bist u. s. w.' (Agb. 2, 31). Ob Chosrau von Nn'män wirklich ver-
langt hat, ihn auf der Flacht zu den EOmem zu begleiten, ist zweifel-
haft; er war damals wohl nicht in seiner NiUie. Die Verwüstungen durch
die Bedotnen können kaum stattgefunden haben, bevor er sein KOnig-
tham aufgegeben hatte. Dass er l&nger gefangen gehalten nnd nicht
hingerichtet ist, wie die natürliche Auffassung der Worte des zeitge-
nOasiscben Dichters A'H (Tab.-Uebers. 331) ergibt, bestätigt unser Bericht
Nach dem Vers Sih&h s. v. ^>_u>; Ibn Qotaiba, Ma'&rif 319 (wo er,
gewiss mit Unrecht, dem A'i& zugeschrieben wird), ward er allerding*
von Elephanten zerstampft — Nach der Anordnung der Chronik darf
man wohl annehmen, daas der Sturz Na'mtns zwischen die Bezwingung
Bistim'* nnd den Beginn des KOmerkriegs (Sllt; das stimmt su Elia«
von Niaibis, der das Ereigniss auf 601 ansetzt (Tab.-Ueben. 8
1«
IX. AbbudloDd: K«ld«k«.
entfloh and kam zu Chosrau.' Der König nahm ihn mit grossen
Ehren auf und gebot dem Kathohkos, dass er ihn in die Kirche
ftihre, und dass nach römischer Sitte die Kaiserkrone auf den
Altar gelegt und ihm sodann aufs Haupt gesetzt werde.
Chosrau gab ihm darauf ein Heer, und er zog gegen die
Römer. Phokas schickte ebenfalls viele Truppen, und sie
14 lagerten sich vor Beth Wafii' jenseits der Stadt Därä,' kämpften
mit Theodosios und schlugen seine Truppen. Als dieser daher
dem Chosrau meldete, er könne den I^öraem nicht wider-
stehn, brach der König selbst im Winter von Mäböze mit
vielen Truppen auf und überzog das römische Gebiet; der
Katholikos war bei ilim. Die Truppen des Phokas zogen
ihnen entgegen, und die Hcerschaaren wurden handgemein.
Zahlreiche Leute fielen auf beiden Seiten. Dem Chosrau selbst
warf man einen Strick über, aber einer seiner Helden* Namens
Mu§kän schnitt diesen durch. Am folgenden Tage war eine
fiirmliche Schlacht, in der die Römer von den Persern ge-
sehlagen wurden. Der König griff darauf Därä an und erbaute
Belagerungswälle, llan führte Minengänge unter die Mauer,
steckte Feuer an und verursachte durch verschiedene Mittel
Risse in ihr. (Durch diese drang man ein.) Dann vergoss
man dort Blut wie Wasser. Aber der Bischof von Därä öffnete
' Dius der Prinz echt war, (teht trotz der verschiedenen, namentlich orien-
talisclien, Zeugnisse (Tab.-Uebers. 290) dtirrhans nicht fest g'eg«nUber
der bestimmten Äossa^ des sachkundigen Tlieophylakt 8, 13, 4 — 6.
* Die Vermntlinng Onidi's, dass BiftkJ Waü — Bebaue Ammian 18, 7, 9.
18, 10, 1 sei, ist sehr wahrscheinlich. Nach den Angaben Ammian's hat
man Bebaso etwas westlich von Dft.rä zu suchen, und da liegt, woraof
mich Iloffmanu hinweist, noch jetzt Tel Bei, un^renUir 40 Kilometer von
Dirft, gegen 30 Kilometer sUdlich von MardSn; s. Kiepert's Karte des
westlichen T6r zu Dachau'« Abhandlung ,Uebor die Lage von Ti^nno-
kerta' (Abhandlungen der Berliner Akademie dc<r Wissenschafleu 8. No-
vember 1880) und die zu Sacban's Reise; vgl. ob. 8. 437. — Nach-
trR^lich erinnert mich Hoffmann noch daran, dass der Ort, genau wie
hier geschrieben, bei Joh. Eph. 404 ult. und als x6 Btßa; Tbeophylakt
1, 15, 15 vorkommt. — Wie die Kämpfe hier ganz nn der Ostgrcuie
mit der EmpHning des Narses in Edessa in Einklang zu bringen sind,
ist mir unklar. Violleicht liegen sie doch hintor dieser.
* ,Jensoits' vom Standpnnct im Innern des persischen Reiches.
* Jedenfalls Bezeichnung einer Oardeabtheilung; s. unten 8. 32. Die Aua-
■prache Miiikdn ist nicht sicher.
Die TOD Oaidi harmuBjegehene «jriiohfl Cbrontk.
17
sich mit einem eisernen Werkzeug die Ader, so ,die allgemeine' '
des Körpers heisst, warf sich auf sein Lager und starb durch
den Blutverlust; denn er ftlrchtete sich vor dem König, der
geschworen hatte, er wolle ihn auf vierzig Arten umbringen.
Von der Zeit an hatte Chosrau die Oberhand im römischen
Gebiet. Därä ward aber im 14. Jahr Chosrau's eingenommen."
Während nun der König Därä belagerte, begab sich ein
Radh" zu den Kirchen von öiärzür'' und riss sie nieder. Als
die Gläubigen mit ihrem Bischof Nathanael das sahen, ertrugen
sie es nicht, sondern erhoben sich gegen den Kadh und trieben 15
ihn fort. Er kam darauf nach Nisibis zu Chosrau und regte
ihn mit den Worten auf: ,da kämpfst fUr die Christen^, und
ich bin von den Christen vertrieben!' Da Hess der König
den Nathanael, Bischof von Siärzür, ohne weitere Untersuchung
' KaSoXix;^. Weder habe ich noch mein College, der Auatom Schwalbe,
sonst irgendwo diese Bezeichnung für eine Ader finden kOnnen. Gemeint
ist mber wohl die Pulsader.
* Nach Land, Auecd. sjt. 1, Ifi, war die Einnalirae von D&r& 916 Sei. Ind.
Vn = 608/4. Das U. Jahr Chosrau'» ISuft vom '24. Juni 603 bis
22. Juni 604. Da er nach unserm Syrer im Winter aufgebrochen ist,
ao hat man die Einnalime der Stadt in den Frühling 604 zu setzen.
Thomas von Margi (Ass. 3, 1, 441) und Salomou von Ba^ra (Liber Apis
139), die dies Greigniss in das 15. Jahr Chosrau's verlegen (s. 8. 18 Anm. 1),
kOnuea gegenüber diesen alten Zeugen nicht in Butracht kommen. In
der Quelle des Tbeophanes war das Jahr 6098 = 606/6 gewiss eigentlich
nur fttr den Abschluss der Eroberung Mesopotamiens gemeint, die mit
der Einnahme D&r&'s begann.
* Der Radh stobt an der Spitze eines Bezirks; s. Tab.-Uebers. 447 f. Ich
konnte jetzt, uamontlich aus dem 2. Bande von Bedjan's Märtyreracten,
noch viele Belege geben. An der Stelle Moesinger 2, 68, 16 hat die
Uaudschrift, wie ich von Guidi erfahre, wirklich rcuUi; so auch die ent-
sprechende Stelle bei Bedjau 3, 619, 10.
* Su schreiben alle alten syrischen Texte, s. ZDMG. 43, 403 ff; Huffmnnn 43;
Ass. 3, 1, 143. 467 (Thomas von Marg& in einer Vita dos 7. Jahrhunderts).
Entsprechend tö luipaoüpuv Chrou. Pasch, (Bonn) 730. 732; töv luisoupov
Thcopbanes (Bnun) 4119 (de Boor 326); in den Quellen stand sicher an
beiden Stellen tb Sutpfoiptuv. Die Araber aber schreiben j«; Jf-«» ""^
so die späteren Syrer wl?«-*' oder ^ol^oiA (jenes schon bui Thomas
von Margft Am. 3, 1,477 a; dieses Öfter bei Barh.). Die sachliche Identitilt
steht fest, aber lautlich kann tidr (oder War 7) nicht ^= ioAr sein. Wahrschein-
lich ist fiahrxOr eigentlich Name des Bezirks, Siärwür des Ortes; die Bo-
dentnng von Si/ir irt mir aber unbekannt.
* Gemeint ist Prinz Thoodosios.
8itiiiiif>b«r. d. |ihil.-but. Cl. ClXVin. Bd. B. Abb.
18
n. AMudlin«: !«»M«k«.
holen, hielt ihn eechs Jahre eingesperrt und kreuzigte ihn
durauf.' Denn wenn Chosran gleich um de« Maurikios wiUen
Eum Schein Liebe zn den Christen zeigte, so war er doch in
Wirklichkeit ein Feind unsres Volks.
Mir Sabhriäö' aber war in Nisibis von einer schweren
Krankheit befallen. Da liess der König an ihn die Forderong
stellen, er solle den Gabriel vom Banne lOsen, den er ausge-
sprochen hatte, aber er ging nicht darauf ein. Dann machte
der Katholikos sein Testament und versiegelte es; darin be-
stimmte er, ihn' nach seinem Kloster «n bringen. Die Niei-
bener wünschten zwar, dass man die Leiche de^ Heiligen in
ihrer Kirche beisetze, aber der König gewährte das nicht, da
er die Bestimmung des Katholikos erfahren hatte. So setzten
seiiie Schaler seinen Leichnam auf ein Kameel' and brachten
ihn in sein Kloster.
Darauf ward durch den Finflns« der §!rin ihr Land
mann Gregor von Ponth* als KatboGkos eingesetzt, obgleic
«OB Jakr» &W (ZDUG. «iL M». I) ui mm*
4m Jiikrtt 16 naic» H«n« (Staana, KMp 4a
Dmmb flMltt. vi» airOiia «Invibit, •• ia 4ar
tt, 40C>. Br WH> alM «m «tiw it*Mr g^hiq
«.i. April COS
(TgL ZDUG.
■te ««« t1>MWi (Aa. t. 1. 4SS»t IBI Bm*
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* & «kn & M, Aa». S
«. »Ä;
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«»I will III
B^ (Airiaa};
SO*; «ft bei «ea
I
alle Söhne der Kirche mit dem König selbst den Gregor vot
Kaikar haben wollten, der ans Nisibis vertrieben worden war.'
Jener zeigte als Oberhaupt kein schönes Benehmen. Er lebte
aber nur noch wenige Jahre und starb dann.* Wegen der
Ränke Gabriels und seines Hasses gegen die Kirche' blieb
diese eine Zeit lang ohne Leiter, und in Folge der Anklagen
n Gregor wurde ihr auch das Wort abgeschnitten.'* Man
nun in der Kirche als (stellvertretenden) Leiter Mär
Abhä ein, den Archidiaconus' ans Ktesiphon, einen sittsamen 16
und weisen Mann. So blieb die Kirche lange ohne OberhanpU^H
Unterdessen bedrohte Gabriel aus Sigär die KechtglHuhigeii^H
sehr und vertrieb die Unsern aus dem Kloster des Mar Pethion,^
dem der SSrin'* und noch andern und setzte darin Anhänger
der häretischen Partei ein.
wenigstoiu die danach benannten Dincesen, s. Elias von Nisibis in di
Chronographie (cod. Rieh 7197 fol. 16«) und im Wörterbuch (Novaria 302
=: Lagarde, Praetermissa 63, 6) und vergleiche Mai, Nova Coli. 10, 318
mit Aas. 3, 1, 79*.
' Also ganz Übereinstimmend mit den spStem Angaben bei Ass. 3, 1, 441'*.
450. Borh. h. eccl. S, 107 identificiert die beiden Gregore; dadurch
moaste sich Hoffmann 119 f. irre fuhren lassen.
* Dass er geldgierig war, sagt 'Ajnr bei Ass. 3, 1, 460**, wie Barh. h. ec^
2, 109. Er führte das Amt nach Elias von Nisibis (s. die Anm. zu Bari
h. eccl.) nngefXhr drei, nach 'Amr L c. vier Jahre.
* Der Gegensatz verschärft« sich noch, als das monophysitische KirchoU'
haupt, der Eiferer M&rCith&, nach der Hauptstadt kam und den schreck-
lichen Missbrauch ab.'ichaffte, dass die nestorianischen Laien mit ,den
Rechtglflnbigcn' zugleich das Sacrameut nahmen (Vita des M&rOthft).
^Gabriel scheint anfangs auf eine Einigung der beiden Parteien bedacht
^wesen zu sein (dahin zielen auch wohl die Worte oben 8. 13 Z, 8).
* Wohl: weil der angesehenste Manu der Kirche, Gregor von Kaikar, bei
KOnig verklagt wonlen war und das Wort nicht erheben dürft«.
* So 'Amr Ass. 3, 1, 93'. 460*. Die nördlichen Gegenden QberwMhl
Bibhai eb. 91'. 93'. 4ö0'. 472 f.
* Von den verschiedenen Klöstern, die nach dem heil. PethiiJn benannt
sind (s. JAqüt 2, 683. 693 [702, 2]; Ass. 3, 2, 678; Ass. 3, 1, 512'» u. s. w.),
kann liier wohl nur das an der letztgenannten Stelle erwähnte in einem
der Nebenorte von Ktesiphon (ÄJL^JüOl Ä<oj^\) oder aber das an det
I BtStte seines Martyriums (bei Holwftn) in Frage kommen.
* Bei Holwftn Ass. 3, 1, 471. Auch in der Vita des MärätliA erw&hnt
2»
1
rch ^1
rh.H
90
a. Atiliiuiainiig: Xeldak».
In jener Zeit ragte in der Kirche hervor* Jonadab von
^dhaijabh,* der wegen seines vertrauten Umgangs mit Gott
und seiner Beliebtheit beim König von diesem einen Brief
erhielt, dass er über das ganze Gebirge, darin die von St.
Matthaeus, die Irrlehrer von Mosul,' wohnen, Gewalt haben
solle. Als ihm jedoch der König sein Begehren erfüllt hatte,
dass er sie vertreiben und in alle Winde verjagen dürfe, Hess
die Verschlagenheit Gabriel's das nicht zu.* Als Schriftsteller
war BarhadhbäabbÄ von IJolwän-'' berühmt. Durch vorzüglichen
Lebenswandel zeichneten sich aus .Subhl.iälm&ran von KarchA
dbh^th Sioch," AfrahÄt (?) von den Zäbh^ und Gabriel von
Nhar G&l,* ein grosser und wundcrthätigcr Mann.
Darauf veranlasste* Gabriel den König (zu dem Befehl),
dass wir (Ncstorianer) zu einer Disputation mit seinen Partei-
' Der Plural oo«" ^r***^ kommt wahrsvheinlicli dalior, (Uss dem Verfasser
schon die andern Namen (Sublitfülm&rau u. ■. w.) im Sinne lagen.
• Seine Unterschrift bei der Synode von 605 ZDMQ. 43, iOfi. Vgl. Aa.
3, 1, 90«. 472«.
' Schade, das« man nicht weis«, ob der Name Maufä »chon in der Utertün
Quelle stand oder oh ihn erxt der wenigstens zwei Generationen spSter
schreibende Kcdactor eingeaotxt bat. Anf alle Fülle ist es eine der
Utesten Erwfihnnngon dieser Stadt. — Das Matthaeuskloster war von
Alten her bis in die neuere Zeit die feste Burg der Monophysiten inner-
halb eines ilberwiegeud andersgUnbigen Landes.
• Christliche Bruderliebe!
' Anf jener Syn.>de ZDMG. 43, 406.
• Der Ort wird riel erwähnt; ninuchmal bloss KnrthA oder ,Karch& in
Oaramaea'. Heute KerlMc, ziemlich genau nOrdlich von Bagbdid, etwas
nördlich von Tifiq (s. oben S. 7, Anni. b). — Der Mann Ass. 3, 1, 189;
Hoffmann 107 f. 116. 131.
' Ich glaube, man darf -^«"r^l für aJmjSj horsteilen. Der Name findet
sich ausser bei dem bekannton Schriftsteller noch bei anderen Bischöfen
ZDMG. 43, 396, 15. 398, 14 = 401, 6. Gemeint sind die «Odlicben
Z&bhHüsse oder CaniÜe im ontem Babylouien. Oft als DiOcese genannt
(b. I. B. ZDMG. 43, 410). Die Araber sprechen nur von zwei ZAb, aber
die Pluralform ^\*ji\ weist auf mehr, und bei Mir! 69, 2 wird ,der
mittlere Z&bhä' erwähnt, also gab es wohl drei.
• Die Formen Nhar OAr nnd Xhar OfU wechseln wie in unserer Chronik
so in den Unterschriften der Synoden ZDMG. 43, 419. Jiqüt meint,
,^&. _fj liege zwischen MaisAn nnd .\hw&z, also im Gebiete des untersten
Tigris. — Der Mann auf der genannten Synode ZDMG. 43, 406.
• Ich abersotze nach Hoffmann's Verbessemng ^^H (16, 14). Das ? vor
>a^ (I. 15) ist wohl au tilgen.
Die TOD Onidi herma>g«p>boa> qrruaha Chronik.
21
genossen kommen sollten. Da nun kein Kathuükos in der
Kirche vorhanden war,' so kamen freiwillig zur Disputation
Jonadalj, Metropolit von fidhaijabli, Subhi.iillnmrau von Karchä
dhbetb Sloeb, Georgios vom Berg Izalä,^ sowie der Bischof
von Nhar Gul and Sergios aus Kaäkar von Tel Pabfjäro,'' und
disijutierten am Hofe des Königs. Gabriel und seine Partei-
genossen wurden überwunden , und unsre Keeiitgläubigen 17
siegten.* Der König machte deshalb dem Gabriel Vorwürfe
und hiess ihn diese Belästigung aufgeben, aber er folgte nicht
und stiess bittre Schniiiiiungen gegen die Rechtgltiubigen aus.
Auch klagte er den Georgios von Izalä beim König an, dass
er «las Den^ des Magierthums verlassen habe, ein Christ ge-
worden sei und Hormizd und Kewän" schmähe. Da Hess der
König diesen fiir ein Jabr' einspeiTen, und dann kreuzigte
er ihn in Bcliardaäir mitten auf dem llilckselmarkt.* Die
* Der hätte befehlen kOnnen, wer erscheinen solle.
' Ueber ihn (gleich mehr. Ucber das Izal&-6ebirge im Östlichen Mesopo-
tamien 8. besonders HoS'niaDn 167 ff.
' Der Ort liegt nahe beim H|iSteren Wftgij; arabisch JW FadiehAr Jftij. 1, 604.
2, 456, 8. S. de Gueje ZUMG. 3'.), 3.
* Gabriel mag wirklich in so fem eine Niederlage erlitten haben, als es ihm
nicht gelang, die Wahl eines zvir Vermittlcing geeigneten Mannes zum
Eathulikos zu veranlHssen. Denn er hatte vom König Vollmacht .sich
eine ihm bciiueme Person auszusuchen und zum Katholikos zu machen'
(Hoffiiiann 104 unten; so ist da zu übersetzen).
* Persisch, = Religion, Glaube. So nicht ganz selten in den Märtyrer-
acten, bald ^?, bald »^1? geacUrieben. Letztere Schreibweise fUhrt
darauf, dass damals noch eUn gesprochen ward, während schon das älteste
Neupersiscb din hat.
' Hormizd, der hüchste persische Gott, wird hier, gewiss nicht im Sinne
der wirklichen Ankläger, in neiner Bedeutung als Herr des Planeten
Jupiter genuramen und so mit KewSn d. i. Saturn verbunden.
' Also ist bei lloffiiinnn n. 999 fUr da» von moderner Hand gesetzte t^«'*-
, Jahre' zu lesen ^***ir* .Monate', worauf auch das männliche l^Üo^
hinweist. FUr das eine Jahr bat die Biographie demnach genauer 16
(7 -f 18) Monate.
■ Behardafir Ut Seleukia (Tab.-Uebers. 16 nnd sonst). — Kür 1^«^? \aa^
steht Hoffmann n. 1000 \*JO£)J.-) >ecxx. Hoffmauu spricht jetzt l^eioi
und jenes 14^*7, also .Häckselverkäufer'. Vielleicht ist so ^_äjLjiJ\ jji
Agh&ni 12, 176, 8 v. u. zu veretehu .nnter den HHckselverkJiiifcru' d. h.
,auf dem Markt der Häcksolverkäufer* (natürlich stände in Prosa der
plur. sanua ^y^iCL*)!).
SB
IX. Abhaadlnng: N»ldek«.
Gläubigen raubten aber seine Leiche and setzten sie in der
Kirche des heil. Sergios in Mabhrachth4 bei.*
Damals war Jezdin von Karchä in Garamaea* in der
Residenz angesehn. Dieser war ein Fürsprecher der Kirche
wie Constantin und Theodosios und erbaute in der ganzen Welt
Kirchen und Klöster als Abbild des himmUschon Jerusalem's.
Und wie Joseph in Pharao's Augen, ja noch mehr, so war er
bei Chosran beliebt. Deshalb war er in beiden Reichen, dem
persischen und dem römischen, berühmt. Man sagt aber, dass
Jezdin dem König jeden Morgen lUOO Goldstücke gesandt habe.'
In jener Zeit ragte durch tugendhaften Lebenswandel
Mär Bäbhai von Izalä* hervor, der als Nachfolger des Rab-
bani Mär Abraham von Ka^kar" jenes Kloster' in guten
Stand setzte. Viele arbeitsame Brüder sind aus jenem Kloster
hervorgegangen; ich meine Mär Jakob, der das Kloster
18 B6th 'Abhe,* Mär EUias, der ein Kloster am Tigris bei
^esnä 'Ebhnijä erbaut hat," und Mär Bäbhai, den Sohn der Nisi-
' Dm hier Qe^bne «timrat durchweg mit der genauen Lebengbeschreibnng
Oeorg's von seinem Schreiber B&bhai (Hoffmann 91 ff.) Uberein. Die
Hinrichtung fand statt am 14. Jaunar 616. — Mabbrachthi, wo er be-
graben ist, lag dicht bei Mähözd, s. Neubauer, Geogr. des Talm. 367 £.
(Enibhin 47''. ei*).
* D. i. das oben S. 20 besprochene Karchä dbhiüi Söeh.
* S. was ich Tab.-Uebeis. 383 f. über den GoneralpSchter Jezdiu und seine
Familie gesagt Iiabe. Das Geld, welches er dem KOnig abliefert, sind
eben die Steuereinnahmen.
* jünser Meister*, ein namentlich Aebten gegebener Titel.
° Der schon oben S. 19, Anm. 6 und als Biograph Georg's Anm. 1 Genaumte.
S. Ober ihn Ass. 3, 1, 88 ff.; Hoffmann 173.
* Ueber ihn s. Ass. 3, 1, 93 f.; Hoffmann 101. 173. Beachte, dass er auch
hier als Mann aus Kaskar beieichnet wird. Vgl. noch Wright, Catal. 187*.
' Ueber das von diesem Abraham gegründete Kloster auf dem tzalt a. be-
sonders Hoffmann 167 ff. und vgl. Socin's Karte ZDMG. 36, 237 (etwas
ONO von Nisibis).
' Ueber diesen Jakob und das berühmte Kloster Beth A'bhd s. Ass. 3, 1, 90.
468 etc. Die Lage (im eigentlichen Assyrien, nicht weit vom grossen
Zib) bestimmt von Hoffmann 226. Vgl. auch Wrigbt, CaUl. 187''.
* So Ur^ (18, 1) nach Ass. 3, 1, 207o (Thomas von Mai;gi) au leaen,
auf welche Stelle Ouidi hinweist. Er giebt auch die Lage des noch
heute Mär Elija genannten Klosters unmittelbar bei Mosul an. FUr das
(hebriische Schloss' erinnert Uuffmann an >y^^\ AJi^* innerhalb der
Stelle der späteren Urossstadt Musul Beüdhuri 332.
Die Ton Onidi benii>gep>bene ajrrlKli« Chronik.
23
bener.' Dieser Selige* also verliess alles, was er besass, und be-
gab sich hinauf, um im Kloster des Mär Abraham als Einsiedler
zu leben. Zuletzt ging er von da fort und erbaute gleichfalls ein
Kloster, und zwar in der Nachbarschaft eben jenes Klosters; da
begab sich die Mehrzahl der BrUder zu ihm. Und obschon er zu
den Angesehnen der Welt gehörte, so zog er es doch vor, die
harten Werke der Askese zu üben. Sein Wandel aber geht
über alle Worte. Als Jezdin von ihm hörte, kam er, ihn zu
sehn. Nachdem er ihn nun in aU seiner Entsagung und bei
todtem Leibe erblickt hatte, indem er aufrecht stehn blieb,
entUess ihn der HeiUge." Nach einiger Zeit brachte ihm
Jezdin dann ein goldnes Kreuz, worein viele Rubinen und
Smaragden von hohem Werth eingelassen waren und in dessen
Mitte sich ein StUck vom Holz des Kreuzes unsers Herrn,
des Erlösers, befand ,^ sowie noch andre Sachen zur ': Atis-
schmUckung seines Klosters. Aber der Zank liebende Satan
erregte viel Zwist und grossen Streit zwischen diesen beiden
festen Thilrmen der Gottesfurcht* und ruhte und rastete nicht
bis zur Vollendung ihres Lebenskampfes. Die Anhänger des
grossen Mär Bäbhai üessen keinen in ihr BLloster ein, bevor
er den trefflichen Mär Bäbhai von Nisibis verdammte, indem
sie ihn ,den kleinen' Mär Bäbhai nannten. Dies berühren wir 19
nur kurz, weil (sonst) ihr Wandel heller und strahlender als
> Ein BAbhai .Sohn der Nisibener* (d. b. dessen Eltern aiu NisibU waren),
blühte im Anfang den 8. Jahrhunderts (Asa. 3, I, 177 ff.). Wäre er ge-
meint, Sü mUaste die Stelle ein späteres Einschiebsel sein. Gewiss haben
aber Guidi und Hoffmanu Becbt, wenn sie ihn für einen Andern halten.
Hoffmann erkeunt in ihm den gleich unten erwähnten .kleinen Bäbhai',
der ja da zweimal 1»'^*^ ,der Nisibener" heisst. Ob uuii hier einem
Abschreiber statt des einfachen ,der Nisibener' durch falsche Reniiniscenz
an den Andern, der den Spätem besser bokauut war, .Suhu der Nisi-
bener* ins Kobr gekommen ist oder ob der Andre sich nach dem
Ersteren benannt hat, steht dahin.
* B&bhai von izalä.
» Für das «weite ? <-<» (1. 9) mBchte ich einfach (i*)°, fUr das dritte (1. 11)
()^A) ^f*oi lesen.
* Wie Guidi (S. 20) bemerkt, von dem Kreus, das die Pener in Jerusalem
erbeutet hatten, s. unten S. 21 f.
* Den beiden Blhhai.
H
tX. AI>luiuUsii( : SiI4»k«
die Sonne ist and viele Schrii'ten von ihnen bezengen, dass sie
den rechten, reinen Glauben hatten. Der grosae Mär Bäbhai
hat viele .Schriften, Disputationen nnd Auslegungen verfasst, und
auch der heilige Mär Bäbhai von Nisibis hat mehrere Bücher
über das Leben der Einsiedler geschrieben, die beim Hörer
grosse Bewunderung erwecken, nebst metrischen Reden über die
Busse.'
Darauf* zog Chosrau Truppen zusammen und drang ins
römische Oebiet ein. Er stellte zwei Feldherrn an und aandto
sie nacli dem Westen. Sie nahmen Marde, Amid, Maifarqet
und Edessa, schlugen BrUckcn über den Euphrat und passierten
ihn gegcnUl)er Mabbog.* Aber einer von diesen Feldherm mit
Namen Salirbaräz* rückte rasch gegen Jerusalem. Als sie
seiner dringenden Aufforderung, ihm die Thore zu öffnen, nicht
nachkamen, griff er die Stadt an, baute Belagerungswälle gegen
sie, legte Breschen in die Mauer und drang ein. Den Bischof"
und die Häupter der Stadt nahm er fest und folterte sie wegen
des Kreuzholzes und der Geräthe im Scliatzliause. Und da
20 die göttliche Kraft die Römer vor den Persern niederwarf, weil
sie das unschuldige Blut des Kaisers Maurikios und seiner
Kinder vergossen hatten, so Uess Gott keine verborgene Stelle
übrig, die man ihnen nicht gezeigt hätte. So wies man ihm
auch das Kreuzholz, das in einem Krautgarten verborgen lag."
Sie machten nun viele Kisten und sandten es nebst zahlreichen
* Vom ^Odilen Mir B&bhai werden im Gottesdienst einige Hymnen g«-
braticht; ebenso von ,M&r B&bbai dem Sobn der Nigibener*; das i«t aber
wohl der jdngere; », die CaUiloge ron Eosen-Forshall 14; Wright 131.
136; Zotenberg 9.
> Mit diesem Worte kottpft die Erzählung wieder an das oben S. 17 Ge-
sagte an.
* Die hier genannten Städte sind allgemein bokunnt. Maifarqtl, arab.i
ttaijdfäriqm = Marij/rojiolu; ilalihog, arab. Manhiij ^ Hierapciü.
* Eine von Gnidi hierxu angeführte Stelle au» dem Urtext de« Michael
Syrus stellt fest, dass Sahrbaräz ein Ehrenname des früher Bimiaan (oder
ähnlich) genannton Feldherm ist (s. Tab.-Uebers 390, Anra. 3). Dass
die Sache grade so zugegangen, wie sie Michael erzählt, braucht man
uatiirlich noch nicht zu glauben.
* D. i. den Patriarchen Zachaxias.
* Ganz wie Tab.-Uebers. 291.
Di« TuD GoJdi bonmigegalwii« lyrisoln Chronik.
25
Gcrätheu und kostbaren Sachen an Chosrau. Als sie so zu
Jezdin kamen, veranstaltete er ein grosses Fest, nahmj sich mit
Erlaubniss des Königs einen Theil von dem Kreuz und sandte
es dann an den König. Dieser legte es in Ehren mit den
heiligen Geräthen in das neue Schatzhaus, das er in Ktesiphou
erbaut hatte.'
Darauf griffen die persischen Truppen das von Mauern
nmragte, vom Wasser des Nils umgebene und mit starken
Thoren versehne Alexandria an, das Alexander nach den Ilath-
schlägen seines Lehrers Aristoteles erbaut hatte. Nachdem sie
es schon einige Zeit belagert hatten, ohne es einnehmen zu
können, kam ein Mann Namens Petrus zu ihnen, der in seiner
Jugend aus dem Lande Qatar* nach Alexandria gekommen
war, um Philosophie zu studieren, und sagte dem persischen
Feldherrn, er wolle ihm die Stadt überliefern. Dieser Petrus
hatte niimlich eines Tages im Archiv der Stadt am Schluss
eines Buches folgendes gefunden: ,wcnn sich über Alexandria
vom Westthor her, das nach der See zu liegt, Drangsal erhebt,
wird die Stadt eingenommen.' Die Perser machten sieh also fertig,
nahmen kleine Fischerboote, stiegen hinein, mischten sich in
aller Frühe, während es noch finster war, mit Fiscberhüten*
angethan, unter die Fischer, drangen so in die Stadt, tödteten 21
die Thorwächter, öfineten ihren Genossen die Thore und riefen
auf der Mauer Chosrau's Sieg aus. Alle Leute ergriff da
Furcht. Dazu fasste der Wind viele Schiffe, in die man die
Schätze der Kirche und der Grossen geborgen hatte, um sie
' iDainit scheint gemeint zu sein der otxo( tou axifrouf ov aÜTif <ö;(6pb>9EV ix
Wo« x-rfdot ei{ cötöOEaiv )(pr,|iic<oy Theophanes 271 D' (Gitldi) = 502 Bonn,
und, rüge ich Uinzn, zi> v£ov »ivT&Xioy tö xnaOiv >cap' aütoü iici lupaOiix^
xCJi laif aÜToü ouvujfÖivTtiw yjnniixin^ Chron. Pasch. 728.
* Die Halbinsel lia)jrain. Qatar umfasst aber bei diesen Syrern alle LSnder
des nordSstlicbeu Arabiens, wo damals viele nestorianiscbe Ctiristen
wohnten. 8. unten 8. 47 Anm. 2.
' Nur sehr zweifelnd flbersetze ich so, indem ich \3ua dem talmudischen
«"o. «jc'o gleichstelle (das übrigens wohl kaum mit Sigm. Fraenkel in
Kohn's Literaturblatt 1, 416 aus pers. ^LuUd zu erklüren ist). Be-
denklich ist mir dabei die Präp. /A^. Aber der dreimalige Gebrauch
dieses WOrtcheug in dem kurzen Satz erregt Uburhaupt Verdacht gegen
die Unversehrtheit des Texte«.
a. AhUadlvaf. K»Id*k«.
zur See zu flächten, und trieb sie ans persische Lager. ^ Dioee
Schätze sandte man mit den Schlüsseln der Stadt an Choena
ab. Als aber der Bote mit den Schlüsseln zu Jezdln kam,
machte er noch in derselben Nacht goldene SchlQssei statt ihrer
und schickte diese dem König, um sich bei ihm noch beliebter
zu machen. Nachdem nun Jerusalem eingenommen war, legten
unsre Feinde, die Juden, an alle dortigen Kirchen Feuer. Bei
dieser Feuersbrunst ging auch die Auferstehungskirche* xa
Grunde, die von Constantin und Helena erbaut und mit un-
schätzbarem Marmor- und Mosaikwerk* geziert worden war.*
Die Söhne der Kreuziger begaben sich auch zum persischen
Feldherm und sprachen: ,alles, was Jerusalem an Gold, Silber
und sonstigen Schätzen enthält, liegt unter dem Grabe Jesu.'
Das thaten sie arglistig, um die Stelle des Grabes zu verderben.
Als er ihnen dann Erlaubniss gegeben und sie ungefähr drei
Ellen tief rings herum gegraben hatten, fanden sie einen Sarko-
phag mit der Aufschrift: ,dies ist der Sarkophag des Raths-
herrn Joseph, der dem Leichnam Jesu ein Grab gegeben hat.*
Da der Feldherr aber die arglistige Absicht der Juden erftihr,
jagte er sie schmählich fort. Und als Jezdin die Sache ver-
nahm, und sie dem König anzeigte, befahl dieser, die Habe der
Juden cinzuziehn und sie zu kreuzigen. Joseph hatte vor
seinem Tode bestimmt, dass seine Leiche neben dem Grabe des
Da haben wir endlich die wahre Erklärung des ,Tom Wind herbei
führten Schaties' in den arabiscfa-persisrhen Quellen Tab.-Uebera. S78. '
Mit Recht nennt also Ibn Qotaiba hier Alexandria.
Hoffmann's VorbeMening Jla*« fflr Pa*oi igt erident
Ob ich )''n''in ,WUrfel' hier richtig als .Mosaik' gefasst habe, Ist mir niclit
gans sicher.
Dass die palSstinischen Juden die Gelegenheit der persischen Eroberung
benutzt haben werden, jalirhundertlangeMisshaudlungenipfindlich zu riehen,
ist recht wahrscheinlich. Heraklios vergalt ihnen das nachher siebeniacli.
Wie weit aber das Einzelne hier und bei Eut;rch. 2, 213. 2äl f.; Tbeophanes
251 C richtig ist, kOnnen wir nicht beurtheilen. Orientalische EnüUilungen,
bei denen der Beligionshass mitspricht, mUssen wir noch viel vorsichtiger
aufnehmen, als es bei solchen occidentalischen nOthig ist. Entgeh. 8, 21S
schreibt die Zerstörung der Constantinischen und anderer Kirchen schlecht-
hin dem persischen Feldherrn zn. Vielleicht haben auch hier Feuet«-
brUnst«, die ohne bestimmten Plan entstjinden «ind, das Meist« getl
Vgl. CUron. Pasch. 704.
Dia Too Onidi hanuBgBfabena «yrlacka Chronik.
27
Herrn beigesetzt werde. Alsdann verlangte Jezdin vom Könige 22
Erlaubniss, die Kirchen in Jerusalem wieder aufzabauen. Da
schickte er viel Geld und erneuerte sie in allem Glanz. Auch
erbaute er aller Orten Kirchen und Klöster.'
Der persische Feldherr hörte aber auch, dass die Kirche
des heil. Georg in Lydda* viele ßeichtbilnier enthalte; daher
schickte er eine Menge seiner Soldaten hin, allein sie vor-
mochten nicht einzudringen, da sie von einer göttlichen Kraft
zurückgehalten wurden. Zuletzt ging er selbst in grossem
Zorne hin. An die Pforte der Kirche gelangt, spornte er sein
Ross an, um frevelhafterweise einzutreten, aber da klebten des
Bosses Füssc am Boden fest, so dass es weder vor- noch i-tick-
wärts gehn konnte.^ So zeigte ihm Gott, dass, wenn er ilm
auch in Jerusalem hatte eindringen lassen, seine Kraft doch
nicht schwach geworden sei, sondern dass er nur die Körner
hatte züchtigen wollen, die da behaupteten, Chosrau könne sich
Jerusalem's nicht bomüchtigen. Da gelobte er, wenn er frei
werde, ein silbernes Geräth in Gestalt der Kirche des beil.
Qeorg's zu machen, und das fllhrte er auch aus. Das wunder-
volle Gerätlj hängt noch jetzt in jener Kirche.*
* Weit Jezdin hier genannt ist, darf man wohl annehmen, daas an der
Sache etwas ist. Der KOnig mag auf Jezdin'8 Zureden wirklich einige
Juden, welche christliche Heiligthllmer verletzt hatten, haben hinrichten
lassen und wird ihm erlaubt haben, einige Kirchen wiederherzustellen.
* Ueber den Cultus des heil. Georg in Lydda (Diospolis) vgl. unter anderem
Gutschmid, Kleine Schriften 3, 184. Mit der Legende des Heiligen hängt
Wohl irgend der Glaube zusammen, dass Jesus au der Pforte der grossen
Kirche dort (eben der Georgskirche) den Antichrist tödten werde Maq-
diat 176 etc. Da« Fest St. Georg's in Lydda erwKhnt ein Dichter aus
der Mitte des 8. Jahrhunderts Ibn Chord. (de Goeje) 79, 6; Agh. 6, 46 ult;
Jaq. 4, 361 (der Dichter hat ohne Zweifel ^ — i- .-^ ^_5,\-a gesagt, aV)er
vielleicht hat schon der Verfasser der Agli&n! .---fc , r- gelesen). — Vgl.
novh Ibn Faqth 117; Sociu-Baedeker, Palästina und Syrien', 16.
* Ein ganz ähnliches Wunder begab sich etwa sieben Jahre spXter mit
dem Verfolger Muhammed's Bur&qa Ibn Uii&m 331 f. nnd Bachär! (die
Stelle Krehl S, 39 im Cap- ManAqUi ai-atifdr, mir von Goldiiher nach-
gewiesen). Ibn Hagar, I^ba 2, 135 hat gar zwei Verse, worin Suriqa
dies Wunder selbst bezeugt!
^* Der persische Feldherr mag wirklich der Qeorgskircbe eine Dedicatiou
gemacht haben, vielleicht um den Zorn des mächtigen Heiligen über
28
IX. Ablijui4laiic : N6U*ke.
Später Bammelte aber Kaiser Heraklios viele Truppen und
zog wider Cbosrau hinab, als er in Königs- Dasqarta' sass; da
gerieth dieser vor ihm in Angst und empfand grosse Furcht,
Heraklios war in die Nordländer gezogen und hatte da üborail'i
grosse Verwüstung und Menschenraub verbreitet Als er Das-
qart4 nahe kam, floh Cbosrau vor ihm und ging nach SlnhcizS.
Wie man erzählt, hörte er, als er aus Dasqartä entfliehn wollte,
2:< den Scliall einer Kirchenklapper;* da gerieth er in AngBt, acMog
sich auf den Kücken und bekam Durchfall.* Auf Sirin's
Worte: , fürchte dich nicht, o Gott'* erwiderte er: ,wic bin
ich wohl oin Gott, da ich ja von einem einzigen Priester ver-
folgt werde?' Das sagte er aber, weil er g<;hl)rt hatte,
Heraklios die Priesterweihe erlangt habe, während er ge-"
schworen hatte, wenn er siege, in seinem ganzen Gebiete keine
Kirche und keine Kirchenklappcr zu lassen.* Furcht und
Schrecken erfasste ilm aber deshalb über den Schall der
Klapper, weil er meinte, die Römer seien's, die eine Klapper mit
sich führten und schon Dasqartji erreicht hätten.'' Da nahm Hera-
klios den ganzen Schatz des Reichs, durchzog mit Menschen-
raub und Flliuderuug viele Länder und kehrte darauf zurück.
irgend eine Unbill za besüufti^n. H«tto doch auch sein KOnig einst
den heil. Sergios reich hcsrlienkt. So oonseqncnt waren die Leute nicht
in ihrer Religion, um nicht nueh christürhi^eii Volküglaubeu Eiigänglich
zu sein.
' Lieblingfiaufenthalt dieses Königs, heutzutage Eski-Baghdid ,Alt-Bagbdftd*j '
8. Tab.-Uebers. 295 f.
* Das GerKth, welches die Christen im Orient zur Kirche ruft, wie bei
uns die Glocke.
' Die Sutcvnpta ebenso bei Theojihaues (Bonn) 499 aus dem Bericht de*
Heraklios. — Auch hier wird die Schmach der feigen Flucht betont.
* Ueber die Bezeichnung des S&s&nidenk'Juigs als ,Gott' s. Tab.-Uobers, 4öi,
Anm. 4; vgl. noch Aphraates 339. Dass grade der Sirin dieser heid-
nische Ausdruck in den Mund gelegt wird, geschiebt wohl mit Rticksicht
darauf, dass sie ihre Uand von den Nestorianem abgezogen hatte.
' Dieser Schwur ist natllrlich eben so wenig historisch wie das Priectertham
dos Kaisers. Hätte Cbosrau das Christenthuui systematisch unterdrücken
wollen, so hitte er ja Gelegenheit genug gehabt, Kirchen zu zerstören.
* Hier sind wohl zwei verschiedene Motive vermengt. Der Ton der
Klapper erschreckt ihn als christliches Zeichen, als Hinweis auf den
Sieg des Priesterkaisers. Dass er flieht, weil er die KOmer in unmittel-
barer NShe wähnt, ist ein anderer Zug.
Die Ton Ouldi beraDif«gebone STrUcbe Cbronilc. 29
Alsdann empörten sich die meisten Truppen wider Chosrau,
und SamtÄ,' Sohn Jezdin's, und Nehormizd* erhoben sich,
machten Chosrau's Sohn Seroi zum König und sammelten bei
üira viele Truppen. Als Chosrau das hörte, erl'assten ihn
Krämpfe und kamen Todeswehen über ihn, er gab bei Nacht
sein Künigthum auf und floh mit zwei kleinen Knaben von
seinem Gesinde, die sich zu ihm hielten. Sic flohen und ver-
bargen sich in dem königlichen Garten. Da er nun aber sah,
dass die Truppen ihn eingeholt hatten, weinten er und die
Knaben einander ins Gesicht. Er legte die Hand auf einen
Zaun, um auf die andere Seite zu gelangen und zu entfliehen,
aber aus Furcht vermochte er nicht darüberzusetzen. Man er-
griff ihn also und brachte iim gefangen ins Raus eines Mannes
Namens Mihraspcnd." Mau gab ihm nur so viel Brot, um eben
sein Leben zu fristen.* Darauf forderten Samta und Nehormizd
vom Köuig bercii, dem Sohne Chosrau's, die Erkubniss, diesen
zu tödten, und nachdem er eingewilligt hatte, traten sie zu ihm 21
an den Ort ein, wo er gefangen sass. Samtä hob das Schwert
auf, ihn damit zu treffen; da ihm jedoch Chosrau entgegen
weinte und sprach: ,wa8 habe ich an dir gesündigt, dass du
mich tödten willst?' schlug er nicht zu. Aber Nehormizd gab
ihm mit dem Beil einen Schlag auf die eine und dann auf die
andre Schulter.* Sein Sohn Söröi trug Leid um ihn, und man
' üeber diesen Manu und die Stellung der Christen oder vielmehr der
Nestorianer zu diesen Ereigniraeu s Tab.-Uebers. 358, wo ich aber
leider die Stelle des Elia» von Niaibis (sii Barh. h. ecci. 2, 121) nicht be-
rflcksichtigt hatte, lieber diese ganzen Ereignisse eb. 366 ff Merk-
würdig, wie gleichmässig die von einander ganz unabhängigen Erzählungen
gewisse Einzelheiten haben; so den Garten, wo der König gefangen
wird, und den Namen Mimspend. Unser Bericht giebt aber noch neues
Detail.
• Aus NSKhormisd; s. Hoffmann n. 530. Das» Ntiäpür wirklich aus Nhp
Sahpuhr entstanden ist (Tab.-Uebors. .lO, Anm. 3), kann ich jetzt aus
der Scliroibung ^1lB,■l^l*3 in dem Pehlewt-Trartat über die HtädtegrUuduugen
beweisen, von ,dem mir West gütigst eine Abschrift und Transscription
geschenkt hat.
" Die Araber und Armenier, gewiss richtiger, Mdrtupmd (Tab.-Uebers. 362),
Der Name kommt auch unter den MnndSeni vor mtoTHO Qolasta 60, 20.
• So Theoph. 602: oprov jCEvi)(pov toütio 8i8ovtn xai USwp iXi(jjxY)(^d¥OUv.
' Zu orgSnzen: ,und t^dtote ihn so*. — Dieser Nehormizd ist derselbe, der
in der persisch-arabischen Ueherlieferung Mihrhormlzd beisst. Die Oe-
so
n.
X»U«k«.
begnib ihn in der GrabstÄttc der Könige.* SamtÄ handelte so,
weil Chosran nacli dem Tode sebes Vaters Jezdin dessen Haas
MBgeranbt, Jezdin's Fran aher arg gefoltert hatte,* nnd
Nßhormizd, weil CÜiosraa seinen Vater getödtet hatte. Chosran,
Sohn des Hormizd, hatte 38 Jahre re^ert.
In den Tagen seines Sohnes beroi war Friede und Rahe
ftar alle Cliristen. Die Grossen des Königs machten aber mit
Samtft einen Anschlag und tödteten alle andern Söhne Chosraa's:
• darunter auch Merdänääh, den Sohn der Sinn.* Danach
ward $amtä beim Künig angeklagt, dass er nach der König
würde trachte. Er liess ihn deshalb holen nnd gefangen setzen^^
und da er entfloh, ging man ihm nach and fand ihn inti
arabischen ^ira. Da liess ihm der König die rechte Hand
abhaaen* und warf ihn ins Geftngniss.
In der Kirche aber wurde I&d'jabh von OdhAlä als Haapt
eingeeetxt,' der, obgleich er in seiner Jagend ein Weib ge-
schieht« i(t da roimntinrh MügMckaiOckt und poetiach abgerundet, alMr]
anter aniterem stimmt sa naarem Svrer, da» er den Tod seine« Tsteia|
rieht and der Sohn eines sehr Tomehmen Mannes ist ; hier steht er jsi
mit an der Spitze der Empörer. Auch der kleine Umstand, dass der Tod
durch das Beil erfolgt, findet sich an beiden Stellen. Wenn bei Thoma
Ton Margt (Ass. S, I, 91^) Samti selbst den KOnig tSdtet, so ist das eins]
Abkürzung der Erslhlnng.
* Vgl. Tab.-Üebere. 382.
* Damit sie die verborgenen Schitxe anzeige. Ganz entsprechend der Hab- ]
gier dieses Königs, aber auch schon ganz die Pnuds der 'Abblsidenl
Dass diese Fran ^mtA'a rechte Mutter war, ist kaum anzunehmen, denn
das wSre wohl gradezn gesagt. Aber durch diese Angabe wird sMn AuA
tietcM allerdings besser begrflndet als durch das. was Thomas aagiebt.]
* Bei Thomas todtet SamfA mit seinen Leuten die Brfider $er6i's sehoaj
Torber. — Dass der Sturz des eben noch bochmüchtigen Königs weit^
und breit tiefen Eindruck gemacht hat, sehen wir auch aus mehreren
arabischen Venen s. B. ,als den Kiaift seine SOhne (sie) mit Schwertern
zertheilten wie man Fleisch sertheilt' (Si\^^ s. t. Ja*^). Vgl. Agh. 4,
176, 4 T. o. 188, S3; Tab. 3. 907, 4 (nnd Öfter eitiert); Agh. 3, 29, 7
(Knahix 1, 878 ist eine Filschnng).
* Die er gegen seinen KOnig erhoben hatte. Der, welcher diesen getOdtekJ
hatte, wird wirklich hingerichtet worden sein, wie die persisch-arabische'
UeberUefemng angiebt.
* Frühling oder Sommer 6S8. Vgl. Elias Nis. (an Barh. b. eod. 3, 113).
UnricbSg hat Barh. 1. c. seine Einsetzung 6S5/6. Ueber diesen Katholikoe
s. Ass. 9, 1, lOA ff. Odh&li lag nicht sehr weit Ton MosuL
Die Toa Onidi li«rftiMg«g«b«oe sjrücbe Chraoilt.
31
nommen hatte, durch sie sieh nicht hatte abhalten lassen,'
sondern als Bischof der Stadt Balad* eingesetzt worden war;
zuletzt ward er also zum Amt des KathoHkos erhöht. Er war
mit allen Vorzügen geschmückt.
Als Seroi aber beim Eintritt des Sommers nach Sitt6 der
Könige gen Medien aufbrach,* überkam ihn Leibweh, und or
starb unterwegs nach einer Regierung von acht Monaten.
Darauf machte man an seiner Statt den ArdaSir zum
König, den Sohn Seroi's und der Römerinn Anzoi (?), obgleich 26
er noch ein kleiner Knabe war. Doch als einer von den
persischen Feldherrn, der sich dem Caesar Heraküos ange-
schlossen hatte, mit Namen Feruhän*, hörte, dass der Kimbo
Ardaäir König geworden sei, setzte er römische und persische
Truppen in Bereitschaft, kam nach Mäliozo, besiegte das
persische Heer, drang ein und tödtete den Ardaiir. Den bamtÄ
aber, Jezdin's Sohn, holte er aus dem Geftlngniss und kreuzigte
ihn an der Pforte der Kjrche von Both Narqos,'' weil er eines
Tages die Tochter dieses Feldherrn geschmäht hatte.* Dann
entliess er die Römer, die mit ihm gekommen waren, und sie
gingen zu Heraklios.^ Mit ihnen sandte er diesem das Holz
' Zu gewissen Zeiten waren mehrere nestoriauiscbe Bischöfe verbeirstliet
' Bekannter Ort am Tigris einige Meilen oberhalb Mosiil, jetzt Eski Mau$il
(,Alt Mosul'). — Nach 'Amr war er dort zwei Jahre hing Bischof (Ass. 2, 4 1 6).
' Ueber diese Sitte s. Tab.-Uebers. 353, Anm. 1 (Abu Dulaf sagt: ,ich bin
ein Mann, der es wie die Chosroen macht; den Sommer bringe ich in
Oibäl [Medien], den Winter in 'Ir&q zu' Ibn Boste 154). — äeröe starb
in Daetagerd, eben auf der grossen Strasse nach Medien. Von seiner
Krankheit sprechen anch die arabischen Berichte.
* Ein anderer Name 116.1 Sahrbar&z =: Feruchdn (A nnd ch wechseln im
Persischen stark in der Nähe eine» u). 8. Tab.-üebers. 292, Anm. 2.
Vermuthlich ist vt^r^ für vO'lf^ zu lesen.
* So beisst ein Ort in Margft (Ass. 3, 2, 178'', 10 T. n.), einer nestorianischen
DiOcese nördlich vom obem Z4b. In derselben DiOcese liegt ein Ort
Jezdiu&b&dh (Ass, 3, 1, 6UI'); die Familie Jezdin's war wohl in der
Gegend begütert.
* Nahe liegt allerdings der Gedanke, Sahrbar&z habe den RIcher Cbosrau's
gespielt Tab.-Uebers. 3S7, Anm. 1. Dagegen würde aber sprechen, dass
seine beiden äohnu mit an der Spitze der EmpOruug gegen diesen standen
Theophanes 601.
