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Full text of "Sitzungsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin"

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SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 


AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


JAHRGANG 1897. 


ZWEITER HALBBAND. JULI BIS DECEMBER. 


STÜCK XXXIN—LII MIT DREI TAFELN, 
DEM VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN, NAMEN- UND SACHREGISTER. 


BERLIN, 1897. 
VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 


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INHALT. 


Vanten: Festrede über Leisxız als Schriftsteller 
Koser: Antrittsrede 

Lesz: Antrittsrede R 

VAHLEN: Antwort an Hrn. Kosek nal en TR 


Pranck: Über irreversible Strahlungsvorgänge. Zweite Mittheilung 5 
Kösıs: Über »Blaublindheit« (hierzu Taf. VII und VII) . 

WaArpever: Das Trigonum vesicae (hierzu Taf. IX) 

Borcuarpr: Über das Alter des Sphinx bei Giseh 

Hannack: Über die »Ordinationes« im Papstbuch Ir 
Wartessach: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee . 
Danzs: Über Brustbein, Schulter- und Beckengürtel der Archacopterys 


© 
von Mancorpr: Beweis der Gleichung = "Oo. 
—y 

Krostermann: Die Schriften des Origenes in Hieronymus’ Brief an Paula 6 B 
Könıs: Die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeitsgleichungen von der absoluten Intensität 
KoenıGsgerger: Über die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik . 
Leiss: Über ein neues, aus Kalkspath und Glas zusammengesetztes Nıcor’sches Prisma 
Gorostein: Über die Structur des Kathodenlichts und die Natur der Lexarv’schen Strahlen . 
Heynoss: Mittheilungen über die Segmentirung und den Körperbau der Myriopoden . 
Fischer: Über Hydurinphosphorsäure R 
H. Weser: Über die Differentialgleichungen dar elektrolgiischen IV an 
Scuwarz: Zur Lehre von den unentwiekelten Funetionen 
E. Scuwmipr: Uhland’s »Märchenbuch des Königs von Frankreich« - > 
Frogexius: Über die Darstellung der Orden Gruppen durch lineare Substitutionen 
Borrzwann: Über irreversible S rahlungsvorgänge. Zweite Mittheilung C © 
van’ Horr und MEvERHOFFER: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse de oceänischen Salzab 

lagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. V. £ 
Conex: Ein neues Meteoreisen von Beaconsfield, Colonie Victoria, Australien 
Borcnarpr: Ein neuer Königsname der ersten Dynastie > , 
Adresse an Hrn. Ferpınann Conn zum fünfzigjährigen Doctor bias am 13. November 1897 
Dies: Über ein Fragment des Empedokles 
Wenprann: Eine doxographische Quelle Philo’s . e . ; 
Krause: Über Bau und Function der hinteren Speicheldrüsen ar Oc toroden 
Hırschrenp: Die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft 
Praxck: Über irreversible Strahlungsvorgänge. Dritte Mittheilung 2: B © 
van’r Horr und Doxnsan: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der opsanachen SER 

rungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. VI. 
Morıex: Über die Invarianten der linearen Substitutionsgruppen . 
Druckschriften -Verzeichniss 


‚Namenregister 
‚Sachregister 


994 
1016 


1019 
1035 
1054 
1059 
1062 
1074 
1085 
1099 
1122 


1146 
1152 
1159 
1193 
1200 


687 


SITZUNGSBERICHTE 1897. 
DER XXX. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


1. Juli. Offentliche Sitzung zur Feier des Leissızischen Jahrestages. 


Vorsitzender Secretar: Hr. VAuren. 


Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit folgender Rede über 
Leibniz als Schriftsteller. 


Seit mehr als achtzig Jahren begeht die Akademie der Wissen- 
schaften alljährlich eine Feier zum Andenken an Leibniz: sie verehrt in 
ihm den Mann, der den Plan zur Gründung dieser gelehrten Gesellschaft 
entworfen und noch beinahe zwei Decennien bis an sein Lebensende 
(1716) an der Spitze der neu gegründeten Anstalt gestanden und ihren 
Fortbestand in ungünstiger Zeit zu sichern, Hebung und Ausbreitung 
ihrer Wirksamkeit nach Kräften zu fördern unablässig bemüht war. 

So sehr diese Thatsachen der Akademie die Pflicht unvergäng- 
licher Dankbarkeit auferlegen, so sind doch die Beziehungen, die sie 
mit Leibniz verbinden, enger und dauerhafter: die Wissenszweige, in 
deren Pilege die Akademie ihre Aufgabe erkennt, und die durch eine 
grosse Markscheide in die beiden Classen gesammelt und gesondert 
sind, deren jede wiederum selbst eine nicht geringe Manchfäaltigkeit 
von Forschungsgebieten umschliesst, sie alle hat Leibniz’ universaler 
Geist beherrscht und befruchtet als ein Meister der physikalisch -ma- 
thematischen nicht minder als der philosophisch -historischen Wissen- 
schaft. Daher geschieht es, dass der Akademie als einem Ganzen und 
jeder ihrer beiden Classen noch heute nach zwei Jahrhunderten Leibniz 
gleichsam als ein belebender Genius vorschwebt, an dem sich immer 
von Neuem die Wahrheit erprobt, dass die Wissenschaften, trotz indi- 
vidueller Zersplitterung, einander bedürfen und durch einander wach- 
sen und ihre Erfolge erzielen. Und er selbst, käme er heute zurück, 
fände Gänge der Forschung, die er gewiesen und eröffnet, als ge- 
bahnte und gepflegte Wege, fände Wissenschaften, die sein Geist vor- 
ahnend erschaut, in schöner Entfaltung und grosse Unternehmungen, 


Sitzungsberichte 1897. 64 


688 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


deren Bedürfniss er, seiner Zeit weit voraneilend, erkannte und be- 
zeichnete, in ertragreicher Ausführung begriffen, und dürfte sich mit 
Befriedigung sagen "das ist Geist von meinem Geist. 

Allein so mächtig und nachhaltig die von Leibniz ausgegangene 
Wirkung war, seinem schriftstellerischen Nachlass, der Frucht eines 
langen und arbeitsamen Lebens, ist nicht in gleichem Maasse Pflege 
und Fürsorge zu Theil geworden. 

Fünfzig Jahre nach Leibniz’ Tode werden, in der Fremde, nicht 
in seiner Heimath, die ersten Veranstaltungen grösseren Maassstabes 
getroffen, Leibniz’ Schriften zu sammeln und bekannt zu machen. Aber 
so dankenswerth, trotz aller Mängel, diese ersten Versuche waren, die 
lange vorhalten mussten, vieles, das den Begriff Leibnizischer Geistes- 
arbeit zu erbreiten und schiefe Urtheile über ihn. die sich inzwischen 
festgesetzt, zu berichtigen geeignet war, blieb unberührt im Verbor- 
genen liegen. Erst von den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts ab 
sehen wir in rascherer Folge die Bemühungen sich wiederholen, lang 
versäumter Pflicht Genüge zu thun; und gross angelegte Sammlungen, 
das Ergebniss deutschen und französischen Gelehrtenfleisses, geben 
Zeugniss von der wachsenden Einsicht in die noch ungelöste Aufgabe; 
aber auf bestimmte Gebiete seiner Litteratur beschränkt, oder durch 
die Ungunst der Zeiten abgebrochen, hinterlassen sie den Eindruck, 
dass der redlich aufgewendeten Arbeitskraft der Erfolg nicht voll ent- 
sprochen habe: denn auch so fehlte viel, dass Lessing’s Wort sich be- 
wahrheitet hätte "wenn es nach mir gienge, müsste der grosse Leib- 
niz keine Zeile vergebens geschrieben haben‘; und eine wohlgeordnete 
Sammlung seiner Schriften, die ein getreues und vollständiges Abbild 
seiner Geistesart und seiner rastlosen Thätigkeit gewährte, wird auch 
heute vermisst. 

Dieses nicht günstige Resultat herbeizuführen, haben Umstände 
manchfacher Art das Ihrige beigetragen. Aber Ein Moment, das mit- 
gewirkt, lag in Leibniz’ eigener Natur und in der Weise, wie er zu 
schriftstellern liebte. Und dies zu erläutern, möge der Versuch ge- 
stattet sein, mit Beschränkung auf seine philosophische Litteratur, Leib- 
niz' schriftstellerische Motive, d.h. die in ihm liegenden und die ihm 
von Aussen gekommenen Antriebe, einer kurzen Betrachtung zu unter- 
ziehen, ob es vielleicht gelingt, auch in den kleinen Zügen das Bild 
des grossen Mannes einen Augenblick uns näher zu bringen. 

Es ist bekannt, dass Leibniz seine früh entwickelte philosophische 
Weltanschauung, die in lebendigem Zusammenhang, mit all ihren Prae- 
missen und letzten Folgerungen, hell vor seiner Seele stand, niemals 
Anstalt gemacht hat, in einem abschliessenden darstellenden Werk der 
Nachwelt zu hinterlassen. Sein Schriftstellern hatte mehr etwas von 


Vanren: Festrede über Leiısnız als Schriftsteller. 689 
' 


momentanem und sporadischem Charakter, wendete sich auch lieber 
an einzelne gleichgestimmte Genossen oder an erlesene Kreise sach- 
kundiger Männer, als an das vielköpfige unbestimmbare Lesepublicum, 
dem er, wie er oft bekennt, nicht genügendes Verständniss für seine 
metaphysischen Anschauungen zutraute. Ein Blick in die uns vor- 
liegende Sammlung seiner philosophischen Schriften lässt bald erken- 
nen, welch beträchtlicher Theil Leibnizischer Gedankenarbeit in Briefen 
niedergelegt ist, die nicht selten sich zu umfangreichen philosophischen 
Abhandlungen erbreiten, und wenn sie auch meist ihre besondere Fär- 
bung aus den besonderen Interessen der Adressaten empfiengen, doch 
mitunter auch dazu bestimmt waren, den näheren Freunden zur Kennt- 
niss gebracht zu werden, und so eine wenn auch sehr beschränkte 
Publieität erhielten. 

Ein Briefwechsel dieser Art war es, den Leibniz mit Antoine 
Arnaud in Paris, dem berühmten Haupt der Jansenisten, der selbst 
ein namhafter Schriftsteller auf theologischem und philosophischem Ge- 
biete war, durch die Vermittelung des Landgrafen von Hessen -Rhein- 
fels, dessen Mittlerschaft sie beide in Anspruch nahmen, in den Jahren 
1686-1683 geführt hat. Schon in früheren Jahren hatte Leibniz ein- 
mal in einem lateinisch abgefassten Schreiben an Arnaud sich gewen- 
det, worin er über seine metaphysischen Ergebnisse, nicht ohne Be- 
zugnahme auf eine dogmatische Streitfrage, und seine sonstigen Ent- 
deekungen umständlich sich auslässt. Aber erheblich später, nachdem 
er inzwischen bei wiederholtem Aufenthalt in Paris (1672. 1673) Ar- 
naud’s persönliche Bekanntschaft gemacht hatte, drängt es ihn, den 
gelehrten und scharfsinnigen Mann, dessen Urtheilsfähigkeit er hoch- 
hielt, in eine Erörterung über die wichtigsten Sätze seines philoso- 
phischen Systems zu ziehen. Er hatte zu diesem Zweck einen Discours 
de metaphysique aufgesetzt, der ohne streng systematisches Gefüge 
in 37 losen Abschnitten die Hauptresultate seiner metaphysischen For- 
schung zum Ausdruck brachte, zunächst aber nur die Inhaltsangaben 
dieser Abschnitte dem Briefe an Arnaud beigelegt, damit dieser prüfe 
und wähle, und ihm seine Ansichten und Bedenken mittheile. Aber 
die so wohl vorbereitete Absicht wäre dennoch in Folge einer pol- 
ternden Entgegnung des heftigen Arnaud an einem einzelnen heraus- 
gegriffenen Puncte beinahe gescheitert, wenn nicht Leibniz’ feine Art 
dem Polternden zu begegnen, ihn fast widerwillig in die metaphysische 
Diseussion verwickelt hätte, und nachdem Arnaud einmal zu ruhiger 
Betrachtung sich herbeigelassen, seine Zweifel zu äussern, sich Auf- 
klärung zu erbitten angefangen hatte, liess es sich Leibniz in hohem 
Grade angelegen sein, die aufgeworfenen Bedenken zu zerstreuen, und 
seine Auffassungen in immer klareren, auch für einen an metaphysi- 


64* 


. 


690 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


sches Denken weniger gewöhnten Kopf möglichst fassbaren Ausdruck 
zu kleiden, und so durch fortgesetzte Belehrung den halb Widerstre- 
benden zu fesseln. 

Der Gang der Erörterung war durch den von Arnaud zufällig zu- 
erst angegriffenen Satz bestimmt worden und erstreckte sich nicht auf 
die ganze Reihenfolge der aufgestellten Thesen, aber einige der wich- 
tigsten und weitreichendsten Bestimmungen der Leibnizischen Lehre, 
wie Begriff der Substanz, Qualität der Materie, Kraft und Bewegung, 
Beziehungen von Leib und Seele, Gott und Welt zu einander, finden 
schon hier ihre Entwickelung und Erledigung. 

Wir hören, Leibniz habe selbst die Absicht gehegt und Anstalt 
getroffen, diesen Briefwechsel, dem er immer besonderen Werth bei- 
gelegt, durch einige Briefe und Aufzeichnungen verwandten Inhalts 
vermehrt. zur Herausgabe zu bringen. Allein dem Eifer, mit dem er 
den Gedankenaustausch mit Arnaud unterhielt, entsprach nicht ein 
gleicher Eifer, die dort gepflogenen Unterhaltungen durch den Druck 
mehreren zugänglich zu machen, und hinzutretende äussere Umstände 
liessen die Absicht bald in Vergessenheit gerathen. Erst die Heraus- 
gabe der Werke Arnaud’s (1775) brachten Bruchstücke aus Leibniz’ 
Briefen, welche Aufmerksamkeit erregten, aber vollständig bekannt 
gemacht wurde die Correspondenz zuerst im J. 1846. 

Solange hat es gedauert, bis der Schatz, einer von vielen, ge- 
hoben ward. Und lesen wir in dem letzten, dem einzigen schon 
früher bekannten Briefe, den Leibniz nach längerer Unterbrechung 
(1690) von Venedig in dem Augenblick seiner Heimreise an Arnaud 
gerichtet, dass er auf seiner Reise mit manchen geschickten Männern 
in Berührung gekommen, denen er von seinen Ideen Mittheilung ge- 
macht, um von ihren Zweifeln und Einwendungen Nutzen zu ziehen, 
und dass das besondere Interesse, das Einige an seinen Anschauungen 
genommen, ihm den Gedanken nahegelegt, sie schriftlich aufzuzeichnen, 
um sie bequemer mittheilen zu können, ja vielleicht einige Exemplare 
in Druck abziehen zu lassen, aber ohne seinen Namen und nur zur 
Vertheilung an Freunde, um deren Urtheil zu erlangen, und dass er, 
um sich vorab Arnaud’s Urtheil zu sichern, ihm einen Abriss seiner 
neuen Ideen vorlege, so haben wir in Leibniz’ eigenen Worten, was 
uns die Thatsachen lehren, wie eigenthümlicher Art sein Schriftstel- 
lern und von was für bewegenden Gründen es bestimmt und einge- 
geben ward. 

Ein Briefwechsel mit John Locke, so sehr er Leibniz erwünscht 
gewesen, ward nicht erreicht. Nicht lange nach dem Erscheinen von 
Locke's epochemachendem Werk über den menschlichen Verstand 
(1690) hatte Leibniz, wie er zu thun pflegte, seine Bemerkungen dar- 


Vauren: Festrede über Leısnız als Schriftsteller. 691 


über aufgezeichnet, zumal es Fragen betraf, die Leibniz schon früher 
zum Gegenstand eindringender Untersuchung gemacht hatte. Etliche 
Jahre später (1696) waren durch Burnett’s Vermittelung diese Be- 
trachtungen in Locke’s Hände gelangt, nicht ohne Leibniz’ Erwartung, 
der berühmte Verfasser werde die dargelegten Ansichten prüfen und 
sich darüber aussprechen und so ein Ideenaustausch über die von 
Locke entwickelten neuen Anschauungen sich anknüpfen. Allein, ob- 
wohl seitdem in den höflichsten Formen von beiden Seiten durch 
dieselbe Vermittelung mehre Jahre hindurch unter ihnen ein Verkehr 
sich unterhielt, bisweilen sogar durch besondere Umstände einen stär- 
keren Impuls empfieng, auf Leibniz’ Reflexionen zu antworten, konnte 
Locke, auch auf einen wiederholten Anstoss, sich nicht entschliessen, 
und erst nach seinem Tode (1704) traten aus seinem Nachlass (Lon- 
don 1708) Leibniz’ Aufzeichnungen an das Licht. Denn da sie den er- 
warteten Erfolg nicht gehabt hatten, hatte er um ihr weiteres Schicksal 
sich keine Sorgen gemacht, ja selbst eine ihm von Freundes Seite dar- 
gebotene Druckgelegenheit ausgeschlagen. 

Was aber Locke abhielt, auf Leibniz’ Darlegungen einzugehen, war 
nieht so sehr die Verschiedenheit der Standpunete, obwohl sie fast eine 
Verständigung auszuschliessen schien, als die ausgesprochene Abnei- 
gung Locke’s gegen das, was Leibniz’ ganze Seele erfüllte, in brieflicher 
Verhandlung und persönlichem Austausch der Meinungen, auch ohne 
das Publicum zum Richter zu machen, Ausgleichung der Gegensätze zu 
suchen und der Erkenntniss der Wahrheit sich zu nähern. Wer’, sagt 
Leibniz, ‘über das, was er veröffentlicht hat, brieflich zu verhandeln 
ablehnt, muss wohl, was er gesagt, für erwiesen und jedes weitere 
Wort für nutzlos halten, oder er hat für den Ruhm und nieht für die 
Wahrheit geschrieben: denn wer die Wahrheit liebt, wird immer bereit 
sein, in der Stille brieflichen Verkehres sich auszusprechen, auch wenn 
das Publicum nichts davon erfährt. 

Und Leibniz blieb sich treu. Was er nicht viel später (um 1700) 
auf erneuten Antrieb in grösserem Maassstab zur Auseinandersetzung 
mit Locke’s Lehre aufgesetzt und nahezu vollendet hatte, verlor in 
seinen Augen seinen Werth in dem Augenblick, als Locke starb und 
von der Seite, von der sie am meisten gewünscht und erhofit wor- 
den, Beurtheilung und Aufklärung nicht mehr zu erwarten war; und 
diese sorgfältig stilisierten, in dialogische Form gekleideten Ausfüh- 
rungen blieben ungenutzt liegen, bis sie fünfzig Jahre nach Leibniz’ 
Tode von fremder Hand an die Öffentlichkeit gezogen wurden. 

Um so eifriger tauschte Leibniz Briefe mit französischen Gelehr- 
ten, wie Huet, Malebranche, Foucher, mit dem Jesuiten des Bosses in 
Hildesheim, dem Übersetzer der Theodicee, mit .dem Leidener Philo- 


692 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


sophen und Mathematiker de Volder, mit dem er den Begriff der Sub- 
stanz in philosophischer und mathematischer Betrachtung entwickelte, 
in Briefen, die, vor und nach 1700 geschrieben, uns erst 1879 bekannt 
und zugänglich geworden sind. 

Mit diesen und mit wie vielen andern unterhielt Leibniz Jahre 
hindurch einen anregenden und angeregten Briefverkehr, und so ver- 
schieden die Fragen waren, die zur Erörterung kamen, so verschie- 
den auch die Personen, an die er sich wendete, immer erweist sich 
Leibniz in gleicher Weise geneigt, auf jeden Einwand einzugehen, je- 
des Bedenken aus dem Springquell nie ruhenden Nachdenkens durch 
bessere Belehrung zu heben und sich selbst im Wechselverkehr der 
Geister zu immer hellerer und gesicherterer Anschauung emporzuheben. 

Wer diese Briefe heute mustert, ihrem Gedankenreichthum sich 
hingiebt, zugleich die durchsichtige Klarheit und erlesene Feinheit der 
Form beachtet, gleichviel ob sie in lateinischer Sprache, wie die an 
des Bosses und de Volder, oder, wie meistens, in französischer verfasst 
sind, wird sich nicht wundern, dass schon damals nach einem zeit- 
genössischen Urtheil Leibniz’ Correspondenz unter den Europaeischen 
Gelehrten eines hohen Rufes sich zu erfreuen hatte. 

Wo aber Leibniz Gründe fand, mit abgeschlossenen Untersuchun- 
gen zumal geringeren Umfangs dem Publicum selbst gegenüber zu tre- 
ten, standen ihm die beiden Träger der französischen und der deutschen 
Gelehrsamkeit zur Verfügung, das als erstes Muster einer gelehrten Zeit- 
schrift durch den Parlamentsrath de Sallo 1665 gegründete Journal des 
Savans, und die in Leipzig, nicht ohne Leibniz’ eigene Betheiligung in 
das Leben gerufenen Acta Eruditorum, und sie haben ihm beide nicht 
selten als Vermittler seiner Gedanken gedient, für die er, wie es die 
Zeitschriften mit sich brachten, bald in lateinischer, bald in franzö- 
sischer Sprache mit gleicher Leichtigkeit den Ausdruck fand. 

So erschienen in den Leipziger Acta einige grundlegende Unter- 
suchungen, wie 1684 Gedanken über die Erkenntniss, die Wahrheit 
und die Ideen‘, 1694 über die Verbesserung der sogenannten ersten 
Philosophie und den Begriff der Substanz’ und andre verwandte, aber 
alle hervorgegangen aus dem bewussten Gegensatz gegen das noch 
herrschende System seines Vorgängers des Cartes, dessen Bekämpfung 
der Veröffentlichung ihren nächsten Anlass gab. 

Das Journal des Savans brachte nebst kleineren Mittheilungen als 
Wichtigstes (1695) Leibniz’ Darlegung seines 'neuen Systems der Natur 
und des Verkehrs der Substanzen unter einander d. h. der unter dem 
Namen der praestabilierten Harmonie bekannten Lehre von der Ver- 
bindung von Leib und Seele, die Kant verhöhnte, die aber, ob sie 
nun recht oder falsch war, einen Fortschritt über die nächstvoran- 


Vanuren: Festrede über Lrısnız als Schriftsteller. 693 


gegangene Philosophie bezeichnete, deren von Leibniz durchschaute 
Mängel den neuen Versuch herbeigeführt hatten. Und wenn wir nun 
hören, dass diese neuen Lehren schon zehn Jahre früher den Freun- 
den mitgetheilt, mit Arnaud, Foucher, und anderen in Briefen erörtert 
waren, und dass Leibniz nur in einem Augenblick geschwächter Ge- 
sundheit den Gedanken gefasst und geäussert, diese Untersuchungen 
zu veröffentlichen, und darauf von Pariser Freunden gedrängt, sie für 
das Journal, doch ohne Nennung seines Namens zu gestatten, her- 
gegeben, und wie er nun gespannt und besorgt ist, welchen Erfolg 
er damit unter den Philosophen erzielen werde, so erkennt man leicht, 
wie wenig der grosse Mann, der jederzeit bereit war, die schwie- 
rigsten Fragen mit sachkundigen Freunden brieflich zu verhandeln, 
darauf Bedacht nahm, seine philosophischen Grundgedanken in authen- 
tischer Form und mit voller Beweiskraft der Mit- und Nachwelt zur 
Kenntniss zu bringen. 

Nachdem aber einmal der kühne Wurf gethan war, und es nun 
auch an Angriffen und Entgegnungen hier und anderwärts nicht fehlte, 
war auch Leibniz stets schlagfertig, nicht so sehr fremde Meinungen 
zu bekämpfen als seinen Sätzen zu Hülfe zu kommen, und durch 
immer neue Aufklärungen aus dem unerschöpflichen Schatz seiner 
Gedankenarbeit ihnen Schutz und Sicherung gegen Zweifel und Be- 
kämpfung zu gewähren. 

Zu diesen beiden Frankreichs und Deutschlands gelehrtem Lese- 
bedürfniss entgegenkommenden Journalen trat, neben immer zahl- 
reicher auftauchenden Fachzeitschriften, in den achtziger Jahren des 
Jahrhunderts eine dritte allgemein wissenschaftliche Zeitschrift hin- 
zu in den in Holland von Pierre Bayle begonnenen und einige Jahre 
mit grossem Erfolg fortgeführten Nouvelles de la republique des let- 
tres, deren Andenken unlängst in beredter Darstellung erneuert wor- 
den ist. Ihre fast unfreiwillige Benutzung und der damit eröffnete 
persönliche Verkehr mit dem gelehrten Herausgeber derselben ist für 
Leibniz’ schriftstellerische Bethätigung von besonderer Wirkung ge- 
worden, so dass ein wenn auch rascher Blick auf Bayle und dieses 
Verhältniss sich rechtfertigen wird. 

Bayle war einer der einflussreichsten französischen Schriftsteller 
in der zweiten Hälfte des siebenzehnten und dem beginnenden acht- 
zehnten Jahrhundert, und recht ein lebendiger Zeuge der Zeit, die 
ihn hervorgebracht. Einer reformierten Predigerfamilie in Südfrank- 
reich entsprossen, aber eine Zeit lang unter jesuitischem Einfluss der 
römischen Kirche gewonnen, dann wieder zurückgefallen, hatte er 
nach längerem Aufenthalt in und bei Genf, nieht ohne Fährlichkeit 
nach Frankreich zurückgekehrt, eine Zeit lang an der Academie zu 


694 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


Sedan eine Professur der Philosophie bekleidet, aber nach Aufhebung 
der Anstalt (1682) in Rotterdam an der neugegründeten Eeole illustre 
einen seinen Talenten entsprechenden Wirkungskreis gefunden, in wel- 
chem er in einem mässig langen Leben (er starb in seinem 59. Lebens- 
jahr, 28. December 1706) eine ungewöhnliche schriftstellerische Thä- 
tigkeit entfaltet, deren Früchte die nächste Folgezeit in zweimal vier 
Folianten schwersten Calibers gesammelt hat. 

Er war zwar mathematischer und physikalischer Anschauung 
nicht fremd, aber die Ziele seiner Forschungen lagen auf philoso- 
phischem und historischem Gebiet, und wie ihn zu diesem ein kri- 
tisches Talent und ein feiner Wahrheitssinn leitete, der das Herge- 
brachte nicht ohne Zeugenverhör und ausreichende Gewähr gelten 
liess, so zu jenem ein tiefblickender Scharfsinn, der die Probleme 
in ihrem Kern zu erfassen und die daran haftenden Zweifel und Be- 
denken mit dialektischer Schärfe herauszustellen wusste. 

Stoffe zu seinen schriftstellerischen Arbeiten ergaben sich ihm 
aus den Bewegungen der Zeit, wie wenn er einen litterarischen An- 
griff auf die Reformierten, einen Vorboten von Schlimmerem, das be- 
vorstand, und wenig später nach Aufhebung des den Protestanten 
Frankreichs Schutz gewährenden Edietes (1685) die beginnenden Verfol- 
gungen und gewaltsamen Bekehrungen wiederholt in Schriften, die für 
Toleranz und Gewissensfreiheit eintraten, mit Nachdruck bekämpfte, 
oder aus Anlass der von aller Welt an die Erscheinung eines Kometen 
im J. 1680 gehefteten Befürchtungen aus dem unermesslichen Schatz 
seiner Belesenheit diesen und den sämmtlichen auf Vorzeichen verschie- 
dener Art gegründeten Aberglauben alter und neuer Zeit in einer immer 
neue Gesichtspunkte einführenden Darstellung verfolgte. 

Dazu leitete ihn bei allem, was er schriftstellerisch unternahm, ein 
wunderbarer Tact, die rechte Form zu finden, die Leser gewinnen und 
fesseln konnte. Nicht zu reden von so anmuthigen Schriften, wie die 
"Gedanken über die Kometen oder die mit jenen verwandten "Antworten 
auf die Fragen eines Kleinstädters‘, die in dem leichten Ton des diseours 
Betrachtungen an Betrachtungen anspinnend den Leser nicht ermüden 
lassen, selbst ein so ponderoses Werk, wie das zwei Folianten, in der der 
ersten rasch gefolgten zweiten Bearbeitung drei umfassende Dietionnaire 
historique et eritique, fand reichlich Beifall und Nachfrage: das freilich 
nicht dazu bestimmt war, von Anfang bis zu Ende gelesen zu werden, 
um so mehr in den gesonderten Artikeln die verschiedensten Interessen 
befriedigen konnte, bald durch knappe geschichtliche Belehrung anzog, 
bald in den oft weit sich ergehenden Digressionen durch umfassende 
Erörterung schwieriger philosophischer oder theologischer Fragen an- 
regend wirkte. 


VAutEn: Festrede über Leıznız als Schriftsteller. 695 


Ganz besonders aber traf Bayle die Wünsche des lesenden Publieums 
durch die von ihm begründete, in monatlichen Heften erscheinende Zeit- 
schrift, in der er mit seltenem Geschick durch Auszüge und Beurthei- 
lungen vom Neuesten der Litteratur regelmässig Kunde brachte — einige 
Jahre hindurch, bis er, da er sie fast allein schreiben musste, erlahmte 
und sein Freund H. Basnage de Beauval das glücklich begonnene Unter- 
nehmen unter neuem Titel weiterführte. 

Hier setzte Leibniz’ Verbindung mit Bayle ein. Anlass gab eine in 
den Leipziger Acta (1686) gedruckte Abhandlung von Leibniz, in der 
er einen Irrthum des Cartes’ über Quantität der Bewegung und Quantität 
der Kraft aufdeekte; was Einwendungen von ÜCartesianischer Seite her- 
beiführte, die zusammen mit Leibniz’ Aufsatz (beides in französischer 
Sprache) in Bayle’s Nouvelles aufgenommen eine durch Replik und 
Duplik sich hindurchziehende Controverse hervorrief (1686. 1687). An 
der Streitfrage selbst hatte Bayle keinen Antheil, aber Leibniz, der mit 
seiner Entgegnung an Bayle sich gewendet, benutzte nicht ungern die 
vom Zufall dargebotene Gelegenheit, dem berühmten Schriftsteller, dem 
er bis dahin fern gestanden, näher zu treten. 

Und die einmal angeknüpfte Beziehung erhielt sich zunächst mittel- 
bar wenigstens. Leibniz’ Briefe an Basnage aus den Jahren 1692. 1693 
lassen erkennen, wie viel Leibniz daran gelegen war, für seine Animad- 
versiones über die Principien der Cartesianischen Philosophie Bayle’s 
sachkundiges Urtheil zu erlangen, und wie auch dieser sich bereit finden 
lässt, auf eine von Leibniz angeregte Frage einzugehen. 

Directer Austausch philosophischer Ideen zwischen Leibniz und 
Bayle knüpfte sich an Bayle’s Dietionnaire eritique und an den durch 
Leibniz berühmt gewordenen Artikel Rorarius. Bei Gelegenheit einer 
Schrift des Hieronymus Rorarius über die Natur der Thierseelen hatte 
Bayle, wie er zu thun pflegte, eine Reihe von Schriften verwandten 
Inhalts und verschiedene Ansichten Verschiedener über denselben Ge- 
genstand aufgezählt, darunter auch Leibniz’ Hypothese über die Ver- 
bindung von Leib und Seele im Hinblick auf das im Journal des Sa- 
vans (1695) bekannt gemachte ‘Neue System der Natur’ und einen er- 
gänzenden Aufsatz in Basnage’s Histoire des Ouvrages (1696) einer Be- 
sprechung unterzogen und, wie immer mit dem Ausdruck bewundern- 
der Anerkennung für Leibniz, auf einige Bedenken hingewiesen, die 
seiner Annahme sich noch entgegenzustellen schienen. 

Fein und zierlich wie der Angriff war die Erwiderung. die Leibniz 
an Bayle’s Freund Basnage de Beauval gerichtet, der sie in seine Zeit- 
schrift (1698) aufnahm, nachdem sie zuvor unter Bayle’s Augen gewesen, 
der sich zwar beifällig darüber geäussert, sich aber doch nicht dazu 
verstanden hatte, wie Leibniz gehofft, seine epikritischen Bemerkungen 


696 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


dem Abdruck gleich beizufügen. Um so sicherer stand zu erwarten, 
dass die rasch nach der ersten in Angriff genommene zweite Bearbei- 
tung des Dietionnaire neue Gedanken über die noch unausgetragene 
Streitfrage bringen werde. Und Leibniz, immer begierig, von Bayle’s 
Scharfsinn zu lernen und von ihm zu neuen Erwägungen sich anregen 
zu lassen, hatte den lebhaften Wunsch, noch vor Abschluss des Werkes 
die von Bayle beabsichtigten weiteren Ausstellungen an seiner Theorie 
kennen zu lernen, damit der Druck, meinte er, sie zugleich mit seiner 
Antwort bringen könne. Da dies nicht sein konnte, musste er sich, 
wohl oder übel, bis zur Herausgabe des Dietionnaire gedulden. Ende 
1701 war es erschienen, aber Leibniz erst 1702 zu Gesicht gekommen. 
Bayle hatte wirklich, wie vorauszusehen, mit grösserem Anlauf Leibniz’ 
Lehre zum Gegenstand seiner Kritik gemacht, die bei aller Anerkennung 
der grossen Bedeutung, die seiner Theorie zukomme, deren Vortheile 
vor des Cartes’ und der Occasionalisten Annahme er bereitwillig ein- 
räumte, doch auch die Schwierigkeiten hervorhob., an der sie noch leide. 

Leibniz antwortete verbindlich, wie er pflegte, und nicht ohne 
Bayle’s Scharfsinn besondere Anerkennung zu zollen, und schickte von 
Lüzenburg, wo er sich damals aufhielt, seine ausdrücklich nur für 
ihn und einige Freunde, nieht für die Öffentlichkeit, bestimmte Aus- 
führung, die Punkt für Punkt Bayle’s Zweifel durch noch genauere 
Darlegung zu entkräften suchte, nebst einem Schreiben an Bayle, der 
dankbar für die durch seine Veranlassung herbeigeführte weitere Auf- 
klärung Leibniz’ Replik an ihn zurücksendet mit dem ausgesprochenen 
Wunsche, dass sie gedruckt werden möge, vorausgesetzt, dass Leibniz 
die ihm darin ertheilten Lobsprüche tilge. Noch ehe seine Aufzeich- 
nung, die nach Bayle bei Freunden eursierte, an ihn zurückgekom- 
men, antwortet Leibniz auf Bayle’s Brief, dass er das Unrecht nicht be- 
gehen werde, den ihm gebührenden Antheil an der Aufhellung einer 
so schwierigen Materie zu beseitigen, dass aber das Druckenlassen keine 
Eile habe, da er nicht für das Publicum geschrieben, sondern für ihn 
und andere Freunde, in der Erwartung von ihnen hinwiederum Be- 
lehrung zurückzuerlangen. Und in der That erst mehre Jahre nach 
Bayle’s Tod, als sein Freund des Maizeaux seine Briefe sammelte, ge- 
schah es auf dessen Veranlassung, dass die inzwischen in Leibniz’ 
Hände zurückgekommene, aber bei Seite gelegte Arbeit spät noch zur 
Veröffentlichung gelangte (1712). 

Der Hergang, dem manch analoges Erlebniss aus Leibniz’ Schrift- 
stellerthätigkeit sich an die Seite setzen liess, ist zwar auch bezeich- 
nend für Bayle’s Charakter, zeigt aber ganz besonders Leibniz’ Eigen- 
art in hellstem Licht, der die Zustimmung scharfsinniger und compe- 
tenter Richter zu seinen Lehrmeinungen wohl zu schätzen wusste, vor 


VAnrten: Festrede über Leıenız als Schriftsteller. 697 


allem aber, sei es nun Zustimmung oder Ablehnung, aus ihren Mei- 
nungsäusserungen neue Antriebe der Forschung und damit Förderung 
der Erkenntniss zu gewinnen trachtete. 

Doch Bayle’s Schriften haben noch von anderer Seite her mittel- 
bar einen bestimmenden Einfluss auf Leibniz’ eigene litterarische Pläne 
ausgeübt. 

Bayle’s Beziehungen zu Deutschland hingen nieht bloss und hin- 
gen nicht vornehmlich an Leibniz. Zwar hatte Bayle's Gedanke, als 
arge Misshelligkeiten ihm Rotterdam verleideten, in Berlin unter dem 
freisinnigen Regiment des grossen Kurfürsten, wie viele seiner Landes- 
und Glaubensgenossen, ein Unterkommen zu finden, sich nicht ver- 
wirklichen lassen (1688), so wenig wie einige Jahre später (1697) 
Leibniz’ Absicht ihn für den grade frei gewordenen Bibliothekarposten 
in Cassel zu gewinnen. Aber an Verbindungen mit Berlin und in 
Berlin ansässigen Franzosen fehlte es ihm nicht, wie mit Lenfant, ei- 
nem Jugendfreunde Bayle’s, der seit 1688 als einer der französischen 
Hofprediger in Berlin lebte, mit de la Croze, seit 1704 Bibliothekar 
des Königs, mehr noch mit Charles Ancillon, dem juge superieur der 
in Preussischen Landen lebenden Franzosen, der, wie zu Bayle, so 
auch zu Leibniz in naher Beziehung stand und wiederholt zwischen 
beiden den Vermittler zu machen veranlasst war. Aber auch mit 
dem Grafen Dohna, einst (1672) in Copet bei Genf, dem Stamm- 
sitz der Dohna, Bayle’s Schüler, jetzt (1695-1704) der Gouverneur 
des Kur- und Kronprinzen Friedrich Wilhelm, bestand noch eine per- 
sönliche Verbindung, deren Fäden uns Bayle’s Briefe an Ancillon er- 
kennen lassen, der auch hier meist als Vermittler eintrat: an beide 
geht Bayle’s neues Dietionnaire und trägt ihm von beiden willkom- 
mene Zeichen ehrender Anerkennung ein. 

Vor allem aber hatte Bayle durch seine Schriften warme Verehre- 
rinnen gewonnen an der Kurfürstin, späteren Königin Sophie Charlotte 
von Preussen und ihrer Mutter, der Kurfürstin Sophie von Hannover. 
Schon 1697 erwähnt Leibniz beiläufig in einem Brief an Basnage, dass 
Bayle’s "Gedanken über die Kometen zu den Lieblingsbüchern der Kur- 
fürstin Sophie gehörten. Und als im October 1700 die beiden Kur- 
fürstinnen in diplomatischer Mission unter Begleitung des Grafen Dohna 
einen Besuch in Holland machten, unterliessen sie nicht, eine persönliche 
Begegnung mit dem berühmten Schriftsteller, ihm und seinem Freunde 
Basnage, im Haag herbeizuführen, bei der, wie Bayle’s zeitgenössischer 
Biograph berichtet, während die Kurfürstin Sophie sich eifrig mit Bayle 
unterhielt, ihre Tochter im Gespräch mit Basnage ihrer besonderen An- 
erkennung für Bayle und seine Schriften Ausdruck gab, die sie immer 
bei sich zu führen pflege. Und Leibniz schreibt selbst an Bayle (27. De- 


698 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


cember 1701), dass die Königin von ihrer Zusammenkunft mit ihm er- 
zählt und nur bedauert habe, sich nicht länger mit ihm unterhalten zu 
können, doch kenne sie ihn besser, setzt Leibniz hinzu, aus seinen Schrif- 
ten, die Königin nicht minder als ihre Mutter, die Kurfürstin. Als daher 
Ende 1701 die langersehnte Neubearbeitung des Dietionnaire erschienen 
war, meldet es Leibniz als ein besonderes litterarisches Ereigniss der 
Kurfürstin, und dass die Königin Auftrag gegeben, ein Exemplar zu 
beschaffen. 

Man sieht, der Schriftsteller Bayle war eine wohlbekannte und gern 
gesehene Erscheinung am Hof der Königin, der zwar auch ein Musenhof 
war, aber nicht minder vielleicht ein Gelehrtenhof, an dem manch ge- 
lehrter Streit unter den Augen der Königin und zu ihrem besonderen 
Wohlgefallen ausgefochten ward, und an welchem Männer verkehrten, 
wie u.a. John Toland, der irische Freidenker, Thomas Burnett de Kem- 
ney, der Freund Locke’'s und eifrige Correspondent von Leibniz, Lord 
Shaftsbury, auch ein persönlicher Gönner Bayle’s, und vor allem Leibniz, 
der grosse Leibniz, wie die Königin sagte, der seit 1700, dem Jahr der 
Gründung unserer Societät, in den nächstfolgenden Jahren bis zum 
Tode der Königin (1705) fast regelmässig einen Theil des Sommers 
und Herbstes in dem Lustschloss der Königin in Lüzenburg zuzubringen 
pilegte. 

In diesem Kreise fanden Bayle’s Schriften ihre rechte Würdigung: 
oft, erzählt Leibniz, ward aus ihnen vor der Königin vorgelesen; und 
sie bewährten ihre Eigenart, belehrend zugleich und unterhaltend zu 
sein; aber es konnte auch nicht fehlen, dass sie zahlreiche Fragen, 
zumal in dem von Bayle nicht selten beschrittenen Gebiete religiös- 
philosophischer Betrachtung, anregten, über die sich viel nach vielen 
Seiten streiten liess, wie z.B. wenn er behauptete, die Manichäische 
Annahme eines guten und bösen Prineips zur Erklärung des Bösen 
in der Welt lasse sich mit Vernunftgründen nicht widerlegen, oder 
wenn er Götzendienst und Atheismus in Parallele bringt und nach 
ihrem Werth an sich und ihrer Wirkung auf die Sittlichkeit des Lebens 
gegen einander abwägt. 

Bei solchen Fragen griff Leibniz ein, indem er oft Anlass nahm, 
die blendenden Gründe Bayle’s, die nicht ohne Wirkung auf die Köni- 
gin blieben, als nicht unüberwindlich zu erweisen, in mündlicher Aus- 
führung, und auf den besonderen Wunsch der Königin, damit man, 
sagte sie, alles wohl überlegen könne, auch in schriftlicher Darlegung, 
und gewann damit eine neue Gelegenheit, sich schriftstellerisch zu 
bethätigen, die seinem Wesen, das immer mehr auf persönliche Ein- 
wirkung gieng, vorzüglich zusagen musste. So hatte er auch, um von 
anderem, was er in Lüzenburg und für die Königin ausgearbeitet, 


Vanrten: Festrede über Leisnız als Schriftsteller. 699 


nicht zu reden, nachdem er Lady Masham auf ihren Wunsch brief- 
lich sein System entwickelt hatte, dieselbe Darlegung der Königin 
überreicht, nur mit einem anmuthigen Zusatz von Humor, der auch 
sonst dem alten Herrn in der Allongeperücke nicht übel zu Gesichte 
stand. 

Und so also werden wir diese gegen Bayle sich wendenden für 
die Königin aufgesetzten Einzelbetrachtungen uns zu denken haben: 
denn erhalten sind sie uns nieht, sondern haben nur als Füllstücke 
gedient in dem Aufbau eines besonderen Werkes, des einzigen grösse- 
ren von philosophischem Inhalt, das Leibniz selbst herausgegeben hat. 

Was Leibniz unter dem Titel "Theodieee, Versuche über die Güte 
Gottes, die Freiheit des Menschen und den Ursprung des Bösen’ fran- 
zösisch geschrieben, hat man wohl so angesehen, als ob es auf Ver- 
anlassung der Königin verfasst und dazu bestimmt gewesen sei, dem 
Sceptieismus Bayle’s die Spitze abzubrechen: keins von beiden trifft, 
bin ich der Meinung, voll die Wahrheit. 

Auf Fragen über menschliche Freiheit und göttliche Vorsehung, 
über Gottes Gerechtigkeit und das viele, physische und moralische, 
Übel in der Welt, wie sie eine Theodieee zu lösen hat, hatte Leib- 
niz, der ein frühreifer philosophischer Denker war, schon in seiner 
Jugend eifriges und anhaltendes Nachdenken gewendet, hatte von Lau- 
rentius Valla’s Sehrift De libero arbitrio. Luther’s De servo arbitrio 
angefangen zahlreiche Schriften über diese Streitfragen gelesen, schon 
1673 bei seinem Aufenthalt in Paris in einem lateinisch geschriebenen 
Dialog seine Ansicht über die beste Welt und die menschliche Frei- 
heit dargelegt, und später oft und mit Vielen mündlich und schrift- 
lich diese Gegenstände erörtert, so dass es nichts Verwunderliches 
gehabt hätte, wenn aus diesen Anfängen ein Werk wie die Theodieee 
in freier und selbständiger Gestaltung hervorgegangen wäre, zumal 
Leibniz nichts näher liegen musste, als nachdem er seine physika- 
lische Weltanschauung in Grundzügen dargestellt hatte, die davon un- 
trennbare moralische Weltordnung auf bestimmten Ausdruck zu brin- 
gen. Aber ob die so früh und so lang gehegte Absicht jemals zur 
Verwirklichung gediehen wäre ohne hinzutretenden äussern Anstoss, 
lässt Leibniz! schriftstellerische Art, wie wir sie erkannten, nur zu 
sehr bezweifeln. 

Als Leibniz seine Theodicee niederzuschreiben anfıeng, war die 
Königin bereits durch allzufrühen Tod dahingerafft (Jan. 1705). auch 
Bayle schon seinen Leiden erlegen (Ende 1706). Aber Freunde, die 
von Leibniz’ philosophischen Gesprächen mit der Königin wussten, 
vielleicht auch Einiges von dem aus diesem Anlass aufgezeichneten 
kannten, äusserten den Wunsch, das gesondert Entstandene gesam- 


700 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


melt und verknüpft zu sehen. Und folgte ihnen Leibniz, so gewann 
er zugleich Gelegenheit das ihm so theure Andenken an die früh ver- 
blichene Königin in seiner Weise zu ehren. Als Bindemittel aber 
das Sporadische zu vereinigen, bot sich der schon so reiflieh durch- 
dachte Plan einer Theodieee dar, die wie eine Art Schirmdach das 
aus einander stiebende zusammenzuhalten und zu einer Verbindung 
zu zwingen sich eignete. So erwuchs ein Werk, das seinen Ursprung 
aus disparaten Theilen, aus lambeaux, wie Leibniz selbst wiederholt 
sich ausdrückt, dem aufmerksamen Leser nicht verleugnen kann. 

Aber so sehr der gegen Bayle’s Ansichten gewendete polemische 
Antheil über die harmonische Gliederung des Ganzen hinausgewachsen 
ist, man würde doch, dünkt mich, fehl gehen, wollte man darin den 
Hauptzweck des Werkes erkennen: ja dass Leibniz selbst gelegentlich 
in Briefen sein Buch als ein Antibaylianum bezeichnet, darf uns nicht 
beirren. Sein Ziel war ein positives: die in seiner Theodieee nieder- 
gelegten und aus seinen metaphysischen Anschauungen gezogenen Über- 
zeugungen, dass die Welt mit all ihren Übeln doch die beste unter 
allen möglichen sei, und das Übel selbst ein Ingrediens des göttlichen 
Weltplans ausmache, und die göttliche Vorsehung die freie Selbstbe- 
stimmung und sittliche Verantwortung nicht aufhebe, lagen ihm am 
Herzen, und er wünschte sie nicht durch die in verschiedenen Schriften 
Bayle’s zerstreuten scharfsinnigen aber mehr Zweifel aufstörenden als 
beschwichtigenden Ansichten gefährdet oder beeinträchtigt. Und indem 
er diese immer festgehaltene Richtung der Abwehr in der Kritik der 
Sätze Bayle’s verfolgt, hat er im Grunde den Streit nur fortgesetzt, 
den er mit ihm selbst geführt. zumal die meisten der in die Theodieee 
aufgenommenen Widerlegungen noch bei Bayle’s Lebzeiten aufgezeich- 
net sind und Leibniz’ Wünschen nichts entsprechender gewesen wäre, 
als die von Neuem in das Feld geführten Streitpunkte in unmittel- 
barem Austausch mit ihm selbst durchzusprechen. Nichts lag Leibniz’ 
edler Gesinnung ferner, als einen Angriff dem Todten gleichsam in das 
Grab nachzusenden. Soviel er an Bayle’s Ansichten und Methode aus- 
zusetzen fand, mit dem er doch auch in vielen Stücken einverstanden 
war, und so sehr er neben Bayle’s Stärke auch ein Auge für seine 
Schwächen hatte, niemals verleugnet er die hohe Achtung, die er vor 
Bayle’s ungewöhnlichem und oft glücklichem Scharfsinn und seiner 
seltenen Gelehrsamkeit hegte. 

Leibniz wusste wohl, dass seine Theodieee, obwohl sie, hier und da 
über die Grenzen ihrer besonderen Aufgabe hinaustretend, philosophische 
Fragen allgemeiner Art berührt, kein vollständiges System seiner Philo- 
sophie darstellte, meinte aber, wenn man das vereinzelt in den franzö- 
sischen, deutschen, holländischen Zeitschriften Mitgetheilte hinzunehme, 


Vauren: Festrede über Leısnız als Schriftsteller. 701 


werde nicht viel fehlen, wenigstens soweit es auf die Prineipien an- 
komme. Und das genügte ihm: eine zusammenfassende Darstellung zu 
versuchen, den Gedanken hat er kaum gefasst, darin weit verschieden 
von seinem Zeitgenossen Spinoza, der entfernt von einem Weltverkehr, 
wie er Leibniz’ Natur zusagte, einzig in dem Ausbau und der künstle- 
rischen Gestaltung seines philosophischen Systems die Lebensaufgabe 
fand und zu erfüllen trachtete. Leibniz war, wie in Vielem, auch darin 
mehr ein Philosoph von Platonischem Geist, dem die Philosophie nicht 
Überlieferung sondern Erzeugung der Erkenntniss ist, dass er es ver- 
schmähte, seine Weisheit einem Buche anzuvertrauen, das von Verstän- 
digen und Unverständigen gelesen, unvermögend sei, auf Fragen Ant- 
wort zu geben und dem Missverständniss zu wehren, sondern immer ge- 
neigter war, in lebendigem Austausch der Gedanken die Probleme zu er- 
örtern, und wo dies nicht angieng, in dem so eifrig gepflegten Brief- 
wechsel durch den Contact der Seelen Erkenntniss zu gewinnen und zu 
fördern. oder wenn es hoch kam, in einem Journalartikel eine einzelne 
Meinung mit Gründen darzulegen oder zu verfechten. Und darin unter- 
scheidet sich auch die Theodieee nicht, nur dass sie ein Conglomerat ist 
von vielem Einzelnen derselben Gattung. 

Und doch hätte Leibniz vermocht, lange vor Lessing und Kant, der 
deutschen Philosophie, als deren Ahnherr er immer gelten wird, ein 
elassisches Werk anzueignen in deutscher Sprache, deren wunderbare 
Fähigkeit für jeden, auch den höchsten Schriftstellergebrauch, Niemand 
tiefer empfunden und nachdrücklicher ausgesprochen hat als Leibniz. 

Doch wir nehmen ihn als Schriftsteller, wie er sich hat geben wollen, 
und geniessen seines Geistes, wie und auf was Art er sich der Mit- und 
Nachwelt offenbart hat. 

Und indem wir heute vor Allem seines Verdienstes um unsere Kör- 
perschaft gedenken, huldigen wir zugleich in seinem Geiste der edlen 
Fürstin, die von seinen Ideen erfüllt, die Wege zur Gründung dieser An- 
stalt geebnet hat, und preisen den König, der, wie er königliche Pracht 
geliebt, auch den Glanz, mit dem die Wissenschaft den Thron umgiebt, 
nicht entbehren wollte. 


Darauf hielt Hr. Koser seine Antrittsrede. 


Den Dank, den ich der Akademie an dem heutigen Festtage öffent- 
lich abstatten darf, sage ich ihr nicht bloss für die hohe Auszeichnung, 
die mir durch die Aufnahme in diese gelehrte Gemeinschaft zu Theil 
geworden ist. Mein Dank hat weit zurückzugreifen: ich schulde ihn 
der Akademie jetzt seit dreiundzwanzig Jahren, seit dem Tage, da die 
Akademie auf den Vorschlag von Joh. Gust. Droysen und Max Duncker 
mich zur Betheiligung an eben den Arbeiten heranzog, für die sie jetzt 


702 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


von neuem meine Mitwirkung in Anspruch nimmt. Für meine Lauf- 
bahn, mein Leben ist der damals mir ertheilte Auftrag entscheidend 
geworden. Im Begriff, mich praktisch dem Schulfach, für das ich 
mich vorbereitet hatte, zu widmen, erhielt ich durch das Eingreifen 
der Akademie die Richtung auf ein anderes Ziel, die Veranlassung zu- 
gleich und die äussere Möglichkeit zu berufsmässiger Beschäftigung mit 
den Aufgaben historischer Forschung. 

Aber nicht allein die Laufbahn, auch das besondere Arbeitsfeld 
ist mir in jenem Augenblick vorgezeichnet worden: die Geschichte des 
Herrschers, den die Akademie als ihren Wiederhersteller und einstigen 
regelmässigen Mitarbeiter verehrt. Ein ausgedehntes Forschungsgebiet, 
dem ich seither ununterbrochen und ganz überwiegend meine littera- 
rische Thätigkeit zugewandt habe, wenn auch die nach einander über- 
nommenen Lehraufträge es mir zur willkommenen Pflicht machten, den 
Kreis meiner historischen Studien mit der Zeit immer weiter zu ziehen. 

Die Wendung, die mich auf die andauernde Beschäftigung mit dem 
Leben und dem litterarischen Nachlass eines grossen Mannes führte, 
konnte nun auch auf die Entwickelung meiner wissenschaftlichen An- 
schauung nicht ohne Einfluss bleiben. Lebhafter denn je wird heute 
die alte Streitfrage erörtert nach der Bedeutung und der Rolle der Per- 
sönlichkeit innerhalb der historischen Bewegung. Ich gebe den Wort- 
führern einer collectivistischen Geschichtsauffassung gern zu, dass die 
weltgeschichtlichen Thaten selbst der Grössten nur denkbar sind in 
den ihnen durch die Zustände gesetzten Grenzen. Aber der Möglich- 
keiten sind so viele, und die Grenzen des Möglichen sind so weit ge- 
zogen, dass für die freie Bethätigung der lebendigen Menschen, der 
grossen wie der kleinen, hinreichender Spielraum bleibt, um die nie 
fertigen, allzeit tliessenden Zustände ebenso wieder umzugestalten, 
wie sie ihre augenblickliche Gestalt doch durch Menschenkraft und 
Menschenwitz erhalten hatten. Um die Mitte unseres Jahrhunderts 
wollte Gervinus ein wesentlich charakteristisches Zeichen unserer Zeit- 
geschichte darin sehen, dass der grosse Einfluss Einzelner in ihr kaum 
zum Vorschein komme, dass die Bewegungen von dem Instinete der 
Massen getragen würden, dass der hervorragende Rang der grossen 
Begabung in Abnahme sei. Sehr bald zeigte die Zeit ein gar anderes 
Gesicht, und so oft immer eine starke Persönlichkeit durch den Einsatz 
ihres zwingenden Willens und ihres überlegenen Intellects zwar nicht 
das Unmögliche möglich macht, aber das unmöglich Scheinende, das 
Irreguläre, Unerwartete, Ungemeine durchsetzt, wird auch das Dichter- 
wort gelten, dass wer fest auf dem Sinne beharrt die Welt sich bildet. 

Unsere Akademie ist ein Arbeitsinstitut: es sind ganz concrete 
Aufgaben, deren Förderung, wie schon berührt, hier von mir verlangt 


Koser: Antrittsrede. 703 


wird. Die Veröffentlichung der Urkunden und Acten zur Geschichte 
der neueren Jahrhunderte, zur Geschichte unseres engeren Vaterlan- 
des, ist in das Arbeitsprogramm der Akademie erst seit verhältniss- 
mässig kurzer Zeit hineingezogen worden. Die fünfziger Jahre unseres 
Jahrhunderts hatten uns jene ganze Reihe hervorragender Darstellun- 
gen gebracht, die von der Gestaltungskraft der deutschen Geschichts- 
forscher das glänzendste Zeugniss ablegten, während doch ihre Auf- 
fassung der neueren deutschen Geschichte die Werke von Droysen, 
Häusser, H. von Sybel alsbald lebhaften Angriffen aussetzte. Die Ver- 
fasser hatten den politischen Maassstab für die Beurtheilung der Ver- 
gangenheit gewonnen in und an den Kämpfen der Gegenwart, in 
denen die Gegensätze der deutschen Bürgerkriege von ehedem wie- 
der lebendig geworden waren; auch dieser Geschichtsschreibung hätte 
das ineedis per ignes suppositos eineri doloso zugerufen werden dür- 
fen. Da hat nun niemand eifriger als der Verfasser des bahnbrechen- 
den Werkes über die Geschichte der preussischen Politik die Ver- 
öffentlichung der urkundlichen Zeugnisse dieser Politik, die Vorlegung 
des Gontrolmaterials, betrieben und gefördert, ganz unbekümmert da- 
rum, wie sein eignes schriftstellerisches Lebenswerk in dieser Probe 
bestehen würde. Wir haben seitdem gesehen, dass in dem Maasse, 
als unsere Kenntniss der historischen Vorgänge sich erweiterte und 
vertiefte, immer neue Probleme der Forschung sich ergaben, die wie- 
derum den Wunsch nach weiterer Nachricht weeckten. Das hier und 
da laut gewordene Vorurtheil, als könnte bei unseren Quellenpubli- 
cationen des Guten zu viel geschehen, dürfte damit widerlegt sein; 
wenn es vorkommen kann, dass der Einzelne bei Durchmusterung der 
Archive aus der erdrückenden Masse der Acten vorzugsweise das her- 
ausliest, was er gern beweisen möchte, so wird eine Ausgleichung der 
entgegengesetzten Auffassungen am ehesten dadurch zu erwarten sein, 
dass die Beweisstücke in möglichster Vollständigkeit dem allgemeinen 
Urtheile vorgelegt werden. 

Die wissenschaftlichen Aufgaben, auf die Droysen und Duncker 
1874 in einer der Akademie vorgelegten Denkschrift über die Pflege 
der vaterländischen Geschichte hinwiesen, haben in den grossen, rüstig 
fortschreitenden Sammlungen der »Politischen Correspondenz Fried- 
rich’s des Grossen« und der » Acta Borussiea« ihre Lösung erhalten. 
Aber diese unsere akademischen Unternehmungen bilden nur einen 
Theil dessen, was heute mit öffentlichen Mitteln für die preussische 
und deutsche Geschichte geleistet wird. Auf die Anregung des Fürsten 
Bismarck hat die Königliche Archivverwaltung während der zwanzig- 
jährigen Amtsthätigkeit Heinrich von Sybel’s eine lange Reihe grund- 
legender Publicationen veranstaltet, und wenn zum Nachfolger Sybel’s 


Sitzungsberichte 1897. 65 


704 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


wiederum ein Vertreter der historischen Diseiplin berufen worden ist, 
so war damit zugleich entschieden, dass die bewährten Verwaltungs- 
grundsätze in freiem Sinne festgehalten werden und die Staatsarchive 
der historischen Forschung in weitestem Umfang geöffnet bleiben sollen. 
Sodann haben die provinzialen Geschichtsvereine und die in einzelnen 
Landschaften zusammengetretenen historischen Commissionen den ört- 
lichen Bestrebungen die früher vielfach vermisste Wissenschaftlichkeit 
und Planmässigkeit gegeben und nach dem Muster der Akademien eine 
umfassende Editionsthätigkeit begonnen: eine grossartige, über ganz 
Deutschland verzweigte, in einander greifende Organisation, die noch 
während des letzten Jahres durch verheissungsvolle Anläufe in den 
neueren Landestheilen unserer Monarchie eine nicht unerhebliche Er- 
weiterung erfahren hat. Gern hat sich die Archivverwaltung in den 
Dienst dieser Bestrebungen gestellt, mit ihrem Urkundenvorrath, mit 
ihren Arbeitskräften und, wo es Noth that, auch mit ihren materiellen 
Mitteln. Bei den mannigfachen Beziehungen, die sich mir in dieser 
Riehtung aus meiner amtlichen Stellung ergeben, steigert es noch mein 
Dankgefühl gegen die Akademie, dass sie mir durch die Aufnahme in 
ihre Mitte für den wissenschaftlichen Verkehr mit so vielen Vereini- 
gungen trefflicher Gelehrter gleichsam ein Creditiv ertheilt hat. 


üs folgte die Antrittsrede des Hrn. Lenz. 


Dem Dank, den ich Ihnen heute für die Aufnahme in Ihren Kreis 
abstatte, mischt sich aufs Neue das herbe Gefühl der Trauer bei über 
den 'Tod der beiden grossen Historiker, auf die mit uns unser Volk 
stolz war und die es längst zu seinen Klassikern gezählt hat. Von 
ihnen ist mir der Eine als Lehrer theuer geworden. Die schwanken- 
den Schritte des jungen Studenten hat Heinrich von Sybel zu Bonn 
geleitet, und in seinem Seminar habe ich den ersten Versuch gemacht, 
historische Gedanken zu formen. Das Interesse, welches er dem Schüler 
bewies, hat er mir in den späteren Jahren niemals entzogen; mit tiefer 
Wehmuth gedenke ich heute der Abschiedsstunde an seinem Arbeits- 
tische, wo er immer zu finden war, vor seiner letzten Reise nach 
Marburg. Und wie liesse sich aussprechen, was ich dem Wort und 
Beispiel Heinrich von Treitschke’s verdanke, zu dem die Nation schon 
in meinen Knabenjahren wie zu ihrem Propheten aufsah, und der 
mitten in der Bahn unvergleichlicher Erfolge von uns gerissen wor- 
den ist. 

Dennoch darf ich nicht sagen, dass meine Studien ihr eigenthüm- 
liches Gepräge gerade durch diese Männer erhalten haben. Die Jahre, 
da sich Grundriehtungen und Ziele bei mir festsetzten, standen bereits 
unter anderen Gestirnen. Sybel und Treitschke waren die letzten und 


Lenz: Antrittsrede. 705 


wohl auch die grössten Vertreter jener mit Dahlmann beginnenden 
Gruppe von Historikern, deren ganzes Schaffen gestellt war in den 
unmittelbaren Dienst politischer Arbeit, der Ideen, welche damals das 
Leben der Nation erfüllten und in ihrer Einigung, in der Schöpfung des 
neuen Reiches gipfelten. Wir Jüngeren haben daran nicht mehr mit- 
gearbeitet, es sei denn mit der Waffe und in dem allgemeinen Heer- 
bann. Ich war noch auf der Universität, als die Institutionen des 
neuen Deutschlands geschaffen wurden und dem Ausbau des nationalen 
Staates sich alle Kräfte zuwandten. Die inneren Fragen regten fortan 
unser politisches Leben gewaltig auf, aber die Leidenschaftlichkeit, 
mit welcher früher die Kämpfe um die deutsche Hegemonie betrachtet 
waren, begann einer ruhigeren Stimmung Platz zu machen. Mit kälteren 
Blicken, unbefangener und von einem universaleren Standpunkte aus 
konnten wir nach dem Siege auf die Epochen unserer Geschichte zu- 
rückblicken, in denen unsere Lehrer immer nur nach der Mission 
Preussens ausgeschaut und alle seine Gegner verfolgt hatten. So näher- 
ten wir uns wieder den Grundsätzen der Objectivität, welche Ranke 
in allen Kämpfen der Gegenwart behauptet hatte, er, dessen Bildung 
schon vor der Jugendepoche Sybel’s und Treitschke’s abgeschlossen 
gewesen war, und der uns nun in immer neuen Werken die unver- 
siegliche Kraft seines Geistes und die harmonische Geschlossenheit 
seiner weltumspannenden Forschung offenbarte. 

So wenig dürfen wir es uns als ein Verdienst anrechnen, wenn 
unser Blick etwa weiter reichen sollte als der unserer Lehrer: wir stan- 
den nur wieder unter Constellationen, die wir nicht gesetzt hatten 
noch beherrschten. 

Der Zufall, ich muss es bekennen, hat mich dann, nachdem ich 
mit zwei Arbeiten zur Geschichte des Constanzer Coneils debutirt hatte, 
auf die Bahn geworfen, die mich zuletzt bis in Ihre Mitte geführt hat. 
Meine Absieht war es ursprünglich, mich in Berlin zu habilitiren und 
in der Epoche Friedrich’s des Grossen heimisch zu werden. Aber der 
Wunsch Sybel’s, mich mit der Herausgabe des Briefwechsels Philipp’s 
des Grossmüthigen und Martin Bucer’s zu betrauen, brachte mich nach 
Marburg an die Universität und das Archiv des hochgesinnten Land- 
grafen, der zuerst von allen deutschen Fürsten protestantische Politik 
im grossen Stile getrieben hat. Der Bearbeitung der dortigen Schätze, 
bei der ich oft auf jungfräulichen Boden stiess, habe ich ı2 Jahre 
gewidmet. 

Ich gerieth so an die Epoche, in der auch Ranke seine Kräfte 
geschult und die ersten Erfolge erreicht hat: ihn hatte dorthin sein 
Genius, durch die Jahrhunderte den Pfad suchend, geleitet; von hier 
aus hat er die Eroberungen begonnen, die ihn zurück bis an die 


65* 


706 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


Pforten der historischen Erkenntniss und wieder bis in das helle Licht 
der Gegenwart gebracht haben. 

An unmittelbarem Interesse für die Kämpfe unserer Zeit lässt sich 
die Reformation, auf den ersten Blick wenigstens, mit den neueren 
Epochen kaum vergleichen. Aber einer tieferen Betrachtung können 
die Zusammenhänge der Gegenwart mit der Anfangsepoche der neuen 
Geschichte nicht verborgen bleiben. Gerade die Macht, gegen welche 
Luther das deutsche Gewissen aufrief, sehen wir heute auf’s Festeste 
in dem deutschen Boden verankert. Keinen Schritt können wir vor- 
wärts thun ohne die Rücksicht auf sie. Ja nicht bloss ihre Gewalt, 
sondern ihr Recht, ihm selbst gegenüber, erkennt der Staat an — der- 
selben Kirche, in der Luther den Antichrist herrschen sah, und welche 
ihrerseits die Reformation und Alles was sie schuf als Abfall und dem 
Tode geweiht ansehen muss. Und indem sieh die Massen von dem 
Glauben der Väter zu lösen drohen, will Rom fast nur zu Vielen als 
die feste Burg inmitten der allgemeinen Zersetzung erscheinen. 

Von hier aus bieten sich uns die Analogien zum 16. Jahrhundert 
in Fülle. Auch damals schien es Vielen, als ob die Fluth der Zer- 
störung über die Welt herbrechen sollte: Dogmen und Verfassung, die 
Grundlagen der Gesellschaft und des Staates und die Bildung selbst 
schienen im Sturze der alten Kirche begraben zu werden. Jedermann 
war, mehr fast als heute, im Innersten agitirt; in jedem Verhältniss 
des Lebens sah er sich den Grundfragen des Daseins und dem Ewigen 
gegenübergestellt, und musste an den kämpfenden Theorien Halt zu 
gewinnen trachten. Hierin liegt der unendliche Reiz, den die Er- 
forschung jener Epoche darbietet: bei den kleinsten Untersuchungen 
und in den Acten, die ich edirte, in den führenden Geistern und in 
den Fragen der hohen Politik, in dem Feldlager selbst, im feinsten 
dogmatischen Gespinnst und in den grobsinnlichen Interessenkämpfen 
—- überall zeigt sich der Bezug auf die religiösen Grundfragen des 
Zeitalters. 

Vor Allem ein Problem hat mich immer gefesselt, das uralte und 
ewig sich wandelnde, das auch auf dem Grunde der heutigen Kämpfe 
ruht: die Stellung der weltlichen Macht zur Kirche, der Begriff selbst, 
der deren Ansprüche begründet, und das Recht des Staates, der ihr 
entgegentritt. 

Dies war es, was mich auch an den späteren Epochen, zumal 
an der französischen Revolution vornehmlich anzog. 

Ich bin damit auf das eigentliche Arbeitsgebiet Sybel’s und Treitsch- 
ke’s gekommen. Die grössere Entfernung, in der wir heute dazu stehen, 
wird uns, wie ich nicht zweifele, eine unbefangenere Beurtheilung so- 
wohl ihrer Helden wie ihrer Gegner ermöglichen. So beginnen bereits, 


Lenz: Antrittsrede. 707 


vor Allem durch die weitverzweigten Arbeiten der Franzosen, die Ver- 
rottung und Abgelebtheit der durch die Revolution umgeworfenen Ver- 
fassung und die positiven und grossen Ideen, welehe in der zerstö- 
renden Macht wirksam waren, klarer hervorzutreten als in ihren auf 
Vertheidigung oder Angriff gerichteten Schilderungen; und so vermö- 
gen wir auch die welthistorische Gestalt Napoleon’s I. unbefangener zu 
würdigen, als es dem Hasse der früheren Generation gegen den Zwing- 
herrn unseres Volkes möglich war. Aber wichtiger noch erscheint 
es mir, auch in der Geschichte der Revolution wie unseres Jahrhun- 
derts die Analogien zu der Reformation und die Nachwirkungen des 
damals unausgetragenen Kampfes offenzulegen. Die Stellung Sybel’s 
und seines Kreises zu Rom wurzelte doch, so gute Protestanten sie 
waren, noch in den Anschauungen, welche ihre Jugend, die Epoche 
unserer Revolution beherrscht hatten und in Dahlmann’s Politik for- 
mulirt waren. Sie gipfelten in der Lehre von dem modernen Staat, 
der seinem Wesen nach entblösst und unabhängig sei von dem Ein- 
{luss religiöser Meinungen, und nicht nur das Recht, sondern auch 
die Macht habe, die Grenze zwischen sich und den Kirchen in seinem 
Bereich, welche die Doctrin als gleichartig behandelte, zum Segen bei- 
der Sphären zu setzen. Möglich war solche Abstraetion, die niemals 
realisirt gewesen ist, nur in einer Zeit, da die Wortführer des Libera- 
lismus die Macht der alten Kirche ganz aus dem Gesicht verloren hatten, 
da selbst ein Ranke das Papstthum für einflusslos und abgestorben 
ansehen konnte, und Dahlmann in der Berufung von Reichsständen 
das Heilmittel für alle religiösen Wirren erblickte. Aber nicht bloss 
den liberalen Ideen gehört unser Jahrhundert: mindestens zu gleicher 
Bedeutung hat sich der klerikale Geist in ihm erhoben. Zwei Ströme 
sind es, deren Quellen in der Epoche der Romantik dieht bei ein- 
ander lagen. Beide entstammen sie der Tiefe des nationalen und des 
allgemeinen Lebens. Die demokratischen Formen, welche die europäi- 
sche Gesellschaft seit der französischen Revolution angenommen hat, 
kamen beiden zu Gute, und durch tausend Quellen und Zuflüsse ge- 
nährt, gruben sie sich immer tiefer in den Boden unseres Volkes ein. 
So werden sie in das dunkle Jahrhundert hineingehen, an dessen 
Schwelle wir stehen, und das sie erfüllen werden, wie frühere Epochen 
von ihnen erfüllt gewesen sind. 

Ich halte es für eine Hauptaufgabe auch der neuesten Geschichte, 
diese Doppelströmung und ihre Einwirkung auf einander zu erfor- 
schen. So werden wir erst der Beziehungen recht gewahr werden, 
die uns noch heute mit der Reformation verknüpfen, und wird diese 
selbst für uns eine Bedeutung gewinnen, welche denn doch die von 
der grossen Revolution ausgehenden politischen Wandlungen übertrifft. 


708 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


Und so erst werden wir uns auch den tieferen Problemen unserer 
Wissenschaft nähern, dem Zusammenhange des geistigen Lebens mit 
allen Formen der Gesellschaft, denen es sich einprägt und incarnirt, 
dem Boden, auf dem die Nationalität selbst sich bildet und sich fort- 
entwickelt in unablässigem Austausch mit der allgemeinen Cultur. 

Die Aufgabe ist unermesslich, und Angesichts des stets wachsen- 
den Stoffes mag der Einzelne wohl Grund finden zu verzagen. Zum 
Glück sind viele Hände am Werk. Und noch tröstlicher ist es, dass 
die Grundlagen gelegt und die Ziele gewonnen sind. Sybel und 
Treitschke, Duncker und Droysen haben daran gearbeitet, vor Allen 
aber doch Ranke, als dessen Schüler ich mich bekenne, obgleich ich 
ihn kaum je gesehen habe. Es sind die 'Traditionen der Akademie, 
denen ich folgen werde. 


Beide Antrittsreden beantwortete der vorsitzende Secretar. 


Wenn ich, geehrte Herren, amtlicher Pflicht nachkommend, auf 
Ihre eben vernommenen Antrittsreden zu erwidern versuche, so ge- 
schieht es nieht in dem Gedanken, dass ich Ihnen auf Ihr besonderes 
Forschungsgebiet mit fachgemässer Einsicht zu folgen vermöchte, wohl 
aber in dem Bewusstsein, dass den Willkommensgruss den neu ein- 
getretenen Mitgliedern im Namen der Akademie auszusprechen, leicht 
jeder unter uns Beruf genug haben werde, der nur ein warmes Herz 
hat für das Gedeihen der Akademie und von dem Wunsche beseelt 
ist, dass sie jederzeit der Erfüllung ihrer hohen Aufgaben gewachsen 
sein möge. 

Die Akademie hat in dem Gebiet, auf dem Ihre Forschungen 
liegen, in den beiden letztverilossenen Jahren schwere und schmerz- 
liche Verluste erlitten; noch steht vor unserem Auge das glänzende 
Bild, das vor Jahres Frist einer der Unsrigen an dieser Stelle von 
dem "goldenen Zeitalter der deutschen Geschichtsehreibung’ entworfen 
hat, das, wenn auch nicht von der Akademie ausgegangen, doch 
durch die Träger desselben mit der Akademie auf das engste ver- 
wachsen war, und das mit dem Hinscheiden der Herren von Sybel 
und von Treitschke zu Ende gegangen sei. 

Sie sind berufen, meine Herren, in die Lücken einzutreten, die der 
Tod in unsern Reihen gerissen hat, und an Ihrem "Theile mitzuwirken, 
dass der alte, auf einer langen Reihenfolge hervorragender Geschicht- 
forscher und Geschichtschreiber begründete Ruhm der Akademie zum 
Heil der Wissenschaft und zum Segen des Vaterlandes erhalten werde. 

Sie, Hr. Koser, haben schon seit 1874 Ihre Kraft in den Dienst der 
Akademie gestellt, indem Sie rüstig mitgearbeitet haben an der damals 
von ihr beschlossenen und seitdem mit erfreulichem Erfolge fortgeführ- 


‚Vanten: Antwort an Hrn. Koser und Hrn. Lenz. 709 


ten Veröffentlichung von Acten und Urkunden, die der Erforschung der 
vaterländischen Geschichte vor allem zu dienen bestimmt war. Und wie 
das Gelingen dieser Unternehmungen wesentlich den auf eine Art von 
Personalunion gegründeten nahen Beziehungen zwischen Akademie und 
Staatsarchiv zu danken war, so hat die Akademie auch die Hoffnung 
an Ihren Eintritt geknüpft, dass, nachdem gleichzeitig die Leitung der 
Archivverwaltung in Ihre Hände gelegt worden, durch Ihre Vermitte- 
lung die seit langen Jahren bestehende, nach verschiedenen Richtun- 
gen förderlich gewordene Verbindung von Staatsarehiv und Akade- 
mie sieh ununterbrochen forterhalten und fruchtbringend sich er- 
weisen werde, und gern vernahmen wir, wie Sie selbst diese Ihre 
Doppelstellung in echt wissenschaftlichem Geiste auffassen und zu ver- 
werthen gewillt sind. 

Dass aber, indem Sie thatkräftig mithalfen, eine Urkunde so ein- 
ziger Art wie die politische Correspondenz Friedrich’s II., in gebühren- 
der Weise hergerichtet der Forschung nutzbar zu machen, Ihr eigenes 
Arbeitsgebiet sieh abgesteckt und Sie Ziel und Mittelpunkt Ihrer Unter- 
suehungen in der Geschichte des Königs gefunden haben, dürfte man 
wohl als ein neidenswerthes Glück ansehen, wem es zu Theil gewor- 
den. Denn Ihrer eigenen Darstellung entnehme ich den Gedanken, 
dass, wie mit der Aufrichtung des deutschen Reiches die früh erfass- 
ten und unentwegt verfolgten Ziele des grossen Königs ihren reifen 
Abschluss gefunden, so nun auch, nach viel schwankenden, von po- 
litischer Parteianschauung getragenen Urtheilen, eine vollere und ge- 
rechtere Würdigung des Königs möglich und eine erneute Erforschung 
und Darstellung seiner Geschichte ein unabweisbares Bedürfniss ge- 
worden sei, dem überdies um so zuversichtlicher entsprochen werden 
könne, als gleichzeitig ein unermessliches Urkundenmaterial, an dessen 
Bearbeitung Sie selbst einen so hervorragenden Antheil haben, mit 
uneingeschränkter Liberalität der Forschung eröffnet und zur Verfü- 
gung gestellt worden. Denn Sie haben mit Recht, dünkt mich, auch 
heute die unersetzliche Bedeutung betont, die der gewissenhaften Aus- 
beutung der urkundlichen Zeugnisse für die historische Forschung zu- 
kommt, die ohne auf diesem festen und fruchtbaren Boden zu rulıen, 
auch unter den Händen der genialsten Forscher ihr Ziel nieht voll er- 
reichen kann. 

Die Aufgabe aber, die Sie unter so günstigen Auspieien und mit 
so seltener Vorbereitung in Angriff genommen haben, eine eng be- 
grenzte wird sie nicht nennen wollen, wer eine Vorstellung davon 
hat, dass die Geschichte Friedrich’s nieht Preussische, nicht Deutsche 
sondern Europäische Geschichte ist und den Forscher nöthigt den tau- 
send Fäden stets wachsamen Auges nachzugehen, durch welche die 


710 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


Geschicke Preussens mit den Strömungen und Strebungen in den ver- 
schiedenen Staaten Europas verknüpft waren, oder wer nach anderer 
Seite in Erwägung zieht, welche Fülle schwieriger in die manchfal- 
tigsten Verwaltungszweige eines grossen Staates eindringender Unter- 
suchungen aus dem Aufbau und der Neugestaltung des Fridericiani- 
schen Staates sich ergeben musste. Aber auch darin möchte ich den 
Geschichtschreiber Friedrich’s glücklich nennen, dass es ihm vergönnt 
ist, seinen historischen Griffel an die Zeichnung dieser Persönlichkeit 
zu setzen und uns in dem grossen König den grossen Menschen zu 
zeigen, und neben dem wechselvollen Verlauf der Weltereignisse uns 
Blicke in die innere Welt seines Gemüthslebens zu eröffnen. Hier 
auch, wenn irgendwo, wird die alte Streitfrage sich lösen, ob die 
selbstbewusste Kraft des Einzelnen oder die instinetive Gewalt der 
Massen die Ereignisse herbeiführt und dem Zeitalter das Gepräge auf- 
drückt. Die Entscheidung kann nicht zweifelhaft sein. 

Möge es Ihnen vergönnt sein, Hr. Koser, das glücklich begonnene 
Werk mit gleichem Erfolge zu Ende zu führen. 


Auch Ihnen, Hr. Lenz, hat die Akademie schon in früherer Zeit 
ein Zeichen ihres Vertrauens gegeben, indem sie nach Waitz’ Tode Sie 
in den Vorstand des Preussischen historischen Instituts in Rom gewählt 
hat, und sie erwartet nun von Ihnen auch eine unmittelbare Bethei- 
ligung an den ihr im Bereich historischer Wissenschaft gestellten Auf- 
gaben. 

Sie haben sich das universalere Gebiet der neuern Geschichte zu 
Ihrem Arbeitsfeld erkoren, das will sagen die vier Jahrhunderte, in 
denen vorzugsweise die beiden fundamentalen Mächte, auf denen die 
menschliche Gesellschaft beruht, Staat und Kirche, im Verein mit ein- 
ander und im Widerspiel gegen einander sich wirksam erwiesen, und 
haben, ohne die Gesammtentwickelung dieser grossen Epoche ausser 
Betracht zu lassen, vor allem Ihre Kraft eingesetzt bei den beiden welt- 
historischen Ereignissen, durch welche das Recht dieser beiden Mächte 
in Frage gestellt, alt überkommene Formen zerbrochen, neue geschaffen 
und lang nachdauernde Wirkungen auf beiden Gebieten. hervorgerufen 
wurden, dem Zeitalter der deutschen Reformation und der Epoche der 
französischen Revolution. £ 

Sie haben uns selbst erzählt, wie zufällige Umstände Sie auf die 
Geschichte der Reformationszeit geführt und wie Sie den Anfang damit 
gemacht haben, ein hervorragendes umfassendes Quellenwerk dieser 
Epoche reinlich an das Licht zu stellen und der Forschung zuzuführen. 
Auch in der Geschichte des Revolutionszeitalters ist es Ihnen gelungen, 
in einer Reihe scharfsinniger Einzeluntersuchungen vorhandene oder 


VaAurten: Antwort an Hrn. Koser und Hrn. Lenz. 11 


neu hinzugekommene Quellenschriften eigener Art in methodischer Kri- 
tik auszubeuten und für die tiefere Erkenntniss von Personen und Er- 
eignissen zu nutzen. 

Die kritische Quellenuntersuchung wird immer eine ebenso wichtige 
wie schwierige Aufgabe des Geschichtsforschers bleiben müssen, wofern 
die Zuverlässigkeit der Thatsachen das sichere Fundament abgeben soll, 
auf dem die Causalerklärung des Geschehenen mit Erfolg ihr Geschäft 
vollziehen kann: zumal bei einer Epoche wie die der Reformation, an 
der so viele und so entgegengesetzte Interessen haften, die den Blick 
bestrieken und die Forschung auf Abwege leiten können. Sie haben 
selbst wiederholt Anlass genommen mit kritischer Schärfe Verirrungen 
zurückzuweisen, die, gleichviel ob auf dem Grunde engherziger Quellen- 
benutzung oder unter Anwendung falscher Analogien statt der Wahr- 
heit den Schein derselben oder ein Zerrbild statt der echten Gestalt 
hervorgebracht haben. 

Doch Ihre eigenen Ziele liegen viel höher: Sie haben uns eben 
einen weiten Ausblick eröffnet, wie Sie, wenn anders ich den Gang 
Ihrer Darlegung richtig erfasst habe, die Geschichte der Reformation 
mit Fragen der unmittelbaren Gegenwart in Verbindung zu setzen, 
und die aus der französischen Revolution erwachsenen Ideen in ihrer 
Ausbreitung zu verfolgen, und die Einwirkungen jener auf diese klar 
zu stellen, und so gewisse Grundfragen staatlichen und religiösen Le- 
bens mit erneuter Vertiefung in jene grossen Epochen zu befriedigen- 
derer Lösung zu bringen sich vorgesetzt haben, aber auch das haben 
Sie hervogehoben, dass, indem Sie Gebiete betreten, auf denen so 
grosse Vorgänger, wie Duncker und Droysen, von Sybel und von 
Treitschke erfolgreich gearbeitet haben, der heutigen Forschung der 
Vortheil zu Gute komme, ungestört von mächtigen Erregungen des 
politischen Lebens in ruhigerer Betrachtung der Enträthselung der 
schwierigen Probleme sich hingeben zu können, und haben in diesem 
Zusammenhang mit gutem Grunde auf Ranke, den unübertroffenen Mei- 
ster objeetiver Geschichtschreibung, als Ihren wahren und einzigen 
Führer hingewiesen. 

Wir wünschen von Herzen, Hr. Lenz, dass es Ihrer jugendlichen 
Kraft gelingen möchte, Ihre gross angelegten Pläne glücklich zur Aus- 
führung zu bringen; inzwischen aber, bis Sie Ihr Wort einlösen, wollen 
wir uns an dem von Ihnen in engerem Rahmen zwar, aber in plasti- 
scher Anschaulichkeit und mit warmer Empfindung entworfenen Porträt 
des grossen Reformators erfreuen und wollen es als Unterpfand nehmen 
Ihrer grossen Leistungen, die Sie uns in Aussicht stellen. 

Meine Herren, ich heisse Sie beide im Namen und Auftrage der 
Akademie herzlich willkommen in unserem Kreise, in dem Sie jeder- 


Sitzungsberichte 1897. 66 


712 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. 


zeit mit Ihren Forschungen und Darstellungen der lebhaftesten Theil- 
nahme sich versichert halten dürfen. 


Ferner wurden Gedächtnissreden auf zwei der seit dem letzten 
Leısnız-Tage verstorbenen Mitglieder, von Hrn. Könter auf Erst Cur- 
rıus, von Hrn. Daues auf H. E. Beyrıcn gehalten. 


Zum Schluss theilt Hr. Diers mit: Das Epnvarp GERHARD-Stipen- 
dium ist im nächsten Jahre mit dem vierfachen Jahresbetrage der 
Zinsen zu vergeben. Bewerbungen sind bis zum ı. Januar 1898 bei 
der Akademie einzureichen. 


Ausgegeben am 8. Juli. 


Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 


Ms 


SITZUNGSBERICHTE 189. 
DER XXXIV. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


S. Juli. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. 


Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. 


*]. Hr. Krırın las über Ganggesteine und ihre Stellung im 
System der Eruptivgesteine. 

Wie schon seit älterer Zeit bekannt, werden die massigen (Eruptiv-) Gesteine 
von zahlreichen Gangbildungen durchsetzt. 

Die Forschung hat sich in neuerer Zeit mit besonderer Vorliebe diesen Gang- 
gesteinen zugewandt. 

Während aber die einen Forscher in denselben nur besondere Gesteinsarten von 
bestiminter, meist porphyrartiger Structur sehen und sie so den betreffenden, schon 
früher bekannten Gesteinsarten anfügen, haben andere Forscher alle in Gangform auf- 
tretenden Gesteine unter Würdigung dessen, was sie lehren, in eine Gruppe ver- 
einigt und innerhalb derselben gegliedert. 

Bei der ersten Auffassung und zum Theil auch bei der zweiten werden erheb- 
liche Missstände in der Folge nicht fehlen. Dieselben werden wesentlich darauf hinaus- 
kommen, einmal die Anzahl der Gesteinsarten erheblielı zu vermehren und sodann 


Zugehöriges (also z. B. das Ganggestein von seinem Tiefengestein) von einander zu 
trennen. Überdiess kommen bei der ersteren Auffassung die so interessanten Be- 
ziehungen zwischen Gang- und Massengesteinen überhaupt nicht zum Ausdruck. 

In einer theilweise neuen Anordnung der Gesteine, die sich indessen an bekannte 
Vorbilder anlehnt und in welcher Hauptgesteine, wie Granit, Quarzporphyr, Diabas 
und Diabasporphyrit, Trachyt und Basalt, Typen abgeben, erscheinen die Ganggesteine 
mit ihren zugehörigen Massengesteinen verbunden. Auch sind als Ganggesteine nur 
solche verzeichnet, die aus der Spaltung des betreffenden Magmas entstanden sind. 
Ist aber der chemische Bestand des Magmas im Massengestein und in der Gangbildung 
ganz oder nahezu der gleiche, so heisst letztere ein gansförmig auftretendes Ge- 
stein. Hierdurch wird es erreicht, dass eine grosse Anzahl in Gängen vorkommender 
Gesteine bei ihren respectiven Massengesteinen verbleiben können und keine neuen 
Namen, sondern nur die der betreffenden Grundgesteine, mit Bemerkung des gang- 
förmigen Auftretens und der dadurch bedingten Besonderheiten, zu erhalten brauchen. 

Die Ganggesteine im engern Sinne, aus der Spaltung des Magmas in der 
Tiefe entstanden, werden in sauere und basische gegliedert und dadurch die Gruppen- 
übersicht erleichtert, die Anzahl der neuen Namen verringert und die Beziehungen 
zum Ausgangsgestein, durch Anschluss an dasselbe, gewahrt. 

Nach diesen Rücksichten ist u. a. die eben vollendete Aufstellung der petro- 
graphischen Schausammlung im Museum für Naturkunde durchgeführt worden. 


* erscheint nieht in den akademischen Schriften. 


Sitzungsberichte 1897. 67 


714 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 8. Juli. 


2. Hr. Prancx überreichte eine zweite Mittheilung über irrever- 
sible Strahlungsvorgänge. 

Der von Hrn. L. Borrzuawn in diesen Berichten veröffentlichte Einwand gegen 
die vom Verf. entwickelte Theorie wird zurückgewiesen, da er sich auf einen singu- 
lären Fall bezieht, welcher in jener Theorie ausdrücklich ausgeschlossen ist und’über- 
diess, je nach der Wahl des Grenzüberganges, ganz verschiedenartige physikalische 
Deutungen zulässt. 


3. Hr.vox Bezorn legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. A. Könıs 


hierselbst vor: über Blaublindheit. 

Es wird der Nachweis erbracht, dass ausser den beiden bisher wohlbekannten 
Formen angeborener partieller Farbenblindheit, sogenannter »Rothblindheit« und »Grün- 
blindheit« im Sinne der älteren Young - Hrınnorrz’schen Farbentheorie, auch die theo- 
retisch mögliche dritte Forın, die »Blaublindheit«, vielfach vorkommt, freilich nur als 
pathologisch entstandene Begleiterscheinung bei Netzhautablösung und manchen Fällen 
von Netzhautentzündung. Bei letzterer Affeetion ist sie jedoch meistens auf einen 
kleinen, nur wenige Grad im Durchmesser enthaltenden centralen Bezirk des Gesichts- 
feldes beschränkt. 


715 


Über irreversible Strahlungsvorgänge. 


Von Max PLANCcK. 


Zweite Mittheilung. 


(Ulmen vorstehendem Titel hat in der vorigen Sitzung der physikalisch- 
mathematischen Classe' Hr. L. Borrzmann einen Aufsatz vorgelegt, in 
welchem er die Schlussfolgerungen, die ich in meiner letzten Mittheilung” 
an die Bedeutung der Schwingungen eines mit gewissen Eigenschaften 
behafteten Resonators für die Erklärung irreversibler Vorgänge geknüpft 
habe, für unzulässig erklärt. Im Folgenden beabsichtige ich klarzu- 
stellen, dass es sich hiebei nur um eine missverständliche Deutung der 
von mir entwickelten Theorie handelt. 

Das Hauptargument Hrn. Borrzumann’s gründet sich auf folgenden 
Satz: » Wenn in einem überall von vollkommenen Spiegeln umschlossenen 
Raume, der beliebige elektrische Resonatoren enthält, plötzlich im Felde 
und in den Resonatoren,, insofern diese auch Dielektrika enthalten. ohne 
Änderung der elektrischen Kräfte und Polarisationen plötzlich alle mag- 
netischen Kräfte und Polarisationen genau umgekehrt würden, so würde 
der ganze Strahlungsvorgang genau rückgängig werden.« — Hiezu ist 
nun vor Allem zu bemerken, dass dieser allgemeine Satz gerade auf die 
in meiner Theorie behandelten Vorgänge gar nicht anwendbar ist, und 
zwar deshalb, weil durch eine derartige plötzlich vorgenommene Um- 
kehrung der magnetischen Kräfte eine der Hauptbedingungen verletzt 
würde, welche jenen Vorgängen von vorneherein zu Grunde gelegt sind. 
Denn in meinen Abhandlungen über diesen Gegenstand findet sich wie- 
derholt ausdrücklich die Bedingung vorangestellt, dass die Intensität 
der erregenden, primären Welle am Orte des (immer als unend- 
lich klein vorausgesetzten) Resonators zu allen Zeiten endliche 
und stetige Werthe besitzt. Die vom Resonator ausgesendete, secun- 
däre, Welle dagegen, welche sich in concentrischen Kugelflächen nach 
Aussen verbreitet, besitzt nothwendig in der Nähe des Resonators 
Werthe der Intensität, die mit abnehmenden Dimensionen des Reso- 


! Vom 17. Juni 1897. 
® Vom 4. Februar 1897. 


67* 


1466 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. 


nators über alle Grenzen wachsen. Kehrt man nun die magnetischen 
Kräfte plötzlich um, so schreitet diese Kugelwelle mit unveränderter In- 
tensität in entgegengesetzter Richtung, von Aussen nach Innen, fort und 
gehört daher jetzt zur erregenden, primären, Welle. Dann erfüllt aber 
die primäre Welle nicht mehr die oben hervorgehobene Bedingung. 

Der Borrzumann sche Einwand bezieht sich also auf einen singu- 
lären Fall, der in meiner Theorie von vorneherein ausdrücklich aus- 
geschlossen ist und der sich auch in der Natur zu keiner Zeit genau 
verwirklicht finden wird. Tritt er aber einmal mit grosser Annähe- 
rung ein, so besitzt die Aufgabe überhaupt keine bestimmte Lösung 
mehr, solange nicht weitere Einzelheiten in der Beschaffenheit des 
Resonators (der keineswegs ein ruhender Leiter zu sein braucht) be- 
kannt sind; es kommt dann ganz auf die Art des Grenzübergangs an, 
und man kann von vorneherein gar keinen bestimmten Schluss von 
physikalischer Bedeutung an diesen Vorgang knüpfen. 

Betrachten wir, um dies noch deutlicher zu machen, das von Hrn. 
Borrzmasn näher besprochene Beispiel: »Wenn etwa früher eine elektro- 
magnetische Planwelle über einen Resonator hinweggestrichen wäre, ihn 
dadurch zum Mitschwingen veranlasst hätte und durch die von ihm 
ausgesandten Wellen modifieirt weiter gewandert wäre, so würde jetzt 
die modifieirte Welle wieder zurückkehren; aber auch die vom Reso- 
nator ausgesandte Welle würde wieder radial gegen ihn zurückströmen. 
Derselbe würde dadurch zu dem gleichen Schwingungsvorgange wie 
früher, nur ebenfalls in verkehrter Reihenfolge, angeregt, und die Plan- 
welle würde schliesslich den Resonator in derselben Form, in der sie 
ihn zu Anfang traf, wieder verlassen.« — Der solchergestalt rückwärts 
verlaufende Vorgang ist von meiner Theorie deshalb ausgeschlossen, 
weil er der am Eingang hervorgehobenen Grundbedingung nicht ent- 
spricht; er widerspricht aber auch dem in meiner Theorie enthaltenen 
Satze, dass ein schwingender Resonator unter allen Umständen Kugel- 
wellen nach Aussen sendet, während er hier umgekehrt solche Kugel- 
wellen von Aussen lediglich »einsaugen« müsste. Dieser Widerspruch 
beruht eben auf dem Umstand, dass für den angenommenen singulären 
Fall überhaupt keine bestimmte Lösung der Aufgabe existirt. 

In mathematischer Form stellt sich die Sache folgendermaassen 
dar. Wie ich gezeigt habe, sind die elektromagnetischen Vorgänge in 
der unmittelbaren Nähe des von mir untersuchten Resonators bestimmt 
durch eine einzige Function F der Zeit £ und der Entfernung r, welche 
der bekannten Differentialgleichung genügt: 

= — SEE — 2 - (r ) 


97° r or gr 


a . . . m 
Pranck: Über irreversible Strahlungsvorgänge. ZT 


Das allgemeine Integral dieser Gleichung ist: 


ler rn 1 r 
F=-fl 2)\+ (+2), 


wo f und g beliebige Functionen eines einzigen Arguments bedeuten. 


Dabei entspricht f einer nach Aussen, g einer nach Innen fortschrei- 
tenden Kugelwelle, woraus folgt, dass f der erregten, secundären, 
g der erregenden, primären Welle angehört. Nach der über die End- 
lichkeit und Stetigkeit der erregenden Welle am Orte des Resonators 
(r = 0) gemachten Voraussetzung ist daher nothwendig die Function 
9 für alle Werthe ihres Arguments gleich Null. Dieser Satz bildet in 
gewissem Sinne den Kernpunkt meiner Theorie, er scheidet aus der 
Zahl der durch die obige Differentialgleichung dargestellten Vorgänge 
die eine Hälfte aus und verbürgt eben dadurch die Einseitigkeit der 
übrig bleibenden. 

Da nun sonst in der ganzen Natur kein Vorgang bekannt ist, in 
welchem irreversible Veränderungen durch lediglich conservative Wir- 
kungen erzeugt werden, so halte ich es für durchaus nothwendig, diese 
Strahlungsgesetze nach möglichst vielen Richtungen hin zu untersuchen. 
Dass hiezu in der von mir entwickelten Theorie eben erst der An- 
fang gemacht ist und dass sich daran eine Menge bisher noch unge- 
löster Fragen anschliessen, davon ist gewiss Niemand lebhafter durch- 
drungen als ich. Aber gerade hierin liegt die beste Anregung, weiter 
vorwärts zu gehen und zu sehen, wohin der eingeschlagene Weg führt. 
Auf ihm scheint sieh mir bis jetzt die Aussicht auf die Begründung 
einer rationellen Theorie der irreversibeln Processe noch eher zu bieten 
als durch diejenige Auffassung, welche die Bedingungen der Irrever- 
sibilität ausschliesslich in den Anfangszustand der Welt verlegt. 


718 


Über „Blaublindheit“. 


Von Prof. Dr. Arruur Köntıg, 


Abtheilungsvorsteher im Physiologischen Institut der Universität Berlin. 
(Vorgelegt von Hrn. v. Bzzor.n.) 


Hierzu Taf. VII und VIN. 


Waprend meine beiden ersten Abhandlungen aus der hiermit fortge- 
setzten Reihe physiologisch-optischer Mittheilungen sich auf die Unter- 


suchung angeborener Eigenthümlichkeiten des Gesichtssinnes — sei es 
normaler, sei es anomaler — bezogen, will ich mich im Folgenden 


mit einer neu aufgefundenen pathologisch entstandenen Anomalie be- 
schäftigen. 


In einer vor drei Jahren gemachten auf den menschlichen Seh- 
purpur bezüglichen Mittheilung' habe ich nachzuweisen versucht, dass 
die Fovea blaublind sei, d.h. dass in ihr im Sinne der Youne-Hern- 
norrz’ schen Farbentheorie keine Endorgane für die Grundempfindung 

> Fe - .. . ” . 
Blau vorkommen’, was aber durchaus nicht völlige Unempfindlichkeit 
für Licht kurzer Wellenlänge in sich schliesst. Es wurde damit wieder 
meine Aufmerksamkeit auf die Frage gelenkt, ob denn diese den beiden 
anderen wohlbekannten Formen der partiellen Farbenblindheit, der so- 
genannten »Rothblindheit« und sogenannten »Grünblindheit« völlig 
analoge Anomalie nicht auch auf extrafovealem Gebiete als angeborene 
oder erworbene Anomalie vorkomme. Denn wenn auch bisher mehr- 
mals durch Farbengleichungen, die am Farbenkgeisel hergestellt waren, 
oder durch das Aufsuchen von einzelnen Verwechselungsfarben im 

! Diese Berichte, 21. Juni 1894. 

2 Ich will hier schon bemerken, dass ich über die Qualität dieser dritten Grund- 
empfindung der Young - Herunor'rz’schen Farbentheorie — ob blau oder violett — noch 
kein sicheres Urtheil fällen möchte. Jedentalls aber bin ich jetzt geneigt, sie weit 
mehr dem Violett anzunähern als dieses im Jahre 1886 der Fall war (vergl. diese Be- 
richte vom 29. Juli 1886). Ich halte diese Frage von nebensächlicher Bedeutung und 
lasse mich stets gern auf Grund neugefundener Thatsachen darüber belehren und in 
meinen Ansichten berichtigen. 


König: Über »Blaublindheit«. 719 


Spectrum das Vorhandensein einer solchen Anomalie wahrscheinlich, 
Ja fast sicher gemacht worden war, so fehlte doch noch eine völlige 
Analyse eines derartigen Farbensystems, wie sie an den häufiger vor- 
kommenden Formen durch die Untersuchungen von Maxweır, Hrn. van 
DER WEYDE, Hrn. C. Dierericı und mir und neuerdings von Hrn. J. von 
Krırs durch die Reduetion der Gesammitheit der vorhandenen Farben- 
empfindungen auf eine geringe Anzahl von Elementarempfindungen bez. 
Grundempfindungen ausgeführt worden ist. 

Durch das grosse Interesse, welches der in meinem Laboratorium 
arbeitende hiesige Augenarzt Hr. Dr. Rıcnarn Sımox dieser Frage wid- 
mete, gelang es aus dem diesem Herrn zur Verfügung stehenden Kran- 
kenmaterial bei einer Anzahl von Patienten mit Retinitis und Ablatio 
retinae Blaublindheit in dem oben dargelegten Sinne als Begleiterschei- 
nung der Erkrankung nachzuweisen. Doch war, abgesehen von den 
Fällen mit Ablatio retinae, wo immer ein grösserer Bezirk betroffen 
war, die Blaublindheit mit Ausnahme eines einzigen Falles stets auf 
den centralen, nur wenige Grade im Durchmesser enthaltenden Theil 
des Gesichtsfeldes beschränkt. Bisweilen fand sich die Blaublindheit 
auch auf einem in der Nähe der Fovea gelegenen, aber diese nicht 
einschliessenden Bezirke; in solchen Fällen war jedoch eine genauere 
Analyse nicht ausführbar, weil es bei der mangelhaften Schulung der 
betreffenden Personen im excentrischen Sehen nicht möglich war, auf 
diesem Gebiete auch nur einigermaassen sichere Farbengleichungen her- 
zustellen. Auch bei einem central gelegenen, die Fovea einschliessenden 
blaublinden Bezirke gelangen zuverlässige Messungen nur dann, wenn 
jener Bezirk nicht zu klein war. Eine allgemeine Angabe über die 
zur Herstellung von brauchbaren Farbengleiehungen erforderliche Grösse 
des affieirten Gebietes lässt sich nicht machen, weil es natürlich auch 
von dem Bildungsgrad der betreffenden Person abhängt. Bei grösserer 
Intelligenz wird ein Gebiet völlig ausreichen, welches bei ungebildeten 
Personen durchaus unzureichend ist. 

Es ist aber wohl zu beachten, dass bei den hier mit speetralen 
Farbengleichungen untersuchten Personen die erhaltenen Zahlenwerthe 
im allgemeinen ungenauer sind als bei den früher von Hrn. ©. Dirrerıcı 
und mir untersuchten Personen. Zudem bilden bei Ablatio retinae die 
im Gesichtsfeld auftauchenden subjecetiven Liehtempfindungen, welche 
sich über die zu vergleichenden Farbenfelder hinüberlagern, eine Quelle 
der Ungenauigkeit. 

Trotz alledem wird sich aus dem Nachfolgenden ergeben, dass 
bei Beschränkung auf die zuverlässigeren Personen die Ergebnisse der 
Beobachtungen, besonders die aus ihnen erhaltenen Mittelwerthe, doch 
sichere Schlussfolgerungen zulassen. 


720 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. 


Über die klinische Seite dieser hier besprochenen Anomalie mag 
noch bemerkt sein, dass manchmal bei völlig ausgesprochener Blau- 
blindheit auf dem betreffenden Bezirke der Netzhaut ophthalmosko- 
pisch nur ganz geringfügige Veränderungen sichtbar sind'. In mehreren 
Fällen verschwand mit der Besserung der Retinitis auch die Blaublind- 
heit. Einigemale wurde auch völlig normale Sehschärfe in dem be- 
treffenden Bezirk gefunden. 

Ehe ich die erhaltenen Ergebnisse darlege, will ich über die ein- 
zelnen Personen, bei welchen sich die Blaublindheit fand, noch Fol- 
gendes anführen. 

Hr. Rıcn. Sımox hat die hie® beschriebene Form der Anomalie des 
Farbensinnes bisher bei 25 Individuen aufgefunden, davon waren 14 
an Retinitis albuminurica, 3 an Retinitis sypbhilitica, 3 an Retinitis 
eentralis aus unbekannter Ursache und 5 an Ablatio retinae erkrankt. 
Von diesen 25 Fällen eigneten sich nur 9 zur Untersuchung mit Spec- 
tralfarben’, und von diesen waren wieder nur 5 zur Herstellung von 
spectralen Farbengleichungen geeignet. 

Über jene 9 Personen ist im einzelnen Folgendes zu bemerken: 

ı. Hr. B. F. Retinitis albuminurica. Das blaublinde Gebiet liegt 
auf dem linken Auge und hat einen Durchmesser von 3-4°. Die 
Sehschärfe beträgt 3/4. 

2. Hr. R.M. Retinitis albuminurica. Blaublindes Skotom auf 
dem rechten Auge von 2!/;- 3° Durchmesser. 

3. Fr. C. M. Retinitis ‘syphilitica. Der auf dem rechten Auge 
befindliche blaublinde Bezirk hat einen Durchmesser von 8°. Die Seh- 
schärfe ist gleich 1. 

4. Hr. C. H. Retinitis syphilitica. Der auf dem rechten Auge 
gelegene blaublinde Bezirk änderte während der Beobachtungszeit seine 
Grösse. Im Jahre 1894 hatte er etwa 6° Durchmesser; von 1895 an 
hatte er annähernd die Gestalt einer die Fovea als Mittelpunkt ent- 
haltenden Ellipse mit einem horizontalen Durchmesser von 60° und 
einem verticalen Durchmesser von 25°. Die Sehschärfe ist gleich !/y. 

5. Hr. H. J. Der auf‘ dem linken Auge liegende blaublinde Be- 
zivk ist unregelmässig begrenzt, hat aber in der kleinsten Ausdehnung 
einen Durchmesser von S°. Die Sehschärfe ist gleich 1'/.. Der ophthal- 


! Recht interessant war ein Fall, bei dem die Blaublindheit bereits sicher con- 
statirt war, ohne dass ophthalmoskopische Veränderungen sich zeigten. Nach vier 
Wochen aber waren die ersten zweifelhaften, nach acht Wochen ganz sichere Zeichen 
der centralen Retinitis mit dem Augenspiegel nachweisbar. In einem zweiten Fall war 
überhaupt während der Beobachtungsdauer ophthalmoskopisch nichts Krankhaftes zu 
finden. 

® Der grösste Theil der Fälle von Retinitis albuminurica war so schwer allge- 
mein erkrankt, dass ein Besuch des Physiologischen Institutes unausführbar war. 


Könıs: Über »Blaublindheit«. 721 


moskopische Befund ist völlig normal, es besteht aber Aeccommodations- 
parese und auf beiden Augen Pupillenstarre. Da eine syphilitische 
Infeetion vorliegt, so ist auch hier eine objeetiv nicht nachweisbare 
Retinitis syphilitica zu vermuthen. 

6. Fr. M. H. Retinitis centralis. Das auf dem reehten Auge lie- 
gende Skotom hat einen Durchmesser von ungefähr 12°. Die Seh- 
schärfe ist fast gleich 1. Nach längerer Zeit tritt bis auf ein kleines 

5 5 

paracentral gelegenes Skotom völlige Heilung ein. 

7. Hr. P.H. Ablatio retinae mit sehr geringer Sehschärfe. 

8. Hr. M.W. Ablatio retinae auf dem linken Auge. Sehschärfe 

fe) 
gleich '/. Die blaublinden Bezirke werden wieder vollkom- 
to} 6 
men farbentüchtig, wenn sich die betreffenden Netzhaut- 
stellen in Folge einer Punetion anlegen, und bleiben es, so- 
lange diese Anlegung dauert. 
5 \ 5 

9. Fr. A.M. Ablatio retinae auf dem linken Auge mit einer Seh- 

schärfe von !/ro- 


I. Ergebnisse der spectralen Farbengleichungen. 


Da sich an den Enden des Speetrums Strecken fanden, welche 
ebenso wie bei den bisher untersuchten »Rothblinden« und »Grün- 
blinden« nur Intensitäts- und keine Nuancenunterschiede zeigten, und 
da sich ferner ergab, dass.alle Nuancen der dazwischen liegenden Spee- 
tralregionen durch Mischung aus den Endstrecken entnommener Lichter 
erzeugt werden konnten, so war die Zurückführung der Gesammtheit 
der möglichen Farbenempfindungen auf zwei Elementarempfindungen ' 
möglich. Sie geschah nach der ersten der beiden von Hrn. ©. Diererıcı 
und mir bei den bisher bekannten diehromatischen Farbensystemen 
benutzten Methoden”. 

Curven für die speetrale Vertheilung der Elementarempfindungen 
konnten, wie oben schon erwähnt, mit einigermaassen zureichender 
Sicherheit bei fünf der untersuchten Personen gewonnen werden. 

! In dem Folgenden benutze ich die Bezeichnungen, welche Hr. ©. Diererıcı 
und ich zuerst in unserer Mittheilung in diesen Berichten vom 29. Juli 1886 gebraucht 
haben. Im wesentlichen kommen hier die beiden Ausdrücke »Elementarempfindung« 


und »Grundempfindung« in Betracht. »KBlementarempfindung« ist eine rein experi- 
mentelle, nur durch die Rücksicht auf Einfachheit der Darstellung und Rechnung ge- 


wählte Hülfsgrösse. Im vorliegenden Falle werden z.B. als Elementarempfindungen 
die beiden Empfindungen gewählt, welche von den Enden des Speetrums ausgelöst 
werden. Unter »Grundempfindung« wird hingegen eine solche Empfindung verstanden, 
der in der Peripherie des Sehnerven ein einfacher, d.h. durch keine Art des Reizes 
weiter zerlegbarer Process entspricht. Das letzte Ziel farbentheoretischer Untersuchungen 
besteht u. a. darin, die Grundempfindungen und ihre speetrale Vertheilung zu finden. 
2 A. Könıs und ©. Dirrerier, in diesen Berichten 1886, S. 808, und Zeitschr. für 
Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane, Bd. 4. S.259— 265. 1893. 


722 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 8. Juli. 


Da bei allen diesen Personen das zweite Auge gesund war, so 
liessen sich, worauf weiter unten noch näher eingegangen werden soll, 
durch Vergleich mit demselben die Qualitäten der beiden Elementar- 
empfindungen auf der affieirten Stelle des erkrankten Auges bestim- 
men. Sie wurden stets als Roth und Grün (oder Blaugrün) angegeben; 
wir wollen sie daher mit R und @ bezeichnen. 

Die Tabelle I enthält nun die gewonnenen Ordinaten für die bei- 
den Curven, und zwar beziehen sich dieselben auf das bei der Beob- 
achtung benutzte Dispersionsspectrum des Gaslichtes. Um den Ver- 
gleich zu erleichtern, ist der Maassstab für jede der Curven so gewählt, 
dass ihre maximale Höhe ungefähr 15 beträgt. Ausser den aus den 
Beobachtungen direet berechneten Werthen sind in den Columnen für 
die HH.B.F. und R.M. noch mit kleinerer Schrift und in Klammern 
die durch graphische Interpolation gewonnenen Werthe derjenigen 
zwischenliegenden Wellenlängen angegeben, welche für die weiter unten 
vorgenommene Bildung der Mittelwerthe erforderlich sind. 

Auf Taf. VlIsind diese zehn Curven, zwei für jeden Untersuchten, ein- 
getragen. Berücksichtigt man die Grösse der Unsicherheit, welche jedem 
einzelnen der durch die hergestellten Farbengleichungen berechneten 


Tabelle I. 


Wellen- | Elementarempfindung R | Elementarempfindung @ 
länge | Hr. B.F. | Hr. R.M.| Hr. H.J. | Fr. M.H.| Hr. P.H. || Hr. BF. | Hr. R.M. | Hr. H.J. | Fr.M.H.| Hr. P.H. 
660 u | (7-44) (5-82) 3-09 3.30 | (2.28) | (o.—) (.—) 20:5 0.— | (a) 
650 » 9.24 7:74 4-32 | 0.— 0.— | 0. 
640 (11.04) (10.50) 5.84 9.96 (7:38) (0.07) (0.14) 0.— 0.— | (0.—) 
630 12.90 | 13.14 0.26 0.40 | 
620 » (14.22) (14.32) | 14.44 14.34 | 14.70 | (1.33) (2.10) | 2.75 0.— | 0.— 
610 » || 14.88 | 15.30 | | | 4.53 6.44 | 
600 » || (14.46) | (14:78) | 14.20 | 14.88 | 14.34 || (13) | (970) | 8.08 8.33 | 0.37 
590 » 1272 13.20 | | 12.78 12.18 | | 
580 » (t0.32) | (10.38) | 10.31 10.80 | 6.60 | (15.—) | (14.07) | 14.79 | 12.00 | 11.69 
570 8.22 3.04 | || 15.47 15.26 | | 
560 (6.37) (5.82) ATS 4.20 | 2.16 || (14.76) | (es.62) | 13.14 | 15.47 | 15.07 
550 4.68 3.66 | | 13.07 | 14.56 | 
540 (2.76) (62) | 1.43 1.38 | 0.90 | (0.93) | (rr.83) | 7.70 | 11.00 | 7.60 
530 » || 1.02 0.32 | | | 8.53 8.89 | | 
520 » (0.26) (0.20) 0.36 0.18 | 0.30.|| (5.33) (58x) | 23:25 5.67 6.20 
sıo 0.17 0.13 | 3.27 3.78 | 
500 » (0.12) (0.089) | 0.042| 0.06 | (o.14) (2.13) (2.24) | 1.IS 2.13 (2.67) 
495 v 0.09 0.060 FT! 1.75 | | 
480 » | | | 0. 0.— | (0.80) (m) | o 44 0.74 | (0.94) 
475 * For 0.— | | 9.— 0.67 0.56 0.74 
460 | (0.24) 0.09 
450 | 0.07 
440 » | | | | (0.04) 0.02 

| | | | 0.02 | 0.01 


Taf. VII. 


iss. 1897, 


Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. 


ol 


rl! 009 


ri 059 


ri! o0L 


UOFLTO.IOLET, 


UOJEULIOT 194 Y9J01 A 


a 
ENT - 
a e- 
ee 
ER 


uodumpurzdmoaeguouo]zg 


! 
} 
\ 
ın 


Uber 


„Blaublindheit “. 


König 


König: Über »Blaublindheit«. 723 


Punkte derselben zukommt, so muss man, abgesehen von den stets vor- 
handenen individuellen Abweichungen, die Gleichheit aller R-Curven ei- 
nerseits und aller @-Curven andererseits für nachgewiesen erachten und 
sämmtliche hier analysirten Farbensysteme demselben Typus zuordnen. 

Ein Blick auf die Curven sowohl, wie auch auf den Verlauf der 
in der Tabelle angegebenen Zahlen zeigt, dass die spectrale Vertheilung 
der beiden Elementarempfindungen R und @ ziemlich übereinstimmt mit 
dem von Hrn. ©. Dirrerıcr und mir bestimmten Verlauf der rothen und 
grünen Elementarempfindung bei normalen triehromatischen Farbensy- 
stemen!. Um zu zeigen, dass jedenfalls die violette Elementarempfin- 
dung hier fehlt, habe ich den speetralen Verlauf derselben dureh die 
punetirte Linie eingetragen, die so stark abweicht, dass selbst bei 
hundertmal grösseren Fehlern, als sie hier im äussersten Falle zuzugeben 
sind, ihr Vorhandensein noch immer mit den hier gemachten Messungen 
völlig unvereinbar wäre. 

Ich wende mich nun zu der Frage, ob aus der hier erhaltenen 
speetralen Vertheilung der beiden Elementarempfindungen solche Grund- 
empfindungen abzuleiten sind, welche mit den bei normalen Trichro- 
maten vorhandenen übereinstimmen. 

Dass dieses der Fall ist, ergab sich schon als theoretische Fol- 
gerung aus der Thatsache, dass innerhalb der Breite gewöhnlicher indi- 
vidueller Abweichungen alle Farbengleichungen, welche für normale 
Triehromaten gültig sind, von den hier untersuchten Personen aner- 
kannt wurden. Es lässt sich aber auch rechnerisch leicht eine solche 
Übereinstimmung nachweisen, wozu man am besten die Mittelwerthe 
der erhaltenen R- und G@-Curven zu Grunde legt und dadurch die Beob- 
achtungsfehler der einzelnen Curven wenigstens zum Theil beseitigt. 

In der Tabelle II enthalten die beiden ersten Columnen die genann- 
ten Mittelwerthe, doch sind wegen der sich anschliessenden Rechnungen 
die Maassstäbe der Ordinaten verändert und zwar so, dass 


\ TR | G.ds 


wird, wobei ds ein Längenelement des Dispersionsspeetrums bezeichnet 
und die Integration über die ganze Länge des sichtbaren Speetrums aus- 
zudehnen ist. Der Werth dieser Integrale ist nichts anderes als die Grösse 


U Es ist dabei aber wohl zu beachten, dass die von Hrn. ©. Dierericı und mir 
(diese Berichte, 29. Juli 1886, und Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sin- 
nesorgane, Bd.4, S. 241, 1893) in Zeichnungen veröffentlichten Curven sich auf das 
Interferenzspectrum des Sonnenlichtes beziehen, während hier das Dispersionsspeetrum 
des Gaslichtes zu Grunde liest. Um den Vergleich auszuführen, muss man also auf 
die a.a. O. von Hrn. C. Diererter und mir in den Tabellen angegebenen Zahlenwerthe 
zurückgehen. 


724 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. 


der von dem zur Abseissenaxe genommenen Dispersionsspeetrum und der 
Curve der betreffenden Elementarempfindung umschlossenen Fläche. 

In der dritten und vierten Columne sind die für dasselbe Speetrum 
und nach den entsprechenden Maassstäben berechneten Ordinaten der 
Curven für die speetrale Vertheilung der bei normalen Triehromaten 
vorhandenen rothen und grünen Grundempfindungen N und © ein- 
getragen!. 

Die fünfte und sechste Columne enthalten die nach den Formeln 

RR — in led nd E28 er . 
1.4 1225 
berechneten Grundempfindungen für die hier untersuchten Personen, wo- 
bei die Coeffieienten 0.4 und 0.25 so gewählt sind, dass die für AN’ und 
($ erhaltenen Werthe am besten in ihrem Verlaufe mit den Werthen 
von W und & in der dritten und vierten Columne übereinstimmen. 

Ein Vergleich der Zahlen zeigt schon die gute Übereinstimmung, 
noch besser aber lehrt dieses ein Blick auf Tafel VIII, wo die ge- 
strichelten Curven die beiden berechneten Grundempfindungsceurven W 
und © darstellen, während in punetirten Linien die drei bei norma- 
len Trichromaten bestehenden Grundempfindungseurven N, & und ® 


Tabelle I. 


- | Elementar- | 1 , 
Wellen- | x | Grundempfindungen 
” empfindungen i 
länge h Er 
I: ae | R 6 wi | 
1 
660 zu || 430 | 0— || 3.84 0.55 3.07 0.86 
| 2 | | > > 
640 » | 8.76 | 0.04 | 6.99 1.68 6.27 1.78 
620» || 14.22 1.01 || 10.36 3.57 10.44 3.65 
600 » 14.25 | 5.79 || 11.39 7.87 11.84 7.48 
5so » | 9.49 | 10,98 | 9.51 10.85 9.91 10.68 
560 » | 4-47 12.04 | 6.43 10.34 6.64 10.53 
540 » | 1.59 | 7.98 | 3.54 6.82 3.41 6.70 
520 » | 1.63 3.97 | 141 3.46 
500 0.09 1.67 | 0.43 1.24 0.55 1.35 
480 » 0.— | 0.60 | 0.11 | 0.34 0.17 0.48 
460 » | | 0.14 | 0.02 0.04 | 0.040 ©.11 
440 | 0.012 | 0.0034 | 0.010 


! Ich mache darauf aufmerksam, dass diese Werthe vielleicht einiger kleiner, 
für unsere Betrachtung aber durchaus belangloser Correeturen bedürfen und auch nicht 
genau mit den s. Z. von Hrn. C. Dierericı und mir angegebenen übereinstimmen. Die 
Abweichungen sind veranlasst ı. durch eine etwas verschiedene Helliskeitsvertheilung 
in dem jetzt benutzten Spectrum und 2. dadurch, dass inzwischen anderweitige von 
mir angestellte Versuche bei der Curve R am kurzwelligen Ende des Spectrums kleinere 
Ordinaten als die damals angegebenen wahrscheinlich machen. Damit hängt es auch 


zusammen, dass ich jetzt, wie oben schon erwähnt, wieder geneigt bin, Violett — und 
nicht Blau — als die dritte Grundempfindung bei normalen trichromatischen Farben- 


systemen anzunehmen. Da diese Frage z. Z. ohne Belang ist, so habe ich in dieser 
Abhandlung noch stets von Blau als der dritten normalen Grundempfindung geredet. 


Taf. VII. 


Süzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1897. 


"UOPEIIOAUPLLT, TOpeurrou uodunpuydwopunas) = une 
»uopmpgnepg« op uosımpuydwapımany) --------- ---- 


»uapumgnefep“ Op uodımpuyduanejuowo]s 


rl 0St rl 00S rrl 0SS rl 009 rl 059 rl ooL 


Be 


it“ 


indhe 


Blaubl 


” 


Über 


König 


König: Über »Blaublindheit«. 728) 


eingetragen sind. Die Übereinstimmung zwischen den beiden Gur- 
ven WR und W einerseits und den beiden Curven & und 6 anderer- 
seits ist so gross, wie sie nach der vorhandenen Unsicherheit der 
Messungen nur erwartet werden kann. 

Des Vergleichs halber sind auch die beiden Mittelwerthsceurven 
für die Elementarempfindungen R und @ der hier untersuchten Farben- 
blinden eingetragen. Es ist unmittelbar augenfällig, dass durch keinerlei 
Superposition von R und @ eine Curve zu bilden ist, welche auch nur 
die mindeste Übereinstimmung mit der Curve für die normale Verthei- 
lung der blauen Grundempfindung ® besitzt. 

Wir können also das Ergebniss dieser Untersuchung in folgendem 
Satze zusammenfassen. Bei Netzhautablösung und bei einzelnen Fällen 
von Netzhautentzündung tritt — bei letzterer Affeetion meistens nur 
auf den centralen Bezirk beschränkt — eine Anomalie des Farbensinnes 
auf, die hinsichtlich der speetralen Vertheilung der Grundempfindungen 
durch das Fehlen der Blauempfindung charakterisirt ist, während die 
beiden anderen Grundempfindungen sich vollkommen normal verhalten. 


Hiermit ist — freilich nur als pathologisch entstandene Anomalie 
das dritte der drei möglichen, als Ausfallserscheinung aus den nor- 
malen triehromatischen Farbensystemen abzuleitenden diehromatischen 
Systeme gefunden. Die beiden anderen sind die häufiger vorkommen- 
den zwei Gruppen der angeborenen partiellen Farbenblindheit. Der 
»Rothblindheit« und »Grünblindheit« gesellt sich also nunmehr die 
»Blaublindheit« zu. 


I. Das Aussehen der verschiedenen Speetralregionen. 


Der oben schon erwähnte Umstand, dass durch Vergleich mit dem 
andern, gesund gebliebenen Auge die Qualität der Empfindungen auf 
der erkrankten Stelle einigermaassen genau bestimmt werden konnte, 
ermöglichte es, hier tiefer in die Natur der Anomalie einzudringen, 
als es sonst bei angeborenen und auf beide Augen sich erstreckenden 
Anomalien des Farbensehens der Fall ist. 

Bei Hrn. B. F. war die Qualität der Empfindung auf der lang- 
welligen Endstrecke für beide Augen die gleiche, während die kurz- 
wellige Endstrecke auf dem erkrankten Gebiete den Eindruck machte 
wie Licht von 485-487 ua auf dem gesunden Auge. 

Bei den HH. R.M. und H.J. war auf der langwelligen Endstrecke 
die Empfindung ebenfalls unverändert geblieben, während die kurz- 
wellige Endstrecke beim erstern den Eindruck von 485-495 ua, beim 
zweiten den von etwa 495 un machte. 

Bei den übrigen Personen liessen sich aus verschiedenen Gründen 


solehe Vergleiche nicht mit dieser Genauigkeit durchführen. Es wurde 


726 


Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. 


bei ihnen daher nur nach dem Eindruck gefragt, den die verschiede- 


nen Speetralregionen auf der erkrankten Netzhautstelle hervorriefen. 
Die folgende Tabelle III enthält die Ergebnisse dieser Fragen. 


Tab 


elle III. 


Wellen- Er. C.M. x 
Isnee Hr. C.H. Hr. H.J EirYP-El: Hr. M.W. Fr. A.M. 
= November 1894 Mai 1896 
640 zu Roth Roth Roth Roth Roth 
Weissliches 
610 yuyı Roth 
|) ee: Weissliches 
\ yaun Roth 
600 yyu | ei: Weisses Roth Roth 
rothem 
Schimmer 
| | Weiss, leuch- 
Hell, farblos | tende Farbe 
| Weiss mit age 
580 zu | Ganz Weiss | Weissgrau || zartem rosa Gelb Mattes helles Rosa 
— | Schein Gelb, viel 
Hellgrau Weiss ent- 
haltend || 
Ze A B U E = = 2. ERBE N. 
| Grünlich- besas 
| weiss | = 
Pr | fa Blaugrün 
Se Liehtfarbe | ‚Ganz. hell, Weissgrün | Weissgrün —— 
SSSak| = 2 Weissgrau | beinah Weiss 5 | mo 


550 zu 


540 zu 


530 pp | 


w 


o pp | 


Blau mit 
Schattirung 
in’s Grün 


in yaıun.ız uuep pPATM "neig | 


Blasshlau 


Blaugrün, 
mehr Blau 


Dunkelblau, 
etwas grün- 
lich 


mit etwas 
Grün 


Grün 
3läulichgrün 
Weissliches 
Blaugrün 
Weissliches 
Grün mit 


Spur blauer || 
Beimischung 


Weissliches 
Grün 
Wässriges 
weissliches 


Grün 


Grünlich 


|| (mehr Farbe 
| als 540 u) 


Mattblau, 


bleibt auch so 
bei Ver- 
|| grösserung 


| | 


|| | 
| Mattblau, bei 
Aufhellung 


‚tritt ein grün-| 
| 


hinzu 


\der Intensität | 


\licher Schein | 


| 
| 
| 
| 
| 


Grün 


Grün (dunkler) 
als 540 zu) || 


Il 


Weissgrün, 
mehr Weiss 
als Grün 


Helles Bläu- 
lichgrün 


Blaugrün 


Grün, mehr 
Blaugrün 


Leuchtendes | 
weissliches 
Grün 


önıs: Über »Blaublindheit«. Z 
Kö Über »Blaublindheit 727 
Wellen- Fr. C.M. 
länge Hr. C.H. Hr. H.J. HrsPÄE: Hr. M.W. Fr. A.M. 
5 November 1894 Mai 1896 
510 yuu Grün Reines Grün 
Blau, bei Ver- Wassergrün 
grösserung 
5 Grün Grün der Intensität Gesättigtes Grü 
SNHE tritt grün- kräftiges au 
licher Schein Grün 
auf 
490 ya Dunkles Grün 
Dunkler und 
etwas gesät- 
tigter (als 
Reines Grün Grün 320, AR) 
480 zu Schönes Grün > ee. 
Dunkelgrün || Bläulichgrün een 
rün 
Kräftiges 
NG Grün 
Be et! m. > Kt en. u nn = 
470 un Dunkles Grün = Grün 
Dunkelgrün, = | 
bei grösserer 5 | 
Helligkeit © 
tritt bläuliche as 
Sahrdunkles Beimischung | Mattgrün, = Ganz Dunkel- | 
Cu auf blauer Schim- jan grün 
460 yuyı un erg 7 mer tritt auf, = >— 
FERN Grünliehblau | wenn es heller 23 Kräftiges 
; mit wenig | gemacht wird 5: Grün 
Blau 
Bläuliches Y 
Grün 
Zr ( Ze | | >= 
Dunkelgrün = 
450 u Dunkelgrün mit bläulichem e 
Schimmer 3 
| Mattblau- 3 
| grün, bei Ver- Weissliches 2: 
| Yanleung.  dunklung tritt Grün, aber = 
440 zu | ulehes das Blau, bei schwach (CH 
Aufhellung — ; 
Y das Grün Dunkelgrün 
= ‚mehr hervor | | 
& Mattes Him- 
5 melblau, wird 
3 aber bei | 
3 || grösserer Y 
& + Helligkeit Er 
2 5 ‘p re 
SEI RM = \ Grünlichblan, Grün, dunkel 
S \ bei sehr 
r: grosser 
| Intensität | 
| »Grünlich « | Y 
Ganz dunk- | 
les, sehr || 
; | 
ak schwaches 
Y Grün | 


728 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. 


In der Tabelle ist jedesmal der Wortlaut der Antwort eingetragen. 
Von einander abweichende, bei Wiederholung der Frage ertheilte Ant- 
worten sind sämmtlich aufgeführt, z. B. bei Hrn. C. H. für die Wellen- 
länge 600 uu. Stets wurde sorgfältig darauf geachtet, dass man keine 
Antwort in die Leute hineinexaminirte. Lieber begnügte ich mich bei 
einem spontan gebrauchten, etwas unklaren Ausdruck, als dass das 
Urtheil durch viele Fragen vielleicht beeinflusst oder verwirrt wurde. 
Bei Fr. C.M. geschahen, wie auch die Anordnung der Tabelle zeigt, 
diese Prüfungen in zwei Terminen, welehe mehr als ein Jahr (November 
1594 bis März 1896) aus einander lagen und zwischen welchen keinerlei 
weitere Untersuchungen vorgenommen wurden. Trotzdem ergab sich über- 
einstimmend die auch von anderen der untersuchten Personen gemachte 
merkwürdige Bezeichnung der Speetralregion von 550-520 uu als Blau. 

Nach den Angaben aller untersuchten Personen schien die Qualität 
der Empfindung bei der Einwirkung weissen, d. h. unzerlegten Sonnen- 
lichtes unverändert geblieben zu sein. 

Bei sechs Personen habe ich auf dem erkrankten Gebiete eine wenig- 
stens sehr annähernd richtige Farbengleichung von speetralem, monochro- 
matischem Lichte mit unzerlegtem weissen Sonnenlicht herstellen können. 
Da von letzterm, wie eben erwähnt, keine Veränderung des normalen 
Eindrucks angegeben wurde, so ergaben jene Farbengleichungen also die 
Wellenlänge der weissen, sogenannten neutralen Zone im Spectrum. Die 
erhaltenen Wellenlängen waren 

bei Hrn. B. F. etwa 566 un bei Hrn. H. J. etwa 569 uu 

» 0» DRUM. 02562 » „Pr. MD. 25570, 
» Fr. C.M. » 570 » » Hın.M.W. » 570» 

Da ich die Unsicherheit dieser Bestimmungen nicht grösser als 2 un, 
höchstens 3 uu erachte, so ist der Rest der Verschiedenheit als indivi- 
duelle Abweichung anzusehen. 

Ebenso wie die gelbe Region des Speetrums eine Farbenänderung 
erlitt, war dieses auch bei allen gelben Pigmenten der Fall. Die zu oph- 
thalmologischen Prüfungen gewöhnlich benutzten Objecte aus gelbem, 
Marx 'schem Tuche wurden als »weisslich« angegeben. manchmal mit 
röthlicher Nuance (»Rosa«). Es lag diese Abweichung von reinem Weiss 
ohne Zweifel daran, dass die auch von der Beleuchtung etwas abhängige 
Nuance des 'Tuches nieht genau mit der in dem betreffenden Falle als 
farblos erscheinenden Region des Spectrums übereinstimmte. 

Es sei an dieser Stelle noch besonders darauf hingewiesen, dass 
bei der hier untersuchten Anomalie des Farbensinnes eine Änderung 
der von gelben Objeeten erzeugten Empfindung ohne jede Affection des 
Sehnerven auftritt! 

Dieses steht in Widerspruch mit der von Hrn. L. Worrrsers (DEUTSCHMAnN's 
Beiträge zur Augenheilkunde, Bd. Il, S.613, 1895) geäusserten Anschauung. 


Könıs: Über »Blaublindheit«. 729 


III. Allgemeine Bemerkungen. 


1. Es ist ersichtlich, von welch grosser, ja für die Frage, ob 
Hrn. von Krıes’ oder meine Farbentheorie richtig ist, möglicherweise 
entscheidender Bedeutung Beobachtungen über das sogenannte PurkınsE- 
sche Phaenomen und überhaupt Farbengleichungen bei sehr niedriger 
Intensität auf den hier untersuchten blaublinden Netzhautgebieten sein 
würden. Ist meine Theorie zutreffend, so darf, ohne dass man besondere 
Annahmen macht, kein PurkımsE’sches Phaenomen auftreten und alle 
Farbengleichungen müssen bei gleichmässiger Herabsetzung der objecti- 
ven Lichtintensität bis zum Verschwinden bestehen bleiben, während 
nach Hrn. von Krırs’ Farbentheorie der »Dunkelapparat« durch das 
Fehlen der Blauempfindung gar nicht berührt zu werden braucht, und 
daher auch hier die normale Abhängigkeit der Farbengleichungen von 
der absoluten Intensität zu erwarten ist. Leider liess sich nun in dieser 
Frage keine Entscheidung gewinnen, weil die schon für geschulte Beoh- 
achter manchmal vorliegende Schwierigkeit, bei starker Herabsetzung 
der Helligkeit noch sicher mit der Fovea zu fixiren und sich darüber 
auch gewiss zu sein, hier zu einem unübersteiglichen Hinderniss wurde. 
Bei keiner einzigen der für quantitative Untersuchung mit spectralen 
Liehtern geeigneten Personen war die Gewissheit zu gewinnen, dass 
die Fixation bei niedriger Helligkeit mit dem erkrankten Gebiete geschah. 

2. Mit der Hrrıse'schen Farbentheorie sind die hier mitgetheilten 
Resultate unvereinbar. Die beiden Grundempfindungen N und © stim- 
men in ihrer spectralen Vertheilung überein mit der Gelbempfindung 
bei den zwei Typen der Herıne’schen »Rothgrünblinden«. Hr. Herıne 
fasst den zwischen diesen beiden Typen bestehenden Unterschied als 
individuelle Abweichungen auf und führt ihn wenigstens zu einem 
grossen Theil auf stärkere oder schwächere Färbung der Augenmedien 
und der Macula lutea zurück. Wie will er nun aber diese beiden ver- 
schiedenen Formen erklären, wenn sie in demselben Auge vorkommen? 

3. Von Bedeutung ist ferner die Thatsache, dass die bei den 
hier untersuchten Personen von den Enden des Spectrums ausgelösten 
Empfindungen einem für ein farbentüchtiges Auge gültigen Paare von 
Complementärfarben entsprechen, was natürlich im engsten Zusammen- 
hang mit einer normalen Weissempfindung steht. Es legt dieses im 
Verein mit den übrigen oben berichteten Thatsachen den Gedanken 
nahe, dass, wie Hr. J. von Krırs schon mehrfach dargelegt hat'!, die 
von der Youns-Hermnortz’schen Farbentheorie aufgestellte Gliederung 


J. von Krıes, Die Gesichtsempfindungen und ihre Analyse, Leipzig 1882 (auch 
Suppleinent zu ou Bois’ Archiv, Jahrg. 1882), S.163—171. J. vox Krırs, Zeitschr. für 
Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane, Bd.ı3, S. 311 ff. 


Sitzungsberichte 1897. 68 


730 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. 


des Apparates für die Lichtempfindung nur die peripheren Organe be- 
trifft und dass wir uns weiter centralwärts eine andersartige Gliede- 
rung zu denken haben, über die gegenwärtig freilich nur sehr wenig 
gesagt werden kann, von der aber angenommen werden müsste, dass 
an dieser Stelle die Ankunft einer von unzerlegtem Sonnenlicht in der 
Peripherie ausgelösten Reizwelle stets, d.h. für alle Netzhautstellen und 
bei allen Personen, dieselbe farblose Empfindung veranlasst, was dann 
zur nothwendigen Folge hat, dass bei einem in der Peripherie des 
Sehnerven zweicomponentigen Farbensystem die beiden Componenten 
(Grundempfindungen, Elementarempfindungen) die Qualität normaler 
Complementärfarben haben und dass bei jedem eineomponentigen Far- 
bensystem diese eine Componente das Weiss des normalen Auges ist!. 

Ich verweise hier auf einen schon vor beinahe sechs Jahren von 
mir beschriebenen Fall’, bei dem sich angeborene Farbenblindheit mit 
pathologisch entstandener vereinigte. Ein in physikalischer Beobach- 
tung geschulter und daher in Bezug auf die gemachten Beobachtungen 
zuverlässiger Herr, der auf beiden Augen angeborene partielle Farben- 
blindheit (»Rothblindheit«) besass, erlitt auf seinem linken Auge eine 
Netzhautablösung. Dadurch wurde auf dem ganzen abgelösten Bezirk 
das bis dahin diehromatische Farbensystem in ein monochromatisches 
verwandelt, und zwar hatte die eine hier nunmehr nur noch vor- 
handene Empfindung genau die Farbe der neutralen Spectralregion des 
andern unverändert gebliebenen Auges, d.h. sie war farblos. Hin- 
gegen stimmte die spectrale Vertheilung dieser einen allein übrig ge- 
bliebenen Empfindung mit derjenigen der bisherigen Gelbempfindung 
überein, d. h. sie hatte, als Curve dargestellt, die Form der in Ab- 
schnitt I besprochenen Curven & oder &. Durch die Ablösung der 
Netzhaut war damals also, gerade wie wir es bei den in der vor- 
liegenden Mittheilung beschriebenen Fällen gefunden haben, die pe- 
riphere Blaueomponente zerstört. Dieser Fall bildet also eine werth- 
volle Ergänzung zu dem hier Mitgetheilten®. 


! Auch durch eine solche Annahme würde freilich der merkwürdige Befund un- 


aufgeklärt bleiben, dass bei unseren Blaublinden die Spectralregion von 550—520 uu 
einen bläulichern Ton hat als die Regionen kleinerer Wellenlänge. Aufschluss wird 
sich hierüber vielleicht erst gewinnen lassen, wenn darauf bezügliche Angaben von 
Personen vorliegen, die in Beobachtung und Beschreibung ihrer Sinnesempfindungen 
geschult sind. 

2 A. Könıs, Über den Helligkeitswerth der Speetralfarben, Hamburg 18gr, 
L. Voss, S.79—83. Auch enthalten in: Beiträge zur Psychologie und Physiologie der 
Sinnesorgane (Hernnorrz-Festschrift), Hamburg 1891, L. Voss, S. 383 — 387. 

3 Einen andern ohne Zweifel ebenfalls hierher gehörigen Fall habe ich vor 
noch längerer Zeit veröffentlicht (Verhandlungen der Physikalischen Gesellschaft zu 
Berlin vom 6.November 1885). Bei demselben war das von einer Netzhautentzündung 
betroffene Gebiet ziemlich gross. Die neutrale Zone entsprach ungefähr der Wellen- 


Könıs: Über »Blaublindheit«. rag 


Es ist hier nieht der Ort, auf eine weitere Durchführung der Hy- 
pothese über das Vorhandensein einer zweiten centralwärts gelegenen 
Gliederung des Farbensystems einzugehen. Ich möchte nur hervor- 
heben, dass sich mit ihrer Annahme manche noch jetzt bestehende 
Schwierigkeiten für die Erklärung des Farbensehens auf den excen- 
trischen und peripheren Theilen der Netzhaut, für die von mir be- 
hauptete Blaublindheit der Fovea, für die scheinbare Farblosigkeit der 
Empfindungen bei niedrigster Helligkeitsstufe u. s. w. heben würden. 
Durch Annahme pathologischer Vorgänge in diesem weiter central- 
wärts gelegenen Farbenapparat könnte man ferner manche Fälle von 
Erythropsie, Chloropie u.s.w. und endlich vielleicht Farbensinnstö- 
rungen in Folge von Hysterie u. s.w. erklären. 

Um Missverständnisse zu verhüten, bemerke ich ausdrücklich, 
dass ich diese Hypothese nur als das auffasse, was eine Hypothese 
sein soll, nämlich ein Wegweiser für neue Fragestellungen, durch 
deren Beantwortung geleitet, wir erst weiter in das Verständniss des 
Thatsächlichen eindringen. Als bewiesen erachte ich sie für ebenso- 
wenig, wie ich das seiner Zeit mit der von Hrn. C. Dirtericı und mir! 
über die Ableitung der beiden Typen angeborener diehromatischer Far- 
bensysteme aus normalen trichromatischen Farbensystemen geäusserten 
Vermuthung gethan habe und noch thue. Ob eine von beiden Hypo- 
thesen richtig ist und welche, muss erst die Zukunft lehren. — 

Ich schliesse diese Abhandlung mit aufrichtigem Danke an Hrn. 
Rıcn. Sımox, dass er nach sorgfältigen und scharfsinnigen an seinem 
Krankenmaterial angestellten Vorprüfungen mir die in der vorliegen- 
den Abhandlung erwähnten Farbenblinden zugeführt und mich bei den 
Prüfungen selbst in jeder Hinsicht unterstützt hat. 

Sämmtliche hier besprochenen Untersuchungen wurden mit einem 
grossen Spectralapparate gemacht, zu dem mir die Gräfin Bose -Stif- 
tung die Mittel in dankenswerther Weise bewilligt hat und bei dessen 
Construction ich durch den bewährten Rath und die grosse Erfahrung 
des inzwischen verstorbenen Hrn. Hermann HaenschH geleitet worden bin. 


länge 560 au. Ein Unterschied gegenüber den jetzt beschriebenen Fällen bestand darin, 
dass damals weisse Objecte als »gelblich« bezeichnet wurden. Die Farbe der beiden 
Spectrumenden war roth und grün. 

' Diese Berichte 1886, S.827 und 828, und Zeitschr. für Psychologie und Phy- 
siologie der Sinnesorgane, Bd. 4, S. 344— 346. 


6S* 


Das Trigonum vesicae. 


Von W. WALDEYER. 


(Vorgetragen am 17. Juni [s. oben S. 659].) 


Hierzu Taf. IX. 


Seit Lievraup 1753' in der Harnblase des Menschen diejenige Bildung, 
welche seinen Namen trägt: »Trigonum Lieutaudi« oder »Trigo- 
num vesicae«, genauer als bisher beschrieb, ist dieselbe in den mono- 
graphischen Bearbeitungen der menschlichen Harnblase, sowie in den 
Lehrbüchern der Anatomie wiederholt Gegenstand einer mehr oder min- 
der eingehenden Besprechung gewesen. Man kann indessen nicht sagen, 
dass eine übereinstimmende Auffassung und Schilderung derselben in 
Wort und Bild erzielt worden wäre. Noch weniger Klarheit ist über 
ihre physiologische und entwicklungsgeschichtliche Bedeutung gewon- 
nen, und man weiss kaum etwas über das Verhalten des Blasendreieckes 
bei 'Thhieren. 

Es würde schon an sich nicht unwerth sein, diese Lücken auszu- 
füllen; indessen tritt noch ein anderes Moment hinzu, was eine er- 
neute Besprechung des Trigonum vesicae wünschenswerth erscheinen 
lässt: ich meine die Rücksicht auf die Untersuchung der Harnblase zu 
ärztlichen Zwecken. Das Blasendreieck und die an die Ecken desselben 
gestellten drei Mündungen der in die Blase ein- und von ihr austreten- 
den Harnleitung, die beiden Mündungen der Ureteren und die der 
Urethra, bilden die wichtigsten Orientirungspunkte für die endosko- 
pische Untersuchung der Blase. Diese Theile sind ungemein charakte- 
ristisch, während der ganze Rest der Blaseninnenfläche sich als gleich- 
förmig ausweist und im eystoskopischen Bilde kaum Merkpunkte ge- 
währt. Mit Rücksicht auf dies praktische Bedürfniss habe ich denn 
auch keinen Anstand genommen, auf manches Detail einzugehen, was 
für die wissenschaftliche Seite der Betrachtung füglich hätte unbe- 


! Lieuwaup, Observations anatomiques sur la structure de la Vessie. Mem. de 


l’Academie royale des Sciences. Paris, 1753- 


E e m92° 
WarpEvER: Das Trigonum vesicae. 133 


sprochen bleiben können; auch durfte ich es für diesen Zweck nicht 
vermeiden, auf die Unterschiede, welche Lebensalter und Geschlecht 
in der Ausgestaltung des Trigonum zeigen, mehr Gewicht zu legen, als 
es bisher üblich war. 

Ich gebe zunächst an der Hand der Fig.ı eine Schilderung der 
Flächenansicht des Blasendreieckes beim erwachsenen Manne, wie sie 
sich bei normaler leerer Blase im frischen Zustande darbietet und 
wie ich dieselbe für typisch halte. 

Das Trigonum stellt dann ein ungefähr gleichseitig-dreieckiges, 
erhabenes Feld der unteren Blasenwand dar, welches zwischen den 
beiden Harnleitermündungen und der Harnröhrenöffnung gelegen ist, 
so, dass die Harnleitermündungen nahezu die Basiswinkel des Drei- 
eckes einnehmen, während die Spitze desselben genau in das Orifieium 
urethrae internum hineinläuft. Das Trigonumfeld zeichnet sich aber 
nicht nur durch seine Erhebung über seine nächste Umgebung und 
durch die an dasselbe geknüpften Öffnungen, sondern vor allem auch 
dadurch aus, dass es (im frischen Zustande) einen andern Farbenton 
besitzt, als seine Umgebung und dass seine Oberfläche durch ihre 
Glätte in auffallender Weise mit der faltigen Beschaffenheit der übri- 
gen Blasenschleimhaut (bei leerem Zustande der Blase) kontrastirt. Es 
sei gleich gesagt, dass dieser Kontrast auch bei gefüllter Blase, wenn- 
gleich in etwas anderer Weise, bestehen bleibt. Ist die Blase gefüllt 
und somit ausgedehnt, so verstreichen zwar die eben erwähnten Fal- 
ten, aber die zu innerst liegenden Muskelbündel heben sich in dem 
grösseren Theile der Blase, deutlich durch die Schleimhaut her sicht- 
bar, ab, während man am jetzt noch mehr geglätteten Trigonum keine 
Spur solcher Bündel wahrnimmt. 

Gänzlich faltenfrei ist das Blasendreieck indessen nicht; man sieht 
auch im frischen Zustande mitunter auf demselben einige ganz feine Fält- 
chen gegen die Urethralmündung ziehen; jedoch lassen sich diese Fält- 
chen mit der Pincette kaum erheben, während man die grossen Falten 
der übrigen Blasenwand leicht bis zu 1-14” hochziehen kann. Nach 
Alkoholhärtung treten die Fältehen des Trigonum meist ein wenig stär- 
ker hervor; von beiden Seitentheilen des Trigonum convergiren sie 
dann in sehr regelmässiger Weise zur Urethralmündung hin (Fig. 5), 
während sie unmittelbar vor und hinter der letzteren nicht so regel- 
mässig angeordnet erscheinen. 

Die grossen Falten der übrigen Blasenschleimhaut fand ich nach 
Härtung der Blase, insbesondere an deren hinteren oberen Wand, vor- 
wiegend in der Längsrichtung verlaufend; mehr zum Grunde der Blase 
hin kommen auch quere Falten vor: doch lassen die vielen Variationen 
kaum eine Regel aufstellen. 


734 Sitzung der phys.-math. Classe v. 8. Juli. — Mittheilung v. 17. Juni. 


Was den Farbenton des Trigonum betrifft, so fanden wir ihn 
gelbbräunlich, während die übrige Fläche violettgrauröthlich erschien; 
meist zeigte sich das Trigonum etwas dunkler als der Rest der Blasen- 
schleimhaut. 

Eine bisher wenig gewürdigte Eigenthümlichkeit des Blasendrei- 
eckes ist die flache Vertiefung e”’ Fig.ı, welche es in seiner Mitte 
wahrnehmen lässt: dieselbe gleicht sich nach allen Seiten hin unmerk- 
lich aus. Diese Vertiefung lässt nun naturgemäss als Hervorragungen 
erscheinen: ı. die Basis trigoni, 2. die beiden Seitenränder desselben, 
3. den vorderen in die Urethralöffnung hineinragenden Theil; diese Bil- 
dungen müssen genauer geschildert werden. 

Die Basis trigoni. Sie wird gebildet durch die einander ent- 
gegenstrebenden beiden Harnleiterwülste. Letztere entstehen da- 
durch, dass die Ureteren, indem sie die Blasenwand schräg durchsetzen, 
sich der Innenfläche der Blase immer mehr nähern und so einen durch 
deren Schleimhaut hindurch sichtbaren und fühlbaren Wulst bilden. 
Der Hauptsache nach ist es die Muskulatur der Ureteren, welche den 
Vorsprung bewirkt: sie geht in die ihr gleich beschaffene dichte und 
feinbündlige Muskulatur des Trigonum über. Die Anatomie benennt 
seit alters diese Wülste als »Plicae uretericae«: »Toruli urete- 
riei« würde ihrem Verhalten besser entsprechen. 

Wie meine Präparate lehren, kommen nun verschiedene Bilder 
der Trigonumbasis heraus, je nach dem Verhalten der Harnleiterwäülste. 
Ich betone zunächst, dass sehr selten, entgegen den üblichen Abbil- 
dungen, beide Wülste in der Mittellinie in unverminderter Stärke in- 
einander übergehen; ist dies dennoch der Fall, dann zeigt die Trigonum- 
basis sich als ein ganz gleichförmig und meist stark vorspringender 
Wulst. In den meisten Fällen ist eine Trennung beider Wülste deut- 
lich, so dass die Trigonumbasis in ihrer mittleren Partie eine Vertie- 
fung oder auch einen Einschnitt, Ineisura trigoni m., wahrnehmen 
lässt; ja, nicht selten zeigt sich ein grösseres vertieftes Feld zwischen 
den beiden Harnleiterwülsten, welches natürlich bei gefüllter Blase viel 
grösser ist als bei leerer, wo die beiden Ureterenwülste näher zusam- 
menrücken. Wenn nun auch diese Unterbrechung besteht, so ist die 
Grenze der Trigonumbasis gegen die übrige Blaseninnenfläche bei leerer 
Blase gewöhnlich noch immer etwas erhaben, so dass man das Trigo- 
numfeld auch an dieser Stelle als deutlich abgesetzt wahrnimmt. Bei 
leerer Blase ist ferner die Basis auch von der vorhin erwähnten flachen 
mittleren Vertiefung des Feldes meist deutlich unterschieden. Füllt 
sich aber die Blase, rücken dabei die Ureterenmündungen auseinander, 
so kann allerdings an dieser Stelle der Basis jede Erhöhung verschwin- 
den, so dass dann eine völlige Ausgleichung des Trigonumfeldes nach 


. . m 
Waropeyer: Das Trigonum vesicae. 735 


hinten zwischen beiden Ureterenmündungen hindurch mit der übrigen 
Blaseninnenfläche stattfindet. Mit Rücksicht auf dieses Verhalten bei 
gefüllter Blase nenne ich die zwischen den beiden Ureterenwülsten be- 
findliehe Strecke Area interureterica: bei leerer Blase ist also, dem 
Gesagten zufolge, die Area interureterica kleiner; ihre Mitte wird dann 
durch die Ineisura trigoni bezeichnet. 

Ein anderer Punkt wäre vielleicht noch hervorzuheben, nämlich 
der Umstand, dass der Ureterwulst selbst eine kleine Einziehung zeigen 
kann, welche eine mediale Partie des Wulstes, in der die Ureteren- 
mündung liegt, von einer lateralen (dem Beginne des Wulstes) scheidet. 

Die Seitenränder des Trigonum zeigen sich, wie bekannt, me- 
dianwärts leicht konkav ausgeschweift; sie können, wie das ganze Trigo- 
num, schwächer oder stärker entwickelt sein; weitere Besonderheiten sind 
von ihnen nicht zu melden. Sie beruhen ebenfalls, der Hauptsache nach, 
auf einer Verdiekung und Verdichtung der Muskulatur; die Fasern hier 
hängen gleichfalls mit der Uretermuskulatur zusammen, und so zeigen 
sich auch die Seitenränder als mit den Harnleiterwülsten in Beziehung 
stehende Bildungen. 

Besonders bemerkenswerth ist die von Lıeuraup unter dem Namen 
»Luette vesicale«, »Uvula vesicae« beschriebene, in den Anfang 
der Harnröhre hineinragende Verdickung des vorderen Endes des Bla- 
sendreieckes. Diese Uvula vesicae erscheint wie eine flachovale Pro- 
minenz und setzt sich mit einer kleinen mittleren Leiste, Crista ure- 
thralis, in den Anfangstheil der Harnröhre fort. Beim Manne ver- 
bindet sich diese Crista mit dem Schnepfenkopfe, während sie beim 
Weibe sich gegen das vordere Drittel der Harnröhre allmählich ver- 
liert. Beim Manne geht nun vom Schnepfenkopfe ab diese Leiste ent- 
weder noch eine Strecke weiter der hinteren Harnröhrenwand entlang, 
oder dieser Theil der Leiste spaltet sich nach kürzerem oder längerem 
Verlaufe in 2 Schenkel. Frenula eollieuli seminalis', welche sich 
allmählich verlieren. Ich komme bei Besprechung des Rinderblasen- 
dreieckes auf diese Dinge zurück. 

Ich möchte zur Anatomie dieser Uvula vesicae bemerken, dass 
ich sie für eine durchaus regelmässige Bildung halten muss, welche 
indessen bei normaler Blase nur klein ist und stets in den Anfangs- 
theil der Pars prostatica urethrae noch ein wenig hineinragt; ferner, 
dass sie mit der Bildung eines sogenannten dritten Prostatalappens 
nichts zu thun hat. Die Uvula besteht nur aus verdickter Schleim- 
haut von dem Charakter der Trigonumschleimhaut; eine Verdiekung 


! Rauser, A., Lehrbuch der Anatomie des Menschen. 5. Aufl. 1897. Bd.I. (Er- 
klärung der Fig. 747.) 


736 Sitzung der phys.-math. Classe v. 8. Juli. — Mittheilung v. 17. Juni. 


der Trigonalmuskulatur habe ich hier nicht finden können. Allerdings 
ist es richtig, dass, wenn ein dritter Prostatalappen entsteht, er an 
der Stelle der Uvula sich vorwiegend entwickelt; aber die Uvula selbst 
ist von der Prostata unabhängig. Die Fig. ı giebt ein Bild ihres nor- 
malen Verhaltens (bei d). 

Indem nun das Trigonum in der geschilderten Weise in die Blasen- 
lichtung vorspringt, müssen sich hinter ihm und zu beiden Seiten mehr 
oder minder deutliche Vertiefungen ausprägen; es sind dieses: 1. die 
Fossa retroureterica, 2. diePlana paratrigonalia. Ich bespreche 
im Anschlusse hieran 3. die Area praeurethralis und 4. die Re- 
cessus laterales vesicae. 

Fossa retroureterica. Die Fossa retroureterica hängt mit der 
hauptsächlich von den französischen Chirurgen und Anatomen als »Bas- 
fond« der Blase bezeichneten Vertiefung, welche unmittelbar hinter der 
Trigonumbasis gelegen ist, zusammen. Eine Vertiefung wird sich hier 
immer ausbilden müssen, namentlich, wenn die Ineisura trigoni un- 
bedeutend ist und insbesondere, wenn sie, wie in seltenen Fällen, ganz 
fehlt. Sie wird ferner bei leerer Blase stärker ausgeprägt erscheinen. 
Sehr gut zeigt sich dies auf Mediandurchschnitten leerer, oder doch 
nahezu leerer Blasen, vergl. Fig. 5. Fossa retroureteriea. Dies Bild 
finde ich in den bisherigen Beschreibungen und Abbildungen von 
medianen Blasendurchschnitten kaum berücksichtigt; es ist aber für 
die gesunde leere Blase ungemein charakteristisch. 

Bei Blasen jüngerer Leute tritt diese Vertiefung bei der Flächen- 
ansicht in der Form einer unmittelbar hinter der Trigonumbasis gele- 
genen spaltförmigen querlaufenden Grube, 9” Fig.ı, auf, wofür der 
Name »Fossa retroureterica« wohl passen dürfte. Zu einer mehr aus- 
gesackten Vertiefung, wofür der Name »Bas-fond« geeignet erscheint, 
entwickelt sie sich erst bei älteren Leuten und auch hier nicht immer. 
Auf die so wichtige praktische Bedeutung dieser Bildung brauche ich 
nicht einzugehen; ich wollte nur hervorheben, dass der Bas-fond auf 
normal-anatomischen Verhältnissen beruht. 

Planum paratrigonale. Ich verstehe unter »Planum paratri- 
gonale« eine bei leerer Blase seicht vertiefte Partie der Blasenbasis, 
welehe sich namentlich an der männlichen Blase abhebt und unmittel- 
bar neben jedem Seitenrande des Trigonum gelegen ist (Fig.ı, p/). Nach 
der übrigen Blaseninnenfläche besteht keine besondere Abgrenzung. Ich 
unterscheide dieses Blasenfeld deshalb, weil seine Schleimhaut, auch 
bei leerer Blase, mehr glatt erscheint, ähnlich der des Trigonum; von 
letzterem aber unterscheidet es sich durch die Niveaudifferenz, durch 
die Farbe, welche ähnlich der der faltigen Blasenschleimhaut ist und 
dadurch, dass es sich leichter in Falten erheben lässt; es stellt also 


£ h ram 
WarpevErR: Das Trigonum vesicae. OR 


eine Art Übergangsgebiet zwischen Trigonum und übriger Blasenschleim- 
haut dar. 

Einen ähnlichen Charakter wie die Schleimhaut im Gebiete der 
Plana paratrigonalia hat auch diejenige, welche unmittelbar vor der 
Urethralmündung sich befindet; auch sie ist glatter und, bei leerer Blase, 
nicht so faltenreich wie die übrige Schleimhaut; ich belege diese Blasen- 
partie, welche sich dadurch ebenfalls auszeichnet, mit dem Namen: 
Area praeurethralis. Bei der Besprechung der physiologischen Be- 
deutung des Blasendreieckes komme ich auf diese Verhältnisse zurück. 

Recessus laterales vesicae. Ist die Blase leer, so zeigt sich, 
dass ihre Lichtung jederseits über dem Trigonumfelde sich in einen 
ausgedehnten spitz zulaufenden Blindsack fortsetzt, für den der Name 
»Recessus lateralis« nicht unzutreffend sein dürfte. Diese Formeigen- 
thümlichkeit der Blasenlichtung bei leerer Blase ist praktisch nicht 
unwichtig, bisher aber in den Beschreibungen nicht hervorgehoben 
worden. In Fig. 5 habe ich den Recessus abbilden lassen und be- 
zeichnet. 

Ich lasse nun einige Bemerkungen über die Form der drei Blasen- 
mündungen folgen. 

Die normale Form der Ureterenmündungen beim Menschen 
kann man sich am besten vorstellen, wenn man sich den Kiel einer 
kleinen Vogelfeder erst seitlich komprimirt und‘ dann in der Weise 
schräg abgeschnitten denkt, als wollte man die Feder als Schreib- 
feder herrichten. Der erste schräge Schreibfederschnitt an dem kom- 
primirten Kiele giebt genau die Gestalt der Uretermündung. Sie gehört 
also mit einer gewissen Abänderung (der Kompression) zu den Formen, 
welche die Franzosen als »en bee de tlüte« charakterisiren. Der längere 
Theil dieses Flöten- oder Federmundstückes liegt zur Blasenwand hin; 
er kann sich oft sehr lang ausziehen: eine extreme Bildung der Art 
finden wir in der Harnblase von Sus serofa domestieus (s. w.u. und 
Fig. 4). Der kürzere Theil des Mundstückes sieht zur Blasenlichtung 
hin und stellt einen ungemein feinen und zarten Schleimhautsaum dar, 
der, weil die Ureteren schräg durchbrechen, grade an der Mündung 
am dünnsten ist; ich möchte diese Bildung besonders als »Mündungs- 
saum« bezeichnen. Ich lege deshalb Gewicht auf diese scheinbare Klei- 
nigkeit, weil ich, im Gegensatze zu einigen Autoren und in Überein- 
stimmung mit anderen, annehmen muss, dass es dieser Saum ist, wel- 
cher vorzugsweise als Klappe wirkt, um das Zurückstauen des Blasen- 
harns in die Ureteren zu verhindern; weniger wird eine solche Klappen- 
wirkung an den tiefer in der Blasenwand gelegenen Theilen des Ureter 
eintreten können, als grade hier, am Saume. Hat man eine gefüllte 
und dabei erhärtete Blase, so sieht man den Saum dicht anliegen. 


138 Sitzung der phys.-math. Classe v. 8. Juli. — Mittheilung v. 17. Juni. 


Ich bemerke noch, dass die Mündungsweise der Ureteren grosse Ähn- 
lichkeit hat mit der der Ductus nasolacrimales, wenigstens mit der 
Form, wie wir sie in der Mehrzahl der Fälle. finden. 

Ausser dieser typischen Form der Ureterenmündungen kommen 
noch vor die Form eines rinnenförmigen Schlitzes und, selten, 
eine rundliche. 

Die innere Harnröhrenmündung, Orificium urethrae in- 
ternum, stellt sich bei leerer, wie bei gefüllter Blase, sobald eben 
letztere keinen Harn abträufeln lässt, als geschlossen dar: höchstens 
kann man von einer kleinen, etwa 1""” tiefen Einsenkung des Blasen- 
lumens an der Stelle des Orificium urethrae sprechen; diese kleine Ein- 


mm 


senkung führt aber in eine fest geschlossene, nur mit virtuellem Lu- 
men versehene Harnröhre. Man wolle hierzu Fig.5 vergleichen. 

Sieht man sich die vorhandenen Abbildungen von Medianschnitten 
des menschlichen Körpers an, so findet man, namentlich wenn die 
Blase des betreffenden Praeparates gefüllt war, auch das Orifieium ure- 
tlırae sowie die Harnröhre vielfach mit offenem Lumen dargestellt; 
dies ist durchaus nicht der Natur entsprechend. Ich möchte deshalb, 
zumal es sich um physiologisch wichtige Dinge handelt und da solche 
Abbildungen auch bei unseren besten Autoren vorkommen, wie z.B. bei 
Saırppey' (Fig. 850, 3. Aufl. S.547, weibliche Harnröhre) und W. Braune’, 
olıne dass gesagt wird, warum etwa das offene Lumen gezeichnet wurde, 
im Besonderen darauf aufmerksam gemacht haben. Ich füge hier an, 
dass in meiner demnächst erscheinenden » Topographischen Anatomie der 
Beckenorgane«° auch eine derartige Figur mit klaffender Harnröhre sich 
findet (Fig. 136a, S. 548): dies ist aber absichtlich (nach Metallausgüssen 
der Harnröhre) so gezeichnet worden, um deren Kaliberänderungen in 
ihren verschiedenen Abschnitten zu veranschaulichen. Eine vortreffliche 
Abbildung der unteren Abtheilung der männlichen Harnblase nebst Tri- 
gonum und anschliessendem Theile der Harnröhre liefert HextE in 
Fig. 296 seiner Splanchnologie (I. Aufl. S.396); nur ist die Lichtung 
der Urethra und deren innerer Mündung noch etwas zu weit gehalten; 
völlig richtig ist dagegen das Lumen in Fig. 293 S.390 desselben Wer- 
kes dargestellt. 

Untersucht man die Gestalt der Harnröhrenmündung an der frischen 
von oben her geöffneten Blase, so erscheint sie, wie von verschiedenen 
Seiten, insbesondere schon von Lieuraup, mit Recht hervorgehoben 
ist, wie ein halbmondförmiger Schlitz mit nach vorn gerichteter Kon- 


! Sırpey, Ph. C., Traite d’anatomie descriptive. gime Edit. T.1V. Paris, 1873. 

® Braune, W., Topographisch-anatomischer Atlas nach Durchschnitten an ge- 
frorenen Cadavern. Taf.1B. 

® Bonn, 1897, Verlag von Friedrich Cohen. 


WaLpEvYEr: Das Trigonum vesicae. 139 


vexität, o, Fig. ı. Das kommt dadurch zu Stande, dass die Uvula vesi- 
cae sich von hinten her in das Orifieium vorschiebt: dadurch muss die 
ursprünglich rundlich-trichterförmige Öffnung die Halbmondform er- 
halten. 

Barkow hat in seiner Monographie' von fünf Wülsten, 3 hinteren 
und 2 vorderen, gesprochen, welche sich an dem geschlossenen Orificium 
urethrae internum mit grosser Regelmässigkeit bilden sollen. Mitunter, 
namentlich bei den Blasen älterer Leute, habe ich solche Wülste gleich- 
falls gesehen; sie sind aber selten und keineswegs als reguläre Bil- 
dungen anzusprechen. 

Bemerkenswerth ist die Form, welche die innere Harnröhrenmün- 
dung bei foreirter Injektion der Blase von den Ureteren aus annimmt, 
wenn sie durch den Injektionsdruck eröffnet wurde; ich fand sie dann 
häufig in Gestalt eines Dreieckes mit abgerundeten Eeken; die Spitze 
des Dreieckes liegt nach vorn: seine Basis ist zuweilen von hinten her 
leicht eingebogen, so dass die Form eines Kartenherzens herauskommt. 
Ich habe diese Form bis jetzt nur beim Menschen, und zwar nur bei 
männlichen Individuen beobachtet. In anderen Fällen zeigte sich die 
erweiterte Öffnung auch bei Männern rundlich; dies ist die Regel bei 
Weibern und jungen Kindern beiderlei Geschlechts; bei Knaben kommt 
schon die Dreiecksform vor. 

Nach solchen Injektionen mit Erweiterung des Orificium urethrae 
internum und des anschliessenden Theiles der Harnröhre zeigt sich der 
Rand der Öffnung immer scharf, und steil gegen die Harnröhre abfallend; 
es wird dies offenbar durch die Verstärkung der Muskulatur (Annulus 
urethralis) an der Harnröhrenmündung hervorgerufen’. Ich will hierzu 
bemerken, dass man sich diese Muskulatur nicht als einen einheitlichen, 
in sich geschlossenen Ring zu denken hat; vorn gehört sie der eigent- 
lichen Harnblasenmuskulatur an, hinten dagegen der mit der 
Ureterenmuskulatur zusammenhängenden Trigonummuskulatur. Es 
ist dies aus den Figuren 257 und 296 Hexte’s l.c., sowie aus einer 
treffliehen Abbildung Disse’s® ersichtlich; auch ist in Fig. 5 hier darauf 
Rücksicht genommen. Über diese Muskulatur werden demnächst weitere, 
im Berliner I. anatomischen Institute ausgeführte Untersuchungen von 
Dr. OÖ. KarıscHer zur Veröffentlichung gelangen. 


! Bırkow, H.C.L., Anatomische Untersuchungen über die Harnblase des Men- 
schen. Breslau, 1858. Fol. 

?2 Vergl. darüber Hıs, W., in: Die anatomische Nomenklatur. Nomina anatomica. 
Leipzig, Veit & Comp. 1895. 8. S.134. 

® Dısse, J., Untersuchungen über die Lage der menschlichen Harnblase und ihre 
Veränderung im Laufe des Wachsthums. Anatomische Hefte, herausgeg. von Boxer 
und Merker. Heft 1. 1891. S.ı. Fig. ı. 


740 Sitzung der phys. -math. Classe v. 8. Juli. — Mittheilung v. 17. Juni. 


Fassen wir kurz zusammen, was an Neuem, oder bisher weniger 
Beachtetem hier gegeben wurde, so dürften dahin zu zählen sein: die 
Aufstellung einer typischen Form für das Trigonum und für die Ureteren- 
mündungen, die Betonung einer Ineisura trigoni, einer Area interure- 
teriea und der Paratrigonalfelder, sowie der Recessus laterales vesicae; 
auch der Nachweis, dass der sogenannte Bas-fond auf eine normale Bil- 
dung, die Fossa retroureterica, zurückzuführen ist, betrifft ein bisher 
weniger beachtetes Faktum. Unbekannt war, soviel ich sehe, die Drei- 
ecks- oder Kartenherzform der erweiterten und in dieser Erweiterung 
erhärteten Blasenmündung der Harnröhre (Formolpräparate). 

Trigonum vesicae beim Weibe. Bekannt ist, dass das Bla- 
sendreieck beim Weibe weniger ausgeprägt ist als beim Manne. Meine 
Präparate bestätigten dies und ergaben ausserdem, dass die mittlere Ver- 
tiefung des Trigonumfeldes beim Weibe stärker entwickelt war, was sich 
auch bei injieirter und erhärteter Blase zeigt. Ferner scheint es, dass 
die Ureterenmündungen beim Weibe durchschnittlich etwas weiter aus- 
einander liegen oder doch bei injieirter Blase auseinander rücken als 
beim Manne. Die Harnröhrenmündung erschien an gefüllten und er- 
härteten Weiberblasen meist rundlich, bisweilen mit steil zur Urethra 
abfallendem Rande, in anderen Fällen von Trichterform. Eine deut- 
liche Uvula ist selten. 

Trigonum vesicae bei Kindern. Da zwischen männlicher und 
weiblicher Harnblase bei Kindern der ersten Lebensjahre kaum ein Unter- 
schied in der Bildung des Blasendreieckes besteht, so lassen sich für 
dies Alter beide Geschlechter zusammenfassen. Das. was das Blasen- 
dreieck der Kinder auszeichnet, ist, dass es klein (im Verhältniss) und 
häufig von mehr länglicher Gestalt ist, dass es (bei leerer Blase) weniger 
erhaben erscheint, dass das Trigonumfeld bei der Blasenfüllung im 
ganzen sich stark austieft, wie es zum öÖftern auch beim Trigonum 
erwachsener Weiber gesehen wird, dass eine Verbindung beider Harn- 
leiterwülste nur selten vorhanden ist und dass eine Uvula vesicae ent- 
weder fehlt oder doch nur schwach angedeutet ist. 

Die innere Harnröhrenmündung zeigte sich, wie bemerkt, bei 
mehreren Harnblasen von Knaben nach der Füllung vom Ureter aus 
in der beschriebenen Dreiecksform, bei weiblichen Kindern und bei 
anderen Knaben rundlich; zuweilen war unmittelbar vor derselben noch 
eine kleine halbmondförmige Vertiefung zu sehen; ob dies eine zufällige 
Bildung ist, oder auf mitunter vorkommenden Strukturverhältnissen 
beruht, vermag ich bis jetzt noch nicht zu entscheiden. An den 
Harnblasen der Knaben erschien die innere Harnröhrenmündung nur 
an ihrem hinteren Umfange steil abfallend. In der Gegend der Mittel- 
ebene des Blasendreieckes zeigten sich nicht selten bei Kindern auch 


Warpevyer: Das Trigonum vesicae. 741 


bei gefüllter Blase eine Anzahl feiner auf die Urethralmündung zu- 
laufender Fältchen. 

Im späteren Kindesalter prägen sich bereits die Geschlechts- 
unterschiede auch am Trigonum vesicae aus. 

Bau des Trigonum. Das für die Erzeugung des Blasendrei- 
eckes Wesentliche ist 1. die besondere Entwicklung der Muskulatur, 
welehe mit der Muskulatur der Ureteren und der der Pars prostatica 
der Harnröhre zusammenhängt, 2. das Fehlen einer Submucosa und 
3. die starke Ausbildung einer festen und diehtfaserigen Schleimhaut. 
Ich will nur besonders hervorheben, dass die Trigonummuskulatur 
aus viel dünneren Bündeln besteht, als die Harnblasenmuskulatur, 
dass aber diese Bündel viel diehter zusammenliegen, also eine fester 
gefügte, mehr kompakte Masse bilden, welche sieh unmittelbar in 
die Muskulatur der Harnröhre fortsetzt. Die ceitirten Hexte'schen 
Abbildungen und Fig. 5 hier mögen verglichen werden, so wie das 
vorhin bei Gelegenheit des Annulus urethralis vesicae Bemerkte. Be- 
sonders betone ich die Selbständigkeit der Trigonummuskulatur 
und ihre Unabhängigkeit von der übrigen Blasenmuskulatur, zu- 
mal Grirritus, 1. e. inf.. anderer Ansicht zu sein scheint, indem er 
(S. 542) hervorhebt, dass die Muskellage des Trigonum von der 
inneren Lage der Blasenmuskulatur gebildet sei. (As I have 
mentioned, the trigone is composed only of the innermost bands of 
muscular bundles, while the outermost band, which is here longi- 
tudinal, passes onwards towards the neck of the bladder ete.) Dass 
Verbindungen zwischen der Blasenmuskulatur und der der Ureteren 
und des Trigonum bestehen, stelle ich nicht in Abrede. Ich be- 
schränke mich hier auf dieses Wenige und zumeist hinlänglich Be- 
kannte, um wenigstens das anzuführen, was der Hauptsache nach 
das Bild des Trigonum und seine vorhin geschilderten Eigenschaften 
erklärt. 

Blasendreieck der Thiere. Bei Thieren ist das Trigonum 
vesiecae, wie mir scheint, noch kaum Gegenstand eingehenderer Unter- 
suchungen gewesen. Wenigstens enthalten die bekannten Lehrbücher 
der Anatomie der Hausthiere sowie die Monographien über die Ana- 
tomie einzelner Thiere, soweit sie mir zur Verfügung standen, kaum 
etwas über diesen Gegenstand. J. Grirrırns' sagt p.542: »I have 
found the trigone as a distinet structure only in man and some mon- 
keys, and I conclude therefore that it may have some relations to 
the ereet posture«. 


! Grirrırus, Josern, Observations on the urinary bladder and urethra. The 
Journal of Anatomy and Physiology by Hunrury, Turser and McKenoprıer. Vol. XXV. 
S. 535. 1891. 


142 Sitzung der phys.-math. Classe v. 8. Juli. — Mittheilung v. 17. Juni. 


Diesem gegenüber hebe ich hervor, dass ich diese Ansicht nicht 
zu theilen vermag: bei unseren Hausthieren wenigstens — ich unter- 
suchte Hund, Schaf, Rind, Schwein, ausserdem noch eine Chimpansen- 
blase — finden sich Bildungen, welche sowohl ihrem Baue nach, wie 
nach ihrer äusseren Erscheinung sich als dem menschlichen Trigonum 
völlig vergleichbare Dinge darstellen. 

Was den Bau anlangt, so zeigt sich bei den genannten Thieren 
ebenso wie beim Menschen, dass an der entsprechenden Stelle des 
Blasengrundes die Ureterenmuskulatur sich an der hinteren Blasen- 
wand in die Urethra hinein fortsetzt, und dass über dieser kompakteren 
Muskulatur auch die Schleimhaut, die von den Harnleiterwülsten bis 
zum Orifieium urethrae internum sich erstreckt, die gleichen Verhält- 
nisse wie beim Menschen aufweist: eine Submucosa fehlt, die Ober- 
tläche ist faltenfrei. Wir finden auch Plana paratrigonalia und die 
sonstigen äusseren Formverhältnisse, d.h. im ganzen «ie dreieckige 
Gestalt des betreffenden Feldes, sein Vorspringen über die Umgebung, 
die Harnleiterwülste, eine Area interureterica, eine starke Ineisura tri- 
goni, sowie Andeutungen einer Luette vesicale, letzteres freilich nicht 
in allen Fällen. Was das menschliche Trigonum auszeichnet, ist ledig- 
lich seine mehr regelmässig dreieckige Gestalt mit nahezu gleichen 
Seiten und das stärkere Vorspringen des gesamten Feldes. Wenn wir 
aber den Einschnitt in der Mitte der Basis trigoni, i. e. die Ineisura 
trigoni (g', Fig.ı) sowie die mittlere Vertiefung (e”’, Fig.ı) des Tri- 
gonumfeldes in Betracht ziehen, so lassen sich bei stärkerer Ausbildung 
dieser Dinge daraus die Formen, wie wir sie bei Thieren, z. B. beim 
Hunde und Rinde, haben, leicht ableiten (Fig. 2 und 3). 

Auf der beiliegenden Tafel sind die Trigonumbildungen beim 
Hunde (Fig. 2), Bullenkalbe (Fig. 3) und beim Eber (Fig. 4) abgebildet 
worden. 

Im Nachstehenden gebe ich noch eine kurze Beschreibung dieser 
Formen, sowie die der Blasendreiecke vom Chimpansen und vom Schafe. 

Chimpanse (junges 9‘). Die untersuchte Blase hat eine länglich 
ovale Gestalt; im leeren Zustande liegt sie völlig von der Symphyse 
vorn gedeckt. Zwei deutlich ausgeprägte Ureterenwülste vereinigen 
sich unter stumpfem, nach hinten offenem Winkel; aus dieser Ver- 
einigung geht ein zur Urethralöffnung ziehender medianer Wulst her- 
vor, der sieh mit einer kleinen Uvula in das Orifieium urethrae in- 
ternum hineinschiebt und dieses dadurch halbmondförmig gestaltet. 

Hund '. Die Fig.2 der beigegebenen Tafel zeigt das Verhalten 
beim Hunde. Es sind zwei deutliche Ureterenwülste vorhanden, die 
sich bogig einander zuwenden, sich jedoch meist nicht erreichen. Die 
federsehnittförmige Harnleitermündung liegt am distalen Ende des be- 


- ” 7 
WAaLDEYER: Das Trigonum vesicae. 743 


treffenden Wulstes; beide Mündungen sind einander zugekehrt. Von 
der Mündung ab verschmälert sich jeder Wulst rasch zu einer feinen 
Leiste; beide Leisten vereinigen sich kurz vor der Urethraöffnung zu 
einer medianen Crista urethralis, die auf den kleinen rundlichen Colli- 
eulus seminalis trifft, um sich von diesem aufs neue noch 3-4°" in’ die 
Harnröhre hinein fortzusetzen. Mitunter zeigt sich eine kleine, einer 
Uvula vesicae vergleichbare Anschwellung im proximalen Theile der 
Crista (d, Fig.2). Das dreieckige Feld zwischen den beiden Harnleiter- 
wülsten ist vertieft und ohne Falten; auch ein Planum paratrigonale 
lässt sich jederseits unterscheiden. In einem Falle verbanden sich auch 
beide Ureterenwülste durch eine seichte Pliea interureterica, so dass 
eine förmliche Trigonumbildung ähnlich der des Menschen erschien. 

Das Trigonum einer Hündin wurde bei einer durch Formolinjektion 
(von den Ureteren aus) ausgedehnten Blase untersucht. Beide Ureteren- 
mündungen waren bis zu 2" auseinandergerückt und standen genau 
einander gegenüber; das Trigonumbild ist dem des männlichen Hundes 
sonst ähnlich. In dem dreieckigen Felde zeigten sich feine zur Urethra- 
mündung convergirende Längsstreifen, welche von deutlich durehschim- 
mernder Muskulatur herrührten. 

Durch die Injektion war die Harnröhre so weit ausgedehnt, dass 
eine Grenze gegen die Blase mit Bestimmtheit nicht angegeben wer- 
den konnte. 

Beim Bullenkalbe (Fig. 3) ist ein deutliches Trigonum vorhan- 
den. Die beiden Ureterenwülste springen an ihren Enden stark, fast 
halbkugelig in die Blase vor; die Ureterenmündung findet sich etwa 
10-12" distal vom Beginne des Vorsprunges und auch distal von 
dessen höchster Höhe. Sie ist federschnittförmig. 

Zwischen die beiden Wülste erstreckt sich von oben her eine tiefe 
Ineisura trigoni, 9, Fig.3, wodurch der obere Theil des Trigonum ein 
kartenherzförmiges Aussehen gewinnt. Unterhalb der Mündungen ver- 
einigen sich beide Ureterenwülste zu einer langen und verhältnissmässig 
breiten medianen Erhabenheit, e, Fig. 3, welche, sich immer mehr ver- 
Jüngend, in den Collieulus seminalis ausläuft. Man kann indessen in ein- 
zelnen Fällen. s. Taf. IX Fig. 3 d, unterhalb der Stelle, wo beide Ureteren- 
wülste sich vereinigen, noch eine schwache Verstärkung des Kammes 
wahrnehmen, die einer »Luette vesicale« entsprechen würde. 

Unterhalb des Collieulus seminalis tritt abermals eine 5"" lange 
einfache Leiste, @, ab; diese theilt sich dann in zwei ziemlich gleich 


cm 


hohe Falten, a’«’, die sich nach einem Verlaufe von 2-24°" wieder 
” . ” ” „ . . . Ai . 

zu einer einfachen Leiste, @ , vereinigen. Ich möchte das Feld e in 

Fig. 3 als Trigonum vesicae ansprechen; d, wenn überhaupt erkennbar, 


wäre der Uvula vesicae des Menschen gleich zu setzen. c,b, a, a’ und 


744 Sitzung der phys.-math. Classe v. 8. Juli. — Mittheilung v. 17. Juni. 


a" sind offenbar die gleichen Bildungen, wie sie beim Menschen als 
Crista urethralis, + Collieulus seminalis + Frenula eollieuli 
seminalis beschrieben sind, aber mehr ausgebildet. 

Wollten wir diesem verwickelteren Verhalten durch eine besondere 
Namengebung, die allgemein — zum Zwecke von Vergleichungen — 
verwendbar wäre, Rechnung tragen, so würden die Leiste c als Crista 
urethralis posterior, 5 als Collieulus seminalis, a als Pars 
proximalis cristae urethralis anterioris, a’ a’ als Frenula 
collieuli seminalis und a” als Pars distalis eristae urethralis 
anterioris zu bezeichnen sein. Wie diese Bildungen sich in einfacherer 
Form darstellen, zeigt das Blasenharnröhrenbild vom Hunde (Fig. 2). 

Ich bemerke noch, dass beim Rinde allerlei Abweichungen von dem 
geschilderten Bilde vorkommen können; so kann unter anderem eine Pars 
distalis eristae urethralis anterioris fehlen; es gehen dann die beiden 
Frenula unmittelbar vom Samenhügel ab. Bei einem Stiere fand ich 
die Frenula sehr schwach entwickelt, das eine fehlte fast ganz; meist 
sind sie jedoch deutlich ausgeprägt. Bei einem anderen mündeten beide 
Ureteren in eine Nische; vom gemeinsamen Mündungssaume ging eine 
die Mündungen innerhalb der Nische trennende mediane Falte ab. 

Ganz anders als beim männlichen Thiere ist das Bild bei einem 
Fersenkalbe. Hier laufen beide Harnleiterwülste unter allmählicher 
Konvergenz in die Harnröhre hinein, welche sie in den hinteren zwei 
Dritteln ihrer Länge nach deutlich gesondert durchsetzen. Alsdann 
verstreichen sie, in mehrere kleine, zarte Falten aufgelöst. Zwischen 
beiden Ureterenwülsten zeigt sich ein im Beginne erhabenes dreieckiges 
Feld, welches sich fein zugespitzt bis zu deren Verstreichen fortsetzt. 
Es erscheint auf diese Weise in der Harnröhre als dritte, median ge- 
legene Falte. 

Ähnlich wie beim Stiere und beim Bullenkalbe sind die Verhältnisse 
beim Schafbocke. Nur ist das Trigonum dem menschlichen ähnlicher, 
indem seine Basis breiter erscheint, weil beide Ureterenwülste rascher 
gegeneinander konvergiren und die Incisura kleiner ist. Die Ureteren- 
mündungen sind klein und mehr rundlich. Sie liegen an der medianen 
Abdachung der Ureterenwülste. Eine Art Luette, sowie eine Crista 
urethralis lassen sich zuweilen erkennen. Dagegen fehlen die Frenula. 
Der Collieulus seminalis ist bei beiden, Rind wie Schaf, kielförmig vor- 
springend und länglich. 

Sehr eigenthümlich ist das Bild beim Eber. Beide Ureterenwülste 
sind durch die Incisura trigoni, 9, Fig. 4, ähnlich wie beim Hunde (Fig. 2) 
vollständig von einander getrennt, so dass zwischen ihnen ein vertieftes 
Feld liegt: dieses ist jedoch glatt und fest. Jeder Ureterenwulst zeigt 
näher seinem proximalen Beginne eine feste, rundliche Partie, f, Fig. 4, 


Warpeyer: Das Trigonum vesicae. 745 


die stark vorspringt. Dann folgt eine kleine Einschnürung, darauf eine 
niedrigere Anschwellung, welche man als » Ureterenmündungsstück « be- 
zeichnen könnte; denn es besteht nur aus jenem vorhin beschriebenen 
klappenförmigen Saume, welcher hier indessen sich von einer weit be- 
deutenderen Entfaltung zeigt. 

Von da ab setzen beide Ureterenmündungen, welche fast 2" 
Weite haben, sich bis zum Collieulus seminalis fort in Gestalt zweier 
flacher Rinnen, die durch eine schmale Leiste getrennt sind; es be- 
steht eine kurze ÖUrista urethralis posterior. Dicht neben dem 
fast kugligen Collieulus finden sich zwei olivenförmige flachrundliche 
Vorsprünge'; vom Colliculus aus geht dann eine ziemlich breite Crista 
urethralis anterior eine kurze Strecke weit in den vorderen Theil 
der Harnröhre, deren Schleimhaut ein granulirtes Aussehen zeigt, hinein. 

Der weitaus interessanteste Befund beim Eber ist sicherlich der, 
dass augenscheinlich, s. Fig.4, die Ureterenmündungen in das Orifieium 
internum urethrae zu liegen kommen und mit ihren langen Rinnen 
sich noch eine gute Strecke weit in den Anfangstheil der Harnröhre 
hinein fortsetzen. Wir kommen alsbald hierauf zurück. 

Auch beim Hengste, dessen Blase (nebst einigen Stierblasen) mir 
von Prof. Dr. Schmarzz zur Verfügung gestellt wurde, verhalten sich 
die Ureterenmündungen wie beim Eber, jedoch nieht ganz so ausge- 
prägt; das zwischenliegende Feld ist sehr gross. 

Es drängt sich nach Mittheilung aller dieser Einzelheiten die Frage 
auf, ob eine kombinirende Betrachtung zu irgend einem wissenschaft- 
lichen Ergebnisse führt. Ich meine, dass dies allerdings der Fall sei, 
wenn wir noch die Entwicklungsgeschichte zu Rathe ziehen. Es muss 
hier auf die Arbeiten von W. Hıs’, von MinArkovıcs’, W. NasEL', Fr. 
KeıgeL’, sowie auf die zusammenfassende Darstellung von G. Born" 
verwiesen werden. 

Aus den übereinstimmenden Angaben von Hıs, Nager und Keıseu 
geht hervor, dass auch bei menschlichen Embryonen die Ureteren in 


! Sie treten in der Figur nicht deutlich hervor. 


Hıs, W., Anatomie menschlicher Embryonen. Leipzig 1880. 
von MinArkovics, G., Untersuchungen über die Entwickelung der Harn- und 
Geschlechtsorgane der Amnioten. Internat. Monatsschr, für Anatomie und Histologie. 
Bd. II, 1885. 

* Nasen, W., Über die Entwicklung des Urogenitalsystems des Menschen. Arch. 
f. mikrosk. Anat. Bd. 34. 1889. — Derselbe, Über die Entwicklung der Harnblase bei 
Menschen und bei Säugethieren. Sitzungsber. der Königl. Preuss. Akad. der Wissensch. 
1892, Stück XU, 25. Febr. 

° Keıser, Fr., Zur Entwicklungsgeschichte des menschlichen Urogenitalappa- 
rates. Arch. f. Anat. und Physiologie, Anatomische Abth. 1896 S.55 (spez. S.136). 

° Ergebnisse der Anatomie und Entw.-Geschichte, herausgeg. von Bonner und 
Merker, Bd. 11I S.490. 


2 
3 


Sitzungsberichte 1897. 69 


746 Sitzung der phys.-math. Classe v. 8. Juli. — Mittheilung v. 17. Juni. 


der Weise der Kurrrer’schen Nierenknospe sich anlegen, d. h. also 
als ein Auswuchs des Worrr’schen Ganges. Dieser mündet, wie His, 
l.c. Textband I, S.67, gezeigt hat, bei menschlichen Embryonen von 
7-7""5 Länge in die Kloake, und vor der Einmündungsstelle zweigt 
sich bereits in Form eines Blindsackes die Ureteranlage ab, welche 
auch im Bereiche der Kloake gelegen ist (Hıs gibt dem Endabsehnitte 
des Eingeweiderohres, in welches Enddarm, Allantoisgang und Worrr- 
scher Gang + Nierengang münden, die passende Bezeichnung »Bursa 
pelvis«. Textband III, S.14). 

Das Stück des Worrr’'schen Ganges, welches zwischen Abgang 
der Nierenknospe, d. h. des Ureters und der Mündungsstelle des WoLrr- 
schen Ganges, d. h. dem späteren Collieulus seminalis liegt, nennt 
von MinArkovics den Allantoisschenkel des Worrr’schen Ganges. 
Nach der Meinung vos MmArxovics’, welcher Borv und Krıgeu beipflich- 
ten, wird dieser Allantoisschenkel, also ein Stück des Worrr’schen 
Ganges, mit in die hintere Blasenwand, richtiger wohl »Harn- 
röhrenwand«, aufgenommen. Für diesen Vorgang sprechen auch die 
Profilkonstruktionsbilder von His, l.e. Textband II, S.17-19 einschl. —. 
Ureteren und Worrr’sche Gänge münden dann naturgemäss dicht neben- 
einander. Dies Stadium wird bei menschlichen Embryonen schon sehr 
früh erreicht, nach Naerr bei solchen von 8-10"”" Länge. Nach den 
von Keıger hergestellten Präparaten und Modellen rückt während die- 
ses Aufnahmeprocesses — welchen Born treffend mit dem von ihm 
nachgewiesenen Vorgange der Bildung der oberen Wand des linken 
Atrium cordis durch Aufnahme eines Stückes des anfangs unpaaren 
Lungenvenenstammes vergleicht — der Ureter an die laterale Seite 
seines Worrr’schen Ganges. Läuft in der That der Vorgang nach der 
von v. MrmArkovıcs aufgestellten Ansicht ab, dann müssen zu einer 
gewissen Zeit die vier Mündungen (beider Ureteren und beider WouLrr- 
schen Gänge) dieht neben einander stehen. Dies geben übereinstim- 
mend auch alle Autoren an. 

Wie rücken nun aber die beiden Ureterenmündungen von den 
Worrr’ schen Mündungen, d. h. von denen der späteren Samenleiter, 
ab? Nach der Ansicht von v. MinArkovics wächst das Feld, auf 
welchem die vier Mündungen liegen, nach allen Richtungen hin aus, 
oben, insbesondere beim Menschen, auch in die Breite; dadurch müssen 
sowohl die beiden Ureterenmündungen von den Samenleitermündungen 
als auch von einander entfernt werden; das in dieser Weise ver- 
grösserte Feld ist das Trigonum. Der v. MinArkovics’schen Erklärung 
stimmen Born und Krieger bei. Nager fand bereits bei menschlichen 
Embryonen von 20-22" ein Trigonum, ebenso KeıseL. NasEL wich 
in seiner Erklärung der Trigonumbildung insofern von v. MiHALKovics 


WAaLDEYErR: Das Trigonum vesicae. 747 


ab, als er meinte, dass »durch die Erweiterung und das Längen wachs- 
thum des Allantoisganges die Ureterenmündungen mit in die Höhe ge- 
nommen würden« (Sitzungsber. d. K. Preuss. Akad. l.c. S.179). In 
seiner Jüngsten Darstellung dieser Dinge (»Die weiblichen Geschlechts- 
organe« in »Handbuch der Anatomie des Menschen«, herausgeg. von 
K. v. BArDELEBEN, Bd.VII, 2, I. Abth., Jena, 1896) schliesst er sich 
jedoch der Ansicht v. MmArxkovics’ an. 

Bei der Betrachtung der hier auf Taf. IX abgebildeten Präparate 
kommt man zu der Ansicht, dass der Vorgang so, wie es v. Mr- 
nuArkoviıcs denkt, sich abspielen werde; insbesondere sprieht der 
Befund beim Schweine dafür. Ist dem aber so, dann müssen wir 
sagen, dass das Trigonum vesicae ursprünglich dem proximalen Theile 
der Harnröhre, und, wenn es richtig ist, was Hıs von menschlichen 
Embryonen beschreibt, der Kloake, seil. der Bursa pelvis, angehöre. 
Finden wir es später in der Blase, so spricht das nieht dagegen, 
selbst wenn wir die letztere, wenigstens zum Theil, wie ich es (im 
Anschlusse an Nacer) thue, oder in toto, wie Letzterer es will, aus 
der Allantois ableiten‘. Denn bei der weiteren Entwicklung und Ent- 
faltung der Blase kann letztere sehr wohl einen ihr ursprünglich 
fremden Theil in sich aufnehmen. 

Wir hätten demnach im Trigonum vesicae einen zur Harnröhre, 
bez. zur Kloake zu reehnenden Theil, welcher uns zeigt, wie auch 
die Ureteren ursprünglich zur Harnröhre gehören. Das Trigonum 
zeigt uns die Verbindungsbrücke zwischen dem Verhalten der höheren 
Thiere und dem der Monotremen. Die hier mitgetheilten Befunde sind 
geeignet, diese wesentlich aus der Entwicklungsgeschichte geschöpfte 
Ansicht zu stützen. Auch das Verhalten der Muskulatur spricht da- 
für; vergl. die Bemerkung von GEGENBAUR in dessen Lehrbuche der 
Anatomie des Menschen, VI. Aufl. 1896 Bd. II, S. 141. — Schliesslich 
sei noch auf die interessanten Angaben von W. Ferıx betreffend die 
Entwicklung der Harnblase bei den Salmoniden hingewiesen’, sowie 
auf die merkwürdigen Fälle von theilweiser Abtrennung des Trigonum 
von der Blasenwand, welche Passavant (Vırcnow’s Archiv Bd.VII) und 
Dirrer (Strikturen der Harnröhre, Wien 1872) beschreiben. Auch mag 
der treffende Ausspruch Cnarpy’s (Cours de Splanchnologie, Organes ge- 
nito-urinaires, Toulouse 1890, p.68): »ÜC’est en tout cas une region bien 
partieuliere, moitie ureterale, moitie uretrale«, nicht unerwähnt bleiben. 


I! Auch Keıger, der Nager’s Ansicht, dass die Harnblase ganz und gar aus 
der Allantois hervorgehe, bekämpft, spricht sich doch, S.127 ]. e., reservirt aus, in- 
dem er sagt, dass »vielleicht« die ganze Harnblase aus der Kloake hervorgehe. 

®2 Ferıx, W., Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Salmoniden. Anatomische 
Hefte, herausgegeben von Fr. Merker und R. Bonner. Abth. I, Heft 26. 1897. 


69* 


748 Sitzung der phys.- math. Classe v. 8. Juli. — Mittheilung v. 17. Juni. 


Physiologische Bedeutung des Trigonum. Ich erblicke die 
physiologische Leistung des Trigonum vesicae im wesentlichen in drei 
Punkten: in der Erleichterung der Füllung der Blase, in der Ermög- 
lichung einer gänzlichen Entleerung derselben und endlich in einer 
Mitwirkung beim Verschlusse der Blase. 

Was die Erleichterung der Füllung anlangt, so ist es klar, dass 
sich dieselbe viel ungehinderter machen wird, wenn die Ureteren- 
mündungen auf einem glatten, faltenfreien und festen Blasenfelde sich 
befinden, wie es thatsächlich der Fall ist. Hierbei kommt noch in 
Betracht, dass normaler Weise diese Mündungen nicht auf der Höhe 
der Harnleiterwülste liegen, sondern an dem vorderen, schon zum 
Trigonumfelde abfallenden Rande derselben, s. Fig.ı, in der diese 
Stellung mit aller Treue gezeichnet ist. Bei der Betrachtung der 
Fig.5 ergibt sich ferner, dass der einfliessende Harn zunächst im 
Fundus der Blase sich ansammeln wird, wo er alle Bedingungen für 
eine leichte Aufnahme findet (Fossa retroureterica, Recessus laterales 
vesicae). Bei weiterer Füllung hebt sich dann, wie bekannt, die obere 
bewegliche Blasenwand von der unteren, fixirten ab; sehr gut zeigt 
dies der eitirte Braune’sche Mediansehnitt. 

Dass die glatte Beschaffenheit des Trigonumfeldes die völlige Ent- 
leerung auch des letzten Harnrestes begünstigt, bedarf keiner weiteren 
Begründung: wohl aber möchte ich hier auch auf die gleiche Bedeutung 
hinweisen, die den Plana paratrigonalia und der Area praeurethralis 
zukommt; erst im Vereine mit diesen ebenfalls glatten und faltenarmen 
Stellen der Blase kann das Trigonum in der genannten Richtung seine 
physiologische Wirkung völlig geltend machen'. 

Für den Verschluss der Blase beim Lebenden kommen mehrere 
Momente in Betracht; zu einem kleinen Theile trägt wohl auch, wie 
von anderen Seiten bereits hervorgehoben worden ist, die Uvula ve- 
sicae mit dazu bei; man darf eben nicht vergessen, dass während 
des Lebens alle Gewebe, wegen der Füllung der Blut- und Lymph- 
räume, in einem erheblich grösseren Schwellungszustande sich befinden, 
als wir dies in der Leiche antreffen. 


! A. BepnAr, Beitrag zur Ischuria neonatorum, Zeitschrift der K.K. Gesellschaft 
der Ärzte zu Wien, 3. Jahrgang, 2. Bd. S.279, Wien 1847, macht auf die Bedeutung 
der neben dem Trigonum befindlichen Rinnen, welche den von mir beschriebenen 
»Plana paratrigonalia« entsprechen, für die Harnentleerung aufmerksam. Diese Bil- 
dungen als »Rinnen« zu beschreiben, wenn man ihre Bedeutung für die Entleerung 
der Blase hervorheben will, dürfte nieht passen, denn erst bei entleerter Blase 
treten sie als Rinnen auf. 