' Wenn er wirklich rOmische Truppen bei sich gehabt hat, so waren sie
gewiss wenig zahlreich. Aber sicher ist, dass lierakliua seine Bebelliou
begünstigt hat
BS
IX. Abliuidliiqg : K61d«k*.
des Kreuzes Christi, das sie von Jerusalem gebracht hatten and
das im persischen Schatzhause niedergelegt war; dazu viele
Geschenke ohne Zahl.' ArdaSir hatte aber ein Jahr und sechs
Monate regiert.* Dieser Feldherr Fcruhän, der den Ardasir getödtet
hatte, regierte 40 Tage. Als er eines Tages Mähoze vcrliess,
Btiess ihn einer seiner Helden' von hinten mit einer Lanze
todt, und er wurde von allem Volk zertreten.
Die Perser machten darauf Börän,* das Woib Seröi's*
zum König. Als diese zur Herrschaft gelangt war, schickte sie
weislich zu Heraklios den Katholikos Mar ISöjabh, um ftir sie
mit ihm Frieden zu schliessen; ilm begleiteten Kyriakos von
Nisibis, Gabriel von Karchä in Garamaea^ und Märüthä von
26 Gusträ.' Der Kaiser Heraklios empfing sie mit grosser Freude
' Also wie SebcoR nnd Nicephonu Cstpl. 115 weist ancb diese «Ite Quella
die Biickgabe des Erennes erst dem SxhrbitHla! eu. Ardaiir lieferte es an«
nach 'Amr, der gewiss auch auf eine alte Quelle curückgtibt (Ass. 3, I, 96).
Und ich glaube, man muss daran festhalten, dass dies scbou 639 gesobab;
s. Tab.-Uebers. 392. Die verscbiedoneu Unt«rbandlungen und Oesandi-
schaften der rasch wechselnden Fürsten konnten schon von den Zeit-
grenosson leicht verwechselt werden.
* Da sein Tudestag der 27. April 630 (Tab.-Uebers. 388), Chosran's der
29. Februar 628 ist (eb. 382), so füllen die von Tabari und unserm
Syrer gegebenen Zahlen die Zwischenzeit genau aus: acht Monate fOr
Sdröi, ein Jahr sechs Monate filr Ardaikir ^= xwei Jahren xwei Monaten.
Diese Zahlen sind also znverlässig.
* Dies alles stimmt gut zu Tab.-Uebers. 389 f., wo auch dieselbe Dauer
der Regierung: 40 Tage. Zu beachten, dass sXmmtlicbe Angaben aber
die Begierungszeiteu in unsrer Chronik richtig sind. — Die Neme
hat sich an allen grossen Frevlern der letzten Periode des SAaftnid
reiches furchtbar gezeigt: Chusrau selbst (der am Tode seiuoa Vaters
mitschnidig war), Uabräm, Bindöi, Bistftm, Ser6i, Samtä, Nibormiid,
ßahrbarftz. Aber wie viele Unschuldig« sind da mitgefallen!
* Für v'^r^ lies ^l'aö.
' Dass sie Seröi's Schwester war, steht fest. Aber vielleicht war sie ra-
gleich seine Frau gewesen. Doch liegt die Annahme nKher, dass ein
Abschreiber einmal aus Versehen oiZiJ) fiir oiin« ,soine Schwester* ge-
setzt habe und danach auch die andere Stelle corrigiert sei.
<■ S. oben S. 16, Anui. l.
'' Der Ort mnss im nordlstlicheu Mesopotamien gelegen haben. Hai, Nova
Coli. 10, 199 wird der Bischof von GustT& nach denen von Nisibis nnd
Maiferqet und vor denen von Amid und Aghel genannt (als Theilnehmer
am Concil von Nicaea).
Die TOD Onidi bennft^efebciifl «jriMb« Chronik.
33
und that ihnen nllcs, was sie wünschten.' Borän, die Frau
Scroi's, die Köni^nn der Perser geworden war, kam zuletzt
durch Erdrosselung um.*
Da machte man in der Stadt Istaclir' den Jezdegerd
aus königlichem Samen zum König, mit dem das Perserreich
aufgehört hat. Der brach auf und kam nach Mäl^ozd und
ernannte sich einen Heerführer Namens Rustam.* Darauf
führte Gott gegen sie die Kinder Ismael'a herauf, zahlreich
wie der Sand am Meeresstrande, deren Führer Muhanimed
war, Tor denen nicht Mauer noch Thor bcstehn blieben, nicht
Waffen noch Schilde, und sie wurden Herren des ganzen
Landes der Perser. Jezdegerd schickte ihnen zwar zahllose
Truppen entgegen, allein die Araber vernichteten alle und
tödteten auch den Rustam. Da schloss sich Jezdegerd in die
Mauer von Mäl^ozS ein, flüchtete sich' aber zuletzt und begab
sich in die Länder der Hüzier und der Merwer; dort endete
er sein Leben." Und die Araber wurden Herren von Mähtizö
und allen Ländern. Aber sie zogen auch ins römische Gebiet
und plünderten und verwüsteten alle Theile Syriens. Der
' Die beiden Ersten werden aucli Ash. 3, 1, 91*. 472'' ziisainmeD genaniiL
FOr diese Mission bat Thomas von Margft (Ass. 3, 1, 106') neben dem
KatboUkos, K^Tiakos und Gabriel noch den Panlns von Ildbaijabh. Er
ISsst die OesandUchaft aber fSIschlich schon unter äer6i ab^hn. Vgl.
Tab.-Uebers. 391 f.; Ass. 3, 1, 105.
* Das habe ich sonst nirgends gefunden. — Leider fibergeht der Syrer
verschiedene kurze und partielle Regierungen, die auf die Börin'a folgten.
* So auch Tab.-Uebers. 397.
* Auch hier schon wird also nicht etwa Rtutahm oder Ritattahm ge-
achrieben (s. ZDMO. 46, 141). Auch ein MOnrh in der Mitte des 7. Jahr-
honderts heisst >0^oi Ass. 3, 1, 4M.
» Lies -^^=^4 (26, 12).
* Nach den arabischen Nachrichten 6oh er nicht ins Land der B&xier
(Chftziat&n, Susiana), sondern ranSchst nach Holwio und dann nach
Medien, s. Bel&dbori 316;. Tab. 1, 2439. — Daa traurige Leben des
Königs, das endlich bei Merw endete, wird hier ganx kurz zusammeu-
gMogen. — Für M^r* (' 13) »rt vielleicht VlOfio (Jsjj}-^) «" ▼«'-
bessern, daa gebräuchliche Gentilicium von Menc Allerdings konnte
ZDMO. 43, 407, 2 jene Form sor Noth ,die ans Merw' bedeuten, aber
wahncheinlicb ist da, wie Uoffmann meint, VJo]1o za lesen; sicher so
Aaa. 3, 1, 127". 139*. 136*, wie ZDMG. 43, 402, 1. 404, 10 nach 396, 16
^epo flir ^o^ (über J/osfln s. unten 8. 47 Anm. 4).
Sitnapktr. i. pbil.-bist. O. CIIVIII. Bd. ». Akh, 3
u
IX. Ahhandlnof: N»ldik«.
römische Kaiser Heraklios sandte Truppen gegen sie, doch
die Araber tUdteten von ihnen mehr als 100,000 Mann.' Als
aber der Katholikos läo'jalih sah, dass Mähozc von den Arabern
verwüstet und seine Thore nach 'Aqölä* gebracht worden waren,
indessen die, so dort blieben, vor Hunger dahinschwanden,
Hess er sich in Garamaea im Orte Karchä nieder.
Naclidem Kyriakos von Nisibis entschlafen war, verklagten
die Nisibener aus Hass gegen ihn seine Schtiler beim Emir*
der Stadt. Dieser Hess sie einsperren, und niiin plünderte
auch die Celle* des Kyriakos und zugleich den 8chatz im
Metropolitangebftude von Nisibis. Da fand man in seiner Celle
viele Kleider'' und Leibröcke, seidene Vorhänge und goldene
Lämpchen,'' Sachen, welche Cliristi Schülern nicht anstehn.'
Darauf hess der Katholikos 5Iar lÄo'jabh den Schriftauslegcr
von öira Bar^aumä kommen und machte ihn zum Metropoliten
im Kloster des heil. Sergios ausserhalb der Stadt (Nisibis),
auf dass sie sich mit ihm verständigten und ihn aufnähmen,
aber sie gingen nicht darauf ein.
Mär liö'jabh führte aber das Patriarchat 18 Jahr lang.*
Seine Leiche ward im Martyrium der Kirche von Karchä in
Qaramaea begraben. Zum Patriarchen in der Kirche ward
> S. unten S. 46.
• = Kttf«, s. nnten S. 43.
' Wolil die älteste Stolle, wo oos diu «rabische -^\ im SjrriMiIiMi b«|giaga«t
* So wird in den mor^nlkndisclien Kirchen du Wohnhaos der hohen
Geistlichen );^nxnnt.
' Oder .GerSthe'.
• Nach Hoffraaiin's Vorschlag lese ich (27, 3) "•^? Pöo. KUr ^^a ,Sättel',
diu nicht wohl Kulässig ist, setze ich V^r^. ohne meiner Sache recht
sicher zn sein. Bodonklirh ist dos Mnsc. IV*»^, da )l'««'nn doch wnhl,
wie sein Sing., fem. sein wird; man knnnte das m&nnlicbe Attribut aller-
dings durch die Beziehung auf W^ erkUron. Fflr iaa folgende ^? «'«n
wHre wohl >^«S(n die nächstliegende Vft-bessening. Jedenfalls kommen
hier nielirero Entstellungen zusammen.
^ Ueber diesen Kyriakus s. .ausser den 8. 33, Anm. 1 genannten Stellen
noch As» 3, I, 91«. 141*. 142«. 213.
* Nach Elias von Nisibis (Baetfageu 19) starb er S3. d. II. (beginnt 19. Nov.
643), nach 'Amr (Ass. .H, 1, loS"} 968 Sei. = G46/7. Letstere Angabe
stimmt zn unserer Chronik. Mftrt ('Amr) giebt ihm 19 Kegiernngsjahre
(Ass. 2. llß).
Di« Ton Oiildi Kennug^obMie ■jrrltoht CliroDik.
35
Mär Emmch eingesetzt. Dieser war aus dem Gebiet von
Arzon aus dem Dorfe Qozimar (?)• und war zum Metropoliten
von B6th Läpat eingesetzt. Er hatte die Mönchstracht im
Kloster des Map Abraham vom Izalä angelegt und wurde als
Mönch wie als Metropolit sehr gepriesen. Seit er nun auf
den Leuchter des Katholikosarats gesetzt worden war, ehrten
ihn alle ismaelitischen Machthaber.
Man erzählt folgendes: zwischen Mä.tfize und ^ira hegt
ein von lauter Juden bewohntes Dorf Namens Mäthä Mhasjä.*
Als nun eines Tages ein Student da durchkam, packte ihn
einer von den Söhnen der Kreuziger, nahm ihn in sein Haus
und hielt ihn eine ziemliche Zeit gefangen, indem er ihn die
Mühle drehen Hess. Da ward nun auf Befehl des Königs ein 28
Christ in irgend einer Angelegenheit in das Dorf geschickt
und kehrte durch Gottes Veranstaltung grade in jenem Hause
ein. Als der Student ihn erblickte, jammerte er (und erzählte
ihm die Sache). Da packte der Christ den Hausherrn, und
dieser bekannte ihm die ganze Wahrheit mit den Worten:
,wenn du mir diese Missethat vergibst, weise ich dir einen
herrlichen Schatz nach'. Und er zeigte ihm eine Stelle in
seinem Hause, wo die Leichname Hananja's und seiner jugend-
lichen Genossen lagen.* Gott hatte die Sache mit dem Studenten
veranlasst, damit der Schatz der Leichname der Seligen auf-
gefunden werde. Wie man erzfthlt, musste Mär Emmßh, als
er einst von Mäj^oze nach ^ira ging, grade in jenem Dorfe
* Hoffmann denkt an jU^OA oder dgl. ■= iVi«Sn Job. Eph. 415 TÖ XXu>-
(uipuiv Menander Prot, fragin. 67; ri XXotiipoiv Theophyl. 2, 7 und 8 (im
Gebiet von Arzon). 8. Oelzer'a Georg. Cypr. S. 167 f. Diese Identification
bleibt natilrlieb unüicbor.
* Für diesen im babyl. Talmud öfter erwähnten Ort verweist Gnidi auf
Neubauer, Göogr. du Talm. 344; Berliner, Beitrage lur Geogr. Babyl. 46;
de Goeje ZDMG. 39, 12. Ob Malyyd oder iHyatjä zu sprechen sei, iJUst
■ich nicht bestimmen. Der Ausfall des ^ im syrischen Text kann auf
i einem Versehen beruhen, kann aber auch eine locale Aussprache wieder-
g«ben.
* Dan diese Gebeine in dortiger Gegend gefunden wurden, ist gans be-
greiflich. Babel war in der Nähe und ebenso die Gegend, wo die Legende
Ton Nimrod spielt, dessen Feuer dem Abraham eben so wenig hatte anthuu
können wie das Nebacadnezar's den Gefihrten Daniel's (Dan. 8).
I
dft
n. Alhudliing: NMdek*.
übernachten. Aus Furcht vor ihm nahmen sie ihn mit grossen
Ehren auf.'
Mär Emmch baute die abgebrannte Kirche des Klosters
des heil. Sergius von Mabhrachthä* wieder auf tind schmückte
sie mit aller Herrlichkeit. Denn dieser Regent war in seiner
erhabnen Herrlichkeit sehr ausgezeichnet. Zum Hirten von
Beth Läpät salbte er aber den Sergios, Bischof von Nhar
Gür, einen tugendhaften und gerechten Mann, und sandte ihn
dahin. Auch begab sich Mär Emmdh hinauf nach Nisibis, um
die Bewohner zur Verständigung mit ihrem Metropoliten zu be-
wegen, aber sie unterwarfen sich nicht. Da Hess er den Isaac,
Bischof von Arzon, kommen und machte ihn zu ihrem Oberhaupt;
das war ein sittsamer und tugendhafter Mann. So lange er lebte,
ass er kein Brot von der Kirche von Nisibis und machte sich
nichts mit deren Besitzungen zu schaffen, sondern liess das für
ihn und seine Schüler Nothwendige aus seinem Lande kommen.'
In eben der Zeit trat ein Jude aus Beth Aramäje auf,
29 aus einem Dorfe Namens PaUilghtä, wo sich das Wasser des
Euphrat zur Bewässerung der Ländereien zertheilt,^ und sprach,
der Messias sei gekommen. Er sammelte Weber, Teppich-
wirker* und Wäscher um sich, etwa 400 Mann; die verbrannten
drei Kirchen und brachten den Oberbeamten des Landes um.
Da rückte aber ein Heer von 'Aqolä gegen sie aus, tödtetc
sie nebst ihren Weibern und Kindern und kreuzigte ihr Ober-
haupt in seinem Dorfe.
Ferner wurden im Lande Behkawädh" in einem Dorfe
Namens Satrü (?) einige Manichäer gefangen genommen. Wie
' Die Auffindung der Gebeine selbst ist, wie die Erwähnung de» (persischen)
Königs Keigt, früher geschehen. Die Geschichte wird nur enjihlt, weil
der Patriarch einmal an dieser Stelle Obemachtet bat
» 8. oben 8. 22 Anm. 1.
* Er erkannte also seine eigne Metropolitenstellung nicht als legitim an.
Er wird erwähnt Ass. 2, 420.
* Qnfat FeUdgf am Enphrat, nngeflihr in gleicher Breite mit BaghdAd,
liegt allerdings ziemlich am Anfang dos Canalsystems. Der Relatirsats
(mit mMpalg'xn) giebt die Etymologie des Namens.
' Uoffmann Terbessert )^r^ in V^?r\ (89, 3). 3<u'hiere' konnte es tinter
einer jüdischen BevOlkening nicht in grosseren Mengen geben.
' Ein in drei Abtiieilungen zerfallender Bezirk am Euphrat, woiu Babel,
KOfa und Hira gehörten.
Die TOD Ooidi bsraosgegebaDa ijrrUche ChroDili.
man nämlich sa^, sperrten diese einen Mann zu Anfang des
Jahres in einem Hause unter der Erde ein, gaben ihm das
ganze Jahr hindurch alles zu essen, wonach seine Seele ver-
langte, tödteten ihn dann als Opfer für tlie Dämonen und
trieben das ganze Jahr mit seinem Kopf Zauber und Walir-
sagerei. So schlachteten sie alljillirlieh einen.* Ferner brachten
sie eine Jungfrau, die noch kein Mann erkannt hatte, und
schliefen alle bei ihr; das von ihr geborne Kind kochten sie
auf der Stelle, bis sein Fleisch und seine Knochen wie Oel
waren, zerstiessen es dann in einem Mörser, bereiteten es mit
Weizenmehl zu, machten kleine Kuchen* daraus und gaben
jedem, der sich ihnen anschloss, einen dieser Kuchen' zu
essen; dann verleugnete er Mam nie wieder.* Durch göttliche
' Von den Hoiden in Harrftii berichtet ein Cbrist (Fihriiit 831), dasB sie
einen Menseben von einer gewissen (.mercurialen*) Bescbaffenbeit ge-
fkogon nähmen und lange in Oel und Borax setiten, bis seine Glieder
lose würden, so daiis sich der Kopf leicht abziehen lasse, und dass sie
mit diesem Kopf dann Zauberei trieben, da er nach ilirer Meinung vom
Planeten Mercur beseelt werde.
» Lies l'V^ (29, 17).
» Lies Ui-i (29, 18).
* So ersählt Epiphanius, haer. 26 (87 *■) von gewissen Gnostikem, sie trieben
einem von ihnen ges<'hwSngerten Weibe den Embryo aus, stiessen ihn
in einem MOrser, mischten diu Masse mit Ilonig, Pfeffer und anderen
GewOrzen, um die Ekelhaftigkeit zu vordocken, und verzehrten sie dann.
Das nennten sie ,das vollkommene Passah'. Ferner hat das mandüische
Sidrft RabbH 1, 226 von den Christen: ,Eiu Judenkind tddten sie,
nehmen von seinem Blut, backen es in Brot und geben es zu essen, und
Menstruation von einem Hurenmädchen mischen sie mit Wein und geben's
ihnen im Kelch [t] zu trinken'. Und (S. 327) .Sieben Selige (UÄ&4)
kommen zusammen, schlafen bei einer Frau und werfen Samen in sie
hinein. Sie empfängt von ihnen, nnd dann schlagen sie sie nach sieben
Monaten, bringen ihn [den Embryo durch die Schläge] heraus, nehmen
ihn mit einer Nachgeburt mit Blut, Excrementen und Menstruation nnd
bereiten aus seinem Mark SegensOl. Dies Mysterinm kochen sie in
Wasser. Und von seinen Knochen bereiten sie heilige .... (?), Das
braten sie in feinem Weizenmehl und reinem Honig (?) und werfen
Zauberei und Wollust hinein. Das wird das Heiligthnm der ,Koble' ge-
nannt, das in den Herzen und Sinnen brennt' (.Kohle' nennen die Syrer
das Brut der Eucharistie!). — Aehnlichos S. 228 von den Manichäeru.
Und so erzählt ein Christ von den Harrinischeu Heiden (Fihrist 323),
doas sie einen nengebomen Knaben dem Götzen schlacbteteu, ihn kochten.
98
IX. Abbrnodlong: IftUoko.
Eiuwirkung wurden aber alle gefasst, Dämlich da sie eiaen
Studenten' ergreifen wollten, dieser ihnen jedoch entkAm. Sie
wurden nebst den Huren, die sie gefangen hielten und mit
denen sie Unfug trieben, gekreuzigt.* Es waren angefkhr
70 Leute.
30 Als Mär Emnieh das höchste Amt 3*/, Jahre lang ve>^
sehen hatte,' starb er, und seine Leiche ward im Kloster des
h. Sergios von Mabhrachthä beigesetzt.
In jener Zeit ragten aber als Metropoliten und Bischöfe
hervor Mär Sabhrtfio' von Karchä,* der sein ganzes Leben
nur Kräuter aas, Isaac von Nisibis,* SabhrtSo' von yira, Jazd-
panäh von Kaäkar,® Aristos von Nhar Gül, Moses von Ninive,'
Johannes von den Zäb, Sabhriäo' von Trihän* und Sergios
von Beth Läpät."
bis er ganz weich wurde, dann mit feinem Weizenmehl, Safran, Narde, O«-
wUrznelken und Oel kneteten, kleine, feigengrosae Knehen daraus backt
und da« als Opferspeise verzehrten. — Ueberall derselbe grause Unaii
dieselbe Roheit der Gesinnung, die dem Audersgliubigcn jode 8ch(
livhkeit zutraut. Dass grade M&ui's Lehre dem Genuss lebender W<
widerstrebte, kam natürlich so wenig in Betracht wie trotz dos Abschi
der Juden vor dem Blutgenuss das schändliche Mhrchen vom jili
Blutritns zum Schweigen kommen kann, das in daitselbe Capitel gehOrt
wie jene Dinge.
' Juden (s. oben S. 36) und ManichSer sollen also den jungen christlichen
Theologen besonders nacbguHtällt haben!
* Diese Kreuzigung ist leider gewiss so historisch wie das Abschlachten
und Verbrennen zahlreicher Juden wegen des ihnen angedichteten Blut-
gcbrauches.
* Barh. hist. eocl. 2, 127 giebt ihm drei Jahre. So Mtrl (Ass. i, 420),
nach dem er 968 = 646/7 wiUirend 'OthmJin's Regierung starb.
* S. Ass. 3, 1, 124* unten. Dies und fast alle Citate in den nScbstfolgenden
Anmerkungen schon bei Guidi.
' As». 8, 420.
* Eb. und 3, 1, 188. Er war nach 'AbhdSsö' ans Qatar.
' Ass. 2, 420. Der verschollue Name Ninive ward zur Bezeichnung der
DiOceae beibehalten.
* Ueber die Landschaft, respective die DiOcese TSrIitin oder Trthin (die
Gegend von SAmarri und Tagrit an der Ostseite des mittleren Tigris)
s. Hoffmann 188 ff.
' Ass. 8, 420. Die hier genannten Bischöfe von KarchA, Niaibi*, Kaikar,
Ninive, TrShan nnd Beth LApi{ Oberlebten nach dieser Stelle noch den
Katbolikos, der um 660 gestorben ist.
Pio ruD Guidi heinofgvfeWn« syritcha Obronik.
39
Aber Elias, Metropolit von Merw,* bekehrte viel Volks
von den Türken und anderen Nationen. Merw ist nämlich
ein Fluss; nach ihm ist die Stadt und das Land benannt.
Man sagt, dass deren Innres 12 Parasangen gross ist und
dasB innerhalb der äussern Mauer viele Städte und Burgen,
auch Weizen- und Gerstenfclder, Gärten und Parks Hegen.*
Es ist aber von Alexander, Philipp's Sohn, erbaut und von ihm
Alexandria genannt worden. Nachdem er viele Völker im
Osten besiegt und unterworfen hatte, brach er auf, um nach
seiner Heimath zu ziehn, wurde aber von seinen Knechten
am Euphratstrom an einem Orte im Lande Babel, der BS
Niqjä (?) heisst, durch Gil't umgebracht. Er hatte 12 Jahr
und 6 Monate regiert.^ — Von diesem Elias, Metropoliten von
Merw, erzählt man folgendes: während er einst in den Gegenden 31
an den äussern Gränzen umherging, begegnete ihm innerhalb
' Ata. 8, 480 nnd 3, 1, 148. An der letzteren Stelle werden «eine Werke
aufg«zSlilt
' Der Flu88 bedingt allerdings die Fruchtbarkeit und Bewohnbarkeit der
Merw-Oaae, aber den Namen (Maryhu) hat doch wolil nicht zunächst
der Floas getragen. Die nach deui Wortlaut nahe liegende Annahme,
hier »ei daa sOdiiche ,F1u.<i8-Merw' (Marwi rüdh arab. Murw ai-rüdh) ge-
meint, ist nicht haltt)ar; alles folgende weist auf das bei weitem be-
rühmtere und gröüsere .königliche Merw' (Marwi iähagän; arab. Manc
aiiähagänj. — Vielleicht ist übrigen» diese Beschreibung im Wesentlichau
richtig. Die ganze Oase war wohl mit einem Befestigungswall gegen
die räuberischen Wüstenbewohner umgeben. Die 12 Parasangen (un-
gefXbr 9 d. Meilen) konnte man als Läiigenansdebnung rechnen, so dass
die ganze Fläche bis zum Quadrat ilavon eingenommen hätte ; doch ge-
nügt es wohl, sie als Umfang zu nehmen. Natürlich haben wir hier nur
eine ungefähre Schätzung.
' Merw wird in den griechischen Texten des Alezanderromans nicht unter
den Gründungen des KOnigs genannt, wohl aber im syriscbeu und in
andern urieutalischen (s. meine Abhandlung ,Boitr8ge zur Geschichte
des Alexanderromans* 84 n. a. w.). Ancb die hier gegebene Zahl 13 Jahr
6 Monate stimmt nicht zu den griechischen Texton, wohl aber ziemlich
zum syrischen, der 13 Jahr 7 Monate nennt Ich mOchte also doch an-
neliiuoii, dass der Chronist den syrischen Text gekannt hat. Die besondere
Btwtiuimung de^ Todesorts, für den alle Andern schlechthin Babylon
nennen, beruht vielleicht auf einer LocalUberliefernng. Ich halte für
walirscheinlich, dass V»äa1^ ein Fehler fllr 1*"«'! i^-Ä „der ]int\tri =
L^SJU (iSchaaf hausen') ist; daa ist ein Ort nahe bei Htra, also auf dum
Qebiet von Babel (s. u. a. Jaq. s. t.}.
n. Abbaudlang : N61d«k«.
dieser (Ctegenden)' ein Fürst, der mit einem andern Künig
Krieg ftihren ging. Als Elias ihn nun mit vielen Worten bat,
vom Kriege abzustehn, erwiderte er ihm: ,wenn du mir ein
Zeichen zu sehen giebst, wie es die Priester meiner Götter
machen, so glaube ich an deinen Gott.' Da riefen auf Befeld
des Fürsten die ihn begleitenden DUraonenpriester die Dämonen,
denen sie dienten, an: sofort trübte sich die Luft durch Gewölk
und Sturm, und Donner und Blitz folgten sich unaufhörlich."
Allein da ward Elias von götthcher Kraft bewegt; er machte
das Zeichen des himmlischen Kreuzes, verscheuchte dadurch
die von den abtrünnigen Dämonen bereitete Erscheinung, und
sie verschwand plötzlich ganz und gar. Da so der Fürst sah,
was der sehge Elias gethan hatte, fiel er in Verehrung vor
ihm nieder und nahm mit seinem ganzen Lager den Glauben
an. Der Metropolit führte sie zu einem Fluss hinab, taufte
alle, stellte Priester und Diakonen für sie an und kehrte heim.'
Seleukos hat aber 32 Jahre regiert* und Antiochia, Lao-
dikea, Seleukia, Apamea, Edessa d. i. Orliäi und Bcroea d. i.
' In der UeberBelxang; nelinio ich das ? vor *-^? (Sl, 1) als Wiederholung
des Ton r"! (30 iilL). Abor ich bin meiner Sache nicht sicher. Vielleicht
Bind einig« Worte ansg^efnlleu, etwa OjiOi )2lL>^ ]£il^ (, OsuUa a.^?)
(innerhalb derer die Stadt Merw liegt'. Dasa der BarbarenfUrst mit einem
Heere innerhalb der UmwaUnug de« Stadtgebietes gegen seinen Feind
ziehen durfte, konnte sich doch selbst ein syrischer MOnch kanm einbilden.
Sonst liegt allerdings die Ueborsetznng am nSchBtcn: ,iu den Uegouden
au den fiuKsern Oränxen, aber innerhalb dieser (OrSucen d. h. d<^s
ttnssern Walles)'.
* Dass die Zanberer der TQrken Unwetter (auch 8chneegeat0b«r) machen,
kommt auch in der penischen Ueberlicferung vor.
' Wir dürfen nicht bezweifeln, dass Merw, der bedeutendste Ort Cbor&sftns,
der Ausgangspunct für die liekobning vieler Ilocbasiaten geworden ist.
Urade der Zusammenbruch des S&sftnidenreiclui mag xu neuen Be-
rührungen wilder Stämme mit den Nestorianem geführt haben. Dai
Christeutbum, das noch im 13. Jahrhundert in gewissen Gegenden Hoch-
asiens geblüht hat, scheint da im Lauf des 14. Jahrhunderts unter-
gegangen zu sein. Man hKtte gern NBherea über den ,Exegeten der^
Türken', der einen .hortus deliciarum' geschrieben bat und dessen Na
AbhdiAö' schon nicht mehr wusste, da er ihn sonst genannt hätte (Am.
1, 188; Asseniani identificiert ihn falsch mit dem vor ihm Genannten).
* Die Zahl ist richtig, von seiner Rückkehr nach Babylon 313 bis xu
seinem Tode 280 gerechnet.
Die TOD Goidi lMruug«(»b«a« tjriccke Chronik.
u
Ijialeb erbaut.' Babel, das jetzt so heisst, hat Öemiramis er-
baut, aber das alte Babel ist da, wo der Tburm gebaut worden
ist.* Ninos, Sohn des Belos, bat Erecb d. i. Edessa, Acad d. i.
Nisibis, Cbalnc d. i. Ktesipbon, Calab d. i. Hatre Sanatn'ig's
erbaut;* ebenfalls ist er der Erbauer von Ninive und Rc-
hoboth.
In dieser Zeit, von der wir obeu gesproclien haben,* 32
drangen die Araber, indem sie alle Länder der Perser und
Römer* unterwarfen, auch ins Land der Hüzier ein und llber-
schwcmmten es." Sie nahmen alle festen Städte, nilmlicii Beth
)k.
* Ans irg'end einem Chronog;raphen. 8. Syncell 274 A (Honn 520) ; Bionys
Te!m. (Tuliberg) 61. Uieselbe Nachricht hat Jäijüt au» einem chri«t-
licheii Schriftsteller, 8. 1, ITl. 3-2H. 2, 876. Eine ähnliche Angabe über
fünf von Seloukos erbaute Städte (Antioehia, Seleukia in Syrien, Seleukia
iu Pigidion, Seleukia am Tigris und Karch& dbhetli Sloch) im ausführ-
lichen Text der Märtyrer von Karchft bei Bedjan, Martyr. 2, 610. In
den ersten Partien dieses Martyriums ist Uberhaujit allerlei, was auf
griechische Quellen iiirüekgeht, in wirrer Verbindung mit biblisclier und
einheimischer Ueherüeferung. Edessa ist auch nach Malalas '2, 142 (Ox.)
Ton SelenkoR erbaut worden.
* Wahrscheinlich dachte der Verfasser bei der ersten Angahe an das Oert-
chen. Ans den Namen IWiil immer behalten hat, der andere an Bornppa
(arab. Burt, beutzutagfe Bir» Nimrüd).
* Diese, durchweg falschen, Idenlificationen der Gen. 10, 10 f. genannten
StSdte sind hei den Syrern fast kauanisch geworden; s. Efr. 1, 68 U u. a. m.
Sie röhren vielleicht noch aus der parthischen Zeit her, sind jeden-
falls viel älter als die Angabe, dass Merw von Alexander gegründet sei.
Werthvull ist, worauf Guidi hinweist, die Hininfilguug von >,^ej^ 1w
zu der Stadt HatrS ("Atfxi in der mesopotamisrhen WUste); hier haben
wir den parthischen Namen SanaiHlk noch voüetämlig, und Tuch's und
Hoffmann's Annahme, dass ^«J>U«i, den die Araber als KMnig von
Hatr@ nennen, = o^JJjs dos BB sei, wird so gesichert (s. Hotfmann 186;
Tab.-Uebers. 60Ü). Auch die falschen Formen i^] fUr r^\, V'^:^ für P'^»b
sind bei den Syrern von jeher recipiert.
* 8. 33 f.
» Liea V'ioo«! flir V»io'l (32, 2).
* Trotx Efr. 2, 108 B ,^o<jiAi^ liMjs und Job. Eph. 402, 14 ]^'>\£> Oj^
,sie (die Babylonier, resp. Avareu) überschwemmten das (ihr) Land' bin
ich unsicher, ob 0"^ hier richtig ist, denn eben ein Wort wie ^'^
fehlt hier. Ich habe au Q^*^ gedacht.
4ä
IX. AbhmnlltiDK: N«14«1;».
Läpä(, Karcliä dLedhän' und die Borg SAfian,* ein, and bloss
die sehr festen Städte Süa und boätrß' blieben übrig, wahrend
von allen Persem keiner mehr den Arabern Widerstand leistete
als König Jezdegerd selbst und einer von seinen Heerflihrem
Namens Honnizdän, ein Meder,* der Truppen zusammenzog
und Sü8 und Soätrc besetzte. Diese Stadt Sostre nimmt einen
sehr grossen Raum ein und ist durch mächtige FlUsse und
Wasseradern, die sie von allen Seiten wie Stadtgräben um-
ringen, sehr fest. Einer von diesen Gräben heisst Ardachäiragan
nach Ardachäir, der ihn angelegt hat, ein andrer, der durch
die Stadt liindurchgeht, Samiräm nach einer Königinn (die so
hiess); ein andrer Där&jagän nach Darios. Der grösste von
allen ist ein mächtiger Qiessbach, der von den nördhchen Bergen
herkommt.* Wider den Meder Honnizdän zog da ein arabischer
• Der Ort Kardia dlJdhän {\r^, v?P, v.r*^)> oft '» syriacheu, beaonden
nMtoriiinischen Schriften genannt, hiess nach den Acten des Mtri 8S
nrsprttnglich Karchd dlitdh&n. Bei den Mnslimen KareM, das Ma^q-
dist 408 als eine kleine blähende Stadt nennt. Die Ruinen etwas «ber-
halb derer von Susa am Flusse Kerchä, der, wie de Ooeje an der Stelle
MaqdiHi's bemerkt, eben von der Stadt den Namen hat. VgL Tab.-UebetB. 68.
' ,Die Burg Sü.^an' ist der biblische Name von Susa (Keh. 1, 1 ; oft in
Esther; Dan. 8, 2). Dies ist aber auch die Stadt Daniel's, die gleich
darauf richtig mit dem spStem S6I {Sfu der Araber) gleirbgeaetzt, hier
aber dueh von jener Burg fiOian unterschieden wird. Ob die Verwirrung
vom Verfasser oder einem Abschreiber herrührt, mag ich nicht entscheiden.
» Soilra Plin. 12, § 78. Bei den Syrern 1?i-».aA,, ^ii-»,a^ (ZDMG. 43, 393),
j^.^a^ auch M^*Q^ (Slartin. L'Hexamiron de Jacque d'fedesse 98, 8);
Talm. nncnv (Kenbauer 382), arab. T'iutar, heutzutage Süiter. Oewiai
liegt auch dem SanrcUe Plin. 6, § 136 ein lU^TPATE d. i. XiSiTCfi te
tu Grunde.
' Der bekannte Mann, den die Araber alHormuxän nennen. & war aas
Mihrgänkadhak im südwestlichen Medien (Bel&dhort 38U).
' An» dem reichen Material und der Darlegung, die ich beide von Hoff-
mann erhalten habe, konnte ich hier eine kleine Abhandlung Ober die
Topographie von SdSter g^ben. Ich will aber nur bemerken, daas da
DAräjagän als Dant/an noch bei neueren Reisenden vorkommt, wie denn '
diese Schilderung im Wesentlichen noch jetKt zutrifft. ArdadiKragiK
geht auf Ardachiir, eine etwas ältere Form von Ardaür aarflck. Bei
diesem denkt man allerdings zuerst an den Gründer des S&s&nidenradis ;
doch kann es auch ein anderer Gross- oder KleinkOnig gewtjsen »ein.
wie der Däräjagän (wohl aus DärajäwnkAn) nicht notliwcndig nach eiueia
der Achaemeniden die.ies Namens genannt zu sein braucht. Samiräm
natürlich SemiramU. Der Hauptfluas ist der UngaU, heutzut«^
Die TOD Ouidi hemi(igeg«beo6 sjrbcfa« Chronik.
41
Feldherr mit dem Beinamen Abu Müsä, der dort, wo der Tigris
ins grosse Meer fliesat, Basra als Ansiedlung der Araber er-
baut hatte,' eine Stadt zwisclien dem Culturlande und der
Wllste, so wie Sa'd Sohn des [Abu] Waqqäs eine andre An-
siedlung für die Araber angelegt hatte, nämlich die Stadt 'Aqölä,
die wegen der Krümmung (kßfüiha) des Euphrats Käfa
genannt wurde.* Als nun aber Abu Müsa gegen Hormizdän
heraufzog, stellte dieser eine List an, um die Araber so lange
vom Kampf gegen ihn abzuhalten, bis er ein Heer zusammen-
gebracht hätte. Er Hess dem Abu Müsä also sagen, er möge
mit Menschenraub und Mord aufhören, er wolle ihm so viel
Tribut senden, wie sie ihm auflegten. So blieben sie zwei
Jahre lang. Dann brach aber Hormizdän im Vertrauen auf
die Mauern den Friedensvertrag, tödtete die Milnner, welche
die Gesandtschaften zwischen ihnen besorgt hatten,' von denen
einer Georg, Bischof von Ulai,* war, und sperrte den Abraham,
Bischof von Puräth, ein. Er schickte viele Truppen gegen die
Araber, aber diese vernichteten sie aUe, eilten herbei, belagerten
Süä, nahmen es in wenig Tagen ein und todteten sämmtliche ange-
sehenen Leute darin. Sie besetzten das Haus dort, so das des
hell. Daniel's hiess, bemächtigten sich des da eingeschiossnen
33
' Abfi M&K& alAi'ari bat zwar niclit die Anlage Ba^ra begonnen, aber die
erste Moschee aus Ziegeln und das Haus des Statthalters erbaut Belft-
dhori 347.
* Da das syrische AqUä wirklieb ,die krumme* (st. aba. f. oder it. emph.
m.?) heisst, so ist sehr wohl mSglicb, dass Kdfa wirklich zu us^ in
der Bedeutung ^gerundet, gekrUmmt' gehCrt (vgl. i_p<.V,vj^ u. a. m.};
dazn stimmt die bessere Etymologie der Araber (Ibn Faqth 162 u. a.
5,\jJC.M»^)\ j^VijSJUi Jaij. -t, 322). Der Name mnss dann aber bei den
Arabern schon älter gewesen sein als die GrUndiiog der grossen Stadt,
denn damals war das Wort gewiss schon nicht mehr allgemein verständ-
lich, und hätte man die Stelle gans ne\i benannt, so hätte man ihr einen
deutlichen Namen gegeben. Gans so ist es mit Ba;ra.
' Ich lese ^.4^:010^. — Wir mOssten das Einzelne besser kennen, um zu
beurtheilon, ob dies Verfahren gegen die Leute, die er froher zu den
Arabern gesandt hatte, wirklich so abscheulich ist, wie es beim ersten
Anblick zu sein acheint. Dem Manne, der nachher den Arabern gute
Rathscbläge zur Eroberung seine« Vaterlandes gab, ist allerdings manches
zuzutrauen.
* Ich fasse dies mit Ouidi als den biblischen Namen des Flusses von Susa,
also ihn als Bischof dieser Stadt
IX. AbhindlDOg: Ntldek*.
Schatzes, der auf' Befelil der Könige seit der Zeit des Darios
und Cyrus bewahrt worden, und den silbernen Sarkophag, worin
die einbalsamierte Leiche lag, die von vielen für die Daniel's,
von andern fUr die des Darius erklärt wurde, zerbrachen und
nahmen sie. Dann belagerten sie boätre und mühten sich zwei
Jahr lang ab, es einzunehmen.* Da verabredete sich ein dort
angesiedelter Mann aus Qatar* mit einem, dessen Haus auf der
34 Mauer stand, und sie machten einen geheimen Anschlag, gingen
zu den Arabern hinaus und sagten ihnen: ,wenn ihr uns ein
Drittel der Beute aus der Stadt gebt, so bringen wir euch hinein.'
So schlössen sie einen Vertrag, führten dann Minengänge unter
der Mauer durch und braditen die Araber hinein. Diese
nahmen also Söätre, vergossen da Blut wie ^Vasser und tödtetcn
den Schriftausleger der Stadt und den Bischof von Horraizdar-
daöir' nebst den Studenten, Priestern und Diakonen; ihr Blut
vergossen sie im Heiligthum selbst. Den Uormizdän nalimen
sie lebend gefangen.
' Darauf, daxs die Eroberung CbÜKtst&n's, die dnrt-h die Besetcnng Süjter's
KiemlicU abgeschlossen wurde, geraume Zeit in Anspruch genommen hat,
deutet' wohl auch die Verschiedenheit der Angaben Über den Kampf um
diese Stadt, s. Ilin Athtr 2, 421, wo die Jahre 17, 19, 20 d. U. genannt
werden. Die Uclngerung selbst hat allerdings schwerlich swei Jahre
gedauert; Ibn Athir 3, 427 hat dafilr einige Monate. Belädbnrl ersähll
gleichfalls, das» erst Süs und danach ä&itor genommen sei; so eine Nacii-
richt bei Ibn Athtr 2, 431, wShrcud der Ilaujitbericht bei ihm das Um-
gekehrte hat.
* Anch nach BeUdhor! 380; Ibn Athir 2, 427 f. fiel äüSter durch einen
Verräther, der den Belagerern zeigte, dass sie sich an der Stelle, wo
der Flugs in die Stadt tritt, einschleichen konnten. Das ist wahrschein-
licher, als was der Syrer erz&hlt. — Dass Suiter sich erst friedlich unter-
worfen habe (= dem ersten Vertrage Honnizdftn's) und dann abgefallen
■et, auch BoUdhori 381 ult. — Wunderlich, dass sowohl der Verrätber
Alexandrift's (oben S. 25) wie der SfUter's aus Qa^ar gewesen sein soll!
Hat am Ende bloss die auch hier gebrauchte Redensart q(ar HM ,ge-
heime Anschlüge machen' dazu geführt?
* Die unterhalb d&iter am Q&rün liegende Stadt, die spftter meist naeb
dem Namen der Provinz Alitväx hiess und unter dieser Benennung noch
auf den Karten zu finden iBt. Vgl. Tali.-l'eber». 19. Sie kommt noch
manchmal in syrischen Werken vor. Die Ebene von ChüzistAu war da-
muls zum grusseii Thuil christlich.
Die TOD Onidi hannigegctxoe (xriwli« Chronik.
45
Darauf ging von den Arabern ein Mann Namens Chälid
aus, zog nach dem Westen und eroberte Lander und Städte bis
nach 'Arab.' Als der römische Kaiser Heraklios das hörte,
sandte er ein grosses Heer gegen sie, dessen Führer Sakellarios
hiess, aber die Araber schlugen sie, vemicliteten mehr als
100,000 Römer und tödteten ihre Führer.* Auch den Bischof von
ySra fäo dädh, der dort bei 'Abd JlaJlh war und die Gesandt- 35
Schäften zwischen Arabern und Römern besorgte, tödteten sie.*
So wurden die Araber Herren aller Länder von Syrien und
Palästina. Sie wollten auch nach Aegypten eindringen, konnten
CS jedoch (zuerst noch) nicht, da die Grenze durch den Patriarchen
von Alexandria mit einem Heer und grosser Macht behütet
wurde, er die Ein- und Ausgänge des Landes verschlossen und
liberall am Rand des Nils Mauern* erbaut hatte. Wegen deren
Höhe vermochten die Araber nur mit Mühe einzudringen und
Aegypten, die ThebaYs und Afriea^ einzunehmen. Von Kummer
über die Niederlage der Römer überwältigt, ging Kaiser
> 8. oben S. U, Anm. 4.
* Dasselbe, was oben 8. 34 stellt, nur ein bischen genaner. Gemeint ist
natürlich die Entscheidungsschlacht am Jarmük. Als das rOmiscbe Heer
heranrückte, mussten die Araber fast ganz Syrien räumen. — Vgl. u. a.
ZUMG. 29, 79.
' Chälid hatte mit den Leuten von HIra und besonders mit 'Abdalmasih
b. 'Amr, den Quidi mit Kecht in diesem 'Abd Ma^t? wiederfindet, unter-
handelt, ehe er uoch seineu berahmten Zug durch die Wüste (,nach dem
Westeu') antrat, um in Syrien da« Commaudo zu Übernehmen. — 'Abd
Maiih war aus dem hochangesehnen Geschlecht Buqaila; seine hervor-
ragende Stellung bestätigt auch nusre Erzählung. Die arabische Ueber-
liefentug macht einen Witscbold aus ihm, indem sie ihm Antworten in
den Mund legt, die sich icum Theil in der Vita Aesopi c. 4, S. 16 (Wester-
mann) wiederfinden, s. Belidhorl 243; Tab. 1, 2019. 2043; Agh. 16, 11 f.
Auch uoch andere Fabeleien hat man ihm augehängt, s. Tab.-Uebers. 254;
Mas'üdi 1, 217 ff.
* Indem Heffmann |^a,*> (35, 6) mit den PIiiralpunct«n versiebt, die aach
durch das ,an allen Orten' erfordert werden, bringt er die richtige Be-
zeichnung des Suffiies in t^oaiZaia^ m Wege. Die Praeposition >ä
ist da allerdings auffallend.
' Wir brauchen hierbei wohl nur au die Einrichtung der Östlichen Provinz
(Gründung von Qairuwin 670), nicht au die Unterwerfung des ganzen
Küstenlandes (Gründung von Tanger 707/8) zu denken.
46
rx. Abhudlang: Ntiaek».
Heraklios nach seiner Hauptstadt, ward krank und starb. Er
hat zusammen mit seinem Sohne 28 Jahre regiert.'
Der Sieg der Kinder Ismael's, welche diese beiden mächtigen
Reiche überwunden und unterworfen haben, ist von Gott ge-
kommen. Aber über Constantinopel hat ihnen Gott noch keine
Gewalt gegeben.* Also ist sein der Sieg!
Darüber, was die Kuppel Abraham's* eigentlich sei, haben
wir nur folgendes gefunden: weil der selige Abraham reich an
Vieh war und sich auch von dem Neide der Kanaaniter fem
halten wollte, beschloss er, sich in entlegenen und ausgedehnten
Wüstengegenden aufzuhalten, und da er in Zelten wohnte, so
erbaute er sich zur Verehrung Gottes und zur Darbringung der
Opfer jenen Ort, und von diesem früheren Bau hat auch der
heutige seine Benennung empfangen, da die Erinnerung an die
Stelle durch Ueberlieferung von Geschlecht zu Geschlecht be-
36 wahrt worden ist. Und für die Araber ist es nichts neues,
dort anzubeten, sondern diese Sitte herrscht schon längst seit
alten Tagen, indem sie dem Stammvater ihres Volks die ge-
bülirende Ehre darbringen.* Auch Hazor, das die Schrift die
Hauptstadt der Reiche nennt,* gehört den Arabern,* und Medina
ist so nach Midian dem vierten Sohn der Ketura,' geheissen;
es wird auch Jathrib genannt. (Zu Arabien gehören ferner)'
Ddmat gandal' und das Land der HagarÄer, reich an Wasser,
* Richtip. Hcmklios, der am 7. Oct. 610 den Throi» bestiegen hatte, er-
hob nm 23. Jan. 613 seinen Sohn Heraklios (Neos Konstantinus) zum
Mitrogenten, und das blieb er bis xu des Vaters Tode, un 11. Märi 641.
* S. die Einleitung oben 8. 3.
' Die Ka'ba.
* Der Verfasser nimmt die muslimiscbo Legende ohne Bedenken an. Darin
hat er allerdings Recht, dass die Ka'ba nicht etwa erst durch Mnhammed
mm Heiligthum geworden ist.
' Jos. 11, 10.
' Worauf sicli diese Behauptung grtlndct, ist mir vOllig rSthsclhaft.
eine Verwechslung von '°j[" mit ''""^^j** ^^°- '"' *^ "^^^ *°
\r^ (•■ oben S. 41) ist nicht wohl zu denken.
' Gen. 26, 1 f.
* Etwas derartiges ist ca ergftnzen.
* Die bekannte Oase DAmat algandal im nfirdlichen Arabien, heute ol-
Qif genannt. Zu Mnhammed's Zeit war der dortige Fürst ein Chriat
(Ibn HiSftm 903, 3).
An
Di« TOS Gnidi bani»(tKeb«o0 «jrifche Chroofli.
47
Dattelpalmen und festen Gebäuden.' In dieser Weise ist auch
das Land IJattä gut ausgestattet, das am Meer in der Nachbar-
schaft der Qatar-Inaeln liegt; es ist ebenfalls mit mannigfachem
Pflanzenwuchs reich versehen.* Ihm glciclit das Land Maznn,
auch am Meere liegend, das mehr als 100 Parasangen Raum
einnimmt,' und das Land JamAma, mitten in der Wüste,* und
das Land Täif* und die Stadt I.Iira, von dem König Mundhir
erbaut, so ,der Ileld' geheissen ward und der sechste in der
Reihe der ismaelitischen Könige war.^
' ffagar im Innern von Balirain. Es kommt im 6. nnd 7. Jahrbnmiert
Öfter aU Wohnsitz ne«torianiBclier Christen und als DiScose vor ZDMQ.
43, 404. 407; Ass. 3, 1, 136. Der DattolrRichthum dieser Oa»e igt bei den
Arabern bochberflhmt, vgl. x. B. Kämil 202. 441. Uebor die persischen
Bchlflsser dort s. Tab. -lieber». 260. — Vgl. Wttstenfeld, Bahrein und Jem&ma
(Abb. der k. Ges. d. Wiss. lu Oottingen Bd. 19) tj. 6 af. (178 6f.); Sprenger,
Das alte Arabien § 169.
* AlChttU, die KDste des jetzt LafftA genannten Landes, seit Pulybins oft
genmnnt, s. Sprenger, Das alte Arabien § 170; Wttstenfeld a. a. O. 9 (181).
Im 7. Jahrhundert nestorianiscbe DiOcese Ass. 3, 1, 136. US*". ZDMG.
43, 407. — Ueber Qatar s. oben 8. 26, Anm. 2. Mit dem Ausdruck Qa^räje
werden die Leute aus allen diesen Gegenden zusammongefasst (s. B. Ass.
3, 1, 183«, 11 ; die Briefüberachrift A.s8. 3, 1, 134''). Beachte, dass im CaUlog
des AbhdUö' mehrere Schriftsteller aus Qatar vorkommen. — Der officielle
Name von Chatt r*-*"?'l -^-»a ZDMG. 43, 407 ist gewiss identisch mit
dem Tab. 1, 820 in verschiedenen Entstellangen erscheinenden , aber
Form und Bedeutung vermag icli wenigstens doch nicht festzustellen. —
Hinter W-»? (1. 9) verbessert HofTmanu ? om wie 1. 12 und 13.
* — 'Omftn, s. Jaq. 4, 62t f. AU DiOcese ZDMG. 34, 396 und Qfler (vgl. oben
S. 33, Anm. 7). Die Christen von 'Om&n gingen schon früh zum lal&m Ober,
s. die dort citierten Stellen aus Ass. 3, I. — Der Verfasser hKtte hier u. a.
noch die zwischen Bahrain und 'Oman gelegene Insel MäimäMg nennen
können, die gleichfalls als DiOcese vorkommt ZDMG. 43, 395. 404; Ass.
3, I, 136*; (>.^»<ii'fl>V; talm. moro Rosch hasch. 23»; arabisch ^wil^;-
Jaq. 3, 132). ^"
* Ein oft genanntes grosses Gebiet im lonem Arabiens. Auch da gab es
Christen; Haudha, der dort wohnende hochangesehne HSnptling der
BanA Hanita, feierte Ostern; vgl. Tab.-Uebers. 268 mit 263. — 8. noch
WUstenfeld's, eben genannte Abhandlung Bahrein und Jem&mA.
' Ich halte wenigstens Guidi's Vermutbung, dass «aQ^ diesen nach Mekka
und Mediua wichtigsten Ort des Hig&z (im weiteren Sinne) bezeichnen
soll, fUr sehr wahrscheinlich.