Warpever: Das Trigonum vesicae. 749 


Tafelerklärung. 


Fig. ı. Mensch, %. d=Uvula vesicae, e”’ =schmaler Theil des Tri- 
gonum, e”"= breiter Theil des Trigonum mit flacher Vertiefung, f= Harn- 
leiterwulst mit Ureteröffnung, g’=Ineisura trigoni, g’ = Fossa retroureterica, 
o=Orifieium urethrae internum, pl=Planum paratrigonale. 

Kig.2. Hund, & a= Crista urethralis anterior, 5b = Collieulus seminalis, 
:=(rista urethralis posterior, d= Uvula vesieae, e'= Pliea lateralis trigoni, 
f= Harnleiterwulst mit Ureteröffnung, p= Prostata. j 

Fig. 3. Kalb, #. a= Crista urethralis anterior (Pars proximalis), 
a', a’ = Frenula collieuli seminalis, a” = Crista urethralis anterior (Pars distalis), 
b = Colliculus seminalis, 5’ = Pars prostatica urethrae, ce = Crista urethralis 
posterior, d= Uvula vesicae, e= Trigonum vesicae, /= Harnleiterwulst mit 
Ureteröffnung, g= Ineisura trigoni. 

Fig.4. Schwein, *. a= Crista urethralis anterior, d = Collieulus semi- 
nalis, c= Crista urethralis posterior, f= Harnleiterwulst mit Ureteröffnung, 
= Urethralöffnung mit langer Rinne, f" = seitliche Öffnungsfalte, f" = mittlere 
Öffnungsfalte, g9= Ineisura trigoni. 

Fig. 5. Medianschnitt einer in Alkohol und Formol erhärteten mensch- 
lichen () Harnblase. Bezeichnungen an der Figur; vergl. den Text. — Säinmt- 
liche Figuren sind von Dr. Fronsz "gezeichnet. 


Ausgegeben am 15. Juli. 


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Sitzungsber d. Berl. Akad. d. Wiss. 1897. 
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Fossaretrouret Harnleitermulst ring£ M. 


Kalb,® 


B.Laue ülh. Berkin. 


Mensch Wedianschrutt. 


Waldeyer: Das Irigonum vesicae. 


nr 


751 


SITZUNGSBERICHTE 189. 
DER xXXXV. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


8. Juli. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. 


Vorsitzender Secretar: Hr. Diers. 


l. Hr. Cosze legte den Bericht des Hrn. Ingenieur GIEBELER über 
dessen Entdeckung der Wasserkammer der Druckleitung von Pergamon 
vor, sowie eine Mittheilung des Hrn. WEBEr-Smyrna über die Wasser- 
leitung bei Laodicea ad Lycum. 


2. Hr. Erman legte eine Abhandlung des Hrn. Regierungs-Bau- 
meister Lunpwıs Borcnarpr in Berlin vor: Über das Alter des Sphinx 
bei Giseh. 

Hr. BorcHArpr weist nach, dass der grosse Sphinx von Giseh erst der Zeit des 


sogenannten »mittleren Reiches« (um 2000 v. Chr.) entstammt; zwischen seinen. Tatzen 
stand ursprünglich ein Götterbild. 


Über das Alter des Sphinx bei Giseh. 


Von Lupwıs BoRCHARDT 
in Berlin. 


(Vorgelegt von Hrn. Erman.) 


Der Frage nach der Entstehungszeit des grossen Sphinx bei Giseh 
von einer anderen Richtung her näher zu treten, als dies bisher ge- 
schehen ist, soll die Aufgabe der hier folgenden Untersuchung sein. 
Die früheren Beurtheiler haben sich entweder durch die Erwähnung 
des Namens des Chephren in der Sphinxstele Thutmosis’ IV.' leiten 
lassen, oder sie haben irgend welche Ähnliehkeiten im Gesichtstypus des 
Sphinx selbst zu sehen vermeint und sind so zu irgend welchen, unter 
einander abweichenden Resultaten gekommen. Der erste Weg, der über 
den Chephrennamen, ist mindestens unsicher zu nennen, da die eitirte 
Inschrift in der betreffenden, von einer grossen Lücke umgebenen Stelle 
von weiter nichts als von einem wohl sicher zu Chephren zu ergänzenden 
Namen in Verbindung mit irgend einem Bilde spricht. Dass hiermit 
etwa der Sphinx gemeint sei, ist nicht ersichtlich. Der zweite Weg, auf 
dem man aus dem Gesichtstypus etwas herauszulesen vermeint, ist noch 
unsicherer; das Gesicht ist so zerstört, dass man, wenn nicht etwa 
andere Indieien hinzukommen, kaum etwas daraus schliessen kann. 
Im Folgenden soll nun einmal der Versuch gemacht werden, aus 
Einzelheiten der Tracht auf irgend eine Zeitansetzung zu kommen, denn 
das scheint vorläufig für die Datirung aegyptischer Seulpturen noch der 
einzig sichere Weg zu sein, da für die Behandlung solcher Fragen von 
der rein stilistischen Seite aus bisher weder gesichtetes Material noch 
ausreichende Vorarbeiten vorhanden sind. Wir müssen eben heute noch, 
unter Hintansetzung aller stilistischen Beobachtungen über die Behand- 
lung des Portraits, der Museulatur u. s. w., allein uns damit begnügen, 
die vorliegende Untersuchung nur als Frage der Tracht zu erledigen, 


sie auf etwas Augenfälliges, Greifbares — ich möchte sagen: Zahlen- 
mässiges — zurückzuführen. 


Das erste Kriterium solcher Art, von dem wir hier handeln wol- 
len, sind die Schminkstreifen, welche sich an den äusseren Augen- 


ı LD.III 68 Z. 13. 


Borcnarvr: Über das Alter des Sphinx bei Giseh. 133 


Der Sp hinx bei Giseh Nach einer Aufnahme von 
S s Hru. Em Brussch. 
Ansicht von Osten. 1883. 


754 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. Juli. 


winkeln des Sphinx in ganz flachem Relief und mit Spuren blauer 
Farbe angegeben finden. Hierauf hätten wir das von Hrn. von Bıssıne 
kürzlich gefundene Gesetz anzuwenden, dass Schminkstreifen im alten 
Reiche unbekannt sind. Dass dem so ist, zeigt folgende Statistik, 
die sich leider nur auf das Kairiner Museum erstreckt, aber durch 
die aus anderen Sammlungen hinzukommenden Stücke wohl kaum mo- 
difieirt werden dürfte'. 

Das Kairiner Museum besitzt in seinen a. R.-Sälen und Magazinen 
über 230 Statuen und Bruchstücke von solchen aus dem alten Reiche 
mit Köpfen; bei keiner derselben zeigen sich die Schminkstreifen. Bei 
dieser Zählung sind vorweg nicht mitgerechnet: 

14 Königsstatuen, die, da sie die Namen alter Könige tragen, 
in den Sälen des a. R. untergebracht sind, die aber aus 
vielen Gründen, die zu erörtern hier zu weit führen würde, 
keineswegs als Arbeiten aus so alter Zeit anzusehen sind; 
ferner 
(Nr. 289-311, Kat.1895, S.28, Saal ı ı, Schrank A) bemalte 
Holzstatuetten aus Achmim und Lugsor, die sich wohl irr- 
thümlich in den Sälen des alten Reiches finden, aber nicht 
dem a. R. zuzurechnen sind, und 
ı in Abydos gefundener Torso einer Königin (Nr. 255, Kat. 

1895, S.15, Saal 3, Schrank B), von dem MARIETTE behauptet 
(Kat. Mar. Nr. 516), dass dies vielleicht die älteste Seulptur 
der aegyptischen Kunst sei, bei der der heutige Kunsthisto- 
riker aber bei einer Datirung wohl nur zwischen ptole- 


os 


mäischer oder römischer Epoche schwanken dürfte. 

Bei diesen Allen’ kommen die Schminkstreifen vor, und das mit 
gutem Recht, denn alle diese Seulpturen gehören eben nicht in das 
alte Reich. 

Nur eine einzige Statue, die sicher aus älterer Zeit stammt, zeigt 
bereits die Schminkstreifen; es ist dies die in Meir gefundene bemalte 
Holzstatuette eines stehenden nackten Mädchens (Nr. 248, Kat. 1895, 
Suppl. 2, Nr.13405, Saal 2), etwa einer Tänzerin, die mit den Sachen 
aus dem Grabe des Pepy-n-önh-kem zusammen in derselben Vitrine 
untergebracht ist, sich aber von den Arbeiten aus diesem Grabfunde 
doch etwas unterscheidet, so dass die Möglichkeit nicht ausgeschlossen 


! Die angegebenen Nummern der Kairiner Sammlung beziehen sich auf das 
neubegonnene, noch nicht veröffentlichte Inventar der Sammlung. Wo ältere Nummern 
an den Stücken vorhanden sind, sind dieselben miteitirt, um das Auffinden in den 
käuflichen Katalogen zu erleichtern. Sind keine alten Nummern vorhanden, so ist 
wenigstens die Saalnummer angegeben worden. 

® Bei einigen der genannten Königsstatuen sind die Schminkstreifen nicht im 
Relief angegeben. In der Statistik dürfen diese aber dennoch nicht mitgezählt werden. 


Borcuarnr: Über das Alter des Sphinx bei Giseh. 755 


wäre, dass sie nur irrthümlich zu diesem Grabfunde gezählt wird. 
Sehen wir aber von dieser Möglichkeit ab, so haben wir in oder nach 
der 6. Dynastie' das erste Auftreten der Scehminkstreifen”, also in der 
Zeit, in der alle die durchgreifenden Veränderungen in Tracht und 
Sitten vor sich gehen, die das m. R. vom alten scheiden, so dass 
man eigentlich — in der Kunstgeschichte jedenfalls, vielleicht aber 
auch in der politischen — das mittlere Reich mit der 6. Dynastie 
beginnen könnte. 

Was wir an den Statuen constatirten, zeigt sich auch an den Re- 
liefs. Vor der 6. Dynastie lassen sich nirgends Schminkstreifen nach- 
weisen, danach aber treten sie überall auf: da erscheinen sie an den 
Wedät-Augen auf den Stelen, an den Särgen, in den Grabgemälden 
und sogar an dem Zeichen > in der Schrift. 

Eine einzige, scheinbare Ausnahme ist mir bekannt: Auf der Schein- 
thür aus dem Grabe des Schery (Giseh, Kat.1895, Nr.ı3, Saal ı, aus 
Saqgarah’) hat die eine der Frauen, wenn man genau zusieht, den 
Schminkstrich am Auge, alle anderen Figuren zeigen ihn nicht. Schery 
war zwar Priester der Könige Send und Per-jeb-sen der 2. Dynastie, 
die Scheinthür giebt uns aber keinerlei Anzeichen, dass auch sie in 
so alter Zeit entstanden sein müsste, sie erinnert vielmehr, namentlich 
was den Stil der vertieften Hieroglyphen anlangt, mehr an Arbeiten 
aus dem Ende des alten Reiches. Ich glaube daher, dass man bis zum 
Nachweis des Gegentheils annehmen muss: die Schminkstreifen treten 
— an Statuen jedenfalls — frühestens in der 6. Dynastie auf, werden 
aber eigentlich im mittleren Reich erst allgemeiner. 

Der grosse Sphinx hat nun deutliche Schminkstreifen, also fällt 
seine Entstehungszeit in die Periode nach der 6. Dynastie. 

Gab uns dieses Kriterium die untere Grenze der Zeitansetzung, 
so finden wir die obere in der Ornamentirung des Kopftuchs, der so- 
genannten Königshaube. Dieses vorn über der Stirn mit dem Uraeus, 
dem Abzeichen der Könige, geschmückte Tuch liegt, durch ein glattes 
Stirnband gehalten, vorn fest am Kopf an, umrahmt, zwei dreieckige 
Flächen bildend, das Gesicht und fällt in zwei Lappen zu beiden Seiten 
des Halses auf die Brust. Hinten ist es zusammengenommen und endet 
in einen auf dem Rücken liegenden, gerippten, wohl als umwickelt 
anzusehenden Zopf. Die Musterung, die dieses Tuch zeigt, ist in den 
meisten Fällen die folgende: Die Brustlappen sind, wie hierunter (A) 

! Der mit Pepy zusammengesetzte Name sagt nicht, dass sein Träger unter 
oder kurz nach diesem Könige gelebt habe. Es finden sich z. B. mit Snofru zusammen- 
gesetzte Personennamen noch sehr lange nach der Regierung dieses Königs. 

®2 Dass diese mit der älteren Sitte, die Stellen unter den Augen grün zu färben, 


nichts zu thun haben, braucht wohl kaum erwähnt zu werden, 
® Siehe Masr., Hist.I p. 237. 


756 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. Juli. 


in Ansicht und Querschnitt angegeben, horizontal gefältelt, das den 
Kopf bedeekende Stück hingegen in gleichmässige, abwechselnd ver- 
tieft und erhaben gearbeitete Streifen zerlegt (s. Skizze B), die bei Sta- 
tuen, deren Bema- 
— — lung erhalten ist, in 
wechselnden gelben 
— und blauen Tönen 

SS yusgeführt sind. 


PEN ERINNERT Diese Königs- 
haube war natürlich 
I der: Mode .unterwor- 


fen, und so können 
wir, wenigstens an 
den Statuen, verschiedene zeitlich unterschiedene Varietäten verfolgen. 
In der 18. Dynastie, vielleicht schon etwas früher, kommt es auf, die 
Brustlappen innen durch einen verticalen, glatten Saum einzufassen', 
etwa mit der 19. Dynastie wird es üblich, die gleichmässige Streifen- 
theilung des Obertheiles auch auf die Brustlappen unter Aufgabe der 
ältelung auszudelinen” und gleichzeitig auch den sonst gerippten Zopf 
in vertiefte und erhabene Horizontalstreifen zu zerlegen. 

Der grosse Sphinx zu Giseh zeigt nun aber in seiner Königshaube 
noch ein anderes Muster. 

Die vertieft angegebenen Streifen derselben sind nämlich in Grup- 
pen zu je 3 Streifen angeordnet, d.h. Je ein breiter liegt zwischen zwei 
schmäleren Streifen. 
Jeder breite Streifen 


hat also seitlich je 
einen schmalen Be- 


gleitstreifen. Das 


weicht von der son- 


stigen Anordnung 
mit stets gleich brei- 
ten Streifen ab, und 


wir müssen daher 

untersuchen, wo und wann diese Anomalie noch vorkommt. 
Die folgende Liste, in der Königsstatuen mit diesen gruppen- 
weise auftretenden Streifen” aufgeführt sind, wird dies sofort zeigen. 


! 2. B. Statue Har-em-heb’s neben Amon zu Turin und oft. Auch schon an den 
Statuen des Sebekhotep in Paris (pe Rousz, Not. des mon., Nr. 16/17, p.15 fl.). 
® 2.B. Kolossalbüste Ramses’ Il. zu London und oft. 

3 ,Es ist immer nur von den Streifen des oberen Theiles und der Seitentheile 
des Tuches die Rede, die .‚gleichmässige Fältelung der auf die Brust fallenden Lappen 
kommt nicht in Betracht. 


Borenarvr: Über das Alter des Sphinx bei Giseh. 757 


Es sind dabei zwei Arten zu unterscheiden, solche mit ganz durch- 
geführten Streifengruppen (Skizze €) und solehe mit nur durch ein- 
fache Linien angedeuteten (Skizze D); beide Arten sind natürlich zu 
demselben Typus gehörig, die zweite ist nur eine Abkürzung der ersten. 

A. Im Museum zu Giseh konnte ich selbst Beobachtungen 
machen: 

1. Nr. 384 (Kat.1895, Nr.125, Saalı6). 'Torso einer Statue der 
ı2. Dynastie von Merenptah-Hetep-her-maät usurpirt. Streifen der 
Haube nach €. 

2. Nr.385 (Kat.1895, Suppl. 4, Nr.1370, Saal ı6). Statue Amen- 
emhet’s III. Streifen nach €. 

3. Nr. 430 (Kat.1895, Nr. 226, Hof28). Statue der ı2. Dynastie! 
von Ramses II. usurpirt. Streifen nach €. 

4. Nr.432 (Kat.1895, Nr.196, Saal 26). Statue der ı2. Dynastie 
von Ramses I. usurpirt. Streifen nach €. 

5. Nr. 481 (Saal 63, Schrank A). Kopf mit Typus Amenem- 
het’s III”. Streifen nach €. 

6./7. Nr.482/3 (Saal 63, Schrank A). 2 Köpfe mit Typus Amenem- 
het’s II. Streifen nach D. 

B. Im Berliner Museum war Hr. ScnÄrer so freundlich, auf 
meine Bitte die Originale und Abgüsse durchzusehen: 

8. Nr.ıı2r (Ausf. Verz. S.71). Statue Amenemhet’s III. von Me- 
renptah usurpirt und überarbeitet. Streifen nach ©. Die Streifen des 
Schurzes zeigen dieselbe Anordnung. 

9. Nr. 7264 (Ausf. Verz. S.24). Statue der 1ı2.Dynastie, von Ram- 
ses II. und Merenptah usurpirt. Streifen nach €. 

10. Nr. 11348 (Ausf. Verz. S. 58). Obertheil einer Statue mit Typus 
Amenemhet’s IH. Streifen nach D. 

ı1/12. G. 388/9 (Ausf. Verz. S.331) Abgüsse von Petersburger 
Statuen Amenemhet’s II., bez. mit dessen Typus (s. GOLENISCHEFF im 
Rec. 1893 Pl. ı-3). Streifen nach D. 

C. In Paris, woher ich wiederum Hrn. ScnÄrer das Material ver- 
danke, findet sich nur eine solehe Statue: 

13. Nr. 23 (pe Rover, Notice des mon. p. 22). Sphinx der 12. Dy- 
nastie von Apophis und später von Merenptah - Hetep-her-maät usurpirt. 
Streifen nach €. 

D. In London, wo Hr. Grirrıt# in liebenswürdigster Weise die 
Durehsicht übernahm, scheinen im Museum keine Statuen vorhanden zu 
sein, die hier als Beispiele dienen könnten. 

! Bei 3 und .4 ist unter anderen Anzeichen als mittleres Reich-Kriterium die Ab- 


rundung der vorderen horizontalen Kante des Sitzes anzusehen. 
® Siehe GoLENISCHEFF im Rec. 1893 p. 131 ff. 


758 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. Juli. 


In England findet sich im Privatbesitz: 

14. Kopf mit Typus Amenemhet’s III. in der Grenfell Colleetion 
(Burlington fine arts Club, the art of ancient Egypt 1895. Photographie 
Nr. 51). Streifen nach D. 

15. Kopf mit Typus Amenemhet's II, Besitzer unbekannt (a. a. O. 
Photographie Nr.43). Streifen nach D. 

Von den übrigen Sammlungen habe ich die im Berliner Museum 
aufbewahrten Photographien durchgesehen, aber keine weiteren Fälle 
der in Rede stehenden Streifenanordnung gefunden. 

Das Resultat dieser Zusammenstellung ist klar: 

Die gruppirten Streifen an der Königshaube kommen nur unter 
der ı2. Dynastie vor, vielleicht sogar nur unter Amenemhet III, denn 
die genau datirten Stücke mit solcher Streifenanordnung sind alle aus 
seiner Zeit, und bei den übrigen, nur allgemeiner als » 12. Dynastie« 
datirten, ist es nie ausgeschlossen, dass es auch Bilder Amenemheöt’s II. 
sein könnten. Für diese engere Begrenzung dieser Streifenmode nur 
auf‘ die Zeit des dritten Amenemhet spricht auch noch der Umstand, 
dass die Statuen Usertesen’s I. aus Lischt (Giseh, Nr. 411-420, Kat. 
1895, Suppl. 3, Nr.1365, Saal 21) keine gruppirten, sondern gleich- 
mässige Streifen haben. Will man nun die Zeit der Streifengruppen 
nur auf Amenemhet III. beschränken oder nicht, jedenfalls ist sicher: 
nach der ı2. Dynastie kommt diese Mode nicht mehr vor. Die Sta- 
tuen der 13. Dynastie, Sebekhotep (Louvre, Abguss G ı, Ausf. Verz. 
S. 332, Berlin) und Sebek-em-sä-f (Giseh, Nr. 386, Kat. 1895, Nr.128, 
Saal 16) haben bereits die gleichgestreifte Königshaube. 

Für die Datirung des Sphinx bei Giseh ziehen wir aus alledem 
folgendes Faeit: 

Da das Kopftuch des Sphinx die breiten Streifen mit den schmalen 
Begleitstreifen hat, so kann der Sphinx sicher nicht nach der 12. Dy- 
nastie entstanden sein. 

Wir hätten also die Entstehungszeit des Sphinx in zwei Grenzen, 
eine obere und eine untere, eingeschlossen. 

Nach den Schminkstreifen ist sie 6. Dynastie oder später, nach 
den Kopftuchstreifen vor Ende der ı2. Will man aber weniger vor- 
sichtig sein, so kann man noch hinzufügen: vielleicht Zeit Amenem- 
het’s II. 

Für diese Datirung lässt sich noch manche nebensächliche That- 
sache, auf die wir aber kein grosses Gewicht legen wollen, anführen: 

Der Mangel einer Erwähnung des Sphinx im alten Reiche, so- 
weit wir bis jetzt die Inschriften kennen. 

Das Fehlen von Fundstücken aus dem alten Reiche in der näch- 
sten Umgebung des Sphinx. 


Borcuarpr: Über das Alter des Sphinx bei Giseh. 759 


Das Vorkommen zweier senkrechter Schächte! auf dem Rücken 
des Sphinx, deren einer in eine Grabkammer endete, in der Sarg- 
bretter gefunden wurden. Hieraus kann auf das frühere Bestehen einer 
Mastaba auf dem Rücken des Sphinx geschlossen werden. 

Die ursprüngliche Bartlosigkeit” des Gesichts, ganz so wie Amen- 
emhet III. meist dargestellt wird. 

Das Auftreten eines Götterbildes vor der Brust zwischen den Pran- 
ken, ganz so wie bei dem m. R.-Sphinx aus El Kab (Giseh, Nr. 391, 
Kat. 1895, Nr. 139, Saal 16). Die Spuren dieses Götterbildes sind noch 
deutlich als vortretendes Gesteinstück vor der Brust zu sehen. 

Endlich könnte man bei einigem guten Willen sogar den Typus 
Amenemhet’s III. aus dem Gesichte des Sphinx herauslesen. Aber wie 
schon in der Einleitung gesagt, ist das bei dieser Verstümmelung ein 
sehr fragwürdiges Argument. 


Die Geschichte des Sphinx hätte man sich demnach in grossen 
Umrissen, mit einigen Vermuthungen untermischt, etwa so vorzustellen: 

Der Sphinx wurde vielleicht von Amenemhet II. unter Zerstörung 
einer auf einem Hügel, dem jetzigen Rücken des Sphinx, stehenden 
Mastaba aus dem Fels gehauen und theilweise aus Hausteinen aufge- 
baut. Er stellte den König in Gestalt eines liegenden Löwen mit Men- 
schenkopf — vor der Brust mit einem Götterbilde, etwa dem des Har- 
machis oder des Chepra — dar. Als später das Denkmal in seinem 
Haupttheile verschüttet war, liess es Thutmosis IV. zum ersten Male 
wieder ausgraben. In der dieses Factum feiernden Stele tritt schon die 
Vermischung der Bedeutung des Bildes des Sphinx selbst mit dem 
Götterbilde vor seiner Brust zu Tage’. Vielleicht wurde damals der 


! Siehe Marıerre im Athenaeum frangais 1855 p.392. 


® Der Bart, den Perrıns hier fand (Operations III zwischen p.1o8 und 109), 
ist ein aus Haustein aufgemauerter, nachträglich, etwa im neuen Reiche, hinzugefügter 
geflochtener Götterbart, den der Sphinx erst erhielt, als man ihn aus einem Könige 
in einen Gott umwandelte. Darauf, dass der Sphinx nur irrthümlich von den Aegyptern 
als Bild des Harmachis angesehen wurde, machte mich Hr. Serne aufmerksam. Ur- 
sprünglich ist ja jeder Sphinx nur der als Löwe dargestellte König. 


® Der Ausdruck mm al (LD. 111 68 Z.7) könnte noch heissen: »Der 
ge] 


Sphinx mit dem Chepra«; auch bei der Stelle NDa 0 (a.a.0.Z.ı1) »es 


0000 
geht der Sand über mich weg« ist wohl nur das Götterbild vor der Brust gemeint, 


da der Rücken und der Kopf des Sphinx wohl nie versandet waren, wenn aber (a. a. O. 


E IN AMIN D 3 2 : : 
Z.8) vom 1 »dem Schatten dieses grossen Gottes« die Rede ist, so 
© IN wm i 


kann man darin wohl kaum die dem Wortlaut nach immerhin mögliche Anspielung auf 
einen König sehen — man müsste doch den Namen desselben erwarten; hier ist also 
der Sphinx selbst sicher schon als Gott gedacht. 


760 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 8. Juli. 


geflochtene Götterbart dem Bilde zugefügt‘. In der 19. Dynastie muss 
der Sphinx theilweise vom Sande befreit gewesen sein? 

In späterer Zeit umschliesst man ihn mit einer hohen Backstein- 
mauer°, um ihn gegen den Flugsand zu schützen. Von Osten führte 
eine grosse Treppe’ herab zu der kleinen Capelle vor dem Götterbilde 
vor der Brust. 

Alle Schutzmaassregeln haben aber nicht viel genützt’. In diesem 
Jahrhundert musste er daher schon wiederholt, zuletzt 1883, ausge- 
graben werden, und dies wäre eigentlich heute schon wieder nöthig. 


! Siehe die Abbildung LD. III 68. 

2 Siehe die Stelen Ramses’ II. (Prrrıng-Vvse a.a. O. III gegenüber S.117). 

3 Die Ostseite und Südosteeke derselben sind heute noch sichtbar, die Westseite 
giebt Marmree an (Mastabas S. 551). Diese Mauer könnte auch schon im neuen 
Reiche existirt haben, wenigstens lässt sich die Darstellung des Sphinx auf der Stele 
Thutmosis’ IV. (LD. 111 68), wo der Sphinx anscheinend auf einem Gebäude liegend 
abgebildet ist, nach den aegyptischen Gesetzen der Perspeetive auch so interpretiren, 
dass die Sphinxfigur innerhalb des oben offenen Gebäudes, eben dieser Ziegelring- 
mauer, sich befindet. 

* Siehe Perrına-Vvse a. a. OÖ. Ill gegenüber S.ııo und 113. 

5 Dass Herodot den Sphinx nicht erwähnt, liegt dennoch weniger an dieser 
Versandung, da der Kopf doch nie ganz verschüttet gewesen sein kann, sondern wohl 
mehr an der versteckten Lage. Man sieht den Sphinx nämlich nur von sehr wenigen 
Punkten des Todtenfeldes, eigentlich sogar nur von seiner nächsten Umgebung aus. 


Über die „Ordinationes“ im Papstbuch. 


Von Apvour HArnNAcK. 


(Vorgetragen am 17. Juni [s. oben S. 663].) 


Ike dem Papstbuch steht am Schluss jeder Vita — unmittelbar vor den 
letzten Notizen über (den Tod), den Ort (und Tag) des Begräbnisses 
des Papstes und über die Dauer der Vacanz — eine Angabe über die 


ÖOrdinationen, die der Betreffende vorgenommen hat. Das Grundschema 
ist constant. Es lautet: »hie fecit ordinationes x per mens. Decemb., 
presbiteros y, diaconos z; episcopos per diversa loca n«. Bei der Vita 3 
(Cletus), der Vita 31 (Marcellus) und bei einem Theil der Vitae 35-59 
(Marcus bis Agapetus) sind die Worte »in urbe Roma« nach »ordi- 
nationes« (in der Regel auch nach der nun folgenden Zahl, viermal 
aber vor derselben) hinzugefügt. Sie drücken deutlich aus, was an 
sich schon klar ist, dass die Presbyter und Diakonen, im Unterschied 
von den »episcopi per diversa loca«, für den Dienst der stadtrömischen 
Kirche geweiht wurden. Ausser dieser Abweichung vom Schema sind 
bis nr.78 Vitalianus (ann.657-672) Variationen dadurch zu Stande ge- 
kommen, dass I. ein paar Päpste ihrer kurzen Regierungszeit wegen 
überhaupt nicht ordinirt haben oder nur Bischöfe oder nur Bischöfe 
und Diakonen (bez. nur Bischöfe und Presbyter), und dass 2. einige 
Päpste nieht nur im December, sondern auch im Februar (nr. 49. 51. 53) 
oder überhaupt nicht im December, sondern im Februar und März 
(nr. 56), bez. in Quadragesima et Sept. (nr. 61) ordinirt haben. 

Dass das »episeopos per diversa loca n« (suppl. »feeit« oder »ordi- 
navit«, cf. nr. 20. 55) selbständig neben »feeit ordinationes« steht und 
ihm nicht untergeordnet ist, folgt aus der Stellung der Bischöfe nach 
den Presbytern und Diakonen. Auch heisst es nr. 86 (Sergius): »hie 
ordinavit per diversas provincias episcopos 97; fecit autem et ordina- 
tiones 2 per mens. Mart., presb.ı8, diac.4«, vergl. nr.87 (Johannes VI): 
»hie feeit ordinationem presbyt. et diac. unam, i.e. presb. 9, diae. 2; 
fecit autem et per diversa loca episce. 15«'. Die Ordinationen der 


! Vergl. auch nr.84 (Johannes V): »diutina infirmitate detentus ut etiam vix ordi- 
nationes sacerdotum explere potuisset..... fecit autem epise. per div. loca 13«. 


Sitzungsberichte 1897. 70 


zusammen. 
2 Betmus: hie feeit ordinat. (3 FK) per mens. Dee., epise. 3, presb. 10, diac. 7. 
2. Linus: non » 2 re 
3. Cletus: » ex praecepto beati Petri 25 presb. ordinavit in urbe Roma. 
4. Clemens: » fecit ordinat. 2 per mens. Dee., presb. 10, diac. 2; episc. per diversa loca 15. 
5. Anencletus: moon » 2 » u » Burg n » » 6 
6. Evaristus: on » 3» » » a » » » » 15. 
7. Alexander: on »  } » » 6 Nas S » ir 
8. Xystus I: non » ED DET A: » ni AR 
9. Telesphorus: 4 » » 12 » $8et» » » 13. 
ıo. Hyginus: ig » 3» » » ee » » Der 
Tea Bus: » 5.» » ” 3 ro » »  r2! 
12. Anicetus: non 5 » » TOR BEA n » » ».09. 
I3. Soter: » » 3 I » » Dr ii lo, » » al: 
14. Eleutherus: non 3 » ) ST 2 5 » » » 15. 
12. Victor: D » » 2 » » AU Er » or 


762 Sitzung der phil. - hist. Classe vom 8. Juli. — Mittheilung vom 17. Juni. 


, 
Bischöfe fanden also statt, so oft ein Bisthum erledigt war: bei den 
feierlichen Ordinationen dagegen wurden nur Presbyter und Diakonen 
für die Stadt Rom ordinirt!. 

Damit sind wir bereits zur Deutung und Beurtheilung der Ein- 
tragungen übergegangen. Es ist für dieselben bisher so gut wie nichts 
geschehen. Hr. Ducnesne (Lib. Pontif. I p. CLIVf.) hat sich mit einigen 


Bemerkungen begnügt:;: Andere, die verpflichtet gewesen wären, auf 


diesen Bestandtheil des Papstbuchs einzugehen, haben ihn ganz bei 
Seite gelassen. Erst Hr. Momnsex hat im Zusammenhang seiner neuen 
Ausgabe des Liber Pontificalis den Verfasser auf das hier vorliegende 


Problem aufmerksam gemacht und ihn zu nachstehender Untersuchung 


angeregt. 

Eine zusammenhängende begleitende Tradition, welche die Ordi- 
nationen-Eintragungen des Papstbuchs erläutert, giebt es nicht, und 
leider ist auch die Zahl einzelner Zeugnisse, die ein Licht auf sie 
werfen, sehr spärlich. So ist man fast allein auf innere Erwägun- 


gen angewiesen. Ich stelle zunächst alle Eintragungen bis Nicolaus I 


! Nur ein einziges Mal (nr. 20 Anteros) findet sich der Ausdruck: »hic fecit 
ordinationem unam, episcopum unum mens. Dee.«, obgleich keine Presbyter und 
Diakonen von Anteros ordinirt sind. Allein nur die Handschriften der Classe BCDE 
(Monunusex 11. III) bieten dies; AFK bieten einfach: »hie feeit unum episcopum«. Be- 
merkenswerth ist auch die Voranstellung der Bischöfe bei Petrus und Linus naclı dem 
jüngern Text. — Dass die Bischöfe zu allen Zeiten je nach Bedarf von den Päpsten 
(in den Fastenzeiten) ordinirt bez. bestätigt wurden, ergiebt sich aus den Papstbriefen. 
Die Ordination zum Bischof hat ja einen ganz anderen Charakter als die Priester- 
und Diakonen-Weilhe. Unter den Briefen des Gelasius (Tirer p.379) findet sich ein 
Schema für die Anzeige einer durch den Papst vollzogenen bischöflichen Ordination 
bei dem Klerus, der Obrigkeit und der Gemeinde der betreffenden Stadt. Dieses 
Schema ist in den liber diurnus 111, 9 übergegangen. Ausserdem besitzen wir (Tkıer, 
p. 330) das Schreiben, in welchem Gelasius die Ordination des Bischofs von Brundisium 


und die von diesem übernommenen Verpflichtungen der Gemeinde anzeigt. 


Harsack: Über die »Ordinationes« im Papstbuch. 763 


16. Zephyrinus: hie feeit ordinat. 4 per mens. Dec., presb. 14, diac. 7; epise. per diversa loca 13. 
17. Callistus: von » Se seen » To D "si: 
18. Urbanus: » » » 5» » » ee u » 28, 
19. Pontianus: I) » 2 » » » Bd » » » 6. 
20. Anteros: »  » unmm episcopum in civitate Fundis Campaniae per mens. Dee. 


[»hie feeit ordinat. 1, epise. r mens Dec.« Rec. II. II.] 


21. Fabianus: »  » ordinat. 5 per mens.Dec.. presb. 22, diac. 7; episc. per diversa loca rı. 
22. Cornelius: eine Angabe fehlt [aber in FK: »feeit ordinationem r, presb. 8«]. 
23. Lucius: hie feeit ordinat. 2 per mens. Dec., presb. 4, diac. 4; epise. per diversa loca 7. 
24. Stephanus: non D 2 » 110) In TER In » ulm: 
25. Xystus II: von " 2u1 » » a » » 2.2. 
26. Dionysius: » » » Zm% » » or OR » » > 
27. Belıx TI: non „ De » » a » » „5. 
28. Eutychianus: oo » De » » DR » ” 22 n: 
29. Gaius: non » 4» » » NE mar An » » eh 
30. Marcellinus: » » » 2» » » A um » » u 
31. Marcellus: » ordinavit ».2ulets 7252 u » » ».2I. 
32. Eusebius: » fecit ordinat. 2° permens.Dec, » I3 » 35 » » » 14. 
33. Miltiades: on» » aa Er » DR 5 Te 
34. Silvester: N u 6» » » De ro » „65. 
35. Marcus: hie feeit ordinat. 2! per mens. Dec., presb. 25, diac. 6; episc. perdiversa loca 27. 
36. Julius: DR 3 » » nee nn » » 0: 
37. Liberius: we ezler » » we Tr ae » » » 19, 
38. Felix II: DR: » en 3) „ » nu 20 en » » » IQ. 
39. Damasus: non NIS » „ 30 ar None » » » 62. 
40. Sirieius: ah te » gro » » De lo » » 132, 
41. Anastasius I: nu n1,.ı9 » » n OBeSus E » 5 He TR 
42. Innocentius I: non nalen » To ae » ”.54. 
43. Zosimus: » » » ıt » » » Toren: en = ” pe 
44- Bonifatius I: nr a le » al 2 nr » » 36. 
45. Caelestinus: De" a a Se » » BE 2 Dr „ » 46. 
46. Xystus III: non a Sn) ehr » Sn Pte a n » 52, 
a7. LeoT: von An Mer » RE a he » » 185. 
48. Hilarus: " » » 72 » „ ch oe © » » » 22. 
49. Simplieius: hie feeit ord.! 3 per mens. Dec. et Febr., presb. 58, diac. 11; epise. per div.loca 88. 
50. Eelix IIl: „on „ 20 » » 28 sa a mat. 
51. Gelasius: nn es »E etlKehr:O Me 22: 0» 23 hal a En Eng: 
52. Anastasius II: » » 2 ln » » » ur2,alkeine]; In Re nr6: 
53. Symmachus: » » n„ 4!» » aEretiRebr.?.07 2.92 di1ac.m6o 0 all Rs onTinTe 
54. Hormisdas: Bu El ne » “27, (keine; = cu oo: 
55. Johannes I: » ordinavit episcopos per div. loca 15. 
56. Felix IV: » feeit ord. 2! per mens. Febr. et Mart.°, presb. 55, diac. 4; » =, 1020: 
57. Bonifatius Il: [keine Angabe]. 
58. Johannes II: hic feeit ordinat. r! per mens. Dee., presb. ı5, [keine]; » LH ZT. 
59. Agapetus: » » » I [keine], diac.!4; » EU Are Pe tie: 
! in urbe Roma. Im Folgenden ist überall die Zahl ı beigesetzt, wo die Handschriften, sei es auch die 


der jüngeren Recension allein, die Worte »in urbe Roma« bieten. 

?2 per mens. Decemb. 

FR 3. 

So FK, das Papstbuch Ree. I, II bietet »ordinationes in urbe Roma« ohne Ziffer. 
5 fehlt in F(K). 


% „et Mart.« fehlt in FK, in F auch der Februar. 


3 
4 


70* 


764 


60. Silverius: 


Sitzung der phil. -hist. Classe vom 8. Juli. — Mittheilung vom 17. Juni. 


hie feeit ordinat. ı per mens. Dec.. presb. 14, (diae. 5);! epise. per div. loca 18. 


61. Vigilius: » » » 2» » » » 46 » 16; » wen > 8% 
62. Pelagius I: » » » 2 » „ » 26 20095 » Du » 49. 
63. Johannes 1: » » » 2 n » » 2 135 » a rn ». (678 
64. Benedictusl:» » » © » „ ar 203% » Pi DR ». 21. 
65. Pelagius II: » » » 2» v » „28 „8; » u » 48. 
66. Gregorius 1: hie feeit ordinat. 2 (en) presb. 39 (diae. 5); epise. per div. loca 62. 
67. Sabinianus: hie ecclesia de clero implevit; hie feeit epise. per diversa loca 26. 

68. Bonifatius Ill: » feeit episcopos per diversa loca 21. 

69. Bonifatius IV: » » ordinat. 2 per mens. Deec., diac. 8; episc. per diversa loca 36. 

70. Deusdedit: De » 3 presb. 14, diac. 5; » » » » 29. 

71. Bonifatius V: am » 2 per mens. Dec., presb.26, diac.4; episc. per div. loca 29. 

72. Honorius: » » 3.(p.m.Dec.Rec-lll), » r30 nn, Te 

73. Severinus: feeit autem episcopos per diversa loca 4. 

74. Johannes IV: » »  ordinat.2 per mens. Dec., presb. 18, diac. 5; episc. per div. locaıS. 

75. Theodorus: hie feecit Dr » » en SA » oe 

76. Martinus: feeit autem » 2 » » » 2 ae 8. win ER 

77. Eugenius: » » »  —; episcopos per diversa loca 21. 

78. Vitalianus: » » » 4. presb. 22, diac. 1; episc. per diversa loca 97. 

79. Adeodatus: fecit autem ordinat.ı per mens. Dec., presb. 14, diac.2; episc. per div. loca46. 

80. Donus: » » » I ke rn, 2 

81. Agatho: » » ET >»: I0. = 35 = nee 

82. Leo Il: hie feeit »  Ip.m.Jun.,die27?, » be a Pe 2) Dr 

83. Benedictus Il: feecit autem episcopos per diversa loca 12. 

84. Johannes V: qui sanetissimus vir diutina infirmitate detentus ut etiam vix ordinationes 
sacerdotum explere potuisset.... Feeit autem episc. per div. loca 13. 

85. Conon: fecit autem episc. per diversa loca 16. 

86. Sergius: hie ordinavit Damianum archiepisc. s. ecelesiae Ravennatis; hie ordinavit 
Bertoaldum Brittaniae archiepiscopum atqne Clementem in gentem Fri- 
sonum; hie ordinavit per div. provincias episcopos 97; feeit autem et 
ordinationes 2 per mens. Mart., presb. 18, diac. 4. 

87. Johannes VI: hie feeit ordinationem presbyt. et diae.ı, i. e. presb. 9, diac. 2: feeit autem 
et per diversa loca epise. 15. 

88. Johannes VII: hie feeit epise. per diversa loca 19. 

89. Sisinnius: fecit autem episcopum in insula Corsica unum, 

90. Constantinus: hie fecit ordinationem ı, presb. 10, diac. 2; episc. per diversa loca 64. 

91. Gregorius 1: » » ordinationes 5 [4 per mens. Sept. et unam mens. Junio], presb. 35, 
diac. 4; episc. per div. loca 149 [150]. 

92. Gregorius 111: [hie feeit ordin. 3 per mens. Dec., presb. 24, diac. 3; epise. per div. loca 80]. 

93. Zacharias: [> » » .3.'» 5% ‚Mart., = 30% a5 ur Preiser 

94. Stephanus I: qui » » I» » » » a » ©.» Pl[ı5]. 

95. Paulus: hie » w, 1 wi. Dec, - mrıT2.), a2 a 

96. Stephanus III: 5 » » Sm As re 

97. Hadrianus: qui» So: Mari, 0 DA > ey 

98. Leo Ill: feeitautem » 3 »  » » > 30, » 12, In Eurer 

99. Stephanus IV: » » an Deck > Ko he ».» 25% 

100. Paschalis: » » » 2 Dec.etMart‘, » ? BET» wo „2 

101. Eugenius II: keine Eintragung. 


»Diac. 5« steht 
° Fehlt in K. 


» 


nur in Rec. III und K. 


3 „Feeit enim ipse sanetissimus pontifex.« 
%* „unam quidem per mens. Dec. et aliam per mens. Mart.« 


102. 
103. 


104. 
105. 
106. 
107. 


Valentinus: 
Gregorius IV: 


Sergius I: 
Teo IV: 
Benedictus III: 
Nicolaus: 


Dass 


die Formel 


765 


Harnack: Über die »Ordinationes« im Papstbuch. 


keine Eintragung. 

fecit autem ordinationes 5 per mens. Mart. et Sept. seu Dec., presb.?, diae.?; 
episc. per div. loca 185. 

feeit autem ordinat.ı in mens. Mart., presb.8, diac. 3; epise. per div. loca 23. 


» » » 21° Dee..et Mart., => 700, I» Ne: nf 103% 
hie feeit » X persmens»sDecn 20 Om ok 700% 
» » » Ta » Mart., » 7 » 45 » » » 65 2 


den Gebräuchen der römischen Kirche ent- 


sprochen haben muss, unterliegt keinem Zweifel und wird ausserdem 
durch die Briefe des Gelasius bestätigt (cf. den Liber diurnus). Allen 
Bischöfen wird eingeschärft, dass sie Ordinationen von Priestern und‘ 
Diakonen nicht ausser den bestimmten Zeiten und Tagen vorzunehmen 
wagen sollen; diese sind die Sonnabende in den Quatemberfasten des 
4., 7. und 10. Monats, ferner die Sonnabende am Anfang und am mitt- 
leren Tage der grossen Fastenzeit (Gelas. ep. 14. 15. 16). In Rom aber 
muss sich die Sitte eingebürgert haben, fast ausschliesslich am Sonn- 
abend des Decemberfastens zu ordiniren'. Nach den nrr. 1-78 (Vita- 
lianus) ist angeblich nur fünfmal von dieser Sitte abgewichen worden; 
bei den späteren Päpsten sind die Abweichungen etwas häufiger. Hier- 
aus folgt, dass man in Rom nur einmal im Jahr ordinirt hat, weil 
man sich in der Regel an den Decembertermin hielt. 

In Wahrheit aber waren, wie die Eintragungen ausweisen, die 
Ördinationen in Rom bedeutend seltener; denn — wie es immer mit 
der Zuverlässigkeit der Zahlen im einzelnen Fall stehen mag — wir 
haben dem Papstbuch für die Zeit von 468-860 Glauben zu schenken, 
wenn es den einzelnen Päpsten in der Regel ı-3 Ordinationen, nur 
2 Päpsten je 4 und 2 Päpsten je 5 Ordinationen (Symmachus, Vita- 
lianus, Gregor Il, Gregor IV) beilegt. Eine grosse Anzahl der Ordi- 
nationen-Eintragungen innerhalb dieser 400 Jahre ist entweder gleich- 
zeitig im strieten Sinn oder nahezu gleichzeitig oder muss doch auf 
guter Überlieferung beruhen. Es ist daher schlechthin ausgeschlossen, 
dass das Papstbuch nur 1-3 ÖOrdinationen notirt hat, wenn in Wahr- 
heit jährlich so viele stattgefunden hätten. Ein einfaches Divisions- 
exempel der Zahl der Ordinationen (ce. 90) in die Zahl der Jahre (468 
bis 867) ergiebt, dass durchschnittlich alle 4 (bis 5) Jahre eine Ordi- 
nation von Presbytern und Diakonen vollzogen worden ist. 

Diese Thatsache erscheint auf den ersten Blick so auffallend, 


dass man nicht geneigt sein wird, sie ruhig hinzunehmen. Jeden- 
falls möchte man sie aus anderen Urkunden beglaubigt sehen. Eine 


direete Beglaubigung vermag ich nicht zu geben; denn die Papstbriefe 
sind über Ordinationen der stadtrömischen Kleriker sehr schweigsam; 


aber doch darf man auf zwei Thatsachen hinweisen: In dem Brief 


! Wie und wann es zu dieser Sitte gekommen ist, wissen wir nicht. 


766 Sitzung der phil.-hist. Classe vom 8. Juli. — Mittheilung vom 17. Juni. 


an den römischen Diakon Corvinus vom 17. Januar 494 — der Brief 
wird uns unten noch einmal beschäftigen — fordert Gelasius diesen 
auf, sich zu Beginn der Fasten nach Rom zu begeben, um bei der 
vorzunehmenden Ordination das Priesteramt zu erhalten (Florileg. Casin.I 
p- 234; Ewarp, Neues Archiv V S.510, über die Datirung 1. c. S. 528). 
Es handelte sich also um eine Feier, bei der mehrere zugleich zu 
Priestern geweiht werden sollten. Ferner, nach dem Papstbuch hat Niko- 
laus I (858-867) nur eine Ordination abgehalten und dabei 7 Priester 
und 4 Diakonen geweiht. Nach der Unterschrift des Coneils vom 
18. November 861 (vergl. Ducuzsse II p. 172) gab es damals nur drei 
Diakonen in Rom. Nikolaus hat also bis zum November 861 in der That 
noch nicht ordinirt. Er hat die Zahl der Diakonen bis auf 3 zu- 
sammenschmelzen lassen und dann durch eine Ordination die Sieben- 
zahl der Diakonen wiederhergestellt. Durch eine Ordination; denn 
die Angabe des Papstbuchs ist nun sehr glaublich. Hat man es er- 
tragen, dass die Zahl der Diakonen auf 3 sank, d.h. bei Erledigung 
einer Stelle nicht sofort einen Nachfolger geweiht, so wird man auch 
auf einmal die Vollzahl wiederhergestellt haben, und eben das be- 
richtet das Papstbuch. 

Die den Angaben des Papstbuchs zu Grunde liegende Praxis, dass 
man in Rom nicht jede Presbyter- und Diakonenstelle sofort wieder 
besetzte, sondern wartete, bis die Vacanzen zahlreicher waren, bestätigt 
sich somit. Überschaut man die Zahl der Diakonenweihen, die der 
einzelne Papst vorgenommen hat, und vergleicht sie mit der Zahl der 
ÖOrdinationen, die einem jeden beigelegt werden, so ergiebt sich, dass 
in der Regel bei einer Diakonenordination 3, seltener 2 Diakonen oder 
mehr als 3 und ganz selten nur einer geweiht worden ist. In den 
400 Jahren von 468-867 sind bei c. 90 Ordinationen freilich nur c. 
230 Diakonen ordinirt worden, was durchschnittlich nicht ganz 3 Dia- 
konenweihen für jede Ordination ergiebt; aber es lässt sich vermuthen, 
dass die Päpste, die öfters ordinirt haben, bei manchen Ordinationen 
nur Presbyter und gar keine Diakonen geweiht haben!. Was die Pres- 
byter betrifft, so sind bei den c. go Ordinationen von 468-867 nicht 
weniger als c. 950 geweiht worden, d. h. durchschnittlich jedesmal 


! Von den 59 Päpsten von 468-867 haben 17 überhaupt keine Diakonen ge- 
weiht. Nur zweimal ist je ein Diakon geweiht worden (von Vitalian und Benedict III) 
und nur sechsmal je 2 von Gelasius, Adeodatus, Johannes VI, Constantinus, Stephanus II, 
Paulus — man beachte, dass vor dem Jahre 672 nur Gelasius 2 Diakonen geweiht 
hat, alle übrigen haben entweder gar keine oder mehrere geweiht. Hieraus folgt, 
dass man vor der Mitte des 7. Jahrhunderts selten weniger als 3 Diakonen auf einmal 
geweiht hat. Es werden mithin auch die Päpste, die mehrmals ordinirt haben, bei 
manchen Ordinationen nur Presbyter ordinirt haben, Diakonen aber erst dann, wenn 
mehrere Stellen erledigt waren. 


Harnack: Über die »Ordinationes« im Papstbuch. 767 


10-11 bei jeder Ordination. Als höchste Zahl finde ich e. 23 (Sym- 
machus und Vigilius); es kommen aber auch ganz geringe Zahlen (6 
bei Benediet III, 2 bei Stephanus II) vor. Augenscheinlich gab es hier 
keine so feste Regel, wie bei den Diakonen. Sehr bemerkenswerth 
ist aber der absolute Unterschied: in den Zahlen: in der ersten Hälfte 
der Zeit zwischen 468 und 867 sind c. 644 Presbyter geweiht worden, in 
der zweiten Hälfte aber nur halb so viele. Wie das zu erklären ist, 
bleibt zunächst dunkel. 

In Bezug auf die Diakonen sind wir in der glücklichen Lage, die 
Zahl der Stellen zu kennen: es gab nur sieben. Wenn trotzdem aus 
der Berechnung folgt, dass in den Jahren 468-867 durchschnittlich 
nach 1% Jahren (13-24 Jahren) eine Stelle erledigt war, die mittlere 
Amtszeit des Diakon also nur etwa 14x 7 =1ı2 Jahre betrug, so hat 
natürlich in der Regel nicht der Tod die Lücken gerissen, sondern 
die Diakonen wurden zu Presbytern — was sie übrigens nicht immer 
wünschten, s. den Brief des Gelasius an den Bischof Vietor — oder 
zu Bischöfen geweiht. 

Die Zahl der Presbyter Roms kennen wir leider nicht sicher, 
weil wir über das Verhältniss der Presbyter zu den Titelkirchen nicht 
genau unterrichtet sind. Wir wissen aber, dass es in der Mitte des 
3. Jahrhunderts zur Zeit des Bischofs Cornelius 46 Presbyter gab (Cor- 
nelius bei Euseb., h. e. VI, 43), und dass zur Zeit, als das Papstbuch 
edirt wurde, 25 tituli in Rom vorhanden waren (s. das Papstbuch unter 
Marcellus und Ducnzsne z. d. St., vergl. auch die Angaben bei Cletus, 
Urbanus und Hilarus). Diese Zahl der Titelkirchen ist wahrscheinlich 
noch sehr lange constant geblieben, höchstens ist sie (zeitweilig?) um 
e. 3 vermehrt worden. Aber sie giebt nicht die Zahl der Presbyter an 
(nicht alle Presbyter waren Presbyter-Cardinales); vielmehr darf man 
annehmen, dass diese der Regel nach mindestens so hoch gewesen ist, 
wie sie uns von Cornelius überliefert ist. Ja, man wird noch über 
diese Zahl hinausgehen müssen. Nach den Unterschriften des Coneils 
von 499 (Monnsen, Cassiodori Senatoris Variae p. 410 ff.) ist es wahr- 
scheinlich, dass der Regel nach 3 Presbyter an einer Kirche angestellt 
waren, dass also, wenn das Collegium vollzählig war, c. 75-80 Pres- 
byter zu ihm gehörten (im J. 499 waren es 74). Nothwendig aber 
waren später 28 Priester, um an den vier Patriarchalkirchen Roms den 
Hebdomaldienst zu leisten', dessen Einrichtung gewiss alt ist. Noth- 
wendig werden früher für die ce. 25 Titel mindestens 25 Priester ge- 
wesen sein. 

Eine Berechnung nach den Angaben des Papstbuchs ergiebt nun, 
dass durchschnittlich in der Zeit von 468-867 jährlich 2-3 Stellen 


' S. Hınscaius, Kirchenrecht I S. 335. 


768 Sitzung der phil.-hist. Classe vom 8. Juli. — Mittheilung vom 17. Juni. 


vacant wurden — in den ersten 200 Jahren etwas mehr als 3, in den 
folgenden 200 etwas weniger als 2 (s. 0.). Beachtet man, dass zwar 
die Mehrzahl der Presbyter im Amt gestorben, eine Minorität aber 
theils removirt, theils promovirt worden ist, nimmt man demgemäss 
für die ersten 200 Jahre e. 2,38 Todesfälle auf das Jahr, für die fol- 
genden e. 1,3 an, so hat man, auch wenn man sich an die erste Zahl 
hält, keinen Grund, die Zahl der römischen Presbyter anders als un- 
gefähr auf 75 zu veranschlagen; denn eine Sterblichkeit von 3,7 Pro- 
cent bei einer Altersclasse, wie wir sie für die römischen Presbyter 
annehmen ıüssen, und im römischen Klima ist nicht auffallend!. 
Auffallend ist umgekehrt die niedrige Sterblichkeit (1,3 Fälle = 1,7 Pro- 
cent) für die Zeit von 668-867. Darf man nicht annehmen, ja ist 
man nicht zu der Annahme gezwungen, dass etwa seit der Mitte 
des 400Jjährigen Zeitraumes von 468-867 die Zahl der Presbyter 
Roms auf die Hälfte redueirt worden ist, oder richtiger, dass bei den 
feierlichen Ordinationen nunmehr nur die Ordinationen zu Cardinal- 
presbytern, nicht aber die übrigen Priesterweihen gezählt worden 
sind? Dann erklärt sich die Abnahme der Vacanzen um die Hälfte 
auf die einfachste Weise. Dass aber irgend einmal in der Geschichte 
der römischen Kirche ein Moment eingetreten ist, wo die Cardinal- 
presbyter scharf von den gewöhnlichen Priestern geschieden worden 
sind, ist ja unzweifelhaft. 

Wie dem aber auch sein mag — bleiben wir bei der Zeit bis um 
die Mitte des 7. Jahrhunderts, so ergiebt sich aus den Ziffern des 
Papstbuchs mit Wahrscheinlichkeit, dass die Zahl der römischen Pres- 
byter seit der Zeit der Titelkirchen ebenso constant geblieben ist 
(um 75), wie die der Diakonen (7) seit der ältesten Zeit. Diese Beob- 
achtung wird bestätigt durch die Wahrnehmung, dass bei keiner Or- 
dination mehr als e. 23 Presbyter geweiht worden zu sein scheinen, 
d.h. man liess, wie bei den Diakonen die Zahl nicht unter 
die Hälfte, so bei den Presbytern nicht unter zwei Drittel 
sinken. Zur Noth reichten freilich schon e.25 für die 25 Titelkirchen, 
reichten später 28 für den Dienst an den vier Hauptkirchen aus. 

Was das Verhältniss der Zahl der Ordinationen zu der Zahl der 
Amtsjahre eines Papstes betrifft, so gewährt folgende Tabelle eine 
Übersicht: 


Simplieius 15 Jahre 3 Ordinationen. 
Felix II 9» 2 > 
Gelasius etwas über 4 2 


! Ich habe mich an den Altersclassen - Sterblichkeitstabellen des deutschen Reichs 
orientirt, aus denen natürlich für Rom im frühen Mittelalter nur mit grösster Vorsicht 


geschlossen werden darf. 


Harnack: Über die »Ordinationes« im Papstbuch. 769 


Anastasius II nicht ganz 2 Jahre ı Ordination. 
Symmachus 154 » 4 Ordinationen. 
Hormisdas on ? „ 
Johannes 1 23 » keine » 

Felix IV 4!/6» 2 » Die beiden Ordinatio- 
Bonifatius Il 2» keine » \ nen ergänzen sich. 
Johannes Il 24 » I » 
Agapet L » 
Silverius fast ı$ L » 
Vigilius 1) N 2 » 
Pelagius De: 2 5 
Johannes Ill ig» 2 5 
Benedictus 4 » I » 
Pelagius ER 2 

Gregor I KA 2 » 
Sabinianus Te 5% keine » 
Bonifatius III 3» keine » 
Bonifatius IV 7» 2 

Deusdedit 3 >» 3 » 
Bonifatius V 6» P) » 
Honorius a 3 

Severinus Den keine » 
Johannes IV fast 2 » 2(1) 

Theodorus 6 » I n 
Martinus über 4» 2 

Eugenius fast 3 » keine » 
Vitalianus 144 » 4 


Die Tabelle zeigt, dass der Olympiaden-Zwischenraum zwischen den 
Ordinationen die Regel bildet. Auffallend ist nur, dass Vigilius, Jo- 
hannes Ill und Gregor I nur 2, Theodorus nur ı, dagegen Deusdedit und 
Johannes IV innerhalb ihrer kurzen Regierungen 3 bez. 2 Ordinationen 
gehalten haben. Allein die Zahlen bei Vigilius und Johannes Ill (46 Pres- 
byter und 1ı6[!] Diakonen bei zwei Ordinationen, bez. 38 Presbyter und 
ı3[!] Diakonen bei zwei Ordinationen) sind überhaupt sehr auffallend 
(s.u.); die Zahlen bei Gregor I und Theodorus erklären sich vielleicht 
daraus, dass während ihrer Regierungszeit nur 5 bez. 4 Diakonate zu 
besetzen waren; räthselhaft bleiben die Zahlen bei Deusdedit und Jo- 
hannes (doch überliefern K und III bei Johannes IV nur eine Ordi- 
nation). Allein die übrigen 24 Fälle von 30 entsprechen der Regel, 
dass in ec. 4 Jahren eine Ordination (in den 200 Jahren von Simplieius 
bis Vitalian) abgehalten wurde, und auch in der Folgezeit bleibt diese 
Regel bestehen — die Ordinationen werden nur noch etwas spärlicher; 
aber die Stellen sind auch seltener erledigt gewesen. 

Fragt man nun nach den Gründen, die es verursacht haben, dass die 
Ordinationen durchschnittlich nur alle 4 Jahre stattfanden, so giebt die 
oben mitgetheilte Beobachtung einen Fingerzeig, dass niemals (oder fast 
niemals) mehr als 4 Diakonen und nicht mehr als e. 23 Presbyter bei 
einer Ordination geweiht worden sind — anders ausgedrückt: die 


770 Sitzung der phil.-hist. Classe vom 8. Juli. — Mittheilung vom 17. Juni. 


Kirchen-Maschine ertrug eine Abnahme des Klerus um die 
Hälfte bez. um ein Drittel: sie muss noch immer ohne erheb- 
liche Schwierigkeiten fungirt haben, wenn nur 3-4 Diakonen 
und e.50 Presbyter vorhanden waren. Die Päpste hatten also in 
Bezug auf die Besetzung der Stellen einen Spielraum, bis dieser niedrigste 
Stand erreicht war'. Es ist nun wohl verständlich, dass sie erst eine 
Reihe von Vacanzen abwarteten, bevor sie zu den Wiederbesetzungen 
schritten. In einer grossen Verwaltung kann man oft ein Dutzend Stellen 
auf einmal leichter besetzen, als drei oder vier. Es sind Rücksichten 
aller Art zu nehmen, persönliche und sachliche; man lässt ein Bedürfniss 
lieber unbefriedigt. wenn man nicht auch ein anderes, ihm correspon- 
direndes oder antithetisches, zugleich zu befriedigen vermag. Auch 
hielt man sich in der Regel an einen Ordinationstermin im Jahr, den 
Decembertermin. Wie leicht konnte da ein Hemmniss eintreten, und 
damit waren die Ordinationen um ein ganzes Jahr verschoben, und ihre 
Zahl verdoppelte sich. Aber wenn solche und ähnliche Erwägungen 
nicht ausreichen sollten, so mag man sich erinnern, dass es noch heute 
in Rom so ist wie vor 1400 und vor 1000 Jahren. Auch heute besetzt 
der Papst nicht jeden vacanten Cardinalsitz sofort, sondern wartet in 
der Regel 3 Jahre und mehr, so dass die Zahl der Cardinäle sehr stark 
zusammenschmilzt, und creirt dann wohl 6 und mehr Cardinäle auf 
einmal. Dass aber die Zahl der römischen Presbyter und Diakonen 
bis auf zwei Drittel bez. die Hälfte sank, war auch in dem Zeitraum 
von 468-867 die Ausnahme. Die durchschnittliche Zahl der bei einer 
Ordination geweihten Kleriker betrug ja c. 13, also etwa ein Fünftel 
der Gesammtzahl. 


Wir haben bisher vorausgesetzt, dass das Schema und auch die 
ziffermässigen Grundzüge der Ordinationen-Eintragungen des Papst- 
buchs für die Zeit 468-867 nicht auf freier Erfindung beruhen, son- 
dern der Wirklichkeit entsprochen haben. Diese Voraussetzung hat 
sich auch bei näherer Untersuchung der Zahlengruppen bestätigt: das 
Bill vom Wechsel in den Ämtern, das sie gewähren, hat nichts Un- 
glaubliches oder auch nur Auffallendes. Aber es erhebt sich nun die 
Frage, welche Glaubwürdigkeit den einzelnen Eintragungen zukommt, 
d. h. bei welchen Eintragungen wir auf ganz zuverlässigem Boden 
stehen. Mit dieser Frage ist die andere enge verwandt, aus welchen 
Quellen der Verfasser des Papstbuchs und seine Fortsetzer geschöpft 
haben; denn dass mindestens einem Theil der Angaben Quellen zu 


! In der Regel haben sie, wie die Tabelle zeigt, nicht gewartet, bis die Zahl 
der Vacanzen so eross geworden war, sondern früher ordinirt. 


Harnack: Über die »Ordinationes« im Papstbuch. rl 


Grunde liegen, folgt aus der Zuverlässigkeit des Gesammtbildes in 
seinen Hauptzügen. 

Der Catalogus Liberianus bot keine Ordinationen -Eintragungen. 
Schon desshalb und in Erwägung der fast totalen Unzuverlässigkeit 
des Papstbuchs für die Papstleben bis Silvester sehen wir von den 
34 ersten Eintragungen zunächst völlig ab. Aber auch die folgenden 
14 Eintragungen (nr. 35—48, Mareus—Hilarus, 336-468) müssen wir 
noch bei Seite lassen. Zwar entsprechen die Gesammtziffern (37 Or- 
dinationen, 372 Presbyter, 131 Diakonen in ı32 Jahren: daher durch- 
schnittlich 10 Presbyter und 3-4 Diakonen bei jeder Ordination) dem 
oben gefundenen Ergebniss sehr wohl'; aber der Umstand erweckt Ver- 
dacht, dass alle Ordinationen ohne Ausnahme (so auch nr. I-34) im 
Monat December stattgefunden haben sollen und auch sonst alle indi- 
viduellen Unterschiede fehlen. Wir beginnen daher erst bei nr. 49 und 
betrachten zunächst die Gruppe von Simplieius—-Agapetus (nr. 49-59); 
ann. 468-536). 

Diese Gruppe hat den hohen Vorzug, dass jede Eintragung bis 
auf eine (Felix III) eine Abweichung vom Schema aufweist. Simpliecius, 
Gelasius und Symmachus haben auch im Februar ordinirt; Felix IV 
überhaupt nicht im December, sondern nur im Februar und März; Ana- 
stasius II, Hormisdas und Johannes II haben keine Diakonen geweiht, 
sondern nur Presbyter, Agapetus hat umgekehrt wohl Diakonen ge- 
weiht, aber keine Presbyter. Die Zahl der Ordinationen des Hormisdas 
ist nicht angegeben, scheint dem Verfasser also unbekannt geblieben 
zu sein; die beiden Päpste Johannes I und Bonifatius II, die nur kurz 
regiert haben, haben überhaupt keine stadtrömischen Kleriker ordinirt, 
der letztere nicht einmal Bischöfe. Diese unerfindlichen bunten That- 
sachen tragen den Stempel der Wahrheit und müssen aus einer schrift- 
lichen Quelle geflossen sein; denn mündlich kann dergleichen sich 
nicht fortgepflanzt haben. 

Aber wir besitzen sogar eine Urkunde, die die Zuverlässigkeit einer 
der hier mitgetheilten Thatsachen in überraschender Weise bestätigt. 
Gelasius schreibt in seinem Brief vom 17. Januar 494 an den stadt- 
römischen Diakon Corvinus, er solle sich zum Beginn der Fasten 
nach Rom begeben, um bei der vorzunehmenden Ordination das Priester- 
amt zu erhalten. Nach diesem Brief soll also im Februar eine Ordi- 
nation von Gelasius abgehalten werden. Nun — im ganzen Papstbuch 
sind überhaupt nur 4 Februar-Ordinationen verzeichnet, eine unter 
ihnen bei Gelasius! Damit ist die Zuverlässigkeit des Papstbuchs 


! Nur die Zahl der Ordinationen selbst ist etwas höher (durchschnittlich bereits 
alle 3% Jahr eine Ordination), und die Zahl der Diakonen ist etwas grösser als man 


erwartet (doch siehe unten über die Zahl von 31 Diakonen bei Leo ]). 


© 


12 Sitzung der phil.-hist. Classe vom 8. Juli. — Mittheilung vom 17. Juni. 


für die Ordinationen des Gelasius und, wie man wohl annehmen darf, 
auch für die beiden vorhergehenden und die nächstfolgenden, in ihrer 
individuellen Haltung gleichartigen Eintragungen. schlagend erwiesen. 
Bis zu Silverius exel. darf man unbedenklich die Zuverlässigkeit er- 
strecken. Von da ab beginnt wieder eine Gruppe bis Gregor I (exel.), 
die durch das einförmige »per mens. Decembr.« und durch so auf- 
fallende Eintragungen, wie »5 Diakonen« bei einer Ordination (Sil- 
verius), »1ı6 Diakonen« bei zwei Ordinationen, bedenklich erscheint. 
Aber noch aus einer anderen Beobachtung ergiebt sich, dass zwischen 
nr. 59 und 60 ein Einschnitt zu machen ist. Bis nr. 59 (Agapet) näm- 
lich tragen viele Eintragungen den Zusatz »in urbe Roma«, von nr. 60 
an (Silverius) hört dieser Zusatz auf. Das Zusammentreffen dieser 
beiden Thatsachen, dass von nr. 60 an die Variationen des 
Schemas aufhören, aber auch der Zusatz »in urbe Roma« 
nicht mehr gefunden wird, beweist, dass hier eine schrift- 
liche Quelle des Papstbuchs, welche die Ordinationen der 
Päpste enthielt, abbricht, d.h. im Jahre 536'. 

Aber zu den beiden, zeitlich genau zusammentreffenden Thatsachen 
fügt sich noch eine dritte. In dem Brief Gregor's I an Secundinus, 
»servus dei inelausus« (Vatie. Christ. 69 saec. X add. »Trigentinae [?] 
urbis«) liest man (Epp. IX, n. 147 ed. Harrmans p. 142-149) Folgendes: 

»De ordinationibus vero apostolicae sedis pontificum, 
utrum post beatissimum Hormisdam aliqua [sie] sint addita, vestra 
charitas requirit. sed usque ad Vigilii papae tempora expositas ordi- 
nationes praesulum esse cognoscat. « 

Leider lässt sich aus dem Context nichts zur Erläuterung dieser 
Worte beibringen; denn sie stehen ganz unvermittelt im Brief. Du- 
cHESNE möchte (I p. CLIV) die »ordinationes« nicht als Ordinationen 
deuten, sondern als »une categorie de deerets pontificaux qui auraient 
et© V’objet d’une publication speciale«. »On ne voit pas, en effet«, 
fügt er hinzu, »s’il s’agissait des lettres pontificales en general ou de 
leurs registres, pourquoi Gregoire aurait parl& d’une prolongation arre- 
tee A Vigile. On a beaucoup de lettres et de fragments de registres 


! Bereits im Eingang habe ich bemerkt, dass in dem Papstbuch — abgesehen 
von den Vitae 3 und 31, s. darüber unten — der Zusatz »in urbe Roma« sich nur bei 


den Vitae 35—59 findet. Allerdings bieten ihn FK überhaupt nicht (ausser F bei Sym- 
machus), und die Recension I hat ihn unter den 23 Vitae [nr.55. 57 kommen nicht 
in Betracht, da stadtrömische Kleriker von diesen Päpsten überhaupt nicht ordinirt 
sind] sicher nur an 8 Stellen (36. 48. 49. 53. 54: 56. 58. 59), an ıı Stellen bietet sie 
ihn nicht (37 —41. 44—46. 50—52), und an 4 Stellen ist die Sache zweifelhaft; aber 
— wie er immer zu erklären sein mag — da er in den Recensionen I und Il in 
nr. 53—59 constant ist und dann ebendort aufhört, wo auch die Variation des Schemas 
aufhört, so darf man auf dieses Zusammentreffen den Finger legen. 


Harnack: Über die »Ordinationes« im Papstbuch. 773 


posterieurs A ce pape; me&me s’il s’agissait des ordinations, ce qui me 
parait inadmissible, il n’y aurait pas eu lieu d’indiquer ce terme. « 

Duchzsne’s Bedenken, ordinationes auf päpstliche Briefe und An- 
ordnungen überhaupt zu beziehen, ist wohl berechtigt; denn die Päpste 
zwischen Vigilius und Gregor I haben zahlreiche Anordnungen gegeben 
und veröffentlicht; darüber konnte der Fragesteller schlechterdings nicht 
im Zweifel sein. Aber die Annahme, man habe es hier mit einer be- 
sonderen Classe von päpstlichen Deereten zu thun, ist doch höchst 
bedenklich; denn was für Deerete sollen das sein, und warum trugen 
sie den Namen »ordinationes«? »Ordinatio« im Sinne von »Regelung«, 
besonders mit dem Zusatz »ecelesiasticae disciplinae«, ist seit dem 
Muratorischen Fragment, besonders bei Angabe des Zwecks der Pastoral- 
briefe, im kirchlichen Sprachgebrauch nicht selten zu finden. Aber dass 
das Wort im Sinne von »constitutum« »deeretum« gebraucht worden 
ist, ist bereits sprachlich eine schwierige Annahme, abgesehen davon, 
dass es als Terminus technieus für eine bestimmte Ülasse päpstlicher 
Erlasse ebensowenig nachweisbar ist wie diese selbst. Also erscheint 
es geboten, das Wort in dem Sinn zu nehmen, den es im Plural im 
kirchlichen Sprachgebrauch meines Wissens stets, jedenfalls in der 
Regel hat: »Die Kleriker-Weihen«. Duchesse meint, diese Bedeutung 
sei hier unannehmbar; allein Gründe hat er nicht angegeben, ausser 
einem einzigen, dass doch auch Vigilius und seine Nachfolger bis Gregor I 
Ordinationen vorgenommen haben. Von diesem Argument wird gleich 
zu handeln sein. Zunächst sei die Stelle übersetzt: 

» Wasaber die Ordinationen der Oberpriester des römischen 
Stuhls betrifft, ob nach dem höchstseligen Hormisdas (noch) Eintra- 
gungen! hinzugefügt worden sind, verlangt Eure Liebe zu wissen. Nun, 
sie möge erfahren, dass bis zu den Zeiten des Papstes Vigilius die 
Weihen der Vorsteher” veröffentlicht” worden sind.« 

Hieraus ergiebt sich, dass es ein offieielles Verzeichniss der von den 
Päpsten vorgenommenen Ordinationen bis Hormisdas gab (ann. 523) — 
dieses war dem Secundinus bekannt —. welches aber noch bis zu den 
Zeiten des Vigilius officiell fortgeführt und publieirt worden ist, dann 


! So glaube ich das »aliqua« fassen zu müssen, wenn nicht ein Fehler oder 
eine saloppe Ausdrucksweise anzunehmen ist. 

®2 Darunter sind wohl die von den Päpsten vollzogenen Bischofs-Ördinationen 
zu verstehen; denn für diese wird sich Secundinus interessirt haben (schwerlich für 
die Weihen der stadtrömischen Kleriker); sie waren aber, wie eben die Eintragungen 
des Papstbuchs lehren, zusammen mit den. Weihen der stadtrömischen Kleriker ver- 
öffentlicht. Möglich ist es allerdings auch, dass »praesules« den Begriff »apostolicae 
sedis pontifices« wieder aufnimmt und Gregor nicht »paparum« geschrieben hat, weil 
er eben das Wort »papa« gebraucht hatte; Gelasius nennt die Kaiser »praesules nostri«. 

® »Exponere« kann hier nicht anders als in dieser geläufigen Bedeutung gefasst 
werden. 


774 Sitzung der phil.-hist. Classe vom 8. Juli. — Mittheilung vom 17. Juni. 


aber nicht mehr. Die Zeiten des Vigilius beginnen im Jahre 537, 
oder da er schon unter seinem Vorgänger Silverius, der nur ein Jahr 
regiert hat, seine verhängnissvolle Rolle zu spielen begonnen hat, bereits 
im Jahre 536'. Gerade bis zum Jahr 536 reicht aber (s. o.) der 
Zusatz »in urbe Roma« im Papstbuch. Genau bis zu diesem 
Jahre reichen auch die durch ihre Abweichungen vom Schema 
ausgezeichneten Eintragungen, die von dem Gelasiusbrief 
eine so treffliche Bestätigung empfangen. 

Diese drei Thatsachen stützen einander. Es kann hiernach schwer- 
lich ein Zweifel sein: das Papstbuch hat für die Zeit (von?) bis 
Silverius und Vigilius (exel.) seine Ordinationen-Eintragun- 
gen einer offieiellen (»exposita«) Urkunde entnommen, die 
spätestens nach dem Tode des Hormisdas (5237) zum ersten 
Male erschienen und bis 536 (Tod Agapet's) fortgeführt wor- 
den ist. In der Gestalt, in der sie bis 523 reichte, kannte sie Seeun- 
dinus; mit der Fortsetzung, in der sie die Papstregierungen bis Agapet, 
dem letzten Papst vor den Zeiten des Vigilius, umfasste, kannten sie 
der Verfasser des Papstbuchs und Gregor’. Der letztere sagt aber auch 
ausdrücklich — was sich aus dem Papstbuch indireet ebenso ergiebt 
(Fehlen des Zusatzes »in urbe Roma« seit 536; Aufhören der Ab- 
weichungen vom Schema) —, dass die Publication seitdem nieht mehr 
fortgesetzt worden ist. Damit ist auch das einzige Argument, welches 
von Ducnesse gegen die Deutung von »ordinationes« als »Weihen« 
(im Gregorbrief) angeführt worden ist, erledigt. Gewiss — auch die 
Päpste von Vigilius ab bis Pelagius Il, dem Vorgänger Gregor's, haben 
ordinirt; aber ihre Ordinationen sind nicht »expositae«, d.h. die Ver- 
öffentlichungen derselben als Fortsetzung der »Ordinationes aposto- 
licae sedis pontificum« sind nicht erfolgt. 

Welche Bedeutung es für die Frage nach der Zeit der ersten Aus- 
gabe des Papstbuchs hat. dass in ihm eine Urkunde vom Jahre 536 
benutzt ist, mag hier auf sich beruhen. Wohl aber muss die andere 


! Ich setze hier voraus, was freilich nicht das Nächstliegende zu sein scheint, 
dass die »Zeiten des Vigilius« exclusive gemeint sind. Aber die Allgemeinheit des 
Ausdrucks ist doch besonders verständlich bei der Annahme, dass Gregor, der bei 
Beantwortung des Briefs schwerlich die Acten nachgeschlagen, die ihm im Gedächtniss 
festhaftende Thatsache berichtet hat, dass seit den Wirren der vigilischen Zeit jene 
Publieationen aufgehört haben. Nimmt man ihn streng beim Wort, so sind die ordi- 
nationes des Silverius noch veröffentlicht worden; aber Silverius regierte nur ein Jahr 
und fällt bereits in die Zeiten des Vigilius. Will man das nicht zugeben, so muss 
man sich bescheiden bei der Einsicht, dass die Sache um ein Jahr nicht stimmt, d.h. 
dass Gregor eine Liste kannte, in der noch Ördinationen des Silverius verzeich- 
net waren. 

® Gregor kannte die Liste vielleicht bis Silverius (s. die vorige Note), d.h. um 
eine Papstregierung und’ein Jahr vorgerückt. 


Harnack: Über die »Ordinationes« im Papstbuch. 719 


Frage aufgeworfen werden, wie weit die Urkunde »Ordinationes aposto- 
licae sedis pontifieum« hinaufging. 

Leider lässt sich diese Frage, soweit ich sehe, nicht beantworten. 
Keinem begründeten Zweifel unterliegt es, dass sie bis Simplieius hin- 
aufging, bez. von 468 an glaubwürdig ist. Aber weiter aufwärts lässt 
sich eine Grenze überhaupt nicht finden. Ich habe daran gedacht, die 
Grenze zwischen Silvester und Marcus (nach nr. 34) zu ziehen auf Grund 
der Thatsache, dass der Zusatz »in urbe Roma« hier beginnt! und 
nr.59 aufhört. Aber ich habe mich aus dem Apparat der Ausgabe 
des Hrn. Momnsen belehren lassen, dass die Annahme, jener Zusatz 
gehöre der editio prior bez. ihrer Quelle an, kaum durchführbar ist. 
Zwar ist auch die Annahme, dass die Worte lediglich aus Zufall, erst 
spärlicher, später häufiger, hinzugefügt worden sind, von Schwierig- 
keiten gedrückt — warum setzte man sie hinzu, da sie völlig entbehrlich 
sind? warum setzte man sie nur zu einer bestimmten Gruppe hinzu? 
erklärt sich die Weglassung nicht leichter als die nachträgliche Ein- 
fügung? —, aber die handschriftliche Überlieferung spricht für diese 
und nicht für jene. 

Fehlt somit ein äusseres Kennzeichen, um hinter nr. 49 (Simplieius) 
abzugrenzen, so ist bis auf Weiteres die Frage unbeantwortet zu lassen, 
wo jene Quelle, die um das Jahr 536 endigt und mindestens bis 468 
hinaufging, begonnen hat. 

Damit ist auch die Frage der Glaubwürdigkeit der Ordinationen- 
Eintragungen von nr. 34-48 (anno 314-468) ins Dunkle gerückt 
(dass die Eintragungen nr. 1-33 ganz unglaubwürdig, weil nach einem 
bestimmten Schema zurechtgemacht sind, wird unten gezeigt werden). 
Zwar ist es an sich nicht unwahrscheinlich, dass von Julius, bez. schon 
von Silvester an regelmässige Aufzeichnungen gemacht worden sind, 
auch stimmen (s. 0.) die Verhältnisszahlen für die Zeit von 336-468 
recht wohl zu denen von 465-536 (dort 37 Ordinationen in 132 Jahren, 
hier e. 18 Ordinationen in 68 Jahren); aber es fehlt uns nicht nur jede 
Möglichkeit der Controle hier, sondern auch die regelmässige Eintragung 
»per mens. Decemb.« bis nr. 48 erweckt Verdacht. Nun könnten aller- 
dings diese Worte sehr wohl dem Verf. des Papstbuchs und nicht der 
Quelle angehören und damit wäre in nr. 35 die Quelle von einem 


! Das Auftauchen dieses Zusatzes in nr. 3 und 31 (von nr. 6 ist abzusehen, da 


er hier nicht neben »ordinationes«, sondern neben »tituli« steht und fast unentbehrlich 
war) hängt wahrscheinlich nicht mit seinem Erscheinen in nr. 35—59 zusammen; denn 
er steht dort nicht neben der Formel »hie feeit ordinationes«, da den beiden Päpsten 
überhaupt keine solennen Ordinationen der Form nach beigelegt werden. Dazu kommt, 
dass die ersten Eintragungen im Papstbuch auch sonst singulär sind und das »in urbe 
Roma« bei Cletus den Leser an die 25 Titelkirchen erinnern sollte, also nicht über- 
flüssig ist. 


776 Sitzung der phil.-hist. Classe vom 8. Juli. — Mittheilung vom 17. Juni. 


groben Fehler entlastet (Mareus hat als Papst überhaupt keinen De- 
cember erlebt); allein eine Angabe wie die, Leo I habe bei 4 Ordi- 
nationen 31 Diakonen geweiht, ist unerträglich. Doch ist das die einzige 
Stelle, die Bedenken erregt, während sonst Einwände nicht erhoben 
werden können und die Art der Vertheilung der 37 Ordinationen auf 
die 14 Papstregierungen überraschend verständig wäre, wenn sie ledig- 
lich auf Erfindung beruhte. Man wird daher wohl annehmen dürfen, 
dass der Verf. des Papstbuchs auch für diese Zeit nicht von jeglicher 
Überlieferung verlassen war. 

Dasselbe gilt von dem Abschnitt 536-590 (Silverius—Pelagius II, 
nr. 60-65). Gregor I berichtet, dass in dieser Zeit »ordinationes non 
sunt expositae«, und das bewahrheitet sich an den 6 Eintragungen. 
Sie sind alle auf den Decembertermin gestellt, und Vigilius soll bei 
2 Ordinationen 16 [A*® bietet 6, aber das ist belanglos], Johannes eben- 
falls bei 2 Ordinationen 13 Diakonen ordinirt haben. Die letztere 
Angabe ist zur Noth erträglich. die erstere nicht mehr. Wir glauben 
hier die Feder desselben gedankenlosen Verfassers des Papstbuchs zu 
erkennen, der Leo I bei 4 Ordinationen 31 Diakonen ordiniren lässt!. 
Ganz ohne geschichtliche Unterlagen werden die Angaben über die 
Ördinationen von 536-590 wohl nicht sein: aber das Maass ihrer Glaub- 
würdigkeit lässt sich nicht feststellen. 

Anders steht es aber mit den Eintragungen von Gregor I an. 
Hier begegnet eine Ähnliche Mannigfaltigkeit wie in dem Abschnitt 
468-536. Gregor I hat in Quadragesima und im Monat September 
ordinirt, Leo II am 27. Juni, Sergius zweimal im März, Gregor II vier- 
mal im September und einmal im Juni. Zacharias und Leo III drei- 
mal im März, Stephanus II einmal im März, Hadrian zweimal im März, 
Paschalis im December und März u. s. w. Aber auch in Bezug auf die 
anderen Bestandtheile der Eintragungen finden sich nach Form und 
Inhalt sehr mannigfaltige Abweichungen. Man darf daher mit Fug 
annehmen. dass bald nach Gregor’s I Zeiten wieder officielle Aufzeich- 
nungen über die Ordinationen gemacht worden sind, und dass der 
Verfasser des Papstbuchs, bez. seine Fortsetzer diese benutzt haben. 
Jedenfalls vermag ich nichts zu entdecken, was die wesentliche Glaub- 
würdigkeit der Ordinationen-Eintragungen von Gregor I bis Nicolaus I 


! Das darf als ein Argument für die Annahme verwerthet werden, dass die erste 
Recension des Papstbuchs nicht schon vor die Mitte des 6. Jahrhnnderts, sondern erst 
in das 7. gehört. Doch möchte ich kein Urtheil über diese Frage abgeben; denn an 
sich hat die Erkenntniss der theilweisen Glaubwürdigkeit der Ordinationsliste und ihrer 
Abfassungszeit mit der Frage der Abfassungszeit des Papstbuchs nichts gemein. Nur 
das unterliegt keinem Zweifel, dass auch die Ordinationsliste die zeitgenössische Ent- 


stehung des Papstbuchs von Gregor I an bezeugt. 


Harnack: Über die »Ordinationes« im Papstbuch. 777 


zu erschüttern vermöchte. Dass sich im einzelnen Fall Fehler ein- 
geschlichen haben, muss natürlich offen bleiben. 

Die Abschnitte von 468-536 und vom Anfang des 7. Jahrhunderts 
im Papstbuch sind also in Bezug auf die Ordinationen glaubwürdig, 
bez. ganz wesentlich glaubwürdig; die Abschnitte von 336-468 und 
536 bis saec. VI. init. beruhen wahrscheinlich ebenfalls zum Theil auf 
überliefertem Material, bieten aber im Einzelnen nicht dieselbe Gewähr 
wie die erst genannten. 

Ich hoffe gezeigt zu haben, dass die Ordinationen -Eintragungen 
des Papstbuchs einen besonders werthvollen Bestandtheil dieses in 
vieler Beziehung werthlosen — ja weniger als werthlosen — Werkes 
bilden. Es lässt sich an die gewonnenen Ergebnisse noch manche 
Folgerung knüpfen, durch welche die Geschichte der römischen Hier- 
archie erhellt wird'; doch mögen weitere Untersuchungen aufgeschoben 
sein, bis die hier vorgelegten Beobachtungen die Prüfung bestanden 
haben’. 


! Auf die Zahl der Bischofsordinationen wird die Aufmerksamkeit besonders zu 
richten sein. Nach dem Papstbuch sind ordinirt worden in der Zeit von 336—401 
(65 Jahre) 179 Bischöfe, 401-468 (67 Jahre) 403 Bischöfe, 468— 536 (68 Jahre) 435 Bi- 
schöfe, 536 —604 (68 Jahre) 340 Bischöfe, 604—672 (68 Jahre) 439 Bischöfe, 672— 741 
(69 Jahre) 559 Bischöfe. Dass die Zahl der ordinirten Bischöfe nicht lediglich von der 
Grösse des Sprengels und dem natürlichen Abgang abhängig gewesen ist, geht bereits 
aus dieser Übersicht hervor. Noch deutlicher wird diese Thatsache, wenn man die 
Posten bei den einzelnen Bischöfen ins Auge fasst: Simplieius hat in 15 Jahren 88 Bi- 
schöfe, Felix III, sein Nachfolger, in 9 Jahren nur 31, Gelasius aber, der nächste Papst, 
in noch nicht 5 Jahren 67 Bischöfe ordinirt! Man vergleiche auch die Zahlen bei Dama- 
sus, Innocentius I und Leo I mit denen ihrer nächsten Vorgänger und Nachfolger. Dass 
sich die Bedeutung hervorragender Päpste auch in ihren Bischofs - Ordinationen spiegelt, 
kann nicht verkannt werden; aber die Erklärung dieser Beobachtung ist nicht einfach. 

Alles spricht dafür, dass die 34 ersten Ordinationen - Eintragungen ganz wesent- 
lich auf freier Erfindung des ersten Verfassers des Papstbuchs beruhen. Über die 4 
ersten Eintragungen hat bereits Duckesne (p. LXI, LXXI, CLIV) das Nöthige be- 
merkt. Auch hat er schon darauf hingewiesen, dass Lucius und Xystus II den Monat 
December als Päpste nur einmal erlebt haben, dass ihnen aber im Papstbuch zwei 
December -Ordinationen beigelegt werden, ferner dass bei Eusebius eine (3) December- 
Ordination verzeichnet wird — er hat aber keinen December als Papst erlebt —, end- 
lich dass die Angabe, bez. das Schweigen bei Cornelius mit der beglaubigten Geschichte 
streitet. Hierzu kommen noch andere wenig glaubliche Mittheilungen. Callistus soll 
fünfmal im December ordinirt haben, d.h. jedes Jahr, u.s.w. Auffallend ist nur, dass der 
Verfasser, der von Petrus an die Päpste auswärtige Bischöfe ordiniren lässt, in der Zahl 
derselben sich eine Reserve auferlegt hat. Nur 278 Bischöfe sollen bis Silvester (exel.) 
ordinirt worden sein in c. 272 Jahren. Der Verfasser hatte also, scheint es, ein Gefühl 
dafür, dass er die Päpste bescheiden anfangen lassen müsse. Kein Papst hat bis Mar- 
cellinus mehr als ı5 Bischöfe ordinirt; dem Silvester aber werden 65 zugebilligt. Eine 
Spur geschichtlicher Erinnerung ist auch darin zu erkennen, dass dem Anteros, der 
kaum 14 Monate regiert hat, keine Ordinationen von Presbytern und Diakonen bei- 
gelegt werden, sondern nur die Ordination eines einzigen Bischofs. Aber wenn auch 
für die Zeit bis Silvester dem Verfasser eine oder die andere geschichtliche Über- 
lieferung zugänglich gewesen ist, so sind wir doch zur Zeit nicht mehr im Stande, 


Sitzungsberichte 1897. 71 


778 Sitzung der phil. -hist. Classe vom 8. Juli. — Mittheilung vom 17. Juni. 


diese herauszuschälen. Auf eine frappante Beobachtung aber glaube ich hinweisen 
zu müssen. Es scheint mir kaum bestritten werden zu können, dass in den Zah- 
len der auswärtigen Bischofsordinationen von Eleutherus bis Euty- 
chianus (nr. 14—28) die Zahlen der Amtsjahre der römischen Bischöfe 


stecken, aber nicht überall die des Papstbuchs selbst — soweit wir nach 
den Handschriften zu urtheilen vermögen —, sondern die einer verwandten, 


zuverlässigeren, wenn auch nicht fehlerfreien Liste (man beachte übrigens 
auch, dass von Petrus bis Silvester exel. 278 Bischöfe ordinirt worden sein sollen, 
und dass dieser Zeitraum ec. 272 Jahre nach damaliger Rechnung umfasst; aber die Einzel- 
posten bei nr. I-13; 29—33 stimmen nicht). Ich stelle die Zahlen des Papstbuchs mit 
den Zahlen der berichtigten römischen Liste (s. meine Chronologie I, S. 726f.) zusammen; 


Eleutherus regiert nach dem Papstbuch 15°/, Jahre (berichtigte Liste 15 Jahre); Ordinationen 15 


An Zufall wird hier Niemand glauben wollen, da die Gesammtziffer stimmt und 
auch die gute Hälfte der Einzelposten stimmen. Aus einer Liste der Amtsjahre dieser 
Päpste hat sich der Verfasser des Papstbuchs, bez. bereits irgend ein Gewährsmann, die 
Zahlen für die auswärtigen Ordinationen der Bischöfe von Eleutherus bis Eutyehianus 
zurecht gemacht. Nimmt man an, dass diese Liste die Mitte hielt zwischen der Liste 
des Papstbuchs und der wirklichen Liste, so stimmen die Einzelposten der Ordinationen 
mit den Amtsjahren der betreffenden Päpste nur sechsmal nicht (wenn man voraussetzt, 
dass die Zahlen bei Lucius und Sixtus umgestellt sind). Wer überschlägt, wie der 
Verfasser des Papstbuchs mit den ihm überlieferten Amtsjahre-Zahlen der Päpste um- 
gesprungen ist, wird die Abweichung in 6 Posten für sehr gering halten (dazu kommt, 
dass die Ordinationen-Zahlen bei den drei Abweichungen, Victor -Zephyrin - Callist, 
summirt genau so hoch ist, wie ihre Amtsjahre-Zahlen, nämlich 33). Wir gewinnen 
also an dieser Stelle in die künstliche Mache des Papstbuchs (in Bezug auf die drei 
ersten Jahrhunderte) einen deutlichen Einblick, der uns sonst nur selten zu Theil wird. 
— Endlich sei noch darauf hingewiesen, dass der Verfasser des Papstbuchs die Ein- 
setzung der 7 Diakonen in Rom auf Petrus selbst, die der 25 Presbyter für die 25 
Titelkirchen ebenfalls auf Petrus durch Vermittelung des Cletus zurückgeführt hat. Die 
Eintragung bei Linus hält Ducnesne wohl mit Recht für eine spätere Interpolation. 


Ausgegeben am 15. Juli. 


Berlin, gedruckt in der Reichsedruckerei. 


Vietor » » » » 10! » » » 9-IO » » | 
Zephyrinus » » » » 87/2 » » » 18-19 » 33 » 13033 
Callistus » » » » 62/6 » » 5 N » s| 
Urbanus » » » » » y 8 5 N 8 
Pontianus » » » » » Su oe » 6 
Anteros » » » » » » ı!/, Monate » I 
Fabian » » » » » a! Jahre » II 
Cornelius » » » » » » 21/4 » 5 ? 
Lueius » » » » » » 3 >» » 7 
Stephanus » » » » » » 3%), » n 3 
Xystus Il » » » » » BT N - 2 
Dionysius » » » » » » Syn » » 8 
Felix » „ » » » 2, 1,5200 m n 5 
Eutychianus » » » » » 811/12» » 9 
Summe d. wirkl. Regierungsjahre 107 Summe d. beige- 
» » angebl. » 107/S legten Ordinat. 108 


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SITZUNGSBERICHTE _ 189. 
DER XXXVI 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 
ZU BERLIN. 


15. Juli. Gesammtsitzung. 


Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. 


*]. Hr. Togrer las aus einer grösseren Arbeit über die Legende 
des heiligen Julian in der schönen Litteratur die auf Mira pE 
Anzscva und auf G. Fraugert bezüglichen Theile. 

Das Stück des Erstern »el animal profeta« wurde in eingehender Inhaltsangabe 
und theilweise in metrischer Übertragung vorgeführt, seine Abweichungen von der 
Quellenschrift gekennzeichnet und auf ihre Motive und ihre Wirkung hin gewürdigt. 
Dem S. Julien Fravgerr's wurde seine Stellung in der persönlichen Entwickelung des 
Verfassers und im Verhältniss zu seinen übrigen Werken angewiesen. 

2. Die philosophisch-historische Classe hat Hrn. Dr. Koran Prarn 
hierselbst zu einer Ausgrabung der Königspfalz in Kirchheim im Elsass 
1000 Mark, und der @. Reimer’schen Buchhandlung hierselbst zur Heraus- 
gabe des 15. und 16. Hefts des V. Bandes von GerHarpT's » Etruskische 
Spiegel« 360 Mark bewilligt. 

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Hr. JaArETUS STEENSTRUP in Kopenhagen, eorrespondirendes Mitglied 
der physikalisch-mathematischen Classe, ist am 20. Juni verstorben. 


Ausgegeben am 29. Juli. 


* erscheint nicht in den akademischen Schriften. 


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Sitzungsberichte 1897. 


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SITZUNGSBERICHTE 1897. 
DER AXXVL. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


22. Juli. Sitzung der philosophisch --historischen Classe. 


Vorsitzender Secretar: Hr. Diers. 


l. Hr. Wartensaca las über die Quirinalien des Metellus 


von Tegernsee. 

Eine Handschrift des Klosters Admunt enthält die Quirinalien des Metellus von 
Tegernsee nicht nur viel correcter als der Druck bei Canisius, sondern auch mit vielen 
Zusätzen; 5 neue Oden werden daraus mitgetheilt. Manches spricht dafür, dass hier 
eine neue Bearbeitung im Autograph des Verfassers vorliegt, und dass dazu auch der 
den anderen Handschriften fehlende 6. Theil über die Übelthaten der Vögte gehört, 
welcher bald nach ı159 verfasst ist, dessen Ende aber leider fehlt. Dieser Theil, 
von welchem früher nur Auszüge bekannt waren, wird vollständig mitgetheilt. 

*2. Hr. Harsack sprach über die jüngst entdeckten Sprüche 
Jesu (B. P. GrenreLr und A. S. Hunt, AOTIA IHZOY, London 1897). 

Er suchte zu zeigen, dass sie weder ein Bruchstück eines Evangeliums oder 
einer Apophthegmen-Sammlung, sondern ein Excerpt aus einem Evangelium sind, 
das wahrscheinlich mit dem Aegypter-Evangelium identisch ist. Dieses Evangelium 
und die evangelische Schriftstellerei überhaupt erhalten durch den Papyrus, wenn 
jene Identification richtig ist, eine sehr willkommene Beleuchtung. 


* erscheint nicht in den akademischen Schriften. 


782 


Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 


Von W. WATTENBACH. 


Mi der Handschrift, welche mich zu der jetzt vorzulegenden Unter- 
suchung veranlasst hat, bin ich auf meiner ersten wissenschaftlichen 
Forschungsreise bekannt geworden, im Jahre 1847 im Kloster Admunt 
in Steiermark. Die ansehnlichen handschriftlichen Schätze der öster- 
reichischen Klöster, welche die einheimischen Gelehrten damals fast 
ganz vernachlässigt hatten, waren von G. H. Prrrz für die ersten Bände 
der Monumenta Germaniae benutzt, für die Folgezeit vorläufig durch- 
gemustert, und mir wurde die Ausbeutung derselben für die zunächst 
vorliegenden Aufgaben aufgetragen. Der Ertrag war nicht unbedeutend, 
nicht minder wichtig aber war für mich persönlich, dass sich mir da- 
durch ein Bliek erschloss in Verhältnisse und Zustände, die sich noch 
eng dem Mittelalter anschlossen und von denen man auswärts keine 
Vorstellung hatte. Da nun wenig später so grosse und tiefgreifende 
Umwälzungen eintraten, ist es mir nieht ohne Nutzen erschienen, wenn 
ich die damals erhaltenen Eindrücke festzuhalten versuche und sie bei 
diesem Anlass, obwohl sie nur in sehr lockerer Verbindung mit dem 
eigentlichen Gegenstande stehen, hier mittheile. 

Das Kloster wird jetzt Admont genannt, aber nur einer fehler- 
haften Etymologie von "ad montes zu Liebe. Die ältesten Formen sind 
Ademundi und Agymund: sie bezeichnen die Mündung der Ache in 
die Enns. Eher als "ad montes’ hätte man es "inter montes’ nennen 
sollen, denn es liegt zwischen hohen Bergen, wo nach den Worten 
des Chronisten nur nach oben der Blick frei ist, in einer fruchtbaren 
Erweiterung des schönen Ennsthales nach der engen Strecke des Ge- 
säuses, wo der eingeengte Fluss zwischen hohen und steilen Felswän- 
den mit seinem Sausen einen oft ganz gewaltigen Lärm vollführt. Noch 
war das Stift nicht leicht zugänglich; nach langer Fahrt im Postwagen 
musste man noch einen hohen Bergrücken übersteigen, wenn man von 
Bruck a. d. Mur kam. Um so mehr überraschte dann das ansehnliche 
Stift mit seinen mehr als hundert Benedietinern und der schönen 
Bibliothek, lauter litterarisch gebildete Männer, welche aus ihrer Mitte 
die Gymnasien in Graz und Judenburg zu besetzen, den Präfeeten des 


7 ” ID - EEE 
WAartENnBAcH: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 183 


Gymnasiums in Cilli zu stellen, im Kloster eine Hauslehranstalt für 
ihre und des Stiftes St. Lambrecht junge Theologen zu unterhalten 
und an 30 Pfarreien im Gebirge zu besetzen hatten, in armen 'T'hälern, 
denen so die reichen Einkünfte des Stifts zu Gute kamen. Die Pfarrer 
kamen häufig ins Stift und waren nicht, wie andere, der Gefahr der 
Verbauerung ausgesetzt. Das waren die guten Folgen der durch Jo- 
seph II. auferlegten Reformen. Man fand manche recht gelehrte Leute 
in diesem und anderen Stiftern, nur freilich wenig Producetivität:; ein 
Pfarrer klagte mir, dass man, wenn man etwas ausfände, es doch‘ 
nicht drucken lassen dürfe. 

Noch war die Lage so, dass man sich freute, wenn ein Fremder 
von draussen’ kam, was nicht häufig geschah. Doch hatten die Augs- 
burger Allgemeine Zeitung und die Fliegenden Blätter Eingang gefunden 
und wurden eifrig gelesen. Es war gerade der September, der Ferien- 
monat, wo viele Capitularen von auswärts im Stift und die Lehrer nicht 
beschäftigt waren; man blieb nach dem Abendessen beisammen bei 
dem guten Luttenberger von ihren Weinbergen in Unter-Steier, und 
mein guter Freund, der Dr. Prurıpp Pororscnsice, ein Schüler und Lands- 
mann von MikrosıcH, freute sich, über sein geliebtes Sanskrit mit mir 
reden zu können. Ich hatte anfangs versucht, auch Abends zu meinen 
Handschriften zurückzukehren, fand aber bald, dass man das nicht 
gerne sah. 

Von confessioneller Abneigung war keine Rede; diese alten Stifter 
standen in einem gewissen Gegensatz zu der strengeren Richtung der 
Bischöfe. Man zeigte mir wohl die Lehrbücher protestantischer Her- 
kunft, welche man vorzog, aber schon nicht mehr ohne Anfechtung: 
die Admunter freuten sich, dass ihr Bischof ihnen doch noch den Besuch 
der Schiessstatt erlaubte, wo sie gerne mit dem Landvolk verkehrten. 

Viel erzählte man mir von den schönen Sommerfesten auf der 
Kaiserau, einem 'ihrigen Schloss’ hoch oben im Gebirg, aber dafür war 
es jetzt zu spät. Dagegen konnte ich nicht umhin, an einer Gamsjagd 
theilzunehmen, obgleich sie nicht in den Kreis meiner Aufträge gehörte. 
Das war nun freilich für mich ein sehr unerwartetes Schauspiel, fast der 
ganze Convent rückte aus, über dem "kurzen Habit' der Jagdrock, so 
dass man den Mönch gar nicht erkannte. Ich übernachtete bei einem 
Pfarrer hoch oben im Gebirg, aber es regnete in Strömen. Auf den 
Bergen war so viel Schnee gefallen, dass die Treiber nicht hinauf konnten. 
So musste die Jagd aufgegeben werden, aber auf dem Sammelplatz war 
doch der Anblick malerisch genug. Auf dem weiten Flur eines grossen 
Bauerhofes loderte ein mächtiges Feuer, über dem ein grosser Kessel 
brodelte. Umher standen in Gruppen die Mönche und einzelne Kavaliere 
aus der Umgegend, Bauern und Treiber. Endlich erschien auch der 


784 Sitzung der philosophisch historischen Classe vom 22. Juli. 


Prälat, der ehrwürdige alte P. Benno Kerın, welcher das Stift nach tiefem 
ökonomischem Verfall wieder aufgearbeitet hatte, und sprach das Morgen- 
gebet. Dann wanderte ich durch das wunderbar malerische Gesäus zum 
Stift zu meinen Handschriften, um später im Refeetorium wieder mit 
dem ÜConvent zusammen zu treflen. Das war ein gewaltiger Saal mit 
langer Tafel, an den Wänden kolossale vergoldete Bildsäulen der Stifter, 
der s. Hemma, der Erzbischöfe Gebhard und Thiemo, von dem noch 
alte Bildwerke, angeblich in von ihm erfundenem Steinguss, herrühren 
sollten. Von dem Ertrag einer früheren Jagd, dem "Bock, den der Herr 
Prälat geschossen‘, konnte ich noch speisen. Alles war noch viel harm- 
loser als später, und es schien mir nicht, dass dieses äusserlich weniger 
strenge und abgeschlossene Leben auf den Eifer für die ernstlichen Auf- 
gaben des Berufes nachtheilig wirkte. 

Wie hat sich das nun alles verändert! Eine Eisenbahn führt 
durch das Thal, welches eine beliebte Sommerfrische der Wiener ge- 
worden ist: im Sommer findet man jetzt schwer Unterkunft. Das 
Kloster selbst muss sich gegen übermässigen Besuch absperren. Und 
das altersgraue Gebäude selbst ist durch einen furchtbaren Brand zer- 
stört worden, der am 27. April ıS65 von einem Blödsinnigen, einem 
"Trottel‘, wie man da sagt, angelegt, die ganzen weitläuftigen Ge- 
bäude in einer Sturmnacht zerstört hat: nur die Bibliothek hat mit 
ihrem festen Gewölbe und dem Drahtgitter der Fenster standgehalten. 
Die ökonomischen Verhältnisse haben dureh den Neubau sehr gelitten, 
und sind ja ausserdem durch die Ablösungen ganz verändert. Die 
alte herrschaftliche Stellung besteht nicht mehr. 

Im Winter mag es noch jetzt einsam genug sein, und immer 
bleibt noch der wunderbare Eindruck dieses litterarischen, wenn auch 
freilich nur wenig wirksamen Mittelpunktes, mit seinen reichen Bil- 
dungsmitteln, mitten im abgelegenen Gebirgsland. Es dient doch auch 
das dazu, die ausserordentliche Bedeutung der grossen Klosterstiftun 
gen des früheren Mittelalters zu würdigen, die ja gewöhnlich in ab- 
gelegenem Wald und Gebirg angelegt wurden. Auch damals wurden, 
wie noch jetzt, Bauernsöhne mit guten Anlagen für den Kirchendienst 
gewonnen und ausgebildet. Der Abstand von der noch ganz illitte- 
raten Bevölkerung war ein viel grösserer, der Eindruck der strengen 
Klosterzucht, der glänzenden Gottesdienste ein sehr grosser. Die Wun- 
derthaten der Schutzpatrone fanden allgemeinen Glauben, grosse Schaa- 
ven von Wallfahrern füllten an den Festtagen den Klosterplatz. Schen- 
kungen vergrösserten den Besitz, und mit dem Reichthum zogen Welt- 
lust und Üppigkeit ein; die Mönche wurden vornehme Herren und 
ritten mit dem Falken zur Jagd, ohne sich ferner mit Büchern abzu- 
geben, und die Pilichten ihres Amtes gänzlich vergessend. Aber immer 


Warrenpach: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 785 


trat dann auch von Zeit zu Zeit eine Reform ein, oft mit Härte und 
Gewaltsamkeit durchgesetzt, und wieder war für längere Zeit der regel- 
rechte Bestand des Klosters gesichert. 

Von einem solchen Stift, von Tegernsee, berichtet auch die 
Handschrift, welche ich damals beschrieben habe, die aber, worauf 
E. Dümnter die Freundlichkeit hatte, mich aufmerksam zu machen, 
niemand seitdem beachtet hat: nur meine Auszüge sind benutzt. 
Bursıan beklagte (S. 495), dass es ihm leider nicht gelungen sei, wei- 
tere Mittheilungen über diese Handschrift zu erlangen. Jetzt ist sie - 
durch Dünnter’s gütige Vermittelung mit bereitwilligst gewährter Er- 
laubniss des Herrn Prälaten hierher geschickt. 

Das Kloster Tegernsee wurde schon im achten Jahrhundert von 
den Brüdern Adalbert und Otkar begründet und reich ausgestattet; 
sein Schutzpatron war der h. Quirinus, den sie vom Pabst Zacharias 
erhalten und aus Rom geholt hatten. An diesen sowohl, wie an die 
Personen der Stifter, knüpfte sich ein reicher Fabelbau; wir vermögen 
nicht, das Dunkel über ihre Personen zu lichten. Mit der betreffenden 
Litteratur aber hat sich L. vow Hrmemann eingehend beschäftigt'. 
Das Kloster war sehr begütert und der Besitz wuchs durch Schen- 
kungen, bis Herzog Arnulf in der Noth des Kampfes gegen die Ungarn 
die Besitzungen dieses Klosters und der übrigen Stiftungen grössten- 
theils zu Lehen gab. Es ist Arnulf ergangen, wie Karl Martell: die 
Zeitgenossen empfanden die Nothwendigkeit solcher Maassregeln ; sie 
empfanden, dass es besser sei, auf solche Weise auf Kosten, aber doch 
auch zur Rettung der Kirche den Heerbann zu stärken, als den ganzen 
Besitz in die Hände der Feinde gerathen zu lassen. So wenig, wie 
gegen Karl Martell, hören wir von Zeitgenossen einen Tadel gegen 
Herzog Arnulf, der vielmehr in seinem Lande den eifrigsten Anhalt 
und Rückhalt fand. Später aber, als man schmerzlich empfand, dass 
der alte Besitz nieht mehr dem Kloster gehörte, nannte man ihn ‘den 
Bösen’ und erfand hässliche Fabeln über sein Ende. 

Davon ist aber noch nichts zu lesen in dem ältesten Stück der 
Tegernseer Litteratur”, welche noch den unbeschädigten Besitz vor- 
aussetzt, und schon vor die Zeit des Herzogs Arnulf gesetzt werden 
muss. Es kommt dazu, dass augenscheinlich erst später Wunder- 


! Zur Kritik Tegerns. Geschichtsquellen. Neues Archiv XII, S.143—160. — Ich 
verdanke ihm auch eine Abschrift der von Tu. MaveEr unvollständig herausgegebenen 
Passio II von Heinrieus, welche M. noch ohne allen Grund Wernher von Tegernsee 
zuschrieb. 

?2 Passio I, abgedr. von Tu. Maver im Arch. f. Kunde Österr. Geschichtsg. III, 
291— 303 (1849) nach einer Abschrift aus Cod. lat. Monae. 1036 =Teg. 1401. S. Rırzrer, 
Sitzungsber. d. Münch. Akad. 1892, S.762, weist eine aus Passau stammende Hs. Cod. 
lat. Monac. 16106 nach, welche die letzte Wundergeschichte noch nicht enthält, 


756 Sitzung der philosophisch--historischen Classe vom 22. Juli. 


geschichten aus dem neunten Jahrhundert hinzugefügt sind, von denen 
die erste aus aufgelösten Hexametern besteht, die letzte aber, offenbar 
wieder nachträglich angehängt, von dem Abt Mogilo (al. Megilo) in 
der Mitte des neunten Jahrhunderts handelt, und vorzüglich von dessen 
Freund und Zeitgenossen, dem Bischof Arn von Würzburg (855-893). 
auf dessen eigene, an ihn gerichtete Worte der Berichterstatter sich 
beruft. 

In dieser Legende fehlen noch die Fabelgeschichten über Adal- 
bert und Autcar, und die absurde Verherrlichung des Märtyrers Qui- 
rinus, den man später zu einem Sohne des angeblich christlichen 
Kaisers Philipp machte. Verbunden mit diesen Fabeln, die in Tegern- 
see mündlich gewuchert haben mögen, und mit sehr zahlreichen neuen 
Wundergeschichten vermehrt, bildet die Passio I die Grundlage des 
berühmten Gedichtes des Mönchs Metellus, betitelt Quirinalia, 
welches von nun an den Ausgangspunkt für die spätere Litteratur 
bildet'. 

Über diese Gediehtsammlung besitzen wir eine ausgezeichnete Unter- 
suchung des Prof. Bursran’, und sie verdient durchaus eine solche 
Ehre, weil sie ein überaus merkwürdiges Zeugniss gewährt von dem 
Eifer, welcher damals den celassischen Studien gewidmet wurde, von 
der Gewandtheit im lateinischen Ausdruck, welche man damals in den 
Schulen erwerben konnte, und vor allen Dingen von der Kunst, sich 
in den verschiedensten Metren mit Leichtigkeit zu bewegen, wenn 
auch freilich nicht immer ohne grammatische Fehler und oft mit arger 
Mishandlung der Sprache. Vorzüglich in Frankreich blühten diese 
Studien, und Burssan (S. 514) glaubte nach zwei Stellen den Verfasser 
für einen zugewanderten Burgunder erklären zu können. Glücklicher 
Weise können wir dieser Annahme entgegentreten und Metellus als 
unseren Landsmann in Anspruch nehmen. Er sagt nämlich an einer 
Stelle der 18. Ode, welche in der Ausgabe fehlt: 


! L. vox Heısemann S.150 vermisst die Quelle eines Satzes der Passio II von 


Heinricus, allein er findet sich im Cod. Adm. in der 15. Ode: 

Nempe ferunt dignum plaeito positum sibi signum, 

Dum bello redeant, 

Ut candens labarum revehat vietoria elarum, 

Aut fuga det roseum. 

Eminus ergo globum dum signum prodidit album, 

Urbs avet ac patria. 

Pontificem comitata u. s. w. 
Freilich ist es zweifelhaft, ob er diese neue Bearbeitung gekannt hat. 
?2 Beiträge zur Geschichte der classischen Studien im Mittelalter. Sitzungsber. 
der philos.-philol. und histor. Cl. der K. Bair. Akad. d. Wiss. in München. III. 1873. 
S. 473-518, vergl. S. 597. 


Warrensach: Über die Quirinalien des Metelins von Tegernsee. 7187 
Rite Dei eultum moremque tenendo venustum 
Quem Gallico nos ordine Teutoniei sequimur. 
Dann kommt die Klage über die Beraubung des Klosters durch Herzog 
Arnulf, womit hier eine neue Ode beginnt. 

Er war also ein grosser Bewunderer der zur Reform des Klosters 
neu eingeführten gallischen Klosterzucht, wobei wir wohl an das Rhein- 
land, an Lothringen zu denken haben, denn der Abt Hartwich, den er 
ausdrücklich als den Reformator feiert', war ein Mönch von St. Maxi- 
min gewesen und hatte von dort 978 das Mönchsleben in Tegernsee ' 
wieder eingeführt, nachdem längere Zeit hindurch nach dem Verlust 
ihrer Güter Laien dort gehaust und eine sehr üble Wirthschaft ge- 
trieben hatten, wie Kaiser Otto II. in dem Schutzbrief vom 10. Juni 
979 berichtet”. Er gibt da eine kurze Geschichte des Klosters und 
seiner Gründung, und es scheint ihm auch eine metrische Aufzeichnung 
vorgelegt zu sein, da sich in der Urkunde der Pentameter findet: 

Sordebant eanibus claustra sacrata domus. 
Ein Deutscher also war Metellus nach seiner eigenen Angabe, aber 
allerdings aus der Fremde gekommen nach seinen Worten Od. XIL, ır ff.: 
Hospes introiveram 
Amabilis saecram domum Quirini 
Regiamque gratiae, 
Salus frequens ubi datur petenti. 
Conditoribus loci 
Latus laris® sepulchra continebat. 
Seiseitans docebar hie 
Patrum beata gesta non tacenda. 
Einheimisch war er also nicht, und er spricht auch von den Baiern 
wie einer, der nicht zu ihnen gehört, wenn er im 6. Theil v. 93 sagt: 
‘gens Norica dicet. Den einen der Stifter aber, Otkar, erklärt er für 
den, augenscheinlich aus französischer Dichtung ihm bekannten Ossiger 
(Ogier), Herzog von Burgund, und wenn er da von den Burgundern 
sagt: 'Quem gens illa canens prisca vocat nune Osigerium', so erweckt 
das nicht den Eindruck, dass er sich selbst zu den Burgundern rech- 
nete. Auch RiEzLEer a.a.0. S.7Sı macht gegen französische Herkunft 
die richtigen Formen deutscher Ortsnamen geltend. Seine Bildung wird 
er auswärts erhalten haben: sehr möglich, ja wahrscheinlich, dass er 
auch in Frankreich gewesen war. Seine ganze Bildung, vorzüglich 

! Ihm ist (unten S.792) eine eigene Ode gewidmet; die wiederholten Reformen, 

auch durch den Lütticher Seifrid, übergeht Metellus. 


Mon. Germ. DD. II, 219. Natürlich liegen die vom Kloster vorgelegten Nach- 


richten zu Grunde. 


® D.h. der Seitengang des Gebäudes. 


788 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 22. Juli. 


die Formgewandtheit, erinnert an seinen Zeitgenossen Rahewin in 
Freising. 

Denn vollkommen überzeugend hat Bursıan S. 497 ff. nachgewie- 
sen, dass Metellus trotz einer widersprechenden Stelle, welche ebenso 
auch in der Admunter Handschrift steht und wohl nur durch einen 
Rechenfehler zu erklären ist', erst gegen die Mitte des 12. Jahrhunderts 
gelebt und gedichtet hat, und L. vos Hemeuans hat ihm darin bei- 
gestimmt. 

Es ist sehr begreiflich, dass Bursray keine Mittheilung über die 
Admunter Handschrift erhalten konnte, da zu einer solchen eine grofse 
Arbeit nöthig gewesen wäre, zu welcher der Bibliothekar nieht im 
Stande war. Aber zu bedauern ist es sehr, da nicht nur der Text 
dadurch an unzähligen Stellen verbessert wird — Bursın’s Emen- 
dationen werden fast überall bestätigt? —, sondern auch viele nicht 
unwichtige Ergänzungen gegeben werden. 

Dadurch werden wir nun zu der Frage geführt, wie sich diese 
Handschriften zu einander verhalten. Alle übrigen Handschriften stim- 
men im Wesentlichen mit dem Druck überein, und es lässt sich mit 
ihrer Hülfe ein ganz correeter Text herstellen’. Die vielen Abweichun- 
gen, und namentlich Zusätze, der Admunter Handschrift lassen sich 
unmöglich so erklären, dass eine andere Abschrift, die Quelle aller 
Übrigen, von einem nachlässigen und unachtsamen Schreiber gemacht 
wäre; es spricht auch dagegen der Schlusssatz der Oden, welcher offen- 
bar zu einem fertigen Werke gehört, während hier der Text weiter 
geht. Es kommen auch kleine stilistische Änderungen vor, welche die 
Hand des Verfassers selbst erkennen zu lassen scheinen. So ist in der 
21.Ode durch 'eoxas’ statt 'nates’ der metrische Fehler verbessert. Na- 
mentlich hat auch der Rubrieator, der wohl der Autor selbst war, sehr 
correct geschrieben und gelegentlich kleine Fehler verbessert. Das alles 
wird erst eine sehr wünschenswerthe neue Ausgabe in helles Licht 
stellen; ich begnüge mich hier, ein Beispiel anzuführen aus der 39. Ode. 
Die erste Strophe berichtet von der Wallfahrt zum Feste des Heiligen: 


! Auch in der Ode VIII, 35 steht im Cod. Adm. "Quadringentenis’ und X, 65 
“Trecenties’, beides in Übereinstimmung mit dem Metrum. 
® Nur nicht Od. X (S. 477), wo 'vite Sorech merum’ zu verbessern ist. Auf 
S. 597 bemerkt schon Bursıan, dass ‘sorech’ hebr. die Weinrebe bedeutet. In XVI, 67 
ist "arcae’ ganz richtig und nicht nach S. 5ıı gegen das Metrum zu ändern. Auch ist 
in dem ‘Immo’ Eel. III, 96 nicht nach S.487 eine Person zu suchen, da David (im 
Druck häufig verkannt) das Subject ist. Ode XI, 35 (Burs. S. 515) ist nicht "Utiliter” 
sondern 'Ut tradunt’ zu lesen; v. 56 'oceulunt'. 
Varianten einer Hs. in Wilhering vom Jahre 1507, welche aus St. Emmeram 
zu stammen scheint, hat OÖ. GritLENBERGER mitgetheilt in den Studien u. Mittheilungen 
aus d. Benedietiner Orden VI, Heft 4. S. 9785—982. 1885. 


> 6 0 B ei rc 
WarrengacH: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 789 


Plebs tuis, Quirine, festis 
Aftluebat alacris, 

Quam jocunda fovit aestas, 
Dum sacram petit tumbam, 
Januamque gratiarum 

Quae patesceit omnibus. 


Hier ist aber in der dritten Zeile das Wort jocunda” ausradiert und 
dafür 'serena’ gesetzt, der metrische Fehler jedoch 
kommen — nicht verbessert. Dann bemerkte aber Metellus, dass der 
Zusammenhang mit der folgenden Erzählung nicht deutlich genug sei, 
und schob folgende Strophe ein: 


ein seltenes Vor- 


Sed' carina stabat arvis, 
Ingerenda gurgiti, 
Quam peregerat novellam 
Dives ac potentior 
Civis, ut pateret Oenus” 
Pervius meantibus. 


Eine zugesetzte Strophe finden wir auch am Schluss der 25. Ode 
über Heinrich U. Da heisst es: 

Ipse pius rex, 

Sceptra gubernans, 

Iura Quirini, 

A duce quondam 

Rapta potenter, 

Reddidit illi 

Sponte redempta. 


Über der dritten Zeile steht roth 'apud Uneholzingin’. Das war 
ein altes Klostergut, welches Herzog Adalbero von Kärnten besass, 
und welches durch Heinrich IH. wieder an das Kloster kam. Unter 
Heinrich U. ist es weder als Ausstellungsort noch als Restitution nach- 
weisbar, und Metellus scheint also hier einer irrthümlichen Nachricht 
gefolgt zu sein. 

Am Schlusse der gedruckten Oden fehlt die dort stehende Be- 
merkung über die 60 Oden und Metra; dafür aber folgen noch 5 neue 
Oden, welche wir hier mittheilen‘. 


! Das roth zu schreibende S ist vergessen, es steht nur das Zeichen ;. Die Par- 


tikel ist überall so geschrieben, ich glaube aber nicht, dass man deshalb 'set’ schrei- 
ben muss, weil an anderen Handschriften doch auch ‘sed’ damit wechselt. 

® Mit dem geschwänzten E. 
3 


Das gewöhnlich an richtiger Stelle gesetzte geschwänzte e ist durch ae wieder- 
gegeben, und dieses auch gesetzt, wo gegen den sonstigen Gebrauch des Schreibers 


ein e steht. 


90 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 22. Juli. 


fo, De pane in votum misso, qui fraude reservatus et reportatus 
in lapidem est mutatus. 
Ode monocolos distrophos. Metrum jiambicum trimetrum 
catalecticum endecasyllabum. 


Translationis annuae frequentes 

Dum plebium catervae festa densant, 
Pauper fidelis offerenda misit 

Tumba tua, Quirine, vota panis. 
Quod munus infidelitas ferentis 

Maligna subprimit Deo nee offert: 


un 


Reservat id viatico revertens: 
Vindieta non reliquit acta fraudis. 
Dat ex rapina martyr acta laudis, 
:»  Raptum Deo reis usum negabat. 
Via reversionis exeunt 
Et hora prandii monet eibari: 
Panis reservati scelus reposcunt, 
Ut hine eis refectio juvetur, 
ss Quem protinus factum petram probarunt: 
Cultro secandus artat hie acumen, 
Non sectionis preferens notamen. 
Perversitas confunditur frequenter, 
Et hii suum dum pervident reatum, 
»» Ex hoc Deo non deferunt honorem, 
Sed indicem mali petram rejectam 
In publiea linguunt via fugaces. 
Eam fidelis atque nobilis vir, 
Cujus fuit domus viae propinqua, 
:s Agro suo levaverat repertam, 
Et quamdiu suis frui volebat, 
Hane pluribus monstraverat reservans. 
Post seculo renuntians caduco 
Et artiore se via Deo dans, 
30 (restae rei verax manet relator, 
In laude promptus martyris verendi, 
Per secla cantiecis novis canendi. 


Warrensacn: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. zo 


De femina fideli que visione ignis coram sancto altari declarata est. 
Ode monocolos distrophos. Metrum trochaicum ex septem trocheis 
et sillaba; reeipit et spondeum. 


Annua rursum die beati martyris sacra, 
Norico qua creditus revolvitur sollempniter', 
Plurimis de partibus gregata plebs advenerat, 
Et locum templumque martyris turba repleverat. 
s Plena teceta eonerepant, fremunt viae, strepit forum; 
Defieit turmis solum, casis nemus struendis. 
Exeunt intrantque perpetes templum frequentiae, 
Vix fores utrisque perviae globos coanxiant. 
Agminum vis invicem se comprimit perplexior, 
ı» Efferens se defugit, sed invenit se denuo. 
Quantus effluit tumultus, intluit par protinus, 
Nec quies stratis die noetuve cedit interim. 
fol.z4v. Hora vesperi Deo laudes ferebat debitas, 
Clerus et chorus monasticus canunt sollemniter. 
ıs Martyr interim silentis ora cordis audit; 
Clarius monstrans precantis igneam fidem. 
Omnium sub visibus devota venit femina, 
Quae gradus scandens petebat aram martyris pii. 
Cuius ore flamma clare viva visa progredi, 
:» Inter os pedesque pervolat celer diutius. 
Hine deorsum fertur, inde sursum coneite nimis. 
Quod pater cenobii suis videns cum fratribus, 
Estimabat inter aras hane euntem sedule 
Öereorum forte tlammis ustulatam quolibet. 
s Preeipit presentibus, currant eam restinguere, 
Mox euntibus peracta transiit iam visio. 


» 


De energumino purgato ad tumbam virorum illustrium qui templum 
cenobiumque martyris fundaverunt”. 
Ode monoecolos pentastrofos. Metrum Gliconicum. 


Templum martyris optimi, Et qui prefuerant ibi, 
Juneto cenobii lare, s Sacra sunt positi domo. 
Hii qui eondiderant viri Hos patronus amantior 

2 16. Juni. 


® Dieses Wunder ist in der Prosa des Mönches Heinrich (fälschlich Werner 
genannt) theilweise mit denselben Worten erzählt. 


192 


De miraculo ad sepulchrum Hartwiei abbatis, qui loecum ordinemque 


Ode monocolos exastrophos. 


Ace virtute potentior 
Signis celarificat piis, 
(uorum nune canimus tria, 
(Juae tradunt memores ibi 
Amborum procerum cinis, 
Quorum fundus erat locus, 
Tumba elauditur unica: 
Hane energuminus miser 
Cum turba petit inscius. 
Qui postquam tetigit pium 
Actus demone bustum, 
Hostis liquit eum ferus; 
Sospes cum sociis redit 
Paueis hac vice consciüs. 
Portans dona revertitur, 


30 


35 


Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 22. Juli. 


Altari quoque martyris 
Cum dono prope sistitur. 
Non hie, inquit, eram prius 
Hostis nexibus erutus. 
Quesitus' loca gratiae 
Hoc templo sibi prestitae, 
Direete tumulum petit, 
Qui servat dominos loei, 
Et munus posuit suum. 
Hie sanabar, ait, prius, 
Hie collata michi salus. 
Mirantes stupor imbuit, 
Et laudes referunt Deo, 
Auctori medicaminis. 


reparavit. 


Ordinis monastiei 
Executor impiger, 
Qui sua valentia 
Atque diligentia 

s Suseitaverat locum 
Post dueis tyrannidem, 

Conditoribus loci 
Adjacet propinquius, 
Harduicus arduus. 

ı Actibus” potentibus 
Hujus eminens vigor 
Sie patens refulserat. 

Martyris die sacra, 
Qua levatus est prius, 

:s Visitando Teutones, 
Multa turba venerat 
Ac domum repleverat 


Sie! active zu verstehen. 
2 Actis Hs. 


Metrum trochaieum dimetrum cataleeticum. 


Insolenter irruens. 
Archa vero lignea, 

:»: Rite plana desuper, 
Tecta sub tapetio, 
Corpus obtegit patris 
A deambulantibus, 

Ne quis ossa dissipet. 
25 Viderant diem sacram 


.»s Comptulae juvenculae: 


Nempe delieatule 
Sede se remiserant, 
Justus abba qua latet 
3» Obtegente conditus. 
Fallit arca nescias, 
Dum sedere gestiunt, 
Desident licentius. 
Colloquendo laxius 


un 
° 


Ode 


un 


Warrvessach: Über die Quirinalien 


Verba stulta proferunt 
Nee Dei timent domum. 


Diseiplina protinus 
Tale vindicat scelus: 
Coneremantur ilico 
Prorsus igne celico. 
Vestis ardet omnium 
Improbe sedentium. 

Ardor acer affieit 
Parte feminum reas, 
Qua leves resederant 
Ossibus super sacris. 
Jam dolendo resciunt 
Quo loco resederint. 

Exilire ceperant, 
Sevus ardor exeitat 


‘ 
des Metellus von Tegernsee. 


65 


Fessa menbra primitus. 


Rumor acta publieus 
Nota feeit omnibus, 
Laus nitet pii patris. 
Justus ille denique, 
Hoc honore proditus, 
Civis ante Treveris, 
Ex tua domo, sacer! 
Maximine, prodüt 
Tegriensibus pater, 


Quo monastieus rigor 


Imminente fortius 
Institutus est vetus, 


Per chorosque Noricos 


Pulcher ordo Gallieus 
Cepit esse latius. 


De ossibus sub eripta repertis miraculo deelaratis. 


dieolos distrophos. 


lico et tribus trocheis. 


Ignibus alta domus dum martyris hausta concrematur, 


Et reparanda foret, eriptam placet ampliare tumbae. 
Effoditur locus ultra seilicet ampliandus ede. 


Est tumulus vetus inventus: pia continebat ossa, 


Quae sine nomine personae placuit tamen reponi: 


Candida, sed nivis instar, religione clausa digna, 


Scire dabant, meriti causa reverenda se per aevum. 


Propterea positis illis borealis ore templi 


Sarcofagum pavimento celsius & petra coaptant. 


Haee noviter mieuit signo preeiosa tumba tali: 
Femina, lux oculis eui deperiit dolore longo, 


Vidit herum veneranda se specie monere elarum, 


Martyris ut peteret templum, tumulum requirat illie 


Ex aquilone domus, votum quoque cerei det istuc. 


Illa secuta boni promissa venit, locum revisit, 


Visa sibi memorans dedueitur ad fidele bustum. 


Sedula proeidit et pro lumine gratiam precatur, 


Cerea dona cremat quae fecerat indices doloris. 


ı 


Darüber geschrieben: ö. 


Metrum Archiloieum eonstans tetrametro buco- 


794 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 22. Juli. 


Visibus' et kapiti flammans ibi eirculare lumen, 
»»  Luminis orat opem reddi sibi pristino vigore. 
Explieita prece liventes oculos dolor reliquit, 
Visus acumen habet, gaudensque domum redibat illa, 
(Quae manibus prius est dedueta: Deum referte laudis odae, 
Omnia qui facit in sanetis rite postulata. 


Hierauf folgt fol.25v. ohne Überschrift: 
Ingratus esse scriptor ipse non feram, 
In me peracta martyris mira tacendo din. 
Testis minus fidus probarer hine enim, 
Audita quaeque proferens, visa silendo premens. 


n 


Dum cancer igneus leone pellitur”, 
Vocante fratre prodii, post modicum redii. 
Phebeia terras flamma pressit acrius, 
Calor viantibus caput dum terebrat penetrat. 
Reversus in febres acutas deeidi, 
ı»  Acerrimusque me gravem tum dolor obtinuit. 
Terna die magis magisque decoquens, 
Febris maligna ferbuit, viribus aucta suis. 
Vires enim michi totas voraverat, 
Extrema res periculi visa gerenda michi. 
ıs Tandem subit spes obseerare martyrem, 
Cujus morans cenobio, sie pede servieram, 
Ut passio translatioque corporis 
Ab urbe Roma, qua means Bajariam petit, 
Meo stilo metri laudes receperit, 
:»  ÖOdaeque singulae sibi singula mira canant, 
Quod non adhue carmen peregeram tamen. 
Precabar ergo martyrem febre mei dubius, 
Si perfiei melos suum disponeret, 
Vatem suum resolveret febribus implieitum. 
»; Et addidi munus rogans enixius. £ 
Sacrista supplicante me luminibus dat opem. 
Paratur ambiens altare cereus 
Tumbamque eirculans sacram; nocte crematur ea, 
(Juae quarta dum foret michi iam languido, 


ı Das V fehlt. 
> Am ı8. Juli tritt die Sonne in das Sternbild des Löwen. 


Warresgacn: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 795 


>  Sudor salubris occupat meque gravem relevat, 
Vires reciprocas stupens receperam, 
Fultus bacillo subrigente, sole parante diem, 
Ad martyris eriptam gradum citans ago. 
Qui nocte vix quieveram, fine doloris ovans. 
s Missam canit dum presbiter maturior, 
Sopore vincor, assidens margine mausolei, 
Quod sustinet tumbam solotenus. 
Sed luce gratiae suae cor miserum radians, 
Pius pater refecit egrum suaviter. 
s  Sarcofagi basis sacri visa patere michi. 
Passim fenestris semieircularibus 
Clare nitebat intime lumine vivifico. 
Foras scatebant rivuli translueidi, 
Suis fenestris singuli per loca dividui. 
s Ad solis ortum se ferunt meatibus, 
Pertranseunt eriptam, fluunt deforis in populos, 
Quos bruta plebs cum deterit viantium, 
Jumenta seu trahens eos stercorat irreverens, 
Retracta statim fonte vena conditur, 
so  Rivi stetere gratiae eriminibus populi. 
Dehine simul se colligunt sarcofago, 
Introque iam motum tenent lumine perspieui. 
Haee sensibus dum contuebar intimis, 
Iliditur versus michi more volans jaculi, 
ss Quem feceram sacrum prius laudans locum: 
Rivi fluunt hine gratiae martyre propicio. 


Dieser letzte Vers steht in der Ode XVII. ı6. Der Verfasser er- 
zählt hier also ein Wunder, das er selbst an seiner Person erfahren 
hatte, noch bevor er sein grosses Gedicht vollendet hatte. 

Hieran schliessen sich nun die Eklogen, wie im Druck, dann 
aber der sechste Theil der Quirinalien. Es ist nämlich in der An- 
ordnung der Oden einige Verschiedenheit, und ausserdem finden sich 
Überschriften, vor der ı1. Ode 'Odarum pars secunda de translatione 
beati Quirini, vor der 19.Ode "Tertia pars de miraculis beati Quirini. 

Der vierte Theil ist nicht bezeichnet, als fünfter sind die Eklogen 
zu betrachten. 

Hierauf folgt nun der sechste, welchen Bursıay nicht demselben 
Verfasser zuschreiben will, weil der Stil ein anderer sei: HEINEMANN 


Sitzungsberichte 1897. 73 


796 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 22. Juli. 


(S.159) auch deshalb nicht, weil dieser Theil in Heinrich’s Passio II. 
nicht, wie die früheren, benutzt ist. 

Das ist richtig, ein gewisser Anklang aber doch vorhanden, und 
daher vielleicht eine verlorene schriftliche Grundlage für beide anzu- 
nehmen. An einer characteristischen Stelle bezeichnet unser Dichter 
Konrad einfach als Erzbischof von Salzburg, während Heinrich ihn als 
den älteren unterscheidet und also erst nach 1164 schrieb, wo Kon- 
rad II. Erzbischof wurde. Auch führt er seine Erzählung weiter, aber 
der unserigen fehlt der Schluss. Auch diese deutet jedoch auf das 
neue Schisma von 1159, so dass ihre Abfassung zwischen 1159 und 
1164 anzusetzen scheint. 

Mir scheinen die äusserliche Gestalt der Handschrift, die ganz 
gleichartigen kleinen Verbesserungen des Schreibers und Rubricators, 
worin ich Metellus selbst zu erkennen glaube, gegen eine Verschieden- 
heit der Verfasser ins Gewicht zu fallen. Der Vf. war auf den unseli- 
gen Gedanken verfallen, die sittlich verkehrte Handlungsweise der 
Schirmvögte dadurch zu kennzeichnen, dass er sie in leoninischen 
Hexametern beschrieb, welche man auch rückwärts lesen kann; die 
Reime sind jedoch, wie in den Eklogen, sehr ungenau und wechseln 
auch ab mit Endreimen. Ohne Künstelei und allerlei Verkehrtheiten 
der Sprache liess sich das nicht erreichen, und dadurch dürfte sich 
die Verschiedenheit von den früheren Theilen leicht erklären lassen; 
auch war der Dichter älter geworden. Aber ein grosses und schwie- 
riges Kunststück war es ohne Zweifel. und es ist ein bedenklieher 
Ausweg, einen zweiten, ähnlich begabten, geübten und vorgebildeten 
Mönch in Tegernsee anzunehmen, wenn auch die derselben Zeit zu- 
geschriebene rhythmische Dichtung de Antichristo auf lebhafte Studien 
dieser Art in Tegernsee hinzuweisen scheint. Aber auch Metellus war 
ja zu allerlei metrischen Experimenten geneigt. 

Durchweg ist jedes Wort durch einen über demselben roth ge- 
schriebenen Buchstaben bezeichnet, und die Abweichung von der ge- 
wöhnlichen Folge zeigt die nothwendige Umstellung der Wörter an. 
Ich werde nur diese anmerken. 

Zunächst also folgt eine allgemeine Anklage gegen die trügeri- 
schen Vögte, an einzelnen Stellen kaum verständlich, sonst deutlich 


genug. 
Sexta pars Quirinalium Periparacliton. sive de advocatis. 
De iniquitate judieum et advocatorum. 


Plectens' omnia morbis, olim languidus orbis, 
Retro prepete se veteri fraudum serie fert, 


! Die Initiale fehlt. 


[X 


Warrexsach: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 


» 
au 


30 


Ut sors postima tandem fini debita verset, 

Atque cadat retro fraus turpis defuga celo. 

Sie etiam proceres, qui tutandas rapiunt res, 
Retro cedere sueti, eurvant munia recti. 

Nil poterunt justi, vendit jus gratia lueri, 

Fas struitur nummo, pareit lex pervia nummo. 
Fit reus ille, nichil feeit, sed non habuit nil. 

Cur reus iste nichil patitur? quia non tribuit nil. 
Aere pius latro, fur auspice defugit albo, 

Res sunt denique eulpae pondus vel scelus omne. 
Res hominis peccant, quo elausum vincula nectant, 
Res sceleri mandant justum, rapto veniam dant. 
Ut quadrifrons Janus venali judice fit res, 

Pro libitu causam tractat res undique presens. 

Sit gravior judex: ne cures, re geritur res, 

Nee jam erimine dampnatur jus munere vendens. 
Nune etenim' terra jus depulsum tenet ethra. 
Nusquam libera sedes, gratis erimina ledes. 

Quin etiam retinent diserimen judiciorum, 

Lis dum munere certat judice, qui cupidus sit. 
Ipse capit precium per partes discidiorum, 

Quas graviter coemunt: spes omnes decipit horum, 
Ut eupias demum, qui jJus, non jurgia, vendant, 
Justiciamque tibi venalem comperiendam 

Auro solveris, omni querens climate regni, 

Vir melius quamquam causas quam erimina vendat, 
Quae pariter longis e litibus exoriuntur, 

Et variis ausis ac cedibus exacuuntur. 

Preterea, tutores, vestros edere mores 

Me gemitus pressarum cogunt ecelesiarum. 
Commemorabo Quirini gesta, dabo sibi digna 
Laudum carmina, declarando potentia signa, 

Quis solet iste tyrannos tyro vincere magnos, 
Cum spoliant plebem, seu comptam martyre sedem. 
Eeelesiarum” res tutandi nomine raptant, 

Et propriis saltem qui rebus parcere norant, 

Rura sibi quae defensores eredita jactant, 
Multiplicatis obsequiorum fraudibus artant, 

(Juas vario passim velatas nomine tractant: 


setenim Hs. 


Hier, wie gewöhnlich, mit dem geschwänzten (diphthongischen) E. 


-.% 
iD 


197 


798 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 22. Juli. 


Fas dedit hie', jus det, mos istud, et illud amor fert. 
Ista comes, judex, poscunt, haec officiales. 
Haec equites tollunt et quilibet associales, 
4 Seutiferorum cetus, raptor in omnia cecus, 
Preco, vernula grex”, einiflonum plebs’, hominum fex. 
Nos igitur factis primatum retrogradatis, 
Vel propriis votis oblique seilieet actis, 
Vel gravibus votis divino robore victis, 
so Retro flexile‘ causas versu dieimus ipsas’, 
Ut latebras caneri vestiget formula cancri. 


1% 

Die folgende Erzählung betrifft den Hof Waringou oder Worn- 
gowe, welchen die Brüder Poppo und Piligrin von der Beraubung 
dureh Herzog Arnulf her besassen und welchen Kaiser Heinrich II. 
dem Kloster am 22. Mai 1009 wiedergab, s. Hırsc#, Jahrbücher unter 
Heinrich I., Bd. II S.222. Diese Wundergeschichte erzählt auch Hein- 
rich bei Maver S. 342, aber lange nicht so ausführlich. Er nennt 
den Grafen Poppo als Vogt: ebenso wird der Vogt genannt, welcher 
im Jahre 978 den Abt Hartwich einführte. Die charakteristische Ge- 
schichte von den erpressten Ochsen hat er gar nicht: dagegen fehlen 
hier die Namen. Beide stimmen darin überein, dass er bestrebt war, 
die Abtei zu Lehen zu erhalten; vergl. vs. 84. 


De advocato qui demone correptus villam pretorianam cum 
appendiciis Ixx® mansuum reddere compulsus est. 


Heros germinis ortum ducens stemmate comptum, 
Jus tenuit sacrae tutari predia tumbae, 
Qui ferus impietate tulit quam plurima late. 

ss Nam spoliis populi bos ibat erebrior illi, 
Qua pecudum captura carnes huic dabat hora’ 
Undelibet raptas, eivili erimine captas. 


! Umzustellen: 'dedit hie fas’. 
2 So vom Rubr. ausdrücklich durch die Interpunction verbunden. Auch unten 
v. 67 ist grex weiblich. 
‘ein. plebs’ bleibt bei der Umkehr. 
* Seil. versu, also fehlerhaft statt 'flexili'. 
‘die. ips.’ bleibt bei der Umkehr. 
% Die Zahlen habe ich zugesetzt. 
Umzukehren: "hora dabat carnes huic'. 


Y . .. » m 
Warrengach: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 799 


His epulis turgens, hine edes expetit amens, 
Qua positus tumba presens martyr gerit alma. 
6 Advenienti se gravis ultio martyris offert: 
Necdum limina templi tangens tristia perfert. 
Plenus demone pectus, heu quae jurgia questus, 
Quin suamet cunctis clamabat erimina gratis. 
Re nimium mira, mugitus pars dabat ima, 
65 Uno seilicet acsi plures carcere clausi 
E stabulis tauri mugirent gutture rauci, 
Sie sonuit cavea grex multi demonis una, 
Tam reboans jusum capto quam corpore sursum. 
Qua videas plaga quoniam censet Deus aequa, 
- (Juam sapiens justa compenset debita libra, 
Quam patiens judex martyr sit erimine vindex. 
Eece pius pater ipse scelus repetens tenuit jus: 
Ille comes ferus ante reus pecudum rapuit plus, 
Unde bubus parilis puduit miser et! patuit plus. 
Sub manibus nutans astantum dueitur intus, 
fol.a;v. Ad populis sacram quam tractus circuit aram’?. 
Dum vieibus multis hie eireumdueitur amens, 
Tandem reddita responsum dietis dederat mens, 
Non rediens plene, sed sensu famina pandens, 
so Ut saperent auri, fluerent aut rectius ori. 
Cui penitus sibimet reddendo cum studium dent, 
Consiliantur cari causas annichilari, 
Quas voluit niti contra jJus nobile templi, 
De manibus regni non eque” suscipiendi. 
s; Illas protinus abjurans non scandala sanat, 
Non adeo lesi sensus tune naufraga tranat, 
Ut mox passio vexet captum, nee requiem det. 
Tune iterum suadent quo predia publica donet, 
Ipse dueis feudo* tenuit quae debita templo; 
‘ Haec redibens sanctis restaurat perdita mentis. 
Is locuples pagus sparsos per jugera mansus 
Si releget, centum simul undenis°® vieibus sunt, 
Quod decies septem mansus gens Norica dicet. 
Dux tulerat terras Arnoldus pestifer istas, 


Bei der Umkehrung bleibt "miser et’. 
9 KO ” ’ . Fr 

®2 “eireuit aram bleibt. 

‘non eque’ bleibt bei der Umkehr. 
Übergeschrieben 'vel dono'. 

‘simul undenis’ bleibt. 


Ss00 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 22. Juli. 


ss Nisus scandere vi, non leetus eulmina regni, 
Ac temerans veterum tune plurima cenobiorum!'. 
Hine spoliis celi jam florent robora” secli, 
Quae lacerant matrem, dum certant ponere patrem, 
Non placitum matri, leetum vi Simonis atri”, 

ıo Pro canonum parma cui rex synodo ciet arma. 
Turbant intima, seindunt extera. Cur? siluit lex. 
Miscent dissona, findunt consona: jus necuit fas. 
O Deus omne pater seelum turbo rapit ater. 
De veteri preda retinet martyr tamen illa 

os Arva comes quae reddit, quem tum demone solvit, 
Cogens verbere strietum templo reddere vicum, 
Qui glomerans plebes nune est pretoria sedes. 
Sie utinam multos direpto cespite fultos, 
Alme Deus, raptas eompellas linquere terras! 

1 Rus noviter seissum binis in curtibus ipsum, 
Quod rediit signo, servit Jam foenore digno 
Pro placito fratrum, qui servant carmine sanctum. 


ll. 


Die folgende Geschichte folgt ebenfalls bei Tm. Mayer S. 343, aber 
nur ganz kurz. Der Thäter heisst da Heinrich, nicht Isanrich. Bernhard 
von Grube war nach M. der Bruder des Sigboto, und kommt von 1070 
bis 1102 als Vogt vor. 


De Isanrico qui in porta curtis beati Quirini bovem ex banno 
oblatum jugulans ipsa noete perüt. 


Fit monasterio tutor post tempore pauco 

Non equidem fervens, nec causas munere censens, 
ss Non nimium durus, nee qui cupide tulerit jus, 

Sed studio justi spernebat commoda lueri, 

Et dederas nomen, Bernart, huie lenius omen. 

Qui sceleri dandum nolebat tollere bannum, 

Faustus conjuge clara, celso stemmate nata. 


! Vergl. den ähnlichen Ausdruck Od. XVII, 41. 
2 "ardua’ ist getilgt und 'robora’ darüber geschrieben. 
3 Durch Simonie; die Worte '"Simonis atri’ bleiben bei der Umkehrung. 


Warrensach: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. s01 


1:0 Stirps fuit hee comitis jam supra desipientis', 
(Quem retuli pro se rem sacris restituisse”, 
Dli erebrius atqui turbis complaeitanti, 
Dum nichil it lucro, dieebat domna marito°: 
(Juae redeunt causis e tantis commoda mensis? 
1»; Hospes® ait: Bannos libeat cur eminitandos, 
Quis generis forma vestri, pars heu tonet ima? 
Porro proxima culpam pleetens eontio quandam 
Juris judice bannum sanxit erimine dandum. 
Ergo primitus hune dum’ preeipit aceipiendum, 
ı;o Acceleratur res, profertur bucula florens, 
Inde subit claustro, festis ut gaudeat ultro. 
Nox patuit nati solis, laus virginitati‘. 
Jam domibus proceres densant, per menia miles, 
Armigerorum turmas mixto turbine versans, 
::; Ibat plurimus et se miscens plebe satelles’, 
Qui stupuit cetus mirandum quod referemus*. 
Illaqueata subit bos atria cornibus illie, 
Festae prebita mensae, solvens debita culpae. 
Quo eolitur Nycolaus, curtis prior est aditu lar”. 
:, Arcus sustinet hune, portas cui substituerunt, 
(Jui monasterium fecerunt ceingere murum, 
Clausit qui vice‘ castri quondam menia claustri. 
Nune recidens portae veteris finem capit aede, 
Sub qua vietima transit, quam feriens ibi stravit. 
“s Causa sibi propriae mortis princeps coquus ipse, 
Hane jugulans sola jactando robore plaga, 
Seu tribui bannum gavisus carnificandum, 
Ietu eonfieit auspice, bos venit haec prior inde, 
Sed furia captus non aequos senserat actus, 
ss Tota nocteque frustra balnea dum sibi plura 
Mox facerent, toto nil pausat corpore foto, 
Cui cerebrum tantum eredebant frigore tactum, 
' Also des Poppo; vergl. v.126. 
‘Sacris rest.’ bleibt. 
® "domna marito’ desgleichen. 
* Der Wirth, Hausherr. 
° “hune dum’ bleibt unverändert. 


w 


In der Legende deutlicher als Weihnachtsabend bezeichnet. 
‘ Umzukehren: 'Pl. sat. mise. et se’. 
‘"Quod ref.” bleibt. 
‘per portam, cui ecelesia S. Nicolai imminet’ Legende. Bei der Umkehrung 
ist, zu lesen: 'Lar aditu prior est’. Lar bedeutet auch in den Oden das Haus. 
% "qui vice’ bleibt bei der Umkehr. 


502 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 22. Juli. 


Unde ealor euratur aquae', qua” confoveatur. 
Sed Dominum contra quid agat” ratio rogo nostra? 
fo. 34 155 Quid studii nostri eoncertet Cunetipotenti? 

Celo prodita non vaga' lex stat vindice plaga: 
Terrae denique vires, judex celice, rides. 
Vir moritur reus ille, Deus pius enitet idem’°: 
Non spoliis inopum fert blande prandia ditum, 

:6 Nee placitum monstrat martyr, quod erimine constat 
Judieiali banno lueris exagitando. 
Quam miseris durum diserimen judieiorum, 
Quo minus et magnum faciunt par debita dampnum', 
Creseit ubi judex precio, stant deterius” res. 

ss Post alium nolens defensor sumere bannum, 
Nee tulerat pridem per multum temporis illum, 
Unde pius finis postremae condicionis, 
Hune monachis jungi concessit limine templi. 


IT. 


Der folgende Abschnitt findet sich nicht bei Heinrich. Der Graf 
Siboto wird von In. Maver als Graf von Neuburg an der Mangfall 
bezeichnet, der, wie unten erzählt wird, im J.ı106 die Vogtei dem 
Grafen Otto von Wolfratshausen übergeben musste; er war der Bruder 
des vorher erwähnten Bernhard und des Abtes Udalschalk (1092-1102). 
Von dem Ende des Untervogts Wolvold ist noch unten in V. die 
Rede. 

De advocato Sigbotone et ejus vicario Wolvoldo post mortem 
demonum ludibriis tradito. 


Singula turbans”, omnia captans, omnia predans, 
io Singula tollens’, omnia fallens, omnia fraudans, 
Fons laerimarum, erux miserorum, fax populorum”, 


! "euratur aquae” bleibt. 
2 ‘que’ Hs. 
3 "quid agat’ bleibt. 
* 'non vaga’ bleibt. 
Ebenso 'en. idem'. 
% Umgekehrt: 'D.d. p. f. m. minus et quo’. 
‘st. det.’ bleibt. 
Desgleichen. 
Ebenso. 
!% Hier bleiben je 2 Worte in ihrer Folge. 


Warvengacn: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 


Perfide sanctis, legis abusio', passio plebis, 
Juris nomine raptor maxime, post date” tutor, 
Tu nimium miserae detonsor Siboto terrae, 

ıs Pastor ovilia cogis, te, lupe’, sanguine prodis, 
Falso nomine tutor, factis dilaniator, 
Alma prius tu jura lucellis® subposuisti, 
Servieiorum pondera pressis imposuisti. 
Ille tuus judex effulsit eriminis index, 

:s Quem rapuit busto demon sub judice justo, 
Quo stupida pupa lusisset, carne sepulta’, 
Qua cupida larva ferus ante subegerat arva. 


Nam luit ille palam® moriens, tu quae tuleras elam. 


Clam memoro, non quin hee tolleret in manifesto', 
:»; Nec sineret quiequam, sed juris sub tegumento", 

Rem populi radens plebi predo sibi’ judex, 

Lucrum nomine justiciae per’ competa poseit: 

Pro nichilo pendit jus, de quo commoda non sint. 

Nomen’ cui bene" das, ovium plus belua mordax, 
9, Sie patria lingua deflexum preduce causa, 

Ceu pecorum raptus ut curet'”, sit latro natus, 

Ah populos carpens vir, tanguam fuseina carnes. 

Hie prior hae terra tutoria tunc'” sibi jura. 


Acer eondidit, ob quae nunc heu plebs gemit'* aeque. 


9 Quaedam spernere gaudet, spes hoc Cesaris audet, 
Qui vetuit seriptis quas fraus haec intulit istis, 


15 


Non tolerandas'” conditiones serviciorum, 
Ordine judieiorum'" seissas legitimorum. 


Desgleichen. 

‘post date’ bleibt. 

‘te Jupe’ ebenfalls. 

Ebenso. 

‘carne sep. bleibt. 

Umzukehren: "luit ille palam nam’. 
‘in m.’ bleibt. 

Ebenso. 

Desgleichen. 

Wolvold. 

‘cui bene’ bleibt. » 

Ebenso. 

Umzukehren: 'tutoria tune terra prior hac hie. 
‘plebs gemit heu nunc ob quae'. 
‘Non tol.’ bleibt. 

Ebenso. 


30 


3 


804 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 22. Juli. 
IV. 


Hierauf folgt die merkwürdige Geschichte, welche ich schon in 
Perrz’ Archiv X, 636 mitgetheilt habe, und im Neuen Archiv VI, 213 
erläutert, nachdem A. JAEGER als den Ausstellungsort der von Hein- 
rich IV. am 15. Mai 1097 für Georgenberg ausgestellten Urkunde Nuss- 
dorf am Inn nachgewiesen hatte. Hierhin also hatte der Kaiser sein 
‘prandium bestellt, welches durch die trügerische List des Kloster- 
vogts ausblieb. Auf Siboto folgte 1106 als Vogt Graf Otto von Wolf- 
ratshausen. So weit also stimmt alles sehr gut zusammen; bedenk- 
lich aber ist, dass damals noch Udalschalk Abt war, auf den erst 1102 
Aribo folgte. Wie es sich damit verhält, vermag ich nicht aufzuklären, 
denn bei dem sonst möglichen Rückzug Heinrich’s V. aus Italien war 
schon der Graf Otto Vogt. 


De Arbone abbate et qualiter eum advocatus consilio nequam reum 
Cesari fecerit irreparabili dampno loci. 
Abbas prefuit Arbo, stridens limine cardo, 

0 Dum gemitus populi capiens, fert commoda null. 
Quo valuit nisu miseros hie fovit ab! ausu 
Prememorato, censor ubi sua, vult sua” questor, 
Qui sibimet legem sanxerunt rodere plebem. 

Dat comitis mire fraus istum ÜCesaris irae, 

:»s Uonsiliorum tegna, penis conficienda, 

Qua dederat tandem tantam vis regia celadem, 
Dum locus hie stabit quod eam non exsuperabit”. 
Rex Latio rediens Heinrieus previa mittens 
Summis nuntia elaustri, jussit prandia mitti, 

so Per fluvii valles Eni quo fert via* calles, 

Si eui Norica tellus post Latium petitur rus. 
Mons ibi celsus honori te dat, magne Georgi’, 
Illie Cesaris alis pausant agmina lassis. 

Ipse prior sacrae rex offert martyris arae: 

::s Huc reverens ordo proceres fert non sine® dono, 
Re tenuis qui tune locus ipse, viget melior nunc, 
Christi milite clarum quem flos miliciarum 
Cum populis ambit sollers, quem munere comit. 


‘“ausu fovit ab hie.’ 

® Umgekehrt: 'vult sua, censor ubi sua”. 

° "Exsup. non quod eam, stabit locus hie dum’. 
* ‘f. via quo valles Eni’. 
5 “Magne G. te dat’. 


‘non sine’ bleibt. 


Warrensach: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 805 


Arta manet sedes, medicans hie queritur edes, 
>:0 Tanti nomine sancti, si qui elade coacti', 

Seu febribus tacti, spem poscant anxietati, 

Quem titulum donis .abiens rex auxit et agris”. 

Plaustris congrua mandans illue miserat abbas 


Servieciorum xenia, sed tutor vafer illa 


N} 
n 
un 


Astu verterat acri,. suadens non ea tradi, 


Ceu fuerit fallax de Cesare nuntia portans, 
Quae melius noscens post mittat munera prudens. 
His retinet verbis mens callida munia regis, 
Tradit erimine vietum spreti prineipis istum’, 

>> Grebro qui sibi' plebis causa nomine regis 
Jus minitans questus interdum solverat ejus. 
Sie graviter frustra prestolans non sibi missa, 


fol.s4v. Rex nimium neglecta re motus, ferit acta, 
{o) E) 


Digno verbere eulpis instans durius ultis. 


n 
@ 
a 


Poseit euria missis ambos’ regia scriptis, 


Actor seilicet ac consultor” pellitur illac, 

Qua procerum turmae Ratispone glomerant se; 
Abbas pleetitur eris dampnis, tutor honoris”. 
Iste quater geminas templi de sede coronas‘, 


0 (Juas solidas flavo necenon ars fecerat albo, 


Ebdamadarum” sex pastu dat, sie adigit rex; 
arat fasces s yto o gerat'” ingens, 

Ile parat fasces sumptos Otto gerat' ing 

Vir generis elari, quem restat commemorari. 


Die folgende Geschichte findet sich auch bei Heinrich (S. 345 
bei MAvEr, aber mir in der ergänzenden Abschrift von L. vov HEmE- 


MANN vorliegend). 


1 


Auch hier findet sich (S. 343) bei der Erwähnung 


‘celade coacti’ bleibt. 


® "Auxit et agris’ bleibt. 


3 
+ 
5 
6-8 


° sie! 


Desgleichen. 


‘pr. istum’ bleibt. 
Desgleichen "qui sibi’. 
Ebenso 'm. ambos’. 


10 "Otto gerat’ bleibt. 
!! Statt des von Maver hervorgehobenen 'jura comieicius’ ist einfacb wie in der 


Vorauer Hs. 'comitis’ zu lesen. 


S06 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 22. Juli. 


des Grafen Otto von Wolfratshausen der Ausdruck "Nostra exinde 
aetate. Der ‘obengenannte Vicar' ist Wolvold. Über die Schreeknisse 
berichtet Heinrich 'vivis adhue testibus‘, aber ein wörtlicher Anklang 
findet sich nicht. : 


De comite Ottone, advocato S. Quirini, et de fine vicarii supranominati. 


Tandem tempore nostro fit tutor comes Otto, 

>; Passim credita pacans, sed luera' fortia captans, 
Pleetens extera vindex, radens intima judex, 

Iura sibi tutoris firmans anterioris, 
Per rabidum questorem, de quo tristia pridem 
lam cecini supra, caniturus adhuc” sibi plura, 

:;e Qui populo feralis perstans officialis, 

Sub vieibus censoris, ut Assur virga furoris”, 
Omne prius presumptum cogebat quasi’ justum. 
Is moriens demum fit Judus demoniorum, 

Ut memorant ejus curantes flebile funus. 

:;; Atra rapit finis sors hune vehemens animae mors, 
Quae miserum prorsus cum debet linguere corpus, 
Tartareorum premicuerunt signa dolorum. 

Non erat ullus totius edis tam locus intus 

Quam foris, unde silerent monstra, sibi nee agant rem. 
>60 Qua tabulae junetae vel fissae trenera® cunctae 

Adgemuere columnis, insonat angulus omnis", 

Postes, limina, cardo, foramina, teeta, fenestrae', 

Irrequiete concrepitarunt singula ve! ve! 

Quin cuneum tetrum senserunt demoniorum 


» 
a 
7 


Alta super tecti miserum jam poscere morti. 

Qui strepitus elamoris tune heu tristibus horis 

Vix pavidas isti fert exequias morienti”. 

Sie superis funetus petit sie Tartara ductus, 
Tamquam vietima pinguis, perpes quam coquat ignis”. 
> Exanimatum plebs stipat mox credita poscens, 

Pro spoliis rerum stant debita serviciorum. 

Non aliter fugiens, fauces pro sanguine lingens, 


! "sed 1.’ bleibt. 
? Ebenso. 
® Umgekehrt: "Virga f. ut Assur”. Vergl. Jes.ıo, 5. 
4, °c.g. bleibt. 
So steht ganz deutlich da. 
‘Ins. a. o.' bleibt so. 
Umzukehren: "Tecta f. c. f. 1. postes.' 
"Exequias mor.’ bleibt so. 
"‘Q. ce. i. desgleichen. 


= ' : late. m m 
Warresgacn: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 807 


E stabulis molli demorso plenus ovili', 

Ore lupus rabido densavit corpora vulgo, 

Qui pavidum elamando fugarunt exagitando. 

Ille eitat eursum, sors acrem detulit ursum, 

1° saturum sorbet, populis quo gaudia prebet. 

Sie eibus est mortis, miseris hie publieus hostis. 
Pleps celebris casu coit”, huie non promtula planctu. 
Nam quis eum plangit, nisi quos' et debitor angit? 
Qui sibi pro’ dampno flebant, non hune miserando. 
Quod populos convolvit crimen, quis prece” solvit? 
Quis facinus purgat pro quo vox publica surgat? 


n 
1 
{071 


D 
o 
° 


Quo patriae plorent indultum, quis scelus oret', 
Ni sua despoliatis reddat debita gratis? 


D 
© 
un 


ME 
De sepultura vicario eidem vix obtenta, sed a demonibus diu sepius- 
que violata. 
Quique ministeriales stirpe sibi sociales‘, 
Juneti funere tristi, templi menia sancti 
Competiere, :nepoti’ querere munia busti; 
Sed vetuit cetus, nisi pro causis fieret jus. 

0 Vox populi clamat, quod terram non sibi'” pandat, 
Ni medium cernant, pressis qui debita reddat. 
Propterea reduces vectarunt corpus in edes!. 

Tum preeibus partim sedarunt, munere partim, 
Quae populi major poscebat debita elamor. 
2»; Post revocant clausis eurandum funere causis, 


12 


Cui tribuunt tumulum non digne, sat prope ° templum. 


@Quod poterant homines duras in conditiones, 


Ebenso. 

2 Sie! 

‘casu coit’ bleibt. 

Umgekehrt: 'nisi quos, plangit quis eum nam’. 
'sibi pro qui’ und ‘'Hune miserando'. 
‘quis prece’ bleibt. 

" "Oret quis scelus’. 

‘Stirpe s. soc. q. min.. 

"Compet. nep.’ bleibt. 

Ebenso. 

‘ec. in edes’ desgleichen. 


10 
11 


2 ‘sat prope’ bleibt. 


Ss0s 


fol. 35 


300 


325 


Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 22. Juli. 


Pro modulo rerum non segnes exhibuerunt. 

At superis regnans et mundi sceptra gubernans' 
Illie protinus irae signa dat edita” mire, 

Corpus demone torquens, ut pateant animae res, 
Quam fuerint artae, cui vas fert tortor aperte®. 
Noctis tempore semper portans ille cadaver‘, 

Id variis aut hue furiis aut transtulit illue. 

De laribus villarum poscens contiguarum 

Huie prius heu’ notorum eommoda servieiorum, 
Hie, referunt, dicens: Quo vietima quam michi® debes? 
Hic: Modium comiti cur, inquit, non tribuisti‘? 
Seu stomaehans: Bannum non curasti michi” dandum! 
Sie misero euidam: Fer jus’, michi dueito vaccam. 
Hine rediens lato giro per plurima facto, 

Artus eondidit ultro quo tulit ante sepulchro', 

Nee fuerat reditus eicior, nee serior ejus'", 

Quam sonuit signum nocturni temporis ymnum', 
Ut sonus hie busto fieret non absque sepulto'®. 

Sie memorant factum, sie noctu sepe notatum'*. 
Laus Domini fregit, quas res ars demonis egit. 
Numquam tempore laudum feeit funere ludum, 

Et fugiens fossa deponebat prius ossa. 

Ast remeans tumulo minabat turbine multo 

Omne genus pecoris, variis id duxerat horis. 

Quos veniens vel iens' adit, horror defugat ingens. 
Effert martyris haee res cum formidine' vires, 

Qui spoliis rerum numero perplure” dierum 

Hune populis ejus durum non plectere pejus 


Umgekehrt: ‘Se, gub. et mundi. 
‘Edita m. s. dat’ 

Tortor ap. fert cui vas’. 

'Ille cad.’ bleibt. 

‘prius heu’ desgleichen. 

Auch 'quam m.’ 


‘Non trib. cur inquit'. 
‘cur. m.’ bleibt. 


‘Fer jus’ desgleichen. 
“Ante sep. q. t.' 


"Ejus nee serior. 


"Temporis ymnum'. 


Umgekehrt: "absque s.n. f.b. sonus hie ut‘. 


'Sepe not. 


‘vel iens’ bleibt. 


: 5 - 
cum form. ebenso. 
sie! 'p- d.' bleibt. 


WawrensacHh: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 809 


Ultor plebibus ipsis, quam queat indieiis his', 
Ne lateat tales suamet fraus officiales, 
Discant quo duce vadant, qui male non sua” radant. 


at 


Den Vorfall des bei der Bestattung der Gräfin Adelheid von Sulz- 
bach, der Schwester des Grafen Otto von Wolfratshausen, ausgebrochenen 
Streites berührt auch Heinrich (S. 344 Maver) in Verbindung mit der 
gleich folgenden Geschichte von der Entweihung der Kirche. Diese, 
sagt er, liessen Abt und Mönche zu, um das durch die Bestattung ge- 
schehene piaculum’ zu sühnen. Die Gräfin Adelheid starb am ı 1. Januar 
1126, aber die Vermählung ihrer Tochter Bertha mit Kaiser Manuel. 
welche hier schon erwähnt wird, fällt erst in das Jahr 1146. 


De Adeleida sorore comitis et oblatione ejus ae morte. 


Egra soror comitis tutoris nomen habentis”, 
0 Mater splendida stirpis Sulbacio dominantis' 
Cujus filia Greei scandit culmina regni, 
Fratris menia visit, quam perducere’ jussit, 
Quo tumulum sacrum vidisset martyre clarum. 
Illue dum venit, acri decidit obsita febri‘, 
ss; Qua gravius languens, jam mortis limina tangens, 
Arae tradidit aurum gemmis structile purum, 
Quo lapidum bis sex par offert ipsamet index. 
Hinc ealicem vidi nune aptum martyris edi, 
Raro tam breve’ vas tam claro scemate cernas. 
; Qua nitida scala pedibus de gutture tensa 
Per celebres comitissa dies” comis fuit ipsa, 
Fulgens ordine gemmis lucida bis duodenis”. 
Demum morbida partu fudit funera planectu, 
Unde nimis comes Otto dabat studium, jaceat quo 
3; Ipsa soror tumulo celebri, sua stirps'” pateat quo. 
Mos habuit matres in partu'' deficientes, 
Ne subeant sacrum limen tune ecelesiarum, 
Dum memorans ipsas dat commendatio missas. 


‘Ind. his quam queat'. 

® "n.s. qui m. v. quo duce'. 
> "Nom. hab.’ bleibt. 

! "Sulb. dom.’ bleibt. 


1! Ebenso. 


s10 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 22. Juli. 


Quod vetuit fieri ceu parcens ille sorori', 

so Fit pietas personae dampnum religione”. 
Munus funebre sacris defert gloria fratris: 
Illud spreverat abbas non templi temerans fas. 
Quod comes ex ditione® peregerat ambitione, 
Fert graviter totis hoc’ fratrum contio votis, 

ss; Quae famulans edi, dolet hanc’ de funere ledi. 
Cui renuens morem defensor tollit honorem". 
Res eadem majores prebens nempe labores’, 
Post etiam sacras infringi fecerat aras. 
Ejus turbinis auetor nutans fit vice“ tutor, 

6° Vi temerans templum, vi curans restituendum. 
(Juod minimum reverens nec commaculasse pavescens”. 


10 


@Quem tumide sprevit penas a martyre sensit. 


Vn. 


Dieser Abschnitt handelt von dem Schisma unter Heinrich IV., 
aber, wie in der Überschrift ausdrücklich gesagt wird, mit Beziehung 
auf die Gegenwart. Damit kann nur das Schisma nach dem Tode 
Adrians IV. gemeint sein. Der Vf. ist im Ganzen auf der kirchlichen 
Seite, aber, wie auch Heinrich, doch nicht ohne Bedenken. 


De scismate inter papam et regem, ubi preterita referens, poetico more 
presentia tangit. 


Lis scelerum nodis se nectens pristina nobis, 
Olim grandibus actis patribus obvia sanetis, 
ss Rupit erimine regis primae federa sedis, 
Turbans ecelesiarum'' pacem cardine rerum, 
Seindens eulmina secli, purgans lumina celi, 
Clavis celica Petri dum trans cornua sceptri 
Altos fulminat hostes tanqguam fulgura montes. 
sro Lis faciens inguam neutris rem partibus equam'”, 
Cum dominis nostris placuit jJus querere probris, 
Quae grave sit ferri, gravius nec suave referri"”. 


Diese je 2 Worte bleiben bei der Umkelrung in ihrer Stellung. 
!ı "Turb. ecel.’ bleibt. 
2 Ebenso. 


Desgleichen, dann 'grave sit quae. 


Warrensach: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. sıl 


Non geritur mori mos, gloria non fit honori', 
.Ut moderans horum fieret” dux consiliorum. 

ss Laus est, durius acri pugnos reddere patri, 
Ut fabricans pacem queat his” vix tollere falcem, 
Sol veluti Phebe committat prelia fede. 
En species ludi stant summa cacumina® mundi, 
Qui minium dure vario certant sibi jure. 

sc Pro studio causas dant ambo grandius ausas, 
Quid poterint tractant, non quid dent acta, retractant’. 
Monstrant qualia possint, at non qualia prosint. 
Reges omnia possunt, quae non omnia prosunt. 
Paulus quod sibi subsint res et apostolus inquit, 

ss Quod eupiam patet omne licere, nee expedit® omne. 
Dum varie jactant se, paci dissona tractant. 
Enses duriter in se’ collidunt gemini se. 
Presul spiritualem°, rex fert materialem, 
Hic animae judex, hie durus corpore vindex. 

fol.asv. 39e Spirituales hunc, sed carnales’ metuunt hune. 

Nos trepidae gentes, amborum scripta legentes, 
Ceu pueri, bellantes prospeetando gygantes', 
Dum timidi miramur, agendum nil meditamur", 
Nee miseris parcent, qui se sie acriter arcent’”. 

ss Haec Deitas speetes, auferri scismata prestes'”. 
Quo feror? in celum non ausim'* mittere telum. 
Non operae michi lex hujus, regat haec'’ superum rex. 


VI. 


Die Geschichte von der Entweihung der Tegernseer Kirche durch 
den fanatischen Erzbischof Konrad von Salzburg ist auch von Hein- 
rich ausführlich erzählt, bei dem auch der weitere Verlauf zu finden 
ist, der hier fehlt: er bezeichnet Erzbischof Konrad als ‘senior und 


! ‘Non f. h.’ bleibt. 

Nicht umzukehren. 

's. c.’ bleibt. 

’ "a. r.’ ebenso. 'poterint’ steht deutlich da. 
Umgekehrt: 'nee expedit o. 1.. 

’=1l Nicht umzukehren. 

12. 13 Desgleichen. 

Umzukehren: 'non ausim celum feror in quo’. 
15 Nicht umzustellen. 


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Sitzungsberichte 1897. 74 


812 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 22. Juli. 


hat also nach 1164 geschrieben. Nach ihm war, wie auch hier, der 
Erzbischof empört, weil Bischof Heinrich von Freising (1098-1137) 
von den Wibertinern eingesetzt war, aber sich doch behauptet hatte; 
von ihm war die nach dem Brande von 1035 neugebaute Kirche ein- 
geweiht. Der Erzbischof wurde hingeführt von Sibodo, dem früheren 
Vogt, und Otto, und zerstörte die Weihen Heinrich’s, scheint aber 
endlich selbst von Zweifel und Reue ergriffen zu sein, und vollzog 
dann die neue Weihe. Es geschah nach der Tegernseer Chronik 1135; 
Heinrich und auch unser Dichter tadeln seinen unverständigen Eifer. 
Von Castorius ist bei Heinrich nicht die Rede: hier fehlt der Schluss, 
und da der Text genau bis zum Schluss der Lage reicht, ist anzu- 
nehmen, dass das Ende verloren ist. Über die darauf folgende Kreuz- 
zugsdichtung, welche ursprünglich wohl nicht dazu gehörte, habe ich 
im Neuen Archiv U, 414ff. berichtet. 


Quod diu seisma lateque resederit, etiam auetoribus ejus defunetis, 
et qualiter archiepiscopus eccelesiam beati martyris traetaverit. 


Lis veteris causa litis pendens quasi cauda, 

Et relevans busto se nempe dracone sepulto', 
0 Tune tenuit terrae permixtim elimata nostrae, 
Heu retrahens stellas a celi” luce eaducas’, 

In tenebras ductas, umbram pro’ sole secutas’. 
Jam requie celi lux almo splenduit illi, 
Qui placuit Christo, sollerter Symone muncto, 

ss Qui prior ore probus, casti moris tonuit jus, 
Quo gradibus sacrorum stet lex officiorum, 
Ne subigant elerum post illecebras mulierum‘, 
Quem vieibus septem vigilem dat cartula vatem’, 
Qua serie seripti sedes fit cognita Petri, 

40 Patres ordine censens, quos haec extulit omnes. 
Jam luerat dignas Gwiberti factio penas, 
Ipse datus morti, stirps improba deeidit orei, 
Sed residet pestis rebus sub sceismate gestis. 
Presul denique montis libera jura canentis" 

+5 Regis munere sedem tantam nactus et urbem', 
Navim non bene! Petri scandit munere sceptri, 


'n. dr. sep.’ bleiben so. 

275 Diese je 2 Worte sind nicht umzustellen. 

“ill. mul.’ bleibt. 

Am Rande roth: "Gregorius septimus’. 

‘Jura can.’ bleibt. — Heinrich, Bischof von Freising, ist gemeint. 


% 'nactus et u.’ bleibt. 


10 Ebenso. 


WartEnBAcH: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 


A patriarcha' preditus ordine pontificatus, 
Qui retinens a rege datas tune res Aquilejae”, 
Post dominum papam cum cesare pacificavit. 
#0 Exin quoslibet ordine leetos amplificavit, 
In propriis gradibus firmatos consolidavit; 
Quos statuit pridem, primatus culmine stravit, 
Quorum portio grandis presul prememoratus, 
Semper seismate eulpabatur cauteriatus, 
+; Quamquam limina Petri scandens se stabiliret‘, 
Clari pragmate cleri quamvis presul obiret'. 
Atqui sevior illis archiepiseopus horis 
De titulis lesis it corrector diocesis’. 
Per geminos comites in eisalpina potentes®, 
4 Martyr ubi pausas, aspernans hie petit’ aulas, 


Laudum carmina sprevit, nec prece thus adolevit*. 


De foribus lateris trans templum versus abibat”, 


Hine reliquas edes quam multis septus adibat'": 


Fratres cum patre poscens, quare dixit adesset', 

45 Quod veteres aras sacrandas frangere vellet. 
Patrem nec mora' fratres pro re consuluerunt. 
Hii dum primitus arceri sacra'” prestituerunt, 
Per comitis jam lesa sororem'* commonuerunt, 
Quam refici labem vix egre sustinuerunt, 

4 Sed comiti probris hance turbelam retulerunt'”, 
Qui maculans pridem tune ipsam diluit edem, 


6 


Egit tam levis illud quam temerarius' istud. 
Udalrich von Aquileja. 

‘Res Aquil. t. ar. d. 

Diese je 2 Worte sind nicht umzustellen. 
“Thus adol. nee prece'. 

‘V,. a. bleibt. 

'Septus adibat quam multis’. 

“Dixit adesset. 

‘nee mora’ bleibt. 

“arceri sacra pr. hii dum'. 

‘1. s. p. c. jam’. Vergl. oben S.809. 
"Turb. ret.’ bleibt. 

‘g. t. ill. tam levis’, 


813 


814 


Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 22. Juli. 


IX. 


Quod altaribus eonfractis sanctorum Crisogoni et! Castorii conspeetis 


ossibus extimuerit. 


Inde celer sacras antistes dissipat aras, 
Quarum prineipe cesa, sunt duo visa sygilla°, 

«s Unum, quod vetus”, infra, serius ordine supra'. 
Horum conditus uno lar est’, redditus uno 
Post einerum tlammas, laudes ad martyris almas. 
Heros utraque cernens diseit singula sollers. 

Non tetigit primum quod duxit numine dignum, 

40 Sed religuum tollens: Heinriei, elamat, honores® 
Hie capiunt finem! Gradibus tum constitit isdem’, 
Rem populis monstrans, capto sie hoste triumphans®. 
O quid ovans faceres, Heinrieum si retineres"? 
Exin quattuor aras destruit omnia girans, 

ss Saxis obdita desuper aufert signa potenter' 

Nil renuens quod vult, incurrit'' qualia non vult. 
Clam positis celaras sacris dum sperneret aras'”, 
Nee reputans quid ibi fors nobile posse recondi", 
Rupit condita supra, sed sacra nescius infra' 

4 Liquit, copia quorum clausit paucula sursum 
Signis addita tantum pignora moris in actum'”. 
Una caput preter te, Castori, tenet ara, 

Alta tribus sociis florentem quem tulit ethra. 
Comit nobile celarescens Chrisogonus altar, 

s Ossa nitor quo prefert inclita luminis instar. 
Ambos archiepiscopus hos, ut abest, chorus'” effert. 
De numero fratrum ponuntur qui sacra" servent. 
Ad gerulas dandum perrexit poscere plumbum. 


‘et’ fehlt in der Hs. 

‘Visa syg. s. duo’. 

Nicht umzustellen. 

Desgleichen. 

Das ist der heilige Quirinus. 
Nicht umzustellen. Bei Heinrich sagt er: "Heinriei honores exeunt’. 
Nicht umzukehren. 

Desgleichen, und 'quid ovans 0. 
‘Signa p. des. aufert.’ 

‘q. v. ine.’ bleibt. 

Ebenso. 

‘Nescius infra sed sacra'. 

‘Moris in a.p. s. a. t.' 

'E. hos ut a. chorus'. 

Nicht umzustellen. 


Warrengach: Über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 815 


Die letzte Zeile findet keine Aufklärung in der ausführlichen Dar- 
stellung des Mönchs Heinrich. Der Schluss fehlt leider, und wir wissen 
nieht, ob, wie bei Heinrich, noch weiter von den Vögten Otto und 
Heinrich berichtet war. Die Handschrift, welche doch wahrscheinlich 
in Tegernsee geschrieben war, scheint frühzeitig von dort fortgekommen 
zu sein, wodurch es sich erklärt, dass ihre Zusätze in der Tegernseer 
Litteratur keine Beachtung gefunden haben. Erfahren wir nun auch 
daraus, und überhaupt aus den Quirinalien nicht bedeutende geschicht- 
liche Thatsachen, so sind sie doch erfüllt von charakteristischen Zügen 
über Sitten, Denkweise und Aberglauben der Zeit; es ist eine kultur- 
historisch wichtige Schrift, von welcher eine correete und handliche 
neue Ausgabe, verbunden mit der ältesten Passio und Heinrich's soge- 
nannter Passio II, sehr zu wünschen wäre. 


Ausgegeben am 29. Juli. 


Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 


Sitzungsberichte 1897. 75 


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SITZUNGSBERICHTE _ 1897. 
DER XXXVM. 
KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


22. Juli. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. 


Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. 


Hr. Dangs las über Brustbein, Schulter- und Beckengürtel 
der Gattung Ärchaeoptery. 

An der hiesigen Archaeopteryx-Platte wurden alle Theile der rechten Beckenseite 
und von der Unterseite her ein Durchschnitt des Sternum, das distale Ende des 
linken Coracoid und die Querdurchschnitte der beiden Fureula- Äste blossgelegt. Die 
auffallende Verschiedenheit der llia des Londoner und des Berliner Exemplars führte 
zur Trennung in zwei Arten; für die durch das hiesige Exemplar repräsentirte neue Art 
wurde der Name Archaeopteryx Siemensiü vorgeschlagen. — Auch die neuaufgedeckten 
Skelettheile sprechen dafür, dass Archaeopteryc kein Übergang zwischen Reptil und 
Vogel ist, sondern ein Vogel, bei welchem Merkmale, welche jetzt nur unentwickelte 
oder junge Vögel aufweisen, dem ausgewachsenen Individuum eigenthümlich sind. 


Sitzungsberichte 1897. 76 


818 


Über Brustbein, Schulter- und Beckengürtel 
der Archaeopteryx. 


Von W. Danmes. 


Ike Skelet der Archaeopteryw ist im allgemeinen gut gekannt, da sich 
die beiden bisher gefundenen Individuen in erwünschter Weise ergän- 
zen, wie es in meiner Beschreibung des Berliner Exemplars ausein- 
andergesetzt ist'. Nur eine Lücke bestand noch in dem Mangel einer 
vollständigen Kenntniss des Brustbeins und der beiden Extremitäten- 
gürtel, welche sich um so empfindlicher fühlbar machte, als gerade 
diese Skelettheile für die Beurtheilung der Stellung der Archaeopteryw 
im System und für ihre Bedeutung in phylogenetischer Hinsicht von 
grösster Wichtigkeit sind. — Mehr als in anderen Theilen des Skelets 
ist die Umformung zum Flugthier in diesen ausgeprägt, denn ihnen 
fielen die wichtigsten Aufgaben und die daraus entspringenden Ver- 
änderungen zu: die Vorderextremität sollte das Thier in die Luft er- 
heben und darin fortbewegen, erhielt also eine Function, die der der 
Landthiere schroff gegenübersteht, bei denen der Hinterextremität die 
Hauptkraft der Locomotion anvertraut ist; und andererseits entstand 
für die Hinterextremität nun, nachdem die Vorderextremität der Mit- 
wirkung der Bewegung auf der Erde oder auf‘ Bäumen und Felsen 
völlig entzogen war, die Aufgabe, den ganzen Körper zu tragen, 
dessen Last bei den Landthieren mit wenigen Ausnahmen (Mehrzahl 
der Dinosaurier, Känguruh, Mensch u. a.) von beiden Extremitäten- 
paaren gemeinsam gehalten wird. 

Archaeopteryx steht nun, wie bekannt, zwischen beiden: die Vor- 
derextremität hat sich schon zum Flügel umgeformt, aber noch nicht 
bis in die bei den jüngeren Vögeln erreichten Stadien. Die Finger 
sind nicht verwachsen, tragen an allen 3 Fingern Krallen und haben 
im Vergleich zum Unterarm noch nicht die Länge erlangt, welche 
hei guten Fliegern sich stets entwickelt. Jedenfalls dienten die Arme 
noch mit zur Stütze und zur Fortbewegung, sei es nun beim Laufen 


! Über Archaeoptery. (Palaeontologische Abhandlungen. Bd. 2.1884. S.1ıgff., t.15). 


Danzs: Archaeopteryw. 819 


auf der Erde und an Felsabhängen oder beim Hüpfen auf Baum- 
oder Strauchästen. 

Aus diesen Gründen ist die Kenntniss der Extremitätengürtel so 
bedeutsam; sie lehren, bis zu welchem Grade die Annäherung an die 
Entwickelung der geologisch Jüngeren Vögel erreicht ist, wie sich beide 
in dieser Beziehung zu einander und zu der Ontogenie des Vogels 
verhalten. 

Dass an dem Berliner Exemplar diese Fragen zu lösen sein wür- 
den, habe ich nie bezweifelt. Jedoch standen der Ausführung der Frei- 
legung der betreffenden Knochen Hindernisse entgegen, welche wesent- 
lieh in dem Bedenken beruhten, ob die Platte, auf‘ welcher das Skelet 
liegt, einer weiteren Bearbeitung ohne Gefährdung würde unterzogen 
werden können. Nachdem eine erneute Untersuchung der Dicke und 
Festigkeit der Platte dieses Bedenken gehoben hatte, liess ich den 
Diener unserer geologisch-palaeontologischen Sammlung, BOoRrcHERT, 
nach meiner Anweisung und unter meiner Aufsicht die Freilegung 
vornehmen, und zwar die des Brustbeins und des Schultergürtels von 
der Unterseite her, nachdem der mörtelartige Gyps, welcher als Unter- 
lage der Platte angewendet war, dort entfernt war, wo Reste der- 
selben der ungestörten Lage und Erhaltung des ganzen Skelets ent- 
sprechend angetroffen werden mussten, die des Beckengürtels von 
der Stelle der Oberseite aus, wo das Proximalende des rechten Ilium 
aus der Platte herausragte.' 

Es ist der Zweck der folgenden Mittheilung, über die dadurch 
erzielten Ergebnisse zu berichten und ihre Bedeutung für die Stellung 
der Archaeopteryx zu den übrigen Vögeln darzulegen. 


ı. Das Brustbein. 


Bei der Präparation von der Unterseite wurde der Durchschnitt 
des Brustbeins freigelegt nebst einigen Fragmenten des Schultergürtels 
und der Innenseite des distalen 'Theils des rechten Humerus. 

Das Brustbein stellt sich in dem entblössten Querschnitt (Fig. 1. s) 
als ein dachförmiger, dünner, kaum 0”"5 dicker Knochen dar, dessen 
beide Seiten vorn unter einem spitzen Winkel von ca. 45° zusammen- 
stossen. Hier ist der Knochen etwas, aber nur wenig dieker als auf 
den Seiten. Im vorderen Theil ist die Ausfüllungsmässe zwischen bei- 
den Häiften krystallinischer Kalkspath, im hinteren dichter lithographi- 


! Der unermüdlichen Geduld und der Geschicklichkeit, mit welcher BorcHER'\ 


diese schwierige, nur mit feinen Nadeln zu bewerkstelligende Freilegung in wochen- 
langer Arbeit ausgeführt hat, will ich auch an dieser Stelle meine Anerkennung nicht 
versagen. 


-R 
16* 


820 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. Juli. 


scher Schiefer. Die eigenthümliche Lage des Sternum gegen das übrige 
Skelet erklärt sich leicht. Bei fast allen recenten Vögeln hängt das 
Sternum fast senkrecht herab, und davon machte Archaeoptery& keine 

Ausnahme. Sein distaler Theil bettete 


Fig. 1. sich nun in die unterliegenden, noch 
Ä nieht erhärteten Schichten des Schie- 


fers ein, wurde beim Spalten der Plat- 
ten nicht beachtet und ist nun ver- 


loren. Der proximale Theil verblieb 
07 in der Platte selbst in fast natürlicher 
s Querdurchsehnitt durch das Brustbein; e.distales Lage zu dem Schultergürtel, nur et- 
Ende des linken Coracoid von der Unterseite; f Quer- 4 » . 5 
durchschnitt des rechten; /, des linken Fureula- was auf die Seite und nach oben VEer- 
Astes; 4 rechter Humerus von der Unterseite. 
Natürliche Grösse. 


schoben, was daraus hervorgeht, dass 
auf der linken Seite das linke Coracoid, 
auf der rechten das obere Ende des rechten Humerus über seine Rän- 
der geschoben sind. 

Das Brustbein war ausser der Pubis der einzige Theil des Archaeo- 
pterya-Skeletes, von dem jede Kenntniss fehlte‘. Die Hauptfrage, 
die vielfach erörtert worden ist, war die nach dem Fehlen oder Vor- 
handensein einer Carina, eine Frage, die um so lebhafter discutirt 
wurde, als ich in meiner Abhandlung ihr Vorhandensein aus der Be- 
schaffenheit der Furcula, die der der Carinaten entspricht, und aus 
dem Vorhandensein von Contourfedern für sehr wahrscheinlich erklärt 
und auf Grund dieser angenommenen Form des Sternum und zugleich 
der beiden anderen, nur den Carinaten zukommenden Merkmale mich 
dafür ausgesprochen hatte, Archaeopteryx als Carinate mit embryona- 
len oder doch juvenilen Eigenschaften im Skeletbau, also ungefähr in 
dem Sinne, dem FÜrBrIıngEr durch die Bezeichnung Protocarinate Aus- 
druck gab, zu betrachten. Das Vorhandensein einer Carina hatte 
auch nach der GörrtE'schen Untersuchung über ihre Entwickelung viel 
für sich, aus welcher sich ergab, dass die Sternalcrista aus den distalen 
Enden der angelegten Clavieulae entsteht, welche sich von den proxi- 
malen abschnüren und mit dem Sternum verwachsen. Endlich kommt 
noch dazu, dass eine Sternalerista sich auch bei anderen Thieren ent- 
wickelt, deren Vorderextremitäten zu besondere Kraft heischenden 
Verriehtungen, wie Fliegen oder Graben, verwerthet werden, z. B. bei 
Pterosauriern, Fledermäusen, Maulwürfen. Demgegenüber hat man 


! Über die Angabe Marse’s, dass Archaeopteryx »a well ossified, broad Ster- 
num« besessen habe, vergl. meine Abhandlung über Archaeopteryx 1. c. S.27. — War 
es schon damals sicher, dass Marsn eine Scapula für das Sternum angesprochen hatte, 
so wird dies nunmehr bestätigt, da das Sternum nicht breit, sondern im Gegentheil 
sehr schmal ist. 


Danes: Archaeoptery«. 821 


mir wiederholt vorgehalten, dass ich das Vorhandensein einer Carina 
keineswegs bewiesen hätte, und hat ihr Vorhandensein, je nach 
der verschiedenen Auffassung über die Stellung der Archaeopteryx zu 
Reptilien und Vögeln, angenommen oder verneint. Dagegen bemerke 
ich, dass ich nie den Anspruch erhoben habe, einen Beweis zu er- 
bringen; aus den angegebenen Erwägungen nahm ich die Ausbildung 
einer Carina an, sie zu beweisen war unmöglich. 

Nun ist diese Frage, wenigstens zum Theil, gelöst. Nach dem 
neuen Befunde halte ich das Vorhandensein einer Carina für fast aus- 
geschlossen, aber eine Möglichkeit bleibt doch noch übrig. Bedenkt 
man, dass der Querschnitt nur sehr wenig unter dem proximalen 
Ende des Sternum liegen kann, da auf der Oberseite der Platte nichts 
davon sichtbar ist, und ihre Dieke an dieser Stelle kaum 6"" er- 
reicht, so liesse sich kaum etwas gegen die Annahme einwenden, 
dass der Querschnitt durch das Sternum noch vor der Erhebung zur 
Carina gelegt ist; auch weist die, wenn auch geringe Verdiekung 
auf der First des Daches, das die beiden Seiten bilden, auf einen 
ersten Anfang der Entwickelung einer Carina hin. Das muss unent- 
schieden bleiben, bis neue Funde hierüber Aufschluss geben. 

Nimmt man also an, Archaeopteryx habe keine Crista sterni be- 
sessen, wie ist nun die beobachtete, spitze Dachform mit dem Sternum 
der übrigen Vögel in Beziehung zu bringen? Die Carinaten besitzen 
fast ausnahmslos ein Brustbein, welches, abgesehen von der Carina, mehr 
oder minder hoch-dachförmig ist, die Ratiten sämmtlich ein flaches, 
ebenes oder leicht gewölbtes Sternum ohne dachförmige Zuschärfung 
in der Mediane. Archaeopteryx hat diese dachförmige Zuschärfung in 
einem sonst nicht vorkommenden Extrem der Entwickelung, so dass 
trotz des Mangels einer Crista die Seiten des Brustbeins zum Ansatz 
der Brustmuskeln fast ebenso tauglich wurden, wie bei Carinaten, 
während mit den Brustbeinen der Ratiten keine Ähnlichkeit besteht. 
Nach meiner Auffassung wiederholt sich hier, wie in so vielen anderen 
Skelettheilen, die Eigenthümlichkeit, dass Archaeopteryx im erwachsenen 
Zustande Merkmale besitzt, welche die Vögel der jüngeren geologischen 
Perioden nur als Übergangsphase in der Entwiekelung zeigen. G. Baur! 
hat in einer Polemik gegen meine frühere Abhandlung geltend gemacht, 
dass Parker das Sternum eines Vanellus eristatus nach + der Bebrütungs- 
zeit abgebildet habe, das keinen Kiel besässe, wiewohl die Clavieula 
vollständig sei. Es ergibt sich also daraus, dass die Entwickelung der 
Clavieula, wenigstens bei einigen darauf hin untersuchten Vögeln, der 
der Carina vorausgeht, und damit würde die von mir vertretene An- 


! Dinosaurier und Vögel. Eine Erwiderung an Hrn. Prof. W. Danes in Berlin. 


(Morphologisches Jahrbuch. Bd.ıo. 1835. S. 453.) 


822 Sitzunz der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juli. 
g PN) 


sicht, dass Archaeopteryw eine Protocarinate sei, eine neue Stütze be- 
kommen!. Zugleich beweist auch dieser Skelettheil, dass von einer 
Übergangsform zwischen Reptil und Vogel keine Rede sein kann, denn 
kein Reptil hat ein Brustbein, das irgend welche Ähnlichkeit mit dem 
der Archaeopteryx besässe. Selbst die Pterosaurier, welche GERSTÄCKER” 
mit Vorliebe zum Vergleich heranzieht, haben ein völlig abweichend 
gebautes, flaches Sternum, das nach vorn in eine die Carina vertretende 
Spitze ausläuft, die sich wohl auch noch auf den vordersten Theil der 
Sternalplatte ausdehnen kann. 


2. Der Schultergürtel. 


Beim Freilegen der Unterseite der Platte von ihrer Gyps- Unterlage 
zeigte sich das Fragment des distalen Endes eines kleinen Knochens, 
weleher bald seine Natur als Coracoid (Fig. ı,c) erkennen liess; es 
gelang ihn etwa zur Hälfte herauszupräpariren. Darüber war er ab- 
gebrochen. Seine Fortsetzung liegt nach kurzer Lücke auf der Ober- 
seite der Platte und ist von mir früher als proximales Ende des linken 
Coracoid gedeutet worden, was sich nunmeh» bestätigt. 


mm mmı 


Das Fragment hat eine Länge von 22"”” und ist proximal ; 
distal 12"”” breit. Der Vorderrand ist theils etwas verletzt, theils 
noch von Gestein bedeckt, das ohne Gefahr der Verletzung der Platte 
nicht entfernt werden konnte. Der Hinterrand ist etwas verdickt und 
leicht concav gekrümmt, der Unterrand fast gerade, nur an den Ecken 
etwas convex und, wie erwähnt, auf die linke Seite des Sternum ge- 
schoben. 

Auf der Londoner Archaeopteryx-Platte ist nur das von Huxrey 
zuerst richtig gedeutete, von R. Owen als Tuberositas humeri ange- 
sprochene, glenoidale Ende des rechten Coracoid sichtbar. Dass so- 
wohl dieses wie die beiden gleichen Knochen des Exemplars unserer 
Sammlung vollkommen nach dem Typus der Vögel gestaltet sind, habe 
ich (l.e. S.25) ausführlich dargelegt. Das nunmehr bekannte distale 
Ende entspricht dem in allen Theilen. Nur dem Vogel kommt ein 
Coracoid mit der beträchtlichen Verbreiterung am unteren Ende zu, 
mit welehem es sich auf die oberen Ränder des Brustbeins in einer 


! Auch ist nieht aus dem Auge zu lassen, dass lebende Carinaten, bei denen das 
Flugvermögen wenig entwickelt oder ganz aufgegeben ist, wie Strigops habroptilus und 
Didus ineptus, eine rudimentäre Crista besitzen. Bei dem zweifellos noch sehr mangel- 
haften Flugvermögen der Archaeopteryx genügte ein hoch -dachförmiges Brustbein auch 
olme Carina zum Ansatz der Flugmuskeln. 

®2 Das Skelet des Döglings Hyperoodon rostratus (Pox’r.). Ein Beitrag zur Östeolo- 
gie der Cetaceen und zur vergleichenden Morphologie der Wirbelsäule. Leipzig 1887. 


Danes: Archaeopteryx. 323 


Rinne, welche einen entsprechenden Kiel umfasst, festlegt. Es ist 
somit überflüssig, den Vergleich auch noch über Dinosaurier und Ptero- 
saurier auszudehnen. Innerhalb des Vogelstammes lassen sich zwei 
scharf getrennte Typen der Coracoide unterscheiden. Während näm- 
lich die Carinaten ein verlängertes, in der Mitte schmales, oben in 
einen hohen Fortsatz ausgehendes, unten verbreitertes Coracoid be- 
sitzen, ist es bei den Ratiten kurz gedrungen und sein Schaft meist 
nur wenig schmäler als die beiden Enden, deren oberes auch des 
hohen Fortsatzes entbehrt, der nach Reduction der Museulatur bei. 
Aufgabe des Flugvermögens überflüssig wurde. Archaeopteryx schliesst 
sich nun mit seinem Coracoid auf das engste an die Carinaten an, 
wie aus der obigen Beschreibung hervorgeht, und bringt einen weiteren 
Beweis für seine nahe Stellung zu diesen. 

Die Furcula (Fig. ı, f, f,) ist ebenso wie das Sternum mit ihrem 
distalen Theil in der unteren, nicht überlieferten Platte stecken ge- 
blieben und beim Spalten derart zerbrochen, dass die beiden Arme 
im Querschnitt sichtbar werden. Vor dem proximalen Ende des Cora- 
eoid-Fragments liegt der Durchschnitt des linken, vor seinem distalen 
Ende der des rechten Furcula-Astes in Gestalt eines quer-elliptischen, 
schmalen Knochens von ca. 2” Dicke und 6”" Breite. Beide Bruch- 
tlächen ragen etwas schief nach links aus der Platte hervor, während 
Coracoid und Sternum nach rechts verschoben wurden. Auf der Ober- 
seite der Platte liegt das Fragment eines kleinen, schmalen, flachen 
Knochens dem Oberrande des linken Humerus auf, das ich (l. e. S. 26) 
als Fureula-Fragment beschrieben hatte. 

Es hat sich nun herausgestellt, dass der Querbruch der linken 
Seite genau in der Fortsetzung dieses Fragmentes liegt, und da nun 
der rechte Ast direet beobachtet ist, ist das Vorhandensein einer Fur- 
eula auch an dem hiesigen Exemplar nachgewiesen, wo sie noch in 
natürlicher Lage erhalten blieb. Es verdient das hervorgehoben zu 
werden, da die so schön erhaltene Furcula des Londoner Individuums, 
die R. Owen und mit ihm alle Palaeontologen, die sich mit der Unter- 
suchung der Archaeopteryw beschäftigten, unbezweifelt als solche an- 
gesehen hatten, von ©. Vosr und A. GERSTÄCKER eine völlig abweichende 
Interpretation gefunden hat. Für C. Vosr's Auffassung, dass Archae- 
opterye weder Reptil noch Vogel, sondern ein Übergangsglied zwischen 
beiden sei, musste eine Furcula, wie sie nur dem Vogel zukommt, sehr 
unbequem werden, und so kam er zu der befremdlichen Anschauung, 
dass der fragliche Knochen eine nach vorn verschobene und so zwischen 
die Flügel gerathene Praepubis sei, wie sie einige Pterosaurier besitzen, 
oder vielmehr nach der damaligen Ansicht besitzen sollten. — A. GER- 
STÄCKER (l.c. S.140) geht noch einen Schritt weiter und sagt: »Dass 


824 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juli. 


der von Owex (folgt Citat) mit 53 bezeichnete V-förmige Knochen keine 
Vogel-Fureula sein kann', ergibt ebensowohl die rechtwinkelige Di- 
vergenz seiner Schenkel gegenüber ihrer Kürze und Massivität, wie 
auch das Missverhältniss, in welches dieser Knochen durch seine Plump- 
heit zu den nadeldünnen Rippen tritt....«”. Auch bestreitet er die 
Richtigkeit meiner Beobachtung eines Fureula-Fragmentes auf der Ober- 
seite der Platte, gibt jedoch nicht an, für welchen Skelettheil er selbst 
diese Fureula hält, sondern beschränkt sich darauf, ihre Existenz zu 
bestreiten aus denselben Gründen, welche für C. Vosr maassgebend 
waren. — Diese aus vorgefasster Meinung entsprungenen Missdeutungen 
bedürfen nun, nachdem die Fureula an beiden Individuen der Archae- 
opteryx, und zwar an der hiesigen in situ, nachgewiesen ist, keiner 
Widerlegung mehr. 


3. Der Beckengürtel. 

Der Beckengürtel (Fig. 2) liegt, wie die hintere Hälfte des ge- 
sammten Skelets, auf der linken Seite. Seine rechte Seite ist daher 
von der Aussenseite her entblösst. Die 3 Theile derselben: Ilium, 

Ischium und Pubis befinden sich in 


Fig. 2. ihrer Richtung noch in natürlicher Lage 
Pre brrzan zu einander, aber durch den Druck 
u e bei der Einbettung in das Gestein ist 

£ an u das Ischium in ein etwas tieferes Niveau 
PEITTSG herabgedrückt worden. Alle 3 Elemente 
2 ee ‘ sind bis auf geringe, z. Th. erst bei der 
8 / Praeparation entstandene Verletzungen 
F } vollständig erhalten. Der Unterrand des 
Pa fe Acetabulum wird vom Femurkopf be- 


| deckt, so dass nur annähernd festge- 
stellt werden kann, wie gross die Theil- 
nahme des Ischium an seiner unteren Be- 
grenzung ist. 

£ Das Ilium (Fig. ı, i/) bildet einen 


ar 
2, 


vorn gerundeten, hinten in eine stumpfe 


Rechte Beckenhälfte und Femur #on der Aussen- 


seite; i/ Mium; is Ischium; pu Pubis; / Femur. Spitze auslaufenden Knochen. Der bis- 


Natürliche Grösse. 


her allein siehtbare Vorderrand ist fast 
halbkreisförmig gerundet, der Oberrand nahezu gerade, nur sehr unbe- 
deutend eonvex und fällt hinter dem Acetabulum etwas nach unten bis 


! Im Text des Originals nicht gesperrt gedruckt. 

2 Da die Rippen weder in Anlage, noch Entwickelung, noch Funetion irgend 
etwas mit der Furcula zu thun haben, ist das Heranziehen des Verhältnisses zwischen 
beiden als Argument gesen die Fureula-Natur unverständlich. 


Danmes: Archaeopteryx. 825 


zur Endigung ab. Der Unterrand ist vor dem Acetabulum in der ersten 
Hälfte dem Oberrand parallel, biegt plötzlich in flach concaver Curve 
abwärts und fällt darauf bis zum Acetabulum in die erste Richtung 
zurück, soweit er zum Ansatz für die Pubis dient. Da die letztere diesen 
Theil des Randes bedeckt, ist die genauere Begrenzung der Beobachtung 
entzogen. Hinter dem Acetabulum steigt der Rand scharf concav bis 
zur Endspitze auf. Das Acetabulum selbst ist, soweit sichtbar, kreis- 
rund und in der oberen Hälfte ausschliesslich vom Ilium umgrenzt. 
Dagegen scheint die untere Hälfte ungefähr zu gleichen Theilen von. 
Pubis und Ischium umschlossen worden zu sein. Die Oberfläche des 
Ilium zerfällt in zwei wohl geschiedene, sehr ungleich grosse Hälften. 
Der vordere, praeacetabulare Theil ist ringsum mit erhabenen Rändern 
umgeben, welche die concav gewölbte Oberfläche umziehen. Wo sich 
der Unterrand plötzlich abwärts biegt, befindet sich ein scharfer Kiel, 
parallel dem Oberrande, der sich nach dem Acetabulum hin mehr und 
mehr verflacht. Unter diesem Kiel ist die Oberfläche ebenfalls, wenn 
auch weniger concav als über ihm. Zwischen dem Oberrande und 
dem Acetabulum wölbt sich der Knochen etwas convex auf, und dies 
ist die Grenze des prae- und des postacetabularen Theils, der wiederum 
muldenartig vertieft ist. Auffallend ist die bedeutende Grösse des 
vorderen Theils im Vergleich zu dem hinteren, doch schwankt dieses 
Verhältniss auch innerhalb der lebenden Vögel in weiten Grenzen. 


Maasse. 

Länge von der Mitte des Vorderrandes bis zur Endspitze.. 34 Mm. 
Länge des praeacetabularen Theils..................- 22... ===... 20 » 
Tänger des postacetabularenTheils ... ...... uno en eccn.. 9» 
Höhe des praeacetabularen Theils vor der Abwärtsbiegung . 9 
Höhe des praeacetabularen Theils von der Stelle, wo er das 

Acetabulum berührt, bis zum Oberrande............. 12 
Höhe des postacetabularen Theils vom .................. 8 
Doschmessen.des A cetabulumea. 22 een: 5 


Die Pubis (Fig. 2, pw) besteht aus einem dünnen, stielrunden, 
langen, proximal und distal verbreiterten Knochen. Wie schon er- 
wähnt, stösst das proximale Ende an den abwärts gerichteten Theil 
des Ilium an. Die Naht zwischen beiden scheint gerade zu verlaufen, 
«loch wird sie durch die Pubis verdeckt, die, hier etwas verletzt, auf 
dem Bruch erkennen lässt, dass sie mit Kalkspath erfüllt ist, was 
darauf hinweist, dass sie hohl war. In diesem obersten Theil ist die 
Pubis verflacht, nimmt ohne Zweifel an der Begrenzung des durch das 
rechte Femur verdeckten Unterrandes der Gelenkpfanne theil und ist 
von da ab, sich schnell verschmälernd, in einem spitzen, gegen die 
Längsaxe des Ilium ungefähr um 45° geneigten Winkel schräg rück- 
wärts und abwärts gerichtet. Ungefähr in der Mitte ist der Durch- 
messer am geringsten, von da an nimmt die Dicke bis zum distalen 


826 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. Juli. 


mm 


Ende allmählich wieder zu, bis fast unvermittelt etwa 7""” über dem 
Unterrande eine Verflachung und Verbreiterung sich einstellt, indem 
der Hinterrand sich in convexer Curve auswärts wendet. Die distale 
Hälfte dieser Verbreiterung hat eine rauhe, matte Oberfläche, die auf 
Bedeekung von Knorpel hinweist, während der übrige Knochen glän- 
zend glatt ist. 
5 Maasse. 
Gesammtlänge, in der Luftlinie gemessen. ........ 4 


6 
Länge des Oberrandes, soweit sichtbar .......... 6 
Grösste Breite des Unterrandes...... 2.22. 22222.. ba 

I 
2 
7 


Dicken dena Ne REN ee re TE 

Dicke am Ende des ersten Dritttheils............ 

Länge der distalen Verbreiterung................ 

Hinter dem Femurkopf und von ihm proximal bedeckt liegt das 
Ischium (Fig. 2, is) in Gestalt eines flachen Knochens, der sich von 
vorn nach hinten allmählich und nicht beträchtlich verschmälert. Sein 
dlistales, mit rauher Oberfläche versehenes und in einzelne Theile zer- 
fallenes Ende, das, wie auch bei der Pubis, mit Knorpel bedeckt ge- 
wesen ist, war anscheinend etwas verbreitert. Es kann wohl keinem 
Zweifel unterliegen, dass das Ischium mit seinem proximalen Ende die 
Begrenzung des hinteren, unteren Acetabularrandes gebildet hat. Die 
Richtung zur Längsaxe des Ilium ist fast genau diejenige der Pubis, 


also ebenfalls mit 45° rückwärts und abwärts. 


Maasse. 


Breite am proximalen Ende, soweit sichtbar ...... 6 Mm. 
Breite am distalen Ende (vor der Verbreiterung)... 3 » 
Gesammtlänge (soweit sichtbar) .........22222000. 20 » 
LängesbiszzunsVierhreiterun ggg re erre 16 


Obwohl Theile des Beckengürtels am Londoner Exemplar erhalten 
sind, so ist doch erst durch Aufdeckung desselben an dem hiesigen 
die morphologische Beschaffenheit vollkommen bekannt geworden. Ein 
Vergleich zwischen beiden Becken zeigt unerwartete Verschiedenheiten. 
Bevor ich auf diese eingehe, komme ich zunächst auf meine Deutung 
der einzelnen "Theile des Londoner Exemplars zurück, weil dieselben 
nunmehr einige Änderungen erfordern, und zwar betreffs der Pubis. 
Ich hatte geglaubt, einen stumpfen Vorsprung unten am vorderen Äce- 
tabularrand als Pubis (Fig. 3, p.?), eine Verbreiterung am proximalen 
Ende des Ischium als Postpubis (Fig. 3, pp.?) ansprechen zu sollen. 
Wenige Jahre vor der Veröffentlichung meiner Abhandlung hatte 
Marsır ein viertes Element im Becken einiger Dinosaurier zu erkennen 
geglaubt und darauf hin den rückwärts gewendeten Theil mit der Be- 
zeichnung Postpubis belegt, während der vorwärts gewendete, ent- 
sprechend dem der übrigen Reptilien, die eigentliche Pubis sein sollte. 
Auf diese Auffassung, über welche eine umfangreiche Litteratur ent- 


Daues: Archacopteryx. 827 


standen ist, näher einzugehen, ist nur insofern erforderlich, als sie 
sich auch auf das Vogelbecken bezieht. Bekanntlich besitzen sehr 
zahlreiche Vögel an der von mir bei Archaeopteryx als Pubis angenom- 
menen Stelle einen mehr oder minder verlänger- 
ten Höcker oder Fortsatz, den Processus pecti- 
nealis oder die Spina iliaca, und dieser ist von 


Fig. 9. 


mehreren Seiten als die mit dem Ilium ver- 
wachsene Pubis gehalten worden, so dass also 
das Ilium der Vögel dem Ilium + Pubis der Di- 
nosaurier entspräche, und beide dann ausserdem 
eine rückwärts gewendete Postpubis besitzen soll- 
ten. Dieser Auffassung bin ich damals gefolgt 
und habe versucht, das Beobachtete mit ihr in 
Einklang zu bringen. Heute ist sie nieht mehr 
aufrecht zu halten, seitdem man durch die Unter- 


suchungen MEuxerrt's' weiss, dass der Processus 
Becken des Londoner Exemplars mectinealis der Vögel kein eigenes Ossifications- 
der Archaeopteryx. Die Abbildung fe fe 


Br SPuseateze (BeiB:sh) Centrum besitzt, sondern stets ungetrennt von 

Sa dem Ilium und mit ihm zugleich angelegt wird. 
Somit kann von 4 ursprünglichen Beckenelementen beim Vogel keine 
Rede mehr sein, und damit fällt zunächst meine Deutung des l.c. S. 34 
mit p.? bezeichneten Theils des Ilium. Es ist die schwach entwickelte 
Spina iliaca desselben. Weiter kann ich jetzt auch den mit pp.? be- 
zeichneten Theil nicht mehr für die mit dem Ischium verwachsene 
Postpubis, wohl aber für das proximale Ende der Pubis, das auf 
das Ischium geschoben zu sein scheint, halten. Sowohl Owen wie 
ich haben keine Naht zwischen beiden Theilen beobachtet, trotzdem 
zweifele ich nicht, dass eine erneute Präparation gerade dieses Becken- 
theils hierüber neue Aufschlüsse bringen wird. Dass die von Owen 
gegebene Deutung des Ischium als Pubis irrig ist, habe ich schon 
früher nachgewiesen; durch den jetzigen Befund ist der unmittelbare 
Beweis dafür geliefert. 

£in Vergleich der beiden Becken ergibt nun schwer zu erklärende 
Unterschiede in der Form der einzelnen Theile. Während das Ilium 
des Londoner Stückes vor dem Acetabulum eine tief concave Ausbuch- 
tung besitzt, neigt sich an derselben Stelle des Berliner der Vorder- 
rand in ganz flach-concaver Linie zum Unterrande. Da, wie erwähnt, 
die Pubis auf diesen Unterrand geschoben ist, lässt sich über die 


! Untersuchungen über die Entwicklung des Os pelvis der Vögel (Morpholo- 
gisches Jahrbuch. Bd. 13. 1887. S. 259ff., t.8—ıo). — In dieser Arbeit sind alle Auf- 
fassungen über das Wesen des Processus pectinealis, von v. BuxGe und MEnserr nach 
GEGENBAUR Spina iliaca genannt, zusammengestellt. 


828 Sitzıng der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. Juli. 


Begrenzung der vorderen Acetabularränder kein Vergleich anstellen. 
Ferner fehlt dem Londoner Exemplar der horizontale Kiel, der an dem 
hiesigen so deutlich und kräftig entwickelt ist, ganz, die Oberfläche 
ist ungleich tiefer concav, der Oberrand gerader, in der Mitte sogar 
etwas concav. Auch die relativen Grössenverhältnisse der prae- und 
postacetabularen Theile weichen erheblich von einander ab, wie fol- 
gende Maasse ergeben. 


Länge von der Mitte des oberen Acetabularrandes bis zur vorderen Spitze L.24 B. 22 
” » » ” ” ” » » ” hinteren » I 7 I 3 


Bei ersterem Exemplar, bei dem noch wesentlich zu beachten ist, 
dass das hintere Ende des Ilium nicht vollkommen erhalten blieb, ver- 
halten sich also beide Theile rund wie 70:100, beim zweiten wie 
60:100. Legt man ferner eine senkrechte Linie vom oberen Aceta- 
bularrande nach dem dorsalen Rande und misst von ihrer Mitte die 
Entfernungen zur vorderen und hinteren Spitze, so erhält man für das 
erstere Stück 26 bez. 10, für das zweite 30 bez. 13, also für L. 100: 38, 
tür B. 100.43. 

Angesichts dieser erheblichen Differenzen zwischen den vergliche- 
nen Beckengürteln drängt sich die Frage auf. ob man beide Indivi- 
duen der Archaeoptery® weiterhin zu einer Art wird rechnen können. 
Ich hatte mich in meiner Abhandlung für ihre specifische Identität 
ausgesprochen und die auch von mir anerkannten Unterschiede in ihrer 
absoluten Grösse und den relativen Längenverhältnissen einzelner Skelet- 
theile auf Zubehörigkeit zu verschiedenen Geschlechtern zurückführen 
zu sollen geglaubt, hatte aber auch die Möglichkeit, dass jedes der 
beiden Individuen der Typus einer eigenen Art sei, zugegeben. 

Hr. @&. Srerey war durch Abmessungen einer Photographie des hie- 
sigen Exemplars und des Originals in London zu der Ansieht gekommen, 
dass sie nicht nur verschiedene Arten, sondern sogar verschiedene 
Gattungen repraesentirten.' Die Unterschiede bestehen, wie ich (l. e. 
S. 45) nachwies, darin, dass das hiesige Skelet um etwa ein Zehntel 
kleiner ist und einen etwas kürzeren Hinterfuss besitzt, wozu möglicher 
Weise noch eine verschiedene Form der Zähne kommt. — Waren diese 
Differenzen für mich früher ungenügend zur Spaltung in zwei Arten, 
so fallen sie jetzt. wo sich auch die Form der Becken als wesentlich 
abweichend erwiesen hat, mehr in das Gewicht. Zwar ist mir Material 
von recenten Vogelskeleten nicht in dem Umfang zugänglich gewesen, 
um feststellen zu können, welchen Schwankungen innerhalb einer und 
derselben Art die einzelnen Beckenelemente morphologisch unterlegen 


! The Geological Magazine. 1881. p. 454. — Gelegentlich des in demselben 
Jahre in York abgehaltenen Meeting der British Association for the Advancement of 
Science war SEELEY noch einen Schritt weiter gegangen und hatte verschiedene Familien 
für wahrscheinlich gehalten. 


Danes: Archaeopteryx. 829 


sein können: soviel glaube ich aber beobachtet zu haben. dass die- 
selben niemals den Höhegrad erreichen, der zwischen «den beiden 
Archaeopterya-Becken liegt. Wenn nun hierzu noch andere, wenn 
auch unwichtigere Unterschiede treten, so gebührt ihnen erhöhte Be- 
achtung und Bedeutung, und ich trage ihnen Rechnung, wenn ich 
nunmehr die Berliner Archaeopteryx specifisch von der Londoner trenne 
und sie 
Archaeopteryx Siemensü 

benenne in dankbarem Gedenken an den hochherzigen Mann, der sie 
unserer Sammlung sicherte. 

Die vollständige Erhaltung des Beckens der neuen Art gibt weiter 
Veranlassung, seine Beziehungen zu dem der Vögel und Reptilien zu 
prüfen. Ausser GERSTÄCKErR hat kein Anatom, Zoolog oder Palaeon- 
tolog daran gezweifelt, dass das Becken durchaus vogelähnlich sei, 
und in der That war nach dem damals Bekannten diese Deutung 
auch vollkommen berechtigt. Da GErRSTÄCKER sich aber nicht von der 
Vorstellung frei machen konnte, dass ein Thier nur dann ein Vogel sein 
könne, wenn es in allen Stücken die Eigenschaften eines ausge- 
wachsenen, recenten Vogels besässe, waren für ihn die geringe Grösse 
und die mit den Sacralwirbeln nicht verwachsenen Hälften der Ilia ge- 
nügend zu dem Ausspruch, »dass dadurch ein vogelähnliches Becken 
von vorn herein ausgeschlossen ist«. Da diese Behauptung nur ein 
Glied in der Kette seiner Beweisführung darstellt, dass Archaeoptery.w 
kein Vogel sei, sondern der Repräsentant einer sonst unbekannten, 
befiederten Reptilordnung, diese absurde Hypothese aber nach ihm 
keinen Anhänger oder Vertheidiger gefunden hat, so gehe auch ich 
nicht wieder auf sie ein. Nur seine Einwürfe gegen die Vogelähn- 
lichkeit des Beckens sind zu discutiren. 

Von allen in Betracht kommenden Thierclassen besitzen nur Vögel, 
Dinosaurier und Pterosaurier Becken, welche prae- und postacetabular 
kräftig verlängert sind. Alle drei Sippen bewegten sich ganz oder 
zum Theil auf den Hinterextremitäten und beweisen dadurch, dass 
diese Verlängerungen Consequenzen ihrer Lebensweise sind, hervor- 
gegangen aus dem Bedürfniss, grossen Muskelmengen Ansatzstellen 
am Becken zu verschaffen, das nunmehr die ganze Körperlast zu tragen 
und die Locomotion auf der Erde zu übernehmen hatte. Hat so die 
Convergenz der Lebensweise auch zu einer Convergenz der Ausbil- 
dung des Ilium im allgemeinen gedient, so bleiben doch im einzelnen 
wesentliche Unterschiede bestehen. Diejenige Unterordnung der Dino- 
saurier, bei welchen, ähnlich wie beim Vogel', die Pubis rückwärts 

1 


Ich betrachte, nachdem der Processus pectinealis (Spina iliaca) nicht mehr als 
separates Beckenelement aufgefasst werden kann, den grossen Gabelknochen, der bei 


s30 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 22. Juli. 


gewendet ist, — die Orthopoden —, besitzen ausnahmslos ein Ilium, 
dessen praeacetabularer Theil schmal und vorn mehr oder minder zu- 
gespitzt ist, während der postacetabulare Theil sich verbreitert und 
hinten stumpf zuspitzt (Iguanodon) oder abrundet (Stegosaurus), wäh- 
rend beim Vogel das umgekehrte Verhalten die Regel ist: und dieser 
folgt auch Archaeopteryx. — Ferner sind die Becken der beiden durch 
das Vorhandensein des Processus pubis anterior bei den Orthopoden, 
sein Fehlen beim Vogel scharf getrennt. Derartige osteologische Ver- 
schiedenheiten setzen voraus, dass die Museulatur hier und dort sehr 
abweichend entwickelt war. Das Gemeinsame ist — wie erwähnt — 
auf die Convergenz der Lebensweise zurückzuführen, keineswegs aber 
kann das Becken der Vögel aus dem der Dinosaurier abgeleitet wer- 
den, wie es der Fall sein müsste, wenn die ersteren von letzteren 
abstammten. Weniger Gewicht ist auf die Form des Ischium zu legen, 
das bei beiden rückwärts gewendet ist, dabei aber eine so grosse Ver- 
änderlichkeit in der Form zeigt, dass in der That eine auffallende 
Ähnlichkeit resultiren kann. — Dass das von GerstÄcker als dem der 
Archaeopteryx am meisten vergleichbare Pterosaurier-Becken, abgesehen 
von der prae- und postacetabularen Verlängerung, die vorn sehr lang, 
schmal und scharf zugespitzt, hinten beilförmig und in die Höhe ge- 
richtet ist, mit seinen das Acetabulum allein begrenzenden Iium und 
Ischium und den vorwärts gerichteten, distal entweder schaufelartig 
verbreiterten oder median verwachsenen' Pubes, somit in der Morpho- 
logie und der relativen Stellung aller drei Knochen so fern wie mög- 
lich steht. bedarf keines weiteren Beweises. 

Es bleibt also nur das Becken des Vogels zum Vergleich übrig. 
GersTÄcKER hat sich, wie erwähnt, gegen die Vogelähnlichkeit des 
Archaeopteryx-Beckens erklärt und zwar aus drei Gründen, einmal 
wegen seiner Kürze im Verhältniss zur Länge des Brustkorbes (er 
nahm 40”” bez. 70”" an), ferner des Mangels einer Verschmelzung mit 
den zwischen seinen beiden Hälften liegenden Wirbeln, endlich des 


den Iguanodonten und verwandten Dinosaurier-Ordnungen die vordere Hälfte des un- 
teren Acetabularrandes begrenzt, als den der Pubis der Vögel homologen Beckentheil. 
Die rückwärts gewendete Hälfte entspricht durchaus der Pubis der Vögel und ist nicht, 
wie v. Zrrrer nach den Untersuchungen von v. BuxngE und MEHnxerRTr annimmt, ein 
rückwärts gewendeter Fortsatz der vorwärts gewendeten Pubis, was sich schon daraus 
ergibt, dass z.B. bei Iguanodon vom Ischium ein Fortsatz zur Pubis herübergeht und 
ein Foramen obturatorium entstehen lässt, genau wie beim Vogel. Die Bezeichnung 
Postpubis wird somit entbehrlich. Aber es empfiehlt sich auch nicht, eine von mir 
früher für den vorwärts gerichteten Schenkel der Pubis angewandte Bezeichnung »Prae- 
pubis« beizubehalten, weil sie dazu verleiten kann, in dem vorderen Fortsatz einen 
besonderen Beckenknochen zu vermuthen. Ich schlage vor, dafür die Benennung Pro- 
cessus pubis anterior zu wählen. 

! v, Zrivver, Handbuch der Palaeontologie, 3.Bd. 1887—1890. S.787, Fig. 687, 688. 


Danzs: Archaeopteryw. 831 


Verlaufes des Innenrandes (d. h. des der Wirbelsäule zugewendeten). 
Was zunächst die zuzugebende geringe Längsausdehnung des Ilium 
angeht, so ist zu beachten, dass das lange Vogelbecken, wie GEGEN- 
Baur nachgewiesen hat, dadurch zu Stande kommt, dass die Lenden- 
wirbel und einige Brustwirbel vorn, die vorderen Schwanzwirbel hinten 
mit in das Sacrum einbezogen werden. Für beide Exemplare der 
Archaeopteryv können der Länge der Wirbel entsprechend deren etwa 
6 für das Sacrum beansprucht werden, also 4 über die ursprünglichen 
2 der Reptilien, von denen es abzuleiten ist. Die Länge des Vogel-: 
beckens im Vergleich zur Länge des Rumpfes ist doch nur der Aus- 
druck des Bestrebens, für die Muskeln der hinteren Extremitäten und 
die hohen, an ihre Leistungen gestellten Anforderungen Platz genug zu 
gewinnen. Wo aber diese Leistungen, wie bei Archaeopteryw, viel ge- 
ringer waren, ist auch die Ausdehnung der Ilia über einen so grossen 
Wirbeleomplex, wie bei den geologisch jüngeren Vögeln, noch nicht 
benöthigt, und in dieser Phase der Vogelentwickelung befindet sich 
Archaeopteryx; die Einbeziehung mehrerer Wirbel in den Complex des 
Sacrum hat begonnen, ist aber über den ersten Anfang noch nicht 
hinausgekommen'. Der weitere Einwand GersrÄcker’s, dass die beiden 
Hälften der Ilia nicht mit einander verwachsen seien, ist auf dieselbe 
Ursache zurückzuführen wie die Kürze des Ilium. Beim jungen Vogel 
ist sie ebenfalls nicht vorhanden und tritt erst später ein. Wie breit 
der Raum zwischen beiden bei jungen Pinguinen, bei welchen zudem 
noch auch keine Verwachsung des Sacrum mit den Ilia stattfindet, die 
auch bei Archaeoptery& nicht vorausgesetzt werden darf, sein kaun, 
lehrt eine Abbildung, welche Mexzsıer” von dem Becken des Kudyptes 
chrysocoma gegeben hat. Ein solch breiter Zwischenraum zwischen den 
llälften des Hüftbeins in der Mediane wie dort war, wie die Höhe 
des Ilium lehrt, bei Archaeopteryx schon nicht mehr vorhanden, so 
dass ihr Becken von oben gesehen eher dem eines nestjungen Thieres 
von Ciconia alba geglichen haben wird, wie SELENKA” es darstellt. 
Was GerstÄcker endlich über den Verlauf des Innenrandes des Ilium 
als Unterschied vom Iium des Vogels anführt, hatte anscheinende 
Geltung für das Londoner Exemplar, ist aber durch das oben be- 
schriebene beseitigt. 


! Nach den erwähnten GeEsEngaur'schen Untersuchungen ist die geringste Zahl 


der betheiligten Wirbel bei lebenden Vögeln ı1, die höchste 18. Archaeopterys steht 
also mit seinen 6 Lumbosaeralwirbeln den Vögeln mit rı solchen näher als diese denen, 
welche 18 Wirbel besitzen. 
? Vergleichende Östeologie der Pinguine in Anwendung zur Haupteintheilung 
der Vögel. (Bulletins de la societe imperiale des naturalistes de Moscou. 1887. t. 8. 
203270.) & 

Serenka und Ganow. Vögel. (Broxx’s Klassen und Ordnungen des Thier- 
reichs. 1891. t.1o. f. 7.) 


832 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juli. 


Pubis und Ischium schliessen sich der Entwickelung des noch 
kleinen und kurzen Ilium durchaus an. Beide sind weder mit dem 
Ilium, noch unter einander verwachsen, wie es beim erwachsenen Vogel, 
wenigstens bei den Carinaten, der Fall ist. Alle drei Knochen sind 
weit getrennt und waren auch nicht, wie die glatte Beschaffenheit der 
Ränder beweist, durch Knorpel mit einander verbunden. — Zunächst 
fällt die sehr verschiedene Länge der drei Elemente auf. Das Ischium 
ist bedeutend länger als die distale Hälfte des Ilium, und die Pubis, 
deren distale Verbreiterung sich bei manchen Carinaten, namentlich 
bei den Schwimmvögeln, die auch ihre relative Länge mit Archaeo- 
ptery® theilen, wiederfindet, um nahezu ebensoviel länger als das 
Ischium. Auf den ersten Bliek gibt dieses Verhalten dem Archaeo- 
pteryw-Becken etwas Befremdendes, genauer betrachtet ist es davon 
leicht entkleidet. Die Länge der einzelnen Theile wechselt innerhalb 
des Vogelstammes ungemein stark. Am häufigsten ist Ilium und Ischium 
gleich lang, und die Pubis dehnt sich über sie rückwärts hinaus. Bei 
Apterye umgekehrt sind Ischium und Pubis gleich lang; das Ilium 
bleibt wesentlich kürzer. Bei Archaeopteryx ist eine Combination der 


möglichen Fälle der Verschiedenheit vorhanden, welehe — soweit mir 
bekannt — keinem lebenden Vogel in diesem Grade zukommt, und 


eben dies lässt das Becken eigenartig erscheinen. Ferner sind die 
drei Theile weit von einander getrennt. Bei den lebenden Carinaten 
legen sie sich früh an einander, sind beim jungen Thier durch Knor- 
pel verbunden und verwachsen dann später sämmtlich mit ihren Rän- 
dern oder doch das Ilium mit dem Ischium, ‘an welches sich dann 
die Pubis eng anlegt. Bei den Ratiten ist das Verhalten insofern 
anders, als die drei Knochen getrennt bleiben, oder Ischium und Pubis 
derselben Seite mit einander distal verwachsen!'. Das Becken der 
Archaeopteryc hat nun mit dem von Casuarius und Apteryx die grösste 
Ähnlichkeit. Das Becken von Casuarius hat ebenfalls freie Elemente, 
ein distal verbreitertes Ischium und eine viel schmälere Pubis, die 
namentlich im proximalen Theil, wo sie mit dem Iium sich berührt, 
auffallend gleich gestaltet ist. Andererseits ist die Länge der drei 
Knochen ungefähr gleich, das Iium ist bedeutend länger als bei Ar- 
chaeopteryx und sein Oberrand stark convex, während er bei ihr fast 
gerade verläuft. Letztere Merkmale theilt auch das Apterya-Becken 
mit dem des Casuarius als Unterschied von Archaeopteryx. Anderer- 
seits sind Ischium und Pubis länger wie Ilium und unter sich gleich 
lang. In einem wichtigen Punkt kommen sich die Becken der beiden 
letzteren Gattungen jedoch bemerkenswerth nahe: in der Richtung 

! Die mediane Verwachsung der beiden Pubes bei Struthio kommt hier nicht in 
Betracht. 


Danues: Archaeoptery«. 833 


der Ischia und Pubes zur Längsaxe der Ilia. Nachdem v. Busse und 
MEnserT gezeigt haben, dass in der ersten Anlage des Vogelbeckens 
Pubis und Ischium nahezu senkrecht zur Axe des Iium herabhängen 
und bei fortschreitender Entwickelung sich allmählich nach hinten dre- 
hen, bis sie — wenigstens bei den meisten Carinaten — fast parallel 
zu derselben gerichtet sind, ist der Grad der Abweichung von dieser 
Parallele zugleich ein Maassstab für die Höhe der Entwickelung des 
Vogels selbst. Mensert hat eine Reihe zusammengestellt, welche ver- 
schiedene Stadien der Rückwärtsbiegung bezeichnet. Sie beginnt mit 
Apteryw, geht über Struthio zu Rhea und Caswarius, dann zu den 
Carinaten über Tinamus zu Podiceps, wo völliger Parallelismus erreicht 
ist. Fügt man Archaeopteryx in diese Reihe ein, so erhält sie, wie 
a priori zu erwarten war, ihren Platz am Anfang, da der Divergenz- 
winkel bemerkbar grösser ist als bei Apterywu (Archaeoptery& 45°, 
Apteryx ca. 35°). 

Dieses Verhalten ist von erheblicher Bedeutung für die morpho- 
logische Auffassung des Ratitenbeckens. Nach den Untersuchungen 
FÜrgrınGer's kann es wohl keinem Zweifel mehr unterliegen, dass die 


Ratiten — in sich heterogen und unnatürlich zu einer Ordnung ver- 
bunden — von verschiedenen, vielleicht erloschenen, unbekannten, 


vielleicht durch fehlende, entwickelungsgeschichtliche Untersuchungen 
in ihrem Zusammenhang noch nicht aufgefundenen Gruppen der Cari- 
naten abstammen, und nicht, wie lange Zeit angenommen wurde, pri- 
mitive Vogeltypen darstellen. Dafür spricht, abgesehen von den Für- 
BRINGER'SChen Ausführungen, auch das geologische Auftreten. Nach- 
dem Hesperornis aus der Kreideformation von den Ratiten, zu denen 
Marsı sie gerechnet hatte, entfernt und zu den Carinaten als Vor- 
läufer der Colymbidae und Podieipidae gestellt wurde, ist keine Ratite 
geologisch älter als tertiär, und auch die angehlichen derartigen Reste 
aus älteren Tertiärschichten bedürfen noch weit besserer Begründung 
ihrer Ratitennatur als bisher. Wären die Ratiten primitive Vögel, so 
hätte man sie in den ältesten Schichten, welche Vogelreste geliefert 
haben, auffinden müssen. Was sie an sogenannten primitiven Merk- 
malen aufweisen, ist demgemäss nicht ursprünglicher Besitz, sondern 
durch Aufgabe des Flugvermögens erworbener, wie der Mangel der 
Carina am Sternum, das Fehlen der eigentlichen Contourfedern, die 
lockerere Verbindung der Beckenelemente u.a.m. — Diese neuere Auf- 
fassung der Genesis der Ratiten wird durch die Beschaffenheit des 
Archaeopteryx-Beckens wesentlich unterstützt: Archaeopteryx ist in der 
That ein primitiver Vogel, und wenn nun die Ratiten im Becken- 
hau ihr am nächsten unter den lebenden Vögeln stehen, so wird in 
Verbindung mit dem geologischen Auftreten bewiesen, dass sie zu 


Sitzungsberichte 1897. 17 


834 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juli. 


etwas Primitivem zurückgekehrt sind, dass sie also, verglichen mit 
den Carinaten, bestimmte Eigenschaften des Beckens nicht mehr 
besitzen, welche von der Archaeopterye noch nicht erworben sind. 


Auch die neu aufgedeckten oder doch vollständiger bekannt ge- 
wordenen Skelettheile der Archaeopteryx, wie sie oben beschrieben sind, 
bilden nach meinem Dafürhalten ohne Ausnahme eine weitere Stütze 
der in meiner früheren Abhandlung vertretenen Auffassung, dass Ar- 
chaeoptery& keine Übergangs- oder Zwischenform zwischen den Classen 
der Reptilien und Vögel mehr ist, sondern in der Reihe der Vögel 
schon weit ab von der Stelle, wo beide Äste der Sauropsiden sich 
trennten, ihren Platz finden muss. Alle Merkmale, die ihr eigen sind, 
lassen sich nur durch Vergleich mit den verschiedenen Entwickelungs- 
stadien lebender Vögel erklären, niemals durch einen solchen mit Rep- 
tilien. Embryonale Merkmale sind noch in der Bildung der Hand 
und des Schwanzes ausgeprägt, solche, welche dem jungen Vogel 
anhaften, also juvenile, in der Gestalt des Brustbeins, des Beckens, 
vielleicht auch der dünnen Rippen ohne Processus uncinati, und dazu 
treten Scapula, Coracoid und Hinterextremität in der Ausbildung er- 
wachsener Vögel, während die Bezahnung ein Merkmal aller praeter- 
tiären Vögel ist. — So zeigt Archaeopteryx an seinem Skelet ein buntes 
(Gemisch verschiedener Ausbildungsstadien einzelner Körpertheile, das 
uns unterrichten soll, wie der Vogelkörper zu dem wurde, was er 
heute ist, nicht aber dazu führen darf, Archaeopteryx mit Pawıow und 
MEszBıEr als einen »misslungenen«, der Vervollkommnung unfähigen 
Vogel aufzufassen, weil ihr Skeletbau nicht zu der Vorstellung von 
der Entwickelung der Vogelstammes passt, welche sich Speeulation und 
Hypothese theoretisch zurecht gelegt haben. 


[0.) 
[IS 
ou 


Beweis der Gleichung 3" =». 


K—1 


Von H. von MAncouDT, 


Professor an der Technischen Hochschule zu Aachen. 


(Vorgelegt von Hrn. Schwarz am 20. Mai [s. oben S. 607.) 


k Übereinstimmung mit der von Hrn. F. Merress' eingeführten Be- 
zeichnung bedeutet #(k) im nachfolgenden eine Function des ganz- 
zahligen positiven Argumentes Ak, welche 

= I & me hell, 

— 0, wenn k durch eine von 1 verschiedene Quadratzahl theil- 

bar ist, 
—-—1|, wenn k aus einer ungeraden, und 
— 1, wenn %k aus einer geraden Anzahl verschiedener Prim- 


factoren zusammengesetzt ist. 
Demgemäss sind die Anfangsglieder der in der Überschrift erwähnten 
Reihe bei Fortlassung der verschwindenden Glieder 


(k) 
k 
positive Werthe von % annimmt, und zwar in derjenigen An- 


Sie umfasst alle Werthe, welche der Ausdruck °'- für ganzzahlige 


ordnung, in welcher sie entstehen, wenn man für A der 
Reihe nachalle Zahlen der natürlichen Zahlenreihe einsetzt. 

Es wird behauptet, dass diese Reihe convergire und die 
Summe 0 habe. 

Diese Behauptung selbst ist schon von L. Eurer ausgesprochen 
worden’. Aber die Gründe, welehe Ever dafür anführt, sind nicht 
zureichend, weil ihm noch die Einsicht fehlte, dass die Entscheidung 
der Frage, ob eine gegebene Reihe convergire, und welches ihre 
Summe sei, unter gewissen Voraussetzungen nicht bloss davon ab- 


! „Über einige asymptotische Gesetze der Zahlentheorie«, Journal f. d. r. u.a. 
Mathematik, Bd. 77, 1874, S. 289. 

® »Introduetio in analysin infinitorum«, Tom.I, Lausannae 1748, Cap. XV, 
Nr. 277, Exemplum 1. 


--. 


dd 


536 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 20. Mai. 


hängt, welche Glieder überhaupt in der Reihe vorkommen, sondern 
auch davon, wie diese Glieder geordnet sind. 

Soviel ich weiss, ist ein strenger Beweis der Eurer’schen Be- 
hauptung bisher noch nicht gelungen. Nachdem indessen durch die 
werthvollen Ergebnisse, mit welchen die HH. HapamArp' und DE LAV ALLEE- 
Povssıs® die Theorie der Rırmanx’schen Funetion {(s) bereichert haben, 
die grössten Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt sind, erweist 
es sich als möglich, einen, wie ich glaube, einwandfreien Beweis zu 
erbringen. Dies soll im nachfolgenden geschehen. 


18 


Wenn ın eine ganze positive Zahl bezeichnet und für d nach 
einander alle Theiler von m gesetzt werden, so ist immer 


NS uld)=0, 
u 


mit einziger Ausnahme des Falles »» =1, in welchem > u(d) — jowarde 
Diese Grundeigenschaft der Function « ergibt sich durch ganz ein- 
fache und elementare Überlegungen® und ist schon von A. F. Mösıvs 
bewiesen worden‘. Aus ihr folgt sofort, dass für jeden’ nicht unter- 
halb 1 gelegenen reellen Werth von zn und für jeden Werth des Ex- 
ponenten r die Gleichung gilt 


! 1. »Etude sur les proprietes des fonetions entieres et en partieulier d’une fonetion 
consideree par Rıemann«, Journal de Mathematiques pures et appliquees, 4°me Serie, 
Tome 9, 1893, p.171—215. 

2. »Sur les zeros de la fonction &(s) de Rıemann«, Comptes rendus, 122, 1896, 
p- 1470-1473: 

3. »Sur la distribution des zeros de la fonetion {(s) et ses consequences arith- 
metiques«, Bulletin de la societE math@ematique de France, Tome 24, 1896. 

? »Recherches analytiques sur la theorie des nombres premiers«, premiere partie, 
Annales de la Societe seientifique de Bruxelles, t. XX, 2° partie, 1896. 

® Vergl. P. Bacumann, »Die analytische Zahlentheorie«, Leipzig 1894, S. 308— 310. 

* „Über eine besondere Art von Umkehrung der Reihen«, Journal f.d.r. u. a. 
Math., Bd. 9, 1832, S.108-ıır —= Gesammelte Werke, Bd. 4, Leipzig 1887, S.595—597, 

5 Aus Zweckmässigkeitsgründen, welche sich im nachfolgenden geltend machen, 
wird die Zahl » absichtlich nicht der Einschränkung unterworfen, ganzzahlig zu sein. 
Unter X ,/(k) ist jedesmal, die Summe aller Werthe (A) zu verstehen, welche man 

k 1 
erhält, wenn man für # nach einander alle nicht ausserhalb des Intervalls (1:---) lie- 


genden ganzen Zahlen einsetzt. 


von Mancorpr: Beweis einer Eurer’schen Behauptung. 831 


Denn die linke Seite erhält dadurch, dass man nach Ausführung 
der vorzunehmenden Multiplicationen jedesmal alle diejenigen Glieder 
vereinigt, in welchen das Produet AA den gleichen Werth hat, die Form 


wo für d, jedesmal nach einander alle Theiler von v zu setzen sind; 
in Folge der erwähnten Grundeigenschaft der Function u sind aber alle 
Glieder der über v erstreckten Summe gleich Null, mit Ausnahme des 
ersten, welches den Werth 1 hat. 

Bezeichnet man nun allgemein durch [x] die grösste ganze in x 
enthaltene Zahl, so erhält man aus (1) für r—= (0 die von Hrn.R. Lirscnirz' 
angegebene Gleichung 


(2) Zeul;| an 


al 


n 


oder, wenn man zur Abkürzung 


setzt, 
NS u(k)- —1+N u(k)r; 
u K J 
it 1 
Da nun 


und der absolute Werth der Summe aller übrigen in > ulkr, enthaltenen 
Kr 
Glieder nieht grösser als [n]—-1 ist, so ergibt sich 


n 
n 
S u(k)—-|Sn. 
art 
Durch Division mit n erhält man daher den folgenden 


Hülfssatz 1. Der absolute Werth der Summe 


x u(k) 
—_— 
kzı 


ist niemals grösser als 1, welchen Werth auch die obere Sum- 
mengrenze n haben möge”. 


! Comptes rendus, Vol.89, 1379, P.949. 


® Dieser Satz ist auf dem gleichen Wege schon von Hrn. J. P. Grau abgeleitet 
worden in einer Preisschrift »Undersogelser angaaende Maengden af Primtal under en 
given Graense«, Kopenhagen 1834, Memoires de l’Academie Royale de Copenhague, 
6me serie, Classe des Sciences, Vol. II. p. 197—198. 


838 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 20. Mai. 


Setzt man zweitens in Gleichung (1) r=1, so erhält man 


(3) Su 3 en: 


Nun ist bekanntlich 


PR a: 
iA=l - > 
un 


wo 0 = 0.57721 56649 --- die sogenannte Evrer’sche Constante bedeutet, 
und 0O<S<[1I ist. 

Bezeichnet man jetzt durch S,,S,, >, Zahlen, von denen nichts 
weiter bekannt zu sein braucht, als dass sie 20, aber <1 sind, so 
erhält man durch Anwendung des Tayror'schen Satzes in der ein- 


fachsten Form zunächst 


n N n "% 
[| z ( = ARTEN 
= —5 rn. 


k ; 
Da nun immer 
en 
en; 1 . 
also 
nn — Br E3 n 
ee or 


und ausserdem r,;,<1 ist, so kann man der vorstehenden Gleichung 
die Form geben 


n k 
if == In—Ik—25, . 


Überdies lässt sich 


umwandeln. .So erhält man 


! —=In-Ik+C+(s,— 25, ir 
A ey 


und, wenn man dies in (3) einsetzt, 


a u(k) an u(k)lk = rl il b ee i 

InD 7 > = 1-02 1: - „>, @2.-3,)elk). 
BJ k=1 k=1 k=1 

Hieraus folgt aber unter Berücksichtigung des Hülfssatzes ı. so- 


fort der 


. - ” >*® 
von Mascorpr: Beweis einer Eurer’schen Behauptung. 339 


Hülfssatz 2. Der absolute Werth des Unterschiedes 
 u(k  u(k)lk 
DIOR 
— ko mw k 
EI En 
kann niemals den Werth 
3+C 
übersteigen, einerlei welchen Werth die obere Summengrenze 
n haben möge. 
2) 


. 


Im nachfolgenden gebrauche ich zum Theil die gleichen Bezeich- 
nungen wie in meiner Arbeit mit dem Titel: Zu Rıemasw’s Abhandlung 
»Über die Anzahl der Primzahlen unter einer gegebenen Grösse«!. 
Insbesondere hat das Zeichen A(w,r) die dort S.279 angegebene Be- 
deutung. 

Zur Vermeidung aller Weitläufigkeiten, welche etwa daraus ent- 
stehen könnten, dass der Ausdruck A(w,r) als Function von x ange- 
sehen, an jeder Sprungstelle den Mittelwerth zwischen den unmittel- 
bar benachbarten Werthen annimmt, möge die reelle, der Bedingung 
n=1 unterworfene Zahl n bis auf weiteres auch noch der Einschrän- 
kung unterworfen werden, nicht ganzzahlig zu sein. Dann folgt 
aus der Erklärung der Funetion A(x,r), dass für jeden zulässigen 
Werth von » und für jeden Werth von r die Gleichung gilt 


Sulk)ik (k) u 
(4) >, I rn pr’ 


Zum Beweise hat man nur nöthig, jedes Glied der linken Seite, 
in welchem A eine zusammengesetzte Zahl ist, durch Auflösung des 
Factors /k in die Summe der Logarithmen der Primfaetoren von %k 
in eine Summe zu verwandeln. Wenn man sodann stets alle die- 
Jenigen Bestandtheile der linken Seite der Gleichung (4) vereinigt, 
welche den Logarithmus ein und derselben Primzahl als Faetor ent- 
halten, so erscheint der Logarithmus /p einer beliebigen unterhalb n 
liegenden Primzahl p jedesmal multiplieirt mit dem Factor 

a 
1. ulkp), 
ee kr 
Nun ist aber 
u(Ap) = —u(A), wenn k nicht durch p theilbar, dagegen 
u(kp)—= 0, wenn k durch p theilbar ist. 


! Journal f.d.r. u. a. Mathematik, Bd.ı14, 1895, S. 255— 305. 


540 Sitzung der phys.- math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 20. Mai. 


Setzt man in diesem Falle — ?, so kann man der letzteren 
Gleichung die Form geben 
u(kp) = —ulk)+u(rp). 
und erhält daher 
1 un Ellen) p) 
We a kr 


Indem man die zweite der rechts stehenden Summen, falls sie 
nicht von selbst wegfällt, noch einmal in der gleichen Weise umformt 
und nöthigenfalls so fortfährt, gelangt man nach einer endlichen An- 
zahl von Schritten zu der Gleichung 


n n n n 


IS plhp) _ _ I uk) Seh 1 Seh, 
pP kr Bee kr De kr iD Fa r 


Die rechte Seite dieser Gleichung stimmt aber genau mit dem- 
jenigen Factor überein, mit welchem /p auf der rechten Seite der 
Gleichung (4) behaftet erscheint, wenn man dort für die Ausdrücke 


N x 5 
A (7 r) die entsprechenden Summen einsetzt. 


Hiermit ist die Gleichung (4) bewiesen. 
Aus ihr folgt durch Multiplication mit nr’ 


I = Zul a) 


el! 


und hieraus durch Differentiation in Bezug auf r 


\ u(k Ik Er u(k)(2k) ar d IE 1 n \) 
S Sn L N! — NE — ulk) — BR »1\. 
(5) en hr - I \ ar x, N r)\ 


Aus dieser Gleichung erhält man diejenige Formel, welche für 
den zu erbringenden Beweis die Grundlage bildet, indem man in jedem 
Gliede der rechts stehenden Summe für die zahlentheoretische Function 
A ihren analytischen Ausdruck einsetzt, welcher durch die Gleichung 
(55)S.292 meiner oben angeführten Arbeit gegeben wird, sodann r 
in Il übergehen und hierauf n unendlich gross werden lässt, und end- 
lich noch einige sich leicht darbietende Vereinfachungen vornimmt. 

Die wirkliche Ausführung dieser Umformungen und Schlüsse er- 
fordert einige Rechnung. 

Zunächst empfiehlt es sich, der erwähnten Gleichung (55) eine 
andere Form zu geben, wobei einige in der gleichen Abhandlung auf 
den S.279 und 284 angegebene Formeln zu benutzen sind. 


von Mancorpr: Beweis einer Evurer’schen Behauptung. S4l 


Zu diesem Zwecke möge die Zahl r der Einschränkung unter- 
worfen werden, dass sie sowohl von 1 als von sämmtlichen Null- 
stellen der Function {(s) verschieden sein soll. Dann erhält man aus 
der letzten a.a. 0. S. 279 angegebenen Gleichung, indem man s —= 0 setzt, 

die) __1 es] Ro 102 S 2(r-;) r 
dr r—1l | n+l r+2n\ = (r—-4)’+u; 


n—1 = 


Wenn man ferner der Gleichung 
C= lim }14+5+5+: + -bl, 
Es 


durch welche die Constante ( erklärt wird, die Form gibt 


= n n+1\ 
: e i n dI&(r) 
und diese Gleichung mit der vorangehenden Formel für a Nee 
ar 
bindet, so erhält man 
dIc(r 1 < r = ap 
Ri > En m oL. 
dr r—1l = —2n(r+2n) a) 40, 


Aus dieser Gleichung und der Gleichung (55) (a. a. 0. S.292) folgt 


Alg,r) = a _ di&(r) N el =) er N 2: er 


1—-r dr = (r — 


Nun ist aber, wie sich aus den beiden letzten Gleichungen auf S.284 
der angeführten Abhandlung sofort .ergibt. 


2(r 5) N 
Sn a 5 a 
(r 4)’ +0, 5 ee en 


Wilz,r) = 


Setzt man dies in die vorangehende Formel ein, so erhält man nach 
Multiplication mit x’ 


x dI£(r) Sera ER zit ai ] 
BURN AEN EN _ 19%) en 
El) 1—-r i dr ee Pi — r-+—-0,1 r-3+a,t\ 


Hiermit ist die oben als wünschenswerth bezeichnete Umformung der 
Gleichung (55) ausgeführt. 

Aus der Gleichung (6) erhält man durch Differentiation in Bezug 
auf r 


d x dlc(r) d’I&(r) 
*) - a —_ ic" 5 
) (1-r)' dr dr” 


842 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 20. Mai. 


Diese Gleichung zeichnet sich dadurch aus, dass die auf der rechten 
Seite vorkommenden unendlichen Reihen beide gleicehmässig eonver- 
giren für alle Werthe von x, die in einem beliebigen endlichen Intervall 
mit der unteren Grenze 1 gelegen sind, und für alle Werthe von r, 
welche einem beliebigen endlichen Bereiche angehören, der weder im 
Innern noch auf der Begrenzung eine Nullstelle der Function {(s) ent- 
hält. Eben deswegen kann gegen die Differentiation der in Gleichung 
(6) vorkommenden unendlichen Reihen durch Differentiation der ein- 
zelnen Glieder ein berechtigter Einwand nicht erhoben werden. Aus 
den Gleichungen (5) und (7) folgt nun 

n 


(5) iS HOLEES lk)tik)® | 
Keen, 


n To 
= > u(k) _ k | = n\’,n di&(r) (m \' dc) SS (4) 
? Ic ch: de” — (r+ 2)" 


In dieser Gleichung denke man sich 
ler 


gesetzt und sodann beide Seiten nach aufsteigenden Potenzen von > 
entwickelt. 
Da bekanntlich! 
yv f I Au Y Yen 
ei+)= —+l+Gp+l,E +. 
p 

ist, wo ( wieder die Eurer’sche Constante und (€, C,,--- von p unab- 
hängige Coeffieienten bedeuten, deren Zahlenwerthe für das Nachfol- 
gende nicht erforderlich sind, so hat man 


nr 


It) =-ı+li+lpo+Ce+:-:) 


—=-b+l+(G,-3 
ale(1+o0 1 : 2 es 
S OH __ 110480 -O)pt--, 
a a . 
do D 


und erhält daher aus (8), indem man die von p unabhängigen Be- 
standtheile beider Seiten einander gleich setzt, 


! Vergl. A. Pırız, »Über das Gesetz, nach welchem u. s. w.« Diss. Berlin 1881, 


S.6—7, oder P. Bacnwaxv, »Die analytische Zahlentheorie«, Leipzig 1894, S.468— 470. 


. ” ” A 
von Mansorpr: Beweis einer Evrer'schen Behauptung. 843 


DENT 
(angel u(k)lk u(k)(/R)' % = dl n ne RD ar, ns (7) 
n > k > a rg: 17) a: >43) 
mt 1 n \&yi 1 n \=4,i 
ee 
(%) elea)) #) era \e 
A, In ar uk) plk)ik uk 
=- Zul) ((ir)’- 2m Ik+( + (!k) Wu ED 77 >: 7 | (20, —( m 


> ee Ei \ 1 a n \s»+2;i 1 2 (n\ 3-a,il 
STYLE N a Sn ed (7 \ 
FD>oyZror Baer Bere \r ara Aw: a2 
oder nach Division durch 2 und Streichung von Gliedern, welche auf 
beiden Seiten vorkommen, 


RS HR)" (k) (Ik) \ au) a ulk)ik a ul) 
OD) rt 0m Ir LER e)> So 
ML Mt Ki k=1 K=—1 
e gza-ı " BA \ 1 en {alt 0 1 X az 
Se rd nl) ae 


In dieser Gleichung können nun aber die absoluten Werthe der 
drei ersten Glieder der rechten Seite niemals gewisse endliche Grenzen 
überschreiten, nämlich 

der des ersten niemals die Grenze C(3+C) nach Hülfssatz 2, 
der des zweiten niemals die Grenze |2C,—C*| nach Hülfs- 
satz I, und 


1 Se 
der des dritten niemals die Grenze S —— , weil immer 
a) 
NS v IN 7.20 nel S2ucr 1 
Del) <I kin —n 
K—1 %—ı 


ist. 
Was endlich das vierte Glied der rechten Seite der Gleichung (9) 
anbetrifft, so kann man folgendes nachweisen: 

Nach willkürlicher Annahme einer beliebig 
kleinen positiven CGonstanten e ist es immer möglich, 
für die Zahl n eine Grenze N in der Weise vorzu- 
schreiben, dass der absolute Werth jenes vierten 
Gliedes für alle der Bedingung n>N genügenden 
Werthe von n kleiner wird als ein. 

Da nämlich die reellen Theile der Nullstellen 5+z,i der Function 
S(s) den Werth 1 niemals überschreiten, so ist zunächst 


x ya at — Fb 5 
Dum)(” I S =>, - „|1+| : —= n(1+In)<2n- In, 


= =1 


v 


1 
sobald n>e ist. 


844 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 20. Mai. 
Ferner folgt aus der von Hrn. Hanamarn' bewiesenen unbedingten 
ao 
| : Sl EScTe > 6 SE 
Convergenz der Reihe $D_,, dass es möglich ist, eine ganze positive 
0, 


v—1 
Zahl @ so zu bestimmen, dass jede der beiden Summen 


> — und 3 Ir 
re an] en steil 


kleiner als ze wird. 
Nachdem dies geschehen, hat man für jeden oberhalb e gelegenen 
Werth von n 


la) = Ik & Ha) ( ) 
= 1 ü n \ztai 1 M n \3—- il 

Az n Me 
= > (7) IT ezezn) > (r) \ + n In 


Denn in der links vorkommenden Summe ist nach dem Voran- 
gehenden der absolute Werth der Summe aller derjenigen Glieder, in 
welchen v>@ ist, kleiner als 


also um so mehr kleiner als zen -/n. 

Durch geeignete Verfügung über n kann man nun aber auch den 
ersten Theil der rechten Seite der Ungleichheit (10) unter den Betrag 
,en-/n herabdrücken. Weil nämlich die Funetion £(s), wie die HH. Hana- 
MARD und DE LA VALLEE-Poussıy bewiesen haben’, keine Nullstelle besitzt, 
deren reeller Theil gleich 1 wäre, so ist der grösste Werth, welchen 
der reelle Theil des Ausdrucks 


f e 
Tan? 


unter der Bedingung v<@G annehmen kann, kleiner als 1. Bezeichnet 
man diesen grössten Werth durch 7, so ist in jedem Gliede der Summe, 
welche auf der rechten Seite der Ungleichheit (10) an der ersten Stelle 
steht, 


ur n\ttail  — /n\“ da N 
> w(k)| > [# <w| -= —= 
— k = » x” - 
und daher der absolute Werth jener Summe selbst, wenn zur Abkürzung 


' Vergl. die oben angeführte Abhandlung »Etude sur les proprietes ete.« p.21o 


? Vergl. die oben angeführten Abhandlungen. 


ur ; S 
von Mancorpr: Beweis einer Evrer'schen Behauptung. 845 


£ 
Son nn | M 
(2-8 Ist] 
gesetzt wird, kleiner als 
IE NR 
on 
also kleiner als 
en-In 
sobald 
M 
—— <zeln 
1-7 
oder 
eu 
n > e ell—r) 
ist. 


Nachdem dies festgestellt, ergibt sich leicht, dass das vierte Glied 
der rechten Seite der Gleichung (9) wirklich die oben angegebene Eigen- 
schaft besitzt. Unter Berücksichtigung dieses Umstandes und des von 
den drei ersten Gliedern Erwähnten folgt aus (9) nach Division durch z/n 


(11) ‚lim In> 2 ) u; Se a — 408 
1 k=1 

Da die hier auf der linken Seite unter dem Zeichen lim stehende 
Function von n sich stetig ändert, wenn n stetig zu- oder abnehmend 
durch einen ganzzahligen Werth hindurchgeht, kann jetzt die Ein- 
schränkung, dass n ganzzahlige Werthe nicht annehmen solle, wieder 
aufgehoben werden. 

Durch Anwendung eines bekannten von G. LEJEUNE DIRICHLET an- 


gegebenen Kunstgriffs erhält man 


n 0 ke I \ 
SE _ SS 
In = k In IN N \ 
1 K—ı2 WA—U N! 
k n 
a 5 0%) (r+1)) u.(k) 
5 Denen SS 
2.08 Sue Im ar 
Da nun 
(a+)) 1 , 2Un+s)) _ 2 In+s) 
no u nn 


ist, und da der zweite Theil der rechten Seite bei unbegrenzt wach- 
sendem n verschwindet, so kann man der Gleichung (11) die Form 
geben 


\ı & ur) 
(12) Bm > Kl) (Ik, u —0. 


Nun ist aber nach dem Tarvror'schen Lehrsatz 


ı=1l 


Ss46 Sitzung der phys. -math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 20. Mai. 


5 n 2k 1—-UR h 
(I(k+ 1)) — (!K) — = u rd ((<S<I]). 


Da ferner der absolute Werth der Summe 


1-1k+2) Su) 
— (k4HS)”" 1 


k=1 a—=l 


. 


wie sich unter Berücksichtigung des Hülfssatzes ı ergibt, immer kleiner 


bleibt als die endliche Zahl 
So 1+1(k+3) 


so kann man statt (12) einfacher schreiben 
(13) lim 


Dies ist diejenige Formel, auf welche schon oben als die Grundlage 
des zu führenden Beweises hingewiesen wurde. 


Es sei 
u die untere 
und 
U die obere 


Unbestimmtheitsgrenze der Summe 


k 


Se 
N 
al 


bei unbegrenzt wachsendem A. 
Dann folgt aus (13) 
I. Die untere Unbestimmtheitsgrenze vkann nicht po- 
sitiv sein. 
Denn angenommen, man hätte v>0, so würde man stets eine ober- 
halb 2 gelegene ganze positive Zahl Ak, so bestimmen können, dass 


für jeden der Bedingung 


kk, 
genügenden Werth von % die Ungleichheit 
ua) 
Dr \ 
Seren 
 —— A 2 


Aal 


bestände. Wenn dann zur Abkürzung 


vov Mancorvr: Beweis einer Eurer’schen Behauptung. 847 


gesetzt würde, so hätte man für n>%A, die Ungleichheit 


n 


1 1 1 er 
P; — Alk, — - > - >> 
ee Er an 


Wegen A,=3 würde hieraus folgen, dass 


u 4 1 u 
am. = Do — TE A(k,—1) 
[N 


Alaaıyr 


1 
me: 


u 
Ms & m 2. MH 
41m Ik) zn 


ee 5 1 r : 
wäre, das heisst der Ausdruck „A würde bei unbegrenzt wachsen- 
n z 


dem n unendlich gross werden, was der Gleichung (13) widersprechen 
würde. 
Ganz ebenso ergibt sich 
II. Die obere Unbestimmtheitsgrenze U kann nicht ne- 
gativ sein. 
Durch etwas verwickeltere Betrachtungen findet man 
II. Die obere Unbestimmtheitsgrenze U kann nicht po- 
sitiv sein. 
Die Annahme 7>0 würde sich nämlich ebenfalls nicht mit der 
Gleichung (13) vereinigen lassen, indem aus beiden folgen würde, dass 


2 i An Den: s y 
der Quotient 7, 2) bei Anderungen von rn in dem Intervall (@--- +) 
n 


immer noch Schwankungen erleiden könnte, welche eine gewisse po- 
sitive Constante übersteigen, einerlei. wie hoch man auch die untere 
Grenze @ des angegebenen Intervalls hinaufrückt. 

Im Einzelnen ergibt sich dies, wenn man über einige innerhalb 
gewisser Grenzen willkürlich anzunehmende Zahlen gleich so verfügt, 
dass man einfache Formeln erhält, folgendermaassen: 

Wäre U>0, so würde man, wie aus der Bedeutung von U und 
der Gleichung (13) sofort hervorgeht, nach willkürlicher Annahme 
einer beliebig grossen oberhalb ? gelegenen Zahl G, stets eine ganze 
positive Zahl n, finden können, welche die folgenden Ungleichheiten 
gleichzeitig befriedigte: 


n,>G 
v 
(14) 1- 
n 18 
(15) year 


848 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22, Juli. — Mittheilung v. 20. Mai. 


An, 
In, 
Da aber nach dem Vorangehenden u=0 ist, so müsste es Werthe 


von n geben, welche >n, und zugleich so beschaffen wären, dass 


el 2 
<ztl . 


(16) 


wäre. Wenn dann n,+1 den kleinsten dieser Werthe bezeichnete, so 
hätte man 


n+l = 
A = 
(17) yer<ir, 
ıA=1l 
dagegen für 
n, kn, 
Eis rn 
(18) SD 
eh hi 


Aus (15) und (17) würde durch Subtraction folgen 
II MA) IR 177 


Um so mehr müsste 
oder 
sein. Nun ist aber 


Also wäre 


oder 
AU 
(19) n,+1>n,e' 
Nunmehr würde aus der Gleichung 


m 


N, k 


Ar) An TS EN RR 
In, In Iı ku Nr In, Im 


? —/ v 
0 lk=nt A—l 2 


unter Berücksichtigung von (18) folgen 


Am) AM) sg N Ik tm In, Aka) 
In, In "In, % In, In, 
k=n+l 
al SE A(n,) 
at a IN > 07 
_—_ Ih k | In, ı 


,, u 
lk-m+tı 


von Mancorpr: Beweis einer Evrer’schen Behauptung. 849 


und unter Berücksichtigung von (16) 


An) A(,) Zap 1 > Ik _am 
In, In, In 


no+1 
7 Mo, +1)+4n, +1) ut! _ım 
= In, +1 
SıU y al 
ne 


sodann bei Beachtung von (19) 


Aln,) A(n,) BR me 
In, nel 


endlich bei Beachtung von (14) 
A(n,) 4A(n,) 


In, In, : 
An 
In 
mehr als „U” zunehmen. Da dies mit Gleichung (13) nicht vereinbar 
ist, muss die Annahme U>0 verworfen werden. 
Genau ebenso ergibt sich schliesslich 
IV. Die untere Unbestimmtheitsgrenze v kann nicht ne- 
gativ sein. 

Durch die Sätze I. bis IV. wird jede andere Möglichkeit ausge- 
schlossen, als dass 

(20) Jim > 2 — 


k— oo Mm 
ı=1 


Der Quotient - würde somit, wenn rn von n, bis n, wächst, um 


ist. Dies ist aber, genau die in der Überschrift ausgesprochene Be- 


hauptung. 


4. 


Aus dem eben gewonnenen Ergebniss fliesst als einfache Folge- 


rung der folgende 
Lehrsatz. Bei unbegrenzt wachsendem r wird die Summe 


n 


> u(k) 


RL 


Sitzungsberichte 1897. 


850 Sitzung der phys. -math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 20. Mai. 


im Verhältniss zu n selbst zuletzt unendlich klein, d.h. es ist 
N 
(21) ‚im en 


Beweis. Setzt man zur Abkürzung 


Ki 
mit dem Zusatz, dass M(0) = 0 sein soll, so hat man für jeden ganzen 
positiven Werth von n 
u(k) 1 
>! =», M(k)-Mk-1) 
woraus leicht 


ulk) M(k) M(n) 
2) 2 een n+1 


folgt. Nun sei 

v die untere 
und 

V die obere 


Unbestimmtheitsgrenze des Quotienten 


bei unbegrenzt wachsendem n. Dann ergibt sich zunächst: 
vo kann nicht positiv sein. 
Denn sonst könnte man eine ganze positive Zahl A, so bestimmen, dass 
für k>%A, beständig 
A (k) 
k+l 
wäre. Dann hätte man aber in Folge von (22) für n>A, die Un- 


>19 


gleichheit 


n ky ? 
x ulk) N Mk) + In > + x T v, 
= h ak (A ai 1 ) k rl 
ER a u(k h ; 
d. h. die Summe > u würde bei unbegrenzt wachsendem » unend- 
u |; 


kl 
lich gross werden, was nicht möglich ist. 
Zweitens findet sich: 
Auch V kann nicht positiv sein. 
Denn sonst könnte man nach willkürlicher Annahme einer beliebig 
grossen positiven Zahl @ zunächst eine ganze Zahl v so bestimmen, 
dass 
»>G 


und 


von Mancorpr: Beweis einer Eurer’schen Behauptung. s5l 


wäre, und sodann eine ganze Zahl n, so, dass die Ungleichheiten 


n, >v 

und 
M(n,) 
n+l 


Sr 


gleichzeitig beständen. Wenn dann durch n, die grösste unterhalb n, 
'elegene ganze Zahl bezeichnet würde, welche die Bedingung 
fo] ’ oO fo} 


M(n,) ap 
LO! 


befriedigte, so hätte man 
G<ySn, 


und für alle Werthe von k, welche die Bedingung 


n, <sk=en, 
befriedigten, 

Mk). N 

ns 


Unter Berücksichtigung dieser Ungleichheiten würde sich aber aus 
(22) folgendes ergeben: 


o u(k) .< u(k =, Mk) M(n,) Mn) 
Fl k — k let) n+1 n,+l1 
a ee 
Ss > St Ve] 
k=nm+l 
= MW 


4 all : i 
Die Summe > würde somit bei unbegrenzt wachsendem n 
k=1 
fortgesetzt Schwankungen von grösserer Weite als ;V erleiden, was 
der Gleichung (20) widersprechen würde. Also ist die Annahme V>0 


unzulässig. 
Ganz ebenso lassen sich negative Werthe der Zahlen V und v aus- 
schliessen. 
Somit bleibt nur die Möglichkeit, dass 
: M(n) 
lim —— = 0 
n=w nt 
also auch 
a M(n) j 
lim - —0 
n= & n 


ist, wie behauptet wurde. 


852 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 20. Mai. 


Ganz ähnlich ergibt sich der folgende allgemeinere Satz, der die 
vorangehenden als besondere Fälle umfasst: 
Wenn « einen beliebigen reellen nicht unter- 
halb -1 gelegenen Exponenten bezeichnet, so ist 
immer 


(23) En er Zu OR“ ——0jr 
Denn, setzt man zur Abkürzung 
k 
>.RO)R = N(k) (k=1,2,3,.--), 
il 


so hat man 


 u(k) _XS 1 : “_S on 1 1 N (n) 
>. = u(k)k“ — Dal = a) + Gyr 


kl ö k—1 kl 


N) N(n) 
——lleh 1 ——, 
(a+ > (k+S,)*+? (nr +1)et 


wo jede der Zahlen S,; zwischen 0 und 1 liegt, und an diese Gleichung 
lassen sich Schlüsse anknüpfen, welche den vorangehenden durchaus 
ähnlich sind. 

Auf demselben Wege kann man noch unendlich viele andere Glei- 
chungen von ähnlicher Art wie (23) gewinnen, von denen nur die eine 


(24) lim en uckyzr! =) 


besonders hervorgehoben werden möge. 

Auch die Ausdehnung der gewonnenen Ergebnisse auf die ge- 
wöhnlich durch ?(k) bezeichnete zahlentheoretische Function, welche 
sich von der Function #(A) nur dadurch unterscheidet, dass sie, falls 
k durch ein von 1 verschiedenes Quadrat theilbar ist, nicht den Werth 0, 
sondern ebenfalls den Werth +1 hat, je nachdem % aus einer geraden 
oder einer ungeraden Anzahl von Primfactoren zusammengesetzt ist, 
bietet keine Schwierigkeit. Insbesondere ergibt sich 


das heisst: Für grosse Werthe von n finden sich in dem In- 
tervall (1--:2) annähernd ebenso viele ganze Zahlen, die aus 
einer geraden, als solche, die aus einer ungeraden Anzahl 
von Primfactoren zusammengesetzt sind. 


Ausgegeben am 9. August. 


Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 


853 
SITZUNGSBERICHTE _ 1897 
DER XXXIXN. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 


AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


29. Juli. Gesammtsitzung. 


Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. 


*]. Hr. Exerer las über die systematische Anordnung der 


dikotyledoneen Angiospermen. 

Nachdem in den letzten Jahren die Chalazogamie bei den Casuarinaceen entdeckt 
worden war, und nachdem auch versucht worden war, der Beschaffenheit der Samen- 
anlagen mit Rücksicht auf die Entwicklung der Integumente einen hohen systemati- 
schen Werth beizulegen, konnte man zweifelhaft sein, ob die bisherige Eintheilung der 
Angiospermen in Monokotyledoneen und Dikotyledoneen beizubehalten sei. Da die 
Chalazogamie auch bei Betulaceen und Juglandaceen entdeckt wurde und da die Nicht- 
entwicklung von Integumenten bei den Santalales auch als secundäre Erscheinung anf- 
gefasst werden kann, so ist davon Abstand zu nehmen, die Angiospermen in Chala- 
zogamen und Acrogamen zu spalten oder dieselben nach dem Vorgange van Tıesnuen’s 
in Invoulate, Innucellate und Nucellate zu gruppiren. Es ist aber auffallend, dass 
gerade bei apetalen oder haplochlamydeischen Familien derartige Abweichungen in der 
Entwicklung des Pollenschlauches und der Embryosäcke vorkommen. Es scheint dies 
ein Grund mehr dafür zu sein. dass alle diese Familien im System der Dikotyledoneen 
eine niedere Stufe einnehmen. Bei ihnen ist die Art der Befruchtung und die Ent- 
wieklung der Embryosäcke nicht so fixirt, wie bei den übrigen Dikotyle doneen. Für 
die vom Verf. vorgenommene Anordnung der Reihen der Dikotyledonen sind nach wie 
vor Beschaffenheit der Blüthenhüllen, der Blüthenachse und Stellung der Blüthen- 
phyllome maassgebend; die Reihen sind nieht immer einheitliche monophyletische Ver- 
wandtschaftskreise, sondern Complexe von mehreren Verwandtschaftskreisen, von Unter- ' 
reihen, die, theilweise von verschiedenen Anfangspunkten ausgehend, in ihrer Ent- 
wicklung auf derselben morphologischen Hauptstufe Halt gemacht haben, theilweise 
aber auch noch verschiedene Hauptstufen der Entwicklung erkennen lassen. Jede der 
morphologisch weiter vorgeschrittenen Reihen ist als eine selbständige Pflanzengruppe 
anzusehen, welche in keiner Weise von einer der anderen abgeleitet werden kann. 

2. Hr. Harnack legte eine Abhandlung des Hrn. Dr. E. Krosrter- 
MAnN in Kiel vor: »Die Schriften des Origenes in Hieronymus’ 
Brief an Paula«. 

Das in dem Brief des Hieronymus an die Paula mitgetheilte Verzeichniss der 
Werke des Origenes war bisher nur aus dem Codex von Arras bekannt. Es ist hier 
auf Grund von 4 Handschriften (Arvas, 2 Pariser, Brüssel) neu recensirt und com- 
mentirt. 


erscheint nicht in den akademischen Schriften. 


* 


s54 Gesammitsitzung vom 29. Juli. 


3. Hr. vox Bezorp legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. A. 
Kösıe hierselbst vor: Die Abhängigkeit der Farben- und Hellig- 


keitsgleiehungen von der absoluten Intensität. 

Werden bei einem »Grünblinden« aus den Enden des Spectrums Farbengleichun- 
gen mit Lichtern der zwischenliegenden Wellenlängen hergestellt, so ist von diesen 
Gleichungen nur eine, auf eine bestimmte Nuance bezügliche, von der absoluten In- 
tensität unabhängig. — Stellt ein »Grünblinder« Farbengleichungen zwischen Gaslicht 
(oder Sonnenlicht) einerseits und Mischungen des langwelligen Endes des Speetrums 
mit einem andern monochromatischen Lichte andererseits her, so muss dieses letztere 
Licht eine bestimmte (bei Sonnenlicht andere) Wellenlänge haben, damit die Farben- 
gleichung von der Intensität unabhängig ist. — Die als Purkınse’sches Phänomen be- 
zeichnete verschiedene Abhängigkeit der Helligkeit der verschiedenen Spectralfarben 
von der absoluten Intensität ist keine allgemein gültige Regel. 

4. Die philosophisch-historische Classe hat Hrn. CoxzE zu einer 
topographischen Aufnahme der Umgegend von Pergamon 12000 Mark, 
und Hrn. Sacnau zur Herausgabe der Geschichte des Islam von Ibn Saad 


ıSooo Mark bewilligt. 


5. Die physikalisch-mathematische Classe hat Hrn. Hofrath Dr. 
B. Hasen in Frankfurt a. M. zur Herausgabe eines anthropologischen 
Atlas 3000 Mark bewilligt. 


6. Hr. Gaston Maspero, Mitglied des Institut und Professor am 
College de France in Paris, ist zum correspondirenden Mitgliede der 
philosophisch --historischen Classe im Fach der orientalischen Philologie 
erwählt, und Hr. GırorLAuo Vıreruı, Professor am Regio Istituto di Studj 
superiori in Florenz, zum correspondirenden Mitgliede derselben Classe 
im Fach der classischen Philologie. 


Die Schriften des Origenes in Hieronymus’ Brief 
an Paula. 


Von Dr. E. KLostTERMANN 


in Kiel. 


(Vorgelegt von Hrn. Harnack.) 


Dr. Bibliothek des Märtyrers Pamphilus zu Caesarea ist von grund- 
legender Bedeutung für alles Wissen um Origenes. Auf sie geht sehr 
wahrscheinlich alles zurück, was uns von seinen Werken vollständig 
und auszugsweise, im Urtext und in Übersetzungen, überliefert ist: 
auf sie auch das einzige ausführliche Verzeichniss seiner Schriften, 
das wir noch heute besitzen. 

Eusebius von Caesarea entschuldigt sich an dem Punkte seiner 
Kirchengeschichte (6, 32,3), wo er eigentlich die Werke des Origenes 
vollständig aufzuzählen Veranlassung gehabt hätte, in doppelter Weise, 
wenn er es dort nicht thue. Einmal gehöre dazu besondere Musse, 
und zweitens habe er bereits seinem »Leben des Pamphilus«, um 
dessen theologische Verdienste in das rechte Licht zu stellen, die (vor- 
handenen) Listen der Werke des Origenes, wie der übrigen Kirchen- 
schriftsteller aus der Bibliothek des Pamphilus einverleibt (Ti der Tov 
Aoywv TÜvOpos EMI TOV TMapovTros TOV akpıßn Karaxoyov Toıeıodaı, 
iöias Öeouevov oyoAns; Ov Kal äveypayauev emi ns Tov Flaubirov 
Blov Tov ka nuas iepov uaprvpos qvaypasbns, ev n nv mrepi ra Heia 
omovönv Tov IlaubıAov önson Tıs Yeyoveı TapıoTWVvTes, TNS FvVva- 
xdeions auto Tov Te Wpryevovs Kal TOVv AAAwV EKKÄNTLACTIKOV FUY- 
ypapbewv BıßAuoßnkns Tovs mivaras mapedeunv [lies mapedeuev]). Dort 
könne jeder Wissensdurstige genau erfahren, was von den Arbeiten 
des grossen Mannes noch auf seine Zeit gekommen sei (ra eis nuas 
eXdovra). Leider sind diese Listen griechisch nicht mehr erhalten, 
sondern mit dem »Leben des Pamphilus« untergegangen; und die zer- 
streuten Angaben des Eusebius, welche direet auf diesem Kataloge, 
oder doch auf dem thatsächlichen Bestande der Bibliothek zu Caesarea 
ruhen, sind zu einer Reconstruction des wirklich vorhanden Gewesenen 
zu knapp. 


S56 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


Zur Zeit des Hieronymus aber ist das »Leben des Pampbhilus« 
noch in Umlauf und diesem selbst genau bekannt (de vir. inl. Sı; 
adv. Ruf. 1,9). Er weiss, dass der Katalog der Schriften des Origenes 
sich im dritten Buche befindet und dass er keine 2000 Nummern 
umfasst (adv. Ruf. 2, 22: Numera indices librorum ejus qui in tertio 
volumine Eusebii, in quo scripsit vitam Pamphili, eontinentur: et non 
dieo sex millia sed tertiam partem non reperies). Er weiss endlich 
auch, dass dieser Katalog auf Pamphilus selbst zurückzuführen ist, 
und zwar an einer Stelle, die einige Schwierigkeiten bietet (ep. 34. 1): 

Beatus Pamphilus Martyr, ceujus vitam Eusebius Caesariensis epi- 
scopus, tribus ferme voluminibus explicavit, cum Demetrium Phalereum, 
et Pisistratum in sacrae Bibliothecae studio vellet aequare imaginesque 
ingeniorum, quae vera sunt, et aeterna monumenta, toto orbe per- 
quireret, tune vel maxime Origenis libros impensius prosecutus, Cae- 
sariensi Ecelesiae dedieavit: quam'! ex parte corruptam, Acacius de- 
hine, et Euzoius ejusdem Eeclesiae sacerdotes in membranis instaurare 
conati sunt. Hie eum multa repererit, et inventorum nobis indicem 
dereliquerit, centesimi vigesimi sexti Psalmi Commentarium, et Phe 
litterae Traetatum’, ex eo quod non inscripsit, confessus est non re- 
pertum. Non quod talis tantusque vir (Adamantium dieimus) aliquid 
praeterierit, sed quod negligentia posterorum ad nostram usque me- 
moriam non durarit. Hoc ideo dixi, ut quia de eodem Psalmo mihi 
proposuisti, quid esset panis doloris ....... ostenderem me de Ori- 
genis Commentariis quid senserit, non habere. 

Was hier von Pamphilus gesagt wird, scheint über die nüch- 
ternen Angaben des Eusebius nur durch die rhetorische Ausmalung 
hinauszugehen. Die eingeschobene Bemerkung über Acacius und Euzoius 
entspricht de vir. inl.ı113 (Euzoius..... plurimo labore corruptam jam 
bibliothecam Origenis et Pamphili in membranis instaurare conatus)’ 


! Es muss wohl bibliothecam hinzugesetzt werden. 
2 Was dieses bedeutet, hat man nicht sicher ermitteln können; und vielleicht ist 
eine Corruptel daran Schuld. Marcella hat von Hieronymus die Erklärung einer Stelle 
des v 126 verlangt. Er entspricht dem, will aber zugleich anmerken, dass er seine 
Meinung nicht aus Origenes’ Erklärungsschriften (commentariis) habe, also weder aus 
einem röuos (commentarium), noch aus einer Homilie (traetatus) zu dem Psalm. Lies 
etwa: ut pariter statt: et PHE litterae. 

3 Eine Bestätigung dieser Nachricht liefert der Wiener Philo-Codex theol. gr. 29 
mit seiner Notiz: Ebldıos Emirkomos &v owuarioıs avevencaro; vergl. zuletzt Philonis Alex. 
op. omn. ed. Conx et Wenprano I, III, 1896. Eurmarn (Röm. Quartalschr. V, 223, 1891) 
meint, dass diese Umschreibung »sich ohne Zweifel nicht auf alle Handschriften wird 
erstreckt haben«. Dazu stimmt, dass Hieronymus die Werke des Origenes in der 
Bibliothek zu Caesarea zum Theil in Abschriften des Pamphilus (de vir. inl. 75, vergl. 
Bernovrrı, Der Schriftstellerkatalog d. Hieronymus 281, 1895), zum Theil in den Normal- 
exemplaren (comm. in ep. ad Tit.3.9) gesehen zu haben scheint. 


Krosvermann: Schriften des Origenes. 857 


und beruht wohl auf eigener Anschauung. Der folgende Satz (Hie 
cum multa ete.) bezieht sich zweifellos wiederum auf Pamphilus, und 
nicht auf Euzoius (gegen Enrnarp). Aus der Äusserung des Eusebius 
aber, wie aus dieser zweiten des Hieronymus geht hervor, dass der 
Katalog des Pamphilus dem praktischen Bedürfniss entsprungen war, 
die Bücher zu katalogisiren, die er hatte auftreiben und an sich bringen 
können, und dieser seiner Natur nach nicht beanspruchte, ein ausge- 
führtes Bild der gesammten schriftstellerischen Thätigkeit des Origenes 
zu liefern. 

Wie verhält sich nun zu diesem Katalog das Verzeichniss der 
Schriften, welches Hieronymus in der Zeit seiner ersten Liebe zu Ori- 
genes aufstellte? Ganz wie Eusebius einst, so bringt auch Hieronymus 
es nicht an der Stelle, wo man es eigentlich erwartet, im Schrift- 
stellerkatalog. Sondern er entschuldigt sich da ebenfalls (de vir. inl. 54): 

Et quia indicem operis [andere: operum] eius in voluminibus 
epistularum quas ad Paulam seripsimus, in quadam epistula contra 
Varronis opera conferens posui, nune omitto. 

Der Brief, auf den er verweist', ist ein Vorläufer des Schriftsteller- 
katalogs, gewissermaassen ein libellus de viro inlustrissimo. Wie näm- 
lich in jenem die Kirche durch Aufzählung möglichst vieler christlicher 
Autoren (darunter Seneca, Philo und Josephus) und ihrer Schriften von 
dem Vorwurf der rustica simplieitas gereinigt, und statt dessen gegen 
ihre Ankläger der der imperitia erhoben werden sollte (de vir. inl. prol.), 
so will er hier zeigen, dass die beiden fruchtbarsten Schriftsteller der 
alten Lateiner wie Griechen von dem Christen Origenes übertroffen wer- 
den (ep. 33,1: Marcum Terentium Varronem miratur Antiquitas, quod 
apud Latinos tam innumerabiles libros scripserit, Graeci Chalcenterum 
miris efferunt laudibus, quod tantos libros composuerit, quantos quivis 
nostrum alienos sua manu describere non potest). Das heisst, er will 
es eigentlich, besinnt sich aber sofort eines bessern, und eliminirt den 
Didymus ganz, weil eine Liste griechischer Werke für einen Lateiner 
kein Interesse habe (Et quia non otiosum est apud Latinos Graecorum 
voluminum indicem texere, de eo qui latine seripsit, aliqua commemo- 
rabo). Dann zählt er von Varro’s Werken kaum die Hälfte auf, weil 


' Ich eitire hier nach dem Reconstruetionsversuch von Prrra, Spice. Sol. III, 311 ff. 


1855 (im Apparat= Pi). Über die Geschichte des Briefes ad Paulam habe ich kürzlich 
in TU NF 1, 3, rf. berichtet. Ich führe noch einmal die hauptsächliche Litteratur an: 
REDEPENNINnG, Origenes ]. II, 1841/46 (=ReO). F. Rrrscnt, Rhein. Mus. NF VI, 481ff. 
1843 (oder op. 3, 419f.=Ri). F. Rrrscat, Ind. schol. Bonn. 1849/50 (oder op. 3. 
506f.=b). REDEPENNING, Z. hist. Theol. NF 15, 66 ff. 1851 (=ReZ). Prrra. Cuappuss, 
Sentences de Varron etc. 1ı7ff. 1856. Westcorr, Diet. Christ. Biogr. IV, 96-142, 1882 
(=We). PrruscHen , Harnack’s Gesch. d. altchr. Litt. I, 332—405, 1893 (=Pr). Krüser, 
Gesch. d. altehr. Litt. 107—126, 1895 (= Kr). 


D 


-o m 5 5 < 
558 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


überhaupt kein rechtes Interesse für solche Dinge vorhanden sei. (Vix 
medium descripsi indicem, et legentibus fastidium est. At e contrario 
nostra saecula habent homines eruditos, seiuntque pisces in quo gurgite 
nati sint, quae concha in quo littore ereveriteete.). Darauf gibt er gleich- 
wohl eine vollständige Liste der griechischen Schriften des Origenes 
(Vultis nosse quanta ingenii sui reliquerit monimenta? sequens titulus 
ostendet. Seripsit ete.), um mit dem Ausdrucke der Befriedigung zu 
schliessen, dass er so deutlich die Überlegenheit seines Helden gegen- 
über Griechen wie Lateinern veranschaulicht habe (Videtisne et Graecos 
pariter et Latinos unius labore superatos?). 

So sicher nun Plan und Ausführung dieses Machwerks eigenster 
Besitz des Hieronymus sind, so wenig ist das von dem werthvollen 
mitgetheilten Stoffe zu glauben. Daher halten Lientroor (Diet. Christ. 
Biogr. II, 319), Preuscnes (a. a. O. 334) und BErnouru (a.a.0. 292) es für 
sehr wahrscheinlich, dass Hieronymus’ Katalog nach dem des Pamphi- 


lus-Eusebius angefertigt worden sei und dass er mit jenem —- Flüchtig- 
keiten, Versehen und falsch überlieferte Zahlen abgerechnet — im we- 


sentlichen übereinstimme, und Harnack (Gesch. d. altehr. Litt. I, XXXIV) 
sagt sogar geradezu, dass Hieronymus den Pamphilus nur ins Latei- 
nische übertragen habe. Dagegen liesse sich einmal anführen, dass 
Pamphilus’ Katalog ja nicht alle Werke des Origenes aufzuzählen beab- 
sichtigte, während Hieronymus den Anspruch auf Vollständigkeit zu er- 
heben scheint, ferner dass Hieronymus selbst anderweitig behauptet hat, 
in seiner eigenen Bibliothek alles zu besitzen, was Origenes geschrieben 
habe (ep. 84, 3: Quod autem opponunt, congregasse me libros illius, 
super cunctos homines: utinam omnium Tractatorum haberem volu- 
mina.... Congregavi libros ejus, fateor; et ideo errores non sequor, 
quia scio universa quae scripsit), also möglicherweise eine selbständige 
Aufzählung liefert, endlich, dass er die in Pamphilus’ Verzeichniss ver- 
sammelten Bücher zwar auf keine 2000 Nummern geschätzt hat (adv. 
Ruf. 2, 22), aber seine eigene Liste, so wie sie vorliegt, keine 800 
umfasst. Indessen können diese Einwürfe bei der Art, wie Hieronymus 
sich auszudrücken pflegt, nicht allzu schwer ins Gewicht fallen; und 
was den letzten speciell anlangt, so sind bei der mangelhaften Über- 
lieferung des Briefes ad Paulam auch grössere Ausfälle nicht unmög- 
lich'. Andererseits legen aber nicht nur die bekannten Charaktereigen- 
thümlichkeiten und schriftstellerischen Sitten des Hieronymus es nahe, 
dass er nach der Liste des Pamphilus gearbeitet hat, sondern auch 


! Für diese würde auch Hier. ep. 84,8 sprechen (Mille et eo amplius tractatus 
in Ecelesia loeutus est: edidit innumerabiles praeterea commentarios, quos ipse appellat 
Touovs, et quUoS nunec praetereo, ne videar operum ejus indicem texere), wenn die mille 
tractatus als geschriebene zu fassen sein sollten (Mss. fügen vor in: legi quos ein!). 


r N “m . al 
Krosreruann: Schriften des Origenes. 859 


der Umstand, dass, wo er die ungefähre Zahl der Schriften des Origenes 
angeben will (adv. Ruf. 2,22) oder das Fehlen einer seiner Arbeiten 
eonstatiren (ep. 34, 1), er sich nicht auf seine Kenntnisse und seine 
Bibliothek verlässt, sondern auf den Katalog des Pamphilus zurückgreift. 

Die Annalıme, dass er ihn einfach übersetzt, stösst dagegen auf 
ernstere Schwierigkeiten. Man müsste dann auch vermuthen, dass be- 
reits Pamphilus’ Verzeichniss so widerspruchsvoll angelegt war, dass 
mitten zwischen die Commentare zum Alten und Neuen Testament die 
dogmatisch-apologetischen Schriften eingeschoben waren, dass bei den 
Commentaren die Reihenfolge der Bücher war: Gen.-Lev., Jes., kl. 
Proph., Ez., Psalm., Spr., Pred., Hohel., Klagel., und später: Röm., 
Gal., Eph., Phil., Col., Thess., Tit., Philem., während bei den Homilien 
auf Gen. — 1. Sam. folgten: Hiob, Spr., Pred., Hohel., Jes., Jer., Ez., 
Psalm., und später: Cor., Thess., Gal., Tit., Hebr. Diese und kleinere 
Differenzen würden sich erklären, wenn durch eine nicht gerade glück- 
liche theilweise Umredigirung eine ursprünglichere, planvollere An- 
ordnung des Verzeichnisses gestört wurde. So ist es auch als möglich 
zuzulassen, dass Hieronymus einzelne Angaben nach eigenem Wissen 
änderte oder hinzufügte. Wenigstens fällt bei manchen Zahlangaben 
von Homilien die Übereinstimmung mit der Anzahl auf, welche Hie- 
ronymus selbst ins Lateinische übersetzt hat. 

Obige Erwägungen beruhen allerdings auf einem Texte, der nicht 
nur bisher schlecht herausgegeben, sondern überhaupt mangelhaft über- 
liefert ist. Rufin kannte den Brief an die Paula noch und hat ihn 
benutzt (apol. 2, 20), eine Spur von ihm ist vielleicht bei Isidor von 
Sevilla (etym. 6,7) zu finden. Von da ab ist er verschollen mit Aus- 
nalıme der von Rufin angeführten Sätze, bis in unserm Jahrhundert 
Sir Tuomas Pniuumrs zu Arras in einer Handschrift der Pentateuch- 
homilien des Origenes als Einleitung sehr erhebliche Theile des Briefes, 
vor allem die Listen der Werke des Varro und des Origenes entdeckte. 
Auf seinem unzuverlässigen Privatabdruck beruhen die erste Ausgabe 
von F. Rırscur und die von REpErPEnSInG, Pırra und Preuscnen. Die 
zweite Ausgabe Rırschr's beruht auf einem Facsimile der gleichen 
Handschrift, das A. ScHhLEıcHer angefertigt hat. Für Varro zog dann 
noch Cnarpuis zwei Pariser Handschriften der Pentateuchhomilien des 
Origenes heran. Diese beiden benutze ich im Folgenden zum ersten Mal 
für die Liste der Werke des Origenes, dazu noch eine vierte, ganz 
ähnliche Handschrift der Brüsseler Bibliothek, welche merkwürdiger- 
weise aus dem Besitz des Sir Tuomas Pmurrıers dorthin gelangt ist. 
Weitere zu finden ist mir nicht gelungen, und es dürfte auch nur 
geringe Aussicht sein, in Zukunft noch ein Manuseript mit erheblichen 
Abweichungen und darum von selbständigem Werth zu entdecken. 


S60 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


Die von mir benutzten Handschriften sind 

a) .cod. Paris. bibl. nat. lat. 1628 saec. XII (»provenant de S. Amanp; 
anc. TELLIER 235, anc. Regius 3621 (2)«); 

b) cod. Artebr. 849 saec. XU/XIU (olim S. Venasti); 

c) cod. Paris. bibl. nat. lat. 1629 saeec. XII (»provenant de S. Marrın 
de Tournaı, anc. TELLIER 191, anc. Reeıvs 3731(2)«); 

d) cod. Bruxell. II. 1065 saec. XII (»provenant de l’abbage d’Avuse, 

autrefois Pnırrieps 4645 «)' 

Auch die Übereinstimmung dieser vier (U) sehr nahe verwandten 
Handschriften”? bietet jedoch leider keine Gewähr dafür, dass wir den 
Text ungefähr so herstellen können, wie Hieronymus ihn hinterlassen 
hat. Darauf weist schon ihr geringes Alter, und deutlich tritt es zu Tage 
bei einer Vergleichung mit den Bruchstücken, die Rufin aufbewahrt 
hat (R). Wenn dagegen in U (und R?) eine Anzahl Schriften fehlen, 
die nicht nur Eusebius und Hieronymus selbst gekannt und benutzt 
haben, sondern die auch noch heute vorhanden sind; wenn sich eine 
Anzahl von Zahlangaben durch Vergleichung mit gelegentlichen No- 
tizen des Eusebius und des Hieronymus selbst oder mit dem noch 
vorhandenen Bestande als zu gross oder zu klein erweist — dann 
ist es zwar möglich, aber nicht gewiss, dass diese Mängel dem Ur- 
exemplar des Briefes ad Paulam nicht anhafteten, also nur unserer 
Überlieferung zur Last fallen. 

Über die nun folgende Ausgabe habe ich noch zu bemerken, 
dass die Handschrift a benutzt ist in einer Abschrift von A. VıDıER, 
b in dem Facsimile aus dem Ind. schol. Bonn. 1849/50, e nach einer 
Collation von A. Vıpızr, und d nach einer Collation von J. VAN DEN 
Guevys. Der Text weicht von dem Consensus der Handschriften (U 
oder UR) nur sehr selten ab, niemals in den Zahlangaben, da hier 
eine Correetur von noch so offenbaren Fehlern doch eine Correetur 
am Hieronymus selbst sein könnte. Im Apparat sind alle Abwei- 
chungen der Handschriften gebucht mit Ausnahme der Compendien 
für liber, omelia, epistula und dergleichen. Daneben habe ich auch 
die beachtenswerthen Verbesserungsvorschläge notirt. Die Anmerkun- 
gen sollen, wo es erforderlich ist, die Begründung des hergestellten 
Textes bringen, zweitens die auf anderm Wege überlieferten An- 
gaben zur Vergleichung heranziehen, und endlich sachliche Zusätze 
und Berichtigungen zu dem gegenwärtigen Wissen über die Werke 


! Für ihre ausserordentlich gefällige Hülfe beim Aufspüren der Handschriften 
bez. für die Besorgung von Collationen bin ich den HH. H. Ouoxr und A. Vipıer in 
Paris, wie €. Ferıs und J. van DEn GHEyN in Brüssel zu lebhaftem Danke verpflichtet. 

® Eine aus der anderen abzuleiten, was besonders für b und d nahe läge, ist 
mir nicht gelungen. 


UR 


Krosterumann: Schriften des Origenes. Ss61 


des Origenes bringen, wie es durch WestcorT, PrREUSCHEn und KRÜGER 
vertreten wird. Die Kirchenväter konnten in der Regel nur in den 
Drucken von Miexe angeführt werden'. Für Cassiodor’s Inst. div. lit., 
auf die besonders viel ankommt, habe ich die wichtigste Handschrift, 
den cod. Bamberg. H. 1. IV. ı5, selbst eingesehen. Sie stimmt übrigens 
in ihren Abweichungen vom Druck mit den jungen codd. Vat. lat. 569 
Vat. Urb. lat. 67 Vat. Ottob. lat. 765 und Casan. XX. VII. 20 überein. 


Quorsum Varronis et Calcenteri mentio facta sit queritis; videli- 
cet ut ad nostrum Adamantium nostrumque Calcenterum veniamus, 
qui tanto in sanetarum seripturarum commentariis sudore laboravit, 
ut juste adamantis nomen acceperit. Vultis nosse quanta ingenii 
sui reliquerit monimenta? sequens titulus ostendet: 


un 


seripsit Mysticarum omeliarum libros II 
In Genesim libros XIII In Exodum excerpta 


1. Chalcenteri R | quaeritis R| videlicet] fehlt in b 2. nostrum] fehlt in R 
(aber Ms: Adamantium nostrum) | Amantium d | Chaleenterum R Calcenterium b 
3. tanto] + studio R (fehlt im Ms) | sacrarum b d | commentariis] fehlt in R|labore su- 
davit R 4. Adamantü R 5. ostendit R 7. genesi U| XIII] tredeeim R 
8. mystiearum] locarım ac localium bd Pi moralium Re Z 69 | II] duos R 9... Im 
Exodum.. (In Exodum) excerpta möchten lesen Ri ReZ 69 


2. Hier. ep. 43.1 (Ruf. apol. 2, 17): vere Adamantius et Chalcenterus noster; 

Pseudoanatol. Alex. de rat. pasch.: caleuli componendi perspieacissimus quippe qui 
et Caleenterus! Cummianus (MPL LXXXVII, 971): Origenem Chalcenterum et vere 
adamantinum. Isid. vergl. zu Z.198. 3. Hier. ep. 84, 8: seripturas memoriter te- 
nuit, et in studio earum diebus desudavit ac noctibus; vergl. de vir. inl. c. 54. 
4. Hier. praef. in libr. de nom. hebr. (Ruf. apol. 2,16): ingenii sui praeclara monu- 
menta. 6. Man vermisst hier etwa noch: tomorum in vetus testamentum, vergl. 
Z. 97. 7. XIII Bb. (über Gen. c. 1-4? vergl. c. Cels. VI, 49; daher wohl auch Hexa- 
emeron genannt vergl. Hier. ep. 34,7) nimmt man unter Berufung auf R und Hier. 
ep. 36.9 an, obwohl letztere Stelle ein 14. B noch nicht ausschliessen würde. Sicher 
unrichtig bietet Eus. h. ec. VI, 24,2 XII (P). Die XIII aus irrthümlicher Summirung 
der 12 Bb. Commentar und der 2 Bb. Homilien zu erklären (Pr 343), ist nicht möglich. 
Was an Excerpten aus Commentaren, Homilien oder an Scholien des Orig. zu der 
hist. Bb. in Procor's Ketteneommentaren steckt, hat neulich L. Eısennorer (Procopius 
von Gaza 1897) bequem zusammengestellt. 8. Ob mysticarum (locarum ac) oder 
localium (romkov, rporıkov?) ist bis jetzt nicht zu entscheiden; man erwartet noch eher 
etwas wie exegeticarum. Vielleicht stand in ihnen die vermisste Homilie über Mel- 
chisedek, die Hier. ep. 73,2 erwälnt (We 104). 9. Bei den Excerpten wird eine 
Bandzahl in der Regel nicht angegeben (Z.13 27 71 178 geg. 86). Mehrere rsuor von 
eis rıjv &&odov onueiwoeıs kennt Philoc. ec. 27 und Hier. übersetzt sowohl exorıa als oy- 
ueıwgeıs mit excerpta (prol. hom. Orig. in Ez., prol. comm. in Is... Ob darum erxoAıa 
= onueiweeis, ist freilich fraglich vergl. Hurr Orig. IIl, 2,1, 2—4 ReOl, 375 ff. II, 
67 Pr 339. 


! Eusebius’ Kirchengeschichte dagegen in der Ausgabe von HeıxıcHen, 2. Aufl. 


1868, Hieronymus’ de viris inlustribus in der Ausgabe von Rıcuarvsox (TU XIV, r), 
1896, die Philocalie in der von Rozınsox 1893, Vıncenz von BEauvaıs nach dem Ab- 
druck bei Pr 336. 


562 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


ıo In Leviticum excerpta In Osee de Effraim librum I 
Stromatum libros X ıs In Osee commentarium 
In Isaiam » XXXV]I In Johel libros II 
Item in Isaiam excerpta In Amos » al 


1o. in (III b) leviticum excerpta stromatum. libros X. U | [.. In Numeros ex- 
cerpta] schliessen an Ri ReZ 69 11-76. et post multa R 12. ysaiam bd 
13. ysaiam d 14. ephraim d|]] unum d 17. Ausfall des Obadja nach Amos 
vermuthet Ri 


10. Excerpte zu Num. benutzte Ruf. prol. hom. Orig. in Num., aber sie dem 
Verzeichniss einzufügen ist man darum noch nicht berechtigt. Von einem Comm. 
in Num. wissen wir nichts; die dafür angezogene Stelle (Pr 349) bezieht sich in 
Wahrheit auf Orig. bom. 5,2 in Num. Lateinisch existirt freilich noch ein Com- 
mentar zu den sämmtlichen hist. Bb. des A. T. unter der Überschrift: Ineipit com- 
mentum super genesym secundum Örigenem im cod. Laur. plut. XIV, 8. Nach Stich- 
proben zu urtheilen dürften in diesem späten Elaborat wenigstens die noch erhaltenen 
Origeneshomilien benutzt sein. ı1. Von den Stromata, welche z. Th. Excerpte 
enthielten (zu Dan., zu Gal.) und deshalb an dieser Stelle erscheinen, ist die gleiche 
Zahl auch sonst überliefert (Pr 383). Über die Excerpte des Presbyters Beatus aus 
diesem Werke, welche sich im Escurial befinden sollen (Re OÖ I, XIII II, IV), vermag 
ich Neues, wenn auch nichts Erfreuliches zu berichten; auf eine Anfrage wurde mir 
aus dem Escurial am 23. 6. 97 durch Benısnus FERNANDEZ O.S.A. gütigst mitgetheilt, 
dass in den Katalogen prout nunc exstant keine Spur von ihnen zu finden sei. Am 
6. 7. aber erhielt ich durch Hrn. Dr. E. Scnärer’s Gefälligkeit Nachricht über einen 
cod. Matr. bibl. nac. B. 3ı membr. A. D.1047, welcher »Apokalypse und Daniel mit 
Erklärungen des Presbyters San Beato« enthält. Auf fol. 311”—313" befinden sich 
dort auch die gesuchten Excerpte aus Orig.'s Stromata. Da dieser Beatus offenbar 
der bekannte Beatus von Libana ist, in dessen Commentar zur Apokalypse der des 
Hier. steckt (BArpenuewer Patrologie 433), so ist es nicht wunderlich, dass auch 
diese Excerpte gar nicht selbständig sind. Sie beginnen: »Expositis, ut potui, quae in 
Danielo libro juxta Hebraicum continetur, ponam brebiter quod Origenes in decimo 
Stromatum suorum libro de Susanne et Belis fabulis dixerit. Cuius haec verba sunt.« 
und sind, wie man bereits hieraus ersehen kann, wörtlich identisch mit Hier. comm. 
in Dan. ec. XIII/XIV. ı2. XXXVI in U wird Überlieferungsfehler sein. Denn 
nicht nur werden die XXX Bb. bei Eus. h. c. VI, 32,ı durch die Noten des cod. 
Vat. gr. 2125 (Pr 927 f. Cerıanı, De codice Marchaliano 2of. Cozza, S. Bibl. Vet. 
Fragm. I, XXXVIl ff.) bestätigt, sondern nach Hier. prol. comm. in Is. hätte Orig. 
nur 30 Bb. verfasst (bis Is. 30, 5), von denen zu Hier.’s Zeit das 26. bereits fehlte. 
Und die 2 Bb. de visione rerpamööov (Is. 30,6 fl.) ad Gratam, qui pseudographi pu- 
tantur werden wohl gerade deshalb so beurtheilt worden sein, weil man wusste, dass 
Orig. nur exp Tys Öpdoews Toy Terpamoowv T@v Ev Ti) epyuo (Eus. a. a. OÖ.) commentirt 
hatte. In den Catenen findet sich zum Jesaia fast keine Spur, weder von den Commen- 
taren, noch den Homilien, noch den Excerpten (desgleichen nichts zu den kleinen Pro- 
pheten). 13. Diese onueiscess nennt Hier. prol. comm. in Is. 14. Eine exegetische 
Monographie, nicht der Commentar (geg. Pr 366)! Hierauf beziehen sich die Worte 
Hier. prol. comm. in Os.: Origenes parvum de hoc propheta seripsit libellum, ceui hune 
titulum imposuit, mepi roV mas &vouaodn ev To None Eppaiu. 15. Diess ist der Com- 
ınentar (so auch Ri); eine Bandzahl von ihn zu geben war nicht möglich, das Buch 
war akebaxov kal areXeorov (Hier. a.a.0. Biırr, Antikes Buchwesen 374 Anm.4). Die 
25 Bb. Commentare zu den kleinen Propheten, welche Pamph. (Hier. de vir. inl. ce. 75) 
und Eus. h. e. VI, 32, 2 nur noch besassen, kommen dann zwar richtig heraus, wenn 
man diesen Commentar zu Hos. als ein Buch rechnet; Voraussetzung wäre aber dabei, 
dass alle Theilzahlen in Ordnung sind (vergl. aber Z.17, wo Ri Obadja vermisst [Orig. 


'Krosrermann: Schriften des Origenes. 863 


In Jonam librum I In Psalmo XIIII® librum I 
In Micheam libros III In » RL et 
zo In Naum EN In » xVI el 
In Abacue on 45 In u xx De 
In Sophoniam » 1 In » XXIII 220-1 
In Aggeum lihrum I In » XXVIII® „» 1 
In prineipio Zachariae libros II In » XXXVII® al 
2s In Malachiam » II In » 3.900 » I 
In Ezechiel » XXIX so In » XLIII! libros II 
Excerpta in Psalmos a primo usque In » XLIIII® » I 
ad quintum deeimum. — Rursum: In » xXLV° librum I 
In Psalmo primo librum I In » XLVI° TE 
30 In » secundo » I In » L° libros II 
In » tertio » I ss In » I5IC librum I 
In » quarto at In » LII® a 
In » quinto | In » LIII® est 
In » vIo 3 In » LESAnI“ » |] 
35 In » IIO » 1 In » LVIII® » I 
In » anne Be 60 In » LVIIII® 7 
In » VIII? | In D LXII® » | 
In » x Sl In » LXIII® „1 
In » XI a! In » LXII® Bu 
40 In u X11° 1 In » LXV® DT 
In » X1I1° ST 65 In » LXVIIIO ST 
21. abacuch ac abbacuc d 26. Jezechiele ac Hiezechiel d|b: In iezechiel. 
lib. XXV. III. Excerpta in psalmos ete. Danach Pi: In Ezechiel lib. XXIV [soll 
heissen XXV?]. III Excerpta ete. 28. quintum deeimum] XV d vicesimum quintum 
ändert ReZ 72 29ff. lib.ı Excerpta in Psalm. ı lib.r. (Excerpta in Psalm.) 2 
etc. RiReZ nach PnırLıprs 31. tertio] tercio d III b 34ff. Die Zahlen werden 
in Worten statt in Ziffern ausgedrückt in b von hier bis y 12, in d bis v 40 35. 1] 
fehlt in a 42. I] fehlt in a 50. libri b 51. libri b 54. quinquagesimo 


a|libri b 55. liber d 59. LVII] XVII b 


e. Cels. VII, ır!] und 25). Übrigens scheint noch der Verf. des psendorufinischen Com- 
mentars zu Hosea (MPL XXI, 959fl.) eine der Arbeiten des Orig. zu Hos. gekannt 
zu haben; er findet darin (und in Folge dessen auch bei Hier.) allegoriarum magis 
lepida, quam historicarum explanationum solida et tenenda. 24. Das gleiche weiss 
Hier. auch sonst (Pr 366). 25. Hier. prol. in Mal.: Ill Bb. 26. Zweifellos ist 
XXIX falsch. Nach Eus. h. e. VI, 32,1 und den Noten des cod. Vat. gr. 2125 hat es 
nie mehr als XXV Bb gegeben. Aber Pi's Änderung widerspricht der ausnahmslosen 
Stellung der Bandzahl hinter dem Buchtitel, und statt NXXIX einfach XNXV zu 
schreiben ist deshalb unzulässig, weil Hier. selbst hier die Verwechselung zwischen 
xd und ke begangen haben kann. 27. Dreifach waren Orig.’s Arbeiten zum Psalter 
auch nach Hier.’s Angabe in den Commentarioli in Psalmos oder Excerpta de Psalterio 
(ed. G. Morın, Anecdota Maredsolana III, r. prologus, 1895); den kurzen Anmerkungen 
des Enchiridion (vergl. Z.178) tritt ein aliud opus von grosser Ausführlichkeit gegenüber, 
bald darauf werden ausdrücklich tomi und omeliae genannt. Diese Commentare nun 
finde ich, entgegen der gewöhnlichen Meinung und Pitrrıprs’ Lesart, in Z. 29-69, 
die Homilien Z.114—177. Man muss dann freilich 2 Sammlungen von Excerpten an- 
nehmen (Z. 27 und 178), oder bei Z. 27 sich erinnern, dass Eus. h. e. VI, 24, 2 rouoı 
zu v ı—25 erwähnt, und unsere Nachricht damit eombiniren; Ri will deshalb sogar 
bei Eus. i€ statt xe lesen. 29. Einen röws zu wı kennt auch Philoe. e. 2/3. 
32. Einen rouos kennt auch Philoe. c. 26. 


564 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


In Psalmo LXX® librum I quos insuper seripsit in adolescentia 

In » TREO » 1 75 In Lamentationes Jeremiae thomos V 

In prineipio LXXmi ]Jdi Sl RURSUM 

In EI? N libros HI Periarchon libros III 
zo In Proverbia > 19 Deimesunreetione x u 

In Eeclesiasten excerpta Et alios de resurreetione dialogos II 

In Cantieum Canticorum libros X so De proverbiorum qui- 

Et alios thomos II busdam questionibus librum I 


73. U] duos e | insuper seripsit] mit Farrıcıws Ri Re Z72 vergl. Philoc. e.7; 


superseripsit U 75. iheremiae b Hieremie d 76. Rursum] item monobiblia 
(monobibla Ms) R 77. Tlepı Apkov (Periarchon Ms) R Periarcon b | III] quattuor R 
78. II] duos R (Z. 78/79 fehlen im Ms) 79. Il] duos R 80. Von hier bis 


Z.197 fasst R Alles in die Worte zusammen, et cum enumerasset omnia eius Opuscula, 
secundum indienli fidem [finem] addidit (Ms: addit) et dieit 


71. Hieraus stammt. vielleicht das von mir Analecta S.29 aus dem cod. Vat. gr. 


1694 edirte Catenenfragment. 72. Die gleiche Zahl steht auch sonst fest (Pr 359). 
Bei Vine. (super prineipium cantieorum libros III) ist IIII zu lesen, da er zweifellos 
die in 4 Bb. bis e.2, ı5 reichende Übersetzung Rufin’s meint. 73-74. Philoeses7. 


ek TOV eis TO doya jukpoV Touov, Ov Ev Ti) veoryrt Eypayrev (vergl. Hier. prol. comm. in 
Abd.); danach wird man das superseripsit in U zu bessern und das röwos der Philoe. 
nicht im eigentlichen Sinne zu fassen haben. Vergl. noch ThLZXXI, 323 und die 
den Charakter des Orig. tragende kurze anonyme Einleitung zum Hohenlied, die ich 
1892 aus dem cod. Ven. gr. I saec. VIII/IX herausgegeben habe (De libri Coheleth 
versione Alexandrina S.4 ff. Daselbst ist S.5 Z.8 das ? zu streichen; Z.17 lies 
E’ eokväuevy; Z.18 «al rov marepa; Z.14 v.u. ZAAMA statt Zarouov; Z.II vu. 


WPAIEIXON statt opaıodncav?]). 75. Ebensoviel hatte Eus. h. e.VI, 24, 2 
überkommen. Nicephorus hat € in # verlesen, Maximus Confessor spricht sogar 
von einem Io. röuos Pr 362. 76. Statt des farblosen rursum in U wäre das 


item monobibl(iJa von R sehr viel erwünschter, wenn man es nur als Gesammttitel 
der 6 folgenden Schriften fassen dürfte (Hurr, Orig. Il, 3, ı, 10), etwa im Sinne 
unseres Wortes Monographie. Die gewöhnlich vertretene Auffassung nämlich (Ri 
Pr 386 Re Z 70 Bırr a.a. O.), welche unter monobibl(i)a alle die nichtexegetischen 
Schriften versteht, »welche nur ein Buch enthielten«, hat doch auch sehr grosse 
Schwierigkeiten gegen sich. Ri z.B. muss selbst zugestehen, dass dann hinter mono- 
biblia eine Zahl fehlt, dass es inconsequent und flüchtig ist, wenn trotz der Zusammen- 
fassung in monobiblia nachher der Dialog gegen Candidus (Z. 81; Ri hätte auch Z. 8o 
und 82 gleich mit anführen können) einzeln noch einmal gezählt wird, und endlich, 
dass die Absicht einer vollständigen Aufzählung sich nur auf die exegetischen Werke 
des Orig. erstreckt habe. An dieser Stelle nimmt Ri auclı den Ausfall der 8 Bb. 
gegen Celsus an, die Hier. zweifellos gekannt hat (ep. 70, 3). Die Schrift wepi euxns, 
von der das nicht feststeht, die aber Pamph. apol. c.ro erwähnt hat, ist ihm dagegen 
mit unter monobibl(i)a begriffen. 78. 79. 4 Bb. über die Auferstehung zählt Hier. 
auch ce. Joh. Hieros. ec. 25 (bei Pr 384 ist im Citat das »quarto« ausgefallen), nicht 
aber bei Ruf. apol. 2,47 (gegen Pr 383 Kr 122, welche wohl 2, zo (MPL XXI, 599, 1878) 
meinen; Eus. h. e. VI, 24,2 nennt nur 2 Bb. wepi dvaoracews. Für Dialoge über diesen 
Gegenstand ist aber auch noch Theophilus von Alexandrien Zeuge (vergl. Hier. ep. 

2, 4): in libris Resurrectionis, quos seripsit ad Ambrosium, dialeeticum morem imitans 
disputandi, in quo seiscitatio est. atque responsio, artis magicae praedicator his verbis 
est [:] Ars magica non mihi videtur alicujus rei subsistentis vocabulum, sed etsi sit, 
nequaquam est operis mali, nec quod haberi possit contemptui. Die gleiche Stelle 
eitirt er ein anderes Mal (Hier. ep. 96,16) aus »tractatibus« des Orig. 


UR 


Krosreruann: Schriften des Örigenes. 865 


Dialogım adversus Candidum go In epistulam ad Ephe- 
Valentinianum sios libros II 
De martyrio librum In » ad Philippen- 
DE NOVO TESTAMENTO ses librum I 
In Matheum libros NXV Ta { oje en Zubrozgl 


a arennen VERKK In epistula » N nr 
In partes quasdam Jo- nn . 


hannis excerptorum librum I In z z Thessalo- R 
en ibros 4 nicenseslla librum I 
In epistulam Pauli apo- ss In x ale ae 

In » » Philemo- 


stoli ad Romanos » XV 
In epistulam ad Gala- 
thas » XV 


nem » I 


82. martirio ac 93. I®] fehlt in bd 94. In-1] fehlt in b | 1a] scda d 


81. Hier. adv. Ruf. 2,19: Habetur dialogus apud Graecos Origenis et Candidi 
Valentinianae haereseos defensoris. Daselbst ist der Inhalt kurz charakterisirt; eine Einzel- 


heit findet sich adv. Ruf. 2, 18. 82. Einfach repi naprvptov scheint auch nach Eus. h. e. 
VI, 28,1; Hier. de vir inl. 56; Pamph. apol. c. 8 der Titel gewesen zu sein. Dagegen 
nennt ihn schon Nicephorus röv mporperriköv eis uapripıov "yevvalov Aoyov. 84. Die 


gleiche Zahl bei Eus. h. e. VI, 32,2; Hier. prol. comm. in Matth. Im prol. hom. Orig. 
in Luc. (Ruf. apol. 2,22f.) geben die Hss des Hier. XNX\VI oder XXVI Bb. an, 
XXVI auch Vine.; vergl. dazu Re OÖ Il, ı9ı Pr 366. Uber die Benutzung dieses Com- 
mentares in dem des Hier. Zaun, Forsch. 2, 275 ff. 85. Die gleiche Zahl hat Var- 
rarsı für Hier. prol. hom. Orig. in Luc. (Ruf. apol. 2, 22f., wo andere NXXIV und XXXIX 
lesen) statt XXXIX und XXXIV bevorzugt. Dass Eus h. e. VI, 24, 1 fälschlich xB 
liest, ist klar, da wir noch das 32. B. (AP) besitzen. Mit Recht haben daher Hvrr, 
Faprrıcıus, Varrarsı die Eusebstelle so wiederhergestellt: r7s ö' eis ro mav evayyexıov Ön 
ToVTO Tpayuarelas ‚uovor AB eis nuas mepınAdov Touoı (gegen Re Ol, 38ı Pr 371). Aus 
diesem Ausdruck und Orig. Ser. comm. in Matth. 133 geht aber weiter hervor, dass 
ursprünglich wohl noch mehr als 32 Bb. vorhanden waren; ob nun gerade 39 (DELARUE), 
wird durch die subscriptio einiger Hss, nicht des Archetypus, kaum wahrscheinlicher 
(vergl. Pr 371 und die früheren Subscriptionen zu tom. 6, 13, 20 und.28 bei DELARUE- 
Losmarzsch). Der Verf. der Catene zum Johannesevangelium geht übrigens mit seinen 
Originesexcerpten über Joh. 13, 33 eigentlich nicht hinaus (vergl. The commentary of 
Origen on S. John’s Gospel ed. A. E. Brooke ll, 307 ff. 1896. Über die Johannescatene verel. 


Brarke in St Kr 1895 S. 361ff.). 86. ReZ73 will die excerpta als Bruchstücke der 
weiteren rouor fassen. 87. XV in U muss wohl als UÜberlieferungsfehler angesehen 


werden gegenüber der V bei Hier. prol. comm. in Matth. (Ruf. apol. 2, 22 f.); so auch ReZ 74. 
88. Auch Ruf. lagen noch XV rouo: vor (prol. comm. Orig. in ep. ad Rom., wo corrigirte 
Hss XII oder X lesen), die er beim Übersetzen in X zusammenzog. Diese X nennt Vine.; 
XX Bb. bei Cass. ist Fehler für XV oder X, vergl. Re O 11, 189. 89. XV in U 
hat wohl als Überlieferungsfehler zu gelten, vergl. Hier. prol. comm. in ep. ad Gal. und 
ep. 112,4. Über die Benutzung des Galatercommentars durch Hier. vergl. Zaun GNK 


Il, 2,428 Anm. und öfter. 90. Die gleiche Zahl nennt Hier. auch prol. comm. in 
Eph. (adv. Ruf. 1,21) und adv. Ruf. 1.21. Über die Catenenfragmente vergl. TU NF 
I, 3 S. 64. 92. Ein Citat in tertio libro epistolae ad Colossenses steht bei Pamph. 
apol. e. 5. 93. 94. Damit fällt die früher berechtigte Annahme, Origenes habe den 
2. Thessalonicherbrief nicht erklärt. 95. Ein B. nennen auch Pamph. und Bar- 
sanuphius, Pr. 375. 96. Nach dem Philemonbrief vermisst man den Commentar zum 


Hebräerbrief, auf den Pamph. apol. schliessen lässt, Pr. 376. 


Sitzungsberichte 1897. 79 


866 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


RURS OMELIARUM IN VETUS In Deuteronomio omeliae XIII 
TESTAMENTUM In Jesu Nave DON 
In @enesi omeliae DXIL In libro Judieum » VIII 
In Exodo a VII ı05 De pascha =. NON 
lin Iuaziiten 5 XI In primo Regnorum libro » 111 
In Numeris » XXVII In Job » XXI 
98. genesy b 104. VIII] IX d 106. IlII] hierzu ina am Rand: r. 1. 


98. Cass. zählt XVI in Ruf.’s Übers., Vine. XVII (lies XVII oder XVI); XVII oder 
XV] bieten die Hss der lat. erhaltenen Homilien (vergl. Pr. 346). Mit den 2 Bb. mysticarum 
omeliarum (vergl. Z.8) haben diese nichts zu thun. Benutzt sind sie z. Th. in Pseudo- 
eucherius’ Commentar vergl. DLZ XVI, 45 und C. Worxe im 23. Jahresb. d. k. k. Staats- 
symn. im XVIl. Bezirk von Wien 1897. Es ist übrigens sehr zu beachten, dass die letzte 
Homilie »De benedietionibus patriarcharum« unvollständig ist (sie bespricht nur Ruben, 
Simeon, Levi, Juda und bricht dann ohne Doxologie ab) und sachlich gar nichts enthält. 
was nicht in Rufin’s »De benedietionibus patriarcharum« stände; nur ist Rufin’s Ablıand- 
lung vollständig und stellt Juda als erstes Buch voran, gemäss der Bitte des Paulinus, be- 
sonders den Segen Judas zu erklären. 99. VIH in U ist wahrscheinlich Überlieferungs- 
fehler für XIII, so Vine. und die Hss von Ruf.'s Übers. ; Cass.’s XII (cod. Bamb.) oder XI ist 
wohl in XIII zu bessern. 100. XV] lat. bei Cass., Vine. und den Hss von Ruf.’s Übers.: 
XI in U ist wohl Überlieferungsfehler. Übrigens ist es ein Irrthum, wenn immer noch 
für die Existenz mehrerer Homiliensammlungen angeführt wird, dass einem Philoe. ce. ı 
erhaltenen Fragment einer Leviticushomilie in unseren lateinischen nichts entspreche. Das 
dort in ABD unbetitelte, in E amo rys eis rö Aevirkov öyuAıas devrepas [lies mit Robinson 
€ statt B] eöhds era rw äpxijv betitelte Fragment findet sich Hom. in Lev. V,ı (We 106). 
101. XXVIII Vine. und die Hss von Ruf.’s Übers., Cass.: NXVIIU (cod. Bamb.) oder 
XXX. Das Catenenfragment zu Num. 22,9 entspricht hom. XIl1,7 durchaus. 102. (ass. 
hatte in lat. (Ruf.'s? vergl. prol. hom. Orig. in Num.) Übers. IIII (eod. Bamb.) oder VII. 
was denn als Fehler für XIII zu gelten hätte, Pr 352. Rabanıus Maurus suchte wohl 
infolge dieser Notiz Cass.'s nach ilmen, fand jedoch nichts mehr (praef. comm. in Deut.). 
103. XXVI in Ruf.’s Übers.: Cass. (nach cod. Bamb., NNX nach den Drucken), Vine., 
die Hss der lat. erhaltenen Homilien. Zu den Catenenfragmenten vergl. TU XII, 3 


und EisEnHoreEr a. a. 0. 104. VIlIL in Ruf.'s Übers. Cass., Vine., die Hss der lar. 
erhaltenen Homilien. 105. Zu Ruth besass bereits Cass. nichts mehr. Die Ver- 


muthung, dass sich auf Ruth die Paschahomilien beziehen, hat nur an der Stellung 
dieser einen schwachen Anhalt, die für blosse Homilien über das Osterfest immer- 
hin auffällt. Ob aber der libellus de pascha bei Pseudoanatolius Alexandrinus 
(Pr 384; Zaun, Forschungen III, 180f. vergl. zu Z. 2. Über einige Fragmente aus der- 
selben Schrift bei Cummianus und Victor Capuanus Pr 384), oder ob die homilia de 
pace (Z. 188) damit combinirt werden darf, scheint ganz fraglich. Die Stellung der 
Schrift könnte schliesslich noch zu der Annahme führen, dass es sich hier um Homilien 
zu 2.Chron. Esra und Neh. handle, zu welchen Bb. Cass. noch je eine Homilie in 
Übers. (Bellator’s, Pr 355) besass, und die sonst fehlen würden. 2. Chron. 30. 35 und 
Esra A’ı ist ja vom raoyxa die Rede. ro6. IIII lat. kannte Cass. (ein cod. Bobb. 
VI? Pr 355), Vince. besass jedoch nur noch die eine, die auch wir noch neben üurep 
rjs &yyaorpınvdov haben, und die schon Pseudoeucherius comm. in libr. reg. ausgebeutet 
hat (verel. zu Z. 98). Zu beachten ist die Note im cod. a. Ebenfalls verloren gegan- 
gen ist eine noch Cass. bekannte Homilie zu 2. Sam. 107. Dass die Catenen- 
fragmente z. Th. den Homilien entstammen, lässt sich hier einmal einfach beweisen: zu 
Job 20,29 21,13 41,14. 15 sind in der Catene noch Fragmente mit Schlussdoxologie 
erhalten (vergl. Gallandi und Pi zu d. St.). Orig. hom. 6,4 in Ez. (Pr 355) bezieht sich 
auf den in der Catene etwa so lautenden Satz zurück: Job 40, ıır Alury 7 mporn 


ar x u Fu N r A] N 7 7 Sch r ” re 
Ovvanlıs KaTa TOov avopos, TOpVOoV TOIELV evreudev apxeTal eo... Iva To Av onuavı, iva ceien 


Krosrersann: Schriften des Origenes. 567 


In Paroemias omeliae VII 135; In Psalmo LII’ omeliae 11 
In Eeelesiasten 2 NSHONE In 3. ale omelia | 
ı1o In Cantico Canticorum Bl In n LXVII® omeliae VII 
In Isaiam » XXXI In er DIEXTE » 11 
In Jeremiam » XI In » LXXIIV » 111 
In Jezechiel » Xu 140 In » LXXUITIO » 111 
De Psalmis In »  LXXIMO omelia | 
ı15s In Psalmo III° omelia 1 In » EARVC » I 
In me nn In » LXXVI! omeliae Ill 
In »  N\]119 a In » LXXVIe » VIII 
In „ X]I0 a ae 145 In 2 TERRY TIITS » 1111 
In »” XII el In »  LERXO » 11 
120 In » .xV2 omeliae Ill In » LXXXTO omelia | 
In » XVIo omelia 1 In » LXXXIIO omeliae III 
In » XVII] | In » LXXXIII0 omelia 1] 
In » XXI] el ıso In »  LXXXIII® omeliae II 
In BEERTLTE a. 2 In » LAXRXV omelia |] 
125 In RIO DT In » EXXXVI » I 
In TS l In 2 CV » 1 
In » 'XKXYV]° I In 02; » I 
In  ERIMII Se] 155 In a  ERSVITITE omeliae III 
In » IIONVTL omeliae \ In » ER omelia |] 
130 In » REKSKANIITO » I In » EXXI! omeliae Il 
In » RORKUVIITO » 1 In » EROSHL » ll 
In » XXXVIMI » I In » CRIIITO » II 
In » XLVIII° omelia ] 160 In a ERERTITNIE 5 Il 
In » 1 » l In » (ERO,OUL omelia |] 
ııı. ysaiam d| XNXI]] hierzu am Rand a: IX (vergl. zu Z. 106) 112. ihe- 
vemia b Hieremia d | XIII] XXIIIL b 113. ihezechiel b Hiezechiel d a | 
tertio ac tertio b 116. I] una d 117. octavo bd 119. I] una d ı21. In] 
et in d|I]| una d 122. octavo dee’ d|1] fehlt in b 132. XXXIX Ad 


133. XLIX d|1] fehlt in b 134. 1] una d fehlt in b 138. II] due d fehlt in b 
140. II] + in LXXIII omel’ tres d; b hat hier eine lacuna membranae 144. VIII] 
IX d 145. LXXIX d | Ol] III” ace?) 155. CXXVII a 156. 157. omelia ]. 


In EXXI°] fehlt in b | CXXI®] CXX® a 159. CXXXIIb CXXXIHacd 
160. CXXXIUOIb CXXXIllacd 161. CXXXVac 


er r > r \ - DT! x r r D r EL 

OTL OTPATEVETAI OV JLOVOV KATaA TWV EXOVTOV Ta OTTEPHATA. Tavv 0eE eurpemeoTa Ta Wvonagev 
’ x BERN ar et \ \ ar ‚ r x SueN ar, r n n 
oo®BvVv ET appevos Kat oubaNov Ye Tpos ET YvvalKkos' EXP! Yap ET EVTNNAOV odacaı EodeL To 


’ ER VERS NENSERNEe  SERRES N NN ENT ER SE RT eo n r 
Aoyo Eemt YVVvalKos. 100V 0eE U ITXUvS QAUTOV ET o7@vVL, 7 oe OVVALUIS AavTov ET oupaNov YaTTpos. 


Vergl. noch Pr 355; TU NFI, 3 S: 57. ıro. Il lat. in Hier.’s Übers. bei Cass.. 
Vine., und handschriftlich erhalten. tır. Hier. weiss sonst noch von XXV (prol. 
comm. in Is.; »vigintisex« ein Ms), hat aber nur die IX (resp. 8£) übersetzt, die Vince. 
kannte und die Hss noch bieten (vergl. cod. a). ıı2. XIIII in Hier.'s Übers. bei 


Vine. und in der erhaltenen Hss. Cass. (nnd Rabanus Maurus) spricht von ursprüng- 
lichen XLV; und da auch Philoe. cc. (1 und) ıo eine 39. Homilie eitirt, so ist wolıl 
XLV (oder vielleicht XLIIII) die richtige Zahl, TU NF I, 3 S.ıff. (Ebenda S. 32 ff. 


über die Catenen). 113. XII in U ist wohl Überlieferungsfehler, da Hier. selbst 
XII]I übersetzt hat (de vir. inl. 135; Ruf. apol. 2,13). XIII Vinc. und Hss. Eine nicht 
unwichtige Catene zum Ezechiel scheint der cod. Barb. V,45 zu sein. 114. Ob 


hier Homilien zum Daniel fehlen, ist sehr zweifelhaft (Pr 365). Barırror hat in der 
Revue biblique 1897 1,5—27 kürzlich als Probe (von 18 neuen Origeneshomilien, vergl. 
Rev. bibl. 1896 3, 434—439) eine Homilie zum Daniel abgedruckt, die vielleicht echt ist. 
129-136. Die gleichen Zahlen bei Vine. und in den Hss von Ruf.'s Übers. 


79* 


S68 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


In Psalmo OXXVII? omelia I In Psalmo CXLVIII® omelia I 
In » CXXVIN! » I Excerpta in totum psalterium 
In » EERRNIINS » T - 
16; In » VEXRKTI0 2 I OMELIAE IN NOVUM TESTAMEN- 
In » CXXXI® omeliae II TUM 
In » EXXXII° » 11 ıso KATA MAOHYM 
In » CXXxXII » 11 evangelium omeliae XNV 
In » EXXXV!® » 10001 In evangelium 
170 In » TERRKUITO » II KATA AOYKAN » XXXVmn 
In » CXXXVII » III In Actus apostolo- 
In »  CXXXVII® » 101 rum 3 RNIT 
In » CXLIMI® » III In epistula ad Co- 
In » CXLV2 omelia 1 rinthios 11 » XI 
17; In LEERE D I In epistula ad Thes- 
In » CXLYII » I salonicenses » 9m 


170. centesimo NXXVIId 172. OXXXIX d 175. 1] una d 177. CXLId 
178. »otı le Manuscrit d’Arras a excerpta in totum psalterium, le manuserit de 


Bruxelles porte Incta, sans aucun signe d’abreviation.« ıSo. cata MAOHYM evange- 

lium a evglon cata matheum e 181. evglon cata lucam e | kata a| XXXIX d 
KATA AYKAN 

182. X et VII b 183. chorinth. d| 11] secunda a e 


178. Diese Excerpta in totum psalterium pilegt man richtig mit der Notiz des 
Hier. (prol. comm. in ps. ed. G. Morın, vergl. zu Z. 27): proxime cum Örigenis 
psalterium, quod Enchiridion ille vocabat, strietis et necessarüs interpretationibus 
adnotatum in commune legeremus, simul uterque deprehendimus nonnulla eum vel 
praestrinxisse leviter, vel intacta penitus reliquisse, de quibus in alio opere latissime 
disputavit. Doch ist die gewöhnlich dabei vorausgesetzte Deutung des Wortes Enchiri- 
dion als Buchtitel kaum richtig. Man wird besser mit Mercarı annehmen, dass Orig. 
den Psalter schlechtweg oder sein Handexemplar der Pszlınen als sein »Handbuch« 
bezeichnet hat. Morın hat übrigens wahrscheinlich gemacht, dass die 150 tractatus 
des Trithemius allerdings (Pr 357) nichts sind als das Breviarium in Psalmos. Wenn 
man zusammenzählt, was hier an Arbeiten des Orig. zu den Psalmen genannt wird, 
so versteht man, dass Hier. ep. 112, 20 Orig. an erster Stelle unter denen nennt, die 
das ganze corpus psalmorum ausgelegt haben. Unter Zuhülfenahme der Catenen und 
der Erklärungen von Hilarius, Ambrosius, Hieronymus (vergl. jetzt Anecdota Mared- 
solana III, 2, 1897) wird er zum grössten Teil wiederhergestellt werden können. 
180. Ebensoviel kennt Hier. auch sonst, Pr 367. 181. Ebensoviel in Hier.’s 
Übersetzung erhalten, wonach Vince. (XXXVII) zu verbessern ist, Pr 368. Ur- 
sprünglich waren es mehr; vergl. in Matth. comm. XIII, 29 in Joh. comm. XXXI, 2 
(dagegen bezieht sich in Matth. comm. XV], 9 auf hom. NXXIV in Luc.). 183. Ent- 
weder ist ad Corinthios I zu schreiben (vergl. Pr 374) oder es sind Homilien zu 
1. Kor. ausgefallen, auf die sich Orig. hom. XVII in Luce. (doch vergl. in Joh. comm. 
VI, 59, in ep. ad Rom. VIII, 4) und Hier. ep. 49, 3 beziehen, und auf die mindestens ein 
grosser Theil der Fragmente aus Üramer's Catene zurückgeht. Craner (oder seine 
schlechte Handschrift, We 118) schreibt jedoch eine Anzahl Bruchstücke dem Orig. zu, 
welche nach besseren Hss dem Chrysostomus gehören, so im Vat. gr. 762 saec. XI(?) 
folgende: zu I, 2 (el ka—avrov) 1, 6 (am—diaherews) I, 7 amor.— davıjoeraı) 1, 10 (ei— avlı- 
ouev) 1, 12 (oKomer—eöy\wrev) 1, 17 (Ti ueya— Öiakpovönevos) I. 20 (Ev— karappovem— cobovs) 
15,30 (deukv.— Eoravpodn) 253 (mi Aeyeıs— Eraıvov) 2,9 (Aeyeraı — uvorpia) 2,14 (Aviroıs—eEns). 
184. Es fehlt die Zahl I® oder Ile. 188. Re Z 74 stellte 3 Erklärungen zur Wahl; die 
letzte: »oder, da die Überschrift Omeliae auch hier noch fortwirken kann, eine Homilie«, 
ist nach dem jetzigen Text das einzig Mögliche. De pascha oder gar de precatione, 
wofür Hier. wohl de oratione gesagt hätte, sind schlechte Conjeeturen. 


Krosreruann: Schriften des Origenes. 369 


155; In epistula ad Galathas omeliae VII eum epistularum libri II (epistulae 
In epistula ad Titum omelia I sinodorum super ceausa Origenis in 
In epistula ad Hebreos omeliae XVII libro 11°) 

De pace omelia I 195 Epistularum eius ad di- 
Exlortatoria ad Pioniam versos libri VIII 
ıgo De jejunio, de mono- Aliarum epistularum > a 
gamis et trigamis omeliae Il Item epistula pro apologia 
In Tharso 3 operum suorum » II 
Origenis, Africani et Gregorii Videtisne et Grecos pariter et Latinos 
Item excerpta Origenis et diversarum ad unius labore superatos? 


189f. Exhortatoria ad pioniam de ieiunio de monogamis et trigamis omeliae Il.ac 
Exhortatoria ad pioniam. de ieiunio. de monogamis et trigamis. omel. I. b d | Pionium 


Ri Piorum? Re 274 (OI, 421) 191. 192. In eins gezogen bei Pi ıgr. tarso bd 
(Anti-) Tauro(?) ReZ 74 192. Africani] Firmiani acd frumani b Firmiliani Re Z 74 
193. libri I1] fehlt in d 194. epistulae sinodorum] epistula esifodorum U epistula 
cephisodori Ri epistula ad esifodorum (cefisodorum?) Pi| 11°] II bd 195. IX d 
197. Item] Pi; in U 198. unius] UR (alii huius) 


189-190. Ein Titel kann das Ganze nicht sein, da es sonst Exhortatoriae 
heissen müsste. Aber ob wirklich 190 nur eine Zeile bildet? 189. Da die Stadt 
[hovie in Mysien nicht gemeint sein kann, haben Ri und Re wenigstens einen Mannes- 
namen conjieirt. Der Märtyrer Pionius würde gewiss passen, wenn er (gegen Eus. 
h.e. IV, 15,47) in die deeianische Verfolgung gehört. Vielleicht ist auch Exhortatoria 
ad patientiam zu schreiben (ein mporperrös eis bmouovyv des Clem. Al. bei Eus. h. e. VI, 


233): 190. Vergl. Hier. ep. 54,6: nunquam enim exhortatorias litteras postulares, 
si ambigeres de bono monogamiae (?). 19I—194. Z.192 kann nicht zu Z. 191 gezogen 


werden, da die Buchzahl ausnahmslos den Schluss einer Angabe bildet, aber auch 
wohl nicht zu dem folgenden (vergl. das Item Z.13). Dass hinter Gregorii nicht nur 
Buchzahl, sondern auclı Titel fehlt, würde sich bei der Annahme gut erklären, dass 
die Zeile ausser Briefen auch den Panegyricus des Gregor umfasst. Das Firmiani 
(frumani) in U lässt sich verschieden deuten. Man hat an Firmiliani gedacht wegen 
Eus. h.e. Vl, 26. 27, obendrein eitirt Vietor Capuanus einen Brief des Orig. an ihn 
(Pr 388). Auch Fabiani wäre möglich, falls dieser auf Orig.’s Brief (Eus. h. e. VI, 36, 3; 
Hier. ep. 84,10) sollte geantwortet haben. Sachlich am angemessensten scheint mir 
Africani. Wir hätten dann in Z.192 die beiden einzigen noch heute vollständig er- 
haltenen Briefe des Orig. zusammen mit den beiden Schriftstücken, durch welche sie 
veranlasst worden sind. Heute ist freilich Orig.’s Brief an Gregor nebst dessen Dankrede 
nur in Verbindung mit ce. Cels. (allein steht er auch in Philoe. e. 13) überliefert (vergl. 
Koerscnau’s Ausgabe, kirchen- und dogmengesch. Quellenschr. IX. 1894), der Brief- 
wechsel mit Africanus nur im cod. Coisl.XX] und in der Catene zum Daniel. 194. Die 
bisherigen Conjeeturen zu d. St. sind unhaltbar. Es heisst eben nicht super causa sua 
und auch nicht in libris II, sondern super causa Origenis und in libro 11°. Die Beschlüsse 
der unter Demetrius gegen Orig. abgehaltenen Synoden (Phot. cod. 118) konnten wohl 
derart sein, dass sie in Sammlungen von Örigenesbriefen geriethen. 195. Diess 
dürfte die Sammlung von über 100 Briefen sein, die Eus. h. e. VI, 36,6 erwähnt, und 
die Briefe mpos abrov Barırea PiAımrov, an rijv Tovrov Yanernv Zeßnpav und didpopoi re 
AaNNaı mpos Ötaböpovs enthielt. Ex libro epistularum Origenis quarto stammt auch der 
Brief ad quosdam caros suos Alexandriam, den Ruf. de adult. libr. Orig. und Hier. 
adv. Ruf. 2,18 benutzen. (Über ein separat überliefertes Fragment aus Ruf.'s Übers. 
vergl. Pr 388. Auch im cod. Vat. lat. zıı fol.139" findet sich als »Purgatio Origenis« 
das Rufin’sche Bruchstück: Quidam eorum — dicentibus credens). 197. Hiermit könnte 
der Eus. h. e. VI, 36,4 genannte Brief Paßıavo To kara 'Pounv Emokonw (Erepoıs re mAei- 
Fros apxovaıw ExkAnaıov) mepl Tjs Kar abrov Ophodofias gemeint sein. Hier. ep. 84,10 
lässt in diesem Brief Orig. seine Reue aussprechen, cur talia seripserit, et causas temeri- 


UR 


s70 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


tatis in Ambrosium schieben, quod secreto edita, in publicum protulerit. 198. Verel. 
Hier. ep. 62,2: Graecos pariter et Latinos. Isid. Etym. VI, 7: De nostris quoque apud 
Graecos Origenes, in Seripturarum labore, tam Graecos quam Latinos operum suorum 
numero superavit. 

199. Von den Bb., die man in dieser Aufzählung vermisst, ist ein Theil in den 
Anmerkungen bereits genannt: ep! ebyjs, kara KeAoov, Excerpte zu Numeri, je eine 
Homilie zu 2. Sam., 2. Chron., Esra und Neh., Homilien(?) zu Daniel, zum 1. Korinther- 
brief, ein Commentar zum Hebräerbrief und vielleicht neben den Homilien noch eine 
andere Schrift de pascha. Es wären vielleicht noch zu erwähnen das Buch de no- 
minibus hebraicis (und die hebräischen Maasse und Gewichte? Pr 385 f.), der Phe litterae 
tractatus (Hier. ep. 34, 1, Ruf. apol. 2, 18; doch vergl. S.856 Anm. 2), das Buch ep! 
pVoeov (Pr 384), die Protokolle von Disputationen (Pr 377f.). soweit sie in der Biblio- 
thek zu Caesarea vorhanden gewesen sein mögen. Zweifellos nicht zufällig fehlen 
die Hexapla (und Tetrapla), etwa ein Commentar zu vw 126 (Hier. ep. 34, I) und 
gewiss noch manches Andere. Sehr fraglich steht es mit den Scholien zu allen 
Bb. der Bibel, die ReO]l, 193 Z 72 annimmt, und mit 3 Fragezeichen möchte ich 
auch die Titel der Schriften de decalogo, de ritibus (Pr 385), ept kpioewos und 6 no- 
voorıyos (Pi AS III 333 und 352) versehen, die wir lediglich Pi verdanken. Keinen- 
falls sind besondere Schriften, die also in unserm Verzeichniss fehlen würden, ge- 
meint in dem Ausdruck BaoıXelov Kara Opıyevovs Tepi rjs Beias dVcews (Pr 385), oder 
Opıyevovs mepi rys üylas rpıados (Pr 385. Diese Bezeichnung trägt das Catenenfragment 
z.B. auch im cod. Vat. Ottob. gr. 398 fol. 119”). Eine Schrift de fato (Pr 385) hat 
es ebensowenig gegeben. Was nämlich im cod. Vat. Pal. gr. 209 (so!) fol. 167° unter 
der Überschrift örı kat am rov delov ypabov E£yyrjoews Te Kal aprvpias 6 mepl ns einap- 
nevns EAeyyerar Aoyos‘ ek Tov Opryevovs steht, ist lediglich das Excerpt aus dem 3. rouos 
zur Genesis, welches Eus. praep. ev. VI, ı1, 1-81 anführt, nebst Euseb's Schlussbe- 
merkung in $ 82 (ine. /Tept rov eis anueia yeyovevar, expl. evpqueda Ödidaokaxtas). Die von 
Montfaucon aus dem cod. Remens. angeführten 3 Schriften (Pr 386) sind gewiss werth- 
los. Der Titel der dritten: de iis, qui in seriptura divina petram scandali videntur 
afferre, entspricht ganz genau dem von Philoe. ec. 10: ep! r@v Ev rn) Bela ypapn dokovvrov 
Eye Tı Aldov mporköunaros merpas okavoaxov. Mit den beiden anderen wird es ähnlich 
sein, vergl. Philoc. e.2ı (23) und 12 (14). Ebensowenig meint Orig. in ep. ad Rom. 
comm. VI, ı6 (De quibus plenius quidem a nobis in eo libello, ubi de arbitrii libertate 
disseruimus, pro viribus singula quaeque disceussa sunt .... paueis tamen etiam nune 
de his, quae ibi dieta sunt admonebimus etc.) eine besondere Schrift, er bezieht sich 
deutlichst auf Periarchon Ill, ı,ı8. Eine Schrift de mendacio ist nur ein Missver- 
ständniss von Hier. adv. Ruf. 1. ı8 durch Pi 317; und nicht besser scheint es um eine 
Schrift adv. Marcellum et Porphyrium und den mporadevnara zu stehen (aus Orig. ep. 
ad Greg. 1’). Der weitere Brief an Gregorius (Pr 389) im cod.Vat. gr. 389 fol. 36° ist 
thatsächlich nichts anderes als der bekannte an Gregorius Thaumaturgus, die ganze 
Handschrift enthält nur die Philocalie (vergl. auch Rosınsox’s Ausgabe S.15). Ferner 
das Citat bei Athanasius ep. IV,9. ro ad Serap. (Pr 387) entstammt wohl der Schrift 
Periarchon (], 3,5) und findet sich ganz ähnlich griechisch in dem Briefe Justinian’s 


an Menas; und wenn Athanasius a.a. O. ein ovvrayuarıov des Origenes über die Frage 
nach der Sünde wider den heiligen Geist anzuführen scheint, so meint er trotz des 
auffallenden Ausdruckes nichts anderes, als eben diesen $ 5 aus dem Capitel 3 der 
Grundlehren, das »De Spiritu sancto« überschrieben ist. Die von BarırrorL ent- 
deckten Homilien (vergl. zu Z.114) konnten hier nicht berücksichtigt werden, da sie 
mit einer Ausnahme noch ungedruckt sind, und ihre Echtheit noch zu beweisen ist. 
Dass sie in unser Verzeichniss nicht passen, sagt allerdings nichts gegen sie (vergl. S.859.) 


871 


Die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeits- 
gleichungen von der absoluten Intensität. 


Von Prof. Dr. Arrtuur Königs, 


Abtheilungsvorsteher im Physiologischen Institut der Universität Berlin. 


(Vorgelegt von Hrn. vox Bezorn.) 


r der hiermit fortgesetzten Reihe physiologisch -optischer Mittheilun- 
gen' wende ich mich nunmehr einer Frage zu, welche weit enger als 
die bisher behandelten mit theoretischen Auffassungen zusammenhängt. 

Ich beschränke mich aber dennoch hier auf die Angabe neu 'ge- 
wonnener Thatsachen und gehe auf theoretische Erörterungen nur in 
so weit ein, als ich von den gemachten Beobachtungen nachzuweisen 
versuche, dass sie der von mir vertretenen Farbentheorie nicht wider- 
sprechen und auch mit anderen bereits länger bekannten oder wenig- 
stens leicht zu bestätigenden Thatsachen in Einklang stehen. 


Alle im Nachstehenden erwähnten Farben- und Helliekeitsglei- 
chungen wurden auf einem kreisrunden Felde von etwa 4° scheinbarer 
Grösse gemacht”. Die Grenze zwischen den beiden mit einander ver- 
glichenen Hälften dieses Kreises bildete ein vertical stehender Durch- 
messer. Die Construction des Apparates brachte es mit sich, dass die 
Beobachtungsfelder in schwarzer Umgebung sich befanden. Doch wurde 
bei der Herstellung und Beurtheilung der Hellgleichungen stets dafür 
Sorge getragen, dass das Auge, soweit es die jedesmaligen Umstände 
ermöglichten, für helles Lieht adaptirt war; während bei den Dunkel- 


! Diese Berichte vom 30. Juli 1896, 13. Mai und S8. Juli 1897. 

?2 Diese Grösse des Feldes rührt davon her, dass ein erosser Theil der nach- 
stehend erwähnten Beobachtungen bereits gemacht war, ehe die neueren Fortschritte 
in unseren farbentheoretischen Erkenntnissen die Benutzung kleinerer Felder wünschens- 
werther machten. Übrigens hat die Grösse des Feldes auch nur Einfluss auf die Deut- 
lichkeit und nicht auf Vorhandensein oder Nichtvorhandensein der hier beschriebenen 
Erscheinungen; es sei denn, man gehe zu so kleinen Feldern über, dass nur die eigent- 
liche Fovea zur Benutzung kommt, wobei aber auch wieder eine besonders gut ein- 
geübte Fixation vorausgesetzt werden muss. 


872 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


gleichungen für Dunkeladaptation gesorgt war'. Ich möchte hierbei 
jedoch nicht verschweigen, dass es bei grösserm Zeitaufwand manch- 
mal möglich gewesen wäre, in dieser Richtung noch weiter zu gehen 
und dadurch wohl die Ergebnisse noch etwas zu vervollkommnen; 
ich werde darauf an den einzelnen Stellen zurückkommen. Ich rede 
im folgenden nur von mittlerer und geringer, niemals von grosser 
Intensität, um anzudeuten, dass solche Helligkeiten, bei denen auch 
die kleinste wirkliche Blendung eintritt, streng ausgeschlossen waren”. 

Bei den Versuchen der Abschnitte ı bis 3 wurden die Beobach- 
tungen von dem »grünblinden« Hrn. Euerxn Bropnun ausgeführt, wel- 
chem ich für seine ausgedehnte Beihülfe meinen aufrichtigsten Dank 
auszusprechen habe; die in Abschnitt 4 besprochenen Helligkeitsglei- 
ehungen wurden sowohl von ihm als auch von mir, der ich farben- 
tüchtig bin, gemacht. Zu allen Beobachtungen diente wieder der früher 
erwähnte aus Mitteln der Gräfin Bose-Stiftung erbaute Farbenmisch- 
apparat. 


k; 


Bei einem »Grünblinden« (einem Deuteranopen, nach Hrn. J. vos 
Krıes’ neuerer Bezeichnung) bleiben Gleichungen, die bei mittlerer In- 
tensität zwischen einer Mischung von Licht der Wellenlänge 640 uu 
mit Licht der Wellenlänge 440 un einerseits und einem zwischen diesen 
beiden Componenten liegenden monochromatischen Lichte von der Wel- 
lenlänge A andererseits hergestellt sind, nach Verdunkelung nur be- 
stehen, wenn A ungefähr gleich 4Sı uw. Ist A gleich oder grösser 
als 453 uu, so erhält bei Verdunkelung das gemischte Feld einen gelb- 
lichern Ton im Vergleich zu der Mischung, d.h. es müsste, um wieder 
Gleichheit zu erzeugen, auf dem monochromatischen Felde eine grössere 
Wellenlänge eingestellt werden. Ist A gleich oder kleiner als 479 un, 
so tritt bei Verdunkelung Ungleichheit in der anderen Richtung anf, 
d.h. es müsste, um wieder Gleichheit zu erzeugen, auf dem mono- 
chromatischen Felde eine kleinere Wellenlänge eingestellt werden. 

Die Wellenlänge der sich bei diesen Versuchen als indifferent er- 
gebenden, gewissermaassen einen Wendepunkt bildenden Speetralregion, 
die also etwa 481 u beträgt, ist abhängig von den Wellenlängen der 
jeweiligen Mischungseomponenten. Diese Abhängigkeit in systemati- 

! Ich mache diese Angaben, weil auch die Umgebung der Felder, sowie der 
Adaptationszustand des Beobachters bei den hier behandelten Erscheinungen von sehr 
grossem Einfluss sind. 

® Bei der Benutzung solch grosser Intensitäten werden sich vermuthlich noch 
neue interessante Aufschlüsse fiir die Farbentheorie ergeben. 


König: Über Farben- und Helligkeitsgleichungen. 873 


scher Weise auf direectem experimentellen Wege genau zu bestimmen, 
würde den Gegenstand einer besonderen und wahrscheinlich sehr um- 
fangreichen und zeitraubenden Untersuchung zu bilden haben. Jetzt 
kommt es mir nur daraufan, erstens das Vorhandensein solcher Wende- 
punkte für Farbenmischungen bei »Grünblinden« durch den direeten 
Versuch constatirt zu haben, und zweitens zu zeigen, dass man aus 
bisher schon bekannten, zu anderen Zwecken ausgeführten Bestimmun- 
gen das Bestehen solcher Wendepunkte rechnerisch nachweisen kann. 

Vor einigen Jahren hat Hr. E. Toxx' die spectrale Vertheilung 
der Elementarempfindungen für Dichromaten bei verschiedener abso- 
luter Intensität bestimmt. Von den damals von ihm untersuchten In- 
tensitäten will ich nur die beiden extremsten, welche sich wie 1:240 
zu einander verhalten, zu meiner nachfolgenden Rechnung benutzen, 
weil bei dieser Auswahl die zufälligen Beobachtungsfehler gegenüber 
den grossen durch den Einfluss der Intensitätsverschiedenheiten beding- 
ten Abweichungen am meisten verschwinden, und seine Intensität 240 
jedenfalls sehr nahe derjenigen lag, die hier als mittlere Intensität be- 
zeichnet ist; übrigens braucht diese Übereinstimmung auch gar nicht 
vorhanden zu sein, denn sobald man einmal eine gewisse Helligkeit 
überschritten hat, ist in einem sehr weiten Bereich die spectrale Ver- 
theilung der Elementarempfindung unabhängig von der Intensität. 

Wir wollen die beiden Elementarempfindungen bei der mittleren 
Helligkeit mit Ge und B/, bei der geringen mit ge und bl bezeichnen. 
Aus der von Hrn. Toxx” mitgetheilten Tabelle ergeben sich dann für 
seinen »grünblinden« Beobachter Hrn. Hrsze die in der nachfolgenden 
Tabelle enthaltenen Werthe der Elementarempfindungen’. 


| Ge Ge Bl hl 
| 

640 uu | 6.87* | 6.73* | 0.— | 0.— * Diese Werthe sind durch 
5I0 » | 1.24 2.53 3.40 | 6.28 N INN RT 
490 » || 0.308 | 1.10 | 5.98 | 4.08 

479 » | 0.066 | 0.317 | 8.2 | 2.12 

460 » 0.015 | 0.166°| 7.50 | 1.3707 

440 » 0.— |, 0,— 4.44*| 0.53” 


Die Wellenlänge wollen wir den Bezeichnungen der Elementarem- 
pfindungen und auch den benutzten Constanten jedesmal als Index bei- 
fügen, so dass z. B. ge,., den Wertli der langwelligeren Elementarempfin- 
dung bei der Wellenlänge 470 un für die geringe Helligkeit bezeichnet. 


! E. Toxv, Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Bd. VII, 


5.279. 1894. 
® S.2gI und 292 seiner oben eitirten Abhandlung. 
Den von uns hier gewählten Bezeichnungen @e und Bl, bez. ge und bl entsprechen 
bei Hrn. Toxx die Bezeichnungen W; und Ä. 


s74 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


Wenn bei mittlerer Intensität von den am Eingang dieses Ab- 
sehnittes erwähnten Farbengleichungen z. B. diejenige hergestellt ist, 
bei der sich Licht der Wellenlänge 5rouu auf dem monochromatischen 
Felde befindet, so muss sein 


Gen dee ® Gen l 
i ; I 
und Bi. — BEN = Dur \ 
Daraus folgt mit Benutzung der obigen Zahlenwerthe: 
Ge... 12 
Ge — as — u 0.180 
Geeo 6.87 
BI Be II. 
Ban = — Sa — 0.766 \ 
Bliss 4.44 


Bei der Verdunkelung ändern sich nun nicht die Werthe von a und 8, 
wohl aber sind die Werthe von Ge und B/ durch die entsprechenden 
von ge und bl zu ersetzen: wir haben daher jetzt: 

Ge 000 OT8O 0.7 3 — mai Im 
und Br: bl... 0.766. 30.53 0406 i 
Nach der Verdunkelung ist also auf dem gemischten Felde das 
Verhältniss der beiden Elementarempfindungen 


ge 1.21 ih E 
: ) = — =112.08 IV. 
bl, ee 0.406 

Auf dem monochromatischen Felde ist nach der Verdunkelung 
Jens 2.53 R 
= — 0.403 N 
BL. 7 a8 wen 


Es ergibt sich also aus dieser Rechnung übereinstimmend mit der 
oben angeführten Beobachtung, dass nach der Verdunkelung das ge- 
mischte Feld gelber als das monochromatische erscheint. 

Für die Wellenlängen 490 un, 470 uu und 460 uu führe ich im 
folgenden nur die entsprechenden Gleichungen I bis V an, da die ver- 
bindenden Schlussfolgerungen immer die gleichen sind, wie wir sie 
soeben gemacht haben. 


Für 490 uu: 


490 I 
BL IDASBL 
Ge 0.308 N 
we E00 8/ 
a Gre;.. 0.87 Le; 
El I. 
> Bis 5.99 
Be, 
Iy4o 4.44 
0 ec — 9:.04M 8078002 II 
Bar bl E35 12062, eo 7 ‘ 


Könıs: Über Farben- und Helligkeitsgleichungen. 


Für 470 uu: 


Br = om — — #86 \ 
Bluse 4.44 } 


* Ges = 0.0096 - 6.73 = 0.0646 | 
Brambl.,, — 3:80 1 0,530—10.950.)) 


Für 460 un: 
Gera 


Bl — Be Bl \ 


460 


Ge;so 0.015 
Aus — En 2 7 = 0.002198 
Be 50 
Der So —— —17.09 \ 
; Bi. 4-44 


&u6°G2en — 0:0021.8.0.73—10:0147 
8 bl = 1.69 -0.53 = 0.896 


17460 440 
de 0.0147 
“ = —— = 0.016 
OR 0.896 4 
GEgco 0.166 
=- 0 W27 
j Öl 56 eat 


Il. 


III. 


IV. 


II. 


De 


V. 


Die Ergebnisse der sämmtlichen Gleichungen IV und V sind in der 


folgenden Tabelle zusammengestellt. 


Wellenlänge - | ge o 
ae z auf'dem | m auf dem 
monochromatischen | = | monochromatischen 

= gemischten Feld = 

Feldes 5 Ü | Feld 

5To du 2.98 0.403 

490 v 0.422 0.270 

4709 » 0.0055 0.150 


460 » 0.0164 0.127 


876 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


Zeichnet man die Werthe der beiden letzten Columnen als Or- 
dinaten zu den Wellenlängen als Abscissen auf, so kann man durch 
graphische Interpolation mit ziemlicher Sicherheit finden, dass bei der 
ge 
bl 
gleich demjenigen im monochromatischen Felde ist. Diese Gleichheit 
zeigt aber an, dass trotz der Verdunkelung die betreffende Farben- 


Wellenlänge 48So uu bis 4Sıuu der Werth für im gemischten Felde 


gleichung bestehen bleibt, was mit unserer am Eingang dieses Ab- 
schnittes gefundenen Thatsache so genau übereinstimmt, wie wir es 
nur erwarten können. Die hier beschriebenen Versuche und die Mes- 
sungen des Hrn. Tosx stehen also (wenigstens soweit sie in die eben 
ausgeführte Rechnung eingehen) in vollem Einklang mit einander, und 
es bilden beide eine gegenseitige Bestätigung ihrer Richtigkeit. 

Aus den von Hrn. E. Tosx für seinen »rothblinden« Beobachter 
Hrn. Rırrer angegebenen Zahlen ergibt sich nach einer von mir ganz 
analog durchgeführten Rechnung die Lage dieser indifferenten Region 
bei ungefähr 476 un; doch ist zu erwähnen, dass bei dieser Rechnung 
die niedere Intensität die doppelte von der früheren war, die beiden 
benutzten Helligkeitsstufen sich also wie 1:120 verhielten. Es musste 
dieses geschehen, weil für die noch niedrigere Intensität ge, „= 0 von 
Hrn. E. Toswn angegeben ist. Diese Abweichung ist aber belanglos, 
weil es doch nur darauf ankommt, dass die Helligkeit überhaupt be- 
trächtlich und nicht in einem bestimmten Verhältniss herabgesetzt ist. 


) 


Stellt ein »Grünblinder« bei mittlerer Intensität zwischen unzer- 
legtem Gaslicht einerseits und einer Mischung von zwei Lichtern der 
Wellenlänge 640 uu und A andererseits, wo A< 5Iouu ist, Farben- 
gleichungen her, so wird bei Verdunkelung die zweicomponentige Mi- 
schung blauer als das Gaslicht, wenn A 495 un ist: sie wird gelber, 
wenn A < 50O0up ist. Wird A dem zwischenliegenden Intervall, dessen 
Mitte also die Wellenlänge von 497.5 uu hat, entnommen, so tritt 
bei Verdunkelung kein Nuancenunterschied auf. 

Vielleicht würde es möglich sein, durch bessere Adaptationen, als 
sie hier aus äusseren Gründen vorgenommen wurden, die Breite des 
indifferenten Intervalles, 500 uu bis 495 uu, etwas mehr einzuengen. 

Ebenso wie bei den im vorigen Abschnitt dargelegten Versuchen 
kann man auch hier nicht nur die Übereinstimmung, sondern sogar 
die Möglichkeit der Vorhersage der angeführten Thatsachen aus den 
früheren Bestimmungen des Hrn. E. Tosx durch folgende Rechnungen 


nachweisen. 


Kösıs: Über Farben- und Helligkeitsgleichungen. S71 


Die Einheiten für die von Hrn. E. Tosx in seinen Tabellen ange- 
gebenen Werthe der Elementarempfindungen, von denen in der Tabelle 
S.873 die hier benutzten bereits aufgeführt sind, wurden stets so ge- 
wählt, dass bei der Einwirkung des unzerlegten Lichtes, hier also des 
Gaslichtes, die Stärke der beiden Elementarempfindungen die gleiche ist. 
In Folge dessen besteht bei mittlerer Intensität eine Farbengleichung 
zwischen der Mischung von 640 uu und 510 u einerseits und dem un- 
zerlegten Gaslichte andererseits, wenn auf dem Mischungsfelde 


(rn a el II 
ist, woraus sich ergibt 
Gere 6.87 
— ——— — TS I. 
Bl, — @04. 3.40 —1.24 


Bei der Verdunkelung bleibt nun «@,,, unverändert; es sind aber Ge und 
BI durch ge und bl zu ersetzen, so dass also dann die in der Mischung 
enthaltenen beiden Elementarempfindungen, die wir einmal mit ge, und 
bl, bezeichnen wollen, 


IEem — eo tr Asro* Jesro = 6.73 + 3.18. 2.53 == 14.78 ! II 
und Bl, — "Denn = 3.18-.6.28 — 419.97) 
sind. Das Verhältniss beider ist demnach 
ge 14.78 ß 
Iem — 24:79 —ION NO IV. 
bl, 19.97 


Ganz analog bestehen für die Mischungen von 640 un mit 490 un 
und 470 uu die folgenden Gleichungen: 
für 640 un + 490 um: 


Ges + 4oo* Ges — A;oo* Bl, I. 
Ge 6.87 
A, = as ——- = at > —= 1.21 I. 
Bl, — Ge 5-98 — 0.308 
Gem — Jesse hr eo (ey — 6.73 HI.21-1.10 — 8.06 | m 
N — ALL —eN 
Gem 3.06 T 
EN — 003 18) 
DI, 4-94 
für 640 un + 470 ua: 
Gen. 0, Ge, ae. Bl, Ic 
Ges 6.87 a 
a z -ı ——— = 0.841 II 


BERG 0 338-9066 


In Io + Yo" Je = 6.73 + 0.841-0.317 = 7.00] 
} II. 
Ruh — (OK IVO DR) — 78) 
Jem 7.00 = 
= — — 3.93 IN 
DI, 1.78 Erw 


02) 
| 
[ee 


Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


Aus den in folgender Tabelle zusammengestellten Ergebnissen der 

Mischungs- gem 

eomponenten bl 

640 uu +5Ioun 0.740 

640 zu + 490 uyu 1.63 

640 uu + 4701 3.93 
drei Gleichungen V folgt bereits, dass der Werth ı für den Quotient 
gem 
bl, 
entspricht, einer Mischung von 6404uu mit einer Wellenlänge zwischen 
5Ioum und 490uu zukommen muss. Zeichnet man die drei Quotienten 
als Ordinaten zu den Abseissen 5ITouu, 490uu und 470uu auf, so ergibt 
eine graphische Interpolation 501uu als wahrscheinlichsten Werth jener 

Wellenlänge. 


‚ der einem Gültigbleiben der Farbengleichung bei Verdunkelung 


Die oben angegebenen direeten Versuche zeigten, dass diese Wel- 
lenlänge in dem Intervall von 500 uu und 495 uu. also wahrschein- 
lich nahe bei 497.5 uu lag. Die Abweichung von 3.5 uu kann man 
vielleicht als Folge individueller Verschiedenheit der beiden Farben- 
systeme (Bropuun und Hrsze) ansehen. Jedenfalls aber ist sie mit 
Rücksicht auf die vielen Faetoren, welche in die betreffenden Rech- 
nungen eingehen, so gering, dass auch hier wieder, ebenso wie in 
Abschnitt 1, eine Übereinstimmung und gegenseitige Bestätigung zwi- 
schen den hier mitgetheilten und den früher von Hrn. E. Toxx aus- 
geführten Versuchen und Bestimmungen erwiesen ist. 

Aus den von Hrn. E. Tosx für seinen »rothblinden« Beobachter 
gefundenen Werthen folgt auf Grund einer ganz analogen Berechnung, 
dass die Lage dieser indifferenten Spectralregion bei ungefähr 496 un 
liegt. Wie weit dieses mit der unmittelbaren Beobachtung stimmt, 
muss erst die Zukunft lehren. 


Nimmt man bei den im Eingang des vorigen Abschnittes erwähn- 
ten Farbengleichungen unzerlegtes Sonnenlicht statt des Gaslichtes, so 
liegen die Werthe von A, bei denen die Gleichungen für einen »Grün- 
blinden« ohne Auftreten von Nuancenunterschieden sich verdunkeln 
lassen, zwischen 480 uu und 472 um; die Mitte dieses indifferenten 
Intervalles entspricht also einer Wellenlänge von etwa 476 un. 

Eine unmittelbare Bestätigung dieser Versuche aus den Bestim- 
mungen des Hrn. E. Toxs, wie dieses im vorigen Abschnitt möglich 


Kösıs: Über Farben- und Helligkeitsgleichungen. 879 


war, ist hier nicht ausführbar, weil Hrn. Tosv’s Angaben über die 
spectrale Vertheilung der Elementarempfindungen sich nur auf das 
Gaslicht und nicht auf das Sonnenlicht beziehen. Hrn. Tosv’s Curven 
auf das Sonnenlicht unter Benutzung bekannter spectralphotometrischer 
Vergleichungen umzurechnen, ist wohl für die mittlere, nicht aber für 
die geringe Intensität zulässig, weil eine solche Umreehnung die Gültig- 
keit des Newrov’schen Farbenmischungsgesetzes voraussetzt, und sich 
gerade aus den hier besprochenen Thatsachen ergibt. dass dieses Gesetz 
für die geringere Intensität nicht gilt. 


4. 


Unter dem PurxıssE schen Phaenomen wird neuerdings allgemein 
die Erscheinung verstanden, dass verschiedenfarbige Felder, die bei 
mittlerer Erleuchtung den Eindruck gleicher Helligkeit machen, bei 
gleichmässiger Herabsetzung der objectiven Intensität nicht gleich hell 
bleiben, sondern in der Art ungleich werden, dass das Feld, dessen 
Farbe der kürzeren Wellenlänge entspricht, den helleren Eindruck macht. 

Die in dieser Formulirung enthaltene Regel ist nun aber, wie aus 
den nachfolgenden Versuchen hervorgeht, nicht allgemein gültig, son- 
dern bei einzelnen Farbencombinationen tritt sowohl bei farbentüchtigen 
wie auch bei »grünblinden« Personen das Phaenomen nicht auf und 
kehrt sich bei anderen Farbencombinationen sogar in das Gegentheil 
um, indem bei Verdunkelung die langwelligere Farbe die hellere wird. 

Ich habe auf der kurzwelligeren Hälfte des Spectrums von 56 un 
an bis 420 uu in Intervallen von Io uu alle möglichen Vergleichungen 
gemacht, also 560 uu mit 550 uu, 540 um u.s.w. bis 420 uu, dann 
550 uu mit 540 um, 530 Au u.$s.w. bis 420 un u.s. w. verglichen, so 
dass im ganzen 105 Paare von Spectralfarben untersucht wurden. Das 
Ergebniss dieser Prüfung ist in der folgenden Tabelle übersichtlich 
dargestellt. An den Enden der horizontalen und verticalen Columnen 
sind die Wellenlängen angeschrieben. Wo sich zwei Columnen schnei- 
den, ist durch ein Zeichen angegeben, was bei der Vergleichung der 
betreffenden Wellenlängen hinsichtlich des PurkıssE’schen Phaenomens 
gefunden wurde, und zwar bezeichnet 
Identität der Vergleichsfelder, 

Unmerklichkeit eines event. Unterschiedes, 


[@) 
+ starkes Purkısse sches Phaenomen, 
+ schwaches » » 

— starkes umgekehrtes Pvrkınse'sches Phaenomen, 


— schwaches » 2 n 


ss0 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


1560 550 540 530 520 |510|500|490 480 470 460 450 440430 420 

IA apa | pay zuge | apa | zuge | apa | zuge | zapa | apa zapa | apa zupa | zur | apa 
560un! = | o re elle = een |kereilliee 
550 uU Sr | ee 
SASHR ARE u a a a a el a 
530pa|+| +| + | = el een esse 
som + | ++ +/=/+/+|+|)+|#+/|+/|+|#+Jo|o 
Styales leajles leeren ee | el lien) oo | ® 
5SoMu| #I +) +++ +) = | +/| + |) +/|+|+|0oJlo| — 
490 + | ++ | + | + | + + l= | er ele = 
48ouu + ++ = | EEE 243 lBou Hay Eor Moe 
SB a a a Fehl © == 
60 | | HH | | + I | 00 — en | 
ao ++ +|+|+[=+Jolo a a 
op + | + +|+| + ojojo|jo 3. lheaı sa ran 
430 uu| + En um == = {0} Oo ° = — o = 10) 
420mu|+|o|o|o|o|o = | ll ro 


Aus der Anordnung der Tabelle geht hervor, dass alle Zeichen 
symmetrisch zu der von oben links nach unten rechts gehenden Dia- 
gonale vertheilt sind, da jedes Paar verglichener Farben zweimal in 
der Tabelle aufgeführt ist. 

Ausserdem aber zeigt sich eine annähernd symmetrische Anord- 
nung der ++ und — — Zeichen zu den Columnen 470 un. Daraus 
folgt, dass in dem Speetrum bei etwa 470 uu eine Umkehrung des 
Verhältnisses der relativen speetralen Helligkeitsvertheilung bei mitt- 
lerer Intensität zu derjenigen bei geringer Intensität stattfindet. 

Es muss dieses natürlich auch ersichtlich werden, wenn man die 
spectralen Helligkeitsvertheilungen bei diesen beiden Intensitätsstufen 
unmittelbar mit einander vergleicht., Bezeichnet man mit F/ı die Hel- 
ligkeitsvertheilung eines bestimmten Spectrums bei mittlerer Intensität 
als Function der Wellenlänge A, und mit /x dieselbe Funetion bei 
demselben Spectrum aber bei niedriger Intensität und setzt man A, >A,, 
so besteht zwischen A, und A, das Purkinse’sche Phaenomen, wenn 
hy, er Ir, 
Hr HL 
Ix; EM hr, 


H,, Hh, 


; Ar Da: : 3 
demnach folgern, dass die Curve beiA= cca. 470 uu ein Maximum 
Hy 
haben muss. Es ist klar, dass die Lage dieses Maximums unabhängig 


ist; es muss aber das umgekehrte Phaenomen auftreten, 


wenn ist. Aus den Angaben der obigen Tabelle kann man 


ist von Art und Herkunft des zur Untersuchung benutzten Speetrums. 

Ich habe neuerdings zu ganz anderen Zwecken bei mir den Ver- 

lauf der Funetionen A, und A, für dasselbe Dispersionsspecetrum des 
h 


Gaslichtes bestimmt, und es zeigt sich nun, dass die Quotienten - 


H, 


Könıs: Über Farben- und Helligkeitsgleichungen. ss1 


thatsächlich bei ungefähr 470 un die grössten Werthe erreichen. Die 
nebenstehende Figur stellt aus Gründen, die weiter unten erst ersicht- 


hx h 
3 A 
lich werden, zwar nicht -—-, jedoch die Brıee’schen Logarithmen von —— 


TER E H,\ 
als Function der Wellenlänge dar, was natürlich die Lage des Maxi- 
mums nicht beeinflusst. Um die Zuverlässigkeit des gesammten Curven- 
verlaufs einigermaassen zu kennzeichnen, will ich noch angeben, dass 
aus unmittelbaren Beobachtungen die Ordinaten für die Wellenlängen 
680 uu, 660 um u.s.w. berechnet sind. Die graphische Interpolation 
des Maximums auf ungefähr 470 un ist daher ziemlich sicher. Aus dem 


| Bee 
ae 0,0 
6Boun 660un 640un bzoun boonu 5Bonn 560uu 540oumM 520um 500um 4Bouu 460um 440nu 420m 
Curvenverlauf geht ferner hervor, dass auf der von mir nicht direet 
auf das Purkınse sche Phaenomen untersuchten langwelligen Spectrum- 
hälfte (A> 560uu) überall dieses Phaenomen und niemals seine Um- 
kehrung auftritt. 
Ob zwischen Lichtern der Wellenlänge A, und A, das PurkımJE'sche 
Phaenomen selbst oder auch seine Umkehrung beobachtet werden kann, 
In, hr, 
hängt nicht von der Grösse der Differenz zwischen ——- und — —- ab, 
ne TE 
Ir Ir 
sondern davon, wie weit das Verhältniss —-:-—- von ı abweicht 
HRSHN 


oder mit anderen Worten von der Differenz zwischen log sc und 


H\, 


Uberschreitet diese eine gewisse Grösse, so wird bei einer 


I 


gewissen Güte der vorausgegangenen Adaptationen die Beobachtung 
möglich sein. Vergleicht man nun die Angaben der Tabelle mit dem 
Verlauf unserer Curve, so findet man auch, dass im allgemeinen das 
Zeichen © der kleinsten Differenz der Logarithmen für die beiden 


Sitzungsberichte 1897. so 


882 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 


Wellenlängen entspricht und dass bei den Zeiehen — und + kleinere 
Differenzen der Logarithmen vorhanden sind als bei den Zeichen — 
und +. Ausnahmen von dieser Regel rühren wahrscheinlich von den 
nicht stets gleichmässigen Adaptationen her. 

Der »grünblinde« Hr. E. Broprun hatte die Güte, ebenfalls Ver- 
suche über das Purkmse’sche Phaenomen in derselben Art vorzunehmen, 
wie ich es gethan. Die Resultate sind in ganz analoger Weise in der 
folgenden Tabelle eingetragen. 


1540530 | 520 510 | 500|490 480 470 460450 440 430 420» 
RI RA ap au | mm | Ar zu | aa ar | are | Be RR 
| | | | | | 
ee ale: 
530 yuu Bee o oo ©. | 02 | 0% 402 Kor Nor 20 
5om|ojo|=|o olo|o 02], 0.02 702 17702150 
510 Ju Se m SR 
5oowu | o | o See 0220, 11,.02|102 Vo@l ou Ie— 
| | | | | 
490 un| + | © o|o|lo|- 0. |%o%1No. | 0). |. or | — 
480 u + o|JoJjo/Jo|o| =jo|o dio | —=|— 
Z7OJRE = |09 | 08 xof| 09] 7021705 "au 9E | Non OA EZ 
A60RıE170%1603 1081602115021 0021u07 = no BoZIE— 
450j44.R.0) 1,02 1202.|.0111.1081..08.7.02 1021102 2702 2215 
440 u) © olololoJo/o|olo|e|=|o|- 
| | | | 
4301| 0o|0o,o0|o oel—-\- | —-|—- |<. 0 | = 70 
420 u | © | o 0: © | = - | -|- | -|-|0|= 


Hrn. Bropnun s Beobachtungsreihe ist nicht ganz so umfangreich 
wie bei mir und es ist auch bei weitem nicht so gut für die Adap- 
tationen gesorgt worden; daher zeigen seine Beobachtungen eine ge- 
ringere Empfindlichkeit für die Wahrnehmung des Bestehens des 
Purkisse’schen Phaenomens und seiner Umkehrung. Trotzdem aber 
ergibt sich auch hier annähernde Symmetrie um die Vertieal- und 
Horizontaleolumne 470un. Leider verfüge ich zur Zeit noch nieht über 
vollständige an demselben Speetrum von Hrn. E. Bropnuun gewonnene 
Bestimmungen der Werthe Hı, und /ı und kann daher die oben bei 
mir ausgeführte Controlle hier nicht vornehmen'. 


! Verbinde ich jedoch ältere und neuere Messungen zu einer freilich nicht ein- 
wandfreien Berechnung, so erhalte ich für Hrn. Bropnun die Lage des Curvenmaximus 
ebenfalls bei 47044. Wenn ich älteres Material (A. König, Über den Helligkeitswerth 
der Speetralfarben bei verschiedener absoluter Intensität. Hamburg 1892 — Sep.- 
Abdr. aus der Hermnorrz - Festschrift) zur Berechnung der Curve für ein »rothblindes« 
System benutze, so ergibt sich, dass das Maximum bei einer Wellenlänge liegen muss, 
die kleiner als 450744 ist. Doch möchte ich auf dieses Ergebniss, solange es nicht 
anderweitig bestätigt wird, kein Gewicht legen. 


Ausgegeben am 9. August. 


Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 


883 


SITZUNGSBERICHTE 1897. 
DER XL. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 


AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


21. October. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. 


Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 


*]. Hr. Voerı las: Über die Spectra der der ersten Speetral- 


celasse angehörenden helleren Sterne. 

Der Zweck der in Potsdam im Verein mit Prof. Wırsıng ausgeführten Arbeit 
war der, die Sterne nach ihren Speetren in Unterabtheilungen der I. Spectralelasse 
einzuordnen. Bei über hundert Sternen konnte die Anwesenheit von Cleveitgas in 
ihren Atmosphaeren nachgewiesen werden (Classe Id); sie bildeten den vierten Theil 
aller zur Untersuchung gelangten Sterne, die der I. Spectralcelasse angehören. Eine 
ausführliche Abhandlung über diese Untersuchungen wird demnächst in den Publiea- 
tionen des Astrophysikalischen Observatoriums erscheinen. 


2. Hr. H. Weser in Strassburg, correspondirendes Mitglied, über- 
sendet eine Mittheilung: Uber die Differentialgleichungen der 


elektrolytischen Verschiebungen. (Ersch. später.) 

Die elektrolytische Verschiebung von Lösungen und Lösungsgemischen hängt von 
einem System nicht linearer partieller Differentialgleichungen ab. Bei diesen Differential- 
gleichungen ist immer Rücksicht zu nehmen auf das Entstehen und die Bewegung von 
Unstetigkeiten, die auch dann auftreten können, wenn anfänglich alles stetig war. In 
der vorliegenden Mittheilung ist ein Fall behandelt. wo die Lösungen zweier verschie- 
dener Elektrolyte einander in einer scharfen Grenze berühren, und es ergiebt sich 
dabei. dass, je nachdem der nachfolgende Elektrolyt die kleinere oder die grössere 
Beweglichkeit hat, die scharfe Trennungstläche erhalten bleibt oder durch eine stetige 
Mischung aufgelöst wird. Von der Wirkung der Diffusion ist dabei abgesehen. 


3. Hr. L. KornıGsBEreer in Heidelberg, correspondirendes Mitglied, 
übersendet eine Mittheilung: Uber die Darstellung der Kraft in 
der analytischen Mechanik. 

Nachdem der Ausdruck für die Kraft auch auf kinetische Potentiale, welche 
Ableitungen beliebig hoher Ordnung der Coordinaten enthalten, ausgedehnt und die 
allgemeinen Bewegungsgleichungen in den Satz zusammengefasst worden, dass während 
der Dauer der unter Zwangsbedingungen stattfindenden Bewegung die äusseren Kräfte 
stets die Summe der Projectionen der auf das freie System wirkenden Kräfte sind, 
wird die Frage nach der Anzahl und Form der zu einer Function adjungirten Functionen 


* erscheint nicht in den akademischen Schriften. 


Sitzungsberichte 1897. sl 


554 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 21. October. 


aufeeworfen, und in allen Fällen ausser den Bewegungsmomenten der Kraftausdruck 
als die einzige zu jedem kinetischen Potential gehörige adjungirte Funetion gefunden. 

4. Hr. Kırın legte eine Mittheilung des Hrn. C. Leıss, Mitarbeiters 
der Firma B. Fuess in Steglitz vor: Über ein neues, aus Kalkspath 
und Glas zusammengesetztes Nıcor’sches Prisma. 

Bei dem grossen Mangel an Kalkspath zur Herstellung Nreor’scher Prismen ist 
es von Interesse zu wissen, dass man sehr vollkommen polarisirende Prismen anfertigen 
kann. die gegenüber denen älterer Construction bei gleicher Grösse eine Material- 
ersparniss von 50 Procent zulassen. 

5. Hr. Wargure legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. E. Gorn- 
stein hierselbst vor: Über die Struetur des Kathodenlichts und 
die Natur der Lenarp'schen Strahlen. 

Es wird gezeigt. dass die sogenannte dritte Schicht des Kathodenlichts aus 
geradlinigen Strahlen besteht, die aber nicht von der Oberfläche der Kathode selbst, 
sondern von den Strahlen der zweiten Schicht ihren Ursprung nehmen. Ferner wer- 
den die Lexarv’schen Strahlen auf die vom Verfasser schon früher beschriebenen diffus 
rveflectirten Kathodenstrahlen zurückgeführt. 

6. Hr. Auwers legte eine von Hrn. Leo Brexxer in Lussin piecolo 
eingesandte Abhandlung vor: Beobachtungen des Planeten Mars 
in der Opposition 1896-97. 

Hr. Brenner hat den Planeten zwischen dem 8. Febr. 1896 und dem 20. Mai 1897 
an 102 Tagen beobachtet und 73 Zeichnungen aufgenommen, nach welchen eine General- 
karte angefertigt worden ist. Die zugehörige Abhandlung weist die einzelnen beob- 
achteten Objeete. die Identität eines Theils derselben mit früher, namentlich von 
Scnrararertı beobachteten. und die Sichtbarkeitsverhältnisse von zahlreichen neu auf- 
sefundenen nach. 


7. Hr. Auwers legte ferner Planetenzeichnungen vor, welche Hr. 
Purwıer Faurn, Lehrer in Landstuhl, auf seiner dortigen Sternwarte 
aufgenommen hat: 84 Abbildungen des Planeten Jupiter aus der Zeit 
1896 Oct. S— 1897 Julir4, und 63 Abbildungen des Mars 1896 Juli 20 
—1897 Juni 24. 


8. Hr. Schurze legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. Hrymons, Assi- 
stent am Zoologischen Institut hierselbst, vor: Über die Segmen- 
tirung und den Körperbau der Myriopoden. 

Bei der Entwickelung von Scolopendra eingulata tritt eine als »Dorsalorgan« be- 
zeichnete Blastodermplatte auf, welche der äusseren Keimhülle (Serosa) der Insecten 
entspricht. Aus einer dem Clypeus der Inseeten der Lage nach entsprechenden prae- 
oralen Ektodermplatte entsteht durch Delamination das Protencephalon. Vor dem die 
Antennen tragenden Kopfsegmente legt sich noch ein besonderes »Praeantennalsegment« 
an. Bei jungen @lomeris- Embryonen erkennt man hinter dem Maxillarsegmente noch 
ein weiteres als »Postmaxillarsegment« zu bezeichnendes,. dem zweiten Maxillarsegment 
der Chilopoden und Inseeten homologes Kopfsegment. 


), Hr. v. Bezorp überreichte zwei. weitere Bände der Veröffent- 
liehungen des Königl. Meteorologischen Institutes vom Jahre 1897. 


885 


Über die Darstellung der Kraft in der analytischen 
Mechanik. 


Von Leo KoENIGSBERGER. 


Man definirt bekanntlich als die Kraft X, welche auf einen freien 
Punkt mit der Masse »n in der Richtung der Coordinate x einwirken 
muss, damit die vorausgesetzte Bewegung dieses Punktes demselben 


2 


Pa L 
die Beschleunigung Fr ertheilt, das Produet aus Masse und Beschleu- 
ed 


= 


nigung oder den Ausdruck 
(ol 
Mus 
dt 
und kann somit für ein freies materielles System, dessen lebendige 
Kraft durch 


n 


U z > m; (x Sr A Ar 2%) 


I 


bezeichnet wird, die im angegebenen Sinne auf den Massenpunkt n; 
in der Richtung der CGoordinaten wirkenden Kräfte durch 


od ol 


N=—— 4 
\ 02: dio 
_ oe 

Y,=—---+- RR, 

oy; dt oy; 

OT. urd oT 

= —--- + — 
5 02; 35 dt 02; 


darstellen. 

Wird nun das System irgend welchen Zwangsbedingungen unter- 
worfen, so dass die Bewegungsfreiheit der Punkte dadurch beschränkt 
wird, dass die 3% Coordinaten als von £ freie Functionen von 4 von 
einander unabhängigen Grössen p,,P,,...p, gegeben sind, welche wir 
wiederum allgemein als Coordinaten bezeichnen wollen, so folgen aus 
der bekannten Relation 


Sa 


n 

U 

u | 
T 


( 


356 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. October. 


Sıl_ an d oT 0; ol d oT\ 9y; 
=) dw; dt da’) op, oy; dt dy;) op, 
oT d oT\ 93) SR d oT 
ta) Ip," di op, 


und dem p’Arengert'schen Princip die Bewegungsgleichungen in der 
zweiten Lasranse schen Form 

ee droT = Er „0y; 

Tan, er =>, X, +Fın an 

op; op; 3 op; op; ep; 

wobei 7 die in die neuen Variabeln transformirte lebendige Kraft 


darstellt. 
Nennt man nun allgemein für ein beliebigen Zwangsbedingungen 


unterworfenes System den Ausdruck 


OH AO 
— == + — Pe 
op, dt dm 
die Kraft X,, welche auf das System, dessen augenblicklicher Zustand 
durch die Coordinaten p,.P.,...p, vollständig gegeben ist, in der 
Riehtung der Coordinate p, einwirken muss, damit die vorausgesetzte 
Bewegung desselben in der angenommenen Weise vor sich gehen kann!', 
und bezeichnet ferner als Projeetionen der in der Richtung der «;, Y;, & 
wirkenden Kräfte X;. Y;. Z; auf die Richtung der Coordinate p, die 
2 E „I m 9a eh; 
Summe der aus diesen Grössen mit a — gebildeten Producte, 
op, dp, op, 
so werden die Lasraxee’schen Bewegungsgleichungen in 


n 


übergehen und somit dem Satze aequivalent sein, dass während der 
Dauer der Bewegung die auf die Coordinate p, wirkende 
Kraft gleich ist der Summe der Projectionen aller auf die 
Punkte des freien Systems wirkenden Kräfte nach der 
Riehtung von p, genommen. 

Werden weiter die inneren Kräfte von den äusseren Z, getrennt, 
und bezeichnet 

H=—T—U 

(las kinetische Potential, worin 7 die lebendige Kraft und U das Po- 
tential im gewöhnlichen Sinne bedeutet, so wird, da wiederum 


Or do He dee (ale ande Y ode. dleiH 051 | oH d 
oa, dt du, op, | 


Vergl. HerLunorız. Wissenschaftliche Abhandlungen Bd. 111, S. 112. 


oH 


9, dt Ay’ )op, Beh, 05 dt dx )op\ Op dt op) 


KoenıGszerser: Die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik. 887 


ist, das System der Lasrange' schen Gleichungen 


DH dedH 2 0; 02; 
nn > +/, 4 - +2 
op, ddp — (x ‘dp, =) 
durch die Gleichungen 
n dx 3 a 
D=», X + a0 +2.) 
r 2R: Ps OP; 
ersetzt werden können und also dem Satze aequivalent sein, dass 
die auf die Coordinate p, während der Dauer der Bewegung 
wirkende äussere Kraft /, gleich ist der Summe der Pro- 
jJeetionen aller auf das freie System wirkenden äussern Kräfte 
nach der Richtung der Coordinate p, genommen. 

Aber auch wenn das kinetische Potential 77 sich nicht unmittel- 
bar als eine Zusammensetzung der actuellen und potentiellen Energie 
darstellt — und solche Fälle hat Hrrmnorrz in Betracht gezogen —, 
bleibt, wie ich gezeigt habe, der oben ausgedrückte Projectionssatz 
für jede beliebige Function 4 der Coordinaten und deren nach der 
Zeit genommenen ersten Ableitungen, also auch die obige Ausdrucks- 
form der Lasrasee’schen Gleichungen bestehen, und ganz allgemein, 
wenn das kinetische Potential H eine beliebige Function der Coordi- 
naten und deren nach der Zeit genommenen Ableitungen bis zur 
v“" Ordnung hin bedeutet, wird, wenn für das unter beliebigen, von 
der Zeit freien Zwangsbedingungen sich bewegende System die auf 
die transformirte Coordinate p, wirkende äussere Kraft durch den 


Ausdruck 


oH_ daH  doH a, 
ee 


definirt wird, vermöge der Beziehung 


Orıa dor cd: oH ehe N 0a, 

STE re re zer 

a IE el ae Rd; en oY, 

a Te a) 3, 

x \oH d 9%H € oH EU d’ N 02; 

oe alde n dindz. de dz0\ dp, 
a, Ra @ I 
TE op, dt op/ Tr One EN dt’ dp 


das System der erweiterten Lasraxge’schen Gleichungen der zweiten 
Form! 


' Vergl. Sitzungsberichte 1896. S. 905, Gleichung (18). 


888 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. October. 
Or do Wdeso d’ oH St ec; 02; 
ee Er ee ma 
op, diodp, diop, de’ op! = op, op, op, 


(S=IDz 20) 


vermöge des erweiterten D’ALENBERT'schen Prineips in 


n 2 


dw; Yy oY; zZ 02; 


EN Bi op, en op, 


übergehen und somit die Beschreibung der Bewegung in der wesent- 
lichen Eigenschaft der Kräfte darstellen, dass die auf die Üoor- 
dinate p, wirkende äussere Kraft für ein beliebigen, von 
der Zeit freien Zwangsbedingungen unterworfenes und ver- 
möge eines willkürlichen, von den Coordinaten und deren 
Ableitungen bis zu irgend weleher Ordnung hin abhängigen 
kinetischen Potentials in Bewegung gesetztes System gleich 
ist der Summe der Projeetionen aller auf das freie System 
wirkenden äusseren Kräfte nach der Richtung der Coor- 
dinate p, genommen. 
Wir wollen nunmehr für eine Function 


ET Na. Re 16 
TEN N N an). 


in welcher r,,r,,...r, beliebige von einer Variabeln ? abhängige 
Grössen, und r\9, r%,...r‘ die nach Z genommenen «'“" Ableitungen 


derselben bedeuten, eine zu F, nach einer der Variabeln r ge- 
nommene, adjungirte Function feine solche nennen, welche 
aus 

oF OF oF 


an am in 


und deren nach {genommenen totalen Differentialquotienten 
von beliebiger Ordnung zusammengesetzt ist' und die EFigen- 
schaft besitzt, dass, wenn 7,.7,,...r, in willkürlicher Weise 
vonnwanderen von einander unabhängigen Grössen 9,, P., ::: P, 
abhängig gemacht werden’, dieselbe Function gebildet aus 


oF oF oF 
op. dp" 
und den nach ? genommenen totalen Differentialquotienten 
dieser Grössen gleich ist der Summe der Projeetionen der 


' Man könnte auch die Function F selbst als Argument der adjungirten Function 
zulassen, doch wird die nachfolgende Untersuchung zeigen, dass dies für den später zu 
erweisenden Hauptsatz unnöthig ist. 

® Wobei wir hier und im Folgenden stets voraussetzen, dass die Variable zZ in 
diese Abhängiskeiten nicht eintritt. 


Koeni6sserGer: Die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik. SS 


Eunetion f für die Variabeln r;,r,,...r; nach der Riehtung 
der Variabeln p, genommen, also die Beziehung besteht 


Border @dE dFAaaRaon vom aan don \dr, 
Dr mare ar aa ee) 


TI 


op, 


daR on OF donra, or DRNd OH dor ) 
Zi (perpt 99, ddp dr dp," Op?” at Ip?’ AR dpl” Op? ar Ip ar ap 
worin unter dem F der rechten Seite der in die Variabeln 
Pı>P.>-..p, transformirte ursprüngliche Ausdruck zu ver- 
stehen ist. 

So werden z.B. die oben als Kräfte eines bewegten freien ma- 
| teriellen Systems bezeichneten Ausdrücke 
ONE I Ro ae 
| Dee Tape ang 
die Elemente eines Systems adjungirter Functionen bilden, und ebenso 
allgemein für ein beliebiges kinetisches Potential 7, welches in 
willkürlich vorgeschriebener Weise von den 3n Coordinaten und deren 
Ableitungen bis zur v 


DE u DE 


DZ) 


Ordnung hin abhängt, die oben aufgestellten 
Ausdrücke für die auf die Coordinaten x, y;, 2; wirkenden äusseren 
Kräfte eines bewegten freien Systems 


oH d oH d’ oH 
tr ee 
om da oaH NdrcH 
Ta Dr ayN) 
oH doaH ‚de oH 
a er 


für eine beliebige Wahl der Zwangsbedingungen ein System adl- 
Jungirter Funetionen definiren. 

Ich werfe nunmehr die Frage auf, ob es noch andere zu jeder 
beliebigen Function 


, 


TE N ee 


gehörige und für jede willkürliche Wahl der analytischen Trans- 
formationen der Variablen r,,r,,...r, in « andere von einander un- 
abhängige p,, P.,... pP, gültige adjungirte Functionen giebt als die für 
den Kraftausdruck aufgestellte 


OrnedrdR rd or do. 
re ee 

or dtdr' di or \ di’ dr” 

Sei zunächst die im Übrigen willkürliche Function 


BimT2) 


390 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. October. 


nur von einer Variabeln und deren nach ? genommenen Ableitung 


erster Ordnung abhängig, und r mit p durch eine ebenfalls willkür- 
liche Beziehung 


"—6s(p) 


verbunden, so würde die Eigenschaft der adjungirten Funetion die 
identische Gleichung erfordern 


f ran oF dor ad oO ddR dom or 
NR reger “Sor’aror ar or en 
oF doOF @ OF oF ddF d 9F ) 


er ap’ de par op" "Apr de Op’ de op 


in welcher F auf der linken Seite als Function von r und r', auf der 
rechten als Function von p und p’ aufzufassen ist. 


Da aber 
or , BEE AR or. tee = 
a Im? an r dp! IP a p 
dr er , or 07 
op dp? ng op 
somit 


oF rs oeFor OF 2 „ oF O8Foar 
op dr dp nn m? op Ar’ dp 
ist, so geht die obige a in 


) r( or ‚dr » dr, OF ddE EIE IE daR Aan 
I i ee 


Ge mean 
u FOr Fr ‚drddF Wr ‚ddF Er, AR 
= (2 er Hay et 
OF or „ oeFoör dr dOF 9FP%r 


ai mel oooonn RAS Aare =— 
er op! dr’ dp’ dp dt dr’ dr’ dp? 
über, und diese Identität soll erfüllt werden für willkürliche von ein- 
ander unabhängige Werthe von 
on oe ORO FL dh, oem de 
PP PER s I Den ER a En Er Sleikehie 5 
op dp° or Or’ or Ardr’ dr 
also vermöge der Beziehungen 
d oF OH or , Mon (> Be 
— == 2 p 


San ET NS 
dt dr or” op! erdr 


er 
.. op 


ee | 
op? | 


De. | 
K 


Koeni6GspEerGer: Die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik. 891 


auch identisch befriedigt für beliebige Werthe von 


I er or oF d odF d oF oF dodF @oF 
a op’ op’ dr’dt dr di dr’ Or’ ddr de dr’ 


Bemerkt man, dass r und p, weil sie nur auf je einer Seite der 
Gleichung (1) explieite vorkommen, überhaupt in der Gleichung nicht 
enthalten sein dürfen, so wird, wenn zur Abkürzung 


or Or dr oF oF 
ne 0, ni, sm... eb aIeM 
op np: op’ Son re i 
gesetzt wird, die Gleichung (1) in die in den Grössen 
’ „ ’ „W r „ 
ER URS USE Use le Ute Uster are 


identisch zu befriedigende 


4 „ 7 „ ) 


2 ‚ 3 
BORD aD: + ap", a,p + 30,p pP Fap”,... u, WU U 


) 


übergehen. 