' .Damit scheint Mundhir I, der sechste la^mitische Fflrst (p*
'Amt, beiden Immlqais nnd Nn'mAn), gemeint; ich weis
48 IX- Alh.: I)6Uek«. Dia Ton Onidi lieruiagegebeiia ajibcha Chronik.
Zu Ende sind die wenigen Notizen aas der Kirchen-
geschichte.
]r^^ [,Held'] dem MehiH [»GrOssten'] NOideke, 6<wch. 87 mtspntklf
(Goidi). Wichtig ist auf alle FKUe, da», wie wir hier sehen, aclion di*
Syrer die Reihe der Forsten von Htra festzustellen sachten. Die KelW*
fanden also anf diesem Gtebiet schon einigermaassen festen Boden.
X. AbliuidiBDg : Zingerle. Der Hüuins-Codai von Ljron.
Der Flilarius-Codex von Lyon.
Voo
Prof. Dr. Anton Zingerle,
correip. Hitglivde der kau. Aktwldmio der Wissonscliafien.
JN ur in ein paar der zahlreichen und meine Bemühungen
freandlich anerkennenden Besprechungen der Ausgabe des
hilarianischen Psalmencommentars wurde auf einen erst in
den letzten Jahren bekannt gewordenen Lyoner Hilarius-Codex,*
und zwar von competenter Seite mit der Bemerkung aufmerksam
gemacht, dass nach Benutzung so vieler alter Handschriften,
worunter zwei aus derselben Zeit, dieser Codex wohl nicht
viele wesentliche Aenderungen veranlasst haben würde.* Dennoch
war ich, als ich schon vorher, eben nach Abschluss der Aus-
gabe, von dieser Handschrift als hilarianischer Kenntniss erhalten
hatte, in einer gewissen Aufregung; denn wenn auch die Nicht-
benutzung derselben durch die angcdeuteton zeitlichen, sowie
durch die Verhaltnisse unserer Bibliothek, die von den fran-
zösischen Katatogwerken damals noch nichts besass und auf
diesem Gebiete mich nur auf Exccrpte von freundlichen Ge-
lehrten anwies, gewiss entschuldigt gewesen wäre, so wUrdo
mir doch eine dadui'ch veranlasste wesentliche Schädigung der
' Vgl. Delisle, Noücoh et Extraito XXIX, 2, p. 364 und Albam pnUo-
^raphique pl. V. Er ist allerdings identisch mit Nr. 381 bei Delndine,
Bibl. de Lyon, dort war er aber noch nicht mit IlilariaR, sundern blos
allgemein als Commentarius in psaimns, wie mehrere andere, bezeichnet
und dem 8. Jahrhundert zngowiesen. Mit demclben aubestimmten Be-
zeichnung batto ich ihu auch bei HaencI S. 194 gefunden und darum
Ton der Bitte um Zunendung abgesehen , lomal da ich mit Hlinlichen
Handüchriften nntzlose Versuche gemacht hatte. Vgl. Stndieu 8. 942
und Ausgabe p. 878. — Ich citire im Folgenden nach meiner Ansg.
» Vgl. z. B. Archiv für lat. Lexikogr. VII (1898), 8. 616.
äitraopbtr. d. pfaU.-hiil. Cl. CXIVUI. bd. lu. Abb. 1
Jl X. Abhudlanf: Ztn|«rla.
Ausgabe, für welche so viele Muhe verwendet und die Ueber-
lieferungsgeschichte sonst so vollständig verfolgt war, natürlich
sehr zu Herzen gegangen sein. Selbstverständlich daher, dass
ich mir mijglichst bald durch Proben aus verschiedenen und
zugleich besonders bezeichnenden Partien, die sich aus den
nach Paris gekommenen Quaternionen,* aus dem ITaupttheile
in Lyon und aus dem Facsimile im Album pal^ographique
zunächst erreichen Hessen, über die Stellung und den Werth
dieses Codex ein Bild zu vei-schaflen suchte. Ich halte e« ftir
nützlich, dasselbe in den Hauptumrissen mit hoffentlich bereits
ziemlich überzeugenden und tröstHchcn Beispielen schon vor-
läufig vorzuführen, indem ich mir übrigens für die praefatio
des zweiten Bandes Mittheilung etwaiger ftir Einzelstellen
irgendwie beachtcnswerther Ergebnisse der vollständigen Col-
lation vorbehalte. Den Herren Professoren Hofrath v. Kartei,
Traube, Vrba, Wölfflin muss ich ftir die gütige Unter-
stützung meiner Bestrebungen zur Erreichung dieses Bildes
den herzlichsten Dank aussprechen. Ich bezeichne im Fol-
genden den Lyoner Codex mit dem Buchstaben L.
In Bezug auf Buchstabenverhältnisse und Orthographisches
aseigt L dieselben Erscheinungen, die wir melir oder weniger
in allen älteren Codices sichtlich aus dem Archetypus erhalten
trafen;' in der fast regelmässigen Wiederkehr mancher der-
selben berülirt er sich besonders mit V und G; so schreibt er
mit VÜ adque, eclesia, eseiaii, profetn, adprathendo, optiueo
u. dgl., mit G die Abkürzung ü. für nonter und seine Casus
(z. B. p. 3H7, 8 ftir nostrum), mit V gerne nlluf, intut, illut,
paruoli, p. 4>i)>, 21 mit demselben et uellit st. ut imlit," p. 366, 7
mit V*RC repperiatur. Viele der Textverderbnisse, in denen
er sich ebenfalls mit V am häufigsten und oft sehr auffallend
verwandt zeigt, erklären sich im Grunde auch durch derartige
' Ueber dieselben, die dort unter Nouv. ac(i. Ut 1693 (= Fonds Libri 3)
stehen, und über die Art, wie sie nach Pnria gekommen, r^l. Delisle,
Los uiauuscr. des fouds Libri et Uarrois (t806), p. 13, Nr. XIL
* Vgl. meine Studien su Hilariiia, Sitzuugsbericlite der kaia. Akademie in
Wien CVIU (1884), S. 878 ff.
■ ut sUtt et steht in VL p. 4H6, 30; et gUtt ea; in V L p. 359, 3 u. dgl.
Der HiUrim-Cod«x tou hjm.
uns bekannte VerhÄltnisae. p. 355, 8 z. B., wo V statt estet
edenda (RCp) den Fehler esset tenenda bot, wird derselbe
durch das esset enSda des L weiter dahin beleuchtet, dass
auch hier die in unserer Ueberlieferung oft begegnende Ver-
wechslung der Buchstaben d und w* zum Verderbnisse mit-
wirkte. Hat da aber L die zweite Weiterbildung des Ver-
sehens* vennieden, so ist er umgekehrt p. 370, 18 bei auch
wieder enger Verwandtschaft mit V seinerseits weiter gegangen:
honum, inquit, est wieder richtig RCp, honum quid est V,
bonum quidem est L; die Corruptel, entstanden aus der ge-
läufigen Schreibweise inquid und dem leicliten Ausfalle des
in nach der vorangehenden Schlusssilbe, " blieb in V naiv stehen,
in L wurde sie scheinbar durch das quidem verbessert; Ähnlich
p. 359, 20 se eS ingressos existimant R, sese ingressos existimant
VCp, se ingressos existimant L; 363, 14 sciret se nisi sub teste
peccare RCp, sciret se nsim suh festem peccare V, sciret sese
sub teste peccare L. Gerade auch in der Auslassung oder Zu-
gabe einzelner Buchstaben, Silben oder kurzer, respective abge-
ktlrzter Wörter tritt die Uebereitistimmung zwischen L und V oft
recht stark hervor oder hat L auffallende, selbst von V vermiedene
Fehler, z. B. p. 355, 10 in singulis RCp, singulis VL; 356, 14
lex enivi domini (dfii) inmaculata RCp, lex enivx inmaculatn
VL; 359, 18 non in uia fortuita et in inc-erta et in erratica
RCp, non in uia fortuita et incerta et in erratica VL; 360,
21 ff., wo die ganz concinne Aufzählung in primo uersu est:
qni ambulant in lege domini, in secundo ... in quarto ... in
quinto u. 8. w. entschieden auch an der zweiten Stelle das von
Cp überlieferte und von R durch blossen Ausfall des t>i (x)
nach dfii nur leichter verderbte in secundo verlangt, haben V L
secundiim offenbar mit gleicbiceitiger, in unserer Ucbcrheferung
so häufiger Verwechslung von o und w und dann fehlerhafter
Zugabe des M-Striches;* 3ßl, 15 proprium in se habet legis
' V^l. meine Ausg&be praef. p. XVn und Stndien S. 868.
* Eine Spur der letzteren, der Dittograpliie, respective Einscbiebnng des (
zei^ aber p durch die Basur Beiner richtig hergestellten Lesart: Msel
g edenda.
* Vgl. Studien S. 882.
* Diese fehlerhafte Zugabe oder Weglaasung (vgl. Stadien 8. 906) macht
sich gerade auch im Consens VL öfter bemerklich; k. B. p. 860, 3
1»
Xiagart»
BCp, profriam im kaitt ItgU
YL; 371, 7 Imcwm mMmrmtima coataa itnlimqmma BCp»
latatu uJafinartiiM tBUhu derdimqtumt Y, lanvs mimUteemtiae
eottmt rtlimqmtma L; 969, 14 dtnltmquot RC, relirnfmat YLp;
371, 21 ex ptrfBda emdtatit doeiriitat ratiome RCp, tx ptr-
ftimt tadttHU doetrima» raliame VL; 372, 3 »td aitolmti* dif-
ßtmltatttm m ki» iftit i'nj|«ii imdiM est, « quilnu midetmr tanaUn
BCp, $td ab$olmtiu» dij^temUatmm %h his iptU rmpiir^mdum
eX> eet. VL; 372, 13 qmia RCp, fM VL; 37S, 20 rtrtUit
BCp, ptllU VL; 374, 12 a immmtmte miamdtia dei autodkuUm'
BCp, a iuuentuU ma»daia dm ciutodiunt VL; 363, 4 cmrato
tüam Upnmt BCp, car tüam Uprvt» VL; 363, 11 qftae »i
quU tenUari . . . ueütty ta btatitudime pti mamtrat (pttrmta'tertt
RCp, permmut VL); 36ö, 7 i» qna quitqtt« RCp, in qua
quiq. VL; 486, 19 »«d ineipia»di a mtbi» orif» «•< RCp,
led (»ei V) iHcipienda nobi* origo «•< VL; 487, 5 eertut •cilictt
eaßdei meritit reteruari RCp, certiu teilicet $e a ßdei MMrtfM
reteruari L, ctrtva »cilicet $e ad ßdei meritum reternari V. —
354, 2Ö sanrtiu apostolu* Paulu* VCp, •onriiM Panht* apo-
ttolut R, sandiu apoftoltu L; der hier io L allein sich tiniiende
Aasfall des Wortes Pavltu ist in Verbindong mit ap<j*U}lu«
tmd dessen bekannter Abkürzung leicht erklärlich;* filr die
Entscbeidong der zweifelliaften Wortstellang bietet er freilich
keinen Anhaltsponkt; ich bin aas den in den Stadien dar-
gelegten Gründen auch in solchen Dingen möglichst conseqaent
der durch GR, G oder R vertretenen Gruppe gefolgt, gebe
aber Petschenig Recht, dass hier wohl die erstere Stellung
vorzuziehen war, da sie sonst die gewöhnlichere ist and R da
isoUrt steht. 3G0, 4 in futurorum tpem exienditur VRCp,
emn vbUvUman; S6A, 20 euin rruatntiam; S70, 6 quia tera licet emeni^io
utUU fit ofMuionrm uitiontm; 375, 23 machte V* imper graHnm am «apar
gralia, L «tünmt mit V* flberein; 684, 17 amoenitatem «tatt nwpenrtatt I«.
' ZunXchst war bei der hSofigen Verweclulaog von o and « (rgl. Stodiea
8. 890) alfolmtiu entstaudea und daraus weiter aUiclutiu' (Stadien & 098,
Aebnlichea auch bei Livias Öfter, vgl. meine Beitrag zur 4. Decad« & S);
rt^uirenrlii entwickelte »ich dnrch die ebenso hSnfige Verwechslang «wi-
gcfaeu a und u (vgl. Stadien 8. 880); L hat z. B. auch für sich eigvo-
tbamliih p. &96, 16 cadeMi statt aulettia, 697, 6 eum statt ton.
' Vgl. c. B. die ada. crit zu p. 303, lU meiner Aasgabe.
Der BilHriiis-C«dez Ton Lyon.
fulurorum »pem exUmditur L; 487, 13 ut inimieoe diligamiu
VRCp, ut in inimicos dill^amue L; 364, 10 quos et nobitcum
vianere (^manere VRCp, matte L) . . . fcimus; 372, 21 kane
enim propheta (jprofeta V) praetulit causam VRCp, harte entm
protviit causam L; 373, 20 primus uersua de cuttodiendia ab
adulescente inandatU dti constitit RCp, V hat an letzter Stelle
constituit, L liess das Wort bezeichnend weg; 368, 15 cum in
omnia dei mandata retpiceret {respiceret VRC*p, respiret C,
regipitceret L); 225, 21 cauendum autem est, iie . . . . detrahatur
{detrahatur RPT, in der gekürzten Ueberarbeitung V fehlt
diese Stelle, detrahehafur L); 596, 24 quod esse homo intelle-
getur {{ntellegetur R, intelligUur P, in G sind die betreffenden
Silben dieser und der folgenden Stelle nicht mehr leserlich, in
der Kürzung V ist dieses ganze erste Capitel weggelassen,
T fehlt hier, intellegeretür L); 597, 22 excidium antea ita
nuntiante: terra uestra cet. RP, enecidium ante adnuntiant«:
terra uestra cet. L;' 684, 10 in eo enim, quod ita eoepit
propheta: ecce cet., docemur, quid bonum atqua iucundum sit
{in eo enim, quod ita eoepit propheta PT, G beginnt erst mit
pit profeta, V hat in seiner Kürzung wieder dieses ganze
Capitel unterdrückt, in R fehlt dieser Psalm voUstiindig, in eo
enim quod ita est eoepit profeta L). Einigermassen boachtens-
werth könnte von Derartigem aus den bisherigen Proben viel-
leicht p. 302, ly erscheinen, wo L allein sicut et cetera bietet
gegenüber sicut cttera VRCp, wo aber in V diese Worte mit
mehreren anderen erst von zweiter Hand am unteren Rande
nachgetragen sind.' Bisweilen hat L sichtiicli nicht nur kleinere,
sondern auch auffallendere Auslassungen, von denen trotz dieses
häufigen und in mancherlei Gruppirungen auftretenden Fehlers
unserer Ueberheferung (vgl. Studien S. 898 ff.) die anderen
Handschriften insgesammt sich frei hielten. Z. B. p. 487, 3 sed
' Aelinlich 362, 13 L in ITrliereinatimmanp mit V üirtreo adiedum e*t:
praeceptum ceL filr idcitro ita dictum e»t ; praeeeptum RCp.
I* p. 3U3, 15 entdeckte ich diircli L noch einen trotz alles Fleitwes Uber-
sebeoen, aber wohl zu entschuldigenden Druckfehler meiner Auapibe.
E» mum hoinen et omne hoc, tiacuum quod putatur, repletum ett angM
dei nihilqiu! rM, qvod cH,; eH navli replftian steht nicht nur iu L, »inden
Mull iu VKCp und in meinem Maumiuript«, «« fiel nur durvb Vergehet
dos Setzten am >jchlu9«e der Zeile au».
0
X. Abluudlnng: Zingtrle.
volimteu et religio cor eins ex eo, in qito manehat, origini»
uitio cid iustißcationum opera dedituit. et declinnt in omni
uitae suae tempore {opera declinat et declinnt VRCp, opera
declinnt L); 371, 8 aduleecentiae coetug derelinqtiens et ah ip$o
lenum nv/per credentium consetsgu remotus (senum VRCp,
om. L).
Sonst aber bricht auch in Anderem, wie im Bisherigen
80 oft, die Verwandtschaft mit V immer stark genug durch.
Zum Beweise noch einige Beispiele verschiedener Art. p. 355,
20 namque qui nmpliciter ea, qiiae int-er maniui gihi inciderint,
legunt (inciderint RCp, inciderunt VL); 368, 25 faueat RCp,
foueat VL; 370, 18 iuueni uiro RCp, iutieni uero VL; 370,
24 prouectioris aetatis RCp, profectioris aetatit VL; 371, 2,
wo ich istud crudi nach cod. r herstellte (vgl. Studien S. 925),
hat V ittute rvdi, L istvt crudi ("R istud rudi, CpA istud
rüdes")] 373, 4 meminimus et Paulnm ad Corinthio» adhuc in
fide paruulos quaedani dei eloquia occidtasse (qutiedam dei
eloquia [aeloquia R] occultasse \occuluisse Cp] RCp, quendam
dei eloquia occuluisse VL);* 373, 11 dare RCp, donnri VL;
376, 11 periculosa est humanariim mentium et molesta desidia
(men^ium RCp, gentiü VL); 375, 9 conscientia (constientia R)
Bpeciantium RCp, constantia spectantium VL; 375, 14 delec-
tatur enim sicut in diuitiis omnibus; non tantum in diuitiis,
»ed in diuitiis omnibus. sunt opes in auro, sunt in argento cet.
RCp, delectatur enim sicut opes in auro sunt in argento cet.
V, delectatur enim sicut in omnibus diuitii»; non tantum in
diuitiis, sed in diuitii« omnibus. sicut opes in auro, sunt in
argento eet. V* L.* Die Entwicklung des Versehens liegt so
klar zu Tage, interessant aber ist dabei die schon früher ge-
legentlich bemerkte Uebereinstimninng von Ij niii V; 371, 10
silebit etiam congruam ßdei et iuuentuti existimans tacitumi-
tatem {etiam congruam ßdei R, etiam cr»jrunin igtitur fide V *,
etiam congruam igitur ßdei V'LCp). Die EinfUgung des igitur
wurde hier wohl durch die nachgewiesene öftere Verwechslung
* Petscbeniff wOiucbt oeaUui»m im Texte ^balteu; es i«t dies allerdiu^
ein jilmlicher Fall wie der oben berdbrte 354, 35, and ich bin d« in
der Conseqaenc ^genüber R wobl xii streng gowe«en.
* Von V ' sind die Worte hw ommitu* diuUiit bis in dwitiü <mmi/nu Mcut
ani unteren Rande nachgetragen.
Du RiUriu-Codaz Ton Ljoo.
dor Wörtehen euim, eryo, etium, iyitur (vgl. praef. meiner Aus-
gabe p. XVI) in dor Weise veranlasst, dass frühe bei einem
Zweifel ijfitur zu eflam als Variante an den Rand geschrieben
und dann ftllschlich auch noch an jene Stelle des Textes ge-
setzt wurde.
p. 363, 22 scheint ein eigenartigem, in mehrfacher Be-
ziehung mittheilenswerthes Beispiel, quin ad »celus nisi »ecretum
elegitf {cletjit LR, eXigit VC, eliget p) qxtis ad adult-erium non
aut golit.udinem aut noctem (nocUsm VKCp, nocte L) optauiti
(optauit RC, optnhit VLp) et si quando inccdetctntibuB {in-
calesc-entihus VLR, incalescentihus uitiis Cp) tan» ad crimen
aniviis promptum est (animis promptum e$t VR, animiu
promptus est LCp), tarnen furor insanientis uoluptatit occurm
te«ti8 co&rcetur {coercetur V*, cohercetur RCp, coerceretur V,
coercet t< L). Man ersieht hieraas nicht nur wieder das in
den Studien geschilderte mehrfache Ineinandergreifen kleinerer
Bachstabenverwechslungen, wobei der G nächst verwandte R
öfter im Richtigen consequenter ist als andere, sondern wir
hal>en da auch einen Fall, wo L in einer etwas bedeutenderen
Variante, die dann in Cp und in allen früheren Ausgaben eine
sichtliche Interpolation veranlasste, von V abweicht. Ich ver-
hehle nun nicht, dass die von der eigentlichen Interpolation
noch freie Lesart L bei persönlicher und substantivirtcr Auf-
fassung des incalescentibuH noch haltbar wäre, glaube aber
kaum, dass gegenüber dem auch hier theilweise sonst recht
fehlerhaften L (vgl. am Schlüsse auch das coercet is\) der in
Ermanglung des G meist so erprobte Consens VR zu opfern
ist, da er sich im engen Anschlüsse an das Vorhergehende
leicht erklärt (et si quando [adult^rium] inrnlescentibug iam
ad crimen animis promptum est).^ Vielleicht fühlte dies auch
der zweite Corrector des cod. V, der sonst bei Einzelver-
besserungen, respective Ergänzungen der nicht eigentlich über-
' Die enge Beziebong dieses Sutzes auf das vorher erwihnte adtdierium
wird atii-li durch da« von allen Handschriften überlieferte utUupCati*
(nicht uolunlalU) im Folgenden bestätig:!. Da nun aber der ammut doch
gevriH schon bei der Wahl dos geheimen Ortes promptiu war, erwartet
man hier wohl auch eher die hervorhebende Steigerung, dass selbst,
wenn das adultcrlum promptum ett, die wilde Leidenschaft (vgl. furor
ituntiiciUU iwlupUUitJ durch StOruug der Einsamkeit gehemmt wird.
8
X. Abkudlnf: ZiDgcrl*.
arbeiteten Partien nach mancben Anzeichen einen ähnlichen
Codex wie L vor Anpen hatte, hier aber an V ' nichts Bnderte.
p. 596, 21 bestätigt L meine leichte Herstellung mwmtrtimu*
[morutrante« G, momtremug RP). p. 225, 1 jedoch, wo V wieder
in Folge der starken Kürzung fehlt und auch G nicht an Ge-
bote steht, wird nun L, die verderbten Spuren der sonst uft
verdiichtigen Genossen PT aufhellend und gegenillxjr R die
Gruppe LPT in gewisser Weise herstellend,' die Einschiebang
des »e nach gutem Sprachgebrauche veranlassen: reg tum »vi
»e temporis (suisetemjtoris L, *wi ^ /eras. 87 tt temporis P', sui
ued temporiti T, *w« teinporit R), qv^ »cripttu ett, continere
tett-atur. Sonst könnte unter den bisherigen Proben auch noch
p. 357, 4 Nachdenken erregen, wo L iniiocentiae serundum
iudieium laeculi Studium bietet (gegentiber iniioc4mtia secuudum
iudicium aaeculi), dabei wenigstens im innocentiae auch mit
V übereinstimmt und an Verbindungen erinnert wie 359, 3;
370, 5. In der Fassung der Bibelcitate weicht L von V, dem
gerade auf diesem Gebiete wichtigen Zeugen,* manchmal etwas
auffallender ab, als man dies nach der im eigentlichen Hilarius-
texte meist so stark hervortretenden Verwandtschaft erwarten
könnte. Z. B. p. 224, 17 dum depraecor ad te V, cum preeor
ad te L, cum deprecor R (= Vulg.); 355, 4 sciens a quihug
didiceris V, »cient a quibus didicinti LRC, »ciena n quo düii-
eiiti p; 6 in salutem VRCp, ad »alutem L; 359, 7 serit-e in
iustitiam VRC (TOetpatrs et; 8«a'.offJvi)v LXX), serit« in iwtlitia
Lp (doch im Folgenden hat auch L mit VRC in fructum);
361, 23 bouis triturantis VRCp, boui trituranti L; 302, I
unum ex libera VRCp, unum d-e libera L; 364, 18 neacit
fuid nt V, neacit quid (quia C) eM LRCp; 369, 2 tton
derelinquas (tion d^relinquas VRCp, ne derdinqua« L) nos in
Usmptatione, quam nifferre (»ufferre V, ferre LRCp) non po»-
sumti« {pos»umut VR, pog»imus LCp); 370, 3 in quo corrigit
(^corriyit VL'p, corriget RL*C) aduleaceiis {adultsacetu VRCp,
' Im 118. Psalm finden sich auch vereinzelte Bertthrnugen mitder Gmpp«
Cp; z. lt. p. 368, 3 tuU netiltgentiae VU, aut neglegentiae LCp; p. 367, 16
in u»u Vp, in luü li, i« lunw LC.
* Vgl. meine diesb«zflgUcbe Unterrachnng in den Philolog. Abhnndlongen
IV, 76 ff.
Der HiUiriui-Ciidu Ton hjoo.
"9
iunlor L)' niant suam; 487, 23 et mntrem sunm V, f.t. watrirm
LCp, om. R; rt{)G, 10 qui hahitat in Hierugalem VR, 7«»
hahitat Hiertisnlem. L; 597, 25 et deaolata et »uhuerga QRP
(V ist hier gekürzt), et de«olat/i itnbner»a L; 224, 18 eru^e V,
eripe LR (vgl. die Addenda meiner Ausgabe p. XXI).
Im Uebrigen offenbarte eich ein bemerkenswertherer Untor-
8ehie<I banptsiichlicli nur darin, dass in L die in V und r hie und
da gekürzten oder übcrarlwiteteii Partien unverkürzt und voll-
ständig, wie in den übrigen Handschriften, geboten sind. Im
Ganzen aber kann Derartiges fllr den Kenner an den sonst
so bestimmt hervortretenden Verwandtsehaftsvcrhältnissen wenig
ändern, da einzelne Hibclritate in allen Codices, auch in den
verwandtesten, aus anderswo dargelegten Gründen schwanken*
und jene thoilweisen Kürzungen, rospective Uebcrarbeitungen in
V, sowie im jüngeren r, welchen letzteren ich nun nach allen
Erfahrungen nur mehr fllr eine aus V geflossene Abschrift
ersten oder zweiten Grades halten kann,* lediglich auf Ent-
stehung in einem zum praktischen Gebrauche in der Veroneser
Kirche angelegten Exemplare hindeuten.* Der Grundstock
dieses ,Handexemplare8* der italienischen Gemeinde, um den
Ausdruck zu gebrauchen, war aber, wie die obigen Beispiele
intacter Partien aus verschiedenen Gruppen des Werkes gewiss
schon auifallend genug gezeigt haben, aus einer ganz ähnlichen
Vorlage geflossen wie der im Heimatlande des heil. Hilarius
wieder entdeckte Lyoner Codex. Einen Gedanken, der sich
mir unter solchen Verhältnissen fast aol'drängt, kann ich hier
* VB baben innior nur in der Uebergchrift p. 369, Iß; die Vulg. bietet
addtttcentior.
» Vgl. Pbitulog. Abhauill. IV, 82 ff. Frühe Correctureu mit Benützung von
Varianten las-ien sieb du in unserer Ueberliefemng mehrfach nachweisen;
manche Sparen, namentlich im alten G, weisen auch darauf, dass ein-
xelne Dibelverse am Anfange der Tractate nicht immer sofort zugleich
mit dem hilarianischen Texte vollständig abgeschrieben, sondern nach-
träglicher Ergänzung überlassen wurden. Vgl. Studien 8. 878.
* Dies nun lur näheren Fonnulirung des in den Studien S. 960 An-
gedeuteten.
* Vgl. Studien S. 917, wo Ruch darauf hingewiesen ist, wie dieses hila-
rianische Werk gerade in der Veruueser Kirche frUlie populär wurde und
auf ähnlich gekürzte Arbeiten Zeuo's einwirkte.
10
X. AVkaaaiuc: ZiBfetI«.
nicht anterdrUcken. Beachten wir, wie Correctorcn und Er-
gänzungen, welche die zweite Hand im erhaltenen ,Hand-
exeraplare der Veroncser Kirche' sicher nach einer anderen
aber verwandten Vorlage vornahm, schon in den bisherigei
Beispielen mehrfach mit L sich deckten, so liegt die Vermutht
nahe, dass der Corrector (V*) zur Verbesserung der blos au
Ifachlässigkeit entsprungenen Fehler und zufälligen AusL
in sonst nicht überarbeiteten Partien des Handexemplaren eiz
damals noch in Verona befindlichen vollstündigen Codex, der
mit L aufs Engste verwandt war, benut2t habe. Dass erj
dabei nicht auch die stark gekürzten und eigentlich über
arbeiteten Theile des Uandexemplares darnach verbesserte oder
ergänzte, könnte nicht gegen diese Ansicht geltend gemi
werden; hätte er in diesem Falle ja die betreffenden Partie
ganz umschreiben müssen, wie es bei unseren Collationen auch
geschehen mosste, und den Charakter und Zweck des von
ihm corrigirten Exemplare« verändert, was offenbar nicht in
seiner Absicht liegen konnte.'
Die Sache ist, hoffe ich, nun schon ziemlich klar ge»i
worden. Wesentlich Neues von Bedeutung werden wir wirklich
auch von einer vollständigen Vergleichung des L kaum mehr
zu erwarten haben. Der Gewinn dürfte sich etwa auf Auf-
hellung mancher Punkte in den Verhältnissen V und V* be-
' Eini^rmanseii flbemisvfat war ich, in einer sonst auch sehr danken
wertben Reoennion die Ausstellung zu lesen, dus ich bei den TerkUrtten
Partien im kritiscbon Apparate nur stellenweise angegeben habe, was i
V fehle, nachdem ich darüber mich doch praef. p. XV deatlich geSn
hatte. Wo eben nicht mehr nur einzelne SStse atugeUsoen wareo^
sondern die Verkürzung zu einer eigentlichen Ueberarbeitung geworden
war und nur mehr hie und da eine hilarianischo Phrase enthielt, könnt«
ich die einzelnen AnsflUle und Aenderungen nnmOglich mehr noüren,
ebensowenig wie der Corrector des cod. V, aondem muaste mich fiir
meinen Z^eck mit der gewissenhaften Angabe der noch ans Hilarius
erhaltenen und für die Textgeschiclite bei Vergleichung mit den Va-
rianten der übrigen Handschriften noch irgendwie verwendbaren Worte
boguQgen. Zur volktändigen KISruug >vurden zudem Proben solcher
Ueberarbeitungen auch ans V im Anhang roUstindig abgedruckt, und.
wer dieselben nSher eingesehen, wird die Nothwendigkeit des befolgtea'
Planes mehr und mehr wflrdigen. Es handelte sich da ja um eine
kritische Ausgabe des echten Hilarius; ein Corpus der Psendohilariana
mOsste einen Band ftlr sich bilden.
Der HiUriM-Oodex von Ljon. 11
ziehen, hie und da, namentlich wo V überarbeitet ist, auch
zur noch besseren Belettchtnng der Entwicklnngsgeschichte einei
Fehlerreihe beitragen, wie wir ein solches Beispiel auch schon
gelegentlich getroffen, nnd ein paar andere hier schliesslich
noch anfügen wollen, p. 225, 13, wo G und V uns fehlen,
bieten RPT unigeniti dei filii, in L ist dei (dn) durch leichtes
Versehen, wie auch sonst öfter in ähnlichen Handschriften,*
ausgefallen; dieses Versehen erklärt nun aber, wie alte Aus-
gaben bei nachträglicher Einschiebung zur Wortstellung unigeniti
filii dei gelangen konnten. 226, 2 hat R, der, wie nachgewiesen,
verhältnissmässig am nächsten an G heranreicht und deshalb
da, wo GV im Stiche lassen, in erster Linie auch mit kleinen
Eigenthttmlichkeiten zu notiren war, quid % de diuinitatis svae
natiuitate; der richtig gelöschte Buchstabe zeigte ein früheres,
leicht erklärliches Versehen an. L mit seinem quidediuinitatis
cet. hellt dasselbe als ein altes vollständig auf; der Schreiber
des cod. R hatte zuerst sichtlich auch nach einer Vorlage quide
geschrieben, war dann aber bald auf das richtige quid de auf-
merksam geworden tmd tilgte jenes zu früh gesetzte e. 596, 16,
wo V gekürzt ist, lesen wir in G relinquent, richtig schon
wegen des folgenden durch GRP* und nun auch L bestätigten
constituent; relinquunt LP*, relinqunt R, vgl. über Verwechs-
lungen von e und u in unserer Ueberlieferung Studien S. 891.
596, 27 intellegimua G, intellegamua L mit RP; da nun in
dieser kleinen, ebenso leicht erklärlichen Variante (vgl. über
a und i praefatio m. Ausg. p. XVII) L zu RP tritt, dieselbe
auch in den Zusammenhang gut passen würde, kann Zweifel
entstehen. 597, 17 sacrilega caedes prophetarum richtig P, wie
schon die Sache selbst und die folgenden Verbindungen zeigen;
sacrilegia caedes profetarum GLR und selbst der gekürzte V
im hier beibehaltenen Wortlaute; L bestätigt also da nur den
leichten Zusatzfehler der übrigen ältesten Handschriften, während
er umgekehrt 226, 22 allein durch Auslassung ein inprobabili
statt inprobahilia verschuldet hat. 684, 14, wo V überarbeitet
ist und R den ganzen Psalm ausliess, treffen wir folgende Reihe:
ea ratio profetae est G, ea ratio a propheta est PT, o profeta
ea ratio est L — dieselbe ist in ihrer Entstehung gewiss auch
Vgl. auch oben 8. 3 die Auslassung von dUi in VL.
12 X' Abhudlnng: Zingarle. Dar BiUriu-Codex tod Ljoa.
darchsichtig genug.* Wer endlich zugleich die auch in L oft her*
vortretenden starken Nachl&ssigkeiten beachtet, die also d^
Gruppe VL in allen Phasen bedeutend anhafteten, wird um
so mehr die hervorgehobene verhältnissmJlssige Sauberkeit des
fast gleich alten O und namentlich auch die Bedeutung des
Consenses GR anerkennen müssen.
* Die Stelle 697, 20 (urht eadem fimdiltu dirtäa eH), wo G* denUa aas
enita oorrigiite, L nnn deruta bietet, kOnnte den Gedanken wecken, daai
ervta statt dbnUa zu schreiben sei, da ja seit Vet|>U in der Diohtoi^
und dann in der q>Kteren Prosa eruo in solcher Bedeutni^ sich findet;
da aber der Hilarian. Gebrauch sonst nicht daflir spricht, femer anssor
KP auch V hier, trotz der Ueberarbeitnng, wenigstens das Wort dinUa
schOtzt, ist die Sache sichtlich nur auf die so hSufige Verwechslung von
{ und e zurilckznfShren (ygl. Stndien S. 883). Dass (Ibrigens ein so
leichter Einzelfall etwa nicht gegen die sonst so schlagend hervortretende
nXher« Verwandtschaft des L mit V geltend genuusht werden kann, liegt
auf der Hand.
XI. Abh.: Btlingtr. XitthrilaDgrn raa fpsnitchar 0«Mhichtf im IG. nnd 17. Jahrli. 1
Mittheilungen aus spanischer Geschiclite des
16. und 17. Jahrliunderts
Max Büdinger,
wirkl. Milglir-dc der kai«. Akadoroi«.
(Mit einer Tafel.)
I
I.
Sehlosshauten In Madrid.
Uie älteste mir bekannte Abbildung des Schlosses von
Madrid findet sifh in dem Foliobande,' welcher in dem Directions-
locjile der Wiener Hofbibiiotlick aufbewahrt wird und auf dem
neuen Einbände den Titel führt: ,Wiugarde, villes d'Espagne
1563 — 1570.' Es ist eine Sammlung anschaulich gezeichneter
und einigermassen colorierter Ansichten spanisclier Städte, wohl
der sämmtlichen nach Ansicht Philipp's U. für solchen Zweck
geeigneten. Wiederholt, z. B. auf Blatt 3 (Barcelona), Blatt 4
(Molvedro = Murviedro) liest man unten den Namen des
Künstlers: ,Ant[onijo van den Wyngaerde', auf diesen beiden
Blättern auch die Zahl 1563. Auf anderen Blattern soll sich,*
was mir entgangen wäre, der Name öeorgius Hoefnagol mit
den Jahreszahlen 1564 bis 1567 linden; das wäre dann die
Zeit von dessen Mitarbeit in Spanien. Nach dem Bilde eines
engUschen Palastes in ,Urbium praecipuarum mundi theatrum
autore Georgio Braunio Agrippinate', im ftinften Theile dieses
Werkes auf Blatt 1 mit der Unterschrift: ,cffigiavit Georgius Huf-
naglius anno 1582*, war dieser ftlr Palastabbildungen sehr genau.'
' Mit 8i^. Min. 41 bezeichnet
* Dss betreffende Bncli belindrt tich seit dem Sommer 1898 als entlehnt
aiifder Culumbnimuiwtellung in Madrid.
■ Nagler, Künstlerlexikon VI (1838), 214, brini^rt in den Nachrichten über
Uufnag«! nichts unsere Untersnchnng' Berührendes.
8itnD(«b«r. i. phil.-liiat. C\. CXXVni. Bd. 11. Abli. 1
S H- AkhaDdlsDft Bt4iBf*r.
Aber andere Blätter jener spanischen StÄcIteansichten
haben weder Künstlernamen noch Jahreszahl, and za diesen
gehört leider auch Blatt 73 ,Palacia (sie!) reail de Madrids
Es ist eine fluchtige und doch trotz ihrer Ungenauigkeit bei
dem Mangel sonstiger Nachrichten überaus erwünschte farbige
Skizze der Schlossfront von Süden, also von der Stadtseitc.
Im Folgenden benenne ich sie doch kurz nach Wyngaerde.
Vergleicht man diese Abbildung mit der ebenfalls von
der Stadtseite sich darstellenden auf dem später zu besprechenden
Plane Peter Texeira's ans der Mitte des siebzehnten Jahr-
hunderts, so kommt man zu einem den bisherigen Annahmen
keineswegs entsprechenden Ergebnisse.
Wyngaerde ist im Dienste des Königs Philipp im Jahre
1561 aus Belgien nach Spanien übergesiedelt,' wo er früher
nicht gewesen zu sein scheint. Wenn das Bild des Palastes
von ihm gemalt ist, so dürfte er, wie sich zeigen wird,
(s. u. Seite 4), bald nach seiner Ankunt\ und gleich nach
der vorläufigen Vollendung, genauer: der Unterbrechung, des
Schlossbaues das Bild angefertigt haben, also ehe der Palast
von dem königlichen Hofe bezogen wurde. Denn ea ist schon
von Carl Justi* bemerkt worden, dass die Thürsturzinschriften
des sechzehnten Jahrhiuiderts nar die Namen Karl's V. und
Philipp's II. mit den Jahreszahlen 1539 und 1561 trugen.'
Auch hebt Justi hervor, dass die südliche Fa\*ade erst später
vollendet wurde: .Diese moderne Front war aus weissen
Hausteinen aufgeftlhrt und von zwei mächtigen, viereckigen
und vierstiJckigen Pavillons aus Ziegelsteinen flankirt, deren
westlicher von dem genannten König (Phihpp dem Zweiten),
der östliche (la torre de la Reina) erst zur Zeit der Minder-
jährigkeit Karl U. aufgeführt wurde', also zwischen Herbst
1665 und 1677.
' . . . en Belgisch kinutonnar in diennt van koning Phili)»!, vertrok in 1561
mit Ryn gezin luuir Spitnje. Van d. An, Biographiorh Woordenbo«k der
Nederlanden XX (Flarlem 1877), 48U.
* Diego Velaaqnes und sein Jahrhundert (Bonn 1888) I. 180—185.
* Gil Gonzales Darila im (Philipp's IV.) coronista. taatro de laa graodeia«
de Madrid (1633) bringt S. 312 die beiden InachrifteD. Der Wortlaut
der iweiteo ist des Datums wegen «richtig fUr uns: Pbilippus II. Hi-
apaniarum rez A. MDLXI.
MlMkellgngca u> spaBiBchw GMcbicbt* Am lt. nnd IT. Jahrkondstto. S
Es fragt sich nun, wie weit diese , vornehme, ganz
regelmässige Fayjuie eines Cinquecento -Palastes' überliaupt
von Philipp 11. aufgefllhrt wurde. Hierül)cr äussert sich schon
Justi zweifelnd: , lieber d>nn Erdgeschoss mit kahlen Mauern
und stark vergitterten Fenstern erhohen sich zwei Stockwerke,
das obere das höhere, beide reich geschmückt mit Pilastern,
Fensterverkleidungen und Verdachungen von weissem Marmor
mit vergoldeten Balc^ns, das Werk Philipp's III. V Dass
aber wirklich der dritte, nicht der zweite Philipp die Ver-
Kchönerung der Ötldfagade zu Ende führte, dürfte auch im
Jahre 1738 durch Tradition oder Urkunde noch bekannt
gewesen sein, da man danuils (Justi I, 181) auf den Grund-
stein des heutigen Palastes die Inschrift setzte: ,aedes Mau-
rorum, quas Heiiricus TV. composuit, Carolus V. ampliticavit,
I'hilippus LH. ornavit, ignis consumpsit' etc.
Nun liegt ein Schreiben Philipp's U. vom 7. Mai 1561
vor,' welches an den damaligen leitenden Architekten des
Palastbaues, Ludwig de la Vega, gerichtet und für die Bau-
geschichte des merkwürdigen Schlosses erheblich ist. Der
König lässt hier erötfoeu, dass er beschlossen habe, mit seinem
Hause und Hofe nach Madrid zu gehen, welche Stadt damals
wegen der Gesundheit und Ergiebigkeit ihres Klimas aufgesucht
ward;* er verlange, dass innerhalb Monatsfrist die Arbeiten
beendet werden;' auch befiehlt er, dass ohne seine ausdi-ückhche
Weisung (mandato) Niemand die Palastgemächer, irgend einen
Durchgang (atajo), eine Werkstütte oder sonst etwas sehen
solle. Mit eigener Hand fügte er hinzu: , Ludwig von Vega!
Schickt mir eine andere, vollständige* Darstellung, wie Ihr
mir eine gesendet habt, von den Zimmern nach Süden, welches
die vornehmsten Gemächer sind, in welchem Zustande sie
' D. Ramou de Mesonero Romauoa: el antiguu Madrid, uueva edicion, 1881,
I, U9.
* . . . promete a uns vezinos ana salud muy constaute. Davila 6.
* . . . deseaba qiie estuviesen concluidas para de alli A nn mes kann doch
nicht der richtige Wortlaut sein; ich denke, dass nach conduida« die
Worte ,las obras' ausgefallen sind.
* . . . ,conio 1» baja y alta que ine enviaste'. Der Architekt hatte hienach
schon bei der ersten Sendung, wenn nicht ein anderer technischer Aus-
dracli vorliegt, die nOtbigen Messungen von oben bis unten angestellt,
bei denen aber die SUdfai^de noch fehlte.
!•
4 XI. AblunltnDg: BAdlnfcr.
sich jetzt befinden, nnd es geschehe sogleich!' Der Architekt
stellte vor, ,dass ans Mangel an Handwerkern nicht Alles mit
solcher Schnelligkeit beendet werden könne. Und der König
befahl dem Corregidor Don Georg von Beteta, er solle Für-
sorge treffen, dass alle Handwerker der Stadt, ohne irgend
einer anderen Arbeit obzuliegen, hiermit beschäftigt werden.
Kurz darauf und schon in den letzten Monaten desselben
Jahres tö61 befand sich notorisch (consta qne) der Hof in
Madrid und hatte Philipp seine Absicht venvirklicht, ihn dort
stilndig zu halten'. Es sollte doch Localforschem in Madrid
oder Simancas möglich sein, die Zeit der bleibenden Residenz
des Hofes in der neuen Hauptstadt genauer zu bestimmen.
Sieht man nun die Abbildung in der Wyngaerde'schen
Sammlung,' so empliingt man den dem Willen Philipp's über
die plötzliche Einstellung des Schlossbaues entsprechenden Ein-
dj-uck. Man hat den südlichen Neubau vor sich, der in zwei
Abthoilungcn begonnen ist. Links von dem Beschauer, also
vor der Südwestecke des innern Hauptbauea ist der oben
(8. 2") erwähnte Pavillon oder vierstöckige eckige Thurm
gdnzlich bis zur Spitze vollendet. Er war nach dem Bilde zu
schliesscn mit Verjüngung der Stockwerke polychrom gehalten,
doch vorwiegend lilau geftlrbt. In dem Palastgrundriss aus
den letjf.ten Jahrzehnten vor dem Brande wird dieser Pavillon
goldener Thurm (torre dorada) genannt.* Rechts von dem
Beschauer, also an der Südostecke des Schlosses ist der zweite
Pavillon. Dieser ist, obwohl ohne die Verjüngung der Stock-
werke, doch wohl dem andern Ähnlich beabsichtigt, dermalen
aber noch im Bau, etwa bis zu einer Höhe geführt, welche
da» dritte Stoekwerk des Südwest thurmes erreicht. Auf dem-
selben scheint der Krahn erkennbar, durch welchen weitere Werk-
stücke hinaufgefiJrdert werden sollten. Möglicher Weise liegt
»l>cr auch nur der Umbau eines alteren Befestigungsthnnnes vor.
An diesen Thurmbau schliesst sich nach links oder Westen
der von dcra Beschauer rechte Theil und der Mittelbau der
neuen F«9«dc, und zwar mit nur ^iner Reihe von zwei grossen
* Wt» »mlJwir"""''' Foderieichnuiig Ut eine verkleinerte Wiedergabe der
ltri|;iniklitkine nnil soll nur die weiientlichen ZUge wiederf^bon.
> |l>M .lii>ii t, IH4.
Mittheitungeu a<ifi spaoUcher 6«Kbioht« Am Iti. iitid 17. jAlirhnnderte. 6
Feusteru im Mittelbau und sieben in der Fa<^de über dem
hohen FIrdgesehosse. Der obere, unter dem Dache gelegene
Fa<,'.adentheil ist verziert; an demselben sind neunzehn ganz
kleine FensteroÖ'nungen in dem Theile zur Rechten und neun
in dem Mittelbau erkennbar. An diesen neuen Fa9adentheil
stossen jedoch gegen Westen, bis zu dem vollendeten Pavillon
von 80 eigenthllmlicher Schünheit, vier ganz anders geartete
tektonisehe Stücke.
Drei von diesen kleineren Bauten mögen auf das vorige
fünfzehnte Jahrhundert, die Regierung Heinrich'« IV., wenn
nicht gar auf die ursprungliche arabische Anlage zui-ückgehen
oder auf deren Umwandlung durch Peter den Grausamen.'
Zweifellos aber zeigen sie, daas die Slldfa^ade keineswegs, wie
man allgemein angenommen hat,* vor den altern Bau gelegt
worden ist. Die vierte Baulichkeit erscheint als schmales,
zweifcnsteriges Haus zwischen zwei schweren alten Befestigungs-
stUcken. Dieses Haus ist in der Weise der neuen Fa^'ade ge-
halten und lässt neben dem Portale einen kleinen Vorbau mit
mindestens zwei Saiden erkennen. Es erseheint fast wie ein
erster Versuch der neuen, zur Anwendung bestimmten Archi-
tektur des uns beschäftigenden SchlossflUgels.
Qanz anders ist nun freilich das Bild, welches der Grund-
riss des Palastes bietet. Dieser stammt, wie schon bemerkt,
aus dem achtzehnten Jahrhundert, vor dem Brande des Schlosses
' Davila s. a. O. 312 hat freilich eine andere, ganz abweichende Reihe
Ton KODigsnamen fUr die Uaugesclüclite: ,en los tleiiipoa muy anti^os
diu prineipio a este palacio el rey Enricjne II., augnieiitaronle los reyea
Euriquo 111 y IV y el emperador Duu Carlos.' Eiuer tiraliischeu An-
lüge wird hier nicht gedacht, der Bau sei von dem ersten Trastotuara
begonneu und von Karl V. fortgesetet.
' ,Uer Neubau bextaud hauptsächlich iu der Erweiterung des südlichen
und ErngaiigsflUgels durch einen parallelen, dessen Tiefe verdoppelnden
Anbau. Dies lehrt ein Blick auf den Qrundriss. Die überaiis starke
Zwiaclienwaud , welche die Folge von Ucmächem im südlichen Flügel
trennte, war dio nlte Aus-wum-iuer. An der Kante des . . . sildneatlichen
Pavillons sieht uiau »ach den altcu runden Eckthurm hervorragen, jetxt
üurückgeschobeo in die Flucht der Westseite.' Justi, Velasquez I, 181,
mit Rücksicht auf die Wiedergabe der Schloasausicht im Beginne des
Capitels nach den nnten (8. 6) au besprechenden Stieben des siebzehnten
Jahrhunderts.
6
XI. Abhuidliior: BtdlBgar.
ZU Weibnachten 1734 uaeli dem am 1. November 1700 erfolgten
Tode Karl's IL; das Appartement von drei Räumen, in welchen
dieser starb, ist bezeichnet: ,el alcoba y dos piezas donde mariö
el S' Carlos Seg» (undo). Die Bezeichnung eines andern Ge-
maches als ,dormitorio de sus Magestados' lässt die Abfassung
nach dem Einzüge Philipp's V. und seiner ersten Gemahlin im
Jahre 1701, aber sonst nicht nJlher bestimmen; denn trotz aller
Wechselftille des Erbfolgckriegcs konnte das Gemach seinen
Namen behalten; nur etwa nach dem Tode jener ersten Ge-
mahlin am 14. Kt'bruar 1714 war die Bezeichnung bis zu der
noch in demselben Jahre geschlossenen zweiten Ehe des bour-
bonischen Königs unpassend und wohl ausser Gebrauch. Die
Bezeichnung eines Leibwachenraumes als ,guardia de corps'
deutet oinigemiassen auf die eingewöhnte bourbonische Herr-
schaft.
Der rechte Flügel der Südfa^ade tritt hier in seiner öst-
lichen grössern, als Spiegelsaal bezeichneten Hälfte, wenn auch
nicht erheblich, hervor. Im Uebrigen verläuft dieser südliche
Flügel, von den beiden Eckthünnen abgesehen, sonst in zu-
sammenhängend gerader Linif. Der südöstliche Theil des
Palastes scheint nach dem Grundrisse als das einzig genannte
Toilettezimmer (tocador) der Königin einschliessend nach diesem
bezeichnet werden zu sollen.
In ganz gerader Linie erscheint nun auch die Südfa^ade
in den vier von mir eingesehenen Abbildungen des siebzehnten
Jahrhunderts.
Als die mit grösster Sachkunde und Genauigkeit ausge-
führte ist die jüngste der Abbildungen zu bezeichnen. Sie
findet sich in einem handschriftlichen Werke in Grossfolio,
welches der jetzige Director der k. k. Wiener Hofbibliothek,
Herr Hofrath Ritter von Hartel, auf einem Schranke des Hand-
schriftensaales wieder zu finden so glücklich und mir zur Ein-
sichtnahme vorzulegen so gütig war. Das Werk ist als ,Archi-
tekturischer Schauplatz* bezeichnet, von Wolfgang Wilhelm
Praeiucr, Ritter zu San Marco, verfertigt und dem Kaiser
Leopold I. zu seiner Instruction über Architektur mit ausführ-
lichen technischen Erklärungen gewidmet, übrigens nicht paginirt.
Ein Blatt ist als ,Frontispicium der königl. Burgg zu
Madrid in Hyspanien' bezeichnet und enthält eben die gänzlich
Vittbeilnngen ans ipMiiMhar Oeachicbt« dm 16. nod 17. Jahrbimlwt«.
beendete Sudfa9adu mit dem, genau nach dem Muster des süd-
westlichen, jgoldenen', bis zur Spitze aufgelührten südöstlichen
Pavillon oder Thurme. Das ist der Thurm der Königin, der
Erzherzogin Anna oder Mariana, welche denselben, wie schon
bemerkt, als Regentin (166Ö bis 1677) vollendet hat.
Die drei anderen Abbildungen, sUmmtlicb Stiche, zeigen
beide Thllrmc ohne ci-siclitlicbc Verjüngung der Stockwerke,
wie sie doch bei Wyngaerdc am Südwestthurme dargestellt ist.
Aber auf allen drei Stichen ist der südöstliche Thurm nur bis
zum vollendeten dritten Stockwerke geführt, das Erdgeschoss
nicht mitgerechnet. Dieser Pavillon ist auch nur mit einem
gewöhnlichen Mausdache versehen. Hieraus ergibt sich, dass
die Königin Anna nichts als die Erhöhung dieses Stockwerkes
und den eigentlichen Thurmaui'satz hat bauen lassen.