Setzt man hierin ,=q,=...=0, so wird sich’ aus der ge- 


forderten Identität der Gleichung 


„ ’ „ 


a ’ „ 72 f 
(3) N IE ao Ro. RE DEE 800) 
mie 7] 777 ’ 72 B 7 2 „ 
— UNI ED ae oo ee OB Re) 
die Form der Function f leicht bestimmen lassen; differentiirt man 
„ 2 „ 


nämlich diese Gleichung zuerst nach %,W,W%,...%,W,U,..., SO 
dass sich 


\ IND er ie ip’, 3) Ifla,p', 2 Yfp, ee) 
ou, N ou Te 
De Re ap onlp.e) 
ou, TI ICKAT: ou) I Teen. 


ergiebt, ferner nach a,, woraus die Beziehung 


Kohlen. Mora OnlD 
fa,p‘ --)+ ap Na — er a 77 SUNG = av = N 
da,p ca,p ca,u, 
Ilm arlpe ae OR 
EDDIE 9 gel JB: A Au ; u 
da,u, da,u, da,u, 


oder mit Berücksichtigung der eben aufgestellten Relationen, wenn 


ausserdem 


! [2 ! 
«ap=4g9.4WPp =q4 


gesetzt wird, 


IN (0% | ala, ; 
U, arg us Uo ) + u rg Adi ) + N = u, f(q U, -) 
ou, ou, ou, 
‚ofq Us > ) OA, ) 
Ei ou! re %g 
1 ON SR +) Cr ae, 
Zi dg” Er Er =f(q $) Us; ) 


folgt, so ergiebt sich durch Integration dieser partiellen Differential- 
gleichung für die allgemeinste Auflösung der Functionalgleichung (3) 
die Form 


I „n ’ „ 
ER: , ? U Us DEE hi - 
PP Us ir Us) = U 5 we 
UERlE Mr Or 


worin w eine willkürliche Function der eingeschlossenen Grössen be- 
deutet. 

Soll nun die Function f eine ganze lineare Function ihrer Variabeln 
sein, so ist aus (4) ersichtlich, dass die Grössen p/, p”,... in derselben 
nicht vorkommen können, und dass diese somit die Form haben wird 


f=Auwr+AwWrAWr... ++ AW+ Au + ..., 
in welcher die Coeffieienten von p und dessen Ableitungen unabhän- 
eig sind'. 
Setzt man diesen Werth von f in die Gleichung (2) ein, so er- 
giebt sich 
’ , „ „ BG [2 „ „ 
aAw+ Au + AW+...+Au +Aw+rAu +...) 
— A,(a,u,+ a,pu,) + A,(a,ul + a,pw + a,p'u.+ a,p u, + a,p'u,) 
„ „ ’ / , 2 ’ 
+ A, (a,u, + 2a,pWw + ...)+... +4,04 + A,(a,u, + a,p'u,) 
+A (au + 2a,pPwW+...)-+..-; 
und die Identität derselben erfordert 


A,rAl=b, A=Al=nrm=o, AS AN 


0 1 1 
so dass sich als die beiden einzigen linearen Formen, welche 
der Gleichung (2) Genüge leisten, indem man die beiden will- 
kürlich bleibenden Coeffieienten A, und A, der Einheit gleich setzen 
kann. «, und w„—u/ oder 


I 


oF oeF doOF 
-— und „= — - 
er or dt or 


! Es könnten die Coeffiecienten F selbst und dessen nach £ genommene totale 
Ditferentialquotienten in beliebigen Funetionalausdrücken enthalten; da diese Ausdrücke 
jedoch in der ursprünglichen und transformirten Form gleichwerthig sind, so fallen 
sie aus der zu befriedigenden Relation heraus, und es ist daher keine Beschränkung 
der Allgemeinheit, wenn wir jene Coeffiecienten als Constanten betrachten. 


KoeniGsperer: Die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik. 893 
ergeben, also wenn F die lebendige Kraft 
R— nu. 
2 


eines längs der r-Axe sich bewegenden Punktes mit der Masse ın 
bedeutet, vom Zeichen abgesehen, die als Bewegungsmoment und 
Kraft definirten Ausdrücke. 

Lässt man nun die Bedingung fallen, dass die durch die Glei- 
chung (4) gegebene Function f eine in den Grössen 


„ ’ „ 


J 
al WO (oo 


07 (jr WE N 


U 


0 
lineare sein soll, so ergiebt sich ausser dem Momente und der Kraft 
zu jeder Function F einer Variabeln und deren erster Ableitung und 
unter der Annahme willkürlicher Transformationen eine unendliche 
Mannigfaltigkeit weiterer adjungirter Funcetionen. Dass es keine solche 
zweiten Grades in den Variabeln giebt, ist unmittelbar ersichtlich, da- 
gegen ergiebt sich wieder eine Reihe von adjungirten Funetionen 
dritten Grades, welche der Gleichung (1) Genüge leisten, und von 
denen nur die nachfolgenden angeführt werden mögen: 


‚[OF\® ‚arFor 

Ä dr’ 2 er or’ 

OR ‚oF doF 

ö (37) Te; 

„oFoF ‚[9F\’ old di oR dor 
ar a A ren 
„OFOF ‚[OF® _,OFAddrF ‚(dar\: 


— Al Ir ei 7 
dr or’ dt dr dt dr 


Es zeigt sich somit, dass, wenn nur Funetionen einer Va- 
riabeln und deren erster nach ?{ genommenen Ableitung in 
Betracht kommen, noch andere adjungirte Functionen als 
die für den Ausdruck des Bewegungsmomentes und der Kraft 
in die Mechanik eingeführten existiren. Wesentlich anders 
Jedoch gestaltetsich das Ergebniss der Untersuchung, wenn 
die willkürliche Function F mehr als eine von t abhängige 
Variable enthält. 

Sei also eine beliebige Function zweier von f abhängiger Grössen 
und deren ersten Ableitungen 


n 


JEl En Re r.) 


gegeben, und werde wieder die Frage nach der Existenz adjungirter 


894 Sitzung der physikalisch - mathematischen - Classe vom 21. October. 


Funetionen aufgeworfen bei Festsetzung willkürlicher Abhängigkeiten 
der Grössen r, und r, von einer Variabeln p, welche somit der Func- 
tionalgleichung Genüge leisten müssen 


OF doR do or daR dor % 


re; 
{ Er: = d oF d’ dF OR rd dEN d= OR or, 
en WERD er 


= ’ dt dr.’ ae or,’ Ari’ de dr’ de Or’ 


r ER: = dar d ar OR dor nd oE 

— fl9, pP, 0"... au as ae ae aa ze es 
J\PP>P > op dt dp ’ dr dp’ dp’ dt dp’ ’ di” op 

oder da 


BLEI CHE, or, . eFor, OF&Rr, or or, 


‚ 


Ip Piss dr pr p 


ET 
a ae 
op’ or’ op 2 or! dp 


ist. wenn zur Abkürzung 


or, o’r, 07 or, er, o’r, 
ra ea an El De 
op op’ op® op op’ op? 

oF oF oF oF 

nn eher em. lb. 

or or! or, or! 


gesetzt und wiederum wie oben beachtet wird, dass die Grössen 
r,, r, und p nicht En vorkommen können, die Gleichung 


- 5 ’ 12 7 
(6) a,fla,p,a,p +4P"; a, pP De 3a, pP p Ban en Us En .-.c) 


+b,fb,p, b,p' +b;p", b,p" + 3b, pp" + bp", 0,0, ve 0, v., 0.0 


— f(p, pP',Pp”, ... wu. +a,p u, + 5,0 + b,pv., u, + a,p u, +a,pt u, + a,p "u, +a, ‚ri fi 
+ be, +b,pv,+b,pv, + bp, +b,p'o,, au, + 2a,pu, + a,p ut a,p "u,+ a,p% 

u 2a,p u, + 2a,p'u, + a ‚pu, + BunnE + a,p"u, + be! + 2b,pv, + b,pr. + b,pf 
+b,p u" +b,p od. + 2b,pv.+b,p 2 als 3b,p'p'v, +b,p"vd,,--..- u +, dı, 4, u + a,p‘ 
+b,v, + b,p'v,, a, u + 2a pi, +a,p u, +a,p'u, +b,.v + 2b,p'v, '+b,p" v,+b.p"v, 


identisch befriedigen. 


Setzt man hierin ,=a,=...=b,=b,=...=0, so nimmt (6) 
die Form an 
. v [777 ! [73 2 ß 
(7) »a.)1(0.9, aD ,»@p,. ususele RR) 
+ b,f(b,p', bp”, DRDIES 80.6 0|,02,.2.050,, 0 De) 


— f(p',p",P”s-.-,W+ 5,0, ,% + b, v.,a;w +60 
.0,u, + 5,0, 0, +b,v.,0.% + 0,0...) 
und geht für 4, =o in 


KoENIGSBERGER: Die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik. 895 
' „ m ’ „ f? „ 
NIEDER La U US US 3 Urs Unsere) 
r ! „ m 12 „ ! „ 
— ERDE RU U AU STAU NOS 0 Ursr Se) 


über. Da nun diese mit (3) zusammenfallende Gleichung die allge- 
meine Lösung 


! „ TZ I 73 / „ 
BED ED U U U U rs 2er) 
4 „ ! „ 
U, U, U, U U j Fr 
=uw|l—,—,...—,—,—,...P UP" Us. -- 
Ur U, Us %, 


hatte, worin » eine willkürliche Funetion der eingeschlossenen Grössen 
bedeutet, so wird die Form der Function w zu untersuchen sein, wenn 
der Gleichung (7), also der Beziehung 


$ PAR, 
8) au pe Se pP U,a,p U 
( a, U,w LH 9 $) De 7 0» Aıl ae che 
U U Us U U 
vu DERORAROE, 
N Ne 
Do 08 On j 


, 3 R „ „H 
a.u,+b,v, a,u, +b,v, 
— (A en RE: 
au+bv, auw-+bv, 


au +b,v, au +bv au +bv : F 
— ann, 2 aD (aus r 90.),D (au. 0m.) 
au,+b,v, u, +b,v, a,u,+ b,v, 
Genüge geschehen soll. 
Differentiirt man aber diese Gleichung nach u, u. ,... Ws WU sen, 
so ergeben sich 


! fi ! 
alias j a,u, + b,v, 
0wW—,...,P Wr... ale eo au bene 
Us u U -+ b, d, ee 
a | (% w+b,v. 
ol — ol ———— — 
U,) au, + b,%, 


und die ähnlichen Gleichungen, aus denen, da die rechten Seiten 


’ 


von b, und v,,0,,...0,v abhängen, ersichtlich, dass die so ge- 


I Ay un 
bildeten partiellen Differentialqguotienten von den Argumenten 
u u u. u % 


{e, {e) 


TR I 


unabhängig sein müssen, w selbst also eine lineare Function der 
Form sein wird 


, 7 


’ „ U, t „ U, ! „ U, 
Dr be(p.,me, + PP a) 5 a A) 7 
1} ’ " u, ! ’ Ad u ’ „ 

+Y,(9,p aan), +V,(P,P s--.) 5 +...+%(P:P >»: -:)> 


deren Coeffieienten sich durch Einsetzen in (8), wie leicht zu er- 
kennen, als Constanten ergeben, so dass für die Gleichung (7) 


896 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. October. 


[= Cu+ Cu+ GW +...+0uw+lur u +... 


folgt. Führt man nun diesen Werth von / in die Gleichung (6) ein, f 
so ergiebt sich 


Y 


Ca, Au Eur... OU -r Cure 
+50, + 0%, + EU -+...+09 7 Ov- rer 
— (,(a,u,+ a,pu, + b,v,+ b,p'® 
+ (/(a,u, + a,pu,+ a,p u, + a,p u, + a,p' uw + be, + b,pr.+b,pv. + b,pr, + b,p”d 
+ ((a,u, + 2a,pW,+ ...+b,v) + 2b,pV,+...)+.. 
+ (,(a,u, + b,v,)+ Ola, + a,p u, + 5,0, + b,p® 
+ (C/(a ul + 2a,pW +... +bv + 2b,pV,+...)+... 


und wenn diese in allen in ilır vorkommenden Grössen identisch sein 
soll. 


G= CH, GC =0,.0t ort. Geo 


c I 


weil die Posten a,p'w, und b,p’v,, die in C/ multiplieirt sind, sonst 
nicht vorkommen, ferner a,p’u, und d,p’v, nur mit €, und € multi- 
plieirt sind, endlich die Posten 2a,p’u) und z2a,p'w, dann nur die 
Faetoren € und C/ besitzen u. s. w. 

Es wird somit die allgemeinste adjungirte Function von F(r,.r/. r,. r}) 
dureh 


( 


re 


„IF, „(OF _d ar 

or dt dr’ 
dargestellt sein, worin ©, und €, willkürliche von r und r’ unabhän- 
gige Grössen bedeuten und somit stets zwei und nur zwei ad- 
Jungirte Funcetionen 


oF eF dar 
— und — —— 
er er dt dr 


existiren, die in der That die Gleichungen 


oF dr, OF dr, oF 


Sn nee gr ner 
or, 0p er, cp cp 
und 


for a ar\ dr WdE a EN or are 
(ar. dt dr!) op or, dt or) Op dp ddp’ 


identisch befriedigen. 


Genau ebenso ergeben sich für beliebige Funetionen 
Ta Re 0 


von k Variabeln r,,r,....r, und deren ersten nach ? genom- 


KoenıGsnerger: Die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik. 897 
menen Ableitungen bei Einführung beliebiger analytischer 


Bedingungen zwischen den 4 Variabeln und x neuen von ein- 
ander unabhängigen ».,P,,...P, 


oF Ad or 
-—- und ——- —— -— 
or er dt dr 


als die beiden einzigen adjungirten Functionen und genügen 
somit den Beziehungen 
kam n Ay 
S oF or, oF 
PR EZ. ; kurs air ’ 
=: or! 0p op 
k STH Le R An! g T 
x oF d dH\ or. oF d oF 
or derer.) ep op dt op 


Sei nun 


N) 
gegeben, und mögen 7,,7,....7r;, durch willkürliche analytische Be- 


ziehungen mit den von einander unabhängigen Grössen P,.P:>::- P, 
verbunden sein, so ist leicht zu erkennen, dass es nicht bloss zwei, 
den oben gefundenen und als Bewegungsmoment und Kraft definirten, 
analoge adjungirte Funetionen giebt. Benutzt man nämlich, wenn r 
eine der Variabeln r,,r,,...r;, und p eine der Variabeln p,,P.;--. 2, 
bedeutet, die früher von mir entwickelte Formel' 


er ele—1)... (ge A+1) Ort 
op N op ’ 
so ergiebt sich unmittelbar, dass 


IF Ara 


k 
a rare Op 
k 
23 
vn 


ist, und es folgen hieraus die Beziehungen 


! Vergl. Sitzungsberichte 1896, S.900, Gleichung (4). 


2 ( era d 3% oF d oF 
\ 23 ( Bu DET un) ao dr: 
—:\ or 3) mal It 1-2 dt’ dr) ) dp 
oF ar em vw—ı) d& OR 


tn en 


x oF d oF v—A+2)v—A-+I) @ oF 
0) 2. br len at Zen. re 
a =) LE > 
TEE‘ dt’ dr") ) dp one) dt Op" a 
W—A+2)w—r+n)d OF vlw—r)... (var 
Brennen: ee) ee 


worin A die Werthe o0,1,2,...v annimmt. 

Es existiren somit für jede beliebige Function F von k 
Variabeln r,,r,,...r;, und deren nach einer Variabeln 7 ge- 
nommenen Ableitungen bis zur v'°" Ordnung und unter Zu- 
grundelegung willkürlicher Transformationen der Variabeln 
T,Pa,...7, in a andere von einander unabhängige 9,,9.»...2, 


I 


v+1 adjungirte Functionen 


oF Be d OR N ZEIG or 
or?» dt Ore +9 2 de de) 0.00 
vw—I)..v—A+I) d oR 
+ (—1)' re => ae = 1 SEE ae e) ? 
1-2. A dt’ or 
MOV) 


und es lässt sich genau wie oben nachweisen, dass es die ein- 
zigen sind. 

Fassen wir die bisher erhaltenen Resultate zusammen, indem wir 
die Function F jetzt das kinetische Potential 4 bedeuten lassen, so 
ergiebt sich Folgendes: 

Nennen wir eine zu einem beliebigen, von 3n Coordinaten 
und deren ersten nach der Zeit genommenen Ableitungen 
abhängigen kinetischen Potential HZ gehörige Funetion 
oH ao 29H OH sdro Hd Sole ) 


nE’ar de ran ae. oe a gear ce, 


= 

FE 
IX 
Sr 
IX 


KoENIGSBERGER: Die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik. 899 


in welcher £ eine der Öoordinaten bedeutet, eine adjungirte, 
wenn dieselbe die Eigenschaft hat, dass bei Einführung will- 
kürlicher Zwangsbedingungen für das System, also belie- 
biger analytischer Ausdrücke für die 3» Coordinaten durch 
# neue von einander unabhängige Variable p,,9,,...p,, in 
welche die Zeit? nicht -explicite eintritt, die Function f für 
das transformirte kinetische Potential in Bezug auf eine be- 
liebige der Coordinaten p, genommen gleich ist der Summe 
der Projeetionen der adjungirten Funetionen des ursprüng- 
lichen kinetischen Potentials in Bezug auf alle 3n Coordi- 
naten genommen nach der Riehtung der Coordinate p,, oder 
welche der Beziehung genügt 


n 


a Ede en dia a cH 
F Ps» Ps> Ps >= - - A) —— 


p, dt Op,’ di? Op, Op’ dt dp) ’dr dp’ 


"dt da, de da, dal ’dt dal’ dir da’ 


OH d.oH.d oh: oH d oH dsso.H) hi 


I i i i Op; 

> £ ER or car 0 de oh OHR do. ad di oy; 
Re : —, u u 

e : NAUZEZE? oy; dt oy, de oy;  dy: di dy; di” dy; op, 

x ee, SER oh ONE Eh ONE NEE GE e)2l 02; 

2) de, dee.de. die de). del..at de) of: daR. jan. 


I 
so giebt es stets zwei und nur zwei solcher adjungirter 
Funetionen, nämlich 


oH OH Sao 
0E a 0E def 


Definirt man nach HermnorLtz die Grösse 


oH 


0E 
& 


als das zur Coordinate £ gehörige Bewegungsmoment, welches so- 
mit der Gleichung genügt 


S \OH da, „gH 0Y „OH 0%) _0H 

—i)da; Od, Y Or, 04 pl dm’ 

so bleibt, wenn man von den Bewegungsmomenten eines 
Systems absieht, als einzige adjungirte Function zu jedem 
kinetischen Potential der angegebenen Art und für will- 
kürliche dem freien System auferlegte Zwangsbedingungen 
der Ausdruck 


oeH doaH 
0 di 0E 2 


Sitzungsberichte 1897. 82 


(il 


I00 Sitzung der physikaliselı -mathematischen Classe vom 21. October. 


und es folgt somit nach der früher gegebenen Definition 
die Kraft als die einzige zu jedem kinetischen Potential ge- 
hörige und für Einführung beliebiger Zwangsbedingungen 
existirende adjungirte Function des kinetischen Potentials. 

Ist nun allgemein das kinetische Potential // eine Function der 
3n Coordinaten und ihrer nach der Zeit genommenen Ableitungen bis 
zur v“" Ordnung, so definire man die v Funetionen 


‚öH 
gg 
get d oH 
ea 
en BE! do vv—ı) d 0H 
aaa ar 
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Ta Kaya er awaz 312 es me ee (— I —— 
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als Bewegungsmomente 1°“, 2°°,... v‘“" Ordnung, und es zeigt zu- 
nächst die Gleichung (9) wieder, dass die Bewegungsmomente 
der v verschiedenen Ordnungen adjungirte Funetionen des 
kinetischen Potentials sind; sieht man daher von den so defi- 
nirten v Bewegungsmomenten eines Systems ab, so bleibt nur noch 
zu Jedem kinetischen Potential und bei Einführung beliebiger Zwangs- 
bedingungen als einzige adjungirte Function der Ausdruck 


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übrig, welcher oben die Definition der Kraft eines vermöge des kine- 
tischen Potentials 4 bewegten Systems lieferte, und wir können so- 
mit sagen, die Kraft ist von den v Bewegungsmomenten ab- 
gesehen die einzige, zu jedem kinetischen Potential gehörige 
und für willkürliche dem freien System auferlegte Zwangsbe- 
dingungen existirende adjungirte Function des kinetischen 
Potentials. 


ws 


901 


Über ein neues, aus Kalkspath und Glas zusammen- 
gesetztes Nicon'sches Prisma. 


Von C. Leıss 


in Steglitz. 


(Vorgelegt von Hrn. Kreım.) 


Dr Schwierigkeit der Beschaffung optisch brauchbaren Kalkspathes, 
wie solcher bei den verschiedenartigsten, der Wissenschaft und Tech- 
nik dienenden Instrumenten und Apparaten Verwendung findet, hat 
sich in den letzten Jahren immer mehr und mehr gesteigert. Das zur 
Herstellung grosser und reiner Prismen erforderliche Material ist jetzt 
entweder schon gar nieht mehr oder nur noch mit sehr bedeuten- 
dem Kostenaufwand zu erhalten. Bei denjenigen Instrumenten, wo 
dies irgend angängig war, hat man bereits, um dem Kalkspathman- 
gel zu begegnen, das Nicor'sche Prisma durch eine andere, aller- 
dings viel weniger vollkommen polarisirende Vorrichtung zu ersetzen 
gesucht. 

So ist man zur Zeit schon genöthigt, die Polarisationsapparate der 
NÖRRENBERG schen Construction, an Stelle deren Glasplattensätze man 
fast allgemein — als noch genügend Kalkspath vorhanden war — das 
Nicor'sche Prisma setzte', wieder mit der ursprünglichen Polarisations- 
vorrichtung zu versehen’. 

Selbst bei denjenigen, für krystallographische und mineralogische 
Studien dienenden Mikroskopen, welche ohne hohe Kosten zu Beob- 
achtungen von Interferenzerscheinungen im convergenten Licht mit Con- 
densoren und Objectiven von hoher numerischer Apertur dienen sollen, 
hat man in neuerer Zeit seine Zuflucht zu einem aus Glasplatten zu- 


! Des-Crorzeaux, Ann. des mines, T. VI, 1864; P. Grorn, Pose. Ann., Bd. 144 
S.34—35, Fig.1. S.v. Lang, Carr’s Rep. VII, S.377; Mürter-Povitvrr’s Lehrb. d. 
Phys. 9. Aufl. Il, S.1082 und 1084. 

®2 C.Leıss, N. Jahrb. f. Mineral. u.s. w., 1896, Bd.1l, S.233. 


g2* 


902 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. October. 


sammengesetzten Polarisator nehmen müssen!. Aber auch unter den 
besseren im Gebrauch befindlichen, in den letzten Jahren besonders 
verfertigten Instrumenten erfüllen nur wenige die Bedingung, dass die 
freie Öffnung des Nicols den Aperturen der Condensor- und Öbjeetiv- 
systeme, welche für die Beobachtungen von Interferenzbildern im stark 
eonvergenten Licht dienen, entspreche. 

Nicht allein, dass der Glasplattensatz im Vergleich zum Niıcor'schen 
Prisma eine geringere Lichtstärke besitzt und eine weniger vollkom- 
mene Polarisation ergiebt, schliessen die verschiedensten Gattungen der 
im Gebrauch stehenden Apparate seine Verwendung völlig aus, oder 
es kann dessen Zuhülfenahme nur auf Kosten der Vollkommenheit und 
des bequemen Gebrauches der Instrumente geschehen. Es sei nur daran 
erinnert, dass z.B. ein mit einem Glasplattensatz versehenes Mikro- 
skop die für viele Zwecke nützliche, sogar in gewissen Fällen unum- 
gänglich nöthige Umlege-Einrichtung illusorisch macht. Ebenso schliesst 
der Glasplattensatz das neuerdings an Mikroskopen vielfach angewandte 
Prineip der gemeinsamen Drehung der beiden Polarisatoren°, anstatt 
der Drehung des Objeetes, gänzlich aus. Das Gleiche gilt für die 
Saecharimeter und die Projeetionsapparate für physikalische und kry- 
stalloptische Demonstrationen. Für letztere würde ganz besonders, ab- 
gesehen von dem wenig günstigen Arrangement und der Montirung 
eines solehen Apparates, wegen der energischen Absorption der Strahlen 
in den Glasplattenschiehten die Anwendung dieser unmöglich werden, 
da das austretende Licht in den meisten Fällen kaum noch eine Wir- 
kung auf den Wandschirm auszuüben vermag. Häufigere Versuche in 
dieser Richtung haben mich von der Unzulänglichkeit dieser Einrich- 
tung überzeugt. 

Polarisations-Prismen, deren Construction sich auf die Ersparniss 
von Kalkspath oder einer sonstigen geeigneten doppelbrechenden 
Substanz gründete, wurden u. A. ersonnen von: Janin und ZENKER', 
Feussser' und Berrranp°. Alle diese Prismen haben gemeinsam, dass 
bei ihnen zum Unterschied von den gebräuchlichen Arten nur. eine 
dünne Platte einer doppelbrechenden Substanz — Kalkspath, Natron- 
salpeter, chromsaures Kalium — zwischen zwei keilförmige, den Hälf- 
ten eines Harrnack-Prazuowskr'schen Prismas ähnliche Glasstücke ge- 


! ©, Leiss, Neues Mikroskop mit Glasplattenpolarisator u. s.w., a.a.0.1897, Bd.Il, 
S.86, Fig. 2. 


® Verel. €. Kreın, Akad. d. Wissensch., Berlin 1895, S.91, Fig. 1; C.Leıss, a.a.0. 
Beil. Bd. X, S. 179, Fig. ı; ferner: Beil. Bd.X, S.412—420, Fig.ı u. 2. 


° Compt. Rend. 68, p. 221. 
* KR. Feussser, Zeitschr. f. Instr.- Kunde 1884, S. 41. 
Exıre Bertranv, Sur diflerents prismes polarisateurs (Bulletin de la Soeiete 
mineralogique de France), 1884, P. 339 — 344: 


Leıss: Über ein neues Nicol. 903 


kittet wird. Der allgemeineren Einführung dieses Construetionstypus 
stehen immer noch Schwierigkeiten entgegen. Zunächst fehlt es an 
genügend grossen Platten des wegen seiner starken Doppelbrechung 
am besten geeigneten Materials, des Natronsalpeters'. Bei Anwendung 
von Kalkspath würden, wenn der Gesichtswinkel der Prismen ein für 
die gewöhnlichen Zwecke genügend grosser sein soll, die Prismen 
nicht unbeträchtlich länger als die sonst gebräuchlichen Arten werden. 
Chromsaures Kalium, dessen Stärke der Doppelbrechung noch über 
dem Natronsalpeter steht, ist besonders seiner Färbung wegen nicht 
geeignet; überdies sind genügend grosse und reine Krystalle auch 
hiervon sehr schwer zu bekommen. Ein weiterer Umstand, der die 
Herstellung der auf der Anwendung einer dünnen Lamelle beruhenden 
Polarisationsprismen erschwert, ist die Beschaffung eines festen und 
guten Kittes von genügend hohem Brechungsexponenten. 

Um diesen Übelständen zum Theil zu begegnen, habe ich folgende 
Construction des polarisirenden Prismas ersonnen. Bei derselben wird 
der Kalkspathmangel keineswegs aufgehoben, dagegen letzterem da- 
durch begegnet, dass das neue Prisma nur die Hälfte des Materials 
der bisherigen Öonstruction nöthig macht. Wie bekannt, dient 
die zweite Hälfte des Nıcor'schen Prismas dazu, die erstere Hälfte zu 
einer planparallelen Combination zu ergänzen, damit die aus dem ersten 
Theil-Prisma austretenden ausserordentlichen Strahlen keine Ablenkung 
ihrer Fortpflanzungsrichtung erfahren und bei der Beleuchtung mit 
weissem Lichte keine Dispersion stattfinden kann. Diese Überlegung 
führte mich dazu, die eine Prismenhälfte durch einen Glaskörper von 
genau gleicher Form eines der beiden Prismen zu ersetzen. Eine Glas- 


sorte, die in ihren optischen Constanten — Brechungsexponent und 
Dispersion — volle Übereinstimmung mit dem im ersten Prisma er- 


zeugten ausserordentlichen Strahl besässe, würde einen durchaus voll- 
werthigen Ersatz der zweiten auch durch Kalkspath hergestellten Pris- 
menhälfte darbieten. Genau ist eine solche Übereinstimmung bei den 
zur Zeit zu Gebote stehenden Gläsern nicht erreichbar, aber mit den 
vorhandenen Glassorten lassen sich, wie dies aus einer Reihe ange- 
stellter Versuche hervorgeht, Doppelprismen combiniren, welche, als 
Polarisatoren angewandt, in ihrer Leistungsfähigkeit kaum den seit- 
herigen Arten nachstehen. Als analysirende Prismen sind sie deswegen 
weniger geeignet, weil in Folge der nicht vollkommenen Übereinstim- 
mung der beiden Brechungsindices von Glas und des ausserordentlichen 
Strahles im Kalkspath bei ihnen eine minimale Ablenkung des Strahles 

! Hr. Dr. L. Werrr, dessen diesbezügliche Arbeiten in diesen Berichten nieder- 
gelegt sind, hat sich seit Jahren das Ziel gesteckt, die Krystallisation von Natronsal- 


peter so weit auszubilden, um in diesem einen Ersatz des Kalkspathes zu erhalten. 


904 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. October. 


eintritt und somit bei der Drehung des Prismas der beobachtete Gegen- 
stand eine geringe oscillirende Bewegung erfährt. 

Polarisations-Prismen, welche zur Hälfte aus Kalkspath und zur 
Hälfte aus Glas bestehen, wurden bereits in folgenden bekannten und 
meist gebräuchlichen Typen ausgeführt: ältere Nıcor’sche Form, ver- 
kürzte Nıcov’sche Form, HarrnAack- Prazmowskı sche und GLan- Tnonr- 
sox' sche Construction. 


905 


Über die Structur des Kathodenlichts und die 
Natur der Lenarn’schen Strahlen. 


Von Prof. E. GoLDSTEIN 
in Berlin. 


(Vorgelegt von Hrn. WArsurc.) 


Il früheren Arbeiten habe ich gezeigt!, dass das Kathodenlicht in- 
dueirter Entladungen nicht homogen ist, sondern aus drei einander 
durchdringenden Lichtarten von abweichenden Eigenschaften besteht. 
Diese drei Lichtarten entsprechen den drei sogenannten Schichten des 
Kathodenlichts. Die erste und die zweite Schicht bestehen aus gerad- 
linigen, von der Kathode ausgehenden Strahlen, welche die dritte 
Schicht durchdringen. Von dem Lichte der dritten Schicht wurde nach- 
gewiesen, dass es durch ausgedehnte Strecken jenseits einer Biegung 
des Entladungsrohres sich fortzupflanzen, um eine Ecke bis zu Stellen 
sich auszudehnen vermag, bis zu denen von der Kathode wie von 
der inneren Grenze der dritten Schicht keine Geraden durch den eva- 
euirten Raum mehr gezogen werden können. Feste Körper, die in 
Strahlenbündel der zweiten Schicht eingesenkt waren, erzeugten Schatten- 
räume, die mit Licht der dritten Schicht erfüllt waren: wurden die 
Körper ausserhalb jener geradlinigen Bündel der zweiten Schicht nur 
in Lieht der dritten Schicht eingesenkt, so wurden sie vom Lichte der 
dritten Schicht rings umhüllt, und es zeigte sich gar kein Schattenraum. 

In dem nachfolgenden weiteren Bericht über das Verhalten der 
dritten Schicht sollen die Bezeichnungen A,-Lieht und A,-Lieht oder 
-Strahlen im Interesse kürzerer Ausdrucksweise gelegentlich an Stelle 
der Bezeichnungen Licht bez. Strahlen der dritten oder zweiten Schicht 
gebraucht werden. 

3ei der Fortsetzung der 1892 veröffentlichten Untersuchung fiel 
mir auf, dass bei Benutzung gebogener Gefässe wie Fig. ı das Licht 
der dritten Schicht nicht beliebig vielen starken Biegungen des Ent- 
ladungsrohres folgte, sondern z. B. bei der gezeichneten Röhrenform 
sehr kurz hinter der zweiten Biegung abschloss, und zwar war das 


K;-Licht in den verschiedensten Röhrenexemplaren bei seiner grössten 


! GorvsrEin, Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1886, S. 691 und 1892, S. 827. 


906 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. October. 


Ausdehnung jedesmal nur gerade so weit zu verfolgen, wie die diffus 
refleetirten Kathodenstrahlen, die durch das Aufprallen der A;-Strahlen 

Fig. 1. auf die (in der Figur schraf- 
firte) Wandfläche erzeugt wer- 
den'. Der Verbreitungsbezirk 
der retlectirten Strahlen grenzt 
sich vermöge ihrer Fähigkeit, 
Phosphorescenz zu erregen, 
an der Glaswand gut bestimm- 
bar ab®. 

Der anscheinende Connex 
würde sich erklären, wenn 
das Licht der dritten Schicht 
ebenfalls aus Strahlen bestän- 
de, die durch diffuse Re- 
tlexion der 4A,-Strahlen an 
der Glaswand erzeugt wür- 
den. Diese Annahme ent- 
fällt jedoch, weil das Az,-Licht um die Kathode sich auch in weiten 
Gefässen bildet, wenn die A,-Strahlen die Wand noch nicht errei- 

Fig. 2. chen. Ebenso kann nicht an- 
bg genommen werden, dass zwar 
nicht das ganze A,-Licht im 
Allgemeinen, aber doch der- 
jJenige Antheil, der um Ecken 


und Biegungen herumzugehen 
scheint, durch Reflexion der 
K,-Strahlen an den Wänden 
dieser Ecken und Biegungen 
entsteht. Denn die Erfüllung 
soleher Seitenräume mit Äz- 
Licht fand auch statt bei Ge- 
fässen wie Fig. 2, bei denen 
ein durch ein Diaphragma aus- 
geschnittenes enges A,-Strah- 
lenbündel die Glaswand erst 
am Boden des Schenkels B traf, 
während trotzdem Az-Licht 


! Gorpsreın, Monatsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1881, S.775. Ann. d. Phys. 
(N. FE.) Bd.15. 

° Als Kathoden dienten in den beschriebenen Versuchen Kreisscheiben von 10—2omm 
Durchmesser aus Aluminium, deren Stiel durch Glasrohr und deren hintere Fläche 


durch einen congruenten Glasschirm isolirt war. 


Gorvsrein: Kathodenlicht. 907 


cm 


mindestens 7 
reichte. 
Gleichwohl erscheint es, obschon die dritte Schieht als Ganzes 
Biegungen auskleidet und um Ecken herumreicht, doch denkbar, dass 
sie aus geradlinigen Elementen, ebenfalls aus Strahlen besteht. Nur 
muss der Ursprung dieser Strahlen nicht an der Kathode gesucht wer- 


weit in die 25”” weiten Schenkel $, und 8, hinein- 


den. Das A;-Licht reicht nämlich, wenn es seine grösste Ausdehnung 
erlangt hat, welches auch die Form der Röhre sei, stets gerade bis 
zu denjenigen Stellen, bis zu denen noch Gerade von irgend 
welchen Punkten der A,-Strahlen durch den Gefässraum ge- 
zogen werden können. Diese Grenzen fallen naturgemäss, wie der 

Fig. 3. unmittelbare Anblick der Figuren ergiebt, 
sehr nahe zusammen mit der Ausbrei- 
tungsgrenze der diffus refleetirten Katho- 
denstrahlen, die bis dorthin reichen, wo- 
hin man noch Gerade von der durch 
die A,-Strahlen getroffenen Wandfläche 
ziehen kann. 

In der That haben nun die weite- 
ren Beobachtungen die folgende Auffas- 
sung bestätigt: Die dritte Schicht 
des Kathodenlichts besteht aus 
geradlinigen Strahlen, die aber 
weder von der Kathodenoberfläche 
noch von der inneren Grenze der 
dritten Schicht entspringen, son- 
dern von den Strahlen der zwei- 
ten Schicht; und zwar gehen Ä;- 
Strahlen von allen Punkten der 
K,-Strahlen aus und von jedem 
Punkt nach allen Richtungen im 
Raume. 

Es sei gestattet, einige Versuche zu 
skizziren, welche hieraus gezogene Fol- 


gerungen bestätigen. 

Ist die erwähnte Auffassung zutreffend, so wird, wie schon beob- 
achtet'!, das X;-Licht einer in einem langen geraden Kugelhalse be- 
findlichen Kathode (Fig. 3) die Kugel erfüllen, auch wenn Theile der 
Kugel von der Kathode aus nieht geradlinig erreichbar sind: dagegen 


! Gorpsrein, Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1892, S.832; Ann. d. Phys. 


(8 E.), Bd. Sr. 


OS Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. October. 


wird von einer ganz gleichen, von der Kugel gleich weit entfernten 
Kathode kein Az-Licht in die Kugel gelangen, wenn der Hals so ge- 
bogen ist, dass von keinem Punkte des A5-Bündels eine Gerade durch 
den evacuirten Raum in die Kugel gezogen werden kann. Der Ver- 
such bestätigt dies. War a Kathode, so war die ganze 11°" weite 
Kugel von blauem Licht erfüllt; war 5 Kathode, so liess sich kein 
blaues Licht in der Kugel erkennen, auch nicht, wenn alles positive 
Licht durch Anbringung einer 5 nahen Anode «w beseitigt war. — 
Analog zeigt sich schon bei einer Röhre wie Fig.ı, wenn man in 
dem horizontalen Schenkel eine neue Biegung anbringt, dass die ab- 
solute Länge des A;-Lichts vermindert wird, indem es schon kurz 
hinter der neuen Biegung schliesst, ohne die zweite zu erreichen. 
So kann anfänglich der innerlich unwahrscheinliche Anschein ent- 
stehen, als bestände die dritte Schicht aus Licht, das um eine Biegung, 
aber stets nur um eine Biegung herumgehen kann. Worauf es that- 
sächlich ankommt, zeigt eine leichte Modification des Versuchs mit 
der Röhre Fig.3. Die Kugel bleibt nämlich dunkel, selbst wenn man 
die Kathode 5 bis in die punktirte Stellung, also noch über die nächste 
Biegung nach der Kathode hin vorschiebt. Dann hätte das Az-Lieht 
also nur noch um eine Biegung herumzugehen, um in die Kugel zu 
gelangen. Der Grund, dass jetzt auch diese eine Biegung nicht über- 
Fig. wunden wird, liegt darin, dass bei dieser Stel- 
5 lung der Kathode kein Punkt des Az-Bündels 
durch Gerade mit der Kugel zu verbinden ist. 
Sogar bei geradem Hals findet wenigstens 
ein partieller Ausschluss des A;-Lichts von der 
Kugel, conform der dargelegten Anschauung, 
statt, wenn die Kathode eine Lage wie in Fig. 4 
hat. In der Kugel tritt ein blauer Lichtkonus, 
der vom Magneten wie Kathodenstrahlen de- 
formirt wird, auf, soweit als Gerade vom A>- 
Bündel in die Kugel reichen. Die ausserhalb 
der dadurch bestimmten Grenzen gelegenen 
Theile der Kugel aber erhalten kein A,-Licht. — 
In dem Gefässe Fig. 5 sind die Schenkel B und € 
gleich lang. Während hier B vom Az-Licht völlig erfüllt wird, reicht 
es in Ü nur ein ganz kurzes Stück hinein, soweit als Gerade vom A5- 
Bündel sich erstrecken. 
Wegen der Möglichkeit, durch die Schwäche der Lichterschei- 
nungen über ihre Ausdehnung getäuscht zu werden, habe ich in diesen 
Versuchen wiederholt die Methode der Dauerphotographie angewendet, 


um die Liehteindrücke bis zu ausreichender Stärke zu summiren. Die 


Gorvsrein: Kathodenlicht. 909 


lichtschwachen Theile der Röhren wurden, während für die hellen 
Theile wenige Seeunden Exposition ausreichten, mit einem lichtstarken 


Zeiss- Anastigmaten a: bis zu 7 Minuten aufgenommen. Die Grenzen 
3 


der lichtschwachen Theile traten dann sehr deutlich hervor und 


Fig. 5. entsprachen ganz der 
ONE angeführten Annahme 


über ihren Ursprung. 

Aus dem dargelegten 

Ursprung der A-Strah- 

len erklärt sich nun 

leicht das von dem 

K,-Lieht abweichende 

Verhalten der dritten 

Schicht, das ich in der 

Arbeit von 1892 be- 

schrieben habe. Der 

Schattenraum, der in 

einem Bündel A;-Strah- 

len durch einen einge- 

schalteten festen Kör- 

per erzeugt wird, ist 

von XÄz-Licht erfüllt, 

weil die den Schatten- 

raum einschliessenden Theile des A,-Bündels A3-Strahlen in ihn wie 

nach allen Seiten aussenden. Dass hinter einem, ausserhalb der A>- 

Strahlen nur in Az-Lieht eingetauchten Objeet gar kein Schatten ent- 

steht, erklärt sich daraus, dass bei der Ausdehnung des A3-Bündels 

zu jedem Punkt hinter dem Schattenobjeet noch Az-Strahlen gelangen 
können. 

Es sollten jedoch auch im A3-Licht prineipiell Schattenräume 
sich herstellen lassen, wenn nämlich die Breite des Schattenobjeets 
grösser ist als die des aufgefangenen A;-Bündels, da alsdann von 
Letzterem in einem gewissen Raum hinter dem Objeet keine Geraden 
möglich sind. Realisirt man diese Bedingungen, indem man ein breites 
Schattenobjeet in eine schmale Stelle des eonvergenten Bündels einer 
Hohlspiegelkathode bringt, oder indem man das schwach divergente 
K,-Bündel einer ebenen Kathode durch ein über seinen Querschnitt 
hinausreichendes Objeet auffängt, so sieht man. dass hinter dem Letz- 
teren jetzt in der That ein fast ganz dunkler Raum entsteht. Die 
Bedeutung des noch in ihm auftretenden ganz matten Lichtes soll 
später erörtert werden. 


910 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. October. 


In früheren Arbeiten habe ich nachgewiesen, dass qualitative Iden- 
tität in allen charakteristischen Eigenschaften zwischen dem Katho- 
denlieht und dem secundären negativen Licht besteht. In dem ei- 
tirten Aufsatz über die sogenannte Schichtung des Kathodenlichts' 
habe ich auch gezeigt, dass das secundäre negative Licht aus zwei 
Liehtarten besteht. von denen die eine den Strahlen der zweiten 

ra Schicht, die andere der dritten Schicht des Kathoden- 

— lichts entspricht. Auch beim secundären negativen 
Licht bewährt sich die oben skizzirte Auffassung von 
der Entstehung des Az-Lichts. 

Wenn man die Entladung in verdünnter Luft 
aus einem weiten Theil in ein enges Rohr treten 
lässt (Fig. 6), so delınt sich das Büschel des secun- 
dären negativen Lichts mit einem helleren bläulichen 
Centraltheile und einer ihn umgebenden dicken roth- 
gelben Lichtmasse von der Öffnung immer weiter in 
das weitere Rohr aus. Während das Centralbündel 
sich nur nach vorn, nach dem Gefässboden hin, aus- 
breitet, bemerkt man, dass das rothgelbe Licht sich 
auch nach rückwärts, in den oberen Theil des Cy- 
linders ausdehnt, wohin von der Öffnung selbst keine 
geraden Strahlen gelangen können. Dabei erreicht es 
nach rückwärts aber nur begrenzte Länge, im All- 
gemeinen nur von einigen Uentimetern, während es 
nach vorn sehr lange Gefässe bis zum Boden erfüllt. 


Dieser Unterschied bleibt unerklärt, wenn man an- 
nimmt, dass das ganze rothgelbe Lieht gleich dem Centralbündel von der 
Öffnung ausstrahlt: er erklärt sich aber leicht, wenn die Ausgangsstellen 
über das ganze Centralbündel vertheilt sind. Die Längen der rothgel- 
ben Strahlen, die nach vorn den Boden erreichen, sind nieht grösser als 
die kurzen nach rückwärts sich ausdehnenden Strahlen: sie erreichen 
den Boden nur deshalb, weil sie erst in seiner Nähe aus dem langen 
Centralbündel ausstrahlen. — Entsprechend zeigt sich bei Metall- 
kathoden, deren eine Fläche durch einen ihr congruenten Glasschirm 
isolirt ist, blaues Az-Licht auch in dem Raum an der isolirten Seite. 
Es wird von den der Kathode näheren Theilen des AÄ>-Licehts aus- 
gesendet und bleibt deshalb scheinbar kürzer als das nach vorn mit 
den A,-Strahlen seine Ausgangsstelle immer weiter vorschiebende A7- 
Lieht. — Aus demselben Prineip erklärt sich auch, weshalb das an 


Gorpsrein, Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1892, S.S27; Ann. d. Phys. 
(N. F.), Bd. 5I. 


Gorpsvein: Kathodenlicht. 911 


der Vorderseite einer sehr kleinen Kreisscheibe bei gewisser Dichte 
halbkugelförmige Az-Licht bei weiter verminderter Gasdichte sich nielıt 
gleichmässig ausdehnt, sondern an Stelle der halbkugeligen eine in 
Richtung der Kathodenaxe verlängerte Form annimmt. 

Vollständig erklären sich endlich, im Gegensatz zu bisherigen Er- 
klärungsversuchen, die Formen, die das Kathodenlicht im magnetischen 
Felde zeigt, aus der Annahme, dass nur der centrale Theil des sicht- 
baren magnetisch deformirbaren Lichtes als konisches Bündel von 
relativ geringer Apertur von der Kathode selbst ausgeht, während 
die übrigen sichtbaren, an der Bildung der magnetischen Curven mit- 
betheiligten Strahlen aus jenem Bündel und zwar entlang seinem 
ganzen Verlaufe entspringen. Analog erklären sich die Gestalten des 
seeundären negativen Lichts im magnetischen Felde. 

Doch muss ich mit Rücksicht auf den Raum, den die hierbei 
unumgängliche Schilderung und Erörterung von Formendetails er- 
fordern würde, die nähere Durchführung dieser Erklärungen mir für 
eine andere Abhandlung vorbehalten. Es sei nur bemerkt, dass die 
geradlinigen A,-Strahlen vom Magneten ebenso abgelenkt und de- 
formirt werden wie die X,-Strahlen. 

Wenn von jedem Punkte eines A,-Strahls nach allen Seiten neue 
Strahlen ausgesandt werden, so liegt die Frage nahe, ob nicht von 
den verschiedenen Punkten der Letzteren abermals neue Strahlen 
ausgesandt werden. Andeutungen dafür, dass dies in der That der Fall, 
liegen in gewissen Beobachtungen. Z.B. zeigt sich, wie oben erwähnt, 
dass das Innere der Schattenräume, die im A3-Licht zu erzeugen sind. 
noch nicht absolut lichtlos ist, sondern mit einem völlig lichtlosen Raum 
verglichen noch eine ganz matte Erhellung zeigt. Ohne auf andere 
analoge Versuche einzugehen, möchte ich nur hervorheben, dass, falls 
thatsächlich von den A3z-Strahlen abermals neue Strahlen ausgehen, 
diese Letzteren jedenfalls ausserordentlich viel lichtschwächer sind als 
das A,-Licht. In erster Annäherung kann also das Kathodenlicht so 
betrachtet werden, als wenn von ihm nur einmal ein seeundäres Strah- 
lensystem gebildet wird, dessen Strahlen dann nahe ungestört ihren 
geradlinigen Weg fortsetzen. Dass die geradlinige Ausbreitung der A7- 
Strahlen verdeckt erscheint, rührt also nicht davon her, dass die Strah- 
len immer wieder sogleich von Neuem diffundirt werden, sondern da- 
von, dass die von jedem Punkte eines A,-Strahls nach allen Seiten 
ausgehenden Az-Strahlen sich mit A3-Strahlen theils von anderen Punk- 
ten desselben Strahls, theils von anderen A,>-Strahlen durchkreuzen. 

Es schien mir zweckmässig, die beobachteten Erscheinungen , so- 
weit ich vermochte, rein objectiv zu beschreiben, wie sie mir vor 
mehreren Jahren entgegengetreten sind, ohne dem Phaenomen der 


92 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. October. 


Strahlenemission aus Strahlen eine Erklärung unterzulegen. Will man 
jedoch eine Erklärung versuchen , so ist es naheliegend, die Grundsätze 
zu verwenden, die von Hrn. Learn! inzwischen für die diffusen Strahlen 
erschlossen worden sind, welche aus von A,-Strahlen getroffenen dün- 
nen Metallwänden nach aussen treten. A priori stand die Anwendbar- 
keit dieser Ermittelungen auf eigentliche Kathodenstrahlen im Vacuum 
nieht fest. Denn Hr. Learn hat ermittelt, was aus den diffus nach 
allen Seiten sich ausbreitenden Strahlen wird, die jenseits einer von 
gewöhnlichen, nur nach einer Richtung sich fortptlanzenden Kathoden- 
strahlen getroffenen dünnen Metallwand auftreten. Die Annahme, dass 
jene diffusen Strahlen mit den einfach gerichteten inneren Strahlen 
qualitativ identisch und dass die einen nur die Fortsetzung der anderen 
sind, ist noch nicht erwiesen worden. Beim Durchgang durch Gase 
scheinen jedoch beide Strahlenarten gleichartig beeintlusst zu werden. 
Hr. Lesarp gelangte zu dem Schlusse, dass die von ihm untersuchten 
Strahlen Vorgänge in so ausserordentlich kleinen Dimensionen sind, 
dass schon Dimensionen von molecularer Grössenordnung in Betracht 
kommen, so dass schon die einzelnen Gasmoleküle als gesonderte Hin- 
dernisse wirken und wie in optischen Strahlen suspendirte feste Theil- 
chen das Licht zerstreuen. Von mir selbst waren schon 1881 a.a.0. die 
Erscheinungen beschrieben, welche auftreten, wenn Kathodenstrahlen 
auf eine ausgedehnte feste Wand fallen, und ich hatte gefunden, dass sie 
dann jedesmal, auch von Flächen von höchster Politur, diffus refleetirt 
werden. Die diffus retleetirten Strahlen sind magnetisch deformirbar. 
Soweit ich die im Laufe der Zeit von mir beobachteten Erscheinungen 
zu übersehen vermag, scheint es mir nun zulässig und erfahrungs- 
gemäss für die Auffindung neuer Thatsachen nützlich, die Lewarn'sche 
Ermittelung in dem Satze zu praecisiren: Kathodenstrahlen, die 
auf ein Gastheilehen treffen, erfahren an demselben quali- 
tativ gleiche Veränderungen, wie an einer ausgedehnten 
festen Wand. Dieser Satz erlaubt dann, in ziemlicher Allgemeinheit 
Gruppen von scheinbar differenten Erscheinungen zu übersehen und zu- 
sammenzufassen. 

Man gelangt dann also zu der Auffassung, dass die diffus reflee- 
tirten Kathodenstrahlen und die Strahlen der dritten Schicht des Ka- 
thodenlichts gleicher Art sind, die einen erzeugt durch Aufprallen der 
Kathodenstrahlen auf eine feste Wand, die anderen durch ihr Auf- 
prallen auf Gastheilchen. 

Ob nun dem Aufprallen in der That nur eine blosse Diffusion 
folgt. mit anderen Worten, ob die als reflectirt bezeichneten Strahlen 


! Lenarp, Sitzungsb. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1893, S.3 u. Ann. d. Phys. (N. F.) 


Bll. 5I. 


Gornosrein: Kathodenlicht. 913 


völlig gleichartig sind mit den ursprünglich einfallenden A,-Strahlen, 
kann freilich noch nieht bestimmt entschieden werden. Die diffusen 
Strahlen haben in vielen Fällen eine von den erzeugenden A,-Strahlen 
ganz verschiedene Farbe: bei Sauerstoff sind die A,-Strahlen violett, 
die Xz-Strahlen je nach der Gasdichte gelb, grünlichgelb oder grau 
gefärbt; bei Kohlensäure ist das K,-Licht blau, A, grünlichweiss, bei 
Wasserstoff A, bläulich, A, weisslich u. s. w. 

Sicherer erscheint es daher, ohne über den Charakter der diffusen 
Strahlen und ihr Verhältniss zu den erzeugenden Strahlen eine Hypo- 
these einzuführen, nur allgemein zu sagen: wenn X3-Strahlen auf eine 
feste Wand oder auf Gastheilchen aufprallen, so gehen von den ge- 
troffenen Theilen nach allen Richtungen im Raume neue Strahlen- 
systeme aus. Ihre Strahlen sind an sich geradlinig, sie werden vom 
Magneten in derselben Weise beeinflusst wie A,-Strahlen. Zur Ab- 
kürzung mögen die verschiedenen Gruppen von diffusen Strahlen d- 
Strahlen heissen. 

Noch eine weitere Eigenschaft lässt sich an ihnen feststellen. Auf 
irgend eine feste Wand im Innern eines Gefässes lässt man bei starker 
Evacuation A,-Strahlen fallen. In die nun von der festen Wand aus- 
gchenden d-Strahlen bringt man dünne Metallblättchen, wie Hertz! 
sie in die gewöhnlichen A,-Strahlen gebracht hatte. Man bemerkt 
dann, dass anscheinend die d-Strahlen diese Metallblätter durchdringen 
können, denn hinter den Metallblättern ist die Gefässwand nicht ganz 
lunkel, sondern sie phosphoreseirt. Würden die Strahlen aber einfach 
hindurchgehen, so müsste die Helligkeit der Wandung hinter dem 
Blättehen unabhängig sein von der Entfernung, in der es sich von 
der Wand befindet. Diese Helligkeit ist aber am grössten, wenn das 
Blatt sich ganz nahe der Wand befindet, und sie nimmt, während 
gleichzeitig eine immer grössere Fläche erhellt wird, ab, wenn das 
Blatt sich von der Wand entfernt. Ein d-Strahl durchsetzt also eine 
dünne feste Wand nicht einfach, sondern hinter der von ihm ge- 
troffenen Wand tritt statt des vorn aufprallenden engen Bündels wieder 
eine nach allen Seiten gerichtete Strahlung auf. Aber auch von der 
Vorderseite des Metallblattes geht beim Auftreffen des engen Bündels 
ein nach allen Seiten gerichtetes Strahlensystem aus, wie besondere 
Beobachtungen ergeben. 

Man wird also zusammenfassend sagen dürfen: 

Wenn ein Bündel d-Strahlen auf eine sehr dünne Wand fällt. so 
ruft es ein nach allen Seiten im Raum, nach vorn wie nach hinten 
gerichtetes Strahlensystem hervor, dessen nach hinten gerichtete Com- 


! Hertz, Ann. d. Plıys. (N. F.), Bd.435. 


914 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. October. 


ponenten die dünne Wand durchsetzen. Vorher war gefunden, dass, 
wenn ein Bündel A,-Strahlen auf eine beliebige feste Wand fällt, es 
ein in allen nach vorn gekehrten Richtungen sich ausbreitendes Strahlen- 
system hervorruft, und Hertz! hatte beobachtet, dass, wenn die Wand 
dünn ist, auch von der Rückseite diffuse Strahlen ausgehen. 

&s scheint mir, dass aus diesen Ergebnissen unmittelbar ein erster 
Aufschluss über die Natur der Lenarv’schen Strahlen folgt: Wenn ein 
Bündel Xz-Strahlen auf eine beliebig beschaffene Wand fällt, so ruft 
es allseitig gerichtete diffuse Strahlen hervor, die im Stande sind, in 
eine gewisse Tiefe der Wand einzudringen. Ist die Dicke der Wand 
grösser als diese Tiefe, so gelangen nur die nach vorn gerichteten 
Strahlen zur Wahrnehmung — es sind die bisher als diffus refleetirte 
Kathodenstrahlen bezeichneten Strahlen. Ist die Gefässwand dünner 
als jene Grenztiefe, so gelangen die Strahlen hindurch und breiten 
sich dann auch an der Aussenseite der Wand aus. Dies sind die 
Lenarp’schen Strahlen. 

Die Letzteren wären nach dieser Auffassung also nichts Anderes, 
als die länger bekannten diffus refleetirten Kathodenstrahlen, die ich 
schon 1881 beschrieben habe. — Durch die Zurückführung auf eine 
schon länger bekannte Strahlungsform wird natürlich das grosse Ver- 
dienst der Lexarv’schen Arbeit, zur Überraschung der Physiker nach- 
gewiesen zu haben, dass diese Strahlen auch in freier Luft sieh aus- 
breiten können, nicht beeinträchtigt. 


lSHERIZE AAO: 


915 


Mittheilungen über die Segmentirung und den 
Körperbau der Myriopoden. 


Von Dr. Rıcnarp Hryuons, 


Assistent am Zoologischen Institut in Berlin. 


(Vorgelegt von Hrn. Schutze.) 


m folgenden Mittheilungen liegen entwiekelungsgeschichtliche Unter- 
suchungen an Vertretern der beiden Hauptabtheilungen von Myriopoden, 
den Diplopoda (Chilognatha) und Chilopoda zu Grunde. Nur einige 
wesentlichere Fragen der Körpersegmentirung können an dieser Stelle 
erörtert werden, eine eingehendere Darlegung der einschlägigen Ver- 
hältnisse, sowie besonders genauere Mittheilungen über die embryo- 
nalen Entwickelungsprocesse muss ich dagegen auf eine in Vorbereitung 
begriffene grössere Arbeit verschieben. 

Als Repraesentant der Chilopoden ist Scolopendra cingulata Lark. 
von mir untersucht worden. Da über die Fortpflanzung der Scolo- 
pender verschiedene Angaben gemacht sind, so bemerke ich, dass 
Scolopendra eingulata nicht vivipar ist, sondern dass das Weibchen 
eine Anzahl Eier legt, um welche es sich spiralig aufrollt. Es findet 
also Seitens der Mutter eine Art Brutpflege statt, welche sich auch 
noch auf die aus den Eiern entstandenen jungen Scolopender erstreckt. 

Die Furchung des Eies vollzieht sich in ähnlicher Weise, wie 
es SOGRAFF' seiner Zeit für Geophilus angegeben hatte. Nach Ablauf 
der Furchung erscheint an der Ventralfläche des Eies ein weisslicher 
Fleck, der dem Hinterende der Embryonalanlage entspricht; an der 
betreffenden Stelle spalten sich von der Ektodermschicht Mesoderm- 
zellen ab (die bei höheren Inseeten beschriebene sogenannte »Gastrula- 
rinne« habe ich bei Myriopoden niemals angetroffen, das Entoderm 
geht aus den bei der Furchung im Dotter verbliebenen Zellen hervor). 

Die junge Embryonalanlage ist beim Scolopender zungenförmig 
gestaltet mit verbreitertem Vorderende. Nachdem am letzteren die 
Mundöffnung aufgetreten ist, prägen sich die ersten 3—4 Segment- 


! N. SoGrarr, Materialien zur Kenntniss der Embryonalentwickelung von Geo- 
philus ferrugineus und @. proximus. Moskau 1883. 


w 


Sitzungsberichte 1897. BE 


916 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 21. October. 


furchen aus. Die Segmente zeigen sich aber nicht, wie man erwarten 
könnte, zuerst am Vorderende, sondern grenzen sich in geringer Ent- 
fernung vom Hinterende von einander ab. Es ergiebt sich hiermit 
eine kleine, freilich wohl unwesentliche Modifieation der bekannten 
Regel, dass die Segmentirung in der Richtung von vorn nach hinten 
verläuft. 

Nach beendeter Segmentirung ist der Keimstreifen bandförmig 
gestaltet. Abgesehen von dem Kopfabschnitt, der nachher noch ge- 
nauer besprochen werden soll, sind 21 gleichartige Rumpfsegmente 
(das Segment der Kieferfüsse nicht mitgerechnet) zu unterscheiden, 
von denen ein jedes ein Paar von Extremitätenanlagen trägt. Die- 
jenigen des letzten (21.) Segmentes sind (die grössten, sie erinnern 
an die Cerei der Orthopteren und werden zum letzten Beinpaar. Hinter 
den Rumpfsegmenten gliedert sich ein sehr deutliches und grosses 
gliedmaassenloses Analsegment (Telson) ab, und zwischen diesem und 
dem 21. Rumpfsegment findet sich eine schmale Zone Körpergewebes, 
aus der zwei weitere kleine Segmente sich differenziren, die ebenfalls 
mit Extremitätenanlagen versehen sind, welche letztere indessen nicht 
zu Beinen werden. 

Die Seitenhälften des Keimstreifens weichen später stark aus ein- 
ander, Kopf und Hinterende nähern sich, die Körperanlage gewinnt 
vorübergehend eine rhombische Gestalt. Es tritt hierauf eine Knickung 
zwischen dem 10. und ı1. Rumpfsegment ein, welche sich vertieft, 
so dass der gesammte Körper schliesslich taschenmesserförmig einge- 
krümmt wird, wobei Mund und After sich beinahe berühren und 
Bauchtläche gegen Bauchfläche gewendet ist. 

Wiehtig ist, dass bei dem Aufbau des Körpers nicht das ganze 
Blastoderm verwendet wird. Ein Theil der Blastodermzellen zieht 
sich an der Rückenseite zusammen und bildet vor dem Kopf eine 
nicht sehr scharf umschriebene halbmondförmige Figur. die als Dorsal- 
organ bezeichnet werden mag. Zu einer Einstülpung des letzteren 
kommt es nicht, doch zerfallen die das Dorsalorgan zusammensetzen- 
den Blastodermzellen ohne an der Körperbildung direeten Antheil zu 
haben. 

Ein entsprechendes Organ ist von SosrAarr für Geophilus nicht 
erwähnt worden, und auch bei Embryonen von ZLithobius habe ich 
es nicht auffinden können. Scolopendra weist dagegen in dieser Hin- 
sicht ein Verhalten auf, welches in nahezu übereinstimmender Weise 
auch bei den niedersten Inseeten wiederkehrt. Bei den Thysanura 
entognatha fehlt, nach den bisherigen Beobachtungen zu urtheilen, zwar 
ein Amnion, doch stülpt sich bereits ein Theil des Blastoderms in 
Form des bekannten »Dorsalorganes« in den Dotter ein, um dort der 


Heynoxs: Über Segmentirung und Körperbau der Myriopoden. sEhr 


Resorption zu unterliegen. Bei den höheren amnioten Inseeten ist 
der entsprechende Blastodermabschnitt noch stärker ausgebildet, er 
wird hier zur äusseren Keimhülle (Serosa), die ebenfalls schliesslich 
in den Dotter einsinkt und zerfällt. Es ergiebt sich hiermit, dass 
die Entwickelungsvorgänge, welche schliesslich bei den In- 
seeten zur Bildung der Keimhüllen geführt haben, bereits 
beim Scolopender angebahnt sind, und sogar in einer ganz 
ähnlichen Weise wie bei gewissen niederen [hysanuren sich 
abspielen, ein Umstand, der zweifellos für die nahe verwandtschaft- 
liche Stellung zwischen Chilopoden und Hexapoden sprechen dürfte. 

Nach der Ausbildung der dorsalen Körperregion treten am 2. Un- 
terkieferpaar zwei euticulare »Eizähne« auf, mit deren Hülfe die Ei- 
schale in zwei Hälften zersprengt wird'. Die weiteren Entwickelungs- 
vorgänge des zunächst noch bewegungsunfähigen und blinden jungen 
Thierehens, das in diesen Stadien eher einer weisslichen Made als 
einem Tausendfusse gleicht, übergehe ich hier und wende mich zur 
Darstellung der Kopfsegmentirung. 

Wie bei den Insecten, so kann man auch am Kopfe des Scolo- 
penderkeimstreifens hinter dem Munde die folgenden Segmente unter- 
scheiden: 1. Antennensegment, 2. Intercalarsegment, 3. Mandibelseg- 
ment, 4. und 5. die beiden Maxillensegmente. Hinzu tritt noch, wie 
wie bei allen Chilopoden, ein weiteres postorales Segment: das Seg- 
ment der Kieferfüsse. 

Von Interesse ist die Zusammensetzung des praeantennalen Körper- 
abschnittes. Dieser besteht nicht wie bei den Inseeten aus einem ein- 
heitlichen Stück (Oralstück oder Oralsegment), sondern wird beim 
Scolopender von zwei differenten Theilen gebildet. Wir unterscheiden 
einmal einen praeoralen Theil, der halbkreisförmig die vorderste Körper- 
partie umgiebt und vorn in das Blastoderm übergeht. Dieser Theil 
enthält hauptsächlich die Anlagen des Clypeus und der Oberlippe und 
entspricht im Wesentlichen der von Heiper bei Hydrophilus” als Vorder- 
kopf beschriebenen Partie. Zweitens ist vorhanden ein adoraler Ab- 
schnitt, der anfänglich zu beiden Seiten der Mundöffnung sich befindet, 
später sich aber gleichfalls etwas vor dieselbe schiebt (Fig. ı Prat). 
Der letztere Theil entspricht zweifellos einem echten Körpersegmente, 
welches ich als Praeantennalsegment bezeichnen will. 

Das Praeantennalsegment ist durch Intersegmentalfurchen sowohl 
vorn wie hinten begrenzt und besitzt ausserdem 2 laterale Erhebungen, 
die den Gliedmaassenanlagen anderer Segmente vollständig gleichen. 


! Die beiden Eizähne, welche auch Sosrarr für Geophilus beschrieb, habe ich 


ferner bei Lithobius beobachtet. 


® K. Heiver, Die Embryonalentwickelung von Hydrophilus piceus. Jena 1889. 


83* 


918 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. October. 


Im Innern ist das Praeantennalsegment mit einem Paar von Uölom- 
säckchen versehen, welche durch Dissepimente von den Ursegmenten 

Fig. 1. des  Antennensegmentes 
geschieden sind und sich 
bis in den praeoralen Theil 
hinein erstrecken. 

Zur richtigen Beur- 
theilung der in Rede ste- 
henden Kopfsegmente lie- 
fert das Nervensystem 


At- wichtige Anhaltspunkte. 
Das Protencephalum (Pro- 
tocerebrum) der Scolo- 
pender wird nicht wie 
bei den Inseeten in zwei 
seitlichen Kopflappen ge- 
bildet, sondern entsteht 

"< Br j s 
Terg Pax durch Delamination von 
Kopfabschnitt eines Keimstreifens von Scolopendra. der dem Clypeus entspre- 
At= Antenne, C!= Clypeus (hinter demselben ist die Oberlippe sicht- chenden Hautpartie. Vor 
bar), Mx, = vordere Maxille, Prat = Praeantenne, pro — praeoraler 
Kopfabsehnitt, Pmx = Maxilliped (Kieferfuss), Zerg = Tergit dem Praeantennalsegment 


(Rückenplatte). = & Z 2 = 
prägen sich jederseits zwei 


grubenförmige Einsenkungen aus, die den in ihrer Bedeutung bisher 
zweifelhaft gebliebenen »Kopfgruben« von Peripatus und Geophilus ent- 
sprechen. Beim Scolopender liefern diese Gruben lediglich das Mate- 
rial für die optischen Ganglien. Entsprechende paarige Einstülpungen 
kommen aber nieht allein dem praeoralen Abschnitt zu, sondern auch 
sämmtlichen Körpersegmenten, vom Praeantennalsegment anfangend 
bis zum hinteren Körperende hin. Die sich einstülpenden Ektoderm- 
zellen betheiligen sich an der Bildung der (Bauchmark-) Ganglien. 

Bei den Insecten ist das Auftreten ventraler Nervengruben noch 
nicht beobachtet worden, dagegen scheinen die räthselhaften Ventral- 
organe des Peripatus, welche ebenfalls mit dem Nervensystem in einem 
gewissen Zusammenhange stehen, möglicher Weise eine analoge Bil- 
dung darzustellen. Der Umstand, dass das Praeantennalsegment von 
Scolopendra ebenfalls ein Paar, allerdings kleiner Nervengruben auf- 
weist, dürfte ein weiterer Beleg für die Segmentnatur des betreffenden 
Absehnittes sein. Das Praeantennalsegment wird später bei der fort- 
schreitenden Vergrösserung der Ganglia optica, sowie bei den Lage- 
verschiebungen, die nach der ventralen Einknickung des Körpers durch 
die Bildung der Kopfkapsel herbeigeführt werden, undeutlich und 
verschwindet dann vollständig. 


Heymons: Über Segmentirnng und Körperbau der Myriopoden. 919 


Durch das Vorhandensein eines embryonalen praeantennalen Seg- 
mentes unterscheidet sich Scolopendra wesentlich von anderen bisher 
untersuchten Arthropoden. Bei Insecten hat ein derartiges Segment 
jedenfalls noch nicht nachgewiesen werden können'. Die vordersten 
Cölomsäckchen liegen bei den Hexapoden im Antennensegment, nie- 
mals aber, soviel man bis jetzt weiss, im praeantennalen Kopfabschnitt. 
Für die Arachnoiden sind differirende Angaben gemacht worden. Nach 
den Untersuchungen von Brauer” enthält jedoch der Kopfabschnitt 
beim Skorpion ebenfalls keine Ursegmente mehr, die vordersten Cölom- 
säckchen liegen vielmehr im Chelicerensegment. Bei den ÜUrustaceen 
erscheint die Frage der Kopfsegmentirung noch nicht genügend geklärt. 

Sucht man die Segmentirung des Scolopenders mit der anderer 
Thierformen zu vergleichen, so liegt es wohl nahe, an die Anneliden 
zu denken. Abgesehen von einer wechselnden Zahl postoraler Seg- 
mente, die sich auch bei Polychaeten an der Bildung eines »Kopfes« 
betheiligen können, besteht die vorderste Körperregion der Ringel- 
würmer aus einem praeoralen Körperabschnitt und einem den Mund 
umschliessenden echten Körpersegment. Ich stütze mich hier auf die 
ausgedehnten Untersuchungen von Racovırza” und bemerke, dass auch 
Goopricn' in einer kürzlich erschienenen Arbeit zu den gleichen Er- 
gebnissen gelangt ist. 

Der praeorale Abschnitt (prostomium, lobe c£phalique) enthält die 
Anlagen des oberen Schlundganglions (archicerebrum), entbehrt aber 
besonderer Extremitätenanhänge und selbständiger Cölomsäckehen. Das 
nun folgende erste echte Segment (peristomium, segment buccal) ist 
bei den Anneliden typisch mit Cölomsäckchen versehen und kann in 
vielen Fällen auch Extremitäten tragen (Tentakeleirren). Wir haben oben 
gesehen, dass Scolopendra sich diesem Schema vollständig anschliesst, 
es existirt hier erstens ein mit Cölomsäckcehen und Gliedmaassenanlagen 
versehenes Praeantennalsegment (Mundsegment) und zweitens ein prae- 
oraler Abschnitt, welcher hauptsächlich dem Clypeus entspricht und in 
dem das Vorderhirn (Protencephalum) zur Entwiekelung kommt. 

Die Kopfsegmentirung der Insecten lässt sich ohne grosse Schwie- 
rigkeit auf das gleiche Schema zurückführen, wenn man berücksichtigt, 


! CaRrterE (Archiv f. mikr. Anatomie Bd. 35. 1890) hat für Chalicodoma das 
Vorhandensein von sieben Kopfsegmenten angegeben, doch dürften in diesem Falle 
weitere Untersuchungen noch erforderlich sein. 

® A. Brauer, Beiträge zur Kenntniss der Entwickelungsgeschichte des Skorpions. 
II. Zeitschr. f. wiss. Zoologie, Bd. 59. 1895. 

3 E. Racovrıza, Le lobe cephalique et l’eneephale des Annelides polychetes. 
Archives Zool. exper. Ser. 3, vol. 4. 1896. 

* E. Gooprıcn, On the relation of the Arthropod Head to the Annelid Prosto- 
mium. Quart. J. Mier. Sci. Vol. 40. 1897. 


920 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. October. 


dass bei diesen Thieren mit der vollkommeneren Ausbildung der Seh- 
organe die Ganglia optiea eine bedeutendere Grösse erlangt haben. 
Das Material für die letzteren wird frühzeitig beim Inseetenembryo in 
Form zweier umfangreicher seitlicher Kopflappen angelegt, welche 
ihrerseits die Entfaltung eines selbständigen praeantennalen Segmentes 
unmöglich machen. Ich möchte aber darauf aufmerksam machen, dass 
noch gegenwärtig, selbst bei den Inseeten von der Clypeusanlage aus, 
Nervenelemente «ebildet werden. Die die beiden Hälften des Ober- 
schlundganglions verbindende Supraoesophagealecommissur geht, wie 
ich für Forficula beschrieben und abgebildet habe', gerade wie beim 
Scolopender aus dem praeoralen, dem späteren Olypeus entsprechenden 
Abschnitt hervor, so dass der Unterschied im Vergleich zu den Myrio- 
poden eigentlich nur als ein gradueller bezeichnet werden kann. 

In wie weit Vergleiche mit anderen Arthropoden durchzuführen 
sind, und ob besonders die praeantennalen Gliedmaassenanlagen mit 
den Antennulae (1. Antennenpaar) der Urustaceen sich vergleichen lassen, 
soll hier nieht weiter erörtert werden. Immerhin ist es, nach den 
bisherigen Befunden zu urtheilen, nicht unwahrscheinlich, 
dass der Ülypeus der Inseeten und Myriopoden auf den prae- 
oralen Kopflappen von annelidenartigen Vorfahren zurück- 
zuführen ist. Da ferner das gliedmaassenfreie Endsegment (Telson) 
dem parapodienlosen Pygidium der Anneliden vollständig entspricht, 
da sich weiter bei vielen Myriopoden (z. B. Chilopoda anamorpha) vor 
diesem Endsegment gerade wie bei Ringelwürmern eine Knospungs- 
zone für neue Segmente vorfindet, so dürfte die Übereinstimmung in 
der Körpersegmentirung zwischen Anneliden und Tracheaten wohl nieht 
zu verkennen sein. 

Über die ursprüngliche Segmentirung der Diplopoden ist bisher 
verhältnissmässig erst wenig bekannt geworden. Zum Theil dürfte 
sich dieser Umstand vielleicht dadurch erklären, dass man zum Studium 
ausschliesslich die sehr kleinen und ungünstigen Embryonen einhei- 
mischer Arten benutzt hat. Zur Untersuchung verwendete ich haupt- 
sächlich eine in Dalmatien vorkommende Glomeride (@lomeris europaea 
pulehra C. Kocn). Diese Form erwies sich deswegen als besonders 
brauchbar, weil der Keimstreifen im Gegensatz zu anderen Diplopoden 
ein superfieieller ist (dasselbe gilt übrigens auch für einheimische @lo- 
meris- Arten). 

Die Körpersegmentirung schliesst sich bei @lomeris dem oben ge- 
gebenen Schema im Prineip vollkommen an. Wir haben also einen 
primären Kopfabschnitt, hinter dem sich frühzeitig einige Segmente 

' Die Embryonalentwickelung von Dermapteren und Örthopteren. Jena 1895. 
S.43, Taf. 11, Fig. ı5. 


Heymons: Über Segmentirung und Körperbau der Myriopoden. 921 


absondern, und es findet sich ferner ein gliedmaassenloses Analseg- 
ment (Telson), aus dem später die Afterklappen hervorgehen. Zwischen 
dem Analsegment und den hintersten Körpersegmenten zeigt sich eine 
Zone indifferenten Körpergewebes (Proliferationszone) von der wie bei 
allen Diplopoden noch lange nach dem Ausschlüpfen immer neue 
Segmente nach vorn hin abgegliedert werden. 
Die Segmentirung des Kopfabschnittes veranschaulicht die bei- 
stehende Figur. 
Man unterscheidet zunächst drei Segmente: ein Äntennensegment, 
ein Mandibel- und ein Maxillarsegment. Der praeantennale Kopfab- 
Fig. 2. schnitt (Kl) ist bei Glomeris (auch bei 
Julus) ungegliedert und wird haupt- 


cı 


sächlich von den Anlagen der grossen 
lobi optiei eingenommen. Dieses Ver- 
halten stimmt mit dem oben für die In- 
seeten geschilderten überein und dürfte 
wie dort so auch bei Glomeris (und 
Julus) mit der grossen Zahl der Ein- 
zelaugen in Verbindung zu bringen sein. 

Bemerkenswerth ist, dass sich bei 
Glomeris hinter dem Maxillarsegment 


ein weiteres Segment nachweisen lässt, 


Vorderende eines Keimstreifens für welches ich den Namen Postmaxil- 
von (rlomeris. h 
At Antenne, CI= Clypeus, Al=Kopflappen, Jarsegment vorschlage. Dieses letztere 
Md = Mandibel, Mr = Maxille, Pmxr = Post- 
maxillarsegment, p, = drittes Rumpfbeinpaar, 
S 9, = erstes bez. zweites (beintragendes) 
Rumpfsegment 


Segment (Fig. 2 Pm&) ist zwar durch 
eine deutliche Ganglienanlage ausge- 
zeichnet, dagegen trägt es keine Extre- 
mitäten mehr. Sein Rückentheil erhält sich in Form des bekannten 
»Halsschildes«. Das grosse » Brustschild« von Gl/omeris (ich wähle die 
Bezeichnungen von Larzeı.' gehört dem ersten beintragenden Rumpf- 
segmente an. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass das beim 
Embryo von Glomeris sehr deutliche Postmaxillarsegment dem kiefer- 
tragenden zweiten Maxillarsegment der Chilopoden und Hexapoden 
homolog ist. 

Zur weiteren Bestätigung hierfür habe ich Untersuchungen an 
Julus angestellt, und zwar, da deutsche Julus- Arten sich als unge- 
eignet erwiesen, an den grossen Embryonen des dalmatinischen Juhıs 
flavipes C. Kocn. Beim ausgebildeten Juhrs schliessen sich bekanntlich 
an den Kopf vier einfache Segmente an, von denen aber nur drei mit 
je einem Beinpaar versehen sind. Wie man gegenwärtig annimmt, 
soll nun das dritte Rumpfsegment glielmaassenlos sein. 


' R. Larzer, Die Myriopoden der Österreich. - ungar. Monarchie. Wien 1884. 


922 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. October. 


Entwickelungsgeschichtliche Untersuchungen lehren indessen, dass 
diese Ansicht nicht zutreffend ist. Von den vier einfachen Rumpf- 
segmenten ist beim Embryo nur das erste (Postmaxillarsegment) ex- 
tremitätenlos, aber wie die übrigen ‚mit einem besonderen Ganglion 
versehen. Das vorderste Beinpaar befindet sich am zweiten Rumpf- 
segment und wird vom zweiten Ganglion aus innervirt. Erst in spä- 
teren Stadien tritt eine Lageverschiebung der Extremitäten ein, der- 
artig, dass das vorderste Beinpaar ganz an den Kopf herantritt und 
dann irrthümlich dem ersten Rumpfsegment zugerechnet werden kann. 
Bereits HrarncoreE! vermuthete bei Juhrs einen derartigen Vorgang, 
doch konnte er bei seinem ungünstigen Objeete ihn nieht nachweisen. 
Eine ganz ähnliche Verschiebung scheint auch bei Polydesmus statt- 
zufinden, eine Möglichkeit, auf die schon von Seiten vom Rarm's hin- 
gewiesen wurde”. 

Fasst man das Gesagte zusammen, so ergiebt sich, dass 
die hinteren Maxillen der Chilopoden und Hexapoden nicht, 
wie man bisher allgemein anzunehmen pflegte, dem vor- 
dersten Rumpfbeinpaar der Diplopoden homolog sind, son- 
dern dass bei den letztgenannten Myriopoden die entspre- 
chenden Extremitäten überhaupt fehlen. Dies gilt zunächst 
für Julus und Glomeris, wahrscheinlich aber auch für Poly- 
desmus und andere Formen, bei denen das bezügliche Körper- 
segment (Postmaxillarsegment) mehr oder weniger rudi- 
mentär geworden ist und extremitätenlos bleibt. 

Zum Schluss noch einige Worte über die Mundtheile. Schon durch 
Merschnikorr” und vom Rarn” ist der ontogenetische Nachweis erbracht 
worden, dass das Gnathochilarium «der Diplopoden trotz seiner compli- 
eirten Zusammensetzung nur aus einem Extremitätenpaar (Maxillen) her- 
vorgeht. Wenngleich diese Thatsache im Allgemeinen anerkannt ist 
und auch von Seiten einsichtiger Systematiker z. B. von Latzeu bereits 
in vollem Umfange berücksichtigt wurde, so sind doch andererseits bis 
in die neueste Zeit hinein gegen die obige Auffassung noch Widersprüche 
erhoben worden’. 


ı F. Hearncore, The post-embryonie development of Julus terrestris. Phil. Trans- 
act. Royal Soc. London. Vol. 179. 1888. 
® O.vom Rarn, Beiträge zur Kenntniss der Chilognathen. Bonn 1886. 

® E. Merscunikorr, Embryologie der doppelfüssigen Myriopoden (Chrlognatha). 
Zeitschrift f. wiss. Zoologie. Bd. 24. 1874. 

* Ich weise hier besonders auf VERHoEFF hin, der, ohne die ontogenetischen 
Befunde anzuerkennen, noch an der Zusammensetzung des Gnathochilariums aus 2 Ma- 
xillenpaaren festhält (Zoologischer Anzeiger Nr. 500. 1896). In einer (in wesentlichen 
Punkten nicht berechtigten) Polemik gegen die werthvolle Arbeit von P. Scauipr (Bei- 
träge zur Kenntniss der niederen Myriopoden, Zeitschrift f. wiss. Zoologie 1895) spricht 
VERHOEFF sogar seine Verwunderung aus »wie man zweifeln konnte, dass dasselbe 


Heynoss: Über Segmentirung und Körperbau der Myriopoden. 923 


Es mag deshalb hier besonders betont werden, dass meine eigenen 
Resultate mit denen der beiden genannten Autoren im Wesentlichen 
vollständig übereinstimmen: nur ein Mandibel- und ein Maxillenpaar 
gelangte bei den von mir untersuchten Diplopoden zur Anlage. Die 
bisher noch unbekannte genauere Entwickelung dieser Theile habe ich 
besonders bei Julus flavipes untersucht. 

Die Mandibeln wachsen in die Breite, es trennt sich von ihnen 
ein medialer Theil (Mandibel im engeren Sinne) von einem lateralen 
Abschnitt (Stamm oder Backe') ab. Ganz ähnlich verhalten sich die 
Maxillen. Sie nähern sich der Medianlinie, verwachsen dort mit ein- 
ander zu einer Art Unterlippe, und es tritt dann in jeder Hälfte der 
letzteren gleichfalls eine Theilung in einen medialen und einen late- 
ralen Abschnitt ein. Die beiden medialen Abschnitte entsprechen den 
»lamellae linguales«, die beiden lateralen den »stipites gnathochilarii«. 
Die ungetheilten basalen Abschnitte der mit einander verwachsenen 
Maxillen bilden das »mentum« sowie anscheinend einige accessorische 
Chitinstücke. 

Die medialen und lateralen Abschnitte (lamellae linguales und 
stipites) der Maxillen liessen sich am ehesten mit lobi interni und ex- 
terni von Inseetenmaxillen vergleichen, obwohl eine eigentliche Ho- 
mologie natürlich ausgeschlossen ist. Jedenfalls haben die erst später 
als Auswüchse sich bildenden »Laden« des Gnathochilariums gar nichts 
mit denen der Insectenkiefer zu thun. 

vom Rarn hat bereits in zutreffender Weise die Chitinerhebungen 
an der Innenseite des Gnathochilariums als Hypopharynx bezeichnet. 
Der letztere, d. h. die aufgeworfenen Sternite des Mandibular- und 
Maxillarsegmentes nehmen aber überhaupt einen nicht unwesentlichen 
Antheil an dem Aufbau des Gnathochilariums, indem sie z. B. bei Juhıs 
das sogenannte »promentum« und »unpaare Läppcehen« bilden. 

Das Gnathochilarium der Diplopoden ist somit als ein 
Verwachsungsproduet von einem in zwei Hälften gespaltenen 
Maxillenpaar mit dem Hypopharynx aufzufassen. 
(Gnathochilarium) aus zwei Gliedmaassenpaaren entstanden ist« und äussert, »die Ent- 
wickelung scheint hier Manchen irregeleitet zu haben«! 

Es dürfte wohl selbstverständlich sein, dass gerade morphologische Fragen der 


hier behandelten Art zum grossen Theile eben ausschliesslich mit Hülfe der Entwicke- 


lungsgeschichte gelöst werden können. 


! Diese wie die folgenden termini technici stimmen mit den in der Arbeit von 


Rarn’s (a. a. O.) angewendeten überein. 


Ausgegeben am 28. October. 


Sitzungsberichte 1897. S4 


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SITZUNGSBERICHTE 1897. 
DER XLI. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 
21. October. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. 


Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEn. 


*]. Hr. Sacnau las "über eine Arabische Chronik aus Zan- 
zibar.. 

Der Vortragende besprach ein Arabisches Geschichtswerk, betitelt Kasf-al- 
shumma, das in jüngster Zeit aus Zanzibar erworben und von einem unbekannten 
Verfasser wahrscheinlich im zweiten Viertel des vorigen Jahrhunderts verfasst worden 
ist. Aus der grossen Masse des historischen Materials, einer Geschichte des Islams 
vom Ibaditischen Standpunkt, heben sich als besonders werthvoll diejenigen Partien 
hervor, welche die Sondergeschichte des Ibaditischen Islams. seiner origines. seiner 
Ausbreitung nach Süd und West behandeln. Im Einzelnen wird das Verhältniss dieser 
neuen (Geschichtsquelle zu der von Bapser in Englischer Sprache veröffentlichten Ge- 
schichte von Oman sowie zu der von Masquzray in Französischer Sprache edirten 
Geschichte der Mzabiten in Nordafrika untersucht. 

2. Vorgelegt wurden das von dem correspondirenden Mitgliede 
Hrn. DesıeLE in Rom verfasste und eingesendete Werk La desolation 
des eglises monasteres hopitaux en France, Tom. I. 

Ferner die mit Unterstützung der Akademie herausgegebenen 
Schriften Ioannis Zonarae Epitomae historiarum lib. XII-XVII. Ed. 
T#eop. Bürrner-Wogst, Bonn 1897, und 

Das Kamavutram des Vatvyayana, übersetzt von Rıc#. Schmipr. 
Leipzig 1897. 


Ausgegeben am 28. October. 


* erscheint nicht in den akademischen Schriften. 


gedruckt in der Reielisdruckerei 


Berlin 


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SITZUNGSBERICHTE 189. 
DER XL. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 


AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


28. October. Gesammtsitzung. 


Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEn. 


*]. Hr. Pernıcz las über Fahrlässigkeit und Erfolghaftung 
{ 5 5 
im ältern römischen Strafrechte. 

Zur Beantwortung der Frage, wie weit die Ahndung der Fahrlässigkeit im rö- 
mischen Rechte zurückgehe, wird zwischen den Verbrechensarten unterschieden. Die 
Sacralvergehen zeigen bald Haftung für Dolus, bald Erfolghaftung. Von den welt- 
lichen Delieten setzt eine ganze Anzahl sogar überlegten Vorsatz voraus. Bei allen 
öffentlichen Verbrechen lässt sich die Beschränkung auf den Dolus nachweisen. Bei 
Privatvergehen und Ersatzptlicht aus Delieten dagegen kommt die Erfolghaftung vor. 
Die Fahrlässigkeit hat nirgends eine selbständige Bedeutung. 

2. Hr. Erman legte das von Hrn. Baumeister Dr. Lunwıs BorcnAarnpr 

5 
verfasste und eingesendete Werk Die aegyptische Pflanzensäule vor. 


3. Hr. E. I. Bexker, Grossherz. Bad. Geheimrath und Professor 
an der Universität Heidelberg, ist zum correspondirenden Mitglied der 
philosophisch-historischen Classe im Fache der Staats- und Rechts- 
wissenschaft erwählt. 


4. S. M. König Oscar I. von Schweden und Norwegen ist am 
29. Juli von der Akademie zu ihrem Ehrenmitgliede erwählt und die 
Wahl am 14. September allerhöchst bestätigt worden. Die vollzogene 
Wahl und die Bestätigung derselben sind Sr. M. bei Gelegenheit der 
Feier ihres 25jährigen Regierungsjubileums auf diplomatischem Wege 
zur Kenntniss gebracht worden. 


5. Am 20. September starb in Frankfurt a.M. das ordentliche 
Mitglied in der philosophisch -historischen Ulasse, Hr. WırneLm War- 
TENBACH, am 8. August das correspondirende Mitglied in der physi- 
kalisch-mathematischen Ulasse, Hr. Vıcror Meyer in Heidelberg, am 


* erscheint nicht in den akademischen Schriften. 


Sitzungsberichte 1897. 35 


928 Gesammtsitzung vom 28. October. 


13. October das correspondirende Mitglied in derselben Classe, Hr. Ru- 
DOLF HEIDENHAIN in Breslau. 


6. Die Akademie hat ihrem Mitgliede Hrn. Harnack zu weiteren 
Vorarbeiten für die zum bevorstehenden Jubileum abzufassende Ge- 
schichte der Akademie 3000 Mark; ferner 900 Mark zur Herausgabe 
des von Hrn. Ginzeı. bearbeiteten speciellen Canons der Finsternisse 
für das Gebiet der classischen Alterthumsforschung bewilligt. Die 
philosophisch -historische Classe hat 400 Mark für die von Hrn. Dr. 
G. STEINHAUSEN unternommene Publication deutscher Privatbriefe des 
14. u. 15. Jahrhunderts bewilligt. 


Ausgegeben am 11. November. 


SITZUNGSBERICHTE _ 1897. 
DER XL. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 


AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 
ZU BERLIN. 


4. November. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. 


Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLeEn. 


*]. Hr. Brunner liest: Zur Geschichte des germanischen 
Ständewesens. 

Der Vortragende tritt gegen die sogenannte grundherrliche Theorie des germa- 
nischen Ständewesens. wie sie neuestens insbesondere von einzelnen Agrarhistorikern 
geltend gemacht wird. für die in der rechtsgeschichtlichen Litteratur herrschenden 
Ansichten ein. 

2. Hr. Harnack berichtet über die Entdeckung bez. Identifieirung 

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der » Acta Pauli« durch Hrn. Karı Scnuipr, der im Auftrage der akade- 
mischen Kirchenväter-Commission koptische Handschriften untersucht 
(s. Kar Scnmivr, Die Paulusacten. Eine wiedergefundene altchristliche 
Schrift des 2. Jahrhunderts in koptischer Sprache, i. d. Neuen Heidel- 
berger Jahrbb. VI. Bd. 1897, S.117-124). 


3. Hr. Brunser legt den Bericht des Hrn. Prof. Scniemann über 
die Ergebnisse seiner mit Unterstützung der Akademie in St. Peters- 
burg gemachten Studien zur Geschichte des Kaisers Nicolaus I. von 
Russland vor. 


Ausgegeben aın 11. November. 


* erscheint nicht in den akademischen Schriften 


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931 


SITZUNGSBERICHTE _ 189. 
DER XLIV. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 


l. Hr. Fischer las: Uber Hydurinphosphorsäure. 

Dieselbe entsteht bei der Reduction des Trichlorpurins mit Jodwasserstoff und 
Jodphosphonium. Sie hat die Zusammensetzung C,H,N,PO,, bildet mit Salzsäure oder 
‚Jodwasserstoff krystallisirte Salze und ist durch die Neigung ausgezeichnet, prächtig 
rothe Farbstoffe zu bilden. 


*2, Derselbe las ferner: Uber den Einfluss der Salzbildung 
auf die Metamorphosen der Purinkörper. 

Es wird gezeigt. dass die durch Methylirung neutral gewordenen Purinderivate 
gegen Alkalien sehr viel unbeständiger sind, als die sauren Verbindungen und dass die 
Salzbildung sowohl die Aufspaltung des Purinkerns wie auch die Ablösung von Halogen 
erschwert. 


3. Hr. van'r Horr las eine mit Hrn. Dr. W. MEvErnorrer bearbei- 
tete fünfte Mittheilung aus seinen Untersuchungen über die Bil- 
dungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, ins- 


besondere des Stassfurter Salzlagers. (Ersch. später.) 

Der qualitative und quantitative Krystallisationsgang bei Lösungen, welche Kalium 
und Magnesium in Form von Sulfaten und Chloriden enthalten, unter Mitbenutzung der 
früheren Versuche von Dr. LöwEnnErtz. 

4. Hr. Kreın legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. E. Conen in 
Greifswald vor: Ein neues Meteoreisen von Beaconsfield, CGo- 
lonie Vietoria, Australien. (Ersch. später.) 

Das Eisen gehört zu den oktaedrischen Eisenmeteoriten mit grobem Gefüge und 
erweist sich zusammengesetzt aus: 98.07 Procent Nickeleisen, 1.75 Procent Phosphor- 
nickeleisen, 0.11 Procent Troilit, 0.02 Procent Lawreneit, 0.05 Procent Kohlenstoff. — 
Es ist nach Verfasser nicht ausgeschlossen, dass der in Rede stehende Meteorit mit dem 
von Cranbourne, Australien, mit dem er vieles Gemeinsame hat, identisch ist. 


* erscheint nieht in den akademischen Schriften. 


932 


Über Hydurinphosphorsäure. 


Von Emır FiıscHer. 


Di. Hoffnung, aus dem Trichlorpurin C,HN,Cl, durch vorsichtige Re- 
(duetion mit Jodwasserstoff und Jodphosphonium das freie Purin C.H,N, 
zu gewinnen, hat sich nicht erfüllt, denn die Reaction, welche bei den 
Oxy- und Aminohalogenpurinen so leicht stattfindet, nimmt hier einen 
sehr merkwürdigen Verlauf. Das Halogen des Triehlorpurins wird 
allerdings mit grösster Leichtigkeit durch den Jodwasserstoff entfernt, 
aber gleichzeitig löst sich ein Kohlenstoffatom ab und es entsteht eine 
phosphor- und jodhaltige Verbindung von der empirischen Zusammen- 
setzung 0, H,,N,PO,J. Dieselbe ist ein jodwasserstoffsaures Salz und die 
Formel kann in C,H,N,PO,, HJ+ H,O aufgelöst werden. Das Krystall- 
wasser liess’ sieh freilich nicht direet bestimmen, weil die Verbindung 
das Trocknen bei höherer Temperatur nicht verträgt, aber die ent- 
sprechende Chlorverbindung hat die wasserärmere Formel 


C,H,N,PO,, HCl. 


Beide Verbindungen sind unzweifelhaft Salze einer Base Ü,H,N,PO.. 
Da die letztere selbst nicht die Reactionen der Phosphorsäure zeigt, 
aber durch Erwärmen mit verdünnter Salzsäure Phosphorsäure ab- 
spaltet. so betrachte ich sie als ein den Amidophosphorsäuren ver- 
gleichbares Derivat einer Base O,H;N,. Ich gebe ihr deshalb die Formel 
C,H,N,. PO,H, und den Namen Hydurinphosphorsäure. Leider ist es 
mir bisher nicht gelungen, das freie Hydurin zu isoliren, weil es bei 
der Hydrolyse der phosphorhaltigen Substanz zerstört wird. Aus diesem 
Grunde unterlasse ich auch alle Speeulationen über seine Constitution 
und bemerke nur, dass die Formel G,H,N, sich von derjenigen des 
hypothetischen Purins C,H,N, durch den Mehrgehalt von 4 Wasserstoff 
und den Mindergehalt von ı Kohlenstoff unterscheidet. 

Jodhydrat. 35” fein gepulvertes Trichlorpurin werden in 50° 
farblosem Jodwasserstoff vom spee. Gew. 1.96 unter Kühlung mit Eis- 
wasser eingetragen. ein Überschuss von gepulvertem Jodphosphonium 
zugefügt und die Mischung erst eine Stunde unter Eiskühlung und 


Fischer: Über Hydurinphosphorsäure. 933 


zeitweisem Schütteln aufbewahrt. Die eintretende Reaction giebt sich 
sofort durch Braunfärbung kund. Wenn die erste Einwirkung vorüber 
ist, lässt man die Mischung sich auf Zimmertemperatur erwärmen und 
schüttelt sie mit einer Maschine etwa 24 Stunden, bis kein Freiwerden 
von Jod mehr bemerkbar ist. Da während der Reaction etwas Gas 
entwickelt wird, so ist es vortheilhaft, das Gefäss mehrmals zu öffnen. 
Man erwärmt schliesslich auf etwa 40°, um alle organische Substanz 
zu lösen, giesst von dem überschüssigen Jodphosphonium ab und ver- 
dampft die schwach gelbliche Flüssigkeit unter vermindertem Druck 
bei einer Temperatur von 40-50°. Der amorphe Rückstand wird mit 
25°" Wasser übergossen, wobei er grösstentheils in Lösung geht. Ver- 
dampft man, ohne zu filtriren, wiederum bei derselben Temperatur, 
so beginnt sehr bald die Krystallisation des Jodhydrats, und schliess- 
lich ist der Rückstand fast vollständig erstarrt. Derselbe wird mit 
kaltem Wasser ausgelaugt, das zurückbleibende Salz abfiltrirt und dann 
in einer Mischung von 20°" Wasser und 2°” Jodwasserstoflsäure vom 
spec. Gew. 1.96 in gelinder Wärme gelöst. Beim Abkühlen fällt das 
Salz in klaren ziemlich dieken vierseitigen Platten aus, welche zunächst 
noch rosa gefärbt sind. Die Ausbeute beträgt 50-60 Procent des an- 
gewandten Triehlorpurins. Durch nochmaliges Umkrystallisiren aus 
demselben verdünnten Jodwasserstoff unter Zusatz von etwas Thier- 
kohle wird das Salz ganz farblos erhalten. Zur Analyse wurde es 
im Vacuum über Schwefelsäure getrocknet. 


0%2477 gaben o®1295 CO, und 0*0802 H,O, 

0°1856 gaben 26“"1 Stickstoff bei 18° und 766"”” Druck, 
0°2758 gaben 0”1936 Ag), 

0®2004 gaben 0%0675 Mg,P,O,. 


Berechnet für C,H,,N,PO,J Gefunden 
Procent © 14.20 14-26 
H 3-55 3-59 
N 16.57 16.36 
19 9.17 9.40 
J 37.58 37-93 


Wie erwähnt, war die Bestimmung des Krystallwassers nicht mög- 
lieh, weil die Verbindung sich schon bei 100° unter starker Färbung 
zersetzt. 

Das Salz löst sich in warmem Wasser ziemlich leicht, aber die 
Flüssigkeit färbt sich dabei sehr schnell roth. Diese Veränderung wird 
durch Zusatz von etwas Jodwasserstoff verhindert, vorausgesetzt, dass 
man die Temperatur nicht über 60° steigen lässt. Die wässerige Lösung 
des Salzes giebt sofort mit Silbernitrat einen Niederschlag von Jod- 
silber, ein Beweis, dass das Jod nicht fester gebunden ist. 


934 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 4. November. 


Zur Bereitung des Hydrochlorats wird das Jodhydrat in der 
25fachen Menge Wasser unter Zusatz von einigen Tropfen Salzsäure 
bei mässiger Wärme gelöst, rasch abgekühlt und mit einem Überschuss 
von frisch gefälltem Chlorsilber geschüttelt, bis die Lösung kein Jod 
mehr enthält, dann das schwach rosa gefärbte Filtrat unter vermin- 
dertem Druck bei etwa 40° auf '/,; seines Volumens eingeengt. Dabei 
scheidet sich das Hydrochlorat als farbloses krystallinisches Pulver aus. 
Dasselbe wird nach dem Erkalten filtrirt und über Schwefelsäure ge- 
trocknet. 

0%2068 gaben 0%°1575 CO, und o®o8ı2 H,O 
072033 gaben o®1285 AgÜl 
0®2102 gaben 0®1040 Mg,P,O, 


Berechnet für C,H,.N,PO, Cl Gefunden 
Procent C 21.01 20.77 
H 4-37 4.52 
Cl 15.53 15.63 
B 13.56 13.81 


Das Salz ist nicht so schön krystallisirt wie das Jodhydrat. Es 
löst sich in Wasser von etwa 50° ziemlich leicht auf. Will man die 
Färbung der Lösung vermeiden, so ist auch hier der Zusatz von einigen 
Tropfen Salzsäure nöthig. Beim Abkühlen fällt es aber sehr unvoll- 
ständig aus der wässerigen Lösung heraus, man muss dieselbe vielmehr 
wieder im Vacuum einengen. 

Das Salz ist ebenso wie das Jodhydrat ausgezeichnet durch die 
Neigung, in stark gefärbte Producte überzugehen. Schon die wässerige 
Lösung färbt sich bei mässiger Temperatur schön roth, die Farbe geht 
allmählich in Tiefroth über und beim Kochen entsteht ziemlich bald ein 
fast schwarzer amorpher Niederschlag, während die Purpurfarbe all- 
mählich in ein schmutziges Braunroth umschlägt. In verdünntem Al- 
kali lösen sich die Salze schon in der Kälte sofort. Beim Erwärmen 
wird die Flüssigkeit ebenfalls tiefroth, es entweicht Ammoniak und 
schliesslich verändert sich die schöne rothe Farbe in Braun. 

Viel schöner noch ist die Färbung durch Ammoniak. Dasselbe 
löst in der Kälte erst farblos, aber bald wird die Flüssigkeit violettroth 
und schliesslich tief purpur, wie eine Lösung von Kaliumpermanganat. 
Auch in kaltem, stark verdünntem Barytwasser lösen sich die Salze zu- 
nächst farblos, bald aber tritt Rosafärbung ein, welche beim gelinden 
Erwärmen immer stärker wird, während gleichzeitig ein Niederschlag, 
wahrscheinlich von Baryumphosphat entsteht. Gegen Oxydationsmittel 
sind die Salze sehr empfindlich. Die ammoniakalische Silberlösung re- 
dueiren sie schon in der Kälte. Die alkalische Lösung färbt sich auf 
Zusatz von Fenuine’scher Flüssigkeit sofort dunkelviolett, nimmt beim 


UL I m 


Fıscuer: Über Hydurinphosphorsäure. 935 


Kochen verschiedene Farbentöne an und scheidet einen schmutzigen 
Niederschlag ab. 

Versetzt man die kalte wässerige Lösung des Hydrochlorats mit 
Natriumnitrit, so färbt sie sich sofort dunkel und scheidet sehr bald 
einen dunkelgefärbten Niederschlag aus. 

Beim einstündigen Erwärmen mit der zehnfachen Menge Salzsäure 
von 14 Procent auf dem Wasserbade wird das Hydrochlorat total zer- 
stört. Die farblose Lösung enthält grosse Mengen von Chlorammonium 
und viel Phosphorsäure, dagegen konnte in derselben keine phosphorige 
Säure nachgewiesen werden. 

Die leichte Verwandlung der Hydurinphosphorsäure in stark ge- 
färbte Producte erinnert einerseits an die Murexidbildung aus Alloxan, 
Uramil und ähnliche Derivate des Malonylharnstoffs, noch mehr aber 
dürfte sie der Farbstoffbildung bei der Reduction des Adenins und Hy- 
poxanthins zu vergleichen sein. Leider sind alle diese gefärbten Pro- 
ducte recht unbeständig und deshalb schwer zu isoliren. Ungleich merk- 
würdiger ist aber die Entstehung der Hydurinphosphorsäure; denn trotz 
der zahlreichen Reductionen, welche man mit Jodwasserstoff und Phos- 
phor oder Jodphosphonium ausgeführt hat, ist meines Wissens bisher 
die Bildung eines derartigen Phosphorsäurederivates nicht beobachtet 
worden. 


936 


Über die Differentialgleichungen der elektro- 
lytischen Verschiebungen. 


Von H. Weser. 


(Vorgelegt am 21. October [s. oben S. 883].) 


ER Differentialgleichungen, auf die durch die Untersuchungen von 
Kontrauscn und Pranck die Theorie der Ionenbewegung in Elektrolyten 
zurückgeführt sind, bieten auch dem Mathematiker ein interessantes 
Problem. Es handelt sich dabei nämlich um nichtlineare partielle 
Differentialgleichungen, die, in gewissen einfachen Fällen eine ganz 
ähnliche Form haben wie die von Rırmann integrirten Differential- 
gleichungen der Schallbewegung in der Luft, und die auch in ähn- 
licher Weise integrirt werden können. Wie schon Rırmann betont 
hat, spielen bei solchen nichtlinearen partiellen Differentialgleichungen 
die Unstetigkeiten, die auch in solehen Fällen, wo anfänglich Alles 
stetig ist, auftreten können, eine wichtige Rolle. Bei dem Problem der 
Elektrolyse giebt es nun noch einfachere Fälle, in denen die Resultate 
sehr leicht abzuleiten und überaus anschaulich sind, und da diese 
Resultate auch für die Physik von einiger Bedeutung sein können, 
so komme ich gern der Aufforderung meines Freundes KoHLRAUSscH 
nach, die Ergebnisse dieser Betrachtungen der Akademie vorzulegen. 

Ich lege die vereinfachte Form der Gleichungen zu Grunde, die 
Koutrauscn in der Mittheilung vom 19. November 1896 gegeben hat, 
bei der von dem Einfluss der gewöhnlichen Diffusion abgesehen wird, 
und beschränke mich auch hier der Kürze wegen auf die einfachsten 
Fälle. 

Die strengere Form der Differentialgleichungen, wie sie unter 
Berücksichtigung der Diffusion Pranck entwickelt hat (WIEDEMANN S 
Annalen Bd. 39, 1890) führt in dem Falle eines einzigen Elektrolyten 
auf die bekannte Differentialgleichung für die geleitete Wärme, scheint 
aber in dem allgemeineren Falle, in dem mehrere Elektrolyte in einer 
Lösung gemischt sind. einer mathematischen Behandlung weit schwie- 


Weser: Die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen. 937 


riger zugänglich. Ich beschäftige mich hier nur mit der vereinfachten 
Form der Differentialgleichungen und muss es selbstverständlich der 
Physik überlassen, die Voraussetzungen näher zu bestimmen, unter 
denen die Vereinfachung physikalisch zulässig ist'. 


IE 


Ich betrachte zunächst «den Fall, dass in einer Lösung zwei Elektro- 
lyte AR und BR mit einem gemeinsamen Ion R gemischt seien. Die 
Concentrationen der drei Ionen — in Grammmpoleeülen ausgedrückt - 
seien &, 8,2 und die elektrolytischen Beweglichkeiten seien a,b,r; 
diese werde ich als Constanten voraussetzen, wie es, bei hinlänglich 
verdünnten Lösungen, von den Physikern angenommen wird. Der 
elektrolytische Vorgang soll überdies nur von einer räumlichen Coor- 
dinate x abhängen; die Elektroden sind in unendlicher Entfernung 
gedacht. 

Es wird sodann die Stromdichte ö als constant oder nur von der 
Zeit abhängig angenommen, was die Gleichung: 


(1) p=a+ß 


zur Folge hat. Hiernach bleiben nur die beiden unbekannten Func- 
tionen #,® zu bestimmen. Setzen wir das Leitvermögen der Lösung 


(2) x — aa +bd-+n = (a+r)a+(b+r)®, 


so sind ia:z, ib:z, —ir:x die Geschwindigkeiten der Ionen, und man 
erhält zur Bestimmung der beiden unbekannten Functionen &,& die 
Gleichungen: 


(3) d& AR: do aa 08 .g 58 
— = om en 
3 Der oe e 0x x 


Von diesen Gleichungen lässt sich zunächst ein erstes Integral finden, 


Gene a De e 
wenn man die erste mit , die zweite mit Eng multiplieirt und 
a 


addirt. Setzt man dann 
Unze: 
a b 


(4) u= 


. 


! Die Arbeiten, auf‘ die ich mich hier beziehe sind folgende: Rırmann, Über 


die Fortpflanzung ebener Luftwellen von endlicher Schwingungsweite (Göttinger Ab- 
handlungen 1860, gesammelte Werke Nr. VIll). Praxck, Über die Erregung von Elek- 
trieität und Wärme in Elektrolyten. Wırpemann’s Annalen 39, 1890. F. Konrravsch, 
Über elektrolytische Verschiebungen in Lösungen und Lösungsgemischen. Sitzungs- 
bericht der Berliner Akademie 19. November 1896 (seitdem auch in WırnEemann's An- 
nalen Bd.62, S.209, 1897). Die Bezeichnungen von KourrauscH sind nach Mösglich- 
keit beibehalten. 


938 Sitzung der phys.-math. Classe v. 4. Nov. — Mittheilung v. 21. Oct. 


so ergiebt sich mit Rücksicht auf (2) 


dw 


— m (O)R 
ot i 


d.h. w ist von Zunabhängig, also eine Function von wallein, 
die durch den Anfangszustand direet bestimmt ist. Überdies ist w, 
seiner Bedeutung (4) nach, wesentlich positiv. Wenn der Anfangs- 
werth von w» Unstetigkeiten in Bezug auf .w besitzt, so bleiben während 
des ganzen Verlaufs des elektrolytischen Vorganges diese Unstetigkeiten 
an derselben Stelle liegen. 

Aus (2) und (4) ergiebt sich die identische Gleichung 


(5) ala+r)a+bkb+r)B = (a+b)x — abw, 


und wenn wir daher die Gleichungen (3) mit a+r und d-+r multi- 
plieiren und addiren, so ergiebt sich 


(6) ars — lab DEE 
Von der Stromdichte © war oben schon angenommen, dass sie 
constant oder nur eine Funetion der Zeit sei. Ich will jetzt noch 
voraussetzen, dass ö in dem betrachteten Zeitraum sein Zeichen nicht 
wechsele, etwa positiv sei. Desgleichen ist » eine positive Function 
von x allein. Wenn ich daher statt ? und x zwei neue Variable 7, 
E durch die Gleichungen einführe 


at 
5 1 
(7) = fin, £ == wid , 
5 
so wächst r mit f, & mit x, und r und £ sind selbst dann stetige 
Funetionen von f und x, wenn © und w» unstetig sein sollten. 
Danach ergiebt die Gleichung (6) 


oe x de w RR 
or w u; u ER 
oder wenn wir noch 
(8) nn et bla+r)a+alb+r)R 
x ab((a +r)e+(b+ r)£) 
setzen 
(9) 2 9: en =o0. 
or 0 


r . Pr} n 
Wenn » und 4 bekannt sind, so können daraus & und © durch 
Auflösung linearer Gleichungen bestimmt werden. Die Differential- 
gleichung (9) findet sich, in wenig veränderter Bezeichnung, in der 
Abhandlung von Konrrauscn. Ebenda ist auch ihr allgemeines, von 


Weser: Die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen. 939 


Hrn. Fuchs angegebenes Integral mitgetheilt. Die Differentialgleichung 
ist nieht linear in Bezug auf die unbekannte Funetion 7; wohl aber 
ist sie linear in dem Jacogr’schen Sinne, d.h. in Bezug auf die Diffe- 
rentialquotienten, und darauf beruht auch ihre allgemeine Integration', 

Man kann die allgemeine Integration dieser Differentialgleichung 
in anschaulicher Weise so darstellen. Zunächst folgt mittels (9) 


on Pe on x dr £ A 
(10) du4= JE de+ are; de dE (dE — n’dr), 


woraus zu schliessen ist, dass „ einen constanten Werth , behält, 
wenn £ und r so geändert werden, dass Z—7;r ungeändert bleibt, 
vorausgesetzt, dass sich 7 nicht unstetig ändert. 

Denken wir uns £,r als rechtwinkelige Coordinaten in einer Hülfs- 
ebene, und bezeichnet mit &,,r, die Coordinaten eines Punktes, in 
dem 7 den Werth +, hat, so ist 

EnT=E—hr 
die Gleichung einer durch diesen Punkt gehenden geraden Linie, auf 
der also der Werth +, so lange herrschen wird, bis sie durch einen 
Punkt läuft, in dem sich „ unstetig ändert. Diese Gerade ist gegen 
die Z-Axe unter einem Winkel geneigt, dessen CGotangente gleich 7, ist. 

Wir können uns, indem wir zu den ursprünglichen Variablen w, t 
zurückkehren, auch so ausdrücken, dass in der vom Strom durch- 
flossenen Lösung sich ‘ein bestimmter Werth „, von „ mit der Ge- 
schwindigkeit 

__ abi 


U — No 
w 


vorwärts bewegt. Man sieht daraus, dass (wenigstens bei gleichen 
Werthen von w) grössere Werthe von 7 mit grösserer Geschwindig- 
keit fortgepflanzt werden als kleinere, und es würden dann, wenn 
keine Unstetigkeiten eintreten, nachfolgende grössere Werthe von 7 
die vorausgehenden kleineren überholen: es würde dann 7 mehrwerthig 
werden. was sinnlos ist. Daraus ergiebt sich, dass wir notwendig 
auf die Bewegung von Unstetigkeiten Rücksicht nehmen müssen. 


I: 


Es sei nun in einem Augenblick f bei einer Abseisse .«° 


Unstetigkeit der Functionen «, ® vorhanden. Es seien 4,, 9,, %,, %.: N. 


eine 


die der Unstetigkeit unmittelbar vorangehenden (d.h. grösseren Wer- 


ı Jacosı, Über die Integration der partiellen Differentialgleichungen erster Ord- 
nung. Ürerre Bd. 2. Gesammelte Werke Bd. 4. 


940 Sitzung der phys.-math. Classe v. 4. Nov. — Mittheilung v. 21. Oct. 


then von « entsprechenden) Werthe der Functionen &,8,x2,w,7 und 
B,,%,: %,, 9, die nachfolgenden. In die Flächeneinheit des Unstetig- 


el 


keitsquerschnittes wird dann in das Zeitelement dt eine Menge des 


d 


ersten Ions A hineingeführt, die durch iax,dt: x, ausgedrückt ist, wäh- 
rend iaz,dt: 2, die auf der entgegengesetzten Seite wieder abgeführte 
Menge ist. 

Folglich ist der Gewinn 


ia| = — — \dt. 


Ist die Unstetigkeitsstelle der Funetion z in der gleichen Zeit dt 
um dx vorgerückt, so ist die dadurch bedingte Zunahme von A über 
der Einheit des Querschnittes gleich («, —«,) dx, und es muss also 


ns j, 
7 Oo 
dt a—a.\K 8 


sein. Ebenso ergiebt sich 
da’, ib v6) = 
dt Br BAloamape 


Nun ist, wie eine einfache Rechnung zeigt. 


Oi b b w+t u, w—w, 
rn ——TT (4,0, — &,w,) — (&, d,) — (d&,+4,) Sr Is 
FIR DE RER 2 2 


und folglich 


dx. iab (ww, «+. w—u, 

dt RR 2 4— 4, 2 
da, _ ib (ww, B,+Pß, w.—uw, 
dt KK, 2 ,—B, 2 j 


Diese beiden Werthe werden einander gleich, und die Unstetig- 
keitsstelle wandert einheitlich weiter, wenn @w,= u, ist, d.h. wenn 
w an der Stelle x stetig ist. Dann ergiebt sich für die Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit der Unstetigkeit der Werth 


dı® _ iabw 
a aT32 
und wenn man die Variablen Z und r einführt, nach (7) und (8) 
de 
(12) Ar = NN: 
Nimmt man n am Anfang, d.h. für r = 0 als beliebig gegebene 


Funetion 7 von Z an, so wird sich, wenn 7 eine stetige Funetion ist, 
n zunächst nach der Stetigkeit, der Differentialgleichung (9) gemäss, 
ändern, und man erhält also die Werthe von 7, wenn man in der 
#,r-Ebene von allen Punkten der Z-Axe aus die geraden Linien unter 


Weser: Die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen. 941 


den Winkeln are cotg (7’) gegen die positive Z-Axe, zieht, und auf 
jeder dieser Linien der Function 7 den unveränderlichen Werth 7 giebt. 
Diese geraden Linien werden nun im Allgemeinen eine gewisse Uurve 
einhüllen, und wenn Theile dieser Curve auf der Seite der positiven 
r liegen, so wird die angegebene Construction nur in einem der Z-Axe 
parallelen Streifen der £, r-Ebene, der keinen Theil der Enveloppe ent- 
hält, ein unzweifelhaftes Resultat geben. Darüber hinaus werden Un- 
stetigkeiten eintreten müssen, für die die Differentialgleichung (12) gilt. 

Wenn der Anfangszustand selbst schon unstetig ist, so dass etwa 
bei der Abseisse = 0 zwei verschiedene Werthe 7, und 7, unmittelbar 
an einander stossen, so ist zu unterschei- 


Fig. 1. 


den, ob der vorangehende Werth 7 der klei- 
nere oder der grössere ist. 

a. Ist 7, >9., so ergiebt die Gonstruc- 
tion mit den geraden Linien einen Sector 
1,0, 2, in dem n zweiwerthig bestimmt 
ist, was etwa durch eine doppelte Über- 
deekung der Ebene veranschaulicht werden 


kann. Da aber „ nur einen Werth haben 
kann, so muss die Unstetigkeit bleiben. Versteht man unter 7,, 7, die 
beiden in einem Punkte des Sectors zusammentreffenden Werthe von 
7, so ist nach (12) 


(13) = 


die Differentialgleichung der Unstetigkeitslinie, und die Function 7 ist 
eindeutig bestimmt, bis etwa neue Unstetigkeiten eintreten. 

Ganz ähnlich ist der Verlauf, wenn bei Z=o zwar keine Unstetig- 
Fig. 2. keit von 7 stattfindet, wenn aber 
el die oben erwähnte Enveloppe mit 
einer Spitze auf dem Punkt Z=o 
ruht. Auch dann wird von die- 
sem Punkte aus eine durch (13) 
bestimmte Unstetigkeitslinie aus- 
laufen. 

b. Ist „,<n., so erhält man 
einen Sector 1,0,2,. in dem der 
5 Anfangszustand gar nichts über 


RE BEREITET we die Bunetion 9 lehrt; -murrso ‚viel 

o ä folgt aus (13), dass sich die Werthe 
in dem Seetor längs der Linien 0,1 und 0,2 stetig an (die eonstanten 
Werthe 7, und 7, anschliessen müssen. Denn wäre etwa 0,1 eine Un- 


942 Sitzung der phys.-math. Classe v. 4. Nov. — Mittheilung v. 21. Oct. 


stetigkeitslinie, in der die Werthe 7, = 7, und 4, zusammenstossen, so 
würde sich, da die Differentialgleicehung dieser geraden Linie 
d BER 
ee 
ist, aus (I3) = n, ergeben. 
Nun aber lässt sich der Sector © ,ı, 2 durch eine dieser Forderung 
genügende stetige Lösung der Differentialgleichung (9) ausfüllen. 
Die geraden Linien, in denen eine solche stetige Lösung constant 
ist, müssen alle in dem o-Punkt, als dem einzigen Unstetigkeitspunkt, 
zusammenlaufen, d.h. die Funetion 7 muss von dem Verhältniss &:r ab- 
hängig sein oder sie muss ausser (9) noch der weiteren Differential- 


gleichung 2 a 
0 0 
14) Sa rne > e 
za 5 dE oT 
genügen, woraus sich durch Vergleichung mit (9) ergiebt: 
VE 
(15) = 


=) 


Diese Funetion genügt in der That der Differentialgleichung (9) und 
schliesst sieh bei den Linien ©, ı und 0,2 an die Werthe 7, und 7, an. 

Es ist hier aber, wie noch hervorgehoben werden muss, auch 
möglich, den Sector 1,0, 2 durch unstetige Lösungen auszufüllen, die 
allen bisher an die Function 7 gestellten Anforderungen genügen. Man 
ziehe z.B. eine gerade Linie 0, 3 unter dem Winkel are cotg (n,7,) gegen 
die ZE-Axe, und nehme n in 1,0,3 constant gleich 7,, in 2,0,3 
gleich 7, an, so sind auch durch diese Annahme die Gleichungen (9), 
(12) befriedigt. Ja man kann beliebig viele solche Lösungen finden. 
Nimmt man z. B. einen beliebigen Werth 7, zwischen 7, und 7, an, 
bestimmt zwei gerade Linien vom Nullpunkt aus unter den Winkeln 
arc cotg (7,7,), Arc cotg (9,7,). so erhält man drei durch Unstetigkeits- 
linien getrennte Seetoren, in denen die Werthe 7,,7,,7, für „ gelten, 
und in ähnlicher Weise kann man beliebig viele Unstetigkeitslinien 
einschalten. 

Auf Grund der bisher gemachten Voraussetzungen lässt sich mathe- 
matisch nicht entscheiden, welche von allen diesen Lösungen dem 
wirklichen Verlauf am meisten entspricht. Physikalisch dürfte aber 
doch wohl der stetigen Lösung der Vorzug zu geben sein, zumal 
wenn man, wie es ja der Wirklichkeit entspricht, die Unstetigkeit 
nur als idealen Grenzfall eines sehr schnellen stetigen Überganges be- 
trachtet. 


Weser: Die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen. 943 


II, 


Die Differentialgleichungen (9) und (12) bleiben ungeändert, wenn 
man dr und d£ in —dr, —dZ umwandelt und 7 ungeändert lässt. 
Da nun die Vorzeichenänderung von dr dureh die Umkehrung der 
Stromriehtung bewirkt wird, so ergiebt sich daraus, dass der elek- 
trolytische Vorgang genau rückgängig gemacht wird, wenn die Strom- 
richtung umgekehrt wird. Dies wird aber nur unter der Voraussetzung 
gelten, dass der in dem Moment der Umkehrung der Stromriehtung 
herrschende Zustand den weiteren Verlauf nach vorwärts und nach 
rückwärts eindeutig bestimmt. Ist das nicht der Fall, so kann man 
auch nicht auf die Umkehrbarkeit des Processes schliessen. 

Wenn z. B. unter der im vorigen Artikel gemachten Annahme, 
dass im Falle b. (Fig.2) in dem Sector 1,0, 2 immer die stetige Lö- 
sung dem wirklichen Vorgang entspricht, der Strom umgekehrt wird 
in dem Augenblick, wo der Process bis # vorgedrungen ist, so wird 
zunächst der Vorgang umgekehrt, bis der Zustand wieder durch die 
Linie £ dargestellt wird, wo aus der stetigen Function eine unstetige 
geworden ist. Fliesst nun der Strom aber noch weiter in der zweiten 
Richtung, so tritt von da an der Fall a. ein, und es bildet sich eine 
Unstetigkeitslinie 0, 0. Eine abermalige Umkehr des Stromes bei #” 
wird aber jetzt den Vorgang nicht wieder rückgängig machen, sondern 
es tritt sofort eine Auflösung der Unstetigkeit ein, wie im Falle b. 
und wie es in der Figur die von 0’ auslaufenden punktirten Linien 
andeuten. 


IV: 


Um diese Betrachtungen an einem einfachen Beispiele zu veran- 
schaulichen, nehme ich an, dass zu Anfang die beiden Elektrolyte 
AR,BR bei 2=0 in einer scharfen Grenze zusammenstossen, so 


dass für {=O und negative « 


A} 


- 


und für {= 0 und positive x 
Da (0) ß =, 

sei, wobei «, und £, beliebige Funetionen von x sein können. 
Es ist dann nach (2), (4) und (8) für /=0o und negative «x 


a /& I 
(16) Bl nee A Bi DL — 


© 


ad da 
und für positive & 


Sitzungsberichte 1897. S6 


944 Sitzung der phys.-math. Classe v. 4. Nov. — Mittheilung v. 21. Oct. 


r b-+r I 
(17) x=(b+r)ß,, »= , BR, = z: 
Es ist also im Art. II 
Ey — I v7 —_— I 
N, oo a ’ N, a b 


zu setzen, und wir haben den Fall a., wenn a<b ist, d.h. wenn das 
nachfolgende Ion A die kleinere Beweglichkeit hat. Es ist dann 
„ überhaupt constant, gleich 1:a oder ı:d, und die beiden Werthe 
stossen in der Linie 3 (Fig. ı) zusammen, die in diesem Fall eine gerade 
Linie wird mit der Gleichung: 
(18) ablE—r= O0. 

Da » unabhängig von f ist, und die Grenze nach vorwärts wandert, 
so hat » dort den Werth (b+r)®,:b und aus (18) ergiebt sich nach 
(7) für die Geschwindigkeit des Wanderns der Grenze a° der Werth 


(10) da ib 
19 =, 
: dt (b-+r)® 
Um die Concentrationen &, © in irgend einem Augenblick ? zu 


bestimmen, müssen wir drei Abschnitte unterscheiden. 


I 
TE <AOr EN 
a 
a+r b+r\_ a+r 
WI ae B= ——d, 
a b a 
w 5 
=: =(a+r)a+(+r)S®=(a-+r)a,, 
y 
woraus 
4a =d,: ß=o 
I 
2. o<a<n, 1 =— 
a 
a+r b+r\_ Dem, 
De ur er "-B=——, 
b b 
w ; alb-+r 
=x=(a+r)a+(-+r)B = DER) 96 
7 b 
woraus 
DEP ra 
Fe DS Io: 
a) 
r I 
3 VAREL = B 
a+rr bFr\_ b+Fr_ 
Di —— — a D= Do. 
a b b 
3% 


=x=(a+r)e+(+r)B = (d-+r)ß,; 


Weser: Die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen. 945 


woraus 


5 
vu=0, 8 =% 


o* 


Es tritt also hier keine Mischung der Ionen A und B ein. 

Wenn anfänglich eine Unstetigkeit von » vorhanden ist, wenn also 
(a+r)a,:a von (d-+ r)®,:b verschieden ist, so tritt bei = 0 eine blei- 
bende Unstetigkeit für die Function # ein. Bei «= x° stossen die beiden 
Ionenarten in dem unter 2. angegebenen Concentrationsverhältniss zu- 
sammen, ganz so, wie der Vorgang in Nr.1ı5 der Abhandlung von Konr- 
rAauscHh beschrieben ist. 


Nr 
Wenn unter den sonstigen Voraussetzungen des vorangegangenen 
Artikels a >b ist, also das nachfolgende Ion eine grössere Beweglichkeit 
hat als das vorausgehende, so tritt der Fall d. des Art. Il ein. Den beiden 


Geraden ı und 2 der Fig. 2 mit den Gleichungen 
ek: 

. P 2 e b+r 
entsprechen zwei Punkte «,, ,, in denen w die Werthe me $, hat, und 
die sich daher mit den Geschwindigkeiten 

de, ib? dx, ia b* de, 


> pe ala+r)®, de” (a+rß, @ dt 


nach vorwärts bewegen. Der Punkt x, schreitet mit grösserer Ge- 
schwindigkeit voran, und die beiden Punkte schliessen also einen vor- 
wärts schreitenden und dabei immer breiter werdenden Bereich ein. 

Zwischen diesen beiden Punkten bestimmt man unter der Voraus- 
setzung einer stetigen Ausfüllung des Seetors nach (15) « und & aus 


den beiden Gleichungen 


NY 


woraus sich ergiebt 


ab+r)&. (1/?7 , 
— —— = ——b|. 
Bere al 


a & /T 
I a—|/ —). 
al ] r) 

=, 


Es findet also im Bereiche zwischen x, und x, eine Mischung der 
beiden Ionenarten statt, wie sie durch (21) dargestellt ist. 


Ir 


(21) 


946 Sitzung der phys.-math. Classe v. 4. Nov. — Mittheilung v. 21. Oet. 


In den drei ausserhalb dieses Bereiches liegenden Gebieten: 2 <o, 
o<xr<x, ©,<z erhält sich Alles wie in den Fällen ı., 2., 3. des 
vorigen Artikels. 

Wird, nachdem die Mischung in einer Strecke eingetreten ist, 
die Stromrichtung umgekehrt, so geht der Zustand zurück bis zur 
vollständigen Entmischung; von da an schreitet die scharfe Grenze 
nach Art. IV rückwärts. Wenn aber nun der Strom wieder umgekehrt, 
d.h. in der ursprünglichen Riehtung hergestellt wird, so tritt sofort 
wieder eine Mischung ein nach Art.V. Der Process ist also nicht 
vollständig umkehrbar. 

In diesem zweiten Falle spielt sich also unter den gemachten 
Voraussetzungen der Vorgang anders ab, als er bei Konurauscn a. a. 0. 
geschildert ist. Die Annahme von Kontravscn entspricht aber der 
am Ende des Art. II noch erwähnten zweiten möglichen Lösung. 

Die Betrachtungen, die zu den vorstehenden Resultaten geführt 
haben, sind auch noch auf den Fall anwendbar, dass zwei elektro- 
lytische Lösungen ohne gemeinsames Ion, also etwa AR und BS zu 
Anfang in einer scharfen Grenze zusammenstossen, weil in diesem 
Falle niemals in einem Raumtheil alle vier Arten von Ionen gemischt 
auftreten. Man erhält dann, je nach den Grössenverhältnissen der 
Beweglichkeiten a, b, r, s vier mögliche Fälle: 1. a<b,s<r: 2.a>b, 
s<r; 3. a<b, s>r; 4. a>b,s>r.. Im ersten Falle schreitet je 
eine scharfe Grenze &,, x, nach vorwärts und nach rückwärts, so dass 
in den drei dadurch entstandenen Gebieten sich nur Lösungen von 
AR,AS,BS befinden. In den drei übrigen Fällen werden aus einer 
oder aus beiden Trennungstlächen fortschreitende und allmählich breiter 
werdende Bereiche, in denen die angrenzenden Substanzen sich mischen. 

Nehmen wir aber an, dass schon zu Anfang Raumtheile vorhanden 
sind, in denen alle vier lonenarten gemischt enthalten sind, so führt 
das Problem auf höhere Differentialgleichungen. zu deren Integration 
die hier angewandten Mittel nicht mehr ausreichen. Diese Differential- 
gleichungen sind zwar den Methoden, die Rıemann auf die Schall- 
gleichungen angewandt hat, noch zugänglich; indessen entbehren die 
Resultate der Einfachheit und Anschaulichkeit. 


Ausgegeben am 11. November. 


Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 


947 


SITZUNGSBERICHTE 1897. 
DER XLV. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


11. November. Gesammtsitzung. 


Vorsitzender Secretar: Hr. VAnuten. 


l. Hr. Scuwarz hielt einen Vortrag "zur Lehre von den un- 


entwickelten Funetionen. 

Für den allgemeinen Fall, in welchem m Veränderliche durch z (im Allgemeinen 
nicht analytische) Gleichungen als unentwickelte Functionen von n Veränderlichen er- 
klärt werden, leitete der Vortragende m unendliche Reihen her, welche für eine ge- 
wisse Umgebung eines nicht singulären Werthsystems der unabhängigen Veränderlichen 
unbedingt und in gleichem Grade convergiren, und durch welche die unentwickelten 
Funetionen für diese Umgebung als eindeutig erklärte und stetige Functionen ihrer 
Argumente dargestellt werden. 


2. Hr. E. Scnmivr legte eine Abhandlung über "Uhlands »Mär- 


ehenbuch des Königs von Frankreich«’ vor. 

Er besprach auf Grund des soeben erschienenen Tagebuches und einer Reihe 
von ihm in Tübingen gefundener Bruchstücke Uhlands Plan eines Decamerone alt- 
französischer Dichtungen, bestimmte die Nummern der in Paris 1810 angelegten Liste 
nach den gedruckten oder handschriftlichen Urtexten und theilte alles Erhaltene mit, 
auch die erst nach Schwaben fallenden Einleitungen sammt dem längeren Fragment 
des Schwankes von Karl dem Grossen und Kaiser Hug, das sich z. Th. mit einem 
schon durch Keller veröffentlichten dramatischen Entwurf deckt. 


3. Hr. Dümnter überreichte die von Hrn. WirseıLm ALtmann in 
Greifswald mit Unterstützung der Akademie herausgegebenen ‘Urkun- 
den Kaiser Sigmunds (1410-1437) U. Bd. 2. Lief. 

4. Die Akademie hat das correspondirende Mitglied ihrer physi- 
kalisch-mathematischen Classe Hrn. Eryst Scherıne in Göttingen am 
2. November durch den Tod verloren. 


Sitzungsberichte 1897. 87 


948 


Zur Lehre von den unentwickelten Funetionen. 


Von H. A. Scuwarz. 


Aıs Grundlage der Lehre von den unentwickelten Funetionen können 
— für den allgemeinen Fall, in welchem »n Veränderliche dureh m Glei- 
chungen als unentwickelte Functionen von n Veränderlichen erklärt 
werden — folgende Betrachtungen dienen. 

ı. Es sollen 

y, üirm=— 1,2, m 
und or ur ISO, En 
m+n stetig veränderliche reelle Grössen bezeichnen, welche zunächst 
als von einander unabhängig angenommen werden sollen. 

Statt der ausführlicheren Bezeichnung (Y,,%,>°""Y,5 2,;%,, ° &,) soll 
im Folgenden der Kürze wegen (y,:;,) gesetzt werden. 

Es wird vorausgesetzt, dass die Grössen y,; x, alle Systeme von 
Werthen annehmen können, welche einer gewissen Umgebung eines 
speciellen Werthsystemes angehören. 

Wird der Einfachheit wegen das System der Werthe y, =0;2, —0 
zu diesem speciellen Werthsysteme gewählt, so kann die Umgebung 
desselben als die Gesammtheit aller Werthsysteme erklärt werden, für 
welche die Ungleichheitsbedingungen |y, |<, |x,|<9’ erfüllt sind, 
wobei 0° eine passend gewählte positive Grösse bezeichnet. 


n 


Für dieses Gebiet seien m reelle, stetige, eindeutige Funetionen 
fi, für i=1,2,.--m, der m+n Argumente %,;% 


n? 


FlYu 5%) 
mit folgenden Festsetzungen erklärt: 
I. Wenn allen m +n Argumenten y,; x, gleichzeitig der Werth 0 
beigelegt wird, erhält jede der m Functionen f, ebenfalls den Werth 0. 
II. Jede der m Funetionen /, besitzt innerhalb des betrachteten 
Gebietes in Bezug auf jede der Veränderlichen y, (u = 1.2, --- m) eine 
partielle Ableitung erster Ordnung 


of, 

Jh _ 2 ..y* 
N ze SrulYn3 du)» 
Yu 


Scuwarz: Zur Lehre von den unentwickelten Funetionen. 949 


welche innerhalb des betrachteten Gebietes ebenfalls eine stetige 
Funetion der m+n Argumente y,;«, ist. 

Über die Existenz etwaiger Ableitungen höherer Ordnung als 
der ersten wird keinerlei Bestimmung getroffen. 

II. Die Determinante m“ Ordnung, gebildet aus den Werthen 
Fu) = a,,., welche die partiellen Ableitungen f,,(y,;%,) für das 
specielle Werthsystem y, = 0; x, = 0 annehmen, hat einen von 0 ver- 
schiedenen Werth D. 

Es soll bewiesen werden, dass es für eine gewisse Umgebung 
des speciellen Werthsystemes ©, = 0 der n Veränderlichen x, m ein- 
deutig erklärte, stetige, reelle Functionen Y, dieser Veränderlichen 
gibt, welche für die Grössen y, gesetzt, die m Gleichungen 

Flyn; 2) = 0 
befriedigen und für unendlich kleine Werthe ihrer n Argumente eben- 
falls unendlich klein werden. 


2. Wie bisher, so bezeichnen auch im Folgenden die Indices 
?, a, m ganze Zahlen, welche unabhängig von einander alle Werthe 
1,2,---m annehmen sollen; der Index n bezeichnet eine ganze Zahl, 
welehe alle Werthe 1,2,--n annehmen soll. 

Durch das Zeichen (0; x) wird ein System von Werthen der 
Grössen y,;“, bezeichnet von der Beschaffenheit, dass jeder der 
Grössen y, der Werth 0 beigelegt werden soll. 

Zu dem Systeme der m Grössen a, , bilde man das System der 
adjungirten Grössen. 

Die zur Grösse a,,, adjungirte Grösse werde mit «,, bezeichnet. 


u 


Man bilde ferner m Functionen F, der m+n Argumente y,:%,, 
welche durch die Gleichungen 


D & E, (Ym ’ “,) = > 9) u Fi (Yu b w,) ’ 


h 


Fly ’ w,) — > 9 ,u BYE: %) 
7 
eindeutig erklärt sind. 


Wenn das System der m Functionen f, durch das System der 
m Functionen F, ersetzt wird, so erhält jede der Grössen a,,, den 
Werth 1 oder den Werth 0, jenachdem die Indices A,u denselben 
Werth oder verschiedene Werthe haben. 


3. Es möge e eine der Bedingung 0<e<1l genügende reelle 
Grösse bezeichnen. 

Die Veränderlichkeit der Grössen y,;x, werde nun, falls die im 
Folgenden anzugebenden Bedingungen nicht schon für das früher be- 
trachtete Gebiet erfüllt sind, auf ein solehes Gebiet 


950 Gesamntsitzung vom 11. November. 


<6, 0<d<d 


Iynl<3, & 
beschränkt, dass für alle demselben angehörenden Werthsysteme die 
zugehörenden Werthe der in Bezug auf die Argumente y, genom- 
menen ersten partiellen Ableitungen der »2 Funetionen F, in vorge- 
schriebenen, sogleich näher anzugebenden Intervallen liegen. 

Die in Bezug auf die Grösse y, genommene erste partielle Ab- 
leitung der Function F(y,;x,) möge mit F,,(y„;,) bezeichnet werden. 

Die vorgeschriebenen Intervalle sind nun: 


h € F € 
wenn A = u ist, Un EUR) = ne: 
3 € € 
wenn AZ ist, -—— <= FM, ,(y;2%) <-—: 
m 3 m 


Die angegebenen Bedingungen sind erfüllbar, weil die Ableitungen 
F,,, ebenso wie die Ableitungen /,,, stetige Functionen ihrer sämmt- 


lichen Argumente sind, und weil die Functionen F ,(y,;%,), wenn 
sämmtlichen Argumenten der Werth 0 beigelegt wird, den Werth 1 oder 
den Werth 0 haben, jenachdem A gleich u oder von u verschieden ist. 


Durch die Gleichungen 


Yu— FulYya3 2) = Pu lYya 3 %) 
werden »n Functionen ®, eindeutig erklärt, welche die Eigenschaft 
haben, dass ihre in Bezug auf die Grössen y, genommenen ersten par- 


tiellen Ableitungen 

= D,,2(Ym ;%,) 

innerhalb des betrachteten Gebietes dem absoluten Betrage nach sämmt- 
lich kleiner als — sind. 


! 


. I 
Sind (y,;x,) und (y, 
hörende Werthsysteme, so besteht, wenn mit I, für u (2m 


5%) zwei dem betrachteten Gebiete ange- 


m passend gewählte, dem Intervall 0 --- 1 angehörende Grössen bezeich- 
net werden, für jeden Werth des Index x eine Gleichung von der Form 


(ya) lyr) = Da ya NR N): 
1 


aus welcher sich für jeden Werth des Index # die Ungleichheitsbe- 


dingung 
| Dr (Ym ; ®,) Mr D, (Ya; %,) | = m > 1% —yh | 
7 
ergibt. 
4. Nach dieser Vorbereitung lasse man — wenn die sogleich 


anzugebenden Bedingungen nicht bereits für das Gebiet |x,|<3 er- 
füllt sind — die weitere Einschränkung eintreten, dass, nach ange- 


Schwarz: Zur Lehre von den unentwickelten Functionen. 951 


messener Bestimmung einer der Bedingung 0 <d* <d genügenden Grösse 
0°, für alle dem Gebiete |x,|<d* angehörenden Werthsysteme die 
Ungleichheitsbedingungen 


| #00; ,)] = |®,(0; ,)|<(1-2)8 


erfüllt sind; diesen Ungleichheitsbedingungen kann stets dadurch, dass 
der Grösse d* ein hinreichend kleiner positiver Werth beigelegt wird, 
genügt werden, weil die Functionen F,(y,;) stetige Functionen 
ihrer Argumente sind und weil diese Functionen den Werth 0 haben, 
wenn allen Argumenten der Werth 0 beigelegt wird. 

Man bestimme nun durch die Gleichungen 


Y,..- 2.(0:%) 
ein System von m Grössen Y_,, durch die Gleichungen 
Vs = Er) 


ein System von »n Grössen Y,,, und fahre in der Art fort, dass für 
jeden ganzzahligen Werth von v, der grösser als 1 ist, durch die 
Gleichungen 

Yarsı = ul Yan; 2) 
ein System von m Grössen Y',,, bestimmt wird. 

Durch folgende Schlüsse kann nachgewiesen werden, dass jede 
der so bestimmten Grössen Y,,, dem absoluten Betrage nach kleiner 
als (1-e”)d, also auch kleiner als & ist. 

Infolge der bezüglich des Gebietes |. |<d® getroffenen Festsetzung 
ist Jede der Grössen Y, dem absoluten Betrage nach kleiner als (1-e)d, 
also auch kleiner als od. 

Aus der angegebenen Eigenschaft der Funetionen ®, ergibt sich 

| | = _ > | Ya l 
m 


en 


Es ist daher 


folglich besteht die Bedingung 
| Yo = | er I+| ee | < (1-e)d+ e(1-e)0; 
es ergibt sich mithin 
made) 
Wenn nun angenommen wird, dass für alle ganzzahligen Werthe 
des Index v, die grösser als 1 und nicht grösser als r sind, wo r 
eine ganze positive Zahl bezeichnet, welche gleich 2 oder grösser 


als 2 ist, die Beziehungen bestehen 
Bar I sale er), Der, 


usv 


so ergibt sich aus der angegebenen Eigenschaft der Functionen ®, 


952 Gesammtsitzung vom 11. November. 


E 7, 
Bes ee el 


Hieraus folgt 
er Y.|<ealdl3), |} ee 21% ort el Er) <6. 

Unter der angeführten Voraussetzung bestehen daher die ange- 
gebenen Beziehungen auch für den Werth v=r+1. 

Da diese Beziehungen, wie vorher nachgewiesen worden ist, für 
den Werth v—=2 bestehen, so gelten dieselben für jeden ganzzahligen 
Werth des Index v, welcher grösser als 1 ist. 

Hiermit ist zugleich bewiesen, dass die Reihen 


Y ‚= Iuıt 20, =, EN »)+t in inf., 


2 el 1 

welchen auch die Form 
-/#,(0;2)+ F,(Y, 
gegeben werden kann, unbedingt und für alle dem Gebiete |x, | <d° 


angehörenden Werthsysteme der n Grössen ®, in gleichem Grade 
convergiren und dass ihre Summen dem absoluten Betrage nach kleiner 


rs EEE ee rn inf. | 


sind als 0. 

Die Summen dieser Reihen stellen daher für alle diese Werth- 
systeme m stetige Funetionen der n Veränderlichen x, dar, welche 
für unendlich kleine Werthe derselben ebenfalls unendlich klein werden. 

Wenn alle Funetionen ®, nur Functionen der Grössen x, sind, 
so bestehen die Gleichungen Y, —/Y,,,, weil sämmtliche Differenzen 
ur Wales, eriisysteme der ron x, den Werth 0 haben, 
so dass jede der angegebenen unendlichen Reihen sich auf ihr erstes 
Glied redueirt. Es kann aber, auch ohne dass alle Functionen ®, nur 
Functionen der Grössen «x, sind, für gewisse Werthsysteme der Grössen x, 
der Fall eintreten, dass die zur Bestimmung der Grössen Y, dienenden 
Reihen nur eine endliche Anzahl von Null verschiedener Glieder be- 
sitzen, weil für alle Werthe von u und für vs, wo s eine ganze 
positive Zahl bezeichnet, die Gleichungen Y ,,, = /Y,,, bestehen. Unter 


wr+1 ur v 


dieser Voraussetzung ergeben sich folgende Gleichungen: 
a ee — .r Tl a 
Y,=') Y, e.Dam); EV) =. 


us? 
Wenn also die zur Bestimmung der Grössen Y_ dienenden Gleichun- 
gen nur eine endliche Anzahl von Null verschiedener Glieder haben, 


so befriedigen die Grössen Y_ für y, gesetzt das System der Gleichungen 
Fly) = 0. 

Dieselbe Eigenschaft besitzen die Grössen Y| auch dann, wenn 
mindestens eine der zur Bestimmung der Grössen Y dienenden Reihen 
unendlich viele von Null verschiedene Glieder besitzt, wie durch fol- 
gende Schlüsse bewiesen werden kann. 


Scnwarz: Zur Lehre von den unentwiekelten Functionen. 953 


Innerhalb des betrachteten Gebietes |y,|<3,|x,|<d sind die 
Funetionen F,(y,; x,) ebenso wie die Funetionen f,(y, ; z,) stetige Fune- 
tionen ihrer Berner In beliebiger Nähe des diesem Gebiete an- 
gehörenden Werthsystemes (Y, ;,) liegen unendlich viele Werthsysteme 
(F,.:;%), denn es besteht die Beziehung |Y,-Y,,|<e'd; für das 


Wen (0% ja ergibt sich aber 


mv 


IF 


<e(1-.)0. 


mv 3 D, = |}% ur Yy+1l vn 
Beim Ubergange zur Grenze lim v=» ergibt sich daher 
F DE) —02 


u 
Hiermit ist bewiesen, dass das System der m Gleichungen 


By, ; ©) — 0, 


wenn |x,|<d” ist, das innerhalb des Gebietes |y,|<ö liegende System 
von Lösungen 

Ya 
besitzt. 


5. In dem Gebiete |y,|<9.|x,|<d befinden sich für dasselbe 
System von Werthen x, nicht zwei von einander verschiedene Systeme 
von Lösungen der Gleichungen 


F,(y, a 0N 

Dies kann wie folgt bewiesen werden. 

Bezeichnen die m Grössen Y' ein dem betrachteten Gebiete an- 
gehörendes System von Lösungen, während die m Grössen Y” eben- 
falls ein solches System von Lösungen bezeichnen, so ergibt sich aus 

Be) Vz) 
Y”-Y,=8,(V7;2)-8 (Ya). 


Aus der angegebenen Eigenschaft der Funetionen ®, ergibt sich 
daher, falls nicht jede der Differenzen Y/-Y/ den Werth 0 hat, 


Br > 
u 
Durch Addition folgt 
> re DIA 
u u 


Also kann die Summe Sur nur den Werth 0 haben. 


Es hat mithin auch ee einzelne der Differenzen Y"—-Y’ den 


u 


Werth O0 und es ist das System der Werthe RE mit dem System der 
Werthe Y’ identisch. 


954 Gesammtsitzung vom 11. November. 


6. Infolge der zwischen den Functionen F,(y,;®) und den 


Funetionen /,(y,;,) bestehenden Beziehungen befriedigen die m Func- 
tionen Y_, für die Grössen y, gesetzt, auch das System der Gleichungen 
Ay) =). 

Diese m Functionen Y, sind durch die angegebenen Gleichungen 
und die Bedingung, dem Gebiete |Y,| <d anzugehören, eindeutig be- 
stimmt, denn in dem Gebiete |y,|<2,|.x,|<&° befindet sich für das- 
selbe System von Werthen x, kein anderes, von dem Systeme der 


Lösungen y, = Y,, verschiedenes System von Lösungen der Gleichungen 


"AA 3 x) Im: 0. 


355 


Uhlands „Märchenbuch des Königs von 
Frankreich“. 


Von Erıcn ScHaipr. 


r 


Am 24. Mai 1810 traf Lupwie Untanp in Paris ein. Er sollte als junger 
Doetor juris den code Napoleon an der Quelle studiren, doch sein ganzes 
Dichten und Trachten galt der mittelalterlichen Poesie, für die er neue 
Schätze zu heben und als romantischer Litterarhistoriker bisher nur ge- 
ahnte Zusammenhänge des Epos zu finden hoffte. Schon vor drei Jahren 
hatte er überschwänglich, mit demselben Bilde wie in den »Liedern der 
Vorzeit« oder im späteren »Märchen«, an Körte geschrieben (Ludwig 
Uhlands Leben... von seiner Wittwe S. 37; ich benutze die Urschrift): 
»So wollt’ ich Sie beschwören bei dem heiligen Mutternamen Deutsch- 
lands! gehn Sie wenn Sie immer können in die Bibliotheken von Paris, 
suchen Sie hervor, was da vergraben liegt von Schätzen altdeutscher 
Poesie. Da schlummern sie, die bezauberten Jungfraun, goldne Locken 
verhüllen ihr Gesicht, wohlauf ihr männlichen Ritter! löset den Zauber! 
sie werden heissathmend erwachen, die goldnen Locken zurückwerfen, 
aufschlagen die blauen träumenden Augen. Allein sehen Sie nicht aus- 
schliessend auf deutsche Alterthümer, achten Sie auch der roman- 
tischen Vorwelt Frankreichs. Ein Geist des Ritterthums waltete 
über ganz Europa. Wo Sie in einem alten Buche eine schöne Kunde, 
Legende u. s. w. finden, lassen Sie die nicht verloren gehn, wir haben 
Ja so grossen Mangel an poetischem Stoffe, an Mythologie«; es folgt im 
Entwurf der gestrichene Satz: »eine Sammlung dieser Art würde für 
den Kreis der Dichter unschätzbaren Werth haben. Werfen Sie auch 
in meinen Garten solche Saamenkörner, ob ich sie zu Blumen erziehen 
kann?« Er fragt zuletzt, ob der Freund ausser den »Schriften eines 
Grafen Tressan« (Bibliotheque universelle de romans) ähnliche Bücher 
kenne, »worin alte romantische Sagen, eine epische Vorwelt für drama- 
tische Bearbeitung verborgen liegen«. Kölle, der seinerseits wohl früh 
in der begonnenen Lectüre des Roman de la Rose stecken blieb, gab die 


956 Gesammtsitzung vom 11, November. 


bündige und trotz der recht bedenklichen Fassung lockende Antwort: 
ungefähr zweihundert alte Romane, »theils im Romanzo, theils schon 
in der /angue d’owi« seien vorhanden; Uhland solle nur möglichst rasch 
nach Paris kommen! 

Hatte er auch 1810 das Studium altfranzösischer Dichtung an sich 
nicht als Hauptaufgabe ins Auge gefasst, so war ihm doch dieses Neu- 
land schon lang einladend in der Ferne erschienen und hielt ihn nun 
während der sieben Monate seines mit allem Fleiss und manchen Ent- 
behrungen ausgenutzten Aufenthaltes fest, dass er eine reiche hand- 
schriftliche Beute für Editionen sowohl als für dichterische Verarbeitung, 
ein für jene Zeit sehr ausgedehntes Wissen im Einzelnen und eine sichere 
Erkenntnis grosser Probleme heimbrachte. Der Aufsatz über das alt- 
französische Epos (1812) behauptet als grundlegend einen Ehrenplatz 
in der Geschichte der romanischen Philologie, wenn auch Uhland bei 
Lebzeiten durchaus keinen Neudruck erlaubte (Keller an J. Grimm 
13. Dee. 1862). Ein junger Forscher, der selbständig mit geringen Hilfs- 
mitteln solehe Bahnen zu brechen vermochte, hätte unter andern Ver- 
hältnissen die beste Anwartschaft auf einen Lehrstuhl der rasch empor- 
gedeihenden Wissenschaft gehabt und, des aufgezwängten Juristenbe- 
rufes ledig, dankbar seiner Musse bedeutende Leistungen als Philolog 
und Dolmetsch abgewonnen. Es ist nicht so gekommen. Wohl zog ihn 
noch eine Perceval-Handschrift nach Bern, wohl verfolgte er die Aus- 
gaben und Untersuchungen auf altfranzösischem Gebiet und wurde nicht 
müde dafaus für seine Sagengeschichte und seine vergleichenden Er- 
läuterungen der Volkslieder Gewinn zu ziehen, wohl begleitete er mit 
freundschaftlicher Theilnahme die Studien Ferdinand Wolfs, aber jener 
erste verheissungsvolle Anlauf führte zu keinem grösseren Werk. Seine 
Abschriften kamen bekannten Forschern zu gute oder blieben unver- 
werthet liegen. Er wäre berufen gewesen eine Aufgabe mit frischen 
Kräften zu erfassen, wie sie Herr Gaston Paris in der Histoire poetique 
de Charlemagne gelöst hat, oder im Bereiche der Troubadours Diez vor- 
zugreifen, der Uhlands Verdienste ebenso hoch schätzte wie dieser die 
Bonner Spenden. 

Als Uhland nach Paris kam, wusste er gar wenig von altfranzösi- 
scher Poesie. Neben Tressans stillosen Nacherzählungen und dem oder 
jenem vom Urquell noch viel weiter entfernten zufälligen Fund hatte 
ihm Bouterweks Litteraturgeschichte Einiges angedeutet, und ein paar 
Umrisse für den schönen Cyelus »Sängerliebe« mochten seiner Phan- 
tasie schon vorschweben. Ginevras Minne sollte unter andern Sagen 
in den an ein knabenhaftes Prosabruchstück angelehnten Romanzen 
»Hermann von Sachsenheim« behandelt werden. Er war 1807 auf den 
Rath Leos v. Seckendorf, der sich selbst mit diesem Vorwurf getragen, 


E. Scaumpr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 957 


ohne Glück an die Tragik der Francesca da Rimini gegangen und Wır- 
HELM SCHLEGEL in Dantes Welt gefolgt. 

Von den grossen Italienern aus hatte sich der Blick der romanti- 
schen Führer auf die Provencalen geheftet, deren Landschaft ja in 
Tiecks Vorspiel zum »Oectavian« als Wiege der Romantik so beredt 
gefeiert wird. W. Schlegels Berliner Vorlesungen, nur einem engeren 
Kreise bekannt, geben vorläufige Winke zu dem, was viel später auf 
Raynouards Spur die Observations sur la langue et la litterature provengale 
(Oeuvres eerites en frangais ed. Böcking 2, 148) darlegen, und berühren 
sich auch im Einzelnen, wie den warmen Worten über Rudels Liebe 
(Minor 3, 173), mit Uhlands Interessenkreis. Über Altfranzösisches je- 
doch hat auch Schlegel, der damals in Berlin so meisterlich die Nibe- 
lungen und die Ilias nachschuf, sehr wenig zu sagen. Er analysirt 
»Floris und Blanchefleur« und giebt noch 1522 den freien Ottaverime 
Sophiens v. Knorring eine nicht eben schwer wiegende Einleitung auf 
den Weg. Während Melusine, Magelone, Octavian, mit ausdrücklichem 
und vorgreifendem Preise Tiecks, am freudigsten aber der Fortunat 
(3, 150), dieser Liebling der Romantiker bis zu Uhland und über ihn 
hinaus, gemustert werden, finden wir nur ganz flüchtig und herkömm- 
lich das verlorene romanzenartige uralte Lied von Roland und Charle- 
magne (3, 162; vgl. Oewres 2, 261) gestreift. Sein Gebot, man solle 
die Pariser Handschriften ausbeuten, hat Schlegel selbst, obwohl ihm 
die Gelegenheit nicht fehlte, vergessen; ja, noch der lange Aufsatz 
De Vorigine des romans de Chevalerie (Oeuvres 2, 250), worin Diez eine 
collegiale Verbeugung und Bekker eine namenlose Erwähnung empfängt, 
bleibt an litterarischen Kenntnissen und an Erkenntnis der Hauptfragen 
weit hinter der nirgends genannten und wohl gar nicht beachteten Ab- 
handlung Uhlands zurück. Auch sieht man, dass Schlegels zarterer, 
allmählich fast verzärtelter Geschmack sich von der rustieite primitive, 
der däprete extreme der Paladine Karls abgestossen fühlte und trotz einer 
guten Ahnung, welche wichtige Rolle die Normandie für das Epos ge- 
spielt habe, durch die ihm leidige sorglose Halbprosa des Heldensangs 
und gar durch den unerträglich schleppenden Stil der ungebundenen 
Romane von gründlicherer Beschäftigung zurückgeschreckt wurde. In 
den Berliner Vorlesungen hatte der höhnische Widersacher des Grafen 
Tressan und seines deutschen Nachtreters Reichard die »jämmerlichen « 
Auszüge aus den Ritterromanen als »leidliche Unterhaltung für galante 
Herren und Damen« und völlige Verballhornungen der alten Originale 
kurzer Hand abgethan, nicht zuletzt um den ungerechtesten Parteihass 
an Wieland zu kühlen, dessen Geron und Oberon geflissentlich über- 
sehen, der aber auf eine Stufe mit dem kläglichen Alxinger gestellt 
wird. Er hatte ebenso tendenziös die gereimten Fabliaux in Bausch 


958 Gesammtsitzung vom 11. November. 


und Bogen verworfen, statt sich mit einem Tadel der allerdings recht 
platten Auszüge des Le Grand zu begnügen. 

Auch Frıeprıcn ScHLeezer wandte in Paris, wo dann arbeitsame 
Frauen die »Sammlung romantischer Dichtungen des Mittelalters« für 
den unbeharrlichen Anreger schaffen mussten, sein flüchtiges Augen- 
merk auf das Provencalische, berichtete in der »Europa« über die Habe 
der Nationalbibliothek und erklärte nach raschem Durchblättern des 
Katalogs, es sei eine unermessliche Menge nordfranzösischer Epen vor- 
handen (1803, 1’ 69). Sein Lob der portugiesischen Romanzen wirkte 
fort, wie Wilhelms begeisterte Erhebung der Lusiaden des Camoens 
und das »Spanische Theater« (1803, 1309). So wurde romanische 
Poesie von allen Seiten angepriesen. Und, von Fouques fragwürdigem 
Versuch (1805) abgesehen, ging F. Schlegel selbst 1806 an Pseudo- 
Turpins Hand nachdichtend voran in das Sagenreich Karls des Grossen ; 
kein Eroberer wie Uhland, als er den »Roland, Ein Heldengedicht in 
Romanzen nach Turpins Chronik« aussandte und in der vierzehnten 
sich mit einer unverkennbaren Anleihe aus dem althochdeutschen Lud- 
wigsliede behalf: 

Helden in dem Schlachtgewühle, 
Bei dem Rolandsliede kühner, 
Wenn der Held also begrüsset 
Vor der Schlacht die Heldenbrüder ... 
Lied wird gesungen, 
Kampf dann begunnen ... 
Gleich seinem Bruder, der ja im stillen Gefühl des Mangels an eige- 
ner Schöpferkraft den Deutschen das vor allem ans Herz legte, worin 
er selbst die grösste reproductive Begabung erwies, lehrt Friedrich 
(Europa I’ 50), unsre Litteratur werde bei der edlen Rastlosigkeit des 
deutschen Geistes, neue Quellen der Wahrheit und der Schönheit auf 
die vaterländischen Fluren zu lenken, bald alle andern ältern Littera- 
turen in sich aufgenommen haben; schon schlage — durch Wilhelm 
natürlich — romanische Poesie bei uns Wurzeln zum Heil der Nation: 
»da der frische Blüthenreiz und die kunstreiche Zierde derselben recht 
“eigentlich dazu gemacht scheinen, den nordischen Ernst altdeutscher 
Dichtkunst zu schmücken und zu erheitern.« 

Auf diese Bestrebungen ging Uhland gelehrig ein. Zu persön- 
lichem Austausch mit Wilhelm, der damals ein ihm von Chamisso über- 
reichtes und angepriesenes Gedichtheft Uhlands kühl ablehnte, kam 
es nicht, und in den geistreichen Hofhalt der Madame de Staöl hätte 
der linkische, wortkarge, überdies im Französischen ungeübte Schwabe 
sich noch viel weniger geschickt als sein neuer Freund Chamisso. Bevor 
er sich mit Inmanven BEXKER verband und die beiden schweigsamsten 
Deutschen zusammen die »altfranzösischen Katakomben« durchforsch- 


E. Scauimpr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 959 


ten, gemeinsam Spanisch und Portugiesisch, Lope und Camoens stu- 
dirten, konnte er die neuen Interessen am ersten mit Cmamısso aus- 
tauschen, der nicht bloss eine Sammlung französischer Volkslieder plante 
(Hitzig 1, 256), sondern auch ein schlichtes Lebewohl im Mystere von 
Isaaks Opferung den göttlichsten Versen der Griechen gleichstellte, 
Volksbücher, Fabliaux et Contes las, aber freilich Uhlands Hilfsmittel, 
das Roquefortsche Glossaire de la langue romane (1808), nur ganz dilet- 
tantisch zu handhaben wusste und über die alte Sprache belustigend 
naive Äusserungen that (vgl. Hitzig ı, 308. 288). Übersetzungsversuche 
aus jener Zeit (S. 294 0.) sind uns nicht bekannt; später aber hat Cha- 
misso, viel moderner als Uhland, trotz weiten Streifzügen durch die 
Volkspoesie und obwohl er noch 1837 seinen »Armen Heinrieh« den 
Brüdern Grimm darbrachte, Beranger und Vietor Hugo der mittelalter- 
lichen Romantik Frankreichs vorgezogen. 

Uhland war vom Juni an einer der fleissigsten Besucher der Bi- 
bliothek, deren ungeheizte Räume ihn auch im Winter fesselten, und 
erfuhr von Meon und Roquefort persönliche Förderung. Mit Ehrfurcht 
betrachtet man die sauberen Copien und Excerpte seines Nachlasses. 
Neben den alten Handschriften verschmähte er nicht, in irgend einem 
Lesecabinet den Tressan oder die Contes de la reine de Navarre in die 
Hand zu nehmen, und spähte so eifrig wie glücklich am Pont St. Michel 
und Louvre unter den bouquinistes nach seltenen Büchern. Er schied 
endlich im entsagungsvollen Bewusstsein, eben erst angefangen zu 
haben, und empfing daheim mit gemischten Gefühlen Auszüge aus den 
Fils Aimon von Bekker, dem er selbst später neidlos seinen Pariser 
Vorrath öffnete. Dies aber und was Adelbert Keller u. a. ihm ver- 
danken, soll hier nur flüchtig berührt werden. Uhland selbst sagt, 
wer seine Studien nicht kenne, dürfe nicht von ihm reden: er meint 
den gemeinsamen Haushalt des Forschers und des Dichters, die nie- 
mals eine glücklichere Personalunion geschlossen haben. Von alter- 
thümelnden Bearbeitungen einzelner Abschnitte des Heldenbuches und 
der im Freundeskreis verherrlichten Nibelungen aus ist Uhland all- 
gemach zur poesievollen Darstellung der germanischen Epik vorge- 
schritten. Seine Lyrik hatte sich längst am Born des Volksliedes er- 
quickt, ehe er dem frischen Heidelberger Dilettantismus eine gründlich 
vorbereitete und durchgearbeitete Sammlung gegenüberstellte und in 
den Aufsätzen und Anmerkungen dazu zeigen wollte, wie tief er diese 
ganze Welt nachempfunden habe, wie gelehrt er die einzelnen Stücke 
zu erklären wisse. Der Historiker und der Sagenkenner reichte dem 
Balladendichter einen Stoff nach dem andern und liess ihn alles stil- 
gerecht formen, mochte es Karl oder Eberhard, Taillefer oder Bertran 
de Born gelten. 


960 Gesammtsitzung vom 11. November. 


Jener 1507 so verschwommen angedeutete Plan musste in Paris, 
als immer neue Denkmäler vor Uhlands Auge traten, bald eine festere 
Gestalt annehmen. Aus Briefen an Fouqu& und Mayer war uns be- 
kannt, dass er dort und daheim eine Sammlung altfranzösischer Poe- 
sien treuer oder freier nachdichtend herausgeben und als Decameron 
oder Märchenbuch des Königs von Frankreich mit einem Rahmen ver- 
sehen wollte, und es lag nahe genug, den entlehnten Anhang seiner 
»Gedichte« mit diesem Plan in Zusammenhang zu bringen. Von zwei 
Seiten her wird jetzt eine Fülle neuer Aufschlüsse gespendet: J. HArT- 
mann hat soeben »Uhlands Tagbuch 1810-1820« (Stuttgart, Cotta, 
1898) veröffentlicht, so dass wir Schritt für Schritt Uhlands Thätig- 
keit im altfranzösischen Bereich verfolgen können; mir aber gewährt 
ein Tübinger Sammelband! die Möglichkeit, manche trockene und 
einsilbige Notiz durch Skizzen des Dichters zu beleben und statt blosser 
Titel den Text ganz oder in Bruchstücken darzubieten. Auch hat sich 
der Herausgeber des Tagebuchs weislich darauf beschränkt, die schwä- 
bischen Beziehungen insgesammt allkundig zu erklären und die massen- 
haften litterarischen Einträge nur hie und da als Interpret zu be- 
rühren. 

Vom 16. Juni an laufen die Daten der altfranzösischen Studien 
und Nachdichtungen. Der Gedanke, ganze Epen wie den Roman de 
la Violette oder Robert le Diable zu bearbeiten, taucht im August und 
September auf; im November lockt der Zree flüchtig den Dramatiker, 
wie schon am 2. August der Gerard de Nevers, zunächst in Tressans 
Auszug, den folgenden Tag bereits im handschriftlichen Veilchenroman 
gelesen. Und so greift eins ins andre: die Lectüre und Abschrift der 
normännischen Chronik geht sofort Hand in Hand mit poetischer Arbeit; 
am 2. December liest Uhland eine spanische Karl-Romanze, den Kopf 
mit diesem Sagenkreis angefüllt findet er beim Louvre den Volksroman 


! Der Quartant vereinigt zahlreiche eigenhändige Entwürfe und Reinschriften 
Uhlands aus sehr verschiedener Zeit, die Wırnerm Lupwıe Horranp nach und nach 
von der Wittwe geschenkt erhalten hat. Die altfranzösischen Stücke stehen ohne Über- 
schriften und sonstige Bezeichnung, auch nicht in einer Folge, auf einzelnen Blättern; 
die Geschichte Karls und Hugs auf einem Foliobogen, die Einleitung »Im holden Mai, 
zur Rosenblütezeit« auf S.3 f. desselben Doppelquart, dessen erste Seite die Stanzen 
»Auf seinem alten stillen Waldcastelle« enthalten; das Stück »Richard und Bernard« 
— s. u. — theils auf einem Quartblatt, theils auf einem Doppeloctavblatt, dessen S. 3 
und 4 kurze Notizen aus Wace, z.B. »Schlacht. Taillefer. Rolandslied« bieten, wie das 
Blatt »Richard und Gonnor« schon durch kleine Rechnungen in Frances und Centimes 
für Paris gesichert wird. Die Skizzen sind z. Th. schwer zu entziffern. Die Ortho- 
graphie habe ich nicht angetastet, aber ausser der Zeilenzählung die manchmal ganz 
fehlende Interpunction beigefügt. 

Ich danke den Herren GEIGER und BounENBERGER für die freundliche Aufnahme 
im schönen Tübinger Schlosse, Herrn Toster für gern gespendete bibliographische 
Winke. 


E. Scuuipr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 961 


von Charlemagne, dieser weckt am nächsten Tag seine Begierde nach 
dem Fierabras, am 7. sucht er das verschollene Epos unter den Hand- 
schriften der Bibliothek und bekommt statt dessen die Belagerung von 
Viane in die Hand, deren »herrliche Scenen« ihn begeistern und lang 
festhalten. 

Im Oetober, da er einmal von Richard Ohnefurcht hingerissen 
und der gewöhnlichen Zurückhaltung vergessend ins Tagebuch schreibt 
»Apollo, wirst du diese Glut noch lindern!«, keimt der dureh die 
normännischen Kunden angeregte Plan einer »Sammlung von Über- 
setzungen und Bearbeitungen altfranzösischer Dichtungen«, dergestalt 
dass Vollendetes getreu, übel Eingekleidetes, durch Weitschweifigkeit 
Entstelltes in freierem Gewand und so auch in der richtigen Treue 
geboten, Grosses aber wie der »Wilhelm von England« erst daheim 
auf Grund einer Abschrift übersetzt werden sollte. Am Abend des 
22. October, als ihn das Gefühl der Einsamkeit niederdrückte, schrieb 
er, um sich Luft zu machen, über dies Vorhaben an Fouque, sandte 
aber den schon adressirten und geschlossenen Brief‘) nicht ab, gewiss 
weil ihm morgens bei ruhiger Betrachtung der Ton zu lebhaft schien, 
und ersetzte erst am 19. December diesen Bogen durch gelassenere Mit- 
theilungen. Hier erst ist auch von den »lieblichen Fabliaux« und inner- 
halb der »eigentlichen Heldensage«, die den Kern seiner Bemühungen 
bildet, neben den normännischen Kunden von dem kerlingischen Cyclus 
die Rede.” Das Tagebuch giebt nur eine Nachricht aus der Pariser 
Zeit, nämlich vom 17. November: »Bibliothek. Das Manuscript Pipin 
et Berthe. — Hoffnung zu Auffindung einer Reihe fränkischer Sagen. 
Sage von Pipin. Bestimmtere Auffassung der Tendenz meiner Samm- 
lung altfranzösischer Poesien: hauptsächlich Sage, Helden- 
sage, Nationalsage, lebendige Stimme, mit Hintansetzung 
der künstlichen, bürgerlichen etc.« 


2 


Hinter den 21. October muss ein vorläufiges Register fallen, das 
im Tübinger Sammelband auf der Rückseite des eben an diesem Tage 
geschriebenen Stückes von Richard und Gonnor steht und das ich hier, 
eine Bezifferung beifügend, folgen lasse: 
I. Lieder und Romanzen. 
1. Königstochter. 
2. Wilhelm. 


3. Euriant. 


4. Lieder. 


1. Normännische Kunden. Robert. 


962 Gesammtsitzung vom 11. November. 


II. Weltliche Erzählungen. 
ı. Das bunte Pferd. 
2. Der Schatten und der Ring. 
3. Wilhelm von England. 
4. Der verkaufte Schatten. 


IV. Legenden. 
1. St. Michels Kirche. 
2. Das Fest Marias. 
V, Satyrische Stücke. 
Li Riote du monde. 
Verschiedene Empfindungen. 


I. ı ist die wohlbekannte, aber durch Reimnoth nicht wohlge- 
lungene Ballade »Die Königstochter«. Das mündlich überlieferte Ori- 
ginal wurde von Cmamıssso am 18. Juni 1810 Fouque mitgetheilt und 
ist aus Hitzigs Buch (1, 258) gleich dem Spässchen Mon per’ m’a donne 
un mari (S.259) — dem italienischen maritino (Nigra, Canti popolari 
del Piemont) — in Moriz Haupts Sammlung eingegangen. Tagebuch 
9. Juli »Mit Chamisso.... Die Romanze: La fille du Roy d’Espagne«; 
25. September »Nachts Übersetzung der altfranzösischen Romanze von 
der spanischen Königstochter«. 

I. 2 »Wilhelm« wäre vieldeutig, wenn das Tagebuch nicht unter 
dem 3. August meldete: »Versifizirter Roman von Gerard auf der Bi- 
bliothek. Romanze von Guillaume au court nes abgeschrieben« (dazu 
6. December » Wiederholte Abschrift der Romanze @..a.c.n.«). Gemeint 
ist also die Stelle im Roman de la Violette ou de Gerard de Nevers 
(ed. Franeisque Michel 1834), »wie Gerart, als Jongleur verkleidet, mit 
einer Viele sich in sein eigenes Schloss geschlichen, um den Usurpator 
Lisiars zu belauschen, und wie er zu seinem Instrument einen Gesang 
von Guillaume au-court-nez anstimmt« (Schriften 4, 346); eine Stelle, 
die Uhland im Zusammenhange der Romane bespricht und trefflich 
für seine Ansicht von epischem Gesang verwerthet. Eine Bearbeitung 


) ist nieht vorhanden. 


des kurzen Stückes ® 

I, 3 »Euriant«. Tagebuch 8. October » Abends Übersetzung der 
Romanze: Schön Euriant«. Es kann sich natürlich nicht um eine Dar- 
stellung der Euriautfabel handeln (vgl. Rochs, Über den Veilchen- 
roman und die Wanderungen der Euriaut-Sage, oder vielmehr Rein- 
hold Köhlers Anzeige im Litteraturblatt für romanische und germa- 
nische Philologie 1883 Nr. 7), wie sie auf Grund der Prosa schon 1804 
durch Helmine v. Chezy in der »Geschichte der tugendsamen Eury- 
anthe von Savoyen« (F. Schlegels »Sammlung romantischer Dichtungen «) 
lang vor ihrem Libretto für Weber geliefert worden ist — Michel ver- 
zeichnet sogar für das Jahr 1810 eine Euriaut- Pantomime im Franco- 
nischen Circus —: auch an die handschriftliche Romanze von Gerairs 


E. Scuuupr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 963 


und Oriour, gedruckt bei Michel S. 329, darf man keineswegs denken, 
sondern »Schön Euriant« ist die diele Euriaus, von der Marote im 
Roman de la Violette freilich nur sechs Zeilen singt (Michel S. 114 
V. 2306; Bartsch, Romanzen und Pastourellen 1870, I Nr. 16): 


Siet soi biele Euriaus, seule est enclose; 

Ne boit, ne ne mangue, ne ne repose; 

Souvent se claimme lasse, souvent se cose, 

(a son ami Renaut parler n’en ose; 

Souvent s’escrie en haut: 

»Ha! Dex! verrai-jou ja mon douc ami Renaut!« 


Wollte Uhland eine Ergänzung dichten oder vielleicht Gerards folgen- 
den Gesang (S. 116 V. 2340-2346) Amors, quant m’iert ceste painne achievde 
damit verbinden? 

I, 4 Die »Lieder« lassen sich nicht bestimmen ausser einem: 
»Übersetzung des kleinen Liedes: Or la voi ete.« Tagebuch 5. Novem- 
ber. Or la voi, la voi, Por dieu, salues le [la] moi bildet den übrigens 
anderswoher genommenen Refrain in den Altfranzösischen Romanzen 
und Pastourellen von Bartsch II 57, 17 f. (Monmerque u. Michel, Theätre 
frangais au moyen dge 13839 8.45; Dinaux, Trowveres brabangons 1863 
S.254; Scheler, Trowveres beiges II 1879 S.ııı). 

II »Normännische Kunden«. Ihre Quelle ist bekanntlich der 
Roman de Rou von Wace, dessen Studium Uhland am 16. October, 
gleich nach den Bibliotheksferien, begann. Am 19. übersetzte er die 
»Sage von dem Handschuh«, am 21. die »normännische Kunde von 
dem ertrunkenen Mönche«: das sind die beiden Stücke »Graf Richard 
Ohnefurcht« in seinen Gedichten. »Sie ist mehr witzig, als sagen- 
haft« sagt Uhland später von der zweiten Erzählung. Aber er wollte 
mehr geben, und wenn die Tagebuchnotiz am 13. October »Idee zu 
einer Romanze aus dem französischen Volksroman Fichard sans peur, 
nemlich aus der Stelle von dem Schiffbruch« sich nicht weiter belegen 
lässt, so ist gleich die unmittelbar nach jener Mönchsgeschichte am 
22. »angefangene Übersetzung der [Romanze] von Gonnor« erhalten. 
Ohne sich auf die vier Söhne und drei Töchter einzulassen und ohne 
das bei Wace abschliessende Lob der Dame zieht Uhland zwei Stellen 
des Roman de Rou“) zusammen, die bündige Geschichte dieser Liebe 
und die unbedeutende Anekdote der ersten ehelichen Nacht: 

Herr Richard lebte lange Zeit 
Mit Gonnor, seiner schönen Maid; 
Sie war aus edler Dänen Blut, 
Am Leibe hold, an Sitten gut. 

I ENUEE. 


Schwabacher Lettern bezeichnen Ausgestrichenes. 2 seiner undeutlich, einer? 
5 abgebrochen; man ergänze: auf Bitten der Priester und Wunsch der Barone 


Sitzungsberichte 1897. 88 


964 Gesammtsitzung vom 11. November. 


Die in ihn drangen manches mal, 
Nahm Richard Gonnor zum Gemahl. 
Und als er nun [bei] Gonnor lag 
Die Nacht nach ihrem Hochzeittag, 
Sie wandte ihrem Herrn den Rücken 10 
Und thät ihn mit der Schulter drücken. 

Was machst du, sprach er, mein Gemahl? 

Du lagst bei mir so manches mal, 

Doch niemals also thatest du: 

Du kehrtest das Gesicht mir zu. — 5 


15 
Vordem war dieses Lager euer, 
Nun ist es mein; als es war euer, 
Da konnt’ ich niemals sicher liegen, 
That nie nach eigenem Vergnügen. 
Nun lieg’ ich hier an sichrem Orte. 20 


Sie wandte sieh auf diese Worte: 
Das Antlitz kehrten sie sich zu 
Und lachten viel in süsser Ruh. 


Beachtenswerth ist, dass in der Vorlage die Abenteuer Richards 
in der Kirche (Pluquet ı, 278; Andresen 2, 40) und mit dem Sacristan 
von St. Ouen (1, 281; 2, 43; vgl. Le Grand 5, 57) gleich auf die erste 
Erwähnung Gunnors folgen. Die berühmten Verse von Taillefer stehen 
bei Pluquet 2, 214, bei Andresen 2, 348: die Geschichte der Jagd von 
Winchester bei Pluquet 2, 340, bei Andresen 2, 428; beide Gedichte, 
deren zweites schon in Paris am 10. und ı11.November, deren erstes 
in Tübingen am 10. und 12. December 1812 entstanden ist, waren als 
zwar durch Wace inspirirte, aber selbständige Schöpfungen nicht für 
die »Sammlung« bestimmt. 

Dagegen sollte auch Richard Il., der Sohn des Ohnefurcht und 
Gonnors, ein Denkmal erhalten, und die von Uhland nach Wace frag- 
mentarisch ausgearbeitete Geschichte seiner Begegnung in Cherbourg mit 
dem frommen gelehrten Lombarden Bernard, der ein Grab in des 
Fürsten Nähe begehrt, möchte ich auch der zweiten Hälfte des Octo- 
bers 181o zuweisen. Diese treue Übertragung hat vorläufig den ge- 
dehnten Bericht bei Seite gelassen, wie Bernard verkleidet zum Grafen 


8 Und über Als nun?  Spatium für bei oder (ohne Und) neben unter 9 die blossen 
Reimworte legte pflegte ro wandte gestrichen, darüber Unleserliches 12 machst über 
baft 16. 17 undeutlich; Vorlage »Ca en arier fut le list uostre, Mais ore est il e mien e uostre«, 
weshalb ich in 17 nicht mir, sondern mein lese a. R. die Reimworte euer war und 
ohn Gefahr 19 That scheint gestrichen ohne Ersatz 20 lieg’ nach bin 21 auf 
— W. neben nichtgestr. bei |nach das?] diesem W. 22 neben nichtgestr. Sie k. das 
Gesicht sich zu 


E. Scuuipr: Uhlands »Märchenbuch des Könies von Frankreich«. 965 


gelangt, und aus dem energisch zu kürzenden Mittelstück nur zwei em- 
pfindungsvolle Reimpaare herausgehoben. 


Von Richards Mild’ und Gütigkeit 
Erscholl die ganze Christenheit. 

Zur selben Zeit war ein Lombard, 
Der Meister Bernhard wohlgelahrt; 

5; Er hielt wol Schule da und dorten, 
Man sprach von ihm an allen Orten. 
Der hätte gerne selbst erprobt, 

Ob Richard man mit Recht gelobt, 
Drum kam er aus der Lombardie 

ıo Nach Rouen in der Normandie. 
Bei einem Bürger er einkehrte, 
Der Bürger ihn nach Kräften ehrte. 
Als sie zunacht das Mahl beendet, 
Der Meister sich zum Wirthe wendet: 

ıs Herr Wirth! den Herzog wünscht’ ich sehr 

Zu sprechen, wenn es möglich wär’. 

Ich zeigt’ ihm ein Anliegen gerne, 

Drum ich gekommen aus der Ferne. 
Traun! sprach der Wirth, es fehlet weit, 

20 Dass ihr ihn sprechen dürft zur Zeit; 
Ich glaube nicht, dass vor acht Tagen 
Ihr ihm ein Wörtlein könnet sagen. 

Er wohnt im hohen Thurme dort, 
Verlässt nicht Tag noch Nachts den Ort; 

2; Niemand besteigt des Thurmes Stufen, 
Wenn er nicht namentlich berufen, 
Denn er ladet hieher gesamte 
Viscomte, Pfleger und Beamte, 

Wo Jeglicher nach seiner Pflicht 

3o Ihm Rechnung stellet und Bericht. 
Nach Tische pflegt der Kurzweil wegen 
Er an ein Fenster sich zu legen, 

Das Aussicht hat der Seine zu, 
Da hält er eine Stunde Ruh’, 


1.2, 9—12, 23—26 auch auf dem die Verse Al ff. enthaltenden Bl. (h?) ı Güt 
und Mildigkeit A? 4 aus Bernart ıo die A? ıı einkehrt A? ı2 D.B. hielt 
den Meister werth 4? 13 zunacht nach das Abendmabl 14 Der nach Herr 
24 Nacht 4? 25.26 Und Niemand darf den Thurm betreten Wenn [so] er nicht 
selber lässt erbeten A? 26 n. b. aus selber herb. 29 Wo über Der? 34 Da 
aus Dort hält nach f&|lummert? läft?] 


SS 


966 Gesammtsitzung vom 11. November. 


Beschauet dort das Waldrevier, 35 
Den Wandel auf der Brücke hier... 


Doch wollt’ er lieber Schläg empfangen 
Als nicht zum Herzog hingelangen ... 


Bis sie der bittre Tod geschieden, 
Der manche Liebe trennt hienieden. 40 


Zu Chiesrebork, als früh am Tag 

Der Herzog einsmals betend lag, 

Da sah ihn Bernard, trat heran, 

Demüthiglich er so begann: 

Mein Herr! ich liebt’ euch treu und bieder 45 
Und ihr habt mich geehret hinwieder, 

Drum wollt mir eine Bitt’ erfüllen 

Aus Christenlieb” um Gottes Willen. 

Der Herzog sprach: es sey gewährt! 

Nun Bruder, sagt, was ihr begehrt? 50 
Herr, sprach Bernard und weinte sehr, 

Ich will Euch sagen meinen Begehr. 

An dieser Stelle, wo ihr betet, 

Zu Gott so oft mit Inbrunst tretet, 

Bestattet mich in kühler Erde; 55 
Am dritten Tag ich sterben werde: 

Denn werd’ ich dort zu liegen kommen, 

Es dürfte meiner Seele frommen. 

Der Herzog sprach nun: Freund! es seie! 

Am dritten Tage starb der Treue, 60 
Den Leib begrub man an der Statt, 

Die er vom Herrn erbeten hatt’. 


In seinem Aufsatz (Schriften 4, 368) bemerkt Uhland über die von 
Vater zu Sohn fortschreitenden, eigenthümlich finstern nationalen: Kun- 
den der Normandie: » Was ich davon kenne, sind einige Sagen von den 
Roberten und Richarden im Anfange normännischer Chroniken, beson- 


35 das aus den 37.38 auf der Rückseite u., entsprechend v. 2097,f. des Ori- 
ginals. Nach einem Spatium 39. 40: v. 2105f.; dies auch auf der sonst leeren Rücks. h? 
(Liebe unter $reunde) 41 Ch. wunleserlich, nach dem Original, s. die Lesarten Andresens. 
unter 42 Recht (?) abgebrochen und Spatium. 47 Dr. über br 48 Aus nach 
Um Gott Chr. nach Mild 5o s. nach fprecht 54 so — Inbr. unter mit 
beiffem Sleben Spatium 57 Denn vor Und würd’? 58 aus Es wäre m. 
Seel’ [richt corrigirt| zu Fr. 59 H. — nun über Graf verfetzte 


E. Scauipr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 967 


ders der vortrefflichen Reimehronik von Wace«, und gedenkt nach 
einem Hinweis auf seine beiden im Almanach veröffentlichten Nach- 
diehtungen »Graf Richard Ohnefurcht« zweier verstümmelter Volks- 
bücher, die noch in Paris feilgeboten würden: D’histoire de Richard Sans- 
Peur, duc de Normandie, fils unique de Robert le Diable, lequel par sa 
grande generosite fut Roi d’Angleterre (Troyes, 27 S.) und La terrible 
et epouvantable vie de Robert le Diable ...(Limoges 28 S.). In der 
Sagengeschichte verweilt Uhland auch bei diesen Denkmälern (7,655 ff. 
vgl. S, 180 ff.) und betont, dass die Kunden von Richard und Robert 
nicht bloss äusserlich, genealogisch, sondern auch innerlich durch den- 
selben finstern, von nordischer Herkunft zeugenden Geist verbunden 
seien. Er bedauerte schon bald nach der Heimkehr lebhaft', in Paris 
das alte Gedicht Robert le Diable versäumt zu haben und statt dessen 
auf das populäre Heftchen angewiesen zu sein, dem auch seine Nach- 
erzählung im Colleg (7. 656-659) noch folgen muss: »Umriss des Ge- 
dichts: Herzog Hubert von der Normandie und seine Gemahlin, die 
Tochter des Herzogs von Burgund, sind lange kinderlos« 

Zu den Notizen des Tagebuchs vom 27.— 29. September (» Erkau- 
fung des Hüon und Robert le Diable. Gedanke, den Robert metrisch zu 
bearbeiten. 29. Angefangene Bearbeitung des Robert«) gesellt sich nun 
das kleine Tübinger Bruchstück: 


Zu Rouen ward ein Kind geboren, 
Der Welt zum Wunder auserkoren. 
Des Kindes Vater, Herr Hubert, 
War der Normannen Herzog werth, 
Frau Ida hiess die Mutter gut, 

Die Fürstin von Burgundenblut. 


als Anfang eines Romanzencyclus. Uhland schreibt am 18. December 
an Kerner (Justinus Kerners Briefwechsel mit seinen Freunden 1897 I, 
148; mir liegt auch eine genaue Abschrift Hollands vor): » Angefangen 


! An I. Bekker in dem bisher unvollständig gedruckten Brief, der wegen der 


schliesslich erwähnten Abschrift aus den jils Aymon erst nach dem 23. Februar 1811 
entworfen sein kann: »Was ich von eigentlich Epischem mitgebracht und was durch- 
aus nur in Form der Übersetzung zu behandeln wäre, ist immer doch nichts Voll- 
ständiges. Darum trachtete ich immer so sehr den Fierabras oder irgend ein andres 
Gedicht aus diesem Kreise, das für die Abschrift nicht zu gross gewesen wäre, zu 
finden. Sehr ärgert mich, dass ich nicht auf das normännische Gedicht von Robert 
le Diable, das auch in Volksromans-Prosa aufgelöst in Paris feilgeboten wird, früher 
aufmerksam wurde. Aus einer in Roqueforts Glossaire ausgehobenen Stelle [vgl. Schrif- 
ten 7,655; 4,369 mit Hollands Anmerkung] sehe ich, dass es in epischem Sylben- 
maasse verfasst ist. Ich will es dir doch näher bezeichnen: Diet de Robert le Diable, 
Mss. fonds de l’Eglise de Paris, Nr. 21°«. Excerpte liegen im Nachlass. Vgl. auch an 
Keller ır. Jan. 1835. 


I68 Gesammtsitzung vom 11. November. 


hab’ ich die Bearbeitung (im Balladenton) eines nordfranzösischen Volks- 
romans: La terrible et epouvantable vie de Robert le Diable. Die Fabel ist 
treflich und originell, überhaupt haben die nordfranzösischen Dich- 
tungen einen eignen finstern Charakter; in Teutschland sind mehr nur 
die südfranzösischen Volksromane bekannt, als Magelone, Melusine pp., 
die von einem viel mildern Geiste beseelt sind als jene normännische 
Sage, in denen noch die ursprüngliche wilde Grösse [er hatte erst ge- 
schrieben »ursprüngliche Wildheit«] und Schauer des Nordens athmen. 
Der Teufel hat viel darin zu thun, wodurch sie sich dir sehr empfehlen 
würden.« Während also F. Schlegel an jener Stelle der »Europa«, wie 
schon Jean Paul in der » Vorschule der Aesthetik«, romanische Helle 
und germanisches Dunkel schieden, betont Uhland hier und sonst inner- 
halb des Französischen den »finstern« Geist der Normandie'!. Schliess- 
lich hat er den Stoff seinem schnellfertigen Freunde Gustav Schwab 
überlassen, der 1820 zwölf »Romanzen von Robert dem Teufel. Nach 
einer altfranzösischen Sage« mit einem hölzernen Widmungsgedicht an 
Uhland ausstattete (Reclam S. 4958). 

Nach dem Gesetz des Wechsels sollte die nächste Gruppe der 
Sammlung ein heiteres Gesicht zeigen und, abgesehen von der zu vag 
bezeichneten Nummer IV 3 »Wilhelm von England«°, in den bunten 
Reigen der Fabliaux führen. Uhland kannte Le Grands Fabliaux et 


! Sein Halbdrama »Normännischer Brauch« (15. Juni 1814 — 15. Februar 1815) 
verräth leider gar nichts von diesem landschaftlichen Charakter. Es könnte beinahe 
von Fouque& herrühren, dem es denn auch zugeeignet ist. Vielleicht steht der Anfang 
mit der unten zu berührenden Absicht in Zusammenhang, Romanzen vom vair palefroy 
durch ein Widmungsgedicht an Fouque einzuleiten. Die Worte Richards: 


Es ist ein Brauch in unsrer Normandie: 
Wer einen Gast an seinem Herd empfieng, 
Verlangt von ihm ein Mährchen oder Lied 
Und giebt sofort ein gleiches ihm zurück. 
Ich halt’ in meinen alten Tagen noch 

Die edeln Sagen und Gesänge werth, 
Darum erlass’ ich dir die Fordrung nicht. 


gehen bekanntlich auf altfranzösische Verse zurück, die Uhland 4,295 f. aus Li diz dou 
soucretain citirt nach Meon Nouveau Recueil de Fabliaux et Contes (1823). Die ersten 
fünf im »Normännischen Brauch« nachgeahmten sind schon in der Vorrede Barbazan- 
Meons 3, IX angeführt (vgl. Le Grand 4, 252, 261). Für unsre Untersuchung sind auch 
die folgenden Zeilen Balders erwähnenswerth: 

Ein Mährchen ist oft süss wie ÜUyperwein, 

Wie Früchte duftig und wie Vögel bunt, 

Und manch ein alterthümlich Heldenlied 

Ertönt wie Schwertgeklirr und Schildesklang. 


® Zur beabsichtigten Ausgabe des Urtextes (Schriften 4, 349) kam Uhland nicht. 
Holland verweist auf Michels Druck (Ohroniques anglonormandes, 111, 39 fi. Rouen 1840) 
und erwähnt, dass Kellers Nacherzählung in den »Altfranzösischen Sagen« 1839 1, 188 ff. 
auf Uhlands Abschrift beruhe. 


E. Schnur: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 969 


contes (in 5 Bänden 1781 wiederholt) und benutzte sie auch späterhin', 
theilte aber nicht die Scheu dieses Paraphrasten vor Barbazans intrepi- 
dite, solehe dem Verständnis und den guten Sitten trotzende alte Ge- 
dichte mit Haut und Haaren wieder auszuschicken, sondern ergetzte 
sieh an der neuen Ausgabe des Barbazan von Meon: Fabliaux et Contes 
1808 (vier Bände). 

IV ı »Das bunte Pferd« ist der schöne Lai du vair palefroi (Bar- 
bazan-M£on 1, 164; 1342 Verse); &s genügt, mit einem Wort auf Wil- 
helm Hertz, Spielmannsbuch S. 163 zu verweisen. Immer wieder, bis 
zu dem unglücklichen Gedanken einer dramatischen Bearbeitung im 
Februar 1817, hat Uhland, wie wir noch sehen werden, diesen Gegen- 
stand ergriffen, aber keine Zeile seiner mannigfachen Versuche hinter- 
lassen. Im Pariser Tagebuch fehlt zufällig jede Erwähnung. Die 
Barbazan-Meonsche Sammlung scheint er am 3. November zuerst in 
die Hand genommen zu haben. Dass er so hervorragende Stücke wie 
Du chevalier au barizel (1,208, unmittelbar nach dem »bunten Zelter«, 
von Hertz meisterlich bearbeitet) übersehen hat, ist um so auffälliger, 
als ihm »Der Ritter mit dem Fässlein« auch handschriftlich begegnete 
(s. Michel, Roman de la Violette S.LV). Oder Barbazan -Meon 1,84 Du 
Chevalier, qui voit la Messe, et Notre- Dame estoit pour lu au tournoiement 
— wie genial hat Gottfried Keller diesen und ähnliche Vorwürfe gestaltet! 

IV 2 »Der Schatten und der Ring«. Eine Abschrift Li lais de 
lombre et de laniel in Uhlands Nachlass stammt, wie mich Michels Ein- 
leitung zum Roman de la Violette S.LVU zunächst belehrte, aus der 
grossen Pariser Sammelhandschrift Nr. 7595, der Uhland noch zwei 
Stücke entnommen hat. Das partienweise recht schleppende Gedicht, 
mehr als 950 Verse, schon von Le Grand 1,194 kurz nacherzählt, ist 
seither von Michel in den Lais inedits des XII“ et XIII? siecles 1836 
S. 39-81 und neuerdings von Bedier im Index lectionum Friburg. 1390 
abgedruckt worden. Ob es unter Uhlands kürzender und verdichtender 
Hand an Reiz sehr gewonnen hätte, steht dahin. Ein Ritter nimmt der 
geliebten Dame nach vergeblichem Flehen um einen von ihr getragenen 
Gegenstand ihren Ring und vertauscht ihn mit dem seinigen, als die 
Schöne den Raub wiederfordert. Sie merkt den Trug und lässt den 
Ritter verfolgen. Endlich findet sie ihn am Ufer; er aber wirft den von 
ihr zurückgegebenen Ring ins Wasser: seinen Ring, den sie zu tragen 
sich weigere, solle hinnehmen, was er nächst ihr am meisten liebe, ihr 
Spiegelbild! Mit dieser galanten List (li dons que vous avez fait A mon 
ombre en l’onor de moi) gewinnt er die Dame. 


! Tagebuch 6. Dee. 1811 »Im Legrand die herrliche Stelle vom noble bachelier 
gelesen« — er meint gewiss den Versprolog in der Anmerkung 1, 161-163 (Qui est li 
gentis Bachelers, allerdings eine stürmisch fortreissende Schilderung jugendlicher Tapferkeit. 


970 Gesammtsitzung vom 11. November. 


IV 4 »Der verkaufte Schatten«. Tagebuch 16. Juni 1810 » Auf 
der Bibliothek. Abschrift des Märchens vom verkauften Schatten«. Die 
Notiz erregte schon im Hinblick auf Chamisso meine Aufmerksamkeit, 
aber ich konnte ihr nicht beikommen, bis Wilhelm Hertz das Räthsel 
löste. Eine altfranzösische Prosa-Erzählung vom verkauften Schatten 
findet sich im Livre de Cassiodorus empereur de Constantinople, aus dem 
Ms. du roi Nr. 4096 abgedruckt in A. Kellers Einleitung zu seiner Aus- 
gabe des Roman des sept sages Tübingen 1836 S.LXXIL ff. Da in 
Uhlands Nachlass die Abschrift fehlt, ist es möglich, dass er sie Keller, 
der aber auch während seines Pariser Aufenthaltes diesen Fund selb- 
ständig gemacht haben kann, überlassen hat. Kein Schlemihlmärchen: 
es handelt sich nicht um den Schatten selbst, sondern um das Stück 
Erde, auf dem er liegt. Der schlaue jüngere Königssohn lässt sich 
gegen einen goldenen Apfel vom arglosen Bruder, dem Thronerben, 
dessen Schatten schenken, beansprucht dann nach des Vaters Tod jedes 
Stück Erde, auf das des Bruders Schatten fällt, und verdrängt ihn so 
allmählich ganz aus dem Lande, dass er vor Kummer im Elend stirbt. 
So steckt das listige Märchen und mit ihm die vierte Gruppe, die ganz 
wohl mit einem ungebundenen Stück abschliessen konnte, zuletzt doch 
ernstere, ja peinliche Mienen auf. 

V »Legenden«. Vom Kloster auf dem Mont St. Michel (M. Raoul, 
Histoire pittoresque du M. St. M. ı834) las Uhland im Roman de Rou (An- 
dresen 2,57: Pluquet 1, 296); er besprieht die Sage in den Anmerkungen 
zu den Volksliedern 4. 318, um auch hier sogleich die Legende von der 
schwangern Frau heranzuziehen und (S. 319) aus seiner Abschrift des 
selbständigen Originals Chi commence d’une grosse feme wenigstens ein 
Stück mitzutheilen; alle 96 Verse gab erst Eichholtz, Quellenstudien zu 
Uhlands Balladen S.29. Sie haben auf Uhland sogleich einen tiefen 
Eindruck gemacht, denn ungewöhnlich beredt meldet das Tagebuch am 
22.October » Bibliothek. Legenden: von der normännischen Kirche des 
h. Michael am Meere, welche des Tags zweimal durch die Flut unzu- 
gänglich war, wo eine schwangere Frau, welche, da sie nicht schnell 
gehen konnte, von der Flut übereilt wurde, den Erzengel anrief, wel- 
cher sie vor der Flut schützte, so dass sie mitten in derselben gebar 
und den betenden Pilgerinnen, welche sie schon verloren gegeben, ihr 
Kind zubrachte« — 2.März ı8ı1 »Grossentheils Übersetzung der Le- 
gende von der schwangeren Frau«. Also ist im Register kein fertiges 
Werk oder ein Entwurf, sondern nur ein Plan wie in andern Fällen 
gemeint, und Uhland mag noch mehr Legenden, besonders die durch 
Gottfried Keller nach abweichender Überlieferung so wundervoll erneute, 
wie die heilige Jungfrau die Stelle einer zu langem freiem Liebesgenuss 
entlaufenen Nonne vertritt. für seine »Sammlung« bedacht haben. Er 


E. Scuump’r: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 971 


notirt den Stoff an demselben 22. October und kommt mehrmals auf 
diese Marienlegende (vgl. Schriften 2, 48) zurück. — Die »Legende« in 
seinen Gedichten ist gleich den beiden vorausgehenden Stücken »Graf 
Richard Ohnefurcht«, die manchen Ballast über Bord werfen und etwa 
durch glückliche Verkürzung der Engels- wie der Teufelsrede 160 Verse 
Wace’s um ein Viertel schmälern, besonders lehrreich für das Fouque 
gegenüber vertretene Prineip, das entstellende Gewand abzustreifen sei 
die rechte Treue. Hier schaltet er am freiesten, nicht bloss zusammen- 
ziehend, sondern die Motive anders gruppirend, so dass die fromme 
Vorlage künstlerisch verjüngt und doch nicht geschminkt wird. 