Der älteste dieser drei Stiche scheint jedoch der zu sein,
von welchem ich ein Exemplar der gütigen Zusendung des
Herrn Professor Karl Justi in Bonn verdanke: ,Veue et per-
spective du palais de Madrid, demeure ordinaire des Rois
d' Espagne fait par Aueline avec jiriviltsge du Roy.' Der allein
dargestellte Südäügel des Schlosses zeigt, abgesehen von dem
Tburmaufsatze des südöstlichen Pavillons,' die vollendete Fa^de
eines nach italienischem Muster gebauten Palastes. Das Erd-
geschoss ist, auf der von dem Beschauer rechten, an den süd-
östlichen Pa\nllon stossenden Seite mit wenigen, im Ganzen
sechs Fenstern versehen, wie mit vier bei Wyngaerde, wo doch
eines oder zwei durch ein niedriges vorgebautes Häuschen ver-
deckt sein mögen. Wenn das eine Bauhütte ist, wie es scheint,
80 wird das Bild vermuthlich noch vor Ankunft des Hofes, also
15ßl, entstanden sein (s. oben S. 3). Statt der Bogenfenster
dieses Erdgeschosses, wie sie bei Wyngaerdc gesehen werden,
erscheinen jetzt, mit anderer Vertheilung iu der Mauer and
neben zwei Thoren statt eines, rechteckige mittelgrosse Fenster.
' Mesonero Uomanos, El aiiti^no Madrid (1881), der in der Abbildung der
SUdfa^ade zu 8. 137 einen dum Aveline'scbeu ühiilicheu, aber nach
der liUbern Fensterverkleidung; des rechtsseitigen Erdgeschosses doch
jungem Stich wiedergibt, hebt S. 168 mit Kecht hervor, dass dieses
Fa^adenbild noch der Zeit Philipp's IV. angebUren müsse, da erst
dessen Witwe ,DüAa Mariona de Austria' den , Thurm der Königin* auf-
geführt habe.
8
XI. Abluodlnng : Btdlogar.
Statt des einen frtlber (S. 4) bescliriebenen Stückwerkes sind
jetzt zwei mit je zwölf Fenstern, die oberen etwas grösser und
reicher verziert als die unteren; die früher ebenfalls erwälinte
kleine Fensterflucht und darüber der breite Fries unter dem
Dache sind bei diesem Umbau verschwunden; dies Alles wieder-
holt sich auf der linken, an den goldenen Thunn stossenden
Seite, nur dass hier das Erdgeschoss blos ein Thor und neun
Fenster links von dem Thore in ununterbrochener Folge zeigt.
Der Mittelbau ist entspreehend verändert. Man sieht hier je
sechs Säulen, zwischen denen sich je drei Fenster in beiden
oberen Stockwerken, im Erdgeschosse zwei auf beiden Seiten
der Doppclthür finden. Auf der Höhe des Mittelbaues, das Dach
der beiden Scitentheile überragend, in grossem, mit je zwei
Säulen verziertem Vierecke erscheint das königliche Wappen.
Die Räumlichkeiten, welche durch die obere kleine Fenster-
flucht der Wyngaerde'schen Skizze angedeutet waren, haben
einen cigcnthUmlichen Ersatz gefunden. Uebcr den Galerien
vor dem Dachl)eginne beider Seitentheile der Fa5ade erscheinen
iifliiilicli, auf der linken Seite vollständig, den Fensterreihen
der Stockwerke entsprechend, zwölf Mansardenfenster in das
Dach gebaut oder in demselben ausgespart; auf der rechten
Seite — immer vom Beschauer gemeint — sind doch ntir sieben
ebensolche; denn der übrige Vorraum des Daches bis zum
Mitteltracte ist durch einen einfachen, keineswegs schönen
Aufbau unterbrochen, der in einer Art niedrigen oberen, das
Dach überragenden Stockwerkes die fehlenden ftlnf Fenster,
in dem unteren Stocke eine thürähnliche Oeffnung zeigt, welche
vielleicht auf eine schmale Dachfläche führt, am höhere Luft
und Aussicht zu geniessen.
Aber auch dieser Fa9adenbau ist nicht unverändert ge-
blieben, und zwar noch vor dem Bau des Thunnaufsatzes auf
dem südöstlichen Pavillon. Dies ergiebt sich ans einem der
drei Palastbilder, welche sich von dem Holländer Pieter van
den Berge und aus dessen Theatrum Hispaniae ' in der Wiener
I
' Die Znhl 1700, welche Bicli mit einem Fragezoirlien 6ndet in ,The 6ret
proofs of the unireraal CAtelogve of boolu on art' (London 1870, 1) s. v.
Beriffi, ixt, dn der Stich der Sadfa^nd« den Zuntand vor 1606 bia I6T7
leig-t, «l.s Zeit der Public«tiou des Bnches recht unwahrscheinlich.
Kitthailoofen ans spaniMber G»oUeht« d«0 16. anil 17. Jahrhunderts.
Huf'bibliolbek (Vues, Mappe 16, Madritum) gefunden hüben.
Dieser Stich stellt zwar wie der Aveline'sche die Slidfayade
dar — mit eineitt durch zahlreiche Prachtcarossen, Pferde und
Menschen belebten Vordergrunde — und stimmt auch im
Wesentlichen mit demselben iiberein; aber an dem ftlittelstiicke
der Fenster des reciitsseitigen Erdgescliosses sind jetzt gitter-
artige Schutzvorrichtungen,' ferner sind unter dem mittleren
Fenster des zweiten Stockes am Mittelbau steinerne Festons
angebracht und das Fenster selbst verkürzt worden.
Von den beiden anderen Stichen Berge's bietet der eine
etwa drei Viertheile der Südseite des Schlosses und die ganze,
freilich klein gehaltene Westseite, welche auch die Abbildung
in Justi's Velasquez ähnlich veranschaulicht. Der dritte Stich
Berge's schildert den zweiten Hof des (irundrisses oder, wie
die Unterschrift besagt: den »conspectus regiae Madritensis ex
area interior*; diese Erklärung wird auch spanisch, bollilndisch
und französisch übersetzt gegeben. Es ist ein anschauliches
Bild des Drängens und Treibens vor den Localitiüen der in
diesem Theile des Schlosses untergebrachten zahlreichen Be-
hörden und vor der künighchen Prachttrejipe.
Nun erst bin ich in der Lage, über Bedeutung und Werth
des Werkes Peter Texeira's für die Kenntnis des Madrider
Schlosses zu sprechen. Den grossen Plan Texeira's, welcher
Madrid in Militärperspective und mit dem Ansprüche auf
gröBste Genauigkeit darstellt, berichtet Herr Mesonero Romanos
wieder entdeckt zu haben;* doch erwähnt er auch ein zweites
Exemplar in dem Madrider Ratlihause; beide Exemplare seien
B von zwanzig Blättern grossen Formates. Ein drittes und, wie
sich sogleich zeigen wird, ursprünglicheres bewahrt die Wiener
• Hofbibliothek.
Die von Hen-n Mesonero Romanos (I, 60) wiedergegebene
Dedication an König Philipp IV., die Anzeige des Verfertigers
LUber seine Leistung und die Ankündig^ung des Herausgebora
wie der Vervielliiltiger stimmen bis auf Einzelheiten auf den
Madrider ExeinjJaren mit dem Wiener. In einem wesentlichen
Punkte differieren sie aber. Das Jahr der Abfassung oder
« V(fl. 8. 7, Änni. 1.
^ * . . . i{ne hemos teoido U »uerte de exhamar del olvido. 1, 69,
10
XI. Akhudlimf : Btdiorer
mindestens des Stiches ist nicht 16Ö6, wie bei Romanos in der
betreflFenden Inschrift und sonst zu lesen, auch nicht 1654, wie
von Anderen gemeint wird. Das Wiener Exemplar zeigt viel-
mehr deutlich auf dem unteren Mittelblatte: ,Topographia de la
villa de Madrid descrita por Don Pedro Texeira ano (sie!) 1653*.
Die Ziffer 3 ist kleiner und mit dem Ötichel schwach hinzu-
gefügt, wie unter der Loupe zweifellos sichtbar wird, um bei
späteren Abdrücken geändert werden zu können.
Auf demselben Blatte steht unten rechts: ,Philippo IV.
regi catholico, forti et pio urbem hanc suam et in ea orbis sibi
snbiecti compendium exhibet MDCIiii.' Diese Zalilzeichen sollen
1653 bedeuten. Denn es ist keineswegs, wie Mesonero Romanos
berichtet, MDCIV geschrieben; die erste, fast wie ein Zeichen
für eins aussehende Ziffer nach MDC ist, trotz Verlängerung
unten mit dem Stichel, eben nur nicht gerathen und soll L vor-
stellen. Endlich findet sich nicht in dem Wiener, man darf
sagen: dem ersten, Abdrucke der an sich gewiss richtige Ur-
sprungsort Antuerpiae genannt, den Mesonero Romanos in den
Madrider Exemplaren las, und zwar nach den Worten (unten
hnks auf dem erwähnten Blatte): ,Salamon Saury fecit cura et
solesitudine (sie!) Joannis et Jacobi van Veerle.'
Der Palast ist auf zwei Blättern abgebildet: auf dem einen
rechts oben der grössere mittlere und südliche Theil mit dem
Manzanares im Westen, auf dem andern Blatte links unten
der nördliche Theil mit vier oder fünf Thlirmen, in der ol>em
nordwestlichen Ecke auch ein viereckiger Thunn mit Dach.
Dieser mag der auf dem Grundrisse als der des Hermaphroditen
bezeichnete Thurm, der Verwahrungsplatz Franz I. and der
Haft- wie Sterberaum sein, von welchem in Don Carlos' Ge-
schichte so oft zu reden ist. Man gewinnt aber gerade von
dem für die in dessen Leben zu behandelnden Ereignisse so
wichtigen nördlichen und westlichen Theilc des Palastes
schlechterdings keine Vorstellung aus diesem kleinen Perspectiv-
bilde, eher noch von der Vertheilung der beiden Haupthöfe.
Die flüchtige Arbeit erkennt man recht an der Südfa9ade, von
der unrichtig rechts zehn, links neun Fenster bei beiden Stock-
werken zu sehen sind, nur in der Mitte richtig drei. Weit
besser sind die Umgebungen des Schlosses, namentlich die
Gärten ausgef\Üirt.
k
Mittbul<in(cn tu iiMBiMlitr OMeUelil« 4« 16. und IT. J>hrliiiod«rti
Nur die tulgende Ergänzung der Stiche ist durch DaviU'a
(s. 0. 8. 3) Beschreibung des Palastes ermöglicht. Auf der
Nordseite waren nach dessen Angaben die Gemächer des Thron-
erben, zu welclien ein Zimmer im Thurme Franz I. oder des
Hermaphroditen gehörte; eben dort befand sich auch der fllr
die Cortesbcrathungen bestimmte Saal, so dass in denselben
einzutreten dem Kronprinzen in einem dringenden Falle, wie
Don Carlos einmal einen solchen zu haben meinte, eine nahe-
liegende Versuchung war.'
Nur zu sehr wird man bei dieser Unzulänglichkeit der
Information an Justi's Klage (a. a. O. I, 180) bei dem Ver-
suche der Beschreibung des Palastes erinnert, dass ,Niemand
Ton den Hunderten von Gelehrten und Künstlern, die in ihm
gelebt und verkehrt haben, sich bemUsBigt gesehen hat, der
Nachwelt ein Bild desselben zu erhalten.* Unter Philipp IV.
hat mindestens der SUdflügel hello Räume und eine anmuthige
Front gehabt, die wohl schon unter Philipp III. im Wesentlichen
ihre spätere Gestalt erhielt. Demnach wird fUr dessen Zeit
und vollends für die seines Vaters, für welche wir in Bezug
auf die Südfayade auf Wyngaerde's Abbildung angewiesen sind,
der Vorwurf der vornehmen Italiener in seinem Rechte bleiben,
den Justi (I 185) dahin formuliert: ,man merkte den Räumen
die Anpassung an den mittelalterlichen Bau und die spanische
Neigung zum Dunkel an.'
Trotz dieser Mängel, vielleicht auch mit Rücksicht auf die
unter PhilippIII. vorgenommenen Verschönerungen konnte ein viel-
gelesenur Schriftsteller im Jahre 1623 den Anblick des Scldosses
von der West- und Südseite als entzückend bezeichnen. Wir
aber werden eher zwei neueren Gelehrten beipflichten müssen,
welche freilich das uns heute vorHegende Material einzusehen
nicht in der Lage waren. Im Jahre 1848 erklärte Madoz in
seinem gi'ossen Real-Würterbuche den Bau für hUsslich und ohne
künstlerischen Werth; der im December 188Ö hingeschiedene
zuverlässige Gachard aber klagte, dass man keine recht genaue
' C«rc« dealA ^leria (del cierzo) esti la Bala, donde los Beynoa de Caatills
y Leon m jantan a conferir on Corte« lo que conviene i loa Rejmos.
Ha» adelante el qnnrto ilcl principe. Davila, grandeiuu de Madrid 3t 1
und daxn meine Darstellung in ,Dou Carlos' Haft und Tud' 81 f.
ia
XI. Abhuidlnng : BAdlogar.
Abbildung oder Ueauhreibuug von deinselbeu besitze.' Das gilt
nan freilich noch viel mehr von dem Zustande des Schlosses
in dem sechzehnten als im siebzehnten Jahrhunderte.
n.
Zum Ahleben dos Kiiniss Philipp dos Zweiten.
Neuerlich luit Herr Pfarrer Josef Femandez Montana* ein
ganzes Capitcl seines zum Lobe des Königs geschriebenen
Buches dem Hinscheiden desselben gewidmet. Neben einer
Anzahl aus der umfangreiclien Literatur über den Gegenstand*
ohnehin bekannten Nachrichten hat er hiebei einige neue ur-
kundhche Belege gebracht. Der Tod erfolgte Sonntag den
13. September um 5 Uhr Morgens im Escorial (S. 124). Unter
den eidlich abgegebenen Aussagen der ^authentischen Bezeu-
gung' sind (S. 114) mehrere, welche die vollkommen un-
getrübte GemUthsruhe und das sichere Vorgefühl des Sterbenden
von dem Eintreten des Todesmomentes ausser Zweifel stellen.
Minder gut bezeugt sind Ansprachen des Königs, darunter gar
eine (S. HO), wonach er vor dem Thronerben Philipp III. seine
wunde Brust entblösst habe, um ihm die Vergänglichkeit und
Nichtigkeit menschhcher Grösse einzuscbJlrfen. Vgl. unten S. 23.
Ehe ich nun meinerseits zur Mittheilung und Besprechung
einiger unbenutzten Nachrichten schreite, mögen Erörterungen
gestattet sein, durch welche der sanfte Ausgang dieses Lebens
bei und nach qualvoller Krankheit noch von anderen als den
bisher latenten Seiten seine ethische Erklärung findet.
Ich habe in meinem Buche über ,Don Carlos' Haft und
Tod' darzulegen gehabt, von einer wie tief begründeten rehgiöseu
Ueberzeugung einerseits und anliänghchen Liebe zu allen
* Die Citat« in meinem ,Don Carlon* 8 f.
* Mas lux tKibre Felipe n el pnideute y «u reiuAdo con documenioa ineditns
y descripsiün novlgima del Escorial. Madrid 189S, p. 109 — 140.
* Don Modest« Lafuent«, Historia general de Espatla XIV (1854), 470 bii
480 bringt als bedonderoa XXVI. Capit«l: .Krankheit und Tod Philipp'» II.',
indem er die erheblichen Er^buiase de« bis xum Erscheinen diosea
Bandes gedruckten, Seite 474 vorisoichneten, and auch einigfes nngedrncktcn
Materiales mittheilt.
Mitlheilangcn iiiii ipaniKber Goaobicht« 4m IS. and 17. Jkhrhanderti.
13
Gliedern seiner Familie anderficits dieser König erfüllt war.
Auch das hat sich zur Evidenz nachweisen lassen, eine wie
Bchmerzliche Verkettung von Umständen ihn nüthigte, die schein-
bare Entzweiung mit seinem schwachsinnigen ältesten Sohne in
das tiefste Geheimniss zu hlillen. Das Hinscheiden desselben
hictet nun, wie der Leser sehen wird, manche Vergleichungs-
momente mit dem Ableben Philipp's II. seihst und andere mit
den letzten Momenten von dessen Vater Karl V., dessen Sterben
ja Don Carlos förmlich nachzuahmen suchte.
Wie man zur Erkenntnis von des Königs Empfindungen
über Leiden, hoffnungslose Erkrankung und Tod dieses Sohnes
zu gelangen hatte, ist in der Geschichte von dessen Ende auch
in Einzelheiten auseinandergesetzt worden. Inzwischen hat
sich noch ein /eugniss in einem Briefe desselben vom 18. Juli
1568,' dem fünften Tage vor Don Carlos' Tode, wUhrend dessen
letzter Krankheit gefunden. Dieser Brief ist an den zweiten
der beiden spanischen Gesandten in Wien, Ludwig Vanegas,"
gerichtet und zur Mittheilung an des König gelicht<! Schwester,
die Kaiserin Maria und deren Gemahl Kaiser Maximilian II.
bestimmt. Da dankt Philipp II. innig, dass das Kaiserpaar zwei
Söhnen, seinen Neffen, noch bei ihm zu bleiben gestatte: ,da
ich sie so sehr liebe, ist mir ihre Gesellschaft sehr angenehm.
Und so möget Ihr ihnen (dem Kaiserpaare) sagen, dass ich
liierliber eine ganz besondere Befriedigung hege, und dass ich
ihnen die Hände küsse.'
Nach dieses Sohnes Tode hat er aher ein unvergängliches
Zeugniss seiner väterlichen Liebe über üirem gemeinsamen
Grabe im Escurial aufrichten lassen. In dem dortigen Mau-
soleum sieht man nach Philipp's II. sorgftiltig bis auf die Nische
* Coleccion de documentos ineditoti parii 1a histori« de Espafia, tomo 101
(1801), 449. Ebeoditiielbst Seite 453— 4G1 Berichte, welulie die Wiener
Briefe vom 37. Juli 16C8 iin '27. Bande, S. 25 f. ergänzen, von den beiden
Gesandten, dem giclitkranken Chantonny und Vaneg-a«. Sie referiren,
wie dem Kaiser des Prinzen Krankheit Kummer bereite, er aber noth
immer Hurstellnng- und VerrnHIiIurig mit der ErzherzDgin Anna hoffe.
Tbat^ächlich war Don C'arlus iu der ersten Stunde des 24. Juli gestorben.
* Die Bchreibsrt Vanegaa (immer in dem in voriger Anmerknng citirton
Bande p. 101) hat sieb als die bessere neben der von Venegas, deren auch
ieh mich frUher bediente, erwiesen. In den ,VenetianiK<-hen Depeschen
vom Kaiserbofe' Band II (1892) findet sie sich sweimal schon im Jahre 1550.
r4
Xt. AhhaDdUag: Badlsger.
flir seinen Sarg verfilgten Anordnung^en deflson eigene Statue
zwar in vorgerückten Jahren, doch in voller Lebenskraft aus-
gefllhrt. Von seinen drei hier ebenfalls bestatteten Gemahlinnen
— die zweite, Maria Tudor, ist in England beigesetzt —
sieht man die lebenswahren statuarischen Abbildungen aber
Philipp zugewandt ist das Abbild seiner ersten Gemahlin Maria
von Portugal und zwischen diesen seinen Eltern Don Carlo's
Statue. Kein anderes Kind Philipp's II., welches vor ihm
gestorben ist, wurde hier dargestellt, auch nicht die drei im
Kindesalter gestorbenen Thronerben Ferdinand, Karl Lorenz
und Diego, von denen der Letztere zu grossen HoflFnungen be-
rechtigt hatte; aller drei Mutter, die von ihrem Gemahle so
besonders geliebte Königin Anna, ist ohne eines ihrer Kinder
abgebildet. Alle Figuren sind ohne Kopfbedeckung, knieen mit
flachgeschlossencn Utfnden in vollem königlichen Schmucke, doch
ohne Kronenzier, Don Carlos mit der Kleidung des feierlich
anerkannten Kronprinzen. Eine lateinische Erklärung bezeichnet
ihn ausdrücklich als den Erstgeborenen.' König und Kronprinz
sind wohl mit Absicht gleich gross gehalten und goldblonden
Haares.
' Die Insclirifl besagt znerst, dam Phili]>|i 11. diu GrAbmal fQr «ich er-
richtet linhe, und bnmerkt daun: Vfbi) ^(al^it1ce) quiesvout nmni Anna,
EllMbetba pt Marin uxore« cum C'arolo Princ(ipe) primogen(ito). Ab-
bildiiD)!; und Inschrift bei D. Valentin C'arderera« y Solano, Icouographia
Espailoln. Madrid 1855 y 1864. t. II, fnl. LXXIV. Man bat es in einem
gewissen literarischen Kreise Frankreich« als Kränkung empfunden, da»
ich in meinem Buche Ober diesen ,Erstgeburenen' Philipp's II. gar nicht
der Schrift des Verfasaera von ,Raymoud' und ,grand8 seignenrs et grande«
dames du tomps paasä', des Herrn Charles da MoUy ,Dün Carlos et
Philipp II. Nuiivelle ödition Paris 1864', doch nach einer 8chlussnoti(
8.316: ,1869—1663' verfasst, Erwähnung gethau habe. Es ist freilich
seltsamer Weise nach dem Titelblatt ein .ouvrage couronnä par l'Aca-
d^mie Fran^aise', obwohl ohne alle Kunde von dem amfangreichen
deutschen und dem wichtigen englischen Materiale mit einer nur mechani-
schen Beuutaung der iniwisclien gedruckten fransOsischen, spauisoheu und
italienischen Acten und mit günclichem Mangel an kritischer Disvipitn
abgefasst. Statt der nichtigen Verse des Fray Luis de Leon Über de«
Priuren Tod lifitte MoOy (S. 308 f.) eine genaue Beschreibung von dem
Grabmale oder doch von Cardereras' Abbildungen, auf welche ich selbst
durch Prof. Justi's Gflte hingewiesen worden bin, für seinen boUetristisohen
Zweck liefern sollen.
VlMhdIsnK*!! m iiwalMilier OtMhiobt« Im IS. aad IT. JitrbsadfrU.
16
Vergessen war selbstverstÄndlich, was dem Vater und Könige
von Don Carlos' wilden und gefahrvollen AbRichten und Plänen
Anstoss gegeben hatte. Ob er freilich jemals Kunde erhalten hat
von den abscheulichen Aeusserungen tödtlichen Hasses des
kranken Thronerben, welche nach dessen Tode durch einen eid-
brüchigen Edelmann aus Don Carlos' Bewachung, vielleicht auch
durch einen Aufwärtcr desselben, zur Kunde eines Corrcspon-
denten des Herzogs von Alba gelangt sind,' mag zweifelhaft sein.
Auf alle Fälle wird der Beichtvater, der Dominikaner
Diego von Chaves,' Alles gethan haben, um derartige schmerz-
' Er liabe seines Obeims (Juhaiin von Oesterreicb) und seiner Tante Jo-
hanna BUit trinken und die .'vtücke der Leiche seine« Vaters verunehren
la wollen erklXrt. 14. Aupust 1568 (Dnqiiena de Berwick y Alba, Do-
cumcntos escopdos 1891, p. 410), Brief das Doctor Milio. Ueber die
Stellnug des Letzteren bemerke ich, das.n bei Diego Josef Uorner (pro-
gressos de la Listoria eu el regno de Aragon ,Y elogios de Geronimo
Znrita, SU |irimer coronist«. Zarago^ 1S80), p. 497 «ich ein Brief von
Alba's Sohne Friedrich, dd. Mon», 15. December 1568, findet, nach welchem
derselbe die Nachricht von der Emenming Znrita's inr GeschÄftsleitung
der Inquisition zuerst von Doctor Milio erhalten habe. Anrh die Be-
merkung mOgo hier ihre Stelle finden, das« man nicht wohl gethan hat,
die in den Alba-Doounicotos p. 414 — 121 gedruckte Relation, einen ge-
wühnlichen Zeitungsbericht (Don Carlos' Haft und Tod, 8. 302—308)
weg«n einer in der Einleitung jenes Werkes S. XVII bemerkten an-
geblichen Gleichheit mit Zurita's Handschrift (escrita de mano de Znrita)
solche Tageserxilhlangen diesem Geschichtsc.hreiber Aragoniens mit seinem
sehr ansgeprjigten, sachlichen, gar nicht subjectiven l:>tile zuinschreiben.
Nicht unerwähnt soll bleiben, dnss man für eine angemessene Schil-
derung Uiego HiirtAdo de Mendoxa's, der auch in dieser Madrider Zeitung
S. 418 bei einem kurz vor des Kronprinzen Hinscheiden auf dem Corridor
der königlichen Wohnung 8tatt.gcliabten Degenkampfe orwHhnt wird,
noch immer die Ittngst gedruckt«, geiiihmte, aber nicht in den Bnch-
bandel gekommene Arbeit von ächultheiss entbehrt. Zu meiner eigenen
Correctur (Don Carlos 3Ü3) muss ich über den Namen des hochverdienten,
klf Staatsmann wie als Dichter gefeierten Herrn bemerken, dass Hurtado
nur ein sweiter Name ist, welcher auch von einem Caidinal seiner Ver-
wandtschaft geführt wird; vgl. J. Feseninair, D. Diego H. de Mendoaa
(Programme des MUncbener Wilhelms-Gymuasiums I, 1888; II, 1884) 1, 6.
' Vgl. über ihn, wo im Folgenden kein anderer Beleg gegeben wird, die
im Register xu ,Dod Carlos' Haft und Tod' ä. 311 venceichneten Nach-
richten. In welch hohem Ansehen er schon 1568 stand, beweisen zwei
Briefe, welche am 8. Man nnd 9. Juni der spanische Botschafter in Born,
Johann von Zufliga, an ihn richtete: Documentos . . . p. 1. hist da Espafla
t 97 (1890), p. 403 und 492.
i8
XL AbbuidlaDf : B n d i u g e r.
liehe Erinnerungen zu verwischen; auch davon wird in der
nach PhiHpp's 11. Tode gemäss Testamentverftigung verbrannten
Correspondenz mit demsen>en die Rede gewesen sein. Ohnehin
sollen alle Dominikaner das Hinscheiden des sonst von Wenigen
beweinten Thronerben beklagt, Chaves aber die Ueberzeugung
ausgesprochen haben, Don Carlos sei nur fiir kurze Zeit im
Fegefeuer; auch soU er lebhaft die Meinung von dessen Irrsinn
bestritten haben; der Prinz sei vom Barte aufwärt« gesund,
seine Litention auch nicht so verdammlich wie seine Worte
gewesen. '
Solch ein pathologischer und psychologischer Befund des
guten Menschen ist ftlr unsere Beurthcilung freilich gleichgiltig.
Da alxT der ehrenhafte Mönch dieser tseincr Anschauung ent-
sprechend seine Entlassung aus dem Ilofdicnste erbat, ' so muss
das auf den in gänzlicher UnzugUngUchkeit trauernden Vater
um so mehr einen tiefen Eindruck gemacht haben, als er sieh
auch erinnern mochte, dass eben dieser Geistliehe Mitglied der
discreten Commission war, welche sich mit einer neuen Prüfung
des ohnehin mit aller Rücksichtsnahrae geführten Processes
gegen den der Häresie verdächtigen Erzbischof Carranza von
Toledo zu beschäftigen hatte.* Da lehnte König Philipp II. die
Entlassung ab und bestellte Chaves zu seinem eigenen Beicht-
vater; Chaves scheint bis zu seinem Tode in dieser Stellung
verbheben zu sein.
Seine Rathsehläge dllrfcn aber bei der oben beschriebenen
Anordnung der Figuren in dem königlichen Grabmale des Es-
curial nicht unterschätzt werden: Don Carlos' Erscheinung im
Mausoleum, obwohl ungemein ma^er, macht doch ,vom Barte
aufwärts' einen durchaus , gesunden' Eindruck: er betet, mit
seinen Eltern in Liebe vereint.
Von den Angehörigen seiner Familie befanden sich zu-
verlässig nur sein ihn aliein überlebender Sohn Pliilipp (IIT.^
und die älteste, von der dritten Gemahlin, der franzüsisclicn
Elisabeth, geborene Tochter Isabella Clara Eugenia an des
Königs Sterbelager und auch diese anderthalb Tage vor dem
Ende. Von beiden wird noch näher die Rede sein.
' Beriebt de» Ooctor Milio an den Herr,o(|: ron Alb« ddo. 16. Aagnst 1668t
Alba, docniiiontos eiic«^dos ili.
' Femnndeit MontAfln. M«« In/. 4?7.
Mlttktilnngtn tot ipMlscktr Otiehloht« dt« 10. md IT. Jtkrhnnderls,
17
Es fehlte die Grossmutter des Thronerben, der im Oftoher
1580 verstorbenen Königin Erzherzogin Anna Mutter, Philipp's
geliebte Schwester/ die Kaiserin Maria, welche nach ihres
Gemahles Tode (1576) bis zu ilirem eigenen (1603) meist nicht
fern von dem königlichen Bruder in Spanien lebte, woliin sie
im Spiltherbste 1582 wieder gelangt war. Wie sich ihr Fehleu
bei dem seit Wochen mit Sicherheit vorauszusehenden Aus-
gange erklärt, vermag ich nicht zu sagen. In dem Wiener
k. und k. geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchive finden sich
aus diesem und den nächsten Jahren tlberhaxipt keine Briefe
der Kaiserin Maria. Ein undatiertes Schreiben mit ihren
kräftigen, grossen und vielverschlungenen SchriftzUgen, deren
volle Entzifferung ich in diesem Falle doch Anderen über-
lasse," wird freilich im k. k. Statthaltereiarchive zu Inns-
bruck aufbewahrt. Das Schreiben ist an ihren dort resi-
dierenden Sohn, den Titularkönig von Polen und Hochmeister
des deutschen Ordens, Maximilian gerichtet. Dieser führte
damab die Verweserschaft über die seit des Erzherzogs Fer-
dinand Tode (1595) streitigen Länder deutsch-habsburgischen
Besitzes, Im Eingange wird ein ,gestern' angelangter Brief
desselben vom 20. December des Vorjahres erwähnt. Die
vorliegende Antwort mit ihrem echün geschnittenen kleinen MI
unter der Kaiserkrone in dem rothen, Trauer ausschliessenden
Siegel könnte sonach den ersten Monaten des Jahres 1598
angehören. Besorgt, wie sie um dieses Sohnes Gesundheit ist,
über welche sie am Schlüsse neue Nachricht verlangt, erwähnt
sie im Eingange, dass auch der Botschafter Khevenliüller ihr
mtlndlich bestätigt habe, dass Erzherzog Maximilian sich
wirklich, wie er schreibe, wohl befinde; auch der Hoflnung
aul' Erhaltung ihres königlichen Bruders scheint sie Austlruck
' Ich erlaube mir, nochmals auf meineu ,Duii Carlo«' (8. 39 und 111) Ober
das VerhSltniss der Gescbwlster zu einander zu verweisen.
' Die Adresse latitet: A itii liijo el Archiduque Mnximiliauo. Der Anfang:
Ayer recibi vuestra carta de XX de Dizieniliru . . . hulgu^ uiuchu de
vor por ella y lo qne mo tia dicbu el etubajadur Quebeuhiler que estais
bueno. Auf den kranken Philipp II. geben auf der zweiten Seite Zeile 9
die Worte: que somos buenus a conservar mi ber(nia)no, wenn dio Lesung
richtig ist. Der Schlut»: plazer que mi podi-iü hazer decirnie comu eistais
como ya (?) deseo. Viiestra ni.tdre Maria.
Sittuopbcr. i. phil.-liut. Cl. c:iXVlU. tii. II. Abb. 2
u
XI. AtiliucIliiBg: B«<1iBK>r.
ZU geben. Dass sie selbst, wie sie Aach dem Sohne versichert,
sich wohl befand, wird in einer im Wiener Staatsarchive als
Hofcorrespondonz aufliewahrten Reihe von meist lateinischen,
formell ktihlon Briefen ihres ältesten Sohnes, des Kaisers
Rudolf II. aus den Jahren 1598 und 1599 allem Anscheine
nach vorausgesetzt; genauere Prüfung dieser Schreiben, als
sie in meinen Zwecken lag, könnte hier noch eine der Pietät
entsprechcndero und llber die Gesiindheitsverhältnisse der ehr-
wllrdigen Fürstin begründetere Mittheilung liringnn. Immer-
hin liegen filr die Monate der schwersten Erkrankung und de«
Todes des Königs im Wiener Staatsarchive keine Nachrichten
vor. In der Hofcorrespondenz mit Spanien aus dem Jahre
1598 fehlen alle auf den dortigen Thronwechsel bezüglichen
Acten, und auch in den Beriditvn des kaiserlichen Botschafters
an Rudolf II. ist eine bedauerliche Lücke vom 30. Juli bis
zum 22. Oetober dieses Jahres.
Aber man dankt doch diesem zuvcrlftssigen Gesandten
einige erwünschte Nachrichten über nnsem Gegenstand. Es
ist Johann von Khevenhiiller, seit dem Juli 1593 Graf von
Frankcuberg, der im Mai 1000 neunundsechzigjiihrig in Madrid
starb.* Die ganz ungewühnliehen hohen Eigenschaften, welche
die Relationen des langjährigen frühern kaiserlichen Vertreters
Ailam von Dietrichstein so überaus anziehend machen, darf man
in den Depeschen dieses letzten Botschafters der üsterreichisclien
Linien des habsburgischen Hauses am Hofe Philipps II. nicht
erwarten. Doch ist es eine ausführliche und geschsftlich genaue
Berichterstattung. Besonders zutrcft'end wird man sein Urthei!
über Personen nicht linden. Noch am 30. Mai 1598, nur drei
und einen halben Monat vor Philipp's Tode birichtet er von
dessen Thronerben nicht nur, dass er täghch kraftiger werde,
höchst fromm und seinem Vater durchaus gehorsam, sondern
auch, dass er höchst verständig sei.* Der geistesstarke könig-
» WnntbJicJi XI, 230.
' .Der Prinz wird von Tag zu Tag gtnrcklier nnil int ein foindtlich go<tt-
fnrchtiger iiti<i vorstündiger Herr, der ay ihn Allen Reine« Herrn Vatteni
WiUen (geiniUii) verhalt.' Innsbnicker ^tatthaltereiarchiv, wo vich auch
die nSchsternXhnte Depesche vom 10. April lü95 befindet mit dem rharnk-
teriatischon Satze: ,Der KhOnig khrncht on Unti'rla!<8 und ist vom Leib
fcindtlich abkbumen.'
XiHheilmigiia aus spauiaelier 0«Mhiekt« dM 16 aiiil 17. .liilirhanilorU
Ift
liehe Vater gab sicli duch in dieser Beziehimg keiner Täuschung
hin, sagte gelegentlieh: ,Gott, der mir so viele Reiche gewährt
hat, weigert mir einen zu ihrer Regierung fähigen .Sohn' und
klagte noch wenige Tage vor seinem Ableben dem Markgrafen
von Castel Rodrigo: ,Ach, Herr Christoph! Wie es mich besorgt
macht, dass sie ilin zum Herrsehen haben!"
In eben jener Depesche, in welclier er das irrige Urtheil
über den künftigen Pliilipp III. abgibt, berichtet Khevenhüller
doch dem Erzherzoge Maximilian in Innsbruck mit denselben
Worten, wie schon im April 1Ö9Ö: ,Die Kaiserin, meine alkr-
gnädigste Herrin (Frouv), ist wohl auf.' So gleiehmässig guter
Gesundheit erfreute sieh die greise Fürstin. Um so seltsamer
ist, aus der Nähe des in so nualvoller Weise hinsterbenden
künigUchen Bruders nichts von ihrer Gegenwart zu erfahren.
Noch in dem erwähnten Berichte nach Innsbruck vom
30. Mai 1598 hatte der Gesandte aus eigener An.schauung ge-
schildert,' wie die Kaiserin nach der l'eierbcheu, durch Eide
aach des Thronerben bestätigten Abtretung der Niederlande
an die Infantin Isiibella eine Vollmacht ihres Sohnes, dos mit
päpstlicher Bewilligung aus dem geistlichen Stande getretenen
' ,Diog i|ne me ha concedido biatoB esUtdos me miega un bijo CAp&z de
gii venutrIoB !' — ,Ay Dem Christoval, que me Ujniu iiuo le hau de ^u-
veruar!' Lafiionte XV, 271.
* Euer kuu(i^licheu) W((lrde) solle ich uacb Erinduning meine gehor-
Baniioten {[ uud ganx willigen Dienst unterthenigist su erindeni nit
nnderlassen, wasmassen Terwifhnor Tagen der Kunig die Donation || der
Kiderlaudt der Infanta seiner Tochter gethan. BOllicho babbo Ihr
F(ü)r(«tliche) D(urchlauc)ht acceptierdt unnd der Priu« ihr Prueder und
sy paiderseita mit starkchom Jtirnuieudt ratilicieredt uud confirroiredt.
Paldt darauif babbe die Kaijserln, mein allei;geuedigiste Frouv ainen
Oewaldt vom Erzheraog Albrechteu augehendigit, und nachdem derselb
ihn Peyseiu Ihrer M(nye8tfi)t des Khunigg, des Prinzen, der lufanta, des
Manines de Velada, des Don Christoval de Mora, des Don Juan de Idia-
qucx und mein, verlOsseu worden, hat man zun Heiratsoapitulationibus
griffen. — Wenige Tag ehe vermolle Tractation abgeloffen ist
der Kunig gar (?) Obl auss gewest, Jederman pesurgt, wurde von Landt
rnkchen, aber widerumben pOsser worden; gleichwoll des Fiebers noch
nit qnit; pesorgen, «ye eticus (= hetico). Wie dem Alem, (wollen)
Ibr M(ajestJi)t, dass alle negotia durch ihr Ueudt lauffon: dardurcb nit
wenig prejudiciredt wird.' (Inusbruckor Archiv).
so
X] AbfauinoDg: BfldlDi^^r.
Erzherzogs Aibrecht, überreichte, nach deren Verlesung die
Ehepacten mit der Infantin aufgesetzt wurden.
Es fand aber schon dieser feierliche Doppelact .wenige
Tage' nach einem schweren, unmittelbaren Tod drohenden
Krankheitsanfallo des Königs statt, bei welchem die Acrzte
zum ersten Male alle drei Uehcl erkannt zu haben scheinen,
deren vereinigte Wirkungen ihm Leiden nicht von dem Historiker
zu beschreibender Art' verursachen sollten. Schon seit 1579
hatte sich die Gicht, an welcher ja auch sein kaiserlicher
Vater schwer gekrankt hatte, bei ihm eingestellt; dieses Uebcl
hatte ihn im Laufe der Jahre in zunehmendem Masse heim-
gesucht und hat ihn bald mit all seinen schmerzhaften Folgen
nicht verlassen. Ein hektisches Leiden scheint schon in seiner
Jugend vorhanden gewesen zu sein, da ihm damals oft jede
stärkere Bewegung unmöglich erschien* und die grösste Sorg-
falt fVir seine Gesundheit zur Pflicht gemacht worden war; wie
es häutig geschieht, trat dies in der Vollkraft des Lebens
zurtickgetretene oder vernarbte Uebel jetzt im Greisenalter bei
dem fast Einundsiebzigjährigen, schon seit mehr als Jahresfrist
vermuthet, unzweideutig hervor. Zu diesen beiden Krank-
heiten gesellte sich jenes Wechseltiebcr, an welchem auch
Karl V. zuweilen gelitten hatte und dessen dreijährige Dauer
ftlr Don Carlos so verhängnissvoll geworden war.
Noch war dies Fieber nicht ganz geschwunden, als in
des Königs Gegenwart dessen Lieblingstochtcr die Ueber-
tragung der niederländischen Hcrrscliaft und jene von der
Kaiserin vorgelegte Vennäldungserklärung empticng. Zwei
Tage früher, bei der Frohnleichnamsprocession am 28. Mai,
Hess er sich durch den Kronprinzen vertreten, zu dessen
Gunsten man schon im April von der Abdankung des Er-
krankten gesprochen hatte; doch sah er der Procession hinter
geschlossenem Fenster zu. KhevenhUller' fand ihn an diesem
Tage wie todt aussehend.
' Lnfuente XIV, 471 — 476, wo derselbe neb ent«chn1digt: sensible nos e«
t^iier qiie trazar ente repngnante cuadro.
• ,I>on Carlos' 180.
* An den Kaiser am 13. April lA'JS: .... ,weil aber der Chonig nochmallen
Leibs Schwacbbeit halber, mit der noch p,Tbaff(tet)'. Uie Depeacbe vom
Sl. Juni, einem Souutag, IrUgl Jiuse Zahl am Svhlu&so nnd auf der
Hitthoilungen nat «]>«oUeh«r 0«Khlolit« 4m 16. and 17. Jslirlianluti, Sl
Und doch trat sein Verlangen der Ueborsiedelong nach
dem Escurial Beitdeni immer stärker her\'or, aller Einsprachen
der Aerzte ungeaelitet, welche den Transport für gefilhrlich
erklärten. Dennoch wurde derselbe' unter hefti^^en Schmerzen
vom 30. Juni bis 5. Juli, also in sechs Tagten, derart voll-
zogen, dass der Kranke von llenschenhand in seinem Lager
diesen etwa fünfzig Kilometer langen Weg getragen wurde.
In dem Escurial angelangt, wohnte König Philipp in seinem
Krankensessel nicht nur der kirchhchcn Feier der Ueber-
tragung aus Deutschland gekommener Reliquien hei, sondern
besah sich noch einmal alle Räume dieser seiner wundersamen
Bauschüpfung, traf auch einzelne neue Anordnungen. Man begann
wieder Hofinung zu hegen; am 13. Juli meldete Khevenhüller
dem Kaiser, dass ,de8 Königs Indisposition sich täglich bessere'.
Am 22. Juli begann jedoch der Zustand des Kranken lioftnungs-
los zu werden; noch vor Ablauf des Monates wurde eine
Operation am Knie vorgenommen,' deren Schmerzen der König
zum Erstaunen der Aerzte ruhig ertrug. Dreiundflinfzig Tage
fUr die damalige Heilkunst nicht zu lindernden, unaufhörlichen
Leidens zählte man so bis zum Tode am Morgen des
13. September.
Da sind nun zwei im Innsbracker Archive erhaltene Be-
richte aus den beiden diesem Abschlüsse vorangehenden Tagen
erwünscht. Sie hegen einer für den Zweck dieser Abhandlung
Adresse; doch scheint der Oesandte nach dem Inhalt« sich beide Male
Terschriehou zu haben; es dürfte ,13. Juni' gemeint sein. Am Ende des
Berichtes Über die FrohnleichDamaprocession iiber den KOnig: ,hat vill
ehe ainem todton COrper, alls ftineni lebendigen gleich gesehen. Ihr
M(ajest£)t pegem sUrckch nach dem Escurial, das aber die Medici nit
approbiren wollen. Wie dem Allem, so vermainen sy, ehr werde sy nit
halten lassen, das nun uit au Gefahr ihrem Vermueten nach steet.'
(Wiener Staatsarchiv.)
Anf der dritten Seite von KherenhUller's Depesche an den Kaiser vom
30. Juli 1598 findet sich der modirinisuhe Bericht, beginnend: La salud
del Rey, vielleicht filr die Oeschichtscbreibung der Medicin von Werth.
(Wiener Staatsarchiv.) Dies ist vor des KOuigs Ableben, wie oben (S. 18)
bemerkt, die letzte Depesche an den Kaiser, welche erhalten ist. Da
aber auch aus Don Carlos' letzter Zeit und über seine Bestattung die
Dietrichstein'schen Depeschen fehlen, so darf man die Hoffnung nicht
aufgeben, dass beide Fascikel noch irgendwo erhalten sind.
93
XI. Altbaad)iii)K: BSdinger.
irrelevanten Depesche KheveuhiiUer's an den Erzherzog Maxi-
milian vom 14. September 1598 zur Information bei. Wie
sie beide sich als Abschriften einer, freilich zuweilen das Ver-
ständniss durch Abkürzungen und durch eine widersinnig
Interpunction erschwerenden, Kanzleihand darstellen, so haben
sich vielleicht auch anderwärts, namentlich in Spanien selbs
solche Abschriften erhalten. Auch ist es ganz möglich, dasflJ
sie schon einmal in einer mir unljekannt gebliebenen spanischen
Monographie gedruckt worden sind. Auf alle Fälle verdienen
sie, auch weiteren Kreisen bekannt zu werden.
Das erste Schreiben ist ein Billet des leitenden Ministers
und hochgeachteten Vertrauten des Königs, der ihn auch aa^
erster Stelle mit dem Vollzuge seines Testamentes betraute.^
Christoph von Moura, wie dieser portugiesische Edelmann
eigentlich hiess, oder Mora, wie ihn die Spanier nannten. Ge-i
richtet ist der Brief an Johann von Borja, nach dem Namen
ein Abkömmling jenes gleichnamigen zweiten Sohnes des
spätem Papstes Alexander VI., welcher zu dem Herzogthume
Gandia und der Ehe mit einem Sprossen des aragonesischen
Königsliauses gelangte." Vom 11. September um 12 Uhr
Nachts ist das Billet datiert, welches vorzeitig das Eintreten
der Todesstunde meldet. ,Wir siud zur letzten Stunde gelangt,
welche für Seine Majestät mit so viel Grund ersehnt worden
ist, damit (der König) von den Leiden und Nöthen entledigt
werde, in denen er sich befindet, und zum Genüsse der Rulie
komme, welche Gott nach seiner Bannherzigkeit und um
dessen willen ihm gewähren wird, womit er ihm in diesem
Leben gedient hat. Jetzt können wir Eurer Hen'lichkeit keine
anderen Nachrichten senden.' In den Schlussworten scheint
der Fall einer ganz unwahrscheinlichen Besserung des Befindens
noch vorbehalten.'
' Nftheres Ober ihn: .Don CarliM' Haft und Tud' 168 bis 174.
* C. von Hofier. Die KaUHtrnphe des heritoglichen HmiseR der Boija von
Gandix (Denkscbrifteii der Uni». Akad. XLI. 189S). 8. 10. 53 f.
' Diiii Cliristovnl d« Mnra n ])<jn Juan de Korja do San Lorenao el Real '
a 11 de Koti(6nibr)L< h las dnxe de la nocbe 1608. Sonios lle^ados i la
ultiuia liora tan des«»adn por sn Mag:(esta)d c<>n tanta raxon, paes saldri
de las miserios y trabajo« en que esta y ira A gozar del descanso ijue
Dioa Ic ilnik por su niisoricordia y pur qne el en esta vida le ha teruido.
IliHkailnBgaD «tu spuiMber 0«aohicbte de« 16. «od 17. Jabrirandcrta. 23
Die andere Einlage ist als Theil eines Briefes aus dem
f^nrial bezeichnet, also etwa als Zeitung für die vertrautesten
oder vornehmsten Kreise Spaniens abgefasst und vom folgenden
Tage, 12. September 1598, datiert.' ,Seine Majestät ist gestern
Tim 2 Uhr Nachmittags von einer Ohnmacht befallen worden.
Man dachte, sie werde ihn hinraffen, also gab man ihm die
Kerze in die Hand.* Um 6 Uhr Abends kam darauf Herr
Christoph von Mora sehr niedergeschlagen zu der Frau In-
fantin und sagte zu ihrer Hoheit: „Herrin! Seine Majestät
wiD, ehe sie stirbt. Eurer Hoheit den Segen ertheilen." Ihre
Hoheit war gar beunruhigt, erschien sehr geröthet und erhob
sich zu gehen. Herr Christoph sagte zu ihr: „Eure Hoheit möge
sich nicht so beeilen! Denn ich gehe zu dem Prinzen, damit
Sie Beide mit einander gehen." Und so giengen sie, und
Seine Majestät konnte nicht zu ihnen sprechen, sondern ihnen
nur seinen Segen ertheilen. Und sogleich kehrten sie Beide
in tiefster Rührung zurück, dass es die Herzen brach.' Der
Prinz begab sich in seine Wohnung und schloss sich zum
Qebete ein, und die Prinzessin gieng in die Ehnporkirche,
am dasselbe zu thon, wo wir die Mönche ein- und ausgehen
sahen. Und um 7 Uhr Morgens (12. September) hatte seine
Majestät einen weiteren Anfall, kam aber sogleich wieder zu
sich. Man gab ihm einen Trank, und als diesen der Arzt
Mercado darreichte, fragte er ihn, aus was er sei; der ant-
Ya no podemos embiar i V. S. otras nnevas, si no fneren las (los?) . . .
tras (contras? portugiesisch) esto se paeden esperar. Grossoctavbiatt.
' Cap(itn)lo de carta del Escurial i 12 de Seti(embr)e 1698. Folioblatt.
* Gleich dieser Anfang, von dem Schreiber unmöglich interpungiert, soll
lauten: A su Mag(esta)d le diö ayer k las dos despnes de medio dia un
desmayo. Pensando que le llevaria, assi le pusieron la candela en la
mano.
* T assi fneron, y no les pudu hablar su Mag(esta)d, sino hechar les su
bendiciou, j Inego se bolvieron tiemissimos entrambos, que quebrana los
cora^nes. Die auch von Lafuente XIV, 478 aufgenommene Erzäh-
lung von der zärtlichen Ansprache des Königs an seine beiden Kinder
sammt Ermahnung zu Frömmigkeit und kluger Kegiemng ist also grund-
los. Was von der hiemit zusammenhängenden Weisung an seinen Beicht-
vater zu halten ist, Beiden die Ermahnung vorzulesen, welche Ludwig
der Heilige an seinen Thronerben gerichtet hatte, erscheint jetzt mindestens
zweifelhaft Die Nichtigkeit einer andern Nachricht (s. o. S. 12) ist zweifellos.
24 XT' Abb.: BOJIof ir. MittballaBpn »u >r><>iHl>*i' OaMbicb« Im t«. g. 17. Jsbrk.
wertete ihm: „Aus Hyacinthen." Hierauf sprach der König:
„bei einem anderen Tranke wie diesem starb die Kaiserin,
meine Herrin, bei Einbruch der Nacht; aber ich werde in
dieser Nacht nicht sterben," [den Anbruch des Tages hatte er
also nicht bemerkt] „noch am Morgen; denn ein Mönch hat
mir gesagt, er wisse die Stunde, hatte grosse Wissenschaft."
Und die ganze Nacht waren die Mönche damit beschäftigt,
den Psalter aufzusagen und Gott ftir die Seele Seiner Majestät
zu bitten.'
Schon vorher war auf seinen Befelü seines kaiserUchon
Vaters Sarg geöffnet und waren aus demselben zwei Kerzen
und das Crucifix genommen worden, welches Karl V. bei
seinem Tode in Kunden gehabt hatte; man musste dasselbe,
damit er es stets sehe, an des Königs Bettvorhang befestigen;
in seine Httnde sollte dies Kreuz ebenfalls beim Sterben gelegt
werden. Hatte doch auch Don Carlos, als ihm die Nilhe des
Todes angekündigt wurde, die Umstehenden ihn zu unterstützen
gebeten, das von seines kaiserlichen Grossvaters Lippen in
der Sterbestunde gehörte Gebet zu sprechen. Unter kleinen
Zuckungen wie dieser seiu ältester Sohn ist auch Philipp II.
verschieden.
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XII. Abb.: Beer. Hudschr. Spaoieiu. Bibl. Ueben.: SSS— SM (Mord»— La Murte). 1
XII.
Handsehrifteuschätze Spaniens.
Bericht Über eine im Auftrage der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
in den Jahren 1886 — 1888 durchgeführte Forschungsreise.
Ton
Dr. Rudolf Beer,
Anunoenais der k. k. Hofbibliotbek.
Muroia.
325. Biblioteca de San Felipe.
Hajbnel, Cat. col. 1006 nonnolli libri mss. parvi momenti.
Vaijbmtinelli, p. 118 nach Haenel.