VI. »Satyrische Stücke«. 1. Die Prosa Chi commenche li Riote 
del monde (Abschrift im Nachlass) gewann Uhland aus demselben Codex 
wie den Lai vom Spiegelbild (s. Michel, Roman de la Violette S. LIX); 
Michel hat dieses lange, sehr flotte und witzige, dabei nirgend in die 
Flegelei Markolfs oder Eulenspiegels fallende Gespräch zwischen dem 
König und einem klugen vilain über das Gerede und den Hader der 
Welt 1834 sammt dem Fabliau vom Jongleur d’Ely herausgegeben (La 
riote du monde). 

2.»Verschiedene Empfindungen« weiss ich nicht zu erklären. 
Ist der Titel ursprünglich oder dem vierstimmigen Goethischen Liebes- 
spiel nachgebildet, das aus den » Ungleichen Hausgenossen « in die Lyrik 
überging: » Verschiedene Empfindungen an Einem Platze« (1, 39)? 


Überschlagen wir die Daten, so darf für das Register zu dem ter- 
minus a quo (21. Oetober) als terminus ad quem der 17. November ver- 
muthet werden, seit dem das kerlingische Sagenreich vor Uhland auf- 
tauchte. Von diesem dem Nachdichter, Forscher und Neuschöpfer gleich 
werthen Kreise sagt unsere Liste gar nichts, aber sie schweigt auch — 
und ich möchte deshalb kaum über den 6. November hinausgehen — 
trotz der Berücksichtigung grosser Werke ganz von »Flos und Blank- 
flos«, das er an jenem Tage zuerst kennen lernte und in der zweiten 
Hälfte des Monats copirte, noch 1512 gewillt, »die auch in Beziehung 
auf die altdeutsche Poesie merkwürdige, wahrhaft blühende Erzählung« 
drucken zu lassen (Schriften 4. 349). Doch erst 1844 trat Bekkers Aus- 
gabe »Flore und Blancetlor, altfranzösischer Roman, nach der uhlandi- 
schen Abschrift der Pariser Handschrift Nr. 6987 « ans Licht, nachdem 
das alte Heft auch Hoffmann von Fallersleben und Haupt vorgelegen 
hatte. 

Zwei verwandte Namen mögen uns weiter führen zu den Stücken, 
die im Register fehlen. aber noch in Paris der Sammlung einverleibt 
werden sollten. Uhlands schöne Inhaltsangabe der »altfranzösischen 


Erzählung von Florance und Blancheflor« (Schriften 3. 412) be- 


972 Gesammtsitzung vom 11. November. 


ruht auf dem Fabliau bei Barbazan-M&on 4, 355: Ci commence de Florance 
et de Blanche Flor, alias, Jugement d’amour (schon 1754 von Caylus her- 
vorgezogen und in Le Grands Auszügen 1, 254 mit zwei ähnlichen 
Geschichten verbunden). Den Anfang” bietet lückenhaft ein Tübin- 


ger Blatt: 
[e) » .. . 
An einem Frühlingsmorgen wallten 


Zwei Jungfraun, liebliche Gestalten, 

Um ihrer Maienlust zu warten, 

In einem wonniglichen Garten. 

Sie waren beide hochgemuth, 5 
An Sehönheit gleich und edlem Blut, 

Mit gleichen Mänteln angethan, 

Die von zwei Feen sie empfahn. 

Sie sind aus Wolle nicht gewoben 

Noch andrem Irdischen und groben: 10 
Aus Irisblüth’ die Zettellagen, 

Mit Maienrosen eingetragen; 

Von zarter Liebe sind die Säume, 

Zum Futter dienen Morgenträume, 

Auch alles wohl genäht und fein 15 
Mit dem -Gesang der Vögelein. 


Da lag ein Thal, da wand ein Bach 

Durch die Gebüsche sich gemach, 

Der ihr Gesicht zu schauen bot, 

Von Liebe wechselnd bleich und roth ... zo 


Wir müssen nur zu wohl uns hüten, 
Dass nie wir zu Spott uns bieten. 
So lang der Baum das Laub behält, 
Ist er gesucht von aller Welt, 

Doch wenn die Blätter abgefallen, 


D 
oı 


Wird er gering geschätzt von Allen. 
In langen, uns nach dem zauberhaften Eingang etwas trocken an- 
muthenden Reden streiten die Schönen, ob der Clere oder der Ritter 


ı Frühlings (g mit Schnörkel) über Sommer 2 J.nach Mad 3. 4 umgeziffert 


4 aus einen w. über biumenreicben, dies nach Garten wonniglich 7 gl. getilgt und 
wiederhergestellt ang. nach die v|on] 8 Die vor So die 9 aus Er war aus W. 
n.g., dies erst geändert in Aus W. sind sie 10 Ird. undeutlich,, die Stelle ist frei be- 
handelt 13 V.z. [ödZ] L. s. [nach ringsum? rings über waren dann] die [darüber 
zarten] S- 14 aus dienten holde Träume nach 16 Spatium ı7 da nach mit 
einem w. über floß 21.22 unten nach grösserem Spatium , 23—26 0.r.; im Original 
v. 49—54 21 aus Wir haben uns gar wohl-zu [aus Versehen nicht in uns corrigirt) h. 


22 niemals? 24 ges. v. über beliebt bei 


E. Scauipr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 973 


den Vorzug als Geliebter verdiene, und beschliessen, diesen Contlietus, 
ein wohlbekanntes wandelreiches Thema, am Hofe des Diex d’amors 
zum Austrag zu bringen. Sie reiten auf prächtigen weissen Zeltern 
hin, entrichten dem jungen Pförtner den Sold eines Kusses und tragen 
dem Gott oder König, der sich vom Pfühl erhebt, ihren Handel vor. 
Er beruft eine Cort von Vögeln: Nachtigall und Papagei, von den 
Damen gewappnet, führen als ihre Streiter einen im Fabliau allerliebst 
beschriebenen heftigen Kampf; des Ritters Anwalt, der Sittich, muss 
die Waffen strecken; Florance nimmt das allzu tragisch und erliegt so- 
gleich dieser Demüthigung; man bestattet sie feierlich und widmet ihr 
die Grabschrift Iei est Florance enfoie, (Qui au Chevalier fu amie. 

Da sich unter Uhlands Copien auch das Gedicht Dou capiel a 
VII flours (aus der schon mehrmals erwähnten Sammelhandschrift, 
s. Michel, Roman de la Violette S.LVII) findet, mag angenommen werden, 
dass dem Liebesstreit jener blumigen Jungfrauen die holde Symbolik 
folgen sollte, wie einem Mädchen ein Schapel aus sieben bedeutungs- 
vollen Blumen, der unsehuldigen Lilie, dem demüthigen Veilchen u. s. w. 
dargebracht wird. 

Er wandte diesen Gärten den Rücken und wollte gewiss mehr 
als einen unreifen Plan oder Entwurf, den die frühere Liste verzeichnet, 
wieder abstossen, nachdem die heroische Welt Karls des Grossen aus 
alten Mären in den Vordergrund seiner Betrachtung gerückt war. Wir 
wissen, dass am 7. December der Girard de Viane die Feder des 
unermüdlichen Abschreibers zu beschäftigen begann. Lange Stücke 
dieses Urtextes theilte Bekker 1829 im »Fierabras« mit »nach Herrn 
Uhlands Abschrift aus cod. Reg. 7535« (vgl. J. Grimm an Lassberg, 
Germania 13, 372: »höchlich interessant«). Der »urtheilsfähigste Ken- 
ner« nordfranzösischer Epik aber hatte schon am 27. Februar ı811, 
den Reim mit der Assonanz vertauschend, fünf Tiraden von Roland 
und Aude übersetzt, die man in den »Gediehten« wiederfindet, und 
von Ende Mai bis gegen Ende November desselben Jahres 36 Tiraden 
der Belagerung von Viane als Anhang zu dem Aufsatz über das alt- 
französische Epos ausgearbeitet, auf herbe Strenge bedacht und gern 
vergleichsweis altdeutschen Heldensang herbeirufend, wie sein Nor- 
manne Taillefer deutlich an den vüidel@ere Volker erinnert. Dankbar 
rühmt Jacob Grimm »Uhlands altfranzösische Übersetzungen mit recht 
guten Parallelen aus den Nibelungen« (an Wilhelm ırr. Januar 1814, 
Jugendbriefe S.216). Und Wilhelm vergass der »schönen Abhandlung« 
Uhlands nicht, als man endlich durch Michel 1837 die ganze Chanson 
de Roland empfing und nun der begeisterte Vermittler der altdänischen 
Heldenlieder, dem Uhland als Germanist am verwandtesten erscheint, 
sich noch einmal zur Nachdichtung angeregt fühlte, so wie Uhlands 


974 Gesammtsitzung vom 11. November. 


eigene letzte Übersetzerthätigkeit auf altfranzösischem Gebiet Abschnitten 
des Rolandsliedes gewidmet ist, wenn auch nur für seine Sagen- 
geschichte (Schriften 7, 648 ff.). 

»Roland und Alda« vor allem hat er im Sinn, wenn er an Kerner, 
der schon länger um altfranzösische Beiträge, auch ungebundene, ge- 
beten hatte (Briefwechsel 1, 145), am 4. Januar ıSı1 schreibt (1, 169): 
»Da es noch lange anstehen dürfte, bis ich meinen ganzen Vorrath 
altfranzösischer Dichtungen verarbeitet habe, so wäre es mir sehr er- 
wünscht, vor der Hand einiges in deinem Almanach niederlegen zu 
können. Ein sehr schönes Stück aus einem grösseren Heldengedichte 
gehört zu dem, was ich dir zugedacht, ich konnte es aber aus Mangel 
gewisser Hilfsmittel bis jetzt nicht vollständig übersetzen. « 

Der »Poetische Almanach für das Jahr 1812« brachte hinten 
(S. 230 ff.) die Gruppe »Altfranzösische Gedichte« (Die Königstochter. 
Graf Richard. Legende. Roland und Aude) mit Ludwig Uhlands vollem 
Namen, während die dem Roman de Rou frei abgewonnene »Jagd von 
Winchester« unter Volkers Flagge ausging (S. 61) und zwei spanische 
Legenden (Casilde S.ı4. Ildefons S.63 aus Lopes Rey Bamba I, ı) die 
Chiffre —d trugen. Dann spottete Bekker des »vielnamigen« Freundes 
und gestand offen, die Aussicht auf den altfranzösischen Decamerone 
sei ihm unendlich erfreulicher als all die im Almanach dem rollenden 
Jahre preisgegebenen Lieder, Balladen und Sonette (Mayer 1,215). 
Nur eine kleine Abschlagszahlung hatte Uhland geben wollen, um in 
Ruhe das umfassende Werk auszurüsten, das vielleicht auch spanischen 
Diehtungen sich öffnen sollte (an Kerner 1, 148: 18. Dec. 1810); doch 
war das ein flüchtiger Einfall, und ich lege der Einheitlichkeit wegen 
die theils schon bekannten, theils neuentdeckten Übersetzungen spa- 
nischer Herkunft für unsere Ausgabe der »Gedichte« zurück. Eine 
grössere Sammlung sei nöthig, erklärt Uhland in dem zuletzt ange- 
führten Briefe, »da diese Dinge eigentlich nur in Masse wirken, wie 
man bei den teutschen Volksliedern gesehen: herbeigeschafft hab’ ich 
Mehreres, ausgearbeitet nur Weniges, was vielleicht besser nach meiner 
Zurückkunft geschieht«. Und weiter erfahren wir, schon sei die Vor- 
rede fertig, die sein künftiges Buch als Frucht und Erinnerung der 
Reise bezeichnen solle, nämlich das am 13. October mitten im abend- 
lichen Gewühl des Palais royal aufgefasste Gedicht »Graf Eberhards 
Weissdorn«. Eine schöne Symbolik: wie das morgenländische Reis 
im Wirtemberger Land zum hoch und breit gewölbten Baum erwächst, 
so will Uhland in Schwaben die Triebe aus dem altfranzösichen Dichter- 
wald hegen: Und als er war daheim, 
Er’s in die Erde steckt, 

Wo bald manch neuen Keim 
Der milde Frühling weckt. 


E. Scan: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 975 


Das ist denn auch geschehen, obgleich der volle Schuss und das 
rechte Wachsthum ausblieb, wofür uns Roland Schildträger, König 
Karls Meerfahrt, Taillefer, Sängerliebe und mehr trösten mag. 


3. 


Am ı.Juni ıSıı fühlt sich Uhland durch Meons Fabliaux aus 
langer Niedergeschlagenheit erweckt, wie ihn um dieselbe Zeit Per- 
raults Belle au bois dormant ganz plötzlich zum »Märchen« aufrief, und 
er fasst den neuen »Plan an die Erzählung Du vair Palefroy die 
übrigen anzuknüpfen; Auffassung der Idee des Wunderpferdes«. Aber 
erst am 15. November 1814 beginnt er eine Nachdichtung des » bunten 
Zelters« in Balladen und schreibt während der bis zum 17. fortgesetz- 
ten Arbeit sogleich eine Zueignung an Fouque, den lieben Gönner, 
der an alten Weisen eine ebenso lebhafte wie verständnislose Freude 
hatte und gern Mythen über seinen französischen Uradel spann. Von 
solchen Ansätzen ist nichts erhalten; auch der Eintrag noch vom 
22. Februar 1817 »Idee zu einer dramatischen Bearbeitung der Er- 
zählung vom bunten Pferde« erlaubt keine Prüfung dieses sehr un- 
glücklichen und gewiss rasch verworfenen Einfalls. Während am 
2. August die Notiz » Übersetzung der Stelle aus dem Lancelot« keinen 
dichterischen, sondern einen wissenschaftlichen Beitrag betrifft', führt 
uns der 4. Juni zur wahren Nachblüthe. 

Tagebuch 4. Juni ı8Sır »Aucassin und Nicolette etc. gelesen. 
Idee für Veränderung des Schlusses dieser Erzählung«...; 19. Juni 
»Von A. u. N. einen Theil übersetzt«; 9. Mai 1812 » Angefangene Bear- 
beitung von A. u. N.« Er fand diese liebliche aus Prosa und Versen 
gemischte Cante-fable, die ihn schon der Form wegen interessirte und 
die er in seinem Aufsatz neben »Flos und Blankflos« als »farbenhell 
südlich« den normännischen Kunden gegenüberstellte (Schriften 4, 369), 


! »Nachtrag zu den Commentarien über die Commedia dieina von Dante«, ge- 
druckt in Rehfues’ »Süddeutschen Miscellen für Leben, Literatur und Kunst« Karls- 
ruhe 1811 (25.Dee.) 1,413—415, wiederholt von Holland im Dante- Jahrbuch ı, ı 19 ff. 
Uhland erläutert die berühmte Erzählung Francescas, indem er »die verführerische 
Stelle des Ritterbuchs«, um die er schon 1807 Kölle gebeten, abkürzend übersetzt 
aus dem von ihm in Paris excerpirten hsl. Prosaroman Lancelot du Lac. Übrigens 
nimmt er für Dantes Zeit schon eine italienische Bearbeitung dieses Romans als vor- 
handen an. W. Schlegel, nach dessen Verdeutschung Uhland die Verse des Inferno » Noi 
leggevamo« citirt, fragt (Oeuvres 1, 206): En quelle langue Francesca lisait-elle l’histoire 
de Lancelot? So alte italienische Übersetzungen von Ritterromanen habe es nicht ge- 
geben, das Französische sei damals in Italien wenig gekannt worden, um so mehr 
das Provencalische: I! est donc probable que le livre dont le charme seduchur devint sı 
JFuneste aux deux amants, etait ecrit en cette lanque. 


976 Gesammtsitzung vom 11. November. 


bei Barbayan-Meon ı, 580 (est d’Aucasin et Nieolete. Schon von de 
Ste-Palaye 1756 als Amours du bon vieux temps modernisirt und auch 
durch Le Grand 3. 30 nach seiner Art aufgetischt, hat der kleine 
Liebesroman bekanntlich mehrere Deutsche zur Bearbeitung angeregt, 
Uhlands Pariser Bekannten Koreff, Platen als erfolglosen Dramatiker 
(» Treue um Treue«), bis auch dies Werk in die rechten Hände kam 
und Wilhelm Hertz 1865 seine dann im »Spielmannsbuch« erneuerte 
Übersetzung herausgab. Uhlands Versuche haben keine Spur hinter- 
lassen. 

Kehren wir zum Tagebuch zurück: 4. Juni » Absicht, am folgen- 
den Tage die Bearbeitung der Gedichte in Stanzen anzufangen«; 
5. Juni »Anfang der gedachten Bearbeitung durch 6 Stanzen gemachte. 
Nieht Ottaverime für Aucassin und Nicolette, sondern zu »den Ge- 
dichten«, d. h. zu dem altfranzösischen Decamerone, der nun nach 
manchem berühmten Muster des Morgen- und Abendlandes, nicht zu- 
letzt des Boccaceio, eine Rahmenerzählung empfangen, mit Prolog, 
Zwischenreden. Übergängen, Epilog ausgestattet werden sollte. Hier- 
her gehört ohne jeden Zweifel, wenn es auch nur 5 Stanzen bietet 
(deren eine aber doppelt und dreifach auf dem Papier steht), folgen- 
des Tübinger Bruchstück; dahin zu ergänzen, dass die Hochzeits- 
gesellschaft im verwilderten Garten statt der durch des Bräutigams 
Alter ausgeschlossenen Ritterspiele die Kurzweil mannigfacher Erzäh- 
lungen sucht. 


Auf seinem alten stillen Waldeastelle 
Gefiel dem Grafen Leon es zum besten, 
Da lebt er in dem Umkreis seiner Wälle. 
Von Feinden ungefährdet wie von Gästen. 
Die schöne Tochter hielt er in der Zelle, 


7 


Die reichen Schätze wahrt’ er in den Kästen; 
Doch einmal plötzlich in der Zeit der Rosen 
Erscholl auf dieser Burg ein festlich Tosen. 


Das holde Töchterlein, wer konnt es hoffen! 

Sie trat hervor in bräutlich schmuckem Kranze: v0 
Die alten 'T'hore standen wirthlich offen, 

Und Gäste zogen ein mit reichem Glanze, 

Die besten Sänger waren eingetroffen, 

Gelage wechselten mit Spiel und Tanze. 


ra. st. aus altergrauen ? 2 neben Seit vielen Jabren unbefubt [von] Gäften 
(darunter Reimwort beften) 5 Die Toch schöne [gestr., wiederhergestellt| hielt |gestr., 
wiedergestellt über wabrt’| er in der [darüber ftillen] Z. 9 holde über Iböne 12 Und 


über Die 


| 


E. Schaum: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 97 


ıs Nur kühne Ritterübung liess man fahren, 
Dieweil der Bräutigam schon grau von Haaren. 


Sehon um zu sehn das unbekannte Haus, 
Erschienen Manche bei der Hochzeit Feier, 
Vom Dach zum Keller forschten sie es aus. 

20 Umstreiften es auf Wällen und Gemäuer: 
Zu jedem Fenster winkte wer heraus, 
Vom höchsten Thurme wehten lichte Schleier. 
Gar lieblich war die alte Burg zu schauen, 
Bekränzt mit stolzen Rittern, schmucken Frauen. 


Am Sehlosse war ein Wald mehr als ein Garten, 
Er stund gerad’ in seinem wildsten Flor, 


167 
[971 


Denn Niemand war berufen ihn zu warten, 
Und Bäum’ und Blumen strebten frei empor 
Zu grossem Leid der jungfräulichen Zarten, 

30 Die alle Müh’ an solcher Kraft verlor. 
Jasmin und Rosen hatten sich verschlungen. 
Wo alle Vögel durcheinander sungen. 


Einst nach dem Mahle stiegen Fraun und Herrn 
In dieses Gartens kühle Dämmrung nieder; 

3; Es lagert jedes sich im Grase gern, 
Auch sind von Bänken Reste hin und wieder. 


15 übung über fpiele 16 gr. — H. unter febr bei Jabren 17 aus Nur um 
das unb. Schloss zu schauen sehen 19 Dom Dach zum Keller Sie forfhten es von 
D. zu R. forschten sie es aus (so) 20 unter Sowie zieben [so] von allen Seiten zu 
umgeben Umstr. aus Umgehen 21 w. w. über fab ein Gaft 22 wehten 
Strauen weben (so), darüber lichte vor weiße (?) 23 l. nach feftlich 25 unter Dart 
an dem Scloffe lag ein großer |üdZ] Garten Spatium Es war niemand beftellet fie zu 
warten Und Baum’ und Blumen wuchfen wild beran Und ibr [dieser Anfang wie Belang 
es schon vorher notirt| allein der jugendlichen Zarten Belang es nicht die wilde Kraft 


zu zwingen Am — ein über Hart an dem Schloffe war ein großer 27 ihn] sie 
28 str. nach wuchfen 33-40 neben der Skizze Stunde Man fette fib im 
Schatten in die Kunde nieder Lieder Der andre fab in eine Blume nieder 
Da rubten fie im [aus Sie r. in dem] dämmerigen Kaum Entfcehlummert [unter m 
Schlummer] Mande, Alle dob im Traum Da ruhten sie mit Scherz und Rede 
säumend Hinfchlummernd Manche Schon [unter Und] Manche schlummernd, Alle aber 
[über lieblih] träumend 33 Male 34 aus In diese lieblich kühlen [richt aus- 
gestrichen] Schatten n. Dämmrung undeutlich 35 Grase undeutlich 36 Auch 
nach Doc 37 Das aus Der unter 38 So ruben fie im Sclatten?] Sie rubn im 


Kreife [folgt üdZ der?] bober Schattenbäume Der abgebr., dann nach Spatium isolirte 
ältere Skizze 35. 36. oc ftebn von der |? nach ftebn von |?] sind von] Bänfen Spuren 
bin und wider [über in den Räumen?] Auch lagert jedes fi im Grafe gern Spatium 
Der Andre blickt in einer Blume Stern s.o. Da ruben fie, umdämmert von den Bäumen 
And Mancbe feblummern [eigentlich schlummernd], hie[blich?] Alte aber träumen. 


OQO 4 ” 
978 Gesammtsitzung vom 11. November. 


Das Eine bliekt in einer Blume Stern, 

Das Andre lauschet auf der Vögel Lieder. 

So ruhn sie rings im Schatten alter Bäume, 

Und manche schlummern, Alle aber träumen. 40 


Schon am Nachmittag desselben 5. Juni entsagt Uhland der 
schmuckreichen Stanzenform des Ariost, die er 1Sı4 und 1815 im 
»Fortunat« nachbildet, und beschliesst, »die Bearbeitung in Hans 
Sachsisehen Versen vorzunehmen, wodurch zugleich die normännischen 
Kunden, die von Kloris [Clovis s. Gesta Francorum?, Claris s. Le 
Grand 3, 75?] ete. hineingezogen und das Ganze getreuer würde. Er- 
heiterung dadurch.« Dieser Plan bleibt liegen, denn erst am 15. No- 
vember 1812, fünf Tage nach dem Taillefer, meldet das Tagebuch 
»Neu aufgefasste Idee zum altfranzösischen Decameron, als 
Mährcehenbuch des Königs von Frankreich. Nachmittags an- 
gefangene Ausarbeitung«: und zwar wird die Einleitung nicht in Reim- 
paaren, sondern in Blankversen begonnen. Der Garten des Grafen 
Leon verwandelt sich in den von vornehmen Damen und tapfren Rit- 
tern angefüllten Park eines namenlosen Königs, der märchenfroh ist 
wie die Reine de Navarre. 


Im holden Mai, zur Rosenblütezeit 

Da hielt Frankreichs gewaltger König Hof 
Auf einem Schloss, das ihm sein liebstes war. 
Drei Tage hatten sie mit Ritterspiel, 

Mit Festgelag und Fackeltanz verbracht, 

Am vierten pflegte man der süssen Rast. 


a 


In einem weiten, lustigen Baumgarten 

Da wandelte wol manche schöne Frau, 

In einer Hand ein blühend Apfelreis, 

Den edeln Buhlen an der andern. 10 
Hier schlug ein Ritter minniglich die Harf’ 

Und von dem Baume lauschten Vögelein, 

Dort las ein stiller Mönch in alten Schriften 

Und Blütenblätter fielen ihm ins Buch. 

Wie viele Kränze wurden da gewunden, 15 
Wie manche Räthsel wurden aufgelöst! 

Von Liebesblicken, Küssen sprech’ ich nicht. 


39 aus Sie [über So] ruhn im 40 über Und ein unleserliches Wort getilgt. 


4 aus hatte man 6 nach Rast Punect unter 7 Da fab man edle Ritter, 
fcböne Sraun Luftwandeln oder in den Schatten rubn 8 wol über fo 13 aus D.|. 
ein Mönch aus a. Schr. vor darunter Der Ritter und die Dame faßen borcbend 
14 blätter wiederhergestellt unter kelcbe 16 aus aufgelöset 


E. Scuumr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 979 


Wer im Turniere ritterlich gesiegt, 
Wie süssen goldnen Dank empfieng er nun! 

20 Ja! wer verwundet, wer geworfen war, 
Vermeint er nicht, er seye gar gestorben 
Und ruhte hier im selgen Paradies! 

Es stand ein Ring von alten, hohen Linden, 
Sie warfen kühle Schatten auf das Gras, 

25 Doch blieb der Luft, dem Lichte freies Spiel. 
Der König lehnte dort am höchsten Stamm, 
Und als der Mantel ihm vom Arme sank, 
Da liess er selbst sich auf den Rasen nieder, 
Und bald versammelt’ er im Ring umher 

3o Die besten Ritter und die schönsten Fraun. 


Der Brief an Fouque vom 19. November (Briefe 1848 S. 499; auch 
im Concept erhalten) ergänzt diesen Prolog und rundet den gesammten 
Plan: »Wenn es mir nicht an Zeit und Stimmung fehlte, würde ich eine 
Reihe altfranzösischer Diehtungen, theils handschriftlicher, theils ge- 
druckter, unter dem Titel: Mährehenbuch des Königs von Frankreich, 
übersetzen und bearbeiten. Bei einem grossen Feste, das der König 
von Frankreich veranstaltet, hat sich nach den Turnieren und andern 
rauschenden Vergnügungen, die Gesellschaft in einen Baumgarten! ver- 
fügt. Aus allen Provinzen Frankreichs haben sich Ritter und Damen, 
Geistliche und Sänger versammelt. Der König bedenkt, wie er unter 
seinem Scepter so verschiedene Volksstämme und eben damit ein buntes 
Mährchenreich der mannigfaltigsten Nationalmythen vereinige. Um sich 
diess zur lebendigen Anschauung zu bringen, fordert er die Anwesenden 
auf, Mährchen zu erzählen, und zwar sollte Jeder eine seinem Stamme, 
seiner Heimat eigenthümliche Kunde vortragen. So folgt nun eine Reihe 
fränkischer, normännischer, bretagnischer, provenzalischer, gascognischer 
u.a. Erzählungen und Romanzen, welche durch angemessene Gespräche 
verbunden werden. Ein Caplan des Königs schreibt in der Folge Alles 
zusammen in ein Buch nieder, das mit Bildern ausgeschmückt, in der 
Schatzkammer zu Krone und Scepter niedergelegt und das Mährchen- 
buch des Königs von Frankreich benannt wird«. 


19 nun. nach itt bier 2I seye nur angedeutet sy 23 R. über Kreis 
28 Der(?) über Da auf — R. über in die Blumen 29 aus U. b. versammelten 
sich um ihn her 30 Auf der nächsten (4.) S. oben — Rest leer — wie fortgeschrieben, 


doch kaum unmittelbar anzuschliessen 
Ein zahmer Sittig [so] gauckelt 
Und spielte mährchenhaft mit Menschenwort. 
ı Vergl. zum Prolog Schr. 4, 362: Bertrans berufe sich »auf die Erzählungen 
eines lustigen... Pilgers, der ihm zur lieblichen Maienzeit.. in einem blühenden Baum- 
garten die Abenteuer Gerhards erzählte, welche der Pilger selbst unterwegs gehört hatte«. 


Sitzungsberichte 1897. 89 


980 Gesammtsitzung vom 11. November. 


Für blosse Lieder ist hier schwerlich noch Raum, auch für Prosa- 
stücke wie die Ziote du monde des alten Pariser Registers nicht, aber 
Graf Richard Ohnefurcht, der Sacristan von St. Ouen, die Pilgerin von 
St. Michel dürften ohne weiters in den königlichen Märchengarten ein- 
gehen, Gestalten der bunteren Fabliaux ihnen folgen, und wie Paul 
Heyse seine romanischen Studien den Troubadournovellen dienstbar ge- 
macht hat, so würden hier die Dichter der Provence »Sängerliebe, tief 
und schmerzlich.... aus den Tagen des Gesanges, aus der Zeit der Minne 
schildern«. Dass die »Hans-Sachsische Form« nicht alle Stücke in ihre 
Reimpaare schlagen, vielmehr der Unterschied der Landschaften sich 
auch im Kleide der ihnen eigenen dichterischen und sagenhaften Über- 
lieferungen offenbaren sollte, ist sicher. 

Der Tübinger Sammelband gewährt uns wenigstens ein grosses 
neues Bruchstück, das freilich bei näherem Zusehen theilweis als guter 
Bekannter erscheint: Karl der Grosse und Kaiser Hug von Constanti- 
nopel. Noch ohne Kenntnis des alten, gleich der späten Prosa » An- 
dacht und derben Heldenscherz auf die wunderlichste Weise verweben- 
den« Gedichtes von Charlemagne, das Michel erst 1836 ans Licht zog 
(vgl. Koschwitz, Heilbronn 1879), hatte Uhland am 16. December 1810 
»den Volksroman Galien Restaure auf dem Quai gefunden« und bald 
(25. Dec.) die »vortreffliche Erzählung von Karl und seinen Pairs am 
Hofe von Constantinopel« sich eingeprägt. Diese Histoire ... de Gallien 
Restaured, fils du noble Olivier (seinen Jahrmarktsdruck von 1807) wür- 
digte er in ihren Zusammenhängen mit lateinischer und französischer 
Karlsdichtung (Schriften 4, 339. 331 = 2, 84=7,627) und gab, nach Er- 
wähnung der alsbald von ihm geahnten, nunmehr gefundenen, doch 
noch immer ungedruckten Epopöe, in der Sagengeschichte (7, 639-644) 
einen langen Auszug, der sein gleich mitzutheilendes Reimwerk Punkt 
für Punkt verfolgen lässt und den Fortgang genau skizzirt, so dass ich 
bloss auf Uhlands eigene Interpretation hinzuweisen brauche (A. Keller, 
Altfranzösische Sagen 1839. 1876). Das unverkennbar alterthümliche 
Gepräge dieser seltsamen Mischung von Schwank und Legende mit ihren 
lustigen Märchenmotiven, grotesken Aufschneidereien und naiven Him- 
melswundern zog auch den Nachdichter an. Der 20. Juli ı8r1 brachte 
ihm die »Idee, die Erzählung von Karl und den ı2 Pairs am Hofe zu 
Konstantinopel dramatisch in Hans Sachsischer Manier zu bearbeiten, 
auch überhaupt als Idee zu einem für mich tauglichen Genre«. Ich 
theile durchaus Schönbachs lebhafte Freude an den Knittelversen der 
» Weiber von Weinsberg« — die Geschichte von Karl und Hug jedoch 
widerstrebt dem Schauspiel so sehr, dass Uhland fünfviertel Jahre später 
lange Reihen der halbdramatischen Skizze (Keller S. 313) mit leichten 
Änderungen in die für das »Märchenbuch« bestimmte epische Fassung 


E. Senn’: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 981 


aufnehmen konnte. Er hat am 16. November 1812, also einen Tag 
nach der neuen Einleitung des ganzen Decamerone, »an dem Mähr- 
chen von Karl und Hug gearbeitet«. Der Erzähler, als erster in der 


Runde, hebt behaglich an und sagt ein launiges sinnreiches Wort über 
das Nachleben des Herrschers in Geschichte und Sage. 


Zunächst dem König sass ein edler Herr, 
Graubärtig schon, doch frisch und wohlgemuth, 
Der lehnte jetzt sich auf sein langes Schwerdt 
Und hub geruhig so zu reden an: 

5 Erlauchter König, hohe Herrn und Fraun! 
Ihr wisst, ich stamm’ aus fränkischem Geschlecht 
Und meiner Ahnen lange Reihe zieht 
Bis zu dem Herzog Roland sich hinauf, 
Der Kaiser Karls des Grossen Neffe war. 

ıo Auch hat in meinem Hause manche Kunde 
Von allen seinen Helden sich vererbt. 
Der Kaiser Karl hat doppelte Geschichte: 
Die eine steht auf gutem Pergament 
Geschrieben in Latein, und diese soll 

ıs So war und ächt wie Brief und Siegel seyn; 
Die andre geht in alten Liedern um, 
Ein Greuel zwar den Schriftgelehrten allen, 
Doch singt mian sie beim Fest und in der Schlacht, 
Und unter diesen alten Linden hier 

2o Lässt wohl sich ein Capitel draus erzählen. 
Zuvörderst aber künd’ ich allen Damen, 
Die nur verblümter, feiner Witz ergötzt, 
Nicht minder allen schöngelockten Junkern 
Mit balsamirten Handschuhn, Schnabelschuhn: 


2; Es ist ein derber, frommer Heldenschwank, 
Wie man zu meinen Tagen ihn geliebt: 
fo} > 


Der Kaiser Carolus sprach einmal 
Vor Herrn und Fraun im offnen Saal: 
Mir dienen so viele Land und Reich’, 

3 langes nach alte[s] 8 H. über Helden ıı allen nach nichtgestr. diesen 
über Karin und 15 wahr nach treu w (? wie? Ansatz zu und?) unter 16 Man 
fingt fie beim Gelag und in der Schlacht 17 aus E. [dar über Die ift| G. ist sie 
allen Schr. ı8 aus Man singt sie beim Gelag und in d. Schl. sie nach gern 
21 k. über fag’ 22 aus Die nur verblümte, zarte Rede lieben, dies erst geändert 
Die nur verblümter, zarter R. hold 23 N. m. über Aucb fag ich 24 schuhn 
nach ftiefeln foblen 25 d. über guter aus Heldenscherz 


982 Gesammtsitzung vom 11. November. 


Ich halt, mir ist kein König gleich. 30 
Die Kaiserin stand zu seiner Seiten, 

Sie sprach: Nein, Herr! lasst euch bedeuten: 

Zu Constantinopel Kaiser Hug, 

Der hat auch Land und Reiche genug, 

Und hört’ ich Manchen, der ihn hält 35 
Für den allermächtigsten in der Welt. 

Der Kaiser sprach: ich hab’ vor Jahren 

Gelobt zum heilgen Grab zu fahren, 

Nun solls geschehn zu Gottes Ehre, 

Und wenn ich dann nach Hause kehre, 40 
So will ich sehn mit eignen Augen, 

Was dieser Kaiser Hug mag taugen. 


Der Kaiser nahm sich zwölf Begleiter, 

Roland, Olivier und so weiter, 

Die ritten und ritten in Gottes Namen, 45 
Bis dass sie nach Jerusalem kamen. 

Als sie zum Tempel sich verfügt, 

Allwo der Herr begraben liegt, 

So war die eherne Thür verschlossen, 

Manch starker Riegel vorgestossen. 50 
Da kniete der Kaiser an die Pforte 

Und betet’ etlich leise Worte, 

So sprangen plötzlich alle Riegel 

Und flogen auf die hohen Flügel. 

Im Chor der Kirche waren zu schauen 55 
Zwölf Stühle, schön aus Holz gehauen; 

Noch einer mitten vorm Altar, 

Als welcher der dreizehnte war, 

Darauf beim heilgen Mahle weiland 

Gesessen unser Aller Heiland. 60 
Es thäten auf den werthen Plätzen 

Die Dreizehn gleich sich niedersetzen; 

Der Kaiser, wie man leichtlich denkt, 

Hat in den mitteln sich gesenkt. 


32 Nein [undeutlich| — bed. nach einem trotz vereinter Mühe nicht zu entziffernden 
Wort und ibr liebt [undeutlich, könnte auch sie liebte heissen] das Streiten 36 aller 
üdZ 37 unter Und unfer Raifer fpracb: woblan! “Je babe längft ein Gelübd getban 
unter 38 Denn icb von dannen wiederfebre Geb’ ich dem Kaifer Hug die Ebre Da will 
ih febn mit eignen Augen 39 für Das will ich tbun dem Herrn zu Ebren 40 ich 
über wir kehre sollte ursprünglich kehren bedeuten 43—96 fast gleich Keller, 
Dramat. Nachlass S. 314 f. 49 So über Da 57 vorm über am 


65 


70 


75 


Te) 


ao 
in 


90 


95 


100 


vervierth. 


E. Scnmiprr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 


Nun kam gerade zu der Zeit 

Der Patriarch mit grossem Geleit 

Von seiner Priesterschaft gesammt, 

Zu halten das hochheilig Amt. 
Erschrocken stund die ganze Schaar, 
Als sie der Dreizehn ward gewahr, 

Die schweigend auf den Stühlen sassen, 
Die Hände faltend gleichermassen ; 

Und jeder hat ums Haupt einen Kranz 
Als wie von lichtem Sonnenglanz. 

Der Kaiser sich verneigend sagt: 

Herr Patriarch, seyd unverzagt! 

Ich heiss mich Kaiser Karln den Grossen 
Und diess sind meine zwölf Genossen, 
Wir kommen übers ferne Meer 

Am Grab des Herrn zu beten her; 
Auch bitt’ ich Euch beim ewgen Heil, 
Ihr wollet mir ein billig Theil 

Der heiligen Reliquien schenken, 

Die ich gesehn in diesen Schränken, 
Als da sind: Jesu Dornenkron, 

Der Arm des heilgen Simeon, 

Die Nägel von dem Kreutzesstamm, 

Die Schüssel von dem Österlamm. 

Der Patriarch antwortet gleich: 

Von Herzen gerne geb’ ichs Euch. 
Zwar liess ich Niemand sie auf Erden 
Und sollt’ ich drum geviertheilt werden, 
Doch weiss es ja die ganze Welt: 

Ihr seyd ein so gewaltger Held; 

Wollt’ ich nieht gütlich mich bequemen, 
Ihr würdet mit Gewalt sie nehmen. 


Es wäre warlich viel zu sagen, 

Was sich für Wunder zugetragen, 

Als Karl und seine zwölf Begleiter 

Mit den Reliquien zogen weiter: 

Sie brauchten niemals Schiff noch Brücke, 
Die Flüsse traten sogleich zurücke; 


73 aus Und jedem gieng 77 heiss wiederhergestellt unter fchreib 


983 


92 


aus 


96 w. über möchtet 102 sogl. nach gleich unter 102 Dur der 
beilgen Kl[einode?] abgebr. 


984 Gesammtsitzung vom 11. November. 


Die Buckligen lernten aufrecht gehen 

Und die Schielenden lernten geradaus sehen, 
Auch sind die Türkischen Räuberhorden., 105 
Die gekommen zu plündern und zu morden, 
Alsbald in Stein verwandelt worden. 

Doch sprach Herr Roland misgemuth: 

Ich wollt‘, sie blieben noch Fleisch und Blut: 
Hieb’ ich die Steine hier zu Scherben, 110 
Würd’ nur mein gutes Scehwerdt verderben! 

So reisten die Herren lange Zeit, 

Sie wussten selbst nicht wie lang und weit, 

Und keiner wusst’ in der ganzen Schaar, 

Ob es Sonntag oder Montag war. 115 
Endlich auf einem weiten Feld 

ürschien ein reiches, buntes Zelt 

Mit einem grossen Knopf von Edelstein, 

Der gab so wunderhellen Schein, 

Der leuchtete schon aus weiter Fern 120 
Als wie der liebe Morgenstern. 

Sie glaubten, ein Herr von grosser Macht 

Halt Lager hier mit solcher Pracht, 

Oder dass wohl schöne Damen 

Allhier sich zu verlustigen kamen. 12 


in 


Herr Roland hat sich kurz bedacht, 

Er stiess ins Horn mit solcher Macht. 

Dass er beinahe über den Rasen 

Gezelt und Alles weggeblasen. 

Ein Herrlein kam herausgeflogen, 130 
Mit Purpur und Seiden angezogen, 

Liess sich vom Kaiser nicht lange bitten 

Und sprach also mit höflichen Sitten: 

Der Kaiser Hug ist mein Gebieter 

Und ich sein erster Hofschweinhüter. 135 
Zehntausend Schweinlein, alle gleich, 

Wie Turteltäublein weiss und weich, 

Lenk’ ich mit meinem goldnen Stab 

Auf diesem Anger auf und ab; 


103 aus aufwärts 108 aus ungemuth 109 bl. über wären ııı W.nach 
Ib 116 unter Da famen fie auf ein we abgebr. Keller S. 316 132. 132 auRs 
über Und tbät auf Kaifer Karls Befragen Gar böflih feinen Stand anfagen neben 
Den tbät Herr Rarl mit guten Sitten Um feinen Stand und Wamen bitten 134 Keller 
S8814 136. 137 lein über chen 135 unter Die dort den Anger ziebn binab 


E. Scumipr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 985 


ı9o Mit dieser hellen silbern Flöt’ 
Erweck ich sie zur Morgenröth’. 
Diess Zelt von Seiden aufgespannt 
Bewahrt mich vor der Sonne Brand. 
Herr Kaiser Hug kommt jeden Abend, 
145 Sich an der Schweinlein Anblick labend; 
Mit eignen Händen er sie wägt, 
Ob sie gewachsen und zugelegt. 
Das dünkt den Helden seltsamer Art, 
Und Herzog Naims sprach in den Bart: 
ıso Bei uns in Baiern gibts auch Schwein, 
Man hält sie aber ganz gemein. 
Der Schweinhirt sprach: ihr scheint zu staunen, 
Was würdet ihr erst ins Ohr Euch raunen, 
Wenn ihr sähet des Kuhhirts Zelt, 
ıs; Der hinter dem Hügel Lager hält! 


Dieser allerliebst vorgetragene Schwank, der an der Spitze des 
altfranzösischen Märchenbuches die Zuhörer erheitern sollte, ist zugleich 
der letzte auf uns gekommene Rest. Andre Zeiten, andre Lieder. Schon 
im März 1812 bekennt Uhland mit männlicher Offenheit dem spanisch 
luxurirenden und zuchtlos faselnden Wort- und Bilderschwall eines Isi- 
dorus Orientalis gegenüber seine tiefe Neigung zum strengen alten Stil 
der Heimat, zum einfachen Ton des echten deutschen Liedes und will 
selber nicht sowohl fremde Herrlichkeit auf unsern Boden verpflanzen, 
als sich immer fester in ursprünglich deutsche Art und Kunst einwurzeln 
(Leben S.70ff.). Wohl bezeugt »Sängerliebe« und der edle Spätling 
»Bertran de Born« sein bestes Können, wohl vergnügt er sich mit 
Rückert überlegen am yjoc partit provencalischer Tenzonen, aber den 
alten Rauschebart aus dem Grabe zu beschwören lag seinem Schwaben- 
herzen doch viel näher, und die heilige Pflieht unmittelbar mit Vater- 
ländischen Gedichten nationaler oder landschaftlicher Prägung an den 
Heerschild zu schlagen. Neue germanische Cyklen vom Kyffhäuser 
(29. März 1812; vgl. Schriften 7,561. 589. 8, 577. I, 501), von Diet- 
rich von Bern (7 ff. August 1814), von der Hermannsschlacht (12. August 
1815), aus der Schweizergeschichte (8. August 1816) lockten ihn nun; 
leider ohne werkthätigen Fortgang. Dazwischen blieb die bunte 
Romantik Fortunats auf der Bahn liegen, die allgemach von jugend- 
licher Poesie ganz zur Forschung des eingesponnenen reifen Alters 
führte. 


140 hellen nach 3|arten] silbern nach Ansatz zu fcbönen 145 aus Den 
H.d. es 153 aus Wie, 


986 Gesammtsitzung vom 11. November. 


Immer bestand seine Überzeugung: »Das herrliche Alterthum soll 
nicht bloss für die Wissenschaft aufgedeckt sein, sondern im Dichten 
lebendig fortwirken«. Seit den bescheidenen Lehrjahren sah er die 
germanische und romanische Philologie sich immer fruchtbarer entfal- 
ten; auch die ungeduldigen Beschwerden, dass » weitverzweigte Adern 
des Karolingischen Epos noch kaum geschürft« und »lebendige Aus- 
züge aus den Gedichten aller französischen Fabelkreise« nicht vor- 
handen seien (an F. Wolf, 9. Mai 1837), wurden durch Thaten gestillt. 
Andere bemühten sich um die Hebung alter Schätze für weitere Kreise: 
den Roman de Rou verdeutschte Gaudy, in Uhlands nächster Nähe war 
Keller ein rühriger Prosabearbeiter, der junge Landsmann Wilhelm Hertz 
brachte ihm, allen Dolmetschen mittelalterlicher Poesie überlegen, 1862 
die »Marie de France« in deutschem Gewande wie ein Jahr zuvor mit 
herzlicher Widmung das »Rolandslied«. 

»Was man in der Jugend wünscht, das hat man im Alter die 
Fülle. So geht es mir mit den altfranzösischen Heldengedichten, die 
mich frühzeitig beschäftigt hatten«, kann Uhland im December 1854 
an Wolf schreiben: doch vermisst er vor allem die Haimonskinder zur 
vollständigen Überschau. Auch diese Sehnsucht blieb nieht unerfüllt: 
auf Michelants ihm zugeeigneter Ausgabe des /lenaus de Montauban hat 
Uhlands erlöschender Blick geruht. Weit dahinten lagen die Pariser 
Studien mit Bekker, vergilbt und schier vergessen die Blätter des 
Märchenreichs, an dessen Schwelle einst »Graf Eberhards Weissdorn « 
ergrünen sollte. Nun war der Schluss für den Greis eingetroffen: 

Die Wölbung, hoch und breit, 
Mit sanftem Rauschen mahnt 


Ihn an die alte Zeit 
Und an das ferne Land. 


E. Scuumpr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 987 


Beilagen. 


ı) Leben S. 69: ... »Gegenwärtig ist meine liebste Zeit, in der ich mich mit 
altfranzösischen Dichtungen beschäftige. Ich habe besonders eine Reihe normännischer 
Kunden von eigenthümlicher Trefflichkeit aufgefunden, von denen ich bereits einige 
übersetzt. Ich wünschte überhaupt eine Sammlung von Übersetzungen und Bearbei- 
tungen altfranzösischer Dichtungen zusammenzubringen. Diejenigen Diehtungen nehm- 
lich, die mir in der Form, in welcher ich sie vorfinde, schon vollendet erscheinen, 
übersetze ich getreu, andere die durch unangemessene Einkleidung, besonders durch 
Weitschweifigkeit, entstellt sind, such’ ich zu bearbeiten, denn hier scheint mir die 
Treue eben darin zu bestehen, dass die lebendige Sage von der schlechten Einklei- 
dung befreit und ihr ein Gewand gegeben wird, in dem sie unentstellt erscheint und 
frei sich bewegt. 

Wie viel ich leisten kann, wird zum Theil von der Dauer meines hiesigen Auf- 
enthalts abhängen. Das Abschreiben ist sehr mühsam und die Übersetzung in zwei- 
schlägigen, Hanssachsischen, Reimen, worin die meisten dieser Erzählungen verfasst 
sind [vgl. Schriften 4, 350], hat manche Schwierigkeit. Eine grössere Dichtung, Kö- 
nig Wilhelm von England, die Ähnlichkeit mit dem Oktovianus hat, aber in originellem 
Geiste aufgefasst und durchgeführt ist, reinpoetisch, kindlich-phantastisch, wünschte 
ich sehr abgeschrieben zu haben, um sie nach meiner Zurückkunft übersetzen zu 
können. 

Ich weiss nicht, ob Andere die Begeisterung theilen werden, zu der mich diese 
Gedichte hingerissen, und wenn ich so die schlichten Worte stundenlange abschreibe, 
werd’ ich zuweilen selbst irre: allein wenn mir dann, dem Buche fern, die lebendige 
Diehtung unter die Bäume und in den Mondschein nachwandelt, wie ein Geist, der 
seinen Grabstein verlässt, dann kann ich nicht glauben, dass es nur selbstsüchtiges 
Wohlgefallen an eigenem Treiben ist, was mich so mächtig überströmt, ja mein eige- 
nes Dichten verschlungen hat«. 


2) Briefe an Friedrich Baron de la Motte Fouque 1848 S.496 (19. Dee. 1812): 
.. »Ich beschäftige mich hier mehr mit der Poesie der guten alten Zeit, als mit eige- 
ner. Die altfranzösische Poesie ist herrlich, wenn man bis zu ihrem eigentlichen Kerne 
dringt. Dies gelang mir zu spät, um zu einiger Vollständigkeit zu gelangen. Ich hielt 
mich mit dem minder Wichtigen auf, weil mir das Wichtigere unbekannt war, und 
noch dazu fielen die Ferien der Bibliothek in die Zeit meines hiesigen Aufenthalts. 
Man muss sich die lieblichen Fabliaux nicht abhalten lassen, bis zur eigentlichen Hel- 
denpoesie vorzudringen, die bald nur in einzelnen, aber mächtigen Kunden erscheint, 
bald sich zum wahren Epos gebildet hat, und nach den verschiedenen Völkerstämmen 
verfolgt werden muss. Ich habe jetzt eine Reihe normännischer Kunden zusammen- 
gebracht, und bin jetzt mit den fränkischen, von Karl dem Grossen, seinen Pairs, 
und ihren Geschlechtern, beschäftigt, die einen wahrhaft epischen Cyclus bilden, den 
ich nimmer ermessen kann, da ich nur noch kurze Zeit hier bleibe. Doch hoffe ich, 
dass meine Sammlung hinreichen werde, die Wichtigkeit dieses Theils der Poesie des 
Mittelalters einleuchtender zu machen und vielleicht Andere zu vollständigeren Arbei- 
ten anzuregen. Ich werde nach meiner Zurückkunft das Gesammelte zu übersetzen 
und zu bearbeiten suchen, letzteres hauptsächlich nur durch Entkleidung der Sage 
von entstellendem Gewande. Da diese Arbeit von längerer Dauer sein dürfte, so lege 
ich vielleicht vor der Hand Einiges in Kerners Almanach nieder. Andere mögen dann 
urtheilen, ob die alten Schriften mich nicht durch Zauber verblendet«. 


Sitzungsberichte 1897. 90 


988 Gesammtsitzung vom 11. November. 


3) Michel S. 72. 

Lors commencha, si com moi samble, 

Con chil qui molt estoit senes, 

.). ver de Guillaume au court nes, 

A clere vois et & douch son: 
Grans fu la cours en la sale & Loon; 
Mult ot as tables oiseax et venoison, 
Ki ke manyast le char ne le poisson, 
Onques Guillaume n’en passa le menton, 
Ains manga tourte et but aige & foison; 
Mult s’en merveillent cil chevalier baron. 
Quant ont bu et mengie & foison, 
Les napes ostent escwier et gargon, 
Li quens Guillaume mist le roi a raison: 
»Qu’as empense, dist-il, le fil Kallon? 
Secorras moi vers le geste Mahon? 
Ja deust estre li olz a Carrion«. 
E dist li rois: »Nous en consilleron, 
E le matin savoir le vous feron 
Ma volonte, se je irai ou non«. 
Guillaume Vot, si taint comme charbon, 
De mautalent a fronci le grignon: 
»Comment dyable! dist-il, si plaideron. 


1402 


1405 


1410 


1415 


1420 


Chou est la fable dou Tor et dou Mouton. 


Mult a @ faire qui pleissier velt felon«. 
Il slabaissa, si a pris .j. baston, 


1425 


Puis dist au roi: » Vostre fie vous rendron, 


N’en tendrai mais valissant .j. bouton, 
Ne vos amis ne serai ne vos hom, 
Et si venres od nous, voellies ou non«. 


1430 


4) Maistre Wace’s Roman de Row... herausgegeben von Dr. Hugo 


2 — Heilbronn 1879 —, 38. 53 (Pluquet ı, 276. 292): 
El pais out une pucele, 
Gunnor out nun, mult par fu bele, 
Bien afattie e bien curteise, 
De pere e de mere Daneise, 
De robles Daneis esteit nee, 
De douz parz bien enparentee; 
De bon aire iert e amiable, 
Large forment e honurable ; 
De ouraigne de femme saueit 
Quantque femme saueir poeit. 
Li quens Tama s’en fist sa amie: 
Mult fu bele lur druerie.... 


Ricard tint Gunnor lungement, 
Ceo dient tuit cumunement, 

Ainz ke il espuser la wousist 

E einz que a femme la preist. 
Mais par preiere del clergie, 

Ki l’en out meinte feiz preie, 

E par cunseil de ses baruns, 
Qui mainte feiz Üen vnt somuns, 
Ad Ricard Gunnor espusee; 


235 


240 


615 


Andresen. 


E. Scummr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 


620 


625 


630 


640 


650 


Anceis .e puis l’a bien amee. 
(Quant Gunnor primes se cucha, 
La nuit enpres que il Vespusa, 
Lez le cunte s’est el lit mise 
D’autre maniere e d’autre guise 
(Que ele ne se soleit cuchier, 
Cume se ele i feist dangier. 

Le dos li ad auant turne 

E des espaudles l’ad bute. 
„Cument«, dist il, »te cuntienz tu? 
Mainte feiz as ad mei ieu, 
Unkes mais ceo ne me feis: 

Tu seuz uers mei turner tun uis«. 
Gunor en riant respundi: 
»Sire, sire, n’est mie issi. 

Je soil en uostre lit gesir 

E soil faire uostre plaisir. 

Ore gis el mien si me gerrai 
Sur quel coste ke ieo uoldrai. 
Dame sui si gies en mun lit 
Si me gerrai a mun delit. 

Ca en arier fu le lit uostre, 
Mais ore est il e mien e uostre, 
Vnkes mais aseure n’i du, 

Ne sanz pour od uus ne fui, 
Ore sui aukes asevree«. 

A ces paroles s’est turnee ; 
L’un a l’autre turna sum wis 
Si unt asez gabe e ris. 

Asez fu puis lunges retrait 

Ceo ke Gumor ot dit et fait. 
Gunor fu dame bien preisiee 
De bones murs, bien enseignee ; 
Clers e cheualiers honura, 

Mult despendi e mult duna. 


5) Andresen 2,109 (Pluquet r, 358): 


1980 


1985 


1990 


1995 


De Richard e de sa bunte 

Fu par tote crestiente 

Grant parole e grant reparlance, 
Mult iert de riche cuntenance, 
A cel tens iert en Lumbardie 
Maistre Bernard de grant clergie; 
En maint liev out tenu escole, 
Si iert de lui mult grant parole. 
Del duc Richard saueir woleit 
Se il esteit tels cum l’om_ diseit. 
Ne sai dunt d’ultre Lumbardie 
Vint a Roem en Normandie ; 
Od un burgeis se herberga, 

E li burgeis mult le honora. 

La nuit, quant il orent supe, 
Bernard ad sun hoste apele. 
»Bel hoste«, dit il, »ie uoldreie 
Parler al duc, si ieo poeie: 


98) 


990 Gesammtsitzung vom 11. November. 


Un busoig li ai a mustrer, 

Si m’estuureit a hu parler. 

JIeo sui cea uenu de bien lung, 

Pur mustrer lui un grant bosuing«. 2000 
»Par feis, dist il, »ne sai cument 

Vus i puissiez parler briefment; 

Deuant wit iurs, mun escient, 

N’i purrez uus parler nient. 

En cele halte tur swiurne, 2005 
Ne nuit ne iur d’iloec ne turne: 

Ne puet nuls en la tur entrer, 

Se Ü nel fait par nun apeler. 

Venir ad fait de cest pais 

Tuz ses prouoz e ses baillis, 2010 
Ses grauesreins e ses vescuntes: 

Ses tailles ot e ses acuntes. 

Empres disner, quant lu enuie, 

A une fenestre s’apuie, 

(Qui est deues Seigne turnee: 

Iluee 'siet bien vne loee, 

Les bois esgarde ki la sunt, 

E cels ki passent par le punt«.... 


Mais mielz uelt il estre batuz, 2097 
Ke il ne siet a lu uenuz... 


Tant que la mort les departi, 2105 
Ki maint home part de altre ami. 


A Chieresbure en Costentin 

Vrout li ducs a un matin, 

Maistre Bernard li wint deuant, 

Mult humblement Ü dist itant: 2rıo 
»Ieo uus ai, sire, mult ame 

E uus m’auez mult honore. 

Un dun, se uus plaist, me dunez, 

Merci uus eri, nel me ueez, 

Par nun de sainte charite a1ı5 
E pur la sainte amistie De«. 

»Frere«, dist li ducs, uus Vaurez, 

Dites mei ceo que wus uolez«. 

»Sire«, dist Bernard en plorant, 

»Ieo wus dirrai que ieo demant: 2120 
En vele place, ov uus vrez, 

E ov uus tant Deu reclamez, 

Faites mun cors enseuelir, 

En terre parfund enfuir, 

Kar ieo dei al tierz iur murir, 2125 
Si ul iloec endreit iesir: 

A ma alme en serreit mielz, ceo crei«. 

» Amis«, dist il, »e ie lotrei«. 

Ne sai cum ala ne que dut, 

Mais al tierz ior Bernard murut ; 2130 
E le cors fu porte e mis 

La v il out al duc reqwis. 


E. Scumipr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 991 


6) 15 


20 


» 
a 


30 


Sitzungsberichte 1897. 


Un jor d’este par un matin 
Deus puceles en un jardin 
Entrerent por esbanoier, 

(Qui molt faisoient @ proisier. 
Andui furent d’un fier coraige, 
D’une beaute et d’un paraige ; 
D’un mantel furent affublees, 
(Qu’en une isle firent deus Fees, 
Ne firent pas @vre vileine ; 
Onques n’i ot @vre de laine, 
Li estains fu de flors de glai, 
Traime i ot de roses en mai, 
Les lisieres furent de flors, 

Et les pannes furent d’amors ; 
Ouvre furent bien Üi tassel, 
Attachie sont a chant d’oisel. 
Par le vergier esbanoiant 

S’en aloient lez un pendant: 
Un val truevent et un ruissel 
(Qui soef cort par l’epinel. 

Lä ont mürdes lor colors 

(Qui sovent lor mue d’amors... 


Quil nos covient trop bien garder 
(Que nus ne puist de nos gaber. 
Tant com li arbres est foilluz, 
Tant est amez et chier tenuz, 

Et gant la fueille en est cheue, 
Molt a de sa beaute perdue. 


Ausgegeben am 18. November. 


Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 


91 


993 
SITZUNGSBERICHTE 1897. 
DER XLVI. 
KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 
ZU BERLIN. 


18. November. Sitzung der physikalisch-mathematischen Olasse. 


Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 


l. Hr. Frogentus las: Über die Darstellung der endlichen 


Gruppen durch lineare Substitutionen. 

Jedem Primfaetor der Gruppendeterminante entspricht eine und nur eine primi- 
tive Darstellung der Gruppe durch eine lineare Substitution von so vielen Veränder- 
lichen, wie der Grad des Factors beträgt. Die Darstellungen werden durch eine Trans- 
formation der Gruppenmatrix in eine zerlegbare Form gefunden. Jede Theilmatrix 
hat einen Primfactor zur Determinante, und die Theilmatrizen, deren Determinanten 
gleich sind, stimmen in den Elementen überein. Die Elemente der verschiedenen Theil- 
matrizen zusammen, deren Anzahl der Ordnung der Gruppe gleich ist, sind lauter von 
einander unabhängige Veränderliche. 

2. Hr. Borrzmans, Ehrenmitglied der Akademie, übersendet eine 
zweite Mittheilung über irreversible Strahlungsvorgänge. 

Es werden die Voraussetzungen besprochen, unter denen allein eine Möglich- 


keit vorhanden ist, aus den Strahlungsgesetzen ein Analogon des 2. Hauptsatzes zu 
gewinnen. 


Sitzungsberichte 1897. 92 


IIA 


Über die Darstellung der endlichen Gruppen 
durch lineare Substitutionen. 


Von G. FROBENIUS. 


ie meiner Arbeit Über die Primfactoren der Gruppendeterminante (Sitzungs- 
berichte 1896; im Folgenden mit Pr. eitirt) habe ich jeder endlichen 
Gruppe 9 der Ordnung A eine Matrix des Grades Ah zugeordnet, deren 
Elemente von / Variabelen abhängen. Ihre Wichtigkeit beruht auf dem 
Zusammenhange, worin sie selbst und die Primfactoren ihrer Determi- 
nante mit den linearen Substitutionen stehen, durch die sich die 
Gruppe 9 und die ihr isomorphen Gruppen darstellen lassen. Aus jeder 
solehen Darstellung kann man eine zur Gruppe 5 gehörige Matrix 
ableiten, deren Determinante in einer Potenz der Gruppendeterminante 
enthalten ist ($ 2). Ist die Determinante unzerlegbar, also einem Prim- 
factor der Gruppendeterminante gleich, so nenne ich die Darstellung 
eine primitive. Umgekehrt entspricht jedem Primfaetor f"" Grades der 
Gruppendeterminante eine, und, abgesehen von der Wahl der Varia- 
belen, nur eine primitive Darstellung der Gruppe durch Substitutionen 
von f Variabelen ($ 4). 

Die Gruppenmatrix kann in eine ähnliche Matrix transformirt wer- 
den, die in Theilmatrizen zerfällt. Benutzt man dabei allein die k 
Gruppencharaktere, so kann man sie in % Matrizen zerlegen, deren 
jede die f"“ Potenz einer Primfunction ® des f"” Grades zur Determi- 
nante hat (8 3). Benutzt man aber höhere Irrationalitäten, so kann 
man sie in > f Matrizen zerlegen, deren jede eine Primfunetion ® selbst 
zur Determinante hat ($ 5). Mit Hülfe einiger merkwürdigen Sätze über 


ten ( \ 


Determinanten n"" Grades, deren Elemente n° unabhängige Variabele sind 
($ 7), zeige ich dann: man kann die Transformation so einrichten, dass 
je f Theilmatrizen, deren Determinanten demselben Primfaetor f"" Grades 
® gleich sind. einander identisch gleich sind. Dann sind die Elemente 
aller Theilmatrizen zusammen 3? = h von einander unabhängige Varia- 
bele. Aus einer solchen 'T'heilmatrix, deren Determinante ® ist, er- 
geben sich A lineare Substitutionen, die eine mit $ isomorphe Gruppe 


Frosentvs: Darstellung der Gruppen durch lineare Substitutionen. 995 


bilden. Der Isomorphismus kann auch ein meroedrischer sein. Dies 
hängt von einer besonderen Beziehung ab, worin der Charakter %, der 
Gruppe 9, weleher der Primfunction ® entspricht, zu einer invarianten 
Untergruppe von 9 stehen kann ($ 1). Die primitiven Darstellungen 
einer Gruppe durch lineare Substitutionen werfen ein neues Licht auf 
die Bedeutung der Relationen, aus denen die Charaktere der Gruppe 
und damit die Coeffieienten der Primfactoren der Gruppendeterminante 
berechnet werden ($6). Die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit habe 
ich Devekısp, dem ich die Anregung zu diesen Untersuchungen ver- 
danke, im April dieses Jahres mitgetheilt. 


T- 


W772) 


Unter den Charakteren einer Gruppe 5 nimmt der Hauptcharakter, 
dessen Werthe alle gleich 1 sind. eine bevorzugte Stellung ein. Ist 
9 zusammengesetzt, und ist & eine invariante Untergruppe von 9. so 
giebt es ferner gewisse Charaktere von 9, die in Bezug auf © ein 
besonderes Verhalten zeigen. Ein solcher Charakter hat nämlich für 
je zwei Elemente von 9, die mod. & aequivalent sind, denselben Werth. 


= - 2 . 
Ich sage daher, er gehöre zur Gruppe — auf Grund des Satzes: 


16) 
Ist & eine üwariante Untergruppe der Gruppe 9, so ist jeder Charakter 


5 e * 
von — auch ein Charakter von 9. 


[0) 
Dies ist so zu verstehen: Bilden A, B.C,--- ein vollständiges 
Restsystem von 9 (mod. 6), so ist 
5S=46+B6+C06+---. 
Dann können die Complexe AS = $&A, B& = GB, --- als die Elemente 


der Gruppe aufgefasst werden. Sei X ein Charakter dieser Gruppe, 


Ar) 
6 
und /(AG) sein Werth für das Element A®. Jedes Element R der 
Gruppe 9 gehört einem und nur einem dieser Complexe an. Für 
alle Elemente R des Complexes A® sei 4(R) = Y(A6). Die so defi- 
nirten Ah Grössen %,() bilden einen Charakter von 9. Sei umgekehrt 
%,(R) ein Charakter von 9, der den gleichen Werth hat für je zwei 
Elemente von 9, die mod. & aequivalent sind. Setzt man dann für 
jedes Element R von 9, das aequivalent A (mod.®) ist, also dem 
Complexe AG angehört, (AS) — %(R), so ist W ein Charakter von 
5 

[05 


Die beiden entsprechenden Charaktere haben denselben Grad 


i= x(E) = v(6). 
; >) 2 S 
Gehört der Charakter % zu der Gruppe $ so gehört er auch zu a” 


wo & eine in & enthaltene invariante Untergruppe von 5 ist. 


g9* 


996 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. 


Damit nämlich Ah Grössen %(R) einen Charakter von 9 bilden, 


I. 


sind die folgenden Bedingungen notliwendig und hinreichend: 
(72) x(E)=f 


ist eine positive (ganze) Zahl. Für je zwei Elemente A und 5 von 
9 ist 


(2.) x(AB) = x(BA) 
und 
(3.) hx(Mdx(B) = FEX(ARTBR). 


Endlieh ist 
(4.) h= Ex{R)x(R"). 


Nach der zweiten Bedingung hat nämlich %(%) für alle Elemente 
einer Olasse eonjugirter Elemente denselben Werth, etwa für die Ele- 
mente der z“" Classe den Werth x, (p = 0,1,..-k-1). Daher sind die 
Gleichungen (3.) und (4.) identisch mit (vergl. Pr.$ 7) 


D 


(3-) hRaX Xg = Di DRM, 


(4.) h=Eıxx;. 


Jede Lösung der Gleichungen (3.) ergiebt die Verhältnisse der 
Werthe eines Charakters 4. Dann liefert die Gleichung (4.) das Quadrat 
des noch unbestimmt gebliebenen Proportionalitätsfactors und endlich 
die Gleichung (1.) sein Vorzeichen. 

Nun ist w(E) = Y(6) = f. Ferner ist ABB& = AB®. Ist also 
R ein Element des Complexes A®, und S ein Element von 56, so ist 
RS ein Element von AB®. Daher ist y(RS) = V(AB6) = V(AG B6) 
und %,(SR) = W(B® AG) und mithin, weil W die Eigenschaft (2.) besitzt, 
(RS) = (SR). Ferner ist 


2 w(AG) UZ | B6) _ E > v(ASBS6), 
I S 


wo 5 ein vollständiges Restsystem von 9 (mod. &) durchläuft. Nun ist 
AS"BS® = A®S"BS6$ und bleibt daher ungeändert, wenn man 8 
durch S@ ersetzt, wo @ irgend ein Element von ® ist. Daher ist auch 


hw(A®) w(B6) —/f2 V(ARTBRÖ), 
wo R alle Elemente von 5 durchläuft, also auch 
hx(A)x(B) = f3x(ARTBR). 
Ebenso folgt aus der Relation 


h 


in 3 v(S6)W(S" 6) 


Frosentus: Darstellung der Gruppen durch lineare Substitutionen. 997 


die Gleichung 
h=Ex(R)x(RN). 


Daher ist %(#) ein Charakter von 9. 
Umgekehrt sei %,(/?) ein Charakter von 9, und sei stets 4 (AR) = %,(S). 
wenn RoS (mod. ©) ist. Dann erkennt man auf demselben Wege, dass 


YL(R$) = %(R) ein Charakter von S ist. 


Der Hauptcharakter gehört zu der Gruppe die Charaktere 


el er) 


: 9 NR 
ersten Grades zu der eommutativen Gruppe © falls & die Commu- 


tatorgruppe von 9 ist. 
Durchläuft @ die Elemente der Gruppe 6, so sei 


(5.) S Ir: Yro 
Dann ist unter den obigen Voraussetzungen (vergl. Pr. $ S) 
h f h:g 
ENERS U RRTE De s 
f Ss > (R) a4 iS U SO)Yyus er N4o 


Der Rang der Matrix (£79-ı) ist gleich f*. Ist ®(x) der Primfactor 
der Gruppendeterminante ©(x) von 9, der dem Charakter % entspricht, 
so ist jede Unterdeterminante des Grades f” von jener Matrix bis auf 
einen constanten Factor gleich ®(w). Ist Y(y) der Primfactor der Grup- 


5 R 
pendeterminante H(y) von 5° der dem Charakter entspricht, so 


ist jede Unterdeterminante des Grades f” von der Matrix 779-6 gleich 
Y(y). Nun ist 9g&, = Ns, und mithin ist unter der Voraussetzung 
(5.) P(a) = Y(y). Da ©(x) und H(y) die Faetoren ®(x) und Y(y) genau 
in der f"” Potenz enthalten, so ist ©(x) durch H(y) theilbar, und der 
Quotient ist zu H(y) theilerfremd (vergl. Pr. S 2). 


8.2. 
Eine endliche Anzahl linearer Substitutionen 

(A) Da — Ag Yı + AaaYa + °°° + AanYns (a—=1,2,...n) 

(B) Vg — bayı Sr ba Ya ent den Yu» 
deren Determinanten von Null verschieden sind, bilden eine Gruppe 
9, wenn die aus irgend zweien von ihnen, (A) und (B), zusammenge- 
setzte Substitution (C) = (A)(B) ebenfalls unter ihnen enthalten ist. 
Die Coefficienten von (C) sind 


CB — Asrbıß + Aeaba5 +: + Gen Önß- 


998 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. 


Man kann auch nach dem Vorgange von Gauss von der Bezeichnung 
der Variabelen ganz absehen und unter (A), (B), (C), :-- die Matrizen »"" 
Grades verstehen, die von den Coeffieientensystemen q,5. b.s.» (us» 
gebildet werden. 

Sei 5 eine abstracte Gruppe, A, B,C, --- ihre Elemente. Ordnet 
man dem Elemente A die Matrix (A). dem Elemente B die Matrix (B), 
u. s.w. zu, so sei die Gruppe 5 der Gruppe 9 isomorph, d.h. es 
sei (A)(B) = (AB). Dann sage ich, dass die Substitutionen oder die 
Matrizen (A), (B),(C),--- die Gruppe 9 darstellen. Der Isomorphis- 


: : 5 Set { >) 
mus kann auch ein meroedrischer sein. Dann ist 5 einer Gruppe & 


holoedrisch isomorph, wo & eine gewisse invariante Untergruppe von 
9 ist, gebildet von den Elementen von 9, denen das Hauptelement 
(E) von 9 entspricht. Diese Substitution (#) entspricht dem Haupt- 
elemente Z£ von9. Da #?=E# ist, so ist auch (#)’=(#). Mithin 
ist (£) die identische Substitution, da keine andere Substitution von 
nicht verschwindender Determinante dieser Bedingung genügt. 

Ist (P) irgend eine Matrix n'” Grades von nicht verschwindender 
Determinante, so stellen auch die Matrizen (P)*'(A)(P). (Py*(B)(P), --: 
die Gruppe 9 dar. Die entsprechenden Substitutionen gehen aus den 
ursprünglichen hervor, indem jedes System von nVariabelen a, ,; 
Yıs’'*,5 °° der Substitution (P) unterworfen wird. Zwei solche Dar- 
stellungen von 9 bezeichne ich als aeguwivalent. Alle Darstellungen, die 
einer gegebenen aequivalent sind, bilden eine (lasse aequivalenter Dar- 
stellungen von 9. 


Den A Elementen A,B,C, --- von 5 ordne ich A unabhängige 
Variabele x,, %2; 6, zu, und ich setze dann aus den Matrizen 
(A), (B),(C), --- die Matrix 

(Als, + (DB); + (O)2r = 20) 


zusammen, deren Elemente lineare Functionen der unabhängigen Va- 
riabelen sind. Jede auf diese Art einer Darstellung von 9 entsprechende 
Matrix nenne ich eine zur Gruppe 9 gehörige Matrix. 

Sei Yy,» Yg> Yo; ein zweites System von 4 unabhängigen Varia- 
belen, und sei (Pr. $ ı) 


((d63)) 2, aLnYr (RS=T) 
Dann ist das Product der beiden Matrizen 


(2.) (Z(R)x,)(2(5)y;) = S(RS)@,Y: = Sl 


Umgekehrt charakterisirt diese Eigenschaft die Matrix X(R)x, als 
eine zur Gruppe 5 gehörige Matrix. Eine solche ist daher z.B. die 


S(R)&r| — ln), SO 


Gruppenmatrix (279-1). Ist nun die Determinante 


Frogenwus: Darstellung der Gruppen durch lineare Substitutionen. 99 


ist F(a)F(y) = F(e). Nach Pr. $ı folgt daraus, dass F(x) in einer 
Potenz der Gruppendeterminante 


(x) = | 79-: | = et" ... 
aufgeht, also ein Produet von Potenzen der Primfactoren ®, ®, ®", 
von © ist 
(3.) |E(R)z; | = ##'e""..-, 


deren Exponenten s,s’,s”,--- auch zum Theil Null sein können. 

Ist ® ein Primfactor f"”" Grades von ©, so ist © genau durch (die 
f“ Potenz von ® theilbar. Nach Pr.$ 5 ist die Unterdeterminante 
(h-1)"" Grades von ©, die dem Elemente x7,-ı eomplementär ist, gleich 
1 0 
h Mg 
determinanten (4-1) Grades von © den Primfactor ® genau in der 
(f-1)"" Potenz. Nach den bekannten Eigenschaften der Elementar- 
theiler einer Determinante enthält daher der grösste gemeinsame Divisor 


Mithin enthält der grösste gemeinsame Divisor aller Unter- 


aller Unterdeterminanten (A-m)“" Grades von © den Factor ® genau in 
der (f-m)“" Potenz (m < f), und die Unterdeterminanten (h-f)"" Grades 
von © sind nicht alle durch ® theilbar. Die charakteristische Deter- 
minante O(w—ue) der Gruppenmatrix hat demnach, als Function von u, 
lauter lineare Elementartheiler, und falls man für « eine Wurzel der 
Gleichung ® (x—-ue) = 0 setzt, hat jene Determinante den Rang h-f. 


S > 1220) & (0) 
Setzt man in der Formel (I.) y = hafajn> 50 wirde2,— Fer» 
u‘ IX $/T 
also weil S(R)e, — BR ist, 
o 


(4.) FRI), a). 


Nun sind die Elementartheiler der Determinante der letzteren Matrix, 
die gleich Potenzen von ® sind, alle gleich der ersten Potenz von ®. 
Auf Grund von (4.) sind aber diese Elementartheiler durch die ent- 
sprechenden von IS (R) Sr theilbar (Über die Elementartheiler der Determi- 
nanten, Satz IX, Sitzungsberichte 1894). Mithin sind auch die Elementar- 
theiler der Determinante |3%z( R))|; die Potenzen von ® sind, alle 
gleich der ersten Potenz von ®, und ihre Anzahl ist gleich s. Ersetzt 
man &z durch x,—ue;, so erkennt man, dass die charakteristische 
Determinante jener Matrix |(Zx,(R))-u(#)| lauter lineare Elementar- 
theiler hat. 
Sue 
Zerfällt eine zur Gruppe 5 gehörige Matrix in Theilmatrizen, so 
ist nach Formel (2.) $ 2 jede einzelne von ihnen auch eine zur Gruppe 
gehörige Matrix. Das Product der Determinanten der Theilmatrizen 


1000 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. 


ist gleich der Determinante der ganzen Matrix. Wie ich zeigen werde, 
kann man eine der Gruppenmatrix aequivalente Matrix finden, die in 
>/f Theilmatrizen zerfällt. Ihre Determinanten sind den 3 Primfactoren 
von © gleich. Weiter lässt sich die Zerlegung der Gruppenmatrix un- 
möglich treiben. Ehe ich aber zur Darstellung dieser Transformation 
übergehe, will ich zunächst eine andere einfachere durchführen, bei 
der die Determinante jeder Theilmatrix gleich der f"" Potenz eines Prim- 
factors f"” Grades ® ist. Mithin haben die einzelnen Theilmatrizen lauter 
verschiedene Determinanten, von denen je zwei theilerfremd sind. Um 
diese Zerlegung durchzuführen, reicht die Kenntniss der Charaktere aus. 

Sei ® ein Primfactor /”" Grades von ©, und sei % der entsprechende 
Charakter. Dann hat die Matrix 4“ Grades (4(PQ")) den Rang r—=f?, 
und es giebt darin eine von Null verschiedene Hauptunterdeterminante 


r""" Grades (Pr. $ı1). Eine solche möge erhalten werden, indem man 
für P und Q die r Elemente A,, A,,:-: A, setzt. Sei Y ein von & 
verschiedener Charakter, s der Rang der Matrix (Y(PQ°)), und es 
möge darin eine von Null verschiedene Hauptunterdeterminante s“” 
Grades erhalten werden, indem man P und Q gleich B,, B,, --: B 


setzt. Diese s Elemente können auch ganz oder zum Theil mit A,.A,.:--A 


s 


übereinstimmen. Trifft man eine solche Bestimmung für jeden der k 
Charaktere von 9, so ist die Summe der k Zahlen 


. rs be Zar eSy 
Nun sei M die Matrix 4” Grades, deren A Zeilen aus der Zeile 
X(PAm), PA UPBE), UV DB) 

erhalten werden, indem man für P die A Elemente von 9 setzt. Ferner 
sei L’ die Matrix, deren Zeilen in analoger Weise aus 

KAQ),--- xl4Q), WBQ),--- W(BQ),--- 
hervorgehen. Vertauscht man in L’ Zeilen und Spalten, so erhält man 
die eonjugirte Matrix Z. Ich bilde nun die componirte Matrix ZM. 


Sind z und 8 zwei der Indices 1,2,--- r, so ist darin das ß" Element 
der &'“" Zeile 

4 h 

> AFRIKA) f X ARAES)! 

R « D 7 6 


Die aus diesen r” Elementen gebildete Determinante r"" Grades ist nach 
Voraussetzung von Null verschieden. Ist ferner & einer der ‚Indices 
1,2, r und ® einer der Indices 1,2, --- s, so ist das (r +)" Element 
der a" Zeile 


zZ RAR (RB; ) 3: 


Folglich zerfällt die Matrix LM in 4 Theilmatrizen, und ihre Deter- 
minante ist 


Frögenıvs: Darstellung der Gruppen durch lineare Substitutionen. 10061 


11 


FE xIA. Ag) b 


also von Null verschieden. Mithin sind die Determinanten IZ| und 
M| beide von Null verschieden. 

Nun sei X die Gruppenmatrix (&>9-) und Y= _LXAM. Sind « 
und 3 zwei der Zahlen 1,2,---r, so ist darin das 2" Element der 
a" Zeile 


I AA) KR): 


R,S 


Weil aber 4(PQ) = %(QP) ist, so sind die beiden Matrizen (&7,-) und 
(s(PQ7')) mit einander vertauschbar (Pr. $ 6), und jene Summe ist 


gleich 
B / 
Z x(A,RO)x(RS") a = -Ex(A, ST) a0: 
R,S = > RS 3 ie 
Ist z eine der Zahlen 1,2, ---r, und 8 eine der Zahlen 1,2, --- s. so 


ist das (r+ß)" Element der «“” Zeile 


SE) x(A,RT)U(RSM)e, 
R, [2 D » [23 D 


Ss R,S 


3 I. 


| 


Folglich zerfällt Yin % Theilmatrizen, deren erste von den r* Elementen 
I I 
sel eye = Ale A) 
F xl e ) Raz! R f x(A, Az ) %n 
gebildet wird. 
In dieser Summe ist x, mit der Matrix 


5 / \ 
N, — e x(4.453) (a, =1,2,.--7) 
J 
multiplieirt, deren Determinante von Null verschieden ist. Ebenso sei 
E h nu . x 
N, = |—v(B B}) («,6=1;2,.--s) 
a 
u.s.w. Aus diesen Matrizen der Grade r,s,-- bilde man die Matrix 
N 0 LEN 
0 N, 0 ... a N 
0 0) IN, on 


des Grades A; dann zerfällt auch N" —=Z in k Theilmatrizen, deren 
erste ist 
Hl ie / ae 
(1.) (II xta ag 3) PRAAD) - (mP=1,2,--) 
Darin ist x, mit der Hauptmatrix multiplieirt. Vergleicht man also in 
der Gleichung LXM N" = Z die mit «, multiplieirten Matrizen, so erhält 
man LMN"'—=E, und mithin ist 


(3) RUE ET, 


» 


1002 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. 


eine mit X aequivalente Matrix. Daher gehört Z und jede Theilmatrix 
von Z, wie (1.), zur Gruppe 9. Nach Pr. $ ıı ist die Determinante 
von (r.) gleich W, wo Y der zu ® conjugirte Primfaetor von ® ist. 

Ist & eine invariante Untergruppe von 9, gehört der Charakter %, 


zur Gruppe - und ist die Matrix (1.) gleich 3(R)x,, so ist (R) = ($), 


wenn Ro S (mod. 6) ist. Daher stellen die Matrizen (A), (B), (©), --- die 
® 5 
Gruppe 6 dar. 

Die obige Umformung lässt sich in derselben Weise ohne Anwen- 
dung neuer Hülfsmittel für eine beliebige zur Gruppe gehörige Matrix 
durchführen. Auch eine solche kann, wenn ihre Determinante (3.) $ 2 
durch verschiedene Primfactoren der Gruppendeterminante theilbar ist, 
allein mit Benutzung der Charaktere in eine aequivalente zerfallende 
Matrix transformirt werden, deren einzelne Theile die Determinanten 
®,®”,--- haben. 


S 4. 

Ich wende mich nun zu der im Anfang des vorigen Paragraphen be- 
sprochenen vollständigen Zerlegung der Gruppenmatrix. Ihre charak- 
teristische Determinante © (x—ıre) hat nur einfache Elementartheiler und 
hat daher für eine Würzel x der Gleichung ® («—-ue) = (0 den Rang hf. 
Ich setze nun für die Variabelen x, solche Constanten k,. dass die Glei- 
chung ®(k-ue) = ( eine einfache Wurzel > hat, für die keine der Func- 
tionen ®(k—ue), P’(k—ue),--: verschwindet. Dann hat auch die Matrix 
(Apg-ı-fErg..) den Rang A-f. Folglich haben die A linearen Gleichungen 


S 5 
(9) Ryan 4, = 24» 


funabhängige Lösungen a, .,a,,::: a). Aus ihnen lässt sich jede andere 
Lösung zusammensetzen, indem man sie mit gewissen Factoren multi- 


plieirt und dann addirt. Ersetzt man P und Q durch PR und QR”, 


so wird 


3 . 
ir Ryq ı For-ı — at 
und folelich ist. wenn 4. X. Xe. :- unabhängige Variabele sind, 
. = AN 2 
= 77 ı dgr-ı®r — Pa pr-ır 
Mithin ist auch a, = > dur 0, eine Lösung der Gleichungen (1.) Dem- 
nach giebt es solche Factoren @,,,*: &,,, dass 
S .(®) DeNr ar) (= L2r2h) 
(2.) 75 N TE Tal Kun —l,a, ee) 
3 


Die Factoren x, sind durch diese Bedingungen vollständige be- 
> 


ar 


stimmt und sind folglich lineare Funetionen der Variabelen &,. Die 


Frosenıus: Darstellung der Gruppen durch lineare Substitutionen. 1003 


so erhaltenen f neuen Lösungen der Gleichungen (1.) sind linear un- 
abhängig oder nicht, je nachdem die Determinante f" Grades |, 
von Null verschieden ist oder nicht. Da x, = e, ist für 2, = &, SO 
kann jene Determinante nicht identisch verschwinden. 

Geht «,, in y, oder in 2, über, wenn man die Variabelen x; 


durch andere Variabele y, oder 2, ersetzt, so ist auch 


>= (x) rg (a) SAN Marsa no) 
ORT ART Ian Re 
und mithin 
Su“) ee) (u) 
OR Apo-ı For Ir Tan pr HdR a Na 2 


also unter der Voraussetzung (1.), $ 2 


Se) Se ar (x) 
Zum a wir, Apg-ı Ofen EN sch % 
und mithin 
» en 
EEE I Zn hy 


Daher ist (x,) eine zu 5 gehörige Matrix f"” Grades, und mithin 
ist ihre Determinante 
[4 | —p8 Es ..., 


Ist % der Charakter, welcher der Primfunetion ® entspricht, und 


h 3 
setzt man 7 (Fee) C2, sorist nach‘ Pr. 58 
®(c) = il Se) 0.25 Slc-w) = (1-u), ®(c—-ue) = (-u)F,---, 


wo ® irgend eine von ® verschiedene Primfunetion des Grades f” ist. 


Sind. 0,0',6 ,.-: die f Nuzan der Gleichung ®(k- us) = (0, so sind 
nach Pr. $6 p-?%,p’—-R, “ Bul- + die der Gleichung ®(k—Ac-—ue) — 0. 
Ist also A eine von 0,9’-p,p”-p,:-- verschiedene Constante, so ist 


®(k—Ac—2e) von Null Se Ferner ist »(k—Ac— ge) — ®(k—oe) 
von Null verschieden, und daher kann die Determinante O(k—Ac- ze) 

nicht verschwinden. 
Für x, = c, verschwindet die Determinante |® 


E72 


nieht. Denn 


sonst wären die f Lösungen 
(x) h en 5) 3 
> apn- %7, (En) 
nicht linear unabhängig. Man könnte also aus ihnen eine Lösung 
I Apg. 16; = 0 zusammensetzen, worin die Grössen a, den Gleiehungen 
Q br 
(1.) genügen und nicht alle Null sind. Da cpu = Cor ist, so sind die 
Matrizen @7>9-ı und €zo-ı vertauschbar, und mithin ist auch 3 04-109 =. 
? a Bau 
Daher wäre auch 
S Kyg-ı IE a — PEpg Ja, ==), 
Da aber die Determinante dieser 7 Gleichungen von Null verschieden ist, 
können ihnen nur die Werthe a, = 0 genügen. 


1004 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. 


Das Produet :#(c)' ®(e)" ®’(c)”--- kann aber nur dann von Null 
verschieden sein, wenn $=s°—=.--—=( ist. Da a vom Grade f 


ist. so ist folglich 


(3-) 2. | —IET)R | — we, | — #(w —ue). 


2 


Nun habe ich Pr.$ ıı gezeigt. dass sich ®(x) durch f*, aber nicht 
durch weniger lineare Verbindungen der Variabelen x, darstellen lässt. 
Mithin sind die f* linearen Functionen x, der Ah Variabelen x, von ein- 
ander unabhängig. 

Diesen merkwürdigen Satz, dass es eine zur Gruppe 9 gehörige 
“ Matrix giebt, deren f” Elemente unabhängige Variabele sind, hat auch 
Morıen gefunden in seiner ausgezeichneten Arbeit Über Systeme höherer 
complexer Zahlen (Math. Ann. Bd.41, 8.124), auf die mich Srtupy vor 
kurzem aufmerksam gemacht hat. In einer weiteren Arbeit Eine Be- 
merkung zur Theorie der homogenen Substitutionsgruppen, Sitzungsberichte 
der Naturforscher-Gesellschaft zu Dorpat 1897, Jahrg. 18, S.259 hat 
Morien die dort gefundenen allgemeinen Resultate speciell auf die 
Gruppendeterminante angewendet. 

Ist X = (w,) = 3(R)x,, so ergiebt sich durch Vergleichung der 
Coefficienten von wu" in (3.) 


(4.) Sx(R)ar = Da. 
IStralson) za) SoRisı: 
(5.) x(R) Zaun 
Ist nun die von den Matrizen (A). (B),(C) --- gebildete Gruppe der 


an 
Gruppe $ 


ist auch %(R) = %(8). Der Charakter % gehört also ebenfalls zur 


isomorph, so ist (R) = (5). wenn RS (mod. 6) ist. Daher 


G 2 
uppe —. 


Seil — (Ur 


) irgend eine constante Matrix f"” Grades von nicht 
verschwindender Determinante. Wählt man dann für die f Lösungen 
Ao. @g,: der Gleichungen (1.) irgend f andere unabhängige Lösungen, 
so erhält man statt X immer eine mit X ähnliche Matrix Z’XZ und 
bei passender Wahl der f Lösungen jede solche Matrix. 

Man kann aber auch für > eine andere Wurzel der Gleichung 
®(k—ue)—= 0 wählen, und ferner ist für 4, jedes System von A Zahlen 
zulässig, das gewisse Ungleichheiten befriedigt. Dann treten an die 


Stelle der Grössen a, a,,:-; andere, und statt der Matrix X erhält man 
eine Matrix U = (w,), deren Elemente ,, lineare Functionen der Va- 


vinbelen sind. Bei jeder Wahl der willkürlichen Grössen ist aber U 
ten 


49 
eine zu 9 gehörige Matrix f"" Grades, deren charakteristische Deter- 


Frosenivs: Darstellung der Gruppen durch lineare Substitutionen. 1005 


minante ®(w— we) ist. Da ®(x) die A Grössen x; nur in den /” unab- 
hängigen linearen Verbindungen «x,, enthält, so müssen die f* Grössen 
u, lineare Verbindungen der Variabelen x, sein. Nach einem Satze, 
den ich in $ 7 entwickeln werde, kann man daher eine constante 
Matrix Z so bestimmen, dass entweder U=L"XL oder U=L"\L 
ist, wo X’ die zu X conjugirte Matrix ist, und zwar ist, wenn f>1 ist, 
nur der eine dieser beiden Fälle möglich. 

Für die hier betrachteten Matrizen kann nun aber, wenn f>1 ist, 
nicht U= L"XL sein. Denn ersetzt man die Variabelen x, durch 
Yr oder 25, so möge X in F oder Z, und U in V oder W übergehen. 
Beanmpıst, RR — 7. undW 0 VW. Ist mun? U EEREV EV = DEEVEL, 
W= 1:7 T, so ist auch X’Y —-Z', und folglich. weil XY-— (PX) 
ist, Z=FX=XZ Ist also X —=3(R)x,, so sind je zwei der Ma- 


trizen (A), (BP), (©) --- mit einander vertauschbar. Die von ihnen ge- 
{ nn : A DIPMer 
bildete Gruppe und die ihr holoedrisch isomorphe Gruppe ot folg- 


lich eine eommutative, und der zu ihr gehörige Charakter % hat den 
Grad f=1(Pr.$2.) Demnach ist U= L’XL, und man kann bei jeder 
Verfügung über die willkürlichen Grössen die f Lösungen a,.a,. 

so wählen, das U= X wird. 


RR \ y 2) : - : 
Gehört der Charakter % zur Gruppe g; 50 giebt es eine Prim- 


funetion f'” Grades Y(y) der Determinante dieser Gruppe, die durch 
die Substitution (5.) Sı in ®(x) übergeht. Diese kann als die Deter- 
D D 


minante einer Matrix f"” Grades (y,,) dargestellt werden, deren Ele- 
mente lineare Funetionen der Variabelen Y,, sind, und die zur Gruppe 


6 gehört. Macht man darin die Substitution (5.) Sı, so geht sie in 


eine Matrix X = (w,,) über, die zur Gruppe 9 gehört, und deren Deter- 
minante gleich ®(.r) ist. Da jede andere Matrix, welche dieselben Eigen- 
schaften besitzt, gleich L"XL ist, so ist damit die Umkehrung des 
oben erhaltenen Satzes bewiesen, nämlich dass, wenn % zur Gruppe 
G gehört, auch immer (R) = (8) ist. falls RS (mod. 6) ist. 
S 5: 
Jetzt mögen die Grössen k, so gewählt werden, dass die Gleichung 
$(k—us) B(k—ue) B"’(k—ue) --- — (0 

keine mehrfachen Wurzeln hat. Dann hat die Determinante der Schaar 
bilinearer Formen 


(r.) I Mkpgı = UEpg )Upg 


1006 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 18. November. 


lauter lineare Elementartheiler. Die Form Z47g-14>v, kann daher nach 
einem Satze von WEIERSTRASS durch eine lineare Substitution von nicht 
verschwindender Determinante 


re) Sn un . 
(2.) N eg, =1,2,...h), 


die 34,0, in Zu,v, überführt, in 
(3) rum tpmn + + nt Urt 
transformirt werden, falls z eine f-fache, 7? eine f-fache, --- Wurzel der 
charakteristischen Gleichung ®(k—ue) =( ist. Dann ist 
ij x (1) au 3 .(2) ’ ER 
a rg u,ay®, — P(>% %,)®, + P(>% u,)v, + h 


und mithin 


33 *) (*) 
> Erg-ıa Q — > (dia): 


ten 


Da die Determinante A" Grades la‘ >| von Null verschieden ist, so 
verschwinden in dem System der fh Grössen an nicht alle Determi- 
nanten f“" Grades, und mithin bilden sie f unabhängige Lösungen der 
Gleichungen (1.) $4. Ersetzt man sie durch irgend f andere unab- 
hängige Lösungen, so behält die Substitution (2.) die doppelte Eigen- 
schaft, dass ihre Determinante von Null verschieden ist, und dass 
sie die Formenschaar (1.) in die Normalform (3.) transformirt. Daher 
kann man die /? Grössen a‘) durch die linearen Gleichungen (1.) $ 4 de- 
finiren und durch die analogen Gleichungen, die den Wurzeln 7’, p”,... 
entsprechen, und der wesentliche Inhalt des oben benutzten Satzes von 
Weierstrass besteht darin, dass dann die Determinante 4" Grades || 
von Null verschieden ist. Nun sei, wie oben 


S .%) In 0) 
2 arg ®g == Zn 2 
oder 
EA) ES mn 0) Mi, 2 
5 pa pa SR Ag. (2 — IE) 


derselben Weise sei, entsprechend der ffachen Wurzel z’. 


> as), Lpg-ı — > 2 ag. (r—=f+1,f+2,...f+f) 


ar 


In dem speciellen Falle, wo 2’ eine Wurzel derselben Gleichung 

»(w—ue) = 0 wie p (also f'—= f) ist, kann man durch geeignete Wahl 

der Lösung der zu (1.) $4 analogen Gleichungen erreichen, dass 
aA 


Dr RN m 0 ist. 
Dann geht die bilineare Form 
>3 
(4.) Rt Vpg-ı Uptg 
durch die Substitution 


(v) j un: 
Up San ıUÜ,. vw, — Zap tr 


oı 
> 


' 


Frogenıvs: Darstellung der Gruppen durch lineare Substitutionen. 1007 
in 


je rs f+f' er 
> y 5 IA . 
(6.) Sı%,u0, + Zyrı DHU0 Tr 


ar 
x,‘ ah 


über, die in f Formen von f* Variabelen, f Formen von f” Variabelen. 
u.s. w. zerfällt. Durch dieselbe Substitution geht Zu,r, in Zu,e) über. 
Ist also X die Gruppenmatrix (279.1), so giebt es eine constante Matrix 
h“” Grades ZL von nicht verschwindender Determinante der Art, dass die 
aequivalente Matrix L"AZL zerfällt in f einander gleiche Theilmatrizen 
des Grades f, deren charakteristische Determinanten gleich ®(w- we) 
sind. in f einander gleiche Theilmatrizen des Grades f‘, deren cha- 
'akteristische Determinanten gleich ®P(x—ue) sind, u. s. w., und (die 
f’+f”+: = h Elemente dieser Theilmatrizen sind A von einander 
unabhängige Variabele, weil sich © (x) nicht durch weniger als A lineare 
Verbindungen der Ah Variabelen x, ausdrücken lässt. 

Eine Darstellung einer Gruppe durch lineare Substitutionen, für 
welche die entsprechende Determinante (3.) $ 2 unzerlegbar ist, nenne 
ich eine primitive Darstellung. Dann ist die Anzahl der Classen pri- 
mitiver Darstellungen für die Gruppe 9 und für die mit ihr isomorphen 
Gruppen gleich der Anzahl 4 der Classen eonjugirter Elemente, worin 
die Elemente von 9 zerfallen. Ist f die Anzahl der Variabelen, die eine 
der Substitutionen transformirt, so werden die k Zahlen y = f* durch 
Auflösung einer Gleichung 4” Grades gefunden, die ich in meiner 
Arbeit Über Gruppencharaktere (Sitzungsberichte 1896, $ 4, (12.)) ent- 
wickelt habe. 

Zur Erläuterung dieser Transformation der Gruppenmatrix wähle 
ich das Beispiel, das Deperınp im Jahre 1556 gefunden und mir im 
April 1896 mitgetheilt hat. Seien 

1. abe 2. bca 3. cab 4. ach 5. cba 6. bac 
die 6 Permutationen von 3 Symbolen. Die Substitutionen, die abe 
in diese 6 Permutationen überführen, mögen statt mit A, B, €, --- mit 
den Ziffern I,2,:-- 6 bezeichnet werden. Sei p eine dritte Wurzel 
der Einheit und 

uvz=ı+ mt 8%, v —=ıhr LH 

%ı = + pr Hr 002, Y%=MTt 0% + p°%,, 

U — X + Pia + pXz, % = Aut p’r; + 


Ferner seien X, L und U die drei Matrizen 


At 2 Val en 
Ca 01% 1-1 2 009 
Vs %o &%ı 17707 1070722 
Dad, Kr Isa 0Z217120 
; % Lu I re ze! 


1008 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. 


u+v 0 0 0 0) 0 
0 uU—vV 0 0 0 0 
0) 0 u OR 0 0 
0 0 vg Us 0 0 
0) 0) 0) 0 U, © 
0) 0) 0 0 DB Us 


Dann ist X die Gruppenmatrix, und es ist 
XL — LU, BIRT U, 


und indem man ZLL bildet, erkennt man, dass die Determinante 
von L nieht verschwindet. 


$ 6. 

Die Formel (5.) $ 4 führt zu einer tieferen Einsicht in die Be- 
deutung der Gleichungen, die ich zur Berechnung der Charaktere 
einer Gruppe 9 entwickelt habe. Ist die Determinante der zur Gruppe 
gehörigen Matrix 

X — (a) = Zlk)e, (x, % = 2,2) 


ein Primfaetor f"" Grades ® der Gruppendeterminante, so sind die 


f” Grössen x, unabhängige Variabele. Daher kann man den AVa- 
riabelen x, solche Werthe geben, dass X einer beliebigen Matrix 
ff“ Grades gleich wird. 

Die beiden Ähnlichen Matrizen (A) und (R)"(A)(R) = (B) haben 
(A)-u(#)| = |(B)-u(E)|. Vergleicht 
man auf beiden Seiten dieser Gleichung die Coeffieienten von u", so 
erhält man nach (5.), $4 x{A) = x(B). Demnach ist (RAR) = x,(A) 
oder, was dasselbe ist, s(QP) = (PR). 


Theilt man die Elemente von 5 in die kClassen eonjugirter Ele- 


dieselbe charakteristische Function 


mente, so möge die &"“Classe aus A, Elementen bestehen (2 —= 0,1, ... k-1). 
Durchläuft R alle 4 Elemente von 9, und ist A ein bestimmtes Ele- 
ment der «"“" Classe, so stellt RAR jedes Element der Classe und jedes 


h : 
) Mal dar. Daher ist 
[7 
Z(RMAR)= 3 (R), 
R Ne («) 
wo die Summe rechts über die A, Elemente der «'" Classe zu erstrecken 
ist. Nun ist aber 
(S)E(R-AR) = Z(SRAAR) = S(RARS) = (Z(RAR)) (8). 
R R R R 
Die dritte Summe erhält man aus der zweiten, indem man R durch 


RS ersetzt. Mithin ist die Matrix &(R) mit (S) vertauschbar, also 
(e) 


auch mit 3(S)@s. demnach mit jeder Matrix f"" Grades. Diese Eigen- 


Frosenivs: Darstellung der Gruppen durch lineare Substitutionen. 1009 


schaft hat aber nur die Hauptmatrix, mit einem scalaren Factor mul- 
tiplieirt. Folglich ist 
(1.) Miller (Ba Fz(RTAR) (Br yhye: 
(«) R 
Um den noch unbekannten Factor %, zu bestimmen, bilde man auf 
beiden Seiten die Summe der Diagonalelemente. Diese ist für jede 
der A, mit (A) ähnlichen Matrizen (AR) gleich %(R) = %(A), und für (#) 
gleich f. Mithin ist 
Xa = x(4). 


Componirt man die Matrix (A) mit der Matrix 
f >'(S) — (E)haxXg» 


so erhält man 


FZ (48) — 


und, wenn man wieder auf beiden Seiten die Summe der Diagonal- 
elemente bildet, 

(2.) FZx(A8) —h,x(Ax(B), "Sx(ART BR) — hx(A)x(B). 
Dies sind die Gleichungen, welche die Verhältnisse der % Werthe jedes 
der k Charaktere bestimmen. 

Man kann aber diesen Formeln noch eine andere Deutung geben: 
Seien #4, p> 0, die A unabhängigen Einheiten eines Systems hyper- 
complexer Zahlen, wofür die gewöhnlichen Regeln der Addition und 
das distributive und associative Gesetz der Multiplication, aber nicht 
das eommutative vorausgesetzt werden. Diesen Bedingungen genügt 
das Multiplieationsgesetz 


(3.) EB RB 


Demnach vertritt e, die Zahl 1. Setzt man nun 


' h 
—= BARS. [23 
A). an = re 
(4) ae 
so sind die 4 complexen Zahlen &,,e,,- e,_, mit jeder Zahl des Sy- 


stems, also auch unter einander vertauschbar. Das Product von zweien 
dieser ecommutativen Zahlen ist 

The en 
pP < («) ea = 


AKETEe: 
ae en 


wo A,.,r angiebt, wie viele der A,h, Producte RS dem bestimmten 
Elemente 7 gleich sind. Nach Pr. $ 7 ist diese Anzahl, falls 7 der 

N > c 1 An. ER m 
y'“” Classe angehört, gleich 1 h.s.,., hat also für conjugirte Elemente 7 


% 


denselben Werth. Mithin ist 


Sitzungsberichte 1897. 9 


IE} 


1010 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. 


(5.) 


Demnach bilden die # unabhängigen Zahlen #,,e,,-- &,_, für sich 
die Basis eines Systems complexer Zahlen, für die aber auch das com- 
mutative Gesetz der Multiplication gilt. Wie ich Über Gruppencharaktere 
S. 991 gezeigt habe, gelten dafür überdies die Einschränkungen, unter 
denen WEIERSTRASS und Depexınp solche Zahlensysteme untersucht haben. 
Demnach giebt es wirkliche Zahlen %,.. die, für e, gesetzt, den Glei- 
chungen (5.) genügen: 


(6.) h, h; Ka Xa —=fz Max y“ 


Man kann daher nicht auf Widersprüche kommen, wenn man die bis- 
herige Unabhängigkeit der 4 complexen Einheiten e, durch die linearen 
Gleichungen e, = %.«, oder 


(7>) ee —— hX 2» 


[23 


einschränkt. Durch Multiplication mit e, fliessen daraus nach (3.) die 
weiteren linearen Gleichungen 


(8.) F2 egr luxe 


In Folge dieser Relationen redueirt sich die Anzahl der linear unab- 
hängigen unter den Einheiten e, auf f”, und diese kann man so wählen, 
dass die Formeln für ihre Multiplication mit denen für die Composition 
aller Matrizen f"”" Grades übereinstimmen. 

Die hier angedeutete Rechnung hat Deperısp für das in $5 mit- 
getheilte Beispiel einer Gruppe der Ordnung A = 6 durchgeführt und 
für einige andere Gruppen der kleinsten Ordnungszahlen, so namentlich 
für die Gruppe D der Ordnung 8, die er die Quaternionengruppe ge- 
nannt hat, weil das aus ihr abgeleitete System hypereomplexer Zahlen 
mit dem System der Hanıwrox’schen Quaternionen übereinstimmt. In 
seiner Arbeit Über Gruppen, deren sämmtliche Theiler Normaltheiler sind, 
Math. Ann. Bd. 48, spielt er S. 551 auf diese Beziehungen an mit den 
Worten: »Es findet aber, wie ich schon im Februar 1886 erkannt habe, 
eine noch tiefer liegende Beziehung zwischen der Gruppe Q und Hamır- 
ron’s Quaternionen statt«. Die Rechnung mit Quaternionen ist Ja auch, 
wenn man gewöhnliche complexe Zahlen als scalare Coeffieienten zu- 
lässt, der Rechnung mit Matrizen zweiten Grades völlig aequivalent, 
weil die beiden quaternären quadratischen Formen a + y?+2°+ und 
xt—yz in einander transformirt werden können. Nur wenn man sich auf 
reelle Coeffieienten beschränkt, können die Quaternionen eine selbstän- 
dige Bedeutung beanspruchen, deren Wesen darin besteht, dass es 
ausser ihnen und den gewöhnlichen complexen Zahlen kein Zahlensystem 


Frogesivs: Darstellung der Gruppen durch lineare Substitutionen. 1011 


giebt, worin ein Product nicht verschwinden kann, ohne dass einer der 
Factoren Null ist, wie ich in meiner Arbeit Uber lineare Substitutionen 
und bilineare Formen, Creıze's Journ. Bd. 84, $14 zuerst dargelegt habe. 


Se 
Die Elemente &,; («,8® = 1,2,:::n) einer Matrix n““ Grades X 


seien n’ von einander unabhängige Variabele. Vertauscht man in X 
die Zeilen mit den Spalten, so erhält man die zu X conjugirte Ma- 
trix X. Die Elemente der beiden Matrizen A und B seien constante 
Grössen. Ihre Determinanten | A| und |B]| seien von Null verschiedene 
Grössen, deren Product gleich % ist. Dann haben die beiden Matrizen 
AXB und AX’B die Determinante k| X|, und in jeder von ihnen sind 
die Elemente lineare Functionen der n* Variabelen &,;.. Umgekehrt 
gilt der Satz: 

I. Sind die Elemente der Matrix X unabhängige Variabele und die 


der Matrix Y lineare Functionen dieser Variabelen, und unterscheidet sich 
die Determinante der Matrix Y von der der Matrix X nur wm einen con- 
stanten von Null verschiedenen Factor, so ist entweder Y = AXB oder 
Y= AXDB, wo A und B constante Matrizen sind; und zwar tritt, wenn 
der Grad von X grösser als I ist, nur einer dieser beiden Fälle ein, und 
die Matrizen A und B sind bis auf einen scalaren Factor vollständig be- 
stimmt. 

Der zweite Theil dieses Satzes ist leicht zu beweisen. Denn sei 
VYF=AXB=CXD. Setzt man darin 2, —= 0 oder 1, je nachdem 
« und 3 verschieden oder gleich sind, so folgt daraus AB= CD, und 
wenn man BD" = A’TC=F setzt, XF = FX. Demnach ist F mit 
jeder Matrix vertauschbar, und mithin ist #—= hE, wo h ein scalarer 


1 
1 B. 


Ist ferner n>1, so kann auch nicht ANB= CX’D sein. Denn daraus 
folgt in derselben Weise XF—= FX’, also z.B. für n=2 


(“ b Er Ir b\ = 
z ) Ra a) ya) 


Diesen vier linearen Gleichungen kann man, wenn die ‚Unbekannten 


Factor und EZ die Hauptmatrix ist. Folglich ist O=A4AundD=- 


a,b,c,d von den Variabelen «,y,2z,t unabhängig sein sollen, nur 
durch verschwindende Werthe der Constanten genügen. 

Zwischen den Unterdeterminanten m‘ Grades (O<m<n) der Ma- 
trix X besteht keine lineare Relation mit constanten Coefficienten. Denn 


seien 7,0,0, :-- diese Unterdeterminanten, @a,b,c,--- Constante, und 
sei au+bv+cw+:-:: —=0. Setzt man darin alle Variabelen x; = 0 
ausser den m” in « vorkommenden, so verschwinden ©,20,.--, und 


93° 


1012 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 18. November. 
Ss ph} 


mithin muss @ = 0 sein. Die Unterdeterminanten (2 — 1)" Grades sind 
die ersten Ableitungen von |X] nach den Variabelen x,,.. Da zwischen 
ihnen keine lineare Relation mit constanten Coeffieienten besteht, so kann 
man |X| nieht als Function von weniger als n? Variabelen darstellen, 


’ 


die lineare Functionen der n’ Variabelen x,, sind. Ist also |Y/| = k|X 
so sind die n” Variabelen /,, von einander unabhängig. Daher besteht 
auch zwischen den Unterdeterminanten »x'“”" Grades der Matrix Y keine 
lineare Relation mit constanten Coefhicienten. 


Der Coeffieient von &,, in Y,, sei c®) oder, da zunächst x ein 


ar «lo 


ten 


fest bleibender Index ist, kurz c,,. Ist r eine neue Variabele, und 


'aß* 
ersetzt man &,, durch ®,,+r, so geht y,, in Y.8+rc,, über. Daher ist 


|y.s+r6.;| gleich der Determinante, die aus k hervorgeht, indem 
man x, durch w,+r ersetzt. Diese aber ist eine Function ersten 


ar 


Grades von r, und folglich verschwindet auch in jener Determinante der 
Coeffieient von 7”. Derselbe ist gleich der Summe der Producte jeder 


Laß 


226) 


Determinante zweiten Grades der Matrix c,, und der complementären 
Determinante (n—2)"“" Grades der Matrix y.,.. Zwischen den letzteren 
aber besteht, wenn n>2 ist, keine lineare Relation mit constanten 
Coeffieienten. Folglich müssen die Determinanten zweiten Grades der 
Matrix c,, sämmtlich verschwinden. Für n = 2 ist dies olıne Weiteres 
ersichtlich. Daher kann man 2n Grössen p,, 9. SO bestimmen, dass 
Ca = PxIe ist. 

Sei ec} = P.Q.,: Setzt man die Variabelen x,,, deren Indices & 


und 3 verschieden sind, gleich Null, so mögen X und Y in X, und 


Y, 


übergehen. Die Elemente der Matrix Y, sind dann 

> (x) » —H IE 

Sort, ler hrfee 
Ist also P die von den Grössen p,,, und Q die von den Grössen q,; 
gebildete Matrix, so ist 

Y; — PRYQ% 
also weil |Y,| =#|X,| = ka.a, x, ist, |P||Q|=%. Demnach sind 
|P| und |Q| von Null verschieden. 
Die Elemente 2,, der Matrix Z= P"YQ" werden also gleich denen 

von X,. falls man die Variabelen «,;. 


(276) 


deren Indices verschieden sind, 
gleich Null setzt, also gleich x 


"ac 


oder 0, je nachdem 8 = x ist oder 


nicht. Oder die Grössen 2,, («sP) und 2,.—&,. — v, hängen allein von 
den Variabelen ,, mit verschiedenen Indices ab. Entwickelt man die 
identische Gleichung |X| = |Z| nach Potenzen von a, 45°" Ks 
so ergiebt sich durch Vergleichung der Coeffieienten des Productes 
Ingahr X, dass vd, = U ist. Ebenso ist v,— 0. Vergleicht man dann 
die mit &,%,, ‘2, multiplieirten Glieder, so findet man x,,% = 213 2a 


und allgemein 


Frosentus: Darstellung der Gruppen durch lineare Substitutionen. 1013 


(1.) Va Ve — Laß Aber 


Vergleicht man endlich die Coefficienten von &,, &,; °'' &,,, SO er- 


hält man 


nn 9 


0 Aa Wis 0 ia Zıs 
01 0 &| = |? 0 2% 
%zı &a2 0 Zzı 23, 0 
und ebenso allgemein 
Va, Vya Va = Up Vay Ude — Ay Ay Faß + 2,6 Lay Fe: 


Nach (1.) ist auch das Product der beiden Summanden links gleich 
dem der Summanden rechts. Daher ist entweder 


a BE EA 7 ” Sun San 
Vpy Usa Vu — äy ya Far A Yo Var Ude m eyb ray “oa 


oder 


nm ee ER I, BR 5 
Vpyt ya Vaß “yp Tay “oa 93 VB Va Ve Ge EAN AO CN 


Da die Grössen 2,, lineare Functionen der n? unabhängigen Varia- 


belen x; sind, so ist nach (r.) bis auf einen constanten Factor, von 


dem wir zunächst absehen wollen, entweder 2,; = %,5, 25. = %s, oder 
ee = Upes pe — Vup 
Bee ren 2 Danne kannenicht ma, 25 — Zr ze 


(£>2) sein, weil die rechte Seite nicht durch x,, theilbar ist. Daher ist 
also 2 — a, undemithnme2. — 
a 2 ar 2, und folglich 2. — 2 
&%,,, so erkennt man in derselben Weise, dass 


Va Vga Vaı — Aı2 Ma Far r al Var 


2 — %.. Ferner muss dann x,. &%s 3 


sein. Ist dagegen 2, = 
allgemein 2,; = %;. ist. 


aD ra 


Diese Gleichungen sind aber nur bis auf constante Factoren genau. 


Ist 2, — E A SO 185 ern (WM) — = x. und nach der Gleichung 
ku 
24 Zap 20ı = Ira Ion Is, Allgemein 2,, = Tr Tas Setzt man also 
k00 
Be 0%0 


0 0A --- 


so ist Z= RXR" und Y—= PRXRT"Q = AXB. Ebenso ist in dem 
1 ku £: 5 - 
anderen Falle 2,; = L, Von» = PRXR:Q- AXIB. 

U. Sind die Voraussetzungen des Satzes I. erfüllt, und sind auch die 
charakteristischen Functionen der Matrizen X und Y einander gleich, so 
ist entweder Y = AXA” oder Y= AX’A". 

Sei e,; = l oder 0, je nachdem x —= ® ist oder nicht. Dann sind 


IX-rE 


— IY- rE| die charakteristischen Funetionen von X und Y. Setzt 


1014 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. 


man a; = 6,5, SO MÖge Y.s — C., werden. Ersetzt man dann in der Glei- 
chung |Y|=|X| jedes x,; durch &,s—re,s, so erhält man 


|Y-rC| = |X-rE| = |Y-rE|. 
Vergleicht man auf beiden Seiten die Coeffieienten der ersten 
Potenzen von r, so findet man 


wo Y,; die Unterdeterminante (n—1)"” Grades von Y ist, die dem Ele- 
mente Y,; eomplementär ist. Da zwischen diesen Unterdeterminanten 


keine lineare Relation besteht, so ist @,; = €,,. Nun kann man nach 
Satz I die Matrizen A und B so bestimmen, dass Y = AXB oder 
Y= AX’B wird. Setzt man hier X = EZ, so wird, wie eben gezeigt, 


auch” 4 = undemithin st AB aRrealsor Br As 

Die entwickelten Sätze bleiben gültig, wenn die Veränderlichkeit 
der n’ Variabelen x,; durch die Relationen x;. = x,, beschränkt wird: 

III. Sind in einer symmetrischen Matrix X die Elemente &,; (BZ «) 
unabhängige Variabele, und sind die Elemente der symmetrischen Matrix Y 
lineare Fumnctionen dieser Variabelen, und unterscheidet sich die Determinante 
IF] von X| nur um einen constanten von Null verschiedenen Factor, so 
ist Y— ANA, wo A eine bis auf das Vorzeichen völlig bestimmte constante 
Matrix ist. Sind ausserdem die charakteristischen Functionen von X und 


Y einander gleich, so ist A eine orthogonale Matrix. 
Ist zunächst AXA’ —= BAP', so ergiebt sich, indem mn X = E 
setzt, AA" = BB’. Setzt man: ATB —= AB — E, so ist X Wa 


und FF = E. Setzt man die Variabelen «,,. deren Indices verschieden 


sind, gleich Null, so wird &.. fs = fs Is, alSO J.. — 0, wenn z von 
® verschieden ist. Aus FF =E folgt dann f.—= #1. Die allge- 


meine Gleichung XF = FX ergiebt daher &,; fas = JS..%.,;. Mithin ist 
F=+E,und B=+A, und folglich ist A bis auf das Vorzeichen 
völlige bestimmt. 

Zwischen den ersten Ableitungen von IX] nach den Variabelen 
x.» (3>«&) besteht keine Relation, weil sich umgekehrt die Elemente 


x,, als Functionen dieser Ableitungen darstellen lassen. Zwischen den 


Unterdeterminanten m” Grades u.v»,,-:- bestehen zwar lineare Re- 
lationen (Kroseoxer, Über die Subdeterminante symmetrischer Systeme, 
Sitzungsberichte 1882). Ist au +be +cw+ --- — 0 eine solche, und ist 
u eine Hauptunterdeterminante, so muss «= (0 sein. Denn setzt man 
alle Variabelen x; = 0 ausser denen, die in © vorkommen, so wird 
DEN er ae 


Ist nun ce der Coeffieient von x, in Y,;. So ergiebt sich hieraus 
a@& ar Ja > 


in derselben Weise wie oben, dass in der symmetrischen Matrix c\) alle 
Hauptunterdeterminanten zweiten und dritten Grades verschwinden. 


Frosenıus: Darstellung der Gruppen durch lineare Substitutionen. 1015 


Wie ich in meiner Arbeit Über das Trägheitsgesetz der quadratischen Formen, 
$ 2, Satz 2 (Sitzungsberichte 1894) gezeigt habe, verschwinden folglich 
alle Unterdeterminanten zweiten Grades, und mithin ist ()=p,,p;.. Nun 
folgen dieselben Schlüsse wie oben. Nur kann man, weil 2}, — x}, ist, 
die Grössen 4 — =El setzen. Dam ist Ar — R=%R und X = PRXRP! 
— HASAL 

Sind die charakteristischen Functionen von X und Y einander 
gleich, so zeigt man, wie oben, dass für N = E auch Y = E wird, und 


folglich ist AA’—= E, also ist A eine orthogonale Matrix. 


1016 


Über irreversible Strahlungsvorgänge. 


Von Lupwıe BoLTtzmann. 


Zweite Mittheilung. 


Kl Zweifel, ob ich die Mittheilungen Hrn. Prancr’s' gut verstanden 
habe, zu beseitigen, sei es mir gestattet, nochmals kurz den gegen- 
wärtigen Stand der Frage zu praeeisiren. Es ist sicher möglich und wäre 
jedenfalls dankenswerth, einen dem Entropiesatze analogen auch für die 
Strahlungserscheinungen aus den allgemeinen Gesetzen derselben nach den 
gleichen Principien wie in der Gastheorie abzuleiten. Es würde mich daher 
freuen, wenn sich einmal zu diesem Zwecke die Ausführungen Hrn. PLanck’s 
über die Gesetze der Zerstreuung elektrischer Planwellen an sehr kleinen 
Resonatoren als nützlich erweisen würden, welche übrigens ganz einfache 
Rechnungen sind, deren Richtigkeit ich niemals in Zweifel gezogen habe. 
Nur wenn Hr. Pranck in der zweiten Mittheilung wieder sagt, 
dass in der ganzen Natur sonst kein Vorgang bekannt ist, in welchem 
irreversible Veränderungen durch lediglich conservative Kräfte erzeugt 
werden, so kann ich dem nicht beipflichten. Lässt man Theorien zu, 
welche wie die Prascr’sche gewisse Bedingungen voranstellen, so kom- 
men irreversible Vorgänge auch bei andern mechanischen Processen vor. 
Wenn ich eine »Theorie« unendlich vieler materieller Punkte aufstelle, 
welche von vornherein die Bedingung voranstellt, dass deren Geschwindig- 
keiten in der unmittelbaren Nähe eines oder beliebig vieler fixer Kraft- 
centra oder kleiner elastischer Kugeln sehr nahe gleich und gleich ge- 
richtet sind®, so kann ich hiemit die Fälle, wo sie genau auf diese Centra 
zufliegen (von ihnen eingesaugt werden), mit eben so viel Recht aus- 
scheiden und dadurch die Einseitigkeit der Erscheinungen verbürgen, wie 
Hr. Pranck die gegen den Resonator convergirenden Wellen ausscheidet. 
Dagegen ist in einem endlichen (beim mechanischen Probleme durch 
eine vollkommen elastische, bei den elektromagnetischen Schwingungen 
durch eine absolut spiegelnde geschlossene Hülle) abgegrenzten Raume 
jedesmal der direct entgegengesetzte Vorgang ebenfalls möglich. Ob 
' Vom 4. Februar und 8. Juli 1897. 
* Hiefür könnte man auch eine Anfangs gleichmässig in einer Richtung strömende 
reibungslose Wasser- oder Luftmasse setzen, in der sich kleine feste Hindernisse be- 
finden oder Ähnliches. Die aus den allgemeinen Gleichungen für solche Fälle folgen- 


den Specialgleichungen würden dann immer wie die Hrn. Praxck’s Differential- 
quotienten nach der Zeit von ungerader Ordnung enthalten. 


7 . . N Er lerd 
Borızuann: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 1017 


derselbe Resonatoren enthält oder nicht. ist im letzteren Falle absolut 
gleichgültig'. Darüber hilft keine Art des Grenzübergangs an den Ein- 
saugungsstellen der Wellen hinweg. Dass die Lösung der Aufgabe 
immer diese Eigenschaft haben muss, kann niemals unbestimmt sein. 

Auch durch die physikalisch ohnehin unzulässige Annahme, dass 
die Resonatoren im mathematischen Sinne unendlich klein seien, würde 
hieran nichts geändert. Man müsste ja dann, um überhaupt Zer- 
streuung einer endlichen Energiemenge zu erhalten, annehmen, dass 
in einem, wenn auch gegen die Resonatordimensionen sehr grossen, 
doch noch immer unendlich kleinen Raume unenülich starke elektrische 
Schwingungen stattfinden, die noch immer die Maxwerr'schen Glei- 
chungen erfüllen. Abgesehen von dieser Schwierigkeit entspricht auch 
in diesem Falle noch immer jeder von einem Resonator ausgehenden 
Welle eine ebenso mögliche in umgekehrter Weise auf ihn zugehende 
und für die allgemeine Theorie dieser Vorgänge, welche nicht einzelne, 
Fälle ausschliesst, sondern alle gleichmässig umfasst. ist wieder jeder 
Vorgang reversibel. 

Der Beweis, dass bei molecularen Vorgängen nach einer endlichen 
Zeit derselbe Zustand eintreten muss, beruht nur auf der Annahme 
einer endlichen Zahl von Molekülen. Es wäre absurd, zu erwarten, 
dass ein Inbegriff einer endlichen Zahl von Molekülen ein vollständiges 
Analogon der gewöhnlichen Fassung des zweiten Hauptsatzes bieten 
könne. Dies kann nur von der Limite gelten, der sich die Erschei- 
nungen bei wachsender Zahl der Moleküle nähern. Würde man statt 
der elektromagnetischen Differentialgleichungen endliche Differenzen- 
gleichungen zwischen einer endlichen Zahl von Elementen” annehmen, 
so würde auch dort ein analoger Satz gelten. 

Wenn daher Hr. Pranck sagt, dass sich ihm auf seinem Wege bis 
jetzt die Aussicht auf die Begründung einer rationellen 'Theorie der 
irreversiblen Processe noch eher zu bieten scheint, als durch die bis- 
herige Auffassung, so wird man darüber ebenso wenig mit ihm streiten, 
als wenn er in der ersten Mittheilung darin, nicht aber in den von der 
Gastheorie angenommenen Processen, einen lediglich aus conservativen 
Wirkungen bestehenden und dennoch einseitig verlaufenden Vorgang 


! Wenn diese unendlich gute Leiter sind, ist in ihnen gar nichts zu ändern, 


enthalten sie aber Dielektrika, so sind natürlich deren magnetische Polarisationen in 
die Umkehrung einzubegreifen. 

® In Vorahnung, dass ich die Stelle, wo ich dies als nicht nur möglich, sondern 
durch den ersten Schritt vor dem Grenzübergange sogar gefordert bezeichnete, noch 
werde eitiren müssen, suchte ich sie in den Wiener Sitzungsberichten, II. Bd. 105 
S.gır dadurch auffällig zu machen, dass ich sie mit den sonderbar stilisirten Worten 
einleitete »wenn Herız ehrlich ist«, die ich in Wırpemann’s Annalen, Bd.60 S.235, 
um Missdeutungsen zu verhüten, mit den Worten vertauschte »wenn wir ehrlich sind«. 


1018 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. 


erblieken zu müssen glaubt. Nur darf man diese Sätze nicht so auf- 
fassen, als ob Hr. PLancx einen Grund für seine Ansicht angeführt hätte. 

Ich will noch dreierlei zu bedenken geben, ı. den schon in meiner 
ersten Mittheilung' gemachten Einwand, dass man die Oberflächen un- 
endlich gutleitender Resonatoren einfach als Theile der Wand betrachten 
kann, dass daher durch die Anwesenheit solcher Resonatoren die Rich- 
tigkeit des Satzes Hrn. Prancr’s »Man übersieht leicht ... stationären 
Endzustandes ausgeschlossen« (Mitth. vom 4. Februar 1897 Ende der 
S.58) unmöglich alterirt werden kann und dieser eine Satz geradezu den 
Beweis enthält, dass auch dureh Resonatoren eine Irreversibilität in sei- 
nem Sinne nicht erzeugt werden kann. Daher wäre auch jeder Versuch, 
beweisen zu wollen, dass sich die von ihm vorangestellte Bedingung in 
einem endlichen von absoluten Spiegeln begrenzten Raume, wenn sie 
Anfangs besteht, in’s Unendliche erhalten müsse, aussichtslos. 

2. Die rein mechanischen Modelle, für welche genau die Glei- 
chungen der elektromagnetischen Liehttheorie gelten, sind zwar com- 
plieirt und die Hypothese ihrer wirklichen Existenz im Aether ist 
unannehmbar. Aber sie sind doch mathematisch möglich. Wenn daher 
elektrische oder gar akustische Resonatoren Veranlassung zu irrever- 
siblen Vorgängen geben können, so muss mindestens Hrn. PoıscArE's 
Ansicht falsch sein, dass irreversible Vorgänge aus den Differential- 
gleichungen der reinen Mechanik prineipiell nicht ableitbar seien. 

3. Ebenso wie in der Gastheorie könnte man auch bei der Strahlung 
einen wahrscheinlichsten Zustand bestimmen oder richtiger eine allge- 
meine Formel, die alle die vielen Zustände umfasst, bei denen die Wellen 
nicht geordnet sind, sondern in der mannigfaltigsten Weise durch ein- 
ander laufen. Derselbe wird sich in einem Resonatoren von genügender 
Mannigfaltigkeit enthaltenden Raume höchst wahrscheinlich aus jedem 
geordneten Anfangszustande entwickeln. Dass sich ein ungeordneter Zu- 
stand in einen geordneten zurückverwandelt, wird immer nur in verhält- 
nissmässig wenigen Ausnahmefällen geschehen. Doch kann die Unmög- 
lichkeit hievon bei der Strahlung so wenig wie in der Gastheorie be- 
wiesen werden. Ja, wenn man statt der Differentialgleichungen solche 
mit endlichen Differenzen setzt (den Aether aus einer grossen endlichen 
Zahl von Veetorenatomen bestehend denkt, vergl. a.a. O.), so muss in 
einem begrenzten Raume (singuläre Fälle ausgenommen) ein dem An- 
fangszustande beliebig naher in endlicher Zeit wiederkehren, und wenn 
man auch nur eine grosse, endliche Zahl von möglichen Zuständen der 
Vectoratome annimmt, so muss sogar im Allgemeinen exact der Anfangs- 
zustand wiederkehren. 


ı Vom 17. Juni 1897, S.660. 


1019 


Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse 
der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere 
des Stassfurter Salzlagers. 


V. Das Auskrystallisiren der Lösungen von Magnesiumchlorid, 
Kaliumsulfat, Magnesiumsulfat, Kaliumehlorid und deren Doppel- 
salzen bei 25°. 


Von J. H. vaw’r Horr und Dr. W. MEYERHOFFER. 


(Vorgetragen am 4. November [s. oben S. 931].) 


INraklonn durch die Arbeiten über Magnesiumchlorid' und Carnallit? 
die Hauptlücken ausgefüllt sind, welche dem systematischen Angreifen 
des Problems von der Bildung oceanischer Salzausscheidungen im Wege 
standen, ist nunmehr auf der Arbeit von Löwennerz” über gesättigte 
Lösungen von Magnesiumehlorid, Chlorkalium, Magnesium- und Kalium- 
sulfat fortzubauen. 

Ein drittes Salz ist jetzt hinzugetreten. Anfangs handelte es sich 
um Magnesiumchlorid allein, dann, beim Carnallit, um dessen Com- 
bination mit Chlorkalium; jetzt ist Magnesiumsulfat als drittes Glied 
beigefügt, womit gleichzeitig die Möglichkeit des Auftretens vom oben 
mit aufgezählten vierten Salze, vom Kaliumsulfat, gegeben ist. 

Vor allen Dingen war es geboten, die Arbeit von LÖwENnHERZ, 
in der es sich schon um ziemlich verwickelte Verhältnisse handelt und 
die jetzt als Grundlage dienen muss, in möglichst vielen Richtungen 
durcehzuprüfen. Diese Controle ist gerade in der Richtung geführt, in der 
schliesslich die betreffenden Daten Anwendung finden müssen, und zwar 
indem ermittelt wurde, inwieweit die Löwennerz’schen Bestimmungen 
einen Einblick geben in die qualitativen und quantitativen Krystalli- 
sationsverhältnisse. 

Schon LöwEnnerz machte in dieser Richtung (S. 483 der oben eitirten 
Arbeit) einige qualitative Versuche, indem er die Natur des sich zuerst 

Diese Berichte 1897, 69, 137. 


 OHLICHE 
Zeitschr. f. physik. Chemie 13, 459. 


1020 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov, 


aus bestimmten Lösungen obiger Salzeombinationen bildenden Salzes 
feststellte und daran das Resultat seiner Bestimmungen prüfte. In 
einzelnen Fällen wurde dann auch das zweite, sich bei weiterer Ein- 
engung ausscheidende Salz seiner Natur nach untersucht. 

Wir haben zunächst die Gesetze des Auskrystallisirens, qualitativ 
und quantitativ, in vollem Umfange zu entwickeln gesucht und deren 
Riehtigkeit an dem Versuch geprüft. Sogleich sei beigefügt, dass die 
Bestimmungen von Löwennuerz hierbei im Wesentlichen Bestätigung 
fanden und nur eine darin noch zurückgebliebene Unsicherheit! völlig 
aufgeklärt wurde, wie später erwähnt wird. 


l. Löslichkeitsdaten und deren Darstellung durch 
Figur und Modell. 


Es sei zunächst die Zusammensetzung der sämmtlichen gesättigten 
Lösungen angegeben, welche bei 25° für die Salzeombination KÜl, K,SO,, 
MgSO,, MgÜl, eine Rolle spielen; die Löslichkeitsangabe bezieht sich auf 
die neben 1000 Wassermolekülen vorhandene Menge, ebenfalls in Mole- 
külen ausgedrückt; nur für Chlorkalium sind Doppelmoleküle als Einheit 
gewählt, um die Vergleichung mit den in bez. K,SO,, MgSO,, MgÜl, an- 
gegebenen Mengen der anderen Salze zu vereinfachen. 


K,Cl, K,SO, MgSO, MgCı, 
ı. Sättigung an einem Salze. 


ON en aa a rs ar iin 10 LO DIOR AS DIOR 44 

2 RSOHNES one soo Han era 81000 OO 12 

GEM ESOESTIEIL Ober er er rer regen 58 

DEM EG JS OJETA O0 Ge 108 
2. Sättigung an zwei Salzen. 

13 OSLO Bananen una enahord 42 14 

E22 RSSO,1SON)2E2 MEZIOEI O2 Frperer er ee nee 16 22 

@.(SO))2IE MER 60,50, MER 7 ELORE Renee 14 38 

E50, Mer 71320507 DIE O Ber rer 15 73 

J. SO, M2..6,530,M 8 Ol, K6 HL Om nn 14 104 

RK MeC1, 26150, MEiRICI, 26H OLE Er rere I 105 

12 MEIGIE 2 6: ORIG] se een Serererefereiene 5+ 724 
3. Sättigung an drei Salzen. 

MCN8S0, ES. 1((SON) MERKT SCH ORFEE Re 25 11 21 

N. CIR, (SO,),MgR;,.6H,0, SO,Mg.7H,0 ......... 9 16 55 

P. CIR:!SO, Me. 7H,0, SO,MEL SEHON Er n 8 15 62 

Q. CIK, SO,Mg.6H,0, KCl,Mg.6H,O............ 43 133 70 

R. SO,Mg.6H,0, KCl,Mg.6H,0, MgCl,.6H,0.... 2 12 99 


! Zeitschr. f. physik. Chemie 23, 95. 
® Doppelsalz von Kalium- und Magnesiumsulfat, auch Schönit oder Pikromerit 
genannt. 
Doppelsalz von Magnesium- und Kaliumchlorid, also Carnallit. 


van'r Horr nnd Meyernorrer: ÖOceanische Salzablagerungen. V. 1021 


5,0 4,0 


2,0 3,0 


Z, 


‘ 


Behufs weiterer An- 
wendung seien diese 
Daten graphisch ein- 
getragen in dieFig.ı, 
und zwar als Projec- 
tion eines durch Be- 
nutzung rechtwinke- 
liger Axen zu erhal- 
tenden Modells. Die 
horizontale Projec- 
tion, welche durch 
die untere Hälfte der 
Figur gegeben wird, 
enthält die horizon- 
talen Axen O, A, und 
O,B,, wie deren 
Verlängerungen O, €, 
und, 0,2% Darauf 
sind die in der obi- 
gen Tabelle verzeich- 


—.neten bez. Mengen 


K,C1,,K,SO,,MgSO, 
(—=—K,Cl,)undMgÜl, 
(= — K,SO,) aufge- 
tragen, und zwar 
derart, dass die reci- 
proken Salzpaare in 
entgegengesetzter 
Richtung auszumes- 
sen sind. So wird 
die horizontale Pro- 
jeetion von Punkt 
M,, Sättigung an 
CK, K,SO, und 
Schönit erhalten, in- 
dem von O0, aus 25 
(K,ClL,) nach rechts, 
ıı(MgSO nach links, 
| also im Ganzen 25 — 
ı1=14 nach rechts 
und 21ı(MgCL,) nach 


oben aufgetragen 


1022 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


werden. Vertical in M, ist dann als dritte bestimmende Grösse die 
Summe der 'Salzmoleküle 25; +11+ 21= 57 abzumessen, und so 
ergiebt sich die vertikale Projection von M in der oberen Hälfte der 
Figur als M,. Es sei bemerkt, dass in dieser Weise vollkommen das- 
selbe Gebilde erhalten wird wie von LÖwEnHErz, der die Benutzung 
von vier in 0) zusammentreffenden Oktaederkanten OA,OB,O0€C und 
OD zu Grunde legte und darauf die bez. Mengen von CL,K,,K,SO,, 
MgSO, und MgÜl, auftrug. Das so erhaltene Punktsystem ist jetzt noch 
durch Linien in geeigneter Weise zu verbinden. Die Umrandung der 
Figur durch AEBFGCHJDKL entwickelt sich, indem man z.B. be- 
rücksichtigt, dass in A Sättigung an Chlorkalium allein, in # Sättigung 
an Chlorkalium und Kaliumsulfat besteht und also eine A mit E ver- 
bindende Linie, die jedoch nicht gerade zu sein braucht, Sättigung an 
Chlorkalium vorstellt unter wachsendem Kaliumsulfatgehalt. Innerhalb 
dieser Umrandung sind dann die Linien zu ziehen, welchen Sättigung 
an je zwei Salzen entsprechen: so ist z.B. #, wo Sättigung an Chlor- 
kalium und Kaliumsulfat besteht, zu verbinden mit M, wo Sättigung 
an Chlorkalium, Kaliumsulfat und Schönit vorliegt; dieser Linie EM 
entspricht dann Sättigung an den beiden genannten Kaliumsalzen unter 
zunehmender Magnesiumsalzmenge. Sind in dieser Weise sämmtliche 
Linien gezogen, so hat man sich dieselben noch in geeigneter Weise 
durch Flächen verbunden zu denken, welche der Sättigung an je einem 
Salze entsprechen. So z.B. entspricht ein geschlossenes von A aus- 
gchendes Liniensystem AEMNPQLA immer Sättigung an Chlorkalium, 
indem daran Sättigung vorliegt in den Punkten, welche durch diese 
Linien verbunden sind; dann liegt aber zwischen diesen Linien eine, 
wohl gekrümmte, Fläche, welche ebenfalls Sättigung an Chlorkalium 
vorstellt, und so ist schliesslich: 


AEMNPQL das Feld für Sättigung an Chlorkalium. 


LQRKE » Dan » » Carnallit. 

KERJD De » » Magnesiumchlorid, 
IRQOPH » a» » » Magnesiumsulfathexahydrat, 
HEPNIGEO. De » » » » hepta » 
GKEMF a » » Schönit, 

FMEB » »o» » » Kaliumsulfat. 


Der Einblick in die Sättigungs- und Krystallisationsverhältnisse 
wird bedeutend erleichtert durch Anwendung des Modells selber, das 
die in Fig. ı durch Projection vorgestellte Sättigungstläche in wirklicher 
Lage enthält. Dazu sind auf einem Holzbrett, das der horizontalen Pro- 
jeetionsebene entspricht und worauf also die untere Hälfte der Fig. ı 
angebracht ist, in den Punkten A, bis R, verticale Metallnadeln befestigt. 


van'r Horr und MEyeruorrer: ÖOceanische Salzablagerungen. V. 1023 


Die Länge dieser Nadeln ist durch die in der verticalen Projection ent- 
haltene Dimension, also durch die Molekülsumme bedingt. In diesem 
Modell sind die Linien, welche die Felder für Sättigung an bestimmten 
Salzen begrenzen, also die Linien AFP, EM u.s. w., durch gespannte 
Drähte wiedergegeben, welche die Endpunkte der Nadeln verbinden. 
Schliesslich ist noch Behufs nachheriger Anwendung der Punkt O0 durch 
anders gefärbten Draht verbunden mit den Punkten A, 5, C, D, welche 
Sättigung an den einfachen Salzen allein entsprechen, und mit y und T, 
welche, wie später zu erwähnen, Sättigung an bez. Schönit und Car- 
nallit allein entsprechen. 

Die gestellte Aufgabe, einen erschöpfenden Einblick in die quali- 
tativen und quantitativen Krystallisationsverhältnisse zu haben, lässt 
sich jetzt auf drei Wegen lösen: 

1. durch Rechnung auf Grund der Sättigungsdaten, 

2. durch Benutzung des eben beschriebenen Modells, 
dureh Übertragung der so gegebenen Andeutungen als Con- 


(8) 


struction in die Projection dieses Modells Fig. 1. 

Es zeigt sich dabei die Rechnung als geeignetes Hülfsmittel zur 
Feststellung der quantitativen Verhältnisse, nachdem durch 2 und spe- 
ciell 3 der qualitative Gang festgestellt ist. Bemerkt sei, dass die 
betreffende Construction in strenger Durchführung auf die Unbekannt- 
heit der Flächenkrümmungen stösst und deren geradlinig gezogene Ab- 
grenzung Willkürliches enthält. In vorliegendem Fall sind aber die 
daraus hervorgehenden Unsicherheiten so gering, dass eine den That- 
sachen ziemlich weit entsprechende Lösung durch Construction gegeben 
werden kann. 


II. Feststellung des qualitativen Krystallisationsverlaufs. 
A. Ausscheidung des ersten Salzes. 


Wie schon LöwenHerz bemerkt hat, wird die Natur des zuerst sich 
aus irgend einer Kalium- und Magnesiumsulfat- und chloridhaltigen 
Lösung aus der graphischen Darstellung Fig. ı entlehnt, indem O durch 
eine gerade Linie mit dem Punkte @« verbunden wird, dessen Lage der 
Zusammensetzung der einzuengenden Lösung entspricht. Einfachheits- 
halber liegt in Fig. ı der Punkt a in einer durch CA gehenden Vertical- 
ebene, und handelt es sich also um eine Lösung, die Magnesiumsulfat 
und Chlorkalium (ohne etwaigen Überschuss von Magnesiumchlorid oder 
Kaliumsulfat) enthält. Das Einengen ohne Salzausscheidung entspricht 
dann einer Bewegung in der Fortsetzung der Linie Oa, bis irgend in Y 
das der Sättigung entsprechende Flächengebilde getroffen wird, was 


1024 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


Ausscheidung von demjenigen Salze bedeutet, an dem eben dort Sätti- 
gung besteht. 

Die Bestimmung des betreffenden Sehnittpunktes ist durch eine 
Construction möglich, wobei eine durch Oa gelegte Verticalebene zum 
Ziel führt. Dieselbe schneidet das auf Sättigung an MgSO,.7H,O be- 
zügliche Feld in CB bei y,, was also auf MgSO,.7H,O als zuerst 
auskrystallisirendes Salz hinweist. 

Noch einfacher gestaltet sich die Sache, falls man sich des oben 
beschriebenen Modells bedient. An diesem Modell sieht man sofort, 
welches Salz sich zuerst ausscheidet, falls man in der Richtung a0 blickt 
und beobachtet, in welche (sich auf Sättigung an bestimmtem Salz be- 
ziehende) Fläche man hineinschaut. Eine kleine Unsicherheit wird dann 
nur veranlasst durch den im Modell angenommenen geradlinigen Lauf der 
Linien, welche die Sättigungsfläche begrenzen. 


B. Ausscheidung des zweiten Salzes. Krystallisationswege. 


Nachdem die Ausscheidung des ersten Salzes stattgefunden hat, 
findet durch weiteres Einengen der Lösung bei 25° zunächst eine ver- 
mehrte Ausscheidung desselben Salzes statt, bis Sättigung an einem 
zweiten eintritt und dies also sich bildet. Die Berechnung zeigt ganz 
scharf. welehes dies zweite Salz sein wird, aber auch vermittelst der 
graphischen Darstellung und des Modells lässt sich die betreffende 
Frage, und zwar in mehr durchsiehtiger Weise beantworten. 

Wählen wir zunächst die Berechnung zur Grundlage und verfolgen 
wir den speeiellen Fall, dass die erste Ausscheidung Mg SO, . 7H,O ist, 
so handelt es sich bei der zweiten Ausscheidung um die Wahl zwischen 
den das Magnesiumsulfatfeld (CGNPH in Fig.) umgebenden Feldern, 
also von: 


ı. Scehönit, das sich bei @N anschliesst, 


2. Chlorkalium, das sich bei N P anschliesst, 
3. MgSO,.6H,O, das sich bei PH anschliesst. 


Zur Feststellung der zweiten Ausscheidung ist zu berücksichtigen, 
dass die betreffende Lösung, welche allgemein durch 1000H,0 aMgSO, 
bK,SO, eMgCl, vorstellbar ist, beim Einengen unter Ausscheidung von 
Magnesiumsulfat das darin obwaltende Verhältniss K,SO,:MgCl, = b:c 
nicht ändert. Dieses Verhältniss ist aber: 


ı. In @ mit 1000H,0 14K,SO, 35MgSO, K,SO,.Mg0l, = © 
De N » » » 9 » 7 » 64 MsÜl, » » = 9 F 64 
SE » P » » » S » 7 » 79 » » » == 8 ‘ 79 
4. » H » » » [®) » I 5 » 7 3 » » » ===) (0) 


van'ır Horr und MEvErHoFFER: Öceanische Salzablagerungen. V. 1025 


In dem speciellen durch Fig. ı wiedergegebenen Falle, wo die Ma- 
gnesiumsulfatausscheidung in y anfängt und die ursprüngliche Flüs- 
sigkeit eine Zusammensetzung hatte, welche der Lage von a (in der 
durch CA gehenden Verticalebene) entspricht, ist das Verhältniss 
K,SO,:MgCl, = ı und liegt also zwischen den N und @ entsprechenden 
Werthen. Das zweite sich ausscheidende Salz ist also in diesem Fall 
Schönit. 

Äusserst einfach gestaltet sich aber die Lösung des betreffen- 
den Problems durch Benutzung des oben beschriebenen Modells. 
Bleibt in einer Lösung das Verhältniss K,SO,:MgCl, ungeändert und 
enthält die Flüssigkeit ausserdem MgSO,, so bewegt man sich in 
einer durch OC gehenden Ebene, welche also durch OC und y, zu 
legen ist. Man sieht also, welches Salz sich in zweiter Linie aus- 
scheiden wird, falls man sich derart stellt, dass y, oder einfacher 
noch a irgend in OC gesehen wird und beobachtet, auf welches an 
Magnesiumsulfat grenzendes Feld CO hinausläuft. Zu bemerken ist, 
dass CO eben gerade der Richtung entspricht, welche Abnahme an 
Magnesiumsulfat darstellt. 

Auch eine einfache Construction erlaubt einen Einblick, unter der 
vereinfachenden Annahme jedoch, dass die Linien und Flächen der 
Fig. ı, welche gekrümmt und gebogen sein können, als gerade und eben 
zu betrachten sind. Es handelt sich dann bei weiterer Krystallisation 
um Bewegung einer Linie entlang, welche als Durchschnitt zwischen 
Magnesiumsulfatfelld und Ebene OCy,a entsteht, also um Bewegung in 
der Richtung y,ß, mit anderen Worten beim Auskrystallisiren von Ma- 
gnesiumsulfat bewegt man sich einem »Krystallisationswege« entlang, 
welcher, im Feld für Sättigung an diesem Salze gelegen, sich entfernt 
von dem Punkt €, welches Sättigung an diesem Salze allein entspricht. 
Zum selben Schluss führt eine andere Betrachtungsweise, wobei man 
sich das Umgekehrte des Auskrystallisirens von Magnesiumsulfat ver- 
gegenwärtigt. Dann handelt es sich also um Zusatz von Magnesium- 
sulfat und Wasser und, in welchem Punkte des Feldes CGN PH man 
sich dann auch befinden mag, das Endresultat ist immer eine Lösung, 
die wesentlich nur Magnesiumsulfat enthält, also Bewegung nach Punkt 
C, das Entgegengesetzte des Vorigen. 

Die weitere Durchführung gestaltet sich nun ebenso einfach für 
die Salze K,SO,, CIK und MgÜl,.. 6H,0: Ausscheidung derselben ent- 
spricht einer Bewegung in den bez. Feldern BFME, AEMNPQL, 
DKRJ Linien entlang, welche sich von bez. B, A und D entfernen 
und als BO, AO, DO im Modell zu sehen sind. 

Bei den anderen Salzausscheidungen, also von MgSO,.6H,O, Schö- 
nit und Carnallit, sind zunächst die Orte durch Construction zu er- 


Sitzungsberichte 1897. 94 


1026 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


mitteln, welche Sättigung an diesen Salzen allein entsprechen. Die- 
selben sind in Fig. ı nicht ohne Weiteres angegeben, weil es sich um 
Lösungen handelt, die instabil sind und in den bez. Fällen unter Aus- 
scheidung von MgSO,.7H,0, K,SO, oder KCl sich ändern würden. Die 
verlangten Orte sind also aufzusuchen: 

Sättigung an MgSO,.6H,O allein ist in der Verlängerung von 
Linie J,H, zu finden bis in Ö,, wo die Lösung Magnesiumsulfat allein 


enthält; 

Sättigung an Schönit allein ist in der Verlängerung der Linie 
G,F, zu finden bis in y, wo die Lösung Magnesium- und Kalium- 
sulfat im dem Schönit MeK,(SO,),6H,O entsprechenden Verhältnisse 
enthält und also @,F, die den Winkel C,0,B, halbirende Linie O,Y 
schneidet; 

Sättigung an Carnallit allein ist in der Verlängerung von Linie ÄA,Z, 
bis in 7 zu finden, wo die Lösung Magnesium- und Kaliumehlorid im 
dem Carnallit M&KCl,. 61,0 entsprechenden Verhältnisse enthält und 
also r von O,A, und O,D, im Verhältnisse 2 :ı entfernt ist. 

Das Auskrystallisiren der drei letzterwähnten Salze MgSO, . 6H,O, 
Schönit und Carnallit entspricht also einer Bewegung auf den bez. Sät- 
tigungsfeldern JRQPH, NGFM und KRQL in Richtungen, die sich 
von bez. ö, y und 7 entfernen, und im Modell als YO und TO ge- 
sehen werden, während 6 ein Punkt der Linie CO ist, welche Aus- 
scheidung von Magnesiumsulfat entspricht, unabhängig davon, ob die- 
selbe als MgSO,.7H,0 oder MgSO,.6H,O erfolgt. 


C. Krystallisationsgang am Rande des Sättigungsfeldes. 


Die Feststellung des in zweiter Linie auskrystallisirenden Salzes 
entscheidet über dasjenige, was stattfinden wird, falls die Lösung nur 
zwei Salze enthält, die entweder einer gemeinschaftlichen Säure oder 
einer gemeinschaftlichen Base angehören, wie z.B. Kalium- und Magne- 
siumsulfat einerseits, Kaliumchlorid und -Sulfat andererseits. Man be- 
findet sich dann und bleibt am Rande des Sättigungsfeldes, wo eben 
nur die Möglichkeit gleichzeitiger Ausscheidung von höchstens zwei 
Salzen gegeben ist. Was nach Ausscheidung des zweiten Salzes weiter 
stattfinden wird, hängt in einigen Fällen davon ab, ob die ausge- 
schiedenen Salze in Berührung mit der Lösung verbleiben oder davon 
getrennt werden. Im ersten Fall ist die Möglichkeit gegeben, dass 
das zuerst ausgeschiedene Salz unter Entwickelung des zweiten auf- 
genommen wird. Solches ist z.B. in der Kaliummagnesiumsulfatlösung 
der Fall bei Verhältnissen, die zwischen B und F in Fig. ı liegend 
zunächst Ausscheidung von Kaliumsulfat herbeiführen; entsteht dann 


van'r Horr und MEyErHorFFErR: Oceanische Salzablagerungen. V. 1027 


in F Schönit, so wird dabei Kaliumsulfat aufgezehrt. Falls die natür- 
liche Salzausscheidung in Form einer ziemlich eompacten Kruste am 
Boden der Lösung er- 
folgt, wird ein der- 
artiges Aufzehren als- 
bald gehemmtwerden 
durch Überkrustung 
mit dem zweiten Sal- 
ze, und so sei die Be- 
trachtung speeiell auf 
den Fall gerichtet, 
dass die Salze der 
Lösung entnommen 
werden. Die Fig. 2 
gewährt dann einen 
völligen Einblick, 

welcher durch Pfeile 
verdeutlicht wird, 

deren Richtung den 
obigen Betrachtun- 
gen zu entnehmen 
ist und der Entfer- 
nung vom Punkte der 
Sättigung am aus- 
krystallisirenden Sal- 
ze allein entspricht. 


Beim Auftreten vom zweiten Salz sind dann zwei Möglichkeiten 
zu unterscheiden: 

1. Die zwei Pfeile laufen auf einander zu, die Lösung trocknet 
dort unter Ausscheidung der zwei Salze völlig ein: 


a) bei E, unter Bildung von Kaliumchlorid und -sulfat; 


Di =» GG, » » » Schönit und Magnesiumsulfat; 
CE rn » »  MgSO,6H,O und Magnesiumchlorid; 
Os Ken » » Magnesiumchlorid und Carnallit. 


2. Die zwei Pfeile gehen in derselben Richtung, die Krystalli- 
sationserscheinung gleitet an «em betreffenden Punkt vorüber, d.h. 
auf Ausscheidung des ersten Salzes folgt die des zweiten, und es 
würde, beim Verbleiben des ersten in Berührung mit der Lösung das- 
selbe aufgezehrt werden: 

a) bei F, wo die Bildung von Schönit derjenigen von Kaliumsulfat 
nachfolgt; 


94* 


1028 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


b) bei H, wo die Bildung von MgSO, .6H,O derjenigen von MgSO,.7H,O 
nachfolgt; 

c) bei Z, wo die Bildung von Carnallit derjenigen von Kaliumcehlorid 
nachfolgt. 


D. Krystallisationsgang innerhalb des Sättigungsfelds. 
Krystallisationsbahnen. 

Da der Weg, welcher, beim Auskrystallisiren, über das Sättigungs- 
feld verfolgt wird, nach Obigem bestimmt ist, handelt es sich im We- 
sentlichen nur um Feststellung von demjenigen, was stattfinden wird, 
falls ein zweites Salz zur Ausscheidung kommt, also eine der Linien ge- 
troffen wird, welche obiges Feld begrenzen. Zwei Möglichkeiten sind 
dann wieder zu unterscheiden: 

1. Es erfolgt eine gleichzeitige Ausscheidung von beiden Salzen; 
die Zusammensetzung der Lösung bewegt sich dann der Grenzlinie 
entlang, welche daher zu einer »Krystallisationsbahn« wird. Dasselbe 
findet statt, falls die Krystallisationswege beiderseits auf die Grenzlinie 
zulaufen. In Fig. 2 lässt sich dies schon der Pfeilrichtung am Rande 
entnehmen: das auf @ Zulaufen der beiden Pfeile z.B. weist darauf hin, 
dass GN Krystallisationsbahn ist, entlang welcher Ausscheidung von 
Sehönit und Kaliumsulfat erfolgen wird. 

2. Anders dagegen in FM; der Krystallisationsweg wird da hin- 
übergehen, indem der Ausscheidung von Kaliumsulfat diejenige von 
Schönit nachfolgt; deshalb ist auch FM in Fig. 2 gebrochen gezeichnet. 

Wird nun in dieser Weise systematisch weitergegangen, so erhält 
man Fig. 2 als Bild des Gesammtresultats mit folgenden Krystallisations- 
bahnen: 

ı. EM, Ausscheidung von Chlorkalium und Kaliumsulfat; 


2 IyIEIN® » » » » Scehönit; 
BERGEN, » »  Kaliumsulfat » » 

a Na » » MgSO,.7H,0 » Chlorkalium; 
5. 20). » » MgSO, . 6H,O » » 

6. QR, » » » » Carmnallit; 

7a Kon » » MgCl,.6H,O » » 

BER: » » » » M8SO,. 6H,O. 


Gebrochen gezeichnet sind die anderweitigen Grenzlinien: 
ı. FM, wo der Krystallisation von Kaliumsulfat die von Sehönit 


nachfolgt:; 
2. HP, woderKrystallisation von MgSO, .7H,0 die vonMgSO,.6H,O 
nachfolgt; 


3. QL, wo der Krystallisation von Chlorkalium die von Carnallit 
nachfolgt. 


van'r Horr und Meyeruorrer: Öceanische Salzablagerungen. V. 1029 


E. Abschluss des Krystallisationsvorgangs. 
Krystallisationsendpunkt. 


Der Vorgang, welcher auf den Krystallisationsbahnen stattfindet, 
schliesst in sich, was zu erwarten ist, Punkte, wo mehrere derartige 
Bahnen sich treffen, so in M, N, P, Q, R. Die auf den Bahnen an- 
gebrachten Pfeile sagen aus, dass z.B. in M die Krystallisation ihren 
Weg weiter verfolgen wird, also von A über M nach N; auch dort wird 
es nicht zum Stillstand kommen, sondern an P und Q vorüber nach R. 
Dort fehlt aber der Ausweg: sämmtliche Pfeile sind auf R zu gerichtet 
und so erstarrt dort die Lösung schliesslich zur trockenen Mischung 
von SO,Mg.6H,O, Carnallit und Magnesiumchlorid. Es handelt sich 
hier also um den »Krystallisationsendpunkt«, auf den sämmtliche Lö- 
sungen, welche die Chloride und Sulfate von Kalium und Magnesium 
enthalten, beim Einengen bei 25° hinauslaufen. Solches geht auch 
aus einer Überlegung der Zusammensetzung der betreffenden Lösungen 
hervor: nur in R ist dieselbe derart, dass sie als Summe der drei dort 
zusammenstossenden Salze und Wasser, also als eine »congruent ge- 
sättigte Lösung« im Sinne MrYvERHOFFER’s' aufgefasst werden kann: 
1000H,0 2K,Cl, 12MgSO, 99MgCl, = 4MgK(Ü],.. 6H,O 

+ 95MgCl,.6H,O + 12MgSO,.6H,O + 334H,0, 
was weder in Q, P, N noch M der Fall ist. 


Ill. Feststellung des quantitativen Krystallisations- 
vorganges. 


Handelt es sich um die Frage nach der ausgeschiedenen Salzmenge 
bei Kenntniss der ursprünglichen Zusammensetzung, so weist, nachdem 
im Obigen bestimmt ist, welche Salze zu erwarten sind, eine Gleichung 
deren bez. Mengen aus, falls man in einem der Punkte M, N, P, Q, R, 
wofür die Zusammensetzung der Lösung bekannt ist, anlangt. Diese 
Berechnung sei anschliessend an einige bestimmte Krystallationsver- 
suche gegeben und dann in vollem Umfang durchgeführt. 


A. Erster Krystallisationsversuch. 
(Von OÖ, moleculare Mengen K,;,SO, und MgCl,, bis M, Ausscheidung von K,SO,, 
Schönit und Chlorkalium.) 

Moleculare Mengen K,SO, (174° 3) und MgC],.6H,O (203° 4) werden 
genommen, entsprechend also 0, in Fig. ı; wie erwartet, scheidet sich 
zuerst Kaliumsulfat aus. Man geht also Linie O,D, entlang und über- 
schreitet die Schönitgrenze F,M,:; thatsächlich trat Schönit als zweites 


! Sitzungsber. der Akademie der Wiss. in Wien, 104, rı, 849. 


1030 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


Salz auf, und die Kaliumsulfatausscheidung kommt zum Abschluss, oder 
vielmehr das schon ausgeschiedene Sulfat wird zum Theil aufgezehrt, 
bis in 7, Chlorkalium auftritt. Als diese Ausscheidung eben eingetreten 
war, wurden das noch übrige K,SO, und der gebildete Schönit aufge- 
hoben und analysirt; es ergab sich: 


25°” K,SO, und 120° K,Mg(SO,),6H,O. 
Die Berechnung verlangt, da in M die Lösung der Zusammensetzung 
1000H,0 25CLK, ı 1ıSO,Mg 21C1,Mg entspricht: 
K,SO, + MgCl, + aH,O = ıaK,SO, + yK,Mg(SO,),6H,O 
+ ®(1000H,0 25C1,K, 1 1SO,Mg 21Cl,Mg), 


also: 
für CL 1=46® oder © = 1las 
» Mgı=y+ 320 also y= 1a; 
».K, 1 — 249%. 250 alsor® — 1,6 
demnach: 


berechnet K,SO, 174.32 = 174-3 1/46 = 26°5 (25 gef.) 
y K,Mg(S0,),6H,0 402.8, = 402.8 7/,3; = 122%6 (120 gef.). 


B. Zweiter Krystallisationsversuch. 
(Von M, Ausscheidung von R,SO,, Schönit und Chlorkalium, bis N, Ausscheidung 
von Schönit, Chlorkalium und M&SO, .7H,0.) 

Bei weiterem Einengen, immer im Thermostaten bei 25°, geht man 
jetzt der Krystallisationsbahn MN entlang und entsprechend findet auch 
Ausscheidung von Schönit und Kaliumchlorid statt, bis sich die An- 

fo) 
kunft bei N zeigt durch das Auftreten von Maenesiumsulfat. Die auf- 
{ fo) 
gehobenen Krystallmengen, gewogen und analysirt, ergaben sich jetzt zu: 
20® K,Mg(SO,),6H,O und 58° KCl, 


die Berechnung ergiebt: 


K,SO, + MgCl, — 7/,6K,SO, — 7/23 K,Mg(SO,),6H,0 + 6H,0 = 
xK,Cl,+ yK,Mg(SO,),6H,0 + ®(1000H,0 gK,01,16S0,Mg 5 5MgC1,), 
also: 
für Mg "6, = y+ 710 
» SO, "ii = 24y+160, 
woraus: 


en undej)— 


126.46 
für CO, ı= x + 640, 


269 
126.46 


woraus: 


van'r Horr und Meveruorrer: Öceanische Salzablagerungen. V. 1051 
demnach: 


60 
ber = gef. 
jerechnet KCl —— u T49.2 — 061809 (58 gef.) 


269 
126.4 


Die Übereinstimmung ist also in beiden Fällen eine befriedigende. 


» K,Mg(S0,,6H,0 —_ , 402.8 = 1878 (20 gef). 


C. Dritter Krystallisationsversuch. 
(Ausscheidung von MgSO,.7H.0 und MgCl,.. 6H;0; Feststellung der Carnallit- 
chlorkaliumgrenze.) 

Nachdem der Ausscheidung von MgSO,.7H,0O diejenige von 
MgSO,.6H,O nachgefolgt war, liess sich die Unsicherheit beseitigen, 
welche noch in der Löwennerz’schen Arbeit in Bezug auf die Zusammen- 
setzung der an MgSO,.6H,O, Carnallit und Chlorkalium gesättigten Lö- 
sung vorlag. Nach seinen eigenen Angaben! waren die Resultate wesent- 
lich verschieden, falls zur Darstellung der Lösung im Voraus über 24° 
erhitzt wurde oder nicht. Im ersten Fall wurde eine Zusammensetzung 
entsprechend: 

1000H,0 2K,Cl, 12MgSO, 98MgCl, 
festgestellt, im zweiten dagegen: 
1000H,0 SK,Cl, 15MgSO, 66Mg(l,. 


Die Wiederholung zeigte uns Abweichungen in ganz demselben 
Sinne, wonach also durch vorheriges Erhitzen die Chlormagnesium- 
menge in der Lösung auf Kosten des Chlorkaliumbetrags ansteigt. 

-Um über diesen Punkt völlig im Klaren zu sein, wurde das Verfahren 
der quantitativen Krystallisation mit der Bestimmung der Löslichkeit 
verknüpft. 

Es wurde also eine Lösung dargestellt, welche der Zusammensetzung 
bei Punkt N (Sättigung an CIK, MgK,(SO,),6H,O und MgSO,. 7 H,O) 
entspricht, also auf 1000H,0: 


gCl,K, 16MgSO, 55 MgCl, = 9SO,K, 7MgSO, 64MgQl, 
und die folgenden Substanzmengen in Grammmolekülen enthielt: 
0.101S0,K, 0.0786MgSO, 0.719 MgCl.. 


Beim Einengen bei 25° wurde, entsprechend der vorigen Beobachtung, 
etwas MgSO,.7H,O ausgeschieden, bis Punkt P (Sättigung an CIK, 
MgSO,.7H,0 und MgSO,.6H,O) erreicht war; dann folgte, immer neben 


! Zeitschr. f. physik. Chemie, 23, 95. 


1032 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


Chlorkaliumausscheidung, Bildung von MgSO,.6H,O unter Aufzehrung 
des MgSO,.7H,0, und die Krystallisation wurde aufgehoben beim ersten 
Auftreten von Carnallit in Punkt ( (Sättigung an MgSO,.6H,0, CIK und 
Carnallit). Die Analyse ergab für die Ausscheidung: 


8”5 Chlorkalium und 14° MgSO,.6H,O. 


Gegenüber der früher erhaltenen Übereinstimmung zwischen Krystalli- 
sationsbefund und Zusammensetzung der Lösung zeigt sich hier, dass 
die oben zuerst erwähnte Zusammensetzung bei Punkt @: 


1000H,0 2K,Cl, 12MgSO, 98Mg(l, 
unrichtig ist. 

Die auszukrystallisirenden Mengen lassen sich, auf Grund dieser 
Zusammensetzung, aus der folgenden Gleichung berechnen: 
0.101S0,K, 0.0786MgSO, 0.719MgCl,aH,0 = 

xK,Cl,+yMgSO,.6H,0 + ®(1000H,0 2K,Cl, 12MgSO, 98MgQ1,) 


also: 
für K, 0.101 = x + 2® 
» CL, 0.719 = x-+ 1000, 
woraus 
nee: 
49 49 
für SO, 0.1796 =y-+120@, 
woraus 
Amen: 
19° 
demnach: 
berechnet KÜl = 149.2 = 13.2°(3.5 gefunden) 


».8O,Mg.6H,0 9° °# 258.5 = 23%8(14 gefunden); 
49 
das Resultat ist also unzweideutig, und so ist die Bestimmung der Zu- 
sammensetzung einer bei 25° an CIK, MgSO,6H,O und KCl,Mg.6H,O 
gesättigten Lösung neu aufgenommen worden. 

Zuerst wurde die eben erhaltene Mutterlauge, worin also in Ther- 
mostaten bei 25° sieh neben CIK und SO,Mg.6H,O ein Anfang von 
Carnallitbildung zeigte, analysirt mit dem Resultate: 


ı000H,0 4.59K,Cl, 13.44MgSO, 69.11MgCl.. 


Diese Flüssigkeit wurde dann im Apparat zur Löslichkeitsbestim- 
mung bei 25° während 2 Stunden mit frischen Mengen 


CIK, MgSO,.6H,0 und KCl, Mg.6H,O 


van'r Horr und MEvErHoFFER: ÖOceanische Salzablagerungen. V. 1033 


gerührt und zeigte jetzt die Zusammensetzung: 
1000H,0 4.7 K,Cl, 13.76MgSO, 70.4MgCl,, 

welche nach weiterem zweistündigen Rühren kaum geändert war: 
1000H,0 4.74K,Cl, 13.69MgSO, 68.96MgCl.. 

Diese Bestimmungen entsprechen sehr annähernd dem Befund von 
Löwennerz bei seiner zweiten Methode ohne vorheriges Erhitzen. Sie 
stimmen auch, wie zu erwarten, mit dem Ergebniss der Krystalli- 
sationsversuche bis auf einige Zehntelgramm überein. 

Nachdem diese Unsicherheit in den Löwennerz’schen Daten be- 
seitigt war, erschien es wünschenswerth, die Ursachen zu erforschen, 
welche bei der Löslichkeitsbestimmung im erwähnten Fall eine so 
grosse Differenz bewirkt, je nachdem im Voraus über 25° erwärmt wird 
oder nicht. Es könnten ja dadurch bei anderen, im Vorigen nicht con- 
trolirten Bestimmungen von Löwennerz ähnliche Abweichungen ver- 
ursacht sein. Völlige Aufklärung brachten in dieser Hinsicht eine Reihe 
von später zu erwähnenden mit Dr. F. G. Doxsaw durchgeführten Ten- 
sionsbestimmungen, welche zeigten, dass eine ähnliche Erscheinung wie 
beim Carnallit-, Chlorkalium-, Magnesiumsulfatgemisch auch bei der 
Mischung von Carnallit und Chlorkalium allein auftritt. Auch dort 
fällt beim vorherigen Erwärmen über 25° der Magnesium- auf Kosten 
des Kaliumgehalts viel zu hoch aus. Es wurde z.B. gefunden: 

1000H,0 98MgCl, 0.3K,Cl,. 

Beim Rühren dieser Lösung mit Carnallit und überschüssigem 
Chlorkalium tritt eine Zunahme des Chlorkaliumgehalts auf Kosten der 
Magnesiumchloridmenge ein, jedoch stellt sich durchaus nicht auf ein- 
mal die richtige Zusammensetzung ein, was wohl davon herrührt, 
dass das Chlorkalium durch eine sich darauf bildende Kruste von 
Carnallit der weiteren Berührung mit der Lösung entzogen wird. Wir 
haben deshalb auch hier das combinirte Verfahren angewandt, das 
bei etwas verwickelteren Fällen Vortheil gewährt, indem zunächst durch 
systematisches Auskrystallisiren im Thermostaten die Lösung diejenigen 
Körper ausscheidet, an denen Sättigung verlangt wird, und die Lösung 
sich also in sichtbarer Berührung mit den gewünschten Bodenkörpern 
befindet. Eine so viel Chlorkalium enthaltende Magnesiumchloridlösung, 
dass Einengen zunächst Chlorkaliumausscheidung bewirkt, führt dabei 
zum Ziel. Sobald der Chlorkaliumausscheidung das Auftreten von Car- 
nallit folgt, hat die Flüssigkeit, wie die Analyse zeigte, schon die 
richtige Zusammensetzung. Dieselbe wurde dann zur Löslichkeitsbe- 
stimmung bei 25° mit Chlorkalium und Carnallit während 20 Stunden 
gerührt und zeigte dann die Zusammensetzung: 


10oo0H,O 72.66MgÜl, 5.76K,Cl.. 


1034 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


Nach nochmaligem zwanzigstündigem Rühren mit neuen Salzmengen 


ergab sich: 
i 1000H,0 72.69MgQ], 5.75K,Cl.. 


D. Zusammenfassender Überblick über den quantitativen 
Krystallisationsgang. 


Nachdem also die wesentlichen qualitativen und quantitativen Kry- 
stallisationsverhältnisse an Hand der Löwesnerz’schen Arbeit durchge- 
führt waren (es wurde auch der Krystallisationsendpunkt, das Eintrock- 
nen der Lösung unter gleichzeitiger Ausscheidung von Magnesiumchlorid, 
Carnallit und MgSO,.6H,O, beobachtet) und eine Unsicherheit daraus 
entfernt werden konnte, sei in folgender Tabelle der Überblick gegeben 
über die Gesammtausscheidung, welche sich erwarten lässt, falls bei 
25° eine Lösung eintrocknet, welche dem Mittelpunkt der Fig. ı, O, 
entspricht und also Magnesiumchlorid und Kaliumsulfat in moleeularem 
Verhältniss enthält, unter Annahme immerhin, dass die Ausscheidungen 
allmählich aus der Lösung entfernt werden oder vor nachträglichem 
Aufzehren durch die Lösung geschützt werden. 


Die Lösung enthält: Ausscheidung 
0.152K,SO, 0.304 K,Mg(SO,),6H, O 
0.415K,Cl, 0.047K,Mg(SO,),6H,O 
0.017K,Cl, 0.024MgSO,.7H,0 


0.033R,Cl, 0.025 MgSO, .6H,O 


[0] ıK,SO, + ıMgCl, = 

= 0.696 (K,SO,+ MgCl,) + 0.304 (MgSO, + R, Cl,) 
M  0.24K,SO, 0.696MgCl, 0.304K, Cl, = 

= 0.129K,SO, 0.585MgÜl, 0.415R, Cl, 0.111MgSO, 
N  0.082K,SO, 0.585MgÜl, 0.064MgSO, = 

= 0.065K,SO, 0.017K, Cl, 0.568MgQl, 0.081Mg SO, 
P  0.065K, SO, 0.568MgÜl, 0.057MgSO, = 

= 0.032K,SO, 0.033K,Cl, 0.535MgCl, 0.09Mg SO, 
Q  0.032K,SO, 0.535MgCl, 0.065MgSO, 


= 0.0228K, Cl, 0.0092K, SO, 0.0878MgSO, 0.5122MgCl, 


R  0.0092K,SO, 0.4666MgÜl, 0.0464\gSO, = 
= 0.0092R, Cl, 0.4574Mg Cl, 0.0556M g SO, 


© 
0.0414 MgSO, .6H,O 0.0456 MgKCl, . 6H,O 


0.0556MgSO,.6H,O 0.0184MgKC], . 6H, O 
0.439MgCl, . 6H, O 
ZK,=ı 2Me=ı 2S0,=1 20, =17 


Oo 


Wir haben schliesslich Hrn. D. Baper zu danken für die werth- 


volle Unterstützung bei den vielen, obiger Arbeit zu Grunde liegenden 


analytischen Daten und Löslichkeitsbestimmungen. 


1035 


Ein neues Meteoreisen von Beaconsfield, 
Golonie Victoria, Australien. 


Von Prof. Dr. E. Conen 


in Greifswald. 


(Vorgelegt von Hrn. Kreın am 4. November [s. oben S. 931|.) 


Das Meteoreisen wurde in einem Durchschnitt beim Bau der Gipps- 
land-Eisenbahn etwa 3" östlich der Station Beaconsfield im Kirchspiel 
Berwick, Grafschaft Mornington, Colonie Vietoria gefunden. Der Block 
lag viele Jahre unbeachtet am Fundort, bis er die Aufmerksamkeit 
eines Beaconsfielder Schmiedes Namens Ferrus erregte, welcher ein 
Stück an den Regierungsgeologen Murray in Melbourne zur Begut- 
achtung sandte, da er glaubte, es liege ein Theil einer Erzader vor. 
Murray erkannte die meteorische Natur, besuchte die Fundstätte, wo 
der Block noch neben dem Eisenbahneinschnitt lag, und veranlasste 
Ferrus, Besitz von dem Meteoriten zu ergreifen. Von demselben er- 
warb ihn 1896 Hr. Dr. Karı VogELsanGg, welcher mir Stücke des Eisens 
und der Rostrinde zur Begutachtung und zur näheren Untersuchung 
übersandte. Ihm verdanke ich auch die obigen Angaben, sowie die 
Mittheilung, dass der brodlaibförmige, von starker Rostrinde umgebene 


em 


Block ursprünglich 40° lang, 30 breit und ı5 hoch war und nach 
Abbröckelung eines Theils der Rostrinde etwa 75" gewogen hat. 

Nachdem das Meteoreisen von Hrn. Dr. Krantz erworben und etwa 
5 Wochen in einem gleichmässig erwärmten Raum aufbewahrt worden 
war, hörte das Ausschwitzen von Eisenchlorür auf; während dieser 
Zeit hatten sich mehrere starke Risse gebildet, welche sieh über die 
ganze Oberfläche ausdehnten. Die Rostrinde wurde nun mit Meissel 
und Hammer soviel als möglich entfernt, wodurch das Gewicht sich 
auf 53" verringerte; der Schätzung nach schien jedoch nicht viel mehr 
als die Hälfte aus frischem Meteoreisen zu bestehen. 

Nach diesen Angaben des früheren und des jetzigen Besitzers, so- 
wie nach den Beobachtungen, welche ich an Theilen der Rinde und 
an einem grösseren, anfänglich compacten und anscheinend durchaus 
frischen Stück machen konnte, gehört Beaconsfield zu denjenigen Eisen, 


1036 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


welche sich durch eine ungewöhnlich starke und schnell fortschreitende 
Rostbildung auszeichnen. Auf der Oberfläche solcher Rindenstücke, 
welche schon vollständig oxydirt zu sein schienen, traten noch wieder- 
holt grosse Tropfen von Eisenchlorürlösung hervor, und von dem com- 
paeten Abschnitt des Nickeleisen bröckelten während der sechsmonat- 
lichen Dauer der Beobachtung stetig Theile ab, ohne dass eine be- 
ginnende Erschöpfung sich merkbar machte. Ferner liess sich wahr- 
nehmen, dass die Ansammlung von Eisenchlorür in Beaconsfield ganz 
vorzugsweise, wenn nicht allein, an der Grenze der Taenitlamellen 
und Schreibersitkrystalle gegen den Kamazit stattfindet, in Folge dessen 
auch die Verwitterung längs der Taenitlamellen fortschreitet. Daraus 
lässt sich schliessen, dass zwischen letzteren und dem Kamazit schon 
im frischen Meteoreisen kein so inniger Contact vorhanden ist wie 
zwischen den Theilchen des Kamazit. Durch die Volumvergrösserung 
bei der Oxydation des Eisenchlorür wird der Zusammenhang noch 
mehr gelockert. Von den beim schliesslichen Zerfall entstehenden, von 
Oktaöderflächen begrenzten Platten und eckigen Brocken lassen sich 
noch anhaftende Taenitblättchen leicht abheben; zum grösseren Theil 
liegen sie jedoch losgelöst im Grus, so dass man sie in bedeutender 
Zahl zusammen mit einigen Schreibersitkrystallen auslesen kann. 

Um eine Schätzung des sich ansammelnden Eisenchlorür zu ge- 
winnen, wurden 457° der allmählich abgebröckelten Stückchen erst 
mit Wasser ausgelaugt, dann mit Schwefelsäure digerirt; die beiden 
Bestimmungen ergaben 0.515 und 0.274 Procent Chlor oder zusammen 
1.412 Procent Eisenchlorür. Dieser Gehalt ist recht hoch, wenn man 
bedenkt, dass das verwandte Material nur aus oberflächlich ange- 
rosteten Stückchen bestand und sich ausserdem schwerlich so voll- 
ständig extrahiren liess wie leicht zerfallende eigentliche Rostrinde. 
Aber selbst unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse ist der Chlor- 
gehalt jedenfalls erheblich geringer, als zum Beispiel in der Rostrinde 
von Forsyth'. Wenn trotzdem das Eisenchlorür in Beaconsfield viel 
verheerender wirkt als im letzteren Eisen, so dürfte dies an dem 
verschiedenen Gefüge liegen; in Beaconsfield concentrirt es sich zwischen 
den oktaödrischen Lamellen und treibt sie durch die Volumvergrösse- 
rung bei der Oxydation aus einander, im kleinkörnigen Forsyth ver- 
theilt es sich gleichförmig und liefert zwar reichlich Rost, bewirkt 
aber keinen Zerfall. 

Beaconsfiell gehört zu den oktaädrischen Eisen mit grobem Ge- 
füge. An einigen ganzen Lamellen (Kamazit + Taenit), welche sich 


! E. Conen: Das Meteoreisen von Forsyth Co., Georgia, Vereinigte Staaten. 


Diese Berichte 1897. XVI. 394. 


Conen: Meteoreisen von Beaconsfield. 1037 


aus den beim Zerfall entstehenden Brocken auslesen liessen, wurde 
die Dicke bis zu 2”" gemessen; doch schwankt sie nach den Beob- 
achtungen an geätzten Schnittflächen nicht unerheblich. In den mir 
von Hrn. Dr. Krantz zur Verfügung gestellten Platten (2865° mit 
fast 400°” Schnittfläche) ist Kamazit in hohem Grade vorherrschend ; 
Taenit tritt nur stellenweise deutlich hervor, obwohl dessen Menge 
keineswegs geringfügig ist, wie sich bei der Untersuchung des ge- 
rosteten Abfalls ergiebt; von Kämmen erfüllte Felder sind sehr spärlich 
und klein. Der Kamazit zeigt deutliche und reichliche Feilhiebe (NEv- 
mann’sche Ätzlinien), zuweilen neben denselben Ätzgrübchen'!. Die 
Balken sind von recht verschiedener Länge, im Allgemeinen aber kurz; 
besonders die letzteren erscheinen mannigfach ausgebuchtet bis wellig 
begrenzt und an den Enden gerundet, während an den längeren häufiger 
ebene Grenzflächen vorkommen. Gewöhnlich liegen mehrere Balken 
parallel neben einander und scheinen sich bei dem undeutlichen Hervor- 
treten des Taenit unmittelbar zu berühren (wulstiger, gescharter Kamazit 
Brezına's). 

Unter den accessorischen Bestandtheilen herrschen Troilitknollen, 
deren Zahl bedeutend ist. Drei Platten von 370°” Oberfläche ent- 
halten z. B. 16 Knollen mit meist runden oder regelmässig ovalen 
Durchschnitten; nur wenige sind von unregelmässiger Gestalt. Ihre 
Grösse liegt meist zwischen ein und zwei Centimeter; kleinere sind 
ebenso selten wie grössere. Alle werden von einer Graphit-Schreiber- 
sitzone umsäumt, in welcher bald ersterer, bald letzterer vorherrscht, 
der Graphit stets innen liegt und sich gelegentlich zu grösseren Partien 
erweitert, die buchtenförmig in den Troilit eindringen. Innige Durch- 
wachsung von Troilit und Graphit, wie sie sonst oft vorkommt, wurde 
nieht beobachtet. Vereinzelt sind auch bis 14°” grosse Knollen vor- 
handen, in denen Graphit vorherrscht oder allein vertreten ist, beide 
ebenfalls von Schreibersit umsäumt. Ausserdem trifft man letzteren 
theils zwischen den Balken, theils in denselben; grössere Krystalle er- 
strecken sich zuweilen aus einem Balken in den benachbarten. 

Während zwei kleinere Platten mit 27 und 93°” Schnittfläche 
eohenitfrei sind, enthalten zwei umfangreichere 25 und 60°" grosse 


mm 


Partien, in welchen sich innerhalb der Balken säulenförmige, bis 4 


mn 


lange und ı dicke Krystalle von Cohenit mit stark lückenhaftem 
Wachsthum an einander reihen und mit ihrer Längsrichtung parallel 
zur Längsrichtung der Balken liegen. Solche Partien gleichen voll- 
ständig den cohenitreichen Theilen von Magura, Wichita Co., Smith- 


! Die Atzgrübehen scheinen zu ihrem deutlichen Hervortreten eines stärkeren 


Ätzens zu bedürfen als die Feilhiebe. 


1038 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


ville (Caryfort) u. s. w. Würden von Beaconsville nur Abschnitte vor- 


liegen, welche je eine Ausbildungsform umfassten — und es könnten 
dies schon recht grosse Platten sein —, so würde man sicherlich an- 


nehmen, es handle sieh um zwei verschiedene Meteoreisen und zwar 
um so mehr, als die Lamellenbreite in den cohenitführenden Partien 
merklich geringer ist als in den cohenitfreien. Eine derartige un- 
gleichförmige Vertheilung des Cohenit scheint übrigens die Regel zu 
sein; ausser Magura kommt sie nach Brezına Duel Hill, Sarepta und 
Wichita', nach Drrey Bendegö’ zu. 

Die Untersuchung von Beaconsville zeigt ebenso wie diejenige 
von Forsyth’, dass zur genauen Kenntniss eines Eisenmeteoriten eine 
weitgehende Aufschliessung desselben nothwendig ist, und dass das 
Bestreben der meisten Direetoren von Meteoritensammlungen, ein mög- 
liehst grosses Gewicht zu vereinigen, für die Erforschung der Struetur- 
verhältnisse sehr hinderlich wirkt. 

Bei der bedeutenden Masse von ganz oder theilweise gerostetem 
Material, welches zur Verfügung stand, konnten alle accessorischen Be- 
standtheile in genügender Menge für eine nähere Untersuchung isolirt 
werden. 

Zunächst liessen sich aus der Rostrinde Troilitknollen von abge- 
plattet ellipsoidischer Gestalt mit einem grössten Durchmesser von I$ 


cm 


bis 2$"” loslösen. Ein 11° schweres Ellipsoid erwies sich nach dem 
Durchschneiden als frischer, compaeter Troilit, welcher zwar von einer 
bis +" dieken Graphitschale umgeben war, im Innern aber vollständig 
homogen erschien. Die übrigen Knollen waren theilweise bis nahezu 
gänzlich gerostet, jedoch derart, dass sich stets noch an frischen Partien 
mit Sieherheit erkennen liess, dass Troilit vorgelegen hat. Soweit die 
Verwitterung schon genügend fortgeschritten ist, bestehen alle Knollen 
aus dünnen eoncentrischen Schalen von Eisenhydroxyd, welche leicht 
abblättern: die weniger veränderten zunächst folgenden Theile zeigen 
unvollkommen schalige Absonderung; die frischen Kerne erscheinen 
compact. Der Troilit in Beaconsfield ist also von versteekt concen- 
trisch-schaligem Gefüge, welches, wie so häufig, erst bei der Verwitte- 
rung deutlich hervortritt. Neben Knollen kommen hier und da auch 
kleine aderförmige Partien von Troilit vor. 

Die aus der Rostrinde und aus dem erwähnten, durch Zerfallen 
des Meteoriten entstandenen Grus ausgelesenen Taenitblättehen unter- 


! Die Meteoritensammlung des k. k. naturhistorischen Hofmnseums am r. Mai 1895. 


Ann. des k. k. naturhistorischen Hofmuseums 1896. N. 285— 236. 

2 Estndo sobre o meteorito de Bendegö. Arch. do Museu Nacional do Rio de 
Janeiro 1896. IX. 130—136. 

° E. Conen 2.2.0. 


Couen: Meteoreisen von Beaconsfield. 1039 


scheiden sich ihren physikalischen Eigenschaften nach nieht unerheb- 
lich von den durch Salzsäure aus frischen Stücken isolirten. Während 
die Farbe der letzteren zwischen Zinnweiss und Silberweiss liegt und 
die Oberfläche glatt und stark metallisch glänzend ist, erscheinen erstere 
grau, matt und wie angeätzt; Eisenehlorürlösung wirkt demnach stärker 
auf den Taenit ein als stark verdünnte Salzsäure. 


mm | 


Neben grösseren, bis zu 4 angen, gedrungenen, unregelmässig 
gestalteten Krystallen von Sehreibersit mit gerundeten Kanten und stark 
gerieften Flächen wurden einige plattenförmige Partien beobachtet, zum 
Theil mit ebener, zum Theil mit geriefter Oberfläche; die grösste war 
ı$"" diek bei einer Länge von 12, einer Breite von 6"”". In Folge 
ihrer grossen Sprödigkeit zerfallen Krystalle und Platten leicht. 

Bei nieht allzuweit fortgeschrittener Rostbildung findet man auf 
den Ablösungsflächen der Brocken häufig einen feinen gelbgrünen bis 
grünen ocherigen Anflug, welcher Nickelocher zu sein scheint: zu einer 
näheren Untersuchung liess er sieh nieht gewinnen und erwies sich 
auch als wenig stabil. 

Die nur schwach gerosteten Brocken wurden in zwei Portionen 
einige Monate mit verdünnter Salzsäure (1 HCl+ 20 ag) behandelt, um 
aus dem unlöslichen Rückstand in gleicher Weise wie früher' durch 
Auslesen unter einer scharfen Lupe, Schlemmen mit Alkohol, Behan- 
deln mit dem Magneten, mit Kupferehloridehlorammonium, starker 
Salzsäure u.s.w. die accessorischen Gemengtheile zu isoliren, welche 
im vorliegenden Fall aus Troilit, Schreibersit, Rhabdit, Cohenit, Tae- 
nit, etwas Graphit, reichlichen kohligen Partikeln und Silicatkörnern 
bestehen, während ehromhaltige Mineralien (Chromit, Daubreelith) voll- 
ständig fehlen. Dabei ergaben die beiden Partien, obwohl keinerlei 
Auswahl des Materials getroffen war, ein abweichendes Resultat. Die 
eine lieferte nur vereinzelte Cohenitkrystalle, sehr reichlich Schreiber- 
sit und so viel Rhabdit, dass er sich in einer zur Analyse einiger- 
maassen genügenden Menge rein gewinnen liess; in dem aus der zweiten 
Portion erhaltenen Rückstand waren Rhabdite in sehr geringer Menge, 
Schreibersitkrystalle in mässiger Zahl vertreten, dagegen enthielt er 
reichlichen Cohenit. Daraus ergiebt sich, dass nicht nur letzterer, 
wie schon die makroskopische Untersuchung ergab, sondern auch der 
Schreibersit sehr ungleichförmig vertheilt und zwar wahrscheinlich 
nesterförmig angehäuft ist, eine Beobachtung, welche man schon öfters 
gemacht hat“. Man ersieht daraus, dass bei Beschränkung der Unter- 

! E. Conen und E. Weinsenenk, Meteoreisen-Studien. Ann. des k. k. natur- 
histor. Hofmuseums 1891. VI. 132—133; E. Conen, Meteoreisen-Studien III. Ib. 18934. 
IX. 98-99. 

2 Vergl. z.B. Conen, Meteoreisen-Studien II. Ann. des k. k. naturhistor. Hof- 
museums 1892. VlJl. 145 und Dervy a.a.0, 


1040 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


suchung auf kleine Stücke die Bestandtheile sich ihrer Menge nach 
nieht richtig schätzen lassen, ja einzelne sogar vollständig übersehen 
werden können. 

Der unmagnetische Rückstand lieferte nach der Behandlung mit 
starker Salzsäure, abgesehen von Silicatkörnern und etwas Graphit, 
theils feine, glanzlose, leicht abschlemmbare kohlige Partikel, theils 
gröberes Pulver und kleine Brocken einer stark glänzenden, schwer 
verbrennbaren Kohle, wie sie bisher in keinem Meteoreisen beobachtet 
zu sein scheint. 

Auf eine quantitative Bestimmung der mineralogischen Zusammen- 
setzung auf Grund der Isolirung, wie ich sie bei früheren Untersuchun- 
gen vielfach ausführen konnte, musste verzichtet werden, da die be- 
nutzten Abfälle zu stark gerostet waren, als dass sie ein auch nur 
einigermaassen zuverlässiges Resultat hätten geben können. 

Die nähere Untersuchung der isolirten Gemengtheile lieferte die fol- 
genden Resultate; alle Analysen wurden von Hrn. O. Ssöströn, die Be- 
stimmungen der specifischen Gewichte von Hrn. Dr. W. Leicx ausgeführt. 

1. Schreibersit. Zur chemischen Untersuchung (Analyse I) wur- 
den die grössten und anscheinend reinsten Krystalle ausgewählt; sie 
lösten sich ohne Rückstand in Königswasser. 


I 

Angew. Subst. 0.4023 
Fe 66.92 
Ni 18.16 
Co 0.62 
BE 14.88 
100.58 


Fe:Ni(Co):P = 2.4917 : 0.6668: ı 
Fe+Ni(Co):P = 3.1585: 1 

Die Farbe des Schreibersit habe ich früher als zinnweiss angegeben '; 
sie liegt aber zwischen Zinnweiss und Silberweiss, dem letzteren sich 
mehr nähernd, wie ich jetzt an reichlichem und sehr sorgfältig be- 
handeltem Material feststellen konnte. Die Spaltbarkeit erscheint hier 
etwas weniger vollkommen als z.B. in Toluca und Glorieta, und auch 
die Sprödigkeit ist geringer. Das specifische Gewieht von Krystallen 
und grösseren Bruchstücken wurde zu 7.1697 bei 17° (angew. Subst. 
ı°”4563) ermittelt, dasjenige von kleinen 4 bis 12" grossen Stückchen, 
wie man sie gewöhnlich bei der Isolirung gewinnt, zu 7.1754 bei 17° 

(angew. Subst. 04005). 
2. Rhabdit. Derselbe tritt lediglich in Form sehr feiner Nädel- 
""oı liegt mit 
den Grenzwerthen von 0.001 und o”"o2 bei einer 0””S erreichenden 


chen auf, deren Dieke zumeist zwischen 0.003 und oO 


! Meteoritenkunde. Heft]. 129. Stuttgart 1894. 


Conzn: Meteoreisen von Beaconsfield. 1041 


Länge. Die Analyse (I) ist leider unvollständig, da das Eisen ganz, 
Kobalt zum Theil verunglückte; doch lässt sich die Menge des letzteren 


auf 0.80 Procent schätzen. ’ 


Angew. Subst. 0.0986 
Fe (Diff) [41.54] 


Ni 42.61 

Co [0-80] 

E 15.05 
100.00 


Fe:Ni(Co):P = 1.5293 :1.5240: 1 
Fe+Ni(Co):P = 3.0533 :1 

Trotz ihrer Unvollständigkeit liefert die Analyse eine weitere Be- 
stätigung für die Annahme, dass dem Schreibersit und Rhabdit die 
gleiche Formel zukomme ([Fe, Ni, Co], P)'; ferner ergiebt der Vergleich 
der Analysen I und II, dass der Nickelgehalt im Rhabdit erheblich 
höher ist als im Schreibersit. Dies scheint nach den bis jetzt vor- 
liegenden Untersuchungen in der Regel der Fall zu sein; für 14 Schreiber- 
site wurde ein Gehalt an Ni+ Co von 11.28 bis 29.18 Procent ermittelt, 
für 8 Rhabdite ein solcher von 27.83 bis 43.41, und zwar ergiebt der 
Durchschnitt 20.63 und 34.52 Procent. Der abweichende krystallo- 
graphische Habitus wird vielleicht durch diesen Unterschied in der 
chemischen Zusammensetzung bedingt. 

3. Taenit. Zur Analyse (II) und Bestimmung des speeifischen 
Gewichts wurden nur durch verdünnte Salzsäure isolirte Blättchen von 
zinn- bis silberweisser Farbe und starkem ‚metallischen Glanz verwandt. 
Die verfügbare Menge reichte nicht aus, um zur Ermittelung des Kohlen- 
stoffgehaltes eine besondere Portion zu verwenden. Es musste daher 
auf directe Bestimmung des Eisen verzichtet werden; denn ich habe 
ausnahmslos die Erfahrung gemacht, dass dieselbe zu hoch ausfällt, 
wenn Kupferchloridehlorammonium als Lösungsmittel angewandt wird. 

Da der Rückstand aus Schreibersit und Rhabdit bestand, wurde 
der Phosphorgehalt zu gleichen Theilen nach den Analysen I und I 
verrechnet. Illa giebt die Zusammensetzung nach Abzug des gesammten 
Phosphornickeleisen (3.73 Procent). Es ist der nickelreichste Taenit, 
welcher bisher analysirt worden ist. 

IT. IITa 
Angew. Subst. 0.2783 


Rückstand 3.07 
Fe (Dift.) 49.38 50.92 
Ni 46.39 47-98 
Co 0.61 0.63 
C 0.45 0.47 

P 0.10 
100.00 100.00 


! E. Couen, Meteoritenkunde. Heft I. 131-132. Stuttgart 1394. 


Sitzungsberichte 1897. 95 


1042 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


Die erste Bestimmung des specifischen Gewichts, bei welcher die 
Blättehen sich 4 Stunden in Wasser eingetaucht unter der Luftpumpe 
befunden hatten, ergab nur 6.87. Bei einer zweiten Bestimmung wurde 
der Taenit erst mit Wasser ausgekocht, dann 21 Stunden unter der Luft- 
pumpe gelassen; das speeifische Gewicht erhöhte sich auf 7.1754 bei 
19°3 0. (angew. Subst. 0°1741). Da auch diese Zahl auffallend niedrig 
ist, wurde die Wägung noch einmal in Alkohol wiederholt: sie ergab 
ein noch weniger befriedigendes Resultat (7.1297). Wenn auch der Tae- 
nit aus Toluca und Glorieta Mt. höhere Zahlen geliefert hat (7.6122 und 
7.7699). so sind doch auch letztere für Legirungen mit einem derartig 
hohen Nickelgehalt augenscheinlich zu niedrig. Es wurde dies früher 
durch den Aufbau aus feinen Lamellen und die dadurch bedingte Schwie- 
rigkeit, die Luft vollständig auszutreiben, erklärt'; es scheint noch un- 
vollständige Benetzung hinzuzukommen. 

4. Lösungsrückstand. Bei der Behandlung des Meteoreisen 
mit stark verdünnter Salzsäure hinterblieb, wie es fast ausnahmslos der 
Fall ist, ein Lösungsrückstand von Nickeleisen, jedoch nieht von so un- 
regelmässig zackiger Gestalt, in geringerer Menge und weniger compact 
als gewöhnlich. Die meist annähernd isometrischen Stücke sind bis zu 
5"" gross, feinporös bis von fast schwammigem Aussehen und laufen 
schnell mit grünlich bronzegelber Farbe an. 

Die Analyse ergab die unter IV oder nach Abzug von Rhabdit 
(0.40 Procent) und Berechnung auf 100 die unter IVa folgenden Zahlen. 
Bei der Auflösung in Königswasser hinterblieb kein Rückstand. 


IV IVa 
Angew. Subst. 0.6410 
Fe 92.09 92.62 
Ni 6.93 6.81 
Co 0.56 0.57 
B 0.06 
99.64 100.00 


Der Gehalt an Ni+Co ist grösser, als er sonst in den Lösungs- 
rückständen zu sein pflegt”. Sie scheinen demnach und nach ihren 
physikalischen Eigenschaften anderer Art zu sein als die früher unter 
der Bezeichnung »zackige Stücke« beschriebenen, welche die Zusam- 
mensetzung des Kamazit ergaben. Vielleicht sind es Theile des Füll- 
eisen, also innige Gemenge von Kamazit mit feinen Taenitblättehen. 
bei 


5. Cohenit. Die Krystalle erreichen eine Länge von 7"”” 


mm 


einer Dieke von 2””, bleiben aber meist erheblich hinter dieser Grösse 


! E. Conen, Meteoreisen-Studien IV. Ann. des k. k. naturhistor. Hofimuseums 
1895. X. 91-92. 
2. Conex, Meteoritenkunde. Heft I. 98-99. Stuttgart 1894. 


° Vergl. 


Conuen: Meteoreisen von Beaconsfield. 1043 


zurück; sie sind von unregelmässiger Gestalt, ausserordentlich stark 
gerundet und voller Vertiefungen, so dass sie gleichzeitig ein hervor- 
ragend getlossenes und corrodirtes Aussehen besitzen. Es erscheint 
zweifelhaft, ob nur lückenhaftes Wachsthum vorliegt oder auch Ein- 
wirkung einer Mutterlauge auf die fertig gebildeten Krystalle. Nach 
Farbe und Glanz ist der Cohenit dem Schreibersit recht ähnlich; ersterer 
zeigt aber einen stärkeren Stich in’s Gelbe und lässt sich als silber- 
weiss bezeichnen; der Strich ist grauschwarz. Wie beim Sehreibersit 
aus Beaconsfield ist die Sprödigkeit geringer, die Spaltbarkeit un- 
deutlicher als bei den von mir untersuchten Krystallen aus anderen 
Meteoreisen. 

Da die physikalischen Eigenschaften sehr ähnlich sind und beide 
Mineralien hier in grösseren Krystallen auftreten, lassen sich Schreiber- 
sit und Cohenit nicht so gut wie sonst von einander unterscheiden; 
in Folge dessen war dem zur Analyse verwandten Material augen- 
scheinlich Schreibersit beigemengt, wenn auch ein Theil des Rück- 
standes bez. des Phosphorgehalts auf Einschlüsse und Verwachsungen 
zurückzuführen sein wird. Aus dem Pulver liessen sich keine kohligen 
Partikel abschlämmen, wie es sonst öfters der Fall ist. 

Zur Kohlenstoffbestimmung wurde Kupferchloridehlorammonium, 
für die Ermittelung der übrigen Bestandtheile Salzsäure als Lösungs- 
mittel angewandt‘. Das Resultat der beiden Analysen folgt unter V 
und Va; berechnet man dieselben auf schreibersitfreie Substanz, um 
vergleichbare Daten zu erhalten, so ergeben sich als Gesammtzusam- 
mensetzung die unter Vb oder nach Berechnung auf 100 die unter 
Ve folgenden Zahlen. 


V Va Vb Ve 
Angew. Subst. 0.4333 0.5259 
Fe 83.66 91.62 90.94 
Ni 3.81 2.24 2.22 
Co 0.30 0.30 0.30 
C 5.51 6.59 6.54 
19 1.45 


Rückstand 16.32 


100.75 100.00 
(Fe, Ni, Co):C = 3.064: 1 

Das specifische Gewicht ganzer Krystalle ergab 7.2014 bei 15°C. 
Dasselbe ist erheblich niedriger, als es früher für den Cohenit aus 
Magura und Wichita Co. gefunden wurde (7.5613 und 7.3236), und 
erhöht sich nur wenig, nämlich auf 7.2057, wenn man eine mittlere 
Beimengung von 13.06 Procent Schreibersit in Rechnung zieht. Es 
! Verel. E.Conen, Meteoreisen-Studien V. Ann.d.k.k. naturhistor. Hofmuseums 

1897. XI. 59. 


052 


1044 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


mag dies daran liegen, dass die Krystalle nicht nur an der Oberfläche, 
sondern auch im Innern weniger compact ausgebildet sind. 

6. Troilit. Zur chemischen Untersuchung und zur Bestimmung 
des speeifischen Gewichts verwandte ich die Hälfte des erwähnten ı 1° 
schweren Rnollens. Nach dem gröblichen Zerkleinern wurden + bis 2”" 
grosse Stücke einzeln unter einer scharfen Lupe ausgelesen und nach 
dem weiteren Zerkleinern mit dem magnetischen Messer geprüft; nur 
einige wenige Partikel liessen sich ausziehen, während das übrige 
Material sich als vollständig unmagnetisch erwies. Beim leichten Auf- 
stossen mit dem Pistill lösten sich ziemlich häufig schwach gewölbte 
plattenförmige Stücke mit recht glatten Flächen ab, so dass man auch 
am scheinbar compacten frischen Troilit auf diese Weise eine schalige 
Absonderung erkennen kann. Die Farbe ist bronzegelb, um ein Geringes 
lichter als beim Magnetkies von Bodenmais, der Strich grauschwarz 
mit Stich in’s dunkel Bronzefarbige. Unter VI folgen die durch die 
Analyse ermittelten Zahlen, VIa giebt die auf 100 berechnete Zu- 
sammensetzung nach Abzug des Graphit. 


VI Vla VIb 
Angew. Subst. 0.3327 

Graphit 0.33 
Fe 57.49 58.07 63.50 
Ni 4.30 4:34 0.16 
Co 1.50 1.52 0.57 
S 35.71 36.07 35.77 

P Spur 

Cl Spur 
99.33 100.00 100.00 

Fe+Ni+Co:S = 1:0,990I 


Das Material zur Ermittelung des specifischen Gewichts ($ bis 2" 
grosse Stücke) wurde ganz besonders sorgfältig ausgesucht und nach 
Entfernung aller Stückehen mit anhaftendem Graphit einige Secunden 
mit eoncentrirter Flussäure behandelt. um die feinen Häute von Eisen- 
hydroxyd aufzulösen, welche manche Absonderungsflächen bedeckten. 
Die Bestimmung ergab 4.7379 bei 22°C. (angew. Subst. 16537), was 
sehr gut mit den für das künstliche Einfach -Schwefeleisen angegebenen 
Zahlen (4.7-4.9) übereinstimmt, während das specifische Gewicht des 
Magnetkies nur 4.58-4.64 betragen soll. 

Von manchen Meteoritenforschern ist angenommen worden, dass 
ein Gehalt an Nickel auf Beimengung von Nickeleisen deute, und dass 
dadurch die Abweichung von der Zusammensetzung des Magnetkies be- 
dingt werde. Diese Annahme dürfte hier ausgeschlossen sein. Da das 
Verhältniss von Nickel und Kobalt ein ganz anderes ist als im Nickel- 
eisen (vergl. unten Analyse X), so müsste neben einem dem Schwefel- 
eisen zukommenden Gehalt an Kobalt und Nickel gerade so viel Nickel- 


Conex: Meteoreisen von Beaconsfield. 1045 


eisen beigemengt sein, um den Schwefelgehalt des Magnetkies auf den- 
jenigen des Troilit zu redueiren. Abgesehen davon, dass ein solcher 
Zufall kaum ernstlich in Betracht zu ziehen ist, müsste auch eine der- 
artige nicht unbedeutende Beimengung von Nickeleisen sich bei der 
Prüfung mit dem Magneten bemerklich machen. Alle ermittelten Eigen- 
schaften (chemische Zusammensetzung, specifisches Gewicht, unmagne- 
tisches Verhalten) scheinen mir vielmehr zweifellos zu beweisen, dass 
die Verbindung (Fe, Ni, Co) S und nieht Magnetkies mit Beimengung 
von Nickeleisen vorliegt. Soweit man nach den beiden einzigen jetzt 
vorhandenen vollständigen Analysen von Troilit schliessen kann, zeichnet 
sich derselbe durch einen hohen Kobaltgehalt aus, welcher nach Smıru 
in Troilit aus Cosby’s Creek sogar noch grösser ist als der Nickel- 
gehalt'. Dessen auf 100 redueirte Analyse wurde oben unter VIb zum 
Vergleich hinzugefügt”. 

7. Graphit. Derselbe wurde nur in verhältnissmässig wenigen 
bis zu 3”"” grossen Stücken gewonnen, deren Menge zur Ausführung 
einer Analyse nicht ausreichte. Der Graphit ist dicht, graulichschwarz 
und von mattem Glanz: das speeifische Gewicht wurde mit Tuovurer'scher 
Lösung zu 2.250 bis 2.292 bestimmt. Mit rauchender Salpetersäure und 
chlorsaurem Kalium behandelt, liefert er Graphitsäure, beim Glühen mit 
Salpetersäure bläht er sich nicht auf, verhält sich also wie der sogenannte 
Graphitit Luzr's. Zum Vergleich wurde eine’ Reihe von Graphitvarie- 
täten mit Salpetersäure geprüft, und es ergab sich, dass alle deutlich 
blättrigen Varietäten (z. B. Ceylon, Pargas, Chamouny) sich auf’blähen, 
während alle dichten (z. B. Borrowdale, Alibert- Gruben, Toluca, Magura) 
unverändert bleiben. Es erscheint daher die Annahme berechtigt, dass 
das Verhalten gegen Salpetersäure lediglich durch die Structur bedingt 
ist und nicht dazu dienen kann, verschiedene Modificationen zu unter- 
scheiden’. 

8. Kohlige Substanz. Die Stücke erreichen eine Grösse von 
3"”, sind aber meist sehr viel kleiner und sinken bis zu staubförmigen 
Partikeln herab. Da sie sehr spröde sind, mögen die Partien im 
Meteoreisen grössere Dimensionen besessen haben und in Folge der 
vielfachen Operationen bei der Isolirung allmählich in kleine Bruch- 


‘ Researches on the solid carbon compounds in meteorites. Am. Journ. of 


Science 1876 (3). XI. 433. 


2 


Bezüglich der sonst noch vorliegenden Analysen, in denen theils Nickel und 
Kobalt nicht getrennt sind, theils Schwefel oder Eisen aus der Differenz bestimmt 
worden ist, vergl. E. Conex, Meteoritenkunde. Heft I. 197-198. Stuttgart 1894. 

® Nach dem Niederschreiben obiger Zeilen erschien die Arbeit von WEINsScHENK, 
in welcher er zu dem gleichen Resultat gelangt (Über den Graphitkohlenstoff und 
die gegenseitigen Beziehungen zwischen Graphit, Graphitit und Graphitoid. Zeitschr. 
f. Krystallographie u. Mineral. 1897. XXVII. 291-304). 


1046 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


stüeke zerfallen sein. Manche Stückchen sind mit Schreibersit ver- 
wachsen, bei anderen kann man aus der Einwirkung eines Magneten 
schliessen, dass metallische Einschlüsse vorhanden sind; weitaus das 
meiste Material verhält sich aber vollkommen unmagnetisch. Die Farbe 
ist eisenschwarz, der Strich grauschwarz, der Bruch vollkommen musch- 
lig, der Glanz metallartig. etwa in der Mitte zwischen demjenigen des 
Anthraeit und der Glanzkohle liegend. Das Pulver enthält nach dem 
Resultat der mikroskopischen Untersuchung in geringer Menge gelb- 
braune durchsichtige Körnehen, welche amorph zu sein scheinen. Beim 
Erhitzen im Kölbehen findet ohne Decrepitiren eine reichliche Abgabe 
von Wasser statt unter Bildung eines zarten weissen Beschlags und 
unter Entwickelung eines aromatischen Geruchs; derselbe Geruch zeigt 
sich bei Behandlung mit kochender Kalilauge, welche schwach bräun- 
lieh gefärbt wird. Beim Erhitzen an der Luft verbleibt ein geringer 
Rückstand von braunen flockigen Partikeln (im Wesentlichen Eisenoxyd) 
und von einigen weissen trüben Körnchen, welche zersetzten Silicat- 
körnern gleichen. Das specifische Gewicht wurde mit THouLer'scher 
Lösung zu 1.55—-1.65 bestimmt. 

Eine Analyse sorgfältig ausgesuchter und gänzlich unmagnetischer 


% 


Stückehen ergab nach dem Trocknen bei 115°: 


VI Vlla VII 

Angew. Subst. 0.1563 0.1339 
Rückstand 1.79 1.79 
C 76.95 76.95 
H 2.26 2.26 
Wasser 13.22 13.22 
Differenz (N,O) 7.25 
100.00 


Das Wasser wurde im Luftstrom durch Erhitzung bis auf 190° aus- 
getrieben und direet gewogen; dabei setzte sich im Chlorcaleiumrohr 
in geringer Menge ein weisses, in feinen Nadeln krystallisirendes, leicht 
flüchtiges Sublimat ab. 

Nach den physikalischen Eigenschaften und nach der chemischen 
Zusammensetzung steht die vorliegende kohlige Substanz der Glanz- 
kohle am nächsten; vom Anthraeit unterscheidet sie sich dadurch, dass 
sie nicht deerepitirt, Kalilauge färbt (wenn auch nur sehr schwach), 
einen aromatischen Geruch giebt, bräunlich durchscheinende Partikel 
enthält und einen bemerkenswerth hohen Gehalt an Wasser aufweist. 

9. Siliecatkörner. Die meisten sind matt weiss und gleichen 
einem durch Salzsäure zersetzbaren Silieat; man darf wohl annehmen, 
dass Olivinkörner vorgelegen haben. Reichlich vertreten sind ferner 
wasserklare Körner, welche meist o""ı gross sind, jedoch einerseits 
bis auf 0”"o3 herabsinken, andererseits vereinzelt 0"”6 Durchmesser 


Conen: Meteoreisen von Beaconsfield. 1047 


erreichen. Ihr Brechungsexponent liess sich zu 1.547-1.550, ihr spe- 
eifisches Gewicht zu 2.64-2.65 bestimmen; sie sind in Flussäure löslich, 
in der Phosphorsalzperle unlöslich und liefern sehr lebhafte Interferenz- 
farben. Es liegt zweifellos Quarz vor. 

In dem nach Behandlung mit Flussäure verbleibenden Rückstand 
herrschen stark doppelbrechende farblose Körner von 0.03 bis 0""33 
Durchmesser weitaus vor; ein Theil hat einen niedrigen Brechungs- 
exponenten und ist sehr reich an opaken Einsehlüssen, andere haben 
einen erheblich höheren Brechungsexponenten als Quarz und sind frei 
von Interpositionen. Ziemlich reichlich vorhanden sind ferner schwach 
doppelbrechende farblose Körner mit etwa dem gleichen Brechungsexpo- 
nenten wie die zuletzt genannten. Hinzu kommen vereinzelt: kleine 
sechsseitig begrenzte opake Kryställchen, die als Chromit zu deuten 
sind, da das Pulver Chromreaetion giebt: schief auslöschende augit- 
ähnliche Säulchen und gelbgrüne augitähnliche Splitter; pleochroitische 
(grüne und braune Farben zeigende), säulenförmige, gestreifte hyper- 
sthenähnliche Fragmente; bläuliche pleochroitische Körner und Säulen 
mit fleckiger Farbenvertheilung und zum Theil reich an opaken Ein- 
schlüssen; nelkenbraune, pleochroitische Splitter mit sehr starker Ab- 
sorption, welche an Turmalin erinnern; ein Zirkonmikrolith. 

10. Gesammtanalyse. Dieselbe lieferte die unter VIII bis VIIIe 
folgenden Zahlen; VIIL/ giebt die auf 100 berechnete Zusammensetzung 
nach Abzug von Phosphornickeleisen, Troilit und Eisenchlorür. Cohe- 
nit lässt sich nicht berechnen, da der Kohlenstoff demselben wahr- 
scheinlich nur zum Theil entstammt. Auf Chrom wurde mit nega- 


tivem Erfolg geprüft. 


VII VIla VIII VIlle VItd> = MIe VIIf 
Angew. Subst. 0.8137 8.2210 2.7124 5.7396 13.7448 

Fe 92.56 92.56 92.35 
Ni 7-34 7-34 7.10 
Co 0.48 0.48 0.48 
Cu 0.023 0.02 0.02 
G 0.05 0.05 0.05 
P 0.26 0.26 
Cl 0.013 0.01 
S 0.041 0.04 


100.76 100.00 
Als mineralogische Zusammensetzung ergiebt sich demnach für das 
untersuchte Stück: 


Nickeleisen 98.07 
Phosphornickeleisen 1.75 
Troilit 0.11 
Lavreneit 0.02 
Kohlenstoff 0.05 


1048 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 
| pD) 8 


Es gelang noch auf einem anderen Wege, den Gehalt an Eisen- 
ehlorür im Nickeleisen wenigstens annähernd zu ermitteln. Ein etwa 
600° schweres Stück war einige Monate unter Wasser aufbewahrt 
worden um zu versuchen, ob sieh auf diese Weise das Eisenchlorür so- 
weit extrahiren lasse, dass ein weiterer Zerfall verhindert werde. Die 
Bestimmung des in Lösung gegangenen Chlor ergab 0°9202' oder für 
das Meteoreisen einen Gehalt von 0.27 Procent FeÜCl,: in Wirklichkeit 
wird derselbe höher sein, da schwerlich eine vollständige Extraetion 
stattgefunden hat. In der sich ergebenden ungleichförmigen Vertheilung 
des Eisenehlorür sehe ieh eine weitere Bestätigung meiner schon früher 
ausgesprochenen Vermuthung, dass das Eisenchlorür im Meteoreisen sehr 
leicht wandert und sich an geeigneten Stellen ansammelt?. 

ıı. Stilpnosiderit. Unter den mir von Hrn. Dr. VosELsane über- 
mittelten Stücken normaler Rostrinde befand sich ein etwa 4°" grosser 
abgeplatteter Knollen, welcher alle Eigenschaften der als Stilpnosiderit 
oder Eisenpecherz bezeichneten Varietäten des Eisenhydroxyd zeigte: 
bräunlichsehwarze Farbe; vollkommen compactes und festes Gefüge; 
ausgezeichnet muschligen, fettglänzenden Bruch; bräunlichgelben Strich; 
Härte 5-6. Auch die mikroskopische Untersuchung ergab vollständige 
Übereinstimmung mit den Stilpnosideriten von Baden in Ungarn und 
von Hohenlinden bei Cassel. Die Substanz wird im Dünnsehliff zum 
grössten Theil lebhaft rothgelb durchsichtig und erweist sich als dop- 
pelbrechend:; die Polarisationserscheinungen deuten auf eine sehr fein- 
faserige Struetur. Eingelagert finden sich dunkelbraune Partien und 
Adern, welche zuweilen von liehteren Zonen umgeben werden und 
Einschlüsse von Quarzsplittern enthalten. 

Zur Ermittelung des Rückstandes und Glühverlustes wurden etwa 
2° angewandt und nach der 'Theilung der Lösung in vier Portionen 
die übrigen Bestandtheile bestimmt. Die Analyse ergab: 


IN 

Unlösl. Rückstand 1.52 
Fe,0, 82.77 

NiO +Co0 1.68 
IA0)8 0.48 

SO, 0.55 

cl 0.33 
Glühverlust 13.41 


Der unlösliche Rückstand erwies sich bei der Prüfung mit Fluss- 
säure fast ganz aus Rieselsäure bestehend. Demnach stimmt auch die 
! Das ausgeschiedene Eisenhydroxyd, welches mit Flussäure gelöst wurde, er- 

wies sich als chlorfrei. 
Das Meteoreisen von Forsyth Co., Georgia, Vereinigte Staaten. Diese Berichte 


1897. 394 — 395. 


Couex: Meteoreisen von Beaconsfield. 1049 


chemische Zusammensetzung mit derjenigen des Stilpnosiderit überein, 
welcher sich durch einen Gehalt an Phosphorsäure und Kieselsäure 
auszuzeichnen pflegt und diesen Bestandtheilen wahrscheinlich den cha- 
‚ıkteristischen Glanz verdankt. Es liegt ein mit schwefelsaurem und 
phosphorsaurem Eisen, sowie mit Eisenchlorür und Quarz gemengtes 
Eisenhydroxyd vor, welches dem Wassergehalt nach zum Brauneisen- 
erz zu rechnen ist. Da die übrigen Theile des mir vorliegenden ge- 
rosteten Abfalls sich nicht von der gewöhnlichen Rostrinde der Eisen- 
meteoriten unterscheiden, welehe den ocherigen Varietäten des Braun- 
eisenerz gleichen, so liegst es nahe anzunehmen, dass dieser Knollen 
aus Troilit entstanden ist, wofür auch die Gestalt, die eompaete Be- 
schaffenheit und die leichte und vollkommene Ablösung von der um- 
gebenden Rinde sprechen, gegen welche er scharf abgegrenzt war. 
Der Chlorgehalt macht es wahrscheinlich, dass Eisenchlorür wie beim 
Nickeleisen, so auch beim Troilit die Zersetzung einleitet und befördert. 
Die Anwesenheit von Quarzsplittern ist allerdings schwer erklärlich. 

Schliesslich wäre noch die Frage zu erörtern, ob Beaconsfield 
als ein selbständiges Meteoreisen anzusehen ist oder dem Fall von 
Cranbourne angehört, eine Frage, welche bei der geringen Entfernung 
der Fundorte jedenfalls sehr nahe liegt. Hr. Prof. Berwerru war so 
freundlich, mir eine Platte von Cranbourne aus dem Wiener Natur- 
historischen Hofmuseum zur Verfügung zu stellen. Der Vergleich er- 
gab, dass ihr Gefüge demjenigen des cohenitfreien Theils von Beacons- 
field sehr ähnlich ist. Beide Eisen sind Oktaädrite mit groben Lamellen; 
in beiden ist der wulstige, gescharte Kamazit unregelmässig wellig 
begrenzt sowie reich an Feilhieben; in beiden tritt Taenit auf ge- 
ätzten Flächen kaum hervor, und an Kämmen reicher Plessit ist nur 
in sehr geringer Menge vorhanden. Auf der Platte von CGranbourne 
sind allerdings die Feilhiebe feiner, die Ätzgrübehen sehr viel zahl- 
reicher, die Balken etwas wulstiger und stärker ausgebuchtet; (das 
sind aber geringfügige Unterschiede, welche die grosse Ähnlichkeit 
im Gesammtcharakter nicht beeinträchtigen: auch ist in Betracht zu 
ziehen, dass die Platten von Beaconsfield in Folge des viel schlechteren 
‘rhaltungszustandes des Blockes sich weniger gut poliren und ätzen 
lassen. Beiden Eisen ist ferner grosser Gehalt an Eisenchlorür und 
schnell fortschreitende Rostbildung gemeinsam. Dass von Cranbourne 
cohenitreiche Partien von dem Gefüge der Maguragruppe nicht bekannt 
oder wenigstens nicht beschrieben sind, dürfte nicht allzusehr in’s Ge- 
wicht fallen. Es könnte dies leicht daran liegen, dass Öranbourne weni- 
ger aufgeschlossen ist; denn man hätte von Beaconsfield augenschein- 
lich leicht eine grössere Zahl von recht umfangreichen Platten entneh- 
men können, ohne auf den eohenitreichen Theil des Blockes zu stossen. 


Sitzunesberichte 1897. 96 


1050 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. Nov. — Mittheilung v. 4. Nov. 


Ein anderes Resultat ergiebt sich, wenn man die von Friseur aus- 
geführten Analysen der Gemengtheile von Cranbourne' zum Vergleich 
heranzieht. Wenn ich die sehr wesentlichen Differenzen nicht als be- 
weisend für die Verschiedenheit der beiden Eisen erachte, so geschieht 
dies einerseits, weil ich nach der von Frienr für das Phosphornickel- 
eisen gefundenen Zusammensetzung seine Analysen nicht als zuver- 
lässig erachten kann, andererseits, weil sich aus seinen Angaben nicht 
ersehen lässt, ob das verwandte Material genügend auf seine Reinheit 
geprüft, bez. die Isolirung in zweekentsprechender Weise ausgeführt 
war. Dass die Gesammtanalysen, wie sich aus dem Vergleich der 
unten folgenden Zahlen ergiebt, nicht allzusehr von einander abweichen, 
ist ohne Bedeutung, da dieselben bei einem und demselben oktaädri- 


schen Eisen — besonders in Folge ungleichmässiger Vertheilung des 
Taenit — erhebliche Unterschiede zeigen, andererseits bei Oktaädriten 


von sehr abweichendem Gefüge gleich ausfallen können’. 
Beaconsfield Cranbourne 


Fe 92.37 91.74 
Ni 7.10 7-74 
Co 0.48 0.50 
Cu Spur 0.02 
C 0.05 0.00 


Auffallend ist das von Frienr besonders betonte Fehlen von Kohlen- 
stoff, abgesehen vom Graphit. Der in Beaconsfield verhältnissmässig 
reichlich vertretene steinkohlenartige Gemengtheil konnte leicht über- 
sehen werden, wenn er in den Blöcken von Cranbourne vorhanden 
sein sollte, da Frisur sich darauf beschränkte, wie es scheint, accesso- 
rische Bestandtheile von grösseren Dimensionen aus dem rostigen Ab- 
fall auszulesen. Hinzu kommt, dass letztere sehr unregelmässig vertheilt 
zu sein pflegen, und was für einen und denselben Block gilt, gilt 
sicherlich in noch höherem Grade für verschiedene Blöcke eines Falles. 

Soweit sieh nach den vorliegenden Untersuchungen eine Ansicht 
äussern lässt, halte ich bei der Übereinstimmung des Gefüges der 
eohenitfreien Partien und bei der Nähe der Fundorte die Zusammen- 
gehörigkeit von Cranbourne und Beaconsfield für nieht unwahrschein- 
lich: vielleicht ist eine sichere Entscheidung möglich, wenn die Blöcke 
von Cranbourne in eingehenderer Weise untersucht werden, als dies 
bisher geschehen ist. 

! Report of an examination of the meteorite of Cranbourne, in Australia; of 
Rowton, in Shropshire; and of Middlesbrough, in Yorkshire. Philos. Trans. of tlıe 
Royal Society 1882. Nr.1ı71. 887 — 894. 

®2 Verel. E. Conex, Meteoreisen-Studien II. Ann. d. k. k. naturhist. Hofmuseums 


1892. VII. 143-145. 


Ausgegeben am 25. November. 


1051 


SITZUNGSBERICHTE _ 189. 
DER XLVnM. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


18. November. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. 


Vorsitzender Secretar: Hr. VAuten. 


*1. Hr.J.Scuuipr las über KretischePluralnominativeauf-ev.. 

Als neben kret. depoues aus der gemeingriechischen Schriftsprache $eponev ein- 
drang, bewirkte dies zunächst neben äues die Neubildung auev. Dadurch geriethen 
auch die übrigen Plurale dritter Declination eine Zeit lang in ein Schwanken zwischen 
-es und -ev, welches die Schriftsprache wieder zu Gunsten des -es beendigte. Zahl- 
reiche Analoga anderer Sprachen stützen diese Erklärung. 

2. Hr. Conze überreicht das IX. Heft der im Auftrage der Kaiser- 
lichen Akademie der Wissenschaften zu Wien und mit Unterstützung 
des Kaiserlich deutschen archaeologischen Instituts herausgegebenen 


Attischen Grabreliefs. 


Ausgegeben am 25. November. 


*erscheint nicht in den akademischen Schriften. 


Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 


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1053 


SITZUNGSBERICHTE 189. 
DER XLVIH. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


25. November. Gesammtsitzung. 


Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLen. 


1. Hr. Hirscarern las über “die Haeduer und Arverner unter 


römischer Herrschaft”. (Ersch. später.) 

Die Politik, die Augustus bei der Einrichtung Galliens befolgte, wird an dem 
Beispiel der zwei bedeutendsten Gallischen Stämme dargelegt und das Bundesverhält- 
niss der Haeduer zu den Römern durch Vergleichung mit der Germanischen Bluts- 
brüderschaft zu erklären versucht. Den Schluss der Abhandlung bildet eine Betrach- 
tung der Schicksale beider Stämme in den ersten drei Jahrhunderten der Römischen 
Kaiserzeit. 

2. Hr. Erman überreichte eine Mittheilung des Hrn. Dr. Lupwıc 
BorcHArpt "ein neuer Königsname der ersten Dynastie”. 

In einem der sogenannten vorgeschichtlichen Königsgräber, das pe MorGcan im 
vergangenen Jahre bei Neggadeh in Oberaegypten geöffnet hat, hat sich ein Elfen- 
beintäfelchen gefunden, das neben dem nicht zu identificirenden officiellen Namen des 
Königs noch einen zweiten Namen desselben trägt. Da dieser Name Mn lautet und 
da diese Königsgräber, wie Ser#e nachgewiesen hat, der ersten Dynastie angehören, 
so scheint dieser König kein anderer zu sein, als der erste Herrscher derselben, der 
König Menes. Wir würden also demnach das Grab des ältesten Königs kennen, von 
dem die Aegypter selbst noch eine Kunde hatten. 


3. Die HH.C. A. vox Corseuus, Königl. Bayerischer Geheimer Rath 
und Professor in München, und B. ErDMANNSDÖRFFER, Grossherz. Badi- 
scher Geh. Hofrath und Professor in Heidelberg, sind von der Akademie 
zu correspondirenden Mitgliedern ihrer philosophisch - historischen Ulasse 
gewählt. 

4. Das correspondirende Mitglied Hr. Fernınann Con in Breslau 
beging am 13. November d. J. sein fünfzigjähriges Doctorjubiläum. Die 
Akademie begrüsste den Jubilar mit der unten folgenden Adresse. 

5. Die Gesammtakademie hat Hrn. Prof. &. Scuweısrurrn in Berlin 


zur Herausgabe einer ersten Abtheilung der von ihm in der arabischen 
Wüste von Aegypten aufgenommenen Karten 3000 Mark bewilligt. 


Sitzungsberichte 1897. 97 


1054 


Ein neuer Königsname der ersten Dynastie. 


Von Dr. Lupwıe BoRCHARDT 


in Kairo. 


(Vorgelegt von Hrn. Erman.) 


IN achaen SernuE' auf den Am£uıseAu’schen Fundstücken aus den Königs- 
gräbern von Abydos zwei Namen von Königen der ersten manethoni- 
schen Dynastie nachgewiesen hatte, habe ich die im Museum von Giseh 
befindlichen ähnlichen Fundstücke auf das Vorkommen weiterer der- 
artiger Namen hin untersucht. In der That habe ich dabei den Namen 
eines anderen Herrschers derselben Dynastie gefunden und zwar auf 
einem Stück, das aus dem von pE Morsan zu Neggadeh eröffneten Grabe 
stammt, dessen Besitzer den Horusnamen trägt. 

Die hier in einer auf das Doppelte ver- = grösserten mechani- 
schen Reproduction’ und in einer Skizze’ wie- |0N, dergegebenen Frag- 
mente Nr. 31773 des Journals des Kairiner Museums’ sind Bruch- 
stücke eines Elfenbeintäfelchens, das einseitig mit einer vertieften Linien- 
zeichnung verziert war. Die einzel- 
nen Bruchstücke haben heute eine ganz 
verschiedene Färbung, was darauf 
deutet, dass sie nicht neben einander 
im Grabe gelegen haben: das Täfel- 
chen war also schon im Alterthum, 
etwa bei der Beisetzung zerbrochen. 
Seine Dimensionen sind 54x 46x 2"”; 
es hat sich heute leicht geworfen; in 
der rechten oberen Ecke hat es eine 
Durehbohrung von 2” Durchmesser’. 

Das Täfelchen ist in drei Streifen getheilt; den oberen nehmen In- 
schriften ein, im mittleren und unteren befindet sich die Darstellung. 


ı ÄZ.1897, ıff. 

® Nach einer Aufnahme, die J. J. Hrss mir freundlichst überliess. 

® Überzeichnung einer Photographie unter Vergleichung des Originals. 
* Ausgestellt im Nebenraum von Saal 74. 

Auch hierin war das Täfelchen jenem anderen aus einem Königsgrabe von 
Abydos ähnlich, das SPiEGELBERG, ÄZ. 1897 S. 8, veröffentlicht hat. 


BorcnArpr: Ein neuer Königsname der ersten Dynastie. 1055 


Man sieht hinter den unkenntlichen Resten eines Gegenstandes, vielleicht 
eines niedergeworfenen Opferstieres, einen roh gezeichneten, mit einem 
einfachen Schurz bekleideten Mann stehen, der in der einen erhobenen 
Hand ein Messer(?) hält. Er scheint zu opfern, denn hinter ihm und 
unter ihm sind allerlei Opfer aufgespeichert. Zwei Opferthiere liegen mit 
gebundenen Füssen am Boden, darunter ein grossgehörntes Rind, dem 


Elfenbeintäfelehen im Museum zu Kairo. (Doppelte Grösse.) 


der Kopf noch nicht abgeschnitten ist; dabei stehen zwei verschlossene 
Krüge, einer von der Form der bekannten thönernen Bierkrüge des 
a.R. mit dem grossen, kegelförmigen Verschluss aus Nilerde, der an- 
dere wohl ein Krug in der Art der Alabastergefässe mit Schnurorna- 
ment. Hinter den Krügen liegt ein rundes Brot auf einem Untersatz. 
Die dahinter folgende Opfergabe ist nicht mehr zu erkennen. Über 
den dargebrachten Opfern erkennt man noch drei am Boden hockende 
Männer, die vielleicht zu der darüber befindlichen Inschrift gehören'. 


! Etwa als Determinative eines Barbarennamens; das ergäbe mit der darüber 


stehenden Gruppe: »der Horus, der gegen die ..... völker kämpft«. 


972 


1056 Gesammtsitzung vom 25. November. 


Von den im unteren Streifen dargestellten oder aufgezählten Gaben 
erkennt man unter Anderem noch einen lebenden Vogel und eine ge- 
schlachtete Gans. 

Von dem, was auf der rechten Seite des Täfelchens dargestellt 
war, sind leider nur noch kümmerliche Reste vorhanden. Man erkennt 


nur die oberen Enden einer Reihe von 9 N -Zeichen, also wohl die 


oberen Fransen einer Matte, vor der der Todte, in diesem Falle also der 
König', sass. Zwischen dem Könige und dem zuerst erwähnten Opfern- 
den befanden sich noch andere Personen, wenigstens ist ganz dicht 
oben vor der Matte noch der Kopf eines Mannes erhalten, der ergänzt, 
wohl ebenso wie der ganz erhaltene Opfernde, nur die halbe Grösse des 
Darstellungsstreifens haben würde”. 

Leichter ist der obere Streifen zu erklären. Die linke Ecke ist zwar 
etwas abgerieben, jedoch scheint hier oben ein den Schild und die 
Keule haltender Sperber dargestellt gewesen zu sein. Dann folgt deut- 
lieh auf einem Zeichen, das Wasser vorstellen soll, eine Barke mit 
hohem Vorder- und Hintertheil. Die Kajüte besteht aus Geflecht, das 
von zwei Säulen getragen wird. Über dem ganzen Schiff schwebt ein 
kleineres derselben Form, das aber nur mit einer Linie angedeutet ist 
und in dem ein kleiner roh gezeichneter Vogel sitzt”. 

Gerade über den Resten der Matte, vor der die Figur dessen, dem 
die dargestellte Opferceremonie gilt, sich befunden haben muss, stehen 
zwei Königstitel. Der eine ist bekannt, es ist der auf vielen Stücken des 
Königsgrabes von Neggadeh vorkommende Horusname des dort beer- 
digten Königs: ein Sperber, der Schild und Keule hält. Das sogenannte 
Banner selbst ist hier etwas complieirter gezeichnet als es auf so alten 
Stücken der Fall zu sein pflegt; am unteren Ende, das sonst einfach 
fünftheilig vorkommt, unterscheidet man bereits die auf späteren Bei- 
spielen üblichen 'Thürornamente. 

Der zweite Titel ist von einem oben flach spitzbogigen, unten 
offenen Rahmen aus drei Linien umschlossen und enthält unter dem 


bekannten Königstitel INVE » Vereiniger von Ober- und Unteraegypten «, 


nichts als das eine Zeichen ++ mn. Dies hat die in alter Zeit übliche 


! Vergl. LD. II 57® [Giseh, Grab ıs, Dyn. 5]. 
2 Die Darstellung des Dieners in halber Grösse vor Baldachinen u.s.w. hat 


nichts Auffallendes, vergl. z. B. das Relief des lol [Dyn. 6 aus Saqgarah, Giseh, 
n wwm 


Kat.1895, Nr. 82, Saal 7] und die Stele des thebanischen Fürsten \ oO | [m. R. aus 
Au 
Drah-abul-Neggah, Giseh, Kat.1895, Nr.ııı, Saal 15]. 


® Es erinnert dies an die im a. R. übliche Form des Zeichens and für den 


Gott Sokaris. 


* re. B . 7 
BorcnArpr: Ein neuer Königsname der ersten Dynastie. 1057 


Form und ist so deutlich gerathen, wie man es bei so kleiner Schrift ver- 
langen kann; nur die vier kegelförmigen Spielsteine, die in zwei Formen 
(abwechselnd einer flachen und einer spitzigeren) auf dem unteren Theile 
des Zeichens, dem Brettspiel, stehen, sind etwas zu gross ausgefallen 
und zum Theil in einander gelaufen. Der dem Königstitel folgende Name 
lautet also sicher Mn. Wenn man nun aber auf einem Denkmal, das 
aller Wahrscheinlichkeit nach der Zeit der ersten Dynastie entstammt, 
einen Königsnamen Mn findet, so giebt es nur eine ungesuchte Iden- 
tifikation dieses Mn: es ist der König, den wir auf Grund der griechi- 
schen Überlieferung Menes nennen. 

Die späteren Aegypter schreiben den Namen dieses Königs so: 


a. id; en N); ® s ur es ist daraus 


zu sehen, dass man damals die genaue Form und Bedeutung des Namens 
nicht mehr kannte. Die griechischen Quellen geben ihn in Formen 
wie Mnvis, Mnvns. Mnv, Miv:; die Deutung dieses Namens bei Erato- 
sthenes als aiwvios zeigt, dass man ihn wenigstens in späterer Zeit 
mit dem Stamme moys-mmm »bleiben« zusammenbrachte. Aus beiden 
Überlieferungen scheint sich zu ergeben, dass das Einzige, was von 
dem Namen feststand, die Consonanten Mn waren, eben dieselben, die 
der Name auf dem Elfenbeintäfelehen von Neggadeh enthält. Somit 
steht hinsichtlich der Form des Namens der Gleiehsetzung nichts ent- 
gegen und auch die Schreibung mit einem einzigen Wortzeichen ist 
ganz so, wie man sie für diese älteste Zeit erwarten würde. 

Das einzige, was man gegen die Gleichsetzung einwenden könnte, 
wäre, dass der Name hier nicht zu dem Titel WA »König von Ober- 

I 


und Unteraegypten« gestellt ist, zu dem die in den späteren Königs- 
listen überlieferten Namen sonst gehören und mit dem auch der Name 
des Menes selbst in den aegyptischen Inschriften der späteren Zeiten 
stets verbunden erscheint. Doch ist dieses Bedenken, wie mir SETHE 
mittheilt, wohl hinfällig. Die Könige der ältesten Zeit (bis auf Wsrtsn 11.) 


besitzen nämlich zu dem Titel N. der dem Namen ++ auf diesem 
—' 


Täfelehen vorangeht, keinen besonderen Namen, sondern verwenden 
an seiner Stelle den Horusnamen, wie SETHE das auch für einen der 
Ameuiıneau’schen Könige nachgewiesen hat. Demnach würde man in 


AANAMAN 


! Tafel von Abydos. Sarg des N J &__, Berlin Nr. 34. 


2 


® Turiner Königspapyrus; ebenda scheint er einmal mit N) oder einem ähn- 
lichen Zeichen geschrieben zu sein. 

® LD. 111163 (Dyn. 19). 

* Louvre Stele 421 nach Brussc#-Bovrıan', Livre des rois. 

5 Erman, AZ. 1892, 44. 


1058 Gesammtsitzung vom 25. November. 


dem Namen Mn, der hier auf den Titel M folgt, zunächst den Ho- 


rusnamen des Königs suchen: doch ist diese Annahme ja ausgeschlossen, 
da dieser Horusname, wie unser Täfelehen selbst zeigt, anders (IN) 
lautete. Will man nun also nicht annehmen, dass dieser König ab- 
weichend von allen bekannten älterer Zeit noch einen besonderen Namen 
für den M-Titel besessen habe, so muss man annehmen, dass das 
Mn hier ein eigentlich zu einem anderen Titel gehöriger Name ist, der 
dann hier ebenso als AL- Name gebraucht ist, wie sonst der Horusnanmne. 
Es steht demnach mindestens nichts im Wege, dass es der NR- Name 
des Königs ist, wie es die Gleichsetzung mit dem Menes voraussetzt!. 

Demnach kann man es zwar nicht als sicher, wohl aber als sehr 
wahrscheinlich ansehen, dass der König unseres Denkmals und des 
Grabes von Neggadeh kein Anderer ist, als der König Menes, der 
älteste Herrscher, von dem das aegyptische Volk der historischen Zeit 
überhaupt noch eine Erinnerung sich bewahrt hatte. 

Übrigens ist das Täfelchen von Neggadeh auch noch in anderer 
Hinsicht lehrreich. Die von Serue entdeckten Namen aus den Gräbern 
von Abydos standen auf den Scherben von Steingefässen, und es 
blieb somit die Ansicht möglich, dass sie nur mit späteren Opfer- 
gaben in die Gräber gelangt und jünger als diese seien. Davon kann 
bei unserem Täfelchen natürlich keine Rede sein, denn der betreffende 
König war auf ihm dargestellt, wie er das Todtenopfer empfing, und 
wir haben somit im Könige Mn ohne Zweifel den in dem Grabe be- 
statteten Herrscher zu sehen. 

Und weiter bestätigt es von Neuem die Datirung, die STEINDORFF” 
für jene eigenthümlichen kleinen Reliefs gegeben hat, die als »die 
grünen Steine« bekannt sind. Der Sperber auf dem Stein von Kairo 
ist dem Sperber auf dem Täfelchen von Neggadeh so völlig gleich, 
dass beide Stücke nothwendig der gleichen Epoche angehören müssen. 


! Ist diese Annahme richtig, so gewinnen wir übrigens noch einen weiteren 
König dieser Zeit. Denn der Grund, den Serrue gegen Erman’s Deutung des einen 
? > o° 


Amerıneau’schen Namens auf den Zeueuyrns vorgebracht hat, dass es ein ML - Name 

sei, fällt nun weg. Wenn es sich jetzt herausstellt, dass die Könige in jenen 

ältesten Zeiten der aegyptischen Geschichte noch nicht regelmässig zum Titel IN 

den Horusnamen, sondern zuweilen auch den WA Namen führten, so könnte auch 
an 


jener N- Name eigentlich ein N -Name gewesen sein und also sehr wohl dem 


Semempses der Königslisten entsprechen. 
? Aegyptiaca. Festschrift für GEor@ Esers, S.122ff. 


1059 


Adresse an Hrn. FERDINAND C0HN 


zum fünfzigjährigen Doetorjubiläum 
am 13. November 1897. 


Hochgeehrter Herr College! 


Dr: Königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin kann es sich 
nicht versagen, Ihnen an dem Tage, an welchem Sie vor fünfzig Jahren, 
erst im zwanzigsten Lebensjahr stehend, zum Doctor phil. promovirt 
wurden, ihre aufrichtige Theilnahme auszusprechen und mit Anerken- 
nung Ihrer hervorragenden Leistungen zu gedenken. 

Der Beginn Ihrer wissenschaftlichen Thätigkeit fiel in jene glor- 
reiche Zeit, in weleher, mit Hintenansetzung der vordem herrschenden 
naturphilosophischen Speeculationen, die strenge Beobachtung, unter- 
stützt durch wesentlich vervollkommnete Mikroskope, auf dem Gebiet 
der Morphologie und Anatomie, insbesondere der Zellenlehre, wie auch 
der Entwickelungsgeschichte überraschende Erfolge erzielte. 

Nachdem Sie mit der Darstellung der physiologischen Verhältnisse 
des Samens, der Anatomie von Aldrovandia und dem Studium der Cuti- 
eula Sich in die botanische Gelehrtenwelt eingeführt hatten, wandten 
Sie Ihre Aufmerksamkeit den niedersten Organismen, den Infusorien, 
den niederen Algen und Pilzen zu. Durch die Beobachtung der nie- 
dersten Wesen der beiden Reihen von Organismen gelangten Sie zu 
der Erkenntniss von der Identität der Sarkode und des Protoplasmas 
und sehr bald gehörten Sie zu den Forschern, welche bezüglich der 
Entwickelung der niederen Pflanzen wiederholt neue Thatsachen an das 
Licht brachten, deren inneren Zusammenhang Sie Selbst auch wesent- 
lich klar stellten. Ihnen verdankt die Wissenschaft theils die erste, theils 
die erweiterte Kenntniss der Fortpflanzungsvorgänge bei den Algen- 
gattungen Volvox, Sphaeroplea, Sphaerella, sowie bei den Pilzgattungen 
Pilobolus und Empusa u.a. 

Ausgerüstet mit umfassender Kenntniss der niederen Pflanzen sind 
Sie auch der Erste gewesen, welcher erkannte, dass die Bakterien eine 
selbständige Pflanzengruppe darstellen, der Erste gewesen, der eine 
schärfere Umgrenzung der Gattungen und Arten, sowie auch eine wissen- 


1060 Gesammtsitzung vom 11. November. 


schaftliche Eintheilung der ganzen Gruppe anbahnte. In dem von Ihnen 
begründeten pflanzenphysiologischen Institut der Universität Breslau 
wurde diese Welt eigenartiger Organismen nach ihren morphologischen 
und physiologischen Eigenschaften eingehend studirt, und lange Zeit 
war dies Laboratorium die einzige Heimstätte der Bakterienforschung, 
an der hervorragende Botaniker und Ärzte mit Ihnen den Grund legten 
zu jenem gewaltigen wissenschaftlichen Gebäude, welches wir heute 
unter dem Wort Bakteriologie begreifen, zu einer Wissenschaft, die 
vielleicht ebenso wie die moderne Elektrieitätslehre einen tief eingrei- 
fenden Einfluss auf die Weiterentwickelung der Culturvölker gewin- 
nen wird. 

Aber nicht bloss auf Ihre Forschungen können Sie mit voller 
Befriedigung zurückblicken, sondern auch auf Ihre sonstige wissen- 
schaftliche Wirksamkeit. In seltener Weise haben Sie es verstanden, 
in vielen jungen Leuten die Neigung zur Botanik zu erwecken und da, 
wo Sie eine bereits gekeimte Neigung zu dieser Wissenschaft vorfanden, 
haben Sie dieselbe sorgsam gepflegt; so wurde Ihnen die Freude zu 
Theil, dass viele Ihrer Schüler als Forscher und Lehrer in die Welt 
hinauszogen und für die von Ihnen so geliebte Wissenschaft weiter 
wirkten. 

Wie Sie in Ihrer heimathlichen Provinz überall das Interesse für 
Botanik zu wecken verstanden, das beweist Ihnen die allseitig von den 
Besten Ihrer Heimathgenossen entgegengebrachte Verehrung: aber auch 
die Akademie der Wissenschaften kann auf diese Thätigkeit ihres Mit- 
gliedes mit Befriedigung zurückblicken, da Sie als Seeretar der bota- 
nischen Seetion der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur 
mehrere Botaniker Schlesiens zur Herausgabe der schlesischen Krypto- 
gamenflora veranlasst haben, eines Werkes, das weit über die Grenzen 
jenes engeren Gebietes hinaus eine wissenschaftliche Bedeutung ge- 
funden hat. 

Möge Ihnen ein gütiges Geschick noch recht lange die wohl- 
berechtigte Freude an den Resultaten Ihres wissenschaftlichen Wirkens 
vergönnen und mögen Sie noch viele Jahre Ihre vielseitige Begabung 
im Interesse der Wissenschaft nutzbringend verwenden. 


Die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften. 


Ausgegeben am 2. December. 


Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 


1061 


SITZUNGSBERICHTE 1897. 
DER XLIX. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


2. December. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. 


Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEn. 


1. Hr. Dies las: Über ein Fragment des Empedokles. 
Ein in dem Epikureischen Papyrus ıorz der Herkulanischen Rollen enthaltenes 
Fragment des Empedokles wird auf Grund neuen Materials herzustellen versucht. 


2. Derselbe legte eine Abhandlung des Oberlehrers Dr. PauL 
Wenpranp (Charlottenburg) vor: Eine doxographische Quelle 
Philo’s. 

Es wird gezeigt, dass Philon von Alexandria mehrere doxographische Excerpte 


in seiner Schrift de somnüs mittheilt, die auf die sog. Vetusta Placita zurückgeführt 
werden. 


Sitzungsberichte 1897. 98 


1062 


Über ein Fragment des Empedokles. 
Von H. Diers. 


Di. Stoa als Erbin des Cynismus und der Epikureismus, der sich 
seines angemaassten Autochthonenthums gern rühmte, trugen in den 
ersten Zeiten ihrer Entwickelung gegenüber den gelehrten Herren der 
Akademie und den noch gelehrteren des Peripatos einen ausgesproche- 
nen Abscheu vor jeder Art von Polyhistorie zur Schau. Aber der 
Geist des alexandrinischen Zeitalters gewann bald den Sieg über die 
ursprüngliche Richtung. Namentlich als Rom in immer steigendem 
Maasse nach griechischer Bildung verlangte und die vier Philosophen- 
schulen um die Wette die geistigen Bedürfnisse der westlichen Bar- 
baren zu befriedigen suchten, hat sich der historische und polyhisto- 
rische Zug innerhalb jener Secten zusehends verstärkt. Indem sie sich 
beeilten, so gut es gehen wollte, auf Grund der altererbten Weis- 
heit neue, die Bedürfnisse der gelehrigen Schüler berücksichtigende 
Anpassungsformen zu finden, suchten sie vor Allem dem nüchternen 
Thatsachensinn der Römer Genüge zu thun. Dies hat zu einer be- 
merkenswerthen Umbildung der philosophischen Erziehungsmethode 
den Anlass gegeben. Das historische Element tritt bei allen Schulen 
in den Vordergrund. Es bildet für die Erziehung jener harten Köpfe, 
die vor aller systematischen Abstraetion einen unwillkürlichen Wider- 
willen haben mussten, eine dankbare Grundlage. Und so werden denn 
die doxographischen Schätze des alten Peripatos ein beliebtes Mittel 
zur allmählichen Entwickelung des philosophischen Denkens. Von 
elementaren, concreten Anschauungen aus sucht man an der Hand der 
Geschichte zu den Höhen der abstracteren, entwickelteren Systeme em- 
porzuführen und mit der Kritik der fremden Systeme nach und nach 
die eigene Schulmeinung und die Mittheilung des eigenen Systems zu 
verbinden. Diese, in ihren Anfängen bis zu Aristoteles hinaufreichende 
Propaedeutik tritt vollkommen entwickelt bereits in der akademischen 


Diers: Über ein Fragment des Empedokles. 1063 


Schule des Karneades auf', sie zeigt sich nieht minder in der Stoa 
bei Panaitios und vor Allem bei dem die ganze Eklektik beherrschenden 
Poseidonios, sie tritt aber auch, was man eigentlich nicht erwarten 
konnte, um dieselbe Zeit bei den Epikureern uns entgegen. Die maass- 
gebende Persönlichkeit ist hier der Athener Apollodor, der Garten- 
tyrann, wie er bezeichnend genannt wird, unter dessen Schriften eine 
2vvayoyn doyudrov erscheint (Laert. VII ı$r). Diese Richtung weitet 
sich im ersten vorchristlichen Jahrhundert mehr und mehr aus, und 
Luerez wie Cicero zeigen da, wo sie von der jüngeren epikureischen 
Litteratur abhängig sind, d.h. den Leuten vom Schlage des Phaidros 
und Zeno, genau dieselbe polyhistorische und doxographische Erudition, 
wie sie der Typus dieser Polygraphen Philodemos mit Behagen in vielen 
seiner Werke ausbreitet”. 

In dem eneyklopaedischen Allerlei dieser Polyhistorie dringt seit 
dem Beginn der Eklektik auch die eigentliche Philologie immer mehr 
in den Vordergrund. Ich kann hier nicht näher darauf eingehen, wie 
Plato’s Stil bei Peripatetikern wie Kritolaos’ und Stoikern wie Panaitios’ 
bis in orthographische Minutien hinein grammatische Beachtung ge- 


! Vergl. die Andeutung bei Usexer, Epicurea S. LXVIT £. 
® Das letzte Reis dieser epikureischen Doxographie, das freilich einen erstaunlichen 
Beweis »fröhlicher Unwissenheit« von sich gibt, ist die steinerne Urkunde des Diogenes 
von Oinoanda, s. Usener, Rh. M. 47, 414, und jetzt mit werthvollen Bereicherungen in 
Hegerpey’s und Karınza’s Publication (Bull. corr. hell. XXI 346). Sie haben den Text 
nicht bloss durch neue Funde sicherer und umfangreicher gestaltet, sondern auch durch 
wohlerwogene Ergänzungen, wie 45,4 64,a (die theilweise mit eigenen Versuchen, die 
ich früher Usener zur Verfügung stellte, zusammenfallen) beträchtlich verbessert. An 
einigen Stellen scheint der Text durch Auslassungen entstellt zu sein. So in dem 
Briefe an die Mutter, der nach Sprache und Inhalt wohl nicht von Epikur herrührt, 
21,22 |S.369]. 3, 3 ff.: rider ö’abra naNNov kah' uepav Kal ayadov Tı muas m|oeiv avapr|o- 
nevovs eis [olas Oymlor Epwrijeeis [eböarulovias mpoßaivew‘ ob yap neıxpa ovoe |oaN]evovra mepı- 
yeivera 7) |pleovra, (roıavra) 0 oia rıjv Öraßerıv juov lvoheov more. Auch 42 [383]. b, 3 ist 
wohl Ausfall, nicht Corruptel anzunehmen: EumedorAns 6'6 Arpaylavrıvos ämavd’ öu)ov; 56, 
6, 10 ypado (dia). Ferner möchte ich lesen 45 [387] 1,2 doplav; 49 (393), a, 6.7 kepr]eios 
tıvos, das. b,13 Erepodofovor, 58 (40I),I dvaAveıv Ex Tod Cıv |ujera [karo]v marav[os Aayxeıv 
r]ov rjo]v [erelov TAnpouaros NdeAyoanev. Vergl. Epieurea, Wiener Stud. X 195,47, mit 
mAnpoua Herod. 3,22. Ferner 61 [407], , 2 ff. vielleicht mao« yap ovoe |uovov ra öpa]ra 
mepıdew|pnrea, ANN öuoV adv Aoyıouo. 58, 4,4 erg. ÜsENER (nicht GomPerz); S.394 unten: 
nach ywönow: caAvow ÜsENER; PaoıXees 48,4, 11 scheint dialektisch ausgeschlossen. S. 354 
ist avrıredijkeı 50 b, 13 und Am\arov (ingens) 65,a, ı2 mit Unrecht beanstandet. Beides 
ist völlig correct. Dass der emorarns Kapos (26,6,7) mit T. Lucretius Carus identisch 
sei, wird man erst dann zu glauben anfangen, wenn sich sicher herausgestellt haben 
sollte, dass irgend ein Schriftstück dieser Sammlung (abgesehen von den Kipıa 
oofaı) älter sei als der Dedicant Diogenes. Das Wort emorareia spricht wenigstens 
nicht dafür. 

® Örivier, De Critolao (Berl.1895) S. 37. 

* Fr.53 Fowrer (Bonn 1885). Mit höherer Kritik beschäftigen sich fr. 49-52, mit 
Demosthenes’ Reden fr. 54: 


98* 


1064 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 2. December. 


funden; ferner wie sie diesen Stil selbst nachgeahmt haben, dem 
Attieismus, der sich zu Cicero’s Zeit, und zwar zunächst in römischen 
Kreisen, voll entfaltete, bereits vorgreifend. Auch auf den Abschluss 
aller dieser paedagogischen Reformen durch den Rhodier Andronikos 
kann ich nur kurz hinweisen. Dieser Zeitgenosse Cicero’s hat die philo- 
logische Editions- und Interpretationsmethode auf seine Auswahl Aristo- 
telischer Werke übertragen und damit für die Philosophie (wie für die 
Medicin) die Epoche der Scholastik inaugurirt. So vollendet sich die 
Entwickelung, die Seneca (Ep.108, 23) in das Wort zusammenfasst: 
quae philosophia fuit, facta philologia est. 

In der Reihe dieser philologischen Commentatoren philosophischer 
Texte finden wir nun auch einen Epikureer, von dessen Schrift einige 
unzusammenhängende Bruchstücke in der Herkulanischen Rolle Nr. 1012 
erhalten sind. Es ist misslich, bei den geringen und übel erhaltenen 
Überresten ausführlichere Vermuthungen über Inhalt und Verfasser vor- 
zubringen. Vorläufig liegt es nahe, an Philodem zu denken, da die 
überwiegende Masse der Herkulanischen Schriften von ihm herrührt 
und die Verweisung auf den $iAraros Zyvov col.21' an andere Schrif- 
ten jenes Epikureers erinnert, die der Titel selbst als Bearbeitung nach 
Zenon’s Vorlesungen bezeichnet, vergl. Nr.1389 PAodnuov ... ek T@v 
Zuvovos oyoAw@v, 1471 PıiAodnuov T@v kart Emirounv &&eipyaouevov 
Ilepi 7dov Kal Blov Er Tov Zuyvwvos ayoXw@v... 6 &orı? Ilepı mappnoias. 
Auch die Schrift über den Indicienbeweis ist theilweise nach Vorlesungen 
seines Lehrers Zenon, wie er selbst andeutet, gearbeitet, s. col.19, 4. 
Die persönliche Anrede am Schlusse unserer Abhandlung, die mit einem 
Danke an einen gewissen Eirenaios und an seine mitstrebenden Schul- 
genossen schliesst, verräth ebenfalls Philodem’s Art”. 

Merkwürdig ist nun, wie sich der Verfasser an manchen Stellen 
dieser Abhandlung philologisch bethätigt. Er bespricht mehrere Stellen 
der Epikureischen (oder vielmehr aus Epikur ausgezogenen) Kypıaı dogaı, 
wie z.B. Nr. 3 Opos Tov ueyedovs T®V 10ov@v 1 avros ToV dAyovvTos 
Ume&aipecıs (Üsener, Epicurea p.72, 1 f.), indem er feststellt, dass ravros 
in einigen seiner Hdss. fehle und in allen guten Hdss. (kara mavra 
Ta ka\os Exovra avriypada) E&atipecıs, nicht Ure&aipeoıs zu lesen sei. 
Die »guten« Hdss. sind freilich nicht die besten. Denn vrre&aipecıs ist 


1 6 d& Biäraros Zijvov kara uelv T]o yevols ovupleperja] r|ov]rw, kart’ eido]s &' ov 
ovumebovnkev abr(o), vevel © em To rovr' Elmayalyeliv] ro äuaprnula... 

® Über diese Form des Titels vergl. zu Simplie. Phys. X vı, Anm. ı und den Titel 
®/Awvos äperov a, 0 eotı rs abrov rpeoßelas mpös [atov, worüber s. P. Wexpranp, Berl. 
phil.Wochenschr. 1895, 711. 

° Die Vermuthung von Gonrerz, Wiener Stud. II 139, die Rollen 831 und 1012 
seien Theile Eines Werkes, scheint sich nicht zu bestätigen. Vergl. dagegen Scorr, Fragm. 
Here. 26° und Aurr. Körre, Metrodori Fr. (Freckeisen Suppl. XVII) 571. 


Diers: Über ein Fragment des Empedokles. 1065 


nicht bloss die bei Laertios, sondern auch in der Inschrift des Diogenes 
von Oinoanda (UsEnER, Rh.M. 47,444; BCH XXI, 408, 62) überlieferte 
und offenbar richtige Lesart. Dagegen mag ravros |Diogenes von 
Oinoanda aravros] einer überflüssigen Interpolation ihren Ursprung 
verdanken. 

In einem anderen Epikureischen Spruche (fr. 578 UsENEr) ei vocos 
avnp rapns ppovrıei fand der Epikureische Philologe (col.19) die Va- 
riante rpo&ns, und anstatt die harmlose Verschreibung psychologisch 
sich zurecht zu legen, glänzt er mit der stockphilologischen Erklärung, 
der Schreiber müsse ein Exemplar vor sich gehabt haben, in welchem 
die Motten den Buchstaben A herausgefressen hätten!. Auch der stupor 
librariorum erhält an einer anderen Stelle, wie sich gebührt, die Zucht- 
ruthe des strengen Kritikers”. Hier knüpft nun auch eine exegetische 
Bemerkung an, die mit dem oynua amo kowov operirt. 

Um zu zeigen, dass er die feinste alexandrinische Bildung be- 
sitzt — man erinnere sich, dass der Dichter Philodem in seinen Epi- 
grammen nicht ohne Erfolg mit der Technik des Kallimachos wett- 
eifert —, exemplifieirt er seine Theorie an einem Epigramm jenes 


Dichters (7 Wil.): 


"He Oeairnros kadapnv 60ov: ei Ö Emi Kıoaov 
Tov Teov oly aurn, Bakye, keXevdos ayeı 

ANAWv uev Knpvkes Emil Bpayvv olvona Kapov 
pheyEovraı, keivov 6° EAAüs dei vodinv. 


Mit dieser Reminiscenz im Sinne wird man nun wohl verstehen, 
was unser Epikureer im Anschluss an die eben erwähnte gramma- 
tische Auseinandersetzung col.ıS wollte: 


copinv. OnAov’ yap ws ol uev knpvkes BHEVEovrau, 10 EX- 
Nas dbHev£erau. yia Ön Övvanıs TOV Omnawvouevor. 


Hier wird unter der Figur aro kowov, wofür die alten Tech- 
niker amo kowov zu sagen pilegen, diejenige der beiden Arten ver- 
standen, in der das Verbum im ersten Gliede steht, im zweiten zu 
ergänzen ist‘. Wir wenden den Namen häufiger auf die zweite Art 
an, wenn das gemeinsame Wort im zweiten Gliede steht. Doch stimmt 


Taya mepımeoov dvreypaboıs Ev ols Ekrerpwyjevov TOV aAda ... 
> Col.1ı7 |aA]Aov alvrıyplapwv ovrws eyovriov 7] Tv ueraypayvravro[v Umo] Ts Idtas 
/ YP X 1 jr Y 1 
amadevolias| rovro moınodvrov. rou|ro ö'| Nderav &s Aeyouevav [rı]lvov amo kowvov, os moA|Aakı]s 
, f RR n fi \ Nora ‚ 
emonuawvoöuehla ... ra amo kowov [A]e|youelva Kali] kara [övjvamıv [av]. 
® Siehe das Facsimile der beiden Abschriften S. 1067. nAor hatte der Schreiber 
versehentlich gesetzt, dann aber o« ausgestrichen und ov corrigirt. 
* Vergl. das psychologisch fein durchdachte Programm Leo's Analecta Plautina. 
De figuris sermonis I, Gött. 13896, wo die Litteratur verzeichnet ist. 


1066 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 2. December. 


unser ältester Zeuge über das do kowov, der Scholiast des Venetus A 
zu Homer K 167, der aus gelehrtester alexandrinischer [280° 47 Bexx.] 
Gelehrsamkeit schöpft, mit jenem. Eins der zahlreichen Homerischen 
Beispiele, die das Scholion anführt, lautet (Yı. 3): 


Ws Oi HEev Tapa vnvol Kkopwvio HwpnocovTo, 
Towes Ö° aid Erepwdev Eni Hpwoun Treöioıo. 


Die Erklärung lautet ek kowov yap dBwpnyccovro und so ähnlich 
(AWySRIE 
oi © aub Töonevna Öaldpova Awpnocovro, 
Ibouevevs uev Evi Tponayoıs' 
To yap Hwpnaoero Tpoovmarovonev ano Tov Hwpnocovro. 


So erklärt auch der Epikureer bei Kallimachos: oi uev Knpukes 
pheyEovrau, ın 6° Erxas Phey&era. Wenn er fortfährt wa ön Övvazıs 
ToV onuawouevov', so deutet er wohl auf den hier vorliegenden Fall 
hin, dass in dem zweiten Gliede das Verbum in derselben Sinn- 
bedeutung wie in dem ersten zu ergänzen ist. Wenn ich nicht irre, 
ist dies im Gegensatze gedacht zum Zeugma im engeren Sinne, wo 
die Övvaıs ToV Omuawvonevov eine verschiedene ist und das Kowov 
eigentlich nur auf das zunächst stehende Glied passt. 

Es ist schr zu bedauern, dass uns hier nur Bruchstücke der antiken 
Theorie des «ro kowov vorliegen. Denn die uns zu Gebote stehenden 
Grammatiker- und Rhetorenzeugnisse sind meist jung und mannigfach 
contaminirt. Noch mehr zu bedauern ist, dass nicht nur die eigentliche 
Veranlassung zu jener Belehrung im Dunkeln liegt’, sondern auch das 
weitere Beispiel, das er aus Empedokles heranzieht. 

Es sind unbekannte Verse des akragantinischen Diehters, die es 
vielleicht der Mühe lohnt, aus den halbverkohlten Resten des herku- 
lanischen Papyrus herauszuklauben oder wenigstens, falls dies nieht 
gelingt, für Andere das Material bereit zu legen. 

Mir stehen zu diesem Behufe zwei Abschriften des Originalpapyrus 
1012 zu Gebote. 

ı. Der Neapler Kupferstich in den Voll. Hereul. coll. alt. VIL£.15; 
col. 18; die Originalzeichnung befindet sich noch heute in der Offieina 
dei Papiri. 

2. Die Oxforder, von Hayrer herrührende Zeichnung, nach der Pho- 
tographie in den BDodleian Facsimiles T. Il f.ı3 (n. 565). 


5 \ 3 a 
I Verel. col. 17 (S. 1065 Anm. 2) t& dmo kowov Aeyoueva kal kata Övvazıy Julav. 
5 / 3 Y%ı ae! 


?2 Vermuthen wenigstens lässt sich, dass das epikureische Kernwort ovk Eorrıv 


News (mv avev TOD Bpoviuws kal ka\ds Kal dıkaiws (Usener 72, Io) erläutert werden sollte. 


Dies: Über ein Fragment des Empedokles. 1067 


Ich stelle diese beiden Abschriften einander gegenüber: 


Pap. 1012 col. 18. 
Neapler Copie. 


=, a 


Oxforder Copie. 


er 


_ODIHNDHN SON IPPWwCo) 
HENKHPYREC PO ENZONJN 
HACANa HOE NE: TARA 
DIH2SY NALUC TOYCHMAINOMC 
5° NOT: -TATORERAETIAPE mM 
Ze—n. AEITE ISONENOTENE 
= "TONA Syn E10 
ST, ISO AN 


codınn Ana Eon sApwco] 

MENKHPTKECHBENZONn 
ana 
AHAYNAUICTOYCHMUÄINOME 

9 NOT.--TATOAEKA napeH 

„ACENTTEIONENOTEIE 

R "TONAOYTAPTEAIOC 
TEIr- 01 AOAMOIAı 
TE....CAACYA € 
SCHEnD,- 


Ausser diesen Copien steht mir eine sorgfältige Collation des ziem- 
lich wohlerhaltenen Originals in Neapel zu Gebote, die Hr. @. Vrreru 
angefertigt und mir freundschaftlichst zur Verfügung gestellt hat. Er 
hatte sich dabei der Hülfe des Zeichners an der Sala dei Papiri, Luscı 
CorAzzA, zu erfreuen, dessen geübten Blick Hr. Vırerrı rühmt. Ich gebe 
seine Collation als drittes und wichtigstes instrumentum recensionis in 


Originalfassung wieder: 


I. 5. Fra NOYeTÄ non vi sono tracce di lettere ora, e non 
ve mn’ erano, quando fu fatto il disegno: ma si puö esser sieuri che 
lettere originariamente vi fossero. C’ € spazio per due lettere, e 
nulla vieta che fossero KA. 

l.6 sg. Dalla ispezione del papiro non si ricava di piu che dal 
disegno. La linea 6 finisce con OTENE, e non pare che vi sia 
altro; la linea 7 comincia con € ne vi ha traceia di lettera pre- 
cedente. Nello spazio sequente non ci sono residwi di lettere: lo 


1068 


Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 2. December. 


spazio € päuttosto per TAI che per El od EN. Ripeto perö che 
a me non riesce capire dove fosse il T del verbo Aeyew!. 

1. 7. ovr ap re Aus] la lettera fra A e T non & ricono- 
scibile interamente: ma certo non era C come pare vi abbia voluto 
leggere Neap. Invece & possibile (anzi direi addirittura certo) il 
Pi Or. 

I. 8. La prima lettera pare non possa essere altro che T. La 
lettera sequente al T € indefinibile, ma puo esser stata benissimo 
un €. Il Suo reyeoı Öouoı mi sembra quindi_eccellente. 

Non € possibile precisare che lettera sia quella dopo Al. Neap. 
e Oxon. vi hanno letto T, e questo € possibile: vedervi un A come 
Ella vorrebbe’, per me & impossibile. Ho pregato il signor Corazza 
di guardare anche lui il luogo: anche a giudizio suo non sarebbe 
possibile un A. 

1.9. A principio della linea & piuttosto TE (Oxon.) che TE 
(Neap.). Ma in cioö che segue nulla vedo di sicuro. Scorgo le 
estremita superiori di lettere (NufhYNulhC), e saranno benissimo 
AOYZAE (Neap.) piuttosto cha NEYAE (Oxon.). Delle lettere 
precedenti non scorgo proprio nulla, neppure il CA concordemente 
dato da Ox. e Neap. 

I. 10. Dove Neap. legge TOIO e Ox. legge TETO a me era 
parso di veder TETO, ma il Corazza mi sostiene che € TOTO, 
ed io ho finito col dargli ragione. Mi pare od ogni modo di potere 
eschudere TOIO, come il Suo supplemento® vorrebbe. 


Auf Grund dieser Zeugen betrachte ich folgende Recension als 
die glaubwürdigste, wobei die von Hrn. Vırerıı nicht mehr gelesenen 
Buchstaben punktirt sind: 


SENON 2 A-TDOFATER AST RASRICHM 


Ne.  NEIBELONENGTENE 

€... TONRAOYTAPTEAIOTE 
Te .-01A 0M ol N ee 
TE... CAADDC 


eK... 2 KC7 010 


Der erste Satz nach der oben erwähnten Bemerkung wia ön Öduvanıs 
Tov onuawouevov ist klar: kara Tode kal map’ EurmedorXet Yeyover. 
Aber die früher auf der Hand liegende Lesung des Folgenden öre 


lag, 


! Ich hatte gefragt, ob Aeyeı oder Aeyeraı, was nach der Oxforder Copie nahe 
möglich sei. 


9 


Ich hatte aiercovraı zur Discussion gestellt. 


® Ich hatte Z. 1o nach Ox. und Neap. Kokvroro vermuthet. 


Dies: Über ein Fragment des Empedokles. 1069 


Aeyeı oder Aeyeraı scheint an der Revision Vırrrur’s zu scheitern. 
Und nicht bloss daran. Denn Aeyeı oder EXeyev füllt das Spatium nicht 
aus, selbst wenn man vor dem Citat ein Vacuum annehmen wollte. 
Und Aeyeraı wäre doch recht sonderbar statt des Activs gesagt. Zu 
dem Citate kann OTEAEJE... nicht gehört haben, da ohne An- 
nahme von Corruptelen keine Worte und selbst mit Correeturen wie 
or eXeerraı u. dergl. kein erträglicher Sinn erschlossen werden kann. 
Ausserdem setzt der Hexameter des Empedokles mit Tov ö oUrT ap Te 
Ars so unverkennbar ein, dass jedes Wort davor vom Übel wäre. Ich 
muss daher diese Worte als verzweifelte, aber auch voraussichtlich un- 
wesentliche übergehen. 

Was nun das Empedokleseitat selbst anbetrifft, so leitet bei dem 
ewigen Homernachahmer' das epische Vorbild ziemlich sicher. Das kaum 
zweifelhafte reyeoı Öouoı findet in Z 248 Öwder’ Erav Teyeoı ÖönoL seine 
Entsprechung. Und für den Anfang gibt die berühmte Stelle der Ilias, 
wo Diomedes mit dem Wildbache verglichen wird (€ 89), das Muster: 


Tov Ö oUT Ap Te Yebvpaı Eepuevan ioxavowarıv 
oVT Apa Epkea loyeı AAwdwv EpıdmAewv. 


Es ist dies meines Wissens die einzige Stelle im älteren Epos, wo 
sich diese Partikelverbindung findet’. Aber sie hat Eindruck auf den 
Imitator gemacht. Denn Empedokles wendet sie auch V.89 an, wo sie 
allerdings bisher verdunkelt war. Die Hdss.” lesen nämlich den Vers 89 
(STEIN): 

Kal TTPOS TOLS OUT ap Tı Emiyiyvera old AamoAnyeaı. 


Der Sinn ist vollkommen klar. Lucrez drückt ihn mit den Worten 
aus II 296: 


nam neque adaugescit quieqguam neque deperit inde. 


Da Simplieius den Vers, den er eitirt (Phys. 158, 29), ganz ähnlich, 
wie seineHdss. ihn geben, paraphrasirt (158, 8) TO undev emıyiveodaı und 
aroAnyeı, so darf nur durch leise Änderung der unmetrischen Fassung 
der Überlieferung abgeholfen werden. Ich lese: 


\ \ Em) J ’ 9 ’ ’ ’ 
Kal TPOS TOLS OUT Ap TE Tı Yiyveran old AamoAnyeı. 


Der Sinn des Emıyiyveodaı liegt in dem Zusatze rpös roıs vollständig 
ausgedrückt, so dass ein alter Dichter des Compositums entrathen konnte. 


! Aristoteles im Dialog /Tepi moınrov dncw örı kai Oynpıros 6 Eumedoräns (Laert. 
VIII 57). Die Fragmente bestätigen diese Observation durchaus. 
2 Ähnlich Q 337 ös ujr’ äp rıs ln wur’ &p Te voran 
33 an P nun P 10n- 
au - RER: u: Die: 
° aprı Emyiyverar DE: ap emiyivera a F. @AN emyiyvera PANZERBIETER; Kal mpös 


roioıv ap our Emiy. KARSTEN; ovdev yap mpos Tols emyiyvera STEIN. 


1070 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 2. December. 


Der Gegensatz von yiyveodaı und Anyeıv findet sich in V.71.72 StEm 
wieder: 
Tn x B [4 \ EA Ed Ö EHEIK 
N nEev ylyvovral TE Kal ol ocbıoıv Eumeöos aiwv, 


ee> 


n de Tao AAAdovovra Ötaumepes oldaua Anyeı. 


Bemerkenswerth ist in jenem V.89 die Entsprechung oUT' ap Te 
— ovöe. Es ist nieht ohne Interesse für den Stil des Empedokles, 
dass sich diese steigernde Fortführung der Correlation auch noch in 
einem anderen Fragmente findet (135f. Stem): 


evd’ oVT meXloıo dLelderaı wKea Yvıa' 
o0dEe ev old aims Adcıov uevos oVde Haxacaa. 


Es scheint daher ein willkommener Fingerzeig, wenn in dem 
Epikureischen Fragmente, das wir herstellen wollen, ein oVde, das 
dem oVr' ap Te des ersten Gliedes entspricht, in der Folge erhalten 
ist. Während in der Homerstelle, die das Muster abgab, jedes der 
parallelen Glieder mit besonderem Verbum ausgestattet ist, fehlt in 
V.136 wie offenbar auch in dem neuen Fragmente das zweite Glied, 
d.h. das Verbum hinter o0de, und dies «mo kowov scheint dem Epi- 
kureer den Anlass zu seiner Exemplifieirung gegeben zu haben. 

Haben wir hierdurch das äussere Gerippe der herzustellenden 
Verse einigermaassen aufgerichtet, so lässt sich jetzt die Frage nach 
dem Inhalte nicht mehr umgehen. Das erste Lemma Tov ö oUT' ap Te 
Kos reyeoı Öouoı aiyıoyoıo führt uns in die überdachten Gemächer des 
aegishaltenden Zeus, also in die Sphaere des Empedokleischen Aethers 
oder Feuers. Aber freilich in der Physik des Dichterphilosophen, in 
dem Spiel der Weltkräfte Newxos und Pia, in dem Wechsel der Ele- 
mente Zevs, 'Hon, Auöwvevs und Nnoris hat unser Fragment schwer- 
lich Raum, da ich wenigstens nicht wüsste, worauf sich rov de am 
Anfang beziehen sollte. Die Physik des Empedokles ist in so zahl- 
reichen Fragmenten erhalten, dass man darüber ungefähr ein Urtheil 
abgeben kann. 

Anders steht es mit dem religiösen Gedichte, den Kadapuoi, in 
welchem der Prophet den Sündenfall der göttlichen Geister, ihre 
allmähliche Reinigung und Erlösung, ihre Wanderungen und Wieder- 
geburten schildert. Kraft seiner Sehergabe kündet er den Sterblichen 
die Wandlungen der eigenen Seele, wie sie aus dem seligen Leben 
der Götter ausgestossen hienieden ihre Büsserlaufbahn vollendet. Der 
grösste Theil dieser Seelenwanderung ist bereits vollendet. »Ich war 
Mann und Weib, Vogel, Fisch und Baum, und ich brach in Weinen 


! So Simplie. de caelo 1183, 30 die Hdss. AF, während Plutarch’s deötrrera ayAaov 
eiöos auf Interpolation beruht. Nur kann man fragen, ob nicht das &ereraı des Mo- 
nacensis, d.h. duerar den Vorzug verdient. Vergl. Hesych deierau: dwäilerat. 


Diers: Über ein Fragment des Empedokles. 1071 


und Jammern aus, als ich mich an den ungewohnten Ort versetzt 
sah, wo Tod und Hass und andere Unheilsdaemonen herrschen « (383 ff.). 
Er rechnet sich selbst zu den verstossenen Geistern, die im Rade der 
Geburten durch alle Elemente umgetrieben werden. »Der Aether ver- 
folgt sie bis in’s Meer, das Meer speit sie aus auf den Erdboden, die 
Erde wieder zum Lichte des unermüdlichen Helios, und dieser wirft 
sie abermals in den Wirbel der Lüfte: eins nimmt sie vom anderen 
auf und alle hassen sie. « 

Die Erde selbst, auf welche die gefallenen Geister herabfallen, 
um im Menschenleib ihre Büsserlaufbahn weiter zu verfolgen, erscheint 
dem pessimistischen Dichter wie den Orphikern als Jammerthal'. Der 
für den Hades sonst übliche Ausdruck” zeigt, dass er den Ort der 
Verdammniss nicht unter, sondern auf der Erde suchte, und so dür- 
fen wir annehmen, um zu unserem neuen Fragmente zurückzukehren, 
dass als Gegensatz zum Palaste des Zeus der »Anger des Unheils« 
genannt war, der für die mit Tov de bezeichnete Person als Aufent- 
haltsort gedacht war. Eine frühere Vermuthung, die auf den bis- 
herigen Abschriften beruhte, in der letzten erhaltenen Zeile Korv- 
Tolo zu ergänzen, was mit jenem Verse 385 kAavoa TE Kal Kokvoa 
iC@v aovvndea y@pov nicht übel zusammenstimmte, wenn man dabei 
an die Erde dachte, hat der Autopsie Vırzerırs gegenüber sich nicht 
bewahrheitet. Aber ganz trügerisch ist die Spur doch wohl nicht 
gewesen. Denn die nun: sicherer festgestellten Reste des letzten Wor- 
tes in Verbindung mit dem, was man zur Zeit der Abschriften noch in 
schwachen Zügen erkennen konnte, scheint auf ein Compositum KAav- 
oTroyovos hinzuweisen, das die Erde als Mutter des zu beweinenden 
Menschengeschlechtes nicht unziemlich bezeichnen würde. Empedokles 
erwähnt einmal bei der Schaffung der Menschen avöpov Te moAv- 
KAAUT@V TE Yuvarkov, wobei eine ähnliche Vorstellung obwaltet, nur 
dass die Frauen in den unseligen KkVRrAos yeveoews noch enger ver- 
fiochten sind. 

So weit leiten zur Herstellung des Empedokleischen Gedankens 
noch schwach erkennbare Fussspuren. Das Ganze zu erfassen kann 
nur tastender Vermuthung gelingen, die dabei über Möglichkeiten 
schwerlich hinauskommen dürfte. 

Vielleicht sprach der Prophet von dem Schicksale des frevelnden 
Geistes, der weder im Feuer, noch in der Luft, noch auf Erden zur 
seligen Ruhe käme, wenn er nicht durch Busse und Läuterung seine 
Sünden abschwöre. 


1 28 rn n BRIEN 2 DW 
3° 9 aTtns av AELuUova KATA OKOTOS nNackovanv. 


9 


® Vergl. A 539 und A.; s. Norpen, Hermes XXVIII 3793. 398°. 


1072 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 2. December. 


Tov ö our ap re Aus Teyeoı douoı aiy|ıöyoıo] 
Tejprov]|' ajv| ovcle) [aidnp’ n K«Aavjoroyolvov medov ains]. 
So kommt diese mit gesicherterem Material arbeitende Herstellung 
nach mancherlei anderen Erwägungen doch schliesslich im Gedanken 
mit dem überein, was ich, auf die Neapler Abschrift allein gestützt, 
in diesen Blättern früher (Sitzungsber. 1884, 366°) angedeutet hatte. 
Ein anderes Citat aus den Katharmen des Empedokles liefern 
die Voll. Here. c. alt. VIII fol. 59, wo in dem überlieferten Reste 
AOKAHC E$HB........ ETIONHTOC Navcxk (Mel. gr.-rom.IV 168) 
den Vers 355 yaiper" eyw Ö' Uumv Oeos außporos, oVlkerı OvnTos 
wieder erkannt hat. Alle diese Verse scheint Philodem oder Zenon 
oder wer sonst der Urheber dieser Weisheit ist, auswendig gekannt zu 
haben. Denn in dem Traetat des Pap. 1012, den wir oben behandelt 
haben, finden sich noch zwei Anführungen des Dichters’: 


f.22 e0l.29 gaivelral more kal EumedorAns ovvenpbaivov 
Tovro dla T|ov: »o]rewwroi uev yap m|araulaı kara yvıa TE- 
ravrlaı« (v. 2 STEIN), 
wo Teravrar statt keyvvraı auf Verwechselung mit den Versen 288f. 
beruht: 
N E ’ En) ’ N ’ mn en ’ 
we Ö Avanveı navra kal ermvei: maoı Alhauoı 
TAPK@V TVpıyyes TÜUUATOV KATA OOHA TETAVTAL. 


Diese Verse sind dem Gedächtnisse des Epikureers jedenfalls gegen- 
wärtig gewesen, da er sie gleich darauf f.25 col. 35° eitirt: 

avanvonv airıoAoyov nv avdponwv Tov Ka" Eavrov' »@oe 
Ö Avamvnovoı Kal ERrvnovaı Aldawoı CapK@v ONpıvyes TUuATOV 
Kata o@ua TETavraL«. Kal TAkoAovda de ovvanreı ÖmMAov ws 
avanvonv Aaußavov orte TO 0Xov, Emjelı ou]k av avrılöumpeı 
ravr|n] nv [elk[r|voln]|v uepos |rns] avalrvolns ov[r'] aurnv 
[Tnv Eelknvonv kar' iötav, [erei avylkarapıdueralı aurn mv 
erv|onv. 

Er führt die Verse an zum Erweise seiner Behauptung (col. 34), 
dass avarvon im Sprachgebrauch eine doppelte Bedeutung habe. Ein- 
mal bezeichne es den Athmungsprocess im Allgemeinen, sodann aber 
speciell die Inspiration. Die Lesarten, die der gelehrte Verfasser hier 
eitirt, sind durchweg schlechter als unsere sonstige Überlieferung, ganz 


! Von N in reprov ist ein C in den Abschriften gedeuteter Rest erhalten, was 
erklärlich wird, wenn man sich erinnert, dass nach Vrrerrı auch die folgenden Buch- 
staben nur in ihrer oberen Hälfte erhalten sind. Daraus erklärt sich auch, wie AA 
(was auf alle Fälle unmöglich ist) statt AN gelesen werden konnte. 

” aißnp ist bei Empedokles in der Regel = djp. 

Siehe Gomrerz, Wiener Stud. II 140. 


Diers: Über ein Fragment des Empedokles. 1073 


abgesehen von der ungebildeten Orthographie, die dem Schreiber zur 
Last fällt. 

Zum Schlusse mache ich noch auf eine merkwürdige Interpretation 
aufmerksam, die aus Anlass einer unbekannten Stelle Epikurs' eine 
Belehrung über die Sikinnis aus einem Lexikon abschreibt, pap.1o12 
col.14 Neap. = n. 560 Ox. (II f. S photogr.). Die erst durch die Oxfor- 
der Abschrift verständlich gewordene Stelle dürfte etwa so lauten: 


mAeovaleıw dacıv TO "oiknoo- 
uevol . 7 Yap aikıvis [öp|ynoe- 
@|s Kwuurns eioos Eotw. €EK- 
doylılr[ols de dia Tov orl|evjovs TO 
s [ylJevlos] eupnvau HeAnoas 6 
IA®-.. HC Eypawev olülros 
"To0 eülpov Es noo|ıw] pvrov, 
olkıvvilv”. kamera] Tis Bov- 


NET TEE NDIER ENDE 
EN N Eyplawlev To...” 


Die Belehrung, dass die Sikinnis ein komischer Tanz sei, ist falsch. 
Sie gehört vielmehr in das Satyrdrama. Es scheint daher wahrschein- 
lich, dass das Zeugniss des Dichters, welches Z. 7f. eitirt wird, aus 
einem Satyrstücke genommen ist. Der Epikureer zieht es deswegen 
herbei, weil der Dichter EKÖOXIK@S, d.h. explicative, durch das Attribut 
(okevos), nämlich das pvrov, die Art des Tanzes andeute. Der Schluss 
des Citates (ein Trimeterschluss und -Anfang) kann als einigermaassen 
sicher gelten. Ich bemerke noch, dass der Herleitung des Verses aus 
einem Komiker das Wort mocıs statt moTov zu widersprechen scheint. 
Das Missverständniss kowırns statt oarvpırns darf jedenfalls nicht für 
solchen Ursprung geltend gemacht werden, da diese Confusion in den 
späteren Zeiten des Alterthums nicht selten ist. Den Namen eines 
bekannten Dichters kann ich nicht genau mit den Überresten Z.6 in 
Übereinstimmung bringen. Aber da, wie die Neapeler Abschrift zeigt, 
die Buchstaben vor ®... HC schon damals sehr undeutlich gewesen 
sein müssen, so ist vielleicht die Vermuthung erlaubt, dass der be- 
rühmteste Satyrdichter des Alterthums® Sophokles hier eitirt war. 


! Die das Wort oiknröuevo: enthalten zu haben scheint. 
* Die hauptsächlichen Varianten sind: I. ro oixneo-] TOCIKHCO Oxf.; 7o Neap. 
2. OIKINNIC..IXHCE Oxf.; OIWNNIC Neap. 4. AOX.KEC Neap.; AOX.kKıC 
Oxt. OS MNDR SE SHCKORE: 9 hIC”Neap. 7 MOICHTZSEIETOINTORE:=TIOIC 
Neap. 
Vergl. Dioskorides A. P. VII 707. 


1074 


Eine doxographische Quelle Philo’s. 


Von Öberlehrer Dr. PauL WENDLAND 


in Charlottenburg. 


(Vorgelegt von Hrn. Diers.) 


Inden Philo in dem zweiten seiner fünf Bücher über die Träume!', 
dem ersten der beiden uns allein erhaltenen, das Gen. 28, 10 genannte 
Beersaba (LXX &peap Tov ökov) allegorisch dahin erklärt, dass von 
den vier Elementen der Welt und des menschlichen Wesens, die den 


vier Gen. 21,25. 26,19-23 erwähnten Brunnen entsprechen sollen, das 


vierte für uns unbegreiflich sei, findet er Gelegenheit zu einem in- 
teressanten doxographischen Excurse, den ich zunächst mit den an- 
dern uns erhaltenen doxographischen Berichten vergleiche”. 


Philo De sonin. Cap.4 (I S.623 M.): 

? BIS her : ‚ RO 
TOVTWV ev on TAavT@v aiodavöneda* 00 ov- 
Ser y N. IS: 

pavos akaTtaNNTTov exe nv @vaıv, OVÖEV EAV- 
ToV Tapes Yvopıoua mpos juas dmooreiNas. | 
Als ihr SEEN 
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rev eivam ToVs doTtepas, Ötamvpovs de. S. 349 


ri ö' ol dorepes; MoTEpov yns eloıv Oykoı MV- 
pos mAnpeıs — a’ykea yap Kal varas Kal Awöpovs 
dtarupovs eimov aurovs eival TIVES, avrol deo- 
kornplov Kal uuAwvos, Ev ois Ta ToIavra EoTtıv 
em Tıumpia Tov doeB@v, Ovres Ema&ıoı — 


86 Avakayopas uvopov 7 merpov diamvpov eivaı 
Dasselbe $7 von Demokritos. 
S. 356 $9 Avafayöpas kat Anuokpıros orepe- 


rtov nAtov. 


5, & A S; = N 
ua ÖLlamupov Exov Ev Eavrw Tedia Kal Opm Kat 


dapayyas (Hippolyt S. 562 $ 10). 


! SchÜrEr, Gesch. des jüd. Volkes II 845. 
®2 Ich gebe den künftigen Text des dritten Bandes der neuen Philo-Ausgabe und 


den der Doxographi. 
3 


4 


Vergl. S. 342 $ Iı To «pvoraaAw, ZELLER 12 S.788!. 


- - > o r a a 
Vergl. Aetius S. 342 N 12 nerexyovras de Kal TOv aAAwv FToıxeiov. 


Wespraxp: Eine doxographische Quelle Philo’s. 


P r x r 
7 ovveyns Kal, ®s eime Tis, MUKVI GpjLovia, 
R v AIR: 
mı\ynara adıa\vra aiepos; Euyrvyor de Kal 
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voepoi ı) voD kal Wuyns Ayeroyoı; mpoaıperıkäs 
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emipeperat Beyyos NNıakaıs EmIiNaumojlevov AK- 
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Tioıw 7) Kal’ abro ev Ida TovTwv oVderepov, 


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To 0’ EE dupolw &s av EE oikelov Kal ANN0o- 


1075 


S. 342 87 Ava&iuavöpos mıAjuara depos 
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Tpoxoeıön, mupös eumNea... 88 FMapyeviöns 
Er , NEN fer 
kai HparXeıros mıAjuara mupos Ta dotpa. 

Arius S. 467, 3 Zuvov Tov MAıov yor 
N a „ ea n Br 
kat Tv GeNNvnv Kal TOv ANADV ATTPWV EKATTOV 
eivar voepov Kal povınov. 

S, 358 $ı Avafiuavöpos Zevodavns Bijpw- 
vos Idov aurıv Exeiv dos. 85 OuAıjs mp@ros 
Ebn bmo Tov Nov dorileodaı... Vergl.Dırıs, 
Parmenides’ Lehrgedicht S.1ro—112. 


Tpiov mupös kpana; vergl. auch Cap. 22 (l 
642, 33-39 M.) mit Aetius S.356 $5. 
36185. 

Der philonische Bericht enthält mehrere Irrthümer und Flüchtig- 
keiten. Die Ansicht des Thales wird mit der des Anaxagoras in un- 
gehöriger Weise verbunden, aber auch diese wieder in monströser Weise 
entstellt, wenn es heisst @ykea yap kal varas kal uVopovs ÖLamvpovs 
eimov alrovs eivaı. Es müsste gesagt werden, dass die Gestirne' Schluchten 
und Thäler hätten, nicht seien. Aber Philo selbst scheint flüchtig excer- 
pirt zu haben’. — Und wenn der Apposition mAnuaTa adıd\vra aide- 
pos voraufgeht ovveyns kat mukvn Gpuovia, so scheint damit pythago- 


reische oder platonische Vorstellung an unrechter Stelle eingemischt 
Aber sogar diese Fehler Philo’s scheinen auf eine, mit Aetius 
verglichen, ausführlichere doxographische Vorlage hinzuweisen. Als 
echte Bestandtheile dieser von Aetius gekürzten gemeinsamen Quelle 
darf man die stoische‘ Bezeichnung des himmlischen Feuers als kada- 
pwrarov, die genauere Bestimmung des aristotelischen reurrov owua’, 


zu sein”. 


die Bemerkung über die Sphaere der Fixsterne, die bei Seneca eine 
genaue Parallele hat“, das Problem der Beseelung der Gestirne in An- 
spruch nehmen. 

Noch einmal kommt Philo später auf meteorologische Probleme 
zu sprechen, um zur Beschäftigung mit näher liegenden Fragen zu 
mahnen, Cap. 10 (1 628 Mang.): 

Ti mepi nXov Inreis, ei moÖLaLös Eorıw, ei Tns "yns uellwv amdons, 
ei TOANAATAAOI0s aurns; TI Öe Tepl PwTiou@v eANvns, ei vodov Eyxeı 
peyyos, ei yvnolo uovo ypnras; TI de Mepl Tns TOVv AAAwv AoTepwv 
pVoews n mepıbopas 7 ovumaheias mpos TE AAANAovs Kal Tarıyeıq; 


! Zu beachten ist auch, dass bei Aetius nur vom Monde die Rede ist. 


2 Die Änderung abrois würde zwar zu dyrea und varas, dagegen wieder nicht 
zu jwöpovs passen. Denn Philo selbst sagt de aet. mundi S.ı5,7 Cum. &eı yap ij uidpovs 
Ötamvpovs amopnvaodaı(dieSterne); vergl. dazu Berxays’ Abhandlung über die SchriftS. 49.68. 

° Auch hier wird man nicht durch Einschiebung von 7 vor mıAyjuara helfen dürfen. 

: ZELLer Ill ı S.189. 

5 ZELLER 112 S.434 ff. und oben S. 1074 Anm.4. 

° Nat. quaest. Il ı,ı solidumne sit caelum ac firmae concretaeque materiae an ex 
subtili tenuique nexum; vergl. Marrısı, Quaest. Posidonianae S. 357. 358. 


1076 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 2. December. 


Die Meinung, die Sonne sei nur einen Fuss gross, wird von Aetius 
dem Heraklit zugeschrieben‘. Auf Anaximander’s Annahme über die 
Grösse des Sonnenringes® wird sich wohl moAAarAdcıos beziehen. 
Die Frage nach dem Mondlichte war bereits berührt worden (s. oben 
S. 1075). Die Erörterungen wepi ns Tov doTepwv PVcews Kal Trept- 
popas finden wir bei Aetius Iı3. 16°. 

Nachdem Philo sich (Cap. 5) über die Erkennbarkeit von owua, 
aio@ncıs, Aöyyos geäussert hat, geht er (Cap. 6) wieder zur Benutzung 
seiner doxographischen Quelle über, um die Unbegreiflichkeit des 
vierten Theiles, des vovs, zu beweisen. 

dp oVv kal TO TETAaPTOV T@V Ev Nulv aUTols, 6 Myeu@v vous, KaTa- 
Anrrtos Eotı; ob Önmov. TI Yap alrov oloueda kara Tnv oloiav eivat, 
Trvevua 1 aina O@ua OvvoAWs — AAN 00 F@Ua, AOWuaTov be AeKkTeov — 
n mepas n eibos 1 apıJuov 7 EvöeNeyeıav 7 üpnoviav N TI TOV OvTWv; Yev- 
vouevov 6 eidvs 7 EEwdev eiokpivera N Ümo ToV Tepieyovros Aepos N 
Evdepuos Ev iv cbvoıs ola OLlönpos Ev XaAkews TETVpwuevos Vdarı wv- 
xP® TPOs TO KparawWrarov FTOouovTraı;, ÖLTı Kal Trapa ryv rvgw @vo- 
uaodaı yruyn Öoreı. Ti Öe; TeAevravrov oßevvvraı kal avubdeiperau 
Tols owuacıv 7 mAeioTov Erıßıor ypovov n kara To mavreXes abHaprov 
eoTı; MOV Ö EumehwNevkev Ö vovs aUT®; Apa olkov KEKÄNPWTAL, OL MeV 
ap Tyv arpomoAıv Ev yuv aviepwoav aur® KkebaAnv, Trepi Mv kal ai aio- 
Onceıs Aoywoıv, eikos eivaı vouioavres eyyvs ola ueyaAov Bacı\ews Ede- 
Öpevew Tovs Öopvoöpovs' ol 6 UmO Kkapdias aurov ayaXnarodopeiodau 
Ötavondevres YvworLuayovanıv. 

Hier stehen uns zum Vergleiche nicht nur die doxographischen 
Berichte bei Aetius, sondern auch die durch Cicero‘, Tertullian (Soran)° 


1 8.351 $4, vergl. Dıers S.221, Zerter 12 S.683°. Tert. ad nat. II4 sed Epi- 
curus, qui dixerat »quae super nos, nihil ad nos«, cum et ipse caelum inspicere desideraret, 
solis orbem pedalem deprehendit liegt Verbindung eines sokratischen Apophtegma (UseEnxer, 
Epicurea S.229; Norven im Jahrb. f. class. Philol. Suppl. XVIII S. 270) mit der sonst 
nur als heraklitisch bezeugten Ansicht vor. Aber wenn Epikur es als eine Möglich- 
keit unter andern bezeichnet, dass die Sonne so gross sei, wie sie erscheint (S. 39,4 Us., 
vergl. 230, 5; Cie. Acad. II 82), und wenn es bei Arist. S.4285 3 daivera uev 6 1Aıos 
moöiatos Cie. a.a.O. mihi quidem quasi pedalis (videtur) heisst, so ist es nicht ausge- 
schlossen, dass auch Epikur den Ausdruck moötaos von der Sonne gebraucht habe. 
Dann wäre der zweite Theil des tertullianischen Satzes nicht apokryph. 

® Aetius S.351 $1, Zerzer Iı S.224. Aber vergl. auch die mathematici bei 
Cie. a.a.0. (Diers S. 63°). Die Quelle Philo’s mag auch hier reichhaltiger als Aetius 
gewesen sein (vergl. Aetius S.357 $ı und Laert. Diog. VII 144). R 

° Für die bei Philo folgenden trivialen Bemerkungen über die aiodyces (Ahn- 
liches schon Cap. 5) braucht man ebensowenig wie für die über die Elemente (Cap. 3) 
oder die über oöua (Cap. 5, vergl. Aetius S.310 $1) und $ovy (vergl. Aetius S.407 $1) 
eine (Quellenfrage aufzuwerfen. 

* 'Tuse.19, bei Diers. S. 202. 


° De anima, bei Dırıs S. 203 ff 


Wenprann: Eine doxographische Quelle Philo’s. 1077 


und andere erhaltenen zur Verfügung. Daraus ergeben sich für die 


kurze Aufzählung über das Wesen des vovs — Philo war leichtfertig 
jo) 
. [4 .. . 12 a = .. 
genug, die Ödo&aı über die Wuyn auf den vovs zu übertragen — fol- 


gende Parallelen: 

I. rvevua: Stoiker bei (Cicero), Aetius S.388 $ 3, Tert. (Dirrs 
S.212), Macrobius In somn. Seipionis I 14, 19 (Diers S.213). 

2. aina: Empedokles bei Cie.; vergl. Aetius S.391 $8'. Empe- 
dokles und Kritias bei Tert. a.a.O. und Macrobius. 

Das Problem, ob o@ua oder daowuarov, bei Aetius S.387 $ı. Tert. 

3. mepas: vergl. JamsLıch bei Stob. Eecl. I 364, 2 W. 

4. eidos: ?Posidonius ideam Macrobius (Diers S.213)°. 

5. apıduos: Pythagoras bei Aetius S. 386 $ 3, Xenokrates bei 
Cicero und bei Macrobius. 

6. EvöeNeyeua: Aristoteles bei Cie., Aetius S.387 $ 6, Macrobius. 

7. Gpmovia: Aristoxenos bei Cie., Dikaiarchos bei Aetius S.387 
$ 7, vergl. Deinarchos bei Nemesius (Dırıs zu S. 387 $ 7), Pythagoras 
und Philolaus bei Macrobius. 

Es folgt bei Philo das Problem, ob die Seele durch die Zeugung 
oder von aussen eindringe’. Sicher war auch diese Frage in der doxo- 
graphischen Vorlage behandelt, und ein versprengtes' Stück des be- 
treffenden Abschnittes ist bei Aetius S.392 $ ıı Ilvdayopas Ava&a- 
vopas IMarwv Zevorparns KNeavöns Oupadev eiokpiveodaı TOv vovv 
‚erhalten. Dieser Bericht geht höchst wahrscheinlich auf Posidonius zu- 
rück, der ein Interesse dafür haben musste, für seine eigene Ansicht’, 
‚ältere Autoritäten vorzuführen. In Philo’s Vorlage stand gewiss auch die 
stoische von ihm berichtete Theorie von der Verwandlung der vegetabi- 
lischen Seele in die animalische durch Berührung mit der äusseren Luft‘. 


! Die »Zerspaltung des Stoffes in kleine und kleinste Capitelchen« (Dıers, Par- 
menides’ Lehrgedicht S.ır2) wird schuld daran sein, dass bei Aetius S.388 eine ent- 
sprechende Angabe fehlt. Auffallend ist, dass auch Nemesius S.67 Matthaei Kpırias 
de aiua bewahrt hat, obgleich er auf Aetius zurückgeht. 

2 Vergl. Jaugticn a. a. 0. 8.363, 19 os de rov Apıororekuk@v Tıves boonyovvrau, eidos 
eotı TO mepl ToIs awuacıv. 

® Der Gegensatz ist schief. Besser wäre im ersten Gliede yewara 0 eiWvs ana 
TO oouarı, aber zu Ändern wird nichts sein. Das Problem wird von Philo auch De 
spec. leg. III zo (II 319 Mang.) behandelt, vergl. Lact. De opif. 17,7. 19, ı mit den 
von Branpr angeführten Stellen des Hieronymus, und (auch zu den andern psycho- 
logischen Problemen) Arnobius I 38. Porphyrios hat dem Problem eine besondere 
Schrift gewidmet (herausg. von KAusrreiısch im Anhang der Abhandl. der Akademie 1895), 
deren Verhältniss zu Tert. (s. besonders De anima 25 fl.) eine Behandlung verdient. 

* Siehe Diers zu der Stelle. 

° CorssEen, De Posidonio S. 25. 30 ff. Diers zu Epiphanius S. 587, 19. Tertull. 
De anima 25. 26. 41. 

° Die Zeugnisse bei Sven, Psychologie der Stoa I S.ı14 und Karsrreiscn zu 
Porphyrios S.54, 17. 62, 24; vergl. besonders Hippolyt S.571, 17 DıeLs yeveodaı ex ns 


Sitzungsberichte 1897. 99 


1078 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 2. December. 


Ganz genau stimmt die bei Philo folgende Erörterung der drei 
Möglichkeiten: der Vernichtung (des vovs) durch den Tod, des be- 
schränkten und endlich des unbeschränkten Fortlebens mit Cie. Aetius 
S. 392.393 $ ı-4 überein‘. 

Endlich erwähnt Philo in der Frage nach dem Sitz der Seele die 
Ansicht, die ihn in’s Haupt, und die, welche ihn in’s Herz verlegt. 
Beide Ansichten werden von Cie. Tert. Aetius S. 391 mit Nennung der 
Vertreter berichtet”. 

Es ist klar, dass Philo in den soeben betrachteten Abschnitten 
die Zusammenstellung einer doxographischen Quelle über Himmel, 
Sterne, Mond, Wesen, Entstehung, Fortleben und Sitz der Seele benutzt 
hat. Im psychologischen Abschnitt war dieselbe reicher als Aetius. 
Das lässt sich hier nieht nur aus der Thatsache, dass Aetius in der 
Frage nach dem Wesen der Seele nur für die philonischen Punkte 
5.6.7. ı Parallelen bietet, erschliessen, sondern auch durch die ge- 
nauere Übereinstimmung der anderen Berichte mit Philo in mehreren 
Punkten” erweisen. Und über die Entstehung der Seele bietet Philo 
eine Zusammenstellung, die durch einen an falscher Stelle eingeord- 
neten Rest bei Aetius als Bestandtheil der doxographischen Quelle 
erwiesen wird. Dieser dürfen wir daher auch den Überschuss des 
philonischen Berichtes über den des Aetius in dem meteorologischen 
Theile (S. 1075) zuschreiben, wenn auch hier andere Quellen, die eine 
Kürzung der Vorlage durch Aetius bestätigen, nieht zur Verfügung stehen. 

Welches der von Dıerrs behandelten doxographischen Werke von 
Philo benutzt ist, ergiebt sich schon aus chronologischen Erwägungen. 
Der von Diers aus Pseudo-Plutarch (um 150) und Stobaeus reconstruirte 
Aetius wird von Dirrs um 100 n. Chr. angesetzt. Die zeitliche 


dıö kal kakerodaı yruxijv. Dieselbe Etymologie auch 
bei Tert. a. a.O. (zuerst bei Plato, Kratylos S. 399 E). 

! Vergl. besonders den Philo und Aetius gemeinsamen Ausdruck ovupdeiperda, 
auch Tert. a a.0.54 (Dıers S.205), Varro in den Commenta Lucani (Diers S. 199). 

®2 Vergl. Pollux bei Diers S.207 und Caelius Aurelianus (Soran) Acutorum mor- 
borum 18 S.24.25 Harrer. Den Vergleich des Hauptes mit der dxpomoxıs, den Philo 
auch sonst gebraucht, wird er auch hier direet Plato’s Timaeus S.70A entlehnt haben. 
Die Stelle ist auch von Cic. De nat. deor. II 140, Lact. De opif. 16,4, /lepi vrovs 
Cap. 32, 5 benutzt. 

3 Cie. kennt die Punkte 2.1.7.5.6, Macrobius (Dırıs S.213) 5.6. 7(4). 1. 2, 
Pollux (Diers S.207) 1.2, Jamsricn a.a. O. 4. 3. 5. 7. — Lactantius behandelt der Reihe 
nach die Fragen nach dem Sitz der Vernunft (16), nach Wesen (17; Punkt 2 und ı 
werden behandelt, schon im 16. Kap. Punkt 7) und Entstehung der Seele (19, vergl. 17,7), 
berührt die Unsterblichkeit (17, 1). Er betont wie Philo die Unbegreiflichkeit der Seele 
(16,1. 17,1) und zieht wie dieser die Unlösbarkeit kosmologischer Probleme zum Ver- 
gleiche heran (17,6). Aber bei der Verschiedenartigkeit der von Lact. benutzten Quellen 
(s. Branor, Wiener Studien XIII 255 ff.) erscheinen diese Berührungen zufällig und sind 
nicht für die Reconstruction der von Philo benutzten Quelle zu verwerthen. 


’ nor - r 
mepıyr'&ews TOV AEPOS TOV TEPLIEXOVTOS, 


Wenprann: Eine doxographische Quelle Philo’s. 1079 


Umgrenzung der von Aetius excerpirten Quelle, die Dirrs Vetusta 
placita benennt, ergiebt sich aus den Thatsachen, dass Posidonius 
und Asklepiades an letzter Stelle aufgeführt werden, und dass Varro 
sie benutzt hat. Sie ist um die Mitte des ı. Jahrhunderts n. Chr. 
anzusetzen. Diese Schrift kann allein als Quelle Philo’s in Betracht 
kommen. Und wenn ihr Verfasser das grundlegende von ihm excer- 
pirte Werk des 'Theophrast namentlich aus Posidonius, der doxogra- 
phische Zusammenstellungen liebte, ergänzte und bereicherte, so stimmt 
dazu vortrefflich, dass die bei Aetius gar nicht oder nur zum Theil 
erhaltenen Bemerkungen über die Fixsternsphaere und über die Ent- 
stehung der Seele mit Wahrscheinlichkeit sich auf Posidonius zurück- 
führen liessen. Die Benutzung der Vetusta plaeita durch Philo er- 
giebt sich aber auch daraus, dass die mit ihm oft übereinstimmenden 
Autoren, wie Cicero, Soranus (bei Tert. und Pollux), Macrobius nach 
Diers von derselben Quelle abhängig sind'. 

Durch die bisherige Betrachtung wird auch Diezs’ Urtheil über 
den in Philo’s Schrift De prov.I22 S.ıı eingelegten doxographischen 
Bericht wept apyov bestätigt, wenn es einer Bestätigung bedarf. 
Daraus, dass der Bericht ohne jeden Rest im Pseudo-Plutarch auf- 
geht, schloss Diers, dass er interpolirt sein müsse. Philo konnte 
weder Pseudo-Plutarch noch Aetius benutzen, nur die Annahme einer 
Abhängigkeit von den Vetusta placita wäre chronologisch möglich. 
Und dass der echte Philo diese in der 'That gekannt und benutzt 
hat, darf nun als erwiesen gelten. Die Unterdrückung der Namen 
in der Schrift über die Träume bestätigt Diezs’ Urtheil über die in- 
terpolirte Episode in der Schrift De prov. (S. 3): qui vel leviter Phi- 
lonei stili proprietatem gustaverit, eiusmodi nominum seriem quae a 
catalogi siccitate nihil distat in ullo usquam libro inveniri negabit. 
Die Art der Benutzung der Vetusta placita ist lehrreich und bezeugt 
Philo’s geringes Verständniss für die Fragen, die für ihn nur propae- 
deutisches Interesse haben. 


! Über Cicero äussert freilich Dırrs S. 2ı1. 212 Zweifel. Die Möglichkeit, dass 
er Posidonius direct benutzt hat und dieser auch in den Placita benutzt ist, ist sehr 
zu erwägen. Für Philo kommt diese Möglichkeit weniger in Betracht wegen der 
Dürftigkeit der Excerpte und weil man annehmen müsste, dass in beiden Abschnitten 
zwei Schriften des Posidonius zu Rathe gezogen seien. 


Ausgegeben am 9. December. 


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1081 


SITZUNGSBERICHTE 1897. 
DER L. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 


AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


2. December. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. 


Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 


*]. Hr. Mögıus las über die Fauna von Deutsch-Ostafrika. 

Die bis jetzt von dort wissenschaftlich bekannt gewordenen Land- und Süss- 
wasserthiere, noch nicht 6000, machen offenbar nur einen kleinen Theil der daselbst 
lebenden Thierformen aus. Deutsch-Ostafrika besteht aus drei klimatisch verschiedenen 
Faunengebieten: aus dem niedrigen feuchten Küstenstrich, dem wasserarmen Steppen- 
lande im Innern und dem üppigen Waldgebiet an den Ufern der Seen. In das letztere 
dringen viele Arten aus dem tropischen Westafrika ein. 


2. Hr. Warsgure legt eine für die Abhandlungen der Akademie 
bestimmte Mittheilung des Hrn. H. Kayser (Bonn) vor: Ȇber die 
Spectren der Elemente«. 

Die Mittheilung enthält die mittelst des elektrischen Lichtbogens dargestellten, 


an photographischen Aufnahmen ausgemessenen Spectra der Metalle der Platingruppe. 
Die gemessenen Wellenlängen sind in Tabellen verzeichnet. 


Ausgegeben am 9. December. 


* erscheint nicht in den akademischen Schriften. 


Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 


Sitzungsberichte 1897. 100 


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1083 


SITZUNGSBERICHTE 17: 
DER LI 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 
ZU BERLIN. 


9. December. Gesammtsitzung. 


Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEn. 


l. Hr. Herrwiıs legt eine Abhandlung des Privatdocenten Dr. Ru- 
poLpn Krause, Assistenten am anatomisch -biologischen Institute hier- 
selbst, über Bau und Function der hinteren Speicheldrüsen 
der Oetopoden vor. 

Die Untersuchungen sind an der zoologischen Station in Neapel mit Hülfe eines 
Reisestipendiums der Gräfin Lvıst Bose -Stiftung ausgeführt worden. 

2. Hr. Auwers überreichte das Werk: A Determination of the 
Solar Parallax and Mass of the Moon, from Heliometer Observations 
of the minor planets Iris, Vietoria and Sappho made in the years 
ı888 and 1889 at the Royal Observatory, Cape of Good Hope, in co- 
operation with the observatories of Yale College (Newhaven), Leipzig, 
Göttingen, Bamberg and Oxford (Radcliffe), and from Meridian Ob- 
servations made at all the prineipal observatories, planned and dis- 
eussed by Davıp Gisr with the co-operation of Arrnur AuwErs and 
W.L. Erkm. Vol.I, London 1897. Vol. U, London 1896. 


3. Hr. Prof. S. Lermans in Heidelberg übersendet den Nachtrag’ 
zu seinem Werke 'Franz Borr, sein Leben und seine Wissenschaft‘, 
Briefwechsel zwischen Franz Borr und WırHeLm von HumsBoLpr ent- 
haltend. 


4. Die Akademie hat ihrem langjährigen Mitglied und Secretar, 
Hrn. Mommsen, an seinem achtzigsten Geburtstage (30. Nov.) eine von 
Hrn. B. Kruse ausgeführte Plaquette mit Monmsew’s Bildniss und der 
Umschrift THEODORO MOMMSEN OCTOGENARIO DECORI SUO PIETATIS ERGO ACA- 
DEMIA SCIENTIARUM BORUSSICA XXX NOV. mpccexcvu nebst Begleitschreiben 
des Vorsitzenden zugehen lassen. 

5. Die Akademie hat die correspondirenden Mitglieder ihrer phy- 
sikalisch-mathematischen Classe, Hrn. ALsrecnt ScnrAaur in Wien am 


Sitzungsberichte 1897. 101 


1084 Gesammtsitzung vom 9. December. 


29. November, Hrn. Aucust WInnEckE in Strassburg, verstorben in 
Bonn am 2. December, durch den Tod verloren. 

6. Die physikalisch-mathematische Classe hat zu wissenschaft- 
lichen Zwecken bewilligt 700 Mark Hrn. Prof. Dr. Fr. Dautr in Kiel 
behufs Sortirung und Ordnung des von ihm in Raltım gesammelten 
faunistischen Materials; 500 Mark Hrn. Lehrer Prıuipp Faurn in Land- 
stuhl zur Herausgabe von Zeichnungen der Planeten Jupiter und Mars; 
1200 Mark Hrn. Privatdocenten Dr. Cart HoLrermann in Berlin zur 
Herausgabe eines Werks über ostindische Pilze. — Die philosophisch- 
historische Classe hat Hrn. Prof. Dr. TuEopor Bürrner-Wosst in Dresden 
als Honorar für die Herausgabe des 3. Bandes des Ioannes Zonaras 
1000 Mark bewilligt, auch der Verlagsbuchhandlung E. Weber in Bonn 
das für denselben Band von ihr ausgelegte Honorar von 540 Mark 
erstattet. 


1085 


Über Bau und Function der hinteren Speichel- 
drüsen der Octopoden. 


Von Dr. RupoLr Krause, 


Privatdocent an der Universität. 


(Vorgelegt von Hrn. Hrrrw«ıe.) 


Dr: vergleichende Histologie und Physiologie der Drüsen ist ein zur 
Zeit noch recht wenig bebautes Gebiet; vor Allem gilt dies von den 
Drüsen der Wirbellosen, und doch dürfte gerade das Studium jener 
relativ einfach gebauten Organe geeignet sein, das Wesen der Assimi- 
lations- und Seeretionsprocesse unserem Verständniss näher zu bringen. 
Die Mehrzahl der Arbeiten, die hier zu nennen wären, beschäftigen 
sich entweder einseitig mit der Erforschung der Structurverhältnisse 
oder sie beschreiben die Eigenschaften der von jenen Drüsen gelieferten 
Seerete. Dass durch solch einseitig morphologisches oder physiolo- 
gisches Arbeiten schwerwiegende Irrthümer gezeitigt werden, das liesse 
sich an einer ganzen Reihe von Beispielen darthun. Ein wirklich ge- 
winnbringendes Arbeiten auf diesem Gebiete muss suchen, das physio- 
logische Experiment mit der histologischen Untersuchung zu vereinigen, 
so, wie uns vor Allem HeEıpEnHnAaın und EnGELMAnN in ihren classischen 
Untersuchungen bewiesen haben. 

Von allen Invertebraten bieten uns die Mollusken wohl mit die 
günstigsten Verhältnisse dar, da sich unter ihnen ausserordentlich 
hochorganisirte Thiere finden, deren drüsige Organe dem physiologi- 
schen Experiment leicht zugänglich sind. Es hat sich auch schon eine 
ganze Reihe besonders französischer Forscher mit den Speicheldrüsen 
der Cephalopoden beschäftigt, so Pau BERT, FREDERICQ, BOURQUELOT, 
JoussEeT DE BELLESME, Lıvon, JouBın, KRUKENBERG, Rawırz und Andere, 
aber ihre Untersuchungen kranken an den beiden oben erwähnten Um- 
ständen. So arbeiteten Lıvox, Jousın. Rawırz rein histologisch und 
zogen dann aus ihren mikroskopischen Bildern Schlüsse auf die Funetion 
der Drüsen, die sich als falsch herausstellten. Andere, wie BOURQUELOT, 
FREDERICQ, KRUKENBERG Operirten mit Drüsenextracten und sprachen 
dem Secret jede specifische Wirkung ab. 


101* 


1086 Gesammtsitzung vom 9. December. 


Mir schien es deshalb eine lohnende Aufgabe, die Speicheldrüsen 
der Cephalopoden einer gründlichen experimentell histologischen Unter- 
suchung zu unterwerfen. Während eines zweimaligen mehrmonatigen 
Aufenthalts an der zoologischen Station zu Neapel, der mir durch die 
Munificenz der Gräfin Lurse Bose-Stiftung ermöglicht wurde, war es 
mir vergönnt, diesen Plan zur Ausführung zu bringen, und es sei mir ge- 
stattet, hier in möglichster Kürze die erhaltenen Resultate mitzutheilen. 

Von den Speicheldrüsen der Cephalopoden, speciell der Octopoden, 
kamen für mich nur die hinteren oder abdominalen Drüsen in Betracht, 
da die vorderen oder buccalen Drüsen in Folge ihrer Kleinheit und 
relativ schweren Zugänglichkeit dem physiologischen Experiment nur 
geringe Chancen darboten. Die hinteren Drüsen dagegen sind von ganz 
respectabler Grösse, und ihre Freilegung macht keine Schwierigkeiten. 

Soviele Untersucher sich auch schon mit diesen Drüsen beschäftigt 
hatten, noch Keinem war es gelungen, das Secret rein aufzufangen. 
Nachdem ich während meines ersten Aufenthalts in Neapel in Octopus 
macropus ein Thier gefunden hatte, bei dem es ein Leichtes ist, das 
Seeret aus der in den Ausführungsgang eingebundenen Canüle rein und 
in ziemlich erheblicher Menge aufzufangen, war das Hauptdesiderat 
erfüllt. Dann fand Hypr bei ihren im Anschluss an meine Experimente 
unternommenen Untersuchungen die interessante Thatsache, dass die 
Drüsen auch ausserhalb des Körpers kräftig secerniren. Ich konnte so 
bei einem zweiten Aufenthalt an der zoologischen Station darangehen, 
die Bedingungen, unter welchen die Secretion erfolgt, zu untersuchen 
und die Veränderungen, welche die Drüsenzellen bei ihrer Thätigkeit 
erleiden, zu studiren. 


Untersuchungsmethodik. 


Octopus macropus ist ein im Golf von Neapel ziemlich häufig vor- 


kommendes Thier. Sein Gewicht dürfte 2" wohl kaum überschreiten. 


cm 


Die Gesammtlänge betrug in maximo 120°, und zwar kommen davon 
ungefähr #/; auf die Arme und '/, auf den Körper. 

Die Thiere leben vor Allem an der felsigen Küste des Posilipp 
und der Insel Nisida und können nur bei ruhigem Wetter mittels 
Köder gefangen werden; selten nur kommen sie mit dem Grundnetz 
zu Tage. 

Ich habe im Allgemeinen frisch gefangene Thiere nicht zu Ver- 
suchen benutzt, sondern dieselben erst mindestens 24 Stunden in dem 
Bassin zur Ruhe kommen lassen. Sie vertragen die Gefangenschaft sehr 
gut und fressen auch sehr bald. Die Hauptnahrung bilden Krebse, 
vor Allem Carecinus maenas. 


Krause: Über Bau u. Funetion d. hinteren Speicheldrüsen d. Oetopoden. 1087 


Die Fesselung zum Zwecke des Experiments geschieht folgender- 
maassen. Zunächst wird dem Thier eine kräftige Schnur zwischen 
Kopf und Ansatz der Arme recht fest umgelegt, und dann werden von 
hier aus die Arme in kurzen Intervallen zusammengeschnürt. Die ganze 
Masse der Arme kommt nun in einen an beiden Enden offenen Sack, 
dessen eines Ende vor dem Kopfe fest zugeschnürt wird, das andere 
wird einfach abgebunden. Das ganze Thier wird auf einer Art Wippe 
befestigt, deren beide Arme einen stumpfen Winkel mit einander bilden. 
Beide bestehen aus Drahtgeflechten, welche sich der Form des Körpers 
anschmiegen, und sind mit Leinwand überzogen. Auf den kürzeren Arm 
kommt der Körper des Thieres, auf den längeren die in den Sack ein- 
gebundenen Arme, welche durch Umschnüren befestigt werden. Auf 
der Axe ruht der Kopf, kurz vor ihr befindet sich auf dem kürzeren 
Arm ein Loch, durch welches das Thier den Trichter durchstecken kann. 
Leitet man nun mittels eines Gummischlauches, der in einem finger- 
dieken Glasrohr endigt, continuirlich Seewasser in die Mantelhöhle, so 
kann man stundenlang experimentiren, ohne dass man durch eine Be- 
wegung des Thieres gestört wird. 

Die Fixation des Materials für die histologische Untersuchung bot 
Anfangs grosse Schwierigkeiten, da unsere gebräuchlichsten Fixations- 
mittel, auch die speciell für diesen Zweck empfohlene Osmiumsäure, 
die Structur der Drüsen nur ausserordentlich mangelhaft erhalten. Erst 
als ich die vorzügliche Wirkung des Formalins auf die Gewebe der See- 
thiere kennen lernte, bot sich mir in einer 3-4 procentigen Lösung 
dieses Körpers in Seewasser ein vorzügliches Fixationsmittel. 

Zur Darstellung der Nervenausbreitung in den Drüsen habe ich 
sowohl die Methylenblaufärbung als auch die Golgimethode und die 
Goldbehandlung in Anwendung gezogen, leider mit nur geringem Er- 
folg. Die intravitale Injeetion von Metlıylenblau in das Gefässsystem 
verbietet sich von selbst, da dieser Farbstoff in Seewasser nur wenig 
löslich ist und die Thiere gegen Süsswasser oder destillirtes Wasser 
ausserordentlich empfindlich sind. Ausserdem fällt der Farbstoff in dem 
Octopus-Blut, das ungefähr denselben Salzgehalt wie das Meerwasser 
hat, sofort aus. Man ist also auf die Färbung frischer Schnitte auf 
dem Objectträger angewiesen, und dabei tingiren sich die Drüsenzellen 
so intensiv, dass alles Andere verdeckt wird. 


Makroskopisches Verhalten der Drüsen. 


Die hinteren Speicheldrüsen von Octopus macropus stellen zwei 
längliche mächtig entwickelte Drüsen dar, welche innerhalb der Leibes- 
höhle und zwar in deren vorderstem Abschnitt gelegen sind. Die Form 


0) \ . 
1088 Gesammtsitzung vom 9. December. 


der Drüsen ist die eines stark in die Länge gezogenen Ovals, dessen 
grösster Querdurchmesser etwa in der Mitte oder auch etwas weiter 
nach vorn liegt. Die dorsale Fläche ist stärker gewölbt als die ven- 
trale. Das hintere Ende ist stark verdünnt, das vordere verdickt und 
durch eine leichte Einziehung der medialen Kante etwas gegen den 
übrigen Drüsenkörper abgesetzt. 

Die Oberfläche erscheint im frischen Zustand glatt und lässt nur 
sehr undeutlich eine Felderung erkennen. Die letztere, die an fixirten 
Drüsen deutlicher hervortritt, ist nicht etwa eine durch stärkere Binde- 
gewebsentwickelung bedingte Sonderung in Drüsenläppchen, eine solche 
fehlt hier vollständig. 

Die Farbe der Drüsen ist Weisslichgrau mit einem leichten Stich 
in’s Gelbliche. 

Das Gewicht der Drüsen schwankt ausserordentlich, das geringste 
beobachtete war 2°'2, das höchste 16°6. Wenn man nun auch im 
Allgemeinen sagen kann, dass mit der Grösse des Thieres auch das 
Gewicht der Drüsen wächst, so finden sich doch viele Ausnahmen 
von dieser Regel. Im ungünstigsten Falle betrug das Drüsengewicht 
0.39 Procent des Körpergewichts, im günstigsten 1.76 Procent. Es er- 
hellt daraus, dass die hinteren Speicheldrüsen procentualiter einen ganz 
erheblichen Bestandtheil des Octopus-Körpers bilden. Zum Vergleich 
sei daran erinnert, dass z. B. beim Menschen die drei grossen Speichel- 
drüsen zusammengenommen allerhöchstens 0.1 Procent des Körperge- 
wichts erreichen. 

Der Ausführungsgang tritt an der ventralen Fläche der Drüse 
aus einer tiefen Furche, Drüsenhilus, hervor, welcher sich im oberen 
Drittel der Drüse findet. Die ungefähr stricknadeldicken Gänge bei- 
der Drüsen —- der linke ist gewöhnlich etwas länger als der rechte — 
vereinigen sich bald; der Hauptkanal verläuft auf der linken Seite der 
Speiseröhre, durchsetzt mit ihr den Kopfknorpel und dringt ventral 
von ihr in die Buccalmasse ein, um sich in die Mundhöhle zu öffnen. 

Die die Drüse versorgenden Arterien stammen aus der Aorta ce- 
phalica, und zwar entspringt jederseits ein kleines, sehr dünnes Äst- 
chen entweder aus dem Stamm der Aorta selbst oder aus ihren beiden 
Hauptästen. Dasselbe wendet sich, eingebettet in eine Falte der 
Leibeshöhlenwand,. rückwärts, erreicht das vordere Ende der Drüse 
und dringt im Hilus in die Drüsensubstanz ein. Wie schon bemerkt, 
ist diese Hauptarterie sehr fein und steht in auffallendem Missver- 
hältniss zu dem mächtigen Drüsenkörper. Ein noch feinerer Zweig 
kommt quer von der Aorta herüber, ebenfalls in einen Fortsatz der 
Leibeshöhlenwand eingebettet, doch scheint sein Vorkommen nicht 
eonstant zu sein; ich habe ihn mehrfach vermisst. 


Krause: Über Bau u. Function d. hinteren Speicheldrüsen d. Oetopoden. 1089 


Innerhalb der Drüse spaltet sich sehr bald die Arterie vielfach, 
und ihre feinsten Zweige gehen in wandungslose Räume über, die 
zwischen den Drüsentubuli gelegen sind. Niemals ist es mir gelungen, 
Capillaren nachzuweisen trotz zahlreicher Injeetionen von Berliner Blau 
und gefärbten Leimmassen. Schon sehr bald, nachdem die Masse in 
die Drüse eingedrungen ist, erscheint sie auch auf der Oberfläche. 
Injieirt man die Organe in situ, so findet man nach Eröffnung der 
Leibeshöhle dieselbe völlig mit der Injeetionsmasse angefüllt und in 
sie eingebettet die Drüsen. Ich muss im Gegensatz zu LAnsEr das 
Vorkommen von Bluteapillaren hier in Abrede stellen. 

Durch die prächtigen Untersuchungen von Mine Epwarps und 
VALENCIENNES haben wir erfahren, dass die Leibeshöhle der Oetopoden 
einen grossen Blutsinus darstellt, in welchen das venöse Blut des 
Verdauungstraetes sich ergiesst und in dem die hinteren Speichel- 
drüsen gleichsam schwimmen. Wir werden später sehen, welche 
fundamentale Bedeutung diese Einrichtung für die Physiologie unserer 
Drüsen beansprucht. 

Die Nerven der hinteren Speicheldrüsen stammen aus dem Bucco- 
intestinalganglion, legen sich sehr bald dem Speichelgang innig an, 
umflechten ihn und gelangen mit seinen beiden Zweigen in den Hilus 
der Drüsen. 

Öffnet man die Leibeshöhle des lebenden Thieres, so werden 
meistens bei der nächsten heftigen Exspiration die Drüsen aus der 
Leibeshöhle herausgeschleudert. Sie sind nämlich nur durch wenige 
und sehr dehnbare Ligamente an Ort und Stelle befestigt. Vor Allem 
kommt hier eine Duplieatur in Betracht, welche sich von der Speise- 
röhre herüber zum Drüsenhilus erstreckt, ferner eine vom vorderen 
Ende der Leibeshöhle zum Vorderende der Drüse sich ausspannende 
Duplicatur, in der, wie erwähnt, die Drüsenarterie verläuft. Selbst- 
verständlich bildet der Ausführungsgang ein drittes Befestigungsmittel. 


Der feinere Bau der ruhenden Drüsen. 


Am zwecekmässigsten wird die Beschreibung beginnen mit dem 
Ausführungsgang. Derselbe zeigt zunächst eine Auskleidung mit hohen 
eylindrischen Zellen, die keine besonders erwähnenswerthen Eigen- 
thümlichkeiten darbieten. Meist buchtet sich die Schleimhaut in Fal- 
ten in’s Innere vor. Auf eine wenig entwickelte Submucosa folgen 
dann nach aussen mehrere mächtige Muskelschichten, deren Elemente 
eine ausserordentlich deutliche Querstreifung zeigen. Nach Livos und 
Jougın soll es sich hier um bindegewebige und elastische Elemente 
handeln. Davon kann gar keine Rede sein. Wer einmal gesehen 


1090 Gesammtsitzung vom 9. December. 


hat, wie energisch sich der Gang contrahirt, wenn man ihn mit den 
Elektroden berührt, der wird auch ohne histologische Untersuchung 
an der Existenz von Muskelfasern hier nicht mehr zweifeln. Es lassen 
sich sowohl eirculäre als auch longitudinale Muskelbündel unterschei- 
den und zwar findet sich eine innere und äussere longitudinale und 
eine mittlere eireuläre Schicht. Zwischen die Muskelbündel eingela- 
gert trifft man die mächtigen Nervenstämme, die mit dem Kanal in 
die Drüse eindringen. 

Hier angekommen verliert der Gang immer mehr seine Musku- 
latur, mit jeder dichotomischen Theilung werden die Muskelschichten 
schwächer, bis schliesslich nur noch eine einfache Lage sehr platter und 
relativ breiter Muskelfasern übrig bleibt, die die Drüsenröhrchen ring- 
förmig umfassen und an denen eine Querstreifung sich nicht mehr nach- 
weisen lässt. Die den Gang auskleidenden Cylinderzellen werden gleich- 
zeitig immer breiter, das früher sehr diehte Protoplasma lichtet sich und 
lässt deutlich eine fibrilläre Structur erkennen. 

Haben die Zweige des Ganges ein mittleres Caliber erreicht, so 
lässt sich an ihrem Epithel eine ganz eigenthümliche Veränderung beob- 
achten. Es schieben sich nämlich zwischen die Cylinderzellen Gebilde 
ein, die sich in ihrer Form mit etwas in die Breite gezogenen Geschmacks- 
knospen vergleichen lassen. Auf einem Querschnitt trifft man meist 
4-6 solcher Knospen. Jede besitzt einen engen, sich in das Gang- 
lumen öffnenden Porus, welcher in einen kleinen eentralen Hohlraum 
führt. Die ganze Knospe ist ausgefüllt von feinsten Fäserchen, welche 
strahlenförmig vom Porus nach der Peripherie ziehen. Untersucht man 
frisch in dünner Methylenblaulösung gefärbte Schnitte, so findet man 
(lie die Knospen füllenden Fädchen lebhaft metachromatisch rothgefärbt, 
während sich die Kerne und das übrige Protoplasma blau tingiren. Eben- 
falls roth erscheint auch ein das Lumen des Ganges unmittelbar ausklei- 
dender Cutieularsaum, in welchen die Fädchen übergehen. Jedes Fäd- 
chen zeigt in seinem Verlauf eine Anzahl feiner Knötchen und endigt 
nicht selten in einem solehen. Es liefern solche Methylenblaupraeparate 
ausserordentlich zierliche Bilder. 

Rawırz, der diese eigenthümlichen Gebilde schon beschrieben 
hat, hielt den Inhalt der Knospen für Krystalle. Dagegen spricht 
ihre Form und der Umstand, dass diese Gebilde ganz unlöslich sind 
in den verschiedenen Reagentien. Es handelt sich hier sicherlich um 
echte protoplasmatische Bildungen von allerdings ganz räthselhafter 
Function. 

Zwischen den Knospen liegen eylindrische, mehr oder weniger 
breite Zellen, deren periphere Abschnitte zusammentliessen und so einen 
protoplasmatischen Ring bilden, welcher das Epithel nach aussen ab- 


Krause: Über Bau u. Function d. hinteren Speicheldrüsen d. Octopoden. 1091 


schliesst. Diese periphere Protoplasmazone zeigt eine ganz exquisite 
Radiärstreifung und liefert Bilder, die unwillkürlich an die Heıpennain- 
schen Stäbehen der Speichelröhren bei Säugethieren erinnern. Die 
äussere Umhüllung bildet eine einfache Lage von Muskelzellen. In der 
Umgebung dieser Speichelröhren findet man immer Bindegewebe in 
grösserer Masse. 

Durch fortgesetzte diehotomische Theilung der Gänge entsteht 
schliesslich ein dichtes Gewirr von Drüsenschläuchen, welche blind 
endigen. Die sie auskleidenden Zellen sind bald mehr eylindrisch, bald 
mehr kegelförmig, deutlich gegen einander abgegrenzt und zeigen alle die 
Eigenthümlichkeit, dass sie nach dem Lumen des Tubulus zu offen sind. 
Jede Zelle enthält einen rundlichen oder ovalen Kern mit deutlichem 
Chromatingerüst und Nucleolen, er liegt immer in dem peripheren Ab- 
schnitt der Zelle. Manchmal ist er auch sehr schmal und stark in 
die Länge gezogen, auf dem Schnitte striehförmig. 

Jede Zelle lässt eine periphere und eine centrale Zone erkennen. 
Die erstere ist meist sehr schmal, oft nur schwer nachweisbar. Sie 
besteht aus einem ziemlich dichten, fädigen Protoplasma. In Bezug 
auf die ausserordentlich mächtige centrale Zone können wir vier Arten 
von Zellen unterscheiden. Zunächst scheint in vielen Zellen diese Zone 
bei schwächerer Vergrösserung gänzlich leer zu sein. Wendet man 
Jedoch starke Immersionssysteme an und untersucht Praeparate, die mit 
intensiven Protoplasmafärbstoffen, wie Rubin 5, gefärbt sind, so ge- 
wahrt man ein sehr feinfädiges und weitmaschiges Protoplasmanetz- 
werk. Die zweite Art von Zellen enthält in den Maschen dieses Netz- 
werks sehr feine Körnchen, die sich in Biondilösung lebhaft roth färben. 
In der dritten Art von Zellen gewahrt man sehr grosse, mächtige Gra- 
nulationen, mit welchen die Zellen geradezu vollgepfropft sind. Von 
einem Protoplasmanetzwerk ist hier nichts zu sehen, es wird durch 
die mächtigen Einlagerungen verdeckt. In manchen Zellen fliessen die 
einzelnen Granula zu grossen Ballen zusammen. Die Färbung, welche 
diese Granulationen in der vorerwähnten Farblösung annehmen, schwankt 
zwischen Roth und Orange, besonders die grossen Seeretballen färben 
sich lebhaft orange. Endlich wäre noch eine vierte Art von Zellen 
zu erwähnen, sie finden sich nur sehr zerstreut, sind meist recht schmal: 
ihr Inhalt besteht aus einer in Biondilösung schwachgrün gefärbten 
Masse. Es könnte hiernach scheinen, als ob wir es mit Schleimzellen 
zu thun hätten, doch ergab die Controlfärbung mit anderen Schleim- 
färbungsmitteln, wie Thionin, Methylenblau, Mueicarmin u. s.w. ne- 
gative Resultate. Auch die chemische Untersuchung des Secrets macht 
diese Annahme höchst unwahrscheinlich, da sich in demselben Schleim 
nicht nachweisen lässt. 


1092 Gesammtsitzung vom 9. December. 


Reizungsversuche am lebenden Thier. 


Da, wie früher erwähnt wurde, der die Drüse versorgende Nerv 
mit dem Ausführungsgang innig verbunden ist, so ist eine isolirte Rei- 
zung des Nerven nur dieht an seinem Ursprung aus dem Buccointesti- 
nalganglion möglich. Für gewöhnlich ist es jedoch vorzuziehen, die 
Elektroden direct dem Gang anzulegen. Die Operation gestaltet sich 
sehr einfach. Ein 2- 3° langer Schnitt in der Mittellinie der Rücken- 
tläche, dieht hinter den Augen beginnend, legt den Schlund frei, neben 
dem leicht der Speichelgang aufzufinden ist. Nachdem der Gang ange- 
schnitten ist, wird eine passend ausgezogene Glascanüle eingeführt und 
eingebunden. Man muss sich nur hüten, die Leibeshöhlenwand anzu- 
schneiden, da sonst das in ihr enthaltene Blut ausfliesst und man na- 
türlich unter ganz abnormen Bedingungen arbeitet. Zur Reizung be- 
nutzte ich ein Schlitteninductorium, welches durch ein gewöhnliches 
Tauchelement gespeist wurde. 

Nachdem die Canüle eingebunden ist, fliesst zunächst gar kein 
Secret, höchstens dass sich nach längerem Warten eben die Spitze 
füllt. Werden dann die Elektroden angelegt bei einem Schlittenstand 
von 200-300”", so beobachtet man eine sehr energische Contraction 
des Ausführungsganges, derselbe verkürzt sich ganz bedeutend und 
ändert sein Caliber. Nach Verlauf einiger Secunden strömt dann das 
Secret in die Canüle ein und zwar sehr rasch und heftig. Wie Hype 
bei ihren Versuchen fand, wurde dabei das Quecksilber aus dem Ma- 
nometer geschleudert. Reizt man nun, natürlich mit Einschaltung der 
nöthigen Ruhepausen, mit derselben Stromstärke weiter, so hört bald 
die Seeretion auf und beginnt erst wieder bei Steigerung der Strom- 
stärke. Nach einer gewissen Zeit, ungefähr 2-3 Stunden, wird auch 
die Reizverstärkung unwirksam und die Secretion erlischt vollstän- 
dig. Lässt man dann der Drüse mehrere Stunden Ruhe, so kann man 
wohl noch etwas Secret gewinnen, doch ist das stets nur eine sehr ge- 
ringe Menge. 

Ich stellte mir nun zunächst die Frage: wieviel Secret vermag man 
aus den Drüsen eines Thieres zu erhalten und wie verhält sich die 
Menge des Secrets zum Gewicht der Drüsen? Die grösste Secretmenge, 
nämlich 4°563, lieferte ein Thier, dessen Drüsen 16%573 schwer waren, 
natürlich nach der Reizung gewogen. Nehmen wir nun an, dass am 
Anfang des Versuchs die ganze erhaltene Secretmenge schon in der 
Drüse enthalten war, so hat sie 21.6 Procent ihres Gewichts an Se- 
cret geliefert. Die geringste Menge Secret, nämlich 0°805, lieferte ein 
T'hier mit einem Drüsengewicht von 2°115; das wären also unter der- 
selben Annahme 27.5 Procent. Die so erhaltenen Procentzahlen zeigen 


Krause: Über Bau u. Function d. hinteren Speicheldrüsen d. Oetopoden. 1093 


eine gewisse Constanz, sie schwanken nur zwischen 20 und 30 Procent. 
Nur in einem Falle betrug der Procentsatz über 30, nämlich 32.8 Pro- 
cent, der niedrigste Gehalt war 21.0 Procent. 

Berechnet man den Procentsatz so, dass man das Secretgewicht 
mit dem Gewicht der Drüsen nach der Reizung vergleicht, so erhält 
man ganz andere Zahlen, dann sind die Schwankungen viel grösser. 
Es steht dann einem Minimum von 22.4 Procent ein Maximum von 
49.5 Procent gegenüber. 


Beobachtung des Secretionsvorgangs unter dem Mikroskop. 


Um den Seeretionsprocess direet unter dem Mikroskop verfolgen 
zu können, habe ich zwei verschiedene Wege eingeschlagen. Bei ganz 
kleinen Exemplaren von Octopus Defilippi sind die Drüsen, die ganz 
den gleichen Bau, wie die von Oclopus macropus, aufweisen, so dünn, 
dass man sie selbst noch mit starken Systemen untersuchen kann. 
Andererseits legte ich durch die Drüsen von Octopus macropus mit dem 
Rasirmesser mässig dünne Schnitte genau an der Eintrittsstelle des 
Ausführungsganges; der Schnitt hing dann an dem letzteren, und die 
Reizung liess sich bequem ausführen. Das Praeparat wurde in einige 
Tropfen Octopus-Blut eingelegt und mit dem Deckglas bedeckt. 

Beide Arten der Untersuchung lieferten das gleiche Ergebniss. 
Die die Drüsenschläuche auskleidenden Zellen erscheinen vollgepfropft 
mit Secretkörnern, welche ganz den auch im fixirten Praeparat beob- 
achteten gleichen. Ein Lumen ist an den Tubuli überall deutlich zu 
erkennen. 

Werden nun die Elektroden angelegt, so gewahrt man nach Ab- 
lauf einiger Seeunden zunächst eine Vorwärtsbewegung der in dem 
Lumen gelegenen Secretmassen. Diese Bewegung erfolgt nicht con- 
tinuirlich, sondern ruckweise, alle 20-60 Secunden erfolgt ein Vor- 
stoss. Man kann dabei auf das Schönste beobachten, wie die in den 
Zellen enthaltenen Secretkörner von dem Secretstrom gleichsam mit- 
gerissen werden. 

Die Ursache dieser Vorwärtsbewegung ist in einer Contraetion der 
die Drüsenschläuche umgebenden Muskelfasern zu suchen. Dieselbe 
erfolgt sehr langsam und träge. Häufig sieht man eine Art peristal- 
tischer Welle über einen Drüsenschlauch laufen. Wenn man gesehen 
hat, mit welcher Vehemenz das Seeret aus der Canüle geschleudert 
wird, dann muss einen diese träge Bewegung eigentlich recht über- 
raschen. Allerdings wird ja dann, wenn sich alle oder doch die grösste 
Zahl der Drüsenschläuche gleichzeitig, wenn auch langsam contrahiren, 


1094 Gesammtsitzung vom 9. December. 


in dem Ausführungsgang, dem Sammelrohr aller Schläuche, dessen 
Lumen das jener nur wenig übertrifft, eine energische Fortbewegung 
des Inhalts resultiren müssen. 


Das Secret. 


Das Secret, welches bei der ersten Reizung in die Canüle einströmt, 
ist ziemlich trüb, sehr bald jedoch klärt es sich, es bildet sich eine tiefere 
opake Schicht und eine darüberstehende wasserhelle. Fängt man es 
in sterilisirten und später zugeschmolzenen Röhren auf, so zeigt sich die 
gleiche Erscheinung. Nach 12-24 Stunden krystallisiren dann aus 
der Flüssigkeit lange, seidenglänzende, zu Büscheln gruppirte Nadeln 
aus, welche anscheinend aus Tyrosin bestehen. 

Mikroskopisch enthält der Speichel massenhaft kleinere und grössere 
Körner, welehe völlig jenen in den Drüsenzellen beobachteten gleichen 
und mit ihnen identisch sind. Häufig sieht man die grossen Kugeln 
und Ballen über und über mit kleinsten Granulis besetzt. Je grösser die 
Körner sind, desto stärker lichtbrechend erscheinen sie. Der beim 
Stehen des Secrets sich bildende Bodensatz besteht ausschliesslich aus 
solehen körnigen Massen. Andere geformte Elemente enthält das Se- 
eret nicht. 

Das aus der Canüle fliessende Secret ist leicht tropfbar flüssig und 
nicht im geringsten fadenziehend. Die Reaction ist in den meisten 
Fällen schwach sauer. Nach längerer Reizung pilegen die letzten Tropfen 
neutrale oder ganz schwache alkalische Reaction zu geben. 

In verdünnter Essigsäure ist es völlig klar löslich, in concentrirter 
Kalilauge bildet sich ein starker Niederschlag. Das Secret giebt alle 
Reactionen der Eiweisskörper. Mit Natronlauge und Kupfersulfat erhält 
man auch in der Kälte lebhafte Rothfärbung. Auf dem Wasserbad gerinnt 
das Secret wie Hühnereiweiss, und beim Verkohlen im Porzellantiegel 
entwickelt es den charakteristischen Geruch nach verbrannten Federn. 

Der Gehalt des Secrets an organischer Substanz schwankt in 10 Ver- 
suchen zwischen 19.8 Procent und 8.4 Procent. Dagegen zeigte sich 
der Aschegehalt ziemlich constant zwischen 2.4 und 3.4 Procent. Es 
ist also in letzterer Beziehung etwas ärmer als das Meerwasser, das in 
den Aquarien der zoologischen Station einen Salzgehalt von etwa 4 Pro- 
cent aufweist. 

In Bezug auf die physiologisch chemische Wirkung konnte ich 
meine früheren Angaben bestätigen. Das Secret erwies sich auf Stärke 
unwirksam, dagegen wurden Fibrinflocken rasch gelöst. 

Auch die schon früher von mir beschriebene Giftwirkung auf 
Krebse und Amphibien konnte ich wieder bestätigen, doch scheint 


Krause: Über Bau u. Funetion d. hinteren Speicheldrüsen d. Octopoden. 1095 


es mir jetzt, als ob das Gift auf die nervösen Öentralorgane haupt- 
sächlich einwirkt. Reizt man, bald nachdem die Vergiftungssymptome 
sich eingestellt haben, den Nervus ischiadicus, so erhält man noch 
Zuckungen. Die Erregbarkeit erlischt jedoch auffallend rasch. Ein- 
gehendere Untersuchungen in dieser Beziehung wären jedenfalls sehr 
wünschenswerth. 


Reizungsversuche an den ausgeschnittenen Drüsen. 


Derartige Versuche wurden in dreierlei Weise angestellt; einmal 
wurden die Drüsen in der trockenen Schale, ein anderes Mal in einer 
abgewogenen Menge Blut desselben Thieres und schliesslich in einer 
abgewogenen Menge filtrirten Seewassers gereizt. In allen diesen 
Fällen wurde der Ausführungsgang möglichst weit freigelegt, die Ca- 
nüle eingebunden und der Gang dann peripher durchsehnitten. Wäh- 
rend der Reizung wurde die gewogene Porzellanschale sorgfältig be- 
deckt gehalten, um die wohl nie ganz auszuschaltende Verdunstung 
auf ein möglichst geringes Maass zu beschränken. 


a) Reizung in der trockenen Schale. 


Wenn man die Drüsen aus der Leibeshöhle entfernt und das 
anhaftende Blut möglichst hat abtropfen lassen, so erscheint die Ober- 
tläche des Organs feucht, glänzend. Legt man nun die Elektroden 
an den Ausführungsgang an, so wird die Drüse sehr bald völlig trocken. 
Bei dieser Art der Versuchsanordnung hört die Secretion schon viel 
früher auf als bei Reizung im Körper des Thieres. Sie hält im aller- 
günstigsten Falle ı Stunde an. Auch die Menge des gelieferten Secrets 
wird beträchtlich geringer; selten überschreitet sie 20 Procent des 
Drüsengewichts, im Durchschnitt beträgt sie 15-16 Procent, als Mi- 
nimum fanden sich 14.4 Procent. Während bei der Reizung im Thier 
sich ein sehr wechselnder Gehalt des Secrets an organischen Bestand- 
theilen eonstatiren liess, waren hier die erhaltenen Werthe ziemlich 
constant, sie bewegten sich um 19.0 Procent als Mittel und differirten 
in maximo nur um 0.6 Procent. Der Aschegehalt schwankte zwischen 
2.7 und 3.1 Procent. Die Reaction des Secrets war in allen Fällen 
sehr deutlich sauer. 


b) Reizung im Blut des Thieres. 
Wurden die Drüsen in der mit dem Blute desselben Thieres be- 
schiekten Schale gereizt, so hielt die Secretion länger an als bei der 
trockenen Reizung. Diese Art der Versuchsanordnung bietet dem Ex- 


1096 Gesammtsitzung vom 9. December. 


perimentator ein höchst interessantes und eigenartiges Bild. Die Schale 
wurde so weit mit Blut gefüllt, dass die Drüsen völlig damit bedeckt 
waren. Sobald nun die Elektroden an den Ausführungsgang angelegt 
werden, saugt die Drüse den grössten Theil des Blutes in sich ein, wie 
ein trockener Schwamm. Dabei wollte es mir scheinen, als ob die Drüse 
selbst Veränderung ihrer Form zeigt. Ist das Blut eingesaugt, so be- 
ginnt das Secret in die Canüle einzuströmen, und nun stösst die Drüse 
langsam fast sämmtliches Blut wieder aus. Hat sich dieses Spiel bei 
weiterer Reizung längere Zeit wiederholt, so erlahmt allmählich die Thä- 
tigkeit der Drüse, bis vielleicht nach Ablauf einer Stunde kein Blut 
mehr aufgesaugt wird. Das Secret strömt, wenn auch sehr stark ver- 
mindert, noch kurze Zeit weiter. 

Das in der Schale vorhandene Blut ist dabei erheblich weniger 
geworden. Wenn nun auch ein erheblicher Procentsatz dieser Abnahme 
auf Rechnung der wohl kaum ganz auszuschliessenden Verdunstung 
zu setzen war, so zeigten doch genaue Wägungen, dass ein Theil der 
Flüssigkeit in das Secret übergegangen war, und zwar ergaben sich 
Zahlen zwischen ı5 und 25 Procent, bezogen auf das gelieferte Secret. 

Es war natürlich nun von grossem Interesse, zu erfahren, welche 
Bestandtheile aus dem Blut in das Secret übergegangen waren. Solche 
Versuche sind schwierig anzustellen, da sie erhebliche Mengen von 
Blut desselben Thieres verlangen, also sehr grosse Exemplare. In zweien 
solcher Versuche ergab sich, dass der Trockenrückstand des Blutes vor 
und nach der Reizung von 14 auf 18 Procent gestiegen war, es war 
also wesentlich Wasser aufgenommen und ausgeschieden worden. 

Die Menge des Secrets, welche bei dieser Art der Reizung geliefert 
wird, schwankt sehr, ist jedoch wesentlich höher als bei der Trocken- 
reizung. Das Minimum lag bei 15.2 Procent, das Maximum bei 32.3 Pro- 
cent des Drüsengewichts, durchschnittlich 23.1 Procent. Der Gehalt 
an organischen Bestandtheilen schwankt zwischen 17.1 und 18.9 Pro- 
cent und war durchschnittlich um ı Procent höher als bei der Trocken- 
reizung. 

Bringt man auf die Oberfläche der Drüse einen Farbstoff in de- 
stillirtem Wasser gelöst, der in Seewasser unlöslich ist, so findet man 
nach der Reizung die Farbstoffpartikelehen überall im Innern der Drüse 
zwischen den Tubuli. Bei Verwendung von in Seewasser gelösten Farb- 
stoffen erscheint nach einiger Zeit auch das Secret gefärbt. 

Der beschriebene, eigenthümliche Mechanismus der Secretion wird 
bedingt durch die eigenartige Blutversorgung der Drüsen. Jede Drüse 
erhält hauptsächlich nur eine ganz kleine Arterie, die in gar keinem 
Verhältniss zu dem von ihr versorgten Organ steht; sie führt aus- 
schliesslich Ernährungsblut. Diejenigen Stoffe aber, welche die Drüse 


Krause: Über Bau d. Function d. hinteren Speicheldrüsen d. Oetopoden. 1097 


zur Seeretbereitung benöthigt, die nimmt sie aus dem sie umspülenden 
Leibeshöhlenblut. Bei den Gephalopoden, bei welchen ein solch grosser 
Sinus fehlt und die Venen sich in einzelnen Stämmen sammeln, z.B. 
bei den Dekapoden, bei denen sind auch die hinteren Speicheldrüsen 
stark redueirt. Wir finden so in der Blutversorgung der hinteren Spei- 
cheldrüsen der Octopoden Trennung zwischen Ernährungsblut und fune- 
tionellem Blut, Verhältnisse, welche uns an die Blutversorgung der 
Leber bei den höheren Thieren erinnern. 


c) Reizung in Seewasser. 


Die Reizung in Seewasser ergab ganz eigenartige Verhältnisse. 
Auffallend ist vor Allem die geringe Menge von Secret, welche die 
Drüsen liefern, nämlich nur 13.3 Procent des Drüsengewichts im Durch- 
schnitt, das wären nahezu 3 Procent weniger als bei Trockenreizung. 
Die Drüse saugt von Anfang an das Seewasser bei Weitem nicht so 
energisch ein als das Blut. Die Secretion hält zwar ebenso lange an 
als bei der Blutreizung, aber das Secret rückt bei jeder Reizung nur 
um ein ganz Geringes in der Canüle vor. Der Gehalt des Secrets an 
organischen Bestandtheilen betrug im Mittel 19 Procent, also ebenso 
viel als bei der Trockenreizung. Das heisst mit anderen Worten: die 
Drüse hat nur einen Bruchtheil des in ihr schon fertig enthaltenen 
Secrets ausgestossen. Es scheint, als ob die die Drüsentubuli um- 
gebenden Muskeln dureh die Umspülung mit Seewasser eine Einbusse 
an ihrer Contractilität erleiden. Die Reaction des Secrets war in allen 
Fällen schwach alkalisch. 


Die Structur der thätigen Drüse. 


Die Bilder, welche die fixirten und gefärbten Schnitte der gereizten 
Drüsen liefern, weichen nicht unerheblich ab von denen, welche die 
ruhenden Drüsen zeigen. Vor Allem fällt es auf, dass die Drüsen- 
tubuli an den verschiedenen Stellen ein ungleiches Caliber aufweisen 
und häufig stark eingeschnürt erscheinen. Das Lumen ist fast überall 
weiter geworden. Es erklärt sich das aus einer Höhenabnahme der 
Zellen. In den letzteren selbst hat die periphere protoplasmatische 
Zone an Mächtigkeit zugenommen. Die Granulationen, welche den cen- 
tralen, an das Lumen grenzenden Theil erfüllten, sind zum allergrössten 
Theil verschwunden. Ihre Neubildung erfolgt von der peripheren Schicht 
her. Die Kerne haben durchgängig an Volumen zugenommen und sind 
mehr in den centralen Theil der Zellen eingerückt. Ja man findet sie 
sogar nicht selten dicht am Lumen. 


1098 Gesammtsitzung vom 9. December. 


Veränderungen an dem Epithel der Speichelröhren und der Aus- 
führungsgänge habe ich nicht beobachten können. 

Werden die Drüsen im 'Thier oder in der Schale mit Blut gereizt, 
so findet man die Zwischenräume zwischen den Tubuli ausgefüllt mit 
einer fein granulirten Masse, den durch das Fixationsmittel ausgefällten 
Albuminaten des Blutes. In sie eingebettet erscheinen sehr zahlreiche 
Blutkörperchen, deren protoplasmatischer Leib mit lebhaft sich färben- 
den, acidophilen Granulationen durchsetzt ist. 

Fassen wir nun die Hauptergebnisse dieser Untersuchung noch 
einmal kurz zusammen, so kommen wir zu folgenden Sätzen: 

Die hinteren Speicheldrüsen der Octopoden sind Organe, denen 
eine ansehnliche funetionelle Bedeutung zukommt, entgegen der von 
(len meisten Untersuchern vertretenen Anschauung. Der von KRUKENBERG 
vorgeschlagene und unter Anderem auch von Voser und Yune acceptirte 
Namen Pharynxschleimdrüsen ist gänzlich unpassend, da die Drüsen gar 
keinen Schleim, wenigstens nicht in nachweisbaren Mengen absondern. 

Dagegen ist das Secret sehr reich an Albuminaten und besitzt eine 
kräftige fibrinolytische Wirkung. 

Das Seeret bildet für viele Thiere ein starkes, wahrscheinlich 
auf die nervösen Öentralorgane wirkendes Gift, es wird diese Eigen- 
schaft auch von Octopus zur Tödtung der Futterthiere benutzt. 

Die Drüsen zeigen eine eigenthümliche Art des Secretionsmecha- 
nismus, welche durch die Besonderheiten in ihrer Blutversorgung be- 
dingt wird. 


1099 


Die Haeduer und Arverner unter Römischer 
Herrschaft. 


Von Orro HırscHreEL». 


(Vorgetragen am 25. November [s. oben S. 1053|.) 


er hat Gallien erobert, aber die definitive Gestaltung des Landes 
zu vollziehen haben ihn die Kämpfe und die gewaltigen Aufgaben, die 
seine letzten Lebensjahre ausfüllten, verhindert. So ist die endgültige 
Organisation seinem Nachfolger vorbehalten geblieben, der auch hier 
der Vollender des von seinem grossen Vater in die Bahn Geleiteten ge- 
worden ist. Freilich hat er die Eingliederung Galliens in den römischen 
Reichsverband in wesentlich anderer Weise durchgeführt, als Caesar und 
im Anschluss an ihn er selbst dies in der Narbonensis gethan hatte. Für 
eine Colonialverfassung nach italischem Vorbild hat Augustus das noch 
ganz barbarische Gebiet zwischen Rhöne und Rhein als nieht geeignet 
erachtet und seiner behutsamen Natur gemäss vorgezogen, die heimische 
Gauverfassung auch zur Grundlage der römischen Verwaltung zu machen. 
Römische Bürgercolonien sind daher mit Ausnahme der wohl auf Caesar 
zurückgehenden Colonia Julia Equestris, ferner der kaum ein Jahr nach 
Caesars Tod von Munatius Plancus gegründeten und anscheinend sofort 
mit dem vollen Bürgerrecht ausgestatteten Colonia Rauricorum und der 
Hauptstadt Lugudunum, in Gallien nicht vorhanden und Augustus hat 
solehe nach seinem eigenen Zeugniss nur in der Narbonensis geschaffen. 
Der Titel colonia, den Trier und einige andere Städte führen, ist den mei- 
sten nachweislich erst später beigelegt worden und bezeichnet bei einigen 
wahrscheinlich nur den Besitz des latinischen Rechts, das Augustus auch 
einzelnen Stämmen Aquitaniens zu Theil werden liess'. Wie sparsam 


‘ Die oben genannten drei Städte, von denen aber die beiden ersten später zu 
Germania gehören, sind in den drei Gallischen Provinzen die einzigen, die in dem auf 
Agrippa zurückgehenden Verzeichniss des Plinius den Titel colonia führen. Wenn Ptole- 
maeus (II, 7, 13) das Pyrenäenstädtchen Lugdunum Convenarum als koAovia bezeichnet, 
so ist dies ohne Zweifel nur eine Verwechslung mit der gleichnamigen Metropole, bei 
der überdies der Colonialtitel bei Ptolemaeus fehlt. Trier wird im ‚Jahre 70 Colonie 
genannt: Taeitus hist. IV c.62 und c.72; inschriftlich bezeugt findet sich der Titel bei 
Elusa (CIL. XIII n.546, wahrscheinlich 3. Jahrhundert), bei den Vellavi (CIL. XIII n.ı577: 
praefectus colon. in einer Inschrift der ersten Kaiserzeit), bei den Segusiavi (Meilenstein 
aus Trajans Zeit der col. Fl(avia) F[orum Segusiavorum|, wie man wohl ergänzen muss, 


Sitzungsberichte 1897. 102 


1100 Gesammtsitzung vom 9. Dec. — Mittheilung vom 25. Nov. 


der Kaiser mit der Verleihung des persönlichen Bürgerrechts in Gallien 
gewesen ist, zeigt die Erzählung bei Sueton', er habe einem Gallier 
trotz der Verwendung der Livia zwar die Befreiung von Steuern, aber 
nicht das Bürgerrecht gegeben, mit der Motivirung, dass er lieber 
den Fiscus verkürzen, als das römische Bürgerrecht gemein machen 
wolle, und in der That scheinen in jener Zeit nur vornehme und be- 
sonders um Rom verdiente Familien zu dieser bevorzugten Stellung zu- 
gelassen worden zu sein”. 

Den gallischen Gauen gegenüber hat Augustus freilich eine gewisse 
Liberalität walten lassen, indem er das Gebiet, das sie zu Oaesars Zeit 
besessen hatten, ihnen im Wesentlichen ungeschmälert beliess; aber 
den beiden mächtigsten Stämmen Galliens, den Arvernern und Hae- 
duern°, doch nur mit der Einschränkung, (dass er die grossen, zu Cae- 
sars Zeit bestehenden Clientelverbände auflöste und ebenso die Gadurci, 
Gabali, Vellavi, die nach Caesars Angabe (b. G. VII, 75) sub ünperio 
Arvernorum esse consuerunt, wie die zu den Haeduern im gleichen Ver- 
hältniss stehenden Segusiavi, Ambarri(?)*, Aulerei Brannovices und 
Andere als unabhängige Gaue constituirte®. Geboten erschien ihm diese 


vergl. CIL. XIII p.221), bei den Helvetii (seit Vespasian: Mommsen Inser. Helvet. n. 175), 
bei den Lingones (CIL. XIII n. 5685. 5693. 5694 = Mowat inscriptions de la cite des Lingons. 
Paris 1890. S. 33. 36. 52), bei den Sequani (CIL.V n.6887, vielleicht haben sie das Colo- 
nialrecht von Galba erhalten; als @albiani bezeichnet sie neben den Haeduern Taeitus 
hist. I c.5r). Die Verleihung des latinischen Rechts, ohne Zweifel durch Augustus, 
an die aquitanischen Stämme der Auscii und Convenae bezeugt Strabo IV, 2,2 p.1Igr. 
Galba hat wohl zuerst mit dem Prineip des Augustus in dieser Hinsicht gebrochen, 
vel. Tacitus hist. I, 8 (Plutarch. Galba c. 18): Galliae super memoriam Vindieis obliga- 
tae recenti dono Romanae civitatis. — Über die Organisation von Gallien in der Kaiserzeit 
verweise ich auf die Darstellung Mommsens, Römische Geschichte V S.76 ff. 

! Suetonius, Augustus c. 40. 
®2 Von den Empörern unter Tiberius, dem Trevirer Julius Florus und dem 
Haeduer Julius Sacrovir sagt Tacitus ann. III, 40: nobilitas ambobus et maiorum bona 
Jacta (gegen Caesar) eogue Romana civitas olim data, cum id rarum nee nisi virtuti pre- 
tium esset. Vgl. dazu Suetonius Aug. c.47: urbium quasdam ... merita erga populum 
Romanum adlegantes Latinitate vel civitate donavit. 

® Caesar und Cicero, zum Theil auch spätere Schriftsteller, gebrauchen die aspi- 
virte Forin, bei Livius und Tacitus schwankt die Schreibung; bei Plinius und späteren 
Schriftstellern, ferner in den Notae Tironianae und der Notitia Galliarum heissen sie 
Aedui, welche Form auch in den Inschriften vorherrscht, aber in der wohl ältesten 
Inschrift von Aventicum aus Claudius’ Zeit (Mommsen inser. Helv. n. 192) ist die Schrei- 
bung Haeduorum civitas. Auf den keltischen Münzen werden sie Edui genannt; auch 
die griechischen Schriftsteller gebrauchen nie die aspirirte Form. Vgl. CIL. XIII p. 400. 

* Wenn bei Caesar b. G. VII, 75,2 Ambarris für das überlieferte Ambluaretis ein- 
zusetzen ist; vgl. Mommsen in der Zeitschrift für das Gymnasialwesen 48, 1894 S. 211. 

Von den Vellavi bezeugt dies Strabo IV, 2, 2 p.1ı9o ausdrücklich: OverAauoı 

de era Tovrovs, ol mpoowpilovro more Apovepvors, viv de Tarrovraı xa0' Eavrovs; es gilt 
aber in gleicher Weise von den übrigen, vergl. Mommsen R. G. V S.83; Gardthausen, 
Augustus I, 2 S.665 fg. Es sollte wohl die Verleihung des (wahrscheinlich latinischen) 
Colonialrechts an die Vellavi, das gerade für die erste Kaiserzeit bezeugt ist (s. oben 


Hırschrern: Die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft. 1101 


Maassregel durch den Umfang und die Bevölkerungszahl, die von Posi- 
donius für Beide auf rund je 200000 Menschen veranschlagt wird: eine 
Zahl, die schwerlich zu hoch gegriffen ist, da Beide, allerdings mit 
ihren Clienten, zu dem Heere des Vereingetorix je 35000 Mann bei- 
zusteuern verpflichtet wurden, während von den Contingenten der 
übrigen Stämme kein einziges sich über 12000 erhebt': auch die 
40000 Mann, «ie aus dem Haeduerlande noch im Jahre 21 n.Chr. dem 
Sacrovir zuströmten’, sprechen für die Grösse und die Bevölkerungsdich- 
tigkeit dieses Stammes. Es ist dieselbe Zerstückelungspolitik compacter 
nationaler Massen, die in der von Augustus vollzogenen Abtrennung 
der 14 keltischen Stämme zwischen der Garonne und der Loire von Mittel- 
gallien zu Tage tritt, und dass gerade die Arverner sich unter diesen be- 
fanden, hat den Kaiser wohl in erster Linie zu diesem Schritt veranlasst. 

Aber er hat sich nicht mit der Loslösung der Clientelstaaten be- 
gnügt: auch die alten Hauptstädte, sowohl der Arverner, als der Hae- 
duer hat er zwar nicht vom Erdboden vertilgt, aber der Verödung 
preisgegeben, die Einwohner allem Anschein nach gezwungen, sie zu 
verlassen und sich in neu von ihm gegründeten, nicht wie die kel- 
tischen Burgen auf der Höhe, sondern in der Ebene gelegenen Städten 
anzusiedeln, die schon durch ihre die Namen Caesar und Augustus mit 
einem keltischen Worte verbindenden Namensformen anzeigen sollten, 


S. 1099 Anm.ı), eine Stärkung dieses den Arvernern benachbarten Volksstammes sein; 
das Gleiche wird man vielleicht für die Erhebung des den Haeduern benachbarten 
Forum Segusiavorum zur Colonie in Flavischer Zeit annehmen dürfen. — Anders ver- 
fuhr Caesar den Haeduern gegenüber, vgl. b.G. VI, ı2, 6: obsidibus Haeduis redditis, 
veteribus chentelis restitutis, novis per Caesarem comparatis. 

! Die Berechnung, die Beloch, Bevölkerung der griechisch - römischen Welt 
S. 455fg. auf Grund der von Caesar b. G. VII, 75 mitgetheilten Liste der Contingente zu 
dem Gallischen Bundesheer anstellt, um die Gesammtbevölkerung Galliens festzustellen, 
beruht auf einem nicht fehlerfrei überlieferten und dazu übel zurechtgemachten Text; 
darnach hätte z.B. der grosse Stamm der Lemovices nur 3000 Mann, weniger als die 
winzigen Völkerschaften der Atrebates und Veliocasses zu stellen gehabt. Diese Zahlen 
werden dann, nach Analogie der von Caesar für die Helvetier überlieferten Zahlen, "um 
ein rundes Verhältniss zu bekommen’, mit 10 multiplieirt, so die annähernde Ziffer 
der Gesammtbevölkerung gefunden und aus den gewonnenen Summen die Dichtigkeit 
der Bevölkerung festgestellt. Die Angabe des Posidonius (denn auf ihn geht Diodor 
V,25, wie allgemein anerkannt ist, zurück): n roivvv TaAaria karoıkeiraı ev bmo MoX- 
Adv edvov dtadopwv Tols neyedeon‘ Ta neyıora yap avrov oyeöov eikocı nupıadas avopov Eyeı 
(wo unzweifelhaft Arverner und Haeduer zu verstehen sind), ra ö' eAayıora mevre uv- 
pıäöas, in der freilich nur die erste Zahl einen gewissen Werth beanspruchen darf, hat 
Beloch keiner Erwähnung werth gefunden. Übrigens erklärt er selbst (Jahrbücher für 
Nationalökonomie und Statistik B. 68 S. 342), dass seine Berechnung der Bevölkerung 
der Provinzen durchaus unsicher sei. Auf Strabos (IV, 2, 3) übertriebene Angabe, wo- 
nach die Arverner gegen die Römer im Jahre ı21 v. Chr. 200000, gegen Caesar sogar 
400000 Mann ins Feld gestellt haben, ist nichts zu geben; die erstere Angabe geht viel- 
leicht auf eine Verwechslung mit der Bevölkerungszifler des Posidonius zurück ; die letztere 
Ziffer geht sogar wesentlich über die Gesammtstärke des Gallischen Bundesheeres hinaus. 

? Taeitus ann. Ill c. 43. 

102* 


1102 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 25. Nov. 


dass die neue Keltenstadt dem römischen Kaiser ihre Entstehung ver- 
danke. Solche Mischbildungen lassen sich nur in Gallien und vereinzelt 
in Spanien nachweisen: so bei den Vettones in Lusitanien Caesarobriga 
und das benachbarte Augustobriga, die Kaiserburg, ein Name, den noch 
eine zweite Stadt in der Tarraconensis führt; in Gallien ber den Turones 
Oaesarodunum, die Caesarfeste (Tours), bei den Bellovaci Caesaromagus, 
das Caesar-Feld (Beauvais), bei den Trieasses Augustobona, vielleicht 
die Kaiserstadt (Troyes), bei den Baiucasses Augustodurum, wohl die 
Kaiserfestung (Bayeux), bei den Silvaneetes Augustomagus, das Kaiser- 
feld (Senlis), bei den Lemovices Augustoritum, die Kaiserfurth (Li- 
moges), schliesslich bei den Haedui Augustodunum, die Kaiserfeste 
(Autun), und bei den Arverni Augustonemetum, das Kaiserheiligthum 
(Clermont)'. Wenn auch die Überlieferung davon schweigt, so wird 
man sich kaum der Überzeugung verschliessen können, dass alle diese 
Städte, auch wohl die nach Caesar benannten, ihren Namen dem Kaiser 
Augustus verdanken und zum Theil an Stelle der keltischen Hauptstädte 
von ihm neu gegründet worden sind. So ist an Stelle der durch 
Caesars missglückte Belagerung bekannten Stadt der Arverner, des 
hochgelegenen Gergovia, auf dem fast eine Meile südlich von Cler- 
mont” entfernten Mont de Gergovie, das in der Ebene angelegte Augusto- 
nemetum getreten. Zwar ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass 
hier bereits ein Heiligthum sich befunden und daher dieser Name für die 
Stadt gewählt worden sei; aber wahrscheinlicher ist es, dass sie ihren 
Namen dem hochberühmten, nur neun Kilometer entfernten Tempel des 
Mercurius auf dem Puy de Döme verdankt’. Die alte Stadt Gergovia 


! Betreffs der zum Theil nicht ganz sicheren Bedeutung der keltischen Worte 
vgl. Holder, altceltischer Sprachschatz I S.286 ff. und S.678; dunum wird zwar in spä- 
teren Quellen durch mons wiedergegeben, vergl. jedoch Zeuss grammatica Celtica S. 52 
Anm. und Zangemeister in den Neuen Heidelberger Jahrbüchern 5 S.98. 
®2 Die Stadt hat ihren Namen von dem schon im 8. Jahrhundert genannten Ca- 
strum Clarimunte, auch in einigen Handschriften der Notitia Galliarum p. 603 ed. Mommsen 
findet sich zu der Civitas Arvernorum der Zusatz: id est oder nunc Olarus mons oder 
Claromonten. 

® Vgl. über diesen. Tempel S.ırı2 fg. — Bereits Strabo IV, 2, 3 bezeichnet sie 
als Hauptstadt der Arverner, nennt sie aber Neuwoods; demnach wird sie erst nach 
Abfassung der Commentarien des Agrippa (vgl. S. 1104) den Augustus-Beinamen erhalten 
haben. Caesar kennt nur Gergovia und zwar als Heimath des Arvernerhäuptlings 
Vereingetorix (b. G. VII, 4, 2, vgl. Strabo a.a.O.)', also als Hauptstadt der Arverner, 
wofür ja auch ihre hohe und gesicherte Lage spricht. Die Verlegung der Hauptstadt 
nach Nemossus oder Nemetum, wo früher vielleicht eine kleine Ansiedlung bestand, 
wird daher wohl erst durch Augustus erfolgt sein. — Der Name Augustonemetum 
findet sich zwar sowohl in einigen Inschriften, als auch noch bei Ptolemaeus, den Notae 
Tironianae (n. 29 bei Zangemeister) und in der Peutingerschen Tafel, doch ist bemer- 
kenswerth, dass bereits auf Meilensteinen des Hadrian die Stadt Augusta Arvern(orum) 
heisst; es scheint also hier, gerade im officiellen Gebrauch, die keltische Endung schon 
{früh fallen gelassen zu sein. 


Hırscarern: Die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft. 1103 


verschwindet seitdem aus der Geschichte, und nur geringe Überreste 
lassen den Ort erkennen, an dem sie einst gelegen war; dass, wie man 
angenommen hat, die Einwohner gezwungen worden sind, sie zu ver- 
lassen und nach der neuen Hauptstadt überzusiedeln, ist um so wahr- 
scheinlicher, als ungleich deutlicher derselbe Vorgang sich bei der Neu- 
gründung der Haeduer-Hauptstadt verfolgen lässt. 

Als die weitaus grösste und reichste Stadt der Haeduer bezeichnet 
Uaesar (b. G. I, 23) die feste, auf dem noch jetzt ihren Namen tragen- 
den Mont Beuvray gelegene Keltenstadt Bibracte, deren bedeutende 
Überreste in den von Napoleon III. veranlassten und von dem verdienten 
Gelehrten in Autun, Hrn. Bulliot, geleiteten Ausgrabungen seit dem 
Jahre 1867 blossgelegt worden sind. Gewaltige Mauern aus der Kelten- 
zeit, massenhafte Gebäudereste, brunnenartige Begräbnissstätten, Töpfer- 
geschirr und Bronzesachen, zahlreiche keltische nebst einigen griechi- 
schen und römischen Münzen sind hier zu Tage gefördert worden, die 
von der Bedeutung der Haeduer-Stadt, in der Vereingetorix im Jahre 
52 auf einem von ganz Gallien beschickten Coneil zum Bundesfeldherrn 
gewählt wurde, eine Vorstellung zu geben geeignet sind!. Die Münz- 
reihe schliesst, wie Hr. Bulliot bemerkt, kurz vor Christi Geburt ab; 
zu den jüngsten Stücken gehören die kleinen Kupfermünzen des Augustus 
mit dem Altar der Roma und des Augustus, die sicherlich bald nach 
der Errichtung desselben im Jahre ı2 v. Ohr. geschlagen worden sind. 
Überreste aus späterer Zeit- haben sich in den Ruinen der Stadt? nicht 
gefunden, und es kann daher kaum einem Zweifel unterliegen, dass 
Bibraete um jene Zeit auf Befehl des Kaisers von den Bewohnern 
verlassen worden ist. Wohin diese aber verpflanzt worden sind, ist 
nicht zweifelhaft, da Augustus selbst als neue Hauptstadt der Haeduer 
Augustodunum 20°” östlich von Bibracte in der Ebene angelegt hat. 
Denn dass hier nicht eine ältere keltische Ansiedelung gelegen hat, 
sondern eine vollständige Neugründung erfolgt ist, haben Bulliot und 
Andere nach ihm gewiss mit Recht aus den dort gemachten Funden 
geschlossen, von denen keiner der republikanischen Zeit anzugehören 
scheint und die ältesten Münzen gerade diejenigen sind, mit denen die 
Münzreihe in Bibracte abschliesst‘. Keltische Münzen sind hier nur in 


' Vgl. Bulliots Berichte in der Revue archeologique 1869 und 1870, in dem Dic- 


tionnaire archeologique de la Gaule, epoque Celtique 1 S.450ff. und in den Memoires de 
la Societe Eduenne. 

2 Über die auf der Westseite des Berges, auf dem bis in die neuere Zeit grosse 
Märkte regelmässig abgehalten worden sind, gefundenen Ruinen und eine sehr frag- 
mentirte Weihinschrift an Mercurius Negotiator vgl. Heron de Villefosse bull. des antig. 
de Fr. 1883 p.106fl.; ferner Bulliot mem. de la Soc. Eduenne 1874 S.ı57ff. und die zu 
CIL. XIII n. 2803 ceitirten Abhandlungen desselben Gelehrten. 

® Die Nachweise giebt Bulliot in den Anm. ı angeführten Abhandlungen. 


1194 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 25. Nov. 


ganz verschwindender Zahl zum Vorschein gekommen und neben massen- 
haften römischen Inschriften hat sich nur eine keltische gefunden, die 
aber ohne Zweifel der Kaiserzeit angehört. Die Anlage der Stadt und 
insbesondere der imposanten Stadtmauern weist unzweideutig auf eine 
einheitliche Schöpfung der Zeit des Augustus hin'. Der Name Augusto- 
dunum erscheint zuerst bei Pomponius Mela; in der von Strabo be- 
nutzten Quelle, d.h. in den Commentaren des im Jahre ı2 v.Chr. gestor- 
benen Agrippa, war zwar Bibraete, aber nicht die neue Hauptstadt 
Augustodunum genannt. Hier lässt sich deutlich der Übergang von dem 
keltischen Gallien, das Caesar noch unberührt gelassen hatte, zu der Ein- 
fügung in den römischen Reichsverband verfolgen, wie sie Augustus 
vollzogen hat: ein Process, den er, wenn auch in milder Form, doch ziel- 
bewusst und mit fester Hand auf politischem wie auf religiösem Gebiet 
durchzuführen bestrebt gewesen ist. Dass die Romanisirung Galliens, 
die selbst in den grösseren Städten, abgesehen von Lugudunum und 
etwa von Burdigala, nach Ausweis der Inschriften eine recht beschei- 
dene gewesen ist, hinter den von ihm ohne Zweifel gehegten Hoff- 
nungen zurückgeblieben ist, hat er allerdings zum nicht geringen Theil 
durch die Erhaltung der keltischen Gauverfassung und die Unterlassung 
der Ansiedelung von Italikern in Colonien, wie sie in der Narbonensis 
schon vor Caesar stattgefunden hatte, selbst verschuldet, aber in weit 
höherem Grade ist dieser Misserfolg der Schwäche seiner Nachfolger 
und dem allgemeinen Niedergang des römischen Wesens in der Kaiser- 
zeit beizumessen. 

Die Arverner nennt Plinius unter den civitates liberae, doch führen 
sie in den Inschriften dieses Epitheton nicht, und es ist nicht unmög- 
lich, dass es ihnen zu Unrecht in unserem Pliniustext beigelegt worden 
ist”. Die Haeduer dagegen sind nach Plinius foederati der Römer, 
ein Ehrentitel, den ausser ihnen in Gallien (mit Ausschluss der Narbo- 


! Harold de Fontenay, Autun et ses momuments (Autun 1889) S.17: "les murailles 
d’ Augustodunum offrent une particularite archeologique des plus importantes: on n’y rencontre 
pas, comme da Dijon, a Sens, a Bourges, da Tours, a Poitiers, & Bordeaux, a Periqueux, et 
ailleurs, des debris d’anciens monuments .... tous les materiaux en sont neufs, tous les 
moöllons sortis de la carriere’ und S. 22: 'ce magnifique ouvrage est donc contemporain de 
la fondation d’Augustodunum. L’unite de sa construction, l’excellence des materiaux, la per- 
‚Fection de la main-d’oeuvre, et, par-dessus tout, l’absence totale de debris anciens, tout le 
prowe, tous du moins autorise a le penser'. 

® Es sind nämlich, wie Detlefsen (Bursians Jahresberichte 1877, 3 S. 313 fg.) 
bemerkt, zwischen den Arverni und Gabales bei Plinius n. h. IV,109 die Vellavi aus- 
gefallen und auf dem Rande des Leydener Codex von dem Corrector als Vellavi liberi 
nachgetragen. Dass diese in der T’'hat zu den civitates liberae gehört haben, beweisen 
mehrere Inschriften des dritten Jahrhunderts (CIL. XIII n. 1591. 1592. 1614); es ist 
aber möglich, dass bei Plinius nicht mit Detlefsen Vellawi liberi vor Gabales einzusetzen 
ist, sondern gestanden hat: Arverni, | Vellawi] liberi, Gabales. 


HırscHreLp: Die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft. 1105 


nensis und der Helvetii') nur noch die Remi und die Lingones in der 
Belgica und die Carnutes in der Lugdunensis führen, während in Aqui- 
tanien dieser Titel überhaupt nicht erscheint. Die Machtstellung der 
Remi zu Caesars Zeit, der ihnen den Platz unmittelbar nach den 
Haedui anweist”, wie auch die römerfreundliche Haltung, sowohl der 
Remi, wie der Lingones, die ausser den durch persönliche Gründe 
abgehaltenen Treveri die Einzigen waren, die auf dem Bundestag von 
Bibraete nicht erschienen, "weil sie an der Freundschaft der Römer 
festhielten’®, erklärt zur Genüge die ihnen wohl schon von Caesar 
selbst verliehene Föderirtenstellung, die ihnen auch in der späteren 
Kaiserzeit nach inschriftlicher Beglaubigung geblieben ist’. Unerklärlich 
ist dagegen die Privilegirung der CGarnutes, da sie weder durch die 
Grösse ihres Gebiets oder durch ihre Bedeutung (Caesar bezeichnet 
sie als Olienten der Remi’), noch durch ihr Verhalten gegen Caesar, 
mit dem sie stets in harter Fehde lagen, einer solchen Auszeichnung 
werth erscheinen. Ich glaube daher, dass hier eine Verderbniss des 
Pliniustextes vorliegt, um so mehr, als der Name des Volkes in meh- 
reren und zwar in unseren besten Handschriften (AD bei Detlefsen) 
fehlt, demnach wahrscheinlich am Rande der Urhandschrift nachge- 
tragen war; war dies der Fall, so konnte leicht bei der Einsetzung in 
den Text der Zusatz foederati von den unmittelbar bei Plinius voraus- 
gehenden Haedui fälschlich auch auf die Carnutes übertragen werden. 

Die freundschaftlichen Beziehungen der Haeduer zu den Römern 
reichen bis in das zweite Jahrhundert v. Chr. zurück. Im Jahre 121 
haben die Römer, wie Livius berichtet”, den Kampf gegen Allobroger 
und Arverner, der zur Occupation der Narbonensischen Provinz ge- 
führt hat, zum Theil deshalb begonnen, weil das Land der Haeduer 
von den Arvernern heimgesucht worden war und diese sich an die 


! Über ihr Foedus vgl. Mommsen im Hermes 16 S. 447ff.; Plinius giebt ihnen 
die Bezeichnung foederati nicht. ; 
® Caesar b.G.Vl,12,9: eo tum statu res erat, ut longe principes haberentur Haedui, 
secundum locum dignitatis Remi obtinerent. 

® Caesar b. G.V1I, 63,7; vgl. VIII, ı1, 2 über die in Caesars Heer Reiterdienste 
thuenden Remi und Lingones; V, 54,4: praeter Haeduos et Remos, quos praecipuo semper 
honore (Caesar habuit, alteros pro vetere ac perpetua erga populum Romanum fide, alteros 
pro recentibus Gallici belhi offieüs. 

* Für die Remi vgl. CIL. XII 1855. 1869; für die Lingones CIL. XIII 5681 = 
Mowat a.a.O. S. 3ı (Zeit des Septimius Severus): [civitas Lingonum] foederata; vel. 
Taeitus hist. IV, 67: proiectis foederis Romani monumentis; daraus erklärt sich auch, dass 
die civitas Lingonum vetere instituto dona legionibus dextras, hospitü insigne schickte: Ta- 
eitus hist. I, 54- 

5Caesarb.. G. VI,4,5- 

®° Livius epit. 61: quod Aeduorum agros (sociorum oder amicorum ergänzen vich- 
tig, aber ohne Gewähr die jungen Codices) populi Romani vastavissent,; aus Livius 
Florus I, 37. 


1106 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 25. Nov. 


Römer um Hülfe gewandt hatten. Bereits damals scheint von Livius, 
soweit man aus den verstümmelten Worten der Epitome schliessen 
kann, ein Bündniss zwischen Römern und Haeduern als bestehend an- 
genommen zu werden; sicher ist, dass sie in der kurz nach dem Jahre 119 
vollendeten zweiten Ausgabe der Chronik Apollodors' als ovunayoı 
Pouaiwv bezeichnet werden. Bei Caesar treten sie als alte Freunde 
der Römer auf, die mehrfach in Senatsbeschlüssen mit dem Ehren- 
namen ‘fratres consanguineique genannt worden seien’, und auch Cicero 
bezeichnet sie bereits vor Caesars Feldzug als Brüder‘ der Römer”. 
Diodor bestätigt an einer aus Posidonius stammenden Stelle (V, 25, r) 
die ovyyevera kat Pla, desgleichen Strabo' und Taeitus, der in dem 
Bericht über den Antrag des Kaisers Claudius auf Zulassung der Gallier 
zum römischen Senat die zuerst nur für die Haeduer vom Senate be- 
schlossene Zulassung mit den wohl aus dem Senatsbeschluss selbst stam- 
menden Worten motivirt: datum id foederi antigquo et quia soli Gallorum 
fraternitatis nomen cum populo Romano usurpant. Noch in den Zeiten 
des traurigsten Verfalls der Haeduer wird das vetus Romanae fraternitatis 
nomen in mannigfachen Variationen als ein auf die kaiserliche Hülfe 
Anspruch gebender Ruhmestitel von Eumenius und den sonstigen Pane- 
gyrikern verwandt’. 

Der Titel fratres et consanguinei ist ein so durchaus singulärer in 
den auswärtigen Beziehungen der Römer, dass die Verleihung desselben 
an einen gallischen Stamm in hohem Grade Befremden erregen muss. 
Denn consanguinei sind in strenger Definition nicht Blutsverwandte über- 
haupt, sondern nur die von demselben Vater Stammenden, also Brüder 


! Stephanus s. v. Abdovaıoı: adunayoı Pouawv mpos rn Kexrın Taxaria AmoANodwpos 
Ev ypovırov 0. Vgl. Schwartz bei Pauly-Wissowa ll S. 2858 ff. 

® Caesar b. G. 1, 33, 2: Haeduos fratres consanguineosque saepe numero a senatu 
appellatos. Vgl. 1, 36,5. 1,43, 6. 1,44, 9. 

® Cicero epp. ad familiares Vll,10,4; ad Atticum 1,19, 2 (aus dem Jahre 60 v.Chr.). 

* Strabo IV, 3,2 p.192: oi de Aldovor (döeA®oi schiebt wohl mit Recht Miller: 
Blätter für Bayrische Gymnasien 14, 1873 S.264 ein) kal ovyyeveis Poualov &voudlovro 
Kal mp@toı T@v Taurn rpoonAdov mpos nv Pı\lav kal ovjnaxtav. 

° Eumenius pro restaur. schol. e.4; Paneg. V c. 2ı, VIII c.2.3. Seeck (Jahrb. 
für klass. Philol. 1888 S.713 ff.) glaubt, dass die sämmtlichen hier in Betracht kom- 
menden Panegyriei von Eurmenius herrühren; verschiedene Verfasser nimmt Brandt, 
Eumenius von Augustodunum (Freiburg 1882) an. Für den 6.—9. Panegyrikus (nach 
der Numerirung bei Baehrens, der ich folge) ist die Identität nicht sicher zu erweisen; 
für 6 und 9 giebt dies Seeck selbst zu; für 7 und 8 hält er die Identität für zweifel- 
los, mit der Begründung, dass der Redner Lehrer der Beredtsamkeit ist und dass 
Augustodunum "für dasselbe Fach noch einen zweiten Lehrer gehabt hätte, ist ebenso 
unwahrscheinlich wie unbeglaubigt'. Aber ist es denn beglaubigt, dass Eumenius sich 
damals (310— 311) noch am Leben befand? — Vgl. auch das im Anfang des 4. Jahr- 
hunderts verfasste christliche Gedicht Laudes Domini v.9: qua fraterna Remo progigni- 
tur Aedua pubes. 


Hırschrern: Die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft. 1107 


und Schwestern', und wenn auch das Wort im gewöhnlichen und 
besonders im dichterischen Sprachgebrauch eine allgemeinere Bedeutung 
angenommen hat’, so wird diese Bezeichnung im internationalen Ver- 
kehr allein «den Iliensern auf Grund der zum staatlichen Dogma er- 
hobenen Tradition der Abstammung der Römer von Troja zugestanden’. 
Man hat zwar auch für Segeste und Saguntum diesen Titel in Anspruch 
genommen, aber für beide ohne jede zureichende Beglaubigung’. Da- 
gegen giebt es gerade in Gallien noch einen zweiten Stamm, der sich 
ebenfalls als fratres et consanguinei der Römer bezeichnet haben soll, 
nämlich die Arverni. Es wäre ja nun sehr interessant, wenn in der 
That den beiden mächtigsten Stämmen Galliens die gleiche Auszeich- 
nung zu Theil geworden wäre, aber man wird zugeben müssen, dass die 
Verleihung dieses Titels von Seiten der Römer an die ihnen stets feind- 
lichen Arverner, aus denen der grösste Gegner Caesars, Vereingetorix, 
hervorgegangen ist, eine äusserst auffallende Thatsache sein würde, 
und es liesse sich schwerlich ein Zeitpunkt vor oder gar nach Caesar 
finden, für den eine solche Verleihung als denkbar bezeichnet werden 


! In der anscheinend weiteren Fassung des Cassius bei Ulpianus in Digg. 


XXXVIN, 16, 10: consanguineos Cassius definit eos, qui sanguine inter se conexi sunt, 
glaubt Mommsen, dass 'fratres et sorores ex eodem patre, quia’ oder Ähnliches ausge- 
fallen sei. 

® Vgl. z.B. die Klage der römischen Soldaten in dem spanischen Heere des 
Pompeius bei Caesar b. ec. I, 74: quod arma cum hominibus necessarüs et consanquineis 
contulerint. Livius V, 16, 9, wo die Vejenter von den übrigen Etruskern als consanguinei 
bezeichnet werden und andere Stellen. 

° Suetonius, Claudius e. 25: Iliensibus, quasi Romanae gentis auctoribus, tributa 
in perpetwum remisit, recilata vetere epistula Graeca senatus populique R. Seleuco regi ami- 
citiam et societatem ita demum pollicentis, si consanguineos suos Ilienses ab omni onere im- 
munes praestitisset, vgl. Callistratus in Digg. XXVIJ, 1, 17 $ı. 

* Dass die sicher iberische Stadt Saguntum (vgl. jetzt Huebner in CIL. II Suppl. 
S. 96 und Monumenta Iberica S. 44 fg.; Meltzer Gesch. der Karthager II S. 601 A. 59) 
zweimal von Silius Italicus (Il 608 und 655) consanguinea genannt wird, kann als Zeug- 
niss nicht verwerthet werden. — Polybius (l, 10) nennt die Mamertini öuoßvAo: der 
Römer (vgl. Paneg. VIIl e.3: imputavere se origine fabulosa in Sicilia Mamertini, in Asia 
Ilienses), was natürlich nicht zur Annalıme einer officiellen Anerkennung von Verwand- 
schaft durch den Senat ausreicht. Roth, Die Trojasage der Franken, in Germania I, 1856 
S. 34 ff., der diese Zeugnisse mit Recht ablehnt, hält dagegen die officielle Anerkennung 
der Consanguinität der Segestaner für erwiesen, einerseits durch Cicero Verr. IV e. 33 872: 
Segeste sei nach der Localtradition von Aeneas auf der Reise nach Italien gegründet: 
ütaque Segestani non solum perpetua societate atque amicitia, verum etiam cognatione se cum 
populo R. coniunctos esse arbitrantur. andererseits durch Taeitus ann. 4, 43: Segestani 
aedem Veneris montem apud Erycem vetustate dilapsam restaurari postulavere, nota memo- 
rantes de origine eius et laeta Tiberio: suscepit curam libens ut consanguineus. Aber hier 
wird nur die engere Beziehung des Julischen Geschlechtes, in das Tiberius durch 
Adoption eingetreten war, zu dem angeblich (Vergilius Aeneis V, 759) von Aeneas 
erbauten Tempel hervorgehoben und auch aus den Worten des Cicero darf man sicher- 
lich nicht schliessen, dass die Segestaner vom römischen Senat als consanguinei officiell 
bezeichnet worden sind. 


1108 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 25. Nov. 


könnte. Es müssten daher in der That einspruchsfreie Zeugnisse sein, 
um ein solches Nalıverhältniss zwischen diesen Völkern glaubwürdig 
zu machen. Wie sind nun aber diese beschaffen? 

Ein Diehter der Neronischen Zeit, Lucanus, ist der einzige antike 
Schriftsteller, der bezeugt, dass auch die Arverner diesen Titel geführt 
oder ihn wenigstens für sich in Anspruch genommen haben. Im ersten 
Buch seiner Pharsalia (v. 427 ff.) heisst es: Arvernique ausi Latio se 
Jingere fratres | sanguine ab Iliaco populi. Nicht ein zweites Zeugniss, 
sondern nur ein Citat dieser Stelle, bieten die Worte des gallischen 


Dichters Apollinaris Sidonius (epp. VII, 7, 2): Arvernorum —- pro do- 
lor — servitus, qui, si prisca replicarenlur, audebant se quondam fratres 


Latio dicere et sanguine ab lliaco populos computare. Aber während die 
neueren Schriftsteller dies Zeugniss unbeanstandet gelten lassen, hat 
bereits der Scholiast des Lucanus ohne Zweifel das Richtige gesehen, 
wenn er zu dem oben angeführten Verse bemerkt: 'errasse hie poeta 
videtur, nam Edui sunt ab lliaco sanguine, qui Romanorum fratres dieti 
sunt. Stutzig machen könnte nun freilich die Bemerkung eines an- 
deren Scholiasten zu derselben Stelle: Alverni a quodam Troiano no- 
minantur ... de his Cicero in Scauriana: "inventi sunt, qui etiam fratres 
populi R. vocarentur. Die Stelle gehört, wie richtig erkannt worden 
ist, in das 22. ÜÖapitel der nur fragmentarisch erhaltenen Rede pro 
M. Scauro, wo Cicero nachweist, dass ausser Sardinien alle Länder, 
die mit den Römern einst in hartem Kampfe gelegen haben, wenigstens 
eine amica populo Romano ac libera civitas besässen. Nach Africa und 
Spanien, die als Beleg dafür genannt werden, konnte unmöglich 
Gallien fehlen, das damals gerade (die Rede ist im Jahre 54 v. Chr. 
gehalten) von Caesar bekriegt wurde und trotzdem einen Stamm in 
sich schloss, der den Ehrentitel fratres et consanguinei trug. Dass 
Üicero aber dabei an die Haedui gedacht hat, die er an zwei anderen 
Stellen, wie schon bemerkt, als fratres bezeichnet, ist ganz unzweifelhaft; 
genannt hat er allem Anschein nach, wie aus der Fassung inventi sunt, 
qui hervorgeht, überhaupt keinen Namen,' und gewiss hatte er das bei 
seinen Zuhörern auch nicht nöthig; dass aber der Scholiast des Dichters, 
bei dem statt der Haedui die Arverni irrthümlich als fratres populi Ro- 
mani genannt waren, auch die Angabe Ciceros fälschlich auf diese bezo- 
gen hat, ist nieht nur begreiflich, sondern eigentlich selbstverständlich. 

Also die Haedui allein, wie es ausdrücklich” Taeitus (ann. XI, 25) 
mit den Worten: soli Gallorum fraternitalis nomen cum populo Romano 


! Die Worte bilden wohl die Steigerung zu den Foederirten in Gallien, wobei 
in erster Linie an Massilia zu denken sein wird. 

® Es bestätigt dies auch (Posidonius-) Diodor.V, 25, ı: öv Ev &orı mpos Poualovs 
Eyov Fvyyeverav maxaav Kal dıXlav nv nexpı Tov ka nuas xpovov dtauevovoav. 


Hırscurern: Die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft. 1109 


usurpant und der zwar späte, aber als Angehöriger dieses Stammes 
darüber sicher gut unterrichtete Verfasser des 8. Panegyrikus e. 2: (Aedui) 
soli etiam' consanguinitatis nomine gloriati sunt und e. 3: soli Aedui 
fratres populi Romani crediti sunt appellarigue meruerunt bestätigen, und 
kein anderer gallischer Stamm hat den Ehrentitel fratres et consanguinei 
geführt. 

Wie ist nun der Titel und seine Verleihung an die Haedui zu 
erklären? Lucan hat, wie aus der Umschreibung sanguwine ab lliaco 
hervorgeht, ihn auf die gemeinsame Abstammung von Troja bezogen, 
und vielleicht ist diese Anschauung, besonders seitdem die Julier auf 
dem Throne sassen und die Tradition der Abstammung von Troja damit 
eine wesentlich höhere Bedeutung gewonnen hatte, die herrschende 
gewesen. Aber weder wird man annehmen dürfen, dass ihm hierfür 
eine Überlieferung vorgelegen habe, noch als bewiesen erachten können, 
dass bereits zu Augustus’ Zeit, wie neuerdings Hr. Birt mit einem 
grossen Apparat von Gelehrsamkeit darzuthun versucht hat, der Glaube 
an die Abstammung der Gallier von '[roja allgemein verbreitet ge- 
wesen sei und dadurch die erst bei Fredegar auftretende Zurück- 
führung der Franken auf die Trojaner ihre Erklärung finde’. Das 
einzige positive Zeugniss bietet die aus Timagenes von Ammianus 
(XV,9, 5) entlehnte Nachricht: aiunt quidam paucos post excidium Troiae 
fugitantes Graecos ubique dispersos loca haec occupasse tune vacua, also eine 
offenbar von Wenigen (quidam) vertretene Variante der unzähligen tro- 
Janischen Wandersagen, die wahrscheinlich vor Timagenes unbekannt 
war (Timagenes haec quae diu sunt ignorata collegit ev multiplieibus libris‘). 
Was aber die von den meisten® Herausgebern beanstandeten Worte 
des Properz (Il, 13, 48) angeht: Gallieus Iliacis miles in aggeribus, zu deren 
Schutz Birt seine Untersuchung verfasst hat, so gestehe ich, dass, selbst 
wenn die Römer damals insgesammt an die trojanische Abstammung 
der Gallier geglaubt hätten, was nachweislich nicht der Fall gewesen 
ist, die Schlussfolgerung, dass der Dichter einen trojanischen Soldaten 
in Ilion deshalb als Gallicus miles hätte bezeichnen können, mir unver- 
ständlich bleiben würde. 