326. Archivo de la civdad.
CoLECCiON de fueros y cartas-pneblas de Espana, Madrid
1852, p. 156 ff. Mittheilungen über einen ,c<5dice del Fuero
Jazgo qae se guarda en el mismo archivo' mit reichlichen
Auszügen.
327. \Bihlioteca de los Frailes menores de San Francisco.
Diese Bibliothek erhielt die Privatsammlong des Bischofs
Diego de Arze y Reynoso, nach Vogel verzeichnet im
CatAi/OOo general de la Ubreria del senor D. Diego de
Arze y Reynoso, Obispo, Inqoisidor general en todos los Reynos.
Vgl. auch Wadding, Scriptores Ordinis Minorum, Romae
1650, p. lOOf.
Antonio, Nicolaus, Biblioth. Nov. I, p. 268 über Diego
de Arze and seine Bücherschenkong.
VOGHL, p. 479.
Valentinelu, p. 117 f. nach Vogel.
La Morta (Prov. de Valencia).
328. Biblioteca del Monasterio de Nuestra Sefiora.
VuxANUEVA, Viage, tom. IV, p. 83 f., beschreibt (1) ein
Horario 6 Devocionario, prächtig auf Pergament geschrieben,
mit vielen Miniaturen, welches nach einer Note ,di(5 D. Diego
Vieh entre otras pinturas i, este convento de la Murta A 26 de
Htauftba. i. phiL-bift. Cl. CXXTUI. Bd. U. Abh. 1
A XII. Abhandlung: Beer. Handscbriftenaeh&tie Spuiien«.
Julio de 1641'. Interessant wird das Kalendar durch zwei
auf den eigentlichen Text folgende Abbildungen; die eine
stellt das kaiserliche Wappen dar, und um dasselbe finden
sich die Worte: ,Maximilianus imperator romanorum semper
augustus' und unter denselben wie folgt: HALI-MAS. Die
zweite Abbildung bietet gleichfalls ein Wappen und darum die
Legende: Franciscus de Taxis, magister postarum serenissimi
principis Ka. archiducis Austriae.' Ad calcem die Note: Vidit
Fr. Joannes Vidal 23 Maji 1585. (2) Lactantius, sieben Bücher
der Divinae institutiones, s. XII mit zahlreichen Varianten von
Belang. Diese Handschrift ging in den Privatbesitz Villa-
nueva's tlber.
Valentinblu, p. 126 f. nach Villanueva.
La Murta (Prov. de Barcelona).
339. BiblioUca del Monasterio de los P. P. Gerönimos.
Villanueva, Viage, tom. XIX, p. 2 berichtet über die
einst reiche, vom presbitero Jaime Ramon Vila gestiftete Hand-
schriftensammlung des Klosters,' die theilweise in den Besitz
des Marques de la Romana zu Valencia gelangte. Villanueva
sah noch an Ort und Stelle: (1) Eine prächtig geschriebene
Bibel mit der Schlussnote: P>xplicit über Machabeorum secundus.
Scripsit Nicolaus Berti de Gentiluciis de Sancto Geminiano,
civis Florentinus, patcr Amantii et Francisci, complevitque die
sabbati decima nona mai MCCCLIII u. s. w. (2) Devocionario
en vitela, Ueno de primorosas ininiaturas. (3) Sermo quem
coram Domino Papa et CardinaHbus Avinione in Capeila
Domini Papac cxplicavit vcnerabilis F. Bernardus Oliverii . . .
sub anno Domini MCCCXXX quarto. (4) Santoral lemosin.
(5 — 8) Colcccion herdldica in vier grossen Foliobftnden.
ToRREs Amat, Mcinorias etc., bespricht p. 481 : Pertusa,
Francisco, Memorial (de la fi cristiana), un tomo en fol. menor
MS. de 204 foleos. Fuit scriptus über iste in monasterio isto
dicto S. Hieronymi de Bethelem, alias de la Murta et fuit . . .
Die novembris sabato primo de adventu, anno domini MDV.
Deo gratias; p. 632 Trias, Juan, Bibliotheca seu collectio
ahquarum sententiarum Sacrae Scripturac, sanctorum Patrum
• Ueber ilieHe auch Torre» Amat, Memorias, p. 614.
Bikl. üebenieht: SM— MO (U Marta— Ii<jet»). ö
et aliomm auctorum etc. Cuatro volümenes en folio. Beide
Werke aus dieser Bibliothek.
Valentinblli, p. IGl nach Villanueva.
If&jera.
830. t Bihlioteca del Convento de Santa Maria.
Empfangsbestätigung König Alphons X.: Sepan quantos
esta carta vieren, como yo Don Alfonso, por la gracia de Dies
Rey de Castiella .... otorgo que tengo de yos el prior 6 con-
vento de Santa Maria de Näjera quince libros de letura antigua
que me emprestastes, 6 los libros son aquestos. (1) Las edi-
tiones* de Donato. (2) Statio de Tobas.* (3) El Catalogo de
los Reyes Godos. (4) El libro jozgo de ellos. (5) Boecio de con-
solacion.* (6) Un libro de justicia. (7) Prudencio. (8) Geor-
gicas de Vergilio.* (9) Ovidio cpistolas. (10) La historia de los
Reyes de Isidro el menor."^ (11) Donato el Barbarisio.* (12) Vo-
colicas' de Vergilio. (13) Liber illustrium virorum. (14) Pre-
ciano maior. (15) Boecio sobre los diez predicamentos. (16) EU
comento de Ciceron sobre el suefio de Scipion.
Dada en Santo Domingo de la Calzada, veinte 6 cinco
dias de Febrero, era de mill 6 trecientos 6 ocho aSos (25. Fe-
bruar 1270).
Zuerst veröffentlicht von Gaspar Ibanez de Segovia, Peralta
y Mendoza, Marques de Mondejar, Memorias historicas del Rei
Don Alonso el Sabio, Madrid, 1777 p. 452, dann von Fray
Liciano Säez, Demostracion del verdadero valor de todas las
monedas que corrian en Castilla durante el reynado del Senor
Don Enrique III. Madrid 1796, p. 371; am besten im Memorial
histörico espaSol. Coleccion de documentos opüsculos y antigue-
dades I, 1851, p. 258, Doc. Nr. CXVIII, nach der Documente in
der Coleccion del Conde de Mora, tom. XXIII, O. 23. (Jetzt in
der Bibliothek der Akademie der Geschichte zu Madrid.) Vgl.
' Der Ton Ibnilez veranstaltete Abdruck gibt: Addiciones.
* Eatacio de Thebas, Abdmck Ibaflez.
* Conaolatione, A. I.
* Virgilio, A. L
* Beyes, Isidro el menor, A. I. .
' Barbarismo A. I, corrigirt.
* Vocolicaa — predicamentos weggelassen im A. L
4 XII. Abhandlong: Beer. H«aJ«ehriB«iinf>i>tiB Spanien»
femer E>guren p. LXXIX, Taillian p. 3(>9, Amador de los Rios,
Hiatoria crjtica de la Literatura Espanola, toin. HI, p. 592, end-
lich MarceÜDO Menendez Pelayo, Horacio en Espana, p. 9, Anui.
Kavalcamero.
331. t Bihlioteca del Colegio de Jesuitas.
Ein handschriftlicher Indice de los libros del Colegio de
Jesuitas de Navalcarnero wird verzeichnet unter Nr. 467 und
468 der jetzt in der Real Acadeniia de la Ilistoria aufbewahrten
Codices aus San Isidro (Madrid); er besteht aus 12 Heften in
Folio. Vgl. Revista de Archivob' VI (1876), p. 263. Navalcar-
nero ist ein kleines Städtchen zwischen Madrid und Talavera
de la Reina.
Obona.
JJ33. t Biblioteca del Moiianterio.
Adelgastar schenkt Era ÜCCCXVUI (780) diesem Kloster
verschiedene Kirchengeriithe und Güter et (1) unum misale . . .
et (2) lectionarium et (3) responsorium et (4, 5) duos psalterioa
et (6) uno dialogorum et (7) passionarium et (8) una re
de ordine Sancti Benedicti.
Vgl. Risco, Espana Sagrada, tom. XXXVTI (1789), Ap.
Nr. 5, p. 30H Mitte. Eguren p. LXXXVIH, Taliban p. 314. —
Coleccion de fueros y cart^is-pucblas de Espafia p. 163 f. hcisst
es mit Bezug auf diese Urkunde: Esta escritura ha sido cali-
ficada por algunos de apöcrifa.
Olveyroa.
333. t Iglesia de Santiago.
Dona Leonor Gonzalez, Gemahlin Ruy Soga's, bestimmt
in ihrem Testament vom Jahre 1334: lt. mando a Santiago
dolveyroa CC soldos para hun salteyro.
Aus dem Tuinbo von Tojosutos (gcgenwUrtig im Arehivo
Histörico Nacional zu Madrid) edirt von Villa-Amil, Los cödiccs
p. 20.
Oliva (Navarra).
334. Arehivo del Monasterio.
Muüoz r RoMERO, Diecionario p. 204 erwähnt ein Ms.
Chronologia regii OUvae monasterii, quo existia original en sa
arehivo; lateinische Annalen, die bis zum Jahre 1647 reichen.
Bibl. n«b«nioht: SSI— SS7 (Nijtn— OBa).
Olmedo.
335. Bihlioteca de la Iglesia parroquial del Arcangel San
Miguel.
MuNOz Y RoHERo, Diccionarfo p. 204 f. citirt Libro del
novenario sagrado il la milagrosa imägen de Naestra Senora de
la Soterrafia, patrona de la villa de Olmedo . . por el Licenciado
Antonio de Prado y Sancho. Ms. »Eista obra se guarda en la
citada iglesia.' Berichtet unter Anderem über die Grilndong der
Stadt und ihrer Convente.
IiOB OlmoB.
336. t Ärchivo del Convento de los P. P. Franciscanos.
MartInez Amibarro y Rivss, Inteuto de an diccionario
de . . . Burgos etc. p. 54 berichtet über eine Handschrift ,Mannal
de fondaciones de conventos' (ohne nähere Beschreibung), sowie
Originalmanuscripte der Werke von Francisco de Salinas (des
Gründers des Klosters), welche in diesem, heute zerstörten Con-
vente aufbewahrt wurden.
Ona.
337. f Bihlioteca y Archivo del Real Moruuterio de San
Salvador.
Der codex Escorialensis R. ü. 7, Saec. Xu enthält auf
fol. HS'* und 147' folgendes Handschriftenverzeichniss:*
(1.2) Dos bibliotecas. (3) Vna omelia. (4) decada psal-
morum. (5) Los canones nueuos. (6) Los canones uieios
(7) Moralia Job. * (8) Las dirivationes nueuas. (9) Las jstorias.
(10) Liber orationum. (11) Thimologia. (12. 13) Dos libros super
Johannem. (14) Paulus orosius. (15) Liber omeliarum gregorii.
(16 — 19) Quatuor libros passionarios. (20) Liber augustinus de
civitate dei. (21) Liber augustinus de doctrina christiana. (22)
Liber ambrosius de questionibus evangeliorum. (23) Liber de-
creta romanorum. (24) Virginitas sancte marie. (25) Psalterium
cantoris parisiensis. Quod iussit fieri dompnus abbas. (26) Vita
' lieber die VarUnten vgl. Hartel a. a. O.
* In beiden Abschriften 6ndet sich Job zweimal, wohl Dittogntphie, da kaoin
anzunehmen, dass dem Werk Oregon die Schrift seihet beigegeben war.
6
Xn. AblundloDf : B*er. HaodschhftcaickUM Spaninu.
sancd enneconis. (27) Qnadraginta omeliarum.* (28) Ezechiel.'
(2rt) Liber cintillarii. (30) Vita sancti Martini. (31—34) Quatuor
libri dinlogorura. (35) Ystoria ecciesiastica. (36) Jcrenticon.
(37) Vita sancti ildefonsi. (SH. 39) Apocalipsin.' (40) Institu-
tiones patrum. (41) Collationes patnun. (42. 43) Prognosticon
dos libros. (44. 4f)) Ad dominum cum tribularcr. dos libros.
(4(3) Vita sancti gregorii. (47. 48j Vitas patrum dos libro.s.
(49) Zmaragdu. (50) Prosper. (51.52.53) Sumum bonam tres
libros. (54) Super ysayam. (55) Quam bonus. (56) Liber duo-
deeim proplietarum. (57) Flores psalmorum. (58 ) Liber pa.<$toralis.
(59) Liber iohannis belet. (60) Liber allegorias de ezechiel.
(61. 62) Dos reglas. (63. 64) Dos missales. (65. 66) Dos domin-
gales . unu nuevu y otru vieiu. (67. 68. 69) Dos santorales
nuevos en dos cuerpos . y unu viciu. (70. 71) Dos collectarios
de coru . unu nuevu y otm vieiu. (72 — 74) Tres ofiiccros. (75.
76) 11"" proseros. (77 —83) VII libros pora dezi« missas. (84 —
H7) IUI antiplioiiarios. (88 — 1Ü2) XV psalterios.
Estos son libros de gramatiga (103. 104) libros de decretos.
(105) Pricianus. (K^) Arator. (107) Papia. (lO^) Sinonimua.
(109) Terentius. (HO) Juvenalis. (11 1) Virgilius. (112) (h-i-
dius maior. (113) Lucanus. (114) Salustius. (115) Sedulios.
(116) Aurea ge.mma. (117) Duo paria partium. (118) Suma
de Priscian. (119. 12(J) Liber lex II. (121— 1:$2) Ln biblia glo-
sada in XII liljins divisa singulatim per ordincm per corporum
distinciones.
Zuerst vollstJlndig mitgctbeilt von Hartel-Loewe BPLH,
Bd. I, p. 125f. Schon t'rillicr hat Pcrcz Bayer in seiner ausführ-
lichen Beschreibung des Escorialensis (veröffentlicht von Rodriguez
de (Jastro, Bibiioteca Espafioia II, p. 328ff.) auf den Katalog auf-
merksam gemaclit (vgl. a. a. U. p. 331) und zunächst erwiesen,
dass die Orthographie in den Sentenzen Lsidors (dem Hauptinhalt
dos Codex) auf eine alte heimische Vorlage hindeute; aus den
' Waiiiscbeinlich Grefrorü Mafirni Hnniiliie XL in Evangelia und Hxmiliao
Xll in Ezechicli>ni.
' Nach Apoi'Alipsin folgt in beiden Abschriften dos libros. Ich ziehe dies
als Vermerk tu 31 (vgl. Nr. 41 ff.) und glaube, da» hier des Beadis
Coniniciitnr zu vcrstohen »ei, jedoch nicht in zwei BSnden — wenigsten«
ist mir unter den zahlreichen Copien keine zwcibämlige lickannl — snudvrn
Kwei Exemplare.
Bibl. üetondit: SS7 (Ofia). 7
spanischen Bemerkungen des Katalogs (unu nnean, y otro vieiu)
ergebe sich, dass der codex ,certe ad veteris Castelle Asta-
rumve aut Galleciae partes pertinuisse.' Ausschlag gebend für
die Ortsbestimmung scheine aber die Note (Federprobe) am
Schlosse: Clemens Episcopus servus servorum Dei dilectis filiis
Abbati et Conventui Oniensi in Ecclesia Sancti Salvatoris, d. h.
Salvador de Ofia. Das Kloster wurde 1011 vom Grafen D.
Sancho gegründet, vom König D. Sancho dem Grossen (f 1035)
reformiert und hiebei Benedictinern, die er aus Cluny berief,
übergeben (vgl. Pascual Madoz, Diccionario geografico-estadistico-
historico, tom. XU, s. v.).
Aus diesem Umstände erklärt sich vielleicht die Eintragung
der später beigeschriebenen vitae, die meist französischen Ur-
sprang aufweisen. Ueber die in demselben Codex befindliche
Note des Petrus Femandi de Granon vgl. den Artikel Cogolla,
Anm. Bemerkenswerth ist, dass Anibarro y Rives, der von
dem vorliegenden Katalog anscheinend keine Kenntniss hatte;
auf Grund seiner archivalischen Studien (vgl. unten) die wieder-
holte Scheidung der Onienser Ritualbücher in antiguos und
nuevos nachweist, wie sie unser Verzeichniss deutlich darbietet.
Die ausfUhrUchste Schilderung der Schicksale Ofia's gibt Argaiz,
Soledad Laureada, tom. VI, p. 443 ff. (vgl. unten).
Dona Sancha Jimenez schenkt zu Beginn des 13. Jahr-
hunderts dieser Kirche Kirchengerätlie et (1) un breviario do-
minical et (2) alio sanctoral (3) et un evangelisterio et (4) oti-
ciero et (5) un psalterio.
Ans einer ,carta partida por A. B. C der Bibliothek der
Real Academia de la Historia veröffentlicht von Eguren p. XC.
AaaAiz, Greoorio de, La Soledad Laureada por S. Benito,
tom. VI, Madrid 1675, p. 453 in dem Abschnitt Exercicios de
letras en Oüa, en tiempo del Abad Don Juan de Alcucero, re-
sumirt: Ay de el tiempo deste Abad un testimonio de la vida
de sus monges, y sn observancia en los Libros que oy perse-
veran escritos de mano, al fin de quinientos y cincuenta y mas
anos de diferentes assumptos, y todos en orden k mayor virtud
y perfeccion. Pondrfe uno por exemplo en que estk la Regia
de San Agustin^ compuesta de diferentes capitulos, sacados df
las obras de aquel Santo Doctor. Luego se sigue la Regia r
San Rufo que compuso para los Canonigos de la Iglesia
«
m. A>i)i*adliiog: Beer. HudsrhriftfusobitM SpMtiea*.
Tolosa de Francis, y estk con este titnlo: Incipit Liber Ec-
clesiastici et Canonici Ordinis in Claustro Sancti Raffi tempore
Liberati Abbatis institutus. Contiene 358 capitnlos sacados de
diferentes Concilios de Pontitices, de Decretales y de los Sa-
grados Doctores S. Agustin, San Leon Papa, .San Gregorio, San
Ambrosio, San Isidoro, Amalario, Fortunato, y otros, que es
cosa may curiosa, y en ia primera hoja tiene estas palabras.
Centies nndena ter qaina ter daodcna Atque duodena Liber
hie factus fuit Aera (111)3 = 11 2ö p. Chr.).'
Bergai«za, FnANtiBCO DB, Antignedades de Eepaüa, Madrid
1719, tom. I, p. 307 erwähnt und excerpirt die wiederholt von
verschiedenen Autoren benutzten Memorias antiguas del Ar-
chive de Oiia (eine Art Hauschronik).
Florbz, Espana sagrada, tom. X (1753), p. 92 berichtet
von Sandoval, dass dieser in Ona ,hallö lo que escribiö (Ful-
gencio, obispo de Ecija) sobre el Psalterio con letras Gothicas,
que es un libro grandc, precioso y raro.'
Am ausflihriichsten sind die älteren Nachrichten über die
Bücherbestände Oiias zusaninu*ngestellt bei
MaktInez Anibarro y RivEs, Manukl, Intcnto de nn diccio-
nario biogräfico y bibliogräfico de autores de la provincia de
Burgos. Madrid 1889.
p. lU in der Biographie des Abtes von Ona Juan de A1-
cucero (f 1115): dispuso la apertura de libros en que se hicieran
constar los het-hos de sus nionjes y sc formasen colccciones eccle-
siästicas comprensivas de varias disposiciones de pontitices, c^nones
de concilios, sentencias de los padres y doctores de la Iglesia y
otros asuntos andlogos. Bezüglich der von Argaiz erwähnten
Büchersamnilung bemerkt Vf.: hoy ignoramos el paradero de
tan valiösos voli'imenes.
p. 55 wird der Bestand des Archives auf Grund der alten
Notizen reconstrnirt wie folgt:
Grau numero de documentos referentes ä donaciones,
privilegios, bulas, escrituras do cesiön y compra, y papeles refe-
rentes d lo espiritual y temporal; Injosos libros de catästro y
propriedad; gran niiraero de voUimenes de litigiös, ejecutorias
y memoriales; libros administratives do gasto y eosas semejantes;
' Also nicht 11Ö3 (1115), wie Argkis irrig beruclinet
Bibl. üeinnidit: SS7— SS» (Ona— OrihsaU). 9
cuademos de escrituras (copias); libros de gradas de monjes
y prelados, uno Ilamado antigno y otro moderno; libro de
öbitos; libro de pesquisas; la tabla ö memoria de monjes ilnstres;
dos becerros, uno en folio y otro en 8", Ilamado el pequefio;
nn libro de Kalenda 6 Martirologio; nn Menologio, qne sapongo
seria el mismo de öbitos nnevo; tres libros de donaciones,
Tino Ilamado el viejo; otro titnlado el Norte de las escrituras;
la Regia del Abad D. Domingo; el libro de la Regia del Archivo,
adicionado como el anterior.*
Ebenda noch über Werke von Anonymi Onieneses 1. Me-
morias antiguas de Oiia (s. oben). 2. Monachi Oniensis car-
mina. 3. Libro del Concilio de PerpiSan.
p. 310 f. Ueber das Fuero, gegeben von Pedro Ivänez de
Calzada (1190): ,MS que se conservaba en el Monasterio y cuyo
paradero ignoramos.'*
Vgl. noch ibid p. 261 und 327.
Der von Ewald p. 361 beschriebene Toletanns 15, 10 gehörte
nach seiner Angabe eine Zeit lang gleichfalls dieser Bibliothek.
Orense.
888. Biblioteca provineial.
Das Anuabio del Cuerpo facultativo I, p. 311 berichtet von
dieser Sammlung: entre sus Codices tal vez s61o merece citarse
un Pasionarium en pergamino, folio, de mäs de 400 päginas letra
de fines del siglo XIII ö principios del XIV. Sus manuscritos
son onos 14. Die Qesammtzahl wird p. 445 auf 24 angegeben.'
Orihuela.
339. Biblioteca publica.
Diese Bibliothek besitzt nach dem Anvario del Cuerpo
facultativo de Archiveros I, p. 445 (Tabelle) 52 Handschriften.
Einige werden p. 303 speciiicirt, darunter eine Historia antigua.
' Nach Ansiebt des Vf. muss sich ein grosser Theil dieser Archivalien jetzt
im Arcbivo Histörico Nacional rorfinden; nur Weniges verblieb in Biirgos.
* Ueber dieses Fuero auch Argaiz, Soledad Latireada VI, p. 466 und Asso
del Rio, El Fnero viejo de Castilla, p. HI.
* Vgl. auch Ewald's Beschreibung des Codex der Madrider Nationalbibliothek
F. 99 (Beise, p. 808).
10 Xn. Abhudlnng : B««r. HuidvhriftaiuoUtM Spcsiaiu.
letra del siglo XV, und ein Tratado de Aßtrologia, letr* de los
sigioB xvn y xvm.
340. BibUoteca Episcopal.
BoFASDLL Y Saij8, FRANCISCO, ApuntOB bibliogrÄficos y
noticia de los manuscritos etc. de la exposiciön universal de
Barcelona en 1888, enthalten in Conferencias dadas en el Atenco
Barcelonas relativas ä la exposiciön universal de Barcelona.
Barcelona 1H1»0. 8»
P. 531 wird über ein ausgestelltes ,Pontiiical del siglo XJV'
berichtet, ,e8crito A dos columnas, en pergainino, letra götica
encuademado en terciopelo y con cierras'. Ueber die in der
Handschrift eiitbaltenen schOnen Miniaturen a. a. O.
841. Ärchivo dd Ayuntamiento.
MüNoz y RoMERO, Diccionario p. 207 nennt: Grandezas y
antiguedades de la ciudad de Orihuela y su fundacion, por el
Licenciado D. .Josef de Alenda. Ms. en fol. de unas 230 hojas
en el archivo del Ayuntamiento, segun crcemos.
342. t BibUoteca imrticular dt D. Jvan Roca de Togort».
MuNoz Y RoMKRO, Diccionario p. 2C)7 berichtet über eine
Historia de Orihuela, escrita por Don Jos^ Muntesinos. Ms.
en diez y ocho tornos en fol., nach Fuster, Biblioteca valencian«,
tom. n, p. 465.
Osma.
343. Biblioteca del Cahildo tle In Igleaia Cat-edral.
Vn-LANUBVA, Viage, tom. HI, p. 30lj ff. veröffentlicht ein Frag-
mento y adicion ä la historia de S. Isidoro de los Reyes Van-
dalos, conformc ä un cödice de Osnui, que copi6 el Senor Perez.
Vgl. auch ibid. p. 203.
FiTA Y CoLOME, FiDBL, Bosqucjo de la Exposiciön historico.
Enropea, Madrid, 1H92, p. 40 erwilbnt als aus dieser Bibliotliek
exponirt: un precioso c6dice <mi vitela ilustrado con miniatura»
con la exposiciön del Apocalipsis de .San Beato y otros docu-
mentos.
Der Codex Escorialensis c IV. 13 gehörte einst derselben
Kirche. Vgl. Ilartel-Loewe p. 47 und Ewald p. 247.
Bikl. C«b«nieht: 840— SM (OiamU— Oriado). 11
Ovledo.
344. * Biblioteca de la Santa Iglesia Catedral-Basiliea.
Von dem einst so bedeutenden, bis ins hohe Mittelalter zu-
rückreichenden Sch&tz westgothischer Handschriften der Kirche
von Oviedo, welchen Morales in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts noch als grösser schildern konnte denn ,alle andern
Sammlungen in Leon, Galicien und Asturias zusammengenommen',
ist auch nicht ein Stück mehr an Ort und Stelle erhalten. Ja
selbst bezüglich der jüngeren Bestände musste bereits Bisco
(Espana Sagrada XXX VHI, p. 11 5 f.) klagen: ,De tantos libros,
como han existido en la Iglesia de Oviedo, no hay sino solo
uno de qne diö noticia Ambrosio de Morales . . . que . . . no es
en realidad sino un tumbo de testamentos antiguos.' Es muss
daher der Versuch gemacht werden, durch genaue Ermittelung
der Geschichte der Sammlung den Spuren der ehemaligen Ove-
tenses in den heutigen grösseren Sammlungen Spaniens nach-
zugehen. Ich habe mich darum im Folgienden mit der ein-
fachen Wiedergabe der bezüglichen Zeugnisse niclit begnügt,
sondern auch nachzuweisen getrachtet, inwieweit die vor-
handenen Kataloge, Berichte, Schenkungs-, Besitzer- und Co-
pistennotizen praktisch zu verwerthen seien. So konnten, wenn
auch ein grosser Theil des ursprünglichen Handschriftengutes
als unwiederbringlich verloren gelten muss, die Filiationen der
Originale erkannt und auf Grund der urkundlichen Angaben
die Reconstruction sämmtlicher mittelbar oder unmittelbar er-
haltenen Bibliotheksbestände angebahnt werden. Wenn es hiebei
gelang, weiter zu gehen, als es früheren Forschern, speciell
Tailhan, möglich war, so wird dies den von Ewald und Loewe
mitgetheilten Provenienznotizen aus den Handschriften im Es-
corial und in Madrid verdankt, die ich zu diesem Zwecke neu
verglichen habe.*
' Du von Vi^l, Asturias Monnmental, Tom. I, p. 4S erwJlhute Werk:
Fuertes Acevedo, ,Bosqaejo de escritores asturisnos', welches fol. 138 — 140
eine .resefla de los libros y cddices antiguos que fueron extraidos del
archivo de la Santa Ij^lesia, en epocas diversaa' enthSlt, scheint nur
handschriftlich su ezistiren und war mir nicht sugänglich.
HL
Bt<r. RaalMkrittoDKUtw Sjiuiiut.
A. Handschriftliche Verzeichnisse.
1. Raxon de los libroe uitigaos que han salido de la Iglesia
(]• Oväedoy se^irru resnlta de acuerdos capitulares. Vgl. Risco,
Ih|iifi Satrnda XXX Vm, p. 115.
i Copta de cUusalas y alfabctos de todas las diferente«
IrtiBfi aotiirQas qae se liallan cn lus instramentos y libros de la
%jwü> d« Ovied«, copiados iiclmente de sas respectivos originales
|M» «M^iiiMnento de la Puligraiia Eüpanoln.
Vgl Id. ibid. Beide Verzeichnisse wurden bereits von Risco
mfMkli gesacht.
&, Indice de los docomeutos de la historia Eclesiistica de
EefMkäa, sacados en virtud de Real Comision del Archivo y Li-
W«ria antigua de la Santa Iglesia de Oviedo y del de la dignidad
E{iascopal por el Doctor Don Pedro Anastasio de Torres y Ubeda,
Oanönigo de la misma Iglesia.
4. Carballti, Luis Alfonso de, Antiguedades de la Iglesia
de Oviedo.
Reiche Fundgrube ftlr historische Daten, die fast katalog-
artig aus den Handschriften Oviedos excerpirt sind.
Vgl. Mnfioz, Diccionario p. 209 und V^igil, Asturias monu-
nental, welcher das Werk in ausgedehnter Weise benutzt.
B. Druckwerke.
Adephonsus U Castus cognominatus . . . Regis Froilae te-
llMucntuui continnat pluraqne dona offert ad ornatuui ot servi-
ibuu Kccl«<s«af Dvctensis.
l^arin: In i>matu Ecclesiae vela . . . et librorum bibUotheca
^fi>i)p.Hi ninigt^ leere Zeilen).
.Vtt» dem heute noch in der Kathedrale aufbewahrten Ori-
H^ VAiröffwillicht von Risco, Espana Sagrada XXXVII (1789),
\p(MMK). Vll, p. 313. Vgl. Vigil, Asturias monumental 1, p. 56,
v«v>aMvk i\w »j^tcren Herausgeber des Documentes genannt sind.
lu uominf Doniini, Hoc est inventarium hbrorum ad-
>tk«*«tHiM IW anunente sab era DCCCOXX.
': '•tiv'theva vcteris ac novi testamenti.' (2) Expositum
»>., AjH.v*lip»in et canticum canticorum. in uno cor-
•^vlvti» Muratee oocb Mkb, ging, wie Egtiren, Memoria p. XXV
K MU» ,d<viitiia inralificable' in der Mitt« des 17. Jahr-
^aaMN% iiiulllMI Ki* 1^'**'' Ovetenaer BibeltAxt bat sich im Escoiia-
Bibl. UetMincht: SM (Oriedo). 13
pöre. (3) Exposittun Ezecielis. (4) Libros Orosii. * (5) Lib.
psalterium.'* (6) Libros storie §glesiastic§. * (7) Libros beati
Agastini de civitate Dei.* (8) Libros Apringi §pi8Copi et lanilli.
in uno corpore. (9) Lib. omeliarom beati Gregorii.* (10) Lib.
conlationma. (11) Libros virorum ülastriam. (12) Lib. progno-
sticon. apud Vigilanem diaconam. (13) Lib. cronicorum beati
Isidori. (14) Lib. domni Agastini ad Probum (Probam?). (15)
Lib. antiphonariam maiore. (16) Lib. pastoraliom. ^ (17) Lib.
ordinnm. (18) Lib. antiphonariam ex coditianis. (19) Lib.
sanctf §glesiastic9. apad An . . . (20) Lib. martirologinm Ro-
mense. apad . . . (21) Lib. cenam nabtiaram beati Cipriani.
(22) Lib. Elipandi. (23) Lib. de predestinatione et libertate
arbitrii domni Iheronimi. (24) Lib. glossomatom. (25) Lib.
agemetric§ artis. (26) Lib. canonnm.' (27) Lib. natare reram
qoi et in manos est.^ (28) Lib. ex diversis opascolis beati
1
lensU R. II 18 erhalten, vgl. Hartel-Loewe p. 131 u. 136. Ebenso berichtet
Monlee bei der Beschreibung eines Ovetensis (Isidor, Sententiae, in der
folgenden Liste Nr. 26) von einigen DeckbUttem mit Bibeltext ,de letra
nutyscula nmj delicsda'; er nahm von denselben eine Probe mit« die sich
vielleicht noch unter seinen Papieren findet. Codex Escorialensis b I 9,
saec. XV enthält eine Compilation, betitelt .Incipinnt genealogiae totins
bibliothecae ex omnibus libris veteris novique testamenti coUectae'
mit der Bemerkung: Hie Über genealogiae fuit desomptns ex libro vetu-
stissimo ecclesiae Ovetensis in membranis literis goticis scripto. Vgl.
Ewald p. 232, Bevista de Archivos II, p. 234.
* Vgl. Morales in der folgenden Löste Nr. 6.
Von Taliban p. 301 mit dem von Horales beschriebenen Psalterinm (in
der Liste Nr. 17) identificirt.
' Morales Nr. 23.
* Eguren berichtet p. 82, dass die in dem Katalog erwähnte Handschrift
von Augustinus de civitate Dei sich heute im Escorial befinde, ohne
(wie gewöhnlich) eine Signatar in nennen, und Tailhan ist ihm iu dieser
Mittheilung gefolgt. Ich kenne nur eine Utere Handschrift von De
civitate Dei im Escorial, nämlich S. IL 16, welche von Loewe-Hartel
S. 160 dem 11. Jahrhundert sugewiesen wurde. Vgl. auch Exempla
tab. XXX VII. Eguren behauptet bestimmt: El caricter de la letra corre-
sponde i la primera mitad dei noveno siglo.
* Vgl. Morales Nr. 9 und 21.
■ Morales Nr. 20.
* Der Canonencodex theilte dasselbe Schicksal wie die Bibelhandschrift
(Nr. 1). Vgl. Morales 1.
* Es ist die Handschrift, in welcher der Katalog steht. Morales Nr. 3.
14
Ktl. Abhuidliuig ' B«sr. HandichriftonieUUM Bpuüciu.
Eugcnii. apud lohannem asserutit habcri. (2ti) Libros beati
Prospori ad Iiilianuni. fol. 95'. Item ex opusculis pootarura. (30)
luvenci prosbiteri libros Uli. corpore uno. (31) Alchiini epi-
scopi libros VI. corpore uno. (32) Aclclliolmi episcopi Hb. I. (33)
Sodulii presiteri lib. V. (34) Catonis Hb. IUI. (35) In laude
lustini minoris Hb. In laude. Anastasii lib. (36) Dracontii Hb.'
(37) Vita VergiHi, <Jvidii Nasonis in libris Eneidarum et qu^dam
sententie Hlosoforum. corpore uno.* (38) VirgiHi poete libros
XII Enedas. corporn unn. (39) luvenaHs Hbros V. corpore
* Da« der Codex der Nationalbibliotliek zu Madrid 14, 2, welcher an
dem Paiiegyrifus des Corippu» luith Gedicht* von Cato, Dracontins,
diiliiM, Eugenins Toletanus, JuveiiciiA und die carmiiia ,Iii laudem JunUni
minoriii, iu laudem Athnua.<ü' enthSlt, einst der Kirche Oviedo (^9rt
habe, wird zuerst vou Juan Bautista Perez behauptet und danii von Jot.
Partsch, Curip])i . . . libri qui supereuut, Mouunionta Gernianiae. Auctures
antiiiuiiisimi, Tom. III, 2, Berolini 1878, p. L, hierauf p. LVII unter Hiu-
weis auf die sehr en|^e Verwandtschaft zwischen dem lieuti^eii MatriluDsis
und dem von Rui« beniltxten Fragmentnra Oretense (Vanegj-r. 111, 271 —
407) näher zu heg-rtinden versucht. Wenn Ewald, Reise p. SI6, grepsn
die Identiticiruug des Matritensis mit den in unserem Katalog ent-
haltenen Stflcken erwogen wissen will, .daas dort im Inventar weder dit-
gleiche Reihenfolge des Inhalts beobachtet wird, wie in unserem Codex,
noch auch die Aufzühlung auf ein Volumen deutet', so füllt der Einwand
leicht bei der Annahme, Haas die einzelnen Stücke später in ein Volumen,
natilrlich ohne Rücksicht auf die im Katalog beobachtete Aufzählung,
vereinigt wurden. Ein Beispiel bietet der Katalog-Codex selbst (Esc R.
11. 18), sowie Esc. a. I, 13 (,de la >-glesia de Oviedo'), in dem fol. 188 —
804 Tbeile einer sweilen Handschrift bilden. Schwerer wiegt ein anderes
von Ewald nicht erwähntes Moment, nämlich das Alter dea Codex, da*
er selbst mit saec. X angibt., während der Katalog 883 abgefiuMt wurde;
Hartel-Loewe bestimmen saec. IX — \, und das dürfte auch, wie das von
Partsch gegebene Facaimile des Codex der Nationalbibliothek zu Madrid
lehrt, zutreffen. Vielleicht ist aber doch der jetzige Matritensis nur eine
frUhe Copie, wenn man will, ein Flnrilogium ,ex opusculis poetarum',
welche die aiigefUhrtcu Ovetenses enthielten. Auch das Fragmentum
Ovelenae, welches Partsch nur ana den Noten dea Michael Ruiz Asagra
kannte, hat sich in einer — freilich viel jüngeren — Copie erhalten;
über diese ,ex vettistissimo foliorum membranaceomm c«dice literis
gothicis conscriptorum qui in bibliotheca ecciesiae Ovetensis asservatur*
vgl. Ewald p. 234, Hartel-Loowe p. 37 f.
* Vgl. über diese Angabe Th. Gottlieh, Handschriftliches au lateinischen
Autoreu, Wiener Studien XII (1890), p. 14!) f. Desgleichen Egnren, Me-
moria, ]i. 89.
Bihl. üelxraicht: SU (Oriedo). 15
uno.* (40) Prudentii libros II. corpore udo. (41) Lib. con-
lationom artis grammatice.
Aus dem Cod. Escor. R. II. 18 fol. 95 und 95' edirt von Mu-
rales, Viage p. 94 f. ; ausführlich besprochen von Taliban p. 300
bis 304, nach revidirter Copie veröflfentlicht von Ewald p. 278 f.,
Becker, Catalogi p. 59 f., Loewe-Hartel p. 135 f. Eine facsimilirte
Wiedergabe bietet MuSoz y Rivero, Paleografia Visigoda, Madrid
1881, lam. IV.
Alfons m. der Grosse und seine Gemahlin Jimena schenken
die Xni Kalendas februarias discurrente era DCCC'XTII (905)
der Kirche Pallia et siriga plurima: Libros etiam divinae paginae
plorimos.
Aus dem Libro götico der Kathedrale fol. 18' herausgegeben
von Risco, Espana Sagrada XXXVII (1789), App. XI, p. 330.
Vgl. Eguren, p. LXXXVHI und Vigil, Asturias monumental
I, p. 60 (mit Angabe der weiteren Literatur).
Mumadonna (Muma Domna), Witwe des Grafen Gunde-
maro Pinioliz, schenkt 15 Kalendas Aug. Era 1050 (1012) der
Kirche: Ubros. Diese sind in einem fast gleichlautenden In-
strument vom Jahre 1045 specificirt als Libros: antiphonario
P. Salterio I*. Ordino uno. Preco uno. Libro iudico P. Regula
I* et passio sancte marinne virginis. Et librum sapientiae.
Aus den Originalen des Kathedralarchives zum ersten Mal
veröflfentlicht von Vigil, Asturias monumental I, p. 66 und 72.
Testamentum* Comitis Froylani Velaz de Cartavis quod
fecit Ovetensi ecclesiae. Darin: libros Ecclesiasticos.
Risco, Espana Sagrada XXXVm (1793), App. XXIH, p. 327.
Ueber die Bibliotheksverhältnisse um das Jahr 1500 be-
sitzen wir nur folgende von Risco aus den Capitnlaracten ge-
schöpfte Notizen, die wir mit seinen Worten wiederholen müssen
(EspaSa Sagrada XXXVIII, p. 113 f.). En 25 de Julio del afio
de 1498 tom6 posesion del Obispado de Oviedo Don Juan Daza,
Presidente de la Chancilleria de Granada. HalUndose este Pre-
lado en Sevilla en el ano de 1500 cn compaiiia de los Reyes
Catölicos, escribiö & su Cabildo en 23 de Febrero pidiendo que
ie remitiesen algunos Codices antiguos, y en especial los que
' Vgl. Einleitung p. 36 t
* Ein (Ol alle Mal sei hier bemerkt, Aus Testsmentnm wiederholt für
Schenkonganrkande gebraucht wird.
]8 XII. Abliwdliiiig: lieer. nuidMhrin«ii*ehltu Synkn«.
trataban de los Obispados de Espaün y sns limites, pars satis-
facer al deseo de los Reyes que querian rerlos. El Cabildo
respondiö en 24 de Abril de! mismo afio remitiendo dos escelentes
Codices, que contenian la Division de Obispados, los qaales Uevö
d Sevilla el Doctor Heirera, Maestre Escnela de Oviedo, como
Consta de los acuerdos capitularea de este aiio. En fines dcl
ano 1512 tomö posesion del mismo Obispado Don Diego de
Moros, fnndador del insigne Colegio mayor de San Salvador de
Oviedo en la Universidad de Salaiuanca, al quäl dcx6 su Ubrcria
con la que fueron algunos Codices Göticos de su Iglesia.
Für den Bestand der Ovetenser Bibliothek in der zweiten
Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts ist bekanntlich unser Kron-
zeuge.
MoKALBS, der in seiner ,Viage' unter der eigenen Rubrik
Libros antiguos de Oviedo p. 93 und 95 ff. folgenden austUlirlichen
Bericht bringt.'
En la Libreria de la Iglesia de Oviedo hay mas libros
Gothicos que en todo junto lo demas del Reyno de Leon, Galicia,
y Asturias, y puedoio decir con la seguridad de haberlo visto
todo, y todüs los que yo aqui pusiere, son de letra Gothica,
hasta que al cabo seiiale nnos pocos que estan en letra comon.
' Wie Rchon fiiiher bemerkt ^ibt der von Klorex edirte Bericlit des Morjüet
nur von einem relativ kleinen Tlieil der Arbeiten dos rtllirigen Forsclien
Kunde. Norh heute g'iH d&s Urtheil Sigtieni^'s (Torcera parte de la
bistoria de la Orden de -San Gerdnimo p. 771} von seinen ,particularea
memorias, ansi de libros y tratados qua no se han impresso*. Zu
diesen geboren, vun mehreren differireuden Copien der eigentlichen Viag«
(vgl. den Artikel Escorial A III. 6 und Amador de los Rio», Historia
critica IV, p. 65, sowie Graux, Essai p. 135, not. 4 Aber Esc. & lU. 9
KoUcionos del viaje etc.) abgesehen; Cod. E^c. & II lö mit den Be-
richten des Keisenden über die Bibliotheken su Btirgos Valencia, Oinedo,
Granada (vgl. Ewald, p. 2öOf., Granx, Essai p. 88, 131 ff. u. 0.) Cod. Bibl.
Nat Matritensis F. 68, Co|iio des Polaj'o-Codex nach Morales (Ewald
p. 303). Cod. Bibl. Nat Matritensis Q. 317 Papeles varios, copia de nn
c6dice del Escorial que fii^ de Ambrosio Morales, ähnlichen Inhalts, nebtt
der Correspondens Ptiilippx II. mit dem Gelehrten n. Ae. m. (Ewald
p. 31ä). Cod. E.<<c. b I 9 mit den Noten xu den genealogiae aus dem
vetustissimus Ovetensis (Ewald p. 232). Vgl. auch Morales in der Fort-
setzung von Ocanipo, Coronica general de Es)iaüa, Libro XIII, cap. XXVIi
über die Beatnshandschrifl.. Nach ihm Kodrignez de Castro, Biblioloca
EspaSola, tom. II, p. 41S.
KM. ücberaiebt: 844 (Orledo).
17
(1) Un Volumen grande de Concilioa antiquisimo todo de
letra Gothica mayuscula, asi que es muy diferente de la quo
coraunmente llamamos Gotliica, <N Mozarave. Es muv cnmplido
original, paea tiene las Epistolas del Arzobispo Montano.
La Homelia de S. Leandro.
Los diez y siete de Toledo bien enteros.
El Emeretense y el quarto Bracarense.
Puedese muy bien creer que este lihro se trujo de Toledo,
quando huyeron los Christianos de alli en la destruicion de Espana,
y se llevaron k Asturias con las Reliquias loa libros de las Igle-
sias, como nuestras Chronicus lo refieren.'
(2) De la misma letra mayuscula, y antiguedad, es otro libro
! que tiene al principio una exposicion sobre los Canticos, y no
se entiende cuya es, por no leerse el Titulo de muy gastado:
parece muy buena. Siguen luego algunas vidas de Santos: y
tambien tiene lo de S. Juan Chrisostomo de reparatione lapsi,
que es mucho estar trasladado de tan antiguo. Tambien como
el pasado parece de los que se llevaron de Toledo: estä mal-
tratado de la bumedad.*
(3) Tambien se puede tcner por de los mismos libros de To-
ledo, por la semejanza de la letra y lo demas, un libro donde
estÄ lo de 8. Isidoro; De natura rerum ad Sisebutum. Item
hay en el mismo libro: Breviarium Ruffi Festi Victoris. Anto-
nini Imp. itinerarium, y otras cosülas pocas: y por que al prin-
cipio J ai fin le faltan algunas pocas hojas, se las aiiadieron
* Die Beliaiiptdn^, das» die hier ^nannte wie die sptter aiig«fQbrt«D Uacial-
cudices, ,de letra Gothica mayuscula', wie Morales aie nennt, aus Toledo
atammen, scheint richtig. Wenigstens ist es nicht bekannt, dass in Oviedo
in so früher Zeit ein Scriptnrium bestand. Die Entwicklung dasselben
flUlt in die Regieningszeit Alfons II el Casto (796 — 843), worüber noch
weiter unten. Die Concilienhandschrift selbst ging ein Jahrhundert nach
Morales' Besnrb verloren (vgl. die Anm. zu Nr. 26 de« Katalogs). Näheres
hierflber bei Eguren p. 67. Abschriften aus diesem Codex glaube ich
in dem cod. Esc. b HI 14, saec. XVI in erkennen; bei den Copien von
Hieronymi opusculum de fide catholica und Martini Episcopi ad Boni-
farium Episopum de trina mersiune in Bapti.'imo steht nSmlich der Ver-
merk: Ex Ec^lesiae Oveteusis Codice antiquissinio litteris Gothicis exarato,
qui Decreta Canonum Praesulura Romanorum inscribitur de-
snmptnm. Vgl. Knust p. 811, Ewald p. S83. Rerista de Archivos II, p. S34f.
* Zur Schrift de reparatione lapsi cf. Toletanns nunc Hatritensis 6, 36.
Hartel-Loewe p. 263.
SiUsDpbei. d. |>lul.-hUt. Cl. CXXVIU. Bd. li. Abk. '
18
Xll. Abbudlnnf: Bear. HandHkril'l«ii>eUtu 8|nuii«iu.
do otra letra Gothica. mas muy difercnto de la majTisciila
del libro.'
(4) Esposicion del Apocolapsi. Es la niisma qne ya he sei
lado en lo de S. Isidoro de Leon: y por muy buena conjetT
entiendo que la rec«pU6 muy pocos aiios despacs de la destmicion
de Espaiia iin Clerigo Lien docto liamado Beato, qne tambicn
escribiö otra obra contra el Arzobispo de Toledo Elipando, en
compaiiia de Etberio Obispo, k lo que parece, de Osma. E^ete
Ijbro estä en la Iglesia mayor de Toledo de letra Gothica.*
(ö) liomiHie Origenis in Leviticum, Numeros & alios sacros
libros, Ruffino interprete.
(6) Paulus Orosius.
(7) Un Testaniento nuevo, que en letra y pergamino parece
notablemente mas antiguo, que otros Gothicos. En la cifra
ordinaria al principio dice: Justi Liber. Y al fin dice: Obiit
Justus Notarius die XII. Kai. Januarij Era DCCCL. Ha mas
de setecientos y cinquenta afios quo se escribiö.
(8) Un libro grande mas que los Ordinarios, y de lo muy
antiguo. Contiene vidas de Santos con aus Autores graves. Ea
insigne libro, y muy de preciar, y scüaladamcnte por tcner una
grande Obra en prosa y en verso del Abad S. Valerio en tiempo
de los Godos, de quien se dirä adelante. Asi tiene tarabien
algunas otraa cosas de 8. Fructuoso, y otros Santos.*
(9) Otro Libro tiene al principio el retrato de la Cruz de
los Angeles, y en la cifra ordinaria dice: Adcfonsi Principis sum.
Contiene cxposieion breve de S. Gregorio sobre todo el Testa-
mento Nuevo. Es insigne libro y de mucha estima, por no
andar aon impreso.*
' Hier folgt in dorn Bericht der Abdmck des Alten Katalog aus dieser
Handschrift, jetstt Esc. K. IL 18. (Vgl. «bon Nr. 27).
* Es ist Üiatsftchlicli Beatns Coinni. in Apocalypsin, von dem zahlreiche
Exemplare vorbanden. Auffallend ist, dass Murales keinen Bilderschmuck
erwKbnt, dessen sonst die Handschriften nicht entbehren.
' Aehnlicher Text bei Tolet. 10, 'Jö (IInrtel-Lt>ewe p. 266ff.).
' Diese Handschrift, wie auch Nr. 23 gobCrteu also zu der Büchersamuilang,
welche Alfous H. El Casto der Kirche im Jahre 812 schenkte (vgl. oben).
Bibliotheca erklärt hier Taliban p. 3iiU richtig als biblii>tbe(|iio pruprenicnt
dite, et non un exemplaire de la sainte Ecritiire, conime le pruuvont les
quelques lignes laiss^ea en blanc^ qui, dans la copie dout Riaco ae servait,
Buivent immidiatement, et devaient recevoir les titres dea divers ouvrages
Bn>I. ir«1i«nicbl: 344 (Oritds).
19
(10) Un Libro qne recopiW el Obispo Pelag:io de Oviedo en
iempo del Key D. Alonso el Sexto, que ganö k Toledo, k quien
conteniis on cett« collection. Wenn aber Tailhiin foiifHhrt: Noas serioiu
dont r^daito k de vaines conjectures »ur lo tiombre et U vuleur dos
livre» l^ginäs k Saiat^Sauveiir d'Oriedo par Alplionse II, »i, en 882, aai
des notaires de cette basilique na'vait eu l'tiourcuse pons^o d'on drosser
l'inrentaire, so ist dies nicht Kutreffend, schon deshalb nicht, weil in
dem Inventar, wie oben bemerkt, mehrfache Handschriften viel früheren
und fremden Ursprung» erwähnt worden; andererseits fehlen in dem
Verzeicliniss Codices, die Alfons II. sicherlich damals der Ovetenser
Kirche schenkte: so die Escurialonses P. I. 7 and Q. II. 25, Isidors ,Ety-
mologiao' und ,8ententiae', mit dem Vermerk: ,Del Colegio de Oviedo
de Salamanca' ,Del colegio de sau Salvador de la yglesia de oviedo de
salam"'. Ewald (p. 220 Note) erkannte richtig in ihnen Ovetenses, ohne
nXhere Grtlnde fQr die Idetitificirung anxugeben; durch Risco erfahren
wir, dass sie zu Beginn des 16. .lahrhunderts von dem Ovetenser Bischof
Diego de Muros, dem Gründer des erwähnten Cotlegs, der Kathedral-
bibliuthek entnommen und nach SalamancA gebracht wurden (vgl. oben).
Da fiir Salainnnca ein altes Scriptfirium nicht nachweisbar ist, und die
aus Oviedo dahin gebrachten Handschriften ausdrücklich als ,gotico8',
also in westgothischen Charakteren geschrieben, charaktcrisirt werden;
da femer ein Import älterer Mauuscripto nach Salamanca von anderer
Seite nicht bezeugt ist, so kOnneu wir annehmen, dass bei älteren Sal-
manticenos zunächst an Ovetenser Provenienz in denken ist, so bei dem
heute im Escorial befindlichen Codex Q. II. 24, saec. Vin — IX mit dem
späten Vermerk (saec. XVI) ,I>e la yglesia de salamanca' (Hartel-Loewe
p. 112, Ewald p. 272). Mit dieser Annahme stimmt die übrigens ohne
bestimmte Beweise von Eguren p. 82 vorgetragene Behauptung .Pertenecii
k la Santa iglesia de Oviedo'. Das gleiche gilt von den ,alt«u west-
gothischeu Handschriften aus Salamanca', aus denen Escor, b. I. 14 zum
Schiusa Copien enthält (Ewald p. 234). Es sind Isidors Soliloquien, der
Dialogus intor rationein et appetitum u. a. Zu den Ergebnissen der von
Alfons II. angeregten Harnisch riftenfabrication gehOrt auch Esc. a. I. 13,
geschrieben regnante alfonso prinei|ie in era DCCCL, später der Kirchen-
bibliothek Oviedo einverleibt (vgl. unten unter Nr. 14). Fflr eine Ab-
schrift aus einem Manuscript dieser Sammlung halte ich auch den west-
gotbischen mit der crux Ovetensis versehenen E^or. P. I. 8, saec. IX — X
(Hartel-Loewe p. 102). lieber die oben genannte crux vgl. ausser den
von Taillian p. 301 genannten Quellen: Chronica monachi Silensis Nr. 30,
Eiaco, Espai^a Sagrada XXXVU, p. 117, 143 und 146, HObner luscr.
Hisp. Christ. Nr. Uri noch Morale», Coronica de Espafia XIII, 36; Ernst
Onstav Vogel, das Kreuz der Engel, ein Kriterium in Spanien [man
kann hinzusetzen : im nördlichen Spanien] geschriebener Handschriften
de« 10. und 11. Jahrhunderts, Serapeum VII [I886J, p. 94-96; Amador
de los Rios, Monumentos arquitectönicos, CAmara Santa de Oviedo, p. 84 ff.
und Vigil, Asturias, U (Liminas) Um. A VII, A VIH, K I, K IV n. 8.
so
Xn. Abluadlnni;: Beer. n>nd«chrift«MoUti* Spuiieu,
el di6 este libro y en el hay escritas cosas de mano del mismo
Obispo. Contiene las Historias mas antiguas de Espana: de
Sebastiane Obispo de Salaraanca: de Sampiro Obispo de Astorga:
y dcl mismo Pelagio, y otra. Estan alli tambien obras quo escri-
biö el Key Sisebuto de los Godos, y otra« cosas de aqael ti«npo.
Libro raro.'
(11) Otro Libro que recopilö el mismo Pelagio, y es Historia
de la Iglesia, y de la Ciudad de Oviedo, con poner en el todos
los Privilegios y Bulas que los Sumos Pontifices otorgaron k
la Iglesia y ii la Ciudad. Con esto es verdaderamente Tombo,
que Tumbos llaman en Astnrias, Galicia, y Portugal, k sus Libros
semejantes, que on Caatilla Ilamamos Becerros.*
(12. 13) En dos cuerpos muy grandes estan cosas de Santo
Augustin, y de S. Ambrosio, de las que andan impresas. Creo
no hay cosa nueva.
(14) Un Libro <jue tiene al priiioipio la Regia de S. Benito,
y mas adelante alguiias cosas de S. Geruuimo. AI cabo tiene
un Prologo de S. Isidoro, sobre los Canticos: y otro del Abad
Valerio sobre los Psalmos, que parece escribiö sobre ellos.*
* Abs(^hriften aus diesem Codex sind erlialten im Escor, b. L 14 (Knust p. 811,
Ewald p. 2:{Hf. uud besonders ReviHta de Archivos II, p 2340.). Matrit.
bibl. Nat. üd. 104 (Ewald p. 298 f.), F. 8(5 (Ewald p. 307), F. 192 (Ewald
p. 309) and Q. 317 (Ewald p. 312). Eine vollsüindi^ Copie scheint die
Handgclirifl der Madrider NatioDalbibliotliek F. 68 zu bieten (Ewald
p. 303). Einzelne StUcke im ToleUmis 27, 26 (Ewald p. 365). Ueber
die genaue, von Morales angrefertigto und von Riscu publicirte Beecbreibutig
der Handschrift vgl. weiter unten.
* Unter allen in diesem Berichte beschriebenen Handschriften die einzige,
welche noch in der Kirche aufbewalirt wird. (Jetzt allgemein .libro
götico' genannt, vgl. unten). Ausser den zahllosen von Vigil, Astnrias
Monumental I verzeichneten Abschriften erwähne ich noch H>cor. b. I. 14
(Ewald p. 233). Matrit. Bibl. Nat. F. l'.)2 (Ewald p 309). Eine Copie:
Donauioues reales i la Iglesia de Oviedo. Libro de los Testamentos y
Douaciones reales y otras etc. bildet Vol. IX der linndschrlfteucollection
im lostitutu de Jove-LUnot au Gijon. Vgl. Somoza j Montaoria, Cati-
logo p. 2U.
' Es ist zweifellos der heutige Escorialensia a. 1. 18 ,de la yglosia de Oriedo*;
vgl. HarteI-I>oewe p. 1(1 ff., deren Beschreibung in allen wesentlichen
Stacken mit der vorliegenden (Ibereinstimmt. Dnrcli diese Identification
wird auch die Datirung (des ersten Theiles des Codex) 818 (Jahx der
Alfonainischen Schenkung, nicht 912) gestützt.
Bibl. tr«)i«niclit : 344 (Oriedo). 21
(15) Un Santoral grande. Codice insigne, y de mucha
estima, pues se escribiö mas ha de ochocientos aSos, porque en
ana letra grande al principio de la vida de S. Alejandro Obispo
y Martir dice: Froylani Principis über. Y lo mismo dice otras
dos veces en la letra grande de la Vida de S. Bartholomö, y
en la de S. Afra, y sus Companeros, y el Rey D. Fruela, Fun-
dador de la Ciadad de Oviedo, y su Iglesia, comenzö k reynar
ano DCCLIU. y reynö once afios, y para el primero de este
nombre se hizo, y no para Fmela el Segundo, como se deja bien
entender. Ha mas de DCCC. afios que se escribiö.
(16) Homelias de S. Gregorio sobre los Evaugelios: y no
paedo cotejar, mas creo cierto que hay mas que las impresas,
ö hay otras, y tienen ona Prefacion k Secundino Obispo. AI
cabo dice como se acab6 de trasladar k los diez y ocho de Jolio
ano de nuestro Redemptor DCCCCI.
(17) Un Psalterio falto de principio, tiene algonas breves
anotaciones y Argnmentos por la margen.
(18) En an Libro pequeno de qUarto, hay Homelias, y por
no tener titolo no pude entender cuyas son. Mas parecieronme
mny baenas. Y hay sin esto otras obras pequenas, como al
cabo parece.
(19) La Vida de S. Martin por Solpicio Severo, y la de
S. Millan por S. Bratdio, y otras cosas pocas de S. Geronimo. de 4.
(20) El Pastoral de S. Gregorio. AI cabo estd un titulo para
sola lastima: pues dice: Epistola Beati Liciniani de libro Regu-
larnm ad Sanctum Gregorinm Papam. Esto era muy bueno,
y de Autor Espafiol, y nunca impreso, mas no hay mas de una
hoja: todo lo demas falta.
(21) Algonos qttademos de Homelias de S. Gregorio, de
letra Gothica muy grande.
(22) Un Libro de 4. tiene algunas Vidas de Santos, y al
principio confiisamente parece haberlo escrito, 6 poseido Yalerio,
que parece el Santo, de quien atras se ha dicho.
(23) Historia Eclesiastica Eusebij, & Ruffini. Tiene al prin-
cipio la Cruz de los Angeles, y en la cifra dice: Adefonsi Prin-
cipis sum. Alli escribiö uno al principio que habia setecientos
anos que se escribiö. Mas no tubo por donde lo pudiese aiirmar.
(24) Sermones de Santo Augustin, de letra grande y harte
linda, y antigua: no tiene fin.
22 XII. Abhudling: Bear. HudsofcriflenMUtae Spuwiu.
(25) Un Libro de machas Historias juntas, donde estd todo
lo que en el otro libro de Pelagio: Codice insigne y rare.
(26) Liber Sententiaram Beati Isidori. Tiene por goardas
k los cabos algunas bojas de Biblia de letra mayuscnla muj deli-
cada. Yo trüge ona hoja por la estraneza. Puedese tener esta
Biblia por de los libros que se trageron de Toledo.
(29) Hay otro libro: Sententiarum Divi Isidori, de 4. pe-
qaeno, letra menuda, y muy antigoa.
No hay mas libros de letra Gothica.
(30) Etymologias de Santo Isidoro: letra y pergamino como
de doscientos anos.
(31) Unos Comentarios sobre el Psalterio, que al principio
se dice es tomado de Casiodoro, Ambrosio, Geronimo, Augustino,
y Remigio. Parece de mas de trescientos anos, y es baen Co-
dice, y raro por lo menos.
(32) Doctoris fratris Joannis iEgidij Zamorensis de Pr»-
coniis Hispanffi. El libro parece tan antigao como sn Autor,
que fue Maestro del Rey D. Sancho el IV.^
(32 — 35) Hay sin estos una Biblia grande, y algunas cosas
de S. Gregorio, y S. Thomas, y quatro, ö cinco Tomos de la
Glosa Ordinaria.
Albuacen AUi, liber de Judiciis Astrorum: impreso antiguo,
que ya no se halla.
Florez, Espana Sagrada IV (1749), p. 195 spricht von dem
Libro . . . con el titulo de Itaeio escrito en letras gothicas, que
se llama Ovetense por haverse conservado en la Santa Iglesia
de Oviedo, und fährt dann fort: yo no he passado & Oviedo,
pero tengo la fortuna de hallarme con un manuscrito de Morales
en que da puntual noticia de todo, y del cotejo que hizo con
otros tres.
Dies manuscrito de Morales ist identisch mit dem von
Bisco, Espana Sagrada XXXVm (1793), p. 111 ff. behandelten.
Vgl. überdies die sehr ausf^ihrliche Beschreibung der Handschrift:
Noticias que escribiö Ambrosio de Morales de lo contenido del
famoso Cödice Ovetense de Don Pelago, Obispo de esta Sede,
ibid. p. 366 — 376. Ueber die von Morales benutzte, zur Zeit
• Es ist cod. Escor. Q. II. 17, wie Ewald (p. 271) und Fidel Fita (Boletin
de la Eeal Academia de la Uistoria, V, p. 131 ff.) erkannten.
Bibl. ü«b«niebt: M6 (Oriado).
florez' verlorene Eulogiusliandschrift aus Oviedo vgl. Espana
Sagrada X (1753), p. 450f.
Ford, A handhook for travcilers in Spain II, p. 638 kurze
historische Bemerkungen und Hinweis auf den libro götico.
Valentixelli, p. 55 zum grüssten Tlieil nach Murales.
AuAooB DB LOS RioB, JosA, Historica critica II, 162 Über
den libro götico.
Derselbe: Miniatura del Testamento del Rey Casto en el
libro Uamado Götico de la Catedral de Oviedo. Monumentos
Arquitectönicos de Espana, Abtheilung Oviedo, Catedral, Ci-
mara Santa.
Derselbe: La pintura en pergamino, en Espana etc. Museo
EspaBol de Antiguedades III (1874), p. 15 über die nämliche
Handschrift.
Tailhan, p. 300 — 304 treffliche Darstellung der Geschichte
der Bibhothck auf Gnind documcntariseher Daten unter Berück-
sichtigung der nachweisbar der Kirche angehörigen, jetzt ver-
lorenen oder verstreuten Handschriften.
Vioiii, Creuco MioüEL, Asturias monumental, epigriitica y
diplomilticn. Datos para la historia de la provincia, Tumo I:
Texte, Tomo II: L.iminas.
p. 47 f. gibt Vf. ein Verzeichniss der Handschriften, die
ihm als Quellen dienten; dasselbe wird später Berücksichtigung
finden. Ueber die Bedeutung des Werkes, speciell für Hand-
schriftenkunde vgl. die Anzeige in der BerUner phil. Wochen-
schrift IX (IS8f»), Nr. 25, Sp. 781— 7H!t.
Ueber meine Arbeiten an Ort und Stelle enthält einige
Notizen der ,Carbayon' von Oviedo vom 2. December 1887. Es
wurden im Ganzen 7 Handschriften beschrieben, im Allgemeinen
von geringer Bedeutung; von der alten reichen Bibliothek ist,
wie eingangs erwtlhnt, auch nicht ein StUck mehr vorhanden.
845. * Bihlioteca de la Universidad.
BoRAo, p. 81 f. Historischer Kückblick und die irrige Notiz
über die Bücherbestände: tudos impresos.
RoDRiouEz Arahuu, liesefia histöriea de la BibUoteca Uni-
versitaria de Oviedo. Kevista de Archivos VIII (1878), 225 ff.
in verschiedenen Absätzen behandelt, p. 242 wird die Zahl
u
XII. Abhudlong: Beer. BaodaebrifleiiMUtn Spcainu.
der Handscliriften auf 12U aagegeben, p. 259 findet sich ein
dankenswerthes Verzeichniss der wichtigsten derselben.
Dieser Aufsatz erschien zu gleicher Zeit in dem
fassenden Werke:
DisTRrro Universitario de Oviedo. Rcsena hist6rica. Oviedo
1878. 4°, p. 88 — 103, sowie, was den Katalog der Handschriften
anlangt, auch im Anuario del Cuerpo facultativo de .^Vrchiveros I
(1881), p. 274—276.
Die Bibliothek besuchte ich zu Beginn des December 1877,
wobei zwei der wichtigsten Handscliriften beschrieben wurden.
Vgl. hierüber eine vorläufige Notiz im jCarbayon' von Oviedo
vom 2. December 1887.
846. ArcAivo del Äyuntamientf».
ViGiL, CmiAco "iAjQVEL, Colcccion histörico-diplomätica de!
Ayuntamiento de Oviedo. Oviedo 18851.
Der Herausgeber des Werkes, welches eine Ergänzung zu
den beiden Bänden Asturias monumental bildet, nennt seine
Quellen wie folgt: p. 3 (1 — 5) Cinco tomos, gran foUo en pasta
mit Documentensammlungen s. XUI — XV^I; p. 285 (6) Libro
titulado jFueros y privilegios de la ciudad de Oviedo', ordenado
por el Escribano San Juan Ortiz en 16 de Junio de 1536. (7)
Libro en pasta blanca, comprensivo de 201 hojas, bajo el Epi-
grafe de ,Pragm{ltica8 de D. Fernando y Dona Isabel, D. Felipe I.
y Da. Juana y del Empcrador D. Carlos*. Son copias literales
de fines del siglo XVI, y comprenden los aiios desde 1493 hast»
154!^. (8) Libro maestro de Pragmdticas, Provisiones y Reales
ördenes modernas, cncuadernado cn pergamino y sin foliatnra.
In sechs Theilcn. (9) Libro maestro de fucros, ordenanzas
honores etc.
Aus diesen Quellen werden die einzelnen Stücke chrono-
logisch, entweder vollständig oder im Auszug mitgetheilt.
847. Archivo del Convento del Rotario.
MuNoz, Diccionario, p. 209 erwähnt nach einem mir nicht
vorliegenden Werke: Gonzalez Posadas, Memorias histöricas
p. 3U6 einen Becerro dieses Archivs, welcher auch die Noticia
de la fundacion del convento del Rosario de la ciudad de Oviedo
von Alvaro de Uojas enthält.
Bibl. Debetneht: SM— SSO (OTiedo— Pklms). 25
348. Biblioteca del Circulo Asturiano ,La Quintana'.
SoMOZA DB MONTSOR10, JuLio, Catdlogo de manoscritos 6 im-
presos notables del Institute de Jove-Llanos en Gijon seguido
de an indice de otros docomentos in^ditos de su ilostre fundador.
Oviedo 1883. 8»
Das unter dem Artikel Gijon bereits ausftlhrlicher be-
sprochene Buch bringt von p. 231 ab einen Indice de los docu-
mentos varios relativos ä Don Qaspar Melchior de Jove-Llanos
que posee el circulo Asturiano. Unter diesen ,docamento8' finden
sich vollständige Werke, so unter anderen die historisch und
bibliographisch wichtigen Tagebücher und eine Descripcion de
la Catedral de Palma de Mallorca aus der Feder des berühmten
Forschers und Sammlers.
Falenoia.
349. Biblioteca de la IgUsia mayor.
MoRALBS, Viage, p. 23 berichtet von einem libro deshojado
de letra gothica, harto antiguo, en pergamino . . . contenia vidas
de Santos escritas por buenos Autores: Vita Sancti Paulini per
Oranium Presbjterum ad Pecatum. Vita Sancti Germani. Diese
ohne Autorangabe. Spätere Nachrichten fehlen fast vollständig;
vgl. flbrigens Rodriguez de Castro, Biblioteca Espanola II, p. 327
und Bibliotheca Patrum latinorum Hisp. I, p. 108 (Notiz auf
f. 1» des cod. Esc. P. TU. 17). Endlich verzeichnet
FiTA T CoLOid:, Fidel, Bosquejo de la Exposiciön historico-
Eoropea, Madrid 1892, p. 40 unter anderen von dieser Bibliothek
ausgestellten Manuscripten (zumeist Archivalien): libro escrito
en pergamino que contiene los Estatutos de esta Iglesia. — Con-
Btitutiones del Obispado de Palencia.
Palma.
850. * Biblioteca provincial y del Inttituto balear (Biblio-
teca de Monteeion).
Eröflfhet am 1. October 1847. Hbinb, Serapeum VIU (1847),
p. 95 berichtet nur über die Arbeiten zur Aufstellung und
Ordnung der Bibliothek.
Valemtinelli, p. 175: i pochi manoscritti si riferiscono
tutti a Raimundo Lullo e alla sua dottrina.
S6
\U. AbhuidlDDg: Bter. BsndKkrinuueklts« Sinniani.
BoRAO, p. 82: sobre 530 manuscritos.
FtriXAMA y GoNZABRBz, FRANCISCO (RescBa de la Biblioteca
de Palma), Revista de Archivos VI (1H86), p. 77 ff.
Historische und descriptive Bemerkungen. Die Zahl der
Handschriften wird auf 893 angegeben.
Anuario del cuerpo facultativo de Archiveros I (1881),
p. 242 — 253. Detaillirtere Ausführung des vorstehend ver-
zeichneten Aufsatzes. P. 252 f. Beschreibung einiger Hand-
schriften. Zahl derselben nach neuester Aufnahme (vgl. p. 4-4Ö):
940. Der Bericht im H. Bande enthält nichts Einschlägiges.
Morel- Fatio, Alfred, Rapport sur une mission philologique
k Majorque. Bibliothijque de l'^colo des chartes XLIU (1882),
p. 474—497.
Dieser genau und gründlich abgefasste Bericht* gibt über die
Bibliotheken Palmas, insbesondere über die Biblioteca pro>nncial
p. 487 ff. wünschenswerthe Aufschlüsse und Notizen über einige
Handschriften.
Erzherzog Ludwig Salvatoh, Die Balearen in Wort und
Bild (vgl. den nächsten Artikel), Bd. IV, p. 236: ,394 Hand-
schriften'. jErwähnenswerth sind auch ein Palimpsest aus dem
13. Jahrhundert, der das Buch von Boetius de Consolatione
Philosophiae enthält, ein Codex in Kalbspergainent und Papier
mit eigener Hand von Juan Valero, dem Secretär Alfonso V.
de Aragon, geschrieben, welcher das Compendium der philippkJ
sehen Geschichten von Trogus Pompeius von Justinus enthält,'
ein unveröffentlichtes Werk von Bartolomö Ximenes Paton :
Primera y segunda Parte del Virtuoso discreto' u. a. —
Auf freundliche Empfehlung des Archivars von Barcelona
D. Manuel Bofarull y Sartorio hatte der derzeitige Archivar des
Archiv© liistörico in Palma Don Josd Maria Quadrado die Güte,
mir eine Liste des älteren Handschriftenbestandes der Provincial-
bibliothek zu übermitteln. Sie umfasst zwölf Nummern und
wird mit den durch das Anuario, sowie Morel- Fatio'a Bericht
gebotenen Ergänzungen zusammen veröffentlicht werden.
851. Archivo general hisiörico de las Baltarea (Arehivo
del antiguo reino de Mallorca).
> V^l. die Anxeige in Le Cabinet hiatorique XXVUI (18S2), p. 6»9.
Bibl. Uübcnieht: S61 (Piliu).
27
A. Handschriftlicher Katalog.
Ueber die Abfassung eines solchen vgl. Anuario del cuerpo
factdtativo de Archiveros I (1881), p. llö (Abschn. HI). Vgl.
auch Morel-Fatio, Biblioth^ue de l'^colc des chartes XLIII
(1882), p. 483.
B. Druckwerke.
ViLLA-vrEVA, Viage, tom. XXI, p. 25 von dem Codex der
Historia de la contjnista de Mallorca des Pedro Marsilio sprechend,
sagt: Otro ojeuiplar igual de esta obra nie han asegurado que
existe en el archivo de la ciudad; pero yo no lo he visto, porque
tampoco be visto el archivo.
Anuario del cuerpo facultativo de Archiveros I, p. 113 — 118.
Ausflihrüche historische Darstellung und Verzeichniss des Fonds.
p. 114: 34 Codices 6 libros de cadena, en vitela los m^. Der
zweite Band des Anuario bringt p. 77 — 82 eine ausi"lihrliche
Noticia sobre los cödices del Archivo General Historie« de
Mallorca mit Inhaltsangabe der geschicbthch hochwichtigen
Handschriften, darunter die Chronik des Fray Pedro Marsilio
sobre la conquista de Mallorca in gotbischen Charakteren s. XIV.
Vgl. oben.
Morel-Fatio (vgl. oben) p. 481 — 485 gibt einige historische
Daten und Notizen über verschiedene Manuscripte, auf die wir
noch zurlickkominen.
Die ausfllhrlichate Beschreibung sämmtlicher im Archiv
aufbewahrten Codices ist mitgetheilt von
Erzherzog Ludwig Salvator, Die Balearen in Wort und
BUd, Leipzig 1869—1884. fol. (5 Bande), Bd. IV, p. 43—49; ich
lasse hier einen Auszug folgen:
(1) ,Der älteste und schönste Codex, in ganz Spanien
ohne gleichen'. Reales cedulas in zwei Thoilen; zwischen den-
selben die Usatjes de la Gort de Barcelona, im 11. Jahrhundert
vom Conde Berenguer el viejo corapilirt. Geschrieben von
Romeo des Poal aus Manresa (von 1334 angefangen). Dessen
BUd am Fusse einer der pritchtigen Miniaturen, welche den
Codex schmücken. Lateinisch und leniosinisch. (2 — 5) ,Nahe-
zu eine Reproduction' von Nr. 1. Lemosinisch. (6) Jaimc 11,
Jurisdicciones y Estilos. 134 Bliitter. Enthält Capitulos de Cortes,
Ordenes, Bandos, Edictos y Decretos. (7) Codex de Corts
98
Xn. Abbandlnnt: Bsor. HiuidMlirifl«iiseUtia BpuiMai.
generals. Mit schönen Miniaturen. Theil 2 enthält Alfonso V.,
Regimen de Sort e de Sach, mit filigranartigen Initialen. (8)
Codex Sant Pere (vgl. untenV (9. 10) Rossellö viejo y nuevo,
,zweifelsoline Name des Compilators'. saec. XIV und 1506 — 1512.
Copien aus den vorher genannten Codices. (11) Codex Abellö;
zum Theil Copien aus Nr. 8, 9, 10, femer Pragmatiken des
Vicekönigs Anglesola (1398) über das Regimen universal, Privi-
legien von Juan I, Alfonso V., Königin Maria (1436) von Carl V.
(1519) und die Reglements der Tabla numularia. (12) Sindicato
forense fol. s. XV. 160 Verordnungen (ördenes). (13) Des-
selben Inhalts wie Nr. 12. (14) Codex del Sindicato, Privilegien
Alfonso V. und Juan II. Lateinisch und mallorqninisch. (15)
Usatjes de Barcelona. Constitucions de Catalunya. Paz y Trenga.
Flors de las Lleys. sacc. XIV, med. (16) ,Repartimiento* der
Insel zwischen dem Conquistador und seinen Dienern. 1267 nach
dem Original des Temple-Archivs geschrieben. (17) Desselben
Inhalts wie Nr. 16. (18) Cabreo de Agua (Wasservertheilungs-
register). 1381 auf Befehl des Gouverneurs Ca-Garriga ange-
fertigt. (19) Ltbro vcrt. Kalender, Evangelien und hierauf Ur-
kunden, ähniieh wie bei den Corts generals. (20) Wie Nr. 7,
Theil 2. Von dem Schreiber Rafael Perera 1467 geschrieben.
(21) Estamento de Caballeros. Freiheiten dos Ritterstandes.
8. XV. (22 — 25) Ordenacioncs del Reino. Urtheile der Jurados.
Nr. 22 etwa 1475 vom Notar Jorge Pastor geschrieben. (26)
Privilegien des Almotacen (Inspector von Gewichten und Massen)
und des Ejecutor mit Kalender und EvangeUen, über welchen
der Eid geleistet wurde. (27) Polizeianordnungen bis zum
Jahre 1449, in welchem das Buch von dem Schreibermeister
Juan Palles um den Preis von 12 Libras geschrieben wurde.
(28) Privilegien und Anordnungen der Almotaceria. saec. XVII
bis XVIII. (29. 30) Lnposicions, Ajudas y Drets universals
(Steuervorschriften). Nr. 29, a. 1390, Nr. 30, saec. XV ex. ge
schrieben. (31. 32) Register zu den Cedulas reales und anderen"
Documenten (ca. 1000 an Zahl). (33) Recopilacion de Fran-
quezas y Derechos von den Advocaten Canct und Mesquida
1622 verfasst. (34) Aehnlichen Inhalts, verfasst 1649 von dem
Geschworenen Nicolas Armengol und dem Advocaten Mora y
Miiict. (35) Denunciaciones de Notas de Notarios 1479. saec.
XVI iin. (36) ,Valentina.' Generalindex der Freiheiten und
BiM. üelwnieht: S51— S54 (Ptlmt). 29
Privilegien, 1495 von Micer Teseo Valentl begonnen. (37. 38)
Copien von Nr. 36. (39) Actos extraordinarios de los Jurados.
(40) Fray Pedro Marsilio, Cronica (vgl. oben).
QuADRAOo, Josi Maria, £1 cödice de los Reyes ö sea le
Rey de los Codices en el Archivo de Mallorca. 8". Aus dem
Museo Balear de historia y literatura, ciencias y artes.
leb kenne den Aufsatz nur aus dem Boletin de la Real
Academia de la Historia zu Madrid, tom. X (1887), p. 172. Es
handelt sieb wobi um den Sant Pere betitelten, im Anuaro de
Arcbiveros 11, p. 78 bescbriebenen Codex.'
353. Archivo del Patrimonio.
G(üBia!8), J(os4) DB, El Arcbivo del Patrimonio que fu^
de la Corona, en las Baleares. Revista de Arcbivos III (1873),
p. 209—213.
Enthält ein Verzeicbniss der einzelnen Bestände.
Morjel-Fatio, Bibliotb&que de l'^cole des chartes XLIII
(1882), p. 485 f. gibt nebst historischen Daten Beschreibungen
verschiedener Manuscripte, so der Libres de dades e rebudes,
femer der ,Literae regii ofGcii regiae procurationis' genannten
Register. ,Pour l'histoire,' sagt er, ,ces livres de compte ont un
immense intärSt.'
353. Biblioteca Munieipal.
Fischer, Gemälde von Valencia, tom. III, p. 22.
Valentinblli, p. 175: ,Alcuni bnoni manoscritti.'
354. Biblioteca publica episcopal.
VnjiANUBVA (vgl. Viage, tom. XXII, p. 206 — 208) sah da-
selbst: (1) Summa fratris Monetae, ordinis fratrum Praedicatorum
contra haereticos. Ms. fol. parte de pergamino, parte de papel,
escrito i dos columnas, de fines del siglo Xm. (2) Franciscus
fbdmenex, pastoralis liber Ms. papel s. XV. (3) Sallustio entero
con todas sus invectivas; hierauf Bartolomei Faccü ad Karolum
Vintimilium de origine inter Gallos ac Britanos belli s. XV.
Heinb, Serapeum, VIII (1847), p. 95: ,enthält keine Manu-
scripte'.
Valentinbuj, p. 174 f. nach Villanueva.
* Copirt Ton Maestro Bartolomi de Bios (Biria) ea. 1460.
Xn. AUandlon«: B««r. H«ii4MhrinwMlrU|M I
355. t Bihlioteca de la Catedral.
Aus den Capitularacten sammelte Villanueva folgende Daten
Hher diese Bibliothek, welche zu seiner Zeit bereits nicht mehr
bestand (vgl. Viage, tora. XXI, p. 92 f.). La bibliotoca debia ser
ya bastante copiosa en el ano 1399, cuando por baber mnchas
llaves de ella se omitiö hacer inventario de sus libros, eomo se
hizo de todas las demas alhajas de la iglesia. En 1411, cl ca-
nönigo Francisco Valariola regaI6 & la misma el Comentario de
Alejandro de Ales in IV. Sent. El Obispo Don Diego de Amedo
en 1562. . . subiö d la libreria ,et vidit illam bene stare'. Es-
täbalo tambien en 1591, cuando d 9 de Jnlio concediö el Cabildo
llaves de ella & algunos p&ra estudiar. Tres anos despues hallo
que se hicieron algunas ordinaciones para su bucn servicio y
se nombrö bibliotecario.
Die Reste der Bibliothek wurden im Jahre 1798 der
schöflichen Sammlung einverleibt.
356. Archiüo de la Catedral.
Villanueva, Viage, tom. XXI, p. 19 ff. besehreibt: (l'l Car-
toral, im Auftrage des Bischofs Pedro de Morella (j 1282) vom
Notar P. Arnaldo verfasst. (2) Ein zweites s. XIII — XIV,
Libro amarillo genannt. (3) Ein drittes, ,La cadena'. (4) Acta«
capitulares, das älteste Manuscript im Jahre 1372 begonnen.
(5) Libros de cargo y data de la fäbrica de esta iglesia, das
älteste aus dem Jahre 1327. (6) Libro antiguo de aniversarios,
in der Mitte des 14. Jahrhunderts begonnen. (7) Cabreo general
de los beneficios antiguos de la iglesia. (8) Cronicon ,de Salcet',
von Villanueva aus verschiedenen Aufzeichnungen des Notars
Mateo Salcet zusammengestellt. (Proben derselben im Ap. HL)
(9) Cabreo general de todas las posesiones que tocaron al Rey,
verfasst im Jahre 1253; Villanueva benützte eine Copie aus dem
Jahre 1307, von welcher Auszüge geboten werden. (10) Pedro
MarsiUo, Conquista de Matlorca, liV)ro II con su tniduccion le-
mosina.
357. ArcMvo epücopal.
ViLLANüBVA, der sich über den wenig entsprechenden
Zustand des Archivs beklagt, verzeichnet Viage, tora. XXI,
p. 18 f. mehrere registros antiguos (Copialbücher), das älteste
BiM. Vebenielit: 355—961 (Palm*). 31
mit 1364 beginnend. Die registros de ördenes beginnen mit
dem Jahre 1377.
358. t Bihlioteca del Convento de lot P. P. Capuchinoa.
ViLLANUBVA (vgl. Viage, tom. XXII, p. 178 n. 231) benützte
daselbst: Tres 6 cuatro Codices (rituales) . . . singolarmente un
Breviario que se escribiö antes del ano 1303; Diario de los sn-
cesos de la armada de la liga, mandada por el Serenisimo Senor
Don Juan de Austria en los anoB 1571, 72, 73 y 74, escrito per
Fr. Migael Cerviä, religiöse Franciscano, natural de Mallorca,
Vicario general de la armada y confesor de dicho Don Juan,
como 61 mismo lo dice, al fin del ano 1572; mannscrito en 4**,
das Villanueva abzuschreiben gedachte.
Valentmeiju, p. 177 f. nach Villanueva.
859. Biblioteca del Convento de los P. P. Dominicanos.
VnxANUBVÄ, Viage, tom. XXII, p. 212 — 219 berichtet nur
von alten Drucken und nicht (wie Valentinelli, p. 176 fälschlich
angibt) von Handschriften dieser Bibliothek. Doch müssen solche
früher im Convent vorhanden gewesen sein; so die Geschichte
des Königs Jaime I. von Aragon, geschrieben von Marsilio,^
vgl. Villanueva, tom. XVUI, p. 248 und ibid. p. 259, Anm.
360. t Archivo de lo» Templarioa.
Im Jahre 1267 wurde in diesem Archiv eine Copie des
,Cabreo general de todas las posesiones que tocaron al Rey (de
Mallorca)' niedergelegt. Die Handschrift wurde aber bereits
von Villanueva nicht mehr vorgefunden. Vgl. Viage, tom. XXI,
p. 23 u. 166 ff.
361. Biblioteca particular del Conde de Ayamans.
Morhl-Fatio, Bibliothfeque de l'^cole des chartes, tom. XLHI
(1882), p. 490 f. beschreibt eine Handschrift der Chronik des
Königs Jaime I. von Aragon: Ce volume en parchemin de 172
feuillets, k deux colonnes, a 6t6 copi4 en 1380 par Joan de Bar-
bastro, scribe de la chancellerie de Pierre IV. de Aragon. Com-
parä au manuscrit de la biblioth^que universitaire de Barce-
lona, qui vient d'6tre publik par D. Mariano Aguilö dans sa
' Vielleicht identisch mit dem jetzt im Archivo geii«»l (■. dieMi) aofbe-
wahrten Exemplar.
ia
Xn. AfihandlsDg: Bor. H«)dachrift«Dsr,)ittio Bpaucu.
Bibliotlieca catalana, le ms. du comte d' Ajamans pröseote un
certain nombre de variantes dont il y a Heu tenir compte. Aus-
züge aus dieser Handschrift ibid. p. 495 — 497.
363. t Bihliotecn particular de D. Joaquin Maria Bowr.
Zuerst erwähnt Heine, Serapenm, tom. VTH (1847), p. 95
diese Privatbibliothek, ,eine ganz artige Sammlung von Büchern
und jüngeren Handschriften'.
Mdnoz, Diccionario, p. 212 notirt: ,Cr6nica de los sucesos
ocurridoB en el colegio de Jesuitas de Montesion en Palma de
Mallorca Ms. original en tres gruesos volüraenes en fol'; ,precio8a
obra', in Bovcr's Besitz.
Valentinelu, p. 176 nach Heine. In dem Werk: Biblio-
teca de Escritores Baleares Palma, 1868, 2 tom. 8**, gibt Bover
Daten über verschiedene jüngere Handschriften seiner Sammlung.
Bover starb am 1. April 1865.
363. Biblioteca particular del Conde de Montenegro.
Bover, I. M., Noticia historico-artistica de los museos del
Excmo Sr. Cardenal Dcspuig existentes en Mallorca. Palma 1845.
Die Bibliothek ist p. 216—223 behandelt. Das Werk lag
mir nicht vor.
Heike, Serapcum, tom. VIH (1847), p. 95 über die Welt-
karte des Gabriel Valseca.
Valentwelli, p. 1 75 f., behauptet irrig, dass die Sammlungen
der Despuig, Grafen von Montenegro zu Beginn dieses Jahr-
hunderts an D. Antonio Ignacio de Pucyo gelangt wären. Die
Sammler besass eine von ihm selbstUndig creirte Bibhothck, vgl/
unseren Artikel.
Mobell-Fatio, Bibliothfeqne de l'öcole de chartes, tom. XLHI
(1882), behandelt die BibHothek p. 478 u. 49U und nennt aus
ihr ,le portulan de Gabriel Valseca de l'an 1439 et nn manu-
Bcrit du Tratado de Armas et. du Ceremonial de principes de
Diego Valera'.
364. Biblioteca particular de D. Antonio Ignacio de Pueyo,
marquet de Campo-franco.
ViLLANUBVA, Viagc, tom. XXH, p. 232 f. beschreibt: (1) Un
c(Sdice fol. man, en vit. ms. en 1291, contiene todos los privi-
legios y franquezas concedidas hasta aquella ^poca A los habita-
Blt>l. üeli«niclit: S«2— W7 fPilma — rinplom).
33
dores de Mallorca, asi por el Key Don Jaime I. de Aragon,
como por su hijo Don Jaime. Copie ibid. p. 285 — 327 (Ap. Xu).
Beigebunden Privilegien der Juden in Mallorca saec. XIII — XIV.
(2) Stacio Papinio Surtnlo XII. libros del Thebaidos (sie) los
V del Achileidos j los IV de Silvas, saec. Xu. (3) Fragraento
del Concilio IV. Toledano saec. XI.
Heine, Serapeum, tom. Vm (1847), p. 96 nennt die
Bibliothek blos.
Valentinblu, p. 176 nach Villanueva.
Morell-Fatio, Biblioth&qae de l'^colede Chartes, tom.XLIII
(1882), p. 478: D. A. I. de Pueyo dtait fiis du second marquis
de Campo-franco et possddait une bibliothfeque, qui a ^te. trans-
mise par h^ritage aux representants de ce titre: aujourd'hui
D. Adolfe de Rotten y Guzman, marquis de Campo-franco par
sa fcmme en est le proprietaire.
365. Biblioteca particular de D. Gerönimo Rotellö.
Morel Fatio a. a. 0. p. 491 citirt aus dieser Privat-
sammlung: Kaimundas Lollus Arbrc de sciencia (copiö en 1418
par un scribe de Perpignan), und Francesch de Oleza, La nova
art de trobar. Folgen noch Details über diese interessante ars.
Famplona.
366. Biblioteca de la Ljlesia CaUdral.
MiciiEL, Francisqub, Rapport sur une Mission en Espagne
Archives etc., IIP S^rie, tom. 6, p. 284 beschreibt aus dieser
Bibhothek ,un manuscrit des satires de Juvönal in-folio, du
XI" ou XIP sifede, avec scholies interHn^aires et marginales,
et un recueil de lettres de Pierre de Blois, au nombre de lü9,
volume sur vilin d'une ^ritnre du XIV* si&cle.
367. t Biblioteca partictdar del Rey D. Carlos III. dt
Navarra.
,E1 Rey Don Carlos III de Navarra no fiiö m^nos amante
de libroB que Don Alonso el Sabio, y para satisfacer su dcseo,
coniprö diferentcs librerias, y entre ellns 1a de los Padrea Do-
minicos de Estella, y la de su Cambarlen Moscn Pierres de
Laxaga. El nümero de Codices de que se componian algunas
de est&s librerias no Consta. De la de su Cambarlen sc sabo
SittBopb«. d. vtiU.-Utt. Ol. CXXVm. Bd. lt. Abh. a
84
XII. AbluindlDn(: Bter. HudMlirinctinkUi« 8p(iil«Bi.
86 reducia & (1) un Romans de Lancelot. (2) Item un Romans
de Ratabon 6 de Sancta Isabet. (3) Item nn Romanz Pampelano
vieio de Lanzelot et Bor su Corapa^Tinero. (4) Item un Romanz
Isopet. (5) Item un Romanz peludo de Alixandre et dcl Pacho.'
Cf. SAez, Liciniano, Demostracion histörica del verdadero
valor de todaa las moncdas que corrian en Castilla durante el
reynado del SeSor Don Enrique HI. etc. Madrid 1796, p. 373.
868. Archivo de Comptos de Navarra.
Da diea Archiv vornehmlich flir die Geschichte Navarras,
in weit geringerem Masse ftr die eigentlichen Zeugrnisse der
uns beschäftigenden Literatur von Wichtigkeit ist, registriren
wir nur einige Werke:
A. Handschriftliche Kataloge.
Compendio del Arcliivo de la Cämara de Comptos Reales
29 voll., verfaast von Liciniano Säez. Vgl. Martinez Anibarro
y Rives, Intento de an diccionario, p. 438.
B. Druckwerke.
Yanouas y Miranda, Josä, Diccionario de AntigUedades
del Reino de Navarra. Pamplona 1840 — 1843. 3 tom. und
1 tom. Adiciones.
Unter dem Artikel ,Archivo8' ist das Archiv de Comptos
behandelt. (Vgl. auch Cämara de Comptos.) Der grösste
Theil der im Diccionario gegebenen Daten basiert auf g^ründ-
licben Studien in diesem Archiv.
Cadisr, LäoN, Les Archives d' Aragon et de Navarre.
Bibliothfeque de l'^cole des chartes XLIX (1888), p. 47— 90.
Von p. 62 ab wird über die Archives de Navarre gehandelt;
p. 66 heisst es: Dana Tarmoire du Catalogue il y a un certain
nombre de manuscrits ne rentrant dans aucune des s^ries des
Archives de la Chambre des Comptes, 17 Nummern. Es sind
Cuentas, Fueros, Cartulare u. dgl. Am interessantesten: Cere-
monial de la Coronacion, Uncion y Elxequias del rey y reyna
de Ynglaterra. Lateinisch, saec. XV, mit Miniaturen und Rand-
leisten.
MicREL, Francisqdk, Rapport etc., Archives de missions
scientifiques, IIP Sdrie, tom. 6, p. 286 bespricht ein Cartulaire
de D. Teobaldo 1", compilä en 1237, en 3 volumes.
Bibl. üfbmiebt; SM— Sil (PaiD|>Ionk— F*jua*l).
86
Brctaü^s, Jean Aüouste, Documents des Archives de la
Cliambre des Comptes de Navarre (1196 — 1384) pubilös et anno-
t&. Paris 1800.
ürkundcnpublicationcn, wie aus dem Titel ersichtlich.
El Psular.
869. Bihlioteca de la Cartuja.
ViixANUEVA, Viage, tom. VII, p. 148 von einer Handschrift:
iHistoria de! concilio de Trento en su tercera convocacion por
el Papa Pio FV., escrita por D. Pedro Gonzalez de Mendoza
sprechend (vgl. den Artikel Monserrate, Biblioteca del Real
Monasterio de Santa Maria) erwähnt einer Note in diesem Manu-
scripte, welche besagt, dasselbe sei Abschrift des Originals, ,que
se goarda en la Cartuja de Paular'.
Pena.
370. t Bihlioteca del Monasterio de San Juan.
Egurbn, p. 96 erwähnt eine Handschrift saec. XTV: Hi-
storia del Reino de Aragon y condado de Barcelona, die sich
in diesem Kloster befand und von einem Mönch desselben, Pedro
Marfilo geschrieben war. Von dem heute verlorenen Original
existirt eine Copie in der Bibliothek der Real Academia de
la Historia.
Amador DB LOS Rios, JosE, Historia critica de la litcratura
espaöola, tom. V (1864), p. 334 (und nach ihm Martlnez Aiii-
barro y Rives, Intento etc., p. 485) erwähnt eine Copia von dem
Werk: Pablo de Santa Maria ,Edades trovadas' sacada del co-
dice de San Juan de la Pcfia por el Acad^mico don Joaquin
Traggia. Wahrscheinlich heute gleichfalls in der Akademie.
Ueber den westgothischen Glossencodex, ehemals in Pena, dann
in der Bibliothek der Grafen von Olivarez zu Madrid, von dem
eine Abschrift im cod. Escor. L. I. 15 vorhanden ist, vgl. oben
Bibl. Nr. 280.
FenafleL
871. t Biblioteca del Monasterio de loa frailes Dominicos.
Prinz Juan Manuel schenkte diesem Kloster — die genaue
Zeitangabe fehlt — ein Exemplar seiner vollständigen Werke,
welches bis heute nicht zoin Vorschein gekommen ist. Vgl.
36
XU AbtauidliinK: Beer. RuidHbriflaiwcliiti« Spanien«.
Amador de loB Rios, Historia critica, tom. IV, p. 206 (Polemik
gegen Bayer), und p. 233 sowie Gutierrez de la Vega, Biblio-
teca Venatoria, Madrid 1877, tom. I, p. CLX.
Penalba.
372. Biblioteca del Monasterio de Santiago.
Bischof Gennadius schenkt in seinem Testamente Era 953
(915)' diesem Kloster libroa (1) psalterium.. (2) couiicum, (3) anti-
phonariom, (4) orationum, (5) manuale, (6) ordinum, (7) pas-
sionum.
Sandoval, Fiindaciones, Abth. S. Pedro de Montes f. 28*.
Penamayor.
373. t Archivo del Monasterio.
Villa-Amil, Los Codices etc., p. 76 berichtet von einem
Documente dieses Klosters aus dem Jahre 1348, in welchem
von dem Libro y cuaderno de la iglesia die Rede, und zieht
hiebei den Schluss, dass mit diesem libro der Tumbo des Klosters
gemeint sei.
Peralada.
374. f Biblioteca del Convento.
In einem alten Necrologium des Convents findet sich
folgende Notiz: Anniversarium R. Magistri Michaelis Massoti in
Sacra pagina doctoris peritissimi et in decretis Baccalaue (sie)
famosissimi; huius conventus filii, qui obiit in conventu praesonti
anno Domini 1462 et 17 raensis octobris, qui dimisit librariae
miütos libros sermonum quos ipse compilaverat et quosdam aUos
libros iuris et pro servitio Ecclesiae ordinale et unum psal-
terium etc. Vgl. Torres-Amat, Mcmorias etc., p. 411 in dem
Artikel Massot, Fr. Miguel.
Piasca.
375. t Biblioteca del Monasterio San Julian y Santa
Basilisa.
Toda und Argonti schenken dem Monasterio 8an Julian
y Santa Basilisa ,quorum basilica in locum Piasca territorio
d
' Ueber diM Dstnm vgl. den Artikel Montes.
BiU. Vcbeniekt: S7S— 37* (Penmlel — Plueneu).
37
Levanensi fondata sive restaurata est' . . . ,die VIII' Kai. augastas
Era DCCCCLXVin' (25. Jdi 930) . . . ,Libro8 tarnen etiam
ecclesiasticos (1) pasionum I, (2. 3) antifonarioe II, (4) ora-
tionum I, (5) ordinum I, (6) commicum I, (7) racionale I,
(8) precum I, (9) libellum de virgrinitate Sancte Marie I,
(10) Bibliotecain ibidem pater meus domnaa Aldroitus dedit,
ego tarnen confirmo.
Perez-Escalona Historia de Sahagun, p. 387 (ApiSnd. III,
Escritura XrV), Eguren p. LXXXVIII. Indice de los docu-
mentos del monasterio de Sahagaii de !a orden de San Benito.
t Madrid 1874, p. 114.
Fiedrahita.
376. Arckivo municipal.
Dieses wohlgeordnete Archiv enthält nach der Rfaista do
[Archivos, tom. 11 (1872), p. 53 unter Anderem zehn Bünde in
[fol. historisch wichtige jiuercedes, privilegios y ordenanzas, con-
cedidos por el Duque de Alba* vom Jahre 1435 an.
Flasenoia.
377. t Bihlioteca del Colegio de los Jesuitas.
Indice de los libros que se hallaron en la libreria y apo-
Bentos del Colegio de Jesuitas de Plascncia en el ano 17G7.
Handschrift aus S. Isidro (Nr. 469) jetzt in der Bibliothek der
Real Academia de la Historia zu Madrid. Vgl. Revista de
Archivos, tom. VI (187G), p. 263. Wie aus den anderen a. a. O.
verzeichneten Indices hervorgeht, befanden sich unter den ,hbroa'
gewiss auch Handschriften.
378. t Biblioteea dtl Monasterio de los Frailes Dominicos.
EouREN, p. XLIX über einen cMice conciliar, saec. X, der
ehemals in diesem Kloster existirte. Einige Handschriften kamen
in die Madrider Nationalbibliothek: so entbult cod. X, 161 die
Provenienznotiz: Fue de los Dominicos de Plasencia; V, 264
und P, 95 den blossen Namen : Plasencia. Vgl. Hartel-Loewe s. n.
379. t Bihlioteca particular de los Duques de Bejar.
Von dieser Bibliothek sind zwei ältere Verzeichnisse be-
fkannt: En un inventario de los bienes que tenia en el aüo de
1452 Don Alvaro de Zuüiga, Duque de Bejar, se lee et titulo
38
XII. AbhmQdlnnf : B«er. HiuidiKlirinMuwIi&lse Spaai«na.
sigoiente; los libroa que el dicho Senor tiene en la Cämara Bon
estos; un libro de rezar, cubierto de tapete negro con una guar-
nicion de plata; un libro de Texto primero del Ilegimiento de
los Principos: la Crönica del Rey Don Fernando el Magno;
otro libro del Regimiento de los Principes en romance, e el
trato del Key Don Ferrando; otro libro que fiso el Obispo de
Cuenca del tratado de Caso fortuiio; otro libro del Marmotreto;
una Brivia escrita en latin; unos quademos de pergamino que
coniienzan en la Cr6nic4» del Rey Don Enrique III.; un libro
escrito en laiin, cuuierto tle cuero coIorado; un libro de con-
sideratione: otra Crönica.
Cf. SAcz, Lieiniano, Demostracion histörica del verdadero
valor de todas las monedas . . . durante el reynado del Senor
Don Enrique IIL etc. Madrid 1796, p. 374.
Cargo contra el Caraarero del duque de Böxar Sancho de
Perero (1494). In demselben Libros.
(1) Un libro grande, eiiforrado en terciopelo negro, con
SU guamicion de plata dorada, y tejillos, y esnialtado con laa
armas de la duquesa, cstoriado de letras de oro y figuras, que
se llama el libro de las fiestas, el quäl esta envuelto en un
pedazo de sarga amarilla. (2) Otro libro, enforrado en damasco
inorado, con su guamicion de plata dorada, que era horas de
rezar, las hojas negras, escrito de letras de plata blancas. (3) Un
libro de coberturas de cuero morado, escrito en pergamino, que
hizo el maestro fray Juan Lopes, de clnrisimo sol de justicia,
estoriado e iluminado con letras de oro, i tiguras, con las arinas
del duque y duquesa. (4) Otro libro de coberturas de cuero
morado, que biso el dicho maestro frey Juan Lopes, estoriado
con las armas del duque y duquesa, y su guamicion de plata,
que es el libro de la casta niöa. (5) Otro libro, con coberturas
de cuero morado, y encima un lienzo que biso, como la duquesa
aparta de si todos los instrumentos y placeres. (6) Otro libro,
flos santorum, con sus coberturas blancas, viejas. (7) Otro libro,
que hici^ron los dos sabios Calila i Dimna. (8) Otro libro, de
coberturas de cuero morado, de don Izaguidiü, alfaqui de los
moros de Segovia, que biso contra la fö, al qua! responde frey
Juan Lopes. (9) Otro libro de coberturas moradas, que habla
de los temores y miedos. (10) Otro libro de coberturas dati-
ladas que habla de la mesquiiiidad de la codicia bumanal.
Bibl. Uabeniekt: SSO (PUaencU). 39
(11) Otro libro de cobertoras moradas, de la historia del apostol
sant Andr^. (12) Otro libro, de cobertnras moradas, que biso
el maestro frey Juan Lopes, el qaal es segondo libro de clari-
simo 8ol de justicia. (13) Otro libro, con cobertnras moradas
en qae comienzan los evangelios moralizados, que biso el dicho
maestro, de los domingos de todo el ano. (14) Un libro de la
pasion, estoriado, con letras de oro, 6 cobertnras moradas que
tiene dos tacbones de plata. (15) Un libro de horas, de cober-
tnras moradas, con sn guamicion de plata, que comienza : Gare
tristis es anima mea et care conturbas me. (16) Un libro de
pergamino sin cobertoras, qne es confisionario de la duqnesa
que haya gloria. (17) Otro tratado, fecho por Diego de Valera,
contra otro qne fiso frey Jnan Serrano, que es en favor de los
jndiw. (18) Nueve quadernos que es an libro de la disension
de los pecados, como un pecado es mayor que otro. (19) Otro
libro de cobertoras moradas, escrito de mano, que es el que
biso don Caqui Dilimost de los moros de Segovia. (20) Un
libro peqneno, de cobertnras moradas, con dies bolloncitos, en
qne eati, un sermon en qne declara qne significa la pasion, y
adelant la resurreccion. (21) Veinte y tres cuademos escritos
de mano que es nn libro de los sermones de todo el Adviento
sobre los evangelios.
Yeröffentlicbt von Liciniano Siez, Demostracion bistärica
del verdadero valor de todas las monedas qne corrian en Castilla
dnrante el reynado del Seuor Don Enrique IV. Madrid 1805,
p. 543f. Vgl. auch Clemencin, Elogio de la Reina Dona Isabel,
1. c, p. 438 und 463.
880. f Biblioteca particular del Obispo D. Pedro Ponce
de Leon.