Aber man muss, wie ich meine, überhaupt in Abrede stellen, dass 
die Haeduer wegen ihrer angeblichen Abstammung von Troja fratres 
et consanguinei der Römer genannt worden seien. Wie wäre es denn 


! So der Cod. Upsal. und Vatic. 1775, soli et die übrigen; Baehrens hat trotz- 


dem soli etiam durch olim iam zu ersetzen gewagt. 
® Birt im Rhein. Mus. 51, 1896 S. 506 fl.: de Francorum Gallorumque origine Tro- 
iana;, die gleiche Ansicht hatte zuerst Roth in der S.ı107 A.4 citirten Abhandlung 
zu erweisen gesucht. 

3 Die Überlieferung vertheidigt Hr. Vahlen (Monatsber. der Berl. Akademie 1881 
S. 351 fg.), der Gallieus für eine verächtliche Bezeichnung des Phrygers d.h. Troers hält. 


1110 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 25. Nov. 


sonst erklärlich, dass an den zahlreichen Stellen, wo dieses Titels Er- 
wähnung geschieht, vor Allem bei den Rednern aus dem Haeduer-Lande 
in der Zeit des Öonstantius und Constantinus, die diesen Ahnentitel 
geltend zu machen sicher nicht versäumt haben würden, sich nirgends 
auch nur die leiseste Anspielung auf diese Abstammung findet, ja sogar 
den lliern, in wenig schmeichelhafter Zusammenstellung mit den Mamer- 
tinern und gerade im Gegensatz zu den Haedui, vorgehalten wird, dass 
sie nur aus Anlass ihres fabelhaften Ursprungs’ die Freunde der Römer 
geworden seien'. Hätte damals der Glaube an die Abstammung der 
Haedui von Troja in Gallien bestanden, unmöglich hätte der Redner 
so sprechen können. 

Wir werden daher für diesen im römischen Staatsrecht ganz allein- 
stehenden Titel — denn selbst die Ilier sind zwar als consanguinei, aber 
begreiflicher Weise nicht als fratres bezeichnet worden — eine an- 
dere Erklärung suchen müssen. Diese Lösung bieten aber meines Er- 
achtens nicht römische, sondern gallische Analogien. Caesar erwähnt 
nämlich an zwei Stellen” ganz ähnliche, zwischen zwei benachbarten 
Stämmen bestehende Verhältnisse, einerseits zwischen den Haedui selbst 
und den angrenzenden Ambarri, die als necessarii et consanguinei Haeduo- 
rum bezeichnet werden, andererseits in der Belgica zwischen den Remi 
und den Suessiones: tantum esse eorum omnium furorem lässt Caesar 
(6. S.II, 3, 5) die Remi über den Aufstand der Belgiea berichten, uf 
ne Suessiones quidem, fratres consanguineosque suos, qui eodem iure 
et isdem legibus utantur, unum imperium unumque magistratum cum ipsis 
habeant, deterrere potuerint, quin cum his consentirent. Also die engste 
Form der Verbindung zwischen zwei benachbarten gallischen Völker- 
schaften, eine Institution, von der es in Gallien wohl noch andere 
Beispiele, als diese von Caesar aus besonderem Anlass erwähnten 
gegeben haben wird. An eine Blutsverwandtschaft im eigentlichen 
Sinne ist hier keineswegs zu denken, wohl aber an ein der Bluts- 
verwandtschaft in den Wirkungen gleichgesetztes Bundesverhältniss, d.h. 
es ist nichts Anderes als die in Germanien wohlbekannte, dort freilich 
nur für Individuen, nicht für ganze Stämme bezeugte Blutsbrüderschaft, 
die, wie Hr. Brunner es kurz formulirt”, "zwischen zwei oder mehreren 


! Paneg. VIII c. 3: imputavere se origine fabulosa in Sicilia Mamertini, in Asia 
Ilienses: soli Aedui non metu territi, non adulatione compulsi, sed ingenua et simpliei cari- 
tate fratres populi Romani crediti sunt appellarique meruerunt; quo nomine praeter cetera 
necessitudinum vocabula et communitas amoris apparet et dignitatis aequalitas. 

®2 Caesar b.G. 1,11,4 und II, 3,5. Die Stellen citirt auch Roth a. a. 0. S. 51, 
aber nur, um ihre Anwendbarkeit auf das Verhältniss der Haeduer zu den Römern 
ohne jede Motivirung zu leugnen. 

® Brunner D. R. G. 1 S. 94; vgl. M. Pappenheim, die altdänischen Schutzgilden 
S. 22 ft. 


Hırschrern: Die Haedner und Arverner unter Römischer Herrschaft. 1111 


nicht verwandten Personen männlichen Geschlechts begründet werden 
kann: die Eingehung erfolgt durch einen Formalact, bei welchem die 
Vermischung des beiderseitig geweckten Blutes und der Eid, dass sie 
Einer des Anderen Tod wie Brüder rächen wollen, die Hauptrolle spielen. 
Zwischen den Blutsbrüdern besteht Racheptlicht und Unterstützungs- 
pflicht. Die Analogie dieser Blutsbrüderschaft mit den gallischen 
Verbänden springt in die Augen, sei es nun, was mir am wahrschein- 
liehsten dünkt, dass hier eine kelto-germanische Sitte vorliegt, sei es, 
dass die Sitte der Blutsbrüderschaft von Germanien nach Gallien über- 
tragen und hier zu einer staatsrechtlichen Institution geworden ist, 
bei deren Eingehung ohne Zweifel ein ähnliches Ceremoniell, als bei 
Eingehung der Blutsbrüderschaft zwischen einzelnen Individuen beob- 
achtet sein wird'. So erklärt es sich, dass, als die Römer durch Ein- 
verleibung des Allobrogen -Gebietes zu Nachbarn der Haeduer geworden 
waren, das Bündniss, das sie mit diesen abschlossen, in dieser für 
die Gallier engsten und feierlichsten Form eingegangen und dass der 
Titel fratres et consanguinei den Haeduern und zwar ihnen allein ver- 
liehen worden ist, nicht der Fietion einer gemeinsamen Abstammung 
von Troja zu Liebe, sondern als lateinische Wiedergabe der keltischen 
Bezeichnung für Blutsbrüder”. Für die Römer war es in jener Zeit 
gewiss von hoher Wichtigkeit. zu dem mächtigsten Stamm in Gallien, 
der zugleich der erbitterte Feind der Arverner war, in ein solches 
Nahverhältniss zu treten, und sicherlich haben sie damals kein Bedenken 
getragen, der keltischen Nationalsitte diese unschädliche Uoncession 
zu machen. 

Die Geschichte der Arverner ist mit dem Untergang ihres Helden 
Vereingetorix thatsächlich zu Ende: seit jener Zeit sind sie treue oder 
doch wenigstens gehorsame Unterthanen der Römer gewesen, und es ist 
bezeichnend, dass den letzten Kämpfer für Galliens Freiheit, den Cadurker 


! Über die Blutsbrüderschaft bei anderen Völkern handelt Kohler, Studien über 
die künstliche Verwandtschaft in Ztschr. für vergl. Rechtswissenschaft 5,1884 S. 434 ff.; 
11,1895 S. 424 und über die Verbrüderung zwischen Gemeinden derselbe Gelehrte in 
Grünhuts Ztschr. für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 19, 1892 S. 565: 
‘die Sitte der Verbrüderung durch Mischung des Blutes ist heimisch bei malaischen 
Stämmen, bei den Howas in Madagascar, bei Stämmen in Ost- Afrika, aber auch in 
Europa’, vgl. Anm. 2: "auch bei amerikanischen Stämmen findet sich die Verbrüderung 
von Stämmen dadurch, dass sie sich mit dem Blute einer und derselben Person 
bestreichen, so in Mexiko: Bankroft, works I S. 636-637; bezüglich der malaischen 
Stämme vgl. Riedel, de slwik .... en Papua S. 342. Über die Skythen vgl. Lucian, 
Toxaris c. 37: ap" ob yap av EVTEJLOVTES ana Tols daktiNovs Evoranakouev TO aiıa eis KUALKa 
kaı ra Ein apa Payravres aua auporepoı Emoyouevor Timwuev, ok Errıv 6 TI TO NeTa Toro 
jnas ÖtaNvoeıev av: Ebeirau de TO nEeyıoTov aypı Tpıov es rüs avvÖnkas elıevan. 

° In ähnlichem Sinne gebraucht auch Caesar b. G. VII, 77, 7 das Wort in der Rede 
des Arverners Critognatus: guid horminum milbus LXNX uno loco interfectis propingquis 
consanguineisque nostris. 


He] Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 25. Nov. 


Lueterius, der Arverner Epasnactus als treuer Freund des römischen 
Volkes, wie Hirtius betont, ohne irgend ein Bedenken in Fesseln an 
Caesar abliefert'. So haben sie auch bei keinem der Aufstände, die 
Gallien in der Kaiserzeit erschüttert haben, eine Rolle gespielt; nur 
bei der Erhebung des Vindex, die ja weniger gegen Rom, als gegen 
Nero gerichtet war, werden sie neben den Haeduern als von der ger- 
manischen Reiterei Besiegte genannt’. Auch die in ihrem Gebiet zu 
Tage getretenen Inschriften, theils Dedicationen an die Götter, theils 
Grabschriften, geben keinerlei historische Auskunft, nicht einmal über 
ihre Beamten und ihre Priester; doch findet sich bei den aus ihnen 
hervorgegangenen Priestern am Altar der Roma und des Augustus 
der allgemein auf diesen dort den Priestern gesetzten Statuen übliche 
Zusatz, dass sie alle Ehrenstellen bei den ihrigen vor Übernahme des 
Kaiserpriesterthums der drei Gallien bekleidet haben. Materiell wird 
das Land sicherlich eine glückliche Existenz geführt haben: ist doch 
die Basse- Auvergne eine der gesegnetsten Gegenden Frankreichs und 
die Heilquellen am Mont-d’Or und in Vichy haben, wie in unseren 
Tagen, so auch bereits, nach Ausweis der Inschriften, in der Römerzeit 
ihre Anziehungskraft geübt: eine grössere wohl noch das auf hoher 
Warte, mit weitem Rundblieck über das Auvergner Land gelegene Hei- 
ligthum des Mercurius Dumias auf dem Puy de Döme, der den alten kel- 
tischen Namen deutlich bewahrt hat. Für diesen Tempel hatte in Neros 
Zeit der berühmte Erzkünstler Zenodorus in zehnjähriger Arbeit die 
Kolossalstatue des Gottes um einen Arbeitslohn von 400000 Sesterzen 
vollendet’: ein Zeugniss für den Glanz des Tempels, wie für die Wohl- 
habenheit der Arverner in jener Zeit‘. Auf dieses Heiligthum wird 
gewiss mit Recht die Angabe Gregors von Tours bezogen, dass der 
Alamannenkönig Chrocus, zur Zeit des Valerianus und Gallienus, veniens 
Arvernos (wo nach dem Sprachgebrauch jener Zeit nicht das Land, 
sondern die Stadt Augustonemetum zu verstehen ist) delubrum  illud, 
quod Gallica lingua Vasso Galate vocant, incendit, dirwit atque subver- 


! Hirtius b. G. VIIl, 44, 3. 
® Tacitus hist. IV, 17: ne Vindieis aciem cogitarent: Batavo equite protritos Aeduos 
Arvernosque. 

® Ohne Zweifel ist bei Plinius n. h.34 $45 CCCC mit Urlichs, der aber fälsch- 
lich guadringenties erklärt, statt des überlieferten CCCC zu lesen. 

‘ Für die Annahme Reniers (Rev. des soc. sav. 1875 S. 22, vgl. Desjardins geo- 
graphie de la Gaulel S.107), dass ganz Gallien zu den Kosten der Erbauung und 
Ausschmückung des Tempels beigetragen haben werde, weil der Mercurius Arvernus 
(Arvernoriw d.h. der Arvernerkönig wird Mercurius in einer Inschrift von Miltenberg: 
Brambach I. Rh. n. 1741 genannt) in ganz Gallien und über seine Grenzen hinaus ver- 
ehrt worden sei, fehlt es an äÄusserer Beglaubigung und es ist sehr fraglich, ob in 
der Kaiserzeit der Bau eines solchen gallischen Nationaltempels gestattet worden 


wäre, 


Hırschrern: Die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft. 1113 


fit‘. Gregor schildert die Pracht und Festigkeit des T’empels; seine Mauer 
war 30 Fuss dick; innen waren die Wände mit Marmor und Mosaik 
ausgelegt”, der Fussboden mit Marmor gepflastert, das Dach von Blei. 
Ausgrabungen, die in den Jahren 1873 und 1874 behufs Anlage eines 
Observatoriums auf der Spitze des Berges gemacht worden sind, haben 
die gewaltigen Substructionen des Tempels zu Tage gefördert, ferner 
massenhafte Marmorfragmente, einige Dedieationsinschriften an Mer- 
eurius Arvernus oder Dumias und andere zahlreiche Einzelfunde, die 
freilich von der Pracht des Gebäudes nur eine unvollkommene Vor- 
stellung zu geben geeignet sind’. Von der Kolossalstatue des Zenodorus 
ist leider kein Überrest auf uns gekommen'; ohne Zweifel ist sie ein 
Raub des Alamannen-Königs geworden. 

Etwas besser als über die Arverner sind wir über die Schicksale 
der Haeduer in der Kaiserzeit unterrichtet. Wenn Caesar, wie es nicht 
unwahrscheinlich ist, daran gedacht hat, Bibraete zur Colonie’, vielleicht 
sogar zur Hauptstadt des gallischen Landes zu erheben, so entsprach dies 


! Gregorius Turonensis hist. France. I e. 32. Die Stelle ist vielfach aus Anlass 
der Worte Vasso Galate (Gallate, Galatae in einigen Handschriften) behandelt; die Er- 
klärung derselben bietet, wie längst erkannt ist, die deo Mercu|rio] Vassocaleti geweihte 
Inschrift aus Bitburg (Brambach J. Rh. n. 335), deren Lesung nach Hrn. Zangemeisters 
Mittheilung sicher ist, möglich sei allerdings, dass nach Vasso ein Punct gestanden 
habe. Demnach wird entweder Gregorins Vassocalete geschrieben haben oder der Name 
zu seiner Zeit in Vassogalate. übergegangen sein. Birt (a.a. ©. S. 522) giebt fälschlich 
an, dass in der Bitburger Inschrift Vasso Celeti stehe und knüpft daran Betrachtungen 
über die Bedeutung des Wortes Celeti, das mit Celö und dann mit Galate bei Gregorinus 
von ihm geglichen wird. 

2 Zu den einfachen Worten Gregors: intrinsecus vero marmore ac museo varialum 
erat macht Birt a.a.O. S. 524 folgende Bemerkung: "in delubro autem Mercurii Vassi Galatae 
pichwras musivicas comspicuas fuisse vidisti; homimum depictas esse figuras facile suspiceris ; 
quid igitur? nonne Vassi historia descripta esse debwit? quod tamen fieri non potwit sine Graecae 
artis imitatione. Itaque etiam hac in re Graecae sive Troicae (!) fabulae aliquid subodoramur'. 

> Über diese Ausgrabungen sind in Clermont-Ferrand im Jahre 1876 Schriften 
von P.P.Mathien und A. Tillion unter dem Titel: le pıuyy de Döme erschienen. 

* Mowat (notice epigraphique. Paris 1887 S.ı fl.) hat in der Darstellung des 
sitzenden Mercurius mit Caduceus, Börse, Schildkröte und Hahn auf einem dem 
Mereurius Arvernus gewidineten Stein (Brambach J. Rh. add. n. 2029) eine Nachbildung 
der Statue des Zenodorus erkennen wollen; doch ist ein wirklicher Beweis dafür 
nicht zu erbringen. Vgl. Allmer rev. Epigr. 3 p. 487 fg. 

5 Darauf ist, wie mir scheint, die allerdings alleinstehende Angabe am Schluss 
des 8. Panegyriceus zu beziehen: antiguum Bibracte, quod hucusque dichım est Tulia Pollia 
(überliefert ist Polia) Florentia. Unmöglich wird man die Worte mit Brandes, über 
das frühchristliche Gedicht Laudes Domini (Braunschweig 1887) S. 24 Anm. als Inter- 
polation beseitigen dürfen, sondern vielmehr daran erinnern müssen, dass allem An- 
seliein nach auch Vienna den Namen col. Jul. Aug. Florentia geführt hat (vgl. Mommsens 
Bemerkung zu CIL. XII n. 2327), wenn auch dieser Beiname in anderen Inschriften 
nicht erscheint. Aber diese Beinamen auf Augustodunnum zu beziehen, ist, abgesehen 
davon, dass der Redner gewiss nicht ohne Absicht antiguum Bibracte nennt, insofern 
bedenklich, als Augustus einer von ihm erst nach dem Jahre 27 v.Chr. gegründeten Stadt 


1114 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 25. Nov. 


allerdings, wie wir gesehen haben, keineswegs der Politik des Augustus; 
aber nachweislich hat er den Haeduern eine privilegirte Stellung, in- 
soweit diese in den Rahmen der römischen Herrschaft sich einfügen 
liess, eingeräumt: davon zeugt ihre Stellung als eiwitas foederata, ferner 
die Verleihung der ersten Priesterstelle bei dem Augustus-Altar an einen 
Haeduer', der prachtvolle Ausbau der neuen, als Kaiserfeste bezeichne- 
ten Hauptstadt Augustodunum und ihrer Mauern, die noch Ammianus 
als Schmuck der lugdunensischen Provinz bezeichnet” und deren Thore, 
die portes d’Arroux und St.-Andre, noch heutigen Tages zu den schönsten 
Monumenten diesseits der Alpen gehören: eine Festung, die wohl be- 
stimmt sein sollte, die Zwingburg für ganz Mittelgallien zu werden. 
Auch die öffentlichen Gebäude, die theils von den späteren Schriftstellern 
gepriesen werden, theils noch in Ruinen erhalten sind: das Theater, 
das Amphitheater und der Circus, das Forum mit seinen Basiliken, 
das der Göttertrias geweihte Capitol und der Apollotempel’, mögen 
zum Theil bereits der ersten Stadtanlage angehören. Es sollte aber 
zugleich die neue Haeduerstadt ein geistiger Mittelpunkt werden, die 
hohe Schule für die vornehme Jugend Galliens, die ohne Zweifel bereits 
dem ersten Kaiser ihre Entstehung verdankt‘, begründet in ähnlicher 
Absieht, als sie Sertorius bei Einrichtung der Akademie in Osca 
geleitet hatte, die kommende Generation durch die römisch-grie- 
chische Bildung dem Keltenthum mit seinem politisch bedenklichen 
Druidenunterricht zu entfremden und für das Römerthum eine Bil- 
dungs- und Werbeanstalt zu werden. Trotz dieser Begünstigungen 
sind es gerade die Haeduer gewesen, die in der Lugdunensis, wie 
die Treverer in dem belgischen Gallien, den Mittelpunkt der Empörung 


nicht den Beinamen Iulia ertheilen konnte und auch die Namen Pollia (wenn hier nicht 
vielmehr eine Verwechslung mit der Tribus vorliegt; vgl. Bormann in Archäol.-epigr. 
Mittheil.1o S.228: "so erschien in der Zeit der Republik für die Bürger, die die ge- 
fährdeten Grenzfestungen halten sollten, als gegebene Bürgerabtheilung die Pollia, d.h. 
die kraftvolle’) und Florentia weisen auf eine frühere Zeit hin. Demnach wird man 
annehmen müssen, dass die Verleihung der Namen auf Caesar zurückgeht und er in 
der That, entsprechend seinem sonstigen Verhalten gegen die Haeduer, die Absicht 
gehabt hat, Bibracte zur Colonie zu machen, die freilich kaum zur Ausführung ge- 
langt sein wird. Das von dem Redner gebrauchte Aueusgue, das auf eine seit mehr 
als drei Jahrhunderten verlassene Stadt allerdings nicht passt, lässt vermuthen, dass 
diese Beinamen auf das an die Stelle von Bibracte getretene Augustodunum überge- 
gangen sind. 

' Livins epit. 139: sacerdote creato €. Iulio Vercondaridubno Aeduo. 

® Ammianus XV, ı1, ıt: Lugdunensem primam Lugdunus ornat ... et moenium 
Augustoduni magnitudo vetusta. 

® Die Nachweise giebt die oben (S. 1104 A.ı) genannte Schrift von Harold de 
Fontenay über Autun; vgl. CIL. XIII p. 403. 

* Vgl. Taeitus ann. III, 43 z.J. 21: Augustodumum ... Sacrovir occupaverat, |ut] 
nobilissimam Galliarum subolem, liberalibus studüs ibi operatam, et eo pignore parentes pro- 
pinquosque eorum adiungeret. 


Hırscurero: Die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft. 1115 


bilden, welche wenige Jahre nach Augustus’ Tod vorübergehend den 
Bestand der römischen Herrschaft bedrohte. Aus einem vornehmen, 
wohl schon von Caesar mit dem römischen Bürgerrecht beschenkten 
Geschlechte des Haeduerstammes ist der eigentliche Leiter des Auf- 
standes, Julius Sacrovir, hervorgegangen, dem ein Schriftsteller jener 
Zeit den Ehrennamen eines princeps Galliarum giebt'!. Die Besetzung des 
festen, aber, wie Gallien überhaupt mit Ausnahme der Hauptstadt, von 
römischem Militär gänzlich entblössten Augustodunum war sein erster, 
freilich auch einziger Erfolg; die höchst ungenügend, zum grossen 
Theil nur mit Messern und Jagdspiessen bewaffneten, des Krieges gänz- 
lich unkundigen und aller Strapazen entwöhnten 40000 Haeduer, ver- 
stärkt durch die ohne Zweifel einer dort befindlichen Gladiatorenschule 
entnommenen Gladiatoren, die nach ihrer gallischen Eisenpanzerung 
sogenannten cruppellarü?’, sind in einer einzigen Schlacht, etwas über 
zwei deutsche Meilen von Autun, durch den. Statthalter Obergerma- 
niens vernichtet worden; ihr Führer hat, nachdem keine Hoffnung 
mehr geblieben war, sich mit eigener Hand den Tod gegeben’. Dass 
die Haeduer für ihren Treubruch eine Strafe getroffen habe, wird nicht 
berichtet, und wenn der Senat noch im Jahre 48 ihnen allein die von 
Claudius für sämmtliche prünores Galliae beantragte Zulassung zum rö- 
mischen Senat und zur Bekleidung der hohen Staatsämter mit Rücksicht 
auf ihr damals noch in Kraft befindliches Foedus und 'brüderliches’ Ver- 
hältniss zu den Römern einräumte‘, so spricht dies jedenfalls gegen eine 
dauernde Schmälerung der ihnen von Augustus verliehenen Ehrenstellung. 

Noch einmal haben die Haeduer sich gegen Rom erhoben, als Julius 
Vindex ganz Gallien unter die Fahnen rief, und sind, diesmal im Verein 
mit den Arvernern, von der Reiterei des germanischen Heeres nieder- 
geritten worden’. Gewiss haben sie daher in erster Linie Theil an den 
Wohlthaten gehabt, mit denen Galba seine gallischen Anhänger über- 
schüttete, und wohl mag ihnen, wie vermuthet worden ist", ein Theil 
des Lingonengebiets damals als Lohn zugefallen sein. Seit jener Zeit 
haben sie, soweit wir wissen, mit den Römern nicht mehr die Waffen 
gekreuzt; sie haben sogar unter Vitellius einen Aufstand der bei ihnen 


! Velleius II e. 129. 


2 


Taeitus ann. III, 43: adduntur e servitüs gladiaturae destinati, quibus more gen- 
tico continuum ferri tegimen: cruppellarios vocant, inferendis ictibus inhabiles, accipiendis 
impenetrabile. Sie sind in zwei Bronzestatuetten des Museums in Antun dargestellt, 
vgl. die Abbildung bei Fontenay zu S.XXXVII. Übrigens sind sie meiner Ansicht nach 
(anders Meier, de gladiatura Romana p.37 fl.) von den murmillones, von denen einer nat(ione) 
Aedu(u)s in einer Inschrift von Nimes (CIL. XII n.3325) erscheint, nicht verschieden. 
® Taecitus ann. Ill, 46. 
* Tacitus ann. XI, 25. 
Taeitus hist. IV, 17. 
° Anatole de Charmasse bei Fontenay, Autun S. XLII. 


5 


Sitzungsberichte 1897. 103 


1116 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 25. Nov. 


von Caesar angesiedelten Bojer mit ihrer eigenen Landwehr im Verein 
mit den römischen Cohorten unterdrückt', und einer der ihrigen, Julius 
Calenus, wahrscheinlich ein Enkel des bei Caesar als Heerführer der 
Haeduer genannten Eporedorix’, der Militärtribun im Heere des Vi- 
tellius gewesen war, hat von Antonius Primus den Auftrag erhalten, 
die Nachrieht von der Einnahme von Uremona seinen Landsleuten zu 
überbringen. 

Ob aber den Haeduern das Foedus auch in der späteren Kaiser- 
zeit geblieben, ist zweifelhaft; in den Inschriften führen sie niemals 
den Titel joederati. Leider lehren diese Documente wenig über ihre 
Verfassung, die ja bei föderirten Stämmen etwas von nationalem Ge- 
präge zu bewahren pflegt. Wir wissen durch Caesar, dass bei den 
Haeduern der höchste Beamte ein Jahr für Jahr vom Volke ernannter 
vergobretus (Rechtswirker) mit Recht über Leben und Tod war, der sei- 
nen Sitz in Bibraete hatte und über dessen Bestallung und Funetionen 
Caesar eingehende Auskunft giebt‘. In der That lässt sich dieser kel- 
tische Beamte noch in der ersten Kaiserzeit in der eivitas libera der San- 
toni inschriftlich nachweisen’, während bei den Haeduern in den uns 
erhaltenen Quellen an seine Stelle bereits das gewöhnliche Duovirat ge- 
treten ist, neben dem, wie es scheint“, die Quästur sich findet, wäh- 


! Taeitus hist. II, 61. 

2 In einer Inschrift von Bourbon-Laney im Haeduer- Gebiet (Crenly, Rev. arch. 
2.8: 4, 1861 8.116 = CIL. XIII n. 2805) vollzieht ein €. Iulius Eporedirigis f. Magnus 
eine Dedication pro L. Iulio Caleno filio,; sein Bruder Proculus heisst in einer Inschrift 
von Autun (Creuly a.a.O. S.ııı = CIL. XII n. 2728): C. Tal. C. Magni f., C. Epore- 
|@irigils]| n(epos) Proculus. Danach scheint bereits der Grossvater, da auch ihm das 
Praenomen ((aius) hier gegeben wird, von Caesar das Bürgerrecht erhalten zu haben, 
Bei Caesar lautet der Name Eporedorix, vgl. die Stellen bei Holder, altcelt. Sprach- 
schatz I S.1452 s. v., der wohl mit Recht an den jüngeren, bei Caesar mehrfach ge- 
nannten Eporedorix (vgl. z.B. b. G. VII, 39, ı: Eporedorix Haeduus, summo loco natus 
adulescens et summae domi potentiae) denkt. 

$ Taeitus hist. III, 35. 

"2 Gaesan b.\G.ul, 10,555 VI 32.533: 

5 Mowat, Bull. des antiquaires de France 1879 S.238 = CIL. XII n. 1048: [C. Iulio] 
C. Iuli Ricoveriugi f. Vol(tinia) Marino | flamini? Augus]tali primo, c(uratori) e(ivium) R(o- 
manorum) , quaestori, verg|obreto|, wie Mowat richtig ergänzt. Der Titel findet sich auch 
auf der bekannten Münze der Lexovii (Muret-Chabouillet, Catalogue des monnaies Gauloises 
n. 7159f. = de La Tour, Atlas Taf.28): Oisiambos Cattos vercobreto und in den Notae 
Tironianae (ed. Schmitz Taf. XXXVI, 37): virgobretus. 

° Die Abkürzung II vir g. in der S. 1117 Anm. r eitirten Inschrift lässt freilich auch, 
wie manche Beispiele zeigen, die Auflösung II vir q(uinquennalis) zu; doch ist ein Bei- 
spiel der Quinquennalität in Gallien (mit Ausschluss der Narbonensis) meines Wissens 
nicht bezeugt, nicht einmal in Lugudunum, was ohne Zweifel daraus zu erklären ist, 
dass in Gallien den Oberbeamten nicht, wie in den nach italischem Muster organi- 
sirten Colonien und Munieipien, die Erhebung des Census zustand. Die Haedui könnten 
freilich als eivitas foederata in dieser Hinsicht günstiger gestellt gewesen sein; aber 
bei den in gleicher Stellung befindlichen Remi vollzieht den Census ein Mann aus dem 


Hırscurenp: Die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft. 1117 


rend die Aedilität, die in Italien und in den nach italischem Muster 
organisirten Städten fast nie fehlt, hier, wie in den meisten gallischen 
Gemeinden, nicht nachweisbar ist. Dagegen ist ein keltisches Priester- 
thum bei den Haeduern in einer Inschrift von Mäcon erhalten: ein 
gutuater des Mars, der gleichzeitig Priester des Kaisers und eines sonst 
unbekannten keltischen Gottes Moltinus gewesen ist!: ein anschau- 
liches Beispiel für die Mischung von keltischem und römischem Wesen 
in der ersten Kaiserzeit, während später mehr und mehr die natio- 
nalen Götter gegen den Kaisergott in den Schatten treten und Priester 
keltischer Gottheiten in Gallien äusserst selten sind, vielleicht über- 
haupt nur in freien und föderirten Gemeinden gestattet waren. Der- 
selbe Priestertitel kehrt aber nochmals wieder in einer Inschrift der 
frühen Kaiserzeit bei den Vellavi’, und allem Anschein nach ist auch 
bei den Carnutes der gutuater zu Caesars Zeit der höchste Priester ge- 
wesen, wenn auch Hirtius fälschlich den Titel für den Namen eines 
Mannes gehalten zu haben scheint’. 

Erst zweihundert Jahre nach der rasch niedergeschlagenen Er- 
hebung Galliens unter Vindex treten die Haeduer noch einmal aus 
dem Dunkel hervor. In jener für Gallien so schweren Prüfungszeit, 


Ritterstand (zwischen Legionstribunat und Procuratur) mit dem Titel censor civitatıs 
Remor(um) foeder(atae): CIL. XII n. 1855; in Lugudunnm versieht sogar nach einer In- 
schrift aus Severischer Zeit (CIL. II n. 4121) ein Mann consularischen Standes das Amt 
eines censitor provinciae Lugdunensis, item Lugdunensium; doch mag das eine Ausnahme- 
maassregel gewesen sein. 

! Die merkwürdige Inschrift (Allmer rev. epigr. III n. 949 = CIL. XIII n. 2586) 
ist leider seit etwa 50 Jahren verloren; sie ist von Millin und später von zwei An- 
deren abgeschrieben worden und an ihrer Echtheit ist nicht zu zweifeln. Gesetzt ist 
sie zu Ehren (©. Sulplieii) M. fil. Galli omnibus honoribus apud suos funct{i), II vir(i), 
q(uaestoris) (vgl. S.1116 Anm. 6), flaminis Aug(usti), P/OGEN (so Monnier, HO GE 
Millin, vielleicht ein keltischer Priesternamen) dei Moltini, gutuatr|i] Mart(is) VI, wo 
man Vile(toris)] vermuthet hat, aber eher vielleicht an Uf/oris)] zu denken ist. 

® Allmer rev. epigr. II n. 781 = CIL. XIll n.1577 (der Name ist verloren, sein 
Sohn, der /lamen und zweimal /Ivir war, heisst Nonnius Ferox): ferrariarum (viel- 
leicht adsessor vorher zu ergänzen), guiuater, praefectus colon(iae). 

® So nach Desjardins’ geographie de la Gaule II S.5ır Anm. 3 ansprechender 
Vermuthung. Nach Hirtius b. G. VIII, 38, 3 lässt nämlich Caesar im Lande der auf- 
ständigen Carnuter prineipem sceleris illius et concitatorem belli Gutuatrum hinrichten; die 
Überlieferung schwankt zwischen gutruatrum (cod. Bongars.), gutuatrum (die übrigen 
Vertreter der Klasse a bei Meusel), guttruatrum oder guttruatum (die Klasse B); in 5 
desselben Capitels werden die Worte a Gutruato (guttruato Vat.3324) von Oudendorp und 
den meisten Herausgebern wohl mit Recht als Interpolation angesehen. Ein Name wird 
an jener Stelle erfordert, aber Cotuatum (vgl. b.G. VII, 3, 1: (arnutes Cotuato et Concon- 
netodummo ducibus) für Gutuatrum einzusetzen, wie versucht worden ist, geht unmöglich 
an; höchstens könnte man zweifeln, ob Hirtius Cofwatum gutuatrum geschrieben hat und 
das erste Wort seiner Ähnlichkeit ınit dem folgenden halber von den Schreibern fort- 
gelassen sei. Sonst bleibt nichts übrig, als mit Desjardins ein Missverständniss des 
Hirtius anzunehmen. 


1118 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 25. Nov. 


als Postumus und seine Nachfolger ein Gallisches Reich für kurze 
Zeit ins Leben riefen, ist Augustodunum, das den vom Senat aner- 
kannten Kaisern die Treue bewahrte, furchtbar heimgesucht! und nach 
siebenmonatiger Belagerung von den zu Tode erschöpften und ver- 
geblich auf Entsatz harrenden Vertheidigern den germanischen Horden 
ausgeliefert worden’. Damals sind die Mauern der Stadt schwer be- 
schädigt, die öffentlichen Gebäude und Monumente’ zum Theil ver- 
nichtet und die Hauptstadt wie das Land der Haeduer verödet. 
Wie schwer die Gegenwart auf der einst so blühenden Stadt lastete, 
tritt bereits in der Rede deutlich zu Tage, die der zur Leitung des 
Unterrichts in seiner Vaterstadt berufene Rhetor Eumenius über die 
Wiederherstellung des einst prächtigen Schulgebäudes, der sogenannten 
Maeniana, im Jahre 297 gehalten hat’, weit ergreifender noch in den 
Dankreden an Constantinus, in denen der Ausdruck des Schmerzes 
um das Elend der Heimat durch die phrasenhaften und widerlichen 
Lobpreisungen, die der Redner dem Kaiser für seine Wohlthaten 
zollen zu müssen glaubt, keineswegs verwischt wird’. Das glän- 
zende Zukunftsbild, das er im Vertrauen auf des Kaisers Wohl- 
wollen für seine Vaterstadt entwirft“, ist nicht zur Verwirklichung 
gelangt: noch zu Julians Zeiten waren die Mauern verfallen’ und die 
in Trümmer liegenden Göttertempel werden in Augustodunum, wo 
das Christenthum bereits, als jene Reden gehalten wurden, eine zahl- 
reiche Gemeinde besessen hat‘, kaum ein besseres Schicksal gehabt 


! Zu den angesehenen Haeduern, die damals aus ihrem Lande flüchten mussten, 
gehörte auch Arborius, der Grossvater mütterlicherseits des Ausonius, vgl. Paren- 
tal. VI, 8. 

?2 Panegyr. VIII c.4; dieselbe Belagerung ist ohne Zweifel bei Eumenius pro rest. 
schol. c.4 zu verstehen, wo man nicht mit Recht Bagaudicae für das überlieferte Bata- 
vicae eingesetzt hat. 

3 Auch von den öffentlichen Inschriften sind in Autun nur wenige und zer- 
stückelte Trümmer auf uns gekommen. 

* Vgl. c.4 die Worte: ut tanto esset illustrior gloria restitutorum , quanto ipsa moles 
restitutionis immanior ; itaque maximas pecunias et totum, si res poscat, aerarium non templis 
modo ac locis publicis reficiundis, sed etiam privatis domibus indulgent zeigen zur Genüge, 
dass die Stadt damals in Ruinen lag, ebenso wie die folgenden Sätze über die neuen 
Ansiedler die Verödung des Landes beweisen. Vgl. auch Paneg.V c.9 über die An- 
siedelung der Chamavi und Frisii als Ackerbauer im Haeduerland und VIII e.4: me- 
toecis undique transferendis. 

5 Vgl. besonders Paneg. VIII ce. 5 ff. 

6 Paneg. VII c.22. 

? Ammianus XVI, 2,1: (Iulianus) comperit Augustoduni civitatis antiquae muros spa- 
tiosi quidem ambitus sed carie vetustatis invalidos barbarorum impetu repentino obsessos. 

® Angeblich soll bereits im Jahre 178 Marcellus in Cavillonum (= Chalon s. S.), 
im Jahre 179 oder 180 Symphorianus in Augustodunum den Märtyrertod erlitten haben 
(vgl. die allerdings recht späten Acta der beiden Heiligen in den Acta SS. z. 5. Sept. 
und 2r. August). Sicher vorconstantinisch ist die berühmte ix6vs-Inschrift von Autun 


Hırschrern: Die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft. 1119 


haben, wenn auch noch lange, besonders ausserhalb der Städte, die 
heidnischen Götter in alter Weise ihre Verehrung gefunden haben!. 

In dem Verfall von Augustodunum spiegelt sich der Niedergang 
des gesammten gallischen Landes am Ende des dritten Jahrhunderts 
wieder. Die in jener Zeit, mit Verwendung der heiligen und profanen, 
der öffentlichen und privaten Denkmäler und Denksteine der älteren 
Zeit, unter dem tiefen Eindruck der furchtbaren Heimsuchung durch 
die Barbaren von den grösseren Städten in ganz Gallien hastig erbauten 
Mauern” sprechen eine noch beredtere Sprache, als die Zeugnisse der 
Redner und der Geschichtsschreiber. Wenn ein so kraftvoller Kaiser 
wie Aurelianus es als Nothwendigkeit erachtete, «das seit langen Jahr- 
hunderten thatsächlich entfestigte Rom wieder mit einer Mauer zu um- 
ziehen und das starke, von Trajan geschaffene Bollwerk jenseits der 
Donau endgültig preiszugeben, so war dies die Bankerotterklärung des 
Römischen Reichs gegenüber den Barbaren. Zwar ist Gallien noch eine 
geraume Frist verhältnissmässiger Blüthe beschieden gewesen, aber dass 
es in nicht zu ferner Zeit das Schicksal Daciens theilen würde, war 
bereits damals unzweifelhaft. und ohne den Alamannensieg Julians bei 
Strassburg wäre es wohl bereits ein Jahrhundert früher eine Beute der 
immer ungestümer an die Pforten des Weltreichs pochenden Germanen 
geworden. 


(Lebegue bei Kaibel, inscriptiones Graecae n. 2525), ebenso wahrscheinlich die gleichfalls 
in Autun gefundene, allem Anschein nach christliche Grabschrift einer Eufronia (Leblant 
inser. chret. de la Gaule I n.5 = CIL. XII n. 2718). Der Bischof von Augustodunum 
Retieius hat bereits an dem Coneil in Rom im Jahre 313 und in Arles im Jahre 314 
theilgenommen; wenige Jahre später ist in Augustodunum das S. 1106 7 5 erwähnte 
christliche Gedicht Laudes Domini verfasst worden (vgl. Brandes a. a. S. 25). 

! Über die Ausübung des seit alter Zeit im Haeduer- Lande Cultes 
der Berecynthia 'pro salvatione agrorum ac vinearum’ noch zur Zeit des Bischofs Simplieius 
(Anfang des 5. Jahrhunderts) vgl. Gregorius in glor. confess. c. 76. Über die Thätigkeit 
des heiligen Martinus im Haeduer- und Senonen-Lande (etwa im Jahre 377) vgl. Bulliot 
und Thiollier. in Memoires de la Soc. Eduenne n. s. B. 16-19 (1888 —18g1). 
® Vgl. die vortrefflichen Ausführungen über diese Mauerbauten in Gallien bei 
Camille Jullian, insceriptions Romaines de Bordeaux II S. 295 ff. 


Ausgegeben am 16. December. 


Berlin. gedruckt in der Reichsdruckerei 


Sitzungsberichte 1897. 104 


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SITZUNGSBERICHTE 1897. 
DER LO. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


16. December. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. 


Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 


1. Hr. Prasox las: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 
Dritte Mittheilung. 


Die vom Verfasser entwickelte Theorie der durch Resonanz bedingten Strahlungs- 
erscheinungen wird auf den speciellen Fall angewendet, dass ein linearer elektrischer 
Resonator sich im Mittelpunkt einer spiegelnden Hohlkugel befindet. Die Differential- 
gleichungen des Vorgangs lassen sich dann einfach integriren, und zeigen, wie zu er- 
warten war, dass die in der Hohlkugel hin- und herlaufenden elektromagnetischen 
Wellen alle wesentlichen Eigenschaften irreversibler Vorgänge besitzen. 


2. Hr. vav'r Horr las eine mit Hrn. Dr. F. A. Donnan bearbeitete 
sechste Mittheilung aus seinen Untersuchungen über die Bildungs- 
verhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbeson- 


dere des Stassfurter Salzlagers. 

Die Arbeit betrifft »die Maximaltensionen der gesättigten Lösungen von Magnesium- 
chlorid, Kaliumsulfat, Magnesiumsulfat, Kaliumehlorid und deren Doppelsalzen bei 25°. 
Die Ergebnisse schliessen sich den in Gemeinschaft mit Dr. MEYERHOFFER über den Kry- 
stallisationsgang dieser Lösungen gemachten Erfahrungen an. 


3. Hr. Frogents legte vor eine Mittheilung des Hrn. "Tu. MoLıen 
in Dorpat (Jurjew): Uber die Invarianten der linearen -Sub- 
stitutionsgruppen. 

Der Verfasser berechnet die Anzahl der Darstellungen der Variabeln einer irre- 
duetibeln Substitutionsgruppe durch ganze homogene Functionen der Variabeln einer 
andern Gruppe. mit der erstere isomorph ist. 

4. Hr. Koutrausch legte vor ein Manuseript der HH. Dr. Rıcnarz 
und Dr. Krıear-Menzer: Bestimmung der Gravitationsconstante, 


(Abh.) 


Die Abhandlung enthält die vollständige Darstellung dieser Bestimmung, über 
welche auszugsweise bereits in den Sitzungsberichten (1884 S.1202, 1893 S.163 nd 
1896 S.1305) gehandelt wurde. 


Sitzungsberichte 1897. 105 


Über irreversible Strahlungsvorgänge. 


Von Max PLAnck. 


Dritte Mittheilung. 


Einleitung und Resultate. 


Da physikalische Problem, zu dessen Lösung die vorliegenden Unter- 
suchungen einen Beitrag liefern sollen, besteht in Folgendem. Ein Quell- 
punkt elektromagnetischer Strahlung von bestimmter Schwingungsdauer. 
der aber keine unerschöpfliche, sondern eine endliche Menge Energie 
enthalten und daher beim freien Ausstrahlen eine endliche, wenn auch 
nur kleine Dämpfung seiner Schwingungen erleiden soll, befinde sich 
in einem rings von spiegelnden Wänden umschlossenen Vacuum, dessen 
Dimensionen gross sind gegen die Wellenlänge seiner Eigenschwingung. 
Dieser Fall kann annähernd realisirt gedacht werden ebensowohl durch 
ein Molekül, das Wärmestrahlen emittirt, innerhalb eines spiegelnden 
Hohlraums, dessen Dimensionen nach Millimetern bemessen werden, 
als wie durch einen in oseillirender Entladung begriffenen elektrischen 
Condensator in einem durch metallische Wände begrenzten Vacuum von 
kosmischen Dimensionen, falls man nur voraussetzt, dass die Dämpfung 
der Schwingungen lediglich durch Strahlung erfolgt. 

Wenn nun in einem bestimmten Zeitpunkt die Amplitude und die 
Phase der Schwingung des Quellpunkts, sowie die Anordnung der elek- 
trischen und magnetischen Kräfte im ganzen umgebenden Felde gegeben 
ist, so wird sich in diesem System nach der von mir aufgestellten 
Theorie ein ganz bestimmter Vorgang abspielen. Der Quellpunkt wird 
einerseits durch Emission seine Energie verausgaben und dadurch eine 
Dämpfung seiner Schwingungen erleiden, andererseits aber durch selective 
Absorption von Energie aus den von allen Seiten aus der Umgebung 
herankommenden, über ihn hinwegstreichenden Wellen, die auf ihn als 
Resonator wirken, eine Verstärkung seiner Energie erfahren können; 
dabei bleibt die Gesammtenergie des ganzen Systems constant, weil 
weder an den vollkommen retleetirenden Wänden noch im Resonator 
Energie consumirt wird. 


Pranck: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 1123 


Es fragt sich nun, welchen Verlauf dieser Vorgang im Ganzen 
nehmen wird. In meiner ersten Mittheilung über diesen Gegenstand 
habe ich die Vermuthung ausgesprochen und durch Überlegungen all- 
gemeinerer Art begründet, dass der Vorgang irreversibel ist und daher 
schliesslich in gewissem Sinne einen stationären Charakter annehmen 
wird. Wenn diese Vermuthung richtig ist, so müssen sich an dem Vor- 
gang nothwendig gewisse Eigenschaften zeigen, deren wichtigste etwa 
die folgenden sind. 

Erstens muss eine direete Umkehrung des Vorgangs ausgeschlossen 
sein; d.h. wenn man sich in irgend einem Zeitpunkt im ganzen System 
die magnetischen Kräfte mit entgegengesetzten Vorzeichen versehen, die 
elektrischen Kräfte dagegen unverändert gelassen denkt, so darf der 
Vorgang nicht rückwärts verlaufen, nämlich in der Art, dass von nun 
an für spätere Zeiten überall wieder die nämlichen elektrischen Kräfte 
auftreten, die bei dem bisherigen Vorgang für die entsprechenden früheren 
Zeiten vorhanden waren. 

Zweitens muss auch bei dem wirklichen Vorgange eine Rückkehr 
des ganzen Systems in einen früher einmal eingenommenen Zustand, sei 
es genau oder in sehr grosser Annäherung, absolut ausgeschlossen sein. 

Drittens müssen für hinreichend grosse Zeiten gewisse Bedingun- 
gen Geltung erlangen, eben die Bedingungen des stationären Charakters, 
welche für den anfänglichen Vorgang nicht zu gelten brauchen, und 
welche auch niemals verloren gehen, wenn die Zeit auch noch so sehr 
weiter wächst. 

Was nun die Verwirklichung dieser drei Forderungen bei dem hier 
angenommenen Strahlungsvorgang betrifft, so ist eine genaue Unter- 
suchung des allgemeinen Falles mit erheblichen, wenn auch wohl nicht 
unüberwindlichen mathematischen Schwierigkeiten verbunden. Daher 
habe ich mich, um wenigstens unter beschränkten Bedingungen einen 
sicheren Aufschluss über diese Fragen zu erhalten, im Folgenden zu- 
nächst mit der Betrachtung eines extremen Falles beschäftigt, der den 
Vortheil bietet, dass die Gleichungen des Vorganges sich allgemein 
und einfach integriren lassen. Es ist der Fall, dass die Wellen im 
Vacuum für alle Zeiten reine Kugelwellen sind, wodurch zugleich mit 
bedingt wird, dass das Vacuum die Form einer Hohlkugel besitzt, in 
deren Mittelpunkt sich der Resonator befindet. 

Es sollen nun gleich hier die für den genannten speciellen Fall 
gewonnenen Resultate mitgetheilt werden. Vorausgeschickt sei zu- 
nächst eine Bemerkung von allgemeinerer Bedeutung. Die den ange- 
stellten Rechnungen zu Grunde liegenden Differentialgleichungen be- 
stimmen den Verlauf des Vorgangs bei jedem gegebenen Anfangszustand 
für alle Orte und Zeiten vollkommen eindeutig, aber nicht vollkommen 


105* 


1124 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. December. 


genau. Denn sie sind unter der Voraussetzung abgeleitet worden, dass 
folgende drei Grössen: das Dämpfungsdecrement des Resonators, das 
Verhältniss seiner Lineardimensionen zur Wellenlänge seiner Eigen- 
schwingung, und das Verhältniss dieser Wellenlänge zum Radius der 
Hohlkugel, kleine Zahlen sind; die Gleichungen gelten daher nur als An- 
näherung, insoweit nämlich Glieder mit höheren Potenzen jener Grössen 
gegen Glieder mit der ersten Potenz vernachlässigt werden dürfen. In 
den Integralausdrücken wird daher die Annäherung nicht für alle Zeiten 
von derselben Grössenordnung sein, sondern sie wird im Allgemeinen 
für grössere Zeiten abnehmen, da sich dann die kleinen Vernachlässi- 
gungen durch ihre grosse Anzahl erheblich verstärken können. Nun 
hat man es zwar immer in der Hand, für jede noch so gross gewählte 
Zeit durch hinreichende Erfüllung der angeführten Voraussetzungen den 
durch die Vernachlässigungen begangenen Fehler so klein zu machen, 
als man nur will — und insofern besitzen auch die Integralausdrücke 
für alle beliebigen Zeiten Bedeutung —; aber, wenn einmal die obigen 
Constanten des Systems gegeben sind, darf die Zeit nicht mehr ganz un- 
beschränkt gross angenommen werden, ohne dass dann die annähernde 
Gültigkeit der Integralwerthe in Frage gestellt wird. Im Gegentheil: 
es wird unter allen Umständen einmal eine Zeit kommen, wo die Ein- 
flüsse der in den Differentialgleichungen vernachlässigten höheren Po- 
tenzen sich in den Integralen bemerklich machen werden, und dann 
wird man es nicht vermeiden können, auf die specielle Natur des Sy- 
stems, namentlich des Resonators, näher einzugehen, als es hier zu ge- 
schehen braucht, falls man nicht in der Lage ist, einen neuen, etwa durch 
Messungen festgestellten, Anfangszustand zu benutzen, von dem aus dann 
die Berechnung wieder mit grosser Annäherung weitergehen kann. 

Damit also die im Folgenden mitzutheilenden Sätze strenge Gültig- 
keit besitzen. ist es nöthig, sie ausdrücklich auf diejenigen Zeiten zu 
beschränken, für welche die benutzten Differentialgleichungen noch hin- 
reichend angenähert richtige Integrale liefern, mit dem Zusatz, dass 
durch genügende Erfüllung der Voraussetzungen über die Kleinheit der 
obigen drei Constanten diese Zeiten beliebig weit hinausgerückt werden 
können. Dann entsprechen die Eigenschaften der hier untersuchten 
Kugelwellen den oben für irreversible Vorgänge aufgestellten drei For- 
derungen in folgender Weise: 

Die erste Forderung ist immer erfüllt, d.h. der Vorgang kann 
unter keinen Umständen gerade umgekehrt verlaufen ($ 12). 

Die zweite Forderung ist nicht immer erfüllt in dem speciellen 
Falle, dass die im Vacuum hin- und herlaufenden Wellen von vorn 
herein auf das aus der Hohlkugel und dem Resonator bestehende Sy- 
stem »abgestimmt« sind ($ 15). In allen anderen Fällen ist die Forde- 


Praxex: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 1125 


rung erfüllt, d. h. eine genaue oder angenäherte Rückkehr in einen 
früheren Zustand ist ausgeschlossen. 

Die dritte Forderung ist für alle Vorgänge, welche nicht zu den 
auf das System »abgestimmten« gehören, insofern erfüllt, als örtliche 
und zeitliche Schwankungen der Intensität der Energiestrahlung in dem- 
jenigen Spectralgebiet, welches den Resonator zu erregen vermag, sich 
im Laufe der Zeit ausgleichen müssen. Auf die Strahlungen in den 
übrigen Speetralgebieten ist der Resonator, wie von vorn herein ein- 
leuchtet, ganz ohne Einfluss ($ 16). 

Nach diesen Ergebnissen glaube ich den Satz aufstellen zu dürfen, 
dass die hier betrachteten Strahlungsvorgänge thatsächlich alle wesent- 
lichen Eigenschaften irreversibler Processe besitzen, vorausgesetzt, dass 
man gewisse specielle Fälle ausschliesst. Es dürfte nicht schwer wer- 
den, zu zeigen, dass diejenigen idealen Voraussetzungen über den An- 
fangszustand, welche zu diesen speciellen Fällen führen, bei den in der 
Natur vorkommenden irreversibeln Strahlungsprocessen (Absorption und 
Emission von Wärmestrahlen) niemals erfüllt sind. Hiedurch ist ferner 
in höherem Grade als früher wahrscheinlich gemacht, dass entsprechende 
Sätze auch für den Fall eines beliebig geformten Hohlraumes gelten 
werden und dass an ihnen auch qualitativ nichts geändert wird, wenn 
nicht einer, sondern viele Resonatoren sich in dem Hohlraum befinden. 
Hierüber, denke ich bei einer anderen Gelegenheit zu berichten. 

Die Arbeit zerfällt in drei Abschnitte. Im ersten werden die all- 
gemeinen Gleichungen für elektromagnetische Kugelwellen entwickelt 
($$ 1-2), im zweiten wird zunächst der einfachere Fall einer ganz leeren 
Hohlkugel behandelt ($$ 3-7), und im dritten wird der Resonator als 
im Mittelpunkt der Kugel befindlich angenommen ($$ 8-16). 


Erster Abschnitt. 
Allgemeine Gleichungen für elektromagnetische 
Kugelwellen. 
SIT, 
Versteht man unter F eine Funetion der Zeit { und der Ent- 
fernung r eines Raumpunktes von einem festen Öentrum, welche der 
Differentialgleichung genügt: 


92 F s ER oF 
EN @ 
Jdf? 7- or or 


wobei c die Lichtgeschwindigkeit im Vacuum bedeutet, so werden 
bekanntlich die Componenten X, Y, Z der elektrischen Kraft und die 
Componenten L, M, N der magnetischen Kraft für elektromagnetische 


1126 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. December. 


Kugelwellen von bestimmter Polarisationsrichtung im Vacuum immer 
und überall dargestellt durch die Ausdrücke: 


FF ı »F 
Nr Eros 
r 0?F' 1 ®F 
ae rer 
9? 2 
RE 


oder mit Einführung von Polarcoordinaten r, I, w: 


z—=rcoswsinSs y=rsinosins 21. C0OS'S 
a ı%®2F 39F ; 
X=|— — — — |C0osw@sınS cos 
ee 


Te: „)sin o sin cos 


y- 3 er 3 az 
A r or 


RE 19F > 
De il ere0:D>)) 

ea r gr (2) 

oT, a 

N — ang An wsins 

1 ä 
Ve _- et cos wsın S 

ce drodt 
INZ—10% 

823 


Die allgemeine Lösung der Differentialgleichung (1) ist: 


m ale (3) 


r 


d. h. der Vorgang im Hohlraum besteht in der Übereinanderlagerung 
einer nach aussen und einer nach innen fortschreitenden Welle, und 
jede Componente der elektrischen und der magnetischen Kraft bildet 
sich durch algebraische Addition der entsprechenden auf die beiden 
Einzelwellen bezüglichen Componenten. Die Funetionen g und X nebst 
ihren Differentialquotienten nehmen wir als endlich und stetig an. 

Wir wollen nun die nach aussen fortschreitende Welle, welche 
dureh die Function & bestimmt wird, näher betrachten und dabei 
gleich eine Voraussetzung einführen, die wir überall im Folgenden 
festhalten werden: dass die Längen sämmtlicher in dem betrachteten 
Wellenzug enthaltenen einfachen Wellen klein sind gegen den Radius R 
der Hohlkugel, oder, deutlicher gesprochen, dass für alle Zeiten 
do(l) 


c 5 
MN o(f) klein gegen ni o/(t), (4) 


Pranex: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 1127 


dann vereinfachen sich die Gleichungen des elektromagnetischen Feldes 
für alle Punkte, deren Abstand r vom Kugelmittelpunkt von derselben 
Grössenordnung ist wie der Radius N, und wir erhalten dann für die 
Kräftecomponenten der nach aussen (a) fortschreitenden Welle aus (2) 


und (3): 
- 1 B 
Pe — 7 (2) cos w sin 5 cos5 
10%; sh 
Y. = — gp’|t- —)sinwsinSs coss 
er e 
1 „ 
Mn =_— (e- 2] sin’ > 
er 
IR, AN We & 
L. = -—o”|t-—]|sinosins 
er e 
TasEr; r Re 
M, = — go” |t- — | coswsinS 
ET EL 
N, == (j], 


Daraus ergibt sich auch die Energiestrahlung nach aussen, d.h. die- 
jenige Energie, welche durch ein Element ds der Kugelfläche mit dem 
Radius r in der Zeit dt nach aussen strömt: 


4 dtde ((YN.—Z,M,) sins cosw+ (Z.L.— X, N.) sin 5 sin + (X,M.—Y.L.) cos St 


Ran teeh, 1-2) 
z 


— sin? 
An c*r? 2 ne 


und durch Integration über alle Elemente ds der Kugelfläche: 
„_ 2dt | r\}? 
we ale ie 
3& ie | c ) (5) 
Wir wenden uns nun zunächst zur Betrachtung des einfachen 
Falles, dass der Hohlraum ganz leer ist. 


Zweiter Abschnitt. 


Hohlkugel ohne Resonator. 


38 
Zu den im vorigen Abschnitt aufgestellten Gleichungen treten 
noch die für den Mittelpunkt und für die Oberfläche der Kugel gültigen 
speciellen Bedingungen. 
Da zunächst im Mittelpunkt der Kugel die Kräfte nicht unendlich 
werden können, weil dieser Punkt im vorliegenden Fall mit zum elektro- 
magnetischen Felde gehört, so folgt für r—=0 aus (3) für alle Zeiten: 


o()+ WU) 0 


1128 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. December. 
und daher allgemein: 


5 li) mi ( Y =) (6) 


7: 
d.h. die Kugelwelle geht im Mittelpunkt der Kugel gewissermassen 
durch sich selber hindurch, der Mittelpunkt bildet einen »Brennpunkt« 
der Welle. Für die nächste Umgebung des Mittelpunkts, d. h. für 
kleine Werthe von r, erhält man: 


ebenso: 


und daraus: 


Es bleibt also in der That die Funetion f und mit ihr auch alle Kraft- 
componenten im Kugelmittelpunkt endlich und stetig, und zwar sind 


nach (2) die Werthe der letzteren für r — 0: 
EN De =0 
0 = 0| a 
) EN 
3c® 
34: 


Gehen wir nun über zu den an der Oberfläche der Kugel gül- 
tigen Grenzbedingungen. Damit die Oberfläche vollkommen spiegelt, 
wollen wir annehmen, dass sie aus absolut leitender Substanz gebildet 
ist. Dann verschwindet an der Kugeltläche vom Radius R für alle 
Zeiten t die tangentielle Componente der elektrischen Kraft, oder es 
ist für r = R immer: 

Xcos>5cosw+tYeosssnw-Zsns = 0 


oder aus (2) nach gehöriger Vereinfachung: 


2 ala 
br = N | 1. v- (8) 


Berücksichtigt man nun die unter (4) eingeführte Voraussetzung, 
so lautet die Grenzbedingung einfacher: 


0?F 
| gt? I= R (9) 


oder, zweimal nach ? integrirt, mit Weglassung der unwesentlichen 
Integrationsconstanten: 
Fr = 0 (10) 


Prawek: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 1129 


ol) -0fe+ =) =) 


oder, wenn man ?+—- für £ einsetzt: 
a 


d. h. nach (6): 


2R 
ole+ =z ) == old) 


d. h. p(f) ist periodisch, und die Dauer einer Periode beträgt: 


aR 


[4 


— 9 (11) 


Das ist die Zeit, welche zwischen je zwei auf einander folgenden gleich- 
J 5 5 
gerichteten Durchgängen der Welle durch einen bestimmten Ort ver- 
streicht. 
Der allgemeine Ausdruck der Funetion y(f) ist demnach: 
S er 


Int 
ol) =N,D,cos | = =>.) (12) 


u 


wobei die ganze positive Zahl n die Ordnungszahl, und die Constanten 
D, (positiv) und S, Amplitude und Phasenconstante der n“" Partial- 
schwingung darstellen. 

Nach der unter (4) gemachten Voraussetzung existiren im Wellen- 
zug nur Partialschwingungen von hoher Ordnungszahl, d.h. die Ampli- 
tuden D, sind nur für grosse Werthe von rn von Null verschieden. 

Weiter berechnet sich hieraus nach (6) mit Berücksichtigung von 
(11) die Function F zu: 

== 2 S D,sin 72 ul’ = >.) 
Te N 


u) 
w ı 
n 


und daraus endlich nach (2) die Componenten der elektrischen und der 
magnetischen Kräfte für alle Orte und Zeiten. Sind dieselben für f— 0 
gegeben, so folgen daraus eindeutig die Werthe der Constanten D, cos $ 
und D, sin S,. 


n 


ER 
N 


ag 
Für solche Orte, deren Abstand r vom Kugelmittelpunkt von der- 
selben Grössenordnung ist wie N, ist nach (5) und (12) die in der 


Zeit dt durch die ganze Kugeltläche vom Radius r nach Aussen hin- 
durchgestrahlte Energie: 


n 


oder, wenn man zur Abkürzung setzt: 


d 


—S 


1130 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. December. 


( ( =)». 6, 

3c u 

I, =.(@h (cos RN a ( 
[4 » n gg c In \ . 


Die Ausführung der Quadrirung ergibt erstens die Summe der Quadrate 
der einzelnen Glieder der Reihe: 


n 


oder, anders geschrieben: 


EN rn dm Ei 
2 > (65 1 Zr cos Sr (e-2) = 25 n (1 3) 


und zweitens die Summe der doppelten Producte je zweier verschie- 
dener Glieder der Reihe. Wir wollen diese Summe so ordnen, dass 
immer die Combinationen je zweier aequidistanter Glieder zu einer be- 
sonderen Summe zusammengefasst werden. Setzen wir also die Differenz 
zweier verschiedener Ordnungszahlen, positiv genommen, gleich a, so 
stellt sich die Summe der doppelten Producte je zweier im Abstand a 
befindlicher Glieder mit den Ordnungszahlen 2» und n+a folgender- 
maassen dar: 


: we | 2z(n+a) r Imn 7 
20 3 C.,.Ccos( 2" (e- 2) u COS = az — on 


% 
ns 


oder, anders geschrieben: 


u 


[ Ira ja 2r(2n + a r 
rl 'n on (* 2 ic \- 81042 + cos | - ( S = (- mn . (14) 


Dieser Ausdruck ist noch über a, von a=|1 an, zu summiren. 

Der Werth von #£ ist deshalb von Wichtigkeit, weil die physi- 
kalischen Messungen der elektromagnetischen Wellen in den meisten 
Fällen darauf hinauskommen, die Energiestrahlung der Wellen zu be- 
stimmen, und zwar misst man nicht den Werth von # selber, sondern 
vielmehr den Mittelwerth der Strahlung für einen Zeitraum, der gross 
ist gegen die Periode einer einzelnen Partialschwingung. Wir wollen da- 
her den obigen Ausdruck für & noch über die Zeit integriren von £ bis E', 
wobei f—-1 gross gegen die Dauer einer Partialschwingung, also gross 


nr 
% 


gegen = dagegen klein gegen % sein soll. Diese Festsetzung ist hier 


deshalb möglich, weil nach einer im $4 gemachten Bemerkung nur 
Glieder mit hohen Ordnungszahlen r in der ganzen Welle vorkommen. 
Die Integration des Ausdrucks (13) über t von £ bis ? ergibt, 


& r oc : = 1 
mit Weglassung der Glieder, welche den kleinen Factor enthalten: 
n 


Pranck: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 1181 


En, 
2% (15) 


n 


und die Integration von (14) über ? von t bis ? ergibt, mit Weg- 


5 1 
lassung der Glieder, welche den Factor Er enthalten: 


3 s ra r Da r 
Ira > One C, sın T [r-: .)- Inta En =) —sın 237 (r- .)- Onta ade: en 


T 2a! +t r 
— N: nor eg re - 
== LOAREL 07 sin :; ee t) eo 5 | 5 2) Sn 


oder, da ?-t klein gegen U genommen ist: 


5 , 3 2za r 
—(t 2). D,Cn44C1 cos (af) +8. S (16) 


n 


Dieser Ausdruck ist noch über a, von a=| an, zu summiren. So- 
mit ergibt sich für die ganze durch die Kugelfläche vom Radius r 
in der Zeit von ? bis £ nach aussen gestrahlte Energie durch Addition 
von (15) und (16): 


> BG > \ RA 2na|, r 
E — Pu >G Ir (!- 2, Dar Q, cos 55 ( >= .)- Snra rs) en 
n a n 


und durch Division mit !-t der zeitliche Mittelwerth der Energie- 
strahlung, den wir, da er unabhängig von {’ ist, als »Strahlungs- 
intensität J zur Zeit f« bezeichnen können: 


2 ev v 2ra r 
T= 32,0 +2, >, Om Cncos ( a _ Int >) 


oder 
\ . 2za 228 TEN 
I DO DAsın = (e-2 "+ Beoos® (r- 
2 — a5 = [4 
n a 
wobei 


A, >» >, mr „sın (Snta On) 


n 


Er (17) 
B: — I OnrCı COS (re = In). / 


n 

Hiedurch ist die Grösse der Strahlungsintensität J für alle Orte 
und Zeiten in Form einer Fourrer’schen Reihe De welche mit 
Gliedern von niedriger Ordnungszahl a—= 1,2,3, -- beginnt, also 
im Allgemeinen einen, im Vergleich mit den Perioden der Partial- 
schwingungen langsam veränderlichen Werth besitzt. Nur wenn die 
Reihe schon für mässige a zu einem bestimmten Werth convergirt. 


1132 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 16. December. 


kann man von einer Strahlungsintensität in bestimmtem Sinne reden; 
denn wenn die Schnelligkeit der Schwankungen dieser Intensität von 
gleicher Grössenordnung wird wie die Schwingungszahlen der Partial- 
schwingungen, so würde die Menge der in einem bestimmten Zeitraum 
ausgestrahlten Energie offenbar von den augenblicklichen Phasen der 
Partialschwingungen abhängig sein. 

Das constante Anfangsglied der Reihe entspricht einfach der 
Summe der Strahlungsintensitäten aller Partialschwingungen, welche 
sich zu der Gesammtstrahlung über einander lagern. Die Veränderlichkeit 
der Strahlungsintensität mit Zeit und Ort hängt von den Werthen der 
Coeffieienten A, und DB, ab: nur wenn jeder derselben einen gegen das 
Anfangsglied der Reihe verschwindend kleinen Werth besitzt, ist die 
Strahlungsintensität constant. Da aber die Amplituden €, alle positiv 
sind, so kommt es dabei wesentlich auf die Vorzeichen der sin und 


cos der Differenzen S,,,—- 2, an, also auf die Werthe der Phasencon- 


n 


stanten der Partialschwingungen. 


S 6. 

Wir wollen nun alle möglichen Vorgänge in zwei Classen ein- 
theilen. Die erste Classe möge sowohl diejenigen Vorgänge umfassen, 
bei welchen eine oder mehrere Partialschwingungen vorkommen, deren 
Strahlungsintensität „ C} von derselben Grössenordnung ist wie die der 
gesammten Strahlung J, als auch diejenigen Vorgänge, bei denen die 
fortlaufende Reihe der Partialschwingungen irgend welche gesetzmässig 
wiederkehrende Lücken besitzt. Diese Strahlungsvorgänge wollen wir 
als »auf das System abgestimmt« bezeichnen. Wenn daher die aus 
dem Anfangszustand abzuleitende Fourıer'sche Reihe (12) der Partial- 
schwingungen nach einer beschränkten Zahl von Gliedern abbricht, so 
ist der Strahlungsvorgang immer ein abgestimmter. 

Die zweite Classe dagegen möge diejenigen Vorgänge umfassen, 
bei denen die Reihe der Partialschwingungen entweder gar keine oder 
nur unregelmässige Lücken aufweist und ausserdem die Strahlungs- 
intensität jeder einzelnen Partialschwingung verschwindend klein ist 
gegen die Intensität der Gesammtstrahlung — »nicht auf das System 
abgestimmte Strahlungsvorgänge«. Bei diesen ist nothwendig die Zahl 
der vorhandenen Partialschwingungen eine sehr grosse. Wenn der An- 
fangszustand unabhängig von den Dimensionen der Hohlkugel gegeben 
ist, so ist offenbar der Fall der nieht abgestimmten Wellen der allge- 
meinere: mit ihm wollen wir uns daher noch etwas weiter beschäftigen. 
Die Werthe der Coefficienten A, und D,, welche die Schwankungen der 
Strahlungsintensität angeben, werden dann wesentlich davon abhängen, 


2 ” ” * .. Eye 
Pranck: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 1133 


ob die Glieder der Summen (17) sich verstärken oder nicht, ob also die 
Vorzeichen von sin (S,,,— 2,) und cos (S,,.— S,) für viele auf einander 
folgenden Werthe von n gleich bleiben oder wechseln. Im ersten Falle 
findet eine Verstärkung der einzelnen, an sich sehr kleinen, Glieder statt: 
die Partialschwingungen interferiren merklich mit einander, und die 
Strahlungsintensität J ändert sich messbar mit der Zeit. Im zweiten 
Fall kommt es zu keiner merklichen Verstärkung der einzelnen Summen- 
glieder: die ganze Summe wird von der Grössenordnung eines einzelnen 
Gliedes, und kommt daher gegen die Grösse des positiven Anfangs- 
gliedes der Reihe nicht in Betracht. Wenn dies für alle Summen A 
und D, gilt, so redueirt sich die ganze Strahlungsintensität J auf den 


a 


Werth DI und bleibt eonstant: die Strahlung ist stationär. Dann 


gibt es, trotzdem die Kräftecomponenten der Partialschwingungen sich, 
wie immer, algebrisch addiren, doch keine merkliche Interferenz. 

Da mithin zur merklichen Interferenz eine gewisse Gesetzmässig- 
keit in den Werthen der auf einander folgenden Phasenconstanten >, er- 
forderlich ist, so kann man den entsprechenden Vorgang als einen »ge- 
ordneten«, den entgegengesetzten der stationären Strahlung, in welchem 
es zu keiner messbaren Verstärkung der einzelnen Partialschwingungen 
kommt, als einen »ungeordneten« Vorgang bezeichnen. 


307: 

In jedem Falle ist der ganze hier betrachtete Vorgang rein pe- 
riodisch: nach Ablauf der Zeit %, welche die Welle gebraucht, um 
die Strecke RN zweimal zurückzulegen, ist der Zustand vollständig 
wiederhergestellt. Von irreversibeln Eigenschaften findet sich daher 
bei diesem Vorgang keine Spur, und dementsprechend ist auch von 
den drei in der Einleitung für einen irreversibeln Vorgang aufgestell- 
ten Forderungen hier keine einzige erfüllt. Denn erstens kann der 
Vorgang ebensogut gerade umgekehrt verlaufen; nach Umkehrung des 
Vorzeichens der Zeit werden ja alle Bedingungsgleichungen ebensogut 
erfüllt wie vorher. Zweitens kehrt jeder Zustand nach Ablauf der 
Zeit U genau wieder, und drittens behält der Strahlungsvorgang 
seinen Charakter unverändert bei: je nachdem er Anfangs auf das 
System abgestimmt oder nicht abgestimmt, geordnet oder ungeordnet 
ist, bleibt er es für alle Zeiten. 

Jedoch müssen alle diese Schlüsse, um streng gültig zu sein, 
noch etwas eingeschränkt werden. Sie gründen sich nämlich auf die 
aus der Gleichung (9) gefolgerte Periodieität der Funktion y, und jene 
Gleichung gilt nicht streng, sondern sie ist als Annäherung abgeleitet 


8? 


1134 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 16. December. 


worden aus der vorhergehenden allgemeinen Grenzbedingung (8) unter 
der Voraussetzung, dass das Verhältniss der Wellenlänge jeder Partial- 
schwingung zu dem Kugelradius klein ist. Da nun aber dieses Ver- 
hältniss immerhin einen endlichen Werth besitzen wird, so ist die 
Differentialgleichung (9) mit einem endlichen, wenn auch verhältniss- 
mässig kleinen Fehler behaftet, und man darf nicht behaupten, dass 
der entsprechende Fehler auch in der Integralgleichung (10) für alle 
Zeiten klein bleiben wird. Im Gegentheil zeigt eine nähere Unter- 
suchung, auf die aber hier nicht näher eingegangen werden soll, dass 
der Fehler dann, aber auch nicht früher. merklich werden wird, wenn 
die Anzahl der Reflexionen der Welle an der Wand der Hohlkugel 
von derselben Grössenordnung geworden ist, wie das Verhältniss des 
Kugelradius zu der Wellenlänge einer Partialschwingung. Wie gross 
man also auch dies Verhältniss wählen mag, es wird immer einmal 
eine Zeit kommen, für welche die oben aufgestellten Gleichungen auch 
nieht annähernde Gültigkeit mehr besitzen. Daher beziehen sich die 
soeben ausgesprochenen Sätze nicht auf absolut unbeschränkte Zeiten, 
weder hier. noch im folgenden Abschnitt, für den ganz dieselben 
Überlegungen gelten (vergl. die Einleitung und unten $ 15). 


Dritter Abschnitt. 


Hohlkugel mit Resonator im Mittelpunkt. 
88. 

Nun möge sich im Mittelpunkt der Hohlkugel ein elektrischer 
Resonator befinden, dessen Lineardimensionen klein sind gegen die 
Länge A, der seiner Eigenschwingung entsprechenden Welle, und des- 
sen Dämpfung, lediglich durch Strahlung verursacht, ein kleines De- 
erement co besitzt. Da nach der Voraussetzung (4), an der wir hier 
festhalten, der Kugelradius N gross ist gegen A,. so folgt a fortiori, 
dass die Dimensionen des Resonators klein sind gegen den Kugelra- 
dius. Da ferner das logarithmische Dämpfungsdeerement c klein ist, 
so ist das Verhältniss der Grössenordnungen der beiden Längen A, 
und c®R zunächst noch unbestimmt. Wir wollen A, gegen oW als 
klein voraussetzen, oder, physikalisch gesprochen, wir wollen anneh- 
men, dass in derjenigen Zeit, welche die Welle gebraucht, um die 
Strecke vom Mittelpunkt bis zur Peripherie der Kugel zurückzulegen, 
die Schwingungsamplitude des Resonators beim einfachen Abklingen 
bis auf einen sehr geringen Bruchtheil abgenommen hat. 

Setzen wir endlich fest, dass der Resonator in jedem Augenblick 
einen elektrischen Dipol darstellt, dessen Axe mit der Z-Axe zusam- 


Pranck: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 15 


menfällt, so stellen die Gleichungen (1) und (2) des $ ı für alle Punkte 
des Hohlraums, deren Abstand r vom Centrum gross ist gegen die 
Dimensionen des Resonators, einen elektromagnetischen Strahlungsvor- 
gang dar, und es handelt sich nur darum, den Ausdruck der Func- 
tion F für den vorliegenden Fall zu bestimmen. 


un 


9. 

Die Grenzbedingungen lauten hier wesentlich anders als im vorigen 
Abschnitt. Da die Funetion F auch hier nur von r und von f ab- 
hängt, so besteht der ganze Vorgang wieder aus der Übereinander- 
lagerung zweier Kugelwellen, deren eine sich nach innen und deren 
andere sich nach aussen mit der Geschwindigkeit e fortpilanzt. Aber 
die letztere Welle ergibt sich hier nicht, wie oben $ 3, aus der ersteren 
dadurch, dass die nach innen fortschreitende Welle im Mittelpunkt 
der Kugel einfach durch sich selber hindurchgeht, sondern sie hängt 
auch noch ab von den Vorgängen im Resonator, welcher vermöge 
seiner Schwingung fortwährend besondere Wellen emittirt. Wir haben 
hier einen Specialfall der von mir früher analysirten Resonanzvorgänge 
und wollen ihn daher direct nach der dort entwickelten allgemeineren 
Theorie, auch unter möglichster Beibehaltung der Bezeichnungen, be- 
handeln'. 

Demnach haben wir in der Umgebung des Resonators eine »pri- 
märe«, erregende, und eine »secundäre«, emittirte, Welle zu unter- 
scheiden, die sich einfach über einander lagern, also: 

HR) RW. (18) 

Die primäre Welle F') verhält sich allenthalben endlich und stetig, 
auch am Orte des Resonators: sie streicht über ihn hinweg, als ob 
er gar nicht vorhanden wäre. In dem hier vorliegenden Falle ist sie 
eine Kugelwelle, was sie im Allgemeinen nicht zu sein braucht. Da 
wir nun im vorigen Abschnitt den Fall einer Kugelwelle behandelt 
haben, die über den Mittelpunkt der Kugel hinwegstreicht, ohne dort- 
selbst unendlich oder unstetig zu werden, können wir das dort ge- 
wonnene Resultat hier direct verwerthen und, ganz wie in Gleichung (6), 
schreiben: 


Ba (19) 


Die seeundäre Welle dagegen ist immer eine Kugelwelle mit dem 
Resonator als Mittelpunkt; ihr Ausdruck ist immer von der Form: 


! Diese Berichte, Sitzung vom 20. Februar 1896. S.155. — Wie». Ann. 60, 


S.582, 1897. 


1136 


Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 16. December. 


wobei f(f) das elektrische Moment des vom Resonator gebildeten Dipols 
zur Zeit £ bedeutet. Also nach (18): 


ne als ji Ba (20) 


gültig für alle Werthe von r, die gross sind gegen die Dimensionen 
des Resonators. 


Hiebei hängt die Schwingung des Resonators von der erregen- 
den Welle durch folgende Bedingung ab. 


Es ist allgemein': 


rn 7 2 y 7) 
Kf) + Li" 5") 


Zr gr) 


wenn Z() die elektrische Kraft der primären, erregenden Welle am 
Orte r—= (0 bedeutet. Dieselbe ist nach (19) und (7): 


ze 4 
zn=, 


3 2). 
Also: 


(21) 
vr u 2 Il 4 m 
Kr) + LI") — ee (). (22) 
Die Constanten A und Z sind definirt durch die Energie des Resonators: 
KP+,1f” 


? 5 . ne £ Ao 
und bestimmen sich folgendermaassen aus der Eigenperiode 7, = 
und dem Dämpfungsdeerement c: 


- 167% 
— —, 23) 
3ccr, (23 


$ıo. 
Die Grenzbedingung für die Oberfläche der Kugel ergibt sich unter 


denselben Voraussetzungen wie im vorigen Abschnitt nach der Glei- 
chung (Io) zu: 


FR — 0 
oder nach (20): 


Y 
oder, wenn man t+ statt Z schreibt und wieder 
( 
IN 


> 
——. 9; 
—ds 


C 
1 


Diese Berichte a.a. OÖ. S.163. — Wien. Ann. a.a. 0. S. 591. 


gr. 


Tr . . .. RT 
Pranex: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 1137 


setzt: 

+ Y=RlW+fl). (24) 
Diese Gleichung folgt auch unmittelbar aus der Überlegung, dass die 
zur Zeit t vom Centrum nach aussen fortschreitende, durch Überein- 
anderlagerung der primären und der secundären gebildete Welle nach 
Ablauf der Zeit T zur erregenden Welle wird. 

Die Gleichungen (22) und (24) enthalten die Lösung der vorliegen- 
den Aufgabe. Der Vorgang ist eindeutig bestimmt, wenn die Function 
y(f) für das Interwall von {=0 bis = T, und ausserdem der Anfangs- 
zustand des Resonators, also f(0) und f’(0) gegeben ist. Der Werth 
von f (0) ergibt sich dann auch unmittelbar, weil, wie ich a.a.O. nach- 
gewiesen habe, die Differentialgleichung (22) dritter Ordnung sich all- 
gemein auf eine solche zweiter Ordnung zurückführen lässt. 

Wenn wir nun, ebenso wie im vorigen Abschnitt, die Funetion 
p mit ihren Differentialguotienten als stetig voraussetzen (Unstetigkei- 
ten würden den Vorgang nur in unwesentlichen Zügen verändern) so 
ist der Anfangszustand des Resonators nicht mehr beliebig, sondern 
es gelten nach (24) die beiden Bedingungen: 

0) = P(Q)- P(0) 
F(0) = PR) - (0). 

Es ist dann leicht zu sehen, wie sich zunächst aus der Differential- 
gleichung (22) der Werth von f(f) für 0<t<% ergibt, dann aus der 
Functionalgleichung (24) der Werth von p(f) für T</<2T, dann wie- 
der aus der Differentialgleichung (22) der Werth von ft!) für T<1<2T, 
und so alternirend weiter. 


SIT. 


Um zunächst eine partieuläre Lösung der Aufgabe zu finden, 


setzen wir: Irkt. 
od)=e* 
Irrkt ee] 
ft) — ae ? 


wobei die reelle Constante % und die complexe Constante a noch zu 
bestimmen sind. Dann werden die Gleichungen (22) und (24) be- 
friedigt, falls man setzt: 


. Am? k? DH Dnk\:. 4 (2rk\®. 
Ka-L——- a+ —|——-|) da = —-—|(<-)t: 
IE BXaa\ EI Scart 
und 
er — Ira. 


Hieraus folgt zunächst: 
a —= —-2sin’rk +isin?rk 


Sitzungsberichte 1897. 106 


1138 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. December. 


und dann durch Substitution dieses Werthes in die erste Gleichung 
und Trennung des Reellen vom Imaginären: 
ze 2a an el, 2 l2zle\ 
— 2K sin’rk + LI) 2sin’rk - — |——) sin2rk = 0 
Er 3cHh\ % 


sowie: 


2 Drk\?. Dar 4 (2rnk\® 
K sinzek 2 ( = sin rk — | = WOSIn Tr ) £ 
‘ 203 “ BEI ! 
r O6 Be oC x 


Beide Bedingungen werden zugleich erfüllt, wenn man setzt: 


s [e& \8 (An2k2 n 
etg rk =, (=) ( L-K) 


oder mit Rücksicht auf (23): 


etgrk — =( (8-1) (25) 


a 

Jede Constante k, welche diese Gleichung befriedigt, entspricht 

einer partieulären Lösung der Gleichungen (22) und (24). Aus den 

oben angenommenen Werthen von g und f ergeben sich nämlich durch 

Voransetzung eines willkürlichen eomplexen constanten Coeffieienten 

und Addition zur conjugirt imaginären Grösse als eine reelle Lösung 
der Aufgabe die Ausdrücke: 

Irrkt 
op(t) = Deos =) 


x 


(26) 


5) 


ft) = -2Dsin(rk)-sin Es + ak->) 


Dabei sind die Constanten D (positiv) und S$ ganz willkührlich. Man 


T 
nn 
Die Funetion gY() liefert nach (21) die den Resonator erregende elek- 
trische Kraft: 


erhält also eine einfach periodische Schwingung mit der Periode 


j 4 4 (2Onk\® . (2rmkt 
ze — sa ® Wi 58 ( = ) Dsin ( x ‘-3) (27) 


während f(f) das elektrische Moment des vom Resonator gebildeten 
Dipols zur Zeit ? bedeutet. 


un 


12. 


Wir wollen nun zunächst die Frage behandeln, ob der betrachtete 
Vorgang auch in umgekehrter Richtung verlaufen kann, d.h. ob die 
aufgestellten Gleichungen auch einen Vorgang zulassen, bei dem von 
einem bestimmten Zeitpunkt ab für spätere Zeiten die elektrischen 
Kräfte im ganzen System die nämlichen, und die magnetischen Kräfte 
in Folge dessen die gerade entgegengesetzten Werthe besitzen wie bei 
dem wirklichen Vorgang für die entsprechenden früheren Zeiten. 


Praxex: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 1139 


Nehmen wir z. B. an, vom Zeitpunkt {= 0 ab verlaufe der bis 
dahin durch die Gleichungen (26) dargestellte Vorgang in gerade um- 
gekehrter Richtung. Dann müsste für jeden positiven Werth von / die 
elektrische Kraft in allen Punkten des Systems genau ebenso gross 
sein, wie sie bei dem wirklichen Vorgang zur Zeit t war. Insbesondere 
müsste also das elektrische Moment des Resonators für die positive 


Zeit t nach (26) sein: 


— 2Dsin (rk) sin (- = + ak — >) — Hr ) 


oder: 


Full) = 2Dsin (rk)-sin (= — rk + >) 


9 


und die den Resonator erregende elektrische Kraft müsste zu der näm- 
lichen positiven Zeit Z nach (27) sein: 


N. Driictnen A 
| c3 ) Dsin (- =) a 9% {) 


oder: 


wenn f,(l) das Moment des Resonators und y,(f) die erregende Welle 
für den umgekehrten Vorgang bedeutet. 

Ein Vergleich mit der Gleichung (24) zeigt nun aber, dass die- 
selbe durch die Ausdrücke von f, und g, keineswegs befriedigt wird, 
falls überhaupt eine Schwingung des Resonators stattfindet, und daraus 
folgt unmittelbar, dass eine Umkehrung des hier behandelten Strahlungs- 
vorgangs absolut ausgeschlossen ist. 


$ 13. 

Untersuchen wir nun die Wurzeln k der Gleichung (25). Da jeder 
negativen Wurzel eine gerade entgegengesetzte positive entspricht, so 
ist es keine wesentliche Beschränkung der Allgemeinheit, wenn wir k 
positiv annehmen. Da ferner o klein ist, so wird, wenn man % alle 
Werthe von 0 bis + durchlaufen lässt, der Ausdruck auf der rechten 
Gleiehungsseite im Allgemeinen grosse Werthe annehmen. Dann be- 
sagt die Gleichung, dass k nahezu eine ganze Zahl ist. Eine Ausnahme 


n kro 
macht nur der Fall, dass = nahezu = |, und der andere Fall, dass 
i =z 5 : : Tune Be- 
k gross ist gegen —.. Letzterer ist aber auszuschliessen, weil für ihn 
368 Er 


u) 
in der Gleichung (22) das dritte Glied, welches die Dämpfung angibt, 


gross werden würde gegen die beiden ersten Glieder, was den bei der 
Ableitung dieser Gleichung gemachten Voraussetzungen widerspricht. 


106* 


1140 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 16. December. 


. kr j 
Für den Fall, dass . nahezu — 1 (also k gross), kann man die 


U 


Gleichung (25) in folgender vereinfachten Form schreiben: 


< k N 
eig rk — =(2 -1) (28) 


und kann diese Form auch für den allgemeinen Fall beibehalten, da 
für diesen sich & auch hieraus wieder als nahezu gleich einer ganzen 
Zahl ergibt. 

Die Lage der Wurzeln übersieht man am besten durch Betrach- 
tung der Schnittpunkte der beiden ebenen Öurven: 


wenn / als Abseisse, / als Ordinate eines variablen Punktes angesehen 
wird. Die erste Curve, die bekannte Cotangenteneurve, ist periodisch 
mit der Periode = I, die Ordinate durchläuft, wenn %k von einer 
ganzen Zahl n bis zur nächstfolgenden n+ 1 ansteigt, alle Werthe von 
+00 bis herab zu -—x. Die zweite Öurve ist eine Gerade, welche die 


T 
Abseissenaxe in dem Punkte = —- schneidet und aufwärts steigend 
0 


mit ihr einen spitzen Winkel bildet, dessen Tangente den nach $ 8 


3 : DT ß > - : re 
kleinen Werth = besitzt. Daraus folgt, dass je zwei auf einander 
= 


folgende ganze Zahlen n und n+1 eine einzige Wurzel % zwischen 
sich enthalten. Bezeiehnen wir diese Wurzel mit %, und setzen: 


KMz=nts, (29) 


so folgt, dass e, positiv und <I1; ferner, dass e, von | her gegen 0 


hin abnimmt, wenn n von 1 bis © wächst: endlich, dass diese Ab- 
NTo 


$ 


2 


nahme wesentlich nur in dasjenige Gebiet der n fällt, für welches 


n 


nahe —1 (also n gross), während für alle kleineren Werthe von n g, 
nahe —=1, und für alle grösseren Werthe von n e, nahe = ist. 
Wir wollen noch die Differenz: 
ne, (30) 
also 
knzaKn = a-A 


setzen, wobei a, wie im vorigen Abschnitt $ 5, eine positive ganze 
Zahl bedeuten soll, und bemerken, dass A stets positiv und klein 


gegen a ist. 


Prasex: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 1141 


$ 14. 
Die weitere Behandlung des Problems schliesst sich ganz an die 
fo) 
analoge, im vorigen Abschnitt von $ 5 an durchgeführte an. Die all- 
gemeine Lösung der Aufgabe ist durch Verallgemeinerung von (26): 


pl 


= -2 > D,sin (k,) sin Be Zi ak); 


— 
m 
N 
ir} 
io) 
[77 
Fe 
AS} 
213. 
| 
{dl 
Sn 


wobei die Constanten D, (positiv) und S,, Amplitude und Phasencon- 
stante der n'“” Partialschwingung, von Glied zu Glied beliebig wechseln 
können. Nach der Voraussetzung (4) sind die Amplituden D, nur für 
grosse Werthe von n von Null verschieden. 

Da die Amplituden der Resonatorschwingung den Factor sin (r%,) 
enthalten, so findet ein merkliches Mitschwingen des Resonators nur 
bei denjenigen Partialschwingungen der erregenden Welle statt, für 
welche %, nieht nahezu eine ganze Zahl ist, folglich nach (29) e, weder 
der 1 noch der O0 nahe liegt, und dies ist eben das Gebiet, wo 


T, nr ; n } : 
= oder „ nahe — 1, d.h. wo die Partialschwingungen nahe dieselbe 


Periode besitzen wie die Eigenschwingung des Resonators. 
Aus der Gleichung (20) berechnet sich dann die Function F 
folgendermaassen: 


BR r . (2rmck,t 
ne - > D: sin sche, (5 . ı) -sın | SIT Ir zhu-3) (3 1) 


u 
n 


und daraus nach (2) die Componenten der elektrischen und die der 
magnetischen Kraft für alle Orte und Zeiten. Sind dieselben für 
t= 0 gegeben, so folgen daraus die Werthe der Constanten D, sin I 


n 


und D,cos S5,. Dass diese Bestimmung immer eine eindeutige ist, 


wird hier nicht bewiesen, kann aber wohl kaum einem Zweifel unter- 
liegen. 


SOTSe 
Fragen wir nun, ob und unter welcher Bedingung es geschehen 
kann, dass der zur Zeit { im System herrschende elektromagnetische 
Zustand nach Ablauf einer gewissen Zeit T wiederum genau oder wenig- 
stens mit sehr grosser Annäherung eintritt. Nach (31) müsste dann 
für jede einzelne Partialschwingung, die eine merkliche Amplitude D, 
besitzt, die Bedingung gelten: 


2rmk,(t+T Zucht 2 
2 Kan +aK,-5, = = - + ak &n+ 2r(N + v) 


52 ns 


1142 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. December. 


wobei N eine positive ganze Zahl, und v eine gegen 1 sehr kleine 
positive oder negative Zahl bedeutet. Daraus folgt: 


kind r 
er N +v. (32) 
Bildet man diese Gleichung für alle Partialschwingungen des Vorgangs 
mit den ÖOrdnungszahlen n,n’,n”, -:- so ergibt sich daraus die Pro- 
portion: 
knzkartkarı = (N +v):(N’+vY):(N”’+vY):.-. 


oder nach (29): 
(n +): (m +): (n”’ + Em): = (N +yv):(N’+V):(N”’+v’):.-- 


die so viel Glieder enthält, als Partialschwingungen im Ganzen vor- 
handen sind. Die Erfüllbarkeit dieser Proportion hängt lediglich von 
den als bekannt anzunehmenden Wurzeln der transcendenten Gleichung 
(28) für k ab, im Übrigen aber weder von dem Anfangszustand des 
Systems noch von dem Zustand zur Zeit f. 

Nur in zwei besonderen Fällen ist es möglich, die Proportion durch 
passende Werthe der Zahlen N und v zu befriedigen. Der erste Fall 
ist der, dass die Grössen e alle schr nahe = 0 oder nahe = | sind, 
d.h. dass die Perioden der Partialschwingungen sämmtlich beträcht- 
lich von der Eigenperiode r, des Resonators abweichen. Dann schwingt, 
wie wir im vorigen Paragraphen gesehen haben, der Resonator über- 
haupt nicht mit, der ganze Strahlungsvorgang verhält sich ebenso, als 
ob der Resonator gar nicht vorhanden wäre, und ist also periodisch 
mit der Schwingungsdauer ”. Dieser schon im vorigen Abschnitt er- 
ledigte Fall bietet hier kein besonderes Interesse, wir gehen daher 
über ihn hinweg. 

Der zweite Fall ist der, dass zwar Partialschwingungen mit einer 
der Grösse r, nahe gleichen Periode vorkommen, dass aber die An- 
zahl dieser Partialschwingungen eine beschränkte ist, oder dass nach 
der im $ 6 gewählten Bezeichnung der Strahlungsvorgang auf das 
System »abgestimmt« ist. Je grösser aber die Zahl der Partial- 
schwingungen wird, für die e von 0 und zugleich auch von 1 merk- 
lich verschieden ist, um so grösser werden die Werthe der ganzen 
Zahlen N ausfallen, welche die Proportion befriedigen, und eine um 
so grössere Zeit 7 berechnet sich aus (32) für die angenäherte Wieder- 
kehr des Zustandes. Es wächst offenbar 7 mit jeder neuen Partial- 
schwingung, d. h. mit jedem neuen Glied der Proportion im Allge- 
meinen um einen sehr grossen Factor, so dass die Zeit T der Wieder- 
kehr schon bei einer mässigen Anzahl Partialschwingungen einen sehr 
hohen Werth erreichen kann. Gleichwohl wird nicht bewiesen werden 


_ Praxex: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 1143 


können, dass bei einer unbegrenzten Anzahl Partialschwingungen die 
Zeit T ins Unendliche rückt. 

Wenn dagegen die Strahlung nicht »auf das System abgestimmt « 
($ 6) ist, d.h. wenn die Partialschwingungen entweder lückenlos oder 
mit unregelmässigen Lücken auf einander folgen, so wird schon bei einer 
endlichen, nieht gar zu kleinen, Anzahl derselben eine angenäherte 
Wiederkehr des früheren Zustandes ausgeschlossen sein für alle Zeiten, 
auf die überhaupt die vorliegenden Gleichungen einen Schluss gestatten. 
Wir haben nämlich schon im vorigen Abschnitt, $ 7, bemerkt, dass 
die Zeit, für welche alle unsere Rechnungen gelten, eine beschränkte 


2 


ist, dass sie nämlich nothwendig unterhalb — bleiben muss; darüber 
2 = 


hinaus lässt sich ohne die Kenntniss eines neuen Anfangszustandes 
gar nichts über die Integrale aussagen, weder in dem einen noch in 
dem anderen Sinne. Sobald sich also ergibt, dass die aus (32) be- 


le 2] 


rechnete Zeit T der Wiederkehr des Zustandes den Werth = überschrei- 
{1} 


tet, so ist dies Resultat gleichbedeutend mit dem, dass der zur Zeit 
t herrschende Zustand innerhalb des Gültigkeitsbereichs der aufgestell- 
ten Integralgleichungen niemals wieder erreicht wird. Da nun 7 nach 
den obigen Darlegungen im Allgemeinen verhältnissmässig sehr schnell 
mit der Zahl der Partialschwingungen wächst, so gilt der Satz von 
der Unmöglichkeit der Wiederkehr eines früheren Zustandes auch schon 
bei einer mässigen Zahl von Partialschwingungen für alle Zeiten, die 
überhaupt noch der angestellten Analyse zugänglich sind. 


16. 


un 


Die Energiestrahlung für solche Orte, deren Abstand r vom Kugel- 
mittelpunkt von derselben Grössenordnung ist wie N, ergibt sich aus 


der allgemeinen Formel (5), wenn man darin für »(e-2). die ge- 
2 


sammte nach aussen fortschreitende Welle, nach der Gleichung (20) 
den hiefür in unserem Fall gültigen Werth: 


2)de) 
re Gr 
oder nach (24): 


( p\ 2rck, ; 
olt+ ae ) —»,D, cos I (14 2- 2)-») 


c T c 
n 
einsetzt. 
Danach ist die in der Zeit dt durch die ganze Kugelfläche vom 


Radius r nach aussen gestrahlte Energie: 


1144 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 16. December. 


B— ge '>( Ai \». COS = (e+2 _ .) —on \ 


T ce 


x 


und: 


Die Ausführung der Quadrirung und weitere Behandlung dieses 
Ausdrucks auf genau demselben Wege wie in $ 5 ergibt schliesslich 
als »Strahlungsintensität« für die Kugeltläche vom Radius r zur Zeit t: 

)r . 
NE N, $ 2z(a—-A) 9 
JERSCHS Sa vo ( en. 
2 u. \ 


e 


n a n 


wobei A durch die Gleichung (30) definirt ist, oder: 


N \ ma a) ll ir 
J—= SC +\ A, sin a ("- 4 )+ B, cos u (+- ) 
= —- 3} C kJ 


B C 
n a 


wobei: 


\ 2rA/, r ) 
, e N y De Em a Hi. D- 
A, = Cora nsın ( ) ! Nu+a Nu 


N ZA (33) 
B, =D, nr. COS & (’- 2) Ana N \ 

Nur wenn der Ausdruck von J schon für mässige Werthe von a zu 
einem bestimmten Werth convergirt, kann man von einer Strahlungs- 
intensität in bestimmtem Sinne reden, da sonst die Schwankungen der 
Strahlungsintensität von gleicher Grössenordnung werden wie die Perio- 
den der Partialschwingungen. 

Das Anfangsglied der Reihe für J entspricht wieder der Summe 
der Strahlungsintensitäten aller einzelnen Partialschwingungen, die Coef- 
fieienten A, und BD, aber, welche die Abhängigkeit der Strahlungsinten- 
sität von Ort und Zeit bedingen, sind hier nicht, wie in Gleichung (17), 
constant, sondern sie ändern sich an einem bestimmten Orte mit der 
Zeit, und zwar langsam, da A immer klein gegen a ist. Die Strahlungs- 
intensität ist also im Allgemeinen nicht periodisch, wie im Falle der 
leeren Hohlkugel. Doch erstreckt sich die Abweichung von der Perio- 
dieität nur auf diejenigen Partialschwingungen, welche der Eigen- 
schwingung des Resonators nahe liegen; denn für alle übrigen ist nach 
der Gleichung (30) A nahe = 0, und somit das Vorhandensein des Reso- 
nators ganz irrelevant. Ebensowenig wie der Resonator auf solche Wellen 


Praxex: Über irreversible Strahlungsvorgänge. 1145 
=' {>} b: 


reagirt, vermag er einen Einfluss auf sie auszuüben. Wir wollen uns da- 
her im Folgenden auf die Betrachtung des Gebiets merklicher Resonanz 


(-. nahe = ı) beschränken. 
NTo 


Im Falle, dass die Wellen nicht auf das System abgestimmt sind 
($ 6), dass also die Strahlung aus einer unbegrenzten Anzahl Partial- 
schwingungen besteht, deren jede einzelne nur einen kleinen Beitrag zur 
Intensität J der Gesammtstrahlung liefert, werden die Werthe der Coef- 
fieienten A, und B,. welche die Art der Intensitätsschwankungen an- 
geben, wieder wesentlich davon abhängen, ob die vielen kleinen Glieder 
der Summen (33) sich verstärken oder schwächen, ob also die Vor- 
zeichen der sin bez. eos für die auf einander folgenden Werthe von n gleich 
bleiben oder wechseln. Im ersteren Fall findet eine Verstärkung der 
kleinen Glieder zu einem merklichen Betrage statt, im zweiten bleibt 
die Grösse der Summen von der Grössenordnung eines einzelnen Gliedes 
und macht sich in dem Werthe von J nicht bemerkbar. Zu einer mess- 
baren Schwankung der Gesammtstrahlung bei nicht abgestimmten Wellen 
ist also eine merkliche Interferenz vieler benachbarter Partialsch win- 
gungen und mithin eine bestimmte Gesetzmässigkeit in den Werthen 
der Phasen nothwendig: der Vorgang muss in gewisser Weise »geord- 
net« sein. Sobald diese Ordnung aufhört, hört auch der Einfluss der 
Interferenz auf, und die Strahlung wird stationär. Da nun die Con- 
stante A in den verschiedenen Gliedern der Summen (33) verschiedene 
Werthe besitzt, so werden die Differenzen der Winkel in diesen Summen 
mit der Zeit sich verändern, und daraus folgt, dass, wenn zu irgend 
einer Zeit der Vorgang geordnet war, er für spätere Zeiten ungeordnet 
werden muss. Messbare Schwankungen der Strahlungsintensität J 
müssen sich also im Laufe der Zeit ausgleichen. 

Andererseits: wenn die Werthe der Phasenconstanten », durchaus 
keiner bestimmten Gesetzmässigkeit unterliegen, so kann eine Gesetz- 
mässigkeit auch im Laufe der Zeit niemals eintreten; der Vorgang bleibt 
immer ungeordnet und die Strahlungsintensität constant. 

Es sind aber wohl auch Fälle möglich, wo die Phasenconstanten 7, 
derartige Werthe besitzen, dass der Strahlungsvorgang Anfangs unge- 
ordnet ist, für spätere Zeiten aber geordnet erscheint. Dann ist die 
Strahlungsintensität Anfangs constant und erleidet später merkliche 
Schwankungen. Ob ein solcher Vorgang in der Natur eintritt oder, 
nicht, hängt von den Bedingungen des Anfangszustandes ab (vergl. 
hierüber die Bemerkungen am Schlusse der Einleitung). 


1146 


Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse 
der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere 
des Stassfurter Salzlagers. 


VI. Die Maximaltensionen der gesättigten Lösungen von 
Magnesiumchlorid, Kaliumsulfat, Magnesiumsulfat, Kaliumchlorid 
und deren Doppelsalzen bei 25°. 


Von J.H. vav’r Horr und Dr. F. G. Donnan. 


N eender durch eine frühere Untersuchung' der Krystallisationsgang 
bei «den im obigen Titel bezeichneten Lösungen festgestellt wurde, sind 
im Nachfolgenden die Tensionen der dabei eine Rolle spielenden Mutter- 
laugen bestimmt. Offenbar muss diese Tension mit dem Krystallisations- 
gang eng zusammenhängen, da letzterer immer so vor sich gehen wird, 
dass die Maximaltension abnimmt oder, im Grenzfall, eonstant bleibt. 
Andererseits aber bedingt diese Tension, wie sich später zeigen wird, 
die Niehtbildung oder Neubildung von Salzen, wie Kieserit (MgSO,.H,O), 
Kainit (MgSO,.KCl. 3H,O), Kaliastrakanit oder Leonit? (MgSO,.K,SO,. 
4H,O) und Langbeinit (K,SO,. 2MgSO,), welche bei 25° noch nicht 
auftreten, wiewohl die für deren Bildung nothwendigen Bestandtheile 
vorhanden sind. Dass schliesslich die betreffenden Tensionen, speciell, 
wenn auch das Mitvorhandensein des Chlornatriums später berücksichtigt 
wird, in Zusammenhang mit dem bei der Bildung der Salzlager ob- 
waltenden atmosphaerischen Feuchtigkeitszustand stehen kann, sei als 
vorläufige Bemerkung hinzugefügt. 


Der benutzte Apparat und die angewandte Messmethode. 


Die Tensionen wurden gemessen in einem Apparat, der im Wesent- 


3 


lichen einem BrEmEr-Frowein'schen Differenzialtensimeter” entspricht, 


dahin abgeändert, dass mehrere Tensionen gleichzeitig bestimmt und 


Diese Berichte 1397, 1019. 

Tense, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1896, 632. 
® Zeitschr. f. physik. Chemie, 1, 10, 424. van'r Horr, Spaltung und Bildung 
von Doppelsalzen. Engelmann 1897, 45. 


van'r Horr und Donnan: Oceanische Salzablagerungen. VI. 1147 


verglichen werden konnten. Die kleinen Gefässe a der Fig. ı, etwa 
24°" im Durchmesser, enthalten die gesättigten Lösungen, dargestellt 
durch Anfeuchten von etwa 3° der betreffenden Salze oder Salzmischung 


Fig. 1. 


PN ee a Br Ze aa er 


] 


mit 0°%°4, der schon im Voraus dargestellten nahezu gesättigten Lö- 
sung, entsprechend den Ergebnissen der früheren Abhandlung'. Die 
grösseren Kugeln b dienen zur Aufnahme der Messflüssigkeit (gereinigten 
Rüböls), wenn der Apparat in horizontaler Lage evacuirt wird. Dies Rüb- 
öl wird nach Erhitzen auf etwa 110° warm und trocken durch c hinein- 
gebracht, zu etwa ein Drittel der Höhe bis 5; dann wird bei ce abge- 


! Diese Berichte 1897, Io1g. 


1148 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. December. 


schmolzen. Die Kugel a, wird mit Schwefelsäure beschickt, die (vier) 
gesättigten Lösungen kommen in die übrigen Kugeln a, bis a,, wobei es 
vortheilhaft ist, die Reihenfolge so zu wählen, dass voraussichtlich die 
Tension von links nach rechts aufsteigt. Beim Evacuiren wird dann der 
Apparat zunächst in horizontaler Lage festgehalten, wobei Kugel a,, 
aus welcher sich der Wasserdampf mit der grössten Maximaltension 
entwickelt, zuerst luftleer wird. Dann wird der Apparat, durch die 
freigelassene (durch Schliff vermittelte) Drehung um eine Axe senkrecht 
zur Zeichenebene der Fig. ı. in einen Stand gebracht, in welchem das 
aus b abfliessende Rühöl a, von a, trennt; nach nunmehriger Evaecuirung 
von a, erfolgt weiteres Drehen, damit a, von a, getrennt wird u. S. w. 
Schliesslich wurde von der Luftpumpe abgeschmolzen. Der Apparat 
wird in einem grösseren Wasserbad (mit Rührer und Regulator') in 
genau verticaler Stellung auf 25° erwärmt bis zur constanten Einstellung 
des Ölniveaus (nach etwa einer Stunde), während eine hinter demselben 
angebrachte, in Millimeter getheilte Milchglasscala die Ablesung erlaubt. 
Vor oder nach Messung ist dann noch die Bestimmung der sogenannten 
Lufteorreetur nothwendig, wozu sämmtliche Kugeln a in Aether und 
Kohlensäure abgekühlt werden bis zur völligen Condensation des Wasser- 
dampfs, während dann der zurückgebliebene Druck als Luftdruck von 
der bei 25° bestimmten Tension in Abzug kommt. 


Versuchsergebnisse. 


Die untersuchten gesättigten Lösungen waren die Hauptlösungen, 
deren Zusammensetzung durch die frühere Untersuchung gegeben war 
und die also in horizontaler Projeetion den Punkten A, bis R, der Fig.2 
entsprechen, worin die auf 1000 Molekülen vorhandene Molekülzahl 
K,Cl,, K,SO,, MgSO, und Mg(l, nach bez. A,, B,, C, und D, aufgetragen 
ist, und die Felder Sättigung an je einem Salz vorstellen: 


A,E,M,N,P,@,L, Sättigung an Chlorkalium, 


MQOM.K: » » Carnallit (MgCl,K.6H,O), 
KeJEM): » » Chlormagnesium, 

JR. OR HR: » » Magnesiumsulfathexahydrat, 
HRRANAGEG: » » » hepta » 
G,N,M,F, » » Schönit (MgK,(SO,),6H,O), 
VDE » » Kaliumsulfat. 


In der nachstehenden Tabelle ist der Druck zunächst in Millimeter 
Rüböl bei 25°, dann (aus dem speeifischen Gewicht d’’ = 0.9092 be- 


' vanr Horr, Spaltung und Bildung von Doppelsalzen S. 47. 


1149 


VI. 


Horr und Doxnan: Oceanische Salzablagerungen. 


B 


VAN T 


Fe 


“ 


a 


1150 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 16. December. 


rechnet) in Millimeter Quecksilber bei 0° (d? = 13.5936) gegeben (Car- 
nallit ist als Carn., Schönit als Sch. bezeichnet): 


j Salzmoleküle Ba 1000 H,O Druck in Millimetern 
eh öl 
K,C, IK, SO, |MgSO,| MgCh, | app.I | App. Hg 


I. Sättigung an einem Salze. 


OOMESOKTELON 
DS MECH 6HEO. 


2. Sättigung an zwei Salzen. 
ECIRRENS OF ER Eee: 


SRENS OS Ch ee Eee ee ee: 321.8 | 324 21.6 
GISch ME SOMSTIEL OR ee 304-5 | 304.9 | 20.4 
H. SO,Mg. 7H,0,80,Mg.6H;0 ..... (12) 


J. SO,Mg.6H,0, Mg0l,.6H,0 ....... 
KEaMEGEMOEE ON Darm 
1:2 Carn; OlRR nase Seas teren aa 


3. Sättigung an drei Salzen. 
DEREIRE)SONBSEIS Ch re 
IV OIRS Sch. IM ESO, 27ER ORE ee 
P. CIK, MgSO,.7H,0, MgSO, .6H,0 
Q.CIRMESO,.6H,0, Cara ....2. 
R. MgS0,.6H,0, Carn., MgCl,.. 6H,O 


Beziehung zwischen Tensionen und Krystallisationsgang. 


Die Beziehung zwischen Tensionen und Krystallisationsgang stellt 
sich übersichtlich dar durch die verticale Projection, welche die obere 
Hälfte der Fig. 2 bildet. Die horizontale Projecetion, welche von A, 
bis A, die Hauptlösungen angiebt, ist dabei derart benutzt, dass z.B. 
die Maximaltension (19”"2 Hg) der A, entsprechenden, also der an 
Kaliumehlorid gesättigten Lösung, vertical oberhalb XY aufgetragen 


mm ) 


ist, indem A,a der Tension (19”"2) proportional ist, nur ist zur 


Raumersparniss der Tensionswerth immer um 5”"” verkleinert, was 
den Werth der Abbildung für unseren Zweck nicht beeinträchtigt. 
Der Krystallisationsgang am Rande der Figur (bei Anwesenheit zweier 
Salze mit gemeinsamem Ion) ist nun dadurch bedingt, dass als End- 


punkt der tiefstgelegene Ort erreicht wird, also: 
auf A,D, (Kalium und Magnesiumchlorid) Ä,, Sättigung an 
Chlormagnesium und Carnallit; 
auf D,C, (Magnesiumehlorid und -sulfat) J,, Sättigung an Chlor- 
magnesium und Magnesiumsulfathexahydrat; 
auf ©, B, (Magnesium und Kaliumsulfat) @,, Sättigung an Mag- 
nesiumsulfat und Schönit; 


a 


u 


van'r Horr und Donnan: Oceanische Salzablagerungen. VI. 1151 


auf B,A, (Kaliumsulfat und -chlorid) Z,, Sättigung an Kalium- 
sulfat und -chlorid. 


Von diesen vier tiefstgelegenen Orten X,, J,, @G, und E, gehen 
dann immer abwärts die vier sogenannten Krystallisationsbahnen , wel- 
che gleichzeitiger Ausscheidung zweier Salze entsprechen, und alle 
fallen zusammen im tiefstgelegenen Krystallisationsendpunkt R,, wo 
die Tension die kleinstmöglichste ist und zu gleichzeitiger Ausscheidung 
der drei Salze, Chlormagnesium, Carnallit und Magnesiumsulfathexa- 
hydrat bis zum gänzlichen Eintrocknen führt. 

Schliesslich sei der auch theoretisch beweisbare Satz betont, der 
im Obigen manche Anwendung findet, dass die Tension durch hin- 
zutretende Sättigung an einem neuen Salze sinkt oder, im Grenzfall, 
gleich bleibt. Von ersterem sind zahllose Fälle durch die Untersuchung 
geprüft, wie z.B. die von CIK und K,SO, gesättigte Lösung eine klei- 
nere Tension aufweist (19"" Hg), als diejenige, welehe an CIK (19””2) 
und K,SO, (22""2) allein gesättigt ist. Aber auch der Grenzfall ist 
in den obigen Daten vertreten und zwar hat die an MgSO,.7H,0 
und MgSO,.6H,O gesättigte Lösung (HM) eine Tension (12"”” Hg), die 
nicht kleiner wird und werden kann', falls die Lösung auch noch an 
Chlorkalium gesättigt ist (P). Sogar auch ohne Lösung bedingt die 
gleichzeitige Anwesenheit von beiden Hydraten des Magnesiumsulfats 
eine für jede Temperatur bestimmte Tension, die von Frowrm” als 
Krystallwassertension (11"”5 bei 25°) in ziemlicher Übereinstimmung 
mit unserem Ergebniss gefunden wurde. 

Wir haben schliesslich Hrn. van per Hoor zu danken für die 
Anfertigung des zur Constanthaltung der Temperatur nothwendigen 
Rührwerks. 

! Siehe auch Bancrortr, Phase-rule. Journ. of Physic. Chem. Ithaca. New - York 


1897. S. 247. 
® Zeitschr. f. physik. Chemie. 1, 5. 


1152 


Über die Invarianten der linearen Substitutions- 
gruppen. 


Von Tueopor MoLıEn 


in Dorpat (Jurjew). 


(Vorgelegt von Hrn. Froernxıvs.) 


R zwei Noten, die ich in den Sitzungsberichten der Dorpater Natur- 
forschergesellschaft publieirt habe, habe ich aus der allgemeinen Theorie 
der Zahlensysteme mit nichteommutabeln Einheiten gewisse Schlüsse 
auf die Eigenschaften der Substitutionsgruppen gezogen. 

Meine Bemerkungen erweisen sich als inhaltlich nahe verwandt 
mit den Ausführungen des Hrn. Frosextus, Über Gruppencharaktere 
und Über die Primfactoren der Gruppendeterminante, in den Sitzungs- 
berichten vom Jahre 1896 und seiner letzten Mittheilung Über die Dar- 
stellung der endlichen Gruppen durch lineare Substitutionen. Indessen 
habe ich das Hauptgewicht in meiner ersten Note auf die Umkehr- 
barbeit der Sätze gelegt. Die Untersuchungen des Hrn. Frogenıus sind 
erst soeben durch freundliche Vermittelung des Herrn Verfassers zu 
meiner Kenntniss gelangt. 

Ich beabsiehtige hier auf einen weiteren Punkt der 'Theorie der 
Substitutionsgruppen einzugehen, nämlich auf die Anzahl der Darstel- 
lungen der Variabeln einer irreduetibeln Substitutionsgruppe durch 
ganze homogene Funktionen der Variabeln einer anderen Gruppe. mit 
der erstere isomorph ist. 

Dies Problem lässt sich in relativ einfacher Weise mit Hülfe der 
charakteristischen Gleichungen der Substitutionsgruppen lösen. 


Ich nenne die Gleichungen: 
=) dal: Unı)&r (@,k=1--m) (1) 
z 


kurz die Gleichungen einer linearen Substitutionsgruppe G@, wenn die 
n Systeme: 


Moriex: Über die Invarianten der linearen Substitutionsgruppen. 1153 
bir 


> — 
DA: x! = > 377 (Wo ... Un_1) Cr, (2) 
F OU 


die von u, ---w,_, unabhängig sein sollen, die Substitutionsgruppe bilden. 
Die characteristischen Gleichungen der Substitutionen S, schreibe ich: 


ab 
C.(®) er) en (un - DL 1) = (I. (3) 
Die Grösse: 
— > b;(u) (4) 


ist das, was Hr. Frogexıus den Gruppencharakter nennt; ich nehme 
diese Bezeichnung hier auf. Diese Grösse ist auch der Coeffieient der 
ersten Potenz von w in: 


> Co). (5) 
h 


Als rationale Function des Gruppencharakters bezeichne ich noch 
folgende Bildung: ist 
B() =bw+bhwmt + lu-ı, 
so ist (6) 
R(B(u)) = R( b)w + R(bı)wu + + R(b,-ı)Un 


Die Gruppe (I) mag im Allgemeinen reductibel sein; dann kann 
sie in ihre irreductibeln Bestandtheile zerlegt werden. Von den oz mög- 
lichen irreductibeln Gruppen, die die Zusammensetzung von (2) oder 
eine isomorphe aufweisen, kann dabei jede mehrfach vertreten sein. 

Sind die Gruppencharaktere der irreduetibeln Gruppen: 


Aw. kW), 
so ist der Gruppencharakter von (2) aus ihnen additiv zusammengesetzt: 
Blu) = Aufl) +: + r,f;(u), (7) 
wo A,:--A, positive ganze Zahlen, einschliesslich der Null, sind. 
Für die Gruppencharaktere irreductibler Gruppen bestehen gewisse 
Relationen. Ist //(w) der zu f;(u) inverse Gruppencharakter, so ist: 


net ie a _, 


o( — (8) 
n = dur day E 


Wendet man diese Relation auf (7) an, so folgt unmittelbar: 
Ol,B) X (9) 
Die Operation © vermittelt also die Zerlegung der Gruppe (1) in 
ihre irreduetibeln Bestandtheile; ich möchte sie deshalb den Analysator 
der Gruppe nennen. 
Auf eine Deutung von ($) und (9) komme ich am Schluss zurück. 


Sitzungsberichte 1897. 107 


1154 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. December. 


2 


id. 


Nimmt man für die gegebene Gruppe p unter einander unabhän- 
gige Variabelnsysteme «', y', 2’, --- und , y,2,:-- und bildet aus jedem 
der Systeme (2) die sämmtlichen Produete xy, 21--;, so werden letz- 
tere lineare Formen der sämmtlichen Producte &,y,2%,---, man erhält 
also auf diesem Wege eine lineare Substitutionsgruppe @,, deren Va- 
riabelnzahl »n? ist. Diese Gruppe ist, von gewissen speciellen Fällen 
abgesehen, stets reduetibel. 

Zunächst ist der Gruppencharakter B’(u) dieser Gruppe festzustellen. 
Er folgt sofort aus der Bemerkung, dass die Wurzeln einer charakte- 
ristischen Gleichung von @, die Produete der Wurzeln der entsprechen- 
den charakteristischen Gleichung von @ sind, genommen zu je p mit 
Wiederholungen und Vertauschungen. Daraus folgt mit Bezugnahme 
auf (5) und die Definition (6): 

Der Charakter der Gruppe G, ist die p'* Potenz des Cha- 
'akters der Gruppe @. 

Der specielle Fall e=y=2= ... kann aus dem allgemeinen ab- 
geleitet werden, indem diejenigen Glieder, die durch Vertauschung von 
&%,y,2,.-- aus einander hervorgehen, zusammengezogen werden. Die 
Wurzeln einer charakteristischen Gleichung werden die Producete der 
Wurzeln für @, mit Wiederholungen, aber ohne Vertauschungen. Man 


= n r 2 1 R } 
erhält die Wurzelsumme, indem man Go) nach steigenden Potenzen 
ZA) 


von » entwickelt, und den Coeffieienten von »” nimmt. Man über- 
zeugt sich leicht davon durch Entwickelung der Zerlegung: 
1 
(1-@,@)--- (1 — 0,0)” 

Man hat in gleicher Schlussfolgerung wie vorhin: 

Der Gruppencharakter einer aus sämmtlichen indepen- 
denten rationalen ganzen Functionen p'“" Grades der Varia- 
beln einer linearen Gruppe gebildeten Gruppe ist der Coef- 
ficient von w’ in der Entwickelung von 

— Un 


Fr ( N (®) 


= 


nach steigenden Potenzen von uw. 


Ich gehe zur Analyse der aus den rationalen Funetionen der 
Variabeln gebildeten Gruppe über; es ist der Analysator: 
N ix 1 ar 
of, )= —> —, (11) 


nı C,(w) 9u, 
h 


Moriex: Über die Invarianten der linearen Substitutionsgruppen. 1155 


und der Coeffieient der Potenz w’ in der Entwiekelung von © giebt direet 

an, wie oft die Gruppe mit dem Charakter f,(w) durch rationale Funetionen 

p“" Grades der Variabeln der gegebenen Gruppe darstellbar ist. 
Insbesondere befindet sich unter den mit der gegebenen Gruppe 


isomorphen Gruppen stets die Identität, deren Öharakter 


> Ur 


h 


ist. Die Existenz einer solchen Gruppe unter den irreductibeln Bestand- 
theilen aber ist gleichbedeutend mit der Existenz einer Invariante. 


Demnach ist 
1 1 
n > C,(o) (12) 


der Ausdruck, welcher die Invariantenzahl für jeden Grad liefert. 
Es ist nur noch zu zeigen, dass der Analysator (11) nicht iden- 
tisch verschwindet; es ist aber. wenn S, die identische Substitution 
der Gruppe (2) ist, 
C,(@) = (1 —O) ie: 
und keine weitere charakteristische Gleichung enthält 1-w in gleicher 
of 
Potenz; ferner ist — gleich dem Grade der Gruppe mit dem Charak- 
OUg ’ 


ter f,(w). Die Summe (11) enthält also einen Summanden, der beim 
Addiren durch etwaiges Zusammenziehen nicht eliminirt werden kann, 
und folglich ist der Werth des Analysators nicht identisch Null. 


4. 


Als besonders einfaches Beispiel wähle ich die Ikosaedergruppe 
in drei Variabeln. Die charakteristischen Gleichungen sind: 
für die identische Substitution (1-w)’ — 0, 
für 15 Substitutionen vom Grade 2 (1-»)(1+») =, 
für 20 Substitutionen vom Grade 3 (1-w°) = (0, 
für je ı2 und ı2 Substitutionen vom Grade 5 
(1-o) fi En E31A7 + o) — 20% 


% 


Der Analysator für die Invariantenzahl ist 


140% 
= — = m 
(1-02) (1-w°)(1—!°) 
der Analysator für die Darstellung der gegebenen Gruppe: 


a w" 


(1-@*)(1—-w*) (1-05) " 


O= 


107* 


1156 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. December. 


für die conjugirte Gruppe: 


w?° 


2-0 (-a) 
der Gruppe in 4 Variabeln 
> 


9 Ta)li=es)j(1-e) 


und der Gruppe in 5 Variabeln 
Oi 


@? 

(-o (1-03) 

Alle diese Ausdrücke sind nach Potenzen von w zu entwickeln, 
wenn die Anzahlen der Darstellungen explieite gesucht werden. Es ist 
nur zu bemerken, dass hier sämmtliche Darstellungen einer verlangten 
Art gefunden sind, nicht aber die linear unabhängigen Darstellungen, 
wenngleich die erste Formel auf die Existenz von 4 Invarianten mit 
quadratischer Relation hinzudeuten scheint. 


Ich will noch auf die Classe von Gruppen eingehen, deren Variabeln 
aus den Variabeln der gegebenen Gruppe als Determinanten (&, 2): 
dargestellt werden. 

Die charakteristischen Gleichungen haben zu Wurzeln nur Pro- 
duete verschiedener Wurzeln der entsprechenden charakteristischen Glei- 
chungen der gegebenen Gruppe. Die Anzahl der verschiedenen der- 
artigen Gruppen ist nur eine endliche; die Gruppencharaktere sind 
offenbar die Coeffieienten der Potenzen von w in: 


> u,C,(®). (5) 


Diese Gruppen sind insofern häufig von Interesse, als mehrfach lineare 
Invarianten irreduetibler Gruppen in Frage kommen; so besitzt bei- 
spielsweise die »homogene« Ikosaedergruppe in 4 Variabeln und die 
in 6 Variabeln eine bilineare Invariante der in Rede stehenden Form. 

In ähnlicher Weise kann auch von Simultaninvarianten zweier 
Gruppen gesprochen werden; die Gleichungen (8) und (9) können in 
diesem Sinne als Simultaninvarianz-Analysatoren bezeichnet werden. 


Ausgegeben am 27. Januar 1898. 


1157 


SITZUNGSBERICHTE 1897. 
DER LIH. 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLen. 


*Hr. Scnmorter las im Anschluss an seinen Vortrag vom 21.Januar 
über die Entwickelung des deutschen Münzwesens von der 
Einheitsmünze des Denars zu einem vielgliederigen System 
kleiner, mittlerer und grosser Münzen 1300-1600. 


Schilderung der ersten grösseren Münzen in Italien, Tirol und Frankreich 150 
bis 1300, der Prägung des deutschen Groschens von 1300 ab, des Guldengroschens von 
1500 ab, des Goldguldens von 1340 ab, daneben der Hellermünze. Erörterung des tech- 
nischen, wirthschaftlichen und rechtlichen Problems eines Systems einer Reihe verschieden 
grosser, sich vertretender Münzen. Die grossen Schwierigkeiten des Gelingens und 
die tastenden Versuche über sie Herr zu werden: die Ansätze zu einer besonderen 
Scheidemünze, die Versuche quantitiver Fixirung der zu prägenden Gross- und Klein- 
münze, die durch Sitte und Recht herbeigeführten Bestimmungen, wo in Grossmünze 
zu zahlen sei. Der Kampf zwischen der Forderung eines fiskalischen Münzgewinns 
und dem Verlangen trotz höherer Kosten der Prägung auch die kleine Münze voll- 
wichtig zu prägen. Die deutschen Münz-Ördnungen von 1524, 1551, 1559. Beginn 
der Erkenntniss in Italien, die Durchführung besserer Principien in Nordeuropa von 
1500 ab. 


Ausgegeben am 27. Januar 1898. 


* erscheint nicht in den akademischen Schriften. 


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1159 


VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. 


(Die Schriften, bei denen kein Format angegeben ist, sind in Oetav. — Die mit * bezeichneten 
Schriften sind mit Unterstützung der Akademie erschienen, die mit f bezeichneten durch Ankauf 
erworben.) 


Nova Acta Academiae Caesareae Leopoldino - Carolinae Germanicae naturae curiosorum. 
Tom. 65— 67. Halle 1896. 4. 

Leopoldina. Amtliches Organ der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie 
der Naturforscher. Heft 33. N. 1—11. Halle a.S. 1897. 4. 

Sitzungsberichte der K. B. Akademie der Wissenschaften zu München. Mathematisch- physi- 
kalische Classe. 1896. Heft 3.4. 1897. Heft 1.2. Philosophisch-philologische und histo- 
rische Classe. 1896. Heft 3.4. 1897. Heft I—3. München 1896. 97. 

Almanach der Koeniglich Bayerischen Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1897. 
München. 

Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Mathematisch- 
physikalische Klasse. Neue Folge, Bd. 1. N.1. Philologisch- historische Klasse. Neue 
Folge. Bd. 1. N.4—8. Bd. 2. N.1—3. Berlin 1897. 4. 

Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Geschäftliche 
Mittheilungen. 1597. Heft 1. Mathematisch-physikalische Klasse. 1896. Heft 4. 1597. 
Heft 1.2. Philologisch-historische Klasse. 1896. Heft 4. 1897. Heft 1.2. Göttingen 
1896. 97. 

Abhandlungen der mathematisch-physischen Classe der Königl. Sächsischen Gesellschaft der 
Wissenschaften. Bd.23. N.6. Bd. 24. N.1. Leipzig 1897. 

Abhandlungen der philologisch- historischen Classe der Königl. Sächsischen Gesellschaft der 
Wissenschaften. Bd.17. N.6. Bd.18. N.1. Leipzig 1897. 

Berichte über die Verhandlungen der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften 
zu Leipzig. Mathematisch-physische Olasse. 1896. IV—VI. 1897. I—Ill. Philologisch- 
historische Classe. 1896. U. III. Leipzig 1896. 97. 

Preussische Statistik. Hrsg. vom Königlichen statistischen Bureau in Berlin. Bd. 129.2. 
143—145 147. Berlin 1897. 4. 

Zeitschrift des Königlich Preussischen statistischen Bureaus. Jahrg. 36. Heft 4. Jahrg. 37. 
Heft 1.2. Berlin 1896. 97. 4. 

Die Fortschritte der Physik. Dargestellt von der physikalischen Gesellschaft zu Berlin. 
Jahrg. 46. 1890. Abth.2. Jahrg. 47. 1891. Abth. 1—3. Jahrg. 51. 1895. Abth. 2. 
Jahrg. 52. 1896. Abth. 1.3. Braunschweig 1896. 97. Namenregister nebst einem 
Sach - Ergänzungsregister zu Bd. 21—43. Bearb. von B. Schwarze. Hälfte 1. Berlin 
1897. 

Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik. Bd. 25. Jahrg. 1593. 94. Heft 3. Bd. 26. 
Jahrg. 1895. Heft 1.2. Berlin 1897. 

tJournal für die reine und angewandte Mathematik, gegründet von A. L. Crelle 1826. Bd. 
117.118. Berlin 1897. 4. 

Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft. Jahrg. 29. N. 17—19. Jahrg. 30. N. 1—4. 
6—17. Berlin 1896. 97. 


1160 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


Landwirtschaftliche Jahrbücher. Bd. 25 (1896). Ergänzungsbd. 3.4. Bd. 26 (1897). Heft 1 
— 5. Ergänzungsbd. 1.2. Berlin 1897. 

Verzeichnis der in der Formerei der Königlichen Museen käuflichen Abgüsse (Berlin 1893). 
2. Nachtrag. Hrsg. 1897. 

Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen - Wesen im Preussischen Staate. Bd. 44. Heft 5 
mit Atlas (Tafel 34—36). Statistische Lief. 1—3. Bd. 45. Heft I—3 mit Atlas 
(Tafel 1—14). Statistische Lief. 1. Berlin 1896. 97. 4. und Fol. 

Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. 48. Heft 3.4. Bd.49. Heft 1.2. 
Berlin 1896. 97. 

Berliner Astronomisches Jahrbuch für 1899. Berlin 1897. 

Abhandlungen der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. Heft 21—23. Berlin 
1896. 97. 

Jahrbuch der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin 
für das Jahr 1895. Bd. 16. Berlin 1896. 

Jahresbericht des Direktors des Königlichen Geodätischen Instituts für die Zeit von Aprü 
1896 bis April 1897. Potsdam 1897. 12 Ex. 

Veröffentlichungen des Königl. Preussischen geodätischen Institutes. Die Neumessung der 
Grundlinien bei Strehlen, Berlin und Bonn. Berlin 1397. 4._ 

Verhandlungen der vom 15. bis 21. October 1896 in Lausanne abgehaltenen Conferenz der 
‚permanenten Commission der internationalen Erdmessung. Berlin 1897. 4. 

Bericht über die Thätigkeit des Königlich Preussischen Meteorologischen Instituts im Jahre 1896. 
Berlin 1897. 

Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1891. Beobachtungssystem der Deutschen Seewarte. — 
Ergebnisse der Meteorologischen Beobachtungen an 10 Stationen II. Ordnung und 
an 45 Signalstellen, sowie stündliche Aufzeichnungen an 2 Normal-Beobachtungs- 
Stationen. Jahrg. 18. Hrsg. von der Direktion der Seewarte. Hamburg 1896. 4. 

Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1895. Beobachtungssystem von Elsass-Lothringen. 
Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen im Jahre 1895. Strassburg i. E. 
1597. 4. 

Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1896. Beobachtungssystem der Meteorologischen 
Station I. Ordnung Aachen. Ergebnisse der Meteorologischen Beobachtungen im 
Jahre 1896. Jahrg. 2. Karlsruhe 1897. 4. 

Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1896. Freie Hansestadt Bremen. Ergebnisse der 
Meteorologischen Beobachtungen im Jahre 1896. Jahrg. 7. Bremen 1897. 4. 

Veröffentlichungen des Königlich Preussischen Meteorologischen Instituts. 1394. Heft 2. 1895. 
Heft 2. Ergebnisse der Magnetischen Beobachtungen in Potsdam in den Jahren 
1594 und 1895. Berlin 1897. — 1896. Heft 2. Ergebnisse der Beobachtungen an 
den Stationen II. und III. Ordnung im Jahre 1896. Berlin 1897. — Ergebnisse der 
Meteorologischen Beobachtungen in Potsdam im Jahre 1895. Berlin 1897. — Er- 
gebnisse der Gewitter-Beobachtungen in den Jahren 1892. 1893, 1894. Berlin 
1597. — Ergebnisse der Beobachtungen an den Stationen Il. und III. Ordnung 
im Jahre 1893. Berlin 1597. 4. 

Beobachtungs - Ergebnisse der Königlichen Sternwarte zu Berlin. Heft N.7. AnorLr Marcvse: 
photographische Bestimmungen der Polhöhe. Berlin 1897. 4. 

Nuntiaturberichte aus Deutschland. Abth. 4. 17. Jahrhundert. Nuntiatur des Pallotto 1628 
— 1630. Bd. 2. Bearb. von Hans Kıewniıng. Berlin 1897. 

Quellen und Forschungen aus Italienischen Archiven und Bibliotheken. Hrsg. vom Königl. 
Preussischen historischen Institut in Rom. Bd. 1. Heft 1. Rom 1897. 

Repertorium germanicum. Regesten aus den päpstlichen Archiven zur Geschichte des Deutschen 


Reichs und seiner Territorien im 14. und 15. Jahrhundert. Ilrsg. durch das Königl. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 1161 


Preussische historische Institut in Rom. Pontificat Eugen’s IV. (1431— 1447). Bd. 1. 
Bearb. von Roserr Arxorp. Berlin 1897. 

#Commentaria in Aristotelem graeca. Vol. 14. Pars 2. Ioannis Philoponi in Aristotelis 
libros de generatione et corruptione commentaria ed. Hırronymus Vrreiee — 
Vol. 15. Ioannis Philoponi in Aristotelis de anima libros commentaria ed. MıcnAeL 
Hayovex. Berolini 1897. 

#Corpus inseriptionum Atticarum consilio et auetoritate Academiae litterarum Borussicae 
editum. Appendix. Defixionum tabellae Atticae. Ed. Rıcarpvs Wurnxscn. Berolini 
1897. Fol. 

#Corpus scriptorum historiae Byszantinae. loannis Zonarae epitomae historiarum libri XVII. 
Tom. 3. Libri NIIT— XVII. Ed. Tueoporvs Bürrner-Wossr. Bonnae 1897. 

Monumenta Germaniae historica. Seriptores. Toın. 30. Pars1. Hannoverae 1896. 2. — Leges. 
Sectio 2. Capitularia regum Francorum. Tomi 2 pars 3. Hannoverae 1897. 4. — Libelli 
de lite imperatorum et pontificum. Tom. 3. Hannoverae 1897. 4. — Scriptorum rerum 
Merovingicarum 'T’om. 3. Hannoverae 1896. 4. 

® Politische Correspondenz FRIEDRICH’S des Grossen. Bd. 23. Berlin 1596. 2 Ex. 

®Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte. Hrsg. von der 
Kirchenväter-Commission der Königl. Preussischen Akademie der Wissenschaften. 
Hippolytus. Bd. 1. Leipzig 1897. 

Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Instituts. Bd. 11. Heft 3.4. Bd. 12. 
Heft 1.2. Berlin 1896. 97. 

Mittheilungen des Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Instituts. Athenische Abtheilung. Bd.21. 
Heft 3.4. Bd. 22. Heft1.2. Athen 1896. 97. 

Mittheilungen des Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Instituts. Roemische Abtheilung. 
Bqd.11. Fase.3.4. Bd.12. Fasc.1.2. Rom 1896. 97. 

®GERHARD, Epvard. Ziruskische Spiegel. Bd.5. Bearb. von A. Krücmann und G. Körte. 
Heft 15. 16. (Schluss.) Berlin 1597. 4. 

Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel. Bd. 12. Heft 4. Berlin 1597. 

Mittheilungen aus der Physikalisch- Technischen Reichsanstalt. 1397. 8 Sep.-Abdr. 

Übersicht über die Geschäftsthätigkeit der Aichungsbehörden während der Jahre 1895 und 
1896. Hrsg. von der Kaiserlichen Normal-Aichungs- Commission. Berlin 1896. 97. 4. 

Chronik der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin. 1. Oktober 1895 bis 1. Oktober 
1596. Berlin 1896. 

Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. Jahrg. 19: 1596. Hamburg 1896. 4. 

Ergebnisse der Meteorologischen Beobachtungen im System der Deutschen Seewarte für das 
Lustrum 1891—1895. Hrsg. von der Direktion der Deutschen Seewarte. Ham- 
burg 1896. 4. 

Jahres-Bericht über die Thätigkeit der Deutschen Seewarte. 19. Für das Jahr 1896. Ham- 
burg 1897. 

Tabellarischer Wetterbericht hrsg. von der Deutschen Seewarte. Jahrg. 21. 1896. N. 275— 366. 
Jahrg. 22. 1897. N. 1—273. Hamburg 1896. 97. Fol. 

Anzeiger des germanischen Nationalmuseums.. Jahrg. 1396. Nürnberg 1896. 4. 

Mitteilungen aus dem germanischen Nationalmuseum. Jahrg. 1896. Nürnberg 1596. 4. 

Catalog der Astronomischen Gesellschaft. Abth.1. Stück 9. Leipzig 1597. 4. 

Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Bd. 50. Heft 4. Bd. 51. Heft 1—3. 
Leipzig 1896. 97. 

Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes. Hrsg. von der Deutschen Morgenländischen 
Gesellschaft. Bd. 10. N. 2. 4. Leipzig 1897. 

Schriften der Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg i. Pr. Jahrg. 37. Königs- 
ber& 1896. 4. 


1162 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


Jahresbericht des Coppernicus-Vereins für Wissenschaft und Kunst zu Thorn. 43. 1896 bis 
1897. Thorn 1897. 

Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. Bd.9. Heft 2. Dan- 
zig 1897. 

Mittheilungen aus dem naturwissenschaftlichen Verein für Neu-Vorpommern und Rügen in 
Greifswald. Jahrg. 28. 1896. Berlin 1897. 

Jahres- Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. 74. 1896 nebst Er- 
gänzungsheft. Breslau 1897. 

Bericht der wissenschaftlichen Gesellschaft Philomathie in Neisse. 25 —28. 1888 — 96. Neisse 
1890 — 97. 

Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen. Jahrg. 11. Heft 3.4. Jahrg. 12. 
Heft 1. Posen 1896. 97. 

Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. Jahrg. 38. Berlin 1896. 

Helios. Abhandlungen und Mittheilungen aus dem Gesammigebiete der Naturwissenschaften. 
Organ des Naturwissenschaftlichen Vereins des Regierungsbezirkes Frankfurt. 
Bd. 14. Berlin 1897. 

Societatum Litterae. Verzeichniss der in den Publikationen der Academieen und Vereine 
aller Länder erscheinenden Einzelarbeiten auf dem Gebiete der Naturwissenschaften. 
Jahrg. 10. 1896. N. 7—12. Jahrg. 11. 1897. N. 1—6. Berlin 1896. 97. 

Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 72. Heft 1.2. Bd. 73. Heft 1. Görlitz 1896. 97. 

Jecur, Rıcnarn. Codex diplomaticus Lusatiae superioris II. Heft 2. Görlitz 1897. 

Verzeichniss der auf der Königlichen vereinigten Friedrichs - Universität Halle- Wittenberg zu 
haltenden Vorlesungen. Winterhalbjahr 1896/97. Sommerhalbjahr 1897. Winterhalb- 
Jahr 1597/98. Halle a.S. 1896. 97. 

Jahrbücher der Königlichen Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Neue Folge. 
Heft 23. Erfurt 1897. 2 Ex. 

Astronomische Nachrichten. Begründet von H.C.Scuumacner. Bd. 142—144. Kiel 1897. 4. 

Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein. Bd.11. Heft1. Kiel 1897. 

Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen. Hrsg. von der Kommission zur wissenschaftlichen 
Untersuchung der deutschen Meere in Kiel und der Biologischen Anstalt auf Helgo- 
land. Neue Folge. Bd. 2. Heft 1. Abth. 2. Heft2. Kiel und Leipzig 1897. 4. 

Mittheilungen des Deutschen Seefischereivereins. Bd.12. N. 10—12. Bd. 13. Nr. 1—11. 
Berlin 1896. 97. 

Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. Bd. 22. Heft 2.3. Bd. 23. 
Heft 1. Hannover und Leipzig 1897. 

Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaft zu Braunschweig. 10. Für die Vereinsjahre 
1895/96 und 1896/97. Braunschweig 1897. 

Braunschweig im Jahre 1897. Festschrift den Theilnehmern an der 69. Versammlung 
Deutscher Naturforscher und Aerzte gewidmet von der Stadt Braunschweig. Hrsg. 
von Ruporr Brasıus. Braunschweig 1897. 

Abhandlungen , hrsg. von der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft. Bd.20. Heft1. 
Bd. 23. Heft 1—4. Frankfurt a. M. 1896. 97. 4. 

Bericht der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main. Vom 
Juni 1896 bis Juni 1897. Frankfurt a. M. 1897. 

Jahresbericht des Physikalischen Vereins zu Frankfurt am Main für das Rechnungsjahr 1895 
— 1896. Frankfurt am Main 1897. 

Verwaltungs-Bericht der Königlichen Landesbibliothek zu Wiesbaden über das Etatsjahr 1896/97. 
Wiesbaden 1897. 

Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande, Westfalens und 
des Reg.-Bezirks Osnabrück. Jahrg. 55. Hälfte 2. Jahrg. 54. Hälfte 1. Bonn 1896. 97, 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 1163 


Veröffentlichungen der Königlichen Sternwarte zu Bonn. N.2. F. Küsıser: Untersuchungen 
über die Eigenbewegungen von 335 Sternen. Bonn 1897. 4. 

Sitzungsberichte der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Bonn. 
1896. Hälfte 2. 1897. Hälfte 1. Bonn 1896. 97. 

Bonner Jahrbücher. Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. 
Heft 100. 101. Bonn 1896. 97. 

Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 31. Giessen 1896. 

Abhandlungen des Königl. sächs. meteorologischen Institutes. Heft 2. Leipzig 1897. 4. 

Das Klima des Königreiches Sachsen. Amtliche Publication des König]. sächsischen me- 
teorologischen Institutes. Heft 4. Chemnitz 1897. 4. 

Vorläufige Mittheilung der Beobachtungs - Ergebnisse von 12 Stationen II. Ordn. in Sachsen. 
August 1896 bis März 1897. Chemnitz. 4. 

tHedwigia. Organ für Kryptogamenkunde. Bd.35. Heft 6. Bd. 36. Heft 1—5. Dresden 
1896. 97. 

Zeitschrift für Naturwissenschaften. Organ des naturwissenschaftlichen Vereins für Sachsen 
und Thüringen. Bd. 67. Heft I—5. Bd. 69. Heft 5.6. Bd.70. Heft 1.2. Leipzig 
1894. 97. 

Zeitschrift für physikalische Chemie, Stöchiometrie und Verwandtschaftslehre. Hrsg. von Wırn. 
Osrwarp und J. H.van’r Horre Bd.21. Heft3.4. Bd. 22. Heft1.3.4. Bd. 23. 
Bd. 24. Heft 1.2. Leipzig 1896. 97. 

Jahrbuch der Hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten. Beiheft2 zu Jahrg. 14 = Mit- 
teilungen aus dem Naturhistorischen Museum in Hamburg. Jahrg. 14. Hamburg 1897. 

Mitteilungen der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg. Bd.3. Heft 7. Leipzig 1897. 

Abhandlungen hrsg. vom Naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen. Bd.14. Heft2. Bremen 
1897. 

Sitzungsberichte der physik.- med. Gesellschaft zu Würzburg. Jahrg. 1896. N. 1—11. Titel 
und Inhalt. Würzburg 1897. 

Verhandlungen der physik.-med. Gesellschaft zu Würzburg. Neue Folge. Bd. 30. 1896. 
Würzburg 1897. 

Sitzungsberichte der Physikalisch-medicinischen Societät in Erlangen. Heft 28. 1896. Er- 
langen 1897. 

Hochschul- Nachrichten. Jahrg. 8. N. 85.86. München 1897. 4. 

Verhandlungen des historischen Vereines der Oberpfalz und von Regensburg. Bd. 49. Regens- 
burg 1897. 

Allgemeine Zeitung. Beilage. Ausgabe in Wochenheften. Jahrg. 1897. Heft 1—39. Mün- 
chen. 1897. 4. 

Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Jahrg. 53. Stuttgart 
1897. 

Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Neue Folge. Jahrg. 5. 6. 1896. 97. 
Stuttgart 18597. Dazu Beilage: Württembergisch Franken. Neue Folge. 6. Schw. 
Hall 1897. 

Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart. Bd. 208— 211. Tübingen 1896. 

Neue Heidelberger Jahrbücher. Hrsg. vom historisch - philosophischen Vereine zu Heidel- 
berg. Jahrg. 7. Heft 1. Heidelberg 1897. 

Mittheilungen der naturhistorischen Gesellschaft in Colmar. Neue Folge. Bd. 3. Jahre 1895 
und 1896. Colmar 1896. 

Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, des Ackerbaues und der Künste im Unter- 
Elsass. Monatsbericht. Bd. 30. Heft 9. 10. Bd. 31. Heft 1—6. Strassburg 1897. 
Jahresbericht des Vereins für Erdkunde zu Metz. 19. Für das Vereinsjahr 1896— 97. Metz 

1897. 


1164 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


FALTMANN, WirHnerLm. Die Urkunden Kaiser Sigmunds (1410 —1437). Bd.1. Lief. 2. 
Bd. 2. Lief.1. Innsbruck 1897. 4. 

®BErHE, Arsreecnr. Das Nervensystem von Carcinus Maenas. Th. 1. Mittheilung 1.2. 
Bonn 1897. Sep.-Abdr. 
— . Vergleichende Untersuchungen über die Functionen des Oentralnerven- 
systems der Arthropoden. Bonn 1897. Sep.-Abdr. 

Dessoır, Max. Geschichte der neueren deutschen Psychologie. 2. Aufl. Halbbd.1. Berlin 1897. 


®Deussen, Paur. Sechzig Upanishad’s des Veda aus dem Sanskrit übersetzt und mit Ein- 


leitungen und Anmerkungen versehen. Leipzig 1897. 2 Ex. 

®G. LEIEUNE Diriıcater’s Werke. Hrsg. von L. Kroxecker. Fortgesetzt von L. Fucas. 
Bd. 2. Berlin 1897. 4. 2 Ex. 

#DoveE, Kart. Deutsch-Südwest-Afrika. Ergebnisse einer wissenschaftlichen Reise im 
südlichen Damaralande. Gotha 1896. 

® Ergebnisse der Plankton- Expedition der Humboldt- Stiftung. Bd.1l. F.f. Heinrich Sım- 
roru: Die Brachiopoden. Bd. I. K.b. Carr Cnvx: Die Siphonophoren. Kiel und 
Leipzig 1897. 4. 2 Ex. 

"Philonis Alexandrini opera quae supersunt ed. Leorornnus (on et Paurus WENDLAND. 
Vol. 2. Berolini 1897. 

"Prosopographia imperü Romani saec. 1. II. III. Pars }. 2. Consilio et auetoritate Academiae 
scientiarum Regiae Borussicae ed. Erımarvus Kress et Hermannus Dessav. Bero- 
lini 1897. 

#Saromon, Wiruers. Über Alter, Lagerungsform und Entstehungsart der periadriatischen 
granitischkörnigen Massen. Habilitationsschrift. Wien 1897. 

®Scumipr, Rıcnarnd. Das Kamasutram des Vatsyayana, die indische ars amatoria nebst 
dem vollständigen Commentare (Jayamangalä) des Yacodhara aus dem Sanskrit 
übers. und hrsg. Leipzig 1897. 2 Ex. 

VOLKENS, GEORG. Der Kilimandscharo. Berlin 1897. 

"Biographische Blätter. Vierteljahrschrift für lebensgeschichtliche Kunst und Forschung. 
Hrsg. von A. Berrerneım. Bd. 1.2. Berlin 1895. 96. 

TBiographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Hrsg. von Avon BETTELHEm. Bd. 1. 
Berlin 1897. 

Jahrbuch der Elektrochemie. Berichte über die Fortschritte des Jahres 1894. 95. 96. Jahrg. 1 
— 3. Halle a.S. 1895 — 97. 

Kantstudien. Philosophische Zeitschrift hrsg. von Hans VaımınGer. Bd 1. Heft 3.4. Bd. 2. 
Heft 1—3. Hamburg und Leipzig 1897. 

"Minerva. Jahrbuch der gelehrten Welt. Hrsg. von K. Trüsser. Jahrg. 7. 1897 — 98. 
Strassburg 1898. 

Zeitschrift für Elektrotechnik und Elektrochemie. Seit Jahrg. 2 unter dem Titel: Zeitschrift 
‚für Elektrochemie. Organ der Deutschen Elektrochemischen Gesellschaft. Jahrg. 1—3. 
Halle a. S. 1894 — 97. 4. 

Bastian - Feier am 26. Juni 1896. Berlin 1896. Sep.-Abdr. 

Barka,. Rıcmarn. Altnordische Stoffe und Studien in Deutschland. Mit Unterstützung der 
»Gresellschaft für deutsche Wissenschaft ete. in Böhmen«. Abschnitt 1. Bayreuth 
1596. 

Beirsreis, F. Handbuch der organischen Chemie. 3. Aufl. Lief. 0— 82. Hamburg und 
Leipzig 1896. 97. 

Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde- Angelegenheiten der Stadt Oberhausen 
für die Zeit vom 1. April 1895 bis 31. März 1896. Oberhausen. 4. 

BerrnoLp, GernarD. David Fahricius und Johann Kepler, vom neuen Stern. Facsimile- 


druck mit einem Nachworte. Norden und Norderney 1897. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 1165 


BeyscntaG, F. Geognostische Uebersichtskarte des Thüringer Waldes. Hrsg. von der Königl. 
Preuss. Geologischen Landesanstalt. Berlin 1897. 2. 

Borcnarpr, Lupwıc. Die aegyptische Pflanzensäule. Ein Kapitel zur Geschichte des 
Pflanzenornaments. Berlin 1897. 4. 

Busve, H. Wissenschaftliche Forschung und chemische Technik. Festrede beim Rektorats- 
Wechsel an der Grossh. Badischen Technischen Hochschule zu Karlsruhe am 31. Ok- 
tober 1896. Karlsruhe 1896. 

Caspar, F. R. Die Seele des Menschen, ihr Wesen und ihre Bedeutung. Dresden [1897]. 

Currıvs, E., und Kauperr,2J. A. Karten von Attika. Heft 9. Lief. 1. Berlin 1897. 4. 

CurrzE, Maxımırıan. (Quadrat- und Kubikwurzeln bei den Griechen nach Heron’s neu auf- 
gefundenen Merpıra. Leipzig 1897. Sep.-Abdr. 

u, Petri Philomeni de Dacia in algorismum vulgarem Johannis de Sacro- 
bosco commentarius. Una cum algorismo ipso ed. et praefatus est. Hauniae 1897. 

Dosserr, Epvarn. Der Kunstunterricht in alter Zeit. Rede am 27. Januar 1397 ge- 
halten. Berlin 1897. 4. 

von EnGernarpr, B. Nachträge zum dritten Bande meiner Astronomischen Beobachtungen. 
Kiel 1896. 4. Sep.- Abdr. 

Ergebnisse der Untersuchung der Hochwasserverhältnisse im Deutschen Rheingebiet. Hwsg. 
von dem Centralbureau für Meteorologie und Hydrographie im Grossherzogthum 
Baden. Heft 3.4. Berlin 1897. 4. 

Gasser, Avon. Das Weltprinzip und die transcendentale Logik. Leipzig 1897. 

GERBER. W. J. Die hebräischen Verba denominativa. Mit Unterstützung der »Gesellschaft 
zur Förderung deutscher Wissenschaft ete. in Böhmen«. Leipzig 1896. 

von GosstLEr, Gustav. Wilhelm der Grosse in seinen Beziehungen zur Kunst. Rede bei 
der Jahrhundertfeier der Königlichen Akademie der Künste am 20. März 1597. 
Berlin 1897. 4. 

TGRIMM, JACOB, und Grımm. Wırnerm. Deutsches Wörterbuch. Bd.4. Abth.1. Th.2. Lief. 
12. Bd.9. Lief. 9—11. Leipzig 1897. 4. 

Hamann, Orro. Europäische Höhlenfauna. Jena 1896. 

Hanssen, €. J. T. Reform chemischer und physikalischer Berechnungen. München 1897. 4. 

Hernerr, F. R. Der Einfluss der Blasticität der Pendel bei absoluten Schwerebestimmungen. 
Kiel 1897. 4. Sep.-Abdr. 

Hexskıng. Die Deutsche Seefischerei. Berlin 1896. Sep. - Abdr. 

Hesse, Lupwiıs Orro. Gesammelte Werke. Hrsg. von der math.-physikalischen Classe 
der K. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. München 1897. 4. 

van'r Horr, J. H. Vorlesungen über Bildung und Spaltung von Doppelsalsen. Deutsch 
bearb. von Tr. Pıvr. Leipzig 1897. 

Keunmann, Gusrav. Die Berliner Blektrizitätswerke bis Ende 1896. Berlin und München 
1897. 4. 

Kevurrer, Max. Beschreibendes Verzeichnis der Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier. 
Heft 4. Trier 1897. 

Kxoprauen, Emır. Ökologische Anatomie der Holzpflanzen der südafrikanischen immer- 
grünen Buschregion. Habilitationsschrift. Tübingen 1896. 

Kräner, Aususrın. Über den Bau der Korallenriffe und die Planktonvertheilung an den 
Samoanischen Küsten. Kiel und Leipzig 1897. 

Kypxe, HeısRıch [pseud.: Hesrıcvs vom Bereel. Zum Ehren- Gedächtnis des Dom- 
Dekans, nachmaligen Hofgerichts- Präsidenten Ewald Jürgen von Kleist, des Erfinders 
der Kleist’schen Flasche. Berlin 1897. 

LauprecHtr, (Gumo. Wetterperioden. Wissensch. Beilage zum Jahresbericht des Gym- 


nasiums zu Bautzen. Bautzen 1597. 4. 


1166 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


Lermann, S. Franz Bopp, sein Leben und seine Wissenschaft. Nachtrag. Berlin 1897. 

Lrororn, G. DÜterus und Kind von der ersten Woche der Schwangerschaft bis zum Be- 
ginn der Geburt, und der Aufbau der Placenta. Text und Atlas. Leipzig 1897. 
8 und Quer-Fol. 

Leprsıvs, Rıcmarn. Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien. Ergänzungsbd. Hrsg.von EpuArv 
Navirze. Bearb. von Kurr Serne. Lief. 1 und Text Bd. 1. Leipzig 1897. Fol. und 4. 

Marcuse, Anporr. Bemerkungen zu dem Bericht der Herren Schnauder und Hecker über 
die am photographischen Zenithteleskop erhaltenen Resultate. Berlin 1896. 4. 

————, Über die photographische Bestimmungsweise der Polhöhe. Berlin 1896. 
4. Sep. - Abdr. 

MARHOFFER, ALBERT. Bücherverzeichniss der Stadtbibliothek Coblenz. Coblenz 1896. 

Marscnıe, Paur. 4 Separatabdrücke zur Kenntniss afrikanischer Säugethierformen. 

Mırkau, Frerz. Verzeichniss der Bonner Universitätsschriften 181S—1885. Bonn 1897. 

Mörrer, M. Die Naturwissenschaften und die Religion. Braunschweig 1897. 

Morrxe's Militärische Werke. 1. Militärische Korrespondenz. Th. 3. 1870/71. Abth. 3. 
Waffenstillstand und Friede. Hrsg. vom Grossen Generalstabe, Abth. für Kriegs- 


geschichte. Berlin 1897. 

Die Nordsee- Expedition 1895 des Deutschen Seefischerei- Vereins. V.Henxsen und (€. Arsıein: 
Über die Eimenge der im Winter laichenden Fische. Kiel und Leipzig 1897. 4. 

Programm der Grossherzoglich Badischen Technischen Hochschule zu Karlsruhe für das 
Studienjahr 1897/98. Karlsruhe 1897. 

Rerrzenstein, Rıcmarn. Geschichte der griechischen Etymologika. Ein Beitrag zur Ge- 
schichte der Philologie in Alexandria und Byzanz. Leipzig 1897. 

RırrseneL, Hermann.  (edächtnissrede zur Feier des 100. Geburtstages Seiner Majestät 
des hochseligen Kaisers Wilhelm des Grossen, gehalten in der Königlichen Technischen 
Hochschule zu Berlin. Berlin 1897. 

SchucHarpr, Huco. Zur Geographie und Statistik der kharthwelischen (südkaukasischen) 
Sprachen. Gotha 1897. 4. Sep. - Abdr. 

Scnur, W. Determination of the diameter and the compression of the planet Mars from 
observations with the Repsold heliometer of the Royal Observatory, Göttingen. London 
1596. Sep.-Abdr. 

ScHwickeErt, Jom. Jos. Ein Triptychon klassischer kritisch - exegetischer Philologie. Leipzig 
und Würzburg 1896. 

SrERN, Wirnern. Kritische Grundlegung der Ethik als positiver Wissenschaft. Berlin 1897. 

Urkunden-Buch der Stadt Lübeck. Hrsg. von dem Vereine für Lübeckische Geschichte 
und Alterthumskunde. Th. 10. Lief. 1—4. Lübeck 1897. 4. 

Militärische Schriften weiland Kaiser Wırnzım’s des Grossen Majestät. Hrsg. vom König- 
lich Preussischen Kriegsministerium. Bd. 1.2. Berlin 1897. 4. 

Wisticenus, Hans. Über »activirte« Metalle (Metallpaare). Habilitationsschrift der Tech- 
nischen Hochschule zu Karlsruhe. Leipzig 1896. 

Programme des Königstädtischen Gymnasiums (2 Ex.),. des Lessing- Gymnasiums (6 Ex.), 
der 1. (5 Ex.), 2. (6 Ex.), 6. (4 Ex.), 7. (4 Ex.), 8. (4 Ex.), 9. (3 Ex.) und 10. (2 Ex.) 
Städtischen Realschule, sämtlich in Berlin, über das Schuljahr 1596 — 97. 

47 akademische Schriften der Universität Giessen aus den Jahren 1896. 97. 

89 akademische Schriften der Universität Kiel aus den Jahren 1896. 97. 

62 akademische Schriften der Universität Strassburg aus den Jahren 1896. 97. 


Anzeiger der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Mathematisch-naturwissen- 
schaftliche Classe. Jahrg. 1896. N. 26.27. 1897. N. 1— 25. Philosophisch - historische 
Classe. Jahrg. 1896. N. 25— 27. 1897. N.1—24. Wien 1896. 97. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 1167 


Denksschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch -naturwissen- 
schaftliche Classe. Bd. 63. Philosophisch- historische Classe. Bd. 44. Wien 1896. 4. 

Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien. Mathematisch-natur- 
wissenschaftliche Classe. Bd. 105. Abth. 1. 2a. 2b. 3. 1896. Philosophisch - historische 
Classe. Bd.134. 135. 1895. 96. 

Fontes rerum austriacarum. Österreichische Geschichts- Quellen. Hrsg. von der historischen 
Commission der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Abth.2. Bd. 49. 
Hälfte 1. Wien 1896. 

Die attischen Grabreliefs. Hrsg. im Auftrage der Kaiserlichen Akademie der Wissen- 
schaften zu Wien. Lief. 9. Berlin 1897. 4. 

Mittheilungen der prähistorischen Commission der Kais. Akademie der Wissenschaften. Bd.1. 
N. 4. Wien 1897. 4. 

Tabulae codicum manu scriptorum praeter graecos et orientales in bibliotheca: palatina Vindo- 
bonensi asservatorum ed. Academia Caesarea Vindobonensis. Vol. 9. Vindobonae 
1897. 

Huser. Anrons. Geschichte der Gründung und der Wirksamkeit der Kaiserlichen Akademie 
der Wissenschaften während der ersten fünfzig Jahre ihres Bestandes. Wien 1897. 
Jahrbuch der kaiserlich- königlichen geologischen Reichsanstalt. Bd. 46. Heft 2—4. Bd. 47. 

Heft 1. Wien 1896. 97. 

Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1897. N.1—10. Wien 1897. 4. 

Jahrbücher der k. k. Oentral- Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. Th.1. Jahrg. 
15894 — 96. Neue Folge. Bd. 31— 33. Wien 1896. 97. 4. 

Mittheilungen der k. k. Central- Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und 
historischen Denkmale. Bd. 23. Heft 1—4. Wien und Leipzig 1897. 4. 

Verhandlungen der k. k. zoologisch - botanischen Gesellschaft in Wien. Bd. 46. Heft 13 —15. 
Bd. 47. Heft 1—8. Wien 1896. 97. 

Archiv für Österreichische Geschichte. Bd. 83. Hälfte 2. Wien 1897. 

Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. Bd.26. Heft 6. Bd.27. Heft 1—5. 
Wien 1896. 97. 4. 

Mittheilungen der kais. könıgl. geographischen Gesellschaft in Wien. Bd.39. (Neue Folge 29.) 
Wien 1896. 

Mittheilungen der Section für Naturkunde des Österreichischen Touristen - Club. Jahrg. 8. 
Jahrg. 9. N.1—11. Wien 1896. 97. 4. 

Schriften des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien. Bd. 3 
Wien 1897. 

Verhandlungen der österreichischen Gradmessungs-Commission. Protokolle über die am 
19. Juni 1896 und am 21. April 1897 abgehaltenen Sitzungen. Wien 1896. 97. 


Publicationen für die Internationale Erdmessung. — Astronomische Arbeiten des k. k. Grad- 


Se 
| 


messungs-Bureau. Bd.S. Prag, Wien, Leipzig 1896. 4. 

Jahrbuch der Wiener k. k. Kranken - Anstalten. Jahrg. 4. 1895. Wien und Leipzig 1897. 

Bericht über die volksthümlichen Universitätsvorträge im Studienjahr 1896/97. Wien 1897. 

Die feierliche Inauguration des Rectors der Wiener Universität für das Studienjahr 1897/98 
am 28. October 1897. Wien 1897. 

Öffentliche Vorlesungen an der k. k. Universität zu Wien im Sommer -Semester 1897 und 
im Winter - Semester 1897/98. Wien 1897. 

Übersicht der akademischen Behörden, Professoren etc. an der k. k. Universität zu Wien für 
das Studienjahr 1897/98. Wien 1897. 

Annalen der k. k. Universitäts-Sternwarte in Wien. Bd. 10—12. Wien 1896. 4. Dazu 
Sternkarten N.5—7 in 2 Ex. 


Jahres- Bericht des Museums Francisco- Carolinum. 55. Linz 1897. 


» r ” . * . 
1168 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


Bancararı, Guscav. Bibliotheks - Katalog des Museum Francisco-Carolinum in Linz a. D. 
Linz 1897. 

Jahresbericht der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften für das ‚Jahr 1896. 
Prag 1897. 

Sitzungsberichte der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Mathematisch- 
naturwissenschaftliche Classe. 1896. I. 11. Classe für Philosophie, Geschichte und Phi- 
lologie. 1896. Prag. 

Mittheilungen der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in 
Böhmen. N.T. Prag 1897. 

Rechenschafts - Bericht über die Thätigkeit der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissen- 
schaft, Kunst und Literatur in Böhmen im Jahre 1896. Prag 1897. 

Übersicht über die Leistungen der Deutschen Böhmens auf dem Gebiete der Wissenschaft, 
Kunst und Literatur im Jahre 1894. Hrsg. von der Gesellschaft zur Förderung 
deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen. Prag 1897. 

Beiträge zur deutsch-böhmischen Volkskunde. Hrsg. von der Gesellschaft zur Förderung 
deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen. Bd.1. Heft 1.2. Prag 
1896. 

Bibliothek Deutscher Schriftsteller aus Böhmen. Hrsg. im Auftrage der Gesellschaft zur 
Förderung deutscher Wissenschaft. Kunst und Literatur in Böhmen. Bd. 5—7. 
Wien, Prag, Leipzig 1896. 97. 

Forschungen zur Kunstgeschichte Böhmens. Veröffentlicht von der Gesellschaft zur För- 
derung deutscher Wissenschaft. Kunst und Litteratur in Böhmen. I. I. Text und 
Tafeln. Prag 1896.97. Fol. 

Astronomische Beobachtungen an der k. k. Sternwarte zu Prag in den Jahren 1888, 1889, 
1890 und 1591. Appendix. Prag 1897. 4. 

Magnetische und meteorologische Beobachtungen an der k. k. Sternwarte zu Prag im Jahre 1896. 
Jahrg. 57. Prag 1897. 4. 

Die feierliche Installation des Rectors der k. k. Deutschen Carl- Ferdinands- Universität in 
Prag für das Studienjahr 1896/97 am 16. Nov. 1896. Prag 1896. 

Ordnung der Vorlesungen an der k. k. deutschen Carl- Ferdinands-Universität zu Prag im 
Sommersemester 1897 und im Wintersemester 1897/98. Prag. 


Personalstand der kais. kön. deutschen Carl- Ferdinands-Universität in Prag zu Anfang des 
Studien- Jahres 1897/98. Prag. 

Spisüv poctönych jubilejni cenou Kral. Ceske Spolecnosti Näuk v Praze. Cislo 7.8. V Praze 
1896. 97. 

Verhandlungen des Naturforschenden Vereines in Brünn. Bd. 34. Brünn 1896. 

Müttheilungen des Historischen Vereines für Steiermark. Heft 44. Graz 1896. 

Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark. Jahrg. 1895. 1896 = 
Heft 32. 33. Graz 1896. 97. 

Verzeichnis der Vorlesungen an der k. k. Karl- Franzens-Universität in Graz für das Sommer- 
Semester 18975; Winter - Semester 1897/98. Graz. 4. 

Jahresbericht des steiermärkischen Landesmuseums Joanneum. 85. 1896. Graz 1897. 

Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie. Hrsg. von dem Geschichtsvereine 
für Kärnten. Jahrg. 18. Klagenfurt 1897. 

Carinthia I. Mittheilungen des Geschichisvereines für Kärnten. Jahrg. 57. Klagenfurt 1897. 

Jahres- Bericht des Geschichtsvereines für Kärnten in Klagenfurt für 1896. Klagenfurt 1897. 

Jahrbuch des naturhistorischen Landes- Museums von Kärnten. Heft 24. Klagenfurt 1897. 

Naturhistorisches Landesmuseum von Kärnten. Diagramme der magnetischen und meteoro- 
logischen Beobachtungen zu Klagenfurt. Von Fer». Seerann. Witterungsjahr 1896. 
Klagenfurt. 4. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 1169 


Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. 9. Laibach 1896. 
Izvestja muzejskega drustva za Kranjsko. Letnik 6. V Ljubljani 1896. 


Berichte des naturwissenschaftlich - medizinischen Vereines in Innsbruck. Jahrg.22. 1893—-96. 


Innsbruck 1896. 

Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. 3. Folge. Heft 41. Innsbruck 
1597. 

Register zu den Zeitschriften: Sammler für Geschichte und Statistik von Tirol, Archiv für 
Geschichte und Alterthumskunde Tirols, Zeitschrift des Ferdinandeums (bis incl. Bd. 40 
der III. Folge). Innsbruck 1897. 

Archivio Trentino pubblicato per cura della direzione della biblioteeca e del museo co- 
munali di Trento. Anno 13. Fasc. 2. Trento 1897. 

Archiv des Vereines für siebenbürgische Landeskunde. Neue Folge. Bd. 27. Heft2.3. Her- 
mannstadt 1897. 

‚Jahresbericht des Vereins für siebenbürgische Landeskunde für das Vereinsjahr 1896/97. 
Hermannstadt 1897. 

Verhandlungen und Mittheilungen des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu 
Hermannstadt. Bd. 46. Jahrg. 1896. Hermannstadt 1897. 

Veröffentlichungen des hydrographischen Amtes der Kaiserlichen und Königlichen Kriegs- 
Marine in Pola. N.2. Pola 1897. 4. 

Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. Hrsg. vom bosnisch- 
hereegovinischen Landesmuseum in Sarajevo. Bd.4.5. Wien 1896. 97. 

Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen an den Landesstationen in Bosnien und der 
Hercegovina im Jahr 1895. Hrsg. von der Bosnisch-Hercegovinischen Landes- 
regierung. Wien 1896. 4. 

Asır-LEeonnarp, Huco. Die Natur als Organismus. Wien 1897. 

Biermann, G. Geschichte des Protestantismus in Österreichisch-Schlesien. Prag 1897. 

Bırrser, MaxmıLıan. Die topographischen Capitel des indischen Seespiegels Mohit übersetzt. 
Mit einer Einleitung von Wırnerm Tomascner. Festschrift zur Erinnerung an die 
Eröffnung des Seeweges nach Östindien durch Vasco da Gama (1497), hrsg. von 
der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien. Wien 1897. 4. 

Ener, Jon. Ev. Dr. Franz Valentin Zillner. Beiträge zur Schilderung seines Lebensganges. 
Salzburg 1897. 

GaABLENZ, Ruporr. Die Sonne und ihr Licht. Lemberg 1897. 

Hıscn, J. E. Geologische Karte des böhmischen Mittelgebirges. Blatt 3 (Bensen). Wien 1897. 

Jacıe,V. Vsih prorokov stumacenje hrvatsko. Veteris testamenti prophetarum interpretatio 
istro- croatica saeculi XVI. ed. Vindobonae. Berolini 1897. 

Kernıter, Franz. Die elektrodynamischen Grundgesetze und das eigentliche Elementargesetz. 
Budapest 1896. 

MaRrcnzsertı, Carto. Flora di Trieste e de’ suoi dintorni. Publicazione del Museo eivico 
di storia naturale per il einquantesimo anniversario della sua fondazione. Trieste 
1896 — 97. 

Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt in Siebenbürgen. Bd.3. Kronstadt 1896. 4. 

SCHULLER, Rıcnarn. Geschichte des Schässburger Gymnasiums. (Fortsetzung und Schluss.) 
Schässburg 1897. 

SPERL, Hans. Vereinbarung der Zuständigkeit und Gerichtsstand des Erfüllungsortes nach 
dem neuesten österreichischen Civilprocessrecht. Festschrift der Universität Graz. Graz 
1597. 

Srossien, MicnerE. Elminti trovati in un Orthagoriscus mola. Tvieste 1896. Sep.-Abdr. 

———————. Il genere Ascaris Linne. ‚Trieste 1896. Sep.-Abdr. 
— . Ricerche elmintologiche. Trieste 1396. Sep.-Abdr. 


Sitzungsberichte 1897. 108 


1170 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


Programm des evangel. Gymnasiums A. B. und der damit verbundenen Realschule. sowie der 
evangel. Elementarschule A. B. zu Hermannstadt für das Schuljahr 1895/96. Hermann- 
stadt 1896. 4. 

Programm des evang. Gymnasiums A.B. in Schässburg am Schlusse des Schuljahres 1896/97. 
Schässburg 1897. 4. 

Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau. 1896. N.9.10. 1897. N.1—8. 
Krakau 1896. 97. 

Rozprawy Akademii umiejetnosci. Wydziat filologieeny. Serya 2. Tom 10. Wydziat histo- 
ryczno-filozofiezny. Serya 2. Tom 8.9. Wydziat matematyczno-przyrodniezy. Serya 2. 
Tom 10—12. W Krakowie 1896. 97. 4. 

Sprawozdania komisyi do badania Historyi Sztuki w Polsce. Tom 5. Zeszyt 4. Tom 6b. 
Zeszyt 1. W Krakowie 1896. 97. 4. (Wydawnietwo Akademii umiejetnosei w Kra- 
kowie.) 

Akudemia umiejetnosci w Krakowie. Sprawozdanie komisyi fizyografieznej. Tom 31. W 
Krakowie 1896. 

Archivum do dziejow literatury i oswiaty w Polsce. Tom 9. W Krakowie 1897. (Wy- 
dawnietwo Akademii umiejetnosei w Krakowie.) 

Materialıy antropologiezno-archeologiezne etnografiezne wydawane staraniem komisyi antro- 
pologieznej Akad. Umiejetnosci w Krakowie. Tom 1. W Krakowie 1896. 

Editionum collegü historici Academiae litterarum Cracoviensis. N. 55. Monumenta medii aevi 
historica res gestas Poloniae illustrantia. Tom. 15. Cracoviae 1896. 4. 

Atlas geologieeny Galicyi. Zeszyt 6 nebst Tekst. Opracowal Wrapystaw SZAINOcHA. 
Zeszyt 7 nebst Tekst. Opracowal A. M. Eomsıert. Kraköw 1895. 96. Fol. und 8. 

Biblioteka pisarzow polskich. N.31.33. Kraköw 1896. 97. (Wydawnietwa Akademü 
umiejetnosci w Krakowie.) 

Burarrını, Trro Livio. Misura universale. \Wydal powtörnie wydzial mat.-przyr. 
Akademii umiejetnosci w Krakowie. W Krakowie 1897. 

Fınker, Lupwir. Bibliografia historyi polskiej. Uzese 2. Zeszyt1.2. W Krakowie 1895. 96. 4. 

‚Mittheilungen der Seweenko - Gesellschaft der Wissenschaften in Lemberg. Jahrg.5. Bd. 11—14. 
Jahrg. 6. Bd. 15. 19. Lemberg 1896. 97. 

Casopis pravnica. Rozvidki pravnici sekeii istorieno -filozofienoi naukovogo tovaristva 
imeni Sevcenka. Rotnik 6. Lvovi 1896. 

Monumenta linguae necnon litterarum Ukraino- Russicarum (Ruthenicarum) a collegio archaeo- 
graphico Societatis Scientiarum Sevcenkianae edita. Vol.1. U Ljwowi 1596. 

Etnograficnij zbirnik vidae naukove tovaristvo imeni Sevcenka. T.2. Lvovi 1896. 2 Ex. 

Mathematische und naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. Bd. 13. Hälfte 2. Berlin, 
Budapest 1897. 

Jahresbericht der Kgl. Ung. geologischen Anstalt für 1894. Budapest 1897. 

Mittheilungen aus dem Jahrbuche der Kgl. Ungarischen geologischen Anstalt. Bd. 11. Heft 
1—5 nebst Atlas zu Heft 4. Budapest 1897. 8 und 4. 

Monumenta Hungariae historica. Magyar törtenelmi Emlekek. Osztäly 1. Okmänytarak. 
(Diplomataria.) Kötet28. Osztäly2. Irök. (Seriptores.) Rötet 35. Osztäly 3. Orszä 


O- 
te} 


gyülesi emlekek. Monumenta comitialia regni Transylvaniae (Erdelyi Orszäggyülesi 
emlekek.) Kötet 19. Budapest 1896. 97. 
Rapport sur les travaux de l’Academie hongroise des sciences en 1896. Budapest 1897. 
Magyar tud. Akademiai almanach polgari es cesillagaszati naptärral 1897-re. Budapest 1897. 
Archaeologiai Ertesitö. Uj folyam. Kötet 16. Szam.3—5. Rötet 17. Szam. 1—3. Budapest 
1896. 97. 
Mathematikai es termeszettudomanyi Ertesitö. Kötet 14. Füzet 3—5. Kötet 15. Füzet 1—3. 
Budapest 1596. 97. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. IL 


Ertekezesek a nyelv-es szeptudomanyok köreböl. Kiadja a Magyar tud. Akademia. Kötet 
16. Szam. 8.9. Budapest 1596. 

Ertekezesck a tarsadalmi tudomanyok köreböl. Kiadja a Magyar tud. Akademia. Kötet 11. 
Szam. 12. Kötet 12. Szam. 1.2. Budapest 1896. 97. 

Ertekezesek a törteneti tudomanyok köreböl. Kiadja a Magyar tud. Akademia. Kötet 16. 
Szam. S—12. Kötet 17. Szam. 1. Budapest 1896. 97. 

Nyelotudomanyi Közlemenyek. Kötet 26. Füzete 3. 4. Kötet 27. Füzete 1. 2. Budapest 
1896. 97. 

Földtani Közlöny. (Geologische Mittheilungen.) Zeitschrift der ungarischen geologischen 
Gesellschaft. Kötet 26. Füzet 11.12. Kötet 27. Füzet 1—7. Budapest 1896. 97. 
Sprachwissenschaftliche Abhandlungen. Hrsg. von Luxas vox Parruräny. Bd. 1. Heft 1. 

Budapest 1897. 

Codex diplomaticus comitum Karolyi de Nagy-Kaäroly. A Nagy-Kärolyi Gröf Karolyi 
csalad okleveltära. Sajto ala rendezi Grrest KArman. Kötet5. Budapest 1897. 

MunkAcosı, BersAr. Vogul nepköltesi gyüjtemeny. Kötet 4. Füzet 1. Budapest 1897. 

von Prresyı, J. S. Pastor roseus, L. Örnithologischer Nachlass. Eingeleitet von 
Orro Herman. Budapest 1896. 4. Sep.- Abdr. 

Landwirtschaftliche Statistik der Länder der ungarischen Krone. Verfasst und hrsg. durch 
das Kön. Ung. statistische Bureau. Bd.1. Budapest 1897. 2. 

Rad jugoslavenske akademije znanosti i umjetnosti. Knjiga 127. 129. 130 = Razredi filol.- 
hist. i filos. -jurid. 45. 46.47. Knjiga 128. 131 = Matematicko- prirodoslovni razred 
22.23. U Zagrebu 1896. 97. 

Ljetopis jugoslavenske akademije znanosti i umjetnosti za godinu 1896. Svezak 11. U Za- 
grebu 1897. 


Proceedings of the Royal Society. Vol. 60. N. 365— 369. Vol. 61. N. 370— 378. Vol. 62. 
N. 379. 380. London 1897. 

Royal Society of London. Report of the proceedings at the International Conference on a 
Catalogue of Scientific Literature held in London July 14—17, 1896. London 1896. 

Proceedings of Ihe Royal Institution of Great Britain. Vol. 15. Part 1. London 1897. 

Report of the 66. meeting of the British Association for the Advancement of Science. London 
1896. 

British Association for the Advancement of Science. Toronto Meeting 1897. Preliminary 
Programme. Toronto 1896. 

Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. V 01.57. N.2-—9. V01.58. N. 1. London 
1897. 

Astronomical and magnetical and meteorological observations made at the Royal Observatory, 
Greenwich, in the year 1894. London 1897. 4. 

Proceedings of the London Mathematical Society. N.569—608. London 1896. 97. 

List of members of the London Mathematical Society. 12th Nov. 1896. London 1896. 

The (uarterly Journal of the Geological Society. Vol.53. Part 1-3. General index to 
vol. 1—50. Part 1.2. London 1897. 

Geological Literature added to the Geological Societys Library during the year ended De- 
cember 31st 1896. London 1897. 

Journal of the Royal Microscopical Society. 1896. Part6. 1897. Part I—5. London 
1896. 97. 

Journal of the Chemical Society. Vols. 69 and 70. 1896. Supplementary number. Vols. 71 
and 72. N. 410— 420. London 1897. 

Proceedings of the Chemical Society. Vol. 12, title page and index. N. 172—1S4. Lon- 
don 1597. 


108* 


1172 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


A list of the Officers and Fellows of the Chemical Society. London 1897. 

The ‚Journal of the Linnean Society. Botany. Vol. 31. N. 218.219. Vol 32. N. 220 — 227. 
Vol.33. N.228. Zoology. Vol. 25. N.163—165. Vol.26. N.166. 167. London 1896.97. 

The Transactions of the Linnean Society of London. 2.Series. Botany. Vol.5. Part 5.6. 
Zoology. Vol. 6. Part 6—8. Vol.7. Part 1—3. London 1896. 97. 

Proceedings of the Linnean Society of London. From November 1895 to June 1396. Lon- 
don 1396. 

List of the Linnean Society of London. 1896 —97. London 1896. 

Catalogue of the Library of the Linnean Society of London. New edition. London 1896. 

Transactions of the Zoological Society of London. Vol. 14. Part 3.4. London 1897. 4. 

Proceedings of the general meetings for scientific business of the Zoological Society of London. 
1896. Part 4. 1897. Part 1—3. London 1897. 

A list of the Fellows of the Zoological Society of London. London 1897. 

A guide to the Fossil Invertebrates and Plants in the department of Geology and Palaeontology 
in the British Museum. London 1897. 

A guide to the Fossil Mammals and Birds in the department of Geology and Palaeontoloyy 
in the British Museum. London 1896. 

A quide to the Fossil Reptiles and Fishes in the department of Geology and Palaeontology 
in the British Museum. London 1896. 

Foorp. Arınur H., and Ürıck, GEORGE ÜHArLes. Catalogue of the Fossil Cephalopoda in 
the British Museum. Part 3. London 1897. 

Harrıs. Gerorsz F. Catalogue of Tertiary Mollusca in the department of Geology, British 
Museum. Part 1. London 1897. 

Hıern. Wırzran Pnurı. Catalogue of the African Plants collected by Dr. Friedrich Welwitsch 
in 1853—61. Dicotyledons, part 1. London 1896. 

Catalogue of the Library of the India Office. Vol.2. Part.1. Sanskrit books. London 1897. 

The London Library. Additions. April 1. 1896 — March 31, 1897. London 1897. 

!The Annals and Magazine of Natural History. 6. series. V 01.19. 20. London 1897. 

The Geographical Journal. Vol. 9. 10. London 1897. 

The Journal of Philology. Edited by W. A. Wricur, J. Brwarer and H. Jackson. Vol. 25. 
N. 50. London 1897. 

The Kew Observatory, Old Deer Park, Richmond, Surrey. 1896. Report of the Kew Ob- 
servatory Committee of the Royal Society for the year ending December 31, 1896. 
London 1897. Sep.-Abdr. 

The Sanskrit Critical Journal of the Oriental Nobility Institute, Woking, England. Vol. 25. 
N. 10—12. Vol. 26. N. 1—10. 1896. 97. 

Transactions of the Cambridge Philosophical Society. Vol. 16. Part 2. Cambridge 1897. 4. 


Proceedings of the Cambridge Philosophical Society. Vol.9. Part 4—6. Cambridge 1897. 

Memoirs and Proceedings of the Manchester Literary and Philosophical Society. Vol. 41. 
Part 2—4. Manchester 1897. 

The Manchester Museum. Owens College. Report for the year 1896/97. Manchester 1897. 

Notes from the Manchester Museum. N.1—4. Manchester 1897. Sep.- Abdr. 

Proceedings of the Royal Physical Society of Edinburgh. Session 1895/96. Edinburgh 1896. 

Proceedings of the Royal Society of Edinburgh. Vol. 21. N.3—5. Edinburgh 1596. 97. 

Reports from the Laboratory of the Royal College of Physieians, Edinburgh. Vol.6. Edin- 
bursh 1897. 

15. Annual report of the Fishery Board for Scotland, being for the year 1896. Part 3. 
Edinbureh 1597. 

Proceedings of the Philosophical Society of Glasgow. Vol. 27.28. Glasgow 1896. 97. 

Ihe Aberdeen University Calendar for the year 1897/98. Aberdeen 1897. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 1173 


Aberdeen University Library. Catalogue of the Books in the Celtic Department. Aberdeen 
1897. 

Officers of the Marischal College and University of Aberdeen. 1593— 1860. Aberdeen 
1897. 4. 

Transactions of the Royal Irish Academy. Vol. 31. Part 4. Dublin 1897. 4. 

Proceedings of the Royal Irish Academy. 3.series. Vol.4. N. 1—3. Dublin 1896. 97. 

Brrrz, Ruporr. The plague and other contagious diseases. London 1897. 4. 

Caytey, Arınur. Collected mathematical papers. Vol. 12. Cambridge 1897. 4. 

Curer, Cuartes. Description of the Kew Observatory. London 1896. Sep.- Abdr. 

———, Non-cyclie effects at Kew Observatory during the selected ““ (Quiet”” Days 
of the siv years, 1890— 1895. London 1896. Sep. -Abdr. 

nn. 2, Observations on atmospheric electricity at the Kew Observatory. London 
1596. Sep.- Abdr. 

—. Magnetic work at the Kew Observatory, Richmond, Surrey. Cincinnati 
1897. Sep.- Abdr. 

Hooser, J.D. The Flora of British India. Parts 23.24. London 1897. 

Lewis, Hexey Carviırı. Papers and notes on the genesis and matrix of the Diamond. 
Edited by T. G. Boxxey. London 1897. 

Lyons, H.G. A report on the Island and Temples of Philae. London 1897. Quer-4. 

Osınvır. Marıa. Microscopie and systematie study of Madreporarian types of Corals. Lon- 
don 1896. 4. Sep.-Abdr. 

—  , Recent work on the Madreporarian Skeleton. London 1897. Sep.-Abdr. 

Perman, E. P., Rausav, W., and Rose-Inses, J. An attempt to determine the adiabatic 
relations of ethyl oxide. London 1897. 4. Sep.-Abdr. 

Reıcner, Oswarn J. The Devonshire »Domesday». III. Berry Pomeroy and Stockleigh 
Pomeroy. 1896. Sep.-Abdr. 

—. The »Domesday« Hundreds. II. The Hundred of Listone. 1896. 
Sep.-Abdr. 

‚Journal of the Asiatic Society of Bengal. Vol.65. 1896. Part 1. N.3.4. Part2. N. 3.4. 
Part3. N.1 and special number. Vol. 66. 1897. Part1. N.1. Part2. N.1. Cal- 
eutta 1897. 

Proceedings of the Asiatic Society of Bengal. 1896. N.6-— 10. 1897. N. 1—4. Caleutta 
1896. 97 

Report of the Director of the Botanical Survey of India for the year 1896-97. Caleutta 
1897. 4. 

Archwological Survey of India. New Imperial Series, Vol. 22. The Bower Manuscript. 
Edited by A. F. Ruporr Horrxte. Parts 3— 7. Caleutta 1897. 4. 

Progress report of the Archeological Survey of Western India, for the months September 
1895 to April 1896. Bombay. 4. 

Annual progress report of the Archeological Survey Circle, North- Western Provinces and 
Oudh, for the year endiny 50th June, 1896; 1897. Roorkee 1896. 97. 4. 

Records of the Botanical Survey of India. Vol.1. N.S. Caleutta 1896. 

Records of the Geological Survey of India. Vol. 30. Part 1—3. Caleutta 1897. 

Hurızscu. E. Reports on Sanskrit Manuscripts in Southern India. N.2. Madras 1896. 

Epigraphia indica and record of the Archwological Survey of India. (Vol. 3.) Part 8. (Vol. 4.) 
Part 5— 7. Caleutta 1896. 97. 4. 

Bibliotheca indica: a collection of Oriental works published by the Asiatic Society of Bengal. 
New Series. N.877.880—900. Ausserdem: T’he Maasir -ul-Umara. Vo1.2. Fasc. 10 
— 12. Caleutta 1895 — 97. 

University of Madras. The Calendar for 1897-98. Madras 1897. 


1174 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


Madras Government Museum. Bulletin. Vol.2. N. 1. Madras 1897. 

Crooxe. W. ‚The tribes and castes of the North- Western provinces and Oudh. Vol. 1—4. 
Caleutta 1896. 

The Proceedings and Transactions of the Nova Scotian Institute of Science, Halifax, Nova 
Scotia. Vol.8. Part 4. Vol. 9. Part 1.2. Halifax 1895. 96. 

Proceedings and Transactions of the Royal Society of Canada. 2. series. Vol.2. Ottawa 1896. 

Geological Survey of Canada. Annual report (New series). Volume 8. 1895. With maps. 
Ottawa 1897. 

Transactions of the Canadian Institute. Vol. 5. Part 1. Toronto 1896. 

Proceedings of the Canadian Institute. New series. Vol. 1. Part 1. N. 1. Toronto 1897. 

University of Toronto Studies. History; 2. series. Vol. 1. pp. 1—74. Toronto 1897. 

The Canadian Record of science. Vol.7. Number 3.4. Montreal 1896. 97. 

Annals of the Institute of Jamaica. Voll. N.1. Kingston, Jamaica 1897. 

Journal of the Institute of Jamaica. Vol.2. N. 3.4. Kingston, Jamaica 1896. 97. 

Report of Her Majesty's Astronomer at the Cape of Good Hope to the Secretary of the 
Admiralty, for the year 1896. London 1897. 4. 

A Determination of the Solar Parallax and Mass of the Moon {vom Heliometer observa- 
tions of the minor planets Iris, Vietoria and Sappho made in the years 1888 and 
1559, planned and discussed by Davın Gier, with the co-operation of ARTHUR AUWERS 
and W.L. Erkm. (Ann. Cap. Obs. Vol. 6.7.) London 1896. 97. 4. 

Independent Day-numbers for the year 1897, as used at the Royal Observatory, Cape of 
Good Hope. London 1897. 

Transactions of the South African Philosophical Society. V01.7. Part2. 1896. Vol.9. Part 1. 
1595/96. Vol. 10. Part 1. 1897. Cape Town 1896. 97. 

Cape of Good Hope. Department of Agriculture. First annual report of the Geological com- 
mission, 1896. Cape Town 1897. 4. 

Sıunpers, H.P. Bibliography of South African Geology. Parts 1 and2. Cape Town 1897. 2Ex. 

Journal and Proceedings of the Royal Society of New South Wales, for 1896. Vol. 30. Syd- 
ney 1597. 

Royal Society of New South Wales. Abstract of proceedings, May— October 1897. Sydney. 

Records of the Australian Museum. Vol.3. N.1.2. Sydney 1897. 

Australian Museum. Report of Trustees for the year 1896. Sydney 1897. 4. 

Australian Museum, Sydney. Memoir III. Cuarıes Heprev: The atoll of Funafuti, 
Ellice group. Part 1—4. Sydney 1896. 97. 

Legislative Assembly. New South Wales. Report of the Royal Commission appointed to 
inquire into the cause of the dangers to which vessels carrying coal are said to be pecu- 
liarly liable. Sydney 1897. 4. 

Report of the Trustees of the Public Library, Museums, and National Gallery of Victoria, 
for 1896. Melbourne 1897. 

Proceedings of the Royal Society of Victoria. New Series. Vol. 8.9. 10. Part 1. Mel- 
bourne 1596. 97. 

Annual report of the Secretary for Mines and Water supply to the Minister of Mines and 
Water supply for Vietoria. 1896. Melbourne 1897. 4. 

Transactions of the Royal Society of South Australia. Vol. 20. Part 1.2. Vol. 21. Part 1. 
Adelaide 1596. 97. 

Meteorological Observations made at the Adelaide Observatory, and other places in South 
Australia and the Northern Territory, during the year 1894. Adelaide 1897. 4. 


Comptes rendus hebdomadaires des seances de U’ Academie des Sciences. Tome 123: Tables. 
Tome 124. N. 1— 26. Tome 125. N. 1—23. Paris 1896. 97. 4. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 1175 


Academie des inscriptions et belles-lettres. Comptes rendus des scances de U annde 1896." Ser. 4. 
Tome 24. Sept. — Dee. 1897. Ser. 4. Tome 25. Janv.—Aoüt. Paris 1896. 97. 

*Annales de Chimie et de Physique. Ser. 7. Tome 10 — 12. Paris 1897. 

Annales des Ponts et Chaussces. Ser. 7. Annee 6. Partie 2, administrative. Cahier 11. 12. 
Annee7. Partie 1, technique. Trim. 1—3. Partie 2, administrative. Cahier I—10, Per- 
sonnel. Paris 1896. 97. 

Annales des Mines. Ser.9. Tome 10. Livr.9—12. Tome 11. Live. 1—5. Tome 12. Livr. 8. 
9. Paris 1896. 97. 

Memoires de la Socidtd zoologique de France pour lannde 1896. "Tome 9. Paris 1896. 

Bulletin de la Societd zooloyique de France pour lannde 1896. Tome 21. Paris 1896. 

Bulletin de la Socidte geologique de France, Ser. 3. Tome 24. N. 10. 11. Tome 25. N. 1—b. 
Paris 1896. 97. 

Compte rendu des scances de la Socidte geologique de France. Ser. 3. Tome 24. Paris 
1896. 

Bulletin de la Societe de geographie. Ser. 7. Tome 17. 'Trim. 3. Tome 18. Trim.1.2. Paris 
1896. 97. 

Socidte de geographie. Comptes rendus des scances. 1896. N. 17— 19. 1897. N. 1— 15. 
Paris 1896. 97. 

Bulletin de la Societe philomathique de Paris. Ser.8. Tome 8. N.2—4. Tome 9. N. 1. 
Paris 1896. 97. 

Compte-rendu sommaire de scance de la Societe philomathique de Paris. 1896/97. N. 5.6. 
Paris 1897. 

La feuille des jeunes naturalistes. Ser. 3. Annee 27. N. 318— 324. Annee 28. N.325. 326. 
Paris 1897. 

Dornrus, Anrırn. Feuille des jeunes naturalistes. Catalogue de la bibliotheque. Wase. 18 
— 22. Paris 1896. 97. 

Bulletin de U’ Academie de Medecine. Ser. 2. Tome 36. N.51. Tome 37.38. N. 1—15. 17 
— 49. Paris 1896.97. 

Bulletin de la Societd mathematique de France. Tome 24. N.S. Tome 25. N. 1—7. Paris 
1896. 97. 

TRevue archeologique. Ser.3. Tome 29. Nov. - Dee. 1896. Tome 30, Janvier—Juin 1897. 
Tome 31. Juillet— Octobre 1897. Paris 1896. 97. 

Revue scientifique. Ser. 4. Tome 7. Tome 8. N. 1—24. Paris 1897. 4. 

Polybiblion. Revue bibliographique universelle. Partie litteraire. Ser.2. Tome 45. Livr. 2—b. 
Tome 46. Livr. I—5. Partie technique. Ser. 2. Tome 23. Livr. 2—11. Paris 1897. 

Reunion dh Comite international permanent pour Üexeeution de la carte photographique du 
ciel en mai 1896. Paris 1896. 4. 

L’ Intermediaire des Biologistes. Organe international de Zoologie, Botanique, Physiologie 
et Psychologie. Anneel. N. 1—3. Paris 1897. 

Revue de Vaeronautiqgue theorique et appliquee. Annee 7. 1894. 8. Livr. 1. 1895. Paris 
1894. 95. 4. 

Revue Diplomatique et Coloniale. Directeur: Hexrı Pexsa. Annce l. N.1. Paris 1897. 

Union geographique du Nord de la France. Bulletin. 1896. Trim. 3.4. 1897. Trim.1—3. 
Douai 1896. 97. 

Annales de la Faculte des sciences de Marseille. Tome 6. Fase. 4—6. Tome 8. Fase. 1—4. 
Paris 1897. 4. 

Annales de la Facult€ des sciences de Toulouse, pour les sciences mathematiques et les sciences 
physiques. Tome 11. Fasc. 1—3. Paris 1897. 4. 

SocidtE de Geographie commerciale de Bordeaux. Bulletin. Ser. 2. Annee 20. N.3—21. 


Bordeaux 1897. 


1176 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


Annales de !’ observatoire meteorologique du Mont Blanc. Publices sous la direction de 
J. Varror. Tome 2. Paris 1896. 4. 

Becn, M. tude experimentale sur Üelectro-magnetisme. Paris 1897. 

Berrnor, P. Applications de la formule empirique des forces mutuelles a la mecanique des 
solides et aux proprietes generales des corps. Paris 1885. 4. Sep.-Abdr. 

— nn. Des forces mutuelles et de leurs applications aux phenomenes mecaniques, 
physiques et chimiques. Paris 1886. Sep.-Abdr. 

_—- . Note sur une loi empirique reliant le rayon moyen orbitaire, la masse et la 
pesanteur a Üequateur des planetes. Paris 1897. Sep.-Abdr. 

— nn, DNomelles recherches sur les forces mutuelles et leurs applications. Paris 1397. 
Sep. -Abdr. 

—. Sur les effets des forces mutuelles. ve Saıwr-Venanr. Remarques relatives 
ü la note de M. Berthot, sur les actions mutuelles entre les molecules des corps. Paris 
1584. 4. Sep.- Abdr. 

BoussinesQ, J. Theorie de l’ecoulement tourbillonnant et tumultueux des liquides dans les 
lits rectilignes @ grande section. Second Memoire. Paris 1897. 4. 

Briorrer. Erreurs. Physigue— Astronomie. Montreuil-sous-Bois 1895. 

Unarrasse, P. Migration vers le peritoine des protosoaires du tube digestif. Montpellier 1897. 

Denırve, Henrievs, et Cnareram, Acmınıus. Ohartularium universitatis Parisiensis. Tom. 4. 
Parisiis 1897. 4. 

Denırte, Henri. La desolation des eglises, monasteres, höpitaux en France vers le milieu 
du X Ve siecle. ‘Tome 1. Macon 1897. 

Dunem. P. Traite elementaire de mecanique chimique fondee sur la thermodynamique. 
Tome 1.2. Paris 1897. 98. 

Feran, Gaston. Observations meteorologiques sur les pluies generales et les tempetes. 
Nouvelle edition. Albi 1597. 

Garois, Evarısıe. (Euvres mathematiques publiees par Exıne Pıcarn. Paris 1897. 

GUEBHARD, ADRIEN. Esquisse geologique de la commune de Mons (Var). Draguignan 1897. 
Sep.-Abdr. 

— .  Teetonique d’un coin difficile des Alpes-maritimes. Paris 1894. 
Sep.- Abdr. 

Janer, Cuartes. Eitudes sur les fourmis, les guöpes et les abeilles. 12" note. Limoges 1895, 

—— . Les fourmis. Conference faite a l’occasion de la reunion generale 
annuelle de la societe zoologique de France. Paris 1896. 

FF  — . Sur les rapports des Lepismides mymecophiles avec les fourmis. Paris 
1896. 4. Sep.- Abdr. Ruh 

—— . Sur les rapports du Discopoma comata Berlese, avec le Lasius mixtus 

Nylander. Paris 1897. 4. Sep.- Abdr. 


Lenoise, E. Melanges sur la geometrie.du triangle. Paris 1895. Sep.-Abdr. 


Note sur une construction approchee du developpement de la circonference et 
remarques diverses. Paris 1895. Sep.-Abdr. 


— (Questions relatives a la geometrie du triangle, a la geometrografie et a la 
transformation continue. Paris 1896. Sep. - Abdr. 

Nerveu, Gusrave. Eiude sur les lesions infectieuses de la peste. Paris 1897. 4. Sep.-Abdr. 

Novon, ALserr. La photographie du spectre infra-rouge et etudes des rayons Rentgen. 
Paris 1597. 

DE SEyNnES, J. Recherches pour servir a Ühistoire naturelle et a la flore des champignons 
du Congo frangais. 1. Paris 1897. 4. 

Comre pe TennurLre. Lettre adressee a S. E. Monsieur le ministre des affaires etrangeres 

de France le 29. juillet 1896. Paris 1896. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 17 


Vıar, Lovıs Cuarıes Emiwe. D’amour dans Punivers. L’inversion dans la cersation. 
Addition. Paris 1896. 

Vivien DE Samır-Martın. Nouveau dietionnaire de geographie universelle. Supplement. 
Fasc. 7—9. Paris 1897. 4. 


Atti della Reale Accademia dei Lincei. Seried. Roma. 4und Ss. Classe di scienze morali, 
storiche e filologiche. Anno 291. 1894. Vol. 2. Parte 1. Memorie. Anno 292. 1895. 
Vol. 3. Parte 1. Memorie. Anno 293. 1896. Vol. 4. Parte 2. Notizie degli Scavi. 
Nov. Dee. Indice topografico per I’ anno 1896. Rendiconti. Vol.5. Fase. 11. 12. 
Anno 294. 1897. Vol.5. Parte 2. Notizie degli Scavi. Gennaio— Ottobre. Rendiconti. 
Vol. 6. Fase. 1—10. Classe di scienze fisiche, matematiche e naturali. Anno 293. 1896. 
Rendiconti. Vol. 5. Semestre 2. Fase. 11. 12. Anno 294. 1897. Rendiconti. Vol. b. 
Sem. 1. Fase. 1—12. Sem. 2. Fasc. I—10. Rendiconto dell’ adunanza solenne del 
5 giugno 1897. 

Annuario della R. Accademia dei Lincei 1897. Roma 1897. 

Atti dell’ Accademia pontifieia de’ nuovi Lincei. Anno 50. Sess. I—6. Roma 1897. 4. 

Memorie della pontificia Accademia dei nuovi Lincei. Vol. 10—12. Roma 1894— 96. 4. 

Bollettino del R. Comitato geologico d’ Italia. Anno 1896. N. 4. Roma 1897. 

Annali dell’ Ufficio centrale meteorologico e geodinamico italiano. Serie 2. Vol. 14. Parte 2. 
1892. Vol. 16. Parte 1. 1894. Roma 1896. 4. 

Archivio della R. Societa Romana di storia patria. Vol. 19. Fase. 3.4. Vol. 20. Fase. 1.2. 
Roma 1896. 97. 

La Cultura di Ruggero Bonghi. Nuova serie. Anno 16. N. 4.6.7. 11. Roma 1897. 

L Elettrieista. Rivista mensile di elettroteenica. Anno 6. N.4. Roma 1897. 4. 

L’ Oriente. Rivista trimestrale pubblicata a eura dei pröfessori del R. Istituto orientale 
in Napoli. Anno 2. (1895 — 96.) N.3.4. Roma-Napoli 1897. 

Atti della R. Accademia delle scienze di Torino. Vol. 32. Disp. I—15. Torino 1896. 97. 

R. Osservatorio astronomico di Torino. Osservazioni meteorologiche fatte nell anno 1896. 
Torino 1897. . 

Reale Istituto Lombardo di scienze e lettere. Rendiconti. Serie 2. Vol. 29. Milano 1896. 

Memorie del R. Istituto Lombardo di scienze e lettere. Classe di lettere, scienze storiche e 
morali. Vol. 20 = Ser. 3. Vol. 11. Fase. 4.5. Classe di scienze matematiche e naturali. 
Vol. 18 = Ser. 3. Vol. 9. Fasc. 2.3. Milano 1896. 97. 4. 

R. Osservalorio astronomico di Brera in Milano. Osservazioni meteorologiche eseguite nell’ 
anno 1896. Milano 1896. 4. 

Atti della fondazione scientifica Caynola. Vol. 14. Milano 1896. 

Commentari dell’ Ateneo di Brescia per U anno 1896. Brescia 1896. 

Atti del R. Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti. Tomo 54 = Serie 7, Tomo 7. Dis- 
pensa 5—10. Tomo 55 = Serie 7, Tomo 8. Dispensa 1.2. Venezia 1895 —97. 
Memorie del Reale Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti. V01.25. N.S. Venezia 1896. 4. 
Atti della Societä veneto-trentina di scienze naturali residente in Padova. Ser.2. Vol. >. 

Fasc. 1. Padova 1897. 

Atti e memorie della R. Accademia di scienze, lettere ed arti in Padova. Anno 297. 1805 
—96. Nuova serie. Vol. 12. Padova 1896. 

Memorie della Accademia di Verona. Serie 3. Vol.72. Fasc. 3.4. Verona 1896. 

Giornale della Societa di letture e conversazioni scientifiche di Genova. Anno 18. Fasc. 4. 
Anno 19. Fase. 1—3. Genova 1896. 97. 

Annali del museo civico di storia naturale di Genova. Serie2. Vol. 17. Genova 1896 — 97. 

Memorie della Regia Accademia di scienze, lettere ed arti in Modena. Serie 2. Vol.12. Parte 1. 
Modena 1896. 4. 


1178 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


Atti e rendiconti della Accademia medico-chirurgica di Perugia. Vol.8. Fase. 4. Vol. 9. 
Fasc. 1.2. Perugia 1896. 97. 

Atti della Societa Toscana di scienze naturali residente in Pisa. Memorie. Vol. 15. Processi 
verbali. Vol. 10. p. 201— 241. Pisa 1897. 

Atti della R. Accademia dei fisiocritici in Siena. Serie4. Vol.8. Fase. 4—8. Siena 
1897. 

R. Accademia dei fisiocritiei in Siena. Processi Verbali delle Adunanze. Anno Accademico 
205. N. 6. Siena 1897. 

Societa Reale di Napoli. Reale Accademia di archeologia, lettere e belle arti. Atti. Vol. 18. 
1896 — 97. Napoli 1897. 4. — Rendiconto delle tornate e dei lavori. Nuova serie. 
Anno 10. Nov. e Dec. 1896. Anno 11. Gennaio a Maggio 1897. Napoli 1896. 97. 

Societa Reale di Napoli. Reale Accademia delle scienze fisiche e matematiche. Atti. Serie 2. 
Vol. 8. Napoli 1897. 4. — Rendiconto. Serie 3. Vol. 2. Fase. 12. Vol. 3. Fase. I— 
10. Napoli 1896. 97. 

Societa Reale di Napoli. Reale Accademia di scienze morali e politiche. Atti. Vol. 28. Na- 
poli 1397. — KRendiconto delle tornate e dei lavori. Anno 35. 1896. Napoli 1896. 

Atti della Accademia Pontaniana. V 01.26. Napoli 1896. 

Rendiconti del circolo matematico di Palermo. Tomo 10. 1896. Fasc. 6. Tomo 11. 1897. 
Fasc. 1—5. Palermo 1896. 97. 

Giornale di scienze naturali ed economiche pubblicato per cura della Societa di scienze na- 
turali ed economiche di Palermo. Vol. 21. (Anno 1896.) Palermo 1397. 4. 

Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Bollettino delle pubblicazioni italiane. 1897. N. 265 
— 282. 234— 286. Firenze 1897. 

D’ÄNCONA., ALESSANDRO. Üarteggio di Michele Amari. Vol. 1.2. Torino 1896. 

La biblioteca comunale e gli antichi archivi di Verona dal 1 luglio 1895 al 31 dicembre 1896. 
Verona 1897. 4. 
ÜCarparerrı, Francesco A. Principü fondamentali della teoria del valore d’ uso econo- 

mico di scambio. Roma 1896. 

Cnmovi, D. I cataloghi e 1’ istituto internazionale di bibliografia. 1. Firenze 1897. 

Cossa Arronso. Sulla costituzione delle combinazioni di platosemiammina. Torino 1897. 
Sep.- Abdr. 

Gariter, GALILEo. ÖOpere. Edizione nazionale. Vol. 6. Firenze 1896. 4. 

Hes: 

La Mantia, Vrro. Consuetudini di Trapani. Trapani 1895 — 97. 

- —. I privdegi di Messina (1129—1816). Note storiche. I Privilegi dei 
tempi Normanni (Estratto). Palermo 1897. 


ELGREN, FREDERIC. De la gamme musicale. Turin 1897. 2 Ex. 


Marına, Giuseppe. 1’ istituto antropologico italiano di Livorno. Livorno 1897. 3 Ex. 

Nozze Lumbroso- Besso. Roma 1897. 

Onsonı, Grovannı. Commemorazione del barone Achille de Zigno. Venezia 1897. Sep.-Abdr. 

Pennisı Mauro. A. I] veri principü etico-sociali. Prefazione alla rivelazione dell’ ente 
e regno suo. Catania 1597. 

Scuiararerrı, G. V. ÖOsservazioni astronomiche e fisiche sull’ asse di rotazione e sulla 
topografia del pianeta Marte. Memoria 5. Roma 1897. 4. Sep.- Abdr. 

—, Rubra canicula. Nuove considerazioni circa la mutazione di co- 

lore che si dice avvenuta in Sirio. Rovereto 1897. Sep.- Abdr. 

Sco@namıGLıo, G. Su alcuni nuovi preparati di chinina. Napoli 1896. Sep.- Abdr. 

Toparo, Francesco. Marcello Malpighi. Discorso inaugurale. Roma 1897. 

L’ universale. Organo filosofico. Periodico bimensile diretto da Avıronıo PEnnısı Mauro. 
N. 1. Acireale 1897. 


VERSON, Enrico. La borsa copulatrice nei lepidotteri. Padova 1896. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. uk) 


R. Stazione bacologica sperimentale. X. Versox,. Exrıco: La evoluzione del tubo in- 
testinale nel filugello. Padova 1897. 
VoLANTE, ALESSANDRO. Areonautica polare. Un salve all’ ing. Andree. Torino 1896. 4. 


Memoires de l Academie imperiale des sciences de St.- Petersbourg. Ser. 8. Classe physico- 
mathematique. Vol.3. N.7—10. Vol. 4. N.2—4. Vol.5. N.1. (lasse historico- 
philologique. Vol.1. N. 1.2. St. - Petersbourg 1896. 97. 4. 

Bulletin de U Academie imperiale des sciences de St.-Petersbourg. Ser.5. Tome 3. N.2—5. 
Tome 4. N. 1—5. Tome 5. N. 1.2. Tome 6. N. 1—3. a 1895 — 97. 

Annuaire du musee zoologique de lÜAcademie imperiale des sciences de St.- Petersbourg. 
Tome 1. 1896. Tome 2. 1897. N. 1—3. St.- Petersbourg 1896. 97. 

Zapiski istoriko-filolog. fakulteta Imp. S.- Peterb. Universiteta. 41. S.-Peterburg 1896. 

Godienij Akt. Otcet o sostojanü i dejateliosti Imperatorskago S.-Peterburgskago Universiteta 
za 1896 god. S.-Peterburg 1897. 

Obosrönie prepodavanija nauk v Imperatorskom S.-Peterburgskom Universitetö osennee i 
vesennee polugodija 1896 — 97. 1897”—98 goda. S.-Peterburg 1896. 97. 

Bulletins du Comite geologique. Tome 15. N.5—9 et Supplement. Tome 16. N. 1.2. 
St.-Petersbourg 1896. 97. 

Memoires du Comite geologique. Vol. 14. N.2.4.5. St.- Petersbourg 1896. 4 

Travaux de la section gealogigue, e cabinet de Sa Majeste. (Ministere de la maison de 
l’empereur.) Vol.2. Livr. 2. St.- Petersbourg 1897. 

Verhandlungen der een mineralogischen Gesellschaft zu St. Petersburg. Serie 2. 
Bd. 32. Bd. 34. Lief. 1.2. St. Petersburg 1895. 96. 

Materialien zur Geologie Russlands. Hrsg. von der Kaiserlichen Mineralogischen Gesell- 
schaft. Bd. 18. St. Petersburg 1897. 

Annales de l’Observatoire physique central. Annee 1895. Partie 1. 2. St.-Petersbourg 
1896. 4. 

Publications de l’Observatoire central Nicolas sous la direction de O.Backıunv. Ser. 2 
Vol. 2. St.-Petersbourg 1896. 4. 

Archives des sciences biologiques publices par Institut imperial de medecine experimentale 
a St.- Petersbourg. Tome 4. N.5. Tome 5. N. 1—5. St.- Petersbourg 1896. 97. 
zuestija russkago astronomiceskago obscestva. Vypusk 5. N.7—9. Vypusk 6. N. 1—3. 

S.- Peterburg 1596. 97. 

Bulavrıva Xpovira. Tonos 3. Tevxos 2—4. St. Petersburg 1896. 

Bulletin de la SocietE imperiale des naturalistes de Moscow. Annee 1896. N. 3.4. Annee 
1897. N. 1. Moscou 1897. 

Izvestija Imperatorskago obscestva ljubitele) estestvoznanija , antropologü i etnografül,, sostojascago 
pri Imperatorskom Moskovskom universitet. T.86. Trudi Zoologiteskago Otdelenija 
Obscestva. T. 10. Dnevnik zoologitceskago otdelenija obstestva i zoologiteskago 
muzeja. Tom 2. N.6. Moskva 1897. 4. 

Ucenyja zapiski imp. Kazanskago Universiteta. Jahrg. 63. N.12. Jahrg. 64. N. 1—11. 
Kasan 1896. 97. 

11 akademische Schriften der Universität Kasan aus den Jahren 1895 — 97 

Observations faites a lObservatoire meteorologique de U Universitd Imperiale de Kazan. Sep- 
tembre 1895 — Mars 1896. 4. 

Travaux de la societe de medecine scientifique et d’hygiöne, annexde a Üuniversite de Kharkow. 
1895. 1596. Charkow 1896. 97. 

Universitetskija izvestijja. Jahrg. 36. 1896. N. 11.12. Jahre. 37. 1897. N.1—10. Kiew 
1596. 97. Prilozenie k Universitetskim Izvestijjam 1597 g. = H. A. Busse, Kurs 


chimiceskoj technologii. Vipusk 3. 1897. 


1180 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


Zapiski novorossijskago obscestwa estestvorspytatelej. T.20. Vyp.2. T. 21. Vyp. 1. Odessa 
1896. 97. x 

Bulletin de la Societe Ouralienne d’amateurs des sciences naturelles. Tome 18. Livr. 1. 
Jekaterinburg 1896. 

Beobachtungen des Tiflisser physikalischen Observatoriums im Jahre 1895. Titlis 1897. 4. 

Izvestija vostodno-sibirskago otdela imp. Russkago geograficeskago obscrstea. T.28. N. 1. 
Irkutsk 1897. 

Jahresbericht über die Thätigkeit der Troiskossawsk-Kjachtoer Section der Amurländischen Ab- 
teilung der Kaiserlich Russischen geographischen Gesellschaft für 1894; 1895; 1896. 
Irkutsk 1895. 96. 97. 

Protokol obiknovennago obscago sobranija Troickosavsko-Kjachtinskago Otdelenija Priamurskago 
Otdela Imperatorskago Russkago Geograficeskago Obscestva. 1895. N. 7. 8. 1896. 
N. 1—5. Irkutsk 1896. 97. / 

Korrespondenzblatt des Naturforscher-Vereins zu Riga. 39. Riga 189. 

Sitzungsberichte der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Jurjeff (vormals Dorpat). 
Bd. 11. Heft 2. 1896. Jurjeff (vormals Dorpat) 1896. 

Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands. Hrsg. von der Naturforscher- 
Gesellschaft bei der Universität Jurjew. Serie 2. Biologische Naturkunde. Bd. 11. 
Lief. 2. Jurjew 1897. 

Meteorologische Beobachtungen angestellt in Dorpat-Jurjew im Jahre 1893. Jahrg. 28. Bd. 6. 
Heft 3. Jurjew 1895. 

Bericht über die Ergebnisse der Beobachtungen an den Regenstationen der kaiserlichen, liv- 
ländischen gemeinnützigen und ökonomischen Sozietät für das Jahr 1895 nebst Mittel- 
werthen für die Lustren 1886—1890 und 1891—1895. Jurjew (Dorpat) 1896. 4. 

Acta et commentationes imp. universitatis ‚Jurievensis (olim Dorpatensis). Jahrg. 4. N. 4. 
Jahrg. 5. N. 1—3. Jurjew 1896. 97. 

Acta societatis scientiarum Fennicae. Tom. 21. Helsingforsiae 1596. 4. 

Öfversigt af Finska vetenskaps- societetens förhandlingar. 38. 1895 — 1896. Helsingfors 
1896. 

Acta Societatis pro fauna et flora fennica. Vol. 11. Helsingforsiae 1895. 

Meddelanden af Societas pro fauna et flora fennica. Häftet 22. Helsingfors 1896. 

Meddelanden frän Industristyrelsen i Finland. Häftet 25. Helsingfors 1896. 

Fennia. Bulletin de la Societe de geographie de Finlande. 12.13. Helsingfors 1896. 

Bocostowsky, N. Der Rjasan- Horizont, seine Fauna, seine stratigraphischen Beziehungen 
und sein wahrscheinliches Alter. St. Petersburg 1896. Sep.-Abdr. 

Brevixumne, Tu. Sur les valeurs de la repulsion solaire subie par la substance comelaire. 
St.-Petersbourg 1897. Sep.-Abdr. 

Carte geologique generale de la Russie d’ Europe publiee par le Comite geologique. Feuille 114. 
Astrakhan. St.-Petersbourg 1896. 2. 

DörzLen, W. Aufruf zur Umgestaltung der nautischen Astronomie. Dorpat 1893. Nebst 
Anhang, 1896. 4. 

Exponate des meteorologischen Observatoriums auf der »Altrussischen Ausstellung«. 1896. 
Jurjew 1596. 

Frrrscur, H. Observations magnetiques sur 509 lieux faites en Asie et en Europe pendant 
la periode de 1867—1894. St.-Petersbourg 1897. 

—— . Über die Bestimmung der Coefficienten der Gaussischen allgemeinen Theorie 
des Erdmagnetismus für das Jahr 1885 und ueber den Zusammenhang der drei erd- 
magnetischen Elemente untereinander. St. Petersburg 1897. 

DE Guasenarp, S. Mesures micrometriques d’etoiles doubles faites a St.-Petersbourg et a 


Domkino. (4.serie des mesures d’etoiles doubles.) St.-Petersbourg 1897. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 1181 


In memoriam N. J. Lobatschevskü. Collection des memoires presentes a la Societe Physieo- 
mathematique de Kasan pour la fete de l’inauguration du monument de Lobat- 
chefsky (1/13 Septembre 1896) par MM. Herurre. Harsven, GIRARDVILLE, LAIsant, 
LemomE, NEUBERG, OcaGne. Kasan 1897. 

Iwanzorr, N. Das Schwanzorgan von Raja. Moskau 1895. 

—, Über den Bau, die Wirkungsweise und die Entwickelung der Nesselkapseln 
der Cölenteraten. Moskau 1896. 

Larysew, V. V. Sbornik greceskich nadpisej christianskich vremen iz juznoj rossü. S.-Peter- 
burg 1896. 

nn , Seythica et Caucasia e veteribus scriptoribus graeeis et latinis collegit et 
cum versione ed. Vol. 1. Scriptores graeci. Fase. 2. St. Petersburg 1896. 

Maskov, L.N. Pamjati K. N. Bestvzeva-Rjumina rec, Citannaja akademikom L. N. Maj- 
kovim v obScem sobranii Imperatorskoj Akademii Nauk 11-80 janvarja 1597 goda. 
S.-Peterburg 1897. 

Raprorr, W. Die alttürkischen Inschriften der Mongolei. Neue Folge. St. Petersburg 
1897. 

SocoLow, SERGE. Des planetes se trouvant vraisemblablement au delä de Mercure et de 
Neptune. Moscou 1897. 7 Ex. 

——, Nowvelles recherches astronomiques. Moscou 1897. 5 Ex. 

SRESNEWSKY, B. Appareil servant a demontrer les courbes periodiques. Dorpat 1896. Sep.- 
Abdr. 

— Über starke Schwankungen des Luftdrucks im Jahre 1887. Dorpat 1896. 
Sep.-Abdr. 

DE Tarko-Hryncewicz, J. Le climat de Troitzkossavsk- Kiakhta en rapport a U’hygiene. 
Irkutsk 1897. 

Tıcnomanprrrzryv, M. K. Weierstrass. Gedächtnissrede. Charkow 1897. (russ.) 

Trusman, Ju. Ju. Cudskija pismena. Revel 1596. 


Kongliga Svenska Vetenskaps- Akademiens Handlingar. Ny följd. Bandet 28. Stockholm 
1895 — 96. 4. 

Öfversigt af Kongl. Vetenskaps - Akademiens förhandlingar. Ärg. 53. N. 9.10. Äre. 54. 
N. 1—7. Stockholm 1896. 97. 

Bihang till Kongl. Svenska Vetenskaps-Akademiens Handlingar. Bandet 22. Afdelning 1—4. 
Stockholm 1597. 

Meteorologiska Jakttagelser i Sverige utgifna af Kongl. Svenska Vetenskaps- Akademien. 
Bandet 34. 1892. Stockholm 1897. 4. 

Kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets Akademiens mänadsblad. Argängen 21.22.1892. 
1593. Stockholm 1893 —97. 

Antiquarisk Tidskrift för Sverige utgifven af Kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets Aka- 
demien. Del 13. N.2.3. Del 15. N. 1. Stockholm 1896. 

Astronomiska Jakttagelser och Undersökningar anstälda pd Stockholms Observatorium. 
Bandet 5. Häftet 5. Stockholm 1896. 4. 

Nova acta regiae societatis scientiarum Upsaliensis. Series 3. Vol. 17. Fase. 1. Upsaliae 
1896. 4. 

Upsala universitets drsskrift. 1896. Upsala. 

33 akademische Schriften der Universität Upsala aus den Jahren 1896. 97. 

GEIIER, REınnorLd. Upsala universitet 1872—1897. Festskrift med anledning af Konung 
Oscar Il:s tjugofemärs regeringsjubileum. Upsala 1897. 4. 

Bulletin mensuel de l’observatoire meteorologique de Puniversitd d’Upsal. Vol. 28. Annde 1896. 
Upsal 1896 — 97. 4. 


1182 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


Eranos. Acta philologica Suecana edenda eur. Vırermus Lunpsrrön. Vol.1. Fase. 2—4. 
Vol. 2. Fasc.1. Upsaliae 1896. 97. 

Göteborgs Kongl. Vetenskaps- och Vitterhets- Samhälles Handlingar. Ny tidsföljd. Häftet 32. 
Göteborg 1897. 

Göteborgs Högskolas Ärsskrift. Bd.2. 1896. Göteborg. 

Acta Universitatis Lumdensis (Lunds Universitets Ärsskrift.) 7.32. 1896. Afdel. 1.2. Lund 
1896. 4. 

23 akademische Schriften der Universität Lund aus den Jahren 1896. 97. 

Tesner, Eror. LDunds universitet 1872—1897. Lund 1897. 4. Festskrift med anledning 
af Hans Majestät Konung Oscar II regerings jubileum. 

Sveriges offentliga bibliotek Stockholm, Upsala, Lund, Göteborg accessions- katalog. 10.11. 
1395. 96. Stockholm 1896. 97. 

Linse, Cart Aususr. Die Gesetze der Rotationselemente der Himmelskörper. Stockholm 
1597. 

Lingvo internacia. Monata gazeto por la lingvo esperanto. Eldonata de la Klubo Espe- 
rantista en Uppsala. Jaro 2. N.5.8.9. Uppsala 1897. 

Pıent, Karr. Reponse a M. Gaston Maspero & propos de son avant-propos du » Temple 
d’Edfou«. Upsala 1897. 

Zoologische Studien. Festschrift Wırnerm LirLsEsore zum S0. Geburtstag gewidmet von 
schwedischen Zoologen. Upsala 1896. 4. 

Forhandlinger i Videnskabs - Selskabet i Christiania. Aar 1895.96. Christiania 1596. 97. 

Skrifter udgivne af Videnskabsselskabet i Christiania. 1895.96. I. Mathematisk - natur- 
videnskabelig Klasse. II. Historisk-filosofisk Klasse. Kristiania 1896. 97. 

Det kongelige norske Frederiks universitets aarsberetning for budgetterminen 1894 —1895. 
Christiania 1896. 

Jahrbuch des Norwegischen meteorologischen Instituts für 1893—95. Christiania 1595. 96. 4. 

Archiv for Mathematik 09 Naturvidenskab. Bind 18.19. Hefte 1.2. Kristiania 1596. 

Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. Bind 34. Hefte 3.4. Bind 35. Hefte 1—3. Christia- 
nia 1893 — 95. 

Bergens Museums Aarbog vor 1896. Afhandlinger og aarsberetning. Bergen 1897. 

Stavanger Museums aarsberetning for 1896. Stavanger 1897. 

Barın, Jusrus. Norronaskaller. Crania antigua in parte orientali Norvegiae meridionalis 
inventa. Universitetsprogram for Iste semester 1895. Christiania 1896. 

Diplomatarium Norvegicum. Oldbreve ... samlede og udgivne af ©. R. Unger og H. J. Hurr- 
reLpr-Kaas. Samling 15. Halvdel 1. Christiania 1896. 

Statholderskabets Extraktprotokol af Supplicationer og Resolutioner 1642—1652. Udgivet 
fra det norske Rigsarkiv. Hefte 1. Christiania 1896. 

Fauna Norvegiae. Bd.1. G.O.Sars: Phyllocarida og Phyllopoda. Christiania 1896. 4. 

Norske Herredags - Domboger. Udgivne for Det Norske Historiske Kildeskriftfond. 
Raekke I. (1578—1604.) IV. Dombos for 1597 ved E. A. Tuonte. Christiania 1895. 

Den norske Nordhavs- Expedition 1876—1878. Zoologi. Synascidiae. Ved H. Hurrreror- 
Kaas. XXIV. Botanik. Protophyta, af H. H. Gran. Christiania 1896. 97. 4. 

Noruan. J.M. Dorges arktiske flora. 1. Dell. II. Halvdel 1. Kristiania 1894. 95. 

Pharmacopoea Norvegica. KEditio 3. Kristiania 1895. 

Sans, G. O. An account of the Orustacea of Norway. Vo1.2. Isopoda. Part I—8. Bergen 
1897. 4. 

Scmowr, P.O.  Samlede Philologiske Afhandlinger. Universitetsprogram for 2det se- 
mester 1594. Christiania 1596. 

SEIPPEL, ALEXANDER. BRerum normannicarum fontes arabici collegit et ed. Fasc. 1. Anni 


1893 programma academicum alterum. Christianiae 1596. 4. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 1185 


Det Kgl. Danske Videnskabernes Selskabs Skrifter. 6. Raekke. Historisk og filosofisk 
Afdeling. IV. 3. Naturvidenskabelig og mathematisk Afdeling. VII. 3.4. Kjoben- 
havn 1896. 97. 4. 

Oversigt over det Kongelige Danske Videnskabernes Selskabs Forhandlinger. 1896. N.6. 
1897. N. 1— 3. Kobenhavn 1896. 97. 

StEENSTRUP, JarErus. Til forstaaelsen af Nordens »Guldbrakteat-Faenomen« og dets be- 
tydning for Nord- Europas kulturhistorie. Kjebenhavn 1897. Sep.-Abdr. 

WesseL, Caspar. Essai sur la representation analytique de la direction. Publie par l’Aca- 
demie R. des Sciences et des Lettres de Danemark a l’occasion du centenaire. 
Copenhague 1897. 4. 


Verhandelingen der Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam. Ad. Natuur- 
kunde. Sectiel. Deel5. N.3—8. Titel und Inhalt. Sectie2. Deel2,2. Titel und 
Inhalt. Deel 5. N. 4—10. Titel und Inhalt. Amsterdam 1896. 97. 

Verslagen van de gewone vergaderingen der wis- en natwurkundige afdeeling der Koninklijke 
Akademie van Wetenschappen te Amsterdam. Deel5. Amsterdam 1897. 

Verslagen en mededeelingen der Koninklijke Akademie van Wetenschappen. Afdeeling Letter- 
kunde. Reeks 3. Deel 12. Register op Deel 1—12. Amsterdam 1896. 97. 

Jaarboek van de Koninklijke Akademie van Wetenschappen gevestigd te Amsterdam. 1896. 
Amsterdam 1897. 

Reditus Augusti, carmen praemio aureo ornatum in certamine poetico Hoeufftiano. Accedunt 
quatuor poemata laudata. Amstelodami 1897. 

Archives Neerlandaises des sciences exactes et naturelles publiees par la Societe hollandaise 
des sciences a Harlem. Tome 30. Livr. 4. 5. Harlem 1596. 97. Serie 2. Tome 1. Livr. 
1—3. La Haye 197. 

Koninklijk Nederlandsch Meteorologisch Instituut. Onweders, optische verschünselen, enz. in 
Nederland. Deel 17. 1596. Amsterdam 1897. 

Meteorologisch jaarboek voor 1895. Uitgegeven door het Koninklijk Nederlandsch Meteo- 
rologisch Instituut. Jaarg. 47. Utrecht 1897. Quer -4. 

Nederlandsch kruidkundig Archief. Verslagen en mededeelingen der Nederlandsche bota- 
nische Vereeniging. Serie 3. Deel 1. Stuk 2. Nijmegen 1897. 

!Mnemosyne. Bibliotheca philologica batava. Nova series. Vol. 25. Pars I—4. Lugduni- 
Batavorum 1897. 

Onderzoekingen, gedaan in het physiologisch laboratorium der Ütrechtsche hoogeschool. Reeks 4. 
DI. 4. Aflev. 2. D1.5. Aflev. 1. Utrecht 1896. 97. 

Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederlandsch-Indie. Volgr. 6. Deel 3. 
Atlev. 1I—4. Deel 4. ’s Gravenhage 18596 — 98. 

Koninklijk Instituwut voor de Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederlandsch-Indie. Naam- 
lijst der leden op 1 April 1897. 

Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkunde, witgegeren vanwege de Maatschappi) der Ne- 
derlandsche Letterkunde te Leiden. Deel 15. Atlev.4. Deel 16. Aflev.1—4. Leiden 1596. 97. 

Hexoprixs, H. Het Burusch van Masarete. Uitgegeven door het K. Instituut voor de 
Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederlandsch -Indie. 's Gravenhage 1597. 

Huysens, Curıstıaan. (Euvres complötes publieces par la societe hollandaise des sciences. 
Tome 7. La Haye 1897. 4. 

Kors, Jan. Flora batava. Afbeelding en beschrijving van Nederlandsche gewassen. 
Voortgezet door F. W.vax Eevex. Atlev. 317. 318. Haarlem 1597. 4. 

Verslag van den staat der sterrenwacht te Leiden en van de aldaar volbrachte waarnemingen 
in het tijdvak van den 1Sden Sept. 1894 tot den Läden Sept. 1896, witgebracht door 
H. G. van DE Sande Baravrzen. Leiden 1396. 


1184 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriiten. 


Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen. Deel 45. 
Atl.1. Deel 48. Stuk 3. Deel 49. Stuk 1.2. Deel 50. Stuk 2.3. Batavia 1896. 97. 

Notulen van de algemeene en bestuurs-vergaderingen van het Bataviaasch Genootschap van 
Kunsten en Wetenschappen. Deel 34. 1896. Aflev. 1—4. Batavia 1896. 97. 

Tijdschrift voor Indische taal-, land- en volkenkunde, witgegeven door het Bataviaasch 
Genootschap van Kunsten en Wetenschappen. Deel 38. Aflev.5. Deel 39. Atlev. 
3—b. Batavia 1895 — 97. 

Natwurkundiy Tijdschrift voor Nederlandsch- Indie. Uitgegeven door de Koninklijke natuur- 
kundige Vereeniging in Nederl.-Indie. Deel 56 = Ser. 9, Deel5. Batavia 1897. 


Boekwerken, ter tafel gebracht in de vergaderingen van de directie der Koninklijke natuur- 
kundige vereeniging in Nederlandsch- Indi& gedurende het jaar 1896. Batavia 1897. 

Observations made at the magnetical and meteorological observatory at Batavia. \ol. 18. 1895. 
Batavia 1596. 4. 

Mededeelingen wit ”s lands plantentuin. N.18. 20.21. Batavia 1897. 

Annales du jardin botanique de Buitenzorg. Vol. 14. Partie 1.2. Leide 1897. 2 Ex. 

Regenwaarnemingen in Nederlandsch- Indie. Jaarg. 17. 1895. Batavia 1896. 

VAN DER Unns. J. A. Dagh- Register gehouden int Casteel Batavia anno 1668 — 1669. 
Batavia 1997. 

— -.  Nederlandsch-indisch Plakaatboek, 1602—1811. Deel 15. 1808 
—-1809. Batavia 1896. 

Die Triangulation von Java, ausgeführt vom Personal des geographischen Dienstes in Nieder- 
ländiseh Ost- Indien. Abth.5. Ergebnisse der Triangulation zweiter Ordnung be- 
arb. von J. A. C. Oupemans. Haag 1897. 4. 

pe Wırveman. E. Prodrome de la ‚flore algologique des Indes neerlandaises. Batavia 1897. 

Publications de U’ Institut grand- ducal de Luxembourg. Section des sciences naturelles et mathe- 
matiques. Tome 25. Section historique. Vol. 45. Luxembourg 1897. 96. 


Bulletin de U’ Academie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique. 
Annce 66. Serie 3. Tome 32. N.12. Annee 67. Serie 3. Tome 33. 34. N. 1—10. 
Bruxelles 1896. 97. 

Dlemoires couronnes et autres memoires publies par l’Academie Royale des Sciences, des 
Lettres et des Beaux-Arts de Belgique. Collection in 8°. Tome 48. Vol.1. 49.50. 
Vol. 2. 53.54. Bruxelles 1895. 96. 

Memoires couronnes et memoires des savants etrangers publies par Ü’ Academie Royale des 
Sciences, des Lettres et des Beaus-arts de Belgique. Tome 54. Bruxelles 1896. 4. 

Academie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique. Notices biogra- 
phiques et bibliographiques concernant les membres ... 1896. 4. edition. Bruxelles 
1897. 

Academie Royale des Sciences, des Lettres et des Beauw-Arts de Belgique. Reglements et 
documents concernant les trois classes. Bruxelles 1896. 

Collection de Chroniques Belges inedites, publice par ordre du Gouvernement. Bruxelles. 4. 
Cartulaire de l’eglise Saint- Lambert de Liege, publie par S. Bormans et E. Scnoor- 
ueesters. Tome 2. 1895. Cartulaire des comtes de Hainaut, publie par. Lzororn 
Devirzers. Tome 6. Partie 1.2. 1896. Le cotton manuscrit Galba B.]. transerit 
sur l’original par Epwarn Scorr et annote par L. GırLioprs- van SEVEREN. 1896. 
Dereservze, A.: Chartes inedites de l’abbaye d’Orval. 1896. Cardinal de Gran- 
velle: Correspondance publiee par Cnartzs Pıor. Tome 12. 1896. 

Coutumes des pays et comte de Flandre. (uartier de Furnes. Coutumes de la ville et 
chätellenie de Furnes. Tome 2.3. Par L. Girnioprs-van Severex. Bruxelles 


1596. 97. 4. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 1185 


Coutumes du comte de Looz et de la seigneurie de Saint-Trond par Lovıs Crauay. Tome 3. 
Bruxelles 1897. 4. 

Academie Royale de Belgique, Commission Royale d’histoire. Inventaire des cartulaires con- 
serves dans les depots des archives de l’etat en Belgique. Bruxelles 1895. 

Academie Royale de Belgique, Commission Royale d’histoire. Pırenne, Hesrı. Le livre 
de l’abbe Guillaume de Ryckel (1249—1272). Bruxelles 1896. 

Academie Royale de Belgique. Commission Royale d’histoire. Waurers, ALpnonse. Table 
chronologique des chartes et diplömes imprimes concernant lUhistoire de la Belgique. 
Tome 9. Bruxelles 1896. 4. 

Biographie nationale publiee par l’Academie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux- 
Arts de Belgique. Tome 13. Fasc. 2. Tome 14. Fase.1. Bruxelles 1894 — 96. 
Annales de l’Observatoire Royal de Belgique. Nouv. Ser. Annales astronomiques. Tome 7. 

Bruxelles 1896. 

Revue de V’instruction publique en Belgique. Tome 40. Livr.1. Bruxelles 1897. 

Annales de la Societe geologique de Belgique. Tome 24. Livr.1. Liege 1896 — 97. 

Bulletin de la Societe belge de geologie. Tome 9. Fasc.1—4. Tome 11. Fase.1. Bruxelles 
1895 — 97. 

Annales de la SocietE entomologique de Belgique. Tome 39. 40. Bruxelles 1895. 96. 

Memoires de la Societe entomologique de Belgique. 3—5. Bruxelles 1895. 

Analecta Bollandiana. Tom.16. Fase. 1——-3. Bruxelles 1897. 

Memoires de la Societe Royale des sciences de Liege. Ser. 2. Tome 19. Bruxelles 1897. 

Universite de Liege. Institut de physiologie. Travauz du laboratoire de LEoN FREDERICQ. 
Tome 5. 1893— 95. Paris. Liege 1896. 

Botanisch jaarboek. Jaarg. 8. Gent 1896. 

Revue benedietine. Annee 14. N. 1—12. Maredsous 1897. 

Anecdota Maredsolana. Vol.3. Pars2, Sancti Hieronymi presbyteri tractatus sive ho- 
miliae in Psalmos, in Marci evangelium -aliaque varia argumenta. Ed. GErmanus 
Morın. Maredsoli 1897. 4. 

BERLIERE, Ursmer. Melanges d’histoire benedictine. Maredsous 1897. 

— . Monasticon beige. Tome 1. Livr.2. Province de Namur: Supple- 
ment. Province de Hainaut. Maredsous 1897. 4. 

Privileges de la Collegiale de Sainte- Waudru a Mons. Mons 1897. 


Sep. -Abdr. 

DE ÜEULENEER, A. La Üröte. Conference faite a la Societe Royale de geographie 
d’Anvers. Anvers 1897. 

Forıe, F. Notices astronomiques. Bruxelles 1896. Sep.-Abdr. 

Une reaction en astronomie. Oü git l’erreur fondamentale des formules de 


reduetion rapportees a l’axe instantane. Bruxelles 1896. Sep.- Abdr. 
Keuna, And. P.J. van Beneden, la vie et leuvre d’un zoologiste. Anvers 1897. 
Morın. Germam. Saint Prosper de Reggio. Maredsous 1895. Sep. -Abdr. 
D’Ocasne. Karl Weierstrass. Louvain 1897. Sep--Abdr. 
ScHAFFERS, V. L’excitation spontance dans les machines electrostatiques. Bruxelles 1897. 
Sep. - Abdr. 


Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel. Bd. 11. Heft 3. Basel 1897. 
Statistische Mitteilungen des Kantons Basel-Stadt. Bericht über den Civilstand, die Todes- 
ursachen und die ansteckenden Krankheiten im Jahre 1894. Basel 1896. 4. 

60 akademische Schriften der Universität Basel aus den Jahren 1896. 97. 
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Jahrg. 41. 1896. Suppl. 
42. 1897. Heft 1.2. Zürich 1896. 97. 


Sitzungsberichte 1897. 109 


1186 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


Neujahrsblatt, hrsg. von der Naturforschenden Gesellschaft auf das Jahr 1897. XUIX. 
©. Scnrörer: Die Schwebeflora unserer Seen (Das Phytoplankton). Zürich 1896. 4. 

Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft (der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer) 
in Zürich. Bd. 24. Heft 3.4. Zürich 1896. 97. 4. 

Neue Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Natur- 
wissenschaften. Bd. 35. Zürich 1896. 4. 

Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft. 75. und 79. Jahresver- 
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Katalog der Bibliothek des Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich. 6. Aufl. Zürich 1896. 

Taschenbuch der historischen Gesellschaft des Kantons Aargau für das Jahr 1896. Aarau 1896. 

Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft Graubünden’s. Neue Folge. Bd.40. Chur 


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L’inauguration offieielle des cours universitaires & Fribourg (Suisse) pour Üannee 1896-97. 
Fribourg 1896. 

Index lectionum quae in universitate Friburgensi per menses aestivos anni 1897, hiemales 
anni 1897-98 habebuntur. Friburgi Helvetiorum 1897. 

Internationale Erdmessung. Das Schweizerische Dreiecknetz hrsg. von der Schweizerischen 
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Almanaque Nautico para 1898, calculado de orden de la superioridad en el Instituto 
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Arnaız, R. Los grandes problemas filosofico-naturales. San Sebastian 1897. 

Legis Romanae Wisiyothorum fragmenta ex codice palimpsesto sanctae Legionensis ecclesiae 
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VEhnuepis apxaoAoyırn Erdidonevn bmo rys ev Adıjvars apxaoxoyırms erapetas. ITepiodos 3. 1896. 
Tevyos 3. 4. 1897. Tevxos 1.2. Ev Adyvaıs 1896. 97. 4. 


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Partea administrativä si desbaterile. Tomul 19. 1896 — 1897. Partea administrativä 
si desbaterile. Bucuresci 1896. 97. 

Analele Institutului meteorologie al Romäniei. Tomul 11, Anul 1895. Bucuresti 1396. 4. 

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— 4. Bucuresei 1896. 97. 

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Editiunea Academiei Romäne. Bucuresei 1897. 

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109* 


1188 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


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Kavoviouos Tod Ev Kovoravrıvovmoreı EAANVIKOV BıNoAoyırov avAAdyov iöpvfevros ro 1861. 


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N. 1—4. Cambridge 1896. 97. 

Bulletin of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College. Vol. 28. N.2.3. 
Vol. 30. N.2—6. Vol. 31. N. 1—4. Cambridge U.S.A. 1896. 97. 

Memoirs of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College. Vo1.19. N. 2. Vol. 20. 
21.22. Text. Atlas. 23. N.1. Cambridge U.S.A. 1896. 97. 4. 

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Annals of the Astronomical Observatory of Harvard College. Vol. 26. Part 2. 28. Part 1. 
30. Part 4. 36. 40. Part 5. 41. N. 4. Theils Cambridge U.S.A., theils Waterville, Me. 
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Boston 1596. 97. 

Proceedings of the Boston Society of Natural History. Vol. 27. p.75— 330. Vol. 28. N.1—5. 
Boston 1896. 97. 

The Astronomical Journal. Founded by B. A. Gourn. N.395— 419. Titel und Index zu 
Vol. 17. Boston 1896. 97. 4. 

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The American Journal of Science. Ser.4. Vo1.3.4. N.13— 24. New Haven, Conn. 1896. 97. 


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Transactions of the New York Academy of Sciences. Vol. 15. New York 1896. 

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Transactions of the American Philosophical Society held at Philadelphia for promoting useful 
knowledge. New Series. Vol. 19. Part. 1. Philadelphia 1896. 4. 

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knowledge. N. 151—155. Philadelphia 1896. 97. 

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Vol. 19. Number 1—3. Baltimore 1896. 97. 4. 

American Chemical Journal. Edited by Ira Remsen. Vol. 18. N. 7—10. Vol. 19. N. 1—4. 
Baltimore 1896. 97. 

The American Journal of Philology. Edited by Basır L. GiLversteeve. Vol. 17. Baltimore 
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Annual report of the Bureau of Ethnology to the secretary of the Smithsonian Institution. 
14. 1892— 93. Part 1.2. 15. 1893— 94. Washington 1896. 97. 

Annual report of the board of regents of the Smithsonian Institution. 1894. 1895. Washington 
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1190 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 


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U.S. Naval Observatory. Washington 1895. 4. 

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U.S. Department of Agriculture. Division of biological Survey. North American Fauna. N.13. 
Washington 1897. 

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birds in their relation to agrieulture. Washington 1897. 

Annual report of the United States Geological Survey to the secretary of the Interior. 16. 
1894-95. Part 1. 17. 1895-96. Part 3. In two volumes. Washington 1896. 

Treasury Department, United States Coast and Geodetice Survey. Bulletin N. 36. Gersuom 
Braprorn: Table of Depths for channels and harbors, coasts of the United States. 
Washington 1897. 4. 

Report of the superintendent of the U.S. Coast and Geodetic Survey showing the progress of the 
work during the fiscal year ending with June, 1895. Part 1.2. Washington 1896. 

Report of the Commissioner of Education for the year 1894-95. Vol.l. Part 1. 1895 — 96. 
Vol.1. Washington 1896. 97. 

Transactions of the Academy of Science of St. Louis. Vol.7. N.4—16. St. Louis 1395 — 97. 

Missouri Botanical Garden. 8. annual report. St. Louis 1897. 

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1895. 

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N.1. Chicago 1896. 

Chicago Academy of Sciences. 39. Annual report for the year 1896. Chicago 1897. 

Field Columbian Museum. Publication 14— 21. Report series. Vol.l. N.2. Botanical series. 
Vol.1. N.3. Anthropological series. Vol. 1. N.1. Vol.2. N.1. Ornithological series. 
Vol.1. N.2. Geological series. Vol. 1. N.2. Zoological series. Vol.1. N.6.7. Chi- 
cago 1896. 97. 

Field Columbian Museum. 2. annual exchange catalogue for the year 1897-98. Chicago 1597. 

Cincinnati Museum Association. 16. annual report for the year 1896. Cincinnati 1897. 

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Publications of the Washburn Observatory of the University of Wisconsin. Vol. 10. Part'l. 
Madison 1896. 

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Iowa Geological Survey. Annual report. Vol. 5. 1595. Des Moines 1896. 

The Kansas University Quarterly. Vol.5. N. 2. Vol. 6. Series A: Science and mathematies. 
N.1—3. Series B: Philology and history. N.1—3. Lawrence, Kansas 1596. 97. 

The University of Nebraska. Bulletin N. 47—49. Bulletin of the U.S. Agricultural 
Experiment Station of Nebraska. Vol.9. Article 2—4. Lincoln, Nebraska 1897. 

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Alabama. (Paleozoie strata.) Part 1.2. Montgomery, Ala., 1896. 97. 

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Proceedings of the California Academy of Sciences. Ser. 2. Vol.6. 1896. Ser. 3. Botany. 
Vol.1. N.1. Geology. Vol.1. N.1.2. Zoology. Vol. 1. N. 1—4. San Franeisco 1897. 

Occasional papers of the California Academy of Seiences, V. Jonun van Dexegurcn: The 
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University of California Studies. Vol.2. N.1. Berkeley 1897. 

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Sacramento 1896. 


Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 1191 


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Annual report of the board of State Viticultural Commissioners, for 1887. Sacramento 1888. 

Appendix E to the Biennial report of the board of State Vitieultural Commissioners for 
1891— 92. Sacramento 1892. 

Appendix A to the Annual report of the board of State Vitieultural Commissioners for 1893. 
Grape syrup. Saeramento 1893. 

Register of the University of California. 1895-96. Berkeley 1896. 

University of California. Bulletin of the Department of Geology. Vol.1. N. 12—14. Vol. 2. 
N. 1—3. Berkeley 1896. 

University of California. — College of agriculture. Agricultural experiment station. Report 
of the viticultural work during the seasons 1887— 93. Sacramento 1896. 

University of California. Agricultural experiment station, Berkeley, Cal. Bulletin N. 110.111. 
113— 115. Sacramento 1896. 

Report of work of the Agricultural experiment stations of the University of California, 
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ArsreEcHt, Ph. Aus. Astronomical doctrines presented in new aspects. 2. edition. Balti- 


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Tomo 58. Parte 2. Trimestres 3 e 4. Rio de Janeiro 1896. 

Archivos do Museu nacional do Rio de Janeiro. Vol.8. Rio de Janeiro 1892. 4. 


Revista del Museo de La Plata. Tomo7. Parte2. La Plata 1896. 

Anales del Museo de La Plata. Paleontologia argentina. IV. Seccion antropolögiea. I. Il. 
La Plata 1896. 97. Fol. 

Anales del Museo nacional de Buenos Aires. Tomo5. (Ser. 2, tomo 2.) Buenos Aires 
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Memoria del Museo nacional correspondiente al ano 1894. 1895. 1896. Buenos Aires 1897. 

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canos. Buenos Aires 1897. Sep.-Abdr. 
=. (omunicaciones oologicas. Buenos Aires 1396. Sep.-Abdr. 
—. (ontribucion al estudio de los hemipteros de la Tierra del Fuego. Buenos 
Aires 1896. Sep.-Abdr. 
———, Una Filaria horrida Dies. Buenos Aires 1396. Sep.-Abdr. 
Anales del Museo nacional de Montevide.. 1IV—VI]l. Montevideo 1396. 97. 4. 
HonoreE, Unartes. Loi du rayonnement thermique solaire, ses principales consequences et 
Tables du soleil. Montevideo 1896. 
———————. El sol. Montevideo 1897. 10 Ex. 


Verhandlungen des deutschen wissenschaftlichen Vereins zu Santiago de Chile. Bd. 3. Heft 3.4. 
Valparaiso 1896. 


The journal of the College of Science, Imperial University, Japan. Vol.9. Part 2. Vol. 10. 
Part 2. Tokyo 1897. 4. 

Annotationes zoologicae Japonenses auspiciis societatis zoologicae Tokyonensis seriatim editae. 
Vol.1. Pars 1—3. Tokyo 1897. 

Mittheilungen der deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens in Tokio. 
Heft 55—60 und 2 Supplementhefte. Tokio 1897. 4 


1193 


NAM 


ÄUWERS, über einen von ihm aufgestellten Fundamental-Catalog für den südlichen 
Himmel. 413. 
BEKKER, Ernst Immanuel, Professor an der Universität Heidelberg, zum correspon- 
direnden Mitglied der philosophisch -historischen Classe gewählt. 927. 
Beyvrıcn, Gedächtnissrede auf ihn, von Dames. 712. 
von BEzor», zur Theorie des Erdmagnetismus. 413. 414—449. 
Bor'rzmann, über irreversible Strahlungsvorgänge. 659. 660— 662. — Zweite Mit- 
theilung. 993. 1016— 1018. 
Bonner, Robert, Professor an der Universität Greifswald, erhält 800 Mark zur Bear- 
beitung eines Werks über das elastische Gewebe der Blutgefässe. 624. 
Borcnarpr, Ludwig, Regierungs-Baumeister in Berlin, über das Alter des Sphinx 
bei Giseh. 751. 752 —760. 
,‚ ein neuer Königsname der ersten Dynastie. 1053. 1054—-1058. 
Branpes, G., Privatdocent an der Universität Halle, die Spermatozoen der Deka- 
poden. 277. 355 — 362. 
. erhält 300 Mark zu Studien über Nemertinen in Messina. 624. 


Brenner, Leo, in Lussin piceolo, Beobachtungen des Planeten Mars in der Oppo- 
sition 1896-97. 884. (Abh.) 
Brunnser, Bericht über die Savieny-Stiftung. 50—51. 
—  —— —, Bericht über die Herstellung eines wissenschaftlichen Wörterbuches der 
deutschen Rechtssprache. 83. 34 —97. 
——, zur Geschichte des germanischen Ständewesens. 929. 
Bürscnrı, Otto, Professor an der Universität Heidelberg, zum correspondirenden 
Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe gewählt. 227. 
Bürrnser-Wossr, Theodor, Professor in Dresden, erhält 1000 Mark als Honorar 
für die Herausgabe des 3. Bandes des loannes Zonaras. 1084. 
Couen, E., Professor in Greifswald, über ein neues Meteoreisen von Locust Grove, 
Henry Co., Nord Carolina, Vereinigte Staaten. 55. 76—81. 
— —, das Meteoreisen von Forsyth Co., Georgia, Vereinigte Staaten. 157. 336 — 396. 
-, erhält 1500 Mark zu Untersuchungen von Meteoreisen. 625. 
,„ ein neues Meteoreisen von Beaconsfield, Colonie Vietoria, Australien. 931. 
1035 — 1050. 
Coun, Adresse an ihn zum fünfzigjährigen Doctorjubilaeum. 1053. 1059 —1060. 
Conze, über den Ursprung der bildenden Kunst. 98—109. 
——, Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich Deutschen archaeologischen 
Instituts. 519. 651—658. 
——, erhält 12000 Mark zu einer topographischen Aufnahme der Umgegend von 
Pergamon. 854. 
von ÜorneELıus, Carl Adolf, Professor an der Universität München, zum corre- 
spondirenden Mitglied der philosophisch - historischen Classe gewählt. 1053. 
Currıus. Gedächtnissrede auf ihn. von Könter. 712. (Abh.) 


1194 Namenregister. 


Daur, Fr., Professor in Kiel, erhält 700 Mark behufs Sortirung und Ordnung des 
von ihm in Ralum gesammelten faunistischen Materials. 1084. 
Daumes, Gedächtnissrede auf H.E. Beyrıcn. 712. 
———., über Brustbein, Schulter- und Beckengürtel der Archaeopteryx. 817. 818 
— 834. 
Darsoux, Gaston, Mitglied des Institut de France in Paris. zum correspondirenden 
Mitglied der physikalisch - mathematischen Classe gewählt. 89. 
DES ÜLOIZEAUX, gestorben am 8. Mai in Paris. 625. 
Dessau. Professor in Charlottenburg, erhält 832.50 Mark für die Bearbeitung des 
2. Bandes der Prosopographie der römischen Kaiserzeit. 453. 
Dıers, Bericht über die Aristoteles- Commentare. 44—45. 
— ——, Bericht über das Corpus nummorum. 45. 
——., Bericht über den Thesaurus linguae latinae. 45 —46. 
‚ zur Pentemychos des Pherekydes. 143. 144— 156. 
——., erhält 7200 Mark zur Fortführung der Herausgabe der Commentaria in Ari- 
stotelem graeca. 624. 
, über ein Fragment des Empedokles. 1061. 1062 —1073. 
Dırrney. Bericht über die RKant- Ausgabe. 48 — 49. 
—————., über die Hermeneutik von BAuUNGARTEN und SENLER. 83. 
-, erhält 25000 Mark zur Durchführung der Herausgabe der Werke Kants. 623. 
Doxnan, F.G.,. Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salz- 
ablagerungen, s. van'r Horr. 
Drecenser, Professor in Bern, erhält 500 Mark zur Fortführung seiner Untersuchungen 
organischer Jodverbindungen bei Thieren. 453. 
pu Boıs-Reymoxp, gestorben am 26. December 1896. 1. 
Dünnter, über den furor Teutonieus. 111. 112 —126. 
Jahresbericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae historica. 
453. 455 — 460. 
Eurers, Ernst, Professor der Zoologie an der Universität Göttingen, zum correspon- 
direnden Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe gewählt. 89. 
ErrıinGer, Oberlehrer in Berlin, erhält 500 Mark zu bibliothekarischen Untersuchun- 
gen über neulateinische Litteratur in Süddeutschland und Oberitalien. 453. 
Erster, J.. Professor in Wolfenbüttel, über die Abhängigkeit des photoelektrischen 
Stroms vom Einfallswinkel und der Schwingungsrichtung des erregenden Lichts 
und seine Beziehung zur Absorption des Lichts an der Kathode. Mit H. Gerrer. 
485 — 456. 
EnGter, erhält 2000 Mark zur Herausgabe von Monographien africanischer Pilanzen- 
familien. 624. 
—————, über die systematische Anordnung der dikotyledoneen Angiospermen. 853. 
Erpuann, Benno, Professor an der Universität Halle. erhält 600 Mark zu psycho- 
physischen Experimentaluntersuchungen. 1. 
ERDMANNSDÖRFFER, Bernhard, Professor an der Universität Heidelberg, zum cor- 
respondirenden Mitglied der philosophisch -historischen Classe gewählt. 1053. 
Ernmas, Bruchstücke der koptischen Volkslitteratur. 19. (Abh.) 
EscnEexnuaGeEn, M., Professor in Potsdam, über schnelle periodische Veränderungen 
des Erdmagnetismus von sehr kleiner Amplitude. 677. 673 — 686. 
Faussörr, Professor in Kopenhagen, erhält 1000 Mark zur Herausgabe des 7. (Register-) 
Bandes seines Jätaka-Buchs. 624. 
Fauru, Philipp, Lehrer in Landstuhl, Zeichnungen der Planeten Jupiter und Mars. 884. 
———., erhält 500 Mark zur Herausgabe derselben. 1084. 


Der erste Jahresband endet wit Seite 686. 1195 


Fınke, H., Professor in Münster i. W., erhält S00 Mark zur Vollendung seiner Aus- 
gabe der Acta coneilii Constantiensis. 624. 

Fıscner, über die Constitution des Caffeins, Nanthins, Hypoxanthins und verwandter 
Basen. 1. 2—11. 

——, über Hydurinphosphorsäure. 931. 932— 935. 
——, über den Einfluss der Salzbildung auf die Metamorphosen der Purin- 
körper. 931. 

Frarau, Edward, in Berlin. das Gesetz der excentrischen Lagerung der langen 
Bahnen im Rückenmark. 278. 374— 385. 

FrÄnker, M., Professor in Berlin, Epigraphisches aus Aegina. 227. (AbA.) 

Frech, Fr., Professor in Breslau, erhält 1500 Mark zur Vollendung seiner geologischen 
Untersuchung der Radstädter Tauern. 624. 

FrREsSEnıvs, gestorben am 11. Juni in Wiesbaden. 677. 

FrosEnıus, über die Darstellung der endlichen Gruppen durch lineare Substitutionen. 
993. 994—1015. 

Fucns. zur Theorie der Aser’schen Functionen. 607. 608—621. 

Gerrer, H., Professor in Wolfenbüttel, über die Abhängigkeit des photoelektrischen 
Stromes vom Einfallswinkel und der Schwingungsrichtung des erregenden Lichtes 
und seine Beziehung zur Absorption des Lichts an der Kathode, s. Ersver. 

Ginzer, F.K., in Berlin, erhält 900 Mark zur Herausgabe eines speciellen Canons 
der Finsternisse für das Gebiet der celassischen Alterthumsforschung. 928. 

GorpsrEın, E.. Professor in Berlin. über die Structur des Kathodenlichts und die 
Natur der Lenard’schen Strahlen. 854. 905 — 914. 

GrAEvEn, Hans, in Rom, erhält 750 Mark zu einer Gesammtausgabe der antiken 
Elfenbeindiptychen. 624. 

Hasen, B., Hofrath in Frankfurt a. M., erhält 3000 Mark zur Herausgabe eines anthro- 
pologischen Atlas. 854. 

Hansen, Jos., Professor, Archivar der Stadt Köln, erhält 1000 Mark zu Vorarbeiten 
für eine Geschichte der Inquisition in Deutschland. 624. 

Hıarnack, erhält 2400 Mark und weiter 3000 Mark für die Vorarbeiten zu einer aus 
Anlass des 200 jährigen Jubilaeums abzufassenden Geschichte der Akademie. 1. 928. 

——————, zur ältesten Geschichte der K. Preussischen Akademie der Wissenschaften. 
275. (Abh. unter dem Titel: Berichte des Secretars der Brandenburgischen Societät 
der Wissenschaften J. Tu. JagLosskı an den Praesidenten G.W. Leiısnız. 1700— 1715.) 

,‚ über die »Ordinationes« im Papstbuch. 663. 761— 778. 

— ,‚ über die jüngst entdeckten Sprüche Jesu. 781. 

Heıpenmarn, gestorben am 13. October in Breslau. 928. 

HER'T wıG, über einige am befruchteten Froschei durch Centrifugalkraft hervorgerufene 
Mechanomorphosen. 13. 14—18. 

, Demonstration einer grösseren Anzahl von Corrosionspraeparaten der 
Nierengefässe. 13. 

Herz, Dr. Norbert, in Heidelberg, erhält 1000 Mark zur weiteren Reduction der von 
ihm auf der v. Kuffner’schen Sternwarte in Wien beobachteten Zonen. 454. 
Hesse, Richard, Privatdocent an der Universität Tübingen, erhält 500 Mark zu Unter- 
suchungen über die Augen niederer Seethiere auf der zoologischen Station in 

Neapel. 625. 

Heyuwons, Richard, Assistent am Zoologischen Institut in Berlin. über die Organisation 
und Entwickelung von Baecillus rossü Fasr. 277— 278. 363— 373. 

-, Mittheilungen über die Segmentirung und den Körperbau der Myriopoden. 
884. 915—923. 


1196 Namenregister. 


Hırscurern, Bericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften. Mit Hrn. 
Monmsen. 43 —44. 

———— —, die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft. 1053. 1099 —1119. 

van’r Horr, Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzab- 
lagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. I—III, V mit W.Mever- 
HOFFER, IV mit F.B. Kenrıck, VImit F.G.Donnan. 1.55. 69—75. 1. 127. 
137—141. I11. 157. 487— 507. IV. 485. 508—515. V. 931. 1019—1034. VI. 1121. 
1146 — 1151. 

Hor»orn,.L., in Charlottenburg, die Magnetisirung von Stahl und Eisen in schwachen 
Feldern. 89. 95 — 97. 

Horrermann, Carl, Privatdocent in Berlin. erhält 1200 Mark zur Herausgabe eines 
Werks über ostindische Pilze. 1084. 


Hürrute, K., Professor in Breslau, erhält 850 Mark zur Beschaffung von Instru- 


menten für Momentaufnahmen von contrahirten Muskeln. 624. 

Kayser, H., Professor in Bonn, über die Speetren der Elemente der Platingruppe. 
1081. (4AbA.) 

Kenrıox, F.B., Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salz- 
ablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers, s. vav’r Horr. 

Kırcenuuorr, Bericht über die Sammlung der griechischen Inschriften. 42—43. 

— —, erhält 3000 Mark zur Fortführung dieser Sammlung. 624. 

Kress, Privatdocent in Berlin, erhält 915 Mark für die Bearbeitung des 1. Bandes 
der Prosopographie der Römischen Kaiserzeit. 227. 

Kreın, über Leucit und Analeim und ihre gegenseitigen Beziehungen. 277. 290 — 354. 

, über Ganggesteine und ihre Stellung im System der Eruptivgesteine. 713. 

Krosrermans, E., in Kiel, die Schriften des Origenes in Hieronymus’ Brief an 
Paula. 853. 8555 — 870. 

Könter, über Probleme der griechischen Vorzeit. 227. 255 — 274. 

—  , Gedächtnissrede auf Ernsr Currıus. 712. (AdA.) 

Könıs, Arthur, Professor in Berlin, die Abhängigkeit der Sehschärfe von der Be- 
leuchtungsintensität. 519. 559— 575. 

-, über »Blaublindheit«. 714. 718—731. 

,‚ die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeitsgleichungen von der absoluten 
Intensität. 854. 871— 882. 

KoENIGSBERGER, über verborgene Bewegung und unvollständige Probleme. 157. 
158—178. 


— . über die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik. 883 
— 884. 835 — 900. 

Konurrausen, Statistik der Löslichkeit einer Gruppe von Salzen in Wasser bei 
mittlerer Temperatur. 89. 90 — 94. 

Korscn, Friedrich, Assistent am I]. anatomischen Institut in Berlin, das Rückenmark 
von Elephas indieus. 55—56. (Abh.) 

————., über eine Doppel-Gastrula bei Lacerta agilis. 623. 646 — 650. 

Koser, Antrittsrede. 701-704. 

————., Bericht über die Politische Correspondenz Frıeprıcn’s des Grossen. Mit 
Hrn. ScumorL er. 39 —40. 

———— , Bericht über die Acta Borussieca Mit Hrn. SchumorLzer. 40 —42. 

— ‚ über die von der Archivverwaltung angekaufte Sammlung der Briefe Frır- 

prıcn's des Grossen an Mavurerruis. 483. 

— ———., erhält mit Hrn. Schumorrer 6000 Mark zur Fortführung der Herausgabe 


der Politischen Correspondenz König Frieorıcn’s U. 624. 


Der erste Jahresband endet mit Seite 686. 1197 


Krause, Rudolf, Privatdocent an der Universität Berlin, über Bau und Function 
der hinteren Speicheldrüsen der Octopoden. 1083. 1085 —1098. 

KrıGar-MENZEL, Otto, in Berlin, Bestimmung der Gravitationsconstante. Mit 
F. Rıcuarz. 1121. (Adh. 1898.) 

Krüser, Dr. Martin, in Berlin, erhält 700 Mark zu Untersuchungen über die in thieri- 
schen und pflanzlichen Organen vorkommenden Xanthinstoffe. 677. 

Lanwpor'. über das Verhalten einiger dampfförmiger Substanzen im elektrischen Licht- 
bogen. 485. 

Leıss, (.. in Steglitz, über ein neues. aus Kalkspath und Glas zusammengesetztes Nıcor- 
sches Prisma. 884. 901— 904. 

Lenz, Max, ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Berlin, zum 


ordentlichen Mitglied der philosophisch-historischen Classe gewählt. 1. 

——, Antrittsrede. 704—708. 

— —, Festrede, gehalten in der öffentlichen Sitzung zur Feier des hundertjährigen 
Geburtstages Kaiser Wırnerm's Il. 397— 412. 

——, iiber den Ausbruch des ersten Revolutionskrieges 1792. 517. (AbA.) 

Lınpau, G., Privatdocent an der Universität Berlin, erhält 900 Mark zu licheno- 

logischen Studien. 624. 

Lounse. O., Observator am Astrophysikalischen Observatorium in Potsdam, Unter- 
suchung des violetten Theils einiger linienreicher Metallspeetra. 127. 179—197. 

Lüne, Max, Privatdocent an der Universität Königsberg, erhält 2000 Mark zur Unter- 
suchung der Fauna der Salzseen in Französisch Nordafrika. 624. 


1 @ Mlk) 
von Mansorpr, H.. Professor in Aachen, Beweis der Gleichung $ 22 


835 — 852. en 
Masrero, Gaston, Mitglied des Instituts und Professor am College de France in 


—=/07 360% 


Paris, zum correspondirenden Mitglied der philosophisch -historischen Classe ge- 
wählt. 854. 

MEYER, gestorben am 8. August in Heidelberg. 927. 

MEYERHOFFER, Dr.W., Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen 
Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. s. vaw”r Horr. 

Mösıus, die Fauna von Deutsch - Ostafrika. 1081. 

Morıen, Theodor, in Dorpat, über die Invarianten der linearen Substitutionsgruppen. 
1121. 1152 —1156. 

Momumsen, Bericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften. Mit Hrn. Hırscn- 
FELD. 43—44. 

Bericht über die Prosopographie der römischen Kaiserzeit. 44. 

— —, Plaquette mit seinem Bildniss und einer Umschrift zum 80. Geburtstag. 

1083. 

Munk, weitere Untersuchungen über die Schilddrüse. 481. 

Oscar IlI., König von Schweden und Norwegen, zum Ehrenmitglied der Akademie 
gewählt. 927. 

Paıczkowskı, Dr. Joseph, in Göttingen, erhält 1500 Mark zur Fortsetzung seiner 
agrar-historischen Untersuchungen. 624. 

Pıscnen,. F., Professor in Hannover, erhält 1100 Mark zu Versuchen über die Ener- 
gie in den Specetren schwarzer Körper. 453. 

PErRNnıcE, Fahrlässigkeit und Erfolehaftung im ältern römischen Strafrechte. 927. 

Prancx, über irreversible Strahlungsvorgänge. Erste Mittheilung. 55. 57 — 68. — 
Zweite Mittheilung. 714. 715— 717. — Dritte Mittheilung. 1121. 1122— 1145. 

Prawm, Dr. Konrad, in Berlin, erhält 1000 Mark zu einer Ausgrabung der Königspfalz 


in Kirchheim im Elsass. 779. 


1198 Namenregister. 


Reımer, Georg, Verlagsbuchhaudlung in Berlin, erhält 540 Mark zur Drucklegung 
von GERHARD, Etruskische Spiegel, Bd.5, Heft 14— 16. 1. 779. 

Rıcnarz. Franz, Professor in Greifswald. Bestimmung der Gravitationsconstante. 
Mit OÖ. Krıcar-Menzer. 1121. (Adh. 1898.) 

Röxvsen. weitere Beobachtungen über die Eigenschaften der X-Strahlen. 483. 
576 —592. 

Saecmau, geographische Studien zu den Assyrischen Königsinschriften. 461. 

——., erhält 15000 Mark zur Herausgabe der Geschichte des Islam von Ibn Saad. 854. 

—  —., über eine Arabische Chronik aus Zanzibar. 925. 

Sıınr-Marrın, Vivien de, Ss. VıvıEn. 

ScHERING, gestorben am 2. November in Göttingen. 947. 

Sc#tiemann, Professor in Berlin, erhält 1000 Mark zu Vorarbeiten für eine Geschichte 
Kaiser Nıcoravs’ I. von Russland. 624. 

Scuamipr, Erich, die Quellen der »Comischen Einfälle, und Züge« Lessıng’s. 451. 
462 — 479. — Nachtrag. 623. 644 — 645. 

—— , Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 947. 955 — 991. 

Scamrp'r, Johannes, kretische Pluralnominative auf -ev. 1051. 

Scumıpr, Dr. Richard, in Eisleben, erhält 500 Mark zur Herausgabe einer Übersetzung 
des Kämasııtram. 624. 

Schmotrer, Bericht über die Politische Correspondenz Frıeprıca's des Grossen. 
Mit Hrn. Koser. 39 —40. 

————, Bericht über die Acta Borussica. Mit Hrn. Koser. 40—42. 

ZZ — , über das deutsche Münzwesen des Mittelalters und der beginnenden 
neueren Zeit. 21. 

——————, erhält mit Hrn. Koser 6000 Mark zur Fortführung der Herausgabe der 
Politischen Correspondenz König Frıeprıcn's U. 624. 

——., über die Entwickelung des deutschen Münzwesens von der Einheits- 
münze des Denars zu einem vielgliederigen System kleiner, mittlerer und grosser 
Münzen 1306 — 1600. 1157. 

SCHRADER, über eine altbabylonische Thontafelinschrift. 663. 

Scuraur, gestorben am 29. November in Wien. 1083. 


ScHÜrER, die Juden im bosporanischen Reiche und die Genossenschaften der oeßo- 


nevor Beöv Uyrorov ebendaselbst. 199. 200 —2 
Sc#turze, Revision des Systemes der Asconematiden und Rosselliden. 519. 520 —558. 
———., erhält 35000 Mark zur Bearbeitung und Herausgabe eines Werks »Das 
Thierreich«. 624. 
Schwarz, über ein bestimmtes Problem der Variationsrechnung, zu dessen vollstän- 
diger Lösung elementare Hülfsmittel ausreichen. 453. 
954. 


ScHwEINFURTH, G., Professor in Berlin, erhält 3000 Mark zur Herausgabe einer 


—  , zur Lehre von den unentwickelten Funetionen. 947. 948 


ersten Abtheilung der von ihm in der arabischen Wüste von Aegypten aufgenom- 
menen Karten. 1053. 

SCHWENDENER, die Gelenkpolster von Mimosa pudica. 227. 228 — 257. 

STEENSTRUP, gestorben am 20. Juni in Kopenhagen. 779. 

StTEINHAUSEN, Dr. G.. in Jena, erhält 400 Mark für die von ihm unternommene 
Publication deutscher Privatbriefe des 14. und 15. Jahrhunderts. 928. 

Sruner, zur Theorie der Consonanz. 143. 

SYLvESTER, gestorben am 15. März in London. 454. 

Tosrer, über die Legende des heiligen Julian in der schönen Litteratur. 779. 


VAaurEn, hermeneutische Bemerkungen zu Aristoteles’ Poetik. 623. 626 — 643. 


Der erste Jahresband endet mit Seite 686. 1199 


Vauren, Festrede über Leissız als Schriftsteller, gehalten in der öffentlichen Sitzung 

zur Feier des Leibnizischen Jahrestages. 687 — 701. 
,‚ Antwort auf die Antrittsreden der HH. Koser und Lexz. 708— 712. 

Vıremow, Bericht über die Graf Loubat-Stiftung. 51. 

—— —, die Bevölkerung der Philippinen. 277. 279 —289. 

Vrrervı, Girolamo, Professor am Regio Istituto di Studj superiori in Florenz, zum 
correspondirenden Mitglied der philosophisch -historischen Classe gewählt. 854. 

Vıvıen DE Saıntr-Marrrın, gestorben am 26. December 1896 in Paris. 21. 

Voser, über die Spectra der der ersten Spectralelasse angehörenden helleren Sterne. 883 

WALDEYER, Festrede. gehalten in der öffentlichen Sitzung zur Feier des Geburts- 
festes Sr. M. des Kaisers und Königs und des Jahrestages König Friedrieh’s II. 
23—39. 

—————, Berieht über die Humboldt-Stiftung. 49 —50. 

————— _, das Trigonum vesicae. 659. 732—749. 

WARBURG, über die Verzögerung bei der Funkenentladung. 127. 1285—136. 

Warrengacn, Bericht über das Historische Institut in Rom. 46—48. 

2 , über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. 781. 782 —815. 

—— ———,, gestorben am 20. September. 927. 

WEBER, Albrecht, vedische Beiträge. VI. 593. 594—605. 

WEBER, E.. Verlagsbuchhandlung in Bonn, erhält 540 Mark für den 3. Band des 
loannes Zonaras ausgelegtes Honorar erstattet. 1084. 

Weser, Heinrich, über die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen. 
883. 936 — 946. 

WEIERSTRASS, gestorben am 19. Februar. 143. 

WEınmorD, über die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 199. (Abh.) 

Weısmann. August, Professor an der Universität Freiburg i. B., zum correspondi- 
renden Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe gewählt. 227. 

Wenpranp, Paul. Oberlehrer in Charlottenburg, eine doxographische Quelle Philo’s. 
1061. 1074— 1079. 

Wıen, W., Professor in Aachen, über die Temperatur der Planeten. 453. 

Wınk&ter, Heinrich. Oberlehrer in Breslau, erhält 850 Mark zur Fortsetzung seiner 
altaischen Sprachstudien. 1. 

WıINNnEcKE, gestorben am 2. December in Bonn. 1084. 

Wwvrrr, Dr. Ludwig, in Schwerin i. M., erhält 1500 Mark zur Fortsetzung seiner 
Versuche zur Herstellung künstlicher Krystalle. 625. 

ZIEBARTH, Dr. Erich. in Göttingen, neue attische Hypothekeninschriften. 663. 664— 
675. 

ZIEGLER. H.E.. Professor an der Universität Freiburg i. Br., erhält 600 Mark zu 


entwickelungsmechanischen Studien an Ecehinodermen- und Ütenophoreneiern. 1. 


1200 


SACHREGISTER. 


Abel’sche Functionen, zur Theorie derselben, von Fucns. 607. 608—621. 

Acta Borussica: Bericht. 40 —42. 

Adressen: an Conn zum fünfzigjährigen Doctorjubilaeum. 1053. 1059 —1060. 

Aegina, Epigraphisches aus —, von M. Fränker. 227. (Abh.) 

Akademie der Wissenschaften, zur ältesten Geschichte der K. Preussischen —, 
von Harnacr. 275. (Adh. unter dem Titel: Berichte des Secretars der Bran- 
denburgischen Societät der Wissenschaften J. Tn. Jasronskı an den Praesidenten 
G. W. Leisnız. 1700—1715.) 

Altbabylonische Thontafelinschrift, über eine solche, von ScHhrApEr. 663. 

354. 

Anatomie und Physiologie: E.Frarau, das Gesetz der excentrischen Lagerung 


977 


Analeim und Leueit und ihre gegenseitigen Beziehungen, von Kreım. 277. 290 


der langen Bahnen im Rückenmark. 278. 374— 385. — Herıwıs, über einige 
am befruchteten Froschei durch Centrifugalkraft hervorgerufene Mechanomorphosen. 
13. 14— 18. — F. Korscn, das Rückenmark von EZlephas indicus. 55 — 56. (Abh.) — 
Derselbe, über eine Doppel-Gastrula bei Lacerta agilis. 623. 646 — 650. — 
R. Krause, über Bau und Functionen der hinteren Speicheldrüsen der Octopoden. 
1083. 1085 — 1098. — Munk, weitere Untersuchungen über die Schilddrüse. 481. — 
WArpeyeEr, das Trigonum vesicae. 659. 732 — 749. 

Angiospermen, über die systematische Anordnung der dikotyledoneen —, von 
EnGLer. 853. 

Anthropologie: Vırenow, die Bevölkerung der Philippinen. 277. 279 — 289. 

Antrittsreden von ordentlichen Mitgliedern: Koser. 701—704; Lenz. 704— 708; 
Antwort darauf von Vanten. 708— 712. 

Arabische Chronik aus Zanzibar, über eine solche, von Sacnav. 925. 

Archaeoloeie: L. Borcnarpr. über das Alter des Sphinx bei Giseh. 751. 752 — 760. 

Archaeologisches Institut: Jahresbericht. 53. 519. 651—658. 

Archaeopteryx, über deren Brustbein, Schulter- und Beckengürtel. von Dans. 
817. 818—834. 

Aristoteles. hermeneutische Bemerkungen zu dessen Poetik, von VAnuren. 623. 
626 — 643. 

Aristoteles-Commentare: Bericht. 44—45. — Neue Publication. 517. — Geld- 
bewilligung. 624. 

Arverner unter Römischer Herrschaft, von Hırscarern. 1053. 1099 — 1119. 

Asconematiden und Rosselliden. Revision des Systemes derselben, von SCHULZE. 
519.520 598. 

Assyrische Königsinschriften, geographische Studien zu denselben, von SacHAU. 
161. 


Astronomie: AuweErs. über einen von ihm aufgestellten Fundamental- Catalog für 
fe} fe 


den südlichen Himmel. 413. — L. Brenner, Beobachtungen des Planeten Mars 
in der Opposition 1896 - 97. 8854. (Abh. 1898.) — Pu. Favrn, Zeichnungen der Pla- 
neten Jupiter und Mars. 884. — Voser, über die Spectra der der ersten Spectral- 


classe angehörenden helleren Sterne. 883. 


Der erste Jahresband endet mit Seite 686. 1201 


Attische Hypothekeninschriften, neue, von E. Zıesarrn. 663. 664— 675. 

Babylonische Thontafelinschrift, über eine alt- —, von SchrAaDer. 663. 

Baeillus rossii Fabr.. über dessen Organisation und Entwickelung. von R. Hrynons. 
277— 278. 363 — 373. 

Baumgarten. über seine Hermeneutik. von Divrnev. 83. 

Berichte des Secretars der Brandenburgischen Societät der Wissenschaften J. Tu. .Ja- 
BLONSKı an den Praesidenten G.W. Leınız. 1700—1715. Hrsg. von Harnack. 
275. (Abr.) 

Bildende Kunst. über ihren Ursprung. von Coxze. 98—109. 

Blaublindheit, über dieselbe. von A. Könıs. 714. 718—731. 

Bopp-Stiftung: Bericht. 51. 

Bosporanisches Reich, die Juden und die Genossenschaften der oeßonevo Heov 
vyrıorov daselbst, von SchÜrer. 199. 200 — 225. 

Botanik: Engter,. über die systematische Anordnung der dikotyledoneen Angiospermen, 
853. — SCHWENDENER,. die Gelenkpolster von Mimosa pudica. 227. 228— 257. 

Briefe Friedrich’s des Grossen an Maupertuis, über die von der Archivverwal- 
tung angekaufte Sammlung derselben, von Koser. 483. 

Caffein. über die Constitution desselben. von FıscHer. 1. 2—11. 

Chemie: Fiıscuer. über die Constitution des Caffeins, Xanthins, Hypoxanthins und 


verwandter Basen. 1. 2—11. — Derselbe, über Hydurinphosphorsäure. 931. 932 
— 935. — Derselbe, über den Einfluss der Salzbildung auf die Metamorphosen 
der Purinkörper. 931. — vax'r Horr und W. MEyERHOFFER, bez. F.B. Krnrıck 


und F.G. Doxxas. Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischer 
Salzablagerungen,, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. I. 55. 69 —75. I. 127. 
137—141. IN. 157. 487—507. IV. 485. 508— 515. V. 931. 1019—1034. V]. 1121. 


1146 — 1151. — Konrravsen, Statistik der Löslichkeit einer Gruppe von Salzen 
in Wasser bei mittlerer Temperatur. 89. 90—94. — Lanvorr. über das Verhalten 


einiger .dampfförmiger Substanzen im elektrischen Lichtbogen. 485. 


Consonanz. zu deren Theorie. von Srumrr. 143. 


Corpus inscriptionum graecarum: Bericht. 42—43. — Geldbewilligung. 624. 
Corpus inseriptionum latinarum: Bericht. 43 — 44. 

Corpus nummorum: Bericht. 45. 

Dampfförmige Substanzen, über das Verhalten einiger — im elektrischen Licht- 


bogen. von Laxporr. 485. 
Dekapoden. ihre Spermatozoen. von G. Branpes. 277. 355 — 362. 
Deutsch-Ostafrika. seine Fauna, von Mörıvs. 1081. 
Eduard Gerhard-Stiftung. s. Gerhard -Stiftung. 
Elektrolytische Verschiebungen, über deren Differentialgleichungen, von H.Weper, 
383. 936— 946. 
Elephas indieus, über dessen Rückenmark. von F. Korscn. 55—56b. (4AdA.) 
Empedokles. über ein Fragment desselben, von Diers. 1061. 1062— 1073. 
Endliche Gruppen. über deren Darstellung durch lineare Substitutionen. von 
Frosenıvs. 993. 99£—1015. 
Erdmagnetismus. zur Theorie desselben. von vox Bezornd. 413. 414— 449. — 
über schnelle, periodische Veränderungen desselben von sehr kleiner Amplitude, 
656. 


von M. EscHEnHAGen. 677. 678 
Erfolshaftung im ältern römischen Strafrechte. von PerntcEe. 927. 
Fahrlässigkeit und Erfolghaftung im ältern römischen Strafrechte, von PErnıce. 927. 
Farben- und Helliskeitsgleichungen, über deren Abhängigkeit von der abso- 

luten Intensität. von A. Könıs. 854. S71— 882. 


Sitzungsberichte 1897. 110 


1202 Sachregister. 


Fauna von Deutsch-Ostafrika, von Mösıvs. 1081. 
Festreden: zur Feier des hundertjährigen Geburtstages Kaiser Wırnerm’s I., von Lenz. 


397— 412. — zur Feier des Leibnizischen Jahrestages, von VAuten, über Leıssız 
als Schriftsteller. 687— 701. — zur Feier des Geburtsfestes S. M. des Kaisers und 


39. 


Friedrich der Grosse, über die von der Archivverwaltung angekaufte Sammlung 


Königs und des Jahrestages König Frıeprıcn’s II.. von Warpeyer. 23 


seiner Briefe an Mavrerruss, von Koser. 483. 

Froschei, über einige am befruchteten — durch Centrifugalkraft hervorgerufene 
Mechanomorphosen, von Herrwıc. 13. 14—18. 

Fundamental-Catalog für den südlichen Himmel, über die Bearbeitung eines sol- 
chen, von Auwers. 413. 

Funkenentladung, über die Verzögerung bei derselben, von Wargurs. 127. 125 —136. 

Furor Teutonieus, über denselben, von Dünnter. 111. 112—126. 

Ganggesteine,. über dieselben und ihre Stellung im System der Eruptivgesteine, von 
Krem.. 713. 

Gastrula, eine Doppel-. bei Lacerta agtlis, von F. Korsen. 623. 646 — 650. 

Gedächtnissreden: auf Beyrıcn, von Dames. 712. — auf Currıws, von Könrer. 
712. (Abdh.) 

Geldbewilligungen zur Fortführung der wissenschaftlichen Unternehmungen der 
Akademie: Aristoteles - Commentatoren. 624. — Corpus inseriptionum graecarum. 
624. — Kant- Ausgabe. 623. — Politische Correspondenz Friedrich’s II. 624. — 
Prosopographie der römischen Kaiserzeit. 227. 453. 


für besondere wissenschaftliche Untersuchungen und Veröffent- 
liehungen: R.Bonxer, Bearbeitung eines Werks über das elastische Gewebe der 
Blutgefässe. 624. — G. Branpes, Studien über Nemertinen in Messina. 624. — 
Tu. Bürrser-Wossr, Honorar für die Herausgabe des 3. Bandes des loannes Zo- 
naras. 1084. — E. Conen, Untersuchungen von Meteoreisen. 625. — Üonze, 
topographische Aufnahme der Umgegend von Pergamon. 854. — F. Daur, Sor- 
tirung und Ordnung des von ihm in Ralum gesammelten faunistischen Materials. 
1084. — Dessau, Honorar für die Bearbeitung des 2. Bandes der Prosopographie 
der römischen Kaiserzeit. 453. — Drec#seL, Untersuchungen organischer Jod- 
verbindungen bei Thieren. 453. — Erringer, bibliothekarische Untersuchungen 
über neulateinische Litteratur in Süddeutschland und OÖberitalien. 453. — ENGLeEr, 
Herausgabe von Monographieen afriecanischer Pflanzenfamilien. 624. — B. Erp- 
MANN, psychophysische Experimentaluntersuchungen. 1. — Fausgörr, Herausgabe 
des 7. (Register-)Bandes seines Jätaka-Buchs. 624. — Pr. Faurn, Herausgabe 
von Zeichnungen der Planeten Jupiter und Mars. 1084. — H. Fınke, Vollendung 
seiner Ausgabe der Acta concilii Constantiensis. 624. — F. Freen, Vollendung seiner 
geologischen Untersuchung der Radstädter Tauern. 624. — F. K. Ginzer, Heraus- 
gabe eines speciellen Canons der Finsternisse für das Gebiet der classischen Alter- 
thumsforschung. 928. — H. Grarven, Gesammtausgabe der antiken Elfenbein- 
diptychen. 624. — B. Hıcex, Herausgabe eines anthropologischen Atlas. 854. 


J. Hansen. Vorarbeiten für eine Geschichte der Inquisition in Deutschland. 
624. — Harnack. Vorarbeiten zu einer Geschichte der Akademie. 1. 928. — 
N. Herz. Reduction der von ihm auf der v. Kuffner’schen Sternwarte in Wien 
beobachteten Zonen. 454. — R. Hesse. Untersuchungen über die Augen niederer 
Seethiere. 625. — €. Horrermans, Herausgabe eines Werks über ostindische 
Pilze. 1084. — K. Hürrnre, Beschaffung von Instrumenten für Momentaufnahmen 
von contrahirten Muskeln. 624. — Kress, Honorar für die Bearbeitung des 


l. Bandes der Prosopographie der Römischen Kaiserzeit. 227. — M. Krüger, 


Der erste Jahresband endet mit Seite 686. 1203 


Untersuchungen über die in thierischen und pflanzlichen Organen vorkommenden 


Xanthinstoffe. 677. — G. Lınpauv, lichenologische Studien. 624. — Lüsr, Unter- 
suchung der Fauna der Salzseen in Französisch Nordafrica. 624. — J. Pacz- 
kowskı. Fortsetzung seiner agrarhistorischen Untersuchungen. 624. — F. Pascuen, 
Versuche über die Energie in den Speetren schwarzer Körper. 453. — K. Prarn, 
Ausgrabung der Königspfalz in Kirchheim im Elsass. 779. — G. Reımer’sche Buch- 
handlung. Drucklegung von Gerhard, Etruskische Spiegel. Bd. 5, Heft 14—16. 
1. 779. — Sacnav, Herausgabe der Geschichte des Islam von Ibn Saad. 854. — 


ScHiEMANN, Vorarbeiten für eine Geschichte Kaiser Nicolaus’ I. von Russland. 624. 
— R.Senumr, Herausgabe einer Übersetzung des Kämasütram. 624. — Scnurze, Be- 
arbeitung und Herausgabe eines Werkes »Das Thierreich«. 624. — G. ScHWwEINFURTH, 
Herausgabe einer ersten Abtheilung der von ihm in der arabischen Wüste von 
Aegypten aufgenommenen Karten. 1053. — G. Sreınuausen, Publication deutscher 
Privatbriefe des 14. und 15. Jahrhunderts. 928. — E. Weser’sche Buchhandlung, 
Honorar für den 3. Band des Ioannes Zonaras. 1084. — H. Wiınkrer, Fort- 
setzung seiner altaischen Sprachstudien. 1. — L. Wvrrr. Fortsetzung seiner Ver- 
suche zur Herstellung künstlicher Krystalle. 625. — H.E. Zırsrer, entwicke- 
lungsmechanische Studien an Echinodermen- und Ctenophoreneiern. 1. 

Gelenkpolster. die — von Mimosa pudica, von SCHWENDENER, 227. 228 — 257. 

Gerhard-Stiftung: Bericht. 51—52. 712. 

Germanisches Ständewesen, zu dessen Geschichte. von BRunnxeEr. 929. 

Geschichte: Acta Borussica. 40—42. — L. BorcHarpr. ein neuer Königsname der 
ersten Dynastie. 1053. 1054—1058. — Corpus nummorum. 45. — Dünnter, 
über den furor Teutonieus. 111. 112—126. — Hırscurern, die Haeduer und 
Arverner unter Römischer Herrschaft. 1053. 1099 —1119. — Köster, über Pro- 
bleme der griechischen Vorzeit. 227. 2285 —274. — Koser. über die von der 
Archivverwaltung angekaufte Sammlumg der Briefe Friedrich’s des Grossen an 
Maupertuis. 483. — Lenz, über den Ausbruch des ersten Revolutionskrieges 1792. 
517. (AbAh.) — Monumenta Germaniae historica. 53. 453. 455 — 460. — Politische 
Correspondenz Friedrich’s des Grossen. 39 —40. 111. 624. — Prosopographie der 
römischen Kaiserzeit. 44. 143. 227. 453. — ScHMoLLEr, über das deutsche Münz- 
wesen des Mittelalters und der beginnenden neueren Zeit. 21. — Derselbe, 
über die Entwiekelung des deutschen Münzwesens von der Einheitsmünze des 
Denars zu einem vielgliederigen System kleiner, mittlerer und grosser Münzen 
1306 —1600. 1157. — Warrengach, über die Quirinalien des Metellus von Tegern- 
see. 781. 782—815. 

Geschichte der Akademie: Geldbewilligung zur Abfassung derselben. 1. 928. — 
Harnack, zur ältesten Geschichte der K. Preussischen Akademie der Wissenschaften. 


275. (Abh.) 
re = uk) : none: 
Gleichung Di o. Beweis derselben. von H. vox Mancorpr. 607. 835 — 852. 
e z 


Gravitationsconstante, Bestimmung derselben. von F. Rıcnarz und O. Krısar- 
Menzer. 1121. (AdAh. 1898.) 


Griechische Kirchenväter, s. Kirchenväter. 


>55 


I 


Griechische Vorzeit. über Probleme derselben, von Könter. 227. 2585 — 274. 


1099 — 


Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft. von HırscHreLn. 
1119. 

Hermann und Elise geb. Heeckmann Wentzel-Stiftung. s. Wentzel -Stiftung. 

Hermeneutik. über die von BAunGArtTEN und SEMLER. von Dirruev. 83. 


Historisches Institut in Rom: Bericht. 46—48. 
110* 


1204 Sachregister. 


Humboldt-Stiftung: Bericht. 49 — 50. 
Hydurinphosphorsäure, über dieselbe, von Fıscuer. 931. 932 — 935. 


Hypothekeninschrift en, neue attische, von E. Zresarın. 663. 664—675. 


Hypoxanthin, über die Constitution desselben, von Fıscuer. 1. 2—11. 

Jablonski, J. Th.. Seeretar der Brandenburgischen Soeietät der Wissenschaften, seine 
Berichte an den Praesidenten G.W. Leısxız. 1700 —1715. Hrsg. von Harnack. 
275. (4Adh.) 

Inschriften: Corpus inseriptionum graecarum. 42—43. 624. — Corpus inscriptio- 
num latinarum. 43—44. — M. Fränker, Epigraphisches aus Aegina. 227. (AbA.). 


Sacnav, geographische Studien zu den Assyrischen Königsinschriften. 461. — 
ScHRADER, über eine altbabylonische Thontafelinschrift. 663. — E. Zıesarru. neue 
attische Hypothekeninschriften. 663. 664—675. 

Invarianten der linearen Substitutionsgruppen, über dieselben, von Tu. Morıen. 1121. 
1152— 1156. 

Irreversible Strahlungsvorgänge, über dieselben. von Borrzuann. 659. 660 
— 662. Zweite Mittheilung. 993. 1016 —1018. — von Praxer. Erste Mittheilung. 
55. 57—68. Zweite Mittheilung. 714. 715— 717. Dritte Mittheilung. 1121. 1122 
— 1145. 

Juden, dieselben im bosporanischen Reiche und die Genossenschaften der weßonevor 
Beöv inrıorov ebendaselbst. von Schnürer. 199. 200— 225. 

Julian, über die Legende des heiligen — in der schönen Litteratur,"von Toter. 779. 

Jupiter, Zeichnungen dieses Planeten, von Pr. Faurn. 554. 

Kant-Ausgabe: Bericht. 485 — 49. — Geldbewilligung. 623. 

Kathodenlicht. über dessen Structur und die Natur der Lexarv'schen Strahlen, von 
E. Gorvsrein. 884. 905 — 914. 

Kirchengeschichte: Ausgabe der griechischen Rirchenväter: Bericht. 52 —53. — 
Publieation. 461. — Harxack, über die »Ordinationes« im Papstbuch. 663. 761— 
778. — Derselbe, über die jüngst entdeekten Sprüche Jesu. 781. — E. Kro- 
STERMANN, die Schriften des Origenes in Hieronymus’ Brief an Paula. 853. 855 
— 870. — Scnürer, die Juden im bosporanischen Reiche und die Genossenschaften 


der oeßouevor Beöv üyıorov ebendaselbst. 199. 200 — 225 


Kirchenväter, griechische, Ausgabe derselben: Bericht. 52—53.— Publication 461. 

Königsname der ersten Dynastie, ein neuer, von L. Borcnarpr. 1053. 1054—1058. 

Koptische Volkslitteratur, Bruchstücke derselben, von Erman. 19. (Abh.) 

Kosmische Physik: vox Bezorp, zur Theorie des Erdmagnetismus. 413. 414—449. 
— M. EscnexHaGen, über schnelle, periodische Veränderungen des Erdmagnetis- 
mus von sehr kleiner Amplitude. 677. 673—686. — F. Rıcmarz und O. Krısar- 
Mexzer, Bestimmung der Gravitationsconstante. 1121. (4AdA. 1898.) — W.Wiıen, 
über die Temperatur der Planeten. 453. 

Kraft in der analytischen Mechanik. über die Darstellung derselben. von KoENIGSBERGER. 
553 — 884. SS5— 900. 

Kretische Pluralnominative auf -e von J. Scuair. 1051. 

Kunstwissenschaft: Coxze, über den Ursprung der bildenden Kunst. 95—109. 
— Srunrr, zur Theorie der Consonanz. 143. 

Lacerta agilis. über eine Doppel-Gastrula bei derselben. von F. Korsen. 623. 
646 — 650. 

l.eibniz als Schriftsteller, Festrede zur Feier des Leibnizischen Jahrestages, von 
Vanten. 687— 701. — Berichte des Seeretars der Brandenburgischen Soecietät 
der Wissenschaften J. Tu. Japroxskı an ihn. 1700— 1715. Hrsg. von Harnack. 


275. (AbA.) 


Der erste Jahresband endet mit Seite 686. 1205 


Lenard’sche Strahlen. über deren Natur, von E. Gorpsreı. 884. 905 — 914. 

Lessing, die Quellen der »Comischen Einfälle und Züge« desselben. von E. Scuaipr. 
451. 4652 — 479. Nachtrag. 623. 644 — 645. 

Leueit und Analeim und ihre gegenseitigen Beziehungen, von Krem. 277. 290 — 354. 

Lineare Substitutionsgruppen, über deren Invarianten. von Tu. Morızx. 1121. 
1152 — 1156. 

Löslichkeit. Statistik der — einer Gruppe von Salzen in Wasser bei mittlerer 
Temperatur. von Konrravsen. 89. 90 — 94. 

Loubat-Stiftung: Bericht. 51. 

Magnetisirung von Stahl und Eisen in schwachen Feldern, von L. Horzorn. 89. 
95 — 97. 

Mars, Beobachtungen dieses Planeten in der Opposition 1896-97, von L. BrENseEr. 
854. (Abh.) — Zeichnungen desselben von Pr. Favrn. 884. 

Mathematik: Frosesivs, über die Darstellung der endlichen Gruppen durch lineare 


Substitutionen. 993. 994— 1015. — Fucas, zur Theorie der Ager'schen Functionen. 
607. 608— 621. — KoENIGSBERGER, über verborgene Bewegung und unvollständige 
Probleme. 157. 158—178. — Derselbe, über die Darstellung der Kraft in der 
analytischen Mechanik. 833 —884. 855 — 900. — H. vow Maxsorpr, Beweis der 
£ = 1(k) 2 £ i E 
chung > ne 007. 835 — 852. — Tu. Morıex. über die Invarianten 


der linearen Substitutionsgruppen. 1121. 1152 —1156. Schwarz, über ein be- 


stimmtes Problem der Variationsrechnung, zu dessen vollständiger Lösung elemen- 


tare Hülfsmittel ausreichen. 453. — Derselbe, zur Lehre von den unentwickelten 
Funetionen. 947. 948 — 954. — H. WEBER. über die Differentialgleichungen der 


elektrolytischen Verschiebungen. 883. 936 — 946. 

Maupertuis, über die von der Archivverwaltung angekaufte Sammlung der Briefe 
Friedrich’s des Grossen an ihn. von Koser. 483. 

Metallspeetra. Untersuchung des violetten Theils einiger linienreicher —. von 
©. Louse. 127. 179—197. 


Metellus von Tegernsee, über dessen Quirinalien. von Warrensach. 781. 782 


— 819: 

Meteoreisen,. über ein neues — von Locust Grove, Henry Co., Nord Carolina, Ver- 
einigte Staaten. von E. Conen. 55. 76— 81. — das — von Forsyth Co., Georgia, 
Vereinigte Staaten, von E. Conex. 157. 356 — 396. — ein neues — von Beacons- 


1050. 


Mimosa pudica. deren Gelenkpolster, von SCHWENDENER. 227. 228 — 257. 


field. Colonie Vietoria. Australien. von E. Conen. 931. 1035 


Mineralogie: E. Cosex, über ein neues Meteoreisen von Locust Grove, Henry (Co., 


Nord Carolina. Vereinigte Staaten. 55. 76—81. — Derselbe,. das Meteoreisen 
von Forsyth Co.. Georgia, Vereinigte Staaten. 157. 356 — 396. — Derselbe, ein 


9- 


neues Meteoreisen von Beaconsfield, Colonie Vietoria, Australien. 931. 1035—1050. 
— Krem. über Leueit und Analeim und ihre gegenseitigen Beziehungen. 277. 
290— 354. — Derselbe, über Ganggesteine und ihre Stellung im System der 
Eruptivgesteine. 713. 

Monumenta Germaniae historiea: Jahresbericht. 53. 453. 455 —460. 

des Mittelalters und der beginnenden neueren Zeit, 


Münzwesen. über das deutsche 
von SCHMOLLER. 21, — über die Entwickelung des deutschen — von der Einheits- 
münze des Denars zu einem vielgliederigen System kleiner, mittlerer und grosser 
Münzen 1306 — 1600, von SchamoLter. 1157. 

Myriopoden, Mittheilungen über deren Segmentirung und Körperbau, von R. Hey- 


moxns. 884. 915 — 923. 


1206 Sachregister. 


Neunzahl bei den Deutschen, über die mystische —. von WeınnorLn. 199. (AbA.) 

Nieol’sches Prisma. über ein neues, aus Kalkspath und Glas zusammengesetztes, 
von C.Leıss. 884. 901— 904. 

Oceanische Salzablagerungen, Untersuchungen über deren Bildungsverhältnisse, 
insbesondere des Stassfurter Salzlagers, von van'r Horr und W. MEYERHOFFER, 
bez. F.B. Kenkıck und F. G. Donnan. 1. 55. 69—75. I. 127. 137—141. IN. 157. 
487—507. IV. 485. 508—515. V. 931. 1019 —1034. VI. 1121. 1146 —1151. 

Octopoden. über Bau und Function der hinteren Speicheldrüsen derselben, von 
R. Krause. 1083. 1085 — 1098. 

Ordinationes im Papstbuch, über dieselben, von Harnack. 663. 761— 778. 


Origenes, über dessen Schriften in Hieronymus’ Brief an Paula, von E. Krosreruann. 
853. 855 — 870. 

Palaeontologie: Dames, über Brustbein. Schulter- und Beckengürtel der Archaeo- 
pteryw. 817. 818 — 834. 

Pflanzengeographie, s. Botanik. 


Pherekydes, zu dessen Pentemychos. von Diers. 143. 144 —156. 

Philippinen, über deren Bevölkerung, von Vırcnow. 277. 279— 289. 

Philo. eine doxographische Quelle desselben, von P. WexpLaxn. 1061. 1074—1079. 

Philologie, deutsche: E. Scnuipr, die Quellen der »Comischen Einfälle und Züge« 
Lessiıne’s. 451. 462—479. Nachtrag 623. 644—645. — Derselbe, Uhland’s 
»Märchenbuch des Königs von Frankreich«. 947. 955 — 991. — WeEınHoLp, über 
die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 199. (4AbA.) 

— -, griechische: Aristoteles-Commentare. 44—45. 517. 624. — Diıerrs, 
zur Pentemychos des Pherekydes. 143. 144— 156. — Derselbe, über ein Frag- 
ment des Empedokles. 1061. 1062 — 1073. — J. Schu, kretische Pluralnomi- 
native auf -ev. 1051. — Vanrten, hermeneutische Bemerkungen zu Aristoteles’ 
Poetik. 623. 626 —643. — P. Wenprann, eine doxographische Quelle Philo’s. 
1061. 1074—1079. — Vergl. Inschriften. 

— ., orientalische: Erman, Bruchstücke der koptischen Volkslitteratur. 
19. (Abh.) — SacHauv, über eine arabische Chronik aus Zanzibar. 925. — 
A. WEBER, vedische Beiträge. VI. 593. 594— 605. — Vergl. Inschriften. 

46. 


—  -, romanische: Tosrer, über die Legende des heiligen Julian in der 


—  . , römische: Thesaurus linguae latinae. 45 


schönen Litteratur. 779. 

Philosophie: Dirrney, über die Hermeneutik von BaunGArrEen und SEMLER. 83. 
— Kant- Ausgabe. 48 — 49. 623. 

Photoelektrischer Strom, über dessen Abhängigkeit vom Einfallswinkel und der 
Schwingungsrichtung des erregenden Lichtes und seine Beziehung zur Absorption 
des Lichts an der Kathode, von J. Erster und H. Gerrer. 485 — 486. 

Physik: Borızmann. über irreversible Strahlungsvorgänge. 659. 660 — 662. Zweite 
Mittheilung. 993. 1016 — 1018. — J. Erster und H. Gerrer, über die Abhängig- 
keit des photoelektrischen Stromes vom Einfallswinkel und der Schwingungs- 


richtung des erregenden Lichtes und seine Beziehung zur Absorption des Lichts 


an der Kathode. 485 — 486. — E. Gorpsreiw, über die Structur des Kathoden- 
lichts und die Natur der Lenarp’schen Strahlen. 884. 905 — 914. — L. HorLsorn, 


die Magnetisirung von Stahl und Eisen in schwachen Feldern. 89. 95 — 97. — 
H. Kayser, über die Spectren der Elemente der Platingruppe. 1081. (AbA.) — 
X. Könxıg, die Abhängigkeit der Sehschärfe von der Beleuchtungsintensität. 519. 
559 — 575. — Derselbe, über »Blaublindheit«. 714. 718— 731. — Derselbe, 


die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeitsgleichungen von der absoluten In- 


Der erste Jahresband endet mit Seite 686. 1207 


tensität. S54. S71— 882. — O0. Louse, Untersuchung des violetten Theils einiger 
linienreicher Metallspeetra. 127. 179—197. — Praxck, über irreversible Strahlungs- 
vorgänge. Erste Mittheilung. 55. 57—68. Zweite Mittheilung. 714. 715 —717. 


Dritte Mittheilung. 1121. 1122—1145. — Röntgen, weitere Beobachtungen über 
die Eigenschaften der X-Strahlen. 483. 576—592. — WarBurG, über die Ver- 


zögerung bei der Funkenentladung. 127. 128 — 136. 
Physiologie. s. Anatomie. 
Platingruppe. über die Speetren der Elemente derselben, von H. Kayser. 1081. 


(Abh.) 
Politische Correspondenz Frıeprıcn's des Grossen: Bericht. 39—40. — Neue 
Publication. 111. — Geldbewilligung. 624. 


Probleme, über unvollständige. von KoENIGsBERGER. 157. 158— 178. 

Prosopographie der römischen Kaiserzeit: Bericht. 44. — Publication. 143. — Geld- 
bewilligung. 227. 453. 

Purinkörper. Einfluss der Salzbildung auf deren Metamorphosen, von Fiscner. 931. 

Rechtswissenschaft: Brunner, Bericht über die Herstellung eines wissenschaftlichen 


Wörterbuches der deutschen Rechtssprache. 83. 8$—87. Vergl. S.52. — Der- 
selbe. zur Geschichte des germanischen Ständewesens. 929. — PErnıcE, Fahr- 


lässigkeit und Erfolghaftung im ältern römischen Strafrechte. 927. 
Revolutionskriege, über den Ausbruch des ersten — 1792, von Lexz. 517. (Abh.) 
Röntgen-Strahlen, weitere Beobachtungen über ihre Eigenschaften, von Röntgen. 

483. 576 — 592. 

Rosselliden, Revision des Systemes derselben, von Scuuzze. 519. 520 —558. 
Rückenmark. von Elephas indicus, von F. Korsen. 55—56. (Abh.) — über das 

Gesetz der excentrischen Lagerung der langen Bahnen in demselben, von E. Frarau. 

278. 374— 385. 

Salzbildung. Einfluss derselben auf die Metamorphosen der Purinkörper, von Fıscner, 

931. 

Savigny-Stiftung: Jahresbericht. 50—51. 
Schilddrüse, weitere Untersuchungen über dieselbe, von Muxk. 481. 
Zeßonevo Heöv vyrorov. die Genossenschaften derselben im bosporanischen Reiche, von 

Schnürer. 199. 200 — 225. 

Sehschärfe,. über deren Abhängigkeit von der Beleuchtungsintensität, von A. Könıc. 

519. 559 —575. 

Semler,. über seine Hermeneutik, von Dirruey. 83. 

Spectren der der ersten Spectralelasse angehörenden helleren Sterne. von VoGer. 883. 
der Elemente der Platingruppe, von H. Kayser. 1081. (AdA.) 
Speicheldrüsen der Oetopoden, über Bau und Function der hinteren —., von R. 

Krause. 1083. 1085 — 1098. 

Spermatozoen der Dekapoden, von G. Brannes. 277. 355 — 362. 

Sphinx bei Giseh, über dessen Alter, von L. Borcnarpr. 751. 752— 760. 
Sprüche Jesu, über die jüngst entdeckten, von Harnacr. 781. 

Ständewesen. zur Geschichte des germanischen —. von BrunseEr. 929. 
Stassfurter Salzlager, s. Oceanische Salzablagerungen. 
Substitutionsgruppen, über die Invarianten der linearen —. von Ta. Morızx. 

1121. 1152 — 1156. 

Temperatur der Planeten, über dieselbe, von Wırn. 453. 
Thesaurus linguae latinae: Bericht. 45 — 46. 
Todesanzeisen: pEs ÜLoızEavx. 625. — Du Boıs- Reymonxp. 1. — FRresextus. 677. — 


HEıpEenaam. 928. — Meyer. 927. — Scaerins. 947. — ScHhraur. 1083. — 


1208 Sachregister. 


SreEnstruUp. 779. — Syivester. 454. — Vivien DE Samir-Marrın. 21. — 
WarrengBacH. 927. — WeEIERSTRASSs. 143. — WiınnEckE. 1084. 


Trigonum vesicae, über dasselbe, von Warvever. 659. 732—749. 

Uhland. dessen »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. von E. Scumipr. 947. 
955 — 991. 

Unentwiekelte Funetionen, zur Lehre von denselben, von Scuwarz. 947. 948 
— 954. 

Variationsreehnung, über ein bestimmtes Problem derselben, zu dessen vollstän- 
diger Lösung elementare Hülfsmittel ausreichen, von Schuwarz. 459. 

Vedische Beiträge, von A. Weser. VI. 593. 594—605. 

Verborgene Bewegung, über dieselbe und unvollständige Probleme, von Koesıss- 
BERGER. .157. 158 —178. 

Wahl von ordentlichen Mitgliedern: Lexz. 1. 

— —— von Ehrenmitgliedern: Oscar II.. König von Schweden und Norwegen. 927. 

von ecorrespondirenden Mitgliedern: Berker. 927. — Bürsenui. 227. — 

von Cornerivs. 1053. — Darsoux. 89. — Euters. 89. — ERDMANNSDÖRFFER. 1053. 
— Masrero. 854. — Vırerrı. 854. — Weısmann. 227. 

Wentzel-Stiftung: Bericht. 52—53. 

Wörterbuch der deutschen Rechtssprache. Bericht über die Herstellung eines solchen, 
von Brunner. 83. 84—87. Vergl. S.52. 


X-Strahlen, s. Röntgenstrahlen. 
Xanthin,. über die Constitution desselben, von FıscHer. 1. 2—11. 


Zoologie: G. Branpes, die Spermatozoen der Dekapoden. 277. 355 — 362. — R. 
Heymoss, über die Organisation und Entwickelung von Bacillus rossiüi Fazr. 277 
— 278. 363— 373. — Derselbe, Mittheilungen über die Segmentirung und den 
Körperbau der Myriopoden. 884. 915— 923. — Mösıvs, die Fauna von Deutsch- 
Ostafrika. 1081. — Scnuurze. Revision des Systemes der Asconematiden und 


Rosselliden. 519. 520—558. 


Beriehtisungen zum Jahrgang 1897. 
(= {e} [p) je} 


S.54 Z.4 v. u. st. 12. November 1. 29. October 
S.41S sind die Zeilen 16 bis 22 durch die nachstehenden zu er- 
setzen: { 

5o Grad nördlicher Breite viel grösser ist, als in niedrigeren 
Breiten, unter denen es doch nur sehr wenige ständige Obser- 
vatorien giebt. Er beträgt nämlich sowohl für 40°N als für 45°N 
rund 8 Procent, während er nach den von Hrn. A. ScammprT 
a.a.0. mitgetheilten Werthen für /, unter 20° N ganz zu ver- 
schwinden scheint, und auch unter dem Aequator selbst 6 Pro- 
cent nur wenig übersteigt. 


Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 


. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 


ZU BERLIN. 


XXX. 


1. Juri 1897. 


BERLIN 1397. 


VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 


Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«. 


81. 


2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- 
Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 
jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- 
jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit 
fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten 
ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der 
Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- 
nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- 
kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über 
Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade 
Nummern. 


$2. 


1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über 


die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- 
theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten 
geschäftlichen Angelegenheiten. 

2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- 
wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der 
Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, 
druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren 
Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- 
rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 


85. 

Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der 
Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. 
Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- 
tion und den Druck der in dem gleichen Far erschei- 
nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 


$6. 

l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- 
theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der 
Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- 
deren Bestimmungen. 

2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in 
Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte 
nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche 
der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses 
Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist 
nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- 
demie oder der betreffenden Classe statthaft. 

3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- 
tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus 
Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 
theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den 
Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sird und von 
besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 
Auflage eingeliefert ist. 

ST. 

1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- 

schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- 


4 % 
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gabe des betreffenden Stückes Be sei es auch 
nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in 
deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 


2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- 


schaftlichen Mittheilung diese anderweit fir her zu ver- 


öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den  gelten- b 


den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- 


willigung der Bar en oder ie 


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5. Auswärts werden nur PR 
Verlangen verschickt. 
auf Erscheinen ihrer Mittheilungen | nach acl ht n. 


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1. Der Verfasser einer unter den „Wissenschaitlielen 
Mittheilungen« abgedruekten Arbeit erhält, une Itlich 
fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf elchem 
der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahres Stück- 


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nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, d darunter der 
"Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 


2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- 
berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei 
Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 

3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere 


gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert _ 


zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, 
sofern er hiervon rechtzeitig dem redi igirenden S ecre- 
tar Anzeige gemacht hat. 


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8.28. 

1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- 
stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung 
vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, ‚sowie alle 
Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem 
Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 
Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- 
spondirender Mitglieder divcet bei der Akademie oder bei 
einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende 
Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum 
Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der 
Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet 
scheinenden Mitgliede zu überweisen. 

[Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es 
einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder 
einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, 
sobald das Manusceript druckfertig vorliegt, 
gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 

829. 

1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des 
geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. 
Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder 
Richtung nur die Verfasser verantwortlich. 

i 


Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« oder die »Mathematischen und Naturwissenschaftlichen 
MMittheilungen« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle 


anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: 


die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, 


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Mai bis Juli in der ersten Hälfte des 
October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach ra des Registers. 


Monats August, 


Die Verfasser verzichten damit | 


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SITZUNGSBERICHTE | 


KÖN ern, | PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 
Zu BERLIN 
XXXIV. XXXV. 


8. Juni 1897. 


MIT TAFEL VII, VIH uso IX. 


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3837.19 
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; 


BERLIN 1897. 


VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 


EetelerelereteTelereterzter=IerzIereferetereIerefcreforelereteretereleretere[reterIoreterteretereferelerzieret: 


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Sl. 

2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- 
Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 
jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- 
jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit 
fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten 
ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der 
Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- 
nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der plıysi- 
kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über 
Sitzungen der philosophiseh - historischen Classe ungerade 
Nummern. 


52. 


l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersieht über 
die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- 
theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten 
geschäftliehen Angelegenheiten. 

. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- 
wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der 
Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, 
druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren 
Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- 
rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 


Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der 
Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. 
Derselbe Seeretar führt die Oberaufsieht über die Redae- 
tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- 
nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 


S6. 
l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- 
theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der 


Statuten und $ 28 ıieses Reglements die folgenden beson- 


deren Bestimmungen. 
2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in 


Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte 
nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welclie 
der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses 
Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist 
nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- 
demie oder der betreffenden Classe statthaft. 

3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- 


tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus 
Notliwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 


theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den 
Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von 
beizurebenden Tafeln die volle erforderliche 
eingeliefert ist. 


besonders 


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l. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- 
sehaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- 


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gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch 
nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in 
deutscher "Sprache veröffentlieht sein oder werden 

2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- 
schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- 


öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den "gelten. 


den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu. der Ein- 
willigung der  Gesammtakademie oder der : heteailenndgu 
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5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes 


Verlangen verschiekt. Die Verfasser verziehten damit 
auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 


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1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen 
Mittheilungen« abgedruekten Arbeit erhält unentgeltlich 
fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umsehlag, auf welehem 
der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- 


nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der 
Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 


2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- 
berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei 
Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 

3. Dem’ Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere 
gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert 
zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, 
sofern er hiervon Techizeiie dem redigirenden Seere- 
tar Anzeige gemacht hat. 

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11. Jede zur Aufnahme in die Sikeingsbeichee be- 
stimmte Mittheilung muss in einer akademischen ‚Sitzung 
vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle 
Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermitelung eines ihrem 
Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 
Wenn Khrtiliehe Einsendungen auswärtiger oder eorre- 
spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei 
einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende 
Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum 
Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der 
Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet 
scheinenden Mitgliede zu überweisen. 

[Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es 
einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder 
einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, 
sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, 
gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 


829. 

1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des 
geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. 
Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder 
Richtung nur die Verfasser verantwortlich. 


Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichtes oder die »Mathematischen und Naturwissenschaftlichen 


Mittheilungen« an diejenigen Stellen, 
anderes vereinbart wird, jährlich Be Mal, nämlich: 


mit denen sie im Schriftverkehr steht, 


wofern nicht im besonderen Falle 


die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, 


Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, 
October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 


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SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 
ZU BERLIN. 

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BERLIN 1897. 


VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 


Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. 


$1. 

2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- 
Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 
jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- 
jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit 
fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten 
ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der 
Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- 
nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- 
kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über 
Sitzungen der philesophisch - historischen Classe ungerade 
Nummern. 


$.2. 

1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über 
die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- 
theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten 
geschäftlichen Angelegenheiten. 

2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- 
wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der 
Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, 
druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren 
Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- 
rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 


$5. 
Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der 
Seceretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. 


Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- 


tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- 
nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 


$ 6. 

1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- 
theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der 
Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- 
deren Bestimmungen. 

2. Der Umfang der Mittheilung Jarf 32 Seiten in 
Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte 
nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche 
der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses 
Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist 
nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- 
demie oder der betreffenden Classe statthaft. 

3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- 
tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus 
Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 
theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den 
Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von 
besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 
Auflage eingeliefert ist. 

87. 

l. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- 

schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- 


gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch 
nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in 
deutscher "Sprache veröffentlicht sein oder werden. 
2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- 
schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- 
öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- 


den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er ‚dazu der Ein- 
willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden i 


Classe. y Ra 


$8. 


5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes 
Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit 
auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 


sıl 


1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen 
Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlieli 
fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welehem 
der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- 
nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der 
Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 

. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- 
berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei 
Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 

3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere 
gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert 
zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, 
sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secre- 
tar Anzeige gemacht hat. 


528. 

1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- 
stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung 
vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle 
Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem 
Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 
Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- 
spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei 
einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende 
Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum 
Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der 
Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet 
scheinenden Mitgliede zu überweisen. 

[Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es 
einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder 
einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, 
sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, 
gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 


$29. 


l. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des 
geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. 
Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder 
Richtung nur die Verfasser verantwortlich. 


Die Akademie versendet ihre » Sitzungsberichte« oder die „Mathematischen und Naturwissenschaftlichen 


Mittheilungen« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, 


anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: 


wofern nicht im besonderen Falle 


die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, 


Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, 
October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 


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DER 


| KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
1 AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


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Auszug aus dem Reglement für die Redaction der » Sitzungsberichte«. 


S1. 

2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- 
Oectav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 
‚jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- 
jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit 
fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten 
ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der 
Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- 
nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- 
kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über 


Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade 


Nummern. 
82. 


1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über 
die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- 
theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten 
geschäftlichen Angelegenheiten. 

2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- 
wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der 
Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, 
druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren 
Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- 
rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 


$5. 

Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der 
Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. 
Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- 
tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- 
nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 


$6. 

1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- 
theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der 
Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- 
deren Bestimmungen. 

2. Der Umfang der Mittheilung 
Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte 
nicht übersteigen. Mittheilungen von erheeen welche 
der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses 
Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist 
nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- 
demie oder der betreffenden Classe statthaft. 

3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- 
tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus 
Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 
theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den 
Text einzuschaltenden Holzsehnitte fertig sind und von 
besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 
Auflage eingeliefert ist. 


darf 32 Seiten in 


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1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- 
schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- 


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gabe des vekrefenden Stückes anderweitig, sei es auch 
nur auszugsweise oder auch ‚in weiterer Ausführung, in 


deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 


2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- 


schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- 
öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den. gelten- 


den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- 
willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden. 


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88. 
5. Auswärts werden Correeturen. nur BR BEEN 
Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit 
auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 


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1. Der Verfasser einer unter den »Wissenschaftlichen. 
Mittheilungen« abgedruekten Arbeit erhält unentgeltlich 
fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem 
der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- 
nummer, Tag und Katesorie der Sitzung, darunter der 
Titel der Mittheilung und der Name des Ve stehen. 

2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- 
beriehte und einem angemessenen Titel nieht über zwei 
Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 

3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere 
gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert 
zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, 
sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secere- 
tar Anzeige gemacht hat. a 


$28. 


1. Jede zur Aufnahme in die SiennpeBerichte be- 
stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung 
vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle 
Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem 
Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 
Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- 
spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei 
einer der Ce eingehen, so hat sie der vorsitzende 
Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum 
Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der 
Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet 
scheinenden Mitgliege zu überweisen. ER 

[Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es 
einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder 
einer der Classen. Ein daranf gerichteter Antrag kann, 
sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, 
gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 


829, 


l. Der redigirende Aha ist für a Inhalt des _ 


geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. 
Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder 
Richtung nur die Verfasser verantwortlich. 


Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichtes oder die »Mathematischen und Naturwissenschaftlichen 


Mittheilungen « 
anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: 


an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle 


die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, 


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Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, 
October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 


ZU BERLIN. 


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21. Ocroger 1897. 


BERLIN 1897. 


IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 


AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


$1. 

2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- 
Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 
jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- 
jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit 
fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten 
ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der 
Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- 
nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- 
kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über 
Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade 
Nummern. 


82. 

1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über 
die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- 
theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten 
geschäftlichen Angelegenheiten. 

2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- 
wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der 
Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, 
druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren 
Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- 
rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 


85. 


Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der 
Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. 
Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- 
tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- 
nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 


86. 

1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- 
theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der 
Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- 
deren Bestimmungen. 

2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in 
Octav in der Ser Oulchen Schrift der Sitzungsberichte 
nicht übersteigen. Mittheilungen von Verena) welche 
der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses 
Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist 
nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- 
demie oder der betreffenden Classe statthaft. 

3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- 
tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus 
Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 
theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den 
"Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sird und von 
besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 
Auflage eingeliefert ist. 


87. 
l. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- 
schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- 


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3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere 
gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert® N 
zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, 
sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirende: n Seere- 
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1. Jede zur Anfnahme in die Sie be 
stimmte Mittheilung muss in einer ‚akademischen Sitzung 
vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle 
Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung. eines ihrem 
Fache enbehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 
Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger ‚oder corre- 
spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei 
einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende 
Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum 
Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der 
Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst ; geeignet 
scheinenden Mitgliede zu überweisen. 

[Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es 
einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder 
einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, 
sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, 
gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 


$29. 

1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des 
geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. 
Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder 
Richtung nur die Verfasser verantw ortlich. 


Mittheilungen« an diejenigen. Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle 


anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: 


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Die Akademie versendet ihre » Sitzungsberichte« oder die » Mathematischen und Naturwissenschaftlichen | 


die Stücke von Januar bis Apr il in der ersten Hälfte des Monats Mai, 


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Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, 


October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. | 


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AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 
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VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 


Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der » Sitzungsberichte «. 


$1. 

2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- 
Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 
jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- 
jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit 
fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten 
ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der 
Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- 
nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- 
kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über 
Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade 
Nummern. 

$2. 

1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über 
die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- 
theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten 
geschäftlichen Angelegenheiten. 

2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- 
wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der 
Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, 
druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren 
Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- 
rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 


$5. 


Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der 
Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. 
Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redaec- 
tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- 
nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 


$ 6. 

1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- 
theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der 
Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- 
deren Bestimnfadneni 

2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in 
Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte 
nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche 
der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses 
Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist 
nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- 
demie oder der betreffenden Classe statthaft. 

3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- 
tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus 
Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 
theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den 
Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von 
besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 
Auflage eingeliefert ist. 


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1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- 
schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- 


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gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch 
nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, a 


deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 


2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- 


schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- 


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den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- 
willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden 

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5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes 


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1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen 
Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich 
fünfzig Shnildmhäfueke mit einem Umschlag, auf welchem “ 
der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- 
nummer, Tag und Kilrore der Sitzung _ darunter der 
Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 

2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- 
berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei 
Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 

3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere 
gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert 
zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, 
sofern er hiervon rechtzeitis dem vedigirenden Seere- 

tar Anzeige gemacht hat. j 


$ 28. 

1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- 
stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung 
vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle 
Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem 

Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 
Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- 
spondirender Mitglieder divegt bei der Akademie oder bei 
einer der er, eingehen, so hat sie der vorsitzende 
Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum 
Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der 
Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet 
scheinenden Mitgliede zu überweisen. 

[Aus Stat. 841,2. — Für die Aufnahme bedarf es 
einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder 
einer der Classen. Ein darauf. Serichieten Antrag kann, 
sobald das Manusecript ae vorlieg gt 
gestellt und sogleich zur Abstimmung gehzackk werden.] 


$.29. 

1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des 
geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. 
Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder 
Richtung nur die Verfasser verantwortlich. 


Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« oder die » Mathematischen und Naturwissenschaftlichen 


Mittheilungen« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, 


anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: 


wofern nicht im besonderen Falle 


die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, 


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» Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, 
October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 


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SITZUNGSBERICHTE 


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KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 


AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


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VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


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Auszug aus dem Reglement für die 


S1- 

2 Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- 
Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 
jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- 
‚Jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit 
tortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten | 
ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der 
Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- 
nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- 
kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über 
Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade | 
Nummern. 


$2. 


l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über 
ılie in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- 
theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten 
geschäftlichen Angelegenheiten. ] 

2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- 
wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der 
Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, 
druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren 
Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- 
rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 


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Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der 
Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. 
Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- 
tion und den Dinck.der in dem gleichen Stück erschei- 
nenden wissenschnftlichen Arbeiten. 


$ 6. 

l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- 
theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der 
Statuten und $ 28 ılieses Reglements die folgenden beson- 
deren Bestimmungen. | 

2. Der Umfung der Mittheilung darf 32 Seiten in 
Oectav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte 
nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche 
ler Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses 
Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist 
nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- 
demie oder der betreffenden Classe statthaft. 

3. Abgeselien von einfachen in den Text einzuschal- 
tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus 
Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 
theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den 
Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von 
besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 
Auflage eingeliefert ist. 

87. 

l. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- 

schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- 


Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichtes oder die »Mathematischen und Naturwissenschaftlichen 
Mittheilungen« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, 


anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: 


die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, 
Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, 
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zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, 
sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Seore- e 
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1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- 
stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung 
vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle 
Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem 
Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes =o benutzen. 
Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- 
spondirender Mitglieder diveet bei der Akademie oder bei 
einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende 
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scheinenden Mitgliede zu überweisen. 

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einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder 
einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, 
sobald das Manuseript drußkterkee vorliegt, 
gestellt und sogleich zur Abstimmung sebracht werden.] 


29. 


1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des 
geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich 
Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder 
Richtung nur die Verfasser verantwortlich. 


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KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 


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18. Novenger 1897. 


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IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 


ZU BERLIN. 


Auszug aus dem Reglement für die 


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2 Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- 
Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 
jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- 
jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit 
fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten 
ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der 
Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- 
nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- 
kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über 
Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade 
Nummern. 

S2, 


l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über | ; 


die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- 
theilungen und über die zur Veröffentliehung geeigneten 
geschäftlichen Angelegenheiten. 

2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- 
wiesenen wissenschanftlichen Arbeiten, und zwar in der 
Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, 
(ruckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren | 
Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- | 
rigen Stücken nicht ersclieinen konnten. | 


85. { 
Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der 
Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. | 
Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- 
tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- 
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$ 6. | 

1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- | 
theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der 
Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- | 
‚leren Bestimmungen. 

2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in 
Oectav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte 
nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche 
der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses 
Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist 
nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- | 
demie oder der betreffenden Classe statthaft. | 

3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- 
tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus | 
Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 
theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den 
Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von 
besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 
Auflage eingeliefert ist. 


87. 


1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- 
schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- 


Die Akademie versendet ihre "Sitzungsberichte« oder die » Mathematischen und Naturwissenschaftlichen 
Mittheilungen« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, 


anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: 


die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, 
» Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, 
October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 


Redaetion der »Sitzungsberichte«. 
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1. Der Verfasser einer unter Re »Wissenschaftlichen 4 
Mittheilungen « abgedruckten Arbeit ‚erhält: unentgeltlich 
fünfzig Sonderabärscke mit einem Umschlag, auf welchem 
der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, , Stück- 
nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der. 
Titel der Mitteilung und der Name des, Werkes stehen. h 

2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- 
berichte und einem angemessenen Titel nicht über : zwei 
Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 

3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten. weitere 
gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert 
zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, 
sofern er hiervon at. dem r edigirenden Seere- 
tar Anzeige gemacht hat, 1 e 


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1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte Hes 
stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung 
vorgelegt werden. Abwesende. Mitglieder, sowie alle 
Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem 
Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes = zu benutzen. 
Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger ‘oder corre- 
spondirender Mitglieder direct: bei der Akademie oder bei 
einer der Green eingehen, so hat sie der vorsitzende 
Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum 
Vortrage zu bringen. Mittlieilungen, deren Verfasser der 
Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet 
scheinenden Mitgliede zu überweisen. 

[Aus Stat. 841,2 — Für die Aufnahme Bedaet es 
einer Srirnnklicheil Genehmigung der Akademie oder 
einer der Classen. Ein darauf” gerichteter Antrag kann, 
sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, 
gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 


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l. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des 
geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. 
Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder 
Richtung nur die Verfasser verantwortlich. 


wofern nicht im besonderen Falle 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 
ZU BERLIN. 


XLVI. 


25. NovEusBEr 1897. 
583749 


BERLIN 1897. 


VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 


Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitz 


$1. 

2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- 
Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 
jeder Sitzung. 
jahr ET Stücke bilden vorläufig einen Band mit 


Die sämmtlichen zu einem Kalender- 


fortlaufeuder Paginirung. Die Ne Stücke erhalten ; 


ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der 


Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- 
nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- 


kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über 
Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade 
Nummern. 


8.2. 
. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über 
u in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- 
theilungen und Eben die zur Veröffentlichung geeigneten 
geschäftlichen Angelegenheiten. 

2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- 
wiesenen anhängen Arbeiten, And zwar in der 
Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, 
druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren 
Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen ae Sur 
rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 


85. 
Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der 
Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. 


Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- 


tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- 
nenden wissenschaftlichen Aeen 


$ 6. \ 

l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- 
theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der 
Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- 
deren Bestimmungen. 

2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in 
Oectav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte 
nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche 
der Akademie nieht angehören, sind auf die Hälfte dieses 
Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist 
nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- 
demie oder der betreffenden Classe statthaft. 

3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- 
tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus 
Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 
theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den 
Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von 
besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 
Auflage eingeliefert ist. 

$7. 

l. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- 
schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- 


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Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« oder die een nd Na kirscissennehofileheui } 
Mittheilungen« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im ende Fele . 


anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: 


die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte de Monats Mai, 
» Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, 
October bis December zu Anang des nächsten Jahres nach Perg des Prien. | 


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3. Dem Verfasser steht frei, 
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SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 
_ AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


ZU BERLIN. 


XLIX. L. 


2. DecemgEer 1897. 


LST=J-T=Jereler=letelsrelerlerzleret: 


BERLIN 1897. 


VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 


Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. 


$1. 

2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- 
Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 
jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- 
jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit 
fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten 
ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der 
Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- 
nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- 
kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über 
Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade 
Nummern. 

82. 

1. Jeden Sitzungsberieht eröffnet eine Übersicht über 
die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- 
theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten 
geschäftlichen Angelegenheiten. 

2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- 
wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der 
Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, 
druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren 
Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- 
rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 


$5. 

Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der 
Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. 
Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- 
tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- 
nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 


$ 6. 

1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- 
theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der 
Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- 
deren Bestimmungen. 

2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in 
Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte 
nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche 
der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses 
Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist 
nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- 
demie oder der betreffenden Classe statthaft. 

3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- 
tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus 
Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 
theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den 
Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von 
besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 
Auflage eingeliefert ist. 


87. 
1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- 
schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- 


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gabe des betreffenden Stückes RER sei es auch. 


nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in A 


deutscher "Sprache veröffentlicht sein oder werden. 


2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- 3 


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öffentlichen beabsichtigt , als ihm dies nach den ‚gelten- R 


den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- 
willigung der Gesammtakademie oder der a 


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5. Auswärts werden Correeturen nur auf. besonderes 
Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit 
auf Erscheinen ihrer Mittheilungen. nach acht. Tagen. 

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l. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen 
Mittheilungen« abgedruckten Arbeit ‚erhält unentgeltlich 
fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem 
der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- 
nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der 
Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 

2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- 
berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei 
Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 

3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere 
gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert 
zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, 
sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secre- 
tar Anzeige gemacht hat. 


$ 28. 


1. Jede zur N in die EN be- 
stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung 
vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle 
Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem 
Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 
Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- 
spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei 
einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende 
Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum 
Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der 
Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet 
scheinenden Mitgliede zu überweisen. 

[Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es 
einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder 
einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, 
sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, 
gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 


$29. 

l. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des 
geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. 
Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder 
Richtung nur die Verfasser verantwortlich. 


Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« oder die » Mathematischen und Naturwissenschaftlichen 
Mittheilungen« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle 


anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: 


die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, 


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Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, 
October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 


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BERLIN 1897. 


VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 


Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. 


$1. 

2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- 
Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 
jeder Sitzung. 
jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit 
fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten 
ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der 
Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- 
nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- 
kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über 
Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade 
Nummern. 


8.2. 

1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über 
die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- 
theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten 
geschäftlichen Angelegenheiten. 

2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- 
wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der 
Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, 
druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren 
Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- 
rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 


85. 

Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der 
Seceretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. 
Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redae- 
tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- 
nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 


86. 

l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- 
theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der 
Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- 
deren Bestimmungen. 

2. ‘Der. Urmine der Mittheilung darf 32 Seiten in 
Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte 
nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche 
der Akademien nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses 
Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist 
nur marh ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- 
demie oder der betreffenden Classe statthaft. 

3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- 
tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus 
Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 
theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den 
Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von 
besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 
Auflage eingeliefert ist. 


87. 


1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- 
schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- 


Die sämmtlichen zu einem Kalender- 


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gabe des betreffenden Stückes andere sei es aue 
nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, i 
deutscher Sprache veröffentlicht sein ‚oder werden. 

2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- 
schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ‚ver 
öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten 
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fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem 
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2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- 
berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei 
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3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere 
gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert 
zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, 
sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Seere- 

tar Anzeige gemacht hat. 


$28. Ts 
1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- 
stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung 
vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle 
Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem 
Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 
Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- 
spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei 
einer der Kissen eingehen, so hat sie der vorsitzende 
Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum 
Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der 
Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet 
scheinenden Mitgliede zu überweisen. } 
[Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es R 
einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder 
einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, 
sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, 
gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] i 
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1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des 
geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. 
Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder 
Richtung nur die Verfasser verantwortlich. 


Mittheilungen« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle 


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Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« oder die »Mathematischen und Naturwissenschaftlichen 


anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: 


die Stücke von Januar bis Apr il in der ersten Hälfte des Monats Mai, 


» Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, | 
» October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 


SITZUNGSBERICHTE 


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KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 


- AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


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ZU BERLIN. 


LU LIU. 


16. DEcEengEer 1897. 


MIT DEM DRUCKSCHRIFTEN - VERZEICHNISS, TITEL, INHALTS-VERZEICHNISS 
UND REGISTERN. 


IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 


Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der » Sitzungsberiehte«. 


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2 Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- 
Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 
jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- 
jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit 
fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten 
ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der 
Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- 
nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- 
kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über 
Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade 
Nummern. 
82, 
1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über 


die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- 


theilungen und über die zur Veröffentliehung geeigneten 
geschäftlichen Angelegenheiten. 

2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- 
wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der 
Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, 
druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren 
Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- 
rigen Stücken nielıt erscheinen konnten. 


$5. 

Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der 
Seererar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. 
Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- 
tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- 
nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 


6: 


l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- 
theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der 
Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- 
deren Bestimmungen. 

2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in 
Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte 
nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche 
der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses 
Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist 
nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- 
demie oder der betreffenden Classe statthaft. 

3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- 
tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus 
Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 
theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den 
Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sird und von 
besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 
Auflage eingeliefert ist. 


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l. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- 
schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- 


Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« oder die »Mathematischen und. Natur wissenschaftlichen 
Mittheilungen« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, 


anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: 


Verlangen verschickt. 


gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es 
nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, 
deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. ‚ 

2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- n 
schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher : zu ver- 
öffentlichen beabsichtigt, als ihm ‚dies nach den gelten- 
den Rechtsregeln zusteht, so bedarf” en dazu, der. in- 
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Mittheilungen« abgedruekten Arbeit erhält unentgeltlich 1 
fünfzig Sönderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem EN 
der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, ‚Stück- 
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Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 

2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- 
berichte und einem angemessenen Titel nieht über zwei 
Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 

3. Dem Verfasser stelıt frei, auf seine Kosten weitere 
gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert 
zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen z zu lassen, 
sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Seere- 

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stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung 
vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle 
Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem 
Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 
Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- 
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einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende 
Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum 
Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der 
Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst ‚geeignet 
scheinenden Mitgliede zu überweisen, 

[Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es 
einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder 
einer der Classen. Ein darauf) gerichteter Antrag kann, 
sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, 
gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden] 


829. 


l. Der redigirende Secretar ist für de Inhalt des 
geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. 
Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder 
Richtung nur die Verfasser verantwortlich. 


wofern nicht im besonderen Falle 


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die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, 


» Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, 
October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 


VERZBICHNISS DER »WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« 
zu St! XXXII, 


Seite 
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| Kosen: here ee le re ar lee SR RL NEE PR a 10) | 
Lenz: Antrittsrede . Be A Et DU Be NE An (07 | 
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_ Abhandlungen USE GRIESANTET RAD A BE a ai AT 
d Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . LESER AB Ar 0 Ai 9:00 
EBlpeoHBiseltz „historische Abhandlungen RN LS rn Pr 
Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1895, 1896, 1897. 
_ Dans : Die Plesiosaurier der süddeutschen Liasformation . : » 2 2 2 m 2 2 nn nn NM. 6. 
_ Virenow: Über die culturgeschichtliche Stellung des Kaukasus . » 22 2 22222220 = 6,50 
"SıcHAu: Skizze des Fellichi-Dialekts von Mosul . . 2.2. u. zn un nn 
 Scaurze: Hexactinelliden des Indischen Oceans. II. Die er ER re 9.H0 
 Weinsorn: Zur Geschichte des heidnischen Ritus . . . Ä n„ 2. 
EnGLer: Über die geographische Verbreitung der Rataccen im Verhältnis. zu sy Bun aealen 
Ah Gliederung . . : AL RE N PO RE ET — 
: SCHMOLLER: CAtgchügehrede aut ie VON Sn En and VON er I) N er Az 
Erman: Gespräch eines Lebensmüden mit seiner Seele . . . . es nd 
Ensrer: Über die geographische Verbreitung der De ophyllaceen im Verkälinies zu ihrer nn 
. ‚tischen Gliederung. . . i Re a LT RT N A 
Srunrr: Die pseudo-ar Boiiltfahen Pr Ne über "Musik Se an = ER N Hi ae vr 310) 
Weıiswor: Die my stische Neunzahl bei den Deutschen . . . 2 2.2. 2 22 2 nn nn 250 
Exnan: Bruchstücke koptischer Volkslitteratur . 0. 2.0. 2 nel 8,50 
Heymoss: Die Segmentirung des Inseetenkörpers . . + ud 2. 
KALsrteiscnH: Die; Deualatanische, fälschlich dem Galen RN Schrift Mpös Faatnev wepi 
Dunn SSernimvguzautaseußpuas u San Se er 2 m 6.50 
Sıess: Westfriesische Studien . . . . SE 3:00) 
Heymoss: Grundzüge der Entwiekelung ha abe Kör ne von Odonkten Aka Eleerden on do 
Korsen: Das Rückenmark von Elephas indieus Br 3 0 PAR PD A ER Re 1 19216) 
RENTE EN PIANLECHESSAUSEMEDINE Be I WE A a ae, 8 Am 2. 
SITZUNGSBERICHTE DER AKADEMIE. 
jBreissdenz einzelnen. Jahrgänge,. 1882 —_ 1897. u. .0 zul WR ech 12 


Daraus besonders zusammengestellt: 


MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN. 
JENE EEE ons EN A ee ei 


Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1897.. 


FiscHer: über die Constitution des Caffeins, Xanthins, Hypoxanthins und verwandter Basen. . A. 0.50 
Herrwis: durch Centrifugalkraft hervorgerufene Mechanomorphosen am befruchteten Froschei . » 0.50 
WALDEvEr: Festrede zur öffentlichen Sitzung am 28. Januar . » 2» 2. 2 2. 2 nn nn. Lo 
Praxck: überirreversihle“Strahlungsvorgänge, 2 kan Du SEE u Be 
van’r Horr und Mevernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. I. . . . . ...» 050 
Conen: über ein neues Meteoreisen von Locust Grove, Henry Co., Nord-Carolinn. . . . . » 050° 
Konrrausen: Statistik der Löslichkeit einer Gruppe von Salzen im Wasser bei mittlerer Temperatur » 0,50 
Coxze: ‘über den Ursprung: der bildenden, Kunst "2 un 5 


Dünster: über den furor Teutonicus . . . . BE LTR ANREDE Re te Ne en LORD) 
Warsur: über die Verzögerung bei der TR Sen ee a 
van’t Horr und MEvErHoFFEr: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. IL en a ea 
Diers: zur Pentemychos des Pherekydes . . . . 2... ee Pk I re LO 
KoEnIGSBERGER: über verborgene Bewegung und unvollständige Trabi N er 
Lonse: Untersuchung des violetten Theils einiger linienreicher Metallspectra ar EEE RTN | 
Scnürer: die Juden und die Genossenschaften der oeßouevoı Beöv Uyrıorov im De Reihe » L— 
SCHWENDENER: die Gelenkpolster von Mimosa pudiea nm. 
Köster: über ‚Probleme der ‘griechischen Vorzeit. "En. an. 
Vırenow: die Bevölkerung der Philippnen . . { ER a un halle. 
Kreis: über Leueit und Analeim und ihre gegenseitigen Beziehungen el yrii = 0 Di ) 
Branpges: die Spermatozoen der Dekapoden . . . .» . . N re 
Heymoxs: über die Organisation und Entwickelung von Baeillus rossü re Ne FENG 
Frarau: das Gesetz der excentrischen Lagerung der langen Bahnen im Rückenmark . . . . » 0.50 
Conen: das Meteoreisen von Forsyth Co., Georgia, Vereinigte Staaten . . . 2. 2.2.2.2...» 050 
von Brzorp: zur Theorie des Erdmagnetismus . . ee A Er ee en rn 
E. Scnmipr: die Quellen der »Comischen Einfälle al Zügen RR STE u N De NK WR Rn a ze 
van’r Horr und MEvERHoFFErR: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. I. . . ... » L— 
van't Horr und Rexrıck: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. IV. . . . . 2.2...» 0,50 
Schurze: Revision des Systems der Asconematiden und Rossellidn . . 2. 2. 2 2. 2.0 m D— 
Könıs: die Abhängigkeit der Sehschärfe von der Beleuchtungsintensität . . » 2» 2 2 2.2...» 1L— 
Röntgen: weitere Beobachtungen über die Eigenschaften der X-Strallen . . . 2.2...» 1L- 
WEBER: vedische Beiträge. VI. . . . . a A ET TEN EEE 
Fucas: zur Theorie der Asrr’schen heine PR RA N EN 5 
VaAuren: hermeneutische Bemerkungen zu Aristoteles’ Poetik . . » . 2» 2 2 2 2 nn...» L— 
Koeser: „über eine'‚Doppel-Gastrula' bei ‚Leverta, \ayiie = 2 1 ee ne ot 
ZIEBARTH: neue attische Hypothekeninschriften . . . EN en ee a ET 


EscHEnHAGEN: schnelle, periodische Veränderungen des DEE A ET NO] 


VERZEICHNISS DER »WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN « 
zu St. XXXIV und XXXV, 

RB. ER Seite 
Praxex: Über irreversible Strahlungsvoreänge. Zweite Mittheilmg . . » 2 2 22 ee ne. 715 
Könıe: Über SRlaublndheit«#(hierzug TapsaV Mund aNTIna 2 ee N er TE 
BWALDEvERM Dası Drieonum vesicae (hierzu, Taf: IX). 1... u ne Una en mny 182 
[BonomArnr: Übertdas Alter des Spliinx bei.Giseh . .. u. u an m. nee 2 2782 
 Hannack: Über die »Ordinationes« im’ Papstbuchh ". .-.. 2... nee nn ne. 761 


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2 Et ABHANDLUNGEN DER AKADEMIE. 


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FAdhandtugen Be BB lraLSDDT re ee. Sa Pr, ER TARA]. — 
Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . N A RR A 
er »  Philosophisch - historische Kunanelinpen TEN or re, 2 a a N 0) 
Barhanalunieenaus: denkvalieer LOIG Vogl. ehe de ne a AT 
h Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . FL te ne WER 2 16) 
F »  Philosophisch -historische Kahn A re Aa RAR We 
h Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1895, 1896, 1897. 
j "DAnzs: Die Plesiosaurier der süddeutschen Liasformation : . . 2 2.2... nn 
Vırenow: Über die eulturgeschichtliche Stellung des Kaukasus . . 2 22 22 nn nn. m 6,50 
B SAcuku: ‚Skizze des Fellichi-Dialekts/ von Mösul, . 1..." N nnd 
 Scnurze: Hexactinelliden des Indischen Oceans. II. Die RT: OBEN PER RT N ee a0 
Weıinnorp: Zur Geschichte des heidnischen Ritus. . . nd 
Esser: Über die San he Verbreitung der Rutaceen im Verhältnis zu Ki syste Rakhen 
ke: Gliederung . . " ir: EN EERRe Sr 
* ScnmeLter: Gedächtnissrede auf SERIE VON SYBEL or Eee VoN Tr EITSÜRER ET SE een PN 
Erman: Gespräch eines Lebensmüden mit seiner Seele . . . . Da en DE nn DIS 
Esser: Über die geographische Verbreitung der REN ERe im Merhälkiss > zu ihrer systema- 
tischen Gliederung. . - Kl RE» AN RE A A ST, 5) 
 STUMPF: Die pseudo- Anrdteliichen Probleı ‚me ter Be EN A En SER FT Re NEBE 710) 
Weınuoro: Die mystische Neunzahl bei den Deutschen . . 2 2. 2 2 nn nun en nn m 250 
Ersıax: Bruchstücke koptischer Volkslitteratur 3.50 
Heysoss: Die Segmentirung des Inseetenkörpers Te A Re 2, 
Karsrreiscn: Die Neuplatonische, fälschlich dem Galen RN U Schrift Tpäs Tavpov ep! 
OU EOSFEIN NODTaIET SEN DUE) En 08 en De 20650 
Sıess: Westfriesische Studien . . . . » : x : Br. 1 2:50 
Heymoss: Grundzüge der Entwickelung und He Körderhäneeh von Ononkten) and Hnhenerideh nd 
Korsen: Das Rückenmark von Elephas indicus BREUER TE EN PART Er au 610) 
ÜRANKETTEREIRT IHR DHLSUDERLAUS PIETINEN. bo, nl Mn at one he Phi re ana 
SITZUNGSBERICHTE DER AKADEMIE. 
Brei deugemzeinensJahreauge; 1882 — 1897,40, 1°, 9, 1.0. Ra er td 12, 


Daraus besonders zusammengestellt: 


MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN 


NE RE EC YEAR 


Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. IL Halbjahr 1897. 


Fıscner: über die Constitution des Caflfeins, Nanthins, Hypoxantlıins und verwandter Basen. . 
Herrwis: durch Centrifugalkraft hervorgerufene Mechanomorphosen am befruchteten Froschei . 
Warpeyer: Festrede zur öffentlichen Sitzung am 28. Januar . . . » 2. on 222 2... 
PrAnck : (über rreversible,Strahlungsyoreinze 2m as BE Er Se ee 

van’ Horr und Mevernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. I . . . 2... 
Conen: über ein neues Meteoreisen von Locust Grove, Henry Co., Nord-Carolina. . . . . 
Kontrausen: Statistik der Löslichkeit einer Gruppe von Salzen im Wasser bei mittlerer Temperatur 
Goxze: über.den Ursprunß,der ‚bildenden Kunst 3, van. DE Bar EEE 


Dünseer: über den furor Teutonieus . . ... Ve ER Fe BALL URTERT NE ae BL Ze 
Warsurg: über die Verzögerung bei der Einen ade RL 2 RE, RE RE 

van’r Horr und Mevernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salklirar, A 
Dies: zur Pentemychos des Pherekydes , . . . 3 ß Tr in 


Koksıssgerger: über verborgene Bewegung und Eh vollerEanlER role en st 
Louse: Untersuchung des violetten Theils einiger linienreicher Metallspeetra . . .» 2... 
Senürer: die Juden und die Genossenschaften der geßouevo: eöv Uyrıorov im bosporanischen Reiche 


ScHWENDENER: die Gelenkpolster von Mimosa pudiea . » » 2 2 nn nm nn nn. 
Köuser: ‚über Probleme’der"sriechischeu Vorzeit... nn En ee 
Vırenow: die Bevölkerung Au Di InpINenuep. U een ae EL rl hei, > 
Kreis: über Leucit und Analeim und ihre gegenseitigen alahean ED HN 
Braspes: die Spermatozoen der Dekapoden . . . . DE ERE 2 a rl OP 


Heymoss: über die Organisation und Entwickelung von Bacillus rossü F AURS, ce 
Frarau: das Gesetz der excentrischen Lagerung der langen Bahnen im Rückenmark . . . . 
Conen: das Meteoreisen von Forsyth Co., Georgia, Vereinigte Staaten . » . 2. 2 22 0. 
von Bezorn: zur Theorie des Erdmagnetismus . . AN Meet 1, Ver Write 7 a 
E. Senmipr: die Quellen der »Comischen Einfälle EN Züfes ESSING’sa" 2 rn Ra 
van’r Horr und Mevernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. II. . .... 
van'r Horr und Kessier: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. IV. . . . 2... 
Scuurze: Revision des Systems der Asconematiden und Rosselliden . » x 2 2.2... 

Könıs: die Abhängigkeit der Sehschärfe von der Beleuchtungsintensität . » 2 2 2 2 2.0. 
Röntgen: weitere Beobachtungen über die Eigenschaften der X-Strallen . 2. x. 2 2 2... 


Weser; vedischeuBeiträpes. ML. 0 a. ne Re RR El 
Ruors; ‘zur, Theorie der Asnr’schenFunetionen.u we nk ee 
Vanten: hermeneutische Bemerkungen zu Aristoteles’ Poetik . . U... en 
Köpsen: über eine Doppel-Gastrulaxbei ‚Dacentalagilie . m 
ZIEBARTE , neue sattische, Hypothekeminschnittene 75 m.) Rue BE er 
Escnexnagen: schnelle, periodische Veränderungen des Erdmagnetismus . . » 2 2 2... 


Halbjahr 1897. 


König: "über »Bläullindheite “A. sm, N Er NEE RE ee 

Warpever: das Trigonum vesieae . . . a A en RN 

Borenarpr: über das Alter des Sphinx bei Gisch . N a a ER a De 

HAnnAcK: 'über’die „n Ördinationes« mt Bapstbuch man a ee er 
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» 0.50 
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MM. 0.50 
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VERZEICHNISS DER »WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« 
zu St. XXXVI und XXXVI. 


Seite 
WAarTTEnBacH: Über die Quirinalien des Metellus von DeBamseak a REN ee 9721782 
ABHANDLUNGEN DER AKADEMIE. 
Be hlaudinngenfaussdemsJahre, LB95H. Fra rı nm Te ee Be Ma ELET 
j Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . a NE el N 2400 
i ” Philosophisch -historische Dana. Ne ee A a, 
BE IENUIDESEIAAURSAEIIERTANTEHLS OD A a en NIIT 
Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . a | Pre DLR A510) 
ro Philosophisch - - historische Ankknklaneeh, Ar a 7 
Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1895, 1896, 1897. 
Dames: Die Plesiosaurier der süddeutschen Liasformatin . » . . 2 2 2 un 2 2 ne HM 6 
Vırcnow: Über die culturgeschichtliche Stellung des Kaukasus . © > 2 2 22 2 2220200 650 
SAuakmuskızzeides Rellichi-Dialektsi vone Mosulle ven ho 
Scuurze: Hexactinelliden des Indischen Oceans. II. Die Hexasterophora. . » 2 2 2.2.2.2.” 950 
Weinnorn: Zur Geschichte des heidnischen Ritus. . . . n m 2 
Enter: Über die geographische Ver oe der Rutaceen im Verhältnisse zu Ken Sys stinetierlien 
Gliederung . . ) 5 ; / : Ta = 
SCHMOLLER: Gedächtnissrede An BO ER VON er BEL En Heise VON Mann U N A 
Eruan: Gespräch eines Lebensmüden mit seiner Seele . . . r u Man Or 
Ester: Über die geographische Verbr eitung der ERS im Verhältniss ; zu Aka systema- 
tischen Gliederung. . . . a De A rd MER a Ne re 
Srumer: Die pseudo- binietötetächenn able über Musik VRR DEN eh BRETT aa 8.50 
AWuHOLDEN Die mystische‘ Neunzahlibei den Deutschen... ... nee eure tn 250 
JDRManN Ss Bruchstücke /koptischer' Volkslitteratur “| 2. 1 0a a. m 350 
IDEE Gedkchtnissredasauf Bemsr. QURTIUSE a er 0080 
Heymons: Die Segmentirung des Insectenkörpers . . BP? a 
Karsrteiscn: Die Neuplatonische, fälschlich dem Galen eeriede Schrift pös Wake mepi 
DIET SBETRVON BURN EU BDUGEE 1, ee A in 26:50 
Sıess: Westfriesische Studien . . . . 50 
Heymoss: Grundzüge der Entwickelung an des >S Körmenhen, von Den nk Ephe aan an Bu 
BoürSunces Das ERnckermane von, Blephaslinateus® u a nn L5d 
BIDANKEDISEIDIETAHDIESHERSENBBAGBIDASE 10 Rn 1 ee be re a 2 
SITZUNGSBERICHTE DER AKADEMIE. 
Erossuumanzeliennlährpanpe, 1882-1897, 00. 2.0 ie ee ee 1 


Daraus besonders zusammengestellt: 


MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGE 
Sn ET RE 


Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1897. 


Fıscner: über die Constitution des Caffeins, Xanthins, Hypoxanthins und verwandter Basen. . M 0.50 
Herrwis: durch Centrifugalkraft hervorgerufene Mechanomorphosen am befruchteten Froschei . » 0.50 
Wauoperer: Festrede zur öffentlichen Sitzung am 28. Januar . . »- 2 2. u 2... . 9% L— 
Pranck: über irreversihle Strahlungsvorgänge . . 2 nn me mn nn nn. 07050 
van’r Horr und Meveruorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. I . . » 2...» 050 
Conex: über ein neues Meteoreisen von Locust Grove, Henry Co., Nord-Carolinn. . . . . » 050 
Kontrausen: Statistik der Löslichkeit einer Gruppe von Salzen im Wasser bei mittlerer Temperatur » 0,50 
Coxze: über den Ursprung der bildenden Kunst . . . 2 2 2. 2. nn ar en... 0» 050 
Dönner: über ‚den -furor'Tentonieus . N Aa | SER RE RE RR a TE 
Warpurg: über die Verzögerung bei der Funkenentladung. . » » 2» 2» 2 2 2 2 2.22... 050 
van’r Horr und Mevernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. I... . » » » „2. » 050 
Dies: zur» Pentemiychos'des -Pherekydes‘ 1. A... 0. Mm non ne ES ee 
KoenıGsBerGer: über verborgene Bewegung und unvollständige Probleme. . . ». 2» 2 2...» 1L— 
Louse: Untersuchung des violetten Theils einiger linienreicher Metallspetra . ». » 2...» 1L— 
Sonürer: die Juden und die Genossenschaften der oeßouevo: Beöv Uyrcorov im bosporanischen Reiche » 1,— 
SCHWENDENER: die Gelenkpolster von Mimosa pudica . » x» 2»: 2 a 2 ne een nenn lo 
Könter: ‚über Probleme der griechischen Vorzeit . . 2 0... run. nen 


Virenow: die Bevölkerung der Philippnen . . 2»... 5 ee ne 13) 
Krem: über Leueit und Analeim und ihre gegenseitigen Beeranen EV 5. 
Branpes: die Spermatozoen der Dekapoden . . . 2... Ne a EN 


Heynoss: über die Organisation und Entwickelung von Bacillus #058} BABE.= ) 217.0 SR Een 
Frarau: das Gesetz der excentrischen Lagerung der langen Bahnen im Rückenmark . . . . » 050 
Conen: das Meteoreisen von Forsyth Co., Georgia, Vereinigte Staaten . » x 2 2... 0.50 
von Bezorp: zur Theorie des Erdmagnetismus . . . ° ET U 
E. Schmipr: die Quellen der »Comischen Einfälle und Züge« TaShe ee ee 
van’r Horr und Mevernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. I. . ....» 1— 
van'r Horr und Kessıick: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. IV. . . . . ...» 050 
Scnurze: Revision des Systems der Asconematiden und Rosselliden . » » 2 2 2 nn m ..n dB 
Könıs: die Abhängigkeit der Sehschärfe von der Beleuchtungsintensität . » » x». u...» 1L— 
Röxtsen: weitere Beobachtungen über die Eigenschaften der X-Strallen . . 2» 2 2...» 1L— 


Wieser: vedische Beiträge. Y VL. 2 Me van u ne Per 
Fucns: zur Theorie der Aser’schen Functionen. . . Ed. fie, LES) 
VaAnren: hermeneutische Bemerkungen zu Aristoteles’ Poetik RN ld 
Korson: über eine Doppel-Gastrula bei Lacerta agilis . ©» 2» 2 nn nn nn nen.» 050 
ZIEBARTH: neue attische Hypothekeninschriften . . en A E AEh 
EschennAGEn: schnelle, periodische Veränderungen Ir Wrdmnen See SR 


I. Halbjahr 1897. 


Könie: über »Blaublindheit« . „> 4%... a Ne ol 
WALDEYER: das Trigonum vesicae . . et dern. Sr A ee 
Borcnarpr: über das Alter des Sphinx bei Giseh . ee Meg ee N 1 
Harnack: über die »Ordinationessim Bapstbuch % 7. Zr nr RER Re EG 1.— 


WArTTENnBacH: über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee . » 2» 2 2 2 nn m nm nn Dd— 
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VERZEICHNISS DER » WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN « 
zu St. XXXVII und XXXIX. 


4 Seite 
Daues: Über Brustbein, Schulter- und Beckengürtel ders Ar ahdeoBLen re ee rer enn SlE 
vox Mascorpr: Beweis der Gleichung Zune RT RR RE ae PR 2 

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_ Kıostermans: Die Schriften des Origenes in Hieronymus’ Brief an Paula. . . . ee eh) 


,  Köne: Die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeitsgleichungen von der absoluten Intensität. Oro7l 


Be ABHANDLUNGEN DER AKADEMIE. 


Re Abhandlungen NEL JENE REDE IE Ta SL Se Me ei Al 
Sr - Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . RER Te MR ZEHN 
AN WM n Philosophisch -historische Rinde LEN ER N ee 10500) 
i _ Abhandlungen RE GESTERN ASIEN ER SE RE a A A 
0 Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . N RE ee a 

er Philosophisch -historische Abhandlungen. ER a ER I AED 


SU Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1895, 1896, 1897 


Danes: Die Plesiosaurier der süddeutschen Liasformatin . 2 2 2 2 2 2 nn nn nn Me 

 Viremow: Über die eulturgeschichtliche Stellung des Kaukasus . » 2» 2 2 22 22 nn 20» 6,50 

F  Sacnau: Skizze des Fellichi-Dialekts von Mosul . . . . BR LE RR a Le 5 Alk en Dr 

 Scnunze: Hexaetinelliden des Indischen Oceans. II. Die Hecasteropor. ER a Ma 

ze Weismoro: Zur Geschichte des heidnischen Ritus. . . vn 2 
B Enter: Über die geographische Verbreitung der Rutaceen im Verhältnisse zu HR sy een 

& 2) Gliederung MN. RE N ET RR ee 

_ SCHMOLLER: Bedkchihiesrede. auf ER VON Ryan. ind Henke voN Suketelbnee N TR | 

 Erman: Gespräch eines Lebensmüden mit seiner Seele . . . » e Pe a 
De Über die geographische Verbreitung der Zygophyllaceen im Verhältnis - zu ten Eee 

Perla tischen Gliederung. . . E a oe BE REN Abe a ER Be 

f Srumer: ‚Die pseudo- N olähesten Pr Shen über Musik ET TE RT) 

Wensmord: Wiermystische“Neumzablbeisden. Dantschen. . 1. In m m se ve en 22:0 

” Erman: PEmuehstiekas koptischernVolkslitteratun. aD a a N en 3.00 

Könzer: ‚Gedächtnissrede auf Ersst Ourruus . . » 0.80 
Hannack: Berichte des Seeretars der Beeren Societät der Wissenschaften 3. Tin ir: 

BLONSKI an den Präsidenten 'G. W. Leienız (1700-1715) 0... 2 20.0 nn nem 6 

_ Hevsioss: Die Segmentirung des Insectenkörpers . . EU LM. 2 
 Karerteiscn: Die Neuplatonische, f fälschlich dem Galen ar Schrift pös Tavpov mepi 

Tov mos Euyruyovra Ta FETTE ee re EN NE er NASE RE BR BE 

Sıess: Westfriesische Studien . . . . era 

Heymons: Grundzüge der Entwickelung und 2 oe von Dane Ba Bhjtenerideh mn 4. 

\ Korsen: Das Rückenmark von Elephas indicus alte een Be Aa Re Br Walsh) 

ANSuesg an DTaplischBsianse Negina MT a ER ana an A 


SITZUNGSBERICHTE DER AKADEMIE. 


kressnamanzeinen: Jahrbäuge ‚1882 1BI a 2 er cd 12. — 
Daraus besonders zusammengestellt: 


MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN. 


ft GR Ak ea ER BARESE FAR LE RIP Aue 


Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1897. 


Fischer: über die Constitution des Caffeins, Xanthins, Hypoxanthins und verwandter Basen. . 
Herrwıc: durch Centrifugalkraft hervorgerufene Mechanomorphosen am befruchteten Froschei . 
Warpever: Festrede zur öffentlichen Sitzung am 28. damar . . . 2 2 2 2 2 ee en. 
Praxck: über irreversible Strahlungsvorgänge . » .» . 2 2 ve ne. ET Er. 
van’r Horr und Mervernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. % er ee 
Cosen: über ein neues Meteoreisen von Locust Grove, Henry Co., Nord-Carolina. . . . » 
Konrrausen: Statistik der Löslichkeit einer Gruppe von Salzen im Wasser bei mittlerer Temperatur 
Coxze: über den Ursprung ‚der bildenden Runst . LEN ee 


Dünster: über den furor Teutonieus . . . ne ee Re re en Je RETURN 
Warsurg: über die Verzögerung bei der en a Dh a a ee 
van’r Horr und Meyzrnorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salalage IL, rap eree 
Diers: zur Pentemychos des Pherekydes . . . . A ars 5 
KoENIGSBERGER: über verborgene Bewegung und letters Beohlene. 2 et, Böke 8r [er 
Louse: Untersuchung des violetten Theils einiger linienreicher Metallspectra . . SEN 


Schnürer: die Juden und die Genossenschaften der oeßouevo: Heov inrıorov im king Beichs 
ScHwEnDener: die Gelenkpolster von Mimosa pudica . » » » 2 2 2 nn nen ee. 
Köurer: über Probleme der griechischen Vorzeit 

Vırcnow: die Bevölkerung der Philippinen a 

Krein: über Leueit und Analeim und ihre gesenseligen Bezichungen a er N 
Braxpes: die Spermatozoen der Dekapoden . . . ee ee - 
Heymoxs: über die Organisation und Entwickelung von Bacillus rossü TREE en ee 
Frarau: das Gesetz der excentrischen Lagerung der langen Bahnen im Rückenmark 

Couex: das Meteoreisen von Forsyth Co., Georgia, Vereinigte Staaten 

von Bezorp: zur Theorie des Erdmagnetismus . . Dh 

E. Scamipor: die Quellen der »Comischen Einfälle an Züge Takes DE 

van’t Horr und Meveruorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. II. . . ... 
van’r Horr und Kenrıcx: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. IV... .... 
Scuurze: Revision des Systems der Asconematiden und Rossellidn . . 2» 2» 2... 
König: die Abhängigkeit der Sehschärfe von der Beleuchtungsintensität . » . » 2...» 
Röntgen: weitere Beobachtungen über die Eigenschaften der X-Strahlen . . ..... 
Weser: vedische Beiträge. VI. B 

Fucas: zur Theorie der Aser’schen han rk eh ar hans WEN Mrch Age ee 70 Ba SE 
Vanrten: hermeneutische Bemerkungen zu Aristoteles’ Poetik . Se HE  SURRe FF = Aa RE 
Korsc#: über eine Doppel-Gastrula bei Lacerta agilis . . » 2 2 2 nn er nn. 
ZIEBARTH: neue attische Hypothekeninschriften : 

EscHenHAgen: schnelle, periodische Veränderungen des ende ee oe o. 


I. Halbjahr 1897. 


Kösıs: über »Blaublindheit« 
WaALpeyer: das Trigonum vesicae 
BorcuArpr: über das Alter des Sphinx hei Gisch" - 
Harnack: über die »Ordinationes« im Papstbuch EN 
Wartensach: über die Quirinalien des Metellus von Tegerusee . 
Danes: über Brustbein, Schulter- und Beckengürtel der Archaeoptery. 
© 
vox Mansorpr: Beweis der Gleichung Sen 
k=ı 
Krostermann: die Schriften des Origenes in Hieronymus’ Brief an Paula 
Kösıs: die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeitsgleichungen von der shsolkten Intensität 


0.50 
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0.50 


VERZEICHNISS DER »WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« 
zu St. XL und XLI. 


Seite 
_ KonnıGsBErger: Über die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik . 2 2 2 .2.2.....885 
Lrıss: Über ein neues, aus Kalkspath und Glas zusammengesetztes Nicor’sches Prisma . . . . . 901 
Gorvstein: Über die Struetur des Kathodenlichts und die Natur der Lenarv’schen Strahlen . . . 905 
Heymons: Mittheilungen über die Segmentirung und den Körperbau der Myriopoden . . » 2... 915 
ß 4 2Y 
5: ABHANDLUNGEN DER AKADEMIE. 
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Abhandlungen AnSLüemeJahreg1laUD Ene /une le ee re N a ee A 
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{ Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1895, 1896, 1897. 
Dames: Die Plesiosaurier der süddeutschen Liasformatin . » 2 2 2 2 mv m m nn nn A 
| Vırcnow: Über die eulturgeschichtliche StellunetdesuRKaukasusus.tı -ı 7. nase. Re A rd 
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Bra Bruchstuckeskoptischer. Volkslitteratun von. a 0 U A ht‘ 
Könter: Gedächtnissrede auf Ernst Currius . . Re) 
| Harnack: Berichte des Secretars der Brandenbur Blyhen Societät den w Insenein 3. Tin re 
BLONSKI an den Präsidenten G. W. Leisniz (1700-1715) . © 2 2 on 22 nen bo 
Heysons: Die Segmentirung des Insectenkörpers . . ech 2 
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SITZUNGSBERICHTE DER AKADEMIE. 
Breissdess anzelnBor Jalı ange, (11882 —1897. 2. 0.0 man, I nen l.. he 1a 


Daraus besonders zusammengestellt: 


MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN. 
IKENETSEUENSABANTRONDEN, Mr Ale 4 an 27 ee a "rate N, 8 


Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. 1. Halbjahr 1897. 


Fischer: über die Constitution des Caffeins, Xanthins, Hypoxanthins und verwandter Basen. . M. 0.50 
Herrwıs: durch Centrifugalkraft hervorgerufene Mechanomorphosen am befruchteten a im) 1.0.90 
Warpever: Festrede zur öffentlichen Sitzung am 28. Jamar . » ». . 2. 2 2 2 2 2 2 2. a Lo 
Pranck: über irreversihle Strahlungsvorgänge . . . un 0 u nn. 0,50% 
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Conex: über ein neues Meteoreisen von Locust Grove, Henry Co., Nord-Carolina. » . » » » 050 
Korrrausen: Statistik der Löslichkeit einer Gruppe von Salzen im Wasser bei mittlerer Temperatur 0.50 


Coxze: über den Ursprung der bildenden" Runst 77. 2.7, LEE Re re 


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Dünnster: über den furor Teutonicus . . . RER BEA RR en REN 
Warsure: über die Verzögerung bei der ee Ne FRA a a 
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Diers: zur Pentemychos des Pherekydes . . . . RE ae 030) 


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Lous£: Untersuchung des violetten Theils einiger linienreicher Metallspetra . . . . 2...» 1L—_ 
Schnürer: die Juden und die Genossenschaften der veßouevo: deöv Urıorov im ı bosporanischen Reiche » 1.— 


SCHWENDENER: die Gelenkpolster von Mimosa pudica . . » » > 2 2 2m nenn an do 
Könrer: über Probleme 'der#griechischen Vorzeit, 2.2 We Re ee nt 
Vırcnow: die Bevölkerung der Philippinen . . ee Ye 0 
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Braxpes: die Spermatozoen der Dekapoden . . . . ie ea, De) ee LEN 
Heymoxs: über die Organisation und Entwickelung von Ba rossii FABR. . . ie ET 
Frarau: das Gesetz der excentrischen Lagerung der langen Bahnen im Rückenmank RE 
Conzx: das Meteoreisen von Forsyth Co., Georgia, Vereinigte Staaten . . 2... EEE 
von Bszorp: zur Theorie des Erdmagnetismus . . . a ee 
E. Scamior: die Quellen der »Comischen Einfälle und Züge ee a A N 
van’r Horr und Mevernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. II. . .. .. » L— 
van’r Horr und Kenkıick: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. IV. . . . . 2...» 050 
Schurze: Revision des Systems der Asconematiden und Rosselliden . . 2. 2 2 2 nn nn 2 
Kösıs: die Abhängigkeit der Sehschärfe von der Beleuchtungsintensitätt . . . v2...» 1 
Röntsen: weitere Beobachtungen über die Eigenschaften der X-Strallen . . 2. 2 2...» 1— 
Weser: vedische Beiträge. VI . .. . Re Pe RE TU 
Fuchs: zur Theorie der Aper’schen en] 2 NE He De ne Sa ae ER 350) 
VaAnren: hermeneutische "Bemerkungen zu Aristoteles’ Poetik N ee et I ae ee ee 
Korscen: über eine Doppel-Gastrula bei Lacerta agiis . . » 2». ne 2 2 nn. 22.2. 050 
ZIEBARTH: neue attische Hypothekeninschriften . . . a ie rn 
EscuennAgen: schnelle, periodische Veränderungen des han nr. Oil 


II. Halbjahr 1897. 


Könte;; (über. »Blanblindheitei "lm, ze a a 
WALDEyEr: das Trigonum vesicae . . . u RER N ee se. Wis ME ne 
Borcnarpr: über das Alter des Sphinx bei Giseh . N ae Bu EA De re JRES0 0 
Harnack: über die »Ordinationes« im Papstbuch . . . . 2 2. nun ne nn el nn 


Warrtengach: über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee . . . 2. 2 2 2 2 2 nn non 2 
Damzs: über Brustbein, Schulter- und Beekengürtel der Archaeopteryw . » » 2 2...» Lo 


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von Mancorpr: Beweis der Gleichung 3 "Do RR. Re 
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Krostermann: die Schriften des Origenes in Hieronymus’ Brief an Paula . . . . 220.00 
Könıs: die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeitsgleichungen von der absoluten Intensität ...» 050 
KoEnIGSBERGER: über die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik . . . . 2...» 050 


Gorpstein: über die Structur des Kathodenlichts und die Natur der Lexarv’schen Strahlen . . » 0,50 
Hevymoss: Mittheilungen über die Segmentirung und den Körperbau der Myriopoden. . . . . » 0.50 


VERZEICHNISS DER » WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« 
zu St. XL, XLII und XLIV, 


Seite 
Fıscner: Über Hydurinphosphorsäure . . . Rt a HE 932 
Weser: Über die Differentialgleichungen der elelkttolyfist hen ieree BreRBdBen rt ed hl 
ABHANDLUNGEN DER AKADEMIE. 
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Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . ee ee a U 
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Abhandlungen AUSRUEMITEHLEATSCOT WU Em Re TE N, a Pe Fe MD 
Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . Pe A A A 60) 
” Philosophisch - historische elite RI PIE a a WARE 
Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1895, 1896, 1897. 
Dames: Die Plesiosaurier der süddeutschen Liasformatin . . 2 222 2 nn m nn nn db 
Vırenow: Über die eulturgeschichtliche Stellung des Kaukasus . . 2» 2 2 222 222.0 650 
Be SAcHAuenokızzes desakellicht- Dialekte! von#Mosule. I ee nn ind 
_  Scnurze: Hexactinelliden des Indischen Oceans. II. Die ur yo ns SR N SERIE 
Weismorn: Zur Geschichte des heidnischen Ritus. . . 5 : „2. 
Essrer: Über die geographische re der Rutaceen im Verhi ältniss zu ihr Byeterntiee ben 
Gliederung . . - N RER Te 
Scnmorzer: Cedkehiniesrede/ auf Heonlony VON Se Re Pie VON Tr REITSOHRE WI) gt al 2 
Eruan: Gespräch eines Lebensmüden mit seiner Seele . . . . ft a pe 
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tischen Gliederung. . . a er A Da A an 
Srumpr: Die pseudo- PtorENen Problerie, über Musik N Le a En a here 3.00 
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PERMAN: Bruchstücke, koptischer Volkslitteratur.". u. 2.00 0 ae were 0m 3.50 
Könter: Gedächtnissrede auf Erxsr Cunriuvs . . = 0,80 
Harnack: Berichte des Seeretars der nee Societäi ät is w esekhalten) i) Tat rd 
BrOnskı an den Präsidenten G. W. Leissiz (1700-1715) . . ©. 2 2. 2 nu ln 6 
Heymoxs: Die Segmentirung des Inseetenkörpers . . . cd 2 — 
Karsrteiscn: Die Neuplatonische, fälschlich dem Galen Eh A Schrift Ins Tasben mepi 
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Sıess: Westfriesische Studien . . - . ER) 
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Korscn: Das An von Elephas indieus RE ee a Re N DEREN BR NE 10) 
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SITZUNGSBERICHTE DER AKADEMIE. 
ETEISEuGEEnN VE IOUMJAahroange , 1892 — BI an er ee ee cd, 2 


Daraus besonders zusammengestellt: 


MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN. 


EKENEBEHERBERLLTCHIDESTEB 0 ee a 2. he 


Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1897. 


Fıscner: über die Constitution des Caffeins, Xanthins, Hypoxanthins und verwandter Basen. . A. 
Herrwıs: durch Centrifugalkraft hervorgerufene Mechanomorphosen am befruchteten Froscheii . » 


WALDEyErR: Festrede zur öffentlichen Sitzung am 28. Jdamar . -. » 2. 2 wm en nen eo n.L. 
Pranck: über irreversihle Strahlungsvorgänge . . . Eee uleye here Mesa lEet ne Me ie Ko Eee Bu 


van’ Horr und MEvernorrer: Bildungsverhältnisse der eellen Salzlareı Tre we es 


Conex: über ein neues Meteoreisen von Locust Grove, Henry Co., Nord-Carolina. . . .. » 


Konrrausen: Statistik der Löslichkeit einer Gruppe von Salzen im Wasser bei mittlerer Temperatur ” 
Coxze:, über (den Ursprung. der“bildenden Kunst „u 22, Wr a ee 


Dünmnter: über den furor Teutonicus . . . RE RN » 
Wareurg: über die Verzögerung bei der Hünkenentladung BR E RT N ER 
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Diers: zur Pentemychos des Pherekydes . . . . ER ee EN A 
KoENIGSBERGER: über verborgene Bewegung und vollen Brobleme Arne a‘ a ” 
Lo»se: Untersuchung des violetten Theils einiger linienreicher Metallspectra . . 2 RER 


Schnürer: die Juden und die Genossenschaften der geßouevo: Heöv inyıorov im bosporanischen Reiche ” 


ScHuwEnDENER: die Gelenkpolster von Mimosa pudia . . » ». . 2... 2 2 nennen 
Könter: ‚über Probleme der. griechischen Vorzeit, 2... Ko rn er 
Vırenow: die Bevölkerung der Philippinen . . OR" SIRIE Ehe SIR SM 


Krem: über Leueit und Analeim und ihre een Bezichungen ee u. © 


Branpes: die Spermatozoen der Dekapoden . . . . ee u LEE 2 ER N u 


Heynoss: über die Organisation und Entwickelung von Bacillus rossü ie u 
Frarau: das Gesetz der excentrischen Lagerung der langen Bahnen im Rückenmark re” 
Conen: das Meteoreisen von Forsyth Co., Georgia, Vereinigte Staaten... 2 nee la A Ee. 
von BezorLn: zur Theorie des Erdmagnetismus . . . DD N EEE 
E. Schmipr: die Quellen der »Comischen Einfälle und Züge. Lessıne’s . . 2 ke A NEER MER 
van’r Horr und Meyernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. Iu. N ER 


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König: die Abhängigkeit der Sehschärfe von der Beleuchtungsintensität . . 2 2 2 zn 2. m. 


Röntgen: weitere Beobachtungen über die Eigenschaften der X-Strahllen . ». » 22.2...» 
‚Weser: vedische. Beiträge. VI. ...... A N Re N Eee el Tr or a a 
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Dames: über Brustbein, Schulter- und Beckengürtel der Archaeopteryv . . » 2 2 2 2...» 


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Kıosrermann: die Schriften des Origenes in Hieronymus’ Brief an Paula . . . ai 

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KoENIGSBERGER: über die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik , . . . ee 


Gorpstein: über die Struetur des Kathodenlichts und die Natur der Lexarp’schen Strahlen PL 
Heymons: Mittheilungen über die Segmentirung und den Körperbau der Myriopoden. . . .. » 
Weser: Über die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen . . . . 2...» 


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VERZEICHNISS DER »WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« 


zu St. XLV. 
Seite 
Schwarz: Zur Lehre von den unentwickelten Bunetionen . .» » 2. 2. nme nn 948 
E. Scamipr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich“ . . 2 2 2 2 2 nn nn... 955 
ABHANDLUNGEN DER AKADEMIE. 
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Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . N a a ee ae Fake) 
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Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1895, 1896, 1897. 
DAnes: Die Plesiosaurier der süddeutschen Liasformation . . . 2. un nn mn nn nd 
Vırcnow: Über die culturgeschichtliche Stellung des Kaukasus . » 2 2 222222020200» .6,50 
SA Hau Skizzefdes; Kellichi -Dialektagvon) Mosulen. u. 0er ee a ee A ad 
ScrurzE: Hexactinelliden des Indischen Oceans. II. Die en a ne EN RE ro 
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Srumpr: Die pseudo- Mntellschen Proßlöme, über "Musik ET er NEE 20 
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Harnack: Berichte des Secretars der Brandenbur Airehen Societät ic w ehe 3. Ti. IE 
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Heysons: Die Segmeutirung des Insectenkörpers . . . MM. 2.— 
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SITZUNGSBERICHTE DER AKADEMIE. 
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Daraus besonders zusammengestellt: 


MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN 


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Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1897. 


Fischer: über die Constitution des Caffeins, Xanthins, Hypoxantlins und verwandter Basen. . A. 0.50 
Hertwis: durch Centrifugalkraft hervorgerufene Mechanomorphosen am befruchteten Froschei . » 0.50 
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Heyxoss: über die Organisation und Entwickelung von Bacillus rossüu Fast. . 2 22.2.» . » 0,50 
Frarau: das Gesetz der excentrischen Lagerung der langen Bahnen im Rückenmark . . . . » 0,50 
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E. Scnmipr: die Quellen der »Comischen Einfälle und Züge. TLESSING!S 3 ern. KEN = 
van'r Horr und Mevernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. II. . . . .. » 1L— 
vax'r Horr und Kensick: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. IV. . . . 2.2... 050 
Scuurze: Revision des Systems der Asconematiden und Rossellidn . . 2 2 2 2 2 u nn Bd 
Könıs: die Abhängigkeit der Sehschärfe von der Beleuchtungsintensität . » . 2 2 2.2.2.0. 1 
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Fuchs: zur Theorie der Ager’schen Functionen. . . N SR 
Vanten: hermeneutische Bemerkungen zu Aristoteles’ Poetik . N REF SR, en Rn RE 
Korsen: über eine Doppel - Gastrula bei Lacerta a N Men ie ren. ee ee 
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EsctennaGen: schnelle, periodische Veränderungen des Erdmagnetismus . » » 2 2 2.2.2...» 0,50 


II. Halbjahr 1897. 
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Warpever: das Trigonum vesicae . . RR Ro ee 
BorcuArpr: über das Alter des Sphinx bei Giseh . ee ee N Au 5 
Harnack: über die »Ordinationes« im Papstbuch . . 2. a 
WATTENBACH: über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. . ». . 2. nn nn m ann D— 
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Gorpstein: über die Structur des Kathodenlichts und die Natur der Lenxarp’schen Strahlen. . . » 0.50 
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Weser: über die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen . ». . . 2» 2...» 050 7 
Scrwarz: zur Lehre von den unentwiekelten Functionen . . . 2. non 02... ...970507 
ER. Scnmipr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich“. . 2 2 2 2 2 2 2 un. do. 

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VERZEICHNISS DER »WISSENSCHAFTLICHEN MITTIEILUNGEN « 
zu St. XLVI und XLVH, 


Seite 
Faosemws: Über die Darstellung der endlichen Gruppen durch lineare Substitutionen . 2 2: . 994 
Borrzmans: Über irreversible Strahlungsvorgänge. Zweite Mittheilung . . . Lie) 
VAN "r.Horr und Mevernorrer: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanise hen Salzab- 
2 lagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. V. . . . re LOL 
Conen: Ein neues. Meteoreisen von Beaconsfield, Colonie Vietoria, Austr alten) A rn 0 
©“ "ABHANDLUNGEN DER AKADEMIE. 
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Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1895, 1896, 1897. 
Dass: Die Plesiosaurier der süddeutschen Liasformatin . . 2. 2 22 nn nenn nn de 6. 
Vircnow: Über die eulturgeschichtliche Stellung des Kaukasus . . . 2.2 2.2 2 2 202..20..650 
SacHau: Skizze des Fellichi-Dialekts von Mosul . . . . NE EEE re 0 
Schutze: Hexactinelliden des Indischen Oceans. II. Die Hesasterophora. A 5) 
Weisnoww: Zur Geschichte des heidnischen Ritus. . . nn 2 
_ Essrer: Über die geographische Ver er der Rutaceen im v erhaltuise. zu Kelle systematise Mer 
Gliederung . . Ber EEE a N 
Scumontzn: rddchliiekrede. auf Eee VON ren ud Hekkan VON ee RE EN a re 
Ensan: Gespräch eines Lebensmüden mit seiner Seele . . . . De Le 
Exsrer: Über die geographische Verbreitung der ee im Verhältnis - zu let, systema- 
E "tischen Gliederung. . - METER RED RR ARE TEEN 
- Sruser: Die psendo- uriefotältscheh Probleme, über Musik ER TR N 1 OR Fee Eee 20) 
| Weisuorp: DiessuvanscheNennzahl#bei' dem Deutschen, =. 2. Du 217 an ren 2.50 
Enman: Binichenicke koptmcher Volkslitteratun nun JE La NE NEL Ne 8.00 
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Hevsioxs: Die Segmentirung des Insectenkörpers .  M. 2. 
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| SITZUNGSBERICHTE DER AKADEMIE. 
Prassdersänzelien Jahrgänge, 1882-1897 1.7.27 ren 18 


Daraus besonders zusammengestellt: 


MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN 


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Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. Il. Halbjahr 1897. 


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WALDEYER: das Trigonum vesicae . . RE Ur N ern SARA R re 

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WartensAach: über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee . . . . 2 2 2 2 nn nun 

Daues: über Brustbein, Schulter- und Beckengürtel der Archaeopterya . » 2 2 2 2. 2.0 
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von Mancorpr: Beweis der Gleichung 2", =0 u WED N ae ag age A ee 
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Kıostermann: die Schriften des Origenes in Hieronymus’ Brief an Paula ERNE 


Rönıs: die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeitsgleichungen von der Abehlare Intensität Sa 
KoENIGSBERGER: über die Darstellung der Kraft in der analytischen ‚Mechanik 7.0 y SAL san en 
Gorpstein: über die Structur des Kathodenlichts und die Natur der Lexann’schen Strahlen . . » 


Heymoss: Mittheilungen über die Segmentirung und den Körperbau der Myriopoden. . . . . » 
Weser: über die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen . » . . 2...» 
Schwarz: ‚zur. Lehre;von den unentwickeltenRüunetionen . . m, 2 u u EL Eee 
E. Scunipr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich“. . . . BR ENDE 
Frogentus: über die Darstellung der endlichen Gruppen durch lineare Bubstifalionehr SR rg 1 


van’t Horr und Mevernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager, V. .. 2...» 
Conen: ein neues Meteoreisen von Beaconsfield, Colonie Vietoria, Australien . ». . 2 2.2.» 


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B. VERZEICHNIS DER » WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« 
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. Bonenanor: Ein neuer Königsname der ersten Dynastie . . a 
Adresse an Hrn. Fervinann Conv zum fünfzigjährigen Nor un am 13. Norah 1897 #7 21059 

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Dames: Die Plesiosaurier der süddeutschen Liasformation . 2 2 2 2 2 m nn m nn nn de 
Vıircnow: Über die culturgeschichtliche Stellung des Kaukasus . 2 2 2 222 2220200” 6,50 
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Senunze: Hexactinelliden des Indischen Oceans. II. Die AR Gr AED 
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Könter: Gedächtnissrede auf Erssr Currus . . » 0.30 
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Heymoss: Die Segmentirung des Insectenkörpers . . , nd 2 
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Sıess: Westfriesische Studien . . . . N 
Heymoss: Grundzüge der Entwickelung Ben nee EN ER von Ölonkien An Kätömeriden 0 dm 
Korsen: IDERWER Nokeumann vongZlephas indieus", an a NAT 150 
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SITZUNGSBERICHTE DER AKADEMIE. 
BERNER Vereinen Jahrgänge, ASEZTEIG HE N A NEN HL2 


Daraus besonders zusammengestellt: 


MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN. 


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Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1897. 


Könıe: über, »Blaublindheitsr.. u. 4. 2U aan WE SEE BEE RE ee 
Warpever: das Trigonum vesicae ER 3 » 1.— 
BorchArpr: über das Alter des Sphinx bei Gisch RER, a RE ER ar EI 
HARNAcK: ‚über, die. "Ordinationes «um Papstbach) 272 Sr 
WATTENnBACH: über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee . . » . 2 2 2 2 2 nn. 2— 


Dames: über Brustbein, Schulter- und Beckengürtel der Archaeopterye . . - 20 
von Mancorpr: Beweis der Gleichung S.Ö0_o DM SR Dare Yas, Be SALZ N Fe 
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Krostermann: die Schriften des Origenes in Hieronymus’ Brief an Paula . 2 0,90 
König: die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeitsgleichungen von der aba Intensität 02.050 
KoEnIGSBERGER: über die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik . ., . . al. 


Gorosrein: über die Structur des Kathodenlichts und die Natur der Lexarp’schen Strahlen 200 
Heymoss: Mittheilungen über die Segmentirung und den Körperbau der Myriopoden. . . . . » 050 
Weeer: über die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen . . ». . 2...» 050 
Scuwarz: zur Lehre von den unentwiekelten Funetinen - 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 20.0» 050° 
E. Scumipr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. . . . NE 4 = 
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van’r Horr und Meveruorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. V . » 0.50 
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Borcnarpr: Ein neuer Königsname der ersten Dynastie . . » vn. 2. mn 2.2.0 050 


VERZEICHNIS DER »WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN « 
zu St. XLIX und L. 


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Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . RE 0 VER RE RT] 
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Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1895, 1896, 1897. 
lAmes: Die Plesiosaurier. der süddeutschen Liasformation . . .. a. end 
Vırcnow: Über die eulturgeschichtliche Stellung des Kaukasus . 2.2 2 2 22 22220200» .6,50 
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Scrurze: Hexactinelliden des Indischen Oceans. II. Die ae A NN) 
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Wernsonn: Die mystische Neunzahl bei den Deutschen . . .. 2. 2.2. nn wenn nn. m 250 
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Sıess: Westfriesische Studien. . . . . Fe) 
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SITZUN ne DER AKADEMIE. 
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Daraus besonders zusammengestellt: 


MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN. 


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Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1897. 


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WArTTENBAcH: über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee . » » 2 2 2 2 2 2 nn nn BD 
Danes: über Brustbein, Schulter- und Beckengürtel der Archaeopterye . . x». x» 2... 0 n Lo 
von MancorLpr: Beweis der Gleichung z@_o ER RE a ee A Sc om 
Kıosteruans: die Schriften des Organen a Hieronymus’ Brief an Paula . ...»2080 
Könıs: die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeitsgleichungen von der ahsolitel Intensität A050) 
KoEnIGSBERGER: über die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik . . . . 2 eo 
Gorostein: über die Structur des Kathodenlichts und die Natur der Lexaxn’schen Strahlen N 
Heymoss: Mittheilungen über die Segmentirung und den Körperbau der Myriopoden. . . . .' » 0.50 
Weser: über die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen . ... . » ... » 0,50 
Schwarz: zur Lehre von den unentwickelten Funetinen . ». . 2 2 2 2 2 2m nn 2.0». 050 
E. Scamipr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich“. . . . Ar 
Frosentus: über die Darstellung der endlichen Gruppen durch lineare Substitutionen a. Ti 
van’r Horr und Meyernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. V. . . . 2.» 050 
Conen: ein neues Meteoreisen von Beaconsfield, Colonie Victoria, Australien . . . 2 2.2...» .050 
Borcuarpr: Ein neuer Königsname der ersten Dynastie . 2. 2. 2. 2 2. 2 on... 0» 050 
Dies: Über ein Fragment des-Empedokles .. 4 4. Run. a ne 


Wesprann: Eine (doxographische Quelle ‘Philoisı 2 ..) Su 2a 2 Ener See 


VERZEICHNISS DER » WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN « 


zu St. LI. 


Krause: Über Bau und Function der hinteren Speicheldrüsen der Octopoden 
Hırscarerp: Die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft 


i ABHANDLUNGEN Den AKADEMIE. 


Abhandlungen aus dem Jahre 159 . BESTEN pe AS I SE TR. Be N EA 
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Abhandlungen aus dem Jahre 1896 . N RE RENNER 2 7 ENAVELE DET CHA Mira GER Wer 
Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . EEE ER 1 u EN EREN ER = A Para: Tail! 

” Philosophisch - historische Kursen PL A PR RE Fa Mer, dar Re AN VAR 


Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1895, 1896, 1897. 


Dames: Die Plesiosaurier der süddeutschen Liasformation 

Vıronow: Über die eulturgeschichtliche Stellung des Kaukasus 

SacHau: Skizze des Fellichi-Dialekts von Mosul De = RER 

Scnurze: Hexactinelliden des Indischen Oceans. I. Die Ten 

Weınworn: Zur Geschichte des heidnischen Ritus . : : 

EsGrer: Über die geographische Ka, der Rutaceen im Verhältnis zu Teen en eınen 
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SCHMOLLER: Beheiterede auf Fear VON und Elena? von see 

Erman: Gespräch eines Lebensmüden mit seiner Seele AB FEn TE 

Ensrer: Über die geographische Verbreitung der Zygophyllaceen im Verhältnis zu Air systema- 
tischen Gliederung . 

Stumrr: Die pseudo- osrtejiechen Bene über, Musik 

Weıssorp: Die mystische Neunzahl bei den Deutschen . 

Ersan: Bruchstücke koptischer Volkslitteratur 

Könter: Gedächtnissrede auf Ernst Currius i 

Harnack: Berichte des Secretars der ten Societät der "Wissendehaften 7 Ta. IK 
gronskı an den Präsidenten G. W. Leissız (1700—1715) 

Heymoxs: Die Segmentirung des Insectenkörpers 5 m. A: 

Karsrteisch: Die Neuplatonische, fälschlich dem Galen ae Schrift Npos Taupov mepı 
Tov mos Euyrvyovraı ra Eußpva . 

Sıess: Westfriesische Studien : 

Hevmoxs: Grundzüge der Entwickelung E He Kör BE REn von ae Ad Krhemenden 

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FrÄskeL: Epigraphisches aus Aegina 


SITZUNGSBERICHTE DER AKADEMIE. 
Preis der einzelnen Jahrgänge, 1882—1897 . 


Daraus besonders zusammengestellt: 


M. 


M. 


M. 


Seite 
1085 
1099 


41.— 


27. — 


12.— 


MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN. 


Preis des Jahrganges . 


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I.— 


Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1897. 


König: über »Blaublindheit« 2 

WALDEYER: das Trigonum vesicae . . . ER en mar EN. 

BorcHArpr: über das Alter des Sphinx bei Giseh . 

Harnack: über die »Ordinationes« im Papstbuch . ER 

Wartessach: über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee . 

Danes: über Brustbein, Schulter- und Beekengürtel der Archaeopteryx 

von Manscorpr: Beweis der Gleichung 3 ei "zo 
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Krostermann: die Schriften des Origenes in Hieronymus’ Brief an Paula 

Könıs: die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeitsgleichungen von der absoluten Intensität E 
KoEniIGSBERGER: über die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik . . . . 5 
Gorvstein: über die Structur des Kathodenlichts und die Natur der Lexarv’schen Strahlen . . 
Heyxoss: Mittheilungen über die Segmentirung und den Körperbau der Myriopoden. 

WEBER: über die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen . . . . 2...» 
Scuwarz: zur Lehre von den unentwickelten Functionen E 
E. Scuwupr: Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich« . E 
Frosexıus: über die Darstellung der endlichen Gruppen durch lineare standen 
van’r Horr und Meversorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. V . 
Conen: ein neues Meteoreisen von Besconchehik Colonie Vietoria, Australien 
BorcnArpr: ein neuer Königsname der ersten Dynastie 

Dies: über ein Fragment des Empedokles 

WENDLAND: eine BEE Quelle Philo’s 

Krause: über Bau und Function der hinteren Speicheldrigen fer DREIER 
Hırschrerp: die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft 


VERZEICHNISS DER » WISSENSCHAFT LICHEN MITTHEILUNGEN« 
zu St. LIT und LIM. 


Seite 

Prascr: Über irreversible Strahlungsvorgänge. Dritte Mittheilung . . . 1122 
van’r Horr und Doxnan: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse BEN o« Baer hg 

rungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. DV TEE EN RT 1.5 BERNARD TINER OA EITE. FSB." IIRINTAG, 

Morten: Über die Invariauten der linearen Substitutionsgruppen . » 2 2 2 2 2 nenn. . 1152 


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ABHANDLUNGEN DER AKADEMIE. 


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Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . N a a En EN BL RUH 
» Philosophisch - historische Nhaminnee SA KES RL AR REN I I ke REDE a RN 2 


Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1895, 1896, 1897. 


WaAnes: Die Plesiosaurier der süddeutschen Liasformation . . 2 22 2 2 2 nn nn ch 6— 
Vırenow: Über die eulturgeschichtliche Stellung des Kaukasus . » 2» 2 2 2 nn nn nn. = 650 
SACHAU:: Skizze, des: Rellicht=Dialektsi yon Mosulia. Kos ee ee I 


Senurze: Hexactinelliden des Indischen Oceans. II. Die BE TER ar N u 0, 
Weimorp: Zur Geschichte des heidnischen Ritus . . . „ 2.— 
Exerer: Über die geographische Verbreitung der Rutaceen im Varhartaies, zu Kr Weletialiche 

Gliederung . . RT Ba WET RER 
SCHMOLLER: Genahiinerede Auf ER VON er BEL a Ev voN Mr BERN, a 
Enstan: Gespräch eines Lebensmüden mit seiner Sede . . . . ENGEN m 0 
Essrer: Über die geographische Verbreitung der Re im Vechältnfss. zu Ar systema- 

tischen Gliederung. . . a N Er A er 


Stuner: Die pseudo- bkellschan Prag über "Musik ENSE " AR RR Ega. Orcha 05 We TEE A 5150) 
Weinnorp:) Die mystische Neunzahl’bei. den Deutschen .. mu. N nr nl 
Erman: Bruchstücke koptischer Volkslitteratun 4 on 0. en 300 
Köster: Gedächtnissrede auf Ernst Currius . . 0) 
Harnack: Berichte des Secretars der Brandenkurens Ann Societät Ber Wissenschaften I. Ti. AR 

BLOnsKı an den Präsidenten 'G. W. Leianız (1700-1715) . . .. 2.0 2 0. nen. 
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Sıess: Westfriesische Studien . . . BER Cr . ; 3 da ER 
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SITZUNGSBERICHTE E DER AKADEMIE. 
Preis der einzelnen Jahrgänge, 1852—1897 . . . .. ae Me 


Daraus besonders zusammengestellt: 


MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN. 


Preis des Jahrganges . . x Br: vr De et A 


Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1897. 


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Wartengacn: über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee . a 

Dames: über Brustbein, Schulter- und Bevkengür tel der Archaeopterye . . . . 

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Könıs: die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeitsgleichungen von der absoluten Intensität 


KornıGsBerGer: über die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik . . . 


Gorpstein: über die Structur des Kathodenlichts und die Natur der Lenarp’schen Strahlen . % 


Hevmoss: Mittheilungen über die Segmentirung und den Körperbau der Myriopoden. 
Weser: über die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen 
Scnwarz: zur Lehre von den unentwickelten Funetionen . » 2 2 22 20. 
E. Sensor; Uhlands »Märchenbuch des Königs von Frankreich. Ä 
Fropentus: über die Darstellung der endlichen Gruppen durch Iindare Sabstitutionen 
van’ Horr und Meyernorrer: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. V . 
Conex: ein neues Meteoreisen von Beaconsfield, Colonie Victoria, Rostenlien 
Borc#Arpr: ein neuer Königsname der ersten Dynastie 

Diers: über ein Fragment des Empedokles 

Wenptann: eine doxographische Quelle Philo’s 

Krause: über Bau und Function der hinteren Speicheldrüsen De RT, 
Hırschrerp: die Haeduer und Arverner unter Römischer Herrschaft 

Pranck: über irreversible Strahlungsvorgänge. Dritte Mittheilung . Pr 
van’r Horr und Doxnan: Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzlager. V]. . 
Mouten: über die Invarianten der linearen Substitutionsgruppen . .» 


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