A. Handschriftlicher Katalog.
Der Codex Escorialensis &, II, 15, von Graux schlechtweg
,do8sier Ponce de Leon' genannt, bildet eine Sammlung von
Actenstttcken, welche den Büchernachlass dieses berühmten (und
auch gefttrchteten!) Sammlers enthält; der werth vollste Theil
der Bibliothek — Bücher und Handschriften — war testa-
mentarisch an Philipp H. vermacht, Ambrosio Morales zur Ein-
ziehung dieser und behufs Ankaufs weiterer Werke aus dem
Nachlass nach Plasencia gesendet worden. Nebst zahlreichen
40 ni. AbkudloDg : B»or. HandtebriACDMliUn Spaoin*.
diese Mission betreffenden Acten euthült der genannte codex
fol. 236 ff.: Memoria de los libros que parece se deven tomar
para el real monasterio de San Lorenzo de los que tcnia el
obispo de Plasencia Don Pero Ponce de Leon, y estos son
ffuera de los que en su testamento hordenö se diesen i. Su Mag*.
(Vgl. unten.)
B. Druckwerke.
Hantlsclirifteii Ponce's werden wiederholt von verschiedenen
Autoren erwähnt und benützt, eine interessante Notiz erwähnt:
RooRiouEZ DB Castro, Bibtiotecn II, p. 363: en nn libro
Ms. uiuy antiguo que se liallö en la Libreria de D. Pedro Ponce
de Leon . . . se lee ,que en cl ano 988, ä principio del mcs de
Enero, reynando en Leon, Asturias y Galicia D. Ramiro III.
pasij Oottiscalco, Obispo en ia Guiana de Francia, a visitar las
reliquias del Apostol Santiago, y llevö consigo una copia del
Tratado de S. Ildefonso De la perpetua virginidad de la Virgen
Santa Maria por Gomesano, Presbytero de Pamplona.
Am ausf'llhrlichstcn handelt über diese reiche Privatbibliothek
Graüx, Essai, p. 130 — 137, welchem Abschnitt auch unsere
Daten tlber den handschriftlichen Katalog entnommen sind,
881. Bihlioteca particular del Arzobispo Garcia de Loaytc
Dieser Privatbibliothek, einer der bedeutendsten des XVL
Jahrhunderts, muss eine gesonderte Darstellung gewidmet werden,
da sie gewiss nicht vollständig der Mationalbibliothek einverleibt
wurde. Actenmässig steht fest, dass der berdhmte Pater Burriel
sttmmtliclie Handschriften Loaysa's sur Verfügung erhielt: in
einem Brief, Toledo 24. März 1756, berichtet er (von sich in
der dritten Person sprechend) tiber die Thätigkeit des Staats-
ministers D. Joseph Carvajal y Lancaster:' hizo vcnir varios
cödigos de Tarragona, du Ripoll, de Murcia, y de Paris . . .
mandö comprar en Plascencia la libreria manuscrita
que fuö del arzobispo de Toledo, D. Garcia de Loaisa,
y pas6 &, su poder (nämlich Bun-iers) todos los mss. de
que se componia. (Correspondencia que tuvo el jesuita Andrea
* Vf;l. Ewald, p. 301. Briefe ron ihm za Beginn der hier benfltxten Cor-
res]iuudeaz.
Blbl. Oabcnieht: «81— Sei (PümidcU — PoMit).
41
Marcos Burriel. Culecciön de documentos inöditos para la. lii-
storia de Espana, tom. XIU [1848], p. 297).
Die übrigen Daten über diese Bibliothek sind vortrefflich
zusammengestellt von
Graüx, Essai, p. Ü4 ff.
Pöblet.
383. f Biblioteca del Monoiterio de Santa Maria.
Ueber den Älteren Bestand der Klosterbibliotbek besitzen
wir ein werth volles, zuerst durch Hartel-Loewe zugiliiglich ge-
machtes Zeugniss saec. XII:
In nomine domini incijnt commenioracio de libros populeti
inprimis (1) historia. (2) Moralia. (3. 4) Duos briviarios. (5) Pro-
phetarum. (6) CoUaciones cassiani. (7) Rabanus. (8) Scrnionarii.
(9. lÜj.Duos antiphonarios. (11) Regula. (12) Psalterium glosad.
(13. 14) Epistolas duas Epistolarii. (15. 1(3) Duos textos. (17)0fti-
ciarii. (18. l'J) II'" coilcctaneos. (20) Expositio caulica canticorum.
(21) Dialogorum. (22) Consuetas. (23) Apochalipsin.' (24. 25) II"
Uimnarios. (26. 27) IV" Pastorales. (28) Liber de sacrainentis.
(29. 30) Missales 11"". (31) Epistolas chanonicas. (32) Ser-
monari. (33 — 37) Psalterios V. (38. 39) Flores Sentiarum
(sie) II°». (40) Florcs psalmorum. (41) Liber salamonis. (42) Liber
plurimorum sanctorum. (43) Epistolas diumi I. (44) Epistolas
Pauli I.
Aus dem ehemals Salmantiner (Colegio mayor de Cuenca),
jetzt in der Privatbibiiothek Sr. Majestät des Königs aufbe-
wahrten Codex 2. B. 3 (VII. E. 3) veröffentlicht von Hartel-
Loewe p. 4<i4.
Auf die Schreibscbule zu Pöblet um die Wende des XIV.
und XV. Jalirhuiidi:rts bezieht sich die von Munoz y Rivero,
Manual de paleogratia, Madrid 1880, Lam. 1, Nr. 14 (ohne
Quellenangabe, jedoch nach Merino) reproducierte Notiz: Iste
liber i'uit scriptus in Monasterio Populeti anno a nativitate do-
mini MCCCC.
Hauptzeuge ftlr die Bestünde der Bibliothek zu Beginn
dieses Jahrhunderts ist wieder Viixandeva, Viage, tom. XX,
' Die« ut wohl die (Beatu«-) Handüchrifl, in wulcber dju Veneicbnias «tebt;
sio kiini Kjjäter iu daa Colugiu rnnyor de Cuenca.
4S
Xll. Abbaodlilli(: Beer. HftndsGhnfteiuokitxe Hpttdieut.
p. 149 — 163. Er beschreibt: (1) Las obras de Pindaro en griego,
con comentarios en el mismo idioma.' (2) La Litargia de Safl
Juan Crisöstomo, toda en griego. (3) Un vol. fol. ms. d^l
siglo XIV que contiene: S. Basilii Exameron, S. Angustini
Retractationes et librom de Natura et gratia, S. Uilarii Picta-
viensis de Synodis, Origenis Periarchon interprete Ruf&no, yJ
Pamphüi martiris Apologia pro Origine. (4) Saec. 'KTV: S. Am-'
brosii de Officiis libr. III y de Morte Satiri fratris sui. (5) Clau-
diani de Raptu Proserpinae et S. Basilii libellus ad Nepotes,
LeoDai*du Aretino translatus. (6) Senecae Epistolae, con toda
sus obras en italiano. (7) Las mismas traducidas en e^panol
Pedro Diaz de Toledo, de 6rden del Key Don Juan 11. del
CastiUa y Leon. (8) Virgilii et Catulli opera. (9) Las Coplasi
de Juan de Mona, excelente manuscrito del siglo XV. (10) Poesiaf^
de Don Diego de Meudoza y Pedro de Villalva, saec. XVU.
(11) Julii Frontini opera. (12) Las obras de Tito Lirio, Floro,i
Sexto Rulb. (13) Compendio dell' liistorie Romane ricavato
diversi antori, anönimo ms. fol. vit. 1420. (14) Facta et dicta
memorabilia Regis Alphonsi ab Antonio Panhorraita collect».,
(lö) Vidas de los Maestres de la religion de San Juan de Malta,
anönimo. (16) La Crönica en lemosin de Montaner y Dcsclot;
al fin se dice: Aquest libra (sie) sa acaba an layn que hom
conta de la Nativitat de nostre Senyor ver Dens del ayn da
MCCCLIII disapte A XX del mes de juyol. (17) Crönica d«J
los Reyes Catölicos por Nebrija, traducida al espanol. (18) Sexti
Julii Frontini Strategemata, y el Valerio De rebus mcmorabüibus.
(19) Crönica del Rey Don Enrique IV. de CastiUa por Diego'
Henriquez de Castillo. (20) Antiguedad y grandezas de la villa
de AlcaU de Guadayra por Cristöbal de Monroy y Silva; Qenea«
logia de los Condes de Cardona, escrito en 16(34 por Bemardo
Llobet. (21) Diego Lopez de Ayala, libro de linages.* (22) Com-
mentarius Scipionis in bello Venetorum et Mediolanensium Duois,
libri IX, per Porcelium, poetam laureatum, historicum clarissimum
et divi Alphonsi Regis secretarium, compuesto en 1452. (23) Pedro
Trosillo, Libellus regiae successionis regnorum Siciliae, Hieru-
* Zweifel to8 idoDti»c)i mit doni Pindarcodex der Bibliothek de« D. Buidilio
Carreras iu Barcelona.
* Schien Villanueva verachieden von dem bekannten Libro de UnagM de
Pedro Lopes de Ayala.
salem et aliorum. (24) Aristoteles De mando, traducido por
Alonso Guriel. (25) Georg Baibel, Instmceion de ordenanzas
de la guardia alemana. (2ü) Genitura del ExiTio. sig. D. Joachimo
d'Aragon, figlio priiuogenilo del Exrao. sign. Duca di Segorbe
e di Cardona: calcolata dal P. Fr. Blasio Maöo. Cälculo astro-
nömico de aquel momento. (27) Tractatua septiformis de mo-
ralitatibus reruin, anönimo. (28) Francisco de Exiineniz, Doctrinal,
en lemosin. (20) Hilario de Rossi, Opas salis arifici. (30) Au-
gustini Niphi de Mi-dicis, de Rege et tyranno. (31) Giudizio
del Cardinal Colona iiitorno a quel che scrisse il Card. Ces.
Baronio della monarehia di Sicilia: colla riposta del Baronio.
(32) Missale Romanura. Scripsit D. Lucas de Carovineo: vivat
in caelis cum Angelo Michaelis anno 1469. (33) Martyrologion
Usuardi fol. max. vit. adornado con buenas miniaturas; ,Mar-
tirologium hoc scriptum anno MCCLIIII' ac postea temporis
iniuria laesam iussu Illnii. et Rmi. Principis D. D. Francisci
Cardinalis a Dietriehstain, Eptscopi olira integritati restituit
Adamus Paulino Wsky epiacopalis latinae cancellariae amanuensis.
Anno salutis CIOIOCXIII.
Ausserdem fand Villanueva eine Reihe von Diarios aus
den Zeiten von D. Pedro de Toledo, D. Fadrique de Toledo
und des Uerzo^rs von Monteleon, ferner Geschichtswerke über
verschiedene Conclave, sowie Biographien von Cardinälen: end-
lich Gesandtschaftsberichte, durchwegs Handschriften, saec. XVI
bis XVU.
Canal, Espaiia Sagrada, tom. XLUI (löl9), p. XIX der
Vorrede berichtet über seine im Jahre 1817 unternommene
Forschungsreise: pas6 al Monasterio de Pöblet por verle y
examinar su hcrmosa Riblioteca, conservada en la Invasion
francesa como milagro. Mas de quatrocientos Codices se halla-
ban en data. Lo mas son obras de Santos Padres y Cddices
can6nicos de mal gusto (?). No hallö la vida de Jaime el I.
escrita por dl mismo, pcro si los manuscritos del Dean de Vique
Moncada, que son Anales eclesidsticos de Cataluüa y el Epi-
scopologio de Vique.
CoRMiNAs (Suplemento p. 298) sah 1821 in der sogenannten
Biblioteca nueva ein ausgezeichnet schön geschriebenes Martyro-
' Es i«t aber niieli Villaiiueva eine Copie, saec. XV.
XII. Abbullnng: B«er. HsodschrifteiueUt» Spsnieu.
logiom:^ ,era de vitela finisima y tenia una grande Uniina ilami-
nada para cada dia. Creemos que se estraviese.' Vgl. auch p. 351.
T0KRE8 Amat, Meraorias, p. 318 über eine Handschrift:!
Jaime de Aragon, Comentarios de aus bazanas. Am Schlussi
Aquest llibre feu escriurer honrat en Pons de Copona . . . abad]
del bonrat inonaatir de Sta. Maria de Pöblet . . . E fou escrit]
en dit Moncsti de Pöblet de la ma de Celesti Destorros, fe foal
acabat en to dia de S. Lambert d 18. dias del mes de sep-i
tembre en 1' any 1343; p. 378 s. v. Marquina, Martin wird!
dessen Historia del monasterio de Pöblet in zwei Bftnden, ala
Frucht einer im Jahre 1552 von ihm vorgenommenen Neuordnung]
des Archives Pöblet envähnt.
Eguren, p. XLIX u. XCT.
Valbutinelli, p. 137 — 139 gibt unter vorzüglicher Berück-
sichtigung Villanueva's einen guten Uebcrblick über Geschichte
und Bestand der Sammlung Poblet's.
Das schöne Kloster, der Escorial Aragoniens, in welchem
die Künige des Landes ihre Ruhestätte fanden, wurde von
Suchet und spilter während der Bürgerkriege vollkommen ver-
wüstet,' in diesen auch die herrliche Bibliothek zerstreut. Einige I
Handschriften kamen auf merkwürdigen Umwegen nach Bai^ I
celona in Privatbesitz (D. Bandilio Carrcras, Antonia Sostres*
und Jaime Cortada), andere nach Tarragona; doch wurden schon
früher Handschriften Poblet's an andere Bibliotheken abgegeben,
wie der jetzige Matritensis Rcgius mit dem oben mitgetheilten
Katalog, der dem Colegio mayor zu Salamanca gehörte.
383. f Biblioteca interior del Monasterio de Santa Maria, '
ViLLANüBVA, der diese Biblioteca interior von der vorher-
gehenden streng scheidet, berichtet, tom. XX, p. 154 ff. über
,obras de Santos Padrcs, que aunque son prcciosos, no lo parecen,
' Wohl du TOD VillAiiueva (33) erwähnt«.
' Vgl. Ford, Handbook, p. 406.
* VgL hierflber BofuniU y änns, Apuntea bibliogräBcos in den Cooferencia*
dudas en el Ateneo Barcelonas, Barcelona 1890, p. 534. Bofarull nimmt
jedoch an, dngg nur der Einband von einem Publeler Buche stamme.
Ein triAiger Urund für dtetie Behauptung liegt aber nicht vor.
BiU. n«lwnieht: SSS— S86 (FoU«t - Porteceli). 45
comparados con ana Biblia del Biglo XI, y acaso anterior, fol. max.
vit. de 218 hojas'. Folgen ansfilhrliche Beschreibung und Auszüge.
EocBEN, p. XLIX u. 48 über diese Bibel, wie gewöhnlich
ohne Quellenangabe.
Pontevedra.
384. Bihlioteca del Instituto.
BoRAO, p. 83 nennt als Gründungsjahr 1849 und die Höhe
der Bestände im Jahre 1859 wie folgt: 2306 impresos, 6 manu-
Bcritos 7 83 folietos, ohne weitere Details. Das Anuario schweigt.
885. t Biblioteca particular del notario Gomalo Perez.
Dieser Rechtsgelehrte binterlässt in seinem Testament vom
Jahre 1381: Mandas (1) de ,Degredo', (2) de la setima Partida,
(3) del Ordenamiento de AlcaU, (4) del foro de Leon, (5) del
jspecalom' de ,beloyacense', (6) del ,specnlum' de Durando,
(7) del Inocencio el HI., (8) y del archidiäcono (?).
Citirt nach Villa-Amil, Los cödices, p. 20 f , der als Quelle
Sarmiento's Copie des im Benedictinerkloster Lerez aufbewahrten
Originals nennt.
Portaoeli. '
386. Bihlioteca de la Real Cartuja.
A. Handschriftlicher Katalog.
CivxRA, Jüan Bautista, Anales de la cartuja de Portaceli
y fondacion de todas las cartujas de la santa provincia de Cata-
lona (Manuscript in zwei Bänden) berichtet nach Villanueva
über einen solchen Katalog, von Pedro Ferrer im Jahre 1424
angelegt: ,catälogo de todos los Ubros Mss. que habia en el mona-
sterio, y que este indice existia alli en 1664, y que el nömero
de c<Jdices Uegaba & 699'. Dieser Katalog fehlte bereits zur Zeit
Villanueva's.
Vgl. Villanueva, Viage, tom. IV, p. 50. Jimeno Escritores
de Valencia H, p. 7 (lag mir nicht vor) und Munoz, Diccionario,
p. 218.
Dagegen bietet der noch heute erhaltene Gratianopohtanus
Nr. 1132 (297) olim conventus Maioris Carthusiensis eine von
demselben Verfasser (J. Baptista Civera, 17 margo 1619) her-
rtlhrende ,Breve relacion y historia de la fundacion de la car-
tnxa de nuestra Senora de Portaceli y de algunos religiöses in-
46
XII. Abhudlanf: BvCr. RandscIirineiucUlxc Spuii«».
signe sen sanctidad, quo cn clla florescieron' (vgl. Catalogue g^
nöral des manuscrits etc. Departements, tom. VII, p. 331).
Dieses Manuscript, welches ich während der Sommerferien
1892 in Grenoble einzusehen Gelegenheit hatte, Uefert auch in-
teressante Daten über die in Portaceli aufbewahrten Hand-
schriften, insbesondere über ein Diurnale des heil. Bonifacias
Ferrer. Vgl. den folgenden Artikel (Sacristia).
B. Druckwerke.
ViLLANUEVA a. a. 0. sagt mit Bezug auf den erwähnten
Bücherreichthum des Klosters im Mittelalter: ,en el dia apenas
quedariin unos doce de ellos', leider ohne Angaben über diese
spUrJichen Uebcrreste. Sie wurden in die Universitätsbibliothek
Valencia gebracht; vgl. diese.
387. Sacristia de la Real Carfuja.
Die wenigen Handschriften, welche Viixancbva als in dem
Kloster befindlich beschreibt, waren als Reliquien in der Sacristei \
aufbewahrt (vgl. Viage, tom. IV, p. 45ss.): (1) Tomito de 20
hojas en 4", serraoncs escritos de mano de Santo Toraas de Villa-
nueva. (2) Fragraento de una carta original de Santa Teresa
de Jesus. (3) Otro de S. Vincente Ferrer li su hermano D.
Bonifacio. (4) Santo Tomas in librum IV. sentent. Auf den
Deckeln folgende Notizen: ,Iste liber est Petri Johannis, qui
emit cum a Von. Raymundo de RupiiU, rectore ccclesiae de
Oliva, practio viginti florinorum de Aragonia' und von der Hand
des heil. Vicente Ferrer: , Liber iste est domini Petri Johannis,
civis Valentiae et est eommcndatas per eundem mihi fratri Vin-
centio Ferrarii'. Darauf die weitere Note: ,ltcm post hace dictus
venerandus dominus Petrus Johannes dedit istum libmm libc-
raliter domui de Portacoeli, ordinis eartusiae; ... Et fuit facta
donatio anno Domini 1396, circa festum S. Joannis Baptistae. -
Et hoc fuit scriptum hie per fratrem Bonifacium Ferrarii, mo-
nachum dictae domua de Portacoeli, gcrmanum dicti fratris Vin-
centii Ferarrii, ordinis praedicatorum u. s. w.
388. Archivo de la Real Cartuja.
Die handschriftlichen Anales Civeras (vgl. den Artikel
Portaceli Biblioteca) befindet sich nach Jimeno a. a. O. im Archiv
der Cartuja.
BiU. Uebwneht: S87— 301 (PorUceli— BipoUi. 47
FoEuelo.
389. Bihlioteca del Monasterio San Salvador.
Ansnr und seine Gattin Elduara schenken im Jahre 973
diesem Kloster (1) antifonario, (2) comnigo (sie) et (3) regula,
(4) manaal.
Vgl. Indice de los documentos del monasterio de Sahagun.
Madrid 1874, p. 159.
Pui«.
390. Bihlioteca del Monasterio.
Chabret, Antonio, Sagnnto, sa historia j sns monumentos,
Barcelona 1888 erwähnt tom. II, p. 268 ein Manoscript: E^ Archivo
en la mano und bemerkt: Se gnarda en el moasterio de Poig.
BipoU.
391. \ Bihlioteca del Monasterio de Santa Maria.
Unter den zahlreichen älteren Zeugnissen fUr die Bücher-
bestände des Klosters vom 10. Jahrhundert ab ist leider nur
eines vollständig auf uns gekommen, wenigstens bis jetzt zu-
gänglich geworden. Doch beweisen auch die fragmentarischen
Notizen, welche wir hier folgen lassen, den ungewöhnlichen
Reichthmn Ripoll's an sehr alten Handschriften der verschie-
densten Disciplinen im Mittelalter.
A. Handschriftliche Kataloge.
1. Cattiogo de los cödices manoscritos que 07 dia existen
en la biblioteca del real monasterio de Ripoll en el principado
de Catalufia saec. XVHI.
Ueber diesen im Codex der Real Academia de la Historia
Est. 27, gr. 4' E. N. 122 enthaltenen Katalog vgl. Ewald, p. 389,
(p. 338, 341). 2. Katalog vom Jahre 1823. Vgl. Ewald, p. 389.
3. Katalog vom Jahre 1835. Vgl. Ewald ibid.
B. Druckwerke.
Das Inventar der KirchengUter, welches am 30. Juli 979
nach dem Tode des Abtes Vuindisclus (Gindisclus, Windisclus)
für Don Miro, Bischof von Gerona und Grafen von Besalü,
gefertigt wurde, führt nebst Anderem libri numero 65 et eo
amplius an.
Xn. AVkui4lDii(: Bter. Baalicliriftpiiiielitti« Siimniani.
Vgl Ewald, p. 389, Gottlieb, Mittelalterliche Biblio-
Aekea p. 270.
Das nach dem Tode des Abtes Oliva (f 1046) zusammen-
jcaetellte Inventar der ,alaja8 j hbros' des Klosters enthält die
Bemerkung ,et sunt libri 192'.
Villanneva, Viage, tom VIII, p. 35. Ewald, p. 389. Gott-
Kfeb, Lc.
Hie est brevis librorum Sanctae Mariae.
(1—3) Bibliotecas m (4. 5) Moralis U (6. 7) Gart. H (8. 9)
Estival. n 1 10—13) Passionar. IIII ( 14. 15.) Collationes FI ( 16. 17)
Vitas Patrum U ( 1 8— 20) Textus Evangel. UI ( 2 1 — 3 1 ) Missal. XI
^32— 35) Lection. IHI (36—48) Ant. XIII (49. 50) Prosarios D
(51 — 53) Prophetarum III (54. 55 1 Epistolas Pauli II (56) Ger-
archia (57 1 Josepbura (58) Bede De temporibus (59) Confessiones
(60. 61) Pastora!. II (62—64) Suramum bonum EI (65.66) Dia-
logor. II (67. 68) Exameron II (69) Ethimologiarum (70) Libor
de Trioitate (71) Omeliarum super lezechielem (72. 73) XL Ho-
BeHae II (74) super Matbeum, super Lueam, super Jobannemj
(75) Claudium (76. 77) Liber Bede cum Evangel. II (78) Alraonis 1
(T9. 80) Historia Ecclesiastica 11 (81) Tripartita (82) Canticum'
gTMlaam (83) Prosperum I (84) Prophetarum grecum collect. I
(S5) Liber Sancti Benedict! (86) Liber de natura boni (87)
IXK-trina Xpiana (88) Gesta Julii (89. 90) Amclarii U (91) Ex-
utMitum regulae (92) Sententiariun Gregorii (93) Registram Au-
ytt»tiiii (,94) Evipium (95. 96) Eptatirum II (97) Regum (98) G«-^
««»» ofliciorum (99. 100) Augustinus II (101—103) Martirolog. III
^104) Ortographia (105) Capitularem K.' (106—110) Cannones V
(lU— 116) tJlosas VI (117—119) Liber Judiccs III, duo vetu-
gteima (läO. 121) Decadall (122) Metodium (123) Topica (124)
UimUMnr parvura (152—128) Medicine* im (129) Plutargut
(^l9(^-k40> Alios XXI (141. 142j et unum Toletanum et alterum'
iV»i4is"um (14»— 152) Ims X (153—159) Orationarios VII (160.
14^) ttwVMOit Ivctionum II (162) Legem romanam (163) qua-
^MNÜlMMik *!« Bo«cii, de Juvenal, de Atanasio (164 — 168) MissaL^
"K^^MMk V (X*a^) Liber de Horis (170) quatern. de computo II
v-4u*t Kwald p. S89 und Termuthet richtig, dun der hantigM
Bibl. üebenieht: S91 (BipoU). 49
(171)alius Über de computo. Libri artium(172 — 175) Donatos Uli
(176. 177) Priscianos H (178. 179) PriscianeUos n (180. 181)
VirgU II (182—184) Sedul. IE (185. 186) Constructs. H, una cum
Aratore (187. 188) Isagoges H (189) Categorias (190) Peri-
hiennenias (191) Macrobius (192) Boecius.
Aus einem ehemals mit der Nummer 40 bezeichneten,
heute wahrscheinlich verlorenen Codex Rivipullensis zum ersten
Male unter dem Titel Catalogus librorum qui sec. XII exstabant
in monasterio Rivipollensi ' herausgegeben von Villanueva, Viage,
tom. Vni, p. 216 f.; aus einer Copie des Benedictus Rivas im
Cod. Est. 27 gr. 4* E. N. 122 der Real Academia de la Historia
zu Madrid auszugsweise mitgetheilt von Ewald p. 388. Vgl.
GottUeb, p. 270.
Im Jahre 1147 schrieb ein Mönch von Ripoll die Geschichte
seines E^losters. Vgl. Baluze, Marca hisp. Ap. ndm. 404. Esp.
sagr., tom. XLIII, p. 130, tom. XL VI, p. 346.
Im Jahre 1173 schreibt der frater A. de Monte an Abt
und Capitel zu Ripoll:
Reverendis patribus et dominis sms R",* Dei gratia Rivi-
pullensi electo, B., maximo' priori, et universo eiusdem ecclesie
venerando conventui, frater A. de Monte, humilis filius atque
vestre societatis devotissimus servus, salutem et plenitudinem
debiti famulatus. Consistens in ecclesia beati Jacobi apud Com-
postellam, quem propter indulgentiam peccatorum meorum visitare
studueram, et nihilominus ob desiderium visendi loci cunctis
gentibus venerandi, vestre beatitudinis non minus* licentia fultus,
reperi volnmen ibidem, quinque libros continens, de miraculis
apostoli prelibati, quibus in diversis mnndi partibus, tanquam
mercatoribus Stella, divinitus splendescit,' et de scriptis sancto-
rum patrum, Augustini videlicet, Ambrosii, Hieronymi, Gregorii*
Leonis, Maximi, Bede.'' Continebantur in eodem volumine scripta
alionim qnorumdam sanctomm, in festivitatibus predicti apostoU
> Xn hatte ich fltr einen Druckfehler and Ewald's Angabe (p. 389) saec. XI
fQr richtig; ja man dürfte nicht fehlgehen, wenn man diesen Katalog mit
dem 1047 (vgl. oben) angelegten identificirt, da die Zahlenangabe: et snnt
libri 192 Übereinstimmt.
* K. Bai. * et B., maiori Bai. * mimm Bai.
" splendeicente, Bai. als Variante. * Qregorii om. Bai.
' Maximi et Bede Bai.
Sitninpbn. d. pUl.-luit. Cl. CXITUI. Bd. U. Abb. *■
Xn. 4Maailu(: B««r. Uaa<whrill«aicli&t» Sfaaiau-
B illios p^r totum annniu legendum,' cum rcsponsoriis,
profacionibus et orationibus ad idem pertinentibus
IJBfüuis. Considerans igitur paternitatem vestram circa
■ apoetolum devotissiuiani, memoriterque retinons quod,
conäimilcni devocionis formam, felicis memorie pre-
vestri, di\nni anioris intuitu, simulque apostolice
speculatione , sub scpe nominaudi apostoli titulo
iMLsUicam Rivipullcnsem altarc sacro sanctuni erexera[n]t,*
vohunen predictuin transcribere, desiderans ampliuri
MJKwnÜoram beati Jacobi, quibus tamdiu caruerat, uWrtate
Mckeiuii nostrani ditari. Verumtamcn, cum copiam sola^ vo-
iMlfeHS niinistraret,* sumptuum'' vero penuria^ et tcmporis me
«OMtaret angustia, de quiaque libris tres transcriptos atub°,'
MH Wimhllii scilicet et tcrtium et quartum, iu quibus integre
MHnMTttla continentnr, atque translatiu apostoli ab Uierosolimis
«J Y$|MUiias, et qualiter Karolus Magnus domuerit et subiuga-
»vril iu|fO Christi Yspanias. De priiiio quidem aliqua, licet" pauca
4q «Uoljs Calixti secundi collegi in presenti volumine conscripta.
^jaklttt» Über supradicti voiuiiiinis scribitur de diversis ritibus
•t vam consuetudinc gentium; de itineribus quibus ad Sanctum
\iM>«>bum venitur et qualiter omnia fere ad Fontem Regine ter-
MIAantur: de civitntibus, casteilis, liurgis, uioiitibus, et de pravi-
IM» simul et bonitatc aquaruiii, piscium, terrarum, horainum
vi ciborum, ot de sanctis qui sub prccipua vcneratione coluntur
Mvr viain lacobitanam, scilicet de sancto Egidio, sancto MarianoN
«4 iHMi'tis. Continentur et in eodem liUro quinto situs civitatis
i\MUjK»stcll«nc, et nomina circumfluentium aquarum et numerus,
M^tt«> prvtorit fontem qui dicitur de Paradiso. Comprehcndit
«IlMi •alticienter '" formam ecclesie sancti Jacobi, et institutionem
^MMtfMVoruui , qutmtum spectat ad distributionem nblnciunum,
MUH) uumoro eorundem, et qualiter sedis metropolitane dignitas
««KC^MitAt« Rtimanürura pontitieuni ab Emerita translata sit ad
>V<W>yTttfHri'i, propter predicti apostoli favorem. Ex bis omni-
Wk «Miv^rfkai que in presenti volumine üdelibus oculis beatitudo
n jrtinfi \<outUPri potest, si dignatnr presentibus. Quid autem
^ ^giawifei Hat. * erexenit cod. ' ti<^>laui eud. * mitustnret cod.
^ .x)u|fnnlll ««il. ' pecnnin Bai. ' attnli Biil.
* M<WP> f>lrt*t pMUca Bai. * Martinn Bai. '° (niffidentem Bai.
BibL üebenicht: 391 (BipoU). 51
legendum sit in ecclesia, sive in refectorio, de suprascriptis
Omnibus ex epistola domini Calixti dive memorie, Romani
pontificis, nuUi fidelium contemnenda prebetor aactoritas, qui
et predictum volumen inter auctenticos Codices in ecclesia legen-
dum apostolici culminis sententia sanccire curavit, venerando
Innocentio, ecclesie Romane summe ' pontifice, supradictam scrip-
turam postea roborante. Ceterum qnando presentis voluminis
transcriptio facta fuit, MCLXXIII ab incarnatione Domini nu-
merabatur annus.
Dieser für das Handschriftenwesen des Mittelalters wichtige
Brief existirt heute noch im Original, und zwar als Schluss des
Cod. Ripoll Nr. 99 im Archive de la Corona de Aragon, und
wurde von mir copirt; erst später gelangte mir der Abdruck
Delisle's in Le Cabinet historique XXIV (1878), p. 1 ff., Note sur
le Recueil intitul^ De miraculis sancti Jacobi nach einer Copie
Baluze's (Bai.) zur Renntniss.
Villanueva, der zu Beginn dieses Jahrhunderts Ripoll be-
suchte, fand dreihundert Handschriften vor (cf. Viage, tom. VI,
p. 191 und Vin, p. 35 — 60), von denen heute noch 240 im Ar-
chive de la Corona de Aragon zu Barcelona aufbewahrt werden.
Wir verweisen bezüglich der weiteren Schicksale der Sammlung
auf diese Rubrik. Ueber die ältere Geschichte und die Bestände
der Bibliothek handeln ausser Villanueva (vgl. auch Viage, tom.
XVin, p. 246 f., Chronicon Rivipullense) noch
ToRSEs Amat, Memorias, der p. 337 s. v. Juan, Monje de
Ripoll erwähnt: Coleccion de cänones decretales por örden del
Conde Borrell en 958 mit dem Beisatz: Existe este codice en la
iglesia-de Anicien. A la fin haj estas palabras: Anno Incam.
Dominicae 958 indict. prima 2 cal. Octobris . . . Ego Joannes
monachus atque Diaconus transscripsi . . . Vgl. auch p. 715.
CoRMMAs, Suplemento p. 297 (siehe auch den Artikel 01-
zinellas), p. 318 (ms. del siglo XI, ,qualiter corpus beati Stephani
Iherosolimis Constantinopolim sit translatum XVIH ianuarii',
obra de Amallo scolastico).
EoüREN, p. XXXIV und LI f., endlich
Valentineli, p. 164 f. Cakini, p. 49.
RiANo, Early spanish music, p. 7 (Latin poem by Oliva).
' snmo cod.
4*
68
IM. Abbudlnnn: Bo«r. lUadMhrifhmneUtia Spuiem.
Boda (Arngoo).
893. Bibliotera de la Igle*ia de San Vic4mte.
A. Druckwerke.
In der Consecratio ecclesiae Kotensis vom Jahre 957 findet
sich folgender Passus : Donauius in omanientis Ecclesiae . . . trea
libros (1) Missale (2) Lectiorario (sie) atque (3) Autipbonario.
Canal, Espafia Sagrada, toui. XLVI, Apend. III, p. 230.
(Aus dem Archiv der Kirche.).
VnxANCBVA, Viage, tom. X, p. 13 berichtet als der Erste
von dem cödice santoral 6 leccionario fol. ^nt. ms. en caracter
götico cursivo lo mas tarde ä principios del siglo XJ, que solo
contiene serniones en las fiestas de nuestra Scnora. Nach dieser
und zwei anderen Handschriften ist der Sermo sancti Justi,
Urgellensis episcopi, in natale sancti Vincentii martyris ibid.
p. 216—221 abgedruckt.
Sainz y Baranoa, Espana iSagrada, tom. XLVII (1850),
p. 223 ff. Ubrr die Geschichte der Kirche p. 225 die Bemerkung
jSabemos que csta Iglesia poseia ms.s. muy preciosos; pero igno-
ramoB si todavia se conservan.' Im Apend. LV dieses Bandes
gibt Sainz den Aufsatz von
Abad V Lasikkka, Manlki-, ücscripcion del Sacramontariol
de Roda, eine sehr schwache Arbeit.
B. Schriftprobe.
Eine solche, in Farben ausgeitihrt, bietet der oben ge-
nannte Band der Espafia Sagrada (p. 228) von dem Sacramentar.
Roda (Prov. de Barcelona).
393. Archivo del Monasterio San Pedro.
A. Handschriftliche Kataloge.
Nachweise über solche bei Ewald, Reise, p. 338 und 441
(Varios bibliogrificos der Nationalbibliothek).
B. Druckwerke.
ViLLANUBVA erwähnt Viage, tom. XV, p. 124 (1) ein Cartoral
mayor saec. XU und (3. 4) zwei andere Exemplare saec. XII und
Xni; p. 156 ein Coloctario (5) saec. XIII. P. 167—178 werden
Bibl. üelxnioht: 39S— 393 (Sod*). 53
folgende Handschriften beschrieben; (6) Summa dictaminis ma-
gistri Guidonrä. Eiusdem De privilegiis Sedis Apostolicae. — De
Distinctionibus seu descriptionibus omnium vitiorum et virtutum,
Alles in einem Bande saec. XIV fin. (7) S. Isidori Hispalensis
Expositio in Pentateuchum u. s. w. vgl. weiter unten Heine's Be-
schreibung. (8) Arator, Historia Apostölica. (9) Fragmentes
abundantes de las epistolas de Horacio saec. XII. (10) Otros
Fragmentos de Homero. (11) Breve comentario incögnito de
algunas comedias de Terencio ms. saec. XIU. (12) Antonii Pan-
hormitae in Alphonsi Regis Aragonum dicta ac facta memoratu
digna. AI fin la oracion del Rey Alfonso in expeditionem contra
Theucros ms. saec. XV. (13) Augustinus in Evangelium secun-
dum Johannem. Eiusdem Explanatio Beati Augustini Episcopi
in epistolam Johannis Apostoli de caritate Dei et proximi. Eius-
dem Cur Dens homo. Eiusdem de casu diaboli et de veritate
et de libero arbitrio. (14) Donatus (?) De Grammatica saec. XI.
(15) Laurentius de Aquilegia, Practica sive usus dictaminis
saec. XIV. (16) Cassianus, collationes saec. XI. (17) Isidorus
de summo bono, Augustini soliloquia; femer: Liber alit garit de
viciis et virtutibus. (18) Leccionario saec. XI. (19) Santoral
saec. XIV. (20) Leccionario de tempore saec. XII. (21) Cere-
monial de Obispos saec. XI. (22. 23) Dos breviarios Herdenses
saec. XIV. (24) Epistolario de todo ei ano saec. XIV. (25) Collec-
tario saec. XV. (26) Breviario vom Jahre 1138. (27) Consueta
Ilerdense saec. XIV. (28) Gerönimo de Santa F^, Disputa con
los ludios de Tortosa. 1412. Copien und Auszüge aus diesen
Handschriften in den Apendices LV — LXI.
HüiNE fand noch (vgl. Serapeum VIII [1874], p. 94 f.) ausser
»verschiedenen werthvollen Breviarien' 1. Isidori Expositio in
Pentateuchum, Jos. Judic. Regg. Esd. Maccab.; Eiusdem versus
titnlorum bibliothecae. Eiusdem in parab. Salam. Danach Ex-
cerpta S. Gregorii, Commentarii in Ecclesiast., Sapient. und Cant.
cant. Danach ein neuer Commentar über das Hohelied (Frag-
ment) als Werk des Gregorius Magnus gegeben, aber verschieden
von dem diesem gewöhnhch zugeschriebenen, und derselbe, der
sich in einem Codex der Kathedrale in Barcelona befindet.
Danach zwei Briefe des Justns Urgelitanus mit seinem Com-
mentar in das Hohelied; und verschiedene kleinere Tractate
von Augustinus u. a., cod. membr. saec. X, und fand noch 2. Hi-
u
XII, AkbuDdlnog: Beer. üuidiehriftaiiKkita« Spmieii«.
storia apostolica anctore Aratore Romano Subdiacono Hbr. 2 mbr.
saec. XI (,= Villanaeva Nr. 8). 3. Angnstinas in Evangeliam et
litteras Joannis Apostoli. Additur Tractatus de casu diaboli
et de veritate et de libcro arbitrio (= Villanueva Nr. 13)
Vgl. noch EouKEN, p. LXXVII und 96 (Cödice de Cronicone
saeo. IX) und Valentixelli, p. 172 (nach Villanueva).
Bosas (Prov. de Huesca).
894. + Bihlioteca del Monaiterio cU S. Pedro.
VnjjunjEVA, Viage, tom. XV, p. 38 sagt: De la bibliotecaj
tan celebrada nada ha quedado. Ray aqui una tradicion va
de que un general Frances, Uamado NoailJes, trasportö . . . varios
Codices ä Paris, entre cllos nna preciosa Biblia.
Valentinelli, p. 173 nach Villanueva.
395. Archivo dd Monagttrio de San Pedro.
VnxANüEVA, Viage, tom. XV, p. 38 erwähnt zwei Cartorale
ssec. XII und XIII, die Documente von der Mitte des 10. Jahr-
hunderts ab enthalten. Aussenlem ein ,cart«l' saec. XV, welche
ein Verzeichniss der in dem Kloster aufbewahrten KeUquieo
enthält. Vgl. Ap. VUI (p. 229, 19).
FoRo, Handbook, p. 439 f. nur über die Lage and Oe-
schichte des Klosters.
Sagonto (Morviedo).
396. j BibUoteca particular del Jndio Jafftida Cof».
In der: Indemnisaciön qae pidio el jndio Jaffada Cofe de
los objetos robados por los de la Union en la villa de Murviedo
vom 30. Januar 134^ fordert der Geschädigte Ersatz fit Librea j
qae valien CCC sous (gehört za den höchsten Ansktzen des'
Verzeichnisses) and aus dem Besitz de mon genna (hermano)
Mainio Cofe Libr«s LX soos.
Aas dem LUbre de certificacions im Archivo monicipal za
Valencia herausgegeben von Antonio Chabcvt, Saganto, sa hi-
storia j sos monumentos. Barcelona 1888, VoL II, p. 422 flP.
Die aaagehobenen Stellen p. 427 and 428.
BiU. Uebtnielit: S94— S97 (Rodt— Sdufnii). 55
Sahag^un.
397. Biblioteca del Monasterio.
,Hennenegildu8 confesor cum omnibus fratribus' schenkt
dem Kloster Sahagun 922 Jjibros Ecclesiasticos, id sunt (1) anti-
fonarium (2) comicum (3. 4) mannale in duobus corporibus di-
visom (5) salterio cum canticis et imnis (6) ordinum (7) libellua
alins ' de cotidiano officio com lectionibos vel missas, (8) orarom
(9) sententiarum (10) precum.
Facta hac scriptura a nobis et roborata simul et testibus ad
roborandum tradimos. Sub die DI ides ma^as, Era DCCCCLX*.
Nach dem Original des EJosterarchivs veröffentlicht von
J. Perez-Escalona, Historia . . de Sahagun p. 383 f. (Apend. IQ,
Escr. 11), Yepes, Coronica, tom. V, escr. 9, fol. 435 und Indice
de los Documentos del Monasterio de Sahagun, Madrid 1874,
p. 111; cf. Tailhan, p. 319.
Salud, presbitero ,cognomento Meliki' schenkt 959 dem
Kloster Sahagun die Kirche San Salvador ,quod modo nuncupant
Sanctorum Justi et Pastoris secus rivulo Forma territorio legio-
nense' und femer de misteria ecclesiastica libros (1. 2) comattos*
duos (3. 4) duos manuales (5. 6. 7) antiphonales tres' (8. 9) Ora-
tiones festivos 11 et (10) tertium Psalmorum* (11) orarum et
precum in una forma et (12) alium orarum in una forma
(13) Passionum I (14) Psalterium I (15) Canticomm & imnorum
in una forma.
Perez-Escalona, Ap. 11, p. 405, welcher das Document in
das Jahr 960 setzt. Indice p. 141; der Schluss des Inventars
in diesem Abdruck gekürzt.
Im Jahre 1347 schenkt König Alfons dem Kloster ein
Exemplar des von ihm promulgirten Cödigo, welches sich noch
zu Escalonas Zeit wohl erhalten im Archiv vorfand (vgl. Perez-
Escalona p. 172).
MoRALBS, Viage, p. 38, sah und beschrieb: (1) Concilios
de letra Gothica, enqaademados en envesado, j no tiene fin.
Dice en la cifra ordinaria Superi Abbatis liber . . . parece ser
' libellig aliis der Abdruck des Indice.
* Perez-Escalona comnnes.
* II bei Perez-Escalona.
* Psalmo granfl (sie) Perez-Escalona.
6d
XII, Abhudliuig: Bg«r. HudiohriflaMeUtie Spaninu.
mas antigno aün que el de Carrion. (2) Augustini De civitate
Dei, letra Gothica y pergamino muy grande. (3) Liber Senten-
tiarum Beati Isidori, en pergamino, letra comun, mas muy an-
tigua en tablas coloradas, y pliego pequeiio. (4) Petrus Lom-
bardns in Psalterium, pergamino grande, tablas envesado: al
cabo se dice como se escribiö el afio ICLXXVII para el Abad
Guterio. (5) Las obras de Santo Augustin en siete Tomos de
pergamino grande: tambien se dice alli como se escribieron para
el Abad Guterio, y asi son del mismo tiempo que el pasado.
(6) Biblia en Hebreo. (7) Santorale en j)ergamino, letra antigoa.
(8) Liber Scintillarum Alvari Cordubensis, coUectus de Sententiis
Sanctorum Patrura. V. Kalendas Octobris. Era MCCXIÜ.* Aus-
geliehen waren zur Zeit Morales' verschiedene Handschriften,
darunter eine ConcilienlianJsihrift (2. Exemplar^ und algunos
libros de S. Isidoro de letra Gothica.
Die späteren Naclunchten über Sahagun's Bibliothek lauten
spärlich. Die Nekrologien (Kaiendarien) und Bezerros wurden
von Joseph Perez und Escalona benutzt (vgl. deren Historia,
p. rV — VI und über Perez, Muiioz, Diccionario, s. v. Sahagnni.
Florez, Espaüa Sagrada, VI (17ril), p. 48 bespricht ein von
Carranza herangezogenes Manuscrito Göthico mal consen'ado
mit den Toletaner Concilien. Die Notizen über die alteren
Bestände sind theilweise behandelt von Eguren, p. LXXXIX
und 82, von Tailhan, p. 319 und 322. Aus dem Becerro II von
Saliagun saec. XIII wurde die Renta del Portazgo de Sahagun
abgedruckt, Revista de Archivos I, 268 — 270. Ein Missale
saec. XI aus Sahagun ist heute unter den Toledaner Hand-
schriften mit der Signatur 35, 14 der Biblioteca Nacional zu
Madrid einverleibt (vgl. Ilartel-Loewe, p. 298). Die Uebeireste
des Archivs kamen bekanntlich in das Archive histörico nacional
zu Madrid (vgL diesen Artikel).
Salamanca.
39S. Biblioteca öhiversitaria.
Von Alfonso el Sabio 1254 gegrtindet, gilt die Bücher-
sammlong der Salmantiner Hochschule als die älteste Universitäts-
Ueber diese Hanibchrift auch io der Corouica Lib. XIY, c^. HI und
RodrigOM de Cartro, BibL Esp. O, p. 44ä.
BiU. ü«benieht: 398 (S»higui— SaUiune*). 57
bibliothek Spaniens.' Die bedeutendste Bereicherung vor 1500
erhielt die Sammlung durch das Legat des berühmten Doctors
dieser Universität, des Canonicus von Toledo D. Alonso Ortiz,
welcher 1497 gegen 600 Bände mit Werken griechischer und
lateinischer Schriftsteller schenkte. Leider sind wir über das
numerische Verhältniss der Druckwerke und Handschriften in
dieser Schenkung nicht genügend unterrichtet.* Ueber die
späteren Bereicherungen und die Geschichte der Sammlungen
vgl. die unten angeführten Quellen.
A. Handschriftlicher Katalog.
Memoria de los libros que en su biblioteca tiene la Uni-
versidad de Salamanca. Gegen 1750 verfasst.
Handschrift 4 — 6 — 2 der Bibliothek; vgl. Graux, Rapport
p. 127.
B. Druckwerke.
Obtiz de LA Pena, Bibliotheca Salmantina seu Index libro-
rum omninm, qui in publica Salmaticensis academiae bibliotheca
asservantur. Ex decreto Universitatis editum Salmanticae 1777,
3 vol., 4«.
Das Werk stand mir nicht zur Verfügung. Ueber den
Werth desselben vgl. Valentinelli p. 60 und Graux, Rapport
p. 128.
PoNz, Viage, tom. XH, p. 185.
Alfonso EL Sabio, Las siete partidas . . . por la Real Aca-
demia de la Historia. Madrid 1807, 4", pröl. p. IX.
La Bohdb, Voyage H, p. 264; V, p. 149.
PuBKO Jüzoo en Latin y Castellano . . . por la Real Aca-
demia Espanola. Madrid 1815, fol., pröl. HI.
Haenel, Catalogi col. 976. Kurzer Abriss der Geschichte
der Universitäts-Bibliothek und der Colegios mayores.
Vogel, p. 480 (Artix Druckfehler für Ortiz).
■ Vgl. Borao p. 83. — Anuario del cuerpo facultativo I, p. 208.
' Vgl. La Fuente, Vicente y Urbina, Juan Catilogo p. 6. Vidal, Memoria
p. 66, insbesondere Graux, Rapport p. 127. Die Schenkungsurkunde Ortiz'
durfte sieb vielleicht noch in Salamanca finden, da auch seine Aufzeich-
nungen und Papiere in den Besitz der Universitätsbibliothek Übergingen.
Vgl. Anuario II, p. 150.
58
XII. Ablumdliing : Be«r. HsndachrifteiuchMw Sp«iil«iu.
(La Füente, Vicbntb y Ukbina, Josä), CaüUogo de los
libros manuscritos qne se conserran en la biblioteca de U üni-
versidad de Salamanca, formado y pnblicado de Orden dcl
Senor rector de la misma. Salamanca 1855. 75 p. 8".
Ein Exemplar dieses seltenen, seit Jahren vergriffenen
Werkchens wurde von mir 1890 in Paris benützt. Zunächst
berlüirt die Vorrede (p. 5) die eingangs erwähnte Schenkung;
viele Bliclier waren von Ortiz im Ausland gekauft und mit
seinen Bemerkungen versehen worden. Ausser diesen Manu-
scripten finden sich a. a. O. noch die c6dices autögrafos del
concilio de liasllea erwähnt (vgl. weiter unten). Dann folgen
weitere Notizen über die Geschichte der Bibliothek, die auch
in anderen Quellen zu finden. Unter den Handschriften nimmt
nach Ansicht der Verfasser den ersten Hang ein la preciosa
traduccion de las obras de Seneca; p. 8 heisst es: El nmnero
de vohimenes que hoy en dia existen es de 1406. — Der eigent-
liche Katalog beginnt p. 9. Wir finden tinter Anderem: / 1;
Aristophanes (Plutus, Nubes, Ranae). (2) Cicero de amicitia,
Paradoxa, De finibns bonorum, Rhetorica. (3) Demosthenes
orationes. (i) Aesopus, obras en griego. (5) Euripides, Ira-
goediae. (Oj Floro de letra antigua. (7j Martialis saec. XV.
(8) Oppianus Halieuticon et Cynegeticon. (9) Ovid, Metamor-
phoseon hbri. (10) Persius, Juvenalis und Publius Victor in
einem Bande; aus dem Besitz des Ortiz. (11) Plutarchi moralia:
algunas de las hojas parecen palinipsestos.' (12) Pollux, Ono-
masticon. (13) Julii Pomponii Grammatica. (14) Prisciani Ars.
(15) Procopius Sophista, Comuieutaria in Genesim, Exodum et
Jeremiam graece. (IG) Propertius, Elegiae. (17) Prosper Aqoi-
tanus, Carmina. (18) Quintilianus, De institutione oratoria. (19)
Theocritus, Scholia in idylla. (2Ui Terentius, Comoediae Andria
et Eunuchus fol., vitela fina, con notas de Alfonso de Palencia,
(juicn dice en una de las cubiertas qne lo comprö en Valencia
por 19 florines de Aragon. (21) Thncydides, Ilistoria belli
Pelopoimesiaci, 3 Exemplare. (22) Isocrates, Orationes (unter
Y, p.72).
EacREN, p. 45 beschreibt eine Bibel dieser Sammlung,
vitela, foüo.
» Vgl. Qrauz, Ri^)port p. 128.
Bibl. neb«rei<slit: S9g (SiUguoe»). 59
Vatbntinblij, p. 59 — 61 gibt einen kurzen Abriss der Ge-
schichte der Bibliothek and Zusammenstellang sonstiger dankens-
werther Notizen. Die copia coeva, docomentata del Concilio
de Basilea, trascritta in dno volami membranacei dal notayo
del Concilio (1431 — 1446) ad instanza e spese dell' Universitä
ist offenbar eine beglaubigte Abschrift des Originalwerkes von
Juan de S^ovia.*
BoRAo fügt p. 83 f. einem kurzen historischen üeberblick
den Index der werthvollsten Handschriften bei, auf den wir
noch zurückkommen.
Amaoor de los Bios, Historia de la literatura Espanola,
tom. IV, p. 169 über einen Salmantinus mit dem ,Libro' des
Juan Buiz, Archipreste de Hita. Tom. VI, p. 266 über den
cödice de la Biblioteca de la Universidad de Salamanca, MS.
de gran lujo, en vitela, de mediados del siglo XV, mit dem
Libro de las virtuosas 6 ciaras mugeres des D. Alvaro de Luna.
ViDAL Y DiAz, Alejandro. Memoria histörica de la Uni-
versidad de Salamanca. Salamanca 1869, 4^
Graux, Rapport p. 126 — 129 gibt eine vortreffliche Ueber-
sicht über die Quellen für Geschichte und Fonds der Samm-
lung, welche nach seinen Constatirungen 43 griechische Hand-
schriften zählt. Nur eine derselben, Nr. 1 — 2 — 25 Plutarchus
moralia, wird genauer beschrieben.
VisTTA regia ä la Biblioteca y al Archive de la Universidad
de Salamanca, Revista de Archivos VII, 277 ff.
Verzeichniss der Cimelien (nahezu ausschUesslich Hand-
schriften), welche Don Alfonso XH bei einem Besuche gezeigt
wurden.
Ewald, p. 372 f. beschreibt nach kurzer orientirender Ein-
leitung sieben Handschriften.
Akdario del cuerpo facultativo de Archiveros I, p. 206 —
212; n, p. 134—155.
Bis jetzt die beste Quelle über Genesis, Bestände, An-
ordnung und Verwaltung der Bibliothek. Für uns besonders
' Vgl. Montunenta concilioroin generaliam seculi decimi quinti tom. II.
Vindobonae 1873, enthaltend Joannia de Segoria presbyteri cardinalis
Tit. Sancti Calizti Hiatoria gestomm generalis synodi Basiliensis ed.
E^eatus Birk.
eo
XII. AbhuKlInog: Beer. HudeeliiiftaiMoUti« Bpsaieoi.
interessant ist die Zusammenstellung der Dotationen (I, p. 208ff.),
sowie der Ap^ndices : Manuscritos (11, p. 149). Die Zahl dieser
wird I, p. 445 auf 8(5*3 angefreben. Doch sind hier wnhl nur
die Werke gemeint und La Fuente's Angabe der Bände gewi
nuthentisuh.
MartI.s'ez Anibarro y RivEs, Intento de nn diccionario . . .
de Burgos, p. 1 14 über eine Handschrift der Universitätsbiblio-
thek, enthaltend Cartagenas Uebersetzung von Seneca's Werken:
,tiene 150 piiginas, es en fol., escrito en el siglo XV cod bellas
miniaturas y capitales y orlas policromas.'
In Loewe'e Nachlass fand sich noch ein kurzgehaltenes
Inventar liber eine Reihe von Handschriften, die er in Salamanca
eingesehen. Trotz der Bündigkeit der Aufnahme schien mir
das von Loewe Gebotene f\lr spätere Publication bei Berück-
sichtigung der anderen Quellen genügend und ein neuerlicher
Ausflug nach Salamanc« nicht notliwendig.
399. Archivo Universitario.
Ausser dem schon im Artikel Bibliotcca de la Universidad
erwähnten Bericht der Kevista enthält diese Zeitschrift noch U
(1872), p. 54— 57; 71—72; 100—103; 117— 120 einen Aufsatz:
Urbina Juan, Extracto de los documentos mils princij)ales
que encierran los Archivos de la Universidad de Salamanca,
mit höchst interessanten Aufschlüssen Über die Studien an den
Colegios mayores und zahlreichen kleineren Lehrinstituten.
Die officiellen Daten über die Bestände des Archivs
bringt das
AxuARio dol Cuerpo facultativo de Arcliiveros I (1881),
p. 121 — 124. Die Gosanimtzahl der Libros manuscritos belauft
sich auf 14(K3, darunter tinden wir die Libros de matricula
desde 1546, Libros de grados dcsde 1526 u. s. w.
400. Dihliot-eca especial de la facuUnd de Filosoßa y letra*.
Qradx, p. 113 in der Liste der Handschriftenbibliotheken,
ohne weitere Bemerkung. Auch das Anuario enthält keinen
AufsclJuss über dieses Zweiginstitut.
401. Bihlioteca del Seminario Conciliar Central.
Vai.emtu<£lli, p. 62 sagt zwar ausdrücklich: volumi tutti
a stampa, Qraux aber flilirt in seinem Itapport p. 1 13 die
BiM. Uebeniclit : 399— 404 (Salamsnca). 61
Bibliothek anter den Sammlungen, die Handschriften enthalten,
an, leider ohne weiteren Commentar. Das Anvasio del cuerpo
facultativo de Archiveroa I (1881), p. 209 erwähnt einen nümero
determinado de volumenes ans der alten Jesuitenbibliothek,
que quedö en el magnifico Colegio que poseian aquellos regu-
läres en esta capital, para formar la libreria del llamado Colegio
Caroline, y que hoy sin duda constituyen la Biblioteca del
Seminario Conciliar Central.
403. Biblioteca del Cabildo de la Santa Iglesia Catedral.
Gkaüx nennt diese Bibliothek p. 113 in der Liste der
Handschriftensammlungen. Nähere Daten fehlen.^
403. Biblioteca del Convento de los Dominicanos de San
Esteban.
BuLLABTOK Ordinis Praedicatorum V, p. 565 — 567 enthält
eine diese Bibliothek betreflFende Urkunde (nach Vogel p. 481).
(La FuiöJTK, VicENTE Y Urbina, Jüan), CatÄlogo de los
libros manuscritos, que se conservan en la Biblioteca de la
Universidad de Salamanca. Salamanca 1855.
P. 8 finden wir die Notiz: La comision (der Bibliothek)
espera poderlo aumentar en breve con otros 60 volumenes
(manuscritos) procedentes de la Biblioteca del celebre Convento
de S. Esteban en esta ciudad, los cuales han sido reclamados
judicialmente de la testamentaria de an exclaustrado por el
Sr. Rector.
Valentinelli, p. 62 f.
404. f Biblioteca del Colegio mayor de Santiago el Zebedeo
(vulgo de Cuenca).
Diese Sammlung war einst ausserordentlich reich an Hand-
schriften, die auf Befehl Carl UI. zum Theil nach Madrid in
die Palastbibliothek gebracht wurden. Ihre Provenienz ist in
der Regel durch drei senkrechte geringelte Striche \ \ \ mit bei-
gefügter Nummer auf einem der ersten Blätter kenntlich. Hie
und da findet sich aber auch der deutliche Vermerk: De la
Bibliotheca del Col» m" de Cuenca,* z. B. Matr. reg. 2. B. 5
* Die Handschriften des Escorial Q. II, 24 und Q. III, 20 tragen die Aaf-
Bchrifl: De la yglesia de Salamanca. Vgl. Hartel-Loewe p. 112 und p. 120.
* Vgl. anch die Bescbreibungen bei Loewe-Hartel p. 473 ff.
6S
XII. Abhaadlnog : Beer. BwdicIiriftoucUti» Spuicu
(Divereas Historias als Rtickentitel), 2. C. 4 (Ruderici Chronicon);
Cod. 2. C. 4 trägt die Signatur Nr. 413 ' l *, 2. D. 2 die Nummer
470, man kann daher annehmen, dass die HandscLriftenbibliothek
etwa ein halb Tausend Bände umfasste.
405. t BiblioUca del Colegio de San Jeronimo (el Trilingüt).
Aktonio, Nicolaus, Bibliotei-a Hispana vctos, tom. II, p. 2dti.
Amjabio del Cuerpo facultativo de Arcliiveros I (1881),
p. 210 über die Incorporation der Sammlung in die UniversiUU-
bibliothek.
406. f BihlioUca del Colegio Mayor de S, Salvador (vulgo
Oviedo).
Ueber diese Sammlung vgl. auch den Artikel Oviedo,
Biblioteca de la Catedral. Die Einverleibung der BUchersamm-
lung des Diego de Covarrubias in die Bibliothek dieses Collegs
besprechen Rodriguez de Castro, Biblioteca Espanola II, p. 491
und Graux, Essai, p. 276.
Antonio, mcolaus, Bibliotheca üispana vetus II, p. 20.
407. t Biblioteca del Colegio Mayor de San Bariolomr'
(el Viejoj.
Für diese Handschriftensaminlung gilt als Quelle:
RoxAs V CoNTERAB, HistoHa del CoUegio viejo de San Bar-
tolomö, Madrid 1770.
Im in. Bande, p. 308 — 343 ist der Bestand der Manuscripte
in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gegeben. Ausser-
dem vgl.
Antonio, Nicolaus, welcher Biblioteca Hispana vetus II,
p. 249 folgende Handschriften bespricht: D. Alvaro de Luna,
Claras raujeres; p. 282 Carlos de V'iana, Clironica de los Reyes
de Navarra; p. 293 Joannes de Turrecremata De unitate fidei;
p. 312 Gomez de Zurara, Chronica del Rcy D. Juan I. de Portugal.
Ajlador de los Rios, Historia critica de la literatura espa-
nola, tom. VU, p. 45 erwähnt die Bücherschenkung (jEl mis
precioso legato') Alfonso's de la Torre an das Colleg ^saec. XV).
SoMOEA DB MoNTSoanr, Catilogo de Manuscritos . . . en
Gijon, p. 86 beschreibt vol. XXXIX der Sammlung als: Crönic«
de Enrique IV de C-astiUa, trasJadada de nna original qae esti
Bibl. üebenicht: 405—411 (Salamsnca— San SalTBdor de Sah«Uew). 63
en la libreria del Colegio Mayor de San Bartolomö de Salamanca,
cuy» autor con certeza no se sabe, pero dice al principio ser
de Alfonso de Palencia, Cronista de los Reyes Catölicos, otros
dicen ser de D. Juan Anas, Obispo de Avila. EUa concuerda
con SU original, que estä en dicha libreria en el Cajon 59.
Die Handschriften kamen, wie die des Colegio Cuenca,
in die Madrider Palastbibliothek, vgl. Hartel-Loewe p. 479.
408. t Biblioteca del Manasterio de los Eremitas.
AsTONio, NicoLAüs, BibUoteca vetus I, p. 304 erwähnt eine
handschriftliche epistola ad Isidorum Hispalensem directam,
Artuagi nomine inscriptam aus diesem Kloster.
409. Biblioteca del Colegio de los Irlandeses.
Von dieser Bibliothek gilt dasselbe wie von der Kathedral-
bibliothek.
Salinuas.
410. •[ Biblioteca del Monasterio de San Cristöforo.
In der Restauratio et dotatio ecclesiae S. Christophori
prope castrnm Salinuas anno 949 wird geschenkt: ministerio
ecclesiastico (1) antiphonario (2) missale (3) lectionario (4) psal-
terio (5) ymnorum (6) homeliario (7) et alium libnun qui dicitur
Flores evangelii cum lectionibus omnium sanctorum, sive et de
dedicatione ecclesiae et (8) de libris moralie Job in uno codice
libros n.
Villanueva, Viage, tom. X, p. 257 f.
San Salvador de Sahelioes.
411. ■\ Biblioteca del Monasterio.
Donino presbitero schenkt 922 diesem Kloster — ob sich
dasselbe in oder bei der sonst nicht nachweisbaren Stadt Sahe-
lices' befunden, ist unklar — inprimis ecclesiasticos libros, id
sunt (1) antifonarinm (2) comicum (3) manuale in duas formas
divisum (4) psalterium (5) ordinum libellus (6) alius de cotidiano
officio cum lectionibus et missis (7) orarum (8) sententiarum
(9) precum. Facta atque data scriptura testamenti m idus.
Maü Era DCCCC»LX.
' Bahechorea in der NUie von äabagun erwähnt Madus.
64
XIJ. AbbudluDff: Beer. Ruidechriftoiuir.h&Ue Sptoieos.
Aus dem Becorro von Sahagun I, fol. 135 veröffentlicht
im Indice de los Docanientos dcl Monasterio de Sahagun. Madrid
1874, p. 111.
SamoB.
413. f Bihlioteca del Monasitrio.
Eine dankenswerthe Uebersiclit üher die Entstehung der
alten Büosterbibliothek bringt Villa -Amil, Los Codices etc. p. 6 ff.
Iliin folgend verzeichnen wir:
Schenkung Ordoüos I. vom Jalire 853 an den Bischof
Fatal, bestehend in dem Kloster Samos mit seinen ,UbroB' (vgl.
Esp. Sagr. XL, p. 234).
Bereicherung der Bibliothek im Jahre 872 mit den Büchern
que trajeron de Cördoba Otilon, su hermano Maria y el pres-
bitero Vicente.
Ueber die Copie des Mönches Trasamond und der ,religiosa
Lcodegundia' vgl. den Artikel Bobadilla.
In dem Privilegium Ordonii II. Regis Legionensis in gra-
tiam monasterii de Samos Era DCCCCLX (anno 922) bietet
der König dem Kloster: Libros Eglesiastes, id sunt ( 1 Anti-
phonarium (2) Orationum (3) Comicum (4. 5) Manuales duos
(6j Psalterium (7. 8) Passionum duos (9) Orationum (10. 11 1
Ordinoa duos (12) Precum. Libros .«ipirituales , id est: (13)
Honicliarum (14) Dialogorum 1 15) Ilomelia Prophetarum (16)
Dispositio Jesaie Propliete (17) Parte de Morario' (J8) Degada
Psalmorura (19) Testum Evangeliorum (20) Librum Regularum
(21) Qcnerae Ofticiorum {'22) Scinonimarum (sie) (23 1 Aepi-
Btolariom (24) Ethimologiarum (25) Abtitigum (26,i Laterculuni.
Florez, Espaiia Sagrada XIV, escr. 3 (p. 367 — 373. >, Tail-
han p. 316, Villa-Amil, Los cddices p. 8, La Fuente, Ilistoria
de las UniversiJades I, p. 57.
Sandoval.
413. t Bihlioteca del Monast-erio de la orden de Ci»ter.
MORALBs, (Viage, p. 40) sah in diesem ehemals Sotonoval
genannten Kloster (bei Mansilla): ein (1) Santoral de los muj
' Moralia Gregore.
Bibl. Uelwraetiang: iU — 115 (San Sslndur de Sahelicaa— Scala Dei). 65
bnenos, letra y pergamino de mas de trecientos anos; (2) En
un libro viejo de Vidas de Santos todo lo que escribiö el Papa
Calixto del Apostol Santiago, letra y pergamino del pasado.
Comunmente atribuyen aqnei libro al Papa Calixto, hermano de
los dos Yernos del Rey D. Alonso el VI., mas yo tengo por
cierto que no lo escribiö el. (3) Libro de la misma letra y per-
gamino, todo deshojado: era exposicion de Berengario sobre el
Apocalipsi. Femer: Obras de los Santos (4) Augustino, (5) Am-
brosio (6) Bemardo (7) Gregorio . . . en algunas se dice como
ha mas de trescientos anos que se escribieron. (8) Libro antiguo
sin nombre de Autor, que en particular trata quantas cosas se
entienden en la Sagrada Escritura por cada cosa, como virga,
brachium etc. ,
Santillana.
414. Ärehivo de la Iglesia Colegiata.
BEROANZA FRANCISCO DB, Autiguedades de Espana, Madrid
1719, Vol. I, p. 123 beschreibt ein Libro de Regia o Bezerro
dieser Barche.
Soala Dei.
416. Archivo del monasterio de los Padres Cartujos.
Nach ViLLANUBVA, Viage, tom. XX, p. 161 schenkte der
Patriarch von Alexandrien Don Juan de Aragon, Sohn des Königs
Jaime IL, Bischof von Toledo, im Jahre 1333 dem Kloster su
Bibha glosada, que fuö de su tio San Luis, Obispo de Tolosa.
Son once volumenes fol. vit. escritos de aquel tiempo, y estan
bien conservados en la celda prioral. Ferner sah Villanueva:
(1 2) Spert, Gerönimo, Comentario e interpretacion de los libros
de San Dionisio Areopagita. (13) Valero, Juan, ,Virtuoso, donde
se enseSa la prdtica de las principales virtudes, asi teologales
como morales'. (14) Desselben Vida de Santa Tecla. (15) Libro
de ingresos e profesiones, mit interessanten Notizen, die 1420
beginnen. In der botica (Apotheke) des Klosters befand sich
handschrifUich ein Liber agregationum de virtute simplicium
medicinamm von Johannes Ben Serapion, lateinisch, über die
Heilkraft der Pflanzen, deren Abbildungen in den Text ein-
gefügt waren (a. a. O. p. 165 f.).
Sitinogsber. d. pUL-hut. OL CXXTIU. Bd. IS. Abb. 6
66
XU. AbhBodtaDf : Bevr. HandtchriftenKM ta» ^wiim»
Scalas.
416. t Biblioteca de Monasterio de San Pedro.
In der Urkunde: Erectio Ecclesiae Canonicomm S. Petri
de Sealas in comitatu UrgelJensi in abbatinm et monasterimn
ordinis S. Benedicti anno 960 kommt die Schenkung des France-
mirus Presbiter vor: (1) Eptatico I. 1.2) Apocalipsim et actus
apostolorum et Regum. Sapientia Salomonis, disposito (sie) I.
(3) passionario I. (4) chanano' I. (5) missale, lectionario, anti-
phonario in uno volumine (6) psalterio I (7) prosario I (8) et
Profetarum I.
Villanueva, Viage, tom. Xu, p. 229.
Segorbe.
417. Archivn de la Iglesia Catedral.
Juan Bautista Pere^s (f 1597 1 bestimmt in seinem Testament :
Item dexo y lego al Cabildo 6 Iglesia Catedral de Segorbe todos
mis libros de varias y diversas facultades, ansi teologales, faisto-
riales, griegos, latinos, como de otras qualquier lenguas, j de
qualquier g^nero que sean, contenidos y especificados en el dicho
inventario per mi hecho de mis bienes patrimoniales y hazi«nda
que tenia äntes de ser Obispo de Segorre . . . como de los demas
libros, que jo he comprado despues de ser Obispo de Segorve.
Vgl. Villanueva, Viage, tom. III, p. 174.
Dieses ,Inventario' bildet den vorletzten Theil des Testa-
mentes und wird unter dem Titel ,Memoria de lo que manda
SU seöoria que se haga de los papeles de mano que tiene en
SU libreria' von Villanueva 1. c. p. 294 ff. mitgetheilt, wie folgt:
(1) Primo, un libro de vida de sanctos de Espana manda
qae se da i la libreria de la See de Segorve.
(2. 3) Item dos tomos de bullas y privilegios tocantes ä la
igle«a de Toledo, y i otras de Espana, manda que se d^ A la
libreria de la Seo de Segorve.
(4 — 6) Item tres libros, en el uno juntaba sa scnoria pa-
peles tocantee A la dignidad episcopal de Segorve, quo tiene
titnlo qae dice Episscopus: otro donde juntaba fundaciones de
FBr ehanone, caoooea.
Bibl. CebcrMlxong: tlt — 117 (fl
beneficios de la Seo de Segorve, que tiene tltulo Bcneticia scdis
Segobricen.; y otro tercero donde junfaha las ftindaciones de
loa beneficios de la diöcesi, que tiene por titulo Bcnefioia Diö-
cesis; estos tres manda y quiere su seiioria que queden para
el archivo episcopal, y ruega se cosan los quadernos porquc no
se pierdan.
(7. 8) Item otros dos libros que ay de macha sustancia,
cn el uno cstä la relacion de todos los beneficios de la Seo,
con las rentas dellos, y los patronatos y succesion de bene-
äciadoB de la Seo de Segorve; y otro libro de los beneficios
de la diöcesi; manda su senoria que diclios libros queden cn
el archivo episcopal de Segorve; aunque si Dios diere vida A
SU seuoria, tiene intencion de acaballos, y dar copia al cabildo
de dicha Seo.
(9) Item un otro libro que ay de tres dedos de gordo de
la vida de los arzobispos de Toledo en borrador, este ruega su
senoria que se ymbie ä Toledo, y se de al P. Hierönimo de
la Higuera, de la Compaäia de Jesus, porque scribe desta ma-
teria, y le aprovecbard . mucho.
(10. 11) Item otros libros hay, y tiene su senoria de mano
en dicha libreria, de historias espanolas, que comienzan por
Victor tunensis, y otros libros de sanctos de E^pana, que co-
mienzan por sant Leandro; estos manda su senoria queden
para la libreria de la Seo de Segorve, porque son un tesoro.
(12) Item otro libro de concilios göttbicos, manda su se-
noria quede para la libreria de la Seo de Segorve; en el quäl
libro hay correctiones de cüucilios.
(13 — 15) Item una historia de Rasis drabe. — Item una
historia de Don Alonso VIII de mano. — Item una historia de
Lucas Tudense de mano, manda au senoria queden para la
libreria de dicha Seo.
(16. 17) Item dos libros de declaraciones de ciirdenales
manda su senoria que queden para la libreria de la Seo de
Segorve.
Item por quanto su senoria ha hecho muchos borradorcillos
en materias beneficiales y can6nicas, manda que diclios papeles
y borradores se den y entregucn al doctor Melchior Ocanya,
arcidiano de Alpuente, para que rasgue los que le parcsciere;
y los demas los comunique, si le paresciere, al doctor y canö-
b*
Xn. Akluodlsag: Beer. HmitchrifttimMtn By— i«
nigo Migncl llartinez, porqne no son libroB de comanicaree i
otros qne no sean de tania familiaridad.
Villanueva's äusserst genaue Beschreibung von den Hand-
schriften, die sich aus Perez' Nachlass noch in Segorbe finden^
möge hier im Aaszuge folgen :
1. Primeramente un tomito en 8", 200 fojas, apuntaciones
Bobre la lengua hebrea: Dictata a Petro Lodoico Ruviale, die
25 Octubris 1555. Escrito de mano del Sefior Perez. Zorn
Schlüsse das Datum 28 Februarii 1550; Rudimenta linpiaa |
hebraeae dictata a Johanne Baptista Perez, Valentiae disj
6 Oetobris 1559, n. ä. m. Aus diesen Vorleseheflen hat ma
auf die Existenz eines hebräischen Colle^ an der Univer»tit
Valencia zu jener Zeit geschlossen.
2. Dictionarium arabicum.
3. Otro Yolümen en folio, qne contiene la historia del
moro Rasis, ,Ia quäl tiene Ambrosio de Morales en an original
harte antiguo, escrito en pergamino. Agora tiene este original '
Gronzalo Argote de Moiina, vecino de Sevilla. Otro original
haj en Santa Catalina de Toledo'. In. demselben Bande Ans-
EÜge aus Eterius imd Beatns gegen Elipandus, mit verschiedenea '
Anmerkungen; femer: Chronologia bibhorom, mit einem Certi-
ficat, welches besagt, Perez habe erhalten por mano de D. Joaa i
Lopez de Velasco un cödice götico de concilios de la libreria '•
de S. Lorenzo el Real ,el quäl es ono de los dos qne enTi4
de Soria D. Jorge de Veteta' * (3. Juni 1577). Zum Sobloai
onzähhge, zum Theil ftlr eine Isidorausgabe berechnete KotiEen^^
unter diesen ilustraciones al hbro de S. Isidoro de viris illostribos. j
4. Otro tomo en folio: Comentario de cosas memorablesj
qne en la Europa han acaecido en tiempo del Rev Catälico y '
del Elmperador Cdrlos V y del Rey D. FeHpe II. Tradacido
del latin en romance por Miguel Boa de Villanova, escribano
de registro de so Mageetad, y en aigo aöadido. Umfaast die^
Jahre 1452 — 1581. Beigeschlossen sind zahlreiche, zum Theil^
nnedirte Documente, pertenecientes i los Santos de Espana.
' Ein intereasuiter Beitrag mr 0«acIiicbte der Eacoriilmma» a Q 9
e I 13, welche beide den Venneric tragen: Diule . . . Don Joig« 4« Delalaj
(TgL Hartel-Loewe p. 19 and 46). Noch eingehendere NachrieblHl Bbwi
die Betataeodieei finden sieh in den Commentaren ViUanneva'a an
Chronikaaeodez. VgL weiter unten.
Kh\. Ugbcrattnng: 417 (Mogorbe).
69
5. Vol. fol., igualmente actas y documentos de los Santos
de Espana.
6. Vol. fol. Colcccion de concilios ' mit aasfl'ilirlichen Noten,
welche Villanueva mit dem Wunsche analysirt, dass dieses
Manuscript vollständig veröflFentlieht werden möge.
7. Vol. fol., mas de trescientas fojas. Copias de docu-
mentos pertenecientes d la Iglesia de Toledo y otras de Espana.
Die wichtigsten derselben werden verzeichnet.
8. Vol. fol., tambien coUeccion de documentos. Gleichfalls
Auszüge.
9. Vol. fol. Catalogus beneficiorum omnium Elcclesiamm
fundatarum in Ecclesia Segobricensi et ceteris Ecclesiis totius
dioecesis.
10. Episcopologio de esta Iglesia.
11. Libros de las visitas que hizo en su catedral en los
aüos 1592 y 1596.
Villanueva a. a. O. p. 177—196.
Aus der sehr detaiUirten Noticia del cödice de cronicones
que copiö el Senor Perez de varios originales antiguos, el quäl
se conserva en el archivo de la Santa Iglesia de Segorvc a. a. O.,
p. 196 — 220 heben wir folgende Hauptrubra hervor, bezügüch
der Details der Beschreibung und der abgedruckten Excerpte
auf den Bericht selbst verweisend:
1. Victoris Tunnensis in Africa Episcopi chronicon ec-
clesiastieum per Iraperatores et Consules continuans chronicon
Prosperi Aquitanici ab anno Christi 444 ad 567 cum anno-
tationibus marginalibus, ut puto Joannis Biclarensis.
2. Joannis Abbatis Biclarensis, et postea Episcopi Gerun-
densis chronici continuatio post Victorem Tunnensem ab anno
Christi 566 usque ad 590.
3. Sancti Isidori Archiepiscopi Hispalensis Über de gotthis,
suevis et wandalis usque ad annum 625, scilicet quintum
Suinthilae.
4. Idacii Lamicensis in Galictia Episcopi chronicon ab
anno Christi 403 usque ad 568.
5. De regibus wandalorum frag:mentum incerti auctoris
ad finem chronici D. Isidori.
' \'g\. oben Nr. lä der Memoria de» TesUmente*.
70
Xn. Ablundlaog; Beer. HiidMihriftepectttie Speaiaoe.
6. S. Isidori Archiecopiscopi liispalens. de viris iUastribus
ab anno 250 ad 610 additis tredecim viris, qui in aliis deerant,
cum additione S. Braulionis Episcopi Ciesaraug. de vit« S. Isidori.
S. Ddephonsi Archiep. Toletani de viris illastribus; cum
additionibus S. Juliani, et Felicis, Archiepiscopomm Toletanonun
de vita S. Ddephonsi et S. Juliani.
7. S. Isidori Hispalens. obitus scriptus a Rederapto.
8. Vita Septem primonim Hispaniae Episcoporum Torquati
etc. qui ab Apostolis sunt missi, ex vetustissimo complutcnsis
bibliothecae codice litteris gotthicis scripto.
9. De Osio Cordubensi, et Gregorio Eliberritano Episcopis
historia incerto auctore, ut puto, Marcellino praesbytero; ex
codice biblioth. complut. gottliico.
10. S. Aemiliani Abb. ^^ta scripta a S. Braulione Caesaraug.
Episcopo missa ad Fronimianum praesbyterum , cum hymno
Eugenii tertü ToletAni Archiepiscopi in laudem S. Aemiliani. =
Ex codice soriensi.
11. Pauli Diaconi emeritensis liber de vita, et miraculis
patrum emeritcnsium.
12. S. Ddefonsi Archiepiscopi Toletani vita scripta a Cixila
Archiepiscopo Toletano.
13. De visione habita Taioni Episcopo in Romana ecclesia^J
et de libro morali in Spania ducto.
14. Incerti auctoris additio ad chronicon Joannis Biclarensis
ab anno üUl ad 742.
15. Adefonsi regis tertü Legionensis cognomento Magni,
chronicon ad Sebastianum, de Re^bus gotthorum a Wamba,
et ovetensium usque ad Ordonium primum; scilicet ab anno
672 usque ad 866.
16. Sancti Isidori Hispalensis chronicon hebraeorum et
romanorum ab ortu mundi usque ad ann. Christi 627, scilicet
4 Sisebuti.
17. Sancti Juliani Arch. Tolet. historia de coniuratione
Pauli Ducis Galliae Narbonensis adversus Wambam Regem
gotthorum.
18. Chronicon Re^m wisigotthorum Hispaniae breve, sed '
diligentissimum per annos et menses, quod puto esse S. Juliani
Tolet. Arch., licet aliqui tribuant cuidam V'olsae Episcopo.
Bilil. C*k<n«Uiui(: 418 (8a(«rk«— 8«|0Tia).
71
19. Isidori Pacensis Episcopi epitoine Lmperaturum et
arabum, una cum Hispaniae chronico ab anno Christi 611 nsqne
ad 754.
20. Sampyri Aaturicensis Episcopi chronicon Regom Legio-
niensiam, eontinuatum post chronicon Adefonsi Regie ab Ade-
fonso III ad Ranimirum III, id est, ab anno 86(5 usqne ad 982.
21. CronicoD del Obispo Pelayo.
22. Chronicon albaildense editum ab incerto aactore anno
Christi 883 auctum a Vigila monacho albaildensi anno Christi ^76.
23. Ruderici Ximenez Arcli. Tolet. de historia arabum
Hispaniae Regum a tempore Machomet pseudo-prophetae ab
anno Christi 618 usque ad ann. 1140, nempe annum arabum 539.
24. S. IMcphonsi hiiätoria de Regihus gotthorum sui teniporis.
Vale.\tiselli, p. 129 f. ganz nach Villanueva. Die Hand-
schriften Perez' befinden sich, wie ich durch eine auf Anregung
Theodor Mommsen's erfolj^en Inftprmation seitens des Ciironisten
von Deuia, D. Roque Chabas, erfalire, heute noch unversehrt
in Segorbe.
Segovia.
418. Bihlioteca de la Iglesia.
In dem Testamentum Fortuni Episcopi Segoviensis a. 14(30
findet sich folgende Bestimmung: dabitis . . . ecclesiae Segoviensi
illos hbros, quos dimisi segregatos pro ipsa; et quia iam dedi
ei unura Missale et unura Breviarium Magnum, licet sit secundum
usum et consuetudinem Segoviensis, detur ecclesiae Legionensi.
Risco, EspaSa Sagrada, tom. XXXVI (1787), p. CLXXXVI.
Vgl. auch p. 66.*
Florez, Espana Sagrada, tom. III (1748), ap. XXXVII
und XXXVIII (vgl. auch tom. II [1747], p. 204), von dem so-
genannten hbro del Cerratense sprechend, bemerkt: Tengo noticia
que en la Santa Iglesia de Segovia se halla otro egemplar de
este libro; pero tambien estoy cierto de que es de menor anti-
guedad; pues aill parece que se incluye la Festividad del Corpus,
que en el udo no estd, por quanto entonces no se havia insti-
toido. DemtLs de esto he leido uua vida extractada de alli, la
' AU TedtameutsvolUtrerker fangirte Jnan de Sef^ovi«. Vgl. ibid. p. 69 und
CLXXXI.
72 3kU. AbluDdUog: Boer. HandsduiflfBicIiit» Spuiieni.
qual estd mucho mas aumentada, que en cl oiio, con interpolacionea
nids inodernas anadidas por otro Keligioso.
FiTA, Fidel, anknüpfend an diese Notiz, beschreibt diej
Handschrift ausiiihrlich im Boletin de la Real Academia de la'
Historia, tom. XIII (1888), p. 227 f. Sie hat die Unterschrift:
Et ego huniilis cerratensis gratias ago Deo qui michi licet in-
digno dedit incipere et perficere hbrum istum quem viias sanc-
torum intitulavi. Qoi ineipit et explicit vitas sanctomm. Fol^oj
die von Fita gegebenen Auszüge, von p. 237 ab Bulas ineditaa]
de Alcjandro III. y Honorio III, im Original aufbewahrt und
von Fita copirt im Archive de la Catedral de Segovia.
419. t Bxblioteca particular dt la Reina DoFia Isabel
el Alcazar.
Inventario de los libros präprios de la reina dona Isab^j
i cargo de Rodrigo de Tordesillas, vecino j regidor de dichAJ
ciudad en aiio de 1503. (201 Nummern.*
Veröffentlicht von Diego Clemencin, Elogio de la Retnftl
Dona Isabel, Memorias de la Real Academia de la Historia, i
Madrid, tom. VI (1821*, p. 435—471.
Cargos de libros proprios de la Reina Dona Isabel que
hiüeron A su camarero Sancho de Paredes. (52 Nommem.^
Ibid., p. 471—181.
Segora de la Sierra.
4^ f Bibliottea d*i CoUfio d« Jesuita».
Inventario de los libros del Colegio de Jesoitas de
de la Sierra.
UandscliriA aas San Isidro «Nr. 472 und 473> jetzt in d^
Bibliotltek der Real Academia de la Historia. VgL Revista
ArdÜTos \1 (1876, {>. S6S. Unter den Jibros'
gewiss aadi Manascripte, wie die aadaren a. a. O.
Indiccs Miren.
4^. t BMitMtea dri M^martfr-io dt Saa Arüelo.
Sisebdtas IL, E^iscoptts Uryllfitäi, hwairoit ia
k839: Do «t
Bibl. DsteiMtmng: ilti— U3 (8«ci>Ti>— 8«T<11>).
Villanueva, Viage, tom. X, p. 235, aus dem I. Cartoral
Urgel, n. 802, fol. 237.
Serrateix.
433. Bihlioteca del Monwiterio.
Villanueva beschreibt Viage, tom. VIII, p. 132 ,un buen
leccionario', saec. XII, sowie ein ,martirologio', saec. XI, dieses
Klosters ,donde estan alargadas las actas de los miirtires'. Aus
ztige im Ap. XXV.
CoiiMiNAs, Saplemento, p. 298 nach Villanueva.
ises
US- I
Sevilla.
423. Biblioteca del Cahildo de la Santa Iglettia Catedral.
Die Notizen über die illtcre Geschichte der Bibliothek (vor
der grossen Schenkung des Sohnes Colon 's) lauten spärHch.'
Bekannt ist, dass der berlthmte Bibelcodex (Toletanus 2. 1, jetzt
in Madrid, Biblioteca nacionul) im Jahre 988 vom Bischof Jo-
hannes von Ctirdoba der Kirche von Se\Hlla geschenkt wurde.
Die Literatur hierüber am besten zusammengestellt von Ewald -
Loewe, Exempla, zu Tafel IX.
A. Handschriftliche Kataloge.
1. Inventario de los libros que tenia la Santa Iglcsia de
Sevilla, antes de la donucion de la Biblioteca de D. Fernando
Colon: hizose en 19 de diciembre de 1Ö22.*
Leider nur Excerpte aus diesem vom Archidiaconus Luis
de Puerta angefertigten Katalog mitgetheilt bei (Henri Harrisse)
D. Fernando Colon, Historiador de au padre, Ensayo critico.
Sevilla 1871 (Publication der Sociedad de Bibliöfilos Andaluces).
P. Itj9 — 172. Vgl. desselben Autors Excerpta Colombiniana p. 36,
n. 3, wo auf die Worte Loaisas in der Vorrede (zum Katalog 3)
verwiesen wird: ci afio de 1454 d 9 de Juho consiguiö Bulla
de Nicoiao V. de cxcomunion mayor reservada al Sumo Pontifice,
mönoB in articulo mortis, contra los que tuvieran ö sacaran libros
* Unmittelbar vur die Einverleibaug der Privatbibliotbok Femans fltUt
die Abfjuauog des an erster Stelle genannten baudschriülichen Verzeich-
nisiieB. Die übrigen wtcbtigeron Handschriften aus den älteren Fonds
sind von Valentiuolli a. a. O., p. 96 f. sorgsam zutuinimengest«llt.
* Kein Originaltitel, wie aas der Fassung ersichtlicb.
74
Xn. AbbuidlDOf : Baer. HuidKhiiftenMhktt« SpkOMB«.
de ella (vgl. übrigens Haenel, Cat&lugi cul. 978 and V'alenti-
nelli p. 96).
2. Die Indices Feman Colons. Diese bestehen ans sieben
Tlieilen: sogenannte Registra (A, B, C) und Abecedaria (Ä, B,
B bis, C). Ausführlich handelt hierüber Harrisse, Feman Colon
p. 22 flF. und Exccrpta p. 259 — 26G, ohne jedoch auf die ver-
zeichneten Handschriften speciell Rücksicht zu nehmen. (VgL
weiter unten.)
3. Inventario hecho por Don Juan de Loaisa (Este abece-
dario se acabö de hazer en 11 de abril de 1684).
Die {JüT die Geschichte der Bibliothek wichtige) Einleitung
pnblicirt von Harrisse, Feman Colon, p. 172 — 182.
4. Indice de todos los cödices manuscriptos que se con-
servan cn la biblioteca de la santa patrian-hal vglesia de Sevilla.
D. D. Didacus de Galvez direxit. Ado de 1780. Rafael Tabares.]
scripsit.
Valentinelli p. 99f. Oraux, Rapport, p. 129. Ewald p. 373f.
Harrise, Feman Colon, p. 31. ,Catalogue officiel' nach dem-
selben, Elxcerpta Colombiniana p. 47 ; ibid. p. 42 not. der lateinische
Titel Index librorum omnium u. s. w., jedoch mit der JahrefizaU
MDCCLXXXni.
B. Druckwerke.
Antonio, Kicolaüs, Bibliotheca nova I, p. 146 erwihnt
ganz kurz im Artikel Antonio Montero einen ,codex eius car-
minum vemaculac Unguae antiquioris in folio' aus der Colombina
^nach ihm Amador de los Rios, Historia critica VI, p. 152).
Ortu d£ ZuüioA, Dmoo, Analee ecIeBÜatkoB j accolares . . .
de Sevilla, Madrid 1795, tom. I, Vorrede erwähnt unter den
benutzten Quellen den libro blanco de las dotaciones antignaa
de la Cuntaduria und andere libro« antigoos de la Contadoria
aus dem Archiv der Kathedrale. Im Texte tom. I, p. 97: Ueb«JP-<
das Schicksal der Codices der Caotigas Altooso X., welche in
.\rchiv der Kathedrale aufbewahrt wares, bis aie auf Befehl
Philipp II. nach dem Escorial gebncht wurden. Koch aaafthr-i
Hoher nhec die betreffende Stelle des Testaments AHoos X. ■■dll
die Haads^nften sdfast ibid. p. 342f. — Tom. H, p. 331 werde« '
die Registecbicker der Contadoria del Cabildo besprochen. —
Tom. III, p. 37S die Scbenkaag C«k»s. SchiMi hier die Klage:
Bibl. Dobcmtnug: US (SotOU).
75
Permanece (la biblioteca) despoju del tiempo, rnas ulviduda y
menos freqaentada qne la quiso sa daeno, dificil de gozar 7
fdcil de consumirse.
RoDRiocEZ DE Castro, Joseph, Bibliotcca Espanola II,
p. 622 verzeichnet die Handschriften der Werke des Petrus
Hispaniis: Textus omnium traetatuuni (mit handschriftlicher Ein-
zeicbnung Fernan Colons); Glossulae; Sumniulae cum commento
Bartholomaei.
Haenel, Catalogi gibt col. 978 ff. einen kurzen geschicht-
lichen Abriss und die bis heute noch vollständigste Liste der
Handschriften.
ToRRES Amat, Felix, Memorias para . . . un diccionario
de los escritores Catalanes, Barcelona 183(], p. 59, gibt Auszüge
ans einem ,tomo en cuarto, uiiscellaneo, cubiertas de pergamino,
que se halla en la biblioteca de la santa iglesia de Sevilla bajo
la E. Y. Tab. n" 7" (1316) Scrventa Guitard ,Cartas latinas'.
Boletis bibhogräfico espafiol, Ser. 11, tom. 1 (1858), p. 184
kurze Bemerkungen über die Bibliothek.
EouKES, Memoria, bespricht p. 94 eine handschriftliche
Version eatalana de los afbrismos de Hipöcrates.
ÄMADOR DE LOS Rios, J08E, Hlstoria critica de la literatura
Espariula, tom. VI, p. 533 über einen Cancionero general; tom. VII,
p. 107 über eine Handschrift von Gomez Manrique, Prosecucion
del tratado de los Siete Pecados mortales; ibid. p. 198 Epistola
exortatoria ä las letraa de Juan de Lucena. Cons^rvase en la
Biblioteca Colorabina en un tomo MS. que lleva tltulo Tractatua
Diversorum. Von allen hier erwähnten Handschriften finden
sich Copien im Codex der National- Bibliothek Dd. 61.
Valentinelli, p. 96 ff. gil»t einen Ueberblick über die Ge-
schichte und von p. llX) au ein Verzeichniss der werthvoUsten
zur Zeit seines Besuches in der Kathedrale aufbewahrten Hand-
schriften.
Gallardo, Bartolomb Jose, Ensayo de una biblioteca Fs-
panoladelibrosrarosycuriosos, tom. II, Madrid 1866, veröffentlicht
col. 514 — 557 aus dem Registrum librorum don Femandi Colon
primi Almirantis Indiarum filii (vgl. oben) umfangreiche Aus-
züge. Die überwiegende Mi-hrzalil der Bücherbeschreibungen
betrifft Druckwerke. Interessant sind die genauen Angaben
über Erwerb und Preis, Von Handschriften seien hervorgehoben:
BIbl. DebenftiuDg: 4M (!<«rilte).
77
Graux, Rapport, p. 129 Notiz über den Codex AA-144-19.
Wace, Rhythmae de gestis Bretonum, et baronum geneatogiis.
(Harribrb, Henri) D. Fernando Colon, Historiador de su
padre. Sevilla 1871. Wertbvüll durcb die oben bereits erwjihnte
Beschreibung der Kataloge und die im Anbange veröffentlichten
ActenstUcke zur Geschichte der Bibliothek.
BoüTELOiT, Claudio, Codices ilustrados de la Biblioteca
Colonabina. Museo EspaSol de Antiguedades, tom. I (1872),
p. 149— 1Ü2.
Bespricht ausführhch: 1. Ein Pontificale, aaec. XIV, auf
Befehl des D. Juan, Bischof von Calahorra, am 10. Mai 1390
begonnen. 2. Ein Missalc des Cardlnals Mendoza. 3. Missale
Hispalense, saec. XV — XVI (Hie incipit sanctorale secnndum
consuetudinem ecclesie yspalense etc.). 4. Officium B. Mariac,
saec. XV, französischen Ursprungs.
GuTiBRREz DB LA Vega, Bibliotcca Venatoria, Madrid 1877
seqq. verzeichnet tom. I, p. CLXXXJ f ein handschriftliches
Werk der Jagdliteratur aus der Colombina: Messen Juan Vallea,
Libro de Cetreria y Monteria.
Francisque- Michel, Rapport sur une mission en Espagne.
Arcbives des missiones scientifiques, IH. s^rie, tome 6 (1880),
p. 269 ff. berichtet über cod. 5 ... 177, mit dem schon von Graux
erwähnten Werk, welches sich als der ,Roman de Brut' erwies.'
Cod. 91, Nr. 13 enthult: 1. Le Savi (guide de la vie humaine,
veröffentlicht unter dem Titel Libre de Senequa von Bartsch,
Denkmäler der provenjaliscben Literatur, Stuttgart 1856, p. 192
bis 215) 2. Lo Gardacors de nostra Dona Santa Maria, verges
e pieuzela 3. Espozalizi de nostra Dona Sancta Maria Verges e
de Josep. — Cod. 204 (J) Opnscula varia: unter vielem Anderen
ein proven^aliscbes Gedicht über die Passion Jesu Christi. Cod.
7. 72. Pierre de Lucembourg (Dyete de Salut).
Ewald, p. 373 — 381 besehreibt, zum Theil unter Benutzung
des von Tabares angelegten Katalogs circa 70 Handschriften;
die wichtigste Ergänzung zu Hänel.
Harrissb, Hensi, Revue critique d'Histoire et de Litt^
ratur Paris 1885, Nr. 20, pp. 388—401; Nr. 23, p.459; Nr. 30,
' Heute in Puii, Bibl. Nationsie, nouv. acq., fonds fnn^is Nr. 1416 vgl.
Harriase, Orandenr et d6cadence de la Colombine, Paris 1886, p. 41.
78
XII. ibliudltDK: Beer. lUiidjchrifteniiiMt»» flfwnlao«.
pp, 78 — 81, 240 — 243. Derselbe: Grandeur et döcadence de la
Colombine, seconde Edition, revne etc. Paris 1885. Derselbe: La
Colombine et Clement Marot, Paris 1886.
In diesen Aufsätzen lenkte der ausgezeichnete Gelehrte
die Aufmerksamkeit der gebildeten Welt auf die Spoliirung,
deren Opfer die berllhmte Sammlung erst in den letzten Jahren
geworden. Umfangreiche Pakete von kostbaren Büchern und
Handschriften, deren Provenienz aus der Colombina sich un-
zweifelhaft erweisen lässt, wurden Ende 1884 direct von Sevilla
nach Paris gesendet und an den dortigen Quais zu Schleuder-
preisen verkauft. Die von Harrisse gebotene Identification
der entwendeten Stücke mit den von früheren Forschem be-
schriebenen unzweifelhaften Columbianis ist meisterhafl. Hand-J
Schriften wurden in gleicher Weise in Mitleidenschaft gezogen'
wie die Impressa. Vgl. Grandeur et d^cadence p. 38 — 44 und
insbesondere p. 48 ff.
RiANO Jüan-Faccndo, Critical & Bibliographical notes on
early spanish Music, London 1887 beschreibt p. 66 cod. Colomb.
Z. 135. 33, saec. XV ex.: Canto de Organo; p. 67, cod. Colomb.,
Z. 135, 32 Variorum de musica.
Engel, Arthur, Notes sur quelques manuscrits arch^o-'
logiques conservös k Seville. Revue arch^ologique XVII (1891),
p. ICH) bis 103. Verzeichnet 1. Handschrift des JesuitenpatertJ
Hierro 1765. 2. Explic^ciones numismäticas von GuiUcrmo Thyrry'
1748. 3. Pergamenthandschrift mit verschiedenen archäologischen
Abhandlungen. 4. Varias antiguedades von Jos^ Maldonado.
C. Schriftproben.
Harribbe bietet zu p. 26 seines Buches D. Fernando Colon
(vgl. oben) eine Seite des ,Registrum B' (Antograph Femansi.
BocTELOü gibt zu dem oben erwähnten Aufsatz einige
farbige Miniaturproben.
Bei den angedeuteten schwierigen Bibliotheksverhältnisscn
— faat alle Berichte der Forscher klagen über die in den Weg
gelegten Hemmnisse — einer-, sowie bei dem Umstände anderer-
seits, dass Loewe die Colombina bereita besucht und die werth-
vollsten patristischen Handschriften ausführlich beschrieben,
konnte ich von einer erneuten Durchforschung derselben ab-.
Bibl. UebcrMtzDDg: 4Z1-4M (amrilU). 79
sehen. Das Verzeichniss Loewe's, das in den Besitz der Aka-
demie überging, wird im zweiten Bande der BPLH. zur Ver-
öffentlichung gelangen.
421. Bihlioteca del Coro de la Santa Jglesia Cafethal.
Bermudez Juas-Agostiko, Descripcion artistioa de la Cate-
dral de Sevilla, Se\-illa 1804, 8», p.50f. bespricht die Chorbibliothek
mit Nennung der Meister, welche die Bünde mit l^Iiniaturcn
schmückten.
QuEsxADA, AxTosio DE, Indice general y particular de la
librcria del coro de la Santa Iglesia Metropolitana y Patriarcal
de Sevilk. Madrid 1816. 8». 24 p.
Valestkelli, p. 102 f. gibt einen guten resnmirenden
Ueberbhck.
RiAKO, Jüan -F., Critical and Bibliographical Notes on early
Spanish music, London 1887, p. 136 gibt gleichfalls eine aus-
führliche Beschreibung dieser stattlichen Sammlung, die (nach
ihm) gegen 200 Bände zählt.
(FiTA Y CoLOSfä, Fidel) Bosqnejo de la Exposicion histörico-
Europea Madrid 1892, p. 31f. erwähnt als von Seite des Capitcis
und Palacio Arzobispal ausgestellt: (1) Un libro coral, que con-
ticne la misa de la Ascensiön hasta el martes despuös de Pente-
costes, con preciosas orlas; (2) otro libro coral cuyas margenes
estan adomadas con hojas y variadas flores (3) otro libro,
tambi^n coral, de la Asuncidn y la Coronaciön de la Virgen
con el Padre Etemo y cuatro dngeles (4) otro, tambien coral
estilo mudejar, siglo XVI, con finisimas labores azul y rojo.
425. Biblioteca del Arz&pispo.
Haenel, Catalogi, col. 978: nnllos Codices.
Valentimelli, p. 103 f., der über die Geschichte der Biblio-
thek eingehender handelt, bemerkt aber: Conta appena trenta
codici manoscritti . . . fra' quali k una copia dello Statuto di Si-
viglia, eseguita nel secolo decimosettimo in un codice membra-
naceo in foglio.
426. Bihlioteca ühirersiiaria.
Die Bibliothek wurde 1838 durch königliches Decret ge-
gründet, welches ihr als Hauptfonds die Bestände der anfge-
^' Sn. M4.Ui»K; iMt«Mil«lmM^. i> [■»>«■ NM C«Mr» Itr. (»ml!
Itobcnen Ki(}at<^r böathnmt^: fv^t im .Inltn- !K4S tranlp mit ilur
InAtallirung bwgntuieu.
A. ]Iandscbriftlicbc Kntalog«.
1. McmoriÄ» »obre »;1 cstado «U> la hibliolecn provincial
nnivcrsiUri« di*. Sevilla cn el *Bo de 1*301 , . . csorita por
l)r, I.). Vriitur« CaniHcho y Cnrliajo. Scvill« 18<i2.
Amflii'hcr BtTiclit, in den LftiidwUriftlifhcn AofüfioLnunj
I<t)i'wr.'« repstrirt. Die Ulaimscripto werden nur gul«|^fntlicl
litihaiidcit.
2. Zrlttrlkatalog, den Ewald und Locwc bi^iiütztcn.
B. DruckwiTkn.
Valkstusklu, p, 104 — 106 frcscbicktlicbcr Bückblick, p. 106!
AnfKüblving i-iniger Ilandscbriftcn.
ÜRAUü, Kjipjiort, p. 120 f. apricht von einem ,e«biiict doa]
maiiUiierits hhsp/. riebe'. Diese BeÄeiebming wft.re, waa dcal
Wcrtb ihn- Handsobrifteii anbinfjt, zu liniitireii. Unter den codd. ,
ilrttU't »icb ein griecbisebcs l^Iauuacript, Demosthenes *acc. XVI, ]
tiaeh Graux ,!i peu pri'S sans Taletir'.
Ewald beschreibt p. 381 f. drei Handschriften,
Anuabio del Cuerpo facaltativo de Archiveros I. (!8H1)^
p. SL'Of. über Gründung und Bestlinde der Bibliothek; IT. {IHS2),
p. KJl ff. bringt nebst Fortsetzung der Berichte aus dem I. Riindo
nuf p. 163 einen ap^ndice : manuserito«.
Maktin-Villa, Antokio, Kesena histörica de la Dniversidad
Äe Sevilla y tleseripeidn de &\i iglesia. Sevilla 1886.
P. 8G übel* die Einverleibung der Bibliütbek des Äyun-
tamieuto aus S. Aeacio (vgL diesen Artikel), leider ohne Nennung
der einzelnen Bestände.
( FiTA y CoLOjji, Fidel) Bosqoejo de la Exposieidn bistorico- 1
Enropca, Madrid 1«HÖ2, erwähnt p. 44 als von dieser Bibliothek
»uagcstellt: una Sa^ada Biblia, con glosaa de Nicolis de Lyra,
do la priinera mitad del ssiglo XV, eecrita en cinco volümcnes,
ttk vitela, con lujoea omamentaciön por mandato de Per Afan
in River».
Locwe liat atia der Saromlung einige wenige llandsebriftcn
alt. bcachtcuawerth verzeiclinet, die zusanujiGD mit dor Liste .
dem Anuario verüflentlieht werden sollen.
Aa«g«|teb«n am 17. Ibü 18